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THE EISENHOWER
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New'ton Hall,
Cambridge.
uf\(o5' t^\^ LIBRARY
7*^ /^a-^ OF THE
JOHNS HOPKINS UNIVERSITY
PRESENTED BY
Lady Y\ralston
MITTEILUNGEN
DES KAISERLICH DEUTSCHEN
A RCITAEOLOGISCHEN INSTITUTS
ROEMISCHE ABTEILUNG
Band XXIIl.
BÜLLETTINO
DELL' IMPERIALE
ISTITÜTO ÄllCHEOLOGICO GERMANICO
SEZTONE ROMAN A
VoT» XXIIL
ROM
L O E S C TI V. R <k G:
(W. REGENBERG)
1908
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INHALT
W. Amelüng, Zerstreute Fragmente römischer Reliefs (Tf. I-III)'
S. 1-10.
K. BoNE, Antike geformte Glasarbeiten S. 1-^0-152.
P. DucATi, Ära di Bagnacavallo S. 131-144.
R. Enöelmann, Ein pannonisches Kästchen atcs dem Nationalmu-
seum in Budapest (Tf. X) S. 349-367.
K. EsDAiLE, Fresh light on the temple of tJie Magna Mater (Tf. XI)
S. 368-374.
G. GiovANNONi, La curvatura delle linee nel tempio d'Ercole a
Cori (tav. VI- VII) S. 109-130.
Ch. Hüblsen, Zwei Monumente aus Cerveteri (Tf. V) S. 33-39.
— Inschrift von Pozzuoli S. 71-77.
M. Jatta, Tomhe greche in Puglia S. 330-348.
0. Keller, Zur Geschichte der Katze im Altertum S. 40-70.
A. Mau, Die alte Säule in Pompeji S. 78-102.
— Die Säulenstümpfe des dorischen Tempels in Pompeji S. 103-106.
— Metrisches aus Pompeji S. 263-267.
M. Mayer, Die Keramik des vorgriechischen Apuliens (mit Taf.
VIII. IX) S. 167-262.
E. Pernice, Nachträgliche Bemerkungen zum Alexandermosaik
S. 11-14.
N. Persichetti, Due rilievi Amiternini (Tf. IV) S. 15-25.
— La via Salaria nei circondari di Roma e Rieti S. 275-329, 376.
F. Stüdniczka, August Mau S. 269-274.
H. Thiersch, Zu Sauras und Batrachos S. 153-166.
F. Weeöe, Ahruszenkunst S. 26-32.
Sitzungen S. 107-108, 268, 375.
Register S. 377-379.
Tafeln S. 380.
ZERSTREUTE FRAGMENTE ROEMISCHER RELIEFS.
(Tafel MII).
2. Zum Florentiner Wanderer.
Unter den antiken Reliefs der Uffizien zu Florenz ragt die
Darstellung eines bärtigen Mannes, der in bäurischer Traclit mit
Brodsack, Trinkflasche, breitkrämpigem Filzhut und Knotenstock
auf Felsen sitzt und aufmerksam nach oben blickt (^), durch ihren
derben, grosszügigen Realismus eigenartig hervor, so eigenartig,
dass Dütschke sich in seiner Beschreibung der zerstreuten Bild-
werke in Oberitalien (III S. 225) verleiten liess, die ganze Arbeit
für modern zu erklären.
Ich habe dem in meinem Florentiner Führer (no. 122) widerspro-
<;hen, musste aber andrerseits betonen, die Darstellung sei unmög-
lich vollständig und jegliche Vermutung über den einstigen Zu-
sammenhang und seine Bedeutung müssig. Inzwischen haben mich
zufällige Funde weitergeführt; die Annahme, dass das Relief aus
einer grösseren Composition stamme, hat sich bewahrheitet, und
auch über deren Bedeutung lässt sich Einiges erraten. Jedenfalls
wird man angesichts des künstlerischen Wertes ihrer Teile den
Nachweis der Zusammengehörigkeit nicht für verlorene Mühe halten,
und schliesslich besteht die Hoffnung, dass zukünftige Grabungen
weiteren Zuwachs und grössere Klarheit bringen werden.
Das Florentiner Relief stammt aus Rom; in der Villa Me-
dici ist es von dem Maler Le Brun gezeichnet worden — zwei
dieser Zeichnungen hat Montfaucon im Supplement zu seiner An-
(') Taf. I rechts nach einem Gypsabguss.
W. AMELUNG
tiquite ex'pliquee (III p. 24 Taf. VI 2 und 4) abgebildet (*) —
und ebendort erwähnt es Winckelmann {^). Dann kam es mit der
ganzen mediceischen Sammlung nach Florenz.
Bei einem Besuch im « Auditorium des Maecenas » wurde
meine Aufmerksamkeit durch zwei Fragmente eines Hochreliefs
gefesselt, die mir die grösste stilistische Verwandtschaft mit dem
Florentiner Relief zu haben schienen. Besonders auffallend war
diese Verwandtschaft in der eigentümlichen Wiedergabe der Ge-
wandung; auch hier handelte es sich um sitzende männliche Fi-
guren etwa derselben Grösse, und von Aeusserlichkeiten Hessen
sich zunächst die Strümpfe und reichverschnürten Sandalen der
erhaltenen Füsse mit denen des Florentiner Reliefs vergleichen (^).
Allmählich stellte sich nicht nur heraus, dass die Stücke alle in
dem gleichen feinkörnigen weissen Marmor gearbeitet sind, es
liessen sich auch noch gewisse Einzelheiten in der technischen
Ausführung und in der Zurichtung der Basen und des Hinter-
grundes vergleichen — kurz, ich wage es jetzt mit voller Bestimmt-
heit auszusprechen, dass diese Fragmente und, was sich dann
weiter hinzufinden liess — das Resultat zeigen unsere Tafeln — ,
mit dem Florentiner Relief einst eine grosse Composition gebildet
haben. Ich wurde bei dem Herausfinden der Fragmente aus den
wirren Haufen im Auditorium des Maecen auf das Tatkräftigste
unterstützt von dem scultore Dardano Bernardini, der sich auch
die Zusammensetzung der Fragmente, nachdem sie auf Veranlass-
ung des Prof. Gatti in das städtische Antiquarium überführt waren ^
angelegen sein liess. Es ist mir eine Freude, dem unermüdlichen,
(*) Eine der beiden Abbildungen wiederholt S. Reinach im Repertoire
de la statuaire, II, ST S. 554 Nr. 7, ohne die Uebereinstiramung mit dem
Relief zu bemerken,
(*) Denkmale III 9, 1 : « In der Villa Medici sieht man gleichfalls, in
halb erhobener Arbeit, einen cynischen Philosophen mit dem Brodsak an der
linken Seite und mit einem Stoke in der Hand. Wenn auch diese Figur den
Diogenes vorstellen sollte, so müsste er in seinen jüngeren Jahren abgebildet
sein, in der Zeit, wo er ganz die Lebensart eines Philosophen führte; wel-
ches noch mehr aus der Flasche erhellet, die am Sake befestigt ist, und die
er wegwarf, als er sah, wie ein junger Mensch seine flache Hand gleich
einer Schale oder Muschel formte, um damit zum Trinken Wasser zu
schöpfen ».
(3) S. die Abbildung.
ZERSTREUTE FRAGMENTE ROKMISCHER RELIEFS Ö
geschickten Alten hier meinen besondern Dank auszusprechen. Die
ziisammeogefügteu nnd zum Teil ergänzten Stücke liaben nun in
dem fünften Raum des neuen Museums auf dem Cello in einer Reihe
Fiff. 1.
mit einem Abguss des Tlorentiner Reliefs eine würdige Aufstellung
gefunden, für die wir der Direction ebenso, wie für die Erlaubnis
der Publikation, verpflichtet sind.
Das Florentiner Relief (Taf. I rechts) ist im Ganzen 0,923 m.
hoch, 0,99 m. breit und 0,25 m. tief. Das Relief ist, mit Rück-
4 W. AMELU.NG
wand gemessen, 0,295 m., die Basis 0,085 m. hoch. Ergänzt ist
die rechte Seite des Hintergrundes und des unteren Randes, die
Nase, der äussere Rand des Hutes und Teile des Gewandes.
Das auf derselben Tafel links abgebildete Fragment bat fol-
gende Masse: H. 0,64 m., Br. 0,76 m., T. unten ohne die Bosse
0,25 m., H. des Reliefs mit Rückwand 0,31 m. H. der Basis 0,08 m.
Es ist zusammengesetzt aus sieben Fragmenten. Die Darstellung
war der des Florentiner Reliefs sehr ähnlich, dojch hat sich nur
der Unterkörper erhalten; der r. Fuss ist sehr, hoch aufgestellt;
die L. liegt halb in den Mantel gewickelt und nach innen geöff-
net auf dem 1. Oberschenkel. Es fehlt ausser dem Oberkörper der
1. Fuss und der Zipfel des sackartigen Mantelbausches rechts
unten. Rechts hat sich an der Basis Anschlusslläche erhalten, und
zwar ist die Nebenseite etwas nach aussen geneigt: auch ist zu
bemerken, dass diese Ecke hinten im Durchsclmitt einen spitzen
Winkel bildet. Am rechten Ende der Vorderseite der Basis be-
merken wir die Hälfte einer Bosse, an der Rückseite unten einen
niedrigen rauhen Vorstoss (H. 0,02 m.).
Die Composition muss noch einen Sitzenden enthalten haben,
der in Massen und Haltung mit dem eben beschriebenen fast
vollständig übereinstimmt. Erhalten ist von dieser Figur nur ein
Stück aus der Mitte des Körpers mit der Linken, wie dort, auf
dem Oberschenkel und ein Stück der Schultern. Bernardini hat
beide Fragmente mittels eines Abgusses des schon beschriebenen
Fragmentes zu einer koptlosen Figur ergänzt, die 0,93 m. an Höhe
und 0,31 m. an Tiefe misst (Taf. II rechts).
Neben diesem Fragment steht eine nach links gewendete
Kuh. Sie ist aug<' fünfzehn Teilen zusammengesetzt, und nur an
wenigen Stellen brauchte man mit Gyps zu flicken. Ergänzt ist
natürlich die Säule unter dem Bauch. Das Tier ist liinten 0,78 m.
hoch. Die Basis hat hinten eine Breite von 1,04 m., vorne von
0,99 m. ; die beiden Nebenseiten convergieren nach vorne ; ihre
Höhe misst links 0,11 m., rechts 0,07 m., ihre Tiefe 0,26-0,27 m.,
die des Reliefs 0,32 m. An der Vorderseite und der linken Ne-
benseite ist in der Mitte je eine runde Bosse stehen gelassen;
an der Rückseite unten wieder der niedrige Vorstoss.
Dieser Kuh entspricht ein nach rechts gewendeter Stier
(Taf. III). Von ihm haben sich neun Fragmente gefunden; er-
ZERSTREUTE FRAGMENTE ROEMISCHER RELIEFS 5
gänzt sind vor Allem Kopf, Hals und Beine (natürlich auch dio
Stütze). Von der Basis ist gerade die Mitte mit einer runden Bosse
erhalten. Die Masse entsprechen denen der Kuh (H. der Basis
0,09 m.)(').
Endlich bleibt noch das Fragment eines Mannes, der nacli
rechts auf einem sorgfältig behaueneu Würfel mit eingeschweiften
Seiten und vorspringender Oberfläche sitzt ; es ist aus drei Stücken
Fig. 2.
zusammengekommen. H. 0,75 m., Br. 0,66 m., T. der Basis unten
rechts 0,25 m., H. der Basis 0,065 m., H. des Reliefs mit Rück-
wand 0,28 m. Links ist Anschlussfläche; die linke Seite der
(*} Ich will nicht unerwähnt lassen, dass sich auch in Madrid unter
den Antiken der Königlichen Sammlung Kuh und Stier in Hochrelief be-
finden, die Kuh ebenfalls nach links, der Stier nach rechts gewendet, beide
in den Massen und der Art der Arbeit den römischen merkwürdig ähnlich ;
sie stammen aus San Ildefonso, also wahrscheinlich aus der Sammlung der
Königin Christine von Schweden und aus Rom (Hübner, Die ant. Bildw. in
Madrid Nr. 335 u. 336; yg\. S. 12 ff). Unsere Abbildung des Stieres nach
Arndt - Amelung, Einzelaufnahmen Nr. 1698.
W. AMELUNG
Platte stieg nicht senkrecht empor, sondern war etwas nach aussen
geneigt; im Durchschnitt ergiebt die Ecke links unten an der
Eückseite, wo sie einzig noch messbar ist, einen Winkel, der
«twas kleiner als ein rechter ist. Rechts oben ist ein Stück Relief-
grund erhalten, das in derselben eigentümlichen Art behandelt
ist, wie der Grund des Florentiner Reliefs. An der Rückseite
uüten wieder ein niedriger rauher Vorstoss von 0,02 m. Höhe.
Der Dargestellte trägt ein gegürtetes üntergewand und einen
Mantel, der auf der rechten Schulter geknüpft ist; beide Ge-
wandstücke sind aus feinerem Stoff, als die der erst beschriebenen
Fragmente.
Darin, wie in der Art des Sitzes — dort roher Felsen, hier
behauener Stein — giebt sich augenscheinlich ein bewusst durch-
geführter Gegensatz zwischen den beiden Seiten der Composition
zu erkennen : rechts sitzen Vertreter des Landvolkes, links Be-
wohner der Stadt. Dabei ist hervorzuheben, dass wir an
<i«ii Figuren nichts von römischem Costüm bemerken.
Wegen der Strümpfe vergleiche man die Statue eines Jünglings
aus Tralles (Archaeol. Anzeiger 1902 S. 104; Monuments Piot
1903 PL IV), für Sandalen und Strümpfe die des Sisyphos I in
Delphi [Bull, de corr. hell, 1899 PL 24; Fouilles de Delphes
PL LXV).
Die Anwesenheit der Tiere — bos mas und bos femina —
legt den Gedanken nahe, dass in der Mitte ein Opfer vor-
bereitet wurde; aber wir dürfen nicht übersehen, dass den Tie-
ren jeglicher Schmuck fehlt, wie er zum officiellen Opferritual
gehörte.
Aus den angegebenen Massen ergiebt sich, dass die Figuren
nicht alle gleich gross sind. Der links Sitzende entspricht in der
Grösse dem Florentiner Wanderer, die Andern sind grösser. Das
Befremdende dieser Massunterschiede löst sich, sobald wir die Fi-
guren in einen Giebel versetzen, in dem notgedrungen die Figuren
nach den Ecken hin kleiner werden müssen als in der Mitte. Damit
erklärt sich denn auch das Aufwärtsblicken des Mannes auf dem
Florentiner Relief. Wenn der obere Rand dieser Platte jetzt wage-
recht zugeschnitten ist, so besagt das nichts gegen unsere Annahme ;
das Stück ist sclion vor Jahrhunderten zugerichtet und ergänzt
worden. Sehr wohl aber stimmt dazu der eigentümlich unregelmäs-
ZERSTREUTE FRAGMEiNTE ROEMISCHER RKLIEFS i
sige Schnitt der Nebenseiten, soweit er sich feststellen Hess. Man
verschiente dadurch gewissermassen die einzelnen Teile an einer
so exponierten Stelle. Der Giebel muss erhebliche Dimensionen
gehabt haben, denn zwischen den Tieren können wir eine Gruppe
von stehenden Menschen annehmen, und zwischen der Florentiner
und der nächsten Figur ist augenscheinlich noch eine Gestalt ein-
zusetzen, da der Grössenunterschied zwischen beiden zu autfal-
lend ist; auch fehlen die Eckfiguren. Desto begieriger müssen wir
sein, zu erfahren, ob sich niclit das Gebäude bestimmen lässt, das
solch ein ansehnlicher Giebel krönte.
Die römischen Fragmente konnte ich mit Hülfe des alten
Custoden im Auditorium des Maecen in einem der Verzeichnisse
neugefundener Antiken im Bullettino comunale identificieren. In
dem Jahrgang von 1886 werden auf S. 421 f. unter IV 1 folgende
Fragmente beschrieben : Due frammenti di grande altorilievo ;
Vuno di quesli rappresentante la meiä inferiore di personaggio
militare (zu dieser Bezeichnung wird die Sandale Anlass gegeben
haben), seduta; Valtro la metä superiore di altro personaggio
militare, acefala, parimente seduta. Äppartengono evident emente
ad un grande rilievo slorico (marmo greco ; alto il primo
m. 0,64, il secondo m. 0,74)... Prouengono da scavi fatli in via
Labicana\ furono acquistali dalla Commissione. Si conservano
neirodeo (eben dem Auditorium des Maecenas) (^).
Ausserdem erfahren wir unter Nr. 6, dass die Commissione
weitere 61 frammenti di statue e sculture diverse, die ebenfalls
von der via Labicana stammen, erworben habe, und dass auch
diese im Auditorium aufbewahrt werden.
Wir können den Ort dieses Fundes genau bestimmen. In dem
nächsten Jahrgang des Bullettino berichtet C. L. Visconti auf
(') Nach dem Bullettino « sembra appartenere allo stesso rilievo anche
il frammento seguente ^, das so beschrieben wird: « Parte di figura di Ci-
taredo in profilo, con lunga tunica manicata, in atto di suonare la lira,
che porta appesa dinanzi. Vi rimane, oltre il braccio, parte del petto e
parte della lira (marmo greco; alto m. 0,42) ». Ich habe dies Fragment im
Auditorium aufgefunden, halte aber seine Zugehörigkeit zu dem Relief für
ausgeschlossen. Der Stil ist ganz verschieden, und zudem hat das Fragment,
da die Lyra auf beiden Seiten ausgearbeitet ist, augenscheinlich zu einer
Rundfigur gehört.
8 W. AMELUNG
S. 132: « Nella occasione dei grandi lavori pernuove costruzioni^
che si fanno lungo la parte interna della via Labicana, sotto
gll avann delle terme di Tito, alla diüanm di circa 100 metri
dalla chiesa dei ss. Pietro e Marcellino, la nostra Commissione
per cura dei suo ispettore sig. Giacomo Marsuzi, aveva avvertito
la esistenza di uno di que' muri edificati nei passati secoli a
forsa di rottami di antiche sculture\ ed avea giä fatto acquislo
di alcuni oggetli provenienti da quel luogo ».
Ans dem weiteren Bericht ergeben sich als besonders be-
zeichnende Funde der neuen Nachforschungen fünf Köpfe der Isis,
ein Kopf des Sarapis und ein Kopf einer aegyptischen Prinzessin
{Bull. com. 1897 S. 118 Taf. VIII; vgl. ebenda S. 136 Anm. 3),
d. h. Funde, die uns mit Bestimmtheit auf das Heiligtum der
Isis weisen, das dieser Region den Namen gegeben hat ('). Im
Einklang mit dem Bericht Viscontis setzt Lanciani auf dem 30.
Blatt seiner Forma Urbis Romae die Fundstelle gleich nördlich
über dem östlichen Teil der Via Labicana an.
An jenem Ort muss also vor Jahrhunderten auch das Floren-
tiner Relief zu Tage gekommen sein; wir erfahren über reichliche
Sculpturenfunde in eben jener Gegend aus den Memorie des
P. S. Bartoli 1 (bei Fea, Miscellanea I S. CCXXII) {^).
Man hat diese Funde mit dem Forum des Stadtpräfecten
Petronius Maximus in Zusammenhang gebracht und angenommen,
der Bau sei etwa nach dem Erdbeben vom Jahre 442 n. Chr.
mit allerlei zusammengeraubten Kunstwerken ausgestattet worden.
Es lässt sich gewiss nicht läugnen, dass auch unser Giebel nach
dem Wenigen, was wir von seiner Darstellung erraten können, für
das Eingangstor eines Forums wohl zu passen scheint ; aber man
müsste eben auch hier annehmen, dass die Giebelfiguren ehemals
zur Ausstattung eines anderen Forums gehört hätten, denn es be-
darf keines weiteren Beweises, dass diese Sculpturen nicht im 5.
Jahrhundert n. Chr. gearbeitet sind.
(») Vgl. Jord:m-Hülsen, Topographie I 3 S. 304 f.
(•) Man vergleiche auch die verschiedenen Angaben auf dem citierten
Blatt von Lancianis FÜR, doch handelt es sich hier in den meisten Fällen
nur um die erteilten Licenzen für Ausgrabungen, von denen man nicht weiss,
ob sie jemals ausgeführt wurden.
ZERSTREUTE FRAGMENTE ROEMISCHER RELIEFS if
Nicht weit entfernt lag das tem'plum Isidls, auf das wir schon
durch die neuen Funde gewiesen wurden (^). Zunächst stösst uns
auch da eine chronologische Schwierigkeit auf. Wir erfahren durch
das bekannte Relief aus dem Grab der Haterier, dass ein Hei-
ligtum der Isis an jener Stelle bereits gegen Ende des 2. Jahr-
hunderts bestand. Andrerseits wissen wir, dass der Cult der aegyp-
tischen Gottheiten innerhalb des Pomeriums erst unter Caracalla
officiell gestattet wurde (^). Deshalb werden wir kaum annehmen
dürfen, Isis habe vor dieser Zeit hier einen grossen, prächtig
ausgestatteten Tempel besessen. Die Sculpturen unseres Giebels
aber stammen zweifellos aus einer Zeit vor der Regierung des
Caracalla. Und das ist nicht die einzige Schwierigkeit: Kuh
und Stier mögen irgend eine Beziehung zu Isis und Sarapis ge-
habt haben; was aber sollen die zuschauenden Stadtleute und
Bauern und ihre absichtliche Gegenüberstellung?
So werden wir wieder auf das Forum des Petronius gewiesen,
ohne zu sicheren Schlüssen zu kommen, und es bleibt am Ende
nur die Hoffnung, diese Fragen einst durch spätere Grabungen
und Funde erledigt zu sehen.
Ich sagte: die Fragmente stammen zweifellos aus der Zeit
vor Caracalla. Lässt sich ihre Zeit näher bestimmen? In meinem
« Führer » habe ich das Florentiner Relief für die Copie eines
hellenistischen Werkes erklärt. Nachdem sich herausgestellt hat,
dass es aus einem Giebel stammt, kann diese Ansicht nicht mehr
für wahrscheinlich gelten. Die Römer haben Giebelgruppen ge-
raubt, aber gewiss nicht copieren lassen, und für hellenistische
Originale wird die gesammelten Fragmente Niemand halten wol-
len. Wenn wir also annehmen müssen, der Giebel sei die Schöpf-
ung eines Bildhauers der Kaiserzeit gewesen, so werden wir doch
daran festhalten, dass dieser Künstler sich durchaus an helleni-
stische Vorbilder angelehnt habe, wenigstens in den menschlichen
Figuren, während die Tiere durch einen einfacheren, nüchterneren
(^) Lanciani setzt in dieser Gegend noch den ludus magnus und frage-
weise die porta Querquetulana an. Ueber die Lage des ludus vgl. Jordan-
Hülsen a. a. 0. S. 299 Anm. 36, über die jener porta Jordan, 1 1 S. 225 if.
(2) Gilbert, Geschichte u. Topographie d. St. Rom III S. 110 flf.; Wis-
sowa, Cultus der Eömer S. 292 ff.
10 W. AMELUiNG, ZERSTREUTE FRAGMENTE ROEMISCHER RELIEFS
Stil dagegen abstechen. Jenes Anlehnen an hellenistische Art
erinnert uns an die Kesultate unserer Untersuchung über die
zerstreuten Reste der Gigantoraachie (1905 S. 121 if.). Wenn wir
diese zum Vergleich heranziehen, so kann kein Zweifel bleiben,
dass wir die Giebelfragmente früher datieren müssen; auch ver-
gleiche man die derberen Tierbilder auf trajanischen Reliefs, be-
sonders die Opfertiere auf den Schranken der Rostra. Am ehesten
wird die Regierungszeit des Titus oder Domitian in Frage
kommen.
W. Amelung.
NACHTRAEGLICHE BEMERKUNGEN
ZUM ALEXANDERMOSAIK
Nach dem Erscheinen der « Bemerkungen zum Alexander-
mosaik " in dieser Zeitschrift 1907 kS. 25 sind mir noch einige
Beobachtungen eingefallen oder mitgeteilt worden, die ich, nament-
lich zur Berücksichtigung für die in Aussicht gestellte grosse Pu-
blikation in den Denkmälern der Malerei, vorlegen möchte.
Die Frage ob das Mosaik in Pompei angefertigt sei oder
nicht, glaubte ich aufgrund der Missverständnisse, der Restau-
rierungen und Ergänzungen zu Gunsten der Adler' sehen Hypo-
these entsclieiden zu können. Einen weiteren sehr gewichtigen
Grund dafür, dass das Mosaik ausserhalb gekauft und dann nach
Pompei geschafft wurde, gab mir H. Winnefeld an die Hand. Man
versteht nämlich absolut nicht, warum im Falle der Herstellung
in Pompei und zwar in dem dafür bestimmten Zimmer der casa
del Fauno, der Künstler sich nicht so eingerichtet hat, dass das
Mosaik wirklich in der Grösse passte. Denn der graubraune breite
Streifen, der zwischen die äussere Einfassung und den unteren Rand
des Schlachtfeldes geschoben ist, kann doch unmöglich aus künst-
lerischen Rücksichten hier angebracht sein. Also war das Mosaik
in der Höhe für das Zimmer nicht geeignet und wurde in schmuck-
loser Weise vergrössert; höchstens könnte man noch annehmen,
dass auch der untere Rand so erheblich beschädigt war, wie der
obere, und in radikaler Weise durch den grossen Streifen ausge-
bessert wurde. Auch dann würde man zur Annahme der Herstel-
lung ausserhalb Pompeis gelangen.
Auf Seite 31 des genannten Aufsatzes hatte ich geschrieben
« unerklärlich ist ein dunkler Fleck hinter der Hand des Fahnen-
trägers ; am ersten möglich erschien mir bei längerer Beobachtung,
dass es ein griecliischer Helm sei, wie der des Griechen, der von
12 E. FERMCE
vorn gesehen links vor des Daiius rechter Hand erscheint. Dann
würde also noch weiter rechts, als Körte annimmt, ein Grieche
vorgedrungen sein und damit die ganze Auffassung der Komposi-
tion vielleicht eine andere werden ». Ich glaube, dass für die in
diesem Satz aufgestellte Behauptung jetzt eine neue Stütze ange-
führt werden kann. G. Köi-te hatte auf S. 8 seines Aufsatzes (in
dieser Zeitschrift 1907) sehr richtig festgestellt, dass die Wut des
Angriffs drei makedonische Kitter über den König hinaus fortge-
rissen hat. « Helm und wehenden Busch des einen bemerken wir
gleich rechts von Alexanders Pferd; sein Gesicht, das leider zer-
stört ist, war fast in Vorderansicht dargestellt: er warf einen
schuellen Blick im Vorwärtsjagen auf die Gruppe im Vordergrund
des Bildes, ebenso wie sein schwergerüsteter Genosse rechts neben
dem Perser mit dem gezückten Schwert; von dem dritten, noch
etwas weiter rechts, wird nur der Helm sichtbar » . Nun ist über
dem linken Arm des Wagenlenkers, von dem Bogenende des Darius
überschnitten, deutlich, und wie mir scheint, unbestreitbar, der
Helmbusch eines weiteren makedonischen Reiters zu erkennen,
von dem man sonst nichts weiter sieht (^). Wenn also hier ein Ma-
kedon e war, ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass auch
noch weiter rechts ein Makedone, wie ich ihn in dem dunklen
Fleck vermutet habe, gewesen ist, und wenn das stimmt, ist
überhaupt die ganze Komposition des Mosaiks bisher nicht richtig^
verstanden worden.
Als einen erheblichen Fehler gegen die historische Treue in
der Wiedergabe des Details bezeichnet Körte S. 14, dass der
Künstler « den Persern die lange makedonische Lanze gegeben
hat, ohne Zweifet gegen die historische Wahrheit, denn soweit
wir zu erkennen vermögen, führten sie in Wirklichkeit einen oder
zwei stärkere, abei* kürzere Spiesse, die zum Fern- wie zum Nahe-
kampf gebraucht wurden. Einen solchen hat nur der abgesessene
Reiter im Vordergrunde, wohl nur deshalb, weil die lange Lanze
an dieser Stelle ebenso störend gewirkt hätte, wie bei den flie-
henden gut und eindrucksvoll » . Also der Künstler kannte zwar die
('} Diese Beobachtung wurde von Herrn stud. phil. Odensass bei der
Interpretation des Mosaiks in den archäologischen üebungen zu Greifswald
gemacht.
ZUM ALEXANDERMOSAIK 13
persische Bewaffnung, hätte aber aus Rücksicht auf die Wirkung
iler eiligen Flucht der Perser diese mit makedonischen Lanzen
ausgestattet, so dass er jeden antiken Beschauer damit in die Irre
führte. Furtwängler hat, wie ich dem Aufsatz von Körte entnehme,
die bis in das geringste Detail gehende historische Treue des in
dem Mosaik kopierten Gemäldes gerühmt, Körte lässt das Mo-
saik nicht als Dokument für Tracht und Bewaffnung der Ale-
xanderzeit gelten. Aber von den in Frage stehenden langen Lanzen
abgesehen, ist dem Künstler nur der Irrtum untergelaufen, dass
ein persischer Reiter ein grades zweischneidiges Schwert führt,
statt eines krummen Säbels, wie ein solcher auf der rechten, der
persischen, Seite auch am Boden liegt, und weiter, dass « weder
der König, noch einer der Reiter den charakteristischen persischen
üeberwurf mit Aermeln, den xdvSvg » trägt und « nur ein Reiter
einen Panzer, während die schwere Rüstung der persischen Rei-
terei ausdrücklich hervorgehoben wird ». Von der persischen Rei-
terei sieht man doch überhaupt nichts, ausser den zwei Köpfen
hinter dem sogenannten Oxathres, zu deren einem das erwähnte
grade Schwert gehört, alle übrigen Perser rechts und links vom
Wagen des Königs gehören zu dessen nächster Umgebung, und es
führt von ihnen kaum einer eine Waffe, sie beteiligen sich am
eigentlichen Kampf überhaupt nicht und werden sich daher haben
tragen können, wie sie wollten. Und wenn man gegenüber dem
fehlenden xccvSvg allein einmal erwägt, wie unglaublich genau der
persische Königswagen dargestellt ist, an dem nichts auszusetzen
ist, so wird man dem Künstler doch wohl eine genaue Wieder-
gabe und eine bessere Kenntnis der persischen Gewohnheiten nicht
absprechen können, als sie uns aufgrund unserer persönlichen
Ueberlieferung beschieden ist. Daher glaube ich, dass die langen
Lanzen auch Makedonenlanzen sind, und die sie trugen, Make-
donen, und hierfür führe ich eben den Helmbusch und den Kopf
hinter dem Standartenträger an. Warum hat denn der einzige
deutlich sichtbare und sicher zur persischen Reiterei gehörende
Perser nicht die den vermeintlichen Persern eignende lange Lanze,
sondern das kurze Schwert?
Darius ist in der höchsten Gefahr, umzingelt zu werden.
König Alexander hat eine Schwadron von makedonischen Reitern
detachirt, um eine Umgehung zu machen, während er zugleich in
14 E. PERNICE, ZUM ALEXANDERMOSAIK
der Front angreift. Das Gemälde schildert uns den Augenblick,
wo die umgehende Abteilung einschwenkt, um über die Perser
herzufallen. Dies Manöver deutet, wie ich glaube, sogar der Künst-
ler an, indem er die Lanzen ganz rechts anders stellt, als die
anderen. So ist Darius von zwei Seiten aufs höchste bedroht, und
seine Lage kann überhaupt nicht kritischer sein. Es ist gewiss
nicht allein der Tod des sogenannten Oxathres, der die beiden
Perser des Gefolges im Hintergrunde zu so lebhaften Gestikulatio-
nen mit den Händen veranlasst, sondern ebenso sehr die Gefähr-
dung ihrer Sicherheit von der Flanke her, und es scheint mir
völlig sicher, dass das Streben des Wagens und der umgebenden
Perser schräg aus dem Bilde auf den Beschauer zu, ebenfalls nur
aus der beabsichtigten Situation heraus entwickelt ist, denn es ist
die einzige Richtung, nach der der König Darius überhaupt noch
fliehen kann.
Wenn die hier über die Komposition des Mosaiks vorgetra-
gene Ansicht das Richtige trifft, ist zu überlegen, ob wir dem
Mosaik nicht auch als historischem Denkmal eine besondere Be-
deutung zuerkennen müssen. Denn das dargestellte Umgehungsma-
növer nur aus künstlerischen Motiven vorgetragen sehen zu wollen,
scheint mir unmöglich. Es muss in der Schlacht, wie ich meine,
in der von Issos, eine Schwenkung berühmt gewesen sein, die ein
Detachement des grossen Königs machte, um Darius in die höchste
Gefalir zu bringen — so wie aus unseren grossen Kriegen ein-
zelne Waffentaten noch heute in aller Munde sind und charakte-
ristisch dargestellt werden. Es wird schwerlich eine Legende sein,
die der Künstler hier bildlich wiedergab, sondern wirklich ein
Reiterstück, das * Alexander dem Grossen zu seinem durchschla-
genden Erfolge verhalf.
Dass durch diese neue Deutung der künstlerische Wert de&
Mosaiks als Komposition irgendwie beeinträchtigt würde, wird man
schwerlich behaupten wollen.
Greifswald. Erich Pernice.
DÜE RILIEVI AMITEßNINI
(con tav. IV)
I.
Sin dal 1879, in occasione dei lavori per la costruzione della
nuova strada provinciale detta Amiternina, fra i villaggi di Preturo
e S. Vittohno (Ämilernum) ed in prossimitä del tramite dell'antica
Via Caecilia, tornö alFaprico un bassorilievo rappresentante un
corteo funebre, che certamente aveva fatto parte di un monumento
che fiancheggiava ed ornava la detta strada (').
Tale rilievo richiamö subito l'attenzione dei dotti per la sua
raritä, ed il eh. prof. Hülsen dopo aver esaminato 1' originale ad
Aquila nel 1889, ne fece una descrizione su queste Mitteilungen
fin dal 1890 (pag. 72), avendo anche cura di offrirne un piccolo
disegno favoritogli dal dott. F. Winter.
Dopo quanto egli ne scrisse, non sarei tornato su tale opera
d'arte in queste stesse colonne se non vi fossi costretto per illu-
strare un altro rilievo amiternino di cui nessuno si e occupato, e
che invece mi ha colpito per la sua importanza, il quäle con quelle
del corteo funebre ha molti punti di contatto sia per epoca che
per arte e soggetto scenico. E per gli opportuni raffronti e con-
fronti stimo utile dare di ambedue una riproduzione in fotografia,
[}) Vedi Notizie degli scavi, 1879, p. 145. — Insieme a questo rilievo
ed a parecchie iscrizioni (v. C. L L. IX. 4454. 4458-4460. 4465-4467. 4471-
4480. 4480 a. 4481. 4482. 4486. 4487. 4491a: ricordanti piü volte le fami-
glie Peducaea ed Apisia) la cui paleografia ben converrebbe alla fine della
repubblica o al regno di Augusto, si rinvenne pure un'altra scultura au-
ch'essa interessante per la scena che rappresenta, cioe un certame fra due
lancearii, seguito ognuno da valletto recante due lance di ricambio, di cui
mi riserbo occuparmi in separate lavoro.
16 N. PERSICHETTl
affinche gli studiosi esamioandoli possano vie nieglio rilevarne i
particolari.
Del corteo funebre scrisse 1' Hülsen nelle Mitteilungen, 1. c:
« Vi si vede il corteo funebre, probabilmente di qiialche magi-
strato municipale : precedono i siionatori, tibicines, cornicines,
tubicines, poi diie praeßcae con i capelli sciolti, battendosi il petto
con le mani (^). Nel raezzo viene il corpo del defunto, adagiato
sopra un letto sontuosamente decorato: lo sgabello sotto il letto,
come ancbe V oggetto posto siül' orlo superiore del tappeto steso
dietro il corpo — oggetto che sembra essere iina copertura di capo,
ma non si puö chiamare ne püleus, ne apex — forse sono attri-
buti di qualche dignitä municipale. Depo il feretro, i membri della
famiglia — per la maggior parte donne, tranne la prima figura
della striscia superiore — seguono con atti lugubri. La prima
tigura della striscia di mezzo tiene nella sinistra un arnese poco
distiüguibile, che ha la forma di un foglio o ventaglio « .
A questa chiara ed esatta illustrazione mi permetto aggiun-
gere qualche nuovo dettaglio. La mia attenzione e stata riehia-
mata precipuamente dalle seguenti cinque figure : il primo suona-
tore della striscia superiore; la prima persona della stessa striscia
dopo il feretro; la prima persona pure seguente il feretro della
striscia intermedia; 1' ultima persona e quella precedente i necro-
fori nella striscia inferiore; ed infine la salma.
II succennato primo suonatore che dall' Hülsen e ritenuto per
un tubicen (^), a me sembra propriamente un siticen : e lo rilevo
(1) Merita essere rilevata la presenza di tali praeficae in una rappre-
sentazione del primo secolo a. C, mentre il Marquardt {Privatleben, I, p. 352;
asserisce essere sparito tal costume fin dall'epoca delle guerre puniche.
(■) « lo ritengo » (dice lo Hülsen) per un tubicen il primo suonatore
nella striscia superiore, sebbene Tistrumento col quäle egli h rappresentato
secondo la terminologia dei moderni si avrebbe a chiamare lituus. Gli autori
recenti, come anche il signor v. Jan nel suo meritevole articolo presso Bau-
meister, Denkmäler, HI, pp. 1656-1662, sostengono che la tuba romana con-
sistesse in un cilindro ritto di bronzo, ed in cio difFerisce dal lituo, curvo
neH'estremitä a guisa della bacchetta degli auguri. Ma le imagini della tuba
«itate dallo Jan si riferiscono alla greca aüXuiy^ tranne una che rappresenta
un funerale romano (Baumeister Denkmäler, I, p. 309, fig. 325, da Clarac, 154,
232) : e quest'ultimo, come hanno rilevato i sigg. Reinach e von Duhn
{Jahrbuch des Instituts, III, 1888, p. 370) e una imitazione moderna del se-
DUE RILIEVI AMITERNINI 17
dalla forma della tromba a ciü si da fiato per un foro laterale
liiDgo la Costa del cilindro e non giä da bocchino all'apice di
€sso (^). Le sei persone che seguono il feretro sono donne, com-
presa la prima, e ciö appare palese dalle chiome lunghe e disciolte
che hanno le prime quattro, mentre le ultimo due hanno le chiome
raccolte e legate in nodo dietro la nuca. A me sembra che le
prime tre rappresentiiio la consorte e le due figlie del defunto che,
in atteggiamento di dolore, si stringono addosso all' infelice madre.
■colo XVI. lo quindi credo giusta l'opinione del Mommsen {Staatsrecht, 3,
p. 287, not. 3; p. 386) che lituus e tuba siano identici nella forma esterna
■e nell'uso : se vi fu una differeiiza, deve essere stata tale da non riconoscersi
oelle rappresentanze figurate ».
(») II particolare del foro sulla costa del cilindro invece del bocchino
alla sua estremitä diritta, da me potuto esattamente rilevare sull'originale, rai
«pinge a ritenere che Tistrumento sia appunto la tuha speciale adoperata
nei funerali e suonata clai siticines. Non si sa il nome nh la forma di tale
tuba: si sa solo che differiva sia da un lituus che da una bucina e da una
tuba coraune ; poiche, come ci fa conoscere Gellio (20, 2), i siticines usavano
una specie tutta particolare di tromba e aiFatto diversa dalle altre. Bene
quindi questa diversitä poteva consistere — come mostra il rilievo in di-
corso — nella posizione del foro laterale: particolare del resto non nuovo
negli antichi istrumenti musicali, riscontrandosi anche nelle trombe celtiche
trovate inirlanda (Sophus Müller, Urgeschichte Europas, p. 137, da I. Evans,
L'age du Bronze, Paris 1882, pp. 385-392). Tale modifica doveva avere una
ragione acustica e cioh di comunicare all'onda sonora una tonalitä speciale.
Se e ,incerto che la tuba per forma esterna e per uso diflPerisca dal lituus,
non e dubhio, secondo me, che avessero suoni distinti. Lo mostra chiaro
Orazio col « lituo tubae permixtus sonitus {Carmin., 1, 1, 23) » e piii
ancora Lucano: u Stridor lituum clangorque tubarum Non pia concinuit
^um rauco classim cornu {Phars.I,2S7)n, E se i poeti latini parlano pro-
miscuamente di clangor, Stridor o di raucitas tubarum si deve intendere
<;he in tali passi essi adoperano la parola tuba in senso generico per signi-
ficare ora l'una ora l'altra specie di tromba, e non in senso specifico per in-
dicare la tuba propriamente detta dal suono pieno e sonoro, piü forte del
suono acuto e stridente del lituus e piü debole di quello cupo e profondo
del cornus. Cosicch^ non mi sembra improbabile che la tromba dei siti-
<;ines avesse un suono o intermedio fra quello della tuba e del lituus, ov-
vero anche piü dolce di quest'ultimo, al quäle scopo era adatto il foro late-
rale e la maggiore lunghezza (Ovid. Amor. II, 6, 6), che potevano contri-
buire a rendere il suono piü debole, quasi flebile e lacrimevole (Stat. Theb.
V, 120) come si addiceva ad una cerimonia di mestizia.
• 2
18 N. PERSICHETTI
L'oggetto che reca in mano la prima figiira della seconda
striscia nella parte posteriore del feretro, come giiistamente osserva
lo stesso Hülsen non si distingue precisamente, ma a me, da accu-
rato esame sul vero, pare piuttosto che un foglio o im ventaglio, sia
ima lancia con cuspide iiscia. Invero la sua forma e la seguente :
UjJ
Fig. 1.
Notevoli ancora sono due altre figm'e e cioe quella che, volta
di tergo ai tibicines, poggia il braccio sinistro sul fianco, e con la
mano destra regge la punta di una delle stanghe della bara, che e il
direttore del corteo [designator), e 1' ultima figura della stessa stri-
scia recante coUa destra un vaso di unguenti per ungere il cadavere
prima di porlo sul rogo, e con la sinistra tenente un fascio di vir-
gulti che gli ricadono sulla spalla, il quäle forse era il pollinctor.
La persona piü rimarchevole e il defunto. Esso giace su ele-
gante feretro {lectus funebris); ha la testa ornata di Corona di
foglie fine ed aguzze che bene si distinguono come foglie di lauro ;
su due cuscini poggia il braccio sinistro, con la cui mano sostiene
il capo, mentre con la mano destra stringe un bastone (vitis o
baculum). L'oggetto posto sul baldacchino ornato di stelle e di
mezzaluna (probabilmente segni simbolici), per quanto non chiaro
perche nascosto da calce secca rappresa, sembra un elmo (apea)
con visiera e calotta a quattro costole.
Ora, la Corona di lauro, il bastone di comando, l'elmo e la
lancia dimostrano trattarsi di un insigne comandante di milizie,
a cui ben si addiceva un funerale cosi sontuoso.
TL
Venendo ora all'altro bassorilievo, rimasto sinora negletto, e
bene, prima di darne la descrizione, spendere qualche parola sulla
sua ubicazione.
Sülle falde della catena di montagne brülle che sovrasta
il villaggio di Pizzoli — facente pur parte dell'esteso ager
DUE RILIEVI AMITERNINI
19
vrapposti gli
Amiterniaiis — e precisamente a cavaliere della frazione deno-
minata Mercato, evvi un'antica chiesa parrocchiale, dedicata a
S. Stefano, che, in linea retta, dista circa due chilometri e mezzo
dal luogo ove sorgeva l'antica Amiternum. E dessa interessante
pei cultori dell'arte perche ricca di freschi di diverse epoche, so-
imi agli altri, che si affacciano timidi a traverso
r intonaco sgretolato e la calce di ciii fu-
. ono coperti dall' ignoranza, mentre oggi
1' incuria fa il resto per mandarli in ro-
vina. Gli ultirai di detti freschi apparten-
gono a pennello cinquecentesco, essendo
stati dipinti A . F • BERNARDINO • DE •
CERI • 1559, come si legge a pie d'nno
dei quadri.
Oltre che per queste non disprege-
voli pitture, l'edificio e anche interessante,
6 richiama pur l'attenzione dei cultori
delle antichitä, per due frammenti di
scoltura di etä romana, infissi nel muro
annesso aila disabitata canonica, prospi-
ciente mezzogiorno. Ambedue sono mu-
rati quasi alla stessa altezza, e cioe a
circa 3 metri da terra.
II primo, a sinistra di chi guarda,
^^o- ^- e un frammento di telamon^ in calcare,
alto m. 0,50, largo m. 0,10 (v. fig. 2). ßappresenta un uomo in-
teramente nudo e barbuto, con le braccia inalto, ripiegate sul capo,
ove e rotto in modo da non potersi sapere che cosa sostenesse.
II secondo, a destra, e un bassorilievo bislungo, pure di cal-
care paesano, di forma rettangolare, sovrapposto all'architrave di
una finestra munita d' inferriata, da cui dista appena 5 centimetri.
E lungo m. 1,12, ed e alto m. 0,49 (v. Tav. IV ^).
In una cornice liscia, larga 3 cm., racchiude una scena con
quattordici figure molto rovinate non tanto dall'opera deleteria dei
tempo, quanto da quella piü perniciosa dei monelli che, ab an-
iiquo, a furia di pietrate, hanno maltrattato i contorni e reso le
cose, le fisonomie e le movenze in istato da non poterle sempre
esattamente riconoscere e descrivere con precisione.
20 N. PERSICHETTI
La teciiica e lo stile non sono dell'epoca primitiva ne del-
rultimo periodo dell'arte provinciale, ma parmi che siano del pe-
riodo aureo tra la fine della repubblica ed il principio deH'im-
pero (sec. II-I a. C): sieche tale rilievo si puö considerare —
secondo il mio parere — come un bell'esemplare di quella scuola
artistica per immaginativa di composizione, per franchezza di tocco,
6 per vivacitä di atteggiamenti.
Dippiü qiiesto rilievo, tanto per la tecnica quanto pel sog-
getto, mi sembra che sia da ritenersi della stessa scuola d'arte e
dello stesso periodo di civiltä fiorente cui apparteneva l'altro
monumento siiperiormente descritto.
L'uno e l'altro scolpiti siillo stesso materiale e chiiisi da
cornice a fascia liscia senza alcuna modanatura, si riferiscono ad
un lugubre soggetto ; rappresentano costumi puramente romani, con
suppellettili della piü fine eleganza e con figure quasi della me-
desima altezza — di circa 27 cm. — ed ambedue spiccano per
la stessa particolaritä di qualche personaggio col gesto fuori del
campo del quadro ed invadente quello della cornice.
Differiscono soltanto nelle dimensioni, essendo quelle del
corteo piü lunghe e piü alte, ed in alcuni dettagli. Ad esempio,
e diversa la modellatura dei piedi delle figure, i quali in detto
rilievo sono affatto trascurati, da parere quasi non finiti, non po-
tendosi neppure distinguere se siano nudi o calzati; mentre in-
vece nel nostro rilievo si veggono ornati di calzature, come spie-
gherö in seguito.
ßiguardo al soggetto il monumento in parola non e meno
importante, poiche, provenendo esso secondo tutte le probabilitä
da un monumen-fcb sepolcrale, vi si puö credere rappresentato un
convito funebre, diviso in scene, e ricco di particolari. Appunto
ciö lo rende pregevolissimo, non essendo facile trovarne altro esem-
plare cosi finito e cosi completo, quantunque ridotto in deplore-
voli condizioni.
Nella scena a sin. abbiamo rappresentato un triclinium e
nel mezzo la tavola, a tre gambe sagomate a piede di capro
(mensa tripes) (^) sulla quäle si vede un vassoio con frutta, ed
un largo vaso emisferico (crater) per vino, su base imbutiforme,
(>) Horat. Sat. I, 3, 13; Ovid., Met, VIII, 661.
DUE RILIEVI AMITERNINI 21
ad orlo rovescio all' infiiori, e con anse opposte, ad anelli verti-
cali, impostate siilla pancia e sul labbro.
I commensali sono sei, riposandone due distesi sopra ciascuno
dei letti, i qiiali sono adorni di pendaglio {toral) che, di sotto al
materasso {torus), scende a terra (').
II commensale inferius accumbens, nel leetus imus, sta di
prospetto a chi guarda ; poggia 11 torso snl braccio sinistro ri-
piegato sul ciiscino (cubztal), e porta in alto il braccio destro,
sorreggente la coppa a corpo sferoidale ed orlo ripreso, come per
brindare; mentre il compagno, swperius accumbens, distende un
braccio per prendere delle vivande dal vassoio.
II conviva al posto d'onore (consularis), sdraiato sul leetus
medius, regge con la sin., che poggia sul cuscino, un'ampia coppa,
e solleva la destra per rafforzare il discorso con uu gesto. II suo
a latere ha la mano sin. nella identica posizione, mentre al suo
fianco appare la testa barbuta del quinto commensale, sdraiato sul
leetus summus, ed il cui busto e completamente nascosto dal sesto
individuo. Costui poi, con le gambe penzoloni e di schiena allo
spettatore, posa il braccio sin. sul cuscino, tenendo pure la coppa
in mano, e con la destra si tocca la spalla, denudata del manto
che si attorciglia sul dorso, fra l'altra spalla e l'anca.
Un coppiere (pineerna), vestito di tunica corta, con gambe
nude e non braeatas, li serve. A passo svelto, esso va verso i
banchettanti, ai quali porta, con la destra un oggetto piuttosto
grande che — essendo stato rotto — non si puö ben distinguere,
ma che pare vaso da vino; e con la sinistra reca altro oggetto
irriconoscibile, somigliante ad un pesce.
La scena a dr. poi rappresenta pure sei uomini riuniti a con-
vito. Questi perö stanno seduti su sgabelli intorno a tre lati della
tavola simile a quella del triclinio.
II primo individuo, a sinistra della tavola, siede sopra uno
scanno o sgabello (subsellium), al quäle e stato rotto il piede po-
steriore, che manca. Ha la gamba destra distesa, ed ha la sinistra
tirata in dietro. Dall'omero sinistro gli scende il manto rovesciato
sulle gambe. Di spalla allo spettatore, volge il viso verso gli
altri bevitori coi quali favella, e prende dalla mensa, con la
(>) Sulle toralia, v. Becker-Göll, Gallus II, p. 343.
22 N. PERSICHKTTI
mano destra, la coppa che e cosi rovinata, da potersi appena ri-
conoscere.
II suo vicino tiene pure una coppa in mano con la sinistra.
II terzo, col braccio destro nudo, accosta la coppa alle labbra, e
poggia la mano manca sul grembo ; mentre il qiiarto si tocca il capo
con la dr. e sorregge con l'altra il poculo.
II quinto poi, piegato in avanti, stende il braccio destro per
prendere la coppa d'in sul tavolo, ed e seminascosto dal sesto in-
dividuo che, seduto di prospetto, guarda a sinistra, tocca con la dr. la
mensa, e tiene sull'addome la mano sinistra uscente dalle rieche
pieghe dell'abito che gli cade sulle gambe incrociate l'una sul-
l'altra.
Essi pure sono serviti da un coppiere, vestito come Taltro, e
fermo dietro un elegante tavolo centrale ad un piede (monopodium).
La sua mano destra si vede sotto il piano del tavolo, con un po-
culo capovolto, in atto di scolarlo per terra, mentre con la sinistra,
pure penzoloni, stringe un oggetto simile a coda di delfino. Egli
guarda i bevitori, come per accertarsi se abbiano le coppe vuote,
pronto a riempirgliele.
Sul detto monopodium si veggono arnesi conviviali euritmi-
camente coUocati ed elegantemente foggiati. Si tratta di due corni
vinarii, od anfore, a cono mozzo e ricurvo, con labbro riverso
all' infuori e sormontato da coperchio conico, a larga base. Ognuno
di essi e sorretto da due piedi, certamente in bronzo, fini e slan-
ciati. L'uno fa colare il vino, e l'altro forse Tacqua, per mezzo
di un epistomium, in sottoposti vasi [mistarü) di eguale modello,
che, per forma e grandezza, sono siraili a quello della mensa sinistra,
di giä descritto.* II corno vinario a manca e ridotto in istato mi-
serevole; ma, attentamente osservato, si puö con sicurezza affer-
mare essere eguale a quello a destra.
fi da notarsi pure che i commensali non indossano l'abito
leggero e speciale dei conviti, la synthesis; ma sono vestiti, a
quanto pare, di tunica e toga e calzati, ciö che da al convivio un
certo carattere di serietä e di solennitä, e potrebbe indicare non
trattarsi di una lieta riunione di amici, ma appunto di una cena
funebre.
Rimarchevole e la specie di calzatura di cui sono forniti, co-
mune tanto ai convivae quanto ai pincernae. E poiche, per qiiante
DUE RILIEVI AMITERNINI
23
ricerche abbia fatto, non mi e riuscito trovare un altro esemplare
di calzature di forma identica a questa, stimo utile darne un piccolo
disegno per farle vie meglio notare. Come si rileva dalle figure,
erano una specie di ghette o uose liscie che proteggevano il mal-
leolo ed il tarso, e, fra le varie calzature usate dagli antichi, potreb-
bero, a preferenza, riferirsi alle im-pilia, le quali, come ci insegna
Plinio, erano fatte di feltro di lana o di ginestra.
Fig. 3.
Non e stato sinora precisato che cosa propriamente fossero le
imjpilia\ e non era facile, perche gli antichi autori ne parlano
senza darcene descrizione alcuna. ülpiano, enumerando le varie
specie di vesti, nota fra le altre le impilia: « Fasciae crurales
pedulesque, et impüia^ vestis loco sunt, quia partem corporis
vestiunt. Alia causa est udonum quia usum calceamentorum prae-
stant « {Big. XXXIV, 2, 25). Dei commentatori del Digesto il
Cujacio e quegli che se ne occupa piü largamente, ma neanche
riesce a dir nuUa di preciso, non ostante che si fosse proposto
apposito quesito : « An igitur, egli scrive, fasciae pedules et im-
pilia idem ? Pedules sie dicuntur ut pedula auctore Festo, quae
G-raeci ns^iXa vel nodia. Gtossae Philoxeni empilla interpre-
tantur udones a quibus tarnen ea separat Ulpianus » (Opera, t. I,
c. 194). Gli udones, per quanto non se ne abbiano esemplari, si
sa di certo che erano calzari di origine Cilicia fatti di pelo di
becco (Mart. Ep. XIV, 140); e molto meno sono da confondere
le impilia con le fasciae pedules, poiche queste, essendo striscie
con le quali si avvolgeva il piede all'uso delle pezze adoperate
24 N. PERSICHETTI
invece di calze dai soldati odierni, dovevano essere fatte di lino o
di lana leggera, laddove quelle erano di feltro o lana coacta, come
si evince dalForigine dalla parola greea siiniXia e dal celebre passo
di Plinio : « e^se laneam naturam ex qua imj)ilia vestesque quae-
dam conßciuntur » {Eist. Nat. XIX, 2 ; cf. pure Blümner, Tech-
nologie, I, pp. 211-214). Per conseguenza le impüia, ai tempi di
ülpiano, erano diverse sia dai pedules che dagli udones ; e secondo
me, non erano altro che uose o ghette protettrici del tarso, delle
quali questo monumento ci offre appunto il modello.
In prosieguo di tempo, ed in ispecie nell'epoca bassa dell'im-
pero, sec. IV- V, quando si composero i glossari greco-latini di Fi-
losseno e d'altri, sembra che cadessero in disuso i calzari di pelo
caprino e restassero le sole ghette di feltro, cui si diede indiffe-
rentemente il nome di udones e di impilia. Lo si rileva dai ma-
nuali di conversazione greco-latina conosciati sotto il nome di
Hermeneumata Leidemia e Colloquium Leidense (^) in cui il pa-
drone si fa consegnare dal servo le vesti ed infilate le scarpe, gli
udones = Sfimha e i pantaloni, esclama : « eccomi vestito » .
Questo adunque e 1' insieme della scena rappresentata dal
nostro rilievo amiternino. Siccome non vi e in tavola che frutta e
vino, cosi pare rappresentata l'ultima parte del convivio, che noi
oggi sogliamo dire dessert, e che i romani chiamavano mensa se-
cunda e che poi fu continuata dalla eomissatio.
Certo poi non e senza significato che delle due comitive una
sta sdraiata sui letti, l'altra seduta su sgabelli. In ogni modo
(1) Ne ripetiamo qui il testo secondo l'edizione di Loewe-Goetz, Corpus
Glossariorum Latinorum, III :
Hermeneumata Leidensia, p. 69, n. 63 ss.
SoaefMov da mihi
vnodrjfiata calciamenla
65 xaxovgnevXoig et udones
xauava^v^ag et brachas
p. 70, n. 1 ij&rjvno&rj&rju iamcalciatus sum
Colloquium Leidense, p. 637.
dög ifxol tnoSri^ata da mihi calciamenla
xccl Toijg nlXovg et udones
xttl dvci^vQL^ag et bracas
rjSr} ime&i&rjy iam calciütus sum
DUE RILIEVI AMITERNIM 25
questi iiltimi sono di rango inferiore, forse liberti del defunto»
mentre sul triclinio sono riiiniti i siioi parenti e qiialche amico.
Comunqiie sia, e evidente trattarsi di famiglia agiata, a giu-
dicare dal niimero dei convitati; dalla forma dei crateri, delle
coppe, delle anfore o corni da vino ; dal tine lavoro delle gambe
sagoraate delle mense ed in ispecie del centrale monopodium, con
erma galeata di Minerva o della dea Roma; dal perütroma dei
letti pendente a rieche pieghe.
Se come lavoro d'arte questo rilievo e privo della fine ele-
ganza convenzionale delle scoltiire greche ed urbane, e se in
alciini punti pare che abbia qualche durezza, e da attribuirsi in
parte all'arte provinciale, ma piü ancora alla qualitä scadente
della matoria prima adoperata per Tesecirzione del lavoro, e che
ha sofferto per la corrosione del tempo e pei maltrattamenti della
gente ignorante.
Non pertanto esso, ripeto, e molto pregevole per la impor-
tanza del soggetto largamente rappresentato in tutti i suoi parti-
colari, per l'espressione neue movenze e nei tratti caratteristici
delle figure in relazione al concetto artistico ; per la vita, pel brio
6 pel calore che le anima favellando tra loro con animati gesti,
e piü che altro per la raritä di simili rappresentazioni, come per
la raritä di alciini particolari.
Ho creduto qiiindi utile pubblicare ed illustrare questo ine-
dito monumento sia per richiamare su di esso le vigili eure delle
autoritä locali, sia perche, se vieppiü si rovinasse per le intem-
perie e per gli insulti della ragazzaglia, ne sopravviva almeno il
ricordo in questo Bollettino che non muore.
Aquila, 12 aprile 1908. N. Persichetti.
ABRÜZZENKUNST.
Den von Herrn Persichetti auf den vorhergehenden Seiten
bekannt gegebenen Reliefs von Aqiüla bin ich in der Lage ein
interessantes Stück anzureihen. Ich verdanke es der Güte von
Herrn L. Pollak in Rom, dieses in seinem Besitz befindliche Mo-
nument publizieren zu dürfen, das in Aquila in den Abruzzen
erworben ist, also wohl aus dem nahgelegenen alten Amiternum,
Sallusts Heimat stammt. Zwar kann es ebensowenig wie die
beiden erwähnten Reliefs Anspruch auf hohen künstlerischen
Wert erheben, doch verdient es wegen seiner Originalität der
Vergessenheit entrissen zu werden.
Es ist ein vierseitiger 26 V2 cm hoher, an seiner nahezu
quadratischen Standfläche 20 bis 21 cm messender Cippus aus
feinkörnigem Kalkstein, unten glatt, oben mit einer flachen rohen
Eintiefung versehen. Alle vier Seiten sind plastisch verziert mit
je einem am obern und untern Rand umlaufenden Kranz dreilap-
piger. Blätter mit starker Mittelrippe, herabfallenden oben, ste-
henden unten, deren untere Hälfte stark vorgebogen ist, während
die Blattspitzen tief ausgekehlt sind. Zwischen sie sind lanzettför-
mige kleinere ebenfalls concave Blättchen gestellt. Beide durch
ihre besonders tiefe ünterbohrung auffallenden Blattkränze schlies-
sen figürliche, in flachem Relief gehaltene Darstellungen ein, die
wir den Stein rechtsum drehend betrachten.
Die erste, am wenigsten bestossene und verwitterte Seite
(Fig. 1) zeigt einen Mann in kaum bis zum Knie reichender kurz-
ärmeliger Tunica, einen Sklaven können wir ohne weiteres sagen,
der durch die noch halbgeöffnete Tür eben eingetreten ist, gebückt
unter der Last einer auf seiner linken Schulter ruhenden fast
mannshohen Spitzamphora, deren Inhalt er in einen mächtigen
Humpen ausleert, den beim umkippen entstehenden Ruck des
K. WEEGE, ABRUZZENKUNST 27
Körpers unwillkürlich mit der halb erhobenen Rechten begleitend.
Der Krater ist von einer äusserst plumpen Form, mit grob gerie-
feltem Hals und Fuss und mit einem Laubkranz umwunden.
Aus der animierten Stimmung, in die wir durch das Anrichten
der Bowle versetzt werden, reisst uns jäh heraus die Betrachtung
Fig. 1.
der zweiten Seite (Fig. 2). Wie's gekommen, die Götter mögen's
wissen. Hat er verstohlen Rest getrunken aus der Amphora und
ist dann über die eigenen Beine oder die ominöse Schwelle gestol-
pert? Genug: ' er ist zerbrochen, ach er ist zerbrochen, der schönste
Krug, da liegen die Scherben umher ' hören wir in der Melodie des
armen Faun im Gessnerschen Idyll unsren Unglückssclaven jam-
mern. Doch hat er nicht Zeit zu solch tiefsinnigen Meditationen,
28
P. WEKGE
denn schon naht die rächende Nemesis in Gestalt der von links
herbeieilenden Alten, die in unverkennbarem Gestiis, mit der Linken
auf das corpus delicti weisend, die mit dem Stock oder der San-
dale bewaffnete Rechte fuchtelnd in bedrohlicher Nähe erhoben,
eine Philippica loslässt gegen ihr Opfer, das an Arm und Bein
Fig. 2.
zitternd und die Finger der Rechten betreten in den Mund ^stek-
kend (^) das Donnerwetter über seinem schuldigen Haupt sich ent-
laden lässt. Eine Situation, würdig der Komödie.
In die Küche versetzt uns die dritte Seite des Cippus (Fig. 3).
Auf einem Dreifuss, der in Tierklauen endet, steht eine grosse
(') Das Motiv kehrt genau so wieder bei dem Jungen, der seinen toten
Hahn davonträgt auf einem Grabaltar im Lateran: Altmann, röm. Grabal-
täre S. 116 n. 112; Archäol. Zeitung 1860 Tf. CCVII.
ABRUZZENKUNST
29
Schüssel, an der sich zwei langgewandete Personen zu tun ma-
chen, die linke, indem sie mit beiden Händen etwas in die Schüs-
sel legt oder darin knetet — gerade hier ist die Bestossung be-
sonders stark — während ihr Gegenüber eine Schnabelkanne
bereit hält und mit der Kecliten eine Schale in die Höhe hebt,
in der Haltung fast einer Opfernden.
Fig. 3.
Die vierte Seite endlich (Fig. 4), die der Tragikomödie vom
zerbrochenen Krug gegenüber liegt, zeigt einen Mann im Beise-
mantel, dem cncullus, mit zurückgeschlagener Kapuze, der auf
einem kleineu gepolsterten mit niedriger Rückenlehne versehenen
Klappstuhl an einem gedeckten runden Tischchen sitzt (^) und ein
(*) Kneipen, wo man auf Siühlen sass, sogen, sellariolae popinae er-
wähnt Martial V 70. 3. Darstellungen: Mau Pompei Fig. 236; Presuhn, Pompei,
30 F. WEEGE
aufgeschlagenes Doppeltäfelchen vor sich liegen hat, ihm gegen-
über rechts ein Weib, das in lebhaftem Gespräch beide Hände
über den Tisch streckt, die linke geballt, wie es scheint, die
rechte offen und mit dem Rücken nach unten, in dem üblichen
Gestus des Fingerrechnens, wie wir ihn z. B. auf der Darstellung
Fiff. 4.
eines höchst originellen Reliefs aus Isernia in Samnium sehen (^)
(bull, NapoL VI Taf. I, wiederholt z. B. bei Baumeister, Denk-
mäler fig. 2373, vgl. C. L L. IX, 2689). Dort ist der treffliche
regio VI ins. XIV n" 35, 36. Das gedeckte Tischchen ähnlich wie auf Neu-
magener Denkmälern.
(') Das Relief war in der in Paris 1901 versteigerten Sammlung Bour-
guignon, vgl. Katalog n° 340.
ABRUZZENKUNST 31
Oalidiiis Eroticiis gerade dabei, mit der Kneipwirtin das Conto
zu machen, das sich ausser auf so harmlose Dinge wie vino,
pane^ fritto misto und Heu für den braven Grauen auch auf we-
niger saubere Zeche bezieht. Er begleitet dabei die Aufzählung
der einzelnen Posten mit dem stereotypen convenit — ^va bene —
stimmt. Für den Gast unseres Cippus freilich liegt die Sache we-
sentlich anders. Der erstaunt-dumme fragende Blick, mit dem er
von dem überreichten Täfelchen auf- und die Wirtin anglotzt, die
ihre Uneigennützigkeit ziffernmässig darzutun sich lebhaft bemüht,
lässt deutlich erraten, dass sein Conto höher ist, als er es sich ge-
dacht hat. Den zerbrochenen Krug wird die schlaue Alte gewiss
mit draufgeschlagen haben.
Scenen aus dem Alltagsleben, ein ergötzlicher Einblick in
das Treiben einer Herberge der Abruzzen, gewiss keine Komö-
dienscene, für die die rechte Pointe vermisst würde (^).
Datieren lässt sich unser Cippus nicht mit Sicherheit. Die
tiefe ünterbohrung der Blätter und ihre Gestalt sprechen für nach-
flavische Zeit. Der Stil ist frisch und lebendig bei aller Höl-
zernheit und Unbeholfenheit im einzelnen (Isokephalie, plumpe
Faltengebung Fig. 4). Er erinnert stark an Holzschnitzerei. Nicht
anders als heute noch werden sich die Bauern in den Abruzzen
die langen Winterabende, an denen sie in ihren Bergtälern mo-
natelang im Schnee begraben sind, mit Holzschnitzen und der-
gleichen Kunstfertigkeiten vertrieben haben. Eine Probe solch
bäuerischer Kunstübung in dem solideren Material des leicht-
zuschneidenden Kalksteins hat uns ein günstiger Zufall einmal
gerettet.
Fragt sich noch, welchem Zweck unser Stein gedient hat. Na-
türlich nicht als Grabcippus. Seine Darstellungen sind wesensver-
wandt mit gewissen uns erhaltenen litterarischen Produkten, die
(*) Eine abweichende Erklärung der Scenen, die ich indes nicht teile,
schlägt mir Herr Engelraann freundlichst vor: Fig. 1, der Krater ist für die
Aufnahme des Tagesbedarfs bestimmt wie die grossen Glasflaschen in römi-
schen Osterien, Fig. 3, der Dienerin, die eine Kanne in der Spülwanne säu-
bert, steht gestikulierend der Padrone mit einer andern Kanne gegenüber.
Im Hintergrund an der Wand aufgehängte Pfanne. Fig. 4, der Padrone macht
mit der Dienerin Abrechnung über die Tageseinnahme. Darnach würden die
Eeliefs den Tageslauf in einer Amiterniner Kneipe beschreiben.
32 F. WEEGE, ABRUZZEKKUNST
sich auf römisches Kneipwesen beziehen, nämlich humoristischen
Vorträgen, Bierreden studentisch gesprochen, zu denen der Präside
des Kneipabends, der arbiter bibendi^ die Zecher verurteilen konnte.
Das bekannteste Beispiel ist das testamentum 'porcelli. Ebenso
gehört hierher die Komödie des Querolus, die gewiss zur Auf-
führung beim Mahl geschrieben und der eine lex convivalis, ein
Kneipcomment angehängt ist (^). Auch in ihr dreht sich das Haupt-
interesse um einen in Scherben gehenden Topf (^). Es liesse sich
sehr wohl denken, dass unser Cippus bestimmt war, in einer
Kneipe etwa im lararium zu stehen und dass die Zecher zur Eröff-
nung des Gelages unter Gesang und Gebet an die Laren und den
Genius des Wirtes das Trankopfer in die obere flache Mulde des
Altärchens ausgössen.
So haben wir in dem PoUakschen Cippus ein echt nationales,
kulturgeschichtlich sehr interessantes Bauernprodukt kennen ge-
lernt. Möge sich in unsrer Zeit, wo man die römische Provinzial-
kunst allenthalben, von Spanien bis zum Euphrat, von der Mosel
bis nach Afrika in den Bereich gründlichen und liebevoll ein-
dringenden Studiums zu ziehen beginnt, das Interesse auch dem
Guten, das so nahe liegt, dem Aschenbrödel italische Kunst wieder
mehr zuwenden und uns bald weitere Proben wie diese derb ur-
wüchsiger Abruzzenkunst beschert werden.
Fritz Weege.
Eom.
(') Das Testament des Schweinchens im Anhang zu Buechelers letzter
Petronausgabe : vgl. auch A. von Premerstein, Hermes 1904 S. 327 ff. Ueber
den Querolus vgl. 5t;lianz, Gesch. der röm. Litt. IV S. 41.
(2) Weiteres über Schwanklitteratur beim Gelage bei v. Premerstein,
Hermes 1904 S. 342.
ZWEI MONUMENTE AUS CERVETRI.
(mit Taf. Y)
Die beiden im Folgenden besprochenen Monumente sind zwar
nicht völlig unbekannt, aber da das erste bisher nie abgebildet
ist, das zweite (durch einen Irrtum von meiner Seite) einem Orte zu-
geschrieben war, an den es nicht gehört, halte ich es nicht für über-
flüssig auf sie zurückzukommen, um so mehr da die grosse Fac-
simile- Ausgabe des früher Barberinischen, jetzt Vatikanischen
Sangallo-Codex, in welcher beide demnächst erscheinen werden,
voraussichtlich nicht allen Archäologen und Epigraphikern zugäng-
lich sein wird.
Auf dem inneren (papierenen) Klebeblatte des Einbanddeckels
des Saugallo-Codex (früher Barberinus XLIX, 33, jetzt Vaticanus
Barberinus Latinus 4424) findet sich, mit der Unterschrift: A
Santo agniolo fuora di ciervetri (^) u{n) meso miglio (*) eine
(') Ich transcribiere absichtlich nicht, wie v. Fabriczy und Andere,
santto und cervettri, denn das Zeichern rr, welches man für ein Doppel-T
zu erklären pflegt, ist in Wahrheit nur ein etwas sonderbar geformtes ein-
faches T. Unforraen wie ttenpio, ttutto u. s. v., durch welche die Transcriptio-
nen von Sangallos Aufzeichnungen bei manchen neueren Gelehrten so my-
stisch unleserlich werden, hat der alte Giuliano ebensowenig zu schreiben
beabsichtigt wie irgend einer seiner Zeitgenossen. Vgl. anch Zdekaners Be-
merkung in der Facsimile-Ausgabe des Sieneser Taccuino p. 6.
(2) Die Kirche S. Angelo existiert noch heute, freilich ganz in Ruinen,
am Westrande des Valle della Mola, etwa 800 Meter südlich von Cervetri.
Vgl. Carta dello Stato Maggiore Blatt 149 IV NE.
34 CH. HUELSEN
Zeichnung, welche vier Figuren und vier Stücke von lateinischen
Inschriften, davon zwei mit tabellae ansatae umgeben, zwei ohne
solche Umrahmung, darstellt (S. Taf. V, 2). Dass diese Figuren von
links nach rechts Herakles, Apollo, Diana und Hebe darstellen, ist
unverkennbar, und von Fr. Matz, der zuerst auf die Zeichnung auf-
merksam gemacht hat (Berichte der Göttinger Gesellschaft 1872
p. 47) sofort ausgesprochen worden. Weiter hat dann Robert (bei
V. Fabriczy, Die Handzeichnungen Giulianos da Sangallo, Stutt-
gart 1902 S. 20) auf die Verwandtschaft mit den sogenannten
Kitharoedenreliefs (s. Jahn, Griechische Bilderchroniken S. 45
Anm. 299) hingewiesen: gleichzeitig war er geneigt, das von
Sangallo gesehene Denkmal für ein Terrakotta-Relief der sog.
Campana-Klasse zu halten, wie solche vielleicht in Cervetri selbst
verfertigt worden seien.
Wichtig für die Auffassung des Monuments ist die Frage
nach dem Verhältnis der Figuren zu den lateinischen Beischriften.
Matz hat die letzteren von den Figuren ganz trennen wollen, weil
er glaubte, sie seien zu identifizieren mit anderen sonst bekannten
Gaeretaner Inschriften. Das Stück VILIA -TL- soll gleich sein
mit einem noch in Cervetri vorhandenen Cippusfragmente : LA-
VILIA M • F • {CIL. XI, 3663); die Worte FELICVLA SA(/z)CTA
VIX(e)T dagegen seien entnommen aus einer vierzeiligen Grab-
schrift {CIL. XI, 3693): C. Aburio C. l. Pamphüo | Aburiae
C. L. Hüarae | v. Aburius C. et 0 l. Feliculae \ sibi et suis,
welche im 15. und 16. Jhdt. öfters (von Tortelli, Manutius und
Florentius) in Cervetri, doch ohne genaue Ortsangabe, abgeschrie-
ben ist. Obwohl diese Ansicht von den Späteren unbedenklich
acceptiert worden ist, sprechen doch starke Bedenken dagegen.
Dass der des Lateinischen unkundige Sangallo aus dem langen
Texte der Grabschrift der Aburier ein einzelnes Wort heraus-
genommen, dasselbe in einen anderen Casus transponiert und dann
das passende sancta vixit dazugesetzt haben sollte, ist kaum
glaublich; und was die Inschrift n. 3663 betrifft, so handelt es
sich um eine Tafel, die erst i. J. 1855 aus der Erde gekommen
ist und auch ihrer Form nach mit dem von Sangallo gezeichneten
Denkmal nichts zu tun hat. Ohne Zweifel gehören die Inschriften
unter sich und mit den Figuren auf der Zeichnung zusammen;
aus den Worten sancta vixit ist ersichtlich, dass wir es mit
ZWEI MONUMENTE AUS CERVETRI 35
einem Epitaph zu tun haben. Damit ist auch die Erklärung als
Terrakottarelief erledigt, und es fragt sich, welche Form dies Grab-
denkmal gehabt hat.
Wäre es eine einfache rechteckige Tafel gewesen, so müsste
die Gruppierung der Figuren sehr auffallen. Wie bei den « Ki-
tharoedenreliefs » bewegt sich das Geschwisterpaar Artemis und
Apollo auf die einschenkende Göttin (Nike) zu: aber die vierte
Figur, Herakles, wendet in ganz unmotivierter Weise dem Apollo
den Rücken, und stört die Symmetrie der Composition auf das
empfindlichste. Diesem Anstoss entgehen wir, wenn wir annehmen,
das die vier Figuren nicht eine Tafel, sondern eine runde Basis
schmückten, deren Zeichnung Sangallo nicht am richtigen Ende
angefangen hatte.
Dass die ständigen vier Figuren der Kitharoedenreliefs auch
znm Schmucke runder Basen benutzt wurden, davon giebt ein Bei-
spiel das jetzt im Palazzo Spada befindliche Stück (Matz-Duhn
n. 3664), welches auf Tf. V, 1 nach der Zeichnung im Berliner
Codex Pighianus (f. 202) abgebildet ist {^). Allerdings sind auf
der Basis Spada die vier Figuren in der üblichen Weise gruppirt :
von rechts nach links Nike, die dem Apollo einschenkt, und diesem
folgend Diana und Leto. Der Caeretaner Künstler oder Steinmetz
dagegen, welcher dieselbe Komposition für den Grabstein der Frau
eines munizipalen Honoratioren benutzte, brachte nach seiner Weise
Umbildungen darin an. Seiner Absicht nach sollten sich offenbar
die Figuren so gruppieren:
Apollo Diana Hebe Herakles
Dass Diana voransteht, wird darin begründet sein, dass das
Relief für den Grabstein einer Frau dienen sollte; ihr kredenzt
die aus der Nike (durch Weglassung der grossen Flügel) umge-
(») Die Ortsangabe im Pighianus lautet S. Maria de Febre-, also be-
fand sich das Monument in der bekannten Anfang des 17. Jhdt. zerstörten
Kirche neben S. Peter. Den Schluss, welchen Matz a crusce bone liest, schien
mir bei Revision der Handschrift a Croste bone: zu erklären weiss ich ihn
aber nicht.
36 CH. HÜELSEN
bildete Hebe den Unsterblichkeitstrank (^). Der Bruder Apollo
steht hinter Diana in zweiter Linie : hinter der Hebe hat der Ver-
fertigen des Reliefs ihren Gatten Herkules eingefügt, um die Sym-
metrie herzustellen.
Was die Inschrift betrifft, so glaube ich, dass dieselbe in
Tier getrennten tabellae angebracht war, aber verbunden gelesen
werden sollte (^), etwa in folgender Welse :
VILIA T-L
FELICVLA
SA^CTA. VIX/T
CORN^LI
SEVERI AVGVSTA/.
d. h. Villa T. l. Felieula, Corn\_e]l\jß Severi Augusta[l{is
uxorj] sa[_n]cta vix^flt [ßnnis ...mensibus ... Die Existenz von
Augustalen ist für Caere zwar nicht ausdrücklich verbürgt (denn
die gleich zu erwähnende Inschrift CIL. XI, 3613 ist unsicherer
Ergänzung), aber doch wahrscheinlich ; die Namen passen für solche
munizipalen Würdenträger ganz wohl. Ob die tabellae ansatae
mit dem Text unter oder zwischen den vier Figuren angebracht
waren, lässt sich nicht entscheiden.
II.
Auf demselben Vorsatzblatte des Codex findet sich die fol-
gende lateinische Inschrift, welche merkwürdigerweise von allen
Epigraphikern dio- den Band in Händen gehabt hatten, nicht be-
rücksichtigt, zum ersten Male von C. v. Fabricz}' in seinem
(1) Dass nicht dem Apollo, sondern der Diana kredenzt wird, ist eine
Eigentümlichkeit die unser Eelief mit dem fragmentarisch erhaltenen Alba-
nischen (Winkelmann Mon. ined. tav. 23; Clarac pl. 122) teilt. Auf dem Eelief
Albani ist von der Figur hinter Diana der ganze Oberkörper (zu einem Bac-
chus) ergänzt: aber die erhaltene untere Partie zeigt mit dem Caeretaner
eine solche Aehnlichkeit, dass sich die Ergänzung auf Apollo mehr empfehlen
dürfte.
(2) Aehnliche Fälle, wo zusammengehörige Inschriften auf mehrere Tä-
felchen verteilt sind, finden sich im Columbarium II der Vigna Codini: s. CID.
VI, 4515. 4533. 4534. 4551.
ZWEI MONUMENTE AUS CERVETRI
37
verdienstlichen Buche über Giiüiano da Sangallos Handzeichnungen
herausgegeben ist. Der Text lautet (^):
l. CENSORINO • C CALVISIO
COS .
heisce MAG • ÄRA • SILV • MAR • FAC CVr
M • APPI ML- APOUODOr2^s
5 P . CAPRILI PL- DIOC/Es
L ■ VETVRI • 5 • L • L • ANTIOCHVS
A • /AELI A • L . SALVI
M • MAGILI . M • L • PROTOGEN^5
C ANTESTI OL- BITHVS
10 A • ANTESTI -0 -L. EROS
A • ANNl A • L • PHILODAM?^s
M • THORI ML- NESTOR
NEICEPOR CAPREILI PS-
LVCHO MEmwI • L • S •
15 ASCLEPIADEs • MEMm • L • S •
NI M • GARGIL • M • L • HIPPONC
Der Codex hat Z. 1 CE • NSORINO — 3 APOILODON -^
5 DIOCIE — 6 R ■ L • L — 7 lAELI — 11 PHILORAMI — 14 LV-
CIRIO MEINI — 15 MEINMI • Ob das in Z. 3 über dem ersten
s
Buchstaben von ÄRA sichtbare Zeichen zufällig ist oder einen
Apex bedeuten soll, ist nicht zu entscheiden.
Die Inschrift stand, nach Z. 3, auf einer dem SUvanus
Mar . . . (Martlus, Maritimus o. dgl. P) geweihten Basis : weder
links noch rechts fehlen mehr als ein oder zwei Buchstaben, es
wird daher in Z. 1 die oben gegebene Ergänzung des Consulats
der vollständigeren L. Marcio Censorino, C. Calvisio Sabiao vor-
zuziehen sein (^). In der folgenden Liste stehen zuerst neun Namen
(*) Freilich ist der Abdruck bei Fabriczy von Fehlern nicht frei: der
störendste ist, dass von Z. 6 die zweite, von Z. 7 die erste Hälfte über-
sprungen ist, so dass der dritte Name lautet: L. Veturi L. l. Salvi.
(*) Dieselbe Form haben die Fasti Amiternini zum 3. September und
das Consularverzeichnis des Cassiodor.
38 CH. HUELSEN
von Freigelassenen (Z. 4 - 12), dann drei von Sclaven (13 - 15),
zuletzt wieder ein Freigelassener. Ob die Note vor dem Namen
in Z. 16 eine falsch abgeschriebene Abkürzung von min(ister) oder
eine Verbesserung das Cognomens (zu Hipponicus) sein soll, bleibt
mir unsicher.
Eine gewisse Aehnlichkeit zwischen dieser Liste und den be-
kannten Weihinschriften der Magistri und Ministri von Capua
{CIL. I, 563-574. X, 3772-3791) hat mich früher (bei v. Fa-
briczy a. a. 0.) verleitet, auch diesen Stein für die Capuaner Se-
rie in Anspruch zu nehmen. Nach eingehender Beschäftigung mit
dem Codex Sangallos scheint mir dies unhaltbar. Zwar ist der
Künstler in seinen jungen Jahren (1487-1488) in Neapel gewesen
und hat vielleicht von dort wie aus der Umgegend mancherlei
Zeichnungen nach antiken Denkmälern mitgebracht (^): es genügt
zu erinnern an die Aufnahmen des Tempels von Pozzuoli (Barb.
f. 6'), der Centralbauten bei Bajae (f. 8), des « Studio di Marco
Varrone » bei Cassino (f. 8), des Grabes des Munatius Plauens
bei Gaeta (f. 7'), der « Carceri vecchie y> bei Capua (f. 8). Aber
auf Inschriften hat sich damals seine Aufmerksamkeit nicht
erstreckt ; die Bauinschrift des Puteolaner Tempels ist ganz
flüchtig kopiert, und vom Epitaph des Plauens lässt sich nach-
weisen, dass es nicht vom Stein, sondern nach einer ungenauen
und durch Erläuterungen interpolierten Minuskelcopie in die
Zeichung eingetragen ist (^). Die Abschrift eines sonst nirgends
erhaltenen Capuaner Steines wäre ein ganz einzeln stehendes
(') Wenn nicht> was hier nicht erörtert werden kann, seine Quelle
Francesco di Giorgio Martini war.
(2) Die Inschrift des Plancu^grabes praesentiert sich in Sangallos Copie
folgendermassen : L • [lvcivs] mvnativs l • f • [lvcii filivs] l • n . [lv-
CII NEPOS] L • PRON -[lvcii PRONEPOS] PLANCVS COS • [cONSVl]]
CENS • [cENSOr] IMP ' [iMPERATOr] ITER [iTERVm] VII • VIR [SEPEM-
VIR sie] EPVLONI [ePVLVM PARAEBVIT «Ic] TRIVMP . [tRIVMPHAVIT] EX
RAETIS . AEDEM SATVRNI FECIT DE MANVBI AGROS DIVISIT IN ITALIA
BENEVENTI IN GALLIA COLONAS {sic) DEDVXIT LVRGDVNVM ET TAVRICAM.
Die von mir in eckige Klammern gesetzten Worte bezeichnen die erklärenden
Glossen, die bei Sangallo als fortlaufender Text erscheinen. Aus den Fehlern
Lurgdunum und Tauricam für Lugudunum und Rauricam ergiebt sich, dass
dem Künstler eine Minuskelkopie des Textes vorlag.
ZWEI MONUMENTE AUS CERVETRI 39
Factum: und zudem steht der Text nicht zusammen mit anderen
campanischeu Denkmälern, sondern aut einem wohl erst zehn Jahr
nach Sangallos Aufenthalt in Neapel beschriebenen Blatte (^).
Die Aehnlichkeit auch in kleinen Aeusserlichkeiten (z. B. der
Art wie die Zeilen zwischen mit Bleistift vorgezogenen Linien
geschrieben sind) macht es vielmehr evident, dass der Inschrifttext
gleichzeitig geschrieben ist mit dem vorher behandelten, sicher
aus Cervetri stammenden Monument. Und wir besitzen — was
ich früher übersehen hatte — aus Cervetri eine andere Inschrift,
welche mit der unsrigen eine grosse Aehnlichkeit zeigt. Ich meine
die jetzt im kapitolinischen Museum befindliche Tafel CIL. XI,
3613 (teiweise abgedruckt bei Orelli 2546 und bei Dessau 5052),
nach der zwölf Leute freigelassenen Standes ludos Latinos et
Graecos fecer{unt) VI. V. IUI. II L pr{idie) k{alendas) et
k{alendis) Mart(is), et populo crustulum et mulsum dederunt
M. Asinio Agrippa, Cosso Cornelio Lentulo cos. (25 n. Chr.).
Leider ist der Anfang der Inschrift bis auf geringe Beste weg-
gebrochen: über dem ersten Namen der Liste ist noch ein AV
erhalten, wozu Bormann bemerkt: diibito num sint reliquiae verbi
Augustales an nominis Augusti alicuius. Für unsere Inschrift
sind natürlich Augustalen schon durch das Datum ausgeschlos-
sen; auch ist die Zusammensetzung insofern verschieden, als sich
unter den zwölf ersten Namen neun Freigelassene und drei Sclaven
befinden (den letzten Namen, der wieder ein Freigelassener ist,
möchte man für später auf dem Steine zugefügt halten). Doch liegt
es nahe, an ein ähnliches sacrales Collegium zu denken.
Von den Grentilicien unserer Inschrift kehrt das sonst ziemlich
seltene Magilius in n. 3613 Z. 4 wieder. Was die übrigen be-
trifft, so sind die Familien Thoria und Veturia durch andere Steine
{CIL. XI, 3687 und 3689) in Caere bezeugt.
Ch. Hüelsen.
(*) Ausser den beiden Caeretaner Monumenten enthält das Blatt noch
das von Eugen Müntz {Memoires de la SociiU de Antiquaires de France,
1885, p. 193 f.) herausgegebene Itinerar von Avignon nach Grasse, welches
aber auch nicht auf oder unmittelbar nach der Eeise (1494), sondern meh-
rere, vielleicht viele Jahre später niedergeschrieben ist.
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM
Die Geschichte der Katze gehört zu den interessantesten, aber
auch zu den schwierigsten Kapiteln der Kulturgeschichte überhaupt.
Es scheint, man kann nicht vorsichtig genug sein ; gehen wir so-
gleich in medias res.
Das Wort erscheint zuerst in der volleren jonischen Form
aläXovQog bei Herodot (484-424 v. Ch.). Er erwähnt sie unter
den ägyptischen Tieren und bezeichnet damit die für heilig gehal-
tene ägyptische Hauskatze, die ihm von seiner Reise an den Nil
wohl bekannt war.
Der zweite Zeuge für das Wort istAristophanes (444-380),
der unter allerlei Pelztieren, deren Felle der böotische Händler
auf den athenischen Markt bringt, auch die aläXovoog anführt^
Schwanzwedler, mit beweglichem Schwänze. Mit Sicherheit lässt
sich nicht sagen, dass das Wort, das auch bei dem attischen Ko-
miker nur in der älteren vollen Form vorkommt, die Wildkatze
bezeichnet ('). Da aber die Wildkatze ohne Zweifel einst in Grie-
chenland, besondei^s im nördlichen, vorgekommen ist, wo sie noch
heutigen Tages sich findet (z. B. etwas nördlich von Athen, auf
dem Farnes, nach Heldreich), so ist jedenfalls die Auifassung im
Sinne von « Wildkatze " gestattet, die in der byzantinischen Zeit
ayQioxaTTa^ gattoferus, auch sv^QVfxog xazra « im Wald lebende
Katze » , ayqiog xccttoq « wilde Katze » genannt wird.
Der nächste Autor ist Aristoteles {h. a. V 2, 3. VI
29, 3), dessen Schilderung der aUovgog nach Sundevall auf die
(*) Ich bringe, sagt der Böotier, Gänse, Hasen, Füchse, Maulwürfe,
Igel, ai6}.oTÖQovg Tiixtl&ctg (unbestimmbar: Eichhörnchen, Biber?), Marder,
Fischottern, Aale vom Kopaissee. Acharn. 878-880.
O. KELLER, ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 41
« Katze » (Tierarten des Aristoteles S. 44) zutrifft, ebenso nach
Aubert und Wimmer (Aristoteles Thierkunde I S. 63) auf die
« Katze, Felis domestica und Felis catus » , nach Heldreich,
Faune de Grece 12 ^ wohaMement r, auf die Wildkatze geht;
dann kommt Kallimachos, der alexandrinische Gelehrte und
Dichter (um 250 v. Gh.), der hymn. in Ger. 111 von einer Haus-
katze des mythischen thessalischen Königs Erysichthon spricht,
vor welcher die kleinen Tiere, ihijQia fxixTta^ also die Mäuse, zit-
terten. Zu aUovQov bemerken die spätgriechischen Schollen: tov
ldi(x)iix5)Q Xsyoiisvov (vulgariter dictum) xatiov. In einer anderen
Glosse, in einer Vatikanhandschrift des X. Jahrhunderts, wird
sXovQog, wie statt aXkovQog geschrieben wird, durch vivernus über-
setzt, d. h. viverrus, was sonst gewöhnlich das Frettchen be-
zeichnet.
In den äsopischen Fabeln kommt al'XovQog oft vor und
bedeutet stets die Hauskatze, aber da sich dieselben nicht datieren
lassen, kann man bei unserer Untersuchung nicht viel damit an-
fangen. Phaedrus erwähnt kein aelurus, auch nicht felis im
Sinn von Hauskatze; dagegen treffen wir am Ende des ersten
Jahrhunderts n. Gh. bei Plutarch eine Stelle, wo von Wiesel
und Katze als Speise in der äussersten Hungersnot die Rede ist
{mor. p. 959 F), so dass niemand zweifeln kann, er erwähne
beide als gleichartige Haustiere. Das stimmt mit den z. T. gleich-
zeitigen Autoren Plinius und Seneca, von denen ersterer die
Asche von Wieseln oder Katzen (mustelae vel felis) als Mittel,
die Mäuse zu vertreiben, anführt {n. h. XVIII 160), während
Seneca sagt, dass sich die Hühner (pulli) vor der Katze (feiern)
fürchten, nicht aber vor dem Hunde (epist, 121).
Im zweiten Jahrhundert ist sie als noch ziemlich fremd in
Italien dadurch charakterisiert, dass sie in der gelehrt gebildeten
Sprache, bei Juvenal, Hygin und Gellius, aelurus (cdlovQog)
genannt wird. In den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit scheint
sie, vermutlich von Aegypten aus, auch nach Asien gekommen
zu sein. Mindestens ist die aUovgog im Unterschied vom rö-
mischen Fabeldichter Phaedrus dem syrischen Griechen Babrios
bekannt, dem trefflichsten Fabeldichter des Altertums, der nicht
später angesetzt werden kann. Dass ailovgog den Sinn von Marder
gehabt habe, ist für die klassische Zeit unerweislich, wenn auch
42 O. KELLER
Carus in seiner Geschichte der Zoologie S. 13 behauptet, ßoUeston
habe im Journal of Anat. and Physiol. vol. II (2. Ser.) 1867
p. 47. 437 nachgewiesen dass das griechische ai'XovQog = Mu-
stela foina, Hausmarder sei. Eine Verwechslung von Hauskatze
(alXovQog) und Marder (ixvig) lässt sich literarisch erst vom zwei-
ten christlichen Jahrtausend an beweisen, und zwar aus dem
Anonymus Matthaei, der unter Constantin Monomachos (1042)
schrieb. Er erzählt nämlich einiges, was auf die Katze zutrifft, und
fügt zum Schlüsse bei: «Etliche berichten dies vom Marder, ixTig.
der bei uns gemeiniglich (sv rg rjßsveqa ovvrjdsia) mXovQog
genannt wird » . In dieser sehr späten Periode bezeichnete xaira
Katze , aXlovqog Marder , yalrj Wiesel ; ixvig aber war unge
bräuchlich geworden. So war es damals in der byzantinischen
Volksprache.
Betrachten wir nunmehr die zwei lateinischen Wörter für
Katze: feles und cattus. Feles bezeichnet der richtigen Ety-
mologie nach, die man freilich umsonst in den etymologischen
Büchern suchen wird, das Tier mit dem « gelben » Fleck, das
am Halse gelb gezeichnete Tier, den Edelmarder und dann
auch den weniger schön gelbhalsigen Iltis und den weisskehligen
Stein- oder Haus mar der. Dass auch die Griechen unter ihrer
i'xTig (die ja schon in der Ilias vorkommt) ein gelbkehliges Tier
verstanden haben, zeigt unwidersprechlich das davon abgeleitete
l'xtsQog Gelbsucht. Feles hängt mit feL fellis Galle zusammen (^).
Also feles ist von Hause aus der goldgelbkehlige, durch sein wun-
derschönes Fell ausgezeichnete, in Italien gar nicht seltene Edel-
oder Honigmarddr, dann Marder überhaupt, gelegentlich auch wohl
Iltis. Im eigentlichen, europäischen Griechenland ist der Stein-
marder gewöhnlich ; er ist meistens unter ixtig zu verstehen. Feles
kann aber auch noch ein anderes marderartiges, gelblichkehliges
Tier bezeichnen, nämlich die Wildkatze. Wenigstens wird man
(*) Für Wildkatze, Marder, Wiesel, u. s. w. wird man einen Grundbe-
griff/g^,/^ «gelb» festhalten dürfen. Zu den fruchtbarsten Tieren —
von f^ fruchtbar — gehören sie nicht: da müsste es viel mehr Wildkatzen
geben. Die Mäuse, Schweine, Wiederkäuer u. a. m. sind viel fruchtbarer.
Die Ableitung von fe saugen, säugen würde sie von den übrigen Säugetieren
nicht unterscheiden, wenn auch der formelle Standpunkt dafür zu sprechen
scheint.
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 43
sich vergeblich nach einem anderen Worte umsehen, mit dem die
auch im heutigen Italien noch vorkommende Wildkatze bezeichnet
worden sein könnte. Sie kann z. B. gemeint sein von Nemesian
{cyneg. 55, 56), wo er schildert, wie man mit langen Speeren im
hohlen Baumstamm die dräuende Katze {feles) aufspiesst: Felemque
minacem Arboris in trunco longis praeßgere teils, das Beiwort
K dräuend » passt trefflich auf die grimmig sich zur Wehr setzende
Wildkatze.
Von dieser Prämisse aus, dass feles schon vor der Bekannt-
schaft der Römer mit ägyptischen Tieren die heimische Wild-
katze bezeichnen konnte, und dass schwerlich ein anderer Name
für dieses italische Tier jemals existierte als eben feles oder felis,
ist es nun auch ganz selbstverständlich, dass die Römer, sobald
sie die ägyptische Hauskatze kennen lernten, dieselbe feles be-
nannten. Denn wenn auch die ägyptische heilige Katze und also
auch unsere Hauskatze mit der europäischen Wildkatze durchaus
nicht so verwandt ist, dass an eine Abstammung der einen von
der anderen gedacht werden könnte, wenn sie vielmehr in Bau,
Balg und Charakter scharfe Unterschiede aufweisen, so ist doch
andrerseits für jeden nicht spezifischen Zoologen die Aehnlichkeit
zwischen beiden Katzenarten so in die Augen springend, dass es,
wie gesagt, ganz selbstverständlich war, der ägyptischen Hauskatze
den Namen der einheimischen Cousine zu geben. So sehen wir denn
in der goldenen und silbernen Latinität feles im Sinne von Katze,
sowohl Wildkatze, bei Nemesianus, als auch ägyptische Katze:
bei Cicero, Ovid, Plinius, Seneca. Cicero spricht in den Tuscu-
lanen und sonst von d6r heiligen Katze der Aegypter (feles), Ovid
erzählt in den Metamorphosen (Metam. V 380) von der Diana, dass
sie im ägyptischen Götterkampfe auf der Flucht vor Typhon in
eine Katze (feles) sich verwandelt habe. Plinius X 202 schreibt:
Feles quidem quo silentio, quam levibus vestigiis obrepunt avi-
busf quam occulte speculatae in musculos exiliunt! excrementa
sua e/fossa obruunt terra, intellegentes odorem illum indi-
cem sui esse. Hehn bringt zu dieser Stelle die sonderbare An-
merkung: « Richtige Beobachtungen, die aber an der europäi-
schen wilden Katze sich ganz ebenso machen Hessen, wie die
entsprechenden am Fuchs und anderen Tieren der Wälder und
Berge » . Seit wann pflegt man die Wildkatze beim Mäusefang
44 • O. KELLER
ZU beobachten ? Neio, diese vorzügliche Schilderung des Ge-
bahrens unserer Hauskatze, wie sie so leise und sachte als
möglich auftretend die Vögel beschleicht, wie sie im Versteck
den Mäusen auflauert, um plötzlich auf sie loszuspringen, wie
sie ihre Exkremente verscharrt — alles das kann Plinius nur
an ägyptischen Hauskatzen beobachtet haben, niemals an der
unzähmbaren, bösartigen, scheuen und nächtlichen Wildkatze,
lese war auch zu Plinius Zeit gewiss viel schwieriger zu
beobachten, als die wahrscheinlich schon durch den einen oder
anderen ägyptischen Kultus den Römern bekannten äg3^ptischen
heiligen Katzen. Die zweite bereits berührte Pliniusstelle führt
die Asche von Wieseln oder Katzen als Mittel an, die Mäuse zu
vertreiben (s. S. 41). Die Wiesel, mustelae^ waren damals noch die
gewöhnlichen Haustiere, die man gegen die Mäuse hielt. Auch
die Stelle aus Senecas Briefen, wo feles und Hund einander ge-
genüber gestellt sind, ist schon vorhin angeführt worden (S. 41).
Man sieht auch hier, dass man offenbar damals anfing die Katze
in Italien als einfaches Haustier zu halten. Dass dies aber nur
ganz sporadisch geschah, vielleicht in den Palästen einiger Gros-
sen, ergiebt sich aus dem Umstände, dass eben nur an auffallend
wenigen Stellen in dieser Zeit von der Katze {feles) die Rede ist.
Horaz, Vergil, Catull, Persius, Sueton, Tacitus, Lucan, Petronius —
sie alle und noch manche andere erwähnen das Tier überhaupt nicht,
während sie z. T. sehr viele andere Tiere namhaft machen (\).
Ins erste Jahrhundert n. Chr. fällt denn auch wohl die Stelle
Plutarchs {moral. p. 959), wo vom Essen der Wiesel und Katzen
(ailovQoi) in der äussersten Hungersnot die Rede ist. In Aegypten
kam so etwas notorisch niemals vor. Im Gegenteil, wir hören
(Diodor. I 84), dass in solchen schrecklichen Zeiten es zwar vor-
gekommen sei, dass die Menschen sich gegenseitig anfassen, niemals
jedoch habe man sich an einem heiligen Tiere vergriffen; die
Katze aber gehört zu den allerheiligsten Tieren. Man muss also
aus jener Plutarchstelle schliessen, dass zu seiner Zeit (46-120)
(') Bemerkenswert ist auch (worauf mich Ch. Hülsen aufmerksam macht),
dass in den reichhaltigen Verzeichnissen der voces animantium (Sueton, ed.
Eeiff. 247-254 wozu u. a. das bei Poleraius Silvius p. 548 zu fügen ist) keine
lateinische Bezeichnung für das Miauen der Katze vorkommt.
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 45
auch ausserhalb Aegyptens da und dort Katzen als Haustiere
gehalten wurden, offenbar zur Vertilgung der Mäuse wie die in
einem Atem von Plutarch genannten Wiesel. Dass die Katze zur
Zeit des berühmten Vesuvausbruchs noch kein gemeines Haustier
in Italien war, geht aus den Ruinen von Herculaneum und Pom-
peji hervor, wo alle möglichen Haustierreste ausgegraben und
teilweise ihre vollständigen Körperformen ausgegossen werden
konnten, von der Katze aber keine Spur sich vorfand : weshalb ein
moderner Gelehrter die komisch-geistreiche Vermutung aufstellte,
dass sie in Voraussicht der Katastrophe sich bei Zeiten aus dem
Staube gemacht haben werden. Ich erinnere mich nicht bei einer
der vielen Erdbeben - und Ausbrucliskatastrophen in neuerer Zeit
von der Auswanderung sämtlicher Katzen aus einer Stadt etwas
gelesen zu haben, wenn mir auch wohl bekannt ist, dass die
Katzen unmittelbar vor einem Erdbeben und während desselben
in furchtbarer Aufregung hin - und herrennen.
Ins erste Jahrhundert fällt ferner die stadtrömische Grab-
schrift einer Calpurnia Felicia {C. I. Z. VI, 14223), mit dem da-
runter befindlichen sehr hübschen Bild einer Katze, die wir um-
stehend nach einer von Hrn. Salinas freundlichst vermittelten Pho-
tographie wiedergeben. Es ist ein Marmorcippus, der nahe dem
Grabe der Calpurnier und Licinier unweit der Porta Pia gefunden
wurde (^): dass eine feles dargestellt sein soll, wird gesichert durch
die Anspielung auf den Namen der Begrabenen, Felicula. Feles,
das, wie gesagt, keineswegs bloss oder auch nur ursprünglich unsere
Hauskatze bedeutet — wie es nach den Wörterbüchern den Anschein
hat (^) — sondern vielmehr auch Marder oder Wildkatze bezeichnet,
steht in diesem Sinne ausser bei Nemesian auch bei Varro r. r.
III 11, 3, III, 12, 3, bei Columella VIII, 3, 6, VIII 15, 2, bei
{*) [Wenn im CLL. VI zu n. 14189 die Calpurnierinschriften von
der Via Salaria aus Ende des zweiten Jhdts. gesetzt werden, so ist das sichei
irrig: dagegen zeugt der — später gemachte. — Fund der Gräber der vor-
nehmen Calpurnii und Licinii aus claudisch-neronischer Zeit [C. L L. VI, 31721-
31727), und in unserem speziellen Falle der Schriftcharakter sowie die (im Cor-
pus übersehenen) Apices über mdnibus Z. 1 und Germullö Z. 3. Ch. H.].
(") Freund und Georges führen als erste Bedeutung von feles Katze an,
und Freund setzt vor die zweite Bedeutung (« Marder, Iltis ») sogar noch das
Wort u übertragen ».
46
0. KELLER
Phaedrus II 4, 4 : hier wohnt die feles in einem Baum, während
oben ein Adler horstet und unten ein Eber seine Lagerstatt ein-
Fig. 1.
gerichtet hat : es handelt sich somit keineswegs, wie Georges und
Freund meinen, um unsere Hauskatze. Auch Celsus V 18 kann
mit seinem felinum stercus, das er als Rezept empfiehlt, ganz
wohl Marderkoth gemeint haben.
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 47
Die späteste mir bekannte datierbare Stelle, wo feles er-
wähnt wird, ist bei Ausoniiis {epigr. 65, 5 Seh.). Das Wort « Mar-
der » steht da im übertragenen Sinn von einem Räuber der Un-
schuld, Verführer: feles pullaria, ein Marder, der den jungen
Hühnern nachstellt. Er sagt von einem gewissen Marcus: Feles
nwper pullaria dictus, Corrupit totum qui puerile secus. Es ist
wohl eine Nachahmung plautinischer Redeweise; denn schon der
älteste Komiker der Römer hatte von einem Jungfernmarder,
feles virginaria oder virginalis (Plaut. Pers. 750, Rud. 748)^
gesprochen.
Ausonius also ist der letzte datierbare Zeuge in der römi-
schen Literatur für das Wort feles und zwar im ursprünglichen
Sinne von Marder. Er lebte von 309-392. Das Wort ist dann
ausgestorben; die romanischen Sprachen haben es nicht übernom-
men. Vielmehr ist eben in jener Zeit eine andere Bezeichnung
für die Katze in den Vordergrund getreten, die auch in den roma-
nischen Sprachen Aufnahme gefunden hat, und die für die Römer
den Vorteil bot, dass sie nicht auch von Marder und Iltis verstan-
den werden konnte, nämlich cattus und catta.
Dieser recht eigentliche Name der Katze war wie unsere
Hauskatze selbst afrikanischen Ursprungs. Nach Pictet ist das
Wort speziell aus dem Idiom herzuleiten, aus welchem das nu-
bische kadiska, das berberische kaddiska und das affadeische
(von Bornu) gada hervorging. Beide Formen mit g und k sind
somit schon in Afrika vorhanden, ebenso die Verdoppelung der
Dentalis. Das afrikanische Wort ist in der Form katö auch ins
Syrische übergegangen. Wenn auch Pictets Angaben nicht im-
mer ganz zuverlässig sein sollen, so wird er doch in Beziehung
auf Nordafrikanisches als Franzose Glauben verdienen, und es ist
im höchsten Grade merkwürdig, dass Jahrhunderte lang, bevor das
Wort in der Literatur auftaucht, es gerade für Afrika inschriftlich
bezeugt ist (^). Catta erscheint als Name eines aus Afrika stam-
menden Rennpferdes auf der grossen Inschrift des Wagenlenkers
Avillius Teres, aus der trajanisch-hadrianischen Zeit (C. /. Z. VI,
33937 = 10053 e, 9 ; vgL Borsari, Bull, comun, 1902 p. 177 ff.). Die
C) Ch. Hülsen machte mich auf dies Zeugnis aufmerksam. Mit Recht
bemerkt er, dass catta für ein Rennpferd ein gar nicht übel gewählter Name sei.
48 O. KELLER
richtigere lateinische Form ist die mit doppeltem t, nicht catm\
das beweisen die romanischen Sprachen (Gröber in Wölfflins Archiv
I, 543). Für das Lateinische selbst hatte das neuauftauchende
Wort den grossen Vorzug, dass es nicht so leicht mit anderen
ähnlich klingenden verwechselt werden konnte, wie dies bei fele%,
fein der Fall war, das mit dem vielgebrauchten Wort fei, fellis
= Galle allzu leicht confundiert wurde. Aus solchen Gründen wird
ja auch z. B . mus^ muris in der spätesten Latinität aufgegeben.
Es kommt mir somit gar nicht besonders verwunderlich vor, dass
feles mit der Zeit von cattus verdrängt worden ist. Man wird
vielleicht annehmen dürfen, dass längere Zeit neben feles und
felis im Sinne von Marder catlus im Sinne von Hauskatze ne-
benherging.
Ins vierte Jahrhundert fällt wohl die älteste notdürftig
datierbare literarische Stelle für galla. Sie stammt aus der ge-
meiniglich vor 350 n. Chr. angesetzten Itala, der vorhieronymia-
nischen lateinischen Bibelübersetzung ; wir lesen nämlich im Buche
Baruch 6,21 (lat. üebersetzung des apokryphen Jeremiasbriefes) :
Supra corpus eorum el supra caput eorum volant noctuae et
hirundines et aves etiam, simüiter gattae (cod. gutae). Hierony-
mus, 340-420, schreibt cattae ; der griechische Text hat ailovgoi.
Die Katze zählt hier zu den unheimlichen gespenstischen
nächtlichen Tieren, wie sie ja im Aberglauben mancher Völker,
der alten Wenden, Deutschen, Ungarn, Neugriechen u. a., mit
Vampyren, Hexen, Dämonen zusammengeworfen wird. Nach Wlis-
locki wird heute noch in einigen ungarischen Tälern jede Katze
für eine in Tiergestalt verzauberte Hexe gehalten. Und wie man
Hexen verbrannte, so geschah es im Mittelalter bisweilen auch
den Katzen, so zu Metz am Vorabend des Johannestages {Revue
arcMol. 1868, 18 p. 191). Sittl will in den obigen cattae oder
aUovqoi Nachtvögel erkennen, ohne es aber aus der lateinischen
oder griechischen Sprache und Literatur begründen zu können;
denn auch die später die später zu erwähnenden pannoni sehen cattae
des Martial brauchen, wenn sie auch Vögel waren, durchaus keine
Eulen gewesen zu sein, da es sich doch bei ihm um essbare Tiere
handelt.
Der erste eigentliche römische Schriftsteller, welcher das Wort
cattus aufweist, ist zwischen 300 und 350 Palladius in seinem Werke
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 49
Über die Landwirtschaft, worin er grossenteils dem Columella folgt,
in diesem speziellen Punkte jedoch ganz selbständig ist. Wir lesen
bei ihm : « Gegen die Maulwürfe ist es von Nutzen, Katzen (cattos)
in grösserer Anzahl mitten in den Artischocken anlagen (in carduetis)
zu halten » . Die Artischocken {cardui, cinarae) waren wie unsere
Spargeln ein sehr beliebtes, feines und keineswegs billiges Gemüse,
die erklärte Leibspeise vieler Römer, nicht minder aber auch der
Feldmäuse. Dass in solchen sorgfältig gepflegten Anlagen auch
der Maulwurf sehr unangenehm ist, so nützlich er auf Wiesen
und Aeckern sein mag, ist jedem Leser sicherlich bekannt. lieber -
dies glaubte man, er fresse Wurzeln. « Sehr viele Leute (jplerique) » ,
fährt Palladius fort, « halten zu diesem Zweck zahme Wiesel.
Etliche haben auch ihre Löcher (foramina) mit Thon (rubrica)
und dem Saft der wilden Gurke angefüllt. Manche öffnen neben
der Lagerstatt der Maulwürfe mehrere Hohlgänge, worauf diese
erschrocken über das eindringende Sonnenlicht entfliehen. Sehr viele
bringen am Eingang des Baues Schlingen an, die an Schnüren
herabhängen {setis pendeniibus) » . Gerade wie solche Schlingen
heute noch im Gebrauch sind gegen Maulwürfe, nicht aber gegen
Feldmäuse.
Wir haben hier offenbar die Zeit vor uns, wo Katze und Wiesel
nebeneinander gehalten wurden, beide für die Jagd auf Maulwürfe,
und ohne Zweifel auch für die auf Mäuse, ohne dass wir deshalb
mit Hehn und Sittl das Wort talpa bei Palladius in dem für
die gesamte Literatur unerhörten Sinne von Maus zu nehmen
hätten: wie sollte auch der Maulwurf, der heute noch in Italien
talpa heisst, von den Mäusen unterschieden worden sein, wenn
diese gleichfalls talpae hiessen? Und wie trefflich passt die Stelle
vom Erschrecken vor dem eindringenden Sonnenlicht eben auf
den gesichtschwachen Maulwurf, und wie so gar nicht auf
eine Feldmaus! Sittl leugnet freilich frischweg, dass die Katzen
2um Maulwurffange gebraucht werden können, aber der Natur-
forscher Othmar Lenz, eine der allerersten Autoritäten in derlei
Fragen, bestätigt es ausdrücklich. « Gute Katzen » — sagt er —
« lauern den Maulwürfen auf und hauen sie mit den Krallen in
dem Augenblick aus der Erde, wo sie emporwühlen ». Frettchen,
wie Sittl hier cattus übersetzt, heisst das Wort nie. Sittl macht
wieder die gleichen Willkürlichkeiten wie im Falle des Jeremias-
50 O. KELLER
briefes. Also ums Jahr 350 war die Katze, caltus genannt, in
Italien ein ziemlich gewöhnliches mause- und maulwurfvertilgendes
Haustier; es scheint schon ein üebergewicht gegenüber dem
« zahmen Wiesel « gehabt zu haben, das an zweiter Stelle genannt
wird. Nicht viel später fällt die Erwähnung der ägyptischen hei-
ligen Katze unter dem Namen catta bei Rufinus (345-410) in der
Uebersetzung der Clementinen 5, 20: ALU eorum bovem, qui
Apis dicitur, colendum tradidisse^ alü hircum, alii eattas. Des-
gleichen setzt man vermutungsweise ins vierte (fünfte ?) Jahrhun-
dert das medicinische Buch des Sextus Placitus Papyriensis, in
welchen wiederholt von caiiae oder gattae stercus die Rede ist
(s. Thes. 1. Lat. u. d. W. cattus).
Ins Jahr 447 wird Cassius Felix datiert, welcher (5 p. 13)
Katzenkot, eatti stercus, mit Senf und Essig gegen das Ausfallen
der Haare empfiehlt, wie auch (um 550) Alexander von Trallis
cdXovQov xoTTQov, dor nur den Senf weglässt.
Ungefähr 50 Jahre nach Cassius Felix kann Luxorius ange-
setzt werden, der afrikanisch-vandalische Epigrammdichter der
lateinischen Anthologie. Sein Epigramm (I nr. 375 R.) beginnt:
Inmensi soricis gattus dum membra vorasset Delicüs perüt
crudior üle suis. Die Ueberschrift lautet: de gatto, qui cum
soricem maiorem devorasset, apoplexiam passus occubuit. Also
ein gattus sei gestorben, weil er eine zu grosse Maus gefressen
hatte. Die zweimal überlieferte Form gattus sollte man nicht in
cattus verwandeln, da ja auch die Form mit g sonst noch fest-
steht neben der mit c. Freilich in einem anderen Gedicht der
Anthologie (I nr. 181 R.) ist die Form cattus überliefert, sogar
mit heteroklitischem Ablativ cattu in der Ueberschrift. Von wem
dieses zweite Gedicht herrührt, weiss man leider nicht. Der Codex
stammt aus dem VII. Jahrhundert.
Um 593 schrieb Euagrius, hist. eccl. VI c. 23 von dem Säu-
lenheiligen Symeon, dass er als Knabe einen Panther [TtagSog)
wie ein zahmes Hauskätzchen am Halsband führte und sagte, es
sei eine ccl'Xovgog, fjv xairav rj (fvvrj^sicc Isysi, also eine Katze,
die man früher aUovQog nannte, jetzt aber im gewöhnlichen Leben
xdiTu zu nennen pflege. Damit steht nicht im Widerspruch, dass
Agathias (a. 582) ein Epigramm gemacht hat auf eine hausge-
borene Katze, olxoysvTjg al'XovQog, die sich an einem zahmen Reb-
ZUR GESCHICiHTE DER KATZE IM ALTERTUM 51
huhü vergreift, ein Motiv, das auch Damocharis und die Fabel-
dichter behandelt haben. Alle diese Dichter bedienen sich natürlich
des feineren, klassischen Ausdrucks aiXovQog, nicht des vulgären
Zur gleichen Zeit, um das Jahr 600, schrieb auch der Bio-
graph Gregors des Grossen, der Diakon Johannes: Nihil in mundo
habebat praeter unam cattam, quam blandiens crebro quasi coha-
bitatricem in suis gremiis refovebat. Und ebenfalls zu Beginn des
siebenten Jahrhunderts n. Chr. schreibt Isidor von Sevilla XII 2, 38,
dass das Volk, vuigus, den Mauser, mmio, catus (cattus?) nenne, a
captura, wie er komischerweise etymologisiert. Und in die gleiche
Periode fällt wahrscheinlich die Horazscholiensammlung, wo von
den blauäugigen Germanen gesagt wird, dass sie katzengraue
Augen {colore cattino) haben. In das Jahr 628 setzt man den
byzantinischen Schriftsteller Theophylaktos, der den Beinamen
2ifjioxdTTr]g führte, d. h. mit katzenartiger Stumpfnase. Drei- bis
vierhundert Jahre später, in die Zeit von Constantin Monomachus,
fällt wie gesagt, die Abfassung der zoologischen Excerpte des
Anonymus Matthaei, wo wir lesen: on ö cdlovqog ö Xsyopisvog
Tvaq^ fjfxTv Q(o^cä(STl xartog XsysTcci. Damals also war der latei-
nische Ausdruck cattus auch in Konstantinopel vollständig ein-
gebürgert.
Ins XII. Jahrhundert fällt des Theodorus Prodromus Kato-
myomachia, ein dramatisches Seitenstück der altklassischen Ba-
trachomachie : bei ihm, wie auch im schol. Paris. Aristoph. Plut.
693, heisst die Katze xata. Und eben wieder in Handschriften
der Batrachomachie finden wir im XIII. -XIV. Jahrhundert xarra,
in solchen des XV.-XVI. Jahrhunderts y(«r«, yaxag als übrigens
falsche Scholiasteüerklärung zu yaXrj Wiesel (s. Ludwichs Ausgabe
der Batrachom. S. 208 und 257). Gleichfalls ins XII. Jarhun-
dert gehört die Notiz im siebzehnten Teil der Chronik des Go-
defridus (f 1191) von dem ungarischen Volksstamm der Pet-
schenegen, dass sie noch zu. seiner Zeit das Blut wilder Tiere
trinken und rohes Fleisch von Pferden, Füchsen, Wölfen und Kat-
zen [cattorura) essen (Graf G. Kuun relat. Hungar. II, 113).
Nicht zu datieren vermag ich die catta der tironischen
Noten (109, 9 ed. Schmitz), den xccTtog der schol. Callim. in Cer.
111 {aiXovQov~\ tbv l^icotixStg Xsyofxsvov xccttov) und die der
62 0. KELLER
schol. Dorvill. Aristoph. Plut. 693. Absichtlich weggelassen
habe ich die Stelle Martials XIII 69, wo catla erwähnt wird:
denn diese catta wird zwischen lauter essbaren Vögeln genannt
und ist sicherlich ein pannonischer Vogel (s. Friedländer zu der
Stelle). Ebenso habe ich weggelassen die angeblich cattus ge-
nannte Belagerungsmaschine bei Vegetius de re mil. IV c. 15:
denn keine Handschrift liest so und ebensowenig der beste Her-
ausgeber, Carl Lang. An sich wäre es ja denkbar, dass eine an
die Mauer heranschleichende Belagerungsmaschine vom Soldaten-
witz Katze genannt worden wäre — auch Mäuslein, Musculus, ist
Name einer solchen Maschine (Veget. IV c. 16) — aber für Ve-
getius ist und bleibt das Wort doch nur Hypothese und somit als
Beweismittel nicht zu brauchen. Allerdings ist von den Bolognesen
des Mittelalters überliefert, dass sie Belagerungsmaschinen, wie
sie Vegetius schildert, besassen und wirklich cattos, Katzen, be-
nannten: Mamotrectus zu Ezechiel 35, welchen Ducange citiert,
gibt an: Vineas machinas bellicas, quibus itur ad murum suf-
fodiendum, quas Bononienses vocant cattos. W^er den Mut hat,
mit älteren Ausgaben jenes Wort bei Vegetius einzusetzen —
gegen die Handschriften, welche vielmehr causias, caucias, cau-
tias und dergl. bieten, — erhält für den Anfang des fünften
Jahrhunderts ein weiteres Zeugnis für cattus = Katze. Es wäre
eine gute Bestätigung unserer obigen Auseinandersetzung, notwen-
dig aber haben wie sie nicht.
Dagegen scheint mir eine antiquarische Notiz noch zu er-
wähnen, die das vierte Jahrhundert betreffen soll. In einem Van-
dalenfrauengrab der Völkerwanderungszeit in Ungarn, zwischen
350 und 400 n. Chr., hat man auf der Brust des menschlichen
Skeletts das einer Katze gefunden (Lipp, Gräberfelder von Keszt-
hely, S. 23), ein Beweis, wie zärtlich schon die Vandalinnen,
falls wir die dort Begrabenen mit Eecht so benennen, ihre Kat-
zen liebten.
Zu den literarischen Notizen, die wir für die Geschichte der
Katze bei den klassischen Völkern brauchen können, kommen nun
auch noch eine Reihe Daten aus der Kunstarchäologie. Die mei-
sten Katzen, von denen in archäologischen Büchern zu lesen steht,
erweisen sich als Phantasiegebilde : ausser an der mykenischen
Dolchklinge, wo keine Hauskatzen, sondern nordafrikanische Gin-
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUxM 53
sterkatzen (^) dargestellt sind, gilt dies von den angeblich ältesten
Katzenbildern auf den etrurischen Wandgemälden des VII. und VI.
Jahrhunderts v. Chr. von Tarquinii (Corneto), Clusium (Chiusi) und
Caere (Cervetri) und ebenso von dem durch Furtwängler publizierten
Thonobjekt der Sammlung Sabouroff I Tf. 65, wo dieser Ge-
lehrte und nach ihm Andere fälschlicherweise Katzen und Mäuse
sehen. Bei näherer Untersuchung sind es sämtlich Haus wiesei,
und die Maus, welche in dem Vejenter Grabgemälde von der
« Katze " im Maul gehalten werden soll, ist bloss ein weisser
Fleck (^). Vermutlich das früheste archäologische Stück, das Be-
kanntschaft der europäischen Griechen mit unserer Hauskatze be-
weist, ist im Heraeum von Argos ausgegraben worden, eine Katze
aus ägyptischem Porzellan, zugleich mit porzellanenem Aeffchen,
vielleicht die Weihegabe eines Argivers nach glücklicher Rück-
kehr von einer Reise an den Nil. (^).
Fast in die gleiche Zeit dürften dann gewisse Münzen von
Tarent und Regium fallen, sämtlich aus dem Ende des fünften
Jahrhunderts v. Chr., wo nach den einen eine Katze, nach ande-
ren ein junger Panther dargestellt ist. Die Münzen sind sehr schön
geprägt und zeigen das als Jüngling personifizierte Volk, Demos,
sitzend und mit einem Kätzlein spielend. Da fünf Typen und Va-
riationen vorliegen, von denen wir hier vier geben, kann man sich
(') Eine ganz ebenso deutliche Ginsterkatze sieht man auf einem bei
Riehm, bibl. Handwörterbuch I 312 wiedergegebenen ägyptischen Wandbild
auf Papyrusstengeln aufwärts schleichen, um junge Vogelbrut und Eier zu
erbeuten. G. Schmid will auch auf dem « goldenen Ornament » des dritten
mykenischen Grabes (Schliemann Myk. S. 208 fig. 266) zwei einander gegen-
überstehende Ginsterkatzen erkennen (myken. Tiere S. 208, Petersb. Akad.
Abh. 1903), während Schliemann allerdings ganz falsch von Löwen spricht.
Mir scheinen es zwei ungeschickt gemachte Panther zu sein.
(2) Nach gütiger Mitteilung von Dr. Jacobsen in Kopenhagen. Er
schreibt mir, von einer Maus sei keine Rede, von der vorgeblichen Katze
aber sei kaum etwas anderes zu sehen als die vielen und starken Bart-
haare: allein gerade diese stimmen völlig ^überein mit den zu Tarquinii
und Clusium erhaltenen ganz sonnenklaren Darstellungen von etrurischen
Hauswieseln.
(3) Die katzenähnliche Figur, welche auf dem attischen Grabrelief beis
Conze n. CCIV oben auf einer Stele liegt, ist ohne Zweifel als monumentale
Krönung einer Grabstele aufzufassen, wahrscheinlich, nach Ch. Hülsen, eine
Sphinx (Kopf und vorderster Teil der Vorderfüsse zerstört).
84 O. KELLER
leicht überzeugen, dass es sich, wie u. a. auch Lenormant annimmt,
wirklich um Katzen handelt (^). Das eine Mal hält Demos der Katze
einen unklaren Gegenstand {^) zum Spielen hin, das andere Mal
neckt er sie mit einem kleinen Vogel, dann spielt sie unter dem Stuhle
des Jünglings mit einem Ball oder schleicht hinter dem Stuhle
heran: kurz, das Tier benimmt sich ganz wie eine zahme Hauskatze,
hat auch die Grösse und Gestalt einer solchen. Der auffallend
schlanken und zierlichen nubischen Falbkatze, auf welche wir so-
gleich zu sprechen kommen, gleicht das Tier der fünf Münzen auf
und nieder. An einen jungen Panther ist aus dem Grunde weniger zu
denken, weil derselbe, dem doch immer nicht ganz zu trauen wäre,
Fisc. 2.
nicht angebunden ist. Auch hätte das Tier in diesem Fall eine
plumpere Gestalt und vielleicht auch eine Andeutung des gefleckten
Pelzes (^). Offenbar ist damals der Versuch gemacht worden, die
ägyptische Hauskatze im hellenischen ünteritalien einzubürgern.
Vielleicht geschah es durch Vermittlung kyrenäischer Handels-
leute (^). Auf den Münzen wies man das neue Tier dem Genius
(^) Die Besorgung der Münzabdrücke verdanken wir der oft bewährten
Güte Freund Imhoofs. Eine der fünf Münzen wurde weggelassen, weil die
Katze darauf nur undeutlich erhalten ist.
(*) Eine Spindel, wie die Numismatiker erklären, wird es aus mehrfa-
chen inneren Gründen schwerlich sein. Vielleicht ist es ein Stengelbrot, ähn-
lich dem Posener Wecken bei M. Höfler, Gebildbrote, Archiv für Anthropo-
logie 1907 S. 103 fig. 2.
C) Andeutung der Flecken des Panther- oder Damhirschfells auf
Münzen und Gemmen kommt öfters vor. Was den Panther betrifft, so vgl.
Imhoof- Keller, Tier - und Pflanzenbilder auf Münzen und Gemmen Tf. I 21.
XIV 31. XV 6. 8. 11.
(*) Ist doch auch die berühmte Arkesilasvase in Italien gefunden
worden.
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 55
des Volkes, Demos, zu; es gab keine olympische Gottheit, die es
als Attribut hätte beanspruchen können. Daher spielt der Demos
mit dem neuen niedlichen Spielzeug. Die Auffassung des Tieres
als Katze wird vollauf bestätigt durch die beiden von Engel-
mann, Jahrbuch des Instituts 1899, S. 136 und 137 publizierten
Vasen aus Kuvo (Sammlung Jatta nr. 1016. 1555). Sie stam-
men gleichfalls aus der Wende des 5/4. Jahrhunderts v. Chr.,
Fig. 3.
sind, wie mir Kollege Klein versichert, ohne Zweifel in Apulien
selber angefertigt, vielleicht zu Tarent, und zeigen uns vornehme
Damen, die mit absolut deutlich gemachten Katzen spielen. Man
hat in diesen — man könnte sagen Boudoirscenen — den glän-
zendsten Beweis dafür, dass um jene Zeit — circa 400 v. Chr. —
wirklich zahme Katzen in Apulien existiert haben. Beidemal läuft
ein Kätzchen auf dem rechten Arm einer Dame und ist offenbar
ganz zutraulich. Das auf nr. 1016 ist gestreift und hat einen etwas
wolligen Schwanz, welch letzteres Merkmal auch auf die Katze
nr. 1555 zutrifft.
Am allerdeutlichsten ist aber der Katzencharakter zum Aus-
druck gebracht auf einer dritten apulischen Vase im britischen
Museum N F 126 aus der Sammlung Blacas (aus der Basilicata;
56 O. KELLER
abgebildet Elite ceramogr. IV Tf. 82) : das Tierchen ist ganz nach
Katzenart einem jungen Manne von hinten her an die Schultei
heraufgestiegen und scheint die Pfote nach einem Vögelchen aus-
zustrecken, das er in seiner linken Hand hält.
Hiezu treten noch zwei weitere Vasen des britischen Mu-
seums, eine Pelike aus Apulien, « apulischen Stils » F 308 : eine
Gans und ihr entgegenjfennend eine Katze, unterhalb einer Toi-
lettenscene. Dann eine Lekane « campanischen Stils » aus Avella
F 207 aus der Sammlung Blacas : eine sitzende weibliche Gestalt
(Aphrodite?) hält an den Schwingen eine Taube, gegen welche
Fig. 4.
eine Katze emporspringt, Walters, Catalogue of the Greek and
Mruscan Vases in the British Museum IV p. 104 und 154.
Diese zwei Vasenbilder werden hier nach Photographieen, die wir
der freundlichen Vermittelung der Herren Ashby uad Walters
yerdanken, zum ersten Male publiziert. Das erste Bild (fig. 4) ist
leider sehr stümperhaft ausgefallen, so dass die Gans vom Katalog
als weisse Ente aufgefasst wird, die Katze abar einem Karakal
oder kleinen Leopard ähnelt. Das zweite Bild dagegen (fig. 5) ist
glücklicherweise um so besser gerathen.
Den Grund, warum die durch so stattliche archäologische Ar-
gumente ungefähr für den Ausgang des fünften Jahrhunderts v. Chr.
erwiesene Akklimatisierung der ägyptischen Hauskatze in Apulien
wieder verloren ging, wissen wir nicht ; doch lässt sich vermuten,
dass dies mit den schweren Kriegszeiten und der Vernichtung der
blühenden hellenischen Kultur ünteritaliens durch die Römer zu-
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM
57
sammenhing. Auch der Versuch des Agesilaos im Anfang des vierten
Jahrhunderts, also fast um die gleiche Zeit, Kamele in Elis einzu-
führen, ist offenbar nicht vom Glück begünstigt gewesen, und es
hat sich nur eine einzige Nachricht davon in Xenophons helleni-
scher Geschichte, erhalten.
Aelteren Datums ist eine rhodische Vase, aus der ersten
Hälfte des fünften Jahrhunderts v. Chr., welche attisches Gepräge
Fig. 5.
zeigt. Sie stellt eine Musikschule dar. Hier steht auf einem
Stuhle ein Tier, das nichts anderes sein kann als eine Katze. Sie
hat auffallende Aehnlichkeit mit der Katze von der Porta Pia,
ist auch so dichthaarig und dreht den Kopf zu einem Mädchen
herum, das ihr ein Stück Brot oder dergleichen zum Fressen reicht
(s. Annali deir Istituto 1878 tav. d'agg. P.; danach Daremberg und
Saglio Dictionnaire III p. 470 fig. 2602). Diese Vase, jetzt im
brit. Museum, ist zu Kameiros gefunden, wie auch eine zweite
Musikschulvase, ebenfalls abgebildet Annali 1878 tav. d'agg. 0.
(danach Daremberg und Saglio a. a. 0. fig. 2601).
58 O. KELLER
Auf die Vermutung, dass die Motive dieser zwei gleichartigen,
jedenfalls in der gleichen Fabrik entstandenen Vasen, eineni afrika-
nischen Klima, vielleicht zu Kyrene, entstammen, bringt mich der
Umstand, dass auf der zweiten Vase statt der Katze ein ganz
deutlicher Panther gezeichnet ist, der sich von der Katze der an-
deren Vase in Grösse und Gestalt scharf unterscheidet und an
einem Stricke festgehalten wird. Dieser Panther auf der einen rho-
dischen Musikschulvase wird von gewissen Interpreten als Haus-
katze gedeutet, was aber ganz unzulässig ist: Strick, Grösse,
punktiertes Fell, Gestalt, alles spricht für einen allerdings nicht
ausgewachsenen Panther.
Gerade so verhält es sich mit einer dritten Vase, auf der man
gleichfalls eine Katze hat finden wollen. Sie ist aus der Sammlung
Panckoucke, abgebildet von Dubois, Catalogue des vases grecques
de la Coilection Panckoucke n. 45, vgl. Text p. 14 n. 134 (danach
Daremberg und Saglio I p. 689, fig. 822). Der französische Alter-
tumsforscher schreibt ganz richtig darunter Panthere apprivoisee.
Auch dieses Tier ist zu gross für eine Katze, hat punktiertes Fell
und entspricht überhaupt eben einem nichtausgewachsenen Panther,
nicht aber unserer Hauskatze.
Da sich solch ein gezähmter Panther (beziehungsweise Ge-
pard) auch auf der gleichfalls dem fünften Jahrhundert angehö-
rigen Arkesilasvase befindet (^) — unter dem Stuhle des Königs
sitzend — wird man wohl an Kyrene als Erfindungsort des Motivs
denken dürfen. Man erinnere sich auch an die entschieden nordafrika-
nischen Scenen, z. B. mit Ginsterkatzen, auf mykenischen Kunstge-
genständen. Eben der Ginsterkatzendolch oder, wenn man lieber will,
sein Original, ist doch gewiss nicht in Europa verfertigt worden.
In Kyrene und im Nildelta sind gezähmte Panther, bezie-
hungsweise Geparde oder Servale, sicherlich nichts Ungewöhnliches
gewesen, wohl aber in Athen, wo auch Theophrast in den Cha-
rakteren sie ohne Zweifel erwähnt hätte, wenn sie, wie die Affen,
häufiger oder überhaupt vorgekommen wären.
Wenn nun auch jener Akklimatisationsversuch in Apulieji
offenbar sehr bald wieder verschollen ist, so dürfte doch da und
dort in Grossgriechenland eine Hauskatze sich gerettet und fort-
gepflanzt haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Cicero, Seneca,
(«) Sittl erklärt das Tier für eine Katze !
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM
59
Plinius und den Einwohnern Pompejis die ägyptische Katze nicht
ganz unbekannt gewesen, und man hatte also Gelegenheit, sie in
Italien zu sehen. Aber nach den sehr spärlichen Andeutungen zu
schliessen, muss sie selten gewesen sein. Vermutlich wurde sie
gleich anderen seltenen Tieren, wie z. B. der indische sprechende
Papagei (vgl. Persius, Anfang der 1. Satire) in dem Palaste des
einen oder anderen reichen Römers als Haustier gehalten. Wir
hätten somit an und für sich keinen Anlass, übermässig zu erstau-
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Fig. 6.
nen, wenn wir auf einem Mosaikbilde aus Pompeji {Mus. Borbon.
XIV, 14) eine Katze erblicken, die im Begriff steht, ein Huhn nie-
derzuschlagen. Weit mehr werden wir zunächst darüber uns wun-
dern, dass diese in Pompeji übrigens seltene Katze gar nicht sonder-
lich mit der nubischen Falbkatze, der Felis maniculata stimmt.
Die reguläre heilige Katze der Aegypter war, wie die anato-
mische Untersuchung an hunderten von Mumien erwiesen hat, die
Felis maniculata oder nubische Falbkatze, ein in seiner eigent-
lichen Heimat einfarbiges, dem Wüstensand ähnlich sehendes Tier,
an Gestalt und Instinkten unserer gewöhnlichen europäischen Katze
völlig gleichend (^).
(') Die Photographie wurde auf Kosten des k. k. oesterr. archaeol. In-
stituts angefertigt nach dem Exemplar des böhmischen Landesmuseums mit
Erlaubnis des Vorstandes Hofrats Fric.
60 O. KELLER
Mit dieser gewöhnlichen niibisch-ägyptischen Falbkatze, von
der im Ganzen und Grossen unsere heutige europäische Hauskatze
abstammt, will die interessante pompejanische Mosaikkatze nicht
besonders harmonieren: Färbung, Streifen, längere Haare am
Schwanz und hohe Beine erinnern vielmehr an Felis chaus, den
Sumpfluchs, Kirmyschak, der in Aegypten, allerdings viel seltener
als die Katze, einbalsamiert worden ist, und dessen Zähmung man
versucht zu haben scheint.
Zu Benihassan in Mittelägypten hat man neben der sogenann-
ten Artemisgrotte ausser den gewöhnlichen Katzenmumien auch
Fig. 7.
Sumpfluchsmumien, -gefunden. Blainville, osteographie Tf. 19 und
C. Keller, Abstammung der ältesten Haustiere S. 83, bezeichnen
die Mumien als Felis chaus; Gervais, histoire des mammiferes
(1885) S. 89 und Lortet-Gaillard, La Faune momifiee de Van-
cienne Egypte (1903) S. 21 ff., als Felis caligata\ Nehring, Ver-
handlungen der Berliner anthropol. Gesellschaft 1889 S. 558,
spricht von Felis serval und Felis chaus. W. Bateson handelte
in der Cambridge philosophical Society über einige Schädel
mumifizierter ägyptischer Katzen und stellte fest, dass wenigstens
zwei Arten zu unterscheiden seien, deren eine (unsere F. chaus)
auch die Wildkatze an Grösse übertreffe, Academy 1890 Nr. 933
S. 209. Zwischen dem Sumpfluchs {F. chaus) und dem Stiefelluchs
(F. caligata) besteht nach Brehm kein wesentlicher Unterschied.
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM
61
Ein Londoner Grabgemälde von Theben in Oberägypten, aus
dem Neuen Reiche stammend, zeigt eine Jagd auf Sumpfvögel,
wobei der Sportsman von einem sumpfluchsartigen Tier begleitet
wird, das die mit einem Wurfholz nach Art des Bumerang ge-
Fig. 8.
troffenen Vögel aus dem Röhricht ins Boot zu apportieren scheint
(so gedeutet von Erman, Aegypten I, 323).
Dieses Tier, das hier die Funktion eines Jagdhundes versieht,
steht sozusagen in der Mitte zwischen dem echten, reinen Sumpf-
luchs mit seinen auffallenden Ohrpinseln und einer gewöhnlichen
nubischen Falbkatze. Es unterscheidet sich von der letzteren durch
das dunkelgefleckte Fell, den etwas langhaarigen Schwanz, die
62 O. KELLER
gedrungenere und grössere Gestalt, die stärkeren Gliedmassen,
von Felis chaus aber durch das Felden der spezifischen Luchsoh-
ren. Und dies ist sehr in die Wagschale zu legen, bei der ausge-
prägten Realistik der ägyptischen Kunst, namentlich des Neuen
Reiches. Auch Wilkinson-Birch, manners and customs III 293
sagen, Felis chaus komme nicht vor auf ägyptischen Denkmälern.
Noch deutlicher als bei diesem ersten Sumpfjagdbilde hat
das Tier den Katzencharakter auf einem zweiten gleichartigen
Bilde aus Theben, das man bei Wilkinson-Birch II p. 107 nach-
sehen möge. Der Jäger ist der Ammonpriester Mutsa. Davon,
dass die Katze hier bei der Jagd helfen würde, bemerkt man
nichts.
Eine weitere deutliche Katze mit langaufgerichteten spitzen
Ohren und glattem langen Schwänze sitzt in einer vogelreichen
Sumpflandschaft und stellt selbständig, ohne dass ein Mensch
dabei wäre, der jungen Brut in den Nestern nach. Auf der an-
deren Seite des Bildes macht es eine Ginsterkatze ebenso, nur
dass diese laufend dargestellt ist, während jene zu lauern scheint.
Abgebildet, leider nicht besonders gut, bei Riehm, biblisches
Handwörterbuch I, 312.
Mehr Sumpfluchs als Katze scheint in dem satirischen Pa-
pyrus des britischen Museums (Lepsius, Auswahl Tf. XXIII) vor-
zuliegen. Auch hier fehlen allerdings deutliche Ohrpinsel, aber die
Ohren sind auffallend gross und spitzig emporstehend, und das
Tier ist sehr gross, dick und stark, hat die Streifen des Sumpf-
luchses und treibt die Liebliugsbeute desselben, Gänse, vor sich
her; auch die Ko|)fform stimmt mit dem Sumpfluchse. Auf der
einen Hand ist eine Gans, wie dies bei dem ägyptischen Was-
servogeljäger üblich ist; vielleicht ein Lockvogel: auch der Stek-
ken, den der Sumpfkater in der Linken schwingt, hat einige Aehn-
lichkeit mit dem Bumerang der obigen Wandbilder.
Die Identität des ägyptischen Wasserjagdgehilfen und der
pompejanischen Mosaikkatze ergibt sich auf den ersten Blick. Auch
ihr fehlen zum Sumpfluchs die charakteristischen Haarpinsel an
den Ohren, zu Felis maniculata aber fehlt es ihr an der auch bei
den tarentinischen Münzen so auffallenden Schlankheit und Zier-
lichkeit, und so kommen wir notgedrungen auf den Schluss, dass
sowohl in Aegypten als in Pompeji ein Paarungsprodukt beider
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM
63
Rassen dargestellt ist (^); und in der Tat hat man in Aegypten, Sy-
rien und Indien die Vermischung unserer Hauskatze und des Sumpf-
luchses oft genug beobachtet. Das Blut des Sumpfluchses zeigt
sich ferner deutlich auch in der Beschreibung, die Timotheus —
unter Anastasius I ums Jahr 500 {excerpt. Äristoph. II § 302
Lambros) — von der griechischen Katze gibt; die Worte passen
zum pompejanischen Mosaik und zum Aeusseren des Sumpfluchses
Fig. 9.
viel besser als zur Felis maniculata Rüppells, die doch unleugbar
unserer heutigen Katze den eigentlichen Stempel aufgeprägt hat.
Er sagt, dass die ailovQog, die Hauskatze, ein mäusetötendes Tier,
im Ganzen einem Panther (TtccQdaXig) gleiche, namentlich im
schwarzgefleckten Schweife, aber aucli sonst in ihrem Fell, nur
dass die Katze mit dunklen Streifen {xvaioTg qaßSoig) gezeichnet
sei, der Panther aber mit schwarzen sternartigen Ringen. Das
stimmt weniger mit der meistens einfarbig blassgelben Felis ma-
niculata^ um so besser aber mit einem Abkömmling von dieser
und dem gestreiften Sumpfluchse überein. Wir harmonieren somit
vollständig mit dem um die Geschichte unserer Haustiere sehr
(*) Damit stimmt die Notiz des Anonymus Matthaei c. 36 über «t'Äowpo?-
xdtros: Xiyerm (bg ix fxl^ecag nagdov yevoixo xarä rrjy Aißi5t]v.
64
O. KELLER
verdienten Zoologen C. Keller, wenn er z. T. auf ganz anderem
Wege als wir a. a. 0. S. 84 zu dem Resultate kommt, dass « der
wesentliche Bestand der jetzt weitverbreiteten Hauskatzen afri-
kanischen Ursprungs und dort aus Felis maniculata, zum Teil auch
aus Felis chaus gewonnen sei » .
Ich kann übrigens hinsichtlich der pompejanischen Mosaik-
katze die Vermutung nicht unterdrücken, dass das Kunstwerk viel-
leicht aus Nordafrika, etwa Alexandrien stammt. Eine gleiche
Vermutung ist ja, auch schon über das Alexanderschlachtmosaik
aufgestellt worden. Für unsere Untersuchung kommt indessen nicht
viel darauf an, weil ja auch die Wandbilder, die ganz gewiss an
Ort und Stelle fabriziert wurden, allerlei afrikanische Tiere zeigen,
die niemals in Pompeji lebendig gehalten wurden, wie Elefant, Eie-
senschlange u. s. w. Für die reale Existenz von Katzen in Pompeji
ist jene Mosaikkatze gewiss kein Beweis: ebenso wenig das auf
dem Mosaikbilde n. 9992, wo drei Papageien auf dem Rande einer
Schale sitzen, abgebildete Tier, vielleicht ein Sumpfluchs (repro-
duziert Fig. 10 nach Photographie Brogi), vgl. die Abbildung des
Sumpfluchses Felis chaus, bri Brehm- I 485. Der Schwanz sollte
dann freilich ein wenig kürzer sein und längere Haare Laben.
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 65
Ebenso wenig können wir brauchen das von Mazois II Tf. 55
gegebene, von Engelmann im Jahrbuch d. deutsch, arch. Inst.
1899 S. 141 wiederholte Bild aus Pompeji von einer unverhält-
nismässig grossen trächtigen Katze, die sich mit zwei Hunden um
einen Frass (Cotelettes und Backwerk) streitet. Die Abbildung des
heute verschollenen Bildes bei Mazois ist nicht besonders ver-
trauenerweckend, auch sagt er selber, dass die Katze ziemlich
wenig natürlich sei. Vielleicht ist es die ungeschickte Wiederho-
lung eines in Nordafrika (Karthago, Kyrene, Alexandrien ?) erfun-
Fig. 11.
denen und ursprünglich besser ausgeführten Originals. Immerhin
stimmt diese grosse Mazois'sche Katze ziemlich überein mit einer
zweiten Darstellung in Relief aus der Kaiserzeit, abgebildet bei
Foggini Mus. Capitol. IV Tf. 45 (hier nach einer von Herrn Ashby
freundlichst mitgeteilten Photographie). Hier steht eine plumpe
Katze auf den Hinterfüssen aufrecht und scheint zum Tanzen dres-
siert zu werden, üeber ihr hängen zwei Vögel an einem Aste herab,
vermutlich zum Lohn für hübsch artiges Tanzen, vor ihr sitzt eine
Frau, welche Zither spielt. Auch diese Katze ist zu dick ausgefallen
und erweckt grossen Zweifel, ob sie nach dem Leben modelliert
wurde. Wenn der lange Schwanz nicht wäre, würde jedermann an
einen jungen Bären denken. Also von der Folgerung, dass wegen
dieser paar meist misslungenen oder dubiösen Katzenbilder auf
6ß 0. KELLER
irgend eine nennenswerte Verbreitung der Katze in Italien in den
ersten Jahrhunderten n. Chr. geschlossen werden dürfte, kann un-
möglich die Rede sein.
Fassen wir nun die Hauptresultate zusammen, die für uns
bezüglich der Geschichte der Katze feststehen, so haben wir er-
stens die Zähmung der nubischen Falbkatze in prähistorischer Zeit
durch die Aethiopier. Dieses Stammtier unserer Katze ist keines-
wegs wunderbar schwer zu zähmen, wie Hehn meint, sondern im
Gegenteil sehr leicht. Hehn ist vollständig im Irrtum, wenn er
meint: nur der unsäglichen Geduld und liebevollen Pflege vieler
Generationen konnte so etwas gelingen, und unter den Völkern, die
wir kennen, haben nur die Aegypter das Zeug zu einer derartigen
Kulturleistung besessen. Nicht auch die Chinesen? möchte man ein-
werfen. « Religiöser Aberglaube » , sagt Hehn, « hat hier das Un-
glaubliche geleistet und auch einmal der Kultur gedient statt sie
aufzuhalten » . Ebenso verkehrt ist es, wenn Hehn es für ein besonde-
res Glück erklärt, dass die Weiterverbreitung der ägyptischen Katze
noch zur Zeit des römischen Reiches und vor dem Einbruch des
islamitischen Sturmes stattfand ; « sonst hätte mit der Vernichtung
des gesamten alten Aegyptens und der Vertilgung seiner religiösen
Vorstellungen und Sitten auch die dieses Haustieres erfolgen und
vielleicht nicht wieder gutgemacht werden können « . Wie kann
man so etwas denken, da doch der Stifter des Islam selber eine
ausgesprochene Vorliebe für die Katzen hatte, und es überliefert
ist, dass er selbst oder einer seiner Jünger stets in seinem Aer-
mel eine Katze herumtrug, ähnlich wie es der gleichzeitige Gregor
nach der oben erwähnten Erzählung des Diakons Johannes machte?
Noch vor kurzem wurde die grosse Mekkakarawane von einem
alte Weibe, der Katzenmutter, wie man sie nannte, mit mehre-
ren Katzen begleitet. Auch wurde in Kairo eine Summe Geldes
gestiftet, um hungernde Katzen zu füttern. Sogar im Paradies des
Islam fehlt Muhameds Katze nicht.
Zweitens : erst um das Jahr 2000' v. Chr. taucht in Aegypten
die heilige Katze auf. Sie wurde aus Aethiopien eingeführt.
Auch die Göttin Bast, welcher sie geweiht war, hatte bis dahin
keine Katze zum Attribut, sondern eine Löwin. Die Schwierig-
keit, heilige Löwinnen zu halten, wird wohl die Ursache ge-
wesen sein, warum an ihre Stelle die einfarbige fahlgelbe nu-
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 67
bische Katze trat, die reciit wohl als eine Art Miniaturlöwin
gelten konnte.
Wir fügen hier die Photographie einer bronzenen ägyptischen
Votivkatze ein, welche Exz. Graf Lanckoronski die Güte hatte
Fi CT. 12.
nach einem Exemplar seiner Sammlung für die Zwecke dieser Ab-
handlung anfertigen zu lassen.
Drittens: bei den europäischen Griechen finden wir ein spo-
radisches Bekanntwerden der ägyptischen Katze mit Sicherheit
erst im fünften Jahrhundert v. Chr.
Viertens : Vorübergehender Akklimatisationsversuch in Gross-
griechenland (Tarent, Regium, Rubi etc.) um das Jahr 400 v. Chr.
68 O. KELLER
Fünftens: Bekanntschaft der Römer mit der heiligen ägyp-
tischen Katze etwa vom Jahre 100 v. Chr. an.
Sechstens : Hauskatzen sporadisch in Italien (Seneca, Plinius)
im ersten Jahrhundert n. Chr.
Siebentens: Allmähliche Verdrängung des Hauswiesels
durch die Katze im Zweiten bis fünften Jahrhundert n. Chr.
Dieser Prozess war ganz naturgemäss: weder Wiesel noch Schlangen
— beide wurden früher zum Kampf gegen die Mäuse als Haus-
tiere gehalten — sind jemals so intime Hausgenossen geworden.
Ausserdem gehört die Katze zu den reinlichsten Tieren, so dass
sie schon geradezu als Symbol der Eeinlichkeit aufgestellt worden
ist. Das Wiesel aber zählt zu den übelriechendsten Tieren. Und
wenn nun auch öfters darüber geklagt wird, dass die Katze dem
zahmen Federvieh nachstelle, und Epigrammatisten, Fabeldichter
und Künstler ihre derartigen Schandtaten uns vorführen, mittel-
lateinisch sogar pilax oder pelax, d. i. stehlerisch, räuberisch,
für Katze gesagt wird, so ist sie auch in diesem Punkte keines-
wegs schlimmer als das Wiesel; vielmehr kann man, wie jeder
Vogelhändler weiss, der Katze das Zerreissen von Vögeln aller
Art sehr einfach abgewöhnen, während dem Wiesel in diesem
Stücke nie ganz zu trauen ist.
Aus diesen Gründen ist die Katze bei den klassischen Völ-
kern im Verlauf der Zeit an die Stelle des Wiesels und der da
und dort üblichen Hausschlange getreten, um dem Menschen gegen
die in rasendem Tempo sich vermehrenden Hausnagetiere zu helfen :
und zwar handelt es sich, wie Hehn meint, zur Zeit der Völker-
wanderung nicht blass um die gemeinen Haus- und Feldmäuse,
sondern auch um die bisher in Europa unbekannten Ratten, ge-
nauer die Hausratten, die nach Hehns Ansicht jetzt in Millionen
aus Vorderasien und Südrussland ins eigentliche Europa einbrachen.
Allein es fehlt in dieser Hinsicht an jeder geschichtlichen Beglau-
bigung. Das klassische Altertum weiss nichts von Ratten. Nur ganz
gelegentlich erfahren wir durch Aelian, dass sie zur Zeit Alexanders
des Grossen am kaspischen Meere hausten. Erst im zwölften
Jahrhundert lässt sich die Hausratte ganz sicher datieren und
zwar unter dem Namen pontische Maus, wie sie seitdem conse-
quent bei Mittelgriechen, Neugriechen, Westtürken, Venezianern,
Friaulesen u. a. heisst. Vorher erscheint der Name Ratte in althoch-
ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM 69
deutschen und altenglischen Glossen: ob aber damit wirklich unsere
Ratte gemeint ist, muss man bezweifeln, da das Wort « Ratze "
auch für andere Tiere gebraucht wird. Sogar Brehm schreibt Ratze
im Sinne von Iltis, und im Schwäbischen sagt man « schlafen wie
eine Ratze » , womit der Siebenschläfer gemeint ist. Einen Beweis
für die ganz allmähliche Ausbreitung der Ratzen (= Ratten) in
Deutschland finde ich in Oheims Chronik (S. 17, 17) wo es heisst,
dass es auf der Ow keine Ratzen gebe. Gewiss ist längst die
Reichenau nicht mehr rattenfrei. Kurz, die Existenz der Ratten
in Europa vor Albertus Magnus und Theodorus Prodromus (XII.
Jahrhundert) bleibt vorläufig absolut unsicher.
Aber auch die Geschichte selbst spricht keineswegs dafür,
dass die Einfuhrung der Hauskatze in Europa durch die Völker-
wanderung direkt veranlasst worden sei. Denn ihr Zug geht doch
nicht über Aegypten^ und wo soll der Anstoss zur Verbreitung
eines ägyptischen Tieres durch die Völkerwanderung ein Analogon
haben? ('). Und wo hören wir, dass die Ratten durch die Wan-
derung eines Volkes verbreitet worden wären ? Ueber die Hausratte
fehlen allerdings bestimmte Nachrichten, aber über die Wander-
ratte sind wir recht gut unterrichtet durch den vortrefflichen rus-
sischen Beobachter Pallas. Wir wissen von ihm, dass sie im
Herbst 1727 nach einem Erdbeben in grossen Massen aus den
kaspischen Ländern und von der kumanischen Steppe aus in Europa
eingerückt sei. Kurz, es ist durchaus unerweislich, dass die Katze
zur Zeit der Völkerwanderung zugleich mit den Ratten in Europa
sich ausbreitete, und Hehns Hypothese ist um so unwahrschein-
licher, als das Wiesel an sich ein weit besserer Rattenvertilger
ist, und die wenigsten Katzen sich auf Rattenvertilgung einlassen.
Ich glaube lieber an eine allmähliche Verdrängung des Hauswie-
sels durch die Katze im dritten bis fünften Jahrhundert, ohne alle
Rücksicht auf Völkerwanderung und Ratten.
(1) Die von gewissen Aegyptologen nach Altägypten verlegten « Rat-
ten » {rats) sind « Mäuse », wie ich im Vorbeigehen bemerken will; erst seit
der Ptülemäerzeit lässt sich die von unseren Ratten wesentlich verschiedene
alexandrinische Ratte, 3/us alexandrinus, nachweisen, nicht etwa einbal-
samiert, sondern halbverdaut im Magen heiliger Raubvögel, die ohne
ausgenommen zu sein bestattet wurden, e. Lortet-Gaillard a. a. 0. 38, 39.
70 0. KELLER, ZUR GESCHICHTE DER KATZE IM ALTERTUM
Die achte Station in der Geschichte der Katze wird gebildet
durch das Auftauchen des Wortes catlus, catta in der lateinischen,
Literatur vielleicht erst gegen 350 n. Chr. ; gleichzeitig wohl allge-
meinere Einführung der Hauskatze im römischen Westreich. Wahr-
scheinlich verhält sich die Sache so, dass der Name cattus und zu-
gleich die in Westafrika verbreitete ägyptische Hauskatze nach
Spanien kamen und von dort nach Gallien und Italien gebracht wur-
den. Lortet-Gaillard a. a. 0. 24 sagen : « Brehm swppose que le chat
egyptien a du 'penetrer dans nos pays par V Arahie, la Syrie et
VAsie Mineure. On doit admettre plutöt quü nous est arrive
par V Espagne, puisque tous les voyageurs ont remarque dans la
peninsule un chat domestique de taille relaiivement grande, haut
sur pattes, ä longue queue, plus voisin par cons^quent de Felis
maniculata que ne l'est notre chat domestique commun. Le chat
actuet du sud de r Espagne serait donc un descendant direct de
Felis maniculata; ü representerait la faune af ricaine presqu au
meme titre que les singes de Gibraltar » .
Neuntens. Auftauchen des Wortes xairog in der griechischen
Literatur gegen 600 n. Chr. Die Katze erscheint als oft sehr zutrau-
liches Haustier bei Christen und Muhammedanern (Sjmeon, Gregoi
d. G., Muhamed). Das Tier scheint durch die Zutraulichkeit und Zärt-
lichkeit, mit welcher es die Liebkosungen seiner Herren und Her-
rinnen vergalt, immer mehr Freunde gewonnen zu haben, selbst
in den allerhöchsten Kreisen. Die Gemahlin von Konstantin Mo-
nomachos zog ihre Leibkatze sogar zur kaiserlichen Tafel und Hess
sie aus goldenen Tellern fressen. Ja, man erhob die Katze sogar
zum Lieblingstier djßr heiligen Jungfrau, die ausser etwa bei
der Flucht nach Aegypten die Bekanntschaft der Katze schwerlich
gemacht hat.
Prag. Otto Keller.
INSCHRIFT VON POZZÜOLI
Die Inschrift, deren Text umstehend (S. 73) in Majuskeln
wiedergegeben ist, steht auf fünfzehn Fragmenten (einige un-
beschriebene Stücke der Cornice nicht mitgerechnet) einer grossen
unlängst in Pozzuoli gefundenen Marmorplatte. Die Schrift ist
sorgfältig, ja für die Zeit, in welche wir die Entstehung der In-
schrift setzen müssen, schön zu nennen. Mit Hülfe einer gu-
ten Photographie habe ich die Lesung überall sicher feststellen
können.
Ich transcribiere zunächst den Text in Minuskeln unter Bei-
fügung der sicheren Ergänzungen:
T{ito) Caesio 7{üi) f{üio), T(iti) n(epoti), L{uci) abn{epoti),
Pal{atina) \ Änthiano v{iro) e(gregio) \
proc{uratori vigesimae) hered{itatium) tract{us) Etrur{iae) Um-
briae Picen{i) par({is) Camp{aniae); \
proc(uraiori) famil{iae) glad{iatonae) per Aem{iliam) Trans-
p{adanam) du ias \ (5) Delmatiam ;
proc[uraton) alim{entorum) p{er ;
trib{uno) leg{ionis secundae) Parth{icae) p{iae) f{eUcis) f{ortis)
a(eternae) ;
trib{uno) leg{ionis) |
praef{ecto) coh{ortis secundae) Aug(ustae) Thrac{um) equi-
[tatae ;
patrono et cur{aton) Abellinati[um\
Puteolani pub[lice | (10) civi i\n']digenae.
72 CH. HUELSEN
Der von seiner Vaterstadt durch ein Denkmal geehrte T. Cae-
sius Anthianus ist bisher unbekannt, wenn auch die gens Caesia
in Puteoli und ürngegend durch ziemlich zahlreiche Inschriften
vertreten ist (^). Die lange Ahnenreihe lässt auf eine durch Ge-
nerationen in jener Hafenstadt angesessene Familie, nach dem
Cognomen wohl reichgewordene Freigelassene, schliessen ; dass in
der Reihe zwar der Ururgrossvater erscheint, der Urgrossvater
hingegen fehlt, ist sonderbar; doch kann, bei der sorgfältigen
Ausführung der Inschrift, an einen Steinmetz fehler {abnepoti statt
pronepoti) schwerlich gedacht werden (^). Bemerkenswert ist, dass
das Praenomen Titus sich in drei Generationen unverändert findet,
und dass erst in der fünften - ältesten - ein anderes Praenomen
auftritt. Da der Geehrte, wie wir gleich sehen werden, Anfang des
dritten Jhdts gelebt hat, so gehört sein ururgrossvater etwa in
die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. : das Factum ist für
das allmähliche Erstarren des Praenomens in der Kaiserzeit nicht
ohne Interesse.
Was den Zeitansatz betrifft, so weist schon die Abkürzung
des ßangprädikats v{ir) e(gregius) frühestens auf antoninische
Zeit; genauer lässt sich die Zeit noch fixieren durch die Erwäh-
nung der Legio II Parthica. Diese ist bekanntlich von Septimius
Severus errichtet, und da sie hier schon ihre vier Beinamen führt
(s. u.), darf man wohl annehmen, dass der Dienst des Caesius nicht
in die allerersten Jahre nach der Errichtung dieser Truppe fällt.
(1) Caesii meist freigelassenen Standes aus Puteoli und Umgegend sind
erwähnt CIL. X, 2019. J2194-2197; 2492. Fph. epigr. VIII, 392. 393. Auch
der Dichter und Metriker Caesius Bassus war bekanntUch in der Nähe von
Neapel angesessen (s. Prosopogr. I p. 268 n. 149); ob die Inschrift einer
im 16. Jhdt. in Neapel vorhanden gewesenen Marmor urne: Sulpicia T. f.
Pia Caesi Bassi {G. I. L. X, 2991) sich auf seine Gattin bezieht ?
(*) Ebensowenig an eine missbräuchliche Gleichsetzung von aönepos
mit pronepos, wie sie sich einigemale in den Glossaren findet {CGI. Lat. IV,
8, 13 und 474, 33: abnepos filius nepotis, ebenso IV, 301, 37, wo aber das
richtige abnepos filius pronepotis id est nepus nepotis daneben steht). Eher
darf man vielleicht erinnern an Sueton Claud. 24, wo der Kaiser erklärt non
lecturum se senatorem nisi civis Romani abnepotem. Haben seine Mitbürger
dem geehrten etwa attestieren wollen, dass er, was seinen Stammbaum an-
gehe, für den Senat reif sei ? Bestand hat freilich jenes Prinzip des Claudius
nicht gehabt.
INSCHRIFT VON POZZUOLI
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74 CH. HUELSEN
Die Tribus Palatiüa, welcher der Geehrte angehört, ist wie
Mommsen CIL. X p. 183 ausgeführt hat, die gewöhnliche von Pu-
teoli; sie kommt ausserhalb Roms nur den beiden Hafenstädten,
Puteoli und Ostia, zu.
Seine Carriere hat Caesius Anthianus, wie üblich, mit dem
Militärdienst begonnen ; und zwar scheint es durch die Raumver-
hältnisse in Z. 6. 7 ausgeschlossen, dass er ausser der einen Prae-
fectur und den zwei Tribunaten, deren Namen erhalten sind, noch
andere Ofifizierstellen bekleidet habe. Auch dies ist von einigem
Interesse für die Chronologie der Inschrift, da sich unter Se-
verus und Caracalla eine Aenderung in der Zahl der militiae
equestres vollzieht, deren Zahl von drei auf vier erhöht wird {^).
Auch dass Caesius nicht das Kommando einer Ala geführt hat,
entspricht der severischen und nachseverischen Ordnung (Hirsch-
feld VG.* p. 421).
Die cohors II Augusta Thraeum equitata^ welche Caesius
zuerst kommandiert hat, stand im ganzen zweiten und dritten
Jhdt. n. Chr. in Britannien: mehrere sie erw^ähnende Denkmäler
sind in Moresby an der Westküste von Cumberland zu Tage ge-
kommen {CIL. VII, 363. 364; E:ph. epigr. VII, 967); später
stand sie, der Notitia Dignitatum (Occ. XL, 50) zufolge, in Gabro-
sentum (Burgh-upon-Sands bei Carlisle) am westlichen Ende des
Hadrianswalles (Hübner CIL. VII, p. 162; Cichorius bei Pauly-
Wissowa RE. IV S. 339).
Der Name der Legion in welcher Caesius nach seinem bri-
tannischen Kommando diente, ist verloren ; er wurde sodann Tribun
in der von Septimius Severus errichteten Legio II Parthica, welche
ihre Garnison in Albano hatte. Die Abkürzungen der Beinamen
sind aufzulösen mit jpia felix fidelis aeterna. Schwerlich hat die
Legion sie gleich bei ihrer Errichtung geführt: meist finden sie
sich in Inschriften aus der Zeit des Caracalla und späterer Re-
genten (2).
Die weiteren Chargen des Caesius gehören der Verwaltungs-
carriere an. Er war zunächst procurator alimentorum in einem
(0 vgl. darüber Hirschfeld VG.« S. 421 f.; Mommsen St. R. III S. 549
A. 1; Seeck Geschichte des Untergangs der antiken Welt II S. 476.
(*) Die folgenden Beispiele, welche ohne Anspruch auf Vollständigkeit
INSCHRIFT VON POZZUOLI 75
Districte, dessen nähere Bezeichnung nicht erhalten ist. Dann ist
er übergegangen in die Verwaltung der kaiserlichen Spiele, und
hat die Beaufsichtigung der famüiae gladiatoriae in Norditalien,
Dalmatien und anderen Districten gehabt. Die Reste am Ende
von Z. 4 wo zuerst DV, zuletzt lAS erhalten ist, führen darauf,
dass hier der Name einer Doppelprovinz gestanden haben muss;
und diese kann nach der geographischen Lage keine andere ge-
wesen sein als die duae Pannoniae. Dass Venetia und Histria
neben der Transpadana nicht genannt ist, wird ähnlich zu bem-
teilen sein wie analoge Fälle bei der Nomenclatur der Bezirke der
Erbschaftssteuer (Hirschfeld VG.^ S. 101 A. 4).
lieber die Amtsbezirke der Procuratoren der kaiserlichen
Eechtschulen (') im Anfang des dritten Jhdts. giebt uns besonders
Aufschluss die Inschrift von Ancyra CIL. III, 249 = 6758. Der in
ihr genannte Didius Marinus war zunächst jprocurator famüiae
gladiatoriae per Asiam Bithyniam Galatiam Cappadociam Ly-
ciam Pamphyliam Ciliciam Cyprum Pontum Paßagoniam {^) und
avancierte später, nach Bekleidung u. a. der Procuratur der Mi-
nucia, zum 'procurator familiae gladiatoriae per Gallias Bre-
zusammengestellt sind, mögen über die Beinamen des Legion eine Uebersicht
geben. Sie heisst:
aet{erna) p{ia) f{idelis) CIL. III, 113 add.
p{ia) f{elix) fidein aet{erna) VI, 3734 = XIV 2557
V. J. 220
p{ia) f[elix) f{idelis) a{eterna) VI, 3408
Antoniniana ae{terna pi{a) [fielixy] fi(delis) VI. 3373 == XIV, 2283
Severiana pia f{elix) XIV, 2291
S{€veriana) p{ia) XIV, 2274
Severiana p{ia) f{elix) aeterna VI, 3403
Severiana p{ia) f{elix) f(idelis) aeterna VI, 3403
Severiana p{id\ f{idelis) f{elix) aeter{na) III, 187
Philippiana p{ia) f{idelis) f{elix) aet{erna) VI, 793 = XIV, 2558
V. J. 244.
In den Inschriften aus dem Begräbnisplatze bei Albano {CIL. VI, 3367-3400)
fehlen die Beinamen fast durchweg.
(*) Ueber die Competenzen dieser Procuratoren im Allgemeinen vgl.
Hirschfeld VG.« 292; Friedländer Sittengesch.« III, 377.
(*) Derselbe Sprengel bezeichnet als Asia e\t cohaeyentes p{rovin\ciae
CIL. m, 6994.
76 CH. HUELSEN
tanniam Hispanias Germanias et Raetiam. Unsere Inschrift lehrt
uns einen analogen Sprengel kennen, welcher Italien nördlich vom
Appennin Dalmatien und beide Pannonien umfasst. Zwischen
diesem und dem asiatischen Verwaltungsbezirk liegen die Pro-
vinzen Dacia, beide Moesien, Thracia, Macedonia, Epirus und
Achaia: ein Complex annähernd von der gleichen Ausdehnung wie
die drei uns nunmehr sicher bekannten Amtsbezirke, und vielleicht
gleichfalls zu einem solchen zusammengezogen (^). Verschiebungen
mögen vorgekommen sein, aber das Prinzip nach dem die alte Welt
für die kaiserlichen Fechtschulen eingeteilt war, scheint klar.
Von der Verwaltung der Fechtschulen avanciert dann unser
Mann schliesslich zu der der Erbschaftssteuer, und zwar fällt ihm
der tractus Etruriae, Umbria^ Picenum und pars Campaniae zu.
Wie das zu verstehen ist, erhellt namentlich aus der gleichzei-
tigen (Regierung des Severus und Garacalla) Inschrift von Thibilis
CIL. VIII, 18909, welche einem proc. [JTX hered{]tatium per
Umhriam 2u[_sciam Pice^num et tr actum Cam[pamae gesetzt
ist (-). Auch auf die Ergänzung der Inschrift von Praeneste CIL.
XIV, 2922 (Zeit des Commodus und Severus) fällt durch die un-
sere neues Licht : den dort vorkommenden Titel [^proc.'] XX her.
Umbriae Tusciae Piceni is Campaniae werden wir nicht
zu [region~\is^ sondern auch zu \_part~\is ergänzen dürfen. Wäh-
rend ümbrien und Picenum für die Verwaltung der Vigesima nicht
weiter geteilt wurden, waren von Campanien und Etrurien nur
Teile mit ihnen verbunden. Es liegt nahe zu vermuten, dass die
nächste Umgebung von Rom, die Vororte in Latium adiectum und
Südetrurien, von ci,en übrigen Provinzen losgelöst und mit der
Hauptstadt kombiniert waren.
(*) Dazu kommen noch : der procurator famil{iae gladiatoriae . . . per]
Italiam CIL. YI, 1648; der proc[urator) Äug{üsti) ad famil(iam) glad{iato-
riam) trans Padum CIL. V, 8659; ([er proc[urator) ludi famil{iae) glad{ia-
toriae) Caes{aris) Alexandreae ad Aegyptum, CIL. X, 1685. Vgl. Mommsen
St. R. IP, 1071 A. 2.
(2) Die Bezeichnung tractus für Verwaltungsbezirk ist sonst bekanntlich
hauptsächlich den afrikanischen Provinzen eigentümlich: neben dem am
häufigsten genannten tractus Karthag iniensis {CIL. VI, 6935. VIII, 1269.
1578. 10570. 11341), steht ein tractus Thevestinus, CIL. VII, 7053. Die Be-
zeichnung wechselt, wie Mommsen Hermes XV, 400 bemerkt, mit regio, dioe-
cesis u. ae. Für Italien ist sie sehr selten.
INSCHRIFT VON POZZUOLI 77
Ueberblicken wir die Carriere des Caesius im Ganzen, so
ergiebt sich, dass er es, als ihm dies Denkmal gesetzt wurde, noch
nicht über die Prociiratm* dritter Klasse hinaus gebracht hatte:
sowohl die Procuratur der Alimenta wie die der Vigesima here-
ditatium gehören zur Klasse der centenariae (Hirschfeld VG.^
S. 439); dem entspricht der Kangtitel Z. 2 v(ir) e{gregius).
Die municipale Würde eines patronus et curator Abelli-
natium steht am Ende und natürlich ausserhalb der Chronologie
des übrigen Cursus bonorum; wann Caesius Anthianus diese be-
kleidet hat, geht also aus der Inschrift nicht hervor, doch ist es
ohne Zweifel erst in seiner späteren Laufbahn, vielleicht gleich-
zeitig mit seiner Tätigkeit als Chef der Erbschaftssteuer- Verwal-
tung in Campanien, der Fall gewesen.
Ch. HüelsExN.
DIE ALTE SAÜLE IN POMPEJI
Dass die nun schon mehrfach besprochene alte Säule ursprüng-
lich von unten bis oben sich verjüngte, dass die jetzt vorhandene,
übrigens kaum wahrnehmbare « Verjüngung nach unten » ihres
unteren Teiles auf späterer Abarbeitung beruht, glaubte ich Mitt.
XX 1905 S. 193 ff. endgültig bewiesen zu haben. Das entschei-
dende Argument war, dass auf der Südseite diese Verjüngung von
unten an noch jetzt vorhanden ist. Wenn also auf den anderen
Seiten der Schaft in der Höhe von etwa 1,50 beginnt sich nach
unten zu verjüngen, oder auch nur die Anschwellung nach unten
aufhört, bis hinab auf die Oberfläche des an den Stylobat ange-
arbeiteten Stückes, der vermeintlichen mykenischen Basis, so er-
giebt sich im Nordsüd-Durchschnitt eine gänzlich unsymmetrische
Form, die unmöglich ursprünglich beabsichtigt, sondern nur das
Resultat nachträglicher Verstümmelung sein konnte. Die ursprüng-
liche und die verstümmelte Form des Nordsüd- Durchschnittes
zeigte ich in Fig.^-! a. 0. S, 196.
Nun aber ergab sich mir bei erneuter Untersuchung der Säule,
dass das dort Gesagte und Gezeichnete einer Berichtigung bedarf:
die Asymmetrie der reduzierten Säule ist anders und grösser und
noch beweisender als sie dort erscheint.
Fig. 1 zeigt links das von unten bis oben sich verjüngende
Profil der Südseite; beigeschrieben sind die Distanzen von einem
aus der Mitte der Vorderfläche des Abakus gefällten Lotes. Diese
Maasse, so wie auch die weiterhin zu besprechenden der West-
seite, sind so genau wie ich sie durch mehrfach wiederholte Mes-
sung, unter Abpassung windstiller Augenblicke, ermitteln konnte,
genau genug für die folgenden Berechnungen, durch die das be-
A. MAU, DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI 7^
kanntlich bis c. 22 cm. über der « Basis ^ abgehackte Nordprofil
restituiert wird.
Fig. 2 zeigt links das durch eben solche Messungen gewonnene
Profil der Westseite. Vor der Säule selbst sieht ein einigermassen
geübtes Auge sofort, dass es in seinem allein intakten oberen Teil
weniger steil ist, als das der Südseite; und die Messungen bestä'
tigen dies. Lassen wir das kleine, an das Kapitell angearbeitete
Schaftstück einstweilen bei Seite, so beträgt in der Höhe von 1,50
die Distanz von dem Lot auf der Südseite 0,105, auf der West-
seite 0,064, am oberen Ende der oberen Trommel (bei 2,45 Höhe)
auf der Südseite 0,130, auf der Westseite 0,122. Also auf eina
Höhe von 0,94 weicht das Profil im Süden um 0,025, im Westen
aber um 0,058 zurück. Niemand bezweifelt, dass die Ostseite der
Westseite symmetrisch ist. Die jetzt verlorene Nordseite aber
musste ein noch mehr geneigtes Profil haben ; denn da der Hori-
zontalschnitt doch an jedem Punkte ein Kreis sein muss, so musste^
was die Südseite an Verjüngung weniger hat als die Ost- und
Westseite, im Norden ausgeglichen sein. Es ist leicht, dies genauer
zu berechnen und das Nordprofil zu restituieren.
Es handelt sich zunächst um den oberen Teil der oberen
Trommel: das an das Kapitell angearbeitete Schaftstück ist so-
gering, dass hier von Profil nicht die Rede sein kann, und von
der Höhe von 1,50-1,60 abwärts ist ja die Säule reduziert. Wenn
nun das Kapitellstück symmetrisch auf der oberen Trommel läge,
so wäre der Durchmesser für jeden einzelnen Höhenpunkt dersel-
ben einfach so zu berechnen, dass wir von der Länge der Seite
des Abakus, 0,65, den doppelten Betrag der Distanz von dem aus
der Mitte der Westseite gefällten Lot abzögen. Es liegt aber nicht
symmetrisch; der Durchmesser des angearbeiteten Schaftstückes ist
etwas zu klein, und so tritt im Westen das kleine Schaftstück um
0,013 (') hinter das Profil der oberen Trommel zurück. Wenn im
(') Nach Patroni Stud. e Mat. lll 217 um 0,03. Ich berichtigte die&
Mitt. XX 194 auf «kaum 0,015 «. Cozzi (S. 14) giebt 0,028 an, bestätigt
also wesentlich Patroni's Angabe, der nicht verfehlt dies in einer längeren
Anmerkung hervorzuheben: er sagt hier auch, dass er die 3 cm, nicht ge*
messen sondern nach der Photographie berechnet hatte und triumphiert nun
ob dieses Beweises seiner (von mir bezweifelten) Geschicklichkeit in der Be-
nutzung von Photographien. Der Triumph war verfrüht. Das genaue Mass-
80 A. MAU.
Osten — wo das Messen der Distanz von einem Lot nicht gut
timlich ist — beide Profile, wie ich meine, senkrecht über ein-
ander stehen, so trat hier der Abakus um 0,013 weiter vor als
im Westen, und es ist also, wenn wir den Durchmesser D, die
Westdistanz eines gegebenen Punktes d nennen, i)=0,65-2^-0,013
oder einfacher D ^= 0,637-2<^. Wenn dagegen Patroni {Atti d. Aoc.
dl Napoli XXV, S. 9 des SA) recht hat, dass das obere Schaft-
stück im Osten um 4-5 mill. vor die obere Trommel vorspringt,
so tritt hier der Abakus um 0,017-0,018 weiter vor als im Westen,
und es ist also i)= 0,633 (oder 0,634) -2ö^. Ich glaube, dass
dieser vermeintliche Vorsprung auf einer kleinen Ungleichmässigkeit
des oberen Schaftstückes beruht; indess hier mag verschiedene
Auffassung möglich sein, und da für das Hauptresultat kaum etwas
darauf ankommt, so will ich meine weitere Berechnung auf Pa-
troni's Annahme und auf die Gleichung i) = 0,633 -2ö^ gründen;
sie wird um so beweiskräftiger sein, wenn sie von der Voraus-
setzung des Gegners ausgeht. Auf diese Weise nun finden wir,
beginnend mit der Oberkante der oberen Trommel, folgende Durch-
messer.
Höhe 2,44
d 0,122
D 0,633-0,244 = 0,389
2,40
0,12
„ -0,240 = 0,393
2,30
0,112
« -0,224 = 0,409
2,20
0,105
« -0,210 = 0,423
2,10
0,0975
„ -0,195 = 0,438
2,00
0,091
» -0,182 = 0,451
1,90
0,084
r -0,168 = 0,465
1,80 ^*
0,079
« -0,158 = 0,475
1,70
0,073
« -0,146 = 0,487
1,60
0,0695
« -0,139 = 0,494
1,50
0,064
» -0,128 = 0,505
ist 0,013, gefunden durch Subtraktion der Distanzen von einem in der Mitte
der W.-Seite des Abakus aufgehängten Lot; Cozzi selbst hat vor der Säule
die Unrichtigkeit seiner Angabe anerkannt. Auch er hat, wie er sagte, nicht
selbst gemessen, sondern das Mass durch einen anderen nehmen lassen, kannte
auch nicht meine Messung, über die ihn Patroni doch billigerweise hätte
unterrichten sollen. Risum teneatis. — Auch seine Angabe, die Säule sei
2,55 hoch, erkennt Herr Cozzi als unrichtig an; die Höhe beträgt 2,49, al-
lenfalls 2,50.
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI 81
Mit Hülfe dieser Durchmesser können wir nun leicht das
Nordprofil herstellen, indem wir sie, jeden in seiner Höhe, an
das durch Messungen vom Lot gefundene Südprofil ansetzen. In-
dem wir dann annehmen, dass, wie im Osten und Westen, so auch
im Norden von etwa 1,50 abwärts die weitere Anschwellung nach
unten durch die Reduktion ganz oder fast ganz beseitigt war, ver-
binden wir den für diese Höhe ermittelten Punkt des Profils durch
eine Linie mit dem zu unterst erhaltenen Rest und gewinnen so,
wie Fig. 1 rechts zeigt, ziemlich genau den Nordsüddurchschnitt
der reduzierten Säule ; das später, bei der Einschliessung der Säule
in die Mauer, abgehackte ist durch hellere Schraffierung unterschie-
den. Und es tritt nun noch deutlicher als in der früher (Mitt. XX
1905 S. 196) gegebenen Zeichnung die unsymmetrische, als ursprüng-
liche und beabsichtigte Kunstform ganz unmögliche Gestalt der
reduzierten Säule hervor. Wenn wir hingegen den für die Höhe von
1,50 gefundenen Punkt des Nordprofils mit der Nordkante der «Basis»
durch die in der Zeichnung punktierte Linie verbinden, so ergiebt
sich eine zwar auch unsymmetrische aber durchaus nicht unwahr-
scheinliche Säule. Denn diese Art der Asymmetrie ist im grie-
chischen Tempelbau bekannt genug; man pflegt sie als Neigung
gegen die Cellawand zu bezeichnen (Durm, Bank. d. Griechen^
S. 95). Ein Pompeji nahe liegendes Beispiel ist der sogen. Po-
seidontempel in Paestum (Puchstein-Koldewey S. 26. Labrouste,
Temjples de Paestum S. 5).
Die Verjüngung von 0,60 auf 0,389, also um mehr als ein
Drittel ist zwar sehr stark, aber keineswegs unglaublich und bei-
spiellos. Fast genau das gleiche Verhältniss zeigt die « Basilika »
in Paestum (^). Die Schafthöhe beträgt dort wenig unter, hier
wenig über vier untere Durchmesser. Und der Durchmesser re-
(1) Auf die tt Basilika » verwies ich schon Mitt. XVII 1902 S. 308. Nun
beweist aber Herr Cozzi (S. 18) ausführlich, und erläutert es auch durch eine
Zeichnung, dass die von mir angenommene Säule unmöglich sei, weil ihre
Verjüngung stärker ist als an einem Tempel in Syrakus und an dem « Neptun-
iempel » in Paestum. Dass er damit die Unmöglichkeit dreier nun doch
einmal vorhandenen Tempel beweist, entgeht ihm gänzlich. Und Herr Pa-
troni lässt das alles ganz ruhig drucken; er hätte doch wohl seinen Freund
vor dieser Lächerlichkeit bewahren können. Er selbst (S. 23 Anra. 1) erle-
digt meine Berufung auf die « Basilika» viel einfacher: ma ciö 8 pura im-
maginazione: weiter nichts.
6
82 A. MAU
duziert sich dort von l,4ö2 auf 0,964, also auch dort um etwas
mehr als ein Drittel. Ganz ähnlich der « Cerestempel » ebendort:
Höhe 4 V4 untere Durchmesser, Verjüngung von 1,254 auf 0,840,
also um fast ein Drittel. In Assos beträgt die Verjüngung gar
zwei Fünftel. S. die Zusammenstellung bei Durm, Bank. d. Gr.^
S. 95.
Ein Blick auf unsere Fig. 1 zeigt, dass das Nordprofil des
unreduziert gebliebenen Stumpfes ( « Basis » ) in der natürlichen
Fortsetzung des oberen Nordprofils liegt. Und jetzt wird auch klar,
weshalb die reduzierte Säule nicht konzentrisch auf der « Basis »
steht. Bei der Reduktion wollte man die ursprüngliche As3^mmetrie
beseitigen, und dies konnte natürlich nur so geschehen, dass man
die steilste Seite (S) Hess wie sie war, von den übrigen aber
abnahm, und am meisten von der am weitesten nach unten vor-
tretenden Nordseite ; so tritt nun der unreduzierte Stumpf im S gar-
nicht, im 0 und W wenig, im N ziemlich stark vor den redu-
zierten Schaft vor. Vermutlich stand schon damals die Säule isoliert
in einem Hause der Kalksteinperiode und war dadurch die Asym-
metrie sinnlos geworden.
'Gegenüber früher Gesagtem muss noch festgestellt werden,
dass eine eigentliche Verjüngung nach unten kaum vorhanden ist.
Der Durchmesser bei 1,50 ist 0,505, bei 0,20 (s. unten S. 85)
rund 0,51 ; also immer noch ein leichtes Anschwellen nach unten.
Freilich aber beruht dies nur auf der Schwellung des Südprofils ; das
Nordprofil ist bei 1,50 von dem südlichen Lot 0,105 -p 0,505 = 0,61,
bei 0,20 nur 0,095 + 0,51 = 0,605 entfernt; also hier eine Ein-
ziehung um 0,005. Und zwar scheint es, dass der Schaft bis zu einer
Höhe etwa zwischen 0,3 und 0,7 noch etwas über den bei 0,2 messba-
ren Durchmesser von rund 5,10 anschwillt und dann eine leichte
Einziehung nach unten stattfindet. Wenn man im SW bei 1,50 ein
Lot an die Säule hält, so löst es sich erst bei 0,28 von ihr ab;
ebenda 1 cm. von der Säule entfernt gehalten, berührt es sie
bei 0,28: also bis dahin Anschwellung, dann erst Verjüngung nach
unten. Diese beträgt hier etwa 0,01, im Osten nur 0,005. Anders
ist es in der Mitte der Westseite, wie das Profil unserer Fig. 2
links zeigt, das grade für den unteren Teil auf besonders genauen
und unter günstigen Umständen gemachten Messungen beruht:
hier ist der vortretendste Punkt (0,055 vom Lot) bei 0,7 und das
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI ÖÖ
Zurückweichen bis 0,2 beträgt 0,004. Dieses Schwanken des Hö-
henpunktes, an dem die Einziehung nach unten beginnt und der
minimale Betrag dieser letzteren beweisen, dass es sich hier nicht
um beabsichtigte Kunstform, sondern um ungenaue Arbeit handelt.
Man machte unten an der Fuge die Lehre als Kreis von rund 5,10
Durchm., weiter oben aber schlug man dann, nicht ganz gleich-
massig, etwas weniger ab, wohl weil man fürchtete zu viel ab-
zuschlagen. Die Absicht war wohl, das Profil der reduzierten Teile
dem wesentlich unreduzierten Südprofil ungefähr gleich zu machen ;
so ergab sich für die Höhenstrecke von 0,2 bis 1,5 im W ein
Zurückweichen um 0,005, wahrend es im S 0,01 beträgt. Von der
recht rohen Arbeit der Reduktion geben Patroni's Tafeln [Ätti dt
Nap. XXV) und unsere Fig. 2 eine gute Vorstellung.
Es wird gut sein, die Asymmetrie des NS-Durchschnittes noch
etwas näher zu präzisieren. Die Entfernung eines jeden Punktes
des Nordprofils von dem aus der Mitte der Südseite des Abakus
gefällten Lot ist d-\- D, also
bei 2,44 0,130 + 0,389 = 0,519
^ 2,30 0,125 + 0,409 = 0,534
» 2,20 0,124-1-0,423 = 0,547
» 2,10 0,120 + 0,438 = 0,550
« 2,00 0,114 + 0,451 = 0,565
» 1,90 0,112 + 0,465 = 0,577
y 1,80 0,110 + 0,475 = 0,585
« 1,70 0,105 + 0,487 = 0,592
» 1,60 0,105 + 0,494=0,599
» 1,50 0,105 + 0,505 = 0,610
Also auf eine Höhe von 0,94 beträgt die Verjüngung
OW 0,058
S 0,025
N 0,091
Also 0 + W und S + N 0,116. Die beiden Summen sind
gleich, wie sie selbstverständlich sein müssen.
Die Zentren der durch die Säule gelegten Horizontalebenen
liegen, im NS - Durchschnitt gesehen, nicht in einer Senkrechten.
84 A. MAU
Wir verzeichnen sie hier nach ihrer Entfernung von dem Lot an
der Südseite ; nämlich d -{- Dl2 ist
bei 2,44 0,130 + 0,1945 = 0,3245
« 2,30 0,125 + 0,2045 = 0,3295
« 2,20 0,124 + 0,2115 = 0,3355
y> 2,10 0,120 + 0,219 =0,339
« 2,00 0,114 + 0,2255 = 0,3395
r, 1,90 0,112 + 0,2325 = 0,3445
^ 1,80 0,110 + 0,2375 = 0,3475
» 1,70 0,105 + 0,2435 = 0,3485
» 1,60 0,105 + 0,2475 = 0,3525
« 1,50 0,105 + 0,2525 = 0,3575
Die erste dieser Zahlen, für die Höhe von 2,44, lässt sich
auch noch anders berechnen. Das an das Kapitell angearbeitete
Schaftstück tritt, wie schon oben (S. 79) gesagt, im Westprofil
um 0,013 hinter die obere Trommel zurück. Wenn es, wie ich
glaube, im Ostprofil senkrecht über ihr steht, so ist sein Durch-
messer um 0,013 kleiner. Und da es im Südprofil um 0,007 zu-
rücktritt, so musste es in dem nicht mehr vorhandenen Nord-
profil um 0,006 zurücktreten, d. h. es lag im Nordsüddurchscbnitt
symmetrisch ; denn ein halber Millimeter kommt nicht in Betracht.
Es fällt also im NS - Durchschnitt das Zentrum des Kapitells zu-
sammen mit dem der Oberfläche der Trommel bei 2,44; dies
letztere ist von dem aus der Mitte der Südseite des Abakus ge-
fällten Lot eben SQ^-weit entfernt wie das Zentrum des Kapitells
und mit ihm die Mitte der Ost -und Westseite des Abakus, d. h.,
da dieser 0,65 im Quadrat misst, 0,325, was nur um 0,0005 von
der oben gefundenen Zahl 0,3245 abweicht. Sollte aber Patroni
Recht haben, dass das obere Schaftstück im Osten um 0,004 bis
0,005 vorspringt, so ist sein Durchmesser nur um 0,009 kleiner
als der der Oberfläche der Trommel, und es dürfte, um im NS-
Schnitt symmetrisch zu liegen, im S nur um 0,0045 zurücktre-
ten, und da es um 0,007 zurücktritt, so liegt sein Zentrum, und
damit die Mitte der 0- und W-Seite des Abakus, um 0,0025
nördlich von dem der Oberfläche der Trommel, also dieses liegt
bei 0,325-0,0025 = 0,3225, mit der ebenfalls ganz belanglosen
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI 85
Differenz von 0,002 gegen die auf anderem Wege gefundene Zahl.
Die genaue üebereinstimmuug der beiden Resultate beweist die
Sicherheit unserer Messungen und Rechnungen.
Wie Fig. 1 zeigt ist eine durch diese Zentren gezogene Linie,
die Achse dieses Teils der Säule, nicht senkrecht, sondern weicht
um reichlich 2 Grad vom Lot ab. Die Fortsetzung dieser Reihe
von Zentren fehlt uns : in dem reduzierten Teil der Säule können
wir sie nicht berechnen. Wir haben erst wieder das Endglied der
Reihe, das Zentrum des unreduziert gebliebenen Stumpfes, der
« Basis » ; hier ist d + - = 0,076 + 0,3 = 0,376. Es verschiebt
sich also das Zentrum, von oben nach unten, gegen Norden, und
zwar in dem oberen Teil auf eine Höhe von 1,0 (bis zum Kapi-
tell) um 0,033, in dem unteren, auf eine Höhe von 1,50, nur
um 0,0185; und das ist ganz in der Ordnung, weil ja durch die
Entasis die stärkste Anschwellung des Nordprofils in den oberen
Teil verlegt ist.
Betrachten wir nun noch einmal das Verhältniss des oberen
Zentrums zu dem unteren Zentrum der reduzierten Säule. Letz-
tere soll ja nach Patroni die ursprüngliche Säule sein, die unter
der Einwirkung eines Erdbebens um etwa 5 cm. glatt auf ihrer
Basis nach Süden gerutscht wäre. Selbstverständlich müsste dann
die Oberfläche der oberen Trommel, bei 2,44 (das Kapitell liegt ja
unsymmetrisch) dem unteren reduzierten Umfang konzentrisch sein.
Nun ist aber ^ + - bei 0,20 (0,10 über der « Basis 0 0,095 +
0,255 = 0,350, bei 2,44, wie oben gezeigt 0,3245. Die beiden
Kreise sind also nicht konzentrisch ; das untere Zentrum liegt um
0,0255 weiter nördlich als das untere, bei einem grössten Durch-
messer von nur 5,10. Damit sollte doch wohl Patroni' s Auffassung
für jeden Urteilsfähigen erledigt sein.
In Betreff aber der Asymmetrie der Säule, der « Neigung
gegen die Cellamauer », ist noch einem Einwand zu begegnen.
Es könnte jemand vermuten, dass diese Neigung nicht ursprüng-
lich sondern Folge einer Senkung nach Süden sei, zumal Cozzi
(bei Patroni S. 21) nicht ausschliessen will, dass eine solche Sen-
kung statt gefunden habe, weil ja durch die Reduktion (oder,
wie er meint, durch die Verschiebung) der Säule der Schwer-
86 A. MAU
punkt um ein weniges nach Süden gerückt ist. Zwar fügt er
hinzu, diese Senkung könne nur eine ganz geringe sein, wäh-
rend es sich hier um eine recht bedeutende handeln müsste:
das Oberende der oberen Trommel, bei 2,44, müsste um 0,0515
nach Süden verschoben sein. Aber das darf uns nicht hindern,
diese Hypothese näher zu prüfen.
Es ist aber leicht zu beweisen, dass sie ganz unannehmbar
ist. Eine so starke Senkung — um reichlich 1 V2 Grrad — müsste
an den Horizontalen des Stylobats und des Abakus sichtbar und
messbar sein; an beiden müssten die Südecken um etwa 0,017
tiefer liegen als die Nordecken, was entschieden nicht der Fall
ist: es ist keine Abweichung von der Horizontalen kenntlich.
Ferner: die sich uns ergebende Achse der unsymmetrischen Säule
ist doch nicht etwa eine vom Lot abweichende grade Linie, son-
dern eine sehr merkliche Kurve ; diese aber kann nie durch Stand-
veränderung zu einer Verticalen werden. Um dies ganz klar zu
machen, habe ich die Hypothese durchgerechnet und in Fig. 3
zur Anschauung gebracht.
In dieser Figur bedeutet die Senkrechte ganz 1. dasselbe Lot,
von dem aus wir oben (S. 78) durch Distanzmessungen das Süd-
profil fanden. Um 0,376 weiter r. das Zentrum des unreduzierten
imtersten Stumpfes und ein in ihm errichtetes Lot, also jenem
ersten Lot parallel und überall 0,376 von ihm entfernt, das nun die
Achse der Säule in ihrer ursprünglichen Stellung sein müsste, wenn
ihre Asymmetrie auf Senkung beruhte. An dieser Linie trage ich
in der Höhe von 2,44 den Durchmesser der Oberfläche der obe-
ren Trommel (0,38^ auf, dessen Südende (1.) von dem Lot 1. um
0,515 weiter entfernt bleibt als bei dem jetzigen Stand der Säule.
Wenn wir also von einem Punkte derselben Horizontalen, 0,515 r.
von jenem Lot, eine Linie schräg abwärts ziehen, so dass sie in
der Horizontalen des Säulenfusses das Lot trifft, so erhalten wir
die übrigen Punkte des Südprofils in der veränderten Stellung,
indem wir von dieser Linie nach r. dieselben Distanzen nehmen,
die uns, von dem Lot aus gemessen, das Südprofil wie es jetzt steht
ergaben. Und wir erhalten das Nordprofil und damit den ganzen NS-
Schnitt des oberen Teils der Säule, wenn wir an dies Südprofil die
oben (S. 80) berechneten Durchmesser jeden in seiner Höhe ansetzen.
Und wenn wir dann diese Durchmesser halbieren und durch die
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI 87
Mittelpunkte eine Linie ziehen, so ist diese Linie die Achse der
Säule. Unsere Figur zeigt das Resultat; sie zeigt, dass diese
Achse mit dem in der Mitte des unteren Stumpfes errichteten
Lot, der das obere und untere Centrum verbindenden Verticalen,
nur in den Endpunkten zusammenfällt, im übrigen aber sich in
einem sehr merklichen Bogen nach rechts von ihr entfernt. Damit
ist bewiesen, dass die Asymmetrie durch Stellungsveränderung
nicht beseitigt werden kann, vielmehr in der Säule selbst liegt.
Und da im übrigen absolut nichts auf eine Senkung deutet, so
ist keinerlei Grund, sie anzunehmen. Hat sie doch in geringem
Grade stattgefunden, so hat dies auf unser Resultat keinen Ein-
fluss ; auch so ergiebt sich die Säule als unsymmetrisch, als nach
innen ( « gegen die Cellawand « ) geneigt.
Soll ich nun auch noch durchrechnen und aufzeichnen, wie
sich Patroni's Hypothese, dass die unten reduzierte Säule das ur-
sprüngliche sei, bei Annahme einer Senkung nach S gestaltet? Ich
glaube es genügt, kurz darauf hinzuweisen, dass dann diese Hy-
pothese noch unmöglicher wird: die südliche Anschwellung von
unten auf wird beträchtlich verstärkt, und im Norden ergiebt
sich eine wirkliche und merkliche Einziehung nach unten, so dass
nun der ganze untere Säulenteil schräg von r. oben nach 1. unten
steht. Ich glaube also, dass auch Patroni nicht geneigt sein wird,
eine solche Senkung anzunehmen.
Aus der Neigung der Säulenachse nach Süden folgt mit Not-
wendigkeit, dass die Säulenreihe von Ost nach West lief. In dieser
Richtung früher von Dall'Osso, später auf meine Veranlassung
vorgenommene Nachforschungen nach Resten anderer Säulen gaben
kein Resultat; sie sind wohl durch die späteren Bauten vollstän-
dig verschwunden.
Und hier mag noch eines erwähnt werden. In dem jetzt auf
dem Abakus liegenden Mauerwerk ist vollkommen deutlich der
Abdruck einer von Ost nach West liegenden Holzbohle kenntlich ;
der Hohlraum ist später einmal, als das Holz verfault war, mit
Mauerwerk ausgefüllt worden. Ich möchte hier nicht den Archi-
trav der Säulenreihe erkennen ; es ist unwahrscheinlich, dass nach
Entfernung der übrigen Säulen der sie verbindende Architrav an
seinem Platz geblieben sein sollte. Auch ist die Bohle dafür wohl
nicht mächtig genug. Eher wird sie aus einer Zeit stammen, wo
88 A. MAU
die Säule, allein übrig geblieben, in einem Hause der Kalkstein-
zeit irgendwie Verwendung gefunden hatte, etwa so dass ein von
einer Mauer zu einer anderen reichender Architrav in der Mitte
von ihr gestützt wurde.
Das alles ist so selbstverständlich und zwingend, dass ich
mich fast scheute, es so weitläuftig vorzutragen. Aber Herr Pro-
fessor Patroni (Ätti d. Acc. di Napoli XXV), mit Hülfe des In-
genieurs der Ausgrabungen von Pompeji, Herrn Salvatore Cozzi,
hat es doch ermöglicht, aufs neue zu beweisen, dass das alles
ganz anders ist, dass die Säule von Anfang an nach unten ver-
jüngt war und auf einer « mykenischen Basis » stand, auf der sie
dann in Folge eines Erdbebens ein Wenig südwärts gerutscht ist.
Das Schriftstück ist wertlos; da aber Herrn Cozzi' s amtliche
Stellung und Herrn Patroni's anmassende und triumphierende
Sprechweise doch einigen Lesern Eindruck machen könnten, so
muss hier kurz darauf eingegangen werden. Ich werde mich be-
mühen, aus dem endlosen Wortschwall die scheinbaren Argumente
kurz herauszuheben.
Die Methode ist nicht eben neu ; ähnlich hat wohl auch sonst
schon einmal jemand eine verlorene Sache verteidigt. Man geht
den entscheidenden Hauptargumenten aus dem Wege (0, findet
irgend welche Winkelargumente, über die sich hin und her reden
lässt, redet sich ein und sagt es mit kräftigen Worten, dass diese
Argumente hochwichtig und entscheidend sind, und wenn man
ihnen die günstige Seite abgewonnen hat, so legt man sich nicht
die Frage vor, ob sie sich etwa auch anders wenden lassen. Dazu
eine möglichst zuversichtliche und zweifellose Sprechweise : pro-
batum est.
Mein Hauptargument war, dass auf der Südseite nach unten
keine Verjüngung sondern stete Anschwellung stattfindet. Nun
verwendet Patroni über eine halbe Quartseite um zu sagen, was
mich da irregeleitet habe : a, optische Täuschung, b, petitio prin-
cipii (beides erfordert keine Antwort), c, Messen mit ungenügenden
(») Die gewöhnliche Methode, nach der allerlei kleine Wahrschein-
lichkeitserwägungen den entscheidenden Hauptargumenten weichen müssen,
hat garnicht Patroni's Beifall. Er äussert sich darüber ausführlich auf S. 29.
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI 89
Mitteln. Er meint nämlich, ich hätte das Profil nm* dm-ch Ent-
langsehen an der Wand erkannt, statt es an einem Lotfaden ab-
zumessen. Letzteres hatte ich natürlich getan, und von der
Wand sprach ich nur um dem Leser zu sagen, wie er es am
leichtesten sehen kann. Und nun müsste doch folgen : « ich habe so
das Profil gemessen, mit anderem Resultat». Aber nichts der
Art: der Leser muss sich mit der Versicherung begnügen, der
Herr Professor sei fest überzeugt, dass ich durch Messung mit
Lot, und zwar an einem Abguss, zu einem ganz anderen Resul-
tat kommen würde. Weshalb an einem Abguss, da es doch sehr
leicht und auch sicherer ist, am Original zu messen ? Patroni wird
doch nicht etwa sagen wollen, er habe die Messung unterlassen, weil
kein Gypsabguss zur Hand war? Auch Herr Cozzi (S. 17-21) be-
richtet zwar von anderen, viel schwierigeren und gänzlich nutzlo-
sen Messungen (s. unten) zum Beweis der für Patroni notwen-
digen Konzeutricität der reduzierten Säule, nicht aber von dieser
ganz leichten, die freilich mit Notwendigkeit zu einem entscheiden-
den, für Patroni ungünstigen Resultat führen musste. Man müsste
wohl lange suchen, um in den Annalen wissenschaftlicher Forschung
ein Praecedens für ein solches Verfahren zu finden. Indess dem
entscheidenden Hauptargument ist Patroni auf diese Weise glück-
lich aus dem Wege gegangen.
Aber zu der Frage nach Konzeutricität oder Exzentricität der
reduzierten Säule musste doch Stellung genommen werden. Dies
unternahm Herr Cozzi. Die Aufgabe war leicht. Von einem aus
der Mitte des Abakus gefällten Lot ist, wie oben (S. 85) ge-
zeigt, das obere Zentrum 0,3245, das untere der reduzierten
Säule 0,35 entfernt, also nicht Konzeutricität sondern Verschie-
bung des Zentrums nach unten und nach Norden um 0,0255.
Diesen einfachen, sonnenklaren, zu einem zweifellosen, für Patroni
ungünstigen Resultat führenden Weg hat aber Herr Cozzi nicht
gefunden, hat es vielmehr ermöglicht, auf anderem Wege trotz
alledem und alledem die Konzeutricität zu beweisen; statt das
Zentrum zu fassen, tastet er an der Peripherie herum: Winkel-
argumente. An acht Punkten der Süd- und Westseite (im Osten
ist nicht gut anzukommen, und das Nordprofil ist ja abgehackt)
hat er die Distanz der beiden Kreise gemessen, nicht ohne Mühe,
wie er mir selbst sagte: es wurden oben radiale Eisenstäbe an-
^0 A. MAU
gebracht, von diesen Lote gefällt, dann von diesen an die obere
und an die untere Peripherie gemessen und die Maasse subtra-
hiert. Wer sieht nicht, wie vielen Fehlern ein solches Verfahren
ausgesetzt ist? Wenn nun die Kreise konzentrisch wären, so müss-
ten diese acht Distanzen gleich sein. Leider variierten sie aber
von 0,046 bis 0,065. Und zwar ist die grösste Distanz die des
nördlichsten Punktes der Westseite; eine neunte Messung, noch
etwas nördlicher, ergab mir gar 0,067: sehr begreiflich, da das
Zentrum des grösseren Kreises weiter nördlich liegt. Macht nichts !
Herr Cozzi weiss Rat: drei dieser Distanzen sind gleich (0,059),
«ine vierte (0,056) differiert nur um drei Millimeter. Natürlich
sind für ihn nur diese drei Distanzen genau, die Differenzen der
übrigen beruhen auf Unebenheiten der Oberfläche. Welche Zuver-
lässigkeit die drei Messungen haben, wenn die fünf (vielmehr
sechs) übrigen nach seiner eigenen Annahme verfehlt sind, da-
nach fragt Herr Cozzi nicht; er schlägt ruhig {non e dato piü
dubitare) durch die drei Punkte einen dem grösseren konzentri-
schen Kreis und damit ist bewiesen was zu beweisen war, die
Konzentricität der beiden Kreise. Kommentar ist wohl über-
flüssig.
In Betreff des Südprofils muss noch einem Einwand vorge-
beugt werden. Patroni (S. 15) und Cozzi (S. 20 f.) sprechen von
der Möglichkeit, dass hier etwas, zwar sehr wenig, nachträglich
abgehackt worden sei : Gründe werden nicht angegeben. Es würde
mich nun nicht wundern, wenn demnächst dies dahin amplifiziert
würde, die Verjüngung nach unten und das was Herr Patroni
Entasis nennt, sei "im Süden durch nachträgliches Abhacken ver-
loren gegangen. Dem gegenüber ist zweierlei zu konstatieren. Er-
stens kann durch eine solche Annahme die Exzentricität der re-
duzierten Säule (S. 85) nicht beseitigt werden. Zweitens ist vom
Kapitell abwärts auf etwa 1 m. die ürsprünglichkeit des jetzigen
Profils gesichert durch den erhaltenen Stuck. Und von unten auf
bis zur Höhe von 0,80 (vom Stylobat) sind deutlich und unbe-
schädigt die charakteristischen schrägen Meisselstriche von 1. oben
nach r. unten, in denen ich die Arbeit der Beduction, Patroni
aber die « meisterhafte » ursprüngliche Bearbeitung erkennt. So
bleibt für die Annahme einer späteren Abarbeitung nur ein mitt-
leres Stück von höchstens 0,70 verfügbar: das hier abgehackte
DIE ALTE SAEULK IN POMPEJI
91
könnte nur einen ganz unförmlichen Höcker gebildet haben ; da-
von kann wer will sich durch den Versuch einer Anzeichnung an
das linke Profil unserer Fig. 1 überzeugen.
Also die von mir nachgewiesene ganz unmögliche Gestalt der
reduzierten Säule ist durch die Bemühungen der Herren Cozzi und
Fisr. 4.
Patroni auch nicht im geringsten zweifelhaft geworden. Eben so
wenig aber auch die ergänzende Tatsache, dass die der ursprüng-
lichen Bearbeitung angehörige glatte Oberfläche sich nicht auf die
reduzierten Teile erstreckt.
Natürlich ist dies Argument ein secundäres. Wenn auch die
Oberflächen der reduzierten und der ursprünglichen Teile sich
zum Verwechseln glichen — was ja bei sorgfältigerer Arbeit mög-
92 A. MAU
lieh gewesen wäre — so könnte doch dadurch eine ihrer Form
nach unmögliche Säule nicht als ursprünglich beabsichtigte Kunst-
form glaublich werden.
Der Sachverhalt in Betreff der Oberfläche wird niemandem
aus Patroni's Darstellung klar werden. Er ist aber sehr einfach.
Drei Arten von Oberfläche unterscheiden sich auf das bestimmteste.
Fig. 5.
Erstens die des oberen, sicher nicht reduzierten Teiles (Fig. 4) :
etwas wellig, aber vollkommen geglättet, mit Bimsteinpulver abge-
rieben, so dass von den Instrumenten des Steinmetzen nicht die
geringste Spur geblieben ist. Ein grosser Teil dieser Oberfläche ist
noch mit dem ursprünglichen Stuck bedeckt.
Zweitens die der unteren Trommel (Fig. 5 unten), nur an einer
Stelle (unten S. 99) ein wenig auf die obere übergreifend. Hier
war die letzte Bearbeitung die mehrfach erwähnte mit schrägen
Meisselstrichen von 1. oben nach r. unten. Die Beschaffenheit dieser
Oberfläche ist gut sichtbar in Patroni's Figuren Stud. e Mat. III
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI
93
1905 S. 219 (leider viel weniger gut' in meiner Figur Mitt. 1905
S. 198), und Atti di Nap. XXV Tf. I. II. 1; besser aber in un-
serer Fig. 2. Sie ist ganz rauh : man sieht überall die Striche des
Spitzmeissels (0, dazwischen die breiten Spuren eines anderen In-
strumentes (Steinaxt ? Breitmeissel ?) und zwar scheint es, dass
diese letztere Bearbeitung die spätere ist; keine Spur des Zahneisens
oder gar des Schariereisens.
Drittens die untere Hälfte der oberen Trommel (Fig. 5 oben).
Die Arbeit ist hier gröber und schlechter als an der unteren Trom-
mel, dazu ungleichmässig, daher nicht so leicht zu charakterisie-
ren. Stellenweise sehr tiefe Spuren eines Instruments (Meissel ?
s. Patroni Tf. 1 1. II 1) in verschiedenen Kichtungen ; anderswo kann
es scheinen als sei abgeschabt.
An der « Basis » endlich kann die Beschaffenheit der Stein-
oberfläche nicht untersucht werden, weil sie teils zerstört, teils
mit Stuck bedeckt ist; nichts steht der Annahme entgegen, dass
sie so war, wie im oberen Teil. Stuck findet sich nur hier und eben
dort, d. h. nur auf den der ursprünglichen, vollen Form angehörigen
Teilen. Nach Patroni's Meinung sollte die rauhe Bearbeitung von 2
und 3 den Stuck haften machen; und in der Tat, wären diese Teile
je bestuckt gewesen, so hätten sich auf dieser Art Oberfläche
Beste halten müssen. Davon aber ist keine Spur; es ist ganz
klar, dass die reduzierten Teile der Säule nie Stuck erhielten.
Dagegen hat ihn die glatte Fläche sehr fest gehalten. Auf der
Südseite sind Stuckreste eben nur da wo keine oder nur eine ganz
oberflächliche Eeduction stattgefunden hat. sie stammen von dem
Verputz der unreduzierten Säule (nach Patroni S. 25 von dem der
späteren Wand).
Nun sollte man denken, bei diesem Sachverhalt sei gar kein
Zweifel möglich: ganz glatte Oberfläche und Stuck an den nach
(*) Patroni ist im Irrtum, wenn er meint dass diese Striche von einem
hammerartigen Instrument (martellina) herrühren. Er weiss wohl nicht, dass
es auch Spitzmeissel giebt. Ich war mit einem Steinmetzen vor der Säule:
er schloss unbedingt jedes andere Instrument aus, und zwar habe hier ein
Steinmetz gearbeitet, der, wie manche tun, den Meissel von 1. nach r. führte,
während andere, und wohl die meisten, von r. nach 1. arbeiten. Ma senza
conoscere gli strumenti mal si giudica sagt P. Gewiss, zumal wenn man
dann statt eines Steinmetzen zwei Maurer consultiert.
94 A. MAU
oben, sehr rauhe ohne Stuck an den « nach unten verjüngten »
Teilen ; also sind beide nicht zusammengehörig und nicht gleich-
zeitig. Aber Patroni nimmt auch dieses Hinderniss. Und zwar auf
folgende Weise.
1. Die Obei'fläche 3 wird eliminiert: die Verschiedenheit der
Arbeit an der oberen und an der unteren Trommel kennt Patroni
nicht. Die der unteren (mit den schrägen Strichen) ist ihm nicht
nur die des ganzen « nach unten verjüngten » Teiles, sondern die
der ganzen Säule.
2. Diese Arbeit wird, um sie der glatten Arbeit des oberen
Teiles anzunähern, in einer der Wahrheit nicht entsprechenden
Weise charakterisiert : sie sei meisterhaft, perfekt, und zur
letzten Vollendung fehle nur noch die Politur mit Bimstein-
pulver.
3. In Betreff der oberen, glatten Oberfläche wird behauptet
(S. 22), erstens, es handle sich nur um einen beschränkten Teil,
nicht um das ganze obere Ende, zweitens es sei gar keine ur-
sprünglich glatte Oberfläche, sondern auch diese Teile seien bear-
beitet gewesen wie die unteren, aber bei der weniger kompakten
Natur des Steines grade an dieser Stelle sollen sich hier die
Spuren der Bearbeitung nicht erhalten haben (per la natura della
grana, perdendosi colä piü facümente le minute particelle della
swperßcie, non vi si conservano le tracce di lavorasione, visibüi
nella grana piü compatta del resto del blocco).
Da ist nun zu erwiedern:
Ad 2. Es genügt ein Hinweis auf Patroni's eigene Tafeln
und auf unsere Flg. 5; ein Vergleich derselben mit Patroni's
Schilderung wirkt erheiternd.
Ad 3. Die gut sichtbare glatte Oberfläche liegt unmittelbar
unterhalb der sehr ausgedehnten mit Stuck bedeckten, und es ist,
an Ort und Stelle gesehen (vgl. auch unsere Fig. 4), völlig evident,
dass sie sich ebenso unter den Stack fortsetzt. Und dieselbe glatte
Bearbeitung zeigt auch das Kapitell das doch aus einem anderen
Block gearbeitet ist, und dessen nach unten gewendete Flächen
es nahe legten für besonderes Festhaften des Stuckes zu sorgen.
Es kann gar kein Zweifel aufkommen, dass dies die Arbeit ist,
durch die die Säule zur Aufnahme des Stuckes vorbereitet wurde.
Und die Erfahrung hat bewiesen, dass dies Verfahren nicht so ganz
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI 9&
unzweckmässig war: der Stuck sitzt noch jetzt fest auf dieser
glatten Fläche.
Nun aber zu behaupten, diese vollständig glatte, kompakte,
ganz frisch gebliebene Fläche habe durch Verwitterung aus so-
rauhen Oberflächen entstehen können, wie sie weiter unten sicht-
bar sind, das macht Herrn Patroni wohl niemand nach. Auch
Herr Cozzi hatte grade dieses seinem Freunde nicht begut-
achtet: vor diesem sacrißcium intellectus wäre er doch wohl
— ich nehme es zu seiner Ehre an — zurückgeschreckt. Und
wenn Herr Patroni den Brüdern Davino (*) diese bestimmte Frage
vorgelegt hätte, statt der allgemeinen nach üeberarbeitung oder
nicht, so wäre doch vielleicht die Antwort anders ausgefallen. Er
kann es ja versuchen. Dass R. Borrmann mir beistimmte, berichtete^
ich schon früher ('). Auch Puchstein, mit dem ich im October 1907
vor der Säule war, blieb über diesen Punkt kein Zweifel. Ich wie
derhole : es handelt sich nicht um Dinge, die sich leicht dem Auge
entziehen oder die man so und auch anders sehen könnte. Der
Tatbestand ist vollkommen klar, und wenn Patroni (S. 21) sagt,
dass er ihn nicht leugnet sondern nur anders erklärt, so hat das^
denselben Wert als wenn jemand sagen wollte: « ich leugne nicht,,
dass dies weiss ist, aber ich erkläre es für schwarz ». Wer nicht
selbst hingehn kann, muss sich entscheiden, ob er Patroni oder
Borrmann, Puchstein und mir glauben will.
Dann sagt Patroni noch, wenn diese glatte Oberfläche die
ursprüngliche wäre, so müsste sie weiter vortreten, als die rauhe,
{*) Es ist nicht wahr (Patroni S. 26) dass ich P. aus der Befragung der
Brüder D. einen Vorwurf gemacht habe; ich selbst habe oft genug C. Da-^
vino und schon seinen sehr intelligenten Vater Alfonso mit Nutzen zu Rate
gezogen. Aber ein Gutachten, das mir gegenüber nicht aufrecht erhalten
wird, gleichviel aus welchen Gründen, hat keinen Wert. P. sucht lang und
breit wahrscheinlich zu machen, dass die Brüder D. aus Furcht vor mir(!)
ihre wahre Meinung verleugnet haben. Und nun müsste doch folgen: «ich-
habe sie aufs neue befragt und sie ermächtigen mich zu der Erklärung^
dass sie ihr Gutachten bestätigen ». Aber das folgt nicht, aus guten
Gründen.
(2) Nun meint freilich Patroni, Herrn Borrmann's Gutachten habe kei-
nen Wert, weil er diese neueste Weisheit der Herren P. u. Cozzi nicht kannte.
Glaubt denn P. im Ernst, dass wenn Borrman und ich vor einem antiken
Baumonument stehen, wir seine und Cozzi's Anleitung nötig haben um uns-
ein Urteil zu bilden ?
96 A. MAU
sie trete aber hinter sie zurück. Und weiter, die glatte Fläche
reiche bis unterhalb der grössten Schwellung. Es kann sich in
beiden Beziehungen nur um eine kleine Fläche handeln, etwa 8
X 10 cm., unmittelbar unterhalb der grösseren, sicher alten glat-
ten Fläche, gegen SW, in der Höhe zwischen 1,30 und 1,40. Dass
sie gegen die rauhen Teile zurücktritt, habe ich nicht finden können.
Dass sie über die grösste Schwellung hinabreicht — ja wo ist denn
diese? Im Süden ist die ganz unten bei 0,03-0,04, in Wbei 0,7,
im SW bei 0,28 (oben S. 82), also weit unter jener kleinen Fläche.
Freilich aber ist r. und 1. von dieser schon Reduktion, und sie
selbst tritt um ein Geringes (vielleicht 0,002) zurück gegen einen
von ihrem oberen Rande an die Oberkante der Basis gespannten
Faden, was sie ja eigentlich, wenn sie zu dem intakten Teil
gehörte, nicht dürfte. Da nun, wie ich schon früher (Mitt. XX
1905 S. 196) bemerkte, die glatte Fläche etwas wellig ist, so
könnte es sich hier sehr wohl um eine Depression derselben han-
deln. Ich bin aber eher geneigt zu glauben, dass diese kleine
Fläche, wie das r. und 1. anstossende, überarbeitet, reduziert ist, in-
dem hier wie auch sonst die Reduktion nach oben über das stärkste
Vortreten des Profils übergreift. Bei der sehr ungleichmässigen
Arbeit der Reduktion dieses Teiles konnte leicht eine kleine Flä-
che so glatt aufallen, dass sie der ursprünglichen ähnlich wurde,
etwa durch Abschaben, da hier nur sehr wenig abzunehmen war.
Ich persönlich glaube den Unterschied des Charakters dieser Flä-
che von dem der sicher ursprünglichen zu sehen, so wie auch die
freilich sehr stumpfe Kante mit der beide sich von einander ab-
heben. Aber wie dem auch sei, das gehört zu den kleinen Din-
gen, die irgendwie entstehen können und darf nicht in Betracht
kommen gegenüber dem was sich aus dem ganzen Charakter der
oberen und der unteren Oberfläche ergiebt.
Auf meine Bitte liess im Sommer 1905 die Direction der
Ausgrabungen einen Gypsabguss des unteren Teils der Säule machen.
Ich wünschte zu sehen, in wie weit die reducierte Säule kreisrund
sei: war sie es nicht, so ergab sich ein wertvoller Beweis gegen
die ürsprünglichkeit dieser Form, war sie es, so war freilich
nichts anderes bewiesen als die Geschicklichkeit des reduzierenden
Steinmetzen; denn dass ein Kreis beabsichtigt war, bezweifelt ja
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI 97
niemand. Nun ergab sich, dass es kein vollkommener Kreis war,
diesem aber doch so nahe kam, dass aus den Abweichungen keine
sicheren Schlüsse gezogen werden konnten. So habe ich denn in
meinem Aufsatz Mitt. XX 1905 S. 193 ff. dies resul Latlose Expe-
riment nicht erwähnt. Hierauf macht mir Patroni (S. 16) einen
schweren Vorwurf: das Experiment habe zu seinen Gunsten ent-
schieden, der Kreis sei ganz vollkommen, ein solcher Kreise könne
nicht durch eine Reduktion von nur drei Seiten entstehen, imd es
sei ganz abscheulich von mir, dass ich dies ihm günstige Argu-
ment verschwiegen habe. Und Herr Cozzi (S. 33) sagt, ein so
vollkommener Kreis ('perfetta circolaritä) sei nur zu erzielen
gewesen, wenn das Centrum sichtbar war. Darauf habe ich zweierlei
zu erwiedern.
Erstens: es ist nicht wahr, dass der Kreis vollkommen ist.
Herr Patroni, der sich auf dies Argument viel zu Gute tut
{la regina delle prove, U esperimento pratico), giebt auf S. 17
Fig. 1 die Photograpliie der Oberfläche des Abgusses imd fordert
triumphierend auf, sie mit dem Zirkel zu messen. Hätte er selbst
sich diese Mühe gemacht, so hätte er wohl bemerkt, dass der
grösste Kreis den man in seine Figur einschreiben kann an mehre-
ren Stellen, am stärksten r. unten und 1. oben, einen Rand
lässt, bis zu etwa 0,0008, was im Original 0,0075 bedeutet. Und
auf dem Abguss variieren die grössten Sehnen von 0,507 bis
mindestens 0,512. Ich war also wohl berechtigt, von einem un-
gefähren Kreis zu sprechen.
Zweitens, ein Kreis wie dieser, und auch wohl noch ein bes-
serer, kann sehr wohl, bei einiger Geschicklichkeit der Arbeiters,
durch Reduktion — konzentrische oder exzentrische — einer
Säule erzielt werden. Was aber in dieser Beziehung zu sagen ist,
trifft zugleich ein anderes, von Herrn Cozzi ersonnenes und von
Patroni (S. 31) zusammen mit dem eben besprochenen als fatti
importantissimi e decisivi ausposauntes Argument.
Herr Cozzi hat nämlich beobachtet (S. 31 f. mit Tf. I-II), dass
die Striche des bearbeitenden Instruments nicht von der oberen
Trommel auf die untere übergreifen. Er schliesst daraus, dass die
Trommeln nicht in opera sondern getrennt so bearbeitet wurden.
Wenn aber doch ein Strich beide Trommeln berührt haben sollte —
Herr Cozzi spricht hypothetisch, obgleich dies augenscheinlich in
7
98 A. MAU
nicht ganz geringer Ausdehnung stattgefunden hat — so wäre
das auf eine teilweise Ausgleichung der Oberfläche nach Aufstel-
lung der Trommeln zurückzuführen.
Es ist höchst charakteristisch, dass weder Herr Cozzi noch
Herr Patroni sich die Frage vorgelegt hat, wie man denn verfah-
ren konnte und musste, um eine Säule zu reduzieren. Und es ist
doch so einfach. Bei exzentrischer Reduktion, wie hier, musste
man beide Kreise aufzeichnen und für viele, nicht weit von ein-
ander entfernte Punkte des Umfanges, für jeden Punkt besonders,
das Maass des Abzunehmenden feststellen. Dann begann man die
Arbeit an einer Trommelfuge: man nahm von der oberen Trom-
mel ab, indem man auf der Oberfläche der unteren die vorher
bestimmten Beträge abmass. Erst nachdem der verkleinerte Kreis
der oberen Trommel fertig war, nahm man, im Anschluss an ihn,
von der unteren Trommel ab. War eine Trommel auf diese Weise
oben und unten reduciert, so setzte man ihre Enden durch Abar-
beitung des dazwischen liegenden in Verbindung. Ich wüsste nicht,
wie man anders verfahren könnte. Daraus ergiebt sich nun aber
Folgendes.
1. Es ist für einen nicht ganz ungeschickten Arbeiter gar
nicht so schwer, einen guten Kreis durch Reduktion in opera her-
zustellen, namentlich an den Fugen.
2. Der Kreis wird um so vollkommener sein, je näher er
einer Fuge liegt. Der messbare Horizontalschnitt unserer redu-
zierten Säule liegt nur 0,10 über der Fuge und weicht schon
etwas vom Kreise ab. Dass weiter oben, gegen die Mitte der
Trommel, die Abwerehung grösser ist, ergiebt sich aus der oben
S. 82 nachgewiesenen Ungleichmässigkeit des Profils. Wäre es
nicht der Fall, so würde dies unsere Achtung vor der Geschick-
lichkeit des Steinarbeiters erhöhen, sonst aber nichts beweisen,
zumal angesichts der oben dargelegten rechnungsmässigen und
entscheidenden Argumente und der gleich unter 4 zu besprechenden
Spuren.
3. Es ist ganz selbstverständlich, dass die Meisselstriche
der oberen Trommel nicht auf die untere übergreifen; denn als
die neue Aussenfläche oberhalb der Fuge gemacht wurde, war die
der unteren Trommel noch nicht vorhanden, die Meisselstriche
endeten an ihrer erst später fortgenommenen Fugenfläche.
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI 99
4. Dagegen konnte es sehr wohl vorkommen, dass die Bear-
beitung der unteren Trommel auf die obere übergriff, deren redu-
zierte Fläche früher vorhanden war, dass also einige für die untere
Trommel bestimmte Meisselstriche schon auf der oberen ansetzten
und über die Fuge hinübergingen. Und das ist in der Tat hier
der Fall. Im W. beginnt eine ganze Reihe der für die untere
Trommel so charakteristischen Meisselstriche von 1. oben nach
r. unten schon auf dem unteren Rande der oberen Trommel und
geht über die Fuge. Glücklicherweise hat Herr Cozzi grade diese
Stelle, nach einem Gypsabguss photographiert, auf Tf. I n. 2 wie-
dergeben lassen. Die Anfänge der Meisselstriche an der oberen
Trommel sind dort mit a bezeichnet; ihre Fortsetzung an der
unteren ist deutlich genug, wenn auch nicht so deutlich wie am
Original.
Zu dieser Figur bemerkt nun aber im Text Herr Cozzi
(S. 31 f.), dass in der oberen Trommel die Meisselstriche von
1. oben nach r. unten, in der unteren in umgekehrter Richtung
gehen, keiner aber über die Fuge geht. Das ist alles unrichtig.
Diese dicht gereihten Meisselstriche von 1. nach r., die charakte-
ristische Arbeit der unteren Trommel, hat doch auch Patroni
(S. 21. 23) anerkannt; auf der oberen kommen sie absolut
nicht vor ausser an eben diesem schmalen Streif und hiex gehen
sie über die Fuge: es ist eben, wie ich schon Mitt. 1905 S. 196
sagte, nichts anderes als ein geringes üebergreifen der Arbeit
der unteren Trommel auf die obere und beweist unwidersprechlich,
dass die Bearbeitung in opera geschah (^).
5. Es konnte leicht geschehen, dass zwei auf einander
stehende Trommeln an verschiedenen Tagen und von verschiedenen
Arbeitern reduziert wurden; so erklärt sich die gänzliche Ver-
schiedenheit der Arbeit an den beiden in Betracht kommenden
Trommeln.
(*) Gegen die Arbeit in opera macht Palroni noch geltend, dass dann
die Meisselstreiche an der untern Trommel nicht bis ganz unten reichen
könnten. Diese Unmöglichkeit ist doch wohl keine so absolute, dass sie
gegen stärkere Beweise in Betracht kommen könnte. Dasselbe gilt von dem
weittren Argument, dass auf der Oberfläche der « Basis » keine Spuren eben
dieser Meisselarbeit sichtbar sind. Und jene Oberfläche ist doch wahrlich
nicht so beschaffen dass ein solches argumentum ex silentio zulässig wäre.
100 A. MAU
6. Wenn wegen Erhöhung des Fussbodens die Reduktion
nicht ganz bis auf den Stylobat zu reichen brauchte, und es war
nicht allzu tief unterhalb des neuen Fussbodens eine Fuge, so musste
man hinab gehen bis auf diese. Es brauchte also der neue Fussboden
keineswegs im Niveau der Fuge zu liegen, welches Zusammen-
treffen ja immerhin merkwürdig wäre und von Patroni für unglaub-
lich erklärt wird.
Und in dieser Beziehang mag noch eines erwähnt werden.
Bei dem Suchen nach weiteren Säulenspuren (oben S.87) wurde
an der Mauer westlich von der Säule die Linie sichtbar, an der
das Fundament aufhört und die aufstehende Mauer beginnt: sie
liegt ziemlich genau in der Höhe der Fuge zwischen der « Basis «
und dem reduzierten Schaft. Also in dieser Höhe lag die Boden-
fläche vor dem Bau dieser Mauer und dieses Hauses, und es ist
durchaus glaublich dass eben hier oder etwas höher — nicht nie-
driger — damals ein Fussboden war. Die Reduktion der Säule
aber fällt eben vor den Bau dieses Hauses, in dessen Mauer sie,
reduziert wie sie war, eingeschlossen wurde. Vielleicht beruhigt
sich Patroni jetzt über das 'povero ^pavimento cosiretto ad abbas-
sarsi e a riaharn secondo che fa comodo alla teoria del Mau,
Noch ein letztes Argument Patroni's. Der Stuck der « Basis » -
sagt er (S. 25), erhebt sich um einige Millimeter über die Ober,
kante, während bei nachträglicher Reduktion der Säule dieser
überragende Teil hätte abgestossen werden müssen (^). Die Ant-
wort ist einfach: es ist nicht wahr. Der Stuck ist, wie ich schon
Mitt. XX 1905 S. 199 sagte, auf eine Strecke von etwa 15 cm
bis an die Kante erkalten, aber er überragt sie nicht. Und sollte
etwa durch die Wendung supera o superava die Ausrede vorbe-
(') Patroni hatte gesagt {Stud. e Mai. III 219) dass der Stuck investe
ancora ed ahbraccia Vorlo del disco-base (v. f. 2 a d.) : die beiden Verba
(ich hatte riveste gelesen und daher Mitt. XX 199 falsch übersetzt) gestatteten
nur die Erklärung, dass er sich auf die obere Fläche erstrecke. Und da
P. auf die r. Seite der Figur verwies so glaubte ich; er habe die eben dort
sichtbare besonnte Oberfläche des Stylobaten für Stuck der « Basis n gehalten,
und suchte so die evidente Unwahrheit zu entschuldigen. Jetzt erfahren wir,
dass P. sich verschrieben hatte: statt abbraccia hätte er sehreiben sollen su-
pera. Vielleicht sollte er auch statt investe schreiben riveste. Die Verweisung
freilich auf die Figur bleibt unverständlich, denn dort ist von der neuen,
nicht minder unwahren Behauptung Patroni's nichts zu sehen.
DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI 101
reitet werden, es sei dies früher der Fall gewesen, so muss ich
dem schon jetzt auf das bestimmteste widersprechen: der Stuck
Avar nie höher erhalten als jetzt. Patroni verweist auf seine Figur
St ad. e Mat. III S. 219; dort ist der erhaltene Stuck der « Basis »
gut sichtbar, aber es ist auch vollkommen sichtbar, dass er die
Kante nicht überragt und schon damals nicht höher erhalten
war als jetzt. Und wenn er sie überragte, so hätte man ja
erkennen müssen, ob er hier umbog und auch seinerseits eine
Kante bildete; und da er wie Patroni jetzt selbst erklärt, keinen
Teil der oberen Fläche bedeckte, so wäre doch klar, dass er dies
nicht tat, sondern senkrecht weiter aufstieg. Und ebenso unwahr
ist es, das die Kante der « Basis » so wenig scharf sei, dass
man daraus schliessen müsste, hier habe keine Trommel aufge-
legen; die Kante ist nur an einer Stelle auf etwa 0,015 soweit
sichtbar, dass man über ihre Beschaifenlieit tui'töilen kann, und
hier ist sie vollkommen scharf. Und wenn sie 'dies 'auch nicht wäre,
was sollte daraus folgen, da sie an dem ganzen übrigen Umfang
ganz abgestossen ist (s. Patroüi's Abbildung, weniger deutlich die
unselige, Mitt. XX 1905 S. 198)?
Damit ist die Besprechung der Patroni-Cozzi' sehen Argu-
mente erledigt; ich hoffe, dass der Leser in Obigem diejenige
Klarheit und Logik finden wird, die man bei Patroni vergebens
sucht. Es war eine widerwärtige Arbeit und ich möchte sie nicht
noch einmal machen. Sollten in Bezug auf die alte Säule neue
Tatsachen vorgebracht werden, oder ernsthafte Argumente, sei es
auch in der Herrn Patroni eigentümlichen Form, so werde ich es
für Pflicht halten, sie zu prüfen und zu discutieren ; aber weitere
Leistungen dieser Art wird man mir wohl gestatten mit Schwei-
gen zu übergehen.
Dass die Säule etruskisch sei, kann wohl nicht mit Sicherheit
behauptet werden. Ich habe sie dafür genommen, auf Grund der
Hohlkehle am Abakus. Diese ist nun auch an einem merkwürdigen
Tuffaltar aus Capua nachgewiesen worden (Mitt. XXII 1907
S. 408), wo sie freilich sehr anders aussieht. Den Altar setzt der
Herausgeber (H. Koch) in die Tuffperiode, unternimmt es aber
nichtz zu entscheiden, ob seine sehr altertümlichen Formen aus
der Etruskerzeit Capua' s in Uebung geblieben sind, oder aus
102 A. MAU, DIE ALTE SAEULE IN POMPEJI
Kyme stammen. Und dieser Zweifel bleibt wohl auch in Betreff
der pompejanischen Säule. Sind alle etruskischen Beispiele der
Hohlkehle bis auf eines verloren gegangen, können da nicht auch
unteritalisch-griechische verloren sein ? Borrmann war eher geneigt,
die Säule für griechisch zu halten; Patroni (S. 5 Anm. 1) sagt,
wenn sie keine Basis hätte — und sie hat keine — so müsste
sie griechisch-dorisch sein. Und es ist ja wahr, als etruskische
Säule müsste sie eigentlich eine Basis haben.
Ich kann meinem eigenen Urteil in dieser schwierigen Frage
nicht viel Wert beilegen; aber die Bedenken gegen den etrus-
kischen Ursprung der Säule sind doch recht stark. Erstens das
Fehlen der Basis. Zweitens die voll entwickelte und kräftige En-
tasis; mir ist keine etruskische Säule mit Entasis bekannt. Drit-
tens die genaue Uebereinstimmung der Verjüngung mit einem
griechischen Tömpd :in Paestum, wo auch die Neigung nach innen
ihr Gegenbild tindöt.' Und es mag auch darauf hingewiesen werden,
dass grade in Paestum sich noch andere merkwürdige archaische,
sonst in Grossgriechenland nicht vorkommende Formen finden.
Endlich ist zu erwägen, dass in die Baugeschichte Pompeji's
unsere Säule besser hineinpasst, wenn sie nicht etruskisch ist.
Sie ist älter als das Strassennetz, dem sich die Kalksteinatrien
anschliessen und das, wenn wir einmal Etrusker in Pompeji an-
nehmen, diesen mit grosser Wahrscheinlichkeit zugeschrieben
werden kann (^). Dass nun die Etrusker erst die Bautätigkeit,
von der die Säule Zeugniss ablegt, entwickelt, dann ihre eigenen
Bauten zerstört und das neue Strassennetz angelegt haben sollen,
das ist ja gewiss niaht unmöglich. Aber wahrscheinlicher wird der
ganze Vorgang doch, wenn diese älteren Bauten voretruskisch
waren, wie der Tempel auf dem Forum trianguläre.
A. Maü.
(') Mitt. XVII 1902 S. 309, wo Z. 3 v. unten statt « Samniten » zu
lesen ist: « Etrusker ».
DIE SAÜLENSTÜMPFE DES DORISCHEN TEMPELS
IN POMPEJI
Auf das Mitt. XX 1905 S. 201 ff. 382 f. über diese Säulen-
stümpfe Gesagte hat Patroni Ätti d, Acc. di Nafoli XXV in
einem Aufsatz über die alte Säule in Ins. VI 5 (S. 37-39 das SA)
geantwortet.
Puchstein's und Koldewey's Beobachtung, dass an diesen
Stümpfen die Canneluren nur unvollkonnen ausgeführt sind, hatte
Patroni [Stud, e MaU III S. 225) schlankweg geleugnet. Ich prä-
zisierte sie dann auf den nördlichsten Säulenstumpf. Und Herr
Patroni antwortet: « Ma quella e super ficie un 'po comunta an-
ziehe non lavorata; e non solo io ma il Cossi, ü Lavino^ il so-
prastante Bella Corte ecc, riconoscemmo la preesistema delle
scanalature che vi furono e&eguite ». Zur Erläuterung gebe ich
beistehend den Grundriss der Säule (schraffiert) und des Stumpfes
auf dem sie steht. Links ist angedeutet, wo der Fussboden an die
104 A. MAU
Säule angearbeitet und daher der Stumpf nicht sichtbar ist. Also
der Umriss des Stumpfes fällt an den Stegen mit dem der Säule
zusammen, in den Canneluren springt er ganz unregelmässig vor ;
es ist eigentlich schon zu viel, wenn man sagt, dass die Canne-
luren unvollkommen ausgeführt sind; sie sind gar nicht ausge-
führt, kaum stellenweise angedeutet. Und angesichts dieses ganz
offenkundigen Tatbestandes hat Patroni den Mut, zu sagen, das
Fehlen der Canneluren beruhe auf Abnutzung, sie seien früher
dagewesen. Danach wäre also durch Abnützung der Stein nicht
vermindert worden, sondern angewachsen. Auch sind rings um den
Stumpf die Spuren der Bearbeitung zweifellos sichtbar. Herr Cozzi
erklärte mir, er habe mit Patroni nicht über diesen nördlichsten
sondern über den zweiten Säulenstumpf gesprochen. Auch Da-
vino und Della Corte habe ich befragt; ihre Antwort war ein
beredtes Schweigen. Die Herren Ecc. konnte ich natürlich nicht
befragen; es ist aber ganz unmöglich, dass irgend jemand ausser
Patroni hier präexistierende, durch Abnutzung verschwundene
Canneluren gesehen haben sollte. Es kann nicht laut genug
protestiert werden, gegen den Missbrauch, den Patroni mit dem
Zeugniss des Personals von Pompeji treibt. Es ist ja selbstver-
ständlich, dass, wenn ein mehr oder weniger illustrer Besucher
Pompeji's seine Weisheit über die Monumente ergiesst, das ihn
begleitende Personal nicht widerspricht, auch auf Befragen etwas
wie Zustimmung andeutet; aber es war Herrn Patroni vorbehalten,
dies in wissenschaftlicher Controverse geltend zu machen. Dass
die Betreffenden nicht selbst laut gegen den ihnen imputierten Unsiun
protestieren, wird. Niemanden wundern, der die Verhältnisse kennt.
Herr Cozzi warf gesprächsweise die Frage auf, ob nicht
etwa dieser Säulenrest in moderner Zeit auf den Stumpf gesetzt
worden sei. Dieser Zweifel erledigt sich durch die Beobachtung,
dass der Fussboden an ihn hinangearbeitet ist und noch jetzt
fest an ihm haftet. Dem gegenüber kann es nicht in Betracht
kommen, dass der Umfang dieser Säule um ein weniges geringer
ist als der der südlich benachbarten. Alles dies habe ich gemein-
sam mit Puchstein constatiert.
Für die von Puchstein, Koldewey und mir vertretene Erklä-
rung der Stümpfe ist es nötig anzunehmen, dass die Säulen (we-
nigstens an ihren unteren Teilen) neuen Stuck erhielten als der
DIE SAEULENSTÜMPFE DES DORISCHEN TEMPELS IN POMPEJI 105
Stylobat für den neuen Fussboden vorbereitet, dieser selbst aber
noch nicht gelegt war; denn der Stuck erstreckt sich auch auf
den Stumpf. Patroni erklärt das für unmöglich ('); denn die Be-
stückung des Stumpfes sei erstens überflüssig, zweitens schädlich,
weil die Fussbodenmasse besser an der unbestuckten Säule gehaftet
hätte. Ob man nicht etwa meinen konnte, es sei wichtiger den
Stuck durch die um ihn gelegte Fussbodenmasse an der Säule
fest zu halten, diese Frage legt sich Patroni nicht vor; auf diese
Art kann man alles beweisen was man will (2).
Indess mit Patroni's Argumenten wird der selbst urteilende
Leser leicht fertig werden. Ich wollte nur feststellen, dass nach-
weislich der an den Säulen erhaltene Stuck nicht der ursprüng-
liche ist. Es ergiebt sich dies aus der Beschaifenheit der Oberflä-
che der Säulen, an den wenigen Stellen wo sie nicht verwittert
ist. Sie ist nämlich erst vollkommen geglättet, auch mit ßim-
steinpulver poliert worden, dann aber sind, nicht weit von einan-
der entfernt, kleine Löcher hineingehackt worden, ein jedem Ken-
ner Pompeji's geläufiges Verfahren um den Stuck haften zu machen.
Dass diese beiden Verfahren, das eine auf vollkommene Glättung,
das andere auf Rauhmachen abzielend, gleichzeitig sein und als
Vorbereitung für dieselbe Stuckbekleidung gedient haben sollten,
wird ohne zwingenden Grund nicht leicht jemand glauben.
Patroni tut so, als ob durch meine die Casa del Fauno be-
treffende Berichtigung Mitt. XX 1905 S. 382 meine Auffassung
weniger wahrscheinlich würde, weil nun nach seiner Meinung die
einzige Analogie für den von Puchstein und mir angenommenen
Vorgang wegfüllt. Ich hatte die Casa del Fauno nicht wegen der
Analogie sondern wegen der Zeitbestimmung citiert. Wenn für
einen so einfachen und selbstverständlichen Vorgang eine Analogie
nötig wäre, so hätte ich wohl auf den schon von Puchstein er-
(i) S. 38: Ma cid non sarä ammesso da nessun uomo di buon senso. Dies
als Probe des Tones, in dem Herr Patroni polemisiert per abbondare di cor-
tesia verso il contraddittore (p. 8).
(") Hier ist die von P. behauptete Zweckwidrigkeit nicht vorhanden.
Aber auch wo sie wirklich vorhanden ist, darf sie nur mit grosser Vorsicht
als Argument verwendet werden. Sonst könnte man z. B. beweisen, dass die
Reticulatwände stets bestimmt waren, ohne Stuck zu bleiben, ebenso die Säulen
der Tuffperiode, die eben dieses Tempels, die alte Säule in VI 5, und noch
manches andere.
106 A. MAU, DIE SAEULENSTÜMPFE DES DORISCHEIf TEMPELS ECC
wähnten Tempel der Hera Lacinia in Agrigent verwiesen, und auf
das Forum von Pompeji, wo ebenfalls die « mykenischen Basen »
entstanden sind durch Abarbeitung vom Stylobat, veranlasst durch
Legung eines neuen Fussbodens : die « Basen » sind hier z. T. so
hoch, dass sie beträchtlich über den neuen Fussboden aufragen.
Dass dieser in diesen beiden Fällen aus Stein, nicht aus Signinum
besteht, ist ganz unwesentlich ; mit solchen Ausflüchten kann man
jeder Analogie aus dem Wege gehen. Patroni versichert, ein sol-
cher Vorgang habe nie und an keinem Gebäude der Welt statt-
gefunden, verschweigt aber woher ihm diese genaue Kenntnis aller
gegenwärtigen und vergangenen Gebäude der Welt gekommen ist.
Noch komischer ist es, wenn Patroni behauptet, das von mir
in der Casa del Fauno beobachtete sei eine Stütze für seine Be-
hauptung und der Architekt des 2 Jh. sei hier mykenischen Tra-
ditionen gefolgt. Hier sollte auf dem Stylobatstein eine Paviment-
schicht liegen, und da doch die ionische Säulenbasis weder in der
Pavimentmasse verschwinden durfte noch auf ihr stehen konnte,
so gab es teclmisch garkeine andere Möglichkeit, als dass man
den Höhenunterschied zwischen der Oberfläche des Steines und der
des Paviments durch einen kleinen Steincylinder unter der Säu-
lenbasis ausglich. Nun konnte ja freilich dieser entweder an die
Säulenbasis oder an den Stylobatstein angearbeitet sein. Aber es
war doch jedes dieser beiden Verfahren so naheliegend und einfach
wie das andere, und wenn man das letztere vorgezogen hat, so
wüsste ich wirklich nicht, was daraus zu schliessen wäre. Es ist
sogar leicht, hierfür eine wahrscheinliche Erklärung zu finden.
Denn es ist doch recht wohl möglich, sogar wahrscheinlich, dass,
als man den Stylobatstein legte, noch nicht feststand, ob er sichtbar
bleiben oder vom Paviment bedeckt werden sollte, und dass man,
um der Entscheidung nicht vorzugreifen, ihn einstweilen in der
beabsichtigten Fussbodenhöhe legte und erst später, nachdem die
Entscheidung getroffen war, das der Pavimentstärke entsprechende
Stück abarbeitete, unter Belassung der Cylinder unter den Säulen.
Da also das hier befolgte Verfahren aus ganz einfachen techni-
schen Erwägungen sich vollständig erklärt, so ist es — nach dem
Satze vom zureichenden Grunde — unzulässig, aus ihm sonstige
Rückschlüsse z. B. auf mykenische Traditionen im 2 Jh. v. Chr.,
zu ziehen.
A. Mau.
SITZUNGEN
20. März 1908: G. F. Gamurrini, Iscrüione di Viterbo. Dazu
HüELSEN. — M. PicciONE, Sulla tecnica dei bronH antichi.
GAMURRINI riferisce, che sotto il pavimento deirarchivio arcivesco-
vile di Viterbo si sono rinvenuti fra la terra alcani antichi avanzi, fra i
quali un grande capitello di marmo di ordine corinzio, ma di fattura fra
Tundecimo e il duodecimo secolo, che con tutta probabilitä spettava alla
costruzione della cattedrale di S. Lorenzo avvenuta verso quel tempo. A scol-
pire il capitello si erano serviti di un'antica base marmorea, la quäle palesa
la parte sinistra di un' epigrafe dedicata a Costantino, ma che si puö con
sicurezza supplire nella sua parte mancante :
IM.? ' CAesari Fl
A • vio • constan
TINO • Pio ' Fei. in
viCTO • Niax. Aug.
¥ EKE N tienses
DEVO (ti) NVmini
et m AI Est at i
Eius
Siamo obbligati a pensare, che la penultima riga sia scritta et maie-
stati invece del solito maiestatique per la posizione delle lettere aie disposte
quasi nel mezzo, come mi ha avvertito il eh. raons. Enrico Salvadori attuale
Vicario Vescovile di Viterbo, a cui devo la comunicazione di questa scoperta.
Abbiamo qui, che gli abitanti di Ferento eressero ad onore di Costan-
tino una base, se non un'ara, come alcuni hanno supposto, i quali ne hanno
osservato la parte superiore. Comunque sia, questo e il primo monumento
pubblico, che viene alla luce. di una cittä, che nel secolo terzo si notö col
titolo di splendidissima{C. I. L. XI, SÖ07). Decorö quello certamente il Foro
principale della cittä con altri titoli onorari, i quali probabilmente stanno
ancora sepolti. Onde sarebbe molto utile ed opportuno, che la societä, di
recente costituita in Viterbo per esplorare il sito della cittä di Ferento, vol-
gesse la sua attenzione per determinare l'ubicazione del Foro, e quivi dare
felicemente mano alle sue scoperte,
L'essere stata adoperata la base imperiale a capitello della cattedrale
di Viterbo costituisce un'altra prova che i fori delle cittä o distrutti od ab-
bandonati erano concessi alla chiesa principale della diocesi o al vescovo, e
le cui rovine servirono alla edificazione dei luoghi addetti al culto. Doveva
pertanto essere abbastanza visibile allora (nel secolo undecimo) il Foro di
Ferento, se si asportavano i suoi materiali, poiche pur troppo quei di marmo
saranno stati ridotti in calcina. Ed ora quelli, che scritti o scolpiti si rin-
verranno nel risarcire la cattedrale o Tepiscopio di Viterbo, molto probabil-
mente avranno, come la base di Costantino, la medesima provenienza.
HUELSEN: Der Name der alten Etruskerstadt, welche die Ehren-
inschrift für Constantiu gesetzt hat, lautet nach unseren Handbüchern und
Klassikertexten Ferentum oder Ferentium: so ist die einstimmige Ueberlie-
108 SITZUNGEN
ferung bei Sueton (Vespas. 3; Otho 1) und bei Tacitus [hist. II, 50): daneben
steht bei griechischen Autoren die Form ^EQevrla Ptol. III, I, 43 und, durch
Verwechselung mit der bekannteren Stadt im Hernikerlande, ^SQSvxf^vöv bei
Strabo V p. 276, wie auch bei Plin. n. h. III, 52. Wenn dagegen Vitruv
II, 7, 4 von den monumenta quae sunt circa municipium Ferentis (so die mass-
gebenden Handschriften) spricht, so hat man diese Form als Corruptel heraus-
corrigiert. Dagegen niuss bedenklich machen, dass eben diese angebliche
Corruptel in später Zeit allgemein und urkundlich belegt erscheint. So heisst
es im Liber Pontificalis XXIIII {vita Silvestri I c. 33): fundum Barbatia-
num territorio Ferentis; beim römischen Concil von 595 (Gregor. Magn.
reg. 57 a I p. 366 Ewald) unterschreibt ein Martianus episcopus civitatis
Ferentis; Gregor der Grosse dial. I, 9 erwähnt die civitas quae Ferentis
dicitur, und braucht ebenda s-päter Ferentis als Accusativ. Wollte man etwa
annehmen, dass dies Ferentis nur eine späte Vulgärform darstelle, Vielehe
von den Schreibern der Vitruvhandschriften irrig in den Text eingesetzt sei,
so wird das widerlegt durch die stadtrömische Soldatengrabschrift (CIL. VI,
2778) eines P. Lollius P. f. Stat. Pietas Ferentis, welche sicher dem ersten
oder zweiten Jhdt. n. Chr. angehört. Wenn demnach die Form Ferentis als
Indeclinabile für das erste, zweite, fünfte und sechste Jhdt. bezeugt ist, werden
wir nicht anstehen diese Form auch für die correcte zu erklären. Dass sich
neben dieser auffallenden Form auf -is auch der andere auf -um oder "ium
einbürgerte, kann nicht verwundern : ein analoges Beispiel bietet das be-
nachbarte Nepet, dessen ganz singulare Nominativform auch häufig durch
Nepe ersetzt wird. Aber bei Annahme der Namensform Ferentis wird auch
vielleicht das Ethnikons Ferenticensis, welche der Liher Coloniarum 216
erhalten hat, erklärlich.
Städtenamen auf -is sind in Italien äusserst selten: sicher belegt Aesis ,
Siris und vielleicht noch Veseris. Bemerkenswert ist, dass diese sämtlichen
Namen gleichzeitig Flussnamen sind. Möglich also, dass der namenlose Bach,
der den Fuss des Hügels der alten Stadt umfliesst, auch den Namen Ferentis
getragen hat: wozu der Name der Aqua Ferentina im Albanergebirge ein
passendes Analogon bieten würde.
3. April 1908 : E. Loewy, Sarcofaghi antichi, Raffaello ,
Manet. — G. GiOYAiai<iom, Osservazioni suirarchiteUura
del Tempio di Ercolea Con(s. Mitteilungen 1908 Heft 2).
24. April : Festsitzung zum Geburtstage Roms : . W, Amelüng,
Ein griechischer Jünglings torso. — Ch. Hüelsen, // tempio
nel giardino Colonna sul Quirinale.
Zum Palilienfeste 1908 wurden ernannt:
zu ordentlichen Mitgliedern
Herr H. L. Wilson in Baltimore
zu correspondierenden Mitgliedern
Herr J. B. Carter in Rom
H. Schultz in Rom
C. Thulin in Luleä.
Abgeschlossen am 15. Juli 1908.
LA CÜRVATÜRA DELLE LINEE
NEL TEMPIO D'ERCOLE A CORI
(Tav. VI-VII)
II tempio che ancora snWara: di Cori elevä il bei pronao di
fronte alla vasta pianura pontina e che e comunemente denomi-
nato — per tradizione piü che per sicure attribuzioni — tempio
di Ercole (^) e stato piü yolte oggetto di minuziosi rilievi e di
(*) La tradizione forse non e anteriore al Cinquecento. Per la prima volta
si trova il nome di Ercole attribuito al tempio nel codice Vaticano 6039 di
Giovanni Metello (circa il 1550), v. CLL., X, n. 6517; ma prima. di lui An-
tonio di Sangallo nei disegni che si conservano agli Uffizi lo chiama tempio
di Castore, confondendolo evidentemente col tempio corinzio che ancora si
vede neH'abitato di Cori a Piazza S. Salvatore. Unico argomento positivo in
favore dell'ipotesi che l'intitola ad Ercole sarebbe dato da un'iscrizione dedi-
<;atoria: hercvli sacrvm. che il Volpi (cfr. Vet. Lat., Roma, 1704-45, tom. IV',
140) riferisce aver trovato non lontano dal tempio, ma che il Mommsen ritie.ne
a ragionc apocrifa. C./.^/^., 334*. Dovrebbe invece dirsi tempio di Minerva se
fosse vero quanto, senza alcuna docuraentazione, sostiene il Nibby {Analisi,
t. I, p. 512) che cioö ivi fosse stata scavata la statua che nel 1583 Matteo
di Castello collocö, a rappresentare Roma, suUa fontana di piazza del Cam-,
pidoglio: asserzione che i recenti studi sulle colletioni capitoline, come quella
del Michaelis (in Mitt. des K, deutsch. Arch. Lnst. Roma 1891, p. 43) e del
Lanciani {Storia degli scavi, Roma, 1903, II, 73) non confermano affatto.
Anche per ciö che riguarda la data ogni documentazione manca. Ma Topi-,
nione del Winckelmann, il quäle, basandosi sui nomi dei duumviri che pre-
siedettero alla costruzione e che sono ricordati nell'epigrafe suUa porta —
M. Manlio (?) e L. Turpilio — ritenne il tempio del tempo di Tiberio (cfr. Win-
ckelmann, Osservazioni sulVarch. degli antichi, Roma, ed. Fea, 1784, tom. III,
p. 52), e certamente erronea. Invece l'esame stilistico del monumento lo riav-
vicina al Tabularium ed alle altre opere architettoniche della fine della Re-
publica, ed agli stessi risultati giunge lo studio paleografico dell' iscrizione.
Cosi ad es. il Nibby ne attribuisce i caratteri al settimo secolo di Roma, il
'Riischl (Prise ae Latinitatis monumenta epigraphia p. 59) ed il Mommsen
{C.L.L., I, n. 1149) la riportano fra quelle C. Caesaris morte antiquioresy
e niuno piü ora dubita di questa data. . r
8
110 G. GIOVANNONI
scolastiche disquisizioni (*). Ma niimo finora ha posto menie ad
una siia caratteristica importantissima, quäle e quella delle curva-
ture presentate dal portico, ed in particolare della forte curva con-
cava in piano secondo cui e disposta la fronte principale (*).
Quanto questa curva sia ampia e notevole appare subito dalla fo-
tografia presa di fianco e dal basso qui riprodotta (fig. 1), in cui
appunto lo scorcio della trabeazione aumenta la proporzione della
freccia ed ingigantisee l'effetto; e che essa non sia stata, mal-
grado ciö, ancora rilevata, e una prova di quanto il giudizio a
priori, il partito preso, abbia ordinariamente prepönderanza non
solo nella percezione visiva, secondo sostiene la teoria empiristica
dell'ottica fisiologica (^), ma altresi negli studi e nei rilievi dei
monumenti. Si sa che una certa linea deve essere retta e si
vede e si misura come tale: fenomeno di suggestione che nel
(*) Tra queste illustrazioni deirimportante monuraento vedi Piranesi,
Le antichitä di Cora, Roma; Canina, Arch. romana, III, p. 65, tav. XV;
Antolini, L'ordine dorico ossia il tempio d'Brcole nella cittä di Cori, Roma,
1785; Angelini e Fea, Monumenti piü insigni del Lazio, Roma, 1828,
tavv. XXXVI-XXXVIII; Reynaud, TraitS d'Architecture, Paris, 1867, I,
tav. 17; Fragments d'arch. ant. d'apr^s les relevSs et rest. des anc. pens.
de VAcad. de France Paris, Schmidt. I, tav. 35.
(") Di queste constatazioni la prima notizia e stata data in un impor-
tante articolo illustrativo del ch.mo W. H. Goodyear, The discovery by
G. Giovannoni of curves... in the fagade of the temple at Cori, in American
Journal of Archaeology, 1907, p. 160 sg.
(3) Secondo questa teoria ora prevalente, che nell'Helmholtz ha il so-^
stenitore piü autorevole, soltanto l'esperienza puö permettere di apprezzare
sicuramente la forma e la grandezza degli oggetti, dei quali Timmagine della
retina non e di per sd che un semplice segno; si comprende quindi come
escluso ogni concetto di percezione istintiva, possa avere su questo giudizio
indiretto grande Influenza un'opinione che la mente abbia preconcetta. Cfr. su
questo soggetto Tscherning, Optique physiologique, Paris, 1898, p. 205.
Specialmente negli oggetti elevati (e gli architetti lo conoscono per prova),
ove difficilmente ai visa possono associarsi i tacta, gli errori di osservazione
possono a questo riguardo essere grossolani (cfr. Egger, La vision des mo-
numents älev^s in Revue scientif., 1889, II, n. 24; Remy, id. ibid., 1889, II,
n. 7; Sorel, id. ibid., 1890, I, n. 18). Quanto ai rilievi architettonici, la scarsa
precisione che spesso in essi riscontrasi relativamente alle parti alte degli
edifici, tiene evidentemente all'incomodo ed alla difficoltä di eseguirvi dirette
misurazioni geometriche; ed anche al concetto che sovente predomina di
sostituire alla constatazione dello stato attuale la restituzione secondo i cri-
teri personal! di apprezzamento.
LA CURVATURA DELLE LINEE NEL TEMPIO d'ERCOLE A CORI
111
campo della visione degli elementi architettonici, specialmente se
coUocati in alto, assume un'importanza grandissima, poiclie ad esso
appunto si riannodano molte delle spiegazioni date di queste ano-
Fig. 1.
malie nelle linee; sieche non e forse inopportuno aver ad esso
aceennato fin dall'inizio di questo breve studio.
Queste curvature del tempio di Cori prendono un posto
importantissimo per entitä e per singolaritä di caratteri, in quella
Serie di deformazioni delle linee che da oltre 60 anni — dai ri-
lievi cioe dell'Hoffer, del Pennethorne, del Penrose sul Partenone —
112 G. GIOYANNONI
hanno costituito notevole oggetto di studio per l'arehitettura degli
antichi monumenti ; e nella vexata quaestio che a tal proposito si
dibatte portano inattesi elementi nuovi, decisivi per un lato, du-
bitativi per l'altro: elementi che vanno esaminati analiticamente
sui dati di un di rette rilievo.
Le due plante della tav. VI, di cui la prima si riferisce ad
un piano orizzontale alto circa un metro dal pavimento del pronao,
la seconda ad un piano prossimo al sommoscapo delle colonne e
contiene la proiezione di tutte le linee sovrastanti della trabe-
azione, riassumono i principali di questi dati (^). Dalla pianta
inferiore appare che delle quattro colonne della fronte le due in-
termedie sono basäte piü indietro delle due estreme, e che questa
rientranza e misurata in cm. 3 in media. Le colonne del fianco
destro mostrano invece una leggera convessitä verso l'esterno;
quelle del fianco sinistro si trovano quasi completamente in
piano.
Man mano che si procede verso l'alto nella fronte la rien-
tranza aumenta e le linee accentuano con regolare progressione la
loro curvatura concava, sempre contenuta in un piano orizzontale
senza invece che vi sia traccia di curve formanti arco, disposte
doe in piani verticali. La freccia diviene all'architrave di centi-
metri 8,5, ed al gocciolatoio raggiunge la massima misura di
cm. 13,5.
Quest'incremento successivo, che e chiaramente indicato nel
disegno assonometrico della fig. 2, avviene in tre modi che com-
pongono i loro risultati: a) le due colonne estreme sono legger-
mente inclinate in avanti, mentre che le intermedie trovansi quasi
a piombo; questa deviazione dalla verticale e di cm. 2,50 nella
colonna d'angolo di destra, di circa cm. 4 per quella di sinistra,
« ad essa e associato uno strapiombo laterale all' infuori di circa
2,50 per ciascuna colonna, sieche, contrariamente a quanto ordina-
riamente avviene nei templi dorici, le colonne angolari risultano di-
vergenti secondo la diagonale ; b) i capitelli d'angolo sono disposti,
non giä di fronte, ma notevolmente girati verso l'interno in modo sim-
metrico, tanto che rispettö ad un filo che congiunga gli estremi l'ordi-
(1) Occorre avvertire che la qualitä, alquanto porosa del travertino non
permette nelle misure un'approssiniazione piü minata del centimetro.
LA CURVATURA DELLE LINEE NEL TEMPIO D ERCOLE A CORI
113
nata dell'angolo interno di ciascuno dei due dadi e di circa 2 cm.
tutta la trabeazione segue questo andamento, anche, come diremo,
nei fianchi; c) la sporgenza della cimasa va fortemente dimi-
nuendo a partire dagli estremi verso il mezzo; le sezioni della
£.KU&
Fig. 2.
fig. 3 mostrano come l'aggetto del gocciolatoio dal piano dell'ar-
chitrave, che e di cm. 25,1 in corrispondenza alla colonna d'an-
golo di sinistra (vedi A), di cm. 24,8 a qiiella di destra, (B), di-
venga di soll cm, 20,5 nel centro (C), con uua diminuzione di circa
5 cm., cioe di im quarto.
Ciirvature accessorie sono quelle dei fianchi e quelle dei lati
inclinati del timpano. Nei fianchi gli architrari e la parte supe-
114
G. GIOVANNONI
riore della trabeazione, che nel tratto principale hanno andamento
rettilineo, in prossimitä deH'angolo s'incurvano anch'essi, ma vol-
gendo verso l'esterno la convessitä; s'inclinano cioe appunto per
adattarsi allo spostamento intorno al proprio asse dei capitelli. I
diie lati inclinati del timpano hanno anch'essi una forte curvatura
concava, che lo stato molto logoro e mancante degli spigoli non
permette di valutare esattamente. Cosi dunque tutte queste cur-
vature accessorie sono coordinate a quelle delle linee orizzontali
della fronte allo scopo, che sembra il predominante, di dare a
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Fig. 3.
tutto il prospetto h specialmente alla siia parte superiore un forte
andamento concavo.
Le considerazioni che da queste misure direttamente deri-
vauo vertono: 1° suU'entitä delle curvature; 2° sulla dimostra-
zione della loro intenzionalitä ; 3° sul tipo speciale delle curve
constatate.
Quanto all'entitä risulta che alla base la freccia, misurata
in 3 cm. circa, rappresenta su di una larghezza della fronte di
m. 7,49 un rapporto del 4 p. mille; alla cimasa la freccia di
cm. 13,50 su m. 8,20 di corda da il rapporto di 1:61, cioe del
16,36 p. mille. Basta confrontare questi dati con quelli finora mi-
surati nei monumenti ellenici ; basta ricordare ad es. che nel The-
LA CURV AXURA DELLE LINEE NEL TEMPIO d'eRCOLE A CORI 115
seion la curvatura in elevazione nella fronte ha 1*1,40 p. mille,
nel Partenone raggiunge il 2,25 p. mille, nel tempio di Nettuno
a Pesto ri,56 p. mille secondo il Penrose e circa il 0,85 per
mille secondo i Koldewey e Puchstein, (^), nel tempio di Giove
d' Olympia (fronte settentrionale (*) ri,10 p. mille ecc. per pro-
vare quanto la curvatura di Cori sia enorme al paragone di tutti
gli esempi finora conosciuti.
La intenzionalitä della curvatura suddetta, la sicurezza cioe
che non di spostamenti incidentali dovuti a vicende nella costru-
zione od a perturbazioni statiche susseguenti, ma si tratti qui di
un elemento architettonico volutamente introdotto dall'artefice,
appare sicuramente dimostrata. Tutti i mezzi con cui l'effetto e
stato raggiunto e mediante i quali la curva acquista di grado in
grado il suo massimo valore — il tracciamento a rientranza della
pianta, la rotazione dei capitelli d'angolo, la diminuzione d'aggetto
della cimasa nel mezzo — tutte le disposizioni accessorie, come
il modo di raccordo dei fianchi, la curvatura dei lati del timpano,
sono espedienti cosi singolari, cosi coordinati ad un unico scopo,
e si svolgono cosi regolarmente, che, in un monumento di costru-
zione accurata come il tempio d'Ercole, non possono che essere
volutamente inspirati ad una sapiente idea dominante, ad un unico
concetto organico. Invece tra le particolaritä teste indieate puö
lasciar molti dubbi quella della diiferente inclinazione dalla ver-
ticale dei vari fusti di colonna, della divergenza cioe in senso
diagonale constatata negli angoli ; la quäle disposizione, che certo
non risponde alle buone norme costruttive, non e probabile sia
stata voluta, e, connessa con talune lesioni che appaiono nella
trabeazione, fa piuttosto supporre un lieve spostamento avvenuto.
Se ciö fosse, occorrerebbe dall'insieme della curvatura che ora con-
statiamo dedurre la parte relativa a questa causa fortuita. La
freccia totale ne risulterebbe ridotta di circa 3 cm. e da cm.
13,5 diverrebbe di cm. 10,5 circa, cioe saiebbe ancora del 12,8
p. mille della corda.
(*) Cfr. Penrose, Investigation of the principles of the Athenian Ar-
chitecture etc. London, 1851. Koldewey u. Puchstein Die griechischen Tempel
in C/nteritalien, Berlin, 1899, I, pp. 25-26.
(«) Cfr. Olympia, Berlin, 1892, p. 18.
116 ' G. GIOVANNONI
Se ancora potesse suUa intenzionalita elevarsi dubbio, esso-
sarebbe tolto definitiTamente dall'esame dei giunti dei väh conci
che costituiscono la trabeazione, i qiiali, nei punti in cui ne e
possibile il rilievo (piü verso rinterno che sugli spigoli, logori e
rotti) appaiono tagliati obliquamente e abbastanza strettamente
congiunti. La superficie interna della fronte ha infatti le com-^"
messure regolari e serrate, certo molto piü conservate che non
aH'esterno; laddove e ovvio comprendere che nno spostamento
ehe avesse prodotto una curva come l'attuale avrebbe dovuto por-
tare unä larga divergenza dei conci nel lato conresso cioe nel-
rinterno. > .
Cosi dunque questa dimostrazione, resa evidente dalia rela-
tivamente grande entitä der fenomeno, tiene per« la prima volta*
a dare una itrionfele risposta decisiva agli scettici di qweste raffi-
natezze amhitettoniche degli antichi. E gli scettici sono moltis-
&imii puödirsianzi. che ia -prima töndenzaditutti coloro, spe-
cialmente tecnici, che hanno 'nozione di quest'ordine di fatti, si e
d'attribuirli ad eiTori o a cedimenti, ma di escludere l'intenzio-
Balitä ; e di questo parere sono molti autori che direttamente o
incidentalmenije hanno trattato la qüestione: cosi il Bötticher (^)y
il Märtens :(^), il Durm (^), ecc." : " _ -^
Gli argomenti negativi sono invero numerosi e di gran peso>
Essi si riferisconö alle piccole proporzioni- di queste anomalie
finora note, che raramente superano i 10 cm. di freccia, alle vi^
cende siibite dai mönumenti, i quali, anche se di costruzione per-
fetta e di materiale finissimo come quelli dell'Attica, possono poi
aver subito deformajEioni e cedimenti parziali ; cosi ad es. nel Par-
tenone» pel qiiale e da supporre che qualohe spostamento sia stato
prodotto dallo scoppio della polveriera der 1687. Si basano altresi
sul fatto, certo poco : spiegabile, che queste raffinatezze si sareb-
beio eseguite soltanto in alcimi mönumenti, ma non in al tri ad
essi contemporanei. Gosi ad es. non hanno curvature il tempio di
Aegina, il tempio dorico-arcaico di Corinto, il tempio di Apollo
">:. (*) Bötticher, Die Tektonik der Hellenen. Potsdam, 1852.
. (2) Märtens, Der optische Maassstab. Berlin, 1884.
(3) Durm, Baukunst der Griechen. 2* ed., Darrastadt, 1892, p. 172 e seg.
Baukunst der Römer 2* ed., Stuttgart, 1905, p. 366.
LA CURVATURA DELLE LINEE NEL TEMPIO d'eRCOLE A CORI llV
in Bassae in Arcadia (^), pel quäle il caso e tanto piü notevole
in quanto fu lo stesso Iktinos, iino degli architetti del Partenone,
che lo edificö ; ne mancano, secondo le osservazioni del Basile (^),
quasi tutti i templi della Sicilia; accanto al Partenone l'Erettea
e sprovvisto di curvature, di che molti hanno dato la ragione affer-
mando essere queste caratteristiche delFordine dorico. Ma la pre-
senza recentemente constatata di curvature nel tempio ionico di
Pergamo (^) e nella Maison carree di Nimes {% verrebbe a
smentire quest'argomento (^) come anche verrebbe a smentire l'ipo-
tesi che soltanto in un breve periodo di tempo, tra la fine del
VI e quella del V secolo av. Gr., tale tendenza si sarebbe mani-
festata fra gli artisti greci.
La discontinuitä e la confusione in quest'ordine difattisono
dunque innegabili; ma di fronte ad esse i sostenitori delle « raf-
finatezze architettoniche » portano in campo anche alcune concor-
daDze non fortuite, innegabili anch'esse. Cosi la rispondenza tra
questa ed altre sapienti singolaritä architettoniche nei templi greci,
come il tipo della colonna d'angolo, la disposizione, non verticale
ma inclinata verso il mezzo che talvolta si riscontra nei dadi dei
capitelli dorici ecc, cosi la precisa proporzione che nel Partenone
si veritica tra le curve della costruzione di Pisistrato e quelle
della periclea; e il regolare coordinamento tra le curvature del-
l'epistilio e quella dello stilobate, tra questa e la conformazione
della roccia su cui, nel Partenone, e tagliata la scalea d'ac-
cesso (^). E piü che tutto una diretta affermazione e data dal ben
noto passo di Vitruvio (III, 4, 5) : « Slylobatam ita oportet exae-
(') Anche per questi templi le misurazioni furono compiutö dal Penrose.
Vedi op. cit. p. 27. .
(") G. B. Basile, Curvatura delle linee nelVarchitettura antica. Pa-
lermo, 1896.
(') Cfr. K. Museen zu Berlin, Altertümer von Pergamon, Berlin, 1896,
IV, tav. XXIX, p. 62.
(*) Cfr. W. H. Goodyear. A discovery of horizontal Curves at tlie M. G.
in Smithsonian Report, 1894.
(*) Anche la sola concreta prova d'indole filologica che abbiamo, cioö
la testimonianza di Vitruvio, esclude che le cause possano essere soltanto
nell'ordine dorico, poicKä anzi 6 espressa, forse incidentalmente, a proposito
deirordine jonico.
.(«) Cfr. Choisy, Histoire de VArchüecture. Paris, t. I, p. 417.
118 G. GIOVANNONI
quari uti habeat per medium adjectionem per seamülos impares.
Si enim ad lihellam dirigetur alveolatus oculo videbüur.,. —
Capitulis perfectis deinde colomnarum non ad lihellam sed ad
uequalem modulum conlocatis, ut quae adjecto in stylobatis facta
fuerit in superioribus membris respondeat {^symmetria episty-
Uorum] ».
Qualunque sia l'interpretazione che si possa dare circa i tanto
discussi scamilli impares (^) nessun dubbio puö sorgere circa il
•consiglio che qui e dato di conformare lo stilobate, e in corri-
spondenza di esso tiitta la trabeazione non giä in piano ma se-
-condo linee curve.
Accanto a questa testimonianza preziosa prende ora posto il
tempio d'Ercole a Cori e porta nella questione un forte argomento
positivo per accertarci che effettivamente vi sono stati dei monu-
menti in cui si e voluto raggiungere un notevole effetto curyili-
neare. E puö essere interessante l'osservazione che questa prova
•diretta appare quasi contemporaiiea a Vitruvio; e che, insieme
<jon l'esempio giä citato della Maison carree di Nimes, dimostra
<5ome ancora nei monumenti romani questa antica tradizione archi-
tettonica continuava ad avere applicazioni.
Ma la maggiore importanza delle osservazioni fatte a Cori
sta, come ha rilevato il Goodyear nel pregevole articolo citato,
principalmente nel tipo della curvatura, nella sua concavitä in
piano, che e diversa ed ha anzi effetto opposto da quasi tutti gli
«sempi di curvature che conosciamo, dai suggerimenti vitruviani,
dalle conclusioni 4i tutte le ipotesi finora proposte, le quali quindi
ne risultano sconvolte o almeno diversamente orientate.
La quasi totalitä delle curve finora osservate e di curve con-
vesse in elevazione (disposte cioe leggermente ad arco). Earissimi
i casi delle curvature in piano, e fra questi il piü notevole e quello
suddetto del fianco nella Maison carrie; ma trattasi anche qui
•di convessitä, di curva sporgente cioe verso l'esterno (*), il che
(i) Vedi ad es. Burnouf in Revue gen. de Varchit., 1875, p. 153; Kold-
vey Die antiken Baureste der Insel Lesbos, Berlin, 1890, p. 54.
(*) II Goodyear, art. cit., p. 168, tavv. XVI e XVII, cita come proto-
tipo di queste curve convesse in piano Tatrio del tempio di Medinet About
in Egitto per il quäle le misurazioni furono corapiute dal Pennethorne,
LA CURVATÜRA DELLE LINEE NEL TEMPIO d'ERCOLE A CORI 119
per la prospettiva non differisce molto nell'effetto da im punto
normale di veduta dal caso della curva convessa in elevazione.
Oltre a questo esempio, nn altro consimile si puö segnalare, an-
ch'esso di convessitä in piano e tratto anch'esso dall'arte romana,
nella fronte posteriore del tempio della Fortuna virile in Roma.
La curva e nella trabeazione molto notevole e non sembra affatto
dovuta a spostamenti (*). La zona basamentale e le linee della
trabeazione negli altri lati, salvo una lieve inflessione del fianco
verso l'angolo, sono invece rettilineari.
Di cm-ve concave in piano due sola sono finora State notate,
una minima nella fronte del Partenone, l'altra considerevole nel
lato Orientale del tempio di Nettuno a Pesto. Quanto alla prima
il Penrose stesso (forse perche non riusciva a trovarne una ragione
soddisfacente) l'ha attribuita ad una deformazione dovuta all
scoppio della polveriera (^); invece il Reber (^) ha voluto spiegarla
con una ipotesi forse troppo ingegnosa e complessa : si tratterebbe
di una voluta neutralizzazione dell'effetto opposto dato dalla cur-
vatura convessa, la quäle rimarrebbe predominante a distanza, ma,
con tal mezzo, diminuirebbe d'importanza all'aTvicinarsi dell'os-
servatore. Sulla curva di Pesto invece, di cui il Bm-ckhardt (*)
dette la prima notizia, e di cui hanno recentemente parlato l'Hoff-
mann (^) ed il Goodyear (^), sembra, doversi dedurre dalle ricerche
(») II Fiechter {Der jonische Tempel am Ponte rotto in Mittheilungen
des K. deutschen Instituts Roma 1906) ha trascurato l'esistenza di questa
curva o7vero l'ha attribuita a restauri (v. p. 234).
(') Penrose, op. cit., Cap. III ; vedi anche Hoffer, Der Parthenon zu Athen
in Wiener Bauzeitung, 1838, pp. 249 e 371 ; Schaubert in Kunstblatt 1843,
p. 52.
(«) Eeber, Kunstgeschichte des Alterthums. Leipzig, 1871, p. 207.
(*) Der Cicerone, I, 5.
(*) Hoffmann, Curvaturen griechischer und römischer Tempel in Cen-
tralblatt der Bauverwaltung, 1899, n. 31, p. 184. In tale importante articolo si
accenna anche a numerosi altri esempi di concavitä o di doppie curvature, come
nel Theseion, nella Maison carröe di Nimes, nel tempio di Minerva ad Assisi,
nell'arco di Pola; ma, come ci dice lo stesso A. gli esempi sono stati osser-
vati sulle fotografie, non direttaraente misurati, sieche non possono ancora
entrare nel novero dei fatti scieotificamente constatati su cui poggiare le
nostre deduzioni.
(•) Art. cit, p. 172, tav. XXL
120 G. GIOVANNONI
dei Koldewey e Puchstein (^) che si tratti di posteriori sposta-;
menti. Nessiino dunqiie di questi due casi e cosi evidente e certo
da poter esser messe accanto alla ciirra coneava del tempio di Cori.
Puö dunque qiiesto dirsi un fatto nuovo che occorre ora met-
tere a raffi'onto con le numerose teorie proposte per spiegare le
raffinatezze ciirvilineari e sinora quasi esclusivamente limitate allo
studio delle linee convesse (^). '
Di queste teorie alcune soüo puramente estetiche ; altre attri-
buiscono alle curve la funzione di correggere le illusioni ottiche
che alterano l'etfetto delle linee, e possono dirsi teorie pseudosco-
piche; altre infine ricercano in esse un'accentuazione delle forme
apparenti dovute alla prospettiva subbiettiva.
Le teorie estetiche, prescindendo da quelle ultra-estetiche del
Burnouf (^) che vuol vedere nelle curve un'imitazione dell'orizzonte
del mare 0 dei dorsi montani, le ritengono in generale manifesta-
zioni di una tendenza, dovuta al fine e delicato sentimento arti-
stico dei greci, che alla rigida linea retta sostituirebbe qualcosa
di piü mosso e di piü vivo, dando cosi a chi contempla l'edificio
un' impressione di leggerezza e di naturale eleganza, tanto piü
gradevole in quanto la piccola entitä delle curve non permette di
analizzare il mezzo con cui l'effetto e raggiunto {^). Ovvero anche
rendendo « elastiche » le linee, in modo che su di esse non
(*) Cfr. Koldewey u. Puchstein, op. cit.. I, p. 28.
(") ün'idea che prima d'ogni altra potrebbe presentarsi per spiegare
quest'anomalia del tempio di Cori sarebbe quella che, al di fuori d'ogni teoria,
l'attribuisse ad un isolato teutativo di un artista. Potrebbe sembrare possi-
bile che, in un'epoca ormai tarda, i procedimenti delle curvature delle linee
avessero, come tanti altri elementi, perduto il loro primitivo significato e
rimanessero in qualche caso come arbitrario elemento estetico per dare movi-
mento alla facciata come ad es. ben piü tardi ha fatto Parte barocca. Ma questa
supposizione viene subito esclusa da un lato dalla testimonianza di Vitruvio
e dall'esempio della Maison carree che in un periodo quasi coevo affermano
ambedue l'esistenza delle curve neH'antico tipo e per l'antieo fine; e d'altro
lato dalParte a cui il tempio d'Ercole e Inspirator arte semplice, organica,
severa, in cui nessun elemento appare di decadenza neanche embrionale, di
accenno a quelle tendenze che ben piü tardi si svilupparono .neirarchitettura
romana della Siria e deirArabia.
C») Burnouf in Revue des deux mondes, die. 1847.
(*) Vedi ad es. Hoifer, op. cit., Lübke, Geschichte der Architektur;.
2* ed., 1875, I, p. 149. : :: - .
LA CURVATÜRA DELLE LINEE NEL TEMPIO d'eRCOLE A CORI 121
sembri gravare il peso del tetto o qiiello delle statue che occu-
pavano il frontone (^).
Come avviene per tutti gli argomenti immateriali, queste
teorie estetiche sono poco suscettibili di una diretta discussione,
ed, appunto per la loro indeterminatezza, potrebbero benissimo
accoglieie anche la speciale curvatura di Cori; vi sarebbe sol-
tanto da domandarsi perche a questa soltanto si limiti il novero
delle curve concave, e perche, se trattasi puramente di sentimento
artistico dell'architetto, questo non si sia esplicato negli altri casi
indifferentemente in linee concave o convesse., Ma, a parte ciö,
alle dette ipotesi estetiche e ostacolo insormontabile, da cui certo
non e possibile prescindere, il testo di Vitruvio ; il quäle parla di
un tipo deftnito di curvature negli stilobati e negli epistili, tipo rea-
lizzato infatti in quasi tutti gli esempi esistenti (il che ci assicura
dell'attendibilitä delle sue osservazioni), e fomisce di tale carat-
teristica una ragione concreta: « Si enim ad libellam dirigetur
alveolatus oculo videbitur... ^ . _, .,■■
Appunto questo avvertimento pu6 essere, per cosi dire, preso
per motte dalle teorie pseudoscopiche ; e molti autori infatti si
limitano a parafrasarlo col dire che una lunga linea orizzontale
appare come se fosse inflessa verso il basso, « come se il portico
cedesse nel suo mezzo sotto il peso del frontone » (^); sieche i
Greci avrebbero riportato le linee al loro effetto vero curvandole
realmente in senso inverso, cioe con la convessitä in alto.
Di questo fenomeno, che invero non e cosi costantemente evi-
dente e sicuro, altri autori si sono studiati di determinare l'intima
ragione, basando le loro deduzioni sulla ricerca di quegli effetti
4eformativi che in taluni casi sono prodotti dall'incontro delle linee,
e che i recenti studi di Ottica fisiologica, specialmente per opera
deir Hering, del Zoellner, del Kundt, del grande Helmholtz hanno
cercato di chiarire. [Jna delle leggi generalmente constatate in
questo campo si e che gli angoli acuti appaiono all'occhio in pro-
porzione maggiore, gli ottusi in proporzione minore che non gli
angoli retti visti nelle stesse condizioni (^); per il che, quando
(') Kugler, Gesch. der Baukunst, I, p. 199.
(*) Choisy, op. cit., p. 407.
{^) Cfr. Helmholtz, Handbuch der physiologischen Optik. Hamburg n.
Leipzig, 1896 (2* ed.), p. 708.
122 G. GIOVANNONI
una retta e intersecata obliquamente da una serie di altre rette
parallele, la vediamo deviare, e quando si hanno due di questi
fasci di rette parallele, uno in un senso, uno in un altro, la retta
cosi tagliata e yista come se fosse curva nel tratto intermedio.
L'effetto e ancora aumentato pel movimento degli occhi che per-
corrono e, per cosi dire, tastano la retta quando questa ha una
lunghezza considerevole (^).
II Penrose, a cui si deve la prima di queste specifiche teorie
pseudoscopiche ha ritrovato appunto lo schema anzidetto nella
fronte dei templi, ove la linea superiore della cimasa e interse-
cata dalle cornici inclinate che formano i due lati dal timpano.
Da qui l'effetto di cedimento nel mezzo e la necessitä, per artisti
come i Greci, di una correzione.
L'insufficienza di questa gable-theory e evidente. Non spiega
le curve dello stilobate, di cui Vitruvio parla prima d'ogni altra;
non quelle dei fianchi, per le quali il Penrose deve escogitare una
ragione, non certo persuasiva, di simmetria e di concordanza; e
cade completamente avanti al fatto, ora posto in luce dal Good-
year (*), dei tempio della Concordia in Girgenti, ove il fianco
presenta curvature e non la fronte.
Da un concetto ben diverse parte la teoria dei Thiersch (^),
che puö dirsi delle visuali oblique. Allorche un monumento si pre-
senta d'angolo, come avviene pel Partenone quando nell'acropoli
si entra dai propilei, nel quadro prospettico le linee orizzontali
della fronte e dei fianco vengono ad incontrarsi ad angolo ottuso
col vertice in alto, tanto nella linea basamentale, se questa e piü
elevata dell'occhia, quanto nella trabeazione ; da qui la tendenza,
per l'illusione ottica che fa vedere gli angoli ottusi minori dei
vero, all'inflessione in basso delle linee, e l'opportunitä secondo il
Thiersch della correzione mediante il rialzamento nello stilobate
e nell'epistilio. L'ipotesi si adatterebbe bene al passo di Vitruvio,
posto che questi abbia voluto parlare di templi con un alto po-
(*) Id. id., pp. 709, 714. L' Helmholtz cerca una spiegazione in una
complessa ipotesi analoga a quella dei contrasti data dal Young per le in-
tensitä luminose ed i colori.
(») Loc. cit., p. 170, tavv. XVIII, XIX.
(3) Thiersch, Optische Täuschungen auf dem Gebiete der Architektur
in Zeitschrift für Bauwesen, XXIII (1873), p. 10 e seg.
LA CURVATÜRA DELLE LINEE NKL TEMPIO d'eRCOLE A CORI 125
dio; ma al contrario sembra che si adatti male alle normali e
logiche condizioni di prospetto dei monumenti. fi facile intendere
come una speciale coDformazione fatta soltanto per una veduta di
angolo debba risultare sgradita ad un osservatore che si trovi in ua
altro punto di vista, ed anche il prospetto principale visto di
fronte dunque, dovrebbe trovarsi in queste condizioni organicha
d'inferioritä ; ma y'e da domandarsi: e possibile che questo sia
stato voluto dagli artisti che pure ivi vollere concentrare tutto il
fasto dell'arte scultoria? Si puö ammettere che la veduta d'angolo
rappresenti la regola e non un'eccezione ? Vi sono monumenti, e
tra questi principalissimi i Propilei, che pur hanno curvature no~
tevoli, e che non possono esser veduti che di fronte; altri ve ne-
sono che presentano curve su di un lato soltanto, cosi il tempio di
Nettuno a Pesto che le ha principalmente suUa fronte, ed il tempio-
della Concordia a Girgenti teste citato, ed il tempio di Athena.
Polias Nikephoros in Pergamo ecc. : fatti questi che danno una
formale smentita alla teoria del Thiersch. Ed infine : e poi vero che-
la veduta d'angolo, anche nelle condizioni supposte dal Thiersch^
in ogni caso accentui gli angoli ottusi nelle linee degli edifici ?
E facile rispondere che ciö dipende principalmente dalle condizioni
di luce, dalla direzione da cui questa proviene. II piccolo bozzetto-
della fig. 5, preso appuuto dal tempio di Ercole a Cori visto da.
destra (nelle ore pomeridiane), mostra chiaramente come lo spi-
golo che forma separazione tra la parete illuminata e quella i»
ombra divida gli angoli ottusi formati dairimmagine delle linea
orizzontali in due angoli scuri, l'uno chiaro e 1' altro oscuro, net^
tamente determinati, sui quali e specialmente richiamata la per-
cezione ; e che inoltre un altro importante angolo acute di ombra^
avente il vertice sullo spigolo esterno, sia formato dalla linea del-
l'architrave nella fronte e quella interna nel fianco sinistro. Siecht
ne risultano in questo caso completamente mutate, e forse anche
rovesciate, le cause su cui si appoggia Fipotesi del Thiersch; la
quäle, piü completa di quella del Penrose in quanto non si limita
a teuer conto di un solo elemento, ma considera tutto l'edificio^
risulta perö anch'essa unilaterale ed incerta.
La deficienza generale, del resto, di queste specifiche teorie-
pseudoscopiche sta nell'essere studiate troppo astrattamente, a ta-
volino, avanti disegni o fotografie, ma non di fronte ai monumenti^
124 G. GIOVANNONI
aH'aria libera. Convien pur dire che forse anche questo dii-etto
studio sperimentale non ci potrebbe ormai dare risultati attendi-
bili : son troppo mutili gli antichi edifici, troppo diversi [ler am-
biente, per massa, per decorazione dalle, condizioni primitive:
manca ad essi l'eifetto del colore vario e vivace a cui son sosti-
tuite le rughe della vecchia pietra; manca la scoltura che riem-
piva i frontoni e le metope, manca il tetto, mancano le antefisse ;
spesso non piü Fantico tempio si disegna sul fondo azzurro del
cielo, ne le colonne sulla scura parete della cella; sieche quasi
tutti gli elementi essenziali od accessori da cui l'effetto ottico po-
teva essere influenzato son mutati ed e ben difficile ricostruirli con
la fantasia, resistendo alla Suggestion e che ci e data dalle idee
preconcette circa le deformazioni visive (0-
Le teorie basate sulla prospettiva subbiettiva hanno per ca-
poscuola r Hauck {^) ; il quäle basa saldamente le sue ipotesi su
di uno studio fondamentale del modo con cui nella retina e nella
mente si formano e si percepiscono le immagini. Noi osserviamo
gli oggetti di notevole estensione seguendone le linee con gli occhi,
i cui raggi visuali mantengono la « posizione primaria « determi-
nata dalla legge di Listing (^) ; sieche la percezione « si compone
dell'aggruppamento di tante visioni subbiettive, alle quali non si
puö attribuire realtä, segni staccati dell'oggetto reale a cui soltanto
la mente viene a ridare l'unitä »» (*). La prima associazione che
(') In molte osservazioni dirette da me compiute su monumenti certa-
mente rettiliueari, come il Pantheon, 11 tempio d'Antonino e Faustina, la
parte anteriore del tempio della Fortuna Virile, non son mai riuscito a ri-
scontrare l'effetto « delle visuali oblique » del Thiersch ; invece in vari casi
m'ö sembrato vedere l'effetto di cedimento dovuto al timpano (secondo il
Penrose), ma in modo irregolare e discontinuo, da alcuni punti di veduta si
e da altri no, senza che possa rendermi conto se ciö derivi da ragioni su-
biettive od obbiettive. Quanto alla differenza essenziale prodotta dalle con-
dizioni dei monumenti, basti osservare nella fronte del Pantheon quäle alte-
razione nelle linee portino le due macchie blanche che quasi simmetrlca-
mente si vedono nella trabeazione al dlsopra flella penultima colonna a destra
ed a sinistra.
(») G. Hauck, Die subjektive Perspektive und die horizontalen Curva-
turen des dorischen Styls. Stuttgart, 1879.
(3) Cf. Tscherning, op. cit., p. 269.
(*) Helmholtz, op. cit., p. 769.
LA CURVATURA DELLE LINEE NEL TEMPIO d'ERCOLE A CORI 125
si ha di questa serie d'immagini fugaci da ad iina retta orizzon-
tale elevata percorsa daH'occhio l'aspetto di una curva fortemente
arcuata, con la convessitä cioe rivolta verso l'alto ('), e ad una
Serie di sostegni verticali visti di fronte l'aspetto di tanti ele-
menti, verticali o convergenti a seconda dell'altezza a cui si tro-
vano, le cui distanze diminuiscono gradualmente coU'avvicinarsi
agli estremi. II eriterio guidato dall'esperienza riporta poi la no-
zione rettilineare e quella di equidistanza.
Secondo l'Hauck le curvatnre osservate sui monumenti elle-
nici non rappresenterebbero che la stüizzasione della curva che si
forma in qiiesto primo stadio della visione; e poiche nei monu-
menti dorici (1' Hauck e anch'egli della falsa opinione che ritiene
le cm-vature caratteristiche soltanto dell'ordine dorico) la soluzione
del triglifo d'angolo fa si che l'intercolumnio estremo sia minore
degli intermedi, i quali talvolta anche vanno gradatamente au-
mentando tino al mezzo, tutto il quadro prospettico subbiettivo che
si presenta di fronte ad un tempio a colonne equidistanti verrebbe
cosi, con la detta stilizzazione, riprodotto in modo armonico e
completo. Non dunque correzione, ma accentuazione di quelle che
€ il primo stadio della percezione visiva.
La teoria e certamente geniale, ma, cosl come e formulata,
basata cioe sul concetto d'imitare e tradurre in pietra la visione
ejffimera che si compone nel nostro occhio, sembra invero artificiosa
ed arbitraria. Quanto piü sviluppato dobbiamo ritenere il senso
prospettico dei Greci, tanto piü ci appare evidente che fosse per
loro facile e diretto il passaggio dalla visione alla percezione col-
lineare, cioe allo stadio ultimo e perfetto. Ed inoltre perche allora
troveremmo le curvature in alcuni monumenti ed in alcune parti
di essi? Una spiegazione basata su concetti stilistici generali come
questa dell' Hauck e come anche le teorie puramente estetiche giä
accennate, dovrebbe avere avuto applicazioni generali e non inci-
dentali; laddove si comprende che le ipotesi basate su correzioni
ottiche possano fino ad un certo punto spiegare i casi isolati; a
(*) L'Hauck parla (a p. 33 e seg.) di un'esperienza in un caso speciale
in cui il fenomeno e avvertito in modo evidentissimo ; quando cioe si fa, in
occasione di feste, Tilluminazione di una facciata con una serie di fiammelle,
che rocchio vede nel percorrerne la linea disegnarsi neiroscuritä secondo una
ampia curva.
9
126 G. GIOVANNONI
seconda cioe che un dato effetto dalle condizioni di ambiente, di
luce, di ornato era volta per volta accentuato o nascosto.
Invece mi sembra che ad un'ipotesi piii attendibile possa
giungersi sempre partendo dalle premesse dell'Hauck, se si con-
siderano le curvature come un espediente, im artificio prospettico
per aumentare Feifetto di grandezza delFedificio (^). Nel modo
istesso che l'entasi doUe colonne ha per scopo di aumentare l'ef-
fetto d'altezza aumentando ancora la rastremazione che la pro-
spettiva darebbe ad un fusto cilindrico, nel modo istesso che nei
portici a due serie di colonne i Greci hanno quasi costantemente
aumentato l'effetto di profonditä col dare alle colonne interne dia-
metro, e talvolta anehe altezza, minori che non nella lila anteriore,
cosi anche la curvatura delle linee sovrastanti all'occhio, linee che
questo sa essere orizzontali, viene ad aumentare l'ampiezza, poiche
accentua Feffetto della curvatura d.ta dall'immagine subbiettiva
come l'accentuerebbe una maggior estensione della fronte.
L'illusione nell'ordine dorico e resa piü completa dalla dimi-
nuzione degli intercolumni verso gli estremi, nell'ionico invece
permane anche, ma meno perfetta el evidente. Si puö cosi ricon-
durre il fenomeno ad un ordine di fatti giä noti, non isolati come
sarebbe stata la stilizzazione delle curve. Si puö anche allora
spiegare come in taluni casi sia sembrato agli artisti conveniente
accentuare una dimensione dell'edificio mediante questo mezzo, in
altri no: fatto che, come si e detto, sarebbe del tutto incompa-
tibile con un'ipotesi stilistica generale (^).
Di fronte al testo di Vitruvio, quest'ipotesi rappresenta un
ordine d'idee innegabilmente diverse, ma che, certo piü della teoria
deir Hauck, puö trovare in esso una diretta concordanza. Una legge
che mi sembra generale nelle illusioni ottiche comuni (non do-
vute cioe a fatti speciali, come incontri di linee ecc.) e nelle
(') Giä r Hoffer (op. cit.) aveva, fin daH'inizio delle ricerche in questo
carapo intravisto tale concetto, associandolo a quelli puraraente esteticij
ma r Hauck (op. cit., § 8) si ö affrettato ad escludere quest'ordine d'idee,
sembrandogli impossibile che 1 Greci seguissero procedimenti d'arte che ri-
cordano quelli del tardo Rinascimento, Recentemente T Hoffmann (op. cit.) ha
sostenuto un'ipotesi non dissimile da quella ora qui esposta.
(*) Le varie composizioni decorative di Pompei offrono numerosi esempi
di queste accentuazioni prospettiche degli effetti; le quali certo quindi non
furono estranee all'arte ellenistica ed alla romana.
LA CURVATURA DELLE LINKE NEL TEMPIO D*ERCOLE A CORI 127
masse architettoniche quella che potrebbe dirsi di reazione contro
l'effetto prospettico: cosi ad es. una colonna perfettamente cilin-
drica sarebbe certamente veduta come divergente superiormente,
raentre che l'occhio ne vede invece convergenti le linee ; cosi an-
che rinsieme di una serie di coionne verticali appare come se si
aprisse verso l'alto {^). La reazione quindi contro la curva con-
vessa veduta nel primo aggruppamento delle immagini darebbe
Tapparenza di una curva concava, che si piega verso il basso,
quasi affaticata dal peso che la trabeazione sostiene ; e specialmente
ciö avverrebbe nei templi dorici, in cui, come dice giustamente
r Hauck (^) la normale curvatura sarebbe sproporzionata alla ra-
stremazione degli intercolumni e sembrerebbe quindi alveolata.
In ciö dunque e da cercarsi la spiegazione analitica del fatto
genericamente esposto dallo Choisy (^), il coordinamento tra questa
ipotesi dell'illusione ottica e la correzione vitruviana.
Ritorniamo ora al tempio di Ercole a Cori. Assolutamente
opposta alle teorie pseudoscopiche del Penrose e del Thiersch ed
alla teoria di stilizzazione dell'Hauck, la curvatura concava del
pronao ed il suo andamento crescente verso l'alto possono in
questa ipotesi della illusione ottica trovare una esplicazione che
sembra soddisfacente.
Soffermiamoci per un momento (vedi tav. VII) ed esaminare
l'aspetto generale, il coneetto di proporzioni e di forme che anima
la bellissima opera. Nella grande evoluzione che ha subito nel
corso dei tempi l'ordine dorico prima che Farte romana l'uccidesse
nelle imitazioni geometriche, questo di Cori rappresenta l'ultimo
anello, ardita manifestazione di uno spirito nuovo contrapposta al-
l'antico tipo. Non soltanto son diversi i particolari, e le coionne
sono munite di base ed i fusti hanno doppio tipo di scanalature,
e la grande porta e le ante differiscono dagli esempi tradizionali ;
ma tutte le proporzioni stanno ad indicare, non piü la massa grave
e lo sviluppo longitudinale, ma la leggerezza e lo slancio verso
l'alto. Le coionne hanno altezza di nove diametri, ristretti e sottili
sono i capitelli, piccola la trabeazione, e tutta l'opera puö dirsi
concepita come un monumento verticale; alla quäle tendenza
(») Choisy, op. cit, p. 406.
(«) Op. cit., p. 138.
(3) Vedi sopra a p. 408.
128 G. GIOVANNONI
certo non deve essere stata estranea la nozione del liiogo in cui il
tempio si trovava, isolato in cima ad un alto colle, con una ripida
strada che doveva accedervi e permetteva soltanto di vederlo dal
basso.
Tra queste caratteristiche singolari dell'ordine architettonico
di Cori una ve n'e su cui importa soffermare l'attenzione; ed e la
distanza data agli intercolumni ed alle metope. I primi sono tutti
uguali nella fronte; e poiche nel fregio ancora e seguita la dispo-
sizione del triglifo d'angolo, ne consegue che nei due spazi estremi
la larghezza delle metope e molto maggiore che non nello spazio
centrale, con un effetto non certo felice e che anche piü sgradevole
doveva sembrare agli artisti antichi, avvezzi ancora alla regolare
e bella disposizione del fregio dorico.
Questo disagio in cui gli architetti si trovavano nelle analoghe
applicazioni e chiaramente espresso da Vitruvio ; il quäle nel dare
la ragione per cui insigni architetti come Arcesius, Pytheos, Her-
mogenes non avevano voluto impiegare l'ordine dorico nella co-
struzione dei templi, dice (^) che delle due soluzioni che si
presentano per la disposizione delle colonne e del fregio, o l'antica
che rendeva gl'intercolumni estremi piü piccoli degli altri, o la
nuova che stabiliva invece gl'intercolumni uguali ma era costretta
ad alterare le metope, ambedue erano deplorevoli ; donde il con-
siglio di adottare una nuovissima disposizione, abbandonando l'orga-
nico tipo del triglifo angolare e ponendo invece anche nelle colonne
d'angolo il triglifo sull'asse della colonna in ciascuno dei lati {^).
Tra queste varie soluzioni, l'architetto del tempio d'Ercole non
ha accettato questa non felice innovazione che Vitruvio cosi cal-
damente sostiene, ma ha francamente adottato quella intermedia,
ponendo le colonne equidistanti, e facendo diverse le metope: ma
deve aver posto mente ai mezzi per diminuire 1' effetto non hello
che risultava nelle proporzioni, da cui apparivano i due spazi
(^) Vitr., IV, 3: «... ita metopae, quae proximae ad angulares tri-
glyphos fiunt, non exeunt quadratae sed oblongiores triglyphi dimidia lati-
tudine. at qui metopas aequales volunt facere, intercolumnia extrema con-
trahunt triglyphi dimidia latitudine . hoc autem sive in metoparum longi-
tudinibus sive intercolumniorum contr actionibus eßcietur, est mendosum.
quapropter antiqui vitare visi sunt in aedibus sacris doricae symmetriae ra-
tionem ».
(«} Lib. IV, 3, 5.
LA CURVATURA DELLE LI>EE NEL TEMPIO d'eRCOLE A CORI
129
estremi della trabeazione maggiori dello spazio intermedio; e l'espe-
diente adottato e stato quello della curvatura concava, che gli per-
metteva di far sembrare piü ristretta la zona superiore, contraria-
mente airordinario espediente della convessitä che tendeva a farla
apparire piü sviluppata.
Osserviamo infatti lo Schema della fig. 4, in cui son rap-
presentate le linee principali della fronte, come risultano composte
nell'occhio che le contempla dal basso, soffermandosi in tre posi-
zioni primarie siill'asse degrintercoliimni. La curva pnnteggiata
corrisponde alla forma secondo cui apparirebbe la trabeazione ret-
tilineare; la curva a tratto continuo, a quella secondo cui effet-
Fig. 4.
tivamente appare per la concavitä costruttiva che viene a dimi-
nuire la convessitä visuale. Sieche la sommitä del tempio viene
ad apparire meno curva e come tale meno larga del vero verso gli
estremi. E dunque realizzato l'effetto assolutamente opposto a quello
che si ricercava negli altri templi, specialmente nei dorici ad in-
tercolumni di diversa ampiezza, appunto perche opposte sono in
tal caso le proporzioni, diverso il problema di accomodamento che
si voleva risolvere.
Cosi dunque l'ipotesi della illusione ottica, dell'effetto cioä di
maggior o minore ampiezza ottenuto modificando le curve che
appaiono nel quadro prospettico subbiettivo, puö prestarsi alla
spiegazione del fatto nuovo constatato a Cori, opposto ai risultati
di tutte le passate teorie ; ed allo stato presente delle nostre co-
gnizioni puö dunque tale ipotesi rappresentare una soluzione at-
tendibile. Ma non occorre dimenticare che queste nostre cognizioni
130 G. GIOVANNONI, LA CURVATURA DELLE LINEE ECC.
sono ancora scarse in proposito e che soltanto per pochi monumenti,
come quelli di Atene e d'Olympia, e come ora il tempio di Cori, ab-
biamo a questo riguardo rilievi certi, corredati di osservazioni d'in-
dole costruttiva. Soltanto qiiando piü numerosi e complessi saranno
i dati scientifici regolarmente raccolti, quando la via degli studi
cosi animosame nte iniziati intorno alla metä del secolo scorso e
poi quasi abbandonati sarä di nuovo percorsa, poträ sorgere una
Vera teoria, non semplicemente induttiva ('). Forse allora molte delle
idee che ora sembrano inconciliabili, potranno apparire coesistenti;
poiche e da ritenere che gli artisti greci, che immaginavano i loro
edifici nel vero ambiente prospettico e non sulla carta, secondo le
varie condizioni obbiettive di luce e di vediita, secondo il senti-
mento artistico individuale, ne stabilissero caso per caso le carat-
teristiche per rispondere alla loro euritmia, non ad una o all'altra
delle varie teorie ; le quali piü che per essi valgono per noi. Forse
anche quindi molte delle considerazioni suesposte verranno demo-
lite ; ma rimarranno — molto piü importanti e sicure di esse — la
constatazione e la determinazione di un fatto cosi importantee singo-
lare quäle e quello della curvatura nel tempio di Ercole a Cori (^).
G. GlOVANNONI.
(») Potrebbe parere anche meno alta se la forma delle colonne e l'ef-
fetto di prospettiva aerea non venissero a ristabilire il senso della distanza.
{*) Anche potranuo riuscire di prezioso ausilio gli studi sui monumenti
medievali, in cui innumerevoli anomalie si riscontrano, talune evidentemente
intenzionali allo scopo di produrre illusioni prospettiche, altre invece per le
quali non e del tutto dimostrato se derivino da irregolaritä fortuite o da
u raffinatezze » architettoniche. Per ora e troppo presto per poter affermare
una Vera continuitä di tradizione, e per pcttere, come fa il Goodyear che di
tali studi special! sulle costruzioni del Medio Evo pu5 dirsi l'autorevole capo-
scuola, associare le singolaritä che trovansi in queste costruzioni con quelle
dei monumenti antichi (Cfr. W. H. Goodyear. Optical reßnements in me-
äiaeval Architecture in The Architectural Record., 1896, II, 1*), ed in par-
ticolare con quella del tempio d'Ercole a Cori (art. cit., p. 173-176).
Fig. 5.
ÄRA DI BAGNACAVALLO
Tua, Caesar, aetas
fruges et agris rettulit über es
Orazio, Carmt'na, IV, 15.
Nella chiesa parrocchiale di Boncellino, vicina al grosso borgo
romagnolo di Bagnacavallo (provincia di Ravenna), esisteva il mo-
numento qiü illustrato sino all' anno 1902. In quell'anno, per
azione del compianto Brizio, esso veniva trasportato nella sala dei
monumenti romani del Miiseo Civico bolognese, ove tuttora si
trova.
II moniimento, im'altare romano dei prinii tempi dell'impero,
dovette soffrire \m guasto assai grave quaudo fu trasformato in
acquasantiera per la rustica chiesetta.
In tale occasione forse saranno andate perdute le modanature
della base ed il protilato orlo, rimanendo solo un cilindro alto
m. 0,70, con un diametro di m. 0,39. Anzi il danno non si e limi-
tato a questo, che il bei marmo dalla calda patina giallastra fu
ricoperto da troppo contadinesche mani di uno strato di bianca
calce, per fortuna leggero, che ha corroso e guasto vieppiü la epi-
dermide dei fnitti e delle biade che escono dai quattro corni di
abbondanza.
Da questi quattro conii vediamo infatti espandersi rigogliosi
prodotti vegetali, che trovano il loro pretto riscontro in quelli tanto
ammirati dei festoni deir^r<2 Pacis (Petersen, Ära Pacis Au-
gustae, 1902, p. 38; Strong-Sellers, Roman sculpture from Au-
gustus to Constantine, 1907, t. XX). II rendimento in queste due
opere e il medesimo, come ognuno pu6 benissimo giudicare al
mero confronto; e il rendimento naturalistico uelle rappresenta-
zioni di natura morta dell'arte augustea, su cui si bene hanno
132
P. DUCATI
fatto osservazioni il Wickhoff {Roman Art, 1900, p. 34) e la Strong-
Sellers (op. cit., p. 64 e segg.).
In tal modo l'altare di Bagnacavallo viene ad accrescere la
Serie preziosa di quei monumenti che, attorno alVAra Pacis, for-
mano la fcestimonianza della rigogliosa arte decorativa dei primi
decenni deirimpero.
Degna di nota e in qiiesto altare la forma: rotonda e slan-
ciata essa e una pretta derivazione da modelli ellenistici. üi re-
cente e contemporaneamente lo Pfuhl nel suo lavoro Bas Beiwerk
auf den ostgriechischen Grabreliefs, p. 85 e segg., inserto nel-
Y Jahrbuch des arch. Instituts, 1905, e 1' Altmann nel suo libro
Bie römischen Grabaltäre der Kaiserzeit, 1905, p. 1 e segg.,
hanno raccolto ampio materiale, che in modo luminoso prova lo
sviluppo nel pretto periodo ellenistico e nelle regioni attorno al-
ÄRA DI BAGNACAVALLO • 133
l'Egeo di questa forma di altare e la siia destinazione a scopo
religioso ed a scopo funerario.
Credo che tale forma di altare possa risalire slW €(fx<xQcc, a
qiiella specie di cilindro aperto per cui fluiva al morto la liba-
zione a liii sacra, della quäl specie di monumento un prezioso
esempio ci e dato dalla ia^aQu di terracotta di Monaco, con la
piü antica rappresentazione di Caronte, edita dal Fiirtwängler nel-
X Archiv für Religio asioissenschaft, v. VIII, 1905, pp. 191-202.
Ad ogni modo nel III secolo a. C. la forma di altare ro-
tondo sarebbe del tutto evoluta, e qiiesto ci attesta un esemplare
di Cos al Museo di Costantinopoli citato dallo Pfuhl. Nell'isola
di Rodi specialmente si sarebbe svolto questo tipo di altare-se-
polcro rotondo, noto a noi da moltissimi esemplari su cui insiste
r Altmann, come per gli analoghi esemplari di Lesbo fa parola
lo Pfuhl.
Regolarmente un ricco festone di fiori e di frutti e sospeso
tutto attorno al monumento a bucrani, a teste di arieti o anche a
patere, e questo festone e situato verso l'alto. Invece nel magni-
fico e noto altare del teatro di Dioniso, ad Atene, che puö essere
datato attorno il 130 a. C. (Altmann, Architektur und Orna-
mentik der antiken Sarkophage^ p. 73 e seg.) il festone, se sopra
le teste dei Sileni si avvicina di assai al decorato orlo superiore»
coi suoi semicerchi pendenti non di molto si discosta dalla ricca
modanatura della base.
Devesi poi notare che, riguardo alle proporzioni loro, io divi-
derei questi altari ellenistici in due tipi : il primo, come l'altare
ora citato di Atene, ha una circonferenza piuttosto ampia rispetta
all'altezza, onde l'aspetto generale e piuttosto tozzo, nel secondo^
ed e il tipo della nostra ara di Bagnacavallo, il diametro della
circonferenza e assai piccolo in confronto dell'altezza.
Nel primo tipo, essendo esso offerto dal detto altare dioni-
siaco di Atene e per esempio da due altari di Delo, ora al Louvre
.(1° Baumeister, Denkmäler, v. I, fig. 59; 2° Clarac, Musee de
scidpture, v. I, t. 130, n. 157) di destinazione religiosa e ricompa-
rendo infatti con identica destinazione di culto nei rilievi citaro-
dici (Schreiber, Hellenistische Reliefbilder, tt. XXXIV-XXXVI)»
si sarebbe quasi indotti a vedere un genere di altari destinati
esclusivamente ad atti del culto religioso verso divinitä.
134 P. DÜCATI
E, ad ammettere questo ci conforterebbero pure numerosi
-esempi di altari-sepolcri o di altari-onorari, che sono appimto del
secondo tipo, qiiali per esempio, quello di Cuma, edito dallo
Pfuhl nel lavoro giä citato (p. 88, fig. 18), quello assai noto da
Lesbo, edito nel Dizionario di Daremberg e Saglio (v. I, p. 352,
fig. 426 = Conze, Reise auf der Insel Lesbos, 1865, t. IV, 5) de-
dicato alVeroe Aristandro.
Ma d'altro lato, il medesimo tipo di altare alto e stretto
nappare nel rilievo dell'apoteosi di Omero di Archeiao, pochi anni
or sono studiato dal Watzinger {Das Relief des Archelaos von
Priene, 63^^ Programm zum Winckelmann feste, Berlin, 1903) e
nel rilievo ellenistico di Pane suU'asino del Museo di Napoli
(Schreiber, t. LTV).
Alcuni di questi altari possono discendere piü in giü della
€tä veramente ellenistica ed entrare nell'etä romana; cosi l'altare
di Aristandro, cosi l'altare del rilievo di Archeiao, qualora si ac-
<jetti la critica alle opinioni del Watzinger fatta dal Cultrera, e
si accetti il riferimento proposto da questi all'etä romana {Saggi
sull'arte ellenistica e greco-romana, I, 1907, p. 226). Tuttavia
possono questi altari essere considerati tutti come espressione di
arte ellenistica, o per quanto concerne la loro decorazione o per
trovarsi essi rappresentati in opere di carattere ellenistico.
L'altare rotondo puramente romano, che pur deve essere rite-
outo come derivato da questi altari ellenistici, e piuttosto raro e
mostra prevalentemente la forma del secondo tipo, alta e slanciata.
Oli esemplari assai noti che cito con le loro particolaritä ci pos-
sono istruire assai bene sulla origine, suUa durata, sugli aspetti
di tal genere di monumenti romani.
ü) Altare di Mercurio e di Maia. Vaticano, galleria dei
Candelabri. — C. I. L., I, 804 = VI, 2221; Samter, nelle
Römische Mitteilungen, v. VIII, 1893, pp. 222-225; Altmann,
Die röm. Grabaltäre,^. 5.
11 monumento, di forma allungata, sarebbe stato dedicato
tra gli anni 145 e 103 a. C. II festone sospeso a due bucrani e
«spresso del tutto secondo 1' indirizzo ellenistico e non secondo
ÄRA DI BAGNACAVALLO 135
la naturalezza che conduce all' illusionismo dell'arte decorativa
imperiale.
La pretta imitazione ellenistica si manifesta anche nel modo
in cui e disposta la iscrizione e nella presenza delle due figiire
di divinitä.
b) Altare da Veio. Miiseo del Laterano. — Monumenti del-
VInüituto, V. IV, t. 36 ; G. L Z., XI, 3779 ; Benndorf e Schöne,
n. 440 ; Heibig, Führer^ n. 706 ; ßoscher, Lexikon^ v. III,
c. 2505, fig. 6.
Anche questo monumento dedicato alla Pietä (P I E T A T I S
S ACRVM) e di forma piiittosto slanciata, sebbene in minor grado
che nell'esempio precedente.
E giä stato notato che questo altare, per la sua decorazione,
deve risalire al celebre puteal Libonis, esistente nel Foro e noto
a noi da una moneta della gens Scribonia (Babelon, Monnaies de
la republique, II, 427). Sebbene questo puteale sia doYuto a L. Scri-
bonio Libone, pretore nel 204, l'altare veiente che ne deriva pa-
lesa l'etä augustea pel modo con cui sono espressi i frutti e le
biade del festone, che concordano, a mio avviso, perfettamente con
le biade ed i frutti ^^WAra Pacis.
E degna di nota la derivazione di questo altare da un cosi
detto puteale. II puteal (racchiudente una sacra fontana) ed il
bidental (racchiudente il luogo colpito da fuoco ceteste), due ge-
neri di monumenti, come di recente ha osservato l'Hild (articolo
puteal nel Dizionario di Daremberg e Saglio, v. IV, p. 778 e seg.),
romani e di significato sacro, possono alla loro volta, appunto per
questo carattere sacro, essere assimilati agli altari. Perciö questi
monumenti di forma rotonda, a parapetto basso, si saranno a poco
a poco avvicinati, come e il caso del puteale di Libone, agli al-
tari ellenistici, ed in seguito avranno anche assunto la forma stessa
slanciata di questi altari, come vediamo nel puteale del lacus
Juturnae, nei parapetti di pozzo di Pompei. Tuttavia antecedenti
etruschi di tal forma slanciata, si avrebbero nei puteali di Mar-
zabotto {Mon. dei Lincei, v. I, p. 321 e seg.) del tutto negletti
dair Hild,
136 P. DUCATI
e) Altare da Tivoli. Vaticano, galleria dei Candelabri. —
Altmann, p. 5, fig. 2.
Questo altare, di forma assai slanciata, tuttavia non ha piü,
come gli esemplari ellenistici, la iscrizione dedicatoria siilla mo-
danatura, ma, come nell'altare b, essa iscrizione e incisa sopra il
festone :
AGATHO DAEMONI
SACRVM
E. V. S.
I bucrani a cui e appeso il semplice festone, sono di tipo
romano.
d) Altare-sepolcro di Ottavia ,Catulla. Brocklesby
Park. — Montfaucon, v. V, t. 28; C. L Z., v. VI, 23338;
Altmann, p. 6.
La forma di questa pietra sepolcrale e piuttosto tozza e bassa.
La iscrizione manifesta, come data di esecuzione, l'etä dei primi
successori di Augusto; infatti T altare e dedicato ai Mani di una
Ottavia Catulla, moglie di un Celado, liberto dei divo Augusto.
Tale data, posteriore alla pura etä augustea, palesano a mio av-
viso pure e la forma dell'ara non piü ellenistica e la ricca deco-
razione, per cui quest'ara deve essere ritenuta come un perfetto
riscontro ai ricchi altari-sepolcri quadrangolari dei primo secolo
dell'impero. .
L'esuberante e grossissimo festone, sottoposto all'aquila ed
alla iscrizione e sostenuto da bucrani, fa rammentare una bella
urna della gliptoteca Ny-Carlsberg (Altmann, fig. 58, n. 7), mentre
le cordelle della legatura a mezzo dei festone, ricordano altari coi
bucrani sorreggenti i festoni, quali le are di Preneste (m, fig. 54,
n. 2), di Spendonte (ivi, fig. 55, n. 4), di Arimnesto (ivi, fig. 56,
n. 5). L'aquila poi al di sopra dei festone ci riporta ad esemplari
piü recenti, quali le are di Volusio Pedro {ivi^ fig. 40, n. 4) di
ÄRA DI BAGNACAVALLO 137
Annia Nice {ivi, fig. 62, n. 20), di Antonia Elena {ivi, fig. 64, n. 25),
di Ciarto Preponte {ivi, fig. 74, n. 54), di Ogulnio ßodone {ivi^
fig. 75) ed altre ancora.
e) Altare di Mantova. — Labus, Museo della R. Acca-
demia di Mantova, v. I, t. XXIV; Dütschke, n. 710; Alt-
mann, p. 6.
Per la snellezza di forma, questo esemplare si collega all'al-
tare c ed al nostro di Bagnacavallo. Etä tuttavia piü recente
esso, a mio credere, paleserebbe nella esuberanza della decorazione,
che riempie tutta la curva superficie, e nella zona di ornato posta
superiormente e nelle teste femminili da cui pendono i festoni.
Queste teste femminili in tale ufficio sono su di un monumento
dell'etä dei Flavii, in un'altare-sepolcro del cortile del Belvedere
{R^Wig, Führer^, n. 160; Altmann, p. 56, n. 12; Strong-Sellers,
t. XXXVIII). Air etä dei Flavii sarei incline ad attribuire questo
monumento.
/) Altare di Mantova. — Labus, v. II, t. XVI; Dütschke,
n. 712; Altmann, p. 6.
L'ara, piuttosto bassa, e addirittura ricoperta con esuberante
decorazione vegetale di acanto che rammenta assai alcuni monu-
menti dell'etä dei Flavi, gli acanti dell'arco di Tito, di tre lastre
del Foro Romano (Strong-Sellers, t. XXXVI). E la medesima etä dei
Flavi paleserebbero pure le teste femminili ^sorreggenti i festoni.
L'Altmann invece, anche pel monumento precedente, pensa all'etä
di Augusto.
P') Altare dagli Orti Sallustiani. — Bullettino archeolo-
gico comunale, 1886, t. X, p. 314 e segg. (C. L. Visconti);
. Altmann, p. 118; Journal of Hellenic Studies, v. XXVIII,
1908, p. 152.
Anche questo piccolo altare (altezza conservata m. 0,74
per 0,57 di diametro) e di forma snella, ma qui la sintassi de-
corativa, quäle noi possiamo vedere negli anteriori monumenti
188 P. DUCATI
e derivata dagli altari ellenistici, e del tiitto trasformata se-
condo nuove teüdenze.
Dai quattro elegant! balausti scendono i cortinaggi che ten-
gono luogo dei festoni di fiori, di frutti, di biade, e nei riquadri,
da questi balausti formati, sono le quattro gentili figurine di ge-
nietti alati simboleggianti le stagioni dell'anno. Queste piccole
figure rientrano perfettamente nel repertorio degli Amorini del-
l'arte del rilievo adrianeo, su cui recentemente ha richiamato l'at-
tenzione la Strong-Sellers (p. 264 e segg. dell'opera citata), degli
Amorini dell'ara di Ostia, dei sarcofagi ateniesi e specialmente
della notissima urna capitolina ottagonale di Lucio Lucilio Feiice
(Heibig, n. 440; Altmann, n. 105; Strong-Sellers, t. LXXX).
Questa urna e una ulteriore trasformazione della forma tondeg-
giante di questo altare rotondo adrianeo: i balausti come linee
di divisione e le figure rilevate in mezzo preannunciano chiara-
mente l'ulteriore smussamento della superficie curva e la trasfor-
mazione in un poligono.
Questi esemplari credo che mostrino in modo sufficientemente
perspicuo Tevolversi dell' altare rotondo nell'arte romana.
Derivate esso altare da modelli ellenistici dell'arte asiatica,
delle isole dell'Egeo e di Alessandria (rilievo funerario Bissing,
Ath, Mitteilungen, 1901, p. 287, n. 31), dapprima avrebbe man-
tenuto tal quäle ogni suo carattere in Roma e poi col tempo avrebbe
assunto le varie qualitä decorative dell' arte imperiale.
Con gli altari di Veio, di Tivoli, di Bagnacavallo, si ha la
decorazione augustea, splendida nella sua moderata armonia, poi
col moniimento di Ottavia Catulla si ha la esuberante espressione
dei vari elementi decorativi del fiore degli altari-sepolcri, coi due
altari di Mantova si hanno le forme assai rieche deH'illusionismo
dell'etä dei Flavi, si hanno infine le forme delicate e semplici
del neo-classicismo adrianeo nella pietra degli Orti Sallustiani.
L'altare rotondo e stato assai meno coltivato neH'arte ro-
mana dell'ovvio altare quadrangolare ; la sua migliore e piü nu-
merosa espressione ebbe nell'epoca augustea.
Depo Adriano, non saprei citare esempi di veri altari rotondi.
Infatti le basi triangolari per tripodi dell'etä degli Antonini del
Louvre (Baumeister, fig. 60) e della Marmorata (Bullettino ar-
cheologico comunale, 1886, t. VIII), ci mostrano su di un lato la
ÄRA DI BAGNACAVALLO 13^
rappresentazione di im piccolo altare rotondo su cui vien fatto im
sacritizio ; ma questo altare e del tiitto degenerato dalla primitiva
sua essenza, consistendo in un bassissimo basamento con decora-
zione di festoni e di teste barbute, sorretto, come fosse un reci-
piente, da zampe leonine. Cosi pure e 1' altare in un altro rilievo
romano del Louvre (Clarac, v. I, t. 200, n. 25).
L'inÜusso che ebbe ad esercitare in Roma l'altare rotondo
ellenistico, specialmente sotto Augusto, si puö dedurre non solo
dagli esempi suddetti, ma anche da altri monumenti, cioe dalle
pitture. Ed a tal proposito cito la pittura ercolanese edita nella
Pitture d'Eroolano, v. I, 207, e nei Denkmäler del Baumeister,
fig. 636, col serpente, genio del luogo, attorcigliato attorno ad un.
rotondo e semplice altare.
Alcune urne poi debbono riconoscere i loro prototipi in altari
rotondi; alludo qui ai due notissimi ossuari tondi dei Piatorini
(Altmann, p. 44, fig. 34) ed all'm-na di Modio Successo adoma^
come i cosiddetti puteali neo-attici, di figure di Menadi e di Si-
leni rilevate (Montfaucon, v. V, t. LXVIII, in alto a s.). L'urna
di Minneio Feiice (Montfaucon, v. V, t. XXXIII, in basso, Alt-
mann, p. 6), erroneamente posta dall'Altmann tra gli altri se-
polcri rotondi, risale invece ad un'altra forma di monumento, al
puteal 0 al bidental primitivo.
Tiitta la superficie dell'ara di Bagnacavallo e armonicamente
riempita dalla decorazione: da una parte non si ha affatto il con-
trasto tra spazi adorni e spazi lasciati vuoti di decorazione come
per esempio nell' altare all'Agatodemone (c), d' altro lato non vi
appare affatto lo sforzo di voler riempire tutta la superficie di
motivi ornamentali, non lasciandone esente il menomo spazio come
nei due altari di Mantova {e, f). In bei modo da due parti i due
corni di abbondanza, ricolmi di prodotti vegetali, si allacciano
insieme e finiscono in due elegant! viticci che, terminando in due
rosoni simmetricamente disposti ed occupanti lo spazio inferiore
dell'ara, nulla tutta via detraggono alla maggiore importanza de-
corativa dei frutti e delle biade.
La trasformazione del corno di abbondanza in viticcio non e^
affatto stridente e nella reale assurditä sua appare tuttavia na-
turale, escendo il corno stesso da un calice floreale.
Ben si palesa in questo elegante viticcio l'arte augustea,
l'arte decorativa che ci ha dato analoghi esempi di questo delicato»
140 P. DUCATI
ed armonioso iiso di gentili linee curve vegetali suWAra Pacis,
negli stucchi della Farnesina e nelle tombe di via Latina.
II motivo ornamentale dei viticci, finienti a fiori ampi e con-
trapponentisi, si vede poi quasi stereotipato su frontoni o nello
spazio*tra i pulvini di altari-sepolcri, ed a tal uopo occorre qui
menzionare tre cippi della famiglia dei Pisoni che appartengono
all'etä degli imperatori di casa Giiilia (Altmann, fig. 22, n. 1 ;
fig. 23, n. 2 ; fig. 29, n. 8) e l'altare di Annia Nice (ivi, fig. 62,
n. 20) e quello di Antonia Elena (m, fig. 64, n. 25).
Per la decorazione noi vediamo che il nostro altare di Bagna-
cavallo si stacca completamente dagli esemplari, che in realtä ri-
salgono tutti ad un unico tipo in cui si ha il festone di foglie,
di fiori, di frutti, di biade appeso aH'intorno. La decorazione dei
Dostro altare si viene quasi a dividere in quattro parti o lati, di
cui due, i principali, sono adorni ciascuno di due corni di abbon-
danza intrecciati, gli altri due secondari di una patera e di un
urceus. In tal modo l'altare nostro si avvicina per la sintassi de-
corativa ad altari quadrangolari, in cui sopra i lati minori sono
appunto questi due arnesi dei sacrifizio.
Talora la patera e Vurceus sono situati senza alcuna ag-
giunta decorativa nei lati minori come nel cippo di Ostilia Attide
(Louvre, Clarac, t. 251, n. 562) ed in quello di Aurelio Venusto
(Lourre, Clarac, t. 250, n. 519) ; talora sopra il festone appaiono
questi due arnesi come negli altari-sepolcri di Fundanio Velino
(Altmann, n. 42, p. 80) e di Antonio Anteros (Louvre, Clarac,
t. 249, n. 510; Altmann, n. 38), in quello con la dedica SVl.
ET-SIBI (Altmann, fig. 57, n. 6), nell'altare napoletano dedicato
nel 18 d. Cr. {ivi, fig. 53, n. 1). Invece nell'altare-sepolcro di
Claudia lanuaria (ivi, fig. 102, n. 135) Vurceus e la patera ad
alto rilievo sono appesi ai rami di alberi di alloro espressi a
basso rilievo.
Ma per lo piü nei ricchi altari-sepolcri seriori, tra ciascuno
di questi due utensili ed il festone, sono espressi o nidi di uccelli
0 uccelli che litigano ; cosi nel cippo detto di Ammone al Louvre
(Altmann, p. 98, n. 77) ed in quello con la iscrizione DJS-
MANIBVS . SACRVM (ivi, fig. 68, n. 43) ed in altri esemplari
meno insigni.
L' urceus e la patera bene possono convenire ad un monu-
mento destinato originariamente al culto di un dio e poscia anche
ÄRA DI BAGNACAVALLO 141
a cerimonie funebri. Vurceus e la patera sono infatti gli iitensili
necessari per una libazione e, come tali, sono recati da quelle
gentili figure propiziatrici delle divinitä per la loro bellezza ed
innocenza, dai camilli cioe, cosi peculiari nel culto romano. Dob-
biarao infatti presnpporre Deirinsigne opera d'arte romana a noi
giimta, nel bronzeo camillo del palazzo dei Conservatori, che nella
destra fosse espressa la patera, nella sinistra abbassata Yurceus.
Cosi ci appare il Camillo per esempio nel fregio ^oWAra
Pacis nella parte concernente il sacrilizio di un porco (Petersen,
p. 56; Strong-Sellers, t. IX, 2): ivi la patera e piena di frutti.
Nella stessa Ära Pacis altri due camilli sono rappresentati
vicini, ma quivi hanno divisi gli attributi; iino porta Vacerra
ed una patera, l'altro Yurceus ed iin'altra aeerra (Strong-Sellers,
t. XII).
Ma in altri monumenti dell'etä augustea vediamo espresso
questo duplice motivo ^oiVurceus e della patera, e precisamente
in due insigni monumenti sepolcrali di Berlino, cioe nel sarcofago
Caffarelli {Beschreibung^ n. 843 öj; Kekule, Die griechische
Skulptur, p. 374 e seg.) e nel coronamento della tomba di Car-
finia da Faleri {Beschreibung, n. 992 ; Kekule, p. 373 e seg).
II significato riposto in questi due arnesi e analogo a quello
annesso alle patere sugli altari rotondi ellenistici, come in quello
da Pergamo edito dallo Schuchhardt {Athenische Mitteilungen,
V. XXIV, 1899, p. 162, n. 1), in cui tre volte e ripetuto lo
Schema della tazza con due serpenti che dalle ghirlande di olivo
muoYono verso di quella il muso.
E sempre il simbolo del sacrifizio propiziatore che posterior-
mente trova una delle sue piü belle espressioni nel fregio del
tempio di Vespasiano coi vari arnesi sacrificali, tra cui spiccano
Yurceus dal manico a figura di bambino e con le zone figurate, la
patera con umbone a testa barbuta (Durm, Die Baukunst der
Etrusker und Römer '^, fig. 444).
Questo metodo di esprimere in rilievo i vari arnesi pel sa-
crifizio possiamo noi osservare anche in monumenti anterior!, cioe
dell'arte etrusca, d'onde i Romani potranno averlo assunto. II
sarcofago chiusino di Larthia Seianti (Milani, Museo topografico
delV Etruria, p. 8) mostra due patere nella fronte, desunte da
tipi caleni. Questo sarcofago, come osserva il Milani, deve risa-
10
142 P. DUCATI
lire al periodo tra il 217 ed il 146 per Tasse onciale che dentro
fu trovato; ad etä ben anteriore risale invece la singolare e no-
tissima tomba dei rilievi di Cervetri.
Bene si adatta all'etä aiigiistea la rappresentazione del corno
d'abbondanza. Qiiesto simbolo di benessere e di ricchezza data
dalla pace, che nell'Attica vediamo espresso fin dallo scorcio del
sec. V nel gruppo cefisodoteo di Irene e Pluto, credo che sia stato
desunto dalla cerchia eleiisinia. oye fin dalla origine doveva esi-
stere, poiche al dio bambino Pluto noi lo vediamo attribuito su
monumenti riferentisi ad Eleusi, quali una pelike da Jouz-Oba
(Furtwängler e Reichhold, Griechische Vasenmalerei, t. 70) ed
un'idria da Rodi {Revue archeologique^ 1900, p. 93). Su un vaso
della metä del V secolo (British Museum Catalogue of vases, v. III,
E, 183; Monumenti dell' Inslituto, v. I t. IV) con la scena della
partenza di Trittolemo, e Plutone che sostiene il corno d'abbondanza,
II Beule {Monnaies d'Athenes, p. 164 e seg.), osservando la
rappresentazione di tal corno di abbondanza su monete ateniesi
della fine del sec. IV, ne vedeva un influsso alessandrino di To-
lomeo I Soter; per ciö che precede credo invece che l'influsso sia
contrario e che all'Attica debba rimontare questo simbolo si fre-
quente in monumenti dell'etä ellenistica che all'Egitto apparten-
gono 0 debbono essere ricondotti.
In Roma, come osserva il Pottier (art. Cornucopia, nel Di-
zionario di Daremberg e Saglio, v. I, parte II, pp. 1514-1520)
il corno d'abbondanza diventa sempre piü frequente man mano
che ci si avvicina all'impero e nell'impero stesso diventa attri-
buto di un gründe numero di divinitä allegoriche che il Pottier
nell'articolo citato enumera.
Curioso e che appunto in una moneta di M. Antonio (Cohen,
Descriplion des monnaies de l'empire romaine. I, p. 29, n. 68),
di quel personaggio che si vivi rapporti ebbe con l'Egitto, appare
il doppio corno di abbondanza con in mezzo il caduceo.
Ma espressione maggiormente estesa di questo attributo o
simbolo noi possiamo vedere nell'etä augustea. La Tellus nella
corazza di Augusto da Prima Porta (Heibig ^ n. 5), sul grande
cammeo, forse di Dioscoride, di Vienna (Furtwängler, Antike
Gemmen, t. LVI), ha il corno di abbondanza che e portato dal
Genie del Popolo Romano su di una coppa di Boscoreale (Streng-
ÄRA DI BAGNACAVALLO 143
Seilers, t. XXVII, 1), nelVAra Pacis (Strong-Sellers, p. 387),
menti-e nella base di Sorrento {Römische Mitteilungen, v. V, 1889,
t. X) e il Genio di Aiigusto che ha tale attributo.
Nelle rnouete augustee e per lo piü nel rovescio un capri-
corno, la costellazione propria di Aiigusto (Svetonio, Augusto, 94,
gemma augustea di Vienna), che ha siil dorso il corno di abbon-
dauza.
La pace che aveva dato finalmente im termine a luDghe e
sanguinose guerre civili e che leudeva Koma arbitra del mondo
antico, e che, dovuta ad Aiigusto, da Aiigusto era mantenuta,
produceva il beuessere materiale in Roma, quel benessere di cui
frequenti allusioni noi vediamo e nei monumenti scritti e figurati
di tale etä e che, materialmente simboleggiato in questi ultimi
dal corno di abbondanza, trovava la sua espressione nelle note
parole del poeta:
. . . adparetque heato pleno
Copia cornu.
Lo Schema dell'ara di Bagnacavallo, dei due corni di abbon-
danza simmetricamente intrecciantisi e diretti verso l'alto, se ci e
presentato dalla citata moneta di M. Antonio, appare giä in mo-
numenti funebri dell'Asia Minore. Cito una stele di Smirne {Athe-
nische Mitleilungen, 1898, p. 497, 2), ove i corni sono posti tra
due corone di onore e cito una seconda stele, forse di Smirne del
Museo Britannico (Pfuhl, p. 56, n. 36, lig. 12), ove i due corni
legati assieme stanno forse, come osserva lo Pfuhl, a denotare la
coppia rappresentata dell'uomo seduto e della donna in piedi cui
appartiene la pietra funeraria.
Per l'etä augustea abbiamo poi una moneta di argento (Cohen,
V. I, p. 68, n. 257) col caduceo in mezzo ai due corni, schema
questo che si riproduce in monete seriori, su una di Tiberio
(Cohen, I, p. 122, n. 36) e su altra con le teste di due figli di
Druso uscenti dai corni, costume adulatorio tendente a qualificare
come frutto e simbolo di prosperitä, personaggi di famiglia impe-
riale, costume che noi vediamo in special modo espresso da una
statuetta di Roma o di Tutela in argento dorato del Museo Bri-
tannico {Gazette archdologique, 1897, t. II).
144 P. DUCATI, ÄRA VI BAGNACAVALLO
II motivo del caduceo tra i diie corni vediamo poi che e
espresso iu particolar modo nei moniimenti romani di Africa; valga
come esempio la decorazione metopale nel fregio superiore, nella
parte sormontante il portico del pronao, nel tempio di Minerva
a Tebessa (Durm, figg. 66b-666).
Si mantiene poi lo Schema di due corni legati insieme nei
cippi funerari dell'impero, dei quali si puö allegare \m esempio
del Louvre (Clarac, t. 250, n. 503), e qiiesto schema in etä se-
riore possiamo vedere tuttora espresso per sostenere, in modo piü
che mai adulatorio e falso nel concetto suo, il busto di Commodo
nel celebre ritratto del palazzo dei Conservatori.
P. DüCATl.
ANTIKE GEFORMTE GLASARBEITEN.
Auf einer Studienreise, die ich im Frühjahr 1906 nach Ita-
lien unternahm, um die dort noch vorhandenen aatiken Glas- und
Emailflussarbeiten, soweit in der beschränkten Zeit möglich, nach
bestimmten Richtungen hin einer genauen Prüfung zu unterziehen,
hatte ich Gelegenheit, auch das Glasköpfchen (Büste) im
Konservatorenpalast zu Rom, über das Herr Dr. W. Amelung im
Zusammenhang mit einem gleichartigen Glaskopffragmente zu
Strassburg in dieser Zeitschrift (1904 Bd. XX S. 131 f.) berichtet
hat, in Gegenwart des Herrn Dr. Amelung und des AuflBnders der
Büste, Herrn Oberkustoden Schmid, sorgfältig zu prüfen. Bei dieser
Prüfung handelte es sich ausschliesslich um die Art der Her-
stellung. Während Herr Prof. Dr. Michaelis (0 für das Strass-
burger Exemplar ein successives Giessen (erst die schwarze Haar-
masse, dann auf diese die helle Fleischmasse) vermutete,
Herr Dr. Amelung diese Frage nur flüchtig berührt hatte,
die üebermalung aber in technischer Hinsicht noch gar nicht
berührt war, kam ich mit Hilfe starker Vergrösserungsgläser
zu der Ueberzeugung, dass die Büste überhaupt nicht ge-
gossen, noch weniger gepresst sei. Vielmehr ist sie
frei geformt und dann erst gebrannt. Beim Formen sind,
wie man deutlich sieht, die beiden farbigen Massen, die eine
tiefviolett bis schwarz, die andere rosa, mit Hilfe der Finger fest
an- und sogar ineinander gearbeitet worden. Nach Formen im
Rauhen wurde der Gegenstand überarbeitet, teils mit der Hand,
teils mit scharfen und spitzen Instrumenten (Sticheln). In dieser
Weise wurden z. B. die welligen Haarpartien ausgearbeitet, die
(^) Festgabe zur XLVI Philologenversaramlung, S. 12-13,
146 K. BONE
Nasenlöcher eingestochen (aus der Gestalt der letzteren glaubt man
die Handbewegung des Arbeiters, oder vielmehr Künstlers, deut-
lich zu ersehen) u. s. w. Nach gehöriger Eintrocknung muss die
Büste in einem Muffelofen oder sonst geeigneten Ofen soweit
erhitzt sein, dass sie zu einer einheitlichen Masse zusammen-
schmolz, ohne zu zerfliessen oder zu schwinden oder überhaupt die
Gestalt irgendwie, auch in den kleinsten Dingen, zu verändern.
Die Rosa-Farbe entsprach jedoch — vielleicht aus technischen
Gründen — nicht der natürlichen Hautfarbe. Der Künstler berei-
tete sich daher eine ziemlich dünnflüssige Emailfarbe in gelblichem
Pleischtone und übermalte damit die Fleischteile nach Bedarf (^).
Dabei konnte er auch kleine Fehler, namentlich Ungenauigkeiten
an den Grenzen der beiden Massefarben (hier und da zieht sich
die schwarze Masse zu tief in die Fleischmasse hinunter, z. B.
links vor dem Ohre) verdecken, ebenso ganz kleine Löcher, durch
die beim Erhitzen Luftteilchen oder Feuchtigkeitsdämpfe entwi-
chen waren, beseitigen. Der übermalte Kopf musste dann wieder
in den Ofen gebracht werden, wo sich die aufgemalte Farbschicht
mehr oder minder fest mit der Grundmasse verband. Dass diese
Verbindung keine förmliche Verschmelzung war, ersieht man aus
dem Abblättern der üebermalung an vielen Stellen, z. B. am
Halse ; an solchen Stellen wird der hochrosa Untergrund sichtbar
und zeigt auch hie und da kleine Vertiefungen, die von Luftbläs-
chen herrühren. Wenn heute die Haarteile stellenweise in der
bekannten Art irisierend erscheinen, so ist das, wie auch Herr
Dr. Amelung bemerkt, nur Folge natürlicher Verwitterung.
So zweifellos mir diese Art der Herstellung, die also im
ganzen der Herstellung der Porzellantiguren entspricht, erscheinen
musste, ebenso gross waren aber auch die Bedenken, die ihrer
Tatsächlichkeit im Wege standen; dem Kundigen werden diese
geläufig sein.
Zunächst lag mir aber daran, auch das Strassburger Fragment
zu prüfen. Eine solche und zwar recht eingehende PrüfuDg er-
möglichte mir, obschon ich auf der Rückreise nur wenige Stunden
(*) Vielleicht auch, um durch das Durchscheinen des Hochrosa durch
die gelbliche üebermalung die besondere Wirkung der menschlichen Haut-
farbe zu erzielen.
ANTIKE GEFORMTE GLASARBEITEN H7
in Strassbiirg verweilen konnte, die ausserordentliche Liebenswür-
digkeit des Herr Prof. Michaelis, an den ich vorher geschrieben
hatte, und der nun bereits alles, was sich von Glasarbeiten ver-
wandter Art in der Universitätssammlung befindet, zum Zwecke
der Untersuchung auf einigen Tafeln hatte bereitlegen lassen.
Die grosse Uebereinstimmung der beiden Köpfchen bei unzwei-
felhaften, wenn auch geringen Verschiedenheiten ist in die Augen
fallend. Wenn also Herr Dr. Amelung sagt : « Leichte Abweichun-
gen beweisen, dass die beiden Köpfe nicht in derselben Form
gegossen sind», so muss ich nach Besichtigung des Strassburger
Fragments statt dessen um so bestimmter sagen: « Die leichten
Abweichungen bestätigen, dass die beiden Köpfe überhaupt
nicht gegossen sind; d.h. nicht in einer vorhandenen Form
gegossen, sondern frei geformt sind ». Die Besichtigung des Strass-
burger Fragments war mir um so wichtiger, weil dieses auch eine
Prüfung des Innern des Kopfes ermöglichte; es ergab sich aber
nichts, was meiner Annahme irgendwie widersprochen hätte. Viel-
mehr konnte ich das Ineinanderkneten der beiden bildsamen Massen
besonders in der Nähe des linken Ohres gut erkennen; ein Ein-
giessen einer flüssigen, wenn auch steifflüssigen Masse in eine
Form würde ein ganz anderes Aussehen bewirkt haben. Ich ver-
liess daher Strassburg mit der gestärkten Ueberzeuguug, dass die
äusserlicli so sichtbare, innerlich so unwahrscheinliche, von mir
aber schon auf der nämlichen Reise in Neapel für andere antike
Glasarbeiten vermutete Herstellung aus kalter bildsamer
Masse Tatsache sein müsse.
Der gewonnenen üeberzeugung öffentlich Ausdruck zu geben,
wagte ich jedoch nicht, bis mir mehr oder minder wohlgelungene
praktische Versuche zur Seite ständen. In Italien selbst hatte ich
diese, schon der Zeit und der Kosten wegen, nicht machen können,
sondern musste sie verschieben; Strassburg ermunterte mich sehr
dazu. Und ich hatte mich bemüht, in Italien nicht nur Scherben
von antiken geeigneten Gefässen, sondern auch Stücke unverar-
beiteter antiker Emailmasse {madretinta) — alles von der zwei-
fellosesten Echtheit — zu erwerben, damit es mir bei etwaigen
Versuchen in der Heimat dienlich sei.
Diese Versuche mussten nun vorher wohlerwogen und
wohlvorbereitet werden, und so ist es begreiflich, wenn ich trotz
148 K. BONE
meinem Verlangen nach Klärung erst fast ein Jahr später (Frühjahr
1907) den ersten Versuch machen konnte.
Viel Zeit nahm schon die Prüfung der mitgebrachten Proben
in Ansprach, namentlich bezüglich der H arte, worüber ich mich
bereits auf der Generalversammlung der deutschen Altertumsver-
eine zu Düsseldorf im Jahre 1902 ausgesprochen hatte ('). Aber
Härte und Schmelzbarkeit gehen hier nicht Hand in Hand. Die
Chinesen verstanden schon mehr als 300 Jahre vor unserer Zeit-
rechnung zum Zwecke der Imitierung, gegebenenfalls auch Fäl-
schung von Halbedelsteinen (Quarzen) eine Emailmasse von aus-
serordentlicher Härte und grosser Leichtflüssigkeit
(Schmelzbarkeit bei verhältnismässig niedriger Temperatur) zu
machen (^), und sie verstehen das auch heute noch — wir Euro-
päer stehen darin weit zurück — nachdem sie an den antiken
Arbeiten des Westens (^) sicher noch viel gelernt haben. Dass die
Schmelztemperatur je nach den Bestandteilen eine sehr verschie-
dene ist, dass aber auch bei noch so verschiedener Färbung das
Schmelzen verschiedener Farbmassen bei gleicher Tem-
peraturhöhe erreichbar ist, ist zweifellos und eine notwendige
Voraussetzung für die von mir angenommene Art der Herstellung
der beiden Köpfchen.
Wie ich nun meine Versuche theoretisch und praktisch vor-
bereitete, will ich vor der Hand unerörtert lassen. Ich freute mich,
dass der weitbekannte Düsseldorfer Goldschmied und Emailleur,
Herr C. F. Beumers, nicht nur seine Oefen, sondern auch seine
persönliche Hülfe mit dem lebhaften Interesse, das er für alle
dieses Gebiet berührenden Fragen hat, zur Verfügung stellte, und
ich bin ihm zu grossem Danke verpflichtet. Der erste Probever-
such wurde am 12. April 1907 gemacht und zwar mit Probe-
stücken aus weisser und violettschwarzer Masse. Ich wählte dabei
möglichst einfache Formen:
eine weisse Kugel von c. 1 V« cm. Durchmesser mit
schwarzen aufgesetzten Tupfen,
(^) s. Protokolle der Generalversammlung Düsseldorf 1902, S. 51 flF.
(^) s. Palöologue, Art Chinois, p. 177.
{^) Schon HO V. Chr. wurde ein Schiff nach dem Westen gesandt, um
farbiges Glas zu holen, das am chinesischen Hofe so hoch geschätzt war;
V. Bushell, Chinese Art I, p. 23.
ANTIKE GEFORMTE GLASARBEITEN 149
ein weisses flaches Schälchen von c. 4 cm. Durch-
messer mit schwäizlichem Rande,
eine schwarze Halblinse nach Art der antiken la-
trunculi von c. 1 7, cm. Durchmesser,
ein schwarzes Stäbchen, das aus zwei Stäbchen von
je 5 cm. Länge und 2 mm. Dicke zusammengedreht war.
Der Ofen hatte beim Beginn der Versuche die Hitze, die zum
Herstellen von Emails der mittelalterlichen rheinischen Art erfor-
derlich ist; die byzantinischen Emails bedurften einer erheblich
geringeren Hitze; die römischen Metallemails sollen den mittel-
alterlich-rheinischen in dieser Beziehung ziemlich gleich sein.
Unter den nötigen Vorsichtsmassregeln wurde zunächst die
zweifarbige Kugel in den Ofen gebracht. Nach c. 1 V2 Mi-
nuten sank die Kugel ganz wenig zusammen und bekam Fayen-
ceglanz; dann hörte jede weitere Einwirkung dieser Temperatur
auf. Bei der folgenden schnellen Abkühlung zersprang die Kugel;
die Stücke zeigten grosse Härte und ritzten Fensterglas stark. Die
schwärzlichen Punkte hatten noch keinen Glanz ; ihr Schmelzpunkt
lag also höher.
Nach erheblicher Steigerung der Hitze wurden neben einem
Stück der zersprungenen Kugel ein Glasscheibchen, einige
Stücke moderner schwarzer Emailmasse und ein Stück
Feingoldblech in den Ofen geschoben. Das moderne Email
zerfloss alsbald, nicht lange nachher auch das Glasscheibchen,
während das Kugelstück nun auch an der Bruchfläche glänzend
wurde. Einige Minuten später zerfloss auch das Stück, und es liess
sich aus ihm mit einem Eisenstäbchen, woran die Masse haften
blieb (!), ein mehrere Meter langer Faden ziehen, in dem die
dunkeln, noch unveränderten Punkte wie Perlen schwebten.
Das Gold zeigte aber noch keine Richtung zum Schmelzen.
Bei weiter gesteigerter Hitze wurde neben einem Kugel-
stück und der oben erwähnten schwarzen Halblinse ein
Stückchen Feinsilber eingelegt. Nach 2-3 Minuten fing das
Kugelstück an zu zerfliessen. Nach einigen weiteren Minuten be-
gann die Halblinse zu glänzen und wurde weissglühend, ohne
ihre Form im geringsten zu verändern. Gleichzeitig zer-
schmolz das Silber bei geringem Boraxzusatz. Auch bei der plötz-
lichen Abkühlung blieb die Halblinse unverändert in Grösse und
150 K. BONE
Gestalt, aber auf der Unterseite zeigten sich Höhlungen, aus
denen Dämpfe entwichen sein mussten.
Das oben erwähnte weisse dunkelumrandete Schäl-
chen bekam im Ofen schnell Fayenceglanz, während der Rand
unverändert blieb. Nach 2 Minuten fing die weisse Masse zu
zerfliessen an. Sclinell herausgenommen, zersprang es in mehrere
Teile ; der Erfolg war also ungefähr derselbe, wie bei der Kugel.
Endlich wurde auch das zusammengedrehte Stäbchen
in den Ofen gelegt, nachdem dessen Glut weiter gesteigert. Lange
blieb das Stäbchen völlig unverändert; dann wurde es weissglühend
und knorrig. Herausgenommen, zersprang es nicht; die glänzende
Oberfläche erschien lilagrau. Nach Zerbrechen des Stäbchens er-
schien das Innere tiefdunkel violett, fast schwarz, und die Ränder
schnitten Fensterglas stark; aber das Innere zerbröckelte leicht.
Die beschriebenen Versuche ergaben also, dass bei einzelnen
der versuchten Massen Schmelzhöhe und Beständigkeit
der vorhergegebenen Form hinreichend waren, um Gegen-
stände in der von mir vermuteten Art kalt zu formen und dann
zu brennen. Aber die Resultate waren doch noch zu unvollkommen,
um zu befriedigen. Fraglich blieb namentlich das Erreichen
gleichmässiger, innerer Dichtigkeit, die ünverän-
derlichkeit aufrecht stehender Gegenstände und die
Möglichkeit nachträglicher üebermalung.
Hier muss ich eine mir hochinteressant scheinende Bemerkung
einschalten. Bekanntlich gibt es eine natürliche Glasmasse, die
sich in der Nähe von Vulkanen vorfindet und schon im Altertum
obsidianus genannt wurde. Der Obsidian ist im Aufblick schwarz,
an dünnen Rändern bräunlich und besonders oft tiefviolett durch-
scheinend. Die alten Glaskünstler imitierten ihn gern (vermittels
des Mangans), und vielleicht wiegt um seinetwillen bei den an-
tiken Kunstglasarbeiten die violette Farbe so sehr vor. Wo nun
Plinius in seiner naturalis historia vom Obsidian spricht (^), sagt
er: « vidimus et solidas imagines Divi Augusti capaci
materia huius crassitudinis, dicavitque ipse pro miraculo in
templo Concor diae obsianos quatuor elep hantos . . . Fit et tinctu-
rae genere vitrum obsianum ad escaria vasa » . Aus dem Stein
C) 36, 26, 196.
ANTIKE GEFORMTE GLASARBEITEN 151
gearbeitete (geschliffene, ciselierte) Bildnisse und Tiergestalteii
konnten nicht als mii-aculum angesehen werden; derartiges gibt's
viel zu viel. Die Herstellung wird die nämliche, wie die der
Glasköpfchen in Rom und Strassbiirg gewesen sein. Zudem scheint
das Wort solidas einen Gegensatz zu den hohlgegossenen
oder geblasenen Bildwerken — solch hohle Glasköpfe, Tiere
u. s. w. sind ja häufig — hervorheben zu sollen ; diese Wunder-
gebilde waren eben massiv, wie die vorliegenden.
Allerlei zwingende Umstände, insbesondere auch die grosse
Inanspruchnahme des Herrn Beumers durch seine ausgedehnte
Beteiligung bei Anfertigung des Hochzeitssilbers, das die beiden
Schwesterprovinzen Rheinland und Westfalen dem Kronprinzlichen
Paare als Hochzeitsgabe überreichen wollten, brachten neben den
weiteren Studien, Erkundigungen und Vorarbeiten grosse Unter-
brechungen und Hemmnisse, sodass ich erst jetzt, nach weiteren
fast 1 V2 Jahren, berichten kann, dass es schliesslich gelang, einige
wirklich befriedigende Resultate zu erzielen. Es gelang:
1. Bei einigen kleinen Stücken gleichmässige innere
Dichtigkeit zu erreichen; sie erscheinen teilweise dem Por-
zellan sehr ähnlich.
2. Einige aufrechtstehende Gegenstände zu brennen,
die nach oben erheblich breiter waren; sie neigten sich
nur infolge irgend welcher Unvollkommenheit der Bodenplatten-
masse ein wenig zur Seite.
3. Eines dieser aufrechtstehenden Gebilde wurde nach Er-
kaltung mit (moderner) Emailmasse in verschiedenen Farben be-
malt und wieder in den Ofen gebracht. Diese aufgemalte
Farbe verband sich aufs Vollkommenste mit der Grundmasse,
glänzend auf mattem Grunde, wie bei den Köpfchen.
4. Auch leichte Reliefauf lagen in verschiedenartiger
Masse hafteten fest und ohne Formveränderung.
5. Ein Stück bekam auch bei höchstgesteigerter Temperatur
nicht einmal vollglänzende Oberfläche, sondern glich durchaus dem
Bisquitporzellan.
Die hergestellten Proben sind — ich bin ja weit entfernt
davon, Techniker oder Modelleur zu sein — klein und unvoll-
152 K. BONE, ANTIKE GEFORMTE GLASARBEITEN
kommen. Aber ich halte sie für ausreichend, um meine Vermu-
tung bezüglich der Herstellung der beiden Glasköpfchen zur Ge-
wissheit zu machen. Meines Wissens — und alterfahrene Fachleute
haben es mir bestätigt — hat man bisher kaltgeformte und dann
gebrannte Glasgegenstände für eine Unmöglichkeit gehalten. Aller-
dings müssten die beiden Glasköpfchen « Emailköpfchen «
genannt werden; und bei allen in gleicher Weise hergestellten
Gebilden müsste man von Email, nicht von Glas sprechen, so
sehr auch im Wesen Glas und Email das nämliche sind.
Ich werde die Versuche fortsetzen und gegebenenfalls Mittei-
lung machen.
Düsseldorf. Karl Bone.
Zu SÄÜRAS UND BATRACHOS
, Zu der an diese Namen (Plin. N. H. XXXVI, 42) sich knüp-
i^ fanden Kontroverse (^) bin ich in der Lage, einen Beitrag zu liefern,
der zwar die Frage noch nicht endgültig entscheidet, aber ihre
Lösung doch näher bringen kann.
Die Vermutung Winckelmanns (Baukunst der Alten I § 40),
es könnte in einem der jonischen Kapitelle von S. Lorenzo fuori
le mura in Rom ein Werk der beiden Künstler erhalten sein, ist
zwar fast durchweg abgelehnt worden (so von Fea, Brunn Fabri-
eins), aber ohne dass dabei wirklich festgestellt worden wäre, was
es nun mit jenem Kapitell für eine Bewandtnis hat, und ohne dass
die Untersuchung in dem Sinne weiter geführt worden wäre, was für
die Nachricht des Plinius als Ersatz in Betracht kommen kann,
wenn das römische Kapitell ausscheidet.
Denn es hat tatsächlich auszuscheiden, und vollständig. An
Hand der bisher existierenden Publikationen, der kleinen dürftigen
Umrisszeichnung bei Wmckelmann (Monumenti inediti, n. 206) und
der noch kleineren bei Letaronilly (Edißces de Rome moderne III
T. 268) konnte man ein solches für immer verbannendes Urteil
allerdings nicht fällen, so sehr Verdachtsgründe auch da schon laut
werden mochten. Durch freundliche Vermittlung der Herren Puch-
C) Vgl. zuletzt Fabricius bei Panly-Wissowa, Batrachos.
154 H. THIERSCH
steiD, Stiidniczka, Altmann und H. Koch bin ich aber in der glück-
lichen Lage, Photographien und Beobachtungen vorlegen zu können,
welche das römische Institut in dankenswertester Weise, die lokalen
Schwierigkeiten überwindend, vor Kurzem in der Kirche hat aus-
führen lassen.
So lange man das Kapitell — es ist das achte in der r. Reihe —
nur aus ziemlicher Entfernung von unten aus betrachten konnte,
mochte es sclieinen, als sei es (wie die sämtlichen anderen joni-
schen Kapitelle ringsum auch) mit einer mittelalterlichen oder
noch späteren Bestückung überzogen. So schien sich der eigentüm-
lich gleichmässige, trockene, etwas hölzerne Formencharakter zu
erklären, unter dem sich immerhin ein frischer gehaltener antiker
Kern hätte verstecken können. Das war der Eindruck, den Studniczka
bei einer Besichtigung der Säulen im März dieses Jahres noch
davontrug. Er hat sich nicht bestätigt. Eine auf meine Bitte durch
W. Altmann vom Gerüst aus, aus unmittelbarer Nähe, erfolgte
Untersuchung hat ergeben, dass alle Formen unverliüllt zu Tage
liegen, dass keinerlei Tünchdecke darüber vorhanden ist: « Das
Material ist derselbe Marmor wie an den anderen Kapitellen auch,
ein merkwürdig weicher Stein, aber irgend welcher Auftrag von
Stuck ist jetzt an keiner Stelle vorhanden. Doch hat zu irgend
einer Zeit einmal Stuck teilweise darauf gesessen, und davon finden
sich kleine Reste an der Unterseite der Polsterränder in den
zu SAURAS UND BATRACHOS 155
kleinen vertieften rautenförmigen Feldern. Das ist jedoch so un-
bedeutend, dass es kaum zu bemerken ist ^ .
Wir müssen also das Kapitell nehmen, wie es ist, und auf
ein Subtrahieren dessen, was daran anormal erscheint, nicht nur
verzichtec, sondern vielmehr gerade diese Züge heranziehen und zu-
sammenstellen als Indizien für den wahren Charakter der Stückes,
der sich damit allerdings als zweifellos uuantik herausstellt.
Es ist hauptsächlich das weiche Material, das der ganzen
Arbeit so stark den Eindruck des Geschnitzten verleiht. Alle
Formen sind wie mit dem Messer aus Holz geschnitten, ähnlich
wie beim Kerbschnitt (vgl. besonders die Unterseiten der Polster-
ränder!). Die Wahl eines so weichen Materials ist verständlich
bei einer Technik, welche nicht mehr im Vollbesitz des bildhaue-
rischen Könnens ist, dagegen unerhört in der späteren Antike für ein
so wichtiges tragendes Bauglied, wie es ein Kapitell eben vorstellt.
Auch der Bildschnitzer — Bildhauer kann man hier nicht
gut sagen — scheint seinem Stein nicht viel Tragfähigkeit zu^
getraut zu haben. Er hat es vorgezogen, die Abakusplatte aus
einem anderen, härteren Stein zu nehmen und diesen erst dem
schweren Druck der Architrave auszusetzen. Ich urteile hier nach
den Photographien und bin überzeugt, dass Autopsie dies bestä-
tigen wird: die Abakuspartie ist glatteren, härteren Steines als das
Volutenstück darunter (^); es scheint dabei derselbe, etwas streifige
Marmor wie zu den Architravblöcken verwendet zu sein. Jeden-
falls ist die klaffende Fuge, welche jetzt die beiden Teile trennt,
kein nachträglich eingetretener Bruch, sondern, wie an dem un-
gleichmässigen Verlauf der Kanten und dem Nichtharmonieren an
den Ecken deutlich zu sehen ist, eine von Anfang an vorhandene
Naht. Recht und schlecht sind die beiden separat gearbeiteten und
ganz verschieden behandelten Stücke aufeinander gepasst, und die
Ungleichheiten der Fuge noch etwas mit Stuck oder Mörtel ausges-
trichen.
Dies Faktum : das aus durchsichtigen Gründen erfolgte Zerle-
gen eines untrennbaren Ganzen in zwei einzelne, nach Material und
Bearbeitung ganz verschiedene Teile, und dann ihr rohes Aufeinan-
derkleben — das allein schon schliesst antike Herstellung aus.
(•) Nach Chr. Hülsen ist dasselbe der Fall bei den Kapitellen der Torre
Margana.
156 H. THIERSCH
Dazu kommt noch eine zweite, nicht weniger verräterische
künstlerische Licenz: ein flüchtiges Arbeiten nur auf den Schein
hin. Von unten gesehen tritt die zwischen den Voluten liegende
Kapitellmitte mit dem Eierstab plastisch so weit vor, dass man
den darüber wegziehenden breiten wagerechten Canalis nicht sehen
kann. Zum mindesten fällt (vgl. Abb. S. 153. 154) von unten her so
viel Licht ein, dass der nach oben sich ausbreitende Schatten des
Eierstabes die Mitte des Canalis in Dunkel hüllt. Diesen Umstand
hat sich der Steinmetz des Kapitells nicht entgehen lassen als
eine Gelegenheit zur Vereinfachung der ihm offenbar etwas unge-
wohnten Arbeit. Er schenkte sich also die ganze mittlere Ausfüh-
rung und Ausstattung des wagrechten Canalis. Auf der Vorderseite
ist wenigstens die Austiefung noch ganz durchgeführt, aber die Fül-
lung mit der Blattranke hört beiderseits schon über den Voluten
auf. Solange mir nur die alte Zeichnung bei Winckelmann vorlag,
glaubte ich, dies Fehlen der Ranke in der Canalismitte beruhe
vielleicht darauf, dass der Zeichner von unten her das Mittelstück
nicht habe sehen können und es daher einfach ausgelassen habe.
Die Photographien zeigen nun aber, dass es tatsächlich nie exi-
stiert hat, dass der eigentliche und unbedingt als gemeinsam vo-
rauszusetzende Ausgangspunkt der Blattranken tatsächlich fehlt,
dass diese plötzlich ganz unvermittelt aus dem Nichts sich
entwickeln. Noch schlimmer steht es mit der Rückseite, die man
ja doch nicht so beachten und sehen würde. Da hört nicht nur
die Austiefung des Canalis vollständig auf, sondern sogar auch
seine obere lineare ümränderung: ein ganz ungegliedertes und
ganz flaches Feld liegt zwischen Eierstab und Abakusfuge. Die
Randeinfassung des Canalis ist zwar nirgends schön und gleich-
massig gezogen, aber hier ist es besonders auffallend zu sehen, wie
nur noch schwach, graviert, sich die losen Enden dieses Randes im
Schatten des Eierstabes zu verlieren trachten. Auch sonst ist in
der Ausarbeitung der Rückseite überall gespart: nicht nur die
beiden Tiere, auch das gesamte Rankenwerk fehlt in den Voluten,
und ebenso fehlen auf dem Eierstab die kanonischen Zwickelpal-
metten. Die Eier selbst sind noch gröber und flacher geschnitzt als
vorne. Dann ist an Stelle des durch Licht und Schattenwechsel
reichen, aber kompliziert herzustellenden Zahnschnittes darunter
hinten ein viel einfacher und schneller zu machender Strickwulst
zu SAURAS UND BATRACHOS 157
angebracht. Eine so starke Differenzierung der beiden Fronten, eine
so weitgehende Herabsetzung der Rückseite im Vergleich zur Vor-
derseite kommt wiederum, soviel ich weiss, an wirklich antiken
Kapitellen nicht vor.
Aber auch die beiden Voluten der Vorderseite selbst scheinen
mir in ihrer dekorativen Füllung differenzierter zu sein als antikes
Gefühl es zugelassen hätte. Rechts bildet die Mitte eine Blattro-
sette,links fehlt sie. Da musste sie fortbleiben des dicken Frosches
wegen, unter dessen Leib sich der Steg nun einfach irgendwie tot
läuft. Auch rechts bei der Eidechse ist kein rechter Sinn noch Zu-
sammenhang im Organismus. Das Organische wäre gewesen, die
Ranke selbst in die Rosette auslaufen zu lassen, oder wenn nicht, den
Steg doch besser in diese überzuführen, als es hier geschehen ist.
Die Blattranke ist sichtlich als Akanthus gedacht, aber in
einer Stilisierung, die schon mehr an Romanisches als an Antikes
erinnert. Ebenso ist die Fiederung, oder besser das Belegen der
Zwickelpalmetten mit Strickwülsten (^), endlich der Zahnschnitt
unter dem Eierstab durchaus unantik.
Trotzdem macht das Ganze von weitem gesehen (vgl. Abb. 2)
in dem wechselnden Spiel von Licht und Schatten, welches der
kräftige und bestimmte Schnitt der Formen hervorruft, einen rei-
chen und prächtigen Eindruck.
Dasselbe gilt auch von den Seitenansichten. Die grossen Akan-
thusblätter sind gleichmässig, tief und energisch geschnitten, ebenso
das Flechtband auf dem Gurt in der Mitte. Unantik dagegen wirkt
das Schwächen der Volutenränder durch das zierlich ausgetiefte
Gittermuster auf ihrer Unterseite, und wiederum fast romanisch
muten die zwischen die Akanthen eingesteckten Blattbüschel an
den langen Stielkelchen an.
Soviel besagt das Kapitell selbst und für sich allein genom-
men. Dazu kommt aber noch ein Zweites. Das Stück lässt sich
gar nicht allein für sich, isoliert behandeln, es kann unmöglich
getrennt werden von den 2 X 11 anderen Kapitellen, welche
ringsum die Säulenreihen krönen, mit denen es durchaus gleicher
Arbeit ist, auch sichtlich gleichzeitig mit ihnen entstanden ist, und
welche sicher niemand für antik ansehen wird. W. Altmann hat
(*) Vielleicht missverstanden aus gelappten Blättern eines Palmettenfä-
chers, wie etwa im Fries der Basilika Ulpia. Vgl. D'Espouy, Fragments pl. 78.
11
158 H. THIERSCH
mir seine an Ort und Stelle darüber gemachten Beobachtungen
freundlichst zur Verfügung gestellt:
« Das Eidechsenkapitell unterscheidet sich in Arbeit und Aus-
sehen in keiner Weise von den übrigen Stücken. Auffallend ist an
allen der harte, klare Stil, frei von allem Illusionismus. Das An-
brinofen von Tieren in den Voluten kommt zwar nur au dieser
Fi<:. 2.
Stelle vor, dagegen sind auch sonst Spielereien nachzuweisen, so
hat man in dem Eierstab bei dem 3. Kapitell der linken Seite
in der Mitte das Ei zu einer Maske umgewandelt, bei der 7.
Säule rechts erscheint dafür eine Maske von zwei Tieren umgeben,
die in die Höhe springen. Man gewinnt den Eindruck, dass hier
kein einheitlicher, geschlossener Stil vorliegt, sondern dass man
nach verschiedentlichen Vorbildern gearbeitet hat. Sehr verschieden
ist auch die Sorgfalt in der Ausführung. Eine Probe davon kann die
Rückseite des Eidechsenkapitells geben, die in der Vernachlässigung
zu SAURAS UND BATRACHOS 159
den schlechter ausgeführten Stücken sich vergleichen lässt (Abb. 1).
Bemerkenswert ist auch, dass während vorne ein Zahnschnitt das
Kapitell nach unten abschliesst, auf der Rückseite ein Kiemenwerk
die Stelle vertritt. Dasselbe kommt an anderen Kapitellen häufig
auf der Vorderseite vor. Vergleicht man unser Stück mit einem
antiken, z. B. dem hervorragend schönen jonischen Kapitell aus
S. Maria in Trastevere (publiziert bei Haussoullier, Didymes 1904
p. 172), so fällt der ausserordentliche Kontrast in der Arbeit auf.
Die antike Arbeit zeigt volle, lebendige Formen, die unseres Ka-
pitells ist ganz flach und scharf. Auch in Einzelheiten gehen sie
auseinander. Das Doppelflechtband, das die beiden Polster verbin-
det und umschnürt, ist bis oben an den Rand des Abakus hinauf-
gezogen (^). Man kann dies auch bei frühmittelalterlichen Kapi-
tellen beobachten, wie z. B. den in Via Tor de' Specchi N^ 3 A,
und Via Margana N** 40 A (Torre Margana), Via Arco de' Ginnasi 20
noch in Verband stehenden jonischen Säulen. Noch deutlicher tritt
dies bei den jonischen Säulen der Vorhalle von SS. Giovanni e
Paolo hervor, die aus dem XIII. Jahrhundert stammen. Ich trage
kein Bedenken, die Säulen von S. Lorenzo fuori le mura in das
XIII. Jahrhundert zu setzen, also in die Zeit, da Honorius III. die
Basilika neu umbaute. Die Vorläufer ähnlicher Arbeit sehen wir be-
reits in dem römischen Kosraatenstil, wo gleich scharfe accentuierte
Ausführung und Nachahmung antiker Formen beobachtet wird ".
Ich möchte hinzufügen, dass mir dem Kosmatenstil besonders
verwandt erscheinen: das Rautengiitermuster (■^), der Zahnschnitt
und der Strickwulst, also gerade die aus dem antiken Charakter und
Formenkreis hier am meisten herausfallenden Motive. Die Kosmaten
haben zudem gerade in S. Maria in Trastevere viel gearbeitet, wo
sie die nächsten Vorbilder für ihr Kapitell sehen konnten (^).
(^) Altmann machte mich darauf aufmerksam, dass dies Detail bei Win-
ckelmann nicht richtig wiedergegeben ist: An dem Kapitell z. B. des Ptole-
maions auf Samothrake (Neue Untersuchungen auf Samothrake, Taf. 24-27) geht
das reich verzierte Gurtband ganz ebenso hoch.
(^) Sollten etwa in den Maschen dieses Gitters bunte Marmorfüllungen
nach Kosmatenart gesessen haben? Die Herrichtung ist genau so. Vgl. die von
Altmann gerade in diesen Vertiefungen bemerkten Stuckreste (von der Kit-
tung der Füllung ?).
{^) «Die Kapitelle und Gesimse meisselten sie nach antiken Vorbildern ».
Springer, Handbuch der Kunstgeschichte, II, S. 370.
160 H. THIERSCH
Damit sei das Kapitell mit seinen Brüdern ringsum den
kunsthistorischen Kollegen zur Diskussion überliefert. Aus unserem,
dem antiken Material scheidet es definitiv aus. Seine Bedeutung —
im Zusammenhang dann natürlich mit den anderen zugehörigen Ka-
pitellen — im Rahmen der mittelalterlichen Kunst wird nun von an-
deren zu würdigen sein. Für uns Archäologen bedeutet das Stück
nur mehr eine Bestätigung der früher schon gehegten Vermutung,
dass es in nachantiker Zeit in Anlehnung an die bekannte Pli-
niusstelle gemacht worden ist, und mit Benutzung von Motiven,
die an wirklich antiken jouischen Kapitellen, wie dem schönen zu
S. Maria in Trastevere befindlichen, zu sehen waren (^). Dabei ist
dem Verfertiger oder Auftraggeber nur der philologische, aber ver-
zeihliche Schnitzer passiert, dass er « in columnarum spiris » miss-
verstand, indem er übersah, dass spirae nach antikem Sprachge-
brauch hier nur die Säulenbasen bezeichnen kann, nicht aber die
Kapitellvoluten, wie es auch Winckelmann noch für möglich hielt.
« Eines der schönsten Kapitelle aus dem ganzen Altertum »
— so hatte Winckelmann unser Stück gepriesen — hat also seine
Bedeutung für die Frage nach den beiden sagenhaften Architekten
eingebüsst. Dagegen gibt es ein anderes Denkmal, das es weit
mehr verdient, hier herangezogen zu werden, wenngleich ihm viel
weniger Beachtung geschenkt worden ist. Es hat freilich auch mit
ihm seine Schwierigkeiten, besonders so lange es nicht gelingt, das
anscheinend verschollene Stück wieder im Original aufzufinden und
man allein auf Piranesis Publikation angewiesen sein wird (Abb. 3).
Es ist die kleinasiatisch normierte Basis einer jonisch kanellierten
Säule mit viereckiger, reliefierter Plinthe unter den Toris. In der
älteren Ausgabe von Piranesis « Le Antichitä Romane » fehlt die
Zeichnung. Erst in der zweiten Ausgabe, die sein Sohn besorgt hat,
erscheint sie von anderer Hand gezeichnet (Gesamtausgabe Bd. IV,
217 b.). In dem auf der Tafel beigeschriebenen Texte wird die Basis
als zu dem ebenfalls dort abgebildeten Kapitell von einer der Säulen
des einst innerhalb der Oktavia-Portikus befindlichen Jupitertem-
pels gehörig bezeichnet. Es heisst da : « Metä del diametro della
colonna con modinatura sottoposlavi della base. Nel plinio di
{}) Für die geringeren Stücke dort vgl. die Abbildungen bei Durm,
Baukunst der Römer, Fig. 415.
zu SAURAS UND BATHACHOS
161
essa si veclono arabeschi, i fra i quali schersano iina bfcertola
e ima rana, le quali secondo Plinio formavano la divisa dei
fabbricatori del tempio. QuesC ornamenlo si vedeva tra i molti
peszi dl marmo nella cantlna della persona giä menlovaia neue
tavole anteriori (i. e. Signor BaUüana Franc.) ». Darauf folgt
Fig. 3.
eine Ablehnung des Kapitells in S. Lorenzo als zu diesem Tempel
gehörig und die richtige Feststellung, dass der Ausdruck « spirae »
sich nur auf Basen der Säulen beziehen könne. Dann heisst es:
tf Questa base doveva apparteaere aUalLro tempio dl Giove. La
modinatura poi A e quella che apparteneva alla colonna del tempio
dl Giunone ". Und rechts von der Aufsicht des Kapitells heisst es:
- Modinatura dello slipite della porta del tempno segnata nella
162 H. THIERSCH
pianta lettera E » . Altmann hält das Stück mit dem Rankenfries für
« sehr apokryph » , für ein missverstandenes Architravstück imd somit
als willkürlich von dem Zeichner erst mit der jonischen Basis zu-
sammengebracht. Ich kann mich dieser Meinung nicht anschliessen,
da das gleichmässige und besonders das seitliche Herumführen des
Randprofiles am linken Ende bei einem Architrav unmöglich wäre,
für eine ^Soffitte aber der Rand entschieden zu knapp und schmal.
Wahrscheinlicher scheint es mir, dass es wirklich eine Basisplinthe
war, die hier gezeichnet ist. Mit dem « Frosch » hat es allerdings
seine Bedenken. Denn das Gebilde rechts neben der Eidechse, das
man anscheinend dafür ausgab, sieht zwar ungefähr wie eine Kaul-
quappe aus, aber nicht wie ein richtiger Frosch. Entweder war hier
die Plinthe bis zur Undeutlichkeit verletzt, oder es ist ein aus der
Blattrose sich entwickelndes Blütenmotiv (^), vielleicht eben ein
beschädigtes, stark bestossenes als Frosch missverstanden worden.
Der wii;kliche Frosch wird vermutlich erst auf der verlorenen rechten
Hälfte der Plinthe dargestellt gewesen sein, der Eidechse der linken
Hälfte ;entsprechend. Eine Basis mit solcher Plinthe wäre an dem
fraglichen Tempel durchaus möglich. Im Rankenwerk spielende,
ähnliche Tiere gibt es natürlich in der dekorativen Plastik in
Menge; vgl. die Pilaster in der Krypta von S. Peter in Rom,
Dionysius Cryptae Vaticanae T. I n. III; Wiener Vorleg eblälter
IV, 10); auch das Romulusrelief aus Ostia bei E. Streng Roman
Sculpture p. 242. Auf ein noch unpubliziertes Beispiel derart, ein
Pilasterkapitell mit dem Bilde eines Krokodils (?) von der Via
Latina macht Chr. Hülsen aufmerksam. Es befindet sich in einem
Codex der Sammlung Destailleur (j. in S. Petersburg).
Aber mehr noch. Sieht man einmal ganz ab von der Piranesi-
schen Notiz und betrachtet die Pliniusstelle ganz unabhängig davon
allein für sich, so kommt man zu dem Schluss : es muss notwen-
digerweise eine derartige oder eine ihr ähnliche Basis gemeint sein.
Jede andere Form ist ausgeschlossen. Die beiden Tiere müssen doch
i}) Man ist versucht, an die inselgriechische und kleinasiatische Aribto-
lochia zu denken. Vgl. die Beispiele aus Didymi, Pontremoli et Haussoullier
p. 150, — in Rom die Blüte in der Mitte des Abakus korinthischer Kapitelle:
am Tempel des Mars Ultor (D'Espouy pl. 56), am Pantheon (pl. 70-71), in der
Halle der Porticus der Octavia selbst (pl. QQ). Vgl. auch die reichen Akan-
thusranken vom Trajansforum.
zu SAURAS UND ßATRACHOS 163
in jedem Falle an den Säulenbasen vorlianden gewesen sein, gleich-
viel was man von den damit in Verbindung gebrachten Architekten
halten mag. Aber wo sassen sie dann? An allen anderen Formen
ausser der Plinthe, an Lysis, Torus und Trochilos sind sie innerhalb
der hellenistischen Formengebung, wenn auch nicht ganz unmöglich,
so doch höchst unwahrscheinlich (^). Nirgends dagegen ist so gut
Platz für sie, wie im Reliefwerk einer Plinthe mit geraden Flächen.
So darf man von vornherein annehmen: nur da überhaupt kann es
gewesen sein. Die Plinthe aber unter einer jonischen Basis ist ein
gerade für die östlich-hellenistische Architektur charakteristisches
Bauglied und einfach Norm bei Vitruv (^). Dass die Seiten solcher
Piinthen aber auch mit Reliefs verziert werden konnten, lehren die
Basen tom üidymaion. Da sind nur die Piinthen in besonders reicher
Weise zu Zwölfecken ausgestaltet (^). Diese ungewöhnliche, opulen-
teste Form setzt aber die einfachere viereckige voraus als Aus-
gangspunkt zu ihrer Steigerung. Solche mit Relieffeldern verzierte
einfache viereckige Piinthen nun müssen die Basen des Sauros und
Batrachos gewesen sein (''), genau von der Art der Piinthen unter
den Säulen eines anderen besonders prunkvollen Baues, des Concor-
diatempels in Rom (D'Espouy pl. 86), nur in der Füllung der Felder
reicher als diese.
Dass Künstler Tiernamen haben (^), und dass gerade sie es am
wenigsten sich nehmen lassen, spielender Weise die Bilder dieser
Tiere wie Symbole als ihre Signaturen zu gebrauchen, ist nicTit
nur zu allen neueren Zeiten (^) immer wieder, sondern auch in
O An eine so abnorme späte Bildung wie z. B. bei Puchstein, die joni-
sche Säule S. 35, Abb. 42, ist hier ernstlich nicht zu denken.
(^) Vgl. Pontremoli-Haussoullier, Didymes, p. 139.
(*) Pontremoli-Haussoullier p. 149 if. Auch wenn die Ausführung dieser
Frontsäulen erst ins erste Jahrhundert n. Chr. fällt, hielt sie sich doch an ältere
Modelle, wie dies auch sonst bei dem Bau der Fall ist.
(*) Dass auch die Kapitelle, wenn sie jonisch waren, in entsprechender
Weise durch Akanthusfüllung besonders ausgezeichnet waren, ist durchaus mög-
lich. Vgl. das schon oben erwähnte Kapitell von Samothrake. Die Arbeit der
Steinmetzen in S. Lorenzo wurde dann gar keine so willkürliche Erfindung sein.
(*) Vgl. vor allem den archaisdien Maler Saurias (Brunn, Griech. Künstler
II, 5). Unter den Neueren: Böcklin, Hase, Koekkoek, Leopardo, Leu, Uccello,
Wolf.
(•) Vgl. z. B. Walter Crane's Kranich. Meinem Collegen, Professor C. Sat-
ter, verdanke ich noch folgende Analogien: der niederländische Kupferstecher
164 H. THIERSCH
der Antike öfters vorgekommea. Man denke an die Namen Chelis,
Leon, Leontiskos, Perdix, Phoenix, Mys, Skymmos, Skylax, Tettix,
Tauros, Taiiriskos, oder an den anmutigen Scherz des Stempelschnei-
ders Phrygillos, dessen versteckte Signatur auf den Münzen von Te-
rina in dem munteren Finken zu identifizieren erst vor kurzem ge-
lungen ist. Vgl. K. Kegling im 66. Berliner Winkelmannsprogramm.
Ich komme also entgegen der bisherigen Auffassung zu dem
Schluss, dass bei Plinius alles Wesentliche seine Kichtigkeit haben
wird. Die beiden Künstler Sauros und Batrachos werden wirklich
existiert haben und nicht erst Ausgeburten einer Anekdotenphan-
tasie sein. Die bestimmte Aussage des Plinius, sie seien Lakonier
gewesen, will doch auch motiviert sein, wird aber gänzlich bei Seite
geschoben und bleibt völlig unerklärt bei der üblichen Erklärung
der Dinge. Auch hat man, meine ich, kein Recht, die Nachricht des
Plinius in unvereinbaren Gegensatz zu bringen mit der anderen
üeberlieferung, dass Hermodoros von Cypern der Architekt des
Tempels gewesen sei. Bei einem so grossen Bauunternehmen sind
unter dem leitenden Architekten immer auch eine ganze Gruppe
vorzüglicher Kräfte beschäftigt, die ihm helfend und seine Inten-
tionen ausführend zur Seite stehen. Zu solchen, weniger vielleicht
Unterarchitekten, als im Dekorativen gewandten Bildhauern (^)
werden in diesem Falle Sauras und Batrachos gehört haben.
der als « Meister mit dem Krebs » bekannt ist. Man weiss seinen Namen
zwar nicht sicher, glaubt ihn aber mit einem Franz Krabbe identifizieren zu
können. Der Name des berühmten italienischen Stechers « J. B. mit dem
Vogel » ist unbekannt. In diesem Fall scheint, wie bei Leonhard Schäufelin,
das Buchstabenmonogramm mit einem redenden Monogramm verbunden zu
sein. Bei Frimmel, Gemäldekunde (Leipzig 190-4) sind S. 180 erwähnt:
1) das Reh als Zeichen für Caprioli (vgl. Gaz. des Beaux Arts 1896, 1, 120;
2) eine Muschel « farinato » für Paolo Farinato (ein guter lokaler Meister
von Venedig im XV. Jhdt.); 3) ein Hecht « luzzo » für Pietro Luzzi da Feltre,
auf einem Bild der Sammlung Figdor in Wien. Etwas anders liegt der Fall
bei dem niederländischen Maler Herri de Bles oder Hendrik Bles (XV. Jhdt.),
der auf seinen Bildern überall als sein Zeichen ein Käuzchen anbrachte und
darnach von den Italienern « Civetta » genannt wurde. Weit häufiger bekannt-
lich als Tiere werden unbelebte Gegenstände zu « redenden *> Monogrammen
verwendet z. B. Schäufelin (Schaufel), Bril (Brille), Sta. Croce (Kreuz) u. s. w.
(^) Sie stehen, wie auch Brunn in diesem Sinne schon hervorgehoben
hat, bei Plinius unter den Marmorbildhauern.
zu SAURAS UND BATRACHOS 165
Nur Eines halte ich, wenn auch nicht unbedingt so doch wahr-
scheinlich für erfunden : das Motiv, das Plinius für die symbolische
Art ihres Signierens angibt. Das kann aus den Tierfiguren erst
erschlossen worden, kann aber auch gut wirklich so vorlianden ge-
wesen sein. Denn dass inschriftlich nur der Hauptarchitekt genannt
sein wollte oder sollte, wäre durchaus nichts Ungewöhnliches.
Der ganze Tempelbau, um den es sich hier dreht, war ein
Novum in Rom und ein Wunder speziell griechischer Kunst, ein
Triumph hellenischen Sinnes — anlässlich der Unterwerfung des
hellenischen Makedoniens durch den Römer Q. Caecilius Metellus.
Graecia victa victorem vicit. Als einen Triumph und Dank für
diesen seinen Sieg hat dieser Feldherr im Jahre 147 v. Chr. den Bau
aufführen lassen, wie es scheint, ganz durch griechische Künstler.
Ihr Ehrgeiz scheint es gewesen zu sein, einen rein hellenistischen
Bau zu erstellen : sie schufen mit diesem Bau die erste Tempelan-
lage in Rom ganz aus Marmor und die erste mit einer ringsum
von Säulenhallen eingefassten, weiten Agora. Von der besonderen
Opulenz, die dem Bau zugewandt war, schimmert auch bei Plinius
noch etwas durch {opibits praepotenles faisse), und wie in edlem
Material und grosszügiger Gesamtanlage, so scheint sich das
Unternehmen auch durch ungewöhnlich reichen Dekor ausgezeichnet
zu haben. Davon hat sich eine fast verwischte Spur erhalten bei
Plinius in der Geschichte von Sauras und Batrachos.
Das Andenken dieser Künstler sollte von den bisher gegen sie
üblichen Zweifeln hinfort frei bleiben. Ihre Namen haben nach
allem, was wir über ihre Zeit wissen und über ilir Werk vermuten
dürfen, Anspruch darauf mit Ehren in der griechischen Künstlerge-
schichte genannt zu werden, so gut wie irgend welche andere.
P. S. Während des Druckes wird mir durch Chr. Hülsens
freundliche Vermittelung soeben noch ein Aufsatz von G. Giovan-
noni in der Zeitschrift VArte (Anno XI, fasc. IV) bekannt, der
sich nicht nur mit den hier vorgetragenen Anschauungen vollstän-
dig deckt, sondern in einem Hauptpunkt noch eine sehr wesent-
liche Ergänzung und Bestätigung bringt. Giovannoni charakteri-
siert das Unantike und echt Mittelalterliche des Kapitells von
S. Lorenzo und weist zum ersten Mal und überzeugend nach, dass
das Frosch-Eidechsenkapitell nicht nur untrennbar ist von den
andern 22 jonischen Kapitellen im Innern der Kirche, sondern
auch von den sechsen der Vorhalle. Diese sind in Stil und Mo-
,166 H. THIERSCH, ZU SAURAS UND BATRACHOS
liven durchaus gleichartig mit unserem Kapitell (vgl. besonders
seine Abb. 8). Die ganze Vorhalle lässt sich aber mit Sicherheit
als ein Werk zweier bekannter römischer Marmorari des 13. Jhdts.
^erweisen, naemlich des Pietro Vassalletto und seines Sohnes. Sie
waren die Steinmetzen, welche dem grossen Umbau der Basilika
unter Papst Honorius III im Jahre 1225 seinen eigenartigen
Schmuck yerliehen liaben. (Von ihnen und andren Gliedern ihrer
Familie rühren auch her der Osterkandelaber in S. Paolo, der
Kreuzofanor von S. Giovanni in Laterano. die Schranken des Pres-
bjteriums in S. Saba, das kleine Tabernakel in S. Francesco zu
Viterbo und Kanzel und Kandelaber der Kathedrale in Anagni).
Ihre Phantasie erging sich gern in allerlei spielendem Beiwerke.
Scherzende Affen und Löwen sitzen im Ornament des Gebälks der
Vorhalle von S. Lorenzo, dieselbe Eidechse und derselbe Frosch
wie am strittigen Kapitell auch am Kreuzgang von S. Giovanni
in Laterano (vgl. Giovannoni S. 15). Vielleicht ist es also nur
ein reiner Zufall, w^enn hier ganz unabhängig von sich aus etwas
entstanden ist, was lange Zeit mit jener Pliniusstelle in unlösbarem
causalem Zusammenhang zu stehen schien.
Gleichartig könnte nun aber auch der Fall in der Antike ge-
legen haben.* Waren die beiden Thiere an den Seitenplinthen jenes
römischen Tempels nicht vielleicht auch rein dekorative Spielerei
ohne jeden besondern Nebensinn ? Ich glaube nicht. Erst wenn sich
nachweisen Hesse, dass Frosch und Eidechse eine ganz typische
Zutat im ornamentalen Vorrat jener Zeit sind, oder, dass an den
Plintheu ausser jenen beiden Thieren auch noch alle möglichen
anderen dargestellt waren (^), wäre eine solche Annahme zulässig.
Dass das so war, ist aber wenig wahrscheinlich. Die Geschichte bei
Plinius sieht nicht darnach aus. Im Gegenteil, sie lässt vermuthen
dass Frosch und Eidechse im Dekor so auffällig hervortraten viel-
leicht durch Anbringung an sämtlichen Säulenbasen, dass dieser
Umstand eine Erklärung verlangte. Das hätten sie aber kaum ge-
konnt, wenn sie nur als ein Glied unter mehreren anderen ähnli-
chen gleichwertigen Gruppen zu sehen gewesen wären.
Freiburg i. Br. Oktober 1908. H. Thiersch.
(^) Also ein reicher Wechsel im Dekor der einzelnen Säulen ähnlich
wie an den Frontsäulen des Didymaions.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APÜLIENS
(Schluss)
S. Mitteilungen XII, 1904, 188.
Kap. IV. Daünia (Fortsetzung). Kap. V. Tarent.
I.
§6. Kratere; jenseits des Aufidiis.
Ungeachtet der erheblichen Einschränkungen (*), welche diese
Publikation mit Rücksicht auf den disponiblen Raum der Zeitschrift
hat erfahren müssen, wird man sich doch überzeugen, dass auch
nördlich vom Aufidus das archäologische Material nicht so spärlich
ist, wie gewöhnlich auf Grund früherer Verhältnisse angenommen
wird (-). Ich kann nach Abschluss meiner Tätigkeit an Ort und
Stelle nochmals auf das Daunia 216 f. Gesagte verweisen.
Gleichwie Canosa und Ruvo ihre besonderen Merkmale der
Form und Dekoration aufweisen, so treten auch jenseits des Flusses
ganz bestimmte Eigentümlichkeiten hervor, noch wahrnehmbarer
bei dem kleineren Geschirr (§ 8 B), wo oft schon Ton und Mal-
farbe entscheiden. Hin imd wieder glaubt man den Einfluss von
Ruvo und Canosa zu bemerken, von denen auch Originalware dort
zum Vorschein kommt. In Ascoli-Satriano, selbst in Melfi, finden
sich neben der einheimischen Ware echte Canosiner Schalen, dort
ausgegraben. Der erstgenannte Ort, den ich erst 1898 durch
Ueberführung der dortigen Funde nach Bari in die Archäologie
(^) Gänzlich vermissen wird man u. A. die Kapitel, auf welche R. M.
XIX 315 verwiesen wurde; ebenso auch viele Abbildungen, die ich mir für
eine andere Gelegenheit vorbehalte.
{") Vgl. Paribeni, Bull. Pal 1905^ 221. lieber Herdonia s. jetzt Qua-
gliati, Not. d. sc. 1907, 30. Die Bezeichnung, nördlich vom Flusse (so auch
R. M. XIX 809 bei Anm. 1, wo verdruckt südlich steht), ist natürlich nicht,
buchstäblich zu nehmen, da dessen Lauf von SW nach NO geht.
168 M. MAYER
eingeführt habe, erweist sich als besonders wichtig und bis zu
einem gewissen Grade selbständig. Das weite Terrain von Arpi,
wovon hier zum ersten Male (wie auch von Melfi) archaische
Vasen mitgeteilt werden, ist noch unerforscht. Von Lucera kannte
man früher ausser Prähistorischem nur griechisch-römische Ke-
ramik {Gaz. Ar eh. 1883, 15).
Hier die Auswahl der Kratere.
1. Beil. I 1 Bari Mus. Prov. 3987; Frgmt. aus Ascoli-Satriano.
2. ebd. 3986. Ascoli-Satriano.
3. ebd. 3919. Lucera.
4. Beil. I 6, 7, ebd. 3927. Ordona (Herdonia).
5. Berlin, Antiquarium 251.
6. s. oben § 5, Beil. III 1. Bari, M. P. 3516. Melft.
7. ob. Beil. III 2; ebd. 3517. Melfi.
8. ob. Beil. III 4. Neapel, Mus. Naz., Inv. 13536 oa.
9. ob. Beil. III 3. Neap. dieselbe Nr.
10. Abb. 2. Bari M. P. 3793. Frgmt. San Severo.
11. Abb. 1. Vasto d'Aimone.
1. (Beil. I, 1). In der Form nichts Neues gegenüber Ruvo,
nur dass der Schwerpunkt höher liegt. Die Malerei, in zwei Farben,
folgt den dortigen Normen nur in der allgemeinen Disposition, mit
starken Kreissystemen an der freien Unterhälfte, oben einer schma-
len Zone zwischen Streifen; die letztere zeigt an den Frontseiten
eine Reihe auf der Spitze stehender Quadrate mit Strichfüllung, zur
Seite farbig ausgefüllte Quadrate, dazwischen ein Klepsydra-Motiv
mit eingeschriebenen kleineren Dreiecken ohne besondere Basen (vgl.
Peuk. 27 fig. 3). Die Rückseite hat einiges Besondere, namentlich
ein langes Farben-Rechteck diagonal gespalten. Die dicken kurzen
Bögen an der Mündung sind eine hässliche Eigentümlichkeit der
Kratere dieser nördlichsten Gegend. Dagegen wirkt es angenehm,
dass dort die Zonen und Gurte beim Henkel angelangt, nicht
gradlinig abschliessen (schwach concav schon Ruvo, § 4 S. 299
fig. 15), sondern in grossen, die Henkel umziehenden Bögen. —
Gleichwie bei den nicht minder gut und sicher gemalten Gefässen
§ 4 Nr. 8 und 13 (s. hier Beil. I, 2) hat eine Korrektur der
Zeichnung stattgefunden; an der Unterhälfte ist der Resteines
DIE KERAMIK DES YORGRIECHISCHEN APULIENS 169
anderen Projektes stehen geblieben, eine Häufung von gestrichelten
Rauten (vgl. Beil. 11 2, 5, 6 au den Henkeln), und darunter einige
feine, aber schief gezogene Horizontalen.
2. Dekoration bescheidener, wegen der höheren Stelle der
Henkel mehr dorthin verlegt. Spärliche dünne Streifen begleiten
den Mittelgurt und bilden die Ornamentzone, welche in drei durch
Strichgruppen getrennte Längsfelder zerfällt; darinnen steht, nur
die horizontalen Grenzen berührend, je ein Rhombus, in vier oder
mehr z. T. punktierte Felder geteilt. Unten Kreise, an den Henkeln
Band mit Zahngruppen, an der Mündung flache Bögen. Bräunlich
schwarze Malfarbe.
3. Grauer Thon, unregelmässige Wandung. Mündung : grosse
einfache Bögen, nicht sehr gleichmässig geraten. Die übrige De-
koration, in schwärzlicher Farbe, beschränkt sich auf eine schmale
unterstrichene Zone nahe dem Halse; diese ist durch drei mal
drei Striche in vier Längsfelder geteilt, worin mit Mühe das
bekrönte Hügelmuster (§ 4, 11. 13), Platz gefunden. Im allgemei-
nen erinnert das einfache Schema dieser Schulterdekoration (ebenso
Melfi) an gewisse Kratere von Thera (II p. 147, fig. 357).
4. (Beil. I, 6, 7). Zu der gleichen Schicht in Ordona gehören
grobe unbemalte Kratere (Bari M. P. 3928), der Form nach
ähnlich den NN. 2. 3. In der Form mit den geschweiften Sat-
telhenkeln erinnert der gegenwärtige 4 an einen der Ruveser. In
der reichen Bemalung, die einen selbständigen Eindruck macht,
fällt auf, dass Ober- und Unterhälfte durch zwei Gurte und eine
Mittelzone geschieden sind, sowie der doppelte Ornamentstreif am
Oberteil. Das gleiche Streben nach Bereicherung macht sich unten
geltend: nicht nur, dass die Vertikalen zur Einrahmung neuer
Ornamentstreifen mit Unterabteilungen dienen — das findet sich
auch in Ruvo und Canosa — : auch zwischen diese und die Felder
mit Kreisen sind noch andere kräftige Vertikalen mit entspre-
chenden Begleitlinien eingespannt. Auch die Kreise genügten nicht
mehr; sie sind von einem tangentialen Polygon umgeben, von
dessen Ecken strahlenförmig Linien nach den Grenzen des Feldes
hinstreben ; ein sehr ansprechendes Muster, welches häufig an den
Mündungen der Näpfe, § 8, angedeutet, ausserhalb dieser Region
nur vereinzelt und ganz ungeschickt verwertet wird (R. M. XIX
204 Abb. 4). Neu sind in dieser Gegend die kleinen Punkt-Kreise
170 M. MAYER
in der Mittelzone, die B-förmigen Figuren und gewisse schräg hal-
bierte Klötze, die an No. 1 erinnern. Das Mäander-Element fällt
aus dem Stil heraus und ist von gleichzeitigen griechischen Vasen
in nicht ganz gelungener Weise entlehnt. Zu den B vergl. die an-
gesetzten Halbkreise an einem Napf derselben Ortschaft, Beil. II, 5.
Malfarbe ist das in der Landschaft beliebte Schwarz. Zu deren
Eigentümlichkeiten gehört noch das Band mit Zahngruppen, hier
die Mündung umziehend, sowie das Aufhören des Vertikal-Systems
unten kurz vor der Basis.
5. Ein krasses Beispiel verständnisloser Nachahmung bei auf-
fallend guter Töpferarbeit; gelblicher, fast orangenfarbig gewor-
dener Ueberzug. Die Oberhälfte bekundet durchaus Ruveser Vor-
bilder (R. M. XIX Taf. VII, 5), auch das Hügelmuster zwischen den
Henkeln, das hier aber mit der Spitze an eine schwere Masse von
Vertikalstreifen anstösst, die vielmehr an die Unterseite gehören.
Dort unten fällt u. A. ein fischartiges Motiv auf, das meiner An-
sicht nach eher ein apotropäisches Auge darstellen soll, nach
Maassgabe kyprischer Vasen graekophönikischer Epoche (Murray
Excav. Cypr., p. 108 fig. 156), jedenfalls eine ungewöhnliche Er-
scheinung im Apulischen.
6. 7. (vgl. 8. 9). Von Vasenfunden in Melfi am Vulture
die an « Kyprisches » erinnern sollten, wie man so vielen jetzt als
Nordapulisch fixierten Thongefässen nachsagt , hatte man vor
Jahren gehört, aber ohne dass über ihren weiteren Verbleib etwas
verlautet wäre (Lenormant, Gaz. arch. 1883, 27; Not. d. sc. 1882,
381). Ich führe hier zum ersten Mal dortige Vasen vor, die ich
1898 mit anderen an Ort und Stelle für Bari erwarb. Man be-
findet sich in jener Stadt bereits in einem Grenzgebiete, wo neben
dem apulischen Stil auch ganz heterogene Erscheinungen auf-
treten.
Die beiden Kratere (R. M. XIX 312, Beil. III, 1. 2), sind
ziemlich schwer, doch gut geglättet; die schwärzliche Bemalung
von 6 entspricht der von Lucera bis auf das Dreieckmuster, wel-
ches plump und in einer älteren Version dargestellt ist. An der
Mündung grosse Bögen, starke, von feineren begleitet. An den
Henkeln grobes, entstelltes Zahnmuster.
7. von gröberer Ausführung in schmutzig grauem Thon, ist
von oben bis unten bemalt in dunklem Violett und einer zweiten
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 171
Farbe, welche teils abgegangen ist, teils sich zersetzt und nur
einen Schein hinterlassen hat; nach einigen Spuren mag es ein
lebhaftes Violett, gemischt mit etwas schlechtem Eot gewesen
sein. Ueberladung mit Streifen; eineröffnet sich unvermittelt, um
stellenweis kleine Vierecke aufzunehmen ; Verkümmerung des Un-
terteils; in der dortigen Zone werden die Kreise in seltsamer
Weise aussen durch Striche an der Peripherie festgehalten, wo
sich auch anderweitige, hakenartige Ansätze befinden, paarweise
mit Mittelstrich, doch nicht in der sonstigen Manier, die wir na-
mentlich § 13 kennen lernen, die Hakenform vielmehr wie in
Sicilien, I. Periode: Bull. Pal. it. XIX tav. V, 57.
8. 9. Sehr bald nach meinem Besuch in Melü tauchten dort
noch andere archaische Vasen auf, welche, wie man erfuhr, in die
dortige Präfektur, und dann ins Neapeler Museum gelangten. Es
müssen die N. 8 und 9 sein, welche mir in Neapel durch ihre
grosse Aehnlichkeit mit den Melfitanern auffielen, und die dort
ohne Provenienzangabe unter dem Jahre 1898 und gemeinsamer
Nr. eingetragen sind. R. M. XIX, Beil. III 3. 4.
Auf schmutzig grauem Thon violett-schwarze Malerei mit
etwas Rot dazwischen. Ziemlich gleichförmige, unsicher geführte
Streifen, weder stark noch fein zu nennen, bedecken den grösseren
Teil der Vase und lassen nur zuunterst (ähnlich wie in 6) eine
Zone frei, die im Einzelnen an 2 und 3 erinnert ; oben auch hier
ein schmaler Streif nach Art eines stellenweis durchbrochenen oder
gemusterten Bandes mit kurzen Reihen gestrichelter, auf der Spitze
stehender Quadrate. An der Mündung kurze, starke Bögen um
einige Mittellinien ; Innenrand getüpfelt. Die Bögen und Streifen,
welche die Henkel umgeben, sehen aus wie mit dem Zirkel ge-
zogen. Eine höchst eigentümliche Bildung weisen die Henkel
auf, nicht sowohl die wirklichen Griffe, welche ein unbestimmtes
Gemisch von herzförmigem und Sattelhenkel darstellen, als die
dazwischen befindlichen eckigen Vorsprünge, auf denen je ein
seltsames Attribut aufruht. Das eine (jetzt, 1903, abgebrochen)
hatte das Aussehen einer Rolle oder Büchse, das andere das eines
erhobenen Fingers (mit Siegelring?) oder eines sonstigen Fascinum;
der Finger würde weiter unten (§ 8) vermutlich eine Analogie
finden. — Der zweite Krater erscheint in der Gestaltung weniger
unsicher bis auf die der apulischen Grundform widerstrebende
172
M. MAYER
Hohlkehle unter dem Rand, auf welcher liier aber sehr ungewöhn-
licher Weise eine Art Halsband von Bögen gemalt ist, etwa in der
Art des Mykenischen Stils, vgl. Myk. Vasen 24, 175, könnte man
sagen, wenn nicht jede Vergleichung mit Mykenischem Stil im
Allgemeinen abzuweisen wäre. Abgesehen von den in Feldern
aufgepflanzten Blättern und Blumenkelchen (vgl. etwa Melos, Exe.
at Phylako'pi pl. XXIIl, 5), waren für die Disposition der Ma-
lerei, wie auch für die allerdings wenig gelungene Gefässform
offenbar die Canosiner Sphagia massgebend: daher die plastischen
Ahb. 1. In Yasto cVAimone.
Abb. 2. Aus San Severo.
in die Höhe gestreckten Hände, die sich hier vielleicht beim
Brennen etwas nach innen gekrümmt haben; Zierraten, die eben
nur unter dem Schutz eines breiten Bandes gedeihen konnten.
10. Von diesen äussersten Grenzen Apuliens kehren wir noch
einmal in die Gegend von Arpi zurück, doch nur um uns zu über-
zeugen, wie von diesen nördlichsten Städten aus die apulische
Kunstindustrie auch über die Grenzen hinausgriff. Das Fragment
10 Abb. 2, von San Severo (vielleicht dem alten Ergitium) ist
kein eigentlicher Krater, aber ein ungewöhnlich grosser Napf
(Henkel ab), der auch in der Dekoration mehrfach an die Kratere
erinnert: so durch die bei den Näpfen § 8 nie zu findenden Bo-
gensysteme an der Mündung, auch durch die in der Mitte herabhän-
genden Muster, gespreizte Doppel-Lambda, vgl. E. M. XIX, S. 299
lig. 1<3. Im Uebrigen beschränkt sich die Bemalung (in schwärzlicher
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 173
Parbe) auf einige nach Abstand und Stärke wohl abgewogene
Streifen mit vereinzelten kleinen Diagonal- Viereck-Systemen, auch
einisfen kleinen Kreuzen. An der Henkelseite erscheinen Lambda
— als dachförmige Linien zwar, wie in der Peucetia (dort Taf.
III, 14), doch die unteren frei geschweift endigend, eine Eigen-
tümlichkeit der nördlichsten Gegend ; unten an der Henkelwurzel
einige kleine Striche angehängt. Nicht zu übersehen ist ein kleiner
plastischer Zusatz an der Mündung, ein vom Henkelansatz her
flach aufgelegtes Zünglein oder Zäpfchen, mit Querstrichen bemalt.
11. Aufs Engste verbindet sich hiermit eine der wenigen
bemalten Thonvasen, Abb. 1, die man noch weiter nördlich, im
Frentaner Land von Larinum bis Histonium antrifft, und die
teils apulischen Einfluss bekunden, teils bereits in eine ganz andere
Eichtung einschlagen (vgl. Bari M. P. 3788). Es ist ein Hen-
kelnapf ganz von Form und Grösse des vorigen (Henkel gleichfalls
ab) mit der gleichen Bemalung der in meiner Skizze (Abb. 1)
zu starr geratenen Mündung und der Henkelpartie, auch den
Lambda-förmigen Anhängseln an der schmalen Zone des Bauches,
die hier mit Sternen wie gewisse Peuketische Henkelnäpfe dieser
Grösse bemalt ist, während darüber Zickzack- Linien erscheinen (in 2
Farben). Aber auch das plastische Zäpfchen an der Mündung findet
sich hier wieder, übrigens mit dem Rest eines zweiten daneben.
Man wird zu dem Schlüsse gedrängt, dass Töpfer, die in der
mittleren und der nördlichsten Region Apuliens gearbeitet hatten,
weiter nach Norden gingen und dort Arbeit fanden, wobei sie sich
dann gewisse Freiheiten und Stilmischungen erlaubten, welche
Zunftregel oder Gewohnheit an den Zentren dieser Industrie nicht
gestattete. Wie wir es bei den verschiedentlichen Correcturen der
Zeichnung beobachten, wird die Freiheit flott zugreifender, viel-
leicht wandernder Techniten nur durch den Zwang des regionalen
Geschmackes im Zügel gehalten.
II. Das kleinere Geschirr.
§ 7. Tiefe Schüsselnäpfe. § 12. Tassen.
§ 8. Hochhenkelige Töpfe. § 13. Schalen.
§ 9. Complikationen dieser Form. § 14. Teller und Schüsseln.
§ 10. Konische Ziernäpfe. § 15. Kannen.
§ 11. Becher. § 16. Askoi.
12
174 M. MAYER
§ 7. Tiefe Schüsselnäpfe.
Bevor wir die Masse kleineren Geschirrs vorführen, sei hier
eine kleine Gruppe von Gefässen erwähnt, auf die ich schon Peu-
cetia 50 f. hindeutete, insofern sich die wenigen Exemplare auf zwei
Provinzen verteilen, allerdings mit entsprechenden Unterschieden
in der Bemalung. Es sind bauchige, schüsselartige Näpfe mit
Seitengriifen, wie sie etwas flacher schon in Tarent vorkommen,
manchmal durch einen zugesetzten konischen Fuss noch weiter
erhöht. Auffälliger Weise sind einige Mal (6^, ^) gerollte Griffe an-
gebracht, wie sie die altböotische Keramik liebt ; in Apulien etwas
sehr Ungewöhnliches, womit sich höchstens im Prinzip die gefäl-
Abb. 3.
telten Henkel der Becher § 11 vergleichen Hessen. Die Bemalung
besteht wesentlich aus einer Zone mit Strichgruppen dieser oder jener
Art, einmal weitläutig gestellten Kauten (/), dazu bei den Exemplaren
der N Eegion, einigen kleinen Kreisen, unten, welche die Mittel-
provinz bekanntlich, wenigstens die Gegend von Bari, nicht kennt.
Ein schweres altertümliches Stück von dort, b, von Montrone bei
Bari, hat noch zweifarbige Malerei und angehängte Dreiecke, die
sonst nur in N vorkommen, auch dort nicht leicht mit der Quer-
Schrafißerung (wenigstens nicht bei Hängefiguren), welche direkt
an die alten Tarentiner Muster erinnert.
Einen der überall in Apulien, jedoch spärlich vorkommenden
birnenförmigen Töpfe (vgl. § S) mit tiefsitzenden Seitengriffen
stelle ich hierzu {g)^ da er sonst keine Stelle findet und in dem stark
bräunlichen Thon, der schwarzen Malfarbe, sowie der punktierten
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 175
Doppelzahnreihe dieses in Ruvo erworbeneu Stückes merkwürdig
dem Canosiner Napf a ähnelt.
d) Bari M. P. 3442, H. 0,10. Canosa.
h) ebd. 371S, H. 0,125. D. 0,15. Montrone.
(?) ebd. 3483, H. 0,11. D. 0,125 aus einer grossen Pri-
vatsammlung in Bari.
d) ebd. 3482, H. 0,08. D. 0,10. Ebendaher.
e) Abb. 3. Berlin Antiq. Vasen - S. 272. H. 0,072. D. 0.10.
/) Privatbesitz. Von gleichen Proportionen und Maassen
wie die meisten Barletta.
g) Bari M. P. 3407. Ruvo; vgl. den Topf 3905 aus
Canosa.
§ 8. Hochhenkelige Töpfe.
Eine der stets wiederkehrenden und charakteristischen Er-
scheinungen in den Gräbern der Daunia bilden die mit hohem
Henkel versehenen Töpfe. Man könnte sie auch grosse Tassen
nennen, wenn diese Bezeichnung nicht passender für eine kleinere,
mehr den heutigen Tassen entsprechende Gattung aufgespart bliebe,
die auch als Trinkgefäss näheren Anspruch daraufhat.
Die hohen Henkel pflegen an der Gefässlippe etwas schmaler
zu beginnen und erst zuoberst die volle Breite zu erreichen,
die dann der hintere, längere Schenkel beibehält. Sic bilden
anfangs eine scharfe Kante zuoberst, die auch wohl leicht einge-
furcht ist, nehmen aber bald phantastische Formen an. Auch die
Körperform hat ihre Entwicklung, namentlich insofern sie sich am
Hals enger zusammenzieht und dafür einen breiteren flachen Band
annimmt, ohne dass man versteht, wie die Gefässe dabei noch
zum Trinken oder Schöpfen tauglich sein konnten.
Es ist aber offenbar mehr als ein einziger Typus, welcher
diesen Gestaltungen zugrunde liegt. Deutlich unterscheidet man,
dies das Seltenere, den schon aus der Nachbar-ßegion bekannten,
birnförmigen Topf- Typus (R. M. XIX 198 Beil. I, 1, 4; vgl. hier
%1 g und Peuc. Taf. IV, 20), der in Suessola wiederkehrt, und
einen niedrigeren, welcher die altitalische Profllierung mit schrä-
gem, abgesetztem Halse noch erkennen lässt ; oft erscheint die Kör-
176 M. MAYER
perform sehr flachgedrückt, wie schon in Tarent bisweilen, doch
mit entsprechender Verbreiterung des flachen Randes und Veren-
gung des Halses ; in Nord-Apulien scheint dies die jüngste Gestalt
zu sein.
Ausserdem kommt aber wohl noch ein dritter Typus in Be-
tracht, eine kugelige Tasse mit schwach umgebogenem Rand und
einfachem kurzen Henkel, welche freilich mit Bemalung überhaupt
nicht in Apulien vorkommt, und über die ich hier das Nötige
mitteilen will. Diese (^) etwa 10 cm. hohen Tassen, gewissen uralten
Kochtöpfen, z. B. Troischen, dann auch archaisch - Theräischen
{Thera II S. 231 d) ähnelnd, sind aus schwärzlich grauem oder
rotbraun ziegelähnlichem Thon hergestellt, also monochrom, dabei
oft schlecht gebrannt, während sie zugleich durch ihre Dünnwan-
digkeit und gute Scheiben - Arbeit die wahre Epoche verraten. Sie
finden sieh im V. und auch noch Anfang des IV. Jahrhunderts
ganz besonders in den Gräbern von Ceglie bei Bari, ähnlich auch
im N., z. B. in Herdonia (Ordona): Bari M. P. 4083 (anderes aus
demselben Grabe § 9; vgl. a. NoU d, sc. 1907, 30); jedoch stets
nur in einem Exemplare oder höchstens zu zweien in je einem Grabe,
nicht massenhaft wie das übrige Geschirr. Zugleich weisen sie öfter
Kohlen- und Feuerspuren auf, die jenem anderen Grabgerät fehlen.
Man will beobachtet haben, dass diese einzelne Tasse sich über der
Deckplatte des geschlossenen Grabes vorfand. Wohl glaublich, da
auch anderwärts, in Ruveser Gräbern des V. Jahrhunderts, ein
ähnlicher Gebrauch beobachtet wurde (vgl. Giov. Jatta, Catalogo
del Mus. Jatta, I, p. 55); über den besseren Gräbern lagen dort
stets Scherben eines feinen, wahrscheinlich kleinen Gefässes, wel-
ches wohl, so denke ich, beim Begräbnis nachgeworfen wurde ; bei
ärmeren Gräbern sind die Scherben ihrer ünscheinbarkeit halber
wohl nicht in gleicher Weise beobachtet worden.
Man errät, was es mit diesen unscheinbaren Töpfen oder
Tassen für eine Bewandnis hatte. Es ist eine Grabspende, welche
im Aussehen dem alten Impasto nachgeahmt wird, in ähnlicher
Observanz, wie sie die Lesbier im Auslande, in Aegypten noch im
VII. und VI. beobachten, wenn sie ihre sacralen Spenden in sol-
C) Bari M. P. 62, 312, 330, 353, 354, 4G7, 630-636, 673-692,
823 flf.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 177
ehern oder ähnlichem Material herstellen (^). Auch das schlecht
gebrannte Biicchero, welches die Samier noch im VI. Jahrhundert
fabrizierten (Boehlau Nekropolen 120), mag mit solchen Gepflo-
genheiten zusammenhängen.
Es begegnen in Bari und Umgegend aus demselben Material,
ebenfalls oft vom Feuer geschwärzt, noch einige andere Gefässarten,
jedoch viel spärlicher : kugelige Kessel mit beweglichen thönernen
Seitenringen (Bari M. P. 662, 736, 737), niedrige Näpfe mit wirk-
lichen oder fest anliegenden Henkeln (ebd. 637, 870, 871, 2448),
die ersteren genaue Nachahmungen (daher auch solche von Blei
vorkommen) des daneben vorhandenen Bronzegeräts (ebd. 360, 3058,
Schrank IX). Doch sind hierin wohl nur Spielformen, Konsequen-
zen der vorbezeichneten Altertümelei zu erblicken, welche sich nicht
mit jenem Gebrauch in eine Linie stellen lassen.
Wirkliches Kochgeschirr, wie es sich gelegentlich auch, aber
viel gröber vorfindet, kann alles dies nicht sein; teils wegen der
sehr delikaten Henkel und tkönernen Ringe, teils wegen der sehr
dünnen Wandung, die namentlich bei den stereotypen Grabtassen
auffällt. Die einen wie die andern konnten höchstens bei einer
einmaligen Gelegenheit, einem Totenopfer und Leichenmahle zur
Verwendung kommen ; die allermeisten sind unbenutzt (*).
Dass der hier hervorgehobene Sepulcral-Gebrauch erst so spät
auftritt, findet seine Erklärung grossenteils gewiss in dem langen
Vorherrschen der alten und echten monochromen Keramik, an
welche diese Tassen erinnern sollen. Gerade das dem Toten beige-
gebene Trinkgefäss scheint länger als alles übrige Geschir in
grobem Impasto beibehalten worden zu sein. Es mag wohl nicht
Zufall sein, auch nicht blos an dem leichteren Zerbrechen grös-
serer Gefässe liegen, dass immer gerade nur Tassen und Becher
von ganz prähistorischem Material in mittelapulischen Gräber-
schichten auftauchen, die nicht oder wenig über 600 hinaufgehen
mögen. Es handelt sich bisher um wenige und uncontrollirbare
Fälle; doch schon die Gestalt widerspricht der Technik manchmal
(^) Vgl. Cecil Smith's Beobachtung bei E. Gardner Naukratis II p. 47
und 51; dazu Loeschcke Arch. Anz. 1891 (VI) p. 18.
{') Aehnliches mag wohl auch von gewissen ziegeligen, dünnen Deckel-
Sitalen gelten, bes. in Canosa: Bari M. P. 564, 800, 801 u. ö.
178 M. MAYER
in auffälligster Weise (§ 11). Die ganze Sitte — die wir in Tarent
im VIII. Jahrhundert wiederfinden (Kap. V) — erinnert an grie-
chische Gebräuche (^), zunächst an die Kylix, welche nach dem
bekannten Epigramm eines Tarentiner Dichters der Tote nicht
gerne missen mag. (^).
Die Mehrzahl der apulischen Bevölkerung scheint sich über
die Formen des alten, vielleicht auch nur künstlich wiederbelebten
Herkommens hinweggesetzt und auch hier dem in Mode gekom-
menen bemalten Thongeschirr den Vorzug gegeben zu haben. Es
waren dies in der Peuketia namentlich zweihenklige Tassen mit
Fuss, Peuc. p. 38 ff, fig. 10, 15, oder auch geradezu die alten
kugelförmigen, fig. 12, 13. In der Daunia sind es die niemals
fehlenden hochhenkligen Gefässe. Ihre Ausstattung deutet darauf
hin, dass sie dem praktischen Gebrauche immer mehr entfremdet
wurden, in dem Maasse, wie anderes, handlicheres Trinkgeschirr
in Aufnahme kam. In der Tat eignet sich der ganz flache, immer
breiter werdende Rand ebenso wenig zum Schöpfen wie zum Gies-
sen oder zum Trinken, während die enge Mündung zugleich die
Benutzung eines Löffels nötig machen würde. Hieran würde auch
der oft hinzutretende Mulden-Siebausguss nichts ändern, welcher
in Ganosa geradezu Mode wird, bei den verschiedensten Gefäss-
arten sich eindrängt und daher grossenteils seine Bedeutung für
das einzelne Gerät verliert.
Die Maasse im Folgenden berücksichtigen nur die Gefässhöhe
ohne den Henkel.
A) Mit einfachem Henkel.
1) Taf VI, 9, Bari M. P. 3338; H. 0,09. Henkel gebrochen. Ca-
nosa. Notizie d. scavi 1898, p. 197.
2) ebd. 2391 L; H. 0,09 Henkel gebrochen. Canosa. Notisie
196, fig. 1.
3) Taf. VI 1, ebd. 3633; H. 0,06. Barletta.
4) Beil. II, 1, ebd. 2884; H. 0,11; wohl Canosa.
5) Taf. VI 2. BariM. P. 1540; H. 0,14.
6) Lecce Mus. Pr. 110. « Canosa». ,
7) Kuvo, Mus. Jatta 207; H. 0,12.
(0 Vgl. Wolters Kuppeljjrab von Menidi, Jahrb. d. Inst. 1899, p. 124, 128.
(«) Vgl. A. J. Evans, The horsemen of Tarantum, p. 18 (Nura. Chron.).
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 179
B) Jenseits des Aufidus.
8) San Severo, Privatbesitz. H. 0,10.
9) ebd. H. 0,18.
10) Abgeb. D'Hancarville I, 45.
11) Lucera, Privatbesitz. H. 0,10.
12) Beil. II, 6. Bari M. P. 4079. H. 0,14. Ordona.
13) Beil. II, 2, ebd. 4080; H. 0,10. Ordona.
14) Beil. II, 5, ebd. 2883; H. 0,122. Ordona.
15) Lucera, Privatbesitz.
16) Abb. 4. Foggia, Bibl. Miinicipale. H. 0,16. Arpi.
C) Mit gespaltenem Henkel und jüngere.
17) Louvre D 30, Pottier I pl. 29. Jedenfalls Canosa.
18) Neapel Mus. Naz., Mon. d. Line. VI, p. 381. fig. 25.
19) Bari M. P. 3413. H. 0,13. Notiue d. scavi 1897, p. 435, fig. 3
Bitonto.
20) ebd. 1541, klein, H. 0,07.
21) Beil. II, 3, 4, ebd. 1544. H. 0,13.
22) Neap. M. N., Mon, d. Line, VI, 383, fig. 28.
23) Neapel, im Kunsthandel. Canosa.
24) Beil. III 2. Bari, Privatbesitz. Canosa.
Zu A und C gehören in Bari noch 1542, 1543, 1545 ; neuer-
dings Exemplare in Heidelberg u. andern Sammlungen.
A. — Aus der Masse dieser seit den letzten Jahren — wo
die Nachfrage nach Apulischen sich gesteigert — verbreiteten
Erzeugnisse heben sich sechs bis sieben Stücke heraus, unter sich
sehr verschieden, aber offenbar der ältesten Stufe angehörig.
1. Dieses feine, noch durch einen gelblichen, glänzenden
Ueberzug des rosa Thons besonders ausgezeichnete Stück stellt
sich am nächsten zu den Kuveser Funden (R. M. XIX Taf. VII 4
p. 296) und muss von dort in alter oder neuer Zeit verschleppt
worden sein, da in Canosa nichts ähnliches vorkommt. Fast glaubt
man hier eines der Vorbilder in Händen zu haben, welche für die
apulische Keramik massgebend waren, wie wir sie in Fragmenten
180 M. MAYER
aus den Hügelgräbern Bull, Pal. 1904, p. 67 K (Gefässform un-
bestimmt) und von Montepolosa erkennen; Vorbilder denen trotz
der Schwankungen der Technik im Allgemeinen Ruvo, am näch-
sten gekommen sein muss. Die einfache birnförmige Topfform von
diesen Proportionen, mit schmaler, glatter Mündung, in Apulien
so selten, ist in Suessola etwas Gewöhnliches, dort auch mit der
gleichen Henkelform, in jener dem Nord-Apulischen so auffallend
nah verwandten doch weniger urwüchsigen Vasengruppe, die ich an
anderer Stelle vorzuführen gedenke (s. S. 167, kmn. 1). Von der Ma-
lerei, die wir an diesem Gefäss sehen (in stumpfem Violett mit
etwas blassem Rot), hat Einzelnes Berührungspunkte in der Region :
die Doppelreihe punktierter Wolfszähne in zwei Stücken des vo-
rigen §, in einem Fragment von Montepelosa (R. M. XIX Beil. I
10 p. 198), das den Mündungsrand umziehende Strahlen- Polygon,
auf der Abbildung nicht sichtbar, in den Vasen nördlich vom Au-
fidus; das charakteristische grosse Hängetrapez hat in jener Gegend
nur in reduzierter Gestalt und ohne den darunter hiudurchgeführten
Querrahmen Eingang gefunden, etwa so wie in unserer No. 6, wo
von der Aufschrift Canosa abzusehen. Die in dem langen (vom
Trapez überschnittenen) Querrahmen sichtbare Doppelreihe verzahnt
gestellter kleiner Vierecke ist dem apulischen Stil vertrauter als
anderen Regionen (z. B. Kreta, Böotien), wo die Zapfen zu lang
oder zu weit gestellt sind {Amer, Journ. 1897, 256. Gas. arch.
1888, 180 pl. 26, 1). Vgl. § 10, 15, 16. § 14, 5. Man beachte
noch das in N verbreitete Motiv (am Halse) aus eckigen P-Haken ;
auch die kleinen Kreise unten, wie in Ruvo. Der in Fragmenten
erhaltene Henkel mit grossem Diagonal- Viereck vorn, in vier Felder
geteilt, mit grossem Punkt in jedem, hatte die in dieser ganzen
Vasenklasse herrschende Form wie Tafel VI, 1, 2. Die Standfläche
ist am Rande von einem Streifen umzogen, und dieser Kreis durch
je zwei dünne Linien kreuzweis geteilt.
Die ebenfalls recht feine, doch technisch verschiedene 6 lässt
sich, isoliert wie sie steht, noch nicht mit Sicherheit einreihen;
dass das Etiquett in dieser Gruppe der Lecceser Altertümer nichts
besagen will, wurde mehrfach dargetan (R. M. XIX 191 f.); doch
ist an dem apulischen Ursprung nicht zu zweifeln; ich vermute,
dass das Stück nördlich vom Aufidus durch Jemanden angefertigt
worden, der auch in der Peuketia gearbeitet hatte (vgl. § 6 am Ende).
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 181
3, Taf. VI. 1, sehr dünnwandig, von rötlichem Ton, mit
schwärzlicher Farbe sehr zierlich bemalt, präziser als No. 1. Man
bemerkt an den Seiten der Zonen ein aus verhakten eckigen
S bestehendes mäanderartiges Gebilde und eine diesem Stil nicht
minder eigene Art des Hakenkreuzes, klein mit vier schräg
angesetzten Linien. Unterwärts ein von starken Vertikalen ein-
gerahmtes Diagonal-Schachbrett und zur Seite kleine Kreise.
Das leiterförmige Motiv um den Hals begegnet öfter in diesem
Gebiete.
4, von rötlichem Ton, bietet in zweifarbiger Malerei gradeste-
hendes zweireihiges Schachbrett, längs des Halses die engsprossige
Leitet- mit der fliegenden Svastica zur Seite, dann eine Reihe
punktierter Rauten mit einer grösseren viergeteilten daneben --- in
jedem der vier Fächer ein kleineres Viereck eingezeichnet — , un-
terwärts das Diagonal-Schachbrett zwischen verticalen Streifen
die sich unterhalb des Henkels wiederholen, und — sehr unge-
wöhnlich — im freien Raum jederseits schwebende Rhombeu.
5, begnügt sich in der Zeichnung mit flüchtigen Andeutungen :
am Hals Zickzacklinien in Rahmen, daneben das Hakenkreuz, an
der breitesten Stelle des Körpers eine Zone mit Rechtecken,
Längsstreifen und dazwischen vertikalen Strichgruppen, Unterseite
verscheuert. Einige der horizontalen Streifen sind nicht ganz herum-
geführt. Am Henkel vorn grades Schach, abwechselnd rot ausge-
füllt und punktiert.
Während 3-5 in die landläufige Manier einschlagen, wenn
auch mit mancherlei Besonderheiten, steht 2 wieder ziemlicli
vereinzelt; es macht im Vergleich mit jenen und der Masse der
übrigen den Eindruck einer von sorgfältiger Hand hergestellten
Nachahmung nach einem etwas abweichenden Stil. Der rötliche
Ton hat einen gelblichen Ueberzug, aber stumpf und von kälte-
rem Farbenton als No. 1. Die Malerei in dunkel Violett und
blassem Zinnoberrot bildet mit ihren starken, gedrängten Streifen
und den nicht feinen, aber regelmässigen Details das Wider-
spiel zu der bisher beobachteten Manier. Am Hals tritt ohne
feinere begrenzende Horizontallinien ein freies Band hervor, in
dessen Längsfeldern seitlich das Hakenkreuz in primitiver Gestalt,
in der Mitte drei doppelte aufrechte Quadrat-Systeme, mit
Punkt darin, Platz gefunden. An der Schulter in einer schmalen
182 M. MAYER
Zone bemerkt man gewisse um ein N oder V\ gruppierte Dreieck-
Muster an mehreren Stellen angebracht, ganz so wie sie schon in
den Gräbern der frühesten Eisenzeit von Latium (Mon. d. L. XV
tav. IV 3, V. 2, vgl. IV 2, 7, auch Mon. d. L. XVI 386) Yorkom-
men; dann auch ähnlich an den bemalten Tonvasen von Novilara,
dort mit den einfachen N abwechselnd, welche unsere Vase unten
in das Vertikalstreifen-System einzeichnet. Die Dekoration der
Mündung mit den an der Wurzel rundlich verbundenen Strahlen
wird dem zugrunde liegenden Stil nicht gerecht; vgl. No. 1 (^).
7. Diesem absonderlichen Stück liegt bereits die enghalsige
Form Taf. VI 3 zugrunde, die hier noch willkürlich durch Um-
kehrung der Verjüngung entstellt wird ; gleichwie die horizontale
Abkantung au dem Gefässbauch imd die Verlängerung und
ßückwärtsbiegung des Henkels von Willkür und Unverständnis
zeugen. Auch die Bemalung, wenn sie sich auch ebenso wie die
zwei Farben in dem Rahmen der üblichen Muster bewegt, kann
nur unter solchem Gesichtspunkte richtig beurteilt werden: das
Schachbrett am Henkel hat schiefe längliche Felder; die Schulter
ist nach Art viel grösserer Vasen dekoriert ; es fallen gerade ste-
hende Rechtecke wie bei der nicht minder ungewöhnlichen No. 2
ins Auge, an den Schultern gänzlich oder grösstenteils punktierte
(rhombische) Motive, wie auch sonst in Ruvo (vgl. § 4 No. 3,
4 p. 305).
D. Die Erzeugnisse der nördlichsten Landesteile erkennt man
oft an dem blassen Ton , oder bei rötlichem Ton blassem
Ueberzug mit stumpf schwarzer Bemalung in einer tintenähnli-
chen (auch von der Bareser verschiedenen) Farbe. Diese Souderart
scheint sich erst allmählich herausgebildet zu haben; anfänglich
muss die zweifarbige Manier in Violett-Schwarz und Rot geherrscht
haben, und auch in der Wahl und Behandlung des Materials die
Verwandtschaft mit der Art von Ruvo und Ganosa grösser gewesen
sein. Das verraten neben besser gelungenen Stücken in solcher
Technik (z. B. Berlin 264) besonders die einfacheren und öfter un-
(*) Die Vase kam 1893 beim Bau der Eisenbahn Barletta-Spinazzola zu-
tage. Angeblich wurden damals acht Gräber gefunden; doch wurden die Objekte
bereits vermischt, ehe der Inspektor der Altertümer anlangte; dessen Ver-
zeichnis bietet die sämtlichen Stücke in drei Gruppen, mit einigen geome-
trischen Vasen dabei.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APTJLIENS 183
beliolfeneren Töpfe, daneben auch andere, zum Teil ältere Ge-
fässe, die wir unter den sonstigen Typen antreffen werden; vgl.
unten § 13 ff.
Die Henkelnäpfe D bevorzugen eine einfache, halslose Grund-
form mit wenig breiter Mündung, worauf, wenn dieselbe flach, Rand-
tupfen oder kleine Zähne — auch in der Bemalung der Körper be-
liebt — oder aber das Strahlen-Polygon gezeichnet werden. Die
schmalen Ornamentstreifen enthalten keine längeren Felder, sondern
nur zahlreiche Teilstriche, verschieden in Art und Abstand, auch
wohl gefärbte « Klötze « dazwischen ; nur ein vereinzeltes, kleines
Doppelquadrat, auf der Spitze stehend, pflegt hie und da, eng
eingeschlossen, hervorzutreten ; vgl. Abb. 2; wie dort von A Linien
wird die untere Henkelwurzel von einem grossen A oder sphä-
rischen Dreieck umschlossen. Als Anhängsel figurieren S-förmige
Motive oder breite, kühn geschweifte Trapeze (innen leierartig durch
Striche verziert), die sich ringsum wiederholen. Der wie gewöhn-
lich oben zusammengepresste Henkel ist zuoberst öfter mit einem
plastischen, herzförmigen Ornament und tiefer unten an den
Rändern mit zwei Knöpfen oder Oesen versehen. Das grosse
Diagonal-Viereck an seiner Vorderseite erfährt gewisse Erweite-
rungen und Komplikationen. Die' einer römischen II oder III
ähnlichen Figuren, die man einmal am Henkelrande bemerkt,
entstanden nur durch falsche Stellung und Yerkennung eines in
den griechisch geometrischen Stilen gewöhnlichen Motivs Iq welches
schon einmal (R. M. XIX Beil. I 4) anklang und in Italien
häufig falsch wiedergegeben wird; vgl. bes. Montelius civ. '[mm,
B 275, 4.
Eine andere Sorte Näpfe 12-15 ist am ganzen Körper bemalt,
vorwiegend mit starken Streifen, dazwischen auch wohl feinen,
enggezahnten Bändern, an den untersten Teilen, die dort freiblieben,
mit schweren Vertikal-Teilungen ; die meiste Sorgfalt scheint dabei
auf den Henkel verwendet zu werden, wo das grosse Diagonal-
Viereck oder die gehäuften kleinen gestrichelten immer neue
Formen annehmen und sich bisweilen zu einem förmlichen Netzwerk
gestalten. Von dieser Art sind in Bari noch 4035, 4036.
Der ersten Gruppe von Gefässen muss auch die verschollene
10 angehören, wie gegenüber der Abbildung nicht näher begründet
zu werden braucht. Man beachte den charakterischen schmalen
184 M. MAYER
Henkelanfang an der Mündung, welcher auch da, avo unsere Gefässe
gebrochen sind, seine Spur hinterlassen. Zu der Form des Henkel-
Rhombus mit den kurzen Strichen, gleichwie Enden eines darunter
liegenden Kreuzes, vgl. Megara Hyblaea M. d. Line. I p. 811,
812, 2. — Zu den S und A förmigen Anhängseln vgl. Mayer Le
staz. preist, di Molfetta, p. 144 fig. 107 n. 12 und 14; zu 14
cf. p. 156, 83.
Ein bemerkenswertes Exemplar, der zweiten Sorte näher
stehend, ist 14. Es ist noch in den zwei archaischen Farben gemalt,
auch durch die breitere Behandlung der Ornamentzone ausge-
zeichnet: wir erblicken dort eine Reihe auf der Spitze stehender»
gestrichelter, kleiner Quadrate, sodann lange farbige Blöcke und
seitlich angesetzte kleine Bögen, welche hier eine Art D bilden,
wie sie auf einem Krater derselben Ortschaft ein B bildeten.
(§ 6, 4).
Mit Leichtigkeit lassen sich in diese Kategorien die neueren
Funde von Ordona einreihen: Not. d. sc. 1907 p. 31. Es handelt
sich um die von mir (vgl. R. M. XIX, 188, 6) nachgewiesenen
Gräber, über die Quagliati jetzt berichtet. Sie gehören nach Ausweis
des Inhalts wohl eher dem V. als dem VL-V. Jahrhundert an.
Unter dem Thongeräth das sie ergaben, interessirt uns hier das
a. 0. S. 34 fig. 4 links abgebildete Gefäss mit hohem ungetheilten
Henkel, unserer N°. 14 verwandt, doch mit schräger Randlippe,
unten einem in N seltenen Bogen fries. Zu den feinfachen nur
gestreiften, mit kurzem rundem Henkel (S. 183 oben), die man
bis Melfi hin antriift, stellt sich- S. 31 fig. 3 mittelstes Stück,
whärend die Nachbarfiguren Beispiele der kleinen, randlosen
Töpfchen darbieten , auf die oben hingedeutet wurde ; vgl . a
S. 212 (').
Gern würde man hier ein schönes Stück des Marseiller Mu-
seums, Nr. 1420, anreihen, das ersichtlich einem Napf aus diesem
Kreise frei nachgebildet ist; doch genügt ein Blick auf die Hen-
(*) Zu der Oenochoe Not. a. 0. fig. 4 rechts s. das Allgemeine § 15
S. 226; das grosse zweireihige Schachmuster erinnert an R. M. XIX Beil.
II, 1 zu S. 284. Von den beiden Kannen fig. 6 scheint die grössere aus
einem Italischen Typus entwickelt; nicht so die kleine daselbst, welche ge-
treuer mit gradem Hals an moderne Milch-Maasskannen erinnernd, in' gleich-
zeitigen Gräbern der Peuketia vorkommt.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APÜLIENS 185
kelpartie, schon in einer guten Photographie, um es aus dem eigent-
lichen Apulien in die stilverwandten Gruppen (wahrscheinlich,
Suessola) zu verweisen.
16. (Abb. 4). Ausnahmsweise können wir hier ein altes Stück
von Arpi mitteilen, wo bisher fast nur (vgl. K. M. XIX 213, 2),
spät-ünteritalisches und Römisches zutage gekommen, meist in
Privatbesitz befindlich. Das Wenigste von dem, das man in einem
Schrank des Munizipiums zu Foggia vereinigt sieht, stammt von
Ort und Stelle; zu diesem Wenigen gehört die Vase Abb. 4.
Schmutzig grauer Ton, Bemalung violett, etwas bräunlich. Um die
\w .iiii|i|iiii ■w;^
Abb. 4. Aus Arpi.
Lippe einfache Streifen. Die Bänder zunächst dem Halse sind nur
zu vermuten und wegen der Versinterung nicht recht sichtbar.
Etwa an der Schulter befindet sich ein Streifen, der vorn in eine
gestrichelte Viereck-Reihe übergeht, an den Seiten sich nur ganz
wenig öffnet, um oberwärts ein kurzes, etwa M-förmiges Zickzack
aufzunehmen. Dann folgt ein dünner Streif und zwei stärkere,
danach unweit des Bodens noch eine Zone, breiter als jene, worin
zwei kompakte Muster abwechseln, eine starke Gruppe enger
Striche und ein zapfenförmiges, koloriertes Muster, welches ursprün-
glich wohl nicht als Trapez gedacht war; es mag sich eher von
gewissen grossen, in ähnlichen Proportionen auftretenden Zacken
herleiten, wie sie bemalte Vasenfragmente von Montepelosa führen.
Nicht ganz zu übersehen ist an dieser Ornamentzone die Art der
Einfassung mit starken unterem und feinerem oberen Grenzstrich,
186 M. MAYER
welche sich in der Gruppe der Vasen 8-13 ziemlich regelmässig
beobachten lässt.
C. — Die andere, im Allgemeinen etwas jüngere Klasse von
Canosa und Kuvo (No. 17 ff.), meistens aus Canosa, oft schon an
gedrückterer Körperform und dem engen Hals kenntlich, zeichnet
sich mehr durch Routine als durch eingehende Ornamentierung
aus; von den groben Erzeugnissen einer anderen Fabrik daneben
spreche ich hier nicht. Das schwindende Interesse an der über-
handnehmenden Dekoration, die sich übrigens immer in den zwei
Farben hält, verrät sich in Farbstreifen verschiedener Stärke, die
nur an der bauchigsten Stelle ein längliches Feld vorn freilassen ;
soweit dort nicht das Ornamentale mit ein paar bündigen Pin-
selstrichen nach rechts und links und ein paar Schlangenlinien
erledigt wird, sind gelegentlich Ketten gegitterter Vierecke, die
oben und unten nicht anstossen, (ähnliche Motive an der Vorder-
seite der Henkel) zu bemerken, an den Flanken viele und gedrängte
Vertikallinien. Man kann dabei nicht umhin, zugleich die Flottheit
der Zeichnung und die überaus feinen Linien zu bewundern, welche
unter so bewandten Umständen eigentlich kaum mit der Pinselspitze
gemalt sein können und wohl eher mit einer Eohrfeder gezogen
sind. Die verfügbaren Abbildungen geben von dieser Merkwür-
digkeit keinen Begriff. Man sehe indess No. 5 (Taf. VI 2) mit den
feinen Viereck-Systemen (etwas geneigt nach der Manier des Landes)
und den Mäander-Motiven, dazu die Henkelzeichnung. Uebrigens
kontrastiert damit seltsam das grob hingeworfene traditionelle Mu-
ster unten an der Standfläche, ein sphärisches, meist durchkreuztes
Viereck, welches sich auch in anderen Vasenklassen wiederholt.
In letzterer Beziehung sticht das Gefäss, 21 Beil. II 3, 4, vor-
teilhaft ab; es scheint geradezu darauf berechnet, von der Boden-
seite her betrachtet zu werden. An der Frontseite, gegenüber vom
Henkel, ist ein grosses und breites Feld in Farbe voll ausgemalt,
mit Aussparung eines kleinen Raumes in der Mitte, worin ein Rech-
teck, an den Enden verstärkt, mit einigen Längs-und Querlinien ein-
getragen ist. Fast alles übrige ringsum besteht aus vertikalen Stri-
chen und Streifen; jedoch nicht ohne dass dabei ein bestimmtes
System befolgt wäre, welches die Frontseite zum Ausgangspunkte
nimmt. Es schliessen sich dort jederseits in genauer Abfolge zuerst
Gruppen feiner Striche an (in zwei Abteilungen), durch einen
DIE KERAMIK DES YORGRIECHISCHEN APULIENS 187
Streifen getrennt; dann, nach einem kleinen fast unmerklichen,
aber doch durch stärkeren Strich markierten Abstand, jederseits
breitere Streifen, die unten an den Boden anstossend, oberwärts
keilförmig auseinander gehen, wobei der erübrigende dreieckige
Raum farbig ausgefüllt wird. Diese beiden kräftigen Systeme,
welche noch durch eine Gruppe dünner Striche getrennt sind,
entsprechen nicht der Stellung des Seiten-Ausgusses und des Hen-
kels, sondern sind, wie gesagt, lediglich nach vorn orientiert. —
Originell ist an dieser Vase die Bemalung der Mulde. Dort erhebt
sich zwischen zwei kantigen S das der Spitze bekrönte Dreieck-
Motiv, welches wir schon kennen, aber wieder in ganz neuer Behand-
lung: das Innere wird auch hier durch horizontale Linien ausge-
füllt (vgl. § 4 Taf. VII, 5), der Rand aber nur an einer Seite mit
Stacheln besetzt, während die Gegenaeite stumpfe, sich verbrei-
ternde Ansätze, gleich Schrauben eines Saiteninstrumentes, auf-
weist. Was auch der Maler darunter verstanden haben mag, den
formalen Anstoss gaben jedenfalls nur gewisse, schon oben berührte
Muster (§ 3 S. 289 No. 5, 2), welche einen Rahmen mit ange-
setzten kleinen Dreiecken darboten, ein Sj^stem, das Apulien
meistens nur im streng horizontalen Sinne, also zu Anhänge-Mo-
tiven verwertet. Ausserdem geht durch das ganze Dreieck ein
senkrechter Mittelstrich hindurch, oberwärts hinausragend, wie
ihn, besonders als Axe des uralten Zeltmusters, die Tarentiner
und die Peuketische Klasse aufweisen. (^). Den hinausragenden Teil
sahen wir schon sonst als Zweig gestaltet, während die Protube-
ranzen des « Hügels » hier bereits eine Weiterbildung erfahren
haben.
Dieser Menge feiner, wenn auch oft flott bemalter Produkte
stehen, wie gesagt, andere gegenüber, welche ohne alle Streifen
sich darauf beschränken, in mehreren Reihen ein paar kräftige,
fast grob zu nennende Motive hinzusetzen, breite Dreiecke in
abwechselnder Stellung (Beil. III 2. 3) und rechtwinklig gebrochene
dünne Bänder. Aehnliche Varietäten machen sich bei anderen Ge-
fässarten geltend.
Die Seitenmulde erhält unterwärts herumgeführte Streifen,
gelegentlich mit seitlich eingefügten schnabelförmigen Motiven.
(') Peuc. p. 78 fig. 20 b, Taf. II 5; vgl. Bari M. P. o715.
188 M. MAYER
Das Innere wird mit Streifen, Punkten und dergleichen ausgefüllt.
An einem Stück der Gruppe B bemerkt man dort seltsame Linien
mit seitlichen Ansätzen. An demselben fällt auch auf, wie die
Streifenbemalung des Körpers sich der Muldenform anschmiegt
und dieselbe in weitem Bogen umzieht.
An den vorstehenden Gefässen fallen mehrfach gewisse
plastische Henkel Verzierungen auf. Diese Aus-und Um-
gestaltung des hohen Henkels spielt eine nicht unbedeutende Rolle
in der ganzen Keramik der Nord-Region; sie macht sich, unter
verschiedenen Erscheinungsformen aller Orten irgendwie fühlbar,
nicht nur an den Näpfen, sondern auch an den Schalen. In Cam-
panien (Suessola) lasssen sich diese bizarren Formen in noch
weiteren Verschnörkelungen verfolgen.
Bereits in der Mittelprovinz wurden die zuoberst gefurchten
Henkel bemerkt: Peuc. p. 37 fig. 9; 38, 19; 43, 16, indem die
beiden Schenkel oben, wo sie zusammenstossen, eine sattelartige
Einsenkung erfahren. In der Daunia, wo die hohen Henkel an der
Spitze noch enger gepresst sind, gestaltet i.^io-i der Prozess mehr zu
einer Gabelung. Schwache Ansätze zu dieser Teilung beobachtet
man schon in der Bronzezeit verschiedener Gegenden der Italischen
Halbinsel (0, stärkere Spaltungen an graden, flachen Henkeln
bei den Siculern seit der zweiten Periode. In der hier in Rede
stehenden Keramik der Daunia treten die Gabelhenkel ziemlich
unvermittelt auf, ohne merkliche Uebergänge (vgl. 17). Sehr bald
gesellen sich dazu herausspringende Oesen, wie wir sie soeben in
der nördlichsten Gruppe antrafen, und zwar ausser den seitlichen
noch eine solche oben in der Gabelung. Sie werden dann mit dem
Henkelprofil verschmolzen und durch Löcher ersetzt, indem der
Henkel statt nach oben sich unterwärts verbreitert und erst an
der Wurzel plötzlich verengt, derart, dass die breiteste Stelle mit
Loch und oft auch runder farbiger Einfassung an die Oesen erin-
nert. In Italien lassen sich diese Oesen nicht aus frühen Kul-
turstufen nachweisen, wohingegen sie bekanntlich eines der mar-
kantesten Merkmale sehr alter kyprischer Tonwaren ausmachen.
0) Am allerfrühesten wohl in Ligurischen Höhlen, Bull Pal (19) 1893,
tav. IX 3 und den Pfahlbauten: Montelius Civ. prim. B 4, 22. Bvll d. Mus.
Civico Paduano, IV 1901 p. 102, tav. YII 1.
DIE KERAMIK DES VORGKIECHISCHEN APULIENS 189
Perrot-Chipiez III fig. 474-489 p. 690 ff. Kyprische Askoi und
Tiergefässe mit ihren vielen Oesen und unorganisch herausspringen-
den Röhren sehen wir in ßiivo seit 500 nachgebildet, Taf. VIII 5,
kyprische Vogelaskoi mit Röhre und Henkel auf dem Rücken, in
Canosa (Jahrb. d. Inst. 1907 S. 219). Aber auch das seitlich an
vertikaler Längsleiste symmetrisch ansetzende Oesenpaar findet
sich in Kypros vorgebildet; man sehe z. B. das Idol Ohnefalsch-
Richter, Kypr. Taf. 146, 3 B = 173, 20-21 und die langen Henkel
Perrot-Chipiez III p. 689-692.
Das Aufkommen der Seitenösen an diesen Henkeln glaubt
man insofern beobachten zu können, als manche nicht bis zur
Durchbohrung gelangen, sondern nur durch unklare, sogar spiralför-
mige Einritzung darauf hindeuten ; möglich auch, dass dies nur eine
verkümmerte Form ist. Leichter und technisch bequemer anzubrin-
gen als die durchbrochenen Vorsprünge waren einfache rimde
Scheibchen oder Knöpfe, die an der entsprechenden Stelle
angeklebt wurden. Nur insofern sie dort die Oesen ersetzen, wird
ihr seitliches Hervorspringen überhaupt verständlich und einiger-
massen gerechtfertigt. Ursprünglich hatten diese Tonknöpfe den
Sinn von imitierten Nägelköpfen, und ihr eigentlicher Platz war
am Gefässrande, d. h. an dem dortigen oberen Henkelansaize, wo
wir sie denn auch regelmässig bei anderem Nord-Apulischen
Klein-Geschirr angebracht sehen, an den Tassen, vielen Bechern,
auch den wenigen Kannen, so dass also über das Verhältnis die-
ser verschiedenen Erscheinungen gar kein Zweifel aufkommen
kann und die von anderer Seite gegebenen Darstellungen (^) hier-
nach unbedenklich berichtigt werden dürfen. Diese Tonscheibchen
stellen bekantlich eine Reminiscenz an ältere Kulturstufen dar,
nicht minder als die kleinen herzförmigen Aufsätze oben am Hen-
kel, die wir hin und wieder autreffen, und welche wohl an gewisse
halbmondförmige Henkelaufsätze von ehemals erinnern sollen (*).
(1) Patroni Mon. d. L. VI, 380 ff.; dazu Petersen E. M. XIV 182; die
Rotellen (dort Fig. 1 No. 3, 2 und Lecce) haben damit nichts zu tun, auch
nicht die Tiergesichter (dort a, b) der Canosiner Sphagia; vgl. R. M. XIX
276-284.
(2) Vgl. Le staz. preist, di Molfetta, p. 110, 7 wo in der Anmerk. non
indispensabile zu lesen ist.
• 13
190 M. MAYER
Es genügt auf die Gefässe von Narce und andere Erzeugnisse
der ersten Italischen Eisenzeit zu verAveisen, welche bronzene Nägel-
köpfe als Henkelzierrat an Ton- bez. Impasto-Gefässen verwenden;
auch an den Impasto-Schalen des Tarentiner Fundes vom Borge
nuovo bemerkt man vorn Vertiefungen wie zur Aufnahme für
solche Metallknöpfe, dort übrigens bereits an falscher Stelle, auf
dem Zapfen über dem Henkel; beiläufig haben diese oder ähn-
liche Zapfenhenkel in einer der nordapulischen Klassen (§ 11)
nachgewirkt.
Die weitere Ausgestaltung der Henkel, wobei die blosse Ga-
belung zu spitzen geschweiften Hörnern wird, und dazwischen neue
Zierraten emporwachsen, vollzieht sich nicht an den Näpfen, son-
dern an den Schalen (§ 13), wie es scheint, jenseits des Flus-
ses. Noch phantastischere Bildungen, immer im Anschluss an die
vorliegende Grundform weist dann die Suessolaner Gruppe auf (^).
Eine nicht minder auffallende Besonderheit bilden die Sei-
tenmulden mit entsprechender sieb förmiger Durchlöcherung der
Gefässwand. Solche seitlichen Mulden, wie hier bald anschliessend,
bald am Ansatz eingekerbt, auftreten, kennt die Keramik von Si-
zilien (^), Kreta, Phrygien, durchweg in Schichten von weit höhe-
rem Alter; auch die neolithischen Gräber Tarents haben neuer-
dings ein Beispiel geliefert (Quagliati, Bull. Pal. 1906, p. 41).
Die formenfreudige Keramik der apulischen Nordprovinz hat sie
mit offenkundiger Vorliebe übernommen und verwendet sie beson-
ders bei den verschiedenen Arten von Töpfen und Näpfen.
Gelegentlich hat die Gabelung zu überraschenden Variationen
Anlass gegeben, denen eben nur die Bedeutung von Spielformen
zukommt, wie sie die Laune des Töpfers erfand. Einige Male,
Beil. III 2 und § 10, 19, sind statt der zwei Zinken drei beliebt
worden ; wobei ich nur darauf hinweisen kann, dass manche
einheimische Terracotta-Figuren der Messapia (im Museum zu Lecce,
ein reitender Krieger oder Heerführer, eine Frau) hohe quer
stehende Mützen mit drei Zacken auf dem Kopf haben, die an
die Mützen gewisser Horus-Figuren (C. R. Acad. des Inscr. 1905
(1) Von einer Zusammenstellung dieser letzteren (Petersen Fig. 1
Neapel) mit den Canosiiier Bildungen (a, b) ist also völlig abzusehen.
(^) In Pantalica, Bull. Pal XXIV, tav. XI 1 ; in Finocchito XXIII
tav. VI 27.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 191
p. 121), gewisserraassen auch an die alten kretischen Tonglöckchen
(aus Knossos, Journ. hell. Sind. XXIII 180 fig. 6, 9, vgl. 167
tig. 1, 2) erinnern. Ein anderes mal (28) erscheint zwischen den beiden
Zacken etwas wie ein gebogener Finger — wie an Pompejanischen
Metallgefässen, Mus. Borb. VII 13, 2 (^) — , der aber nach rück-
wärts hin noch eine Fortsetzung hat. Einen Finger glaubte man
schon in dem apotropäischen Symbol oben § 6 Nr. 8, 9 zu erkennen.
Vielleicht ist hier Aehnliches beabsichtigt (also gewissermassen ein
fascinum mit zwei erhobenen Ecktingern ?), nur ist von der Seite
gesehen der Gegenstand mehr jenen beliebten Ansätzen vorgeschrit-
tenen Eisenzeit ähnlich, die trotz ihrer verschwommenen Form
sich aus kleinen ornamentalen Bronzeenten herleiten.
§ 9. Komplikationen.
Wenn man in Griechenland von einer gewissen Einfachheit,
ja Armut der Gefässformen geometrischen Stils spricht, so wird
von Apulien, namentlich dem nördlichen, Aehnliches nicht ausge-
sagt werden können. Die Daunia bevorzugt reiche, mannigfaltige
und phantastische Formen ; auch noch nach dem Ableben des rein
linearen Dekorationsstiles sehen wir sie auf alt-kyprische und
troische Formen zurückgreifen. Die hier zu betrachtenden Gefässe,
meistens von der schon bekannten Topfform, machen gleichwohl
einen ganz fremdartigen Eindruck, insofern sie, abgesehen von dem
gelegentlicaen Zusätze eines konischen Sockels, menschliche Hände,
Arme und namentlich Beine oder Füsse erhalten haben. (Die
Henkel erfahren in solchem Falle eine Kürzung, manchmal auch
eine Verdoppelung, Nr. 1).
1. Beil. III 3. Ruvo, Mus. Jatta 208.
2. Louvre D 23, Pottier pl. 29.
3. Cambridge, Fitzwilliam Mus. 229, E. Gardener Cat. pl. 1. Ca-
nosa (^).
(*) Sicher hängen mit Metallhenkeln einer bekannten Gattung (bei Schrei-
ber, Alexandrinische Toreutik, passim) irgendwie die Schnabelhenkel der Sues-
sulaner Klasse zusammen: Berlin 259, Mon. d. Z. VI, 381 fig. 26, u. ö.
(*) « Ginosa » ist ein leicht durchsichtiger Schreib - oder Lesefehler.
192 M. MAYER
4. Taf. VIII 8. Marseille, Mus. 1419.
5. Beil. III 6. Bari M. P. 3439. Canosa.
Von anderer Gefäss form, zum Vergleiche:
6. Askos-förmig ; Lucera, Privatbesitz.
7. Beil. III 4 Schale; Bari M. P. 4078. Ordona.
8. Beil. III 5 Kandelaber; ebd. 2304. Canosa.
Von der Dekoration, welche wenig Neues bietet, können wir
hier absehen. Dieselbe interessiert bei 5 nur insofern, als sie in
Verbindung mit der Form und Technik des Napfes durchaus auf
dieselbe Fabrik, deutet, wie das soeben § 8 erwähnte Gefäss mit
dem fingerartigen Zusatz am Henkel. Danach mag die erhobene
Hand, die wir an 5 erblicken, (an den Fingern Einiges gebrochen)
das Autoschediasma eines Individuums sein und keinerlei allge-
meinere Bedeutung beanspruchen ; sie ist von der Grösse der
Sphagia- Hände und passt schlecht genug für ein so kleines
Gefäss.
1 ruht auf drei dicken, an der Standfläche etwas abgeplat-
teten Stümpfen, welche wie Elephantenfiisse aussehen ; an 2 und 3
sind die Füsse etwas stärker accentuiert, auch die Zehen ein wenig
angedeutet. Drei solcher Beine und Fiisse hat auch ein Canosiner
Tonkandelaber (8), dessen Bemalung, Querstreifen und primitiver
Mäander, jetzt bis auf geringe Keste verdorben ist. Vier derartige
Beine und Füsse, aber von etwas natürlicherem Aussehen, zeigt
die Tonschale 7 mit eingebogenem Rand, sowie 6, ein Askos von
einer im N häufigen Form, die aber hier mit Hörnerhenkel und
Seitenmulde ausgestattet ist. Bereits wurde E. M. XIX 198 Beil.
13 aus Bari ein Askos mit zwei plumpen Füssen dieser Art
vorgeführt. In Süd-Russland wurden kürzlich flache Askoi genau
mit zwei solchen Klumpfüssen gefunden; sie sollen grau monochrom
sein und etwa aus dem VI. Jahrhundert v. Chr. stammen (Jahrb.
1903 Anz. 83); vgl. a. De Morgan Recherchen sur Vorig, de
l'Egypte I flg. 481. Näher stehen dem apulischen Kreise Funde
der ungarischen Eisenzeit, Schalen mit vier Beinen ähnlicher Art
{Ertesitö XIII, 1893, p. 26), zu denen sich überdies dort noch
Vasentypen wie die von § 10 gesellen.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 193
Was jenen sonderbaren Erscheinungen auf süditalischem
Boden sofort zu entnehmen, ist die Einwirkung gewisser Bronze-
geräte, welche in Mittel-Italien, sowohl im Original wie in Ton-
nachbildungen auftraten. Es würde genügen, die Schale und den
Kandelaber ins Auge zu fassen. Zu jener stellt sich eine Tonschale
von Bisenzio {Not. d. sc. 1886 tav. III 8, Martha rarl etr. 451),
nur dass in unserem Falle die nach innen gewendete Mündung
mehr an solche wie die von Albano [Bull. Com. Rom. 1900
tav. X 13, vgl. p. 155, 5) erinnert, die auf einfachen, kurzen
Stümpfen ruht. Der Kandelaber gemahnt sogleich an jene auf
eingeknickten Menschenbeinen ruhenden, dergleichen namentlich
aus Vetulonia in älterer Fassung, aus anderen Orten Etruriens
in jüngerer Form bekannt. Zum Ueberfluss hatte diese Ter-
racotta noch auf den Knien gewisse, jetzt abgebrochene Auf-
sätze, gleichwie dort an jener Stelle die typischen Entchen auf-
sitzen.
Das allermerkwürdigste Stück dieser Gruppe, 4, ist noch nicht
erwähnt. Der Gefässkörper ruht hier auf seinem natürlichen Bo-
den; allein von den Seiten des gegabelten Henkels her strecken
sich zwei menschliche Arme nach vorne und legen ihre Hände
flach auf den Rand der Vase. Ungeachtet der noch archaischen
Plastik, welche die einzelnen Finger nicht individualisiert, kommt
der beabsichtigte Eindruck des Schreckhaften doch vollkommen
zur Geltung, indem der zweizackige Henkel mit den beiden Lö-
chern gewissermassen die Stelle eines dämonischen Hauptes ver-
tritt. Anderen ümdeutungen des Gabelhenkels sind wir bereits
früher begegnet. Gleichviel nun, welche Vorstellungen den Ver-
fertiger dieses seltsamen Stückes leiteten, rein formal betrachtet
handelt es sich doch nur um eine originelle und bizarre Umge-
staltung derjenigen Geräte, welche eine aufrechte menschliche
Figur oder Halbfigur mit vorgestreckten Armen wie zum Tragen
oder Darreichen des Gefässes anbringen; dergleichen Gebilde in
Novilara {Mon. clei Liacei V, tav. XIII) und schon früher in Corneto
vorkommen; Abb. 5 S. 196. Andrerseits hat die kyprische Keramik
nie aufgehört, weibliche Figuren mit den Vasen plastisch zu verbin-
den ; in die letztere Richtung schlägt auch eine attische Kanne ein,
wo, eine weibliche Halbfigur die Unterarme auf die Mündung legt:
in München; Lau, die griech. Vasen Taf. 15, 1.
194
M. MAYER
§ 10. Konische Zier -Näpfe.
1. Beil. IV 1. Bari M. P. 1546.
2. Beil. IV 2. Marseille Mus.
1421.
3. Beil. IV 3. Bari M. P. 2708.
Canosa.
4. Beil. IV 4. Berlin Antiqua-
rium 3910.
5. Beil. IV 5. Ruvo Mus. Jat-
ta 224.
6. Beil. IV 8. Bari M. P. 3599.
7. Beil. IV 9 ; ebd. 3600.
8. ebd. 1547.
9. ebd. 3436. Canosa.
10. Neapel Mus. N. 7474. Ath.
Mitt. 1887, 241, Fig. 12.
Mon.d, Z. VI378o, fig. 22.
Wahrscheinlich aus Ascoli-
Satriano (0-
11. ebd. 7475. Mon. d. L. VI
379^.
12. ebd. 7476 Mon. d. L. VI
379p.
13. Berlin Antiqu. 271.
14. Boston Mm. of ßne arts;
Robinson, Catal. n. 16.
15. Taf. IX u. Taf. VIII 4. Bari
M. P. 2707. Canosa.
16. Beil. I 4; ebd. 1548.
17. Beil. III 1, I 5; ebd. 1549.
18. 19. Aeltere kolorierte Zeich-
nungen im Apparate des
Instituts zu Rom.
Von den Ausgräbern werden die hier zu beschreibenden Vasen
tt Lucerne » genannt, und unter diesem Namen sind sie noch in
den Mon. d. Line. 1896 VI 378 f. aufgeführt. Abgesehen von ihren
geringen Grössenverhältnissen und der oft niedrigen Gestalt gab
den Anlass zu dieser populären Benennung wohl der seitliche Mul-
denausguss; wobei sowohl die durchsiebte Gefässwand tibersehen
wurde, wie der Umstand, dass solche Ansätze den allerverschie-
densten Gefässen Nord-Apuliens eigen sind. Es handelt sich um
eine Gefässform, welche einen Kegelstumpf darstellt, mit Abrun-
dung nach der Basis, oberwärts ohne irgend welchen umgebogenen
Rand plötzlich endigend, nur selten mit einer schmalen Lippe
versehen, die gerade steht und nur ausnahmsweise sich leicht
umlegt. Diese Grundform, welche aber in Apulien mit verschie-
denen Zierhenkeln und sonstigen Ansätzen ausgestattet wird, klingt
(^) Die alte Angabe Satriano, das wäre im Grenzofebiete Lukaniens mid
Calabriens, ist unhaltbar. Das apulische Ascoli-Satriano war damals noch
nicht archäologisch bekannt, s. S. 167; daher der offenbare Irrtum.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIE^NS 195
vielleicht schon in den Pfahlbauten des Lagassa-Sees an (^), eisen-
zeitliche Typen (von Latiiim C^), vom Bologneser Gebiet) {^), ge-
stalten sich ähnlicher, von dem Fiisse abgesehen, in Corneto; Not.
d. sc. 1882 tav. XIII 6; Montelius, civ. pr. B 275, 4. Für imsern
Typus ist der kleine Massstab und die gedrückte Kegelform cha-
rakteristisch ; solche Gestaltung wie in der Berliner Vasen-Samm-
lung, Formentaf. No. 86 kommt nur bei geringeren Exemplaren
vor und kann nur als Ausnahme gelten.
Dreierlei Ansätze gehören regelmässig zu diesem Gerät: der
Ohren-HenkeL welcher ein breites Band in einfacher Schleife
darstellt, ohne Kniff an der Spitze ; ferner der Siebausguss an der
einen Seite, endlich an der Gegenseite ein besonderes, näher zu
erörterndes Attribut. Es ist dies ein aufrechter Dorn, etwa von der
Grösse eines kleinen Fingers, welcher am Ende umgebogen, eine
kleine schnabelartige Spitze bildet, während runde plastische
Scheibchen, als Augen, nebst anderen Zierraten dazu dienen, den
Kopf eines langhalsigen Tieres zu charakterisieren : dieser Zierrat
besteht namentlich in einer Art von Toupets, kleinen festonartigen
Gehängen, welche bald an der Vorderseite, bald hinter dem Kopfe
oder auch ringsum ansitzen. Zuweilen sind ausser den beiden Augen
noch Scheibchen über dem Kopf und anderwärts, ohne rechten
Sinn imd Plan augeklebt. Manchmal sind die Augenscheiben, al-
lerdings unverhältnismässig gross geraten, für Hörner von Wid-
derköpfen angesehen worden. (Furtw. Beschr. d. Berl. Vasen 3910).
Allein von Hörnern ist nie eine Spur, auch nicht bei den wenigen,
erst nachträglich bekannt gewordenen Exemplaren, wo der Kopf
sich einigermassen mit dem eines Schafes vergleichen Hesse. Bei
dem sehr kleinen Massstab und der sehr geringen Kunstfertigkeit,
die hier aufgewandt, genügte ein geringer Druck auf den feuchten
Ton, um dem Kopf bald dieses, bald jenes Ansehen zu geben.
Die meisten Exemplare erwecken den Eindruck eines Hühnerkopfes.
(') Who, Prov. Cremona; im prahlst. Mus. zu Rom, Collegio Romano;
die grossen alten Sikuler-Gefässe von Matera, der Moarda-Grotte etc. sind
wohl kaum zu vergleichen (Mayer, Molfetta, 133, fig. 108; Salinas, Not. d. sc.
1884, 260, tav. II).
(=) Bull, comun. Rom, 1898, tav. VI 2. Dies eigentlich nur eine entartete
Villanova-Form.
(») Montelius, Civ. prim. IB94, 12.
196 M. MAYER
Der ursprüngliche Sinn dieses sehr langhalsigen Ansatzes kann
damit jedoch nicht ausgesprochen sein.
Unter den Mykenischen Tongeräten, wovon Schliemann die
abgebrochenen aufrechten Tierhäise Myk. no. 161 S. 120 abbildet,
befinden sich ganz ähnliche Ansätze, natürlich auch mit ähnlicher
Andeutung der Augen, wie sie die archaiscli-griechische Keramik
beibehält; Vogelköpfe scheinen dort nicht gemeint zu sein. Ein
troischer Henkel dieser Art stellt eine Schlange vor, und zwar in
deutlicher, charakteristischer Bildung : Dörpfeld, Troja und Ilion I
Abb. 5.
296 Beil. 40 VII. Die nächste Analogie zu den apulischen Bil-
dungen bietet wohl ein Oedenburger Tongefäss, Hörnes Urgesch.
d. b. K. Taf. XV 23, aus der ersten Eisenzeit Ungarns, wo ein
solcher Ansatz an einem Koppelgefäss aus drei tassenartigen Näpfen
(mit konischem Halse und nach unten verbreitertem Körper) sitzt,
dort in etwas anderer, schräger Riclitung, weil er als gemeinsamer
Griff für drei Näpfe dient, welche zudem noch durch Fussstümpfe
beschwert sind. Ein erhöhtes Interesse gewinnt das ungarische
Stück in Verbindung mit den vorgenannten Koppelgefässen aus
Corneto, welche anstatt des Tierhalses eine menschliche Figur als
Griff aufweisen : Abb. 5. Das ist dieselbe Erscheinung, die wir in
Apulien beobachten (S. 197); nur dass es gerade keine Koppelgefässe
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 197
sind — diese kommen erst in 4. Jahrhundert auf — welche diese
Abwechslung belieben. Jedoch begegnet derselbe Typus (mit Thier-
hals und- köpf) in Ungarn auch ohne Verkoppelung : Ertesitö
XIII, 1893, p. 26.
Um zunächst noch der einfachen Form des Griifes nachzu-
gehen, so lässt sich Qoch jener gesprenkelte Notide d. sc. 1904,
136 fig. 15 aus Latium vergleichen, welcher dort, ziemlich unwahr-
scheinlich, als Pferdekopf bezeichnet ist. Im Allgemeinen werden
es immer nur wenige Tongefässe sein, welche einen so gebrechli-
chen Gritf darbieten, wie ihn denn die Apulier durch einen starken
hohen Henkel seiner Funktion entheben und als blosses Ornament
beibehalten. Ohne Zweifel stammt dieser Griff aus der Metal-
lurgie, wo solch hakenförmig umgebogener Ansatz nicht nur als
Griff, sondern zugleich zum Aufhängen der Tassen selbst dienen
konnte. Zugleich werden wir in die Richtung jenes grösseren Me-
tallgeräts hingewiesen, ich denke namentlich an die Kessel, wel-
ches ringsum mit Schlangen, Greifen-oder Löwenhälsen besetzt
ist (^). Einen Tonkessel der aus Mittelitalien bekannten Art sieht
man in Catanzaro in Calabrien (Privatbesitz). Damit hängen denn
auch jene zahlreichen etruskischen Bronzehenkel zusammen, welche
mit einem langen Hals minder passend Widder, Pferde-oder an-
dere Köpfe vou Vierfüsslern verbinden. Mus. Greg. II tav. 96 ff.
(= 4 ff.). Man würde sagen können, dass die blossen Hälse aus
Bronze oder kostbarerem Material, welche im Handel waren und
in Ton an den verschiedensten italischen Gefässen nachgeahmt wur-
den (z. B. Montelius, civ. prim. B 294. 5. Mus. Ital. I, tav. VIII. 4),
für Apulien an sich schon genügt hätten, die vorliegenden Gefäss-
formen zu erzeugen, wenn nicht die ungarischen Stücke da wären
und uns eines anderen belehrten {^).
An Stelle dieses einfachen Tierhalses nun bieten manche Ca-
nosiner Exemplare, 15, 16, 17, eine menschliche Figur.
Zweimal ist die Figur dem Gefäss zugewandt, an dem geringeren
(') Olympia, IV. Band, Bronzen, Taf. XLVHI, 816. Palestrina, Grab Ber-
nardini: Montelius, Civ. prim. 11, B 367, 8. Im [Jebrigen vgl. Mont. B 335.
322, 379.
O Auch nach Bosnien scheinen solche Objekte und zwar ziemlich früh-
gelangt zu sein; vgl. das Terrakotta-Fragment Bosn. Mitt. IV p. 42 fig. 19.
198 M. MAYER
Stück steht sie abgewandt; sie wächst, mit den Füssen unsichtbar
bleibend, aus der Gefässwand heraus und unterscheidet sich auch
insofern vod den mittelitalischen Tongebilden (Abb. 5), als auch
die oberen Extremitäten nicht zum Ausdruck gelangt sind, sondern
sich unter dem Gewand verbergen. Dass aber die Vorbilder in der
Tat Arme besassen und gleich jenen Cornetanern die Hände auf
das Gefäss legten, lehrt Verrucchio (s. unten), ferner der rohe
Askos von Novilara (S. 193), bis zu einem gewissen Grade auch
das oben mitgeteilte Marseiller Gefäss, Taf. VIII 3. Die weibliche
Figur, welche ein Töpfer dieser Zeit in Bisenzio (Montelius, civ.
prim. II B 255, 2) willkürlich über einer der bekannten dreifüs-
sigen Schalen (s. oben § 9) angebracht hat, weiss mit iliren Armen
nichts rechtes anzufangen; ihre Unzugehörigkeit wird sich auch
weiter ergeben. Es scheint, dass die apulischen Töpfer bei diesen
ersten plastischen Versuchen sich noch nicht getrauten, die Arme
vom Körper loszulösen, und durch so gebrechliche Teile die In-
tegrität ihrer Gebilde zu gefährden. Bei den in Bronze zu den-
kenden jedoch war der kleine Massstab kein Hindernis, sondern
sogar ein Sporn, die PMguren ihre Glieder entfalten zu lassen, um
sie an verschiedenen Punkten zu befestigen : erst die vorgestreckten
Arme und Hände gaben das rechte Henkelmotiv ab, gerade wie
in anderen Fällen Vierfüssler (Pferde, Kühe), schräg oder auch
oberwärts, geradestehend, als Griffe angesetzt wurden.
Von solchen mit Figuren verzierten Gefässen hat Apulien in
Bronze noch nichts zutage gebracht (nur Pfannen mit archaischen
Jünglingsfiguren als Griffen kommen bekanntlich vor; Peuc. 48).
Jedoch hat man weiter nördlich an der adriatischen Seite, in Ver-
rucchio bei Rimini Funde gemacht, die, so bescheiden diese epi-
chorischen Versuche ausgefallen seien, doch einigen Ersatz in
antiquarischer Hinsicht bieten: Notüie d. sc. 1894 p. 308 f(.
Das bedeutendste Stück darunter, fig. 17, ist von einem Bronze-
gerät mit einer nackten Figur, daran frei erhobene Arme mit nach
vorn gehaltenen Händen als Henkel ansitzen. Wir werden etwa an
jene Figuren erinnert, welche an dem Pränestiner Kessel {Mon. d.
Inst. X 31 a, Mon. d. L. VII, 312) die erhobenen Hände an den Ge-
fässrand legen, nur dass die Ausführung dort, von der verschönernden
ersten Abbildung abgesehen, auf einer höheren Stufe steht. Daneben
interessiert besonders a. 0. fig. 7, das Henkelstück von einer tönernen
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 199
Schale ; aus dem aufrechten, etwa in Sattelform gedachten Henkel
wächst oben eine menschliche Gestalt heraus, wohl ohne dass
gerade wie bei dem Novilara-Askos gespreizte Beine anzunehmen
wären. In ziemlich primitiver Weise ist der Oberkörper zur Dar-
stellung gebracht, mit kreuzweis angelegten Armen und einem
flachen, nach oben zusammengedrückten Kopf, der als Augen
zwei Löcher aufweist. Einen Anhalt zur näheren Erklärung der
Figur bietet a. 0. fig. 8, ein Bronzefigürchen von nicht minder an-
spruchsloser Herstellung. Dasselbe ist deutlich als weiblich cha-
rakterisiert und lässt mit seinen vor Brust und Leib gelegten Händen
erraten, dass der Gestus der Tonfigur ähnlich zu verstehen sei.
lieber dem Kopfe betiiidet sich ein King oder eine Oese zum
Aufhängen. Der Eindruck, dass diese Figürchen nicht, etwa gleich
denen der alten Gräber von Albano, selbständig erdacht, sondern
an irgend welche bestimmte Vorbilder gebunden sind, und zwar
an solche der kyprischen und troischen Art, würde sich auch dann
dem Beschauer aufdrängen, wenn nicht der Fundbericht ausdrück-
lich erwähnte, dass die Tonfigur in den Augenlöchern Bron-
zeringe hatte, — wie wir sie übrigens noch in der Henkelfigur
von Bisenzio sehen. Diese Monstrosität lässt sich nicht aus einfachen
Anhängeösen der Originale herleiten, da hierzu auch ein Loch an
der Kopfspitze genügt hätte. Sie findet ihre Vorbilder vielmehr in
den kyprischen Tonidolen, welche am Gesicht überall solche Löcher
und Oesen zum Aufnehmen von Ringen aufweisen; vgl. Coli. Cesnola
tav. II pl. II. Perrot-Chipiez III p. 552 f.; manchmal sieht es
geradezu aus, als gingen dieselben durch die Augen, die aber da-
neben angedeutet zu sein pflegen. Reproduktionen nach irgend wel-
chen ti idolelti importati » erkennt auch der Ausgrabungsbericht
von Verrucchio.
Die Verrucchio-Funde gehören — und dasselben gilt von den
Corneto- und Bisenzio-Terracotten — einer früheren Kulturschicht
an als die Canosiner Tongebilde, deren Epoche durch das Tonge-
rät, dem sie anhaften, umschrieben ist. Allein darum für Apulien
anders geartete und jüngere Importstücke vorauszusetzen, wäre
unnötig und wahrscheinlich verfehlt ; sehen wir doch auf Schritt und
Tritt, wie spät im Innern Apuliens gerade die Bronzeformen ein-
zuwirken beginnen. Tatsächlich sind diese kleinen nordapulischen
Figuren bereits mit einer Menge Details auso^estattet, die einen
200 M. MAYER
erheblichen Fortschritt und zugleich eine gewisse Selbständigkeit
gegenüber jenen raittelitalischen bedeuten.
16. Betrachten wir zunächst Beil. I 4. Die Stirn ist durch
eine hohe, diademartige Binde geziert, welche hinten ohne Knoten
endigt und dort einem herabhängenden Haarwulst Platz macht
der toupetähnlich wie bei den Tierhälsen gestaltet und in gleicher
Weise aufgerafft ist. Die Ohrenpartie verschwindet hinter einer
grossen Zierscheibe. Ein Gehänge von kleineren Scheiben zieht
sich von den Schultern herunter um die Brust herum, während
noch weitere derartige Zierscheiben in gerader Richtung vorn über
die Gewandung hingehen, als Andeutung weiterer Gehänge, so wie
sie jetzt am besten durch Funde von Alfedena {Mon. dei Lincei X)
anschaulich werden. Einige mandelförmige Bommeln am ünterge-
sicht sollen offenbar zur Andeutung des Halsbandes dienen. Von
dem Gesicht selbst, dessen Unterteil sich, wie man sieht, ver-
liert, ist fast nur die stark vorspringende Nase zu sehen. Die
Augen sind durch eine breite schwarze Maske verdeckt, welche
fest an der Nase aufliegt; die zahlreichen Vertiefungen, welche
mit einem Stift darin augebracht sind, müssen wohl Sehlöcher
bedeuten, sonst würde die Figur als geblendet gelten müssen. Dicht
neben der Nase an der geringen Fläche, welche für die Wange
übrig bleibt, ist je ein kleiner Kreis eingestempelt. Ebenso ei-
genartig ist die Gewandung behandelt. Den Oberkörper bedeckt
eine Art Joppe oder Jacke, welche von dem Unterkleid abstehend
gedacht ist und, wie schon die schweren breiten Bordüren er-
kennen lassen, mit dem kurzen Ampechonion griechischer Frauen
gar nicht zu verwechseln ist: die Rückenfläche ist durch senk-
rechte, leicht geschlängelte Linien verziert. Vorn an der Brust
ziehen sich der Quere nach breite Schnüre hin, welche vielleicht
zum Untergewand gehören, möglichenfalls aber auch die Jacke
zusammenhalten, die in diesem Falle auch ärmellos und blos
umgehängt sein könnte, so dass sich daraus das Fehlen der Arme
erklären würde. Unterwärts kommt ein Bausch des aufgerafft zu
denkenden Unterkleides zum Vorschein. Dieses letztere fällt schlicht
herab, doch mit einfachen Längsmustern A bemalt, welche nach
der nächsten Figur (15) zu urteilen, zugleich Falten bedeuten
mögen. An der Jacke bemerkt man eine Querfalte oben, vielleicht
zur Andeutung der Aermel, so dass die Arme vor die Brust
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 201
gehalten unter dem Brustschmiick verschwindend gedacht Avären.
— Was den Ohrenschmuck betrifft, so mögen die griechischen
imd etruskisclien Bildwerke bei Heibig Hom. Epos 2. Aufl. p. 222
Fig. 64, 66 verglichen werden, um nicht an die enormen räderar-
tigeu Schmuckscheiben zu erinnern, welche die bekannte antik-
spanische Frauenbüste aus Elche {Mon. Piot IV pl. 13 f.) trägt.
Am nächsten kommen die Funde aus den nicht hellenisierten
Teilen des Sybaris-Gebietes, wo solche Metallscheiben noch an den
Schläfen eines Skelettes haften (Notisie d. sc. 1888, tav. XIX
zu p. 472).
Diese Tracht, welche sich an allen bis jetzt bekannten Fi-
guren wiederholt, hat ihren Ursprung zweifellos in den Verhält-
nissen der Illyrischen Heimat, von wo die apulischen Völker in
der ersten Eisenzeit hier einzogen, oder noch weiter im Innern
der Balkanländer, von wo speziell die Daunier zu stammen schei-
nen (R. M. XIX 284). Sie erinnert mit der grossen, weiten, ab-
stehenden Jacke an die der Albanesinnen, wie man sie in Grie-
chenland noch vielfach sieht, und an die Frauentracht verschie-
dener Balkan Völker, bei denen denn auch die Vorliebe für lange
Gehänge aus Metallscheibchen oder auch Münzen sich erhalten.
Nicht zu übersehen sind die plastisch angegebenen Fibeln,
welche vorn das Gewand zusammenhalten, beide deutlich als grosse
Schlangenfibeln gekennzeichnet. Zu der Zeit, da diese Tongefässe
entstanden, etwa im 5. Jahrhundert v. Chr-, waren in der Land-
schaft bereits andere Fibeln, kleinere und von einfacherer Art, im
Gebrauch. Da indessen die Schlangenfibel in Nord-Apulien noch
im VI. Jahrhundert vorzukommen scheint, so lässt ^ich begreifen,
dass diese deutlichere und charakteristischere Form in so kleiner
Darstellung vorgezogen wurde. Mit einer geradezu gesetzmässigen
Regelmässigkeit beginnen in Apulien die archaischen Bronzeformen
erst viel später auf die Terracotten und Tongefässe einzuwirken.
Ein winziges, aber höchst bezeichnendes Detail sind die auf
der Wange eingestempelten Kreise, unverkennbare Anzeichen einer
Tätowierung, welche sich bloss aus den bemalten Händen (§3, 1 )
nicht sicher würde erschliessen lassen. Die Sitte ist bei den Bal-
kanvölkern bekanntlich sehr lange in Bestand geblieben (^).
(M Ich hatte die Tätowierung auch im Gesicht kleiner Mykenischer
Terracottafiguren beobachtet, aber damit keinen Glauben gefunden, bis Bei-
202 M. MAYER
15. Hiernach bedarf die Figur des anderen Gefässes (Taf. IX
und VIII 4) in beziig auf die Tracht keiner detaillierten Beschrei-
bung mehr. Die lange Jacke, das Untergewand mit den hier
plastisch angegebenen Falten sind deutlich genug. Zwischen bei-
den werden anstatt des Bausches grosse Knöpfe sichtbar, in über-
triebenen Verhältnissen dargestellt. Eine dreifache Halskette hängt
vorne herab, und eine doppelte Reihe flacher Knöpfe oder Zier-
scheiben — eine ist abgegangen — bedeckt im übrigen Brust
und Leib. Der Grund für diese etwas abweichende Behandlung
der Ziergehänge (solche sind auch hier gemeint, nicht etwa
Jackenknöpfe) lag darin, dass die Schulter- und Seitenpartie
diesmal durch grosse, lang herabhängende Haarflechten besetzt ist;
an jeder Seite sind deren drei, eine an der dem Beschauer zu-
gekehrten Schulter ist zur Hälfte gebrochen. Um den Kopf liegt
eine Binde oder ein Kranz (ein Stückchen ab). Das Gesicht wird
durch das Kinn und die starke, dicke, hervorspringende Nase ge-
bildet, die Augenpartie ist grösstenteils durch die Haarmassen
bedeckt ; wo Platz blieb, ist ein Punkt für das Auge gebohrt, und
der ümriss des Auges in Malerei bis auf die Nase fortgesetzt;
übrigens auch noch eine Linie darüber gesetzt, zur Andeutung
der Augenbrauen.
Die Interpretation dieses « Idols », welches ganz das Aus-
sehen eines Mannes in Frauenkleidern hat, würde uns hier zu weit
führen. Wir wenden uns sogleich zu dem dritten Beispiel.
17. Beil. III 1. I 5. Der Körper ist hier noch mehr ver-
kümmert, der Kopf in noch stärkerem Missverhältnis dazu. Diese
Figur steht von der Vase abgekehrt. Von dem Kopfe ist das
ganze IJntergesicht zu sehen und diesmal auch der in Malerei
angegebene Mund. Eine breite, vielleicht mehrfach umgeschlungene
Binde umhüllt haubenartig den Kopf, soweit die flüchtige Arbeit
eine bestimmte Absicht erkennen lässt; mehrere Zierscheiben,
ohne rechte Regel, sitzen darauf. Darunter kommt das Haar in
spiele weit grösseren Maasstabes zum Vorschein kamen. Vgl. Tsuntas Ephim.
1902 I. Heber die Unterschiede der griechischen Volkstracht und Volkskultur
gegenüber der fürstlichen, kretisch-mykenischen, wie wir heute sagen, vgl.
meine Myken. Beiträge II, Jahrb. d. Inst. 1892. Furtwängler Gemmen HI
16 bezieht sich darauf, obwohl er mich erst einige Blätter später nennt.
D'K KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 203
welligen oder bogenförmigen Andeutungen hervor, die Augen völlig
bedeckend. In den Nacken fällt die Haarmasse, wie bei 16 in
Gestalt aufgenommener Toupets oder Rollen. Um den Hals trägt
das Figürchen ein Halsband mit einer Bulla oder sonstigem
Schmuckgegenstand. Unmittelbar darunter laufen die Querschnüre,
die hier nur schmäler und gedrängter am Gewand ansitzen. Dann
folgt eine grosse Fibel, nicht sehr detailliert, aber unverkennbar
keine Schnur ; denn rechts und links ist nichts gebrochen. Diesen
plastischen Zierraten, zu denen sich noch jederseits eine doppelte
Reihe von Scheibengehängen gesellt, ist im ganzen mehr Auf-
merksamkeit zugewendet als der richtigen Einteilung der Gewand-
partien; nur die gemalten Querstreifen scheiden das Untergewand
von dem oberen.
Zu diesen drei Figuren gehört auf das Engste eine vierte,
die nur den menschlichen Kopf zur Darstellung bringt, während
der Körper in einen kleinen Askos ausgeht. Taf. VIII 6, Bari Mus.
Prov. 1550. An der Rückseite befindet sich ein kleines Saugrohr,
auf dem Rücken eine Querdurchbohrung, welche gewissermassen
die Stelle einer Oese zum Durchziehen einer Schnur vertritt. Der
ziemlich unregelmässig geformte Gefässkörper ist mit dunkeln
Tupfen übersät, ganz wie ein entsprechendes Stück aus Canosa
(in Privatbesitz), welches vorn einen Entenkopf hat. Das mensch-
liche Haupt, das wir hier sehen, trägt einen mächtigen Bart
und lange Haarflechten. Von dem Gesicht ist ausser der kurzen,
in die Höhe stehenden Nase eigentlich nichts zu erkennen. Der
Bart wallt in ziemlich regelmässigen Abteilungen heinieder. Von
der Stirne springt ein dicker Haarschopf vor, die übrige Haar-
masse fällt in Strähnen nach verschiedenen Seiten lang herab, eine
davon auf dem Rücken anliegend; die Strähnen endigen in einem
länglichen Gegenstand, einer Art Etui, das sich in den Funden,
so viel ich sehe, noch nicht nachweisen lässt (^), da bis jetzt stets
nur die bekannten Lockenhalter aus Drahtspiralen zum Vorschein
{'^) Mangels näherer Analogien verweise ich auf die Haartracht gewisser
Mongolinnen, die Sven Hedin, Durch Asiens Wüsten II 236 erwähnt: «lange
Zöpfe in einem Stoif-Futteral ». Doch mochte dies letztere mehr zur Schonung
der Frisur dienen, die dort nur selten erneuert wird. In Canosa sollten die
Futterale wohl besonders das Aufgehen der Flechten an den Enden ver-
hindern.
204 M. MAYER
gekommen. Die Haarflechten sind hier nicht wie auf dem zweiten
Stück gedreht, sondern regelrecht zusammengeflochten, was durch
entsprechende Einritzung verdeutlicht ist. Indess bemerkt man
daneben noch einen anderen Streifen, der einen Kopfschmuck dar-
stellt. An der Ohrenpartie nämlich, die auch hier durch eine Zier-
scheibe verdeckt wird, teilt sich die Haarmasse, und genau von der
Scheibe geht ein schmalerer, nur einfach quer gestrichelter (d. i.
geritzter), nicht wie die Zöpfe schmäler werdender Bandstreif
herunter, um mit dem vordersten Zopf in dasselbe Etui zu
münden.
Unzweifelhaft waren es diese langen Haarzöpfe, welche auf
Timaeus und Lykophron (\) an der Haartracht daunischer Männer
einen so komischen Eindruck machten, obwohl sie ihr die ehr-
würdige Benennung ^Extoqsioc xofirj zuerteilen. Wir werden uns
hierbei auch sogleich jener anderen Lykophron-Stelle erinnern wo der
Autor (nach Timaeus) das Aussehen der Daunierinnen (beim Feste?)
mit Erinyen vergleicht: möglich dass dieser Ausdruck mit ähnlichen
Kultverhältnissen zusammenhängt, wie die schwarze Maske der
ersten Figur, während die Erklärung Schol. Lyk. 1138 allzu sehr
dem griechischen Theaterkostüm des IV.-III. Jahrhunderts Rech-
nung trägt.
Entsprechend dem besonderen Range, welche diese Figuren
den Gefässen verleihen, hat auch sonst, wenigstens bei den zwei
wichtigeren, eine reichere Ausstattung stattgefunden. Davon zeugen
die sonst in diesem Gefässtypus nicht üblichen, hier noch beson-
ders reich bemalten Gabelhenkel, der ganz neue Zusatz einer pla-
stischen Lotosblume am Muldenrande (16), dergleichen an den ar-
chaischen Bronzen Mittelitaliens als Bekrönung erscheinen (^) (noch
ähnlicher an einem uralten Gefäss aus Aphidna, Ath. Mitt. XXI
1896 Taf. 14, 2, 3, Wide); dann auch die Dekoration selbst,
welche hier einen höheren Aufschwung nimmt. Namentlich an 15
ergibt die zweifarbige Malerei auf weissem Grunde eine äusserst
günstige Farben Wirkung. Zu bekannteren Elementen gesellen sich
(1) Lyk. 1134 fMÖQffrig e/ovrccg aufXovrjfiGi^aQ yevovg- die zweifelhafte
Abstammung bezieht sich auf Parthenier und Lokrer. Zur Haartracht der
Daunier Tim. Fr. 157, I 233 Müll.; danach Pollux.
(^) Z. B. in Bologna, fondo Arnoaldi, Montelius Civ. prim. II B 86,
1, neben dem (hier durch eine Kette vertretenen) Henkel, also wie in Aphidna.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 205
Reihen von Vögeln über der Sieb wand, an 15 mehr naturalistisch
behandelt, an dem anderen Stück zu einem bestimmten, jedoch
nicht geometrischen Schema stilisiert; ferner bemerke man an
16 imten die 0 Muster, darüber die (auch sonst vorkommende)
Kette; an beiden Gefässen die dichten Doppelreihen kleiner vier-
eckiger Zähne (16 am Henkel; sowie die gefurchten Blöcke, wo-
rüber weiter unten (in diesem §).
So viel über die « Idolgefässe ^ .
Die meisten Stücke dieser Klasse jedoch, von robusterer
Herstellungsweise, sind ziemlich einfach in stumpfem Schwarz mit
Rot oder Graubraun bemalt, stellenweis mit durchschimmerndem
Violett, welches auch selbständig als Malfarbe erscheint. Firnis
ist nur bei No. 6 beigemischt. Einige bessere Exemplare zeigen
weissen oder gelblichen Ueberzug, genauer Malgrund, da er nicht
das ganze Gefäss bedeckt. Als Musterung findet man in der um-
laufenden Zone Rauten, einfache Mäander, streckenweis oder als
Einzelelemente ; Winkelhaken von oben und unten gegen einander
stehend, auch verbunden ; dazwischen eckig gebrochene Bänder und
eckige Kettenmuster. Den Uebergang zum Boden vermittelt ein
ganz breiter Farbstreif, manchmal noch vorher ein Doppelband,
durch Blöcke oder durch Zickzacklinien verbunden. Unter dem
Boden das plumpe Diagonalviereck wie gewöhnlich oder der durch-
kreuzte Kreis. Am altertümlichsten berührt No. 6 mit seinen An-
kermotiven und schrägen Strichgruppen, die Partie hinten an den
Henkeln erinnert geradezu an Dipylonstil.
Man beachte das häufig wiederkehrende (vgl. § 11) Muster
einer Kette mit eckigen Gliedern und verbindenden Strichen, Beil.
IV 1. 3. Vorbereitet ist dasselbe durch eine natürliche Kette mit
runden, ebenso verbundenen Gliedern, wie sie Cvpern (Ath. Mitt.
1886, 209, Beil. II 9) schon seit der Bronzezeit (auch Troja)
darbietet; man sollte meinen, dass auch die eckige Form aus jener
Stilrichtung stammen müsse, da dort auch gerade Strichgruppen
mit Querstrichen in einer Reihe abwechseln (Cesnola Coli. No. 765.
Ohnef.-Richter Ztschr. f. Ethn. 1899 Verh. p. 57 Fig. VIII 6), wie
dies z. B. § 7 ^ zu beobachten. Diagonal stehende kleine Vierecke
in solcher Weise verkettet fanden sich schon § 3.
Lehrreich ist 5 (Ruvo) mit den in Abständen aufgestellten tro-
ckenen Zweigen oder Fischgräten-Motiven ; diese Dekorationsmanier,
14
206 M. MAYER
nicht zu verwechseln mit Myk. Vas. 104, ist ganz besonders für
Cypern charakteristisch, vgl. Myres Catal. pl. V 1188 oder Miirray
Excav. Cyp. fig. 154, 4, und zieht sich durch mehrere Perioden
der dortigen keramischen Malerei hindurch, auch wo ganz andere
Elemente hinzutreten und sie in den Hintergrund drängen. Ich
zitiere gerade die Vase aus Amathus bei Murray wegen der auf-
gerichteten Pfeile, die dort mit dem Zweig abwechseln ; insofern
auf einer feinen, vielleicht Ruveser Henkeltasse Bari M. P. 2087
dies seltene Motiv ringsum verwendet ist (schwarz auf lebhaft rotem
Grund). Dass aber solche Vasen schon früher nach Italien gelang-
ten, sieht man an Mazzano Romano, Not. d. sc 1902, 336 fig. 13,
an Narce LXIII 5094 (unediert) ; im ersten Falle handelt es sicli
um ein gemaltes Tongefäss, in dem anderen um ein Impasto-Gefäss
mit Ritzung; deren beider Abhängigkeit aber durch die gemein-
same fremde Form, eine Art Stamnos, erwiesen wird. Üebrigens
tritt zwischen die östliche und die westliche Gruppen noch ein
Gefäss in Tunis Ztschr. f. Ethnol. 1897 (29) p. 33 fig. 41, dort
frageweis für phönizisch gehalten, dessen Uebereinstimmung in
der Dekoration, namentlich Mazzano Romano gegenüber. Nieman-
dem entgehen wird.
Auf 4 und 16 ist das Zweig-Muster mit einem anderen ober-
flächlich verbunden, welches gerade in dieser Serie noch öfter vor-
kommt (15, 16, 18) und einem oberwärts konkaven Blocke ähnelt.
Man könnte das letztere auch mit dem kretisch mykenischen
Hörner- Altaraufsatz vergleichen, mit dem es aber nichts zu schaffen
haben kann ; vgl. auch den mykenischen Trichter Brit. Seh. An-
nual X 214 fig. 5, wo das Motiv bereits reihenweis wiederholt ist.
Wo es unvermischt vorliegt, wie in 17, noch besser auf einem
Trinkbecher in Bari Beil. V 6 (§ 11 No. 10), erhält man den
Eindruck, als ob dieses Motiv, in geringeren Abständen wiederholt,
am Ende nichts Anderes bedeute als eine Zerstückelung des Peu-
ketischen Bogenfrieses (vgl. Peuc. fig. 7 p. 35; tav. Ill 16, IV 20);
indem eben das hängende Bogensystem, als dem Stil der Daunia
fremd, unterdrückt und damit die Verbindung nach oben hin auf-
gegeben wäre. In den leeren Raum werden nun Vögel und Blüten
eingesetzt (18 hat die Vögel getrennt darüber); einmal auf einer
Schale in Berlin (258 des Katalogs, § 13 N. 30) kleine Kreise.
Man wird an einen der uralten bemalten Scherben aus den Mol-
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 207
fetta-Stationen erinnert, wo über den farbig ausgefüllten Zacken
der Bogen nochmals angegeben und darüber im freien Raum
kleine Gittervierecke, wahrscheinlich zwei, gemalt sind (Molf.
p. 144, fig. 107, 10, nr. 99, p. 160); übrigens begegnen wir
solchen kleinen Gitterfenstern bei einer apulischen Schale, die
merkwürdige Berührungen mit ostgriechischer Keramik aufweist
(§ 13, 16). Also ganz willkürlich ist dieses Block-Motiv mit dem
trockenen Zweige vermischt. Eine Folge dieser Vermischung mag
es sein, wenn gelegentlich einmal noch an die Ecken Blüten an-
gesetzt werden, z. B. No. 4. Auffallen muss es jedoch, die so einfache
und regelmässige Figur des Blockes selber durch einen zahnartigen
Auswuchs an der einen Seite verunstaltet zu sehen, wie dies mehr
als einmal der Fall, auch bei dem Becher Beil. V 6; da von
einer Verzeichnung nicht die Rede sein kann, so möchte man fast
vermuten, der Maler habe etwas wie ein Schiff mit Steuerruder
verstanden. ,
Wir gelangen zu den Schöpf- und Trinkgefässen, den
Bechern, Tassen, Schalen.
§ 11. Becher.
1. Beil. V, 2. Bari M. P. 3492. 8. Neapel, Mus. Naz.
2. ebd. 3438. Ganosa. 9. Beil. V, 4. Bari M. P. 3490.
3. Beil. V, 1; ebd. 3491. 10. Beil. V, 6. ebd. 3437. Ca-
4. Beil. V, 3 ; ebd. 3760. Ganosa. nosa.
5. Beil. V, 5. Berlin Antiqu. 11. Beil. V, 7. ebd. 3487.
Inv. 4792. Ganosa. 12. ebd. 3805.
6. Lucera, Privatbesitz. 13. Beil. V, 8. ebd. 3806.
7. ebd. 14. Beil. V, 9. ebd. 3804.
Die Becher, eine wenig bekannte, fast nur in N existierende
Gattung, von der ich eine Anzahl im Museum zu Bari zusammen-
gebracht, stellen keine eigene Erfindung apulischer Völker dar,
wie wir deren besonders § 12 kennen lernen, sondern sind zu
bestimmter Zeit für das Bedürfnis einiger anspruchsvolleren Leute
eingeführt worden. Von den einheimischen Henkelformen abge-
sehen, (die ja auch an sonst rein mykenischen Becherformen der
I. Sikuler-Periode auffallen, Bull. Paletn. 1893 tav. VI 8 zu p. 42),
208 M. MAYER
lehnen sie sich an fremde, öfter henkellose Typen an; also alt-
attische und besonders korinthische, dergleichen Importware man
in Mus. Papa Giulio sieht, (von S. Angelo), auch wohl an etwas
schlanker gestaltete Abkömmlinge der breiten Mykenischen; mit
einer Tendenz teils zu cylindrischer Form, teils zu einer ge-
schweiften, die man kelchförmig nennen kann, wenigstens, im Ver-
gleich zu solchen wie Mon. d. L. XV 306 fig. f. Diese Arbeiten
gehören wesentlich dem V. Jahrhundert an. In der Peucetia, wohin
die Fremdware früher zu gelangen pflegte, fehlen zwar die archai-
schen Tonbecher, doch haben jene fremden ihre Spur in einer rohen
Nachbildung aus schwärzlichem Impasto hinterlassen, und zwar in
einer Technik, welche dort noch bis ins VI. Jahrhundert zu dauern
scheint (^) ; sonst kommen dort nur gefirnisste mit griechischer Be-
malung vor. — Unbestimmt bleibt die Herkunft der ungeschickt
mit der Hand geformten No. 1, welche einen nicht weiter charakte-
ristischen, ovalen, schon aus Prähistorischem bekannten Typus
wiedergibt, doch mit einer Bemalung, in welcher sich bereits der
beliebte Lorbeerzweig attischer Importware von der zweiten Hälfte
des V. Jahrhunderts geltend macht. No. 2 ist eigentlich eine Tasse,
die hier nur um den Fuss erhöht ist, sonst aber manchmal in der
Aufidus- Gegend und weiter nördlich (Melfi) vorkommt, auch wie
hier mit den imitierten Nägeln am Kand. Vgl. auch das Exemplar
in Cambridge, Fitzwilliam-Mus. 230 (Catal. E. Gardener).
Ueber die Entstehung des Zapfenhenkels, der die meisten
Becher ziert, wurde bereits eine Andeutung gegeben (S. 190); doch
macht sich auf Schritt und Tritt die grosse Lücke zwischen der
gegenwärtigen und der Tarentiner Phase von vor 700 empfindlich
geltend (s. S. 252). Einige Male ist der eigentliche Griff B-förmig
gestaltet, also als ein geschmeidiges Band behandelt, gleichwie
oben § 7 Abb. 3, gewiss ohne Zusammenhang damit, gerollte
Henkel begegneten ; sekundär ist die B-Form bei einem Bundstab-
Henkel, No. 14, der gleichwohl den Zapfen in ursprünglicher
Breite bewahrt. In der Bemalung fällt mehrfach der Gebrauch
(*) Bari 3712, Tasse von rötlichem Impasto; der Becher ebd. 3649.
Beide von verschiedenen Orten der Provinz und nach Behauptung der Be-
sitzer mit geometrischen Vasen gefunden. Vgl. vor Allem die in Egnatia und
Putignano gemachten Beobachtungen: R. M. XIX 195. 208.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHKN AHüLIENS 209
des Gelb und Orange auf. Neu sind die kleinen verschachtelten
Trapeze in abwechselnder Stellung (vgl. § 14, 4), wenn man von
den noch kleineren Zahnreihen der Idolgefässe und Taf. VIII 9
absieht.
§ 12. Tassen.
1. Beil. IV 7. Bari M. P. 3432. 7. Beil. IV 6. ebd. 2391 K,
2. ebd. 3429. j Canosa.
3. ebd. 3430. Canosa. 8. Neapel, Mus. Naz., Mon. d.
4. ebd. 3431. \ Ze/z^. VI 376 fig. 19. Canosa.
5. Kuvo, Mus. Jatta 220. (9. Bari M. P. 2391 M. Canosa).
6. Bari M. P. 3433 Frgmt. Ca- (10. ebd. 3932, Ordona).
nosa. 11. ebd. 3933, Ordona.
Während die wenigen zu § 11, 2 berührten Tassen von der
Form eines halben Ovals schon durch den Zusatz des Passes der
Becherform zustreben, sehen wir hier den in N gebräuchlicheren
Typus, welcher den Namen im eigentlichen Sinne verdient. Mit
demjenigen, welcher in Bari nach dem Aufhören der geometrischen
Malerei herrscht, und der übrigens ganz einem Mykenischen
Schliem. Tiryns p. 151 flg. 51 ähnelt, hat er wenig gemein. Nach
Landesart ist der schräge Rand breit und scharf abgesetzt, so dass
das Ganze sich fast wie eine verengerte Abart der alten Schale
§13 darstellt, wie für das lokale Bedürfnis geschaffen, jedoch
ohne deren Feinheiten und kunstvoll entwickelten Henkel. Diese
überwiegend in Canosa, dort auch ohne Bemalung auftretende
Sorte — auch sie manchmal mit dem beliebten Sieb- und Mul-
denausguss verschen — ist schwer gearbeitet, meist mit zwei Nä-
gelköpfen am Rand; die Malerei, nicht sehr ausgiebig, operiert,
ohne viel Einteilung, am liebsten mit einem grossen farbigen
Rechteck vorn, und ausgespartem kleinen darin, unten Streifen.
Als charakteristisch notiere ich 3 wegen der über einander
aufgespiessten M, einem Dreizackmuster, das, aus Sizilien bekannt,
oben § 2 Beil. II 2 p. 293 zerstückelt vorkam; vgl. auch alt-
phrygische Ritzmuster, Ath. Mitt. XXIV Taf. III 18. Ferner 1,
Beil. IV 7 mit den vertikalen Rechenmotiven, einem uralten, prä-
mykenischen, aber trotz seiner Einfachheit nicht so gewöhnlichen
210 M. MAYER
Muster (z. B. Bosn. Mitt. V Taf. 48, 5). Feiner als die meisten ist 6,
auch gewählter in der Dekoration, ohne übrigens Neues zu bringen;
sodann 5 mit weissem, sehr wirksamem Untergrund für die vio-
lette und rote Malerei, bei welcher an den frei gebliebenen Teilen
der breiten Zone sehr feine (vgl. S. 186) senkrechte Strichgruppen
und einzelne senkrechte Reihen spitzer Haken auffallen.
7 (Beil. IV, 6), der sich als sehr verwandt 8 zur Seite stellt,
unterscheidet sich in der Dekoration prinzipiell von den bisherigen.
Diese, in dunkel Violett gehalten, unterdrückt völlig die durch
die Vasenform gegebene Zone und strebt vielmehr nach dem
Abb. 6. Primitivü Schale vom Garganus (zu § 13 C).
Boden hin, als wolle sie von dort her betrachtet sein. Nach einigen
Streifen setzen schwere Trapeze ein, welche andere einschliessen
und mit ähnlichen keilförmigen Figuren w^echseln, um unten an
dem Bodenkreis, mit sphärischem, durchkreuztem Viereck darin,
ihre Endigung zu finden. Es liegt auf der Hand, dass ein derar-
tiges Dekorationssystem für die Tassenform ganz ungeeignet ist
und von grösseren, bauchigen Gefässen hergenommen sein muss.
Man ersieht dies schon aus den beiden nächsten Gefässen, 9, 10,
die bei gleicher Grundform eine grössere Höhe erreichen und, in
dem zweiten Exemplare (10) namentlich, geradezu den Charakter
einer Kanne annehmen. Noch deutlicher aber wird dieses Verhält-
nis angesichts eines grossen Kugel-Askos, eigentlich Kessel, der
bei Laborde, Vases Lambert II pl. 48, 73 abgebildet ist und sich
jetzt in Wien befindet; einem Gefäss, wo an dem Unterteil diese
grossen Trapezmotive anklingen, ohne wie dort sich am Boden zu
d/e KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 211
yerstecken (^). Beide Gefässe, ia rot und schwarz gemalt, haben
an der Oberhälfte bis zur Henkehvurzel breite Streifen, von wo
sich die keil- und trapezförmigen Schemata bis zur innersten, durch
Kreis belebten Stand.iäche herabziehen. In dem keilförmigen Zapfen
selber ist noch manchmal ein dreieckiger Kaum ausgespart. Bei 9
ist das innere Trapez fensterartig geteilt : man sieht dort zwischen
den Schemata auch Gruppen dünnerer Parallel-Linien, welche bei
Abb. 7. Innenseite der vorigen Schale (zu § 13 C).
10 vielmehr gesammelt unter der Henkelwurzel stehen und mit
Querleisten versehen, eine Art Kamm-Muster bilden, wie es auch
jener Kessel am Halse zufällig aufweist.
Uebrigens war in Herdonia, von wo das ungewöhnlich hohe
Stück 10 stammt, auch die normale Tassen form nicht unbekannt;
davon zeugt No. 11, sie hat in zwei Farben, einer schwärzlichen
und einer blassen, jetzt gelblich erscheinenden, einfache Streifen
und Linien verschiedener Stärke.
(M Die mir vorliegende Photographie genügt nicht, zu entscheiden, ob
es sich um ein echt apulisches Stück handelt oder am Nachahmungen wie die
von Istrien § 5, 313 f.
212 M. MAYER
Einer ganz anderen Entwickelungsreihe gehört Bari M. P.
4247 an, ein Stück, das aus der Gegend zwischen Montepelosa und
Matera stammt ; es stellt sich etwa zu den alten randlosen Typen
von Henkeltöpfen, die mit ähnlicher Bemalung in Ascoli-Satriano,
Troja (Aecae) und sonst in der Gegend verbreitet sind, z. B. No-
tüie 1907, 31 fig. 3 links.
§ 13. Schalen.
Die zahlreichen Henkelschalen, an Bedeutung den Krateren
und den Henkelnäpfen ebenbürtig, sondern sich in drei Gruppen.
A. Typus von Canosa und Ruvo: flach mit abge-
setztem breiten Rand wie § 12, einem oder zwei hohen schmalen
Bandhenkeln in einfacher Schleifenform. Gabelhenkel selten.
B. Jenseits des Aufidus: geräumiger und tiefer, mit
bauchigem Profil, mit schwach ausgebogener, innen mehr markierter
Lippe. Von A verschieden in der Dekoration und den Henkeln,
die immer breit sind, entweder ähnlich wie bei den Näpfen der-
selben Gegend (§ 8 B), oder Gabelung mit weiteren Zutaten zei-
gen. In einzelnen Fällen ist Typus A benutzt, Nr. 16. 17.
C. Diverse, sporadisch auftretende Typen von
höherem Alter als A und B.
Den an erster Stelle genannten Gefässtypus haben wir § 12
bei den Tassen in Vergleich gezogen, welche nur einen tieferen
Hohlraum bei geringerem Umfang besitzen. Obwohl dort ein na-
türlicheres Verhältnis der Teile obwaltet als hier, wo unter dem
Rand ein kaum fingerbreiter Körper bleibt, so ist in der Schale
doch das historisch Gegebene zu erkennen, welches denn auch in
Form, Technik und Verzierung eine viel reichere und längere
Entwicklung aufweist. Aehnliche Schalen begegnen schon in frü-
heren Stadien der italischen Eisenzeit, vgl. Vetulonia, Falchi
tav. VI 3 p. 84. Ein äusserliches Merkmal für das frühere Vor-
handensein der Schale bietet auch wohl die Dekoration der un-
teren Bodenfläche, der Kreis mit sphärischem, kreuzweis durch-
strichenem Viereck. Es ist das ein Muster, welches schon auf den
älteren Gefässen von Narce vorausgesetzt wird und dort wie so
manches in jener Klasse auf gemalte Vorbilder zurückdeutet:
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 213
No. 5074 (LXI-LXII) Mon. d. Line. IV Atlas, tav. VI 19. Dort
erscheint es an Tellern unten eingeritzt und statt der Kreuzlinien
durch ein Kreuz aus jenen schlanken Blättern überschnitten, wie sie
die schwarze und sonstige Falisker-Keramik so gerne verwendet (^),
also mit Benutzung des bekannten Blattsterns, welcher seit dem
Mykenischen und Jonischen im Griechisch-Archaischen seine Rolle
spielt. Das einfache apulische, in stereotyper Grösse bestehende,
nie verkleinerte Muster, welches durchaus an der Standfläche haftet
und sonst nicht vorkommt, setzt eine grössere und ebenere Basis
voraus, als sie die Tassen bieten konnten (^).
Ä). Typus von Canosa und Ruvo.
1. Beil. VI 3. Bari M. P. 135. 11. Beil. VI 1. Bari M. P. 134.
2. ebd. 133. (Ruvo).
3. ebd. 440. 12. ebd. 651 (Ruvo).
4. ebd. 132. 13. Beil. VI 2; ebd. 2703. Ruvo.
5. ebd. 3435. Canosa. 14. Ruvo, Mus. Jatta (227 ?).
6. ebd. 338, klein. 15. Lucera, Privatbesitz.
7. Neapel, Mus. Naz., Mon. d, 16. Beil. VI 4. Bari M. P. 4027.
Line. VI 376 fig. 18. Ascoli-Satriano (Region B).
8. Bari M. P. 3427. Canosa. 17. Karlsruhe 981. WinnefeldBe-
9. ebd. 3434. Canosa. Schreibung S. 22. Auswahl
10. Lecce M. P. 106. Canosa. Taf. 12, 3.
Ebendahin gehören Bari 298, 1524, 1541-1543.
Durchmesser 12 bis 15 cm, ausser No. 6, welches nur 6 V2hat.
Die Abb. sind leider viel zu klein geraten.
An der Vorderseite des sehr schmalen Gefässkörpers ist gewöhn-
lich ein langes Feld zu sehen, mit irgend welchen Viereckmustern
in langer Reihe, oder auch blos flüchtigen geraden oder Wellen-
linien. Breite lange Pinselstriche daneben spielen gleichwie in § 8
eine grosse Rolle ; dazwischen wird auch wohl ein kleineres Feld
(') An Tellern und Schalen: Falerii 569, Narce Galerie, XXXIV. An
Kanne, Falerii X 705.
(^) Auffällig ist das ähnliche Muster bei Wosinsky, Inkrustirte Kera-
mik XCVI.
214 M. MAYER
durch Strichgruppen abgetrennt, mit einem isolierten Muster
darin, z. B. dem durch vier Ecklinien befestigten Diagonalviereck
(mit Punkt). Einmal erscheinen Fussmäander, auf 3 schräg über-
geneigte Rhomben, auf 1, Beil. VI 3, natürliche, sich berührende
Gitterrhomben, mit eigentümlicher Sigma-förmiger Endigung (vgl.
§ 16, 26) und einem imverständlichen C-Haken rechts. Alles frei
schwebend ohne Berührung mit dem Rahmen, also wie bei den
stilverwandten Töpfen (§ 8). Die Innenseite zeigt stets Streifen
an dem (aussen unbemalteu) Rande und am Boden ein sphärisches,
in vier Teile zerspaltenes Viereck, wovon je zwei Dreiecke gegen-
über zuweilen die gleiche Farbe haben. Manchmal eine bucke-
lige Erhebung nach innen, dann blosse Punktrosetten. Die Mal-
farben bieten ausser schwarz, rot, violett, auch grau. Allgemein
ist durch Andrücken der Henkel die Mündung etwas einge-
drückt, wie dies auch bei Bechern und Tassen zu bemerken
(§§ 11. 12).
Daneben hebt sich eine kleine Gruppe heraus, 11, 12, 13,
welche wegen 13 (und 14) nach Ruvo gehören muss. Die Form ist
unten sehr eben und abgekantet, das Ganze mit einem Ueberzug
versehen, in der Dekoration sehr apart; Henkel etwas breiter als
sonst. 13 (Beil. VI 2): Innen und Aussenseite sind, abgesehen vom
äusseren Rand, voll ausgemalt. Innen zunächst eine Art Radmuster,
gekreuzte Parallellinien mit kleinmustrigem Schachbrett im Cen-
trum, in den Eckquadranten das Ankermotiv (wie z. B. Beil. IV 8).
Die äussere, schon von Hause aus sehr schmale Zone hat einfache
Oblonge, reicht aber nicht bis an die Unterkante, auch nicht bis an
die Henkel. Vielmehr greift dort überall die Bemalung der Unter-
fläche herüber, besonders charakteristisch an den Seitenmit gewissen
dieser Vasengruppe eigenen, breiten eckigen Zähnen oder Zapfen.
Die sehr verscheuerte 12 in schwarz, rot und grau- violett (?)
zeigte dieses System noch etwas weiter ausgebildet. Am weitesten
geht 11, Beil. VI, 1. An der Innenseite einfach, gleich 12, will
sie fast gänzlich von unten betrachtet sein: grosse, offene, innen
geteilte Trapeze und Keile greifen von dort her über die Kante
hinaus. Von der Kehle her erscheinen kleinere, dreieckige Figuren,
farbig, von deren Spitze eine lange Linie nach dem unteren Kreise
ausgeht; also auf dem Kopf stehend das wohlbekannte Hügel-
muster. Dies die wesentlichen Motive, in deren Disposition, wie
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 215
schon in den Grössenverhältnissen, die Stilverwandtschaft mit ge-
wissen Tassen (§12 No. 7 ff.) deutlich hervortritt.
Einen besonderen Platz nimmt 16 ein. Schwarze und tiefrote
Malerei auf rötlichem Ton ohne erkennbaren Ueberzug; die Henkel
nicht bandförmig, sondern halbirte Rundstäbe, etwas flach. Die De-
koration, unterwärts nur in Streifen bestehend, die einige gekreuzte
Linien umgeben, gestaltet sich charakteristischer an der Aussen-
zone und namentlich an dem voll ausgemalten Innenboden. Diese
Innenfläche bietet, umgeben von drei Streifen, zwei breite, quer
übereinander gelegte Bänder oder Ornamentstreifen, den breiteren
überdeckten in der durch die Henkel gegebenen Längsaxe, den
schmaleren senkrecht, voll sichtbar, so dass die Teile in richtigem
Gleichgewicht stehen. Der letztere zeigt zugleich ausser den dünnen
Nebenlinien einen bis auf gewisse Aussparungen vollgemalten
Mittelstreif, welcher dem anderen fehlt. Das Detail besteht aus
rechteckigen, länglichen, fensterähnlichen Figuren : die drei auf dem
Mittelstreif haben enge, rechtwinklige Gitterung, d. h. Mittelstrich
mit vielen Querlinien; die etwas grösseren auf dem Querband,
nicht ganz konsequent orientiert, teilen sich in vier Felder, welche
wiederum kleinere Rechtecke mit einem Strich darinnen enthalten.
Dass diese Art der Innendekoration sich in der Hauptsache mit ky-
prischen Schalen berührt, wird bei der dritten Gruppe deutlicher
werden, wo auch die kyprische Schalenform gewahrt ist. An der
Aussenseite sieht man zunächst unterhalb der Lippe einen schwar-
zen Streifen, dann anf rot^m Grunde lange ausgesparte Felder,
worin je ein verbundenes Mäanderpaar in schwarzen, feinen Linien
gemalt ist; der Mäander hat die mehrfach gewundene S-Form, ist
also nicht mit dem sonst beliebten fussförmigen Mäander zu
verwechseln. Diese ganze Zone erinnert ungemein an den Aussen-
rand der aeolischen Schale, deren Fragmente nach Wolters bei
Boehlau (die ionischen Necropolen S. 88, bes. flg. 43) mitgeteilt
sind. Allerdings sind dort die auf dem kahlen Grunde in Ausspa-
rungen eingezeichneten Figuren keine Mäander, sondern kleine,
längliche Rechtecksysteme; aber gerade diese erscheinen an der
Innenseite unserer Schale (^).
0 Ein Ansatz zum S-förmigen Mäander mit wenigen Windungen, statt
dessen Rechtecke umschliessend, ist auf dem sehr feinen kleinen Gefäss § 8,
3 zu bemerken.
216 M. MAYER
B) Jenseits des Äuficlus.
18. Wien Industrie-Museum, ab- 25. Beil. VI 7; ebd. 3930. Or-
geb. Masner Katal. Taf. I dona.
38. 26. Beil. VII 5; ebd. 4028. Ascoli-
19. Bari M. P. 2886, Fragment. Satriano.
Ordona oder Ascoli-Satriano. 27. Beil. VI 6; ebd. 4029. Ascoli-
20. Beil. VII 4; ebd. 2887, Satriano.
Frgmt. gleicher Provenienz. 28. ebd. 3518. Melti.
21. ebd. 4031, Frgmt. Ascoli- 29. Berlin, Antiquarium 257.
Satriano. 30. Beil. VII 3, Berlin, 258.
22. Privatbesitz, Lucera. 30 bis. Bonn, Akadem. K.-Mu-
23. Bari M. P. 3920. Lucera. seum.
24. ebd. 3929. Ordona.
Das einzige bisher publizierte Stück, welches ich vorangestellt,
ist gerade der Körperform nach nicht so charakteristisch und
ähnelt mehr der Schale A 3, die ihrerseits auch wieder zu den
minder gewöhnlichen ihrer Klasse rechnet. In der Regel sind die
gegenwärtigen bauchiger und lassen im Aussenprotil nicht erkennen,
wie scharf sich der Rand innen absetzt.
Ein hervorstechendes Merkmal besitzen viele dieser Schalen
in dem phantastisch gebildeten Henkel (18-21). Derselbe ist oben
gabelförmig gespalten mit einem besonderen Auswuchs dazwischen,
während weiter unten zwei plastische Zierscheibchen angebracht
sind. Entsprechend der grösseren Schlankheit dieser Henkel im
Vergleich zu denen der Näpfe haben die Zinken manchmal höhere
imd dünnere, auch wohl leicht geschweifte Gestalt. Dazwischen
wächst der erwähnte Zapfen empor, mit zwei dicht neben einander
angebrachten Scheibchen (vgl. das Fragment Beil. VII 4). Ob dabei
der Gedanke an ein Idol, wie Masner den ganzen Henkel bezeichnet,
zugrunde lag, lässt sich nicht unbedingt entscheiden. Tonfiguren
mit erhobenen Armen, welche bei solcher Interpretation doch
vorausgesetzt sind, müssten in diesem Kulturkreise fremdem Im-
port angehören. Doch haben die bekannten mykenischen Terracotten,
dergleichen sich in Tarent gefunden {Bull. Pal. It. XXVI 1900
p. 286), eigentlich wenig Aehnlichkeit mit dem hier vorliegenden
DIK KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 217
Schema, noch weniger die früher besprochenen kyprischen Idole
(S. 199). Mindestens sollte man erwarten, dass die Malerei an der
Henkelfläche der Charakteristik irgendwie zugute käme. Da wir
jetzt wirkliche Henkelfiguren, vielleicht sogar Idole, in dieser
Keramik kennen, darf von jener Interpretation wohl füglich abge-
sehen werden. Zwecklos wäre es auch, an gewisse kretische Sym-
bole, das Hörnerpaar mit der Doppelaxt, hier erinnern zu wollen.
Wo einmal der Geschmack an gegabelten Henkelformen Platz
gegrifl'en, Hessen sich auch weitere spielende Zusätze an jener
Stelle nicht vermeiden. Einige wurden bereits an den Näpfen
bemerkt; einige Male ebendort ein dritter Zacken, ein anderes
Mal ein gebogener Haken, wie ein Finger. Eine gewisse Vorliebe
für die plastischen Scheibchen liess sich bei den verschiedensten
Gefässarten beobachten; im vorliegenden Falle wurde ihr noch
Vorschub geleistet durch die unteren Scheibchen am Henkel,
welche übrigens mit ihrem gemalten Kreis und Punkt das Vor-
bild abgeben für die oberen, die uns nun wie Augen anmuten.
Wir sahen § 8, wie die runden Scheibchen an Stelle der
schwieriger zu bildenden Oesen eintraten; vielleicht waren sie es,
die dazu anregten, auf 30, Beil. VII 3, zwei plastische Ringe über
dem Henkel, anstatt der Hörner anzubringen. Zugleich aber gewahrt
man, dass zwischen diesen grossen, sorgfältig gearbeiteten Ringen
einige kleine Zacken oder Dornen emporstehen. Man wird, auch
den Grössenverhältnissen nach, geradezu an ein bekanntes Bron-
zegerät, die sogenannten Bogenspanner, erinnert; das Aufwärtsbie-
gen der Zacken scheint eine Analogie in den Campanischen Schna-
belhenkeln zu finden: S. 191, 1. Die Bonner Schale, 30 bis, sonst
durchaus anderen Stücken der B-Gruppe verwandt, hat ungewöhn-
licher Weise im Centrum des Innenbodens einen aufrechten Dorn,
vielleicht nach Metall- Vorbildern, welcher an der Spitze mit zwei
Scheibchen wie der Henkelzapfen selbst (eines dort ab) besetzt ist.
Die Dekoration der Henkel stimmt wesentlich mit derjenigen,
welche § 8B an den Henkeln der grossen Näpfe aus dieser Gegend
beobachtet wurde. Bezeichnend ist das quer stehende Netzmuster
aus verschobenen Diagonal- Vierecken (einem viergeteilten und zwei
halben in ideeller Verschiebung). Unterhalb davon an der schmäl-
sten Stelle des Henkels sieht man öfter kleine Y -Motive in Ge-
genstellung (oder auch X-förmige) wie sie auch in Canosa vorkom-
218 M. MAYER
men; manclimal (27) weiter oben die dünne Canosiner Svastica
(vgl. § 8, 3. 4).
In der Bemalung des Schalenkörpers, welche unabhängig
von der Henkelform so ziemlich einerlei Regel folgt (Ausnahme
macht eigentlich nur 30), herrscht das Prinzip, an das die Kehle
umziehende Band oder dessen Begleitlinien, Hängemotive in
Wiederholungen anzusetzen. Es dienen dazu entweder die ge-
spreizten A, auch wohl mit kleinen Strichgruppen abwechselnd (18),
symmetrische L oder b Paare, (JIL ein charakteristisches Schema),
oder breite, geschweifte Trapeze der Art wie § 8 B. Auch der
Henkel scheint manchmal aus solchem Trapez herauszuwachsen.
Dabei greifen Komplikationen Platz ; das Trapez wird verdoppelt,
selber mit Anhängseln versehen, und dergleichen. Jene buchsta-
benartigen Motive, meist in Doppellinien gezeichnet, wenigstens
an den Schenkeln, haben statt des geraden Verbindungsstriches
vielmehr einen gebrochenen, diesen aber ganz nah im Winkel, also
ein kleines Viereck bildend, bald mit Punkt darin, bald mit
vSchraffierung (22); bisweilen ist dieser Innenwinkel durch ein
vollgemaltes Dreieck ausgefüllt, (18, 23 u. ö), welches auf 25 ein
wenig die Form eines Epheublattes annimmt. Dass auch da wo
diese Füllung unterbleibt nicht etwa an Buchstaben gedacht ist,
können schon die troischen Wirtel anzeigen, welche ganz ähnliche
A- und A -Motive verwenden.
29 ist von moderner Hand übermalt, wodurch die breiten,
seitlich stark concaven Trapeze (deutlich an 30 bis u. a.) entstellt
und zu verbundenen Bögen umgestaltet sind. 30, nach Gestalt und
Machart, auch schon wegen der Innenmalerei von der B-Klasse
unzertrennlich, folgt an den Aussenseiten dem Dekorations-Prinzip
von A, nicht ohne Spuren von Unsicherheit. Es ist dort eine Aus-
senzone geschaffen mit vertikalen Teilstrichen in verschiedener
Gruppierung, zwischen denen überall ein uns schon bekanntes
Motiv figuriert, das bogenförmig vertiefte Blockmuster (S. 206 f.),
welches hier je einen kleinen Kreis darüber hat: an einer Stelle
ist es durch ein Diagonalviereck ersetzt, dessen Felder nach
verschiedenen Richtungen gestrichelt sind : letzteres ein Verfahren
das in Apulien ebenso selten wie in der älteren Dekorationsma-
nier des westlichen Mittelitaliens gewöhnlich ist. In anderer Weise,
mit wenig Glück, ist auf der Schale aus Melfi (28) ein Compro-
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 219
miss zwischen dem vorgezeichneten Stil und der A-Klasse anges-
trebt. Eigentümlich, wie öfter in Melfi, die Malfarben; hier ein
lebhaftes Braun mit Zinnober; letzteres auch in 27. Im allgemei-
nen herrschen Schwarz und Violett mit Rot-
Die Bodenfläche der Schalen bietet nichts Sonderliches; nur
dass öfter ein Stern gekreuzter Diagonalen erscheint, den die
Aufidus-Gegend und Ruvo nicht kennt. Das sphärische Viereck
begegnet fast nie (30 überhaupt apart), eher bleibt die Fläche
unbemalt.
Dagegen fallen an der Innenseite höchst absonderliche Ma-
lereien auf.
Auf 26 erblicken wir eine Figur, die gleichsam wie eine mensch-
liche Gestalt behandelt ist, obwohl sie nur aus linearen Mustern
besteht. Den Kern bildet ein vollgemaltes Dreieck, bekrönt von
einer geraden Linie, wie auch sonst üblich, ausserdem aber einer
Art gebogenem Kamm. An den seitlichen Ecken sitzen zwei Di-
gamma-förmige, jedoch nicht rechtwinklige Ansätze. Grössere An-
sätze dieser Art mit einem Mittelstrich sitzen an der Basis; die-
selben sind rechtwinklig, Avie es das Gewöhnlichere, und mit drei
Quer-Hasten, statt der zwei ausgestattet.
Empfängt der Beschauer hier ungefähr den Eindruck einer
schematisierten Menschenfigur, so erinnern andere Beispiele mehr
an Tierbilder. 29 stellt eine vollgemalte Klepsydra dar mit vier
Haken an den Ecken, etwa wie Froschbeinen, welche sich nach
gleicher Richtung bewegen. Ausserdem sitzen zwei Haken an der
einen Basis und zwei Linien an der entgegengesetzten. 30 bringt
dasselbe Schema, nur dass die Ansätze an der Basis Digamma-
Form aufweisen und die Haken an den Ecken nach verschiedenen
Richtungen gehen; das eine Dreieck ist hier mit roter Farbe
ausgefüllt, als sollte der Oberteil einer menschlichen Figur an-
gedeutet werden. Die übrigen Teile würden dazu jedoch wenig
passen. Diese Schale begeht auch sonst in der Dekoration man-
cherlei Fehler; daher man sich besser an die Figur von 29 hal-
ten wird.
Die Elemente, aus welchen sich diese seltsamen Figuren zu-
sammensetzen, halten sich durchaus im Kreis der üblichen Motive
nur dass bei der erstgenannten das in der Daunia so häufige Ga-
belmuster (S. 230 f.) eine Krümmung erfährt; vollgemalte Dreiecke
220 M. MAYER
ein sphärisches Viereck bildend, mit angesetzten grossen haken-
förmigen Armen, finden sich im Innern geometrischer Schalen der
Peuketia (Berlin; ganz ähnlich K. M. XIX 198, Beil. I 2 ohne
die Ansätze). Immer wieder und in verschiedenster Weise werden
Anläufe genommen, um aus geometrischen Elementen etwas Ge-
genständliches, womöglich menschliche Figuren herzustellen; be-
sonders gelungen erscheint die Klagefrau a. a. 0. 201 Abb. 2, zu
206, ein in der Terracotta-Plastik der Daunia (die Peuketia hat
dergleichen nicht) beliebtes Motiv; der Kopf auf dem langen
Hals ist bei jener Peuketischen Malerei gänzlich vernachlässigt:
eine Eigentümlichkeit, die man an früh-italischen Terracotten
{Not, d. sc. 1902, 155) oder ganz ähnlich bei gewissen ungarischen
Ritzzeichnungen (Hörnes Urgesch. d. b. K. Taf. XXIX), eigentlich
auch bei archaisch-griechischen Terracotten beobaclitet (^). Die ge-
genwärtige Figur setzt auf den als Hals dienenden Strich unmittel-
bar eine Art Kopfschmuck. Die Extremitäten erinnern etwa an
eine Manier, Vogelbeine, auch Schweiffedern, zu zeichnen, welche
der gräko-phönikischen Epoche auf Kypros eigen ist und sich im
westlichen Mittelitalien z. B. bei den Faliskern wiederholt (^).
Was die beiden anderen Figuren betrifft, so kannte man,
schon lange ehe die so viel älteren Cycladen-Funde (^) mit
ihren ähnlich schematisierten Menschenfiguren, dort auch in pri-
mitiven Ritzzeichnungen, zum Vorschein kamen, aus Kypros fi-
gürliche Malversuche, welche gleichfalls den Rumpf als Klepsydra
gestalten, mit einem geringen Zusatz nach oben oder unten, diese
ürbigens mit erhobenen Unterarmen und gespreizten Fingern:
Ohnef.-Richter, Kypr. Taf. 216, 25 a und 73, 7 = Hörnes a. 0.
Taf. XVIII Fig. 3. Ebenfalls eine menschliche Figur, diesmal
sicher eine männliche, ist auf einer vielleicht aus Unter-Italien
stammenden Bronze in Gravierung darzustellen beabsichtigt. Hörnes
S. 602 {').
(«) Hörnes a. 0. Taf. I 1, p. 396 f. Monum. Piot I, 22. 23.
(^) Cesnola-Collection Atlas, 954, 960. Cesnola-Stern, Cyprus, Taf. XCIV.
In Eom Museo Papa Giulio 1. Zimmer, Schrank VIII 3479.
(8) Excavations at Phylacopi, pl. V 8 C, XIII 14, 17, 18.
{*) Hörnes' Verweisung auf Apulien ist nicht klar und erscheint am
wenigsten berechtigt im Hinblick auf die dort zitierten Mon. d. L. VI, wo
nur ganz anders stilisierte Figuren auftreten; vielleicht liegt eine Ver-
wechslung vor und meint er die erst jetzt beschriebenen Berliner Stücke.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 221
C) Sporadisches, altertümlicher als A und B.
31. Beil. VI 5. Bari M. P. 772 D. 0,15.
32. ebd. 3428. D. 0,118. Canosa.
33. Beil. I 3. Ruvo, Mus. Jatta. D. 0,08. Ruvo.
34. Bari M. P. 3988, Frgmt. D. 0,19. Ascoli-Satriano.
35. Abb. 6, 7 (S. 210 f.); ebd. 4054. D. 0,17. Mattinata am Gargano.
Die liier zusammengestellten Schalen sind unter sich nach
Form und Dekoration zu verschieden, um als eine « Klasse » be-
zeichnet zu werden, gleich A und B. Das einzige Gemeinsame
an ihnen ist vielleicht eine gewisse Tendenz, den Rand mehr oder
weniger nach innen einzubiegen oder zu krümmen. Die Grundform
schwankt zwischen einfacher lippenloser Calotte bei verschieden-
artigem Henkel (32-33), und dem alten Villanova-Typus (34-35),
nur mit primitiverem Henkel als in der Peuketia.
Eine ungefähre Mittelstellung nimmt 31, Beil. VI 5, ein: der
Rand ist etwas eingebogen, der Körper ziemlich flach, der Henkel
herzförmig mit einiger Erhöhung der aufwärts gekehrten Spitze.
Die schwarz und rote, leider vielfach verscheuerte Malerei befindet
sich hauptsächlich an der Innenseite, während aussen nur einige
Streifen herumgehen, und die Unterseite frei bleibt. Ton rötlich
mit gelblichem üeberzug. Die Lippe ist beiderseitig dunkel ge-
färbt, der Henkel durch Zahnband belebt. Der innere Boden wird
ungefähr wie an der Schale A 16 der Länge und Quere nach
durch ganz breite Bänder geteilt, von welchen auch hier das quer
zum Henkel stehende dominiert. Dasselbe hat in der Mitte ein
bis auf einen winzigen Rest voll ausgemaltes (rechteckiges) Feld,
oben und unten dünne vertikale Linien mit zwei stärkeren in der
Mitte, welche eigentlich diametral durchgehend gedacht sind. Aus
zwei gleichen Elementen setzt sich das andere Band zusammen,
nur dass dieses durch das Farbenviereck unterbrochen, dann durch
Querstriche zusammengehalten wird. Die beiden sich kreuzenden
Systeme sind also durcheinander geflochten, jedoch in nicht ganz
folgerichtiger Weise. Es ist auch nicht ganz in der Ordnung, dass
die übrigbleibenden vier Aussenecken durch vertikale Striche ge-
füllt sind. Auf jeden Fall lässt sich hier nicht minder als bei der
15
222 M. MAYER
Schale A 16 aus Ascoli-Satriano, wo nur noch anderweitige Ele-
mente mitsprechen, erkennen, dass die Disposition sich derjenigen
kyprischer Schalen nähert, um nicht zu sagen, ihr nachgebildet
ist. Es genügt, auf solche wie Louvre A 111 pl. 8 zu verweisen,
oder auch die von Curium, Murray Excav. p. 80 fig. 129. Alle
zeigen die runde Fläche (manchmal auch den Boden, Murray
fig. 129) durch einen breiten Mittelstreifen geteilt, während statt
des Kreuzbandes allerdings Dreiecke vom Rande her einschneiden;
dies eine ungleich schwierigere Disposition, welche viel Augen-
mass und Üebung im Treffen der diagonalen Richtung erforderte,
und der die junge epichorisch-apulische Keramik begreiflicherweise
aus dem Wege ging. Es kommt aber auch die übereinstimmende
Schalenform in Betracht, also die gleichmässige Rundung des Kör-
pers ohne Lippe oder Ausbiegung, und besondere Gestalt des
Henkels, die so spezifisch kyprisch ist. mag der Henkel wagerecht
abstehen oder aufrecht gebildet sein wie hier. Vgl. dazu R. M.
XIX Einl. p. 231 (vgl. p. 316) fig. 9, Schale von Ripatransone.
32, von der einfachen Calotten-Form, die man auch schon in
Alt-Tarent antrifft, wird durch einen steilen Sattelhenkel verun-
staltet, wie ihn namentlich die Peuketia liebt und auch bei Schalen,
allerdings grösserer Dimension, gern anbringt. Rötlicher Ton, gelb-
licher Ueberzug. Im Innern ein grosses einfaches Hakenkreuz,
wie es die schwarze Schale von Ripatransone aussen am Boden,
offenbar an falscher Stelle, eingeritzt zeigt.
33, an gewisse Bronzeformen erinnernd, besonders Novilara,
Mon. d. Line. V tav. 13, 21, zeichnet sich durch detaillierte und
durchdachte Bemalung aus. Die Gruppen gedrängter, abwärts ver-
längerter Zickzacke gleich gesenkten Bajonetten, für N-Apulien
charakteristisch, begegnen hier zum ersten Male. An dem schlei-
fenförmigen Bandhenkel steigt von der Rückseite das Zeltmuster
auf, mit der nach echt Ruveser Weise verlängerten Bekrönungslinie,
die sich hier über die Henkelbiegung bis nach der anderen Seite
fortsetzt (vgl. A 11). Das kleine Saugrohr wird mit der Henkel-
partie noch durch besonders sinnreiche Zeichnung verbunden: die
Wurzel des Rohres ist von mehreren Kreislinien, die Henkelpartie
durch drei erst senkrechte, dann umbiegende Linien eingerahmt;
dazwischen laufen horizontale Linien, an welchen das symmetrische
Digamma-Muster hängt. (S. 218).
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 223
Diesen Schalentypen, welche sich schon der Form nach mehr
oder weniger an fremde Kulturen anschliessen, stehen einige andere
gegenüber, 34, 35, welche keiner anderen Voraussetzung bedurften
als der einfachen Urne mit der Schale darüber. Sie bekunden
zugleich ein älteres Stadium der ganzen Kunstübung, teils durch
die Bemalung, teils durch die Unvollkommenheiten ihrer äusseren
Gestaltung, die hier um so mehr auffällt, als gerade die Scha-
lenform sich auch ohne Drehscheibe mit den einfachsten mecha-
nischen Mitteln, durch Bewegung einer massiven Scheibe, herstellen
Hess. 34 mag nach den damit zusammen gefundenen Objekten
dem VII. Jahrhundert naherücken. 35 kann nicht jünger sein.
Abb. 8. Von einem grösseren Gefäss aus Canosa; s. S. 224, 1.
Das besagte Fragment von Ascoli (34), etwa in der Grösse
der Peuketischen Schalen, doch weniger konisch und flacher, hat
ziemlich breiten, einwärts gewendeten Rand, welcher die wenig
sichtbare Aussenkante durch einen gemalten schmalen Streifen
markiert; noch zwei andere schmale Streifen umziehen den Rand.
Dies die ganze Malerei, die in dunkel violetten Farben hergestellt
ist. Die starke Wandung zeigt hellen gereinigten Ton mit fein
gelblichem üeberzug. Die ganze Form verrät noch eine gewisse
Unsicherheit. Der Henkel muss an der Seite gesessen haben. In
ein noch etwas früheres Stadium der bemalten Keramik führt uns
35, die Schale vom Garganus. Altertümlich konischer Zuschnitt,
schwache Einbiegung des Randes mit abstehendem rundlichem
Henkel. Unregelmässig nach Form (zusammengedrückte Rundung)
und Brennung; die Oberfläche des bräunlichen Tones blättert
leicht ab und gestattet nicht von einem Üeberzug zu sprechen.
224
M. MAYER
Bemalt ist, in brauner stumpfer Farbe, der Rand mit einer schmalen
Zone isolirter, schraffierter Dreiecke (^), im Prinzip den Peuketischen
Schalen verwandt (Peuc. 38 fig. 10 bietet nicht die charakteristi-
schen Dekorationen), der Innengrund — nicht ohne Korrekturen —
mit einem Gemisch von Liniengruppen, gestrichelten Rauten,
Zickzackgruppeu und kleineren Motiven. Die Mängel betreffen
jedoch mehr die Auswahl und Disposition, während die Ausfüh-
rung, namentlich die Strichführung eine nicht ganz ungeübte Hand
verraten. Jene Muster waren für alles Andere als den eingeengten
kreisförmigen Boden berechnet ; wie denn die Wahl dieses Platzes
Abb. 9. Teller aus Canosa.
eine nur durch ünerfahrenheit zu entschuldigende Kühnheit be-
kundet. Die Motive selbst, auch die Malfarbe, erinnern, seltsam
genug, am meisten an Tarent.
§ 14. Teller. Schüsseln.
1. Bari M. P. 1561. D. 0,13. 6. ebd. 4082. D. 0,135. Or-
(2. ebd. 2946. D. 0,17. Umge- dona.
gend von Bari). 7. ebd. 3327. D. 0,165. Ca-
3. Privatbesitz. D. 0,145. Bar- nosa.
letta. 8. ebd. 3522. Fragment. Melfi.
4. Bari M. P. 3193. D. 0,15. 9. ebd. 4081. D. 0,122. Or-
Canosa. dona.
5. Abb. 9; ebd. 3903. D. 0,155. 10. ebd. 3597. D. 0,23. Canosa.
Canosa. 11. ebd 4063. D. 0,235. Melfi.
(*) Das Fragment Abb. 8 im Text zeigt eine Weiterbildung des Motivs
in Verbindung mit dem in der N-Kegion unge-.i.eiu seltenen Bogenfriese.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 225
Hier eine Auswahl desjenigen Geschirres, welches seiner Form
nach für Speisen, Früchte und dergleichen dienen konnte. Es ist
durchweg innen bemalt, da das grobe Alltagsgerät im Allgemeinen
nicht mit in die Gräber wanderte. Zum Teil besteht es aus ziemlich
flachen, schwach vertieften Tellern, die manchmal abgesetzten
flachen Rand zeigen, anderwärts nur abgeplattet sind. Anderes
besteht aus kleineren oder grösseren Näpfen und Schüsseln von
ungefähr calottenförmigem Zuschnitt, auch diese ohne Fussplatte
oder Fussring. Aus den flachen Tellern ist durch Hinzufügung
eines 5-7 cm hohen kegelförmigen Fusses manchmal eine Art
Fruchtschale hergestellt, in der Art jener, nur oben gewölbteren,
welche in der Nähe von Bari vorkommen (vgl. Peuc. p. 35 n. 18,
flg. 7), auch dort abwechselnd mit flachen Tellern (Peuc. 35 n. 19).
Gleichwie dort ist auch hier öfter ein grosses Hakenkreuz in
die Mitte der Fläche gemalt, natürlicli in den einfacheren Formen
der N-Region : es ist immer erfreulich, das uralte Zeichen an der
zentralen Stelle zu finden, die ihm die Villanova-Kunst gewahrt
hat, und damit gewissermassen etwas von dem ursprünglich damit
verbundenen Sinne der Dreh- oder Kurbelbewegung gerettet zu
sehen, welcher den Griechen so früh abhanden gekommen. (^) Im
Allgemeinen herrscht das Prinzip, die runde Fläche in radialem
oder diagonalem Sinne einzuteilen ; Nr. 2, welche, obwohl nicht im
N gefunden, zur Erläuterung hierher gezogen wird, verwendet dazu
in ganz naiver Weise das Zeltmuster, indem sie um je einen rot
gemalten keilförmigen Kern convergierende Linien gruppiert; (dass
im Centrum zwei kleine grobe Kreise in den feuchten Ton einge-
furcht wurden, ebenso bei 1, ist für die Peuketia bezeichnend, die
ein so umständliches Verfahren immer noch bequemer fand als das
Aufmalen von Kreisen mit dem Pinsel). Die rationelle Einteilung,
worauf hier hingestrebt wird, ist diejenige in vier Quadranten-Sy-
steme (^), die sich nach Art des Zeltmusters gestalten Hessen; wobei
naturgemäss das Diagonalkreuz verstärkt, d. h. durch doppelte
Linien gegeben wird, gelegentlich auch noch andere Elemente
zwischen den beiden Mittellinien Platz finden, einfacher Mäander,
verzahnt gestellte Vierecke (5, Abb. 9). Tiefer gerundete Näpfe
(*) Nur gewisse antike Schlüsseln verraten noch diesen Sinn.
O Vgl. Deckel von den Cycladen : Phylakopi pl. VIII 3 zu p. 96.
Ephim. 1899 Taf. 8, 11 a.
226 M. MAYER
und Schüsseln beschränken sich auf die kreuzweisen Diagonalen,
zwei bis drei neben einander ; wobei sich im Aussehen des Ganzen
merkwürdige Uebereinstimmungen mit mykenischen Gefässen er-
geben (0, wie denn auch gewisse kleine längsdurchbohrte Seiten-
griife (9) an uraltes erinnern. (^) Bei geräumigeren Gefässen wird
auch wohl noch ein zweites feineres Diagonalkreuz von Wellenlinien
eingelegt. Die Besprechung und Abbildung der sehr merkwürdigen
Schüssel 11 muss ich mir für eine andere Gelegenheit vorbehalten.
§15. Kannen.
Im Gegensatze zu Sizilien, aber auch zu dem benachbarten
Lucanien, welche beide an Kannen üeberfluss haben, zeigt sich
in Apulien ein entschiedener Mangel an derartigen Gussgefässen ;
eine Tatsache, welche in der Landschaft, je mehr nach N, um so
unzweifelhafter hervortritt. Lecce hatte sich wenigstens eine alt-
griechische Form zu eigen gemacht. Wo in Mittelapulien Kannen
auftreten, handelt es sich ebenfalls um archaisch griechische Typen
(Peuc. p. 47, 1), auf die aber mit ganz vereinzelten Ausnahmen
(Peuc. Taf. III 34 zu p. 49 und 28 f.) die einheimische geome-
trische Dekorationsweise keine Anwendung findet. In N fehlen
aber auch diese in der Kegel. Wie eine so volkreiche Stadt wie
Canosa ohne dergleichen auskommen konnte, ist nicht ohne wei-
teres einzusehen; vgl. § 16. Ich kenne eigentlich nur eine kleine
Kanne (im Neapeler Museum), welche, der Bemalung nach, den
Charakter der Aufidus-Stadt trägt. Die wenigen, welche man weiter
nördlich antrifft, sind wieder Nachahmungen oder Verunstaltungen
altgriechischer Oenochoen; so in Ascoli, Bari M. P. 4033, 4034,
in San Severe, in Ordona Not. d. Sc, 1907, 32 fig. 4. An der
Kleeblattmündung, wo die Peuketischen aus griechischer Fabrik
(mit einheimischer einfacher Bemalung) ein /^ zu führen pflegen (=^),
(') Vgl. Schliemann, Tiryiis Taf. XXVII fig. b. Vgl. a. Teller vom He-
raion, Waldstein, The Heraion of Argos II p. 96 fig. 32 a.
C) Für Apulien vgl. Mayer, Molfetta p. 95 n. 6, mit der Anmerk. 2.
(') Vgl. das Ornament spätjonischer Vasen: Böhlau Nekrop. Taf. III 4;
dazu Alfedena, Mon. d. L. X 295 fig. 37 c. Als Marke: Montelius civ , pr
70, 19; 95, 8. Notüie 1907, 505 fig. 3. Sonst noch z. ß. Montel. 158, 22;
prähistorisch häufig.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 227
bemerkt man hier ein Kreissystem oder, sehr deplaciert, das Di-
gamma-Schema. Aus N muss auch eine Tonklapper, ein Spielzeug,
stammen (mit Stein darin), welche einer Flaschenform nachge-
bildet, an dem zusammengedrückten Hals eine Art Vogelkopf
darstellt, mit Schnabel und angeklebten Scheibchen, ausserdem
durchbohrt zum Anhängen (Bari 1554). Die beiden schweren Ku-
gelkannen Bari M. P. 3484, 3485, bei einem Sammler in Bari
erworben, könnten nach Farbe des Tons und den Nasrelköpfen,
die dort nicht üblich, allenfalls wie so manches in jener Samm-
lung, aus Canosa stammen. Sie sind von wenig gereinigtem Ma-
terial und grober Arbeit, 0,145 hoch, mit plattem Rand und
breitem, eckig gebogenem Henkel; beide ruhen auf einem nie-
drigen Fasse. In ziemlich unsicherer Weise sind am Körper
breite rote Streifen gemalt, von schwarzen Linien begleitet, mit
einer Zone von Punktrosetten an der Schulter, welche sich an
dem Bauche des anderen Exemplars wiederholt, wo das gegenwär-
tige ein anderes, nur unvollkommen verstandenes Motiv benutzte
(vgl. S. 183). Die dunkel gefärbte Mündung wird durch ein gestri-
cheltes Band belebt. Verglichen mit archaisch griechischen Kannen
ähneln diese wohl am meisten gewissen jonischen, wie man sie in
Bronze schon früher aus West-Italischen Nachbildungen hatte und
jetzt aus Eretria kennt: Ephim. 1903, 11 Fig. 6. Vgl. auch Not.
d. sc. 1893, 318 Syrakus; ferner Thera, II 196. Pfuhl ß. M, 28
Beil. 38,3 p. 211. Anderweitige archaisch-griechische Muster ver-
rät eine angeblich in Brindisi gefundene Kanne mit plastischer
Schlange auf dem Henkel (0-
Ich erwähne noch aus den nördlichsten Teilen gewisse unbe-
malte, ziemlich grobe Kannen von Larinum, darunter solche mit
ebenfalls geknicktem Henkel und Nägelköpfen darauf nahe der
Mündung. Eine Kugelkanne aus Cauosa, Bari M. P. 2358, etwa
von der Grösse der zuvor beschriebenen, mit Andeutung von gewun-
denen Strickhenkeln und leicht ausgebogener Tülle an der Mün-
dung, verrät trotz ihrer Form die Maltechnik einer jüngeren Pe-
riode: sie war bereits in rosa auf weissem Grunde getüncht. Alles
dies bleiben sporadische Erscheinungen, denen sich noch ähnliche
Versuche aus Campobasso, andererseits Calabrien, an die Seite
stellen Hessen.
C) Vgl. noch zwei einfache Kannen von Ordona oben S. 184, 1.
228 M. MAYER
§ 16. Askoi.
Unschwer errät man, wie es kam, dass sich die an Gefässformen
so reiche Daunia, namentlich Canosa, ohne alle Krüge und Kannen
behelfen konnte. Man besass dort in den Askoi ein Gefäss, welches
deren Stelle nicht nur völlig vertrat, sondern damit auch noch
ganz besondere Eigenschaften verband ; wofür ich auf meinen Ar-
tikel Askoi, Jahrbuch d. Inst. 1907 (^) verweise. Von den dort
unterschiedenen Typen kommen in keiner antiken Landschaft so
viele vor wie in Apulien ; in dem geometrischen Stil der Daunia er-
scheinen vorherrschend B und Fa, nur selten und in kleineren Di-
mensionen der Kugel-Askos (P), welcher später, im IV. Jahrhun-
dert, eine so grosse ßoUe spielt. B, anfänglich mehr lang (bis 20 cm)
als hoch, nimmt dann an Höhe zu, eine Entwicklung, die man
nicht nur in Apulien beobachtet. P pflegt hier einen querstehenden
ßinghenkel zu haben. Die kropfartige Krümmung des Halses an B,
welche an manchen Orten (Kreta, Istrien) einige Mal auffällt,
kommt in Apulien selbst nicht leicht vor.
Typus B. Schwimmvogel- Schema, ohne Kopf.
1. Bari M. P. 3789. Lari- 4788; Jahrb. a. 0. Abb. 7.
num. Canosa.
2. Beil.VII6;ebd.4025.Ascoli- 10. Berlin, Antiqu. 268.
Satriano. 11. Ruvo, Mus. Jatta 201.
. 3. Beil. VII 7; ebd. 4026. Ascoli- 12. Beil. VII 2. Bari M. P. 305.
Satriano. 13. ebd. 3445. Canosa.
4. San Severo, Privatbesitz. 14. ebd. 3S30. Canosa.
5. Cambridge, Fitzwilliam Mus. 15. Beil. VII 1. Berlin, Antiqu.,
233. Inv. 4789. Canosa.
6. Bari M. P. 649. 16. Bari M. P. 3440. Canosa.
7. ebd. 3598. Canosa. 17. ebd. M. P. 228.
8. ebd. 3441. Canosa. 18. Cambridge, Fitzwilliam Mus.
9. Berlin, Antiquarium, Inv. 234, klein.
(^) S. 225 daselbst zu Abb. 182 sind die sinnlosen Worte « der vorum-
brischen Zeit » zu streichen.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 229
Typus F, kugelförmig.
19. Neapel, Mus. Naz., Inv.-N. 21. Jahrbuch a. 0. Abb. 26. Bari
80746(3187), rotes Etiquett M. P. 3758. D. 0,30.
389. (22. Neapel M. N. Mon. d. Line.
20. Marseille, Mus. 1425. H. VI 370 Fig. 12).
0,127.
Typus Fa. Gedrückte Kugel mit Buckel, breitrandiger Mün-
dung-, Henkel, wenn quer stehend, ringförmig. Grösse sehr
verschieden.
23. LecceM.P.6. Durchm.0,13. 30. ebd. 2711, Frgmt. Canosa.
Canosa. 31. Taf. VIII, 7 ; ebd. 3634.
24. ebd. 107. Canosa. Jahrb. a. 0. Barletta.
228 Abb. 29. Ungewöhnlich. 32. Ruvo, Mus. Jatta 202.
25. Berlin, Antiqu. 267. Canosa. 33. Bari M. P. 2706. D. 0,105.
26. ebd. Inv. 4782. Canosa. Canosa.
27. Bari M. P. 1552. D. 0,11. 34-37. Berlin, Antiqu. Inv. 4784-
Canosa. 4787. Canosa.
28. ebd. 1553. D. 0,105. Canosa. 38. Bari M. P. 2298; gross. Ca-
29. ebd. 2709. D. 0,11. Canosa. nosa.
In der Dekoration der ersten Klasse unterscheidet man gewöhn-
lich einen langen Ornamentstreifen, darunter einen starken Farb-
streifen und einige schwächere. Unterhalb im freien Räume manchmal
Kreise (15), bei vollerer Bemalung eine Schicht mit Klötzen
(2,13). In der Ornamentzone herrschen ßautenmuster (14, 15) oder
Dreiecke (13), in anderen Fällen Sigma (^)-förmige aufrechte Zick-
zacke. Letztere sind auf 9 quer durchstrichen, also zu dem bekannten
Dreizack-Motiv gestaltet, welches nun seitlich zu stehen kommt.
(Vgl. § 12, 3). Quer über dem Rücken, auch unter dem Henkel
hindurch, laufen meist kurze Streifen, welche das Ganze wie das
Geschirr eines Zugtieres zusammenhalten. Abweichend davon bewegt
sich bei 5 und 8 die Malerei in starken vertikalen Motiven
(vgl. § 12); 8 zeigt dazwisclien noch eine Art groben Kammes,
unverstanden nach aufwärts gerichtet.
230 M. MAYER
An 15, Beilage VII 1, fällt die grobe, fast primitive Töpfer-
arbeit auf, während die BemaluDg eine nicht ungeübte Hand
verrät und die Motive des geknickten Dreizacks und namentlich
die kleinen Kreuze (am Halse) in Canosa nicht so früh auftreten.
Was die Mittelfigur vorn am Halse bedeuten soll, ein Gewirr von
Lambda- förmigen Zacken, lohnt sich kaum zu untersuchen ; schwer-
lich das häufige hohe Dreieckmuster (vgl. 12).
1 bietet nur einfache Längsstreifen, 3 eigentlich auch keine
anderen Elemente, doch in eigenartiger Variierung; die Streifen
sind dort nämlich an der oberen Gefässhälfte zusammengerafft und
verengen sich nach vorn zu, um dann wieder freieren Schwung zu
nehmen. 4, gleich manchen anderen z. B. 18 henkellos, zeigt in
Thon und Bemalung alle die Eigenthümlichkeiten der nördlichsten
Fabriken wie die Gefässe § 8, B 8 ff.
Von dem F-Typus, der im 4. Jahrhundert in Canosa zu grossen
Wassergefässen dient, auch gräcisierenden Pflanzenschmuck, oder,
in den Grabvasen, noch anderweitige, polychrome Bemalung erhält,
kenne ich nur wenige Exemplare mit geometrischer Dekoration
(19, 20). Ein seltenes altertümliches Stück, an Cykladen-Askoi
erinnernd, ist 21 (Jahrbuch a. 0. Abb. 26). Die geometrischen,
von kleineren Proportionen und etwas gedrückter Form, zeigen
übereinstimmende, magere Dekoration in Schwarz, 19 mit etwas
Kot dazwischen : nahe dem Henkel eine Zone mit Teilstrichen und
an vier Stellen eingesetztem Dreieck, dieses bald mit horizontaler
Strichelung, bald ohne solche ; den grösseren Unterteil des Gefässes
frei bis auf die an drei Punkten angehängten Zickzackgruppen
(§ 13, 33), dazwischen noch je ein kleines Kreissystem. Am
Ausgussrande Bogensysteme, am Hals vertikale Strichgruppen,
dazwischen (an 19 deutlich) querschraffiertes Dreieck von Zweig
bekrönt, daneben 1 -Figuren im freien Raum. 20 scheint nach
der Phot. von blanker, regelmässiger Form zu sein, während an
19 sich die bekannte mühsame Schabarbeit (§ 4 p. 309) bemerkbar
macht. Auf dem Henkel von 20 erkennt man die vielzinkige Gabel
(Peuc. p. 78), wie auch auf dem grossen zweifarbigen 21 (Peuc.
Fig. 20 d, e). Letzterer hat nur einfache Farbbänder mit angehängten
Dreiecken.
Die konfuse Dekoration von 22, welches auch in der Form
misslungen, verlohnt kaum einer Analyse; vgl. Petersen R. M.
DIE KERAMIK DES VORORIECHISCHEN APULIENS 231
XIV 185. lieber die Fabrik weiss ich nichts zu sagen, üebrigens
erscheint auch hier die Gabel (verkehrt gestellt, Spitzen aufwärts)
wie auch auf einem mit Palmetten verzierten Askos in Neapel
M. N. 785 (').
Ungleich zahlreicher ist die nächste Klasse, Typus Fa, mit
welcher die nord-apulische Keramik in technischer Hinsicht wohl
ihren Höhepunkt erreicht. Der uralte Gefässtypus wird hier gern
mit Sieb und Seitenmulde oder auch mit Saugrohr versehen. Die
Gefässe sind äusserst dünnwandig, von feinster Drehscheibenarbeit,
und gelangen mit ihrer sorgfältig abgestimmten Dekoration zur
glücklichsten Wirkung da, wo als Malfarben schwarz und violett
-letzteres ist manchmal zu einem tiefen rot geworden- verwendet
werden. An konkurrierenden Nachahmungen scheint es nicht ge-
fehlt zu haben. Man meint dieselben an der geringeren Feinheit,
dem Mangel des fein gelblichen Ueberzugs, dem ziegelfarbenen
Rot, auch wohl dem Zuschnitt des ßinghenkels zu erkennen, wel-
cher bei den besseren Produkten nicht rund, sondern kantig zu
sein pflegt.
Die Dekoration bietet im Einzelnen wenig Neues. Umlaufende
Zonen mannigfach, bald kräftiger, bald leichter abgeteilt, mit
verschachtelten ßechtecksystemen oder kleinem Strahlen-Viereck
(vgl. § 3 S. 287), Motiven, die vorn am Halse wiederholt werden.
An der Unterseite zahlreiche kleine Kreissysteme (auch in dei
Mulde), sonst auch wohl Hängemuster, wie an 31 das gedoppelte
A, das aussen mit kurzen Zahnreihen streckenweise besetzt ist.
Einfachere Gefässe beschränken sich auf Streifen zuoberst, mit
Anhängseln, sei es Dreiecken oder Zickzackgruppen, im letzteren
Falle mit kleinen Kreisen daneben (im freien Räume); so 19, 20;
vgl. § 13, C 34 ff. Das gezahnte Dreiecksystem mit oder ohne
Zweigbekiönung kommt bei allen Klassen in der einen oder an-
C) Das Gabelmuster auf tönernen, obeliskenförmigen Webgewichten aus
Manduria östlich von Tarent, etwa IV. Jahrhundert: Notizie d. sc. 1886, 101
und, den unsrigen ähnlicher, aus Steiermark, Hörnes Urg. d. b. K. 474, Much
Präh. Atlas p. 103 Fig. 10; Provenienz ist Peuc. 79, 4 falsch angegeben.
Zu dem vielleicht verwandten Motiv Peuc. Fig. 20 b vgl. die Wandmalerei
im Palast von Tiryns Schliemann Taf. XI C, umgekehrt bei Schuchardt 2.
Aufl., Fig. 114, Perrot-Chip. VI p. 542, auch die kyprische Vase Ohnefalsch-
Kichter Kypr., Taf. LXXIII 15.
232 M. MAYER
deren Weise zur Verwendung, ganz besonders (in steiler Form)
vorn am Halse, wo es schon monochrome Askoi der Falisker in
Ritzung aufweisen: Jahrb. a. 0. 228, Abb. 27.
Der grosse Askos 25 von ausgiebigerer Dekoration erinnert in
der Zeichnung durchaus an gewisse Kratere von Ruvo; man sehe
die ßautenreihe mit zu kurzer, abgesetzter Schraffierung, die ge-
rade stehenden kleinen Vierecke mit regelmässiger Punktierung,
wie Wiirfelaugen. Vorn bemerkt man einige vollgemalte Rauten
mit Sigma-förmig umgebogener Endigung, wie au einer der Schalen
(§ 13, 1). An der hinteren Henkelwurzel einen kurzen Dreizack
mit eingebogenem Aussenzinken, vielleicht eine Variation der oft
am Henkel bemerkten Gabel.
24 unterscheidet sich durch einen seitlich angebrachten steilen
Spitzohrhenkel nach Art der grossen Henkelnäpfe (§ 8 A), und die
entsprechend aparte Bemalung, welche mit ihren mehrfachen Zo-
nen an grössere Gefässe gemahnt, andrerseits die Centraldekoration
des Buckels (kleines gemustertes Schachbrett von drei r und
einem rechtwinkligen ^ umgeben) wahrscheinlich von Schalen und
Schüsseln entlehnt.
Nicht berücksichtigt sind in unserer Uebersicht Berlin 266
und 269, weil nicht apulisch, wenn gleich unteritalisch (der eine
lucanisch-metapontinisch), sowie zwei Stücke des Provinzialmu-
seums zu Lecce, dort No. 29 und 31, mit der schwerlich zutref-
fenden Aufschrift 'Canosa' ; Lecce 29 stellt sich ohne Weiteres zu
Peuc. fig. 16; zum Henkel vgl. fig. 9, 10; vielleicht gehört auch
Lecce 31 in eine ähnliche Fabrik.
Aus einer Art Askos scheint die Gestalt des seltenen Nea-
peler Stückes aus Canosa Taf. VIII 8 entwickelt zu sein. Die nächste
Vorstufe bilden Gefässe wie Notizie 1901, 501 fig. 3, und Bull.
Pal, 1901 tav. IV 7. Im Rahmen des gegenwärtigen Artikels
muss ich es mir versagen, die Bedeutung dieses Stückes nach
allen Seiten zu würdigen.
V. Tarent.
Bereits seit Anfang dieser Untersuchungen ist wiederholt von
dem wichtigen Fund die Rede gewesen, welcher i. J. 1880 in
der Neustadt, dem Borgo nuovo, von Tarent unweit des Museums
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 233
gemacht wurde (^). Mehr als 350 Vasen, die meisten wohlerhalten,
zog man aus einer tiefen Grube in Via Cavour, wovon ein Teil
monochrome Impasto-Waare, der übrige bemaltes, teilweise recht
feines Thongeschirr war {-).
Die Erscheinung, dass hunderte von Vasen, die zudem zwei-
erlei verschiedenen Culturen angehören, in einer Grube geborgen
wurden, findet ihre natürliche Analogie und Erklärung in Puti-
gnano, R. M. XIX 206, wo die Gräberreste in einen Haufen zu-
sammengescharrt in einer kleinen unterirdischen Kammer geborgen
wurden, hier offenbar in der Meinung, dass es sich um Reste
christlicher Ruhestätten handele. Der betreffende Teil von Tarent
ist erst in neueren Zeiten bebaut worden, so dass der Vorgang
ehedem bei Feld- und Erdarbeiten auf freiem Felde stattge-
funden haben muss und die Funde recht wohl von einer ganzen
Strecke, sogleich oder nach und nach, zusammen gelesen sein
mochten. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass es auch
hier Gräber waren, aus denen man diese Topfwaare hervorzog. Dass
auch Wohnstätten in der Nähe lagen, ist nach dem a. a. 0. 209
Dargelegten nicht unmöglich.
Die ältere Gruppe, etwa 140 Stücke umfassend, weist Töpfe
und dazu gehörige Henkelschalen auf, daneben einige Näpfe und
Schalen anderer Form; alle aus schwärzlichem oder dunkelgrauem
Material. Die andere, trotz ihrer grösseren Anzahl (gegen 220),
hat gar keine Henkelschalen, Töpfe nur in geringem Maasse, dane-
(») Heibig, Bull d. Inst. 1881 p. 178. Viola, Ann. d. Ist. 1883 p. 106.
Orsi, Bull. Paletn. 1885 p. 72; 1890 p. 132. Die von vornherein unwahrschein-
liche, von Petersen in diesen Mitth. XIV p. 186 mit Recht zurückgewiesene
Nachricht, dass es sich um ein grosses Grab gehandelt, gab mir gelegentlich
seines Aufenthaltes in Bari Herr Viola, welcher sie meinen Zweifeln gegen-
über durch eine grosse Skizze illustrirte (diese improvisirte Zeichnung ist
mir während des Druckes der Peucetia in Bari 1898 abhanden gekommen).
Es ist übrigens ein alter Jrrtum; auch Orsi B. P. 1890, 132 spricht davon
als einer curiosa tomba.
(") G. Patroni welcher, wie schon von Andern festgestellt worden (in
diesen Mitth. XIV, 178, 2), bei seinen unmittelbar vorangehenden Arbeiten die
fundamentale Tarentiner Gruppe nicht kannte, hat Atti delVAcc. Nap. 1898
der Versuchung nicht widerstehen können, bei der rotfig.-unteritalischen Va-
senmalerei sich mit diesen z. T. prähistorischen Dingen zu beschäftigen.
234 M. MAYER
ben einige Kratere (in Fragmenten) ; die allermeisten Stücke sind
kugelförmige Tassen, bald klein, bald etwas grösser, aber jeden-
falls so entschieden überwiegend, dass wenn nicht deutliche Ver-
schiedenheiten in der Ausführung vorhanden und die Gefässe selbst
stark angegriffen wären, Mancher wohl gar von den Besten einer
Töpferei reden würde ; ein Gedanke, welcher übrigens schon durch
die Ungleichheit des übrigen Geschirrs ebenso ausgeschlossen wird
wie durch die Gegenwart der Impasto- Serie.
Im inneren Apulien ist in ausgiebigem Maasse die Sitte be-
obachtet worden, den Toten eine Tasse mit ins Grab zu geben,
imd zwar von ähnlicher Kugelform und einem nachgeahmt pri-
mitiven Aussehen, welches von dem der übrigen Stücke seltsam
genug absticht (S. 176 ff.); die Tasse schien sich öfter über dem
geschlossenen Grabe vorzufinden. Es wurde bereits bei jenem
Anlass an das Epigramm des Tarentiner Dichters erinnert, wonach
der Tote die Kylix nur ungern vermisste. Und die Folgerung ist
kaum abzuweisen, dass diese alttarentiner Tassen ungefähr eben-
soviele Gräber anzeigen. Rein griechisch brauchten dieselben darum
ebenso wenig zu sein wie jene apulischen Gräber. Allein ein
Merkmal ist damit allerdings gegeben für eine Cultur, welche
nicht wie die mit Töpfen und Henkelschalen sich zur altitalischen
in Parallele stellt. Die Anzahl der Gräber, beide Serien zusam-
mengenommen, würde hiernach also eine beträchtliche gewesen
sein und den Charakter der Ansiedlung weit über denjenigen
versprengter Bevölkerungs -Elemente erheben. Sicherlich lagen an
anderen Punkten noch andere Gräber und andere Wohnstätten, wie
sich auch in Putignano Gräber mit derselben archaischen Vasen-
gattung an anderen Punkten der Stadt gefunden haben. (R. M.
XIV, 53 u. ö.).
Der Beschauer, welcher zum ersten Mal die beiden Serien
nebeneinander sieht, ist nur allzu geneigt, die monochromen Ge-
fässe einer viel älteren, tieferen Gräberschicht zuzuschreiben. Diese
Möglichkeit ist aber schon ohnehin gering oder eingeschränkt, wenn
wir die besonderen Umstände, denen die Erhaltung dieses Vasen-
haufens verdankt wird, richtig verstanden haben : denn solche ge-
legentlichen Feldarbeiten pflegen nicht sehr weit in die Tiefe zu
dringen, jedenfalls nicht über Bedürfniss und Zufall hinaus zu
gehen, und daher selten mehr als eine antike Schicht zu Tage zu
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 235
fördern. Auch müsste in diesem Falle die zweite Serie eine Ent-
wickelung, eine Fortsetzung der ersten darstellen; wie dies auch
z. B. Quagliati {Not. d. sc. 1902, 584) anzunehmen scheint. Bei
näherer Vergleichung ergiebt sich aber, dass dies nicht der Fall ist.
Die Vertreter der bemalten Thonwaare, Avelche letzte durchaus in
fertiger Technik unvermittelt auftritt, stellen wohl ein neues, aber
darum noch nicht jüngeres Cultur-Element dar, welches höchst
wahrscheinlich neben jenem bestand, so dass sich allenfalls Wechsel-
beziehungen ergaben, aber keine Uebergänge, welche das Anfangssta-
dium der zweiten Periode bezeichnen könnten. Darin liegt eben
die Bedeutung dieses Fundes, dass hier mit einer gänzlich durch
Impasto repräsentirten Cultur in nächster Nachbarschaft eine Ke-
ramik erscheint, welche ebenso ausschliesslich in Thon und Bema-
lung — wenige Stücke sind unbemalt — arbeitet. Nicht um spora-
dische Spuren einer Fremdcultur, wie sie in den Rundhügelgräbern
auftreten, oder um einen beliebig verpflanzten Jndustriezweig
handelt es sich, sondern um eine gleich jener ersten compakt auf-
tretenden Masse (^), um eine in sich homogene, zusammenhängende
Culturschicht, mit den deutlichen Merkmalen einer Bevölkerung,
die von der andern verschieden, doch mit ihr zusammen wohnte
und lebte.
Betrachten wir zunächst die monochrome Gruppe. Jhrer tech-
nischen Beschaffenheit nach erscheinen die Gefässe schwer und
dickwandig, aber regelmässig gearbeitet, aus einem gemischten
Material, an der Aussenseite polirt, wobei bald die schwärzliche,
bald die graue Farbe überwiegt. Von eingeritzten Verzierungen ist
keinerlei Spur zu bemerken. Am meisten Aehnlichkeit besitzen sie,
um von Süd-Italien zu sprechen, mit gewissen Gefässen aus dem
westlichen Calabrien; Apulien selbst, verrät in den vereinzelten
Impasto-Stücken, die den Fundumständen nach auf die Eisenzeit
deuten, einen gewissen Verfall der alten, monochromen Töpferkunst,
indem die sandigen, kieseligen Bestandteile ungebührlich hervor-
treten, die alte Politur manchmal durch Anfettung ersetzt wird und
in den Formen sich bereits griechische Elemente einmischen. Diese
Decadenz bemerkt man an den Tarentiner Gefässen noch nicht;
sie sind sogar aus besserem Material und von regelmässigerer Ar-
beit als die Reste aus den Hügelgräbern der Murge.
(^) An diesem Verhältniss würde sich auch dann nichts ändern, wenn
man die beiden Sorten durcheinandermischen wollte.
236 M. MAYER
Von den Töpfen der monochromen Serie (Beil. VIII 3, Formen-
taf. 4, 6 vgl. 12), erreichen die meisten nur eine Höhe von 0,15-0,20,
während andere, nach den Fragmenten zu urteilen, viel grösser
gewesen sein müssen. Der vorherrschende T^^pus hat über dem
breiteren Unterkörper einen deutlich abgesetzten, mehr oder we-
niger schrägen, oft leicht geschwellten Oberteil mit umgebogenem
Rand. Die Henkel, in der Regel aufrecht, waren ursprünglich
jedenfalls kurz, auch wohl manchmal altertümlich eingefuicht (141),
an Bauch und Schulter ansitzend; derartige Gefässe müssen, wie
das vierhenklige 142 (Form 6) ungemein an die 1. Periode von
Este erinnert haben, während andere, durch die starke Verjün-
gung des Körpers nach oben jenen ähneln, die aus den altitalischen
Gräbern von Sybaris und Cumä, und noch entsprechender aus
Latium bekannt geworden. Es fehlen nicht plastische Dornen, bei
andern vertikale Rippen, die einen wie die anderen isolirt an etwa
4 Stellen des Körpers. Bei so naher Verwandtschaft mit andern
italischen Gruppen wie sie sich auch aus andern Gefässformen
ergeben wird, kann es nur Zufall sein, dass hier Exemplare mit
tiefsitzenden, seitlich abstehenden Henkeln fehlen: dafür bürgt
auch die bemalte Waare, 135 = Peuc. Taf. IV A, p. 35 f., auch
ein rotthoniges Exemplar (136; Beil. X, 12), Stücke, welche ohne
den Vorgang der alten Impasto-Keramik diese Eigentümlichkeit
nicht hätten reproduciren können. Als jüngere Form dieser ja nicht
auf eine Generation beschränkten Impasto-Keramik können die
breiten, den Rand überragenden Bandhenkel betrachtet werden,
wie sie hier namentlich in Verbindung mit gedrückteren Gefäss-
proportionen auftreten, und die sich merklich genug von den äl-
teren, weniger geöffneten Henkeln unterscheiden. F. 7, 10.
Ich wundere mich, dass ein so besonnener Forscher wie Qua-
gliati sich hier von einer Vergleichung der Timmari-Keramik,
namentlich durch Herausgreifen einzelner Stücke, Aufschluss ver-
sprechen konnte {Not. d. scavi 1902, 584). Jene von Ridola und
Quagliati aufgedeckte Brand-Nekropole am Bradano gehört, ihrem
ganzen, von den Entdeckern selbst richtig gewürdigten Charakter
nach, im Wesentlichen noch der Bronzezeit an (^); für welche
unter Anderem auch die randlosen Urnen -Typen bezeichnend
0) Vgl. Bull d. Paletn. 1901 p. 27 (Ridola). Notizie d, scavi 1900
p. 345 (Ridola und Quagliiiti). Jetzt vollständiger: Mon. dei Lincei. XVI.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 237
sind (^). Hier hingegen haben wir es mit den ausgesprochenen
Formen der italischen Eisenzeit zu tun, Formen die sich nur frei
gehalten haben von gewissen Eigentümlichkeiten, wie sie den
meisten Villanova-Ürnen in Nord- und Mittel-Italien eigen : also der
unverhältnissmässigen Höhe des Oberteils, der herausgedrückten
Schulter, der Zuspitzung unterwärts zu einem zweiten Kegel.
Und man kann sagen, das in Tarent beobachtete Formengesetz
beherrscht die gesamte Keramik Apuliens in allen drei Provin-
zen. Patroni hat diese Differenzirung der Villanova-Ürne nicht
begriffen und sich daher heftig gesträubt, diese Charakteristik der
apulischen Gefässe anzuerkennen (*).
Das Verhältnis zu der Formenwelt der nördlichen Balkanlän-
der, der Ungarischen und Steiermärker Bronzezeit ist hier nicht zu
untersuchen (^). Sicher hängt der alte Urnentvpus Form 6 = Este I
(unedirt) aufs Engste mit Illyrischem zusammen; (vgl. Mitth. a.
Bosnien V, 1893, Taf. 45; III 1895, Fig. 118, 125, 379); ja er
scheint dort fester zu wurzeln als auf der Apenninenhalbinsel.
Andererseits bemerke man die eigenthümlichen, oben zusammen-
gedrückten Spitzohrenhenkel unserer Gruppe, die in der zweiten
(vgl. Form 14 und S. 243) besonders ausgiebige Verwendung finden :
hier bietet das alte Japodenland Bosn. Mitth. V Taf. 32, 247 u. ö.
vielleicht nähere Analogien als die entlegene I. Siculer-Epoche.
Die Schalen (Beil. VIII 1. Form 1) haben durchweg ausgebo-
gene Randlippe, mit einer Ausnahme die einer anderen Entwicke-
lungsreihe anzugehören scheint (Form 2). Der Körper zeigt von der
Kehle ab eine Ausladung, welche grösseren Durchmesser als die
Mündung zu erreichen pflegt, und meistens kantig, seltener rundlich
gestaltet ist, im ersten Falle leicht kegelförmig nach unten verlau-
fend meistens mit geringer Standfläche. Solche Schalen-Typen be-
gegnen in Calabrien in durchaus übereinstimmender Technik mit den
(*) Vgl. Mayer, Staz. preist, di Molfetta p. 98 u. 99. Im Allgemeinen
ist auf die bekannten Arbeiten von Pigorini zu verweisen: vgl. a. Brizio,
la Grotta del Farnl.
O Bull. d. Paletv. 1898, 63. 1899, 42. Zustimmend jedoch Petersen, in
diesen Mitth. 1899, XIV p. 188. Vgl. a. Pigorini, Bull P. 1901, 15; Ta-
ramelli, ib. 1894, 21.
(,») Ich habe die Frage in der Berliner Arch. Ges. 1906 Mai-Sitzg.
behandelt.
16
2:^8 M. MAYER
von dort erwähnten Töpfen gleichen Fundorts (angeblich Lokri) (^).
Man kann auch wohl bemerken, dass bereits die Bronzezeit auf solche
Typen hinstrebt, wenn auch mit andern Henkeln als sie hier beschrie-
ben werden. Dahingegen sehe ich nicht ein, welchen Zweck es haben
könnte, diese Tarentiner Schalen, mit noch älteren, ganz verschie-
denen Schalentypen zusammen zu stellen {Not. d. sc. 1902, a. a.O.),
welche im Wesentlichen zum neolithischen Formengut gehören, mö-
gen sie sich auch in der bronzezeitlichen, von Quagliati entdeckten
Ansiedlung am Porto mercantile (^) vorfinden. Quagliati will dar-
tun, dass unsere monochrome Gruppe vom Borgo nuovo eine direkte
Fortsetzung jener älteren von Punto Tonno (oder Scoglio Tonno)
darstelle. Die von ihm herangezogenen Typen indessen beweisen
grade das Gegenteil. Dieser Teil seiner Darlegung scheint mir
noch weniger glücklich als der Hinweis auf Timmari und seine
Urnen, die trotz ihres überwiegenden Bronzezeit-Charakters der
hier in Frage stehenden Tarentiner Neustadt-Schicht immer noch
zeitlich näher stehen, als die Station am kleinen Hafen.
Diese Schalen, welche übrigens oftmals kleine, sporadische
Dornen in der Weise wie die Töpfe aufweisen, haben überwiegend
einen breiten, rundlichen Henkel, und davor an der Mündung
einen schrägen oder aufrechten Zapfen von gleicher Breite, welcher
vorne Vertiefungen, offenbar zur Aufnahme von Metallbuckeln
aufweist. Keminiscenzen an diesen Typus sind uns bereits an den
geometrisch bemalten Bechern (§ 11) Nord-Apuliens begegnet, wie
auch die älteren dortigen Schalen § 13 B einigermaassen an Ta-
rent erinnern. Manche (Beil. VIII 2) haben ausser dem beschrie-
benen Henkel noch gegenüber einen dreieckigen, als Relief anlie-
genden Scheinhenkel, ganz von der Art wie manche bauchigen,
halslosen Ossuarien der 1. Eisenzeit, z. B. in Albano und in Narce
(Mus. Papa Giulio 5520). Gelegentlich ist der Henkel als einfa-
cher Halbring, nicht bandförmig, gebildet und alsdann zuoberst
derartig seitlich zusammengedrückt, dass er eine Spitze bildet,
also wie bei manchen Töpfen; z. B. Beil. VIII 1. In einem an-
dern Falle (Form 2) ist der Henkel oben geknickt : ein Ausnahme-
fall, der sich in Lokri wiederholt, jedoch mit dem Unterschied,
(^) Eine solche ist die von mir in Keggio erlangte, Bari M. P. 4260.
n Notizie d. sc. 1900, ^W. Bull Pal XXVI, 284; vgl. dd^zn Ä/olfetta
p. 189 u. 110. Berl. Phil. Wochenschr. 1905 Sp. 1615.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APüLlEKS 239
dass er dort eine Schale der gewöhnlichen Form unserer Gruppe
betrifft, während der vorliegende ausnahmsweise einen kurzen rand-
losen verticalen Hals darbietet.
Auch Sybaris scheint ein Beispiel dieser Art zu bieten (Not.
d. sc. 1888 tav. XV, 3, p. 469), nur dass wie häufig dort, noch
eine ringartige Schwellung sich um den Gefässhals legt (^). Im
Allgemeinen scheint in den ungriechischen Teilen des Sybaris-
Gebietes der gleiche Schalentypus geherrscht zu haben; und es
ist dabei bemerkenswert, wie der Henkel an der flachen Vorderseite
auch dort Reihen von Löchern, d. h. Vertiefungen zur Aufnahme
von Metallnägeln aufweist; man vermisst nur die breiten em-
porstehenden Zapfen: a. 0. tav. XIX. 10, p. 474.
üeber jene eigentümlichen Tarentiner Zapfenhenkel vermag
ich (^) noch nicht genügenden Aufschluss zu geben. Ich verweise
jedoch auf die Bosnischen Funde. Ein Gefäss mit solchen Henkeln
ist Bosn. Mitth. V 67, 5 abgebildet. Es soll aus einem römischen
Brandgrabe stammen. Abgesehen von dem leicht zu corrigirenden
Irrtum, dass die für römisch gehaltene Oenochoe daselbst No. 1
vielmehr dem III-I V.Jahrhundert ünteritaliens anzugehören scheint^
so gut wie manches andere dort als römisch bezeichnete Geschirr (^),
haben wir es jedenfalls mit einer langlebigen, sehr alten Henkel-
form zu tun; denn sie bildet die notwendige Voraussetzung zu
solchen aus weit älteren dortigen Schichten hervorgegangenen wie
IV p. 42 n- 16, wo der Zapfen mit dem Rundhenkel verschmolzen
ist, auch die alten Funde V Taf. 51, 5; 50, 1 beweisen es. Andre
Zeugnisse aus dem lapodenlande wurden bereits aufgewiesen. Wie
nahe sich die Henkeltypen der Ostseite der Adria mit den Itali-
schen berühren, hat Hoernes {*) an gewissen, charakteristischen
Beispielen dargelegt, — eine Vergleichung die sich vielleicht noch
weiter führen Hesse. Weit ferner stehen den Tarentiner Formen
urgriechische Zapfenhenkel, nicht nur jene schlanken der kyprischen
Keramik (^), sondern auch jene seltene Importware welche in
C) Vergl. etwa Schliemann Myk. Nr. 353 und 478; Ilios 381 (p. 436).
(^) Trotz der den älteren Epochen gewidmeten Studie Colini's Bull.
Pal. 33 (1907) p. 118 ff. 198 ff., besonders 202 ff.
(») Bosn. Mitth. V, 1893, Taf. 47; 1, 2, 4-6; vgl. IV, 1892, Taf. I. 1.
VIII, 1896, p. 247, 86.
(*) Zur Prahlst. Formenlehre I p 6. (Mitth. d. Wien. Präh. Comm. 1. 1898).
("*) Einige Beispiele s. Molfetta p. 112, 1; vgl. Louvre A 36 pl. 7u. v. a.
240 M. MAYER
den verschiedenen neolithischen Stationen Apuliens Eingang ge-
funden, dort bereits mit complicirten Weiterbildungen, aus denen
sich die vorliegenden einfacheren nicht hätten zurückeutwickeln
lassen (^).
Man bemerkt in Tarent noch (^) eine Anzahl unbedeutender
niedriger Näpfe, manche mit rundlichem Seitenhenkel versehen
(Form 3), ausserdem vereinzelt ein Schüssel-oder Napf-Fragment
von dem sputaruola-Tji^us, mit stark nach innen gebogenem, öfter
kantigem ßand (Form 5): dies vielleicht, trotzdem sie in Is-
trien (^) und Picenum wiederkehrt, eine Fremdform, gleich dem
kleinen Askos 213 (F. 8), einem Typus, welcher in beide Reihen un-
gefähr zu gleicher Zeit eingedrungen sein muss, nach der Erschei-
nungsform und Grösse zu urteilen, welche sich in den Exemplaren
der zweiten Reihe wiederholt (vgl. Jahrb. d. Inst. 1907, 230
Abb. 32).
Die hier beschriebene Culturschicht hebt sich deutlich ab gegen
die neolithischen und bronzezeitliclien, die uns aus Apulien in den
letzten Jahren bekannt geworden, auch gegen die schon erwähnte
Brandnekropole von Timmari. Wir haben keinen Grund mit den
Folgerungen zurückzuhalten. Die Bevölkerung, welche Tarent vor
der Gründung der dorischen Colonie inne hatte, war, wie allgemein
bekannt, die japygische. Es bleibt also gar keine Wahl, wem diese
Gruppe von Alterthümern zuzuschreiben sei. Ich wiederhole, es
besteht keine Verbindung zwischen dieser Neustadt-Ansiedlung
und der Cultur der Pfahlbauten am kleinen Innenhafen, welche
damals bereits aufgehört hatte zu bestehen, oder durch die Inva-
sion der Japyger ihr Ende erreichte. Dass diese Einwanderung mit
jener, welche die Villanova-Cultur brachte, parallel ging, kann kei-
nem Zweifel mehr unterliegen. Wir können vielleicht weiter gehen
und behaupten, dass auch weiter westlich, in Calabrien, sicli
dasselbe Element bemerkbar mache und sein Auftreten gleichen
Bedingungen unterliegen müsse. Nicht nur die Japyger selber waren
bis dorthin vorgedrungen und hatten dort noch Sitze zur Zeit der
(*) Beispiele in Matera, in der Molf. § 19 behandelten Klasse.
(^) Ziemlich allein zu stehen scheint die Tasse n. 45 aus rötlichem
Material.
C) Atti d. Soc. Istr. di Arch. V 1889, tav. VI. Orsi, B. P. 1885 tav. II
10, 17. Mon. dei Lincei V tav. VIII 49 p. 290 fig. 76.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 241
Gründung Krotons, sondern auch im Gebiet von Sybaris sassen
verwandte Elemente und verblieben dort noch nach Gründung der
achäischen Colonie. Es sassen dort Choner und Oinotrer, früher
jedenfalls Sikuler und Morgeten, die nach Westen hin gedrängt
waren. Davon gehören die beiden letzteren Elemente (Molfetta
p. 295 f.) zu den neolithischen, die aus Apulien bereits vertrieben
oder doch stark decimirt waren, aber, wie man speciell von den Si-
kulern weiss, in Calabrien eigentlich nie aufhörten zu existiren;
die von den Samnitern aus Lukanien verdrängten Oinotrer bleiben
trotz Antiochus ziemlich dunkel. Die Choner aber, von den in
Epirus fortlebenden Chaonern nicht verschieden, gehören zu der-
selben illyrischen Völkergruppe, wie die Japyger selbst (^).
Die Sybaris-Funde erstrecken sich über einen grösseren Zeit-
raum als der Tarentiner Fund vom Borgo nuovo, der etwa den An-
fang ihrer Epoche bezeichnen mag ; ihre nach hunderten zählenden
Gräber aus einem Terrain, dessen Umfang und Grenzen nicht
genau festzustehen scheinen, enthalten naturgemäss ungleich Mehr
und Mannigfaltigeres als jener Einzelfund; sie spiegeln vielleicht
sogar die Cultur von mehr als einer Völkerschaft wieder. Was
sie aber prinzipiell von Tarent unterscheidet, ist das völlige Fehlen
der bemalten Vasen, welche in Tarent daneben in compakter
Masse auftreten und eben eine anders geartete Cultur darstellen.
Ein vereinzeltes Töpfchen aus grobem ungereinigten Thon, mit
geometrischen Andeutungen {Notizie d. sc. 1888, tav. XIX, 12, zu
p. 576), genügt grade, um als eine Ausnahme uns diese Verschie-
denheiten noch mehr inne werden zu lassen. Dasselbe gehört in
der Tat den nichtgriechischen Ansiedlungen ; es ist, eben seiner
Seltenheit wegen, im Museum zu Cosenza nur äusserlich von dem
übrigen getrennt und in einem verschlossenen Glasschranke ge-
borgen, welcher die an andern Punkten der Gegend gefundenen,
archaisch griechischen Objecte, als Terrakotta- Figuren, Korinthi-
sche Väschen etc. enthält.
Wir kommen zur zweiten Gruppe von Borgo nuovo. Die
Gefässe sind durchweg aus gereinigtem, übrigens nicht sehr hell
erscheinendem Thon auf der Drehscheibe hergestellt, mit wenigen
Ausnahmen dünnwandig; in der Regel auch mit einem leichten,
(') Heibig, Hermes XI 268. Pais, Storia della Sicilia e Magna Gre-
cia I, passim.
242 M. MAYER
der Materialfarbe homogenen Ueberzug versehen. Nur ganz wenige
haben rötliche Färbung angenommen (z. B. 76. 78. 170. 173).
Einige Stücke von geringerer Ausführung bieten keine principiellen
Verschiedenheiten, auch nicht die paar unbemalten, z. B. flache und
tiefere Näpfe. Zur Bemalung dient eine einzige dunkele, stumpfe
Farbe, welche bald schwärzlich, bald mehr bräunlich erscheint. Bei
der Sicherheit, ja Virtuosität, womit der Decorationsstil gehandhabt
wird, fehlt es nicht an Anzeichen von Flüchtigkeit. Und diese
sind entschieden charakteristischer als die paar kleinen Gefässe,
welche entweder stümperhaft oder nachlässig mit ein paar hinge-
worfenen grossen Ornament-Andeutungen versehen sind.
Ein lioher ovaler Kecipient (n. 97, Fragmt.) fällt durch eine
etwas primitive Bemalung auf, schmale, oben, wie es scheint, nicht
einmal geschlossene Zone von breiten, niedrigen Gitterdreiecken
nahe der Mündung, (der äusserste Kand gebrochen). Doch lässt
sich wohl auch dieses Stück, auf welches ich Molfetta p. 125, 1
Bezug nahm, nach Thon und Technik nicht von den andern tren-
nen, namentlich von einer grossen, tiefen beckenartigen Schüs-
sel aus demselben grauen Thon, mit einem bordirten, schräg
(kreuzweise) gegitterten Streifen am Band (vgl. Schliemann Ti-
ryns Taf. 26e)C).
Es wurde bezüglich der Gefässformen bereits liervorgehoben,
dass die Tasse durchaus vorherrscht. Und zwar folgt dieselbe
einem feststehendem Typus von wesentlich kugeligem oder sack-
förmigem Zuschnitte, ohne andere Profilirung als diejenige, welche
sich aus der natürlichen Einschnürung gegen die Mündung und
dem leicht ausgebogenen Rand ergiebt. Der abgesetzte steife, auf-
rechte Hals, welcher der Impasto-Serie mit Ausnahme einer einzigen
Schale, fremd ist, begegnet hier öfter, manchmal mit leichter Nei-
gung zur Randbildung (Beil. VIII 4. 5. X 15). Andere grosse Tassen
mit markirtem schrägem Hals sind unter dem Einfluss des so-
gleich zu nennenden Topftypus entstanden und daher unten platt, ja
sogar mehrfach mit Fussplatte versehen. F. 13. Beil. IX 1. 3. 7.
Die Henkel zeigen nur zum Teil die einfache Form eines von
Lippe zum Bauch reichenden, starken Bandes. Sehr zahlreiche sind
0) Doppel-Nr. 95 = 441; Frgmt. Das übrigens leicht zu ergänzende
Gefäss erinnert an das Hallstätter Bronzebecken Hörnes Urgeschichte der bil-
denden Kunst 500, von dem Henkel abgesehen.
DIE KERAMIK DES VORGRIEOHISCHEN APULIENS 243
vielmehr aus jenem spitzohrigen Typus hergeleitet, den man z. B.
in Illyrien (S. 237), ähnlich auch in Sicilien (^) besonders in der
I. Periode beobachtet, wobei unbeschadet der inneren ohrartigen
Kundung, die Spitze schmal in die Höhe getrieben wird und
beide Schenkel sich nach diesem Punkte hin merklich verschmä-
lern. Jedoch liegt dieser Spitzohren-Typus nur noch in verhältniss-
mässig wenigen Exemplaren rein und unverändert vor: Beil. VIII
5. X 17; nur zu oft hat bereits eine Weiterbildung Platz ge-
griffen, sei es dass die Spitze eingedrückt ist oder die beiden
Hälften durch eine breit gedrückte, sattelartige Einsenkung aus-
einander gehalten werden : VIII 4. X 15. Dabei sprechen natür-
lich die Knickhenkel mit, wie sie am frühesten wohl in Sicilien {%
am häufigsten in der 2. Eisenzeit Italiens im Einklang mit tran-
sadriatischen Ländern vorkommen. Allein diese Vorstufe ist hier
gänzlich übersprungen und statt dessen gleich zu einer weit raf-
finirteren Form übergegangen; sie lässt sich auch in der Nach-
barschaft nicht mühelos nachweisen. Die monochrome Serie lie-
ferte nur vereinzelte Beispiele und in Verbindung mit einem
ungewöhnlichen Schalentypus; ähnlich war das Verhältniss in
Sybaris. Man möchte fast glauben, dass gewisse neue Formen
auf die gleichzeitig existirende monochrome Gattung zurückge-
wirkt und dort einen wenn auch nur unvollkommenen Ausdruck
gefunden.
Die nicht zahlreichen Töpfe folgen der gleichen Grundform wie
die monochrome Reihe, wobei sich manchmal eine übertriebene Hals-
Schwellung geltend macht. Die schlankeren pflegen mit Kannen-
henkeln ausgestattet zu sein, Form 14. Beil. VIII 6. 7 ; andere zeigen
die in der ersten Klasse bisher vermissten, tiefsitzenden Seitengriffe
(Peuc. Taf. IV A zu S. 36), die gedrungeneren von minder charakteri-
stischen Formen haben oft zwei Henkel, breit und rundlich (Form 10),
während die kunstvollen Tassen-Henkel mit einer Ausnahme (175
oder 178) hierbei garnicht zur Verwendung kommen. Einige grosse
Gefässe, Kratere (Beil. IX 5. 6) lassen trotz des fragmentarischen
Zustandes eine übereinstimmende Form wie eines der in Novilara ge-
fundenen fremden, bemalten Gefässe {Mon. d. Line, V, tav. XIII, 8 ;
O Z. B. Mon. dei Lincei IV 206 flg. 35. Bull Pal 33 p. 68 flg. 8.
(^) In Cozzo Pantano, Mon. dei Lincei II tav. II 22.
244 M. MAYER
Monteliiis, Civ. pr. II, B 150, 1) erkennen: eines derselben
(Beil. IX 5) hat an der Schulter statt der einfachen Rundhenkel
anliegende dreieckige, genauer in Gestalt eines dachförmig ge-
knickten Stegs. Die hier vorausgesetzte Form kommt als wirklicher,
compakter Henkel abstehend an einem Napf dieser Gruppe vor»
n. 89, während die monochrome Reihe wie auch die dort erwähn-
ten Analogien aus Mittel-Italien (S. 238) sie nur in Relief andeuten.
So wechseln hier beständig Formen, die in der ersten Reihe vor-
ausgesetzt werden, aber vielleicht ganz zufällig fehlen, mit an-
deren, von stark vorgeschrittenem spielenden, fremd anmutenden
Charakter. Vereinzelt stehen ein niedriges Henkelgefäss, n. 85,
Form 13, das trotz des gedrückten Körpers die Profi lirung der
alten Töpfe wiederspiegelt (^); ein grosser Napf, unbemalt, von
der Form eines umgekehrten türkischen Fez, mit Ueberhöhung
und Durchbohrung des Randes an der zum Anfassen bestimmten
Stelle (Form 9) : also genau der Typus der altitalischen Eisenzeit
(z. B. Notisie 1902, 139, fig. 7). Demgegenüber stehen wieder
ganz andersartige Erscheinungen, die Flasche mit gedrücktem
Körper (202), eine grosse Kanne mit hohem Hals und starker
Ausbauchung (Frgmt.), der Halbkugelkessel (S. 242), kleine Ca-
lotten - imd Halbkugel-Schalen, auch einige Schüsseln verschiedener
Gestalt. Wie schon früher bemerkt, findet sich auch in dieser Reihe
der kleine kaum 10 cm. hohe Askos von der Gestalt der schiefen
Kanne (vgl. Jahrb. d. Inst. 1907, 229 f.).
In der Dekoration, welche hier, besonders bei den klei-
neren Vasen zur Anwendung kommt, unterscheidet man Hänge-
muster und eine wesentlich horizontale Anordnung.
Die ersteren bestehen am häufigsten aus langen, spitzen Zak-
ken mit Kreuz-Gitternng, welche ringsum vom Halsstreifen der
Tasse herabgehen ; andere haben längliche Trapeze, wie herabhän-
gende Binden, bald gegittert, bald mit einfachen Querstreifen, also
wie gewisse kyprische Gefässe (Perrot-Chipiez III, 702, fig. 513.
Coli. Cesnola n. 950). In die Zwischenräume wird manchmal, nicht
ganz stilgerecht eine senkrechte Reihe Hakenmuster oder auch ge-
gitterter Rauten eingefügt. Auch Vogel, Enten nach einem ganz
{') Auffallend ähnliches Gefäss bei Naue, Hügelgräber zw. Ammer -und
Staffelsee Taf. LIV, 1.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 245
bestimmten, eckigen Schema gezeichnet, werden mit Vorliebe in
die Zwischenräume hingesetzt. Durchgehende verticale Einteilung
von oben bis unten kommt nur ganz ausnahmsweis vor und besteht
alsdann entweder wie bei Sicilischen Ritzmustern (Cozzo Pantano,
Mon. d. L. II, tav. II 22. Tbapsos ebd. VI tav. V 8) aus Streifen
mit eingespannten Haken oder solchen, die mit zahlreichen Quer-
strichen und Wellenlinien dicht gefüllt sind; n. 179, Beil. IX 4(0-
Bei horizontaler Einteilung begnügt man sich öfter mit ein-
fachen, ziemlich weitläufig gestellten Farbenstreifen, welche nicht
selten mit kleinen Stacheln oder Zähnen dicht besetzt sind. Das
beliebteste Motiv zur Belebung der Zwischenräume und Herstel-
lung einer breiten Zone ist das Zeltmuster, d. h. das der Dreieck-
Systeme auf gemeinsamer Basis, mit oder ohne Mittelstab, meistens
in leicht geschweifter Zeichnung, mit verschiedentlich behandel-
tem Kern. Für schmalere Streifen werden auf der Spitze ste-
hende kleine Quadrate verwendet, vollgemalt oder gestrichelt oder
bloss mit Centralpunkt ; auch halbirte (als Dreiecke); damit ab-
wechselnd Reihen von spitzen Haken. Eine grosse Rolle spielt das
Zickzack; es wird in kleineren und grösseren Gruppen, immer ver-
tical verwandt, bald in die Zone eingespannt, bald nur von oben
hineinragend. Die unteren Anhängsel, viel bescheidener als in den
späteren Stilarten, beschränken sich auf kurze Strichgruppen oder
symmetrische abwärts gekehrte Gamma- und Digamma-Zeichen
mit Trennungsstrich in der Mitte (vgl. § 13 B); einige Mal be-
merkt man als Anhängsel ein schmales, schrafiirtes oder gegit-
tertes Dreieck mit der Spitze nach unten (Form 14). An höheren
Stellen des Gefässes werden öfter kleine Rauten in kurzer Reihe
angehängt, die lebhaft an Kyprische Art gemahnen.
Viele Tassen führen nicht mehr als die eine Ornamentzone
an der Oberhälfte des Körpers, seitlich eingerahmt und von Längs-
streifen begleitet. Allenfalls ziehen sich noch um den Hals, wenn
dieser die steife, grade Form hat, die kleinen Enten, oder ein-
fache S-Muster (^) in gemessenen Abständen, auch wohl fortlau-
fende Gittermuster. Bei Gefässen mit höherem Oberteil kommt
(^) Beil. IX (nach meinen Zeichnungen) sind an 4 die Ränder der Ver-
ticalstreifen farbig ausgefüllt zu denken; an 7 sind Details des Mittelstrei-
fens zu berichtigen.
(2) Vgl. etwa die bemalte Waare Troja VIII: Dörpfeld Troja-Ilion p. 306 f.
246 M. MAYER
oben manchmal noch eine Art zweiter Zone dazu, die aber nur in
grossen Abständen verteilte Zickzacke bildet. (130. 204. 207).
Vereinzelt steht n. 84, (Beil. IX 2), eine breite Tasse mit zwei
gegen einander gekehrten Eeihen gegitterter, gedrungener Zacken,
die aber nicht wirklich in einander greifen. Ein frgmt. schüssel-
artiger Napf, 89, in der Form denen von § 7 verwandt, jedoch
mit den seltenen, aufgerichteten Dreieck-Henkeln, hat eine breite
Zone, durch gezahnte Strichpaare senkrecht in Felder geteilt, mit
je einem kleinen isolirten Ornament darinnen (Viereck gestrichelt
oder einfach geteilt).
Die grösseren Töpfe beschränken sich auf einfache Streifen
mit oder ohne Zahnung, welche in ziemlich grossen, gleichen Ab-
ständen verteilt werden; wobei gelegentlich Vögel in den Zwischen-
räumen erscheinen. Ungleich reicher bemalt ist n. 135, die schon
früher von uns mitgeteilt wurde, Peuk. Taf. IV A zu p. 36. Ein
anderes Stück, Beil. VIII 6, bietet in origineller Weise zwei Keihen
von Klepsydren übereinander, welche wie eine Art Netzwerk wir-
ken, als oberen Abschluss einen Doppelstreifen mit dicken Tei-
lungs-Elementen, am Hals zwei Farbstreifen mit starken Zähnen,
die hier bei flüchtiger Malerei wie Tupfen aussehen.
Von besonderer Feinheit ist das kleine topfartige Gefäss 130
(H. 0,07; D. 0,07), welches Viola für importirt hält und welches
vielleicht deshalb bei Patroni, Ätti d. Accad. Nap. 1898, p. 10,
fig. 10, gross abgebildet ist, übrigens ohne ein Wort der Erklä-
rung im Texte. Es zeichnet sich durch einen warm gelblichen,
leicht glänzenden Ueberzug aus, auch durch eine etwas aparte
Dekoration. Am Halse stehen Zickzacke und daneben an den Ecken
je ein besonderes Muster, und . — ' in dreifachen Linien. Der Orna-
mentstreifen am Körper ist in der Weise durch Gitterung herge-
stellt, dass je zwei voll punktirte Quadrate schräg übereinander zu
stehen kommen und das oben und unten freibleibende kleine Dreieck
farbig ausgefüllt wurde; der Grundgedanke war wohl der einer
einfachen Klepsydra-Reihe, mit dazwischen freibleibenden Vierek-
ken, welche beide Elemente durch Erweiterung um ein halbes
Viereck auseinandergezerrt und verschoben wurden. — Das erste
der eigentümlichen Eckmotive am Hals erinnert an Mykenisches,
(Ath. Mitth. XXVI, 1901, p. 50; Mon. dei Lincei VI 129, Thapsos);
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 247
das andre kehrt an einem gewiss griechisch beeinflussten gal-
lischen Krater Rev. arch. 1868, pl. III, 1 am Halse wieder und
hängt offenbar mit jenem abgerundeten mykenischen zu sammen.
welches z. B. an einer Kanne in Eleusis, Ephim. 1898, p. 54.
fig. 2 erscheint: zu der übrigen, gleichfalls an Tarent erinnernden
Dekoration jenes Kraters, den grossen Zeltmustern, lassen sicli
Vasen aus Karlen vergleichen: Ath. Mitth. 1887, 229 Fig. 7.
Beil. IX 5 mit dem etwas capriciösen Henkel hat unter
diesem Dach einen kleinen Entenfries, dergleichen uns in der
Daunia gelegentlich auch an besonders geschützter Stelle bege-
gnete (Taf IX) ; nur dass bei jenen Vögeln öfter eine naturalistische
Darstellung angestrebt wird, während hier alles streng geometrisch
stilisirt ist, die Leiber als Dreiecke, die Füsse und Schnäbel Di-
gamma-förmig, noch konsequenter als an den einheimischen, aber
griechisch inspirirten Vasen von Latium, Falerii etc. — Zu den
festen Requisiten gehören noch schräg gekreuzte, nicht allzuenge
Gitter; dünnlinige leiter- artige Streifen der Länge nach durch-
strichen ; schräg gegeneinander gelehnte kurze Strichgruppen, (ein
uraltes, hier bereits insignificantes Schema, nur noch an dem Hen-
kel verwendet ; wo auch manchmal banale Kreuzgitter, ohne Rah-
men, leicht hingeworfen sind); Reihen spitzer Haken, Wellenlinien,
längere und kürzere, letztere gruppenweise (mit Strichgruppen ab-
wechselnd) zur Füllung von vertikalen Bändern ; dies übrigens eines
der wenigen, auch im Mykenischen (^) vorkommenden Muster, die
aber nicht von dort entlehnt zu sein brauchen. Eine vereinzelte
Erscheinung ist das lose eingestreute Kreuz aus vier kleinen Qua-
draten, 98 Frgmt. Man bemerke noch Beil. X 16, Frgmt. die ge-
zahnten Linien eine über der andern, immer kürzer werdend, wie der
Durchschnitt eines Kronleuchters, merkwürdig ähnlich einer kypri-
schen Vase Ohnefalsch.-Richter Kypr. Taf. LXXIII 15, und noch
genauer übereinstimmend mit einer Thüringer Urne: Klopfleisch,
Vorgeschichtl. Alterthümer der Provinz Sachsen, Heft IX p. 4;
vgl. auch Kreta: Annual Brit School of Athens X 225 fig. 5, 1.
Leider gestattet der uns zugemessene Raum nicht, die beab-
sichtigte Analyse dieser Stilgattung sowie der Stile der drei Pro-
vinzen Apuliens hier vorzunehmen. Es genüge die Tatsache, dass
(^) Z. B. Waldstein, Heraion II p. 83. 87.
248 M. MAYER
150 Jahre später die Apiilier diesen Stil aufnehmen und weiter
entwickeln. lieber diesen Zusammenhang haben von jeher so wenig
Zweifel bestehen können, dass Böhlau (Kassel. Anthrop.-Vers. 1891)
die Meinung äusserte, der Apulisch-geometrische Stil möge bis
gegen 600 gedauert haben, also demjenigen Zeitpunkt, wo er in
Wirklichkeit ausserhalb Tarents für uns erst beginnt. Aber auch
darüber ist man sich stets klar gewesen, dass dieser Stil in Italien
eine Besonderheit dargestellt, die sich nur mit den ältesten (d. h.
vormykenischen) geometrischen Arten Griechenlands zusammen-
stellen lässt, wennschon sich seine Heimat dort bisher nicht hat
nachweisen lassen.
Ein Blick auf die bemalte Keramik der westlichen Länder,
Etruriens, Latiums, genügt, uns die fundamentale Verschiedenheit
der Tarentiner Klasse inne werden zu lassen. Dort, abgesehen von
dem viel schwereren Material, das eigentlich niemals die Feinheit
des vorliegenden erreicht, grob aufgetragene Malereien, die sich
meist als etwas gefühllose Wiederholungen einiger weniger Sche-
mata aus fremdem Gedankenkreise zu erkennen geben, unter Ver-
grösserung aller Motive bei nicht selten mangelhafter Disposition,
dergleichen an den Ritzmusterungen des Landes gar nicht auszu-
setzen. Hier eine durchaus selbständige, der frühgriechischen ver-
wandte Kunstweise, welche über ein ureigenes Kapital ornamentaler
Motive verfügt, und diese nach eigenem System organisch entwickelt
und mit sicherem, oft feinem Pinselstrich zum Vortrag bringt.
Die genannten italienischen Forscher haben die charakteri-
stischen Erscheinungen der beiden Tarentiner Reihen nicht scharf
genug hervorgehoben. Beide Reihen werden wie Schattirungen ein
und derselben Culturgruppe behandelt, nur dass die zweite den
Contact mit dem Griechischen oder Aegäischen wiederspiegeln soll.
Wann und wie dieser Uebergang stattgefunden haben soll, bei
zwei am gleichen Flecke angetroffenen Gattungen, ohne eine Spur
von importirter Waare oder von Nachahmungs-Versuchen dazwi-
schen, wird uns nicht gesagt. Man sollte meinen, dass die hier
plötzlich auftretende feine Thontöpferei mit Drehscheibe und mit
Bemalung eine Culturform darstelle, die sich nicht nur aus jener
primitiven unmöglich ableiten lasse, sondern auch nicht im Hand-
umdrehen in die Erscheinung treten könne. Die Dekorationsart
erweist sich nun einmal als eine Fremdkunst, namentlich in der
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIKNS 249
fertigen, fast schon überreifen Gestalt wie sie auftritt. Wäre sie
dies nicht, so würde man vergeblich fragen, woher sie plötzlich
kam und wo sie geblieben, und warum die Völker Japygiens
damit 1 V2 Jahrhunderte später wieder von vorn anfangen mussten.
Wollte man selbst, was nicht allseitig zugegeben werden wird,
bereits das Eindringen ungriechischer Elemente hie und da beob-
achten, ich denke z. B. an die in der Peuketia voll ausgebildete
Behandlung dreieckiger Mäander, woran hier die Behandlung
mancher Entenkörper anklingt, Beil. IX 5, so würde daraus nur
folgen, was ohnehin vorauszusetzen, dass die Verfertiger nicht erst
seit gestern in Tarent sassen, und dass sie der Aufnahme brauch-
barer Elemente, die wir in der Villanova-Cultur, doch auch im
nordadriatischen Kreise wiederfinden, nicht gänzlich widerstrebten.
Daher will auch die Aehnlichkeit einiger Gefässtypen mit
der monochromen Impasto-Reihe nicht allzuviel besagen. Denn die
höhere Cultur eignet sich mit Leichtigkeit die fremden Formen an,
welche sie vorfindet. Genau genommen entsprechen die in Betracht
kommenden Topf-oder Kannentypen nicht einmal den entwickel-
testen Formen jener Reihe (F. 4), wie dies von einer nachfolgenden,
abgeleiteten Serie zu erwarten wäre, sondern greifen zum Teil auf
minder schlanke Formen zurück; ein Verfahren, das auch in man-
chen andern Einzelheiten auffiel. Wir haben dies durch die teil-
weise Gleichzeitigkeit der beiden Culturen zu erklären gesucht.
Es überwiegen aber entschieden die eigenartigen und fremden Ele-
mente, deren Ursprung, wie bei den Kugeltassen und den eigen-
tümlichen Henkeln noch zu ermitteln bleibt. Wenn also gewisse
Wechselbeziehungen zwischen den beiden Gruppen vorhanden sind,
so erklären sich dieselben am besten aus einem Nebeneinander-
Bestehen der beiden Bevölkerungen; ein Verhältniss, dem auch
die Fuüdumstände günstiger zu sein scheinen als der Annahme
mehrerer Schichten von verschiedenem Alter.
Welche Bevölkerung es war, die in Tarent ausser und neben
den Japygern und zwar so nahe zusammen mit ihnen lebte, ist aus
der Keramik allein und ihrem Dekorationsstil nicht zu erweisen.
Denn abgesehen von losen Berührungspunkten mit einigen ganz
auseinander liegenden Arten ist der Tarentiner Stil im
Ganzen, wie er ims hier entgegentritt, sonst überall fremd. Solange
250 M. MAYER
als uns demnach nicht glückliche Funde zu Hülfe kommen, sind
wir auf anderweitige Erwägungen angewiesen.
Die lakedämonischen Dorier, welche gegen 700 definitiv von
Tarent Besitz ergriffen, würden an dieser Stelle bereits protoko-
rinthische und korinthische Waare hinterlassen haben ; und sofern
sie selbst etwa die von Lakonien aus einigen Proben bekann-
ten (0 Keramik übten, würde man glänzende Firniss waare zu er-
warten haben, den geometrischen Stil bereits in einiger Zersetzung
finden, mit Kreisen, menschlichen Figuren, wohl auch Tieren
untermischt : übrigens besteht mit den von dort bekannt ge-
wordenen Gefässtypen keine Aehnlichkeit in der alttarentiner Ke-
ramik. Den Doriern kann diese also nicht angehören. Selbst in
einem älteren Stadium der Colonisation, bei stossweisem Vordrin-
gen, wie man es vermutet hat, könnten überseeische Produkte als
Terrakottafiguren, Mykenische Vasen nicht gänzlich fehlen, wie
sie uns da entgegentreten, wo Griechen jener Zeit an diesen
Küsten landeten, so auch an der bronzezeitlichen Station am
kleinen Hafen von Tarent.
Sikuler können die Verfertiger dieser Gefässe auch nicht ge-
wesen sein, da deren alte Malerei bereits in der Bronzezeit vollkom-
men abstirbt und ihre letzte, IV. Ciilturperiode (von etwa 700 bis
Mitte des 5. Jahrh.) ganz andre Erscheinungsformen aufweist,
charakterlose, verwaschene Gefässtypen mit einer schwächlichen,
von verschiedenen Seiten zusammengeborgten Malerei. Mit den
älteren Culturphasen derselben finden wir hier noch wenige Be-
rührungspunkte. Ausserdem waren die Sikuler, denen wir an den
neolithischen Stationen Apuliens begegnen, seitdem gewiss völlig
decimirt und auf Calabrien beschränkt ; wie denn auch kein
Schriftsteller ihrer bei der Colonisation Tarents und Apuliens
gedenkt.
Als Nachbarn und Genossen der Japyger werden uns vielmehr
die Messapier genannt, welche zu Herodots Zeit bereits mit den
Japygern verschmolzen waren. Wenn Antiochus bei Strabo 279
unter den die Griechen empfangenden Eingesessenen Tarents auch
Kreter nennt, so berücksichtigt er damit nur, wie auch die wei-
C) Tsuntas, 'Ecprj^. 1892 Taf. IV. Wide, geom. Vasen p. 23 (Jahrb. d.
Jnst. XIV-XV). Vgl. jetzt Annml ßrit. School of Athens XIII p. 120.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 251
teren Details dort bekunden, die namentlich von Herodot vertretene
üeberlieferung von der kretischen Herkunft der Messapier. Nur
diese kommen also neben den Japygern Tarents in Betracht. Es
müsste auch seltsam zugehen, wenn diejenige Bevölkerung, welche
in der Epoche der griechischen Eroberung im Vordergrunde der
Ereignisse steht und gradezu mit den Japygern verwechselt wird,
keinerlei eigene Spuren zurückgelassen hätte. Die nahe Berührung
und beginnende Vermischung würde in den beiden Fundgruppen
vom Borgo nuovo einen getreuen ßeliex finden. Manchem mag
diese Aufteilung allzu glatt und fast schematisch berechnet vor-
kommen; doch das Einfache ist nicht immer das Unwahrschein-
lichste.
Das zeitliche Verhältniss dieser ganzen Ansiedlung zur do-
rischen Colonisation lässt sich zunächst verschieden beurteilen. So
wie hier mehrere Culturen, ja Bevölkerungen neben einander exi-
stiren und ihre Begräbniss-Stelle haben, wird man sagen, liegt ein
Zustand vor, der noch nicht durch fremde Eroberer gestört war.
Andere werden eher meinen, grade die fremde Besitzergreifung
habe die verschiedenen ansässigen Elemente dazu gedrängt, sich
enger zusammenzuschliessen. Der entscheidende Gesichtspunkt ist
wohl ein anderer und ergiebt sich aus der Lage der Oertlich-
keiten und Ansiedelungen. Wie bekannt, ist die Jnsel, auf wel-
cher die heutige Altstadt von Taren t liegt, erst zu Ende des
Mittelalters entstanden, als man zum Schutz gegen die Türken
den südlichen Durchstich vornahm (Viola, Not. d. sc. 1881, 376 if.).
Im Altertum hing sie mit der von SO herkommenden Halbinsel
zusammen und bildete eine langgestreckte Landzunge, welche auch
schmäler war als jetzt, da an der Binnenseite, nach dem Mare
piccolo zu, im Laufe der Zeit starke Anschüttungen stattgefunden.
An dieser schmalen, aber von Natur erhöhten Stelle errichteten die
Lakedämonischen Eroberer ihre Akropolis (vgl. Viola a. 0.); un-
weit davon, in derselben Axe, liegt ja auch der alte dorische
Tempel. Die Japyger-Funde jedoch sind alle südlich davon, im
Borgo nuovo gemacht, also da, wohin natürlich auch die grie-
chische Stadt sich bald ausdehnen musste. An dieser Stelle aber
wären die Japyger durch die griechische Festung, wenn diese be-
reits bestand, vollkommen von ihren Stammsitzen abgeschnitten
gewesen, welche im nördlichen Festland, um Mottola herum lagen
252 M. MAYER
(vgl. Philologus 1906, 523), während östlich, von den ziemlich
entfernten, offenen Messapier-Orten so bald kein Schutz zu er-
warten gewesen wäre. Jhre Vorgänger, die bronzezeitlichen An-
siedler vom Porto Mercantile, die Pfahlbauern von Scoglio-Tonno,
hatten sich, scheint es, überhaupt nicht über die Wasserstrasse
herüber gewagt, sondern waren mit ihren Hütten an der festlän-
dischen Seite geblieben; ebenso natürlich die neolitischen Bewoh-
ner (^). Die Japyger-Ansiedlung an dieser Stelle muss also bereits^
vor der dorischen Occupation bestanden haben, sie muss spä-
testens ins VI II. Jahrh. fallen.
Nichts deutet darauf, dass nach 700 noch Japyger oder Mes-
sapier im Stadtgebiete von Tarent gewohnt hätten. Die Peuc.
p. 16 f. behandelten Vorgänge können sich in naher Umgebung
übgespielt haben. Ungeachtet der Aufmerksamkeit, welche in Ta-
rent als Sitz eines staatlichen Museums den Funden im Stadt-
gebiete seit Jalirzehnten geschenkt wurde, ist nichts bekannt
geworden, was sich an jenen grossen Fund irgendwie anschlösse,
und andererseits, wie Viola a. 0. ausdrücklich bezeugt und die
Folgezeit bestätigt hat, auch keine Vase von der Gattung der
Torzellen und ähnlicher Keramik je in Tarent zu Tage gekommen,
wie sie die Japygische Halbinsel, namentlich aus dem V. und IV.
Jahrhundert so zahlreich liefert (^).
Heute, wo wir die Apulische Keramik ganz anders als vor
25 Jahren übersehen, kommen nicht mehr die Producte der südli-
chen Halbinsel allein in Betracht, sondern vor Allem die der
mittleren und der nördlichen Landschaft, welche der alt-Tarentiner
Klasse noch näher stehen. Nur ergiebt sich bei genauerer Betrach-
tung, dass der Zusammenhang kein absolut direkter und unmit-
telbarer ist, — ein Verhältniss, welches aber nicht {^) als generelle
C) Ihre Spuren lassen sich nach Massafra zu verfolgen: Quagliati,
Bull Pal. 1906.
(^) Die Angabe Tarentiner Provenienz, welche ich Peuc. 16 noch be-
rücksichtigen zu müssen glaubte, haftet einzig und allein an einer Torzelle
im Museum zu Lecce (Mess. Fig. 4, n. 8), eine Sammlung über deren Eti-
kette und Schicksale bereits genügend gesprochen worden, in diesen Mittei-
lungen XIX 191.
(3) Mit Petersen in diesen Mitt. 1889 XIV p. 188, dem ich in vielen
andern Punkten beistimme.
DIE KERAMIK DES TORGRIECHISCHEN APULIENS '253
Verschiedenheit oder bloss ungefähre Verwandtschaft missdeutet
werden darf — sondern dass die Fortsetzung in complicirteren For-
men erfolgt, neue Seiten desselben Stiles ans Licht bringt und an-
derweitige Elemente aufnimmt. Ein Entwickelungsprozess, der sich
600-400 V. Chr. vollzieht und teilweise noch darüber hinaus-
dauert. Es ist als ob vorher eine Unterbrechung stattgefunden;
wie denn tatsächlich auch apulisch-geometrische Vasen sich nicht
mehr zusammen oder in naher Nachbarschaft mit monochromen
Impasto-Schichten vorfinden, obwohl die Entwickelung im Jnnern
des Landes doch etwas langsamer vor sich ging. Diese Störung —
wenn wir die Erscheinungen richtig verstehen — würde ihre na-
türlichste Erklärung in dem Einbruch oder der definitiven Besitz-
ergreifung der Lakedämonier finden, wodurch die Messapier aus
ihren alten Wohnsitzen vertrieben wurden und auch in weiterem
Umkreise sich soviel Unruhe verbreitete, dass die kunstfertigen
Elemente ihre Tätigkeit einstellten oder an andere Orte verlegten.
In diese Zwischenzeit müssen die Novilara-Vasen fallen ; vgl. § 5.
Die späteren Kriege konnten wohl dem überseeischen Handel Ab-
bruch tun, aber der inzwischen festgewurzelten Kunst-Jndustrie
nicht mehr schaden.
Wie sich diese letztere über das ganze apulische Land ver-
breitete und bei jeder Völkerschaft ein besonderes Gepräge an-
nahm, ist ein Prozess, dessen Einzelheiten und Anfänge sich vor-
läufig noch unserer Kenntnis entziehen. Gelegentliche Beispiele,
welche nicht individuelle Anfäugerschaft im Gewerbe, sondern
auch technisch primitive Ansätze verraten, sich diese Kunst an-
zueignen, haben wir notirt (S. 233. R. M. XIX 208), dieselben
werden sich mit der Zeit noch mehren. Andererseits sind die Ver-
schiedenheiten, so scharf sie herausgearbeitet und so genau sie
festgehalten wurden, nicht derartige, um nicht in letzter Linie
den Ursprung aus gemeinsamer Wurzel erkennen zu lassen. Diese
Wurzel liegt aber in Tarent, oder tritt nur dort greifbar zu Tage,
unbeschadet der mancherlei anderweitigen Einflüsse, die sich im
Lauf der Zeit dazugesellen. Die Lehrmeister müssen also, nach
unserer Auffassung, Messapische Techniten gewesen sein, welche
sich seit dem VII. Jahrh. durch das Land verbreiteten, während
das Gros ihres Volkes politisch theils auf die Gegend von Metapont
theils aus die südliche Halbinsel beschränkt hier, gänzlich mit den
17
254 M. MAYER
Calabrern und Sallentiüeni (d. h. den Japygern) speciell wohl mit
den erstgenannten, verschmolz und nur noch der Name dort haften
blieb. Es ist wissenswert, aber nicht weiter befremdlich, dass grade
diese Landschaft den Stil weniger getreu bewahrt und sehr bald
den umgebenden griechischen Einflüssen erliegt: die ihn am frühe-
sten besassen, scheinen ihn auch am frühesten aufgegeben oder
vernachlässigt zu haben. Es kommt dabei aber die notorische und
intensive Volksvermischung mit den Japygern in Betracht; die Mes-
sapier von 400 waren nicht mehr dieselben wie die von Alt-Tarent.
Es erübrigt zum Schluss nur noch ein Wort der Rechtferti-
gung, wenn es einer solchen bedarf, für das von mir vorausgesetzte
ethnische Verhältniss von Japygern und Messapiern. Wie einst
Heibig den nord-illyrischen Ursprung der Japyger, so hat Pais
die Herkunft der Messapier aus Griechenland über alle Zweifel
erhoben. Und es wäre vergeblich, heute an diesen Resultaten zu
rütteln (^). Die gelegentliche Verwechselung der beiden Völker darf
uns darin nicht irre machen; grade Antiochos von Syrakus erweist
sich hier merkwürdig incompetent (Molfetta 192, 1). Ganz correct
bildet bei Herodot wie bei Thukydides (vgl. Mess. 249, R. M.
XII) der Japyger-Name den weiteren, wesentlich geographischen
Begriff. Wenn von den Messapiern — deren Spuren sich im Unter-
schied von den anderen Völkern Apuliens überall in Griechenland
aufweisen lassen — gesagt wird, dass sie sich den Japygern voll-
kommen assimilirt hätten, so bedeutet das doch eben gerade etwas
anderes als ethnische Gleichheit. Kretschmer Einl. in d. Gesch. d.
gr. Spr. 272 will diese glücklich nachgewiesene Unterscheidung zwi-
schen nördlicher und südöstlicher Einwanderung wieder auiheben
durch den Hinweis auf den illyrischen Charakter der bisher übrigens
nur mangelhaft interpretirten Sprachdenkmäler. Ich sollte meinen,
gerade umgkehrt sei zu schliessen: nicht die Japyger sprachen
messapisch, sondern die Messapier als das beweglichere Element
haben allmählich die Sprache der Japj'ger angenommen. Die späten
Grammatiker freilich konnten nicht die, wenigstens dem Namen
nach, verschwundenen Japyger citiren, sondern nur die Messapier,
(^) Wenn Pais selber neuerdings Ricerche storiche 1908 p. 39. Zweifel
äussert, so bleibt die Begründung abzuwarten.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 255
deren Name in der Sallentinischen Halbinsel fortlebte. Das Al-
phabet gilt als den Lokrern entlehnt, einem halb-hellenischen
Stamme, mit dem die Messapier sich in Mittelgriechenland berührt
haben mögen, und dem sie in Ünteritalien wieder begegneten. Der
Beginn ihrer Schrift fällt jedenfalls geraume Zeit nach ihrer Ein-
wanderung.
Ob diese Wanderung, wie Herodot will, gerade in den Zeiten
des ' Minos ' stattfand, ist natürlich noch gänzlich dunkel. Es
könnte diese Auffassung mit Fragen der sicilischen Kolonisation
durch Kreter zusammenhängen. Immerhin ist es wichtig zu erfah-
ren, dass die Messapier von Hause aus Inselbewohner {vrjaiwTut)
waren. Die Metapontinisch-Lukanischen Alterthümer könnten hier
noch ergänzend und lichtverbreitend eintreten. Als bis jetzt fest-
stehend betrachte ich nur, dass die Messapische Stilweise von der
Mykenischen unberührt geblieben ist oder deren, auf manchen
Inseln ohnehin schwach gebliebene Einwirkungen bald wieder
überwand. Auf das Yerhältniss der prämykenischen Funde in neoli-
tischen und z. T. bronzezeitlichen Stationen Apuliens, die mit Thes-
salischer und Böotischer Keramik aus eben so alten Schichten (^),
Berührungspunkte aufweisen, ist hier nicht der Ort einzugehen. Nur
vor zweierlei naheliegenden Irrtümern möchte ich schon jetzt war-
nen. Erstens, der Nachricht des Ephoros Glauben zu schenken, als
ob die Tarent besetzenden Lakedämonier bereits Vorgänger in ar-
chaischer Zeit gehabt und damals eine regelrechte Eroberung des,
apulischen Landes begonnen hätte ; Ephoros hat bei diesen Kämpfen
nur historische Verhältnisse des VII.-V. Jahrhundert ins Prähisto-
rische projiciert. Vollends ist auf die phantastische Nachricht
mancher Logographen von uralter Arkadischer Einwanderung (der
Oinotrer und Peuketier) in Lukanien und Apulien nichts zu geben ;
eine Meinung von uralter Hellenisirung Unteritaliens, die bei Strabo
wieder auftaucht und auch neuere Gelehrte irre geführt hat. All
dies reducirt sich nach Ausweis der neueren Ausgrabungen darauf,
dass die Griechen in jener Frühzeit an einigen Küstenpunkten in
freundlichem Verkehr mit den Einheimischen lebten und sie in nütz-
lichen Dingen unterwiesen. Wenn ferner — und dies ist der zweite
Punkt — die apulische Keramik vielfacli an Kyprisches erinnert, so
(^) Vgl. meine Bemerkungen Berl. Philol. Wochenschr. 1905, Sp. 1614.
256 M. MAYER
handelt es sich zum Theil, in der Daunia, um Elemente, die im
VI.-V. Jahrh. eindrangen und sich heute leichter ausscheiden lassen,
als ehedem, wo nur einige wenige Vasen von dort bekannt waren.
Keinesfalls wird man jetzt, nach Klarstellung der Phasen und
Klassen dieser apulischen Produktion sowie der sonstigen Landes-
verhältnisse (Ol an einen alten und direkten Zusammenhang mit
jenen Arkadern denken können, welche einst Colonisten nach Ky-
pros entsandten ; auch bei Tarent müssen sich diese Berührungs-
punkte anders erklären. Speciell in Nordapulien gehören die frag-
lichen Elemente nicht nur der älteren Epoche der Jnsel, sondern
z. T. auch noch der gräko-phönikischen an, wie dies nördlich von
Apulien noch deutlicher hervortritt (R. M. XIX 229-243). Die Zeit
der Importirung und vollends der Einwirkung und Nachahmung
steht hier ausser Beziehung zu der Entstehungszeit der Originale.
Der Import muss Erzeugnisse ganz verschiedener Zeiten gebracht
haben, anders ist das augenscheinliche Vorhandensein von kypri-
schen Gefässen des 2. Jahrtausendes vor Chr. im Apulien des VI.
und V. Jahrhunderts überhaupt nicht erklärbar; sei es dass alte
kyprische Gräber geplündert wurden — rvfißcoQvx^f gab es zu allen
Zeiten — oder bei Erdbeben, bei Bau-und Feldarbeiten zu Tage
traten.
Inwiefern das Apulische auf die ungleich ärmere westliche
Nachbarlandschaft eingewirkt, ist hier nicht zu erörtern. Ein di-
^-ekter Abkömmling stellt sich uns in dem viel entfernteren Cam-
panien dar, in einer bestimmten Fabrik wohl des V. Jahrhunderts,
deren Erzeugnisse ganz überwiegend in Suessula zu Tage getreten
sind. Wichtiger und von prinzipieller Bedeutung ist die Rolle,
welche wir die altertümliche apulische Keramik im Norden der
Adria spielen sehen; in Novilara, Bologna auf den istrischen
Pizzughen und in Nesactium (vgl. § 5), also durch mindestens
zwei Jahrhunderte. Es ist peinlich genug, nicht entscheiden zu
können, ob diese Produkte in Apulien selbst entstanden sind (so
schien es mir in Novilara allerdings), oder dorthin gewander-
ten Apuliern angehören ; sie zeigen alle die Stilweise der Daimia,
dabei aber — namentlich die erste und dritte der genannten Grup-
C) Vgl. Zur Topographie u. Urgeschichte Apuliens (Philol. 1906, 490-
544).
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 257
pen — gewisse Eigentümlichkeiten, welche den bisher aus jener
Landschaft bekannten Fabriken fehlen; wobei freilich zu beden-
ken, dass die grossen Städte Arpi und Salapia, auch die Küsten-
orte des Garganus, Hyrie, Rhodi etc. noch unerforscht sind. In
jedem Falle werden diese Gruppen ein gewichtiges Wort mitspre-
chen, wenn es gilt, die Beziehungen zwischen dem Süden und jenen
Gebieten eingehender zu erkunden. Symptomatisch sind für diese
Verbindung, um nur weniger Bekanntes zu nennen, die in Steier-
mark gefundenen Bronzehände mit den charakteristischen Dreieck-
Mäandern der Peucetia (R. M. XIX 280); auch die gabelförmi-
gen Zeichen, welche in Istrien auch solchen Beobachtern auffallen,
die von Apulien (oben 230 f.) noch nichts wissen (^). Es ist nicht
all zu wahrscheinlich, dass die grossen Tarentiner Handelsschiffe
— Rhodier und Chalkidier kommen in diesen Zeiten nicht mehr
in Betracht — sich damit abgaben, jene im Vergleich zu den ge-
tirnissten Vasen wohlfeile Ware der durchaus nicht befreundeten
Apulier zu vertreiben. Man möchte eher an den geräuschloseren
Verkehr der Fischerbarken und anderen bescheideneren Fahrzeuge
denken, die damals wie heute von Ufer zu Ufer hinüber und
herüber glitten. Noch Mitte vorigen Jahrhunderts, ja bis in un-
sere Tage hat man beobachtet, dass wohlfeiles Tongeschirr auf
massigen Segelbooten von Apulien her an die dalmatischen Küsten
gelangte (^). Die Ziegeltransporte von der italischen Küste nach
drüben werden auch im Altertum nicht gefehlt haben, wenn Gnathia
seine Ziegel westwärts bis nach Kaulonia beförderte (Mess. 333, 2).
Ehedem war es freilich nicht Jedermanns Sache und gehörte wohl
schon etwas von dem anererbten maritimen Charakter der Mes-
sapier dazu, um in jene gefürchteten Winkel des Adriatischen
Meeres vorzudringen, wohin selbst die grossen griechischen Schiffe
sich lange nicht gewagt haben sollen. Und speziell in den Zeiten
vor dem Erstarken der Tarentiner Seemacht — wir können nicht
sagen seit wie lange — , musste jenem Kleinverkehr eine gewisse
Bedeutung innewohnen, die er später naturgemäss nicht mehr
haben konnte. An der Po-Mündung bei Ravenna haftete die Erin-
nerung an diesen gewiss lange fortgesetzten Messapier-Verkehr :
Padusa quondam Messapicus appellatus (Plin. N. H. III 119),
(') Wosinsky, die inkrustierte Keramik 82.
n Vgl. die R. M. XIX 314, 1 citirte Schrift von H. Gutscher.
258 M. MAYER
und die Stadt Adria nannte ihren Gründer, den fingierten Heros
Adrios, einen Sohn des Messapios (Etym. M. jid^iccg): in dem
Munde eines Khodiers (Eudoxos, 3. Jahrh. vor Chr.) eine doppelt
wertvolle Nachricht. Das sind Zeugnisse, welche unmöglich in den
Zeiten, wo alle Welt dort verkehrte, im 4. Jahrh. aufgekommen
sein können, wie Pais {Stör. d. Sic. I, 364, Anmerkung) sich
denkt, indem er noch das überlieferte Messanicus bei Piinius
durch einen notdürftigen Erklärungsversuch schützen zu müssen
glaubt (^). Den dortigen Fluss-und Hafennamen Brinta (Brenta),
Brintesia, Brundulum hat man bereits mit Brentesion (Brundusium)
verglichen, aber nur in dem Sinne, als ob er von Norden her, mit
den Japygern, nach Süden gewandert sei, während beide Namen
vielleicht ganz und gar den Messapiern gehören und nach Griechen-
land zurückweisen, wo ein Brenthe z. B. beim arkadischen Gortys
bekannt. Doch mag das dahingestellt bleiben. Die streitbaren Japy-
ger, die ehemaligen Japoden, die alles Andre als ein Schiffervolk
waren und sich in Apulien überall von der Küste zurückziehen
{Philol. a. 0. 517), kommen für Norditalien, wie man auch die
Erwähnung des Japuscnm genus in den Iguvinischen Tafeln auffas-
sen und diese selbst datiren möge, als geschichtlicher Factor
überhaupt nicht in Betracht. Wer weiss ob sie überhaupt auf die-
sem Wege eingewandert sind und nicht auf Fähren direkt von
den dalmatischen Inseln nach Pelagosa, den Tremiten und dem
Garo^anus übersetzten.
Den Lesern, welche mir seit 1897 gefolgt sind, sei hier zum
Schlüsse ein üeberblick über die Ergebnisse der fünf Kapitel ge-
geben: I) die Messapia (^) R. M. XII bebandelte die südlichste
Landschaft, zu welcher die Hafenstadt Gnathia als ein integri-
render Teil gehörte; II) Die Peucetia R. M. XIV, die Mittel-
landschaft, die der Peuketier oder Poedikoler, welche im 5. Jah-
rhundert ihre Grenzen ersichtlich nach Norden durch das Gebiet
von Ruvo und nach Süden durch Gnathia erweiterte: vgl. III
{^) Auch die Peuc. 76 vorgebrachten Gründe finde ich nicht mehr
stichhaltig.
(^) lieber die Namen der Sallentiner und Calabrischen Halbinsel, über
das Geographische überhaupt s. Philol. 1906.
DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS 259
S. 221-229; III) Die Dannia, R. M. XIX; IV) FortsetziiDg
vom III; V) Tarent.
Nach dem Stand der Dinge, den ich im Winter 1894-'95 in
Apulien vorfand, wo es an systematischen, wissenschaftlich con-
trolierten Ausgrabungen und an genauen Fundberichten fehlte,
bot, um in die Kultur Alt-Apuliens einzudringen und speziell den
Zustand vor der Hellenisierung zu erforschen, nur das keramische
Material eine einigermassen genügende oder wenigstens ausgiebige
Grundlage. Anderes Material und Beobachtungen an Ort und
Stelle konnten sich erst mit der Zeit hinzugesellen. Dass die Un-
tersuchung sich auf die Eisenzeit beschränkte, brauchte damals
nicht ausdrücklich gesagt und begründet zu werden ; man kannte
ja die älteren, seither ausgegrabenen Stationen noch nicht; übri-
gens würden deren Ergebnisse nichts an der vorliegenden Arbeit
geändert haben. Denn wir haben eine nach oben hin deutlich
begrenzte Kulturphase vor uns, an deren Eingang, wie von vorn-
herein betont wurde (I, 202. 258), für uns die Fundgruppen von
der Tarentiner Neustadt stehen; diejenigen der Japyger und der
mit ihnen eng Hirten Messapier. Sie steht mit jenen ältesten
Kulturen in keinem erkennbaren Verwandtschaftsverhältnisse und
trägt so sehr ihr eigenstes Gepräge, dass etwaige Ueberbleibsel
aus jener Vorzeit dagegen nicht aufkommen. Schon die Sitte der
Bestattung statt des Verbrennens verrät den Bruch mit den Ge-
bräuchen der italischen Bronzezeit: mag man die Hügelgräber
{Bull. Pal. 30, 32) oder die Tarentiner Spuren oder die ganze
Folgezeit ins Auge fassen. Dabei herrschen aber teils Villanova-
ähnliche Typen, teils anderweitige Einflüsse, die wir den Messa-
piern zuschreiben. Diese letzteren sind es wohl gewesen, welche
der vorhellenischen Keramik Apuliens ihren Stempel aufdrückten
und ihr ihre besondere künstlerische Stellung anwiesen, weit über
allem was andere Teile der Apeninenhalbinsel auf diesem Gebiete
geleistet haben. Zunächst freilich wird ihre Tätigkeit durch die
Lakedämonische Eroberung Tarents unterbrochen, um erst weit
über ein Jahrhundert später wieder einzusetzen, nunmehr mit im-
mer stärkerer Beteiligung der Japyger selbst, und unter Aufnahme
neuer, teils italischer, teils überseeischer Elemente in Gerätformen
und Dekoration; dabei spielt öfter Kyprisches mit herein, aber
auch anderes, das sich nur noch nicht ebenso leicht bestimmen lässt.
260 M. MAYER
Das reichhaltigste Material liefert unstreitig die Daunia mit
Eiaschluss Riivo's, diejenige Landschaft, wo auch noch später, nach
dem Ausseheiden Ruvo's, die Vorliebe für diese bunte Art von
Gerätschaft fortbestand, in Canosa sogar bis tief ins 4. Jahrhundert,
während die mancherlei Fabriken nördlich, überhaupt jenseits vom
Aufidus schon früher damit aufhörten. Vereinzelte Spuren dieser
Kunstübung, die über das Daunische Gebiet hinausführen, im
Frentanergebiet, und in Vasto d'Aimone, Histonium (oben 173)
sind wandernden Techniten aus Apulien zuzuschreiben. Auf solche
beweglichen Elemente deuten indirekt auch die mancherlei Kor-
rekturen der Zeichnung vom Ruveser Gebiet nordwärts (oben 168;
III 303), insofern der erste Entwurf stets die ßegel zu durchbre-
chen strebt und dann beseitigt wird zu Gunsten des feststehenden
S3^stems, wie es jede der drei Landschaften nach ihrem besonderen
Geschmacke ausprägte und consequent weiterbildete.
In einfacheren Formen, im Gerät wie Ornamentik, bewegt
sich die Peucetia, die aber seit der Neige des 5. Jahrh. also
früher als das übrige Apulien, der Hellenisirung zustrebt, voran
die Ortschaften Ceglie bei Bari und Ruvo (II 47. 52. III 218.
202, Notisie 1896, 542 f. 1900, 506). In der kurzen, aber ori-
ginellen Entwickelung, die der geometrische Stil hier erlebte
(seit Mitte des 6. Jahrh. III 206. II 46, noch früher II 55),
tritt namentlich die Einführung und virtuose Behandlung der
dreieckigen und gemischten Mäander-Motive bedeutsam hervor,
mehr als andere, dem Villanova-Stil verwandte Erscheinungen.
Am spärlichsten ist der geometrische Malstil in der südlichen
Halbinsel vertreten; es ist als ob sich dort die Sprengkraft der
fremden Invasion am stärksten fühlbar machte. Seine kümmerli-
chen Reste werden fast von Anfang an — unsere Kenntnis reicht
bis jetzt freilich kaum oder wenig über 500 hinauf — von al-
lerhand Griechischem überwuchert, teils pflanzlichen, teils ander-
weitigen Elementen, ganz besonders jung Milesischen und Rho-
dischen: nicht umsonst sind die beiden Centren der Produktion
Rhodiae (Rugge bei Lecce) und Gnathia, also zwei Ortschaften, die
aus Rhodischen Colonien hervorgegangen waren (Gnathia s. III
227). Diese griechischen Beziehungen waren also noch lebendig
in einer Zeit, wo die Hauptbevölkerung durchaus eine Japygisch-
Messapische geworden: eines der archaischen Produkte von Gna-
DIE KERAMIK DES VORüRIECHlSCHEN APULIENS 261
thia mit messapischen Beischriften rühmt sich sogar seiner japy-
gischen Herkunft (I, 234): jedenfalls in Folge der gewaltigen
Kriegserfolge von 473; solche Beischrift bedeutet mehr als der
blosse Ortsname, den eine Schale aus der Gegend von Azetium
(II 39) aufzuweisen scheint. Schärfer als in der Malerei hat die
Südhalbinsel ihre Eigentümlichkeit in den Gefässformen ausge-
prägt; der aparteste dieser Typen, die Torzelle oder Trozelle,
findet sich in der Tat nur hier und zwar aller Orten in dem
durch die Linie Tarent-Egnatia begrenzten Gebiete; in Tarent
selbst nicht, aus guten Gründen ; in der Ortsliste I, 203 ist Pu-
tignano zu streichen (vgl. III 192), und San Marzano (ebd.) sowie
Manduria einzusetzen (^). Darüber hinaus kommen nur vereinzelte,
als solche erkennbare Nachahmungen vor. Man kann auch bemerken
(I 223), dass sich das Verbreitungsgebiet dieser Klasse von Pro-
dukten ziemlich genau mit demjenigen der allerdings erst im
4. Jahrh. einsetzenden Messapischen Steininschriften deckt; die
darüber hinausliegenden Dialekt-Inschriften in Stein sind unsi-
cher (2) oder falsch (III 190, Fig. 1).
Die Umwandlung des Geschmackes nach der hellenischen
Seite, die Nachahmungsversuche, das Aufkommen griechischer,
zunächst noch ohne Firniss in der Weise des Landes arbeitender
Fabriken , dieser ganze Prozess beginnen der Hellenisierung
lässt sich noch deutlich verfolgen, freilich nicht im Rahmen der
liier vorgelegten Untersuchung. Auch der späte Canosiner Misch-
stil, welcher im 4. Jahrhundert den erstorbenen geometrischen
ablöst und mit den Messapiern nichts mehr zu tun hat, verar-
beitet wesentlich klassisch griechische, ja schon griechisch-ita-
lische Motive, fällt also ausserhalb unseres Themas, und hätte
sich nur in einem Anhang erörtern lassen. Ohnehin überschritt
schon die der älteren Epoche gewidmete Arbeit die gewöhnlichen
Grenzen dieser « Mitteilungen » ; sie hatte sich, wie vorauszusehen
war, zu einer Culturstudie erweitert, welche auch die Gräber -
und Stadt- Anlagen, die Import- Verhältnisse und manches Andere,
das sich in Fortgang der Localforschungen ergab, nicht unbe-
(') Dortige Exemplare aufbewahrt daselbst bei Dottore Giov. Camerano.
(') Diejenige von Monopoli, also aus der nächsten Nachbarschaft von
Egnatia, ist nicht falsch, aber nur aus Abschrift bekannt. III, 190, An-
merkg. 1.
262 M. MAYER, DIE KERAMIK DES VORGRIECHISCHEN APULIENS
rücksichtigt Hess (lll Einleitung, vgl. Philol. 1906). So ist es
gekommen, dass schliesslich die vergleichende Analj^se der ver-
schiedenen geometrischen Stilgattungen Apuliens und ihres Verhält-
nisses zu den altgriechischen keinen Platz mehr finden konnte.
Unter den verschiedenen Oertlichkeiten, welche während des
Jahrzehnts archäologischer Erschliessung Apuliens 1895-1904,
von mir neu in die Archäologie eiDgeführt oder soweit unter-
sucht wurden als ohne umfängliche Ausgrabungen möglich, muss
Putignano eine wichtigere Stelle eingenommen haben als nach
den wenigen bis dahin gemachten Funden zu erwarten gewesen
wäre. Dort liegt in einem Hügel die alte Culthöhle von San Mi-
chele, das minder berühmte Gegenstück zu der Berghöhle vom
Garganus. Dort lässt sich die Entwickelung der Dinge schrittweise
verfolgen (II 55. III. 207) und bieten sich in der älteren Phase
des geometrischen Stiles noch Berührungspunkte (vgl. II Taf. V
Fig. 1 u. 4) mit dem der südlichen Halbinsel, welche nachher
bei der stärkeren Differenzierung der regionalen Stilweisen ver-
schwinden. Manches deutet nach Westen in das Hinterland von
Tarent und Metapont. Andererseits entbehrte Putignano von jeher
nicht der Verbindungen mit der östlichen Meeresküste, also der
von Gnathia, namentlich wenn das dazwischen liegende Graxa
(nördl. von Fasano, I 236, Philol. 422) erst eine illyrische Gründ-
ung sein sollte, etwa wie Genusium zwischen Matera und dem
messapischen Ur-Metapont (^). Der Nymphenkult und das Feuer-
wunder von Gnathia (Hör. Sat. I 5, 97; Plin. II 240) scheint in
dem Märchen von den Messapischen Hirten und der Pans-Grotte
wiederzukehren, welche wir unabhängig von jenem Zeugnis in Pu-
tignano lokalisierten (II 69 ff.).
Die mancherlei Hindeutungen der antiken Literatur auf Kreta
scheinen wesentlich die Küste der südlichen Halbinsel anzugehen.
Und was sich zu ihrer Erklärung, auch vom archäologischen Stand-
punkte aus, vorbringen lässt, greift in eine der Japyger-Zeit vor-
ausliegende Epoche zurück. Die hier zum ersten Male bekannt
gemachte Keramik des 8. bis 4. Jahrh. vor Chr. bietet dafür
keine sicheren Anhaltspunke.
Berlin. M. Mayer.
{') Molfetta 187. Philol. 1906, 524.
METRISCHES AUS POMPEJI.
I.
SI QVIS NON VIDI VIINIIRIIM QVAM MA
rVPA MIIA ASPICIAT TALIS IlT
Diese Inschrift (CIL IV Suppl 6842) steht auf der Ein-
gangswand des Atriums VI 16, 15; sie ist herausgegeben von
Sogliano Not. d. sc. 1908 S. 64 und 192 . Die Lesung ist sicher
bis auf die Zeilenschlüsse; vidi(t) und pupa{m) mea{m) wird leicht
ergänzt. Es ist ein Distichon; rechts ist der Stuck abgebrochen
und es fehlt der Schluss beider Verse. Das Erhaltene kommt den
Antepagmenta einer Thür so nahe, dass nur noch für etwa vier
Buchstaben Platz war; es ist also wohl anzunehmen, dass die
Schrift sich auf die vielleicht mit Stuck, sonst mit Farbe überzo-
genen Antepagmenta fortsetzte.
Am Schluss der ersten Zeile hat Sogliano nur M; das fol-
gende Zeichen war wohl, als er abschrieb, schon von dem modernen
Stuck bedeckt, mit dem man den Rand des antiken verkleiden
musste. Ich habe in CIL IV Suppl. transcribirt na; die Schrift-
züge lassen es zu; es bietet jedoch, so viel ich sehe, keinen be-
friedigenden Versschluss. Aber das letzte Zeichen kann auch Rest
eines N sein; dann ist zu lesen PIN und zu ergmien pinxit mit
dem Namen eines Malers, der mit einem Vokal anfangen musste :
doch wohl sicher Apelles.
Am Schluss der zweiten Zeile war ein geringer Rest sichtbar,
mit dem, wie es scheint, nichts anzufangen ist. Es muss ein Vokal
sein. Dann aber ist nur V möglich, und von da aus finde ich keine
brauchbare Ergänzung; so wird wohl jener Rest eine zufällige,
264 A. MAU
nicht zugehörige Linie sein. Ausziischliessen ist wohl talis et illa
fait. Denn ü quis non vidit besagt doch, dass es auch Leute gab,
die das Bild gesehen hatten, und das ganze Distichon setzt voraus,
dass der Schreiber selbst es gesehen hat. Also etwa talis et Uta
manef^ Der Schreiber hätte dann in Kom das Bild gesehen und
hier der so erworbenen Kenntniss Ausdruck gegeben. Aber es kommt
dann etwas fremdartiges in das Gedicht. Sein Vorwurf ist doch
der Preis des Mädchens ; so aber wird es zu einer archäologischen
Belehrung. Und ich meine, das Epigramm endet besser, wenn
Subjekt des Sehlussverbums das Mädchen ist und in ihr Lob das
Ganze ausklingt: etwa talis et illa nitef^ Ich linde kein besseres
Verbum. Illa auf die zuletzt erwähnte pupa zu beziehen, hat bei
dem hinlänglich belegten Sprachgebrauch der pompejanischen In-
schriften keine Schwierigkeit: CIL IV 635. 1645. 1880. 1824.
1884. 3409. 4304. Also:
Si quis non vidi{i) Venerem quam pin\^xit Äpelles~\,
Pupa(m) mea{m) aspiciat; talis et [illa nitet?~].
IL
Die Inschrift hat aber auch noch ein metrisches Interesse
weil in piipa{m) mea{m) mit dem ersten ausgelassenen m auch
die Position wegfällt. Dieselbe Verkürzung hatte ich angenommen
(Mitt. XX 1904 S. 265) in der Inschrift CIL IV Suppl. 4556,
Buecheler Carm. ep. 929:
Semper. M{arcu). Terentius Eudoxsus \ unus. {supstenet} amicos
Ft. tenet \ et. tutat. supstenet. omne. modu
wo mir am Schluss omne{m) modu(m) das wahrscheinlichste schien
und noch scheint. Dem gegenüber behauptet F. C. Wick ( Vindi-
ciae carminum Pompeianorum, in Atti d. Äcc. di Napoli XXVI,
S. 10 f. des SA), dass in pompejanischen Versen durch Wegfall
des auslautenden m nie die Silbe kurz wird. Erstens, Corssen
(Ausspr. I* S. 273) habe es gesagt. Das ist ein Missverständniss :
Corssen sagt, dass meistens das m geschrieben wird und dann na-
türlich Position macht. Zweitens, um es zu beweisen genüge der
Hinweis auf Buecheler n. 950 {CIL IV Suppl. 5296): Saepe ego
METRISCHES AUS POMPEJI 265
cu{m) media vigilare{m) perdita nocte. Als gäbe es viele solche
Beispiele! Es gab ihrer damals grade noch zwei: CIL TV 1516:
hie ego nunc futui formosa{m) forma puella{m) und Suppl. 6892
(Wick n. 42) : quisquis amat nigra{m) nigris carbonibus ardet.
Dazu kommt jetzt ein drittes, noch unediertes CIL IV Supjil. 7038,
wo es heisst poena{m) patiare. Und was sollen denn diese Bei-
spiele beweisen? Schreiber und Dichter brauchten doch nicht iden-
tisch zu sein: Buech. 950 ist eine Art Cento aus allerlei Remi-
niszenzen; über SuppL 6892 s. unten S. 261. Es ist also sehr
möglich, sogar wahrscheinlich, dass die Verse auf Grund der vollen
Form gedichtet wurden; zu IV 1516 hat gar ein zweites Exemplar
{\h\l) formosam. Liess dann ein nachlässiger Schreiber das m aus,
was soll daraus folgen?
Hingegen die verstümmelte Form mit Verkürzung geht not-
wendig auf den Dichter selbst zurück. So in unserem Distichon
pupa{m) mea, so Buecheler Carm. ep. 373 (43-70 n. Chr.) felice{m)
morari, so ebenda 422 (126 n. Chr.), 11: pietate{m) rependere
matri^ 14: ferale{m) diem, 17: moriente(m) viderent., 465,8:
victima{m) sacris, 14 ferale{m) sepulti, 475, I : pietate{m) pa-
rentis, 4: luce(m) videre, 5: poscere(m) munus, 9: terra(m)
leve{m) optetis . . . fortuna{m) beata(m), 484,3 : regione(m) pe-
destrem, 496, 2 : dece(m) mensibus octo, 505, 2 : arka(m) pa-
renteSj 512. 1 : mea(m) vita{m) demonstro, 517, 1 : post morte(m)
marite, 528, 4 : cum luce{m) reliquit, 529, 1 : post morte(m)
iuorum^ 1184,13: flos ego cerna{m) novum^ 1186,12 et spem
certissima{m) f regit. 1 ] 90, I : post morte{m) sepulcri^ 4 : post
morte(m) cavemus, 6: fine{m) laborum, 1194,2: morte(m) su-
birem, 1216, 1 : post morte{m) reliquit. Hier überall ist das m
ausgelassen um die Silbe kurz zu machen. Ganz zu schweigen von
älterem: enim, dessen m bei den Komikern und bei Ennius i^Ann.
371 Vahlen: non enim rumor es) keine Position macht, und noenu
bei Lucrez (111 199: noenu potest, IV 712: noenu queunt) und
Lucilius (907 : si noenu molestumst). S. Leo, Plautin. Forschun-
gen S. 302-307. Stowasser, Wiener Stud. XXVII 1905 S. 212 f.
Dass in der Eudoxusinschrift omne modu durch Verszwang,
also nicht aus dem gut in den Vers passenden omnimodum oder
omnimodo entstanden sei, schloss ich auch daraus, dass « der
ganze übrige Text fehlerfrei ist » . Das war vielleicht etwas ungenau
266 A. MAU
ausgedrückt. Herr Wick macht Eudoxsus und supstenet gelteud
und nennt den Schreiber hominem rudern et inconditum, neque
rede pronuntiantem neque scribendi peritum. Aber x^, pst sind
Archaismen, wie M{arcu), und wie sie auch sonst in Pompeji
vorkommen. Wie oft xs sich auch in sonst tadellosen, auch öffent-
lichen Inschriften findet, darüber kann der Index irgend eines
Corpusbandes Auskunft geben. So schrieb er, weil er es so in der
Schule gelernt hatte : die Inschrift, auf einer Wand dritten Stiles,
kann in die Zeit des Augustus zurückreichen, der Schreiber konnte
schon bejahrt sein und sein Lehrer war vielleicht ein alter Mann.
Wie viele schreiben noch jetzt in Deutschland « Theil, Noth » und
ähnliches ! Supstenet sprach man doch in Pompeji gewiss nicht, so
wenig wie opscultat oder obscuttat (IV 2360. 4008) und supstulit
(IV Suppl. 5296 = Buech. 950). Auch das e in supstenet
mochte ihm und seinem Lehrer als richtig, höchstens als Ar-
chaismus erscheinen, da hier die volkstümliche Aussprache, der
Schwächung entgegenwirkend, den Wurzelvokal bewahrt hatte;
vgl. CIL I 38 optenui, IX 2243 (städtische Inschrift aus Telesia)
abstenentissimo, X 8059, 386 (Signaculum) substenendi. Aber
omne modu hatte er gewiss nicht in der Schule gelernt; stände es
für omnimodo oder omnimodum, so käme zu den zwei Vulgarismen
noch die falsche Interpunktion, alles dies in acht Buchstaben,
grade da, wo das nächstliegende omni modo nicht in den Vers
ging. Da ist doch schwer dem Schluss auszuweichen, dass hier die
Volkssprache der Versnot zu Hülfe kam, wie in pupa{m) mea{m)
und den oben citierten metrischen Grabschriften, also omnimodum,
omnimodo im Wortschatz des Schreibers fehlte. Mir scheinen diese
Erwägungen schwerwiegender als der ungewöhnliche Gebrauch des
Accusativs, der doch auch vielleicht aus der Volkssprache stammt.
Mauius certus iudicat sagt Herr Wick in Bezug auf omne
modu, obgleich ich mich hinlänglich vorsichtig ausgedrückt hatte.
Das ist harmlose Rhetorik. Wenn er aber S. 14 sagt, ich hätte
behauptet {certumque adßrmantem\ in der Pero-Inschrift (bei ihm
n. 1) sei terrificus locus, aspice iam ... replente tument lesbar,
so mag er sehen, wie er das verantworten will. Es ist auch nicht
wahr, dass ich über diese Inschrift etwas non publici iuris ge-
schrieben habe; der betreffende Artikel steht in diesen Mittei-
lungen XX 1905 S. 380-382.
METRISCHES AUS POMPEJI 267
f III.
QVISQyiS • AMAT • NIGRA NIGRIS • CARBONIBVS • ARDET
NIGRA CVM VIDEO MORA • LIBENTER AEDEO
Diese Inschrift stand auf einer Wand einer Villa, die in Bosco-
trecase bei Gelegenheit des Baues der elektrischen Eisenbahn ge-
funden wurde und von Herrn Santini, dem Besitzer des Grund-
stückes, leider nur zum Teil ausgegraben werden konnte ; jetzt ist
sie in Pompeji. Sie ist publiciert, mit einer sonderbaren Erklärung,
von Wick ( Vindiciae n. 42), dem sie von Sogliano mitgeteilt wurde.
Es ist ungewöhnlich grosse und sehr schöne Cursivschrift. Aber der
Schreiber war in der Orthographie weniger stark als in der Kalli-
graphie : zweimal nigra{m) und aedeo statt edo . Aus letzterem
Fehler dürfen wir wohl schliessen, dass er nicht der Verfasser des
Distichons ist.
Die Erklärung der ziemlich albernen Verse ist nicht schwierig.
V. 1 sagt: die schwarzhaarigen Mädchen erregen besonders heisse
Liebe; V. 2: für mich haben die Schwarzen besondere Anziehungs-
kraft. Beides unter dem Bilde von Dingen, die auch schwarz sind:
wer eine Schwarze liebt der brennt wie auf schwarzen Kohlen ;
sehe ich eine Schwarze, so begehre ich sie, wie ich (schwarze)
Maulbeeren gern esse.
A. Maü.
SITZUNGEN UND ERNENNUNGEN
IL Dezember 1908 (Festsitzung zur Feier des Geburtstages Win-
ckelmanns) : J. Wilpert, Die Mosaiken von S. Maria Mag-
giore.
8. Januar 1909: Ch. Hüelskn, Das Barberinische Zeichnungs-
buch des Giuliano da Sangallo.
Zur Winckelmannstage wurde ernannt zum ordentlichen
Mitgliede des Instituts:
Hr. H. VON Geymüeller in Baden-Baden.
DRUCKFEHLER-BERICHTIGUNG.
S. 178 Z. 3. 5. 9 V. u., S. 180 Z. 10 v. u.,
S. 181 Z. 1, S. 182 Z. 11, S. 186 Z. 17 v. u.
sehr. Taf. VIII statt VI.
Abgeschlossen am 12. Januar 1909.
AUGUST MAU
15. X. 1810 — 6. III. 1909.
Gedächtnisworte, bei der Totenfeier am 9. III. 1909 gesprochen.
Hochansehnliche Trauer Versammlung !
Im Namen des Kaiserlich deutschen Archäologischen Insti-
tuts, das ich als Stellvertreter des leider in weiter Ferne wei-
lenden Sekretars Professor Hülsen zu leiten habe, zugleich im
Namen seiner Zentraldirektion in Berlin, die mich hierhergesandt
liat, erfülle ich die schwere und doch schöne Pflicht, an einen der
besten Männer, die unserer Anstalt jemals gedient haben, den
letzten Abschiedsgrusz zu richten. Ich will versuchen, so gut es
meine schwachen Kräfte, die kurze Zeit und der frische persön-
liche Schmerz gestatten, zu sagen, was für ein Mann August Mau
gewesen ist, was er für unsere Wissenschaft und für das Institut
geleistet hat.
Er war ein Sohn des fernsten deutschen Nordens, jenes meer-
umschlungenen, einst so heisz umstrittenen Landes, dem die
klassische Altertumskunde eine Reihe der bedeutendsten Forscher
zu verdanken hat, darunter, um nur zwei der gröszten unter den Toten
zu nennen, Theodor Mommsen und Otto Jahn, einen Kieler
Mitbürger unseres Verstorbenen, zugleich einen seiner maaszge-
benden Lehrer. Den Stempel dieser nordischen Herkunft trug Mau
an seinem ganzen Wesen: in den hellen, klaren, blauen Augen,
in dem gelassenen, zurückhaltenden, etwas ungelenken Auftreten,
in der bedächtigen, zähen Tatkraft, in der nüchternen Klarheit
und Konsequenz des Denkens, in dem muntern trockenen Humor
und in der stillen, goldenen Treue des Gemüts. Er war ein echter
und ein treuer Sohn seiner Heimat, der engern und erst recht der
270 AUGUST MAU
weiteren, deren Auferstehung aus langer Zerrissenheit er schon in
reiferen Jahren mit ganzem Herzen begrtisst hatte. Wenn ich den
kühl besonnenen Mann jemals habe schwärmen hören, so war es
in Träumen von der künftigen Grösse seines Volkes.
Aber diesem echten Deutschen und Norddeutschen, dem Sohn
eines lutherischen Theologen, war es beschieden, in Italien so feste
Wurzeln zu schlagen wie vor ihm nur wenige, fast so tief wie
einst der jütländische Pastorssohn Jürgen Zoega. Was Mau hier-
herführte war freilich nicht die alte deutsche Sehnsucht nach dem
Lande der Goldorangen und der Marmorbilder, sondern der Kampf
ums Dasein im wörtlichen Sinne. Der junge Gymnasiallehrer musste
sein Amt in Glückstadt aufgeben und aus dem rauhen Klima der
Heimat fliehen, um Heilung von der rasch fortschreitenden Lun-
genkrankheit zu suchen. Er fand diese Heilung, und eine tiefe,
dankbare Liebe band ihn fortan an den blühenden Boden und den
milden Himmel Italiens. Die italienische Sprache beherrschte er
in seltenem Maasse und seine natürliche Liebenswürdigkeit, innata
cortesia, wie einer von unsern italienischen Freunden gesagt hat,
steigerte sich unter dem Einflüsse der anmutigen Sitten des Lan-
des zu sicherer Urbanität. Eine Tochter Italiens, Amanda Kan-
danini, war es schliesslich auch, die dem alternden Manne noch
des Glück der eigenen Häuslichkeit bereitete. Die Innigkeit dieses
späten Ehebundes zeigte sich auf ergreifende Weise in den letzten
Tagen, da der Totkranke kaum noch einen andern Wunsch aus-
zusprechen fand, als mit der eben vorangegangenen Lebensgefährtin
im gleichen Grabe wieder vereinigt zu werden.
*Erst in Italien entwickelte sich auch Mau's wissenschaftliche
Kraft und Eigenart. Als er, schon zweiunddreissig Jahre alt,
hierherkam, hatte er noch kaum Erhebliches zu leisten vermoclit.
Das Wenige, was er bis dahin verfasst hatte, war rein philolo-
gischer Natur, es bewegte sich auf dem Boden der Textkritik.
Auf diesem Gebiete blieb er auch weiterhin lange Jahre tätig,
aber zumeist nur um seinen Lebensunterhalt zu erwerben, als
gesuchter Helfer Anderer fiir die Vergleichung von Handschriften.
Auch diese Lohnarbeit hat er mit grösster Gewissenhaftigkeit und
von den besten Kennern anerkannter Meisterschaft geleistet.
Sein Hauptgebiet aber wurde hier die Denkmälerforschung, in
die ihn seine gleich Anfangs (1873) übernommene Stellung als
AUGUST MAU 271
Hilfsarbeiter am Archäologischen Institut einführte. Herangezogen
wurde er dazu, irre ich nicht dank dem Eingreifen Mommsens,
von Wilhelm Henzen, dem stamm- und wesensverwandten ersten
Sekretär der Anstalt, dessen Marmorbüste dort so freundlich auf
den Sarg herabsieht. Doch nicht in Rom fand Mau sein eigentli-
ches Arbeitsfeld. Es entsprang wohl zugleich dem Bewusstsein
beschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit und der Richtung auf
gründlichste Erkenntnis, dass er sich ein scharf umgrenztes, nicht
allzu weites Gebiet erwählte, eine einzige antike Mittelstadt,
freilich eine solche, der sich an Vollständigkeit und damit an
vielseitiger Wichtigkeit des Befundes auch heute noch, nach so
vielen Ausgrabungen, kaum eine andere zur Seite stellen kann.
Seinem Pompeii hat der Tote lange Jahre hindurch fast die ganze
Müsse der Sommerferien gewidmet. Wer ihm dort begegnete, der
empfieng den Eindruck eines glücklichen Menschen. Wie seinem
Körper die warme Sonne und die frische Seeluft, so behagte seiner
Seele die Herrlichkeit jener griechischen Landschaft, die weltab-
geschiedene Stille jener Stadt ohne Volksgetriebe, das Bewusstsein
immer sichererer Beherschung all' der weitreichenden Probleme,
welche sie der Forschung bietet, die wachsende Achtung und
Liebe aller, die dort neben und mit ihm wirkten, besonders auch
der italienischen Beamten. Die jetzt in Pompeii tätigen, an der
Spitze Antonio Sogliano, haben dem Institut in schönen Worten
ausgesprochen, wie viel ihnen der langjährige Freund und Berater
gegolten hat.
Der Anfang von Mau's pompeianischer Tätigkeit fiel in die
Zeit, als die Forschungen von M. Ruggiero, Fiorelli und de Petra,
von Richard Schöne und Heinrich Nissen Pompeii zur hohen Schule
einer Jahrhunderte umfassenden archäologischen Stadtgeschichte
machten. An Nissens herrliche « Pompeianische Studien » knüpfte
sein erstes Buch, die « Pompeianischen Beiträge » von 1879 an.
Ohne den Wert jenes glänzenden Versuches umfassender Syn-
these zu verkennen, prüfte Mau in ruhiger, scharfer, vor keiner
Mühe zurückscheuender Kritik viele von Nissens Annahmen und
Konstruktionen auf ihre Haltbarkeit, beseitigte manche von ihnen
und ermittelte eine Fülle von Tatsachen weit genauer oder ganz neu.
So hat er auch später in einer unübersehbaren Reihe von Aufsätzen
unserer Institutsschriften längst bekannte oder frisch ausgegrabene
272 August mau
Denkmäler mit peinlicher Genauigkeit untersucht und für manche
von ihnen in unermüdlich wiederholter Nachprüfung fremder oder
eigener Arbeit schliesslicli alles Erkennbare festgestellt. Aber es
blieb nicht bei der Einzelbeobachtung, auch für Mau's bedächti-
gere, nüchternere Art kam der Augenblick, wo er sich für zusam-
menfassende Darstellung weiterer Gebiete reif fühlte.
Zuerst wandte er sich der dekorativen Wandmalerei zu, die
neben den von Heibig und dann von Sogliano verzeichneten, von
ersterem in seinen weitblickenden « ünteruchungen » etwas ein-
seitig auf ihren Zusammenhang mit der hellenistischen Kunstü-
berlieferung geprüften Figurenbildern lange nicht genügend beachtet
worden war. Mau's 1882 erschienene « Gescliichte der dekorativen
Wandmalerei in Pompeii «, die mit den kampanischen auch die
stadtrömischen üeberreste dieser Art zusammenfasst, ist wohl
seine bedeutendste Porschertat geblieben. Zu einer Zeit, als in Folge
der Entdeckung des Hellenismus der Gedanke, auch unter römischer
Herrschaft habe sicli die Kunst noch organisch weiterentwickelt,
unserer Wissenschaft so gut wie ganz abhanden gekommen war,
zeigte Mau ein grosses, schönes Stück solcher Entwickelung, nicht
nur durch sorgfältiges chronologisches Aneinanderreihen eines wenig
bekannten, weitschichtigen Materials, das er zum Teil in den mei-
sterhaften Abbildungen Sikkards vorlegte, sondern gleich auch durch
scharfe imd feine Charakteristik seiner vier « Stile ». Mag an
diesem Aufbau noch soviel Einzelnes, auch Wichtiges, berichtigt
oder noch zu berichtigen sein, im Ganzen darf er, soweit wir
überhaupt solche Urteile fällen dürfen, zu den unerschütterlichen
Grundtatsachen der Kunstgeschichte gezählt werden. Wenn etwas
den hohen Wert dieses Buches beeinträchtigte, so war es die von
Schwerfälligkeit nicht ganz freie Darstellung.
Hierin zeigen die spätem Werke des rastlos an sich selbst
arbeitenden Mannes einen bedeutenden Fortschritt: das eben in
zweiter Auflage erschienene Buch « Pompeii in Leben und Kunst »,
eine übersichtliche, gemeinverständliche Zusammenfassung von
allem, was Jahrhunderte des Forschens dort zu Tage brachton,
und erst recht der schon vier Mal gedruckte «Führer«, eine
musterhaft knappe und klare üebersicht des Wissenswertesten.
Nicht nur in diesen Schriften, auch persönlich ist der Tote zahllosen
Gelehrten und Gebildeten der eigenen und fremder Nationen ein
AUGUST MAU 273
sachkundiger und liebenswürdiger Führer durch seine Stadt gewesen.
Wie sehr ihm diese im Auftrag unseres Instituts alijährlich
ausgeübte Tätigkeit am Herzen lag, zeigte sich noch wenige Stunden
vor dem Ende, als er mich mit dem Ausdruck der Besorgnis
mahnte, im Fall der Not rechtzeitig an Ersatz zu denken. Auch
brieflicli war er allzeit zur Auskunft über pompeianische Fragen
bereit. Diese vollendete, Jedem zugängliche Kennerschaft ist nicht
zu ersetzen.
Auf auszerpompeianische Denkmäler hat sich Maus archäolo-
gische Arbeit nur selten erstreckt. Indess gelang seinem an das
Entwirren komplizierter architektonischer Tatbestände gewöhnten
Blick selbst auf dem vieldurchforschten Forum Komanum ein so
schöner Fund, wie das Herauslösen des Kerns der caesarischen
Rostra aus den spätem Umbauten. Auch sonst ward er, von seinem
beschränkten Gebiet aus, ein Lehrer für alle, die irgendwo, zum
Beispiel in Priene oder in Thera, vor ähnliche Aufgaben gestellt
waren.
Die zentrale Bedeutung Pompeii's für die Kenntnis des an-
tiken Privatlebens machte den Verstorbenen zum gesuchtesten
Bearbeiter dieses Gebietes in den Handbüchern, zuletzt in der
Erneuerung von Pauly's Realencyklopädie. Hier am ehesten werden
die Grenzen seines Horizontes fühlbar, besonders wohl das Fehlen
unmittelbarer Anschauung der griechischen Welt. Doch wie immer
beschränkt auch sein wissenschaftliches Schaffen sein mag, es steht
doch gross und ehrfurchtgebietend da in seiner unbestechlichen
Wahrheitstliebe, seiner tiefen Gründlichkeit, seiner aller Phrase
abholden Schlichtheit und der überall hindurchleuclitenden Liebe
zur Sache.
Neben dieser wissenschaftlichen Arbeit gieng, wie gesagt, von
Anbeginn Maus amtliche Tätigkeit für das Institut einher. Sie
galt vor allem unserer reichen Bibliothek, in der wir ihm nach
Verdienst die Totenfeier begehen. Lange Jahre hat er als Gehilfe
Henzens und Helbigs einen immer wachsenden Anteil an ihrer
Verwaltung genommen. Als diese dann einer Jüngern Kraft anver-
traut wurde, behielt Mau die grosze Arbeit am Realkatalog, dessen
zwei erschienene Bände rasch unter die wichtigsten Hilfsmittel
der Forschung eingerückt sind, ein Werk ausgebreiteter Gelehr-
samkeit und grösster Umsicht. Wir fragen mit ernster Sorge : wer
274 AUGUST MAU
besitzt mit diesen Eigeuschaften den stillen, entsagungsvollen
Fleiss des Geschiedenen, um uns das AVerk zu vollenden?
Aber noch schwerer als den Gelehrten und Beamten werden
wir doch den Menschen vermissen, diesen Mann mit dem beson-
nenen, scharfen urteil und dem reinen, gütigen Herzen, mit der
ruhigen Selbstachtung und der rührenden Anspruchslosigkeit, diesen
grundvornehmen Mann, in dem kein Falsch und kein Neid war,
soviel Entsagung ihm auch das Leben auferlegte. Das Institut wird
es ihm niemals vergessen, wie treu und freudig er ihm in be-
scheidener Nebenstellung zu dienen fortfuhr, auch nachdem es durch
die flacht der Umstände entschieden war, dass ihm keiner von den
beiden leitenden Posten zu Teil werden sollte. Und wie unzählig
vielen Einzelnen bleibt August Mau eine unvergesslich teure Erin-
nerung aus sonnigen, römischen oder pompeianischen Tagen. Be-
sonders der langen Keihe der capitolinischen « ragazzi », deren
Mittelpunkt er, noch unverheiratet, wir sagten im Scherz als « capo
ragazzo » , gebildet hat. Wenn wir in Henzen den Vater des Insti-
tuts verehrten, so war uns Mau wie ein älterer, vielerfahrener
Bruder, zu dem wir mit all' unsern Sorgen, wissenschaftlichen wie
praktischen, kommen durften. Er hatte für jeden einen guten Rat,
einen nützlichen Wink oder ein unaufdringliches Wort der War-
nung und, wenn es nötig war, auch die helfende Tat.
So wissen wir denn diesen Toten, dem all seine nahen Bluts-
verwandten ferne bleiben müssen, in aller Welt von einer solchen
Fülle dankbarer Verehrung und Liebe umgeben, dass sein Sarg
unter einem Berg von Blumen verschwinden würde, wenn alle,
denen er wert gewesen, ihm solchen Grusz zu senden vermöchten.
Auch so fehlt es ihm nicht an diesem Ehrenschmuck. Er kommt
von Verwandten und Freunden, von den Amtsgenossen, den ge-
genwärtigen und den früheren, von den deutschen Schwester-
austalten in Athen und Frankfurt a. M., von der Amerikanischen
hier in Rom, deren Zöglinge in Mau auch einen ihrer Lehrer ver-
lieren. Und nun lassen Sie auch mich, im Namen dieses altehr-
würdigen Instituts, einen Kranz auf den Sarg legen, für den
schlichten Mann einen schlichten Kranz : einen römischen Lorbeer
geziert mit den Farben des deutschen Reiches, als Zeichen seiner
unvergänglichen Verdienste um unsere Wissenschaft und unsere
Anstalt, um sein Vaterland und diese seine schöne Adoptivheimat.
Franz Stüdniczka.
LA VIA SALARIA
NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI
Antichitä della Salaria.
Incertezza sulla prioritä di costruzione
del suo doppio tracciato.
Con la passione che soltanto il ciilto delle cose belle e ca-
pace d'ispirare, mi diedi — anni sono — a ricercare nella mia
regione nativa le poche reliquie rimastevi deH'antichissima via
Salaria nell'intento non solo di farne im inventario a difesa di
possibili fnture manomissioni, ma altresi per fissare il suo vero
percorso.
Affidatami dal Governo la tiitela dei monumenti nel circon-
dario di Cittaducale, limitai allora il lavoro al tratto svolgentesi
da Rieti fino ai confini dei circondarii di Ascoli e di Teramo (^)
e lo proseguii poscia fino äl mare Adriatico su tutta la linea
Reale — Castrum Traentinum (^).
Mi occiipai di poi della diraraazione della stessa via Salaria
che, sotto il nome di via Caecilia, partendo dal XXXV miglio,
attraversava le alpestri regioni degli Equi, dei Sabini amiternini
(^) Cf. Persiclietti, Viaggio archeologico sulla via Salaria nel circon-
dario di Cittaducale. Roma, 1893.
(*) Cf. Persichetti, La via Salaria nel circondario di Ascoli Piceno
(BiilL (leirinstit, a. 1903, pp. 274 sq.).
276 N. PERSICHETTI
e dei Piceni interamnensi per andave pure al mare a Castriim
Novum, ad Hadria ed alle prossime saline (^).
Dopo ciö, ho creduto opportuno aggiuDgere ai precedenti la-
vori la ricerca e rillustrazione del primo tratto della classica via
— non meno importante degli altri — che da Roma capo linea
menava a Reate, a fine cioe di completare lo studio di tutta la
rete ab ürbe — ad mare Iladriaticiim.
Prima perö che io esponga il risiiltato di tali ultimo inda-
gini in ordine alla Salaria in Roma e da Roma, e per non ripe-
tere quanto ho avuto occasione di dire nelle precedenti monografie,
farö soltanto qualche cenno preliminare della sua storia e mani-
festerö qualche impressione posteriore ai miei precedenti lavori.
L'alta antichitä di detta via — rilevata da Strabone (^), da
Festo (^) e da Plinio ('*), confermata dal Niebuhr che la ritenne
la piü antica delle vie (^), e rattbrzata dal Mommsen (^) — e pa-
cifica fra gli archeologi: ma se tutti riconoscono che fu iina delle
strade piü vetuste aperte dal commercio umano, nessuno pote indi-
carne neppure approssimativamente l'origine.
Nulla di preciso invero e possibile dirne.
Dalla tradizione si apprende che fosse strada sabina, ma ne
essa ne la storia ci dicouo se i Sabini la possedessero anterior-
mente alla fondazione di Roma, ovvero se l'ebbero nei primi se-
(^) Cf. Persichetti, Alla ricerca della via Caecilia (Bull, deiriiistit,
a. 1898, pp. 194-220; a. 1902, pp. 277-304).
(^) Strabo, V, 3, I, p. 228, parlando dei Sabini dice : « "EavQojtca ds
dV' fiixGiv ^ re SaXagia ö&ög od noXkfj ovaa, eig ^vxal fj Nwixsviävr} avfininxsv,
Xttxä, "Hqtjxov rf)g laßiyfjg xoiurjv tnsQ roV Tißeoeojg xsijueprjp, {)716q rf^g ai)tf)g
JlvXtjg äQxouevrj rf^g KokXiyf)gn.
(^) Festus, p. 827, Müll., « Salaria vih Romae est appellata, quia per
eam Sabini sal a mari deferebant «.
(*) Plinius, Ilisty Nat., XXXI, 89 « ...honoribus etiam militiaeque in-
terponitur {sal), salariis inde dictis magna apud antiquos auctoritate, sicut
adparet ex nomine Salariae viae quoniam illa salem in Sabinos portari
convenerat ».
C*) Cf. Niebhur, Hist. Rom., III, p. 285 ed. Golbery.
(^) II Mommsen, cui nulla h sfuggito di quanto si riferisce al mondo
romano, in ordine airantichitä della Salaria, osservö che: « L. Melelli cos.
a. u. c. 637 miliarium inventum prope Asculum Picenum demonstrat
multo ante wiam ex Sabinis ad mare Hadriaticum perductam esse « {C. L L.
IX, p. 438j.
LA VIA SALARIA NEI CIRGONDARII DI ROMA E RIETI 277
coli di vita della niiova cittä; ne gli archeologi sono concordi
se gli stessi Sabini prendessero il sale dalle spiagge tirrene o da
quelle adriatiche.
Neanche si ha notizia se i due tratti biforcanti ad Antrodoco
(Interocrinm) e vergenti l'uno ' per A^ciiliim a Castrum Truenti-
num e l'altro per AmiterDum a Castrum Novum — ambidue
continuanti la mmierazione delle miglia ab Urbe — fossero stati
costruiti contemporaneamente, o se Tiino siissegiientemente al-
l'altro. -^. *
In tale osciiritä ed incertezza per difetto di notizie storiche,
epigrafiche o tradizionali, per avere qualche liime non restava che
interrogare i pochi testimoni stradali siiperstiti allopera deleteria
del tempo ed a quella vandalica degli iiomini.
Qnesta e stata la mia cum, e, con soddisfazione, posso dire
non e riuscita interaraente infruttuosa.
Nelle varie mie peregiinazioni attraverso i diversi tronchi della
via, ho potuto constatare che la maniera muraria non e identica.
In parecchi luoghi si riscontrauo resti di muraglioni di sostegno
della via medesima, appartenenti alla costruzione antichissima
di Stile poligonale pelasgico od italico, a massi enormi irrego-
lari, conosciuti sotto il nome H'opus a)itiquum incertum, dei
quali se scarseggia la regione dei Sabini, abbonda quella degli
Equi Q). In altri luoghi si rinvengono avanzi di struttura meno an-
tica, di etä repubblicana, di stile cloe pseudoisodomum ; ed altrove
se ne trovano della piü bella e pura arte architettonica augustea,
od opus quadratum isodomum.
Di opus antiquum incerlum, venti anni or sono, ebbi la
Ventura di trovare in situ un lungo e meraviglioso tratto di mu-
(') Di questi moiuimenti ve ne ha uno solo, ma splendide, nell'agro
amiterninc (v. Persichetti, Aoanzo di costrusione pelasgica nelVagro amiter-
nino (Bull, deirinst., a. 1902, pp. 134-148), ma ne h ancora ricca la regione che
fu abitata dagli Equi, oggi (k'tta Cicolano (v. Bunsen, Antichi stabilimenti
italici, Ann. dfll'Inst, 1832, p. 219; lo stesso, Cittä italiche di costruzione
poligona, Bull. delFInstit.. 1829, p. 39; Gerhard, Monumenti detti ciclopei,
Ann. deirinst., 1829, p. 187; Gell, Monumenti di antichissime cittä, Bull,
deirinst., 1831, p. 44; Dodwell, Views and descriptions of Cyclopean or
Pelasgic remains in Greece and Italy, London. 1824; Keppel Craven, Excur-
sions in the Abruzzi, London, 1838, vol. I, p. 188.
278
N. PERSICHETTI
raglione allora tuttavia intatto, e precisamente nella valle di Si-
gillo, fra Antrodoco e Posta, in localitä chiamata Strambo del
Paladiiio (fig. 1).
Figr. 1.
Muraglione della Salavia allo Strambo del Paladino.
Colpito dalla siia bellezza ed importanza, ebbi cura di foto-
grafarlo, e fu bene, perche, pochi anni dopo, mentre costmivasi
colä la odierna strada provinciale Salaria che da Antrodoco, per
la stessa valle di Sigillo, mena ad Amatrice e qiiindi ad Ascoli,
in seguito a dirotte pioggie e ad un violento temporale del 23
settembre 1899, dopo tanti secoli, cadde quasi tiitto.
LA VIA SALARIA NE! CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 279
Informato di ciö daU'Ufficio Teenico Provinciale, con nota del
27 settembre detto anno, n. 2010, feci vive premnre alla Pro-
yincia di Aquila onde avesse fatto costnüre una sostriizione in
Yig. 2. — Rupe inteicisa e muro sottostante al Masso delFOrso.
sostegno dei pochi massi rimasti a posto, e fu infatti esegiiita;
sieche essi, se iion offrono piü l'imponente ed importante spetta-
colo di prima, valgono almeno a testimoniare aneora il profilo
della linea antiehissima ed il suo livello molto piü alto dal fiiime
Velino di quello della strada nuova.
E non e da meltersi in dubbio che il siiddetto muraglione
280 N. PEKSICHETTI
composto di blocchi colossali ad opera incerta appartenesse ad
epoca preromana (com'ebbi a rilevare dalla prima volta che lo
vidi) (') perche correva iina differenza immensa fra esso e gli altri
varii avanzi di muraglioni fatti dai Romani in epoche e restaiiri
posteriori, suUo stesso stile, ma con massi meno grandi, meno
rozzi e piü regolari, come, ad esempio, quello che in parte ancora
resta, nella medesima valle di Sigillo, in contrada Masso delUorso
(fig. 2) a valle del piano stradale sotto la prima riipe intercisa
che vi s'incontra, sii ciii evvi l'incavo di iina edicola e quello
per l'incasso di iina grande lapide, che sventuratamente e andata
perdiita (^).
Questo muro, benche pure ad opera incerta, si vede chiaro
che e costruzione di tempo assai piü tardo e piü progredito, es-
sendo composto di massi lavorati ed impiccoliti e non giä enormi
e grezzi come uscirono dalla cava. Esso, molto probabilmente ap-
partiene al restauro fattovi da Augusto nel suo XI consolato, nel-
l'anno 738/9 di Koma, come puö argomentarsi dal milliario LXVIIII
da lui posto li presso, e che, nel 1891, ebbi la fortuna di rin-
venirvi (^). E poiche il milliario medesimo giaceva caduto a mezza
Costa da cui poteva precipitare nel fiume, ebbi premura di farlo ri-
muovere da quel sito pericoloso, ed oggi trovasi eretto sul fianco
a monte della strada nuova, dove forma l'ammirazione di tutti i
viandanti.
II SU cennato antichissimo muraglione dello Slrambo del Pa-
ladino adunque si distingueva molto bene dalle altre opere poste-
riori pure ad opera incerta, fatte lungo la linea ad imitazione
delle primitive ed a seconda che la configurazione della campagna
richiedeva.
E se e vero ciö che notava il Ciampini: « Habent saxa, la-
pides, et quaecumque monumenta quodammodo voces suas ; quibus
non tarn gesta maiorum quam et originem aetatemque suam abs-
que Ulla litterarum nota bene adverteniibus indicant » (''), in
base a quella testimonianza topografica d'indubbia fede e da rite-
(') Cf. Persichetti, Viaggio sulla Salaria nel circ. di Cittaducale,
p. 66.
(*) Lo stesso, ivi, p. 56 sg.
(*) Lo stesso, ivi, p. 64.
(*) Cf. Ciampini, Vet. Mon., part. I, c. VIII, p. 65.
LA VFA SALARIA NE! CIRCONDARII DI KOMA E RIETI 2S1
nersi come certo che — se non tutta — gran parte della grande
arteria transappeiininica della Salaria — verso il mare Adriatico —
fii costriüta in epoca preromana, e che, qiiando sorse Roma, i ro-
mani ebbero Interesse di prolungarla sino alla Porta CoUina della
loro cittä.
Man mano poi che crebbe la loro potenza e si estese la loro
dominazione, per necessitä politiche e commerciali, ne vennero
Fig. 3. — Ponte Nascoso presso Civitatomassa.
facendo i restauri ed altre diramazioni, come quella esegiiita sotto
il consolato di L. Cecilio Metello Diademato, per cui fu portata
nella regione degli Eqiii, e fu restaiirata a traverso TAppennino
Interamnium vorsus.
Ed un esempio mirabile di pnra striittiira dell'epoca repiib-
blicana e precisamente dei lavori fatti durante il consolato di esso
Cecilio Metello, nel 637/117, ce l'offre il cosiddetto Ponte Na-
scoso (fig. 3) presso Civitatomassa, nell'agro foriilano od amiter-
nino {^), costruito appunto 3.0. opus pseudoisodomum, con blocchi la-
(») Cf. Persichetti, op. cit., p. 129 sg.
282
N. PERSICHETTI
vorati a scalpello, non perfettamente regolari, spesso cimeiformi, di
varie dimensioni, combacianti fra loro senza essere cementati, e cioe
di quella specie di costriizione intermedia fra la vetustissima detta
ciclopica o poligonale e quella piü perfetta ed elegante dei tempi
di Augusto; come pure ce l'offre l'avanzo di muraglione (fig. 4)
di quella medesima epoca esistente nella valle del Vomano, in
Fig. 4. — Avanzo della Salaria in vocabolo casa Vitella.
localitä detta « Casa Vitella », non lungi dal molino di Poggio
Umbricchio (0-
Di esemplari poi splendidissimi della struttura augustea ad
opus quadratum isodomum se ne hanno ancora sulla stessa Sa-
laria in molti punti e specialmente, nel tratto fra Interocrium
ed Amiternum, al Fosso di Rapello e all'altipiano di Rocca di
Corno (^), e sul tratto fra Interocrium ed Asculum, presso al Ponte
d'Arli, dove, alla localitä detta Vene di S. Caterina, esiste un
altissimo e lunghissimo muraglione lambito dal Tronto (fig. 5),
(') Cf Persichetti, Alla ricerca della via Caecilia (Bull. dell'Inst.,
a. 1902, p. 281).
(") Cf. Lo stesso, Viaggio sulla Salaria nel circ. di Cittaducale,
pp. 120-123.
LA VIA SALARIA NEI CIKCONDARII DI ROMA E RIETI
283
che e il piü conservato e piü meraviglioso avanzo stradale cos-
truito da Augusto (*).
Laonde il fatto che i Romani della Salaria fecero una strada
propria, non basta a far ritenere ch'essa fosse stata da loro origina-
riamente costruita ; invece non e lungi dal vero Fipotesi contraria,
e cioe che questa strada, la cui origine si perde nell'etä preistorica,
Fig. 5. — Muraglione della Salaria sul Tronto presse Arli.
fosse preromana ; costruita in servigio dei popoli italici e qiiindi dei
sabini ; imposta non da scopi politici o strategici, ma dal commercio
dei sale, e dalla natura stessa che ne tracciö il cammino attraverso
una depressione meravigliosa della catena appenninica, che dalle
spiagge adriatiche e dalle valli dei Vomano e dei Tronto portava
le genti preromane alle valli deH'Aterno e dei Velino e da queste
alla valle dei Tevere.
Per conseguenza e anche da ritenersi che se questa via sboc-
cava al Mare Superum — sul cui littorale era la mansio ad
Salinas — i sabini prendessero il sale dalle spiaggie adriatiche
anziehe dalle tirrene.
(') Cf. Lo stesso, La via Salaria nel circondario di Ascoli Piceno
(Bull, deiriiist., a. 1908, p. 290).
284 N. PERSICHF.TTI
Se poi dei due succeDiiati rami della Salaria fosse anteriore
per costriizione qiiello che passava per Asculum o quello per Ami-
ternum ncn ho potiito rilevarlo dall'esame accurato dei monnmenti
stradali rimastici — relativamente in scarsissimo niimero — tanto
suiriina che suU'altra linea.
Sarebbe da ritenersi come piii probabile che la prima comii-
nicazione transappenninica aperta fra la Sabina e l'Adriatico fosse
stata quella che passava per Amiternum come la piü breve (^),
ma gli avanzi di quelle opere stradali da Antrodoco per Amiter-
num e per la valle dei Vomano niilla offrono che avvalori qiiesta
ipotesi, anzi la contraddicono perche tutte quelle snperstiti opere
d'arte sono spiccatamente romane, alcune dell'epoca repiibblicaha
ed altre della imperiale.
Invece, suU'arteria principale Interocrium-Asciilum-Castrum
Truentinum, come ho detto di sopra, trovai il siirricordato avanzo
Hello Strambo dei Paladino d'etä indubbiamente preromana, onde
dovrebbesi ritenere come piü vetiista e primordiale la linea per
Ascoli, la quäle per altro — se per chilometraggio, come oggi siiol
dirsi, era piü lunga — poteva pure riuscire piü agevole evitando
il doppio valico dell'Appennino, obbligatorio per la linea ami-
ternina.
Purtroppo queste ricerche sono venute troppo tardi. Se fossero
State fatte prima, forse dai monumenti ora scomparsi si sarebbe
ottenuto qualche lume di piü su quanto in proposito la storia tace,
e che oramai non puö noa rimanere dubbio, a meno che qualche
futura scoperta epigrafica non venga a diradare le tenebre.
(^} Anche alla mente cid Mommsen balcno il dubbio che il primitivo
tramite della Salaria fosse stato piü breve, andaiulo ad Atri ed al mare pas-
sando per Amiterno, anziehe per Ascoli, nella valle dei Tronio, laddove
scrisse: u Fortasse antiquo tempore Salaria tramite diverse eoque breviore
ex Sabinis ad litus Hadrialicum pervenit finiens non od Truentum, sed ad
Castrum Novum Hadriamve n. {C. L L. IX, p. 584). E, poco depo, ivi ag-
giunge: « Videndum tarnen, ne antiquus Salariae tertninus rnagis fuerit ad
Amiternum; id enim fortasse Strabo indicare voluit cum ait (5, 3, 1, p. 228)
Salariam percurrere agram Sabinorum, cuius ibidem commemorat oppiJa
Reate et Ämittrnum. eodemque ducii, quod Coelius (apud Livium 26, 12)
Hannibalem significat Amiterno profectum esse Reate ".
LA VIA SALARIA NE! CIRCONDARII DI KOMA E RIETI 285
IL
Da Porta Collina a Poote Salario.
Entrando neH'esame del periodo storico, sarebbe superfluo ri-
cordare — essendo heu noto — che i Romani considerarono la
Salaria come una delle otto piü importanti loro strade ; le diedero
dei curatores, scegliendoli nell'ordine senatorio, o fra ragguardevoli
personaggi (^) ; s'interessarono costantemente della sua conserva-
zione dai primi tempi della repubblica fino agli ultimi deH'impero,
come rilevasi dai milliarii, rinvenuti lungo la linea, di Metello,
Allgusto, Traiano, Massenzio, Valente, Valentiniano, Graziano e
Giuliano (^) ; e nei pressi delF Urbs la decorarono di splendidi ed
inniimerevoli monumenti.
NoD pertanto, volendo partire da Roma per queste ricerche,
di ciö che in Roma stessa e nella plaga siiburbana si riferisce
alla Salaria, farö breve cenno.
tJsciva eäsa dalla vetusta Porta Collina {a Collibus Quiri-
nali et Viminali) (^) del recinto di Servio Tullio. Di questa strada
si servirono i Galli per accedere a Roma e da questa porta si
verificö Tinfausta loro entrata nella cittä, nell'anno 361 a. C. (^).
Anche Annibale si presentö innanzi ad essa con duemila soldati (^)
a minacciarvi e sfidarvi i Romani col gittare una lancia nella
cittä (^), ma se ne ritirö senza osarne l'attacco.
Nei pressi di Porta Collina esistera 11 Campo Scelerato, ove
si seppellivano vive le vestali trovate in incesto C^), e sorgevano
i tre templi della Fortuna indicati da Vitruvio (*) e detti da
(«) C. Wilmaims, 1196; C. L L. XIV, 2405; Bull com., 1891, 121; Paulj-
Wissowa, Realencyclopädie, IV, 1782.
(«) CLL. IX, nn. 5943-5958.
(^) Salariam viam incipere a porla quae nunc Collina a colle Quiri-
nali dicitur. Festus, XVII.
(*) Livius, Hist., V, 41.
C) Livius, XXVI, 10; luven., Sat. VI.
(«) Plinius, XXXIV, 6; Cic, Fin., IV, 9.
(") Cfr. Venuti, Antichitä di Roma. Eoraa, 1803, part. I, p. 118.
(«) Vitruvius, lib. III, c. 2.
19
286 N. PERSICHETTI
Rufo Fortunae Liberae, Slatae e Reducis^ e quindi la contrada
Trium Fortunarum et ad tres Fortunas (^) ; come pure fuori
porta Collina brillavano per la loro superba magnificenza e ric-
chezza di opere d'arte i famosi orti sallustiani, i templi di Venere
Ericinay comimemente detta Venus hortorum sallustianorum (^),
di Venere Verticordia e qiiello dell'Onore (^).
Dopo che la cinta urbana fu ampliata da Aiireliano, la porta
Collina non servi piü, e fu sostituita dalla porta Salaria, eretta
- i^x SL.-*. ^w " >^r. ä/, ■- ,
Fig. 6. — Porta Salaria di Onorio.
da Onorio nell'auno 402 d. C. (^), con due rotonde torri lateralis
(^) Cfr. Venuti, op. cit., p. 118; Bunsen. Reischreib. der Stadt Rom.
III, 2, p. 378; Jordan, Topographie der Stadt Rom in Alterthum, zweiter
Band. Berlin, 1871, p. 121 sg. ; Lanciani, Scoperte {Bull. arch. com., 1873,
p. 224 sg.); C. L. Visconti, ivi, p. 210; Stefano Piale, nelle note alPopera
suddetta del Venuti. Roma, 1824, p. 161, n. B.
(2) Nel 1882, facendosi gli scavi del Ninfeo negli orti Sallustiani, si
rinvennero e si demolirono le fondamenta di questo tempio. V. Notizie degli
scavi, 1882, pp. 801, 411.
C») Cicero, De leg., II.
(*) Di ciö che era rimasto della porta Salaria di Onorio credo utile
oflfrire la figura (fig. 6), riproducendola dalla tav. VIII dell'opera del Nibby e
Gell, Le mura di Roma.
LA. VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIKTI 287
che la difendevano, sieche i succennati splendid! moniimenti di-
vennero interni della cittä.
II sito preciso ove sorgeva la ridetta porta Collina fu incerto^
fino a che non se ne rinvennero gli avanzi nei lavori per Tamplia-
mento di Roma fatti sulle vigne che fiancheggiavano la via diritta
che da Monte Cavallo mena a porta Pia '(eretta da Pio IV). I
resti di quella vetiista porta si trovarono precisamente a notevole
profonditä, nella vigna dei PP. Gesuiti, che nei libri censuari di
Roma era marcata coi nn. 42 e 46 di mappa, fra la via di porta Pia
(oggi detta via Venu Settembre) e quella del Macao, e ciö in
occasione degli scavi fattivi nei 1872 per le fondamenta del palazzo
del Ministero delle Finanze.
II sopraintendente di qiiegli scavi, comm. P. Rosa, cosi ne
diede notizia : « Per indicare poi il piinto preciso della porta Col-
lina dird che il suo centro trovasi a 37 metri dalla via Venti
Settembre ed a 20 circa da quella del Macao » (0- Ma la via del
Macao indicata dal Rosa non e l'attuale. Era parallela all'aggere di;
Servio Tullio, ed e stata troncata ed in parte sostituita dalla.
odierna via Goito.
Come della porta Collina per l'entrata dei Galli, cosi della
porta Salaria di Onorio si ha il non men triste ricordo che per
essa, 797 anni dopo, i Vandali, al comando di Alarico, irruppero
nella cittä incominciando la loro feroce opera di distruzione con
l'incendio dei giardini di Sallustio, che, come narra Procopio, non
furono piü restaurati (^). La porta invece da Belisario e da Nar-
sete fu poscia riparata dai danni fattile da barhari (^), e lo stesso
Belisario sostenne, in quelle vicinanze, aspre batttaglie contro i
Goti {%
La porta medesima, restaurata in piccola parte da demente XI,
ebbe a risoffrire gravi danni nei bombardamento der20 settembre
(*) V. Relazione della R, Sopraintendenza degli scavi della prov. di
Roma, 1873, p. 33; Canevari, Notizie sulle fondazioni ecc, in Atti dei Lincei,
Serie 2*, V. II, 1875; Lanciani, Ära di Virmino {Bull, com., Roma, 1876r
p. 165 sg., dalla cui annessa tavola si puö rilevare il sito preciso di detta»
porta).
(') Procopius, Del bei. vandal. lib. I, c. 11.
(^) Venuti, op. cit., ivi.
(*) Procopius, De hei. got„ I, 27.
288
N. PERSICHETTI
1870 (^), onde, finita di demolire, fii fatta ricostnüre nel 1873 sii
disegno dellarch. conte Vespignani, della quäle nuova porta offriamo
la figura (fig. 7).
L'andamento della via dairantichissima porta Collina a quella
Salaria di Onorio, era rettilineo, e, conie osserva il eh. prof Lan-
ciani, Aureliano non alterö il margine sinistro della via, giiingendo
fin lä gli orti sallustiani, e non essendosi ivi rinvenuti sepolcri,
Fig. 7. — Porta Salaria attuale.
mentre che in grandissimo niimero ne sono stati rinvenuti nel lato
opposto (^).
0) Da una lettera inedita del gen. Raffaele Cadorna, pubblicata nc4
giornale la Libtrtä di Piacenza, del 22 settembre 1908, a. XXVI. n, 263, si
rileva che, nella presa di Eoma del 1870, la 11^ Divisione, comandante Cosenz,
a cavaliere della via Salaria, operö contro questa porta, e che la 12^ Divi-
sione, comandante Maze, a cavaliere della via Nomentana, opero contro porta
Pia « ma che per Tattacco od assalto finale alla grande breccia detta Breccia
di porta Pia, fra porta Pia e porta Salaria, si diede l'assalto da colonne sia
della Divisione Maze, che della Divisione Cosenz ». Vedi pure la Relasione
ufjiciale sulla presa di Roma, pubblicata dallo stesso Cadorna, pp. 22-29.
(«) Cfr. Lanciani, in Bull, com., 1888, p. 1 sg.
LA. VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 289
Fuori porta infatti — essendo per la legge delle XII tavole
vietata la sepoltura nella cittä (^) — la Salaria, tanto a destra
quanto a sinistra, era fiancheggiata da splendid! e niimerosi mo-
niimenti, deasisque Salaria buslis, notati da Prndenzio (^), fra i
quali meritano speciale menzione quelli dei Cornelii, dei Sallustii,
dei Calpurüii Pisoni Friigi. Liciniaui, Terentilii, Licinii Crassi,
Herennii, Palangii, Cauinii, dei liberti dei Vigellii e degli Ottavii,
ed altri inniimerevoli {^).
Di tutto questo splendore monumentale ed artistico dell'antica
Roma, che ho appena accennato e che, dalla porta Collina al
ponte siiH'Aniene e piü oltre ancora, estendevasi per circa tre mi-
glia, oggidi non esiste piü nulla !
Bidotta nel medio evo tutta qiiella larga ed estesa plaga ad
orti, vigne e ville, col bisogno di accrescere il fabbricato della
cittä pel considerevole aiimento di popolazione, incominciato dopo
il 1870, esse sono scomparse con Fapertm-a di niiove strade e con
la costriizione di palazzi, case e villini che le fiancheggiano. Le
ville e vigne tiittora esistenti sono anch'esse destinate a scompa-
rire per dare posto ai nuovi caseggiati, in modo che dell'antico
nulla rimane, e tutto vi si presenta o con l'aspetto di cittä mo-
derna, o con quello ancora di pura campagna.
Ne e mancata qualche manomissione che potevasi risparmiare
come, nell'anno scorso, sulle mura aureliane, che e stata vivamente
deplorata.
Intanto da queste opere di escavazione e di demolizione
sono venuti fuori gli avanzi di parecchi monumenti, come, presso
porta Salaria, quelli dei sepolcro delF undicenne Q. Sulpicius
Maximus, poeta greco estemporaneo, che veggonsi difesi da una
cancellata di ferro a fianco della porta istessa (^), mentre la sua
(*) Hominem mortuum in urbe ne sepelito, neve urito; Cic, De leg., II»
23. Senatus censuü ne quis in Urbe sepeliretur; Serv. Aeneid., XI.
(*) Cfr. Prud., Contra Symm., I, in spect.
(=) Notizie, 1874, p. 394 ; 1890, pp. 218, 241, 286, 287, 288 ; C. I. L. VI
nn. 7987-7996; i9M/Z. com., 1888, pp. 1-11 : MHanges de Vecole frangaise, 1885,
p. 318; Orelli, 4358.
(*; Cfr. C. L. Visconti, Sepolcro di Q. Sulpicio. Eoma, 1871, p. 28;
Bull, com., 1871, p. 99 sg. Vedi pure: Lanciani, Jiuins and Excavations,
p. 75; Jordan, Top.y I, 3, 437.
290 N. PERSICHETTI
statua si conserva nel museo capitolino. A sin. della detta porta,
ed a circa 60 m. di distanza da essa, si rinvennero i resti del
mausoleo di M. Jiinius Menander, scriba Uhr. aed. cur, princeps
et q, (^) ; nella giä villa Bertone, qiielli del mausoleo rotondo di
M. Lucilius Paeto, di 34 m. di diametro (^), la cui tomba nel
IV sec. fu forse trasformata in cimitero cristiano (^) ; una memoria
sepolcrale di L. Mimicius Natalis, console dell'anno 106 d. C. (^),
nonche migliaia di tombe, sulla sin. della strada, appartenenti
come osserva Fillustre prof. Hülsen, per la maggior parte a gente
di ordine inferiore, e molte costituite da colombari (^), dove veni-
vano anche sepolti i soldati acquartierati nel Castro Pretorio ; ed
una miniera di sepolcri e di epigrafi funerarie si e specialmente
rinvenuta dove ora e il nuovo convento dei PP. Carmelitani
scalzi (^), sul Corso d'Italia, ed in quei pressi, che a volerle tutte
descrivere ed anche soltanto riassumere, sarebbe opera ponderosa
poiche, come giustamente osserva il eh. dott. Ashby: « the great
necropolis on the W. of the Via Salaria would require a volume
to itself » C).
Ma oltre ai tanti fasti archeologci e storici ed alla doviziosa
messe epigrafica della Salaria, sono non meno importanti i suoi
fasti cristiani.
(') V. Bull com., 1886, p. 371.
(2) Notizie, 1885, pp. 189,225, 253; 1886, pp. 54, 209, 235; CI.L.Yl,
n. 32932.
C) Cfr. Marucchi, Catacom.be, p. 388, n. 1 ; Lancianj, Pagan and Chri-
stian Rome, p. 284.
(*) Cfr. De Rossi, nelle Notizie, 1888, p. 139.
(») Cfr. Hülsen, in Jordan, Top., I, 3, 437.
(«) CLL. VI, p. 3439 sg. Notizie, 1890, pp. 499, 574, 634; 1901,
pp. 15, 254; 1902, pp. 17, 53; 1904, p. 391; 1905, p. 13 sg., 38, 71, 81,
100, 142, 200, 270, 364, 375, 407; 1906, pp. 96, 121, 143, 181, 211, 251,
299, 304, 336, 357, 432; 1907, pp. 6, 89, 116, 207, 286, 469, 546.
(') Cfr. Ashby, Classical Topography of the Roman Campagna, II, 3,
n. 2, in Pap er s of the British School at Rome, vol. III, n. 1, con mappa
top. Quest'opera pregevolissima del eh. Ashbj^ densa di dottrina e di ricordi
storici e topografici, frutto di accurate ricerche da lui personalmente fatte
sui luoghi, puö essere consultata con profitto da chi desiderasse esatte ed
estese notizie, tanto in proposito della Salaria che delle vie CoUatina, Prae-
nestina, Labicana, Nomentana, Patinaria e Tiburtina.
LA VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 291
Nelle fonti agiografiche e cimiteriali si fa menzione di iina
Salaria vetus, la quäle sarebbe stata, per tracciato, diversa da
qiiella in discorso, la cui iibicazione avrebbe doviito essere a si-
nistra di questa, e presso cui si sarebbero trovati i cimiteri di
S. Ermete e di S. Basilla, quello di S. Panfilo, ed un terzo chia-
mato ad Septem Palumbas, o ad clivum Ciicumeris, che e ancora
da ritrovarsi.
Molto si e disputato fra i dotti per rintracciare e precisare
il corso di tale strada (^ ; ma essendo come bene rimarca l'Ashby (^),
tuttora incerto, lascio da banda tale questione, attenendomi a consi-
derare come vero corso della Salaria quello che da porta Collina,
radendo gli orti sallustiani e passando per la porta Salaria di
Onorio, andava direttamente al ponte deU'Aniene.
E su questa linea, a destra, e meritevole di ricordo, in or-
dine all'epoca cristiana, il cimitero di S. Massimo ad sanctam
Felicitalem, che si rinvenne nei prati di S. Antonio, poi vigna
Carcano, continante con la villa Albani, ove fu trovato fra l'altro
un dipinto che rappresentava S. Felicitä coi sette figli (^).
Ed in riguardo all'epoca apostolica, degne della piü alta con-
siderazione sono le catacombe di S. Priscilla, scavate nella villa
suburbana della famiglia Acilia a cui Priscilla apparteneva, e de-
dicate alla madre di quel Pudente, tenuto a battesimo da S. Pietro.
Secondo il Papiro di Monza questi avrebbe battezzato appunto in
dette catacombe, che potrebbero essere anche il Coemeterium ad
nymphas ovvero lymphas ed al quäle si riferisce il motte: ubi
Petrus haptizabat ('*).
In esse a detta dell'Itinerario Salisburgense, furono seppel-
liti sette papi (Marcellino, Marcello, Silvestro, Liberio, Sirico,
Celestino e Virgilio), avendo le medesime avuto ampio sviluppo
nel IT e III sec. d. C, ed essendo State nel IV sec. sostituite
a quelle di S. Callisto come cimitero pontificale. Ivi trovasi pure
(') Cfr. De Rossi, in Bull. Criü., 1894, p. G sg. ; Tomassetti, Campagna
romana, vie Nomentana e Salaria, 1892, p. 5sg.; Lanciani, Forma urbis,
pp. 2, 9, 16.
(«) Cfr. Ashby, op. cit., pp. 9-11.
(3) Cfr. De Rossi, in Bull. Crist., 1885, p. 149.
(*) Cfr. De Rossi, in Bull. Crist., 1867, pp. 6, 45 e sg.; 1884-85, p. 77
e seg.; 1886, p. 67 sg.; Notizie, 1901, p. 484 seg.; 1902, p. 359 seg.
292 N. PERSICHETTI
la basilica di S. Silvestro, di recente riscavata per merito priii-
cipalmente del eh. prof. Orazio Marucchi (^).
E questa basilica ebbe tanta importanza, che dairitinerario
di Guglielmo di Malmesbiuy — che si riferisce al VII sec. —
sappiamo che allora la porta Salaria aveva preso il nome di porta
S. Silvestro quae (porta) modo sancti Süvestri dicitur {^).
Tornando ora al tramite della Salaria, questa, andando verso
est, dopo essere iiscita dalla porta di Onorio, percorreva iina linea
liinga e plana in rettifilo, quindi piegava verso nord-est, facendo
una discesa dopo Priscilla.
II suo primo miglio, come osserva esattamente l'Ashby, deve
ricercarsi un po' piü in lä del niiovo viale dei Parioli, ed il se-
condo accosto alle catacombe di Priscilla (^). Andando in giü, la
via radeva le pendici dei colli, fra i qiiali correva come in trincea.
Siiirultimo colle a sinistra, alla quota di m. 62 sul mare,
sedeva l'antichissimo villaggio di Antemnae, il <jui nome, secondo
Varrone, deriverebbe da ante amnem, e cioe Anienem ('*), essendo
appunto prossimo e prospiciente all'Aniene.
Esso fu conquistato da Romolo ('')• Ivi ebbe luogo la battaglia
nella quäle capitolarono gli avanzi dell'esescito di Telesino, che
poi Silla fece massacrare (^). Ridotto poi a villa romana, nel
(*) Questa catacomba di Priscilla fu scoperta da Antonio Bosio e da
Pompeo Ugonio, in maggio 1578, nella vigna Sanchez. Nel 1717 fu visitata
dal Marangoni. In quello stesso secolo il Lupi illuströ dottamente Tepitaffio
della martire S. Severa. L'illustre e grande archeologo G. B. De Rossi, nel
1880, ottenne di farvi eseguire degli scavi che furono poscia sospesi ma am-
piamente descrisse la parte che se ne era scoperta. lUustrarono pure questa
catacomba, o se ne occuparono variamente, Marucchi, Armellini, Saverland,
Wilpert, Bonaveccia, Duchesne, De Waal, Davin, Cuccagni, Santucci, De Pro-
veda, Kirsch ed il Calvi. Nel 1905 il Marucchi propose ed ottenne la ripresa
delle escavazioni, che furono ricominciate nell'anno seguente; e da esse si h
ottenuto uno splendide risultato, specialmente per la scoperta dell'aula cen-
trale della basilica di S. Silvestro, che, danneggiata dai Goti, era stata re-
staurata da papa Virgilio. La solenne inaugurazione di detta basilica ebbe
luogo il 31 dicembre 1907, con discorso dello stesso prof. Marucchi.
(2) Cfr. Urlichs, Cod. top. Urb. Rom., p. 87.
(3) Cfr Ashby, op. cii, p. 13.
(*) Varro, L. L. V, 28.
(*) Cfr. Hülsen, in Pauly-Wissowa, Realencyclopädie, I, 2350.
(•) Plutarchus, Sulla, 30.
LA VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 293
409 d. C, Alarico vi pose il siio campo e fece scomparire ogni
traccia del classico liiogo. Essendosi sii quell' altura fatti recen-
temente degli scavi per costruirvi uno dei forti in difesa della
cinta di Roma, si e da essi ottenuto im risiiltato soddisfacente,
che ha confermato Topinione concorde degli archeologi sulla ubi-
cazione di Antemnae, e sull'essere essa cinta di mura ad opus
quadratum jjseudoisodomum, di blocchi di cappellaccio, della lun-
ghezza media di m. 0,89 X 0,59 di altezza (*), siiUe quali mm-a
erano delle porte che il Nioby siippose essere qiiattro, ed il Lan-
ciani ritenne essere solamente tre (^).
Nella parte opposta al detto colle, e precisamente nella valle
che distendesi tra la Salaria e la Nomentana, viiolsi che esistesse
una civilas Figlina, deducendolo il dotto mons. Duchesne dalle
fonti agiografiche (^), trovandosi detto nel martirologio di S. Susanna
che fu bruciata: « iuxta corpora sanctorum Chrysanthi et Da-
riae Via Salaria, in arenario iuxta sanctum Alexandrum, in
civitate Figlina » , nonche dei SS. Mario, Marta ed altri : « tenuit
{imperator) cclx christlanos Via Salaria, quos iussit ut in fi-
glinis foras muros portae Salariae . . . includerentur » . II pro-
fessor Tomassetti invece e del parere che la civitas Figlina sia da
identificarsi con Ficulea ('*) ; ma l'Ashbj divide l'opinione del Du-
chesne. Non pertanto lo stesso Ashby ritiene — e con ragione — che
non tutte le figuline derivanti dalle fabbriche sulla via Salaria — che
ebbero non poca importanza — fossero prodotto di quelle officine
doliari, ma che alcune probabilmente provenissero da altre fab-
briche piü lontane, esistenti pure sulla Salaria, ma in Sabina (^).
Questa civilas Figlina sarebbe stata, in altri termini, un quar-
tiere operaio, abitato da figuli, che ivi avrebbero avuto le loro
ofiScine, nell'epoca imperiale (^).
C) Notizie, 1882, p. 415; 1883, p. 16; 1886, p. 24; 1887, p. 64 sg.
{^) Cfr. Nibby, Analisi, I, p. 161; Lanciani, Ruins and Excavations,
p. 111.
(«) Cfr. Duchesne, Liber pontificalis, I, p. 197. n. 82, Acta Ss. Aug.,
II, 632; Acta Ss. Jan., II, p. 216.
(♦) Cfr. Tomassetti, op. cit., pp. 27-28.
(») Cfr. Ashby, op. cit., p. 13, n. 3.
(«) I boUi figuli appartenenti alle officine della via Salaria sogliono
portare un sal, che il Dressel legge Salarense (opus). Cfr. C. I. L. XV,
141 sg.
294 N. PERSICHETTI
Sempre siilla destra della strada, ed in vicinanza delle cata-
combe di Priscilla, nella villa giä Amici, fu scoperto im ipogeo
dal D'Agincoiirt, con pittiire, iscrizioni ed altro (^). Anche suUa
stessa linea, nel 1879, si rinvennero qiiattro tombe (^); come pure,
nella medesima discesa e dopo Priscilla, veggonsi, sulla destra, due
stilobati di altri antichi sepolcri rettilinei, in massi quadrali e
con cornici di marmo. Essi, come giustamente osserva il Tomas-
setti, « confermano l'andamento, comunqiie indiscutibile, della via
antica » (^).
Finita la discesa, la via dolcernente entra nella pianura,
e, dopo qiialche centinaio di metri, s'imbatte con l'Aniene, dal
placido corso, che continuando il suo cammino serpeggiante, di
li a poco si gitta nel Tevere, col quäle confonde le onde ed
il nome.
E cosi la Salaria, uscita dalla porta Collina, dopo percorse
circa tre miglia romane in mezzo ad un trofeo di arte e di bel-
lezza, fra i templi della Fortuna, di Venere e dell'Onore; tra orti
splendidissimi e cospicui; tra monumenti, sepolcreti, mausolei ed
ipogei mirabili per squisitezza d'arte ; tra cemeteri, catacombe e
basiliche dell'alba sanguinosa del Cristianesimo ; tra ville rieche
di profumi e di statue, e tra laboriose officine doliari, scendeva
dall'acropoli dell'eterna Roma, e, per andare al mare Adriatico,
proseguiva il cammino attraverso la ridente campagna ricca anche
essa di monumenti ove oggi uno spettacolo di desolazione, ed un
sepolcrale silenzio stringono il cuore!
(«) CLL. VI, nn. 7997 8011.
(«') Notizie, 1883, p. 82.
f) Cfr. Tomassetti, op. cit, p. 31, n. 1
LA VIA SALARIA NEI CIRCONDARH DI ROMA K RIETI 295
NOTA.
ItINERARIO INEDITO DELL' HOLSTENIUS SULLA SaLARIA.
Si sa che nella Königl. öffentliche Bibliothek in Dresden
esistono gl' itinerarii manoscritti di Luca Holstenius, costitiiiti da
tre volumetti tascabili, di note di viaggi illustrate da qualche
disegno.
Un volumetto e intitolato : Iter per Hetruriam, 1641 (Hand-
schrift Nr. F. 192); un altro: Iter Perusinum. Anno 1643
(F. 191); ed ilterzo: Via Tiburtina, Valeria, Nomentana, Sa-
laria, Praenestina, Lavicana, Latina (F. 193).
Essendo tali itinerarii inediti, e dovendo io spesso occuparmi
di quello che tratta della Salaria — del quäle e stato pubbli-
cato soltanto qualche brano dal Mommsen (cf. 6". /. L. IX, 4900) —
stimo utile pubblicarlo per intero affinche si possa avere del me-
desimo una completa nozione. Da esso, fra Taltro, si rileverä che
neppure verso il 1645 il tracciato vero di questa antica via po-
teva dirsi ben conosciuto e determinato, perche giä in gran parte
ne erano scomparse le vestigia, sieche anche allora si facevano
delle congetture piü o meno fondate.
Ecco dunque quanto nel suaccennato codice di Dresda si
legge intorno alla Salaria ed alla Nomentana che ne era quasi
una diramazione, innestandosi alla prima verso Eretum:
(fol. 14) « Via Salaria. dalla porta fin al Ponte si vedono per tutto ve-
« stigi. sono 3 miglia. dal ponte fin a Castel lubileo sono m. 2. h tutta
« strada nova come anche il resto fin a M. Ritondo. la strada anticha tira
fc dal Ponte su a man dritta per la collina, che fanno quelli di M. Ritondo
«l'inverno, la quäle d'ogni banda intorno e piena d'anticaglie. tira prima
« verso la tennta dei Maflfei che e Fidena poi passa accanto a Marcigliano
« vecchio lasciandolo a man manca. che e Crustumeriura. la strada ä piena
« di chiese vecchie, . La lamentana vecchia sta piü vicina a
« Roma ra. 4 dove si vede la chiesa di S. Nicolo, il luogho si chiama vol-
" garmente Monte gentile di la esce una strada dritta verso M. Ritondo. cosi
« convengono i migli antichi. contando l'itinerario da Roma a M. Ritondo,
tt cioe a Ereto m. XVIII da Roma a Nomento XIV. e da Nomento a Ereto
296 N. PERSICHETTI
u m. V. — NB. Inter viara Nomentanani et Salariani 4 lap. ab Urbe erat
« predium Faontis Neronis liberti, ubi Nero seipsura occididit.
(fol. 15) « La strada Salaria moderna si figlia dalla Lamentana. —
« dalla Lamentana moderna alla hosteria de Gattacieca 1 m. | — alla ho-
u steria di grotta Marozza Im. — all' hosteria di Palumbara 2 m. detta la
« fiora — alla hosteria del Moricone l | m. — alla hosteria di M. Librette
«4 m. — al passo della Nerula 3 m. — al piano dei Massacci 3 m. piü —
« al poggio di S. Lorenzo 4 m. — all' hosteria deirornaro 3 m. — l'osteria
« di S. Giovanni 4 m. — Rieti m. 3.
u Andando da M. ritondo verso l'osteria di grotta Marozza 1 ^ m. —
« Da monte Ritondo, et 5 m. innanzi si arrivi a detta hosteria, passa per
« mezzo della campagna laborata una selciata antica. la quäle pare che vengi
« dalla Lamentana e tiri su a man manca sotto la Farfa poi non si vede
« strada antica nissuna ne manco vestigio alcuno fin alla hosteria della Ne-
tt rula, dove a capo della scala sta murato un pezzo d'una antica iscrittione
u e tengo per sicuro che questo luogho sia quello che la tavola chiama ad
« novas et Antonino Vicum novum — Poi nel piano dei Massacci passata la
« terza hosteria vien da man dritta la Salaria antica et entra nella moderna
(foL 16) « e poco innanzi che entra, si vedono accanto di essa vestigij
« grandi di fabrica antica. Poi pocho doppo che entra nella moderna si ve-
« dono vestigij grandissimi di case sepolture et altre fabriche antiche et
« anco un lapis miliarius, ma perö talmente loghcrato che non apparisce
« vestigio alcuno di lettere. Questo e XXXIV ab Urbe et XIV a Reate Ro-
« mam versus.
u Di la sono al ponte di S. Lorenzo m. 2 e subito passato il ponte sta
«una fabrica quadra nella strada medesima fatta d'una sepultura anticha
« come si vede dalle inscrittioni, colonne nicchie et altri marmi. Dentro si
« vede il logho de i conditorij et delle olle manifestissimamente. In tre di-
« versi pezzi di marmo leggonsi queste parole
T • AMENTO
ARBIT
« poi dentro in altro sasso
ALERI • M • F • SE
« et in un altro
AR.BITRA
« tutte tre di lettere assai grande. Poi fino a poggio S. Lorenzo sempre si
« scopre la selciata anticha di grossissime pietre quadre. E segue poi la me-
u desima anchora per alcune miglie. Doi migli dal Poggio di S. Lorenzo si
« vedono vestigij d'un ponte anticho, sopra un rivoletto d'acqua. E poi in
« cima della montagna un pezzo de fabrica anticha la colonnetta deirornaro
« vulgarmente detta con un altro lapis miliarius tutto intiero in piede, ma
LA. VIA SAL\RIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 297
a senza vestigio alcuno di lettere. Questo h VIII a Keate, vel XL ab Urbe
« Roma — Poi poco sopra l'osteria deirOrnaro si perdono i vestigij (fol. 17)
u della strada anticha ne si vedono piü fin a Rieti, ma la strada moderna e
« bellissima, ne credo che la vecchia Salaria sia passata per allri luoghi che
« per quel dorso di coUina, e poi per la valle accanto al piede delle mon-
« tagne. La strada antica andava abhasso per mano dritta per la valle dove
u si vede questa opinione h falsa.
u La Salaria anticha da Rieti verso Roma commincia dal ponte della
« Cittä, e tira verso man ritta 1 m. verso la imboccatura d'una valle che
u si chiama vulgarmente valle Canera, antichamente Valle de Caucio, come
« si vede per 1' iscrittioni trovate gli. Poi tira su dritto per la valle di monte
« di S. Giovanni. E di lä a Castel novo, poi alla Badia di Farfa — e di la
« alla hosteria di Correse poi tira a dirittura verso M. Ritondo.
« Da Riete al colle di S. Giovanni m. 7.
« a Castel novo m. 6
« alla Farfa m. 4
« alla hosteria di Correse m. 7
« a M. Ritondo m. 8
" Per questa strada non si vede selciata anticha, ma solamente si crede
« per traditione che sia stata pratticata da i Romani per la commodita
« grande, essendo sempre plana.
(fol. 18) « Da Rieti esce la strada Quintia per la porta detta volgar-
« mente Cintia. Tira verso Labro e Morro a man manca. Esce di questa
« strada poi un altro Ramo che tira a man manca sotto Cantalice verso
« Lionessa. Sopra questa strada della Lionessa sta Pallazzo che si tiene che
« fosse Palati um antichamente.
« Trebula Metusca si tiene che fosse Monte Lione vicino al poggio di
u S. Lorenzo, dove si vedono molte inscrittioni antiche e verissimo.
u AI poggio di S. Lorenzo nel Campanile di S. Lorenzo si vede un
« inscrittione bella.
« Questo M. Lione e tutto pieno di oliveti e vicino resta in esser la
u chiesa di S. Vittoria V. Mart. dove si leggono nella facciata alcune in-
u scrittioni antiche col nome di Trebulani.
(foL 19) « La strada da Rieti a Ascoli
« Civita ducale
4 m.
« La Madonna di S. Vittorino
ad Cutilias
2 m.
u Antrodoco (Interocrea)
5 m.
« S. Quirico
1 m.
« Sigillo
4 m.
« La Posta (terra)
1 m.
« Bacugno
1 m.
« al Cardinale (sta sotto Falacrina)
4 m.
u poi si sale alla Turrita
2 m.
« a S. Georgio
1 m.
298
N. PERSICHETTI
a S. lusta
1 m.
a Accumulo
3 m.
a Grisciano
3 m.
sotto Arquata
5 m.
« Eadem distinctius
Civita ducale
4 m.
La Madonna (Cutilia)
2 m.
Canetra
2 m. piü
Borghetto
1 m.
Antridoco (Interocrea)
1 ni.
S. Quirico
1 m.
Sigillo
4 m.
la Posta
2 m.
Bacugno (foroecri)
2 m.
S. Croce
2 m.
Cardinale (Falacrine)
3 m.
u sta un po sotto Civita Reale
Turrita
4 m.
S. lusta (Ad Martis)
3 m.
Accumulo (Vicus Badies)
5 m.
Grisciano
2 m. piü
Bascara
1 m.
Arquata (Surpicanum)
2 m.
Quintodecimo
5 m.
Aqua Santa (Ad aquas)
2 m.
S. Maria
1 m.
Torre
2 m.
Arli
1 m.
Mozzano
3 m.
Ascoli
3 m.
(fol. 21) « Via Nomentana ex Mar. Victorio
« Incipiebat a porta Viminali, S. Agnesis vulgo dictam. Tnter hanc et
Salariam Pius IV aequata alta semita altera suo nomine appellatam ape-
ruitj jussitque ut Nomentana illi proxima amisso etiam nomine occlu-
deretur. Reliquum Nomentana via erat recta per Anienem, Ficulneam
veterem, Nomentum, Crustumerium et Moriconium agrum. Per radices
montis Libretti, Nerulam Vallem, et per S. Laurentium Trebulano agro
finitimum deinde per Sambuci pontem Vallemque Reatinam dictam Reate
perveniebat. Ibique in Salariam incidens per campum qui VII pontium nunc
appellatus Sublucum primum, postea e Sabinis egressa Spoletinos Umbriae
populos Flaminia conjuncta petebat. Inventa sunt meo tempore viae No-
mentanae vestigia in campo VII pontium per medias qua nunc sunt pa-
ludes Sabulo lapideque constrata ita ut facile cognosci posset unde illa
transiret.
LA. VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 299
u Via Nomentana post ponte Anieni imminentem Ficulneam
« transibat sitam in prirao montium conscensu supra Porciura fontem eo fere
« loco prope quem nunc opidi Montis Glutilis ruinae visuntur. Postea occur-
u rebat Nomentum positum id erat inter Montem Gentilem et Nomentanum
«novum, ut ex vestigiis apparet, eo prope in loco ubi utrinque a lateribus
« viae parietes lateritiis nti suffulcra ad sustinendam terram erecta cernuntur,
« vulgus Apothecas obscuras vocat.
u D. Gregorius Massam Magulianensem XI fere ab Urbe lapide No-
« mentana via posita fuisse scribit, et Damasus Fundi Catulli in regione No-
« mentana meminit.
« Crustumerium in agro Grotta Marozza positum fuit ad viam Nomen-
« tanam. Agrnm ad Tiberim pertinebat, Veienti e regione oppositus.
« Crustumina pyra olim in praelio qua rubicunda ex parte fragilia Celso
« auctore ea nunc Glaciola a candore et fragilitate vocant.
(fol. 22) « Monte Libretti, Mons Albertinorum, sed in registro Far-
« fensi mons Aliperti vocatur.
« Nerula Neronis nomine capitisque celebris insigni, ex qua ora forte
« gentis origo quando illa Sabinorum fuisse constat.
" Scantrilia D. Barbara martyrio celebrata ibideraque habitationis ejus
u et mortis multa sunt vestigia.
« His locis a tergo imminet alterum et longum montis jugum vulgo
a M. Gennaro olim Ceraunij montes.
« Prope Podium S. Laurentis est Monte leone qui olim fuit Trebula
« Mutuesca ut testantes inscriptiones
« Podium S. Laurentis olim Pictae nomine habitatum, ut in vita
« S. Eniidij Asculani Episcopis proditur quo in loco Vicus Nerva fuisse
« creditur.
« Toranus iuxta Cellas oritur et Toranum unde illi nomen praeterfluit.
« Abbatia S. Salvatoris XVI opidis celebris. Rocca Vittiana pridie Vit-
u tianum. Ofeium. Varura. Vallis Cupula. Longonum. Vaccareccia. Prata
« loannis. Concervianum. Magnalardum. S. Silvester. S. Martinus. Ära Rai-
tt nerij. Cenciaria. Capraedorsum et Percilianum. Perciliani fundi meminit
u Damasus et in Sabinis ponit in vita S. Silvestri.
(foL 23) « De Salaria ex eodem.
« Salaria Nomentanam ad dexteram relinquit, non ante eidera conjun-
« gitur ut falso Strabo existimavit prope Eretum Tiberim versus per pla-
« niciem declinat. Transit per Castellacciae : et Cures petit, Curesio
« opido adiacentes. Inde Farfarum transit prope montem perforatum. Inde
« Tacciniano vico ad sinistras relicto ad Silices opidum tendit. Extra portam
« opidi viae multa vestigia supersunt, unde opidulo nomen. Inde a Cava
« Cantalupi inter Aspram et Turres per vicum novum ut testatur Antoninus,
u vel ut Damasus vocat per agros Parentibus subjectos, quod Asprenses
« Parenzanum vocant, inde per montem Santacium, qui supra Turres ab
« Oriente est; ubi vestigia apparent prope S. Mariam Arsulae montis, et per
« montem Musci in Caneriam vallem descendens Reate pervenit inde Cutilias,
300 N. PERSICHETTI
« Interocrium, Forulos, Amiternum petit, per hanc loca Civita ducale, Ca
« netra, Borghetto, Antredoco, la Posta, ."Horbonium, Maranum, Puteoli novi,
« Paradisus, Amiternum.
« Inter Eretum et Cures Silva malitiosa puto ego eam esse qua nunc
« paulo ultra Eretum non procul a diversorio Grottae Marozzae iuxta ductum
« viae antiquae visitque.
u Poggio S. Lorenzo. Questa chiesa di S. Lorenzo e senza dubio quella
« della quäle scriveva Pelagio pp. ad Bonum Sabinensem episcopum in de-
tt creto c. in parochia tua, circa Tanno 580.
(fol. 24) « de via Salaria.
« Tra Posteria di Nerula e Ponticelli a mezza strada nella selva di
u Ponticelli passa la strada Salaria antica dove si vede un ponte antico tutto
« intiero d'opera antica bellissima.
(fol. 40) « S. Antimo sono certe anticaglie d'una badia che stanno
ö vicino a Monte Maggiore.
« ün miglio di qua da Rieti accanto la strada Salaria, a mano manca,
« vicino alla mola dei Vecchiarelli h un capo d'acqua salutifero, detta l'acqua
« Cara che si stima meglio che quella di Nocera.
(fol. 91) T • AMENTO
ARBIT
tt e dentro
« SU un altro pezzo
ALERI • M ■ F • SE . .
ARBITRA
« subito passato il ponte
« in Sabinis in Castelletto ad viam Salariam quod fuit olim sepulcrum fa-
« miliae Petroniae in quo sepultus fuit T. Petronius Arbiter».
LA. VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 301
III.
Da Ponte Salario a Castel Giubileo.
La Salaria raggiimgeva il corso deU'Anieüe, volgarmente chia-
mato Teverone,a poco meno — come ho detto — di tre miglia dalla
porta Collina, e cavalcava qiiesto fiiime con im gran ponte, da
tempo antico sin oggi, appellato ponte Salario, ma che in tempi
antichissirai ebbe nome di 2)o?is Anienis (^).
Esso di presente, trovasi invece al km. 7 -|- 803 della fer-
rovia ßoma-Orte ed a poca distanza da questa, perche la fer-
rovia — che Pio IX fece costruire — partendo dalla cittä dalla
stazione detta di Termini e, tagliando le mm-a di Roma, esce pei
Tre Archi, non va mica in linea quasi retta come andava la Sa-
laria, ma descrive invece ima gran cm-va con la quäle taglia l'an-
tica via Tiburtina, procede per l'osteria del Portonaccio — presse
la detta Tiburtina — oggi stazione di Portonaccio, passa con ym
traforo sotto l'antica Nomentana, e si avvicina al ponte omonimo
anche suU'Aniene, che lascia sulla destra, da dove, seguitando
a piegare verso nord, va finalmente ad approssimarsi al ponte
Salario.
II ponte odierno sorge sullo stesso posto dell'antico, anche
esso sparito. Distrutto da Totila nel 544 (2), fu ricostruito da Nar-
sete nel 565, con architettura del suo tempo (fig. 8), ma questo
pure fu disfatto.
Sui due parapetti del ponte di Narsete eranvi due iscrizioni (^)
che oggi vi si cercherebbero invano.
0 « Gdlli ad tertium lapidem Salaria via Irans pontsm Anienis ca-
stra habuere ». Liv., Bist., VII, 9 e 10.
H Procopius, De hello gothic, III, c. 24.
(^) Queste due iscrizioni furono trascritte in diverso modo dagli archeo-
logi, ma noi riproduciamo la lezione accettata dal Moramsen {C. L L. VI,
n. 1199), che certamente e la piü esatta e conforme al vero.
20
302 N. PERSICHETTI
Quella a destra, in cattivo carattere e lettere alquanto spro-
porzionate, recava:
IMPERANTEDN-PIISSIMOAC-TRIVMPHALISEMPERIVSTINIANO-PP-AVGANNXXXVIIIIa. 565
NARSES-VIRGLORIOSISSIMVSEX-PRAEPOSITO-SACRI-PALATIIEXCONS
ATQVEPATRICIVS- POST • VICTORIAM • GOTHICAM • IPSIS • EORVM • REGIBVS
CELERITATE-MIRABILI- CONFLICTV • PVBLICO • SVPERATIS • ATQVE • PROSTRATIS
LIBERTATE • VRBIS • ROMAEAC • TOTIVS • ITALIAE • RESTITVTA • PONTEM • VIAE • SALARIAE * VS
QVE-ADAQVAM-NEFANDISSIMO-TOTILATYRANNODISTRVCTVMPVRGATOFLVMINIS-ALVEO
IN • MELIOREM • STATVM • Q_yAM • QVONDAM • FVERIT • RENOVAVIT
Sulla lapide a sinistra leggevansi i seguenti versi, con carat-
tere alquanto migliore:
QVAM • BENE • CVRBATI ö DIRECTA » EST • SEMITA • PONTIS es
ATQ_yEINTERRVPTVM ß CONTINVATVR-ITER ß
CALCAMVS • RAPIDAS ß SVBIECTI • GVRGITIS • VNDAS ß
ET • LIBET • IRATAE ß CERNERE • MVRMVR • AQ_yAE ß
ITE • IGITVR • FACILES ß PER • GAVDIA • VESTRA • QVIRITES ß
ET • NARSIM • RESONANS ß PLAVSVS • VBIQVE • CANAT ß
QVI • POTVIT • RIGIDAS ß GOTHORVM • SVBDERE • MENTES ß
HIC • DOCVIT • DVRVM » FLVMINA • FERRE • IVGVM ß
Sulla testata settentrionale fu costruita una torre di difesa.
II Nibby la credette edificata dai Longobardi nel 728 (^), ma io
ritengo invece che fu edificata dallo stesso Narsete, ad imitazione
di ciö che Belisario aveva fatto pel ponte sul Tevere, come
narra Procopio (^). Vero e che in detto anno 728 i Longobardi
spoletini nel ponte Salario ed i Longobardi toscani in altre parti,
opposero resistenza alle genti spedite da Paolo patrizio ed esarca
di Kavenna contro papa Gregorio II, con mandato di ucciderlo;
C) Cf. Nibby, Dintorni di Roma, tom. II, pp. 396-396.
C) « Inde Vitigis... cum exercitu per agrum Sabinum Her intendit
Romam... pontem Tiberis offandit, paulo ante a Belisario munitum turri, et
in hac, foribus defensa, locatum ab eodemmilitare presidiumn. Procopius,.
op. cit., I, c. 17.
LA. VIA SALARIA. NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 30S
e fii pel valore dei LoDgobardi se la traraa dei. ravennati rimase
sventata (^).
fcjO
La stessa torre fu poscia — nel sec. XV — restaurata e for-
tificata da Niccolö V. Nel 25 agosto 1433 fii occupata da Niccol6
(') u ...Longobardis pro defensione pontificisrepugnantibus spoletanis in
304 N. PERSICHETTI
Fortebraccio che la ritenne per breve tempo(^); nel 1485, dal
marzo ai 18 dicembre, la tennero in possesso gli Orsini (^); final-
mente nel 1829 fu demolita.
II ponte Salario rifatto da Narsete, fu — corae dissi — pure
disfatto. L'esercito napoletano comandato da Mack, ai primi di
dicembre 1798, nella sua ritirata dinanzi ai francesi agli ordini
di Championnet, ne tolse i parapetti, gittö le lapidi con le sur-
riferite iscrizioni nel fiume, e lo ruppe in gran parte. Anche
i francesi lo danneggiarono nel loro attacco contro la repubblica
romana nel 1849, tagliandolo per una lunghezza di circa 50
metri(3); ed ultimamente, il 29 ottobre 1867 — cioe qiiattro
giorni prima della battaglia di Mentana — fu fatto saltare in
aria dall'esercito pontificio, per la difesa di Koma (^). Nel 1874
poi, come leggesi in iina lapide apposta sul parapetto a destra del
ponte attuale, la provincia di Roma lo fece riedificare ed ampliare
col concorso del Governo.
Rifatto con architettura contemporanea e di semplice stile,
non conserva di antico altro che due archi di controriva, bu-
gnati, che servono di sostegno e di contrasto al grande arco cen-
trale (fig. 9).
Questi due archi, benche antichi, mi sembra che apparten-
gano alla ricostruzione fatta da Narsete, e non giä alla primi-
tiva costruzione repubblicana, imperocche di questa avanzano
parecchi grandi conci di travertino, che si veggono giacenti e di-
Sdlario ponte, et ex aliis partibus Longobardis tuscis, resistentibus consilium
Ravennatium dissipatum est », Paulus Diaconus, De gestis Longob., lib. VI,
c. 49; cf. pure: Duchesne, Liber pontißcalis, II, 404; Jacobi, Die Quellen
der Lang oh ardenge seh. des Paulus D., 1877, p. 100.
(^) Cf, Infessura, Diarium Romanae urbis, in Muratori, R. I. S. tom. III,
pari II, p. 1125.
(2) Cf. Infessura, op. cit., ivi ; Nantiporto, Diarium romanum urbis, in
Muratori, ivi, p. 1093.
(^) V. Rapport de la Commission mixte pour constater les dSgdts, etc.
Paris, 1850, p. 42 ; cf. pure : Gori, Dal ponte Salario a Fidene, Crustumerio
ed Ereto, Eoma, 1863, p. 6; Ashby, op. cit., p. 16.
(*) Chi volesse conoscere lo stato in cui il ponte fu ridotto, in questa
circostanza, vegga la fig. 26 dell'opera del Lanciani, The destruction of
ancient Rome. New York, 1899, p. 151; v. pure: Canina, Edifizi, VI,
tav. 178.
LA VIA SALARIA NKI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI
305
spersi suUa ripa destra deH'Aniene, sotto al fianco occidentale del
ponte niiovo.
Da tali reliquie si rileva chiaramente che dai romani fu co-
struito della medesima robustissima architettiira, a stile etnisco,
ovvero ad o'pus quadratum isodomiim, con colossali massi squa-
drati, come gli altri ponti della Salaria che, in scarso numero ma
per buona Ventura, ancora restano lungo il suo percorso.
Fig. 9. — Ponte Salario attuale.
Nei pressi di qiiesto ponte, nel XVI sec, si rinvenne la
lapide funeraria di C. Sallustius Martialis, soldato della X Coorte
ürbana, avente anche l'ufficio chiamato « a quaestionibus iwae-
fecti urbis » (^).
Dopo il ponte Salario, alla confluenza dell'Aniene e del Te-
vere, la campagna si allarga, benche leggermente ondulata e fra-
stagliata da poggi, dove, con battaglie memorande, fin dai tempi
di Tiillo Ostilio, piü volte si decisero le sorti di Roma.
(0 C. L L,, 71, n. 2880.
306 N. PERSICHETTI
Poco al di lä del ponte medesimo, trovasi, sulla sin., il rii-
dero di un grandioso sepolcro romano quadrangolare, di tufa com-
patta, avente neirinterno una camera a forma di croce greca. II
rivestimento esterno, che era a blocchi rettangolari, e — come
l'Ashby nota con dolore — al solito sparito (^).
Nel medio evo vi fii sopraelevata uca torre, coperta da tetto,
ed oggi tutto quel fabbricato trovasi ridotto ad osteria, mentre il
Gori (^) solleva, non infondatamente, il diibbio che, secondo l'as-
sertiva delYBonuphr. Rom. de porta Coli, et Salaria^ fosse stata
la tomba di Caio Mario, sapendosi che fu eretta sulla Salaria, e
che Silla la fece violare, col gittare le relique del suo nemico nel
vicino Aniene (^).
Procedendo oltre le vestigia della via antica scompaiono
affatto, ma che essa in quelle localitä percorresse presso a poco
lo stesso tramite delF odierna strada provinciale omonima, h
da ritenersi come cosa assai probabile, poiche — come giusta-
mente osservö il Westphal {^) — la condizione del terreno non
permette deviazioni a sinistra contro il Tevere, ne a destra contro
i colli.
Andando ancora innanzi, quasi sempre in linea retta, tra il
IV e V miglio della Salaria, s'incontra la tenuta che era del
principe Spada, poi passata ad altri, detta la Sevpentara (•') o
Torre del palombaccio, dove erroneamente alcuni credettero che
(0 Cf. Ashby, op. cii, p. 16.
(^) Cf. Gori, op. cit., p. 7.
(2) V. Lucanus, Phars., II; Cic, De leg., II, 22; Val Max.,lYAl, 1.
(*) Cf. Westphal, Die römische Kampagne in topographischer und an-
tiquarischer Hinsicht dargestellt. Berlin. 1829, p. 127.
C^) II Tomassetti in ordine a questa tenuta ch'era una delle piü co-
spicue dell'agro romano, offre le seguenti notizie « ...in origine immenso fondo
di oltre 400 rubbia, poi diviso in due, de' quali il minore (di r. 101) e detto
ora Villa Spada. II suo nome deriva dai serpenti che dovettero annidarsi
nelle numerose caverne quivi esistenti, indicate anche nei documenti del medio
evoj col nome di criptae serpentariae. Sono queste le cave aperte dai Fide-
nati per costruire la loro cittä... Lo smembramento di questa gran tenuta fu
fatto nella seconda metä del 1500. Francesco Frangipane prese Tor Ser-
pentara, e Virginio Spada quella parte che tuttora ne porta il nome... che
era stata portata in dote nel 1449 da Domitilla Rofini al marito Tranquillo
Boccapaduli ». Tomassetti, op. cii, pp. 42-43.
LA VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIET! 307
sfosse la villa di Faonte, liberto di Nerone, nella quäle questi, a
suo invito si rifiigiö, e vi si tolse la vita(\); mentre invece era
sulla via Patinaria, intermedia tra la Salaria e la Nomentana, e
precisamente al casale Chiari in voc. Vigne Niiove, presso la via
che mena alla teniita della Buffalotta (^).
In questi pressi, nel 1889, dalla Societä delle strade ferrate
furono eseguiti degli scavi e fu tagliata una parte considerevole
del colle sul quäle, piü innanzi, sorge il casino di villa Spada,
che allora era di proprietä del sig. ßotti.
Merce tali lavori di escavazione, tornö in luce la curia fide-
nate, prospiciente la valle del Tevere, decorata da un arco soste-
nuto da due pilastri e da due colonne, con la parete di fondo
costituita dalla stessa rupe intercisa e cementata. II pavimento
era formato di lastre di marmo. Vi si rinvennero inoltre fram-
menti di ogni specie, capitelli, zoccoli, cornici, soglie, stipiti ed
architravi tutti di marmo bianco. Sul pavimento giaceva capo-
volto un plinto marmoreo scorniciato su cui probabilmente erge-
vasi una statua a M. Aurelio, a lui dedicata dal Senatus Fide-
natium^ nonche un torso di statua muljebre, con buon panneggia-
mento (^).
Non meno interessante si fu che in un cavo aperto a pie' della
collina si scoprirono alcuni poligoni di lava basaltina, ancora al
posto, e spettanti al lastrico della via Salaria. « Merce questa
scoperta, notö accuratamente il Borsari, veniamo a determinare
il preciso andamento in quel punto dell'antica via, che era assai
piü prossimo alle falde delle colline fidenati, di quelle che non
sia l'odierno, ed il livello dell'antica via e quivi pochissimo diife-
rente da quelle della moderna » ('').
Oltre a ciö e da notarsi pure che da questa scoperta ri-
sultö essere il pavimento della Salaria, nelle vicinanze di Eoma,
lastricato, mentre altrove era invece semplicemente imbrecciato.
(0 « ...ojferente Phaonte liberto suburbanum suum, inter Salariam et
Nomentanam viam circa quartum milliarium ». Svetonius, Nero, 48.
(2) Cf. Nibby, op. cit., III, p. 723; C.I.L.Yl, n. 34916; Bull, com.,
1891, p. 227; Notisie, 1S91, p. 337; Lanciani, Pagan and Cristian Rome,
p. 185 sg. Ashby, op. cit., pp. 46-47.
{^) Cf. Notizie, 1889, p. 108 sg.; Ephemeris Epigrafica, VII, nn. 1268,
1270, 1275.
(*) Cf. Notizie, 1889, p. 110.
308 N. PERSICHETTI
Circa cento metri piü innanzi al luogo dove si veriticarono
tali rinvenimenti — tra il km. 11 +967 e quello 12 -|- 989
della ferrovia — si raggiunge la cosiddetta Villa Spada, oggi
tenuta piü che villa, appartenente alla sig.* Kicci-Montani.
E un gruppo frastagliato di colli che si erge in mezzo alla
pianura, e fra i qiiali distendonsi pianeggianti vallette e terreni
in dolce declivio. Sito ameno che, verso occidente domina la valle
del Tevere il quäle, largo e serpeggiante, gli si accosta di molto,
e dalle cui alture si gode la vista di Roma assai vicina (tig. 10).
Fu questo il luogo dell'antica Fidenae, come opino l'Holstenius,
e la cui opinione oggi e la prevalente perche piü fondata, quan-
tunque il Cluverius, il Volpi, il Kircher, il Nibby, il Gell, il Dennis
ed il Nissen credano invece che fosse sull'altro colle piü emi-
nente, che sta piü oltre, chiamato Castel Giubileo.
Non mi fermerö qui a ricordare le ragioni che militano in
favore dell'opinione dell'Holstenius e di altri autorevolissimi topo-
grati sull'ipotesi — che pure a me pare piü rispondente al vero —
che quivi appunto sorgesse Fidenae, ne a ricordare le scoperte
tutfce e le iscrizioni rinvenutevi, fra le quali quella di un cippo
terminale, che si riferirebbe al I sec. a. C, in cui si fa menzione
di un Publicum Fidenatium e della locale magistratura dei duo-
viri, pubblicato la prima volta dall'Henzen (^) ; quella dedicata
Numini Domus Augustae, del II sec. d. C, nella quäle si ricorda
il Senatus Fidenatium^ edita dal Muratori, che disse averla co-
piata in Koma dalle schede dell'aquilano Mariangelo Accursio (-) ;
e quella dedicata a Galieno, anche dal Senatus Fidenatium, del III
sec. d. C. (^), poiche tutto questo esce dall'ämbito di questo lavoro.
Mi affretterö soltanto ad accennare che quivi, oltre a tombe
rimontanti all'epoca etrusca, si e rinvenuta pure la necropoli di
etä romana ; fistole acquarie col bollo di lulius Eutactus ('*) ; mat-
C) Cf. Bollet. deirinstit, 1860, p. 172, n. 2; C. L L. XIV, n. 4063.
n Cf. Muratori, Thes. Inscript., I, p. cccxvr, n. 4; C L L. XIV,
n. 4057.
{^) Cf. C. I. L. XIV, n. 4058. L'Araaduzzi {Sylloge inscript. veterum
anecdoct. Romae, 1773, pp. 462-463, n. 5) cosi ne diede notizia: « Romae
detecta ad villam marchionis Spadae quae Serpentara dicitur, olim clivus
fterpentis, citra pontem Narsetis ad Anienem, via Salaria, anno 1767... ^i.
(*) Cf. Lanciani, Sylloge acquaria, n. 433.
LA VIA SALARIA NEI CIRCONDAKII DI ROMA E RIETI 309
toni con lo stesso nome (') e con altri bolli sconosciuti (-); uii
luDgo cunicolo sotterraneo, di origine antichissima, ma poi servito
0) Cf. Marini, Iscriz. doL, al n. 381, 381a.
C) Cf. Ashby, op. cit, p. 21.
310 N. PERSICHETTI
forse per cantina nell'epoca romana(^); gli avanzi di iina villa
con pavimento a mosaico e frammenti architettonici di marrao ed
altre cose importanti che sarebbe limgo eniimerare.
Attiialmente l'ingresso di qiiesta tenuta trovasi a destra della
ferrovia. Un viale fiancheggiato da gelsi e laiiri mena alla som-
mitä del piü alto coUe sul quäle si eleva un fabbricato, avanzo
di antico edificio dell'etä imperiale. Infatti al pianterreno sonvi
ruderi di muri massicci a calce e schegge di silice nerastra; pa-
vimenti a calcestruzzo ; pilastri pure massicci, alti circa 3 m., che
sostengono grossi archi a mattoni.
Su questi pochi ma grandiosi ruderi e stato sopraelevato un
fabbricato moderno, ingrandito di recente ed addetto ad uso di gra-
naio e palombaia. II casino poi di villeggiatura sta piü giü, verso
ovest, sulle rupi tagliate quasi a picco per dare il passo alla Sa-
laria che rasenta quel colle. Tale casino, rintonacato e ridipinto
di recente, non presenta alcun vestigio di antichitä, mentre quando
lo visitö il Gori scorgevasi tutto costrutto a mattoni e pietre tolte
ai monumenti: ai quali anche appartenevauo altre colonnette che
vi sono (^).
Lungo il suddetto viale ombreggiato da lauri, nel 1905,
dalla proprietaria sono stati fatti fare degli scavi, come pure sulla
varia superficie del vasto podere, per piantagione di alberi, ma —
come mi assicurö uno di quegli agricoltori — non si rinvenne al-
cuna antichitä.
In occasione perö degli scavi del 1889, che ho di sopra ac-
cennati, alle falde della collina sulla quäle s'innalza il suddetto
casino, nel plantare un palo per sorreggere i fili telegrafici, gli
operai s'imbatterono nella volta di un sepolcro, consistente in una
cameretta rettangolare con pavimento i\ mosaico grossolano. Questo
sepolcro, che appartenne a Tib. Atronio Apollonio, era orientato
con la Salaria, nel cui margine era costruito (^).
Dal sin qui detto emerge adunque chiaramente che quelle
colline appartenevansi all'agro fidenate ; che erano rasentate dalla
C) Cf. Tomassetti, op. cit., p. 78; Ashby, op. cit, pp. 21-22.
C) Cf. Gori, op. cit., p. 9.
(3) Notizie, 1889, p. 110; 1904, p. 402; 1905, p. 39; Bull com., 1891,
p. 326; Ephem. Epigr., VIT, n. 1273.
LA VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 311
via Salaria; e se Fidenae, come diceva Dionisio, distava da Koma
quaranta stadii « tsafTocQaxovTa Sovtcov üTadicov t fisra^l Oi6r]vr^g
TS xaC P(ofirjg » (^), e come rilevasi dalla Tab, Peuting. trovavasi
al V miglio siilla Salaria, poiche e matematicamente certo che ivi
corrispondevano appunto cinque miglia dalla porta CoUina, non e
da mettersi in diibbio clie colä sorgesse rantichissima Fidenae,
che al tempo di Komolo era grande e popolata (^) ; al tempo di
Strabone giä decaduta e convertita in fondi e ville private (^) ; ai
tempi di Orazio (*) e Giovenale (^) divenuta quasi deserta ; a tempo
di Marziale considerata un avanzo di antichita (^) ed a quello di
Plinio una delle tante cittä latine scomparse (~), ma che nonper-
tanto dovette rifiorire ai tempi degli Antonini e di Galieno con
un Senatus Fidenatium.
Ne vi sono mancate memorie dell'epoca cristiana, ma che fosse
stata pure sede vescovile il eh. De Rossi non l'ammette (^).
Se adunque dalle surriferite scoperte e risultato accertato che
la Salaria li passava rasentando quelle colline, fiancheggiata da se-
polcri, e che « il suo livello era pochissimo differente da quello
della via moderna », e pure da ritenersi che in quel tempo Talveo
del vicino Tevere fosse di molto piü profondo di quello che non
e di presente, e che la livelletta della strada medesima fosse piü
alta, in rapporto al piano della campagna di quel che attualmente
non pare che sia.
Non si puö ammettere che fosse stato altrimenti, imperocche
in tal caso la strada sarebbe andata troppo di frequente soggetta
ad essere invasa — come la campagna circostante — dalle inon-
dazioni del Tevere, e quindi impraticabile per non breve tempo.
I romani certamente non avrebbero commesso tale errere tecnico
di costruzione.
(») Cf. Dionysius, Hist., II, c. 53.
(«) Cf. Dionysius, II, c. 53.
(«) Cf. Strabo, V. 2.
(*) Cf. Horatius, Epist, X, 5.
(*) Cf. luvenalis, Sat., X, 9.
(«) Cf. Martialis, Epigr., IV, 64.
(') Cf. Plinius, III, 9.
(«) Cf. Kaibel, /. G. /., nn. 1688, 1689; De Rossi, in Bull Crist., 1892,
p. 43 sg.
312 N. PERSICHETTI
E che effettivamente il letto del Teveve in antico do-
vesse essere piü profondo e altresi da ritenersi pel fatto che se
fosse stato come negli anni da noi non molto lontani — nei
qiiali, qiiando straripava ed inondava Koma, la prima zona in-
vasa dalle sue acque era qiiella del Pantheon — bisognerebbe
ritenere che i romani avessero constmito tanto basso il piano del
loro principale tempio da farlo essere il primo che nelle inonda-
zioni fosse invaso dalla melma del fiume. Non potendosi ammet-
tere questa strana ipotesi, e da credersi invece che il livello delle
massime piene fluviali fosse in allora molto piü basso del pavi-
mento del Pantheon, e che per conseguenza anche la Salaria extra-
m'bana avesse una livelletta da siiperare quella delle grandi piene,
lungo tutta la valle del Tevere {^).
Passato il casino di villa Spada, sempre sulla destra della
Salaria, prima di giungere al sesto miglio ed a monte della fer-
rovia, si rinvennero sopra im poggio altre tombe ; come pm'e poco
piü oltre dello stesso sito dove sarebbe stato il posto del sesto
milliario, sulla sin. della via, in occasione della costriizione di una
strada che mena ad un ponte sul Tevere, si rinvennero i resti di
un edificio appartenente al II sec. d. C, fra le cui camere eran-
vene due da bagno col relativo ipocausto (^). II sito di tale rinve-
nimento pu6 vedersi esattamente marcato sulla mappa dell'Ashby,
annessa alla sua su citata opera.
E cosi si raggiunge il coUe tondeggiante alla quota di m. 63
sul mare, che come un promontorio si eleva in mezzo alla circo-
stante pianura, chiamato Castel Giubileo, a cui — secondo il Nibby
ed altri — tal nome sarebbe derivato dall'avervi Bonifacio VIII
fatto edificare un casale nelFanno del giubileo 1300, ma che —
(^) Un' idea della gravitä di queste inoiidazioni nelle adiacenze dei ponti
Salario e Nomentano si ha dalla descrizione fatta dal Gori della inondazione
del 19-20 gennaio 1863, dove, fra Taltro, dice : « Nella stagione invernale
ambedue i fiumi (il Tevere e TAniene) formano di tutta la pianura un solo
lago di acque torbide... Allora la torre del ponte rasserabra l'albero di un
bastimento all'äncora formato dal corpo dell'osteria, e si prenderebbe per ca-
notto del medesimo la barca che va solcando il lago onde provvedere e soc-
correre i contadini assediati nelle campagne. Emergono perö dalla generale
inondazione, quasi isolette, le verdi pendenze dei colli... », op. cit., p. 8.
(«) Bull com., 1891, p. 328; Asbliy, op. cit., p. 22.
LA VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIET! 313
secondo il Nicolai (^), il Gori (*) ed il Tomassetti (^) — gli sa-
rebbe invece derirato dal fatto di avere appartenuto nel sec. XIV
ad una cospicua famiglia lomana di cognome Giubilei.
IV.
Da Castel Giubileo a Monterotondo.
La Salaria, iiscita dalla gola che le restringeva 11 passo fra
le colline fidenati della teniita di villa Spada a dr. ed il colle di
Castel Giubileo a sin., contimiava il suo andamento quasi retti-
lineo a traverso la pianura la quäle le si apriva dinanzi disten-
dendosi lungo la sua sinistra, mentre che sulla diritta quasi di
continuo era stretta dai colli cui costantemente essa appoggiavasi
per mantenere aito il suo livello.
Passato Castel Giubileo, la via rasentava una collina oggi
boscosa, raggiungeva la sponda destra del fosso della Buifalotta
che recinge la tenuta omonima, ed andava ad incontrare il fosso
di Malpasso, che trovava pure sulla sua destra.
Ivi non mancano vestigia di antichitä. Non lungi dal fosso
della Buifalotta, al disotto del casale detto di Sette Bagni, ed in
prossimitä della scarpata Orientale della ferrovia, al Km. 1 3 -|- ^04
sonvi ruderi delle fondazioni di un edificio cospicuo. Sulla vetta
dello stesso colle evvi una gran cisterna, importante per la sua
tecnica {*).
La via poi cavalcava le acque torrentizie di ambidue i sud-
detti fossi che si ricongiungono, con un ponte chiamato pure di
Malpasso, e che si trovava fra gli attuali Km. 14 -|- 551 e
15 -f- 384 dalla ferrovia ed a sin. della medesima, alcune centi-
naia di metri prima di arrivare aH'odierna stazione di Sette
Bagni.
(') Cf. Nicolai, in Atti Accad. archeol, V, p. 261.
(«) Cf. Gori, op. cit, p. 20.
(») Cf. Tomassetti, op. cit., p. 81.
C) Cfr. Ashby, op. cit., p. 24.
314
N. PERSICHETTI
II vetusto pontedeH'epoca repubblicana era della solita struttura
di allora, e cioe costruito a grandi massi rettangolari, dei quali,
siil principio dello scorso secolo, alcuni si yedevano ancora al posto.
II Guattani ce ne offri la figura (fig. 11) (^) ; il Nibbj^ ce ne
diede la descrizione. Questi, dopo aver detto ch'esso fii rinnovato nel
1832, soggiimse che « fino a qiiell'epoca riconoscevansi tre diverse
etä in quel ponte; la prima antichissima di massi qiiadrilateri
di tufo locale, opera de' tempi repiibblicani : e di questa opera
Fi^. 11. — Antico ponte di Malpasso.
erano le facce si quella verso il Tevere, che quella opposta; la
seconda era quella dell'arco che tutto intero esisteva, era im
bell'esempio di opera laterizia, e qiiesto venne vandalicamente
atterrato: io conservo varii marchi de' mattoni che lo compone-
vano. i qnali portano tutti la data del tempo di Adriane, cioe
dell'anno 126 e 129 dell'era volgare, indizio che allora fu riedi-
ücato: la terza era quella di un arco informe sovrapposto all'an-
tico, opera dei tempi nostri. II ponte nuovo e regolare (mentre
l'antico era tortuoso), e sopra di esso leggonsi iscrizioni che non
ricordano affatto ne la memoria del fiume, ne il ponte antico » (^).
C) Cfr. Guattani. Afon. sab., Roma, 1827, t. I, p. 43.
n Cfr. Nibby, Dintorni, I, p. 129.
LA VIA SALÄRIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 315
Ora, questo ponte che il Nibby chiamava « niiovo » esiste
ancora, ma e divenuto anch'esso untico e fiiori d'uso.
Trovasi — come ho detto — a sin. della ferrovia e quasi
un chilometro prima di giungere alla stazione di Seite Bagni.
Esso fii edificato sullo stesso posto del ponte antichissimo, e cioe
a circa 130 m. in linea retta dal Tevere, che li presse fa gomito.
Fu rifatto a mattoni, che, essendo intonacati, non fanno vedere so
nella sua muratiira siavi anche incastrato del materiale antico. La
sua altezza e di circa m. 15 dal pelo dell'acqua. Non presenta piü
alciina delle iscrizioni accennate dal Nibby, ma quel che conserva
— ed e molto interessante — e la larghezza della sua carreggiata^
od aggere stradale, la quäle misura m. 3,50, come la vetusta via
Salaria.
Tale ponte, abbandonato ed oggi inservibile, per l'odierna.
strada carrozzabile e stato sostituito da un altro che puö chiamarsi
nuovo, costruito circa 100 m. piü a valle del precedente, e che
quindi dista quasi 35 m. dal Tevere.
Anche questo e fatto tutto a mattoni; ma alla spalla Orien-
tale sinistra si vede un blocco dell'antico ponte romano incastrato
nella muratura nuova. Esso e obliquo, com'ora quello antichis-
simo, ed ha la carreggiata piü larga, e cioe di m. 4,90.
E mentre il ponte antico trovavasi presso ITIII miglio dalla
porta CoUina, il nuovo invece trovasi jresso al VII dalla porta
Salaria; infatti, poco dopo di averlo passato, sulla sponda sin.
della strada provinciale s' incontra la colonnetta moderna del VII
miglio.
Se la esistenza del succennato ponte rende inoppugnabile
il fatto che il tramite della Salaria era proprio quello suddescritto,
e sul quäle convengono quasi tutti i topografi, da questo punta
in avanti le opinioni del medesimi iucominciano ad essere di-
scordi.
Ne accennerö soltanto alcune.
II Cluverius afFermö che il corso della via si svolgeva attra-
verso la pianura solcata dal Tevere (*) ; ma THolstenius impugn6
tale di lui assunto dicendo : Ilic quoque errat, quod Salariam
viam ]per plamciem Tiberi vicinam stratam fuisse existimatj.
(») Cfr. Cluverius, Italia antiqua. Lugduni, 1624, p. 709.
316 N. PERSrCHKTT[
cum per ipsos proximos colles ducta fuerint vetus Salaria, ubi
nunc vestigia ejus clarissima extant » (0. Lo stesso ripete il me-
desimo Holstenius nei siioi appimti di viaggio (V. Codice dl
Dresda n. F 193, da me superiormente pubblicato, pag. 295. sg.)
laddove dice: « La strada antica tira dal ponte (Salario) su a man
ritta per la collina che fanno quelli di M. Ritondo l'inverno, la
quäle d'ogni banda intorno e piena d'anticaglie. Tira prima verso
la tenuta dei Maffei che e Fidena poi passa accanto a Marcigliano
Yecchio lasciandolo a man manca, che e Crustumeriiim ».
Piü tardi, nel 1704, G. B. Cingolani sulla sua pregevole
mappa (^), dopo avere marcati i Rudera Fidenarum, pone im colle
che corrisponderebbe alla tenuta della Butfalotta su cui erronea-
mente identifica Crustumium, e da quel punto — dalla moderna
strada provinciale che chiama Strada a Farfa — distacca la Sa-
laria e, marcandone il corso dietro i colli e quindi anche dietro
Monterotondo, la mena quasi retta a Grotta Marozza, localitä
rinomata tra l'antica Nomentum (Mentana) e l'antica Eretum.
II Guattani (^), e con lui il Prosseda (*), nel 1827, ritennero
che la Salaria antica, anche prima di arrivare al casino di villa
Spada, si disgiungesse dalla provinciale clie chiamano Salaria Mo-
derna, — e senza passare innanzi al detto casino dal lato di occi-
dente per proseguire verso la Marcigliana vecchia e Fornonovo —
piegasse invece a destra ed andasse alla localitä detta Redicicoli.
Ritennero pure che di lä proseguisse quasi in linea retta, a le-
vante di Monterotondo, per poi ripiegare a sinistra e, passando pel
ponte di Casa Cotta, andasse ad Eretum, che collocarono presse il
vocabolo Rimane.
11 Westphal, nel 1829, si riaccostö airopinione del Cluverius,
e ritenne che la Salaria, dopo Fidenae, continuasse il suo corso
lungo la valle del Tevere fino all'osteria del Grillo, dove si bi-
forcava, la via provinciale proseguendo sulla sin. per Passo Co-
rese, e l'antica Salaria piegando a dr. verso Eretum {•').
0) Cfr. Holstenius, Annot in Ital. ant. Romae, 1666, p. 127.
(^) V. Cingolani, Topogr. geometr. delVagro romano. Roma, 1704.
(») Cfr. Guattani, op. cit., I, pp. 147-148.
(*) V. Prosseda, Carta corograßca della Sabina antica.
['') Cfr. Westphal, op. cit., p. 127 sg.
LA V[A S.VLARFA NEI CIRCONDAKII DI ROMA E RIETI 317
II Nibbv volle anch'egli descrivere il corso della Salaria.
ma ne fece im cenno non esatto, dicendo: «... fino al colle di
Villa Spada la strada attuale siegue le traccie deU'antica, seb-
bene non rimang.ino aifatto vestigia dell'antico pavimento. Le ro-
vine di Fidenae, ed il ponte suirAllia (sie) detto volgarmente di
Malpasso ... n'e nna dimostrazione iilteriore. Un m. dopo quel
ponte, cioe circa Tottavo dalla porta Collina e un bivio: la via
moderna a sin., radendo le pendici dei colli a destra va quasi
retta fino all'osteria di Correse. Qiiesta non conserva tracce di
lastricato antico, ed e la strada provinciale. Quella a destra e
abbandonata, e traversa le terre andando sul ripiano . . . Questa
via conserva molte vestigia dell'antico lastricato e retta sotto la
Mentana o Nomentum mena a Grotta Marozza dove fii Eretum
(sie) ed ivi si congiungeva con la Nomentana. Quindi io credo
che questa seconda strada corrisponda alla via Salaria antica, che
andava di lä retta fin sotto Monte Libretti » (^).
Piü tardi il Gell, suUa sua carta top., ne indicö cosi il trac-
ciato. Dopo Fidenae egli segna la localitä Grotta, dove dalla moderna
strada fa diramare la Salaria antiqua^ e la porta a Nomentum,
indi a Grotta Marozza; poi ad Eretum che mette pure in voc.
Rimane, a dr. della Salaria; quindi sotto Monte Libretti; poscia
per Grotta del Rotolo la mena sotto Nerola, dove ne perde le
traccie, e la ritrova presso l'osteria delle Scalette, che resta vi-
cino Vicus Novus (^).
II Kiepert, con la sua Tab. top. Italiae Regio IV p) si
riaccostö all'opinione del Cluverius e del Westphal, marcando il tra-
mite della Salaria, da ponte Salario sin presso l'osteria del Grillo,
quasi identico a quello della provinciale moderna ; di lä la fa diver-
gere portandola ad Eretum, che pone a nord-est del medievale
paese di Monterotondo, presso il quäle colloca Crustumerium.
I chmi Hülsen e Lindner divisero l'opinione del Cluverius, del
Westphal e del Kiepert, ed anch'essi ritennero che la Salaria pro-
seguisse lungo la pianura tiberina, marcandola fino a Fönte di Papa
sulla loro pregevolissima carta top. « Das Tiberthal swisehen
(!) Cfr. Nibby, op. cit, III, p. 634.
(2) Cfr. W. Gell, The topography of Rome and its vicinity. London.
1846.
(«) Cfr. Kiepert, Tab. top. Raliae regio IV, annessa al C. /. Z^., vol. IX
21
318 N. PERSICHKTTI
dem V und XII Millienslein von Rom » (^), indicandovi pure,
ma come via meno certa, iin'altra che di lä del ponte di Mal-
passo deviasse a destra e s' internasse fra i colli.
Del medesimo parere e anche il eh. Ashby, il quäle sulla
biia mappa (•) segna randamento della Salaria pressoche identico
a quello deirodierna rotabile sino all'osteria del Grillo, come
opino il Westphal. Da quel punto la fa divergere a destra e la
mena ad Eretum. Anch'egli iion esclude la possibilitä deU'esistenza
in antico di un diverticolo che, dopo il Malpasso, si svolgesse fra
i colli e riuscisse a Nomentum; ma egli pure lo marca come meno
certo della rete principale, che ritiene proseguisse lungo la ridetta
valle del Tevere.
Di fronte a tali pareri, tutti rispettabili ma non tutti con-
cordi, e che si possono ridurre a due diverse ipotesi, e cice che
l'arteria principale della Salaria corresse lungo la pianura del Te-
vere rasentando le ime pendici occidentali dei colli della Scodella,
della Marcigliana vecchia o Torretta, di Scornabecco, S. Colomba
e Formello, proseguendo in avanti ; e la seconda ipotesi che, dopo
il Malpasso, si distaccasse dalla provinciale e, deviando a destia,
s' internasse fra le terre, passasse a ridosso, — ossia a levante —
dei suddetti colli, e per la tenuta di Torre S. Giovanni andasse ad
Oriente di Monterotondo, mi sono creduto in dovere di fare delle
ricerche suU'una e suU altra campagna, per vedere se di recente
vi fosse tornato in luce qualcosa che ci mettesse in grado di co-
noscere con sicurezza quäle delle due ipotesi rispecchiasse il vero.
In breve dirö che nelle indagini fatte suU'una e suH'altra
plaga, per quanto abbia veduto, cercato e domandato, non ho po-
tuto trovare alcun vestigio stradale ritornato all'aprico, che avesse
portata nuova luce uella dubbia questione.
I deperimenti e le depredazioni del materiale avvenute nel
corso dei secoli e le trasformazioni della campagna derivate da
molteplici cause meteorologiche ed agricole, hanno fatto scompa-
rire, per un tratto di molte miglia, gli avanzi della rete primaria
(^) V. La detta mappa h aniiessa al Die Alliaschlackt eine topogra-
phische Studie von Ch. Hülsen und P. Lindner. Rom, 1890.
H La mappa dell'Ashby e annessa alla succitata sua opera The classi-
cal Topography of the Roman Campagna, part. IL London, 1905; in The
Papers of the British School at Rome, vol. III, n. 1.
LA. VIA S\LARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 319
di questa via; onde nel difetto di prove patenti e tangibili in
situ, diviene una necessitä l'attenersi a quanto ce ne hanno tra-
mandato gli storici ed i precedenti ricercatori.
Pertanto, fra le diie suesposte divergent! opinioni, non esito
a dichiarare che sembrami piü fondata e rispondente alla veritä
quella del Cliiverius e di tiitti coloro che lo hanno seguito ; e ci6
per le ragioni che dirö in seguito.
Anzitiitto dichiaro che non intendo mettere in dubbio la sin-
ceritä dell'aifermazione deirHolsteniiis che « per ipsos proximos
colles clarissima vestigia exüant » rimontante ad epoca abba-
stanza lontana, e cioe al 1666; ma dall'altro canto non si pii6
accettare contro quella del Cluverius senza beneficio d' inventario,
essendo essa imprecisa ed incompleta, dappoiche non ci spiega per
quali fra quei tanti colli corresse la via; se si svolgesse a levante
0 a ponente di essi ; dove andasse a sboccare ; quali e dove preci-
samente fossero tali vestigia.
Vero e che la mappa fatta dal Cingolani 38 anni dopo che
scrisse l'Holstenius viene in qualche modo a confortare la di lui
atfermazione, ma neppure questa puö ispirare piena fede perche,
portando egli talc via a Grotta Marozza, le faceva fare una curva
che ne avrebbe allungato il cammino verso Eretum, tanto piü che
la campagna da percorrere era non poco accidentata.
Kiguardo airopinione del Guattani e del Prosseda che non
fanno passare la Salaria accosto alle rupi sulle quali sorge il ca-
sino di Villa Spada, e che non tengono conto del ponte di Mal-
passo come appartenente a questa via, mentre ne riconoscono l'alta
antichitä, non so comprendere da quali elementi siano stati in-
dotti a metter fuori tale ipotesi, la quäle se allora era contradetta
dalla sola esistenza del cennato ponte, oggi e ancor piü contra-
detta dalle surriferite scoperte del 1889.
Del pari non possiamo con sicurezza adagiarci sulle opinioni
del Nibby e del Gell, poiche il Nibby porta anch'egli la via a
Grotta Marozza, ed il Gell a Nomentum e quindi alla stessa
Grotta Marozza, il che ne avrebbe anche piü allungato il corso.
II Gori, in proposito di questo tramite indicato dal Nibby, dopo
aver detto che: « Non solo sono stato per queste tenute sovente
boscose in cerca di una via qualsiasi, ma ne ho fatte reiterate
ricerche ai contadini, i quali non vi hanno giammai veduta la
320 N. PERSICHETTI
Uienoma orma di tale via « , aggiunge : « Inoltre questa via avrebbe
doviito passare per burroni, scese e salite in ragione de' freqiienti
colli che vi si avvicendaDO ed aprono rigide gole " (').
Per conseguenza, si puö soltauto ammettere che se una qual-
siasi strada antica, dopo il ponte di Malpasso, avesse deviato a
destra passando fra le colline, non poteva essere che iin diverti-
colo. come giustamente ritennero Hülsen e Lindner (^) ; alla quäle
opinione, come ho detto, si accosta anche l'Ashbj (•'). Ed anzi,
questi, che per rintracciare le vie antiche ha fatto pazienti ed
acciirate ricerche anche sii questa plaga, in quanto a veri e proprii
vestigi stradali, come sarebbero milliarii, ponti, muraglioui, cre-
pidini o lastricato, non ne ha trovati, e confessa non avervi ve-
duto tf traces of antiquity ». E parlando della via di Tor di S. Gio-
vanni, dice : « This presents no detinite traces of antiquity, but
is very probably ancient » ('*).
Infatti, ripeto, non e improbabile che una strada antica o
diverticolo si svolgesse fra quelle contrade, tanto piü se si dovesse
ritenere — come un gruppo di scrittori opina — che a Tor S. Gio-
vanni od in quei pressi sorgeva Crustumerium (•'), e quindi era
ben naturale che avesse avuta una via che da una parte l'inne-
stasse alla Salaria, e da un'altra parte la congiungesse alla vi-
cina Nomentum, specie di succursale quasi parallela dell'altro
tronco; ma dall'essere un diverticulum all'essere una via mili-
tare e commerciale diprimo ordine ci corre ben molta diiferenza (^).
(') Cfr. Gori, op. cit , pp. 25-26.
(^) « Die von diesen beiden (Nibby und Gells) Forächern in Innern der
Tenuta di Marcigliana verfolgte Strasse soll nicht angezweifelt werden, wir
halten sie aber für eine vielleicht erst spät angelegte Seitenstrasse nach No-
mentum ». Hülsen und Lindner, Die Alliaschlacht, p. 20, n. 3.
(3) Cfr. Ashby, op. cit., p. 24.
(*) Cfr. Ashby, op. cit., p. 50.
C) Cfr. Capmartin de Chaupy, Maison d'Horace, t. III. pp. 140 e 149;
Nibby, op. cit., I, p. 147; Guattani, op. cit., I, p. 147; Mackey, in Journal
of ihe Brit. und Amer. Arch. Soc. II, p. 206; Ashby, op. cit., pp. 50-51;
Tomassetti, op. cit., p. 88. Fra le opinioni discordanti suUa vera ubicazione
di Crustumerium, la piü giusta ci sembra quella dell'Hülsen (in Pauly-Wis-
soyfSi, Realencyclopädie,lV, 1721) il quäle, dopo esaminata la qnestione con-
troversa, conchiude che l'esatto sito di questa cittä finora e sconosciuto.
(«) II Tomassetti (op. cit., p. 92) distingue poco chiaramente una Sa-
LA VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 321
Ma tornando al corso della Salaria propriamente detta e della
sua arteria principale, sono anch'io di parere che sia questa da
ricercarsi a preferenza presso la valle del Tevere dove dolcemente
sempre in piano svolgevasi, rasentando le ime pendici dei colli
che verso levante chiudono la valle medesima, benche neppure
colä si trovino ora marcati ed indiscutibili vestigi della via.
Non pertanto non mancano fatti ed argomenti importanti che
ivi ne dimostrino l'esistenza iu antico, e facciano propendere per
lopinione manifestata dal Cluverius sin dal 1624; fatti ed argo-
menti che verrö rilevando man mano, strada facendo.
Riprendendo adunque il cammino dal ponte di Malpasso dove
lo abbiamo lasciato, la campagna, per ben liingo tratto, fin oltre
Tattuale stazione ferroviaria di Sette Bagni, continua larga e plana,
come la via proseguiva in rettifilo, ma non molto depo la detta
stazione — non altrimenti come la ferrovia — faceva una curva
che la piegava a dr. portandola di niiovo sotto i colli che qiü
ricominciano quasi ininterrottamente a rielevarsi sulla destra,
mentre sulla sinistra la pianura, con seminatorii e praterie, con-
tinua squallida e monotona a distendersi verso il Tevere.
Quivi si entra nellodierna estesa tenuta della Marcigliana
(rubbia 960) che un tempo appartenne a S. M. in Via Lata, poi
laria « antica » da una Salaria «moderna», e dice : « Questo tronco della
Salaria moderna, da Malpasso, nientemeno che fino al territorio di Mon-
telibretti non coincide con l'antica, la quäle invece lambiva il colle delhi
Marcigliana, poi saliva su quello di Monterotondo; poi si fondeva colla ^Vö-
mentana presso Ereto e proseguiva per Grotta Marozza. Tutto ciö e atte-
stato dagli avanzi di lastricato di essa via, che si scorgono negli accennati
luoghi e dalla natura del suolo della tenuta in discorso (di Malpasso) e della
via moderna». Ci sia lecito domandare: Dal colle della Marcigliana a quello
di Monterotondo — fra i quali non h mica breve il passo — dove sono tali
avanzi di lastricato? Badisi che non debbono essere i soliti grossi sassi coi
quali in quei dintorni si veggono lastricate tante viuzze medievali e vicinali;
ma debbono essere « le grandi pietre di pavimentazione n con le quali il
Westphal vide lastricata la grande arteria della Salaria lungo la pianura,
ch'esso Tomassetti pare che qualifichi «moderna». Dippiü: la natura del
suolo fra il Malpasso e Monterotondo con colli e relativi burroni, salite e
scese, come si poteva prestare meglio che la pianura per la costruzione di
una via che doveva essere la piü breve possibile per raggiungere al piü
presto lo scopo pel quäle era stata fatta?
322 N. PERSICHETTI
ai Michelotti Frangipane, Gabrielli, Barberini, Falconieri di Car-
pegna, ed oggi a Grazioli.
Passato il casello del Km. 16 -f- 799 della strada ferrata,
trovasi uno stradone, in parte fiancheggiato da olmi, pel quäle
si ascende siilla prima coUina, sempre a destra. Sulla sommitä di
essa, evvi un gruppo di fabbricati, fra i quali il grandioso casale
della Marcigliana nova, la chiesa e la caserraa dei carabinieri
che affacciano sopra uno spianato o largo piazzale, il quäle e re-
cinto, a due lati, da robusto rauraglione rettangolare.
II lato occidentale e lungo ben m. 50; quello settentrionale
m. 16. Su questo muro, per tutta la sua lunghezza, veggonsi collo-
cati, ad uso di copertina, dei conci di travertino che — senza
veruü dubbio perche si riconoscono benissimo — appartennero al
materiale della via Salaria antica, dalla quäle furono asportati,
tagliati o segati per essere adibiti a quel nuovo uso. II piü grande
dei detti blocchi e lungo m. 2,30. Sono alti m. 0,45; e ridotti
allo spessore di m. 0,20.
Questo dato topografico — da nessuno accennato sinora — e
importante perche non solo dimostra che una delle ragioni per
le quali la vetusta via e sparita e stata l'averla dovunque e sempre
depredata del suo ricco materiale, specialmente nei luoghi piü
abitati, ma piü ancora perche dimostra che fin la — dove siamo
al IX miglio — non vi e dubbio che la via medesima proseguiva
per quella linea, quasi un miglio e mezzo dopo passato il ponte
di Malpasso.
A pie' di questa collina ed un pö piü oltre del succennato
casello, evvi un'osteria chiamata Dispensa della Marcigliana, la
quäle ha oggi il suo ingresso principale dalla parte di occidente,
che guarda appunto la strada ferrata. Ma Toste, certo Cherubino
Cacciadenti, mi fece notare che, prima della costruzione della
ferrovia, la strada rotabile non passava dove passa oggi, e cioe
a valle della strada ferrata, ma passava dietro l'osteria, il cui in-
gresso principale allora era dalla parte opposta, ossia sulla fac-
ciata Orientale di essa. Da ciö rilevasi che la via antica si te-
neva piü in alto e si accostava ancor piü alle falde delle coUine
di qnel che non fa la moderna provinciale, sieche essa venne ta-
gliata nella costruzione della ferrovia.
Mi fece inoltre notare che la piena del Tevere, nel 1900,
I,\ VIA SALARIA NE[ CIRCONDARII DI ROMA F. RIET! 323
arriv6 fiao ad im metro di altezza del muro della Dispensa. Evvi
«na lapidina che ne conserva il ricordo e ne segna il livello.
Giova anche riflettere che la strada ferrata ha la sua ban-
china quasi sempre in rilevato, che in alcuni piinti si eleva a
<jirca m. 2 sul livello delFodierna rotabile, di modo che, se la
Salaria aveva ima livelletta o pendenza ancor piü alta della fer-
rovia — alraeno come e certo nel liiogo in parola — essa Salaria
€ra ancor piü garantita dalle piene del Tevere, che poi — come
ho detto dianzi e come meglio si vedrä in segiiito — in allora
era anche piü basso.
Nei pressi della Marcigliana nova si sa che un tempo si
rinvennero delle antichitä (M ; ma mi fu assicnrato che di recente
niiiraltro eravi tornato in luce.
Passato il colle sul quäle sta il summenzionato casale, la
via continuava a serpeggiare alle falde delle colline snsseguenti
della Torretta, o Marcigliana vecchia, di Campo giande, di Ci-
sterna grande, di quella boscosa della Scodella, facente parte della
stessa tenuta della Marcigliana e di Scornabecco.
Ivi per lungo tratto sono scomparse interamente tracce e ve-
stigi della Salaria, che neanche l'Ashby vi rinvenne, dicendo:
« Beyond Casale Marcigliana no traces of antiquity are visibile
for some distance » (^). Ai tempi del Westphal in quei pressi si
vedevano alcuni resti insignificanti di antiche murature, ma oggi
neppure vi sono piü (^).
Fra i colli di Scornabecco e quelli susseguenti di S. Co-
lomba, incontrasi il fosso della Bettina che viene dal monte della
Piscina. Questo fosso, passato sotto la strada provinciale, cambianome
€ prende quello di Fosso Maestro, col quäle seguita a scorrere
attraverso la pianura, detta Plana della Marcigliana, fino a che
non imbocca nel vicino Tevere.
Tale fosso e interessante perche, secondo le opinioni piü fon-
date corrisponderebbe all'antica Ällla flumen, famosa per la bat-
taglia perdutavi dai romani contro i galli senoni nell'anno 360 a. C.
0) Cfr. Nibby, op. cit , 11, p. 303; CLL., XIV, n. 4065; Tomassetli.
op. cit.. p. 97; Ashby, op. cit., p. 24.
(^) Cfr. Ashby, op. cit., p. 24.
(») Cfr. Westphal, op. cit., p. 127.
324 N. PERSICHETTI
iDvero rHolstenius riscontraüdo in qiiesto rivoletto, oltie alle
alte sponde, la distanza da Roma datacene da Livio « ad undecimum
lapidem », lo identificö con l'AUia (^). II Guattani (^) ed il
Nibby (^) segnende il parere dello Chaiipy (') identificarono in-
vece l'Allia col sopra ricordato Fosso di Malpasso, ma erronea-
liiente. AI contrario il Westphal (^), il Mommsen C^), il Kiepert (^),
il Gori (*) ed altri, divisero l'opinione dell'Holstenins; ed in questo
senso oramai la questione si puö ritenere definitivamente risolnta
dai ch.mi Hülsen e Lindner con una loro pregevolissima monogra-
tia, dotta e fortemente ragionata (^), ed alla costoro opinione
hanno accednto anche il Tomassetti (^^) e rAsliby(^0.
Se adunqiie l'AUia era il fosso della Bettina; se essa era
— come lo e il detto fosso — presse VXIlapidem; e se la battaglia
ebbe luogo in parte siilla pianiira del Tevere « Circa ripam Ti-
beris . . . magna strages facta est » , come si pnö mettere in
dubbio che l'andamento della Salaria non fosse qiiesto, e cioe
lungo la valle del Tevere?
Ma im'altra prova ce l'offre nna recente scoperta, di cui or
ora dirö.
Passate il fosso della Bettina, prima di giiingere al colle
di S. Colomba, localitä oggi chiamata FornonoFO, trovasi, circa
mezzo chilometro dopo il ridetto fosso, l'osteria dei Quattro Can-
celli.
Trecento metri circa dopo la detta osteria, a ponente del
monte della Piscina o del colle di S. Colomba, presso al Km. 20
{*) « Ego consideratii locorum intervallis Alliam esse puto rivolum
qui inter praedium S. Columbae et S. loannis paulum ultra Marciqlianum
praealto alveo defluit in Tiberim . . . »: Holstenius, op. cit., pp. 127-128.
(") Guattani, op. cit., I, p. 42 sg.
(3) Cfr. Nibby, op. cit., I, p. 129.
(*) Cfr. Chaupy, op. cit., III, p. 147 sg.
(') Westphal, op. cit., p. 127.
(^) Cfr. Mommsen, Hermes, XIII, 515-555, Römische Forschungen, II,
297-381.
(') V. Kiepert, Tab. top. Italiae regio JV, annessa al CIL., IX.
(8) Cfr. Gori. op. cit, p. 28 sg.
(») Cfr. Hülsen und Lindner, Die Alliaschlacht eine topographische
Studie. Rom, 1890.
(>«) Cfr. Tomassetti, op. cit., p. 99.
(") Cfr. Ashby, op. cit., p. 24 sg.
LA VIA SALARIA ^K1 CIRCONDARII DI ROMA E RIETI 325
della ferrovia ed in vicinanza del Fosso Maestro, certo sig. Mo-
derato Magazzini, di propria lodevole iniziativa, nel maggio del-
l'anno 1906, fece intraprendere uno scavo sul latifondo succenuato,
a valle della provinciale, ehiamato Plana della Marcigliana, ap-
partenente anche a Grazioli, e ciö dopo averne ottennto il permesso
dal proprietario e dal Governo.
Qiiesto scavo lo fece a circa 100 m. di distanza dalla strada
carrozzabile, ejo portö fino alla profonditä di circa 5 m., non
Yig 12.
avendolo potuto approfondire dippiü per mancanza di piu forti
pompe per estrarre l'acqua d* infiltrazione proveniente dal non lon-
tano Tevere.
Quando nell'ottobre di quell'anno io lo visitai, era sospeso e
rimasto incompleto, come lo e tuttora, anzi di presente e meno vi-
sibile perche le acque di rigiirgito del Tevere hanno invaso il
viioto fatto e rinascosta buona parte della scoperta.
Aveva detto scavo, in mezzo a terreno giallastro e tufaceo,
fatto tornaro in luce una costruzione circolare, di circa m. 34 di
diametro, rivestito di blocchi di travertino bugnato. NeH'interno
di qiiesto gran cerchio (v. fig. 12) sonvi dei muri di tufo che
326 ' N. PERSICHETTI
formano un esagono regolare, con lati a segmento di circolo. Si av-
verta che le parti totalmente nere della pianta di qiiesto monii-
menio che pubblichiamo, rappresentano qiianto ne fii scoperto dal
sig. Magazzini. Dentro tale esagono stanno sei muri a sacco che
formano quasi ima Stella, e che vanno a combaciare coi suddetti
muri a segmento di circolo. Nel centro evvi un pozzetto.
Questa scoperta, annunziata dai giornali, richiamö l'atten-
zione dei dotti che vi si recarono ad osservarla, ed apri il campo
a delle dispute sulla sua rappresentanza. L'opinione piü accetta-
bile parmi che sia quella emessa dal rilodato dott. Ashby, il
quäle ritenne che « is neither more nor less than a large cir-
cular tomb « (*). Infatti la sua pianta somiglia a quella della
tomba chiamata Torre Selce suU'Appia vetus^ ed alla tomba al
IV miglio sulla Tiburtina scoperta dal eh. Stevenson {^).
Tratts^ adunqne di un grandioso sepolcro sulla via Salaria
che — presentando la sua base rivestita di travertino bugnato, a
circa 5 m. dalla superficie del siiolo attuale, base che doveva cer-
tamente emergere col resto del monumento per rimanere visibile
ai viandanti la cui superiore parte ornamentale e stata certo
distrutta ab immemorahüi mentre e da supporsi che fosse molto
bella, dimostra come in allora il piano di campagna arrivasse a
quel livello e non fosse alto quanto l'odierno che si e elevato,
nel corso dei secoli, coi depositi delle inondazioni del fiume e
coi detriti alluvionali dei monti.
Quindi allora tutto doveva essere piü basso, non solo la pia-
nura da cui emergeva il monumento ; non solo la via pubblica da
cui si doveva ammirare, ma principalmente il bacino del Tevere
che doveva avere un alveo assai piü profondo di quello che non
abbia oggidi.
Anche questa scoperta adunque e venuta ad offrirci un altro
argomento in favore della tesi che la Salaria fino a quel punto —
e siamo al miglio XI — conti nuava a correre lungo la pianura
tiberina.
(') Cfr. Ashby, The Forum of Trajan and other Notes from Rome-, in
The Builder, London, 1906, vol. XCI, n. 3332, p. 680, vol. 2^
('; Cfr. Stevenson, Escavazione di un antico diverticolo al quarto
miglio sulla Via Tiburtina, in Bull. Com., Roma, 1878, a. VI, p. 215 sg.
tav. XVIII e XIX.
LA VIA SALARIA NEI CIRCONDARII DI ROMA E RIET[ 327
f] pei'ö da deplorarsi 1' incuria per la quäle l'opera iniziata
dal Magazzini sia stata, con indifferenza, abbandonata alla propria
Sorte 6 fatta risommergere dalle acque, anziehe continuata cora-
piendola ed ampliandone le ricerche.
Proseguendo intanto il cammino, presso al Km. 21 -|- 395
della ferrovia, trovasi l'osteria di Fornonovo a monte della quäle
elevasi, sempre sulla destra, il colle di S. Colomba, piü alto dei
precedenti (alla quota di m, 113 s. m.), con cospicui fabbricati
in sulla vetta, appartenente un terapo agli Altemps, poi ai Cor-
sini, oggi al sig. Tito Tittoni. Quivi non mancarono scoperte di
antichitä (M.
Viene poscia un altro colle che chiamasi di Formelle, sul quäle
mi si disse che recentemente erano stati rinvenuli dei cocci an-
tichi in numero rilevante, privi di sigillo doliare, che erano an-
dati dispersi.
Fra questi due colli scorre un altro rigagnolo chiamato Mar-
rana di Fornonovo.
Piü innanzi si raggiunge l'osteria di Fönte di Papa, al
Km. 23 della stessa ferrovia e presso l'osteria medesima, sul li-
mitare della strada rotabile, sta una colonnetta quasi cadente
sulla quäle si legge soltanto: Tribunale — Delle — Strade.
Piü oltre, in vicinanza dell'osteria delle Capannelle la mo-
derna rotabile si biforca; il ramo principale prosegue in linea
retta verso Passo Corese, o stazione ferroviaria di Fara Sabina;
l'altro ramo piega a destra per andare tanto alla stazione, quanto
per salire al paese di Monterotondo.
Presso la suddetta osteria delle Capannelle il Gori, nel 1863,
vide che « tre pietroni lunghi piü di un metro ognuno servono di
ponte levatoio: eran guide della via antica » (^). E se erano cosif-
fatti non v'e alcun dubbio che fossero veramente avanzi della
Salaria.
Anzi lo stesso Gori soggiunge che « larghe e lunghe pietre
blanche « allora si vedevano anche fortificare i lati della via che
ascendeva a Monterotondo, raa che quella fosse la Salaria vetus
— come lui dice — e si arrampicasse sul colle, am. 165 s. m.,
{') Cfr. CLL., XIV, n. 3940, Ashby, op. cit , p. 26.
f ) Cfr. Gori, op. cit., p. 31.
328 N. PERSICHETTI
SU ciii siede il medievale Monterotondo, e im'iitopia! Invece e
da credersi che quei blocchi siano stati asportati dai margini
della Vera Salaria, che correva pel piano, ed iisufruiti per sorreg-
gere i lati della erta strada nuova conducente al paese.
E che la strada medievale che menava a Monterotondo dalla
parte di occidente fosso tutt'altra cosa che la Salaria vera e
propria, e dimostrato dal seguente fatto.
Prima della costruzione della strada ferrata la via per Mon-
terotondo non diramava dall'arteria della Salaria — come oggidi
— dopo passata Fosteria delle Capannelle: ma diramava molto
prima, facendo iina ciirva che, portandola a pie' del colle S. Dome-
nico, per la strada cosiddetta della Costa, le faceva piü presto rag-
giungere Monterotondo.
Nella costruzione della strada ferrata, tale rotabile che tra-
versava il latifondo di proprietä Emer, fu tagliata, e la parte
del fondo Emer rimasta a valle della ferrovia fu acquistata da
certo sig. Franzetti, e la parte a monte con la soprastante col-
lina fu acquistata dal sig. Ramarini. Fu allora che il diverticolo
per la stazione e pel paese di Monterotondo fu distaccato in vi-
cinanza delle Capannelle, che restano quasi un chilometro piü
innanzi del fondo Emer. E quella strada — per ottenere la ricostru-
zione della quäle dalla Societä delle Strade Ferrate il sig. Antonio
Ramarini ha sostenuto lunghe ma infruttuose questioni — era la-
stricata, come tuttora si vede in qnalche tratto che ne resta;
ma lastricata con i soliti ciottoloni o grosse pietre medievali, e
non giä a grandi lastre di pavimentazione come nelle antiche vie
consolari.
In quelle localitä non e quindi da credersi romana ogni
strada lastricata; e se presse le Capannelle eranvi « dei pietroni
lunghi piü di un metro « testimoni dell'esistenza ivi della Sa-
laria, e da ritenersi per fermo che essa proseguisse il suo corso
in linea retta attraverso la plana, anche un chilometro oltre il
medievale bivio per Monterotondo.
Con questo paese il Gell (^) ed il Kiepert (^) identificarono
l'antica Crustumerium. Certo si e che nei suoi dintorni non man-
(^) Cfr. Gell, The Topography of Rome and its vicinity. London, 1846,
p. 190.
(') V. Kiepert, Tabula top. Italiae regio IV, annessa al CLL., IX.
LA VIA SALARIA NEI CIHCONDARU DI ROMA E RIETI 329
carono scoperte di antichitä e rinvenimenti di iscrizioni {^). Ne
accennarono il Guattani (^) ed il Gori (^). Nella pubblica Pas-
seggiata Umberto I evvi una statua di marmo e diie grandi ca-
pitelli corintii, di etä romana, che ne ornano il giardinetto. Circa
sette anni or sono il sig. Lorenzo Betti di colä, al voc. Monte
Ciafrone ed a circa un chilometro fra il paese e la stazione ferro-
viaria, in un suo predio, trovö varii frammenti architettonici, scor-
niciati, di marmo; tutti resti di ville romane, ma ruderi cheacceii-
nassero all'esistenza di un antico vico o pago non ve ne sono,
almeno visibili o dei quali si abbia memoria.
N. Persichetti;
C) Cfr. a I. L., XIV, nn. 3932-3939.
O Guattani, A/on, sab., II, p. 354.
(») Cfr. Gori, op. cit., p. 63 sg.
(Gontinua).
TOMBE GRECHE IN PUGLIA
I. TOMBA DI RUVO.
La scoperta di questa tomba, apparsa dopo circa tre lustri (0
a smentire quasi resaurimento in ciii sembrava caduta la ricca
necropoli di Ruvo, cosi disordinatamente dissepolta per lo passato,
fu annunziata neue Notüie degli Scavi (^). Or io, avendo potuto
minutamente esaminare la suppellettile e, grazie alla cortesia del
proprietario, eseguire le fotografie de' suoi piü interessanti com-
ponenti, posso darne qui un'illustrazione piü esatta e dettagliata
del citato annunzio.
La tomba consisteva nel solito sarcofago di tufo in forma
rettangolare e presentava, a quanto asserisce lo scopritore, la pe-
culiaritä di una doppia copertura. L'una, la superiore, era formata
di lastre anche di tufo; l'altra, interna ed ad una certa distanza
dalla prima, di lastre di pietra, e nello spazio compreso fra di
esse erano collocate le armi ed alcuni bronzi.
Gli oggetti rinvenuti furono i seguenti:
Vasi a figure nere, — Due eleganti c o p p e ad occhioni, con
piede alto ed in forma di stelo (^), ma di uno stile trascurato da
(*) L'ultima tomba greca di considerevole importanza venne fuori dalla
necropoli ruvestina nel 1893 [Notizie degli scavi, 1893, p. 242 sgg.) in una
proprietä della principessa di Tricase, non lontana dal sito dove fu fatta la
scoperta di cui ci occnpiamo. Ricordo che essa conteneva l'interessante anfora
a colonnette con Teseo nel mare, la quäle, giustamente attribuita sin dal suo
comparire a fabbrica attica (G. Jatta, Not. cit, p. 245; Ghirardini, Rend
d. R. Acc. dei Lincei, IV, p. 99, nota 1), risale, secondo il Furtwängler [Griech.
Vasenm., testo V, p. 29, n. 1), al 470 av. C.
(«) 1908, p. 87.
(^) Per l'origine jonica, le varie forme, la decorazione e Tepoca di que-
ste coppe, cfr. il lavoro del Böhlau [Athen. Mitth. XXV, p. 40 segg).
M. JATTA, TOMBE GRECHE IN PUGLIA 331
ascriversi senza esitanza alla continuazione delle fabbriche di questi
vasi nel secolo V.
La coppa I della fotografia da noi riprodotta (fig. 1) e alta
cm. 9,03, larga cm. 21,08. SuUe dne metä della superficie esterna
Fie. 1.
divise dalle anse e esibita la medesima rappresentanza. Nel mezzo,
cioe fra i due occhi, Dionysos barbato, avvolto nell'himatioD, se-
duto SU di una sedia pieghevole sotto un albero che serve di sfondo
alla scena, con un corno nella destra, sembra in colloquio con un
Sileno, che anche barbato, con oiecchie e coda equine ed una
benda di stoffa bianca nella sinistra e ritto innanzi a lui, mentre
due altri suoi compagni corrono fra ciascun occhio e l'ansa.
832
M. JATTA
La coppa II (fig. 1) e alta cm. 9,01, larga cm. 20,02. La sceua
SU di essa figurata differisce^dalla precedente nella pianta, alla ciii
ombra siede Dionysos, la quäle sembra iina vite, e per \a man-
canza del Sileno in compagnia del Dio.
Nel foudo delle diie coppe ed in imo spazio circolare, rispar-
miato dalla vernice e limitato nell'una da iin cerchio rosso-scuro,
neH'altra da tre cercbi del medesimo colore, e rappreseutato un
Sileno che danza verso destra, con benda di stoffa bianca nelle
Fig. 2.
mani. Sotto le anse, sulla prima coppa, si vede una foglia di
ellera; nella seconda iin delüno; e sui vestimenti e siille barbe
delle figure, sono ancora Yisibili ritocchi di color rosso vinoso.
Vasl a figure rosse. — Anfora a colonnette di stile
severe (fig. 2). A) Scena di armamento. B) ün giovane avvolto nel-
l'himation e con im lungo bastone e presentato ad una Nike, vestita
di lungo Chitone ed himation e fornita di corte e piccole ali (^),
(*) La forma delle ali della Nike e caratteristica per vasi di stile severo.
(Furtwängler, Beschr. d. Vasen im Antiq., II, p. 318, n. 2210).
TOMBE GRECHE IN PüGLIA
333
da im vecchio, avvolto nel inantello, col capo ciato da benda,
il braccio destro disteso ed il bastone puntellato sotto l'ascella
destra.
Qiiattro coppe (flg. 3, 0 a vernice nera, con labbro staccato
dalla pancia e concavo. L'iina e alta cm. 9 e larga cm. 18,08,
Taltra alta cm. 8,07 e larga cm. 15,03, la terza alta cm. 8 e
larga cm. 15,03, la qiiarta alta cm. 7,07 e larga cm. 15,05.
Piccola oinochoe (fig. 3,2) a vernice nera, con zona rispar-
miata siilla parte inferiore della pancia, e con bocca trilobata,
alt. cm. 17.
Vasetto (fig. 3,3) con bocca in forma d'imbuto, tiitto ver-
niciato nero, alto cm. 10,03.
Fi- 3.
Diie vasetti (fig. 3.4) a vernice nera, con pancia schiac-
ciata, labbro con orlo sporgente. ed ansa in forma di nastro attaccato
alla pancia ed all'orlo del labbro, alt. cm. 6,05.
Lekythos (fig. 3,5) color della creta, con linee di vernice
nera intersecantisi in forma di rete sulla pancia, alt. cm. 13,03.
Anforetta (fig. 3,6) senza vernice ed ornumenti, alt. cm. 8.
Bicchiere (fig. 3,7) senza manico, senza vernice ed orna-
mento, alto cm. 8,08.
Armi. — E l m 0 (fig. 4, 1) tutto di iin pezzo, con la visiera
in forma di maschera, due fori al posto degli occhi e col coprinaso
staccato dal resto della visiera, ma non movibile. II lophos era
sosteniito nel mezzo da im gambo di raetallo bifido, e lateralmente
da due gambi semplici (^).
' (') E un tipo di elmo frequente a rinveuirsi nell' Italia raeridionale. üii
«semplare, proveniente anch'esso da Ruvo, si conserva nella Collezione Jatta.
€ provenienti dalP Italia meridionale sono anche quelli pubblicati dal Linden-
22
334 M. JATTA
Spada (fig. 4, 2) a doppio taglio con manico rivestito di legno
terminante in iin pomo, rigonüo nel mezzo e fornito di guardia
dritta, lungh. cm. 63.
Spada (fig. 4,3) ad un sol tagliente e riciirva, non intera.
Punta di lancia (fig. 4,4).
Due (S aVQiüTrjQsg (fig. 4, 5).
Frammenti di xvi^^TS sg.
Cinto della corazza.
Utensüi di hronzo. — Manico (fig. 4,0) probabilmente dl
iina concolina, formato da una figura maschile di stile arcaico^
la quäle con la parte inferiore del corpo avvolta nel mantello, ed
i piedi poggiati su di una palmetta, soUeva le braccia sostenendo-
col capo e le mani due ali spiegate, con una palmetta al disopra,
cui era evidentemente attaccata la concolina.
Zampe di leone, parte inferiore probabilmente di un trepiede.
Frammenti di un medesimo.
Grande pignatta (fig. 4,7) in forma dai chytra, alta cm. 22,
con bocca larga cm. 23.
Due con Coline (fig. 4,«) senza maniche, Tuna alta cm. 9,08^
e larga em. 45,05, l'altra alta cm. 8,05 e larga cm. 29,04.
Due anse (fig. 4,9,9*) probabilmente di una patera.
Colatojo lungo cm. 23. Ha il manico terminante in collo-
e testa di cigno, ricurvo in modo da potersi sospendere, e sco-
della in forma di piatto con al centro il passatojo conico e non-
raolto alto (^).
La suppellettile dunque di questa tomba, ci porta dal prin-
cipio del V secolo alla fine del IV ed in essa, come per altri casi di
simile associazione della suppellettile di tombe greche rinvenute-
in Italia (^) i pezzi di maggior pregio sono quelli d'importazione
schmit, AUerth. v. I, parte 3% tavv. 2, 4 ; Schreiber, Bilder Atlas XLIII,
9; Baumeister, Denkm. III, p. 2035; Cfr. anche Bruno Schröder, ArchäoL
Anzeiger, 1905, p. 16 seg., fig. 4.
C) Un esemplare quasi eguale e proveniente da Euvo si conserva nella
Collezione Jatta ; cfr. anche Daremberg et Saglio, Dictionn. d. Antiq. grecq^
et rom., fig. 1732 a p. 1332.
(*) Anche in una tomba recentemente scoperta presso Chiusi vasi attici
del V secolo erano associati a vasi di fabbrica locale {Not. degli scavi, 1908,.
p. 346).
TOMBE GRECHE IN PUGLIA
335
Fiir. 4.
M JATTA.
attica. Fra qiiesti poi emerge a siia volta l'anfora a colonnette,
che nella storia della ceramica greca puö, a parer mio, occupare
iin posto non del tiitto insignificante, e per i suoi caratteri tecnici
e stilistici, e per il tipo della rappresentanza della sua faccia prin-
cipale.
Mi sia perciö concesso indiigiarmi iin po' piü liingamente
sovra di essa.
I bottoni di loto ripetuti per due volte, sulla medesima faccia
come ornamento del nostro Yaso(fig. 2), i bastoncelli, le foglie di
ellera sommariamente disegnate, insieme alla caratteristica Corona di
strali irradiantesi dal piede sulla zona inferiore della pancia, rispar-
miata dalla vernice, rivelano negli elementi decorativi scelti dal mae-
stro, un prevalente intendimento arcaico. Questo medesimo indirizzo
accusano la forma degli occhi delle figure alhmgati a mandorla e
situati un pochino a sghembo e di prospetto sul viso di profilo,
il naso alquanto pronunziato all'insü, le labbra atteggiate a lieve
sorriso, le mani a ventaglio, con le dita lunge e stecchite e la
forma arcaica delF Ä, del L e del S a tre gambi dell'epigrafe.
Cosi l'esecuzione esatta e precisa, ma pur fredda e secca degli
Ornament! di cui son rieche le armi indossate dal giovane guer-
riero (^), ricordano la maniera di alcuni pittori vascolari a figure
nere, provetti nel maneggiare il bulino (^).
Ciö malgrado io non saprei ascrivere l'anfora di Kuvo al ciclo
di Epicteto, daeche il disegno e la sua tecnica rivelano uno svi-
luppo maggiore ed i suoi personaggi si muovono con maggior di-
sjnvoltura. Le loro membra infatti sono piü proporzionate, ne,
come nelle figure del ciclo epicteteo la larghezza del torace e la
(*) E veramente notevole la varietä degli ornaraenti delle armi del giovane
guerriero (fig. 5). L'elmo sormontato da abbondante lophos, ha la calotta or-
nata di spirali, e la coprinuca cisellata con figure umane, la difesa metallica
del torace nel calcochitone e ornata di tre astri, mentre le piastre metalliche
che rivestono 11 chitono di cuoio, sono disposte in forma di scaglia nella metä
destra e di scacchi nella sinistra riunite nel mezzu da una zona di ovoletti;
le pteryges sono ornate in rettangoli color della creta e della vernice ; lo
scudo rotondo, con l'orlo fornito di borchie ed un astro come episema, porta
superiormente Tiscrizione xcdög in vernice molto diluita ed appena visibile,
e la spada ha il pomo anch'esso ornato di borchie.
(^) Hauser, Jahresh. d. oest. arch. Inst., 1907, p. 4.
TOMBE GRECHE IN PUGLIA 387
pienezza delle anche e delle cosce contrasta con la vita relativa-
raeate molto sottile; in quel che il giovane guerriero del nostro.
dipinto, con la sua fisonomia quasi femminea, col viso tondo e le
gambe snelle e limghe ci palesa quel tipo ideale giovanile cosi
cavo al ciclo di Euphronios (^). A questo ciclo ci riportano del
pari la maniera come son trattati i capelli, fluenti in linee sim-
metricamente ondulate suUa nuca del giovane, con contorno supe-
riore lucidato e francia pennellata suUa fronte nelle altre ligure;
ed il largo uso inoltre che il nostro vasaio fa della vernice di-
luita per indicare il chiaroscuro del metallo, nella superficie in-
terna delle paragnatidi e della spalliera, dei peli, delle sottili
pieghe del chitone e soprattutto il rilievo dei muscoli interni delle
parti nude del corpo. Aggiungerö anzi che quest'ultimo dettaglio,
|a cui introduzione nella ceramica greca, per unanime consenso
degli archeologi, viene attribuito a merito di Euthymides {^), reso
nel nostro dipinto con linee sottilissime ed appena visibili (^) in-
sieme al capo piccolo col mento oltremodo sviluppato e rotondo,
il naso meno sporgente che in Euphronios, e gli occhi relativa-
mente stretti e lunghi, avvicinano il nostro maestro alla maniera
di Duris (^).
In ogni modo non v'ha dubbio che egli muove dal ciclo di
Euphronios, non nella tecnica e nello stile soltanto, ma anche per
il tipo della scena rappresentata sulla faccia principale della sua
anfora.
ün guerriero dunque di aspetto molto giovanile (fig. 5), con
una tenue barbetta pennellata a vernice nera sulle gote e lunga
ed inanellata chioma fluente di sotto all'elmo, con le paragnatidi
(') Klein, Euphronios'', p. 83.
(') Klein, Euphronios^ p. 264; Arch. Zeit. 1879, p. 33; Hoppin, Eu-
thymides, p. 10; Milani, Museo Ital III, p. 248; Furtwängler, nel testo della
Griech. Vasenm. I, p. 64.
(^) Furtwängler, ßeschr. d. Vasensamml. im Antiq. II, pp. 573, 577
e 579.
(*) Hartwig, Meistersch. pp. 209 e 490; Reisch, Rom. Mitth. V, p. 337.
Giova ricordare che anche in una coppa di Duris del Museo Industriale di
Vienna (Masner, Die Samml. Antik. Vasen, u. Terrae, im K. K. Oest. Museum
n. 324 B.) ricorre lo schema del guerriero che si arraa, dipinto suU'anfora
di Ruvo.
M. JATTA
338
soUevate, ha or ora indossata la corazza sul fino e corto chitonisco
ed intende a darle Tultimo assetto, prima di af&bbiare la spal-
liera destra. Rappresentato di prospetto, rivolge perö il viso ad una
donna che, vestita di lungo chitone ed himation d ciifiia sul capo,
gli porge la spada, sostenendo per l'orlo iino scudo puntellato su
di uri gradino, mentre im uomo barbato avvolto nell'himation e
con bastone in forma di griiccia nella sinistra, portala destra suUa
Fis:. 5.
bocca, nell'atteggiamento caratteristico di rivolgere la parola al gio-
vane, ed un vecchio calvo, col capo cinto da tenia, avvolto nel-
l'himation, poggiato ad un bastone in forma di gruccia, alquanto
chino in avanti coUa persona, attentamente ascolta.
Orbene, a niuno sfugge la stringente analogia di concezione
fra questa scena e le altre due adornanti le anfore di Euthjmides
ora a Monaco (^ e segnatamente quella con Ettore che si arma
in presenza di Priamo ed Ecuba. Ettore ed il giovane gueniero
(*) Furtwängler-Reichhold, Griech. Vasenm., tavv. 14, 81,
TOMBE GRECHE IN PUGLIA. 339
della nostra anfora, sono entrambi rappresentati di faccia, col viso
di profilo alquanto inclinato suUa spalla destra, entrambi occiipati
ad indossare la corazza, con la differenza che il gaerriero dell' an-
fora di Ruvo, avendo quasi compiuta Toperazione, ha giä messo
Telmo sul capo. Cosi pure l'uorao barbato del nostro dipinto, ri-
corda per Tatteggiameiito, Priamo dell'anfora di Euthymides, e la
donna che porge al giovane la spada e lo scudo, Ecuba, che in
-qiiella, sostiene la lancia e porge al figlio Felmo, essende lo scudo
poggiato sul suolo.
II maestro dell'anfora ruvestina perö, ha maggiormente ani-
mata la sceua, introducendovi il vecchio in modo che quasi tutte
le gradazioni di etä vi sono rappresentate, ha meglio aggruppate
le tigure, col far coprire la parte inferiore del vecchio dallo scudo,
e col ritrarre inoltre il suo giovane guerriero con la corazza giä
indossata e l'elmo sul capo, ha potuto mettere in evidenza tutto
lo sfarzo delle sue armi e presentarcelo terribile, come un eroe
omerico, nelle sue xXvra rsv^sa.
Sieche l'anfora di Ruvo, insieme alle due di Euthymides ci
<?onferma la variazione che la scena su di esse rappresentata ed
appartenente ad un repertorio vecchissimo (^) subisce nei dipinti
vascolari di stile severo. Essa acquista a parer raio maggior unitä,
mentre l'ispirazione epica maggiormente s'intensifica. Ancorche in-
futti si debba consentire col Furtwängler (*) che Euthymides ha
dato ai suoi personaggi una denominazione arbitraria, poco rispon-
dendo l'Ettore da lui dipinto giovane e sbarbato, all'Ettore del-
lEpopea, pure noi vediamo questa scena animarsi di un vivo co-
lorito omerico, qualora paragoniamo la compiacenza con cui questi
maestri vascolari la svolgono in tutti i dettagli di rappresentanza
^ di concezione, a quella simile di Omero nel descriverla (^), e se
l'intensa e profonda venerazione che ispira la figura del vecchio,
il consiglio dell'uomo di etä matura, le sollecite ed affettuose eure
<iella donna verso l'amato, s'interpretano, rievocando alcuni perso-
naggi resi ancor oggi popolari dall'epos omerica, e quella fine e
(0 Per Torigine e la storia di questa scena cfr. Hoppin, op. cit.,
p. 40 segg.
(^) Furtwängler, nel testo della Griech. Vasenm. I, p. 64.
(3) Ricordo la descrizione di Paride che si arma prima di combattere
-con Menelao (Iliad. III, v. 328 segg.), di Agamennone (Iliad. XI, v. 15 segg.).
340 M. JATTA
giusta conoscenza che Omero medesimo rivela, dei sentimenti umani
in rapporto alla differenza di sesso ed alle varie gradazioni di etä.
Ma nei dipinti vascolari di stile severo la scena di armamento
si arricchisce di niiovi inotivi, anche dal punto di vista artistico.
Fra questi il piü cospicuo e il guerriero ehe si arma non piü in-
clinato per infilare uno schiniere, o di profilo, ma di prospetto^
nell'atto di indossare la corazza, il pezzo piü importante dell'ar-
matiira: motivo che d'ora innanzi fa fortuna e s'incontra, varia-
mente riprodotto, in quasi tutte le scene d'armamento, traman-
dandosi fin nei vasi di hello stile (^).
Dobbiamo attribuirne l'introduzione ad Eiith5^mides, che lo
ripete per ben diie Yolte e per giimta siiH'anfora, suUa quäle ci
fa la piü esplicita dichiarazione di aver superato il suo rivale
Euphronios? lo lo credo probabile, sebbene di questo avviso non
sia il Klein (^). Troppo pessimista riguardo alle facoltä inventive
ed innovatrici di Euthymides e troppo convinto della superioritä
artistica di Euphronios, il Klein infatti, disconosce anche per la
scena in parola, ogni originalitä al pittore dell'anfora di Monaco,
facendo alle numerose rappresentanze di armamento dell'epoca pro-
cedere l'impulso da quella simile diplnta da Euphronios.
A parte perö la superioritä artistica di questo maestro, oggi-
giorno abbastanza discussa ('^), parmi che le attitudini stilistiche
ed artistiche di Euthymides e soprattutto la sua inclinazione verso
arditi atteggiamenti, comportanti difficili posizioni di scorcio, siano
tali da non rendere necessario neU'indagiue del probabile innova-
tore della scena che ci occupa, il dover muovere da una rappre-
sentanza, che noi dobbiamo quasi completamente ricostruire con
la nostra immaginazione (^).
{^) Cito, per es., la lekythos di Palermo. Furtwängler-Eeicliliold. op. cit.,
tav. 66, testo II, p. 31.
(2) Euphronios», p. 158.
C) II Furtwängler infatti, ritenendo dipinti di Euphronios quelli firmati
con syQuxpev attribuisce gli altri firmati con inoirjaep alla sua officina e con-
sidera TEuphronios dello stile sviluppato come un fantasma degli archeologi
moderni. Si ricade cosi nella « vexata quaestio •' del significato dei due verbi
SU citati, per la quäle e relativa bibliografica cfr. Ducati, Brevi osservazioni
sul ceramista attico Brygos, p. 6 e segg. ; cfr. anche Hauser, Berl. philol.
JVochenschr., 1907, p. 693 seg.
(*) II Klein, op. cit., p. 151, ricostruisce secondo questo tipo la scena
TOMBE GRECHE IN PUGLIA 341
Ed e anche lecito supporre che non per sola vanitä o invidia,
ma appunto dopo aver ravvivata l'opera sua con nuovi motivi ed
espedienti artistici, ed aver per conseguenza superati difficili pro-
blemi disegnativi dai suoi antecessori e contemporanei appena ab-
bozzati, venisse sulle labbra del nostro maestro resclamazione che
ha trascritta siül'aDfora di Monaco: (hg ovöänois Ev(fq6viog.
II. TOMBA DI CeGLIE.
Di passaggio da Ceglie del Campo, paesetto presso Bari, potei,
nel settembre scorso, esaminare la suppellettile di ima tomba, da
poco scoperta e della quäle do qui ima breve notizia.
La tomba, a qiianto mi asseri lo scopritore, presentava im si-
stema di sepoltura, che io ebbi occasione di verificare anche in
Rutigliano, paesetto non molto lontano da Ceglie, e che, per quanto
io sappia, non e stato notato in altre necropoli pngliesi. Accanto
al sarcofago di tiifo cioe, di forma rettangolare e di dimensioni
capaci di contenere il cadavere, vi era im altro piccolo loculo anche
di tiifo, contenente, a guisa di ripostiglio, gli oggetti di bronzo ed
i vasi di maggior pregio, mentre gli altri vasi erano stati collocati
accanto al morto.
Furono rinvennti i segiienti brond:
Con coli na alta cm. 3,05, larga cm. 22,08, con raanico
terminante in collo e testa di cigno ricurvo, attaccato alla con-
colina mediante iina palmetta e con la siiperficie siiperiore graffita
di palmette e semipalmette. La sua forma era simile a quella giä
descritta (fig. 4,3) avendo in piü il manico.
Piccolo vasetto, (fig. 6,1) con pancia piriforme e baccel-
lata, bocca larga ad imbuto e manico formato da due corde intrec-
ciate ed annodate nel mezzo, alt. cm. 8,07.
Una strigile con lamina molto ricurva.
del fondo di una coppa frammentaria di Euphronios. Pur essendo di accordo
col Klein che in questa non fosse esibito, conie vuole il Brunn, un trofeo
non trovo nei frammenti medesimi i dati sufficienti su cui basare la con-
gettura che il guerriero che si arma fosse proprio ritratto nel raomento di
indossare la corazza.
342
M. JATTA
Vasi a figure rosse. — Anfora a colonnette per forma
e decorazione perfettamente simile a quella giä descritta e rin-
venuta in ßuvo, alt. cm. 39,02, largh. cm. 37,08. A) Komos.
B) Tre giovani avvolti nell'himation.
Oinochoe a bocca trilobata, alt. cm. 13,08. Sul collo, an-
teriormente, piccola zona di ovoletti, al di sotta della quäle,
suUa pancia, e rappresentato im Sileno, che in piedi, calvo, con
barbetta a pizzo e trattata con vernice diluita, stende la sinistra,
poggiandosi con la destra sul tirso. Sul suolo, a destra dei suoi
piedi, si vede un corno potorio. Bello stile. (Per la forma cfr. Furt-
wängler, Äntiquarium, tav. IV, n. 18).
Fig. 6.
Coppa senza maniche, alt. cm. 10, largh. cm. 21, tutta
verniciata nera. Sotto al piede e graffito L|A (^). (Per la forma:
Furtwängler, Änt, tav. VI, n. 227).
Coppa alta cm. 6,02, larga cm. 20, verniciata nera con una
palmetta a vernice nera nel fondo limitato da una zona di ovoletti.
(Per la forma: Furtwängler, Ant, tav. VI, n. 226).
Kalathos alto cm. 16,03, largh. cm. 24,05, con ornamenti
in color rossomattone, disposti in zone sulla superficie grezza della
creta. La zona sovrapposta alla base e ornata di scacchi, la se-
guente di palmette, la terza di ramo di mirto, l'ultima in foglie
(») Per il significato di questi segni graffiti sotto il piede dei vasi e la
relativa bibliografia, confr. Furtwängler Griech. Vasenm., testo I, p. 15,
n. 1, p. 178 e seg.; II, p. 68.
TOMBE GRECHK IN PUGLIA
343
in forma di punta di lancia, le quali si vedono anche suH'orlo in-
terno del labbro. (Per la forma: Furtwängler, Ant., tav. V, n. 91).
Askos (fig. 6,2) in forma di fiaschetto alt. cm. 9,08. Non
verniciato ne decorato.
In questa siippellettile guadagna sin dal primo colpo d'occhio
una speciale cousiderazione l'anfora a colonnette, non ostante
la freqiieoza della scena rappresentata sulla siia faccia princi-
pale (tig. 7). Sono due giovani infatti, che con ciamidi gittate aguisa
di scialle sulla spalla, col capo cinto da benda ed ornato da piume,
Fig. 7.
ed imo di essi con alti calzari, danzano in lieto komos per la
piibblica via al ritmo della doppia tibia, suonata da una giovane
donna vestita di lungo chitone ed himation e col capo cinto da
Corona di mirto (?). Essi hanno ancora fra le mani gli oggetti che
dianzi formavano il loro divertimento (^) e, mentre il giovane a
sinistra della suonatrice, lasciando cadereil nodoso bastone, stringe
ancor piü teneramente un'anfora vinaria, l'altro con il barbiton
nella sinistra, si esperimenta nell'esercizio prediletto di tenere in
eqiiilibrio una coppa.
Niente di nuovo dunque in questi giovani comasti, la cui
gaiezza e espressa con i consueti espedienti, e che portano im-
(^) Holwerda, /«/ir^. d. deutsch, nrch. Inst., 18S9, p. 24.
344 M. JATTA
pressa nella fisonomia con veristica impronta rabbrutimento del-
l'orgia (^). Epperö non avrei sottratta l'anfora aU'oblio, ciü era
destinata, ove non vi avessi riconosciuta una certa importanza
tecnica e stilistica.
Se il maestro del nostro dipinto, infatti, per la foggia come
ha disegnate le ciamidi indossate dai giovani, per lo schematismo
con cui ha rase le larghe pieghe di esse ed il torace del giovane
con la coppa, e soprattutto per la palese adozione di tipi apparte-
nenti al repertorio di stiie severo (^) si avvicina a questo griippo
vascolare, ne e d'altra parte imprescindibilmente tratto fuori da
una tecnica piü sviluppata, da iina concezione piü calda del mo-
vimento e del panneggiamento, ed in primo liiogo dal notevole
tentativo di dare al viso del giovane con la coppa ed il barbiton
una movenza armonizzante con quella delle altre sue membra.
Tentativo veramente interessante non pure perche raro nei dipinti
vascolari dell'epoca, cui a mio giudizio rimonta l'anfora di Ceglie,
ma anche e piü perche esso si palesa affatto rudimentale.
A me sembra infatti che il viso di questo giovane situato su
di un coUo enorme, asimmetrico nei contorni, con una guancia piü
gonfia dell'altra, gli occhi di profilo e convergenti verso il naso,
sia la piü irrefragabile prova da un lato dell'attaccamento del
nostro maestro alle posizioni canoniche dell'arte arcaica di rappre-
sentare il capo di faccia o di profilo, e dall'altro dei suoi conati,
onde liberarsene.
Orbene, dal fermento di vecchi motivi rivolti a nuove ed in-
tentate conquiste stilistiche, costituente la caratteristica piü co-
spicua del dipinto di Ceglie, ne consegue anche l'epoca ed il
gruppo vascolare, cui esso deve assegnarsi.
(*) Si noti specialmente la fisonomia del giovane con l'anfora a bilan-
cione. Anch'essa al nostro dipinto deriva dallo stile severo, ed e probabil-
mente anche qui indice di quell'indirizzo realistico, che nella ceramica greca
era giä penetrato sin da principio del V secolo (Hartwig, Meisterschalen,
p. 479).
(') Come l'esercizio di tenere in equilibrio i vasi fosse argomento sfrut-
tato dai pittori vascolari di stile severo, puö vedersi in Holwerda (op. cit.,
p. 27). Per la derivazione da Epicteto del motivo del giovane con l'anfora a
bilancione, confr. anche Hartwig {Jahrb. d. d. archaeol. Inst., 189], p. 250;
1892, p. 118).
TOMBE GRECHE IN PUGLIA 345
Siamo evidentemente in un periodo di passaggio da uno stile
all'altro, ed in uno degli iiltimi stadi di quel graduale e conti-
nuato progresso tecnico e stilistico della ceramica greca arcaica,
che, eliminando volta a volta le siie debolezze, circa un decennio
da poi, si fletteva docile ai comandamenti della grande pittura (^).
E un gruppo, ed e forse superfluo dichiararlo, giä da un pezzo
distinto e studiato (-), ma io son lieto di potervi annoverare l'an-
fora di Ceglie come uno dei piü istruttivi esemplari.
III. VaSO in forma DI SECCHIO
CON RAPPRESENTANZA MUSICALE;.
Della medesima provenienza della tomba ov descritta e da me
acrgiunto alla collezione Jatta di Ruvo, ove si conserva. e il vaso
fraramentario in forma di secchio (fig. 8) (^), di stile pugliese,
del principio circa del III secolo.
La forma, gli elementi decorativi, il largo uso del bianco e
la scena del rovescio, esibente una giovane donna in amoroso col-
loquio con un giovane, raentre un Eros vola al disopra, sono ovvie
caratteristiche del gruppo cui il nostro vaso appartiene.
Maggior Interesse invece desta la rappresentanza musicale
della sua faccia principale, modesta ma pur espressiva emanazione
dello spirito ellenistico che l'informa.
Seduta su di una sedia pieghevole, vestita di lungo chitone
ed himation avvolto intorno alle gambe, con scarpe, armille, orec-
chini, e collana una giovane donna suona la doppia tibia, mentre
innanzi a lei un personaggio (probabilmente di sesso femminile)
(0 Fo, col Milchhöfer {Jahrb. d. d. arch. fnsL, 1894, p. 72 e segg.),
comiiiciare l'influsso della grande pittura suUa ceramica nel 460 av. C. circa,
consentendo con lui nel ritenere che tale influsso non avvenne di un sol colpo,
giacche molti motivi ritenuti polignotei preesistevano.
(") Specialmente dal Holwerda nel citato lavoro (Jahrb. d. d. arch. Inst.,
1889, p. 24 e segg.).
(^) Questi sono gruppi di palmette intrecciate fra loro sui fianchi del
vaso e dividenti le rappresentanze, meandro sotto le figure, ovoletti sulForlo
del vaso, mentre le modanature sottostanti sono verniciate nere o ornate di
punti bianchi alternantisi a trattolini del medesimo colore.
346
M. JATTA
in vestimento Orientale danza Toklasma (^) ed alla sua sinistra iina
figura maschile (fig. 9) (mancante del capo e delle spalle) col busto
Dudo e la parte inferiore del corpo avvolta nell'himation, in piedi,
col gomito destro appoggiato su di im pilastro, la cetra nella destra
ed un ramo di palma (?) nella sinistra, rivolge, parc, lo sgiiardo
Fig. 8.
alla danzatrice (?). Un Eros vola al disopra della suonatrice di
tibie recando iina corona, dal suolo si vede spuntare im ramo di
palma e sospesi l'uno al disopra della danzatrice (?), l'altra a si-
nistra del citaredo, sono un timpanon ed ima benda.
Se si pensa a quel meraviglioso fenomeno dell'arte musicale
greca, per ciii dalle labbra del poeta sgorgavano contemporanea-
mente, fuse in modo indissolubile ed egualmente belle e perfette,
(') Stephani. Compte Rendu, 1859, p. 120. e segg.; 1865, p. 56eseg. ;
1868, p. 81. Mem. de VAc. d. St. Petersbourg, XVI, n. 13, p. 24.
TOMBE GRECHE IN PUGLIA
347
come ben si esprime il ßomagnoli ('), la poesia e la musica, si puö
anche riconoscere nei protagonisti della scena rappresentata sul
dipinto vascolare di Ceglie, im poeta ed una poetessa.
In ogni modo, non e dubbia l'intenzione del nostro vasaio di
porre in maggior rilievo e dar preponderanza al siiono delle tibie ;
giacche non soltanto alia siionatrice di esse tribiita maggior onore
destinandole, insieme al ramo di palma, probabilmente anche la
Corona, ma ne caratterizza in modo mirabile l'armonia, con l'in-
trodurvi l'Amorino, simbolo forse qui della passione d'amore della
disgraziata Ninfa dal mito rinchiusa nelle tibie, e la danzatrice,
che, merce la rispondenza dei molteplici movimenti dell'oklasma
con la Tüov avXcbv 7ToXv(p(ovia (2), ci appare una plastica riprodii-
zione del ritmo saltante ed agitato delle tibie.
(^) E. Romagnoli, La musica greca {Nuova Antologia, 1905, p. 672);
cfr. anche D. B. Monro, The Modes of ancient Greek Music, p. 119 e segg.
(*) Plutarco, De Mus., 19; cfr. sul riguardo Graf, De Graec. re mus.,
p. 2 e segg.
348 M. JATTA. TOMBE GRECHE IN PUGLIA
L'opposizione, a dir vero, fra il suono della cetra e delle
tibie fu sempre tenuta viva fra i Greci da diversitä etnografiche,
di origine, di forza espressiva e di ritmo, divergenze da Orazio (^
riassiinte con si eloquente sintesi nei suoi ben noti versi:
Sonante mixtum tibiis carmen lyra
Hac doricum, Ulis harharum.
Ün vero e duraturo antagonismo infatti fra iin suono, e l'altro,
ed il predominio di uno strumento musicale sull'altro non vi fu
mai, mentre il divampare della loro opposizione in momentaneo
disprezzo o simpatia, si deve a cause estranee alla musica mede-
sima, agli avvenimenti politici ed alla moda. Come un secolo e
piü circa prima del nostro dipinto, l'opposizione musicale fra le
tibie e la cetra, fomentata dal sentimento nazionale e dalla moda
ebbe un'eco nella pittura vascolare (^), cosi ora l'eco medesima
ripercuote la moda ed il gusto per quanto veniva dall'Oriente, che
si fortemente aveva pervasa la societä ellenistica depo le spedi-
zioni di Alessandro soprattutto (^) e che nel dipinto di Ceglie si
rispecchia nell'origine delle tibie, dell'oklasma (^) e nel vestimento
della danzatrice.
Ma quäle dissonanza fra questi due echi !
Mentre i ceramisti del V secolo manifestano il loro odio per
l'auletica attraverso il mito, il pittore vascolare pugliese sa far
emergere la sua simpatia per le tibie dalla scena di genere me-
desima, la quäle, piü intensa e veristica nell'espressione, si assot-
tiglia anche nel significato.
M. Jatta.
(*) Orazio, Epod. 9, 5 e seg. Per la loro interpretazione cfr. Graf, op. cit.,
p. 79; !P. J. Fetis, Histoire generale de la Musique, v. III, p. 328 e segg.
(^) 'E- noto come neU'odio per le tibie in Atene, dopo le guerre persiane,
si rispecchia l'odio contro i Beoti, di cui le tibie erano strumento nazionale,
e che la guerra mossa all'auletica, trovö, auspice Alcibiade, seguaei nella
gioventü elegante ateniese ed un'eco nel mito e nelle opere d'arte da esso
ispirate. (Michaelis, Marsia ed Apolline, in Annali delVInst., 1858, p. 305 c
segg. Cfri Arch. Zeit., 1874, p. 12 e segg.).
(^) Heibig, Untersuch., p. 171 e segg.
(*) Holwerda, op. cit, p. 28.
EIN PANNONISCHES KAESTCHEN AUS DEM
NATIONALMÜSEÜM IN BUDAPEST.
(mit Taf. X)
Im März 1906 ist in latercisa, Diinapentele, bei den unter
der Leitung des Prof. Mahler vorgenommenen Ausgrabungen auf
dem Berg Oereghegy, auf dem Felde des Daniel Kakics der
Rest eines Kästchens gefunden worden, das nach vielen Seiten hin
Beachtung verdient. Es lag neben einem ausgeplünderten Sarg, des-
sen Deckel aufgebrochen war; daneben fanden sich 27 Münzen
von Constantin u. a., einige Glasgefässe und eine T-Fibel. Wahr-
scheinlich waren diese als wertlose Teile des Sarginhalts wegge-
worfen worden. Im Sarg (32/1906 N° 3) waren die Gebeine eines
M. Aurelius Silvanus (^) beigesetzt, dessen Heimat Hemesa war,
und der die Charge eine beaeßciarius tribuni bekleidet hatte. Das
Kästchen selbst (-) war aus Holz gefertigt und auf der Aussen-
seite mit Bronzeplatten beschlagen; leider ist das Holz ganz ver-
gangen, auch die Bronzeplatten sind nur teilweise erhalten und so
stark oxydiert, dass sie nur mit Mühe und unter der grössten
Sorgfalt gerettet werden konnten (Taf. X).
Es ist zunächst die Vorderseite des Kästchens erhalten, und
zwar ein Streifen, der den überklappenden Teil des Deckels schmückt;
dieser ist aus drei Stücken zusammengesetzt, einem Mittelstück
und zwei Seitenstücken, von denen das rechte noch mit dem
Mittelstück zusammenhängt. Das Mittelstück ist mit vier Kreisen
verziert, deren Rand aus zusammengereihten Perlen besteht ;
innerhalb der zwei mittleren Kreise ist ein geflügeltes Gorgo-
nenhaupt gebildet, dessen Haare sich zwischen den Flügeln zu
(') Arch. Ert. XXVI, 1906, pp. 158-159.
(') Es befindet sich im Budapester Nationalmuseum Nummer 32/1906 36.
23
350 R. ENGKLMANN
einem steilen Toupet erheben und zu beiden Seiten längs des
Gesichtes lang herabfallen; unterhalb des Kinnes scheinen zwei
dünne Schlangen zusammengeknotet zu sein ; neben diesen beiden
Medusenköpfen ist links Bellerophon dargestellt, n. r. reitend,
mit nachflatterndem Mantel (von der Beflügelung des Pegasus ist
nichts zu sehen). Er ist im Begriff, mit der Lanze nach der unter
dem Pferde n. r. laufenden Chimaera zu stossen, deren drei Köpfe
ihm zugewandt sind; um ihren Biss zu vermeiden, hat Bellero-
phon das r. Bein in die Höhe gezogen (^) ; das Rund zur rechten
Hand wird von einem Reiter eingenommen, der, in symmetrischer
Haltung zu Bellerophon, n. 1. sprengt; er hat am linken Arme einen
kleinen ovalen Schild mit einem Umbo in der Mitte und hielt
wohl einen kurzen Speer in der Rechten, wurfbereit, gegen einen
Gegner, nach dem er den Kopf zurückwendet; unter seinem Pferde
liegt ein nach links gefallener Gegner, der den Kopf nach dem
Sieger emporzuwenden sucht (^). Zwischen je zwei Kreisen sind
oben und unten je ein kleiner von kleineren Perlen eingefasster
Kreis angebracht, der ursprünglich wohl als verzierter Nagelkopf.
zur Befestigung der Platten auf der Unterlage, gedacht ist; sie
schliessen entweder einen kleinen einfachen runden Buckel, oder
eine kleine Büste eines Mannes, oder zwei einander zugewandte
Idole ein (^). Unten wird der Mittelstreifen durch einen Fries
abgeschlossen, der mit stilisirten nach links laufenden Tieren er-
füllt ist; die äussere Begrenzung nach oben und unten wurde
durch eine Reihe von grösseren Perlen oder Buckeln gebildet,
die aber nur oben noch ganz erhalten sind. An den Mittelstreifen
schliessen sich links und rechts die Seitenstreifen an, die einfach
je eine Hälfte des Mittelstreifens wiederholen, d. h. man hatte
links ein Medaillon der Gorgone und des Bellerophon, rechts das
der Gorgone und des Reiters; da die Hälfte des Streifens aber
für die Ausdehnung des Kästchens zu gross war, hat man links
(*) Auch auf der Thema Capitolina ist in Medaillons Bellerophon dar-
gestellt, wie er von dem (hier sicher geflügelten) Pegasos aus die Ciiimaera
bekämpft, vgl. Rom. Mitt. 1906 T. XVIII, 2.
(«) Vgl. Mainzer Zeitschr. 1906 S. 33, Fig. 21. Grabmal eines röm.
Reiters, das grosse Aehnlichkeit mit dem Medaillon hat.
(») Solche mit Büsten ausgeschmückte Nagelköpfe erscheinen auch auf
der Thensa Capitolina, vgl. Röm. Mitt. 1906 S. 372.
EIN PANNONISCHES KAESTCHEN 851
oder rechts ein Stück abgeschnitten, so dass beide Male nur der
Kreis mit der Gorgone ganz, der andere nur teilweise erhaltea
ist; indem man an der Ecke noch ein über die Ecke übergreifendes-
Bronzeblech aufnagelte (nur die Nägel sind noch erhalten)» sind
zugleich von dem abgeschnittenen Kreis die erhabenen Reliefspuren
durch die Hammerschläge wiederhineingetrieben, so dass man von
Bellerophon nur noch die Beine des Pegasus, von dem Reiter rechts
dagegen fast gar nichts sieht. Jedenfalls kann man hier gleich
lernen, in welcher Weise die Kästchen gearbeitet wurden: der
Arbeiter hatte eine Reihe von Bronzeblechstreifen mit getriebenen
Figuren vor sich; von diesen nahm er, was ihm der Grösse und
dem Ornament nach geeignet schien, schnitt es, ohne viel Rück-
sicht auf die Ornamente zu nehmen, mit der Scheere zu und be-
festigte es durch Nägel auf der Holzunterlage so, dass die Enden
der einzelnen Streifen sich gegenseitig deckten {^).
Der untere Teil der Vorderseite ist durch fünf vertikale Streifen
geschmückt, zwei schmale an den Seiten, dann folgen zwei brei-
tere, und in der Mitte einer als Schlüsselblech, das aber nur die
Hälfte der Höhe deckt. Die schmalen Seitenstreifen zeigen zunächst
dieselbe Verzierung, wie im Deckelstreifen, links einen Kreis mit
Bellerophon (n. r.) und darunter den mit der Gorgone, rechts den
Kreis mit dem Reiter (n. 1.) und darunter die Gorgone; hier sind
also die Medaillons nicht neben, sondern unter einander angeordnet.
Da die Höhe des Kästchens durch die beiden Medaillons nicht
ausgefüllt wird, muss man wohl annehmen, dass sie sich noch ein-
mal wiederholten, dass also nach unten noch einmal Bellerophon
und die Gorgone links, der Reiter und die Gorgone rechts folgten.
Während dieser erste und fünfte Streifen durch die symme-
trische Haltung des Bellerophon und des Reiters einen symme-
trischen Eindruck machten, wiederholt der zweite und vierte Strei-
fen einfach dieselben Figuren, offenbar weil dem Verfertiger de»
Kästchens keine symmetrischen Figuren für diese Streifen zu Ge-
bote standen. Wir haben hier drei Medaillons von etwas grösserem
Durchmesser; oben wieder Bellerophon, n. r., aber diesmal ohn^
C) Ueber die Technik, die bei dem Anbringen der Bronzeplatten auf
(jcr Holzunterlage angewandt wurde, handelt ausführlich Stählin in den Rom.
Mitt. 1906 S. 357 (über die Thensa Gapitolina).
852 R. KNGELMANN
nachfliegenden Mantel und auf dem geflügelten Pegasus sitzend;
während auf dem kleineren Medaillon der Held sein Ziel mit den
Augen sucht, blickt er hier gerade aus n. r., fuhrt aber trotzdem
einen Lanzenstoss nach unten gegen die nach rechts laufende
Chimaera. Im Grunde links ist ein Baum angegeben. Das mittlere
Medaillon zeigt Herakles im Kampfe mit dem Löwen. Der Held,
nackt, seitlich n. r., mit vorgesetztem linken Bein, hat mit beiden
Armen den Kopf des Löwen umschlungen und würgt ihn; eine
gerade Linie gibt unten das Terrain an ; in dem dadurch entste-
henden Kreisabschnitt liegt die Keule des Helden; im Grundeist
links sein Bogen, rechts hinter dem Löwen ein Baum, dessen un-
terer Stamm zwischen den Hinterfüssen des Löwen erscheint. Das
dritte, unterste Medaillon zeigt einen Krieger, n. r. anstürmend,
mit kleinem rundem Schild, den er in der Mitte gefasst hat, Helm
und Lanze; seine Brust ist, wie es scheint, mit einem enganlie-
genden Lederpanzer gedeckt; rechts und links im Grunde ist je
<iine kleinere Gestalt gebildet, die nicht deutlich ausgedrückt
ist; man könnte in der rechten eine die Bewegungen des Kriegers
nachäffende Gestalt zu sehen glauben; in dem durch die Terrain-
linie gebildeten Kreisabschnitt ist auch ein nicht deutlicher Ge-
genstand zu sehen; man könnte, besonders nach dem links ste-
henden Bilde, am besten an einen Vogel denken, der sich auf den
Boden neigt, um etwas aufzupicken. Der Zwischenraum zwischen
den Kreisen ist durch herausgehämmerte Punkte ausgefüllt; die
iländer waren wieder durch die grösseren Perlen oder Buckel ge-
bildet. Der dritte, mittlere Streifen bedeckt also das Schloss. Das
Schlüsselloch ist von einem hoch herausgetriebenen breiten Kreis
umgeben, alle vier Seiten sind mit der Buckelkante versehen, ver-
möge deren auch vier Dreiecke an den Ecken abgeschnitten sind,
so dass um den mittleren Kreis ein Achteck entsteht. Von den
Nägeln, mit denen die Mittelplatte befestigt war, sind die Spuren
!uid Löcher noch erhalten. Der dazu gehörige an einem Ring be-
festigte Schlüssel scheint nach der Photographie mit einem Stück
Gewebe eingehüllt zu sein. So sehr war man darauf bedacht ge-
wesen, dem Toten die Weiterbenutzung des Kästchens zu sichern,
dass man sogar für gute Erhaltung des Schlüssels Sorge trug.
Von der Verzierung der unteren Hälfte des Mittelstreifens ist
nichts erhalten.
EIN I'ANNONISCHES KAtfeTCHKN
35[
Zu der VerzieriiDg eines Kästchens gehört auch noch die unter
Fig. 1 abgebildete Platte, von der ich leider nicht anzugeben
vermag, an welclier Stelle sie ursprünglich angebracht war. Meine
ursprüngliche Annahme, dass sie sich unter dem vorher beschrie-
benen Streifen als unterer Abschluss befand, scheint mir deshalb
uichtannehmbar, weil damit das Kästchen eine ungewöhnliche Höhe.
mit dem Deckel gegen 0,45 m., bekommen Jwürde, eine Höhe, die
offenbar bei den anderen Kästchen nicht| vorhanden war und die
auch für die Zwecke, denen die Kästclien dienten, nicht nötig
scheint; die Platte könnte aber nuch zum Schmuck des Deckels
Fig. 1. — Platte eines Kästchens ans Interci
gedient haben ; ja, wenn man die Ornamente betrachtet, könnte mau
überhaupt auf den Gedanken kommen, dass die Platte zu einem ganz
anderen Kästchen gehörte. Während nämlich als Umgrenzung bei
den Platten der Taf. X immer Buckel- oder Perlenbänder er-
scheinen, ist hier als ümsäumung ein Band von Buckeln, von denen
jeder in einen Kreis gelegt ist, genommen, so dass man zuerst
glaubt, man habe einen Eierstab auszudrücken beabsichtigt. Auf
der anderen Seite sind aber doch auch die Aehnlichkeiten so stark,
dass man an der Zugehörigkeit unserer Platte zu dem Kästchen
festhalten muss. Der Buckel innerhalb des Ringes findet sich aucli
auf dem oberen Streifen neben dem Gorgoneion, auch ist der Rand
354 R. ENGELMANN
oberhalb des Reliefs in derselben Weise durch Heraustreiben von
Punkten verziert, wie die leeren Ecken auf dem zweiten und vierten
Streifen der unteren Abteilung des Kästchens, kurz, man wird an-
nehmen müssen, dass das Kelief an dem Kästchen mit angebracht
war. Dann würde es wohl dem Deckel zugehören. Ich denke, dass
sich die Verwendung dieser Kästchen als Toilettenkästchen nach-
weisen lässt, dann würde sogar das Kelief, das den Schönheits-
streit der drei Göttinnen darstellt, einen sehr schönen Sinn haben.
Das Feld ist rechts durch einen runden Pfeiler, der offenbar unter
dem Randbeschlag verborgen war, abgeschlossen ; dann beginnt die
Darstellung mit Paris, der zwischen zwei Bäumen auf einem Stein-
haufen n. 1. sitzt. Er ist mit dem Chiton und dem auf der rechten
Schulter zusammengehaltenen Himation bekleidet, der Kopf ist
zerstört, doch ist noch zu erkennen, dass er eine phrygische Mütze
trug; den rechten Arm hat er n. 1. ausgestreckt und die Hand
zur Höhe des Gesichts erhoben, als ob er seiner Rede Nachdruck
geben wollte; die linke im Schosse liegende Hand hält das Pedum.
Links von ihm steht Hermes, n. 1. ; er hält in der herabhängenden
L. das Kerykeion, in der rechten nach vorn gestreckten Hand
bietet er der vor ihm stehenden Aphrodite den von Paris ihr zuer-
kannten Apfel dar. Zwischen seinen Füssen ist ein Baumstamm
sichtbar, auch zwischen ihm und Venus steht ein Baum. Die Göt-
tin der Schönheit steht e. f., Kopf nach rechts dem Hermes und
Paris zugewandt, ganz nackt da, indem sie ein langes Gew^and,
dem durch Streifen und Buckel ein gewisser Schmuck verliehen
ist, mit den ausgestreckten Händen so hält, dass es den Hinter-
grund für ihren Körper bildet. Links von ihr steht, durch einen
Baum abgetrennt, Athena. Sie trägt einen Chiton, der unter der
Brust gegürtet ist, und ein um den Unterleib geschlagenes Hima-
tion; sie legt die linke Hand an den auf der Erde stehenden
Schild, der gleichfalls mit getriebenen Buckeln verziert ist, während
sie mit der rechten Hand die hoch gefasste Lanze aufstemmt. Sie
war nach links gewandt, nach Hera hin, deren Figur ganz ver-
schwunden ist, nur der Rest eines Baums und der Hals des Pfaus,
des Vogels der Hera, ist noch erhalten. Die Haltung der Venus,
die sich durch das Gewand einen Hintergrund schafft, ist übrigens
schon auf pompejanischen Wandgemälden üblich, vgl. N° 119691
des Inventars. Vgl. Graeven Antike Elfenbeinw\ N° 32 (S. 53).
EIN PANNONISCHES KAESTCHEN
S55
Es gibt eine ganze Reihe solcher Kästchen mit Bronzebeschlag
aus Pannonien, die fast alle dem Nationalmuseiim von Buda-
pest angehören; da die meisten in den Arch. Ert. abgebildet
sind, kann ich mich mit einer kurzen Angabe begnügen. Am
längsten bekannt ist das Kästchen aus Pecs, das nach den Sit-
zungsber. d. Wiener Akad. 1858 Bd. 27 S. 57 schon vor 1839 ge-
Fig. 2. — Kästchen aas Pecs.
fanden bein muss, da in der Zeitschr. f. Altertumswissensch. 1839
(N° 42) S. 336 der Fundbericht ohne Angabe einer Quelle mitge-
teilt wird. Fig. 2. Es heisst dort, man habe an einer (unbezeichnet
gelassenen) Stelle mehrere Steinsärge römischer Krieger entdeckt,
lind in einem derselben (in dem vielleicht, wie in Intercisa, Mann
und Frau begraben waren), ein mit plastischen Darstellungen ge-
ziertes Kästchen aus Cedernholz gefunden, das nach den Darstel-
lungen in den Jahren 330-358 entstanden sein müsse. Der über-
klappende Teil des Deckels ist mit zwei schmalen Streifen stilisirter
Tiere, die beide ganz gleich sind, geschmückt; der untere Teil
356 R. ENGELMA.NN
zerfällt in zwei durch ein Kymalion getrennte Streifen, von denen
der obere in drei, der untere in fünf Felder zerlegt ist; von den
oberen ist das rechte Feld ganz zerstört, auch das mittlere zum
Teil, so dass man über die Darstellung zunächst unklar bleibt, in
dem linken Feld sitzt eine Frau, um deren rechten Schenkel das
Gewand geschlagen ist, während sie sonst ganz nackt ist, bequem
n. 1. hingelagert; ein Eros fliegt auf sie zu; von links kommt
eine bis auf das bogenförmig sich über ihr blähende Gewand nackte
Gestalt herbei, sorgsam ausschreitend, um von der rulienden nicht
bemerkt zu werden (unten liegt das Pedum) ; rechts unten in der
Ecke liegt noch eine Gestalt, die wohl als Lokalgottheit aufzu-
fassen ist. Da in dem teilweise zerstörten Mittelbild der Körper
eines Vogels mit Schwanenhals zu erkennen ist, also der Gedanke
an Leda erweckt wird, darf man wohl an das Mosaik in Palermo
erinnern (Overbeck, Las grosse Mosaik auf der Piazza della Vit-
toria in Palermo^ Leipzig 1875), wo in drei entsprechenden Feldern
die drei Liebschaften des Zeus mit der Antiope, Danae und Leda
dargestellt sind. Dieselben Liebschaften scheint der Künstler auch
in unserem Eelief gemeint zu haben, links Zeus, der als Satyr die
Antiope beschleicht (der Satyr wird durch das Pedum bezeichnet),
in der Mitte Leda, und in dem zerstörten rechten Felde Danae,
den goldenen Regen empfangend. Wie sehr diese Darstellung zur
Ausschmückung des Toilettenkästchens geeignet ist, bedarf keiner
besonderen Hervorhebung. Der untere Streifen endlich enthält in
der Mitte die auf einem Thron sitzende Gestalt der Koma (Roma)^
und rechts und links von ihr die symmetrisch geformten nur
durch die liebe rschriften unterschiedenen Stadtgottheiten Caithago
und Constantinopolis links, Nicomedia und Siscia rechts. Da Nico-
media durch ein Erdbeben im Jahre 358 zerstört wurde und By-
zantion den Namen Constantinopolis im Jahre 330 erhielt, so wird
durch die Zusammenstellung der fünf Städte die Anfertigung des
Kästchens auf die Zeit zwischen 330 und 358 festgestellt. Dass,
wie Desjardins {Monuments ^pigraphiques du Mus4e National
Hongrois, Budapest 1873, pl. XIV) annahm, die Städte hier als
Münzstädte angebracht seien, war eine Annahme, die nur durch
die falsche Vergleichung mit den pompejanischen Arcae (Reo.
arch. 1868, IT, pl. XX) herbeigeführt ist, indem er annahm, dass
das pannonische Kästchen zur Aufbewahrung der Kriegskasse
EIN PANNONISCHES KAESTCHKN 357
gedient habe, eine Annahme, die schon durch die grosse Zahl der
vorhandenen Kästchen widerlegt wird (Ärch. Ert. 1881, I, S.
127. 148).
Ein anderes Kästchen, das ans der gleichen Fabrik hervor-
gegangen zu sein scheint, ist das von Felcsuth, das am 23. Ok-
tober 1881 von M. Weiss zusammen mit zwei Bronzemünzen aus
der Zeit Valentinians I. gefunden wurde. Es ist die Vorderseite
und ein Stück des Deckels, mit dem Griff, erhalten. Der Griff ist
erst angebracht, nachdem das Holz mit den Bronzeplatten bena-
gelt war, ohne Rücksicht auf die Figuren; man hat also das-
selbe Verfahren eingeschlagen, wie es bei den sog. Praenestiner
eisten, bei denen der äussere Kettenschmuck ohne Rücksicht auf
die Zeichnung der Cisten zugefügt ist, üblich war. Der aufgelegte
Bronzeschmuck besteht aus rechteckigen Tafeln, die auf allen vier
Seiten mit Eierstab umgrenzt sind; sie stellen einzelne Figuren
dar, Thalia mit Maske, Melpomene und tanzende Männer und
Frauen; die obere und untere Reihe ist durch einen Fries mit
stilisierten Tieren geschieden {Ärch. Ert. S. 143).
Ein Kästchen von Lovasbalaton, im Besitz des Bischofs Ni-
colaus Bezeredy, noch nicht veröffentlicht, soll mit dem von Felc-
suth genau übereinstimmen.
Darauf folgen, der Zeit der Auffindung nach, die auf dem
Feneker Gräberfeld gefundenen Kästchen ; der Kürze halber muss
ich auf die genauen und sorgfältigen Ausführungen in den Archeo-
logiai Közlemenyek 1886 S. 149 Taf. VII verweisen. Es sind
auf dem Kästchen die vier Jahreszeiten dargestellt, der Frühling,
jedenfalls mit Blumen (^) der Sommer mit der Sichel (nicht der
(*) In den Arch. Közl. S. 149 wird die Figur als Säemann erklärt, das
geht aber nicht; in einem Korbe auf dem linken Arm den Samen zu tragen
und mit der rechten Hand ihn auszustreuen ist, scheint mir, ganz unmöglich ;
auch zeigt die Stellung der Finger deutlich, dass der Mann zierlich eine
Blume fasst. Auch ist das Säen nicht für den Frühling, sondern für den
Oktober charakteristisch, vgl. Auson. eclog. 376: Triticeo October fenore
ditat agros, und 377: Et qui sementis per tempora, fenore laetus Octobe?\
cupidi spem fovet agricolae. Dass heute mancherlei Sommergetreide gebaut
wird, das also erst im Frühjahr gesät zu werden braucht, ist eine durch
Zuchtwahl ermöglichte Neuerung, durch die dem Grundsatze, dass das für die
Landwirtschaft charakteristische Getreide im Oktober gesät wird, kein Abbruch
358 R. ENGELMANN
Sense) und einem Bündel der abgeschnittenen Aehren, der Herbst
mit Weintrauben, der Winter dm-ch die Jagdbeute bezeichnet. Diese
Darstellungen sind auf zwei sich gegenseitig ergänzenden Platten
angebracht; eine dritte stellt tanzende und musizierende Figuren
zur Zeit der Weinlese dar. Nach der Annahme des Dr. Lipp sind
durch die drei Platten die Vorder- und Rückseite und der Deckel
des Kästchens gegeben ; doch halte ich es für ausgeschlossen, dass
Vorder- und Rückseite dieselbe Darstellung zeigten, und glaube
deshalb lieber annehmen zu müssen, dass Reste von wenigstens
zwei Kästchen vorliegen.
Darauf folgen die von Prof. Ed. Mahler 1901 am 18. Sept.
in Csäszär (Comitat Komäron) gefundenen in den Ärcli. Ert. XXII,
I, 1902 besprochenen und abgebildeten Reste. Trotzdem diese in
der Technik und Anordung ganz und gar mit den vorher genann-
ten übereinstimmen (wir haben in den Bronzeplatten aus dem
ersten Grabe, S. 39, sogar die Streifen mit senkrecht über einan-
der geordneten Medaillons, wie in dem Kästchen aus Intercisa),
zeigen sie teilweise christliche Motive, den guten Hirten, Daniel
in der Löwengrube, Joseph mit seinen Brüdern, das Opfer Isaaks ;
ein anderer horizontaler Streifen lührt uns die Götter der sieben
Wochentage vor, jeden innerhalb zweier durch einen Bogen ver-
bundener Säulen stehend (S. 42). Dieselbe Anordnung zeigen auch
andre Fragmente aus dem ersten Grabe (S. 43), doch sind die
Figuren zu wenig deutlich erhalten, als dass man mit Sicherheit
über ihre Bestimmung urteilen könnte. Eine Platte aus dem zwei-
ten Grabe (S. 42, Fig. 14) zeigt, jedesmal innerhalb zweier Säulen,
Artemis, die n. 1. eilt, während sie den Kopf n. r. wendet, in
dem gewöhnlichen Tj^pus, mit der r. Hand einen Pfeil aus dem
Köcher ziehend und mit dem Bogen in der linken Hand. Das
zweite Feld zeigt eine auf einem Thron mit mächtiger Rücken-
lehne sitzende Figur, die mit der Linken ein Szepter hoch auf-
stützt und auf der vorgestreckten rechten Hand eine Nike hält.
Da der Oberkörper bekleidet ist, wird man wohl an Athena den-
ken müssen ; sonst liegt nach der Kopf- und der Haarbildung der
getan wird. Der Frühling wird regelmässig durch die Blumen bezeichnet,
folglich ist auch hier der Korb, den er trägt, als mit Blumen gefüllt zu
denken.
EIN PANNONISCHES KAESTCHEN 359
Gedanke an eine Nachbildung des olympischen Zeus sehr nahe, der
ja nach Konstantinopel geführt sein soll. Die dritte Gestalt, gleich-
falls sitzend, mit einem Füllhorn in der linken und einer Wein-
traube in der rechten Hand, soll wohl Abundantia sein. Alle drei
Gestalten kehren genau in derselben Form auf der S. 45 abge-
bildeten Platte (Fig. 15) wieder, die gleichfalls aus dem zweiten
Grabe stammt ; auch eine nicht deutlich sichtbare Frau, die viel-
leicht mit Recht als Victoria bezeichnet Avird, kehrt zweimal in
Figur 15 wieder, unten links und oben rechts. Der untere Streifen,
der vom oberen durch stilisierte Tiere getrennt ist, zeigt zur Ab-
wechselung wieder einmal Kreise, die aber durch nachträglich
aufgesetzte Säulen mit schrägen Kanelüren getrennt sind ; in dem
linken Medaillon ist Herakles mit der kerynitischen Hirschkuh
dargestellt, darauf folgt, in einem Viereck, Pallas mit Schild und
Speer, stehend, mit der Nike auf der Rechten. Der leichteren Dar-
stellung wegen ist der an der Erde stehende Schild der Göttin hinter
ihre Figur, d. h. auf die rechte Seite genommen. Rechts folgt da-
rauf ein Medaillon mit Helios, der auf dem Viergespann steht, mit
der Peitsche in der gehobenen Rechten, während die Linke die
Sonnenkugel hält.
Auch im dritten Grabe ist nach S. 47 noch ein ähnliches
Kästchen gefunden worden, doch sind von diesem nur kleine Stücke
erhalten. Dagegen gehört, wenn es auch des Bronzeschmuckes ent-
behrt, ein in Intercisa gefundenes Kästchen mit in diese Reihe,
an dessen Deckel inwendig ein Spiegel angebracht war. Die Spie-
gelplatte war mit dem Rande so an dem Deckel befestigt, dass
man den Kasten nur zu öffnen brauchte, um sofort den Spiegel
gebrauchsfertig vor sich zu haben, genau so wie noch heute die
Toilettenkasten mancher Frauen ausgerüstet sind. Ich glaube,
Spuren solcher Kasten bis nach Pompeji verfolgen zu können;
wenigstens ist unter den Gegenständen, die in Bosco Reale bei
der Vedova Zurlo ausgestellt sind, in der Villa des Numerius Po-
pidius Priscus gefunden, auch ein viereckiger Spiegel zu erwäh-
nen, der offenbar in den Deckel eines Kästchens so eingelassen
war, dass er dem Beschauer eine runde Fläche entgegenkehrte;
das liess sich aus dem an den Ecken mangelnden Glänze er-
kennen.
Ganz eng zusammen mit den pannonischen Kästchen stehen
360 R. ENGELMANN
die in Köln gefundenen, über die H. L. Urlichs in den Bonner
Jahrbüchern 189i Heft XCV S. 90 folgeüdermassen berichtet:
tf Beim Ausschachten eines Fundaments in der Agrippastrasse
in Köln wurden 1892 Bruchstücke römischer Bronzereliefs gefun-
den, die in den Besitz des Bonner Provinzialmuseums übergingen.
Es sind Reste von 5 oblongen Blechen erhalten, die ursprünglich
in Grösse, Form und Decoration einander vollständig glichen.
Reste von Nägeln und Nagellöcher beweisen, dass die papierdün-
nen Bleche einst auf einer festeren Unterlage aufsassen, und es
ist die natürlichste Annahme, dass es ein wenigstens fünfseitiges
Kästchen war, das diese Zierbleche bekleideten. T. III gibt uns
diese Bleche in natürlicher Grösse wieder, nicht wie sie erhalten
sind, denn kein Exemplar ist vollständig, sondern wie alle einst
waren. Mittels Stempel war jedes Blech in sechs oblonge Felder
geteilt und jedes mit einer figürlichen Darstellung gefüllt. Diese
sind auf den verschiedenen Exemplaren verschieden gut erhalten, und
waren wohl von Anfang an bald flauer, bald schärfer ausgeprägt » .
Die von Urlichs reconstruierte Zeichnung enthält, in drei Reihen,
folgende Einzelbilder:
I. Links Mars, ruhig stehend, von Victoria gekrönt. Rechts Mercur, n. 1., mit
Beutel in der r. H. und dem Kerykeion in der 1. H., neben ihm der
Hahn and links oben die Strigilis.
IT. Links Herakles, der die Hydra bei den Haaren ergriffen hat und mit der
Keule auf sie losschlägt; links der Köcher und Pfeile. Die Hydra
hat mit ihrem Schlangenschwanz das linke Bein des Helden umwickelt.
Rechts steht Artemis, n. r., Kopf n. 1. mit Hund und Hirschkuh; sie
greift mit der rechten Hand nach einem Pfeil, während sie in der linken
Hand den Bogen hält.
IIL Links Eros mit einer Weintraube ; und rechts Eros mit einem Becher.
Auch noch ein anderes Kästchenrelief wird in den Bonner
Jahrbüchern XIII (1848) Taf. 5-6 S. 141 erwähnt und abgebildet,
das sicher ebenso wie das vorhergehende in der Rheingegend ge-
funden ist. Man erkennt dieselben Bronzeplatten, die auf Holz
aufgenagelt waren, wie bei den pannonischen Kästchen; wie die
Platten von Csäszäs, Com. Koraaron, sind sie mit christlichen,
teilweise sogar identischen Darstellungen versehen, da sieht man
Christus und die Blutflüssige, Moses wie er das Wasser aus dem
EIN PANNONISCHES KAESTCHEN 361
Felsen hervorquellen lässt, das Opfer Isaaks, die Erweckung des
Lazarus und die drei Männer im feurigen Ofen (dieses und das
Opfer Isaaks ist zweimal genau wiederholt) ; ferner noch Daniel in
der Löwengrube und den Mann am Teiche Bethesda; eine Darstel-
lung ist wegen teilweiser Zerstörung nicht zu erkennen. Ausser
diesen in Rechtecken untergebrachten Darstellungen finden sich
auch wie in Intercisa Medaillons, ein Gorgoneion und Büsten, die
nicht christlich sind. Als allgemeine Begrenzung ist ein Perlstab,
aus kleineren und grösseren Perlen bestehend, verwendet, als Begren-
zung der einzelnen Felder dienen an einander gereihte Punkte.
Für alle diese Kästchen ist die Zeit der Entstehung ziemlich
genau bestimmt, sie stammen aus dem vierten Jahrhundert, ei-
nige mögen auch noch später sein, und zwar wird die Zeitgrenze
sowohl für diejenigen, die Motive aus der antiken Mythologie
wiederholen, wie für die, welche ihre Darstellungen der christli-
chen Religion entnehmen, nicht weit auseinander liegen. Dass ein-
zelne am Rhein gefunden sind, zwingt nicht, an eine verschiedene
Herkunft der Geräte zu denken; die rheinländischen stimmen so
genau mit den pannonischen überein, dass man für beide dieselbe
Herkunft voraussetzen darf; mit dem Wechsel der Legionen, bei
denen auch die Frauen die Garnison vertauschten, ist das Vor-
kommen einzelner Kästchen auch an entlegenen Stellen leicht
erklärt. Natürlich muss nach der Zahl der Funde Pannonien, nicht
das Rheinland als urprünglicher Heimatsort der Kästchen gelten,
ohne dass damit natürlich gesagt wird, dass sie dort auch ange-
fertigt sind. Im Gegenteil, vieles, auch die abgebildeten Statuen,
weisen darauf hin, dass diese Kästchen aus dem Orient, wahr-
scheinlich aus Byzanz kamen und von dort aus über die bewohnte
Welt verbreitet wurden (^).
(') Es muss hier auch noch auf ein im Museum von Kairo befind-
liches Kästchen hingewiesen werden, das in bezug auf den Typenvorrat sich
von den pannonischen Kästchen unterscheidet, in der Form und Technik aber
durchaus damit tibereinstimmt, vgl. Catalogue ginSral des Antiquites Egyp-
tiennes du Musee du Cairo, N. 7001-7394 et 8742-9200. Koptische Kunst von
Jos. Strzygowski. Wien 1904 S. 253 flF. Die auf Holzunterlage aufgenagel-
ten Bronzebleche lassen vier Ornamente erkennen : 1. Säule, 2. Weinranke,
3. Schotenband, 4. Flechtband, und zehn figürliche Stempel : I. Weibliche
Büste mit Zackenkrone, II. weibliche Büste mit Halbmond, III. Gorgoneion
362 R. ENGELMANN
lieber die Kästchen im allgemeinen sind neuerdings die Ausfüh-
rungen von Watzinger (Griechische Holzsarkophage aus der Zeit
Alexanders des Grossen) von Wichtigkeit ; er sagt S. 63 : « Truhe
und Sarg sind nur Vergrösserungen der Kästen, in denen die Asche
des verbrannten Toten niedergelegt wird, und derer, die zur Auf-
nahme des Toilettegeräts und der Arbeitsgegenstände der Frau
dienen». Und S. Q6: «Seit dem 5. Jahrhundert werden auf Va-
senbildern, in Reliefs und in der grossen Kunst Kästen und
Truhen, die aus Holz zu denken sind, mit Beinen und einge-
setzten Füllungen immer häufiger dargestellt. Das Kästchen,
dem Hegeso ihren Schmuck entnimmt, die Kleidertruhe, auf
der die Frauen sitzen, die Lade, in die Danae eingeschlossen
wird, alle werden in derselben Weise ausgestattet. Auch auf
kleine Kasten aus Bronzeblech wird die Verzierung mit einer
Füllung rein dekorativ übertragen. Die Deckel pflegen flach zu
sein und laufen auf der Langseite in einem Scharnier. Wie
dies Scharnier im einzelnen gebildet ist, kann aus den Abbil-
dungen der Geräte nicht entnommen werden » . Dass frühzeitig
Holzunterlagen mit Metallplatten überzogen wurden, lehrt ein
IV. Isis, V. Venus, VI. Grazien, VII. ruhi^ stehende Frau mit Hund, VIII.
Serapis, Pallas und reitender Putto, IX. Tiere (Jagd), X. Kentaurenwagen.
Sämtlich sind sie durch Treiben hergestellt. « Die Füllbleche wurden ohne be-
sondere Rücksicht auf eine saubere Abgrenzung der Figurenfelder an ihren
Ort gebracht, zuerst die lotrechten, später die wagrechten Streifen, endlich
die Eckbänder beziehungsweise Säulen aufgelegt und das Ganze dann mit
rundköpfigen Nägeln festgemacht. Der Handwerker kümmerte sich offenbar
nicht viel um die Abrundung und den Zusammenhang der Darstellungen, er
verwendet was ihm gerade in die Hand fällt ». Ein ähnlicher Kasten mit
den gleichen Beschlägen befindet sich auch in der ägyptischen Abteilung der
Königlichen Museen in Berlin unter N. 10530, ein dritter Kasten soll in das
griech. röm. Museum in Alexandria gekommen sein. Unter N. 9038 werden
dort (S. 255) noch eine Reihe von Bronzebeschlägen aufgeführt, die gleich-
falls zu einem Kästchen gehört haben, z. T. mit denselben Stempeln, die bei
N. 9037 angeführt sind; neu kommen hinzu an Ornamenten: 5. Perlstab, an
Typen : XI. Nackte Gestalt, nach rechts hin mit gekreuzten Beinen daliegend ;
XII. geflügelter Knabe mit Traube und einem anderen Gegestand ; XIII.
nackte Frau in zwei Muschelbogen liegend, die von zwei Knaben gebalten
werden, wohl eine Umwandlung der Venus in der Muschel; XIV. Leda den
Schwan abwehrend. Dieser Typus erinnert an das Scrinium von Päcz, die
anderen sind dagegen verschieden.
EIN PANNOMSCHES KAESTCHEN öbi>
Fund aus Megiddo iu Palästina, wo verkohlte Reste einer Trulie
aus Holz zum Vorschein kamen, die einst mit Goldblech beschla-
gen war, vgl. Arch. Anz. 1907 Sp. 291. Das wäre also ein di-
rekter Vorläufer für unsere pannonischen Kästchen. (Ob die im
Ptoion gefundenen Bronzebleche, Bull. Corr. Hell. XVI S. 347
zur Bekleidung von Holzkästchen dienten, ist nicht ausgemacht,
und deshalb ist es wohl besser, sie hier zu übergehen). Sonst
sind aber die Kästen wohl als aus Holz mit eingelegter Arbeit
zu denken, vgl. die berühmte Kypsele aus Olympia, Paus. V 17,
5 (\). Während hier der ganze Körper des Kastens mit den um-
laufenden Figurenstreifen bedeckt ist, wird die Verzierung all-
mählich in der weiteren Entwickelung der Kunst dem architek-
tonischen Bau des Kastens untergeordnet, und da sind es wohl
meist verschiedenfarbige Hölzer oder Elfenbein, die zur Aus-
schmückung der Flächen benutzt werden. Davon weicht aber ein
Rest ab, der in einem jüngeren Kuppelgrab zu Cumae gefunden ist
{Mon. ant. dei Lincei XIII S. 218: numerosi avansi ornamen-
tali dl una pisside o scrigno che doveva essere guarnito da glo-
hetti emisferici in pasta vitrea^ pietra dura ed altra materia,
raccolti alla rinfusa. Uno dei due piedi dt sostegno ha scolpita
iefflgie di un telamone inginocchiato ; l'altro e frammentato e
disfatto), doch wohl nur in so weit, als hier ausser dem Schmuck
aus Elfenbein oder Knochen auch farbiges Material, Steine und
Glasflüsse, zur Verzierung mit verwandt sind. Doch so lange
keine bestimmteren Nachrichten über diese Reste vorliegen, vor
allem so lange keine Abbildungen davon vorhanden sind, wird
man gut tun, diesen bis jetzt nicht genügend klaren Fall vor-
läufig bei Seite zu lassen: sonst sind aus Cumae noch zwei Kästen
erhalten, bei denen Elfenbein als Dekoration verwendet ist. Der
eine ist in der Raccolta Cumana des Neapler Museo Natio-
nale befindlich (Graeven Antike Schnitzereien Taf. 22-24. Text
S. 35): er ist bei den Ausgrabungen des Jahres 1856, die der
Conte di Siracusa unter Fiorellis Leitung in der Nekropole des
alten Cumae hat veranstalten lassen, gefunden worden; nur die
Bronze- und Knochenteile sind antik, die Holzwände sind von mo-
C) Paus. V 17, 5 : 'kaqva^ 6h xsSqov fiey nenoirjTai, C(i>6i« ^e iXeq)ay-
tog in ttiifjg, rä de ;j^(>vaoO, rä Se xal i^ aitfj; eaxlv eiQycca fisva xfjg
xi&Qov.
364 R. ENGELMANN
derner Hand ergänzt, aber wenigstens Hessen sich ans den anti-
ken Teilen die richtigen Masse erschliessen ; 1. 0,30, br. 0,235,
h. 0,14, die Füsse mitgerechnet (das sei gleich nebenbei be-
merkt, dass diese Kästchen ebenso wie die Sarkophage ii. dergl.
immer auf Füssen stehen). Aber wichtiger ist noch, dass uns der
Inhalt des Kästchens genau bekannt ist. Nach dem Museumsin-
Tentar sind in dem Kästchen gefunden (die Gegenstände werden
heute noch in dem hergestellten Kästchen aufbewahrt): 1. Ein
Metallspiegel. 2. Der Deckel für diesen Spiegel, aus Holz gefer-
tigt, mit Bronzegriif und einem Zierrat wohl aus Leder. 3. Ein
Kamm aus Bein, ziemlich zerstört. 4. Ein hohler Kiug. 5. Zwei
silberne Fibeln mit Goldfiligran. 6. Ein Goldblättchen, das zu
einer dieser Fibeln gehört. 7. Eiu cylinderförmiges Gefäss aus
Bein mit Deckel. 8. Eine Nadel mit grossem Oehr. 9. Eine
Spindel aus Knochen. 10. Ein Ohrlöffel: 11. Eine Haarnadel, die
in eine weibliche Figur ausgeht. 12. Ein Stilus aus Knochen.
Auch ein zweiter Kasten, der sich im Besitz des avv. Osta in
Neapel befindet {Antichitä greche e romane della Collezione
deiravü. Ernesto Osta, Napoli) stammt aus Cumae; es heisst
dort S. 5 : Arcula o cofanetto, forse di legno^ con rivestimento
di avorio^ destinaio a contemre gli oggetti prestosi di toeletta
di una giovinetta. IIa forma di dado e misura m. 0,32 di altezza,
0,34 di larghessa, 0,35 di profonditä. Aber da auch hier der
Holzkasten ganz ergänzt und die zum Zweck des Verkaufs der
Altertümer hergestellte Abbildung unzuverlässig ist (sollte etwa
der Kasten des avv. Osta mit dem vorhin erwähnten Kasten der
Monumenti zusammenhängen?), lässt sich weder über die Form,
noch über die Verzierungen Bestimmtes schliessen. Nach der Ab-
bildung sind die vertieften eingelegten Felder mit einem Eier-
stabrand umgeben; innerhalb dieser stehen zwei ionische Säulen
(der Verfasser schreibt stile dorico) und zwischen diesen eine Frau
in langer Gewandung. Das Elfenbein war mit Gold gedeckt « di
cui si trovano tracce evidentissime non solo sulle figure fem-
minili, ma altresl sulle colonne e sulla cornice » . Wichtig ist,
dass auch hier der Inhalt genau bekannt ist. Entro alla cassetta,
heisst es, alVatto del trovamento (20 gennaio 1902, Necropoli
Cumana, Fondo Artiago) farono rinvenuti minuti oggetti di toe-
letta, ciod spilloni da testa {aghi crinali), pettini, correnti di
EIN PANNONISCHES KAEST.HEN 365
collana ghiandiformi in avorio dorato; un fuso con rhi^ettiva
conocchia pure ii avorio dorato con elegante lavoro d'intaglio,
due aghi crinali esibenti in testa due erme probabilmente di
Afrodiie, dadi d'avorio perfettamente conservaii, uno stile, una
paletta e finalmente un oggetto a forma di candelabro colla
base sorretta da piedi discoidali con avanzi di doratura squi-
sitamente lavorati al tornio.
Auch noch von einem dritten Kästchen, das sich in Karlsruhe
befindet und das angeblich aus Capua stammt, ist der Inhalt
bekannt. Bei Schumacher Beschreibung der Sammlung antiker
Bronzen (Karlsruhe, 1890, S. 212, N. 1126, Taf. XXVI) wird
das Kästchen folgendermassen beschrieben: Es ist h. 0,19, mit
Giebel, 1. 0,313, br. 0,159. 1887 in Capua gefunden. Kassette
in Form eines Tempels auf vier geschnitzten Füssen; letztere
sind hohl, gehen in 4 Zehen aus, über ihnen eine Frauen-
büste mit Kreuzband (Sphinx?) zwischen zwei Voluten, auf
der Rückseite sind sie flach und haben eine Rinne mit Aus-
nahme eines, der hier ein kleines eingraviertes V hat. Der eine
Fuss ist wohl neu. Die Wände sind ziemlich dünn und neuer-
dings auf Holz montiert. An den Ecken stehen langgestreckte
etwas missratene Atlanten, von denen die beiden vorderen eine
vasenförmige Verzierung über sich haben. Die beiden Längsseiten
sind in gleicher Weise verziert u. s. w. Als Inhalt wird angege-
ben: 1. Eine runde ziemlich dünne silberplatterte Spiegelscheibe.
2. Ein Deckel einer runden Kapsel von Elfenbein mit erhöhtem
Rande. 3. Bruchstück eines Elfenbeinlöffels. 4. Kleines Tongefäss.
In Karlsruhe sind auch noch eine Reihe von Fragmenten, N. 1127-
1130, die von solchen Kästchen herstammen, ohne dass wir dadurch
neues lernen. Ein im British Museum befindliches Kästchen wird
von Graeven S. 38 als moderner Pasticcio bezeichnet, dessen
Teile ursprünglich nicht alle zusammengehört haben, und das man
deshalb am besten hier überhaupt übergeht.
Dass auch die in Pannonien gefundenen Kästchen gleichem
Zweck dienten, wie die in Cumae und Capua gefundenen, kann
nach den darauf angebrachten Darstellungen, die meist die Wir-
kungen der weiblichen Schönheit betreffen, nicht fraglich scheinen.
Wenn öfter von gleichzeitigen Münzfunden berichtet wird, so ist
zunächst nicht gesagt, dass diese Münzen innerhalb der Kästchen
24
366 R. ENGELMANN
aufbewahrt waren, aber wenn das auch der Fall wäre, so würde
damit gegen den Gebrauch der Kästchen als Toilettenkästchen
nichts zu folgern sein. Wie oft wird auch heutzutage ein solches
Kästchen von Frauen zur Aufbewahrung kleiner Geldsummen
neben dem eigentlichen Inhalt verwendet!
Wie oben gesagt, sind die meisten der Kästen mit einem
flachen Deckel versehen; mitunter tritt daneben auch die Tem-
pelform auf, so dass der Deckel also die Form eines Giebeldrei-
ecks hat; aber auch die Form einer abgestumpften Pyramide
kommt frühzeitig vor: so ist unter den langobardischen Altertü-
mern, die bei Castel Trosino in der Nähe von Ascoli Piceno ge-
funden und im Museo delle Terme in Rom ausgestellt sind {Mon.
ant. dei LinceU XII, S. 146) unter N. CXLVIII ein viereckiges
Kästchen ausgestellt, dessen Deckel sich nach oben verjüngt, d. h.
eben die Form einer abgestumpften Pyramide erhalten hat. Solche
Kästchen aus Holz mit Einlagen aus Knochen oder Elfenbein,
meist mit der eben geschilderten Form des Deckels, sind zahlreich
aus dem Mittelalter auf uns gekommen; sie haben vielfach be-
sonders zur Aufbewahrung von Reliquien gedient, ja werden noch
heute vielfach zu diesem Zweck benutzt. Ein Verzeichnis der er-
haltenen ist von R. V. Schneider in den Serta Harteliana S. 28S
gegeben und dann von Graeven, Ein Reliquienkästchen aus Pi-
raao, Jahrb. der kunsthist. Sammlungen des Kaiserhauses Bd. XX
Wien 1S99 vervollständigt worden, üeber die Zeit, der diese
Kästchen angehören (sie haben vielfach Darstellungen, die der
antiken Mythologie entnommen sind; es fehlen aber auch nicht
Darstellungen, die sich an das alte oder neue Testament anlehnen),
hat sich ein Streit entsponnen, der augenblicklich entschieden
scheint: während nämlich A. Venturi in V Arte 1898, I, S. 212
und in Le Gallerie nazioaali, III, Roma, 1897, S. 261 einen
direkten Zusammenhang mit dem Altertum behauptet, sie in
den Ausgang des IV. und den Anfang des V. Jahrhunderts n.
Chr. setzt, wollen Graeven und v. Schneider sie durchaus als-
Werke des Mittelalters aufgefasst wissen, d. h. sie in das VIIL
bis XII. Jahrhundert setzen. Es ist nicht meine Absicht, und ich
habe nicht die Möglichkeit dazu, hier die ganze Streitfrage wieder
aufzurollen, das wird hoffentlich von einer anderen Seite aus be-
sorgt werden, aber andeuten möchte ich hier doch, dass mir durch
EIN PANNOMSCHES KAESTCHEN 367
die pannonisehen Kästchen die Frage mehr im Sinne von Venturi
entschieden zu werden scheint. Diese Kästchen mit ihrer Bronze-
bekleidung, deren Darstellungen sich in vielen Punkten mit dene»
der Elfenbeinreliefs geradezu decken, die auch in der Herrichtung
mit jenen genau übereinstimmen (bei beiden Arten hatte der Fa-
brikant fertige Streifen vor sich, die er, ohne grosse Rücksicht auf
die Ornamentik zu nehmen, mit der Scheere oder Feile für den.
auszuschmückenden Kasten zuschnitt und dann annagelte) zwinge»
fast zu der Annahme, dass beide Arten in gleicher Zeit entstanden
sind. Da nun für die pannonisehen Kästchen das 4. und 5. Jahr-
hundert feststeht, würde damit auch für die Elfenbeinreliefs die-
selbe Entstehungszeit anzunehmen sein. Dass in dieser Zeit so
manche Abweichungen von der klassischen Darstellungsweise vor-
kommen, lässt sich leicht erklären. Sind doch selbst schon für die
Kunst des sechsten und fünften vorchristlichen Jahrhunderts eine-
Reihe von Fällen nachzuweisen, wo Handwerker oder Künstler
durch Missverständnis ihrer Vorlage etwas Neues, Falsches in ihre-
Darstellung hineingebracht haben, so, um es nur durch ein Bei-
spiel zu erläutern, wenn ein Vasenmaler aus der lo-Kuh durch die^
Schwertscheide des hinter der Kuh stehenden Hermes bewogen
einen Stier macht. Es darf also auch nicht, wenn Deidamia dem
Acbilleus ein Kind entgegenhält und ihn dadurch zu rühren
sucht (0, daraus geschlossen werden, dass das ein im auslau-
fenden Altertum nicht mögliches Missverständnis ist, dass also die-
Platte notwendig in das Mittelalter hineinzusetzen ist. Es scheint
mir, dass auch die materielle Frage, ob nach dem Aufkomme»
des Islam der Bezug von Elfenbein noch in alter Weise erfolge»
konnte, oder ob nicht der Mangel an Rohmaterial gerade für die
Jahrhunderte, in welche v. Schneider und Graeven ein kräftiges-
Aufblühen der Elfenbeintechnik ansetzen wollten, diese Möglich-
keit gänzlich ausschliesst, eine eingehende Prüfung verdient.
R. Engelmann.
C) Vgl. Köm. Mitt. 1906 S. 346 Anm.
FEESH LIGHT ON THE TEMPLE OF THE MxiGNA MATER
(with plate XI).
In the Numismatic Chronicle for 1908 (p. 56 f.) I drew atten-
tion to a coin of the eider Faustina with the inscription matri
DEVM SALVTARi in connection with a late Renaissance medallion in
my possession bearing a reverse copied from it, and shewed that
the only other example of this inscription, and almost the only
type of Cybele exactly like it, are found on a contorniate repre-
senting a figure of Cybele seated at the entrance of a temple ap-
proached by a long flight of steps. The contorniate and coin are
here reproduced (pl. XI) from specimens in the British Museum.
Fig. 1. Obv. Bust of the eider Faustina to 1. DIVA AVGVSTA
FAVSTINA (1).
^. Temple of the Corinthian order, with curved and appa-
rently crocketed roofs, approached by a flight of steps, at the head
of wich is a statue of Cybele, wearing a turreted crown and holding
a tympanum, enthroned between two lions. Outside the temple a
diminutive figure of Attis beside a pine tree, MATRI DEVM SA-
LVTARI (2).
Fig. 2. Obv, Bust of the eider Faustina to r., DIVA AV-
OVSTA FAVSTINA.
^. Cybele holding a tympanum to r. between two lions.
MATRI DEVM SALVTARI, in exergue S. C.
Before discussing the problem of the type, it may be well to
:state what is known of the representation of buildings on contor-
(>) The contorniate is also found with obv. head of Agrippina.
(^) Representations of Cybele are common on contorniates (Robert,
Mythe de CybHe et d'Atys) but elsewhere are purely mythological in cha-
Tacter.
FRESH LIGHT ON THE TEMPLE OF THE MAGNA MATKR 369
niates. They fall into two classes, a) the direct presentation of
contemporary buildings — the Circiis, the Colosseiim and the teraple
of Roma ; b) copies of coin t} pes, e. g. temple of Janus closed,
the port of Ostia, and several triumphal arches. The only build-
ing which cannot be at once assigned to one or other of these
classes — those in mythological or pseudo-historical scenes such
as the Rape of the Sabines of course excepted — is this temple
of Cybele. There is therefore streng evidence for believing that
it also is an actual Roman building, and, as it is not a copy of
a coin type, a building contemporaiy with the contorniate. If so,
that building must be the one recorded temple, that of the Magna
Mater Idea, on the north-western spur of the Palatino. Other
shrines existed in Rome — one indeed, a small iholus, is tigured
on the Monument of the Haterii (M. deW I. V, pl. VII) — but there
could be no second temple, since the worship of the goddess cen-
tred round the sacred object in the cella of the original temple,
the acus Matris Deum as Servius {ad Aen. VII, 188) calls it, that
lapis quidam non magnus ferri hominis manu sine ulla impres-
sione qui possit, coloris fulvi atque atri, angellis prominentibus
inaequalis, et quem omnes hodie ipso ilLo videmus in signo oris
loco positum, indolatum et asprum et simulacro faciem minus
expressum simulatione praebentem. {Arnob. VII, 108).
When this sacred stone was brought to Rome in 204, it was
placed in the temple of Victory on the Palatino until that being pre-
pared for it should be ready; It was not until 191 that the con-
secration of the latter took place. About the same time were
instituted the Megalensia^ a six days' festival in honour of the
goddess, interesting from Lucretius' account of the processions
(II, 618 sqq.) and as the scene of the original Performance of
four of the extant plays of Terence, the steps of the temple as
Dr. Huelsen has suggested {Rom. Mitth. 1895, p. 28) being used
as seats for the spectators. The cult of Cybele was in its earlier
stages among the most venerable of Roman worships, but its dege-
neration was rapid, and before the middle of the first Century B.
C, Cicero {de harusp. 12,24) could ^^Q2k oiih.Q ludi Megalenses
as more institutoque maxime casti solemnes religiosi, but now —
thanks of course to Clodius and his friends — paene ad caedem
et ad funus civitatis conversi. Yet if the character of her worship
870 K. tSDAILE
had degenerated, the honoiir paid to Cybele had not. She is
represented od do less than ten denarii Struck between 89 and 44,
at a time. that is, when the one imperishable aud damning monu-
ment of her cult, the Attis of Catiillus, must have been in the
hands of all ciiltivated men. Later still, Livia could be repre-
sented with the attributes of Cybele (BernouUi, Rom. Ikon. II, l
pl. XXVIII. 2), and it is clear that the worst side of the worship
did not come into prominence imtil the Attis celebrations added
in the days of Claudius, and the still later developments of the
taurobolium and the mystical new birth.
The outburst of Cybele worship under the Antonines has re-
ceived much less notice, as the direct evidence for it is numis-
matic. The pressure of the Marcomannic war gave rise to a series
of ' revivals ', and Oriental rites of the wildest character were
performed by the Emperor Marcus Aurelius himself (Jul. Capitol.
Vita, 13) who even postponed his going to the front for the pur-
pose. It is obvious that the worship of Cybele would come into
prominence at such a time, and we find in fact that both the
Faustinas issued an unparalleled variety of Cybele types (of which
fig. 2 is an instance), although the goddess had (with the Single
exception of a scarce denarius of Sabina) disappeared from the
coinage since 44 B. C. Medaillons are also numerous, and of the
four specimens of the contorniate (fig. 1) I have been able to traee
two bear the head of the eider Faustina as an obverse type. Every-
thing therefore points to the conclusion that the goddess was the
object of special devotion on the part of the Faustinas.
Starting then with the assumption that the temple represented
in fig. 1 is that of the Magna Mater on the Palatine, it remains
to compare its details with what is now, thanks to Dr. Huelsen,
known of the actual temple from recent excavations, especially as
regards a statue of the goddess placed in a prominent position
outside a temple built for the reception of the sacred stone.
The temple in fig. 1 is of the Corinthian order, and its one-
sided appearance is due to an obvious attempt on the part of the
artist to represent both front and side (^). The front is repre-
sented by two columns supporting an arch; the side consists of
('j The proof is that oii other coins and medallions the steps extend
FRESH LIGHT ON THE TEMPLK OK THE MAGNA MATER 371
three columns besides that belonging to the front, joined by a frieze
and supporting a plaiu eutablatiire. At the head of a flight of
Steps of unusual depth is the figure of Cybele (^). The form of
the roof is reserved for discussion in a separate section, so as not
to break the continiiity of the argument.
The original tempie was burned down in A. D. 3 (Dio. Cass.
IV) and replaced by Augiistus — aedem Matris Magnae in Pa-
latio feci says the Aucyra monument — with another of whieh
ifc might be safely said even without monumental evidence that it
was of the Corinthian order, which « everywhere associates itself
with the sumptuous conceptions of imperial architecture » (Choisy,
Hisloire de V Architecture^ I, p. 544). With the increased im-
portance of her worship came a great increase in the importance
of her tempie, as the nuraber of late inscriptions found in its
precincts testif\', but of its subsequent history nothing is known
save that Claudius Gothicus was proclaimed emperor ipso in sa-
crario Matris (Treb. Pollio, Claudius, IV), nor is there any men-
tion of the stone, save that it had been set into a silver figure of
the goddess (cf. Arnob. /. 6'.) after the reign of Theodosius.
Of the remains of the tempie on the Palatine it is super-
fluous to speak after the exhaustive treatment of the subject by
Dr. Huelsen in the Mittheilungen, vol. X. He proves that the
tempie was hexastyle and of the Corinthian order, and was ap-
proached by a remarkable flight of steps extending beyond the
front of the tempie on either side which probably furnished seats
for the spectators at the ludi scenici.
The Statue of the goddess on the contorniate represents her
seated on a high-backed throne, wearing a turreted crown, chiton
and overdress, which last lies in a fold on her lap. Locks of hair fall
on her Shoulders, with her left band she holds the tympanum, her
right lies idle in her lap, her foot rests upon the suppedaneum,
The existence of a sculptural t3^pe for the C3 bele on the Palatine
along the whole front of the tempie, so that, had the columns to the left
belonged to the front, the steps would have been carried the whole length
of the design.
C) The figure of Attis is a mere mythological addition, as its position
out side the tempie shows.
372 K. ESDAILE
has been for some time recognized in the figure on tlie Sorrentine
Basis seated among the highest gods ofRome {Rom. Mitth. 1889,
pl. X). The type is identical with that on the contorniate, save
that in the latter the goddess wears a veil, a detail too small to
be clearly represented.
In 1872, during the excavations on the Palatine, there was
found among the debris of the temple steps — quasi sul eiglio
dei suddetti gradini (^) — a statiie of C3^bele, headless indeed,
but distinguished by her footstool, and identical as far as she goes
with the figure on the Sorrentine Basis and figs. 1 and 2. The
remains of two lions were also found, and the presence of a pun-
tello on one of them proyes that it Avas attached to the right side
of some object, probably the throne of this or a similar statue o,f
the goddess.
Comment is needless. On the one hand we have the evidence
of the contorniate that the temple of the Magna Mater was a Co-
rinthian building approached by a peculiar flight of steps at the
head of which was a seated figure of Cybele; on the other, recent
excavations have brought to light a Corinthian hexastyle temple
with a unique arrangement of steps leading up to it, among
which were found the remains of colossal a statue of Cybele — a
point that is particularly important, as it is in this very matter
that the evidence of the contorniate might appear suspicious, a
mere detail added to identify the temple. The emphasis laid on
the steps is thoroughly in keeping with the artistic principles go-
verning the designs on contorniates if we accept Dr. Huelsen's
brilliant conjecture as to their use at the megalensia, as makers
of contorniates go in for picturesque detail whenever possible, and
have a special predilection for the stage and amphitheatre.
Two questions still remain, the form of the temple roof in
fig. 1, and the epithet salutaris,
a) At first sight the temple appears wholly unclassical in
form, owing to the peculiarity of the crocketed roof. üp to the
architrave it is an ordinary building of the Corinthian order with
columns united by a (sculptured?) frieze apprcached by an un-
usually deep flight of steps.
(») Rosa, Relazione sulle scopp.rte archeologiche di Roma, 1873, p. 8.
FRESH L16HT ON THE TEMPLE OF THE MAGNA MATER 37S
DonaldsoD, the only aiithor to discuss the contorniate from
an architectural standpoint {Architectura Numismatica, p. 83)
suggests that the figure is seated linder a crocketed canopy, in igno-
rance of the fact that the crockets represent the ends of the roof
tiles, and that the roof is therefore external. Modern numisma-
tists will recognise that the entrance arch under (or rather in front
of) which is the statue of the goddess is formed by the raising
of the lines of the pediment to admit of the figure being repre-
sented at füll length. The imperial coinages of Asia Minor offer
many examples of similar devices, — indeed, the strongly pictorial
character of many of these bronze issues, their Horror vacui and
desire to represent as much as possible at any cost, are closely
analogous to the artistic methods in use on contorniates. Figs. 4
and 5 are two of the more striking parallels (B. M. Cat. Pontus,
pl. VII, figs. 9 and 10). In fig. 4 the line of the front pediment
is broken so that the farther pediment shows through the gap ; in
fig. 5 the pediment is cm-ved and broken above the flaming altar,
a second curye is put in, perhaps to indicate that the roof followed
of the pediment, and finally, two large dotted lines of the triie
pedimental shape show what the lines of the roof really were.
With such analogies to go upon, there can be little doubt that, as
the largest arch in fig. 1 represents the front pediment, so the
corresponding arch represents that at the further end, while the
small central arch indicates that the line of the roof followed that
of the pediments, though put in on a small scale for lack of
Space.
b) The epithet salutaris (= health or safety bringing (^)
is nowhere eise, whether in literature or epigraphy, applied to
Cybele, neither is she called ^mtsiqu in Greek-speaking lands.
Since the plague was sharing the work of devastation with Han-
nibal at the time of the reception of the goddess into Rome, either
translation would be appropriate, but the latter is the more pro-
bable, as the advent of Cybele is nowhere expressly connected
with the plague. Moreover, the ship which carried the sacred
(*) These are admirably illustrated in the inscriptions to Aesculapius
and Hygieia on the one hand, and to Castor and Pollux on the other. (For-
cellini, s. v. Salutaris).
374 K. ESDAILE, FRESH LIGHT ON THE TEMPLE OF THE MAGNA MATER
stone of the Magna Mater, and thus took its part in bringing
^alus to Korne, was worshipped under the name of Navis Salvia
(C. I. L, VI, 492), a parallel title, it would seem, to salutaris.
Be this as it may, the fact that the word salutaris is applied to
her only on the coin and contorniate whose connection with the
goddess of the Palatino has already been proved siiggests that it
was a special ciilt epithet of this type of Cybele, the giver of
harvest störe (Plin., N. IL XVIII, 16) and the bringer of Salus
to Eome.
To sum up, we have on the coin (fig. 2) a larger Version of
the goddess represented on the contorniate as seated withont her
temple, one of her titles. otherwise iinknown, being inscribed
round each design.
The temple has been shown to be that on the Palatino as
rebuilt by Aiigustiis, and the existing fragments, and the resto-
ration based lipon them, have been shown to conform to the nu-
mismatic evidence here for the first time brought forward. The
iinusual representation of the steps to the temple corresponds with
recent discoveries, and confirms the Suggestion as to their original
use. A mutilated statue of the goddess of similar type has been
found in situ, and can be restored by the help of figs. 1 and 2.
Finally, the title salutaris has been explained as a cult epithet
of the Cj^bele of the Palatino, the foreign saviour of the Koman
State.
Katharine Esdaile.
SITZUNGEN UND ERNENNUNGEN.
22. Januar 1909: F. Stüdniczka, eine Marmorgnippe aus den
Gärten des Sallust; dazu E. Loewy.
5. Februar: F. I. Doelger, christliche Baptisterien und antike
Bäder; dazu N. Müller.
10. Februar: H. Stuart Jones, die Datierung der Bothschildschen
Silberbecher aus Boscoreale. Der Künstler der Vatikanischen
Musengrnppe. Dazu Loewy. — Fr. Toebelmann, der Bogen
von Malborghetto bei Saxa Rubra. — Ashby, kurze Bemer-
kungen über Strassen in der Nähe.
5. März: F. Weege, ein Heiligtum der Artemis Limnatis. —
R. Delbrueck, Saitische Gewölbe.
19. März: vor Tagesordnung Pigorini, zum Gedächtnis an Mau. —
Paribeni, Sepolcreto arcaico di Genova.
2. April : Bartoli, Per la storia dei monumenti del Palatino :
1. II tempio di Apollo^ trasformato in chiesa di s. CesariOj
2. II Settisonio nei disegni inediti di M. van Heemskerck. (v.
Bollettino d'Arte 1909, 253 ff.) — Haseloff, Porträt einer
Fürstin justinianischer Zeit.
16. April (Paliliensitzung): C. Ricci, Delleultime scoperte
archeologiche falte a Ravenna. — B. Nogara, Due Sta-
tuette dipiombo trovate recentemente a Sovana. — F. Stüd-
niczka, Zur Ära Pacis Augustae (erscheint in den Berichten
der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften).
Zum Palilienfest wurden zu ordentlichen Mitgliedern ernannt
die Herren:
B. Nogara in Rom
R. Paribeni » Rom
N. Persichetti » Aquila
L. Pollak » Rom
zu correspondierenden Mitglieden die Herren:
CiMORELLi in Venafro
C. GiovANNONi » Rom.
A G G I ü N T A
ALL'ITINERARIO DELL' HOLSTENIO SULLA SÄLARIA
(Pag. 295 sg.).
I tre codicetti dell' Holstenio furono mandati, per gentile concessione
della Biblioteca Reale di Dresda, a Roma, ovo l'autore li potette esaminare
nella Biblioteca dell'Istituto Archeologico. Mentre gli e grato dovere di
espriraere la sua riconoscenza per tale liberalitä alla Direzione della R. Bi-
blioteca di Dresda, nel medesimo tempo gli rincresce che la sua copia de-
stinata per la stampa, e riveduta sui manoscritti originali dal prof. Huelsen,
durante l'assenza di quest' ultimo fu smarrita per qualche tempo, di modo
che fu d'uopo di stampare il testo da una copia meno perfetta; non sarä
inutile perciö di correggere alcuni errori che rendono difficile 1' intelligenza
del testo:
p. 295 V. 5 l. air hosteria di Palumbara detta la fiora 2 m.
» V. 8 ^. 3 m(iglia) p(iccole) invece di piü.
n V. 40-41. L un pezzo de fabrica anticha con un altro lapis miliarius
(la colonnetta deH'Ornaro volgarmente detta).
p. 297 V. 6. 7. Si legga: Questa opinione h falsa; la strada antica andava
abbasso per mano dritta per la valle dove si vede. Queste pa-
role sono aggiunte piü tardi.
» V. 10 leggi: Valle de Caneio. L'iscrizione alla quäle alludeV Holste-
nio h CIL. IX 4754: G. Ann(a)eo C. f. Qui. Pudenti cet. cono-
sciuta soltanto dagli apografi del Jacoboni e del Vittorio.
p. 297 V. 28. Le parole h verissimo sono aggiunte dopo.
p. 298 V. 8 e 21. /. m(iglia) picc(ole) invece di piü.
n V. 14. il nome Foroecri appartiene al nome moderno seguente di
S. Croce.
» V. 17. /. un miglio invece di un po.
p. 299 V. 12. l. Ager ad Tiberim usque pertinebat.
» V. 21. l. altura invece di alterum.
» V. 37. l. per agrum Castellacciae.
» V. 40. l. a laeva Cantalupi.
» V. 42. l. Parente subiectae.
» V. 45. l. montem Muscae in Canerae vallem.
p. 300 V. 1. /. per haec loca.
» V. 2. /. Muranum.
» V. 6. l. visitur.
» V. 18. l. Cana.
REGISTER
Abruzzenkunst 26 f.
Agathodaemon, Altar des 136.
aiXovQog 40 f.
Alexandermosaik 11 ff .
Allia = Fosso della Bettina 323 f.
Altar aus Bagnacavallo 131
Alte Säule in Pompeji 78
Amitemum, römischer Cippus aus 26.
— Reliefs aus 15.
Amphora, streng rotfigur. aus Ruvo
332 f. 336.
Anio- Brücke von Narses erneuert 303.
Antemnae 292.
Antiope und Zeus, Br. Rel. 356.
Apulische Keramik 167 ff.
Apulische Vasen mit Katzen 55.
Ära Silvani 37.
Arpi, Henkelnapf aus 185.
Askoi, daunische 228.
Augenschalen aus Ruvo 331.
M. Aurelius Silvanus 349.
Bagnacavallo, Altar aus 131.
Basis in S. Lorenzo fuori 161.
Batrachos und Sauras 158.
Becher, daunische 207.
Bellerophon auf Bronzerelief 350.
Bonn, Bronzekästchen aus 360.
Brocklesby Park, Altar in 136.
Bronzegerät aus Grab in Ruvo 334 f.
Bronzetechnik, antike 107.
Bronzen aus Grab bei Bari 341.
Bronzekästchen ais Aegypten 361 f.
— pannonische 349 f.
— aus d. Rheinlanden36ö.
Bronzekatze, ägyptische 67.
T. Caesius Anthianus 71.
Calpurnia Felicula, Cippus der 46.
Capitolinisches Museum, Relief 65.
Capua, Kästchen aus 365.
Casa Vitella an via Salaria 282.
Castel Giubileo 312.
catta, Vogel 48. 52.
cattus 42 f.
Ceglie del Campo, griechisches Grab
bei 341.
Cervetri, Inschrift aus 37.
— Relief aus 33.
Christliche Reliefs auf Bronzekästchen
358. 361.
Cippus aus Amitemum 26.
Concave Curvaturen 119.
Constantiu, Inschrift in Viterbo 107.
Contorniaten 368 f.
Cori, Herculestempel 109 f.
Cornelius Severus Augustalis 36.
Cornucopiae 142 f.
Crustumerium, angebl. = Montero-
tondo 328 f.
Curaae, Kästchen aus 363 f.
Curvaturen an Gebälken 110 f.
Csäszär, Bronzekästchen aus 358.
Daunia, Kratere aus 167 ff.
Demos von Tarent 54.
Dionysos und Silen auf Augenschale
331.
Dorischer Tempel in Pompei 103.
Eidechse in jonischer Volute 153.
— auf Säulenbasis 161.
Elfenbeinkästchen 366 f.
Erbschaftssteuer 76.
Etruskische Grabgemälde mit (angebl.)
Katzen 53.
378
REGISTER
Euphronios, Amphora in Art des 337.
Falbkatze 59.
Felcsuth, Bronzekästchen aus 357.
feles 42 f.
Ferentum, Ferentis 108.
Fibeln, apulische 170.
Fidenae 307 ff.
Figlina civitas 293.
Flöte auf unterital. Vasenbild 347.
Forum Petroni Maximi 6.
Frentaner Land, Vasen aus 173.
Frosch in jonischer Volute 153 f.
Füllhorn 142 f.
Fussbekleidungen 23.
gatta, gattus 48 f.
Giebelgruppe von Via Labicana 1.
Ginsterkatze 53.
Gladiatorenschulen, kaiserliche 75.
Glasarbeiten, geformte 145.
Haartracht, daunische 203 f.
Henkelverzierung, plastische 188.
Herakles Löwentöter auf Bronzerelief
352.
Herculestempel in Cori 109 f.
Holstenius, Itinerar des 295 ff. 376.
Holztruhen, griechische 362 f.
Horti Sallustiani, Altar aus den 137.
Jahreszeiten auf Bronzerelief 357.
Idole als Henkelverzierung 202 ff.
Illyrische Tracht 201.
impilia 23.
Intercisa 349.
Jonische Kapitelle, mittelalterl. 159.
Isernia, Wirtshausscene auf Relief aus
30 f.
Isisterapel in reg. III. 9.
Kannen, daunische 226 ff.
Kapitell in S. Lorenzo fuori 153.
Katze, Geschichte der 40 f.
Keramik des vorgriechischen Apuliens
167.
Kitharoedenreliefs 35.
Kneipen, römische 29.
Komos auf Amphora von Ceglie 344.
Konservatorenpalast, Glaskopf in 145.
Koppelgefässe 196.
Kratere, daunische 167 ff.
Kreta, Apuliens Beziehung zu 262.
Kriegerrüstung, auf Amphora aus Ruvo
338.
Kuh und Stier, Relief 4.5.
Kybele-Kultus 369 f.
Leda auf Bronzerelief 356.
Leichenmahl, röra. Relief 19 f.
Leichenzug, röm. Relief 16.
Lekythos aus Ruvo 333.
LiebessceneaufVase Jatta 345.
lituus 16 f.
S. Lorenzo fuori, Kapitell 153.
Lovosbalaton, Bronzekästchen aus 357.
Lucerne (apulische Ziernäpfe) 194.
m, auslautendes, fortgefallen 265.
Magna-Mater-Tempel a. d. Palatin
368.
Mantua, Altäre in 137.
Marcigliana, Tenuta della 321 f.
Marder 42 f.
Mariusgrab, sogen., an via Salaria 306.
Maske apulischer Idole 200.
Melfi, Vasen aus 170 f.
Menschliche Figur als Henkelverzie-
rung 197 ff.
— — schematisiert 219 f.
Mercur und Mala auf Altar 134.
Messapier, Handelsverkehr 256 f.
— Verfertiger Tarentiner Va-
sen 250.
— Verhältnis zu Japygiern
254.
Metrische Inschriften aus Pompeji
263.
Musikscene auf Vase Jatta 346 f.
Mykenische Basis, angebliche 88.
Nekropole, fidenatische 308 f.
Octavia Catulla, Grabaltar 136.
Ohrschmuck apulischer Idole 201.
Oinochoe aus Ruvo 333.
omne modu 265.
Optische Illusion 127.
Ordona, Funde von 184.
REGISTER
37^
Palazzo Spada, Kitharoedenrelief aus
35.
Parisurteil auf Bronzerelief 354.
Patera und urceus 140.
P6cs, Bronzekästchen aus 355.
Pflasterung der via Salaria 307.
Pizzoli, Telamon aus 18.
Plastische Henkelverzierungen 18S.
Plinthen, reliefgeschmückte, unter io-
nischen Basen 163.
Pompeji, alte Säule aus 78
— metrische Inschriften 263.
— Säulenstürapfe des dorischen
Tempels 103.
Pompejanisches Mosaik mit Katze 59;
mit Sumpfluchs 64.
Ponte di Malpasso 314 f.
Ponte Nascoso bei Civitatomassa 281.
Porta Collina 285
Porta Salaria 286 f.
Porticus Octaviae, Tempel in der 161.
Pozzuoli, Inschrift von 71.
praeficae 16.
procurator familiae gladiatoriae 75.
procurator vigesimae hereditatium 76.
Putignano 262.
Rhodische Vase mit Katze 57.
Rundaltäre \dß f.
Rundgrab an via Salaria 325 f.
Ruvo, griech. Grab in 330.
Kuvo, Vase aus 55.
Säule, alte in Pompeji 78.
Säulenstümpfe des dorischen Tempels
in Pompeji 103.
salutaris, Beiname der Magna Mater
373.
Sangallo, barberinischer Codex 33.
Sauras und Batrachos 153.
Schalen, daunische 212 ff.
Schalen aus Ruvo 333.
Schüsselnäpfe, daunische 174.
Schwanklitteratur bei Gelage 32.
Silen, tanzender auf Augenschale 3C2»
Silvanus Mar ... 37.
siticines 16 f.
Spiegel in Toilettenkästchen 359.
spirae columnarum 160.
Strassburg, Glaskopf in 145.
Sumpfluchs 61 f.
Sybaris, Funde von 241.
Tätowierung, apulische 201.
Tarent, Münzen mit Demos 54.
Tarentiner Keramik 232 ff.
Tassen, daunische 209.
Teller und Schüssel daunische 224 ff.
Tiberbett erhöht seit Altertum 312.
Tiernamen als Eigennamen 163 f.
Tivoli, Altar aus 136.
Töpfe mit hohen Henkeln, daunische
175 ff
Toilettenkästchen aus Bronze 349 f.
aus Elfenbein 363 f.
tuba 16 f.
Urceus und patera 140.
Vassalletto, Pietro 166.
Veji, Altar aus 135.
Via Caecilia 275.
Via Labicana, Ausgrabungen 8.
Via Salaria 275.
Vilia T. 1. Felicula 36.
Villa des Phaon, sogen. 307.
Viterbo, Inscrift auf m. a. Kapitell 107.
Waffen aus Grab in Ruvo 333 f.
Wanderer, Rel. in Florenz 1.
Wiesel 42 f. 68.
Wochengötter auf Bronzerelief 358.
Ziernäpfe, konische 194 ff.
TAFELN
I-lII. Fragmente eines römischen Giebels in Rom und Florenz.
IV. Due rilievi di Amiternüm.
V. Reliefs im Palazzo Spada und aus Cerveteri.
VI-VII. Tempio d'Ercole a Cori.
VIII. Tongeräte Nordapuliens.
IX. Daunisches Ziergefäss.
X. Kästchen aus Intercisa.
XI. Contorniaten mit Darstellung des Magna-Mater-Tempels.
Abgeschlossen am 18. August 1909.
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TONGERAETE NORD-APÜLIENS.
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DAUNISCHES ZIERGEFzESS
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ROEM. MITT. 1908.
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Fot. Danesi - Roma
Beilage I,
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NORDAPULISCHE GEF^SSE UND TERRAKOTTEN.
Beilage IL
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HOCHHENKLIGE GEFiESSE DER DAUNIA.
Beilage III.
VERSCHIEDENE TONGERiETE DER DAUNIA.
Beilage IV.
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ZIERN^PFE UND TASSEN DER DAUNIA.
Beilage V.
BECHER DER DAUNIA
Beilage VI.
6 7
SCHALEN DER DAUNIA.
Beilage VII,
7 6
ASKOI UND SCHALEN DER DAUNIA.
Beilage VIII.
VASENFUND VOM BORGO NUOVO ZU TARENT.
Beilage IX.
VASENFUND VOM BORGO NUOVO ZU TARENT.
Beilage X.
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VASENFUND VOM BORGO NUOVO ZU TARENT
I, 2, 4, 6, 7, 8, lo Impasto. 12 grob rottonig. 3, 5, 9, 11, 13-17 aus feinem Ton, z. T. bemalt.
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