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Full text of "Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts, Roemische Abtheilung = Bullettino dell'Imperiale instituto archeologico germanico, sezione romana"

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THE  EISENHOWER 


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New'ton   Hall, 
Cambridge. 


uf\(o5'  t^\^  LIBRARY 

7*^      /^a-^  OF  THE 

JOHNS    HOPKINS    UNIVERSITY 


PRESENTED  BY 


Lady  Y\ralston 


MITTEILUNGEN 

DES    KAISERLICH    DEUTSCHEN 

A RCITAEOLOGISCHEN  INSTITUTS 

ROEMISCHE   ABTEILUNG 
Band  XXIIl. 


BÜLLETTINO 

DELL' IMPERIALE 

ISTITÜTO  ÄllCHEOLOGICO  GERMANICO 

SEZTONE   ROMAN A 
VoT»  XXIIL 


ROM 
L  O  E  S  C  TI  V.  R     <k     G: 

(W.  REGENBERG) 
1908 


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INHALT 


W.  Amelüng,  Zerstreute  Fragmente  römischer  Reliefs  (Tf.  I-III)' 
S.  1-10. 

K.  BoNE,  Antike  geformte  Glasarbeiten  S.  1-^0-152. 

P.  DucATi,  Ära  di  Bagnacavallo  S.  131-144. 

R.  Enöelmann,  Ein  pannonisches  Kästchen  atcs  dem  Nationalmu- 
seum in  Budapest  (Tf.  X)  S.  349-367. 

K.  EsDAiLE,  Fresh  light  on  the  temple  of  tJie  Magna  Mater  (Tf.  XI) 
S.  368-374. 

G.  GiovANNONi,  La  curvatura  delle  linee  nel  tempio  d'Ercole  a 
Cori  (tav.  VI- VII)  S.  109-130. 

Ch.  Hüblsen,  Zwei  Monumente  aus  Cerveteri  (Tf.  V)  S.  33-39. 

—  Inschrift  von  Pozzuoli  S.  71-77. 

M.  Jatta,   Tomhe  greche  in  Puglia  S.  330-348. 

0.  Keller,  Zur  Geschichte  der  Katze  im  Altertum  S.  40-70. 

A.  Mau,  Die  alte  Säule  in  Pompeji  S.  78-102. 

—  Die  Säulenstümpfe  des  dorischen  Tempels  in  Pompeji  S.  103-106. 

—  Metrisches  aus  Pompeji  S.  263-267. 

M.  Mayer,  Die  Keramik  des  vorgriechischen  Apuliens  (mit  Taf. 
VIII.  IX)  S.  167-262. 

E.  Pernice,    Nachträgliche    Bemerkungen    zum   Alexandermosaik 

S.  11-14. 
N.  Persichetti,  Due  rilievi  Amiternini  (Tf.  IV)  S.  15-25. 

—  La  via  Salaria  nei  circondari  di  Roma  e  Rieti  S.  275-329,  376. 

F.  Stüdniczka,  August  Mau  S.  269-274. 

H.  Thiersch,  Zu  Sauras  und  Batrachos  S.  153-166. 
F.  Weeöe,  Ahruszenkunst  S.  26-32. 
Sitzungen  S.  107-108,  268,  375. 
Register  S.  377-379. 
Tafeln  S.  380. 


ZERSTREUTE   FRAGMENTE   ROEMISCHER   RELIEFS. 

(Tafel  MII). 


2.   Zum   Florentiner   Wanderer. 

Unter  den  antiken  Reliefs  der  Uffizien  zu  Florenz  ragt  die 
Darstellung  eines  bärtigen  Mannes,  der  in  bäurischer  Traclit  mit 
Brodsack,  Trinkflasche,  breitkrämpigem  Filzhut  und  Knotenstock 
auf  Felsen  sitzt  und  aufmerksam  nach  oben  blickt  (^),  durch  ihren 
derben,  grosszügigen  Realismus  eigenartig  hervor,  so  eigenartig, 
dass  Dütschke  sich  in  seiner  Beschreibung  der  zerstreuten  Bild- 
werke in  Oberitalien  (III  S.  225)  verleiten  liess,  die  ganze  Arbeit 
für  modern  zu  erklären. 

Ich  habe  dem  in  meinem  Florentiner  Führer  (no.  122)  widerspro- 
<;hen,  musste  aber  andrerseits  betonen,  die  Darstellung  sei  unmög- 
lich vollständig  und  jegliche  Vermutung  über  den  einstigen  Zu- 
sammenhang und  seine  Bedeutung  müssig.  Inzwischen  haben  mich 
zufällige  Funde  weitergeführt;  die  Annahme,  dass  das  Relief  aus 
einer  grösseren  Composition  stamme,  hat  sich  bewahrheitet,  und 
auch  über  deren  Bedeutung  lässt  sich  Einiges  erraten.  Jedenfalls 
wird  man  angesichts  des  künstlerischen  Wertes  ihrer  Teile  den 
Nachweis  der  Zusammengehörigkeit  nicht  für  verlorene  Mühe  halten, 
und  schliesslich  besteht  die  Hoffnung,  dass  zukünftige  Grabungen 
weiteren  Zuwachs  und  grössere  Klarheit  bringen  werden. 

Das  Florentiner  Relief  stammt  aus  Rom;  in  der  Villa  Me- 
dici  ist  es  von  dem  Maler  Le  Brun  gezeichnet  worden  —  zwei 
dieser  Zeichnungen  hat  Montfaucon  im  Supplement  zu  seiner  An- 

(')  Taf.  I  rechts  nach  einem  Gypsabguss. 


W.    AMELUNG 


tiquite  ex'pliquee  (III  p.  24  Taf.  VI  2  und  4)  abgebildet  (*)  — 
und  ebendort  erwähnt  es  Winckelmann  {^).  Dann  kam  es  mit  der 
ganzen  mediceischen  Sammlung  nach  Florenz. 

Bei  einem  Besuch  im  «  Auditorium  des  Maecenas  »  wurde 
meine  Aufmerksamkeit  durch  zwei  Fragmente  eines  Hochreliefs 
gefesselt,  die  mir  die  grösste  stilistische  Verwandtschaft  mit  dem 
Florentiner  Relief  zu  haben  schienen.  Besonders  auffallend  war 
diese  Verwandtschaft  in  der  eigentümlichen  Wiedergabe  der  Ge- 
wandung; auch  hier  handelte  es  sich  um  sitzende  männliche  Fi- 
guren etwa  derselben  Grösse,  und  von  Aeusserlichkeiten  Hessen 
sich  zunächst  die  Strümpfe  und  reichverschnürten  Sandalen  der 
erhaltenen  Füsse  mit  denen  des  Florentiner  Reliefs  vergleichen  (^). 
Allmählich  stellte  sich  nicht  nur  heraus,  dass  die  Stücke  alle  in 
dem  gleichen  feinkörnigen  weissen  Marmor  gearbeitet  sind,  es 
liessen  sich  auch  noch  gewisse  Einzelheiten  in  der  technischen 
Ausführung  und  in  der  Zurichtung  der  Basen  und  des  Hinter- 
grundes vergleichen  —  kurz,  ich  wage  es  jetzt  mit  voller  Bestimmt- 
heit auszusprechen,  dass  diese  Fragmente  und,  was  sich  dann 
weiter  hinzufinden  liess  —  das  Resultat  zeigen  unsere  Tafeln  — , 
mit  dem  Florentiner  Relief  einst  eine  grosse  Composition  gebildet 
haben.  Ich  wurde  bei  dem  Herausfinden  der  Fragmente  aus  den 
wirren  Haufen  im  Auditorium  des  Maecen  auf  das  Tatkräftigste 
unterstützt  von  dem  scultore  Dardano  Bernardini,  der  sich  auch 
die  Zusammensetzung  der  Fragmente,  nachdem  sie  auf  Veranlass- 
ung des  Prof.  Gatti  in  das  städtische  Antiquarium  überführt  waren ^ 
angelegen  sein  liess.  Es  ist  mir  eine  Freude,  dem  unermüdlichen, 

(*)  Eine  der  beiden  Abbildungen  wiederholt  S.  Reinach  im  Repertoire 
de  la  statuaire,  II,  ST  S.  554  Nr.  7,  ohne  die  Uebereinstiramung  mit  dem 
Relief  zu  bemerken, 

(*)  Denkmale  III  9,  1 :  «  In  der  Villa  Medici  sieht  man  gleichfalls,  in 
halb  erhobener  Arbeit,  einen  cynischen  Philosophen  mit  dem  Brodsak  an  der 
linken  Seite  und  mit  einem  Stoke  in  der  Hand.  Wenn  auch  diese  Figur  den 
Diogenes  vorstellen  sollte,  so  müsste  er  in  seinen  jüngeren  Jahren  abgebildet 
sein,  in  der  Zeit,  wo  er  ganz  die  Lebensart  eines  Philosophen  führte;  wel- 
ches noch  mehr  aus  der  Flasche  erhellet,  die  am  Sake  befestigt  ist,  und  die 
er  wegwarf,  als  er  sah,  wie  ein  junger  Mensch  seine  flache  Hand  gleich 
einer  Schale  oder  Muschel  formte,  um  damit  zum  Trinken  Wasser  zu 
schöpfen  ». 

(3)  S.  die  Abbildung. 


ZERSTREUTE    FRAGMENTE    ROKMISCHER    RELIEFS  Ö 

geschickten  Alten  hier  meinen  besondern  Dank  auszusprechen.  Die 
ziisammeogefügteu  nnd  zum  Teil  ergänzten  Stücke  liaben  nun  in 
dem  fünften  Raum  des  neuen  Museums  auf  dem  Cello  in  einer  Reihe 


Fiff.  1. 


mit  einem  Abguss  des  Tlorentiner  Reliefs  eine  würdige  Aufstellung 
gefunden,  für  die  wir  der  Direction  ebenso,  wie  für  die  Erlaubnis 
der  Publikation,  verpflichtet  sind. 

Das  Florentiner  Relief  (Taf.  I  rechts)  ist  im  Ganzen  0,923  m. 
hoch,  0,99  m.  breit  und  0,25  m.  tief.  Das  Relief  ist,  mit  Rück- 


4  W.    AMELU.NG 

wand  gemessen,  0,295  m.,  die  Basis  0,085  m.  hoch.  Ergänzt  ist 
die  rechte  Seite  des  Hintergrundes  und  des  unteren  Randes,  die 
Nase,  der  äussere  Rand  des  Hutes  und  Teile  des  Gewandes. 

Das  auf  derselben  Tafel  links  abgebildete  Fragment  bat  fol- 
gende Masse:  H.  0,64  m.,  Br.  0,76  m.,  T.  unten  ohne  die  Bosse 
0,25  m.,  H.  des  Reliefs  mit  Rückwand  0,31  m.  H.  der  Basis  0,08  m. 
Es  ist  zusammengesetzt  aus  sieben  Fragmenten.  Die  Darstellung 
war  der  des  Florentiner  Reliefs  sehr  ähnlich,  dojch  hat  sich  nur 
der  Unterkörper  erhalten;  der  r.  Fuss  ist  sehr, hoch  aufgestellt; 
die  L.  liegt  halb  in  den  Mantel  gewickelt  und  nach  innen  geöff- 
net auf  dem  1.  Oberschenkel.  Es  fehlt  ausser  dem  Oberkörper  der 
1.  Fuss  und  der  Zipfel  des  sackartigen  Mantelbausches  rechts 
unten.  Rechts  hat  sich  an  der  Basis  Anschlusslläche  erhalten,  und 
zwar  ist  die  Nebenseite  etwas  nach  aussen  geneigt:  auch  ist  zu 
bemerken,  dass  diese  Ecke  hinten  im  Durchsclmitt  einen  spitzen 
Winkel  bildet.  Am  rechten  Ende  der  Vorderseite  der  Basis  be- 
merken wir  die  Hälfte  einer  Bosse,  an  der  Rückseite  unten  einen 
niedrigen  rauhen  Vorstoss  (H.  0,02  m.). 

Die  Composition  muss  noch  einen  Sitzenden  enthalten  haben, 
der  in  Massen  und  Haltung  mit  dem  eben  beschriebenen  fast 
vollständig  übereinstimmt.  Erhalten  ist  von  dieser  Figur  nur  ein 
Stück  aus  der  Mitte  des  Körpers  mit  der  Linken,  wie  dort,  auf 
dem  Oberschenkel  und  ein  Stück  der  Schultern.  Bernardini  hat 
beide  Fragmente  mittels  eines  Abgusses  des  schon  beschriebenen 
Fragmentes  zu  einer  koptlosen  Figur  ergänzt,  die  0,93  m.  an  Höhe 
und  0,31  m.  an  Tiefe  misst  (Taf.  II  rechts). 

Neben  diesem  Fragment  steht  eine  nach  links  gewendete 
Kuh.  Sie  ist  aug<' fünfzehn  Teilen  zusammengesetzt,  und  nur  an 
wenigen  Stellen  brauchte  man  mit  Gyps  zu  flicken.  Ergänzt  ist 
natürlich  die  Säule  unter  dem  Bauch.  Das  Tier  ist  liinten  0,78  m. 
hoch.  Die  Basis  hat  hinten  eine  Breite  von  1,04  m.,  vorne  von 
0,99  m. ;  die  beiden  Nebenseiten  convergieren  nach  vorne ;  ihre 
Höhe  misst  links  0,11  m.,  rechts  0,07  m.,  ihre  Tiefe  0,26-0,27  m., 
die  des  Reliefs  0,32  m.  An  der  Vorderseite  und  der  linken  Ne- 
benseite ist  in  der  Mitte  je  eine  runde  Bosse  stehen  gelassen; 
an  der  Rückseite  unten  wieder  der  niedrige  Vorstoss. 

Dieser  Kuh  entspricht  ein  nach  rechts  gewendeter  Stier 
(Taf.  III).  Von  ihm  haben    sich    neun    Fragmente   gefunden;  er- 


ZERSTREUTE    FRAGMENTE    ROEMISCHER    RELIEFS  5 

gänzt  sind  vor  Allem  Kopf,  Hals  und  Beine  (natürlich  auch  dio 
Stütze).  Von  der  Basis  ist  gerade  die  Mitte  mit  einer  runden  Bosse 
erhalten.  Die  Masse  entsprechen  denen  der  Kuh  (H.  der  Basis 
0,09  m.)('). 

Endlich  bleibt  noch  das  Fragment  eines  Mannes,  der  nacli 
rechts  auf  einem  sorgfältig  behaueneu  Würfel  mit  eingeschweiften 
Seiten  und  vorspringender  Oberfläche  sitzt ;  es  ist  aus  drei  Stücken 


Fig.  2. 


zusammengekommen.  H.  0,75  m.,  Br.  0,66  m.,  T.  der  Basis  unten 
rechts  0,25  m.,  H.  der  Basis  0,065  m.,  H.  des  Reliefs  mit  Rück- 
wand   0,28   m.   Links   ist   Anschlussfläche;    die   linke    Seite  der 


(*}  Ich  will  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  sich  auch  in  Madrid  unter 
den  Antiken  der  Königlichen  Sammlung  Kuh  und  Stier  in  Hochrelief  be- 
finden, die  Kuh  ebenfalls  nach  links,  der  Stier  nach  rechts  gewendet,  beide 
in  den  Massen  und  der  Art  der  Arbeit  den  römischen  merkwürdig  ähnlich ; 
sie  stammen  aus  San  Ildefonso,  also  wahrscheinlich  aus  der  Sammlung  der 
Königin  Christine  von  Schweden  und  aus  Rom  (Hübner,  Die  ant.  Bildw.  in 
Madrid  Nr.  335  u.  336;  yg\.  S.  12  ff).  Unsere  Abbildung  des  Stieres  nach 
Arndt  -  Amelung,  Einzelaufnahmen  Nr.  1698. 


W.    AMELUNG 


Platte  stieg  nicht  senkrecht  empor,  sondern  war  etwas  nach  aussen 
geneigt;  im  Durchschnitt  ergiebt  die  Ecke  links  unten  an  der 
Eückseite,  wo  sie  einzig  noch  messbar  ist,  einen  Winkel,  der 
«twas  kleiner  als  ein  rechter  ist.  Rechts  oben  ist  ein  Stück  Relief- 
grund erhalten,  das  in  derselben  eigentümlichen  Art  behandelt 
ist,  wie  der  Grund  des  Florentiner  Reliefs.  An  der  Rückseite 
uüten  wieder  ein  niedriger  rauher  Vorstoss  von  0,02  m.  Höhe. 
Der  Dargestellte  trägt  ein  gegürtetes  üntergewand  und  einen 
Mantel,  der  auf  der  rechten  Schulter  geknüpft  ist;  beide  Ge- 
wandstücke sind  aus  feinerem  Stoff,  als  die  der  erst  beschriebenen 
Fragmente. 

Darin,  wie  in  der  Art  des  Sitzes  —  dort  roher  Felsen,  hier 
behauener  Stein  —  giebt  sich  augenscheinlich  ein  bewusst  durch- 
geführter Gegensatz  zwischen  den  beiden  Seiten  der  Composition 
zu  erkennen :  rechts  sitzen  Vertreter  des  Landvolkes,  links  Be- 
wohner der  Stadt.  Dabei  ist  hervorzuheben,  dass  wir  an 
<i«ii  Figuren  nichts  von  römischem  Costüm  bemerken. 
Wegen  der  Strümpfe  vergleiche  man  die  Statue  eines  Jünglings 
aus  Tralles  (Archaeol.  Anzeiger  1902  S.  104;  Monuments  Piot 
1903  PL  IV),  für  Sandalen  und  Strümpfe  die  des  Sisyphos  I  in 
Delphi  [Bull,  de  corr.  hell,  1899  PL  24;  Fouilles  de  Delphes 
PL  LXV). 

Die  Anwesenheit  der  Tiere  —  bos  mas  und  bos  femina  — 
legt  den  Gedanken  nahe,  dass  in  der  Mitte  ein  Opfer  vor- 
bereitet wurde;  aber  wir  dürfen  nicht  übersehen,  dass  den  Tie- 
ren jeglicher  Schmuck  fehlt,  wie  er  zum  officiellen  Opferritual 
gehörte. 

Aus  den  angegebenen  Massen  ergiebt  sich,  dass  die  Figuren 
nicht  alle  gleich  gross  sind.  Der  links  Sitzende  entspricht  in  der 
Grösse  dem  Florentiner  Wanderer,  die  Andern  sind  grösser.  Das 
Befremdende  dieser  Massunterschiede  löst  sich,  sobald  wir  die  Fi- 
guren in  einen  Giebel  versetzen,  in  dem  notgedrungen  die  Figuren 
nach  den  Ecken  hin  kleiner  werden  müssen  als  in  der  Mitte.  Damit 
erklärt  sich  denn  auch  das  Aufwärtsblicken  des  Mannes  auf  dem 
Florentiner  Relief.  Wenn  der  obere  Rand  dieser  Platte  jetzt  wage- 
recht zugeschnitten  ist,  so  besagt  das  nichts  gegen  unsere  Annahme ; 
das  Stück  ist  sclion  vor  Jahrhunderten  zugerichtet  und  ergänzt 
worden.  Sehr  wohl  aber  stimmt  dazu  der  eigentümlich  unregelmäs- 


ZERSTREUTE   FRAGMEiNTE    ROEMISCHER    RKLIEFS  i 

sige  Schnitt  der  Nebenseiten,  soweit  er  sich  feststellen  Hess.  Man 
verschiente  dadurch  gewissermassen  die  einzelnen  Teile  an  einer 
so  exponierten  Stelle.  Der  Giebel  muss  erhebliche  Dimensionen 
gehabt  haben,  denn  zwischen  den  Tieren  können  wir  eine  Gruppe 
von  stehenden  Menschen  annehmen,  und  zwischen  der  Florentiner 
und  der  nächsten  Figur  ist  augenscheinlich  noch  eine  Gestalt  ein- 
zusetzen, da  der  Grössenunterschied  zwischen  beiden  zu  autfal- 
lend ist;  auch  fehlen  die  Eckfiguren.  Desto  begieriger  müssen  wir 
sein,  zu  erfahren,  ob  sich  niclit  das  Gebäude  bestimmen  lässt,  das 
solch  ein  ansehnlicher  Giebel  krönte. 

Die  römischen  Fragmente  konnte  ich  mit  Hülfe  des  alten 
Custoden  im  Auditorium  des  Maecen  in  einem  der  Verzeichnisse 
neugefundener  Antiken  im  Bullettino  comunale  identificieren.  In 
dem  Jahrgang  von  1886  werden  auf  S.  421  f.  unter  IV  1  folgende 
Fragmente  beschrieben :  Due  frammenti  di  grande  altorilievo ; 
Vuno  di  quesli  rappresentante  la  meiä  inferiore  di  personaggio 
militare  (zu  dieser  Bezeichnung  wird  die  Sandale  Anlass  gegeben 
haben),  seduta;  Valtro  la  metä  superiore  di  altro  personaggio 
militare,  acefala,  parimente  seduta.  Äppartengono  evident emente 
ad  un  grande  rilievo  slorico  (marmo  greco ;  alto  il  primo 
m.  0,64,  il  secondo  m.  0,74)...  Prouengono  da  scavi  fatli  in  via 
Labicana\  furono  acquistali  dalla  Commissione.  Si  conservano 
neirodeo  (eben  dem  Auditorium  des  Maecenas)  (^). 

Ausserdem  erfahren  wir  unter  Nr.  6,  dass  die  Commissione 
weitere  61  frammenti  di  statue  e  sculture  diverse,  die  ebenfalls 
von  der  via  Labicana  stammen,  erworben  habe,  und  dass  auch 
diese  im  Auditorium  aufbewahrt  werden. 

Wir  können  den  Ort  dieses  Fundes  genau  bestimmen.  In  dem 
nächsten  Jahrgang  des  Bullettino  berichtet   C.   L.  Visconti  auf 


(')  Nach  dem  Bullettino  «  sembra  appartenere  allo  stesso  rilievo  anche 
il  frammento  seguente  ^,  das  so  beschrieben  wird:  «  Parte  di  figura  di  Ci- 
taredo  in  profilo,  con  lunga  tunica  manicata,  in  atto  di  suonare  la  lira, 
che  porta  appesa  dinanzi.  Vi  rimane,  oltre  il  braccio,  parte  del  petto  e 
parte  della  lira  (marmo  greco;  alto  m.  0,42)  ».  Ich  habe  dies  Fragment  im 
Auditorium  aufgefunden,  halte  aber  seine  Zugehörigkeit  zu  dem  Relief  für 
ausgeschlossen.  Der  Stil  ist  ganz  verschieden,  und  zudem  hat  das  Fragment, 
da  die  Lyra  auf  beiden  Seiten  ausgearbeitet  ist,  augenscheinlich  zu  einer 
Rundfigur  gehört. 


8  W.    AMELUNG 

S.  132:  «  Nella  occasione  dei  grandi  lavori  pernuove  costruzioni^ 
che  si  fanno  lungo  la  parte  interna  della  via  Labicana,  sotto 
gll  avann  delle  terme  di  Tito,  alla  diüanm  di  circa  100  metri 
dalla  chiesa  dei  ss.  Pietro  e  Marcellino,  la  nostra  Commissione 
per  cura  dei  suo  ispettore  sig.  Giacomo  Marsuzi,  aveva  avvertito 
la  esistenza  di  uno  di  que'  muri  edificati  nei  passati  secoli  a 
forsa  di  rottami  di  antiche  sculture\  ed  avea  giä  fatto  acquislo 
di  alcuni  oggetli  provenienti  da  quel  luogo  ». 

Ans  dem  weiteren  Bericht  ergeben  sich  als  besonders  be- 
zeichnende Funde  der  neuen  Nachforschungen  fünf  Köpfe  der  Isis, 
ein  Kopf  des  Sarapis  und  ein  Kopf  einer  aegyptischen  Prinzessin 
{Bull.  com.  1897  S.  118  Taf.  VIII;  vgl.  ebenda  S.  136  Anm.  3), 
d.  h.  Funde,  die  uns  mit  Bestimmtheit  auf  das  Heiligtum  der 
Isis  weisen,  das  dieser  Region  den  Namen  gegeben  hat  (').  Im 
Einklang  mit  dem  Bericht  Viscontis  setzt  Lanciani  auf  dem  30. 
Blatt  seiner  Forma  Urbis  Romae  die  Fundstelle  gleich  nördlich 
über  dem  östlichen  Teil  der  Via  Labicana  an. 

An  jenem  Ort  muss  also  vor  Jahrhunderten  auch  das  Floren- 
tiner Relief  zu  Tage  gekommen  sein;  wir  erfahren  über  reichliche 
Sculpturenfunde  in  eben  jener  Gegend  aus  den  Memorie  des 
P.  S.  Bartoli  1  (bei  Fea,  Miscellanea  I  S.  CCXXII)  {^). 

Man  hat  diese  Funde  mit  dem  Forum  des  Stadtpräfecten 
Petronius  Maximus  in  Zusammenhang  gebracht  und  angenommen, 
der  Bau  sei  etwa  nach  dem  Erdbeben  vom  Jahre  442  n.  Chr. 
mit  allerlei  zusammengeraubten  Kunstwerken  ausgestattet  worden. 
Es  lässt  sich  gewiss  nicht  läugnen,  dass  auch  unser  Giebel  nach 
dem  Wenigen,  was  wir  von  seiner  Darstellung  erraten  können,  für 
das  Eingangstor  eines  Forums  wohl  zu  passen  scheint ;  aber  man 
müsste  eben  auch  hier  annehmen,  dass  die  Giebelfiguren  ehemals 
zur  Ausstattung  eines  anderen  Forums  gehört  hätten,  denn  es  be- 
darf keines  weiteren  Beweises,  dass  diese  Sculpturen  nicht  im  5. 
Jahrhundert  n.  Chr.  gearbeitet  sind. 


(»)  Vgl.  Jord:m-Hülsen,  Topographie  I  3  S.  304  f. 

(•)  Man  vergleiche  auch  die  verschiedenen  Angaben  auf  dem  citierten 
Blatt  von  Lancianis  FÜR,  doch  handelt  es  sich  hier  in  den  meisten  Fällen 
nur  um  die  erteilten  Licenzen  für  Ausgrabungen,  von  denen  man  nicht  weiss, 
ob  sie  jemals  ausgeführt  wurden. 


ZERSTREUTE    FRAGMENTE    ROEMISCHER    RELIEFS  if 

Nicht  weit  entfernt  lag  das  tem'plum  Isidls,  auf  das  wir  schon 
durch  die  neuen  Funde  gewiesen  wurden  (^).  Zunächst  stösst  uns 
auch  da  eine  chronologische  Schwierigkeit  auf.  Wir  erfahren  durch 
das  bekannte  Relief  aus  dem  Grab  der  Haterier,  dass  ein  Hei- 
ligtum der  Isis  an  jener  Stelle  bereits  gegen  Ende  des  2.  Jahr- 
hunderts bestand.  Andrerseits  wissen  wir,  dass  der  Cult  der  aegyp- 
tischen  Gottheiten  innerhalb  des  Pomeriums  erst  unter  Caracalla 
officiell  gestattet  wurde  (^).  Deshalb  werden  wir  kaum  annehmen 
dürfen,  Isis  habe  vor  dieser  Zeit  hier  einen  grossen,  prächtig 
ausgestatteten  Tempel  besessen.  Die  Sculpturen  unseres  Giebels 
aber  stammen  zweifellos  aus  einer  Zeit  vor  der  Regierung  des 
Caracalla.  Und  das  ist  nicht  die  einzige  Schwierigkeit:  Kuh 
und  Stier  mögen  irgend  eine  Beziehung  zu  Isis  und  Sarapis  ge- 
habt haben;  was  aber  sollen  die  zuschauenden  Stadtleute  und 
Bauern  und  ihre  absichtliche  Gegenüberstellung? 

So  werden  wir  wieder  auf  das  Forum  des  Petronius  gewiesen, 
ohne  zu  sicheren  Schlüssen  zu  kommen,  und  es  bleibt  am  Ende 
nur  die  Hoffnung,  diese  Fragen  einst  durch  spätere  Grabungen 
und  Funde  erledigt  zu  sehen. 

Ich  sagte:  die  Fragmente  stammen  zweifellos  aus  der  Zeit 
vor  Caracalla.  Lässt  sich  ihre  Zeit  näher  bestimmen?  In  meinem 
«  Führer  »  habe  ich  das  Florentiner  Relief  für  die  Copie  eines 
hellenistischen  Werkes  erklärt.  Nachdem  sich  herausgestellt  hat, 
dass  es  aus  einem  Giebel  stammt,  kann  diese  Ansicht  nicht  mehr 
für  wahrscheinlich  gelten.  Die  Römer  haben  Giebelgruppen  ge- 
raubt, aber  gewiss  nicht  copieren  lassen,  und  für  hellenistische 
Originale  wird  die  gesammelten  Fragmente  Niemand  halten  wol- 
len. Wenn  wir  also  annehmen  müssen,  der  Giebel  sei  die  Schöpf- 
ung eines  Bildhauers  der  Kaiserzeit  gewesen,  so  werden  wir  doch 
daran  festhalten,  dass  dieser  Künstler  sich  durchaus  an  helleni- 
stische Vorbilder  angelehnt  habe,  wenigstens  in  den  menschlichen 
Figuren,  während  die  Tiere  durch  einen  einfacheren,  nüchterneren 


(^)  Lanciani  setzt  in  dieser  Gegend  noch  den  ludus  magnus  und  frage- 
weise die  porta  Querquetulana  an.  Ueber  die  Lage  des  ludus  vgl.  Jordan- 
Hülsen  a.  a.  0.  S.  299  Anm.  36,  über  die  jener  porta  Jordan,  1 1  S.  225  if. 

(2)  Gilbert,  Geschichte  u.  Topographie  d.  St.  Rom  III  S.  110  flf.;  Wis- 
sowa,  Cultus  der  Eömer  S.  292  ff. 


10  W.  AMELUiNG,    ZERSTREUTE   FRAGMENTE    ROEMISCHER  RELIEFS 

Stil  dagegen  abstechen.  Jenes  Anlehnen  an  hellenistische  Art 
erinnert  uns  an  die  Kesultate  unserer  Untersuchung  über  die 
zerstreuten  Reste  der  Gigantoraachie  (1905  S.  121  if.).  Wenn  wir 
diese  zum  Vergleich  heranziehen,  so  kann  kein  Zweifel  bleiben, 
dass  wir  die  Giebelfragmente  früher  datieren  müssen;  auch  ver- 
gleiche man  die  derberen  Tierbilder  auf  trajanischen  Reliefs,  be- 
sonders die  Opfertiere  auf  den  Schranken  der  Rostra.  Am  ehesten 
wird  die  Regierungszeit  des  Titus  oder  Domitian  in  Frage 
kommen. 

W.  Amelung. 


NACHTRAEGLICHE  BEMERKUNGEN 
ZUM  ALEXANDERMOSAIK 


Nach  dem  Erscheinen  der  «  Bemerkungen  zum  Alexander- 
mosaik "  in  dieser  Zeitschrift  1907  kS.  25  sind  mir  noch  einige 
Beobachtungen  eingefallen  oder  mitgeteilt  worden,  die  ich,  nament- 
lich zur  Berücksichtigung  für  die  in  Aussicht  gestellte  grosse  Pu- 
blikation in  den  Denkmälern  der  Malerei,  vorlegen  möchte. 

Die  Frage  ob  das  Mosaik  in  Pompei  angefertigt  sei  oder 
nicht,  glaubte  ich  aufgrund  der  Missverständnisse,  der  Restau- 
rierungen und  Ergänzungen  zu  Gunsten  der  Adler'  sehen  Hypo- 
these entsclieiden  zu  können.  Einen  weiteren  sehr  gewichtigen 
Grund  dafür,  dass  das  Mosaik  ausserhalb  gekauft  und  dann  nach 
Pompei  geschafft  wurde,  gab  mir  H.  Winnefeld  an  die  Hand.  Man 
versteht  nämlich  absolut  nicht,  warum  im  Falle  der  Herstellung 
in  Pompei  und  zwar  in  dem  dafür  bestimmten  Zimmer  der  casa 
del  Fauno,  der  Künstler  sich  nicht  so  eingerichtet  hat,  dass  das 
Mosaik  wirklich  in  der  Grösse  passte.  Denn  der  graubraune  breite 
Streifen,  der  zwischen  die  äussere  Einfassung  und  den  unteren  Rand 
des  Schlachtfeldes  geschoben  ist,  kann  doch  unmöglich  aus  künst- 
lerischen Rücksichten  hier  angebracht  sein.  Also  war  das  Mosaik 
in  der  Höhe  für  das  Zimmer  nicht  geeignet  und  wurde  in  schmuck- 
loser Weise  vergrössert;  höchstens  könnte  man  noch  annehmen, 
dass  auch  der  untere  Rand  so  erheblich  beschädigt  war,  wie  der 
obere,  und  in  radikaler  Weise  durch  den  grossen  Streifen  ausge- 
bessert wurde.  Auch  dann  würde  man  zur  Annahme  der  Herstel- 
lung ausserhalb  Pompeis  gelangen. 

Auf  Seite  31  des  genannten  Aufsatzes  hatte  ich  geschrieben 
«  unerklärlich  ist  ein  dunkler  Fleck  hinter  der  Hand  des  Fahnen- 
trägers ;  am  ersten  möglich  erschien  mir  bei  längerer  Beobachtung, 
dass  es  ein  griecliischer  Helm  sei,  wie  der  des  Griechen,  der  von 


12  E.    FERMCE 

vorn  gesehen  links  vor  des  Daiius  rechter  Hand  erscheint.  Dann 
würde  also  noch  weiter  rechts,  als  Körte  annimmt,  ein  Grieche 
vorgedrungen  sein  und  damit  die  ganze  Auffassung  der  Komposi- 
tion vielleicht  eine  andere  werden  ».  Ich  glaube,  dass  für  die  in 
diesem  Satz  aufgestellte  Behauptung  jetzt  eine  neue  Stütze  ange- 
führt werden  kann.  G.  Köi-te  hatte  auf  S.  8  seines  Aufsatzes  (in 
dieser  Zeitschrift  1907)  sehr  richtig  festgestellt,  dass  die  Wut  des 
Angriffs  drei  makedonische  Kitter  über  den  König  hinaus  fortge- 
rissen hat.  «  Helm  und  wehenden  Busch  des  einen  bemerken  wir 
gleich  rechts  von  Alexanders  Pferd;  sein  Gesicht,  das  leider  zer- 
stört ist,  war  fast  in  Vorderansicht  dargestellt:  er  warf  einen 
schuellen  Blick  im  Vorwärtsjagen  auf  die  Gruppe  im  Vordergrund 
des  Bildes,  ebenso  wie  sein  schwergerüsteter  Genosse  rechts  neben 
dem  Perser  mit  dem  gezückten  Schwert;  von  dem  dritten,  noch 
etwas  weiter  rechts,  wird  nur  der  Helm  sichtbar  » .  Nun  ist  über 
dem  linken  Arm  des  Wagenlenkers,  von  dem  Bogenende  des  Darius 
überschnitten,  deutlich,  und  wie  mir  scheint,  unbestreitbar,  der 
Helmbusch  eines  weiteren  makedonischen  Reiters  zu  erkennen, 
von  dem  man  sonst  nichts  weiter  sieht  (^).  Wenn  also  hier  ein  Ma- 
kedon e  war,  ist  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  dass  auch 
noch  weiter  rechts  ein  Makedone,  wie  ich  ihn  in  dem  dunklen 
Fleck  vermutet  habe,  gewesen  ist,  und  wenn  das  stimmt,  ist 
überhaupt  die  ganze  Komposition  des  Mosaiks  bisher  nicht  richtig^ 
verstanden  worden. 

Als  einen  erheblichen  Fehler  gegen  die  historische  Treue  in 
der  Wiedergabe  des  Details  bezeichnet  Körte  S.  14,  dass  der 
Künstler  «  den  Persern  die  lange  makedonische  Lanze  gegeben 
hat,  ohne  Zweifet  gegen  die  historische  Wahrheit,  denn  soweit 
wir  zu  erkennen  vermögen,  führten  sie  in  Wirklichkeit  einen  oder 
zwei  stärkere,  abei*  kürzere  Spiesse,  die  zum  Fern-  wie  zum  Nahe- 
kampf gebraucht  wurden.  Einen  solchen  hat  nur  der  abgesessene 
Reiter  im  Vordergrunde,  wohl  nur  deshalb,  weil  die  lange  Lanze 
an  dieser  Stelle  ebenso  störend  gewirkt  hätte,  wie  bei  den  flie- 
henden gut  und  eindrucksvoll  » .  Also  der  Künstler  kannte  zwar  die 


('}  Diese  Beobachtung  wurde  von  Herrn  stud.  phil.  Odensass  bei  der 
Interpretation  des  Mosaiks  in  den  archäologischen  üebungen  zu  Greifswald 
gemacht. 


ZUM    ALEXANDERMOSAIK  13 

persische  Bewaffnung,  hätte  aber  aus  Rücksicht  auf  die  Wirkung 
iler  eiligen  Flucht  der  Perser  diese  mit  makedonischen  Lanzen 
ausgestattet,  so  dass  er  jeden  antiken  Beschauer  damit  in  die  Irre 
führte.  Furtwängler  hat,  wie  ich  dem  Aufsatz  von  Körte  entnehme, 
die  bis  in  das  geringste  Detail  gehende  historische  Treue  des  in 
dem  Mosaik  kopierten  Gemäldes  gerühmt,  Körte  lässt  das  Mo- 
saik nicht  als  Dokument  für  Tracht  und  Bewaffnung  der  Ale- 
xanderzeit gelten.  Aber  von  den  in  Frage  stehenden  langen  Lanzen 
abgesehen,  ist  dem  Künstler  nur  der  Irrtum  untergelaufen,  dass 
ein  persischer  Reiter  ein  grades  zweischneidiges  Schwert  führt, 
statt  eines  krummen  Säbels,  wie  ein  solcher  auf  der  rechten,  der 
persischen,  Seite  auch  am  Boden  liegt,  und  weiter,  dass  «  weder 
der  König,  noch  einer  der  Reiter  den  charakteristischen  persischen 
üeberwurf  mit  Aermeln,  den  xdvSvg  »  trägt  und  «  nur  ein  Reiter 
einen  Panzer,  während  die  schwere  Rüstung  der  persischen  Rei- 
terei ausdrücklich  hervorgehoben  wird  ».  Von  der  persischen  Rei- 
terei sieht  man  doch  überhaupt  nichts,  ausser  den  zwei  Köpfen 
hinter  dem  sogenannten  Oxathres,  zu  deren  einem  das  erwähnte 
grade  Schwert  gehört,  alle  übrigen  Perser  rechts  und  links  vom 
Wagen  des  Königs  gehören  zu  dessen  nächster  Umgebung,  und  es 
führt  von  ihnen  kaum  einer  eine  Waffe,  sie  beteiligen  sich  am 
eigentlichen  Kampf  überhaupt  nicht  und  werden  sich  daher  haben 
tragen  können,  wie  sie  wollten.  Und  wenn  man  gegenüber  dem 
fehlenden  xccvSvg  allein  einmal  erwägt,  wie  unglaublich  genau  der 
persische  Königswagen  dargestellt  ist,  an  dem  nichts  auszusetzen 
ist,  so  wird  man  dem  Künstler  doch  wohl  eine  genaue  Wieder- 
gabe und  eine  bessere  Kenntnis  der  persischen  Gewohnheiten  nicht 
absprechen  können,  als  sie  uns  aufgrund  unserer  persönlichen 
Ueberlieferung  beschieden  ist.  Daher  glaube  ich,  dass  die  langen 
Lanzen  auch  Makedonenlanzen  sind,  und  die  sie  trugen,  Make- 
donen,  und  hierfür  führe  ich  eben  den  Helmbusch  und  den  Kopf 
hinter  dem  Standartenträger  an.  Warum  hat  denn  der  einzige 
deutlich  sichtbare  und  sicher  zur  persischen  Reiterei  gehörende 
Perser  nicht  die  den  vermeintlichen  Persern  eignende  lange  Lanze, 
sondern    das  kurze  Schwert? 

Darius  ist  in  der  höchsten  Gefahr,  umzingelt  zu  werden. 
König  Alexander  hat  eine  Schwadron  von  makedonischen  Reitern 
detachirt,  um  eine  Umgehung  zu  machen,  während  er  zugleich  in 


14  E.    PERNICE,    ZUM    ALEXANDERMOSAIK 

der  Front  angreift.  Das  Gemälde  schildert  uns  den  Augenblick, 
wo  die  umgehende  Abteilung  einschwenkt,  um  über  die  Perser 
herzufallen.  Dies  Manöver  deutet,  wie  ich  glaube,  sogar  der  Künst- 
ler an,  indem  er  die  Lanzen  ganz  rechts  anders  stellt,  als  die 
anderen.  So  ist  Darius  von  zwei  Seiten  aufs  höchste  bedroht,  und 
seine  Lage  kann  überhaupt  nicht  kritischer  sein.  Es  ist  gewiss 
nicht  allein  der  Tod  des  sogenannten  Oxathres,  der  die  beiden 
Perser  des  Gefolges  im  Hintergrunde  zu  so  lebhaften  Gestikulatio- 
nen mit  den  Händen  veranlasst,  sondern  ebenso  sehr  die  Gefähr- 
dung ihrer  Sicherheit  von  der  Flanke  her,  und  es  scheint  mir 
völlig  sicher,  dass  das  Streben  des  Wagens  und  der  umgebenden 
Perser  schräg  aus  dem  Bilde  auf  den  Beschauer  zu,  ebenfalls  nur 
aus  der  beabsichtigten  Situation  heraus  entwickelt  ist,  denn  es  ist 
die  einzige  Richtung,  nach  der  der  König  Darius  überhaupt  noch 
fliehen  kann. 

Wenn  die  hier  über  die  Komposition  des  Mosaiks  vorgetra- 
gene Ansicht  das  Richtige  trifft,  ist  zu  überlegen,  ob  wir  dem 
Mosaik  nicht  auch  als  historischem  Denkmal  eine  besondere  Be- 
deutung zuerkennen  müssen.  Denn  das  dargestellte  Umgehungsma- 
növer nur  aus  künstlerischen  Motiven  vorgetragen  sehen  zu  wollen, 
scheint  mir  unmöglich.  Es  muss  in  der  Schlacht,  wie  ich  meine, 
in  der  von  Issos,  eine  Schwenkung  berühmt  gewesen  sein,  die  ein 
Detachement  des  grossen  Königs  machte,  um  Darius  in  die  höchste 
Gefalir  zu  bringen  —  so  wie  aus  unseren  grossen  Kriegen  ein- 
zelne Waffentaten  noch  heute  in  aller  Munde  sind  und  charakte- 
ristisch dargestellt  werden.  Es  wird  schwerlich  eine  Legende  sein, 
die  der  Künstler  hier  bildlich  wiedergab,  sondern  wirklich  ein 
Reiterstück,  das  *  Alexander  dem  Grossen  zu  seinem  durchschla- 
genden Erfolge  verhalf. 

Dass  durch  diese  neue  Deutung  der  künstlerische  Wert  de& 
Mosaiks  als  Komposition  irgendwie  beeinträchtigt  würde,  wird  man 
schwerlich  behaupten  wollen. 

Greifswald.  Erich  Pernice. 


DÜE    RILIEVI    AMITEßNINI 

(con   tav.   IV) 


I. 

Sin  dal  1879,  in  occasione  dei  lavori  per  la  costruzione  della 
nuova  strada  provinciale  detta  Amiternina,  fra  i  villaggi  di  Preturo 
e  S.  Vittohno  (Ämilernum)  ed  in  prossimitä  del  tramite  dell'antica 
Via  Caecilia,  tornö  alFaprico  un  bassorilievo  rappresentante  un 
corteo  funebre,  che  certamente  aveva  fatto  parte  di  un  monumento 
che  fiancheggiava  ed  ornava  la  detta  strada  ('). 

Tale  rilievo  richiamö  subito  l'attenzione  dei  dotti  per  la  sua 
raritä,  ed  il  eh.  prof.  Hülsen  dopo  aver  esaminato  1' originale  ad 
Aquila  nel  1889,  ne  fece  una  descrizione  su  queste  Mitteilungen 
fin  dal  1890  (pag.  72),  avendo  anche  cura  di  offrirne  un  piccolo 
disegno  favoritogli  dal  dott.  F.  Winter. 

Dopo  quanto  egli  ne  scrisse,  non  sarei  tornato  su  tale  opera 
d'arte  in  queste  stesse  colonne  se  non  vi  fossi  costretto  per  illu- 
strare  un  altro  rilievo  amiternino  di  cui  nessuno  si  e  occupato,  e 
che  invece  mi  ha  colpito  per  la  sua  importanza,  il  quäle  con  quelle 
del  corteo  funebre  ha  molti  punti  di  contatto  sia  per  epoca  che 
per  arte  e  soggetto  scenico.  E  per  gli  opportuni  raffronti  e  con- 
fronti  stimo  utile  dare  di  ambedue  una  riproduzione  in  fotografia, 

[})  Vedi  Notizie  degli  scavi,  1879,  p.  145.  —  Insieme  a  questo  rilievo 
ed  a  parecchie  iscrizioni  (v.  C.  L  L.  IX.  4454.  4458-4460.  4465-4467.  4471- 
4480.  4480  a.  4481.  4482.  4486.  4487.  4491a:  ricordanti  piü  volte  le  fami- 
glie  Peducaea  ed  Apisia)  la  cui  paleografia  ben  converrebbe  alla  fine  della 
repubblica  o  al  regno  di  Augusto,  si  rinvenne  pure  un'altra  scultura  au- 
ch'essa  interessante  per  la  scena  che  rappresenta,  cioe  un  certame  fra  due 
lancearii,  seguito  ognuno  da  valletto  recante  due  lance  di  ricambio,  di  cui 
mi  riserbo  occuparmi  in  separate  lavoro. 


16  N.    PERSICHETTl 

affinche  gli  studiosi  esamioandoli  possano  vie  nieglio  rilevarne  i 
particolari. 

Del  corteo  funebre  scrisse  1'  Hülsen  nelle  Mitteilungen,  1.  c: 
«  Vi  si  vede  il  corteo  funebre,  probabilmente  di  qiialche  magi- 
strato  municipale :  precedono  i  siionatori,  tibicines,  cornicines, 
tubicines,  poi  diie  praeßcae  con  i  capelli  sciolti,  battendosi  il  petto 
con  le  mani  (^).  Nel  raezzo  viene  il  corpo  del  defunto,  adagiato 
sopra  un  letto  sontuosamente  decorato:  lo  sgabello  sotto  il  letto, 
come  ancbe  V  oggetto  posto  siül'  orlo  superiore  del  tappeto  steso 
dietro  il  corpo  —  oggetto  che  sembra  essere  iina  copertura  di  capo, 
ma  non  si  puö  chiamare  ne  püleus,  ne  apex  —  forse  sono  attri- 
buti  di  qualche  dignitä  municipale.  Depo  il  feretro,  i  membri  della 
famiglia  —  per  la  maggior  parte  donne,  tranne  la  prima  figura 
della  striscia  superiore  —  seguono  con  atti  lugubri.  La  prima 
tigura  della  striscia  di  mezzo  tiene  nella  sinistra  un  arnese  poco 
distiüguibile,  che  ha  la  forma  di  un  foglio  o  ventaglio  « . 

A  questa  chiara  ed  esatta  illustrazione  mi  permetto  aggiun- 
gere  qualche  nuovo  dettaglio.  La  mia  attenzione  e  stata  riehia- 
mata  precipuamente  dalle  seguenti  cinque  figure :  il  primo  suona- 
tore  della  striscia  superiore;  la  prima  persona  della  stessa  striscia 
dopo  il  feretro;  la  prima  persona  pure  seguente  il  feretro  della 
striscia  intermedia;  1' ultima  persona  e  quella  precedente  i  necro- 
fori  nella  striscia  inferiore;  ed  infine  la  salma. 

II  succennato  primo  suonatore  che  dall' Hülsen  e  ritenuto  per 
un  tubicen  (^),  a  me  sembra  propriamente  un  siticen :  e  lo  rilevo 


(1)  Merita  essere  rilevata  la  presenza  di  tali  praeficae  in  una  rappre- 
sentazione  del  primo  secolo  a.  C,  mentre  il  Marquardt  {Privatleben,  I,  p.  352; 
asserisce  essere  sparito  tal  costume  fin  dall'epoca  delle  guerre  puniche. 

(■)  «  lo  ritengo  »  (dice  lo  Hülsen)  per  un  tubicen  il  primo  suonatore 
nella  striscia  superiore,  sebbene  Tistrumento  col  quäle  egli  h  rappresentato 
secondo  la  terminologia  dei  moderni  si  avrebbe  a  chiamare  lituus.  Gli  autori 
recenti,  come  anche  il  signor  v.  Jan  nel  suo  meritevole  articolo  presso  Bau- 
meister, Denkmäler,  HI,  pp.  1656-1662,  sostengono  che  la  tuba  romana  con- 
sistesse  in  un  cilindro  ritto  di  bronzo,  ed  in  cio  difFerisce  dal  lituo,  curvo 
neH'estremitä  a  guisa  della  bacchetta  degli  auguri.  Ma  le  imagini  della  tuba 
«itate  dallo  Jan  si  riferiscono  alla  greca  aüXuiy^  tranne  una  che  rappresenta 
un  funerale  romano  (Baumeister  Denkmäler,  I,  p.  309,  fig.  325,  da  Clarac,  154, 
232)  :  e  quest'ultimo,  come  hanno  rilevato  i  sigg.  Reinach  e  von  Duhn 
{Jahrbuch  des  Instituts,  III,  1888,  p.  370)  e  una  imitazione  moderna  del  se- 


DUE    RILIEVI    AMITERNINI  17 

dalla  forma  della  tromba  a  ciü  si  da  fiato  per  un  foro  laterale 
liiDgo  la  Costa  del  cilindro  e  non  giä  da  bocchino  all'apice  di 
€sso  (^).  Le  sei  persone  che  seguono  il  feretro  sono  donne,  com- 
presa  la  prima,  e  ciö  appare  palese  dalle  chiome  lunghe  e  disciolte 
che  hanno  le  prime  quattro,  mentre  le  ultimo  due  hanno  le  chiome 
raccolte  e  legate  in  nodo  dietro  la  nuca.  A  me  sembra  che  le 
prime  tre  rappresentiiio  la  consorte  e  le  due  figlie  del  defunto  che, 
in  atteggiamento  di  dolore,  si  stringono  addosso  all'  infelice  madre. 


■colo  XVI.  lo  quindi  credo  giusta  l'opinione  del  Mommsen  {Staatsrecht,  3, 
p.  287,  not.  3;  p.  386)  che  lituus  e  tuba  siano  identici  nella  forma  esterna 
■e  nell'uso :  se  vi  fu  una  differeiiza,  deve  essere  stata  tale  da  non  riconoscersi 
oelle  rappresentanze   figurate  ». 

(»)  II  particolare  del  foro  sulla  costa  del  cilindro  invece  del  bocchino 
alla  sua  estremitä  diritta,  da  me  potuto  esattamente  rilevare  sull'originale,  rai 
«pinge  a  ritenere  che  Tistrumento  sia  appunto  la  tuha  speciale  adoperata 
nei  funerali  e  suonata  clai  siticines.  Non  si  sa  il  nome  nh  la  forma  di  tale 
tuba:  si  sa  solo  che  differiva  sia  da  un  lituus  che  da  una  bucina  e  da  una 
tuba  coraune ;  poiche,  come  ci  fa  conoscere  Gellio  (20,  2),  i  siticines  usavano 
una  specie  tutta  particolare  di  tromba  e  aiFatto  diversa  dalle  altre.  Bene 
quindi  questa  diversitä  poteva  consistere  —  come  mostra  il  rilievo  in  di- 
corso  —  nella  posizione  del  foro  laterale:  particolare  del  resto  non  nuovo 
negli  antichi  istrumenti  musicali,  riscontrandosi  anche  nelle  trombe  celtiche 
trovate  inirlanda  (Sophus  Müller,  Urgeschichte  Europas,  p.  137,  da  I.  Evans, 
L'age  du  Bronze,  Paris  1882,  pp.  385-392).  Tale  modifica  doveva  avere  una 
ragione  acustica  e  cioh  di  comunicare  all'onda  sonora  una  tonalitä  speciale. 
Se  e  ,incerto  che  la  tuba  per  forma  esterna  e  per  uso  diflPerisca  dal  lituus, 
non  e  dubhio,  secondo  me,  che  avessero  suoni  distinti.  Lo  mostra  chiaro 
Orazio  col  «  lituo  tubae  permixtus  sonitus  {Carmin.,  1,  1,  23)  »  e  piii 
ancora  Lucano:  u  Stridor  lituum  clangorque  tubarum  Non  pia  concinuit 
^um  rauco  classim  cornu  {Phars.I,2S7)n,  E  se  i  poeti  latini  parlano  pro- 
miscuamente  di  clangor,  Stridor  o  di  raucitas  tubarum  si  deve  intendere 
<;he  in  tali  passi  essi  adoperano  la  parola  tuba  in  senso  generico  per  signi- 
ficare  ora  l'una  ora  l'altra  specie  di  tromba,  e  non  in  senso  specifico  per  in- 
dicare  la  tuba  propriamente  detta  dal  suono  pieno  e  sonoro,  piü  forte  del 
suono  acuto  e  stridente  del  lituus  e  piü  debole  di  quello  cupo  e  profondo 
del  cornus.  Cosicch^  non  mi  sembra  improbabile  che  la  tromba  dei  siti- 
<;ines  avesse  un  suono  o  intermedio  fra  quello  della  tuba  e  del  lituus,  ov- 
vero  anche  piü  dolce  di  quest'ultimo,  al  quäle  scopo  era  adatto  il  foro  late- 
rale e  la  maggiore  lunghezza  (Ovid.  Amor.  II,  6,  6),  che  potevano  contri- 
buire  a  rendere  il  suono  piü  debole,  quasi  flebile  e  lacrimevole  (Stat.  Theb. 
V,  120)  come  si  addiceva  ad  una  cerimonia  di  mestizia. 

•     2 


18  N.    PERSICHETTI 

L'oggetto  che  reca  in  mano  la  prima  figiira  della  seconda 
striscia  nella  parte  posteriore  del  feretro,  come  giiistamente  osserva 
lo  stesso  Hülsen  non  si  distingue  precisamente,  ma  a  me,  da  accu- 
rato  esame  sul  vero,  pare  piuttosto  che  un  foglio  o  im  ventaglio,  sia 
ima  lancia  con  cuspide  iiscia.  Invero  la  sua  forma  e  la  seguente : 


UjJ 

Fig.  1. 

Notevoli  ancora  sono  due  altre  figm'e  e  cioe  quella  che,  volta 
di  tergo  ai  tibicines,  poggia  il  braccio  sinistro  sul  fianco,  e  con  la 
mano  destra  regge  la  punta  di  una  delle  stanghe  della  bara,  che  e  il 
direttore  del  corteo  [designator),  e  1' ultima  figura  della  stessa  stri- 
scia recante  coUa  destra  un  vaso  di  unguenti  per  ungere  il  cadavere 
prima  di  porlo  sul  rogo,  e  con  la  sinistra  tenente  un  fascio  di  vir- 
gulti  che  gli  ricadono  sulla  spalla,  il  quäle  forse  era  il  pollinctor. 

La  persona  piü  rimarchevole  e  il  defunto.  Esso  giace  su  ele- 
gante feretro  {lectus  funebris);  ha  la  testa  ornata  di  Corona  di 
foglie  fine  ed  aguzze  che  bene  si  distinguono  come  foglie  di  lauro ; 
su  due  cuscini  poggia  il  braccio  sinistro,  con  la  cui  mano  sostiene 
il  capo,  mentre  con  la  mano  destra  stringe  un  bastone  (vitis  o 
baculum).  L'oggetto  posto  sul  baldacchino  ornato  di  stelle  e  di 
mezzaluna  (probabilmente  segni  simbolici),  per  quanto  non  chiaro 
perche  nascosto  da  calce  secca  rappresa,  sembra  un  elmo  (apea) 
con  visiera  e  calotta  a  quattro  costole. 

Ora,  la  Corona  di  lauro,  il  bastone  di  comando,  l'elmo  e  la 
lancia  dimostrano  trattarsi  di  un  insigne  comandante  di  milizie, 
a  cui  ben  si  addiceva  un  funerale  cosi  sontuoso. 

TL 

Venendo  ora  all'altro  bassorilievo,  rimasto  sinora  negletto,  e 
bene,  prima  di  darne  la  descrizione,  spendere  qualche  parola  sulla 
sua  ubicazione. 

Sülle  falde  della  catena  di  montagne  brülle  che  sovrasta 
il   villaggio   di    Pizzoli  —  facente   pur   parte  dell'esteso   ager 


DUE    RILIEVI    AMITERNINI 


19 


vrapposti    gli 


Amiterniaiis  —  e  precisamente  a  cavaliere  della  frazione  deno- 
minata  Mercato,  evvi  un'antica  chiesa  parrocchiale,  dedicata  a 
S.  Stefano,  che,  in  linea  retta,  dista  circa  due  chilometri  e  mezzo 
dal  luogo  ove  sorgeva  l'antica  Amiternum.  E  dessa  interessante 
pei  cultori  dell'arte  perche  ricca  di  freschi  di  diverse  epoche,  so- 
imi  agli  altri,  che  si  affacciano  timidi  a  traverso 
r  intonaco  sgretolato  e  la  calce  di  ciii  fu- 
.  ono  coperti  dall'  ignoranza,  mentre  oggi 
1'  incuria  fa  il  resto  per  mandarli  in  ro- 
vina.  Gli  ultirai  di  detti  freschi  apparten- 
gono  a  pennello  cinquecentesco,  essendo 
stati  dipinti  A  .  F  •  BERNARDINO  •  DE  • 
CERI  •  1559,  come  si  legge  a  pie  d'nno 
dei  quadri. 

Oltre  che  per  queste  non  disprege- 
voli  pitture,  l'edificio  e  anche  interessante, 
6  richiama  pur  l'attenzione  dei  cultori 
delle  antichitä,  per  due  frammenti  di 
scoltura  di  etä  romana,  infissi  nel  muro 
annesso  aila  disabitata  canonica,  prospi- 
ciente  mezzogiorno.  Ambedue  sono  mu- 
rati  quasi  alla  stessa  altezza,  e  cioe  a 
circa  3  metri  da  terra. 

II  primo,  a  sinistra   di  chi  guarda, 
^^o-  ^-  e  un  frammento  di  telamon^  in  calcare, 

alto  m.  0,50,  largo  m.  0,10  (v.  fig.  2).  ßappresenta  un  uomo  in- 
teramente  nudo  e  barbuto,  con  le  braccia  inalto,  ripiegate  sul  capo, 
ove  e  rotto  in  modo  da  non  potersi  sapere  che  cosa  sostenesse. 
II  secondo,  a  destra,  e  un  bassorilievo  bislungo,  pure  di  cal- 
care paesano,  di  forma  rettangolare,  sovrapposto  all'architrave  di 
una  finestra  munita  d'  inferriata,  da  cui  dista  appena  5  centimetri. 
E  lungo  m.  1,12,  ed  e  alto  m.  0,49  (v.  Tav.  IV  ^). 

In  una  cornice  liscia,  larga  3  cm.,  racchiude  una  scena  con 
quattordici  figure  molto  rovinate  non  tanto  dall'opera  deleteria  dei 
tempo,  quanto  da  quella  piü  perniciosa  dei  monelli  che,  ab  an- 
iiquo,  a  furia  di  pietrate,  hanno  maltrattato  i  contorni  e  reso  le 
cose,  le  fisonomie  e  le  movenze  in  istato  da  non  poterle  sempre 
esattamente  riconoscere  e  descrivere  con  precisione. 


20  N.    PERSICHETTI 

La  teciiica  e  lo  stile  non  sono  dell'epoca  primitiva  ne  del- 
rultimo  periodo  dell'arte  provinciale,  ma  parmi  che  siano  del  pe- 
riodo  aureo  tra  la  fine  della  repubblica  ed  il  principio  deH'im- 
pero  (sec.  II-I  a.  C):  sieche  tale  rilievo  si  puö  considerare  — 
secondo  il  mio  parere  —  come  un  bell'esemplare  di  quella  scuola 
artistica  per  immaginativa  di  composizione,  per  franchezza  di  tocco, 
6  per  vivacitä  di  atteggiamenti. 

Dippiü  qiiesto  rilievo,  tanto  per  la  tecnica  quanto  pel  sog- 
getto,  mi  sembra  che  sia  da  ritenersi  della  stessa  scuola  d'arte  e 
dello  stesso  periodo  di  civiltä  fiorente  cui  apparteneva  l'altro 
monumento  siiperiormente  descritto. 

L'uno  e  l'altro  scolpiti  siillo  stesso  materiale  e  chiiisi  da 
cornice  a  fascia  liscia  senza  alcuna  modanatura,  si  riferiscono  ad 
un  lugubre  soggetto ;  rappresentano  costumi  puramente  romani,  con 
suppellettili  della  piü  fine  eleganza  e  con  figure  quasi  della  me- 
desima  altezza  —  di  circa  27  cm.  —  ed  ambedue  spiccano  per 
la  stessa  particolaritä  di  qualche  personaggio  col  gesto  fuori  del 
campo  del  quadro  ed  invadente  quello  della  cornice. 

Differiscono  soltanto  nelle  dimensioni,  essendo  quelle  del 
corteo  piü  lunghe  e  piü  alte,  ed  in  alcuni  dettagli.  Ad  esempio, 
e  diversa  la  modellatura  dei  piedi  delle  figure,  i  quali  in  detto 
rilievo  sono  affatto  trascurati,  da  parere  quasi  non  finiti,  non  po- 
tendosi  neppure  distinguere  se  siano  nudi  o  calzati;  mentre  in- 
vece  nel  nostro  rilievo  si  veggono  ornati  di  calzature,  come  spie- 
gherö  in  seguito. 

ßiguardo  al  soggetto  il  monumento  in  parola  non  e  meno 
importante,  poiche,  provenendo  esso  secondo  tutte  le  probabilitä 
da  un  monumen-fcb  sepolcrale,  vi  si  puö  credere  rappresentato  un 
convito  funebre,  diviso  in  scene,  e  ricco  di  particolari.  Appunto 
ciö  lo  rende  pregevolissimo,  non  essendo  facile  trovarne  altro  esem- 
plare  cosi  finito  e  cosi  completo,  quantunque  ridotto  in  deplore- 
voli  condizioni. 

Nella  scena  a  sin.  abbiamo  rappresentato  un  triclinium  e 
nel  mezzo  la  tavola,  a  tre  gambe  sagomate  a  piede  di  capro 
(mensa  tripes)  (^)  sulla  quäle  si  vede  un  vassoio  con  frutta,  ed 
un  largo  vaso  emisferico  (crater)  per  vino,  su  base  imbutiforme, 

(>)  Horat.  Sat.  I,  3,  13;  Ovid.,  Met,  VIII,  661. 


DUE    RILIEVI    AMITERNINI  21 

ad  orlo  rovescio  all'  infiiori,  e  con  anse   opposte,  ad   anelli   verti- 
cali,  impostate  siilla  pancia  e  sul  labbro. 

I  commensali  sono  sei,  riposandone  due  distesi  sopra  ciascuno 
dei  letti,  i  qiiali  sono  adorni  di  pendaglio  {toral)  che,  di  sotto  al 
materasso  {torus),  scende  a  terra  ('). 

II  commensale  inferius  accumbens,  nel  leetus  imus,  sta  di 
prospetto  a  chi  guarda ;  poggia  11  torso  snl  braccio  sinistro  ri- 
piegato  sul  ciiscino  (cubztal),  e  porta  in  alto  il  braccio  destro, 
sorreggente  la  coppa  a  corpo  sferoidale  ed  orlo  ripreso,  come  per 
brindare;  mentre  il  compagno,  swperius  accumbens,  distende  un 
braccio  per  prendere  delle  vivande  dal  vassoio. 

II  conviva  al  posto  d'onore  (consularis),  sdraiato  sul  leetus 
medius,  regge  con  la  sin.,  che  poggia  sul  cuscino,  un'ampia  coppa, 
e  solleva  la  destra  per  rafforzare  il  discorso  con  uu  gesto.  II  suo 
a  latere  ha  la  mano  sin.  nella  identica  posizione,  mentre  al  suo 
fianco  appare  la  testa  barbuta  del  quinto  commensale,  sdraiato  sul 
leetus  summus,  ed  il  cui  busto  e  completamente  nascosto  dal  sesto 
individuo.  Costui  poi,  con  le  gambe  penzoloni  e  di  schiena  allo 
spettatore,  posa  il  braccio  sin.  sul  cuscino,  tenendo  pure  la  coppa 
in  mano,  e  con  la  destra  si  tocca  la  spalla,  denudata  del  manto 
che  si  attorciglia  sul  dorso,  fra  l'altra  spalla  e  l'anca. 

Un  coppiere  (pineerna),  vestito  di  tunica  corta,  con  gambe 
nude  e  non  braeatas,  li  serve.  A  passo  svelto,  esso  va  verso  i 
banchettanti,  ai  quali  porta,  con  la  destra  un  oggetto  piuttosto 
grande  che  —  essendo  stato  rotto  —  non  si  puö  ben  distinguere, 
ma  che  pare  vaso  da  vino;  e  con  la  sinistra  reca  altro  oggetto 
irriconoscibile,  somigliante  ad  un  pesce. 

La  scena  a  dr.  poi  rappresenta  pure  sei  uomini  riuniti  a  con- 
vito.  Questi  perö  stanno  seduti  su  sgabelli  intorno  a  tre  lati  della 
tavola  simile  a  quella  del  triclinio. 

II  primo  individuo,  a  sinistra  della  tavola,  siede  sopra  uno 
scanno  o  sgabello  (subsellium),  al  quäle  e  stato  rotto  il  piede  po- 
steriore, che  manca.  Ha  la  gamba  destra  distesa,  ed  ha  la  sinistra 
tirata  in  dietro.  Dall'omero  sinistro  gli  scende  il  manto  rovesciato 
sulle  gambe.  Di  spalla  allo  spettatore,  volge  il  viso  verso  gli 
altri  bevitori   coi   quali   favella,   e   prende   dalla  mensa,   con  la 

(>)  Sulle  toralia,  v.  Becker-Göll,  Gallus  II,  p.  343. 


22  N.    PERSICHKTTI 

mano  destra,  la  coppa  che  e  cosi  rovinata,  da  potersi  appena  ri- 
conoscere. 

II  suo  vicino  tiene  pure  una  coppa  in  mano  con  la  sinistra. 
II  terzo,  col  braccio  destro  nudo,  accosta  la  coppa  alle  labbra,  e 
poggia  la  mano  manca  sul  grembo ;  mentre  il  qiiarto  si  tocca  il  capo 
con  la  dr.  e  sorregge  con  l'altra  il  poculo. 

II  quinto  poi,  piegato  in  avanti,  stende  il  braccio  destro  per 
prendere  la  coppa  d'in  sul  tavolo,  ed  e  seminascosto  dal  sesto  in- 
dividuo  che,  seduto  di  prospetto,  guarda  a  sinistra,  tocca  con  la  dr.  la 
mensa,  e  tiene  sull'addome  la  mano  sinistra  uscente  dalle  rieche 
pieghe  dell'abito  che  gli  cade  sulle  gambe  incrociate  l'una  sul- 
l'altra. 

Essi  pure  sono  serviti  da  un  coppiere,  vestito  come  Taltro,  e 
fermo  dietro  un  elegante  tavolo  centrale  ad  un  piede  (monopodium). 
La  sua  mano  destra  si  vede  sotto  il  piano  del  tavolo,  con  un  po- 
culo capovolto,  in  atto  di  scolarlo  per  terra,  mentre  con  la  sinistra, 
pure  penzoloni,  stringe  un  oggetto  simile  a  coda  di  delfino.  Egli 
guarda  i  bevitori,  come  per  accertarsi  se  abbiano  le  coppe  vuote, 
pronto  a  riempirgliele. 

Sul  detto  monopodium  si  veggono  arnesi  conviviali  euritmi- 
camente  coUocati  ed  elegantemente  foggiati.  Si  tratta  di  due  corni 
vinarii,  od  anfore,  a  cono  mozzo  e  ricurvo,  con  labbro  riverso 
all'  infuori  e  sormontato  da  coperchio  conico,  a  larga  base.  Ognuno 
di  essi  e  sorretto  da  due  piedi,  certamente  in  bronzo,  fini  e  slan- 
ciati.  L'uno  fa  colare  il  vino,  e  l'altro  forse  Tacqua,  per  mezzo 
di  un  epistomium,  in  sottoposti  vasi  [mistarü)  di  eguale  modello, 
che,  per  forma  e  grandezza,  sono  siraili  a  quello  della  mensa  sinistra, 
di  giä  descritto.*  II  corno  vinario  a  manca  e  ridotto  in  istato  mi- 
serevole;  ma,  attentamente  osservato,  si  puö  con  sicurezza  affer- 
mare  essere  eguale  a  quello  a  destra. 

fi  da  notarsi  pure  che  i  commensali  non  indossano  l'abito 
leggero  e  speciale  dei  conviti,  la  synthesis;  ma  sono  vestiti,  a 
quanto  pare,  di  tunica  e  toga  e  calzati,  ciö  che  da  al  convivio  un 
certo  carattere  di  serietä  e  di  solennitä,  e  potrebbe  indicare  non 
trattarsi  di  una  lieta  riunione  di  amici,  ma  appunto  di  una  cena 
funebre. 

Rimarchevole  e  la  specie  di  calzatura  di  cui  sono  forniti,  co- 
mune  tanto  ai  convivae  quanto  ai  pincernae.  E  poiche,  per  qiiante 


DUE    RILIEVI    AMITERNINI 


23 


ricerche  abbia  fatto,  non  mi  e  riuscito  trovare  un  altro  esemplare 
di  calzature  di  forma  identica  a  questa,  stimo  utile  darne  un  piccolo 
disegno  per  farle  vie  meglio  notare.  Come  si  rileva  dalle  figure, 
erano  una  specie  di  ghette  o  uose  liscie  che  proteggevano  il  mal- 
leolo  ed  il  tarso,  e,  fra  le  varie  calzature  usate  dagli  antichi,  potreb- 
bero,  a  preferenza,  riferirsi  alle  im-pilia,  le  quali,  come  ci  insegna 
Plinio,  erano  fatte  di  feltro  di  lana  o  di  ginestra. 


Fig.  3. 


Non  e  stato  sinora  precisato  che  cosa  propriamente  fossero  le 
imjpilia\  e  non  era  facile,  perche  gli  antichi  autori  ne  parlano 
senza  darcene  descrizione  alcuna.  ülpiano,  enumerando  le  varie 
specie  di  vesti,  nota  fra  le  altre  le  impilia:  «  Fasciae  crurales 
pedulesque,  et  impüia^  vestis  loco  sunt,  quia  partem  corporis 
vestiunt.  Alia  causa  est  udonum  quia  usum  calceamentorum  prae- 
stant «  {Big.  XXXIV,  2,  25).  Dei  commentatori  del  Digesto  il 
Cujacio  e  quegli  che  se  ne  occupa  piü  largamente,  ma  neanche 
riesce  a  dir  nuUa  di  preciso,  non  ostante  che  si  fosse  proposto 
apposito  quesito :  «  An  igitur,  egli  scrive,  fasciae  pedules  et  im- 
pilia  idem  ?  Pedules  sie  dicuntur  ut  pedula  auctore  Festo,  quae 
G-raeci  ns^iXa  vel  nodia.  Gtossae  Philoxeni  empilla  interpre- 
tantur  udones  a  quibus  tarnen  ea  separat  Ulpianus  »  (Opera,  t.  I, 
c.  194).  Gli  udones,  per  quanto  non  se  ne  abbiano  esemplari,  si 
sa  di  certo  che  erano  calzari  di  origine  Cilicia  fatti  di  pelo  di 
becco  (Mart.  Ep.  XIV,  140);  e  molto  meno  sono  da  confondere 
le  impilia  con  le  fasciae  pedules,  poiche  queste,  essendo  striscie 
con  le  quali  si  avvolgeva  il  piede  all'uso  delle   pezze   adoperate 


24  N.    PERSICHETTI 

invece  di  calze  dai  soldati  odierni,  dovevano  essere  fatte  di  lino  o 
di  lana  leggera,  laddove  quelle  erano  di  feltro  o  lana  coacta,  come 
si  evince  dalForigine  dalla  parola  greea  siiniXia  e  dal  celebre  passo 
di  Plinio :  «  e^se  laneam  naturam  ex  qua  imj)ilia  vestesque  quae- 
dam  conßciuntur  »  {Eist.  Nat.  XIX,  2 ;  cf.  pure  Blümner,  Tech- 
nologie, I,  pp.  211-214).  Per  conseguenza  le  impüia,  ai  tempi  di 
ülpiano,  erano  diverse  sia  dai  pedules  che  dagli  udones ;  e  secondo 
me,  non  erano  altro  che  uose  o  ghette  protettrici  del  tarso,  delle 
quali  questo  monumento  ci  offre  appunto  il  modello. 

In  prosieguo  di  tempo,  ed  in  ispecie  nell'epoca  bassa  dell'im- 
pero,  sec.  IV- V,  quando  si  composero  i  glossari  greco-latini  di  Fi- 
losseno  e  d'altri,  sembra  che  cadessero  in  disuso  i  calzari  di  pelo 
caprino  e  restassero  le  sole  ghette  di  feltro,  cui  si  diede  indiffe- 
rentemente  il  nome  di  udones  e  di  impilia.  Lo  si  rileva  dai  ma- 
nuali  di  conversazione  greco-latina  conosciati  sotto  il  nome  di 
Hermeneumata  Leidemia  e  Colloquium  Leidense  (^)  in  cui  il  pa- 
drone  si  fa  consegnare  dal  servo  le  vesti  ed  infilate  le  scarpe,  gli 
udones  =  Sfimha  e  i  pantaloni,  esclama :   «  eccomi  vestito  » . 

Questo  adunque  e  1'  insieme  della  scena  rappresentata  dal 
nostro  rilievo  amiternino.  Siccome  non  vi  e  in  tavola  che  frutta  e 
vino,  cosi  pare  rappresentata  l'ultima  parte  del  convivio,  che  noi 
oggi  sogliamo  dire  dessert,  e  che  i  romani  chiamavano  mensa  se- 
cunda  e  che  poi  fu  continuata  dalla  eomissatio. 

Certo  poi  non  e  senza  significato  che  delle  due  comitive  una 
sta  sdraiata  sui  letti,   l'altra   seduta   su   sgabelli.  In   ogni   modo 

(1)  Ne  ripetiamo  qui  il  testo  secondo  l'edizione  di  Loewe-Goetz,  Corpus 
Glossariorum  Latinorum,  III : 

Hermeneumata  Leidensia,  p.  69,  n.  63  ss. 

SoaefMov  da  mihi 

vnodrjfiata  calciamenla 

65     xaxovgnevXoig  et  udones 

xauava^v^ag  et  brachas 

p.  70,  n.  1     ij&rjvno&rj&rju  iamcalciatus  sum 

Colloquium  Leidense,  p.  637. 

dög  ifxol  tnoSri^ata  da  mihi  calciamenla 

xccl  Toijg  nlXovg  et  udones 

xttl  dvci^vQL^ag  et  bracas 

rjSr}  ime&i&rjy  iam  calciütus  sum 


DUE    RILIEVI    AMITERNIM  25 

questi  iiltimi  sono  di  rango  inferiore,  forse  liberti  del  defunto» 
mentre  sul  triclinio  sono  riiiniti  i  siioi  parenti  e   qiialche   amico. 

Comunqiie  sia,  e  evidente  trattarsi  di  famiglia  agiata,  a  giu- 
dicare  dal  niimero  dei  convitati;  dalla  forma  dei  crateri,  delle 
coppe,  delle  anfore  o  corni  da  vino ;  dal  tine  lavoro  delle  gambe 
sagoraate  delle  mense  ed  in  ispecie  del  centrale  monopodium,  con 
erma  galeata  di  Minerva  o  della  dea  Roma;  dal  perütroma  dei 
letti  pendente  a  rieche  pieghe. 

Se  come  lavoro  d'arte  questo  rilievo  e  privo  della  fine  ele- 
ganza  convenzionale  delle  scoltiire  greche  ed  urbane,  e  se  in 
alciini  punti  pare  che  abbia  qualche  durezza,  e  da  attribuirsi  in 
parte  all'arte  provinciale,  ma  piü  ancora  alla  qualitä  scadente 
della  matoria  prima  adoperata  per  Tesecirzione  del  lavoro,  e  che 
ha  sofferto  per  la  corrosione  del  tempo  e  pei  maltrattamenti  della 
gente  ignorante. 

Non  pertanto  esso,  ripeto,  e  molto  pregevole  per  la  impor- 
tanza  del  soggetto  largamente  rappresentato  in  tutti  i  suoi  parti- 
colari,  per  l'espressione  neue  movenze  e  nei  tratti  caratteristici 
delle  figure  in  relazione  al  concetto  artistico ;  per  la  vita,  pel  brio 
6  pel  calore  che  le  anima  favellando  tra  loro  con  animati  gesti, 
e  piü  che  altro  per  la  raritä  di  simili  rappresentazioni,  come  per 
la  raritä  di  alciini  particolari. 

Ho  creduto  qiiindi  utile  pubblicare  ed  illustrare  questo  ine- 
dito  monumento  sia  per  richiamare  su  di  esso  le  vigili  eure  delle 
autoritä  locali,  sia  perche,  se  vieppiü  si  rovinasse  per  le  intem- 
perie  e  per  gli  insulti  della  ragazzaglia,  ne  sopravviva  almeno  il 
ricordo  in  questo  Bollettino  che  non  muore. 

Aquila,  12  aprile  1908.  N.  Persichetti. 


ABRÜZZENKUNST. 


Den  von  Herrn  Persichetti  auf  den  vorhergehenden  Seiten 
bekannt  gegebenen  Reliefs  von  Aqiüla  bin  ich  in  der  Lage  ein 
interessantes  Stück  anzureihen.  Ich  verdanke  es  der  Güte  von 
Herrn  L.  Pollak  in  Rom,  dieses  in  seinem  Besitz  befindliche  Mo- 
nument publizieren  zu  dürfen,  das  in  Aquila  in  den  Abruzzen 
erworben  ist,  also  wohl  aus  dem  nahgelegenen  alten  Amiternum, 
Sallusts  Heimat  stammt.  Zwar  kann  es  ebensowenig  wie  die 
beiden  erwähnten  Reliefs  Anspruch  auf  hohen  künstlerischen 
Wert  erheben,  doch  verdient  es  wegen  seiner  Originalität  der 
Vergessenheit  entrissen  zu  werden. 

Es  ist  ein  vierseitiger  26  V2  cm  hoher,  an  seiner  nahezu 
quadratischen  Standfläche  20  bis  21  cm  messender  Cippus  aus 
feinkörnigem  Kalkstein,  unten  glatt,  oben  mit  einer  flachen  rohen 
Eintiefung  versehen.  Alle  vier  Seiten  sind  plastisch  verziert  mit 
je  einem  am  obern  und  untern  Rand  umlaufenden  Kranz  dreilap- 
piger. Blätter  mit  starker  Mittelrippe,  herabfallenden  oben,  ste- 
henden unten,  deren  untere  Hälfte  stark  vorgebogen  ist,  während 
die  Blattspitzen  tief  ausgekehlt  sind.  Zwischen  sie  sind  lanzettför- 
mige kleinere  ebenfalls  concave  Blättchen  gestellt.  Beide  durch 
ihre  besonders  tiefe  ünterbohrung  auffallenden  Blattkränze  schlies- 
sen  figürliche,  in  flachem  Relief  gehaltene  Darstellungen  ein,  die 
wir  den  Stein  rechtsum  drehend  betrachten. 

Die  erste,  am  wenigsten  bestossene  und  verwitterte  Seite 
(Fig.  1)  zeigt  einen  Mann  in  kaum  bis  zum  Knie  reichender  kurz- 
ärmeliger Tunica,  einen  Sklaven  können  wir  ohne  weiteres  sagen, 
der  durch  die  noch  halbgeöffnete  Tür  eben  eingetreten  ist,  gebückt 
unter  der  Last  einer  auf  seiner  linken  Schulter  ruhenden  fast 
mannshohen  Spitzamphora,  deren  Inhalt  er  in  einen  mächtigen 
Humpen  ausleert,   den    beim  umkippen    entstehenden    Ruck    des 


K.    WEEGE,    ABRUZZENKUNST  27 

Körpers  unwillkürlich  mit  der  halb  erhobenen  Rechten  begleitend. 
Der  Krater  ist  von  einer  äusserst  plumpen  Form,  mit  grob  gerie- 
feltem Hals  und  Fuss  und  mit  einem  Laubkranz  umwunden. 

Aus  der  animierten  Stimmung,  in  die  wir  durch  das  Anrichten 
der  Bowle  versetzt  werden,  reisst  uns  jäh  heraus  die  Betrachtung 


Fig.  1. 


der  zweiten  Seite  (Fig.  2).  Wie's  gekommen,  die  Götter  mögen's 
wissen.  Hat  er  verstohlen  Rest  getrunken  aus  der  Amphora  und 
ist  dann  über  die  eigenen  Beine  oder  die  ominöse  Schwelle  gestol- 
pert? Genug:  '  er  ist  zerbrochen,  ach  er  ist  zerbrochen,  der  schönste 
Krug,  da  liegen  die  Scherben  umher '  hören  wir  in  der  Melodie  des 
armen  Faun  im  Gessnerschen  Idyll  unsren  Unglückssclaven  jam- 
mern. Doch  hat  er  nicht  Zeit  zu  solch  tiefsinnigen  Meditationen, 


28 


P.    WEKGE 


denn  schon  naht  die  rächende  Nemesis  in  Gestalt  der  von  links 
herbeieilenden  Alten,  die  in  unverkennbarem  Gestiis,  mit  der  Linken 
auf  das  corpus  delicti  weisend,  die  mit  dem  Stock  oder  der  San- 
dale bewaffnete  Rechte  fuchtelnd  in  bedrohlicher  Nähe  erhoben, 
eine  Philippica  loslässt  gegen  ihr  Opfer,   das    an  Arm  und   Bein 


Fig.  2. 


zitternd  und  die  Finger  der  Rechten  betreten  in  den  Mund  ^stek- 
kend  (^)  das  Donnerwetter  über  seinem  schuldigen  Haupt  sich  ent- 
laden lässt.  Eine  Situation,  würdig  der  Komödie. 

In  die  Küche  versetzt  uns  die  dritte  Seite  des  Cippus  (Fig.  3). 
Auf  einem   Dreifuss,  der  in  Tierklauen  endet,  steht    eine   grosse 

(')  Das  Motiv  kehrt  genau  so  wieder  bei  dem  Jungen,  der  seinen  toten 
Hahn  davonträgt  auf  einem  Grabaltar  im  Lateran:  Altmann,  röm.  Grabal- 
täre S.  116  n.  112;  Archäol.  Zeitung  1860  Tf.  CCVII. 


ABRUZZENKUNST 


29 


Schüssel,  an  der  sich  zwei  langgewandete  Personen  zu  tun  ma- 
chen, die  linke,  indem  sie  mit  beiden  Händen  etwas  in  die  Schüs- 
sel legt  oder  darin  knetet  —  gerade  hier  ist  die  Bestossung  be- 
sonders stark  —  während  ihr  Gegenüber  eine  Schnabelkanne 
bereit  hält  und  mit  der  Kecliten  eine  Schale  in  die  Höhe  hebt, 
in  der  Haltung  fast  einer  Opfernden. 


Fig.  3. 


Die  vierte  Seite  endlich  (Fig.  4),  die  der  Tragikomödie  vom 
zerbrochenen  Krug  gegenüber  liegt,  zeigt  einen  Mann  im  Beise- 
mantel,  dem  cncullus,  mit  zurückgeschlagener  Kapuze,  der  auf 
einem  kleineu  gepolsterten  mit  niedriger  Rückenlehne  versehenen 
Klappstuhl  an  einem  gedeckten  runden  Tischchen  sitzt  (^)  und  ein 

(*)  Kneipen,  wo  man  auf  Siühlen  sass,  sogen,  sellariolae  popinae  er- 
wähnt Martial  V  70.  3.  Darstellungen:  Mau  Pompei  Fig.  236;  Presuhn,  Pompei, 


30  F.    WEEGE 

aufgeschlagenes  Doppeltäfelchen  vor  sich  liegen  hat,  ihm  gegen- 
über rechts  ein  Weib,  das  in  lebhaftem  Gespräch  beide  Hände 
über  den  Tisch  streckt,  die  linke  geballt,  wie  es  scheint,  die 
rechte  offen  und  mit  dem  Rücken  nach  unten,  in  dem  üblichen 
Gestus  des  Fingerrechnens,  wie  wir  ihn  z.  B.  auf  der  Darstellung 


Fiff.  4. 


eines  höchst  originellen  Reliefs  aus  Isernia  in  Samnium  sehen  (^) 
(bull,  NapoL  VI  Taf.  I,  wiederholt  z.  B.  bei  Baumeister,  Denk- 
mäler fig.  2373,  vgl.   C.  L  L.  IX,  2689).  Dort   ist   der  treffliche 


regio  VI  ins.  XIV  n"  35,  36.  Das  gedeckte  Tischchen  ähnlich  wie  auf  Neu- 
magener  Denkmälern. 

(')  Das  Relief  war  in  der  in  Paris  1901  versteigerten  Sammlung  Bour- 
guignon,  vgl.  Katalog  n°  340. 


ABRUZZENKUNST  31 

Oalidiiis  Eroticiis  gerade  dabei,  mit  der  Kneipwirtin  das  Conto 
zu  machen,  das  sich  ausser  auf  so  harmlose  Dinge  wie  vino, 
pane^  fritto  misto  und  Heu  für  den  braven  Grauen  auch  auf  we- 
niger saubere  Zeche  bezieht.  Er  begleitet  dabei  die  Aufzählung 
der  einzelnen  Posten  mit  dem  stereotypen  convenit  —  ^va  bene  — 
stimmt.  Für  den  Gast  unseres  Cippus  freilich  liegt  die  Sache  we- 
sentlich anders.  Der  erstaunt-dumme  fragende  Blick,  mit  dem  er 
von  dem  überreichten  Täfelchen  auf-  und  die  Wirtin  anglotzt,  die 
ihre  Uneigennützigkeit  ziffernmässig  darzutun  sich  lebhaft  bemüht, 
lässt  deutlich  erraten,  dass  sein  Conto  höher  ist,  als  er  es  sich  ge- 
dacht hat.  Den  zerbrochenen  Krug  wird  die  schlaue  Alte  gewiss 
mit  draufgeschlagen  haben. 

Scenen  aus  dem  Alltagsleben,  ein  ergötzlicher  Einblick  in 
das  Treiben  einer  Herberge  der  Abruzzen,  gewiss  keine  Komö- 
dienscene,  für  die  die  rechte  Pointe  vermisst  würde  (^). 

Datieren  lässt  sich  unser  Cippus  nicht  mit  Sicherheit.  Die 
tiefe  ünterbohrung  der  Blätter  und  ihre  Gestalt  sprechen  für  nach- 
flavische  Zeit.  Der  Stil  ist  frisch  und  lebendig  bei  aller  Höl- 
zernheit und  Unbeholfenheit  im  einzelnen  (Isokephalie,  plumpe 
Faltengebung  Fig.  4).  Er  erinnert  stark  an  Holzschnitzerei.  Nicht 
anders  als  heute  noch  werden  sich  die  Bauern  in  den  Abruzzen 
die  langen  Winterabende,  an  denen  sie  in  ihren  Bergtälern  mo- 
natelang im  Schnee  begraben  sind,  mit  Holzschnitzen  und  der- 
gleichen Kunstfertigkeiten  vertrieben  haben.  Eine  Probe  solch 
bäuerischer  Kunstübung  in  dem  solideren  Material  des  leicht- 
zuschneidenden Kalksteins  hat  uns  ein  günstiger  Zufall  einmal 
gerettet. 

Fragt  sich  noch,  welchem  Zweck  unser  Stein  gedient  hat.  Na- 
türlich nicht  als  Grabcippus.  Seine  Darstellungen  sind  wesensver- 
wandt mit  gewissen  uns   erhaltenen  litterarischen  Produkten,  die 


(*)  Eine  abweichende  Erklärung  der  Scenen,  die  ich  indes  nicht  teile, 
schlägt  mir  Herr  Engelraann  freundlichst  vor:  Fig.  1,  der  Krater  ist  für  die 
Aufnahme  des  Tagesbedarfs  bestimmt  wie  die  grossen  Glasflaschen  in  römi- 
schen Osterien,  Fig.  3,  der  Dienerin,  die  eine  Kanne  in  der  Spülwanne  säu- 
bert, steht  gestikulierend  der  Padrone  mit  einer  andern  Kanne  gegenüber. 
Im  Hintergrund  an  der  Wand  aufgehängte  Pfanne.  Fig.  4,  der  Padrone  macht 
mit  der  Dienerin  Abrechnung  über  die  Tageseinnahme.  Darnach  würden  die 
Eeliefs  den  Tageslauf  in  einer  Amiterniner  Kneipe  beschreiben. 


32  F.    WEEGE,    ABRUZZEKKUNST 

sich  auf  römisches  Kneipwesen  beziehen,  nämlich  humoristischen 
Vorträgen,  Bierreden  studentisch  gesprochen,  zu  denen  der  Präside 
des  Kneipabends,  der  arbiter  bibendi^  die  Zecher  verurteilen  konnte. 
Das  bekannteste  Beispiel  ist  das  testamentum  'porcelli.  Ebenso 
gehört  hierher  die  Komödie  des  Querolus,  die  gewiss  zur  Auf- 
führung beim  Mahl  geschrieben  und  der  eine  lex  convivalis,  ein 
Kneipcomment  angehängt  ist  (^).  Auch  in  ihr  dreht  sich  das  Haupt- 
interesse um  einen  in  Scherben  gehenden  Topf  (^).  Es  liesse  sich 
sehr  wohl  denken,  dass  unser  Cippus  bestimmt  war,  in  einer 
Kneipe  etwa  im  lararium  zu  stehen  und  dass  die  Zecher  zur  Eröff- 
nung des  Gelages  unter  Gesang  und  Gebet  an  die  Laren  und  den 
Genius  des  Wirtes  das  Trankopfer  in  die  obere  flache  Mulde  des 
Altärchens  ausgössen. 

So  haben  wir  in  dem  PoUakschen  Cippus  ein  echt  nationales, 
kulturgeschichtlich  sehr  interessantes  Bauernprodukt  kennen  ge- 
lernt. Möge  sich  in  unsrer  Zeit,  wo  man  die  römische  Provinzial- 
kunst  allenthalben,  von  Spanien  bis  zum  Euphrat,  von  der  Mosel 
bis  nach  Afrika  in  den  Bereich  gründlichen  und  liebevoll  ein- 
dringenden Studiums  zu  ziehen  beginnt,  das  Interesse  auch  dem 
Guten,  das  so  nahe  liegt,  dem  Aschenbrödel  italische  Kunst  wieder 
mehr  zuwenden  und  uns  bald  weitere  Proben  wie  diese  derb  ur- 
wüchsiger Abruzzenkunst  beschert  werden. 

Fritz  Weege. 
Eom. 

(')  Das  Testament  des  Schweinchens  im  Anhang  zu  Buechelers  letzter 
Petronausgabe :  vgl.  auch  A.  von  Premerstein,  Hermes  1904  S.  327  ff.  Ueber 
den  Querolus  vgl.  5t;lianz,  Gesch.  der  röm.  Litt.  IV  S.  41. 

(2)  Weiteres  über  Schwanklitteratur  beim  Gelage  bei  v.  Premerstein, 
Hermes  1904  S.  342. 


ZWEI   MONUMENTE  AUS   CERVETRI. 
(mit  Taf.  Y) 


Die  beiden  im  Folgenden  besprochenen  Monumente  sind  zwar 
nicht  völlig  unbekannt,  aber  da  das  erste  bisher  nie  abgebildet 
ist,  das  zweite  (durch  einen  Irrtum  von  meiner  Seite)  einem  Orte  zu- 
geschrieben war,  an  den  es  nicht  gehört,  halte  ich  es  nicht  für  über- 
flüssig auf  sie  zurückzukommen,  um  so  mehr  da  die  grosse  Fac- 
simile- Ausgabe  des  früher  Barberinischen,  jetzt  Vatikanischen 
Sangallo-Codex,  in  welcher  beide  demnächst  erscheinen  werden, 
voraussichtlich  nicht  allen  Archäologen  und  Epigraphikern  zugäng- 
lich sein  wird. 


Auf  dem  inneren  (papierenen)  Klebeblatte  des  Einbanddeckels 
des  Saugallo-Codex  (früher  Barberinus  XLIX,  33,  jetzt  Vaticanus 
Barberinus  Latinus  4424)  findet  sich,  mit  der  Unterschrift:  A 
Santo  agniolo  fuora   di   ciervetri  (^)  u{n)  meso  miglio  (*)   eine 

(')  Ich  transcribiere  absichtlich  nicht,  wie  v.  Fabriczy  und  Andere, 
santto  und  cervettri,  denn  das  Zeichern  rr,  welches  man  für  ein  Doppel-T 
zu  erklären  pflegt,  ist  in  Wahrheit  nur  ein  etwas  sonderbar  geformtes  ein- 
faches T.  Unforraen  wie  ttenpio,  ttutto  u.  s.  v.,  durch  welche  die  Transcriptio- 
nen von  Sangallos  Aufzeichnungen  bei  manchen  neueren  Gelehrten  so  my- 
stisch unleserlich  werden,  hat  der  alte  Giuliano  ebensowenig  zu  schreiben 
beabsichtigt  wie  irgend  einer  seiner  Zeitgenossen.  Vgl.  anch  Zdekaners  Be- 
merkung in  der  Facsimile-Ausgabe  des  Sieneser  Taccuino  p.  6. 

(2)  Die  Kirche  S.  Angelo  existiert  noch  heute,  freilich  ganz  in  Ruinen, 
am  Westrande  des  Valle  della  Mola,  etwa  800  Meter  südlich  von  Cervetri. 
Vgl.  Carta  dello  Stato  Maggiore  Blatt  149  IV  NE. 


34  CH.    HUELSEN 

Zeichnung,  welche  vier  Figuren  und  vier  Stücke  von  lateinischen 
Inschriften,  davon  zwei  mit  tabellae  ansatae  umgeben,  zwei  ohne 
solche  Umrahmung,  darstellt  (S.  Taf.  V,  2).  Dass  diese  Figuren  von 
links  nach  rechts  Herakles,  Apollo,  Diana  und  Hebe  darstellen,  ist 
unverkennbar,  und  von  Fr.  Matz,  der  zuerst  auf  die  Zeichnung  auf- 
merksam gemacht  hat  (Berichte  der  Göttinger  Gesellschaft  1872 
p.  47)  sofort  ausgesprochen  worden.  Weiter  hat  dann  Robert  (bei 
V.  Fabriczy,  Die  Handzeichnungen  Giulianos  da  Sangallo,  Stutt- 
gart 1902  S.  20)  auf  die  Verwandtschaft  mit  den  sogenannten 
Kitharoedenreliefs  (s.  Jahn,  Griechische  Bilderchroniken  S.  45 
Anm.  299)  hingewiesen:  gleichzeitig  war  er  geneigt,  das  von 
Sangallo  gesehene  Denkmal  für  ein  Terrakotta-Relief  der  sog. 
Campana-Klasse  zu  halten,  wie  solche  vielleicht  in  Cervetri  selbst 
verfertigt  worden  seien. 

Wichtig  für  die  Auffassung  des  Monuments  ist  die  Frage 
nach  dem  Verhältnis  der  Figuren  zu  den  lateinischen  Beischriften. 
Matz  hat  die  letzteren  von  den  Figuren  ganz  trennen  wollen,  weil 
er  glaubte,  sie  seien  zu  identifizieren  mit  anderen  sonst  bekannten 
Gaeretaner  Inschriften.  Das  Stück  VILIA  -TL-  soll  gleich  sein 
mit  einem  noch  in  Cervetri  vorhandenen  Cippusfragmente :  LA- 
VILIA  M  •  F  •  {CIL.  XI,  3663);  die  Worte  FELICVLA  SA(/z)CTA 
VIX(e)T  dagegen  seien  entnommen  aus  einer  vierzeiligen  Grab- 
schrift {CIL.  XI,  3693):  C.  Aburio  C.  l.  Pamphüo  |  Aburiae 
C.  L.  Hüarae  |  v.  Aburius  C.  et  0  l.  Feliculae  \  sibi  et  suis, 
welche  im  15.  und  16.  Jhdt.  öfters  (von  Tortelli,  Manutius  und 
Florentius)  in  Cervetri,  doch  ohne  genaue  Ortsangabe,  abgeschrie- 
ben ist.  Obwohl  diese  Ansicht  von  den  Späteren  unbedenklich 
acceptiert  worden  ist,  sprechen  doch  starke  Bedenken  dagegen. 
Dass  der  des  Lateinischen  unkundige  Sangallo  aus  dem  langen 
Texte  der  Grabschrift  der  Aburier  ein  einzelnes  Wort  heraus- 
genommen, dasselbe  in  einen  anderen  Casus  transponiert  und  dann 
das  passende  sancta  vixit  dazugesetzt  haben  sollte,  ist  kaum 
glaublich;  und  was  die  Inschrift  n.  3663  betrifft,  so  handelt  es 
sich  um  eine  Tafel,  die  erst  i.  J.  1855  aus  der  Erde  gekommen 
ist  und  auch  ihrer  Form  nach  mit  dem  von  Sangallo  gezeichneten 
Denkmal  nichts  zu  tun  hat.  Ohne  Zweifel  gehören  die  Inschriften 
unter  sich  und  mit  den  Figuren  auf  der  Zeichnung  zusammen; 
aus  den  Worten   sancta   vixit  ist   ersichtlich,   dass  wir   es  mit 


ZWEI   MONUMENTE    AUS   CERVETRI  35 

einem  Epitaph  zu  tun  haben.  Damit  ist  auch  die  Erklärung  als 
Terrakottarelief  erledigt,  und  es  fragt  sich,  welche  Form  dies  Grab- 
denkmal gehabt  hat. 

Wäre  es  eine  einfache  rechteckige  Tafel  gewesen,  so  müsste 
die  Gruppierung  der  Figuren  sehr  auffallen.  Wie  bei  den  «  Ki- 
tharoedenreliefs  »  bewegt  sich  das  Geschwisterpaar  Artemis  und 
Apollo  auf  die  einschenkende  Göttin  (Nike)  zu:  aber  die  vierte 
Figur,  Herakles,  wendet  in  ganz  unmotivierter  Weise  dem  Apollo 
den  Rücken,  und  stört  die  Symmetrie  der  Composition  auf  das 
empfindlichste.  Diesem  Anstoss  entgehen  wir,  wenn  wir  annehmen, 
das  die  vier  Figuren  nicht  eine  Tafel,  sondern  eine  runde  Basis 
schmückten,  deren  Zeichnung  Sangallo  nicht  am  richtigen  Ende 
angefangen  hatte. 

Dass  die  ständigen  vier  Figuren  der  Kitharoedenreliefs  auch 
znm  Schmucke  runder  Basen  benutzt  wurden,  davon  giebt  ein  Bei- 
spiel das  jetzt  im  Palazzo  Spada  befindliche  Stück  (Matz-Duhn 
n.  3664),  welches  auf  Tf.  V,  1  nach  der  Zeichnung  im  Berliner 
Codex  Pighianus  (f.  202)  abgebildet  ist  {^).  Allerdings  sind  auf 
der  Basis  Spada  die  vier  Figuren  in  der  üblichen  Weise  gruppirt : 
von  rechts  nach  links  Nike,  die  dem  Apollo  einschenkt,  und  diesem 
folgend  Diana  und  Leto.  Der  Caeretaner  Künstler  oder  Steinmetz 
dagegen,  welcher  dieselbe  Komposition  für  den  Grabstein  der  Frau 
eines  munizipalen  Honoratioren  benutzte,  brachte  nach  seiner  Weise 
Umbildungen  darin  an.  Seiner  Absicht  nach  sollten  sich  offenbar 
die  Figuren  so  gruppieren: 


Apollo  Diana  Hebe  Herakles 


Dass  Diana  voransteht,  wird  darin  begründet  sein,  dass  das 
Relief  für  den  Grabstein  einer  Frau  dienen  sollte;  ihr  kredenzt 
die  aus  der  Nike   (durch  Weglassung  der  grossen  Flügel)  umge- 

(»)  Die  Ortsangabe  im  Pighianus  lautet  S.  Maria  de  Febre-,  also  be- 
fand sich  das  Monument  in  der  bekannten  Anfang  des  17.  Jhdt.  zerstörten 
Kirche  neben  S.  Peter.  Den  Schluss,  welchen  Matz  a  crusce  bone  liest,  schien 
mir  bei  Revision  der  Handschrift  a  Croste  bone:  zu  erklären  weiss  ich  ihn 
aber  nicht. 


36  CH.   HÜELSEN 

bildete  Hebe  den  Unsterblichkeitstrank  (^).  Der  Bruder  Apollo 
steht  hinter  Diana  in  zweiter  Linie :  hinter  der  Hebe  hat  der  Ver- 
fertigen des  Reliefs  ihren  Gatten  Herkules  eingefügt,  um  die  Sym- 
metrie herzustellen. 

Was  die  Inschrift  betrifft,  so  glaube  ich,  dass  dieselbe  in 
Tier  getrennten  tabellae  angebracht  war,  aber  verbunden  gelesen 
werden  sollte  (^),  etwa  in  folgender  Welse : 


VILIA  T-L 


FELICVLA 
SA^CTA.  VIX/T 


CORN^LI 


SEVERI  AVGVSTA/. 


d.  h.  Villa  T.  l.  Felieula,  Corn\_e]l\jß  Severi  Augusta[l{is 
uxorj]  sa[_n]cta  vix^flt  [ßnnis  ...mensibus  ...  Die  Existenz  von 
Augustalen  ist  für  Caere  zwar  nicht  ausdrücklich  verbürgt  (denn 
die  gleich  zu  erwähnende  Inschrift  CIL.  XI,  3613  ist  unsicherer 
Ergänzung),  aber  doch  wahrscheinlich ;  die  Namen  passen  für  solche 
munizipalen  Würdenträger  ganz  wohl.  Ob  die  tabellae  ansatae 
mit  dem  Text  unter  oder  zwischen  den  vier  Figuren  angebracht 
waren,  lässt  sich  nicht  entscheiden. 


II. 


Auf  demselben  Vorsatzblatte  des  Codex  findet  sich  die  fol- 
gende lateinische  Inschrift,  welche  merkwürdigerweise  von  allen 
Epigraphikern  dio-  den  Band  in  Händen  gehabt  hatten,  nicht  be- 
rücksichtigt,  zum   ersten  Male   von    C.    v.   Fabricz}'    in    seinem 


(1)  Dass  nicht  dem  Apollo,  sondern  der  Diana  kredenzt  wird,  ist  eine 
Eigentümlichkeit  die  unser  Eelief  mit  dem  fragmentarisch  erhaltenen  Alba- 
nischen (Winkelmann  Mon.  ined.  tav.  23;  Clarac  pl.  122)  teilt.  Auf  dem  Eelief 
Albani  ist  von  der  Figur  hinter  Diana  der  ganze  Oberkörper  (zu  einem  Bac- 
chus) ergänzt:  aber  die  erhaltene  untere  Partie  zeigt  mit  dem  Caeretaner 
eine  solche  Aehnlichkeit,  dass  sich  die  Ergänzung  auf  Apollo  mehr  empfehlen 
dürfte. 

(2)  Aehnliche  Fälle,  wo  zusammengehörige  Inschriften  auf  mehrere  Tä- 
felchen verteilt  sind,  finden  sich  im  Columbarium  II  der  Vigna  Codini:  s.  CID. 
VI,  4515.  4533.  4534.  4551. 


ZWEI    MONUMENTE    AUS    CERVETRI 


37 


verdienstlichen  Buche  über  Giiüiano  da  Sangallos  Handzeichnungen 
herausgegeben  ist.  Der  Text  lautet  (^): 

l.  CENSORINO  •  C    CALVISIO 
COS  . 
heisce  MAG  •  ÄRA  •  SILV  •  MAR  •  FAC    CVr 
M  •  APPI  ML-  APOUODOr2^s 

5  P  .  CAPRILI  PL-  DIOC/Es 

L  ■  VETVRI  •  5  •  L  •  L  •  ANTIOCHVS 

A  •  /AELI  A  •  L  .  SALVI 

M  •  MAGILI  .  M  •  L  •  PROTOGEN^5 

C    ANTESTI    OL-  BITHVS 

10  A  •  ANTESTI  -0  -L.  EROS 

A  •  ANNl    A  •  L  •                 PHILODAM?^s 
M  •  THORI    ML-             NESTOR 
NEICEPOR  CAPREILI    PS- 
LVCHO  MEmwI  •  L  •  S  • 
15          ASCLEPIADEs  •  MEMm  •  L  •  S  • 
NI     M  •  GARGIL  •  M  •  L  •  HIPPONC 

Der  Codex  hat  Z.  1  CE  •  NSORINO  —  3  APOILODON  -^ 
5  DIOCIE  —  6  R  ■  L  •  L  —  7  lAELI  —  11  PHILORAMI  —  14  LV- 
CIRIO  MEINI  —  15  MEINMI  •  Ob  das  in  Z.  3  über  dem  ersten 

s 
Buchstaben  von  ÄRA  sichtbare    Zeichen    zufällig  ist  oder   einen 
Apex  bedeuten  soll,  ist  nicht  zu  entscheiden. 

Die  Inschrift  stand,  nach  Z.  3,  auf  einer  dem  SUvanus 
Mar . . .  (Martlus,  Maritimus  o.  dgl.  P)  geweihten  Basis :  weder 
links  noch  rechts  fehlen  mehr  als  ein  oder  zwei  Buchstaben,  es 
wird  daher  in  Z.  1  die  oben  gegebene  Ergänzung  des  Consulats 
der  vollständigeren  L.  Marcio  Censorino,  C.  Calvisio  Sabiao  vor- 
zuziehen sein  (^).  In  der  folgenden  Liste  stehen  zuerst  neun  Namen 


(*)  Freilich  ist  der  Abdruck  bei  Fabriczy  von  Fehlern  nicht  frei:  der 
störendste  ist,  dass  von  Z.  6  die  zweite,  von  Z.  7  die  erste  Hälfte  über- 
sprungen ist,  so  dass  der  dritte  Name  lautet:  L.    Veturi  L.  l.  Salvi. 

(*)  Dieselbe  Form  haben  die  Fasti  Amiternini  zum  3.  September  und 
das  Consularverzeichnis  des  Cassiodor. 


38  CH.    HUELSEN 

von  Freigelassenen  (Z.  4  -  12),  dann  drei  von  Sclaven  (13  - 15), 
zuletzt  wieder  ein  Freigelassener.  Ob  die  Note  vor  dem  Namen 
in  Z.  16  eine  falsch  abgeschriebene  Abkürzung  von  min(ister)  oder 
eine  Verbesserung  das  Cognomens  (zu  Hipponicus)  sein  soll,  bleibt 
mir  unsicher. 

Eine  gewisse  Aehnlichkeit  zwischen  dieser  Liste  und  den  be- 
kannten Weihinschriften  der  Magistri  und  Ministri  von  Capua 
{CIL.  I,  563-574.  X,  3772-3791)  hat  mich  früher  (bei  v.  Fa- 
briczy  a.  a.  0.)  verleitet,  auch  diesen  Stein  für  die  Capuaner  Se- 
rie in  Anspruch  zu  nehmen.  Nach  eingehender  Beschäftigung  mit 
dem  Codex  Sangallos  scheint  mir  dies  unhaltbar.  Zwar  ist  der 
Künstler  in  seinen  jungen  Jahren  (1487-1488)  in  Neapel  gewesen 
und  hat  vielleicht  von  dort  wie  aus  der  Umgegend  mancherlei 
Zeichnungen  nach  antiken  Denkmälern  mitgebracht  (^):  es  genügt 
zu  erinnern  an  die  Aufnahmen  des  Tempels  von  Pozzuoli  (Barb. 
f.  6'),  der  Centralbauten  bei  Bajae  (f.  8),  des  «  Studio  di  Marco 
Varrone »  bei  Cassino  (f.  8),  des  Grabes  des  Munatius  Plauens 
bei  Gaeta  (f.  7'),  der  «  Carceri  vecchie  y>  bei  Capua  (f.  8).  Aber 
auf  Inschriften  hat  sich  damals  seine  Aufmerksamkeit  nicht 
erstreckt ;  die  Bauinschrift  des  Puteolaner  Tempels  ist  ganz 
flüchtig  kopiert,  und  vom  Epitaph  des  Plauens  lässt  sich  nach- 
weisen, dass  es  nicht  vom  Stein,  sondern  nach  einer  ungenauen 
und  durch  Erläuterungen  interpolierten  Minuskelcopie  in  die 
Zeichung  eingetragen  ist  (^).  Die  Abschrift  eines  sonst  nirgends 
erhaltenen    Capuaner    Steines    wäre    ein    ganz    einzeln    stehendes 

(')  Wenn  nicht>  was  hier  nicht  erörtert  werden  kann,  seine  Quelle 
Francesco  di  Giorgio  Martini  war. 

(2)  Die  Inschrift  des  Plancu^grabes  praesentiert  sich  in  Sangallos  Copie 
folgendermassen :  L  •  [lvcivs]  mvnativs  l  •  f  •  [lvcii  filivs]  l  •  n  .  [lv- 

CII  NEPOS]  L  •  PRON  -[lvcii  PRONEPOS]  PLANCVS  COS  •  [cONSVl]] 
CENS  •  [cENSOr]  IMP  '  [iMPERATOr]  ITER  [iTERVm]  VII  •  VIR  [SEPEM- 
VIR  sie]  EPVLONI  [ePVLVM  PARAEBVIT  «Ic]  TRIVMP  .  [tRIVMPHAVIT]  EX 
RAETIS  .  AEDEM  SATVRNI  FECIT  DE  MANVBI  AGROS  DIVISIT  IN  ITALIA 
BENEVENTI  IN  GALLIA    COLONAS  {sic)  DEDVXIT    LVRGDVNVM  ET  TAVRICAM. 

Die  von  mir  in  eckige  Klammern  gesetzten  Worte  bezeichnen  die  erklärenden 
Glossen,  die  bei  Sangallo  als  fortlaufender  Text  erscheinen.  Aus  den  Fehlern 
Lurgdunum  und  Tauricam  für  Lugudunum  und  Rauricam  ergiebt  sich,  dass 
dem  Künstler  eine  Minuskelkopie  des  Textes  vorlag. 


ZWEI    MONUMENTE  AUS  CERVETRI  39 

Factum:  und  zudem  steht  der  Text  nicht  zusammen  mit  anderen 
campanischeu  Denkmälern,  sondern  aut  einem  wohl  erst  zehn  Jahr 
nach  Sangallos  Aufenthalt  in  Neapel  beschriebenen  Blatte  (^). 

Die  Aehnlichkeit  auch  in  kleinen  Aeusserlichkeiten  (z.  B.  der 
Art  wie  die  Zeilen  zwischen  mit  Bleistift  vorgezogenen  Linien 
geschrieben  sind)  macht  es  vielmehr  evident,  dass  der  Inschrifttext 
gleichzeitig  geschrieben  ist  mit  dem  vorher  behandelten,  sicher 
aus  Cervetri  stammenden  Monument.  Und  wir  besitzen  —  was 
ich  früher  übersehen  hatte  —  aus  Cervetri  eine  andere  Inschrift, 
welche  mit  der  unsrigen  eine  grosse  Aehnlichkeit  zeigt.  Ich  meine 
die  jetzt  im  kapitolinischen  Museum  befindliche  Tafel  CIL.  XI, 
3613  (teiweise  abgedruckt  bei  Orelli  2546  und  bei  Dessau  5052), 
nach  der  zwölf  Leute  freigelassenen  Standes  ludos  Latinos  et 
Graecos  fecer{unt)  VI.  V.  IUI.  II L  pr{idie)  k{alendas)  et 
k{alendis)  Mart(is),  et  populo  crustulum  et  mulsum  dederunt 
M.  Asinio  Agrippa,  Cosso  Cornelio  Lentulo  cos.  (25  n.  Chr.). 
Leider  ist  der  Anfang  der  Inschrift  bis  auf  geringe  Beste  weg- 
gebrochen: über  dem  ersten  Namen  der  Liste  ist  noch  ein  AV 
erhalten,  wozu  Bormann  bemerkt:  diibito  num  sint  reliquiae  verbi 
Augustales  an  nominis  Augusti  alicuius.  Für  unsere  Inschrift 
sind  natürlich  Augustalen  schon  durch  das  Datum  ausgeschlos- 
sen; auch  ist  die  Zusammensetzung  insofern  verschieden,  als  sich 
unter  den  zwölf  ersten  Namen  neun  Freigelassene  und  drei  Sclaven 
befinden  (den  letzten  Namen,  der  wieder  ein  Freigelassener  ist, 
möchte  man  für  später  auf  dem  Steine  zugefügt  halten).  Doch  liegt 
es  nahe,  an  ein  ähnliches  sacrales  Collegium  zu  denken. 

Von  den  Grentilicien  unserer  Inschrift  kehrt  das  sonst  ziemlich 
seltene  Magilius  in  n.  3613  Z.  4  wieder.  Was  die  übrigen  be- 
trifft, so  sind  die  Familien  Thoria  und  Veturia  durch  andere  Steine 
{CIL.  XI,  3687  und  3689)  in  Caere  bezeugt. 

Ch.  Hüelsen. 

(*)  Ausser  den  beiden  Caeretaner  Monumenten  enthält  das  Blatt  noch 
das  von  Eugen  Müntz  {Memoires  de  la  SociiU  de  Antiquaires  de  France, 
1885,  p.  193  f.)  herausgegebene  Itinerar  von  Avignon  nach  Grasse,  welches 
aber  auch  nicht  auf  oder  unmittelbar  nach  der  Eeise  (1494),  sondern  meh- 
rere, vielleicht  viele  Jahre  später  niedergeschrieben  ist. 


ZUR   GESCHICHTE   DER   KATZE   IM   ALTERTUM 


Die  Geschichte  der  Katze  gehört  zu  den  interessantesten,  aber 
auch  zu  den  schwierigsten  Kapiteln  der  Kulturgeschichte  überhaupt. 
Es  scheint,  man  kann  nicht  vorsichtig  genug  sein ;  gehen  wir  so- 
gleich in  medias  res. 

Das  Wort  erscheint  zuerst  in  der  volleren  jonischen  Form 
aläXovQog  bei  Herodot  (484-424  v.  Ch.).  Er  erwähnt  sie  unter 
den  ägyptischen  Tieren  und  bezeichnet  damit  die  für  heilig  gehal- 
tene ägyptische  Hauskatze,  die  ihm  von  seiner  Reise  an  den  Nil 
wohl  bekannt  war. 

Der  zweite  Zeuge  für  das  Wort  istAristophanes  (444-380), 
der  unter  allerlei  Pelztieren,  deren  Felle  der  böotische  Händler 
auf  den  athenischen  Markt  bringt,  auch  die  aläXovoog  anführt^ 
Schwanzwedler,  mit  beweglichem  Schwänze.  Mit  Sicherheit  lässt 
sich  nicht  sagen,  dass  das  Wort,  das  auch  bei  dem  attischen  Ko- 
miker nur  in  der  älteren  vollen  Form  vorkommt,  die  Wildkatze 
bezeichnet  (').  Da  aber  die  Wildkatze  ohne  Zweifel  einst  in  Grie- 
chenland, besondei^s  im  nördlichen,  vorgekommen  ist,  wo  sie  noch 
heutigen  Tages  sich  findet  (z.  B.  etwas  nördlich  von  Athen,  auf 
dem  Farnes,  nach  Heldreich),  so  ist  jedenfalls  die  Auifassung  im 
Sinne  von  «  Wildkatze  "  gestattet,  die  in  der  byzantinischen  Zeit 
ayQioxaTTa^  gattoferus,  auch  sv^QVfxog  xazra  «  im  Wald  lebende 
Katze  » ,  ayqiog  xccttoq  «  wilde  Katze  »   genannt  wird. 

Der  nächste  Autor  ist  Aristoteles  {h.  a.  V  2,  3.  VI 
29,  3),  dessen  Schilderung  der  aUovgog  nach  Sundevall  auf  die 


(*)  Ich  bringe,  sagt  der  Böotier,  Gänse,  Hasen,  Füchse,  Maulwürfe, 
Igel,  ai6}.oTÖQovg  Tiixtl&ctg  (unbestimmbar:  Eichhörnchen,  Biber?),  Marder, 
Fischottern,  Aale  vom  Kopaissee.  Acharn.  878-880. 


O.  KELLER,  ZUR  GESCHICHTE  DER  KATZE  IM  ALTERTUM         41 

«  Katze  »  (Tierarten  des  Aristoteles  S.  44)  zutrifft,  ebenso  nach 
Aubert  und  Wimmer  (Aristoteles  Thierkunde  I  S.  63)  auf  die 
«  Katze,  Felis  domestica  und  Felis  catus  » ,  nach  Heldreich, 
Faune  de  Grece  12  ^  wohaMement  r,  auf  die  Wildkatze  geht; 
dann  kommt  Kallimachos,  der  alexandrinische  Gelehrte  und 
Dichter  (um  250  v.  Gh.),  der  hymn.  in  Ger.  111  von  einer  Haus- 
katze des  mythischen  thessalischen  Königs  Erysichthon  spricht, 
vor  welcher  die  kleinen  Tiere,  ihijQia  fxixTta^  also  die  Mäuse,  zit- 
terten. Zu  aUovQov  bemerken  die  spätgriechischen  Schollen:  tov 
ldi(x)iix5)Q  Xsyoiisvov  (vulgariter  dictum)  xatiov.  In  einer  anderen 
Glosse,  in  einer  Vatikanhandschrift  des  X.  Jahrhunderts,  wird 
sXovQog,  wie  statt  aXkovQog  geschrieben  wird,  durch  vivernus  über- 
setzt, d.  h.  viverrus,  was  sonst  gewöhnlich  das  Frettchen  be- 
zeichnet. 

In  den  äsopischen  Fabeln  kommt  al'XovQog  oft  vor  und 
bedeutet  stets  die  Hauskatze,  aber  da  sich  dieselben  nicht  datieren 
lassen,  kann  man  bei  unserer  Untersuchung  nicht  viel  damit  an- 
fangen. Phaedrus  erwähnt  kein  aelurus,  auch  nicht  felis  im 
Sinn  von  Hauskatze;  dagegen  treffen  wir  am  Ende  des  ersten 
Jahrhunderts  n.  Gh.  bei  Plutarch  eine  Stelle,  wo  von  Wiesel 
und  Katze  als  Speise  in  der  äussersten  Hungersnot  die  Rede  ist 
{mor.  p.  959  F),  so  dass  niemand  zweifeln  kann,  er  erwähne 
beide  als  gleichartige  Haustiere.  Das  stimmt  mit  den  z.  T.  gleich- 
zeitigen Autoren  Plinius  und  Seneca,  von  denen  ersterer  die 
Asche  von  Wieseln  oder  Katzen  (mustelae  vel  felis)  als  Mittel, 
die  Mäuse  zu  vertreiben,  anführt  {n.  h.  XVIII  160),  während 
Seneca  sagt,  dass  sich  die  Hühner  (pulli)  vor  der  Katze  (feiern) 
fürchten,  nicht  aber  vor  dem  Hunde  (epist,  121). 

Im  zweiten  Jahrhundert  ist  sie  als  noch  ziemlich  fremd  in 
Italien  dadurch  charakterisiert,  dass  sie  in  der  gelehrt  gebildeten 
Sprache,  bei  Juvenal,  Hygin  und  Gellius,  aelurus  (cdlovQog) 
genannt  wird.  In  den  ersten  Jahrhunderten  der  Kaiserzeit  scheint 
sie,  vermutlich  von  Aegypten  aus,  auch  nach  Asien  gekommen 
zu  sein.  Mindestens  ist  die  aUovgog  im  Unterschied  vom  rö- 
mischen Fabeldichter  Phaedrus  dem  syrischen  Griechen  Babrios 
bekannt,  dem  trefflichsten  Fabeldichter  des  Altertums,  der  nicht 
später  angesetzt  werden  kann.  Dass  ailovgog  den  Sinn  von  Marder 
gehabt  habe,  ist  für  die  klassische  Zeit  unerweislich,  wenn   auch 


42  O.    KELLER 

Carus  in  seiner  Geschichte  der  Zoologie  S.  13  behauptet,  ßoUeston 
habe  im  Journal  of  Anat.  and  Physiol.  vol.  II  (2.  Ser.)  1867 
p.  47.  437  nachgewiesen  dass  das  griechische  ai'XovQog  =  Mu- 
stela  foina,  Hausmarder  sei.  Eine  Verwechslung  von  Hauskatze 
(alXovQog)  und  Marder  (ixvig)  lässt  sich  literarisch  erst  vom  zwei- 
ten christlichen  Jahrtausend  an  beweisen,  und  zwar  aus  dem 
Anonymus  Matthaei,  der  unter  Constantin  Monomachos  (1042) 
schrieb.  Er  erzählt  nämlich  einiges,  was  auf  die  Katze  zutrifft,  und 
fügt  zum  Schlüsse  bei:  «Etliche  berichten  dies  vom  Marder,  ixTig. 
der  bei  uns  gemeiniglich  (sv  rg  rjßsveqa  ovvrjdsia)  mXovQog 
genannt  wird  » .  In  dieser  sehr  späten  Periode  bezeichnete  xaira 
Katze ,  aXlovqog  Marder ,  yalrj  Wiesel ;  ixvig  aber  war  unge 
bräuchlich  geworden.  So  war  es  damals  in  der  byzantinischen 
Volksprache. 

Betrachten  wir  nunmehr  die  zwei  lateinischen  Wörter  für 
Katze:  feles  und  cattus.  Feles  bezeichnet  der  richtigen  Ety- 
mologie nach,  die  man  freilich  umsonst  in  den  etymologischen 
Büchern  suchen  wird,  das  Tier  mit  dem  «  gelben  »  Fleck,  das 
am  Halse  gelb  gezeichnete  Tier,  den  Edelmarder  und  dann 
auch  den  weniger  schön  gelbhalsigen  Iltis  und  den  weisskehligen 
Stein-  oder  Haus  mar  der.  Dass  auch  die  Griechen  unter  ihrer 
i'xTig  (die  ja  schon  in  der  Ilias  vorkommt)  ein  gelbkehliges  Tier 
verstanden  haben,  zeigt  unwidersprechlich  das  davon  abgeleitete 
l'xtsQog  Gelbsucht.  Feles  hängt  mit  feL  fellis  Galle  zusammen  (^). 
Also  feles  ist  von  Hause  aus  der  goldgelbkehlige,  durch  sein  wun- 
derschönes Fell  ausgezeichnete,  in  Italien  gar  nicht  seltene  Edel- 
oder  Honigmarddr,  dann  Marder  überhaupt,  gelegentlich  auch  wohl 
Iltis.  Im  eigentlichen,  europäischen  Griechenland  ist  der  Stein- 
marder gewöhnlich ;  er  ist  meistens  unter  ixtig  zu  verstehen.  Feles 
kann  aber  auch  noch  ein  anderes  marderartiges,  gelblichkehliges 
Tier   bezeichnen,    nämlich   die   Wildkatze.  Wenigstens  wird  man 

(*)  Für  Wildkatze,  Marder,  Wiesel,  u.  s.  w.  wird  man  einen  Grundbe- 
griff/g^,/^  «gelb»  festhalten  dürfen.  Zu  den  fruchtbarsten  Tieren  — 
von  f^  fruchtbar  —  gehören  sie  nicht:  da  müsste  es  viel  mehr  Wildkatzen 
geben.  Die  Mäuse,  Schweine,  Wiederkäuer  u.  a.  m.  sind  viel  fruchtbarer. 
Die  Ableitung  von  fe  saugen,  säugen  würde  sie  von  den  übrigen  Säugetieren 
nicht  unterscheiden,  wenn  auch  der  formelle  Standpunkt  dafür  zu  sprechen 
scheint. 


ZUR    GESCHICHTE    DER    KATZE    IM    ALTERTUM  43 

sich  vergeblich  nach  einem  anderen  Worte  umsehen,  mit  dem  die 
auch  im  heutigen  Italien  noch  vorkommende  Wildkatze  bezeichnet 
worden  sein  könnte.  Sie  kann  z.  B.  gemeint  sein  von  Nemesian 
{cyneg.  55,  56),  wo  er  schildert,  wie  man  mit  langen  Speeren  im 
hohlen  Baumstamm  die  dräuende  Katze  {feles)  aufspiesst:  Felemque 
minacem  Arboris  in  trunco  longis  praeßgere  teils,  das  Beiwort 
K  dräuend  »  passt  trefflich  auf  die  grimmig  sich  zur  Wehr  setzende 
Wildkatze. 

Von  dieser  Prämisse  aus,  dass  feles  schon  vor  der  Bekannt- 
schaft der  Römer  mit  ägyptischen  Tieren  die  heimische  Wild- 
katze bezeichnen  konnte,  und  dass  schwerlich  ein  anderer  Name 
für  dieses  italische  Tier  jemals  existierte  als  eben  feles  oder  felis, 
ist  es  nun  auch  ganz  selbstverständlich,  dass  die  Römer,  sobald 
sie  die  ägyptische  Hauskatze  kennen  lernten,  dieselbe  feles  be- 
nannten. Denn  wenn  auch  die  ägyptische  heilige  Katze  und  also 
auch  unsere  Hauskatze  mit  der  europäischen  Wildkatze  durchaus 
nicht  so  verwandt  ist,  dass  an  eine  Abstammung  der  einen  von 
der  anderen  gedacht  werden  könnte,  wenn  sie  vielmehr  in  Bau, 
Balg  und  Charakter  scharfe  Unterschiede  aufweisen,  so  ist  doch 
andrerseits  für  jeden  nicht  spezifischen  Zoologen  die  Aehnlichkeit 
zwischen  beiden  Katzenarten  so  in  die  Augen  springend,  dass  es, 
wie  gesagt,  ganz  selbstverständlich  war,  der  ägyptischen  Hauskatze 
den  Namen  der  einheimischen  Cousine  zu  geben.  So  sehen  wir  denn 
in  der  goldenen  und  silbernen  Latinität  feles  im  Sinne  von  Katze, 
sowohl  Wildkatze,  bei  Nemesianus,  als  auch  ägyptische  Katze: 
bei  Cicero,  Ovid,  Plinius,  Seneca.  Cicero  spricht  in  den  Tuscu- 
lanen  und  sonst  von  d6r  heiligen  Katze  der  Aegypter  (feles),  Ovid 
erzählt  in  den  Metamorphosen  (Metam.  V  380)  von  der  Diana,  dass 
sie  im  ägyptischen  Götterkampfe  auf  der  Flucht  vor  Typhon  in 
eine  Katze  (feles)  sich  verwandelt  habe.  Plinius  X  202  schreibt: 
Feles  quidem  quo  silentio,  quam  levibus  vestigiis  obrepunt  avi- 
busf  quam  occulte  speculatae  in  musculos  exiliunt!  excrementa 
sua  e/fossa  obruunt  terra,  intellegentes  odorem  illum  indi- 
cem  sui  esse.  Hehn  bringt  zu  dieser  Stelle  die  sonderbare  An- 
merkung: «  Richtige  Beobachtungen,  die  aber  an  der  europäi- 
schen wilden  Katze  sich  ganz  ebenso  machen  Hessen,  wie  die 
entsprechenden  am  Fuchs  und  anderen  Tieren  der  Wälder  und 
Berge  » .   Seit  wann   pflegt  man  die  Wildkatze   beim   Mäusefang 


44  •  O.    KELLER 

ZU  beobachten  ?  Neio,  diese  vorzügliche  Schilderung  des  Ge- 
bahrens  unserer  Hauskatze,  wie  sie  so  leise  und  sachte  als 
möglich  auftretend  die  Vögel  beschleicht,  wie  sie  im  Versteck 
den  Mäusen  auflauert,  um  plötzlich  auf  sie  loszuspringen,  wie 
sie  ihre  Exkremente  verscharrt  —  alles  das  kann  Plinius  nur 
an  ägyptischen  Hauskatzen  beobachtet  haben,  niemals  an  der 
unzähmbaren,  bösartigen,  scheuen  und  nächtlichen  Wildkatze, 
lese  war  auch  zu  Plinius  Zeit  gewiss  viel  schwieriger  zu 
beobachten,  als  die  wahrscheinlich  schon  durch  den  einen  oder 
anderen  ägyptischen  Kultus  den  Römern  bekannten  äg3^ptischen 
heiligen  Katzen.  Die  zweite  bereits  berührte  Pliniusstelle  führt 
die  Asche  von  Wieseln  oder  Katzen  als  Mittel  an,  die  Mäuse  zu 
vertreiben  (s.  S.  41).  Die  Wiesel,  mustelae^  waren  damals  noch  die 
gewöhnlichen  Haustiere,  die  man  gegen  die  Mäuse  hielt.  Auch 
die  Stelle  aus  Senecas  Briefen,  wo  feles  und  Hund  einander  ge- 
genüber gestellt  sind,  ist  schon  vorhin  angeführt  worden  (S.  41). 
Man  sieht  auch  hier,  dass  man  offenbar  damals  anfing  die  Katze 
in  Italien  als  einfaches  Haustier  zu  halten.  Dass  dies  aber  nur 
ganz  sporadisch  geschah,  vielleicht  in  den  Palästen  einiger  Gros- 
sen, ergiebt  sich  aus  dem  Umstände,  dass  eben  nur  an  auffallend 
wenigen  Stellen  in  dieser  Zeit  von  der  Katze  {feles)  die  Rede  ist. 
Horaz,  Vergil,  Catull,  Persius,  Sueton,  Tacitus,  Lucan,  Petronius  — 
sie  alle  und  noch  manche  andere  erwähnen  das  Tier  überhaupt  nicht, 
während  sie  z.  T.  sehr  viele  andere  Tiere  namhaft  machen  (\). 
Ins  erste  Jahrhundert  n.  Chr.  fällt  denn  auch  wohl  die  Stelle 
Plutarchs  {moral.  p.  959),  wo  vom  Essen  der  Wiesel  und  Katzen 
(ailovQoi)  in  der  äussersten  Hungersnot  die  Rede  ist.  In  Aegypten 
kam  so  etwas  notorisch  niemals  vor.  Im  Gegenteil,  wir  hören 
(Diodor.  I  84),  dass  in  solchen  schrecklichen  Zeiten  es  zwar  vor- 
gekommen sei,  dass  die  Menschen  sich  gegenseitig  anfassen,  niemals 
jedoch  habe  man  sich  an  einem  heiligen  Tiere  vergriffen;  die 
Katze  aber  gehört  zu  den  allerheiligsten  Tieren.  Man  muss  also 
aus  jener  Plutarchstelle  schliessen,   dass  zu  seiner  Zeit  (46-120) 


(')  Bemerkenswert  ist  auch  (worauf  mich  Ch.  Hülsen  aufmerksam  macht), 
dass  in  den  reichhaltigen  Verzeichnissen  der  voces  animantium  (Sueton,  ed. 
Eeiff.  247-254  wozu  u.  a.  das  bei  Poleraius  Silvius  p.  548  zu  fügen  ist)  keine 
lateinische  Bezeichnung  für  das  Miauen  der  Katze  vorkommt. 


ZUR  GESCHICHTE  DER  KATZE  IM  ALTERTUM  45 

auch  ausserhalb  Aegyptens  da  und  dort  Katzen  als  Haustiere 
gehalten  wurden,  offenbar  zur  Vertilgung  der  Mäuse  wie  die  in 
einem  Atem  von  Plutarch  genannten  Wiesel.  Dass  die  Katze  zur 
Zeit  des  berühmten  Vesuvausbruchs  noch  kein  gemeines  Haustier 
in  Italien  war,  geht  aus  den  Ruinen  von  Herculaneum  und  Pom- 
peji hervor,  wo  alle  möglichen  Haustierreste  ausgegraben  und 
teilweise  ihre  vollständigen  Körperformen  ausgegossen  werden 
konnten,  von  der  Katze  aber  keine  Spur  sich  vorfand :  weshalb  ein 
moderner  Gelehrter  die  komisch-geistreiche  Vermutung  aufstellte, 
dass  sie  in  Voraussicht  der  Katastrophe  sich  bei  Zeiten  aus  dem 
Staube  gemacht  haben  werden.  Ich  erinnere  mich  nicht  bei  einer 
der  vielen  Erdbeben  -  und  Ausbrucliskatastrophen  in  neuerer  Zeit 
von  der  Auswanderung  sämtlicher  Katzen  aus  einer  Stadt  etwas 
gelesen  zu  haben,  wenn  mir  auch  wohl  bekannt  ist,  dass  die 
Katzen  unmittelbar  vor  einem  Erdbeben  und  während  desselben 
in  furchtbarer  Aufregung  hin  -  und  herrennen. 

Ins  erste  Jahrhundert  fällt  ferner  die  stadtrömische  Grab- 
schrift einer  Calpurnia  Felicia  {C.  I.  Z.  VI,  14223),  mit  dem  da- 
runter befindlichen  sehr  hübschen  Bild  einer  Katze,  die  wir  um- 
stehend nach  einer  von  Hrn.  Salinas  freundlichst  vermittelten  Pho- 
tographie wiedergeben.  Es  ist  ein  Marmorcippus,  der  nahe  dem 
Grabe  der  Calpurnier  und  Licinier  unweit  der  Porta  Pia  gefunden 
wurde  (^):  dass  eine  feles  dargestellt  sein  soll,  wird  gesichert  durch 
die  Anspielung  auf  den  Namen  der  Begrabenen,  Felicula.  Feles, 
das,  wie  gesagt,  keineswegs  bloss  oder  auch  nur  ursprünglich  unsere 
Hauskatze  bedeutet  —  wie  es  nach  den  Wörterbüchern  den  Anschein 
hat  (^)  —  sondern  vielmehr  auch  Marder  oder  Wildkatze  bezeichnet, 
steht  in  diesem  Sinne  ausser  bei  Nemesian  auch  bei  Varro  r.  r. 
III  11,  3,  III,  12,  3,  bei  Columella  VIII,  3,  6,  VIII  15,  2,  bei 


{*)  [Wenn  im  CLL.  VI  zu  n.  14189  die  Calpurnierinschriften  von 
der  Via  Salaria  aus  Ende  des  zweiten  Jhdts.  gesetzt  werden,  so  ist  das  sichei 
irrig:  dagegen  zeugt  der  —  später  gemachte.  —  Fund  der  Gräber  der  vor- 
nehmen Calpurnii  und  Licinii  aus  claudisch-neronischer  Zeit  [C.  L  L.  VI,  31721- 
31727),  und  in  unserem  speziellen  Falle  der  Schriftcharakter  sowie  die  (im  Cor- 
pus übersehenen)  Apices  über  mdnibus  Z.  1  und  Germullö  Z.  3.    Ch.  H.]. 

(")  Freund  und  Georges  führen  als  erste  Bedeutung  von  feles  Katze  an, 
und  Freund  setzt  vor  die  zweite  Bedeutung  («  Marder,  Iltis  »)  sogar  noch  das 
Wort  u  übertragen  ». 


46 


0.    KELLER 


Phaedrus  II  4,  4 :  hier  wohnt  die  feles  in  einem  Baum,  während 
oben  ein  Adler  horstet  und  unten  ein  Eber  seine  Lagerstatt  ein- 


Fig.  1. 


gerichtet  hat :  es  handelt  sich  somit  keineswegs,  wie  Georges  und 
Freund  meinen,  um  unsere  Hauskatze.  Auch  Celsus  V  18  kann 
mit  seinem  felinum  stercus,  das  er  als  Rezept  empfiehlt,  ganz 
wohl  Marderkoth  gemeint  haben. 


ZUR  GESCHICHTE  DER  KATZE  IM  ALTERTUM  47 

Die  späteste  mir  bekannte  datierbare  Stelle,  wo  feles  er- 
wähnt wird,  ist  bei  Ausoniiis  {epigr.  65,  5  Seh.).  Das  Wort  «  Mar- 
der »  steht  da  im  übertragenen  Sinn  von  einem  Räuber  der  Un- 
schuld, Verführer:  feles  pullaria,  ein  Marder,  der  den  jungen 
Hühnern  nachstellt.  Er  sagt  von  einem  gewissen  Marcus:  Feles 
nwper  pullaria  dictus,  Corrupit  totum  qui  puerile  secus.  Es  ist 
wohl  eine  Nachahmung  plautinischer  Redeweise;  denn  schon  der 
älteste  Komiker  der  Römer  hatte  von  einem  Jungfernmarder, 
feles  virginaria  oder  virginalis  (Plaut.  Pers.  750,  Rud.  748)^ 
gesprochen. 

Ausonius  also  ist  der  letzte  datierbare  Zeuge  in  der  römi- 
schen Literatur  für  das  Wort  feles  und  zwar  im  ursprünglichen 
Sinne  von  Marder.  Er  lebte  von  309-392.  Das  Wort  ist  dann 
ausgestorben;  die  romanischen  Sprachen  haben  es  nicht  übernom- 
men. Vielmehr  ist  eben  in  jener  Zeit  eine  andere  Bezeichnung 
für  die  Katze  in  den  Vordergrund  getreten,  die  auch  in  den  roma- 
nischen Sprachen  Aufnahme  gefunden  hat,  und  die  für  die  Römer 
den  Vorteil  bot,  dass  sie  nicht  auch  von  Marder  und  Iltis  verstan- 
den werden  konnte,  nämlich  cattus  und  catta. 

Dieser  recht  eigentliche  Name  der  Katze  war  wie  unsere 
Hauskatze  selbst  afrikanischen  Ursprungs.  Nach  Pictet  ist  das 
Wort  speziell  aus  dem  Idiom  herzuleiten,  aus  welchem  das  nu- 
bische  kadiska,  das  berberische  kaddiska  und  das  affadeische 
(von  Bornu)  gada  hervorging.  Beide  Formen  mit  g  und  k  sind 
somit  schon  in  Afrika  vorhanden,  ebenso  die  Verdoppelung  der 
Dentalis.  Das  afrikanische  Wort  ist  in  der  Form  katö  auch  ins 
Syrische  übergegangen.  Wenn  auch  Pictets  Angaben  nicht  im- 
mer ganz  zuverlässig  sein  sollen,  so  wird  er  doch  in  Beziehung 
auf  Nordafrikanisches  als  Franzose  Glauben  verdienen,  und  es  ist 
im  höchsten  Grade  merkwürdig,  dass  Jahrhunderte  lang,  bevor  das 
Wort  in  der  Literatur  auftaucht,  es  gerade  für  Afrika  inschriftlich 
bezeugt  ist  (^).  Catta  erscheint  als  Name  eines  aus  Afrika  stam- 
menden Rennpferdes  auf  der  grossen  Inschrift  des  Wagenlenkers 
Avillius  Teres,  aus  der  trajanisch-hadrianischen  Zeit  (C. /.  Z.  VI, 
33937  =  10053  e,  9 ;  vgL  Borsari,  Bull,  comun,  1902  p.  177  ff.).  Die 

C)  Ch.  Hülsen  machte  mich  auf  dies  Zeugnis  aufmerksam.  Mit  Recht 
bemerkt  er,  dass  catta  für  ein  Rennpferd  ein  gar  nicht  übel  gewählter  Name  sei. 


48  O.    KELLER 

richtigere  lateinische  Form  ist  die  mit  doppeltem  t,  nicht  catm\ 
das  beweisen  die  romanischen  Sprachen  (Gröber  in  Wölfflins  Archiv 
I,  543).  Für  das  Lateinische  selbst  hatte  das  neuauftauchende 
Wort  den  grossen  Vorzug,  dass  es  nicht  so  leicht  mit  anderen 
ähnlich  klingenden  verwechselt  werden  konnte,  wie  dies  bei  fele%, 
fein  der  Fall  war,  das  mit  dem  vielgebrauchten  Wort  fei,  fellis 
=  Galle  allzu  leicht  confundiert  wurde.  Aus  solchen  Gründen  wird 
ja  auch  z.  B .  mus^  muris  in  der  spätesten  Latinität  aufgegeben. 
Es  kommt  mir  somit  gar  nicht  besonders  verwunderlich  vor,  dass 
feles  mit  der  Zeit  von  cattus  verdrängt  worden  ist.  Man  wird 
vielleicht  annehmen  dürfen,  dass  längere  Zeit  neben  feles  und 
felis  im  Sinne  von  Marder  catlus  im  Sinne  von  Hauskatze  ne- 
benherging. 

Ins  vierte  Jahrhundert  fällt  wohl  die  älteste  notdürftig 
datierbare  literarische  Stelle  für  galla.  Sie  stammt  aus  der  ge- 
meiniglich vor  350  n.  Chr.  angesetzten  Itala,  der  vorhieronymia- 
nischen  lateinischen  Bibelübersetzung ;  wir  lesen  nämlich  im  Buche 
Baruch  6,21  (lat.  üebersetzung  des  apokryphen  Jeremiasbriefes) : 
Supra  corpus  eorum  el  supra  caput  eorum  volant  noctuae  et 
hirundines  et  aves  etiam,  simüiter  gattae  (cod.  gutae).  Hierony- 
mus,  340-420,  schreibt  cattae ;  der  griechische  Text  hat  ailovgoi. 

Die  Katze  zählt  hier  zu  den  unheimlichen  gespenstischen 
nächtlichen  Tieren,  wie  sie  ja  im  Aberglauben  mancher  Völker, 
der  alten  Wenden,  Deutschen,  Ungarn,  Neugriechen  u.  a.,  mit 
Vampyren,  Hexen,  Dämonen  zusammengeworfen  wird.  Nach  Wlis- 
locki  wird  heute  noch  in  einigen  ungarischen  Tälern  jede  Katze 
für  eine  in  Tiergestalt  verzauberte  Hexe  gehalten.  Und  wie  man 
Hexen  verbrannte,  so  geschah  es  im  Mittelalter  bisweilen  auch 
den  Katzen,  so  zu  Metz  am  Vorabend  des  Johannestages  {Revue 
arcMol.  1868,  18  p.  191).  Sittl  will  in  den  obigen  cattae  oder 
aUovqoi  Nachtvögel  erkennen,  ohne  es  aber  aus  der  lateinischen 
oder  griechischen  Sprache  und  Literatur  begründen  zu  können; 
denn  auch  die  später  die  später  zu  erwähnenden  pannoni sehen  cattae 
des  Martial  brauchen,  wenn  sie  auch  Vögel  waren,  durchaus  keine 
Eulen  gewesen  zu  sein,  da  es  sich  doch  bei  ihm  um  essbare  Tiere 
handelt. 

Der  erste  eigentliche  römische  Schriftsteller,  welcher  das  Wort 
cattus  aufweist,  ist  zwischen  300  und  350  Palladius  in  seinem  Werke 


ZUR   GESCHICHTE   DER   KATZE   IM    ALTERTUM  49 

Über  die  Landwirtschaft,  worin  er  grossenteils  dem  Columella  folgt, 
in  diesem  speziellen  Punkte  jedoch  ganz  selbständig  ist.  Wir  lesen 
bei  ihm  :  «  Gegen  die  Maulwürfe  ist  es  von  Nutzen,  Katzen  (cattos) 
in  grösserer  Anzahl  mitten  in  den  Artischocken  anlagen  (in  carduetis) 
zu  halten  » .  Die  Artischocken  {cardui,  cinarae)  waren  wie  unsere 
Spargeln  ein  sehr  beliebtes,  feines  und  keineswegs  billiges  Gemüse, 
die  erklärte  Leibspeise  vieler  Römer,  nicht  minder  aber  auch  der 
Feldmäuse.  Dass  in  solchen  sorgfältig  gepflegten  Anlagen  auch 
der  Maulwurf  sehr  unangenehm  ist,  so  nützlich  er  auf  Wiesen 
und  Aeckern  sein  mag,  ist  jedem  Leser  sicherlich  bekannt.  lieber - 
dies  glaubte  man,  er  fresse  Wurzeln.  «  Sehr  viele  Leute  (jplerique) » , 
fährt  Palladius  fort,  «  halten  zu  diesem  Zweck  zahme  Wiesel. 
Etliche  haben  auch  ihre  Löcher  (foramina)  mit  Thon  (rubrica) 
und  dem  Saft  der  wilden  Gurke  angefüllt.  Manche  öffnen  neben 
der  Lagerstatt  der  Maulwürfe  mehrere  Hohlgänge,  worauf  diese 
erschrocken  über  das  eindringende  Sonnenlicht  entfliehen.  Sehr  viele 
bringen  am  Eingang  des  Baues  Schlingen  an,  die  an  Schnüren 
herabhängen  {setis  pendeniibus)  » .  Gerade  wie  solche  Schlingen 
heute  noch  im  Gebrauch  sind  gegen  Maulwürfe,  nicht  aber  gegen 
Feldmäuse. 

Wir  haben  hier  offenbar  die  Zeit  vor  uns,  wo  Katze  und  Wiesel 
nebeneinander  gehalten  wurden,  beide  für  die  Jagd  auf  Maulwürfe, 
und  ohne  Zweifel  auch  für  die  auf  Mäuse,  ohne  dass  wir  deshalb 
mit  Hehn  und  Sittl  das  Wort  talpa  bei  Palladius  in  dem  für 
die  gesamte  Literatur  unerhörten  Sinne  von  Maus  zu  nehmen 
hätten:  wie  sollte  auch  der  Maulwurf,  der  heute  noch  in  Italien 
talpa  heisst,  von  den  Mäusen  unterschieden  worden  sein,  wenn 
diese  gleichfalls  talpae  hiessen?  Und  wie  trefflich  passt  die  Stelle 
vom  Erschrecken  vor  dem  eindringenden  Sonnenlicht  eben  auf 
den  gesichtschwachen  Maulwurf,  und  wie  so  gar  nicht  auf 
eine  Feldmaus!  Sittl  leugnet  freilich  frischweg,  dass  die  Katzen 
2um  Maulwurffange  gebraucht  werden  können,  aber  der  Natur- 
forscher Othmar  Lenz,  eine  der  allerersten  Autoritäten  in  derlei 
Fragen,  bestätigt  es  ausdrücklich.  «  Gute  Katzen  »  —  sagt  er  — 
«  lauern  den  Maulwürfen  auf  und  hauen  sie  mit  den  Krallen  in 
dem  Augenblick  aus  der  Erde,  wo  sie  emporwühlen  ».  Frettchen, 
wie  Sittl  hier  cattus  übersetzt,  heisst  das  Wort  nie.  Sittl  macht 
wieder  die  gleichen  Willkürlichkeiten  wie  im  Falle  des  Jeremias- 


50  O.    KELLER 

briefes.  Also  ums  Jahr  350  war  die  Katze,  caltus  genannt,  in 
Italien  ein  ziemlich  gewöhnliches  mause-  und  maulwurfvertilgendes 
Haustier;  es  scheint  schon  ein  üebergewicht  gegenüber  dem 
«  zahmen  Wiesel  «  gehabt  zu  haben,  das  an  zweiter  Stelle  genannt 
wird.  Nicht  viel  später  fällt  die  Erwähnung  der  ägyptischen  hei- 
ligen Katze  unter  dem  Namen  catta  bei  Rufinus  (345-410)  in  der 
Uebersetzung  der  Clementinen  5,  20:  ALU  eorum  bovem,  qui 
Apis  dicitur,  colendum  tradidisse^  alü  hircum,  alii  eattas.  Des- 
gleichen setzt  man  vermutungsweise  ins  vierte  (fünfte  ?)  Jahrhun- 
dert das  medicinische  Buch  des  Sextus  Placitus  Papyriensis,  in 
welchen  wiederholt  von  caiiae  oder  gattae  stercus  die  Rede  ist 
(s.  Thes.  1.  Lat.  u.  d.  W.  cattus). 

Ins  Jahr  447  wird  Cassius  Felix  datiert,  welcher  (5  p.  13) 
Katzenkot,  eatti  stercus,  mit  Senf  und  Essig  gegen  das  Ausfallen 
der  Haare  empfiehlt,  wie  auch  (um  550)  Alexander  von  Trallis 
cdXovQov  xoTTQov,  dor  nur  den  Senf  weglässt. 

Ungefähr  50  Jahre  nach  Cassius  Felix  kann  Luxorius  ange- 
setzt werden,  der  afrikanisch-vandalische  Epigrammdichter  der 
lateinischen  Anthologie.  Sein  Epigramm  (I  nr.  375  R.)  beginnt: 
Inmensi  soricis  gattus  dum  membra  vorasset  Delicüs  perüt 
crudior  üle  suis.  Die  Ueberschrift  lautet:  de  gatto,  qui  cum 
soricem  maiorem  devorasset,  apoplexiam  passus  occubuit.  Also 
ein  gattus  sei  gestorben,  weil  er  eine  zu  grosse  Maus  gefressen 
hatte.  Die  zweimal  überlieferte  Form  gattus  sollte  man  nicht  in 
cattus  verwandeln,  da  ja  auch  die  Form  mit  g  sonst  noch  fest- 
steht neben  der  mit  c.  Freilich  in  einem  anderen  Gedicht  der 
Anthologie  (I  nr.  181  R.)  ist  die  Form  cattus  überliefert,  sogar 
mit  heteroklitischem  Ablativ  cattu  in  der  Ueberschrift.  Von  wem 
dieses  zweite  Gedicht  herrührt,  weiss  man  leider  nicht.  Der  Codex 
stammt  aus  dem  VII.  Jahrhundert. 

Um  593  schrieb  Euagrius,  hist.  eccl.  VI  c.  23  von  dem  Säu- 
lenheiligen Symeon,  dass  er  als  Knabe  einen  Panther  [TtagSog) 
wie  ein  zahmes  Hauskätzchen  am  Halsband  führte  und  sagte,  es 
sei  eine  ccl'Xovgog,  fjv  xairav  rj  (fvvrj^sicc  Isysi,  also  eine  Katze, 
die  man  früher  aUovQog  nannte,  jetzt  aber  im  gewöhnlichen  Leben 
xdiTu  zu  nennen  pflege.  Damit  steht  nicht  im  Widerspruch,  dass 
Agathias  (a.  582)  ein  Epigramm  gemacht  hat  auf  eine  hausge- 
borene Katze,  olxoysvTjg  al'XovQog,  die  sich  an  einem  zahmen  Reb- 


ZUR  GESCHICiHTE    DER   KATZE   IM    ALTERTUM  51 

huhü  vergreift,  ein  Motiv,  das  auch  Damocharis  und  die  Fabel- 
dichter behandelt  haben.  Alle  diese  Dichter  bedienen  sich  natürlich 
des  feineren,  klassischen  Ausdrucks  aiXovQog,  nicht  des  vulgären 

Zur  gleichen  Zeit,  um  das  Jahr  600,  schrieb  auch  der  Bio- 
graph Gregors  des  Grossen,  der  Diakon  Johannes:  Nihil  in  mundo 
habebat  praeter  unam  cattam,  quam  blandiens  crebro  quasi  coha- 
bitatricem  in  suis  gremiis  refovebat.  Und  ebenfalls  zu  Beginn  des 
siebenten  Jahrhunderts  n.  Chr.  schreibt  Isidor  von  Sevilla  XII  2,  38, 
dass  das  Volk,  vuigus,  den  Mauser,  mmio,  catus  (cattus?)  nenne,  a 
captura,  wie  er  komischerweise  etymologisiert.  Und  in  die  gleiche 
Periode  fällt  wahrscheinlich  die  Horazscholiensammlung,  wo  von 
den  blauäugigen  Germanen  gesagt  wird,  dass  sie  katzengraue 
Augen  {colore  cattino)  haben.  In  das  Jahr  628  setzt  man  den 
byzantinischen  Schriftsteller  Theophylaktos,  der  den  Beinamen 
2ifjioxdTTr]g  führte,  d.  h.  mit  katzenartiger  Stumpfnase.  Drei-  bis 
vierhundert  Jahre  später,  in  die  Zeit  von  Constantin  Monomachus, 
fällt  wie  gesagt,  die  Abfassung  der  zoologischen  Excerpte  des 
Anonymus  Matthaei,  wo  wir  lesen:  on  ö  cdlovqog  ö  Xsyopisvog 
Tvaq^  fjfxTv  Q(o^cä(STl  xartog  XsysTcci.  Damals  also  war  der  latei- 
nische Ausdruck  cattus  auch  in  Konstantinopel  vollständig  ein- 
gebürgert. 

Ins  XII.  Jahrhundert  fällt  des  Theodorus  Prodromus  Kato- 
myomachia,  ein  dramatisches  Seitenstück  der  altklassischen  Ba- 
trachomachie :  bei  ihm,  wie  auch  im  schol.  Paris.  Aristoph.  Plut. 
693,  heisst  die  Katze  xata.  Und  eben  wieder  in  Handschriften 
der  Batrachomachie  finden  wir  im  XIII. -XIV.  Jahrhundert  xarra, 
in  solchen  des  XV.-XVI.  Jahrhunderts  y(«r«,  yaxag  als  übrigens 
falsche  Scholiasteüerklärung  zu  yaXrj  Wiesel  (s.  Ludwichs  Ausgabe 
der  Batrachom.  S.  208  und  257).  Gleichfalls  ins  XII.  Jarhun- 
dert  gehört  die  Notiz  im  siebzehnten  Teil  der  Chronik  des  Go- 
defridus  (f  1191)  von  dem  ungarischen  Volksstamm  der  Pet- 
schenegen,  dass  sie  noch  zu.  seiner  Zeit  das  Blut  wilder  Tiere 
trinken  und  rohes  Fleisch  von  Pferden,  Füchsen,  Wölfen  und  Kat- 
zen [cattorura)  essen  (Graf  G.  Kuun  relat.  Hungar.  II,  113). 

Nicht  zu  datieren  vermag  ich  die  catta  der  tironischen 
Noten  (109,  9  ed.  Schmitz),  den  xccTtog  der  schol.  Callim.  in  Cer. 
111    {aiXovQov~\    tbv    l^icotixStg  Xsyofxsvov   xccttov)  und    die    der 


62  0.    KELLER 

schol.  Dorvill.  Aristoph.  Plut.  693.  Absichtlich  weggelassen 
habe  ich  die  Stelle  Martials  XIII  69,  wo  catla  erwähnt  wird: 
denn  diese  catta  wird  zwischen  lauter  essbaren  Vögeln  genannt 
und  ist  sicherlich  ein  pannonischer  Vogel  (s.  Friedländer  zu  der 
Stelle).  Ebenso  habe  ich  weggelassen  die  angeblich  cattus  ge- 
nannte Belagerungsmaschine  bei  Vegetius  de  re  mil.  IV  c.  15: 
denn  keine  Handschrift  liest  so  und  ebensowenig  der  beste  Her- 
ausgeber, Carl  Lang.  An  sich  wäre  es  ja  denkbar,  dass  eine  an 
die  Mauer  heranschleichende  Belagerungsmaschine  vom  Soldaten- 
witz Katze  genannt  worden  wäre  —  auch  Mäuslein,  Musculus,  ist 
Name  einer  solchen  Maschine  (Veget.  IV  c.  16)  —  aber  für  Ve- 
getius ist  und  bleibt  das  Wort  doch  nur  Hypothese  und  somit  als 
Beweismittel  nicht  zu  brauchen.  Allerdings  ist  von  den  Bolognesen 
des  Mittelalters  überliefert,  dass  sie  Belagerungsmaschinen,  wie 
sie  Vegetius  schildert,  besassen  und  wirklich  cattos,  Katzen,  be- 
nannten: Mamotrectus  zu  Ezechiel  35,  welchen  Ducange  citiert, 
gibt  an:  Vineas  machinas  bellicas,  quibus  itur  ad  murum  suf- 
fodiendum,  quas  Bononienses  vocant  cattos.  W^er  den  Mut  hat, 
mit  älteren  Ausgaben  jenes  Wort  bei  Vegetius  einzusetzen  — 
gegen  die  Handschriften,  welche  vielmehr  causias,  caucias,  cau- 
tias  und  dergl.  bieten,  —  erhält  für  den  Anfang  des  fünften 
Jahrhunderts  ein  weiteres  Zeugnis  für  cattus  =  Katze.  Es  wäre 
eine  gute  Bestätigung  unserer  obigen  Auseinandersetzung,  notwen- 
dig aber  haben  wie  sie  nicht. 

Dagegen  scheint  mir  eine  antiquarische  Notiz  noch  zu  er- 
wähnen, die  das  vierte  Jahrhundert  betreffen  soll.  In  einem  Van- 
dalenfrauengrab  der  Völkerwanderungszeit  in  Ungarn,  zwischen 
350  und  400  n.  Chr.,  hat  man  auf  der  Brust  des  menschlichen 
Skeletts  das  einer  Katze  gefunden  (Lipp,  Gräberfelder  von  Keszt- 
hely,  S.  23),  ein  Beweis,  wie  zärtlich  schon  die  Vandalinnen, 
falls  wir  die  dort  Begrabenen  mit  Eecht  so  benennen,  ihre  Kat- 
zen liebten. 

Zu  den  literarischen  Notizen,  die  wir  für  die  Geschichte  der 
Katze  bei  den  klassischen  Völkern  brauchen  können,  kommen  nun 
auch  noch  eine  Reihe  Daten  aus  der  Kunstarchäologie.  Die  mei- 
sten Katzen,  von  denen  in  archäologischen  Büchern  zu  lesen  steht, 
erweisen  sich  als  Phantasiegebilde :  ausser  an  der  mykenischen 
Dolchklinge,  wo  keine  Hauskatzen,  sondern  nordafrikanische  Gin- 


ZUR    GESCHICHTE    DER    KATZE    IM    ALTERTUxM  53 

sterkatzen  (^)  dargestellt  sind,  gilt  dies  von  den  angeblich  ältesten 
Katzenbildern  auf  den  etrurischen  Wandgemälden  des  VII.  und  VI. 
Jahrhunderts  v.  Chr.  von  Tarquinii  (Corneto),  Clusium  (Chiusi)  und 
Caere  (Cervetri)  und  ebenso  von  dem  durch  Furtwängler  publizierten 
Thonobjekt  der  Sammlung  Sabouroff  I  Tf.  65,  wo  dieser  Ge- 
lehrte und  nach  ihm  Andere  fälschlicherweise  Katzen  und  Mäuse 
sehen.  Bei  näherer  Untersuchung  sind  es  sämtlich  Haus  wiesei, 
und  die  Maus,  welche  in  dem  Vejenter  Grabgemälde  von  der 
«  Katze  "  im  Maul  gehalten  werden  soll,  ist  bloss  ein  weisser 
Fleck  (^).  Vermutlich  das  früheste  archäologische  Stück,  das  Be- 
kanntschaft der  europäischen  Griechen  mit  unserer  Hauskatze  be- 
weist, ist  im  Heraeum  von  Argos  ausgegraben  worden,  eine  Katze 
aus  ägyptischem  Porzellan,  zugleich  mit  porzellanenem  Aeffchen, 
vielleicht  die  Weihegabe  eines  Argivers  nach  glücklicher  Rück- 
kehr von  einer   Reise  an  den   Nil.  (^). 

Fast  in  die  gleiche  Zeit  dürften  dann  gewisse  Münzen  von 
Tarent  und  Regium  fallen,  sämtlich  aus  dem  Ende  des  fünften 
Jahrhunderts  v.  Chr.,  wo  nach  den  einen  eine  Katze,  nach  ande- 
ren ein  junger  Panther  dargestellt  ist.  Die  Münzen  sind  sehr  schön 
geprägt  und  zeigen  das  als  Jüngling  personifizierte  Volk,  Demos, 
sitzend  und  mit  einem  Kätzlein  spielend.  Da  fünf  Typen  und  Va- 
riationen vorliegen,  von  denen  wir  hier  vier  geben,  kann  man  sich 

(')  Eine  ganz  ebenso  deutliche  Ginsterkatze  sieht  man  auf  einem  bei 
Riehm,  bibl.  Handwörterbuch  I  312  wiedergegebenen  ägyptischen  Wandbild 
auf  Papyrusstengeln  aufwärts  schleichen,  um  junge  Vogelbrut  und  Eier  zu 
erbeuten.  G.  Schmid  will  auch  auf  dem  «  goldenen  Ornament  »  des  dritten 
mykenischen  Grabes  (Schliemann  Myk.  S.  208  fig.  266)  zwei  einander  gegen- 
überstehende Ginsterkatzen  erkennen  (myken.  Tiere  S.  208,  Petersb.  Akad. 
Abh.  1903),  während  Schliemann  allerdings  ganz  falsch  von  Löwen  spricht. 
Mir  scheinen  es  zwei  ungeschickt  gemachte  Panther  zu  sein. 

(2)  Nach  gütiger  Mitteilung  von  Dr.  Jacobsen  in  Kopenhagen.  Er 
schreibt  mir,  von  einer  Maus  sei  keine  Rede,  von  der  vorgeblichen  Katze 
aber  sei  kaum  etwas  anderes  zu  sehen  als  die  vielen  und  starken  Bart- 
haare: allein  gerade  diese  stimmen  völlig  ^überein  mit  den  zu  Tarquinii 
und  Clusium  erhaltenen  ganz  sonnenklaren  Darstellungen  von  etrurischen 
Hauswieseln. 

(3)  Die  katzenähnliche  Figur,  welche  auf  dem  attischen  Grabrelief  beis 
Conze  n.  CCIV  oben  auf  einer  Stele  liegt,  ist  ohne  Zweifel  als  monumentale 
Krönung  einer  Grabstele  aufzufassen,  wahrscheinlich,  nach  Ch.  Hülsen,  eine 
Sphinx  (Kopf  und  vorderster  Teil  der  Vorderfüsse  zerstört). 


84  O.    KELLER 

leicht  überzeugen,  dass  es  sich,  wie  u.  a.  auch  Lenormant  annimmt, 
wirklich  um  Katzen  handelt  (^).  Das  eine  Mal  hält  Demos  der  Katze 
einen  unklaren  Gegenstand  {^)  zum  Spielen  hin,  das  andere  Mal 
neckt  er  sie  mit  einem  kleinen  Vogel,  dann  spielt  sie  unter  dem  Stuhle 
des  Jünglings  mit  einem  Ball  oder  schleicht  hinter  dem  Stuhle 
heran:  kurz,  das  Tier  benimmt  sich  ganz  wie  eine  zahme  Hauskatze, 
hat  auch  die  Grösse  und  Gestalt  einer  solchen.  Der  auffallend 
schlanken  und  zierlichen  nubischen  Falbkatze,  auf  welche  wir  so- 
gleich zu  sprechen  kommen,  gleicht  das  Tier  der  fünf  Münzen  auf 
und  nieder.  An  einen  jungen  Panther  ist  aus  dem  Grunde  weniger  zu 
denken,  weil  derselbe,  dem  doch  immer  nicht  ganz  zu  trauen  wäre, 


Fisc.  2. 


nicht  angebunden  ist.  Auch  hätte  das  Tier  in  diesem  Fall  eine 
plumpere  Gestalt  und  vielleicht  auch  eine  Andeutung  des  gefleckten 
Pelzes  (^).  Offenbar  ist  damals  der  Versuch  gemacht  worden,  die 
ägyptische  Hauskatze  im  hellenischen  ünteritalien  einzubürgern. 
Vielleicht  geschah  es  durch  Vermittlung  kyrenäischer  Handels- 
leute (^).  Auf  den  Münzen  wies  man  das  neue  Tier    dem  Genius 

(^)  Die  Besorgung  der  Münzabdrücke  verdanken  wir  der  oft  bewährten 
Güte  Freund  Imhoofs.  Eine  der  fünf  Münzen  wurde  weggelassen,  weil  die 
Katze  darauf  nur  undeutlich  erhalten  ist. 

(*)  Eine  Spindel,  wie  die  Numismatiker  erklären,  wird  es  aus  mehrfa- 
chen inneren  Gründen  schwerlich  sein.  Vielleicht  ist  es  ein  Stengelbrot,  ähn- 
lich dem  Posener  Wecken  bei  M.  Höfler,  Gebildbrote,  Archiv  für  Anthropo- 
logie 1907  S.  103  fig.  2. 

C)  Andeutung  der  Flecken  des  Panther-  oder  Damhirschfells  auf 
Münzen  und  Gemmen  kommt  öfters  vor.  Was  den  Panther  betrifft,  so  vgl. 
Imhoof-  Keller,  Tier  -  und  Pflanzenbilder  auf  Münzen  und  Gemmen  Tf.  I  21. 
XIV  31.  XV  6.  8.  11. 

(*)  Ist  doch  auch  die  berühmte  Arkesilasvase  in  Italien  gefunden 
worden. 


ZUR   GESCHICHTE  DER   KATZE    IM   ALTERTUM  55 

des  Volkes,  Demos,  zu;  es  gab  keine  olympische  Gottheit,  die  es 
als  Attribut  hätte  beanspruchen  können.  Daher  spielt  der  Demos 
mit  dem  neuen  niedlichen  Spielzeug.  Die  Auffassung  des  Tieres 
als  Katze  wird  vollauf  bestätigt  durch  die  beiden  von  Engel- 
mann, Jahrbuch  des  Instituts  1899,  S.  136  und  137  publizierten 
Vasen  aus  Kuvo  (Sammlung  Jatta  nr.  1016.  1555).  Sie  stam- 
men gleichfalls  aus  der   Wende  des  5/4.   Jahrhunderts   v.   Chr., 


Fig.  3. 

sind,  wie  mir  Kollege  Klein  versichert,  ohne  Zweifel  in  Apulien 
selber  angefertigt,  vielleicht  zu  Tarent,  und  zeigen  uns  vornehme 
Damen,  die  mit  absolut  deutlich  gemachten  Katzen  spielen.  Man 
hat  in  diesen  —  man  könnte  sagen  Boudoirscenen  —  den  glän- 
zendsten Beweis  dafür,  dass  um  jene  Zeit  —  circa  400  v.  Chr.  — 
wirklich  zahme  Katzen  in  Apulien  existiert  haben.  Beidemal  läuft 
ein  Kätzchen  auf  dem  rechten  Arm  einer  Dame  und  ist  offenbar 
ganz  zutraulich.  Das  auf  nr.  1016  ist  gestreift  und  hat  einen  etwas 
wolligen  Schwanz,  welch  letzteres  Merkmal  auch  auf  die  Katze 
nr.  1555  zutrifft. 

Am  allerdeutlichsten  ist  aber  der  Katzencharakter  zum  Aus- 
druck gebracht  auf  einer  dritten  apulischen  Vase  im  britischen 
Museum  N  F  126  aus  der  Sammlung  Blacas  (aus  der  Basilicata; 


56  O.    KELLER 

abgebildet  Elite  ceramogr.  IV  Tf.  82) :  das  Tierchen  ist  ganz  nach 
Katzenart  einem  jungen  Manne  von  hinten  her  an  die  Schultei 
heraufgestiegen  und  scheint  die  Pfote  nach  einem  Vögelchen  aus- 
zustrecken, das  er  in  seiner  linken  Hand  hält. 

Hiezu  treten  noch  zwei  weitere  Vasen  des  britischen  Mu- 
seums, eine  Pelike  aus  Apulien,  «  apulischen  Stils  »  F  308 :  eine 
Gans  und  ihr  entgegenjfennend  eine  Katze,  unterhalb  einer  Toi- 
lettenscene.  Dann  eine  Lekane  «  campanischen  Stils  »  aus  Avella 
F  207  aus  der  Sammlung  Blacas :  eine  sitzende  weibliche  Gestalt 
(Aphrodite?)   hält    an  den  Schwingen  eine  Taube,   gegen   welche 


Fig.  4. 

eine  Katze  emporspringt,  Walters,  Catalogue  of  the  Greek  and 
Mruscan  Vases  in  the  British  Museum  IV  p.  104  und  154. 
Diese  zwei  Vasenbilder  werden  hier  nach  Photographieen,  die  wir 
der  freundlichen  Vermittelung  der  Herren  Ashby  uad  Walters 
yerdanken,  zum  ersten  Male  publiziert.  Das  erste  Bild  (fig.  4)  ist 
leider  sehr  stümperhaft  ausgefallen,  so  dass  die  Gans  vom  Katalog 
als  weisse  Ente  aufgefasst  wird,  die  Katze  abar  einem  Karakal 
oder  kleinen  Leopard  ähnelt.  Das  zweite  Bild  dagegen  (fig.  5)  ist 
glücklicherweise  um  so  besser  gerathen. 

Den  Grund,  warum  die  durch  so  stattliche  archäologische  Ar- 
gumente ungefähr  für  den  Ausgang  des  fünften  Jahrhunderts  v.  Chr. 
erwiesene  Akklimatisierung  der  ägyptischen  Hauskatze  in  Apulien 
wieder  verloren  ging,  wissen  wir  nicht ;  doch  lässt  sich  vermuten, 
dass  dies  mit  den  schweren  Kriegszeiten  und  der  Vernichtung  der 
blühenden  hellenischen  Kultur  ünteritaliens  durch  die  Römer  zu- 


ZUR  GESCHICHTE  DER  KATZE  IM  ALTERTUM 


57 


sammenhing.  Auch  der  Versuch  des  Agesilaos  im  Anfang  des  vierten 
Jahrhunderts,  also  fast  um  die  gleiche  Zeit,  Kamele  in  Elis  einzu- 
führen, ist  offenbar  nicht  vom  Glück  begünstigt  gewesen,  und  es 
hat  sich  nur  eine  einzige  Nachricht  davon  in  Xenophons  helleni- 
scher Geschichte,  erhalten. 

Aelteren    Datums    ist  eine   rhodische  Vase,   aus   der   ersten 
Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts  v.  Chr.,  welche  attisches  Gepräge 


Fig.  5. 


zeigt.  Sie  stellt  eine  Musikschule  dar.  Hier  steht  auf  einem 
Stuhle  ein  Tier,  das  nichts  anderes  sein  kann  als  eine  Katze.  Sie 
hat  auffallende  Aehnlichkeit  mit  der  Katze  von  der  Porta  Pia, 
ist  auch  so  dichthaarig  und  dreht  den  Kopf  zu  einem  Mädchen 
herum,  das  ihr  ein  Stück  Brot  oder  dergleichen  zum  Fressen  reicht 
(s.  Annali  deir  Istituto  1878  tav.  d'agg.  P.;  danach  Daremberg  und 
Saglio  Dictionnaire  III  p.  470  fig.  2602).  Diese  Vase,  jetzt  im 
brit.  Museum,  ist  zu  Kameiros  gefunden,  wie  auch  eine  zweite 
Musikschulvase,  ebenfalls  abgebildet  Annali  1878  tav.  d'agg.  0. 
(danach  Daremberg  und  Saglio  a.  a.  0.  fig.  2601). 


58  O.   KELLER 

Auf  die  Vermutung,  dass  die  Motive  dieser  zwei  gleichartigen, 
jedenfalls  in  der  gleichen  Fabrik  entstandenen  Vasen,  eineni  afrika- 
nischen Klima,  vielleicht  zu  Kyrene,  entstammen,  bringt  mich  der 
Umstand,  dass  auf  der  zweiten  Vase  statt  der  Katze  ein  ganz 
deutlicher  Panther  gezeichnet  ist,  der  sich  von  der  Katze  der  an- 
deren Vase  in  Grösse  und  Gestalt  scharf  unterscheidet  und  an 
einem  Stricke  festgehalten  wird.  Dieser  Panther  auf  der  einen  rho- 
dischen  Musikschulvase  wird  von  gewissen  Interpreten  als  Haus- 
katze gedeutet,  was  aber  ganz  unzulässig  ist:  Strick,  Grösse, 
punktiertes  Fell,  Gestalt,  alles  spricht  für  einen  allerdings  nicht 
ausgewachsenen  Panther. 

Gerade  so  verhält  es  sich  mit  einer  dritten  Vase,  auf  der  man 
gleichfalls  eine  Katze  hat  finden  wollen.  Sie  ist  aus  der  Sammlung 
Panckoucke,  abgebildet  von  Dubois,  Catalogue  des  vases  grecques 
de  la  Coilection  Panckoucke  n.  45,  vgl.  Text  p.  14  n.  134  (danach 
Daremberg  und  Saglio  I  p.  689,  fig.  822).  Der  französische  Alter- 
tumsforscher schreibt  ganz  richtig  darunter  Panthere  apprivoisee. 
Auch  dieses  Tier  ist  zu  gross  für  eine  Katze,  hat  punktiertes  Fell 
und  entspricht  überhaupt  eben  einem  nichtausgewachsenen  Panther, 
nicht  aber  unserer  Hauskatze. 

Da  sich  solch  ein  gezähmter  Panther  (beziehungsweise  Ge- 
pard) auch  auf  der  gleichfalls  dem  fünften  Jahrhundert  angehö- 
rigen  Arkesilasvase  befindet  (^)  —  unter  dem  Stuhle  des  Königs 
sitzend  —  wird  man  wohl  an  Kyrene  als  Erfindungsort  des  Motivs 
denken  dürfen.  Man  erinnere  sich  auch  an  die  entschieden  nordafrika- 
nischen Scenen,  z.  B.  mit  Ginsterkatzen,  auf  mykenischen  Kunstge- 
genständen. Eben  der  Ginsterkatzendolch  oder,  wenn  man  lieber  will, 
sein  Original,  ist  doch  gewiss  nicht  in  Europa  verfertigt  worden. 

In  Kyrene  und  im  Nildelta  sind  gezähmte  Panther,  bezie- 
hungsweise Geparde  oder  Servale,  sicherlich  nichts  Ungewöhnliches 
gewesen,  wohl  aber  in  Athen,  wo  auch  Theophrast  in  den  Cha- 
rakteren sie  ohne  Zweifel  erwähnt  hätte,  wenn  sie,  wie  die  Affen, 
häufiger  oder  überhaupt  vorgekommen  wären. 

Wenn  nun  auch  jener  Akklimatisationsversuch  in  Apulieji 
offenbar  sehr  bald  wieder  verschollen  ist,  so  dürfte  doch  da  und 
dort  in  Grossgriechenland  eine  Hauskatze  sich  gerettet  und  fort- 
gepflanzt haben.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  Cicero,  Seneca, 

(«)  Sittl  erklärt  das  Tier  für  eine  Katze ! 


ZUR    GESCHICHTE    DER    KATZE    IM    ALTERTUM 


59 


Plinius  und  den  Einwohnern  Pompejis  die  ägyptische  Katze  nicht 
ganz  unbekannt  gewesen,  und  man  hatte  also  Gelegenheit,  sie  in 
Italien  zu  sehen.  Aber  nach  den  sehr  spärlichen  Andeutungen  zu 
schliessen,  muss  sie  selten  gewesen  sein.  Vermutlich  wurde  sie 
gleich  anderen  seltenen  Tieren,  wie  z.  B.  der  indische  sprechende 
Papagei  (vgl.  Persius,  Anfang  der  1.  Satire)  in  dem  Palaste  des 
einen  oder  anderen  reichen  Römers  als  Haustier  gehalten.  Wir 
hätten  somit  an  und  für  sich  keinen  Anlass,  übermässig  zu  erstau- 


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Fig.  6. 


nen,  wenn  wir  auf  einem  Mosaikbilde  aus  Pompeji  {Mus.  Borbon. 
XIV,  14)  eine  Katze  erblicken,  die  im  Begriff  steht,  ein  Huhn  nie- 
derzuschlagen. Weit  mehr  werden  wir  zunächst  darüber  uns  wun- 
dern, dass  diese  in  Pompeji  übrigens  seltene  Katze  gar  nicht  sonder- 
lich mit  der  nubischen  Falbkatze,  der  Felis  maniculata  stimmt. 
Die  reguläre  heilige  Katze  der  Aegypter  war,  wie  die  anato- 
mische Untersuchung  an  hunderten  von  Mumien  erwiesen  hat,  die 
Felis  maniculata  oder  nubische  Falbkatze,  ein  in  seiner  eigent- 
lichen Heimat  einfarbiges,  dem  Wüstensand  ähnlich  sehendes  Tier, 
an  Gestalt  und  Instinkten  unserer  gewöhnlichen  europäischen  Katze 
völlig  gleichend  (^). 

(')  Die  Photographie  wurde  auf  Kosten  des  k.  k.  oesterr.  archaeol.  In- 
stituts angefertigt  nach  dem  Exemplar  des  böhmischen  Landesmuseums  mit 
Erlaubnis  des  Vorstandes  Hofrats  Fric. 


60  O.    KELLER 

Mit  dieser  gewöhnlichen  niibisch-ägyptischen  Falbkatze,  von 
der  im  Ganzen  und  Grossen  unsere  heutige  europäische  Hauskatze 
abstammt,  will  die  interessante  pompejanische  Mosaikkatze  nicht 
besonders  harmonieren:  Färbung,  Streifen,  längere  Haare  am 
Schwanz  und  hohe  Beine  erinnern  vielmehr  an  Felis  chaus,  den 
Sumpfluchs,  Kirmyschak,  der  in  Aegypten,  allerdings  viel  seltener 
als  die  Katze,  einbalsamiert  worden  ist,  und  dessen  Zähmung  man 
versucht  zu  haben  scheint. 

Zu  Benihassan  in  Mittelägypten  hat  man  neben  der  sogenann- 
ten Artemisgrotte  ausser   den  gewöhnlichen  Katzenmumien    auch 


Fig.  7. 

Sumpfluchsmumien, -gefunden.  Blainville,  osteographie  Tf.  19  und 
C.  Keller,  Abstammung  der  ältesten  Haustiere  S.  83,  bezeichnen 
die  Mumien  als  Felis  chaus;  Gervais,  histoire  des  mammiferes 
(1885)  S.  89  und  Lortet-Gaillard,  La  Faune  momifiee  de  Van- 
cienne  Egypte  (1903)  S.  21  ff.,  als  Felis  caligata\  Nehring,  Ver- 
handlungen der  Berliner  anthropol.  Gesellschaft  1889  S.  558, 
spricht  von  Felis  serval  und  Felis  chaus.  W.  Bateson  handelte 
in  der  Cambridge  philosophical  Society  über  einige  Schädel 
mumifizierter  ägyptischer  Katzen  und  stellte  fest,  dass  wenigstens 
zwei  Arten  zu  unterscheiden  seien,  deren  eine  (unsere  F.  chaus) 
auch  die  Wildkatze  an  Grösse  übertreffe,  Academy  1890  Nr.  933 
S.  209.  Zwischen  dem  Sumpfluchs  {F.  chaus)  und  dem  Stiefelluchs 
(F.  caligata)  besteht  nach  Brehm  kein  wesentlicher  Unterschied. 


ZUR  GESCHICHTE  DER  KATZE  IM  ALTERTUM 


61 


Ein  Londoner  Grabgemälde  von  Theben  in  Oberägypten,  aus 
dem  Neuen  Reiche  stammend,  zeigt  eine  Jagd  auf  Sumpfvögel, 
wobei  der  Sportsman  von  einem  sumpfluchsartigen  Tier  begleitet 
wird,  das  die   mit   einem  Wurfholz  nach  Art  des    Bumerang  ge- 


Fig.  8. 


troffenen  Vögel  aus  dem  Röhricht  ins  Boot  zu  apportieren  scheint 
(so  gedeutet  von  Erman,  Aegypten  I,  323). 

Dieses  Tier,  das  hier  die  Funktion  eines  Jagdhundes  versieht, 
steht  sozusagen  in  der  Mitte  zwischen  dem  echten,  reinen  Sumpf- 
luchs mit  seinen  auffallenden  Ohrpinseln  und  einer  gewöhnlichen 
nubischen  Falbkatze.  Es  unterscheidet  sich  von  der  letzteren  durch 
das  dunkelgefleckte    Fell,    den  etwas  langhaarigen   Schwanz,    die 


62  O.    KELLER 

gedrungenere  und  grössere  Gestalt,  die  stärkeren  Gliedmassen, 
von  Felis  chaus  aber  durch  das  Felden  der  spezifischen  Luchsoh- 
ren. Und  dies  ist  sehr  in  die  Wagschale  zu  legen,  bei  der  ausge- 
prägten Realistik  der  ägyptischen  Kunst,  namentlich  des  Neuen 
Reiches.  Auch  Wilkinson-Birch,  manners  and  customs  III  293 
sagen,  Felis  chaus  komme  nicht  vor  auf  ägyptischen  Denkmälern. 

Noch  deutlicher  als  bei  diesem  ersten  Sumpfjagdbilde  hat 
das  Tier  den  Katzencharakter  auf  einem  zweiten  gleichartigen 
Bilde  aus  Theben,  das  man  bei  Wilkinson-Birch  II  p.  107  nach- 
sehen möge.  Der  Jäger  ist  der  Ammonpriester  Mutsa.  Davon, 
dass  die  Katze  hier  bei  der  Jagd  helfen  würde,  bemerkt  man 
nichts. 

Eine  weitere  deutliche  Katze  mit  langaufgerichteten  spitzen 
Ohren  und  glattem  langen  Schwänze  sitzt  in  einer  vogelreichen 
Sumpflandschaft  und  stellt  selbständig,  ohne  dass  ein  Mensch 
dabei  wäre,  der  jungen  Brut  in  den  Nestern  nach.  Auf  der  an- 
deren Seite  des  Bildes  macht  es  eine  Ginsterkatze  ebenso,  nur 
dass  diese  laufend  dargestellt  ist,  während  jene  zu  lauern  scheint. 
Abgebildet,  leider  nicht  besonders  gut,  bei  Riehm,  biblisches 
Handwörterbuch  I,  312. 

Mehr  Sumpfluchs  als  Katze  scheint  in  dem  satirischen  Pa- 
pyrus des  britischen  Museums  (Lepsius,  Auswahl  Tf.  XXIII)  vor- 
zuliegen. Auch  hier  fehlen  allerdings  deutliche  Ohrpinsel,  aber  die 
Ohren  sind  auffallend  gross  und  spitzig  emporstehend,  und  das 
Tier  ist  sehr  gross,  dick  und  stark,  hat  die  Streifen  des  Sumpf- 
luchses und  treibt  die  Liebliugsbeute  desselben,  Gänse,  vor  sich 
her;  auch  die  Ko|)fform  stimmt  mit  dem  Sumpfluchse.  Auf  der 
einen  Hand  ist  eine  Gans,  wie  dies  bei  dem  ägyptischen  Was- 
servogeljäger üblich  ist;  vielleicht  ein  Lockvogel:  auch  der  Stek- 
ken, den  der  Sumpfkater  in  der  Linken  schwingt,  hat  einige  Aehn- 
lichkeit  mit  dem  Bumerang  der  obigen  Wandbilder. 

Die  Identität  des  ägyptischen  Wasserjagdgehilfen  und  der 
pompejanischen  Mosaikkatze  ergibt  sich  auf  den  ersten  Blick.  Auch 
ihr  fehlen  zum  Sumpfluchs  die  charakteristischen  Haarpinsel  an 
den  Ohren,  zu  Felis  maniculata  aber  fehlt  es  ihr  an  der  auch  bei 
den  tarentinischen  Münzen  so  auffallenden  Schlankheit  und  Zier- 
lichkeit, und  so  kommen  wir  notgedrungen  auf  den  Schluss,  dass 
sowohl  in  Aegypten    als  in  Pompeji  ein  Paarungsprodukt   beider 


ZUR    GESCHICHTE    DER    KATZE    IM    ALTERTUM 


63 


Rassen  dargestellt  ist  (^);  und  in  der  Tat  hat  man  in  Aegypten,  Sy- 
rien und  Indien  die  Vermischung  unserer  Hauskatze  und  des  Sumpf- 
luchses oft  genug  beobachtet.  Das  Blut  des  Sumpfluchses  zeigt 
sich  ferner  deutlich  auch  in  der  Beschreibung,  die  Timotheus  — 
unter  Anastasius  I  ums  Jahr  500  {excerpt.  Äristoph.  II  §  302 
Lambros)  —  von  der  griechischen  Katze  gibt;  die  Worte  passen 
zum  pompejanischen  Mosaik  und  zum  Aeusseren  des  Sumpfluchses 


Fig.  9. 

viel  besser  als  zur  Felis  maniculata  Rüppells,  die  doch  unleugbar 
unserer  heutigen  Katze  den  eigentlichen  Stempel  aufgeprägt  hat. 
Er  sagt,  dass  die  ailovQog,  die  Hauskatze,  ein  mäusetötendes  Tier, 
im  Ganzen  einem  Panther  (TtccQdaXig)  gleiche,  namentlich  im 
schwarzgefleckten  Schweife,  aber  aucli  sonst  in  ihrem  Fell,  nur 
dass  die  Katze  mit  dunklen  Streifen  {xvaioTg  qaßSoig)  gezeichnet 
sei,  der  Panther  aber  mit  schwarzen  sternartigen  Ringen.  Das 
stimmt  weniger  mit  der  meistens  einfarbig  blassgelben  Felis  ma- 
niculata^ um  so  besser  aber  mit  einem  Abkömmling  von  dieser 
und  dem  gestreiften  Sumpfluchse  überein.  Wir  harmonieren  somit 
vollständig  mit  dem  um    die    Geschichte   unserer  Haustiere  sehr 


(*)  Damit  stimmt  die  Notiz  des  Anonymus  Matthaei  c.  36  über  «t'Äowpo?- 
xdtros:  Xiyerm  (bg  ix  fxl^ecag  nagdov  yevoixo  xarä  rrjy  Aißi5t]v. 


64 


O.    KELLER 


verdienten  Zoologen  C.  Keller,  wenn  er  z.  T.  auf  ganz  anderem 
Wege  als  wir  a.  a.  0.  S.  84  zu  dem  Resultate  kommt,  dass  «  der 
wesentliche  Bestand  der  jetzt  weitverbreiteten  Hauskatzen  afri- 
kanischen Ursprungs  und  dort  aus  Felis  maniculata,  zum  Teil  auch 
aus  Felis  chaus  gewonnen  sei  » . 

Ich  kann  übrigens  hinsichtlich  der  pompejanischen  Mosaik- 
katze die  Vermutung  nicht  unterdrücken,  dass  das  Kunstwerk  viel- 
leicht aus  Nordafrika,    etwa   Alexandrien    stammt.    Eine    gleiche 


Vermutung  ist  ja, auch  schon  über  das  Alexanderschlachtmosaik 
aufgestellt  worden.  Für  unsere  Untersuchung  kommt  indessen  nicht 
viel  darauf  an,  weil  ja  auch  die  Wandbilder,  die  ganz  gewiss  an 
Ort  und  Stelle  fabriziert  wurden,  allerlei  afrikanische  Tiere  zeigen, 
die  niemals  in  Pompeji  lebendig  gehalten  wurden,  wie  Elefant,  Eie- 
senschlange  u.  s.  w.  Für  die  reale  Existenz  von  Katzen  in  Pompeji 
ist  jene  Mosaikkatze  gewiss  kein  Beweis:  ebenso  wenig  das  auf 
dem  Mosaikbilde  n.  9992,  wo  drei  Papageien  auf  dem  Rande  einer 
Schale  sitzen,  abgebildete  Tier,  vielleicht  ein  Sumpfluchs  (repro- 
duziert Fig.  10  nach  Photographie  Brogi),  vgl.  die  Abbildung  des 
Sumpfluchses  Felis  chaus,  bri  Brehm-  I  485.  Der  Schwanz  sollte 
dann  freilich   ein   wenig  kürzer  sein  und   längere  Haare  Laben. 


ZUR   GESCHICHTE   DER   KATZE   IM    ALTERTUM  65 

Ebenso  wenig  können  wir  brauchen  das  von  Mazois  II  Tf.  55 
gegebene,  von  Engelmann  im  Jahrbuch  d.  deutsch,  arch.  Inst. 
1899  S.  141  wiederholte  Bild  aus  Pompeji  von  einer  unverhält- 
nismässig grossen  trächtigen  Katze,  die  sich  mit  zwei  Hunden  um 
einen  Frass  (Cotelettes  und  Backwerk)  streitet.  Die  Abbildung  des 
heute  verschollenen  Bildes  bei  Mazois  ist  nicht  besonders  ver- 
trauenerweckend, auch  sagt  er  selber,  dass  die  Katze  ziemlich 
wenig  natürlich  sei.  Vielleicht  ist  es  die  ungeschickte  Wiederho- 
lung eines  in  Nordafrika  (Karthago,  Kyrene,  Alexandrien  ?)  erfun- 


Fig.  11. 


denen  und  ursprünglich  besser  ausgeführten  Originals.  Immerhin 
stimmt  diese  grosse  Mazois'sche  Katze  ziemlich  überein  mit  einer 
zweiten  Darstellung  in  Relief  aus  der  Kaiserzeit,  abgebildet  bei 
Foggini  Mus.  Capitol.  IV  Tf.  45  (hier  nach  einer  von  Herrn  Ashby 
freundlichst  mitgeteilten  Photographie).  Hier  steht  eine  plumpe 
Katze  auf  den  Hinterfüssen  aufrecht  und  scheint  zum  Tanzen  dres- 
siert zu  werden,  üeber  ihr  hängen  zwei  Vögel  an  einem  Aste  herab, 
vermutlich  zum  Lohn  für  hübsch  artiges  Tanzen,  vor  ihr  sitzt  eine 
Frau,  welche  Zither  spielt.  Auch  diese  Katze  ist  zu  dick  ausgefallen 
und  erweckt  grossen  Zweifel,  ob  sie  nach  dem  Leben  modelliert 
wurde.  Wenn  der  lange  Schwanz  nicht  wäre,  würde  jedermann  an 
einen  jungen  Bären  denken.  Also  von  der  Folgerung,  dass  wegen 
dieser  paar  meist   misslungenen  oder  dubiösen   Katzenbilder  auf 


6ß  0.    KELLER 

irgend  eine  nennenswerte  Verbreitung  der  Katze  in  Italien  in  den 
ersten  Jahrhunderten  n.  Chr.  geschlossen  werden  dürfte,  kann  un- 
möglich die  Rede  sein. 

Fassen  wir  nun  die  Hauptresultate  zusammen,  die  für  uns 
bezüglich  der  Geschichte  der  Katze  feststehen,  so  haben  wir  er- 
stens die  Zähmung  der  nubischen  Falbkatze  in  prähistorischer  Zeit 
durch  die  Aethiopier.  Dieses  Stammtier  unserer  Katze  ist  keines- 
wegs wunderbar  schwer  zu  zähmen,  wie  Hehn  meint,  sondern  im 
Gegenteil  sehr  leicht.  Hehn  ist  vollständig  im  Irrtum,  wenn  er 
meint:  nur  der  unsäglichen  Geduld  und  liebevollen  Pflege  vieler 
Generationen  konnte  so  etwas  gelingen,  und  unter  den  Völkern,  die 
wir  kennen,  haben  nur  die  Aegypter  das  Zeug  zu  einer  derartigen 
Kulturleistung  besessen.  Nicht  auch  die  Chinesen?  möchte  man  ein- 
werfen. «  Religiöser  Aberglaube  » ,  sagt  Hehn,  «  hat  hier  das  Un- 
glaubliche geleistet  und  auch  einmal  der  Kultur  gedient  statt  sie 
aufzuhalten  » .  Ebenso  verkehrt  ist  es,  wenn  Hehn  es  für  ein  besonde- 
res Glück  erklärt,  dass  die  Weiterverbreitung  der  ägyptischen  Katze 
noch  zur  Zeit  des  römischen  Reiches  und  vor  dem  Einbruch  des 
islamitischen  Sturmes  stattfand ;  «  sonst  hätte  mit  der  Vernichtung 
des  gesamten  alten  Aegyptens  und  der  Vertilgung  seiner  religiösen 
Vorstellungen  und  Sitten  auch  die  dieses  Haustieres  erfolgen  und 
vielleicht  nicht  wieder  gutgemacht  werden  können  « .  Wie  kann 
man  so  etwas  denken,  da  doch  der  Stifter  des  Islam  selber  eine 
ausgesprochene  Vorliebe  für  die  Katzen  hatte,  und  es  überliefert 
ist,  dass  er  selbst  oder  einer  seiner  Jünger  stets  in  seinem  Aer- 
mel  eine  Katze  herumtrug,  ähnlich  wie  es  der  gleichzeitige  Gregor 
nach  der  oben  erwähnten  Erzählung  des  Diakons  Johannes  machte? 
Noch  vor  kurzem  wurde  die  grosse  Mekkakarawane  von  einem 
alte  Weibe,  der  Katzenmutter,  wie  man  sie  nannte,  mit  mehre- 
ren Katzen  begleitet.  Auch  wurde  in  Kairo  eine  Summe  Geldes 
gestiftet,  um  hungernde  Katzen  zu  füttern.  Sogar  im  Paradies  des 
Islam  fehlt  Muhameds  Katze  nicht. 

Zweitens :  erst  um  das  Jahr  2000'  v.  Chr.  taucht  in  Aegypten 
die  heilige  Katze  auf.  Sie  wurde  aus  Aethiopien  eingeführt. 
Auch  die  Göttin  Bast,  welcher  sie  geweiht  war,  hatte  bis  dahin 
keine  Katze  zum  Attribut,  sondern  eine  Löwin.  Die  Schwierig- 
keit, heilige  Löwinnen  zu  halten,  wird  wohl  die  Ursache  ge- 
wesen  sein,  warum   an    ihre  Stelle  die   einfarbige  fahlgelbe    nu- 


ZUR   GESCHICHTE   DER   KATZE   IM   ALTERTUM  67 

bische   Katze  trat,   die   reciit  wohl   als   eine  Art    Miniaturlöwin 
gelten  konnte. 

Wir  fügen  hier  die  Photographie  einer  bronzenen  ägyptischen 
Votivkatze  ein,  welche  Exz.  Graf  Lanckoronski    die    Güte   hatte 


Fi  CT.  12. 


nach  einem  Exemplar  seiner  Sammlung  für  die  Zwecke  dieser  Ab- 
handlung anfertigen  zu  lassen. 

Drittens:  bei  den  europäischen  Griechen  finden  wir  ein  spo- 
radisches Bekanntwerden  der  ägyptischen  Katze  mit  Sicherheit 
erst  im  fünften  Jahrhundert  v.  Chr. 

Viertens :  Vorübergehender  Akklimatisationsversuch  in  Gross- 
griechenland (Tarent,  Regium,  Rubi  etc.)  um  das  Jahr  400  v.  Chr. 


68  O.    KELLER 

Fünftens:  Bekanntschaft  der  Römer  mit  der  heiligen  ägyp- 
tischen Katze  etwa  vom  Jahre  100  v.  Chr.  an. 

Sechstens :  Hauskatzen  sporadisch  in  Italien  (Seneca,  Plinius) 
im  ersten  Jahrhundert  n.  Chr. 

Siebentens:  Allmähliche  Verdrängung  des  Hauswiesels 
durch  die  Katze  im  Zweiten  bis  fünften  Jahrhundert  n.  Chr. 
Dieser  Prozess  war  ganz  naturgemäss:  weder  Wiesel  noch  Schlangen 
—  beide  wurden  früher  zum  Kampf  gegen  die  Mäuse  als  Haus- 
tiere gehalten  —  sind  jemals  so  intime  Hausgenossen  geworden. 
Ausserdem  gehört  die  Katze  zu  den  reinlichsten  Tieren,  so  dass 
sie  schon  geradezu  als  Symbol  der  Eeinlichkeit  aufgestellt  worden 
ist.  Das  Wiesel  aber  zählt  zu  den  übelriechendsten  Tieren.  Und 
wenn  nun  auch  öfters  darüber  geklagt  wird,  dass  die  Katze  dem 
zahmen  Federvieh  nachstelle,  und  Epigrammatisten,  Fabeldichter 
und  Künstler  ihre  derartigen  Schandtaten  uns  vorführen,  mittel- 
lateinisch sogar  pilax  oder  pelax,  d.  i.  stehlerisch,  räuberisch, 
für  Katze  gesagt  wird,  so  ist  sie  auch  in  diesem  Punkte  keines- 
wegs schlimmer  als  das  Wiesel;  vielmehr  kann  man,  wie  jeder 
Vogelhändler  weiss,  der  Katze  das  Zerreissen  von  Vögeln  aller 
Art  sehr  einfach  abgewöhnen,  während  dem  Wiesel  in  diesem 
Stücke  nie  ganz  zu  trauen  ist. 

Aus  diesen  Gründen  ist  die  Katze  bei  den  klassischen  Völ- 
kern im  Verlauf  der  Zeit  an  die  Stelle  des  Wiesels  und  der  da 
und  dort  üblichen  Hausschlange  getreten,  um  dem  Menschen  gegen 
die  in  rasendem  Tempo  sich  vermehrenden  Hausnagetiere  zu  helfen : 
und  zwar  handelt  es  sich,  wie  Hehn  meint,  zur  Zeit  der  Völker- 
wanderung nicht  blass  um  die  gemeinen  Haus-  und  Feldmäuse, 
sondern  auch  um  die  bisher  in  Europa  unbekannten  Ratten,  ge- 
nauer die  Hausratten,  die  nach  Hehns  Ansicht  jetzt  in  Millionen 
aus  Vorderasien  und  Südrussland  ins  eigentliche  Europa  einbrachen. 
Allein  es  fehlt  in  dieser  Hinsicht  an  jeder  geschichtlichen  Beglau- 
bigung. Das  klassische  Altertum  weiss  nichts  von  Ratten.  Nur  ganz 
gelegentlich  erfahren  wir  durch  Aelian,  dass  sie  zur  Zeit  Alexanders 
des  Grossen  am  kaspischen  Meere  hausten.  Erst  im  zwölften 
Jahrhundert  lässt  sich  die  Hausratte  ganz  sicher  datieren  und 
zwar  unter  dem  Namen  pontische  Maus,  wie  sie  seitdem  conse- 
quent  bei  Mittelgriechen,  Neugriechen,  Westtürken,  Venezianern, 
Friaulesen  u.  a.  heisst.  Vorher  erscheint  der  Name  Ratte  in  althoch- 


ZUR    GESCHICHTE    DER    KATZE    IM    ALTERTUM  69 

deutschen  und  altenglischen  Glossen:  ob  aber  damit  wirklich  unsere 
Ratte  gemeint  ist,  muss  man  bezweifeln,  da  das  Wort  «  Ratze  " 
auch  für  andere  Tiere  gebraucht  wird.  Sogar  Brehm  schreibt  Ratze 
im  Sinne  von  Iltis,  und  im  Schwäbischen  sagt  man  «  schlafen  wie 
eine  Ratze  » ,  womit  der  Siebenschläfer  gemeint  ist.  Einen  Beweis 
für  die  ganz  allmähliche  Ausbreitung  der  Ratzen  (=  Ratten)  in 
Deutschland  finde  ich  in  Oheims  Chronik  (S.  17,  17)  wo  es  heisst, 
dass  es  auf  der  Ow  keine  Ratzen  gebe.  Gewiss  ist  längst  die 
Reichenau  nicht  mehr  rattenfrei.  Kurz,  die  Existenz  der  Ratten 
in  Europa  vor  Albertus  Magnus  und  Theodorus  Prodromus  (XII. 
Jahrhundert)  bleibt  vorläufig  absolut  unsicher. 

Aber  auch  die  Geschichte  selbst  spricht  keineswegs  dafür, 
dass  die  Einfuhrung  der  Hauskatze  in  Europa  durch  die  Völker- 
wanderung direkt  veranlasst  worden  sei.  Denn  ihr  Zug  geht  doch 
nicht  über  Aegypten^  und  wo  soll  der  Anstoss  zur  Verbreitung 
eines  ägyptischen  Tieres  durch  die  Völkerwanderung  ein  Analogon 
haben?  (').  Und  wo  hören  wir,  dass  die  Ratten  durch  die  Wan- 
derung eines  Volkes  verbreitet  worden  wären  ?  Ueber  die  Hausratte 
fehlen  allerdings  bestimmte  Nachrichten,  aber  über  die  Wander- 
ratte sind  wir  recht  gut  unterrichtet  durch  den  vortrefflichen  rus- 
sischen Beobachter  Pallas.  Wir  wissen  von  ihm,  dass  sie  im 
Herbst  1727  nach  einem  Erdbeben  in  grossen  Massen  aus  den 
kaspischen  Ländern  und  von  der  kumanischen  Steppe  aus  in  Europa 
eingerückt  sei.  Kurz,  es  ist  durchaus  unerweislich,  dass  die  Katze 
zur  Zeit  der  Völkerwanderung  zugleich  mit  den  Ratten  in  Europa 
sich  ausbreitete,  und  Hehns  Hypothese  ist  um  so  unwahrschein- 
licher, als  das  Wiesel  an  sich  ein  weit  besserer  Rattenvertilger 
ist,  und  die  wenigsten  Katzen  sich  auf  Rattenvertilgung  einlassen. 
Ich  glaube  lieber  an  eine  allmähliche  Verdrängung  des  Hauswie- 
sels durch  die  Katze  im  dritten  bis  fünften  Jahrhundert,  ohne  alle 
Rücksicht  auf  Völkerwanderung  und  Ratten. 


(1)  Die  von  gewissen  Aegyptologen  nach  Altägypten  verlegten  «  Rat- 
ten »  {rats)  sind  «  Mäuse  »,  wie  ich  im  Vorbeigehen  bemerken  will;  erst  seit 
der  Ptülemäerzeit  lässt  sich  die  von  unseren  Ratten  wesentlich  verschiedene 
alexandrinische  Ratte,  3/us  alexandrinus,  nachweisen,  nicht  etwa  einbal- 
samiert, sondern  halbverdaut  im  Magen  heiliger  Raubvögel,  die  ohne 
ausgenommen  zu    sein  bestattet  wurden,   e.  Lortet-Gaillard   a.  a.  0.  38,  39. 


70         0.  KELLER,  ZUR  GESCHICHTE  DER  KATZE  IM  ALTERTUM 

Die  achte  Station  in  der  Geschichte  der  Katze  wird  gebildet 
durch  das  Auftauchen  des  Wortes  catlus,  catta  in  der  lateinischen, 
Literatur  vielleicht  erst  gegen  350  n.  Chr. ;  gleichzeitig  wohl  allge- 
meinere Einführung  der  Hauskatze  im  römischen  Westreich.  Wahr- 
scheinlich verhält  sich  die  Sache  so,  dass  der  Name  cattus  und  zu- 
gleich die  in  Westafrika  verbreitete  ägyptische  Hauskatze  nach 
Spanien  kamen  und  von  dort  nach  Gallien  und  Italien  gebracht  wur- 
den. Lortet-Gaillard  a.  a.  0.  24  sagen :  « Brehm  swppose  que  le  chat 
egyptien  a  du  'penetrer  dans  nos  pays  par  V Arahie,  la  Syrie  et 
VAsie  Mineure.  On  doit  admettre  plutöt  quü  nous  est  arrive 
par  V Espagne,  puisque  tous  les  voyageurs  ont  remarque  dans  la 
peninsule  un  chat  domestique  de  taille  relaiivement  grande,  haut 
sur  pattes,  ä  longue  queue,  plus  voisin  par  cons^quent  de  Felis 
maniculata  que  ne  l'est  notre  chat  domestique  commun.  Le  chat 
actuet  du  sud  de  r Espagne  serait  donc  un  descendant  direct  de 
Felis  maniculata;  ü  representerait  la  faune  af ricaine  presqu  au 
meme  titre  que  les  singes  de  Gibraltar  » . 

Neuntens.  Auftauchen  des  Wortes  xairog  in  der  griechischen 
Literatur  gegen  600  n.  Chr.  Die  Katze  erscheint  als  oft  sehr  zutrau- 
liches Haustier  bei  Christen  und  Muhammedanern  (Sjmeon,  Gregoi 
d.  G.,  Muhamed).  Das  Tier  scheint  durch  die  Zutraulichkeit  und  Zärt- 
lichkeit, mit  welcher  es  die  Liebkosungen  seiner  Herren  und  Her- 
rinnen vergalt,  immer  mehr  Freunde  gewonnen  zu  haben,  selbst 
in  den  allerhöchsten  Kreisen.  Die  Gemahlin  von  Konstantin  Mo- 
nomachos  zog  ihre  Leibkatze  sogar  zur  kaiserlichen  Tafel  und  Hess 
sie  aus  goldenen  Tellern  fressen.  Ja,  man  erhob  die  Katze  sogar 
zum  Lieblingstier  djßr  heiligen  Jungfrau,  die  ausser  etwa  bei 
der  Flucht  nach  Aegypten  die  Bekanntschaft  der  Katze  schwerlich 
gemacht  hat. 

Prag.  Otto  Keller. 


INSCHRIFT  VON  POZZÜOLI 


Die  Inschrift,  deren  Text  umstehend  (S.  73)  in  Majuskeln 
wiedergegeben  ist,  steht  auf  fünfzehn  Fragmenten  (einige  un- 
beschriebene Stücke  der  Cornice  nicht  mitgerechnet)  einer  grossen 
unlängst  in  Pozzuoli  gefundenen  Marmorplatte.  Die  Schrift  ist 
sorgfältig,  ja  für  die  Zeit,  in  welche  wir  die  Entstehung  der  In- 
schrift setzen  müssen,  schön  zu  nennen.  Mit  Hülfe  einer  gu- 
ten Photographie  habe  ich  die  Lesung  überall  sicher  feststellen 
können. 

Ich  transcribiere  zunächst  den  Text  in  Minuskeln  unter  Bei- 
fügung der  sicheren  Ergänzungen: 

T{ito)    Caesio    7{üi)  f{üio),    T(iti)  n(epoti),   L{uci)   abn{epoti), 

Pal{atina)  \  Änthiano  v{iro)  e(gregio)  \ 
proc{uratori  vigesimae)  hered{itatium)  tract{us)  Etrur{iae)  Um- 

briae  Picen{i)  par({is)  Camp{aniae);  \ 
proc(uraiori)   famil{iae)  glad{iatonae)  per  Aem{iliam)  Trans- 

p{adanam)  du ias  \  (5)  Delmatiam ; 

proc[uraton)  alim{entorum)  p{er ; 

trib{uno)  leg{ionis  secundae)  Parth{icae)  p{iae)  f{eUcis)  f{ortis) 

a(eternae) ; 

trib{uno)  leg{ionis) | 

praef{ecto)    coh{ortis    secundae)    Aug(ustae)    Thrac{um)    equi- 

[tatae  ; 
patrono  et  cur{aton)  Abellinati[um\ 
Puteolani  pub[lice  |  (10)  civi  i\n']digenae. 


72  CH.   HUELSEN 

Der  von  seiner  Vaterstadt  durch  ein  Denkmal  geehrte  T.  Cae- 
sius  Anthianus  ist  bisher  unbekannt,  wenn  auch  die  gens  Caesia 
in  Puteoli  und  ürngegend  durch  ziemlich  zahlreiche  Inschriften 
vertreten  ist  (^).  Die  lange  Ahnenreihe  lässt  auf  eine  durch  Ge- 
nerationen in  jener  Hafenstadt  angesessene  Familie,  nach  dem 
Cognomen  wohl  reichgewordene  Freigelassene,  schliessen ;  dass  in 
der  Reihe  zwar  der  Ururgrossvater  erscheint,  der  Urgrossvater 
hingegen  fehlt,  ist  sonderbar;  doch  kann,  bei  der  sorgfältigen 
Ausführung  der  Inschrift,  an  einen  Steinmetz  fehler  {abnepoti  statt 
pronepoti)  schwerlich  gedacht  werden  (^).  Bemerkenswert  ist,  dass 
das  Praenomen  Titus  sich  in  drei  Generationen  unverändert  findet, 
und  dass  erst  in  der  fünften  -  ältesten  -  ein  anderes  Praenomen 
auftritt.  Da  der  Geehrte,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  Anfang  des 
dritten  Jhdts  gelebt  hat,  so  gehört  sein  ururgrossvater  etwa  in 
die  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  n.  Chr. :  das  Factum  ist  für 
das  allmähliche  Erstarren  des  Praenomens  in  der  Kaiserzeit  nicht 
ohne  Interesse. 

Was  den  Zeitansatz  betrifft,  so  weist  schon  die  Abkürzung 
des  ßangprädikats  v{ir)  e(gregius)  frühestens  auf  antoninische 
Zeit;  genauer  lässt  sich  die  Zeit  noch  fixieren  durch  die  Erwäh- 
nung der  Legio  II  Parthica.  Diese  ist  bekanntlich  von  Septimius 
Severus  errichtet,  und  da  sie  hier  schon  ihre  vier  Beinamen  führt 
(s.  u.),  darf  man  wohl  annehmen,  dass  der  Dienst  des  Caesius  nicht 
in  die  allerersten  Jahre  nach  der  Errichtung  dieser  Truppe  fällt. 


(1)  Caesii  meist  freigelassenen  Standes  aus  Puteoli  und  Umgegend  sind 
erwähnt  CIL.  X,  2019.  J2194-2197;  2492.  Fph.  epigr.  VIII,  392.  393.  Auch 
der  Dichter  und  Metriker  Caesius  Bassus  war  bekanntUch  in  der  Nähe  von 
Neapel  angesessen  (s.  Prosopogr.  I  p.  268  n.  149);  ob  die  Inschrift  einer 
im  16.  Jhdt.  in  Neapel  vorhanden  gewesenen  Marmor urne:  Sulpicia  T.  f. 
Pia  Caesi  Bassi  {G.  I.  L.  X,  2991)  sich  auf  seine  Gattin  bezieht  ? 

(*)  Ebensowenig  an  eine  missbräuchliche  Gleichsetzung  von  aönepos 
mit  pronepos,  wie  sie  sich  einigemale  in  den  Glossaren  findet  {CGI.  Lat.  IV, 
8,  13  und  474,  33:  abnepos  filius  nepotis,  ebenso  IV,  301,  37,  wo  aber  das 
richtige  abnepos  filius  pronepotis  id  est  nepus  nepotis  daneben  steht).  Eher 
darf  man  vielleicht  erinnern  an  Sueton  Claud.  24,  wo  der  Kaiser  erklärt  non 
lecturum  se  senatorem  nisi  civis  Romani  abnepotem.  Haben  seine  Mitbürger 
dem  geehrten  etwa  attestieren  wollen,  dass  er,  was  seinen  Stammbaum  an- 
gehe, für  den  Senat  reif  sei  ?  Bestand  hat  freilich  jenes  Prinzip  des  Claudius 
nicht  gehabt. 


INSCHRIFT    VON    POZZUOLI 


73 


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74  CH.    HUELSEN 

Die  Tribus  Palatiüa,  welcher  der  Geehrte  angehört,  ist  wie 
Mommsen  CIL.  X  p.  183  ausgeführt  hat,  die  gewöhnliche  von  Pu- 
teoli;  sie  kommt  ausserhalb  Roms  nur  den  beiden  Hafenstädten, 
Puteoli  und  Ostia,  zu. 

Seine  Carriere  hat  Caesius  Anthianus,  wie  üblich,  mit  dem 
Militärdienst  begonnen ;  und  zwar  scheint  es  durch  die  Raumver- 
hältnisse in  Z.  6.  7  ausgeschlossen,  dass  er  ausser  der  einen  Prae- 
fectur  und  den  zwei  Tribunaten,  deren  Namen  erhalten  sind,  noch 
andere  Ofifizierstellen  bekleidet  habe.  Auch  dies  ist  von  einigem 
Interesse  für  die  Chronologie  der  Inschrift,  da  sich  unter  Se- 
verus  und  Caracalla  eine  Aenderung  in  der  Zahl  der  militiae 
equestres  vollzieht,  deren  Zahl  von  drei  auf  vier  erhöht  wird  {^). 
Auch  dass  Caesius  nicht  das  Kommando  einer  Ala  geführt  hat, 
entspricht  der  severischen  und  nachseverischen  Ordnung  (Hirsch- 
feld VG.*  p.  421). 

Die  cohors  II  Augusta  Thraeum  equitata^  welche  Caesius 
zuerst  kommandiert  hat,  stand  im  ganzen  zweiten  und  dritten 
Jhdt.  n.  Chr.  in  Britannien:  mehrere  sie  erw^ähnende  Denkmäler 
sind  in  Moresby  an  der  Westküste  von  Cumberland  zu  Tage  ge- 
kommen {CIL.  VII,  363.  364;  E:ph.  epigr.  VII,  967);  später 
stand  sie,  der  Notitia  Dignitatum  (Occ.  XL,  50)  zufolge,  in  Gabro- 
sentum  (Burgh-upon-Sands  bei  Carlisle)  am  westlichen  Ende  des 
Hadrianswalles  (Hübner  CIL.  VII,  p.  162;  Cichorius  bei  Pauly- 
Wissowa  RE.  IV  S.  339). 

Der  Name  der  Legion  in  welcher  Caesius  nach  seinem  bri- 
tannischen Kommando  diente,  ist  verloren ;  er  wurde  sodann  Tribun 
in  der  von  Septimius  Severus  errichteten  Legio  II  Parthica,  welche 
ihre  Garnison  in  Albano  hatte.  Die  Abkürzungen  der  Beinamen 
sind  aufzulösen  mit  jpia  felix  fidelis  aeterna.  Schwerlich  hat  die 
Legion  sie  gleich  bei  ihrer  Errichtung  geführt:  meist  finden  sie 
sich  in  Inschriften  aus  der  Zeit  des  Caracalla  und  späterer  Re- 
genten (2). 

Die  weiteren  Chargen  des  Caesius  gehören  der  Verwaltungs- 
carriere  an.  Er  war  zunächst  procurator  alimentorum  in   einem 

(0  vgl.  darüber  Hirschfeld  VG.«  S.  421  f.;  Mommsen  St.  R.  III  S.  549 
A.  1;  Seeck  Geschichte  des  Untergangs  der  antiken  Welt  II  S.  476. 

(*)  Die  folgenden  Beispiele,  welche  ohne  Anspruch  auf  Vollständigkeit 


INSCHRIFT    VON    POZZUOLI  75 

Districte,  dessen  nähere  Bezeichnung  nicht  erhalten  ist.  Dann  ist 
er  übergegangen  in  die  Verwaltung  der  kaiserlichen  Spiele,  und 
hat  die  Beaufsichtigung  der  famüiae  gladiatoriae  in  Norditalien, 
Dalmatien  und  anderen  Districten  gehabt.  Die  Reste  am  Ende 
von  Z.  4  wo  zuerst  DV,  zuletzt  lAS  erhalten  ist,  führen  darauf, 
dass  hier  der  Name  einer  Doppelprovinz  gestanden  haben  muss; 
und  diese  kann  nach  der  geographischen  Lage  keine  andere  ge- 
wesen sein  als  die  duae  Pannoniae.  Dass  Venetia  und  Histria 
neben  der  Transpadana  nicht  genannt  ist,  wird  ähnlich  zu  bem- 
teilen  sein  wie  analoge  Fälle  bei  der  Nomenclatur  der  Bezirke  der 
Erbschaftssteuer  (Hirschfeld  VG.^  S.  101  A.  4). 

lieber  die  Amtsbezirke  der  Procuratoren  der  kaiserlichen 
Eechtschulen  (')  im  Anfang  des  dritten  Jhdts.  giebt  uns  besonders 
Aufschluss  die  Inschrift  von  Ancyra  CIL.  III,  249  =  6758.  Der  in 
ihr  genannte  Didius  Marinus  war  zunächst  jprocurator  famüiae 
gladiatoriae  per  Asiam  Bithyniam  Galatiam  Cappadociam  Ly- 
ciam  Pamphyliam  Ciliciam  Cyprum  Pontum  Paßagoniam  {^)  und 
avancierte  später,  nach  Bekleidung  u.  a.  der  Procuratur  der  Mi- 
nucia,  zum  'procurator  familiae  gladiatoriae  per  Gallias  Bre- 


zusammengestellt  sind,  mögen  über  die  Beinamen  des  Legion  eine  Uebersicht 
geben.  Sie  heisst: 

aet{erna)  p{ia)  f{idelis)  CIL.    III,  113  add. 

p{ia)  f{elix)  fidein  aet{erna)  VI,  3734  =  XIV  2557 

V.  J.  220 
p{ia)  f[elix)  f{idelis)  a{eterna)  VI,  3408 

Antoniniana  ae{terna  pi{a)  [fielixy]  fi(delis)  VI.  3373  ==  XIV,  2283 

Severiana  pia  f{elix)  XIV,  2291 

S{€veriana)  p{ia) XIV,  2274 

Severiana  p{ia)  f{elix)  aeterna  VI,  3403 

Severiana  p{ia)  f{elix)  f(idelis)  aeterna  VI,  3403 

Severiana  p{id\  f{idelis)  f{elix)  aeter{na)  III,  187 

Philippiana  p{ia)  f{idelis)  f{elix)  aet{erna)  VI,  793  =  XIV,  2558 

V.  J.  244. 
In  den  Inschriften  aus  dem  Begräbnisplatze  bei  Albano  {CIL.  VI,  3367-3400) 
fehlen  die  Beinamen  fast  durchweg. 

(*)  Ueber  die   Competenzen    dieser   Procuratoren   im  Allgemeinen  vgl. 
Hirschfeld  VG.«  292;  Friedländer  Sittengesch.«  III,  377. 

(*)  Derselbe  Sprengel  bezeichnet  als  Asia  e\t  cohaeyentes  p{rovin\ciae 
CIL.  m,  6994. 


76  CH.   HUELSEN 

tanniam  Hispanias  Germanias  et  Raetiam.  Unsere  Inschrift  lehrt 
uns  einen  analogen  Sprengel  kennen,  welcher  Italien  nördlich  vom 
Appennin  Dalmatien  und  beide  Pannonien  umfasst.  Zwischen 
diesem  und  dem  asiatischen  Verwaltungsbezirk  liegen  die  Pro- 
vinzen Dacia,  beide  Moesien,  Thracia,  Macedonia,  Epirus  und 
Achaia:  ein  Complex  annähernd  von  der  gleichen  Ausdehnung  wie 
die  drei  uns  nunmehr  sicher  bekannten  Amtsbezirke,  und  vielleicht 
gleichfalls  zu  einem  solchen  zusammengezogen  (^).  Verschiebungen 
mögen  vorgekommen  sein,  aber  das  Prinzip  nach  dem  die  alte  Welt 
für  die  kaiserlichen  Fechtschulen  eingeteilt  war,  scheint  klar. 

Von  der  Verwaltung  der  Fechtschulen  avanciert  dann  unser 
Mann  schliesslich  zu  der  der  Erbschaftssteuer,  und  zwar  fällt  ihm 
der  tractus  Etruriae,  Umbria^  Picenum  und  pars  Campaniae  zu. 
Wie  das  zu  verstehen  ist,  erhellt  namentlich  aus  der  gleichzei- 
tigen (Regierung  des  Severus  und  Garacalla)  Inschrift  von  Thibilis 
CIL.  VIII,  18909,  welche  einem  proc.  [JTX  hered{]tatium  per 
Umhriam  2u[_sciam  Pice^num  et  tr actum  Cam[pamae  gesetzt 
ist  (-).  Auch  auf  die  Ergänzung  der  Inschrift  von  Praeneste  CIL. 
XIV,  2922  (Zeit  des  Commodus  und  Severus)  fällt  durch  die  un- 
sere neues  Licht :  den  dort  vorkommenden  Titel  [^proc.']  XX  her. 

Umbriae  Tusciae  Piceni is  Campaniae  werden  wir  nicht 

zu  [region~\is^  sondern  auch  zu  \_part~\is  ergänzen  dürfen.  Wäh- 
rend ümbrien  und  Picenum  für  die  Verwaltung  der  Vigesima  nicht 
weiter  geteilt  wurden,  waren  von  Campanien  und  Etrurien  nur 
Teile  mit  ihnen  verbunden.  Es  liegt  nahe  zu  vermuten,  dass  die 
nächste  Umgebung  von  Rom,  die  Vororte  in  Latium  adiectum  und 
Südetrurien,  von  ci,en  übrigen  Provinzen  losgelöst  und  mit  der 
Hauptstadt  kombiniert  waren. 

(*)  Dazu  kommen  noch :  der  procurator  famil{iae  gladiatoriae . . .  per] 
Italiam  CIL.  YI,  1648;  der  proc[urator)  Äug{üsti)  ad  famil(iam)  glad{iato- 
riam)  trans  Padum  CIL.  V,  8659;  ([er  proc[urator)  ludi  famil{iae)  glad{ia- 
toriae)  Caes{aris)  Alexandreae  ad  Aegyptum,  CIL.  X,  1685.  Vgl.  Mommsen 
St.  R.  IP,  1071  A.  2. 

(2)  Die  Bezeichnung  tractus  für  Verwaltungsbezirk  ist  sonst  bekanntlich 
hauptsächlich  den  afrikanischen  Provinzen  eigentümlich:  neben  dem  am 
häufigsten  genannten  tractus  Karthag iniensis  {CIL.  VI,  6935.  VIII,  1269. 
1578.  10570.  11341),  steht  ein  tractus  Thevestinus,  CIL.  VII,  7053.  Die  Be- 
zeichnung wechselt,  wie  Mommsen  Hermes  XV,  400  bemerkt,  mit  regio,  dioe- 
cesis  u.  ae.  Für  Italien  ist  sie  sehr  selten. 


INSCHRIFT   VON   POZZUOLI  77 

Ueberblicken  wir  die  Carriere  des  Caesius  im  Ganzen,  so 
ergiebt  sich,  dass  er  es,  als  ihm  dies  Denkmal  gesetzt  wurde,  noch 
nicht  über  die  Prociiratm*  dritter  Klasse  hinaus  gebracht  hatte: 
sowohl  die  Procuratur  der  Alimenta  wie  die  der  Vigesima  here- 
ditatium  gehören  zur  Klasse  der  centenariae  (Hirschfeld  VG.^ 
S.  439);  dem  entspricht  der  Kangtitel  Z.  2  v(ir)  e{gregius). 

Die  municipale  Würde  eines  patronus  et  curator  Abelli- 
natium  steht  am  Ende  und  natürlich  ausserhalb  der  Chronologie 
des  übrigen  Cursus  bonorum;  wann  Caesius  Anthianus  diese  be- 
kleidet hat,  geht  also  aus  der  Inschrift  nicht  hervor,  doch  ist  es 
ohne  Zweifel  erst  in  seiner  späteren  Laufbahn,  vielleicht  gleich- 
zeitig mit  seiner  Tätigkeit  als  Chef  der  Erbschaftssteuer- Verwal- 
tung in  Campanien,  der  Fall  gewesen. 

Ch.  HüelsExN. 


DIE  ALTE   SAÜLE   IN   POMPEJI 


Dass  die  nun  schon  mehrfach  besprochene  alte  Säule  ursprüng- 
lich von  unten  bis  oben  sich  verjüngte,  dass  die  jetzt  vorhandene, 
übrigens  kaum  wahrnehmbare  «  Verjüngung  nach  unten  »  ihres 
unteren  Teiles  auf  späterer  Abarbeitung  beruht,  glaubte  ich  Mitt. 
XX  1905  S.  193  ff.  endgültig  bewiesen  zu  haben.  Das  entschei- 
dende Argument  war,  dass  auf  der  Südseite  diese  Verjüngung  von 
unten  an  noch  jetzt  vorhanden  ist.  Wenn  also  auf  den  anderen 
Seiten  der  Schaft  in  der  Höhe  von  etwa  1,50  beginnt  sich  nach 
unten  zu  verjüngen,  oder  auch  nur  die  Anschwellung  nach  unten 
aufhört,  bis  hinab  auf  die  Oberfläche  des  an  den  Stylobat  ange- 
arbeiteten Stückes,  der  vermeintlichen  mykenischen  Basis,  so  er- 
giebt  sich  im  Nordsüd-Durchschnitt  eine  gänzlich  unsymmetrische 
Form,  die  unmöglich  ursprünglich  beabsichtigt,  sondern  nur  das 
Resultat  nachträglicher  Verstümmelung  sein  konnte.  Die  ursprüng- 
liche und  die  verstümmelte  Form  des  Nordsüd- Durchschnittes 
zeigte  ich  in  Fig.^-!  a.  0.  S,  196. 

Nun  aber  ergab  sich  mir  bei  erneuter  Untersuchung  der  Säule, 
dass  das  dort  Gesagte  und  Gezeichnete  einer  Berichtigung  bedarf: 
die  Asymmetrie  der  reduzierten  Säule  ist  anders  und  grösser  und 
noch  beweisender  als  sie  dort  erscheint. 

Fig.  1  zeigt  links  das  von  unten  bis  oben  sich  verjüngende 
Profil  der  Südseite;  beigeschrieben  sind  die  Distanzen  von  einem 
aus  der  Mitte  der  Vorderfläche  des  Abakus  gefällten  Lotes.  Diese 
Maasse,  so  wie  auch  die  weiterhin  zu  besprechenden  der  West- 
seite, sind  so  genau  wie  ich  sie  durch  mehrfach  wiederholte  Mes- 
sung, unter  Abpassung  windstiller  Augenblicke,  ermitteln  konnte, 
genau  genug  für  die  folgenden  Berechnungen,   durch   die  das  be- 


A.    MAU,    DIE   ALTE   SAEULE   IN   POMPEJI  7^ 

kanntlich  bis  c.  22  cm.  über  der  «  Basis  ^  abgehackte  Nordprofil 
restituiert  wird. 

Fig.  2  zeigt  links  das  durch  eben  solche  Messungen  gewonnene 
Profil  der  Westseite.  Vor  der  Säule  selbst  sieht  ein  einigermassen 
geübtes  Auge  sofort,  dass  es  in  seinem  allein  intakten  oberen  Teil 
weniger  steil  ist,  als  das  der  Südseite;  und  die  Messungen  bestä' 
tigen  dies.  Lassen  wir  das  kleine,  an  das  Kapitell  angearbeitete 
Schaftstück  einstweilen  bei  Seite,  so  beträgt  in  der  Höhe  von  1,50 
die  Distanz  von  dem  Lot  auf  der  Südseite  0,105,  auf  der  West- 
seite 0,064,  am  oberen  Ende  der  oberen  Trommel  (bei  2,45  Höhe) 
auf  der  Südseite  0,130,  auf  der  Westseite  0,122.  Also  auf  eina 
Höhe  von  0,94  weicht  das  Profil  im  Süden  um  0,025,  im  Westen 
aber  um  0,058  zurück.  Niemand  bezweifelt,  dass  die  Ostseite  der 
Westseite  symmetrisch  ist.  Die  jetzt  verlorene  Nordseite  aber 
musste  ein  noch  mehr  geneigtes  Profil  haben ;  denn  da  der  Hori- 
zontalschnitt doch  an  jedem  Punkte  ein  Kreis  sein  muss,  so  musste^ 
was  die  Südseite  an  Verjüngung  weniger  hat  als  die  Ost-  und 
Westseite,  im  Norden  ausgeglichen  sein.  Es  ist  leicht,  dies  genauer 
zu  berechnen  und  das  Nordprofil  zu  restituieren. 

Es  handelt  sich  zunächst  um  den  oberen  Teil  der  oberen 
Trommel:  das  an  das  Kapitell  angearbeitete  Schaftstück  ist  so- 
gering,  dass  hier  von  Profil  nicht  die  Rede  sein  kann,  und  von 
der  Höhe  von  1,50-1,60  abwärts  ist  ja  die  Säule  reduziert.  Wenn 
nun  das  Kapitellstück  symmetrisch  auf  der  oberen  Trommel  läge, 
so  wäre  der  Durchmesser  für  jeden  einzelnen  Höhenpunkt  dersel- 
ben einfach  so  zu  berechnen,  dass  wir  von  der  Länge  der  Seite 
des  Abakus,  0,65,  den  doppelten  Betrag  der  Distanz  von  dem  aus 
der  Mitte  der  Westseite  gefällten  Lot  abzögen.  Es  liegt  aber  nicht 
symmetrisch;  der  Durchmesser  des  angearbeiteten  Schaftstückes  ist 
etwas  zu  klein,  und  so  tritt  im  Westen  das  kleine  Schaftstück  um 
0,013  (')  hinter  das  Profil  der  oberen  Trommel  zurück.  Wenn  im 


(')  Nach  Patroni  Stud.  e  Mat.  lll  217  um  0,03.  Ich  berichtigte  die& 
Mitt.  XX  194  auf  «kaum  0,015  «.  Cozzi  (S.  14)  giebt  0,028  an,  bestätigt 
also  wesentlich  Patroni's  Angabe,  der  nicht  verfehlt  dies  in  einer  längeren 
Anmerkung  hervorzuheben:  er  sagt  hier  auch,  dass  er  die  3  cm,  nicht  ge* 
messen  sondern  nach  der  Photographie  berechnet  hatte  und  triumphiert  nun 
ob  dieses  Beweises  seiner  (von  mir  bezweifelten)  Geschicklichkeit  in  der  Be- 
nutzung von  Photographien.  Der  Triumph  war  verfrüht.    Das  genaue  Mass- 


80  A.   MAU. 

Osten  —  wo  das  Messen  der  Distanz  von  einem  Lot  nicht  gut 
timlich  ist  —  beide  Profile,  wie  ich  meine,  senkrecht  über  ein- 
ander stehen,  so  trat  hier  der  Abakus  um  0,013  weiter  vor  als 
im  Westen,  und  es  ist  also,  wenn  wir  den  Durchmesser  D,  die 
Westdistanz  eines  gegebenen  Punktes  d  nennen,  i)=0,65-2^-0,013 
oder  einfacher  D  ^=  0,637-2<^.  Wenn  dagegen  Patroni  {Atti  d.  Aoc. 
dl  Napoli  XXV,  S.  9  des  SA)  recht  hat,  dass  das  obere  Schaft- 
stück im  Osten  um  4-5  mill.  vor  die  obere  Trommel  vorspringt, 
so  tritt  hier  der  Abakus  um  0,017-0,018  weiter  vor  als  im  Westen, 
und  es  ist  also  i)=  0,633  (oder  0,634) -2ö^.  Ich  glaube,  dass 
dieser  vermeintliche  Vorsprung  auf  einer  kleinen  Ungleichmässigkeit 
des  oberen  Schaftstückes  beruht;  indess  hier  mag  verschiedene 
Auffassung  möglich  sein,  und  da  für  das  Hauptresultat  kaum  etwas 
darauf  ankommt,  so  will  ich  meine  weitere  Berechnung  auf  Pa- 
troni's  Annahme  und  auf  die  Gleichung  i)  =  0,633 -2ö^  gründen; 
sie  wird  um  so  beweiskräftiger  sein,  wenn  sie  von  der  Voraus- 
setzung des  Gegners  ausgeht.  Auf  diese  Weise  nun  finden  wir, 
beginnend  mit  der  Oberkante  der  oberen  Trommel,  folgende  Durch- 


messer. 

Höhe  2,44 

d   0,122 

D    0,633-0,244  =  0,389 

2,40 

0,12 

„    -0,240  =  0,393 

2,30 

0,112 

«    -0,224  =  0,409 

2,20 

0,105 

«    -0,210  =  0,423 

2,10 

0,0975 

„    -0,195  =  0,438 

2,00 

0,091 

»    -0,182  =  0,451 

1,90 

0,084 

r    -0,168  =  0,465 

1,80  ^* 

0,079 

«    -0,158  =  0,475 

1,70 

0,073 

«    -0,146  =  0,487 

1,60 

0,0695 

«    -0,139  =  0,494 

1,50 

0,064 

»    -0,128  =  0,505 

ist  0,013,  gefunden  durch  Subtraktion  der  Distanzen  von  einem  in  der  Mitte 
der  W.-Seite  des  Abakus  aufgehängten  Lot;  Cozzi  selbst  hat  vor  der  Säule 
die  Unrichtigkeit  seiner  Angabe  anerkannt.  Auch  er  hat,  wie  er  sagte,  nicht 
selbst  gemessen,  sondern  das  Mass  durch  einen  anderen  nehmen  lassen,  kannte 
auch  nicht  meine  Messung,  über  die  ihn  Patroni  doch  billigerweise  hätte 
unterrichten  sollen.  Risum  teneatis.  —  Auch  seine  Angabe,  die  Säule  sei 
2,55  hoch,  erkennt  Herr  Cozzi  als  unrichtig  an;  die  Höhe  beträgt  2,49,  al- 
lenfalls 2,50. 


DIE    ALTE    SAEULE    IN   POMPEJI  81 

Mit  Hülfe  dieser  Durchmesser  können  wir  nun  leicht  das 
Nordprofil  herstellen,  indem  wir  sie,  jeden  in  seiner  Höhe,  an 
das  durch  Messungen  vom  Lot  gefundene  Südprofil  ansetzen.  In- 
dem wir  dann  annehmen,  dass,  wie  im  Osten  und  Westen,  so  auch 
im  Norden  von  etwa  1,50  abwärts  die  weitere  Anschwellung  nach 
unten  durch  die  Reduktion  ganz  oder  fast  ganz  beseitigt  war,  ver- 
binden wir  den  für  diese  Höhe  ermittelten  Punkt  des  Profils  durch 
eine  Linie  mit  dem  zu  unterst  erhaltenen  Rest  und  gewinnen  so, 
wie  Fig.  1  rechts  zeigt,  ziemlich  genau  den  Nordsüddurchschnitt 
der  reduzierten  Säule ;  das  später,  bei  der  Einschliessung  der  Säule 
in  die  Mauer,  abgehackte  ist  durch  hellere  Schraffierung  unterschie- 
den. Und  es  tritt  nun  noch  deutlicher  als  in  der  früher  (Mitt.  XX 
1905  S.  196)  gegebenen  Zeichnung  die  unsymmetrische,  als  ursprüng- 
liche und  beabsichtigte  Kunstform  ganz  unmögliche  Gestalt  der 
reduzierten  Säule  hervor.  Wenn  wir  hingegen  den  für  die  Höhe  von 
1,50  gefundenen  Punkt  des  Nordprofils  mit  der  Nordkante  der  «Basis» 
durch  die  in  der  Zeichnung  punktierte  Linie  verbinden,  so  ergiebt 
sich  eine  zwar  auch  unsymmetrische  aber  durchaus  nicht  unwahr- 
scheinliche Säule.  Denn  diese  Art  der  Asymmetrie  ist  im  grie- 
chischen Tempelbau  bekannt  genug;  man  pflegt  sie  als  Neigung 
gegen  die  Cellawand  zu  bezeichnen  (Durm,  Bank.  d.  Griechen^ 
S.  95).  Ein  Pompeji  nahe  liegendes  Beispiel  ist  der  sogen.  Po- 
seidontempel in  Paestum  (Puchstein-Koldewey  S.  26.  Labrouste, 
Temjples  de  Paestum  S.  5). 

Die  Verjüngung  von  0,60  auf  0,389,  also  um  mehr  als  ein 
Drittel  ist  zwar  sehr  stark,  aber  keineswegs  unglaublich  und  bei- 
spiellos. Fast  genau  das  gleiche  Verhältniss  zeigt  die  «  Basilika  » 
in  Paestum  (^).  Die  Schafthöhe  beträgt  dort  wenig  unter,  hier 
wenig  über  vier  untere   Durchmesser.   Und  der  Durchmesser  re- 

(1)  Auf  die  tt  Basilika  »  verwies  ich  schon  Mitt.  XVII  1902  S.  308.  Nun 
beweist  aber  Herr  Cozzi  (S.  18)  ausführlich,  und  erläutert  es  auch  durch  eine 
Zeichnung,  dass  die  von  mir  angenommene  Säule  unmöglich  sei,  weil  ihre 
Verjüngung  stärker  ist  als  an  einem  Tempel  in  Syrakus  und  an  dem  «  Neptun- 
iempel »  in  Paestum.  Dass  er  damit  die  Unmöglichkeit  dreier  nun  doch 
einmal  vorhandenen  Tempel  beweist,  entgeht  ihm  gänzlich.  Und  Herr  Pa- 
troni  lässt  das  alles  ganz  ruhig  drucken;  er  hätte  doch  wohl  seinen  Freund 
vor  dieser  Lächerlichkeit  bewahren  können.  Er  selbst  (S.  23  Anra.  1)  erle- 
digt meine  Berufung  auf  die  «  Basilika»  viel  einfacher:  ma  ciö  8  pura  im- 
maginazione:  weiter  nichts. 

6 


82  A.    MAU 

duziert  sich  dort  von  l,4ö2  auf  0,964,  also  auch  dort  um  etwas 
mehr  als  ein  Drittel.  Ganz  ähnlich  der  «  Cerestempel  »  ebendort: 
Höhe  4  V4  untere  Durchmesser,  Verjüngung  von  1,254  auf  0,840, 
also  um  fast  ein  Drittel.  In  Assos  beträgt  die  Verjüngung  gar 
zwei  Fünftel.  S.  die  Zusammenstellung  bei  Durm,  Bank.  d.  Gr.^ 
S.  95. 

Ein  Blick  auf  unsere  Fig.  1  zeigt,  dass  das  Nordprofil  des 
unreduziert  gebliebenen  Stumpfes  ( «  Basis  » )  in  der  natürlichen 
Fortsetzung  des  oberen  Nordprofils  liegt.  Und  jetzt  wird  auch  klar, 
weshalb  die  reduzierte  Säule  nicht  konzentrisch  auf  der  «  Basis  » 
steht.  Bei  der  Reduktion  wollte  man  die  ursprüngliche  As3^mmetrie 
beseitigen,  und  dies  konnte  natürlich  nur  so  geschehen,  dass  man 
die  steilste  Seite  (S)  Hess  wie  sie  war,  von  den  übrigen  aber 
abnahm,  und  am  meisten  von  der  am  weitesten  nach  unten  vor- 
tretenden Nordseite ;  so  tritt  nun  der  unreduzierte  Stumpf  im  S  gar- 
nicht,  im  0  und  W  wenig,  im  N  ziemlich  stark  vor  den  redu- 
zierten Schaft  vor.  Vermutlich  stand  schon  damals  die  Säule  isoliert 
in  einem  Hause  der  Kalksteinperiode  und  war  dadurch  die  Asym- 
metrie sinnlos  geworden. 

'Gegenüber  früher  Gesagtem  muss  noch  festgestellt  werden, 
dass  eine  eigentliche  Verjüngung  nach  unten  kaum  vorhanden  ist. 
Der  Durchmesser  bei  1,50  ist  0,505,  bei  0,20  (s.  unten  S.  85) 
rund  0,51 ;  also  immer  noch  ein  leichtes  Anschwellen  nach  unten. 
Freilich  aber  beruht  dies  nur  auf  der  Schwellung  des  Südprofils ;  das 
Nordprofil  ist  bei  1,50  von  dem  südlichen  Lot  0,105  -p  0,505  =  0,61, 
bei  0,20  nur  0,095  +  0,51  =  0,605  entfernt;  also  hier  eine  Ein- 
ziehung um  0,005.  Und  zwar  scheint  es,  dass  der  Schaft  bis  zu  einer 
Höhe  etwa  zwischen  0,3  und  0,7  noch  etwas  über  den  bei  0,2  messba- 
ren Durchmesser  von  rund  5,10  anschwillt  und  dann  eine  leichte 
Einziehung  nach  unten  stattfindet.  Wenn  man  im  SW  bei  1,50  ein 
Lot  an  die  Säule  hält,  so  löst  es  sich  erst  bei  0,28  von  ihr  ab; 
ebenda  1  cm.  von  der  Säule  entfernt  gehalten,  berührt  es  sie 
bei  0,28:  also  bis  dahin  Anschwellung,  dann  erst  Verjüngung  nach 
unten.  Diese  beträgt  hier  etwa  0,01,  im  Osten  nur  0,005.  Anders 
ist  es  in  der  Mitte  der  Westseite,  wie  das  Profil  unserer  Fig.  2 
links  zeigt,  das  grade  für  den  unteren  Teil  auf  besonders  genauen 
und  unter  günstigen  Umständen  gemachten  Messungen  beruht: 
hier  ist  der  vortretendste  Punkt  (0,055  vom  Lot)  bei  0,7  und  das 


DIE   ALTE   SAEULE   IN   POMPEJI  ÖÖ 

Zurückweichen  bis  0,2  beträgt  0,004.  Dieses  Schwanken  des  Hö- 
henpunktes, an  dem  die  Einziehung  nach  unten  beginnt  und  der 
minimale  Betrag  dieser  letzteren  beweisen,  dass  es  sich  hier  nicht 
um  beabsichtigte  Kunstform,  sondern  um  ungenaue  Arbeit  handelt. 
Man  machte  unten  an  der  Fuge  die  Lehre  als  Kreis  von  rund  5,10 
Durchm.,  weiter  oben  aber  schlug  man  dann,  nicht  ganz  gleich- 
massig,  etwas  weniger  ab,  wohl  weil  man  fürchtete  zu  viel  ab- 
zuschlagen. Die  Absicht  war  wohl,  das  Profil  der  reduzierten  Teile 
dem  wesentlich  unreduzierten  Südprofil  ungefähr  gleich  zu  machen ; 
so  ergab  sich  für  die  Höhenstrecke  von  0,2  bis  1,5  im  W  ein 
Zurückweichen  um  0,005,  wahrend  es  im  S  0,01  beträgt.  Von  der 
recht  rohen  Arbeit  der  Reduktion  geben  Patroni's  Tafeln  [Ätti  dt 
Nap.  XXV)  und  unsere  Fig.  2  eine  gute  Vorstellung. 

Es  wird  gut  sein,  die  Asymmetrie  des  NS-Durchschnittes  noch 
etwas  näher  zu  präzisieren.  Die  Entfernung  eines  jeden  Punktes 
des  Nordprofils  von  dem  aus  der  Mitte  der  Südseite  des  Abakus 
gefällten  Lot  ist  d-\-  D,  also 

bei  2,44  0,130  +  0,389  =  0,519 

^  2,30  0,125  +  0,409  =  0,534 

»  2,20  0,124-1-0,423  =  0,547 

»  2,10  0,120  +  0,438  =  0,550 

«  2,00  0,114  +  0,451  =  0,565 

»  1,90  0,112  +  0,465  =  0,577 

y  1,80  0,110  +  0,475  =  0,585 

«  1,70  0,105  +  0,487  =  0,592 

»  1,60  0,105  +  0,494=0,599 

»  1,50  0,105  +  0,505  =  0,610 

Also  auf  eine  Höhe  von  0,94  beträgt  die  Verjüngung 

OW         0,058 
S  0,025 

N  0,091 

Also  0  +  W  und  S  +  N  0,116.  Die  beiden  Summen  sind 
gleich,  wie  sie  selbstverständlich  sein  müssen. 

Die  Zentren  der  durch  die  Säule  gelegten  Horizontalebenen 
liegen,  im  NS  -  Durchschnitt  gesehen,  nicht  in  einer  Senkrechten. 


84  A.    MAU 

Wir  verzeichnen  sie  hier  nach  ihrer  Entfernung  von  dem  Lot  an 
der  Südseite ;  nämlich  d  -{-  Dl2  ist 

bei  2,44  0,130  +  0,1945  =  0,3245 

«  2,30  0,125  +  0,2045  =  0,3295 

«  2,20  0,124  +  0,2115  =  0,3355 

y>  2,10  0,120  +  0,219  =0,339 

«  2,00  0,114  +  0,2255  =  0,3395 

r,  1,90  0,112  +  0,2325  =  0,3445 

^  1,80  0,110  +  0,2375  =  0,3475 

»  1,70  0,105  +  0,2435  =  0,3485 

»  1,60  0,105  +  0,2475  =  0,3525 

«  1,50  0,105  +  0,2525  =  0,3575 

Die  erste  dieser  Zahlen,  für  die  Höhe  von  2,44,  lässt  sich 
auch  noch  anders  berechnen.  Das  an  das  Kapitell  angearbeitete 
Schaftstück  tritt,  wie  schon  oben  (S.  79)  gesagt,  im  Westprofil 
um  0,013  hinter  die  obere  Trommel  zurück.  Wenn  es,  wie  ich 
glaube,  im  Ostprofil  senkrecht  über  ihr  steht,  so  ist  sein  Durch- 
messer um  0,013  kleiner.  Und  da  es  im  Südprofil  um  0,007  zu- 
rücktritt, so  musste  es  in  dem  nicht  mehr  vorhandenen  Nord- 
profil um  0,006  zurücktreten,  d.  h.  es  lag  im  Nordsüddurchscbnitt 
symmetrisch ;  denn  ein  halber  Millimeter  kommt  nicht  in  Betracht. 
Es  fällt  also  im  NS  -  Durchschnitt  das  Zentrum  des  Kapitells  zu- 
sammen mit  dem  der  Oberfläche  der  Trommel  bei  2,44;  dies 
letztere  ist  von  dem  aus  der  Mitte  der  Südseite  des  Abakus  ge- 
fällten Lot  eben  SQ^-weit  entfernt  wie  das  Zentrum  des  Kapitells 
und  mit  ihm  die  Mitte  der  Ost -und  Westseite  des  Abakus,  d.  h., 
da  dieser  0,65  im  Quadrat  misst,  0,325,  was  nur  um  0,0005  von 
der  oben  gefundenen  Zahl  0,3245  abweicht.  Sollte  aber  Patroni 
Recht  haben,  dass  das  obere  Schaftstück  im  Osten  um  0,004  bis 
0,005  vorspringt,  so  ist  sein  Durchmesser  nur  um  0,009  kleiner 
als  der  der  Oberfläche  der  Trommel,  und  es  dürfte,  um  im  NS- 
Schnitt  symmetrisch  zu  liegen,  im  S  nur  um  0,0045  zurücktre- 
ten, und  da  es  um  0,007  zurücktritt,  so  liegt  sein  Zentrum,  und 
damit  die  Mitte  der  0-  und  W-Seite  des  Abakus,  um  0,0025 
nördlich  von  dem  der  Oberfläche  der  Trommel,  also  dieses  liegt 
bei  0,325-0,0025  =  0,3225,  mit  der  ebenfalls  ganz   belanglosen 


DIE    ALTE    SAEULE    IN    POMPEJI  85 

Differenz  von  0,002  gegen  die  auf  anderem  Wege  gefundene  Zahl. 
Die  genaue  üebereinstimmuug  der  beiden  Resultate  beweist  die 
Sicherheit  unserer  Messungen  und  Rechnungen. 

Wie  Fig.  1  zeigt  ist  eine  durch  diese  Zentren  gezogene  Linie, 
die  Achse  dieses  Teils  der  Säule,  nicht  senkrecht,  sondern  weicht 
um  reichlich  2  Grad  vom  Lot  ab.  Die  Fortsetzung  dieser  Reihe 
von  Zentren  fehlt  uns :  in  dem  reduzierten  Teil  der  Säule  können 
wir  sie  nicht  berechnen.  Wir  haben  erst  wieder  das  Endglied  der 
Reihe,  das  Zentrum   des   unreduziert   gebliebenen    Stumpfes,   der 

«  Basis  » ;  hier  ist  d  +  -  =  0,076  +  0,3  =  0,376.  Es  verschiebt 

sich  also  das  Zentrum,  von  oben  nach  unten,  gegen  Norden,  und 
zwar  in  dem  oberen  Teil  auf  eine  Höhe  von  1,0  (bis  zum  Kapi- 
tell) um  0,033,  in  dem  unteren,  auf  eine  Höhe  von  1,50,  nur 
um  0,0185;  und  das  ist  ganz  in  der  Ordnung,  weil  ja  durch  die 
Entasis  die  stärkste  Anschwellung  des  Nordprofils  in  den  oberen 
Teil  verlegt  ist. 

Betrachten  wir  nun  noch  einmal  das  Verhältniss  des  oberen 
Zentrums  zu  dem  unteren  Zentrum  der  reduzierten  Säule.  Letz- 
tere soll  ja  nach  Patroni  die  ursprüngliche  Säule  sein,  die  unter 
der  Einwirkung  eines  Erdbebens  um  etwa  5  cm.  glatt  auf  ihrer 
Basis  nach  Süden  gerutscht  wäre.  Selbstverständlich  müsste  dann 
die  Oberfläche  der  oberen  Trommel,  bei  2,44  (das  Kapitell  liegt  ja 
unsymmetrisch)  dem  unteren  reduzierten  Umfang  konzentrisch  sein. 

Nun  ist  aber  ^  +  -  bei  0,20  (0,10  über  der  « Basis  0  0,095  + 

0,255  =  0,350,  bei  2,44,  wie  oben  gezeigt  0,3245.  Die  beiden 
Kreise  sind  also  nicht  konzentrisch ;  das  untere  Zentrum  liegt  um 
0,0255  weiter  nördlich  als  das  untere,  bei  einem  grössten  Durch- 
messer von  nur  5,10.  Damit  sollte  doch  wohl  Patroni' s  Auffassung 
für  jeden  Urteilsfähigen  erledigt  sein. 

In  Betreff  aber  der  Asymmetrie  der  Säule,  der  «  Neigung 
gegen  die  Cellamauer  »,  ist  noch  einem  Einwand  zu  begegnen. 
Es  könnte  jemand  vermuten,  dass  diese  Neigung  nicht  ursprüng- 
lich sondern  Folge  einer  Senkung  nach  Süden  sei,  zumal  Cozzi 
(bei  Patroni  S.  21)  nicht  ausschliessen  will,  dass  eine  solche  Sen- 
kung statt  gefunden  habe,  weil  ja  durch  die  Reduktion  (oder, 
wie  er  meint,  durch    die  Verschiebung)   der   Säule    der   Schwer- 


86  A.    MAU 

punkt  um  ein  weniges  nach  Süden  gerückt  ist.  Zwar  fügt  er 
hinzu,  diese  Senkung  könne  nur  eine  ganz  geringe  sein,  wäh- 
rend es  sich  hier  um  eine  recht  bedeutende  handeln  müsste: 
das  Oberende  der  oberen  Trommel,  bei  2,44,  müsste  um  0,0515 
nach  Süden  verschoben  sein.  Aber  das  darf  uns  nicht  hindern, 
diese  Hypothese  näher  zu  prüfen. 

Es  ist  aber  leicht  zu  beweisen,  dass  sie  ganz  unannehmbar 
ist.  Eine  so  starke  Senkung  —  um  reichlich  1  V2  Grrad  —  müsste 
an  den  Horizontalen  des  Stylobats  und  des  Abakus  sichtbar  und 
messbar  sein;  an  beiden  müssten  die  Südecken  um  etwa  0,017 
tiefer  liegen  als  die  Nordecken,  was  entschieden  nicht  der  Fall 
ist:  es  ist  keine  Abweichung  von  der  Horizontalen  kenntlich. 
Ferner:  die  sich  uns  ergebende  Achse  der  unsymmetrischen  Säule 
ist  doch  nicht  etwa  eine  vom  Lot  abweichende  grade  Linie,  son- 
dern eine  sehr  merkliche  Kurve ;  diese  aber  kann  nie  durch  Stand- 
veränderung zu  einer  Verticalen  werden.  Um  dies  ganz  klar  zu 
machen,  habe  ich  die  Hypothese  durchgerechnet  und  in  Fig.  3 
zur  Anschauung  gebracht. 

In  dieser  Figur  bedeutet  die  Senkrechte  ganz  1.  dasselbe  Lot, 
von  dem  aus  wir  oben  (S.  78)  durch  Distanzmessungen  das  Süd- 
profil fanden.  Um  0,376  weiter  r.  das  Zentrum  des  unreduzierten 
imtersten  Stumpfes  und  ein  in  ihm  errichtetes  Lot,  also  jenem 
ersten  Lot  parallel  und  überall  0,376  von  ihm  entfernt,  das  nun  die 
Achse  der  Säule  in  ihrer  ursprünglichen  Stellung  sein  müsste,  wenn 
ihre  Asymmetrie  auf  Senkung  beruhte.  An  dieser  Linie  trage  ich 
in  der  Höhe  von  2,44  den  Durchmesser  der  Oberfläche  der  obe- 
ren Trommel  (0,38^  auf,  dessen  Südende  (1.)  von  dem  Lot  1.  um 
0,515  weiter  entfernt  bleibt  als  bei  dem  jetzigen  Stand  der  Säule. 
Wenn  wir  also  von  einem  Punkte  derselben  Horizontalen,  0,515  r. 
von  jenem  Lot,  eine  Linie  schräg  abwärts  ziehen,  so  dass  sie  in 
der  Horizontalen  des  Säulenfusses  das  Lot  trifft,  so  erhalten  wir 
die  übrigen  Punkte  des  Südprofils  in  der  veränderten  Stellung, 
indem  wir  von  dieser  Linie  nach  r.  dieselben  Distanzen  nehmen, 
die  uns,  von  dem  Lot  aus  gemessen,  das  Südprofil  wie  es  jetzt  steht 
ergaben.  Und  wir  erhalten  das  Nordprofil  und  damit  den  ganzen  NS- 
Schnitt  des  oberen  Teils  der  Säule,  wenn  wir  an  dies  Südprofil  die 
oben  (S.  80)  berechneten  Durchmesser  jeden  in  seiner  Höhe  ansetzen. 
Und  wenn  wir  dann  diese  Durchmesser  halbieren  und  durch  die 


DIE    ALTE   SAEULE    IN    POMPEJI  87 

Mittelpunkte  eine  Linie  ziehen,  so  ist  diese  Linie  die  Achse  der 
Säule.  Unsere  Figur  zeigt  das  Resultat;  sie  zeigt,  dass  diese 
Achse  mit  dem  in  der  Mitte  des  unteren  Stumpfes  errichteten 
Lot,  der  das  obere  und  untere  Centrum  verbindenden  Verticalen, 
nur  in  den  Endpunkten  zusammenfällt,  im  übrigen  aber  sich  in 
einem  sehr  merklichen  Bogen  nach  rechts  von  ihr  entfernt.  Damit 
ist  bewiesen,  dass  die  Asymmetrie  durch  Stellungsveränderung 
nicht  beseitigt  werden  kann,  vielmehr  in  der  Säule  selbst  liegt. 
Und  da  im  übrigen  absolut  nichts  auf  eine  Senkung  deutet,  so 
ist  keinerlei  Grund,  sie  anzunehmen.  Hat  sie  doch  in  geringem 
Grade  stattgefunden,  so  hat  dies  auf  unser  Resultat  keinen  Ein- 
fluss ;  auch  so  ergiebt  sich  die  Säule  als  unsymmetrisch,  als  nach 
innen  ( «  gegen  die  Cellawand  « )  geneigt. 

Soll  ich  nun  auch  noch  durchrechnen  und  aufzeichnen,  wie 
sich  Patroni's  Hypothese,  dass  die  unten  reduzierte  Säule  das  ur- 
sprüngliche sei,  bei  Annahme  einer  Senkung  nach  S  gestaltet?  Ich 
glaube  es  genügt,  kurz  darauf  hinzuweisen,  dass  dann  diese  Hy- 
pothese noch  unmöglicher  wird:  die  südliche  Anschwellung  von 
unten  auf  wird  beträchtlich  verstärkt,  und  im  Norden  ergiebt 
sich  eine  wirkliche  und  merkliche  Einziehung  nach  unten,  so  dass 
nun  der  ganze  untere  Säulenteil  schräg  von  r.  oben  nach  1.  unten 
steht.  Ich  glaube  also,  dass  auch  Patroni  nicht  geneigt  sein  wird, 
eine  solche  Senkung  anzunehmen. 

Aus  der  Neigung  der  Säulenachse  nach  Süden  folgt  mit  Not- 
wendigkeit, dass  die  Säulenreihe  von  Ost  nach  West  lief.  In  dieser 
Richtung  früher  von  Dall'Osso,  später  auf  meine  Veranlassung 
vorgenommene  Nachforschungen  nach  Resten  anderer  Säulen  gaben 
kein  Resultat;  sie  sind  wohl  durch  die  späteren  Bauten  vollstän- 
dig verschwunden. 

Und  hier  mag  noch  eines  erwähnt  werden.  In  dem  jetzt  auf 
dem  Abakus  liegenden  Mauerwerk  ist  vollkommen  deutlich  der 
Abdruck  einer  von  Ost  nach  West  liegenden  Holzbohle  kenntlich ; 
der  Hohlraum  ist  später  einmal,  als  das  Holz  verfault  war,  mit 
Mauerwerk  ausgefüllt  worden.  Ich  möchte  hier  nicht  den  Archi- 
trav  der  Säulenreihe  erkennen ;  es  ist  unwahrscheinlich,  dass  nach 
Entfernung  der  übrigen  Säulen  der  sie  verbindende  Architrav  an 
seinem  Platz  geblieben  sein  sollte.  Auch  ist  die  Bohle  dafür  wohl 
nicht  mächtig  genug.  Eher  wird  sie  aus  einer  Zeit  stammen,  wo 


88  A.    MAU 

die  Säule,  allein  übrig  geblieben,  in  einem  Hause  der  Kalkstein- 
zeit irgendwie  Verwendung  gefunden  hatte,  etwa  so  dass  ein  von 
einer  Mauer  zu  einer  anderen  reichender  Architrav  in  der  Mitte 
von  ihr  gestützt  wurde. 

Das  alles  ist  so  selbstverständlich  und  zwingend,  dass  ich 
mich  fast  scheute,  es  so  weitläuftig  vorzutragen.  Aber  Herr  Pro- 
fessor Patroni  (Ätti  d.  Acc.  di  Napoli  XXV),  mit  Hülfe  des  In- 
genieurs der  Ausgrabungen  von  Pompeji,  Herrn  Salvatore  Cozzi, 
hat  es  doch  ermöglicht,  aufs  neue  zu  beweisen,  dass  das  alles 
ganz  anders  ist,  dass  die  Säule  von  Anfang  an  nach  unten  ver- 
jüngt war  und  auf  einer  «  mykenischen  Basis  »  stand,  auf  der  sie 
dann  in  Folge  eines  Erdbebens  ein  Wenig  südwärts  gerutscht  ist. 
Das  Schriftstück  ist  wertlos;  da  aber  Herrn  Cozzi' s  amtliche 
Stellung  und  Herrn  Patroni's  anmassende  und  triumphierende 
Sprechweise  doch  einigen  Lesern  Eindruck  machen  könnten,  so 
muss  hier  kurz  darauf  eingegangen  werden.  Ich  werde  mich  be- 
mühen, aus  dem  endlosen  Wortschwall  die  scheinbaren  Argumente 
kurz  herauszuheben. 

Die  Methode  ist  nicht  eben  neu ;  ähnlich  hat  wohl  auch  sonst 
schon  einmal  jemand  eine  verlorene  Sache  verteidigt.  Man  geht 
den  entscheidenden  Hauptargumenten  aus  dem  Wege  (0,  findet 
irgend  welche  Winkelargumente,  über  die  sich  hin  und  her  reden 
lässt,  redet  sich  ein  und  sagt  es  mit  kräftigen  Worten,  dass  diese 
Argumente  hochwichtig  und  entscheidend  sind,  und  wenn  man 
ihnen  die  günstige  Seite  abgewonnen  hat,  so  legt  man  sich  nicht 
die  Frage  vor,  ob  sie  sich  etwa  auch  anders  wenden  lassen.  Dazu 
eine  möglichst  zuversichtliche  und  zweifellose  Sprechweise :  pro- 
batum  est. 

Mein  Hauptargument  war,  dass  auf  der  Südseite  nach  unten 
keine  Verjüngung  sondern  stete  Anschwellung  stattfindet.  Nun 
verwendet  Patroni  über  eine  halbe  Quartseite  um  zu  sagen,  was 
mich  da  irregeleitet  habe :  a,  optische  Täuschung,  b,  petitio  prin- 
cipii  (beides  erfordert  keine  Antwort),  c,  Messen  mit  ungenügenden 


(»)  Die  gewöhnliche  Methode,  nach  der  allerlei  kleine  Wahrschein- 
lichkeitserwägungen den  entscheidenden  Hauptargumenten  weichen  müssen, 
hat  garnicht  Patroni's  Beifall.  Er  äussert  sich  darüber  ausführlich  auf  S.  29. 


DIE   ALTE   SAEULE   IN   POMPEJI  89 

Mitteln.  Er  meint  nämlich,  ich  hätte  das  Profil  nm*  dm-ch  Ent- 
langsehen an  der  Wand  erkannt,  statt  es  an  einem  Lotfaden  ab- 
zumessen. Letzteres  hatte  ich  natürlich  getan,  und  von  der 
Wand  sprach  ich  nur  um  dem  Leser  zu  sagen,  wie  er  es  am 
leichtesten  sehen  kann.  Und  nun  müsste  doch  folgen :  « ich  habe  so 
das  Profil  gemessen,  mit  anderem  Resultat».  Aber  nichts  der 
Art:  der  Leser  muss  sich  mit  der  Versicherung  begnügen,  der 
Herr  Professor  sei  fest  überzeugt,  dass  ich  durch  Messung  mit 
Lot,  und  zwar  an  einem  Abguss,  zu  einem  ganz  anderen  Resul- 
tat kommen  würde.  Weshalb  an  einem  Abguss,  da  es  doch  sehr 
leicht  und  auch  sicherer  ist,  am  Original  zu  messen  ?  Patroni  wird 
doch  nicht  etwa  sagen  wollen,  er  habe  die  Messung  unterlassen,  weil 
kein  Gypsabguss  zur  Hand  war?  Auch  Herr  Cozzi  (S.  17-21)  be- 
richtet zwar  von  anderen,  viel  schwierigeren  und  gänzlich  nutzlo- 
sen Messungen  (s.  unten)  zum  Beweis  der  für  Patroni  notwen- 
digen Konzeutricität  der  reduzierten  Säule,  nicht  aber  von  dieser 
ganz  leichten,  die  freilich  mit  Notwendigkeit  zu  einem  entscheiden- 
den, für  Patroni  ungünstigen  Resultat  führen  musste.  Man  müsste 
wohl  lange  suchen,  um  in  den  Annalen  wissenschaftlicher  Forschung 
ein  Praecedens  für  ein  solches  Verfahren  zu  finden.  Indess  dem 
entscheidenden  Hauptargument  ist  Patroni  auf  diese  Weise  glück- 
lich aus  dem  Wege  gegangen. 

Aber  zu  der  Frage  nach  Konzeutricität  oder  Exzentricität  der 
reduzierten  Säule  musste  doch  Stellung  genommen  werden.  Dies 
unternahm  Herr  Cozzi.  Die  Aufgabe  war  leicht.  Von  einem  aus 
der  Mitte  des  Abakus  gefällten  Lot  ist,  wie  oben  (S.  85)  ge- 
zeigt, das  obere  Zentrum  0,3245,  das  untere  der  reduzierten 
Säule  0,35  entfernt,  also  nicht  Konzeutricität  sondern  Verschie- 
bung des  Zentrums  nach  unten  und  nach  Norden  um  0,0255. 
Diesen  einfachen,  sonnenklaren,  zu  einem  zweifellosen,  für  Patroni 
ungünstigen  Resultat  führenden  Weg  hat  aber  Herr  Cozzi  nicht 
gefunden,  hat  es  vielmehr  ermöglicht,  auf  anderem  Wege  trotz 
alledem  und  alledem  die  Konzeutricität  zu  beweisen;  statt  das 
Zentrum  zu  fassen,  tastet  er  an  der  Peripherie  herum:  Winkel- 
argumente. An  acht  Punkten  der  Süd-  und  Westseite  (im  Osten 
ist  nicht  gut  anzukommen,  und  das  Nordprofil  ist  ja  abgehackt) 
hat  er  die  Distanz  der  beiden  Kreise  gemessen,  nicht  ohne  Mühe, 
wie  er  mir  selbst  sagte:   es  wurden  oben  radiale  Eisenstäbe   an- 


^0  A.    MAU 

gebracht,  von  diesen  Lote  gefällt,  dann  von  diesen  an  die  obere 
und  an  die  untere  Peripherie  gemessen  und  die  Maasse  subtra- 
hiert. Wer  sieht  nicht,  wie  vielen  Fehlern  ein  solches  Verfahren 
ausgesetzt  ist?  Wenn  nun  die  Kreise  konzentrisch  wären,  so  müss- 
ten  diese  acht  Distanzen  gleich  sein.  Leider  variierten  sie  aber 
von  0,046  bis  0,065.  Und  zwar  ist  die  grösste  Distanz  die  des 
nördlichsten  Punktes  der  Westseite;  eine  neunte  Messung,  noch 
etwas  nördlicher,  ergab  mir  gar  0,067:  sehr  begreiflich,  da  das 
Zentrum  des  grösseren  Kreises  weiter  nördlich  liegt.  Macht  nichts ! 
Herr  Cozzi  weiss  Rat:  drei  dieser  Distanzen  sind  gleich  (0,059), 
«ine  vierte  (0,056)  differiert  nur  um  drei  Millimeter.  Natürlich 
sind  für  ihn  nur  diese  drei  Distanzen  genau,  die  Differenzen  der 
übrigen  beruhen  auf  Unebenheiten  der  Oberfläche.  Welche  Zuver- 
lässigkeit die  drei  Messungen  haben,  wenn  die  fünf  (vielmehr 
sechs)  übrigen  nach  seiner  eigenen  Annahme  verfehlt  sind,  da- 
nach fragt  Herr  Cozzi  nicht;  er  schlägt  ruhig  {non  e  dato  piü 
dubitare)  durch  die  drei  Punkte  einen  dem  grösseren  konzentri- 
schen Kreis  und  damit  ist  bewiesen  was  zu  beweisen  war,  die 
Konzentricität  der  beiden  Kreise.  Kommentar  ist  wohl  über- 
flüssig. 

In  Betreff  des  Südprofils  muss  noch  einem  Einwand  vorge- 
beugt werden.  Patroni  (S.  15)  und  Cozzi  (S.  20  f.)  sprechen  von 
der  Möglichkeit,  dass  hier  etwas,  zwar  sehr  wenig,  nachträglich 
abgehackt  worden  sei :  Gründe  werden  nicht  angegeben.  Es  würde 
mich  nun  nicht  wundern,  wenn  demnächst  dies  dahin  amplifiziert 
würde,  die  Verjüngung  nach  unten  und  das  was  Herr  Patroni 
Entasis  nennt,  sei  "im  Süden  durch  nachträgliches  Abhacken  ver- 
loren gegangen.  Dem  gegenüber  ist  zweierlei  zu  konstatieren.  Er- 
stens kann  durch  eine  solche  Annahme  die  Exzentricität  der  re- 
duzierten Säule  (S.  85)  nicht  beseitigt  werden.  Zweitens  ist  vom 
Kapitell  abwärts  auf  etwa  1  m.  die  ürsprünglichkeit  des  jetzigen 
Profils  gesichert  durch  den  erhaltenen  Stuck.  Und  von  unten  auf 
bis  zur  Höhe  von  0,80  (vom  Stylobat)  sind  deutlich  und  unbe- 
schädigt die  charakteristischen  schrägen  Meisselstriche  von  1.  oben 
nach  r.  unten,  in  denen  ich  die  Arbeit  der  Beduction,  Patroni 
aber  die  «  meisterhafte  »  ursprüngliche  Bearbeitung  erkennt.  So 
bleibt  für  die  Annahme  einer  späteren  Abarbeitung  nur  ein  mitt- 
leres Stück  von  höchstens  0,70  verfügbar:    das   hier   abgehackte 


DIE    ALTE    SAEULK    IN    POMPEJI 


91 


könnte  nur  einen  ganz  unförmlichen  Höcker  gebildet  haben ;  da- 
von kann  wer  will  sich  durch  den  Versuch  einer  Anzeichnung  an 
das  linke  Profil  unserer  Fig.  1  überzeugen. 

Also  die  von  mir  nachgewiesene  ganz  unmögliche  Gestalt  der 
reduzierten  Säule  ist  durch  die  Bemühungen  der  Herren  Cozzi  und 


Fisr.  4. 


Patroni  auch  nicht  im  geringsten  zweifelhaft  geworden.  Eben  so 
wenig  aber  auch  die  ergänzende  Tatsache,  dass  die  der  ursprüng- 
lichen Bearbeitung  angehörige  glatte  Oberfläche  sich  nicht  auf  die 
reduzierten  Teile  erstreckt. 

Natürlich  ist  dies  Argument  ein  secundäres.  Wenn  auch  die 
Oberflächen  der  reduzierten  und  der  ursprünglichen  Teile  sich 
zum  Verwechseln  glichen  —  was  ja  bei  sorgfältigerer  Arbeit  mög- 


92  A.    MAU 

lieh  gewesen  wäre  —  so  könnte  doch  dadurch  eine  ihrer  Form 
nach  unmögliche  Säule  nicht  als  ursprünglich  beabsichtigte  Kunst- 
form glaublich  werden. 

Der  Sachverhalt  in  Betreff  der  Oberfläche  wird  niemandem 
aus  Patroni's  Darstellung  klar  werden.  Er  ist  aber  sehr  einfach. 
Drei  Arten  von  Oberfläche  unterscheiden  sich  auf  das  bestimmteste. 


Fig.  5. 


Erstens  die  des  oberen,  sicher  nicht  reduzierten  Teiles  (Fig.  4) : 
etwas  wellig,  aber  vollkommen  geglättet,  mit  Bimsteinpulver  abge- 
rieben, so  dass  von  den  Instrumenten  des  Steinmetzen  nicht  die 
geringste  Spur  geblieben  ist.  Ein  grosser  Teil  dieser  Oberfläche  ist 
noch  mit  dem  ursprünglichen  Stuck  bedeckt. 

Zweitens  die  der  unteren  Trommel  (Fig.  5  unten),  nur  an  einer 
Stelle  (unten  S.  99)  ein  wenig  auf  die  obere  übergreifend.  Hier 
war  die  letzte  Bearbeitung  die  mehrfach  erwähnte  mit  schrägen 
Meisselstrichen  von  1.  oben  nach  r.  unten.  Die  Beschaffenheit  dieser 
Oberfläche  ist  gut  sichtbar  in  Patroni's  Figuren  Stud.  e  Mat.  III 


DIE    ALTE   SAEULE    IN    POMPEJI 


93 


1905  S.  219  (leider  viel  weniger  gut' in  meiner  Figur  Mitt.  1905 
S.  198),  und  Atti  di  Nap.  XXV  Tf.  I.  II.  1;  besser  aber  in  un- 
serer Fig.  2.  Sie  ist  ganz  rauh :  man  sieht  überall  die  Striche  des 
Spitzmeissels  (0,  dazwischen  die  breiten  Spuren  eines  anderen  In- 
strumentes (Steinaxt  ?  Breitmeissel  ?)  und  zwar  scheint  es,  dass 
diese  letztere  Bearbeitung  die  spätere  ist;  keine  Spur  des  Zahneisens 
oder  gar  des  Schariereisens. 

Drittens  die  untere  Hälfte  der  oberen  Trommel  (Fig.  5  oben). 
Die  Arbeit  ist  hier  gröber  und  schlechter  als  an  der  unteren  Trom- 
mel, dazu  ungleichmässig,  daher  nicht  so  leicht  zu  charakterisie- 
ren. Stellenweise  sehr  tiefe  Spuren  eines  Instruments  (Meissel  ? 
s.  Patroni  Tf.  1 1.  II  1)  in  verschiedenen  Kichtungen ;  anderswo  kann 
es  scheinen  als  sei  abgeschabt. 

An  der  «  Basis  »  endlich  kann  die  Beschaffenheit  der  Stein- 
oberfläche nicht  untersucht  werden,  weil  sie  teils  zerstört,  teils 
mit  Stuck  bedeckt  ist;  nichts  steht  der  Annahme  entgegen,  dass 
sie  so  war,  wie  im  oberen  Teil.  Stuck  findet  sich  nur  hier  und  eben 
dort,  d.  h.  nur  auf  den  der  ursprünglichen,  vollen  Form  angehörigen 
Teilen.  Nach  Patroni's  Meinung  sollte  die  rauhe  Bearbeitung  von  2 
und  3  den  Stuck  haften  machen;  und  in  der  Tat,  wären  diese  Teile 
je  bestuckt  gewesen,  so  hätten  sich  auf  dieser  Art  Oberfläche 
Beste  halten  müssen.  Davon  aber  ist  keine  Spur;  es  ist  ganz 
klar,  dass  die  reduzierten  Teile  der  Säule  nie  Stuck  erhielten. 
Dagegen  hat  ihn  die  glatte  Fläche  sehr  fest  gehalten.  Auf  der 
Südseite  sind  Stuckreste  eben  nur  da  wo  keine  oder  nur  eine  ganz 
oberflächliche  Eeduction  stattgefunden  hat.  sie  stammen  von  dem 
Verputz  der  unreduzierten  Säule  (nach  Patroni  S.  25  von  dem  der 
späteren  Wand). 

Nun  sollte  man  denken,  bei  diesem  Sachverhalt  sei  gar  kein 
Zweifel  möglich:  ganz  glatte  Oberfläche  und  Stuck  an  den   nach 

(*)  Patroni  ist  im  Irrtum,  wenn  er  meint  dass  diese  Striche  von  einem 
hammerartigen  Instrument  (martellina)  herrühren.  Er  weiss  wohl  nicht,  dass 
es  auch  Spitzmeissel  giebt.  Ich  war  mit  einem  Steinmetzen  vor  der  Säule: 
er  schloss  unbedingt  jedes  andere  Instrument  aus,  und  zwar  habe  hier  ein 
Steinmetz  gearbeitet,  der,  wie  manche  tun,  den  Meissel  von  1.  nach  r.  führte, 
während  andere,  und  wohl  die  meisten,  von  r.  nach  1.  arbeiten.  Ma  senza 
conoscere  gli  strumenti  mal  si  giudica  sagt  P.  Gewiss,  zumal  wenn  man 
dann  statt  eines  Steinmetzen  zwei  Maurer  consultiert. 


94  A.    MAU 

oben,  sehr  rauhe  ohne  Stuck  an  den  «  nach  unten  verjüngten  » 
Teilen ;  also  sind  beide  nicht  zusammengehörig  und  nicht  gleich- 
zeitig. Aber  Patroni  nimmt  auch  dieses  Hinderniss.  Und  zwar  auf 
folgende  Weise. 

1.  Die  Obei'fläche  3  wird  eliminiert:  die  Verschiedenheit  der 
Arbeit  an  der  oberen  und  an  der  unteren  Trommel  kennt  Patroni 
nicht.  Die  der  unteren  (mit  den  schrägen  Strichen)  ist  ihm  nicht 
nur  die  des  ganzen  «  nach  unten  verjüngten  »  Teiles,  sondern  die 
der  ganzen  Säule. 

2.  Diese  Arbeit  wird,  um  sie  der  glatten  Arbeit  des  oberen 
Teiles  anzunähern,  in  einer  der  Wahrheit  nicht  entsprechenden 
Weise  charakterisiert :  sie  sei  meisterhaft,  perfekt,  und  zur 
letzten  Vollendung  fehle  nur  noch  die  Politur  mit  Bimstein- 
pulver. 

3.  In  Betreff  der  oberen,  glatten  Oberfläche  wird  behauptet 
(S.  22),  erstens,  es  handle  sich  nur  um  einen  beschränkten  Teil, 
nicht  um  das  ganze  obere  Ende,  zweitens  es  sei  gar  keine  ur- 
sprünglich glatte  Oberfläche,  sondern  auch  diese  Teile  seien  bear- 
beitet gewesen  wie  die  unteren,  aber  bei  der  weniger  kompakten 
Natur  des  Steines  grade  an  dieser  Stelle  sollen  sich  hier  die 
Spuren  der  Bearbeitung  nicht  erhalten  haben  (per  la  natura  della 
grana,  perdendosi  colä  piü  facümente  le  minute  particelle  della 
swperßcie,  non  vi  si  conservano  le  tracce  di  lavorasione,  visibüi 
nella  grana  piü  compatta  del  resto  del  blocco). 

Da  ist  nun  zu  erwiedern: 

Ad  2.  Es  genügt  ein  Hinweis  auf  Patroni's  eigene  Tafeln 
und  auf  unsere  Flg.  5;  ein  Vergleich  derselben  mit  Patroni's 
Schilderung  wirkt  erheiternd. 

Ad  3.  Die  gut  sichtbare  glatte  Oberfläche  liegt  unmittelbar 
unterhalb  der  sehr  ausgedehnten  mit  Stuck  bedeckten,  und  es  ist, 
an  Ort  und  Stelle  gesehen  (vgl.  auch  unsere  Fig.  4),  völlig  evident, 
dass  sie  sich  ebenso  unter  den  Stack  fortsetzt.  Und  dieselbe  glatte 
Bearbeitung  zeigt  auch  das  Kapitell  das  doch  aus  einem  anderen 
Block  gearbeitet  ist,  und  dessen  nach  unten  gewendete  Flächen 
es  nahe  legten  für  besonderes  Festhaften  des  Stuckes  zu  sorgen. 
Es  kann  gar  kein  Zweifel  aufkommen,  dass  dies  die  Arbeit  ist, 
durch  die  die  Säule  zur  Aufnahme  des  Stuckes  vorbereitet  wurde. 
Und  die  Erfahrung  hat  bewiesen,  dass  dies  Verfahren  nicht  so  ganz 


DIE    ALTE    SAEULE    IN    POMPEJI  9& 

unzweckmässig  war:  der  Stuck  sitzt  noch  jetzt  fest  auf  dieser 
glatten  Fläche. 

Nun  aber  zu  behaupten,  diese  vollständig  glatte,  kompakte, 
ganz  frisch  gebliebene  Fläche  habe  durch  Verwitterung  aus  so- 
rauhen  Oberflächen  entstehen  können,  wie  sie  weiter  unten  sicht- 
bar sind,  das  macht  Herrn  Patroni  wohl  niemand  nach.  Auch 
Herr  Cozzi  hatte  grade  dieses  seinem  Freunde  nicht  begut- 
achtet: vor  diesem  sacrißcium  intellectus  wäre  er  doch  wohl 
—  ich  nehme  es  zu  seiner  Ehre  an  —  zurückgeschreckt.  Und 
wenn  Herr  Patroni  den  Brüdern  Davino  (*)  diese  bestimmte  Frage 
vorgelegt  hätte,  statt  der  allgemeinen  nach  üeberarbeitung  oder 
nicht,  so  wäre  doch  vielleicht  die  Antwort  anders  ausgefallen.  Er 
kann  es  ja  versuchen.  Dass  R.  Borrmann  mir  beistimmte,  berichtete^ 
ich  schon  früher  (').  Auch  Puchstein,  mit  dem  ich  im  October  1907 
vor  der  Säule  war,  blieb  über  diesen  Punkt  kein  Zweifel.  Ich  wie 
derhole :  es  handelt  sich  nicht  um  Dinge,  die  sich  leicht  dem  Auge 
entziehen  oder  die  man  so  und  auch  anders  sehen  könnte.  Der 
Tatbestand  ist  vollkommen  klar,  und  wenn  Patroni  (S.  21)  sagt, 
dass  er  ihn  nicht  leugnet  sondern  nur  anders  erklärt,  so  hat  das^ 
denselben  Wert  als  wenn  jemand  sagen  wollte:  « ich  leugne  nicht,, 
dass  dies  weiss  ist,  aber  ich  erkläre  es  für  schwarz  ».  Wer  nicht 
selbst  hingehn  kann,  muss  sich  entscheiden,  ob  er  Patroni  oder 
Borrmann,  Puchstein  und  mir  glauben  will. 

Dann  sagt  Patroni  noch,  wenn  diese  glatte  Oberfläche  die 
ursprüngliche  wäre,  so  müsste  sie  weiter  vortreten,  als  die  rauhe, 

{*)  Es  ist  nicht  wahr  (Patroni  S.  26)  dass  ich  P.  aus  der  Befragung  der 
Brüder  D.  einen  Vorwurf  gemacht  habe;  ich  selbst  habe  oft  genug  C.  Da-^ 
vino  und  schon  seinen  sehr  intelligenten  Vater  Alfonso  mit  Nutzen  zu  Rate 
gezogen.  Aber  ein  Gutachten,  das  mir  gegenüber  nicht  aufrecht  erhalten 
wird,  gleichviel  aus  welchen  Gründen,  hat  keinen  Wert.  P.  sucht  lang  und 
breit  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  die  Brüder  D.  aus  Furcht  vor  mir(!) 
ihre  wahre  Meinung  verleugnet  haben.  Und  nun  müsste  doch  folgen:  «ich- 
habe sie  aufs  neue  befragt  und  sie  ermächtigen  mich  zu  der  Erklärung^ 
dass  sie  ihr  Gutachten  bestätigen  ».  Aber  das  folgt  nicht,  aus  guten 
Gründen. 

(2)  Nun  meint  freilich  Patroni,  Herrn  Borrmann's  Gutachten  habe  kei- 
nen Wert,  weil  er  diese  neueste  Weisheit  der  Herren  P.  u.  Cozzi  nicht  kannte. 
Glaubt  denn  P.  im  Ernst,  dass  wenn  Borrman  und  ich  vor  einem  antiken 
Baumonument  stehen,  wir  seine  und  Cozzi's  Anleitung  nötig  haben  um  uns- 
ein  Urteil  zu  bilden  ? 


96  A.    MAU 

sie  trete  aber  hinter  sie  zurück.  Und  weiter,  die  glatte  Fläche 
reiche  bis  unterhalb  der  grössten  Schwellung.  Es  kann  sich  in 
beiden  Beziehungen  nur  um  eine  kleine  Fläche  handeln,  etwa  8 
X  10  cm.,  unmittelbar  unterhalb  der  grösseren,  sicher  alten  glat- 
ten Fläche,  gegen  SW,  in  der  Höhe  zwischen  1,30  und  1,40.  Dass 
sie  gegen  die  rauhen  Teile  zurücktritt,  habe  ich  nicht  finden  können. 
Dass  sie  über  die  grösste  Schwellung  hinabreicht  —  ja  wo  ist  denn 
diese?  Im  Süden  ist  die  ganz  unten  bei  0,03-0,04,  in  Wbei  0,7, 
im  SW  bei  0,28  (oben  S.  82),  also  weit  unter  jener  kleinen  Fläche. 
Freilich  aber  ist  r.  und  1.  von  dieser  schon  Reduktion,  und  sie 
selbst  tritt  um  ein  Geringes  (vielleicht  0,002)  zurück  gegen  einen 
von  ihrem  oberen  Rande  an  die  Oberkante  der  Basis  gespannten 
Faden,  was  sie  ja  eigentlich,  wenn  sie  zu  dem  intakten  Teil 
gehörte,  nicht  dürfte.  Da  nun,  wie  ich  schon  früher  (Mitt.  XX 
1905  S.  196)  bemerkte,  die  glatte  Fläche  etwas  wellig  ist,  so 
könnte  es  sich  hier  sehr  wohl  um  eine  Depression  derselben  han- 
deln. Ich  bin  aber  eher  geneigt  zu  glauben,  dass  diese  kleine 
Fläche,  wie  das  r.  und  1.  anstossende,  überarbeitet,  reduziert  ist,  in- 
dem hier  wie  auch  sonst  die  Reduktion  nach  oben  über  das  stärkste 
Vortreten  des  Profils  übergreift.  Bei  der  sehr  ungleichmässigen 
Arbeit  der  Reduktion  dieses  Teiles  konnte  leicht  eine  kleine  Flä- 
che so  glatt  aufallen,  dass  sie  der  ursprünglichen  ähnlich  wurde, 
etwa  durch  Abschaben,  da  hier  nur  sehr  wenig  abzunehmen  war. 
Ich  persönlich  glaube  den  Unterschied  des  Charakters  dieser  Flä- 
che von  dem  der  sicher  ursprünglichen  zu  sehen,  so  wie  auch  die 
freilich  sehr  stumpfe  Kante  mit  der  beide  sich  von  einander  ab- 
heben. Aber  wie  dem  auch  sei,  das  gehört  zu  den  kleinen  Din- 
gen, die  irgendwie  entstehen  können  und  darf  nicht  in  Betracht 
kommen  gegenüber  dem  was  sich  aus  dem  ganzen  Charakter  der 
oberen  und  der  unteren  Oberfläche  ergiebt. 

Auf  meine  Bitte  liess  im  Sommer  1905  die  Direction  der 
Ausgrabungen  einen  Gypsabguss  des  unteren  Teils  der  Säule  machen. 
Ich  wünschte  zu  sehen,  in  wie  weit  die  reducierte  Säule  kreisrund 
sei:  war  sie  es  nicht,  so  ergab  sich  ein  wertvoller  Beweis  gegen 
die  ürsprünglichkeit  dieser  Form,  war  sie  es,  so  war  freilich 
nichts  anderes  bewiesen  als  die  Geschicklichkeit  des  reduzierenden 
Steinmetzen;    denn  dass  ein  Kreis  beabsichtigt  war,  bezweifelt  ja 


DIE    ALTE    SAEULE    IN    POMPEJI  97 

niemand.  Nun  ergab  sich,  dass  es  kein  vollkommener  Kreis  war, 
diesem  aber  doch  so  nahe  kam,  dass  aus  den  Abweichungen  keine 
sicheren  Schlüsse  gezogen  werden  konnten.  So  habe  ich  denn  in 
meinem  Aufsatz  Mitt.  XX  1905  S.  193  ff.  dies  resul Latlose  Expe- 
riment nicht  erwähnt.  Hierauf  macht  mir  Patroni  (S.  16)  einen 
schweren  Vorwurf:  das  Experiment  habe  zu  seinen  Gunsten  ent- 
schieden, der  Kreis  sei  ganz  vollkommen,  ein  solcher  Kreise  könne 
nicht  durch  eine  Reduktion  von  nur  drei  Seiten  entstehen,  imd  es 
sei  ganz  abscheulich  von  mir,  dass  ich  dies  ihm  günstige  Argu- 
ment verschwiegen  habe.  Und  Herr  Cozzi  (S.  33)  sagt,  ein  so 
vollkommener  Kreis  ('perfetta  circolaritä)  sei  nur  zu  erzielen 
gewesen,  wenn  das  Centrum  sichtbar  war.  Darauf  habe  ich  zweierlei 
zu  erwiedern. 

Erstens:  es  ist  nicht  wahr,  dass  der  Kreis  vollkommen  ist. 
Herr  Patroni,  der  sich  auf  dies  Argument  viel  zu  Gute  tut 
{la  regina  delle  prove,  U esperimento  pratico),  giebt  auf  S.  17 
Fig.  1  die  Photograpliie  der  Oberfläche  des  Abgusses  imd  fordert 
triumphierend  auf,  sie  mit  dem  Zirkel  zu  messen.  Hätte  er  selbst 
sich  diese  Mühe  gemacht,  so  hätte  er  wohl  bemerkt,  dass  der 
grösste  Kreis  den  man  in  seine  Figur  einschreiben  kann  an  mehre- 
ren Stellen,  am  stärksten  r.  unten  und  1.  oben,  einen  Rand 
lässt,  bis  zu  etwa  0,0008,  was  im  Original  0,0075  bedeutet.  Und 
auf  dem  Abguss  variieren  die  grössten  Sehnen  von  0,507  bis 
mindestens  0,512.  Ich  war  also  wohl  berechtigt,  von  einem  un- 
gefähren Kreis  zu  sprechen. 

Zweitens,  ein  Kreis  wie  dieser,  und  auch  wohl  noch  ein  bes- 
serer, kann  sehr  wohl,  bei  einiger  Geschicklichkeit  der  Arbeiters, 
durch  Reduktion  —  konzentrische  oder  exzentrische  —  einer 
Säule  erzielt  werden.  Was  aber  in  dieser  Beziehung  zu  sagen  ist, 
trifft  zugleich  ein  anderes,  von  Herrn  Cozzi  ersonnenes  und  von 
Patroni  (S.  31)  zusammen  mit  dem  eben  besprochenen  als  fatti 
importantissimi  e  decisivi  ausposauntes  Argument. 

Herr  Cozzi  hat  nämlich  beobachtet  (S.  31  f.  mit  Tf.  I-II),  dass 
die  Striche  des  bearbeitenden  Instruments  nicht  von  der  oberen 
Trommel  auf  die  untere  übergreifen.  Er  schliesst  daraus,  dass  die 
Trommeln  nicht  in  opera  sondern  getrennt  so  bearbeitet  wurden. 
Wenn  aber  doch  ein  Strich  beide  Trommeln  berührt  haben  sollte  — 
Herr  Cozzi  spricht  hypothetisch,  obgleich  dies  augenscheinlich  in 

7 


98  A.    MAU 

nicht  ganz  geringer  Ausdehnung  stattgefunden  hat  —  so  wäre 
das  auf  eine  teilweise  Ausgleichung  der  Oberfläche  nach  Aufstel- 
lung der  Trommeln  zurückzuführen. 

Es  ist  höchst  charakteristisch,  dass  weder  Herr  Cozzi  noch 
Herr  Patroni  sich  die  Frage  vorgelegt  hat,  wie  man  denn  verfah- 
ren konnte  und  musste,  um  eine  Säule  zu  reduzieren.  Und  es  ist 
doch  so  einfach.  Bei  exzentrischer  Reduktion,  wie  hier,  musste 
man  beide  Kreise  aufzeichnen  und  für  viele,  nicht  weit  von  ein- 
ander entfernte  Punkte  des  Umfanges,  für  jeden  Punkt  besonders, 
das  Maass  des  Abzunehmenden  feststellen.  Dann  begann  man  die 
Arbeit  an  einer  Trommelfuge:  man  nahm  von  der  oberen  Trom- 
mel ab,  indem  man  auf  der  Oberfläche  der  unteren  die  vorher 
bestimmten  Beträge  abmass.  Erst  nachdem  der  verkleinerte  Kreis 
der  oberen  Trommel  fertig  war,  nahm  man,  im  Anschluss  an  ihn, 
von  der  unteren  Trommel  ab.  War  eine  Trommel  auf  diese  Weise 
oben  und  unten  reduciert,  so  setzte  man  ihre  Enden  durch  Abar- 
beitung des  dazwischen  liegenden  in  Verbindung.  Ich  wüsste  nicht, 
wie  man  anders  verfahren  könnte.  Daraus  ergiebt  sich  nun  aber 
Folgendes. 

1.  Es  ist  für  einen  nicht  ganz  ungeschickten  Arbeiter  gar 
nicht  so  schwer,  einen  guten  Kreis  durch  Reduktion  in  opera  her- 
zustellen, namentlich  an  den  Fugen. 

2.  Der  Kreis  wird  um  so  vollkommener  sein,  je  näher  er 
einer  Fuge  liegt.  Der  messbare  Horizontalschnitt  unserer  redu- 
zierten Säule  liegt  nur  0,10  über  der  Fuge  und  weicht  schon 
etwas  vom  Kreise  ab.  Dass  weiter  oben,  gegen  die  Mitte  der 
Trommel,  die  Abwerehung  grösser  ist,  ergiebt  sich  aus  der  oben 
S.  82  nachgewiesenen  Ungleichmässigkeit  des  Profils.  Wäre  es 
nicht  der  Fall,  so  würde  dies  unsere  Achtung  vor  der  Geschick- 
lichkeit des  Steinarbeiters  erhöhen,  sonst  aber  nichts  beweisen, 
zumal  angesichts  der  oben  dargelegten  rechnungsmässigen  und 
entscheidenden  Argumente  und  der  gleich  unter  4  zu  besprechenden 
Spuren. 

3.  Es  ist  ganz  selbstverständlich,  dass  die  Meisselstriche 
der  oberen  Trommel  nicht  auf  die  untere  übergreifen;  denn  als 
die  neue  Aussenfläche  oberhalb  der  Fuge  gemacht  wurde,  war  die 
der  unteren  Trommel  noch  nicht  vorhanden,  die  Meisselstriche 
endeten  an  ihrer  erst  später  fortgenommenen  Fugenfläche. 


DIE  ALTE  SAEULE  IN  POMPEJI  99 

4.  Dagegen  konnte  es  sehr  wohl  vorkommen,  dass  die  Bear- 
beitung der  unteren  Trommel  auf  die  obere  übergriff,  deren  redu- 
zierte Fläche  früher  vorhanden  war,  dass  also  einige  für  die  untere 
Trommel  bestimmte  Meisselstriche  schon  auf  der  oberen  ansetzten 
und  über  die  Fuge  hinübergingen.  Und  das  ist  in  der  Tat  hier 
der  Fall.  Im  W.  beginnt  eine  ganze  Reihe  der  für  die  untere 
Trommel  so  charakteristischen  Meisselstriche  von  1.  oben  nach 
r.  unten  schon  auf  dem  unteren  Rande  der  oberen  Trommel  und 
geht  über  die  Fuge.  Glücklicherweise  hat  Herr  Cozzi  grade  diese 
Stelle,  nach  einem  Gypsabguss  photographiert,  auf  Tf.  I  n.  2  wie- 
dergeben lassen.  Die  Anfänge  der  Meisselstriche  an  der  oberen 
Trommel  sind  dort  mit  a  bezeichnet;  ihre  Fortsetzung  an  der 
unteren  ist  deutlich  genug,  wenn  auch  nicht  so  deutlich  wie  am 
Original. 

Zu  dieser  Figur  bemerkt  nun  aber  im  Text  Herr  Cozzi 
(S.  31  f.),  dass  in  der  oberen  Trommel  die  Meisselstriche  von 
1.  oben  nach  r.  unten,  in  der  unteren  in  umgekehrter  Richtung 
gehen,  keiner  aber  über  die  Fuge  geht.  Das  ist  alles  unrichtig. 
Diese  dicht  gereihten  Meisselstriche  von  1.  nach  r.,  die  charakte- 
ristische Arbeit  der  unteren  Trommel,  hat  doch  auch  Patroni 
(S.  21.  23)  anerkannt;  auf  der  oberen  kommen  sie  absolut 
nicht  vor  ausser  an  eben  diesem  schmalen  Streif  und  hiex  gehen 
sie  über  die  Fuge:  es  ist  eben,  wie  ich  schon  Mitt.  1905  S.  196 
sagte,  nichts  anderes  als  ein  geringes  üebergreifen  der  Arbeit 
der  unteren  Trommel  auf  die  obere  und  beweist  unwidersprechlich, 
dass  die  Bearbeitung  in  opera  geschah  (^). 

5.  Es  konnte  leicht  geschehen,  dass  zwei  auf  einander 
stehende  Trommeln  an  verschiedenen  Tagen  und  von  verschiedenen 
Arbeitern  reduziert  wurden;  so  erklärt  sich  die  gänzliche  Ver- 
schiedenheit der  Arbeit  an  den  beiden  in  Betracht  kommenden 
Trommeln. 


(*)  Gegen  die  Arbeit  in  opera  macht  Palroni  noch  geltend,  dass  dann 
die  Meisselstreiche  an  der  untern  Trommel  nicht  bis  ganz  unten  reichen 
könnten.  Diese  Unmöglichkeit  ist  doch  wohl  keine  so  absolute,  dass  sie 
gegen  stärkere  Beweise  in  Betracht  kommen  könnte.  Dasselbe  gilt  von  dem 
weittren  Argument,  dass  auf  der  Oberfläche  der  «  Basis  »  keine  Spuren  eben 
dieser  Meisselarbeit  sichtbar  sind.  Und  jene  Oberfläche  ist  doch  wahrlich 
nicht  so  beschaffen  dass  ein  solches  argumentum  ex  silentio   zulässig  wäre. 


100  A.    MAU 

6.  Wenn  wegen  Erhöhung  des  Fussbodens  die  Reduktion 
nicht  ganz  bis  auf  den  Stylobat  zu  reichen  brauchte,  und  es  war 
nicht  allzu  tief  unterhalb  des  neuen  Fussbodens  eine  Fuge,  so  musste 
man  hinab  gehen  bis  auf  diese.  Es  brauchte  also  der  neue  Fussboden 
keineswegs  im  Niveau  der  Fuge  zu  liegen,  welches  Zusammen- 
treffen ja  immerhin  merkwürdig  wäre  und  von  Patroni  für  unglaub- 
lich erklärt  wird. 

Und  in  dieser  Beziehang  mag  noch  eines  erwähnt  werden. 
Bei  dem  Suchen  nach  weiteren  Säulenspuren  (oben  S.87)  wurde 
an  der  Mauer  westlich  von  der  Säule  die  Linie  sichtbar,  an  der 
das  Fundament  aufhört  und  die  aufstehende  Mauer  beginnt:  sie 
liegt  ziemlich  genau  in  der  Höhe  der  Fuge  zwischen  der  «  Basis  « 
und  dem  reduzierten  Schaft.  Also  in  dieser  Höhe  lag  die  Boden- 
fläche vor  dem  Bau  dieser  Mauer  und  dieses  Hauses,  und  es  ist 
durchaus  glaublich  dass  eben  hier  oder  etwas  höher  —  nicht  nie- 
driger —  damals  ein  Fussboden  war.  Die  Reduktion  der  Säule 
aber  fällt  eben  vor  den  Bau  dieses  Hauses,  in  dessen  Mauer  sie, 
reduziert  wie  sie  war,  eingeschlossen  wurde.  Vielleicht  beruhigt 
sich  Patroni  jetzt  über  das  'povero  ^pavimento  cosiretto  ad  abbas- 
sarsi  e  a  riaharn  secondo  che  fa  comodo  alla  teoria  del  Mau, 

Noch  ein  letztes  Argument  Patroni's.  Der  Stuck  der  «  Basis  » - 
sagt  er  (S.  25),  erhebt  sich  um  einige  Millimeter  über  die  Ober, 
kante,  während  bei  nachträglicher  Reduktion  der  Säule  dieser 
überragende  Teil  hätte  abgestossen  werden  müssen  (^).  Die  Ant- 
wort ist  einfach:  es  ist  nicht  wahr.  Der  Stuck  ist,  wie  ich  schon 
Mitt.  XX  1905  S.  199  sagte,  auf  eine  Strecke  von  etwa  15  cm 
bis  an  die  Kante  erkalten,  aber  er  überragt  sie  nicht.  Und  sollte 
etwa  durch  die  Wendung  supera  o  superava  die  Ausrede   vorbe- 

(')  Patroni  hatte  gesagt  {Stud.  e  Mai.  III  219)  dass  der  Stuck  investe 
ancora  ed  ahbraccia  Vorlo  del  disco-base  (v.  f.  2  a  d.) :  die  beiden  Verba 
(ich  hatte  riveste  gelesen  und  daher  Mitt.  XX  199  falsch  übersetzt)  gestatteten 
nur  die  Erklärung,  dass  er  sich  auf  die  obere  Fläche  erstrecke.  Und  da 
P.  auf  die  r.  Seite  der  Figur  verwies  so  glaubte  ich;  er  habe  die  eben  dort 
sichtbare  besonnte  Oberfläche  des  Stylobaten  für  Stuck  der  «  Basis  n  gehalten, 
und  suchte  so  die  evidente  Unwahrheit  zu  entschuldigen.  Jetzt  erfahren  wir, 
dass  P.  sich  verschrieben  hatte:  statt  abbraccia  hätte  er  sehreiben  sollen  su- 
pera. Vielleicht  sollte  er  auch  statt  investe  schreiben  riveste.  Die  Verweisung 
freilich  auf  die  Figur  bleibt  unverständlich,  denn  dort  ist  von  der  neuen, 
nicht  minder  unwahren  Behauptung  Patroni's  nichts  zu  sehen. 


DIE   ALTE   SAEULE   IN    POMPEJI  101 

reitet  werden,  es  sei  dies  früher  der  Fall  gewesen,  so  muss  ich 
dem  schon  jetzt  auf  das  bestimmteste  widersprechen:  der  Stuck 
Avar  nie  höher  erhalten  als  jetzt.  Patroni  verweist  auf  seine  Figur 
St  ad.  e  Mat.  III  S.  219;  dort  ist  der  erhaltene  Stuck  der  «  Basis  » 
gut  sichtbar,  aber  es  ist  auch  vollkommen  sichtbar,  dass  er  die 
Kante  nicht  überragt  und  schon  damals  nicht  höher  erhalten 
war  als  jetzt.  Und  wenn  er  sie  überragte,  so  hätte  man  ja 
erkennen  müssen,  ob  er  hier  umbog  und  auch  seinerseits  eine 
Kante  bildete;  und  da  er  wie  Patroni  jetzt  selbst  erklärt,  keinen 
Teil  der  oberen  Fläche  bedeckte,  so  wäre  doch  klar,  dass  er  dies 
nicht  tat,  sondern  senkrecht  weiter  aufstieg.  Und  ebenso  unwahr 
ist  es,  das  die  Kante  der  «  Basis  »  so  wenig  scharf  sei,  dass 
man  daraus  schliessen  müsste,  hier  habe  keine  Trommel  aufge- 
legen; die  Kante  ist  nur  an  einer  Stelle  auf  etwa  0,015  soweit 
sichtbar,  dass  man  über  ihre  Beschaifenlieit  tui'töilen  kann,  und 
hier  ist  sie  vollkommen  scharf.  Und  wenn  sie 'dies 'auch  nicht  wäre, 
was  sollte  daraus  folgen,  da  sie  an  dem  ganzen  übrigen  Umfang 
ganz  abgestossen  ist  (s.  Patroüi's  Abbildung,  weniger  deutlich  die 
unselige,  Mitt.  XX  1905  S.  198)? 

Damit  ist  die  Besprechung  der  Patroni-Cozzi'  sehen  Argu- 
mente erledigt;  ich  hoffe,  dass  der  Leser  in  Obigem  diejenige 
Klarheit  und  Logik  finden  wird,  die  man  bei  Patroni  vergebens 
sucht.  Es  war  eine  widerwärtige  Arbeit  und  ich  möchte  sie  nicht 
noch  einmal  machen.  Sollten  in  Bezug  auf  die  alte  Säule  neue 
Tatsachen  vorgebracht  werden,  oder  ernsthafte  Argumente,  sei  es 
auch  in  der  Herrn  Patroni  eigentümlichen  Form,  so  werde  ich  es 
für  Pflicht  halten,  sie  zu  prüfen  und  zu  discutieren ;  aber  weitere 
Leistungen  dieser  Art  wird  man  mir  wohl  gestatten  mit  Schwei- 
gen zu  übergehen. 

Dass  die  Säule  etruskisch  sei,  kann  wohl  nicht  mit  Sicherheit 
behauptet  werden.  Ich  habe  sie  dafür  genommen,  auf  Grund  der 
Hohlkehle  am  Abakus.  Diese  ist  nun  auch  an  einem  merkwürdigen 
Tuffaltar  aus  Capua  nachgewiesen  worden  (Mitt.  XXII  1907 
S.  408),  wo  sie  freilich  sehr  anders  aussieht.  Den  Altar  setzt  der 
Herausgeber  (H.  Koch)  in  die  Tuffperiode,  unternimmt  es  aber 
nichtz  zu  entscheiden,  ob  seine  sehr  altertümlichen  Formen  aus 
der  Etruskerzeit    Capua' s   in   Uebung   geblieben    sind,    oder   aus 


102  A.   MAU,   DIE   ALTE    SAEULE   IN   POMPEJI 

Kyme  stammen.  Und  dieser  Zweifel  bleibt  wohl  auch  in  Betreff 
der  pompejanischen  Säule.  Sind  alle  etruskischen  Beispiele  der 
Hohlkehle  bis  auf  eines  verloren  gegangen,  können  da  nicht  auch 
unteritalisch-griechische  verloren  sein  ?  Borrmann  war  eher  geneigt, 
die  Säule  für  griechisch  zu  halten;  Patroni  (S.  5  Anm.  1)  sagt, 
wenn  sie  keine  Basis  hätte  —  und  sie  hat  keine  —  so  müsste 
sie  griechisch-dorisch  sein.  Und  es  ist  ja  wahr,  als  etruskische 
Säule  müsste  sie  eigentlich  eine  Basis  haben. 

Ich  kann  meinem  eigenen  Urteil  in  dieser  schwierigen  Frage 
nicht  viel  Wert  beilegen;  aber  die  Bedenken  gegen  den  etrus- 
kischen Ursprung  der  Säule  sind  doch  recht  stark.  Erstens  das 
Fehlen  der  Basis.  Zweitens  die  voll  entwickelte  und  kräftige  En- 
tasis;  mir  ist  keine  etruskische  Säule  mit  Entasis  bekannt.  Drit- 
tens die  genaue  Uebereinstimmung  der  Verjüngung  mit  einem 
griechischen  Tömpd  :in  Paestum,  wo  auch  die  Neigung  nach  innen 
ihr  Gegenbild  tindöt.'  Und  es  mag  auch  darauf  hingewiesen  werden, 
dass  grade  in  Paestum  sich  noch  andere  merkwürdige  archaische, 
sonst  in  Grossgriechenland  nicht  vorkommende  Formen  finden. 

Endlich  ist  zu  erwägen,  dass  in  die  Baugeschichte  Pompeji's 
unsere  Säule  besser  hineinpasst,  wenn  sie  nicht  etruskisch  ist. 
Sie  ist  älter  als  das  Strassennetz,  dem  sich  die  Kalksteinatrien 
anschliessen  und  das,  wenn  wir  einmal  Etrusker  in  Pompeji  an- 
nehmen, diesen  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  zugeschrieben 
werden  kann  (^).  Dass  nun  die  Etrusker  erst  die  Bautätigkeit, 
von  der  die  Säule  Zeugniss  ablegt,  entwickelt,  dann  ihre  eigenen 
Bauten  zerstört  und  das  neue  Strassennetz  angelegt  haben  sollen, 
das  ist  ja  gewiss  niaht  unmöglich.  Aber  wahrscheinlicher  wird  der 
ganze  Vorgang  doch,  wenn  diese  älteren  Bauten  voretruskisch 
waren,  wie  der  Tempel  auf  dem  Forum  trianguläre. 

A.  Maü. 

(')  Mitt.  XVII  1902  S.  309,  wo  Z.  3  v.  unten  statt  «  Samniten  »  zu 
lesen  ist:  «  Etrusker  ». 


DIE  SAÜLENSTÜMPFE  DES  DORISCHEN  TEMPELS 
IN    POMPEJI 


Auf  das  Mitt.  XX  1905  S.  201  ff.  382  f.  über  diese  Säulen- 
stümpfe Gesagte  hat  Patroni  Ätti  d,  Acc.  di  Nafoli  XXV  in 
einem  Aufsatz  über  die  alte  Säule  in  Ins.  VI  5  (S.  37-39  das  SA) 
geantwortet. 

Puchstein's  und  Koldewey's  Beobachtung,  dass  an  diesen 
Stümpfen  die  Canneluren  nur  unvollkonnen  ausgeführt  sind,  hatte 


Patroni  [Stud,  e  MaU  III  S.  225)  schlankweg  geleugnet.  Ich  prä- 
zisierte sie  dann  auf  den  nördlichsten  Säulenstumpf.  Und  Herr 
Patroni  antwortet:  «  Ma  quella  e  super ficie  un  'po  comunta  an- 
ziehe non  lavorata;  e  non  solo  io  ma  il  Cossi,  ü  Lavino^  il  so- 
prastante  Bella  Corte  ecc,  riconoscemmo  la  preesistema  delle 
scanalature  che  vi  furono  e&eguite  ».  Zur  Erläuterung  gebe  ich 
beistehend  den  Grundriss  der  Säule  (schraffiert)  und  des  Stumpfes 
auf  dem  sie  steht.  Links  ist  angedeutet,  wo  der  Fussboden  an  die 


104  A.    MAU 

Säule  angearbeitet  und  daher  der  Stumpf  nicht  sichtbar  ist.  Also 
der  Umriss  des  Stumpfes  fällt  an  den  Stegen  mit  dem  der  Säule 
zusammen,  in  den  Canneluren  springt  er  ganz  unregelmässig  vor ; 
es  ist  eigentlich  schon  zu  viel,  wenn  man  sagt,  dass  die  Canne- 
luren unvollkommen  ausgeführt  sind;  sie  sind  gar  nicht  ausge- 
führt, kaum  stellenweise  angedeutet.  Und  angesichts  dieses  ganz 
offenkundigen  Tatbestandes  hat  Patroni  den  Mut,  zu  sagen,  das 
Fehlen  der  Canneluren  beruhe  auf  Abnutzung,  sie  seien  früher 
dagewesen.  Danach  wäre  also  durch  Abnützung  der  Stein  nicht 
vermindert  worden,  sondern  angewachsen.  Auch  sind  rings  um  den 
Stumpf  die  Spuren  der  Bearbeitung  zweifellos  sichtbar.  Herr  Cozzi 
erklärte  mir,  er  habe  mit  Patroni  nicht  über  diesen  nördlichsten 
sondern  über  den  zweiten  Säulenstumpf  gesprochen.  Auch  Da- 
vino  und  Della  Corte  habe  ich  befragt;  ihre  Antwort  war  ein 
beredtes  Schweigen.  Die  Herren  Ecc.  konnte  ich  natürlich  nicht 
befragen;  es  ist  aber  ganz  unmöglich,  dass  irgend  jemand  ausser 
Patroni  hier  präexistierende,  durch  Abnutzung  verschwundene 
Canneluren  gesehen  haben  sollte.  Es  kann  nicht  laut  genug 
protestiert  werden,  gegen  den  Missbrauch,  den  Patroni  mit  dem 
Zeugniss  des  Personals  von  Pompeji  treibt.  Es  ist  ja  selbstver- 
ständlich, dass,  wenn  ein  mehr  oder  weniger  illustrer  Besucher 
Pompeji's  seine  Weisheit  über  die  Monumente  ergiesst,  das  ihn 
begleitende  Personal  nicht  widerspricht,  auch  auf  Befragen  etwas 
wie  Zustimmung  andeutet;  aber  es  war  Herrn  Patroni  vorbehalten, 
dies  in  wissenschaftlicher  Controverse  geltend  zu  machen.  Dass 
die  Betreffenden  nicht  selbst  laut  gegen  den  ihnen  imputierten  Unsiun 
protestieren,  wird.  Niemanden  wundern,  der  die  Verhältnisse  kennt. 

Herr  Cozzi  warf  gesprächsweise  die  Frage  auf,  ob  nicht 
etwa  dieser  Säulenrest  in  moderner  Zeit  auf  den  Stumpf  gesetzt 
worden  sei.  Dieser  Zweifel  erledigt  sich  durch  die  Beobachtung, 
dass  der  Fussboden  an  ihn  hinangearbeitet  ist  und  noch  jetzt 
fest  an  ihm  haftet.  Dem  gegenüber  kann  es  nicht  in  Betracht 
kommen,  dass  der  Umfang  dieser  Säule  um  ein  weniges  geringer 
ist  als  der  der  südlich  benachbarten.  Alles  dies  habe  ich  gemein- 
sam mit  Puchstein  constatiert. 

Für  die  von  Puchstein,  Koldewey  und  mir  vertretene  Erklä- 
rung der  Stümpfe  ist  es  nötig  anzunehmen,  dass  die  Säulen  (we- 
nigstens an  ihren  unteren  Teilen)  neuen  Stuck    erhielten   als  der 


DIE   SAEULENSTÜMPFE   DES  DORISCHEN   TEMPELS   IN   POMPEJI  105 

Stylobat  für  den  neuen  Fussboden  vorbereitet,  dieser  selbst  aber 
noch  nicht  gelegt  war;  denn  der  Stuck  erstreckt  sich  auch  auf 
den  Stumpf.  Patroni  erklärt  das  für  unmöglich  (');  denn  die  Be- 
stückung des  Stumpfes  sei  erstens  überflüssig,  zweitens  schädlich, 
weil  die  Fussbodenmasse  besser  an  der  unbestuckten  Säule  gehaftet 
hätte.  Ob  man  nicht  etwa  meinen  konnte,  es  sei  wichtiger  den 
Stuck  durch  die  um  ihn  gelegte  Fussbodenmasse  an  der  Säule 
fest  zu  halten,  diese  Frage  legt  sich  Patroni  nicht  vor;  auf  diese 
Art  kann  man  alles  beweisen  was  man  will  (2). 

Indess  mit  Patroni's  Argumenten  wird  der  selbst  urteilende 
Leser  leicht  fertig  werden.  Ich  wollte  nur  feststellen,  dass  nach- 
weislich der  an  den  Säulen  erhaltene  Stuck  nicht  der  ursprüng- 
liche ist.  Es  ergiebt  sich  dies  aus  der  Beschaifenheit  der  Oberflä- 
che der  Säulen,  an  den  wenigen  Stellen  wo  sie  nicht  verwittert 
ist.  Sie  ist  nämlich  erst  vollkommen  geglättet,  auch  mit  ßim- 
steinpulver  poliert  worden,  dann  aber  sind,  nicht  weit  von  einan- 
der entfernt,  kleine  Löcher  hineingehackt  worden,  ein  jedem  Ken- 
ner Pompeji's  geläufiges  Verfahren  um  den  Stuck  haften  zu  machen. 
Dass  diese  beiden  Verfahren,  das  eine  auf  vollkommene  Glättung, 
das  andere  auf  Rauhmachen  abzielend,  gleichzeitig  sein  und  als 
Vorbereitung  für  dieselbe  Stuckbekleidung  gedient  haben  sollten, 
wird  ohne  zwingenden  Grund  nicht  leicht  jemand  glauben. 

Patroni  tut  so,  als  ob  durch  meine  die  Casa  del  Fauno  be- 
treffende Berichtigung  Mitt.  XX  1905  S.  382  meine  Auffassung 
weniger  wahrscheinlich  würde,  weil  nun  nach  seiner  Meinung  die 
einzige  Analogie  für  den  von  Puchstein  und  mir  angenommenen 
Vorgang  wegfüllt.  Ich  hatte  die  Casa  del  Fauno  nicht  wegen  der 
Analogie  sondern  wegen  der  Zeitbestimmung  citiert.  Wenn  für 
einen  so  einfachen  und  selbstverständlichen  Vorgang  eine  Analogie 
nötig  wäre,  so  hätte  ich  wohl  auf  den  schon  von   Puchstein  er- 

(i)  S.  38:  Ma  cid  non  sarä  ammesso  da  nessun  uomo  di  buon  senso.  Dies 
als  Probe  des  Tones,  in  dem  Herr  Patroni  polemisiert  per  abbondare  di  cor- 
tesia  verso  il  contraddittore  (p.  8). 

(")  Hier  ist  die  von  P.  behauptete  Zweckwidrigkeit  nicht  vorhanden. 
Aber  auch  wo  sie  wirklich  vorhanden  ist,  darf  sie  nur  mit  grosser  Vorsicht 
als  Argument  verwendet  werden.  Sonst  könnte  man  z.  B.  beweisen,  dass  die 
Reticulatwände  stets  bestimmt  waren,  ohne  Stuck  zu  bleiben,  ebenso  die  Säulen 
der  Tuffperiode,  die  eben  dieses  Tempels,  die  alte  Säule  in  VI  5,  und  noch 
manches  andere. 


106  A.    MAU,   DIE    SAEULENSTÜMPFE   DES   DORISCHEIf   TEMPELS   ECC 

wähnten  Tempel  der  Hera  Lacinia  in  Agrigent  verwiesen,  und  auf 
das  Forum  von  Pompeji,  wo  ebenfalls  die  «  mykenischen  Basen » 
entstanden  sind  durch  Abarbeitung  vom  Stylobat,  veranlasst  durch 
Legung  eines  neuen  Fussbodens :  die  «  Basen  »  sind  hier  z.  T.  so 
hoch,  dass  sie  beträchtlich  über  den  neuen  Fussboden  aufragen. 
Dass  dieser  in  diesen  beiden  Fällen  aus  Stein,  nicht  aus  Signinum 
besteht,  ist  ganz  unwesentlich ;  mit  solchen  Ausflüchten  kann  man 
jeder  Analogie  aus  dem  Wege  gehen.  Patroni  versichert,  ein  sol- 
cher Vorgang  habe  nie  und  an  keinem  Gebäude  der  Welt  statt- 
gefunden, verschweigt  aber  woher  ihm  diese  genaue  Kenntnis  aller 
gegenwärtigen  und  vergangenen  Gebäude  der  Welt  gekommen  ist. 
Noch  komischer  ist  es,  wenn  Patroni  behauptet,  das  von  mir 
in  der  Casa  del  Fauno  beobachtete  sei  eine  Stütze  für  seine  Be- 
hauptung und  der  Architekt  des  2  Jh.  sei  hier  mykenischen  Tra- 
ditionen gefolgt.  Hier  sollte  auf  dem  Stylobatstein  eine  Paviment- 
schicht  liegen,  und  da  doch  die  ionische  Säulenbasis  weder  in  der 
Pavimentmasse  verschwinden  durfte  noch  auf  ihr  stehen  konnte, 
so  gab  es  teclmisch  garkeine  andere  Möglichkeit,  als  dass  man 
den  Höhenunterschied  zwischen  der  Oberfläche  des  Steines  und  der 
des  Paviments  durch  einen  kleinen  Steincylinder  unter  der  Säu- 
lenbasis ausglich.  Nun  konnte  ja  freilich  dieser  entweder  an  die 
Säulenbasis  oder  an  den  Stylobatstein  angearbeitet  sein.  Aber  es 
war  doch  jedes  dieser  beiden  Verfahren  so  naheliegend  und  einfach 
wie  das  andere,  und  wenn  man  das  letztere  vorgezogen  hat,  so 
wüsste  ich  wirklich  nicht,  was  daraus  zu  schliessen  wäre.  Es  ist 
sogar  leicht,  hierfür  eine  wahrscheinliche  Erklärung  zu  finden. 
Denn  es  ist  doch  recht  wohl  möglich,  sogar  wahrscheinlich,  dass, 
als  man  den  Stylobatstein  legte,  noch  nicht  feststand,  ob  er  sichtbar 
bleiben  oder  vom  Paviment  bedeckt  werden  sollte,  und  dass  man, 
um  der  Entscheidung  nicht  vorzugreifen,  ihn  einstweilen  in  der 
beabsichtigten  Fussbodenhöhe  legte  und  erst  später,  nachdem  die 
Entscheidung  getroffen  war,  das  der  Pavimentstärke  entsprechende 
Stück  abarbeitete,  unter  Belassung  der  Cylinder  unter  den  Säulen. 
Da  also  das  hier  befolgte  Verfahren  aus  ganz  einfachen  techni- 
schen Erwägungen  sich  vollständig  erklärt,  so  ist  es  —  nach  dem 
Satze  vom  zureichenden  Grunde  —  unzulässig,  aus  ihm  sonstige 
Rückschlüsse  z.  B.  auf  mykenische  Traditionen  im  2  Jh.  v.  Chr., 
zu  ziehen. 

A.  Mau. 


SITZUNGEN 


20.  März  1908:  G.  F.  Gamurrini,  Iscrüione  di  Viterbo.  Dazu 
HüELSEN.  —  M.  PicciONE,  Sulla  tecnica  dei  bronH  antichi. 

GAMURRINI  riferisce,  che  sotto  il  pavimento  deirarchivio  arcivesco- 
vile  di  Viterbo  si  sono  rinvenuti  fra  la  terra  alcani  antichi  avanzi,  fra  i 
quali  un  grande  capitello  di  marmo  di  ordine  corinzio,  ma  di  fattura  fra 
Tundecimo  e  il  duodecimo  secolo,  che  con  tutta  probabilitä  spettava  alla 
costruzione  della  cattedrale  di  S.  Lorenzo  avvenuta  verso  quel  tempo.  A  scol- 
pire  il  capitello  si  erano  serviti  di  un'antica  base  marmorea,  la  quäle  palesa 
la  parte  sinistra  di  un'  epigrafe  dedicata  a  Costantino,  ma  che  si  puö  con 
sicurezza  supplire  nella  sua  parte  mancante : 

IM.?  '  CAesari  Fl 
A  •  vio  •  constan 
TINO  •  Pio  '  Fei.  in 
viCTO  •  Niax.  Aug. 
¥  EKE  N  tienses 
DEVO  (ti)  NVmini 
et    m  AI  Est  at  i 
Eius 

Siamo  obbligati  a  pensare,  che  la  penultima  riga  sia  scritta  et  maie- 
stati  invece  del  solito  maiestatique  per  la  posizione  delle  lettere  aie  disposte 
quasi  nel  mezzo,  come  mi  ha  avvertito  il  eh.  raons.  Enrico  Salvadori  attuale 
Vicario  Vescovile  di  Viterbo,  a  cui  devo  la  comunicazione  di  questa  scoperta. 

Abbiamo  qui,  che  gli  abitanti  di  Ferento  eressero  ad  onore  di  Costan- 
tino una  base,  se  non  un'ara,  come  alcuni  hanno  supposto,  i  quali  ne  hanno 
osservato  la  parte  superiore.  Comunque  sia,  questo  e  il  primo  monumento 
pubblico,  che  viene  alla  luce.  di  una  cittä,  che  nel  secolo  terzo  si  notö  col 
titolo  di  splendidissima{C.  I.  L.  XI,  SÖ07).  Decorö  quello  certamente  il  Foro 
principale  della  cittä  con  altri  titoli  onorari,  i  quali  probabilmente  stanno 
ancora  sepolti.  Onde  sarebbe  molto  utile  ed  opportuno,  che  la  societä,  di 
recente  costituita  in  Viterbo  per  esplorare  il  sito  della  cittä  di  Ferento,  vol- 
gesse  la  sua  attenzione  per  determinare  l'ubicazione  del  Foro,  e  quivi  dare 
felicemente  mano  alle  sue  scoperte, 

L'essere  stata  adoperata  la  base  imperiale  a  capitello  della  cattedrale 
di  Viterbo  costituisce  un'altra  prova  che  i  fori  delle  cittä  o  distrutti  od  ab- 
bandonati  erano  concessi  alla  chiesa  principale  della  diocesi  o  al  vescovo,  e 
le  cui  rovine  servirono  alla  edificazione  dei  luoghi  addetti  al  culto.  Doveva 
pertanto  essere  abbastanza  visibile  allora  (nel  secolo  undecimo)  il  Foro  di 
Ferento,  se  si  asportavano  i  suoi  materiali,  poiche  pur  troppo  quei  di  marmo 
saranno  stati  ridotti  in  calcina.  Ed  ora  quelli,  che  scritti  o  scolpiti  si  rin- 
verranno  nel  risarcire  la  cattedrale  o  Tepiscopio  di  Viterbo,  molto  probabil- 
mente avranno,  come  la  base  di  Costantino,  la  medesima  provenienza. 

HUELSEN:  Der  Name  der  alten  Etruskerstadt,  welche  die  Ehren- 
inschrift für  Constantiu  gesetzt  hat,  lautet  nach  unseren  Handbüchern  und 
Klassikertexten  Ferentum  oder  Ferentium:  so  ist  die  einstimmige  Ueberlie- 


108  SITZUNGEN 

ferung  bei  Sueton  (Vespas.  3;  Otho  1)  und  bei  Tacitus  [hist.  II,  50):  daneben 
steht  bei  griechischen  Autoren  die  Form  ^EQevrla  Ptol.  III,  I,  43  und,  durch 
Verwechselung  mit  der  bekannteren  Stadt  im  Hernikerlande,  ^SQSvxf^vöv  bei 
Strabo  V  p.  276,  wie  auch  bei  Plin.  n.  h.  III,  52.  Wenn  dagegen  Vitruv 
II,  7, 4  von  den  monumenta  quae  sunt  circa  municipium  Ferentis  (so  die  mass- 
gebenden Handschriften)  spricht,  so  hat  man  diese  Form  als  Corruptel  heraus- 
corrigiert.  Dagegen  niuss  bedenklich  machen,  dass  eben  diese  angebliche 
Corruptel  in  später  Zeit  allgemein  und  urkundlich  belegt  erscheint.  So  heisst 
es  im  Liber  Pontificalis  XXIIII  {vita  Silvestri  I  c.  33):  fundum  Barbatia- 
num  territorio  Ferentis;  beim  römischen  Concil  von  595  (Gregor.  Magn. 
reg.  57  a  I  p.  366  Ewald)  unterschreibt  ein  Martianus  episcopus  civitatis 
Ferentis;  Gregor  der  Grosse  dial.  I,  9  erwähnt  die  civitas  quae  Ferentis 
dicitur,  und  braucht  ebenda  s-päter  Ferentis  als  Accusativ.  Wollte  man  etwa 
annehmen,  dass  dies  Ferentis  nur  eine  späte  Vulgärform  darstelle,  Vielehe 
von  den  Schreibern  der  Vitruvhandschriften  irrig  in  den  Text  eingesetzt  sei, 
so  wird  das  widerlegt  durch  die  stadtrömische  Soldatengrabschrift  (CIL.  VI, 
2778)  eines  P.  Lollius  P.  f.  Stat.  Pietas  Ferentis,  welche  sicher  dem  ersten 
oder  zweiten  Jhdt.  n.  Chr.  angehört.  Wenn  demnach  die  Form  Ferentis  als 
Indeclinabile  für  das  erste,  zweite,  fünfte  und  sechste  Jhdt.  bezeugt  ist,  werden 
wir  nicht  anstehen  diese  Form  auch  für  die  correcte  zu  erklären.  Dass  sich 
neben  dieser  auffallenden  Form  auf  -is  auch  der  andere  auf  -um  oder  "ium 
einbürgerte,  kann  nicht  verwundern :  ein  analoges  Beispiel  bietet  das  be- 
nachbarte Nepet,  dessen  ganz  singulare  Nominativform  auch  häufig  durch 
Nepe  ersetzt  wird.  Aber  bei  Annahme  der  Namensform  Ferentis  wird  auch 
vielleicht  das  Ethnikons  Ferenticensis,  welche  der  Liher  Coloniarum  216 
erhalten  hat,  erklärlich. 

Städtenamen  auf  -is  sind  in  Italien  äusserst  selten:  sicher  belegt  Aesis , 
Siris  und  vielleicht  noch  Veseris.  Bemerkenswert  ist,  dass  diese  sämtlichen 
Namen  gleichzeitig  Flussnamen  sind.  Möglich  also,  dass  der  namenlose  Bach, 
der  den  Fuss  des  Hügels  der  alten  Stadt  umfliesst,  auch  den  Namen  Ferentis 
getragen  hat:  wozu  der  Name  der  Aqua  Ferentina  im  Albanergebirge  ein 
passendes  Analogon  bieten  würde. 

3.  April  1908 :  E.  Loewy,  Sarcofaghi  antichi,  Raffaello , 
Manet.  —  G.  GiOYAiai<iom,  Osservazioni  suirarchiteUura 
del  Tempio  di  Ercolea  Con(s.  Mitteilungen  1908  Heft  2). 
24.  April :  Festsitzung  zum  Geburtstage  Roms  : .  W,  Amelüng, 
Ein  griechischer  Jünglings torso.  —  Ch.  Hüelsen,  //  tempio 
nel  giardino  Colonna  sul  Quirinale. 


Zum  Palilienfeste  1908  wurden  ernannt: 
zu  ordentlichen  Mitgliedern 

Herr  H.  L.  Wilson  in  Baltimore 
zu  correspondierenden  Mitgliedern 

Herr  J.  B.  Carter  in  Rom 
H.  Schultz  in  Rom 
C.  Thulin         in  Luleä. 


Abgeschlossen  am  15.  Juli  1908. 


LA  CÜRVATÜRA  DELLE  LINEE 
NEL   TEMPIO   D'ERCOLE   A    CORI 

(Tav.  VI-VII) 


II  tempio  che  ancora  snWara:  di  Cori  elevä  il  bei  pronao  di 
fronte  alla  vasta  pianura  pontina  e  che  e  comunemente  denomi- 
nato  —  per  tradizione  piü  che  per  sicure  attribuzioni  —  tempio 
di  Ercole  (^)  e  stato  piü  yolte  oggetto  di  minuziosi  rilievi  e   di 

(*)  La  tradizione  forse  non  e  anteriore  al  Cinquecento.  Per  la  prima  volta 
si  trova  il  nome  di  Ercole  attribuito  al  tempio  nel  codice  Vaticano  6039  di 
Giovanni  Metello  (circa  il  1550),  v.  CLL.,  X,  n.  6517;  ma  prima. di  lui  An- 
tonio di  Sangallo  nei  disegni  che  si  conservano  agli  Uffizi  lo  chiama  tempio 
di  Castore,  confondendolo  evidentemente  col  tempio  corinzio  che  ancora  si 
vede  neH'abitato  di  Cori  a  Piazza  S.  Salvatore.  Unico  argomento  positivo  in 
favore  dell'ipotesi  che  l'intitola  ad  Ercole  sarebbe  dato  da  un'iscrizione  dedi- 
<;atoria:  hercvli  sacrvm.  che  il  Volpi  (cfr.  Vet.  Lat.,  Roma,  1704-45,  tom.  IV', 
140)  riferisce  aver  trovato  non  lontano  dal  tempio,  ma  che  il  Mommsen  ritie.ne 
a  ragionc  apocrifa.  C./.^/^.,  334*.  Dovrebbe  invece  dirsi  tempio  di  Minerva  se 
fosse  vero  quanto,  senza  alcuna  docuraentazione,  sostiene  il  Nibby  {Analisi, 
t.  I,  p.  512)  che  cioö  ivi  fosse  stata  scavata  la  statua  che  nel  1583  Matteo 
di  Castello  collocö,  a  rappresentare  Roma,  suUa  fontana  di  piazza  del  Cam-, 
pidoglio:  asserzione  che  i  recenti  studi  sulle  colletioni  capitoline,  come  quella 
del  Michaelis  (in  Mitt.  des  K,  deutsch.  Arch.  Lnst.  Roma  1891,  p.  43)  e  del 
Lanciani  {Storia  degli  scavi,  Roma,  1903,  II,  73)  non  confermano  affatto. 
Anche  per  ciö  che  riguarda  la  data  ogni  documentazione  manca.  Ma  Topi-, 
nione  del  Winckelmann,  il  quäle,  basandosi  sui  nomi  dei  duumviri  che  pre- 
siedettero  alla  costruzione  e  che  sono  ricordati  nell'epigrafe  suUa  porta  — 
M.  Manlio  (?)  e  L.  Turpilio  —  ritenne  il  tempio  del  tempo  di  Tiberio  (cfr.  Win- 
ckelmann, Osservazioni  sulVarch.  degli  antichi,  Roma,  ed.  Fea,  1784,  tom.  III, 
p.  52),  e  certamente  erronea.  Invece  l'esame  stilistico  del  monumento  lo  riav- 
vicina  al  Tabularium  ed  alle  altre  opere  architettoniche  della  fine  della  Re- 
publica,  ed  agli  stessi  risultati  giunge  lo  studio  paleografico  dell' iscrizione. 
Cosi  ad  es.  il  Nibby  ne  attribuisce  i  caratteri  al  settimo  secolo  di  Roma,  il 
'Riischl  (Prise ae  Latinitatis  monumenta  epigraphia  p.  59)  ed  il  Mommsen 
{C.L.L.,  I,  n.  1149)  la  riportano  fra  quelle  C.  Caesaris  morte  antiquioresy 
e  niuno  piü  ora  dubita  di  questa  data.  .  r 

8 


110  G.    GIOVANNONI 

scolastiche  disquisizioni  (*).  Ma  niimo  finora  ha  posto  menie  ad 
una  siia  caratteristica  importantissima,  quäle  e  quella  delle  curva- 
ture  presentate  dal  portico,  ed  in  particolare  della  forte  curva  con- 
cava  in  piano  secondo  cui  e  disposta  la  fronte  principale  (*). 
Quanto  questa  curva  sia  ampia  e  notevole  appare  subito  dalla  fo- 
tografia  presa  di  fianco  e  dal  basso  qui  riprodotta  (fig.  1),  in  cui 
appunto  lo  scorcio  della  trabeazione  aumenta  la  proporzione  della 
freccia  ed  ingigantisee  l'effetto;  e  che  essa  non  sia  stata,  mal- 
grado  ciö,  ancora  rilevata,  e  una  prova  di  quanto  il  giudizio  a 
priori,  il  partito  preso,  abbia  ordinariamente  prepönderanza  non 
solo  nella  percezione  visiva,  secondo  sostiene  la  teoria  empiristica 
dell'ottica  fisiologica  (^),  ma  altresi  negli  studi  e  nei  rilievi  dei 
monumenti.  Si  sa  che  una  certa  linea  deve  essere  retta  e  si 
vede  e  si  misura  come  tale:    fenomeno   di   suggestione  che   nel 

(*)  Tra  queste  illustrazioni  deirimportante  monuraento  vedi  Piranesi, 
Le  antichitä  di  Cora,  Roma;  Canina,  Arch.  romana,  III,  p.  65,  tav.  XV; 
Antolini,  L'ordine  dorico  ossia  il  tempio  d'Brcole  nella  cittä  di  Cori,  Roma, 
1785;  Angelini  e  Fea,  Monumenti  piü  insigni  del  Lazio,  Roma,  1828, 
tavv.  XXXVI-XXXVIII;  Reynaud,  TraitS  d'Architecture,  Paris,  1867,  I, 
tav.  17;  Fragments  d'arch.  ant.  d'apr^s  les  relevSs  et  rest.  des  anc.  pens. 
de  VAcad.  de  France  Paris,  Schmidt.  I,  tav.  35. 

(")  Di  queste  constatazioni  la  prima  notizia  e  stata  data  in  un  impor- 
tante  articolo  illustrativo  del  ch.mo  W.  H.  Goodyear,  The  discovery  by 
G.  Giovannoni  of  curves...  in  the  fagade  of  the  temple  at  Cori,  in  American 
Journal  of  Archaeology,  1907,  p.  160  sg. 

(3)  Secondo  questa  teoria  ora  prevalente,  che  nell'Helmholtz  ha  il  so-^ 
stenitore  piü  autorevole,  soltanto  l'esperienza  puö  permettere  di  apprezzare 
sicuramente  la  forma  e  la  grandezza  degli  oggetti,  dei  quali  Timmagine  della 
retina  non  e  di  per  sd  che  un  semplice  segno;  si  comprende  quindi  come 
escluso  ogni  concetto  di  percezione  istintiva,  possa  avere  su  questo  giudizio 
indiretto  grande  Influenza  un'opinione  che  la  mente  abbia  preconcetta.  Cfr.  su 
questo  soggetto  Tscherning,  Optique  physiologique,  Paris,  1898,  p.  205. 
Specialmente  negli  oggetti  elevati  (e  gli  architetti  lo  conoscono  per  prova), 
ove  difficilmente  ai  visa  possono  associarsi  i  tacta,  gli  errori  di  osservazione 
possono  a  questo  riguardo  essere  grossolani  (cfr.  Egger,  La  vision  des  mo- 
numents  älev^s  in  Revue  scientif.,  1889,  II,  n.  24;  Remy,  id.  ibid.,  1889,  II, 
n.  7;  Sorel,  id.  ibid.,  1890,  I,  n.  18).  Quanto  ai  rilievi  architettonici,  la  scarsa 
precisione  che  spesso  in  essi  riscontrasi  relativamente  alle  parti  alte  degli 
edifici,  tiene  evidentemente  all'incomodo  ed  alla  difficoltä  di  eseguirvi  dirette 
misurazioni  geometriche;  ed  anche  al  concetto  che  sovente  predomina  di 
sostituire  alla  constatazione  dello  stato  attuale  la  restituzione  secondo  i  cri- 
teri  personal!  di  apprezzamento. 


LA   CURVATURA    DELLE   LINEE   NEL   TEMPIO   d'ERCOLE   A    CORI 


111 


campo  della  visione  degli  elementi  architettonici,  specialmente  se 
coUocati  in  alto,  assume  un'importanza  grandissima,  poiclie  ad  esso 
appunto  si  riannodano  molte  delle  spiegazioni  date  di  queste  ano- 


Fig.  1. 


malie  nelle  linee;  sieche  non  e  forse   inopportuno    aver    ad    esso 
aceennato  fin  dall'inizio  di  questo  breve  studio. 

Queste  curvature  del  tempio  di  Cori  prendono  un  posto 
importantissimo  per  entitä  e  per  singolaritä  di  caratteri,  in  quella 
Serie  di  deformazioni  delle  linee  che  da  oltre  60  anni  —  dai  ri- 
lievi  cioe  dell'Hoffer,  del  Pennethorne,  del  Penrose  sul  Partenone  — 


112  G.   GIOYANNONI 

hanno  costituito  notevole  oggetto  di  studio  per  l'arehitettura  degli 
antichi  monumenti ;  e  nella  vexata  quaestio  che  a  tal  proposito  si 
dibatte  portano  inattesi  elementi  nuovi,  decisivi  per  un  lato,  du- 
bitativi  per  l'altro:  elementi  che  vanno  esaminati  analiticamente 
sui  dati  di  un  di  rette  rilievo. 

Le  due  plante  della  tav.  VI,  di  cui  la  prima  si  riferisce  ad 
un  piano  orizzontale  alto  circa  un  metro  dal  pavimento  del  pronao, 
la  seconda  ad  un  piano  prossimo  al  sommoscapo  delle  colonne  e 
contiene  la  proiezione  di  tutte  le  linee  sovrastanti  della  trabe- 
azione,  riassumono  i  principali  di  questi  dati  (^).  Dalla  pianta 
inferiore  appare  che  delle  quattro  colonne  della  fronte  le  due  in- 
termedie  sono  basäte  piü  indietro  delle  due  estreme,  e  che  questa 
rientranza  e  misurata  in  cm.  3  in  media.  Le  colonne  del  fianco 
destro  mostrano  invece  una  leggera  convessitä  verso  l'esterno; 
quelle  del  fianco  sinistro  si  trovano  quasi  completamente  in 
piano. 

Man  mano  che  si  procede  verso  l'alto  nella  fronte  la  rien- 
tranza aumenta  e  le  linee  accentuano  con  regolare  progressione  la 
loro  curvatura  concava,  sempre  contenuta  in  un  piano  orizzontale 
senza  invece  che  vi  sia  traccia  di  curve  formanti  arco,  disposte 
doe  in  piani  verticali.  La  freccia  diviene  all'architrave  di  centi- 
metri  8,5,  ed  al  gocciolatoio  raggiunge  la  massima  misura  di 
cm.  13,5. 

Quest'incremento  successivo,  che  e  chiaramente  indicato  nel 
disegno  assonometrico  della  fig.  2,  avviene  in  tre  modi  che  com- 
pongono  i  loro  risultati:  a)  le  due  colonne  estreme  sono  legger- 
mente  inclinate  in  avanti,  mentre  che  le  intermedie  trovansi  quasi 
a  piombo;  questa  deviazione  dalla  verticale  e  di  cm.  2,50  nella 
colonna  d'angolo  di  destra,  di  circa  cm.  4  per  quella  di  sinistra, 
«  ad  essa  e  associato  uno  strapiombo  laterale  all'  infuori  di  circa 
2,50  per  ciascuna  colonna,  sieche,  contrariamente  a  quanto  ordina- 
riamente  avviene  nei  templi  dorici,  le  colonne  angolari  risultano  di- 
vergenti  secondo  la  diagonale ;  b)  i  capitelli  d'angolo  sono  disposti, 
non  giä  di  fronte,  ma  notevolmente  girati  verso  l'interno  in  modo  sim- 
metrico,  tanto  che  rispettö  ad  un  filo  che  congiunga  gli  estremi  l'ordi- 


(1)  Occorre  avvertire  che  la  qualitä,  alquanto  porosa  del  travertino  non 
permette  nelle  misure  un'approssiniazione  piü  minata  del  centimetro. 


LA   CURVATURA    DELLE   LINEE    NEL   TEMPIO   D  ERCOLE    A   CORI 


113 


nata  dell'angolo  interno  di  ciascuno  dei  due  dadi  e  di  circa  2  cm. 
tutta  la  trabeazione  segue  questo  andamento,  anche,  come  diremo, 
nei  fianchi;  c)  la  sporgenza  della  cimasa  va  fortemente  dimi- 
nuendo a  partire  dagli  estremi  verso  il  mezzo;    le    sezioni   della 


£.KU& 


Fig.  2. 


fig.  3  mostrano  come  l'aggetto  del  gocciolatoio  dal  piano  dell'ar- 
chitrave,  che  e  di  cm.  25,1  in  corrispondenza  alla  colonna  d'an- 
golo  di  sinistra  (vedi  A),  di  cm.  24,8  a  qiiella  di  destra,  (B),  di- 
venga  di  soll  cm,  20,5  nel  centro  (C),  con  uua  diminuzione  di  circa 
5  cm.,  cioe  di  im  quarto. 

Ciirvature  accessorie  sono  quelle  dei  fianchi  e  quelle  dei  lati 
inclinati  del  timpano.  Nei  fianchi  gli  architrari  e  la  parte  supe- 


114 


G.    GIOVANNONI 


riore  della  trabeazione,  che  nel  tratto  principale  hanno  andamento 
rettilineo,  in  prossimitä  deH'angolo  s'incurvano  anch'essi,  ma  vol- 
gendo  verso  l'esterno  la  convessitä;  s'inclinano  cioe  appunto  per 
adattarsi  allo  spostamento  intorno  al  proprio  asse  dei  capitelli.  I 
diie  lati  inclinati  del  timpano  hanno  anch'essi  una  forte  curvatura 
concava,  che  lo  stato  molto  logoro  e  mancante  degli  spigoli  non 
permette  di  valutare  esattamente.  Cosi  dunque  tutte  queste  cur- 
vature  accessorie  sono  coordinate  a  quelle  delle  linee  orizzontali 
della  fronte  allo  scopo,  che  sembra  il   predominante,    di    dare  a 


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Fig.  3. 


tutto  il  prospetto  h  specialmente  alla  siia  parte  superiore  un  forte 
andamento  concavo. 

Le  considerazioni  che  da  queste  misure  direttamente  deri- 
vauo  vertono:  1°  suU'entitä  delle  curvature;  2°  sulla  dimostra- 
zione  della  loro  intenzionalitä ;  3°  sul  tipo  speciale  delle  curve 
constatate. 

Quanto  all'entitä  risulta  che  alla  base  la  freccia,  misurata 
in  3  cm.  circa,  rappresenta  su  di  una  larghezza  della  fronte  di 
m.  7,49  un  rapporto  del  4  p.  mille;  alla  cimasa  la  freccia  di 
cm.  13,50  su  m.  8,20  di  corda  da  il  rapporto  di  1:61,  cioe  del 
16,36  p.  mille.  Basta  confrontare  questi  dati  con  quelli  finora  mi- 
surati  nei  monumenti  ellenici ;  basta  ricordare  ad  es.  che  nel  The- 


LA   CURV AXURA   DELLE   LINEE   NEL   TEMPIO   d'eRCOLE    A   CORI  115 

seion  la  curvatura  in  elevazione  nella  fronte  ha  1*1,40  p.  mille, 
nel  Partenone  raggiunge  il  2,25  p.  mille,  nel  tempio  di  Nettuno 
a  Pesto  ri,56  p.  mille  secondo  il  Penrose  e  circa  il  0,85  per 
mille  secondo  i  Koldewey  e  Puchstein,  (^),  nel  tempio  di  Giove 
d' Olympia  (fronte  settentrionale  (*)  ri,10  p.  mille  ecc.  per  pro- 
vare  quanto  la  curvatura  di  Cori  sia  enorme  al  paragone  di  tutti 
gli  esempi  finora  conosciuti. 

La  intenzionalitä  della  curvatura  suddetta,  la  sicurezza  cioe 
che  non  di  spostamenti  incidentali  dovuti  a  vicende  nella  costru- 
zione  od  a  perturbazioni  statiche  susseguenti,  ma  si  tratti  qui  di 
un  elemento  architettonico  volutamente  introdotto  dall'artefice, 
appare  sicuramente  dimostrata.  Tutti  i  mezzi  con  cui  l'effetto  e 
stato  raggiunto  e  mediante  i  quali  la  curva  acquista  di  grado  in 
grado  il  suo  massimo  valore  —  il  tracciamento  a  rientranza  della 
pianta,  la  rotazione  dei  capitelli  d'angolo,  la  diminuzione  d'aggetto 
della  cimasa  nel  mezzo  —  tutte  le  disposizioni  accessorie,  come 
il  modo  di  raccordo  dei  fianchi,  la  curvatura  dei  lati  del  timpano, 
sono  espedienti  cosi  singolari,  cosi  coordinati  ad  un  unico  scopo, 
e  si  svolgono  cosi  regolarmente,  che,  in  un  monumento  di  costru- 
zione  accurata  come  il  tempio  d'Ercole,  non  possono  che  essere 
volutamente  inspirati  ad  una  sapiente  idea  dominante,  ad  un  unico 
concetto  organico.  Invece  tra  le  particolaritä  teste  indieate  puö 
lasciar  molti  dubbi  quella  della  diiferente  inclinazione  dalla  ver- 
ticale  dei  vari  fusti  di  colonna,  della  divergenza  cioe  in  senso 
diagonale  constatata  negli  angoli ;  la  quäle  disposizione,  che  certo 
non  risponde  alle  buone  norme  costruttive,  non  e  probabile  sia 
stata  voluta,  e,  connessa  con  talune  lesioni  che  appaiono  nella 
trabeazione,  fa  piuttosto  supporre  un  lieve  spostamento  avvenuto. 
Se  ciö  fosse,  occorrerebbe  dall'insieme  della  curvatura  che  ora  con- 
statiamo  dedurre  la  parte  relativa  a  questa  causa  fortuita.  La 
freccia  totale  ne  risulterebbe  ridotta  di  circa  3  cm.  e  da  cm. 
13,5  diverrebbe  di  cm.  10,5  circa,  cioe  saiebbe  ancora  del  12,8 
p.  mille  della  corda. 


(*)  Cfr.  Penrose,  Investigation  of  the  principles  of  the  Athenian  Ar- 
chitecture  etc.  London,  1851.  Koldewey  u.  Puchstein  Die  griechischen  Tempel 
in  C/nteritalien,  Berlin,  1899,  I,  pp.  25-26. 

(«)  Cfr.  Olympia,  Berlin,  1892,  p.  18. 


116  '  G.    GIOVANNONI 

Se  ancora  potesse  suUa  intenzionalita  elevarsi  dubbio,  esso- 
sarebbe  tolto  definitiTamente  dall'esame  dei  giunti  dei  väh  conci 
che  costituiscono  la  trabeazione,  i  qiiali,  nei  punti  in  cui  ne  e 
possibile  il  rilievo  (piü  verso  rinterno  che  sugli  spigoli,  logori  e 
rotti)  appaiono  tagliati  obliquamente  e  abbastanza  strettamente 
congiunti.  La  superficie  interna  della  fronte  ha  infatti  le  com-^" 
messure  regolari  e  serrate,  certo  molto  piü  conservate  che  non 
aH'esterno;  laddove  e  ovvio  comprendere  che  nno  spostamento 
ehe  avesse  prodotto  una  curva  come  l'attuale  avrebbe  dovuto  por- 
tare  unä  larga  divergenza  dei  conci  nel  lato  conresso  cioe  nel- 
rinterno.     >  . 

Cosi  dunque  questa  dimostrazione,  resa  evidente  dalia  rela- 
tivamente  grande  entitä  der  fenomeno,  tiene  per«  la  prima  volta* 
a  dare  una  itrionfele  risposta  decisiva  agli  scettici  di  qweste  raffi- 
natezze  amhitettoniche  degli  antichi.  E  gli  scettici  sono  moltis- 
&imii  puödirsianzi. che  ia -prima  töndenzaditutti  coloro,  spe- 
cialmente  tecnici,  che  hanno  'nozione  di  quest'ordine  di  fatti,  si  e 
d'attribuirli  ad  eiTori  o  a  cedimenti,  ma  di  escludere  l'intenzio- 
Balitä ;  e  di  questo  parere  sono  molti  autori  che  direttamente  o 
incidentalmenije  hanno  trattato  la  qüestione:  cosi  il  Bötticher  (^)y 
il  Märtens  :(^),  il  Durm  (^),  ecc."  :  "       _  -^ 

Gli  argomenti  negativi  sono  invero  numerosi  e  di  gran  peso> 
Essi  si  riferisconö  alle  piccole  proporzioni-  di  queste  anomalie 
finora  note,  che  raramente  superano  i  10  cm.  di  freccia,  alle  vi^ 
cende  siibite  dai  mönumenti,  i  quali,  anche  se  di  costruzione  per- 
fetta  e  di  materiale  finissimo  come  quelli  dell'Attica,  possono  poi 
aver  subito  deformajEioni  e  cedimenti  parziali ;  cosi  ad  es.  nel  Par- 
tenone»  pel  qiiale  e  da  supporre  che  qualohe  spostamento  sia  stato 
prodotto  dallo  scoppio  della  polveriera  der  1687.  Si  basano  altresi 
sul  fatto,  certo  poco :  spiegabile,  che  queste  raffinatezze  si  sareb- 
beio  eseguite  soltanto  in  alcimi  mönumenti,  ma  non  in  al tri  ad 
essi  contemporanei.  Gosi  ad  es.  non  hanno  curvature  il  tempio  di 
Aegina,  il  tempio  dorico-arcaico  di  Corinto,  il  tempio   di  Apollo 


">:.    (*)  Bötticher,  Die  Tektonik  der  Hellenen.  Potsdam,  1852. 
.     (2)  Märtens,  Der  optische  Maassstab.  Berlin,  1884. 

(3)  Durm,  Baukunst  der  Griechen.  2*  ed.,  Darrastadt,  1892,  p.  172  e  seg. 
Baukunst  der  Römer  2*  ed.,  Stuttgart,  1905,  p.  366. 


LA    CURVATURA    DELLE   LINEE   NEL    TEMPIO   d'eRCOLE    A    CORI  llV 

in  Bassae  in  Arcadia  (^),  pel  quäle  il  caso  e  tanto  piü  notevole 
in  quanto  fu  lo  stesso  Iktinos,  iino  degli  architetti  del  Partenone, 
che  lo  edificö ;  ne  mancano,  secondo  le  osservazioni  del  Basile  (^), 
quasi  tutti  i  templi  della  Sicilia;  accanto  al  Partenone  l'Erettea 
e  sprovvisto  di  curvature,  di  che  molti  hanno  dato  la  ragione  affer- 
mando  essere  queste  caratteristiche  delFordine  dorico.  Ma  la  pre- 
senza  recentemente  constatata  di  curvature  nel  tempio  ionico  di 
Pergamo  (^)  e  nella  Maison  carree  di  Nimes  {%  verrebbe  a 
smentire  quest'argomento  (^)  come  anche  verrebbe  a  smentire  l'ipo- 
tesi  che  soltanto  in  un  breve  periodo  di  tempo,  tra  la  fine  del 
VI  e  quella  del  V  secolo  av.  Gr.,  tale  tendenza  si  sarebbe  mani- 
festata  fra  gli  artisti  greci. 

La  discontinuitä  e  la  confusione  in  quest'ordine  difattisono 
dunque  innegabili;  ma  di  fronte  ad  esse  i  sostenitori  delle  «  raf- 
finatezze  architettoniche  »  portano  in  campo  anche  alcune  concor- 
daDze  non  fortuite,  innegabili  anch'esse.  Cosi  la  rispondenza  tra 
questa  ed  altre  sapienti  singolaritä  architettoniche  nei  templi  greci, 
come  il  tipo  della  colonna  d'angolo,  la  disposizione,  non  verticale 
ma  inclinata  verso  il  mezzo  che  talvolta  si  riscontra  nei  dadi  dei 
capitelli  dorici  ecc,  cosi  la  precisa  proporzione  che  nel  Partenone 
si  veritica  tra  le  curve  della  costruzione  di  Pisistrato  e  quelle 
della  periclea;  e  il  regolare  coordinamento  tra  le  curvature  del- 
l'epistilio  e  quella  dello  stilobate,  tra  questa  e  la  conformazione 
della  roccia  su  cui,  nel  Partenone,  e  tagliata  la  scalea  d'ac- 
cesso  (^).  E  piü  che  tutto  una  diretta  affermazione  e  data  dal  ben 
noto  passo  di  Vitruvio  (III,  4,  5) :   «  Slylobatam  ita  oportet  exae- 

(')  Anche  per  questi  templi  le  misurazioni  furono  compiutö  dal  Penrose. 
Vedi  op.  cit.  p.  27.   . 

(")  G.  B.  Basile,  Curvatura  delle  linee  nelVarchitettura  antica.  Pa- 
lermo, 1896. 

(')  Cfr.  K.  Museen  zu  Berlin,  Altertümer  von  Pergamon,  Berlin,  1896, 
IV,  tav.  XXIX,  p.  62. 

(*)  Cfr.  W.  H.  Goodyear.  A  discovery  of  horizontal  Curves  at  tlie  M.  G. 
in  Smithsonian  Report,  1894. 

(*)  Anche  la  sola  concreta  prova  d'indole  filologica  che  abbiamo,  cioö 
la  testimonianza  di  Vitruvio,  esclude  che  le  cause  possano  essere  soltanto 
nell'ordine  dorico,  poicKä  anzi  6  espressa,  forse  incidentalmente,  a  proposito 
deirordine  jonico. 

.(«)  Cfr.  Choisy,  Histoire  de  VArchüecture.  Paris,  t.  I,  p.  417. 


118  G.    GIOVANNONI 

quari  uti  habeat  per  medium  adjectionem  per  seamülos  impares. 
Si  enim  ad  lihellam  dirigetur  alveolatus  oculo  videbüur.,.  — 
Capitulis  perfectis  deinde  colomnarum  non  ad  lihellam  sed  ad 
uequalem  modulum  conlocatis,  ut  quae  adjecto  in  stylobatis  facta 
fuerit  in  superioribus  membris  respondeat  {^symmetria  episty- 
Uorum]  ». 

Qualunque  sia  l'interpretazione  che  si  possa  dare  circa  i  tanto 
discussi  scamilli  impares  (^)  nessun  dubbio  puö  sorgere  circa  il 
•consiglio  che  qui  e  dato  di  conformare  lo  stilobate,  e  in  corri- 
spondenza  di  esso  tiitta  la  trabeazione  non  giä  in  piano  ma  se- 
-condo  linee  curve. 

Accanto  a  questa  testimonianza  preziosa  prende  ora  posto  il 
tempio  d'Ercole  a  Cori  e  porta  nella  questione  un  forte  argomento 
positivo  per  accertarci  che  effettivamente  vi  sono  stati  dei  monu- 
menti  in  cui  si  e  voluto  raggiungere  un  notevole  effetto  curyili- 
neare.  E  puö  essere  interessante  l'osservazione  che  questa  prova 
•diretta  appare  quasi  contemporaiiea  a  Vitruvio;  e  che,  insieme 
<jon  l'esempio  giä  citato  della  Maison  carree  di  Nimes,  dimostra 
<5ome  ancora  nei  monumenti  romani  questa  antica  tradizione  archi- 
tettonica  continuava  ad  avere  applicazioni. 

Ma  la  maggiore  importanza  delle  osservazioni  fatte  a  Cori 
sta,  come  ha  rilevato  il  Goodyear  nel  pregevole  articolo  citato, 
principalmente  nel  tipo  della  curvatura,  nella  sua  concavitä  in 
piano,  che  e  diversa  ed  ha  anzi  effetto  opposto  da  quasi  tutti  gli 
«sempi  di  curvature  che  conosciamo,  dai  suggerimenti  vitruviani, 
dalle  conclusioni  4i  tutte  le  ipotesi  finora  proposte,  le  quali  quindi 
ne  risultano  sconvolte  o  almeno  diversamente  orientate. 

La  quasi  totalitä  delle  curve  finora  osservate  e  di  curve  con- 
vesse  in  elevazione  (disposte  cioe  leggermente  ad  arco).  Earissimi 
i  casi  delle  curvature  in  piano,  e  fra  questi  il  piü  notevole  e  quello 
suddetto  del  fianco  nella  Maison  carrie;  ma  trattasi  anche  qui 
•di  convessitä,  di  curva  sporgente  cioe   verso    l'esterno  (*),    il  che 

(i)  Vedi  ad  es.  Burnouf  in  Revue  gen.  de  Varchit.,  1875,  p.  153;  Kold- 
vey  Die  antiken  Baureste  der  Insel  Lesbos,  Berlin,  1890,  p.  54. 

(*)  II  Goodyear,  art.  cit.,  p.  168,  tavv.  XVI  e  XVII,  cita  come  proto- 
tipo  di  queste  curve  convesse  in  piano  Tatrio  del  tempio  di  Medinet  About 
in  Egitto  per  il  quäle  le  misurazioni  furono  corapiute  dal  Pennethorne, 


LA   CURVATÜRA   DELLE   LINEE    NEL   TEMPIO   d'ERCOLE    A    CORI  119 

per  la  prospettiva  non  differisce  molto  nell'effetto  da  im  punto 
normale  di  veduta  dal  caso  della  curva  convessa  in  elevazione. 
Oltre  a  questo  esempio,  nn  altro  consimile  si  puö  segnalare,  an- 
ch'esso  di  convessitä  in  piano  e  tratto  anch'esso  dall'arte  romana, 
nella  fronte  posteriore  del  tempio  della  Fortuna  virile  in  Roma. 
La  curva  e  nella  trabeazione  molto  notevole  e  non  sembra  affatto 
dovuta  a  spostamenti  (*).  La  zona  basamentale  e  le  linee  della 
trabeazione  negli  altri  lati,  salvo  una  lieve  inflessione  del  fianco 
verso  l'angolo,  sono  invece  rettilineari. 

Di  cm-ve  concave  in  piano  due  sola  sono  finora  State  notate, 
una  minima  nella  fronte  del  Partenone,  l'altra  considerevole  nel 
lato  Orientale  del  tempio  di  Nettuno  a  Pesto.  Quanto  alla  prima 
il  Penrose  stesso  (forse  perche  non  riusciva  a  trovarne  una  ragione 
soddisfacente)  l'ha  attribuita  ad  una  deformazione  dovuta  all 
scoppio  della  polveriera  (^);  invece  il  Reber  (^)  ha  voluto  spiegarla 
con  una  ipotesi  forse  troppo  ingegnosa  e  complessa :  si  tratterebbe 
di  una  voluta  neutralizzazione  dell'effetto  opposto  dato  dalla  cur- 
vatura  convessa,  la  quäle  rimarrebbe  predominante  a  distanza,  ma, 
con  tal  mezzo,  diminuirebbe  d'importanza  all'aTvicinarsi  dell'os- 
servatore.  Sulla  curva  di  Pesto  invece,  di  cui  il  Bm-ckhardt  (*) 
dette  la  prima  notizia,  e  di  cui  hanno  recentemente  parlato  l'Hoff- 
mann  (^)  ed  il  Goodyear  (^),  sembra,  doversi  dedurre  dalle  ricerche 


(»)  II  Fiechter  {Der  jonische  Tempel  am  Ponte  rotto  in  Mittheilungen 
des  K.  deutschen  Instituts  Roma  1906)  ha  trascurato  l'esistenza  di  questa 
curva  o7vero  l'ha  attribuita  a  restauri  (v.  p.  234). 

(')  Penrose,  op.  cit.,  Cap.  III ;  vedi  anche  Hoffer,  Der  Parthenon  zu  Athen 
in  Wiener  Bauzeitung,  1838,  pp.  249  e  371 ;  Schaubert  in  Kunstblatt  1843, 
p.  52. 

(«)  Eeber,  Kunstgeschichte  des  Alterthums.  Leipzig,  1871,  p.  207. 

(*)  Der  Cicerone,  I,  5. 

(*)  Hoffmann,  Curvaturen  griechischer  und  römischer  Tempel  in  Cen- 
tralblatt  der  Bauverwaltung,  1899,  n.  31,  p.  184.  In  tale  importante  articolo  si 
accenna  anche  a  numerosi  altri  esempi  di  concavitä  o  di  doppie  curvature,  come 
nel  Theseion,  nella  Maison  carröe  di  Nimes,  nel  tempio  di  Minerva  ad  Assisi, 
nell'arco  di  Pola;  ma,  come  ci  dice  lo  stesso  A.  gli  esempi  sono  stati  osser- 
vati  sulle  fotografie,  non  direttaraente  misurati,  sieche  non  possono  ancora 
entrare  nel  novero  dei  fatti  scieotificamente  constatati  su  cui  poggiare  le 
nostre  deduzioni. 

(•)  Art.  cit,  p.  172,  tav.  XXL 


120  G.    GIOVANNONI 

dei  Koldewey  e  Puchstein  (^)  che  si  tratti  di  posteriori  sposta-; 
menti.  Nessiino  dunqiie  di  questi  due  casi  e  cosi  evidente  e  certo 
da  poter  esser  messe  accanto  alla  ciirra  coneava  del  tempio  di  Cori. 

Puö  dunque  qiiesto  dirsi  un  fatto  nuovo  che  occorre  ora  met- 
tere  a  raffi'onto  con  le  numerose  teorie  proposte  per  spiegare  le 
raffinatezze  ciirvilineari  e  sinora  quasi  esclusivamente  limitate  allo 
studio  delle  linee  convesse  (^).  ' 

Di  queste  teorie  alcune  soüo  puramente  estetiche ;  altre  attri- 
buiscono  alle  curve  la  funzione  di  correggere  le  illusioni  ottiche 
che  alterano  l'etfetto  delle  linee,  e  possono  dirsi  teorie  pseudosco- 
piche;  altre  infine  ricercano  in  esse  un'accentuazione  delle  forme 
apparenti  dovute  alla  prospettiva  subbiettiva. 

Le  teorie  estetiche,  prescindendo  da  quelle  ultra-estetiche  del 
Burnouf  (^)  che  vuol  vedere  nelle  curve  un'imitazione  dell'orizzonte 
del  mare  0  dei  dorsi  montani,  le  ritengono  in  generale  manifesta- 
zioni  di  una  tendenza,  dovuta  al  fine  e  delicato  sentimento  arti- 
stico  dei  greci,  che  alla  rigida  linea  retta  sostituirebbe  qualcosa 
di  piü  mosso  e  di  piü  vivo,  dando  cosi  a  chi  contempla  l'edificio 
un' impressione  di  leggerezza  e  di  naturale  eleganza,  tanto  piü 
gradevole  in  quanto  la  piccola  entitä  delle  curve  non  permette  di 
analizzare  il  mezzo  con  cui  l'effetto  e  raggiunto  {^).  Ovvero  anche 
rendendo    «  elastiche  »    le   linee,    in   modo  che  su  di  esse  non 

(*)  Cfr.  Koldewey  u.  Puchstein,  op.  cit..  I,  p.  28. 

(")  ün'idea  che  prima  d'ogni  altra  potrebbe  presentarsi  per  spiegare 
quest'anomalia  del  tempio  di  Cori  sarebbe  quella  che,  al  di  fuori  d'ogni  teoria, 
l'attribuisse  ad  un  isolato  teutativo  di  un  artista.  Potrebbe  sembrare  possi- 
bile  che,  in  un'epoca  ormai  tarda,  i  procedimenti  delle  curvature  delle  linee 
avessero,  come  tanti  altri  elementi,  perduto  il  loro  primitivo  significato  e 
rimanessero  in  qualche  caso  come  arbitrario  elemento  estetico  per  dare  movi- 
mento  alla  facciata  come  ad  es.  ben  piü  tardi  ha  fatto  Parte  barocca.  Ma  questa 
supposizione  viene  subito  esclusa  da  un  lato  dalla  testimonianza  di  Vitruvio 
e  dall'esempio  della  Maison  carree  che  in  un  periodo  quasi  coevo  affermano 
ambedue  l'esistenza  delle  curve  neH'antico  tipo  e  per  l'antieo  fine;  e  d'altro 
lato  dalParte  a  cui  il  tempio  d'Ercole  e  Inspirator  arte  semplice,  organica, 
severa,  in  cui  nessun  elemento  appare  di  decadenza  neanche  embrionale,  di 
accenno  a  quelle  tendenze  che  ben  piü  tardi  si  svilupparono  .neirarchitettura 
romana  della  Siria  e  deirArabia. 

C»)  Burnouf  in  Revue  des  deux  mondes,  die.  1847. 

(*)  Vedi  ad  es.  Hoifer,  op.  cit.,  Lübke,  Geschichte  der  Architektur;. 
2*  ed.,  1875,  I,  p.  149.  :   ::  -  . 


LA    CURVATÜRA    DELLE   LINEE   NEL   TEMPIO   d'eRCOLE   A   CORI  121 

sembri  gravare  il  peso  del  tetto  o  qiiello  delle  statue  che  occu- 
pavano  il  frontone  (^). 

Come  avviene  per  tutti  gli  argomenti  immateriali,  queste 
teorie  estetiche  sono  poco  suscettibili  di  una  diretta  discussione, 
ed,  appunto  per  la  loro  indeterminatezza,  potrebbero  benissimo 
accoglieie  anche  la  speciale  curvatura  di  Cori;  vi  sarebbe  sol- 
tanto  da  domandarsi  perche  a  questa  soltanto  si  limiti  il  novero 
delle  curve  concave,  e  perche,  se  trattasi  puramente  di  sentimento 
artistico  dell'architetto,  questo  non  si  sia  esplicato  negli  altri  casi 
indifferentemente  in  linee  concave  o  convesse.,  Ma,  a  parte  ciö, 
alle  dette  ipotesi  estetiche  e  ostacolo  insormontabile,  da  cui  certo 
non  e  possibile  prescindere,  il  testo  di  Vitruvio ;  il  quäle  parla  di 
un  tipo  deftnito  di  curvature  negli  stilobati  e  negli  epistili,  tipo  rea- 
lizzato  infatti  in  quasi  tutti  gli  esempi  esistenti  (il  che  ci  assicura 
dell'attendibilitä  delle  sue  osservazioni),  e  fomisce  di  tale  carat- 
teristica  una  ragione  concreta:  «  Si  enim  ad  libellam  dirigetur 
alveolatus  oculo  videbitur...  ^ .  _,     .,■■ 

Appunto  questo  avvertimento  pu6  essere,  per  cosi  dire,  preso 
per  motte  dalle  teorie  pseudoscopiche ;  e  molti  autori  infatti  si 
limitano  a  parafrasarlo  col  dire  che  una  lunga  linea  orizzontale 
appare  come  se  fosse  inflessa  verso  il  basso,  «  come  se  il  portico 
cedesse  nel  suo  mezzo  sotto  il  peso  del  frontone  »  (^);  sieche  i 
Greci  avrebbero  riportato  le  linee  al  loro  effetto  vero  curvandole 
realmente  in  senso  inverso,  cioe  con  la  convessitä  in  alto. 

Di  questo  fenomeno,  che  invero  non  e  cosi  costantemente  evi- 
dente e  sicuro,  altri  autori  si  sono  studiati  di  determinare  l'intima 
ragione,  basando  le  loro  deduzioni  sulla  ricerca  di  quegli  effetti 
4eformativi  che  in  taluni  casi  sono  prodotti  dall'incontro  delle  linee, 
e  che  i  recenti  studi  di  Ottica  fisiologica,  specialmente  per  opera 
deir  Hering,  del  Zoellner,  del  Kundt,  del  grande  Helmholtz  hanno 
cercato  di  chiarire.  [Jna  delle  leggi  generalmente  constatate  in 
questo  campo  si  e  che  gli  angoli  acuti  appaiono  all'occhio  in  pro- 
porzione  maggiore,  gli  ottusi  in  proporzione  minore  che  non  gli 
angoli  retti  visti   nelle  stesse  condizioni  (^);    per   il  che,  quando 

(')  Kugler,  Gesch.  der  Baukunst,  I,  p.  199. 
(*)  Choisy,  op.  cit.,  p.  407. 

{^)  Cfr.  Helmholtz,  Handbuch  der  physiologischen  Optik.  Hamburg  n. 
Leipzig,  1896  (2*  ed.),  p.  708. 


122  G.    GIOVANNONI 

una  retta  e  intersecata  obliquamente  da  una  serie  di  altre  rette 
parallele,  la  vediamo  deviare,  e  quando  si  hanno  due  di  questi 
fasci  di  rette  parallele,  uno  in  un  senso,  uno  in  un  altro,  la  retta 
cosi  tagliata  e  yista  come  se  fosse  curva  nel  tratto  intermedio. 
L'effetto  e  ancora  aumentato  pel  movimento  degli  occhi  che  per- 
corrono  e,  per  cosi  dire,  tastano  la  retta  quando  questa  ha  una 
lunghezza  considerevole  (^). 

II  Penrose,  a  cui  si  deve  la  prima  di  queste  specifiche  teorie 
pseudoscopiche  ha  ritrovato  appunto  lo  schema  anzidetto  nella 
fronte  dei  templi,  ove  la  linea  superiore  della  cimasa  e  interse- 
cata dalle  cornici  inclinate  che  formano  i  due  lati  dal  timpano. 
Da  qui  l'effetto  di  cedimento  nel  mezzo  e  la  necessitä,  per  artisti 
come  i  Greci,  di  una  correzione. 

L'insufficienza  di  questa  gable-theory  e  evidente.  Non  spiega 
le  curve  dello  stilobate,  di  cui  Vitruvio  parla  prima  d'ogni  altra; 
non  quelle  dei  fianchi,  per  le  quali  il  Penrose  deve  escogitare  una 
ragione,  non  certo  persuasiva,  di  simmetria  e  di  concordanza;  e 
cade  completamente  avanti  al  fatto,  ora  posto  in  luce  dal  Good- 
year (*),  dei  tempio  della  Concordia  in  Girgenti,  ove  il  fianco 
presenta  curvature  e  non  la  fronte. 

Da  un  concetto  ben  diverse  parte  la  teoria  dei  Thiersch  (^), 
che  puö  dirsi  delle  visuali  oblique.  Allorche  un  monumento  si  pre- 
senta d'angolo,  come  avviene  pel  Partenone  quando  nell'acropoli 
si  entra  dai  propilei,  nel  quadro  prospettico  le  linee  orizzontali 
della  fronte  e  dei  fianco  vengono  ad  incontrarsi  ad  angolo  ottuso 
col  vertice  in  alto,  tanto  nella  linea  basamentale,  se  questa  e  piü 
elevata  dell'occhia,  quanto  nella  trabeazione ;  da  qui  la  tendenza, 
per  l'illusione  ottica  che  fa  vedere  gli  angoli  ottusi  minori  dei 
vero,  all'inflessione  in  basso  delle  linee,  e  l'opportunitä  secondo  il 
Thiersch  della  correzione  mediante  il  rialzamento  nello  stilobate 
e  nell'epistilio.  L'ipotesi  si  adatterebbe  bene  al  passo  di  Vitruvio, 
posto  che  questi  abbia  voluto  parlare  di  templi  con   un  alto  po- 

(*)  Id.  id.,  pp.  709,  714.  L'  Helmholtz  cerca  una  spiegazione  in  una 
complessa  ipotesi  analoga  a  quella  dei  contrasti  data  dal  Young  per  le  in- 
tensitä  luminose  ed  i  colori. 

(»)  Loc.  cit.,  p.  170,  tavv.  XVIII,  XIX. 

(3)  Thiersch,  Optische  Täuschungen  auf  dem  Gebiete  der  Architektur 
in  Zeitschrift  für  Bauwesen,  XXIII  (1873),  p.  10  e  seg. 


LA  CURVATÜRA   DELLE   LINEE   NKL   TEMPIO    d'eRCOLE   A   CORI  125 

dio;  ma  al  contrario  sembra  che  si  adatti  male  alle  normali  e 
logiche  condizioni  di  prospetto  dei  monumenti.  fi  facile  intendere 
come  una  speciale  coDformazione  fatta  soltanto  per  una  veduta  di 
angolo  debba  risultare  sgradita  ad  un  osservatore  che  si  trovi  in  ua 
altro  punto  di  vista,  ed  anche  il  prospetto  principale  visto  di 
fronte  dunque,  dovrebbe  trovarsi  in  queste  condizioni  organicha 
d'inferioritä ;  ma  y'e  da  domandarsi:  e  possibile  che  questo  sia 
stato  voluto  dagli  artisti  che  pure  ivi  vollere  concentrare  tutto  il 
fasto  dell'arte  scultoria?  Si  puö  ammettere  che  la  veduta  d'angolo 
rappresenti  la  regola  e  non  un'eccezione  ?  Vi  sono  monumenti,  e 
tra  questi  principalissimi  i  Propilei,  che  pur  hanno  curvature  no~ 
tevoli,  e  che  non  possono  esser  veduti  che  di  fronte;  altri  ve  ne- 
sono  che  presentano  curve  su  di  un  lato  soltanto,  cosi  il  tempio  di 
Nettuno  a  Pesto  che  le  ha  principalmente  suUa  fronte,  ed  il  tempio- 
della  Concordia  a  Girgenti  teste  citato,  ed  il  tempio  di  Athena. 
Polias  Nikephoros  in  Pergamo  ecc. :  fatti  questi  che  danno  una 
formale  smentita  alla  teoria  del  Thiersch.  Ed  infine :  e  poi  vero  che- 
la  veduta  d'angolo,  anche  nelle  condizioni  supposte  dal  Thiersch^ 
in  ogni  caso  accentui  gli  angoli  ottusi  nelle  linee  degli  edifici  ? 
E  facile  rispondere  che  ciö  dipende  principalmente  dalle  condizioni 
di  luce,  dalla  direzione  da  cui  questa  proviene.  II  piccolo  bozzetto- 
della  fig.  5,  preso  appuuto  dal  tempio  di  Ercole  a  Cori  visto  da. 
destra  (nelle  ore  pomeridiane),  mostra  chiaramente  come  lo  spi- 
golo  che  forma  separazione  tra  la  parete  illuminata  e  quella  i» 
ombra  divida  gli  angoli  ottusi  formati  dairimmagine  delle  linea 
orizzontali  in  due  angoli  scuri,  l'uno  chiaro  e  1' altro  oscuro,  net^ 
tamente  determinati,  sui  quali  e  specialmente  richiamata  la  per- 
cezione ;  e  che  inoltre  un  altro  importante  angolo  acute  di  ombra^ 
avente  il  vertice  sullo  spigolo  esterno,  sia  formato  dalla  linea  del- 
l'architrave  nella  fronte  e  quella  interna  nel  fianco  sinistro.  Siecht 
ne  risultano  in  questo  caso  completamente  mutate,  e  forse  anche 
rovesciate,  le  cause  su  cui  si  appoggia  Fipotesi  del  Thiersch;  la 
quäle,  piü  completa  di  quella  del  Penrose  in  quanto  non  si  limita 
a  teuer  conto  di  un  solo  elemento,  ma  considera  tutto  l'edificio^ 
risulta  perö  anch'essa  unilaterale  ed  incerta. 

La  deficienza  generale,  del  resto,  di  queste  specifiche  teorie- 
pseudoscopiche  sta  nell'essere  studiate  troppo  astrattamente,  a  ta- 
volino,  avanti  disegni  o  fotografie,  ma  non  di  fronte  ai  monumenti^ 


124  G.    GIOVANNONI 

aH'aria  libera.  Convien  pur  dire  che  forse  anche  questo  dii-etto 
studio  sperimentale  non  ci  potrebbe  ormai  dare  risultati  attendi- 
bili :  son  troppo  mutili  gli  antichi  edifici,  troppo  diversi  [ler  am- 
biente,  per  massa,  per  decorazione  dalle,  condizioni  primitive: 
manca  ad  essi  l'eifetto  del  colore  vario  e  vivace  a  cui  son  sosti- 
tuite  le  rughe  della  vecchia  pietra;  manca  la  scoltura  che  riem- 
piva  i  frontoni  e  le  metope,  manca  il  tetto,  mancano  le  antefisse ; 
spesso  non  piü  Fantico  tempio  si  disegna  sul  fondo  azzurro  del 
cielo,  ne  le  colonne  sulla  scura  parete  della  cella;  sieche  quasi 
tutti  gli  elementi  essenziali  od  accessori  da  cui  l'effetto  ottico  po- 
teva  essere  influenzato  son  mutati  ed  e  ben  difficile  ricostruirli  con 
la  fantasia,  resistendo  alla  Suggestion e  che  ci  e  data  dalle  idee 
preconcette  circa  le  deformazioni  visive  (0- 

Le  teorie  basate  sulla  prospettiva  subbiettiva  hanno  per  ca- 
poscuola  r  Hauck  {^) ;  il  quäle  basa  saldamente  le  sue  ipotesi  su 
di  uno  studio  fondamentale  del  modo  con  cui  nella  retina  e  nella 
mente  si  formano  e  si  percepiscono  le  immagini.  Noi  osserviamo 
gli  oggetti  di  notevole  estensione  seguendone  le  linee  con  gli  occhi, 
i  cui  raggi  visuali  mantengono  la  «  posizione  primaria  «  determi- 
nata  dalla  legge  di  Listing  (^) ;  sieche  la  percezione  «  si  compone 
dell'aggruppamento  di  tante  visioni  subbiettive,  alle  quali  non  si 
puö  attribuire  realtä,  segni  staccati  dell'oggetto  reale  a  cui  soltanto 
la  mente  viene  a  ridare  l'unitä  »»  (*).   La  prima  associazione  che 


(')  In  molte  osservazioni  dirette  da  me  compiute  su  monumenti  certa- 
mente  rettiliueari,  come  il  Pantheon,  11  tempio  d'Antonino  e  Faustina,  la 
parte  anteriore  del  tempio  della  Fortuna  Virile,  non  son  mai  riuscito  a  ri- 
scontrare  l'effetto  «  delle  visuali  oblique  »  del  Thiersch ;  invece  in  vari  casi 
m'ö  sembrato  vedere  l'effetto  di  cedimento  dovuto  al  timpano  (secondo  il 
Penrose),  ma  in  modo  irregolare  e  discontinuo,  da  alcuni  punti  di  veduta  si 
e  da  altri  no,  senza  che  possa  rendermi  conto  se  ciö  derivi  da  ragioni  su- 
biettive  od  obbiettive.  Quanto  alla  differenza  essenziale  prodotta  dalle  con- 
dizioni dei  monumenti,  basti  osservare  nella  fronte  del  Pantheon  quäle  alte- 
razione  nelle  linee  portino  le  due  macchie  blanche  che  quasi  simmetrlca- 
mente  si  vedono  nella  trabeazione  al  dlsopra  flella  penultima  colonna  a  destra 
ed  a  sinistra. 

(»)  G.  Hauck,  Die  subjektive  Perspektive  und  die  horizontalen  Curva- 
turen  des  dorischen  Styls.  Stuttgart,  1879. 

(3)  Cf.  Tscherning,  op.  cit.,  p.  269. 

(*)  Helmholtz,  op.  cit.,  p.  769. 


LA   CURVATURA   DELLE   LINEE   NEL   TEMPIO   d'ERCOLE   A   CORI  125 

si  ha  di  questa  serie  d'immagini  fugaci  da  ad  iina  retta  orizzon- 
tale  elevata  percorsa  daH'occhio  l'aspetto  di  una  curva  fortemente 
arcuata,  con  la  convessitä  cioe  rivolta  verso  l'alto  ('),  e  ad  una 
Serie  di  sostegni  verticali  visti  di  fronte  l'aspetto  di  tanti  ele- 
menti,  verticali  o  convergenti  a  seconda  dell'altezza  a  cui  si  tro- 
vano,  le  cui  distanze  diminuiscono  gradualmente  coU'avvicinarsi 
agli  estremi.  II  eriterio  guidato  dall'esperienza  riporta  poi  la  no- 
zione  rettilineare  e  quella  di  equidistanza. 

Secondo  l'Hauck  le  curvatnre  osservate  sui  monumenti  elle- 
nici  non  rappresenterebbero  che  la  stüizzasione  della  curva  che  si 
forma  in  qiiesto  primo  stadio  della  visione;  e  poiche  nei  monu- 
menti dorici  (1'  Hauck  e  anch'egli  della  falsa  opinione  che  ritiene 
le  cm-vature  caratteristiche  soltanto  dell'ordine  dorico)  la  soluzione 
del  triglifo  d'angolo  fa  si  che  l'intercolumnio  estremo  sia  minore 
degli  intermedi,  i  quali  talvolta  anche  vanno  gradatamente  au- 
mentando  tino  al  mezzo,  tutto  il  quadro  prospettico  subbiettivo  che 
si  presenta  di  fronte  ad  un  tempio  a  colonne  equidistanti  verrebbe 
cosi,  con  la  detta  stilizzazione,  riprodotto  in  modo  armonico  e 
completo.  Non  dunque  correzione,  ma  accentuazione  di  quelle  che 
€  il  primo  stadio  della  percezione  visiva. 

La  teoria  e  certamente  geniale,  ma,  cosl  come  e  formulata, 
basata  cioe  sul  concetto  d'imitare  e  tradurre  in  pietra  la  visione 
ejffimera  che  si  compone  nel  nostro  occhio,  sembra  invero  artificiosa 
ed  arbitraria.  Quanto  piü  sviluppato  dobbiamo  ritenere  il  senso 
prospettico  dei  Greci,  tanto  piü  ci  appare  evidente  che  fosse  per 
loro  facile  e  diretto  il  passaggio  dalla  visione  alla  percezione  col- 
lineare,  cioe  allo  stadio  ultimo  e  perfetto.  Ed  inoltre  perche  allora 
troveremmo  le  curvature  in  alcuni  monumenti  ed  in  alcune  parti 
di  essi?  Una  spiegazione  basata  su  concetti  stilistici  generali  come 
questa  dell'  Hauck  e  come  anche  le  teorie  puramente  estetiche  giä 
accennate,  dovrebbe  avere  avuto  applicazioni  generali  e  non  inci- 
dentali;  laddove  si  comprende  che  le  ipotesi  basate  su  correzioni 
ottiche  possano  fino  ad  un  certo  punto  spiegare  i  casi    isolati;  a 

(*)  L'Hauck  parla  (a  p.  33  e  seg.)  di  un'esperienza  in  un  caso  speciale 
in  cui  il  fenomeno  e  avvertito  in  modo  evidentissimo ;  quando  cioe  si  fa,  in 
occasione  di  feste,  Tilluminazione  di  una  facciata  con  una  serie  di  fiammelle, 
che  rocchio  vede  nel  percorrerne  la  linea  disegnarsi  neiroscuritä  secondo  una 
ampia  curva. 

9 


126  G.    GIOVANNONI 

seconda  cioe  che  un  dato  effetto  dalle  condizioni  di  ambiente,  di 
luce,  di  ornato  era  volta  per  volta  accentuato  o  nascosto. 

Invece  mi  sembra  che  ad  un'ipotesi  piii  attendibile  possa 
giungersi  sempre  partendo  dalle  premesse  dell'Hauck,  se  si  con- 
siderano  le  curvature  come  un  espediente,  im  artificio  prospettico 
per  aumentare  Feifetto  di  grandezza  delFedificio  (^).  Nel  modo 
istesso  che  l'entasi  doUe  colonne  ha  per  scopo  di  aumentare  l'ef- 
fetto  d'altezza  aumentando  ancora  la  rastremazione  che  la  pro- 
spettiva  darebbe  ad  un  fusto  cilindrico,  nel  modo  istesso  che  nei 
portici  a  due  serie  di  colonne  i  Greci  hanno  quasi  costantemente 
aumentato  l'effetto  di  profonditä  col  dare  alle  colonne  interne  dia- 
metro,  e  talvolta  anehe  altezza,  minori  che  non  nella  lila  anteriore, 
cosi  anche  la  curvatura  delle  linee  sovrastanti  all'occhio,  linee  che 
questo  sa  essere  orizzontali,  viene  ad  aumentare  l'ampiezza,  poiche 
accentua  Feffetto  della  curvatura  d.ta  dall'immagine  subbiettiva 
come  l'accentuerebbe  una  maggior  estensione  della  fronte. 

L'illusione  nell'ordine  dorico  e  resa  piü  completa  dalla  dimi- 
nuzione  degli  intercolumni  verso  gli  estremi,  nell'ionico  invece 
permane  anche,  ma  meno  perfetta  el  evidente.  Si  puö  cosi  ricon- 
durre  il  fenomeno  ad  un  ordine  di  fatti  giä  noti,  non  isolati  come 
sarebbe  stata  la  stilizzazione  delle  curve.  Si  puö  anche  allora 
spiegare  come  in  taluni  casi  sia  sembrato  agli  artisti  conveniente 
accentuare  una  dimensione  dell'edificio  mediante  questo  mezzo,  in 
altri  no:  fatto  che,  come  si  e  detto,  sarebbe  del  tutto  incompa- 
tibile  con  un'ipotesi  stilistica  generale  (^). 

Di  fronte  al  testo  di  Vitruvio,  quest'ipotesi  rappresenta  un 
ordine  d'idee  innegabilmente  diverse,  ma  che,  certo  piü  della  teoria 
deir  Hauck,  puö  trovare  in  esso  una  diretta  concordanza.  Una  legge 
che  mi  sembra  generale  nelle  illusioni  ottiche  comuni  (non  do- 
vute   cioe  a  fatti    speciali,  come    incontri  di   linee  ecc.)    e    nelle 

(')  Giä  r Hoffer  (op.  cit.)  aveva,  fin  daH'inizio  delle  ricerche  in  questo 
carapo  intravisto  tale  concetto,  associandolo  a  quelli  puraraente  esteticij 
ma  r  Hauck  (op.  cit.,  §  8)  si  ö  affrettato  ad  escludere  quest'ordine  d'idee, 
sembrandogli  impossibile  che  1  Greci  seguissero  procedimenti  d'arte  che  ri- 
cordano  quelli  del  tardo  Rinascimento,  Recentemente  T  Hoffmann  (op.  cit.)  ha 
sostenuto  un'ipotesi  non  dissimile  da  quella  ora  qui  esposta. 

(*)  Le  varie  composizioni  decorative  di  Pompei  offrono  numerosi  esempi 
di  queste  accentuazioni  prospettiche  degli  effetti;  le  quali  certo  quindi  non 
furono  estranee  all'arte  ellenistica  ed  alla  romana. 


LA    CURVATURA    DELLE    LINKE    NEL    TEMPIO   D*ERCOLE    A    CORI  127 

masse  architettoniche  quella  che  potrebbe  dirsi  di  reazione  contro 
l'effetto  prospettico:  cosi  ad  es.  una  colonna  perfettamente  cilin- 
drica  sarebbe  certamente  veduta  come  divergente  superiormente, 
raentre  che  l'occhio  ne  vede  invece  convergenti  le  linee ;  cosi  an- 
che  rinsieme  di  una  serie  di  coionne  verticali  appare  come  se  si 
aprisse  verso  l'alto  {^).  La  reazione  quindi  contro  la  curva  con- 
vessa  veduta  nel  primo  aggruppamento  delle  immagini  darebbe 
Tapparenza  di  una  curva  concava,  che  si  piega  verso  il  basso, 
quasi  affaticata  dal  peso  che  la  trabeazione  sostiene ;  e  specialmente 
ciö  avverrebbe  nei  templi  dorici,  in  cui,  come  dice  giustamente 
r  Hauck  (^)  la  normale  curvatura  sarebbe  sproporzionata  alla  ra- 
stremazione  degli  intercolumni  e  sembrerebbe  quindi  alveolata. 
In  ciö  dunque  e  da  cercarsi  la  spiegazione  analitica  del  fatto 
genericamente  esposto  dallo  Choisy  (^),  il  coordinamento  tra  questa 
ipotesi  dell'illusione  ottica  e  la  correzione  vitruviana. 

Ritorniamo  ora  al  tempio  di  Ercole  a  Cori.  Assolutamente 
opposta  alle  teorie  pseudoscopiche  del  Penrose  e  del  Thiersch  ed 
alla  teoria  di  stilizzazione  dell'Hauck,  la  curvatura  concava  del 
pronao  ed  il  suo  andamento  crescente  verso  l'alto  possono  in 
questa  ipotesi  della  illusione  ottica  trovare  una  esplicazione  che 
sembra  soddisfacente. 

Soffermiamoci  per  un  momento  (vedi  tav.  VII)  ed  esaminare 
l'aspetto  generale,  il  coneetto  di  proporzioni  e  di  forme  che  anima 
la  bellissima  opera.  Nella  grande  evoluzione  che  ha  subito  nel 
corso  dei  tempi  l'ordine  dorico  prima  che  Farte  romana  l'uccidesse 
nelle  imitazioni  geometriche,  questo  di  Cori  rappresenta  l'ultimo 
anello,  ardita  manifestazione  di  uno  spirito  nuovo  contrapposta  al- 
l'antico  tipo.  Non  soltanto  son  diversi  i  particolari,  e  le  coionne 
sono  munite  di  base  ed  i  fusti  hanno  doppio  tipo  di  scanalature, 
e  la  grande  porta  e  le  ante  differiscono  dagli  esempi  tradizionali ; 
ma  tutte  le  proporzioni  stanno  ad  indicare,  non  piü  la  massa  grave 
e  lo  sviluppo  longitudinale,  ma  la  leggerezza  e  lo  slancio  verso 
l'alto.  Le  coionne  hanno  altezza  di  nove  diametri,  ristretti  e  sottili 
sono  i  capitelli,  piccola  la  trabeazione,  e  tutta  l'opera  puö  dirsi 
concepita  come    un    monumento   verticale;    alla    quäle   tendenza 

(»)  Choisy,  op.  cit,  p.  406. 

(«)  Op.  cit.,  p.  138. 

(3)  Vedi  sopra  a  p.  408. 


128  G.    GIOVANNONI 

certo  non  deve  essere  stata  estranea  la  nozione  del  liiogo  in  cui  il 
tempio  si  trovava,  isolato  in  cima  ad  un  alto  colle,  con  una  ripida 
strada  che  doveva  accedervi  e  permetteva  soltanto  di  vederlo  dal 
basso. 

Tra  queste  caratteristiche  singolari  dell'ordine  architettonico 
di  Cori  una  ve  n'e  su  cui  importa  soffermare  l'attenzione;  ed  e  la 
distanza  data  agli  intercolumni  ed  alle  metope.  I  primi  sono  tutti 
uguali  nella  fronte;  e  poiche  nel  fregio  ancora  e  seguita  la  dispo- 
sizione  del  triglifo  d'angolo,  ne  consegue  che  nei  due  spazi  estremi 
la  larghezza  delle  metope  e  molto  maggiore  che  non  nello  spazio 
centrale,  con  un  effetto  non  certo  felice  e  che  anche  piü  sgradevole 
doveva  sembrare  agli  artisti  antichi,  avvezzi  ancora  alla  regolare 
e  bella  disposizione  del  fregio  dorico. 

Questo  disagio  in  cui  gli  architetti  si  trovavano  nelle  analoghe 
applicazioni  e  chiaramente  espresso  da  Vitruvio ;  il  quäle  nel  dare 
la  ragione  per  cui  insigni  architetti  come  Arcesius,  Pytheos,  Her- 
mogenes  non  avevano  voluto  impiegare  l'ordine  dorico  nella  co- 
struzione  dei  templi,  dice  (^)  che  delle  due  soluzioni  che  si 
presentano  per  la  disposizione  delle  colonne  e  del  fregio,  o  l'antica 
che  rendeva  gl'intercolumni  estremi  piü  piccoli  degli  altri,  o  la 
nuova  che  stabiliva  invece  gl'intercolumni  uguali  ma  era  costretta 
ad  alterare  le  metope,  ambedue  erano  deplorevoli ;  donde  il  con- 
siglio  di  adottare  una  nuovissima  disposizione,  abbandonando  l'orga- 
nico  tipo  del  triglifo  angolare  e  ponendo  invece  anche  nelle  colonne 
d'angolo  il  triglifo  sull'asse  della  colonna  in  ciascuno  dei  lati  {^). 

Tra  queste  varie  soluzioni,  l'architetto  del  tempio  d'Ercole  non 
ha  accettato  questa  non  felice  innovazione  che  Vitruvio  cosi  cal- 
damente  sostiene,  ma  ha  francamente  adottato  quella  intermedia, 
ponendo  le  colonne  equidistanti,  e  facendo  diverse  le  metope:  ma 
deve  aver  posto  mente  ai  mezzi  per  diminuire  1' effetto  non  hello 
che    risultava  nelle   proporzioni,  da   cui    apparivano    i  due  spazi 

(^)  Vitr.,  IV,  3:  «...  ita  metopae,  quae  proximae  ad  angulares  tri- 
glyphos  fiunt,  non  exeunt  quadratae  sed  oblongiores  triglyphi  dimidia  lati- 
tudine.  at  qui  metopas  aequales  volunt  facere,  intercolumnia  extrema  con- 
trahunt  triglyphi  dimidia  latitudine .  hoc  autem  sive  in  metoparum  longi- 
tudinibus  sive  intercolumniorum  contr actionibus  eßcietur,  est  mendosum. 
quapropter  antiqui  vitare  visi  sunt  in  aedibus  sacris  doricae  symmetriae  ra- 
tionem  ». 

(«}  Lib.  IV,  3,  5. 


LA    CURVATURA    DELLE    LI>EE    NEL    TEMPIO    d'eRCOLE    A    CORI 


129 


estremi  della  trabeazione  maggiori  dello  spazio  intermedio;  e  l'espe- 
diente  adottato  e  stato  quello  della  curvatura  concava,  che  gli  per- 
metteva  di  far  sembrare  piü  ristretta  la  zona  superiore,  contraria- 
mente  airordinario  espediente  della  convessitä  che  tendeva  a  farla 
apparire  piü  sviluppata. 

Osserviamo  infatti  lo  Schema  della  fig.  4,  in  cui  son  rap- 
presentate  le  linee  principali  della  fronte,  come  risultano  composte 
nell'occhio  che  le  contempla  dal  basso,  soffermandosi  in  tre  posi- 
zioni  primarie  siill'asse  degrintercoliimni.  La  curva  pnnteggiata 
corrisponde  alla  forma  secondo  cui  apparirebbe  la  trabeazione  ret- 
tilineare;  la  curva  a  tratto  continuo,  a  quella   secondo  cui  effet- 


Fig.  4. 


tivamente  appare  per  la  concavitä  costruttiva  che  viene  a  dimi- 
nuire  la  convessitä  visuale.  Sieche  la  sommitä  del  tempio  viene 
ad  apparire  meno  curva  e  come  tale  meno  larga  del  vero  verso  gli 
estremi.  E  dunque  realizzato  l'effetto  assolutamente  opposto  a  quello 
che  si  ricercava  negli  altri  templi,  specialmente  nei  dorici  ad  in- 
tercolumni  di  diversa  ampiezza,  appunto  perche  opposte  sono  in 
tal  caso  le  proporzioni,  diverso  il  problema  di  accomodamento  che 
si  voleva  risolvere. 

Cosi  dunque  l'ipotesi  della  illusione  ottica,  dell'effetto  cioä  di 
maggior  o  minore  ampiezza  ottenuto  modificando  le  curve  che 
appaiono  nel  quadro  prospettico  subbiettivo,  puö  prestarsi  alla 
spiegazione  del  fatto  nuovo  constatato  a  Cori,  opposto  ai  risultati 
di  tutte  le  passate  teorie ;  ed  allo  stato  presente  delle  nostre  co- 
gnizioni  puö  dunque  tale  ipotesi  rappresentare  una  soluzione  at- 
tendibile.  Ma  non  occorre  dimenticare  che  queste  nostre  cognizioni 


130  G.   GIOVANNONI,    LA   CURVATURA   DELLE   LINEE   ECC. 

sono  ancora  scarse  in  proposito  e  che  soltanto  per  pochi  monumenti, 
come  quelli  di  Atene  e  d'Olympia,  e  come  ora  il  tempio  di  Cori,  ab- 
biamo  a  questo  riguardo  rilievi  certi,  corredati  di  osservazioni  d'in- 
dole  costruttiva.  Soltanto  qiiando  piü  numerosi  e  complessi  saranno 
i  dati  scientifici  regolarmente  raccolti,  quando  la  via  degli  studi 
cosi  animosame nte  iniziati  intorno  alla  metä  del  secolo  scorso  e 
poi  quasi  abbandonati  sarä  di  nuovo  percorsa,  poträ  sorgere  una 
Vera  teoria,  non  semplicemente  induttiva  (').  Forse  allora  molte  delle 
idee  che  ora  sembrano  inconciliabili,  potranno  apparire  coesistenti; 
poiche  e  da  ritenere  che  gli  artisti  greci,  che  immaginavano  i  loro 
edifici  nel  vero  ambiente  prospettico  e  non  sulla  carta,  secondo  le 
varie  condizioni  obbiettive  di  luce  e  di  vediita,  secondo  il  senti- 
mento  artistico  individuale,  ne  stabilissero  caso  per  caso  le  carat- 
teristiche  per  rispondere  alla  loro  euritmia,  non  ad  una  o  all'altra 
delle  varie  teorie ;  le  quali  piü  che  per  essi  valgono  per  noi.  Forse 
anche  quindi  molte  delle  considerazioni  suesposte  verranno  demo- 
lite ;  ma  rimarranno  —  molto  piü  importanti  e  sicure  di  esse  —  la 
constatazione  e  la  determinazione  di  un  fatto  cosi  importantee  singo- 
lare  quäle  e  quello  della  curvatura  nel  tempio  di  Ercole  a  Cori  (^). 

G.    GlOVANNONI. 

(»)  Potrebbe  parere  anche  meno  alta  se  la  forma  delle  colonne  e  l'ef- 
fetto  di  prospettiva  aerea  non  venissero  a  ristabilire  il  senso  della  distanza. 

{*)  Anche  potranuo  riuscire  di  prezioso  ausilio  gli  studi  sui  monumenti 
medievali,  in  cui  innumerevoli  anomalie  si  riscontrano,  talune  evidentemente 
intenzionali  allo  scopo  di  produrre  illusioni  prospettiche,  altre  invece  per  le 
quali  non  e  del  tutto  dimostrato  se  derivino  da  irregolaritä  fortuite  o  da 
u  raffinatezze  »  architettoniche.  Per  ora  e  troppo  presto  per  poter  affermare 
una  Vera  continuitä  di  tradizione,  e  per  pcttere,  come  fa  il  Goodyear  che  di 
tali  studi  special!  sulle  costruzioni  del  Medio  Evo  pu5  dirsi  l'autorevole  capo- 
scuola,  associare  le  singolaritä  che  trovansi  in  queste  costruzioni  con  quelle 
dei  monumenti  antichi  (Cfr.  W.  H.  Goodyear.  Optical  reßnements  in  me- 
äiaeval  Architecture  in  The  Architectural  Record.,  1896,  II,  1*),  ed  in  par- 
ticolare  con  quella  del  tempio  d'Ercole  a  Cori  (art.  cit.,  p.  173-176). 


Fig.  5. 


ÄRA   DI  BAGNACAVALLO 


Tua,    Caesar,  aetas 

fruges  et  agris  rettulit  über  es 

Orazio,  Carmt'na,  IV,  15. 

Nella  chiesa  parrocchiale  di  Boncellino,  vicina  al  grosso  borgo 
romagnolo  di  Bagnacavallo  (provincia  di  Ravenna),  esisteva  il  mo- 
numento  qiü  illustrato  sino  all' anno  1902.  In  quell'anno,  per 
azione  del  compianto  Brizio,  esso  veniva  trasportato  nella  sala  dei 
monumenti  romani  del  Miiseo  Civico  bolognese,  ove  tuttora  si 
trova. 

II  moniimento,  im'altare  romano  dei  prinii  tempi  dell'impero, 
dovette  soffrire  \m  guasto  assai  grave  quaudo  fu  trasformato  in 
acquasantiera  per  la  rustica  chiesetta. 

In  tale  occasione  forse  saranno  andate  perdute  le  modanature 
della  base  ed  il  protilato  orlo,  rimanendo  solo  un  cilindro  alto 
m.  0,70,  con  un  diametro  di  m.  0,39.  Anzi  il  danno  non  si  e  limi- 
tato  a  questo,  che  il  bei  marmo  dalla  calda  patina  giallastra  fu 
ricoperto  da  troppo  contadinesche  mani  di  uno  strato  di  bianca 
calce,  per  fortuna  leggero,  che  ha  corroso  e  guasto  vieppiü  la  epi- 
dermide  dei  fnitti  e  delle  biade  che  escono  dai  quattro  corni  di 
abbondanza. 

Da  questi  quattro  conii  vediamo  infatti  espandersi  rigogliosi 
prodotti  vegetali,  che  trovano  il  loro  pretto  riscontro  in  quelli  tanto 
ammirati  dei  festoni  deir^r<2  Pacis  (Petersen,  Ära  Pacis  Au- 
gustae,  1902,  p.  38;  Strong-Sellers,  Roman  sculpture  from  Au- 
gustus  to  Constantine,  1907,  t.  XX).  II  rendimento  in  queste  due 
opere  e  il  medesimo,  come  ognuno  pu6  benissimo  giudicare  al 
mero  confronto;  e  il  rendimento  naturalistico  uelle  rappresenta- 
zioni  di  natura   morta  dell'arte  augustea,    su  cui   si   bene  hanno 


132 


P.   DUCATI 


fatto  osservazioni  il  Wickhoff  {Roman  Art,  1900,  p.  34)  e  la  Strong- 
Sellers  (op.  cit.,  p.  64  e  segg.). 

In  tal  modo  l'altare  di  Bagnacavallo  viene  ad  accrescere  la 
Serie  preziosa  di  quei  monumenti  che,  attorno  alVAra  Pacis,  for- 
mano  la  fcestimonianza  della  rigogliosa  arte  decorativa  dei  primi 
decenni  deirimpero. 


Degna  di  nota  e  in  qiiesto  altare  la  forma:  rotonda  e  slan- 
ciata  essa  e  una  pretta  derivazione  da  modelli  ellenistici.  üi  re- 
cente  e  contemporaneamente  lo  Pfuhl  nel  suo  lavoro  Bas  Beiwerk 
auf  den  ostgriechischen  Grabreliefs,  p.  85  e  segg.,  inserto  nel- 
Y  Jahrbuch  des  arch.  Instituts,  1905,  e  1' Altmann  nel  suo  libro 
Bie  römischen  Grabaltäre  der  Kaiserzeit,  1905,  p.  1  e  segg., 
hanno  raccolto  ampio  materiale,  che  in  modo  luminoso  prova  lo 
sviluppo  nel  pretto  periodo  ellenistico  e  nelle  regioni  attorno  al- 


ÄRA    DI    BAGNACAVALLO      •  133 

l'Egeo  di  questa  forma  di  altare  e  la  siia  destinazione  a  scopo 
religioso  ed  a  scopo  funerario. 

Credo  che  tale  forma  di  altare  possa  risalire  slW  €(fx<xQcc,  a 
qiiella  specie  di  cilindro  aperto  per  cui  fluiva  al  morto  la  liba- 
zione  a  liii  sacra,  della  quäl  specie  di  monumento  un  prezioso 
esempio  ci  e  dato  dalla  ia^aQu  di  terracotta  di  Monaco,  con  la 
piü  antica  rappresentazione  di  Caronte,  edita  dal  Fiirtwängler  nel- 
X Archiv  für  Religio asioissenschaft,  v.  VIII,  1905,  pp.  191-202. 

Ad  ogni  modo  nel  III  secolo  a.  C.  la  forma  di  altare  ro- 
tondo  sarebbe  del  tutto  evoluta,  e  qiiesto  ci  attesta  un  esemplare 
di  Cos  al  Museo  di  Costantinopoli  citato  dallo  Pfuhl.  Nell'isola 
di  Rodi  specialmente  si  sarebbe  svolto  questo  tipo  di  altare-se- 
polcro  rotondo,  noto  a  noi  da  moltissimi  esemplari  su  cui  insiste 
r Altmann,  come  per  gli  analoghi  esemplari  di  Lesbo  fa  parola 
lo  Pfuhl. 

Regolarmente  un  ricco  festone  di  fiori  e  di  frutti  e  sospeso 
tutto  attorno  al  monumento  a  bucrani,  a  teste  di  arieti  o  anche  a 
patere,  e  questo  festone  e  situato  verso  l'alto.  Invece  nel  magni- 
fico  e  noto  altare  del  teatro  di  Dioniso,  ad  Atene,  che  puö  essere 
datato  attorno  il  130  a.  C.  (Altmann,  Architektur  und  Orna- 
mentik der  antiken  Sarkophage^  p.  73  e  seg.)  il  festone,  se  sopra 
le  teste  dei  Sileni  si  avvicina  di  assai  al  decorato  orlo  superiore» 
coi  suoi  semicerchi  pendenti  non  di  molto  si  discosta  dalla  ricca 
modanatura  della  base. 

Devesi  poi  notare  che,  riguardo  alle  proporzioni  loro,  io  divi- 
derei  questi  altari  ellenistici  in  due  tipi :  il  primo,  come  l'altare 
ora  citato  di  Atene,  ha  una  circonferenza  piuttosto  ampia  rispetta 
all'altezza,  onde  l'aspetto  generale  e  piuttosto  tozzo,  nel  secondo^ 
ed  e  il  tipo  della  nostra  ara  di  Bagnacavallo,  il  diametro  della 
circonferenza  e  assai  piccolo  in  confronto  dell'altezza. 

Nel  primo  tipo,  essendo  esso  offerto  dal  detto  altare  dioni- 
siaco  di  Atene  e  per  esempio  da  due  altari  di  Delo,  ora  al  Louvre 
.(1°  Baumeister,  Denkmäler,  v.  I,  fig.  59;  2°  Clarac,  Musee  de 
scidpture,  v.  I,  t.  130,  n.  157)  di  destinazione  religiosa  e  ricompa- 
rendo  infatti  con  identica  destinazione  di  culto  nei  rilievi  citaro- 
dici  (Schreiber,  Hellenistische  Reliefbilder,  tt.  XXXIV-XXXVI)» 
si  sarebbe  quasi  indotti  a  vedere  un  genere  di  altari  destinati 
esclusivamente  ad  atti  del  culto  religioso  verso  divinitä. 


134  P.    DÜCATI 

E,  ad  ammettere  questo  ci  conforterebbero  pure  numerosi 
-esempi  di  altari-sepolcri  o  di  altari-onorari,  che  sono  appimto  del 
secondo  tipo,  qiiali  per  esempio,  quello  di  Cuma,  edito  dallo 
Pfuhl  nel  lavoro  giä  citato  (p.  88,  fig.  18),  quello  assai  noto  da 
Lesbo,  edito  nel  Dizionario  di  Daremberg  e  Saglio  (v.  I,  p.  352, 
fig.  426  =  Conze,  Reise  auf  der  Insel  Lesbos,  1865,  t.  IV,  5)  de- 
dicato  alVeroe  Aristandro. 

Ma  d'altro  lato,  il  medesimo  tipo  di  altare  alto  e  stretto 
nappare  nel  rilievo  dell'apoteosi  di  Omero  di  Archeiao,  pochi  anni 
or  sono  studiato  dal  Watzinger  {Das  Relief  des  Archelaos  von 
Priene,  63^^  Programm  zum  Winckelmann feste,  Berlin,  1903)  e 
nel  rilievo  ellenistico  di  Pane  suU'asino  del  Museo  di  Napoli 
(Schreiber,  t.  LTV). 

Alcuni  di  questi  altari  possono  discendere  piü  in  giü  della 
€tä  veramente  ellenistica  ed  entrare  nell'etä  romana;  cosi  l'altare 
di  Aristandro,  cosi  l'altare  del  rilievo  di  Archeiao,  qualora  si  ac- 
<jetti  la  critica  alle  opinioni  del  Watzinger  fatta  dal  Cultrera,  e 
si  accetti  il  riferimento  proposto  da  questi  all'etä  romana  {Saggi 
sull'arte  ellenistica  e  greco-romana,  I,  1907,  p.  226).  Tuttavia 
possono  questi  altari  essere  considerati  tutti  come  espressione  di 
arte  ellenistica,  o  per  quanto  concerne  la  loro  decorazione  o  per 
trovarsi  essi  rappresentati  in  opere  di  carattere  ellenistico. 

L'altare  rotondo  puramente  romano,  che  pur  deve  essere  rite- 
outo  come  derivato  da  questi  altari  ellenistici,  e  piuttosto  raro  e 
mostra  prevalentemente  la  forma  del  secondo  tipo,  alta  e  slanciata. 
Oli  esemplari  assai  noti  che  cito  con  le  loro  particolaritä  ci  pos- 
sono istruire  assai  bene  sulla  origine,  suUa  durata,  sugli  aspetti 
di  tal  genere  di  monumenti  romani. 


ü)  Altare  di  Mercurio  e  di  Maia.  Vaticano,  galleria  dei 
Candelabri.  —  C.  I.  L.,  I,  804  =  VI,  2221;  Samter,  nelle 
Römische  Mitteilungen,  v.  VIII,  1893,  pp.  222-225;  Altmann, 
Die  röm.  Grabaltäre,^.  5. 

11  monumento,  di  forma  allungata,  sarebbe  stato  dedicato 
tra  gli  anni  145  e  103  a.  C.  II  festone  sospeso  a  due  bucrani  e 
«spresso  del  tutto   secondo  1'  indirizzo  ellenistico  e   non  secondo 


ÄRA    DI    BAGNACAVALLO  135 

la   naturalezza   che  conduce  all' illusionismo   dell'arte   decorativa 
imperiale. 

La  pretta  imitazione  ellenistica  si  manifesta  anche  nel  modo 
in  cui  e  disposta  la  iscrizione  e  nella  presenza  delle  due  figiire 
di  divinitä. 


b)  Altare  da  Veio.  Miiseo  del  Laterano.  —  Monumenti  del- 
VInüituto,  V.  IV,  t.  36 ;  G.  L  Z.,  XI,  3779 ;  Benndorf  e  Schöne, 
n.  440 ;  Heibig,  Führer^  n.  706 ;  ßoscher,  Lexikon^  v.  III, 
c.  2505,  fig.  6. 

Anche  questo  monumento  dedicato  alla  Pietä  (P  I E  T  A  T I S 
S  ACRVM)  e  di  forma  piiittosto  slanciata,  sebbene  in  minor  grado 
che  nell'esempio  precedente. 

E  giä  stato  notato  che  questo  altare,  per  la  sua  decorazione, 
deve  risalire  al  celebre  puteal  Libonis,  esistente  nel  Foro  e  noto 
a  noi  da  una  moneta  della  gens  Scribonia  (Babelon,  Monnaies  de 
la  republique,  II,  427).  Sebbene  questo  puteale  sia  doYuto  a  L.  Scri- 
bonio  Libone,  pretore  nel  204,  l'altare  veiente  che  ne  deriva  pa- 
lesa  l'etä  augustea  pel  modo  con  cui  sono  espressi  i  frutti  e  le 
biade  del  festone,  che  concordano,  a  mio  avviso,  perfettamente  con 
le  biade  ed  i  frutti  ^^WAra  Pacis. 

E  degna  di  nota  la  derivazione  di  questo  altare  da  un  cosi 
detto  puteale.  II  puteal  (racchiudente  una  sacra  fontana)  ed  il 
bidental  (racchiudente  il  luogo  colpito  da  fuoco  ceteste),  due  ge- 
neri  di  monumenti,  come  di  recente  ha  osservato  l'Hild  (articolo 
puteal  nel  Dizionario  di  Daremberg  e  Saglio,  v.  IV,  p.  778  e  seg.), 
romani  e  di  significato  sacro,  possono  alla  loro  volta,  appunto  per 
questo  carattere  sacro,  essere  assimilati  agli  altari.  Perciö  questi 
monumenti  di  forma  rotonda,  a  parapetto  basso,  si  saranno  a  poco 
a  poco  avvicinati,  come  e  il  caso  del  puteale  di  Libone,  agli  al- 
tari ellenistici,  ed  in  seguito  avranno  anche  assunto  la  forma  stessa 
slanciata  di  questi  altari,  come  vediamo  nel  puteale  del  lacus 
Juturnae,  nei  parapetti  di  pozzo  di  Pompei.  Tuttavia  antecedenti 
etruschi  di  tal  forma  slanciata,  si  avrebbero  nei  puteali  di  Mar- 
zabotto  {Mon.  dei  Lincei,  v.  I,  p.  321  e  seg.)  del  tutto  negletti 
dair  Hild, 


136  P.    DUCATI 


e)    Altare    da    Tivoli.    Vaticano,  galleria  dei  Candelabri.  — 
Altmann,  p.  5,  fig.  2. 

Questo  altare,  di  forma  assai  slanciata,  tuttavia  non  ha  piü, 
come  gli  esemplari  ellenistici,  la  iscrizione  dedicatoria  siilla  mo- 
danatura,  ma,  come  nell'altare  b,  essa  iscrizione  e  incisa  sopra  il 
festone : 

AGATHO    DAEMONI 

SACRVM 

E.  V.  S. 

I  bucrani  a  cui  e  appeso  il  semplice  festone,  sono  di  tipo 
romano. 


d)  Altare-sepolcro  di  Ottavia  ,Catulla.  Brocklesby 
Park.  —  Montfaucon,  v.  V,  t.  28;  C.  L  Z.,  v.  VI,  23338; 
Altmann,  p.  6. 

La  forma  di  questa  pietra  sepolcrale  e  piuttosto  tozza  e  bassa. 
La  iscrizione  manifesta,  come  data  di  esecuzione,  l'etä  dei  primi 
successori  di  Augusto;  infatti  T altare  e  dedicato  ai  Mani  di  una 
Ottavia  Catulla,  moglie  di  un  Celado,  liberto  dei  divo  Augusto. 
Tale  data,  posteriore  alla  pura  etä  augustea,  palesano  a  mio  av- 
viso  pure  e  la  forma  dell'ara  non  piü  ellenistica  e  la  ricca  deco- 
razione,  per  cui  quest'ara  deve  essere  ritenuta  come  un  perfetto 
riscontro  ai  ricchi  altari-sepolcri  quadrangolari  dei  primo  secolo 
dell'impero.    . 

L'esuberante  e  grossissimo  festone,  sottoposto  all'aquila  ed 
alla  iscrizione  e  sostenuto  da  bucrani,  fa  rammentare  una  bella 
urna  della  gliptoteca  Ny-Carlsberg  (Altmann,  fig.  58,  n.  7),  mentre 
le  cordelle  della  legatura  a  mezzo  dei  festone,  ricordano  altari  coi 
bucrani  sorreggenti  i  festoni,  quali  le  are  di  Preneste  (m,  fig.  54, 
n.  2),  di  Spendonte  (ivi,  fig.  55,  n.  4),  di  Arimnesto  (ivi,  fig.  56, 
n.  5).  L'aquila  poi  al  di  sopra  dei  festone  ci  riporta  ad  esemplari 
piü  recenti,  quali  le  are  di  Volusio  Pedro  {ivi^  fig.  40,  n.  4)  di 


ÄRA    DI    BAGNACAVALLO  137 

Annia  Nice  {ivi,  fig.  62,  n.  20),  di  Antonia  Elena  {ivi,  fig.  64,  n.  25), 
di  Ciarto  Preponte  {ivi,  fig.  74,  n.  54),  di  Ogulnio  ßodone  {ivi^ 
fig.  75)  ed  altre  ancora. 

e)  Altare  di  Mantova.  —  Labus,  Museo  della  R.  Acca- 
demia  di  Mantova,  v.  I,  t.  XXIV;  Dütschke,  n.  710;  Alt- 
mann,  p.  6. 

Per  la  snellezza  di  forma,  questo  esemplare  si  collega  all'al- 
tare  c  ed  al  nostro  di  Bagnacavallo.  Etä  tuttavia  piü  recente 
esso,  a  mio  credere,  paleserebbe  nella  esuberanza  della  decorazione, 
che  riempie  tutta  la  curva  superficie,  e  nella  zona  di  ornato  posta 
superiormente  e  nelle  teste  femminili  da  cui  pendono  i  festoni. 
Queste  teste  femminili  in  tale  ufficio  sono  su  di  un  monumento 
dell'etä  dei  Flavii,  in  un'altare-sepolcro  del  cortile  del  Belvedere 
{R^Wig,  Führer^,  n.  160;  Altmann,  p.  56,  n.  12;  Strong-Sellers, 
t.  XXXVIII).  Air  etä  dei  Flavii  sarei  incline  ad  attribuire  questo 
monumento. 

/)  Altare  di  Mantova.  —  Labus,  v.  II,  t.  XVI;  Dütschke, 
n.  712;  Altmann,  p.  6. 

L'ara,  piuttosto  bassa,  e  addirittura  ricoperta  con  esuberante 
decorazione  vegetale  di  acanto  che  rammenta  assai  alcuni  monu- 
menti  dell'etä  dei  Flavi,  gli  acanti  dell'arco  di  Tito,  di  tre  lastre 
del  Foro  Romano  (Strong-Sellers,  t.  XXXVI).  E  la  medesima  etä  dei 
Flavi  paleserebbero  pure  le  teste  femminili  ^sorreggenti  i  festoni. 
L'Altmann  invece,  anche  pel  monumento  precedente,  pensa  all'etä 
di  Augusto. 

P')  Altare  dagli  Orti  Sallustiani.  —  Bullettino  archeolo- 
gico  comunale,  1886,  t.  X,  p.  314  e  segg.   (C.  L.  Visconti); 
.    Altmann,  p.  118;    Journal  of  Hellenic  Studies,  v.  XXVIII, 
1908,  p.  152. 

Anche  questo  piccolo  altare  (altezza  conservata  m.  0,74 
per  0,57  di  diametro)  e  di  forma  snella,  ma  qui  la  sintassi  de- 
corativa,   quäle  noi  possiamo    vedere  negli   anteriori  monumenti 


188  P.    DUCATI 

e  derivata  dagli  altari  ellenistici,  e  del  tiitto  trasformata  se- 
condo  nuove  teüdenze. 

Dai  quattro  elegant!  balausti  scendono  i  cortinaggi  che  ten- 
gono  luogo  dei  festoni  di  fiori,  di  frutti,  di  biade,  e  nei  riquadri, 
da  questi  balausti  formati,  sono  le  quattro  gentili  figurine  di  ge- 
nietti  alati  simboleggianti  le  stagioni  dell'anno.  Queste  piccole 
figure  rientrano  perfettamente  nel  repertorio  degli  Amorini  del- 
l'arte  del  rilievo  adrianeo,  su  cui  recentemente  ha  richiamato  l'at- 
tenzione  la  Strong-Sellers  (p.  264  e  segg.  dell'opera  citata),  degli 
Amorini  dell'ara  di  Ostia,  dei  sarcofagi  ateniesi  e  specialmente 
della  notissima  urna  capitolina  ottagonale  di  Lucio  Lucilio  Feiice 
(Heibig,  n.  440;  Altmann,  n.  105;  Strong-Sellers,  t.  LXXX). 
Questa  urna  e  una  ulteriore  trasformazione  della  forma  tondeg- 
giante  di  questo  altare  rotondo  adrianeo:  i  balausti  come  linee 
di  divisione  e  le  figure  rilevate  in  mezzo  preannunciano  chiara- 
mente  l'ulteriore  smussamento  della  superficie  curva  e  la  trasfor- 
mazione in  un  poligono. 

Questi  esemplari  credo  che  mostrino  in  modo  sufficientemente 
perspicuo  Tevolversi  dell' altare  rotondo  nell'arte  romana. 

Derivate  esso  altare  da  modelli  ellenistici  dell'arte  asiatica, 
delle  isole  dell'Egeo  e  di  Alessandria  (rilievo  funerario  Bissing, 
Ath,  Mitteilungen,  1901,  p.  287,  n.  31),  dapprima  avrebbe  man- 
tenuto  tal  quäle  ogni  suo  carattere  in  Roma  e  poi  col  tempo  avrebbe 
assunto  le  varie  qualitä  decorative  dell' arte  imperiale. 

Con  gli  altari  di  Veio,  di  Tivoli,  di  Bagnacavallo,  si  ha  la 
decorazione  augustea,  splendida  nella  sua  moderata  armonia,  poi 
col  moniimento  di  Ottavia  Catulla  si  ha  la  esuberante  espressione 
dei  vari  elementi  decorativi  del  fiore  degli  altari-sepolcri,  coi  due 
altari  di  Mantova  si  hanno  le  forme  assai  rieche  deH'illusionismo 
dell'etä  dei  Flavi,  si  hanno  infine  le  forme  delicate  e  semplici 
del  neo-classicismo  adrianeo  nella  pietra  degli  Orti  Sallustiani. 

L'altare  rotondo  e  stato  assai  meno  coltivato  neH'arte  ro- 
mana dell'ovvio  altare  quadrangolare ;  la  sua  migliore  e  piü  nu- 
merosa  espressione  ebbe  nell'epoca  augustea. 

Depo  Adriano,  non  saprei  citare  esempi  di  veri  altari  rotondi. 
Infatti  le  basi  triangolari  per  tripodi  dell'etä  degli  Antonini  del 
Louvre  (Baumeister,  fig.  60)  e  della  Marmorata  (Bullettino  ar- 
cheologico  comunale,  1886,  t.  VIII),  ci  mostrano  su  di  un  lato  la 


ÄRA    DI    BAGNACAVALLO  13^ 

rappresentazione  di  im  piccolo  altare  rotondo  su  cui  vien  fatto  im 
sacritizio ;  ma  questo  altare  e  del  tiitto  degenerato  dalla  primitiva 
sua  essenza,  consistendo  in  un  bassissimo  basamento  con  decora- 
zione  di  festoni  e  di  teste  barbute,  sorretto,  come  fosse  un  reci- 
piente,  da  zampe  leonine.  Cosi  pure  e  1' altare  in  un  altro  rilievo 
romano  del  Louvre  (Clarac,  v.  I,  t.  200,  n.  25). 

L'inÜusso  che  ebbe  ad  esercitare  in  Roma  l'altare  rotondo 
ellenistico,  specialmente  sotto  Augusto,  si  puö  dedurre  non  solo 
dagli  esempi  suddetti,  ma  anche  da  altri  monumenti,  cioe  dalle 
pitture.  Ed  a  tal  proposito  cito  la  pittura  ercolanese  edita  nella 
Pitture  d'Eroolano,  v.  I,  207,  e  nei  Denkmäler  del  Baumeister, 
fig.  636,  col  serpente,  genio  del  luogo,  attorcigliato  attorno  ad  un. 
rotondo  e  semplice  altare. 

Alcune  urne  poi  debbono  riconoscere  i  loro  prototipi  in  altari 
rotondi;  alludo  qui  ai  due  notissimi  ossuari  tondi  dei  Piatorini 
(Altmann,  p.  44,  fig.  34)  ed  all'm-na  di  Modio  Successo  adoma^ 
come  i  cosiddetti  puteali  neo-attici,  di  figure  di  Menadi  e  di  Si- 
leni  rilevate  (Montfaucon,  v.  V,  t.  LXVIII,  in  alto  a  s.).  L'urna 
di  Minneio  Feiice  (Montfaucon,  v.  V,  t.  XXXIII,  in  basso,  Alt- 
mann, p.  6),  erroneamente  posta  dall'Altmann  tra  gli  altri  se- 
polcri  rotondi,  risale  invece  ad  un'altra  forma  di  monumento,  al 
puteal  0  al  bidental  primitivo. 

Tiitta  la  superficie  dell'ara  di  Bagnacavallo  e  armonicamente 
riempita  dalla  decorazione:  da  una  parte  non  si  ha  affatto  il  con- 
trasto  tra  spazi  adorni  e  spazi  lasciati  vuoti  di  decorazione  come 
per  esempio  nell' altare  all'Agatodemone  (c),  d' altro  lato  non  vi 
appare  affatto  lo  sforzo  di  voler  riempire  tutta  la  superficie  di 
motivi  ornamentali,  non  lasciandone  esente  il  menomo  spazio  come 
nei  due  altari  di  Mantova  {e,  f).  In  bei  modo  da  due  parti  i  due 
corni  di  abbondanza,  ricolmi  di  prodotti  vegetali,  si  allacciano 
insieme  e  finiscono  in  due  elegant!  viticci  che,  terminando  in  due 
rosoni  simmetricamente  disposti  ed  occupanti  lo  spazio  inferiore 
dell'ara,  nulla  tutta  via  detraggono  alla  maggiore  importanza  de- 
corativa  dei  frutti  e  delle  biade. 

La  trasformazione  del  corno  di  abbondanza  in  viticcio  non  e^ 
affatto  stridente  e  nella  reale    assurditä  sua  appare  tuttavia  na- 
turale, escendo  il  corno  stesso  da  un  calice  floreale. 

Ben  si  palesa  in  questo  elegante  viticcio  l'arte  augustea, 
l'arte  decorativa  che  ci  ha  dato  analoghi  esempi  di  questo  delicato» 


140  P.    DUCATI 

ed  armonioso  iiso  di  gentili  linee  curve  vegetali  suWAra  Pacis, 
negli  stucchi  della  Farnesina  e  nelle  tombe  di  via  Latina. 

II  motivo  ornamentale  dei  viticci,  finienti  a  fiori  ampi  e  con- 
trapponentisi,  si  vede  poi  quasi  stereotipato  su  frontoni  o  nello 
spazio*tra  i  pulvini  di  altari-sepolcri,  ed  a  tal  uopo  occorre  qui 
menzionare  tre  cippi  della  famiglia  dei  Pisoni  che  appartengono 
all'etä  degli  imperatori  di  casa  Giiilia  (Altmann,  fig.  22,  n.  1 ; 
fig.  23,  n.  2 ;  fig.  29,  n.  8)  e  l'altare  di  Annia  Nice  (ivi,  fig.  62, 
n.  20)  e  quello  di  Antonia  Elena  (m,  fig.  64,  n.  25). 

Per  la  decorazione  noi  vediamo  che  il  nostro  altare  di  Bagna- 
cavallo  si  stacca  completamente  dagli  esemplari,  che  in  realtä  ri- 
salgono  tutti  ad  un  unico  tipo  in  cui  si  ha  il  festone  di  foglie, 
di  fiori,  di  frutti,  di  biade  appeso  aH'intorno.  La  decorazione  dei 
Dostro  altare  si  viene  quasi  a  dividere  in  quattro  parti  o  lati,  di 
cui  due,  i  principali,  sono  adorni  ciascuno  di  due  corni  di  abbon- 
danza  intrecciati,  gli  altri  due  secondari  di  una  patera  e  di  un 
urceus.  In  tal  modo  l'altare  nostro  si  avvicina  per  la  sintassi  de- 
corativa  ad  altari  quadrangolari,  in  cui  sopra  i  lati  minori  sono 
appunto  questi  due  arnesi  dei  sacrifizio. 

Talora  la  patera  e  Vurceus  sono  situati  senza  alcuna  ag- 
giunta  decorativa  nei  lati  minori  come  nel  cippo  di  Ostilia  Attide 
(Louvre,  Clarac,  t.  251,  n.  562)  ed  in  quello  di  Aurelio  Venusto 
(Lourre,  Clarac,  t.  250,  n.  519) ;  talora  sopra  il  festone  appaiono 
questi  due  arnesi  come  negli  altari-sepolcri  di  Fundanio  Velino 
(Altmann,  n.  42,  p.  80)  e  di  Antonio  Anteros  (Louvre,  Clarac, 
t.  249,  n.  510;  Altmann,  n.  38),  in  quello  con  la  dedica  SVl. 
ET-SIBI  (Altmann,  fig.  57,  n.  6),  nell'altare  napoletano  dedicato 
nel  18  d.  Cr.  {ivi,  fig.  53,  n.  1).  Invece  nell'altare-sepolcro  di 
Claudia  lanuaria  (ivi,  fig.  102,  n.  135)  Vurceus  e  la  patera  ad 
alto  rilievo  sono  appesi  ai  rami  di  alberi  di  alloro  espressi  a 
basso  rilievo. 

Ma  per  lo  piü  nei  ricchi  altari-sepolcri  seriori,  tra  ciascuno 
di  questi  due  utensili  ed  il  festone,  sono  espressi  o  nidi  di  uccelli 
0  uccelli  che  litigano ;  cosi  nel  cippo  detto  di  Ammone  al  Louvre 
(Altmann,  p.  98,  n.  77)  ed  in  quello  con  la  iscrizione  DJS- 
MANIBVS .  SACRVM  (ivi,  fig.  68,  n.  43)  ed  in  altri  esemplari 
meno  insigni. 

L' urceus  e  la  patera  bene  possono  convenire  ad  un  monu- 
mento  destinato  originariamente  al  culto  di  un  dio  e  poscia  anche 


ÄRA    DI    BAGNACAVALLO  141 

a  cerimonie  funebri.  Vurceus  e  la  patera  sono  infatti  gli  iitensili 
necessari  per  una  libazione  e,  come  tali,  sono  recati  da  quelle 
gentili  figure  propiziatrici  delle  divinitä  per  la  loro  bellezza  ed 
innocenza,  dai  camilli  cioe,  cosi  peculiari  nel  culto  romano.  Dob- 
biarao  infatti  presnpporre  Deirinsigne  opera  d'arte  romana  a  noi 
giimta,  nel  bronzeo  camillo  del  palazzo  dei  Conservatori,  che  nella 
destra  fosse  espressa  la  patera,  nella  sinistra  abbassata  Yurceus. 

Cosi  ci  appare  il  Camillo  per  esempio  nel  fregio  ^oWAra 
Pacis  nella  parte  concernente  il  sacrilizio  di  un  porco  (Petersen, 
p.  56;  Strong-Sellers,  t.  IX,  2):  ivi  la  patera  e  piena   di  frutti. 

Nella  stessa  Ära  Pacis  altri  due  camilli  sono  rappresentati 
vicini,  ma  quivi  hanno  divisi  gli  attributi;  iino  porta  Vacerra 
ed  una  patera,  l'altro  Yurceus  ed  iin'altra  aeerra  (Strong-Sellers, 
t.  XII). 

Ma  in  altri  monumenti  dell'etä  augustea  vediamo  espresso 
questo  duplice  motivo  ^oiVurceus  e  della  patera,  e  precisamente 
in  due  insigni  monumenti  sepolcrali  di  Berlino,  cioe  nel  sarcofago 
Caffarelli  {Beschreibung^  n.  843 öj;  Kekule,  Die  griechische 
Skulptur,  p.  374  e  seg.)  e  nel  coronamento  della  tomba  di  Car- 
finia  da  Faleri  {Beschreibung,  n.  992 ;  Kekule,  p.  373  e  seg). 

II  significato  riposto  in  questi  due  arnesi  e  analogo  a  quello 
annesso  alle  patere  sugli  altari  rotondi  ellenistici,  come  in  quello 
da  Pergamo  edito  dallo  Schuchhardt  {Athenische  Mitteilungen, 
V.  XXIV,  1899,  p.  162,  n.  1),  in  cui  tre  volte  e  ripetuto  lo 
Schema  della  tazza  con  due  serpenti  che  dalle  ghirlande  di  olivo 
muoYono  verso  di  quella  il  muso. 

E  sempre  il  simbolo  del  sacrifizio  propiziatore  che  posterior- 
mente  trova  una  delle  sue  piü  belle  espressioni  nel  fregio  del 
tempio  di  Vespasiano  coi  vari  arnesi  sacrificali,  tra  cui  spiccano 
Yurceus  dal  manico  a  figura  di  bambino  e  con  le  zone  figurate,  la 
patera  con  umbone  a  testa  barbuta  (Durm,  Die  Baukunst  der 
Etrusker  und  Römer '^,  fig.  444). 

Questo  metodo  di  esprimere  in  rilievo  i  vari  arnesi  pel  sa- 
crifizio possiamo  noi  osservare  anche  in  monumenti  anterior!,  cioe 
dell'arte  etrusca,  d'onde  i  Romani  potranno  averlo  assunto.  II 
sarcofago  chiusino  di  Larthia  Seianti  (Milani,  Museo  topografico 
delV Etruria,  p.  8)  mostra  due  patere  nella  fronte,  desunte  da 
tipi  caleni.   Questo  sarcofago,    come  osserva  il  Milani,  deve  risa- 

10 


142  P.    DUCATI 

lire  al  periodo  tra  il  217  ed  il  146  per  Tasse  onciale  che  dentro 
fu  trovato;  ad  etä  ben  anteriore  risale  invece  la  singolare  e  no- 
tissima  tomba  dei  rilievi  di  Cervetri. 

Bene  si  adatta  all'etä  aiigiistea  la  rappresentazione  del  corno 
d'abbondanza.  Qiiesto  simbolo  di  benessere  e  di  ricchezza  data 
dalla  pace,  che  nell'Attica  vediamo  espresso  fin  dallo  scorcio  del 
sec.  V  nel  gruppo  cefisodoteo  di  Irene  e  Pluto,  credo  che  sia  stato 
desunto  dalla  cerchia  eleiisinia.  oye  fin  dalla  origine  doveva  esi- 
stere,  poiche  al  dio  bambino  Pluto  noi  lo  vediamo  attribuito  su 
monumenti  riferentisi  ad  Eleusi,  quali  una  pelike  da  Jouz-Oba 
(Furtwängler  e  Reichhold,  Griechische  Vasenmalerei,  t.  70)  ed 
un'idria  da  Rodi  {Revue  archeologique^  1900,  p.  93).  Su  un  vaso 
della  metä  del  V  secolo  (British  Museum  Catalogue  of  vases,  v.  III, 
E,  183;  Monumenti  dell'  Inslituto,  v.  I  t.  IV)  con  la  scena  della 
partenza  di  Trittolemo,  e  Plutone  che  sostiene  il  corno  d'abbondanza, 

II  Beule  {Monnaies  d'Athenes,  p.  164  e  seg.),  osservando  la 
rappresentazione  di  tal  corno  di  abbondanza  su  monete  ateniesi 
della  fine  del  sec.  IV,  ne  vedeva  un  influsso  alessandrino  di  To- 
lomeo  I  Soter;  per  ciö  che  precede  credo  invece  che  l'influsso  sia 
contrario  e  che  all'Attica  debba  rimontare  questo  simbolo  si  fre- 
quente  in  monumenti  dell'etä  ellenistica  che  all'Egitto  apparten- 
gono  0  debbono  essere  ricondotti. 

In  Roma,  come  osserva  il  Pottier  (art.  Cornucopia,  nel  Di- 
zionario  di  Daremberg  e  Saglio,  v.  I,  parte  II,  pp.  1514-1520) 
il  corno  d'abbondanza  diventa  sempre  piü  frequente  man  mano 
che  ci  si  avvicina  all'impero  e  nell'impero  stesso  diventa  attri- 
buto  di  un  gründe  numero  di  divinitä  allegoriche  che  il  Pottier 
nell'articolo  citato  enumera. 

Curioso  e  che  appunto  in  una  moneta  di  M.  Antonio  (Cohen, 
Descriplion  des  monnaies  de  l'empire  romaine.  I,  p.  29,  n.  68), 
di  quel  personaggio  che  si  vivi  rapporti  ebbe  con  l'Egitto,  appare 
il  doppio  corno  di  abbondanza  con  in  mezzo  il  caduceo. 

Ma  espressione  maggiormente  estesa  di  questo  attributo  o 
simbolo  noi  possiamo  vedere  nell'etä  augustea.  La  Tellus  nella 
corazza  di  Augusto  da  Prima  Porta  (Heibig  ^  n.  5),  sul  grande 
cammeo,  forse  di  Dioscoride,  di  Vienna  (Furtwängler,  Antike 
Gemmen,  t.  LVI),  ha  il  corno  di  abbondanza  che  e  portato  dal 
Genie  del  Popolo  Romano  su  di  una  coppa  di  Boscoreale  (Streng- 


ÄRA    DI   BAGNACAVALLO  143 

Seilers,  t.  XXVII,  1),  nelVAra  Pacis  (Strong-Sellers,  p.  387), 
menti-e  nella  base  di  Sorrento  {Römische  Mitteilungen,  v.  V,  1889, 
t.  X)  e  il  Genio  di  Aiigusto  che  ha  tale  attributo. 

Nelle  rnouete  augustee  e  per  lo  piü  nel  rovescio  un  capri- 
corno,  la  costellazione  propria  di  Aiigusto  (Svetonio,  Augusto,  94, 
gemma  augustea  di  Vienna),  che  ha  siil  dorso  il  corno  di  abbon- 
dauza. 

La  pace  che  aveva  dato  finalmente  im  termine  a  luDghe  e 
sanguinose  guerre  civili  e  che  leudeva  Koma  arbitra  del  mondo 
antico,  e  che,  dovuta  ad  Aiigusto,  da  Aiigusto  era  mantenuta, 
produceva  il  beuessere  materiale  in  Roma,  quel  benessere  di  cui 
frequenti  allusioni  noi  vediamo  e  nei  monumenti  scritti  e  figurati 
di  tale  etä  e  che,  materialmente  simboleggiato  in  questi  ultimi 
dal  corno  di  abbondanza,  trovava  la  sua  espressione  nelle  note 
parole  del  poeta: 

. . .  adparetque  heato  pleno 
Copia  cornu. 

Lo  Schema  dell'ara  di  Bagnacavallo,  dei  due  corni  di  abbon- 
danza simmetricamente  intrecciantisi  e  diretti  verso  l'alto,  se  ci  e 
presentato  dalla  citata  moneta  di  M.  Antonio,  appare  giä  in  mo- 
numenti funebri  dell'Asia  Minore.  Cito  una  stele  di  Smirne  {Athe- 
nische Mitleilungen,  1898,  p.  497,  2),  ove  i  corni  sono  posti  tra 
due  corone  di  onore  e  cito  una  seconda  stele,  forse  di  Smirne  del 
Museo  Britannico  (Pfuhl,  p.  56,  n.  36,  lig.  12),  ove  i  due  corni 
legati  assieme  stanno  forse,  come  osserva  lo  Pfuhl,  a  denotare  la 
coppia  rappresentata  dell'uomo  seduto  e  della  donna  in  piedi  cui 
appartiene  la  pietra  funeraria. 

Per  l'etä  augustea  abbiamo  poi  una  moneta  di  argento  (Cohen, 
V.  I,  p.  68,  n.  257)  col  caduceo  in  mezzo  ai  due  corni,  schema 
questo  che  si  riproduce  in  monete  seriori,  su  una  di  Tiberio 
(Cohen,  I,  p.  122,  n.  36)  e  su  altra  con  le  teste  di  due  figli  di 
Druso  uscenti  dai  corni,  costume  adulatorio  tendente  a  qualificare 
come  frutto  e  simbolo  di  prosperitä,  personaggi  di  famiglia  impe- 
riale, costume  che  noi  vediamo  in  special  modo  espresso  da  una 
statuetta  di  Roma  o  di  Tutela  in  argento  dorato  del  Museo  Bri- 
tannico {Gazette  archdologique,  1897,  t.  II). 


144  P.    DUCATI,    ÄRA    VI    BAGNACAVALLO 

II  motivo  del  caduceo  tra  i  diie  corni  vediamo  poi  che  e 
espresso  iu  particolar  modo  nei  moniimenti  romani  di  Africa;  valga 
come  esempio  la  decorazione  metopale  nel  fregio  superiore,  nella 
parte  sormontante  il  portico  del  pronao,  nel  tempio  di  Minerva 
a  Tebessa  (Durm,  figg.  66b-666). 

Si  mantiene  poi  lo  Schema  di  due  corni  legati  insieme  nei 
cippi  funerari  dell'impero,  dei  quali  si  puö  allegare  \m  esempio 
del  Louvre  (Clarac,  t.  250,  n.  503),  e  qiiesto  schema  in  etä  se- 
riore  possiamo  vedere  tuttora  espresso  per  sostenere,  in  modo  piü 
che  mai  adulatorio  e  falso  nel  concetto  suo,  il  busto  di  Commodo 
nel  celebre  ritratto  del  palazzo  dei  Conservatori. 

P.    DüCATl. 


ANTIKE  GEFORMTE  GLASARBEITEN. 


Auf  einer  Studienreise,  die  ich  im  Frühjahr  1906  nach  Ita- 
lien unternahm,  um  die  dort  noch  vorhandenen  aatiken  Glas-  und 
Emailflussarbeiten,  soweit  in  der  beschränkten  Zeit  möglich,  nach 
bestimmten  Richtungen  hin  einer  genauen  Prüfung  zu  unterziehen, 
hatte  ich  Gelegenheit,  auch  das  Glasköpfchen  (Büste)  im 
Konservatorenpalast  zu  Rom,  über  das  Herr  Dr.  W.  Amelung  im 
Zusammenhang  mit  einem  gleichartigen  Glaskopffragmente  zu 
Strassburg  in  dieser  Zeitschrift  (1904  Bd.  XX  S.  131  f.)  berichtet 
hat,  in  Gegenwart  des  Herrn  Dr.  Amelung  und  des  AuflBnders  der 
Büste,  Herrn  Oberkustoden  Schmid,  sorgfältig  zu  prüfen.  Bei  dieser 
Prüfung  handelte  es  sich  ausschliesslich  um  die  Art  der  Her- 
stellung. Während  Herr  Prof.  Dr.  Michaelis  (0  für  das  Strass- 
burger  Exemplar  ein  successives  Giessen  (erst  die  schwarze  Haar- 
masse, dann  auf  diese  die  helle  Fleischmasse)  vermutete, 
Herr  Dr.  Amelung  diese  Frage  nur  flüchtig  berührt  hatte, 
die  üebermalung  aber  in  technischer  Hinsicht  noch  gar  nicht 
berührt  war,  kam  ich  mit  Hilfe  starker  Vergrösserungsgläser 
zu  der  Ueberzeugung,  dass  die  Büste  überhaupt  nicht  ge- 
gossen, noch  weniger  gepresst  sei.  Vielmehr  ist  sie 
frei  geformt  und  dann  erst  gebrannt.  Beim  Formen  sind, 
wie  man  deutlich  sieht,  die  beiden  farbigen  Massen,  die  eine 
tiefviolett  bis  schwarz,  die  andere  rosa,  mit  Hilfe  der  Finger  fest 
an-  und  sogar  ineinander  gearbeitet  worden.  Nach  Formen  im 
Rauhen  wurde  der  Gegenstand  überarbeitet,  teils  mit  der  Hand, 
teils  mit  scharfen  und  spitzen  Instrumenten  (Sticheln).  In  dieser 
Weise  wurden  z.  B.  die  welligen   Haarpartien   ausgearbeitet,  die 

(^)  Festgabe  zur  XLVI  Philologenversaramlung,  S.  12-13, 


146  K.    BONE 

Nasenlöcher  eingestochen  (aus  der  Gestalt  der  letzteren  glaubt  man 
die  Handbewegung  des  Arbeiters,  oder  vielmehr  Künstlers,  deut- 
lich zu  ersehen)  u.  s.  w.  Nach  gehöriger  Eintrocknung  muss  die 
Büste  in  einem  Muffelofen  oder  sonst  geeigneten  Ofen  soweit 
erhitzt  sein,  dass  sie  zu  einer  einheitlichen  Masse  zusammen- 
schmolz, ohne  zu  zerfliessen  oder  zu  schwinden  oder  überhaupt  die 
Gestalt  irgendwie,  auch  in  den  kleinsten  Dingen,  zu  verändern. 
Die  Rosa-Farbe  entsprach  jedoch  —  vielleicht  aus  technischen 
Gründen  —  nicht  der  natürlichen  Hautfarbe.  Der  Künstler  berei- 
tete sich  daher  eine  ziemlich  dünnflüssige  Emailfarbe  in  gelblichem 
Pleischtone  und  übermalte  damit  die  Fleischteile  nach  Bedarf  (^). 
Dabei  konnte  er  auch  kleine  Fehler,  namentlich  Ungenauigkeiten 
an  den  Grenzen  der  beiden  Massefarben  (hier  und  da  zieht  sich 
die  schwarze  Masse  zu  tief  in  die  Fleischmasse  hinunter,  z.  B. 
links  vor  dem  Ohre)  verdecken,  ebenso  ganz  kleine  Löcher,  durch 
die  beim  Erhitzen  Luftteilchen  oder  Feuchtigkeitsdämpfe  entwi- 
chen waren,  beseitigen.  Der  übermalte  Kopf  musste  dann  wieder 
in  den  Ofen  gebracht  werden,  wo  sich  die  aufgemalte  Farbschicht 
mehr  oder  minder  fest  mit  der  Grundmasse  verband.  Dass  diese 
Verbindung  keine  förmliche  Verschmelzung  war,  ersieht  man  aus 
dem  Abblättern  der  üebermalung  an  vielen  Stellen,  z.  B.  am 
Halse ;  an  solchen  Stellen  wird  der  hochrosa  Untergrund  sichtbar 
und  zeigt  auch  hie  und  da  kleine  Vertiefungen,  die  von  Luftbläs- 
chen herrühren.  Wenn  heute  die  Haarteile  stellenweise  in  der 
bekannten  Art  irisierend  erscheinen,  so  ist  das,  wie  auch  Herr 
Dr.  Amelung  bemerkt,  nur  Folge  natürlicher  Verwitterung. 

So  zweifellos  mir  diese  Art  der  Herstellung,  die  also  im 
ganzen  der  Herstellung  der  Porzellantiguren  entspricht,  erscheinen 
musste,  ebenso  gross  waren  aber  auch  die  Bedenken,  die  ihrer 
Tatsächlichkeit  im  Wege  standen;  dem  Kundigen  werden  diese 
geläufig  sein. 

Zunächst  lag  mir  aber  daran,  auch  das  Strassburger  Fragment 
zu  prüfen.  Eine  solche  und  zwar  recht  eingehende  PrüfuDg  er- 
möglichte mir,  obschon  ich  auf  der  Rückreise  nur  wenige  Stunden 


(*)  Vielleicht  auch,  um  durch  das  Durchscheinen  des  Hochrosa  durch 
die  gelbliche  üebermalung  die  besondere  Wirkung  der  menschlichen  Haut- 
farbe zu  erzielen. 


ANTIKE   GEFORMTE    GLASARBEITEN  H7 

in  Strassbiirg  verweilen  konnte,  die  ausserordentliche  Liebenswür- 
digkeit des  Herr  Prof.  Michaelis,  an  den  ich  vorher  geschrieben 
hatte,  und  der  nun  bereits  alles,  was  sich  von  Glasarbeiten  ver- 
wandter Art  in  der  Universitätssammlung  befindet,  zum  Zwecke 
der  Untersuchung  auf  einigen  Tafeln  hatte  bereitlegen  lassen. 

Die  grosse  Uebereinstimmung  der  beiden  Köpfchen  bei  unzwei- 
felhaften, wenn  auch  geringen  Verschiedenheiten  ist  in  die  Augen 
fallend.  Wenn  also  Herr  Dr.  Amelung  sagt :  «  Leichte  Abweichun- 
gen beweisen,  dass  die  beiden  Köpfe  nicht  in  derselben  Form 
gegossen  sind»,  so  muss  ich  nach  Besichtigung  des  Strassburger 
Fragments  statt  dessen  um  so  bestimmter  sagen:  «  Die  leichten 
Abweichungen  bestätigen,  dass  die  beiden  Köpfe  überhaupt 
nicht  gegossen  sind;  d.h.  nicht  in  einer  vorhandenen  Form 
gegossen,  sondern  frei  geformt  sind  ».  Die  Besichtigung  des  Strass- 
burger Fragments  war  mir  um  so  wichtiger,  weil  dieses  auch  eine 
Prüfung  des  Innern  des  Kopfes  ermöglichte;  es  ergab  sich  aber 
nichts,  was  meiner  Annahme  irgendwie  widersprochen  hätte.  Viel- 
mehr konnte  ich  das  Ineinanderkneten  der  beiden  bildsamen  Massen 
besonders  in  der  Nähe  des  linken  Ohres  gut  erkennen;  ein  Ein- 
giessen  einer  flüssigen,  wenn  auch  steifflüssigen  Masse  in  eine 
Form  würde  ein  ganz  anderes  Aussehen  bewirkt  haben.  Ich  ver- 
liess  daher  Strassburg  mit  der  gestärkten  Ueberzeuguug,  dass  die 
äusserlicli  so  sichtbare,  innerlich  so  unwahrscheinliche,  von  mir 
aber  schon  auf  der  nämlichen  Reise  in  Neapel  für  andere  antike 
Glasarbeiten  vermutete  Herstellung  aus  kalter  bildsamer 
Masse  Tatsache  sein  müsse. 

Der  gewonnenen  üeberzeugung  öffentlich  Ausdruck  zu  geben, 
wagte  ich  jedoch  nicht,  bis  mir  mehr  oder  minder  wohlgelungene 
praktische  Versuche  zur  Seite  ständen.  In  Italien  selbst  hatte  ich 
diese,  schon  der  Zeit  und  der  Kosten  wegen,  nicht  machen  können, 
sondern  musste  sie  verschieben;  Strassburg  ermunterte  mich  sehr 
dazu.  Und  ich  hatte  mich  bemüht,  in  Italien  nicht  nur  Scherben 
von  antiken  geeigneten  Gefässen,  sondern  auch  Stücke  unverar- 
beiteter antiker  Emailmasse  {madretinta)  —  alles  von  der  zwei- 
fellosesten Echtheit  —  zu  erwerben,  damit  es  mir  bei  etwaigen 
Versuchen  in  der  Heimat  dienlich  sei. 

Diese  Versuche  mussten  nun  vorher  wohlerwogen  und 
wohlvorbereitet  werden,  und  so  ist  es   begreiflich,  wenn  ich  trotz 


148  K.    BONE 

meinem  Verlangen  nach  Klärung  erst  fast  ein  Jahr  später  (Frühjahr 
1907)  den  ersten  Versuch  machen  konnte. 

Viel  Zeit  nahm  schon  die  Prüfung  der  mitgebrachten  Proben 
in  Ansprach,  namentlich  bezüglich  der  H  arte,  worüber  ich  mich 
bereits  auf  der  Generalversammlung  der  deutschen  Altertumsver- 
eine zu  Düsseldorf  im  Jahre  1902  ausgesprochen  hatte  (').  Aber 
Härte  und  Schmelzbarkeit  gehen  hier  nicht  Hand  in  Hand.  Die 
Chinesen  verstanden  schon  mehr  als  300  Jahre  vor  unserer  Zeit- 
rechnung zum  Zwecke  der  Imitierung,  gegebenenfalls  auch  Fäl- 
schung von  Halbedelsteinen  (Quarzen)  eine  Emailmasse  von  aus- 
serordentlicher Härte  und  grosser  Leichtflüssigkeit 
(Schmelzbarkeit  bei  verhältnismässig  niedriger  Temperatur)  zu 
machen  (^),  und  sie  verstehen  das  auch  heute  noch  —  wir  Euro- 
päer stehen  darin  weit  zurück  —  nachdem  sie  an  den  antiken 
Arbeiten  des  Westens  (^)  sicher  noch  viel  gelernt  haben.  Dass  die 
Schmelztemperatur  je  nach  den  Bestandteilen  eine  sehr  verschie- 
dene ist,  dass  aber  auch  bei  noch  so  verschiedener  Färbung  das 
Schmelzen  verschiedener  Farbmassen  bei  gleicher  Tem- 
peraturhöhe erreichbar  ist,  ist  zweifellos  und  eine  notwendige 
Voraussetzung  für  die  von  mir  angenommene  Art  der  Herstellung 
der  beiden  Köpfchen. 

Wie  ich  nun  meine  Versuche  theoretisch  und  praktisch  vor- 
bereitete, will  ich  vor  der  Hand  unerörtert  lassen.  Ich  freute  mich, 
dass  der  weitbekannte  Düsseldorfer  Goldschmied  und  Emailleur, 
Herr  C.  F.  Beumers,  nicht  nur  seine  Oefen,  sondern  auch  seine 
persönliche  Hülfe  mit  dem  lebhaften  Interesse,  das  er  für  alle 
dieses  Gebiet  berührenden  Fragen  hat,  zur  Verfügung  stellte,  und 
ich  bin  ihm  zu  grossem  Danke  verpflichtet.  Der  erste  Probever- 
such wurde  am  12.  April  1907  gemacht  und  zwar  mit  Probe- 
stücken aus  weisser  und  violettschwarzer  Masse.  Ich  wählte  dabei 
möglichst  einfache  Formen: 

eine   weisse    Kugel  von  c.  1  V«  cm.  Durchmesser  mit 
schwarzen  aufgesetzten  Tupfen, 

(^)  s.    Protokolle  der  Generalversammlung  Düsseldorf  1902,  S.  51  flF. 

(^)  s.    Palöologue,  Art  Chinois,  p.  177. 

{^)  Schon  HO  V.  Chr.  wurde  ein  Schiff  nach  dem  Westen  gesandt,  um 
farbiges  Glas  zu  holen,  das  am  chinesischen  Hofe  so  hoch  geschätzt  war; 
V.  Bushell,  Chinese  Art  I,  p.  23. 


ANTIKE    GEFORMTE   GLASARBEITEN  149 

ein  weisses   flaches  Schälchen  von  c.  4  cm.  Durch- 
messer mit  schwäizlichem  Rande, 

eine    schwarze    Halblinse   nach  Art   der  antiken  la- 
trunculi  von  c.  1  7,  cm.  Durchmesser, 

ein  schwarzes  Stäbchen,  das  aus  zwei  Stäbchen  von 
je  5  cm.  Länge  und  2  mm.  Dicke  zusammengedreht  war. 

Der  Ofen  hatte  beim  Beginn  der  Versuche  die  Hitze,  die  zum 
Herstellen  von  Emails  der  mittelalterlichen  rheinischen  Art  erfor- 
derlich ist;  die  byzantinischen  Emails  bedurften  einer  erheblich 
geringeren  Hitze;  die  römischen  Metallemails  sollen  den  mittel- 
alterlich-rheinischen in  dieser  Beziehung  ziemlich  gleich  sein. 

Unter  den  nötigen  Vorsichtsmassregeln  wurde  zunächst  die 
zweifarbige  Kugel  in  den  Ofen  gebracht.  Nach  c.  1  V2  Mi- 
nuten sank  die  Kugel  ganz  wenig  zusammen  und  bekam  Fayen- 
ceglanz; dann  hörte  jede  weitere  Einwirkung  dieser  Temperatur 
auf.  Bei  der  folgenden  schnellen  Abkühlung  zersprang  die  Kugel; 
die  Stücke  zeigten  grosse  Härte  und  ritzten  Fensterglas  stark.  Die 
schwärzlichen  Punkte  hatten  noch  keinen  Glanz ;  ihr  Schmelzpunkt 
lag  also  höher. 

Nach  erheblicher  Steigerung  der  Hitze  wurden  neben  einem 
Stück  der  zersprungenen  Kugel  ein  Glasscheibchen,  einige 
Stücke  moderner  schwarzer  Emailmasse  und  ein  Stück 
Feingoldblech  in  den  Ofen  geschoben.  Das  moderne  Email 
zerfloss  alsbald,  nicht  lange  nachher  auch  das  Glasscheibchen, 
während  das  Kugelstück  nun  auch  an  der  Bruchfläche  glänzend 
wurde.  Einige  Minuten  später  zerfloss  auch  das  Stück,  und  es  liess 
sich  aus  ihm  mit  einem  Eisenstäbchen,  woran  die  Masse  haften 
blieb  (!),  ein  mehrere  Meter  langer  Faden  ziehen,  in  dem  die 
dunkeln,  noch  unveränderten  Punkte  wie  Perlen  schwebten. 
Das  Gold  zeigte  aber  noch  keine  Richtung  zum  Schmelzen. 

Bei  weiter  gesteigerter  Hitze  wurde  neben  einem  Kugel- 
stück und  der  oben  erwähnten  schwarzen  Halblinse  ein 
Stückchen  Feinsilber  eingelegt.  Nach  2-3  Minuten  fing  das 
Kugelstück  an  zu  zerfliessen.  Nach  einigen  weiteren  Minuten  be- 
gann die  Halblinse  zu  glänzen  und  wurde  weissglühend,  ohne 
ihre  Form  im  geringsten  zu  verändern.  Gleichzeitig  zer- 
schmolz das  Silber  bei  geringem  Boraxzusatz.  Auch  bei  der  plötz- 
lichen Abkühlung  blieb  die  Halblinse  unverändert  in  Grösse  und 


150  K.   BONE 

Gestalt,  aber  auf  der  Unterseite  zeigten  sich  Höhlungen,  aus 
denen  Dämpfe  entwichen  sein  mussten. 

Das  oben  erwähnte  weisse  dunkelumrandete  Schäl- 
chen  bekam  im  Ofen  schnell  Fayenceglanz,  während  der  Rand 
unverändert  blieb.  Nach  2  Minuten  fing  die  weisse  Masse  zu 
zerfliessen  an.  Sclinell  herausgenommen,  zersprang  es  in  mehrere 
Teile ;  der  Erfolg  war  also  ungefähr  derselbe,  wie  bei  der  Kugel. 

Endlich  wurde  auch  das  zusammengedrehte  Stäbchen 
in  den  Ofen  gelegt,  nachdem  dessen  Glut  weiter  gesteigert.  Lange 
blieb  das  Stäbchen  völlig  unverändert;  dann  wurde  es  weissglühend 
und  knorrig.  Herausgenommen,  zersprang  es  nicht;  die  glänzende 
Oberfläche  erschien  lilagrau.  Nach  Zerbrechen  des  Stäbchens  er- 
schien das  Innere  tiefdunkel  violett,  fast  schwarz,  und  die  Ränder 
schnitten  Fensterglas  stark;  aber  das  Innere   zerbröckelte  leicht. 

Die  beschriebenen  Versuche  ergaben  also,  dass  bei  einzelnen 
der  versuchten  Massen  Schmelzhöhe  und  Beständigkeit 
der  vorhergegebenen  Form  hinreichend  waren,  um  Gegen- 
stände in  der  von  mir  vermuteten  Art  kalt  zu  formen  und  dann 
zu  brennen.  Aber  die  Resultate  waren  doch  noch  zu  unvollkommen, 
um  zu  befriedigen.  Fraglich  blieb  namentlich  das  Erreichen 
gleichmässiger,  innerer  Dichtigkeit,  die  ünverän- 
derlichkeit  aufrecht  stehender  Gegenstände  und  die 
Möglichkeit  nachträglicher  üebermalung. 

Hier  muss  ich  eine  mir  hochinteressant  scheinende  Bemerkung 
einschalten.  Bekanntlich  gibt  es  eine  natürliche  Glasmasse,  die 
sich  in  der  Nähe  von  Vulkanen  vorfindet  und  schon  im  Altertum 
obsidianus  genannt  wurde.  Der  Obsidian  ist  im  Aufblick  schwarz, 
an  dünnen  Rändern  bräunlich  und  besonders  oft  tiefviolett  durch- 
scheinend. Die  alten  Glaskünstler  imitierten  ihn  gern  (vermittels 
des  Mangans),  und  vielleicht  wiegt  um  seinetwillen  bei  den  an- 
tiken Kunstglasarbeiten  die  violette  Farbe  so  sehr  vor.  Wo  nun 
Plinius  in  seiner  naturalis  historia  vom  Obsidian  spricht  (^),  sagt 
er:  «  vidimus  et  solidas  imagines  Divi  Augusti  capaci 
materia  huius  crassitudinis,  dicavitque  ipse  pro  miraculo  in 
templo  Concor diae  obsianos  quatuor  elep hantos  . . .  Fit  et  tinctu- 
rae  genere  vitrum  obsianum  ad  escaria  vasa  » .  Aus  dem  Stein 

C)  36,  26,  196. 


ANTIKE    GEFORMTE    GLASARBEITEN  151 

gearbeitete  (geschliffene,  ciselierte)  Bildnisse  und  Tiergestalteii 
konnten  nicht  als  mii-aculum  angesehen  werden;  derartiges  gibt's 
viel  zu  viel.  Die  Herstellung  wird  die  nämliche,  wie  die  der 
Glasköpfchen  in  Rom  und  Strassbiirg  gewesen  sein.  Zudem  scheint 
das  Wort  solidas  einen  Gegensatz  zu  den  hohlgegossenen 
oder  geblasenen  Bildwerken  —  solch  hohle  Glasköpfe,  Tiere 
u.  s.  w.  sind  ja  häufig  —  hervorheben  zu  sollen ;  diese  Wunder- 
gebilde waren  eben  massiv,  wie  die  vorliegenden. 

Allerlei  zwingende  Umstände,  insbesondere  auch  die  grosse 
Inanspruchnahme  des  Herrn  Beumers  durch  seine  ausgedehnte 
Beteiligung  bei  Anfertigung  des  Hochzeitssilbers,  das  die  beiden 
Schwesterprovinzen  Rheinland  und  Westfalen  dem  Kronprinzlichen 
Paare  als  Hochzeitsgabe  überreichen  wollten,  brachten  neben  den 
weiteren  Studien,  Erkundigungen  und  Vorarbeiten  grosse  Unter- 
brechungen und  Hemmnisse,  sodass  ich  erst  jetzt,  nach  weiteren 
fast  1  V2  Jahren,  berichten  kann,  dass  es  schliesslich  gelang,  einige 
wirklich  befriedigende  Resultate  zu  erzielen.  Es  gelang: 

1.  Bei  einigen  kleinen  Stücken  gleichmässige  innere 
Dichtigkeit  zu  erreichen;  sie  erscheinen  teilweise  dem  Por- 
zellan sehr  ähnlich. 

2.  Einige  aufrechtstehende  Gegenstände  zu  brennen, 
die  nach  oben  erheblich  breiter  waren;  sie  neigten  sich 
nur  infolge  irgend  welcher  Unvollkommenheit  der  Bodenplatten- 
masse ein  wenig  zur  Seite. 

3.  Eines  dieser  aufrechtstehenden  Gebilde  wurde  nach  Er- 
kaltung mit  (moderner)  Emailmasse  in  verschiedenen  Farben  be- 
malt und  wieder  in  den  Ofen  gebracht.  Diese  aufgemalte 
Farbe  verband  sich  aufs  Vollkommenste  mit  der  Grundmasse, 
glänzend  auf  mattem  Grunde,  wie  bei  den  Köpfchen. 

4.  Auch  leichte  Reliefauf  lagen  in  verschiedenartiger 
Masse  hafteten  fest  und  ohne  Formveränderung. 

5.  Ein  Stück  bekam  auch  bei  höchstgesteigerter  Temperatur 
nicht  einmal  vollglänzende  Oberfläche,  sondern  glich  durchaus  dem 
Bisquitporzellan. 

Die  hergestellten  Proben  sind  —  ich  bin  ja  weit  entfernt 
davon,  Techniker  oder  Modelleur  zu   sein  —  klein    und   unvoll- 


152  K.    BONE,    ANTIKE    GEFORMTE    GLASARBEITEN 

kommen.  Aber  ich  halte  sie  für  ausreichend,  um  meine  Vermu- 
tung bezüglich  der  Herstellung  der  beiden  Glasköpfchen  zur  Ge- 
wissheit zu  machen.  Meines  Wissens  —  und  alterfahrene  Fachleute 
haben  es  mir  bestätigt  —  hat  man  bisher  kaltgeformte  und  dann 
gebrannte  Glasgegenstände  für  eine  Unmöglichkeit  gehalten.  Aller- 
dings müssten  die  beiden  Glasköpfchen  «  Emailköpfchen  « 
genannt  werden;  und  bei  allen  in  gleicher  Weise  hergestellten 
Gebilden  müsste  man  von  Email,  nicht  von  Glas  sprechen,  so 
sehr  auch  im  Wesen  Glas  und  Email  das  nämliche  sind. 

Ich  werde  die  Versuche  fortsetzen  und  gegebenenfalls  Mittei- 
lung machen. 

Düsseldorf.  Karl  Bone. 


Zu   SÄÜRAS    UND    BATRACHOS 


,  Zu  der  an  diese  Namen  (Plin.  N.  H.  XXXVI,  42)  sich  knüp- 
i^ fanden  Kontroverse  (^)  bin  ich  in  der  Lage,  einen  Beitrag  zu  liefern, 
der  zwar  die  Frage  noch  nicht  endgültig  entscheidet,  aber  ihre 
Lösung  doch  näher  bringen  kann. 

Die  Vermutung  Winckelmanns  (Baukunst  der  Alten  I  §  40), 
es  könnte  in  einem  der  jonischen  Kapitelle  von  S.  Lorenzo  fuori 
le  mura  in  Rom  ein  Werk  der  beiden  Künstler  erhalten  sein,  ist 
zwar  fast  durchweg  abgelehnt  worden  (so  von  Fea,  Brunn  Fabri- 
eins),  aber  ohne  dass  dabei  wirklich  festgestellt  worden  wäre,  was 
es  nun  mit  jenem  Kapitell  für  eine  Bewandtnis  hat,  und  ohne  dass 
die  Untersuchung  in  dem  Sinne  weiter  geführt  worden  wäre,  was  für 
die  Nachricht  des  Plinius  als  Ersatz  in  Betracht  kommen  kann, 
wenn  das  römische  Kapitell  ausscheidet. 

Denn  es  hat  tatsächlich  auszuscheiden,  und  vollständig.  An 
Hand  der  bisher  existierenden  Publikationen,  der  kleinen  dürftigen 
Umrisszeichnung  bei  Wmckelmann  (Monumenti  inediti,  n.  206)  und 
der  noch  kleineren  bei  Letaronilly  (Edißces  de  Rome  moderne  III 
T.  268)  konnte  man  ein  solches  für  immer  verbannendes  Urteil 
allerdings  nicht  fällen,  so  sehr  Verdachtsgründe  auch  da  schon  laut 
werden  mochten.  Durch  freundliche  Vermittlung  der  Herren  Puch- 

C)  Vgl.  zuletzt  Fabricius  bei  Panly-Wissowa,  Batrachos. 


154  H.    THIERSCH 

steiD,  Stiidniczka,  Altmann  und  H.  Koch  bin  ich  aber  in  der  glück- 
lichen Lage,  Photographien  und  Beobachtungen  vorlegen  zu  können, 
welche  das  römische  Institut  in  dankenswertester  Weise,  die  lokalen 
Schwierigkeiten  überwindend,  vor  Kurzem  in  der  Kirche  hat  aus- 
führen lassen. 

So  lange  man  das  Kapitell  —  es  ist  das  achte  in  der  r.  Reihe  — 
nur  aus  ziemlicher  Entfernung  von  unten  aus  betrachten  konnte, 
mochte  es  sclieinen,  als  sei  es  (wie  die  sämtlichen  anderen  joni- 
schen Kapitelle  ringsum    auch)  mit  einer   mittelalterlichen   oder 


noch  späteren  Bestückung  überzogen.  So  schien  sich  der  eigentüm- 
lich gleichmässige,  trockene,  etwas  hölzerne  Formencharakter  zu 
erklären,  unter  dem  sich  immerhin  ein  frischer  gehaltener  antiker 
Kern  hätte  verstecken  können.  Das  war  der  Eindruck,  den  Studniczka 
bei  einer  Besichtigung  der  Säulen  im  März  dieses  Jahres  noch 
davontrug.  Er  hat  sich  nicht  bestätigt.  Eine  auf  meine  Bitte  durch 
W.  Altmann  vom  Gerüst  aus,  aus  unmittelbarer  Nähe,  erfolgte 
Untersuchung  hat  ergeben,  dass  alle  Formen  unverliüllt  zu  Tage 
liegen,  dass  keinerlei  Tünchdecke  darüber  vorhanden  ist:  «  Das 
Material  ist  derselbe  Marmor  wie  an  den  anderen  Kapitellen  auch, 
ein  merkwürdig  weicher  Stein,  aber  irgend  welcher  Auftrag  von 
Stuck  ist  jetzt  an  keiner  Stelle  vorhanden.  Doch  hat  zu  irgend 
einer  Zeit  einmal  Stuck  teilweise  darauf  gesessen,  und  davon  finden 
sich  kleine  Reste   an   der  Unterseite    der    Polsterränder   in    den 


zu  SAURAS  UND  BATRACHOS  155 

kleinen  vertieften  rautenförmigen  Feldern.  Das  ist  jedoch  so  un- 
bedeutend, dass  es  kaum  zu  bemerken  ist  ^ . 

Wir  müssen  also  das  Kapitell  nehmen,  wie  es  ist,  und  auf 
ein  Subtrahieren  dessen,  was  daran  anormal  erscheint,  nicht  nur 
verzichtec,  sondern  vielmehr  gerade  diese  Züge  heranziehen  und  zu- 
sammenstellen als  Indizien  für  den  wahren  Charakter  der  Stückes, 
der  sich  damit  allerdings  als  zweifellos  uuantik  herausstellt. 

Es  ist  hauptsächlich  das  weiche  Material,  das  der  ganzen 
Arbeit  so  stark  den  Eindruck  des  Geschnitzten  verleiht.  Alle 
Formen  sind  wie  mit  dem  Messer  aus  Holz  geschnitten,  ähnlich 
wie  beim  Kerbschnitt  (vgl.  besonders  die  Unterseiten  der  Polster- 
ränder!). Die  Wahl  eines  so  weichen  Materials  ist  verständlich 
bei  einer  Technik,  welche  nicht  mehr  im  Vollbesitz  des  bildhaue- 
rischen Könnens  ist,  dagegen  unerhört  in  der  späteren  Antike  für  ein 
so  wichtiges  tragendes  Bauglied,  wie  es  ein  Kapitell  eben  vorstellt. 

Auch  der  Bildschnitzer  —  Bildhauer  kann  man  hier  nicht 
gut  sagen  —  scheint  seinem  Stein  nicht  viel  Tragfähigkeit  zu^ 
getraut  zu  haben.  Er  hat  es  vorgezogen,  die  Abakusplatte  aus 
einem  anderen,  härteren  Stein  zu  nehmen  und  diesen  erst  dem 
schweren  Druck  der  Architrave  auszusetzen.  Ich  urteile  hier  nach 
den  Photographien  und  bin  überzeugt,  dass  Autopsie  dies  bestä- 
tigen wird:  die  Abakuspartie  ist  glatteren,  härteren  Steines  als  das 
Volutenstück  darunter  (^);  es  scheint  dabei  derselbe,  etwas  streifige 
Marmor  wie  zu  den  Architravblöcken  verwendet  zu  sein.  Jeden- 
falls ist  die  klaffende  Fuge,  welche  jetzt  die  beiden  Teile  trennt, 
kein  nachträglich  eingetretener  Bruch,  sondern,  wie  an  dem  un- 
gleichmässigen  Verlauf  der  Kanten  und  dem  Nichtharmonieren  an 
den  Ecken  deutlich  zu  sehen  ist,  eine  von  Anfang  an  vorhandene 
Naht.  Recht  und  schlecht  sind  die  beiden  separat  gearbeiteten  und 
ganz  verschieden  behandelten  Stücke  aufeinander  gepasst,  und  die 
Ungleichheiten  der  Fuge  noch  etwas  mit  Stuck  oder  Mörtel  ausges- 
trichen. 

Dies  Faktum :  das  aus  durchsichtigen  Gründen  erfolgte  Zerle- 
gen eines  untrennbaren  Ganzen  in  zwei  einzelne,  nach  Material  und 
Bearbeitung  ganz  verschiedene  Teile,  und  dann  ihr  rohes  Aufeinan- 
derkleben  —  das  allein   schon   schliesst  antike  Herstellung  aus. 

(•)  Nach  Chr.  Hülsen  ist  dasselbe  der  Fall  bei  den  Kapitellen  der  Torre 
Margana. 


156  H.    THIERSCH 

Dazu   kommt   noch   eine   zweite,  nicht  weniger  verräterische 
künstlerische  Licenz:  ein  flüchtiges  Arbeiten  nur  auf  den  Schein 
hin.  Von  unten  gesehen  tritt  die  zwischen  den  Voluten  liegende 
Kapitellmitte  mit  dem  Eierstab  plastisch  so   weit   vor,  dass  man 
den  darüber  wegziehenden  breiten  wagerechten  Canalis  nicht  sehen 
kann.  Zum  mindesten  fällt  (vgl.  Abb.  S.  153.  154)  von  unten  her  so 
viel  Licht  ein,  dass  der  nach  oben  sich  ausbreitende  Schatten  des 
Eierstabes  die  Mitte  des  Canalis  in  Dunkel  hüllt.  Diesen  Umstand 
hat  sich  der  Steinmetz  des    Kapitells   nicht    entgehen  lassen  als 
eine  Gelegenheit  zur  Vereinfachung  der  ihm  offenbar  etwas  unge- 
wohnten Arbeit.  Er  schenkte  sich  also  die  ganze  mittlere  Ausfüh- 
rung und  Ausstattung  des  wagrechten  Canalis.  Auf  der  Vorderseite 
ist  wenigstens  die  Austiefung  noch  ganz  durchgeführt,  aber  die  Fül- 
lung mit  der  Blattranke  hört  beiderseits  schon  über  den  Voluten 
auf.  Solange  mir  nur  die  alte  Zeichnung  bei  Winckelmann  vorlag, 
glaubte  ich,  dies    Fehlen    der   Ranke  in  der  Canalismitte  beruhe 
vielleicht  darauf,  dass  der  Zeichner  von  unten  her  das  Mittelstück 
nicht  habe  sehen  können  und  es  daher  einfach  ausgelassen  habe. 
Die  Photographien  zeigen  nun  aber,  dass  es  tatsächlich  nie  exi- 
stiert hat,  dass  der  eigentliche  und   unbedingt  als  gemeinsam  vo- 
rauszusetzende Ausgangspunkt  der  Blattranken   tatsächlich  fehlt, 
dass    diese    plötzlich   ganz    unvermittelt    aus    dem    Nichts    sich 
entwickeln.  Noch  schlimmer  steht  es  mit  der  Rückseite,  die  man 
ja  doch  nicht  so  beachten  und   sehen  würde.  Da  hört  nicht  nur 
die  Austiefung  des   Canalis  vollständig   auf,   sondern   sogar  auch 
seine   obere  lineare   ümränderung:  ein   ganz   ungegliedertes  und 
ganz  flaches   Feld  liegt   zwischen   Eierstab  und  Abakusfuge.  Die 
Randeinfassung  des  Canalis  ist  zwar  nirgends  schön   und  gleich- 
massig  gezogen,  aber  hier  ist  es  besonders  auffallend  zu  sehen,  wie 
nur  noch  schwach,  graviert,  sich  die  losen  Enden  dieses  Randes  im 
Schatten   des   Eierstabes  zu  verlieren  trachten.  Auch  sonst  ist  in 
der  Ausarbeitung  der  Rückseite  überall  gespart:   nicht  nur  die 
beiden  Tiere,  auch  das  gesamte  Rankenwerk  fehlt  in  den  Voluten, 
und  ebenso  fehlen  auf  dem  Eierstab  die  kanonischen  Zwickelpal- 
metten. Die  Eier  selbst  sind  noch  gröber  und  flacher  geschnitzt  als 
vorne.   Dann  ist  an  Stelle  des  durch   Licht  und  Schattenwechsel 
reichen,  aber  kompliziert  herzustellenden  Zahnschnittes  darunter 
hinten  ein  viel  einfacher  und  schneller  zu  machender  Strickwulst 


zu  SAURAS  UND  BATRACHOS  157 

angebracht.  Eine  so  starke  Differenzierung  der  beiden  Fronten,  eine 
so  weitgehende  Herabsetzung  der  Rückseite  im  Vergleich  zur  Vor- 
derseite kommt  wiederum,  soviel  ich  weiss,  an  wirklich  antiken 
Kapitellen  nicht  vor. 

Aber  auch  die  beiden  Voluten  der  Vorderseite  selbst  scheinen 
mir  in  ihrer  dekorativen  Füllung  differenzierter  zu  sein  als  antikes 
Gefühl  es  zugelassen  hätte.  Rechts  bildet  die  Mitte  eine  Blattro- 
sette,links  fehlt  sie.  Da  musste  sie  fortbleiben  des  dicken  Frosches 
wegen,  unter  dessen  Leib  sich  der  Steg  nun  einfach  irgendwie  tot 
läuft.  Auch  rechts  bei  der  Eidechse  ist  kein  rechter  Sinn  noch  Zu- 
sammenhang im  Organismus.  Das  Organische  wäre  gewesen,  die 
Ranke  selbst  in  die  Rosette  auslaufen  zu  lassen,  oder  wenn  nicht,  den 
Steg  doch  besser  in  diese  überzuführen,  als  es  hier  geschehen  ist. 

Die  Blattranke  ist  sichtlich  als  Akanthus  gedacht,  aber  in 
einer  Stilisierung,  die  schon  mehr  an  Romanisches  als  an  Antikes 
erinnert.  Ebenso  ist  die  Fiederung,  oder  besser  das  Belegen  der 
Zwickelpalmetten  mit  Strickwülsten  (^),  endlich  der  Zahnschnitt 
unter  dem  Eierstab  durchaus  unantik. 

Trotzdem  macht  das  Ganze  von  weitem  gesehen  (vgl.  Abb.  2) 
in  dem  wechselnden  Spiel  von  Licht  und  Schatten,  welches  der 
kräftige  und  bestimmte  Schnitt  der  Formen  hervorruft,  einen  rei- 
chen und  prächtigen  Eindruck. 

Dasselbe  gilt  auch  von  den  Seitenansichten.  Die  grossen  Akan- 
thusblätter  sind  gleichmässig,  tief  und  energisch  geschnitten,  ebenso 
das  Flechtband  auf  dem  Gurt  in  der  Mitte.  Unantik  dagegen  wirkt 
das  Schwächen  der  Volutenränder  durch  das  zierlich  ausgetiefte 
Gittermuster  auf  ihrer  Unterseite,  und  wiederum  fast  romanisch 
muten  die  zwischen  die  Akanthen  eingesteckten  Blattbüschel  an 
den  langen  Stielkelchen  an. 

Soviel  besagt  das  Kapitell  selbst  und  für  sich  allein  genom- 
men. Dazu  kommt  aber  noch  ein  Zweites.  Das  Stück  lässt  sich 
gar  nicht  allein  für  sich,  isoliert  behandeln,  es  kann  unmöglich 
getrennt  werden  von  den  2  X  11  anderen  Kapitellen,  welche 
ringsum  die  Säulenreihen  krönen,  mit  denen  es  durchaus  gleicher 
Arbeit  ist,  auch  sichtlich  gleichzeitig  mit  ihnen  entstanden  ist,  und 
welche  sicher  niemand  für   antik   ansehen  wird.  W.  Altmann  hat 

(*)  Vielleicht  missverstanden  aus  gelappten  Blättern  eines  Palmettenfä- 
chers, wie  etwa  im  Fries  der  Basilika  Ulpia.  Vgl.  D'Espouy,  Fragments  pl.  78. 

11 


158  H.    THIERSCH 

mir    seine    an   Ort  und  Stelle   darüber  gemachten   Beobachtungen 
freundlichst  zur  Verfügung  gestellt: 

«  Das  Eidechsenkapitell  unterscheidet  sich  in  Arbeit  und  Aus- 
sehen in  keiner  Weise  von  den  übrigen  Stücken.  Auffallend  ist  an 
allen  der  harte,  klare  Stil,  frei  von  allem  Illusionismus.  Das  An- 
brinofen  von  Tieren    in  den  Voluten  kommt   zwar   nur   au   dieser 


Fi<:.  2. 


Stelle  vor,  dagegen  sind  auch  sonst  Spielereien  nachzuweisen,  so 
hat  man  in  dem  Eierstab  bei  dem  3.  Kapitell  der  linken  Seite 
in  der  Mitte  das  Ei  zu  einer  Maske  umgewandelt,  bei  der  7. 
Säule  rechts  erscheint  dafür  eine  Maske  von  zwei  Tieren  umgeben, 
die  in  die  Höhe  springen.  Man  gewinnt  den  Eindruck,  dass  hier 
kein  einheitlicher,  geschlossener  Stil  vorliegt,  sondern  dass  man 
nach  verschiedentlichen  Vorbildern  gearbeitet  hat.  Sehr  verschieden 
ist  auch  die  Sorgfalt  in  der  Ausführung.  Eine  Probe  davon  kann  die 
Rückseite  des  Eidechsenkapitells  geben,  die  in  der  Vernachlässigung 


zu  SAURAS  UND  BATRACHOS  159 

den  schlechter  ausgeführten  Stücken  sich  vergleichen  lässt  (Abb.  1). 
Bemerkenswert  ist  auch,  dass  während  vorne  ein  Zahnschnitt  das 
Kapitell  nach  unten  abschliesst,  auf  der  Rückseite  ein  Kiemenwerk 
die  Stelle  vertritt.  Dasselbe  kommt  an  anderen  Kapitellen  häufig 
auf  der  Vorderseite  vor.  Vergleicht  man  unser  Stück  mit  einem 
antiken,  z.  B.  dem  hervorragend  schönen  jonischen  Kapitell  aus 
S.  Maria  in  Trastevere  (publiziert  bei  Haussoullier,  Didymes  1904 
p.  172),  so  fällt  der  ausserordentliche  Kontrast  in  der  Arbeit  auf. 
Die  antike  Arbeit  zeigt  volle,  lebendige  Formen,  die  unseres  Ka- 
pitells ist  ganz  flach  und  scharf.  Auch  in  Einzelheiten  gehen  sie 
auseinander.  Das  Doppelflechtband,  das  die  beiden  Polster  verbin- 
det und  umschnürt,  ist  bis  oben  an  den  Rand  des  Abakus  hinauf- 
gezogen (^).  Man  kann  dies  auch  bei  frühmittelalterlichen  Kapi- 
tellen beobachten,  wie  z.  B.  den  in  Via  Tor  de'  Specchi  N^  3  A, 
und  Via  Margana  N**  40  A  (Torre  Margana),  Via  Arco  de'  Ginnasi  20 
noch  in  Verband  stehenden  jonischen  Säulen.  Noch  deutlicher  tritt 
dies  bei  den  jonischen  Säulen  der  Vorhalle  von  SS.  Giovanni  e 
Paolo  hervor,  die  aus  dem  XIII.  Jahrhundert  stammen.  Ich  trage 
kein  Bedenken,  die  Säulen  von  S.  Lorenzo  fuori  le  mura  in  das 
XIII.  Jahrhundert  zu  setzen,  also  in  die  Zeit,  da  Honorius  III.  die 
Basilika  neu  umbaute.  Die  Vorläufer  ähnlicher  Arbeit  sehen  wir  be- 
reits in  dem  römischen  Kosraatenstil,  wo  gleich  scharfe  accentuierte 
Ausführung  und  Nachahmung  antiker  Formen  beobachtet  wird  ". 
Ich  möchte  hinzufügen,  dass  mir  dem  Kosmatenstil  besonders 
verwandt  erscheinen:  das  Rautengiitermuster  (■^),  der  Zahnschnitt 
und  der  Strickwulst,  also  gerade  die  aus  dem  antiken  Charakter  und 
Formenkreis  hier  am  meisten  herausfallenden  Motive.  Die  Kosmaten 
haben  zudem  gerade  in  S.  Maria  in  Trastevere  viel  gearbeitet,  wo 
sie  die  nächsten  Vorbilder  für  ihr  Kapitell  sehen  konnten  (^). 

(^)  Altmann  machte  mich  darauf  aufmerksam,  dass  dies  Detail  bei  Win- 
ckelmann  nicht  richtig  wiedergegeben  ist:  An  dem  Kapitell  z.  B.  des  Ptole- 
maions  auf  Samothrake  (Neue  Untersuchungen  auf  Samothrake,  Taf.  24-27)  geht 
das  reich  verzierte  Gurtband  ganz  ebenso  hoch. 

(^)  Sollten  etwa  in  den  Maschen  dieses  Gitters  bunte  Marmorfüllungen 
nach  Kosmatenart  gesessen  haben?  Die  Herrichtung  ist  genau  so.  Vgl.  die  von 
Altmann  gerade  in  diesen  Vertiefungen  bemerkten  Stuckreste  (von  der  Kit- 
tung der  Füllung  ?). 

{^)  «Die  Kapitelle  und  Gesimse  meisselten  sie  nach  antiken  Vorbildern  ». 
Springer,  Handbuch  der  Kunstgeschichte,  II,  S.  370. 


160  H.    THIERSCH 

Damit  sei  das  Kapitell  mit  seinen  Brüdern  ringsum  den 
kunsthistorischen  Kollegen  zur  Diskussion  überliefert.  Aus  unserem, 
dem  antiken  Material  scheidet  es  definitiv  aus.  Seine  Bedeutung  — 
im  Zusammenhang  dann  natürlich  mit  den  anderen  zugehörigen  Ka- 
pitellen —  im  Rahmen  der  mittelalterlichen  Kunst  wird  nun  von  an- 
deren zu  würdigen  sein.  Für  uns  Archäologen  bedeutet  das  Stück 
nur  mehr  eine  Bestätigung  der  früher  schon  gehegten  Vermutung, 
dass  es  in  nachantiker  Zeit  in  Anlehnung  an  die  bekannte  Pli- 
niusstelle  gemacht  worden  ist,  und  mit  Benutzung  von  Motiven, 
die  an  wirklich  antiken  jouischen  Kapitellen,  wie  dem  schönen  zu 
S.  Maria  in  Trastevere  befindlichen,  zu  sehen  waren  (^).  Dabei  ist 
dem  Verfertiger  oder  Auftraggeber  nur  der  philologische,  aber  ver- 
zeihliche Schnitzer  passiert,  dass  er  «  in  columnarum  spiris  »  miss- 
verstand, indem  er  übersah,  dass  spirae  nach  antikem  Sprachge- 
brauch hier  nur  die  Säulenbasen  bezeichnen  kann,  nicht  aber  die 
Kapitellvoluten,  wie  es  auch  Winckelmann  noch  für  möglich  hielt. 

«  Eines  der  schönsten  Kapitelle  aus  dem  ganzen  Altertum  » 
—  so  hatte  Winckelmann  unser  Stück  gepriesen  —  hat  also  seine 
Bedeutung  für  die  Frage  nach  den  beiden  sagenhaften  Architekten 
eingebüsst.  Dagegen  gibt  es  ein  anderes  Denkmal,  das  es  weit 
mehr  verdient,  hier  herangezogen  zu  werden,  wenngleich  ihm  viel 
weniger  Beachtung  geschenkt  worden  ist.  Es  hat  freilich  auch  mit 
ihm  seine  Schwierigkeiten,  besonders  so  lange  es  nicht  gelingt,  das 
anscheinend  verschollene  Stück  wieder  im  Original  aufzufinden  und 
man  allein  auf  Piranesis  Publikation  angewiesen  sein  wird  (Abb.  3). 
Es  ist  die  kleinasiatisch  normierte  Basis  einer  jonisch  kanellierten 
Säule  mit  viereckiger,  reliefierter  Plinthe  unter  den  Toris.  In  der 
älteren  Ausgabe  von  Piranesis  «  Le  Antichitä  Romane »  fehlt  die 
Zeichnung.  Erst  in  der  zweiten  Ausgabe,  die  sein  Sohn  besorgt  hat, 
erscheint  sie  von  anderer  Hand  gezeichnet  (Gesamtausgabe  Bd.  IV, 
217  b.).  In  dem  auf  der  Tafel  beigeschriebenen  Texte  wird  die  Basis 
als  zu  dem  ebenfalls  dort  abgebildeten  Kapitell  von  einer  der  Säulen 
des  einst  innerhalb  der  Oktavia-Portikus  befindlichen  Jupitertem- 
pels gehörig  bezeichnet.  Es  heisst  da :  «  Metä  del  diametro  della 
colonna  con  modinatura  sottoposlavi  della  base.  Nel  plinio  di 

{})  Für  die  geringeren  Stücke  dort  vgl.  die  Abbildungen  bei  Durm, 
Baukunst  der  Römer,  Fig.  415. 


zu    SAURAS   UND    BATHACHOS 


161 


essa  si  veclono  arabeschi,  i  fra  i  quali  schersano  iina  bfcertola 
e  ima  rana,  le  quali  secondo  Plinio  formavano  la  divisa  dei 
fabbricatori  del  tempio.  QuesC ornamenlo  si  vedeva  tra  i  molti 
peszi  dl  marmo  nella  cantlna  della  persona  giä  menlovaia  neue 
tavole  anteriori  (i.  e.  Signor  BaUüana  Franc.)  ».  Darauf  folgt 


Fig.  3. 


eine  Ablehnung  des  Kapitells  in  S.  Lorenzo  als  zu  diesem  Tempel 
gehörig  und  die  richtige  Feststellung,  dass  der  Ausdruck  «  spirae  » 
sich  nur  auf  Basen  der  Säulen  beziehen  könne.  Dann  heisst  es: 
tf  Questa  base  doveva  apparteaere  aUalLro  tempio  dl  Giove.  La 
modinatura  poi  A  e  quella  che  apparteneva  alla  colonna  del  tempio 
dl  Giunone  ".  Und  rechts  von  der  Aufsicht  des  Kapitells  heisst  es: 
-  Modinatura  dello  slipite  della  porta  del  tempno  segnata  nella 


162  H.    THIERSCH 

pianta  lettera  E  » .  Altmann  hält  das  Stück  mit  dem  Rankenfries  für 
«  sehr  apokryph » ,  für  ein  missverstandenes  Architravstück  imd  somit 
als  willkürlich  von  dem  Zeichner  erst  mit  der  jonischen  Basis  zu- 
sammengebracht. Ich  kann  mich  dieser  Meinung  nicht  anschliessen, 
da  das  gleichmässige  und  besonders  das  seitliche  Herumführen  des 
Randprofiles  am  linken  Ende  bei  einem  Architrav  unmöglich  wäre, 
für  eine  ^Soffitte  aber  der  Rand  entschieden  zu  knapp  und  schmal. 
Wahrscheinlicher  scheint  es  mir,  dass  es  wirklich  eine  Basisplinthe 
war,  die  hier  gezeichnet  ist.  Mit  dem  «  Frosch  »  hat  es  allerdings 
seine  Bedenken.  Denn  das  Gebilde  rechts  neben  der  Eidechse,  das 
man  anscheinend  dafür  ausgab,  sieht  zwar  ungefähr  wie  eine  Kaul- 
quappe aus,  aber  nicht  wie  ein  richtiger  Frosch.  Entweder  war  hier 
die  Plinthe  bis  zur  Undeutlichkeit  verletzt,  oder  es  ist  ein  aus  der 
Blattrose  sich  entwickelndes  Blütenmotiv  (^),  vielleicht  eben  ein 
beschädigtes,  stark  bestossenes  als  Frosch  missverstanden  worden. 
Der  wii;kliche  Frosch  wird  vermutlich  erst  auf  der  verlorenen  rechten 
Hälfte  der  Plinthe  dargestellt  gewesen  sein,  der  Eidechse  der  linken 
Hälfte  ;entsprechend.  Eine  Basis  mit  solcher  Plinthe  wäre  an  dem 
fraglichen  Tempel  durchaus  möglich.  Im  Rankenwerk  spielende, 
ähnliche  Tiere  gibt  es  natürlich  in  der  dekorativen  Plastik  in 
Menge;  vgl.  die  Pilaster  in  der  Krypta  von  S.  Peter  in  Rom, 
Dionysius  Cryptae  Vaticanae  T.  I  n.  III;  Wiener  Vorleg eblälter 
IV,  10);  auch  das  Romulusrelief  aus  Ostia  bei  E.  Streng  Roman 
Sculpture  p.  242.  Auf  ein  noch  unpubliziertes  Beispiel  derart,  ein 
Pilasterkapitell  mit  dem  Bilde  eines  Krokodils  (?)  von  der  Via 
Latina  macht  Chr.  Hülsen  aufmerksam.  Es  befindet  sich  in  einem 
Codex  der  Sammlung  Destailleur  (j.  in  S.  Petersburg). 

Aber  mehr  noch.  Sieht  man  einmal  ganz  ab  von  der  Piranesi- 
schen  Notiz  und  betrachtet  die  Pliniusstelle  ganz  unabhängig  davon 
allein  für  sich,  so  kommt  man  zu  dem  Schluss :  es  muss  notwen- 
digerweise eine  derartige  oder  eine  ihr  ähnliche  Basis  gemeint  sein. 
Jede  andere  Form  ist  ausgeschlossen.  Die  beiden  Tiere  müssen  doch 

i})  Man  ist  versucht,  an  die  inselgriechische  und  kleinasiatische  Aribto- 
lochia  zu  denken.  Vgl.  die  Beispiele  aus  Didymi,  Pontremoli  et  Haussoullier 
p.  150,  —  in  Rom  die  Blüte  in  der  Mitte  des  Abakus  korinthischer  Kapitelle: 
am  Tempel  des  Mars  Ultor  (D'Espouy  pl.  56),  am  Pantheon  (pl.  70-71),  in  der 
Halle  der  Porticus  der  Octavia  selbst  (pl.  QQ).  Vgl.  auch  die  reichen  Akan- 
thusranken  vom  Trajansforum. 


zu    SAURAS    UND    ßATRACHOS  163 

in  jedem  Falle  an  den  Säulenbasen  vorlianden  gewesen  sein,  gleich- 
viel was  man  von  den  damit  in  Verbindung  gebrachten  Architekten 
halten  mag.  Aber  wo  sassen  sie  dann?  An  allen  anderen  Formen 
ausser  der  Plinthe,  an  Lysis,  Torus  und  Trochilos  sind  sie  innerhalb 
der  hellenistischen  Formengebung,  wenn  auch  nicht  ganz  unmöglich, 
so  doch  höchst  unwahrscheinlich  (^).  Nirgends  dagegen  ist  so  gut 
Platz  für  sie,  wie  im  Reliefwerk  einer  Plinthe  mit  geraden  Flächen. 
So  darf  man  von  vornherein  annehmen:  nur  da  überhaupt  kann  es 
gewesen  sein.  Die  Plinthe  aber  unter  einer  jonischen  Basis  ist  ein 
gerade  für  die  östlich-hellenistische  Architektur  charakteristisches 
Bauglied  und  einfach  Norm  bei  Vitruv  (^).  Dass  die  Seiten  solcher 
Piinthen  aber  auch  mit  Reliefs  verziert  werden  konnten,  lehren  die 
Basen  tom  üidymaion.  Da  sind  nur  die  Piinthen  in  besonders  reicher 
Weise  zu  Zwölfecken  ausgestaltet  (^).  Diese  ungewöhnliche,  opulen- 
teste Form  setzt  aber  die  einfachere  viereckige  voraus  als  Aus- 
gangspunkt zu  ihrer  Steigerung.  Solche  mit  Relieffeldern  verzierte 
einfache  viereckige  Piinthen  nun  müssen  die  Basen  des  Sauros  und 
Batrachos  gewesen  sein  (''),  genau  von  der  Art  der  Piinthen  unter 
den  Säulen  eines  anderen  besonders  prunkvollen  Baues,  des  Concor- 
diatempels  in  Rom  (D'Espouy  pl.  86),  nur  in  der  Füllung  der  Felder 
reicher  als  diese. 

Dass  Künstler  Tiernamen  haben  (^),  und  dass  gerade  sie  es  am 
wenigsten  sich  nehmen  lassen,  spielender  Weise  die  Bilder  dieser 
Tiere  wie  Symbole  als  ihre  Signaturen  zu  gebrauchen,  ist  nicTit 
nur  zu  allen  neueren  Zeiten  (^)  immer  wieder,   sondern  auch  in 

O  An  eine  so  abnorme  späte  Bildung  wie  z.  B.  bei  Puchstein,  die  joni- 
sche Säule  S.  35,  Abb.  42,  ist  hier  ernstlich  nicht  zu  denken. 

(^)  Vgl.  Pontremoli-Haussoullier,  Didymes,  p.  139. 

(*)  Pontremoli-Haussoullier  p.  149  if.  Auch  wenn  die  Ausführung  dieser 
Frontsäulen  erst  ins  erste  Jahrhundert  n.  Chr.  fällt,  hielt  sie  sich  doch  an  ältere 
Modelle,  wie  dies  auch  sonst  bei  dem  Bau  der  Fall  ist. 

(*)  Dass  auch  die  Kapitelle,  wenn  sie  jonisch  waren,  in  entsprechender 
Weise  durch  Akanthusfüllung  besonders  ausgezeichnet  waren,  ist  durchaus  mög- 
lich. Vgl.  das  schon  oben  erwähnte  Kapitell  von  Samothrake.  Die  Arbeit  der 
Steinmetzen  in  S.  Lorenzo  wurde  dann  gar  keine  so  willkürliche  Erfindung  sein. 

(*)  Vgl.  vor  allem  den  archaisdien  Maler  Saurias  (Brunn,  Griech.  Künstler 
II,  5).  Unter  den  Neueren:  Böcklin,  Hase,  Koekkoek,  Leopardo,  Leu,  Uccello, 
Wolf. 

(•)  Vgl.  z.  B.  Walter  Crane's  Kranich.  Meinem  Collegen,  Professor  C.  Sat- 
ter, verdanke  ich  noch  folgende  Analogien:  der  niederländische  Kupferstecher 


164  H.    THIERSCH 

der  Antike  öfters  vorgekommea.  Man  denke  an  die  Namen  Chelis, 
Leon,  Leontiskos,  Perdix,  Phoenix,  Mys,  Skymmos,  Skylax,  Tettix, 
Tauros,  Taiiriskos,  oder  an  den  anmutigen  Scherz  des  Stempelschnei- 
ders Phrygillos,  dessen  versteckte  Signatur  auf  den  Münzen  von  Te- 
rina  in  dem  munteren  Finken  zu  identifizieren  erst  vor  kurzem  ge- 
lungen ist.  Vgl.  K.  Kegling  im  66.  Berliner  Winkelmannsprogramm. 
Ich  komme  also  entgegen  der  bisherigen  Auffassung  zu  dem 
Schluss,  dass  bei  Plinius  alles  Wesentliche  seine  Kichtigkeit  haben 
wird.  Die  beiden  Künstler  Sauros  und  Batrachos  werden  wirklich 
existiert  haben  und  nicht  erst  Ausgeburten  einer  Anekdotenphan- 
tasie sein.  Die  bestimmte  Aussage  des  Plinius,  sie  seien  Lakonier 
gewesen,  will  doch  auch  motiviert  sein,  wird  aber  gänzlich  bei  Seite 
geschoben  und  bleibt  völlig  unerklärt  bei  der  üblichen  Erklärung 
der  Dinge.  Auch  hat  man,  meine  ich,  kein  Recht,  die  Nachricht  des 
Plinius  in  unvereinbaren  Gegensatz  zu  bringen  mit  der  anderen 
üeberlieferung,  dass  Hermodoros  von  Cypern  der  Architekt  des 
Tempels  gewesen  sei.  Bei  einem  so  grossen  Bauunternehmen  sind 
unter  dem  leitenden  Architekten  immer  auch  eine  ganze  Gruppe 
vorzüglicher  Kräfte  beschäftigt,  die  ihm  helfend  und  seine  Inten- 
tionen ausführend  zur  Seite  stehen.  Zu  solchen,  weniger  vielleicht 
Unterarchitekten,  als  im  Dekorativen  gewandten  Bildhauern  (^) 
werden  in  diesem  Falle  Sauras  und  Batrachos  gehört  haben. 


der  als  «  Meister  mit  dem  Krebs  »  bekannt  ist.  Man  weiss  seinen  Namen 
zwar  nicht  sicher,  glaubt  ihn  aber  mit  einem  Franz  Krabbe  identifizieren  zu 
können.  Der  Name  des  berühmten  italienischen  Stechers  «  J.  B.  mit  dem 
Vogel  »  ist  unbekannt.  In  diesem  Fall  scheint,  wie  bei  Leonhard  Schäufelin, 
das  Buchstabenmonogramm  mit  einem  redenden  Monogramm  verbunden  zu 
sein.   Bei    Frimmel,    Gemäldekunde   (Leipzig   190-4)    sind    S.  180   erwähnt: 

1)  das  Reh  als  Zeichen  für  Caprioli  (vgl.  Gaz.  des  Beaux  Arts  1896, 1,  120; 

2)  eine  Muschel  «  farinato  »  für  Paolo  Farinato  (ein  guter  lokaler  Meister 
von  Venedig  im  XV.  Jhdt.);  3)  ein  Hecht  «  luzzo  »  für  Pietro  Luzzi  da  Feltre, 
auf  einem  Bild  der  Sammlung  Figdor  in  Wien.  Etwas  anders  liegt  der  Fall 
bei  dem  niederländischen  Maler  Herri  de  Bles  oder  Hendrik  Bles  (XV.  Jhdt.), 
der  auf  seinen  Bildern  überall  als  sein  Zeichen  ein  Käuzchen  anbrachte  und 
darnach  von  den  Italienern  «  Civetta  »  genannt  wurde.  Weit  häufiger  bekannt- 
lich als  Tiere  werden  unbelebte  Gegenstände  zu  «  redenden  *>  Monogrammen 
verwendet  z.  B.  Schäufelin  (Schaufel),  Bril  (Brille),  Sta.  Croce  (Kreuz)  u.  s.  w. 

(^)  Sie  stehen,  wie  auch  Brunn  in  diesem    Sinne  schon  hervorgehoben 
hat,  bei  Plinius  unter  den  Marmorbildhauern. 


zu  SAURAS  UND  BATRACHOS  165 

Nur  Eines  halte  ich,  wenn  auch  nicht  unbedingt  so  doch  wahr- 
scheinlich für  erfunden :  das  Motiv,  das  Plinius  für  die  symbolische 
Art  ihres  Signierens  angibt.  Das  kann  aus  den  Tierfiguren  erst 
erschlossen  worden,  kann  aber  auch  gut  wirklich  so  vorlianden  ge- 
wesen sein.  Denn  dass  inschriftlich  nur  der  Hauptarchitekt  genannt 
sein  wollte  oder  sollte,  wäre  durchaus  nichts  Ungewöhnliches. 

Der  ganze  Tempelbau,  um  den  es  sich  hier  dreht,  war  ein 
Novum  in  Rom  und  ein  Wunder  speziell  griechischer  Kunst,  ein 
Triumph  hellenischen  Sinnes  —  anlässlich  der  Unterwerfung  des 
hellenischen  Makedoniens  durch  den  Römer  Q.  Caecilius  Metellus. 
Graecia  victa  victorem  vicit.  Als  einen  Triumph  und  Dank  für 
diesen  seinen  Sieg  hat  dieser  Feldherr  im  Jahre  147  v.  Chr.  den  Bau 
aufführen  lassen,  wie  es  scheint,  ganz  durch  griechische  Künstler. 
Ihr  Ehrgeiz  scheint  es  gewesen  zu  sein,  einen  rein  hellenistischen 
Bau  zu  erstellen :  sie  schufen  mit  diesem  Bau  die  erste  Tempelan- 
lage in  Rom  ganz  aus  Marmor  und  die  erste  mit  einer  ringsum 
von  Säulenhallen  eingefassten,  weiten  Agora.  Von  der  besonderen 
Opulenz,  die  dem  Bau  zugewandt  war,  schimmert  auch  bei  Plinius 
noch  etwas  durch  {opibits  praepotenles  faisse),  und  wie  in  edlem 
Material  und  grosszügiger  Gesamtanlage,  so  scheint  sich  das 
Unternehmen  auch  durch  ungewöhnlich  reichen  Dekor  ausgezeichnet 
zu  haben.  Davon  hat  sich  eine  fast  verwischte  Spur  erhalten  bei 
Plinius  in  der  Geschichte  von  Sauras  und  Batrachos. 

Das  Andenken  dieser  Künstler  sollte  von  den  bisher  gegen  sie 
üblichen  Zweifeln  hinfort  frei  bleiben.  Ihre  Namen  haben  nach 
allem,  was  wir  über  ihre  Zeit  wissen  und  über  ilir  Werk  vermuten 
dürfen,  Anspruch  darauf  mit  Ehren  in  der  griechischen  Künstlerge- 
schichte genannt  zu  werden,  so  gut  wie  irgend  welche  andere. 

P.  S.  Während  des  Druckes  wird  mir  durch  Chr.  Hülsens 
freundliche  Vermittelung  soeben  noch  ein  Aufsatz  von  G.  Giovan- 
noni  in  der  Zeitschrift  VArte  (Anno  XI,  fasc.  IV)  bekannt,  der 
sich  nicht  nur  mit  den  hier  vorgetragenen  Anschauungen  vollstän- 
dig deckt,  sondern  in  einem  Hauptpunkt  noch  eine  sehr  wesent- 
liche Ergänzung  und  Bestätigung  bringt.  Giovannoni  charakteri- 
siert das  Unantike  und  echt  Mittelalterliche  des  Kapitells  von 
S.  Lorenzo  und  weist  zum  ersten  Mal  und  überzeugend  nach,  dass 
das  Frosch-Eidechsenkapitell  nicht  nur  untrennbar  ist  von  den 
andern  22  jonischen  Kapitellen  im  Innern  der  Kirche,  sondern 
auch  von  den    sechsen  der  Vorhalle.  Diese  sind  in  Stil  und  Mo- 


,166  H.    THIERSCH,    ZU    SAURAS    UND    BATRACHOS 

liven  durchaus  gleichartig  mit  unserem  Kapitell  (vgl.  besonders 
seine  Abb.  8).  Die  ganze  Vorhalle  lässt  sich  aber  mit  Sicherheit 
als  ein  Werk  zweier  bekannter  römischer  Marmorari  des  13.  Jhdts. 
^erweisen,  naemlich  des  Pietro  Vassalletto  und  seines  Sohnes.  Sie 
waren  die  Steinmetzen,  welche  dem  grossen  Umbau  der  Basilika 
unter  Papst  Honorius  III  im  Jahre  1225  seinen  eigenartigen 
Schmuck  yerliehen  liaben.  (Von  ihnen  und  andren  Gliedern  ihrer 
Familie  rühren  auch  her  der  Osterkandelaber  in  S.  Paolo,  der 
Kreuzofanor  von  S.  Giovanni  in  Laterano.  die  Schranken  des  Pres- 
bjteriums  in  S.  Saba,  das  kleine  Tabernakel  in  S.  Francesco  zu 
Viterbo  und  Kanzel  und  Kandelaber  der  Kathedrale  in  Anagni). 
Ihre  Phantasie  erging  sich  gern  in  allerlei  spielendem  Beiwerke. 
Scherzende  Affen  und  Löwen  sitzen  im  Ornament  des  Gebälks  der 
Vorhalle  von  S.  Lorenzo,  dieselbe  Eidechse  und  derselbe  Frosch 
wie  am  strittigen  Kapitell  auch  am  Kreuzgang  von  S.  Giovanni 
in  Laterano  (vgl.  Giovannoni  S.  15).  Vielleicht  ist  es  also  nur 
ein  reiner  Zufall,  w^enn  hier  ganz  unabhängig  von  sich  aus  etwas 
entstanden  ist,  was  lange  Zeit  mit  jener  Pliniusstelle  in  unlösbarem 
causalem  Zusammenhang  zu  stehen  schien. 

Gleichartig  könnte  nun  aber  auch  der  Fall  in  der  Antike  ge- 
legen haben.*  Waren  die  beiden  Thiere  an  den  Seitenplinthen  jenes 
römischen  Tempels  nicht  vielleicht  auch  rein  dekorative  Spielerei 
ohne  jeden  besondern  Nebensinn  ?  Ich  glaube  nicht.  Erst  wenn  sich 
nachweisen  Hesse,  dass  Frosch  und  Eidechse  eine  ganz  typische 
Zutat  im  ornamentalen  Vorrat  jener  Zeit  sind,  oder,  dass  an  den 
Plintheu  ausser  jenen  beiden  Thieren  auch  noch  alle  möglichen 
anderen  dargestellt  waren  (^),  wäre  eine  solche  Annahme  zulässig. 
Dass  das  so  war,  ist  aber  wenig  wahrscheinlich.  Die  Geschichte  bei 
Plinius  sieht  nicht  darnach  aus.  Im  Gegenteil,  sie  lässt  vermuthen 
dass  Frosch  und  Eidechse  im  Dekor  so  auffällig  hervortraten  viel- 
leicht durch  Anbringung  an  sämtlichen  Säulenbasen,  dass  dieser 
Umstand  eine  Erklärung  verlangte.  Das  hätten  sie  aber  kaum  ge- 
konnt, wenn  sie  nur  als  ein  Glied  unter  mehreren  anderen  ähnli- 
chen gleichwertigen  Gruppen  zu  sehen  gewesen  wären. 

Freiburg  i.  Br.  Oktober  1908.  H.  Thiersch. 

(^)  Also  ein  reicher  Wechsel  im  Dekor  der  einzelnen  Säulen  ähnlich 
wie  an  den  Frontsäulen  des  Didymaions. 


DIE   KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APÜLIENS 

(Schluss) 

S.  Mitteilungen  XII,  1904,  188. 

Kap.  IV.  Daünia  (Fortsetzung).  Kap.  V.  Tarent. 


I. 

§6.  Kratere;  jenseits  des  Aufidiis. 

Ungeachtet  der  erheblichen  Einschränkungen  (*),  welche  diese 
Publikation  mit  Rücksicht  auf  den  disponiblen  Raum  der  Zeitschrift 
hat  erfahren  müssen,  wird  man  sich  doch  überzeugen,  dass  auch 
nördlich  vom  Aufidus  das  archäologische  Material  nicht  so  spärlich 
ist,  wie  gewöhnlich  auf  Grund  früherer  Verhältnisse  angenommen 
wird  (-).  Ich  kann  nach  Abschluss  meiner  Tätigkeit  an  Ort  und 
Stelle  nochmals  auf  das  Daunia  216  f.  Gesagte  verweisen. 

Gleichwie  Canosa  und  Ruvo  ihre  besonderen  Merkmale  der 
Form  und  Dekoration  aufweisen,  so  treten  auch  jenseits  des  Flusses 
ganz  bestimmte  Eigentümlichkeiten  hervor,  noch  wahrnehmbarer 
bei  dem  kleineren  Geschirr  (§  8  B),  wo  oft  schon  Ton  und  Mal- 
farbe entscheiden.  Hin  imd  wieder  glaubt  man  den  Einfluss  von 
Ruvo  und  Canosa  zu  bemerken,  von  denen  auch  Originalware  dort 
zum  Vorschein  kommt.  In  Ascoli-Satriano,  selbst  in  Melfi,  finden 
sich  neben  der  einheimischen  Ware  echte  Canosiner  Schalen,  dort 
ausgegraben.  Der  erstgenannte  Ort,  den  ich  erst  1898  durch 
Ueberführung   der  dortigen  Funde    nach  Bari  in  die  Archäologie 

(^)  Gänzlich  vermissen  wird  man  u.  A.  die  Kapitel,  auf  welche  R.  M. 
XIX  315  verwiesen  wurde;  ebenso  auch  viele  Abbildungen,  die  ich  mir  für 
eine  andere  Gelegenheit  vorbehalte. 

{")  Vgl.  Paribeni,  Bull.  Pal  1905^  221.  lieber  Herdonia  s.  jetzt  Qua- 
gliati,  Not.  d.  sc.  1907,  30.  Die  Bezeichnung,  nördlich  vom  Flusse  (so  auch 
R.  M.  XIX  809  bei  Anm.  1,  wo  verdruckt  südlich  steht),  ist  natürlich  nicht, 
buchstäblich  zu  nehmen,  da  dessen  Lauf  von  SW  nach  NO  geht. 


168  M.    MAYER 

eingeführt  habe,  erweist  sich  als  besonders  wichtig  und  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  selbständig.  Das  weite  Terrain  von  Arpi, 
wovon  hier  zum  ersten  Male  (wie  auch  von  Melfi)  archaische 
Vasen  mitgeteilt  werden,  ist  noch  unerforscht.  Von  Lucera  kannte 
man  früher  ausser  Prähistorischem  nur  griechisch-römische  Ke- 
ramik {Gaz.  Ar  eh.  1883,  15). 

Hier  die  Auswahl  der  Kratere. 

1.  Beil.  I  1  Bari  Mus.  Prov.  3987;  Frgmt.  aus  Ascoli-Satriano. 

2.  ebd.  3986.  Ascoli-Satriano. 

3.  ebd.  3919.  Lucera. 

4.  Beil.  I  6,  7,  ebd.  3927.  Ordona  (Herdonia). 

5.  Berlin,  Antiquarium  251. 

6.  s.  oben  §  5,  Beil.  III  1.  Bari,  M.  P.  3516.  Melft. 

7.  ob.  Beil.  III  2;  ebd.  3517.  Melfi. 

8.  ob.  Beil.  III  4.  Neapel,  Mus.  Naz.,  Inv.  13536  oa. 

9.  ob.  Beil.  III  3.  Neap.  dieselbe  Nr. 

10.  Abb.  2.  Bari  M.  P.  3793.  Frgmt.  San  Severo. 

11.  Abb.  1.  Vasto  d'Aimone. 

1.  (Beil.  I,  1).  In  der  Form  nichts  Neues  gegenüber  Ruvo, 
nur  dass  der  Schwerpunkt  höher  liegt.  Die  Malerei,  in  zwei  Farben, 
folgt  den  dortigen  Normen  nur  in  der  allgemeinen  Disposition,  mit 
starken  Kreissystemen  an  der  freien  Unterhälfte,  oben  einer  schma- 
len Zone  zwischen  Streifen;  die  letztere  zeigt  an  den  Frontseiten 
eine  Reihe  auf  der  Spitze  stehender  Quadrate  mit  Strichfüllung,  zur 
Seite  farbig  ausgefüllte  Quadrate,  dazwischen  ein  Klepsydra-Motiv 
mit  eingeschriebenen  kleineren  Dreiecken  ohne  besondere  Basen  (vgl. 
Peuk.  27  fig.  3).  Die  Rückseite  hat  einiges  Besondere,  namentlich 
ein  langes  Farben-Rechteck  diagonal  gespalten.  Die  dicken  kurzen 
Bögen  an  der  Mündung  sind  eine  hässliche  Eigentümlichkeit  der 
Kratere  dieser  nördlichsten  Gegend.  Dagegen  wirkt  es  angenehm, 
dass  dort  die  Zonen  und  Gurte  beim  Henkel  angelangt,  nicht 
gradlinig  abschliessen  (schwach  concav  schon  Ruvo,  §  4  S.  299 
fig.  15),  sondern  in  grossen,  die  Henkel  umziehenden  Bögen.  — 
Gleichwie  bei  den  nicht  minder  gut  und  sicher  gemalten  Gefässen 
§  4  Nr.  8  und  13  (s.  hier  Beil.  I,  2)  hat  eine  Korrektur  der 
Zeichnung  stattgefunden;  an  der  Unterhälfte  ist  der  Resteines 


DIE   KERAMIK   DES  YORGRIECHISCHEN   APULIENS  169 

anderen  Projektes  stehen  geblieben,  eine  Häufung  von  gestrichelten 
Rauten  (vgl.  Beil.  11  2,  5,  6  au  den  Henkeln),  und  darunter  einige 
feine,  aber  schief  gezogene  Horizontalen. 

2.  Dekoration  bescheidener,  wegen  der  höheren  Stelle  der 
Henkel  mehr  dorthin  verlegt.  Spärliche  dünne  Streifen  begleiten 
den  Mittelgurt  und  bilden  die  Ornamentzone,  welche  in  drei  durch 
Strichgruppen  getrennte  Längsfelder  zerfällt;  darinnen  steht,  nur 
die  horizontalen  Grenzen  berührend,  je  ein  Rhombus,  in  vier  oder 
mehr  z.  T.  punktierte  Felder  geteilt.  Unten  Kreise,  an  den  Henkeln 
Band  mit  Zahngruppen,  an  der  Mündung  flache  Bögen.  Bräunlich 
schwarze  Malfarbe. 

3.  Grauer  Thon,  unregelmässige  Wandung.  Mündung :  grosse 
einfache  Bögen,  nicht  sehr  gleichmässig  geraten.  Die  übrige  De- 
koration, in  schwärzlicher  Farbe,  beschränkt  sich  auf  eine  schmale 
unterstrichene  Zone  nahe  dem  Halse;  diese  ist  durch  drei  mal 
drei  Striche  in  vier  Längsfelder  geteilt,  worin  mit  Mühe  das 
bekrönte  Hügelmuster  (§  4,  11.  13),  Platz  gefunden.  Im  allgemei- 
nen erinnert  das  einfache  Schema  dieser  Schulterdekoration  (ebenso 
Melfi)  an  gewisse  Kratere  von  Thera  (II  p.  147,  fig.  357). 

4.  (Beil.  I,  6,  7).  Zu  der  gleichen  Schicht  in  Ordona  gehören 
grobe  unbemalte  Kratere  (Bari  M.  P.  3928),  der  Form  nach 
ähnlich  den  NN.  2.  3.  In  der  Form  mit  den  geschweiften  Sat- 
telhenkeln erinnert  der  gegenwärtige  4  an  einen  der  Ruveser.  In 
der  reichen  Bemalung,  die  einen  selbständigen  Eindruck  macht, 
fällt  auf,  dass  Ober-  und  Unterhälfte  durch  zwei  Gurte  und  eine 
Mittelzone  geschieden  sind,  sowie  der  doppelte  Ornamentstreif  am 
Oberteil.  Das  gleiche  Streben  nach  Bereicherung  macht  sich  unten 
geltend:  nicht  nur,  dass  die  Vertikalen  zur  Einrahmung  neuer 
Ornamentstreifen  mit  Unterabteilungen  dienen  —  das  findet  sich 
auch  in  Ruvo  und  Canosa  — :  auch  zwischen  diese  und  die  Felder 
mit  Kreisen  sind  noch  andere  kräftige  Vertikalen  mit  entspre- 
chenden Begleitlinien  eingespannt.  Auch  die  Kreise  genügten  nicht 
mehr;  sie  sind  von  einem  tangentialen  Polygon  umgeben,  von 
dessen  Ecken  strahlenförmig  Linien  nach  den  Grenzen  des  Feldes 
hinstreben ;  ein  sehr  ansprechendes  Muster,  welches  häufig  an  den 
Mündungen  der  Näpfe,  §  8,  angedeutet,  ausserhalb  dieser  Region 
nur  vereinzelt  und  ganz  ungeschickt  verwertet  wird  (R.  M.  XIX 
204  Abb.  4).  Neu  sind  in  dieser  Gegend  die  kleinen  Punkt-Kreise 


170  M.    MAYER 

in  der  Mittelzone,  die  B-förmigen  Figuren  und  gewisse  schräg  hal- 
bierte Klötze,  die  an  No.  1  erinnern.  Das  Mäander-Element  fällt 
aus  dem  Stil  heraus  und  ist  von  gleichzeitigen  griechischen  Vasen 
in  nicht  ganz  gelungener  Weise  entlehnt.  Zu  den  B  vergl.  die  an- 
gesetzten Halbkreise  an  einem  Napf  derselben  Ortschaft,  Beil.  II,  5. 
Malfarbe  ist  das  in  der  Landschaft  beliebte  Schwarz.  Zu  deren 
Eigentümlichkeiten  gehört  noch  das  Band  mit  Zahngruppen,  hier 
die  Mündung  umziehend,  sowie  das  Aufhören  des  Vertikal-Systems 
unten  kurz  vor  der  Basis. 

5.  Ein  krasses  Beispiel  verständnisloser  Nachahmung  bei  auf- 
fallend guter  Töpferarbeit;  gelblicher,  fast  orangenfarbig  gewor- 
dener Ueberzug.  Die  Oberhälfte  bekundet  durchaus  Ruveser  Vor- 
bilder (R.  M.  XIX  Taf.  VII,  5),  auch  das  Hügelmuster  zwischen  den 
Henkeln,  das  hier  aber  mit  der  Spitze  an  eine  schwere  Masse  von 
Vertikalstreifen  anstösst,  die  vielmehr  an  die  Unterseite  gehören. 
Dort  unten  fällt  u.  A.  ein  fischartiges  Motiv  auf,  das  meiner  An- 
sicht nach  eher  ein  apotropäisches  Auge  darstellen  soll,  nach 
Maassgabe  kyprischer  Vasen  graekophönikischer  Epoche  (Murray 
Excav.  Cypr.,  p.  108  fig.  156),  jedenfalls  eine  ungewöhnliche  Er- 
scheinung im  Apulischen. 

6.  7.  (vgl.  8.  9).  Von  Vasenfunden  in  Melfi  am  Vulture 
die  an  «  Kyprisches  »  erinnern  sollten,  wie  man  so  vielen  jetzt  als 
Nordapulisch  fixierten  Thongefässen  nachsagt ,  hatte  man  vor 
Jahren  gehört,  aber  ohne  dass  über  ihren  weiteren  Verbleib  etwas 
verlautet  wäre  (Lenormant,  Gaz.  arch.  1883,  27;  Not.  d.  sc.  1882, 
381).  Ich  führe  hier  zum  ersten  Mal  dortige  Vasen  vor,  die  ich 
1898  mit  anderen  an  Ort  und  Stelle  für  Bari  erwarb.  Man  be- 
findet sich  in  jener  Stadt  bereits  in  einem  Grenzgebiete,  wo  neben 
dem  apulischen  Stil  auch  ganz  heterogene  Erscheinungen  auf- 
treten. 

Die  beiden  Kratere  (R.  M.  XIX  312,  Beil.  III,  1.  2),  sind 
ziemlich  schwer,  doch  gut  geglättet;  die  schwärzliche  Bemalung 
von  6  entspricht  der  von  Lucera  bis  auf  das  Dreieckmuster,  wel- 
ches plump  und  in  einer  älteren  Version  dargestellt  ist.  An  der 
Mündung  grosse  Bögen,  starke,  von  feineren  begleitet.  An  den 
Henkeln  grobes,  entstelltes  Zahnmuster. 

7.  von  gröberer  Ausführung  in  schmutzig  grauem  Thon,  ist 
von  oben  bis  unten  bemalt  in  dunklem  Violett  und  einer  zweiten 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  171 

Farbe,  welche  teils  abgegangen  ist,  teils  sich  zersetzt  und  nur 
einen  Schein  hinterlassen  hat;  nach  einigen  Spuren  mag  es  ein 
lebhaftes  Violett,  gemischt  mit  etwas  schlechtem  Eot  gewesen 
sein.  Ueberladung  mit  Streifen;  eineröffnet  sich  unvermittelt,  um 
stellenweis  kleine  Vierecke  aufzunehmen ;  Verkümmerung  des  Un- 
terteils; in  der  dortigen  Zone  werden  die  Kreise  in  seltsamer 
Weise  aussen  durch  Striche  an  der  Peripherie  festgehalten,  wo 
sich  auch  anderweitige,  hakenartige  Ansätze  befinden,  paarweise 
mit  Mittelstrich,  doch  nicht  in  der  sonstigen  Manier,  die  wir  na- 
mentlich §  13  kennen  lernen,  die  Hakenform  vielmehr  wie  in 
Sicilien,  I.  Periode:  Bull.  Pal.  it.  XIX  tav.  V,  57. 

8.  9.  Sehr  bald  nach  meinem  Besuch  in  Melü  tauchten  dort 
noch  andere  archaische  Vasen  auf,  welche,  wie  man  erfuhr,  in  die 
dortige  Präfektur,  und  dann  ins  Neapeler  Museum  gelangten.  Es 
müssen  die  N.  8  und  9  sein,  welche  mir  in  Neapel  durch  ihre 
grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Melfitanern  auffielen,  und  die  dort 
ohne  Provenienzangabe  unter  dem  Jahre  1898  und  gemeinsamer 
Nr.  eingetragen  sind.  R.  M.  XIX,  Beil.  III  3.  4. 

Auf  schmutzig  grauem  Thon  violett-schwarze  Malerei  mit 
etwas  Rot  dazwischen.  Ziemlich  gleichförmige,  unsicher  geführte 
Streifen,  weder  stark  noch  fein  zu  nennen,  bedecken  den  grösseren 
Teil  der  Vase  und  lassen  nur  zuunterst  (ähnlich  wie  in  6)  eine 
Zone  frei,  die  im  Einzelnen  an  2  und  3  erinnert ;  oben  auch  hier 
ein  schmaler  Streif  nach  Art  eines  stellenweis  durchbrochenen  oder 
gemusterten  Bandes  mit  kurzen  Reihen  gestrichelter,  auf  der  Spitze 
stehender  Quadrate.  An  der  Mündung  kurze,  starke  Bögen  um 
einige  Mittellinien ;  Innenrand  getüpfelt.  Die  Bögen  und  Streifen, 
welche  die  Henkel  umgeben,  sehen  aus  wie  mit  dem  Zirkel  ge- 
zogen. Eine  höchst  eigentümliche  Bildung  weisen  die  Henkel 
auf,  nicht  sowohl  die  wirklichen  Griffe,  welche  ein  unbestimmtes 
Gemisch  von  herzförmigem  und  Sattelhenkel  darstellen,  als  die 
dazwischen  befindlichen  eckigen  Vorsprünge,  auf  denen  je  ein 
seltsames  Attribut  aufruht.  Das  eine  (jetzt,  1903,  abgebrochen) 
hatte  das  Aussehen  einer  Rolle  oder  Büchse,  das  andere  das  eines 
erhobenen  Fingers  (mit  Siegelring?)  oder  eines  sonstigen  Fascinum; 
der  Finger  würde  weiter  unten  (§  8)  vermutlich  eine  Analogie 
finden.  —  Der  zweite  Krater  erscheint  in  der  Gestaltung  weniger 
unsicher   bis    auf  die    der  apulischen  Grundform  widerstrebende 


172 


M.    MAYER 


Hohlkehle  unter  dem  Rand,  auf  welcher  liier  aber  sehr  ungewöhn- 
licher Weise  eine  Art  Halsband  von  Bögen  gemalt  ist,  etwa  in  der 
Art  des  Mykenischen  Stils,  vgl.  Myk.  Vasen  24,  175,  könnte  man 
sagen,  wenn  nicht  jede  Vergleichung  mit  Mykenischem  Stil  im 
Allgemeinen  abzuweisen  wäre.  Abgesehen  von  den  in  Feldern 
aufgepflanzten  Blättern  und  Blumenkelchen  (vgl.  etwa  Melos,  Exe. 
at  Phylako'pi  pl.  XXIIl,  5),  waren  für  die  Disposition  der  Ma- 
lerei, wie  auch  für  die  allerdings  wenig  gelungene  Gefässform 
offenbar  die  Canosiner  Sphagia  massgebend:  daher  die  plastischen 


Ahb.  1.  In  Yasto  cVAimone. 


Abb.  2.  Aus  San  Severo. 


in  die  Höhe  gestreckten  Hände,  die  sich  hier  vielleicht  beim 
Brennen  etwas  nach  innen  gekrümmt  haben;  Zierraten,  die  eben 
nur  unter  dem  Schutz  eines  breiten  Bandes  gedeihen  konnten. 

10.  Von  diesen  äussersten  Grenzen  Apuliens  kehren  wir  noch 
einmal  in  die  Gegend  von  Arpi  zurück,  doch  nur  um  uns  zu  über- 
zeugen, wie  von  diesen  nördlichsten  Städten  aus  die  apulische 
Kunstindustrie  auch  über  die  Grenzen  hinausgriff.  Das  Fragment 
10  Abb.  2,  von  San  Severo  (vielleicht  dem  alten  Ergitium)  ist 
kein  eigentlicher  Krater,  aber  ein  ungewöhnlich  grosser  Napf 
(Henkel  ab),  der  auch  in  der  Dekoration  mehrfach  an  die  Kratere 
erinnert:  so  durch  die  bei  den  Näpfen  §  8  nie  zu  findenden  Bo- 
gensysteme  an  der  Mündung,  auch  durch  die  in  der  Mitte  herabhän- 
genden Muster,  gespreizte  Doppel-Lambda,  vgl.  E.  M.  XIX,  S.  299 
lig.  1<3.  Im  Uebrigen  beschränkt  sich  die  Bemalung  (in  schwärzlicher 


DIE   KERAMIK    DES  VORGRIECHISCHEN   APULIENS  173 

Parbe)  auf  einige  nach  Abstand  und  Stärke  wohl  abgewogene 
Streifen  mit  vereinzelten  kleinen  Diagonal- Viereck-Systemen,  auch 
einisfen  kleinen  Kreuzen.  An  der  Henkelseite  erscheinen  Lambda 
—  als  dachförmige  Linien  zwar,  wie  in  der  Peucetia  (dort  Taf. 
III,  14),  doch  die  unteren  frei  geschweift  endigend,  eine  Eigen- 
tümlichkeit der  nördlichsten  Gegend ;  unten  an  der  Henkelwurzel 
einige  kleine  Striche  angehängt.  Nicht  zu  übersehen  ist  ein  kleiner 
plastischer  Zusatz  an  der  Mündung,  ein  vom  Henkelansatz  her 
flach  aufgelegtes  Zünglein  oder  Zäpfchen,  mit  Querstrichen  bemalt. 

11.  Aufs  Engste  verbindet  sich  hiermit  eine  der  wenigen 
bemalten  Thonvasen,  Abb.  1,  die  man  noch  weiter  nördlich,  im 
Frentaner  Land  von  Larinum  bis  Histonium  antrifft,  und  die 
teils  apulischen  Einfluss  bekunden,  teils  bereits  in  eine  ganz  andere 
Eichtung  einschlagen  (vgl.  Bari  M.  P.  3788).  Es  ist  ein  Hen- 
kelnapf ganz  von  Form  und  Grösse  des  vorigen  (Henkel  gleichfalls 
ab)  mit  der  gleichen  Bemalung  der  in  meiner  Skizze  (Abb.  1) 
zu  starr  geratenen  Mündung  und  der  Henkelpartie,  auch  den 
Lambda-förmigen  Anhängseln  an  der  schmalen  Zone  des  Bauches, 
die  hier  mit  Sternen  wie  gewisse  Peuketische  Henkelnäpfe  dieser 
Grösse  bemalt  ist,  während  darüber  Zickzack- Linien  erscheinen  (in  2 
Farben).  Aber  auch  das  plastische  Zäpfchen  an  der  Mündung  findet 
sich  hier  wieder,  übrigens   mit  dem  Rest  eines  zweiten  daneben. 

Man  wird  zu  dem  Schlüsse  gedrängt,  dass  Töpfer,  die  in  der 
mittleren  und  der  nördlichsten  Region  Apuliens  gearbeitet  hatten, 
weiter  nach  Norden  gingen  und  dort  Arbeit  fanden,  wobei  sie  sich 
dann  gewisse  Freiheiten  und  Stilmischungen  erlaubten,  welche 
Zunftregel  oder  Gewohnheit  an  den  Zentren  dieser  Industrie  nicht 
gestattete.  Wie  wir  es  bei  den  verschiedentlichen  Correcturen  der 
Zeichnung  beobachten,  wird  die  Freiheit  flott  zugreifender,  viel- 
leicht wandernder  Techniten  nur  durch  den  Zwang  des  regionalen 
Geschmackes  im  Zügel  gehalten. 

II.  Das   kleinere   Geschirr. 

§  7.  Tiefe  Schüsselnäpfe.  §  12.  Tassen. 

§  8.  Hochhenkelige  Töpfe.  §  13.  Schalen. 

§  9.  Complikationen  dieser  Form.  §  14.  Teller  und  Schüsseln. 

§  10.  Konische  Ziernäpfe.  §  15.  Kannen. 

§  11.  Becher.  §  16.  Askoi. 

12 


174  M.    MAYER 

§    7.   Tiefe  Schüsselnäpfe. 

Bevor  wir  die  Masse  kleineren  Geschirrs  vorführen,  sei  hier 
eine  kleine  Gruppe  von  Gefässen  erwähnt,  auf  die  ich  schon  Peu- 
cetia  50  f.  hindeutete,  insofern  sich  die  wenigen  Exemplare  auf  zwei 
Provinzen  verteilen,  allerdings  mit  entsprechenden  Unterschieden 
in  der  Bemalung.  Es  sind  bauchige,  schüsselartige  Näpfe  mit 
Seitengriifen,  wie  sie  etwas  flacher  schon  in  Tarent  vorkommen, 
manchmal  durch  einen  zugesetzten  konischen  Fuss  noch  weiter 
erhöht.  Auffälliger  Weise  sind  einige  Mal  (6^,  ^)  gerollte  Griffe  an- 
gebracht, wie  sie  die  altböotische  Keramik  liebt ;  in  Apulien  etwas 
sehr  Ungewöhnliches,  womit  sich  höchstens  im  Prinzip  die  gefäl- 


Abb.  3. 


telten  Henkel  der  Becher  §  11  vergleichen  Hessen.  Die  Bemalung 
besteht  wesentlich  aus  einer  Zone  mit  Strichgruppen  dieser  oder  jener 
Art,  einmal  weitläutig  gestellten  Kauten  (/),  dazu  bei  den  Exemplaren 
der  N  Eegion,  einigen  kleinen  Kreisen,  unten,  welche  die  Mittel- 
provinz bekanntlich,  wenigstens  die  Gegend  von  Bari,  nicht  kennt. 
Ein  schweres  altertümliches  Stück  von  dort,  b,  von  Montrone  bei 
Bari,  hat  noch  zweifarbige  Malerei  und  angehängte  Dreiecke,  die 
sonst  nur  in  N  vorkommen,  auch  dort  nicht  leicht  mit  der  Quer- 
Schrafißerung  (wenigstens  nicht  bei  Hängefiguren),  welche  direkt 
an  die  alten  Tarentiner  Muster  erinnert. 

Einen  der  überall  in  Apulien,  jedoch  spärlich  vorkommenden 
birnenförmigen  Töpfe  (vgl.  §  S)  mit  tiefsitzenden  Seitengriffen 
stelle  ich  hierzu  {g)^  da  er  sonst  keine  Stelle  findet  und  in  dem  stark 
bräunlichen  Thon,  der  schwarzen  Malfarbe,  sowie  der  punktierten 


DIE   KERAMIK   DES   VORGRIECHISCHEN   APULIENS  175 

Doppelzahnreihe  dieses  in  Ruvo  erworbeneu   Stückes  merkwürdig 
dem  Canosiner  Napf  a  ähnelt. 

d)  Bari  M.  P.  3442,  H.  0,10.  Canosa. 
h)  ebd.  371S,  H.  0,125.  D.  0,15.  Montrone. 
(?)  ebd.  3483,    H.  0,11.   D.  0,125  aus  einer    grossen  Pri- 
vatsammlung  in  Bari. 

d)  ebd.  3482,  H.  0,08.  D.  0,10.  Ebendaher. 

e)  Abb.  3.  Berlin  Antiq.  Vasen  -  S.  272.  H.  0,072.  D.  0.10. 
/)  Privatbesitz.  Von  gleichen  Proportionen  und  Maassen 

wie  die  meisten  Barletta. 

g)  Bari    M.  P.    3407.    Ruvo;    vgl.    den    Topf  3905    aus 
Canosa. 

§  8.  Hochhenkelige  Töpfe. 

Eine  der  stets  wiederkehrenden  und  charakteristischen  Er- 
scheinungen in  den  Gräbern  der  Daunia  bilden  die  mit  hohem 
Henkel  versehenen  Töpfe.  Man  könnte  sie  auch  grosse  Tassen 
nennen,  wenn  diese  Bezeichnung  nicht  passender  für  eine  kleinere, 
mehr  den  heutigen  Tassen  entsprechende  Gattung  aufgespart  bliebe, 
die  auch  als  Trinkgefäss  näheren  Anspruch  daraufhat. 

Die  hohen  Henkel  pflegen  an  der  Gefässlippe  etwas  schmaler 
zu  beginnen  und  erst  zuoberst  die  volle  Breite  zu  erreichen, 
die  dann  der  hintere,  längere  Schenkel  beibehält.  Sic  bilden 
anfangs  eine  scharfe  Kante  zuoberst,  die  auch  wohl  leicht  einge- 
furcht ist,  nehmen  aber  bald  phantastische  Formen  an.  Auch  die 
Körperform  hat  ihre  Entwicklung,  namentlich  insofern  sie  sich  am 
Hals  enger  zusammenzieht  und  dafür  einen  breiteren  flachen  Band 
annimmt,  ohne  dass  man  versteht,  wie  die  Gefässe  dabei  noch 
zum  Trinken  oder  Schöpfen  tauglich  sein  konnten. 

Es  ist  aber  offenbar  mehr  als  ein  einziger  Typus,  welcher 
diesen  Gestaltungen  zugrunde  liegt.  Deutlich  unterscheidet  man, 
dies  das  Seltenere,  den  schon  aus  der  Nachbar-ßegion  bekannten, 
birnförmigen  Topf- Typus  (R.  M.  XIX  198  Beil.  I,  1,  4;  vgl.  hier 
%1  g  und  Peuc.  Taf.  IV,  20),  der  in  Suessola  wiederkehrt,  und 
einen  niedrigeren,  welcher  die  altitalische  Profllierung  mit  schrä- 
gem, abgesetztem  Halse  noch  erkennen  lässt ;  oft  erscheint  die  Kör- 


176  M.   MAYER 

perform  sehr  flachgedrückt,  wie  schon  in  Tarent  bisweilen,  doch 
mit  entsprechender  Verbreiterung  des  flachen  Randes  und  Veren- 
gung des  Halses ;  in  Nord-Apulien  scheint  dies  die  jüngste  Gestalt 
zu  sein. 

Ausserdem  kommt  aber  wohl  noch  ein  dritter  Typus  in  Be- 
tracht, eine  kugelige  Tasse  mit  schwach  umgebogenem  Rand  und 
einfachem  kurzen  Henkel,  welche  freilich  mit  Bemalung  überhaupt 
nicht  in  Apulien  vorkommt,  und  über  die  ich  hier  das  Nötige 
mitteilen  will.  Diese  (^)  etwa  10  cm.  hohen  Tassen,  gewissen  uralten 
Kochtöpfen,  z.  B.  Troischen,  dann  auch  archaisch  -  Theräischen 
{Thera  II  S.  231  d)  ähnelnd,  sind  aus  schwärzlich  grauem  oder 
rotbraun  ziegelähnlichem  Thon  hergestellt,  also  monochrom,  dabei 
oft  schlecht  gebrannt,  während  sie  zugleich  durch  ihre  Dünnwan- 
digkeit und  gute  Scheiben  -  Arbeit  die  wahre  Epoche  verraten.  Sie 
finden  sieh  im  V.  und  auch  noch  Anfang  des  IV.  Jahrhunderts 
ganz  besonders  in  den  Gräbern  von  Ceglie  bei  Bari,  ähnlich  auch 
im  N.,  z.  B.  in  Herdonia  (Ordona):  Bari  M.  P.  4083  (anderes  aus 
demselben  Grabe  §  9;  vgl.  a.  NoU  d,  sc.  1907,  30);  jedoch  stets 
nur  in  einem  Exemplare  oder  höchstens  zu  zweien  in  je  einem  Grabe, 
nicht  massenhaft  wie  das  übrige  Geschirr.  Zugleich  weisen  sie  öfter 
Kohlen-  und  Feuerspuren  auf,  die  jenem  anderen  Grabgerät  fehlen. 
Man  will  beobachtet  haben,  dass  diese  einzelne  Tasse  sich  über  der 
Deckplatte  des  geschlossenen  Grabes  vorfand.  Wohl  glaublich,  da 
auch  anderwärts,  in  Ruveser  Gräbern  des  V.  Jahrhunderts,  ein 
ähnlicher  Gebrauch  beobachtet  wurde  (vgl.  Giov.  Jatta,  Catalogo 
del  Mus.  Jatta,  I,  p.  55);  über  den  besseren  Gräbern  lagen  dort 
stets  Scherben  eines  feinen,  wahrscheinlich  kleinen  Gefässes,  wel- 
ches wohl,  so  denke  ich,  beim  Begräbnis  nachgeworfen  wurde ;  bei 
ärmeren  Gräbern  sind  die  Scherben  ihrer  ünscheinbarkeit  halber 
wohl  nicht  in  gleicher  Weise  beobachtet  worden. 

Man  errät,  was  es  mit  diesen  unscheinbaren  Töpfen  oder 
Tassen  für  eine  Bewandnis  hatte.  Es  ist  eine  Grabspende,  welche 
im  Aussehen  dem  alten  Impasto  nachgeahmt  wird,  in  ähnlicher 
Observanz,  wie  sie  die  Lesbier  im  Auslande,  in  Aegypten  noch  im 
VII.  und  VI.  beobachten,  wenn  sie  ihre  sacralen  Spenden  in  sol- 


C)  Bari   M.   P.    62,   312,   330,    353,    354,    4G7,    630-636,    673-692, 
823  flf. 


DIE    KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APULIENS  177 

ehern  oder  ähnlichem  Material  herstellen  (^).  Auch  das  schlecht 
gebrannte  Biicchero,  welches  die  Samier  noch  im  VI.  Jahrhundert 
fabrizierten  (Boehlau  Nekropolen  120),  mag  mit  solchen  Gepflo- 
genheiten zusammenhängen. 

Es  begegnen  in  Bari  und  Umgegend  aus  demselben  Material, 
ebenfalls  oft  vom  Feuer  geschwärzt,  noch  einige  andere  Gefässarten, 
jedoch  viel  spärlicher :  kugelige  Kessel  mit  beweglichen  thönernen 
Seitenringen  (Bari  M.  P.  662,  736,  737),  niedrige  Näpfe  mit  wirk- 
lichen oder  fest  anliegenden  Henkeln  (ebd.  637,  870,  871,  2448), 
die  ersteren  genaue  Nachahmungen  (daher  auch  solche  von  Blei 
vorkommen)  des  daneben  vorhandenen  Bronzegeräts  (ebd.  360,  3058, 
Schrank  IX).  Doch  sind  hierin  wohl  nur  Spielformen,  Konsequen- 
zen der  vorbezeichneten  Altertümelei  zu  erblicken,  welche  sich  nicht 
mit  jenem  Gebrauch  in  eine  Linie  stellen  lassen. 

Wirkliches  Kochgeschirr,  wie  es  sich  gelegentlich  auch,  aber 
viel  gröber  vorfindet,  kann  alles  dies  nicht  sein;  teils  wegen  der 
sehr  delikaten  Henkel  und  tkönernen  Ringe,  teils  wegen  der  sehr 
dünnen  Wandung,  die  namentlich  bei  den  stereotypen  Grabtassen 
auffällt.  Die  einen  wie  die  andern  konnten  höchstens  bei  einer 
einmaligen  Gelegenheit,  einem  Totenopfer  und  Leichenmahle  zur 
Verwendung  kommen ;  die  allermeisten  sind  unbenutzt  (*). 

Dass  der  hier  hervorgehobene  Sepulcral-Gebrauch  erst  so  spät 
auftritt,  findet  seine  Erklärung  grossenteils  gewiss  in  dem  langen 
Vorherrschen  der  alten  und  echten  monochromen  Keramik,  an 
welche  diese  Tassen  erinnern  sollen.  Gerade  das  dem  Toten  beige- 
gebene Trinkgefäss  scheint  länger  als  alles  übrige  Geschir  in 
grobem  Impasto  beibehalten  worden  zu  sein.  Es  mag  wohl  nicht 
Zufall  sein,  auch  nicht  blos  an  dem  leichteren  Zerbrechen  grös- 
serer Gefässe  liegen,  dass  immer  gerade  nur  Tassen  und  Becher 
von  ganz  prähistorischem  Material  in  mittelapulischen  Gräber- 
schichten auftauchen,  die  nicht  oder  wenig  über  600  hinaufgehen 
mögen.  Es  handelt  sich  bisher  um  wenige  und  uncontrollirbare 
Fälle;  doch  schon  die  Gestalt  widerspricht  der  Technik  manchmal 


(^)  Vgl.  Cecil  Smith's  Beobachtung  bei  E.  Gardner  Naukratis  II  p.  47 
und  51;  dazu  Loeschcke  Arch.  Anz.  1891  (VI)  p.  18. 

{')  Aehnliches  mag  wohl  auch  von  gewissen  ziegeligen,  dünnen  Deckel- 
Sitalen  gelten,  bes.  in  Canosa:  Bari  M.  P.  564,  800,  801  u.  ö. 


178  M.    MAYER 

in  auffälligster  Weise  (§  11).  Die  ganze  Sitte  —  die  wir  in  Tarent 
im  VIII.  Jahrhundert  wiederfinden  (Kap.  V)  —  erinnert  an  grie- 
chische Gebräuche  (^),  zunächst  an  die  Kylix,  welche  nach  dem 
bekannten  Epigramm  eines  Tarentiner  Dichters  der  Tote  nicht 
gerne  missen  mag.  (^). 

Die  Mehrzahl  der  apulischen  Bevölkerung  scheint  sich  über 
die  Formen  des  alten,  vielleicht  auch  nur  künstlich  wiederbelebten 
Herkommens  hinweggesetzt  und  auch  hier  dem  in  Mode  gekom- 
menen bemalten  Thongeschirr  den  Vorzug  gegeben  zu  haben.  Es 
waren  dies  in  der  Peuketia  namentlich  zweihenklige  Tassen  mit 
Fuss,  Peuc.  p.  38  ff,  fig.  10,  15,  oder  auch  geradezu  die  alten 
kugelförmigen,  fig.  12,  13.  In  der  Daunia  sind  es  die  niemals 
fehlenden  hochhenkligen  Gefässe.  Ihre  Ausstattung  deutet  darauf 
hin,  dass  sie  dem  praktischen  Gebrauche  immer  mehr  entfremdet 
wurden,  in  dem  Maasse,  wie  anderes,  handlicheres  Trinkgeschirr 
in  Aufnahme  kam.  In  der  Tat  eignet  sich  der  ganz  flache,  immer 
breiter  werdende  Rand  ebenso  wenig  zum  Schöpfen  wie  zum  Gies- 
sen  oder  zum  Trinken,  während  die  enge  Mündung  zugleich  die 
Benutzung  eines  Löffels  nötig  machen  würde.  Hieran  würde  auch 
der  oft  hinzutretende  Mulden-Siebausguss  nichts  ändern,  welcher 
in  Ganosa  geradezu  Mode  wird,  bei  den  verschiedensten  Gefäss- 
arten  sich  eindrängt  und  daher  grossenteils  seine  Bedeutung  für 
das  einzelne  Gerät  verliert. 

Die  Maasse  im  Folgenden  berücksichtigen  nur  die  Gefässhöhe 
ohne  den  Henkel. 

A)   Mit  einfachem  Henkel. 

1)  Taf  VI,  9,  Bari  M.  P.  3338;  H.  0,09.  Henkel  gebrochen.  Ca- 
nosa.  Notizie  d.  scavi  1898,  p.  197. 

2)  ebd.  2391   L;  H.  0,09   Henkel   gebrochen.   Canosa.   Notisie 

196,  fig.  1. 

3)  Taf.  VI  1,  ebd.  3633;  H.  0,06.  Barletta. 

4)  Beil.  II,  1,  ebd.  2884;  H.  0,11;  wohl  Canosa. 

5)  Taf.  VI  2.  BariM.  P.  1540;  H.  0,14. 

6)  Lecce  Mus.  Pr.  110.   «  Canosa».    , 

7)  Kuvo,  Mus.  Jatta  207;  H.  0,12. 

(0  Vgl.  Wolters  Kuppeljjrab  von  Menidi,  Jahrb.  d.  Inst.  1899,  p.  124,  128. 
(«)  Vgl.  A.  J.  Evans,  The  horsemen  of  Tarantum,  p.  18  (Nura.  Chron.). 


DIE   KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  179 

B)    Jenseits    des    Aufidus. 

8)  San  Severo,  Privatbesitz.  H.  0,10. 

9)  ebd.  H.  0,18. 

10)  Abgeb.  D'Hancarville  I,  45. 

11)  Lucera,  Privatbesitz.  H.  0,10. 

12)  Beil.  II,  6.  Bari  M.  P.  4079.  H.  0,14.  Ordona. 

13)  Beil.  II,  2,  ebd.  4080;  H.  0,10.  Ordona. 

14)  Beil.  II,  5,  ebd.  2883;  H.  0,122.  Ordona. 

15)  Lucera,  Privatbesitz. 

16)  Abb.  4.  Foggia,  Bibl.  Miinicipale.  H.  0,16.  Arpi. 

C)  Mit  gespaltenem  Henkel  und  jüngere. 

17)  Louvre  D  30,  Pottier  I  pl.  29.  Jedenfalls  Canosa. 

18)  Neapel  Mus.  Naz.,  Mon.  d.  Line.  VI,  p.  381.  fig.  25. 

19)  Bari  M.  P.  3413.  H.  0,13.  Notiue  d.  scavi  1897,  p.  435,  fig.  3 
Bitonto. 

20)  ebd.  1541,  klein,  H.  0,07. 

21)  Beil.  II,  3,  4,  ebd.  1544.  H.  0,13. 

22)  Neap.  M.  N.,  Mon,  d.  Line,  VI,  383,  fig.  28. 

23)  Neapel,  im  Kunsthandel.  Canosa. 

24)  Beil.  III  2.  Bari,  Privatbesitz.  Canosa. 

Zu  A  und  C  gehören  in  Bari  noch  1542,  1543,  1545 ;  neuer- 
dings Exemplare  in  Heidelberg  u.  andern  Sammlungen. 

A.  —  Aus  der  Masse  dieser  seit  den  letzten  Jahren  —  wo 
die  Nachfrage  nach  Apulischen  sich  gesteigert  —  verbreiteten 
Erzeugnisse  heben  sich  sechs  bis  sieben  Stücke  heraus,  unter  sich 
sehr  verschieden,  aber  offenbar  der  ältesten  Stufe  angehörig. 

1.  Dieses  feine,  noch  durch  einen  gelblichen,  glänzenden 
Ueberzug  des  rosa  Thons  besonders  ausgezeichnete  Stück  stellt 
sich  am  nächsten  zu  den  Kuveser  Funden  (R.  M.  XIX  Taf.  VII  4 
p.  296)  und  muss  von  dort  in  alter  oder  neuer  Zeit  verschleppt 
worden  sein,  da  in  Canosa  nichts  ähnliches  vorkommt.  Fast  glaubt 
man  hier  eines  der  Vorbilder  in  Händen  zu  haben,  welche  für  die 
apulische  Keramik  massgebend  waren,  wie  wir  sie  in  Fragmenten 


180  M.    MAYER 

aus  den  Hügelgräbern  Bull,  Pal.  1904,  p.  67  K  (Gefässform  un- 
bestimmt) und  von  Montepolosa  erkennen;  Vorbilder  denen  trotz 
der  Schwankungen  der  Technik  im  Allgemeinen  Ruvo,  am  näch- 
sten gekommen  sein  muss.  Die  einfache  birnförmige  Topfform  von 
diesen  Proportionen,  mit  schmaler,  glatter  Mündung,  in  Apulien 
so  selten,  ist  in  Suessola  etwas  Gewöhnliches,  dort  auch  mit  der 
gleichen  Henkelform,  in  jener  dem  Nord-Apulischen  so  auffallend 
nah  verwandten  doch  weniger  urwüchsigen  Vasengruppe,  die  ich  an 
anderer  Stelle  vorzuführen  gedenke  (s.  S.  167,  kmn.  1).  Von  der  Ma- 
lerei, die  wir  an  diesem  Gefäss  sehen  (in  stumpfem  Violett  mit 
etwas  blassem  Rot),  hat  Einzelnes  Berührungspunkte  in  der  Region : 
die  Doppelreihe  punktierter  Wolfszähne  in  zwei  Stücken  des  vo- 
rigen §,  in  einem  Fragment  von  Montepelosa  (R.  M.  XIX  Beil.  I 
10  p.  198),  das  den  Mündungsrand  umziehende  Strahlen- Polygon, 
auf  der  Abbildung  nicht  sichtbar,  in  den  Vasen  nördlich  vom  Au- 
fidus;  das  charakteristische  grosse  Hängetrapez  hat  in  jener  Gegend 
nur  in  reduzierter  Gestalt  und  ohne  den  darunter  hiudurchgeführten 
Querrahmen  Eingang  gefunden,  etwa  so  wie  in  unserer  No.  6,  wo 
von  der  Aufschrift  Canosa  abzusehen.  Die  in  dem  langen  (vom 
Trapez  überschnittenen)  Querrahmen  sichtbare  Doppelreihe  verzahnt 
gestellter  kleiner  Vierecke  ist  dem  apulischen  Stil  vertrauter  als 
anderen  Regionen  (z.  B.  Kreta,  Böotien),  wo  die  Zapfen  zu  lang 
oder  zu  weit  gestellt  sind  {Amer,  Journ.  1897,  256.  Gas.  arch. 
1888,  180  pl.  26,  1).  Vgl.  §  10,  15,  16.  §  14,  5.  Man  beachte 
noch  das  in  N  verbreitete  Motiv  (am  Halse)  aus  eckigen  P-Haken ; 
auch  die  kleinen  Kreise  unten,  wie  in  Ruvo.  Der  in  Fragmenten 
erhaltene  Henkel  mit  grossem  Diagonal- Viereck  vorn,  in  vier  Felder 
geteilt,  mit  grossem  Punkt  in  jedem,  hatte  die  in  dieser  ganzen 
Vasenklasse  herrschende  Form  wie  Tafel  VI,  1,  2.  Die  Standfläche 
ist  am  Rande  von  einem  Streifen  umzogen,  und  dieser  Kreis  durch 
je  zwei  dünne  Linien  kreuzweis  geteilt. 

Die  ebenfalls  recht  feine,  doch  technisch  verschiedene  6  lässt 
sich,  isoliert  wie  sie  steht,  noch  nicht  mit  Sicherheit  einreihen; 
dass  das  Etiquett  in  dieser  Gruppe  der  Lecceser  Altertümer  nichts 
besagen  will,  wurde  mehrfach  dargetan  (R.  M.  XIX  191  f.);  doch 
ist  an  dem  apulischen  Ursprung  nicht  zu  zweifeln;  ich  vermute, 
dass  das  Stück  nördlich  vom  Aufidus  durch  Jemanden  angefertigt 
worden,  der  auch  in  der  Peuketia  gearbeitet  hatte  (vgl.  §  6  am  Ende). 


DIE   KERAMIK    DES  VORGRIECHISCHEN    APULIENS  181 

3,  Taf.  VI.  1,  sehr  dünnwandig,  von  rötlichem  Ton,  mit 
schwärzlicher  Farbe  sehr  zierlich  bemalt,  präziser  als  No.  1.  Man 
bemerkt  an  den  Seiten  der  Zonen  ein  aus  verhakten  eckigen 
S  bestehendes  mäanderartiges  Gebilde  und  eine  diesem  Stil  nicht 
minder  eigene  Art  des  Hakenkreuzes,  klein  mit  vier  schräg 
angesetzten  Linien.  Unterwärts  ein  von  starken  Vertikalen  ein- 
gerahmtes Diagonal-Schachbrett  und  zur  Seite  kleine  Kreise. 

Das  leiterförmige  Motiv  um  den  Hals  begegnet  öfter  in  diesem 
Gebiete. 

4,  von  rötlichem  Ton,  bietet  in  zweifarbiger  Malerei  gradeste- 
hendes zweireihiges  Schachbrett,  längs  des  Halses  die  engsprossige 
Leitet-  mit  der  fliegenden  Svastica  zur  Seite,  dann  eine  Reihe 
punktierter  Rauten  mit  einer  grösseren  viergeteilten  daneben  ---  in 
jedem  der  vier  Fächer  ein  kleineres  Viereck  eingezeichnet  — ,  un- 
terwärts das  Diagonal-Schachbrett  zwischen  verticalen  Streifen 
die  sich  unterhalb  des  Henkels  wiederholen,  und  —  sehr  unge- 
wöhnlich —  im  freien  Raum  jederseits  schwebende  Rhombeu. 

5,  begnügt  sich  in  der  Zeichnung  mit  flüchtigen  Andeutungen : 
am  Hals  Zickzacklinien  in  Rahmen,  daneben  das  Hakenkreuz,  an 
der  breitesten  Stelle  des  Körpers  eine  Zone  mit  Rechtecken, 
Längsstreifen  und  dazwischen  vertikalen  Strichgruppen,  Unterseite 
verscheuert.  Einige  der  horizontalen  Streifen  sind  nicht  ganz  herum- 
geführt. Am  Henkel  vorn  grades  Schach,  abwechselnd  rot  ausge- 
füllt und  punktiert. 

Während  3-5  in  die  landläufige  Manier  einschlagen,  wenn 
auch  mit  mancherlei  Besonderheiten,  steht  2  wieder  ziemlicli 
vereinzelt;  es  macht  im  Vergleich  mit  jenen  und  der  Masse  der 
übrigen  den  Eindruck  einer  von  sorgfältiger  Hand  hergestellten 
Nachahmung  nach  einem  etwas  abweichenden  Stil.  Der  rötliche 
Ton  hat  einen  gelblichen  Ueberzug,  aber  stumpf  und  von  kälte- 
rem Farbenton  als  No.  1.  Die  Malerei  in  dunkel  Violett  und 
blassem  Zinnoberrot  bildet  mit  ihren  starken,  gedrängten  Streifen 
und  den  nicht  feinen,  aber  regelmässigen  Details  das  Wider- 
spiel zu  der  bisher  beobachteten  Manier.  Am  Hals  tritt  ohne 
feinere  begrenzende  Horizontallinien  ein  freies  Band  hervor,  in 
dessen  Längsfeldern  seitlich  das  Hakenkreuz  in  primitiver  Gestalt, 
in  der  Mitte  drei  doppelte  aufrechte  Quadrat-Systeme,  mit 
Punkt  darin,  Platz  gefunden.  An  der  Schulter  in  einer  schmalen 


182  M.    MAYER 

Zone  bemerkt  man  gewisse  um  ein  N  oder  V\  gruppierte  Dreieck- 
Muster  an  mehreren  Stellen  angebracht,  ganz  so  wie  sie  schon  in 
den  Gräbern  der  frühesten  Eisenzeit  von  Latium  (Mon.  d.  L.  XV 
tav.  IV  3,  V.  2,  vgl.  IV  2,  7,  auch  Mon.  d.  L.  XVI  386)  Yorkom- 
men;  dann  auch  ähnlich  an  den  bemalten  Tonvasen  von  Novilara, 
dort  mit  den  einfachen  N  abwechselnd,  welche  unsere  Vase  unten 
in  das  Vertikalstreifen-System  einzeichnet.  Die  Dekoration  der 
Mündung  mit  den  an  der  Wurzel  rundlich  verbundenen  Strahlen 
wird  dem  zugrunde  liegenden  Stil  nicht  gerecht;  vgl.  No.  1  (^). 

7.  Diesem  absonderlichen  Stück  liegt  bereits  die  enghalsige 
Form  Taf.  VI  3  zugrunde,  die  hier  noch  willkürlich  durch  Um- 
kehrung der  Verjüngung  entstellt  wird ;  gleichwie  die  horizontale 
Abkantung  au  dem  Gefässbauch  imd  die  Verlängerung  und 
ßückwärtsbiegung  des  Henkels  von  Willkür  und  Unverständnis 
zeugen.  Auch  die  Bemalung,  wenn  sie  sich  auch  ebenso  wie  die 
zwei  Farben  in  dem  Rahmen  der  üblichen  Muster  bewegt,  kann 
nur  unter  solchem  Gesichtspunkte  richtig  beurteilt  werden:  das 
Schachbrett  am  Henkel  hat  schiefe  längliche  Felder;  die  Schulter 
ist  nach  Art  viel  grösserer  Vasen  dekoriert ;  es  fallen  gerade  ste- 
hende Rechtecke  wie  bei  der  nicht  minder  ungewöhnlichen  No.  2 
ins  Auge,  an  den  Schultern  gänzlich  oder  grösstenteils  punktierte 
(rhombische)  Motive,  wie  auch  sonst  in  Ruvo  (vgl.  §  4  No.  3, 
4  p.  305). 

D.  Die  Erzeugnisse  der  nördlichsten  Landesteile  erkennt  man 
oft  an  dem  blassen  Ton ,  oder  bei  rötlichem  Ton  blassem 
Ueberzug  mit  stumpf  schwarzer  Bemalung  in  einer  tintenähnli- 
chen (auch  von  der  Bareser  verschiedenen)  Farbe.  Diese  Souderart 
scheint  sich  erst  allmählich  herausgebildet  zu  haben;  anfänglich 
muss  die  zweifarbige  Manier  in  Violett-Schwarz  und  Rot  geherrscht 
haben,  und  auch  in  der  Wahl  und  Behandlung  des  Materials  die 
Verwandtschaft  mit  der  Art  von  Ruvo  und  Ganosa  grösser  gewesen 
sein.  Das  verraten  neben  besser  gelungenen  Stücken  in  solcher 
Technik  (z.  B.  Berlin  264)  besonders  die  einfacheren  und  öfter  un- 

(*)  Die  Vase  kam  1893  beim  Bau  der  Eisenbahn  Barletta-Spinazzola  zu- 
tage. Angeblich  wurden  damals  acht  Gräber  gefunden;  doch  wurden  die  Objekte 
bereits  vermischt,  ehe  der  Inspektor  der  Altertümer  anlangte;  dessen  Ver- 
zeichnis bietet  die  sämtlichen  Stücke  in  drei  Gruppen,  mit  einigen  geome- 
trischen Vasen  dabei. 


DIE   KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APTJLIENS  183 

beliolfeneren  Töpfe,  daneben  auch  andere,  zum  Teil  ältere  Ge- 
fässe,  die  wir  unter  den  sonstigen  Typen  antreffen  werden;  vgl. 
unten  §  13  ff. 

Die  Henkelnäpfe  D  bevorzugen  eine  einfache,  halslose  Grund- 
form mit  wenig  breiter  Mündung,  worauf,  wenn  dieselbe  flach,  Rand- 
tupfen oder  kleine  Zähne  —  auch  in  der  Bemalung  der  Körper  be- 
liebt —  oder  aber  das  Strahlen-Polygon  gezeichnet  werden.  Die 
schmalen  Ornamentstreifen  enthalten  keine  längeren  Felder,  sondern 
nur  zahlreiche  Teilstriche,  verschieden  in  Art  und  Abstand,  auch 
wohl  gefärbte  «  Klötze «  dazwischen ;  nur  ein  vereinzeltes,  kleines 
Doppelquadrat,  auf  der  Spitze  stehend,  pflegt  hie  und  da,  eng 
eingeschlossen,  hervorzutreten ;  vgl.  Abb.  2;  wie  dort  von  A  Linien 
wird  die  untere  Henkelwurzel  von  einem  grossen  A  oder  sphä- 
rischen Dreieck  umschlossen.  Als  Anhängsel  figurieren  S-förmige 
Motive  oder  breite,  kühn  geschweifte  Trapeze  (innen  leierartig  durch 
Striche  verziert),  die  sich  ringsum  wiederholen.  Der  wie  gewöhn- 
lich oben  zusammengepresste  Henkel  ist  zuoberst  öfter  mit  einem 
plastischen,  herzförmigen  Ornament  und  tiefer  unten  an  den 
Rändern  mit  zwei  Knöpfen  oder  Oesen  versehen.  Das  grosse 
Diagonal-Viereck  an  seiner  Vorderseite  erfährt  gewisse  Erweite- 
rungen und  Komplikationen.  Die'  einer  römischen  II  oder  III 
ähnlichen  Figuren,  die  man  einmal  am  Henkelrande  bemerkt, 
entstanden  nur  durch  falsche  Stellung  und  Yerkennung  eines  in 
den  griechisch  geometrischen  Stilen  gewöhnlichen  Motivs  Iq  welches 
schon  einmal  (R.  M.  XIX  Beil.  I  4)  anklang  und  in  Italien 
häufig  falsch  wiedergegeben  wird;  vgl.  bes.  Montelius  civ.  '[mm, 
B  275,  4. 

Eine  andere  Sorte  Näpfe  12-15  ist  am  ganzen  Körper  bemalt, 
vorwiegend  mit  starken  Streifen,  dazwischen  auch  wohl  feinen, 
enggezahnten  Bändern,  an  den  untersten  Teilen,  die  dort  freiblieben, 
mit  schweren  Vertikal-Teilungen ;  die  meiste  Sorgfalt  scheint  dabei 
auf  den  Henkel  verwendet  zu  werden,  wo  das  grosse  Diagonal- 
Viereck  oder  die  gehäuften  kleinen  gestrichelten  immer  neue 
Formen  annehmen  und  sich  bisweilen  zu  einem  förmlichen  Netzwerk 
gestalten.  Von  dieser  Art  sind  in  Bari  noch  4035,  4036. 

Der  ersten  Gruppe  von  Gefässen  muss  auch  die  verschollene 
10  angehören,  wie  gegenüber  der  Abbildung  nicht  näher  begründet 
zu  werden  braucht.  Man   beachte   den   charakterischen    schmalen 


184  M.    MAYER 

Henkelanfang  an  der  Mündung,  welcher  auch  da,  avo  unsere  Gefässe 
gebrochen  sind,  seine  Spur  hinterlassen.  Zu  der  Form  des  Henkel- 
Rhombus  mit  den  kurzen  Strichen,  gleichwie  Enden  eines  darunter 
liegenden  Kreuzes,  vgl.  Megara  Hyblaea  M.  d.  Line.  I  p.  811, 
812,  2.  —  Zu  den  S  und  A  förmigen  Anhängseln  vgl.  Mayer  Le 
staz.  preist,  di  Molfetta,  p.  144  fig.  107  n.  12  und  14;  zu  14 
cf.  p.  156,  83. 

Ein  bemerkenswertes  Exemplar,  der  zweiten  Sorte  näher 
stehend,  ist  14.  Es  ist  noch  in  den  zwei  archaischen  Farben  gemalt, 
auch  durch  die  breitere  Behandlung  der  Ornamentzone  ausge- 
zeichnet: wir  erblicken  dort  eine  Reihe  auf  der  Spitze  stehender» 
gestrichelter,  kleiner  Quadrate,  sodann  lange  farbige  Blöcke  und 
seitlich  angesetzte  kleine  Bögen,  welche  hier  eine  Art  D  bilden, 
wie  sie  auf  einem  Krater  derselben  Ortschaft  ein  B  bildeten. 
(§  6,  4). 

Mit  Leichtigkeit  lassen  sich  in  diese  Kategorien  die  neueren 
Funde  von  Ordona  einreihen:  Not.  d.  sc.  1907  p.  31.  Es  handelt 
sich  um  die  von  mir  (vgl.  R.  M.  XIX,  188,  6)  nachgewiesenen 
Gräber,  über  die  Quagliati  jetzt  berichtet.  Sie  gehören  nach  Ausweis 
des  Inhalts  wohl  eher  dem  V.  als  dem  VL-V.  Jahrhundert  an. 
Unter  dem  Thongeräth  das  sie  ergaben,  interessirt  uns  hier  das 
a.  0.  S.  34  fig.  4  links  abgebildete  Gefäss  mit  hohem  ungetheilten 
Henkel,  unserer  N°.  14  verwandt,  doch  mit  schräger  Randlippe, 
unten  einem  in  N  seltenen  Bogen fries.  Zu  den  feinfachen  nur 
gestreiften,  mit  kurzem  rundem  Henkel  (S.  183  oben),  die  man 
bis  Melfi  hin  antriift,  stellt  sich-  S.  31  fig.  3  mittelstes  Stück, 
whärend  die  Nachbarfiguren  Beispiele  der  kleinen,  randlosen 
Töpfchen  darbieten ,  auf  die  oben  hingedeutet  wurde ;  vgl .  a 
S.  212  ('). 

Gern  würde  man  hier  ein  schönes  Stück  des  Marseiller  Mu- 
seums, Nr.  1420,  anreihen,  das  ersichtlich  einem  Napf  aus  diesem 
Kreise  frei  nachgebildet  ist;  doch  genügt  ein  Blick  auf  die  Hen- 

(*)  Zu  der  Oenochoe  Not.  a.  0.  fig.  4  rechts  s.  das  Allgemeine  §  15 
S.  226;  das  grosse  zweireihige  Schachmuster  erinnert  an  R.  M.  XIX  Beil. 
II,  1  zu  S.  284.  Von  den  beiden  Kannen  fig.  6  scheint  die  grössere  aus 
einem  Italischen  Typus  entwickelt;  nicht  so  die  kleine  daselbst,  welche  ge- 
treuer mit  gradem  Hals  an  moderne  Milch-Maasskannen  erinnernd,  in'  gleich- 
zeitigen Gräbern  der  Peuketia  vorkommt. 


DIE    KERAMIK   DES  VORGRIECHISCHEN   APÜLIENS  185 

kelpartie,  schon  in  einer  guten  Photographie,  um  es  aus  dem  eigent- 
lichen Apulien  in  die  stilverwandten  Gruppen  (wahrscheinlich, 
Suessola)  zu  verweisen. 

16.  (Abb.  4).  Ausnahmsweise  können  wir  hier  ein  altes  Stück 
von  Arpi  mitteilen,  wo  bisher  fast  nur  (vgl.  K.  M.  XIX  213,  2), 
spät-ünteritalisches  und  Römisches  zutage  gekommen,  meist  in 
Privatbesitz  befindlich.  Das  Wenigste  von  dem,  das  man  in  einem 
Schrank  des  Munizipiums  zu  Foggia  vereinigt  sieht,  stammt  von 
Ort  und  Stelle;  zu  diesem  Wenigen  gehört  die  Vase  Abb.  4. 
Schmutzig  grauer  Ton,  Bemalung  violett,  etwas  bräunlich.  Um  die 


\w  .iiii|i|iiii  ■w;^ 


Abb.  4.  Aus  Arpi. 


Lippe  einfache  Streifen.  Die  Bänder  zunächst  dem  Halse  sind  nur 
zu  vermuten  und  wegen  der  Versinterung  nicht  recht  sichtbar. 
Etwa  an  der  Schulter  befindet  sich  ein  Streifen,  der  vorn  in  eine 
gestrichelte  Viereck-Reihe  übergeht,  an  den  Seiten  sich  nur  ganz 
wenig  öffnet,  um  oberwärts  ein  kurzes,  etwa  M-förmiges  Zickzack 
aufzunehmen.  Dann  folgt  ein  dünner  Streif  und  zwei  stärkere, 
danach  unweit  des  Bodens  noch  eine  Zone,  breiter  als  jene,  worin 
zwei  kompakte  Muster  abwechseln,  eine  starke  Gruppe  enger 
Striche  und  ein  zapfenförmiges,  koloriertes  Muster,  welches  ursprün- 
glich wohl  nicht  als  Trapez  gedacht  war;  es  mag  sich  eher  von 
gewissen  grossen,  in  ähnlichen  Proportionen  auftretenden  Zacken 
herleiten,  wie  sie  bemalte  Vasenfragmente  von  Montepelosa  führen. 
Nicht  ganz  zu  übersehen  ist  an  dieser  Ornamentzone  die  Art  der 
Einfassung  mit  starken  unterem  und  feinerem  oberen  Grenzstrich, 


186  M.    MAYER 

welche  sich  in  der  Gruppe  der  Vasen  8-13  ziemlich  regelmässig 
beobachten  lässt. 

C.  —  Die  andere,  im  Allgemeinen  etwas  jüngere  Klasse  von 
Canosa  und  Kuvo  (No.  17  ff.),  meistens  aus  Canosa,  oft  schon  an 
gedrückterer  Körperform  und  dem  engen  Hals  kenntlich,  zeichnet 
sich  mehr  durch  Routine  als  durch  eingehende  Ornamentierung 
aus;  von  den  groben  Erzeugnissen  einer  anderen  Fabrik  daneben 
spreche  ich  hier  nicht.  Das  schwindende  Interesse  an  der  über- 
handnehmenden Dekoration,  die  sich  übrigens  immer  in  den  zwei 
Farben  hält,  verrät  sich  in  Farbstreifen  verschiedener  Stärke,  die 
nur  an  der  bauchigsten  Stelle  ein  längliches  Feld  vorn  freilassen ; 
soweit  dort  nicht  das  Ornamentale  mit  ein  paar  bündigen  Pin- 
selstrichen nach  rechts  und  links  und  ein  paar  Schlangenlinien 
erledigt  wird,  sind  gelegentlich  Ketten  gegitterter  Vierecke,  die 
oben  und  unten  nicht  anstossen,  (ähnliche  Motive  an  der  Vorder- 
seite der  Henkel)  zu  bemerken,  an  den  Flanken  viele  und  gedrängte 
Vertikallinien.  Man  kann  dabei  nicht  umhin,  zugleich  die  Flottheit 
der  Zeichnung  und  die  überaus  feinen  Linien  zu  bewundern,  welche 
unter  so  bewandten  Umständen  eigentlich  kaum  mit  der  Pinselspitze 
gemalt  sein  können  und  wohl  eher  mit  einer  Eohrfeder  gezogen 
sind.  Die  verfügbaren  Abbildungen  geben  von  dieser  Merkwür- 
digkeit keinen  Begriff.  Man  sehe  indess  No.  5  (Taf.  VI  2)  mit  den 
feinen  Viereck-Systemen  (etwas  geneigt  nach  der  Manier  des  Landes) 
und  den  Mäander-Motiven,  dazu  die  Henkelzeichnung.  Uebrigens 
kontrastiert  damit  seltsam  das  grob  hingeworfene  traditionelle  Mu- 
ster unten  an  der  Standfläche,  ein  sphärisches,  meist  durchkreuztes 
Viereck,  welches  sich   auch  in  anderen  Vasenklassen  wiederholt. 

In  letzterer  Beziehung  sticht  das  Gefäss,  21  Beil.  II  3,  4,  vor- 
teilhaft ab;  es  scheint  geradezu  darauf  berechnet,  von  der  Boden- 
seite her  betrachtet  zu  werden.  An  der  Frontseite,  gegenüber  vom 
Henkel,  ist  ein  grosses  und  breites  Feld  in  Farbe  voll  ausgemalt, 
mit  Aussparung  eines  kleinen  Raumes  in  der  Mitte,  worin  ein  Rech- 
teck, an  den  Enden  verstärkt,  mit  einigen  Längs-und  Querlinien  ein- 
getragen ist.  Fast  alles  übrige  ringsum  besteht  aus  vertikalen  Stri- 
chen und  Streifen;  jedoch  nicht  ohne  dass  dabei  ein  bestimmtes 
System  befolgt  wäre,  welches  die  Frontseite  zum  Ausgangspunkte 
nimmt.  Es  schliessen  sich  dort  jederseits  in  genauer  Abfolge  zuerst 
Gruppen   feiner    Striche   an  (in    zwei   Abteilungen),  durch   einen 


DIE   KERAMIK   DES  YORGRIECHISCHEN    APULIENS  187 

Streifen  getrennt;  dann,  nach  einem  kleinen  fast  unmerklichen, 
aber  doch  durch  stärkeren  Strich  markierten  Abstand,  jederseits 
breitere  Streifen,  die  unten  an  den  Boden  anstossend,  oberwärts 
keilförmig  auseinander  gehen,  wobei  der  erübrigende  dreieckige 
Raum  farbig  ausgefüllt  wird.  Diese  beiden  kräftigen  Systeme, 
welche  noch  durch  eine  Gruppe  dünner  Striche  getrennt  sind, 
entsprechen  nicht  der  Stellung  des  Seiten-Ausgusses  und  des  Hen- 
kels, sondern  sind,  wie  gesagt,  lediglich  nach  vorn  orientiert.  — 
Originell  ist  an  dieser  Vase  die  Bemalung  der  Mulde.  Dort  erhebt 
sich  zwischen  zwei  kantigen  S  das  der  Spitze  bekrönte  Dreieck- 
Motiv,  welches  wir  schon  kennen,  aber  wieder  in  ganz  neuer  Behand- 
lung: das  Innere  wird  auch  hier  durch  horizontale  Linien  ausge- 
füllt (vgl.  §  4  Taf.  VII,  5),  der  Rand  aber  nur  an  einer  Seite  mit 
Stacheln  besetzt,  während  die  Gegenaeite  stumpfe,  sich  verbrei- 
ternde Ansätze,  gleich  Schrauben  eines  Saiteninstrumentes,  auf- 
weist. Was  auch  der  Maler  darunter  verstanden  haben  mag,  den 
formalen  Anstoss  gaben  jedenfalls  nur  gewisse,  schon  oben  berührte 
Muster  (§  3  S.  289  No.  5,  2),  welche  einen  Rahmen  mit  ange- 
setzten kleinen  Dreiecken  darboten,  ein  Sj^stem,  das  Apulien 
meistens  nur  im  streng  horizontalen  Sinne,  also  zu  Anhänge-Mo- 
tiven verwertet.  Ausserdem  geht  durch  das  ganze  Dreieck  ein 
senkrechter  Mittelstrich  hindurch,  oberwärts  hinausragend,  wie 
ihn,  besonders  als  Axe  des  uralten  Zeltmusters,  die  Tarentiner 
und  die  Peuketische  Klasse  aufweisen.  (^).  Den  hinausragenden  Teil 
sahen  wir  schon  sonst  als  Zweig  gestaltet,  während  die  Protube- 
ranzen des  «  Hügels  »  hier  bereits  eine  Weiterbildung  erfahren 
haben. 

Dieser  Menge  feiner,  wenn  auch  oft  flott  bemalter  Produkte 
stehen,  wie  gesagt,  andere  gegenüber,  welche  ohne  alle  Streifen 
sich  darauf  beschränken,  in  mehreren  Reihen  ein  paar  kräftige, 
fast  grob  zu  nennende  Motive  hinzusetzen,  breite  Dreiecke  in 
abwechselnder  Stellung  (Beil.  III  2.  3)  und  rechtwinklig  gebrochene 
dünne  Bänder.  Aehnliche  Varietäten  machen  sich  bei  anderen  Ge- 
fässarten  geltend. 

Die  Seitenmulde  erhält  unterwärts  herumgeführte  Streifen, 
gelegentlich  mit  seitlich  eingefügten  schnabelförmigen  Motiven. 

(')  Peuc.  p.  78  fig.  20  b,  Taf.  II  5;  vgl.  Bari  M.  P.  o715. 


188  M.    MAYER 

Das  Innere  wird  mit  Streifen,  Punkten  und  dergleichen  ausgefüllt. 
An  einem  Stück  der  Gruppe  B  bemerkt  man  dort  seltsame  Linien 
mit  seitlichen  Ansätzen.  An  demselben  fällt  auch  auf,  wie  die 
Streifenbemalung  des  Körpers  sich  der  Muldenform  anschmiegt 
und  dieselbe  in  weitem  Bogen  umzieht. 

An  den  vorstehenden  Gefässen  fallen  mehrfach  gewisse 
plastische  Henkel  Verzierungen  auf.  Diese  Aus-und  Um- 
gestaltung des  hohen  Henkels  spielt  eine  nicht  unbedeutende  Rolle 
in  der  ganzen  Keramik  der  Nord-Region;  sie  macht  sich,  unter 
verschiedenen  Erscheinungsformen  aller  Orten  irgendwie  fühlbar, 
nicht  nur  an  den  Näpfen,  sondern  auch  an  den  Schalen.  In  Cam- 
panien  (Suessola)  lasssen  sich  diese  bizarren  Formen  in  noch 
weiteren  Verschnörkelungen  verfolgen. 

Bereits  in  der  Mittelprovinz  wurden  die  zuoberst  gefurchten 
Henkel  bemerkt:  Peuc.  p.  37  fig.  9;  38,  19;  43,  16,  indem  die 
beiden  Schenkel  oben,  wo  sie  zusammenstossen,  eine  sattelartige 
Einsenkung  erfahren.  In  der  Daunia,  wo  die  hohen  Henkel  an  der 
Spitze  noch  enger  gepresst  sind,  gestaltet  i.^io-i  der  Prozess  mehr  zu 
einer  Gabelung.  Schwache  Ansätze  zu  dieser  Teilung  beobachtet 
man  schon  in  der  Bronzezeit  verschiedener  Gegenden  der  Italischen 
Halbinsel  (0,  stärkere  Spaltungen  an  graden,  flachen  Henkeln 
bei  den  Siculern  seit  der  zweiten  Periode.  In  der  hier  in  Rede 
stehenden  Keramik  der  Daunia  treten  die  Gabelhenkel  ziemlich 
unvermittelt  auf,  ohne  merkliche  Uebergänge  (vgl.  17).  Sehr  bald 
gesellen  sich  dazu  herausspringende  Oesen,  wie  wir  sie  soeben  in 
der  nördlichsten  Gruppe  antrafen,  und  zwar  ausser  den  seitlichen 
noch  eine  solche  oben  in  der  Gabelung.  Sie  werden  dann  mit  dem 
Henkelprofil  verschmolzen  und  durch  Löcher  ersetzt,  indem  der 
Henkel  statt  nach  oben  sich  unterwärts  verbreitert  und  erst  an 
der  Wurzel  plötzlich  verengt,  derart,  dass  die  breiteste  Stelle  mit 
Loch  und  oft  auch  runder  farbiger  Einfassung  an  die  Oesen  erin- 
nert. In  Italien  lassen  sich  diese  Oesen  nicht  aus  frühen  Kul- 
turstufen nachweisen,  wohingegen  sie  bekanntlich  eines  der  mar- 
kantesten Merkmale  sehr  alter  kyprischer    Tonwaren    ausmachen. 


0)  Am  allerfrühesten  wohl  in  Ligurischen  Höhlen,  Bull  Pal  (19)  1893, 
tav.  IX  3  und  den  Pfahlbauten:  Montelius  Civ.  prim.  B  4,  22.  Bvll  d.  Mus. 
Civico  Paduano,  IV  1901  p.  102,  tav.  YII  1. 


DIE    KERAMIK    DES   VORGKIECHISCHEN    APULIENS  189 

Perrot-Chipiez  III  fig.  474-489  p.  690  ff.  Kyprische  Askoi  und 
Tiergefässe  mit  ihren  vielen  Oesen  und  unorganisch  herausspringen- 
den Röhren  sehen  wir  in  ßiivo  seit  500  nachgebildet,  Taf.  VIII  5, 
kyprische  Vogelaskoi  mit  Röhre  und  Henkel  auf  dem  Rücken,  in 
Canosa  (Jahrb.  d.  Inst.  1907  S.  219).  Aber  auch  das  seitlich  an 
vertikaler  Längsleiste  symmetrisch  ansetzende  Oesenpaar  findet 
sich  in  Kypros  vorgebildet;  man  sehe  z.  B.  das  Idol  Ohnefalsch- 
Richter,  Kypr.  Taf.  146,  3  B  =  173,  20-21  und  die  langen  Henkel 
Perrot-Chipiez  III  p.  689-692. 

Das  Aufkommen  der  Seitenösen  an  diesen  Henkeln  glaubt 
man  insofern  beobachten  zu  können,  als  manche  nicht  bis  zur 
Durchbohrung  gelangen,  sondern  nur  durch  unklare,  sogar  spiralför- 
mige Einritzung  darauf  hindeuten ;  möglich  auch,  dass  dies  nur  eine 
verkümmerte  Form  ist.  Leichter  und  technisch  bequemer  anzubrin- 
gen als  die  durchbrochenen  Vorsprünge  waren  einfache  rimde 
Scheibchen  oder  Knöpfe,  die  an  der  entsprechenden  Stelle 
angeklebt  wurden.  Nur  insofern  sie  dort  die  Oesen  ersetzen,  wird 
ihr  seitliches  Hervorspringen  überhaupt  verständlich  und  einiger- 
massen  gerechtfertigt.  Ursprünglich  hatten  diese  Tonknöpfe  den 
Sinn  von  imitierten  Nägelköpfen,  und  ihr  eigentlicher  Platz  war 
am  Gefässrande,  d.  h.  an  dem  dortigen  oberen  Henkelansaize,  wo 
wir  sie  denn  auch  regelmässig  bei  anderem  Nord-Apulischen 
Klein-Geschirr  angebracht  sehen,  an  den  Tassen,  vielen  Bechern, 
auch  den  wenigen  Kannen,  so  dass  also  über  das  Verhältnis  die- 
ser verschiedenen  Erscheinungen  gar  kein  Zweifel  aufkommen 
kann  und  die  von  anderer  Seite  gegebenen  Darstellungen  (^)  hier- 
nach unbedenklich  berichtigt  werden  dürfen.  Diese  Tonscheibchen 
stellen  bekantlich  eine  Reminiscenz  an  ältere  Kulturstufen  dar, 
nicht  minder  als  die  kleinen  herzförmigen  Aufsätze  oben  am  Hen- 
kel, die  wir  hin  und  wieder  autreffen,  und  welche  wohl  an  gewisse 
halbmondförmige  Henkelaufsätze  von  ehemals  erinnern  sollen  (*). 


(1)  Patroni  Mon.  d.  L.  VI,  380  ff.;  dazu  Petersen  E.  M.  XIV  182;  die 
Rotellen  (dort  Fig.  1  No.  3,  2  und  Lecce)  haben  damit  nichts  zu  tun,  auch 
nicht  die  Tiergesichter  (dort  a,  b)  der  Canosiner  Sphagia;  vgl.  R.  M.  XIX 
276-284. 

(2)  Vgl.  Le  staz.  preist,  di  Molfetta,  p.  110,  7  wo  in  der  Anmerk.  non 
indispensabile  zu  lesen  ist. 

•     13 


190  M.    MAYER 

Es  genügt  auf  die  Gefässe  von  Narce  und  andere  Erzeugnisse 
der  ersten  Italischen  Eisenzeit  zu  verAveisen,  welche  bronzene  Nägel- 
köpfe als  Henkelzierrat  an  Ton-  bez.  Impasto-Gefässen  verwenden; 
auch  an  den  Impasto-Schalen  des  Tarentiner  Fundes  vom  Borge 
nuovo  bemerkt  man  vorn  Vertiefungen  wie  zur  Aufnahme  für 
solche  Metallknöpfe,  dort  übrigens  bereits  an  falscher  Stelle,  auf 
dem  Zapfen  über  dem  Henkel;  beiläufig  haben  diese  oder  ähn- 
liche Zapfenhenkel  in  einer  der  nordapulischen  Klassen  (§  11) 
nachgewirkt. 

Die  weitere  Ausgestaltung  der  Henkel,  wobei  die  blosse  Ga- 
belung zu  spitzen  geschweiften  Hörnern  wird,  und  dazwischen  neue 
Zierraten  emporwachsen,  vollzieht  sich  nicht  an  den  Näpfen,  son- 
dern an  den  Schalen  (§  13),  wie  es  scheint,  jenseits  des  Flus- 
ses. Noch  phantastischere  Bildungen,  immer  im  Anschluss  an  die 
vorliegende  Grundform  weist  dann  die  Suessolaner  Gruppe  auf  (^). 

Eine  nicht  minder  auffallende  Besonderheit  bilden  die  Sei- 
tenmulden mit  entsprechender  sieb  förmiger  Durchlöcherung  der 
Gefässwand.  Solche  seitlichen  Mulden,  wie  hier  bald  anschliessend, 
bald  am  Ansatz  eingekerbt,  auftreten,  kennt  die  Keramik  von  Si- 
zilien (^),  Kreta,  Phrygien,  durchweg  in  Schichten  von  weit  höhe- 
rem Alter;  auch  die  neolithischen  Gräber  Tarents  haben  neuer- 
dings ein  Beispiel  geliefert  (Quagliati,  Bull.  Pal.  1906,  p.  41). 
Die  formenfreudige  Keramik  der  apulischen  Nordprovinz  hat  sie 
mit  offenkundiger  Vorliebe  übernommen  und  verwendet  sie  beson- 
ders bei  den  verschiedenen  Arten  von  Töpfen  und  Näpfen. 

Gelegentlich  hat  die  Gabelung  zu  überraschenden  Variationen 
Anlass  gegeben,  denen  eben  nur  die  Bedeutung  von  Spielformen 
zukommt,  wie  sie  die  Laune  des  Töpfers  erfand.  Einige  Male, 
Beil.  III  2  und  §  10,  19,  sind  statt  der  zwei  Zinken  drei  beliebt 
worden ;  wobei  ich  nur  darauf  hinweisen  kann,  dass  manche 
einheimische  Terracotta-Figuren  der  Messapia  (im  Museum  zu  Lecce, 
ein  reitender  Krieger  oder  Heerführer,  eine  Frau)  hohe  quer 
stehende  Mützen  mit  drei  Zacken  auf  dem  Kopf  haben,  die  an 
die  Mützen  gewisser  Horus-Figuren  (C.  R.  Acad.  des  Inscr.  1905 

(1)  Von  einer  Zusammenstellung  dieser  letzteren  (Petersen  Fig.  1 
Neapel)  mit  den  Canosiiier  Bildungen  (a,  b)  ist  also  völlig  abzusehen. 

(^)  In  Pantalica,  Bull.  Pal  XXIV,  tav.  XI  1 ;  in  Finocchito  XXIII 
tav.  VI  27. 


DIE    KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APULIENS  191 

p.  121),  gewisserraassen  auch  an  die  alten  kretischen  Tonglöckchen 
(aus  Knossos,  Journ.  hell.  Sind.  XXIII  180  fig.  6,  9,  vgl.  167 
tig.  1, 2)  erinnern.  Ein  anderes  mal  (28)  erscheint  zwischen  den  beiden 
Zacken  etwas  wie  ein  gebogener  Finger  —  wie  an  Pompejanischen 
Metallgefässen,  Mus.  Borb.  VII  13,  2  (^)  — ,  der  aber  nach  rück- 
wärts hin  noch  eine  Fortsetzung  hat.  Einen  Finger  glaubte  man 
schon  in  dem  apotropäischen  Symbol  oben  §  6  Nr.  8,  9  zu  erkennen. 
Vielleicht  ist  hier  Aehnliches  beabsichtigt  (also  gewissermassen  ein 
fascinum  mit  zwei  erhobenen  Ecktingern  ?),  nur  ist  von  der  Seite 
gesehen  der  Gegenstand  mehr  jenen  beliebten  Ansätzen  vorgeschrit- 
tenen Eisenzeit  ähnlich,  die  trotz  ihrer  verschwommenen  Form 
sich  aus  kleinen  ornamentalen  Bronzeenten  herleiten. 


§   9.   Komplikationen. 

Wenn  man  in  Griechenland  von  einer  gewissen  Einfachheit, 
ja  Armut  der  Gefässformen  geometrischen  Stils  spricht,  so  wird 
von  Apulien,  namentlich  dem  nördlichen,  Aehnliches  nicht  ausge- 
sagt werden  können.  Die  Daunia  bevorzugt  reiche,  mannigfaltige 
und  phantastische  Formen ;  auch  noch  nach  dem  Ableben  des  rein 
linearen  Dekorationsstiles  sehen  wir  sie  auf  alt-kyprische  und 
troische  Formen  zurückgreifen.  Die  hier  zu  betrachtenden  Gefässe, 
meistens  von  der  schon  bekannten  Topfform,  machen  gleichwohl 
einen  ganz  fremdartigen  Eindruck,  insofern  sie,  abgesehen  von  dem 
gelegentlicaen  Zusätze  eines  konischen  Sockels,  menschliche  Hände, 
Arme  und  namentlich  Beine  oder  Füsse  erhalten  haben.  (Die 
Henkel  erfahren  in  solchem  Falle  eine  Kürzung,  manchmal  auch 
eine  Verdoppelung,  Nr.  1). 

1.  Beil.  III  3.  Ruvo,  Mus.  Jatta  208. 

2.  Louvre  D  23,  Pottier  pl.  29. 

3.  Cambridge,  Fitzwilliam  Mus.  229,  E.  Gardener  Cat.  pl.  1.  Ca- 

nosa  (^). 

(*)  Sicher  hängen  mit  Metallhenkeln  einer  bekannten  Gattung  (bei  Schrei- 
ber, Alexandrinische  Toreutik,  passim)  irgendwie  die  Schnabelhenkel  der  Sues- 
sulaner  Klasse  zusammen:  Berlin  259,  Mon.  d.  Z.  VI,  381  fig.  26,  u.  ö. 

(*)  «  Ginosa  »  ist  ein  leicht  durchsichtiger  Schreib  -  oder  Lesefehler. 


192  M.    MAYER 

4.  Taf.  VIII  8.  Marseille,  Mus.  1419. 

5.  Beil.  III  6.  Bari  M.  P.  3439.  Canosa. 

Von  anderer  Gefäss form,   zum  Vergleiche: 

6.  Askos-förmig ;  Lucera,  Privatbesitz. 

7.  Beil.  III  4  Schale;  Bari  M.  P.  4078.  Ordona. 

8.  Beil.  III  5  Kandelaber;  ebd.  2304.  Canosa. 

Von  der  Dekoration,  welche  wenig  Neues  bietet,  können  wir 
hier  absehen.  Dieselbe  interessiert  bei  5  nur  insofern,  als  sie  in 
Verbindung  mit  der  Form  und  Technik  des  Napfes  durchaus  auf 
dieselbe  Fabrik,  deutet,  wie  das  soeben  §  8  erwähnte  Gefäss  mit 
dem  fingerartigen  Zusatz  am  Henkel.  Danach  mag  die  erhobene 
Hand,  die  wir  an  5  erblicken,  (an  den  Fingern  Einiges  gebrochen) 
das  Autoschediasma  eines  Individuums  sein  und  keinerlei  allge- 
meinere Bedeutung  beanspruchen ;  sie  ist  von  der  Grösse  der 
Sphagia- Hände  und  passt  schlecht  genug  für  ein  so  kleines 
Gefäss. 

1  ruht  auf  drei  dicken,  an  der  Standfläche  etwas  abgeplat- 
teten Stümpfen,  welche  wie  Elephantenfiisse  aussehen ;  an  2  und  3 
sind  die  Füsse  etwas  stärker  accentuiert,  auch  die  Zehen  ein  wenig 
angedeutet.  Drei  solcher  Beine  und  Fiisse  hat  auch  ein  Canosiner 
Tonkandelaber  (8),  dessen  Bemalung,  Querstreifen  und  primitiver 
Mäander,  jetzt  bis  auf  geringe  Keste  verdorben  ist.  Vier  derartige 
Beine  und  Füsse,  aber  von  etwas  natürlicherem  Aussehen,  zeigt 
die  Tonschale  7  mit  eingebogenem  Rand,  sowie  6,  ein  Askos  von 
einer  im  N  häufigen  Form,  die  aber  hier  mit  Hörnerhenkel  und 
Seitenmulde  ausgestattet  ist.  Bereits  wurde  E.  M.  XIX  198  Beil. 
13  aus  Bari  ein  Askos  mit  zwei  plumpen  Füssen  dieser  Art 
vorgeführt.  In  Süd-Russland  wurden  kürzlich  flache  Askoi  genau 
mit  zwei  solchen  Klumpfüssen  gefunden;  sie  sollen  grau  monochrom 
sein  und  etwa  aus  dem  VI.  Jahrhundert  v.  Chr.  stammen  (Jahrb. 
1903  Anz.  83);  vgl.  a.  De  Morgan  Recherchen  sur  Vorig,  de 
l'Egypte  I  flg.  481.  Näher  stehen  dem  apulischen  Kreise  Funde 
der  ungarischen  Eisenzeit,  Schalen  mit  vier  Beinen  ähnlicher  Art 
{Ertesitö  XIII,  1893,  p.  26),  zu  denen  sich  überdies  dort  noch 
Vasentypen  wie  die  von  §  10  gesellen. 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  193 

Was  jenen  sonderbaren  Erscheinungen  auf  süditalischem 
Boden  sofort  zu  entnehmen,  ist  die  Einwirkung  gewisser  Bronze- 
geräte, welche  in  Mittel-Italien,  sowohl  im  Original  wie  in  Ton- 
nachbildungen auftraten.  Es  würde  genügen,  die  Schale  und  den 
Kandelaber  ins  Auge  zu  fassen.  Zu  jener  stellt  sich  eine  Tonschale 
von  Bisenzio  {Not.  d.  sc.  1886  tav.  III  8,  Martha  rarl  etr.  451), 
nur  dass  in  unserem  Falle  die  nach  innen  gewendete  Mündung 
mehr  an  solche  wie  die  von  Albano  [Bull.  Com.  Rom.  1900 
tav.  X  13,  vgl.  p.  155,  5)  erinnert,  die  auf  einfachen,  kurzen 
Stümpfen  ruht.  Der  Kandelaber  gemahnt  sogleich  an  jene  auf 
eingeknickten  Menschenbeinen  ruhenden,  dergleichen  namentlich 
aus  Vetulonia  in  älterer  Fassung,  aus  anderen  Orten  Etruriens 
in  jüngerer  Form  bekannt.  Zum  Ueberfluss  hatte  diese  Ter- 
racotta  noch  auf  den  Knien  gewisse,  jetzt  abgebrochene  Auf- 
sätze, gleichwie  dort  an  jener  Stelle  die  typischen  Entchen  auf- 
sitzen. 

Das  allermerkwürdigste  Stück  dieser  Gruppe,  4,  ist  noch  nicht 
erwähnt.  Der  Gefässkörper  ruht  hier  auf  seinem  natürlichen  Bo- 
den; allein  von  den  Seiten  des  gegabelten  Henkels  her  strecken 
sich  zwei  menschliche  Arme  nach  vorne  und  legen  ihre  Hände 
flach  auf  den  Rand  der  Vase.  Ungeachtet  der  noch  archaischen 
Plastik,  welche  die  einzelnen  Finger  nicht  individualisiert,  kommt 
der  beabsichtigte  Eindruck  des  Schreckhaften  doch  vollkommen 
zur  Geltung,  indem  der  zweizackige  Henkel  mit  den  beiden  Lö- 
chern gewissermassen  die  Stelle  eines  dämonischen  Hauptes  ver- 
tritt. Anderen  ümdeutungen  des  Gabelhenkels  sind  wir  bereits 
früher  begegnet.  Gleichviel  nun,  welche  Vorstellungen  den  Ver- 
fertiger dieses  seltsamen  Stückes  leiteten,  rein  formal  betrachtet 
handelt  es  sich  doch  nur  um  eine  originelle  und  bizarre  Umge- 
staltung derjenigen  Geräte,  welche  eine  aufrechte  menschliche 
Figur  oder  Halbfigur  mit  vorgestreckten  Armen  wie  zum  Tragen 
oder  Darreichen  des  Gefässes  anbringen;  dergleichen  Gebilde  in 
Novilara  {Mon.  clei  Liacei  V,  tav.  XIII)  und  schon  früher  in  Corneto 
vorkommen;  Abb.  5  S.  196.  Andrerseits  hat  die  kyprische  Keramik 
nie  aufgehört,  weibliche  Figuren  mit  den  Vasen  plastisch  zu  verbin- 
den ;  in  die  letztere  Richtung  schlägt  auch  eine  attische  Kanne  ein, 
wo,  eine  weibliche  Halbfigur  die  Unterarme  auf  die  Mündung  legt: 
in  München;  Lau,  die  griech.  Vasen  Taf.  15,  1. 


194 


M.    MAYER 


§    10.    Konische   Zier -Näpfe. 


1.  Beil.  IV  1.  Bari  M.  P.  1546. 

2.  Beil.  IV  2.  Marseille  Mus. 

1421. 

3.  Beil.  IV  3.  Bari  M.  P.  2708. 

Canosa. 

4.  Beil.  IV  4.  Berlin  Antiqua- 
rium  3910. 

5.  Beil.  IV  5.  Ruvo  Mus.  Jat- 

ta  224. 

6.  Beil.  IV  8.  Bari  M.  P.  3599. 

7.  Beil.  IV  9 ;  ebd.  3600. 

8.  ebd.  1547. 

9.  ebd.  3436.  Canosa. 

10.  Neapel  Mus.  N.  7474.  Ath. 
Mitt.  1887,  241,  Fig.  12. 
Mon.d,  Z.  VI378o,  fig.  22. 


Wahrscheinlich  aus  Ascoli- 
Satriano  (0- 

11.  ebd.    7475.   Mon.  d.  L.  VI 

379^. 

12.  ebd.  7476  Mon.  d.  L.  VI 
379p. 

13.  Berlin  Antiqu.  271. 

14.  Boston  Mm.  of  ßne  arts; 
Robinson,  Catal.  n.  16. 

15.  Taf.  IX  u.  Taf.  VIII  4.  Bari 

M.  P.  2707.  Canosa. 

16.  Beil.  I  4;  ebd.  1548. 

17.  Beil.  III  1,  I  5;  ebd.  1549. 

18.  19.  Aeltere  kolorierte  Zeich- 
nungen im  Apparate  des 
Instituts  zu  Rom. 


Von  den  Ausgräbern  werden  die  hier  zu  beschreibenden  Vasen 
tt  Lucerne  »  genannt,  und  unter  diesem  Namen  sind  sie  noch  in 
den  Mon.  d.  Line.  1896  VI  378  f.  aufgeführt.  Abgesehen  von  ihren 
geringen  Grössenverhältnissen  und  der  oft  niedrigen  Gestalt  gab 
den  Anlass  zu  dieser  populären  Benennung  wohl  der  seitliche  Mul- 
denausguss;  wobei  sowohl  die  durchsiebte  Gefässwand  tibersehen 
wurde,  wie  der  Umstand,  dass  solche  Ansätze  den  allerverschie- 
densten  Gefässen  Nord-Apuliens  eigen  sind.  Es  handelt  sich  um 
eine  Gefässform,  welche  einen  Kegelstumpf  darstellt,  mit  Abrun- 
dung  nach  der  Basis,  oberwärts  ohne  irgend  welchen  umgebogenen 
Rand  plötzlich  endigend,  nur  selten  mit  einer  schmalen  Lippe 
versehen,  die  gerade  steht  und  nur  ausnahmsweise  sich  leicht 
umlegt.  Diese  Grundform,  welche  aber  in  Apulien  mit  verschie- 
denen Zierhenkeln  und  sonstigen  Ansätzen  ausgestattet  wird,  klingt 


(^)  Die  alte  Angabe  Satriano,  das  wäre  im  Grenzofebiete  Lukaniens  mid 
Calabriens,  ist  unhaltbar.  Das  apulische  Ascoli-Satriano  war  damals  noch 
nicht  archäologisch  bekannt,  s.  S.  167;  daher  der  offenbare  Irrtum. 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIE^NS  195 

vielleicht  schon  in  den  Pfahlbauten  des  Lagassa-Sees  an  (^),  eisen- 
zeitliche Typen  (von  Latiiim  C^),  vom  Bologneser  Gebiet)  {^),  ge- 
stalten sich  ähnlicher,  von  dem  Fiisse  abgesehen,  in  Corneto;  Not. 
d.  sc.  1882  tav.  XIII  6;  Montelius,  civ.  pr.  B  275,  4.  Für  imsern 
Typus  ist  der  kleine  Massstab  und  die  gedrückte  Kegelform  cha- 
rakteristisch ;  solche  Gestaltung  wie  in  der  Berliner  Vasen-Samm- 
lung, Formentaf.  No.  86  kommt  nur  bei  geringeren  Exemplaren 
vor  und  kann  nur  als  Ausnahme  gelten. 

Dreierlei  Ansätze  gehören  regelmässig  zu  diesem  Gerät:  der 
Ohren-HenkeL  welcher  ein  breites  Band  in  einfacher  Schleife 
darstellt,  ohne  Kniff  an  der  Spitze ;  ferner  der  Siebausguss  an  der 
einen  Seite,  endlich  an  der  Gegenseite  ein  besonderes,  näher  zu 
erörterndes  Attribut.  Es  ist  dies  ein  aufrechter  Dorn,  etwa  von  der 
Grösse  eines  kleinen  Fingers,  welcher  am  Ende  umgebogen,  eine 
kleine  schnabelartige  Spitze  bildet,  während  runde  plastische 
Scheibchen,  als  Augen,  nebst  anderen  Zierraten  dazu  dienen,  den 
Kopf  eines  langhalsigen  Tieres  zu  charakterisieren :  dieser  Zierrat 
besteht  namentlich  in  einer  Art  von  Toupets,  kleinen  festonartigen 
Gehängen,  welche  bald  an  der  Vorderseite,  bald  hinter  dem  Kopfe 
oder  auch  ringsum  ansitzen.  Zuweilen  sind  ausser  den  beiden  Augen 
noch  Scheibchen  über  dem  Kopf  und  anderwärts,  ohne  rechten 
Sinn  imd  Plan  augeklebt.  Manchmal  sind  die  Augenscheiben,  al- 
lerdings unverhältnismässig  gross  geraten,  für  Hörner  von  Wid- 
derköpfen angesehen  worden.  (Furtw.  Beschr.  d.  Berl.  Vasen  3910). 
Allein  von  Hörnern  ist  nie  eine  Spur,  auch  nicht  bei  den  wenigen, 
erst  nachträglich  bekannt  gewordenen  Exemplaren,  wo  der  Kopf 
sich  einigermassen  mit  dem  eines  Schafes  vergleichen  Hesse.  Bei 
dem  sehr  kleinen  Massstab  und  der  sehr  geringen  Kunstfertigkeit, 
die  hier  aufgewandt,  genügte  ein  geringer  Druck  auf  den  feuchten 
Ton,  um  dem  Kopf  bald  dieses,  bald  jenes  Ansehen  zu  geben. 
Die  meisten  Exemplare  erwecken  den  Eindruck  eines  Hühnerkopfes. 

(')  Who,  Prov.  Cremona;  im  prahlst.  Mus.  zu  Rom,  Collegio  Romano; 
die  grossen  alten  Sikuler-Gefässe  von  Matera,  der  Moarda-Grotte  etc.  sind 
wohl  kaum  zu  vergleichen  (Mayer,  Molfetta,  133,  fig.  108;  Salinas,  Not.  d.  sc. 
1884,  260,  tav.  II). 

(=)  Bull,  comun.  Rom,  1898,  tav.  VI  2.  Dies  eigentlich  nur  eine  entartete 
Villanova-Form. 

(»)  Montelius,  Civ.  prim.  IB94,  12. 


196  M.    MAYER 

Der  ursprüngliche    Sinn    dieses   sehr  langhalsigen  Ansatzes  kann 
damit  jedoch  nicht  ausgesprochen  sein. 

Unter  den  Mykenischen  Tongeräten,  wovon  Schliemann  die 
abgebrochenen  aufrechten  Tierhäise  Myk.  no.  161  S.  120  abbildet, 
befinden  sich  ganz  ähnliche  Ansätze,  natürlich  auch  mit  ähnlicher 
Andeutung  der  Augen,  wie  sie  die  archaiscli-griechische  Keramik 
beibehält;  Vogelköpfe  scheinen  dort  nicht  gemeint  zu  sein.  Ein 
troischer  Henkel  dieser  Art  stellt  eine  Schlange  vor,  und  zwar  in 
deutlicher,  charakteristischer  Bildung :  Dörpfeld,  Troja  und  Ilion  I 


Abb.  5. 


296  Beil.  40  VII.  Die  nächste  Analogie  zu  den  apulischen  Bil- 
dungen bietet  wohl  ein  Oedenburger  Tongefäss,  Hörnes  Urgesch. 
d.  b.  K.  Taf.  XV  23,  aus  der  ersten  Eisenzeit  Ungarns,  wo  ein 
solcher  Ansatz  an  einem  Koppelgefäss  aus  drei  tassenartigen  Näpfen 
(mit  konischem  Halse  und  nach  unten  verbreitertem  Körper)  sitzt, 
dort  in  etwas  anderer,  schräger  Riclitung,  weil  er  als  gemeinsamer 
Griff  für  drei  Näpfe  dient,  welche  zudem  noch  durch  Fussstümpfe 
beschwert  sind.  Ein  erhöhtes  Interesse  gewinnt  das  ungarische 
Stück  in  Verbindung  mit  den  vorgenannten  Koppelgefässen  aus 
Corneto,  welche  anstatt  des  Tierhalses  eine  menschliche  Figur  als 
Griff  aufweisen :  Abb.  5.  Das  ist  dieselbe  Erscheinung,  die  wir  in 
Apulien  beobachten  (S.  197);  nur  dass  es  gerade  keine  Koppelgefässe 


DIE    KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APULIENS  197 

sind  —  diese  kommen  erst  in  4.  Jahrhundert  auf  —  welche  diese 
Abwechslung  belieben.  Jedoch  begegnet  derselbe  Typus  (mit  Thier- 
hals  und-  köpf)  in  Ungarn  auch  ohne  Verkoppelung :  Ertesitö 
XIII,  1893,  p.  26. 

Um  zunächst  noch  der  einfachen  Form  des  Griifes  nachzu- 
gehen, so  lässt  sich  Qoch  jener  gesprenkelte  Notide  d.  sc.  1904, 
136  fig.  15  aus  Latium  vergleichen,  welcher  dort,  ziemlich  unwahr- 
scheinlich, als  Pferdekopf  bezeichnet  ist.  Im  Allgemeinen  werden 
es  immer  nur  wenige  Tongefässe  sein,  welche  einen  so  gebrechli- 
chen Gritf  darbieten,  wie  ihn  denn  die  Apulier  durch  einen  starken 
hohen  Henkel  seiner  Funktion  entheben  und  als  blosses  Ornament 
beibehalten.  Ohne  Zweifel  stammt  dieser  Griff  aus  der  Metal- 
lurgie, wo  solch  hakenförmig  umgebogener  Ansatz  nicht  nur  als 
Griff,  sondern  zugleich  zum  Aufhängen  der  Tassen  selbst  dienen 
konnte.  Zugleich  werden  wir  in  die  Richtung  jenes  grösseren  Me- 
tallgeräts hingewiesen,  ich  denke  namentlich  an  die  Kessel,  wel- 
ches ringsum  mit  Schlangen,  Greifen-oder  Löwenhälsen  besetzt 
ist  (^).  Einen  Tonkessel  der  aus  Mittelitalien  bekannten  Art  sieht 
man  in  Catanzaro  in  Calabrien  (Privatbesitz).  Damit  hängen  denn 
auch  jene  zahlreichen  etruskischen  Bronzehenkel  zusammen,  welche 
mit  einem  langen  Hals  minder  passend  Widder,  Pferde-oder  an- 
dere Köpfe  vou  Vierfüsslern  verbinden.  Mus.  Greg.  II  tav.  96  ff. 
(=  4  ff.).  Man  würde  sagen  können,  dass  die  blossen  Hälse  aus 
Bronze  oder  kostbarerem  Material,  welche  im  Handel  waren  und 
in  Ton  an  den  verschiedensten  italischen  Gefässen  nachgeahmt  wur- 
den (z.  B.  Montelius,  civ.  prim.  B  294.  5.  Mus.  Ital.  I,  tav.  VIII.  4), 
für  Apulien  an  sich  schon  genügt  hätten,  die  vorliegenden  Gefäss- 
formen  zu  erzeugen,  wenn  nicht  die  ungarischen  Stücke  da  wären 
und  uns  eines  anderen  belehrten  {^). 

An  Stelle  dieses  einfachen  Tierhalses  nun  bieten  manche  Ca- 
nosiner  Exemplare,  15,  16,  17,  eine  menschliche  Figur. 
Zweimal  ist  die  Figur  dem  Gefäss  zugewandt,  an  dem  geringeren 


(')  Olympia,  IV.  Band,  Bronzen,  Taf.  XLVHI,  816.  Palestrina,  Grab  Ber- 
nardini: Montelius,  Civ.  prim.  11,  B  367,  8.  Im  [Jebrigen  vgl.  Mont.  B  335. 
322,  379. 

O  Auch  nach  Bosnien  scheinen  solche  Objekte  und  zwar  ziemlich  früh- 
gelangt zu  sein;  vgl.  das  Terrakotta-Fragment  Bosn.  Mitt.  IV  p.  42  fig.  19. 


198  M.    MAYER 

Stück  steht  sie  abgewandt;  sie  wächst,  mit  den  Füssen  unsichtbar 
bleibend,  aus  der  Gefässwand  heraus  und  unterscheidet  sich  auch 
insofern  vod  den  mittelitalischen  Tongebilden  (Abb.  5),  als  auch 
die  oberen  Extremitäten  nicht  zum  Ausdruck  gelangt  sind,  sondern 
sich  unter  dem  Gewand  verbergen.  Dass  aber  die  Vorbilder  in  der 
Tat  Arme  besassen  und  gleich  jenen  Cornetanern  die  Hände  auf 
das  Gefäss  legten,  lehrt  Verrucchio  (s.  unten),  ferner  der  rohe 
Askos  von  Novilara  (S.  193),  bis  zu  einem  gewissen  Grade  auch 
das  oben  mitgeteilte  Marseiller  Gefäss,  Taf.  VIII  3.  Die  weibliche 
Figur,  welche  ein  Töpfer  dieser  Zeit  in  Bisenzio  (Montelius,  civ. 
prim.  II  B  255,  2)  willkürlich  über  einer  der  bekannten  dreifüs- 
sigen  Schalen  (s.  oben  §  9)  angebracht  hat,  weiss  mit  iliren  Armen 
nichts  rechtes  anzufangen;  ihre  Unzugehörigkeit  wird  sich  auch 
weiter  ergeben.  Es  scheint,  dass  die  apulischen  Töpfer  bei  diesen 
ersten  plastischen  Versuchen  sich  noch  nicht  getrauten,  die  Arme 
vom  Körper  loszulösen,  und  durch  so  gebrechliche  Teile  die  In- 
tegrität ihrer  Gebilde  zu  gefährden.  Bei  den  in  Bronze  zu  den- 
kenden jedoch  war  der  kleine  Massstab  kein  Hindernis,  sondern 
sogar  ein  Sporn,  die  PMguren  ihre  Glieder  entfalten  zu  lassen,  um 
sie  an  verschiedenen  Punkten  zu  befestigen :  erst  die  vorgestreckten 
Arme  und  Hände  gaben  das  rechte  Henkelmotiv  ab,  gerade  wie 
in  anderen  Fällen  Vierfüssler  (Pferde,  Kühe),  schräg  oder  auch 
oberwärts,  geradestehend,  als  Griffe  angesetzt  wurden. 

Von  solchen  mit  Figuren  verzierten  Gefässen  hat  Apulien  in 
Bronze  noch  nichts  zutage  gebracht  (nur  Pfannen  mit  archaischen 
Jünglingsfiguren  als  Griffen  kommen  bekanntlich  vor;  Peuc.  48). 
Jedoch  hat  man  weiter  nördlich  an  der  adriatischen  Seite,  in  Ver- 
rucchio bei  Rimini  Funde  gemacht,  die,  so  bescheiden  diese  epi- 
chorischen  Versuche  ausgefallen  seien,  doch  einigen  Ersatz  in 
antiquarischer  Hinsicht  bieten:  Notüie  d.  sc.  1894  p.  308  f(. 
Das  bedeutendste  Stück  darunter,  fig.  17,  ist  von  einem  Bronze- 
gerät mit  einer  nackten  Figur,  daran  frei  erhobene  Arme  mit  nach 
vorn  gehaltenen  Händen  als  Henkel  ansitzen.  Wir  werden  etwa  an 
jene  Figuren  erinnert,  welche  an  dem  Pränestiner  Kessel  {Mon.  d. 
Inst.  X  31  a,  Mon.  d.  L.  VII,  312)  die  erhobenen  Hände  an  den  Ge- 
fässrand  legen,  nur  dass  die  Ausführung  dort,  von  der  verschönernden 
ersten  Abbildung  abgesehen,  auf  einer  höheren  Stufe  steht.  Daneben 
interessiert  besonders  a.  0.  fig.  7,  das  Henkelstück  von  einer  tönernen 


DIE   KERAMIK    DES  VORGRIECHISCHEN   APULIENS  199 

Schale ;  aus  dem  aufrechten,  etwa  in  Sattelform  gedachten  Henkel 
wächst  oben  eine  menschliche  Gestalt  heraus,  wohl  ohne  dass 
gerade  wie  bei  dem  Novilara-Askos  gespreizte  Beine  anzunehmen 
wären.  In  ziemlich  primitiver  Weise  ist  der  Oberkörper  zur  Dar- 
stellung gebracht,  mit  kreuzweis  angelegten  Armen  und  einem 
flachen,  nach  oben  zusammengedrückten  Kopf,  der  als  Augen 
zwei  Löcher  aufweist.  Einen  Anhalt  zur  näheren  Erklärung  der 
Figur  bietet  a.  0.  fig.  8,  ein  Bronzefigürchen  von  nicht  minder  an- 
spruchsloser Herstellung.  Dasselbe  ist  deutlich  als  weiblich  cha- 
rakterisiert und  lässt  mit  seinen  vor  Brust  und  Leib  gelegten  Händen 
erraten,  dass  der  Gestus  der  Tonfigur  ähnlich  zu  verstehen  sei. 
lieber  dem  Kopfe  betiiidet  sich  ein  King  oder  eine  Oese  zum 
Aufhängen.  Der  Eindruck,  dass  diese  Figürchen  nicht,  etwa  gleich 
denen  der  alten  Gräber  von  Albano,  selbständig  erdacht,  sondern 
an  irgend  welche  bestimmte  Vorbilder  gebunden  sind,  und  zwar 
an  solche  der  kyprischen  und  troischen  Art,  würde  sich  auch  dann 
dem  Beschauer  aufdrängen,  wenn  nicht  der  Fundbericht  ausdrück- 
lich erwähnte,  dass  die  Tonfigur  in  den  Augenlöchern  Bron- 
zeringe hatte,  —  wie  wir  sie  übrigens  noch  in  der  Henkelfigur 
von  Bisenzio  sehen.  Diese  Monstrosität  lässt  sich  nicht  aus  einfachen 
Anhängeösen  der  Originale  herleiten,  da  hierzu  auch  ein  Loch  an 
der  Kopfspitze  genügt  hätte.  Sie  findet  ihre  Vorbilder  vielmehr  in 
den  kyprischen  Tonidolen,  welche  am  Gesicht  überall  solche  Löcher 
und  Oesen  zum  Aufnehmen  von  Ringen  aufweisen;  vgl.  Coli.  Cesnola 
tav.  II  pl.  II.  Perrot-Chipiez  III  p.  552  f.;  manchmal  sieht  es 
geradezu  aus,  als  gingen  dieselben  durch  die  Augen,  die  aber  da- 
neben angedeutet  zu  sein  pflegen.  Reproduktionen  nach  irgend  wel- 
chen ti  idolelti  importati »  erkennt  auch  der  Ausgrabungsbericht 
von  Verrucchio. 

Die  Verrucchio-Funde  gehören  —  und  dasselben  gilt  von  den 
Corneto-  und  Bisenzio-Terracotten  —  einer  früheren  Kulturschicht 
an  als  die  Canosiner  Tongebilde,  deren  Epoche  durch  das  Tonge- 
rät, dem  sie  anhaften,  umschrieben  ist.  Allein  darum  für  Apulien 
anders  geartete  und  jüngere  Importstücke  vorauszusetzen,  wäre 
unnötig  und  wahrscheinlich  verfehlt ;  sehen  wir  doch  auf  Schritt  und 
Tritt,  wie  spät  im  Innern  Apuliens  gerade  die  Bronzeformen  ein- 
zuwirken beginnen.  Tatsächlich  sind  diese  kleinen  nordapulischen 
Figuren  bereits  mit   einer   Menge  Details  auso^estattet,  die  einen 


200  M.    MAYER 

erheblichen  Fortschritt  und  zugleich  eine  gewisse  Selbständigkeit 
gegenüber  jenen  raittelitalischen  bedeuten. 

16.  Betrachten  wir  zunächst  Beil.  I  4.  Die  Stirn  ist  durch 
eine  hohe,  diademartige  Binde  geziert,  welche  hinten  ohne  Knoten 
endigt  und  dort  einem  herabhängenden  Haarwulst  Platz  macht 
der  toupetähnlich  wie  bei  den  Tierhälsen  gestaltet  und  in  gleicher 
Weise  aufgerafft  ist.  Die  Ohrenpartie  verschwindet  hinter  einer 
grossen  Zierscheibe.  Ein  Gehänge  von  kleineren  Scheiben  zieht 
sich  von  den  Schultern  herunter  um  die  Brust  herum,  während 
noch  weitere  derartige  Zierscheiben  in  gerader  Richtung  vorn  über 
die  Gewandung  hingehen,  als  Andeutung  weiterer  Gehänge,  so  wie 
sie  jetzt  am  besten  durch  Funde  von  Alfedena  {Mon.  dei  Lincei  X) 
anschaulich  werden.  Einige  mandelförmige  Bommeln  am  ünterge- 
sicht  sollen  offenbar  zur  Andeutung  des  Halsbandes  dienen.  Von 
dem  Gesicht  selbst,  dessen  Unterteil  sich,  wie  man  sieht,  ver- 
liert, ist  fast  nur  die  stark  vorspringende  Nase  zu  sehen.  Die 
Augen  sind  durch  eine  breite  schwarze  Maske  verdeckt,  welche 
fest  an  der  Nase  aufliegt;  die  zahlreichen  Vertiefungen,  welche 
mit  einem  Stift  darin  augebracht  sind,  müssen  wohl  Sehlöcher 
bedeuten,  sonst  würde  die  Figur  als  geblendet  gelten  müssen.  Dicht 
neben  der  Nase  an  der  geringen  Fläche,  welche  für  die  Wange 
übrig  bleibt,  ist  je  ein  kleiner  Kreis  eingestempelt.  Ebenso  ei- 
genartig ist  die  Gewandung  behandelt.  Den  Oberkörper  bedeckt 
eine  Art  Joppe  oder  Jacke,  welche  von  dem  Unterkleid  abstehend 
gedacht  ist  und,  wie  schon  die  schweren  breiten  Bordüren  er- 
kennen lassen,  mit  dem  kurzen  Ampechonion  griechischer  Frauen 
gar  nicht  zu  verwechseln  ist:  die  Rückenfläche  ist  durch  senk- 
rechte, leicht  geschlängelte  Linien  verziert.  Vorn  an  der  Brust 
ziehen  sich  der  Quere  nach  breite  Schnüre  hin,  welche  vielleicht 
zum  Untergewand  gehören,  möglichenfalls  aber  auch  die  Jacke 
zusammenhalten,  die  in  diesem  Falle  auch  ärmellos  und  blos 
umgehängt  sein  könnte,  so  dass  sich  daraus  das  Fehlen  der  Arme 
erklären  würde.  Unterwärts  kommt  ein  Bausch  des  aufgerafft  zu 
denkenden  Unterkleides  zum  Vorschein.  Dieses  letztere  fällt  schlicht 
herab,  doch  mit  einfachen  Längsmustern  A  bemalt,  welche  nach 
der  nächsten  Figur  (15)  zu  urteilen,  zugleich  Falten  bedeuten 
mögen.  An  der  Jacke  bemerkt  man  eine  Querfalte  oben,  vielleicht 
zur   Andeutung    der   Aermel,    so    dass    die  Arme  vor    die    Brust 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  201 

gehalten  unter  dem  Brustschmiick  verschwindend  gedacht  Avären. 
—  Was  den  Ohrenschmuck  betrifft,  so  mögen  die  griechischen 
imd  etruskisclien  Bildwerke  bei  Heibig  Hom.  Epos  2.  Aufl.  p.  222 
Fig.  64,  66  verglichen  werden,  um  nicht  an  die  enormen  räderar- 
tigeu  Schmuckscheiben  zu  erinnern,  welche  die  bekannte  antik- 
spanische Frauenbüste  aus  Elche  {Mon.  Piot  IV  pl.  13  f.)  trägt. 
Am  nächsten  kommen  die  Funde  aus  den  nicht  hellenisierten 
Teilen  des  Sybaris-Gebietes,  wo  solche  Metallscheiben  noch  an  den 
Schläfen  eines  Skelettes  haften  (Notisie  d.  sc.  1888,  tav.  XIX 
zu  p.  472). 

Diese  Tracht,  welche  sich  an  allen  bis  jetzt  bekannten  Fi- 
guren wiederholt,  hat  ihren  Ursprung  zweifellos  in  den  Verhält- 
nissen der  Illyrischen  Heimat,  von  wo  die  apulischen  Völker  in 
der  ersten  Eisenzeit  hier  einzogen,  oder  noch  weiter  im  Innern 
der  Balkanländer,  von  wo  speziell  die  Daunier  zu  stammen  schei- 
nen (R.  M.  XIX  284).  Sie  erinnert  mit  der  grossen,  weiten,  ab- 
stehenden Jacke  an  die  der  Albanesinnen,  wie  man  sie  in  Grie- 
chenland noch  vielfach  sieht,  und  an  die  Frauentracht  verschie- 
dener Balkan  Völker,  bei  denen  denn  auch  die  Vorliebe  für  lange 
Gehänge  aus  Metallscheibchen  oder   auch  Münzen   sich   erhalten. 

Nicht  zu  übersehen  sind  die  plastisch  angegebenen  Fibeln, 
welche  vorn  das  Gewand  zusammenhalten,  beide  deutlich  als  grosse 
Schlangenfibeln  gekennzeichnet.  Zu  der  Zeit,  da  diese  Tongefässe 
entstanden,  etwa  im  5.  Jahrhundert  v.  Chr-,  waren  in  der  Land- 
schaft bereits  andere  Fibeln,  kleinere  und  von  einfacherer  Art,  im 
Gebrauch.  Da  indessen  die  Schlangenfibel  in  Nord-Apulien  noch 
im  VI.  Jahrhundert  vorzukommen  scheint,  so  lässt  ^ich  begreifen, 
dass  diese  deutlichere  und  charakteristischere  Form  in  so  kleiner 
Darstellung  vorgezogen  wurde.  Mit  einer  geradezu  gesetzmässigen 
Regelmässigkeit  beginnen  in  Apulien  die  archaischen  Bronzeformen 
erst  viel  später   auf  die  Terracotten   und  Tongefässe  einzuwirken. 

Ein  winziges,  aber  höchst  bezeichnendes  Detail  sind  die  auf 
der  Wange  eingestempelten  Kreise,  unverkennbare  Anzeichen  einer 
Tätowierung,  welche  sich  bloss  aus  den  bemalten  Händen  (§3,  1 ) 
nicht  sicher  würde  erschliessen  lassen.  Die  Sitte  ist  bei  den  Bal- 
kanvölkern bekanntlich  sehr  lange  in  Bestand  geblieben  (^). 

(M  Ich  hatte  die  Tätowierung  auch  im  Gesicht  kleiner  Mykenischer 
Terracottafiguren  beobachtet,  aber  damit  keinen  Glauben  gefunden,  bis  Bei- 


202  M.    MAYER 

15.  Hiernach  bedarf  die  Figur  des  anderen  Gefässes  (Taf.  IX 
und  VIII  4)  in  beziig  auf  die  Tracht  keiner  detaillierten  Beschrei- 
bung mehr.  Die  lange  Jacke,  das  Untergewand  mit  den  hier 
plastisch  angegebenen  Falten  sind  deutlich  genug.  Zwischen  bei- 
den werden  anstatt  des  Bausches  grosse  Knöpfe  sichtbar,  in  über- 
triebenen Verhältnissen  dargestellt.  Eine  dreifache  Halskette  hängt 
vorne  herab,  und  eine  doppelte  Reihe  flacher  Knöpfe  oder  Zier- 
scheiben —  eine  ist  abgegangen  —  bedeckt  im  übrigen  Brust 
und  Leib.  Der  Grund  für  diese  etwas  abweichende  Behandlung 
der  Ziergehänge  (solche  sind  auch  hier  gemeint,  nicht  etwa 
Jackenknöpfe)  lag  darin,  dass  die  Schulter-  und  Seitenpartie 
diesmal  durch  grosse,  lang  herabhängende  Haarflechten  besetzt  ist; 
an  jeder  Seite  sind  deren  drei,  eine  an  der  dem  Beschauer  zu- 
gekehrten Schulter  ist  zur  Hälfte  gebrochen.  Um  den  Kopf  liegt 
eine  Binde  oder  ein  Kranz  (ein  Stückchen  ab).  Das  Gesicht  wird 
durch  das  Kinn  und  die  starke,  dicke,  hervorspringende  Nase  ge- 
bildet, die  Augenpartie  ist  grösstenteils  durch  die  Haarmassen 
bedeckt ;  wo  Platz  blieb,  ist  ein  Punkt  für  das  Auge  gebohrt,  und 
der  ümriss  des  Auges  in  Malerei  bis  auf  die  Nase  fortgesetzt; 
übrigens  auch  noch  eine  Linie  darüber  gesetzt,  zur  Andeutung 
der  Augenbrauen. 

Die  Interpretation  dieses  «  Idols  »,  welches  ganz  das  Aus- 
sehen eines  Mannes  in  Frauenkleidern  hat,  würde  uns  hier  zu  weit 
führen.  Wir  wenden  uns  sogleich  zu  dem  dritten  Beispiel. 

17.  Beil.  III  1.  I  5.  Der  Körper  ist  hier  noch  mehr  ver- 
kümmert, der  Kopf  in  noch  stärkerem  Missverhältnis  dazu.  Diese 
Figur  steht  von  der  Vase  abgekehrt.  Von  dem  Kopfe  ist  das 
ganze  IJntergesicht  zu  sehen  und  diesmal  auch  der  in  Malerei 
angegebene  Mund.  Eine  breite,  vielleicht  mehrfach  umgeschlungene 
Binde  umhüllt  haubenartig  den  Kopf,  soweit  die  flüchtige  Arbeit 
eine  bestimmte  Absicht  erkennen  lässt;  mehrere  Zierscheiben, 
ohne  rechte    Regel,    sitzen    darauf.  Darunter  kommt  das  Haar  in 


spiele  weit  grösseren  Maasstabes  zum  Vorschein  kamen.  Vgl.  Tsuntas  Ephim. 
1902  I.  Heber  die  Unterschiede  der  griechischen  Volkstracht  und  Volkskultur 
gegenüber  der  fürstlichen,  kretisch-mykenischen,  wie  wir  heute  sagen,  vgl. 
meine  Myken.  Beiträge  II,  Jahrb.  d.  Inst.  1892.  Furtwängler  Gemmen  HI 
16  bezieht  sich  darauf,  obwohl  er  mich  erst  einige  Blätter  später  nennt. 


D'K    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  203 

welligen  oder  bogenförmigen  Andeutungen  hervor,  die  Augen  völlig 
bedeckend.  In  den  Nacken  fällt  die  Haarmasse,  wie  bei  16  in 
Gestalt  aufgenommener  Toupets  oder  Rollen.  Um  den  Hals  trägt 
das  Figürchen  ein  Halsband  mit  einer  Bulla  oder  sonstigem 
Schmuckgegenstand.  Unmittelbar  darunter  laufen  die  Querschnüre, 
die  hier  nur  schmäler  und  gedrängter  am  Gewand  ansitzen.  Dann 
folgt  eine  grosse  Fibel,  nicht  sehr  detailliert,  aber  unverkennbar 
keine  Schnur ;  denn  rechts  und  links  ist  nichts  gebrochen.  Diesen 
plastischen  Zierraten,  zu  denen  sich  noch  jederseits  eine  doppelte 
Reihe  von  Scheibengehängen  gesellt,  ist  im  ganzen  mehr  Auf- 
merksamkeit zugewendet  als  der  richtigen  Einteilung  der  Gewand- 
partien; nur  die  gemalten  Querstreifen  scheiden  das  Untergewand 
von  dem  oberen. 

Zu  diesen  drei  Figuren  gehört  auf  das  Engste  eine  vierte, 
die  nur  den  menschlichen  Kopf  zur  Darstellung  bringt,  während 
der  Körper  in  einen  kleinen  Askos  ausgeht.  Taf.  VIII  6,  Bari  Mus. 
Prov.  1550.  An  der  Rückseite  befindet  sich  ein  kleines  Saugrohr, 
auf  dem  Rücken  eine  Querdurchbohrung,  welche  gewissermassen 
die  Stelle  einer  Oese  zum  Durchziehen  einer  Schnur  vertritt.  Der 
ziemlich  unregelmässig  geformte  Gefässkörper  ist  mit  dunkeln 
Tupfen  übersät,  ganz  wie  ein  entsprechendes  Stück  aus  Canosa 
(in  Privatbesitz),  welches  vorn  einen  Entenkopf  hat.  Das  mensch- 
liche Haupt,  das  wir  hier  sehen,  trägt  einen  mächtigen  Bart 
und  lange  Haarflechten.  Von  dem  Gesicht  ist  ausser  der  kurzen, 
in  die  Höhe  stehenden  Nase  eigentlich  nichts  zu  erkennen.  Der 
Bart  wallt  in  ziemlich  regelmässigen  Abteilungen  heinieder.  Von 
der  Stirne  springt  ein  dicker  Haarschopf  vor,  die  übrige  Haar- 
masse fällt  in  Strähnen  nach  verschiedenen  Seiten  lang  herab,  eine 
davon  auf  dem  Rücken  anliegend;  die  Strähnen  endigen  in  einem 
länglichen  Gegenstand,  einer  Art  Etui,  das  sich  in  den  Funden, 
so  viel  ich  sehe,  noch  nicht  nachweisen  lässt  (^),  da  bis  jetzt  stets 
nur  die  bekannten  Lockenhalter  aus  Drahtspiralen  zum  Vorschein 

{'^)  Mangels  näherer  Analogien  verweise  ich  auf  die  Haartracht  gewisser 
Mongolinnen,  die  Sven  Hedin,  Durch  Asiens  Wüsten  II  236  erwähnt:  «lange 
Zöpfe  in  einem  Stoif-Futteral  ».  Doch  mochte  dies  letztere  mehr  zur  Schonung 
der  Frisur  dienen,  die  dort  nur  selten  erneuert  wird.  In  Canosa  sollten  die 
Futterale  wohl  besonders  das  Aufgehen  der  Flechten  an  den  Enden  ver- 
hindern. 


204  M.    MAYER 

gekommen.  Die  Haarflechten  sind  hier  nicht  wie  auf  dem  zweiten 
Stück  gedreht,  sondern  regelrecht  zusammengeflochten,  was  durch 
entsprechende  Einritzung  verdeutlicht  ist.  Indess  bemerkt  man 
daneben  noch  einen  anderen  Streifen,  der  einen  Kopfschmuck  dar- 
stellt. An  der  Ohrenpartie  nämlich,  die  auch  hier  durch  eine  Zier- 
scheibe verdeckt  wird,  teilt  sich  die  Haarmasse,  und  genau  von  der 
Scheibe  geht  ein  schmalerer,  nur  einfach  quer  gestrichelter  (d.  i. 
geritzter),  nicht  wie  die  Zöpfe  schmäler  werdender  Bandstreif 
herunter,  um  mit  dem  vordersten  Zopf  in  dasselbe  Etui  zu 
münden. 

Unzweifelhaft  waren  es  diese  langen  Haarzöpfe,  welche  auf 
Timaeus  und  Lykophron  (\)  an  der  Haartracht  daunischer  Männer 
einen  so  komischen  Eindruck  machten,  obwohl  sie  ihr  die  ehr- 
würdige Benennung  ^Extoqsioc  xofirj  zuerteilen.  Wir  werden  uns 
hierbei  auch  sogleich  jener  anderen  Lykophron-Stelle  erinnern  wo  der 
Autor  (nach  Timaeus)  das  Aussehen  der  Daunierinnen  (beim  Feste?) 
mit  Erinyen  vergleicht:  möglich  dass  dieser  Ausdruck  mit  ähnlichen 
Kultverhältnissen  zusammenhängt,  wie  die  schwarze  Maske  der 
ersten  Figur,  während  die  Erklärung  Schol.  Lyk.  1138  allzu  sehr 
dem  griechischen  Theaterkostüm  des  IV.-III.  Jahrhunderts  Rech- 
nung trägt. 

Entsprechend  dem  besonderen  Range,  welche  diese  Figuren 
den  Gefässen  verleihen,  hat  auch  sonst,  wenigstens  bei  den  zwei 
wichtigeren,  eine  reichere  Ausstattung  stattgefunden.  Davon  zeugen 
die  sonst  in  diesem  Gefässtypus  nicht  üblichen,  hier  noch  beson- 
ders reich  bemalten  Gabelhenkel,  der  ganz  neue  Zusatz  einer  pla- 
stischen Lotosblume  am  Muldenrande  (16),  dergleichen  an  den  ar- 
chaischen Bronzen  Mittelitaliens  als  Bekrönung  erscheinen  (^)  (noch 
ähnlicher  an  einem  uralten  Gefäss  aus  Aphidna,  Ath.  Mitt.  XXI 
1896  Taf.  14,  2,  3,  Wide);  dann  auch  die  Dekoration  selbst, 
welche  hier  einen  höheren  Aufschwung  nimmt.  Namentlich  an  15 
ergibt  die  zweifarbige  Malerei  auf  weissem  Grunde  eine  äusserst 
günstige  Farben  Wirkung.  Zu  bekannteren  Elementen  gesellen  sich 

(1)  Lyk.  1134  fMÖQffrig  e/ovrccg  aufXovrjfiGi^aQ  yevovg-  die  zweifelhafte 
Abstammung  bezieht  sich  auf  Parthenier  und  Lokrer.  Zur  Haartracht  der 
Daunier  Tim.  Fr.    157,  I  233  Müll.;  danach  Pollux. 

(^)  Z.  B.  in  Bologna,  fondo  Arnoaldi,  Montelius  Civ.  prim.  II  B  86, 
1,  neben  dem  (hier  durch  eine  Kette  vertretenen)  Henkel,  also  wie  in  Aphidna. 


DIE    KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APULIENS  205 

Reihen  von  Vögeln  über  der  Sieb  wand,  an  15  mehr  naturalistisch 
behandelt,  an  dem  anderen  Stück  zu  einem  bestimmten,  jedoch 
nicht  geometrischen  Schema  stilisiert;  ferner  bemerke  man  an 
16  imten  die  0  Muster,  darüber  die  (auch  sonst  vorkommende) 
Kette;  an  beiden  Gefässen  die  dichten  Doppelreihen  kleiner  vier- 
eckiger Zähne  (16  am  Henkel;  sowie  die  gefurchten  Blöcke,  wo- 
rüber weiter  unten  (in  diesem  §). 

So  viel  über  die  «  Idolgefässe  ^ . 

Die  meisten  Stücke  dieser  Klasse  jedoch,  von  robusterer 
Herstellungsweise,  sind  ziemlich  einfach  in  stumpfem  Schwarz  mit 
Rot  oder  Graubraun  bemalt,  stellenweis  mit  durchschimmerndem 
Violett,  welches  auch  selbständig  als  Malfarbe  erscheint.  Firnis 
ist  nur  bei  No.  6  beigemischt.  Einige  bessere  Exemplare  zeigen 
weissen  oder  gelblichen  Ueberzug,  genauer  Malgrund,  da  er  nicht 
das  ganze  Gefäss  bedeckt.  Als  Musterung  findet  man  in  der  um- 
laufenden Zone  Rauten,  einfache  Mäander,  streckenweis  oder  als 
Einzelelemente ;  Winkelhaken  von  oben  und  unten  gegen  einander 
stehend,  auch  verbunden ;  dazwischen  eckig  gebrochene  Bänder  und 
eckige  Kettenmuster.  Den  Uebergang  zum  Boden  vermittelt  ein 
ganz  breiter  Farbstreif,  manchmal  noch  vorher  ein  Doppelband, 
durch  Blöcke  oder  durch  Zickzacklinien  verbunden.  Unter  dem 
Boden  das  plumpe  Diagonalviereck  wie  gewöhnlich  oder  der  durch- 
kreuzte Kreis.  Am  altertümlichsten  berührt  No.  6  mit  seinen  An- 
kermotiven und  schrägen  Strichgruppen,  die  Partie  hinten  an  den 
Henkeln  erinnert  geradezu  an  Dipylonstil. 

Man  beachte  das  häufig  wiederkehrende  (vgl.  §  11)  Muster 
einer  Kette  mit  eckigen  Gliedern  und  verbindenden  Strichen,  Beil. 
IV  1.  3.  Vorbereitet  ist  dasselbe  durch  eine  natürliche  Kette  mit 
runden,  ebenso  verbundenen  Gliedern,  wie  sie  Cvpern  (Ath.  Mitt. 
1886,  209,  Beil.  II  9)  schon  seit  der  Bronzezeit  (auch  Troja) 
darbietet;  man  sollte  meinen,  dass  auch  die  eckige  Form  aus  jener 
Stilrichtung  stammen  müsse,  da  dort  auch  gerade  Strichgruppen 
mit  Querstrichen  in  einer  Reihe  abwechseln  (Cesnola  Coli.  No.  765. 
Ohnef.-Richter  Ztschr.  f.  Ethn.  1899  Verh.  p.  57  Fig.  VIII  6),  wie 
dies  z.  B.  §  7  ^  zu  beobachten.  Diagonal  stehende  kleine  Vierecke 
in  solcher  Weise  verkettet  fanden  sich  schon  §  3. 

Lehrreich  ist  5  (Ruvo)  mit  den  in  Abständen  aufgestellten  tro- 
ckenen Zweigen  oder  Fischgräten-Motiven ;  diese  Dekorationsmanier, 

14 


206  M.    MAYER 

nicht  zu  verwechseln  mit  Myk.  Vas.  104,  ist  ganz  besonders  für 
Cypern  charakteristisch,  vgl.  Myres  Catal.  pl.  V  1188  oder  Miirray 
Excav.  Cyp.  fig.  154,  4,  und  zieht  sich  durch  mehrere  Perioden 
der  dortigen  keramischen  Malerei  hindurch,  auch  wo  ganz  andere 
Elemente  hinzutreten  und  sie  in  den  Hintergrund  drängen.  Ich 
zitiere  gerade  die  Vase  aus  Amathus  bei  Murray  wegen  der  auf- 
gerichteten Pfeile,  die  dort  mit  dem  Zweig  abwechseln ;  insofern 
auf  einer  feinen,  vielleicht  Ruveser  Henkeltasse  Bari  M.  P.  2087 
dies  seltene  Motiv  ringsum  verwendet  ist  (schwarz  auf  lebhaft  rotem 
Grund).  Dass  aber  solche  Vasen  schon  früher  nach  Italien  gelang- 
ten, sieht  man  an  Mazzano  Romano,  Not.  d.  sc  1902,  336  fig.  13, 
an  Narce  LXIII  5094  (unediert) ;  im  ersten  Falle  handelt  es  sicli 
um  ein  gemaltes  Tongefäss,  in  dem  anderen  um  ein  Impasto-Gefäss 
mit  Ritzung;  deren  beider  Abhängigkeit  aber  durch  die  gemein- 
same fremde  Form,  eine  Art  Stamnos,  erwiesen  wird.  Üebrigens 
tritt  zwischen  die  östliche  und  die  westliche  Gruppen  noch  ein 
Gefäss  in  Tunis  Ztschr.  f.  Ethnol.  1897  (29)  p.  33  fig.  41,  dort 
frageweis  für  phönizisch  gehalten,  dessen  Uebereinstimmung  in 
der  Dekoration,  namentlich  Mazzano  Romano  gegenüber.  Nieman- 
dem entgehen  wird. 

Auf  4  und  16  ist  das  Zweig-Muster  mit  einem  anderen  ober- 
flächlich verbunden,  welches  gerade  in  dieser  Serie  noch  öfter  vor- 
kommt (15, 16,  18)  und  einem  oberwärts  konkaven  Blocke  ähnelt. 
Man  könnte  das  letztere  auch  mit  dem  kretisch  mykenischen 
Hörner- Altaraufsatz  vergleichen,  mit  dem  es  aber  nichts  zu  schaffen 
haben  kann ;  vgl.  auch  den  mykenischen  Trichter  Brit.  Seh.  An- 
nual  X  214  fig.  5,  wo  das  Motiv  bereits  reihenweis  wiederholt  ist. 
Wo  es  unvermischt  vorliegt,  wie  in  17,  noch  besser  auf  einem 
Trinkbecher  in  Bari  Beil.  V  6  (§  11  No.  10),  erhält  man  den 
Eindruck,  als  ob  dieses  Motiv,  in  geringeren  Abständen  wiederholt, 
am  Ende  nichts  Anderes  bedeute  als  eine  Zerstückelung  des  Peu- 
ketischen  Bogenfrieses  (vgl.  Peuc.  fig.  7  p.  35;  tav.  Ill  16,  IV  20); 
indem  eben  das  hängende  Bogensystem,  als  dem  Stil  der  Daunia 
fremd,  unterdrückt  und  damit  die  Verbindung  nach  oben  hin  auf- 
gegeben wäre.  In  den  leeren  Raum  werden  nun  Vögel  und  Blüten 
eingesetzt  (18  hat  die  Vögel  getrennt  darüber);  einmal  auf  einer 
Schale  in  Berlin  (258  des  Katalogs,  §  13  N.  30)  kleine  Kreise. 
Man  wird  an  einen  der  uralten  bemalten  Scherben  aus  den   Mol- 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  207 

fetta-Stationen  erinnert,  wo  über  den  farbig  ausgefüllten  Zacken 
der  Bogen  nochmals  angegeben  und  darüber  im  freien  Raum 
kleine  Gittervierecke,  wahrscheinlich  zwei,  gemalt  sind  (Molf. 
p.  144,  fig.  107,  10,  nr.  99,  p.  160);  übrigens  begegnen  wir 
solchen  kleinen  Gitterfenstern  bei  einer  apulischen  Schale,  die 
merkwürdige  Berührungen  mit  ostgriechischer  Keramik  aufweist 
(§  13,  16).  Also  ganz  willkürlich  ist  dieses  Block-Motiv  mit  dem 
trockenen  Zweige  vermischt.  Eine  Folge  dieser  Vermischung  mag 
es  sein,  wenn  gelegentlich  einmal  noch  an  die  Ecken  Blüten  an- 
gesetzt werden,  z.  B.  No.  4.  Auffallen  muss  es  jedoch,  die  so  einfache 
und  regelmässige  Figur  des  Blockes  selber  durch  einen  zahnartigen 
Auswuchs  an  der  einen  Seite  verunstaltet  zu  sehen,  wie  dies  mehr 
als  einmal  der  Fall,  auch  bei  dem  Becher  Beil.  V  6;  da  von 
einer  Verzeichnung  nicht  die  Rede  sein  kann,  so  möchte  man  fast 
vermuten,  der  Maler  habe  etwas  wie  ein  Schiff  mit  Steuerruder 
verstanden.  , 

Wir  gelangen  zu  den  Schöpf- und  Trinkgefässen,  den 
Bechern,  Tassen,  Schalen. 

§  11.   Becher. 

1.  Beil.  V,  2.  Bari  M.  P.  3492.  8.  Neapel,  Mus.  Naz. 

2.  ebd.  3438.  Ganosa.  9.  Beil.  V,  4.  Bari  M.  P.  3490. 

3.  Beil.  V,  1;  ebd.  3491.  10.  Beil.  V,  6.  ebd.  3437.  Ca- 

4.  Beil.  V,  3 ;  ebd.  3760.  Ganosa.  nosa. 

5.  Beil.    V,    5.    Berlin   Antiqu.  11.  Beil.  V,  7.  ebd.  3487. 

Inv.  4792.  Ganosa.  12.  ebd.  3805. 

6.  Lucera,  Privatbesitz.  13.  Beil.  V,  8.  ebd.  3806. 

7.  ebd.  14.  Beil.  V,  9.  ebd.  3804. 

Die  Becher,  eine  wenig  bekannte,  fast  nur  in  N  existierende 
Gattung,  von  der  ich  eine  Anzahl  im  Museum  zu  Bari  zusammen- 
gebracht, stellen  keine  eigene  Erfindung  apulischer  Völker  dar, 
wie  wir  deren  besonders  §  12  kennen  lernen,  sondern  sind  zu 
bestimmter  Zeit  für  das  Bedürfnis  einiger  anspruchsvolleren  Leute 
eingeführt  worden.  Von  den  einheimischen  Henkelformen  abge- 
sehen, (die  ja  auch  an  sonst  rein  mykenischen  Becherformen  der 
I.  Sikuler-Periode  auffallen,  Bull.  Paletn.  1893  tav.  VI  8  zu  p.  42), 


208  M.    MAYER 

lehnen  sie  sich  an  fremde,  öfter  henkellose  Typen  an;  also  alt- 
attische und  besonders  korinthische,  dergleichen  Importware  man 
in  Mus.  Papa  Giulio  sieht,  (von  S.  Angelo),  auch  wohl  an  etwas 
schlanker  gestaltete  Abkömmlinge  der  breiten  Mykenischen;  mit 
einer  Tendenz  teils  zu  cylindrischer  Form,  teils  zu  einer  ge- 
schweiften, die  man  kelchförmig  nennen  kann,  wenigstens,  im  Ver- 
gleich zu  solchen  wie  Mon.  d.  L.  XV  306  fig.  f.  Diese  Arbeiten 
gehören  wesentlich  dem  V.  Jahrhundert  an.  In  der  Peucetia,  wohin 
die  Fremdware  früher  zu  gelangen  pflegte,  fehlen  zwar  die  archai- 
schen Tonbecher,  doch  haben  jene  fremden  ihre  Spur  in  einer  rohen 
Nachbildung  aus  schwärzlichem  Impasto  hinterlassen,  und  zwar  in 
einer  Technik,  welche  dort  noch  bis  ins  VI.  Jahrhundert  zu  dauern 
scheint  (^) ;  sonst  kommen  dort  nur  gefirnisste  mit  griechischer  Be- 
malung vor.  —  Unbestimmt  bleibt  die  Herkunft  der  ungeschickt 
mit  der  Hand  geformten  No.  1,  welche  einen  nicht  weiter  charakte- 
ristischen, ovalen,  schon  aus  Prähistorischem  bekannten  Typus 
wiedergibt,  doch  mit  einer  Bemalung,  in  welcher  sich  bereits  der 
beliebte  Lorbeerzweig  attischer  Importware  von  der  zweiten  Hälfte 
des  V.  Jahrhunderts  geltend  macht.  No.  2  ist  eigentlich  eine  Tasse, 
die  hier  nur  um  den  Fuss  erhöht  ist,  sonst  aber  manchmal  in  der 
Aufidus- Gegend  und  weiter  nördlich  (Melfi)  vorkommt,  auch  wie 
hier  mit  den  imitierten  Nägeln  am  Kand.  Vgl.  auch  das  Exemplar 
in  Cambridge,  Fitzwilliam-Mus.  230  (Catal.  E.  Gardener). 

Ueber  die  Entstehung  des  Zapfenhenkels,  der  die  meisten 
Becher  ziert,  wurde  bereits  eine  Andeutung  gegeben  (S.  190);  doch 
macht  sich  auf  Schritt  und  Tritt  die  grosse  Lücke  zwischen  der 
gegenwärtigen  und  der  Tarentiner  Phase  von  vor  700  empfindlich 
geltend  (s.  S.  252).  Einige  Male  ist  der  eigentliche  Griff  B-förmig 
gestaltet,  also  als  ein  geschmeidiges  Band  behandelt,  gleichwie 
oben  §  7  Abb.  3,  gewiss  ohne  Zusammenhang  damit,  gerollte 
Henkel  begegneten ;  sekundär  ist  die  B-Form  bei  einem  Bundstab- 
Henkel,  No.  14,  der  gleichwohl  den  Zapfen  in  ursprünglicher 
Breite  bewahrt.  In  der  Bemalung  fällt    mehrfach    der    Gebrauch 


(*)  Bari  3712,  Tasse  von  rötlichem  Impasto;  der  Becher  ebd.  3649. 
Beide  von  verschiedenen  Orten  der  Provinz  und  nach  Behauptung  der  Be- 
sitzer mit  geometrischen  Vasen  gefunden.  Vgl.  vor  Allem  die  in  Egnatia  und 
Putignano  gemachten  Beobachtungen:  R.  M.  XIX  195.  208. 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHKN    AHüLIENS  209 

des  Gelb  und  Orange  auf.  Neu  sind  die  kleinen  verschachtelten 
Trapeze  in  abwechselnder  Stellung  (vgl.  §  14,  4),  wenn  man  von 
den  noch  kleineren  Zahnreihen  der  Idolgefässe  und  Taf.  VIII  9 
absieht. 

§  12.   Tassen. 

1.  Beil.  IV  7.  Bari  M.  P.  3432.  7.  Beil.  IV   6.   ebd.  2391   K, 

2.  ebd.  3429.  j  Canosa. 

3.  ebd.  3430.      Canosa.  8.  Neapel,  Mus.  Naz.,  Mon.  d. 

4.  ebd.  3431.  \  Ze/z^.  VI  376  fig.  19.  Canosa. 

5.  Kuvo,  Mus.  Jatta  220.  (9.  Bari  M.  P.  2391  M.  Canosa). 

6.  Bari  M.  P.  3433  Frgmt.  Ca-  (10.  ebd.  3932,  Ordona). 

nosa.  11.  ebd.  3933,  Ordona. 

Während  die  wenigen  zu  §  11,  2  berührten  Tassen  von  der 
Form  eines  halben  Ovals  schon  durch  den  Zusatz  des  Passes  der 
Becherform  zustreben,  sehen  wir  hier  den  in  N  gebräuchlicheren 
Typus,  welcher  den  Namen  im  eigentlichen  Sinne  verdient.  Mit 
demjenigen,  welcher  in  Bari  nach  dem  Aufhören  der  geometrischen 
Malerei  herrscht,  und  der  übrigens  ganz  einem  Mykenischen 
Schliem.  Tiryns  p.  151  flg.  51  ähnelt,  hat  er  wenig  gemein.  Nach 
Landesart  ist  der  schräge  Rand  breit  und  scharf  abgesetzt,  so  dass 
das  Ganze  sich  fast  wie  eine  verengerte  Abart  der  alten  Schale 
§13  darstellt,  wie  für  das  lokale  Bedürfnis  geschaffen,  jedoch 
ohne  deren  Feinheiten  und  kunstvoll  entwickelten  Henkel.  Diese 
überwiegend  in  Canosa,  dort  auch  ohne  Bemalung  auftretende 
Sorte  —  auch  sie  manchmal  mit  dem  beliebten  Sieb-  und  Mul- 
denausguss  verschen  —  ist  schwer  gearbeitet,  meist  mit  zwei  Nä- 
gelköpfen am  Rand;  die  Malerei,  nicht  sehr  ausgiebig,  operiert, 
ohne  viel  Einteilung,  am  liebsten  mit  einem  grossen  farbigen 
Rechteck  vorn,  und   ausgespartem   kleinen   darin,   unten  Streifen. 

Als  charakteristisch  notiere  ich  3  wegen  der  über  einander 
aufgespiessten  M,  einem  Dreizackmuster,  das,  aus  Sizilien  bekannt, 
oben  §  2  Beil.  II  2  p.  293  zerstückelt  vorkam;  vgl.  auch  alt- 
phrygische  Ritzmuster,  Ath.  Mitt.  XXIV  Taf.  III  18.  Ferner  1, 
Beil.  IV  7  mit  den  vertikalen  Rechenmotiven,  einem  uralten,  prä- 
mykenischen,  aber  trotz  seiner  Einfachheit  nicht  so  gewöhnlichen 


210  M.    MAYER 

Muster  (z.  B.  Bosn.  Mitt.  V  Taf.  48,  5).  Feiner  als  die  meisten  ist  6, 
auch  gewählter  in  der  Dekoration,  ohne  übrigens  Neues  zu  bringen; 
sodann  5  mit  weissem,  sehr  wirksamem  Untergrund  für  die  vio- 
lette und  rote  Malerei,  bei  welcher  an  den  frei  gebliebenen  Teilen 
der  breiten  Zone  sehr  feine  (vgl.  S.  186)  senkrechte  Strichgruppen 
und  einzelne  senkrechte  Reihen  spitzer  Haken  auffallen. 

7  (Beil.  IV,  6),  der  sich  als  sehr  verwandt  8  zur  Seite  stellt, 
unterscheidet  sich  in  der  Dekoration  prinzipiell  von  den  bisherigen. 
Diese,  in  dunkel  Violett  gehalten,  unterdrückt  völlig  die  durch 
die   Vasenform   gegebene    Zone    und    strebt   vielmehr  nach   dem 


Abb.  6.  Primitivü  Schale  vom  Garganus  (zu  §  13  C). 


Boden  hin,  als  wolle  sie  von  dort  her  betrachtet  sein.  Nach  einigen 
Streifen  setzen  schwere  Trapeze  ein,  welche  andere  einschliessen 
und  mit  ähnlichen  keilförmigen  Figuren  w^echseln,  um  unten  an 
dem  Bodenkreis,  mit  sphärischem,  durchkreuztem  Viereck  darin, 
ihre  Endigung  zu  finden.  Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  ein  derar- 
tiges Dekorationssystem  für  die  Tassenform  ganz  ungeeignet  ist 
und  von  grösseren,  bauchigen  Gefässen  hergenommen  sein  muss. 
Man  ersieht  dies  schon  aus  den  beiden  nächsten  Gefässen,  9,  10, 
die  bei  gleicher  Grundform  eine  grössere  Höhe  erreichen  und,  in 
dem  zweiten  Exemplare  (10)  namentlich,  geradezu  den  Charakter 
einer  Kanne  annehmen.  Noch  deutlicher  aber  wird  dieses  Verhält- 
nis angesichts  eines  grossen  Kugel-Askos,  eigentlich  Kessel,  der 
bei  Laborde,  Vases  Lambert  II  pl.  48,  73  abgebildet  ist  und  sich 
jetzt  in  Wien  befindet;  einem  Gefäss,  wo  an  dem  Unterteil  diese 
grossen  Trapezmotive  anklingen,  ohne  wie  dort  sich  am  Boden  zu 


d/e    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  211 

yerstecken  (^).  Beide  Gefässe,  ia  rot  und  schwarz  gemalt,  haben 
an  der  Oberhälfte  bis  zur  Henkehvurzel  breite  Streifen,  von  wo 
sich  die  keil-  und  trapezförmigen  Schemata  bis  zur  innersten,  durch 
Kreis  belebten  Stand.iäche  herabziehen.  In  dem  keilförmigen  Zapfen 
selber  ist  noch  manchmal  ein  dreieckiger  Kaum  ausgespart.  Bei  9 
ist  das  innere  Trapez  fensterartig  geteilt :  man  sieht  dort  zwischen 
den  Schemata  auch  Gruppen  dünnerer  Parallel-Linien,  welche  bei 


Abb.  7.  Innenseite  der  vorigen  Schale  (zu  §  13  C). 

10  vielmehr  gesammelt  unter  der  Henkelwurzel  stehen  und  mit 
Querleisten  versehen,  eine  Art  Kamm-Muster  bilden,  wie  es  auch 
jener  Kessel  am  Halse  zufällig  aufweist. 

Uebrigens  war  in  Herdonia,  von  wo  das  ungewöhnlich  hohe 
Stück  10  stammt,  auch  die  normale  Tassen  form  nicht  unbekannt; 
davon  zeugt  No.  11,  sie  hat  in  zwei  Farben,  einer  schwärzlichen 
und  einer  blassen,  jetzt  gelblich  erscheinenden,  einfache  Streifen 
und  Linien  verschiedener  Stärke. 


(M  Die  mir  vorliegende  Photographie  genügt  nicht,  zu  entscheiden,  ob 
es  sich  um  ein  echt  apulisches  Stück  handelt  oder  am  Nachahmungen  wie  die 
von  Istrien  §  5,  313  f. 


212  M.    MAYER 

Einer  ganz  anderen  Entwickelungsreihe  gehört  Bari  M.  P. 
4247  an,  ein  Stück,  das  aus  der  Gegend  zwischen  Montepelosa  und 
Matera  stammt ;  es  stellt  sich  etwa  zu  den  alten  randlosen  Typen 
von  Henkeltöpfen,  die  mit  ähnlicher  Bemalung  in  Ascoli-Satriano, 
Troja  (Aecae)  und  sonst  in  der  Gegend  verbreitet  sind,  z.  B.  No- 
tüie  1907,  31  fig.  3  links. 

§  13.   Schalen. 

Die  zahlreichen  Henkelschalen,  an  Bedeutung  den  Krateren 
und  den  Henkelnäpfen  ebenbürtig,  sondern  sich  in  drei  Gruppen. 

A.  Typus  von  Canosa  und  Ruvo:  flach  mit  abge- 
setztem breiten  Rand  wie  §  12,  einem  oder  zwei  hohen  schmalen 
Bandhenkeln  in  einfacher  Schleifenform.  Gabelhenkel  selten. 

B.  Jenseits  des  Aufidus:  geräumiger  und  tiefer,  mit 
bauchigem  Profil,  mit  schwach  ausgebogener,  innen  mehr  markierter 
Lippe.  Von  A  verschieden  in  der  Dekoration  und  den  Henkeln, 
die  immer  breit  sind,  entweder  ähnlich  wie  bei  den  Näpfen  der- 
selben Gegend  (§  8  B),  oder  Gabelung  mit  weiteren  Zutaten  zei- 
gen. In  einzelnen  Fällen  ist  Typus  A  benutzt,  Nr.  16.  17. 

C.  Diverse,  sporadisch  auftretende  Typen  von 
höherem  Alter  als  A  und  B. 

Den  an  erster  Stelle  genannten  Gefässtypus  haben  wir  §  12 
bei  den  Tassen  in  Vergleich  gezogen,  welche  nur  einen  tieferen 
Hohlraum  bei  geringerem  Umfang  besitzen.  Obwohl  dort  ein  na- 
türlicheres Verhältnis  der  Teile  obwaltet  als  hier,  wo  unter  dem 
Rand  ein  kaum  fingerbreiter  Körper  bleibt,  so  ist  in  der  Schale 
doch  das  historisch  Gegebene  zu  erkennen,  welches  denn  auch  in 
Form,  Technik  und  Verzierung  eine  viel  reichere  und  längere 
Entwicklung  aufweist.  Aehnliche  Schalen  begegnen  schon  in  frü- 
heren Stadien  der  italischen  Eisenzeit,  vgl.  Vetulonia,  Falchi 
tav.  VI  3  p.  84.  Ein  äusserliches  Merkmal  für  das  frühere  Vor- 
handensein der  Schale  bietet  auch  wohl  die  Dekoration  der  un- 
teren Bodenfläche,  der  Kreis  mit  sphärischem,  kreuzweis  durch- 
strichenem  Viereck.  Es  ist  das  ein  Muster,  welches  schon  auf  den 
älteren  Gefässen  von  Narce  vorausgesetzt  wird  und  dort  wie  so 
manches   in  jener    Klasse    auf  gemalte  Vorbilder   zurückdeutet: 


DIE    KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APULIENS  213 

No.  5074  (LXI-LXII)  Mon.  d.  Line.  IV  Atlas,  tav.  VI  19.  Dort 
erscheint  es  an  Tellern  unten  eingeritzt  und  statt  der  Kreuzlinien 
durch  ein  Kreuz  aus  jenen  schlanken  Blättern  überschnitten,  wie  sie 
die  schwarze  und  sonstige  Falisker-Keramik  so  gerne  verwendet  (^), 
also  mit  Benutzung  des  bekannten  Blattsterns,  welcher  seit  dem 
Mykenischen  und  Jonischen  im  Griechisch-Archaischen  seine  Rolle 
spielt.  Das  einfache  apulische,  in  stereotyper  Grösse  bestehende, 
nie  verkleinerte  Muster,  welches  durchaus  an  der  Standfläche  haftet 
und  sonst  nicht  vorkommt,  setzt  eine  grössere  und  ebenere  Basis 
voraus,  als  sie  die  Tassen  bieten  konnten  (^). 

Ä).   Typus  von  Canosa  und  Ruvo. 

1.  Beil.  VI  3.  Bari  M.  P.  135.  11.  Beil.  VI  1.  Bari  M.  P.  134. 

2.  ebd.  133.  (Ruvo). 

3.  ebd.  440.  12.  ebd.  651  (Ruvo). 

4.  ebd.  132.  13.  Beil.  VI  2;  ebd.  2703.  Ruvo. 

5.  ebd.  3435.  Canosa.  14.  Ruvo,  Mus.  Jatta  (227  ?). 

6.  ebd.  338,  klein.  15.  Lucera,  Privatbesitz. 

7.  Neapel,  Mus.  Naz.,  Mon.  d,  16.  Beil.  VI  4.  Bari  M.  P.  4027. 

Line.  VI  376  fig.  18.  Ascoli-Satriano  (Region  B). 

8.  Bari  M.  P.  3427.  Canosa.  17.  Karlsruhe  981.  WinnefeldBe- 

9.  ebd.  3434.  Canosa.  Schreibung  S.  22.  Auswahl 
10.  Lecce  M.  P.  106.  Canosa.  Taf.  12,  3. 

Ebendahin  gehören  Bari  298,  1524,  1541-1543. 

Durchmesser  12  bis  15  cm,  ausser  No.  6,  welches  nur  6  V2hat. 

Die  Abb.  sind  leider  viel  zu  klein  geraten. 

An  der  Vorderseite  des  sehr  schmalen  Gefässkörpers  ist  gewöhn- 
lich ein  langes  Feld  zu  sehen,  mit  irgend  welchen  Viereckmustern 
in  langer  Reihe,  oder  auch  blos  flüchtigen  geraden  oder  Wellen- 
linien. Breite  lange  Pinselstriche  daneben  spielen  gleichwie  in  §  8 
eine  grosse  Rolle ;  dazwischen  wird  auch  wohl  ein  kleineres  Feld 

(')  An  Tellern  und  Schalen:  Falerii  569,  Narce  Galerie,  XXXIV.  An 
Kanne,  Falerii  X  705. 

(^)  Auffällig  ist  das  ähnliche  Muster  bei  Wosinsky,  Inkrustirte  Kera- 
mik XCVI. 


214  M.    MAYER 

durch  Strichgruppen  abgetrennt,  mit  einem  isolierten  Muster 
darin,  z.  B.  dem  durch  vier  Ecklinien  befestigten  Diagonalviereck 
(mit  Punkt).  Einmal  erscheinen  Fussmäander,  auf  3  schräg  über- 
geneigte Rhomben,  auf  1,  Beil.  VI  3,  natürliche,  sich  berührende 
Gitterrhomben,  mit  eigentümlicher  Sigma-förmiger  Endigung  (vgl. 
§  16,  26)  und  einem  imverständlichen  C-Haken  rechts.  Alles  frei 
schwebend  ohne  Berührung  mit  dem  Rahmen,  also  wie  bei  den 
stilverwandten  Töpfen  (§  8).  Die  Innenseite  zeigt  stets  Streifen 
an  dem  (aussen  unbemalteu)  Rande  und  am  Boden  ein  sphärisches, 
in  vier  Teile  zerspaltenes  Viereck,  wovon  je  zwei  Dreiecke  gegen- 
über zuweilen  die  gleiche  Farbe  haben.  Manchmal  eine  bucke- 
lige Erhebung  nach  innen,  dann  blosse  Punktrosetten.  Die  Mal- 
farben bieten  ausser  schwarz,  rot,  violett,  auch  grau.  Allgemein 
ist  durch  Andrücken  der  Henkel  die  Mündung  etwas  einge- 
drückt, wie  dies  auch  bei  Bechern  und  Tassen  zu  bemerken 
(§§  11.  12). 

Daneben  hebt  sich  eine  kleine  Gruppe  heraus,  11,  12,  13, 
welche  wegen  13  (und  14)  nach  Ruvo  gehören  muss.  Die  Form  ist 
unten  sehr  eben  und  abgekantet,  das  Ganze  mit  einem  Ueberzug 
versehen,  in  der  Dekoration  sehr  apart;  Henkel  etwas  breiter  als 
sonst.  13  (Beil.  VI  2):  Innen  und  Aussenseite  sind,  abgesehen  vom 
äusseren  Rand,  voll  ausgemalt.  Innen  zunächst  eine  Art  Radmuster, 
gekreuzte  Parallellinien  mit  kleinmustrigem  Schachbrett  im  Cen- 
trum, in  den  Eckquadranten  das  Ankermotiv  (wie  z.  B.  Beil.  IV  8). 
Die  äussere,  schon  von  Hause  aus  sehr  schmale  Zone  hat  einfache 
Oblonge,  reicht  aber  nicht  bis  an  die  Unterkante,  auch  nicht  bis  an 
die  Henkel.  Vielmehr  greift  dort  überall  die  Bemalung  der  Unter- 
fläche herüber,  besonders  charakteristisch  an  den  Seitenmit  gewissen 
dieser  Vasengruppe  eigenen,  breiten  eckigen  Zähnen  oder  Zapfen. 
Die  sehr  verscheuerte  12  in  schwarz,  rot  und  grau- violett  (?) 
zeigte  dieses  System  noch  etwas  weiter  ausgebildet.  Am  weitesten 
geht  11,  Beil.  VI,  1.  An  der  Innenseite  einfach,  gleich  12,  will 
sie  fast  gänzlich  von  unten  betrachtet  sein:  grosse,  offene,  innen 
geteilte  Trapeze  und  Keile  greifen  von  dort  her  über  die  Kante 
hinaus.  Von  der  Kehle  her  erscheinen  kleinere,  dreieckige  Figuren, 
farbig,  von  deren  Spitze  eine  lange  Linie  nach  dem  unteren  Kreise 
ausgeht;  also  auf  dem  Kopf  stehend  das  wohlbekannte  Hügel- 
muster. Dies  die  wesentlichen  Motive,  in  deren    Disposition,   wie 


DIE    KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APULIENS  215 

schon  in  den  Grössenverhältnissen,  die  Stilverwandtschaft  mit  ge- 
wissen Tassen  (§12  No.  7  ff.)  deutlich  hervortritt. 

Einen  besonderen  Platz  nimmt  16  ein.  Schwarze  und  tiefrote 
Malerei  auf  rötlichem  Ton  ohne  erkennbaren  Ueberzug;  die  Henkel 
nicht  bandförmig,  sondern  halbirte  Rundstäbe,  etwas  flach.  Die  De- 
koration, unterwärts  nur  in  Streifen  bestehend,  die  einige  gekreuzte 
Linien  umgeben,  gestaltet  sich  charakteristischer  an  der  Aussen- 
zone  und  namentlich  an  dem  voll  ausgemalten  Innenboden.  Diese 
Innenfläche  bietet,  umgeben  von  drei  Streifen,  zwei  breite,  quer 
übereinander  gelegte  Bänder  oder  Ornamentstreifen,  den  breiteren 
überdeckten  in  der  durch  die  Henkel  gegebenen  Längsaxe,  den 
schmaleren  senkrecht,  voll  sichtbar,  so  dass  die  Teile  in  richtigem 
Gleichgewicht  stehen.  Der  letztere  zeigt  zugleich  ausser  den  dünnen 
Nebenlinien  einen  bis  auf  gewisse  Aussparungen  vollgemalten 
Mittelstreif,  welcher  dem  anderen  fehlt.  Das  Detail  besteht  aus 
rechteckigen,  länglichen,  fensterähnlichen  Figuren :  die  drei  auf  dem 
Mittelstreif  haben  enge,  rechtwinklige  Gitterung,  d.  h.  Mittelstrich 
mit  vielen  Querlinien;  die  etwas  grösseren  auf  dem  Querband, 
nicht  ganz  konsequent  orientiert,  teilen  sich  in  vier  Felder,  welche 
wiederum  kleinere  Rechtecke  mit  einem  Strich  darinnen  enthalten. 
Dass  diese  Art  der  Innendekoration  sich  in  der  Hauptsache  mit  ky- 
prischen  Schalen  berührt,  wird  bei  der  dritten  Gruppe  deutlicher 
werden,  wo  auch  die  kyprische  Schalenform  gewahrt  ist.  An  der 
Aussenseite  sieht  man  zunächst  unterhalb  der  Lippe  einen  schwar- 
zen Streifen,  dann  anf  rot^m  Grunde  lange  ausgesparte  Felder, 
worin  je  ein  verbundenes  Mäanderpaar  in  schwarzen,  feinen  Linien 
gemalt  ist;  der  Mäander  hat  die  mehrfach  gewundene  S-Form,  ist 
also  nicht  mit  dem  sonst  beliebten  fussförmigen  Mäander  zu 
verwechseln.  Diese  ganze  Zone  erinnert  ungemein  an  den  Aussen- 
rand  der  aeolischen  Schale,  deren  Fragmente  nach  Wolters  bei 
Boehlau  (die  ionischen  Necropolen  S.  88,  bes.  flg.  43)  mitgeteilt 
sind.  Allerdings  sind  dort  die  auf  dem  kahlen  Grunde  in  Ausspa- 
rungen eingezeichneten  Figuren  keine  Mäander,  sondern  kleine, 
längliche  Rechtecksysteme;  aber  gerade  diese  erscheinen  an  der 
Innenseite  unserer  Schale  (^). 

0  Ein  Ansatz  zum  S-förmigen  Mäander  mit  wenigen  Windungen,  statt 
dessen  Rechtecke  umschliessend,  ist  auf  dem  sehr  feinen  kleinen  Gefäss  §  8, 
3  zu  bemerken. 


216  M.    MAYER 

B)  Jenseits  des  Äuficlus. 

18.  Wien  Industrie-Museum,  ab-    25.  Beil.  VI  7;  ebd.  3930.  Or- 
geb.  Masner   Katal.   Taf.  I  dona. 

38.  26.  Beil. VII 5;  ebd.  4028.  Ascoli- 

19.  Bari  M.  P.  2886,  Fragment.  Satriano. 

Ordona  oder  Ascoli-Satriano.  27.  Beil. VI  6;  ebd.  4029.  Ascoli- 

20.  Beil.    VII    4;    ebd.    2887,  Satriano. 
Frgmt.  gleicher  Provenienz.  28.  ebd.  3518.  Melti. 

21.  ebd.   4031,   Frgmt.   Ascoli-  29.  Berlin,  Antiquarium  257. 

Satriano.  30.  Beil.  VII  3,  Berlin,  258. 

22.  Privatbesitz,  Lucera.  30  bis.  Bonn,  Akadem.  K.-Mu- 

23.  Bari  M.  P.  3920.  Lucera.  seum. 

24.  ebd.  3929.  Ordona. 

Das  einzige  bisher  publizierte  Stück,  welches  ich  vorangestellt, 
ist  gerade  der  Körperform  nach  nicht  so  charakteristisch  und 
ähnelt  mehr  der  Schale  A  3,  die  ihrerseits  auch  wieder  zu  den 
minder  gewöhnlichen  ihrer  Klasse  rechnet.  In  der  Regel  sind  die 
gegenwärtigen  bauchiger  und  lassen  im  Aussenprotil  nicht  erkennen, 
wie  scharf  sich  der  Rand  innen  absetzt. 

Ein  hervorstechendes  Merkmal  besitzen  viele  dieser  Schalen 
in  dem  phantastisch  gebildeten  Henkel  (18-21).  Derselbe  ist  oben 
gabelförmig  gespalten  mit  einem  besonderen  Auswuchs  dazwischen, 
während  weiter  unten  zwei  plastische  Zierscheibchen  angebracht 
sind.  Entsprechend  der  grösseren  Schlankheit  dieser  Henkel  im 
Vergleich  zu  denen  der  Näpfe  haben  die  Zinken  manchmal  höhere 
imd  dünnere,  auch  wohl  leicht  geschweifte  Gestalt.  Dazwischen 
wächst  der  erwähnte  Zapfen  empor,  mit  zwei  dicht  neben  einander 
angebrachten  Scheibchen  (vgl.  das  Fragment  Beil.  VII  4).  Ob  dabei 
der  Gedanke  an  ein  Idol,  wie  Masner  den  ganzen  Henkel  bezeichnet, 
zugrunde  lag,  lässt  sich  nicht  unbedingt  entscheiden.  Tonfiguren 
mit  erhobenen  Armen,  welche  bei  solcher  Interpretation  doch 
vorausgesetzt  sind,  müssten  in  diesem  Kulturkreise  fremdem  Im- 
port angehören.  Doch  haben  die  bekannten  mykenischen  Terracotten, 
dergleichen  sich  in  Tarent  gefunden  {Bull.  Pal.  It.  XXVI  1900 
p.  286),  eigentlich  wenig  Aehnlichkeit  mit  dem  hier  vorliegenden 


DIK    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  217 

Schema,  noch  weniger  die  früher  besprochenen  kyprischen  Idole 
(S.  199).  Mindestens  sollte  man  erwarten,  dass  die  Malerei  an  der 
Henkelfläche  der  Charakteristik  irgendwie  zugute  käme.  Da  wir 
jetzt  wirkliche  Henkelfiguren,  vielleicht  sogar  Idole,  in  dieser 
Keramik  kennen,  darf  von  jener  Interpretation  wohl  füglich  abge- 
sehen werden.  Zwecklos  wäre  es  auch,  an  gewisse  kretische  Sym- 
bole, das  Hörnerpaar  mit  der  Doppelaxt,  hier  erinnern  zu  wollen. 
Wo  einmal  der  Geschmack  an  gegabelten  Henkelformen  Platz 
gegrifl'en,  Hessen  sich  auch  weitere  spielende  Zusätze  an  jener 
Stelle  nicht  vermeiden.  Einige  wurden  bereits  an  den  Näpfen 
bemerkt;  einige  Male  ebendort  ein  dritter  Zacken,  ein  anderes 
Mal  ein  gebogener  Haken,  wie  ein  Finger.  Eine  gewisse  Vorliebe 
für  die  plastischen  Scheibchen  liess  sich  bei  den  verschiedensten 
Gefässarten  beobachten;  im  vorliegenden  Falle  wurde  ihr  noch 
Vorschub  geleistet  durch  die  unteren  Scheibchen  am  Henkel, 
welche  übrigens  mit  ihrem  gemalten  Kreis  und  Punkt  das  Vor- 
bild abgeben  für  die  oberen,  die  uns    nun    wie  Augen   anmuten. 

Wir  sahen  §  8,  wie  die  runden  Scheibchen  an  Stelle  der 
schwieriger  zu  bildenden  Oesen  eintraten;  vielleicht  waren  sie  es, 
die  dazu  anregten,  auf  30,  Beil.  VII  3,  zwei  plastische  Ringe  über 
dem  Henkel,  anstatt  der  Hörner  anzubringen.  Zugleich  aber  gewahrt 
man,  dass  zwischen  diesen  grossen,  sorgfältig  gearbeiteten  Ringen 
einige  kleine  Zacken  oder  Dornen  emporstehen.  Man  wird,  auch 
den  Grössenverhältnissen  nach,  geradezu  an  ein  bekanntes  Bron- 
zegerät, die  sogenannten  Bogenspanner,  erinnert;  das  Aufwärtsbie- 
gen der  Zacken  scheint  eine  Analogie  in  den  Campanischen  Schna- 
belhenkeln zu  finden:  S.  191,  1.  Die  Bonner  Schale,  30  bis,  sonst 
durchaus  anderen  Stücken  der  B-Gruppe  verwandt,  hat  ungewöhn- 
licher Weise  im  Centrum  des  Innenbodens  einen  aufrechten  Dorn, 
vielleicht  nach  Metall- Vorbildern,  welcher  an  der  Spitze  mit  zwei 
Scheibchen  wie  der  Henkelzapfen  selbst  (eines  dort  ab)  besetzt  ist. 

Die  Dekoration  der  Henkel  stimmt  wesentlich  mit  derjenigen, 
welche  §  8B  an  den  Henkeln  der  grossen  Näpfe  aus  dieser  Gegend 
beobachtet  wurde.  Bezeichnend  ist  das  quer  stehende  Netzmuster 
aus  verschobenen  Diagonal- Vierecken  (einem  viergeteilten  und  zwei 
halben  in  ideeller  Verschiebung).  Unterhalb  davon  an  der  schmäl- 
sten Stelle  des  Henkels  sieht  man  öfter  kleine  Y  -Motive  in  Ge- 
genstellung (oder  auch  X-förmige)  wie  sie  auch  in  Canosa  vorkom- 


218  M.    MAYER 

men;  manclimal  (27)  weiter  oben  die  dünne  Canosiner  Svastica 
(vgl.  §  8,  3.  4). 

In  der  Bemalung  des  Schalenkörpers,  welche  unabhängig 
von  der  Henkelform  so  ziemlich  einerlei  Regel  folgt  (Ausnahme 
macht  eigentlich  nur  30),  herrscht  das  Prinzip,  an  das  die  Kehle 
umziehende  Band  oder  dessen  Begleitlinien,  Hängemotive  in 
Wiederholungen  anzusetzen.  Es  dienen  dazu  entweder  die  ge- 
spreizten A,  auch  wohl  mit  kleinen  Strichgruppen  abwechselnd  (18), 
symmetrische  L  oder  b  Paare,  (JIL  ein  charakteristisches  Schema), 
oder  breite,  geschweifte  Trapeze  der  Art  wie  §  8  B.  Auch  der 
Henkel  scheint  manchmal  aus  solchem  Trapez  herauszuwachsen. 
Dabei  greifen  Komplikationen  Platz ;  das  Trapez  wird  verdoppelt, 
selber  mit  Anhängseln  versehen,  und  dergleichen.  Jene  buchsta- 
benartigen Motive,  meist  in  Doppellinien  gezeichnet,  wenigstens 
an  den  Schenkeln,  haben  statt  des  geraden  Verbindungsstriches 
vielmehr  einen  gebrochenen,  diesen  aber  ganz  nah  im  Winkel,  also 
ein  kleines  Viereck  bildend,  bald  mit  Punkt  darin,  bald  mit 
vSchraffierung  (22);  bisweilen  ist  dieser  Innenwinkel  durch  ein 
vollgemaltes  Dreieck  ausgefüllt,  (18,  23  u.  ö),  welches  auf  25  ein 
wenig  die  Form  eines  Epheublattes  annimmt.  Dass  auch  da  wo 
diese  Füllung  unterbleibt  nicht  etwa  an  Buchstaben  gedacht  ist, 
können  schon  die  troischen  Wirtel  anzeigen,  welche  ganz  ähnliche 
A-  und  A  -Motive  verwenden. 

29  ist  von  moderner  Hand  übermalt,  wodurch  die  breiten, 
seitlich  stark  concaven  Trapeze  (deutlich  an  30  bis  u.  a.)  entstellt 
und  zu  verbundenen  Bögen  umgestaltet  sind.  30,  nach  Gestalt  und 
Machart,  auch  schon  wegen  der  Innenmalerei  von  der  B-Klasse 
unzertrennlich,  folgt  an  den  Aussenseiten  dem  Dekorations-Prinzip 
von  A,  nicht  ohne  Spuren  von  Unsicherheit.  Es  ist  dort  eine  Aus- 
senzone  geschaffen  mit  vertikalen  Teilstrichen  in  verschiedener 
Gruppierung,  zwischen  denen  überall  ein  uns  schon  bekanntes 
Motiv  figuriert,  das  bogenförmig  vertiefte  Blockmuster  (S.  206  f.), 
welches  hier  je  einen  kleinen  Kreis  darüber  hat:  an  einer  Stelle 
ist  es  durch  ein  Diagonalviereck  ersetzt,  dessen  Felder  nach 
verschiedenen  Richtungen  gestrichelt  sind :  letzteres  ein  Verfahren 
das  in  Apulien  ebenso  selten  wie  in  der  älteren  Dekorationsma- 
nier des  westlichen  Mittelitaliens  gewöhnlich  ist.  In  anderer  Weise, 
mit  wenig  Glück,  ist   auf  der  Schale  aus  Melfi  (28)  ein  Compro- 


DIE    KERAMIK    DES  VORGRIECHISCHEN    APULIENS  219 

miss  zwischen  dem  vorgezeichneten  Stil  und  der  A-Klasse  anges- 
trebt. Eigentümlich,  wie  öfter  in  Melfi,  die  Malfarben;  hier  ein 
lebhaftes  Braun  mit  Zinnober;  letzteres  auch  in  27.  Im  allgemei- 
nen herrschen  Schwarz  und  Violett  mit  Rot- 

Die  Bodenfläche  der  Schalen  bietet  nichts  Sonderliches;  nur 
dass  öfter  ein  Stern  gekreuzter  Diagonalen  erscheint,  den  die 
Aufidus-Gegend  und  Ruvo  nicht  kennt.  Das  sphärische  Viereck 
begegnet  fast  nie  (30  überhaupt  apart),  eher  bleibt  die  Fläche 
unbemalt. 

Dagegen  fallen  an  der  Innenseite  höchst  absonderliche  Ma- 
lereien auf. 

Auf  26  erblicken  wir  eine  Figur,  die  gleichsam  wie  eine  mensch- 
liche Gestalt  behandelt  ist,  obwohl  sie  nur  aus  linearen  Mustern 
besteht.  Den  Kern  bildet  ein  vollgemaltes  Dreieck,  bekrönt  von 
einer  geraden  Linie,  wie  auch  sonst  üblich,  ausserdem  aber  einer 
Art  gebogenem  Kamm.  An  den  seitlichen  Ecken  sitzen  zwei  Di- 
gamma-förmige,  jedoch  nicht  rechtwinklige  Ansätze.  Grössere  An- 
sätze dieser  Art  mit  einem  Mittelstrich  sitzen  an  der  Basis;  die- 
selben sind  rechtwinklig,  Avie  es  das  Gewöhnlichere,  und  mit  drei 
Quer-Hasten,  statt  der  zwei  ausgestattet. 

Empfängt  der  Beschauer  hier  ungefähr  den  Eindruck  einer 
schematisierten  Menschenfigur,  so  erinnern  andere  Beispiele  mehr 
an  Tierbilder.  29  stellt  eine  vollgemalte  Klepsydra  dar  mit  vier 
Haken  an  den  Ecken,  etwa  wie  Froschbeinen,  welche  sich  nach 
gleicher  Richtung  bewegen.  Ausserdem  sitzen  zwei  Haken  an  der 
einen  Basis  und  zwei  Linien  an  der  entgegengesetzten.  30  bringt 
dasselbe  Schema,  nur  dass  die  Ansätze  an  der  Basis  Digamma- 
Form  aufweisen  und  die  Haken  an  den  Ecken  nach  verschiedenen 
Richtungen  gehen;  das  eine  Dreieck  ist  hier  mit  roter  Farbe 
ausgefüllt,  als  sollte  der  Oberteil  einer  menschlichen  Figur  an- 
gedeutet werden.  Die  übrigen  Teile  würden  dazu  jedoch  wenig 
passen.  Diese  Schale  begeht  auch  sonst  in  der  Dekoration  man- 
cherlei Fehler;  daher  man  sich  besser  an  die  Figur  von  29  hal- 
ten wird. 

Die  Elemente,  aus  welchen  sich  diese  seltsamen  Figuren  zu- 
sammensetzen, halten  sich  durchaus  im  Kreis  der  üblichen  Motive 
nur  dass  bei  der  erstgenannten  das  in  der  Daunia  so  häufige  Ga- 
belmuster (S.  230  f.)  eine  Krümmung  erfährt;  vollgemalte  Dreiecke 


220  M.    MAYER 

ein  sphärisches  Viereck  bildend,  mit  angesetzten  grossen  haken- 
förmigen Armen,  finden  sich  im  Innern  geometrischer  Schalen  der 
Peuketia  (Berlin;  ganz  ähnlich  K.  M.  XIX  198,  Beil.  I  2  ohne 
die  Ansätze).  Immer  wieder  und  in  verschiedenster  Weise  werden 
Anläufe  genommen,  um  aus  geometrischen  Elementen  etwas  Ge- 
genständliches, womöglich  menschliche  Figuren  herzustellen;  be- 
sonders gelungen  erscheint  die  Klagefrau  a.  a.  0.  201  Abb.  2,  zu 
206,  ein  in  der  Terracotta-Plastik  der  Daunia  (die  Peuketia  hat 
dergleichen  nicht)  beliebtes  Motiv;  der  Kopf  auf  dem  langen 
Hals  ist  bei  jener  Peuketischen  Malerei  gänzlich  vernachlässigt: 
eine  Eigentümlichkeit,  die  man  an  früh-italischen  Terracotten 
{Not,  d.  sc.  1902,  155)  oder  ganz  ähnlich  bei  gewissen  ungarischen 
Ritzzeichnungen  (Hörnes  Urgesch.  d.  b.  K.  Taf.  XXIX),  eigentlich 
auch  bei  archaisch-griechischen  Terracotten  beobaclitet  (^).  Die  ge- 
genwärtige Figur  setzt  auf  den  als  Hals  dienenden  Strich  unmittel- 
bar eine  Art  Kopfschmuck.  Die  Extremitäten  erinnern  etwa  an 
eine  Manier,  Vogelbeine,  auch  Schweiffedern,  zu  zeichnen,  welche 
der  gräko-phönikischen  Epoche  auf  Kypros  eigen  ist  und  sich  im 
westlichen  Mittelitalien  z.  B.  bei  den  Faliskern  wiederholt  (^). 
Was  die  beiden  anderen  Figuren  betrifft,  so  kannte  man, 
schon  lange  ehe  die  so  viel  älteren  Cycladen-Funde  (^)  mit 
ihren  ähnlich  schematisierten  Menschenfiguren,  dort  auch  in  pri- 
mitiven Ritzzeichnungen,  zum  Vorschein  kamen,  aus  Kypros  fi- 
gürliche Malversuche,  welche  gleichfalls  den  Rumpf  als  Klepsydra 
gestalten,  mit  einem  geringen  Zusatz  nach  oben  oder  unten,  diese 
ürbigens  mit  erhobenen  Unterarmen  und  gespreizten  Fingern: 
Ohnef.-Richter,  Kypr.  Taf.  216,  25  a  und  73,  7  =  Hörnes  a.  0. 
Taf.  XVIII  Fig.  3.  Ebenfalls  eine  menschliche  Figur,  diesmal 
sicher  eine  männliche,  ist  auf  einer  vielleicht  aus  Unter-Italien 
stammenden  Bronze  in  Gravierung  darzustellen  beabsichtigt.  Hörnes 
S.  602  {'). 

(«)  Hörnes  a.  0.  Taf.  I  1,  p.  396  f.  Monum.  Piot  I,  22.  23. 

(^)  Cesnola-Collection  Atlas,  954,  960.  Cesnola-Stern,  Cyprus,  Taf.  XCIV. 
In  Eom  Museo  Papa  Giulio  1.  Zimmer,  Schrank  VIII  3479. 

(8)  Excavations  at  Phylacopi,  pl.  V  8  C,  XIII  14,  17,  18. 

{*)  Hörnes'  Verweisung  auf  Apulien  ist  nicht  klar  und  erscheint  am 
wenigsten  berechtigt  im  Hinblick  auf  die  dort  zitierten  Mon.  d.  L.  VI,  wo 
nur  ganz  anders  stilisierte  Figuren  auftreten;  vielleicht  liegt  eine  Ver- 
wechslung vor  und  meint  er  die  erst  jetzt  beschriebenen  Berliner  Stücke. 


DIE    KERAMIK   DES  VORGRIECHISCHEN   APULIENS  221 

C)  Sporadisches,  altertümlicher  als  A  und  B. 

31.  Beil.  VI  5.  Bari  M.  P.  772  D.  0,15. 

32.  ebd.  3428.  D.  0,118.  Canosa. 

33.  Beil.  I  3.  Ruvo,  Mus.  Jatta.  D.  0,08.  Ruvo. 

34.  Bari  M.  P.  3988,  Frgmt.  D.  0,19.  Ascoli-Satriano. 

35.  Abb.  6,  7  (S.  210  f.);  ebd.  4054.  D.  0,17.  Mattinata  am  Gargano. 

Die  liier  zusammengestellten  Schalen  sind  unter  sich  nach 
Form  und  Dekoration  zu  verschieden,  um  als  eine  «  Klasse »  be- 
zeichnet zu  werden,  gleich  A  und  B.  Das  einzige  Gemeinsame 
an  ihnen  ist  vielleicht  eine  gewisse  Tendenz,  den  Rand  mehr  oder 
weniger  nach  innen  einzubiegen  oder  zu  krümmen.  Die  Grundform 
schwankt  zwischen  einfacher  lippenloser  Calotte  bei  verschieden- 
artigem Henkel  (32-33),  und  dem  alten  Villanova-Typus  (34-35), 
nur  mit  primitiverem  Henkel  als  in  der  Peuketia. 

Eine  ungefähre  Mittelstellung  nimmt  31,  Beil.  VI  5,  ein:  der 
Rand  ist  etwas  eingebogen,  der  Körper  ziemlich  flach,  der  Henkel 
herzförmig  mit  einiger  Erhöhung  der  aufwärts  gekehrten  Spitze. 
Die  schwarz  und  rote,  leider  vielfach  verscheuerte  Malerei  befindet 
sich  hauptsächlich  an  der  Innenseite,  während  aussen  nur  einige 
Streifen  herumgehen,  und  die  Unterseite  frei  bleibt.  Ton  rötlich 
mit  gelblichem  üeberzug.  Die  Lippe  ist  beiderseitig  dunkel  ge- 
färbt, der  Henkel  durch  Zahnband  belebt.  Der  innere  Boden  wird 
ungefähr  wie  an  der  Schale  A  16  der  Länge  und  Quere  nach 
durch  ganz  breite  Bänder  geteilt,  von  welchen  auch  hier  das  quer 
zum  Henkel  stehende  dominiert.  Dasselbe  hat  in  der  Mitte  ein 
bis  auf  einen  winzigen  Rest  voll  ausgemaltes  (rechteckiges)  Feld, 
oben  und  unten  dünne  vertikale  Linien  mit  zwei  stärkeren  in  der 
Mitte,  welche  eigentlich  diametral  durchgehend  gedacht  sind.  Aus 
zwei  gleichen  Elementen  setzt  sich  das  andere  Band  zusammen, 
nur  dass  dieses  durch  das  Farbenviereck  unterbrochen,  dann  durch 
Querstriche  zusammengehalten  wird.  Die  beiden  sich  kreuzenden 
Systeme  sind  also  durcheinander  geflochten,  jedoch  in  nicht  ganz 
folgerichtiger  Weise.  Es  ist  auch  nicht  ganz  in  der  Ordnung,  dass 
die  übrigbleibenden  vier  Aussenecken  durch  vertikale  Striche  ge- 
füllt sind.  Auf  jeden  Fall  lässt  sich  hier  nicht  minder  als  bei  der 

15 


222  M.    MAYER 

Schale  A  16  aus  Ascoli-Satriano,  wo  nur  noch  anderweitige  Ele- 
mente mitsprechen,  erkennen,  dass  die  Disposition  sich  derjenigen 
kyprischer  Schalen  nähert,  um  nicht  zu  sagen,  ihr  nachgebildet 
ist.  Es  genügt,  auf  solche  wie  Louvre  A  111  pl.  8  zu  verweisen, 
oder  auch  die  von  Curium,  Murray  Excav.  p.  80  fig.  129.  Alle 
zeigen  die  runde  Fläche  (manchmal  auch  den  Boden,  Murray 
fig.  129)  durch  einen  breiten  Mittelstreifen  geteilt,  während  statt 
des  Kreuzbandes  allerdings  Dreiecke  vom  Rande  her  einschneiden; 
dies  eine  ungleich  schwierigere  Disposition,  welche  viel  Augen- 
mass  und  Üebung  im  Treffen  der  diagonalen  Richtung  erforderte, 
und  der  die  junge  epichorisch-apulische  Keramik  begreiflicherweise 
aus  dem  Wege  ging.  Es  kommt  aber  auch  die  übereinstimmende 
Schalenform  in  Betracht,  also  die  gleichmässige  Rundung  des  Kör- 
pers ohne  Lippe  oder  Ausbiegung,  und  besondere  Gestalt  des 
Henkels,  die  so  spezifisch  kyprisch  ist.  mag  der  Henkel  wagerecht 
abstehen  oder  aufrecht  gebildet  sein  wie  hier.  Vgl.  dazu  R.  M. 
XIX  Einl.  p.  231  (vgl.  p.  316)  fig.  9,  Schale  von  Ripatransone. 

32,  von  der  einfachen  Calotten-Form,  die  man  auch  schon  in 
Alt-Tarent  antrifft,  wird  durch  einen  steilen  Sattelhenkel  verun- 
staltet, wie  ihn  namentlich  die  Peuketia  liebt  und  auch  bei  Schalen, 
allerdings  grösserer  Dimension,  gern  anbringt.  Rötlicher  Ton,  gelb- 
licher Ueberzug.  Im  Innern  ein  grosses  einfaches  Hakenkreuz, 
wie  es  die  schwarze  Schale  von  Ripatransone  aussen  am  Boden, 
offenbar  an  falscher  Stelle,  eingeritzt  zeigt. 

33,  an  gewisse  Bronzeformen  erinnernd,  besonders  Novilara, 
Mon.  d.  Line.  V  tav.  13,  21,  zeichnet  sich  durch  detaillierte  und 
durchdachte  Bemalung  aus.  Die  Gruppen  gedrängter,  abwärts  ver- 
längerter Zickzacke  gleich  gesenkten  Bajonetten,  für  N-Apulien 
charakteristisch,  begegnen  hier  zum  ersten  Male.  An  dem  schlei- 
fenförmigen  Bandhenkel  steigt  von  der  Rückseite  das  Zeltmuster 
auf,  mit  der  nach  echt  Ruveser  Weise  verlängerten  Bekrönungslinie, 
die  sich  hier  über  die  Henkelbiegung  bis  nach  der  anderen  Seite 
fortsetzt  (vgl.  A  11).  Das  kleine  Saugrohr  wird  mit  der  Henkel- 
partie noch  durch  besonders  sinnreiche  Zeichnung  verbunden:  die 
Wurzel  des  Rohres  ist  von  mehreren  Kreislinien,  die  Henkelpartie 
durch  drei  erst  senkrechte,  dann  umbiegende  Linien  eingerahmt; 
dazwischen  laufen  horizontale  Linien,  an  welchen  das  symmetrische 
Digamma-Muster  hängt.  (S.  218). 


DIE   KERAMIK   DES  VORGRIECHISCHEN   APULIENS  223 

Diesen  Schalentypen,  welche  sich  schon  der  Form  nach  mehr 
oder  weniger  an  fremde  Kulturen  anschliessen,  stehen  einige  andere 
gegenüber,  34,  35,  welche  keiner  anderen  Voraussetzung  bedurften 
als  der  einfachen  Urne  mit  der  Schale  darüber.  Sie  bekunden 
zugleich  ein  älteres  Stadium  der  ganzen  Kunstübung,  teils  durch 
die  Bemalung,  teils  durch  die  Unvollkommenheiten  ihrer  äusseren 
Gestaltung,  die  hier  um  so  mehr  auffällt,  als  gerade  die  Scha- 
lenform sich  auch  ohne  Drehscheibe  mit  den  einfachsten  mecha- 
nischen Mitteln,  durch  Bewegung  einer  massiven  Scheibe,  herstellen 
Hess.  34  mag  nach  den  damit  zusammen  gefundenen  Objekten 
dem  VII.  Jahrhundert  naherücken.  35  kann  nicht  jünger  sein. 


Abb.  8.  Von  einem  grösseren  Gefäss  aus  Canosa;  s.  S.  224,  1. 

Das  besagte  Fragment  von  Ascoli  (34),  etwa  in  der  Grösse 
der  Peuketischen  Schalen,  doch  weniger  konisch  und  flacher,  hat 
ziemlich  breiten,  einwärts  gewendeten  Rand,  welcher  die  wenig 
sichtbare  Aussenkante  durch  einen  gemalten  schmalen  Streifen 
markiert;  noch  zwei  andere  schmale  Streifen  umziehen  den  Rand. 
Dies  die  ganze  Malerei,  die  in  dunkel  violetten  Farben  hergestellt 
ist.  Die  starke  Wandung  zeigt  hellen  gereinigten  Ton  mit  fein 
gelblichem  üeberzug.  Die  ganze  Form  verrät  noch  eine  gewisse 
Unsicherheit.  Der  Henkel  muss  an  der  Seite  gesessen  haben.  In 
ein  noch  etwas  früheres  Stadium  der  bemalten  Keramik  führt  uns 
35,  die  Schale  vom  Garganus.  Altertümlich  konischer  Zuschnitt, 
schwache  Einbiegung  des  Randes  mit  abstehendem  rundlichem 
Henkel.  Unregelmässig  nach  Form  (zusammengedrückte  Rundung) 
und  Brennung;  die  Oberfläche  des  bräunlichen  Tones  blättert 
leicht  ab  und  gestattet  nicht  von  einem   Üeberzug    zu    sprechen. 


224 


M.    MAYER 


Bemalt  ist,  in  brauner  stumpfer  Farbe,  der  Rand  mit  einer  schmalen 
Zone  isolirter,  schraffierter  Dreiecke  (^),  im  Prinzip  den  Peuketischen 
Schalen  verwandt  (Peuc.  38  fig.  10  bietet  nicht  die  charakteristi- 
schen Dekorationen),  der  Innengrund  —  nicht  ohne  Korrekturen  — 
mit  einem  Gemisch  von  Liniengruppen,  gestrichelten  Rauten, 
Zickzackgruppeu  und  kleineren  Motiven.  Die  Mängel  betreffen 
jedoch  mehr  die  Auswahl  und  Disposition,  während  die  Ausfüh- 
rung, namentlich  die  Strichführung  eine  nicht  ganz  ungeübte  Hand 
verraten.  Jene  Muster  waren  für  alles  Andere  als  den  eingeengten 
kreisförmigen  Boden  berechnet ;  wie  denn  die  Wahl  dieses  Platzes 


Abb.  9.  Teller  aus  Canosa. 

eine  nur  durch  ünerfahrenheit  zu  entschuldigende  Kühnheit  be- 
kundet. Die  Motive  selbst,  auch  die  Malfarbe,  erinnern,  seltsam 
genug,  am  meisten  an  Tarent. 


§  14.   Teller.   Schüsseln. 

1.  Bari  M.  P.  1561.   D.  0,13.  6.  ebd.   4082.   D.   0,135.   Or- 
(2.  ebd.  2946.  D.  0,17.  Umge-  dona. 

gend  von  Bari).  7.  ebd.   3327.   D.   0,165.   Ca- 

3.  Privatbesitz.  D.  0,145.  Bar-  nosa. 

letta.  8.  ebd.  3522.  Fragment.  Melfi. 

4.  Bari  M.  P.   3193.  D.  0,15.      9.  ebd.   4081.   D.   0,122.   Or- 

Canosa.  dona. 

5.  Abb.  9;  ebd.  3903.  D.  0,155.    10.  ebd.  3597.  D.  0,23.  Canosa. 
Canosa.  11.  ebd    4063.  D.  0,235.  Melfi. 

(*)  Das  Fragment  Abb.  8  im  Text  zeigt  eine  Weiterbildung  des  Motivs 
in  Verbindung  mit  dem  in  der  N-Kegion  unge-.i.eiu  seltenen  Bogenfriese. 


DIE    KERAMIK   DES  VORGRIECHISCHEN   APULIENS  225 

Hier  eine  Auswahl  desjenigen  Geschirres,  welches  seiner  Form 
nach  für  Speisen,  Früchte  und  dergleichen  dienen  konnte.  Es  ist 
durchweg  innen  bemalt,  da  das  grobe  Alltagsgerät  im  Allgemeinen 
nicht  mit  in  die  Gräber  wanderte.  Zum  Teil  besteht  es  aus  ziemlich 
flachen,  schwach  vertieften  Tellern,  die  manchmal  abgesetzten 
flachen  Rand  zeigen,  anderwärts  nur  abgeplattet  sind.  Anderes 
besteht  aus  kleineren  oder  grösseren  Näpfen  und  Schüsseln  von 
ungefähr  calottenförmigem  Zuschnitt,  auch  diese  ohne  Fussplatte 
oder  Fussring.  Aus  den  flachen  Tellern  ist  durch  Hinzufügung 
eines  5-7  cm  hohen  kegelförmigen  Fusses  manchmal  eine  Art 
Fruchtschale  hergestellt,  in  der  Art  jener,  nur  oben  gewölbteren, 
welche  in  der  Nähe  von  Bari  vorkommen  (vgl.  Peuc.  p.  35  n.  18, 
flg.  7),  auch  dort  abwechselnd  mit  flachen  Tellern  (Peuc.  35  n.  19). 

Gleichwie  dort  ist  auch  hier  öfter  ein  grosses  Hakenkreuz  in 
die  Mitte  der  Fläche  gemalt,  natürlicli  in  den  einfacheren  Formen 
der  N-Region :  es  ist  immer  erfreulich,  das  uralte  Zeichen  an  der 
zentralen  Stelle  zu  finden,  die  ihm  die  Villanova-Kunst  gewahrt 
hat,  und  damit  gewissermassen  etwas  von  dem  ursprünglich  damit 
verbundenen  Sinne  der  Dreh-  oder  Kurbelbewegung  gerettet  zu 
sehen,  welcher  den  Griechen  so  früh  abhanden  gekommen.  (^)  Im 
Allgemeinen  herrscht  das  Prinzip,  die  runde  Fläche  in  radialem 
oder  diagonalem  Sinne  einzuteilen ;  Nr.  2,  welche,  obwohl  nicht  im 
N  gefunden,  zur  Erläuterung  hierher  gezogen  wird,  verwendet  dazu 
in  ganz  naiver  Weise  das  Zeltmuster,  indem  sie  um  je  einen  rot 
gemalten  keilförmigen  Kern  convergierende  Linien  gruppiert;  (dass 
im  Centrum  zwei  kleine  grobe  Kreise  in  den  feuchten  Ton  einge- 
furcht wurden,  ebenso  bei  1,  ist  für  die  Peuketia  bezeichnend,  die 
ein  so  umständliches  Verfahren  immer  noch  bequemer  fand  als  das 
Aufmalen  von  Kreisen  mit  dem  Pinsel).  Die  rationelle  Einteilung, 
worauf  hier  hingestrebt  wird,  ist  diejenige  in  vier  Quadranten-Sy- 
steme (^),  die  sich  nach  Art  des  Zeltmusters  gestalten  Hessen;  wobei 
naturgemäss  das  Diagonalkreuz  verstärkt,  d.  h.  durch  doppelte 
Linien  gegeben  wird,  gelegentlich  auch  noch  andere  Elemente 
zwischen  den  beiden  Mittellinien  Platz  finden,  einfacher  Mäander, 
verzahnt  gestellte  Vierecke  (5,  Abb.  9).  Tiefer  gerundete   Näpfe 

(*)  Nur  gewisse  antike  Schlüsseln  verraten  noch  diesen  Sinn. 
O  Vgl.  Deckel   von  den    Cycladen :    Phylakopi   pl.  VIII   3  zu  p.  96. 
Ephim.  1899  Taf.  8,  11  a. 


226  M.    MAYER 

und  Schüsseln  beschränken  sich  auf  die  kreuzweisen  Diagonalen, 
zwei  bis  drei  neben  einander ;  wobei  sich  im  Aussehen  des  Ganzen 
merkwürdige  Uebereinstimmungen  mit  mykenischen  Gefässen  er- 
geben (0,  wie  denn  auch  gewisse  kleine  längsdurchbohrte  Seiten- 
griife  (9)  an  uraltes  erinnern.  (^)  Bei  geräumigeren  Gefässen  wird 
auch  wohl  noch  ein  zweites  feineres  Diagonalkreuz  von  Wellenlinien 
eingelegt.  Die  Besprechung  und  Abbildung  der  sehr  merkwürdigen 
Schüssel  11  muss  ich  mir  für  eine  andere  Gelegenheit  vorbehalten. 

§15.   Kannen. 

Im  Gegensatze  zu  Sizilien,  aber  auch  zu  dem  benachbarten 
Lucanien,  welche  beide  an  Kannen  üeberfluss  haben,  zeigt  sich 
in  Apulien  ein  entschiedener  Mangel  an  derartigen  Gussgefässen ; 
eine  Tatsache,  welche  in  der  Landschaft,  je  mehr  nach  N,  um  so 
unzweifelhafter  hervortritt.  Lecce  hatte  sich  wenigstens  eine  alt- 
griechische  Form  zu  eigen  gemacht.  Wo  in  Mittelapulien  Kannen 
auftreten,  handelt  es  sich  ebenfalls  um  archaisch  griechische  Typen 
(Peuc.  p.  47,  1),  auf  die  aber  mit  ganz  vereinzelten  Ausnahmen 
(Peuc.  Taf.  III  34  zu  p.  49  und  28  f.)  die  einheimische  geome- 
trische Dekorationsweise  keine  Anwendung  findet.  In  N  fehlen 
aber  auch  diese  in  der  Kegel.  Wie  eine  so  volkreiche  Stadt  wie 
Canosa  ohne  dergleichen  auskommen  konnte,  ist  nicht  ohne  wei- 
teres einzusehen;  vgl.  §  16.  Ich  kenne  eigentlich  nur  eine  kleine 
Kanne  (im  Neapeler  Museum),  welche,  der  Bemalung  nach,  den 
Charakter  der  Aufidus-Stadt  trägt.  Die  wenigen,  welche  man  weiter 
nördlich  antrifft,  sind  wieder  Nachahmungen  oder  Verunstaltungen 
altgriechischer  Oenochoen;  so  in  Ascoli,  Bari  M.  P.  4033,  4034, 
in  San  Severe,  in  Ordona  Not.  d.  Sc,  1907,  32  fig.  4.  An  der 
Kleeblattmündung,  wo  die  Peuketischen  aus  griechischer  Fabrik 
(mit  einheimischer  einfacher  Bemalung)  ein  /^  zu  führen  pflegen  (=^), 

(')  Vgl.  Schliemann,  Tiryiis  Taf.  XXVII  fig.  b.  Vgl.  a.  Teller  vom  He- 
raion, Waldstein,  The  Heraion  of  Argos  II  p.  96  fig.  32  a. 

C)  Für  Apulien  vgl.  Mayer,  Molfetta  p.  95  n.  6,  mit  der  Anmerk.  2. 

(')  Vgl.  das  Ornament  spätjonischer  Vasen:  Böhlau  Nekrop.  Taf.  III  4; 
dazu  Alfedena,  Mon.  d.  L.  X  295  fig.  37  c.  Als  Marke:  Montelius  civ ,  pr 
70,  19;  95,  8.  Notüie  1907,  505  fig.  3.  Sonst  noch  z.  ß.  Montel.  158,  22; 
prähistorisch  häufig. 


DIE   KERAMIK   DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  227 

bemerkt  man  hier  ein  Kreissystem  oder,  sehr  deplaciert,  das  Di- 
gamma-Schema.  Aus  N  muss  auch  eine  Tonklapper,  ein  Spielzeug, 
stammen  (mit  Stein  darin),  welche  einer  Flaschenform  nachge- 
bildet, an  dem  zusammengedrückten  Hals  eine  Art  Vogelkopf 
darstellt,  mit  Schnabel  und  angeklebten  Scheibchen,  ausserdem 
durchbohrt  zum  Anhängen  (Bari  1554).  Die  beiden  schweren  Ku- 
gelkannen Bari  M.  P.  3484,  3485,  bei  einem  Sammler  in  Bari 
erworben,  könnten  nach  Farbe  des  Tons  und  den  Nasrelköpfen, 
die  dort  nicht  üblich,  allenfalls  wie  so  manches  in  jener  Samm- 
lung, aus  Canosa  stammen.  Sie  sind  von  wenig  gereinigtem  Ma- 
terial und  grober  Arbeit,  0,145  hoch,  mit  plattem  Rand  und 
breitem,  eckig  gebogenem  Henkel;  beide  ruhen  auf  einem  nie- 
drigen Fasse.  In  ziemlich  unsicherer  Weise  sind  am  Körper 
breite  rote  Streifen  gemalt,  von  schwarzen  Linien  begleitet,  mit 
einer  Zone  von  Punktrosetten  an  der  Schulter,  welche  sich  an 
dem  Bauche  des  anderen  Exemplars  wiederholt,  wo  das  gegenwär- 
tige ein  anderes,  nur  unvollkommen  verstandenes  Motiv  benutzte 
(vgl.  S.  183).  Die  dunkel  gefärbte  Mündung  wird  durch  ein  gestri- 
cheltes Band  belebt.  Verglichen  mit  archaisch  griechischen  Kannen 
ähneln  diese  wohl  am  meisten  gewissen  jonischen,  wie  man  sie  in 
Bronze  schon  früher  aus  West-Italischen  Nachbildungen  hatte  und 
jetzt  aus  Eretria  kennt:  Ephim.  1903,  11  Fig.  6.  Vgl.  auch  Not. 
d.  sc.  1893,  318  Syrakus;  ferner  Thera,  II  196.  Pfuhl  ß.  M,  28 
Beil.  38,3  p.  211.  Anderweitige  archaisch-griechische  Muster  ver- 
rät eine  angeblich  in  Brindisi  gefundene  Kanne  mit  plastischer 
Schlange  auf  dem  Henkel  (0- 

Ich  erwähne  noch  aus  den  nördlichsten  Teilen  gewisse  unbe- 
malte,  ziemlich  grobe  Kannen  von  Larinum,  darunter  solche  mit 
ebenfalls  geknicktem  Henkel  und  Nägelköpfen  darauf  nahe  der 
Mündung.  Eine  Kugelkanne  aus  Cauosa,  Bari  M.  P.  2358,  etwa 
von  der  Grösse  der  zuvor  beschriebenen,  mit  Andeutung  von  gewun- 
denen Strickhenkeln  und  leicht  ausgebogener  Tülle  an  der  Mün- 
dung, verrät  trotz  ihrer  Form  die  Maltechnik  einer  jüngeren  Pe- 
riode: sie  war  bereits  in  rosa  auf  weissem  Grunde  getüncht.  Alles 
dies  bleiben  sporadische  Erscheinungen,  denen  sich  noch  ähnliche 
Versuche  aus  Campobasso,  andererseits  Calabrien,  an  die  Seite 
stellen  Hessen. 

C)  Vgl.  noch  zwei  einfache  Kannen  von  Ordona  oben  S.  184,  1. 


228  M.    MAYER 

§  16.   Askoi. 

Unschwer  errät  man,  wie  es  kam,  dass  sich  die  an  Gefässformen 
so  reiche  Daunia,  namentlich  Canosa,  ohne  alle  Krüge  und  Kannen 
behelfen  konnte.  Man  besass  dort  in  den  Askoi  ein  Gefäss,  welches 
deren  Stelle  nicht  nur  völlig  vertrat,  sondern  damit  auch  noch 
ganz  besondere  Eigenschaften  verband ;  wofür  ich  auf  meinen  Ar- 
tikel Askoi,  Jahrbuch  d.  Inst.  1907  (^)  verweise.  Von  den  dort 
unterschiedenen  Typen  kommen  in  keiner  antiken  Landschaft  so 
viele  vor  wie  in  Apulien ;  in  dem  geometrischen  Stil  der  Daunia  er- 
scheinen vorherrschend  B  und  Fa,  nur  selten  und  in  kleineren  Di- 
mensionen der  Kugel-Askos  (P),  welcher  später,  im  IV.  Jahrhun- 
dert, eine  so  grosse  ßoUe  spielt.  B,  anfänglich  mehr  lang  (bis  20  cm) 
als  hoch,  nimmt  dann  an  Höhe  zu,  eine  Entwicklung,  die  man 
nicht  nur  in  Apulien  beobachtet.  P  pflegt  hier  einen  querstehenden 
ßinghenkel  zu  haben.  Die  kropfartige  Krümmung  des  Halses  an  B, 
welche  an  manchen  Orten  (Kreta,  Istrien)  einige  Mal  auffällt, 
kommt  in  Apulien  selbst  nicht  leicht  vor. 

Typus  B.  Schwimmvogel- Schema,  ohne  Kopf. 

1.  Bari    M.    P.    3789.    Lari-  4788;  Jahrb.  a.  0.  Abb.  7. 
num.  Canosa. 

2.  Beil.VII6;ebd.4025.Ascoli-    10.  Berlin,  Antiqu.  268. 

Satriano.  11.  Ruvo,  Mus.  Jatta  201. 

.  3.  Beil. VII 7;  ebd.  4026.  Ascoli-  12.  Beil.  VII  2.  Bari  M.  P.  305. 

Satriano.  13.  ebd.  3445.  Canosa. 

4.  San  Severo,  Privatbesitz.  14.  ebd.  3S30.  Canosa. 

5.  Cambridge,  Fitzwilliam  Mus.  15.  Beil.  VII  1.  Berlin,  Antiqu., 

233.  Inv.  4789.  Canosa. 

6.  Bari  M.  P.  649.  16.  Bari  M.  P.  3440.  Canosa. 

7.  ebd.  3598.  Canosa.  17.  ebd.  M.  P.  228. 

8.  ebd.  3441.  Canosa.  18.  Cambridge,  Fitzwilliam  Mus. 

9.  Berlin,    Antiquarium,  Inv.  234,  klein. 


(^)  S.  225  daselbst  zu  Abb.  182  sind  die  sinnlosen  Worte  «  der  vorum- 
brischen  Zeit  »  zu  streichen. 


DIE    KERAMIK   DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  229 

Typus  F,  kugelförmig. 

19.  Neapel,  Mus.   Naz.,  Inv.-N.     21.  Jahrbuch  a.  0.  Abb.  26.  Bari 

80746(3187),  rotes  Etiquett  M.  P.  3758.  D.  0,30. 

389.  (22.  Neapel  M.  N.  Mon.  d.  Line. 

20.  Marseille,    Mus.    1425.    H.  VI  370  Fig.  12). 

0,127. 

Typus  Fa.  Gedrückte  Kugel  mit  Buckel,  breitrandiger  Mün- 
dung-, Henkel,  wenn  quer  stehend,  ringförmig.  Grösse  sehr 
verschieden. 

23.  LecceM.P.6.  Durchm.0,13.  30.  ebd.  2711,  Frgmt.  Canosa. 
Canosa.  31.  Taf.   VIII,    7  ;    ebd.   3634. 

24.  ebd.  107.  Canosa.  Jahrb.  a.  0.  Barletta. 

228  Abb.  29.  Ungewöhnlich.  32.  Ruvo,  Mus.  Jatta  202. 

25.  Berlin,  Antiqu.  267.  Canosa.  33.  Bari  M.  P.  2706.  D.  0,105. 

26.  ebd.  Inv.  4782.  Canosa.  Canosa. 

27.  Bari  M.  P.  1552.  D.  0,11.  34-37.  Berlin,  Antiqu.  Inv.  4784- 
Canosa.  4787.  Canosa. 

28.  ebd.  1553.  D.  0,105.  Canosa.  38.  Bari  M.  P.  2298;  gross.  Ca- 

29.  ebd.  2709.  D.  0,11.  Canosa.  nosa. 

In  der  Dekoration  der  ersten  Klasse  unterscheidet  man  gewöhn- 
lich einen  langen  Ornamentstreifen,  darunter  einen  starken  Farb- 
streifen und  einige  schwächere.  Unterhalb  im  freien  Räume  manchmal 
Kreise  (15),  bei  vollerer  Bemalung  eine  Schicht  mit  Klötzen 
(2,13).  In  der  Ornamentzone  herrschen  ßautenmuster  (14, 15)  oder 
Dreiecke  (13),  in  anderen  Fällen  Sigma  (^)-förmige  aufrechte  Zick- 
zacke. Letztere  sind  auf  9  quer  durchstrichen,  also  zu  dem  bekannten 
Dreizack-Motiv  gestaltet,  welches  nun  seitlich  zu  stehen  kommt. 
(Vgl.  §  12,  3).  Quer  über  dem  Rücken,  auch  unter  dem  Henkel 
hindurch,  laufen  meist  kurze  Streifen,  welche  das  Ganze  wie  das 
Geschirr  eines  Zugtieres  zusammenhalten.  Abweichend  davon  bewegt 
sich  bei  5  und  8  die  Malerei  in  starken  vertikalen  Motiven 
(vgl.  §  12);  8  zeigt  dazwisclien  noch  eine  Art  groben  Kammes, 
unverstanden  nach  aufwärts  gerichtet. 


230  M.    MAYER 

An  15,  Beilage  VII  1,  fällt  die  grobe,  fast  primitive  Töpfer- 
arbeit auf,  während  die  BemaluDg  eine  nicht  ungeübte  Hand 
verrät  und  die  Motive  des  geknickten  Dreizacks  und  namentlich 
die  kleinen  Kreuze  (am  Halse)  in  Canosa  nicht  so  früh  auftreten. 
Was  die  Mittelfigur  vorn  am  Halse  bedeuten  soll,  ein  Gewirr  von 
Lambda- förmigen  Zacken,  lohnt  sich  kaum  zu  untersuchen ;  schwer- 
lich das  häufige  hohe  Dreieckmuster  (vgl.  12). 

1  bietet  nur  einfache  Längsstreifen,  3  eigentlich  auch  keine 
anderen  Elemente,  doch  in  eigenartiger  Variierung;  die  Streifen 
sind  dort  nämlich  an  der  oberen  Gefässhälfte  zusammengerafft  und 
verengen  sich  nach  vorn  zu,  um  dann  wieder  freieren  Schwung  zu 
nehmen.  4,  gleich  manchen  anderen  z.  B.  18  henkellos,  zeigt  in 
Thon  und  Bemalung  alle  die  Eigenthümlichkeiten  der  nördlichsten 
Fabriken  wie  die  Gefässe  §  8,  B  8  ff. 

Von  dem  F-Typus,  der  im  4.  Jahrhundert  in  Canosa  zu  grossen 
Wassergefässen  dient,  auch  gräcisierenden  Pflanzenschmuck,  oder, 
in  den  Grabvasen,  noch  anderweitige,  polychrome  Bemalung  erhält, 
kenne  ich  nur  wenige  Exemplare  mit  geometrischer  Dekoration 
(19,  20).  Ein  seltenes  altertümliches  Stück,  an  Cykladen-Askoi 
erinnernd,  ist  21  (Jahrbuch  a.  0.  Abb.  26).  Die  geometrischen, 
von  kleineren  Proportionen  und  etwas  gedrückter  Form,  zeigen 
übereinstimmende,  magere  Dekoration  in  Schwarz,  19  mit  etwas 
Kot  dazwischen :  nahe  dem  Henkel  eine  Zone  mit  Teilstrichen  und 
an  vier  Stellen  eingesetztem  Dreieck,  dieses  bald  mit  horizontaler 
Strichelung,  bald  ohne  solche ;  den  grösseren  Unterteil  des  Gefässes 
frei  bis  auf  die  an  drei  Punkten  angehängten  Zickzackgruppen 
(§  13,  33),  dazwischen  noch  je  ein  kleines  Kreissystem.  Am 
Ausgussrande  Bogensysteme,  am  Hals  vertikale  Strichgruppen, 
dazwischen  (an  19  deutlich)  querschraffiertes  Dreieck  von  Zweig 
bekrönt,  daneben  1  -Figuren  im  freien  Raum.  20  scheint  nach 
der  Phot.  von  blanker,  regelmässiger  Form  zu  sein,  während  an 
19  sich  die  bekannte  mühsame  Schabarbeit  (§  4  p.  309)  bemerkbar 
macht.  Auf  dem  Henkel  von  20  erkennt  man  die  vielzinkige  Gabel 
(Peuc.  p.  78),  wie  auch  auf  dem  grossen  zweifarbigen  21  (Peuc. 
Fig.  20  d,  e).  Letzterer  hat  nur  einfache  Farbbänder  mit  angehängten 
Dreiecken. 

Die  konfuse  Dekoration  von  22,  welches  auch  in  der  Form 
misslungen,  verlohnt   kaum    einer  Analyse;  vgl.  Petersen    R.  M. 


DIE    KERAMIK    DES   VORORIECHISCHEN    APULIENS  231 

XIV  185.  lieber  die  Fabrik  weiss  ich  nichts  zu  sagen,  üebrigens 
erscheint  auch  hier  die  Gabel  (verkehrt  gestellt,  Spitzen  aufwärts) 
wie  auch  auf  einem  mit  Palmetten  verzierten  Askos  in  Neapel 
M.  N.  785  ('). 

Ungleich  zahlreicher  ist  die  nächste  Klasse,  Typus  Fa,  mit 
welcher  die  nord-apulische  Keramik  in  technischer  Hinsicht  wohl 
ihren  Höhepunkt  erreicht.  Der  uralte  Gefässtypus  wird  hier  gern 
mit  Sieb  und  Seitenmulde  oder  auch  mit  Saugrohr  versehen.  Die 
Gefässe  sind  äusserst  dünnwandig,  von  feinster  Drehscheibenarbeit, 
und  gelangen  mit  ihrer  sorgfältig  abgestimmten  Dekoration  zur 
glücklichsten  Wirkung  da,  wo  als  Malfarben  schwarz  und  violett 
-letzteres  ist  manchmal  zu  einem  tiefen  rot  geworden- verwendet 
werden.  An  konkurrierenden  Nachahmungen  scheint  es  nicht  ge- 
fehlt zu  haben.  Man  meint  dieselben  an  der  geringeren  Feinheit, 
dem  Mangel  des  fein  gelblichen  Ueberzugs,  dem  ziegelfarbenen 
Rot,  auch  wohl  dem  Zuschnitt  des  ßinghenkels  zu  erkennen,  wel- 
cher bei  den  besseren  Produkten  nicht  rund,  sondern  kantig  zu 
sein  pflegt. 

Die  Dekoration  bietet  im  Einzelnen  wenig  Neues.  Umlaufende 
Zonen  mannigfach,  bald  kräftiger,  bald  leichter  abgeteilt,  mit 
verschachtelten  ßechtecksystemen  oder  kleinem  Strahlen-Viereck 
(vgl.  §  3  S.  287),  Motiven,  die  vorn  am  Halse  wiederholt  werden. 
An  der  Unterseite  zahlreiche  kleine  Kreissysteme  (auch  in  dei 
Mulde),  sonst  auch  wohl  Hängemuster,  wie  an  31  das  gedoppelte 
A,  das  aussen  mit  kurzen  Zahnreihen  streckenweise  besetzt  ist. 
Einfachere  Gefässe  beschränken  sich  auf  Streifen  zuoberst,  mit 
Anhängseln,  sei  es  Dreiecken  oder  Zickzackgruppen,  im  letzteren 
Falle  mit  kleinen  Kreisen  daneben  (im  freien  Räume);  so  19,  20; 
vgl.  §  13,  C  34  ff.  Das  gezahnte  Dreiecksystem  mit  oder  ohne 
Zweigbekiönung  kommt  bei   allen   Klassen  in  der  einen  oder  an- 


C)  Das  Gabelmuster  auf  tönernen,  obeliskenförmigen  Webgewichten  aus 
Manduria  östlich  von  Tarent,  etwa  IV.  Jahrhundert:  Notizie  d.  sc.  1886,  101 
und,  den  unsrigen  ähnlicher,  aus  Steiermark,  Hörnes  Urg.  d.  b.  K.  474,  Much 
Präh.  Atlas  p.  103  Fig.  10;  Provenienz  ist  Peuc.  79,  4  falsch  angegeben. 
Zu  dem  vielleicht  verwandten  Motiv  Peuc.  Fig.  20  b  vgl.  die  Wandmalerei 
im  Palast  von  Tiryns  Schliemann  Taf.  XI  C,  umgekehrt  bei  Schuchardt  2. 
Aufl.,  Fig.  114,  Perrot-Chip.  VI  p.  542,  auch  die  kyprische  Vase  Ohnefalsch- 
Kichter  Kypr.,  Taf.  LXXIII  15. 


232  M.    MAYER 

deren  Weise  zur  Verwendung,  ganz  besonders  (in  steiler  Form) 
vorn  am  Halse,  wo  es  schon  monochrome  Askoi  der  Falisker  in 
Ritzung  aufweisen:  Jahrb.  a.  0.  228,  Abb.  27. 

Der  grosse  Askos  25  von  ausgiebigerer  Dekoration  erinnert  in 
der  Zeichnung  durchaus  an  gewisse  Kratere  von  Ruvo;  man  sehe 
die  ßautenreihe  mit  zu  kurzer,  abgesetzter  Schraffierung,  die  ge- 
rade stehenden  kleinen  Vierecke  mit  regelmässiger  Punktierung, 
wie  Wiirfelaugen.  Vorn  bemerkt  man  einige  vollgemalte  Rauten 
mit  Sigma-förmig  umgebogener  Endigung,  wie  au  einer  der  Schalen 
(§  13,  1).  An  der  hinteren  Henkelwurzel  einen  kurzen  Dreizack 
mit  eingebogenem  Aussenzinken,  vielleicht  eine  Variation  der  oft 
am  Henkel  bemerkten  Gabel. 

24  unterscheidet  sich  durch  einen  seitlich  angebrachten  steilen 
Spitzohrhenkel  nach  Art  der  grossen  Henkelnäpfe  (§  8  A),  und  die 
entsprechend  aparte  Bemalung,  welche  mit  ihren  mehrfachen  Zo- 
nen an  grössere  Gefässe  gemahnt,  andrerseits  die  Centraldekoration 
des  Buckels  (kleines  gemustertes  Schachbrett  von  drei  r  und 
einem  rechtwinkligen  ^  umgeben)  wahrscheinlich  von  Schalen  und 
Schüsseln  entlehnt. 

Nicht  berücksichtigt  sind  in  unserer  Uebersicht  Berlin  266 
und  269,  weil  nicht  apulisch,  wenn  gleich  unteritalisch  (der  eine 
lucanisch-metapontinisch),  sowie  zwei  Stücke  des  Provinzialmu- 
seums  zu  Lecce,  dort  No.  29  und  31,  mit  der  schwerlich  zutref- 
fenden Aufschrift  'Canosa' ;  Lecce  29  stellt  sich  ohne  Weiteres  zu 
Peuc.  fig.  16;  zum  Henkel  vgl.  fig.  9,  10;  vielleicht  gehört  auch 
Lecce  31  in  eine  ähnliche  Fabrik. 

Aus  einer  Art  Askos  scheint  die  Gestalt  des  seltenen  Nea- 
peler Stückes  aus  Canosa  Taf.  VIII  8  entwickelt  zu  sein.  Die  nächste 
Vorstufe  bilden  Gefässe  wie  Notizie  1901,  501  fig.  3,  und  Bull. 
Pal,  1901  tav.  IV  7.  Im  Rahmen  des  gegenwärtigen  Artikels 
muss  ich  es  mir  versagen,  die  Bedeutung  dieses  Stückes  nach 
allen  Seiten  zu  würdigen. 

V.  Tarent. 

Bereits  seit  Anfang  dieser  Untersuchungen  ist  wiederholt  von 
dem  wichtigen  Fund  die  Rede  gewesen,  welcher  i.  J.  1880  in 
der  Neustadt,  dem  Borgo  nuovo,  von  Tarent  unweit  des  Museums 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  233 

gemacht  wurde  (^).  Mehr  als  350  Vasen,  die  meisten  wohlerhalten, 
zog  man  aus  einer  tiefen  Grube  in  Via  Cavour,  wovon  ein  Teil 
monochrome  Impasto-Waare,  der  übrige  bemaltes,  teilweise  recht 
feines  Thongeschirr  war  {-). 

Die  Erscheinung,  dass  hunderte  von  Vasen,  die  zudem  zwei- 
erlei verschiedenen  Culturen  angehören,  in  einer  Grube  geborgen 
wurden,  findet  ihre  natürliche  Analogie  und  Erklärung  in  Puti- 
gnano,  R.  M.  XIX  206,  wo  die  Gräberreste  in  einen  Haufen  zu- 
sammengescharrt in  einer  kleinen  unterirdischen  Kammer  geborgen 
wurden,  hier  offenbar  in  der  Meinung,  dass  es  sich  um  Reste 
christlicher  Ruhestätten  handele.  Der  betreffende  Teil  von  Tarent 
ist  erst  in  neueren  Zeiten  bebaut  worden,  so  dass  der  Vorgang 
ehedem  bei  Feld-  und  Erdarbeiten  auf  freiem  Felde  stattge- 
funden haben  muss  und  die  Funde  recht  wohl  von  einer  ganzen 
Strecke,  sogleich  oder  nach  und  nach,  zusammen  gelesen  sein 
mochten.  Alle  Wahrscheinlichkeit  spricht  dafür,  dass  es  auch 
hier  Gräber  waren,  aus  denen  man  diese  Topfwaare  hervorzog.  Dass 
auch  Wohnstätten  in  der  Nähe  lagen,  ist  nach  dem  a.  a.  0.  209 
Dargelegten  nicht  unmöglich. 

Die  ältere  Gruppe,  etwa  140  Stücke  umfassend,  weist  Töpfe 
und  dazu  gehörige  Henkelschalen  auf,  daneben  einige  Näpfe  und 
Schalen  anderer  Form;  alle  aus  schwärzlichem  oder  dunkelgrauem 
Material.  Die  andere,  trotz  ihrer  grösseren  Anzahl  (gegen  220), 
hat  gar  keine  Henkelschalen,  Töpfe  nur  in  geringem  Maasse,  dane- 


(»)  Heibig,  Bull  d.  Inst.  1881  p.  178.  Viola,  Ann.  d.  Ist.  1883  p.  106. 
Orsi,  Bull.  Paletn.  1885  p.  72;  1890  p.  132.  Die  von  vornherein  unwahrschein- 
liche, von  Petersen  in  diesen  Mitth.  XIV  p.  186  mit  Recht  zurückgewiesene 
Nachricht,  dass  es  sich  um  ein  grosses  Grab  gehandelt,  gab  mir  gelegentlich 
seines  Aufenthaltes  in  Bari  Herr  Viola,  welcher  sie  meinen  Zweifeln  gegen- 
über durch  eine  grosse  Skizze  illustrirte  (diese  improvisirte  Zeichnung  ist 
mir  während  des  Druckes  der  Peucetia  in  Bari  1898  abhanden  gekommen). 
Es  ist  übrigens  ein  alter  Jrrtum;  auch  Orsi  B.  P.  1890,  132  spricht  davon 
als  einer  curiosa  tomba. 

(")  G.  Patroni  welcher,  wie  schon  von  Andern  festgestellt  worden  (in 
diesen  Mitth.  XIV,  178,  2),  bei  seinen  unmittelbar  vorangehenden  Arbeiten  die 
fundamentale  Tarentiner  Gruppe  nicht  kannte,  hat  Atti  delVAcc.  Nap.  1898 
der  Versuchung  nicht  widerstehen  können,  bei  der  rotfig.-unteritalischen  Va- 
senmalerei sich  mit  diesen  z.  T.  prähistorischen  Dingen  zu  beschäftigen. 


234  M.    MAYER 

ben  einige  Kratere  (in  Fragmenten) ;  die  allermeisten  Stücke  sind 
kugelförmige  Tassen,  bald  klein,  bald  etwas  grösser,  aber  jeden- 
falls so  entschieden  überwiegend,  dass  wenn  nicht  deutliche  Ver- 
schiedenheiten in  der  Ausführung  vorhanden  und  die  Gefässe  selbst 
stark  angegriffen  wären,  Mancher  wohl  gar  von  den  Besten  einer 
Töpferei  reden  würde ;  ein  Gedanke,  welcher  übrigens  schon  durch 
die  Ungleichheit  des  übrigen  Geschirrs  ebenso  ausgeschlossen  wird 
wie  durch  die  Gegenwart  der  Impasto- Serie. 

Im  inneren  Apulien  ist  in  ausgiebigem  Maasse  die  Sitte  be- 
obachtet worden,  den  Toten  eine  Tasse  mit  ins  Grab  zu  geben, 
imd  zwar  von  ähnlicher  Kugelform  und  einem  nachgeahmt  pri- 
mitiven Aussehen,  welches  von  dem  der  übrigen  Stücke  seltsam 
genug  absticht  (S.  176  ff.);  die  Tasse  schien  sich  öfter  über  dem 
geschlossenen  Grabe  vorzufinden.  Es  wurde  bereits  bei  jenem 
Anlass  an  das  Epigramm  des  Tarentiner  Dichters  erinnert,  wonach 
der  Tote  die  Kylix  nur  ungern  vermisste.  Und  die  Folgerung  ist 
kaum  abzuweisen,  dass  diese  alttarentiner  Tassen  ungefähr  eben- 
soviele  Gräber  anzeigen.  Rein  griechisch  brauchten  dieselben  darum 
ebenso  wenig  zu  sein  wie  jene  apulischen  Gräber.  Allein  ein 
Merkmal  ist  damit  allerdings  gegeben  für  eine  Cultur,  welche 
nicht  wie  die  mit  Töpfen  und  Henkelschalen  sich  zur  altitalischen 
in  Parallele  stellt.  Die  Anzahl  der  Gräber,  beide  Serien  zusam- 
mengenommen, würde  hiernach  also  eine  beträchtliche  gewesen 
sein  und  den  Charakter  der  Ansiedlung  weit  über  denjenigen 
versprengter  Bevölkerungs  -Elemente  erheben.  Sicherlich  lagen  an 
anderen  Punkten  noch  andere  Gräber  und  andere  Wohnstätten,  wie 
sich  auch  in  Putignano  Gräber  mit  derselben  archaischen  Vasen- 
gattung an  anderen  Punkten  der  Stadt  gefunden  haben.  (R.  M. 
XIV,  53  u.  ö.). 

Der  Beschauer,  welcher  zum  ersten  Mal  die  beiden  Serien 
nebeneinander  sieht,  ist  nur  allzu  geneigt,  die  monochromen  Ge- 
fässe einer  viel  älteren,  tieferen  Gräberschicht  zuzuschreiben.  Diese 
Möglichkeit  ist  aber  schon  ohnehin  gering  oder  eingeschränkt,  wenn 
wir  die  besonderen  Umstände,  denen  die  Erhaltung  dieses  Vasen- 
haufens verdankt  wird,  richtig  verstanden  haben :  denn  solche  ge- 
legentlichen Feldarbeiten  pflegen  nicht  sehr  weit  in  die  Tiefe  zu 
dringen,  jedenfalls  nicht  über  Bedürfniss  und  Zufall  hinaus  zu 
gehen,  und  daher  selten  mehr  als  eine  antike  Schicht  zu  Tage  zu 


DIE    KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APULIENS  235 

fördern.  Auch  müsste  in  diesem  Falle  die  zweite  Serie  eine  Ent- 
wickelung,  eine  Fortsetzung  der  ersten  darstellen;  wie  dies  auch 
z.  B.  Quagliati  {Not.  d.  sc.  1902,  584)  anzunehmen  scheint.  Bei 
näherer  Vergleichung  ergiebt  sich  aber,  dass  dies  nicht  der  Fall  ist. 
Die  Vertreter  der  bemalten  Thonwaare,  Avelche  letzte  durchaus  in 
fertiger  Technik  unvermittelt  auftritt,  stellen  wohl  ein  neues,  aber 
darum  noch  nicht  jüngeres  Cultur-Element  dar,  welches  höchst 
wahrscheinlich  neben  jenem  bestand,  so  dass  sich  allenfalls  Wechsel- 
beziehungen ergaben,  aber  keine  Uebergänge,  welche  das  Anfangssta- 
dium der  zweiten  Periode  bezeichnen  könnten.  Darin  liegt  eben 
die  Bedeutung  dieses  Fundes,  dass  hier  mit  einer  gänzlich  durch 
Impasto  repräsentirten  Cultur  in  nächster  Nachbarschaft  eine  Ke- 
ramik erscheint,  welche  ebenso  ausschliesslich  in  Thon  und  Bema- 
lung —  wenige  Stücke  sind  unbemalt  —  arbeitet.  Nicht  um  spora- 
dische Spuren  einer  Fremdcultur,  wie  sie  in  den  Rundhügelgräbern 
auftreten,  oder  um  einen  beliebig  verpflanzten  Jndustriezweig 
handelt  es  sich,  sondern  um  eine  gleich  jener  ersten  compakt  auf- 
tretenden Masse  (^),  um  eine  in  sich  homogene,  zusammenhängende 
Culturschicht,  mit  den  deutlichen  Merkmalen  einer  Bevölkerung, 
die  von  der  andern  verschieden,  doch  mit  ihr  zusammen  wohnte 
und  lebte. 

Betrachten  wir  zunächst  die  monochrome  Gruppe.  Jhrer  tech- 
nischen Beschaffenheit  nach  erscheinen  die  Gefässe  schwer  und 
dickwandig,  aber  regelmässig  gearbeitet,  aus  einem  gemischten 
Material,  an  der  Aussenseite  polirt,  wobei  bald  die  schwärzliche, 
bald  die  graue  Farbe  überwiegt.  Von  eingeritzten  Verzierungen  ist 
keinerlei  Spur  zu  bemerken.  Am  meisten  Aehnlichkeit  besitzen  sie, 
um  von  Süd-Italien  zu  sprechen,  mit  gewissen  Gefässen  aus  dem 
westlichen  Calabrien;  Apulien  selbst,  verrät  in  den  vereinzelten 
Impasto-Stücken,  die  den  Fundumständen  nach  auf  die  Eisenzeit 
deuten,  einen  gewissen  Verfall  der  alten,  monochromen  Töpferkunst, 
indem  die  sandigen,  kieseligen  Bestandteile  ungebührlich  hervor- 
treten, die  alte  Politur  manchmal  durch  Anfettung  ersetzt  wird  und 
in  den  Formen  sich  bereits  griechische  Elemente  einmischen.  Diese 
Decadenz  bemerkt  man  an  den  Tarentiner  Gefässen  noch  nicht; 
sie  sind  sogar  aus  besserem  Material  und  von  regelmässigerer  Ar- 
beit als  die  Reste  aus  den  Hügelgräbern  der  Murge. 

(^)  An  diesem  Verhältniss  würde  sich  auch  dann  nichts  ändern,  wenn 
man  die  beiden  Sorten  durcheinandermischen  wollte. 


236  M.    MAYER 

Von  den  Töpfen  der  monochromen  Serie  (Beil.  VIII 3,  Formen- 
taf.  4,  6  vgl.  12),  erreichen  die  meisten  nur  eine  Höhe  von  0,15-0,20, 
während  andere,  nach  den  Fragmenten  zu  urteilen,  viel  grösser 
gewesen  sein  müssen.  Der  vorherrschende  T^^pus  hat  über  dem 
breiteren  Unterkörper  einen  deutlich  abgesetzten,  mehr  oder  we- 
niger schrägen,  oft  leicht  geschwellten  Oberteil  mit  umgebogenem 
Rand.  Die  Henkel,  in  der  Regel  aufrecht,  waren  ursprünglich 
jedenfalls  kurz,  auch  wohl  manchmal  altertümlich  eingefuicht  (141), 
an  Bauch  und  Schulter  ansitzend;  derartige  Gefässe  müssen,  wie 
das  vierhenklige  142  (Form  6)  ungemein  an  die  1.  Periode  von 
Este  erinnert  haben,  während  andere,  durch  die  starke  Verjün- 
gung des  Körpers  nach  oben  jenen  ähneln,  die  aus  den  altitalischen 
Gräbern  von  Sybaris  und  Cumä,  und  noch  entsprechender  aus 
Latium  bekannt  geworden.  Es  fehlen  nicht  plastische  Dornen,  bei 
andern  vertikale  Rippen,  die  einen  wie  die  anderen  isolirt  an  etwa 
4  Stellen  des  Körpers.  Bei  so  naher  Verwandtschaft  mit  andern 
italischen  Gruppen  wie  sie  sich  auch  aus  andern  Gefässformen 
ergeben  wird,  kann  es  nur  Zufall  sein,  dass  hier  Exemplare  mit 
tiefsitzenden,  seitlich  abstehenden  Henkeln  fehlen:  dafür  bürgt 
auch  die  bemalte  Waare,  135  =  Peuc.  Taf.  IV  A,  p.  35  f.,  auch 
ein  rotthoniges  Exemplar  (136;  Beil.  X,  12),  Stücke,  welche  ohne 
den  Vorgang  der  alten  Impasto-Keramik  diese  Eigentümlichkeit 
nicht  hätten  reproduciren  können.  Als  jüngere  Form  dieser  ja  nicht 
auf  eine  Generation  beschränkten  Impasto-Keramik  können  die 
breiten,  den  Rand  überragenden  Bandhenkel  betrachtet  werden, 
wie  sie  hier  namentlich  in  Verbindung  mit  gedrückteren  Gefäss- 
proportionen  auftreten,  und  die  sich  merklich  genug  von  den  äl- 
teren, weniger  geöffneten  Henkeln  unterscheiden.  F.  7,  10. 

Ich  wundere  mich,  dass  ein  so  besonnener  Forscher  wie  Qua- 
gliati  sich  hier  von  einer  Vergleichung  der  Timmari-Keramik, 
namentlich  durch  Herausgreifen  einzelner  Stücke,  Aufschluss  ver- 
sprechen konnte  {Not.  d.  scavi  1902,  584).  Jene  von  Ridola  und 
Quagliati  aufgedeckte  Brand-Nekropole  am  Bradano  gehört,  ihrem 
ganzen,  von  den  Entdeckern  selbst  richtig  gewürdigten  Charakter 
nach,  im  Wesentlichen  noch  der  Bronzezeit  an  (^);  für  welche 
unter   Anderem   auch    die    randlosen    Urnen  -Typen   bezeichnend 

0)  Vgl.  Bull  d.  Paletn.  1901  p.  27  (Ridola).  Notizie  d,  scavi  1900 
p.  345  (Ridola   und   Quagliiiti).   Jetzt  vollständiger:  Mon.   dei  Lincei.  XVI. 


DIE    KERAMIK   DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  237 

sind  (^).  Hier  hingegen  haben  wir  es  mit  den  ausgesprochenen 
Formen  der  italischen  Eisenzeit  zu  tun,  Formen  die  sich  nur  frei 
gehalten  haben  von  gewissen  Eigentümlichkeiten,  wie  sie  den 
meisten  Villanova-Ürnen  in  Nord-  und  Mittel-Italien  eigen :  also  der 
unverhältnissmässigen  Höhe  des  Oberteils,  der  herausgedrückten 
Schulter,  der  Zuspitzung  unterwärts  zu  einem  zweiten  Kegel. 
Und  man  kann  sagen,  das  in  Tarent  beobachtete  Formengesetz 
beherrscht  die  gesamte  Keramik  Apuliens  in  allen  drei  Provin- 
zen. Patroni  hat  diese  Differenzirung  der  Villanova-Ürne  nicht 
begriffen  und  sich  daher  heftig  gesträubt,  diese  Charakteristik  der 
apulischen  Gefässe  anzuerkennen  (*). 

Das  Verhältnis  zu  der  Formenwelt  der  nördlichen  Balkanlän- 
der, der  Ungarischen  und  Steiermärker  Bronzezeit  ist  hier  nicht  zu 
untersuchen  (^).  Sicher  hängt  der  alte  Urnentvpus  Form  6  =  Este  I 
(unedirt)  aufs  Engste  mit  Illyrischem  zusammen;  (vgl.  Mitth.  a. 
Bosnien  V,  1893,  Taf.  45;  III  1895,  Fig.  118,  125,  379);  ja  er 
scheint  dort  fester  zu  wurzeln  als  auf  der  Apenninenhalbinsel. 
Andererseits  bemerke  man  die  eigenthümlichen,  oben  zusammen- 
gedrückten Spitzohrenhenkel  unserer  Gruppe,  die  in  der  zweiten 
(vgl.  Form  14  und  S.  243)  besonders  ausgiebige  Verwendung  finden : 
hier  bietet  das  alte  Japodenland  Bosn.  Mitth.  V  Taf.  32,  247  u.  ö. 
vielleicht   nähere  Analogien   als  die   entlegene  I.  Siculer-Epoche. 

Die  Schalen  (Beil.  VIII 1.  Form  1)  haben  durchweg  ausgebo- 
gene Randlippe,  mit  einer  Ausnahme  die  einer  anderen  Entwicke- 
lungsreihe  anzugehören  scheint  (Form  2).  Der  Körper  zeigt  von  der 
Kehle  ab  eine  Ausladung,  welche  grösseren  Durchmesser  als  die 
Mündung  zu  erreichen  pflegt,  und  meistens  kantig,  seltener  rundlich 
gestaltet  ist,  im  ersten  Falle  leicht  kegelförmig  nach  unten  verlau- 
fend meistens  mit  geringer  Standfläche.  Solche  Schalen-Typen  be- 
gegnen in  Calabrien  in  durchaus  übereinstimmender  Technik  mit  den 


(*)  Vgl.  Mayer,  Staz.  preist,  di  Molfetta  p.  98  u.  99.  Im  Allgemeinen 
ist  auf  die  bekannten  Arbeiten  von  Pigorini  zu  verweisen:  vgl.  a.  Brizio, 
la  Grotta  del  Farnl. 

O  Bull.  d.  Paletv.  1898,  63.  1899,  42.  Zustimmend  jedoch  Petersen,  in 
diesen  Mitth.  1899,  XIV  p.  188.  Vgl.  a.  Pigorini,  Bull  P.  1901,  15;  Ta- 
ramelli,  ib.  1894,  21. 

(,»)  Ich  habe  die  Frage  in  der  Berliner  Arch.  Ges.  1906  Mai-Sitzg. 
behandelt. 

16 


2:^8  M.    MAYER 

von  dort  erwähnten  Töpfen  gleichen  Fundorts  (angeblich  Lokri)  (^). 
Man  kann  auch  wohl  bemerken,  dass  bereits  die  Bronzezeit  auf  solche 
Typen  hinstrebt,  wenn  auch  mit  andern  Henkeln  als  sie  hier  beschrie- 
ben werden.  Dahingegen  sehe  ich  nicht  ein,  welchen  Zweck  es  haben 
könnte,  diese  Tarentiner  Schalen,  mit  noch  älteren,  ganz  verschie- 
denen Schalentypen  zusammen  zu  stellen  {Not.  d.  sc.  1902,  a.  a.O.), 
welche  im  Wesentlichen  zum  neolithischen  Formengut  gehören,  mö- 
gen sie  sich  auch  in  der  bronzezeitlichen,  von  Quagliati  entdeckten 
Ansiedlung  am  Porto  mercantile  (^)  vorfinden.  Quagliati  will  dar- 
tun, dass  unsere  monochrome  Gruppe  vom  Borgo  nuovo  eine  direkte 
Fortsetzung  jener  älteren  von  Punto  Tonno  (oder  Scoglio  Tonno) 
darstelle.  Die  von  ihm  herangezogenen  Typen  indessen  beweisen 
grade  das  Gegenteil.  Dieser  Teil  seiner  Darlegung  scheint  mir 
noch  weniger  glücklich  als  der  Hinweis  auf  Timmari  und  seine 
Urnen,  die  trotz  ihres  überwiegenden  Bronzezeit-Charakters  der 
hier  in  Frage  stehenden  Tarentiner  Neustadt-Schicht  immer  noch 
zeitlich  näher  stehen,  als  die  Station  am  kleinen  Hafen. 

Diese  Schalen,  welche  übrigens  oftmals  kleine,  sporadische 
Dornen  in  der  Weise  wie  die  Töpfe  aufweisen,  haben  überwiegend 
einen  breiten,  rundlichen  Henkel,  und  davor  an  der  Mündung 
einen  schrägen  oder  aufrechten  Zapfen  von  gleicher  Breite,  welcher 
vorne  Vertiefungen,  offenbar  zur  Aufnahme  von  Metallbuckeln 
aufweist.  Keminiscenzen  an  diesen  Typus  sind  uns  bereits  an  den 
geometrisch  bemalten  Bechern  (§  11)  Nord-Apuliens  begegnet,  wie 
auch  die  älteren  dortigen  Schalen  §  13  B  einigermaassen  an  Ta- 
rent  erinnern.  Manche  (Beil.  VIII  2)  haben  ausser  dem  beschrie- 
benen Henkel  noch  gegenüber  einen  dreieckigen,  als  Relief  anlie- 
genden Scheinhenkel,  ganz  von  der  Art  wie  manche  bauchigen, 
halslosen  Ossuarien  der  1.  Eisenzeit,  z.  B.  in  Albano  und  in  Narce 
(Mus.  Papa  Giulio  5520).  Gelegentlich  ist  der  Henkel  als  einfa- 
cher Halbring,  nicht  bandförmig,  gebildet  und  alsdann  zuoberst 
derartig  seitlich  zusammengedrückt,  dass  er  eine  Spitze  bildet, 
also  wie  bei  manchen  Töpfen;  z.  B.  Beil.  VIII  1.  In  einem  an- 
dern Falle  (Form  2)  ist  der  Henkel  oben  geknickt :  ein  Ausnahme- 
fall, der  sich  in  Lokri  wiederholt,  jedoch  mit  dem  Unterschied, 

(^)  Eine  solche  ist  die  von  mir  in  Keggio  erlangte,   Bari  M.  P.  4260. 
n  Notizie  d.  sc.  1900,  ^W.  Bull  Pal  XXVI,  284;  vgl.  dd^zn  Ä/olfetta 
p.  189  u.  110.  Berl.  Phil.  Wochenschr.  1905  Sp.  1615. 


DIE   KERAMIK   DES   VORGRIECHISCHEN   APüLlEKS  239 

dass  er  dort  eine  Schale  der  gewöhnlichen  Form  unserer  Gruppe 
betrifft,  während  der  vorliegende  ausnahmsweise  einen  kurzen  rand- 
losen verticalen  Hals  darbietet. 

Auch  Sybaris  scheint  ein  Beispiel  dieser  Art  zu  bieten  (Not. 
d.  sc.  1888  tav.  XV,  3,  p.  469),  nur  dass  wie  häufig  dort,  noch 
eine  ringartige  Schwellung  sich  um  den  Gefässhals  legt  (^).  Im 
Allgemeinen  scheint  in  den  ungriechischen  Teilen  des  Sybaris- 
Gebietes  der  gleiche  Schalentypus  geherrscht  zu  haben;  und  es 
ist  dabei  bemerkenswert,  wie  der  Henkel  an  der  flachen  Vorderseite 
auch  dort  Reihen  von  Löchern,  d.  h.  Vertiefungen  zur  Aufnahme 
von  Metallnägeln  aufweist;  man  vermisst  nur  die  breiten  em- 
porstehenden Zapfen:  a.  0.  tav.  XIX.  10,  p.  474. 

üeber  jene  eigentümlichen  Tarentiner  Zapfenhenkel  vermag 
ich  (^)  noch  nicht  genügenden  Aufschluss  zu  geben.  Ich  verweise 
jedoch  auf  die  Bosnischen  Funde.  Ein  Gefäss  mit  solchen  Henkeln 
ist  Bosn.  Mitth.  V  67,  5  abgebildet.  Es  soll  aus  einem  römischen 
Brandgrabe  stammen.  Abgesehen  von  dem  leicht  zu  corrigirenden 
Irrtum,  dass  die  für  römisch  gehaltene  Oenochoe  daselbst  No.  1 
vielmehr  dem  III-I  V.Jahrhundert  ünteritaliens  anzugehören  scheint^ 
so  gut  wie  manches  andere  dort  als  römisch  bezeichnete  Geschirr  (^), 
haben  wir  es  jedenfalls  mit  einer  langlebigen,  sehr  alten  Henkel- 
form zu  tun;  denn  sie  bildet  die  notwendige  Voraussetzung  zu 
solchen  aus  weit  älteren  dortigen  Schichten  hervorgegangenen  wie 
IV  p.  42  n-  16,  wo  der  Zapfen  mit  dem  Rundhenkel  verschmolzen 
ist,  auch  die  alten  Funde  V  Taf.  51,  5;  50,  1  beweisen  es.  Andre 
Zeugnisse  aus  dem  lapodenlande  wurden  bereits  aufgewiesen.  Wie 
nahe  sich  die  Henkeltypen  der  Ostseite  der  Adria  mit  den  Itali- 
schen berühren,  hat  Hoernes  {*)  an  gewissen,  charakteristischen 
Beispielen  dargelegt,  —  eine  Vergleichung  die  sich  vielleicht  noch 
weiter  führen  Hesse.  Weit  ferner  stehen  den  Tarentiner  Formen 
urgriechische  Zapfenhenkel,  nicht  nur  jene  schlanken  der  kyprischen 
Keramik  (^),   sondern  auch  jene   seltene   Importware    welche   in 

C)  Vergl.  etwa  Schliemann  Myk.  Nr.  353  und  478;  Ilios  381  (p.  436). 

(^)  Trotz  der  den  älteren  Epochen  gewidmeten  Studie  Colini's  Bull. 
Pal.  33  (1907)  p.  118  ff.  198  ff.,  besonders  202  ff. 

(»)  Bosn.  Mitth.  V,  1893,  Taf.  47;  1,  2,  4-6;  vgl.  IV,  1892,  Taf.  I.  1. 
VIII,  1896,  p.  247,  86. 

(*)  Zur  Prahlst.  Formenlehre  I  p  6.  (Mitth.  d.  Wien.  Präh.  Comm.  1. 1898). 

("*)  Einige  Beispiele  s.  Molfetta  p.  112,  1;  vgl.  Louvre  A  36  pl.  7u.  v.  a. 


240  M.    MAYER 

den  verschiedenen  neolithischen  Stationen  Apuliens  Eingang  ge- 
funden, dort  bereits  mit  complicirten  Weiterbildungen,  aus  denen 
sich  die  vorliegenden  einfacheren  nicht  hätten  zurückeutwickeln 
lassen  (^). 

Man  bemerkt  in  Tarent  noch  (^)  eine  Anzahl  unbedeutender 
niedriger  Näpfe,  manche  mit  rundlichem  Seitenhenkel  versehen 
(Form  3),  ausserdem  vereinzelt  ein  Schüssel-oder  Napf-Fragment 
von  dem  sputaruola-Tji^us,  mit  stark  nach  innen  gebogenem,  öfter 
kantigem  ßand  (Form  5):  dies  vielleicht,  trotzdem  sie  in  Is- 
trien  (^)  und  Picenum  wiederkehrt,  eine  Fremdform,  gleich  dem 
kleinen  Askos  213  (F.  8),  einem  Typus,  welcher  in  beide  Reihen  un- 
gefähr zu  gleicher  Zeit  eingedrungen  sein  muss,  nach  der  Erschei- 
nungsform und  Grösse  zu  urteilen,  welche  sich  in  den  Exemplaren 
der  zweiten  Reihe  wiederholt  (vgl.  Jahrb.  d.  Inst.  1907,  230 
Abb.  32). 

Die  hier  beschriebene  Culturschicht  hebt  sich  deutlich  ab  gegen 
die  neolithischen  und  bronzezeitliclien,  die  uns  aus  Apulien  in  den 
letzten  Jahren  bekannt  geworden,  auch  gegen  die  schon  erwähnte 
Brandnekropole  von  Timmari.  Wir  haben  keinen  Grund  mit  den 
Folgerungen  zurückzuhalten.  Die  Bevölkerung,  welche  Tarent  vor 
der  Gründung  der  dorischen  Colonie  inne  hatte,  war,  wie  allgemein 
bekannt,  die  japygische.  Es  bleibt  also  gar  keine  Wahl,  wem  diese 
Gruppe  von  Alterthümern  zuzuschreiben  sei.  Ich  wiederhole,  es 
besteht  keine  Verbindung  zwischen  dieser  Neustadt-Ansiedlung 
und  der  Cultur  der  Pfahlbauten  am  kleinen  Innenhafen,  welche 
damals  bereits  aufgehört  hatte  zu  bestehen,  oder  durch  die  Inva- 
sion der  Japyger  ihr  Ende  erreichte.  Dass  diese  Einwanderung  mit 
jener,  welche  die  Villanova-Cultur  brachte,  parallel  ging,  kann  kei- 
nem Zweifel  mehr  unterliegen.  Wir  können  vielleicht  weiter  gehen 
und  behaupten,  dass  auch  weiter  westlich,  in  Calabrien,  sicli 
dasselbe  Element  bemerkbar  mache  und  sein  Auftreten  gleichen 
Bedingungen  unterliegen  müsse.  Nicht  nur  die  Japyger  selber  waren 
bis  dorthin  vorgedrungen  und  hatten  dort  noch  Sitze  zur  Zeit  der 

(*)  Beispiele  in  Matera,  in  der  Molf.  §  19  behandelten  Klasse. 

(^)  Ziemlich  allein  zu  stehen  scheint  die  Tasse  n.  45  aus  rötlichem 
Material. 

C)  Atti  d.  Soc.  Istr.  di  Arch.  V  1889,  tav.  VI.  Orsi,  B.  P.  1885  tav.  II 
10,  17.  Mon.  dei  Lincei  V  tav.  VIII  49  p.  290  fig.  76. 


DIE   KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  241 

Gründung  Krotons,  sondern  auch  im  Gebiet  von  Sybaris  sassen 
verwandte  Elemente  und  verblieben  dort  noch  nach  Gründung  der 
achäischen  Colonie.  Es  sassen  dort  Choner  und  Oinotrer,  früher 
jedenfalls  Sikuler  und  Morgeten,  die  nach  Westen  hin  gedrängt 
waren.  Davon  gehören  die  beiden  letzteren  Elemente  (Molfetta 
p.  295  f.)  zu  den  neolithischen,  die  aus  Apulien  bereits  vertrieben 
oder  doch  stark  decimirt  waren,  aber,  wie  man  speciell  von  den  Si- 
kulern  weiss,  in  Calabrien  eigentlich  nie  aufhörten  zu  existiren; 
die  von  den  Samnitern  aus  Lukanien  verdrängten  Oinotrer  bleiben 
trotz  Antiochus  ziemlich  dunkel.  Die  Choner  aber,  von  den  in 
Epirus  fortlebenden  Chaonern  nicht  verschieden,  gehören  zu  der- 
selben illyrischen  Völkergruppe,  wie  die  Japyger  selbst  (^). 

Die  Sybaris-Funde  erstrecken  sich  über  einen  grösseren  Zeit- 
raum als  der  Tarentiner  Fund  vom  Borgo  nuovo,  der  etwa  den  An- 
fang ihrer  Epoche  bezeichnen  mag ;  ihre  nach  hunderten  zählenden 
Gräber  aus  einem  Terrain,  dessen  Umfang  und  Grenzen  nicht 
genau  festzustehen  scheinen,  enthalten  naturgemäss  ungleich  Mehr 
und  Mannigfaltigeres  als  jener  Einzelfund;  sie  spiegeln  vielleicht 
sogar  die  Cultur  von  mehr  als  einer  Völkerschaft  wieder.  Was 
sie  aber  prinzipiell  von  Tarent  unterscheidet,  ist  das  völlige  Fehlen 
der  bemalten  Vasen,  welche  in  Tarent  daneben  in  compakter 
Masse  auftreten  und  eben  eine  anders  geartete  Cultur  darstellen. 
Ein  vereinzeltes  Töpfchen  aus  grobem  ungereinigten  Thon,  mit 
geometrischen  Andeutungen  {Notizie  d.  sc.  1888,  tav.  XIX,  12,  zu 
p.  576),  genügt  grade,  um  als  eine  Ausnahme  uns  diese  Verschie- 
denheiten noch  mehr  inne  werden  zu  lassen.  Dasselbe  gehört  in 
der  Tat  den  nichtgriechischen  Ansiedlungen ;  es  ist,  eben  seiner 
Seltenheit  wegen,  im  Museum  zu  Cosenza  nur  äusserlich  von  dem 
übrigen  getrennt  und  in  einem  verschlossenen  Glasschranke  ge- 
borgen, welcher  die  an  andern  Punkten  der  Gegend  gefundenen, 
archaisch  griechischen  Objecte,  als  Terrakotta- Figuren,  Korinthi- 
sche Väschen  etc.  enthält. 

Wir  kommen  zur  zweiten  Gruppe  von  Borgo  nuovo.  Die 
Gefässe  sind  durchweg  aus  gereinigtem,  übrigens  nicht  sehr  hell 
erscheinendem  Thon  auf  der  Drehscheibe  hergestellt,  mit  wenigen 
Ausnahmen  dünnwandig;  in  der  Regel  auch  mit  einem   leichten, 

(')  Heibig,  Hermes  XI  268.  Pais,  Storia  della  Sicilia  e  Magna  Gre- 
cia  I,  passim. 


242  M.   MAYER 

der  Materialfarbe  homogenen  Ueberzug  versehen.  Nur  ganz  wenige 
haben  rötliche  Färbung  angenommen  (z.  B.  76.  78.  170.  173). 
Einige  Stücke  von  geringerer  Ausführung  bieten  keine  principiellen 
Verschiedenheiten,  auch  nicht  die  paar  unbemalten,  z.  B.  flache  und 
tiefere  Näpfe.  Zur  Bemalung  dient  eine  einzige  dunkele,  stumpfe 
Farbe,  welche  bald  schwärzlich,  bald  mehr  bräunlich  erscheint.  Bei 
der  Sicherheit,  ja  Virtuosität,  womit  der  Decorationsstil  gehandhabt 
wird,  fehlt  es  nicht  an  Anzeichen  von  Flüchtigkeit.  Und  diese 
sind  entschieden  charakteristischer  als  die  paar  kleinen  Gefässe, 
welche  entweder  stümperhaft  oder  nachlässig  mit  ein  paar  hinge- 
worfenen grossen  Ornament-Andeutungen  versehen  sind. 

Ein  lioher  ovaler  Kecipient  (n.  97,  Fragmt.)  fällt  durch  eine 
etwas  primitive  Bemalung  auf,  schmale,  oben,  wie  es  scheint,  nicht 
einmal  geschlossene  Zone  von  breiten,  niedrigen  Gitterdreiecken 
nahe  der  Mündung,  (der  äusserste  Kand  gebrochen).  Doch  lässt 
sich  wohl  auch  dieses  Stück,  auf  welches  ich  Molfetta  p.  125,  1 
Bezug  nahm,  nach  Thon  und  Technik  nicht  von  den  andern  tren- 
nen, namentlich  von  einer  grossen,  tiefen  beckenartigen  Schüs- 
sel aus  demselben  grauen  Thon,  mit  einem  bordirten,  schräg 
(kreuzweise)  gegitterten  Streifen  am  Band  (vgl.  Schliemann  Ti- 
ryns  Taf.  26e)C). 

Es  wurde  bezüglich  der  Gefässformen  bereits  liervorgehoben, 
dass  die  Tasse  durchaus  vorherrscht.  Und  zwar  folgt  dieselbe 
einem  feststehendem  Typus  von  wesentlich  kugeligem  oder  sack- 
förmigem Zuschnitte,  ohne  andere  Profilirung  als  diejenige,  welche 
sich  aus  der  natürlichen  Einschnürung  gegen  die  Mündung  und 
dem  leicht  ausgebogenen  Rand  ergiebt.  Der  abgesetzte  steife,  auf- 
rechte Hals,  welcher  der  Impasto-Serie  mit  Ausnahme  einer  einzigen 
Schale,  fremd  ist,  begegnet  hier  öfter,  manchmal  mit  leichter  Nei- 
gung zur  Randbildung  (Beil.  VIII  4.  5.  X  15).  Andere  grosse  Tassen 
mit  markirtem  schrägem  Hals  sind  unter  dem  Einfluss  des  so- 
gleich zu  nennenden  Topftypus  entstanden  und  daher  unten  platt,  ja 
sogar  mehrfach  mit  Fussplatte  versehen.  F.  13.  Beil.  IX  1.  3.  7. 
Die  Henkel  zeigen  nur  zum  Teil  die  einfache  Form  eines  von 
Lippe  zum  Bauch  reichenden,  starken  Bandes.  Sehr  zahlreiche  sind 

0)  Doppel-Nr.  95  =  441;  Frgmt.  Das  übrigens  leicht  zu  ergänzende 
Gefäss  erinnert  an  das  Hallstätter  Bronzebecken  Hörnes  Urgeschichte  der  bil- 
denden Kunst  500,  von  dem  Henkel  abgesehen. 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIEOHISCHEN    APULIENS  243 

vielmehr  aus  jenem  spitzohrigen  Typus  hergeleitet,  den  man  z.  B. 
in  Illyrien  (S.  237),  ähnlich  auch  in  Sicilien  (^)  besonders  in  der 
I.  Periode  beobachtet,  wobei  unbeschadet  der  inneren  ohrartigen 
Kundung,  die  Spitze  schmal  in  die  Höhe  getrieben  wird  und 
beide  Schenkel  sich  nach  diesem  Punkte  hin  merklich  verschmä- 
lern. Jedoch  liegt  dieser  Spitzohren-Typus  nur  noch  in  verhältniss- 
mässig  wenigen  Exemplaren  rein  und  unverändert  vor:  Beil.  VIII 
5.  X  17;  nur  zu  oft  hat  bereits  eine  Weiterbildung  Platz  ge- 
griffen, sei  es  dass  die  Spitze  eingedrückt  ist  oder  die  beiden 
Hälften  durch  eine  breit  gedrückte,  sattelartige  Einsenkung  aus- 
einander gehalten  werden :  VIII  4.  X  15.  Dabei  sprechen  natür- 
lich die  Knickhenkel  mit,  wie  sie  am  frühesten  wohl  in  Sicilien  {% 
am  häufigsten  in  der  2.  Eisenzeit  Italiens  im  Einklang  mit  tran- 
sadriatischen  Ländern  vorkommen.  Allein  diese  Vorstufe  ist  hier 
gänzlich  übersprungen  und  statt  dessen  gleich  zu  einer  weit  raf- 
finirteren  Form  übergegangen;  sie  lässt  sich  auch  in  der  Nach- 
barschaft nicht  mühelos  nachweisen.  Die  monochrome  Serie  lie- 
ferte nur  vereinzelte  Beispiele  und  in  Verbindung  mit  einem 
ungewöhnlichen  Schalentypus;  ähnlich  war  das  Verhältniss  in 
Sybaris.  Man  möchte  fast  glauben,  dass  gewisse  neue  Formen 
auf  die  gleichzeitig  existirende  monochrome  Gattung  zurückge- 
wirkt und  dort  einen  wenn  auch  nur  unvollkommenen  Ausdruck 
gefunden. 

Die  nicht  zahlreichen  Töpfe  folgen  der  gleichen  Grundform  wie 
die  monochrome  Reihe,  wobei  sich  manchmal  eine  übertriebene  Hals- 
Schwellung  geltend  macht.  Die  schlankeren  pflegen  mit  Kannen- 
henkeln ausgestattet  zu  sein,  Form  14.  Beil.  VIII  6.  7 ;  andere  zeigen 
die  in  der  ersten  Klasse  bisher  vermissten,  tiefsitzenden  Seitengriffe 
(Peuc.  Taf.  IV  A  zu  S.  36),  die  gedrungeneren  von  minder  charakteri- 
stischen Formen  haben  oft  zwei  Henkel,  breit  und  rundlich  (Form  10), 
während  die  kunstvollen  Tassen-Henkel  mit  einer  Ausnahme  (175 
oder  178)  hierbei  garnicht  zur  Verwendung  kommen.  Einige  grosse 
Gefässe,  Kratere  (Beil.  IX  5.  6)  lassen  trotz  des  fragmentarischen 
Zustandes  eine  übereinstimmende  Form  wie  eines  der  in  Novilara  ge- 
fundenen fremden,  bemalten  Gefässe  {Mon.  d.  Line,  V,  tav.  XIII,  8 ; 

O  Z.  B.  Mon.  dei  Lincei  IV  206  flg.  35.  Bull  Pal  33  p.  68  flg.  8. 
(^)  In  Cozzo  Pantano,  Mon.  dei  Lincei  II  tav.  II  22. 


244  M.    MAYER 

Monteliiis,  Civ.  pr.  II,  B  150,  1)  erkennen:  eines  derselben 
(Beil.  IX  5)  hat  an  der  Schulter  statt  der  einfachen  Rundhenkel 
anliegende  dreieckige,  genauer  in  Gestalt  eines  dachförmig  ge- 
knickten Stegs.  Die  hier  vorausgesetzte  Form  kommt  als  wirklicher, 
compakter  Henkel  abstehend  an  einem  Napf  dieser  Gruppe  vor» 
n.  89,  während  die  monochrome  Reihe  wie  auch  die  dort  erwähn- 
ten Analogien  aus  Mittel-Italien  (S.  238)  sie  nur  in  Relief  andeuten. 
So  wechseln  hier  beständig  Formen,  die  in  der  ersten  Reihe  vor- 
ausgesetzt werden,  aber  vielleicht  ganz  zufällig  fehlen,  mit  an- 
deren, von  stark  vorgeschrittenem  spielenden,  fremd  anmutenden 
Charakter.  Vereinzelt  stehen  ein  niedriges  Henkelgefäss,  n.  85, 
Form  13,  das  trotz  des  gedrückten  Körpers  die  Profi lirung  der 
alten  Töpfe  wiederspiegelt  (^);  ein  grosser  Napf,  unbemalt,  von 
der  Form  eines  umgekehrten  türkischen  Fez,  mit  Ueberhöhung 
und  Durchbohrung  des  Randes  an  der  zum  Anfassen  bestimmten 
Stelle  (Form  9) :  also  genau  der  Typus  der  altitalischen  Eisenzeit 
(z.  B.  Notisie  1902,  139,  fig.  7).  Demgegenüber  stehen  wieder 
ganz  andersartige  Erscheinungen,  die  Flasche  mit  gedrücktem 
Körper  (202),  eine  grosse  Kanne  mit  hohem  Hals  und  starker 
Ausbauchung  (Frgmt.),  der  Halbkugelkessel  (S.  242),  kleine  Ca- 
lotten  -  imd  Halbkugel-Schalen,  auch  einige  Schüsseln  verschiedener 
Gestalt.  Wie  schon  früher  bemerkt,  findet  sich  auch  in  dieser  Reihe 
der  kleine  kaum  10  cm.  hohe  Askos  von  der  Gestalt  der  schiefen 
Kanne  (vgl.  Jahrb.  d.  Inst.  1907,  229  f.). 

In  der  Dekoration,  welche  hier,  besonders  bei  den  klei- 
neren Vasen  zur  Anwendung  kommt,  unterscheidet  man  Hänge- 
muster und  eine  wesentlich  horizontale  Anordnung. 

Die  ersteren  bestehen  am  häufigsten  aus  langen,  spitzen  Zak- 
ken  mit  Kreuz-Gitternng,  welche  ringsum  vom  Halsstreifen  der 
Tasse  herabgehen ;  andere  haben  längliche  Trapeze,  wie  herabhän- 
gende Binden,  bald  gegittert,  bald  mit  einfachen  Querstreifen,  also 
wie  gewisse  kyprische  Gefässe  (Perrot-Chipiez  III,  702,  fig.  513. 
Coli.  Cesnola  n.  950).  In  die  Zwischenräume  wird  manchmal,  nicht 
ganz  stilgerecht  eine  senkrechte  Reihe  Hakenmuster  oder  auch  ge- 
gitterter Rauten  eingefügt.  Auch  Vogel,  Enten  nach  einem   ganz 


{')  Auffallend  ähnliches  Gefäss  bei  Naue,  Hügelgräber  zw.  Ammer -und 
Staffelsee  Taf.  LIV,  1. 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  245 

bestimmten,  eckigen  Schema  gezeichnet,  werden  mit  Vorliebe  in 
die  Zwischenräume  hingesetzt.  Durchgehende  verticale  Einteilung 
von  oben  bis  unten  kommt  nur  ganz  ausnahmsweis  vor  und  besteht 
alsdann  entweder  wie  bei  Sicilischen  Ritzmustern  (Cozzo  Pantano, 
Mon.  d.  L.  II,  tav.  II  22.  Tbapsos  ebd.  VI  tav.  V  8)  aus  Streifen 
mit  eingespannten  Haken  oder  solchen,  die  mit  zahlreichen  Quer- 
strichen und  Wellenlinien  dicht  gefüllt  sind;  n.  179,  Beil.  IX  4(0- 

Bei  horizontaler  Einteilung  begnügt  man  sich  öfter  mit  ein- 
fachen, ziemlich  weitläufig  gestellten  Farbenstreifen,  welche  nicht 
selten  mit  kleinen  Stacheln  oder  Zähnen  dicht  besetzt  sind.  Das 
beliebteste  Motiv  zur  Belebung  der  Zwischenräume  und  Herstel- 
lung einer  breiten  Zone  ist  das  Zeltmuster,  d.  h.  das  der  Dreieck- 
Systeme  auf  gemeinsamer  Basis,  mit  oder  ohne  Mittelstab,  meistens 
in  leicht  geschweifter  Zeichnung,  mit  verschiedentlich  behandel- 
tem Kern.  Für  schmalere  Streifen  werden  auf  der  Spitze  ste- 
hende kleine  Quadrate  verwendet,  vollgemalt  oder  gestrichelt  oder 
bloss  mit  Centralpunkt ;  auch  halbirte  (als  Dreiecke);  damit  ab- 
wechselnd Reihen  von  spitzen  Haken.  Eine  grosse  Rolle  spielt  das 
Zickzack;  es  wird  in  kleineren  und  grösseren  Gruppen,  immer  ver- 
tical  verwandt,  bald  in  die  Zone  eingespannt,  bald  nur  von  oben 
hineinragend.  Die  unteren  Anhängsel,  viel  bescheidener  als  in  den 
späteren  Stilarten,  beschränken  sich  auf  kurze  Strichgruppen  oder 
symmetrische  abwärts  gekehrte  Gamma-  und  Digamma-Zeichen 
mit  Trennungsstrich  in  der  Mitte  (vgl.  §  13  B);  einige  Mal  be- 
merkt man  als  Anhängsel  ein  schmales,  schrafiirtes  oder  gegit- 
tertes Dreieck  mit  der  Spitze  nach  unten  (Form  14).  An  höheren 
Stellen  des  Gefässes  werden  öfter  kleine  Rauten  in  kurzer  Reihe 
angehängt,  die  lebhaft  an  Kyprische  Art  gemahnen. 

Viele  Tassen  führen  nicht  mehr  als  die  eine  Ornamentzone 
an  der  Oberhälfte  des  Körpers,  seitlich  eingerahmt  und  von  Längs- 
streifen begleitet.  Allenfalls  ziehen  sich  noch  um  den  Hals,  wenn 
dieser  die  steife,  grade  Form  hat,  die  kleinen  Enten,  oder  ein- 
fache S-Muster  (^)  in  gemessenen  Abständen,  auch  wohl  fortlau- 
fende Gittermuster.  Bei   Gefässen    mit   höherem  Oberteil  kommt 

(^)  Beil.  IX  (nach  meinen  Zeichnungen)  sind  an  4  die  Ränder  der  Ver- 
ticalstreifen  farbig  ausgefüllt  zu  denken;  an  7  sind  Details  des  Mittelstrei- 
fens zu  berichtigen. 

(2)  Vgl.  etwa  die  bemalte  Waare  Troja  VIII:  Dörpfeld  Troja-Ilion  p.  306 f. 


246  M.    MAYER 

oben  manchmal  noch  eine  Art  zweiter  Zone  dazu,  die  aber  nur  in 
grossen  Abständen  verteilte  Zickzacke  bildet.  (130.  204.  207). 
Vereinzelt  steht  n.  84,  (Beil.  IX  2),  eine  breite  Tasse  mit  zwei 
gegen  einander  gekehrten  Eeihen  gegitterter,  gedrungener  Zacken, 
die  aber  nicht  wirklich  in  einander  greifen.  Ein  frgmt.  schüssel- 
artiger Napf,  89,  in  der  Form  denen  von  §  7  verwandt,  jedoch 
mit  den  seltenen,  aufgerichteten  Dreieck-Henkeln,  hat  eine  breite 
Zone,  durch  gezahnte  Strichpaare  senkrecht  in  Felder  geteilt,  mit 
je  einem  kleinen  isolirten  Ornament  darinnen  (Viereck  gestrichelt 
oder  einfach  geteilt). 

Die  grösseren  Töpfe  beschränken  sich  auf  einfache  Streifen 
mit  oder  ohne  Zahnung,  welche  in  ziemlich  grossen,  gleichen  Ab- 
ständen verteilt  werden;  wobei  gelegentlich  Vögel  in  den  Zwischen- 
räumen erscheinen.  Ungleich  reicher  bemalt  ist  n.  135,  die  schon 
früher  von  uns  mitgeteilt  wurde,  Peuk.  Taf.  IV  A  zu  p.  36.  Ein 
anderes  Stück,  Beil.  VIII  6,  bietet  in  origineller  Weise  zwei  Keihen 
von  Klepsydren  übereinander,  welche  wie  eine  Art  Netzwerk  wir- 
ken, als  oberen  Abschluss  einen  Doppelstreifen  mit  dicken  Tei- 
lungs-Elementen, am  Hals  zwei  Farbstreifen  mit  starken  Zähnen, 
die  hier  bei  flüchtiger  Malerei  wie  Tupfen  aussehen. 

Von  besonderer  Feinheit  ist  das  kleine  topfartige  Gefäss  130 
(H.  0,07;  D.  0,07),  welches  Viola  für  importirt  hält  und  welches 
vielleicht  deshalb  bei  Patroni,  Ätti  d.  Accad.  Nap.  1898,  p.  10, 
fig.  10,  gross  abgebildet  ist,  übrigens  ohne  ein  Wort  der  Erklä- 
rung im  Texte.  Es  zeichnet  sich  durch  einen  warm  gelblichen, 
leicht  glänzenden  Ueberzug  aus,  auch  durch  eine  etwas  aparte 
Dekoration.  Am  Halse  stehen  Zickzacke  und  daneben  an  den  Ecken 

je  ein  besonderes  Muster,  und  . — '  in  dreifachen  Linien.  Der  Orna- 
mentstreifen am  Körper  ist  in  der  Weise  durch  Gitterung  herge- 
stellt, dass  je  zwei  voll  punktirte  Quadrate  schräg  übereinander  zu 
stehen  kommen  und  das  oben  und  unten  freibleibende  kleine  Dreieck 
farbig  ausgefüllt  wurde;  der  Grundgedanke  war  wohl  der  einer 
einfachen  Klepsydra-Reihe,  mit  dazwischen  freibleibenden  Vierek- 
ken,  welche  beide  Elemente  durch  Erweiterung  um  ein  halbes 
Viereck  auseinandergezerrt  und  verschoben  wurden.  —  Das  erste 
der  eigentümlichen  Eckmotive  am  Hals  erinnert  an  Mykenisches, 
(Ath.  Mitth.  XXVI,  1901,  p.  50;  Mon.  dei  Lincei  VI  129,  Thapsos); 


DIE   KERAMIK   DES   VORGRIECHISCHEN   APULIENS  247 

das  andre  kehrt  an  einem  gewiss  griechisch  beeinflussten  gal- 
lischen Krater  Rev.  arch.  1868,  pl.  III,  1  am  Halse  wieder  und 
hängt  offenbar  mit  jenem  abgerundeten  mykenischen  zu  sammen. 
welches  z.  B.  an  einer  Kanne  in  Eleusis,  Ephim.  1898,  p.  54. 
fig.  2  erscheint:  zu  der  übrigen,  gleichfalls  an  Tarent  erinnernden 
Dekoration  jenes  Kraters,  den  grossen  Zeltmustern,  lassen  sicli 
Vasen  aus  Karlen  vergleichen:  Ath.  Mitth.  1887,  229  Fig.  7. 
Beil.  IX  5  mit  dem  etwas  capriciösen  Henkel  hat  unter 
diesem  Dach  einen  kleinen  Entenfries,  dergleichen  uns  in  der 
Daunia  gelegentlich  auch  an  besonders  geschützter  Stelle  bege- 
gnete (Taf  IX) ;  nur  dass  bei  jenen  Vögeln  öfter  eine  naturalistische 
Darstellung  angestrebt  wird,  während  hier  alles  streng  geometrisch 
stilisirt  ist,  die  Leiber  als  Dreiecke,  die  Füsse  und  Schnäbel  Di- 
gamma-förmig,  noch  konsequenter  als  an  den  einheimischen,  aber 
griechisch  inspirirten  Vasen  von  Latium,  Falerii  etc.  —  Zu  den 
festen  Requisiten  gehören  noch  schräg  gekreuzte,  nicht  allzuenge 
Gitter;  dünnlinige  leiter- artige  Streifen  der  Länge  nach  durch- 
strichen ;  schräg  gegeneinander  gelehnte  kurze  Strichgruppen,  (ein 
uraltes,  hier  bereits  insignificantes  Schema,  nur  noch  an  dem  Hen- 
kel verwendet ;  wo  auch  manchmal  banale  Kreuzgitter,  ohne  Rah- 
men, leicht  hingeworfen  sind);  Reihen  spitzer  Haken,  Wellenlinien, 
längere  und  kürzere,  letztere  gruppenweise  (mit  Strichgruppen  ab- 
wechselnd) zur  Füllung  von  vertikalen  Bändern ;  dies  übrigens  eines 
der  wenigen,  auch  im  Mykenischen  (^)  vorkommenden  Muster,  die 
aber  nicht  von  dort  entlehnt  zu  sein  brauchen.  Eine  vereinzelte 
Erscheinung  ist  das  lose  eingestreute  Kreuz  aus  vier  kleinen  Qua- 
draten, 98  Frgmt.  Man  bemerke  noch  Beil.  X  16,  Frgmt.  die  ge- 
zahnten Linien  eine  über  der  andern,  immer  kürzer  werdend,  wie  der 
Durchschnitt  eines  Kronleuchters,  merkwürdig  ähnlich  einer  kypri- 
schen  Vase  Ohnefalsch.-Richter  Kypr.  Taf.  LXXIII  15,  und  noch 
genauer  übereinstimmend  mit  einer  Thüringer  Urne:  Klopfleisch, 
Vorgeschichtl.  Alterthümer  der  Provinz  Sachsen,  Heft  IX  p.  4; 
vgl.  auch  Kreta:  Annual  Brit  School  of  Athens  X  225  fig.  5,  1. 

Leider  gestattet  der  uns  zugemessene  Raum  nicht,  die  beab- 
sichtigte Analyse  dieser  Stilgattung  sowie  der  Stile  der  drei  Pro- 
vinzen Apuliens  hier  vorzunehmen.  Es  genüge  die  Tatsache,  dass 

(^)  Z.  B.  Waldstein,  Heraion  II  p.  83.  87. 


248  M.    MAYER 

150  Jahre  später  die  Apiilier  diesen  Stil  aufnehmen  und  weiter 
entwickeln.  lieber  diesen  Zusammenhang  haben  von  jeher  so  wenig 
Zweifel  bestehen  können,  dass  Böhlau  (Kassel.  Anthrop.-Vers.  1891) 
die  Meinung  äusserte,  der  Apulisch-geometrische  Stil  möge  bis 
gegen  600  gedauert  haben,  also  demjenigen  Zeitpunkt,  wo  er  in 
Wirklichkeit  ausserhalb  Tarents  für  uns  erst  beginnt.  Aber  auch 
darüber  ist  man  sich  stets  klar  gewesen,  dass  dieser  Stil  in  Italien 
eine  Besonderheit  dargestellt,  die  sich  nur  mit  den  ältesten  (d.  h. 
vormykenischen)  geometrischen  Arten  Griechenlands  zusammen- 
stellen lässt,  wennschon  sich  seine  Heimat  dort  bisher  nicht  hat 
nachweisen  lassen. 

Ein  Blick  auf  die  bemalte  Keramik  der  westlichen  Länder, 
Etruriens,  Latiums,  genügt,  uns  die  fundamentale  Verschiedenheit 
der  Tarentiner  Klasse  inne  werden  zu  lassen.  Dort,  abgesehen  von 
dem  viel  schwereren  Material,  das  eigentlich  niemals  die  Feinheit 
des  vorliegenden  erreicht,  grob  aufgetragene  Malereien,  die  sich 
meist  als  etwas  gefühllose  Wiederholungen  einiger  weniger  Sche- 
mata aus  fremdem  Gedankenkreise  zu  erkennen  geben,  unter  Ver- 
grösserung  aller  Motive  bei  nicht  selten  mangelhafter  Disposition, 
dergleichen  an  den  Ritzmusterungen  des  Landes  gar  nicht  auszu- 
setzen. Hier  eine  durchaus  selbständige,  der  frühgriechischen  ver- 
wandte Kunstweise,  welche  über  ein  ureigenes  Kapital  ornamentaler 
Motive  verfügt,  und  diese  nach  eigenem  System  organisch  entwickelt 
und  mit  sicherem,  oft  feinem  Pinselstrich  zum  Vortrag  bringt. 

Die  genannten  italienischen  Forscher  haben  die  charakteri- 
stischen Erscheinungen  der  beiden  Tarentiner  Reihen  nicht  scharf 
genug  hervorgehoben.  Beide  Reihen  werden  wie  Schattirungen  ein 
und  derselben  Culturgruppe  behandelt,  nur  dass  die  zweite  den 
Contact  mit  dem  Griechischen  oder  Aegäischen  wiederspiegeln  soll. 
Wann  und  wie  dieser  Uebergang  stattgefunden  haben  soll,  bei 
zwei  am  gleichen  Flecke  angetroffenen  Gattungen,  ohne  eine  Spur 
von  importirter  Waare  oder  von  Nachahmungs-Versuchen  dazwi- 
schen, wird  uns  nicht  gesagt.  Man  sollte  meinen,  dass  die  hier 
plötzlich  auftretende  feine  Thontöpferei  mit  Drehscheibe  und  mit 
Bemalung  eine  Culturform  darstelle,  die  sich  nicht  nur  aus  jener 
primitiven  unmöglich  ableiten  lasse,  sondern  auch  nicht  im  Hand- 
umdrehen in  die  Erscheinung  treten  könne.  Die  Dekorationsart 
erweist  sich  nun  einmal  als  eine  Fremdkunst,  namentlich  in   der 


DIE    KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APULIKNS  249 

fertigen,  fast  schon  überreifen  Gestalt  wie  sie  auftritt.  Wäre  sie 
dies  nicht,  so  würde  man  vergeblich  fragen,  woher  sie  plötzlich 
kam  und  wo  sie  geblieben,  und  warum  die  Völker  Japygiens 
damit  1  V2  Jahrhunderte  später  wieder  von  vorn  anfangen  mussten. 

Wollte  man  selbst,  was  nicht  allseitig  zugegeben  werden  wird, 
bereits  das  Eindringen  ungriechischer  Elemente  hie  und  da  beob- 
achten, ich  denke  z.  B.  an  die  in  der  Peuketia  voll  ausgebildete 
Behandlung  dreieckiger  Mäander,  woran  hier  die  Behandlung 
mancher  Entenkörper  anklingt,  Beil.  IX  5,  so  würde  daraus  nur 
folgen,  was  ohnehin  vorauszusetzen,  dass  die  Verfertiger  nicht  erst 
seit  gestern  in  Tarent  sassen,  und  dass  sie  der  Aufnahme  brauch- 
barer Elemente,  die  wir  in  der  Villanova-Cultur,  doch  auch  im 
nordadriatischen  Kreise  wiederfinden,  nicht  gänzlich  widerstrebten. 

Daher  will  auch  die  Aehnlichkeit  einiger  Gefässtypen  mit 
der  monochromen  Impasto-Reihe  nicht  allzuviel  besagen.  Denn  die 
höhere  Cultur  eignet  sich  mit  Leichtigkeit  die  fremden  Formen  an, 
welche  sie  vorfindet.  Genau  genommen  entsprechen  die  in  Betracht 
kommenden  Topf-oder  Kannentypen  nicht  einmal  den  entwickel- 
testen Formen  jener  Reihe  (F.  4),  wie  dies  von  einer  nachfolgenden, 
abgeleiteten  Serie  zu  erwarten  wäre,  sondern  greifen  zum  Teil  auf 
minder  schlanke  Formen  zurück;  ein  Verfahren,  das  auch  in  man- 
chen andern  Einzelheiten  auffiel.  Wir  haben  dies  durch  die  teil- 
weise Gleichzeitigkeit  der  beiden  Culturen  zu  erklären  gesucht. 
Es  überwiegen  aber  entschieden  die  eigenartigen  und  fremden  Ele- 
mente, deren  Ursprung,  wie  bei  den  Kugeltassen  und  den  eigen- 
tümlichen Henkeln  noch  zu  ermitteln  bleibt.  Wenn  also  gewisse 
Wechselbeziehungen  zwischen  den  beiden  Gruppen  vorhanden  sind, 
so  erklären  sich  dieselben  am  besten  aus  einem  Nebeneinander- 
Bestehen  der  beiden  Bevölkerungen;  ein  Verhältniss,  dem  auch 
die  Fuüdumstände  günstiger  zu  sein  scheinen  als  der  Annahme 
mehrerer  Schichten  von  verschiedenem  Alter. 

Welche  Bevölkerung  es  war,  die  in  Tarent  ausser  und  neben 
den  Japygern  und  zwar  so  nahe  zusammen  mit  ihnen  lebte,  ist  aus 
der  Keramik  allein  und  ihrem  Dekorationsstil  nicht  zu  erweisen. 
Denn  abgesehen  von  losen  Berührungspunkten  mit  einigen  ganz 
auseinander  liegenden  Arten  ist  der  Tarentiner  Stil  im 
Ganzen,  wie  er  ims  hier  entgegentritt,  sonst  überall  fremd.  Solange 


250  M.    MAYER 

als  uns  demnach  nicht  glückliche  Funde  zu  Hülfe  kommen,  sind 
wir  auf  anderweitige  Erwägungen  angewiesen. 

Die  lakedämonischen  Dorier,  welche  gegen  700  definitiv  von 
Tarent  Besitz  ergriffen,  würden  an  dieser  Stelle  bereits  protoko- 
rinthische  und  korinthische  Waare  hinterlassen  haben ;  und  sofern 
sie  selbst  etwa  die  von  Lakonien  aus  einigen  Proben  bekann- 
ten (0  Keramik  übten,  würde  man  glänzende  Firniss waare  zu  er- 
warten haben,  den  geometrischen  Stil  bereits  in  einiger  Zersetzung 
finden,  mit  Kreisen,  menschlichen  Figuren,  wohl  auch  Tieren 
untermischt :  übrigens  besteht  mit  den  von  dort  bekannt  ge- 
wordenen Gefässtypen  keine  Aehnlichkeit  in  der  alttarentiner  Ke- 
ramik. Den  Doriern  kann  diese  also  nicht  angehören.  Selbst  in 
einem  älteren  Stadium  der  Colonisation,  bei  stossweisem  Vordrin- 
gen, wie  man  es  vermutet  hat,  könnten  überseeische  Produkte  als 
Terrakottafiguren,  Mykenische  Vasen  nicht  gänzlich  fehlen,  wie 
sie  uns  da  entgegentreten,  wo  Griechen  jener  Zeit  an  diesen 
Küsten  landeten,  so  auch  an  der  bronzezeitlichen  Station  am 
kleinen  Hafen  von  Tarent. 

Sikuler  können  die  Verfertiger  dieser  Gefässe  auch  nicht  ge- 
wesen sein,  da  deren  alte  Malerei  bereits  in  der  Bronzezeit  vollkom- 
men abstirbt  und  ihre  letzte,  IV.  Ciilturperiode  (von  etwa  700  bis 
Mitte  des  5.  Jahrh.)  ganz  andre  Erscheinungsformen  aufweist, 
charakterlose,  verwaschene  Gefässtypen  mit  einer  schwächlichen, 
von  verschiedenen  Seiten  zusammengeborgten  Malerei.  Mit  den 
älteren  Culturphasen  derselben  finden  wir  hier  noch  wenige  Be- 
rührungspunkte. Ausserdem  waren  die  Sikuler,  denen  wir  an  den 
neolithischen  Stationen  Apuliens  begegnen,  seitdem  gewiss  völlig 
decimirt  und  auf  Calabrien  beschränkt ;  wie  denn  auch  kein 
Schriftsteller  ihrer  bei  der  Colonisation  Tarents  und  Apuliens 
gedenkt. 

Als  Nachbarn  und  Genossen  der  Japyger  werden  uns  vielmehr 
die  Messapier  genannt,  welche  zu  Herodots  Zeit  bereits  mit  den 
Japygern  verschmolzen  waren.  Wenn  Antiochus  bei  Strabo  279 
unter  den  die  Griechen  empfangenden  Eingesessenen  Tarents  auch 
Kreter  nennt,  so  berücksichtigt  er  damit  nur,  wie  auch  die  wei- 


C)  Tsuntas,  'Ecprj^.  1892  Taf.  IV.  Wide,  geom.  Vasen  p.  23  (Jahrb.  d. 
Jnst.  XIV-XV).  Vgl.  jetzt  Annml  ßrit.  School  of  Athens  XIII  p.  120. 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  251 

teren  Details  dort  bekunden,  die  namentlich  von  Herodot  vertretene 
üeberlieferung  von  der  kretischen  Herkunft  der  Messapier.  Nur 
diese  kommen  also  neben  den  Japygern  Tarents  in  Betracht.  Es 
müsste  auch  seltsam  zugehen,  wenn  diejenige  Bevölkerung,  welche 
in  der  Epoche  der  griechischen  Eroberung  im  Vordergrunde  der 
Ereignisse  steht  und  gradezu  mit  den  Japygern  verwechselt  wird, 
keinerlei  eigene  Spuren  zurückgelassen  hätte.  Die  nahe  Berührung 
und  beginnende  Vermischung  würde  in  den  beiden  Fundgruppen 
vom  Borgo  nuovo  einen  getreuen  ßeliex  finden.  Manchem  mag 
diese  Aufteilung  allzu  glatt  und  fast  schematisch  berechnet  vor- 
kommen; doch  das  Einfache  ist  nicht  immer  das  Unwahrschein- 
lichste. 

Das  zeitliche  Verhältniss  dieser  ganzen  Ansiedlung  zur  do- 
rischen Colonisation  lässt  sich  zunächst  verschieden  beurteilen.  So 
wie  hier  mehrere  Culturen,  ja  Bevölkerungen  neben  einander  exi- 
stiren  und  ihre  Begräbniss-Stelle  haben,  wird  man  sagen,  liegt  ein 
Zustand  vor,  der  noch  nicht  durch  fremde  Eroberer  gestört  war. 
Andere  werden  eher  meinen,  grade  die  fremde  Besitzergreifung 
habe  die  verschiedenen  ansässigen  Elemente  dazu  gedrängt,  sich 
enger  zusammenzuschliessen.  Der  entscheidende  Gesichtspunkt  ist 
wohl  ein  anderer  und  ergiebt  sich  aus  der  Lage  der  Oertlich- 
keiten  und  Ansiedelungen.  Wie  bekannt,  ist  die  Jnsel,  auf  wel- 
cher die  heutige  Altstadt  von  Taren t  liegt,  erst  zu  Ende  des 
Mittelalters  entstanden,  als  man  zum  Schutz  gegen  die  Türken 
den  südlichen  Durchstich  vornahm  (Viola,  Not.  d.  sc.  1881,  376  if.). 
Im  Altertum  hing  sie  mit  der  von  SO  herkommenden  Halbinsel 
zusammen  und  bildete  eine  langgestreckte  Landzunge,  welche  auch 
schmäler  war  als  jetzt,  da  an  der  Binnenseite,  nach  dem  Mare 
piccolo  zu,  im  Laufe  der  Zeit  starke  Anschüttungen  stattgefunden. 
An  dieser  schmalen,  aber  von  Natur  erhöhten  Stelle  errichteten  die 
Lakedämonischen  Eroberer  ihre  Akropolis  (vgl.  Viola  a.  0.);  un- 
weit davon,  in  derselben  Axe,  liegt  ja  auch  der  alte  dorische 
Tempel.  Die  Japyger-Funde  jedoch  sind  alle  südlich  davon,  im 
Borgo  nuovo  gemacht,  also  da,  wohin  natürlich  auch  die  grie- 
chische Stadt  sich  bald  ausdehnen  musste.  An  dieser  Stelle  aber 
wären  die  Japyger  durch  die  griechische  Festung,  wenn  diese  be- 
reits bestand,  vollkommen  von  ihren  Stammsitzen  abgeschnitten 
gewesen,  welche  im  nördlichen  Festland,  um  Mottola  herum  lagen 


252  M.   MAYER 

(vgl.  Philologus  1906,  523),  während  östlich,  von  den  ziemlich 
entfernten,  offenen  Messapier-Orten  so  bald  kein  Schutz  zu  er- 
warten gewesen  wäre.  Jhre  Vorgänger,  die  bronzezeitlichen  An- 
siedler vom  Porto  Mercantile,  die  Pfahlbauern  von  Scoglio-Tonno, 
hatten  sich,  scheint  es,  überhaupt  nicht  über  die  Wasserstrasse 
herüber  gewagt,  sondern  waren  mit  ihren  Hütten  an  der  festlän- 
dischen Seite  geblieben;  ebenso  natürlich  die  neolitischen  Bewoh- 
ner (^).  Die  Japyger-Ansiedlung  an  dieser  Stelle  muss  also  bereits^ 
vor  der  dorischen  Occupation  bestanden  haben,  sie  muss  spä- 
testens ins  VI II.  Jahrh.  fallen. 

Nichts  deutet  darauf,  dass  nach  700  noch  Japyger  oder  Mes- 
sapier  im  Stadtgebiete  von  Tarent  gewohnt  hätten.  Die  Peuc. 
p.  16  f.  behandelten  Vorgänge  können  sich  in  naher  Umgebung 
übgespielt  haben.  Ungeachtet  der  Aufmerksamkeit,  welche  in  Ta- 
rent als  Sitz  eines  staatlichen  Museums  den  Funden  im  Stadt- 
gebiete seit  Jalirzehnten  geschenkt  wurde,  ist  nichts  bekannt 
geworden,  was  sich  an  jenen  grossen  Fund  irgendwie  anschlösse, 
und  andererseits,  wie  Viola  a.  0.  ausdrücklich  bezeugt  und  die 
Folgezeit  bestätigt  hat,  auch  keine  Vase  von  der  Gattung  der 
Torzellen  und  ähnlicher  Keramik  je  in  Tarent  zu  Tage  gekommen, 
wie  sie  die  Japygische  Halbinsel,  namentlich  aus  dem  V.  und  IV. 
Jahrhundert  so  zahlreich  liefert  (^). 

Heute,  wo  wir  die  Apulische  Keramik  ganz  anders  als  vor 
25  Jahren  übersehen,  kommen  nicht  mehr  die  Producte  der  südli- 
chen Halbinsel  allein  in  Betracht,  sondern  vor  Allem  die  der 
mittleren  und  der  nördlichen  Landschaft,  welche  der  alt-Tarentiner 
Klasse  noch  näher  stehen.  Nur  ergiebt  sich  bei  genauerer  Betrach- 
tung, dass  der  Zusammenhang  kein  absolut  direkter  und  unmit- 
telbarer ist,  —  ein  Verhältniss,  welches  aber  nicht  {^)  als  generelle 


C)  Ihre  Spuren  lassen  sich  nach  Massafra  zu  verfolgen:  Quagliati, 
Bull  Pal.  1906. 

(^)  Die  Angabe  Tarentiner  Provenienz,  welche  ich  Peuc.  16  noch  be- 
rücksichtigen zu  müssen  glaubte,  haftet  einzig  und  allein  an  einer  Torzelle 
im  Museum  zu  Lecce  (Mess.  Fig.  4,  n.  8),  eine  Sammlung  über  deren  Eti- 
kette und  Schicksale  bereits  genügend  gesprochen  worden,  in  diesen  Mittei- 
lungen XIX  191. 

(3)  Mit  Petersen  in  diesen  Mitt.  1889  XIV  p.  188,  dem  ich  in  vielen 
andern  Punkten  beistimme. 


DIE    KERAMIK   DES  TORGRIECHISCHEN   APULIENS  '253 

Verschiedenheit  oder  bloss  ungefähre  Verwandtschaft  missdeutet 
werden  darf — sondern  dass  die  Fortsetzung  in  complicirteren  For- 
men erfolgt,  neue  Seiten  desselben  Stiles  ans  Licht  bringt  und  an- 
derweitige Elemente  aufnimmt.  Ein  Entwickelungsprozess,  der  sich 
600-400  V.  Chr.  vollzieht  und  teilweise  noch  darüber  hinaus- 
dauert. Es  ist  als  ob  vorher  eine  Unterbrechung  stattgefunden; 
wie  denn  tatsächlich  auch  apulisch-geometrische  Vasen  sich  nicht 
mehr  zusammen  oder  in  naher  Nachbarschaft  mit  monochromen 
Impasto-Schichten  vorfinden,  obwohl  die  Entwickelung  im  Jnnern 
des  Landes  doch  etwas  langsamer  vor  sich  ging.  Diese  Störung  — 
wenn  wir  die  Erscheinungen  richtig  verstehen  —  würde  ihre  na- 
türlichste Erklärung  in  dem  Einbruch  oder  der  definitiven  Besitz- 
ergreifung der  Lakedämonier  finden,  wodurch  die  Messapier  aus 
ihren  alten  Wohnsitzen  vertrieben  wurden  und  auch  in  weiterem 
Umkreise  sich  soviel  Unruhe  verbreitete,  dass  die  kunstfertigen 
Elemente  ihre  Tätigkeit  einstellten  oder  an  andere  Orte  verlegten. 
In  diese  Zwischenzeit  müssen  die  Novilara-Vasen  fallen ;  vgl.  §  5. 
Die  späteren  Kriege  konnten  wohl  dem  überseeischen  Handel  Ab- 
bruch tun,  aber  der  inzwischen  festgewurzelten  Kunst-Jndustrie 
nicht  mehr  schaden. 

Wie  sich  diese  letztere  über  das  ganze  apulische  Land  ver- 
breitete und  bei  jeder  Völkerschaft  ein  besonderes  Gepräge  an- 
nahm, ist  ein  Prozess,  dessen  Einzelheiten  und  Anfänge  sich  vor- 
läufig noch  unserer  Kenntnis  entziehen.  Gelegentliche  Beispiele, 
welche  nicht  individuelle  Anfäugerschaft  im  Gewerbe,  sondern 
auch  technisch  primitive  Ansätze  verraten,  sich  diese  Kunst  an- 
zueignen, haben  wir  notirt  (S.  233.  R.  M.  XIX  208),  dieselben 
werden  sich  mit  der  Zeit  noch  mehren.  Andererseits  sind  die  Ver- 
schiedenheiten, so  scharf  sie  herausgearbeitet  und  so  genau  sie 
festgehalten  wurden,  nicht  derartige,  um  nicht  in  letzter  Linie 
den  Ursprung  aus  gemeinsamer  Wurzel  erkennen  zu  lassen.  Diese 
Wurzel  liegt  aber  in  Tarent,  oder  tritt  nur  dort  greifbar  zu  Tage, 
unbeschadet  der  mancherlei  anderweitigen  Einflüsse,  die  sich  im 
Lauf  der  Zeit  dazugesellen.  Die  Lehrmeister  müssen  also,  nach 
unserer  Auffassung,  Messapische  Techniten  gewesen  sein,  welche 
sich  seit  dem  VII.  Jahrh.  durch  das  Land  verbreiteten,  während 
das  Gros  ihres  Volkes  politisch  theils  auf  die  Gegend  von  Metapont 
theils  aus  die  südliche  Halbinsel  beschränkt  hier,  gänzlich  mit  den 

17 


254  M.    MAYER 

Calabrern  und  Sallentiüeni  (d.  h.  den  Japygern)  speciell  wohl  mit 
den  erstgenannten,  verschmolz  und  nur  noch  der  Name  dort  haften 
blieb.  Es  ist  wissenswert,  aber  nicht  weiter  befremdlich,  dass  grade 
diese  Landschaft  den  Stil  weniger  getreu  bewahrt  und  sehr  bald 
den  umgebenden  griechischen  Einflüssen  erliegt:  die  ihn  am  frühe- 
sten besassen,  scheinen  ihn  auch  am  frühesten  aufgegeben  oder 
vernachlässigt  zu  haben.  Es  kommt  dabei  aber  die  notorische  und 
intensive  Volksvermischung  mit  den  Japygern  in  Betracht;  die  Mes- 
sapier  von  400  waren  nicht  mehr  dieselben  wie  die  von  Alt-Tarent. 

Es  erübrigt  zum  Schluss  nur  noch  ein  Wort  der  Rechtferti- 
gung, wenn  es  einer  solchen  bedarf,  für  das  von  mir  vorausgesetzte 
ethnische  Verhältniss  von  Japygern  und  Messapiern.  Wie  einst 
Heibig  den  nord-illyrischen  Ursprung  der  Japyger,  so  hat  Pais 
die  Herkunft  der  Messapier  aus  Griechenland  über  alle  Zweifel 
erhoben.  Und  es  wäre  vergeblich,  heute  an  diesen  Resultaten  zu 
rütteln  (^).  Die  gelegentliche  Verwechselung  der  beiden  Völker  darf 
uns  darin  nicht  irre  machen;  grade  Antiochos  von  Syrakus  erweist 
sich  hier  merkwürdig  incompetent  (Molfetta  192,  1).  Ganz  correct 
bildet  bei  Herodot  wie  bei  Thukydides  (vgl.  Mess.  249,  R.  M. 
XII)  der  Japyger-Name  den  weiteren,  wesentlich  geographischen 
Begriff.  Wenn  von  den  Messapiern  —  deren  Spuren  sich  im  Unter- 
schied von  den  anderen  Völkern  Apuliens  überall  in  Griechenland 
aufweisen  lassen  —  gesagt  wird,  dass  sie  sich  den  Japygern  voll- 
kommen assimilirt  hätten,  so  bedeutet  das  doch  eben  gerade  etwas 
anderes  als  ethnische  Gleichheit.  Kretschmer  Einl.  in  d.  Gesch.  d. 
gr.  Spr.  272  will  diese  glücklich  nachgewiesene  Unterscheidung  zwi- 
schen nördlicher  und  südöstlicher  Einwanderung  wieder  auiheben 
durch  den  Hinweis  auf  den  illyrischen  Charakter  der  bisher  übrigens 
nur  mangelhaft  interpretirten  Sprachdenkmäler.  Ich  sollte  meinen, 
gerade  umgkehrt  sei  zu  schliessen:  nicht  die  Japyger  sprachen 
messapisch,  sondern  die  Messapier  als  das  beweglichere  Element 
haben  allmählich  die  Sprache  der  Japj'ger  angenommen.  Die  späten 
Grammatiker  freilich  konnten  nicht  die,  wenigstens  dem  Namen 
nach,  verschwundenen  Japyger  citiren,  sondern  nur  die  Messapier, 


(^)  Wenn  Pais  selber  neuerdings  Ricerche  storiche  1908  p.  39.  Zweifel 
äussert,  so  bleibt  die  Begründung  abzuwarten. 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  255 

deren  Name  in  der  Sallentinischen  Halbinsel  fortlebte.  Das  Al- 
phabet gilt  als  den  Lokrern  entlehnt,  einem  halb-hellenischen 
Stamme,  mit  dem  die  Messapier  sich  in  Mittelgriechenland  berührt 
haben  mögen,  und  dem  sie  in  Ünteritalien  wieder  begegneten.  Der 
Beginn  ihrer  Schrift  fällt  jedenfalls  geraume  Zeit  nach  ihrer  Ein- 
wanderung. 

Ob  diese  Wanderung,  wie  Herodot  will,  gerade  in  den  Zeiten 
des  '  Minos  '  stattfand,  ist  natürlich  noch  gänzlich  dunkel.  Es 
könnte  diese  Auffassung  mit  Fragen  der  sicilischen  Kolonisation 
durch  Kreter  zusammenhängen.  Immerhin  ist  es  wichtig  zu  erfah- 
ren, dass  die  Messapier  von  Hause  aus  Inselbewohner  {vrjaiwTut) 
waren.  Die  Metapontinisch-Lukanischen  Alterthümer  könnten  hier 
noch  ergänzend  und  lichtverbreitend  eintreten.  Als  bis  jetzt  fest- 
stehend betrachte  ich  nur,  dass  die  Messapische  Stilweise  von  der 
Mykenischen  unberührt  geblieben  ist  oder  deren,  auf  manchen 
Inseln  ohnehin  schwach  gebliebene  Einwirkungen  bald  wieder 
überwand.  Auf  das  Yerhältniss  der  prämykenischen  Funde  in  neoli- 
tischen  und  z.  T.  bronzezeitlichen  Stationen  Apuliens,  die  mit  Thes- 
salischer  und  Böotischer  Keramik  aus  eben  so  alten  Schichten  (^), 
Berührungspunkte  aufweisen,  ist  hier  nicht  der  Ort  einzugehen.  Nur 
vor  zweierlei  naheliegenden  Irrtümern  möchte  ich  schon  jetzt  war- 
nen. Erstens,  der  Nachricht  des  Ephoros  Glauben  zu  schenken,  als 
ob  die  Tarent  besetzenden  Lakedämonier  bereits  Vorgänger  in  ar- 
chaischer Zeit  gehabt  und  damals  eine  regelrechte  Eroberung  des, 
apulischen  Landes  begonnen  hätte ;  Ephoros  hat  bei  diesen  Kämpfen 
nur  historische  Verhältnisse  des  VII.-V.  Jahrhundert  ins  Prähisto- 
rische projiciert.  Vollends  ist  auf  die  phantastische  Nachricht 
mancher  Logographen  von  uralter  Arkadischer  Einwanderung  (der 
Oinotrer  und  Peuketier)  in  Lukanien  und  Apulien  nichts  zu  geben ; 
eine  Meinung  von  uralter  Hellenisirung  Unteritaliens,  die  bei  Strabo 
wieder  auftaucht  und  auch  neuere  Gelehrte  irre  geführt  hat.  All 
dies  reducirt  sich  nach  Ausweis  der  neueren  Ausgrabungen  darauf, 
dass  die  Griechen  in  jener  Frühzeit  an  einigen  Küstenpunkten  in 
freundlichem  Verkehr  mit  den  Einheimischen  lebten  und  sie  in  nütz- 
lichen Dingen  unterwiesen.  Wenn  ferner  —  und  dies  ist  der  zweite 
Punkt  —  die  apulische  Keramik  vielfacli  an  Kyprisches  erinnert,  so 

(^)  Vgl.  meine  Bemerkungen  Berl.  Philol.  Wochenschr.  1905,  Sp.  1614. 


256  M.    MAYER 

handelt  es  sich  zum  Theil,  in  der  Daunia,  um  Elemente,  die  im 
VI.-V.  Jahrh.  eindrangen  und  sich  heute  leichter  ausscheiden  lassen, 
als  ehedem,  wo  nur  einige  wenige  Vasen  von  dort  bekannt  waren. 
Keinesfalls  wird  man  jetzt,  nach  Klarstellung  der  Phasen  und 
Klassen  dieser  apulischen  Produktion  sowie  der  sonstigen  Landes- 
verhältnisse (Ol  an  einen  alten  und  direkten  Zusammenhang  mit 
jenen  Arkadern  denken  können,  welche  einst  Colonisten  nach  Ky- 
pros  entsandten ;  auch  bei  Tarent  müssen  sich  diese  Berührungs- 
punkte anders  erklären.  Speciell  in  Nordapulien  gehören  die  frag- 
lichen Elemente  nicht  nur  der  älteren  Epoche  der  Jnsel,  sondern 
z.  T.  auch  noch  der  gräko-phönikischen  an,  wie  dies  nördlich  von 
Apulien  noch  deutlicher  hervortritt  (R.  M.  XIX  229-243).  Die  Zeit 
der  Importirung  und  vollends  der  Einwirkung  und  Nachahmung 
steht  hier  ausser  Beziehung  zu  der  Entstehungszeit  der  Originale. 
Der  Import  muss  Erzeugnisse  ganz  verschiedener  Zeiten  gebracht 
haben,  anders  ist  das  augenscheinliche  Vorhandensein  von  kypri- 
schen  Gefässen  des  2.  Jahrtausendes  vor  Chr.  im  Apulien  des  VI. 
und  V.  Jahrhunderts  überhaupt  nicht  erklärbar;  sei  es  dass  alte 
kyprische  Gräber  geplündert  wurden  —  rvfißcoQvx^f  gab  es  zu  allen 
Zeiten  —  oder  bei  Erdbeben,  bei  Bau-und  Feldarbeiten  zu  Tage 
traten. 

Inwiefern  das  Apulische  auf  die  ungleich  ärmere  westliche 
Nachbarlandschaft  eingewirkt,  ist  hier  nicht  zu  erörtern.  Ein  di- 
^-ekter  Abkömmling  stellt  sich  uns  in  dem  viel  entfernteren  Cam- 
panien  dar,  in  einer  bestimmten  Fabrik  wohl  des  V.  Jahrhunderts, 
deren  Erzeugnisse  ganz  überwiegend  in  Suessula  zu  Tage  getreten 
sind.  Wichtiger  und  von  prinzipieller  Bedeutung  ist  die  Rolle, 
welche  wir  die  altertümliche  apulische  Keramik  im  Norden  der 
Adria  spielen  sehen;  in  Novilara,  Bologna  auf  den  istrischen 
Pizzughen  und  in  Nesactium  (vgl.  §  5),  also  durch  mindestens 
zwei  Jahrhunderte.  Es  ist  peinlich  genug,  nicht  entscheiden  zu 
können,  ob  diese  Produkte  in  Apulien  selbst  entstanden  sind  (so 
schien  es  mir  in  Novilara  allerdings),  oder  dorthin  gewander- 
ten Apuliern  angehören ;  sie  zeigen  alle  die  Stilweise  der  Daimia, 
dabei  aber  —  namentlich  die  erste  und  dritte  der  genannten  Grup- 


C)  Vgl.  Zur  Topographie  u.  Urgeschichte  Apuliens  (Philol.  1906,  490- 
544). 


DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS  257 

pen  —  gewisse  Eigentümlichkeiten,  welche  den  bisher  aus  jener 
Landschaft  bekannten  Fabriken  fehlen;  wobei  freilich  zu  beden- 
ken, dass  die  grossen  Städte  Arpi  und  Salapia,  auch  die  Küsten- 
orte des  Garganus,  Hyrie,  Rhodi  etc.  noch  unerforscht  sind.  In 
jedem  Falle  werden  diese  Gruppen  ein  gewichtiges  Wort  mitspre- 
chen, wenn  es  gilt,  die  Beziehungen  zwischen  dem  Süden  und  jenen 
Gebieten  eingehender  zu  erkunden.  Symptomatisch  sind  für  diese 
Verbindung,  um  nur  weniger  Bekanntes  zu  nennen,  die  in  Steier- 
mark gefundenen  Bronzehände  mit  den  charakteristischen  Dreieck- 
Mäandern  der  Peucetia  (R.  M.  XIX  280);  auch  die  gabelförmi- 
gen Zeichen,  welche  in  Istrien  auch  solchen  Beobachtern  auffallen, 
die  von  Apulien  (oben  230  f.)  noch  nichts  wissen  (^).  Es  ist  nicht 
all  zu  wahrscheinlich,  dass  die  grossen  Tarentiner  Handelsschiffe 
—  Rhodier  und  Chalkidier  kommen  in  diesen  Zeiten  nicht  mehr 
in  Betracht  —  sich  damit  abgaben,  jene  im  Vergleich  zu  den  ge- 
tirnissten  Vasen  wohlfeile  Ware  der  durchaus  nicht  befreundeten 
Apulier  zu  vertreiben.  Man  möchte  eher  an  den  geräuschloseren 
Verkehr  der  Fischerbarken  und  anderen  bescheideneren  Fahrzeuge 
denken,  die  damals  wie  heute  von  Ufer  zu  Ufer  hinüber  und 
herüber  glitten.  Noch  Mitte  vorigen  Jahrhunderts,  ja  bis  in  un- 
sere Tage  hat  man  beobachtet,  dass  wohlfeiles  Tongeschirr  auf 
massigen  Segelbooten  von  Apulien  her  an  die  dalmatischen  Küsten 
gelangte  (^).  Die  Ziegeltransporte  von  der  italischen  Küste  nach 
drüben  werden  auch  im  Altertum  nicht  gefehlt  haben,  wenn  Gnathia 
seine  Ziegel  westwärts  bis  nach  Kaulonia  beförderte  (Mess.  333,  2). 
Ehedem  war  es  freilich  nicht  Jedermanns  Sache  und  gehörte  wohl 
schon  etwas  von  dem  anererbten  maritimen  Charakter  der  Mes- 
sapier  dazu,  um  in  jene  gefürchteten  Winkel  des  Adriatischen 
Meeres  vorzudringen,  wohin  selbst  die  grossen  griechischen  Schiffe 
sich  lange  nicht  gewagt  haben  sollen.  Und  speziell  in  den  Zeiten 
vor  dem  Erstarken  der  Tarentiner  Seemacht  —  wir  können  nicht 
sagen  seit  wie  lange  — ,  musste  jenem  Kleinverkehr  eine  gewisse 
Bedeutung  innewohnen,  die  er  später  naturgemäss  nicht  mehr 
haben  konnte.  An  der  Po-Mündung  bei  Ravenna  haftete  die  Erin- 
nerung an  diesen  gewiss  lange  fortgesetzten  Messapier-Verkehr : 
Padusa  quondam  Messapicus  appellatus  (Plin.   N.  H.  III  119), 

(')  Wosinsky,  die  inkrustierte  Keramik  82. 

n  Vgl.  die  R.  M.  XIX  314,  1  citirte  Schrift  von  H.  Gutscher. 


258  M.    MAYER 

und  die  Stadt  Adria  nannte  ihren  Gründer,  den  fingierten  Heros 
Adrios,  einen  Sohn  des  Messapios  (Etym.  M.  jid^iccg):  in  dem 
Munde  eines  Khodiers  (Eudoxos,  3.  Jahrh.  vor  Chr.)  eine  doppelt 
wertvolle  Nachricht.  Das  sind  Zeugnisse,  welche  unmöglich  in  den 
Zeiten,  wo  alle  Welt  dort  verkehrte,  im  4.  Jahrh.  aufgekommen 
sein  können,  wie  Pais  {Stör.  d.  Sic.  I,  364,  Anmerkung)  sich 
denkt,  indem  er  noch  das  überlieferte  Messanicus  bei  Piinius 
durch  einen  notdürftigen  Erklärungsversuch  schützen  zu  müssen 
glaubt  (^).  Den  dortigen  Fluss-und  Hafennamen  Brinta  (Brenta), 
Brintesia,  Brundulum  hat  man  bereits  mit  Brentesion  (Brundusium) 
verglichen,  aber  nur  in  dem  Sinne,  als  ob  er  von  Norden  her,  mit 
den  Japygern,  nach  Süden  gewandert  sei,  während  beide  Namen 
vielleicht  ganz  und  gar  den  Messapiern  gehören  und  nach  Griechen- 
land zurückweisen,  wo  ein  Brenthe  z.  B.  beim  arkadischen  Gortys 
bekannt.  Doch  mag  das  dahingestellt  bleiben.  Die  streitbaren  Japy- 
ger,  die  ehemaligen  Japoden,  die  alles  Andre  als  ein  Schiffervolk 
waren  und  sich  in  Apulien  überall  von  der  Küste  zurückziehen 
{Philol.  a.  0.  517),  kommen  für  Norditalien,  wie  man  auch  die 
Erwähnung  des  Japuscnm  genus  in  den  Iguvinischen  Tafeln  auffas- 
sen und  diese  selbst  datiren  möge,  als  geschichtlicher  Factor 
überhaupt  nicht  in  Betracht.  Wer  weiss  ob  sie  überhaupt  auf  die- 
sem Wege  eingewandert  sind  und  nicht  auf  Fähren  direkt  von 
den  dalmatischen  Inseln  nach  Pelagosa,  den  Tremiten  und  dem 
Garo^anus  übersetzten. 


Den  Lesern,  welche  mir  seit  1897  gefolgt  sind,  sei  hier  zum 
Schlüsse  ein  üeberblick  über  die  Ergebnisse  der  fünf  Kapitel  ge- 
geben: I)  die  Messapia  (^)  R.  M.  XII  bebandelte  die  südlichste 
Landschaft,  zu  welcher  die  Hafenstadt  Gnathia  als  ein  integri- 
render  Teil  gehörte;  II)  Die  Peucetia  R.  M.  XIV,  die  Mittel- 
landschaft, die  der  Peuketier  oder  Poedikoler,  welche  im  5.  Jah- 
rhundert ihre  Grenzen  ersichtlich  nach  Norden  durch  das  Gebiet 
von  Ruvo  und  nach    Süden    durch    Gnathia   erweiterte:    vgl.  III 

{^)  Auch  die  Peuc.  76  vorgebrachten  Gründe  finde  ich  nicht  mehr 
stichhaltig. 

(^)  lieber  die  Namen  der  Sallentiner  und  Calabrischen  Halbinsel,  über 
das    Geographische  überhaupt  s.  Philol.  1906. 


DIE    KERAMIK    DES    VORGRIECHISCHEN    APULIENS  259 

S.   221-229;    III)  Die    Dannia,  R.  M.  XIX;    IV)  FortsetziiDg 
vom  III;    V)  Tarent. 

Nach  dem  Stand  der  Dinge,  den  ich  im  Winter  1894-'95  in 
Apulien  vorfand,  wo  es  an  systematischen,  wissenschaftlich  con- 
trolierten  Ausgrabungen  und  an  genauen  Fundberichten  fehlte, 
bot,  um  in  die  Kultur  Alt-Apuliens  einzudringen  und  speziell  den 
Zustand  vor  der  Hellenisierung  zu  erforschen,  nur  das  keramische 
Material  eine  einigermassen  genügende  oder  wenigstens  ausgiebige 
Grundlage.  Anderes  Material  und  Beobachtungen  an  Ort  und 
Stelle  konnten  sich  erst  mit  der  Zeit  hinzugesellen.  Dass  die  Un- 
tersuchung sich  auf  die  Eisenzeit  beschränkte,  brauchte  damals 
nicht  ausdrücklich  gesagt  und  begründet  zu  werden ;  man  kannte 
ja  die  älteren,  seither  ausgegrabenen  Stationen  noch  nicht;  übri- 
gens würden  deren  Ergebnisse  nichts  an  der  vorliegenden  Arbeit 
geändert  haben.  Denn  wir  haben  eine  nach  oben  hin  deutlich 
begrenzte  Kulturphase  vor  uns,  an  deren  Eingang,  wie  von  vorn- 
herein betont  wurde  (I,  202.  258),  für  uns  die  Fundgruppen  von 
der  Tarentiner  Neustadt  stehen;  diejenigen  der  Japyger  und  der 
mit  ihnen  eng  Hirten  Messapier.  Sie  steht  mit  jenen  ältesten 
Kulturen  in  keinem  erkennbaren  Verwandtschaftsverhältnisse  und 
trägt  so  sehr  ihr  eigenstes  Gepräge,  dass  etwaige  Ueberbleibsel 
aus  jener  Vorzeit  dagegen  nicht  aufkommen.  Schon  die  Sitte  der 
Bestattung  statt  des  Verbrennens  verrät  den  Bruch  mit  den  Ge- 
bräuchen der  italischen  Bronzezeit:  mag  man  die  Hügelgräber 
{Bull.  Pal.  30,  32)  oder  die  Tarentiner  Spuren  oder  die  ganze 
Folgezeit  ins  Auge  fassen.  Dabei  herrschen  aber  teils  Villanova- 
ähnliche  Typen,  teils  anderweitige  Einflüsse,  die  wir  den  Messa- 
piern  zuschreiben.  Diese  letzteren  sind  es  wohl  gewesen,  welche 
der  vorhellenischen  Keramik  Apuliens  ihren  Stempel  aufdrückten 
und  ihr  ihre  besondere  künstlerische  Stellung  anwiesen,  weit  über 
allem  was  andere  Teile  der  Apeninenhalbinsel  auf  diesem  Gebiete 
geleistet  haben.  Zunächst  freilich  wird  ihre  Tätigkeit  durch  die 
Lakedämonische  Eroberung  Tarents  unterbrochen,  um  erst  weit 
über  ein  Jahrhundert  später  wieder  einzusetzen,  nunmehr  mit  im- 
mer stärkerer  Beteiligung  der  Japyger  selbst,  und  unter  Aufnahme 
neuer,  teils  italischer,  teils  überseeischer  Elemente  in  Gerätformen 
und  Dekoration;  dabei  spielt  öfter  Kyprisches  mit  herein,  aber 
auch  anderes,  das  sich  nur  noch  nicht  ebenso  leicht  bestimmen  lässt. 


260  M.    MAYER 

Das  reichhaltigste  Material  liefert  unstreitig  die  Daunia  mit 
Eiaschluss  Riivo's,  diejenige  Landschaft,  wo  auch  noch  später,  nach 
dem  Ausseheiden  Ruvo's,  die  Vorliebe  für  diese  bunte  Art  von 
Gerätschaft  fortbestand,  in  Canosa  sogar  bis  tief  ins  4.  Jahrhundert, 
während  die  mancherlei  Fabriken  nördlich,  überhaupt  jenseits  vom 
Aufidus  schon  früher  damit  aufhörten.  Vereinzelte  Spuren  dieser 
Kunstübung,  die  über  das  Daunische  Gebiet  hinausführen,  im 
Frentanergebiet,  und  in  Vasto  d'Aimone,  Histonium  (oben  173) 
sind  wandernden  Techniten  aus  Apulien  zuzuschreiben.  Auf  solche 
beweglichen  Elemente  deuten  indirekt  auch  die  mancherlei  Kor- 
rekturen der  Zeichnung  vom  Ruveser  Gebiet  nordwärts  (oben  168; 
III  303),  insofern  der  erste  Entwurf  stets  die  ßegel  zu  durchbre- 
chen strebt  und  dann  beseitigt  wird  zu  Gunsten  des  feststehenden 
S3^stems,  wie  es  jede  der  drei  Landschaften  nach  ihrem  besonderen 
Geschmacke  ausprägte  und  consequent  weiterbildete. 

In  einfacheren  Formen,  im  Gerät  wie  Ornamentik,  bewegt 
sich  die  Peucetia,  die  aber  seit  der  Neige  des  5.  Jahrh.  also 
früher  als  das  übrige  Apulien,  der  Hellenisirung  zustrebt,  voran 
die  Ortschaften  Ceglie  bei  Bari  und  Ruvo  (II  47.  52.  III  218. 
202,  Notisie  1896,  542  f.  1900,  506).  In  der  kurzen,  aber  ori- 
ginellen Entwickelung,  die  der  geometrische  Stil  hier  erlebte 
(seit  Mitte  des  6.  Jahrh.  III  206.  II  46,  noch  früher  II  55), 
tritt  namentlich  die  Einführung  und  virtuose  Behandlung  der 
dreieckigen  und  gemischten  Mäander-Motive  bedeutsam  hervor, 
mehr  als  andere,  dem  Villanova-Stil  verwandte  Erscheinungen. 

Am  spärlichsten  ist  der  geometrische  Malstil  in  der  südlichen 
Halbinsel  vertreten;  es  ist  als  ob  sich  dort  die  Sprengkraft  der 
fremden  Invasion  am  stärksten  fühlbar  machte.  Seine  kümmerli- 
chen Reste  werden  fast  von  Anfang  an  —  unsere  Kenntnis  reicht 
bis  jetzt  freilich  kaum  oder  wenig  über  500  hinauf  —  von  al- 
lerhand Griechischem  überwuchert,  teils  pflanzlichen,  teils  ander- 
weitigen Elementen,  ganz  besonders  jung  Milesischen  und  Rho- 
dischen:  nicht  umsonst  sind  die  beiden  Centren  der  Produktion 
Rhodiae  (Rugge  bei  Lecce)  und  Gnathia,  also  zwei  Ortschaften,  die 
aus  Rhodischen  Colonien  hervorgegangen  waren  (Gnathia  s.  III 
227).  Diese  griechischen  Beziehungen  waren  also  noch  lebendig 
in  einer  Zeit,  wo  die  Hauptbevölkerung  durchaus  eine  Japygisch- 
Messapische  geworden:  eines  der  archaischen  Produkte  von  Gna- 


DIE   KERAMIK   DES  VORüRIECHlSCHEN    APULIENS  261 

thia  mit  messapischen  Beischriften  rühmt  sich  sogar  seiner  japy- 
gischen  Herkunft  (I,  234):  jedenfalls  in  Folge  der  gewaltigen 
Kriegserfolge  von  473;  solche  Beischrift  bedeutet  mehr  als  der 
blosse  Ortsname,  den  eine  Schale  aus  der  Gegend  von  Azetium 
(II  39)  aufzuweisen  scheint.  Schärfer  als  in  der  Malerei  hat  die 
Südhalbinsel  ihre  Eigentümlichkeit  in  den  Gefässformen  ausge- 
prägt; der  aparteste  dieser  Typen,  die  Torzelle  oder  Trozelle, 
findet  sich  in  der  Tat  nur  hier  und  zwar  aller  Orten  in  dem 
durch  die  Linie  Tarent-Egnatia  begrenzten  Gebiete;  in  Tarent 
selbst  nicht,  aus  guten  Gründen ;  in  der  Ortsliste  I,  203  ist  Pu- 
tignano  zu  streichen  (vgl.  III  192),  und  San  Marzano  (ebd.)  sowie 
Manduria  einzusetzen  (^).  Darüber  hinaus  kommen  nur  vereinzelte, 
als  solche  erkennbare  Nachahmungen  vor.  Man  kann  auch  bemerken 
(I  223),  dass  sich  das  Verbreitungsgebiet  dieser  Klasse  von  Pro- 
dukten ziemlich  genau  mit  demjenigen  der  allerdings  erst  im 
4.  Jahrh.  einsetzenden  Messapischen  Steininschriften  deckt;  die 
darüber  hinausliegenden  Dialekt-Inschriften  in  Stein  sind  unsi- 
cher (2)  oder  falsch  (III  190,  Fig.  1). 

Die  Umwandlung  des  Geschmackes  nach  der  hellenischen 
Seite,  die  Nachahmungsversuche,  das  Aufkommen  griechischer, 
zunächst  noch  ohne  Firniss  in  der  Weise  des  Landes  arbeitender 
Fabriken ,  dieser  ganze  Prozess  beginnen  der  Hellenisierung 
lässt  sich  noch  deutlich  verfolgen,  freilich  nicht  im  Rahmen  der 
liier  vorgelegten  Untersuchung.  Auch  der  späte  Canosiner  Misch- 
stil, welcher  im  4.  Jahrhundert  den  erstorbenen  geometrischen 
ablöst  und  mit  den  Messapiern  nichts  mehr  zu  tun  hat,  verar- 
beitet wesentlich  klassisch  griechische,  ja  schon  griechisch-ita- 
lische Motive,  fällt  also  ausserhalb  unseres  Themas,  und  hätte 
sich  nur  in  einem  Anhang  erörtern  lassen.  Ohnehin  überschritt 
schon  die  der  älteren  Epoche  gewidmete  Arbeit  die  gewöhnlichen 
Grenzen  dieser  «  Mitteilungen  » ;  sie  hatte  sich,  wie  vorauszusehen 
war,  zu  einer  Culturstudie  erweitert,  welche  auch  die  Gräber  - 
und  Stadt- Anlagen,  die  Import- Verhältnisse  und  manches  Andere, 
das  sich  in   Fortgang   der    Localforschungen   ergab,    nicht   unbe- 

(')  Dortige   Exemplare  aufbewahrt  daselbst  bei  Dottore  Giov.  Camerano. 

(')  Diejenige  von  Monopoli,  also  aus  der  nächsten  Nachbarschaft  von 
Egnatia,  ist  nicht  falsch,  aber  nur  aus  Abschrift  bekannt.  III,  190,  An- 
merkg.  1. 


262  M.    MAYER,    DIE    KERAMIK    DES   VORGRIECHISCHEN    APULIENS 

rücksichtigt  Hess  (lll  Einleitung,  vgl.  Philol.  1906).  So  ist  es 
gekommen,  dass  schliesslich  die  vergleichende  Analj^se  der  ver- 
schiedenen geometrischen  Stilgattungen  Apuliens  und  ihres  Verhält- 
nisses zu  den  altgriechischen  keinen  Platz  mehr  finden  konnte. 

Unter  den  verschiedenen  Oertlichkeiten,  welche  während  des 
Jahrzehnts  archäologischer  Erschliessung  Apuliens  1895-1904, 
von  mir  neu  in  die  Archäologie  eiDgeführt  oder  soweit  unter- 
sucht wurden  als  ohne  umfängliche  Ausgrabungen  möglich,  muss 
Putignano  eine  wichtigere  Stelle  eingenommen  haben  als  nach 
den  wenigen  bis  dahin  gemachten  Funden  zu  erwarten  gewesen 
wäre.  Dort  liegt  in  einem  Hügel  die  alte  Culthöhle  von  San  Mi- 
chele,  das  minder  berühmte  Gegenstück  zu  der  Berghöhle  vom 
Garganus.  Dort  lässt  sich  die  Entwickelung  der  Dinge  schrittweise 
verfolgen  (II  55.  III.  207)  und  bieten  sich  in  der  älteren  Phase 
des  geometrischen  Stiles  noch  Berührungspunkte  (vgl.  II  Taf.  V 
Fig.  1  u.  4)  mit  dem  der  südlichen  Halbinsel,  welche  nachher 
bei  der  stärkeren  Differenzierung  der  regionalen  Stilweisen  ver- 
schwinden. Manches  deutet  nach  Westen  in  das  Hinterland  von 
Tarent  und  Metapont.  Andererseits  entbehrte  Putignano  von  jeher 
nicht  der  Verbindungen  mit  der  östlichen  Meeresküste,  also  der 
von  Gnathia,  namentlich  wenn  das  dazwischen  liegende  Graxa 
(nördl.  von  Fasano,  I  236,  Philol.  422)  erst  eine  illyrische  Gründ- 
ung sein  sollte,  etwa  wie  Genusium  zwischen  Matera  und  dem 
messapischen  Ur-Metapont  (^).  Der  Nymphenkult  und  das  Feuer- 
wunder von  Gnathia  (Hör.  Sat.  I  5,  97;  Plin.  II  240)  scheint  in 
dem  Märchen  von  den  Messapischen  Hirten  und  der  Pans-Grotte 
wiederzukehren,  welche  wir  unabhängig  von  jenem  Zeugnis  in  Pu- 
tignano lokalisierten  (II  69  ff.). 

Die  mancherlei  Hindeutungen  der  antiken  Literatur  auf  Kreta 
scheinen  wesentlich  die  Küste  der  südlichen  Halbinsel  anzugehen. 
Und  was  sich  zu  ihrer  Erklärung,  auch  vom  archäologischen  Stand- 
punkte aus,  vorbringen  lässt,  greift  in  eine  der  Japyger-Zeit  vor- 
ausliegende Epoche  zurück.  Die  hier  zum  ersten  Male  bekannt 
gemachte  Keramik  des  8.  bis  4.  Jahrh.  vor  Chr.  bietet  dafür 
keine  sicheren  Anhaltspunke. 

Berlin.  M.  Mayer. 

{')  Molfetta  187.  Philol.  1906,  524. 


METRISCHES  AUS   POMPEJI. 


I. 


SI   QVIS  NON  VIDI  VIINIIRIIM  QVAM  MA 
rVPA    MIIA    ASPICIAT  TALIS    IlT 


Diese  Inschrift  (CIL  IV  Suppl  6842)  steht  auf  der  Ein- 
gangswand des  Atriums  VI  16,  15;  sie  ist  herausgegeben  von 
Sogliano  Not.  d.  sc.  1908  S.  64  und  192 .  Die  Lesung  ist  sicher 
bis  auf  die  Zeilenschlüsse;  vidi(t)  und pupa{m)  mea{m)  wird  leicht 
ergänzt.  Es  ist  ein  Distichon;  rechts  ist  der  Stuck  abgebrochen 
und  es  fehlt  der  Schluss  beider  Verse.  Das  Erhaltene  kommt  den 
Antepagmenta  einer  Thür  so  nahe,  dass  nur  noch  für  etwa  vier 
Buchstaben  Platz  war;  es  ist  also  wohl  anzunehmen,  dass  die 
Schrift  sich  auf  die  vielleicht  mit  Stuck,  sonst  mit  Farbe  überzo- 
genen Antepagmenta  fortsetzte. 

Am  Schluss  der  ersten  Zeile  hat  Sogliano  nur  M;  das  fol- 
gende Zeichen  war  wohl,  als  er  abschrieb,  schon  von  dem  modernen 
Stuck  bedeckt,  mit  dem  man  den  Rand  des  antiken  verkleiden 
musste.  Ich  habe  in  CIL  IV  Suppl.  transcribirt  na;  die  Schrift- 
züge  lassen  es  zu;  es  bietet  jedoch,  so  viel  ich  sehe,  keinen  be- 
friedigenden Versschluss.  Aber  das  letzte  Zeichen  kann  auch  Rest 
eines  N  sein;  dann  ist  zu  lesen  PIN  und  zu  ergmien pinxit  mit 
dem  Namen  eines  Malers,  der  mit  einem  Vokal  anfangen  musste : 
doch  wohl  sicher  Apelles. 

Am  Schluss  der  zweiten  Zeile  war  ein  geringer  Rest  sichtbar, 
mit  dem,  wie  es  scheint,  nichts  anzufangen  ist.  Es  muss  ein  Vokal 
sein.  Dann  aber  ist  nur  V  möglich,  und  von  da  aus  finde  ich  keine 
brauchbare  Ergänzung;  so    wird  wohl  jener  Rest   eine  zufällige, 


264  A.    MAU 

nicht  zugehörige  Linie  sein.  Ausziischliessen  ist  wohl  talis  et  illa 
fait.  Denn  ü  quis  non  vidit  besagt  doch,  dass  es  auch  Leute  gab, 
die  das  Bild  gesehen  hatten,  und  das  ganze  Distichon  setzt  voraus, 
dass  der  Schreiber  selbst  es  gesehen  hat.  Also  etwa  talis  et  Uta 
manef^  Der  Schreiber  hätte  dann  in  Kom  das  Bild  gesehen  und 
hier  der  so  erworbenen  Kenntniss  Ausdruck  gegeben.  Aber  es  kommt 
dann  etwas  fremdartiges  in  das  Gedicht.  Sein  Vorwurf  ist  doch 
der  Preis  des  Mädchens ;  so  aber  wird  es  zu  einer  archäologischen 
Belehrung.  Und  ich  meine,  das  Epigramm  endet  besser,  wenn 
Subjekt  des  Sehlussverbums  das  Mädchen  ist  und  in  ihr  Lob  das 
Ganze  ausklingt:  etwa  talis  et  illa  nitef^  Ich  linde  kein  besseres 
Verbum.  Illa  auf  die  zuletzt  erwähnte  pupa  zu  beziehen,  hat  bei 
dem  hinlänglich  belegten  Sprachgebrauch  der  pompejanischen  In- 
schriften keine  Schwierigkeit:  CIL  IV  635.  1645.  1880.  1824. 
1884.  3409.  4304.  Also: 

Si  quis  non  vidi{i)    Venerem  quam  pin\^xit  Äpelles~\, 
Pupa(m)  mea{m)  aspiciat;  talis  et  [illa  nitet?~]. 


IL 


Die  Inschrift  hat  aber  auch  noch  ein  metrisches  Interesse 
weil  in  piipa{m)  mea{m)  mit  dem  ersten  ausgelassenen  m  auch 
die  Position  wegfällt.  Dieselbe  Verkürzung  hatte  ich  angenommen 
(Mitt.  XX  1904  S.  265)  in  der  Inschrift  CIL  IV  Suppl.  4556, 
Buecheler  Carm.  ep.  929: 

Semper.  M{arcu).   Terentius  Eudoxsus  \  unus.  {supstenet}  amicos 
Ft.  tenet  \  et.  tutat.  supstenet.  omne.  modu 

wo  mir  am  Schluss  omne{m)  modu(m)  das  wahrscheinlichste  schien 
und  noch  scheint.  Dem  gegenüber  behauptet  F.  C.  Wick  ( Vindi- 
ciae  carminum  Pompeianorum,  in  Atti  d.  Äcc.  di  Napoli  XXVI, 
S.  10  f.  des  SA),  dass  in  pompejanischen  Versen  durch  Wegfall 
des  auslautenden  m  nie  die  Silbe  kurz  wird.  Erstens,  Corssen 
(Ausspr.  I*  S.  273)  habe  es  gesagt.  Das  ist  ein  Missverständniss : 
Corssen  sagt,  dass  meistens  das  m  geschrieben  wird  und  dann  na- 
türlich Position  macht.  Zweitens,  um  es  zu  beweisen  genüge  der 
Hinweis  auf  Buecheler  n.  950  {CIL  IV  Suppl.  5296):  Saepe  ego 


METRISCHES    AUS    POMPEJI  265 

cu{m)  media  vigilare{m)  perdita  nocte.  Als  gäbe  es  viele  solche 
Beispiele!  Es  gab  ihrer  damals  grade  noch  zwei:  CIL  TV  1516: 
hie  ego  nunc  futui  formosa{m)  forma  puella{m)  und  Suppl.  6892 
(Wick  n.  42) :  quisquis  amat  nigra{m)  nigris  carbonibus  ardet. 
Dazu  kommt  jetzt  ein  drittes,  noch  unediertes  CIL  IV  Supjil.  7038, 
wo  es  heisst  poena{m)  patiare.  Und  was  sollen  denn  diese  Bei- 
spiele beweisen?  Schreiber  und  Dichter  brauchten  doch  nicht  iden- 
tisch zu  sein:  Buech.  950  ist  eine  Art  Cento  aus  allerlei  Remi- 
niszenzen; über  SuppL  6892  s.  unten  S.  261.  Es  ist  also  sehr 
möglich,  sogar  wahrscheinlich,  dass  die  Verse  auf  Grund  der  vollen 
Form  gedichtet  wurden;  zu  IV  1516  hat  gar  ein  zweites  Exemplar 
{\h\l)  formosam.  Liess  dann  ein  nachlässiger  Schreiber  das  m  aus, 
was  soll  daraus  folgen? 

Hingegen  die  verstümmelte  Form  mit  Verkürzung  geht  not- 
wendig auf  den  Dichter  selbst  zurück.  So  in  unserem  Distichon 
pupa{m)  mea,  so  Buecheler  Carm.  ep.  373  (43-70  n.  Chr.)  felice{m) 
morari,  so  ebenda  422  (126  n.  Chr.),  11:  pietate{m)  rependere 
matri^  14:  ferale{m)  diem,  17:  moriente(m)  viderent.,  465,8: 
victima{m)  sacris,  14  ferale{m)  sepulti,  475,  I :  pietate{m)  pa- 
rentis,  4:  luce(m)  videre,  5:  poscere(m)  munus,  9:  terra(m) 
leve{m)  optetis  . . .  fortuna{m)  beata(m),  484,3 :  regione(m)  pe- 
destrem,  496, 2  :  dece(m)  mensibus  octo,  505,  2  :  arka(m)  pa- 
renteSj  512. 1  :  mea(m)  vita{m)  demonstro,  517, 1 :  post  morte(m) 
marite,  528,  4 :  cum  luce{m)  reliquit,  529,  1  :  post  morte(m) 
iuorum^  1184,13:  flos  ego  cerna{m)  novum^  1186,12  et  spem 
certissima{m)  f regit.  1  ]  90,  I  :  post  morte{m)  sepulcri^  4  :  post 
morte(m)  cavemus,  6:  fine{m)  laborum,  1194,2:  morte(m)  su- 
birem,  1216,  1  :  post  morte{m)  reliquit.  Hier  überall  ist  das  m 
ausgelassen  um  die  Silbe  kurz  zu  machen.  Ganz  zu  schweigen  von 
älterem:  enim,  dessen  m  bei  den  Komikern  und  bei  Ennius  i^Ann. 
371  Vahlen:  non  enim  rumor  es)  keine  Position  macht,  und  noenu 
bei  Lucrez  (111  199:  noenu  potest,  IV  712:  noenu  queunt)  und 
Lucilius  (907 :  si  noenu  molestumst).  S.  Leo,  Plautin.  Forschun- 
gen S.  302-307.  Stowasser,  Wiener  Stud.  XXVII  1905  S.  212  f. 

Dass  in  der  Eudoxusinschrift  omne  modu  durch  Verszwang, 
also  nicht  aus  dem  gut  in  den  Vers  passenden  omnimodum  oder 
omnimodo  entstanden  sei,  schloss  ich  auch  daraus,  dass  «  der 
ganze  übrige  Text  fehlerfrei  ist  » .  Das  war  vielleicht  etwas  ungenau 


266  A.    MAU 

ausgedrückt.  Herr  Wick  macht  Eudoxsus  und  supstenet  gelteud 
und  nennt  den  Schreiber  hominem  rudern  et  inconditum,  neque 
rede  pronuntiantem  neque  scribendi  peritum.  Aber  x^,  pst  sind 
Archaismen,  wie  M{arcu),  und  wie  sie  auch  sonst  in  Pompeji 
vorkommen.  Wie  oft  xs  sich  auch  in  sonst  tadellosen,  auch  öffent- 
lichen Inschriften  findet,  darüber  kann  der  Index  irgend  eines 
Corpusbandes  Auskunft  geben.  So  schrieb  er,  weil  er  es  so  in  der 
Schule  gelernt  hatte :  die  Inschrift,  auf  einer  Wand  dritten  Stiles, 
kann  in  die  Zeit  des  Augustus  zurückreichen,  der  Schreiber  konnte 
schon  bejahrt  sein  und  sein  Lehrer  war  vielleicht  ein  alter  Mann. 
Wie  viele  schreiben  noch  jetzt  in  Deutschland  «  Theil,  Noth  »  und 
ähnliches !  Supstenet  sprach  man  doch  in  Pompeji  gewiss  nicht,  so 
wenig  wie  opscultat  oder  obscuttat  (IV  2360.  4008)  und  supstulit 
(IV  Suppl.  5296  =  Buech.  950).  Auch  das  e  in  supstenet 
mochte  ihm  und  seinem  Lehrer  als  richtig,  höchstens  als  Ar- 
chaismus erscheinen,  da  hier  die  volkstümliche  Aussprache,  der 
Schwächung  entgegenwirkend,  den  Wurzelvokal  bewahrt  hatte; 
vgl.  CIL  I  38  optenui,  IX  2243  (städtische  Inschrift  aus  Telesia) 
abstenentissimo,  X  8059,  386  (Signaculum)  substenendi.  Aber 
omne  modu  hatte  er  gewiss  nicht  in  der  Schule  gelernt;  stände  es 
für  omnimodo  oder  omnimodum,  so  käme  zu  den  zwei  Vulgarismen 
noch  die  falsche  Interpunktion,  alles  dies  in  acht  Buchstaben, 
grade  da,  wo  das  nächstliegende  omni  modo  nicht  in  den  Vers 
ging.  Da  ist  doch  schwer  dem  Schluss  auszuweichen,  dass  hier  die 
Volkssprache  der  Versnot  zu  Hülfe  kam,  wie  in  pupa{m)  mea{m) 
und  den  oben  citierten  metrischen  Grabschriften,  also  omnimodum, 
omnimodo  im  Wortschatz  des  Schreibers  fehlte.  Mir  scheinen  diese 
Erwägungen  schwerwiegender  als  der  ungewöhnliche  Gebrauch  des 
Accusativs,  der  doch  auch  vielleicht  aus  der  Volkssprache  stammt. 
Mauius  certus  iudicat  sagt  Herr  Wick  in  Bezug  auf  omne 
modu,  obgleich  ich  mich  hinlänglich  vorsichtig  ausgedrückt  hatte. 
Das  ist  harmlose  Rhetorik.  Wenn  er  aber  S.  14  sagt,  ich  hätte 
behauptet  {certumque  adßrmantem\  in  der  Pero-Inschrift  (bei  ihm 
n.  1)  sei  terrificus  locus,  aspice  iam  ...  replente  tument  lesbar, 
so  mag  er  sehen,  wie  er  das  verantworten  will.  Es  ist  auch  nicht 
wahr,  dass  ich  über  diese  Inschrift  etwas  non  publici  iuris  ge- 
schrieben habe;  der  betreffende  Artikel  steht  in  diesen  Mittei- 
lungen XX  1905  S.  380-382. 


METRISCHES   AUS   POMPEJI  267 

f  III. 

QVISQyiS  •  AMAT  •  NIGRA  NIGRIS  •  CARBONIBVS  •  ARDET 
NIGRA  CVM  VIDEO  MORA  •   LIBENTER  AEDEO 

Diese  Inschrift  stand  auf  einer  Wand  einer  Villa,  die  in  Bosco- 
trecase  bei  Gelegenheit  des  Baues  der  elektrischen  Eisenbahn  ge- 
funden wurde  und  von  Herrn  Santini,  dem  Besitzer  des  Grund- 
stückes, leider  nur  zum  Teil  ausgegraben  werden  konnte ;  jetzt  ist 
sie  in  Pompeji.  Sie  ist  publiciert,  mit  einer  sonderbaren  Erklärung, 
von  Wick  (  Vindiciae  n.  42),  dem  sie  von  Sogliano  mitgeteilt  wurde. 
Es  ist  ungewöhnlich  grosse  und  sehr  schöne  Cursivschrift.  Aber  der 
Schreiber  war  in  der  Orthographie  weniger  stark  als  in  der  Kalli- 
graphie :  zweimal  nigra{m)  und  aedeo  statt  edo .  Aus  letzterem 
Fehler  dürfen  wir  wohl  schliessen,  dass  er  nicht  der  Verfasser  des 
Distichons  ist. 

Die  Erklärung  der  ziemlich  albernen  Verse  ist  nicht  schwierig. 
V.  1  sagt:  die  schwarzhaarigen  Mädchen  erregen  besonders  heisse 
Liebe;  V.  2:  für  mich  haben  die  Schwarzen  besondere  Anziehungs- 
kraft. Beides  unter  dem  Bilde  von  Dingen,  die  auch  schwarz  sind: 
wer  eine  Schwarze  liebt  der  brennt  wie  auf  schwarzen  Kohlen ; 
sehe  ich  eine  Schwarze,  so  begehre  ich  sie,  wie  ich  (schwarze) 
Maulbeeren  gern  esse. 

A.  Maü. 


SITZUNGEN    UND    ERNENNUNGEN 


IL  Dezember  1908  (Festsitzung  zur  Feier  des  Geburtstages  Win- 
ckelmanns) :  J.  Wilpert,  Die  Mosaiken  von  S.  Maria  Mag- 
giore. 
8.  Januar  1909:  Ch.  Hüelskn,  Das  Barberinische  Zeichnungs- 
buch des  Giuliano  da  Sangallo. 


Zur    Winckelmannstage    wurde    ernannt    zum    ordentlichen 
Mitgliede  des  Instituts: 

Hr.  H.  VON  Geymüeller  in  Baden-Baden. 


DRUCKFEHLER-BERICHTIGUNG. 


S.    178    Z.    3.    5.   9    V.    u.,     S.    180    Z.    10   v.    u., 

S.    181    Z.    1,    S.    182  Z.   11,   S.   186   Z.   17   v.    u. 

sehr.    Taf.    VIII    statt   VI. 


Abgeschlossen  am  12.  Januar  1909. 


AUGUST    MAU 

15.  X.  1810  —  6.  III.  1909. 
Gedächtnisworte,  bei  der  Totenfeier  am   9.  III.  1909  gesprochen. 


Hochansehnliche  Trauer  Versammlung ! 

Im  Namen  des  Kaiserlich  deutschen  Archäologischen  Insti- 
tuts, das  ich  als  Stellvertreter  des  leider  in  weiter  Ferne  wei- 
lenden Sekretars  Professor  Hülsen  zu  leiten  habe,  zugleich  im 
Namen  seiner  Zentraldirektion  in  Berlin,  die  mich  hierhergesandt 
liat,  erfülle  ich  die  schwere  und  doch  schöne  Pflicht,  an  einen  der 
besten  Männer,  die  unserer  Anstalt  jemals  gedient  haben,  den 
letzten  Abschiedsgrusz  zu  richten.  Ich  will  versuchen,  so  gut  es 
meine  schwachen  Kräfte,  die  kurze  Zeit  und  der  frische  persön- 
liche Schmerz  gestatten,  zu  sagen,  was  für  ein  Mann  August  Mau 
gewesen  ist,  was  er  für  unsere  Wissenschaft  und  für  das  Institut 
geleistet  hat. 

Er  war  ein  Sohn  des  fernsten  deutschen  Nordens,  jenes  meer- 
umschlungenen, einst  so  heisz  umstrittenen  Landes,  dem  die 
klassische  Altertumskunde  eine  Reihe  der  bedeutendsten  Forscher 
zu  verdanken  hat,  darunter,  um  nur  zwei  der  gröszten  unter  den  Toten 
zu  nennen,  Theodor  Mommsen  und  Otto  Jahn,  einen  Kieler 
Mitbürger  unseres  Verstorbenen,  zugleich  einen  seiner  maaszge- 
benden  Lehrer.  Den  Stempel  dieser  nordischen  Herkunft  trug  Mau 
an  seinem  ganzen  Wesen:  in  den  hellen,  klaren,  blauen  Augen, 
in  dem  gelassenen,  zurückhaltenden,  etwas  ungelenken  Auftreten, 
in  der  bedächtigen,  zähen  Tatkraft,  in  der  nüchternen  Klarheit 
und  Konsequenz  des  Denkens,  in  dem  muntern  trockenen  Humor 
und  in  der  stillen,  goldenen  Treue  des  Gemüts.  Er  war  ein  echter 
und  ein  treuer  Sohn  seiner  Heimat,  der  engern  und  erst  recht  der 


270  AUGUST    MAU 

weiteren,  deren  Auferstehung  aus  langer  Zerrissenheit  er  schon  in 
reiferen  Jahren  mit  ganzem  Herzen  begrtisst  hatte.  Wenn  ich  den 
kühl  besonnenen  Mann  jemals  habe  schwärmen  hören,  so  war  es 
in  Träumen  von  der  künftigen  Grösse  seines  Volkes. 

Aber  diesem  echten  Deutschen  und  Norddeutschen,  dem  Sohn 
eines  lutherischen  Theologen,  war  es  beschieden,  in  Italien  so  feste 
Wurzeln  zu  schlagen  wie  vor  ihm  nur  wenige,  fast  so  tief  wie 
einst  der  jütländische  Pastorssohn  Jürgen  Zoega.  Was  Mau  hier- 
herführte war  freilich  nicht  die  alte  deutsche  Sehnsucht  nach  dem 
Lande  der  Goldorangen  und  der  Marmorbilder,  sondern  der  Kampf 
ums  Dasein  im  wörtlichen  Sinne.  Der  junge  Gymnasiallehrer  musste 
sein  Amt  in  Glückstadt  aufgeben  und  aus  dem  rauhen  Klima  der 
Heimat  fliehen,  um  Heilung  von  der  rasch  fortschreitenden  Lun- 
genkrankheit zu  suchen.  Er  fand  diese  Heilung,  und  eine  tiefe, 
dankbare  Liebe  band  ihn  fortan  an  den  blühenden  Boden  und  den 
milden  Himmel  Italiens.  Die  italienische  Sprache  beherrschte  er 
in  seltenem  Maasse  und  seine  natürliche  Liebenswürdigkeit,  innata 
cortesia,  wie  einer  von  unsern  italienischen  Freunden  gesagt  hat, 
steigerte  sich  unter  dem  Einflüsse  der  anmutigen  Sitten  des  Lan- 
des zu  sicherer  Urbanität.  Eine  Tochter  Italiens,  Amanda  Kan- 
danini,  war  es  schliesslich  auch,  die  dem  alternden  Manne  noch 
des  Glück  der  eigenen  Häuslichkeit  bereitete.  Die  Innigkeit  dieses 
späten  Ehebundes  zeigte  sich  auf  ergreifende  Weise  in  den  letzten 
Tagen,  da  der  Totkranke  kaum  noch  einen  andern  Wunsch  aus- 
zusprechen fand,  als  mit  der  eben  vorangegangenen  Lebensgefährtin 
im  gleichen  Grabe  wieder  vereinigt  zu  werden. 

*Erst  in  Italien  entwickelte  sich  auch  Mau's  wissenschaftliche 
Kraft  und  Eigenart.  Als  er,  schon  zweiunddreissig  Jahre  alt, 
hierherkam,  hatte  er  noch  kaum  Erhebliches  zu  leisten  vermoclit. 
Das  Wenige,  was  er  bis  dahin  verfasst  hatte,  war  rein  philolo- 
gischer Natur,  es  bewegte  sich  auf  dem  Boden  der  Textkritik. 
Auf  diesem  Gebiete  blieb  er  auch  weiterhin  lange  Jahre  tätig, 
aber  zumeist  nur  um  seinen  Lebensunterhalt  zu  erwerben,  als 
gesuchter  Helfer  Anderer  fiir  die  Vergleichung  von  Handschriften. 
Auch  diese  Lohnarbeit  hat  er  mit  grösster  Gewissenhaftigkeit  und 
von  den  besten  Kennern  anerkannter  Meisterschaft  geleistet. 

Sein  Hauptgebiet  aber  wurde  hier  die  Denkmälerforschung,  in 
die  ihn  seine    gleich   Anfangs   (1873)  übernommene  Stellung  als 


AUGUST   MAU  271 

Hilfsarbeiter  am  Archäologischen  Institut  einführte.  Herangezogen 
wurde  er  dazu,  irre  ich  nicht  dank  dem  Eingreifen  Mommsens, 
von  Wilhelm  Henzen,  dem  stamm-  und  wesensverwandten  ersten 
Sekretär  der  Anstalt,  dessen  Marmorbüste  dort  so  freundlich  auf 
den  Sarg  herabsieht.  Doch  nicht  in  Rom  fand  Mau  sein  eigentli- 
ches Arbeitsfeld.  Es  entsprang  wohl  zugleich  dem  Bewusstsein 
beschränkter  körperlicher  Leistungsfähigkeit  und  der  Richtung  auf 
gründlichste  Erkenntnis,  dass  er  sich  ein  scharf  umgrenztes,  nicht 
allzu  weites  Gebiet  erwählte,  eine  einzige  antike  Mittelstadt, 
freilich  eine  solche,  der  sich  an  Vollständigkeit  und  damit  an 
vielseitiger  Wichtigkeit  des  Befundes  auch  heute  noch,  nach  so 
vielen  Ausgrabungen,   kaum  eine   andere  zur  Seite  stellen   kann. 

Seinem  Pompeii  hat  der  Tote  lange  Jahre  hindurch  fast  die  ganze 
Müsse  der  Sommerferien  gewidmet.  Wer  ihm  dort  begegnete,  der 
empfieng  den  Eindruck  eines  glücklichen  Menschen.  Wie  seinem 
Körper  die  warme  Sonne  und  die  frische  Seeluft,  so  behagte  seiner 
Seele  die  Herrlichkeit  jener  griechischen  Landschaft,  die  weltab- 
geschiedene Stille  jener  Stadt  ohne  Volksgetriebe,  das  Bewusstsein 
immer  sichererer  Beherschung  all'  der  weitreichenden  Probleme, 
welche  sie  der  Forschung  bietet,  die  wachsende  Achtung  und 
Liebe  aller,  die  dort  neben  und  mit  ihm  wirkten,  besonders  auch 
der  italienischen  Beamten.  Die  jetzt  in  Pompeii  tätigen,  an  der 
Spitze  Antonio  Sogliano,  haben  dem  Institut  in  schönen  Worten 
ausgesprochen,  wie  viel  ihnen  der  langjährige  Freund  und  Berater 
gegolten  hat. 

Der  Anfang  von  Mau's  pompeianischer  Tätigkeit  fiel  in  die 
Zeit,  als  die  Forschungen  von  M.  Ruggiero,  Fiorelli  und  de  Petra, 
von  Richard  Schöne  und  Heinrich  Nissen  Pompeii  zur  hohen  Schule 
einer  Jahrhunderte  umfassenden  archäologischen  Stadtgeschichte 
machten.  An  Nissens  herrliche  «  Pompeianische  Studien  »  knüpfte 
sein  erstes  Buch,  die  «  Pompeianischen  Beiträge  »  von  1879  an. 
Ohne  den  Wert  jenes  glänzenden  Versuches  umfassender  Syn- 
these zu  verkennen,  prüfte  Mau  in  ruhiger,  scharfer,  vor  keiner 
Mühe  zurückscheuender  Kritik  viele  von  Nissens  Annahmen  und 
Konstruktionen  auf  ihre  Haltbarkeit,  beseitigte  manche  von  ihnen 
und  ermittelte  eine  Fülle  von  Tatsachen  weit  genauer  oder  ganz  neu. 
So  hat  er  auch  später  in  einer  unübersehbaren  Reihe  von  Aufsätzen 
unserer  Institutsschriften  längst  bekannte  oder  frisch  ausgegrabene 


272  August  mau 

Denkmäler  mit  peinlicher  Genauigkeit  untersucht  und  für  manche 
von  ihnen  in  unermüdlich  wiederholter  Nachprüfung  fremder  oder 
eigener  Arbeit  schliesslicli  alles  Erkennbare  festgestellt.  Aber  es 
blieb  nicht  bei  der  Einzelbeobachtung,  auch  für  Mau's  bedächti- 
gere, nüchternere  Art  kam  der  Augenblick,  wo  er  sich  für  zusam- 
menfassende Darstellung  weiterer  Gebiete  reif  fühlte. 

Zuerst  wandte  er  sich  der  dekorativen  Wandmalerei  zu,  die 
neben  den  von  Heibig  und  dann  von  Sogliano  verzeichneten,  von 
ersterem  in  seinen  weitblickenden  « ünteruchungen »  etwas  ein- 
seitig auf  ihren  Zusammenhang  mit  der  hellenistischen  Kunstü- 
berlieferung geprüften  Figurenbildern  lange  nicht  genügend  beachtet 
worden  war.  Mau's  1882  erschienene  «  Gescliichte  der  dekorativen 
Wandmalerei  in  Pompeii  «,  die  mit  den  kampanischen  auch  die 
stadtrömischen  üeberreste  dieser  Art  zusammenfasst,  ist  wohl 
seine  bedeutendste  Porschertat  geblieben.  Zu  einer  Zeit,  als  in  Folge 
der  Entdeckung  des  Hellenismus  der  Gedanke,  auch  unter  römischer 
Herrschaft  habe  sicli  die  Kunst  noch  organisch  weiterentwickelt, 
unserer  Wissenschaft  so  gut  wie  ganz  abhanden  gekommen  war, 
zeigte  Mau  ein  grosses,  schönes  Stück  solcher  Entwickelung,  nicht 
nur  durch  sorgfältiges  chronologisches  Aneinanderreihen  eines  wenig 
bekannten,  weitschichtigen  Materials,  das  er  zum  Teil  in  den  mei- 
sterhaften Abbildungen  Sikkards  vorlegte,  sondern  gleich  auch  durch 
scharfe  imd  feine  Charakteristik  seiner  vier  «  Stile  ».  Mag  an 
diesem  Aufbau  noch  soviel  Einzelnes,  auch  Wichtiges,  berichtigt 
oder  noch  zu  berichtigen  sein,  im  Ganzen  darf  er,  soweit  wir 
überhaupt  solche  Urteile  fällen  dürfen,  zu  den  unerschütterlichen 
Grundtatsachen  der  Kunstgeschichte  gezählt  werden.  Wenn  etwas 
den  hohen  Wert  dieses  Buches  beeinträchtigte,  so  war  es  die  von 
Schwerfälligkeit  nicht  ganz  freie  Darstellung. 

Hierin  zeigen  die  spätem  Werke  des  rastlos  an  sich  selbst 
arbeitenden  Mannes  einen  bedeutenden  Fortschritt:  das  eben  in 
zweiter  Auflage  erschienene  Buch  «  Pompeii  in  Leben  und  Kunst  », 
eine  übersichtliche,  gemeinverständliche  Zusammenfassung  von 
allem,  was  Jahrhunderte  des  Forschens  dort  zu  Tage  brachton, 
und  erst  recht  der  schon  vier  Mal  gedruckte  «Führer«,  eine 
musterhaft  knappe  und  klare  üebersicht  des  Wissenswertesten. 
Nicht  nur  in  diesen  Schriften,  auch  persönlich  ist  der  Tote  zahllosen 
Gelehrten  und  Gebildeten  der  eigenen   und  fremder  Nationen  ein 


AUGUST   MAU  273 

sachkundiger  und  liebenswürdiger  Führer  durch  seine  Stadt  gewesen. 
Wie  sehr  ihm  diese  im  Auftrag  unseres  Instituts  alijährlich 
ausgeübte  Tätigkeit  am  Herzen  lag,  zeigte  sich  noch  wenige  Stunden 
vor  dem  Ende,  als  er  mich  mit  dem  Ausdruck  der  Besorgnis 
mahnte,  im  Fall  der  Not  rechtzeitig  an  Ersatz  zu  denken.  Auch 
brieflicli  war  er  allzeit  zur  Auskunft  über  pompeianische  Fragen 
bereit.  Diese  vollendete,  Jedem  zugängliche  Kennerschaft  ist  nicht 
zu  ersetzen. 

Auf  auszerpompeianische  Denkmäler  hat  sich  Maus  archäolo- 
gische Arbeit  nur  selten  erstreckt.  Indess  gelang  seinem  an  das 
Entwirren  komplizierter  architektonischer  Tatbestände  gewöhnten 
Blick  selbst  auf  dem  vieldurchforschten  Forum  Komanum  ein  so 
schöner  Fund,  wie  das  Herauslösen  des  Kerns  der  caesarischen 
Rostra  aus  den  spätem  Umbauten.  Auch  sonst  ward  er,  von  seinem 
beschränkten  Gebiet  aus,  ein  Lehrer  für  alle,  die  irgendwo,  zum 
Beispiel  in  Priene  oder  in  Thera,  vor  ähnliche  Aufgaben  gestellt 
waren. 

Die  zentrale  Bedeutung  Pompeii's  für  die  Kenntnis  des  an- 
tiken Privatlebens  machte  den  Verstorbenen  zum  gesuchtesten 
Bearbeiter  dieses  Gebietes  in  den  Handbüchern,  zuletzt  in  der 
Erneuerung  von  Pauly's  Realencyklopädie.  Hier  am  ehesten  werden 
die  Grenzen  seines  Horizontes  fühlbar,  besonders  wohl  das  Fehlen 
unmittelbarer  Anschauung  der  griechischen  Welt.  Doch  wie  immer 
beschränkt  auch  sein  wissenschaftliches  Schaffen  sein  mag,  es  steht 
doch  gross  und  ehrfurchtgebietend  da  in  seiner  unbestechlichen 
Wahrheitstliebe,  seiner  tiefen  Gründlichkeit,  seiner  aller  Phrase 
abholden  Schlichtheit  und  der  überall  hindurchleuclitenden  Liebe 
zur  Sache. 

Neben  dieser  wissenschaftlichen  Arbeit  gieng,  wie  gesagt,  von 
Anbeginn  Maus  amtliche  Tätigkeit  für  das  Institut  einher.  Sie 
galt  vor  allem  unserer  reichen  Bibliothek,  in  der  wir  ihm  nach 
Verdienst  die  Totenfeier  begehen.  Lange  Jahre  hat  er  als  Gehilfe 
Henzens  und  Helbigs  einen  immer  wachsenden  Anteil  an  ihrer 
Verwaltung  genommen.  Als  diese  dann  einer  Jüngern  Kraft  anver- 
traut wurde,  behielt  Mau  die  grosze  Arbeit  am  Realkatalog,  dessen 
zwei  erschienene  Bände  rasch  unter  die  wichtigsten  Hilfsmittel 
der  Forschung  eingerückt  sind,  ein  Werk  ausgebreiteter  Gelehr- 
samkeit und  grösster  Umsicht.  Wir  fragen  mit  ernster  Sorge :  wer 


274  AUGUST    MAU 

besitzt  mit  diesen  Eigeuschaften  den  stillen,  entsagungsvollen 
Fleiss  des  Geschiedenen,  um  uns  das  AVerk  zu  vollenden? 

Aber  noch  schwerer  als  den  Gelehrten  und  Beamten  werden 
wir  doch  den  Menschen  vermissen,  diesen  Mann  mit  dem  beson- 
nenen, scharfen  urteil  und  dem  reinen,  gütigen  Herzen,  mit  der 
ruhigen  Selbstachtung  und  der  rührenden  Anspruchslosigkeit,  diesen 
grundvornehmen  Mann,  in  dem  kein  Falsch  und  kein  Neid  war, 
soviel  Entsagung  ihm  auch  das  Leben  auferlegte.  Das  Institut  wird 
es  ihm  niemals  vergessen,  wie  treu  und  freudig  er  ihm  in  be- 
scheidener Nebenstellung  zu  dienen  fortfuhr,  auch  nachdem  es  durch 
die  flacht  der  Umstände  entschieden  war,  dass  ihm  keiner  von  den 
beiden  leitenden  Posten  zu  Teil  werden  sollte.  Und  wie  unzählig 
vielen  Einzelnen  bleibt  August  Mau  eine  unvergesslich  teure  Erin- 
nerung aus  sonnigen,  römischen  oder  pompeianischen  Tagen.  Be- 
sonders der  langen  Keihe  der  capitolinischen  «  ragazzi  »,  deren 
Mittelpunkt  er,  noch  unverheiratet,  wir  sagten  im  Scherz  als  «  capo 
ragazzo  » ,  gebildet  hat.  Wenn  wir  in  Henzen  den  Vater  des  Insti- 
tuts verehrten,  so  war  uns  Mau  wie  ein  älterer,  vielerfahrener 
Bruder,  zu  dem  wir  mit  all'  unsern  Sorgen,  wissenschaftlichen  wie 
praktischen,  kommen  durften.  Er  hatte  für  jeden  einen  guten  Rat, 
einen  nützlichen  Wink  oder  ein  unaufdringliches  Wort  der  War- 
nung und,  wenn  es  nötig  war,  auch  die  helfende  Tat. 

So  wissen  wir  denn  diesen  Toten,  dem  all  seine  nahen  Bluts- 
verwandten ferne  bleiben  müssen,  in  aller  Welt  von  einer  solchen 
Fülle  dankbarer  Verehrung  und  Liebe  umgeben,  dass  sein  Sarg 
unter  einem  Berg  von  Blumen  verschwinden  würde,  wenn  alle, 
denen  er  wert  gewesen,  ihm  solchen  Grusz  zu  senden  vermöchten. 
Auch  so  fehlt  es  ihm  nicht  an  diesem  Ehrenschmuck.  Er  kommt 
von  Verwandten  und  Freunden,  von  den  Amtsgenossen,  den  ge- 
genwärtigen und  den  früheren,  von  den  deutschen  Schwester- 
austalten  in  Athen  und  Frankfurt  a.  M.,  von  der  Amerikanischen 
hier  in  Rom,  deren  Zöglinge  in  Mau  auch  einen  ihrer  Lehrer  ver- 
lieren. Und  nun  lassen  Sie  auch  mich,  im  Namen  dieses  altehr- 
würdigen Instituts,  einen  Kranz  auf  den  Sarg  legen,  für  den 
schlichten  Mann  einen  schlichten  Kranz :  einen  römischen  Lorbeer 
geziert  mit  den  Farben  des  deutschen  Reiches,  als  Zeichen  seiner 
unvergänglichen  Verdienste  um  unsere  Wissenschaft  und  unsere 
Anstalt,  um  sein  Vaterland  und  diese  seine  schöne  Adoptivheimat. 

Franz  Stüdniczka. 


LA  VIA  SALARIA 
NEI  CIRCONDARII  DI  ROMA  E  RIETI 


Antichitä  della  Salaria. 

Incertezza  sulla  prioritä  di  costruzione 

del   suo   doppio   tracciato. 

Con  la  passione  che  soltanto  il  ciilto  delle  cose  belle  e  ca- 
pace  d'ispirare,  mi  diedi  —  anni  sono  —  a  ricercare  nella  mia 
regione  nativa  le  poche  reliquie  rimastevi  deH'antichissima  via 
Salaria  nell'intento  non  solo  di  farne  im  inventario  a  difesa  di 
possibili  fnture  manomissioni,  ma  altresi  per  fissare  il  suo  vero 
percorso. 

Affidatami  dal  Governo  la  tiitela  dei  monumenti  nel  circon- 
dario  di  Cittaducale,  limitai  allora  il  lavoro  al  tratto  svolgentesi 
da  Rieti  fino  ai  confini  dei  circondarii  di  Ascoli  e  di  Teramo  (^) 
e  lo  proseguii  poscia  fino  äl  mare  Adriatico  su  tutta  la  linea 
Reale  —  Castrum  Traentinum  (^). 

Mi  occiipai  di  poi  della  diraraazione  della  stessa  via  Salaria 
che,  sotto  il  nome  di  via  Caecilia,  partendo  dal  XXXV  miglio, 
attraversava  le  alpestri  regioni  degli  Equi,  dei  Sabini  amiternini 


(^)  Cf.  Persiclietti,  Viaggio  archeologico  sulla  via  Salaria  nel  circon- 
dario  di  Cittaducale.  Roma,  1893. 

(*)  Cf.  Persichetti,  La  via  Salaria  nel  circondario  di  Ascoli  Piceno 
(BiilL  (leirinstit,  a.  1903,  pp.  274  sq.). 


276  N.    PERSICHETTI 

e  dei  Piceni  interamnensi  per  andave  pure  al  mare  a  Castriim 
Novum,  ad  Hadria  ed  alle  prossime  saline  (^). 

Dopo  ciö,  ho  creduto  opportuno  aggiuDgere  ai  precedenti  la- 
vori  la  ricerca  e  rillustrazione  del  primo  tratto  della  classica  via 
—  non  meno  importante  degli  altri  —  che  da  Roma  capo  linea 
menava  a  Reate,  a  fine  cioe  di  completare  lo  studio  di  tutta  la 
rete  ab   ürbe  —  ad  mare  Iladriaticiim. 

Prima  perö  che  io  esponga  il  risiiltato  di  tali  ultimo  inda- 
gini  in  ordine  alla  Salaria  in  Roma  e  da  Roma,  e  per  non  ripe- 
tere  quanto  ho  avuto  occasione  di  dire  nelle  precedenti  monografie, 
farö  soltanto  qualche  cenno  preliminare  della  sua  storia  e  mani- 
festerö  qualche  impressione  posteriore  ai  miei  precedenti  lavori. 

L'alta  antichitä  di  detta  via  —  rilevata  da  Strabone  (^),  da 
Festo  (^)  e  da  Plinio  ('*),  confermata  dal  Niebuhr  che  la  ritenne 
la  piü  antica  delle  vie  (^),  e  rattbrzata  dal  Mommsen  (^)  —  e  pa- 
cifica  fra  gli  archeologi:  ma  se  tutti  riconoscono  che  fu  iina  delle 
strade  piü  vetuste  aperte  dal  commercio  umano,  nessuno  pote  indi- 
carne  neppure  approssimativamente  l'origine. 

Nulla  di  preciso  invero  e  possibile  dirne. 

Dalla  tradizione  si  apprende  che  fosse  strada  sabina,  ma  ne 
essa  ne  la  storia  ci  dicouo  se  i  Sabini  la  possedessero  anterior- 
mente  alla  fondazione  di  Roma,  ovvero  se  l'ebbero  nei  primi  se- 

(^)  Cf.  Persichetti,  Alla  ricerca  della  via  Caecilia  (Bull,  deiriiistit, 
a.  1898,  pp.  194-220;  a.  1902,  pp.  277-304). 

(^)  Strabo,  V,  3,  I,  p.  228,  parlando  dei  Sabini  dice :  «  "EavQojtca  ds 
dV'  fiixGiv  ^  re  SaXagia  ö&ög  od  noXkfj  ovaa,  eig  ^vxal  fj  Nwixsviävr}  avfininxsv, 
Xttxä,  "Hqtjxov  rf)g  laßiyfjg  xoiurjv  tnsQ  roV  Tißeoeojg  xsijueprjp,  {)716q  rf^g  ai)tf)g 
JlvXtjg  äQxouevrj  rf^g  KokXiyf)gn. 

(^)  Festus,  p.  827,  Müll.,  «  Salaria  vih  Romae  est  appellata,  quia  per 
eam  Sabini  sal  a  mari  deferebant  «. 

(*)  Plinius,  Ilisty  Nat.,  XXXI,  89  «  ...honoribus  etiam  militiaeque  in- 
terponitur  {sal),  salariis  inde  dictis  magna  apud  antiquos  auctoritate,  sicut 
adparet  ex  nomine  Salariae  viae  quoniam  illa  salem  in  Sabinos  portari 
convenerat  ». 

C*)  Cf.  Niebhur,  Hist.  Rom.,  III,  p.  285  ed.  Golbery. 

(^)  II  Mommsen,  cui  nulla  h  sfuggito  di  quanto  si  riferisce  al  mondo 
romano,  in  ordine  airantichitä  della  Salaria,  osservö  che:  «  L.  Melelli  cos. 
a.  u.  c.  637  miliarium  inventum  prope  Asculum  Picenum  demonstrat 
multo  ante  wiam  ex  Sabinis  ad  mare  Hadriaticum  perductam  esse  «  {C.  L  L. 
IX,  p.  438j. 


LA    VIA    SALARIA    NEI    CIRGONDARII    DI    ROMA    E   RIETI  277 

coli  di  vita  della  niiova  cittä;  ne  gli  archeologi  sono  concordi 
se  gli  stessi  Sabini  prendessero  il  sale  dalle  spiagge  tirrene  o  da 
quelle  adriatiche. 

Neanche  si  ha  notizia  se  i  due  tratti  biforcanti  ad  Antrodoco 
(Interocrinm)  e  vergenti  l'uno '  per  A^ciiliim  a  Castrum  Truenti- 
num  e  l'altro  per  AmiterDum  a  Castrum  Novum  —  ambidue 
continuanti  la  mmierazione  delle  miglia  ab  Urbe  —  fossero  stati 
costruiti  contemporaneamente,  o  se  Tiino  siissegiientemente  al- 
l'altro.  -^.  * 

In  tale  osciiritä  ed  incertezza  per  difetto  di  notizie  storiche, 
epigrafiche  o  tradizionali,  per  avere  qualche  liime  non  restava  che 
interrogare  i  pochi  testimoni  stradali  siiperstiti  allopera  deleteria 
del  tempo  ed  a  quella  vandalica  degli  iiomini. 

Qnesta  e  stata  la  mia  cum,  e,  con  soddisfazione,  posso  dire 
non  e  riuscita  interaraente  infruttuosa. 

Nelle  varie  mie  peregiinazioni  attraverso  i  diversi  tronchi  della 
via,  ho  potuto  constatare  che  la  maniera  muraria  non  e  identica. 
In  parecchi  luoghi  si  riscontrauo  resti  di  muraglioni  di  sostegno 
della  via  medesima,  appartenenti  alla  costruzione  antichissima 
di  Stile  poligonale  pelasgico  od  italico,  a  massi  enormi  irrego- 
lari,  conosciuti  sotto  il  nome  H'opus  a)itiquum  incertum,  dei 
quali  se  scarseggia  la  regione  dei  Sabini,  abbonda  quella  degli 
Equi  Q).  In  altri  luoghi  si  rinvengono  avanzi  di  struttura  meno  an- 
tica,  di  etä  repubblicana,  di  stile  cloe  pseudoisodomum ;  ed  altrove 
se  ne  trovano  della  piü  bella  e  pura  arte  architettonica  augustea, 
od  opus  quadratum  isodomum. 

Di  opus  antiquum  incerlum,  venti  anni  or  sono,  ebbi  la 
Ventura  di  trovare  in  situ  un  lungo  e  meraviglioso  tratto  di  mu- 


(')  Di  questi  moiuimenti  ve  ne  ha  uno  solo,  ma  splendide,  nell'agro 
amiterninc  (v.  Persichetti,  Aoanzo  di  costrusione pelasgica  nelVagro  amiter- 
nino  (Bull,  deirinst.,  a.  1902,  pp.  134-148),  ma  ne  h  ancora  ricca  la  regione  che 
fu  abitata  dagli  Equi,  oggi  (k'tta  Cicolano  (v.  Bunsen,  Antichi  stabilimenti 
italici,  Ann.  dfll'Inst,  1832,  p.  219;  lo  stesso,  Cittä  italiche  di  costruzione 
poligona,  Bull.  delFInstit..  1829,  p.  39;  Gerhard,  Monumenti  detti  ciclopei, 
Ann.  deirinst.,  1829,  p.  187;  Gell,  Monumenti  di  antichissime  cittä,  Bull, 
deirinst.,  1831,  p.  44;  Dodwell,  Views  and  descriptions  of  Cyclopean  or 
Pelasgic  remains  in  Greece  and  Italy,  London.  1824;  Keppel  Craven,  Excur- 
sions  in  the  Abruzzi,  London,  1838,  vol.  I,  p.  188. 


278 


N.    PERSICHETTI 


raglione  allora  tuttavia  intatto,  e  precisamente  nella  valle  di  Si- 
gillo,  fra  Antrodoco  e  Posta,  in  localitä  chiamata  Strambo  del 
Paladiiio  (fig.  1). 


Figr.  1. 


Muraglione  della  Salavia  allo  Strambo  del  Paladino. 


Colpito  dalla  siia  bellezza  ed  importanza,  ebbi  cura  di  foto- 
grafarlo,  e  fu  bene,  perche,  pochi  anni  dopo,  mentre  costmivasi 
colä  la  odierna  strada  provinciale  Salaria  che  da  Antrodoco,  per 
la  stessa  valle  di  Sigillo,  mena  ad  Amatrice  e  qiiindi  ad  Ascoli, 
in  seguito  a  dirotte  pioggie  e  ad  un  violento  temporale  del  23 
settembre  1899,  dopo  tanti  secoli,  cadde  quasi  tiitto. 


LA   VIA   SALARIA   NE!    CIRCONDARII    DI    ROMA   E    RIETI  279 

Informato  di  ciö  daU'Ufficio  Teenico  Provinciale,  con  nota  del 
27  settembre  detto  anno,  n.  2010,  feci  vive  premnre  alla  Pro- 
yincia   di   Aquila  onde  avesse  fatto  costnüre  una  sostriizione   in 


Yig.  2.  —  Rupe  inteicisa  e  muro  sottostante  al  Masso  delFOrso. 


sostegno  dei  pochi  massi  rimasti  a  posto,  e  fu  infatti  esegiiita; 
sieche  essi,  se  iion  offrono  piü  l'imponente  ed  importante  spetta- 
colo  di  prima,  valgono  almeno  a  testimoniare  aneora  il  profilo 
della  linea  antiehissima  ed  il  suo  livello  molto  piü  alto  dal  fiiime 
Velino  di  quello  della  strada  nuova. 

E  non  e  da  meltersi  in  dubbio  che   il   siiddetto    muraglione 


280  N.    PEKSICHETTI 

composto  di  blocchi  colossali  ad  opera  incerta  appartenesse  ad 
epoca  preromana  (com'ebbi  a  rilevare  dalla  prima  volta  che  lo 
vidi)  (')  perche  correva  iina  differenza  immensa  fra  esso  e  gli  altri 
varii  avanzi  di  muraglioni  fatti  dai  Romani  in  epoche  e  restaiiri 
posteriori,  suUo  stesso  stile,  ma  con  massi  meno  grandi,  meno 
rozzi  e  piü  regolari,  come,  ad  esempio,  quello  che  in  parte  ancora 
resta,  nella  medesima  valle  di  Sigillo,  in  contrada  Masso  delUorso 
(fig.  2)  a  valle  del  piano  stradale  sotto  la  prima  riipe  intercisa 
che  vi  s'incontra,  sii  ciii  evvi  l'incavo  di  iina  edicola  e  quello 
per  l'incasso  di  iina  grande  lapide,  che  sventuratamente  e  andata 
perdiita  (^). 

Questo  muro,  benche  pure  ad  opera  incerta,  si  vede  chiaro 
che  e  costruzione  di  tempo  assai  piü  tardo  e  piü  progredito,  es- 
sendo  composto  di  massi  lavorati  ed  impiccoliti  e  non  giä  enormi 
e  grezzi  come  uscirono  dalla  cava.  Esso,  molto  probabilmente  ap- 
partiene  al  restauro  fattovi  da  Augusto  nel  suo  XI  consolato,  nel- 
l'anno  738/9  di  Koma,  come  puö  argomentarsi  dal  milliario  LXVIIII 
da  lui  posto  li  presso,  e  che,  nel  1891,  ebbi  la  fortuna  di  rin- 
venirvi  (^).  E  poiche  il  milliario  medesimo  giaceva  caduto  a  mezza 
Costa  da  cui  poteva  precipitare  nel  fiume,  ebbi  premura  di  farlo  ri- 
muovere  da  quel  sito  pericoloso,  ed  oggi  trovasi  eretto  sul  fianco 
a  monte  della  strada  nuova,  dove  forma  l'ammirazione  di  tutti  i 
viandanti. 

II  SU  cennato  antichissimo  muraglione  dello  Slrambo  del  Pa- 
ladino  adunque  si  distingueva  molto  bene  dalle  altre  opere  poste- 
riori pure  ad  opera  incerta,  fatte  lungo  la  linea  ad  imitazione 
delle  primitive  ed  a  seconda  che  la  configurazione  della  campagna 
richiedeva. 

E  se  e  vero  ciö  che  notava  il  Ciampini:  «  Habent  saxa,  la- 
pides,  et  quaecumque  monumenta  quodammodo  voces  suas ;  quibus 
non  tarn  gesta  maiorum  quam  et  originem  aetatemque  suam  abs- 
que  Ulla  litterarum  nota  bene  adverteniibus  indicant  »  (''),  in 
base  a  quella  testimonianza  topografica  d'indubbia  fede  e  da  rite- 

(')  Cf.  Persichetti,  Viaggio  sulla  Salaria  nel  circ.  di  Cittaducale, 
p.  66. 

(*)  Lo  stesso,  ivi,  p.  56  sg. 

(*)  Lo  stesso,  ivi,  p.  64. 

(*)  Cf.  Ciampini,   Vet.  Mon.,  part.  I,  c.  VIII,  p.  65. 


LA    VFA    SALARIA    NE!    CIRCONDARII    DI    KOMA    E    RIETI  2S1 

nersi  come  certo  che  —  se  non  tutta  —  gran  parte  della  grande 
arteria  transappeiininica  della  Salaria  —  verso  il  mare  Adriatico  — 
fii  costriüta  in  epoca  preromana,  e  che,  qiiando  sorse  Roma,  i  ro- 
mani  ebbero  Interesse  di  prolungarla  sino  alla  Porta  CoUina  della 
loro  cittä. 

Man  mano  poi  che  crebbe  la  loro  potenza  e  si  estese  la  loro 
dominazione,  per  necessitä  politiche    e    commerciali,    ne   vennero 


Fig.  3.  —  Ponte  Nascoso  presso  Civitatomassa. 

facendo  i  restauri  ed  altre  diramazioni,  come  quella  esegiiita  sotto 
il  consolato  di  L.  Cecilio  Metello  Diademato,  per  cui  fu  portata 
nella  regione  degli  Eqiii,  e  fu  restaiirata  a  traverso  TAppennino 
Interamnium  vorsus. 

Ed  un  esempio  mirabile  di  pnra  striittiira  dell'epoca  repiib- 
blicana  e  precisamente  dei  lavori  fatti  durante  il  consolato  di  esso 
Cecilio  Metello,  nel  637/117,  ce  l'offre  il  cosiddetto  Ponte  Na- 
scoso (fig.  3)  presso  Civitatomassa,  nell'agro  foriilano  od  amiter- 
nino  {^),  costruito  appunto  3.0.  opus  pseudoisodomum,  con  blocchi  la- 

(»)  Cf.  Persichetti,  op.  cit.,  p.  129  sg. 


282 


N.    PERSICHETTI 


vorati  a  scalpello,  non  perfettamente  regolari,  spesso  cimeiformi,  di 
varie  dimensioni,  combacianti  fra  loro  senza  essere  cementati,  e  cioe 
di  quella  specie  di  costriizione  intermedia  fra  la  vetustissima  detta 
ciclopica  o  poligonale  e  quella  piü  perfetta  ed  elegante  dei  tempi 
di  Augusto;  come  pure  ce  l'offre  l'avanzo  di  muraglione  (fig.  4) 
di  quella  medesima  epoca  esistente   nella   valle    del  Vomano,  in 


Fig.  4.  —  Avanzo  della  Salaria  in  vocabolo  casa  Vitella. 

localitä  detta   «  Casa  Vitella  »,  non  lungi  dal  molino  di  Poggio 
Umbricchio  (0- 

Di  esemplari  poi  splendidissimi  della  struttura  augustea  ad 
opus  quadratum  isodomum  se  ne  hanno  ancora  sulla  stessa  Sa- 
laria in  molti  punti  e  specialmente,  nel  tratto  fra  Interocrium 
ed  Amiternum,  al  Fosso  di  Rapello  e  all'altipiano  di  Rocca  di 
Corno  (^),  e  sul  tratto  fra  Interocrium  ed  Asculum,  presso  al  Ponte 
d'Arli,  dove,  alla  localitä  detta  Vene  di  S.  Caterina,  esiste  un 
altissimo  e  lunghissimo  muraglione   lambito  dal  Tronto  (fig.  5), 


(')  Cf  Persichetti,  Alla  ricerca  della  via  Caecilia  (Bull.  dell'Inst., 
a.  1902,  p.  281). 

(")  Cf.  Lo  stesso,  Viaggio  sulla  Salaria  nel  circ.  di  Cittaducale, 
pp.  120-123. 


LA   VIA    SALARIA    NEI    CIKCONDARII    DI    ROMA    E    RIETI 


283 


che   e  il  piü  conservato  e  piü   meraviglioso  avanzo  stradale  cos- 
truito  da  Augusto  (*). 

Laonde  il  fatto  che  i  Romani  della  Salaria  fecero  una  strada 
propria,  non  basta  a  far  ritenere  ch'essa  fosse  stata  da  loro  origina- 
riamente  costruita ;  invece  non  e  lungi  dal  vero  Fipotesi  contraria, 
e  cioe  che  questa  strada,  la  cui  origine  si  perde  nell'etä  preistorica, 


Fig.  5.  —  Muraglione  della  Salaria  sul  Tronto  presse  Arli. 


fosse  preromana ;  costruita  in  servigio  dei  popoli  italici  e  qiiindi  dei 
sabini ;  imposta  non  da  scopi  politici  o  strategici,  ma  dal  commercio 
dei  sale,  e  dalla  natura  stessa  che  ne  tracciö  il  cammino  attraverso 
una  depressione  meravigliosa  della  catena  appenninica,  che  dalle 
spiagge  adriatiche  e  dalle  valli  dei  Vomano  e  dei  Tronto  portava 
le  genti  preromane  alle  valli  deH'Aterno  e  dei  Velino  e  da  queste 
alla  valle  dei  Tevere. 

Per  conseguenza  e  anche  da  ritenersi  che  se  questa  via  sboc- 
cava  al  Mare  Superum  —  sul  cui  littorale  era  la  mansio  ad 
Salinas  —  i  sabini  prendessero  il  sale  dalle  spiaggie  adriatiche 
anziehe  dalle  tirrene. 

(')  Cf.  Lo  stesso,  La  via  Salaria  nel  circondario  di  Ascoli  Piceno 
(Bull,  deiriiist.,  a.  1908,  p.  290). 


284  N.    PERSICHF.TTI 

Se  poi  dei  due  succeDiiati  rami  della  Salaria  fosse  anteriore 
per  costriizione  qiiello  che  passava  per  Asculum  o  quello  per  Ami- 
ternum  ncn  ho  potiito  rilevarlo  dall'esame  accurato  dei  monnmenti 
stradali  rimastici  —  relativamente  in  scarsissimo  niimero  —  tanto 
suiriina  che  suU'altra  linea. 

Sarebbe  da  ritenersi  come  piii  probabile  che  la  prima  comii- 
nicazione  transappenninica  aperta  fra  la  Sabina  e  l'Adriatico  fosse 
stata  quella  che  passava  per  Amiternum  come  la  piü  breve  (^), 
ma  gli  avanzi  di  quelle  opere  stradali  da  Antrodoco  per  Amiter- 
num e  per  la  valle  dei  Vomano  niilla  offrono  che  avvalori  qiiesta 
ipotesi,  anzi  la  contraddicono  perche  tutte  quelle  snperstiti  opere 
d'arte  sono  spiccatamente  romane,  alcune  dell'epoca  repiibblicaha 
ed  altre  della  imperiale. 

Invece,  suU'arteria  principale  Interocrium-Asciilum-Castrum 
Truentinum,  come  ho  detto  di  sopra,  trovai  il  siirricordato  avanzo 
Hello  Strambo  dei  Paladino  d'etä  indubbiamente  preromana,  onde 
dovrebbesi  ritenere  come  piü  vetiista  e  primordiale  la  linea  per 
Ascoli,  la  quäle  per  altro  —  se  per  chilometraggio,  come  oggi  siiol 
dirsi,  era  piü  lunga  —  poteva  pure  riuscire  piü  agevole  evitando 
il  doppio  valico  dell'Appennino,  obbligatorio  per  la  linea  ami- 
ternina. 

Purtroppo  queste  ricerche  sono  venute  troppo  tardi.  Se  fossero 
State  fatte  prima,  forse  dai  monumenti  ora  scomparsi  si  sarebbe 
ottenuto  qualche  lume  di  piü  su  quanto  in  proposito  la  storia  tace, 
e  che  oramai  non  puö  noa  rimanere  dubbio,  a  meno  che  qualche 
futura  scoperta  epigrafica  non  venga  a  diradare  le  tenebre. 


(^}  Anche  alla  mente  cid  Mommsen  balcno  il  dubbio  che  il  primitivo 
tramite  della  Salaria  fosse  stato  piü  breve,  andaiulo  ad  Atri  ed  al  mare  pas- 
sando  per  Amiterno,  anziehe  per  Ascoli,  nella  valle  dei  Tronio,  laddove 
scrisse:  u  Fortasse  antiquo  tempore  Salaria  tramite  diverse  eoque  breviore 
ex  Sabinis  ad  litus  Hadrialicum  pervenit  finiens  non  od  Truentum,  sed  ad 
Castrum  Novum  Hadriamve  n.  {C.  L  L.  IX,  p.  584).  E,  poco  depo,  ivi  ag- 
giunge:  «  Videndum  tarnen,  ne  antiquus  Salariae  tertninus  rnagis  fuerit  ad 
Amiternum;  id  enim  fortasse  Strabo  indicare  voluit  cum  ait  (5,  3,  1,  p.  228) 
Salariam  percurrere  agram  Sabinorum,  cuius  ibidem  commemorat  oppiJa 
Reate  et  Ämittrnum.  eodemque  ducii,  quod  Coelius  (apud  Livium  26,  12) 
Hannibalem  significat  Amiterno  profectum  esse  Reate  ". 


LA   VIA    SALARIA    NE!    CIRCONDARII    DI    KOMA    E    RIETI  285 

IL 
Da  Porta  Collina  a  Poote  Salario. 

Entrando  neH'esame  del  periodo  storico,  sarebbe  superfluo  ri- 
cordare  —  essendo  heu  noto  —  che  i  Romani  considerarono  la 
Salaria  come  una  delle  otto  piü  importanti  loro  strade ;  le  diedero 
dei  curatores,  scegliendoli  nell'ordine  senatorio,  o  fra  ragguardevoli 
personaggi  (^) ;  s'interessarono  costantemente  della  sua  conserva- 
zione  dai  primi  tempi  della  repubblica  fino  agli  ultimi  deH'impero, 
come  rilevasi  dai  milliarii,  rinvenuti  lungo  la  linea,  di  Metello, 
Allgusto,  Traiano,  Massenzio,  Valente,  Valentiniano,  Graziano  e 
Giuliano  (^) ;  e  nei  pressi  delF  Urbs  la  decorarono  di  splendidi  ed 
inniimerevoli  monumenti. 

NoD  pertanto,  volendo  partire  da  Roma  per  queste  ricerche, 
di  ciö  che  in  Roma  stessa  e  nella  plaga  siiburbana  si  riferisce 
alla  Salaria,  farö  breve  cenno. 

tJsciva  eäsa  dalla  vetusta  Porta  Collina  {a  Collibus  Quiri- 
nali  et  Viminali)  (^)  del  recinto  di  Servio  Tullio.  Di  questa  strada 
si  servirono  i  Galli  per  accedere  a  Roma  e  da  questa  porta  si 
verificö  Tinfausta  loro  entrata  nella  cittä,  nell'anno  361  a.  C.  (^). 
Anche  Annibale  si  presentö  innanzi  ad  essa  con  duemila  soldati  (^) 
a  minacciarvi  e  sfidarvi  i  Romani  col  gittare  una  lancia  nella 
cittä  (^),  ma  se  ne  ritirö  senza  osarne  l'attacco. 

Nei  pressi  di  Porta  Collina  esistera  11  Campo  Scelerato,  ove 
si  seppellivano  vive  le  vestali  trovate  in  incesto  C^),  e  sorgevano 
i   tre   templi   della  Fortuna   indicati    da    Vitruvio  (*)  e  detti   da 

(«)  C.  Wilmaims,  1196;  C.  L  L.  XIV,  2405;  Bull  com.,  1891,  121;  Paulj- 
Wissowa,  Realencyclopädie,  IV,  1782. 

(«)  CLL.  IX,  nn.  5943-5958. 

(^)  Salariam  viam  incipere  a  porla  quae  nunc  Collina  a  colle  Quiri- 
nali  dicitur.  Festus,  XVII. 

(*)  Livius,  Hist.,  V,  41. 

C)  Livius,  XXVI,  10;  luven.,  Sat.  VI. 

(«)  Plinius,  XXXIV,  6;  Cic,  Fin.,  IV,  9. 

(")  Cfr.  Venuti,  Antichitä  di  Roma.  Eoraa,  1803,  part.  I,  p.  118. 

(«)  Vitruvius,  lib.  III,  c.  2. 

19 


286  N.    PERSICHETTI 

Rufo  Fortunae  Liberae,  Slatae  e  Reducis^  e  quindi  la  contrada 
Trium  Fortunarum  et  ad  tres  Fortunas  (^) ;  come  pure  fuori 
porta  Collina  brillavano  per  la  loro  superba  magnificenza  e  ric- 
chezza  di  opere  d'arte  i  famosi  orti  sallustiani,  i  templi  di  Venere 
Ericinay  comimemente  detta  Venus  hortorum  sallustianorum  (^), 
di  Venere    Verticordia  e  qiiello  dell'Onore  (^). 

Dopo  che  la  cinta  urbana  fu  ampliata  da  Aiireliano,  la  porta 
Collina  non  servi  piü,  e  fu  sostituita  dalla   porta   Salaria,  eretta 


-  i^x  SL.-*.  ^w "  >^r.  ä/,  ■- , 


Fig.  6.  —  Porta  Salaria  di  Onorio. 
da  Onorio  nell'auno  402   d.  C.  (^),  con  due  rotonde  torri  lateralis 


(^)  Cfr.  Venuti,  op.  cit.,  p.  118;  Bunsen.  Reischreib.  der  Stadt  Rom. 
III,  2,  p.  378;  Jordan,  Topographie  der  Stadt  Rom  in  Alterthum,  zweiter 
Band.  Berlin,  1871,  p.  121  sg. ;  Lanciani,  Scoperte  {Bull.  arch.  com.,  1873, 
p.  224  sg.);  C.  L.  Visconti,  ivi,  p.  210;  Stefano  Piale,  nelle  note  alPopera 
suddetta  del  Venuti.  Roma,  1824,  p.  161,  n.  B. 

(2)  Nel  1882,  facendosi  gli  scavi  del  Ninfeo  negli  orti  Sallustiani,  si 
rinvennero  e  si  demolirono  le  fondamenta  di  questo  tempio.  V.  Notizie  degli 
scavi,  1882,  pp.  801,  411. 

C»)  Cicero,  De  leg.,  II. 

(*)  Di  ciö  che  era  rimasto  della  porta  Salaria  di  Onorio  credo  utile 
oflfrire  la  figura  (fig.  6),  riproducendola  dalla  tav.  VIII  dell'opera  del  Nibby  e 
Gell,  Le  mura  di  Roma. 


LA.    VIA    SALARIA    NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIKTI  287 

che  la  difendevano,    sieche  i  succennati    splendid!  moniimenti  di- 
vennero  interni  della  cittä. 

II  sito  preciso  ove  sorgeva  la  ridetta  porta  Collina  fu  incerto^ 
fino  a  che  non  se  ne  rinvennero  gli  avanzi  nei  lavori  per  Tamplia- 
mento  di  Roma  fatti  sulle  vigne  che  fiancheggiavano  la  via  diritta 
che  da  Monte  Cavallo  mena  a  porta  Pia  '(eretta  da  Pio  IV).  I 
resti  di  quella  vetiista  porta  si  trovarono  precisamente  a  notevole 
profonditä,  nella  vigna  dei  PP.  Gesuiti,  che  nei  libri  censuari  di 
Roma  era  marcata  coi  nn.  42  e  46  di  mappa,  fra  la  via  di  porta  Pia 
(oggi  detta  via  Venu  Settembre)  e  quella  del  Macao,  e  ciö  in 
occasione  degli  scavi  fattivi  nei  1872  per  le  fondamenta  del  palazzo 
del  Ministero  delle  Finanze. 

II  sopraintendente  di  qiiegli  scavi,  comm.  P.  Rosa,  cosi  ne 
diede  notizia :  «  Per  indicare  poi  il  piinto  preciso  della  porta  Col- 
lina dird  che  il  suo  centro  trovasi  a  37  metri  dalla  via  Venti 
Settembre  ed  a  20  circa  da  quella  del  Macao  »  (0-  Ma  la  via  del 
Macao  indicata  dal  Rosa  non  e  l'attuale.  Era  parallela  all'aggere  di; 
Servio  Tullio,  ed  e  stata  troncata  ed  in  parte  sostituita  dalla. 
odierna  via  Goito. 

Come  della  porta  Collina  per  l'entrata  dei  Galli,  cosi  della 
porta  Salaria  di  Onorio  si  ha  il  non  men  triste  ricordo  che  per 
essa,  797  anni  dopo,  i  Vandali,  al  comando  di  Alarico,  irruppero 
nella  cittä  incominciando  la  loro  feroce  opera  di  distruzione  con 
l'incendio  dei  giardini  di  Sallustio,  che,  come  narra  Procopio,  non 
furono  piü  restaurati  (^).  La  porta  invece  da  Belisario  e  da  Nar- 
sete  fu  poscia  riparata  dai  danni  fattile  da  barhari  (^),  e  lo  stesso 
Belisario  sostenne,  in  quelle  vicinanze,  aspre  batttaglie  contro  i 
Goti  {% 

La  porta  medesima,  restaurata  in  piccola  parte  da  demente  XI, 
ebbe  a  risoffrire  gravi  danni  nei  bombardamento  der20  settembre 


(*)  V.  Relazione  della  R,  Sopraintendenza  degli  scavi  della  prov.  di 
Roma,  1873,  p.  33;  Canevari,  Notizie  sulle  fondazioni  ecc,  in  Atti  dei  Lincei, 
Serie  2*,  V.  II,  1875;  Lanciani,  Ära  di  Virmino  {Bull,  com.,  Roma,  1876r 
p.  165  sg.,  dalla  cui  annessa  tavola  si  puö  rilevare  il  sito  preciso  di  detta» 
porta). 

(')  Procopius,  Del  bei.  vandal.  lib.  I,  c.  11. 

(^)  Venuti,  op.  cit.,  ivi. 

(*)  Procopius,  De  hei.  got„  I,  27. 


288 


N.    PERSICHETTI 


1870  (^),  onde,  finita  di  demolire,  fii  fatta  ricostnüre  nel  1873  sii 
disegno  dellarch.  conte  Vespignani,  della  quäle  nuova  porta  offriamo 
la  figura  (fig.  7). 

L'andamento  della  via  dairantichissima  porta  Collina  a  quella 
Salaria  di  Onorio,  era  rettilineo,  e,  conie  osserva  il  eh.  prof  Lan- 
ciani,  Aureliano  non  alterö  il  margine  sinistro  della  via,  giiingendo 
fin  lä  gli  orti  sallustiani,  e  non  essendosi   ivi  rinvenuti  sepolcri, 


Fig.  7.  —  Porta  Salaria  attuale. 


mentre  che  in  grandissimo  niimero  ne  sono  stati  rinvenuti  nel  lato 
opposto  (^). 

0)  Da  una  lettera  inedita  del  gen.  Raffaele  Cadorna,  pubblicata  nc4 
giornale  la  Libtrtä  di  Piacenza,  del  22  settembre  1908,  a.  XXVI.  n,  263,  si 
rileva  che,  nella  presa  di  Eoma  del  1870,  la  11^  Divisione,  comandante  Cosenz, 
a  cavaliere  della  via  Salaria,  operö  contro  questa  porta,  e  che  la  12^  Divi- 
sione, comandante  Maze,  a  cavaliere  della  via  Nomentana,  opero  contro  porta 
Pia  «  ma  che  per  Tattacco  od  assalto  finale  alla  grande  breccia  detta  Breccia 
di  porta  Pia,  fra  porta  Pia  e  porta  Salaria,  si  diede  l'assalto  da  colonne  sia 
della  Divisione  Maze,  che  della  Divisione  Cosenz  ».  Vedi  pure  la  Relasione 
ufjiciale  sulla  presa  di  Roma,  pubblicata  dallo  stesso  Cadorna,  pp.  22-29. 

(«)  Cfr.  Lanciani,  in  Bull,  com.,  1888,  p.  1  sg. 


LA.    VIA    SALARIA    NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIETI  289 

Fuori  porta  infatti  —  essendo  per  la  legge  delle  XII  tavole 
vietata  la  sepoltura  nella  cittä  (^)  —  la  Salaria,  tanto  a  destra 
quanto  a  sinistra,  era  fiancheggiata  da  splendid!  e  niimerosi  mo- 
niimenti,  deasisque  Salaria  buslis,  notati  da  Prndenzio  (^),  fra  i 
quali  meritano  speciale  menzione  quelli  dei  Cornelii,  dei  Sallustii, 
dei  Calpurüii  Pisoni  Friigi.  Liciniaui,  Terentilii,  Licinii  Crassi, 
Herennii,  Palangii,  Cauinii,  dei  liberti  dei  Vigellii  e  degli  Ottavii, 
ed  altri  inniimerevoli  {^). 

Di  tutto  questo  splendore  monumentale  ed  artistico  dell'antica 
Roma,  che  ho  appena  accennato  e  che,  dalla  porta  Collina  al 
ponte  siiH'Aniene  e  piü  oltre  ancora,  estendevasi  per  circa  tre  mi- 
glia,  oggidi  non  esiste  piü  nulla ! 

Bidotta  nel  medio  evo  tutta  qiiella  larga  ed  estesa  plaga  ad 
orti,  vigne  e  ville,  col  bisogno  di  accrescere  il  fabbricato  della 
cittä  pel  considerevole  aiimento  di  popolazione,  incominciato  dopo 
il  1870,  esse  sono  scomparse  con  Fapertm-a  di  niiove  strade  e  con 
la  costriizione  di  palazzi,  case  e  villini  che  le  fiancheggiano.  Le 
ville  e  vigne  tiittora  esistenti  sono  anch'esse  destinate  a  scompa- 
rire  per  dare  posto  ai  nuovi  caseggiati,  in  modo  che  dell'antico 
nulla  rimane,  e  tutto  vi  si  presenta  o  con  l'aspetto  di  cittä  mo- 
derna,  o  con  quello  ancora  di  pura  campagna. 

Ne  e  mancata  qualche  manomissione  che  potevasi  risparmiare 
come,  nell'anno  scorso,  sulle  mura  aureliane,  che  e  stata  vivamente 
deplorata. 

Intanto  da  queste  opere  di  escavazione  e  di  demolizione 
sono  venuti  fuori  gli  avanzi  di  parecchi  monumenti,  come,  presso 
porta  Salaria,  quelli  dei  sepolcro  delF  undicenne  Q.  Sulpicius 
Maximus,  poeta  greco  estemporaneo,  che  veggonsi  difesi  da  una 
cancellata  di  ferro  a  fianco    della  porta  istessa  (^),  mentre  la  sua 


(*)  Hominem  mortuum  in  urbe  ne  sepelito,  neve  urito;  Cic,  De  leg.,  II» 
23.  Senatus  censuü  ne  quis  in  Urbe  sepeliretur;  Serv.  Aeneid.,  XI. 

(*)  Cfr.  Prud.,  Contra  Symm.,  I,  in  spect. 

(=)  Notizie,  1874,  p.  394 ;  1890,  pp.  218,  241,  286,  287,  288  ;  C.  I.  L.  VI 
nn.  7987-7996;  i9M/Z.  com.,  1888,  pp.  1-11 :  MHanges  de  Vecole  frangaise,  1885, 
p.  318;  Orelli,  4358. 

(*;  Cfr.  C.  L.  Visconti,  Sepolcro  di  Q.  Sulpicio.  Eoma,  1871,  p.  28; 
Bull,  com.,  1871,  p.  99  sg.  Vedi  pure:  Lanciani,  Jiuins  and  Excavations, 
p.  75;  Jordan,  Top.y  I,  3,  437. 


290  N.    PERSICHETTI 

statua  si  conserva  nel  museo  capitolino.  A  sin.  della  detta  porta, 
ed  a  circa  60  m.  di  distanza  da  essa,  si  rinvennero  i  resti  del 
mausoleo  di  M.  Jiinius  Menander,  scriba  Uhr.  aed.  cur,  princeps 
et  q,  (^) ;  nella  giä  villa  Bertone,  qiielli  del  mausoleo  rotondo  di 
M.  Lucilius  Paeto,  di  34  m.  di  diametro  (^),  la  cui  tomba  nel 
IV  sec.  fu  forse  trasformata  in  cimitero  cristiano  (^) ;  una  memoria 
sepolcrale  di  L.  Mimicius  Natalis,  console  dell'anno  106  d.  C.  (^), 
nonche  migliaia  di  tombe,  sulla  sin.  della  strada,  appartenenti 
come  osserva  Fillustre  prof.  Hülsen,  per  la  maggior  parte  a  gente 
di  ordine  inferiore,  e  molte  costituite  da  colombari  (^),  dove  veni- 
vano  anche  sepolti  i  soldati  acquartierati  nel  Castro  Pretorio ;  ed 
una  miniera  di  sepolcri  e  di  epigrafi  funerarie  si  e  specialmente 
rinvenuta  dove  ora  e  il  nuovo  convento  dei  PP.  Carmelitani 
scalzi  (^),  sul  Corso  d'Italia,  ed  in  quei  pressi,  che  a  volerle  tutte 
descrivere  ed  anche  soltanto  riassumere,  sarebbe  opera  ponderosa 
poiche,  come  giustamente  osserva  il  eh.  dott.  Ashby:  «  the  great 
necropolis  on  the  W.  of  the  Via  Salaria  would  require  a  volume 
to  itself »  C). 

Ma  oltre  ai  tanti  fasti  archeologci  e  storici  ed  alla  doviziosa 
messe  epigrafica  della  Salaria,  sono  non  meno  importanti  i  suoi 
fasti  cristiani. 


(')  V.  Bull  com.,  1886,  p.  371. 

(2)  Notizie,  1885,  pp.  189,225,  253;  1886,  pp.  54,  209,  235;  CI.L.Yl, 
n.  32932. 

C)  Cfr.  Marucchi,  Catacom.be,  p.  388,  n.  1 ;  Lancianj,  Pagan  and  Chri- 
stian Rome,  p.  284. 

(*)  Cfr.  De  Rossi,  nelle  Notizie,  1888,  p.  139. 

(»)  Cfr.  Hülsen,  in  Jordan,  Top.,  I,  3,  437. 

(«)  CLL.  VI,  p.  3439  sg.  Notizie,  1890,  pp.  499,  574,  634;  1901, 
pp.  15,  254;  1902,  pp.  17,  53;  1904,  p.  391;  1905,  p.  13  sg.,  38,  71,  81, 
100,  142,  200,  270,  364,  375,  407;  1906,  pp.  96,  121,  143,  181,  211,  251, 
299,  304,  336,  357,  432;  1907,  pp.  6,  89,  116,  207,  286,  469,  546. 

(')  Cfr.  Ashby,  Classical  Topography  of  the  Roman  Campagna,  II,  3, 
n.  2,  in  Pap  er  s  of  the  British  School  at  Rome,  vol.  III,  n.  1,  con  mappa 
top.  Quest'opera  pregevolissima  del  eh.  Ashbj^  densa  di  dottrina  e  di  ricordi 
storici  e  topografici,  frutto  di  accurate  ricerche  da  lui  personalmente  fatte 
sui  luoghi,  puö  essere  consultata  con  profitto  da  chi  desiderasse  esatte  ed 
estese  notizie,  tanto  in  proposito  della  Salaria  che  delle  vie  CoUatina,  Prae- 
nestina,  Labicana,  Nomentana,  Patinaria  e  Tiburtina. 


LA   VIA   SALARIA    NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA   E   RIETI  291 

Nelle  fonti  agiografiche  e  cimiteriali  si  fa  menzione  di  iina 
Salaria  vetus,  la  quäle  sarebbe  stata,  per  tracciato,  diversa  da 
qiiella  in  discorso,  la  cui  iibicazione  avrebbe  doviito  essere  a  si- 
nistra  di  questa,  e  presso  cui  si  sarebbero  trovati  i  cimiteri  di 
S.  Ermete  e  di  S.  Basilla,  quello  di  S.  Panfilo,  ed  un  terzo  chia- 
mato  ad  Septem  Palumbas,  o  ad  clivum  Ciicumeris,  che  e  ancora 
da  ritrovarsi. 

Molto  si  e  disputato  fra  i  dotti  per  rintracciare  e  precisare 
il  corso  di  tale  strada  (^ ;  ma  essendo  come  bene  rimarca  l'Ashby  (^), 
tuttora  incerto,  lascio  da  banda  tale  questione,  attenendomi  a  consi- 
derare  come  vero  corso  della  Salaria  quello  che  da  porta  Collina, 
radendo  gli  orti  sallustiani  e  passando  per  la  porta  Salaria  di 
Onorio,  andava  direttamente  al  ponte  deU'Aniene. 

E  su  questa  linea,  a  destra,  e  meritevole  di  ricordo,  in  or- 
dine  all'epoca  cristiana,  il  cimitero  di  S.  Massimo  ad  sanctam 
Felicitalem,  che  si  rinvenne  nei  prati  di  S.  Antonio,  poi  vigna 
Carcano,  continante  con  la  villa  Albani,  ove  fu  trovato  fra  l'altro 
un  dipinto  che  rappresentava  S.  Felicitä  coi  sette  figli  (^). 

Ed  in  riguardo  all'epoca  apostolica,  degne  della  piü  alta  con- 
siderazione  sono  le  catacombe  di  S.  Priscilla,  scavate  nella  villa 
suburbana  della  famiglia  Acilia  a  cui  Priscilla  apparteneva,  e  de- 
dicate  alla  madre  di  quel  Pudente,  tenuto  a  battesimo  da  S.  Pietro. 
Secondo  il  Papiro  di  Monza  questi  avrebbe  battezzato  appunto  in 
dette  catacombe,  che  potrebbero  essere  anche  il  Coemeterium  ad 
nymphas  ovvero  lymphas  ed  al  quäle  si  riferisce  il  motte:  ubi 
Petrus  haptizabat  ('*). 

In  esse  a  detta  dell'Itinerario  Salisburgense,  furono  seppel- 
liti  sette  papi  (Marcellino,  Marcello,  Silvestro,  Liberio,  Sirico, 
Celestino  e  Virgilio),  avendo  le  medesime  avuto  ampio  sviluppo 
nel  IT  e  III  sec.  d.  C,  ed  essendo  State  nel  IV  sec.  sostituite 
a  quelle  di  S.  Callisto  come  cimitero  pontificale.  Ivi  trovasi  pure 

(')  Cfr.  De  Rossi,  in  Bull.  Criü.,  1894,  p.  G  sg. ;  Tomassetti,  Campagna 
romana,  vie  Nomentana  e  Salaria,  1892,  p.  5sg.;  Lanciani,  Forma  urbis, 
pp.  2,  9,  16. 

(«)  Cfr.  Ashby,  op.  cit.,  pp.  9-11. 

(3)  Cfr.  De  Rossi,  in  Bull.  Crist.,  1885,  p.  149. 

(*)  Cfr.  De  Rossi,  in  Bull.  Crist.,  1867,  pp.  6,  45  e  sg.;  1884-85,  p.  77 
e  seg.;  1886,  p.  67  sg.;  Notizie,  1901,  p.  484  seg.;  1902,  p.  359  seg. 


292  N.    PERSICHETTI 

la  basilica  di  S.  Silvestro,  di  recente  riscavata  per  merito  priii- 
cipalmente  del  eh.  prof.  Orazio  Marucchi  (^). 

E  questa  basilica  ebbe  tanta  importanza,  che  dairitinerario 
di  Guglielmo  di  Malmesbiuy  —  che  si  riferisce  al  VII  sec.  — 
sappiamo  che  allora  la  porta  Salaria  aveva  preso  il  nome  di  porta 
S.  Silvestro  quae  (porta)  modo  sancti  Süvestri  dicitur  {^). 

Tornando  ora  al  tramite  della  Salaria,  questa,  andando  verso 
est,  dopo  essere  iiscita  dalla  porta  di  Onorio,  percorreva  iina  linea 
liinga  e  plana  in  rettifilo,  quindi  piegava  verso  nord-est,  facendo 
una  discesa  dopo  Priscilla. 

II  suo  primo  miglio,  come  osserva  esattamente  l'Ashby,  deve 
ricercarsi  un  po'  piü  in  lä  del  niiovo  viale  dei  Parioli,  ed  il  se- 
condo  accosto  alle  catacombe  di  Priscilla  (^).  Andando  in  giü,  la 
via  radeva  le  pendici  dei  colli,  fra  i  qiiali  correva  come  in  trincea. 

Siiirultimo  colle  a  sinistra,  alla  quota  di  m.  62  sul  mare, 
sedeva  l'antichissimo  villaggio  di  Antemnae,  il  <jui  nome,  secondo 
Varrone,  deriverebbe  da  ante  amnem,  e  cioe  Anienem  ('*),  essendo 
appunto  prossimo  e  prospiciente  all'Aniene. 

Esso  fu  conquistato  da  Romolo  ('')•  Ivi  ebbe  luogo  la  battaglia 
nella  quäle  capitolarono  gli  avanzi  dell'esescito  di  Telesino,  che 
poi  Silla  fece  massacrare  (^).    Ridotto    poi   a   villa   romana,   nel 

(*)  Questa  catacomba  di  Priscilla  fu  scoperta  da  Antonio  Bosio  e  da 
Pompeo  Ugonio,  in  maggio  1578,  nella  vigna  Sanchez.  Nel  1717  fu  visitata 
dal  Marangoni.  In  quello  stesso  secolo  il  Lupi  illuströ  dottamente  Tepitaffio 
della  martire  S.  Severa.  L'illustre  e  grande  archeologo  G.  B.  De  Rossi,  nel 
1880,  ottenne  di  farvi  eseguire  degli  scavi  che  furono  poscia  sospesi  ma  am- 
piamente  descrisse  la  parte  che  se  ne  era  scoperta.  lUustrarono  pure  questa 
catacomba,  o  se  ne  occuparono  variamente,  Marucchi,  Armellini,  Saverland, 
Wilpert,  Bonaveccia,  Duchesne,  De  Waal,  Davin,  Cuccagni,  Santucci,  De  Pro- 
veda,  Kirsch  ed  il  Calvi.  Nel  1905  il  Marucchi  propose  ed  ottenne  la  ripresa 
delle  escavazioni,  che  furono  ricominciate  nell'anno  seguente;  e  da  esse  si  h 
ottenuto  uno  splendide  risultato,  specialmente  per  la  scoperta  dell'aula  cen- 
trale della  basilica  di  S.  Silvestro,  che,  danneggiata  dai  Goti,  era  stata  re- 
staurata  da  papa  Virgilio.  La  solenne  inaugurazione  di  detta  basilica  ebbe 
luogo  il  31  dicembre  1907,  con  discorso  dello  stesso  prof.  Marucchi. 

(2)  Cfr.  Urlichs,  Cod.  top.  Urb.  Rom.,  p.  87. 

(3)  Cfr  Ashby,  op.  cii,  p.  13. 
(*)  Varro,  L.  L.  V,  28. 

(*)  Cfr.  Hülsen,  in  Pauly-Wissowa,  Realencyclopädie,  I,  2350. 
(•)  Plutarchus,  Sulla,  30. 


LA   VIA   SALARIA   NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E   RIETI  293 

409  d.  C,  Alarico  vi  pose  il  siio  campo  e  fece  scomparire  ogni 
traccia  del  classico  liiogo.  Essendosi  sii  quell' altura  fatti  recen- 
temente  degli  scavi  per  costruirvi  uno  dei  forti  in  difesa  della 
cinta  di  Roma,  si  e  da  essi  ottenuto  im  risiiltato  soddisfacente, 
che  ha  confermato  Topinione  concorde  degli  archeologi  sulla  ubi- 
cazione  di  Antemnae,  e  sull'essere  essa  cinta  di  mura  ad  opus 
quadratum  jjseudoisodomum,  di  blocchi  di  cappellaccio,  della  lun- 
ghezza  media  di  m.  0,89  X  0,59  di  altezza  (*),  siiUe  quali  mm-a 
erano  delle  porte  che  il  Nioby  siippose  essere  qiiattro,  ed  il  Lan- 
ciani  ritenne  essere  solamente  tre  (^). 

Nella  parte  opposta  al  detto  colle,  e  precisamente  nella  valle 
che  distendesi  tra  la  Salaria  e  la  Nomentana,  viiolsi  che  esistesse 
una  civilas  Figlina,  deducendolo  il  dotto  mons.  Duchesne  dalle 
fonti  agiografiche  (^),  trovandosi  detto  nel  martirologio  di  S.  Susanna 
che  fu  bruciata:  «  iuxta  corpora  sanctorum  Chrysanthi  et  Da- 
riae  Via  Salaria,  in  arenario  iuxta  sanctum  Alexandrum,  in 
civitate  Figlina  » ,  nonche  dei  SS.  Mario,  Marta  ed  altri :  « tenuit 
{imperator)  cclx  christlanos  Via  Salaria,  quos  iussit  ut  in  fi- 
glinis  foras  muros  portae  Salariae . . .  includerentur  » .  II  pro- 
fessor  Tomassetti  invece  e  del  parere  che  la  civitas  Figlina  sia  da 
identificarsi  con  Ficulea  ('*) ;  ma  l'Ashbj  divide  l'opinione  del  Du- 
chesne. Non  pertanto  lo  stesso  Ashby  ritiene  —  e  con  ragione  —  che 
non  tutte  le  figuline  derivanti  dalle  fabbriche  sulla  via  Salaria  —  che 
ebbero  non  poca  importanza  —  fossero  prodotto  di  quelle  officine 
doliari,  ma  che  alcune  probabilmente  provenissero  da  altre  fab- 
briche piü  lontane,  esistenti  pure  sulla  Salaria,  ma  in  Sabina  (^). 

Questa  civilas  Figlina  sarebbe  stata,  in  altri  termini,  un  quar- 
tiere operaio,  abitato  da  figuli,  che  ivi  avrebbero  avuto  le  loro 
ofiScine,  nell'epoca  imperiale  (^). 

C)  Notizie,  1882,  p.  415;  1883,  p.  16;  1886,  p.  24;  1887,  p.  64  sg. 

{^)  Cfr.  Nibby,  Analisi,  I,  p.  161;  Lanciani,  Ruins  and  Excavations, 
p.  111. 

(«)  Cfr.  Duchesne,  Liber  pontificalis,  I,  p.  197.  n.  82,  Acta  Ss.  Aug., 
II,  632;  Acta  Ss.  Jan.,  II,  p.  216. 

(♦)  Cfr.  Tomassetti,  op.  cit.,  pp.  27-28. 

(»)  Cfr.  Ashby,  op.  cit.,  p.  13,  n.  3. 

(«)  I  boUi  figuli  appartenenti  alle  officine  della  via  Salaria  sogliono 
portare  un  sal,  che  il  Dressel  legge  Salarense  (opus).  Cfr.  C.  I.  L.  XV, 
141  sg. 


294  N.    PERSICHETTI 

Sempre  siilla  destra  della  strada,  ed  in  vicinanza  delle  cata- 
combe  di  Priscilla,  nella  villa  giä  Amici,  fu  scoperto  im  ipogeo 
dal  D'Agincoiirt,  con  pittiire,  iscrizioni  ed  altro  (^).  Anche  suUa 
stessa  linea,  nel  1879,  si  rinvennero  qiiattro  tombe  (^);  come  pure, 
nella  medesima  discesa  e  dopo  Priscilla,  veggonsi,  sulla  destra,  due 
stilobati  di  altri  antichi  sepolcri  rettilinei,  in  massi  quadrali  e 
con  cornici  di  marmo.  Essi,  come  giustamente  osserva  il  Tomas- 
setti,  «  confermano  l'andamento,  comunqiie  indiscutibile,  della  via 
antica  »  (^). 

Finita  la  discesa,  la  via  dolcernente  entra  nella  pianura, 
e,  dopo  qiialche  centinaio  di  metri,  s'imbatte  con  l'Aniene,  dal 
placido  corso,  che  continuando  il  suo  cammino  serpeggiante,  di 
li  a  poco  si  gitta  nel  Tevere,  col  quäle  confonde  le  onde  ed 
il  nome. 

E  cosi  la  Salaria,  uscita  dalla  porta  Collina,  dopo  percorse 
circa  tre  miglia  romane  in  mezzo  ad  un  trofeo  di  arte  e  di  bel- 
lezza,  fra  i  templi  della  Fortuna,  di  Venere  e  dell'Onore;  tra  orti 
splendidissimi  e  cospicui;  tra  monumenti,  sepolcreti,  mausolei  ed 
ipogei  mirabili  per  squisitezza  d'arte ;  tra  cemeteri,  catacombe  e 
basiliche  dell'alba  sanguinosa  del  Cristianesimo ;  tra  ville  rieche 
di  profumi  e  di  statue,  e  tra  laboriose  officine  doliari,  scendeva 
dall'acropoli  dell'eterna  Roma,  e,  per  andare  al  mare  Adriatico, 
proseguiva  il  cammino  attraverso  la  ridente  campagna  ricca  anche 
essa  di  monumenti  ove  oggi  uno  spettacolo  di  desolazione,  ed  un 
sepolcrale  silenzio  stringono  il  cuore! 


(«)  CLL.  VI,  nn.  7997  8011. 

(«')  Notizie,  1883,  p.  82. 

f)  Cfr.  Tomassetti,  op.  cit,  p.  31,  n.  1 


LA   VIA  SALARIA   NEI    CIRCONDARH    DI    ROMA   K    RIETI  295 


NOTA. 

ItINERARIO   INEDITO   DELL' HOLSTENIUS    SULLA   SaLARIA. 

Si  sa  che  nella  Königl.  öffentliche  Bibliothek  in  Dresden 
esistono  gl'  itinerarii  manoscritti  di  Luca  Holstenius,  costitiiiti  da 
tre  volumetti  tascabili,  di  note  di  viaggi  illustrate  da  qualche 
disegno. 

Un  volumetto  e  intitolato :  Iter  per  Hetruriam,  1641  (Hand- 
schrift Nr.  F.  192);  un  altro:  Iter  Perusinum.  Anno  1643 
(F.  191);  ed  ilterzo:  Via  Tiburtina,  Valeria,  Nomentana,  Sa- 
laria,  Praenestina,  Lavicana,  Latina  (F.  193). 

Essendo  tali  itinerarii  inediti,  e  dovendo  io  spesso  occuparmi 
di  quello  che  tratta  della  Salaria  —  del  quäle  e  stato  pubbli- 
cato  soltanto  qualche  brano  dal  Mommsen  (cf.  6".  /.  L.  IX,  4900)  — 
stimo  utile  pubblicarlo  per  intero  affinche  si  possa  avere  del  me- 
desimo  una  completa  nozione.  Da  esso,  fra  Taltro,  si  rileverä  che 
neppure  verso  il  1645  il  tracciato  vero  di  questa  antica  via  po- 
teva  dirsi  ben  conosciuto  e  determinato,  perche  giä  in  gran  parte 
ne  erano  scomparse  le  vestigia,  sieche  anche  allora  si  facevano 
delle  congetture  piü  o  meno  fondate. 

Ecco  dunque  quanto  nel  suaccennato  codice  di  Dresda  si 
legge  intorno  alla  Salaria  ed  alla  Nomentana  che  ne  era  quasi 
una  diramazione,  innestandosi  alla  prima  verso  Eretum: 

(fol.  14)  «  Via  Salaria.  dalla  porta  fin  al  Ponte  si  vedono  per  tutto  ve- 
«  stigi.  sono  3  miglia.  dal  ponte  fin  a  Castel  lubileo  sono  m.  2.  h  tutta 
«  strada  nova  come  anche  il  resto  fin  a  M.  Ritondo.  la  strada  anticha  tira 
fc  dal  Ponte  su  a  man  dritta  per  la  collina,  che  fanno  quelli  di  M.  Ritondo 
«l'inverno,  la  quäle  d'ogni  banda  intorno  e  piena  d'anticaglie.  tira  prima 
«  verso  la  tennta  dei  Maflfei  che  e  Fidena  poi  passa  accanto  a  Marcigliano 
«  vecchio  lasciandolo  a  man  manca.  che  e  Crustumeriura.  la  strada  ä  piena 
«  di  chiese  vecchie,  .  La  lamentana  vecchia  sta  piü  vicina  a 

«  Roma  ra.  4  dove  si  vede  la  chiesa  di  S.  Nicolo,  il  luogho  si  chiama  vol- 
"  garmente  Monte  gentile  di  la  esce  una  strada  dritta  verso  M.  Ritondo.  cosi 
«  convengono  i  migli  antichi.  contando  l'itinerario  da  Roma  a  M.  Ritondo, 
tt  cioe  a  Ereto  m.  XVIII  da  Roma  a  Nomento  XIV.   e  da  Nomento  a  Ereto 


296  N.    PERSICHETTI 

u  m.  V.  —  NB.  Inter  viara  Nomentanani  et  Salariani  4  lap.  ab  Urbe  erat 
«  predium  Faontis  Neronis  liberti,  ubi  Nero  seipsura  occididit. 

(fol.  15)  «  La  strada  Salaria  moderna  si  figlia  dalla  Lamentana.  — 
«  dalla  Lamentana  moderna  alla  hosteria  de  Gattacieca  1  m.  |  —  alla  ho- 
u  steria  di  grotta  Marozza  Im.  —  all'  hosteria  di  Palumbara  2  m.  detta  la 
«  fiora  —  alla  hosteria  del  Moricone  l  |  m.  —  alla  hosteria  di  M.  Librette 
«4  m.  —  al  passo  della  Nerula  3  m.  —  al  piano  dei  Massacci  3  m.  piü  — 
«  al  poggio  di  S.  Lorenzo  4  m.  —  all' hosteria  deirornaro  3  m.  —  l'osteria 
«  di  S.  Giovanni  4  m.  —  Rieti  m.  3. 

u  Andando  da  M.  ritondo  verso  l'osteria  di  grotta  Marozza  1  ^  m.  — 
«  Da  monte  Ritondo,  et  5  m.  innanzi  si  arrivi  a  detta  hosteria,  passa  per 
«  mezzo  della  campagna  laborata  una  selciata  antica.  la  quäle  pare  che  vengi 
«  dalla  Lamentana  e  tiri  su  a  man  manca  sotto  la  Farfa  poi  non  si  vede 
«  strada  antica  nissuna  ne  manco  vestigio  alcuno  fin  alla  hosteria  della  Ne- 
tt rula,  dove  a  capo  della  scala  sta  murato  un  pezzo  d'una  antica  iscrittione 
u  e  tengo  per  sicuro  che  questo  luogho  sia  quello  che  la  tavola  chiama  ad 
«  novas  et  Antonino  Vicum  novum  —  Poi  nel  piano  dei  Massacci  passata  la 
«  terza  hosteria  vien  da  man  dritta  la  Salaria  antica  et  entra  nella  moderna 
(foL  16)  «  e  poco  innanzi  che  entra,  si  vedono  accanto  di  essa  vestigij 
«  grandi  di  fabrica  antica.  Poi  pocho  doppo  che  entra  nella  moderna  si  ve- 
« dono  vestigij  grandissimi  di  case  sepolture  et  altre  fabriche  antiche  et 
«  anco  un  lapis  miliarius,  ma  perö  talmente  loghcrato  che  non  apparisce 
«  vestigio  alcuno  di  lettere.  Questo  e  XXXIV  ab  Urbe  et  XIV  a  Reate  Ro- 
«  mam  versus. 

u  Di  la  sono  al  ponte  di  S.  Lorenzo  m.  2  e  subito  passato  il  ponte  sta 
«una  fabrica  quadra  nella  strada  medesima  fatta  d'una  sepultura  anticha 
«  come  si  vede  dalle  inscrittioni,  colonne  nicchie  et  altri  marmi.  Dentro  si 
«  vede  il  logho  de  i  conditorij  et  delle  olle  manifestissimamente.  In  tre  di- 
«  versi  pezzi  di  marmo  leggonsi  queste  parole 

T  •  AMENTO 

ARBIT 

«  poi  dentro  in  altro  sasso 

ALERI  •  M  •  F  •  SE 

«  et  in  un  altro 

AR.BITRA 

«  tutte  tre  di  lettere  assai  grande.  Poi  fino  a  poggio  S.  Lorenzo  sempre  si 
«  scopre  la  selciata  anticha  di  grossissime  pietre  quadre.  E  segue  poi  la  me- 
u  desima  anchora  per  alcune  miglie.  Doi  migli  dal  Poggio  di  S.  Lorenzo  si 
«  vedono  vestigij  d'un  ponte  anticho,  sopra  un  rivoletto  d'acqua.  E  poi  in 
«  cima  della  montagna  un  pezzo  de  fabrica  anticha  la  colonnetta  deirornaro 
«  vulgarmente  detta  con  un  altro   lapis  miliarius  tutto  intiero  in  piede,  ma 


LA.  VIA   SAL\RIA    NEI   CIRCONDARII    DI    ROMA   E   RIETI  297 

a  senza  vestigio  alcuno  di  lettere.  Questo  h  VIII  a  Keate,  vel  XL  ab  Urbe 
«  Roma  —  Poi  poco  sopra  l'osteria  deirOrnaro  si  perdono  i  vestigij  (fol.  17) 
u  della  strada  anticha  ne  si  vedono  piü  fin  a  Rieti,  ma  la  strada  moderna  e 
«  bellissima,  ne  credo  che  la  vecchia  Salaria  sia  passata  per  allri  luoghi  che 
«  per  quel  dorso  di  coUina,  e  poi  per  la  valle  accanto  al  piede  delle  mon- 
«  tagne.  La  strada  antica  andava  abhasso  per  mano  dritta  per  la  valle  dove 
u  si  vede  questa  opinione  h  falsa. 

u  La  Salaria  anticha  da  Rieti  verso  Roma  commincia  dal  ponte  della 
«  Cittä,  e  tira  verso  man  ritta  1  m.  verso  la  imboccatura  d'una  valle  che 
u  si  chiama  vulgarmente  valle  Canera,  antichamente  Valle  de  Caucio,  come 
«  si  vede  per  1'  iscrittioni  trovate  gli.  Poi  tira  su  dritto  per  la  valle  di  monte 
«  di  S.  Giovanni.  E  di  lä  a  Castel  novo,  poi  alla  Badia  di  Farfa  —  e  di  la 
«  alla  hosteria  di  Correse  poi  tira  a  dirittura  verso  M.  Ritondo. 

«  Da  Riete  al  colle  di  S.  Giovanni  m.  7. 

«  a  Castel  novo  m.  6 

«  alla  Farfa         m.  4 

«  alla  hosteria  di  Correse  m.  7 

«  a  M.  Ritondo  m.  8 

"  Per  questa  strada  non  si  vede  selciata  anticha,  ma  solamente  si  crede 
«  per  traditione  che  sia  stata  pratticata  da  i  Romani  per  la  commodita 
«  grande,  essendo  sempre  plana. 

(fol.  18)  «  Da  Rieti  esce  la  strada  Quintia  per  la  porta  detta  volgar- 
«  mente  Cintia.  Tira  verso  Labro  e  Morro  a  man  manca.  Esce  di  questa 
«  strada  poi  un  altro  Ramo  che  tira  a  man  manca  sotto  Cantalice  verso 
«  Lionessa.  Sopra  questa  strada  della  Lionessa  sta  Pallazzo  che  si  tiene  che 
«  fosse  Palati  um  antichamente. 

«  Trebula  Metusca  si  tiene  che  fosse  Monte  Lione  vicino  al  poggio  di 
u  S.  Lorenzo,  dove  si  vedono  molte  inscrittioni  antiche  e  verissimo. 

u  AI  poggio  di  S.  Lorenzo  nel  Campanile  di  S.  Lorenzo  si  vede  un 
«  inscrittione  bella. 

«  Questo  M.  Lione  e  tutto  pieno  di  oliveti  e  vicino  resta  in  esser  la 
u  chiesa  di  S.  Vittoria  V.  Mart.  dove  si  leggono  nella  facciata  alcune  in- 
u  scrittioni  antiche  col  nome  di  Trebulani. 

(foL  19)     «  La  strada  da  Rieti  a  Ascoli 


«  Civita  ducale 

4  m. 

«  La  Madonna  di  S.  Vittorino 

ad  Cutilias 

2  m. 

u  Antrodoco  (Interocrea) 

5  m. 

«  S.  Quirico 

1  m. 

«  Sigillo 

4  m. 

«  La  Posta  (terra) 

1  m. 

«  Bacugno 

1  m. 

«  al  Cardinale  (sta  sotto  Falacrina) 

4  m. 

u  poi  si  sale  alla  Turrita 

2  m. 

«  a  S.  Georgio 

1  m. 

298 


N.   PERSICHETTI 

a  S.  lusta 

1  m. 

a  Accumulo 

3  m. 

a  Grisciano 

3  m. 

sotto  Arquata 

5  m. 

«  Eadem  distinctius 

Civita  ducale 

4  m. 

La  Madonna  (Cutilia) 

2  m. 

Canetra 

2  m.  piü 

Borghetto 

1  m. 

Antridoco  (Interocrea) 

1  ni. 

S.  Quirico 

1  m. 

Sigillo 

4  m. 

la  Posta 

2  m. 

Bacugno  (foroecri) 

2  m. 

S.  Croce 

2  m. 

Cardinale  (Falacrine) 

3  m. 

u  sta  un  po  sotto  Civita  Reale 

Turrita 

4  m. 

S.  lusta  (Ad  Martis) 

3  m. 

Accumulo  (Vicus  Badies) 

5  m. 

Grisciano 

2  m.  piü 

Bascara 

1  m. 

Arquata  (Surpicanum) 

2  m. 

Quintodecimo 

5  m. 

Aqua  Santa  (Ad  aquas) 

2  m. 

S.  Maria 

1  m. 

Torre 

2  m. 

Arli 

1  m. 

Mozzano 

3  m. 

Ascoli 

3  m. 

(fol.  21)     «  Via  Nomentana  ex  Mar.  Victorio 

«  Incipiebat  a  porta  Viminali,  S.  Agnesis  vulgo  dictam.  Tnter  hanc  et 
Salariam  Pius  IV  aequata  alta  semita  altera  suo  nomine  appellatam  ape- 
ruitj  jussitque  ut  Nomentana  illi  proxima  amisso  etiam  nomine  occlu- 
deretur.  Reliquum  Nomentana  via  erat  recta  per  Anienem,  Ficulneam 
veterem,  Nomentum,  Crustumerium  et  Moriconium  agrum.  Per  radices 
montis  Libretti,  Nerulam  Vallem,  et  per  S.  Laurentium  Trebulano  agro 
finitimum  deinde  per  Sambuci  pontem  Vallemque  Reatinam  dictam  Reate 
perveniebat.  Ibique  in  Salariam  incidens  per  campum  qui  VII  pontium  nunc 
appellatus  Sublucum  primum,  postea  e  Sabinis  egressa  Spoletinos  Umbriae 
populos  Flaminia  conjuncta  petebat.  Inventa  sunt  meo  tempore  viae  No- 
mentanae  vestigia  in  campo  VII  pontium  per  medias  qua  nunc  sunt  pa- 
ludes  Sabulo  lapideque  constrata  ita  ut  facile  cognosci  posset  unde  illa 
transiret. 


LA.   VIA   SALARIA   NEI    CIRCONDARII    DI   ROMA    E   RIETI  299 

u  Via  Nomentana  post  ponte  Anieni  imminentem  Ficulneam 

«  transibat  sitam  in  prirao  montium  conscensu  supra  Porciura  fontem  eo  fere 
«  loco  prope  quem  nunc  opidi  Montis  Glutilis  ruinae  visuntur.  Postea  occur- 
u  rebat  Nomentum  positum  id  erat  inter  Montem  Gentilem  et  Nomentanum 
«novum,  ut  ex  vestigiis  apparet,  eo  prope  in  loco  ubi  utrinque  a  lateribus 
«  viae  parietes  lateritiis  nti  suffulcra  ad  sustinendam  terram  erecta  cernuntur, 
«  vulgus  Apothecas  obscuras  vocat. 

u  D.  Gregorius  Massam  Magulianensem  XI  fere  ab  Urbe  lapide  No- 
«  mentana  via  posita  fuisse  scribit,  et  Damasus  Fundi  Catulli  in  regione  No- 
«  mentana  meminit. 

«  Crustumerium   in  agro  Grotta  Marozza  positum  fuit  ad  viam  Nomen- 
«  tanam.  Agrnm  ad  Tiberim  pertinebat,  Veienti  e  regione  oppositus. 

«  Crustumina  pyra  olim  in  praelio  qua  rubicunda  ex  parte  fragilia  Celso 
«  auctore  ea  nunc  Glaciola  a  candore  et  fragilitate  vocant. 

(fol.  22)  «  Monte  Libretti,  Mons  Albertinorum,  sed  in  registro  Far- 
«  fensi  mons  Aliperti  vocatur. 

«  Nerula  Neronis  nomine  capitisque  celebris  insigni,  ex  qua  ora  forte 
«  gentis  origo  quando  illa  Sabinorum  fuisse  constat. 

"  Scantrilia  D.  Barbara  martyrio  celebrata  ibideraque  habitationis  ejus 
u  et  mortis  multa  sunt  vestigia. 

«  His  locis  a  tergo  imminet  alterum  et  longum  montis  jugum  vulgo 
a  M.  Gennaro  olim  Ceraunij  montes. 

«  Prope  Podium  S.  Laurentis  est  Monte  leone  qui  olim  fuit  Trebula 
«  Mutuesca  ut  testantes  inscriptiones 

« Podium  S.  Laurentis  olim  Pictae  nomine  habitatum,  ut  in  vita 
«  S.  Eniidij  Asculani  Episcopis  proditur  quo  in  loco  Vicus  Nerva  fuisse 
«  creditur. 

«  Toranus  iuxta  Cellas  oritur  et  Toranum  unde  illi  nomen  praeterfluit. 

«  Abbatia  S.  Salvatoris  XVI  opidis  celebris.  Rocca  Vittiana  pridie  Vit- 
u  tianum.  Ofeium.  Varura.  Vallis  Cupula.  Longonum.  Vaccareccia.  Prata 
«  loannis.  Concervianum.  Magnalardum.  S.  Silvester.  S.  Martinus.  Ära  Rai- 
tt  nerij.  Cenciaria.  Capraedorsum  et  Percilianum.  Perciliani  fundi  meminit 
u  Damasus  et  in  Sabinis  ponit  in  vita  S.  Silvestri. 

(foL  23)     «  De  Salaria  ex  eodem. 

«  Salaria  Nomentanam  ad  dexteram  relinquit,  non  ante  eidera  conjun- 
«  gitur  ut  falso  Strabo  existimavit  prope  Eretum  Tiberim  versus  per  pla- 
«  niciem  declinat.  Transit  per  Castellacciae :  et  Cures  petit,  Curesio 

«  opido  adiacentes.  Inde  Farfarum  transit  prope  montem  perforatum.  Inde 
«  Tacciniano  vico  ad  sinistras  relicto  ad  Silices  opidum  tendit.  Extra  portam 
«  opidi  viae  multa  vestigia  supersunt,  unde  opidulo  nomen.  Inde  a  Cava 
«  Cantalupi  inter  Aspram  et  Turres  per  vicum  novum  ut  testatur  Antoninus, 
u  vel  ut  Damasus  vocat  per  agros  Parentibus  subjectos,  quod  Asprenses 
« Parenzanum  vocant,  inde  per  montem  Santacium,  qui  supra  Turres  ab 
«  Oriente  est;  ubi  vestigia  apparent  prope  S.  Mariam  Arsulae  montis,  et  per 
«  montem  Musci  in  Caneriam  vallem  descendens  Reate  pervenit  inde  Cutilias, 


300  N.   PERSICHETTI 

«  Interocrium,  Forulos,  Amiternum  petit,  per  hanc  loca  Civita  ducale,  Ca 
«  netra,  Borghetto,  Antredoco,  la  Posta,  ."Horbonium,  Maranum,  Puteoli  novi, 
«  Paradisus,  Amiternum. 

«  Inter  Eretum  et  Cures  Silva  malitiosa  puto  ego  eam  esse  qua  nunc 
«  paulo  ultra  Eretum  non  procul  a  diversorio  Grottae  Marozzae  iuxta  ductum 
«  viae  antiquae  visitque. 

u  Poggio  S.  Lorenzo.  Questa  chiesa  di  S.  Lorenzo  e  senza  dubio  quella 
«  della  quäle  scriveva  Pelagio  pp.  ad  Bonum  Sabinensem  episcopum  in  de- 
tt  creto  c.  in  parochia  tua,  circa  Tanno  580. 

(fol.  24)     «  de  via  Salaria. 

«  Tra  Posteria  di  Nerula  e  Ponticelli  a  mezza  strada  nella  selva  di 
u  Ponticelli  passa  la  strada  Salaria  antica  dove  si  vede  un  ponte  antico  tutto 
«  intiero  d'opera  antica  bellissima. 

(fol.  40)  «  S.  Antimo  sono  certe  anticaglie  d'una  badia  che  stanno 
ö  vicino  a  Monte  Maggiore. 

«  ün  miglio  di  qua  da  Rieti  accanto  la  strada  Salaria,  a  mano  manca, 
«  vicino  alla  mola  dei  Vecchiarelli  h  un  capo  d'acqua  salutifero,  detta  l'acqua 
«  Cara  che  si  stima  meglio  che  quella  di  Nocera. 

(fol.   91)  T  •  AMENTO 

ARBIT 

tt  e  dentro 

«  SU  un  altro  pezzo 


ALERI  •  M  ■  F  •  SE  .  . 
ARBITRA 


«  subito  passato  il  ponte 

«  in  Sabinis  in  Castelletto    ad  viam  Salariam  quod  fuit  olim  sepulcrum  fa- 

«  miliae  Petroniae  in  quo  sepultus  fuit  T.  Petronius  Arbiter». 


LA.    VIA   SALARIA    NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIETI  301 

III. 

Da  Ponte  Salario  a  Castel  Giubileo. 

La  Salaria  raggiimgeva  il  corso  deU'Anieüe,  volgarmente  chia- 
mato  Teverone,a  poco  meno  —  come  ho  detto  —  di  tre  miglia  dalla 
porta  Collina,  e  cavalcava  qiiesto  fiiime  con  im  gran  ponte,  da 
tempo  antico  sin  oggi,  appellato  ponte  Salario,  ma  che  in  tempi 
antichissirai  ebbe  nome  di  2)o?is  Anienis  (^). 

Esso  di  presente,  trovasi  invece  al  km.  7  -|-  803  della  fer- 
rovia  ßoma-Orte  ed  a  poca  distanza  da  questa,  perche  la  fer- 
rovia  —  che  Pio  IX  fece  costruire  —  partendo  dalla  cittä  dalla 
stazione  detta  di  Termini  e,  tagliando  le  mm-a  di  Roma,  esce  pei 
Tre  Archi,  non  va  mica  in  linea  quasi  retta  come  andava  la  Sa- 
laria, ma  descrive  invece  ima  gran  cm-va  con  la  quäle  taglia  l'an- 
tica  via  Tiburtina,  procede  per  l'osteria  del  Portonaccio  —  presse 
la  detta  Tiburtina  —  oggi  stazione  di  Portonaccio,  passa  con  ym 
traforo  sotto  l'antica  Nomentana,  e  si  avvicina  al  ponte  omonimo 
anche  suU'Aniene,  che  lascia  sulla  destra,  da  dove,  seguitando 
a  piegare  verso  nord,  va  finalmente  ad  approssimarsi  al  ponte 
Salario. 

II  ponte  odierno  sorge  sullo  stesso  posto  dell'antico,  anche 
esso  sparito.  Distrutto  da  Totila  nel  544  (2),  fu  ricostruito  da  Nar- 
sete  nel  565,  con  architettura  del  suo  tempo  (fig.  8),  ma  questo 
pure  fu  disfatto. 

Sui  due  parapetti  del  ponte  di  Narsete  eranvi  due  iscrizioni  (^) 
che  oggi  vi  si  cercherebbero  invano. 


0  «  Gdlli  ad  tertium  lapidem  Salaria  via  Irans  pontsm  Anienis  ca- 
stra  habuere  ».  Liv.,  Bist.,  VII,  9  e  10. 

H  Procopius,  De  hello  gothic,  III,  c.  24. 

(^)  Queste  due  iscrizioni  furono  trascritte  in  diverso  modo  dagli  archeo- 
logi,  ma  noi  riproduciamo  la  lezione  accettata  dal  Moramsen  {C.  L  L.  VI, 
n.  1199),  che  certamente  e  la  piü  esatta  e  conforme  al  vero. 

20 


302  N.    PERSICHETTI 

Quella  a  destra,  in  cattivo  carattere  e  lettere  alquanto  spro- 
porzionate,  recava: 


IMPERANTEDN-PIISSIMOAC-TRIVMPHALISEMPERIVSTINIANO-PP-AVGANNXXXVIIIIa.  565 


NARSES-VIRGLORIOSISSIMVSEX-PRAEPOSITO-SACRI-PALATIIEXCONS 
ATQVEPATRICIVS-  POST  •  VICTORIAM  •  GOTHICAM  •  IPSIS  •  EORVM  •  REGIBVS 
CELERITATE-MIRABILI-  CONFLICTV  •  PVBLICO  •  SVPERATIS  •  ATQVE  •  PROSTRATIS 
LIBERTATE  •  VRBIS  •  ROMAEAC  •  TOTIVS  •  ITALIAE  •  RESTITVTA  •  PONTEM  •  VIAE  •  SALARIAE  *  VS 
QVE-ADAQVAM-NEFANDISSIMO-TOTILATYRANNODISTRVCTVMPVRGATOFLVMINIS-ALVEO 
IN  •  MELIOREM  •  STATVM  •  Q_yAM  •  QVONDAM  •  FVERIT  •  RENOVAVIT 

Sulla  lapide  a  sinistra  leggevansi  i  seguenti  versi,  con  carat- 
tere alquanto  migliore: 

QVAM  •  BENE  •  CVRBATI  ö  DIRECTA  »  EST  •  SEMITA  •  PONTIS  es 
ATQ_yEINTERRVPTVM  ß  CONTINVATVR-ITER  ß 
CALCAMVS  •  RAPIDAS  ß  SVBIECTI  •  GVRGITIS  •  VNDAS  ß 
ET  •  LIBET  •    IRATAE   ß  CERNERE  •  MVRMVR  •  AQ_yAE  ß 
ITE  •  IGITVR  •  FACILES  ß  PER  •  GAVDIA  •  VESTRA   •    QVIRITES  ß 
ET  •  NARSIM  •  RESONANS  ß  PLAVSVS  •  VBIQVE  •  CANAT  ß 
QVI  •  POTVIT  •  RIGIDAS  ß  GOTHORVM  •   SVBDERE   •   MENTES  ß 
HIC   •   DOCVIT  •   DVRVM  »  FLVMINA    •    FERRE    •    IVGVM  ß 


Sulla  testata  settentrionale  fu  costruita  una  torre  di  difesa. 
II  Nibby  la  credette  edificata  dai  Longobardi  nel  728  (^),  ma  io 
ritengo  invece  che  fu  edificata  dallo  stesso  Narsete,  ad  imitazione 
di  ciö  che  Belisario  aveva  fatto  pel  ponte  sul  Tevere,  come 
narra  Procopio  (^).  Vero  e  che  in  detto  anno  728  i  Longobardi 
spoletini  nel  ponte  Salario  ed  i  Longobardi  toscani  in  altre  parti, 
opposero  resistenza  alle  genti  spedite  da  Paolo  patrizio  ed  esarca 
di  Kavenna  contro  papa  Gregorio  II,    con    mandato  di  ucciderlo; 

C)  Cf.  Nibby,  Dintorni  di  Roma,  tom.  II,  pp.  396-396. 

C)  «  Inde  Vitigis...  cum  exercitu  per  agrum  Sabinum  Her  intendit 
Romam...  pontem  Tiberis  offandit,  paulo  ante  a  Belisario  munitum  turri,  et 
in  hac,  foribus  defensa,  locatum  ab  eodemmilitare  presidiumn.  Procopius,. 
op.  cit.,  I,  c.  17. 


LA.   VIA   SALARIA.   NEI    CIRCONDARII    DI   ROMA   E    RIETI  30S 

e  fii  pel  valore  dei  LoDgobardi  se  la  traraa  dei.  ravennati  rimase 
sventata  (^). 


fcjO 


La  stessa  torre  fu  poscia  —  nel  sec.  XV  —  restaurata  e  for- 
tificata  da  Niccolö  V.  Nel  25  agosto  1433  fii  occupata  da  Niccol6 


(')  u  ...Longobardis  pro  defensione  pontificisrepugnantibus  spoletanis  in 


304  N.    PERSICHETTI 

Fortebraccio  che  la  ritenne  per  breve  tempo(^);  nel  1485,  dal 
marzo  ai  18  dicembre,  la  tennero  in  possesso  gli  Orsini  (^);  final- 
mente  nel  1829  fu  demolita. 

II  ponte  Salario  rifatto  da  Narsete,  fu  —  corae  dissi  —  pure 
disfatto.  L'esercito  napoletano  comandato  da  Mack,  ai  primi  di 
dicembre  1798,  nella  sua  ritirata  dinanzi  ai  francesi  agli  ordini 
di  Championnet,  ne  tolse  i  parapetti,  gittö  le  lapidi  con  le  sur- 
riferite  iscrizioni  nel  fiume,  e  lo  ruppe  in  gran  parte.  Anche 
i  francesi  lo  danneggiarono  nel  loro  attacco  contro  la  repubblica 
romana  nel  1849,  tagliandolo  per  una  lunghezza  di  circa  50 
metri(3);  ed  ultimamente,  il  29  ottobre  1867  —  cioe  qiiattro 
giorni  prima  della  battaglia  di  Mentana  —  fu  fatto  saltare  in 
aria  dall'esercito  pontificio,  per  la  difesa  di  Koma  (^).  Nel  1874 
poi,  come  leggesi  in  iina  lapide  apposta  sul  parapetto  a  destra  del 
ponte  attuale,  la  provincia  di  Roma  lo  fece  riedificare  ed  ampliare 
col  concorso  del  Governo. 

Rifatto  con  architettura  contemporanea  e  di  semplice  stile, 
non  conserva  di  antico  altro  che  due  archi  di  controriva,  bu- 
gnati,  che  servono  di  sostegno  e  di  contrasto  al  grande  arco  cen- 
trale (fig.  9). 

Questi  due  archi,  benche  antichi,  mi  sembra  che  apparten- 
gano  alla  ricostruzione  fatta  da  Narsete,  e  non  giä  alla  primi- 
tiva  costruzione  repubblicana,  imperocche  di  questa  avanzano 
parecchi  grandi  conci  di  travertino,  che  si  veggono  giacenti  e  di- 


Sdlario  ponte,  et  ex  aliis  partibus  Longobardis  tuscis,  resistentibus  consilium 
Ravennatium  dissipatum  est »,  Paulus  Diaconus,  De  gestis  Longob.,  lib.  VI, 
c.  49;  cf.  pure:  Duchesne,  Liber  pontißcalis,  II,  404;  Jacobi,  Die  Quellen 
der  Lang  oh  ardenge  seh.  des  Paulus  D.,  1877,  p.  100. 

(^)  Cf,  Infessura,  Diarium  Romanae  urbis,  in  Muratori,  R.  I.  S.  tom.  III, 
pari  II,  p.  1125. 

(2)  Cf.  Infessura,  op.  cit.,  ivi ;  Nantiporto,  Diarium  romanum  urbis,  in 
Muratori,  ivi,  p.  1093. 

(^)  V.  Rapport  de  la  Commission  mixte  pour  constater  les  dSgdts,  etc. 
Paris,  1850,  p.  42 ;  cf.  pure :  Gori,  Dal  ponte  Salario  a  Fidene,  Crustumerio 
ed  Ereto,  Eoma,  1863,  p.  6;  Ashby,  op.  cit.,  p.  16. 

(*)  Chi  volesse  conoscere  lo  stato  in  cui  il  ponte  fu  ridotto,  in  questa 
circostanza,  vegga  la  fig.  26  dell'opera  del  Lanciani,  The  destruction  of 
ancient  Rome.  New  York,  1899,  p.  151;  v.  pure:  Canina,  Edifizi,  VI, 
tav.  178. 


LA    VIA    SALARIA    NKI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIETI 


305 


spersi  suUa  ripa  destra  deH'Aniene,  sotto  al  fianco  occidentale  del 
ponte  niiovo. 

Da  tali  reliquie  si  rileva  chiaramente  che  dai  romani  fu  co- 
struito  della  medesima  robustissima  architettiira,  a  stile  etnisco, 
ovvero  ad  o'pus  quadratum  isodomiim,  con  colossali  massi  squa- 
drati,  come  gli  altri  ponti  della  Salaria  che,  in  scarso  numero  ma 
per  buona  Ventura,  ancora  restano  lungo  il  suo  percorso. 


Fig.  9.  —  Ponte  Salario  attuale. 


Nei  pressi  di  qiiesto  ponte,  nel  XVI  sec,  si  rinvenne  la 
lapide  funeraria  di  C.  Sallustius  Martialis,  soldato  della  X  Coorte 
ürbana,  avente  anche  l'ufficio  chiamato  «  a  quaestionibus  iwae- 
fecti  urbis  »  (^). 

Dopo  il  ponte  Salario,  alla  confluenza  dell'Aniene  e  del  Te- 
vere,  la  campagna  si  allarga,  benche  leggermente  ondulata  e  fra- 
stagliata  da  poggi,  dove,  con  battaglie  memorande,  fin  dai  tempi 
di  Tiillo  Ostilio,  piü  volte  si  decisero  le  sorti  di  Roma. 


(0  C.  L  L,,  71,  n.  2880. 


306  N.    PERSICHETTI 

Poco  al  di  lä  del  ponte  medesimo,  trovasi,  sulla  sin.,  il  rii- 
dero  di  un  grandioso  sepolcro  romano  quadrangolare,  di  tufa  com- 
patta,  avente  neirinterno  una  camera  a  forma  di  croce  greca.  II 
rivestimento  esterno,  che  era  a  blocchi  rettangolari,  e  —  come 
l'Ashby  nota  con  dolore  —  al  solito  sparito  (^). 

Nel  medio  evo  vi  fii  sopraelevata  uca  torre,  coperta  da  tetto, 
ed  oggi  tutto  quel  fabbricato  trovasi  ridotto  ad  osteria,  mentre  il 
Gori  (^)  solleva,  non  infondatamente,  il  diibbio  che,  secondo  l'as- 
sertiva  delYBonuphr.  Rom.  de  porta  Coli,  et  Salaria^  fosse  stata 
la  tomba  di  Caio  Mario,  sapendosi  che  fu  eretta  sulla  Salaria,  e 
che  Silla  la  fece  violare,  col  gittare  le  relique  del  suo  nemico  nel 
vicino  Aniene  (^). 

Procedendo  oltre  le  vestigia  della  via  antica  scompaiono 
affatto,  ma  che  essa  in  quelle  localitä  percorresse  presso  a  poco 
lo  stesso  tramite  delF  odierna  strada  provinciale  omonima,  h 
da  ritenersi  come  cosa  assai  probabile,  poiche  —  come  giusta- 
mente  osservö  il  Westphal  {^)  —  la  condizione  del  terreno  non 
permette  deviazioni  a  sinistra  contro  il  Tevere,  ne  a  destra  contro 
i  colli. 

Andando  ancora  innanzi,  quasi  sempre  in  linea  retta,  tra  il 
IV  e  V  miglio  della  Salaria,  s'incontra  la  tenuta  che  era  del 
principe  Spada,  poi  passata  ad  altri,  detta  la  Sevpentara  (•')  o 
Torre  del  palombaccio,  dove  erroneamente  alcuni  credettero   che 


(0  Cf.  Ashby,  op.  cii,  p.  16. 

(^)  Cf.  Gori,  op.  cit.,  p.  7. 

(2)  V.  Lucanus,  Phars.,  II;  Cic,  De  leg.,  II,  22;   Val  Max.,lYAl,  1. 

(*)  Cf.  Westphal,  Die  römische  Kampagne  in  topographischer  und  an- 
tiquarischer Hinsicht  dargestellt.  Berlin.  1829,  p.  127. 

C^)  II  Tomassetti  in  ordine  a  questa  tenuta  ch'era  una  delle  piü  co- 
spicue  dell'agro  romano,  offre  le  seguenti  notizie  «  ...in  origine  immenso  fondo 
di  oltre  400  rubbia,  poi  diviso  in  due,  de'  quali  il  minore  (di  r.  101)  e  detto 
ora  Villa  Spada.  II  suo  nome  deriva  dai  serpenti  che  dovettero  annidarsi 
nelle  numerose  caverne  quivi  esistenti,  indicate  anche  nei  documenti  del  medio 
evoj  col  nome  di  criptae  serpentariae.  Sono  queste  le  cave  aperte  dai  Fide- 
nati  per  costruire  la  loro  cittä...  Lo  smembramento  di  questa  gran  tenuta  fu 
fatto  nella  seconda  metä  del  1500.  Francesco  Frangipane  prese  Tor  Ser- 
pentara, e  Virginio  Spada  quella  parte  che  tuttora  ne  porta  il  nome...  che 
era  stata  portata  in  dote  nel  1449  da  Domitilla  Rofini  al  marito  Tranquillo 
Boccapaduli  ».  Tomassetti,  op.  cii,  pp.  42-43. 


LA   VIA   SALARIA   NEI   CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIET!  307 

sfosse  la  villa  di  Faonte,  liberto  di  Nerone,  nella  quäle  questi,  a 
suo  invito  si  rifiigiö,  e  vi  si  tolse  la  vita(\);  mentre  invece  era 
sulla  via  Patinaria,  intermedia  tra  la  Salaria  e  la  Nomentana,  e 
precisamente  al  casale  Chiari  in  voc.  Vigne  Niiove,  presso  la  via 
che  mena  alla  teniita  della  Buffalotta  (^). 

In  questi  pressi,  nel  1889,  dalla  Societä  delle  strade  ferrate 
furono  eseguiti  degli  scavi  e  fu  tagliata  una  parte  considerevole 
del  colle  sul  quäle,  piü  innanzi,  sorge  il  casino  di  villa  Spada, 
che  allora  era  di  proprietä  del  sig.  ßotti. 

Merce  tali  lavori  di  escavazione,  tornö  in  luce  la  curia  fide- 
nate,  prospiciente  la  valle  del  Tevere,  decorata  da  un  arco  soste- 
nuto  da  due  pilastri  e  da  due  colonne,  con  la  parete  di  fondo 
costituita  dalla  stessa  rupe  intercisa  e  cementata.  II  pavimento 
era  formato  di  lastre  di  marmo.  Vi  si  rinvennero  inoltre  fram- 
menti  di  ogni  specie,  capitelli,  zoccoli,  cornici,  soglie,  stipiti  ed 
architravi  tutti  di  marmo  bianco.  Sul  pavimento  giaceva  capo- 
volto  un  plinto  marmoreo  scorniciato  su  cui  probabilmente  erge- 
vasi  una  statua  a  M.  Aurelio,  a  lui  dedicata  dal  Senatus  Fide- 
natium^  nonche  un  torso  di  statua  muljebre,  con  buon  panneggia- 
mento  (^). 

Non  meno  interessante  si  fu  che  in  un  cavo  aperto  a  pie'  della 
collina  si  scoprirono  alcuni  poligoni  di  lava  basaltina,  ancora  al 
posto,  e  spettanti  al  lastrico  della  via  Salaria.  «  Merce  questa 
scoperta,  notö  accuratamente  il  Borsari,  veniamo  a  determinare 
il  preciso  andamento  in  quel  punto  dell'antica  via,  che  era  assai 
piü  prossimo  alle  falde  delle  colline  fidenati,  di  quelle  che  non 
sia  l'odierno,  ed  il  livello  dell'antica  via  e  quivi  pochissimo  diife- 
rente  da  quelle  della  moderna  »  (''). 

Oltre  a  ciö  e  da  notarsi  pure  che  da  questa  scoperta  ri- 
sultö  essere  il  pavimento  della  Salaria,  nelle  vicinanze  di  Eoma, 
lastricato,  mentre  altrove  era  invece  semplicemente  imbrecciato. 

(0  «  ...ojferente  Phaonte  liberto  suburbanum  suum,  inter  Salariam  et 
Nomentanam  viam  circa  quartum  milliarium  ».  Svetonius,  Nero,  48. 

(2)  Cf.  Nibby,  op.  cit.,  III,  p.  723;  C.I.L.Yl,  n.  34916;  Bull,  com., 
1891,  p.  227;  Notisie,  1S91,  p.  337;  Lanciani,  Pagan  and  Cristian  Rome, 
p.  185  sg.    Ashby,  op.  cit.,  pp.  46-47. 

{^)  Cf.  Notizie,  1889,  p.  108  sg.;  Ephemeris  Epigrafica,  VII,  nn.  1268, 
1270,  1275. 

(*)  Cf.  Notizie,  1889,  p.  110. 


308  N.    PERSICHETTI 

Circa  cento  metri  piü  innanzi  al  luogo  dove  si  veriticarono 
tali  rinvenimenti  —  tra  il  km.  11  +967  e  quello  12  -|-  989 
della  ferrovia  —  si  raggiunge  la  cosiddetta  Villa  Spada,  oggi 
tenuta  piü  che  villa,  appartenente  alla  sig.*  Kicci-Montani. 

E  un  gruppo  frastagliato  di  colli  che  si  erge  in  mezzo  alla 
pianura,  e  fra  i  qiiali  distendonsi  pianeggianti  vallette  e  terreni 
in  dolce  declivio.  Sito  ameno  che,  verso  occidente  domina  la  valle 
del  Tevere  il  quäle,  largo  e  serpeggiante,  gli  si  accosta  di  molto, 
e  dalle  cui  alture  si  gode  la  vista  di  Roma  assai  vicina  (tig.  10). 

Fu  questo  il  luogo  dell'antica  Fidenae,  come  opino  l'Holstenius, 
e  la  cui  opinione  oggi  e  la  prevalente  perche  piü  fondata,  quan- 
tunque  il  Cluverius,  il  Volpi,  il  Kircher,  il  Nibby,  il  Gell,  il  Dennis 
ed  il  Nissen  credano  invece  che  fosse  sull'altro  colle  piü  emi- 
nente, che  sta  piü  oltre,  chiamato  Castel  Giubileo. 

Non  mi  fermerö  qui  a  ricordare  le  ragioni  che  militano  in 
favore  dell'opinione  dell'Holstenius  e  di  altri  autorevolissimi  topo- 
grati  sull'ipotesi  —  che  pure  a  me  pare  piü  rispondente  al  vero  — 
che  quivi  appunto  sorgesse  Fidenae,  ne  a  ricordare  le  scoperte 
tutfce  e  le  iscrizioni  rinvenutevi,  fra  le  quali  quella  di  un  cippo 
terminale,  che  si  riferirebbe  al  I  sec.  a.  C,  in  cui  si  fa  menzione 
di  un  Publicum  Fidenatium  e  della  locale  magistratura  dei  duo- 
viri,  pubblicato  la  prima  volta  dall'Henzen  (^) ;  quella  dedicata 
Numini  Domus  Augustae,  del  II  sec.  d.  C,  nella  quäle  si  ricorda 
il  Senatus  Fidenatium^  edita  dal  Muratori,  che  disse  averla  co- 
piata  in  Koma  dalle  schede  dell'aquilano  Mariangelo  Accursio  (-) ; 
e  quella  dedicata  a  Galieno,  anche  dal  Senatus  Fidenatium,  del  III 
sec.  d.  C.  (^),  poiche  tutto  questo  esce  dall'ämbito  di  questo  lavoro. 

Mi  affretterö  soltanto  ad  accennare  che  quivi,  oltre  a  tombe 
rimontanti  all'epoca  etrusca,  si  e  rinvenuta  pure  la  necropoli  di 
etä  romana ;  fistole  acquarie  col  bollo  di  lulius  Eutactus  ('*) ;  mat- 


C)  Cf.  Bollet.  deirinstit,  1860,  p.  172,  n.  2;   C.  L  L.  XIV,  n.  4063. 

n  Cf.  Muratori,  Thes.  Inscript.,  I,  p.  cccxvr,  n.  4;  C  L  L.  XIV, 
n.  4057. 

{^)  Cf.  C.  I.  L.  XIV,  n.  4058.  L'Araaduzzi  {Sylloge  inscript.  veterum 
anecdoct.  Romae,  1773,  pp.  462-463,  n.  5)  cosi  ne  diede  notizia:  «  Romae 
detecta  ad  villam  marchionis  Spadae  quae  Serpentara  dicitur,  olim  clivus 
fterpentis,  citra  pontem  Narsetis  ad  Anienem,  via  Salaria,  anno  1767...  ^i. 

(*)  Cf.  Lanciani,  Sylloge  acquaria,  n.  433. 


LA    VIA   SALARIA    NEI    CIRCONDAKII    DI    ROMA    E    RIETI  309 

toni  con  lo  stesso  nome  (')  e  con   altri    bolli    sconosciuti  (-);   uii 


luDgo  cunicolo  sotterraneo,  di  origine  antichissima,  ma  poi  servito 


0)  Cf.  Marini,  Iscriz.  doL,  al  n.  381,  381a. 
C)  Cf.  Ashby,  op.  cit,  p.  21. 


310  N.   PERSICHETTI 

forse  per  cantina  nell'epoca  romana(^);  gli  avanzi  di  iina  villa 
con  pavimento  a  mosaico  e  frammenti  architettonici  di  marrao  ed 
altre  cose  importanti  che  sarebbe  limgo  eniimerare. 

Attiialmente  l'ingresso  di  qiiesta  tenuta  trovasi  a  destra  della 
ferrovia.  Un  viale  fiancheggiato  da  gelsi  e  laiiri  mena  alla  som- 
mitä  del  piü  alto  coUe  sul  quäle  si  eleva  un  fabbricato,  avanzo 
di  antico  edificio  dell'etä  imperiale.  Infatti  al  pianterreno  sonvi 
ruderi  di  muri  massicci  a  calce  e  schegge  di  silice  nerastra;  pa- 
vimenti  a  calcestruzzo ;  pilastri  pure  massicci,  alti  circa  3  m.,  che 
sostengono  grossi  archi  a  mattoni. 

Su  questi  pochi  ma  grandiosi  ruderi  e  stato  sopraelevato  un 
fabbricato  moderno,  ingrandito  di  recente  ed  addetto  ad  uso  di  gra- 
naio  e  palombaia.  II  casino  poi  di  villeggiatura  sta  piü  giü,  verso 
ovest,  sulle  rupi  tagliate  quasi  a  picco  per  dare  il  passo  alla  Sa- 
laria  che  rasenta  quel  colle.  Tale  casino,  rintonacato  e  ridipinto 
di  recente,  non  presenta  alcun  vestigio  di  antichitä,  mentre  quando 
lo  visitö  il  Gori  scorgevasi  tutto  costrutto  a  mattoni  e  pietre  tolte 
ai  monumenti:  ai  quali  anche  appartenevauo  altre  colonnette  che 
vi  sono  (^). 

Lungo  il  suddetto  viale  ombreggiato  da  lauri,  nel  1905, 
dalla  proprietaria  sono  stati  fatti  fare  degli  scavi,  come  pure  sulla 
varia  superficie  del  vasto  podere,  per  piantagione  di  alberi,  ma  — 
come  mi  assicurö  uno  di  quegli  agricoltori  —  non  si  rinvenne  al- 
cuna  antichitä. 

In  occasione  perö  degli  scavi  del  1889,  che  ho  di  sopra  ac- 
cennati,  alle  falde  della  collina  sulla  quäle  s'innalza  il  suddetto 
casino,  nel  plantare  un  palo  per  sorreggere  i  fili  telegrafici,  gli 
operai  s'imbatterono  nella  volta  di  un  sepolcro,  consistente  in  una 

cameretta  rettangolare  con  pavimento  i\  mosaico  grossolano.  Questo 
sepolcro,  che  appartenne  a  Tib.  Atronio  Apollonio,  era  orientato 
con  la  Salaria,  nel  cui  margine  era  costruito  (^). 

Dal  sin  qui  detto  emerge  adunque  chiaramente  che  quelle 
colline  appartenevansi  all'agro  fidenate ;  che  erano  rasentate  dalla 

C)  Cf.  Tomassetti,  op.  cit.,  p.  78;  Ashby,  op.  cit,  pp.  21-22. 
C)  Cf.  Gori,  op.  cit.,  p.  9. 

(3)  Notizie,  1889,  p.  110;  1904,  p.  402;  1905,  p.  39;  Bull  com.,  1891, 
p.  326;  Ephem.  Epigr.,  VIT,  n.  1273. 


LA    VIA    SALARIA    NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIETI  311 

via  Salaria;  e  se  Fidenae,  come  diceva  Dionisio,  distava  da  Koma 
quaranta  stadii  «  tsafTocQaxovTa  Sovtcov  üTadicov  t  fisra^l  Oi6r]vr^g 
TS  xaC  P(ofirjg  »  (^),  e  come  rilevasi  dalla  Tab,  Peuting.  trovavasi 
al  V  miglio  siilla  Salaria,  poiche  e  matematicamente  certo  che  ivi 
corrispondevano  appunto  cinque  miglia  dalla  porta  CoUina,  non  e 
da  mettersi  in  diibbio  clie  colä  sorgesse  rantichissima  Fidenae, 
che  al  tempo  di  Komolo  era  grande  e  popolata  (^) ;  al  tempo  di 
Strabone  giä  decaduta  e  convertita  in  fondi  e  ville  private  (^) ;  ai 
tempi  di  Orazio  (*)  e  Giovenale  (^)  divenuta  quasi  deserta ;  a  tempo 
di  Marziale  considerata  un  avanzo  di  antichita  (^)  ed  a  quello  di 
Plinio  una  delle  tante  cittä  latine  scomparse  (~),  ma  che  nonper- 
tanto  dovette  rifiorire  ai  tempi  degli  Antonini  e  di  Galieno  con 
un  Senatus  Fidenatium. 

Ne  vi  sono  mancate  memorie  dell'epoca  cristiana,  ma  che  fosse 
stata  pure  sede  vescovile  il  eh.  De  Rossi  non  l'ammette  (^). 

Se  adunque  dalle  surriferite  scoperte  e  risultato  accertato  che 
la  Salaria  li  passava  rasentando  quelle  colline,  fiancheggiata  da  se- 
polcri,  e  che  «  il  suo  livello  era  pochissimo  differente  da  quello 
della  via  moderna  »,  e  pure  da  ritenersi  che  in  quel  tempo  Talveo 
del  vicino  Tevere  fosse  di  molto  piü  profondo  di  quello  che  non 
e  di  presente,  e  che  la  livelletta  della  strada  medesima  fosse  piü 
alta,  in  rapporto  al  piano  della  campagna  di  quel  che  attualmente 
non  pare  che  sia. 

Non  si  puö  ammettere  che  fosse  stato  altrimenti,  imperocche 
in  tal  caso  la  strada  sarebbe  andata  troppo  di  frequente  soggetta 
ad  essere  invasa  —  come  la  campagna  circostante  —  dalle  inon- 
dazioni  del  Tevere,  e  quindi  impraticabile  per  non  breve  tempo. 
I  romani  certamente  non  avrebbero  commesso  tale  errere  tecnico 
di  costruzione. 


(»)  Cf.  Dionysius,  Hist.,  II,  c.  53. 
(«)  Cf.  Dionysius,  II,  c.  53. 
(«)  Cf.  Strabo,  V.  2. 
(*)  Cf.  Horatius,  Epist,  X,  5. 
(*)  Cf.  luvenalis,  Sat.,  X,  9. 
(«)  Cf.  Martialis,  Epigr.,  IV,  64. 
(')  Cf.  Plinius,  III,  9. 

(«)  Cf.  Kaibel,  /.  G.  /.,  nn.  1688,  1689;  De  Rossi,  in  Bull  Crist.,  1892, 
p.  43  sg. 


312  N.    PERSICHETTI 

E  che  effettivamente  il  letto  del  Teveve  in  antico  do- 
vesse  essere  piü  profondo  e  altresi  da  ritenersi  pel  fatto  che  se 
fosse  stato  come  negli  anni  da  noi  non  molto  lontani  —  nei 
qiiali,  qiiando  straripava  ed  inondava  Koma,  la  prima  zona  in- 
vasa  dalle  sue  acque  era  qiiella  del  Pantheon  —  bisognerebbe 
ritenere  che  i  romani  avessero  constmito  tanto  basso  il  piano  del 
loro  principale  tempio  da  farlo  essere  il  primo  che  nelle  inonda- 
zioni  fosse  invaso  dalla  melma  del  fiume.  Non  potendosi  ammet- 
tere  questa  strana  ipotesi,  e  da  credersi  invece  che  il  livello  delle 
massime  piene  fluviali  fosse  in  allora  molto  piü  basso  del  pavi- 
mento  del  Pantheon,  e  che  per  conseguenza  anche  la  Salaria  extra- 
m'bana  avesse  una  livelletta  da  siiperare  quella  delle  grandi  piene, 
lungo  tutta  la  valle  del  Tevere  {^). 

Passato  il  casino  di  villa  Spada,  sempre  sulla  destra  della 
Salaria,  prima  di  giungere  al  sesto  miglio  ed  a  monte  della  fer- 
rovia,  si  rinvennero  sopra  im  poggio  altre  tombe ;  come  pm'e  poco 
piü  oltre  dello  stesso  sito  dove  sarebbe  stato  il  posto  del  sesto 
milliario,  sulla  sin.  della  via,  in  occasione  della  costriizione  di  una 
strada  che  mena  ad  un  ponte  sul  Tevere,  si  rinvennero  i  resti  di 
un  edificio  appartenente  al  II  sec.  d.  C,  fra  le  cui  camere  eran- 
vene  due  da  bagno  col  relativo  ipocausto  (^).  II  sito  di  tale  rinve- 
nimento  pu6  vedersi  esattamente  marcato  sulla  mappa  dell'Ashby, 
annessa  alla  sua  su  citata  opera. 

E  cosi  si  raggiunge  il  coUe  tondeggiante  alla  quota  di  m.  63 
sul  mare,  che  come  un  promontorio  si  eleva  in  mezzo  alla  circo- 
stante  pianura,  chiamato  Castel  Giubileo,  a  cui  —  secondo  il  Nibby 
ed  altri  —  tal  nome  sarebbe  derivato  dall'avervi  Bonifacio  VIII 
fatto  edificare   un  casale  nelFanno  del  giubileo  1300,  ma  che  — 


(^)  Un'  idea  della  gravitä  di  queste  inoiidazioni  nelle  adiacenze  dei  ponti 
Salario  e  Nomentano  si  ha  dalla  descrizione  fatta  dal  Gori  della  inondazione 
del  19-20  gennaio  1863,  dove,  fra  Taltro,  dice :  «  Nella  stagione  invernale 
ambedue  i  fiumi  (il  Tevere  e  TAniene)  formano  di  tutta  la  pianura  un  solo 
lago  di  acque  torbide...  Allora  la  torre  del  ponte  rasserabra  l'albero  di  un 
bastimento  all'äncora  formato  dal  corpo  dell'osteria,  e  si  prenderebbe  per  ca- 
notto  del  medesimo  la  barca  che  va  solcando  il  lago  onde  provvedere  e  soc- 
correre  i  contadini  assediati  nelle  campagne.  Emergono  perö  dalla  generale 
inondazione,  quasi  isolette,  le  verdi  pendenze  dei  colli...  »,  op.  cit.,  p.  8. 

(«)  Bull  com.,  1891,  p.  328;  Asbliy,  op.  cit.,  p.  22. 


LA   VIA    SALARIA    NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIET!  313 

secondo  il  Nicolai  (^),  il  Gori  (*)  ed  il  Tomassetti  (^)  —  gli  sa- 
rebbe invece  derirato  dal  fatto  di  avere  appartenuto  nel  sec.  XIV 
ad  una  cospicua  famiglia  lomana  di  cognome  Giubilei. 


IV. 
Da  Castel  Giubileo  a  Monterotondo. 

La  Salaria,  iiscita  dalla  gola  che  le  restringeva  11  passo  fra 
le  colline  fidenati  della  teniita  di  villa  Spada  a  dr.  ed  il  colle  di 
Castel  Giubileo  a  sin.,  contimiava  il  suo  andamento  quasi  retti- 
lineo  a  traverso  la  pianura  la  quäle  le  si  apriva  dinanzi  disten- 
dendosi  lungo  la  sua  sinistra,  mentre  che  sulla  diritta  quasi  di 
continuo  era  stretta  dai  colli  cui  costantemente  essa  appoggiavasi 
per  mantenere  aito  il  suo  livello. 

Passato  Castel  Giubileo,  la  via  rasentava  una  collina  oggi 
boscosa,  raggiungeva  la  sponda  destra  del  fosso  della  Buifalotta 
che  recinge  la  tenuta  omonima,  ed  andava  ad  incontrare  il  fosso 
di  Malpasso,  che  trovava  pure  sulla  sua  destra. 

Ivi  non  mancano  vestigia  di  antichitä.  Non  lungi  dal  fosso 
della  Buifalotta,  al  disotto  del  casale  detto  di  Sette  Bagni,  ed  in 
prossimitä  della  scarpata  Orientale  della  ferrovia,  al  Km.  1 3  -|-  ^04 
sonvi  ruderi  delle  fondazioni  di  un  edificio  cospicuo.  Sulla  vetta 
dello  stesso  colle  evvi  una  gran  cisterna,  importante  per  la  sua 
tecnica  {*). 

La  via  poi  cavalcava  le  acque  torrentizie  di  ambidue  i  sud- 
detti  fossi  che  si  ricongiungono,  con  un  ponte  chiamato  pure  di 
Malpasso,  e  che  si  trovava  fra  gli  attuali  Km.  14  -|-  551  e 
15  -f-  384  dalla  ferrovia  ed  a  sin.  della  medesima,  alcune  centi- 
naia  di  metri  prima  di  arrivare  aH'odierna  stazione  di  Sette 
Bagni. 


(')  Cf.  Nicolai,  in  Atti  Accad.  archeol,  V,  p.  261. 

(«)  Cf.  Gori,  op.  cit,  p.  20. 

(»)  Cf.  Tomassetti,  op.  cit.,  p.  81. 

C)  Cfr.  Ashby,  op.  cit.,  p.  24. 


314 


N.    PERSICHETTI 


II  vetusto  pontedeH'epoca  repubblicana  era  della  solita  struttura 
di  allora,  e  cioe  costruito  a  grandi  massi  rettangolari,  dei  quali, 
siil  principio  dello  scorso  secolo,  alcuni  si  yedevano  ancora  al  posto. 

II  Guattani  ce  ne  offri  la  figura  (fig.  11)  (^) ;  il  Nibbj^  ce  ne 
diede  la  descrizione.  Questi,  dopo  aver  detto  ch'esso  fii  rinnovato  nel 
1832,  soggiimse  che  «  fino  a  qiiell'epoca  riconoscevansi  tre  diverse 
etä  in  quel  ponte;  la  prima  antichissima  di  massi  qiiadrilateri 
di  tufo  locale,  opera  de'  tempi  repiibblicani :    e   di  questa   opera 


Fi^.  11.  —  Antico  ponte  di  Malpasso. 


erano  le  facce  si  quella  verso  il  Tevere,  che  quella  opposta;  la 
seconda  era  quella  dell'arco  che  tutto  intero  esisteva,  era  im 
bell'esempio  di  opera  laterizia,  e  qiiesto  venne  vandalicamente 
atterrato:  io  conservo  varii  marchi  de'  mattoni  che  lo  compone- 
vano.  i  qnali  portano  tutti  la  data  del  tempo  di  Adriane,  cioe 
dell'anno  126  e  129  dell'era  volgare,  indizio  che  allora  fu  riedi- 
ücato:  la  terza  era  quella  di  un  arco  informe  sovrapposto  all'an- 
tico,  opera  dei  tempi  nostri.  II  ponte  nuovo  e  regolare  (mentre 
l'antico  era  tortuoso),  e  sopra  di  esso  leggonsi  iscrizioni  che  non 
ricordano  affatto  ne  la  memoria  del  fiume,  ne  il  ponte  antico »  (^). 

C)  Cfr.  Guattani.  Afon.  sab.,  Roma,  1827,  t.  I,  p.  43. 
n  Cfr.  Nibby,  Dintorni,  I,  p.  129. 


LA   VIA   SALÄRIA    NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIETI  315 

Ora,  questo  ponte  che  il  Nibby  chiamava  «  niiovo  »  esiste 
ancora,  ma  e  divenuto  anch'esso  untico  e  fiiori  d'uso. 

Trovasi  —  come  ho  detto  —  a  sin.  della  ferrovia  e  quasi 
un  chilometro  prima  di  giungere  alla  stazione  di  Seite  Bagni. 
Esso  fii  edificato  sullo  stesso  posto  del  ponte  antichissimo,  e  cioe 
a  circa  130  m.  in  linea  retta  dal  Tevere,  che  li  presse  fa  gomito. 
Fu  rifatto  a  mattoni,  che,  essendo  intonacati,  non  fanno  vedere  so 
nella  sua  muratiira  siavi  anche  incastrato  del  materiale  antico.  La 
sua  altezza  e  di  circa  m.  15  dal  pelo  dell'acqua.  Non  presenta  piü 
alciina  delle  iscrizioni  accennate  dal  Nibby,  ma  quel  che  conserva 
—  ed  e  molto  interessante  —  e  la  larghezza  della  sua  carreggiata^ 
od  aggere  stradale,  la  quäle  misura  m.  3,50,  come  la  vetusta  via 
Salaria. 

Tale  ponte,  abbandonato  ed  oggi  inservibile,  per  l'odierna. 
strada  carrozzabile  e  stato  sostituito  da  un  altro  che  puö  chiamarsi 
nuovo,  costruito  circa  100  m.  piü  a  valle  del  precedente,  e  che 
quindi  dista  quasi  35  m.  dal  Tevere. 

Anche  questo  e  fatto  tutto  a  mattoni;  ma  alla  spalla  Orien- 
tale sinistra  si  vede  un  blocco  dell'antico  ponte  romano  incastrato 
nella  muratura  nuova.  Esso  e  obliquo,  com'ora  quello  antichis- 
simo, ed  ha  la  carreggiata  piü  larga,  e  cioe  di  m.  4,90. 

E  mentre  il  ponte  antico  trovavasi  presso  ITIII  miglio  dalla 
porta  CoUina,  il  nuovo  invece  trovasi  jresso  al  VII  dalla  porta 
Salaria;  infatti,  poco  dopo  di  averlo  passato,  sulla  sponda  sin. 
della  strada  provinciale  s'  incontra  la  colonnetta  moderna  del  VII 
miglio. 

Se  la  esistenza  del  succennato  ponte  rende  inoppugnabile 
il  fatto  che  il  tramite  della  Salaria  era  proprio  quello  suddescritto, 
e  sul  quäle  convengono  quasi  tutti  i  topografi,  da  questo  punta 
in  avanti  le  opinioni  del  medesimi  iucominciano  ad  essere  di- 
scordi. 

Ne  accennerö  soltanto  alcune. 

II  Cluverius  afFermö  che  il  corso  della  via  si  svolgeva  attra- 
verso  la  pianura  solcata  dal  Tevere  (*) ;  ma  THolstenius  impugn6 
tale  di  lui  assunto  dicendo  :  Ilic  quoque  errat,  quod  Salariam 
viam  ]per  plamciem    Tiberi  vicinam  stratam   fuisse   existimatj. 

(»)  Cfr.  Cluverius,  Italia  antiqua.  Lugduni,  1624,  p.  709. 


316  N.    PERSrCHKTT[ 

cum  per  ipsos  proximos  colles  ducta  fuerint  vetus  Salaria,  ubi 
nunc  vestigia  ejus  clarissima  extant  »  (0.  Lo  stesso  ripete  il  me- 
desimo  Holstenius  nei  siioi  appimti  di  viaggio  (V.  Codice  dl 
Dresda  n.  F  193,  da  me  superiormente  pubblicato,  pag.  295.  sg.) 
laddove  dice:  «  La  strada  antica  tira  dal  ponte  (Salario)  su  a  man 
ritta  per  la  collina  che  fanno  quelli  di  M.  Ritondo  l'inverno,  la 
quäle  d'ogni  banda  intorno  e  piena  d'anticaglie.  Tira  prima  verso 
la  tenuta  dei  Maffei  che  e  Fidena  poi  passa  accanto  a  Marcigliano 
Yecchio  lasciandolo  a  man  manca,  che  e  Crustumeriiim  ». 

Piü  tardi,  nel  1704,  G.  B.  Cingolani  sulla  sua  pregevole 
mappa  (^),  dopo  avere  marcati  i  Rudera  Fidenarum,  pone  im  colle 
che  corrisponderebbe  alla  tenuta  della  Butfalotta  su  cui  erronea- 
mente  identifica  Crustumium,  e  da  quel  punto  —  dalla  moderna 
strada  provinciale  che  chiama  Strada  a  Farfa  —  distacca  la  Sa- 
laria  e,  marcandone  il  corso  dietro  i  colli  e  quindi  anche  dietro 
Monterotondo,  la  mena  quasi  retta  a  Grotta  Marozza,  localitä 
rinomata  tra   l'antica   Nomentum   (Mentana)   e    l'antica   Eretum. 

II  Guattani  (^),  e  con  lui  il  Prosseda  (*),  nel  1827,  ritennero 
che  la  Salaria  antica,  anche  prima  di  arrivare  al  casino  di  villa 
Spada,  si  disgiungesse  dalla  provinciale  clie  chiamano  Salaria  Mo- 
derna, —  e  senza  passare  innanzi  al  detto  casino  dal  lato  di  occi- 
dente  per  proseguire  verso  la  Marcigliana  vecchia  e  Fornonovo  — 
piegasse  invece  a  destra  ed  andasse  alla  localitä  detta  Redicicoli. 
Ritennero  pure  che  di  lä  proseguisse  quasi  in  linea  retta,  a  le- 
vante  di  Monterotondo,  per  poi  ripiegare  a  sinistra  e,  passando  pel 
ponte  di  Casa  Cotta,  andasse  ad  Eretum,  che  collocarono  presse  il 
vocabolo  Rimane. 

11  Westphal,  nel  1829,  si  riaccostö  airopinione  del  Cluverius, 
e  ritenne  che  la  Salaria,  dopo  Fidenae,  continuasse  il  suo  corso 
lungo  la  valle  del  Tevere  fino  all'osteria  del  Grillo,  dove  si  bi- 
forcava,  la  via  provinciale  proseguendo  sulla  sin.  per  Passo  Co- 
rese,  e  l'antica  Salaria  piegando  a  dr.  verso  Eretum  {•'). 


0)  Cfr.  Holstenius,  Annot  in  Ital.  ant.   Romae,  1666,  p.  127. 

(^)  V.  Cingolani,  Topogr.  geometr.  delVagro  romano.  Roma,  1704. 

(»)  Cfr.  Guattani,  op.  cit.,  I,  pp.  147-148. 

(*)  V.  Prosseda,   Carta  corograßca  della  Sabina  antica. 

['')  Cfr.  Westphal,  op.  cit.,  p.  127  sg. 


LA    V[A    S.VLARFA    NEI    CIRCONDAKII    DI    ROMA    E    RIETI  317 

II  Nibbv  volle  anch'egli  descrivere  il  corso  della  Salaria. 
ma  ne  fece  im  cenno  non  esatto,  dicendo:  «...  fino  al  colle  di 
Villa  Spada  la  strada  attuale  siegue  le  traccie  deU'antica,  seb- 
bene  non  rimang.ino  aifatto  vestigia  dell'antico  pavimento.  Le  ro- 
vine  di  Fidenae,  ed  il  ponte  suirAllia  (sie)  detto  volgarmente  di 
Malpasso ...  n'e  nna  dimostrazione  iilteriore.  Un  m.  dopo  quel 
ponte,  cioe  circa  Tottavo  dalla  porta  Collina  e  un  bivio:  la  via 
moderna  a  sin.,  radendo  le  pendici  dei  colli  a  destra  va  quasi 
retta  fino  all'osteria  di  Correse.  Qiiesta  non  conserva  tracce  di 
lastricato  antico,  ed  e  la  strada  provinciale.  Quella  a  destra  e 
abbandonata,  e  traversa  le  terre  andando  sul  ripiano . . .  Questa 
via  conserva  molte  vestigia  dell'antico  lastricato  e  retta  sotto  la 
Mentana  o  Nomentum  mena  a  Grotta  Marozza  dove  fii  Eretum 
(sie)  ed  ivi  si  congiungeva  con  la  Nomentana.  Quindi  io  credo 
che  questa  seconda  strada  corrisponda  alla  via  Salaria  antica,  che 
andava  di  lä  retta  fin  sotto  Monte  Libretti  »   (^). 

Piü  tardi  il  Gell,  suUa  sua  carta  top.,  ne  indicö  cosi  il  trac- 
ciato.  Dopo  Fidenae  egli  segna  la  localitä  Grotta,  dove  dalla  moderna 
strada  fa  diramare  la  Salaria  antiqua^  e  la  porta  a  Nomentum, 
indi  a  Grotta  Marozza;  poi  ad  Eretum  che  mette  pure  in  voc. 
Rimane,  a  dr.  della  Salaria;  quindi  sotto  Monte  Libretti;  poscia 
per  Grotta  del  Rotolo  la  mena  sotto  Nerola,  dove  ne  perde  le 
traccie,  e  la  ritrova  presso  l'osteria  delle  Scalette,  che  resta  vi- 
cino  Vicus  Novus  (^). 

II  Kiepert,  con  la  sua  Tab.  top.  Italiae  Regio  IV  p)  si 
riaccostö  all'opinione  del  Cluverius  e  del  Westphal,  marcando  il  tra- 
mite  della  Salaria,  da  ponte  Salario  sin  presso  l'osteria  del  Grillo, 
quasi  identico  a  quello  della  provinciale  moderna  ;  di  lä  la  fa  diver- 
gere  portandola  ad  Eretum,  che  pone  a  nord-est  del  medievale 
paese  di  Monterotondo,  presso  il  quäle  colloca  Crustumerium. 

I  chmi  Hülsen  e  Lindner  divisero  l'opinione  del  Cluverius,  del 
Westphal  e  del  Kiepert,  ed  anch'essi  ritennero  che  la  Salaria  pro- 
seguisse  lungo  la  pianura  tiberina,  marcandola  fino  a  Fönte  di  Papa 
sulla  loro   pregevolissima  carta  top.    «  Das    Tiberthal   swisehen 

(!)  Cfr.  Nibby,  op.  cit,  III,  p.  634. 

(2)  Cfr.  W.  Gell,  The  topography  of  Rome  and  its  vicinity.  London. 
1846. 

(«)  Cfr.  Kiepert,  Tab.  top.  Raliae  regio  IV,  annessa  al  C. /.  Z^.,  vol.  IX 

21 


318  N.    PERSICHKTTI 

dem  V  und  XII  Millienslein  von  Rom  »  (^),  indicandovi  pure, 
ma  come  via  meno  certa,  iin'altra  che  di  lä  del  ponte  di  Mal- 
passo  deviasse  a  destra  e  s'  internasse  fra  i  colli. 

Del  medesimo  parere  e  anche  il  eh.  Ashby,  il  quäle  sulla 
biia  mappa  (•)  segna  randamento  della  Salaria  pressoche  identico 
a  quello  deirodierna  rotabile  sino  all'osteria  del  Grillo,  come 
opino  il  Westphal.  Da  quel  punto  la  fa  divergere  a  destra  e  la 
mena  ad  Eretum.  Anch'egli  iion  esclude  la  possibilitä  deU'esistenza 
in  antico  di  un  diverticolo  che,  dopo  il  Malpasso,  si  svolgesse  fra 
i  colli  e  riuscisse  a  Nomentum;  ma  egli  pure  lo  marca  come  meno 
certo  della  rete  principale,  che  ritiene  proseguisse  lungo  la  ridetta 
valle  del  Tevere. 

Di  fronte  a  tali  pareri,  tutti  rispettabili  ma  non  tutti  con- 
cordi,  e  che  si  possono  ridurre  a  due  diverse  ipotesi,  e  cice  che 
l'arteria  principale  della  Salaria  corresse  lungo  la  pianura  del  Te- 
vere rasentando  le  ime  pendici  occidentali  dei  colli  della  Scodella, 
della  Marcigliana  vecchia  o  Torretta,  di  Scornabecco,  S.  Colomba 
e  Formello,  proseguendo  in  avanti ;  e  la  seconda  ipotesi  che,  dopo 
il  Malpasso,  si  distaccasse  dalla  provinciale  e,  deviando  a  destia, 
s'  internasse  fra  le  terre,  passasse  a  ridosso,  —  ossia  a  levante  — 
dei  suddetti  colli,  e  per  la  tenuta  di  Torre  S.  Giovanni  andasse  ad 
Oriente  di  Monterotondo,  mi  sono  creduto  in  dovere  di  fare  delle 
ricerche  suU'una  e  suU  altra  campagna,  per  vedere  se  di  recente 
vi  fosse  tornato  in  luce  qualcosa  che  ci  mettesse  in  grado  di  co- 
noscere  con  sicurezza  quäle  delle  due  ipotesi  rispecchiasse  il  vero. 

In  breve  dirö  che  nelle  indagini  fatte  suU'una  e  suH'altra 
plaga,  per  quanto  abbia  veduto,  cercato  e  domandato,  non  ho  po- 
tuto  trovare  alcun  vestigio  stradale  ritornato  all'aprico,  che  avesse 
portata  nuova  luce  uella  dubbia  questione. 

I  deperimenti  e  le  depredazioni  del  materiale  avvenute  nel 
corso  dei  secoli  e  le  trasformazioni  della  campagna  derivate  da 
molteplici  cause  meteorologiche  ed  agricole,  hanno  fatto  scompa- 
rire,  per  un  tratto  di  molte  miglia,  gli  avanzi  della  rete  primaria 

(^)  V.  La  detta  mappa  h  aniiessa  al  Die  Alliaschlackt  eine  topogra- 
phische Studie  von  Ch.  Hülsen  und  P.  Lindner.  Rom,  1890. 

H  La  mappa  dell'Ashby  e  annessa  alla  succitata  sua  opera  The  classi- 
cal  Topography  of  the  Roman  Campagna,  part.  IL  London,  1905;  in  The 
Papers  of  the  British  School  at  Rome,  vol.  III,  n.  1. 


LA.    VIA    S\LARIA    NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIETI  319 

di  questa  via;  onde  nel  difetto  di  prove  patenti  e  tangibili  in 
situ,  diviene  una  necessitä  l'attenersi  a  quanto  ce  ne  hanno  tra- 
mandato  gli  storici  ed  i  precedenti  ricercatori. 

Pertanto,  fra  le  diie  suesposte  divergent!  opinioni,  non  esito 
a  dichiarare  che  sembrami  piü  fondata  e  rispondente  alla  veritä 
quella  del  Cliiverius  e  di  tiitti  coloro  che  lo  hanno  seguito ;  e  ci6 
per  le  ragioni  che  dirö  in  seguito. 

Anzitiitto  dichiaro  che  non  intendo  mettere  in  dubbio  la  sin- 
ceritä  dell'aifermazione  deirHolsteniiis  che  « per  ipsos  proximos 
colles  clarissima  vestigia  exüant  »  rimontante  ad  epoca  abba- 
stanza  lontana,  e  cioe  al  1666;  ma  dall'altro  canto  non  si  pii6 
accettare  contro  quella  del  Cluverius  senza  beneficio  d'  inventario, 
essendo  essa  imprecisa  ed  incompleta,  dappoiche  non  ci  spiega  per 
quali  fra  quei  tanti  colli  corresse  la  via;  se  si  svolgesse  a  levante 
0  a  ponente  di  essi ;  dove  andasse  a  sboccare ;  quali  e  dove  preci- 
samente  fossero  tali  vestigia. 

Vero  e  che  la  mappa  fatta  dal  Cingolani  38  anni  dopo  che 
scrisse  l'Holstenius  viene  in  qualche  modo  a  confortare  la  di  lui 
atfermazione,  ma  neppure  questa  puö  ispirare  piena  fede  perche, 
portando  egli  talc  via  a  Grotta  Marozza,  le  faceva  fare  una  curva 
che  ne  avrebbe  allungato  il  cammino  verso  Eretum,  tanto  piü  che 
la  campagna  da  percorrere  era  non  poco  accidentata. 

Kiguardo  airopinione  del  Guattani  e  del  Prosseda  che  non 
fanno  passare  la  Salaria  accosto  alle  rupi  sulle  quali  sorge  il  ca- 
sino  di  Villa  Spada,  e  che  non  tengono  conto  del  ponte  di  Mal- 
passo  come  appartenente  a  questa  via,  mentre  ne  riconoscono  l'alta 
antichitä,  non  so  comprendere  da  quali  elementi  siano  stati  in- 
dotti  a  metter  fuori  tale  ipotesi,  la  quäle  se  allora  era  contradetta 
dalla  sola  esistenza  del  cennato  ponte,  oggi  e  ancor  piü  contra- 
detta dalle  surriferite  scoperte  del  1889. 

Del  pari  non  possiamo  con  sicurezza  adagiarci  sulle  opinioni 
del  Nibby  e  del  Gell,  poiche  il  Nibby  porta  anch'egli  la  via  a 
Grotta  Marozza,  ed  il  Gell  a  Nomentum  e  quindi  alla  stessa 
Grotta  Marozza,  il  che  ne  avrebbe  anche  piü  allungato  il  corso. 
II  Gori,  in  proposito  di  questo  tramite  indicato  dal  Nibby,  dopo 
aver  detto  che:  «  Non  solo  sono  stato  per  queste  tenute  sovente 
boscose  in  cerca  di  una  via  qualsiasi,  ma  ne  ho  fatte  reiterate 
ricerche  ai  contadini,  i  quali   non   vi   hanno   giammai  veduta    la 


320  N.    PERSICHETTI 

Uienoma  orma  di  tale  via  « ,  aggiunge :  «  Inoltre  questa  via  avrebbe 
doviito  passare  per  burroni,  scese  e  salite  in  ragione  de'  freqiienti 
colli  che  vi  si  avvicendaDO  ed  aprono  rigide  gole  "  ('). 

Per  conseguenza,  si  puö  soltauto  ammettere  che  se  una  qual- 
siasi  strada  antica,  dopo  il  ponte  di  Malpasso,  avesse  deviato  a 
destra  passando  fra  le  colline,  non  poteva  essere  che  iin  diverti- 
colo.  come  giustamente  ritennero  Hülsen  e  Lindner  (^) ;  alla  quäle 
opinione,  come  ho  detto,  si  accosta  anche  l'Ashbj  (•').  Ed  anzi, 
questi,  che  per  rintracciare  le  vie  antiche  ha  fatto  pazienti  ed 
acciirate  ricerche  anche  sii  questa  plaga,  in  quanto  a  veri  e  proprii 
vestigi  stradali,  come  sarebbero  milliarii,  ponti,  muraglioui,  cre- 
pidini  o  lastricato,  non  ne  ha  trovati,  e  confessa  non  avervi  ve- 
duto  tf  traces  of  antiquity  ».  E  parlando  della  via  di  Tor  di  S.  Gio- 
vanni, dice :  «  This  presents  no  detinite  traces  of  antiquity,  but 
is  very  probably  ancient » ('*). 

Infatti,  ripeto,  non  e  improbabile  che  una  strada  antica  o 
diverticolo  si  svolgesse  fra  quelle  contrade,  tanto  piü  se  si  dovesse 
ritenere  —  come  un  gruppo  di  scrittori  opina  —  che  a  Tor  S.  Gio- 
vanni od  in  quei  pressi  sorgeva  Crustumerium  (•'),  e  quindi  era 
ben  naturale  che  avesse  avuta  una  via  che  da  una  parte  l'inne- 
stasse  alla  Salaria,  e  da  un'altra  parte  la  congiungesse  alla  vi- 
cina  Nomentum,  specie  di  succursale  quasi  parallela  dell'altro 
tronco;  ma  dall'essere  un  diverticulum  all'essere  una  via  mili- 
tare  e  commerciale  diprimo  ordine  ci  corre  ben  molta  diiferenza  (^). 


(')  Cfr.  Gori,  op.  cit ,  pp.  25-26. 

(^)  «  Die  von  diesen  beiden  (Nibby  und  Gells)  Forächern  in  Innern  der 
Tenuta  di  Marcigliana  verfolgte  Strasse  soll  nicht  angezweifelt  werden,  wir 
halten  sie  aber  für  eine  vielleicht  erst  spät  angelegte  Seitenstrasse  nach  No- 
mentum ».  Hülsen  und  Lindner,  Die  Alliaschlacht,  p.  20,  n.  3. 

(3)  Cfr.  Ashby,  op.  cit.,  p.  24. 

(*)  Cfr.  Ashby,  op.  cit.,  p.  50. 

C)  Cfr.  Capmartin  de  Chaupy,  Maison  d'Horace,  t.  III.  pp.  140  e  149; 
Nibby,  op.  cit.,  I,  p.  147;  Guattani,  op.  cit.,  I,  p.  147;  Mackey,  in  Journal 
of  ihe  Brit.  und  Amer.  Arch.  Soc.  II,  p.  206;  Ashby,  op.  cit.,  pp.  50-51; 
Tomassetti,  op.  cit.,  p.  88.  Fra  le  opinioni  discordanti  suUa  vera  ubicazione 
di  Crustumerium,  la  piü  giusta  ci  sembra  quella  dell'Hülsen  (in  Pauly-Wis- 
soyfSi,  Realencyclopädie,lV,  1721)  il  quäle,  dopo  esaminata  la  qnestione  con- 
troversa,  conchiude  che  l'esatto  sito  di  questa  cittä  finora  e  sconosciuto. 

(«)  II  Tomassetti  (op.  cit.,  p.  92)    distingue  poco  chiaramente  una  Sa- 


LA    VIA    SALARIA    NEI    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIETI  321 

Ma  tornando  al  corso  della  Salaria  propriamente  detta  e  della 
sua  arteria  principale,  sono  anch'io  di  parere  che  sia  questa  da 
ricercarsi  a  preferenza  presso  la  valle  del  Tevere  dove  dolcemente 
sempre  in  piano  svolgevasi,  rasentando  le  ime  pendici  dei  colli 
che  verso  levante  chiudono  la  valle  medesima,  benche  neppure 
colä  si  trovino  ora  marcati  ed  indiscutibili  vestigi  della  via. 

Non  pertanto  non  mancano  fatti  ed  argomenti  importanti  che 
ivi  ne  dimostrino  l'esistenza  iu  antico,  e  facciano  propendere  per 
lopinione  manifestata  dal  Cluverius  sin  dal  1624;  fatti  ed  argo- 
menti che  verrö  rilevando  man  mano,  strada  facendo. 

Riprendendo  adunque  il  cammino  dal  ponte  di  Malpasso  dove 
lo  abbiamo  lasciato,  la  campagna,  per  ben  liingo  tratto,  fin  oltre 
Tattuale  stazione  ferroviaria  di  Sette  Bagni,  continua  larga  e  plana, 
come  la  via  proseguiva  in  rettifilo,  ma  non  molto  depo  la  detta 
stazione  —  non  altrimenti  come  la  ferrovia  —  faceva  una  curva 
che  la  piegava  a  dr.  portandola  di  niiovo  sotto  i  colli  che  qiü 
ricominciano  quasi  ininterrottamente  a  rielevarsi  sulla  destra, 
mentre  sulla  sinistra  la  pianura,  con  seminatorii  e  praterie,  con- 
tinua squallida  e  monotona  a  distendersi  verso  il  Tevere. 

Quivi  si  entra  nellodierna  estesa  tenuta  della  Marcigliana 
(rubbia  960)  che  un  tempo  appartenne  a  S.  M.  in  Via  Lata,  poi 


laria  «  antica  »  da  una  Salaria  «moderna»,  e  dice :  «  Questo  tronco  della 
Salaria  moderna,  da  Malpasso,  nientemeno  che  fino  al  territorio  di  Mon- 
telibretti  non  coincide  con  l'antica,  la  quäle  invece  lambiva  il  colle  delhi 
Marcigliana,  poi  saliva  su  quello  di  Monterotondo;  poi  si  fondeva  colla  ^Vö- 
mentana  presso  Ereto  e  proseguiva  per  Grotta  Marozza.  Tutto  ciö  e  atte- 
stato  dagli  avanzi  di  lastricato  di  essa  via,  che  si  scorgono  negli  accennati 
luoghi  e  dalla  natura  del  suolo  della  tenuta  in  discorso  (di  Malpasso)  e  della 
via  moderna».  Ci  sia  lecito  domandare:  Dal  colle  della  Marcigliana  a  quello 
di  Monterotondo  —  fra  i  quali  non  h  mica  breve  il  passo  —  dove  sono  tali 
avanzi  di  lastricato?  Badisi  che  non  debbono  essere  i  soliti  grossi  sassi  coi 
quali  in  quei  dintorni  si  veggono  lastricate  tante  viuzze  medievali  e  vicinali; 
ma  debbono  essere  «  le  grandi  pietre  di  pavimentazione  n  con  le  quali  il 
Westphal  vide  lastricata  la  grande  arteria  della  Salaria  lungo  la  pianura, 
ch'esso  Tomassetti  pare  che  qualifichi  «moderna».  Dippiü:  la  natura  del 
suolo  fra  il  Malpasso  e  Monterotondo  con  colli  e  relativi  burroni,  salite  e 
scese,  come  si  poteva  prestare  meglio  che  la  pianura  per  la  costruzione  di 
una  via  che  doveva  essere  la  piü  breve  possibile  per  raggiungere  al  piü 
presto  lo  scopo  pel  quäle  era  stata  fatta? 


322  N.    PERSICHETTI 

ai  Michelotti  Frangipane,  Gabrielli,  Barberini,  Falconieri  di  Car- 
pegna,  ed  oggi  a  Grazioli. 

Passato  il  casello  del  Km.  16  -f-  799  della  strada  ferrata, 
trovasi  uno  stradone,  in  parte  fiancheggiato  da  olmi,  pel  quäle 
si  ascende  siilla  prima  coUina,  sempre  a  destra.  Sulla  sommitä  di 
essa,  evvi  un  gruppo  di  fabbricati,  fra  i  quali  il  grandioso  casale 
della  Marcigliana  nova,  la  chiesa  e  la  caserraa  dei  carabinieri 
che  affacciano  sopra  uno  spianato  o  largo  piazzale,  il  quäle  e  re- 
cinto,  a  due  lati,  da  robusto  rauraglione  rettangolare. 

II  lato  occidentale  e  lungo  ben  m.  50;  quello  settentrionale 
m.  16.  Su  questo  muro,  per  tutta  la  sua  lunghezza,  veggonsi  collo- 
cati,  ad  uso  di  copertina,  dei  conci  di  travertino  che  —  senza 
veruü  dubbio  perche  si  riconoscono  benissimo  —  appartennero  al 
materiale  della  via  Salaria  antica,  dalla  quäle  furono  asportati, 
tagliati  o  segati  per  essere  adibiti  a  quel  nuovo  uso.  II  piü  grande 
dei  detti  blocchi  e  lungo  m.  2,30.  Sono  alti  m.  0,45;  e  ridotti 
allo  spessore  di  m.  0,20. 

Questo  dato  topografico  —  da  nessuno  accennato  sinora  —  e 
importante  perche  non  solo  dimostra  che  una  delle  ragioni  per 
le  quali  la  vetusta  via  e  sparita  e  stata  l'averla  dovunque  e  sempre 
depredata  del  suo  ricco  materiale,  specialmente  nei  luoghi  piü 
abitati,  ma  piü  ancora  perche  dimostra  che  fin  la  —  dove  siamo 
al  IX  miglio  —  non  vi  e  dubbio  che  la  via  medesima  proseguiva 
per  quella  linea,  quasi  un  miglio  e  mezzo  dopo  passato  il  ponte 
di  Malpasso. 

A  pie'  di  questa  collina  ed  un  pö  piü  oltre  del  succennato 
casello,  evvi  un'osteria  chiamata  Dispensa  della  Marcigliana,  la 
quäle  ha  oggi  il  suo  ingresso  principale  dalla  parte  di  occidente, 
che  guarda  appunto  la  strada  ferrata.  Ma  Toste,  certo  Cherubino 
Cacciadenti,  mi  fece  notare  che,  prima  della  costruzione  della 
ferrovia,  la  strada  rotabile  non  passava  dove  passa  oggi,  e  cioe 
a  valle  della  strada  ferrata,  ma  passava  dietro  l'osteria,  il  cui  in- 
gresso principale  allora  era  dalla  parte  opposta,  ossia  sulla  fac- 
ciata  Orientale  di  essa.  Da  ciö  rilevasi  che  la  via  antica  si  te- 
neva  piü  in  alto  e  si  accostava  ancor  piü  alle  falde  delle  coUine 
di  qnel  che  non  fa  la  moderna  provinciale,  sieche  essa  venne  ta- 
gliata  nella  costruzione  della  ferrovia. 

Mi  fece  inoltre    notare  che  la  piena  del   Tevere,   nel   1900, 


I,\    VIA    SALARIA    NE[    CIRCONDARII    DI    ROMA    F.    RIET!  323 

arriv6  fiao  ad  im  metro  di  altezza  del  muro  della  Dispensa.  Evvi 
«na  lapidina  che  ne  conserva  il  ricordo  e  ne  segna  il  livello. 

Giova  anche  riflettere  che  la  strada  ferrata  ha  la  sua  ban- 
china  quasi  sempre  in  rilevato,  che  in  alcuni  piinti  si  eleva  a 
<jirca  m.  2  sul  livello  delFodierna  rotabile,  di  modo  che,  se  la 
Salaria  aveva  ima  livelletta  o  pendenza  ancor  piü  alta  della  fer- 
rovia  —  alraeno  come  e  certo  nel  liiogo  in  parola  —  essa  Salaria 
€ra  ancor  piü  garantita  dalle  piene  del  Tevere,  che  poi  —  come 
ho  detto  dianzi  e  come  meglio  si  vedrä  in  segiiito  —  in  allora 
era  anche  piü  basso. 

Nei  pressi  della  Marcigliana  nova  si  sa  che  un  tempo  si 
rinvennero  delle  antichitä  (M ;  ma  mi  fu  assicnrato  che  di  recente 
niiiraltro  eravi  tornato  in  luce. 

Passato  il  colle  sul  quäle  sta  il  summenzionato  casale,  la 
via  continuava  a  serpeggiare  alle  falde  delle  colline  snsseguenti 
della  Torretta,  o  Marcigliana  vecchia,  di  Campo  giande,  di  Ci- 
sterna  grande,  di  quella  boscosa  della  Scodella,  facente  parte  della 
stessa  tenuta  della  Marcigliana  e  di  Scornabecco. 

Ivi  per  lungo  tratto  sono  scomparse  interamente  tracce  e  ve- 
stigi  della  Salaria,  che  neanche  l'Ashby  vi  rinvenne,  dicendo: 
«  Beyond  Casale  Marcigliana  no  traces  of  antiquity  are  visibile 
for  some  distance  »  (^).  Ai  tempi  del  Westphal  in  quei  pressi  si 
vedevano  alcuni  resti  insignificanti  di  antiche  murature,  ma  oggi 
neppure  vi  sono  piü  (^). 

Fra  i  colli  di  Scornabecco  e  quelli  susseguenti  di  S.  Co- 
lomba,  incontrasi  il  fosso  della  Bettina  che  viene  dal  monte  della 
Piscina.  Questo  fosso,  passato  sotto  la  strada  provinciale,  cambianome 
€  prende  quello  di  Fosso  Maestro,  col  quäle  seguita  a  scorrere 
attraverso  la  pianura,  detta  Plana  della  Marcigliana,  fino  a  che 
non  imbocca  nel  vicino  Tevere. 

Tale  fosso  e  interessante  perche,  secondo  le  opinioni  piü  fon- 
date  corrisponderebbe  all'antica  Ällla  flumen,  famosa  per  la  bat- 
taglia  perdutavi  dai  romani  contro  i  galli  senoni  nell'anno  360  a.  C. 


0)  Cfr.  Nibby,  op.  cit ,  11,  p.  303;  CLL.,  XIV,  n.  4065;  Tomassetli. 
op.  cit..  p.  97;  Ashby,  op.  cit.,  p.  24. 
(^)  Cfr.  Ashby,  op.  cit.,  p.  24. 
(»)  Cfr.  Westphal,  op.  cit.,  p.  127. 


324  N.    PERSICHETTI 

iDvero  rHolstenius  riscontraüdo  in  qiiesto  rivoletto,  oltie  alle 
alte  sponde,  la  distanza  da  Roma  datacene  da  Livio  «  ad  undecimum 
lapidem  »,  lo  identificö  con  l'AUia  (^).  II  Guattani  (^)  ed  il 
Nibby  (^)  segnende  il  parere  dello  Chaiipy  (')  identificarono  in- 
vece  l'Allia  col  sopra  ricordato  Fosso  di  Malpasso,  ma  erronea- 
liiente.  AI  contrario  il  Westphal  (^),  il  Mommsen  C^),  il  Kiepert  (^), 
il  Gori  (*)  ed  altri,  divisero  l'opinione  dell'Holstenins;  ed  in  questo 
senso  oramai  la  questione  si  puö  ritenere  definitivamente  risolnta 
dai  ch.mi  Hülsen  e  Lindner  con  una  loro  pregevolissima  monogra- 
tia,  dotta  e  fortemente  ragionata  (^),  ed  alla  costoro  opinione 
hanno  accednto  anche  il  Tomassetti  (^^)  e  rAsliby(^0. 

Se  adunqiie  l'AUia  era  il  fosso  della  Bettina;  se  essa  era 
—  come  lo  e  il  detto  fosso  —  presse  VXIlapidem;  e  se  la  battaglia 
ebbe  luogo  in  parte  siilla  pianiira  del  Tevere  «  Circa  ripam  Ti- 
beris . . .  magna  strages  facta  est  » ,  come  si  pnö  mettere  in 
dubbio  che  l'andamento  della  Salaria  non  fosse  qiiesto,  e  cioe 
lungo  la  valle  del  Tevere? 

Ma  im'altra  prova  ce  l'offre  nna  recente  scoperta,  di  cui  or 
ora  dirö. 

Passate  il  fosso  della  Bettina,  prima  di  giiingere  al  colle 
di  S.  Colomba,  localitä  oggi  chiamata  FornonoFO,  trovasi,  circa 
mezzo  chilometro  dopo  il  ridetto  fosso,  l'osteria  dei  Quattro  Can- 
celli. 

Trecento  metri  circa  dopo  la  detta  osteria,  a  ponente  del 
monte  della  Piscina  o  del  colle  di  S.  Colomba,  presso  al  Km.  20 

{*)  «  Ego  consideratii  locorum  intervallis  Alliam  esse  puto  rivolum 
qui  inter  praedium  S.  Columbae  et  S.  loannis  paulum  ultra  Marciqlianum 
praealto  alveo  defluit  in  Tiberim . . .  »:  Holstenius,  op.  cit.,  pp.  127-128. 

(")  Guattani,  op.  cit.,  I,  p.  42  sg. 

(3)  Cfr.  Nibby,  op.  cit.,  I,  p.  129. 

(*)  Cfr.  Chaupy,  op.  cit.,  III,  p.  147  sg. 

(')  Westphal,  op.  cit.,  p.  127. 

(^)  Cfr.  Mommsen,  Hermes,  XIII,  515-555,  Römische  Forschungen,  II, 
297-381. 

(')  V.  Kiepert,  Tab.  top.  Italiae  regio  JV,  annessa  al  CIL.,  IX. 

(8)  Cfr.  Gori.  op.  cit,  p.  28  sg. 

(»)  Cfr.  Hülsen  und  Lindner,  Die  Alliaschlacht  eine  topographische 
Studie.  Rom,  1890. 

(>«)  Cfr.  Tomassetti,  op.  cit.,  p.  99. 

(")  Cfr.  Ashby,  op.  cit.,  p.  24  sg. 


LA    VIA    SALARIA    ^K1    CIRCONDARII    DI    ROMA    E    RIETI  325 

della  ferrovia  ed  in  vicinanza  del  Fosso  Maestro,  certo  sig.  Mo- 
derato  Magazzini,  di  propria  lodevole  iniziativa,  nel  maggio  del- 
l'anno  1906,  fece  intraprendere  uno  scavo  sul  latifondo  succenuato, 
a  valle  della  provinciale,  ehiamato  Plana  della  Marcigliana,  ap- 
partenente  anche  a  Grazioli,  e  ciö  dopo  averne  ottennto  il  permesso 
dal  proprietario  e  dal  Governo. 

Qiiesto  scavo  lo  fece  a  circa  100  m.  di  distanza  dalla  strada 
carrozzabile,  ejo  portö  fino  alla  profonditä   di   circa  5   m.,   non 


Yig    12. 


avendolo  potuto  approfondire  dippiü  per  mancanza  di  piu  forti 
pompe  per  estrarre  l'acqua  d*  infiltrazione  proveniente  dal  non  lon- 
tano  Tevere. 

Quando  nell'ottobre  di  quell'anno  io  lo  visitai,  era  sospeso  e 
rimasto  incompleto,  come  lo  e  tuttora,  anzi  di  presente  e  meno  vi- 
sibile  perche  le  acque  di  rigiirgito  del  Tevere  hanno  invaso  il 
viioto  fatto  e  rinascosta  buona  parte  della  scoperta. 

Aveva  detto  scavo,  in  mezzo  a  terreno  giallastro  e  tufaceo, 
fatto  tornaro  in  luce  una  costruzione  circolare,  di  circa  m.  34  di 
diametro,  rivestito  di  blocchi  di  travertino  bugnato.  NeH'interno 
di  qiiesto  gran   cerchio  (v.  fig.  12)  sonvi   dei   muri   di   tufo   che 


326  '      N.    PERSICHETTI 

formano  un  esagono  regolare,  con  lati  a  segmento  di  circolo.  Si  av- 
verta  che  le  parti  totalmente  nere  della  pianta  di  qiiesto  monii- 
menio  che  pubblichiamo,  rappresentano  qiianto  ne  fii  scoperto  dal 
sig.  Magazzini.  Dentro  tale  esagono  stanno  sei  muri  a  sacco  che 
formano  quasi  ima  Stella,  e  che  vanno  a  combaciare  coi  suddetti 
muri  a  segmento  di  circolo.  Nel  centro  evvi  un  pozzetto. 

Questa  scoperta,  annunziata  dai  giornali,  richiamö  l'atten- 
zione  dei  dotti  che  vi  si  recarono  ad  osservarla,  ed  apri  il  campo 
a  delle  dispute  sulla  sua  rappresentanza.  L'opinione  piü  accetta- 
bile  parmi  che  sia  quella  emessa  dal  rilodato  dott.  Ashby,  il 
quäle  ritenne  che  «  is  neither  more  nor  less  than  a  large  cir- 
cular  tomb  «  (*).  Infatti  la  sua  pianta  somiglia  a  quella  della 
tomba  chiamata  Torre  Selce  suU'Appia  vetus^  ed  alla  tomba  al 
IV  miglio  sulla  Tiburtina  scoperta  dal  eh.  Stevenson  {^). 

Tratts^  adunqne  di  un  grandioso  sepolcro  sulla  via  Salaria 
che  —  presentando  la  sua  base  rivestita  di  travertino  bugnato,  a 
circa  5  m.  dalla  superficie  del  siiolo  attuale,  base  che  doveva  cer- 
tamente  emergere  col  resto  del  monumento  per  rimanere  visibile 
ai  viandanti  la  cui  superiore  parte  ornamentale  e  stata  certo 
distrutta  ab  immemorahüi  mentre  e  da  supporsi  che  fosse  molto 
bella,  dimostra  come  in  allora  il  piano  di  campagna  arrivasse  a 
quel  livello  e  non  fosse  alto  quanto  l'odierno  che  si  e  elevato, 
nel  corso  dei  secoli,  coi  depositi  delle  inondazioni  del  fiume  e 
coi  detriti  alluvionali  dei  monti. 

Quindi  allora  tutto  doveva  essere  piü  basso,  non  solo  la  pia- 
nura  da  cui  emergeva  il  monumento ;  non  solo  la  via  pubblica  da 
cui  si  doveva  ammirare,  ma  principalmente  il  bacino  del  Tevere 
che  doveva  avere  un  alveo  assai  piü  profondo  di  quello  che  non 
abbia  oggidi. 

Anche  questa  scoperta  adunque  e  venuta  ad  offrirci  un  altro 
argomento  in  favore  della  tesi  che  la  Salaria  fino  a  quel  punto  — 
e  siamo  al  miglio  XI  —  conti nuava  a  correre  lungo  la  pianura 
tiberina. 

(')  Cfr.  Ashby,  The  Forum  of  Trajan  and  other  Notes  from  Rome-,  in 
The  Builder,  London,  1906,  vol.  XCI,  n.  3332,  p.  680,  vol.  2^ 

(';  Cfr.  Stevenson,  Escavazione  di  un  antico  diverticolo  al  quarto 
miglio  sulla  Via  Tiburtina,  in  Bull.  Com.,  Roma,  1878,  a.  VI,  p.  215  sg. 
tav.  XVIII  e  XIX. 


LA    VIA    SALARIA   NEI    CIRCONDARII   DI    ROMA   E    RIET[  327 

f]  pei'ö  da  deplorarsi  1'  incuria  per  la  quäle  l'opera  iniziata 
dal  Magazzini  sia  stata,  con  indifferenza,  abbandonata  alla  propria 
Sorte  6  fatta  risommergere  dalle  acque,  anziehe  continuata  cora- 
piendola  ed  ampliandone  le  ricerche. 

Proseguendo  intanto  il  cammino,  presso  al  Km.  21  -|- 395 
della  ferrovia,  trovasi  l'osteria  di  Fornonovo  a  monte  della  quäle 
elevasi,  sempre  sulla  destra,  il  colle  di  S.  Colomba,  piü  alto  dei 
precedenti  (alla  quota  di  m,  113  s.  m.),  con  cospicui  fabbricati 
in  sulla  vetta,  appartenente  un  terapo  agli  Altemps,  poi  ai  Cor- 
sini,  oggi  al  sig.  Tito  Tittoni.  Quivi  non  mancarono  scoperte  di 
antichitä  (M. 

Viene  poscia  un  altro  colle  che  chiamasi  di  Formelle,  sul  quäle 
mi  si  disse  che  recentemente  erano  stati  rinvenuli  dei  cocci  an- 
tichi  in  numero  rilevante,  privi  di  sigillo  doliare,  che  erano  an- 
dati  dispersi. 

Fra  questi  due  colli  scorre  un  altro  rigagnolo  chiamato  Mar- 
rana  di  Fornonovo. 

Piü  innanzi  si  raggiunge  l'osteria  di  Fönte  di  Papa,  al 
Km.  23  della  stessa  ferrovia  e  presso  l'osteria  medesima,  sul  li- 
mitare  della  strada  rotabile,  sta  una  colonnetta  quasi  cadente 
sulla   quäle   si  legge    soltanto:    Tribunale  —  Delle  —   Strade. 

Piü  oltre,  in  vicinanza  dell'osteria  delle  Capannelle  la  mo- 
derna  rotabile  si  biforca;  il  ramo  principale  prosegue  in  linea 
retta  verso  Passo  Corese,  o  stazione  ferroviaria  di  Fara  Sabina; 
l'altro  ramo  piega  a  destra  per  andare  tanto  alla  stazione,  quanto 
per  salire  al  paese  di  Monterotondo. 

Presso  la  suddetta  osteria  delle  Capannelle  il  Gori,  nel  1863, 
vide  che  «  tre  pietroni  lunghi  piü  di  un  metro  ognuno  servono  di 
ponte  levatoio:  eran  guide  della  via  antica  »  (^).  E  se  erano  cosif- 
fatti  non  v'e  alcun  dubbio  che  fossero  veramente  avanzi  della 
Salaria. 

Anzi  lo  stesso  Gori  soggiunge  che  «  larghe  e  lunghe  pietre 
blanche  «  allora  si  vedevano  anche  fortificare  i  lati  della  via  che 
ascendeva  a  Monterotondo,  raa  che  quella  fosse  la  Salaria  vetus 
—  come  lui  dice  —  e  si  arrampicasse  sul  colle,  am.  165  s.  m., 


{')  Cfr.  CLL.,  XIV,  n.  3940,  Ashby,  op.  cit ,  p.  26. 
f )  Cfr.  Gori,  op.  cit.,  p.  31. 


328  N.    PERSICHETTI 

SU  ciii  siede  il  medievale  Monterotondo,  e  im'iitopia!  Invece  e 
da  credersi  che  quei  blocchi  siano  stati  asportati  dai  margini 
della  Vera  Salaria,  che  correva  pel  piano,  ed  iisufruiti  per  sorreg- 
gere  i  lati  della  erta  strada  nuova  conducente  al  paese. 

E  che  la  strada  medievale  che  menava  a  Monterotondo  dalla 
parte  di  occidente  fosso  tutt'altra  cosa  che  la  Salaria  vera  e 
propria,  e  dimostrato  dal  seguente  fatto. 

Prima  della  costruzione  della  strada  ferrata  la  via  per  Mon- 
terotondo non  diramava  dall'arteria  della  Salaria  —  come  oggidi 
—  dopo  passata  Fosteria  delle  Capannelle:  ma  diramava  molto 
prima,  facendo  iina  ciirva  che,  portandola  a  pie'  del  colle  S.  Dome- 
nico, per  la  strada  cosiddetta  della  Costa,  le  faceva  piü  presto  rag- 
giungere  Monterotondo. 

Nella  costruzione  della  strada  ferrata,  tale  rotabile  che  tra- 
versava  il  latifondo  di  proprietä  Emer,  fu  tagliata,  e  la  parte 
del  fondo  Emer  rimasta  a  valle  della  ferrovia  fu  acquistata  da 
certo  sig.  Franzetti,  e  la  parte  a  monte  con  la  soprastante  col- 
lina  fu  acquistata  dal  sig.  Ramarini.  Fu  allora  che  il  diverticolo 
per  la  stazione  e  pel  paese  di  Monterotondo  fu  distaccato  in  vi- 
cinanza  delle  Capannelle,  che  restano  quasi  un  chilometro  piü 
innanzi  del  fondo  Emer.  E  quella  strada  —  per  ottenere  la  ricostru- 
zione  della  quäle  dalla  Societä  delle  Strade  Ferrate  il  sig.  Antonio 
Ramarini  ha  sostenuto  lunghe  ma  infruttuose  questioni  —  era  la- 
stricata,  come  tuttora  si  vede  in  qnalche  tratto  che  ne  resta; 
ma  lastricata  con  i  soliti  ciottoloni  o  grosse  pietre  medievali,  e 
non  giä  a  grandi  lastre  di  pavimentazione  come  nelle  antiche  vie 
consolari. 

In  quelle  localitä  non  e  quindi  da  credersi  romana  ogni 
strada  lastricata;  e  se  presse  le  Capannelle  eranvi  «  dei  pietroni 
lunghi  piü  di  un  metro  «  testimoni  dell'esistenza  ivi  della  Sa- 
laria, e  da  ritenersi  per  fermo  che  essa  proseguisse  il  suo  corso 
in  linea  retta  attraverso  la  plana,  anche  un  chilometro  oltre  il 
medievale  bivio  per  Monterotondo. 

Con  questo  paese  il  Gell  (^)  ed  il  Kiepert  (^)  identificarono 
l'antica  Crustumerium.  Certo  si  e  che  nei  suoi  dintorni  non  man- 

(^)  Cfr.  Gell,  The  Topography  of  Rome  and  its  vicinity.  London,  1846, 
p.  190. 

(')  V.  Kiepert,  Tabula  top.  Italiae  regio   IV,  annessa  al    CLL.,  IX. 


LA    VIA    SALARIA    NEI    CIHCONDARU    DI    ROMA    E    RIETI  329 

carono  scoperte  di  antichitä  e  rinvenimenti  di  iscrizioni  {^).  Ne 
accennarono  il  Guattani  (^)  ed  il  Gori  (^).  Nella  pubblica  Pas- 
seggiata  Umberto  I  evvi  una  statua  di  marmo  e  diie  grandi  ca- 
pitelli  corintii,  di  etä  romana,  che  ne  ornano  il  giardinetto.  Circa 
sette  anni  or  sono  il  sig.  Lorenzo  Betti  di  colä,  al  voc.  Monte 
Ciafrone  ed  a  circa  un  chilometro  fra  il  paese  e  la  stazione  ferro- 
viaria,  in  un  suo  predio,  trovö  varii  frammenti  architettonici,  scor- 
niciati,  di  marmo;  tutti  resti  di  ville  romane,  ma  ruderi  cheacceii- 
nassero  all'esistenza  di  un  antico  vico  o  pago  non  ve  ne  sono, 
almeno  visibili  o  dei  quali  si  abbia  memoria. 

N.  Persichetti; 


C)  Cfr.  a  I.  L.,  XIV,  nn.  3932-3939. 
O  Guattani,  A/on,  sab.,  II,  p.  354. 
(»)  Cfr.  Gori,  op.  cit.,  p.  63  sg. 


(Gontinua). 


TOMBE    GRECHE    IN    PUGLIA 


I.    TOMBA    DI    RUVO. 

La  scoperta  di  questa  tomba,  apparsa  dopo  circa  tre  lustri  (0 
a  smentire  quasi  resaurimento  in  ciii  sembrava  caduta  la  ricca 
necropoli  di  Ruvo,  cosi  disordinatamente  dissepolta  per  lo  passato, 
fu  annunziata  neue  Notüie  degli  Scavi  (^).  Or  io,  avendo  potuto 
minutamente  esaminare  la  suppellettile  e,  grazie  alla  cortesia  del 
proprietario,  eseguire  le  fotografie  de'  suoi  piü  interessanti  com- 
ponenti,  posso  darne  qui  un'illustrazione  piü  esatta  e  dettagliata 
del  citato  annunzio. 

La  tomba  consisteva  nel  solito  sarcofago  di  tufo  in  forma 
rettangolare  e  presentava,  a  quanto  asserisce  lo  scopritore,  la  pe- 
culiaritä  di  una  doppia  copertura.  L'una,  la  superiore,  era  formata 
di  lastre  anche  di  tufo;  l'altra,  interna  ed  ad  una  certa  distanza 
dalla  prima,  di  lastre  di  pietra,  e  nello  spazio  compreso  fra  di 
esse  erano  collocate  le  armi  ed  alcuni  bronzi. 

Gli  oggetti  rinvenuti  furono  i  seguenti: 

Vasi  a  figure  nere,  —  Due  eleganti  c  o  p  p  e  ad  occhioni,  con 
piede  alto  ed  in  forma  di  stelo  (^),  ma  di  uno  stile  trascurato  da 

(*)  L'ultima  tomba  greca  di  considerevole  importanza  venne  fuori  dalla 
necropoli  ruvestina  nel  1893  [Notizie  degli  scavi,  1893,  p.  242  sgg.)  in  una 
proprietä  della  principessa  di  Tricase,  non  lontana  dal  sito  dove  fu  fatta  la 
scoperta  di  cui  ci  occnpiamo.  Ricordo  che  essa  conteneva  l'interessante  anfora 
a  colonnette  con  Teseo  nel  mare,  la  quäle,  giustamente  attribuita  sin  dal  suo 
comparire  a  fabbrica  attica  (G.  Jatta,  Not.  cit,  p.  245;  Ghirardini,  Rend 
d.  R.  Acc.  dei  Lincei,  IV,  p.  99,  nota  1),  risale,  secondo  il  Furtwängler  [Griech. 
Vasenm.,  testo  V,  p.  29,  n.  1),  al  470  av.  C. 
(«)  1908,  p.  87. 

(^)  Per  l'origine  jonica,  le  varie  forme,  la  decorazione  e  Tepoca  di  que- 
ste  coppe,  cfr.  il  lavoro  del  Böhlau  [Athen.  Mitth.  XXV,  p.  40  segg). 


M.    JATTA,    TOMBE    GRECHE    IN   PUGLIA  331 

ascriversi  senza  esitanza  alla  continuazione  delle  fabbriche  di  questi 
vasi  nel  secolo  V. 

La   coppa  I  della  fotografia  da  noi  riprodotta  (fig.  1)  e  alta 
cm.  9,03,  larga  cm.  21,08.  SuUe  dne  metä  della  superficie  esterna 


Fie.  1. 


divise  dalle  anse  e  esibita  la  medesima  rappresentanza.  Nel  mezzo, 
cioe  fra  i  due  occhi,  Dionysos  barbato,  avvolto  nell'himatioD,  se- 
duto  SU  di  una  sedia  pieghevole  sotto  un  albero  che  serve  di  sfondo 
alla  scena,  con  un  corno  nella  destra,  sembra  in  colloquio  con  un 
Sileno,  che  anche  barbato,  con  oiecchie  e  coda  equine  ed  una 
benda  di  stoffa  bianca  nella  sinistra  e  ritto  innanzi  a  lui,  mentre 
due  altri  suoi  compagni  corrono  fra  ciascun  occhio  e  l'ansa. 


832 


M.    JATTA 


La  coppa  II  (fig.  1)  e  alta  cm.  9,01,  larga  cm.  20,02.  La  sceua 
SU  di  essa  figurata  differisce^dalla  precedente  nella  pianta,  alla  ciii 
ombra  siede  Dionysos,  la  quäle  sembra  iina  vite,  e  per  \a  man- 
canza  del  Sileno  in  compagnia  del  Dio. 

Nel  foudo  delle  diie  coppe  ed  in  imo  spazio  circolare,  rispar- 
miato  dalla  vernice  e  limitato  nell'una  da  iin  cerchio  rosso-scuro, 
neH'altra  da  tre  cercbi  del  medesimo  colore,  e  rappreseutato  un 
Sileno  che    danza  verso  destra,  con    benda  di    stoffa  bianca  nelle 


Fig.  2. 


mani.  Sotto  le  anse,  sulla  prima  coppa,  si  vede  una  foglia  di 
ellera;  nella  seconda  iin  delüno;  e  sui  vestimenti  e  siille  barbe 
delle  figure,  sono  ancora  Yisibili  ritocchi  di  color  rosso  vinoso. 

Vasl  a  figure  rosse.  —  Anfora  a  colonnette  di  stile 
severe  (fig.  2).  A)  Scena  di  armamento.  B)  ün  giovane  avvolto  nel- 
l'himation  e  con  im  lungo  bastone  e  presentato  ad  una  Nike,  vestita 
di  lungo  Chitone  ed  himation  e  fornita  di  corte  e  piccole  ali  (^), 

(*)  La  forma  delle  ali  della  Nike  e  caratteristica  per  vasi  di  stile  severo. 
(Furtwängler,  Beschr.  d.  Vasen  im  Antiq.,  II,  p.  318,  n.  2210). 


TOMBE    GRECHE    IN    PüGLIA 


333 


da  im  vecchio,  avvolto  nel  inantello,  col  capo  ciato  da  benda, 
il  braccio  destro  disteso  ed  il  bastone  puntellato  sotto  l'ascella 
destra. 

Qiiattro  coppe  (flg.  3, 0  a  vernice  nera,  con  labbro  staccato 
dalla  pancia  e  concavo.  L'iina  e  alta  cm.  9  e  larga  cm.  18,08, 
Taltra  alta  cm.  8,07  e  larga  cm.  15,03,  la  terza  alta  cm.  8  e 
larga  cm.  15,03,  la  qiiarta  alta  cm.  7,07  e  larga  cm.  15,05. 

Piccola  oinochoe  (fig.  3,2)  a  vernice  nera,  con  zona  rispar- 
miata  siilla  parte  inferiore  della  pancia,  e  con  bocca  trilobata, 
alt.  cm.  17. 

Vasetto  (fig.  3,3)  con  bocca  in  forma  d'imbuto,  tiitto  ver- 
niciato  nero,  alto  cm.  10,03. 


Fi-    3. 


Diie  vasetti  (fig.  3.4)  a  vernice  nera,  con  pancia  schiac- 
ciata,  labbro  con  orlo  sporgente.  ed  ansa  in  forma  di  nastro  attaccato 
alla  pancia  ed  all'orlo  del  labbro,  alt.  cm.  6,05. 

Lekythos  (fig.  3,5)  color  della  creta,  con  linee  di  vernice 
nera  intersecantisi  in  forma  di  rete  sulla  pancia,  alt.  cm.  13,03. 

Anforetta  (fig.  3,6)  senza  vernice  ed  ornumenti,  alt.  cm.  8. 

Bicchiere  (fig.  3,7)  senza  manico,  senza  vernice  ed  orna- 
mento,  alto  cm.  8,08. 

Armi.  —  E  l  m  0  (fig.  4, 1)  tutto  di  iin  pezzo,  con  la  visiera 
in  forma  di  maschera,  due  fori  al  posto  degli  occhi  e  col  coprinaso 
staccato  dal  resto  della  visiera,  ma  non  movibile.  II  lophos  era 
sosteniito  nel  mezzo  da  im  gambo  di  raetallo  bifido,  e  lateralmente 
da  due  gambi  semplici  (^). 


'  (')  E  un  tipo  di  elmo  frequente  a  rinveuirsi  nell'  Italia  raeridionale.  üii 
«semplare,  proveniente  anch'esso  da  Ruvo,  si  conserva  nella  Collezione  Jatta. 
€  provenienti  dalP  Italia  meridionale  sono  anche  quelli  pubblicati  dal  Linden- 

22 


334  M.    JATTA 

Spada  (fig.  4, 2)  a  doppio  taglio  con  manico  rivestito  di  legno 
terminante  in  iin  pomo,  rigonüo  nel  mezzo  e  fornito  di  guardia 
dritta,  lungh.  cm.  63. 

Spada  (fig.  4,3)  ad  un  sol  tagliente  e  riciirva,  non  intera. 

Punta  di  lancia  (fig.  4,4). 

Due  (S aVQiüTrjQsg  (fig.  4, 5). 

Frammenti  di  xvi^^TS sg. 

Cinto  della  corazza. 

Utensüi  di  hronzo.  —  Manico  (fig.  4,0)  probabilmente  dl 
iina  concolina,  formato  da  una  figura  maschile  di  stile  arcaico^ 
la  quäle  con  la  parte  inferiore  del  corpo  avvolta  nel  mantello,  ed 
i  piedi  poggiati  su  di  una  palmetta,  soUeva  le  braccia  sostenendo- 
col  capo  e  le  mani  due  ali  spiegate,  con  una  palmetta  al  disopra, 
cui  era  evidentemente  attaccata  la  concolina. 

Zampe  di  leone,  parte  inferiore  probabilmente  di  un  trepiede. 

Frammenti  di  un  medesimo. 

Grande  pignatta  (fig.  4,7)  in  forma  dai  chytra,  alta  cm.  22, 
con  bocca  larga  cm.  23. 

Due  con  Coline  (fig.  4,«)  senza  maniche,  Tuna  alta  cm.  9,08^ 
e  larga  em.  45,05,  l'altra  alta  cm.  8,05  e  larga  cm.  29,04. 

Due  anse  (fig.  4,9,9*)  probabilmente  di  una  patera. 

Colatojo  lungo  cm.  23.  Ha  il  manico  terminante  in  collo- 
e  testa  di  cigno,  ricurvo  in  modo  da  potersi  sospendere,  e  sco- 
della  in  forma  di  piatto  con  al  centro  il  passatojo  conico  e  non- 
raolto  alto  (^). 

La  suppellettile  dunque  di  questa  tomba,  ci  porta  dal  prin- 
cipio  del  V  secolo  alla  fine  del  IV  ed  in  essa,  come  per  altri  casi  di 
simile  associazione  della  suppellettile  di  tombe  greche  rinvenute- 
in  Italia  (^)  i  pezzi  di  maggior  pregio  sono  quelli  d'importazione 


schmit,  AUerth.  v.  I,  parte  3%  tavv.  2,  4 ;  Schreiber,  Bilder  Atlas  XLIII, 
9;  Baumeister,  Denkm.  III,  p.  2035;  Cfr.  anche  Bruno  Schröder,  ArchäoL 
Anzeiger,  1905,  p.  16  seg.,  fig.  4. 

C)  Un  esemplare  quasi  eguale  e  proveniente  da  Euvo  si  conserva  nella 
Collezione  Jatta ;  cfr.  anche  Daremberg  et  Saglio,  Dictionn.  d.  Antiq.  grecq^ 
et  rom.,  fig.  1732  a  p.  1332. 

(*)  Anche  in  una  tomba  recentemente  scoperta  presso  Chiusi  vasi  attici 
del  V  secolo  erano  associati  a  vasi  di  fabbrica  locale  {Not.  degli  scavi,  1908,. 
p.  346). 


TOMBE    GRECHE    IN    PUGLIA 


335 


Fiir.  4. 


M     JATTA. 


attica.  Fra  qiiesti  poi  emerge  a  siia  volta  l'anfora  a  colonnette, 
che  nella  storia  della  ceramica  greca  puö,  a  parer  mio,  occupare 
iin  posto  non  del  tiitto  insignificante,  e  per  i  suoi  caratteri  tecnici 
e  stilistici,  e  per  il  tipo  della  rappresentanza  della  sua  faccia  prin- 
cipale. 

Mi  sia  perciö  concesso  indiigiarmi  iin  po'  piü  liingamente 
sovra  di  essa. 

I  bottoni  di  loto  ripetuti  per  due  volte,  sulla  medesima  faccia 
come  ornamento  del  nostro  Yaso(fig.  2),  i  bastoncelli,  le  foglie  di 
ellera  sommariamente  disegnate,  insieme  alla  caratteristica  Corona  di 
strali  irradiantesi  dal  piede  sulla  zona  inferiore  della  pancia,  rispar- 
miata  dalla  vernice,  rivelano  negli  elementi  decorativi  scelti  dal  mae- 
stro,  un  prevalente  intendimento  arcaico.  Questo  medesimo  indirizzo 
accusano  la  forma  degli  occhi  delle  figure  alhmgati  a  mandorla  e 
situati  un  pochino  a  sghembo  e  di  prospetto  sul  viso  di  profilo, 
il  naso  alquanto  pronunziato  all'insü,  le  labbra  atteggiate  a  lieve 
sorriso,  le  mani  a  ventaglio,  con  le  dita  lunge  e  stecchite  e  la 
forma  arcaica  delF  Ä,  del  L  e  del  S  a  tre  gambi  dell'epigrafe. 
Cosi  l'esecuzione  esatta  e  precisa,  ma  pur  fredda  e  secca  degli 
Ornament!  di  cui  son  rieche  le  armi  indossate  dal  giovane  guer- 
riero  (^),  ricordano  la  maniera  di  alcuni  pittori  vascolari  a  figure 
nere,  provetti  nel  maneggiare  il  bulino  (^). 

Ciö  malgrado  io  non  saprei  ascrivere  l'anfora  di  Kuvo  al  ciclo 
di  Epicteto,  daeche  il  disegno  e  la  sua  tecnica  rivelano  uno  svi- 
luppo  maggiore  ed  i  suoi  personaggi  si  muovono  con  maggior  di- 
sjnvoltura.  Le  loro  membra  infatti  sono  piü  proporzionate,  ne, 
come  nelle  figure  del  ciclo  epicteteo  la  larghezza  del  torace  e  la 


(*)  E  veramente  notevole  la  varietä  degli  ornaraenti  delle  armi  del  giovane 
guerriero  (fig.  5).  L'elmo  sormontato  da  abbondante  lophos,  ha  la  calotta  or- 
nata  di  spirali,  e  la  coprinuca  cisellata  con  figure  umane,  la  difesa  metallica 
del  torace  nel  calcochitone  e  ornata  di  tre  astri,  mentre  le  piastre  metalliche 
che  rivestono  11  chitono  di  cuoio,  sono  disposte  in  forma  di  scaglia  nella  metä 
destra  e  di  scacchi  nella  sinistra  riunite  nel  mezzu  da  una  zona  di  ovoletti; 
le  pteryges  sono  ornate  in  rettangoli  color  della  creta  e  della  vernice ;  lo 
scudo  rotondo,  con  l'orlo  fornito  di  borchie  ed  un  astro  come  episema,  porta 
superiormente  Tiscrizione  xcdög  in  vernice  molto  diluita  ed  appena  visibile, 
e  la  spada  ha  il  pomo  anch'esso  ornato  di  borchie. 

(^)  Hauser,  Jahresh.  d.  oest.  arch.  Inst.,  1907,  p.  4. 


TOMBE    GRECHE    IN    PUGLIA  387 

pienezza  delle  anche  e  delle  cosce  contrasta  con  la  vita  relativa- 
raeate  molto  sottile;  in  quel  che  il  giovane  guerriero  del  nostro. 
dipinto,  con  la  sua  fisonomia  quasi  femminea,  col  viso  tondo  e  le 
gambe  snelle  e  limghe  ci  palesa  quel  tipo  ideale  giovanile  cosi 
cavo  al  ciclo  di  Euphronios  (^).  A  questo  ciclo  ci  riportano  del 
pari  la  maniera  come  son  trattati  i  capelli,  fluenti  in  linee  sim- 
metricamente  ondulate  suUa  nuca  del  giovane,  con  contorno  supe- 
riore  lucidato  e  francia  pennellata  suUa  fronte  nelle  altre  ligure; 
ed  il  largo  uso  inoltre  che  il  nostro  vasaio  fa  della  vernice  di- 
luita  per  indicare  il  chiaroscuro  del  metallo,  nella  superficie  in- 
terna delle  paragnatidi  e  della  spalliera,  dei  peli,  delle  sottili 
pieghe  del  chitone  e  soprattutto  il  rilievo  dei  muscoli  interni  delle 
parti  nude  del  corpo.  Aggiungerö  anzi  che  quest'ultimo  dettaglio, 
|a  cui  introduzione  nella  ceramica  greca,  per  unanime  consenso 
degli  archeologi,  viene  attribuito  a  merito  di  Euthymides  {^),  reso 
nel  nostro  dipinto  con  linee  sottilissime  ed  appena  visibili  (^)  in- 
sieme  al  capo  piccolo  col  mento  oltremodo  sviluppato  e  rotondo, 
il  naso  meno  sporgente  che  in  Euphronios,  e  gli  occhi  relativa- 
mente  stretti  e  lunghi,  avvicinano  il  nostro  maestro  alla  maniera 
di  Duris  (^). 

In  ogni  modo  non  v'ha  dubbio  che  egli  muove  dal  ciclo  di 
Euphronios,  non  nella  tecnica  e  nello  stile  soltanto,  ma  anche  per 
il  tipo  della  scena  rappresentata  sulla  faccia  principale  della  sua 
anfora. 

ün  guerriero  dunque  di  aspetto  molto  giovanile  (fig.  5),  con 
una  tenue  barbetta  pennellata  a  vernice  nera  sulle  gote  e  lunga 
ed  inanellata  chioma  fluente  di  sotto  all'elmo,  con  le  paragnatidi 


(')  Klein,  Euphronios'',  p.  83. 

(')  Klein,  Euphronios^  p.  264;  Arch.  Zeit.  1879,  p.  33;  Hoppin,  Eu- 
thymides, p.  10;  Milani,  Museo  Ital  III,  p.  248;  Furtwängler,  nel  testo  della 
Griech.  Vasenm.  I,  p.  64. 

(^)  Furtwängler,  ßeschr.  d.  Vasensamml.  im  Antiq.  II,  pp.  573,  577 
e  579. 

(*)  Hartwig,  Meistersch.  pp.  209  e  490;  Reisch,  Rom.  Mitth.  V,  p.  337. 
Giova  ricordare  che  anche  in  una  coppa  di  Duris  del  Museo  Industriale  di 
Vienna  (Masner,  Die  Samml.  Antik.  Vasen,  u.  Terrae,  im  K.  K.  Oest.  Museum 
n.  324  B.)  ricorre  lo  schema  del  guerriero  che  si  arraa,  dipinto  suU'anfora 
di  Ruvo. 


M.    JATTA 


338 

soUevate,  ha  or  ora  indossata  la  corazza  sul  fino  e  corto  chitonisco 
ed  intende  a  darle  Tultimo  assetto,  prima  di  af&bbiare  la  spal- 
liera  destra.  Rappresentato  di  prospetto,  rivolge  perö  il  viso  ad  una 
donna  che,  vestita  di  lungo  chitone  ed  himation  d  ciifiia  sul  capo, 
gli  porge  la  spada,  sostenendo  per  l'orlo  iino  scudo  puntellato  su 
di  uri  gradino,  mentre  im  uomo  barbato  avvolto  nell'himation  e 
con  bastone  in  forma  di  griiccia  nella  sinistra,  portala  destra  suUa 


Fis:.  5. 


bocca,  nell'atteggiamento  caratteristico  di  rivolgere  la  parola  al  gio- 
vane,  ed  un  vecchio  calvo,  col  capo  cinto  da  tenia,  avvolto  nel- 
l'himation, poggiato  ad  un  bastone  in  forma  di  gruccia,  alquanto 
chino  in  avanti  coUa  persona,  attentamente  ascolta. 

Orbene,  a  niuno  sfugge  la  stringente  analogia  di  concezione 
fra  questa  scena  e  le  altre  due  adornanti  le  anfore  di  Euthjmides 
ora  a  Monaco  (^  e  segnatamente  quella  con  Ettore  che  si  arma 
in  presenza  di  Priamo  ed  Ecuba.  Ettore   ed  il  giovane  gueniero 


(*)  Furtwängler-Reichhold,  Griech.  Vasenm.,  tavv.  14,  81, 


TOMBE  GRECHE   IN    PUGLIA.  339 

della  nostra  anfora,  sono  entrambi  rappresentati  di  faccia,  col  viso 
di  profilo  alquanto  inclinato  suUa  spalla  destra,  entrambi  occiipati 
ad  indossare  la  corazza,  con  la  differenza  che  il  gaerriero  dell' an- 
fora di  Ruvo,  avendo  quasi  compiuta  Toperazione,  ha  giä  messo 
Telmo  sul  capo.  Cosi  pure  l'uorao  barbato  del  nostro  dipinto,  ri- 
corda  per  Tatteggiameiito,  Priamo  dell'anfora  di  Euthymides,  e  la 
donna  che  porge  al  giovane  la  spada  e  lo  scudo,  Ecuba,  che  in 
-qiiella,  sostiene  la  lancia  e  porge  al  figlio  Felmo,  essende  lo  scudo 
poggiato  sul  suolo. 

II  maestro  dell'anfora  ruvestina  perö,  ha  maggiormente  ani- 
mata  la  sceua,  introducendovi  il  vecchio  in  modo  che  quasi  tutte 
le  gradazioni  di  etä  vi  sono  rappresentate,  ha  meglio  aggruppate 
le  tigure,  col  far  coprire  la  parte  inferiore  del  vecchio  dallo  scudo, 
e  col  ritrarre  inoltre  il  suo  giovane  guerriero  con  la  corazza  giä 
indossata  e  l'elmo  sul  capo,  ha  potuto  mettere  in  evidenza  tutto 
lo  sfarzo  delle  sue  armi  e  presentarcelo  terribile,  come  un  eroe 
omerico,  nelle  sue  xXvra  rsv^sa. 

Sieche  l'anfora  di  Ruvo,  insieme  alle  due  di  Euthymides  ci 
<?onferma  la  variazione  che  la  scena  su  di  esse  rappresentata  ed 
appartenente  ad  un  repertorio  vecchissimo  (^)  subisce  nei  dipinti 
vascolari  di  stile  severo.  Essa  acquista  a  parer  raio  maggior  unitä, 
mentre  l'ispirazione  epica  maggiormente  s'intensifica.  Ancorche  in- 
futti  si  debba  consentire  col  Furtwängler  (*)  che  Euthymides  ha 
dato  ai  suoi  personaggi  una  denominazione  arbitraria,  poco  rispon- 
dendo  l'Ettore  da  lui  dipinto  giovane  e  sbarbato,  all'Ettore  del- 
lEpopea,  pure  noi  vediamo  questa  scena  animarsi  di  un  vivo  co- 
lorito  omerico,  qualora  paragoniamo  la  compiacenza  con  cui  questi 
maestri  vascolari  la  svolgono  in  tutti  i  dettagli  di  rappresentanza 
^  di  concezione,  a  quella  simile  di  Omero  nel  descriverla  (^),  e  se 
l'intensa  e  profonda  venerazione  che  ispira  la  figura  del  vecchio, 
il  consiglio  dell'uomo  di  etä  matura,  le  sollecite  ed  affettuose  eure 
<iella  donna  verso  l'amato,  s'interpretano,  rievocando  alcuni  perso- 
naggi resi  ancor  oggi  popolari  dall'epos  omerica,   e  quella  fine  e 

(0  Per  Torigine  e  la  storia  di  questa  scena  cfr.  Hoppin,  op.  cit., 
p.  40  segg. 

(^)  Furtwängler,  nel  testo  della  Griech.   Vasenm.  I,  p.  64. 

(3)  Ricordo  la  descrizione  di  Paride  che  si  arma  prima  di  combattere 
-con  Menelao  (Iliad.  III,  v.  328  segg.),  di  Agamennone  (Iliad.  XI,  v.  15  segg.). 


340  M.    JATTA 

giusta  conoscenza  che  Omero  medesimo  rivela,  dei  sentimenti  umani 
in  rapporto  alla  differenza  di  sesso  ed  alle  varie  gradazioni  di  etä. 

Ma  nei  dipinti  vascolari  di  stile  severo  la  scena  di  armamento 
si  arricchisce  di  niiovi  inotivi,  anche  dal  punto  di  vista  artistico. 
Fra  questi  il  piü  cospicuo  e  il  guerriero  ehe  si  arma  non  piü  in- 
clinato  per  infilare  uno  schiniere,  o  di  profilo,  ma  di  prospetto^ 
nell'atto  di  indossare  la  corazza,  il  pezzo  piü  importante  dell'ar- 
matiira:  motivo  che  d'ora  innanzi  fa  fortuna  e  s'incontra,  varia- 
mente  riprodotto,  in  quasi  tutte  le  scene  d'armamento,  traman- 
dandosi  fin  nei  vasi  di  hello  stile  (^). 

Dobbiamo  attribuirne  l'introduzione  ad  Eiith5^mides,  che  lo 
ripete  per  ben  diie  Yolte  e  per  giimta  siiH'anfora,  suUa  quäle  ci 
fa  la  piü  esplicita  dichiarazione  di  aver  superato  il  suo  rivale 
Euphronios?  lo  lo  credo  probabile,  sebbene  di  questo  avviso  non 
sia  il  Klein  (^).  Troppo  pessimista  riguardo  alle  facoltä  inventive 
ed  innovatrici  di  Euthymides  e  troppo  convinto  della  superioritä 
artistica  di  Euphronios,  il  Klein  infatti,  disconosce  anche  per  la 
scena  in  parola,  ogni  originalitä  al  pittore  dell'anfora  di  Monaco, 
facendo  alle  numerose  rappresentanze  di  armamento  dell'epoca  pro- 
cedere  l'impulso  da  quella  simile  diplnta  da  Euphronios. 

A  parte  perö  la  superioritä  artistica  di  questo  maestro,  oggi- 
giorno  abbastanza  discussa  ('^),  parmi  che  le  attitudini  stilistiche 
ed  artistiche  di  Euthymides  e  soprattutto  la  sua  inclinazione  verso 
arditi  atteggiamenti,  comportanti  difficili  posizioni  di  scorcio,  siano 
tali  da  non  rendere  necessario  neU'indagiue  del  probabile  innova- 
tore  della  scena  che  ci  occupa,  il  dover  muovere  da  una  rappre- 
sentanza,  che  noi  dobbiamo  quasi  completamente  ricostruire  con 
la  nostra  immaginazione  (^). 

{^)  Cito,  per  es.,  la  lekythos  di  Palermo.  Furtwängler-Eeicliliold.  op.  cit., 
tav.    66,  testo  II,  p.  31. 

(2)  Euphronios»,  p.  158. 

C)  II  Furtwängler  infatti,  ritenendo  dipinti  di  Euphronios  quelli  firmati 
con  syQuxpev  attribuisce  gli  altri  firmati  con  inoirjaep  alla  sua  officina  e  con- 
sidera  TEuphronios  dello  stile  sviluppato  come  un  fantasma  degli  archeologi 
moderni.  Si  ricade  cosi  nella  «  vexata  quaestio  •'  del  significato  dei  due  verbi 
SU  citati,  per  la  quäle  e  relativa  bibliografica  cfr.  Ducati,  Brevi  osservazioni 
sul  ceramista  attico  Brygos,  p.  6  e  segg. ;  cfr.  anche  Hauser,  Berl.  philol. 
JVochenschr.,  1907,  p.  693  seg. 

(*)  II  Klein,  op.  cit.,  p.  151,  ricostruisce  secondo  questo  tipo  la   scena 


TOMBE    GRECHE    IN    PUGLIA  341 

Ed  e  anche  lecito  supporre  che  non  per  sola  vanitä  o  invidia, 
ma  appunto  dopo  aver  ravvivata  l'opera  sua  con  nuovi  motivi  ed 
espedienti  artistici,  ed  aver  per  conseguenza  superati  difficili  pro- 
blemi  disegnativi  dai  suoi  antecessori  e  contemporanei  appena  ab- 
bozzati,  venisse  sulle  labbra  del  nostro  maestro  resclamazione  che 
ha  trascritta  siül'aDfora  di  Monaco:  (hg  ovöänois  Ev(fq6viog. 


II.     TOMBA    DI    CeGLIE. 

Di  passaggio  da  Ceglie  del  Campo,  paesetto  presso  Bari,  potei, 
nel  settembre  scorso,  esaminare  la  suppellettile  di  ima  tomba,  da 
poco  scoperta  e  della  quäle  do  qui  ima  breve  notizia. 

La  tomba,  a  qiianto  mi  asseri  lo  scopritore,  presentava  im  si- 
stema  di  sepoltura,  che  io  ebbi  occasione  di  verificare  anche  in 
Rutigliano,  paesetto  non  molto  lontano  da  Ceglie,  e  che,  per  quanto 
io  sappia,  non  e  stato  notato  in  altre  necropoli  pngliesi.  Accanto 
al  sarcofago  di  tiifo  cioe,  di  forma  rettangolare  e  di  dimensioni 
capaci  di  contenere  il  cadavere,  vi  era  im  altro  piccolo  loculo  anche 
di  tiifo,  contenente,  a  guisa  di  ripostiglio,  gli  oggetti  di  bronzo  ed 
i  vasi  di  maggior  pregio,  mentre  gli  altri  vasi  erano  stati  collocati 
accanto  al  morto. 

Furono  rinvennti  i  segiienti  brond: 

Con  coli  na  alta  cm.  3,05,  larga  cm.  22,08,  con  raanico 
terminante  in  collo  e  testa  di  cigno  ricurvo,  attaccato  alla  con- 
colina  mediante  iina  palmetta  e  con  la  siiperficie  siiperiore  graffita 
di  palmette  e  semipalmette.  La  sua  forma  era  simile  a  quella  giä 
descritta  (fig.  4,3)  avendo  in  piü  il  manico. 

Piccolo  vasetto,  (fig.  6,1)  con  pancia  piriforme  e  baccel- 
lata,  bocca  larga  ad  imbuto  e  manico  formato  da  due  corde  intrec- 
ciate  ed  annodate  nel  mezzo,  alt.  cm.  8,07. 

Una  strigile  con  lamina  molto  ricurva. 


del  fondo  di  una  coppa  frammentaria  di  Euphronios.  Pur  essendo  di  accordo 
col  Klein  che  in  questa  non  fosse  esibito,  conie  vuole  il  Brunn,  un  trofeo 
non  trovo  nei  frammenti  medesimi  i  dati  sufficienti  su  cui  basare  la  con- 
gettura  che  il  guerriero  che  si  arma  fosse  proprio  ritratto  nel  raomento  di 
indossare  la  corazza. 


342 


M.    JATTA 


Vasi  a  figure  rosse.  —  Anfora  a  colonnette  per  forma 
e  decorazione  perfettamente  simile  a  quella  giä  descritta  e  rin- 
venuta  in  ßuvo,  alt.  cm.  39,02,  largh.  cm.  37,08.  A)  Komos. 
B)  Tre  giovani  avvolti  nell'himation. 

Oinochoe  a  bocca  trilobata,  alt.  cm.  13,08.  Sul  collo,  an- 
teriormente,  piccola  zona  di  ovoletti,  al  di  sotta  della  quäle, 
suUa  pancia,  e  rappresentato  im  Sileno,  che  in  piedi,  calvo,  con 
barbetta  a  pizzo  e  trattata  con  vernice  diluita,  stende  la  sinistra, 
poggiandosi  con  la  destra  sul  tirso.  Sul  suolo,  a  destra  dei  suoi 
piedi,  si  vede  un  corno  potorio.  Bello  stile.  (Per  la  forma  cfr.  Furt- 
wängler,   Äntiquarium,  tav.  IV,  n.  18). 


Fig.  6. 

Coppa  senza  maniche,  alt.  cm.  10,  largh.  cm.  21,  tutta 
verniciata  nera.  Sotto  al  piede  e  graffito  L|A  (^).  (Per  la  forma: 
Furtwängler,  Änt,  tav.  VI,  n.  227). 

Coppa  alta  cm.  6,02,  larga  cm.  20,  verniciata  nera  con  una 
palmetta  a  vernice  nera  nel  fondo  limitato  da  una  zona  di  ovoletti. 
(Per  la  forma:  Furtwängler,  Ant,  tav.  VI,  n.  226). 

Kalathos  alto  cm.  16,03,  largh.  cm.  24,05,  con  ornamenti 
in  color  rossomattone,  disposti  in  zone  sulla  superficie  grezza  della 
creta.  La  zona  sovrapposta  alla  base  e  ornata  di  scacchi,  la  se- 
guente  di  palmette,  la  terza  di  ramo  di  mirto,  l'ultima  in  foglie 


(»)  Per  il  significato  di  questi  segni  graffiti  sotto  il  piede  dei  vasi  e  la 
relativa  bibliografia,  confr.  Furtwängler  Griech.  Vasenm.,  testo  I,  p.  15, 
n.  1,  p.  178  e  seg.;  II,  p.  68. 


TOMBE    GRECHK    IN    PUGLIA 


343 


in  forma  di  punta  di  lancia,  le  quali  si  vedono  anche  suH'orlo  in- 
terno  del  labbro.  (Per  la  forma:  Furtwängler,  Ant.,  tav.  V,  n.  91). 

Askos  (fig.  6,2)  in  forma  di  fiaschetto  alt.  cm.  9,08.  Non 
verniciato  ne  decorato. 

In  questa  siippellettile  guadagna  sin  dal  primo  colpo  d'occhio 
una  speciale  cousiderazione  l'anfora  a  colonnette,  non  ostante 
la  freqiieoza  della  scena  rappresentata  sulla  siia  faccia  princi- 
pale  (tig.  7).  Sono  due  giovani  infatti,  che  con  ciamidi  gittate  aguisa 
di  scialle  sulla  spalla,  col  capo  cinto  da  benda  ed  ornato  da  piume, 


Fig.  7. 


ed  imo  di  essi  con  alti  calzari,  danzano  in  lieto  komos  per  la 
piibblica  via  al  ritmo  della  doppia  tibia,  suonata  da  una  giovane 
donna  vestita  di  lungo  chitone  ed  himation  e  col  capo  cinto  da 
Corona  di  mirto  (?).  Essi  hanno  ancora  fra  le  mani  gli  oggetti  che 
dianzi  formavano  il  loro  divertimento  (^)  e,  mentre  il  giovane  a 
sinistra  della  suonatrice,  lasciando  cadereil  nodoso  bastone,  stringe 
ancor  piü  teneramente  un'anfora  vinaria,  l'altro  con  il  barbiton 
nella  sinistra,  si  esperimenta  nell'esercizio  prediletto  di  tenere  in 
eqiiilibrio  una  coppa. 

Niente  di  nuovo  dunque   in  questi   giovani  comasti,    la    cui 
gaiezza  e  espressa  con  i  consueti   espedienti,    e   che   portano  im- 


(^)  Holwerda, /«/ir^.  d.  deutsch,  nrch.  Inst.,  18S9,  p.  24. 


344  M.    JATTA 

pressa  nella  fisonomia  con  veristica  impronta  rabbrutimento  del- 
l'orgia  (^).  Epperö  non  avrei  sottratta  l'anfora  aU'oblio,  ciü  era 
destinata,  ove  non  vi  avessi  riconosciuta  una  certa  importanza 
tecnica  e  stilistica. 

Se  il  maestro  del  nostro  dipinto,  infatti,  per  la  foggia  come 
ha  disegnate  le  ciamidi  indossate  dai  giovani,  per  lo  schematismo 
con  cui  ha  rase  le  larghe  pieghe  di  esse  ed  il  torace  del  giovane 
con  la  coppa,  e  soprattutto  per  la  palese  adozione  di  tipi  apparte- 
nenti  al  repertorio  di  stiie  severo  (^)  si  avvicina  a  questo  griippo 
vascolare,  ne  e  d'altra  parte  imprescindibilmente  tratto  fuori  da 
una  tecnica  piü  sviluppata,  da  iina  concezione  piü  calda  del  mo- 
vimento  e  del  panneggiamento,  ed  in  primo  liiogo  dal  notevole 
tentativo  di  dare  al  viso  del  giovane  con  la  coppa  ed  il  barbiton 
una  movenza  armonizzante  con  quella  delle  altre  sue  membra. 
Tentativo  veramente  interessante  non  pure  perche  raro  nei  dipinti 
vascolari  dell'epoca,  cui  a  mio  giudizio  rimonta  l'anfora  di  Ceglie, 
ma  anche  e  piü  perche  esso  si  palesa  affatto  rudimentale. 

A  me  sembra  infatti  che  il  viso  di  questo  giovane  situato  su 
di  un  coUo  enorme,  asimmetrico  nei  contorni,  con  una  guancia  piü 
gonfia  dell'altra,  gli  occhi  di  profilo  e  convergenti  verso  il  naso, 
sia  la  piü  irrefragabile  prova  da  un  lato  dell'attaccamento  del 
nostro  maestro  alle  posizioni  canoniche  dell'arte  arcaica  di  rappre- 
sentare  il  capo  di  faccia  o  di  profilo,  e  dall'altro  dei  suoi  conati, 
onde  liberarsene. 

Orbene,  dal  fermento  di  vecchi  motivi  rivolti  a  nuove  ed  in- 
tentate  conquiste  stilistiche,  costituente  la  caratteristica  piü  co- 
spicua  del  dipinto  di  Ceglie,  ne  consegue  anche  l'epoca  ed  il 
gruppo  vascolare,  cui  esso  deve  assegnarsi. 


(*)  Si  noti  specialmente  la  fisonomia  del  giovane  con  l'anfora  a  bilan- 
cione.  Anch'essa  al  nostro  dipinto  deriva  dallo  stile  severo,  ed  e  probabil- 
mente  anche  qui  indice  di  quell'indirizzo  realistico,  che  nella  ceramica  greca 
era  giä  penetrato  sin  da  principio  del  V  secolo  (Hartwig,  Meisterschalen, 
p.  479). 

(')  Come  l'esercizio  di  tenere  in  equilibrio  i  vasi  fosse  argomento  sfrut- 
tato  dai  pittori  vascolari  di  stile  severo,  puö  vedersi  in  Holwerda  (op.  cit., 
p.  27).  Per  la  derivazione  da  Epicteto  del  motivo  del  giovane  con  l'anfora  a 
bilancione,  confr.  anche  Hartwig  {Jahrb.  d.  d.  archaeol.  Inst.,  189],  p.  250; 
1892,  p.  118). 


TOMBE  GRECHE  IN  PUGLIA  345 

Siamo  evidentemente  in  un  periodo  di  passaggio  da  uno  stile 
all'altro,  ed  in  uno  degli  iiltimi  stadi  di  quel  graduale  e  conti- 
nuato  progresso  tecnico  e  stilistico  della  ceramica  greca  arcaica, 
che,  eliminando  volta  a  volta  le  siie  debolezze,  circa  un  decennio 
da  poi,  si  fletteva  docile  ai  comandamenti  della  grande  pittura  (^). 

E  un  gruppo,  ed  e  forse  superfluo  dichiararlo,  giä  da  un  pezzo 
distinto  e  studiato  (-),  ma  io  son  lieto  di  potervi  annoverare  l'an- 
fora  di  Ceglie  come  uno  dei  piü  istruttivi  esemplari. 


III.    VaSO    in    forma    DI   SECCHIO 
CON     RAPPRESENTANZA     MUSICALE;. 

Della  medesima  provenienza  della  tomba  ov  descritta  e  da  me 
acrgiunto  alla  collezione  Jatta  di  Ruvo,  ove  si  conserva.  e  il  vaso 
fraramentario  in  forma  di  secchio  (fig.  8)  (^),  di  stile  pugliese, 
del  principio  circa  del  III  secolo. 

La  forma,  gli  elementi  decorativi,  il  largo  uso  del  bianco  e 
la  scena  del  rovescio,  esibente  una  giovane  donna  in  amoroso  col- 
loquio  con  un  giovane,  raentre  un  Eros  vola  al  disopra,  sono  ovvie 
caratteristiche  del  gruppo  cui  il  nostro  vaso  appartiene. 

Maggior  Interesse  invece  desta  la  rappresentanza  musicale 
della  sua  faccia  principale,  modesta  ma  pur  espressiva  emanazione 
dello  spirito  ellenistico  che  l'informa. 

Seduta  su  di  una  sedia  pieghevole,  vestita  di  lungo  chitone 
ed  himation  avvolto  intorno  alle  gambe,  con  scarpe,  armille,  orec- 
chini,  e  collana  una  giovane  donna  suona  la  doppia  tibia,  mentre 
innanzi  a  lei  un   personaggio  (probabilmente  di  sesso   femminile) 


(0  Fo,  col  Milchhöfer  {Jahrb.  d.  d.  arch.  fnsL,  1894,  p.  72  e  segg.), 
comiiiciare  l'influsso  della  grande  pittura  suUa  ceramica  nel  460  av.  C.  circa, 
consentendo  con  lui  nel  ritenere  che  tale  influsso  non  avvenne  di  un  sol  colpo, 
giacche  molti  motivi  ritenuti  polignotei  preesistevano. 

(")  Specialmente  dal  Holwerda  nel  citato  lavoro  (Jahrb.  d.  d.  arch.  Inst., 
1889,  p.  24  e  segg.). 

(^)  Questi  sono  gruppi  di  palmette  intrecciate  fra  loro  sui  fianchi  del 
vaso  e  dividenti  le  rappresentanze,  meandro  sotto  le  figure,  ovoletti  sulForlo 
del  vaso,  mentre  le  modanature  sottostanti  sono  verniciate  nere  o  ornate  di 
punti  bianchi  alternantisi  a  trattolini  del  medesimo  colore. 


346 


M.    JATTA 


in  vestimento  Orientale  danza  Toklasma  (^)  ed  alla  sua  sinistra  iina 
figura  maschile  (fig.  9)  (mancante  del  capo  e  delle  spalle)  col  busto 
Dudo  e  la  parte  inferiore  del  corpo  avvolta  nell'himation,  in  piedi, 
col  gomito  destro  appoggiato  su  di  im  pilastro,  la  cetra  nella  destra 
ed  un  ramo  di   palma  (?)  nella  sinistra,  rivolge,  parc,  lo  sgiiardo 


Fig.  8. 


alla  danzatrice  (?).  Un  Eros  vola  al  disopra  della  suonatrice  di 
tibie  recando  iina  corona,  dal  suolo  si  vede  spuntare  im  ramo  di 
palma  e  sospesi  l'uno  al  disopra  della  danzatrice  (?),  l'altra  a  si- 
nistra del  citaredo,  sono  un  timpanon  ed  ima  benda. 

Se  si  pensa  a  quel  meraviglioso  fenomeno  dell'arte  musicale 
greca,  per  ciii  dalle  labbra  del  poeta  sgorgavano  contemporanea- 
mente,  fuse  in  modo  indissolubile  ed  egualmente  belle  e  perfette, 


(')  Stephani.  Compte  Rendu,  1859,  p.  120.  e  segg.;  1865,  p.  56eseg. ; 
1868,  p.  81.  Mem.  de  VAc.  d.  St.  Petersbourg,  XVI,  n.  13,  p.  24. 


TOMBE   GRECHE    IN    PUGLIA 


347 


come  ben  si  esprime  il  ßomagnoli  ('),  la  poesia  e  la  musica,  si  puö 
anche  riconoscere  nei  protagonisti  della  scena  rappresentata  sul 
dipinto  vascolare  di  Ceglie,  im  poeta  ed  una  poetessa. 

In  ogni  modo,  non  e  dubbia  l'intenzione  del  nostro  vasaio  di 
porre  in  maggior  rilievo  e  dar  preponderanza  al  siiono  delle  tibie ; 


giacche  non  soltanto  alia  siionatrice  di  esse  tribiita  maggior  onore 
destinandole,  insieme  al  ramo  di  palma,  probabilmente  anche  la 
Corona,  ma  ne  caratterizza  in  modo  mirabile  l'armonia,  con  l'in- 
trodurvi  l'Amorino,  simbolo  forse  qui  della  passione  d'amore  della 
disgraziata  Ninfa  dal  mito  rinchiusa  nelle  tibie,  e  la  danzatrice, 
che,  merce  la  rispondenza  dei  molteplici  movimenti  dell'oklasma 
con  la  Tüov  avXcbv  7ToXv(p(ovia  (2),  ci  appare  una  plastica  riprodii- 
zione  del  ritmo  saltante  ed  agitato  delle  tibie. 

(^)  E.  Romagnoli,  La  musica  greca  {Nuova  Antologia,  1905,  p.  672); 
cfr.  anche  D.  B.  Monro,  The  Modes  of  ancient  Greek  Music,  p.  119  e  segg. 

(*)  Plutarco,  De  Mus.,  19;  cfr.  sul  riguardo  Graf,  De  Graec.  re  mus., 
p.  2  e  segg. 


348  M.    JATTA.    TOMBE   GRECHE    IN    PUGLIA 

L'opposizione,  a  dir  vero,  fra  il  suono  della  cetra  e  delle 
tibie  fu  sempre  tenuta  viva  fra  i  Greci  da  diversitä  etnografiche, 
di  origine,  di  forza  espressiva  e  di  ritmo,  divergenze  da  Orazio  (^ 
riassiinte  con  si  eloquente  sintesi  nei  suoi  ben  noti  versi: 

Sonante  mixtum  tibiis  carmen  lyra 

Hac  doricum,  Ulis  harharum. 

Ün  vero  e  duraturo  antagonismo  infatti  fra  iin  suono,  e  l'altro, 
ed  il  predominio  di  uno  strumento  musicale  sull'altro  non  vi  fu 
mai,  mentre  il  divampare  della  loro  opposizione  in  momentaneo 
disprezzo  o  simpatia,  si  deve  a  cause  estranee  alla  musica  mede- 
sima,  agli  avvenimenti  politici  ed  alla  moda.  Come  un  secolo  e 
piü  circa  prima  del  nostro  dipinto,  l'opposizione  musicale  fra  le 
tibie  e  la  cetra,  fomentata  dal  sentimento  nazionale  e  dalla  moda 
ebbe  un'eco  nella  pittura  vascolare  (^),  cosi  ora  l'eco  medesima 
ripercuote  la  moda  ed  il  gusto  per  quanto  veniva  dall'Oriente,  che 
si  fortemente  aveva  pervasa  la  societä  ellenistica  depo  le  spedi- 
zioni  di  Alessandro  soprattutto  (^)  e  che  nel  dipinto  di  Ceglie  si 
rispecchia  nell'origine  delle  tibie,  dell'oklasma  (^)  e  nel  vestimento 
della  danzatrice. 

Ma  quäle  dissonanza  fra  questi  due  echi ! 

Mentre  i  ceramisti  del  V  secolo  manifestano  il  loro  odio  per 
l'auletica  attraverso  il  mito,  il  pittore  vascolare  pugliese  sa  far 
emergere  la  sua  simpatia  per  le  tibie  dalla  scena  di  genere  me- 
desima, la  quäle,  piü  intensa  e  veristica  nell'espressione,  si  assot- 
tiglia  anche  nel  significato. 

M.  Jatta. 

(*)  Orazio,  Epod.  9,  5  e  seg.  Per  la  loro  interpretazione  cfr.  Graf,  op.  cit., 
p.  79;  !P.  J.  Fetis,  Histoire  generale  de  la  Musique,  v.  III,  p.  328  e  segg. 

(^)  'E-  noto  come  neU'odio  per  le  tibie  in  Atene,  dopo  le  guerre  persiane, 
si  rispecchia  l'odio  contro  i  Beoti,  di  cui  le  tibie  erano  strumento  nazionale, 
e  che  la  guerra  mossa  all'auletica,  trovö,  auspice  Alcibiade,  seguaei  nella 
gioventü  elegante  ateniese  ed  un'eco  nel  mito  e  nelle  opere  d'arte  da  esso 
ispirate.  (Michaelis,  Marsia  ed  Apolline,  in  Annali  delVInst.,  1858,  p.  305  c 
segg.  Cfri  Arch.  Zeit.,  1874,  p.  12  e  segg.). 

(^)  Heibig,  Untersuch.,  p.  171  e  segg. 

(*)  Holwerda,  op.  cit,  p.  28. 


EIN   PANNONISCHES   KAESTCHEN   AUS   DEM 
NATIONALMÜSEÜM  IN  BUDAPEST. 

(mit  Taf.  X) 


Im  März  1906  ist  in  latercisa,  Diinapentele,  bei  den  unter 
der  Leitung  des  Prof.  Mahler  vorgenommenen  Ausgrabungen  auf 
dem  Berg  Oereghegy,  auf  dem  Felde  des  Daniel  Kakics  der 
Rest  eines  Kästchens  gefunden  worden,  das  nach  vielen  Seiten  hin 
Beachtung  verdient.  Es  lag  neben  einem  ausgeplünderten  Sarg,  des- 
sen Deckel  aufgebrochen  war;  daneben  fanden  sich  27  Münzen 
von  Constantin  u.  a.,  einige  Glasgefässe  und  eine  T-Fibel.  Wahr- 
scheinlich waren  diese  als  wertlose  Teile  des  Sarginhalts  wegge- 
worfen worden.  Im  Sarg  (32/1906  N°  3)  waren  die  Gebeine  eines 
M.  Aurelius  Silvanus  (^)  beigesetzt,  dessen  Heimat  Hemesa  war, 
und  der  die  Charge  eine  beaeßciarius  tribuni  bekleidet  hatte.  Das 
Kästchen  selbst  (-)  war  aus  Holz  gefertigt  und  auf  der  Aussen- 
seite  mit  Bronzeplatten  beschlagen;  leider  ist  das  Holz  ganz  ver- 
gangen, auch  die  Bronzeplatten  sind  nur  teilweise  erhalten  und  so 
stark  oxydiert,  dass  sie  nur  mit  Mühe  und  unter  der  grössten 
Sorgfalt  gerettet  werden  konnten  (Taf.  X). 

Es  ist  zunächst  die  Vorderseite  des  Kästchens  erhalten,  und 
zwar  ein  Streifen,  der  den  überklappenden  Teil  des  Deckels  schmückt; 
dieser  ist  aus  drei  Stücken  zusammengesetzt,  einem  Mittelstück 
und  zwei  Seitenstücken,  von  denen  das  rechte  noch  mit  dem 
Mittelstück  zusammenhängt.  Das  Mittelstück  ist  mit  vier  Kreisen 
verziert,  deren  Rand  aus  zusammengereihten  Perlen  besteht ; 
innerhalb  der  zwei  mittleren  Kreise  ist  ein  geflügeltes  Gorgo- 
nenhaupt  gebildet,    dessen  Haare   sich  zwischen  den   Flügeln  zu 

(')  Arch.  Ert.  XXVI,  1906,  pp.  158-159. 

(')  Es  befindet  sich  im  Budapester  Nationalmuseum  Nummer  32/1906  36. 

23 


350  R.    ENGKLMANN 

einem  steilen  Toupet  erheben  und  zu  beiden  Seiten  längs  des 
Gesichtes  lang  herabfallen;  unterhalb  des  Kinnes  scheinen  zwei 
dünne  Schlangen  zusammengeknotet  zu  sein ;  neben  diesen  beiden 
Medusenköpfen  ist  links  Bellerophon  dargestellt,  n.  r.  reitend, 
mit  nachflatterndem  Mantel  (von  der  Beflügelung  des  Pegasus  ist 
nichts  zu  sehen).  Er  ist  im  Begriff,  mit  der  Lanze  nach  der  unter 
dem  Pferde  n.  r.  laufenden  Chimaera  zu  stossen,  deren  drei  Köpfe 
ihm  zugewandt  sind;  um  ihren  Biss  zu  vermeiden,  hat  Bellero- 
phon das  r.  Bein  in  die  Höhe  gezogen  (^) ;  das  Rund  zur  rechten 
Hand  wird  von  einem  Reiter  eingenommen,  der,  in  symmetrischer 
Haltung  zu  Bellerophon,  n.  1.  sprengt;  er  hat  am  linken  Arme  einen 
kleinen  ovalen  Schild  mit  einem  Umbo  in  der  Mitte  und  hielt 
wohl  einen  kurzen  Speer  in  der  Rechten,  wurfbereit,  gegen  einen 
Gegner,  nach  dem  er  den  Kopf  zurückwendet;  unter  seinem  Pferde 
liegt  ein  nach  links  gefallener  Gegner,  der  den  Kopf  nach  dem 
Sieger  emporzuwenden  sucht  (^).  Zwischen  je  zwei  Kreisen  sind 
oben  und  unten  je  ein  kleiner  von  kleineren  Perlen  eingefasster 
Kreis  angebracht,  der  ursprünglich  wohl  als  verzierter  Nagelkopf. 
zur  Befestigung  der  Platten  auf  der  Unterlage,  gedacht  ist;  sie 
schliessen  entweder  einen  kleinen  einfachen  runden  Buckel,  oder 
eine  kleine  Büste  eines  Mannes,  oder  zwei  einander  zugewandte 
Idole  ein  (^).  Unten  wird  der  Mittelstreifen  durch  einen  Fries 
abgeschlossen,  der  mit  stilisirten  nach  links  laufenden  Tieren  er- 
füllt ist;  die  äussere  Begrenzung  nach  oben  und  unten  wurde 
durch  eine  Reihe  von  grösseren  Perlen  oder  Buckeln  gebildet, 
die  aber  nur  oben  noch  ganz  erhalten  sind.  An  den  Mittelstreifen 
schliessen  sich  links  und  rechts  die  Seitenstreifen  an,  die  einfach 
je  eine  Hälfte  des  Mittelstreifens  wiederholen,  d.  h.  man  hatte 
links  ein  Medaillon  der  Gorgone  und  des  Bellerophon,  rechts  das 
der  Gorgone  und  des  Reiters;  da  die  Hälfte  des  Streifens  aber 
für  die  Ausdehnung  des   Kästchens  zu   gross  war,  hat  man  links 

(*)  Auch  auf  der  Thema  Capitolina  ist  in  Medaillons  Bellerophon  dar- 
gestellt, wie  er  von  dem  (hier  sicher  geflügelten)  Pegasos  aus  die  Ciiimaera 
bekämpft,  vgl.  Rom.  Mitt.  1906  T.  XVIII,  2. 

(«)  Vgl.  Mainzer  Zeitschr.  1906  S.  33,  Fig.  21.  Grabmal  eines  röm. 
Reiters,  das  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  Medaillon  hat. 

(»)  Solche  mit  Büsten  ausgeschmückte  Nagelköpfe  erscheinen  auch  auf 
der  Thensa  Capitolina,  vgl.  Röm.  Mitt.  1906  S.  372. 


EIN    PANNONISCHES   KAESTCHEN  851 

oder  rechts  ein  Stück  abgeschnitten,  so  dass  beide  Male  nur  der 
Kreis  mit  der  Gorgone  ganz,  der  andere  nur  teilweise  erhaltea 
ist;  indem  man  an  der  Ecke  noch  ein  über  die  Ecke  übergreifendes- 
Bronzeblech  aufnagelte  (nur  die  Nägel  sind  noch  erhalten)»  sind 
zugleich  von  dem  abgeschnittenen  Kreis  die  erhabenen  Reliefspuren 
durch  die  Hammerschläge  wiederhineingetrieben,  so  dass  man  von 
Bellerophon  nur  noch  die  Beine  des  Pegasus,  von  dem  Reiter  rechts 
dagegen  fast  gar  nichts  sieht.  Jedenfalls  kann  man  hier  gleich 
lernen,  in  welcher  Weise  die  Kästchen  gearbeitet  wurden:  der 
Arbeiter  hatte  eine  Reihe  von  Bronzeblechstreifen  mit  getriebenen 
Figuren  vor  sich;  von  diesen  nahm  er,  was  ihm  der  Grösse  und 
dem  Ornament  nach  geeignet  schien,  schnitt  es,  ohne  viel  Rück- 
sicht auf  die  Ornamente  zu  nehmen,  mit  der  Scheere  zu  und  be- 
festigte es  durch  Nägel  auf  der  Holzunterlage  so,  dass  die  Enden 
der  einzelnen  Streifen  sich  gegenseitig  deckten  {^). 

Der  untere  Teil  der  Vorderseite  ist  durch  fünf  vertikale  Streifen 
geschmückt,  zwei  schmale  an  den  Seiten,  dann  folgen  zwei  brei- 
tere, und  in  der  Mitte  einer  als  Schlüsselblech,  das  aber  nur  die 
Hälfte  der  Höhe  deckt.  Die  schmalen  Seitenstreifen  zeigen  zunächst 
dieselbe  Verzierung,  wie  im  Deckelstreifen,  links  einen  Kreis  mit 
Bellerophon  (n.  r.)  und  darunter  den  mit  der  Gorgone,  rechts  den 
Kreis  mit  dem  Reiter  (n.  1.)  und  darunter  die  Gorgone;  hier  sind 
also  die  Medaillons  nicht  neben,  sondern  unter  einander  angeordnet. 
Da  die  Höhe  des  Kästchens  durch  die  beiden  Medaillons  nicht 
ausgefüllt  wird,  muss  man  wohl  annehmen,  dass  sie  sich  noch  ein- 
mal wiederholten,  dass  also  nach  unten  noch  einmal  Bellerophon 
und  die  Gorgone  links,  der  Reiter  und  die  Gorgone  rechts  folgten. 

Während  dieser  erste  und  fünfte  Streifen  durch  die  symme- 
trische Haltung  des  Bellerophon  und  des  Reiters  einen  symme- 
trischen Eindruck  machten,  wiederholt  der  zweite  und  vierte  Strei- 
fen einfach  dieselben  Figuren,  offenbar  weil  dem  Verfertiger  de» 
Kästchens  keine  symmetrischen  Figuren  für  diese  Streifen  zu  Ge- 
bote standen.  Wir  haben  hier  drei  Medaillons  von  etwas  grösserem 
Durchmesser;   oben  wieder  Bellerophon,  n.  r.,  aber  diesmal  ohn^ 


C)  Ueber  die  Technik,  die  bei  dem  Anbringen  der  Bronzeplatten  auf 
(jcr  Holzunterlage  angewandt  wurde,  handelt  ausführlich  Stählin  in  den  Rom. 
Mitt.  1906  S.  357  (über  die  Thensa  Gapitolina). 


852  R.    KNGELMANN 

nachfliegenden  Mantel  und  auf  dem  geflügelten    Pegasus  sitzend; 
während  auf  dem  kleineren   Medaillon  der  Held  sein  Ziel  mit  den 
Augen  sucht,  blickt  er  hier  gerade  aus  n.  r.,  fuhrt  aber  trotzdem 
einen  Lanzenstoss   nach   unten  gegen    die    nach    rechts    laufende 
Chimaera.  Im  Grunde  links  ist  ein  Baum  angegeben.  Das  mittlere 
Medaillon  zeigt  Herakles  im  Kampfe  mit  dem  Löwen.  Der  Held, 
nackt,  seitlich  n.  r.,  mit  vorgesetztem  linken  Bein,  hat  mit  beiden 
Armen   den    Kopf  des  Löwen  umschlungen  und  würgt  ihn;    eine 
gerade  Linie  gibt  unten  das  Terrain  an ;  in  dem   dadurch   entste- 
henden Kreisabschnitt  liegt  die  Keule  des  Helden;  im  Grundeist 
links  sein  Bogen,  rechts   hinter  dem  Löwen  ein  Baum,  dessen  un- 
terer Stamm  zwischen  den  Hinterfüssen  des  Löwen  erscheint.  Das 
dritte,  unterste  Medaillon  zeigt  einen  Krieger,  n.   r.  anstürmend, 
mit  kleinem  rundem  Schild,  den  er  in  der  Mitte  gefasst  hat,  Helm 
und  Lanze;  seine  Brust  ist,  wie   es  scheint,  mit  einem  enganlie- 
genden Lederpanzer  gedeckt;  rechts  und  links   im  Grunde  ist  je 
<iine    kleinere    Gestalt   gebildet,  die    nicht   deutlich   ausgedrückt 
ist;  man  könnte  in  der  rechten  eine  die  Bewegungen  des  Kriegers 
nachäffende  Gestalt  zu  sehen   glauben;  in  dem  durch  die  Terrain- 
linie gebildeten  Kreisabschnitt  ist  auch  ein  nicht  deutlicher    Ge- 
genstand zu  sehen;    man    könnte,    besonders  nach  dem  links  ste- 
henden Bilde,  am  besten  an  einen  Vogel  denken,  der  sich  auf  den 
Boden  neigt,  um  etwas   aufzupicken.  Der  Zwischenraum  zwischen 
den  Kreisen  ist  durch  herausgehämmerte  Punkte  ausgefüllt;    die 
iländer  waren  wieder  durch  die  grösseren  Perlen  oder  Buckel  ge- 
bildet. Der  dritte,  mittlere  Streifen  bedeckt  also  das  Schloss.  Das 
Schlüsselloch  ist  von  einem  hoch  herausgetriebenen  breiten  Kreis 
umgeben,  alle  vier  Seiten  sind  mit  der  Buckelkante  versehen,  ver- 
möge deren  auch  vier  Dreiecke  an  den  Ecken  abgeschnitten  sind, 
so  dass  um   den   mittleren  Kreis  ein  Achteck   entsteht.  Von  den 
Nägeln,  mit  denen  die  Mittelplatte  befestigt  war,  sind  die  Spuren 
!uid  Löcher  noch  erhalten.  Der  dazu  gehörige  an  einem  Ring  be- 
festigte Schlüssel  scheint  nach  der  Photographie  mit  einem  Stück 
Gewebe  eingehüllt  zu  sein.  So  sehr  war  man  darauf  bedacht  ge- 
wesen, dem  Toten  die  Weiterbenutzung  des  Kästchens  zu  sichern, 
dass  man  sogar  für  gute   Erhaltung  des    Schlüssels    Sorge  trug. 
Von  der    Verzierung   der   unteren   Hälfte  des   Mittelstreifens   ist 
nichts  erhalten. 


EIN    I'ANNONISCHES    KAtfeTCHKN 


35[ 


Zu  der  VerzieriiDg  eines  Kästchens  gehört  auch  noch  die  unter 
Fig.  1  abgebildete  Platte,  von  der  ich  leider  nicht  anzugeben 
vermag,  an  welclier  Stelle  sie  ursprünglich  angebracht  war.  Meine 
ursprüngliche  Annahme,  dass  sie  sich  unter  dem  vorher  beschrie- 
benen Streifen  als  unterer  Abschluss  befand,  scheint  mir  deshalb 
uichtannehmbar,  weil  damit  das  Kästchen  eine  ungewöhnliche  Höhe. 
mit  dem  Deckel  gegen  0,45  m.,  bekommen Jwürde,  eine  Höhe,  die 
offenbar  bei  den  anderen  Kästchen  nicht|  vorhanden  war  und  die 
auch  für  die  Zwecke,  denen  die  Kästclien  dienten,  nicht  nötig 
scheint;  die  Platte  könnte  aber    nuch  zum   Schmuck  des  Deckels 


Fig.  1.  —  Platte  eines  Kästchens  ans  Interci 


gedient  haben ;  ja,  wenn  man  die  Ornamente  betrachtet,  könnte  mau 
überhaupt  auf  den  Gedanken  kommen,  dass  die  Platte  zu  einem  ganz 
anderen  Kästchen  gehörte.  Während  nämlich  als  Umgrenzung  bei 
den  Platten  der  Taf.  X  immer  Buckel-  oder  Perlenbänder  er- 
scheinen, ist  hier  als  ümsäumung  ein  Band  von  Buckeln,  von  denen 
jeder  in  einen  Kreis  gelegt  ist,  genommen,  so  dass  man  zuerst 
glaubt,  man  habe  einen  Eierstab  auszudrücken  beabsichtigt.  Auf 
der  anderen  Seite  sind  aber  doch  auch  die  Aehnlichkeiten  so  stark, 
dass  man  an  der  Zugehörigkeit  unserer  Platte  zu  dem  Kästchen 
festhalten  muss.  Der  Buckel  innerhalb  des  Ringes  findet  sich  aucli 
auf  dem  oberen  Streifen  neben  dem  Gorgoneion,  auch  ist  der  Rand 


354  R.   ENGELMANN 

oberhalb  des  Reliefs  in  derselben  Weise  durch  Heraustreiben  von 
Punkten  verziert,  wie  die  leeren  Ecken  auf  dem  zweiten  und  vierten 
Streifen  der  unteren  Abteilung  des  Kästchens,  kurz,  man  wird  an- 
nehmen müssen,  dass  das  Kelief  an  dem  Kästchen  mit  angebracht 
war.  Dann  würde  es  wohl  dem  Deckel  zugehören.  Ich  denke,  dass 
sich  die  Verwendung  dieser  Kästchen  als  Toilettenkästchen  nach- 
weisen lässt,  dann  würde  sogar  das  Kelief,  das  den  Schönheits- 
streit der  drei  Göttinnen  darstellt,  einen  sehr  schönen  Sinn  haben. 
Das  Feld  ist  rechts  durch  einen  runden  Pfeiler,  der  offenbar  unter 
dem  Randbeschlag  verborgen  war,  abgeschlossen ;  dann  beginnt  die 
Darstellung  mit  Paris,  der  zwischen  zwei  Bäumen  auf  einem  Stein- 
haufen n.  1.  sitzt.  Er  ist  mit  dem  Chiton  und  dem  auf  der  rechten 
Schulter  zusammengehaltenen  Himation  bekleidet,  der  Kopf  ist 
zerstört,  doch  ist  noch  zu  erkennen,  dass  er  eine  phrygische  Mütze 
trug;  den  rechten  Arm  hat  er  n.  1.  ausgestreckt  und  die  Hand 
zur  Höhe  des  Gesichts  erhoben,  als  ob  er  seiner  Rede  Nachdruck 
geben  wollte;  die  linke  im  Schosse  liegende  Hand  hält  das  Pedum. 
Links  von  ihm  steht  Hermes,  n.  1. ;  er  hält  in  der  herabhängenden 
L.  das  Kerykeion,  in  der  rechten  nach  vorn  gestreckten  Hand 
bietet  er  der  vor  ihm  stehenden  Aphrodite  den  von  Paris  ihr  zuer- 
kannten Apfel  dar.  Zwischen  seinen  Füssen  ist  ein  Baumstamm 
sichtbar,  auch  zwischen  ihm  und  Venus  steht  ein  Baum.  Die  Göt- 
tin der  Schönheit  steht  e.  f.,  Kopf  nach  rechts  dem  Hermes  und 
Paris  zugewandt,  ganz  nackt  da,  indem  sie  ein  langes  Gew^and, 
dem  durch  Streifen  und  Buckel  ein  gewisser  Schmuck  verliehen 
ist,  mit  den  ausgestreckten  Händen  so  hält,  dass  es  den  Hinter- 
grund für  ihren  Körper  bildet.  Links  von  ihr  steht,  durch  einen 
Baum  abgetrennt,  Athena.  Sie  trägt  einen  Chiton,  der  unter  der 
Brust  gegürtet  ist,  und  ein  um  den  Unterleib  geschlagenes  Hima- 
tion; sie  legt  die  linke  Hand  an  den  auf  der  Erde  stehenden 
Schild,  der  gleichfalls  mit  getriebenen  Buckeln  verziert  ist,  während 
sie  mit  der  rechten  Hand  die  hoch  gefasste  Lanze  aufstemmt.  Sie 
war  nach  links  gewandt,  nach  Hera  hin,  deren  Figur  ganz  ver- 
schwunden ist,  nur  der  Rest  eines  Baums  und  der  Hals  des  Pfaus, 
des  Vogels  der  Hera,  ist  noch  erhalten.  Die  Haltung  der  Venus, 
die  sich  durch  das  Gewand  einen  Hintergrund  schafft,  ist  übrigens 
schon  auf  pompejanischen  Wandgemälden  üblich,  vgl.  N°  119691 
des  Inventars.  Vgl.  Graeven  Antike  Elfenbeinw\  N°  32  (S.  53). 


EIN    PANNONISCHES   KAESTCHEN 


S55 


Es  gibt  eine  ganze  Reihe  solcher  Kästchen  mit  Bronzebeschlag 
aus  Pannonien,  die  fast  alle  dem  Nationalmuseiim  von  Buda- 
pest angehören;  da  die  meisten  in  den  Arch.  Ert.  abgebildet 
sind,  kann  ich  mich  mit  einer  kurzen  Angabe  begnügen.  Am 
längsten  bekannt  ist  das  Kästchen  aus  Pecs,  das  nach  den  Sit- 
zungsber.  d.  Wiener  Akad.  1858  Bd.  27  S.  57  schon  vor  1839  ge- 


Fig.  2.  —  Kästchen  aas  Pecs. 


fanden  bein  muss,  da  in  der  Zeitschr.  f.  Altertumswissensch.  1839 
(N°  42)  S.  336  der  Fundbericht  ohne  Angabe  einer  Quelle  mitge- 
teilt wird.  Fig.  2.  Es  heisst  dort,  man  habe  an  einer  (unbezeichnet 
gelassenen)  Stelle  mehrere  Steinsärge  römischer  Krieger  entdeckt, 
lind  in  einem  derselben  (in  dem  vielleicht,  wie  in  Intercisa,  Mann 
und  Frau  begraben  waren),  ein  mit  plastischen  Darstellungen  ge- 
ziertes Kästchen  aus  Cedernholz  gefunden,  das  nach  den  Darstel- 
lungen in  den  Jahren  330-358  entstanden  sein  müsse.  Der  über- 
klappende Teil  des  Deckels  ist  mit  zwei  schmalen  Streifen  stilisirter 
Tiere,  die  beide  ganz   gleich    sind,  geschmückt;  der  untere  Teil 


356  R.    ENGELMA.NN 

zerfällt  in  zwei  durch  ein  Kymalion  getrennte  Streifen,  von  denen 
der  obere  in  drei,  der  untere  in  fünf  Felder  zerlegt  ist;  von  den 
oberen  ist  das  rechte  Feld  ganz  zerstört,  auch  das  mittlere  zum 
Teil,  so  dass  man  über  die  Darstellung  zunächst  unklar  bleibt,  in 
dem  linken  Feld  sitzt  eine  Frau,  um  deren  rechten  Schenkel  das 
Gewand  geschlagen  ist,  während  sie  sonst  ganz  nackt  ist,  bequem 
n.  1.  hingelagert;  ein  Eros  fliegt  auf  sie  zu;  von  links  kommt 
eine  bis  auf  das  bogenförmig  sich  über  ihr  blähende  Gewand  nackte 
Gestalt  herbei,  sorgsam  ausschreitend,  um  von  der  rulienden  nicht 
bemerkt  zu  werden  (unten  liegt  das  Pedum) ;  rechts  unten  in  der 
Ecke  liegt  noch  eine  Gestalt,  die  wohl  als  Lokalgottheit  aufzu- 
fassen ist.  Da  in  dem  teilweise  zerstörten  Mittelbild  der  Körper 
eines  Vogels  mit  Schwanenhals  zu  erkennen  ist,  also  der  Gedanke 
an  Leda  erweckt  wird,  darf  man  wohl  an  das  Mosaik  in  Palermo 
erinnern  (Overbeck,  Las  grosse  Mosaik  auf  der  Piazza  della  Vit- 
toria  in  Palermo^  Leipzig  1875),  wo  in  drei  entsprechenden  Feldern 
die  drei  Liebschaften  des  Zeus  mit  der  Antiope,  Danae  und  Leda 
dargestellt  sind.  Dieselben  Liebschaften  scheint  der  Künstler  auch 
in  unserem  Eelief  gemeint  zu  haben,  links  Zeus,  der  als  Satyr  die 
Antiope  beschleicht  (der  Satyr  wird  durch  das  Pedum  bezeichnet), 
in  der  Mitte  Leda,  und  in  dem  zerstörten  rechten  Felde  Danae, 
den  goldenen  Regen  empfangend.  Wie  sehr  diese  Darstellung  zur 
Ausschmückung  des  Toilettenkästchens  geeignet  ist,  bedarf  keiner 
besonderen  Hervorhebung.  Der  untere  Streifen  endlich  enthält  in 
der  Mitte  die  auf  einem  Thron  sitzende  Gestalt  der  Koma  (Roma)^ 
und  rechts  und  links  von  ihr  die  symmetrisch  geformten  nur 
durch  die  liebe rschriften  unterschiedenen  Stadtgottheiten  Caithago 
und  Constantinopolis  links,  Nicomedia  und  Siscia  rechts.  Da  Nico- 
media durch  ein  Erdbeben  im  Jahre  358  zerstört  wurde  und  By- 
zantion  den  Namen  Constantinopolis  im  Jahre  330  erhielt,  so  wird 
durch  die  Zusammenstellung  der  fünf  Städte  die  Anfertigung  des 
Kästchens  auf  die  Zeit  zwischen  330  und  358  festgestellt.  Dass, 
wie  Desjardins  {Monuments  ^pigraphiques  du  Mus4e  National 
Hongrois,  Budapest  1873,  pl.  XIV)  annahm,  die  Städte  hier  als 
Münzstädte  angebracht  seien,  war  eine  Annahme,  die  nur  durch 
die  falsche  Vergleichung  mit  den  pompejanischen  Arcae  (Reo. 
arch.  1868,  IT,  pl.  XX)  herbeigeführt  ist,  indem  er  annahm,  dass 
das   pannonische   Kästchen    zur    Aufbewahrung    der    Kriegskasse 


EIN    PANNONISCHES    KAESTCHKN  357 

gedient  habe,  eine  Annahme,  die  schon  durch  die  grosse  Zahl  der 
vorhandenen  Kästchen  widerlegt  wird  (Ärch.  Ert.  1881,  I,  S. 
127.  148). 

Ein  anderes  Kästchen,  das  ans  der  gleichen  Fabrik  hervor- 
gegangen zu  sein  scheint,  ist  das  von  Felcsuth,  das  am  23.  Ok- 
tober 1881  von  M.  Weiss  zusammen  mit  zwei  Bronzemünzen  aus 
der  Zeit  Valentinians  I.  gefunden  wurde.  Es  ist  die  Vorderseite 
und  ein  Stück  des  Deckels,  mit  dem  Griff,  erhalten.  Der  Griff  ist 
erst  angebracht,  nachdem  das  Holz  mit  den  Bronzeplatten  bena- 
gelt war,  ohne  Rücksicht  auf  die  Figuren;  man  hat  also  das- 
selbe Verfahren  eingeschlagen,  wie  es  bei  den  sog.  Praenestiner 
eisten,  bei  denen  der  äussere  Kettenschmuck  ohne  Rücksicht  auf 
die  Zeichnung  der  Cisten  zugefügt  ist,  üblich  war.  Der  aufgelegte 
Bronzeschmuck  besteht  aus  rechteckigen  Tafeln,  die  auf  allen  vier 
Seiten  mit  Eierstab  umgrenzt  sind;  sie  stellen  einzelne  Figuren 
dar,  Thalia  mit  Maske,  Melpomene  und  tanzende  Männer  und 
Frauen;  die  obere  und  untere  Reihe  ist  durch  einen  Fries  mit 
stilisierten  Tieren  geschieden  {Ärch.  Ert.  S.  143). 

Ein  Kästchen  von  Lovasbalaton,  im  Besitz  des  Bischofs  Ni- 
colaus Bezeredy,  noch  nicht  veröffentlicht,  soll  mit  dem  von  Felc- 
suth genau  übereinstimmen. 

Darauf  folgen,  der  Zeit  der  Auffindung  nach,  die  auf  dem 
Feneker  Gräberfeld  gefundenen  Kästchen ;  der  Kürze  halber  muss 
ich  auf  die  genauen  und  sorgfältigen  Ausführungen  in  den  Archeo- 
logiai  Közlemenyek  1886  S.  149  Taf.  VII  verweisen.  Es  sind 
auf  dem  Kästchen  die  vier  Jahreszeiten  dargestellt,  der  Frühling, 
jedenfalls  mit  Blumen  (^)  der  Sommer  mit  der  Sichel  (nicht  der 


(*)  In  den  Arch.  Közl.  S.  149  wird  die  Figur  als  Säemann  erklärt,  das 
geht  aber  nicht;  in  einem  Korbe  auf  dem  linken  Arm  den  Samen  zu  tragen 
und  mit  der  rechten  Hand  ihn  auszustreuen  ist,  scheint  mir,  ganz  unmöglich  ; 
auch  zeigt  die  Stellung  der  Finger  deutlich,  dass  der  Mann  zierlich  eine 
Blume  fasst.  Auch  ist  das  Säen  nicht  für  den  Frühling,  sondern  für  den 
Oktober  charakteristisch,  vgl.  Auson.  eclog.  376:  Triticeo  October  fenore 
ditat  agros,  und  377:  Et  qui  sementis  per  tempora,  fenore  laetus  Octobe?\ 
cupidi  spem  fovet  agricolae.  Dass  heute  mancherlei  Sommergetreide  gebaut 
wird,  das  also  erst  im  Frühjahr  gesät  zu  werden  braucht,  ist  eine  durch 
Zuchtwahl  ermöglichte  Neuerung,  durch  die  dem  Grundsatze,  dass  das  für  die 
Landwirtschaft  charakteristische  Getreide  im  Oktober  gesät  wird,  kein  Abbruch 


358  R.    ENGELMANN 

Sense)  und  einem  Bündel  der  abgeschnittenen  Aehren,  der  Herbst 
mit  Weintrauben,  der  Winter  dm-ch  die  Jagdbeute  bezeichnet.  Diese 
Darstellungen  sind  auf  zwei  sich  gegenseitig  ergänzenden  Platten 
angebracht;  eine  dritte  stellt  tanzende  und  musizierende  Figuren 
zur  Zeit  der  Weinlese  dar.  Nach  der  Annahme  des  Dr.  Lipp  sind 
durch  die  drei  Platten  die  Vorder-  und  Rückseite  und  der  Deckel 
des  Kästchens  gegeben ;  doch  halte  ich  es  für  ausgeschlossen,  dass 
Vorder-  und  Rückseite  dieselbe  Darstellung  zeigten,  und  glaube 
deshalb  lieber  annehmen  zu  müssen,  dass  Reste  von  wenigstens 
zwei  Kästchen  vorliegen. 

Darauf  folgen  die  von  Prof.  Ed.  Mahler  1901  am  18.  Sept. 
in  Csäszär  (Comitat  Komäron)  gefundenen  in  den  Ärcli.  Ert.  XXII, 
I,  1902  besprochenen  und  abgebildeten  Reste.  Trotzdem  diese  in 
der  Technik  und  Anordung  ganz  und  gar  mit  den  vorher  genann- 
ten übereinstimmen  (wir  haben  in  den  Bronzeplatten  aus  dem 
ersten  Grabe,  S.  39,  sogar  die  Streifen  mit  senkrecht  über  einan- 
der geordneten  Medaillons,  wie  in  dem  Kästchen  aus  Intercisa), 
zeigen  sie  teilweise  christliche  Motive,  den  guten  Hirten,  Daniel 
in  der  Löwengrube,  Joseph  mit  seinen  Brüdern,  das  Opfer  Isaaks ; 
ein  anderer  horizontaler  Streifen  lührt  uns  die  Götter  der  sieben 
Wochentage  vor,  jeden  innerhalb  zweier  durch  einen  Bogen  ver- 
bundener Säulen  stehend  (S.  42).  Dieselbe  Anordnung  zeigen  auch 
andre  Fragmente  aus  dem  ersten  Grabe  (S.  43),  doch  sind  die 
Figuren  zu  wenig  deutlich  erhalten,  als  dass  man  mit  Sicherheit 
über  ihre  Bestimmung  urteilen  könnte.  Eine  Platte  aus  dem  zwei- 
ten Grabe  (S.  42,  Fig.  14)  zeigt,  jedesmal  innerhalb  zweier  Säulen, 
Artemis,  die  n.  1.  eilt,  während  sie  den  Kopf  n.  r.  wendet,  in 
dem  gewöhnlichen  Tj^pus,  mit  der  r.  Hand  einen  Pfeil  aus  dem 
Köcher  ziehend  und  mit  dem  Bogen  in  der  linken  Hand.  Das 
zweite  Feld  zeigt  eine  auf  einem  Thron  mit  mächtiger  Rücken- 
lehne sitzende  Figur,  die  mit  der  Linken  ein  Szepter  hoch  auf- 
stützt und  auf  der  vorgestreckten  rechten  Hand  eine  Nike  hält. 
Da  der  Oberkörper  bekleidet  ist,  wird  man  wohl  an  Athena  den- 
ken müssen ;  sonst  liegt  nach  der  Kopf-  und  der  Haarbildung  der 


getan  wird.  Der  Frühling  wird  regelmässig  durch  die  Blumen  bezeichnet, 
folglich  ist  auch  hier  der  Korb,  den  er  trägt,  als  mit  Blumen  gefüllt  zu 
denken. 


EIN   PANNONISCHES  KAESTCHEN  359 

Gedanke  an  eine  Nachbildung  des  olympischen  Zeus  sehr  nahe,  der 
ja  nach  Konstantinopel  geführt  sein  soll.  Die  dritte  Gestalt,  gleich- 
falls sitzend,  mit  einem  Füllhorn  in  der  linken  und  einer  Wein- 
traube in  der  rechten  Hand,  soll  wohl  Abundantia  sein.  Alle  drei 
Gestalten  kehren  genau  in  derselben  Form  auf  der  S.  45  abge- 
bildeten Platte  (Fig.  15)  wieder,  die  gleichfalls  aus  dem  zweiten 
Grabe  stammt ;  auch  eine  nicht  deutlich  sichtbare  Frau,  die  viel- 
leicht mit  Recht  als  Victoria  bezeichnet  Avird,  kehrt  zweimal  in 
Figur  15  wieder,  unten  links  und  oben  rechts.  Der  untere  Streifen, 
der  vom  oberen  durch  stilisierte  Tiere  getrennt  ist,  zeigt  zur  Ab- 
wechselung wieder  einmal  Kreise,  die  aber  durch  nachträglich 
aufgesetzte  Säulen  mit  schrägen  Kanelüren  getrennt  sind ;  in  dem 
linken  Medaillon  ist  Herakles  mit  der  kerynitischen  Hirschkuh 
dargestellt,  darauf  folgt,  in  einem  Viereck,  Pallas  mit  Schild  und 
Speer,  stehend,  mit  der  Nike  auf  der  Rechten.  Der  leichteren  Dar- 
stellung wegen  ist  der  an  der  Erde  stehende  Schild  der  Göttin  hinter 
ihre  Figur,  d.  h.  auf  die  rechte  Seite  genommen.  Rechts  folgt  da- 
rauf ein  Medaillon  mit  Helios,  der  auf  dem  Viergespann  steht,  mit 
der  Peitsche  in  der  gehobenen  Rechten,  während  die  Linke  die 
Sonnenkugel  hält. 

Auch  im  dritten  Grabe  ist  nach  S.  47  noch  ein  ähnliches 
Kästchen  gefunden  worden,  doch  sind  von  diesem  nur  kleine  Stücke 
erhalten.  Dagegen  gehört,  wenn  es  auch  des  Bronzeschmuckes  ent- 
behrt, ein  in  Intercisa  gefundenes  Kästchen  mit  in  diese  Reihe, 
an  dessen  Deckel  inwendig  ein  Spiegel  angebracht  war.  Die  Spie- 
gelplatte war  mit  dem  Rande  so  an  dem  Deckel  befestigt,  dass 
man  den  Kasten  nur  zu  öffnen  brauchte,  um  sofort  den  Spiegel 
gebrauchsfertig  vor  sich  zu  haben,  genau  so  wie  noch  heute  die 
Toilettenkasten  mancher  Frauen  ausgerüstet  sind.  Ich  glaube, 
Spuren  solcher  Kasten  bis  nach  Pompeji  verfolgen  zu  können; 
wenigstens  ist  unter  den  Gegenständen,  die  in  Bosco  Reale  bei 
der  Vedova  Zurlo  ausgestellt  sind,  in  der  Villa  des  Numerius  Po- 
pidius  Priscus  gefunden,  auch  ein  viereckiger  Spiegel  zu  erwäh- 
nen, der  offenbar  in  den  Deckel  eines  Kästchens  so  eingelassen 
war,  dass  er  dem  Beschauer  eine  runde  Fläche  entgegenkehrte; 
das  liess  sich  aus  dem  an  den  Ecken  mangelnden  Glänze  er- 
kennen. 

Ganz  eng  zusammen  mit  den  pannonischen  Kästchen  stehen 


360  R.   ENGELMANN 

die  in  Köln  gefundenen,  über  die  H.  L.  Urlichs   in   den  Bonner 
Jahrbüchern  189i  Heft  XCV  S.  90  folgeüdermassen  berichtet: 

tf  Beim  Ausschachten  eines  Fundaments  in  der  Agrippastrasse 
in  Köln  wurden  1892  Bruchstücke  römischer  Bronzereliefs  gefun- 
den, die  in  den  Besitz  des  Bonner  Provinzialmuseums  übergingen. 
Es  sind  Reste  von  5  oblongen  Blechen  erhalten,  die  ursprünglich 
in  Grösse,  Form  und  Decoration  einander  vollständig  glichen. 
Reste  von  Nägeln  und  Nagellöcher  beweisen,  dass  die  papierdün- 
nen Bleche  einst  auf  einer  festeren  Unterlage  aufsassen,  und  es 
ist  die  natürlichste  Annahme,  dass  es  ein  wenigstens  fünfseitiges 
Kästchen  war,  das  diese  Zierbleche  bekleideten.  T.  III  gibt  uns 
diese  Bleche  in  natürlicher  Grösse  wieder,  nicht  wie  sie  erhalten 
sind,  denn  kein  Exemplar  ist  vollständig,  sondern  wie  alle  einst 
waren.  Mittels  Stempel  war  jedes  Blech  in  sechs  oblonge  Felder 
geteilt  und  jedes  mit  einer  figürlichen  Darstellung  gefüllt.  Diese 
sind  auf  den  verschiedenen  Exemplaren  verschieden  gut  erhalten,  und 
waren  wohl  von  Anfang  an  bald  flauer,  bald  schärfer  ausgeprägt » . 
Die  von  Urlichs  reconstruierte  Zeichnung  enthält,  in  drei  Reihen, 
folgende  Einzelbilder: 

I.  Links  Mars,  ruhig  stehend,  von  Victoria  gekrönt.  Rechts  Mercur,  n.  1.,  mit 
Beutel  in  der  r.  H.  und  dem  Kerykeion  in  der  1.  H.,  neben  ihm  der 
Hahn  and  links  oben  die  Strigilis. 

IT.  Links  Herakles,  der  die  Hydra  bei  den  Haaren  ergriffen  hat  und  mit  der 
Keule  auf  sie  losschlägt;  links  der  Köcher  und  Pfeile.  Die  Hydra 
hat  mit  ihrem  Schlangenschwanz  das  linke  Bein  des  Helden  umwickelt. 
Rechts  steht  Artemis,  n.  r.,  Kopf  n.  1.  mit  Hund  und  Hirschkuh;  sie 
greift  mit  der  rechten  Hand  nach  einem  Pfeil,  während  sie  in  der  linken 
Hand  den  Bogen  hält. 

IIL  Links  Eros  mit  einer  Weintraube  ;  und  rechts  Eros  mit  einem  Becher. 

Auch  noch  ein  anderes  Kästchenrelief  wird  in  den  Bonner 
Jahrbüchern  XIII  (1848)  Taf.  5-6  S.  141  erwähnt  und  abgebildet, 
das  sicher  ebenso  wie  das  vorhergehende  in  der  Rheingegend  ge- 
funden ist.  Man  erkennt  dieselben  Bronzeplatten,  die  auf  Holz 
aufgenagelt  waren,  wie  bei  den  pannonischen  Kästchen;  wie  die 
Platten  von  Csäszäs,  Com.  Koraaron,  sind  sie  mit  christlichen, 
teilweise  sogar  identischen  Darstellungen  versehen,  da  sieht  man 
Christus  und  die  Blutflüssige,  Moses  wie  er  das  Wasser  aus   dem 


EIN   PANNONISCHES   KAESTCHEN  361 

Felsen  hervorquellen  lässt,  das  Opfer  Isaaks,  die  Erweckung  des 
Lazarus  und  die  drei  Männer  im  feurigen  Ofen  (dieses  und  das 
Opfer  Isaaks  ist  zweimal  genau  wiederholt) ;  ferner  noch  Daniel  in 
der  Löwengrube  und  den  Mann  am  Teiche  Bethesda;  eine  Darstel- 
lung ist  wegen  teilweiser  Zerstörung  nicht  zu  erkennen.  Ausser 
diesen  in  Rechtecken  untergebrachten  Darstellungen  finden  sich 
auch  wie  in  Intercisa  Medaillons,  ein  Gorgoneion  und  Büsten,  die 
nicht  christlich  sind.  Als  allgemeine  Begrenzung  ist  ein  Perlstab, 
aus  kleineren  und  grösseren  Perlen  bestehend,  verwendet,  als  Begren- 
zung der  einzelnen  Felder  dienen  an  einander  gereihte  Punkte. 

Für  alle  diese  Kästchen  ist  die  Zeit  der  Entstehung  ziemlich 
genau  bestimmt,  sie  stammen  aus  dem  vierten  Jahrhundert,  ei- 
nige mögen  auch  noch  später  sein,  und  zwar  wird  die  Zeitgrenze 
sowohl  für  diejenigen,  die  Motive  aus  der  antiken  Mythologie 
wiederholen,  wie  für  die,  welche  ihre  Darstellungen  der  christli- 
chen Religion  entnehmen,  nicht  weit  auseinander  liegen.  Dass  ein- 
zelne am  Rhein  gefunden  sind,  zwingt  nicht,  an  eine  verschiedene 
Herkunft  der  Geräte  zu  denken;  die  rheinländischen  stimmen  so 
genau  mit  den  pannonischen  überein,  dass  man  für  beide  dieselbe 
Herkunft  voraussetzen  darf;  mit  dem  Wechsel  der  Legionen,  bei 
denen  auch  die  Frauen  die  Garnison  vertauschten,  ist  das  Vor- 
kommen einzelner  Kästchen  auch  an  entlegenen  Stellen  leicht 
erklärt.  Natürlich  muss  nach  der  Zahl  der  Funde  Pannonien,  nicht 
das  Rheinland  als  urprünglicher  Heimatsort  der  Kästchen  gelten, 
ohne  dass  damit  natürlich  gesagt  wird,  dass  sie  dort  auch  ange- 
fertigt sind.  Im  Gegenteil,  vieles,  auch  die  abgebildeten  Statuen, 
weisen  darauf  hin,  dass  diese  Kästchen  aus  dem  Orient,  wahr- 
scheinlich aus  Byzanz  kamen  und  von  dort  aus  über  die  bewohnte 
Welt  verbreitet  wurden  (^). 


(')  Es  muss  hier  auch  noch  auf  ein  im  Museum  von  Kairo  befind- 
liches Kästchen  hingewiesen  werden,  das  in  bezug  auf  den  Typenvorrat  sich 
von  den  pannonischen  Kästchen  unterscheidet,  in  der  Form  und  Technik  aber 
durchaus  damit  tibereinstimmt,  vgl.  Catalogue  ginSral  des  Antiquites  Egyp- 
tiennes  du  Musee  du  Cairo,  N.  7001-7394  et  8742-9200.  Koptische  Kunst  von 
Jos.  Strzygowski.  Wien  1904  S.  253  flF.  Die  auf  Holzunterlage  aufgenagel- 
ten Bronzebleche  lassen  vier  Ornamente  erkennen :  1.  Säule,  2.  Weinranke, 
3.  Schotenband,  4.  Flechtband,  und  zehn  figürliche  Stempel :  I.  Weibliche 
Büste  mit  Zackenkrone,  II.  weibliche  Büste  mit  Halbmond,  III.  Gorgoneion 


362  R.   ENGELMANN 

lieber  die  Kästchen  im  allgemeinen  sind  neuerdings  die  Ausfüh- 
rungen von  Watzinger  (Griechische  Holzsarkophage  aus  der  Zeit 
Alexanders  des  Grossen)  von  Wichtigkeit ;  er  sagt  S.  63 :  «  Truhe 
und  Sarg  sind  nur  Vergrösserungen  der  Kästen,  in  denen  die  Asche 
des  verbrannten  Toten  niedergelegt  wird,  und  derer,  die  zur  Auf- 
nahme des  Toilettegeräts  und  der  Arbeitsgegenstände  der  Frau 
dienen».  Und  S.  Q6:  «Seit  dem  5.  Jahrhundert  werden  auf  Va- 
senbildern, in  Reliefs  und  in  der  grossen  Kunst  Kästen  und 
Truhen,  die  aus  Holz  zu  denken  sind,  mit  Beinen  und  einge- 
setzten Füllungen  immer  häufiger  dargestellt.  Das  Kästchen, 
dem  Hegeso  ihren  Schmuck  entnimmt,  die  Kleidertruhe,  auf 
der  die  Frauen  sitzen,  die  Lade,  in  die  Danae  eingeschlossen 
wird,  alle  werden  in  derselben  Weise  ausgestattet.  Auch  auf 
kleine  Kasten  aus  Bronzeblech  wird  die  Verzierung  mit  einer 
Füllung  rein  dekorativ  übertragen.  Die  Deckel  pflegen  flach  zu 
sein  und  laufen  auf  der  Langseite  in  einem  Scharnier.  Wie 
dies  Scharnier  im  einzelnen  gebildet  ist,  kann  aus  den  Abbil- 
dungen der  Geräte  nicht  entnommen  werden  » .  Dass  frühzeitig 
Holzunterlagen  mit   Metallplatten    überzogen    wurden,    lehrt    ein 


IV.  Isis,  V.  Venus,  VI.  Grazien,  VII.  ruhi^  stehende  Frau  mit  Hund,  VIII. 
Serapis,  Pallas  und  reitender  Putto,  IX.  Tiere  (Jagd),  X.  Kentaurenwagen. 
Sämtlich  sind  sie  durch  Treiben  hergestellt.  «  Die  Füllbleche  wurden  ohne  be- 
sondere Rücksicht  auf  eine  saubere  Abgrenzung  der  Figurenfelder  an  ihren 
Ort  gebracht,  zuerst  die  lotrechten,  später  die  wagrechten  Streifen,  endlich 
die  Eckbänder  beziehungsweise  Säulen  aufgelegt  und  das  Ganze  dann  mit 
rundköpfigen  Nägeln  festgemacht.  Der  Handwerker  kümmerte  sich  offenbar 
nicht  viel  um  die  Abrundung  und  den  Zusammenhang  der  Darstellungen,  er 
verwendet  was  ihm  gerade  in  die  Hand  fällt  ».  Ein  ähnlicher  Kasten  mit 
den  gleichen  Beschlägen  befindet  sich  auch  in  der  ägyptischen  Abteilung  der 
Königlichen  Museen  in  Berlin  unter  N.  10530,  ein  dritter  Kasten  soll  in  das 
griech.  röm.  Museum  in  Alexandria  gekommen  sein.  Unter  N.  9038  werden 
dort  (S.  255)  noch  eine  Reihe  von  Bronzebeschlägen  aufgeführt,  die  gleich- 
falls zu  einem  Kästchen  gehört  haben,  z.  T.  mit  denselben  Stempeln,  die  bei 
N.  9037  angeführt  sind;  neu  kommen  hinzu  an  Ornamenten:  5.  Perlstab,  an 
Typen :  XI.  Nackte  Gestalt,  nach  rechts  hin  mit  gekreuzten  Beinen  daliegend ; 
XII.  geflügelter  Knabe  mit  Traube  und  einem  anderen  Gegestand ;  XIII. 
nackte  Frau  in  zwei  Muschelbogen  liegend,  die  von  zwei  Knaben  gebalten 
werden,  wohl  eine  Umwandlung  der  Venus  in  der  Muschel;  XIV.  Leda  den 
Schwan  abwehrend.  Dieser  Typus  erinnert  an  das  Scrinium  von  Päcz,  die 
anderen  sind  dagegen  verschieden. 


EIN    PANNOMSCHES    KAESTCHEN  öbi> 

Fund  aus  Megiddo  iu  Palästina,  wo  verkohlte  Reste  einer  Trulie 
aus  Holz  zum  Vorschein  kamen,  die  einst  mit  Goldblech  beschla- 
gen war,  vgl.  Arch.  Anz.  1907  Sp.  291.  Das  wäre  also  ein  di- 
rekter Vorläufer  für  unsere  pannonischen  Kästchen.  (Ob  die  im 
Ptoion  gefundenen  Bronzebleche,  Bull.  Corr.  Hell.  XVI  S.  347 
zur  Bekleidung  von  Holzkästchen  dienten,  ist  nicht  ausgemacht, 
und  deshalb  ist  es  wohl  besser,  sie  hier  zu  übergehen).  Sonst 
sind  aber  die  Kästen  wohl  als  aus  Holz  mit  eingelegter  Arbeit 
zu  denken,  vgl.  die  berühmte  Kypsele  aus  Olympia,  Paus.  V  17, 
5  (\).  Während  hier  der  ganze  Körper  des  Kastens  mit  den  um- 
laufenden Figurenstreifen  bedeckt  ist,  wird  die  Verzierung  all- 
mählich in  der  weiteren  Entwickelung  der  Kunst  dem  architek- 
tonischen Bau  des  Kastens  untergeordnet,  und  da  sind  es  wohl 
meist  verschiedenfarbige  Hölzer  oder  Elfenbein,  die  zur  Aus- 
schmückung der  Flächen  benutzt  werden.  Davon  weicht  aber  ein 
Rest  ab,  der  in  einem  jüngeren  Kuppelgrab  zu  Cumae  gefunden  ist 
{Mon.  ant.  dei  Lincei  XIII  S.  218:  numerosi  avansi  ornamen- 
tali  dl  una  pisside  o  scrigno  che  doveva  essere  guarnito  da  glo- 
hetti  emisferici  in  pasta  vitrea^  pietra  dura  ed  altra  materia, 
raccolti  alla  rinfusa.  Uno  dei  due  piedi  dt  sostegno  ha  scolpita 
iefflgie  di  un  telamone  inginocchiato ;  l'altro  e  frammentato  e 
disfatto),  doch  wohl  nur  in  so  weit,  als  hier  ausser  dem  Schmuck 
aus  Elfenbein  oder  Knochen  auch  farbiges  Material,  Steine  und 
Glasflüsse,  zur  Verzierung  mit  verwandt  sind.  Doch  so  lange 
keine  bestimmteren  Nachrichten  über  diese  Reste  vorliegen,  vor 
allem  so  lange  keine  Abbildungen  davon  vorhanden  sind,  wird 
man  gut  tun,  diesen  bis  jetzt  nicht  genügend  klaren  Fall  vor- 
läufig bei  Seite  zu  lassen:  sonst  sind  aus  Cumae  noch  zwei  Kästen 
erhalten,  bei  denen  Elfenbein  als  Dekoration  verwendet  ist.  Der 
eine  ist  in  der  Raccolta  Cumana  des  Neapler  Museo  Natio- 
nale befindlich  (Graeven  Antike  Schnitzereien  Taf.  22-24.  Text 
S.  35):  er  ist  bei  den  Ausgrabungen  des  Jahres  1856,  die  der 
Conte  di  Siracusa  unter  Fiorellis  Leitung  in  der  Nekropole  des 
alten  Cumae  hat  veranstalten  lassen,  gefunden  worden;  nur  die 
Bronze-  und  Knochenteile  sind  antik,  die  Holzwände  sind  von  mo- 

C)  Paus.  V  17,  5 :  'kaqva^  6h  xsSqov  fiey  nenoirjTai,  C(i>6i«  ^e  iXeq)ay- 
tog  in  ttiifjg,  rä  de  ;j^(>vaoO,  rä  Se  xal  i^  aitfj;  eaxlv  eiQycca fisva  xfjg 
xi&Qov. 


364  R.    ENGELMANN 

derner  Hand  ergänzt,  aber  wenigstens  Hessen  sich  ans  den  anti- 
ken Teilen  die  richtigen  Masse  erschliessen ;  1.  0,30,  br.  0,235, 
h.  0,14,  die  Füsse  mitgerechnet  (das  sei  gleich  nebenbei  be- 
merkt, dass  diese  Kästchen  ebenso  wie  die  Sarkophage  ii.  dergl. 
immer  auf  Füssen  stehen).  Aber  wichtiger  ist  noch,  dass  uns  der 
Inhalt  des  Kästchens  genau  bekannt  ist.  Nach  dem  Museumsin- 
Tentar  sind  in  dem  Kästchen  gefunden  (die  Gegenstände  werden 
heute  noch  in  dem  hergestellten  Kästchen  aufbewahrt):  1.  Ein 
Metallspiegel.  2.  Der  Deckel  für  diesen  Spiegel,  aus  Holz  gefer- 
tigt, mit  Bronzegriif  und  einem  Zierrat  wohl  aus  Leder.  3.  Ein 
Kamm  aus  Bein,  ziemlich  zerstört.  4.  Ein  hohler  Kiug.  5.  Zwei 
silberne  Fibeln  mit  Goldfiligran.  6.  Ein  Goldblättchen,  das  zu 
einer  dieser  Fibeln  gehört.  7.  Eiu  cylinderförmiges  Gefäss  aus 
Bein  mit  Deckel.  8.  Eine  Nadel  mit  grossem  Oehr.  9.  Eine 
Spindel  aus  Knochen.  10.  Ein  Ohrlöffel:  11.  Eine  Haarnadel,  die 
in  eine  weibliche  Figur  ausgeht.  12.  Ein  Stilus  aus  Knochen. 
Auch  ein  zweiter  Kasten,  der  sich  im  Besitz  des  avv.  Osta  in 
Neapel  befindet  {Antichitä  greche  e  romane  della  Collezione 
deiravü.  Ernesto  Osta,  Napoli)  stammt  aus  Cumae;  es  heisst 
dort  S.  5 :  Arcula  o  cofanetto,  forse  di  legno^  con  rivestimento 
di  avorio^  destinaio  a  contemre  gli  oggetti  prestosi  di  toeletta 
di  una  giovinetta.  IIa  forma  di  dado  e  misura  m.  0,32  di  altezza, 
0,34  di  larghessa,  0,35  di  profonditä.  Aber  da  auch  hier  der 
Holzkasten  ganz  ergänzt  und  die  zum  Zweck  des  Verkaufs  der 
Altertümer  hergestellte  Abbildung  unzuverlässig  ist  (sollte  etwa 
der  Kasten  des  avv.  Osta  mit  dem  vorhin  erwähnten  Kasten  der 
Monumenti  zusammenhängen?),  lässt  sich  weder  über  die  Form, 
noch  über  die  Verzierungen  Bestimmtes  schliessen.  Nach  der  Ab- 
bildung sind  die  vertieften  eingelegten  Felder  mit  einem  Eier- 
stabrand umgeben;  innerhalb  dieser  stehen  zwei  ionische  Säulen 
(der  Verfasser  schreibt  stile  dorico)  und  zwischen  diesen  eine  Frau 
in  langer  Gewandung.  Das  Elfenbein  war  mit  Gold  gedeckt  «  di 
cui  si  trovano  tracce  evidentissime  non  solo  sulle  figure  fem- 
minili,  ma  altresl  sulle  colonne  e  sulla  cornice  » .  Wichtig  ist, 
dass  auch  hier  der  Inhalt  genau  bekannt  ist.  Entro  alla  cassetta, 
heisst  es,  alVatto  del  trovamento  (20  gennaio  1902,  Necropoli 
Cumana,  Fondo  Artiago)  farono  rinvenuti  minuti  oggetti  di  toe- 
letta, ciod  spilloni  da  testa  {aghi  crinali),  pettini,  correnti  di 


EIN    PANNONISCHES    KAEST.HEN  365 

collana  ghiandiformi  in  avorio  dorato;  un  fuso  con  rhi^ettiva 
conocchia  pure  ii  avorio  dorato  con  elegante  lavoro  d'intaglio, 
due  aghi  crinali  esibenti  in  testa  due  erme  probabilmente  di 
Afrodiie,  dadi  d'avorio  perfettamente  conservaii,  uno  stile,  una 
paletta  e  finalmente  un  oggetto  a  forma  di  candelabro  colla 
base  sorretta  da  piedi  discoidali  con  avanzi  di  doratura  squi- 
sitamente  lavorati  al  tornio. 

Auch  noch  von  einem  dritten  Kästchen,  das  sich  in  Karlsruhe 
befindet  und  das  angeblich  aus  Capua  stammt,  ist  der  Inhalt 
bekannt.  Bei  Schumacher  Beschreibung  der  Sammlung  antiker 
Bronzen  (Karlsruhe,  1890,  S.  212,  N.  1126,  Taf.  XXVI)  wird 
das  Kästchen  folgendermassen  beschrieben:  Es  ist  h.  0,19,  mit 
Giebel,  1.  0,313,  br.  0,159.  1887  in  Capua  gefunden.  Kassette 
in  Form  eines  Tempels  auf  vier  geschnitzten  Füssen;  letztere 
sind  hohl,  gehen  in  4  Zehen  aus,  über  ihnen  eine  Frauen- 
büste mit  Kreuzband  (Sphinx?)  zwischen  zwei  Voluten,  auf 
der  Rückseite  sind  sie  flach  und  haben  eine  Rinne  mit  Aus- 
nahme eines,  der  hier  ein  kleines  eingraviertes  V  hat.  Der  eine 
Fuss  ist  wohl  neu.  Die  Wände  sind  ziemlich  dünn  und  neuer- 
dings auf  Holz  montiert.  An  den  Ecken  stehen  langgestreckte 
etwas  missratene  Atlanten,  von  denen  die  beiden  vorderen  eine 
vasenförmige  Verzierung  über  sich  haben.  Die  beiden  Längsseiten 
sind  in  gleicher  Weise  verziert  u.  s.  w.  Als  Inhalt  wird  angege- 
ben: 1.  Eine  runde  ziemlich  dünne  silberplatterte  Spiegelscheibe. 
2.  Ein  Deckel  einer  runden  Kapsel  von  Elfenbein  mit  erhöhtem 
Rande.  3.  Bruchstück  eines  Elfenbeinlöffels.  4.  Kleines  Tongefäss. 
In  Karlsruhe  sind  auch  noch  eine  Reihe  von  Fragmenten,  N.  1127- 
1130,  die  von  solchen  Kästchen  herstammen,  ohne  dass  wir  dadurch 
neues  lernen.  Ein  im  British  Museum  befindliches  Kästchen  wird 
von  Graeven  S.  38  als  moderner  Pasticcio  bezeichnet,  dessen 
Teile  ursprünglich  nicht  alle  zusammengehört  haben,  und  das  man 
deshalb  am  besten  hier  überhaupt  übergeht. 

Dass  auch  die  in  Pannonien  gefundenen  Kästchen  gleichem 
Zweck  dienten,  wie  die  in  Cumae  und  Capua  gefundenen,  kann 
nach  den  darauf  angebrachten  Darstellungen,  die  meist  die  Wir- 
kungen der  weiblichen  Schönheit  betreffen,  nicht  fraglich  scheinen. 
Wenn  öfter  von  gleichzeitigen  Münzfunden  berichtet  wird,  so  ist 
zunächst  nicht  gesagt,  dass  diese  Münzen  innerhalb  der  Kästchen 

24 


366  R.    ENGELMANN 

aufbewahrt  waren,  aber  wenn  das  auch  der  Fall  wäre,  so  würde 
damit  gegen  den  Gebrauch  der  Kästchen  als  Toilettenkästchen 
nichts  zu  folgern  sein.  Wie  oft  wird  auch  heutzutage  ein  solches 
Kästchen  von  Frauen  zur  Aufbewahrung  kleiner  Geldsummen 
neben  dem  eigentlichen  Inhalt  verwendet! 

Wie  oben  gesagt,  sind  die  meisten  der  Kästen  mit  einem 
flachen  Deckel  versehen;  mitunter  tritt  daneben  auch  die  Tem- 
pelform auf,  so  dass  der  Deckel  also  die  Form  eines  Giebeldrei- 
ecks hat;  aber  auch  die  Form  einer  abgestumpften  Pyramide 
kommt  frühzeitig  vor:  so  ist  unter  den  langobardischen  Altertü- 
mern, die  bei  Castel  Trosino  in  der  Nähe  von  Ascoli  Piceno  ge- 
funden und  im  Museo  delle  Terme  in  Rom  ausgestellt  sind  {Mon. 
ant.  dei  LinceU  XII,  S.  146)  unter  N.  CXLVIII  ein  viereckiges 
Kästchen  ausgestellt,  dessen  Deckel  sich  nach  oben  verjüngt,  d.  h. 
eben  die  Form  einer  abgestumpften  Pyramide  erhalten  hat.  Solche 
Kästchen  aus  Holz  mit  Einlagen  aus  Knochen  oder  Elfenbein, 
meist  mit  der  eben  geschilderten  Form  des  Deckels,  sind  zahlreich 
aus  dem  Mittelalter  auf  uns  gekommen;  sie  haben  vielfach  be- 
sonders zur  Aufbewahrung  von  Reliquien  gedient,  ja  werden  noch 
heute  vielfach  zu  diesem  Zweck  benutzt.  Ein  Verzeichnis  der  er- 
haltenen ist  von  R.  V.  Schneider  in  den  Serta  Harteliana  S.  28S 
gegeben  und  dann  von  Graeven,  Ein  Reliquienkästchen  aus  Pi- 
raao,  Jahrb.  der  kunsthist.  Sammlungen  des  Kaiserhauses  Bd.  XX 
Wien  1S99  vervollständigt  worden,  üeber  die  Zeit,  der  diese 
Kästchen  angehören  (sie  haben  vielfach  Darstellungen,  die  der 
antiken  Mythologie  entnommen  sind;  es  fehlen  aber  auch  nicht 
Darstellungen,  die  sich  an  das  alte  oder  neue  Testament  anlehnen), 
hat  sich  ein  Streit  entsponnen,  der  augenblicklich  entschieden 
scheint:  während  nämlich  A.  Venturi  in  V Arte  1898,  I,  S.  212 
und  in  Le  Gallerie  nazioaali,  III,  Roma,  1897,  S.  261  einen 
direkten  Zusammenhang  mit  dem  Altertum  behauptet,  sie  in 
den  Ausgang  des  IV.  und  den  Anfang  des  V.  Jahrhunderts  n. 
Chr.  setzt,  wollen  Graeven  und  v.  Schneider  sie  durchaus  als- 
Werke  des  Mittelalters  aufgefasst  wissen,  d.  h.  sie  in  das  VIIL 
bis  XII.  Jahrhundert  setzen.  Es  ist  nicht  meine  Absicht,  und  ich 
habe  nicht  die  Möglichkeit  dazu,  hier  die  ganze  Streitfrage  wieder 
aufzurollen,  das  wird  hoffentlich  von  einer  anderen  Seite  aus  be- 
sorgt werden,  aber  andeuten  möchte  ich  hier  doch,  dass  mir  durch 


EIN    PANNOMSCHES   KAESTCHEN  367 

die  pannonisehen  Kästchen  die  Frage  mehr  im  Sinne  von  Venturi 
entschieden  zu  werden  scheint.  Diese  Kästchen  mit  ihrer  Bronze- 
bekleidung, deren  Darstellungen  sich  in  vielen  Punkten  mit  dene» 
der  Elfenbeinreliefs  geradezu  decken,  die  auch  in  der  Herrichtung 
mit  jenen  genau  übereinstimmen  (bei  beiden  Arten  hatte  der  Fa- 
brikant fertige  Streifen  vor  sich,  die  er,  ohne  grosse  Rücksicht  auf 
die  Ornamentik  zu  nehmen,  mit  der  Scheere  oder  Feile  für  den. 
auszuschmückenden  Kasten  zuschnitt  und  dann  annagelte)  zwinge» 
fast  zu  der  Annahme,  dass  beide  Arten  in  gleicher  Zeit  entstanden 
sind.  Da  nun  für  die  pannonisehen  Kästchen  das  4.  und  5.  Jahr- 
hundert feststeht,  würde  damit  auch  für  die  Elfenbeinreliefs  die- 
selbe Entstehungszeit  anzunehmen  sein.  Dass  in  dieser  Zeit  so 
manche  Abweichungen  von  der  klassischen  Darstellungsweise  vor- 
kommen, lässt  sich  leicht  erklären.  Sind  doch  selbst  schon  für  die 
Kunst  des  sechsten  und  fünften  vorchristlichen  Jahrhunderts  eine- 
Reihe  von  Fällen  nachzuweisen,  wo  Handwerker  oder  Künstler 
durch  Missverständnis  ihrer  Vorlage  etwas  Neues,  Falsches  in  ihre- 
Darstellung  hineingebracht  haben,  so,  um  es  nur  durch  ein  Bei- 
spiel zu  erläutern,  wenn  ein  Vasenmaler  aus  der  lo-Kuh  durch  die^ 
Schwertscheide  des  hinter  der  Kuh  stehenden  Hermes  bewogen 
einen  Stier  macht.  Es  darf  also  auch  nicht,  wenn  Deidamia  dem 
Acbilleus  ein  Kind  entgegenhält  und  ihn  dadurch  zu  rühren 
sucht  (0,  daraus  geschlossen  werden,  dass  das  ein  im  auslau- 
fenden Altertum  nicht  mögliches  Missverständnis  ist,  dass  also  die- 
Platte  notwendig  in  das  Mittelalter  hineinzusetzen  ist.  Es  scheint 
mir,  dass  auch  die  materielle  Frage,  ob  nach  dem  Aufkomme» 
des  Islam  der  Bezug  von  Elfenbein  noch  in  alter  Weise  erfolge» 
konnte,  oder  ob  nicht  der  Mangel  an  Rohmaterial  gerade  für  die 
Jahrhunderte,  in  welche  v.  Schneider  und  Graeven  ein  kräftiges- 
Aufblühen  der  Elfenbeintechnik  ansetzen  wollten,  diese  Möglich- 
keit gänzlich  ausschliesst,  eine  eingehende  Prüfung  verdient. 

R.  Engelmann. 

C)  Vgl.  Köm.  Mitt.  1906  S.  346  Anm. 


FEESH  LIGHT  ON  THE  TEMPLE  OF  THE  MxiGNA  MATER 

(with  plate  XI). 


In  the  Numismatic  Chronicle  for  1908  (p.  56  f.)  I  drew  atten- 
tion to  a  coin  of  the  eider  Faustina  with  the  inscription  matri 
DEVM  SALVTARi  in  connection  with  a  late  Renaissance  medallion  in 
my  possession  bearing  a  reverse  copied  from  it,  and  shewed  that 
the  only  other  example  of  this  inscription,  and  almost  the  only 
type  of  Cybele  exactly  like  it,  are  found  on  a  contorniate  repre- 
senting  a  figure  of  Cybele  seated  at  the  entrance  of  a  temple  ap- 
proached  by  a  long  flight  of  steps.  The  contorniate  and  coin  are 
here  reproduced  (pl.  XI)  from  specimens  in  the  British  Museum. 

Fig.  1.  Obv.  Bust  of  the  eider  Faustina  to  1.  DIVA  AVGVSTA 
FAVSTINA  (1). 

^.  Temple  of  the  Corinthian  order,  with  curved  and  appa- 
rently  crocketed  roofs,  approached  by  a  flight  of  steps,  at  the  head 
of  wich  is  a  statue  of  Cybele,  wearing  a  turreted  crown  and  holding 
a  tympanum,  enthroned  between  two  lions.  Outside  the  temple  a 
diminutive  figure  of  Attis  beside  a  pine  tree,  MATRI  DEVM  SA- 
LVTARI (2). 

Fig.  2.  Obv,  Bust  of  the  eider  Faustina  to  r.,  DIVA  AV- 
OVSTA  FAVSTINA. 

^.  Cybele  holding  a  tympanum  to  r.  between  two  lions. 
MATRI  DEVM  SALVTARI,  in  exergue  S.  C. 

Before  discussing  the  problem  of  the  type,  it  may  be  well  to 
:state  what  is  known  of  the  representation  of  buildings  on  contor- 

(>)  The  contorniate  is  also  found  with  obv.  head  of  Agrippina. 

(^)  Representations  of  Cybele  are  common  on  contorniates  (Robert, 
Mythe  de  CybHe  et  d'Atys)  but  elsewhere  are  purely  mythological  in  cha- 
Tacter. 


FRESH    LIGHT    ON    THE    TEMPLE    OF    THE    MAGNA    MATKR  369 

niates.  They  fall  into  two  classes,  a)  the  direct  presentation  of 
contemporary  buildings  —  the  Circiis,  the  Colosseiim  and  the  teraple 
of  Roma ;  b)  copies  of  coin  t}  pes,  e.  g.  temple  of  Janus  closed, 
the  port  of  Ostia,  and  several  triumphal  arches.  The  only  build- 
ing  which  cannot  be  at  once  assigned  to  one  or  other  of  these 
classes  —  those  in  mythological  or  pseudo-historical  scenes  such 
as  the  Rape  of  the  Sabines  of  course  excepted  —  is  this  temple 
of  Cybele.  There  is  therefore  streng  evidence  for  believing  that 
it  also  is  an  actual  Roman  building,  and,  as  it  is  not  a  copy  of 
a  coin  type,  a  building  contemporaiy  with  the  contorniate.  If  so, 
that  building  must  be  the  one  recorded  temple,  that  of  the  Magna 
Mater  Idea,  on  the  north-western  spur  of  the  Palatino.  Other 
shrines  existed  in  Rome  —  one  indeed,  a  small  iholus,  is  tigured 
on  the  Monument  of  the  Haterii  (M.  deW I.  V,  pl.  VII)  —  but  there 
could  be  no  second  temple,  since  the  worship  of  the  goddess  cen- 
tred round  the  sacred  object  in  the  cella  of  the  original  temple, 
the  acus  Matris  Deum  as  Servius  {ad  Aen.  VII,  188)  calls  it,  that 
lapis  quidam  non  magnus  ferri  hominis  manu  sine  ulla  impres- 
sione  qui  possit,  coloris  fulvi  atque  atri,  angellis  prominentibus 
inaequalis,  et  quem  omnes  hodie  ipso  ilLo  videmus  in  signo  oris 
loco  positum,  indolatum  et  asprum  et  simulacro  faciem  minus 
expressum  simulatione  praebentem.  {Arnob.  VII,  108). 

When  this  sacred  stone  was  brought  to  Rome  in  204,  it  was 
placed  in  the  temple  of  Victory  on  the  Palatino  until  that  being  pre- 
pared  for  it  should  be  ready;  It  was  not  until  191  that  the  con- 
secration  of  the  latter  took  place.  About  the  same  time  were 
instituted  the  Megalensia^  a  six  days'  festival  in  honour  of  the 
goddess,  interesting  from  Lucretius'  account  of  the  processions 
(II,  618  sqq.)  and  as  the  scene  of  the  original  Performance  of 
four  of  the  extant  plays  of  Terence,  the  steps  of  the  temple  as 
Dr.  Huelsen  has  suggested  {Rom.  Mitth.  1895,  p.  28)  being  used 
as  seats  for  the  spectators.  The  cult  of  Cybele  was  in  its  earlier 
stages  among  the  most  venerable  of  Roman  worships,  but  its  dege- 
neration  was  rapid,  and  before  the  middle  of  the  first  Century  B. 
C,  Cicero  {de  harusp.  12,24)  could  ^^Q2k  oiih.Q  ludi  Megalenses 
as  more  institutoque  maxime  casti  solemnes  religiosi,  but  now  — 
thanks  of  course  to  Clodius  and  his  friends  —  paene  ad  caedem 
et  ad  funus  civitatis  conversi.  Yet  if  the  character  of  her  worship 


870  K.    tSDAILE 

had  degenerated,  the  honoiir  paid  to  Cybele  had  not.  She  is 
represented  od  do  less  than  ten  denarii  Struck  between  89  and  44, 
at  a  time.  that  is,  when  the  one  imperishable  aud  damning  monu- 
ment  of  her  cult,  the  Attis  of  Catiillus,  must  have  been  in  the 
hands  of  all  ciiltivated  men.  Later  still,  Livia  could  be  repre- 
sented with  the  attributes  of  Cybele  (BernouUi,  Rom.  Ikon.  II,  l 
pl.  XXVIII.  2),  and  it  is  clear  that  the  worst  side  of  the  worship 
did  not  come  into  prominence  imtil  the  Attis  celebrations  added 
in  the  days  of  Claudius,  and  the  still  later  developments  of  the 
taurobolium  and  the  mystical  new  birth. 

The  outburst  of  Cybele  worship  under  the  Antonines  has  re- 
ceived  much  less  notice,  as  the  direct  evidence  for  it  is  numis- 
matic.  The  pressure  of  the  Marcomannic  war  gave  rise  to  a  series 
of  '  revivals  ',  and  Oriental  rites  of  the  wildest  character  were 
performed  by  the  Emperor  Marcus  Aurelius  himself  (Jul.  Capitol. 
Vita,  13)  who  even  postponed  his  going  to  the  front  for  the  pur- 
pose.  It  is  obvious  that  the  worship  of  Cybele  would  come  into 
prominence  at  such  a  time,  and  we  find  in  fact  that  both  the 
Faustinas  issued  an  unparalleled  variety  of  Cybele  types  (of  which 
fig.  2  is  an  instance),  although  the  goddess  had  (with  the  Single 
exception  of  a  scarce  denarius  of  Sabina)  disappeared  from  the 
coinage  since  44  B.  C.  Medaillons  are  also  numerous,  and  of  the 
four  specimens  of  the  contorniate  (fig.  1)  I  have  been  able  to  traee 
two  bear  the  head  of  the  eider  Faustina  as  an  obverse  type.  Every- 
thing  therefore  points  to  the  conclusion  that  the  goddess  was  the 
object  of  special  devotion  on  the  part  of  the  Faustinas. 

Starting  then  with  the  assumption  that  the  temple  represented 
in  fig.  1  is  that  of  the  Magna  Mater  on  the  Palatine,  it  remains 
to  compare  its  details  with  what  is  now,  thanks  to  Dr.  Huelsen, 
known  of  the  actual  temple  from  recent  excavations,  especially  as 
regards  a  statue  of  the  goddess  placed  in  a  prominent  position 
outside  a  temple  built  for  the  reception  of  the  sacred  stone. 

The  temple  in  fig.  1  is  of  the  Corinthian  order,  and  its  one- 
sided  appearance  is  due  to  an  obvious  attempt  on  the  part  of  the 
artist  to  represent  both  front  and  side  (^).  The  front  is  repre- 
sented by  two  columns  supporting  an    arch;  the  side    consists  of 

('j  The  proof  is  that  oii  other  coins  and  medallions  the    steps    extend 


FRESH    LIGHT    ON    THE    TEMPLK    OK    THE    MAGNA    MATER  371 

three  columns  besides  that  belonging  to  the  front,  joined  by  a  frieze 
and  supporting  a  plaiu  eutablatiire.  At  the  head  of  a  flight  of 
Steps  of  unusual  depth  is  the  figure  of  Cybele  (^).  The  form  of 
the  roof  is  reserved  for  discussion  in  a  separate  section,  so  as  not 
to  break  the  continiiity  of  the  argument. 

The  original  tempie  was  burned  down  in  A.  D.  3  (Dio.  Cass. 
IV)  and  replaced  by  Augiistus  —  aedem  Matris  Magnae  in  Pa- 
latio  feci  says  the  Aucyra  monument  —  with  another  of  whieh 
ifc  might  be  safely  said  even  without  monumental  evidence  that  it 
was  of  the  Corinthian  order,  which  «  everywhere  associates  itself 
with  the  sumptuous  conceptions  of  imperial  architecture  »  (Choisy, 
Hisloire  de  V Architecture^  I,  p.  544).  With  the  increased  im- 
portance  of  her  worship  came  a  great  increase  in  the  importance 
of  her  tempie,  as  the  nuraber  of  late  inscriptions  found  in  its 
precincts  testif\',  but  of  its  subsequent  history  nothing  is  known 
save  that  Claudius  Gothicus  was  proclaimed  emperor  ipso  in  sa- 
crario  Matris  (Treb.  Pollio,  Claudius,  IV),  nor  is  there  any  men- 
tion  of  the  stone,  save  that  it  had  been  set  into  a  silver  figure  of 
the  goddess  (cf.  Arnob.  /.  6'.)  after  the  reign  of  Theodosius. 

Of  the  remains  of  the  tempie  on  the  Palatine  it  is  super- 
fluous  to  speak  after  the  exhaustive  treatment  of  the  subject  by 
Dr.  Huelsen  in  the  Mittheilungen,  vol.  X.  He  proves  that  the 
tempie  was  hexastyle  and  of  the  Corinthian  order,  and  was  ap- 
proached  by  a  remarkable  flight  of  steps  extending  beyond  the 
front  of  the  tempie  on  either  side  which  probably  furnished  seats 
for  the  spectators  at  the  ludi  scenici. 

The  Statue  of  the  goddess  on  the  contorniate  represents  her 
seated  on  a  high-backed  throne,  wearing  a  turreted  crown,  chiton 
and  overdress,  which  last  lies  in  a  fold  on  her  lap.  Locks  of  hair  fall 
on  her  Shoulders,  with  her  left  band  she  holds  the  tympanum,  her 
right  lies  idle  in  her  lap,  her  foot  rests  upon  the  suppedaneum, 
The  existence  of  a  sculptural  t3^pe  for  the  C3  bele  on  the  Palatine 


along  the  whole  front  of  the  tempie,  so  that,  had  the  columns  to  the  left 
belonged  to  the  front,  the  steps  would  have  been  carried  the  whole  length 
of  the  design. 

C)  The  figure  of  Attis  is  a  mere  mythological  addition,  as  its  position 
out  side  the  tempie  shows. 


372  K.    ESDAILE 

has  been  for  some  time  recognized  in  the  figure  on  tlie  Sorrentine 
Basis  seated  among  the  highest  gods  ofRome  {Rom.  Mitth.  1889, 
pl.  X).  The  type  is  identical  with  that  on  the  contorniate,  save 
that  in  the  latter  the  goddess  wears  a  veil,  a  detail  too  small  to 
be  clearly  represented. 

In  1872,  during  the  excavations  on  the  Palatine,  there  was 
found  among  the  debris  of  the  temple  steps  —  quasi  sul  eiglio 
dei  suddetti  gradini  (^)  —  a  statiie  of  C3^bele,  headless  indeed, 
but  distinguished  by  her  footstool,  and  identical  as  far  as  she  goes 
with  the  figure  on  the  Sorrentine  Basis  and  figs.  1  and  2.  The 
remains  of  two  lions  were  also  found,  and  the  presence  of  a  pun- 
tello  on  one  of  them  proyes  that  it  Avas  attached  to  the  right  side 
of  some  object,  probably  the  throne  of  this  or  a  similar  statue  o,f 
the  goddess. 

Comment  is  needless.  On  the  one  hand  we  have  the  evidence 
of  the  contorniate  that  the  temple  of  the  Magna  Mater  was  a  Co- 
rinthian  building  approached  by  a  peculiar  flight  of  steps  at  the 
head  of  which  was  a  seated  figure  of  Cybele;  on  the  other,  recent 
excavations  have  brought  to  light  a  Corinthian  hexastyle  temple 
with  a  unique  arrangement  of  steps  leading  up  to  it,  among 
which  were  found  the  remains  of  colossal  a  statue  of  Cybele  —  a 
point  that  is  particularly  important,  as  it  is  in  this  very  matter 
that  the  evidence  of  the  contorniate  might  appear  suspicious,  a 
mere  detail  added  to  identify  the  temple.  The  emphasis  laid  on 
the  steps  is  thoroughly  in  keeping  with  the  artistic  principles  go- 
verning the  designs  on  contorniates  if  we  accept  Dr.  Huelsen's 
brilliant  conjecture  as  to  their  use  at  the  megalensia,  as  makers 
of  contorniates  go  in  for  picturesque  detail  whenever  possible,  and 
have  a  special  predilection  for  the  stage  and  amphitheatre. 

Two  questions  still  remain,  the  form  of  the  temple  roof  in 
fig.  1,  and  the  epithet  salutaris, 

a)  At  first  sight  the  temple  appears  wholly  unclassical  in 
form,  owing  to  the  peculiarity  of  the  crocketed  roof.  üp  to  the 
architrave  it  is  an  ordinary  building  of  the  Corinthian  order  with 
columns  united  by  a  (sculptured?)  frieze  apprcached  by  an  un- 
usually  deep  flight  of  steps. 

(»)  Rosa,  Relazione  sulle  scopp.rte  archeologiche  di  Roma,  1873,  p.  8. 


FRESH    L16HT    ON    THE    TEMPLE    OF   THE    MAGNA    MATER  37S 

DonaldsoD,  the  only  aiithor  to  discuss  the  contorniate  from 
an  architectural  standpoint  {Architectura  Numismatica,  p.  83) 
suggests  that  the  figure  is  seated  linder  a  crocketed  canopy,  in  igno- 
rance  of  the  fact  that  the  crockets  represent  the  ends  of  the  roof 
tiles,  and  that  the  roof  is  therefore  external.  Modern  numisma- 
tists  will  recognise  that  the  entrance  arch  under  (or  rather  in  front 
of)  which  is  the  statue  of  the  goddess  is  formed  by  the  raising 
of  the  lines  of  the  pediment  to  admit  of  the  figure  being  repre- 
sented  at  füll  length.  The  imperial  coinages  of  Asia  Minor  offer 
many  examples  of  similar  devices,  —  indeed,  the  strongly  pictorial 
character  of  many  of  these  bronze  issues,  their  Horror  vacui  and 
desire  to  represent  as  much  as  possible  at  any  cost,  are  closely 
analogous  to  the  artistic  methods  in  use  on  contorniates.  Figs.  4 
and  5  are  two  of  the  more  striking  parallels  (B.  M.  Cat.  Pontus, 
pl.  VII,  figs.  9  and  10).  In  fig.  4  the  line  of  the  front  pediment 
is  broken  so  that  the  farther  pediment  shows  through  the  gap ;  in 
fig.  5  the  pediment  is  cm-ved  and  broken  above  the  flaming  altar, 
a  second  curye  is  put  in,  perhaps  to  indicate  that  the  roof  followed 
of  the  pediment,  and  finally,  two  large  dotted  lines  of  the  triie 
pedimental  shape  show  what  the  lines  of  the  roof  really  were. 
With  such  analogies  to  go  upon,  there  can  be  little  doubt  that,  as 
the  largest  arch  in  fig.  1  represents  the  front  pediment,  so  the 
corresponding  arch  represents  that  at  the  further  end,  while  the 
small  central  arch  indicates  that  the  line  of  the  roof  followed  that 
of  the  pediments,  though  put  in  on  a  small  scale  for  lack  of 
Space. 

b)  The  epithet  salutaris  (=  health  or  safety  bringing  (^) 
is  nowhere  eise,  whether  in  literature  or  epigraphy,  applied  to 
Cybele,  neither  is  she  called  ^mtsiqu  in  Greek-speaking  lands. 
Since  the  plague  was  sharing  the  work  of  devastation  with  Han- 
nibal  at  the  time  of  the  reception  of  the  goddess  into  Rome,  either 
translation  would  be  appropriate,  but  the  latter  is  the  more  pro- 
bable, as  the  advent  of  Cybele  is  nowhere  expressly  connected 
with  the  plague.     Moreover,    the   ship   which   carried  the  sacred 


(*)  These  are  admirably  illustrated  in  the  inscriptions  to  Aesculapius 
and  Hygieia  on  the  one  hand,  and  to  Castor  and  Pollux  on  the  other.  (For- 
cellini,  s.  v.  Salutaris). 


374         K.    ESDAILE,    FRESH    LIGHT    ON    THE    TEMPLE    OF    THE    MAGNA    MATER 

stone  of  the  Magna  Mater,  and  thus  took  its  part  in  bringing 
^alus  to  Korne,  was  worshipped  under  the  name  of  Navis  Salvia 
(C.  I.  L,  VI,  492),  a  parallel  title,  it  would  seem,  to  salutaris. 
Be  this  as  it  may,  the  fact  that  the  word  salutaris  is  applied  to 
her  only  on  the  coin  and  contorniate  whose  connection  with  the 
goddess  of  the  Palatino  has  already  been  proved  siiggests  that  it 
was  a  special  ciilt  epithet  of  this  type  of  Cybele,  the  giver  of 
harvest  störe  (Plin.,  N.  IL  XVIII,  16)  and  the  bringer  of  Salus 
to  Eome. 

To  sum  up,  we  have  on  the  coin  (fig.  2)  a  larger  Version  of 
the  goddess  represented  on  the  contorniate  as  seated  withont  her 
temple,  one  of  her  titles.  otherwise  iinknown,  being  inscribed 
round  each  design. 

The  temple  has  been  shown  to  be  that  on  the  Palatino  as 
rebuilt  by  Aiigustiis,  and  the  existing  fragments,  and  the  resto- 
ration  based  lipon  them,  have  been  shown  to  conform  to  the  nu- 
mismatic  evidence  here  for  the  first  time  brought  forward.  The 
iinusual  representation  of  the  steps  to  the  temple  corresponds  with 
recent  discoveries,  and  confirms  the  Suggestion  as  to  their  original 
use.  A  mutilated  statue  of  the  goddess  of  similar  type  has  been 
found  in  situ,  and  can  be  restored  by  the  help  of  figs.  1  and  2. 
Finally,  the  title  salutaris  has  been  explained  as  a  cult  epithet 
of  the  Cj^bele  of  the  Palatino,  the  foreign  saviour  of  the  Koman 
State. 

Katharine  Esdaile. 


SITZUNGEN  UND  ERNENNUNGEN. 


22.  Januar  1909:  F.  Stüdniczka,   eine   Marmorgnippe  aus  den 

Gärten  des  Sallust;  dazu  E.  Loewy. 
5.  Februar:  F.  I.  Doelger,  christliche  Baptisterien  und  antike 

Bäder;  dazu  N.  Müller. 
10.  Februar:  H.  Stuart  Jones,  die  Datierung  der  Bothschildschen 
Silberbecher  aus  Boscoreale.  Der  Künstler  der  Vatikanischen 
Musengrnppe.  Dazu  Loewy.  —  Fr.  Toebelmann,  der  Bogen 
von  Malborghetto  bei  Saxa  Rubra.  —  Ashby,  kurze  Bemer- 
kungen über  Strassen  in  der  Nähe. 
5.  März:  F.  Weege,  ein  Heiligtum  der  Artemis  Limnatis.  — 

R.  Delbrueck,  Saitische  Gewölbe. 
19.  März:  vor  Tagesordnung  Pigorini,  zum  Gedächtnis  an  Mau.  — 

Paribeni,  Sepolcreto  arcaico  di  Genova. 
2.  April :  Bartoli,  Per  la  storia  dei  monumenti  del  Palatino : 

1.  II  tempio  di  Apollo^  trasformato  in  chiesa  di  s.  CesariOj 

2.  II  Settisonio  nei  disegni  inediti  di  M.  van  Heemskerck.  (v. 
Bollettino  d'Arte  1909,  253  ff.)  —  Haseloff,  Porträt  einer 
Fürstin  justinianischer  Zeit. 

16.  April  (Paliliensitzung):  C.  Ricci,  Delleultime  scoperte 
archeologiche  falte  a  Ravenna.  —  B.  Nogara,  Due  Sta- 
tuette dipiombo  trovate  recentemente  a  Sovana.  —  F.  Stüd- 
niczka, Zur  Ära  Pacis  Augustae  (erscheint  in  den  Berichten 
der  Sächsischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften). 


Zum  Palilienfest  wurden  zu  ordentlichen  Mitgliedern  ernannt 
die  Herren: 

B.  Nogara  in  Rom 
R.  Paribeni         »    Rom 
N.  Persichetti    »    Aquila 
L.  Pollak  »    Rom 

zu  correspondierenden  Mitglieden  die  Herren: 

CiMORELLi      in   Venafro 

C.  GiovANNONi     »    Rom. 


A  G  G  I  ü  N  T  A 

ALL'ITINERARIO  DELL' HOLSTENIO  SULLA  SÄLARIA 

(Pag.  295  sg.). 


I  tre  codicetti  dell' Holstenio  furono  mandati,  per  gentile  concessione 
della  Biblioteca  Reale  di  Dresda,  a  Roma,  ovo  l'autore  li  potette  esaminare 
nella  Biblioteca  dell'Istituto  Archeologico.  Mentre  gli  e  grato  dovere  di 
espriraere  la  sua  riconoscenza  per  tale  liberalitä  alla  Direzione  della  R.  Bi- 
blioteca di  Dresda,  nel  medesimo  tempo  gli  rincresce  che  la  sua  copia  de- 
stinata  per  la  stampa,  e  riveduta  sui  manoscritti  originali  dal  prof.  Huelsen, 
durante  l'assenza  di  quest' ultimo  fu  smarrita  per  qualche  tempo,  di  modo 
che  fu  d'uopo  di  stampare  il  testo  da  una  copia  meno  perfetta;  non  sarä 
inutile  perciö  di  correggere  alcuni  errori  che  rendono  difficile  1' intelligenza 
del  testo: 

p.  295  V.    5  l.  air  hosteria  di  Palumbara  detta  la  fiora  2  m. 
»       V.    8  ^.  3  m(iglia)  p(iccole)  invece  di  piü. 

n       V.  40-41.  L  un  pezzo  de  fabrica  anticha  con  un  altro  lapis  miliarius 
(la  colonnetta  deH'Ornaro  volgarmente  detta). 
p.  297  V.    6.  7.  Si  legga:  Questa  opinione  h  falsa;  la  strada  antica  andava 
abbasso  per  mano  dritta  per  la  valle  dove  si  vede.  Queste  pa- 
role  sono  aggiunte  piü  tardi. 
»       V.  10  leggi:  Valle  de  Caneio.  L'iscrizione  alla  quäle  alludeV Holste- 
nio h  CIL.  IX  4754:  G.  Ann(a)eo  C.  f.  Qui.  Pudenti  cet.  cono- 
sciuta  soltanto  dagli  apografi  del  Jacoboni  e  del  Vittorio. 
p.  297  V.  28.  Le  parole  h  verissimo  sono  aggiunte  dopo. 
p.  298  V.    8  e  21.  /.  m(iglia)  picc(ole)  invece  di  piü. 
n       V.  14.  il  nome  Foroecri  appartiene   al  nome   moderno   seguente  di 

S.  Croce. 
»       V.  17.  /.  un  miglio  invece  di  un  po. 
p.  299  V.  12.  l.  Ager  ad  Tiberim  usque  pertinebat. 
»       V.  21.  l.  altura  invece  di  alterum. 
»        V.  37.  l.  per  agrum  Castellacciae. 
»       V.  40.  l.  a  laeva  Cantalupi. 
»        V.  42.  l.  Parente  subiectae. 
»        V.  45.  l.  montem  Muscae  in  Canerae  vallem. 
p.  300  V.     1.  /.  per  haec  loca. 
»       V.     2.  /.  Muranum. 
»        V.    6.  l.  visitur. 
»       V.  18.  l.  Cana. 


REGISTER 


Abruzzenkunst  26  f. 

Agathodaemon,  Altar  des  136. 

aiXovQog  40  f. 

Alexandermosaik  11  ff . 

Allia  =  Fosso  della  Bettina  323  f. 

Altar  aus  Bagnacavallo  131 

Alte  Säule  in  Pompeji  78 

Amitemum,  römischer  Cippus  aus  26. 

—  Reliefs  aus  15. 

Amphora,    streng   rotfigur.  aus  Ruvo 

332  f.  336. 
Anio-  Brücke  von  Narses  erneuert  303. 
Antemnae  292. 

Antiope  und  Zeus,  Br.  Rel.  356. 
Apulische  Keramik  167  ff. 
Apulische  Vasen  mit  Katzen  55. 
Ära  Silvani  37. 
Arpi,  Henkelnapf  aus  185. 
Askoi,  daunische  228. 
Augenschalen  aus  Ruvo  331. 
M.  Aurelius  Silvanus  349. 
Bagnacavallo,  Altar  aus  131. 
Basis  in  S.  Lorenzo  fuori  161. 
Batrachos  und  Sauras  158. 
Becher,  daunische  207. 
Bellerophon  auf  Bronzerelief  350. 
Bonn,  Bronzekästchen  aus  360. 
Brocklesby  Park,  Altar  in  136. 
Bronzegerät  aus  Grab  in  Ruvo  334  f. 
Bronzetechnik,  antike  107. 
Bronzen  aus  Grab  bei  Bari  341. 
Bronzekästchen  ais  Aegypten  361  f. 

—  pannonische  349  f. 

—  aus  d.  Rheinlanden36ö. 
Bronzekatze,  ägyptische  67. 

T.  Caesius  Anthianus  71. 


Calpurnia  Felicula,  Cippus  der  46. 

Capitolinisches  Museum,  Relief  65. 

Capua,  Kästchen  aus  365. 

Casa  Vitella  an  via  Salaria  282. 

Castel  Giubileo  312. 

catta,  Vogel  48.  52. 

cattus  42  f. 

Ceglie  del  Campo,  griechisches  Grab 

bei  341. 
Cervetri,  Inschrift  aus  37. 

—  Relief  aus  33. 
Christliche  Reliefs  auf  Bronzekästchen 

358.  361. 
Cippus  aus  Amitemum  26. 
Concave  Curvaturen  119. 
Constantiu,    Inschrift  in  Viterbo  107. 
Contorniaten  368  f. 
Cori,  Herculestempel  109  f. 
Cornelius  Severus  Augustalis  36. 
Cornucopiae  142  f. 
Crustumerium,    angebl.    =   Montero- 

tondo  328  f. 
Curaae,  Kästchen  aus  363  f. 
Curvaturen  an  Gebälken  110  f. 
Csäszär,  Bronzekästchen  aus  358. 
Daunia,  Kratere  aus  167  ff. 
Demos  von  Tarent  54. 
Dionysos   und   Silen  auf  Augenschale 

331. 
Dorischer  Tempel  in  Pompei  103. 
Eidechse  in  jonischer  Volute  153. 

—  auf  Säulenbasis  161. 
Elfenbeinkästchen  366  f. 
Erbschaftssteuer  76. 

Etruskische  Grabgemälde  mit  (angebl.) 
Katzen  53. 


378 


REGISTER 


Euphronios,  Amphora  in  Art  des  337. 

Falbkatze  59. 

Felcsuth,  Bronzekästchen  aus  357. 

feles  42  f. 

Ferentum,  Ferentis  108. 

Fibeln,  apulische  170. 

Fidenae  307  ff. 

Figlina  civitas  293. 

Flöte  auf  unterital.  Vasenbild  347. 

Forum  Petroni  Maximi  6. 

Frentaner  Land,  Vasen  aus  173. 

Frosch  in  jonischer  Volute  153  f. 

Füllhorn  142  f. 

Fussbekleidungen  23. 

gatta,  gattus  48  f. 

Giebelgruppe  von  Via  Labicana  1. 

Ginsterkatze  53. 

Gladiatorenschulen,  kaiserliche  75. 

Glasarbeiten,  geformte  145. 

Haartracht,  daunische  203  f. 

Henkelverzierung,  plastische  188. 

Herakles  Löwentöter  auf  Bronzerelief 

352. 
Herculestempel  in  Cori  109  f. 
Holstenius,  Itinerar  des  295  ff.  376. 
Holztruhen,  griechische  362  f. 
Horti  Sallustiani,  Altar  aus  den  137. 
Jahreszeiten  auf  Bronzerelief  357. 
Idole  als  Henkelverzierung  202  ff. 
Illyrische  Tracht  201. 
impilia  23. 
Intercisa  349. 

Jonische  Kapitelle,  mittelalterl.  159. 
Isernia,  Wirtshausscene  auf  Relief  aus 

30  f. 
Isisterapel  in  reg.  III.  9. 
Kannen,  daunische  226  ff. 
Kapitell  in  S.  Lorenzo  fuori  153. 
Katze,  Geschichte  der  40  f. 
Keramik  des  vorgriechischen  Apuliens 

167. 
Kitharoedenreliefs  35. 
Kneipen,  römische  29. 
Komos  auf  Amphora  von  Ceglie  344. 
Konservatorenpalast,  Glaskopf  in  145. 


Koppelgefässe  196. 

Kratere,  daunische  167  ff. 

Kreta,  Apuliens  Beziehung  zu  262. 

Kriegerrüstung,  auf  Amphora  aus  Ruvo 
338. 

Kuh  und  Stier,  Relief  4.5. 

Kybele-Kultus  369  f. 

Leda  auf  Bronzerelief  356. 

Leichenmahl,  röra.  Relief   19  f. 

Leichenzug,  röm.  Relief  16. 

Lekythos  aus  Ruvo  333. 

LiebessceneaufVase  Jatta  345. 

lituus  16  f. 

S.  Lorenzo  fuori,  Kapitell  153. 

Lovosbalaton,  Bronzekästchen  aus  357. 

Lucerne  (apulische  Ziernäpfe)  194. 

m,  auslautendes,  fortgefallen  265. 

Magna-Mater-Tempel     a.    d.    Palatin 
368. 

Mantua,  Altäre  in  137. 

Marcigliana,  Tenuta  della  321  f. 

Marder  42  f. 

Mariusgrab,  sogen.,  an  via  Salaria  306. 

Maske  apulischer  Idole  200. 

Melfi,  Vasen  aus  170  f. 

Menschliche   Figur  als  Henkelverzie- 
rung 197  ff. 
—  —  schematisiert  219  f. 

Mercur  und  Mala  auf  Altar  134. 
Messapier,  Handelsverkehr  256  f. 

—  Verfertiger  Tarentiner  Va- 
sen 250. 

—  Verhältnis    zu    Japygiern 
254. 

Metrische    Inschriften    aus     Pompeji 

263. 
Musikscene  auf  Vase  Jatta  346  f. 
Mykenische  Basis,  angebliche  88. 
Nekropole,  fidenatische  308  f. 
Octavia  Catulla,  Grabaltar  136. 
Ohrschmuck  apulischer  Idole  201. 
Oinochoe  aus  Ruvo  333. 
omne  modu  265. 
Optische  Illusion  127. 
Ordona,  Funde  von  184. 


REGISTER 


37^ 


Palazzo  Spada,  Kitharoedenrelief  aus 
35. 

Parisurteil  auf  Bronzerelief  354. 

Patera  und  urceus  140. 

P6cs,  Bronzekästchen  aus  355. 

Pflasterung  der  via  Salaria  307. 

Pizzoli,  Telamon  aus  18. 

Plastische  Henkelverzierungen  18S. 

Plinthen,  reliefgeschmückte,  unter  io- 
nischen Basen  163. 

Pompeji,  alte  Säule  aus  78 

—  metrische  Inschriften  263. 

—  Säulenstürapfe  des  dorischen 
Tempels  103. 

Pompejanisches  Mosaik  mit  Katze  59; 

mit  Sumpfluchs  64. 
Ponte  di  Malpasso  314  f. 
Ponte  Nascoso  bei  Civitatomassa  281. 
Porta  Collina  285 
Porta  Salaria  286  f. 
Porticus  Octaviae,  Tempel  in  der  161. 
Pozzuoli,  Inschrift  von  71. 
praeficae  16. 

procurator  familiae  gladiatoriae  75. 
procurator  vigesimae  hereditatium  76. 
Putignano  262. 

Rhodische  Vase  mit  Katze  57. 
Rundaltäre  \dß  f. 
Rundgrab  an  via  Salaria  325  f. 
Ruvo,  griech.  Grab  in  330. 
Kuvo,  Vase  aus  55. 
Säule,  alte  in  Pompeji  78. 
Säulenstümpfe  des  dorischen  Tempels 

in  Pompeji  103. 
salutaris,  Beiname  der  Magna  Mater 

373. 
Sangallo,  barberinischer  Codex  33. 
Sauras  und  Batrachos  153. 
Schalen,  daunische  212  ff. 


Schalen  aus  Ruvo  333. 
Schüsselnäpfe,  daunische  174. 
Schwanklitteratur  bei  Gelage  32. 
Silen,  tanzender  auf  Augenschale  3C2» 
Silvanus  Mar ...  37. 
siticines  16  f. 

Spiegel  in  Toilettenkästchen  359. 
spirae  columnarum  160. 
Strassburg,  Glaskopf  in  145. 
Sumpfluchs  61  f. 
Sybaris,  Funde  von  241. 
Tätowierung,  apulische  201. 
Tarent,  Münzen  mit  Demos  54. 
Tarentiner  Keramik  232  ff. 
Tassen,  daunische  209. 
Teller  und  Schüssel  daunische  224  ff. 
Tiberbett  erhöht  seit  Altertum  312. 
Tiernamen  als  Eigennamen  163  f. 
Tivoli,  Altar  aus  136. 
Töpfe  mit  hohen  Henkeln,  daunische 

175  ff 
Toilettenkästchen  aus  Bronze  349  f. 

aus  Elfenbein  363  f. 
tuba  16  f. 

Urceus  und  patera  140. 
Vassalletto,  Pietro  166. 
Veji,  Altar  aus  135. 
Via  Caecilia  275. 
Via  Labicana,  Ausgrabungen  8. 
Via  Salaria  275. 
Vilia  T.  1.  Felicula  36. 
Villa  des  Phaon,  sogen.  307. 
Viterbo,  Inscrift  auf  m.  a.  Kapitell  107. 
Waffen  aus  Grab  in  Ruvo  333  f. 
Wanderer,  Rel.  in  Florenz  1. 
Wiesel  42  f.  68. 

Wochengötter  auf  Bronzerelief  358. 
Ziernäpfe,  konische  194  ff. 


TAFELN 


I-lII.  Fragmente  eines  römischen  Giebels  in  Rom  und  Florenz. 

IV.  Due  rilievi  di  Amiternüm. 

V.  Reliefs  im  Palazzo  Spada  und  aus  Cerveteri. 
VI-VII.  Tempio  d'Ercole  a  Cori. 

VIII.  Tongeräte  Nordapuliens. 

IX.  Daunisches  Ziergefäss. 

X.  Kästchen  aus  Intercisa. 

XI.  Contorniaten  mit  Darstellung  des  Magna-Mater-Tempels. 


Abgeschlossen  am  18.  August  1909. 


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TEMPIO    D'ERCOLE    A    CORI 


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VIII 


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TONGERAETE     NORD-APÜLIENS. 


IX 


DAUNISCHES  ZIERGEFzESS 


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ROEM.   MITT.  1908. 


TAFEL  XI 


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Fot.  Danesi  -  Roma 


Beilage  I, 


1^ 


NORDAPULISCHE    GEF^SSE    UND    TERRAKOTTEN. 


Beilage  IL 


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HOCHHENKLIGE    GEFiESSE   DER    DAUNIA. 


Beilage  III. 


VERSCHIEDENE    TONGERiETE    DER    DAUNIA. 


Beilage  IV. 


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ZIERN^PFE     UND     TASSEN     DER     DAUNIA. 


Beilage  V. 


BECHER     DER     DAUNIA 


Beilage  VI. 


6  7 

SCHALEN     DER     DAUNIA. 


Beilage  VII, 


7  6 

ASKOI    UND    SCHALEN    DER    DAUNIA. 


Beilage  VIII. 


VASENFUND    VOM    BORGO    NUOVO    ZU    TARENT. 


Beilage  IX. 


VASENFUND    VOM    BORGO    NUOVO    ZU    TARENT. 


Beilage  X. 


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4,5 


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VASENFUND    VOM    BORGO    NUOVO   ZU    TARENT 

I,  2,  4,  6,  7,  8,  lo  Impasto.     12  grob  rottonig.     3,   5,  9,  11,  13-17  aus  feinem  Ton,  z.  T.  bemalt. 


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