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Full text of "Mittheilungen"

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Mittheilungen 

1.  des 

\ 

I  Vereins 

[  für  die  Geschichte  und  Alterthumskunde 


ERFURT. 


/'5- 


OK 


C'eoDLiur;;! 


Worneburg,  Beiträija  zur  tbürinaiäslien  öeactiiahte,  —  BTctneV",' 
I'elcrskloater  m  Erfurt.  —  Erl&ndaen,  Baiträjte  zum  Potarekloater. 
—  Wernebnrjf,   über   das  Erfurter  StarltsiBjjal.    —    v.  Tettsu, 
ubersi cht! iahe  ZusammeD Stellung  der  in  Erfart  und  dessen  Umgebung 
gefundenen  vorgeschichtlichen  Gegenstaade, 


:^j:21 


EKPÜRT.  1883. 
Selbst-Verlag  des  Voroins. 

In  ConmiHlos  lie[  Cstl  VilUcct. 


m 


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Mittheilungen 

dflB 

Vereins 

fOr  die  Geschichte  und  Alterthumskimde 


ERFURT. 


(■':BODL:UDi<)- 


■V 

Elftes  Heft.  •^■i!iOL.ij.>> 


EBFVBT,  1883. 
Selbst-Verlag  des  Vereins. 

il  CkilTIllkiat. 


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Inhalts  -  Verzeichniss. 


iL  Wernebnrg:,  BeitrSga  snr  tbürinKiaoheii  Qetobiohte I 

L  Die  Tenreltimg  ThüringenB  unter  fräokigaheF  BemobsU  nsd 

bis  lar  Zeit  der  Lend^rftten 1 

II.  Der  Wirknngtkreia   Hadftlg;aad'B,    dei  Königtboten   Kartt    dee 

Qronen -    .    .    .  8 

III.  Die  Hertöge  dar  Thüringer 7 

IT.  Die  Ormfen  von  Wiaienbnrg  ab  Landgrafen  tod  Tliarii^ii  .    .  38 

B.  Böolmer,  dai  Petenklorter  an  Erfurt  (II.  Folge) 67 

IT.  Dia  Elorter-Qeb&iide 67 

Beilage  A.  Inaoriptione«  oanpanarum 164 

B.  Pnblioandam  über  daa  Terkaof 166 

C.  Aemtar  im  Kloster 106 

D.  Calandariom  aad  Nekrolog  daa  Kloitera 169 

E.  Anrang  atu  d«Bt  Nekrolog  nach  der  vom  Mönch  Qallni 

Slus  hinterUaienen  Abschrift 160 

O.  Erlandien,    einige  Beiträge  reap.  Bemerkangen  cd    der  Sohrift 

des  Herrn  Major  Böokner  ftber  die  Peterakloeterkirohe  .    .    .  180 

A.  Wernebarg,  &ber  das  Brfarter  BUdUiegel 187 

T.  Tettan,  fibeniohtlicha  ZnaemcaeiutellnDg  der  in  Erfart  and  denen 

Umgegend  gefandenen  Torgesohiohtliahan  Qeganat&nde  ...  101 


DictizedbyGoOt^lC 


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Beiträge 

ZOT 

thüringischen  (beschichte 


A.  W«rneburg, 


I. 

Die  Verwaltnns  Thüringens  unter  fränkischer 
Herrschaft  und  bis  aar  Zeit  der  Land^sfeiL 

lieber  die  BtaatHche  Verwaltung  ThUringenB,  nachclem  es 
nm  das  Jahr  530  anter  fränkische  Botmäsaigbeit  gekommen  war, 
ist  wenig  bekannt;  doch  l&sst  sich  in  dieser  Beziehung  bei  voll' 
BtSndiger  ZasanamenfaBBung  nnd  richtiger  Würdigung  der  in 
verBchiedenen  Schriften  rorhandenen,  auf  uns  gekommenen  Nach- 
richten ein  Eiemlich  befriedigendes  Bild  entwerfen,  wae  ich  im 
Folgenden  verancben  will. 

Es  handelt  sich  dabei  am  das  eigentliche  Thüringen ,  daa 
Land  zwischen  dem  Harz  und  dem  Thüringer  Walde,  der  Werra 
and  der  Unstrut;  denn,  daSB  das  Königreich  Thüringen,  desBen 
Untergang  durch  die  Besiegang  des  Königs  Hermenfried  durch 
den  FrankenkSnig  Tfaeoderich  herbeigeführt  wurde,  sich  nicht 
s&dlioh  über  den  Thüringer  Wald  hinaus  erstreckte,  habe  ich  an 
anderer  SteUe  *)  nachgewiesen  und  dass  der  Theil  jenes  Reiches, 
der  OsiliGh  der  Unstrot  lag,  den  Sachsen  zufiel,  ist  bekannt. 

*)  Jahib&olker  der  Aoademie  guneianfitkigar  WiMsotohaftsn  in  Erfurt, 
Nsne  Folge,  Heft  X.  Daat  jedenfallt  im  8.  Jshrhnndert  die  Qsgend  iwisohen 
dem  Tllüriiigerwald  und  dem  Hain  nicht  dasa  gehörte,  ergiebt  lieb  ans 
dem  im  AbBchnitt  III.  Gesagten. 


,l:Ml,G00t^lC 


Ob  vmä  welche  staatliche  Einrichtangen  Theoderich  in  Tbft- 
riogen  traf,  darüber  ist  nichts  bekannt.  Aber  es  lägst  sich  aas 
don  vorhandenen  Nachrichten  and  ans  den  damals  obwaltenden 
Verhältnissen  mit  ziemlicher  Sicherheit  schliessen,  dass  er  sich 
lediglich  darauf  beschränkte,  die  Thflringer  Trene  angeloben  m 
lassen  and  ihnen  einen  jährlichen  Tribat  anfsaerlegen.  Dass 
letzteres  der  Fall  war,  ergiebt  ^ch  ans  Widakind's  ÄnnaL  Cor- 
bejens.,  aus  dem  Annalista  Saxo  (ad  ann.  1003)  und  dem  Chron. 
Dacam  Bronsrieensiam  (Leibnits,  Script  II.  p.  15).  Diram  iat 
anzanehmen,  dass  die  fränkischen  Herrscher  von  Zeit  sa  Zeit, 
oder  wenigstens  jährlich  einmal,  Abgesandte  nach  Thüringen 
schickten,  die  den  Trihat  erhoben.  Dabei  werden  sie  sich  fiber 
den  Zustand  des  Landes  and  des  Volkes  nnterrichtet,  was  za 
i>rdnen  war,  geordnet  and  darüber  ihrem  Herrscher  Bericht  er- 
stattet haben. 

Dass  im  Uebrigen  die  fränkischen  Könige  in  Thüringen  die 
bestehenden  Verhältnisse  and  Rechte  nnverändert  liesaen,  folgt 
zanSchst  aus  der  bekannten  Thatsache,  dass  die  bei  den  Thü- 
ringern übUchen  Gesetze  in  Kraft  blieben;  ansserdem  aber  auch 
ans  dem  umstände,  dass  noch  längere  Zeit  nach  der  Unter- 
jochnng  der  Thüringer  die  fränUsohen  Herrsober  immeor  selbst 
dahin  zogen,  wenn  es  sich  am  bedentendere  Ereignisse,  nament- 
lich am  die  Dämpfong  von  Aufruhr  und  dergleichen  handelte. 
Das  würde  nicht  der  Fall  gewesen  sein,  wenn  von  den  Franken 
eine  besondere  staatliche  Organisation  in  Thüringra  eingerichtet 
ein  Stell  Ter  tfeter  des  Königs  oder  ein  Herzog  eingesebit  werden 
wäre.  Denn  in  diesem  Falle  wäre  doch  wohl  einem  solchen  au- 
näohst  die  Au&echthaltung  der  Ordnong  anbeimgeCallea ;  darüber 
geben  aber  die  Historiker  nicht  die  geringste  Andaatong. 

Es  erscheint  auch  in  Betracht  der  sonstigen  Verhältaisae 
ganz  erklärlich,  dass  bis  zam  Ausgange  des  sechsten  J^ir- 
hunderts  der  oben  beschriebene  Zustand  in  Thüringen  stattfand. 
Dieses  Land  war  die  äusserste  Provinz  des  fränkiscbeu  Beiobea 
im  Osten,  aasserdem  bei  seiner  geringen  Qrösse  von  weniger 
Bedeutung  und  es  wurde  deshalb  demselben  wol4  seitens  der 
fränkischen  Herrscher  mindere  Aufmerksamkeit  zugewendet,  da 
diese  im  Westen  mit  wichtigeren  Angelegenheiten  ToHanf  zn 
thnn  hatten  und  fränkische  Edle  wenig  Keigong  verspüren  moch- 
ten, ihr  Bciißneres  Vaterland  zu  verlassen,  um  tu  dem  dlunala 


:.  Cookie 


-  s  — 

qoch  oDivirtlitielteD,  van  beidnücher  BeviSlkenuig  beTohnten 
TbKringen  ücik  niederznUaBen. 

Erst  unter  Chlotar  II.  (t  638)  trat  eice  Äendoracg  ein,  in- 
dam  dieser  einen  Statthalter,  Eado,  Über  Äuatrasien,  also  aach 
Ober  ThUringen  emsetzte  (v.  Falkenstein ,  Thür.  Chronik  II.  p. 
37)  and  die  Qeaetze  der  Thüringer  verbesserts  und  Tonnehrte. 

Der  Name  dieses  Statthalters  führt  auf  die  Yarmothang, 
dasB  es  dieselbe  Person  irar,  die  demnächst,  wie  wir  bald  sehen 
werden,  als  Herzog  Badnlf  in  Thüringen  erscheint.  In  chrono- 
logischer Beziehang  steht  kein  Bedenken  entgegen;  denn  jener 
Herzog  wird  in  der  Qescbichte  um  das  Jahr  648  als  ein  bejahr- 
tor  Mann  erwähnt.  Er  kann  also  nm  585  geboren  nnd  demnach 
sehr  wohl  von  Chlotar  II.  als  Major  domns  über  Äastraaieo  ein- 
geseUt  worden  sein.  Anch  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  er 
in  Thüringen,  als  der  östlichsten,  am  meisten  bedrohten  frän- 
kischen Provinz,  seinen  Sitz  hatte.  Radulf  war  sogar  ein  thü- 
ringischer Dynast  *).  Da  zu  seiner  Zeit  die  VerhältnisBe  in 
Thüringen  sieh  schon  mehr  consolidirt  hatten,  die  Zogabürigkeit 
dieses  Landes  aom  fränkischen  Reiche  fester  begründet  war,  so 
kann  ea  nicht  auffallen,  dass  einem  der  Qrossen  derselben  die 
Statthalterschaft  über  Aostrasien  anvertraut  nnd  er  demnächst 
stim  Herzoge  —  dux,  welcher  Ausdruck  nicht  im  heutigen  Sinne 
des  Wortes,  sondern  als  „Kriegsoberster,  Heerführer"  in  Eriegs- 
AlUen  anfzufassen  ist  —  ernannt  wurde.  Dies  geschah  nach 
Fredegar'a  Zengnisa  (Chron.  Cap.  77)  durch  Dagobert  L,  Chlo- 
tar's  U.  Sohn,  den  dieser  im  Jahre  622  als  König  von  Anstra- 
sien  einsetzte. 

Hag  aber  auch  jener  Bado  mit  dem  Herzoge  Badulf  ideo- 
tisch  sein  oder  nicht,  gewiss  ist,  dass  Badulf  als  Herzog  in 
Thüringen  eine  bedeutende  Rolle  spielte  nnd  die  fränkischen 
Herrseber  mit  ihm  üble  Erfabrangen  machten.  Denn  Radolf  em- 
pörte sich  im  Jahre  640  gegen  den  inzwischen  auf  den  aostra- 
üscben  Thron  gelangten  Sigebert  II ,  so  dass  dieser  gezwungen 
war,  gegen  Radulf  za  Felde  zu  ziehen.  Der  Ausgang  dieses 
Zuges  war  für  Sigebert  wenig  günstig  nnd  die  folgenden  Ereig- 
nisse beweisen,  dass  Radulf  seiner  Stellung  nicht  enthoben  wurde. 
Denn  wir  finden  in   der  Lebensbeschreibung  Sigeberts  II.   die 


•}  cfr.  AtMchoitt  III. 

Dictzedby  Google 


Nachrichf ,  dasB  dieser  mahrare  Jabre  Bp&ter,  all  Sadnlf  schon 
attersschwftch  war,  gegen  die  rebelliacheo  Thfiringer  sog  and 
Bie  wieder  anterjochte. 

Die  mit  Radulf  gemachte  Erfahrung  Bcheiat  die  Mutratisohea 
KSnige  bewogen  za  haben,  Eanfichst  keine  einbeimiseheii  Dy- 
nasten als  Staatsbeamte  ncd  Hersoge  in  ThOringen  wieder  ein- 
zQBQtzen,  vielmehr  wurde  das  Dacat  ttber  Thüringen  einem  her- 
vorragenden Manne  (oder  einem  kfiniglichen  Prinjsen)  Übertragen. 
Ate  solcher  ist  in  der  «weiten  Hälfte  des  7.  Jahrhonderta  der 
als  Major  domus  in  Anstrasien  fongirende  Fipin  anzasebeu  *). 
Kach  ihm  (f  714)  erscheint  Carl  Martall  als  solcher,  der  in 
einem  Schreiben  des  Papstes  Gregor  vom  Jahre  718  aasdrOck- 
lieh  als  Herzog  bezeichnet  wird.  Aus  einem  anderen  Schreiben 
dosselben  Papstes  aas  derselben  Zeit  Usst  sich  ein  ziemlich 
sicherer  Schlass  aaf  die  damaligen  Zastfinde  in  Thüringen  ziehen. 
Dieser  Brief  ist  an  die  Dynasten  in  Thüringen  gerichtet  (cfr. 
Tita  Bonifaoü).  Also  diese  hatten  die  Verwaltung  des  Landes 
in  Händen  anter  der  Leitnng  des  frSnkischen  Major  domna. 
Die  Macht  des  Letzteren  mochte  aber  in  Tbfiringen  wenig  zar 
Gfihang  kommen,  da  seine  Thätigkeit  im  Inneren  des  Reiches 
dnrch  wichtigere  Angelegenheiten  in  Anspruch  genommen  worde. 
In  den  Aassenländem,  in  Baiem,  Friesland,  Alemannien,  Schwa- 
ben und  Sachsen  sachte  man  sich  vom  fränkischen  Joche  frei 
za  machen ;  jedenfalls  fanden  nach  in  Thüringen  derartige  Be- 
strebungen statt,  obwohl  der  Chronist  (Hadrianns  Valesiua)  dies 
nicht  besonders  erwähnt.  Da  aber  unter  den  Sachsen  hier  nur 
die  in  Nordthüringen  sitzenden  verstanden  werden  können,  so 
ist  anzunehmen,  dass  die  ihnen  benachbarten  Thfiringer  mit  den- 
selben gemeinschaftliche  Sache  gemacht  haben. 

Diese  Herzoge  über  Thüringen  aus  fränkischem  Stamme 
residirten  nicht  in  letzterem  Lande;  sie  zogen  nur  in  Kriegs- 
fällen dabin.  So  bekriegte  Carl  Martell  im  Jahre  724  die  auf- 
rührerischen Sachsen  (in  Nordthüringen),  welche  in  Thüringen 
groBBen  Schaden  gethan  hatten.  Wohl  aber  hatten  im  Laufe 
der  Zeit  die  fränkischen  HerrBcher  Eigengüter  in  Thüringen  er- 


*}  Wenn  hiergegen  eingewendet  werden  möchte,  daia  ni  jener  Zeit 
Gotbert  nad  Uetan  Herioge  in  Thüringen  gewesen  stiSD, 
auf  den  naohfolgeuden  Abtahnitt  III. 


Dictzsdbv  Google 


—    B    — 

worben  *},  hatten  alio  wohl  »uch  BeAinte  da,  die  mit  bot  V«r- 
waltnag  des  Ijuidea  verweodet  imrden,  and  jedenfalls  hatten 
das«l)Mt  auch  &&nkiicbe  Anüedelongen  stattgefunden.  Das 
geht  aas  einer  ürkonde  Cacl's  des  Qro«Ben  von  775  hervor,  in 
welcher  es  von  der  Stadt  Htthlhaasen  beisst,  dasa  dort  Franken 
gewohnt  h&tten  ••). 

In  der  Mitte  des  8.  Jahrhunderts  unternahmen  Carlmann  und 
Fipin  wiederholt  Züge  gegen  die  Sachaen  (in  NordthUringen) 
and  nach  Thüringen;  aber  niemals  ist  dabei  von  einem  Herzoge 
in  TbOringen  die  Rede.  Der  vorberegte  Zustand  dauerte  also 
fort  bis  auf  die  Zeiten  Cari's  des  Orossen.  (Ännal.  Mettenses 
ad  annnm  784.)  Dieser  erst  ftthrte,  als  die  Unterjochung  des 
aSebaiachen  Volkes  im  Wesentlichen  gelungen  war,  «n  strafferes 
R^iroent  nnd  eine  geordnetere  Staatsverwaltung  dnrcb  beson- 
dere Vertranenslente  —  KSnigsboten  —  auch  in  Thüringen  «in. 
Einen  Hersog  gab  er  aber  dem  Lande  nicht,  sondern  nur  Grafen 
standen  den  einzelnen  GanverbKnden  vor.  Ausserdem  bestellte 
er  besondere  Beamte  zur  Aufsicht  über  den  Handelsverkehr, 
namentlich  an  der  östlichen  Grenze,  an.  In  Thüringen  bekannt- 
lich Hadalgaad.     (c&.  Abschnitt  II.) 

Aach  unter  Ludwig  dem  Frommen  nnd  Ludwig  I.  blieb  es 
so.  Erat  in  der  IiKtte  des  9.  Jahrhunderts  setzte  letzterer  wie- 
der einen  Herzog  —  Tachulf  —  als  Schirmherm  gegen  die  Sor- 
ben  (marohio  Hmitis  sorabici)  ein,  wobei  unter  Herzog,  wie  schon 
vorher  bemerkt,  nicht  sowohl  ein  Landesfürst,  als  vielmehr  ein 
Heerführer  im  Kriege  zu  verstehen  ist  Tachulf  war  ein  ein- 
geborener Thüringer,  wie  auch  seine  Nachfolger  und  daraus  darf 
geschlossen  werden,  dass  nun  die  Macht  der  deutschen  Herr- 
scher aus  fränkiachem  Stamme,  die  auch  wohl  in  Deutschland 
residirten,  in  Thüringen  fest  begründet  war.  Tachulfs  Nach- 
folger war  Badnif,  nach  ihm  kam  Poppe,  dann  Conrad  und  end- 
lich Barchard.,  Nach  dessen  Tode  (t  908)  trat  ein  kurzes  In- 
terregnum ein  nnd  dann  übernahmen  König  Heinrich  I.  und 
seine  Nachfolger  selbst  daa  Ducat  Über  Thüringen.  In  letzterem 
traten  die  Qaugrafen  wieder  in  den  Vordergrund,  während  Ober 


•)  BchnltM,  Dir.  DipL  I  p.  6. 
**}  Wie  dran  die  Ortaohattsn  mit  NsKon  auf  ■haaten-  ttbarhaapt  woU 


Google 


die  fisüichflii  Marken  besondere  Markgrafen  geeetEt  worden. 
Dieses  VerbfittniBS  dauerte,  bis  durch  den  Einzag  des  Oralen 
Lodwig  des  Bärtigen  ein  neaer  stastliober  Zastand  in  Tbflringen, 
die  Verwaltung  des  Landes  durch  Landgrafen  angebahnt  wurde. 

U. 
Der  Wirkungskreis  Hadalgand*s,  des  Königsboten 
Oarl's  des  Orossen. 
Karl  der  Qroase  stellte  an  den  östlichen  Grenzen  i^neR 
Beiches  drei  Au&icbtsheamte  an,  von  denen  der  eine,  Werner, 
in  Lorob  stand,  der  andere,  Audalf,  in  Franken  mit  den  St^ 
tionsorten  Forobheim  und  Begenshurg  die  Aufsicht  hatte,  der 
dritte,  Madalgaud,  In  Thüringen  mit  dea  Stationsorten  Erfurt 
und  Alaraestadt,  oder,  wie  Knochenhaner,  Geschichte  ThBringens 
in  der  karolingischen  und  sächsiBchen  Zeit,  pag.  IS,  schreibt, 
Hallstadt,  wobei  er  unter  EaUetaiit  den  Marktflecken  dieses  ITa- 
mens  am  Main,  eine  Wegstande  von  Bamberg,  versteht  and  da- 
mit die  Meinung  verbindet,  Madalgaad  aei  Au&iohtsbeamter  in 
Thüringen  und  Franken  gewesen.  Ein  Blick  auf  die  Karte 
zeigt,  dasB  diese  Annahme  anznlftssig  ist  Der  Bezirk  des  Ma- 
dalgaud hätte  dann,  im  Vergleich  zu  dem  des  Audulf,  nicht  nur 
eine  ganz  unverhältnissm&ssige  Ansdebnnng  gehabt,  sondern  er 
wäre  auch  durch  den  ThOringer  Wald  in  zwei  HiÜften  getheilt 
gewesen,  die  ein  Beamter  scliwerlich  äberwacben  konnte.  Nor 
im  flachen  Lande,  unter  Benatzung  der  Flüsse,  nicht  im  Gebirge, 
wird  der  Handel  zwischen  den  Slaven  und  ihren  westlichen  Nach- 
barn stattgefunden  haben  and  da  erscheint  es  ganz  natürlich, 
dass,  während  Audulf  den  Main  und  die  Gegend  bis  zur  Donau 
überwachte,  Madalgaud  dies  in  Thüringen  Mi  der  Gera  nnd  Un- 
strut  that,  und  unter  dieser  Voraussetzung  scheint  es  eben  so 
natürlich,  dasa  als  Stationsponkte  für  Madalgaad  je  einer  am  den 
gedachten  Flüssen  ausersehen  war:  für  die  Gera'Erfiirt  and  für 
'  die  noBtmt  Allerstedtj  dieser  uralte  thüringische  Ort,  aof  den 
aacb  die  Schreibweise  in  dem  bei  Pertz  Legea  m.  unter  Nro.  1 
angeführten  Codex  bibl.  reg.  Paris,  der  Vorzug  zu  geben 
sein  dürfte,  ganz  roUständig  passt,  nämlicb  ,rAlaraestati"  *). 

•)  AUorstedt  (MarMteds)  koauat  nrknsdUsk  aehga  im  JalM  78S  tot. 
(ZciUohr.  d.  Tereiu  ffir  Th&r,  OosgL  a.  Alt«tl|.-Xa>4e  s«  Jaaa;  II«M 
Folge,  L  p.  187.  


—    7    — 


in. 

Die  Henöge  der  Thüringer.  *) 

Bsdalf. 
Der  erste  gescUchtlich  bekannte  Herzog  der  Thüringer  war 
Badtilf.  Er  wird  ansdrücklich  als  Hersog  der  Thfiringer,  von 
König  Dagobert  I.  eingesetzt  (Fredegar  chron.  c.  77)  bezeichnet 
und  war  wohl  ohne  Zweifel  ein  thüringischer  Dynaet.  Wfire 
er  ein  Frank«  gewesen,  lo  h&tte  er  sich  wohl  nicht  gegen  den 
frinkiflchen  König  Sigebert  II.  empSrt,  wie  er  thataächlich  im 
Jahre  640  that,  nachdem  er  durch  glückliche  Kämpfe  gegen  die 
Sorben  an  Macht  and  Ansehen  gelangt  and  dadorch  übermüthig 
geworden  war.  Sein  Todesjahr  ist  anhekannt.  Genssler  (Ge- 
■ohichte  des  frftnkisohen  Gaaes  Qrabfeld,  I.  p.  291)  sagt,  er  sei 
bald  nach  640  gestorben.  Gründe  hierfür  giebt  Genssler  nicht 
and  seine  Angabe  ist  anoh  sehr  unwahrscheinlich.  Denn  einer- 
aeits  ist  anaanebmen ,  daas  Radolf  im  Jahre  640  noch  nicht  be- 
jahrt war  and  andererseits  scheint  eine  Stelle  in  der  Lebens- 
besohreibong  des  Königs  Sigebert  dafür  bu  sprechen,  dass  Ra- 
dolf noch  iKngere  Jahre  lebte.  Diese  Stelle  laatet:  Qoia  com 
-  «etate  ei  (Sigeberto)  robar  et  induetria  accrerit,  non  sntea  ab 
inhnicoram  insecutione  destitit,  quam  superbiam  eorum  deminnitj 
et  Thuingos,  qü  infrinctu  Radolfi  rebelies  erant,  sab  jogo  do- 
minü  Buos  victos  et  confusos  reflexit  Da  Sigebert  im  Jahre 
040  ein  lljlibriger  Knabe  war,  aar  Zeit  der  Unteijochnng  der 
Thflringer  aber  w  reiferem  Alter  stand,  also  doch  wohl  minde- 
stens 20  Jahre  alt  war,  so  wird  die  Unterjochung  der  Thüringer 
etwa  um  646  erfolgt  sein  und  da  Badalf  als  infrinctus  bezeich- 
net wird,  so  hat  er  damals  noch  gelebt. 

Viele  Historiker  (t.  Palkenstein,  TbUr.  Chronik  Seite  51  und 
SpKtere)  halten  jenen  Herzog  Hedan  (I.),  der  um  die  Mitte  des 
7.  Jabrinuiderts  labte,  fttr  einen  Herzog  der  Thüringer  und  für 
einen  Sohn  Badalf s.     Ersteres    ist  nicht  anzunehmen,    einmal. 


*)  loh  bemsrke  gkna  sUgeaisin,  du«  hier  der  Ansdrsck  Benog  (dox) 
inmar  in  dam,  im  Absohnitt  L  Hhon  angedsnteten  Sinne:  Oberhsapt  in 
SrispaafsIsgMlitften,  HosifQluer,  ib  Ttrstsben  isL 


:,G  Gothic 


_  «  _ 

weil  Hedan  nirgeads  als  Hersog  der  Thüringer  bezeichnet  wird 
and  dann,  weil  er  in  Franken  residirte,  dort  auch  jedenfalls  sn- 
BtUaig  und  begütert  war;  man  müsste  denn  annehmen,  daas  er 
Herzog  in  Franken  and  in  ThUt-ingen  gerrea«-  aei,  eine  An- 
nahme, die  aber  weder  durch  ein  geBchicbtlichea  Zeagnias  unter- 
ettttzt  wird,  noch  der  Natur  der  Sache  nach  wahrscheinlich  ist; 
denn  da  Franken  and  Tbüringea  durch  ein  beträohtlichoa  Qe- 
biige  von  einander  getrennt  sind,  so  eracheint  ea  unnatOrliobt 
dass  die  Verwaltnng  beider  Provinzen  in  der  Hand,  einpr  Per- 
>on  gelegen  haben  sollte,  die  dann  einen  sehr  anagadehntsn 
GreniE-Tractas  gegen  die  gefährlichen  Einfälle  der  Slareo  in  daa 
fränkische  Gebiet  zu  schützen  gehabt  hätte. 

Fllr  die  Annahme,  dass  Hedan  (I.)  der  Sohn  HadolTs  ge- 
wesen Bei,  beruft  man  sich  auf  die  obronikale  Nachricht,  die 
sich  in  Ludwig'a  Geschichte  von  WUrzbui^,  pag.  983  findet,  wo- 
nach Gozbert  (von  dem  weiterhin  die  Bede  sein  wird)  dar  Sohn 
Hedan's  (I.)  und  der  Enkel  Buodi'a  gewesen  sein  soll  (Goa- 
bertam  ducem,  qui  Wurzeburgi  eedem  habuit,  filinm  fuisae 
Hedanis  aenioria,  qui  foit  filius  Baodin),  wobei  a>an  diesen  Baodi 
mit  Badnlf  identificirt.  Aber  letzteres  ist  bei  der  Versobiedeu- 
heit  der  beiden  Namen  mindestens  sehr  bedenklich. 

In  der  zweiten  Hälfte  des  7.  Jabihunderts  lebte  in  Franli«i 
ein  Herzog  Gozbert,  den  ältere  Historiker  (v.  Falkenstein,  1.  o.) 
ebenfalls  fUr  einen  Herzog  der  Thüringer  und  fUr  den  Sohn 
Hedan's  (I.)  nehmen.  Es  lassen  sich  diese  Annahmen  in  keiner 
Weise  begründen. 

Gozbert  wird  in  der  Vita  St  Eiliani  (Ludwig,  Geschieht« 
von  Würzburg,  p.  967)  aoadrücklioh  Herzog  der  Proviiri 
Franken  genannt  und  residirte  in  Würzburg.  Er  Hess  sich 
im  Jahre  687  zur  christlichen  Religion  bekehren  and  taofan, 
welchem  Beispiele  viele  Franken  folgten.  Die  Thüringer  da- 
gegen wurden  erst  im  Anfange  des  8.  Jahrhunderts  dorob  Boni- 
flacias  cfariatianiairt,  wenn  auch  vorher  wohl  schon  einaelne  Dy- 
nasten den  christlichen  Glauben  angenommen  haben  mochten. 
Niif^ds  wird  Gozbert  ala  Herzog  der  Thüringer  genuint  und 
keine  historische  Thatsache  spricht  dafür,  dass  er  es  gewesen  sei. 

Für  die  Annahme,  dass  Qozbert  der  Sohn  Hedan's  (I.)  ge- 
wesen sei,  beruft  man  sich  auf  die  vorher  schon  angefahrte  No- 
tis  in  den  Erläuterungen  au  der  Vit«  Kiliani  in  Ludwiga  .0«- 


:,G  Gothic 


—    9    — 

schifte  TOD  W&nbtti^,  Seite  983.  Dieser  stehet  aber  die  an- 
dere Angabe  entgegen  (t.  Falkenstein,  1.  c,  pag.  85),  das«  Hedan 
(I.)  nnr  dnen  Sohn,  Namens  Sigebert  hatte,  der  um  651  jung 
verstarb  •). 

Wie  mit  Hedan  (I-)  and  Gilbert,  so  verhält  es  sieh  auch 
mit  Hedan  (II)  Gozbert's  Sohne:  er  kann  ebcn&lls  nicht  aU 
ein  Hersog  der  Thüringer  angesehen  werden  **),  sondern  war 
Herzog  in  Frauken  und  der  Erbauer  der  Kirche  beatoe  virginis 
Mariae  zu,  Würzbarg.    (Ludwig,  1.  o.  p.  983.) 


*)  Ton  vie  Eweifelbaftem  Warthe  dia  bisrber  beifigliohen  chroniksUn 
Nachrichten  fiberhiapt  tmä ,  ergieht  neb  n.  A.  «neb  darftai,  diu  in  Kgil- 
wftrdi  ViU  Borcbsrdi  erziblt  wird,  Immiui,  dia  Toobter  H«du'a  II.  hsbs 
ihr  SchloiR  in  WQribuTgp,  du  ne  jure  burtditkrio  baiasMn,  gegen  du 
ScbloM  Carbbnrg  vartaiueht,  wibrend  derMlbo  Sohriftttallar  au  •ndarer 
Stell«  aSBt,  Öubert  —  der  doch  der  Vatar  fiedin'a  II.  Min  eoll  —  aei  von 
«eioem  Bedienten  ermordat  und  win  Sobn  und  dauen  Angahörige  and  Ter- 
wmndte  Beieu  aa»  dem  Laude  gejagt  worden.  —  YiU  Ki).:  ■Fedatmiii,  filinm 
ejoi  (Oonbetti)    populns    Orientalinm    Francornm  (!)    de  regao  eje- 

**)  Aveh  Berr  FrofeeMr  Eirohboff,  in  Heiner  vor  Enrxam  eriohienenen 
Schritt  oThSringen  doch  Herrn nndDrenland«  p.  S3,  erklärt  diäten  Bedan  — 
alio  anoh  detien  Vorfahren  —  für  Herzoge  von  Tbfiringen.  Aber  iob  kann 
mich,  gegenüber  dem  von  mir  oben  Beigebrachten  (cfr.  auch  Jahrbücher 
der  SSnigl  Actdemie  geneinoBtcfger  ^iMenechaften  in  Erfurt.  Nene  Folge, 
Beft  X.  pag.  101]  nicht  davon  übaneugen,  data  dieae  Anstcbt  ricbtig  iat. 
Herr  Eirchhoff  bemft  aich  daraaf,  eineraeit«,  daaa  Bedan  Qfiter  in  Thüringen 
beaeaaen  babe,  endereiMita,  data  Bedan  seinem  Sohne  den  ßlanniesnanien 
Thnringns  gegeben  babe.  In  Betreff  dea  erateren  Pnnktea  kann  ich  anf  dae 
oben  Oeaagte  Terweiaen.  Waa  aber  den  aweiten  Beweiagrnnd  betrifft,  ao 
Tormag  ich  ihn  ala  einen  gewichtigen  nicht  in  betrachten.  Der  Kgfnama 
Thnring  war  in  jener  Zeit  üblich  (efr.  Sohannat,  Trad.  Fnid.  p.  804,  wo  ea 
Iwiaat  Nro.  86:  HTurina  de  Saxonia-  nnd  Nro.  90:  pEgo  Dnnno  de  Saxonia») 
Wamn  aollta  alao  Hedan  nicht  aach  seinem  Bobne  den  Namen  Tnringne 
haben  beilegen  können,  anmal  er  ja  Beiiehnngeu  in  Thüringen  halte?  Aber 
darsna  deaaen  Eigenabhaft  als  fiontog  tob  Thflringen  in  folgern ,  halte  ich 
doeh  fir  TaiwIJeh  1 

Wm  wnaa  man  abrigani  von  dieaem  Hedan?  Aoaaar,  dtaa  er  die  ge- 
daohten  awei  UAnnden  anageatalU  haben  aoll ,  niobta  t  Nicht  «inmal ,  daaa 
tir  QoMbtrVt  Salm  gawessa  am,  tat  mit  Siobeiiieit  bekannti  Und  der  aoll 
ms  Henog  ron  Thüringen  geweaen  aein,  dar  den  heiligen  'Willibrord  bei 
dar  Anabreitang  dea  Chriatesthoma  kr&ftig  aateratfitcte  und  jauem  werth- 
ToUa  B«ait>nng«n  aas  Dankbarkeit  aoheiikte?  Nicht  einmal,  daet  «  getaaft 
worden  sei,  wird  berichtet!    Im  Uegentheil,  man  identifidrt  mit  il^  jsnen 


:.Cl.)O^Ic 


_    10    — 

In  BecBg  «nf  ihn  beraft  num  rioli  uf  eine  Crkonde  *)  ftoi 
dem  Jahre  704,  ftnsgestellt  sa  Wflnbiu^,  dnrcfa  welche  er  Oflter 
in  Ärnetadt,  Mahlber^  and  Monra  an  den  BiBchof  '^Dibrord  n 
Utrecht  Bohenkt,  indem  man  aoa  diesen  Beeitznngen  Hedan'i 
achüesst,  daea  er  Herzog  in  Thüringen  gewesen  sei  **].  Aber 
■ohoQ  ZeuBs  (die  DentBchen  and  die  Nachbarstämme,  pig.  357 — 
8Ö8  Änmerk.)  hat  darauf  bingevieBon,  dasa  diese  BegrOndnng 
anaoUnglich  sei  nnd  da  Hedan  in  jener  Urkunde  nar  da  dnx, 
keineiwega  ala  dax  Tharingoram  beseichnet  ist,  anch  anderwSrta 
nicht  li»  Hercog  der  Thüringer  Torkommt,  so  mnas  am  eo  mehr 
angenommen  werden,  dass  er  Herzog  in  Franken  war,  weil« 
wie  oben  angegeben,  sein  Vater  Gosbert  tbatsächlicb 
ein  solcher  war. 

Nach  meiner  Ansicht  ist  der  Haaptgnmd,  der  lu  der  An- 
sicht geführt  liat,  die  genannten  drei  Personen  wären  Henoge 
der  Thüringer  gewesen,  darin  an  sochen,  daas  man  Franken  als 
einen  Theil  des  ehemaligen  Königreichs  Thfiringen  ansah  ***) 
und  deshalb  fllr  dieses  nnd  Südthüringen  (zwischen  Harz  and 
Loibe)  eine  gemeinschaftliche  Verwaltung  Toransaetxt«. 


Hedeniu,  dtt  —  naob  der  Vita  Bonihoü  —  mit  einsm  andern  -inx*  Na- 
mau  Thsodbald  in  Khlimnuter  Waiie  gegen  die  Terbrütimg  die  Chriataa- 
thnme  vorging  nnd  «war  im  Jahre  7381  AIn  anoh  da  hiUe  Franken  noch 
■n  TliOriiigan  gebSrtl  Dam  kommt  aber,  und  du  iit  doch  von  waaentlioli- 
■ter  BadentoDg,  da»,  «eiin  Tliflringen  an  Anf«ng  dei  8.  Jehrbunderta  noch 
■Sdlioh  bia  inm  Main  gereicht  nnd  daaelbgi  Benoge  gehabt  bitte,  ee  TÖllig 
nnerUirlioh  wir«,  wie  und  wann  di«*e«  Qebiet  aar  Franoia  orientalia,  Fras- 
oonia,  geworden  w&rs  I  Darüber  bitten  doch  die  Clironiaten  jener  Zeit  irgend 
eine  fiotit  bringen  mBtaen.    Daa  iit  aber  nicht  der  Fall ! 

*)  Daaa  dieae  Uiknnde  höobat  wmhraobainliob  aneoht  ist,  habe  ich  in 
9.  Heft«  der  Hittheitnngan  dea  Tersina  fSr  Qeaofa.  eta.  Ton  Erfvrt,  pag.  198 
an  begrüaden  T«mioht. 

**)  Eine  andare  ürkoada  itoUta  Hedan  II.  im  Jahre  ns  aaa.  D«ah 
dieae  icheoht  «r  sein  Sohloai  Hameln  im  Makiaeban  Baalgaa  <Bamal- 
b«^)  an  daa  Stift  Utrecht.  (Daiaelbe  8ch1oe*  gaUrt«  wkaadlieh  in  Jahra 
777  dem  Eaiser  Carl  dem  Groasan.  Daa  OeeahleeU  Badaa'k  moM  alao  da> 
mala  woU  anigeibnban  sein.)  Aach  dieae  Orksada  maokt  den  Bin- 
drnok  dar  Uaechtbeit  in  hohem  Qrade. 

***)  Dan  diea  nidit  für  richtig  an  halten  aai,  glaube  ieh  tm  X.  Hafte  dar 
aeaan  Folg«  dar  Jitebftoher  dar  Aoadeaiia  g.  W.  an  Erfnrt  naebgewiaaen 


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—  11  - 

Thakulf.    +  878. 

Ejioelienliaaer  (pag.  26)  meint,  Thakalf  dOrfe  nicht  kIb  Her- 
zog der  Thüringer  bezeichnet  werden,  führt  aber  meinea  Eracli- 
tens  Nichts  an,  was  diese  Ansicht  bekrSftigen  könnte.  Nach 
den  Folda'er  Annalen  wnrde  Thakalf  im  Jahre  849  vuo  KSaig 
Ladwig  mit  einem  Heere  gegen  die  Böhmes  geschickt  and  der 
Annalist  nennt  ihn  dux  Sorabici  limitis.  Daher  war  er  eben  so 
gat  and  in  demselben  Sinne  Herzog  der  Tbürioger,  wie  setoe 
Nachfolger. 

Ueber  ThaknIPs  Herkunft  ist  Knocbenbaaer  im  UngcwiBseo. 
Er  weist,  and  gewiss  mit  Recht,  Scbaffarik's  Annahme  zurück^ 
dass  Thakalf  von  slavischer  Äbkanft  gewesen  sei  and  ist  ge- 
neigt, Thakalf  tfix  einen  'm  den  Qrenzdistricten  (zwischen  Thü- 
ringen nnd  dem  Sorhenlande)  angesessenen  Dynasten  zu  halten, 
weil  er  —  Thakalf  —  reichen  Besitz  aaf  slaviscbem  Boden  ge- 
habt bähe.  Letzteres  nimmt  Knochenhauer  auf  Grund  einer  im 
Kloster  Fulda  gemachten  Aufzeichnung  an,  wonach  Thakulf  eine 
Schenkung  an  jenes  Kloster  macht,  die  durch  eine  Urkunde 
Heinrich  U.  im  Jahre  1013  bestätigt  wird.  Nach  beiden  Schrift- 
alficken  schenkte  Tfaaknlf  dem  Kloster  den  District  Sarowa 
,Jaxta  Boemiam",  nach  der  Urkunde  de  1012  ausserdem  noch 
den  Ott  Holzhansen.  Auch  wird  Thakulf  in  der  Klostemotiz 
,,comes  de  Boemia",  in  der  Urkunde  „comes  de  Boemenia"  ge- 
nannt nnd  man  hat  geschlossen,  dass  Boemia  —  Boemenia  — 
Böhmen  bedeute  nnd  Sarowe  ein  slaviecber  District  gewesen  sei. 

Aber  ich  halte  es  flir  verfehlt,  unter  Boemia  oder  (wohl 
richtiger)  Boemenia  Böhmen  zu  verstehen  und  zwar  aus  folgen- 
den Gründen: 

1)  weil  in  damaliger  Zeit  für  Böhmen  nirgends  anderweit 
der  Aoadruck  Boemia  oder  Boemenia  *)  gebraucht  wurde,  son- 
dern stets  Behemia; 

2)  weil  nicht  anzunehmen  ist,  dass  der  Verfasser  der  Klo- 
ster •An&eichnnng  zweimal  iti  einem  Schriftstücke  eine  anrich- 
tige Benennung  —  Boemia  statt  Behemia  —  angewendet  haben 
sollte; 

3)  weil  ganz  unerklärlich  scheint,   wie  Thakalf  zu  der  Be- 


*)  Nvr  ainmal  k<n«t  •Boennni«  in  den  Anail.  VM.  bei  dsB  Jshrs 

B  TOT. 


—    12    — 

BÜcbniing  „Conifli  de  Boemia"  d.  h.  Qn£  too  oder  aoi  Böhmen, 
kommen  aollte.  Einen  solahen  hätte  man  doch  anmSgUoh  com 
„Grafen  and  BeHohUtKer  der  sorbüchen  Mark"  machen  kSnnea. 
DaBU  mtuste  doch  natorgemäas  ein  fränkiecber  (thüringischer) 
Djnaai  bestellt  werden.    In  Betracht  dessen  ist  aber 

4}  kaum  denkbar,  dass  ein  thüringisoher  DjnAst  ganz  in 
der  Nähe  von  Böhmen,  also  tief  in  Feindesland,  Beaitzongen 
gehabt  habej  aber  selbst  wenn  es  der  Fall  gewesen  wäre,  so 
würde  es  doch  wunderbar  sein,  wenn  er  gerade  diese  Qttter 
dem  Kloster  Falda  vermacht  haben  sollte. 

Das  Sachverhältniss  klärt  sich  meines  Erachtens  gans  na- 
türlich anf,  wenn  man  in  ifimmeaia,"  das  spätere  ,3oinoBobiirg" 
(Boinebui^}  erkennt.  Die  Barg  wird  damals  (861)  noch  nicht 
gestanden  haben.  Boemia  wird  der  Wohnsitz  Thaknlf  s  gewesen 
sein,  dessen  Nachkommen  dann  die  Burg  nach  diesem  Wohn- 
sitee  benannten.  Demnach  war  Sarowe  ein  Landstrich  neben 
Tbakulfe  Wohnsite,  Thakulf  selbst  ein  thüringisch-hessischer 
Dynast  Der  Äasdruck  „Sarowe"  ist  in  jener  Gegend  nicht  an- 
gewöhnlich. (Arnold,  die  Ansiedelungen  und  Waodemngen  deut- 
scher Volksstämme ,  Seite  311,  hat  ein  Samowe  bei  Marburg.) 
Saar  ist  auch  meines  Erachtens  kein  slavisches  Wort,  sondern 
entweder  keltisch  oder  altgermanisch  nnd  bedeutet:  Pappel  *). 

Das  in  der  Urkunde  von  1012  erwähnte  Hokbäosen  ist 
wohl  eine  spätere  Schenkung  nnd  dürfte  identisch  sein  mit  dem 
südlich  von  der  Boineburg  gelegenen  Orte  dieses  Namens. 

Batalf. 
£r  war  der  Nachfolger  Thakolfi.    Was  Qber  ihn  an  tagen 
ist,  hat  Enochenhaaer  (1.  o.  pag.  29.  30)  angegeben. 

Foppo.  879  —  892. 
Allgemein  wird  angenommen,  dies  der  Hersog  Poppo  von 
Thüringen  ein  Mitglied  des  Babenberger  Geschlechts  gewesen 
sei.  Und  doch  beruht  diese  Annahme  auf  einem  Irrthume,  auf 
einer  Identificimng  aweicr  gleichnamiger  Personen  und  es  ist  in 
der  That  auffallend,  wie  man  bei  den  vorhandenen  historischen 


•)  ttr.  JshrUeksr  der  ADsdemi«  f.  W.  n  Brfittt,  mos  Folgs,  Heft  Z. 
p.  147. 


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-.    13    — 

Kachrichten  &ber  beide  Penonen  za  dieBsm  trrtfanm  gelangen 
konnte. 

Zwei  zurerlftsaige  ChrouiBten  nntersclieideii  ftlr  eine  Zeit, 
vo  Zunamen  noch  nickt  Qblich  waren,  nnd  die  sie  seibat 
erlebten,  jene  beiden  Poppe  so  gnt,  wie  möglich.  In  den 
Annal.  Fuld.  beiast  es  beim  Jabre 

880:  „Poppe  comes  et  dax  Sorabioi  limitis", 
892:  Poppe,  dox  Tbaringorum; 
und  Regino  hat  beim  Jabre 

889:   Boppo,  Tbur.  dnx;  nnd  ebenso  beim  Jahrs  893. 
Das  ist  der  eine  Poppo.     Und  während  der  Zeit,  als  dieser  Her- 
Bog  der  Th&ringer  war,  findet  sich  in  den  Annal.  Fuld.  beim 
Jahre 

882:   Civile  bellnm  inter  Saxones   et  Thnringos   esoritur,  ma- 
olünatiombua  Poppone,  fratre  Henrici  et  Eginone  Comi- 
tibns.    (Annal.  Fuld.  a.  Baw.). 
883:  Iterom  tntar  Popponem  et  Eginonem  diacordia  com  em- 
deli  hello  concrepat"  (Annal.  Fuld.  a.  Baw.)  nnd:  „Boppo 
et  Egino,  comites  et  daces  Tbaringorum".    (Annal.  Fuld. 
a.  anoD.) 
Das  ist  der  andere  Poppo,  der  ein  Oxaf  im  Grabfelde  war  *). 
Die  Qründe,  welche  ausserdem  gegen   die  Identität  des  Grafen 
Poppo  mit  dem  gleichnamigen  Herzoge  der  Thüringer  sprechen, 
aind  folgende; 

1)  Keiue  Urkunde  oder  historiscbe  Nacbrioht  giebt  ancb 
nor  eine  Andeutung  dar&ber,  dass  die  Babenbai^er  Besitzungen 
in  TbOringen  gehabt  hätten  **)  nnd  es  ist  nicht  glaublich,  dass 
ein  Graf,  der  gar  keine  Beziehungen  zu  Thüringen  hatte,  als 
Herzog  der  Thüringer  oder  Tielleicht  besser  gesagt,  als  oberster 
Beamter  in  Thüringen,  beetellt  worden  aei. 

2)  Nach  den  angeführten  Annalisten  fanden  in  den  Jahren 

*}  Was  den  Poppo  betrifit,  d«a  Enochsulisiier  (L  o.  p.-  SB  Anmsrk.  8) 
■nrUmt,  so  kemmt  wal  dieien  htm  niofata  an,  weil  sr  nieht  näher  beieiebBot 
wird.  Da  er  aber  «in  Le^t  de«  Königa  war,  w  Ut  or  woM  vadsr  der 
du,  noeh  dar  oomes,  die  hier  in  Frage  find,  geweieii. 

"•)  Ksoehenhanar  (L  e.  p.  B8}  aagt  merkwflidiger  Weise:  aWtr  kennen 
kaine  BeaUmngen  der  Babenbei^[er  atuaerbalb  Thflringei»,  antcenonmeo 
die  im  OraUalde*;  nnd  pag.  BS— 8B;  BTon  Fappo'a  Besitannc«!  in  ThO- 
riagen  iat  niehta  bekannta. 


:,G  Gothic 


—    14    — 

882  und  883  zwiadMn  zwei  Or«f^,  deren  wner  all  1?o^^, 
Heinrich's  Bruder,  der  andere  &1b  Egino  bezeichnet  werden, 
Zwistigkeiten  statt,  bei  welchen  Poppt)  jedesiaal  dei  Unter- 
liegende war,  ja  sogar  nach  der  Niederlage  im  Jahre  883  mit 
den  wenigen  Hftnnem,  die  ihm  geblieben  waren,  entBoh. 

£nochenhauer  nimmt  diesen  Poppo  fUr  den  Yorsteher  der, 
thüringisch 'BorbiBchsB  Mark,  den  Herzog  der  Thüringer.  -Aber 
iet  ea  wohl  denkbar,  daas  dieser,  dor  im  Jahre  880  die  Slaven 
Tollstfindig  besiegt  hatte  und  im  Jahre  833  -~  wie  Knochen- 
baaer  pag.  35  meint  —  nach  höheren  Zielen  strebte,  mit  aineim 
anderen,  oEFenbar  wenig  heirorragenden  Qra&B  in  Zwistig- 
kaiten  *)  verwickelt  gewesen  und  dabei  denoassea  unterlegen 
sein  sollte,  dass  er  sogar  flüchtig  werden  masste?!    Das  halte 

*)  Die  Nsolirichteii  tbw  dieao  Zwiatigkeltaa  liiid'laidar  mbr  nnklar. 
In  den  AnnHl.  Fnld.  a.  Baw.  faebit  «i : 

annp  Sß3'-  Citile  beUom  inter  Bszobm  et  ThniingM  exoritur,  toaeUna- 

twnibas  Poppona,  fntre  Beinrici  et  Eginone  oomitibu,   magna  port 

clftds  Poppo  cum  Tburingia  inferior  extilit. 
snno  eS3-.  Iternin  Ibter  fopponem  et  Eginonem  diioordia  com  cmdeU 

bello  conorepat,  qaonun  Poppo,  pnmtantea  Mlabat,  iofMor  «xtitit. 
Und  in  den  AnnaL  Fnld.  a,  snon.  (welefae  keiae  besflcliehe  fiatia 
ans  dem  Jahre  8B3  haben)  wied  getagt 

■nno  883:   Boppo  et  Egino   comitee  et  dneea  Thoringonua  iater  h  coiv-. 

fligentea,  noo  penoaa  hominnm  atrage«  dabant;  in  qao  conflicta  Üoppa 

aoperatne  rix  cnin  paacii  viri«  effagit,  oaeleria  omniboe  occiiü. 
Meine  Anrieht  Bber  dieia  Nacbricbt  bt  folgende:  Die  Angab«,  dua 
bei  Sen  fragliebes  Streitigkeiten  die  Saohten  betheillgt  gameea  eeiea,  b» 
mfat  entweder  naf  einem  Irrthnm  oder  itt  dahin  aabnbieen,  daae  nnterden 
Qaohien  dis  in  Mordthilringan ,  an  der  Oabwits  der  Uaitrat,  augasswiw> 
Saobaen  in  ventehen  lind,  die  vielleicht  anfange  einem  der  ttreitendes. 
Theile  beigeitandeo  hetten.  Die  streitenden  Theile  aber  waren  ThSringer 
nnd  ee  bat  «ich  iwieobeD  dieteb  am  Streitigkeiten  von  untergeordneter  Be- 
dentnng  gebändelt:  nm  Febden,  wie  ne  ja  in  den  damaligen  Ztitan  niebt 
nngewöhnlieb  waren.  Eben  m  war  ei  damale  anob  nichta  Seltene*,  dais 
kämpf-  oder  abentanarliietiga  Dynaetsa  —  jüngere  DAbne  ane  OrafengeaebLaob- 
tara  —  eiob  an  answftrtigen  Eimpfen  batbeäligteii,  wie  ja  aoob  Uraf  Hein- 
rieh,  Fnwo'a  Bmdar,  gegen  die  äonnsnnen  kämpft«,  bo  mögen  dte  fiin- 
kiacbea  Qrafen  Poppo  (nicht  aber  der  Uereog  in  Ibfiringsn}  nnd  Egino, 
fHnritig^nitmi  in  uäoringen  angacettelt  baben  nnd  traten  dann  ala  Anführer 
dar  ilraiteBdeu  Pactaien  auf.  In  dieeem  äinm  allein  ereobeinen  die  Wort* 
das  (Xmmiaten:  >Boppo  et  Kgino  eomitae  et  dnoet  TharingOfOiaa  erkiirUoh. 
Miobt  Heraoge,  eondern  FObrer  waren  die  beiden  i^iafw. 


:,G  Gothic 


-  Ifi  - 

ieh  ftr  DDinSgJioh;  bin  vülmelv  der  UeiaaDg,  das*  diMerPoppo 
jener  Babenbe^er  w«r,  demeii  Brader  Heinrich  rieb  ab  Feld- 
harr berObnit  macbte,  w&brend  £gino  ein  Dynait  von  onter- 
geordnetex  Bedostnog  war. 

3)  Gana  entscheidend  ist  aber,  dsss  der  Babenberger  Graf 
Poppo  im  Jabre  889  sohon  todt  gewesen  sein  muss.  Denn  nach 
einer  Urkunde  ans  dem  Monat  Mas  dieses  Jahres  (Droake  Nro. 
631)  erscheint  Foppu's  Sobnj  Ädelbrabt,  als  Qaagraf  im  Grab- 
felde nnd  anter  den  Zeugen  kommt  kein  Poppo  vor.  Dagegen 
ateht  Poppo  im  Jahre  887  in  einer  Urkunde  als  Zeuge  and  ewar 
eiafaoh  als  comas.  Eben  so  in  einer  Urknnde  de  888  '),  also 
SB  einer  Zait,  wo  in  Thüringen  der  Herzog  Poppo  noch  in  voller 
Thätigkeit  wul 

Ist  demnach  der  babenberger  Poppo  nicht  identisch  mit  dem 
Henoge  der  Thtlringer,  so  fragt  sicbj  welchem  Ge&chlechte  der 
Letatere  angehörte.  Und  da  ist  mit  bSobster  Wabrscbeinlichkeit 
anaunehmeUf  dass  er  ein  Graf  ans  dem  weimariscben  Hause 
war.    Denn 

1)  war  der  Rufhaae  Poppe  nicht  tmgewöbnlich  bei  den 
Grafen  von  Weimar.  Im  Jahre  965  gab  es  zwei  Brüder,  Wilhelm 
nnd  Poppo  (Enochenhaaer,  1.  c  p.  123)  und  im  Jahre  1012 
kommt  ein  Graf  Poppo,  als  Graf  im  Lupeuzgau,  mit  seinem 
Bruder  Wilhelm  vor  (Dronke,  344). 

2)  waren  die  Grafen  von  Weimar  in  Thüringen  reich  be- 
gütert und  in  der  ersten  HiÜfte  des  10.  Jahrhunderts  in  sehr  ein- 
flnasrücher  Stellung  in  Thüringen.  Ist  es  da  nicht  höchst  wahr- 
aeheinlich,  dass  dies  noch  «u  £nde  des  9.  Jahrhunderts  der  FaH 
war  nnd  muss  es  nicht  viel  natürlicher  erscheinen,  dass  ein  Gh-af 
ans  diesem  Hanse  im  Jahre  679  ann  Heraog  der  Thüringer  und 

*)  DJMSi  Jalir  iat  bei  Dnmke  sDgegebau;  Schalte«  (Diplom&tiaoha  Qe- 
•obiibte  T.  Henneberg  L  p*g.  15  Anmerk.  nj  bat  S89,  wu  wohl  aof  waein 
Tenehes  beniM. 

BeBlafig  sei  U«  taemeM,  itn  Selniltai  (L  e.  pag  13  Aiuaerk.  y)  in«, 
mm  w  iHt,  Ont  Uatorieli,  dar  Broder  Peppo'i,  Iwbe  noob  im  Jahre  887 
•iae  Drknnde  siAgaiteHt.  Dam  war  enUahiadan  dssMii  gleichnamiger  Sohn. 
Beinrieh,  der  gegen  dis  Normait&ea  iocht,  war  im  Jahre  886  aobon  gafaUea 
(KDochenhaDer  pag.  U)  and  man  kann  nioht  aunabmen,  diH  dieie  Angabe 
Bsriofatig  aei,  dem  sonst  masrta  man  annehmen,  data  Haiarich  •an.  ans  dem 
Feldn^  gSR^a  die  Normannen  in  asin  Vaterland  nrflok  gekehrt  sei ;  nnd 
das  iat  aadh  alle»  vorhandenen  MaohrioUen  nioht  dar  Fall  gswassn. 


.  Coo^^lc 


—     16    — 

Markgraf  g^en  die  Sorben  bestellt  worden  sei,  alB  ein  Qnt  ans 
dem  Babenberger  QeBchlechte,  eamal  ^eOrafen  der  tbttringisch- 
sorbiscben  Hark,  vor  nnd  nach  Poppo,  solche  waren,  die  sa 
Thüringen  gehörten  oder  wenigstens  doch  dort  begütert,  idso 
mit  diesem  Lande  TerknUpft  wareo. 

Uebrigens  war  im  Jahre  889,  also  als  Poppo  noch  Hersog' 
der  Tbüringer  war,  der  Sohn  des  Babenberger  GrafeD  Poppö,' 
Adelbert  „procarator  fisci  regis  Tersos  Bohemiam".  (Schultes, 
1.  o.  I.  p.  13.) 

Damit  fallen  die  Dedactionen  bei  Scbnltes  (1.  c.  I.  p.  17) 
nnd  bei  Eckard,  (Histor.  geneal.  Marcb.  Slisoens.  'p.  S37 — 239) 
ofr.  Enochenhaaer  p.  1S2,  und  eben  so  die  ErOrtemngen  bei 
Enochenhanor  selbst  (pag.  33 — 40)  Über  den  EinfiosB  nnd  die 
Haohtbestrebungen  des  Babenbei^^  Hatisee,  fOr  die  sieb  über- 
dies in  den  historischen  Nachrichten  nicht  die  geringste  Be- 
gründung findet.  Das  SachTerbättniss  dtlrfte  folgendes  gewesen 
sein:  Heniog  Poppo  war  Graf  von  dem  nicht  unbedeutenden 
Lnpenzgau  oder  richtiger  wohl,  vom  Westgau  •)  und  ein  Vor- 
fahre der  vorerwähnten  Grafen  Wilhelm  und  Poppo.  Seine 
Qäebsten  Nachkommen  gehörten  zu  denjenigen  Dynasten,  die' 
dem  König  Heinrich  I.  beistanden,  als  dieser  (914 — 915)  die 
Grafen  Burchard  und  Bardo  aus  ihrer  Herrschaft,  dem  Gan 
HuBsitin,  vertrieb  und  die  Güter  derselben  an  seine  Gch-cuen 
vertheilte  (Enochenhauer,  1,  c.  p.  59).  So  kamen  die  Nachkom- 
men des  Herzogs  Poppo  nach  Weimar,  in  den  Gan  Hussitin  und 
in  ihre  demn&chstige  Machtetellang.  So  erkUrt  sich  auch  zugleich 
die  Zosammengehöri^eit  der  Herrschaften  Weimar  nnd  Eisenaeb. 

Burchard.  892—908. 
Enochenhauer  (1.  c.  p.  44)  erklärt  diesen  Barchard  ftir  einen 
fränkischen  Dynasten,  der  eine  Grafschaft  im  Qrabfelde  ge- 
habt habe  und  beruft  sich  zum  Beweise  dessen  auf  Urkumdaa 
aas  den  Jahren  857,  866  und  908.  Aber  diesen  Beweis  halte  ich 
nicht  fttr  zatreffend.  In  der  Urksnde  de  857  steht  nnter  den 
Zeugen  allerdings  ein  comes  Burghart  und  die  Urkunde  betrifft 
eine  Schenkung  im  Grabfclde.  Aber  Gangraf  im  letztereh  war, 
nach  derselben  Urkunde,  Graf  Christian.    Ob  und  wo  Barghart 


*)  Wie  stAter  Heginwart  (cfr.  Enoofaenbaaer  I.  c.  p.  BS). 

iMtvGoOt^lc 


—    17    — 

Oangrsf  war,  ist  nioht  erBichtlicb;  es  kann  daher  selir  woU  an- 
Itesveifelt  werden,  ob  dieser  Burghart  ans  dem  Geschleclite  dea 
im  Anfang  des  10.  Jahrhoiiderta  lebenden  Herzogs  Barcbard  war, 
atunal  der  üne  ala  Bargbart,  der  andere  ala  Barcbard  geschrieben 
eracheint.  Aber  ea  braucht  ein  aolcber  Zweifel  gar  nicht  erhoben, 
ea  kann  vielmehr  zugestanden  werden,  dass  beide  G^enannte 
gtaichen  Stammes  waren.  Aber  nicht  zozogeben  vermag  ich, 
d«M  aie  Gh-afen  aua  dem  Qrabfelde  waren. 

Es  ist  ja  gar  nichts  Ungewöhnliches,  dass  Qrafen  ans  ver- 
■chjedenen,  oft  weit  von  einander  gelegenen  Gegenden  als  Zeogen 
In  einer  Urkunde  erscheinen.  Ganz  dasselbe  gilt  von  der  Ur- 
kunde de  866.  Dieselbe  stellte  Graf  Hessi  aas  nnd  Qraf  Burg* 
hart  erscheint  unter  den  Zeugen. 

Der  Name  Burgbart  oder  Burchard  ist  anter  den  Dynasten 
der  Frovins  Franken  angewöbnlicb. 

Was  die  Urkunde  von  906  betrifft,  so  ist  sie  meines  Erach- 
tens  von  Knocheohaaer  unrichtig  aasgelegt  worden;  deon  es 
heisst  darin  nur,  dass  König  Ludwig  d.  K-  an  Martin,  den 
Caplan  des  Herzogs  Burchard  einen  im  Grabfelde  gelegenen 
Ort  geschenkt  habe  ond  dass  dieser  Ort  „in  comitata  aoi  aenioris" 
liege.  Uebrigens  macht  der  Wortlaut  jener  Urkunde  es  einiger- 
maasen  zweifelhaft,  ob  hier  der  Herzog  Burchard  von  Thü- 
ringen gemeint  sei.  Es  beiast  dort:  „quis  hob  (König  Ludwig) 
per  tapplicatiooes  fidelium  nostrorum  Furcharti  videlicet  vene- 
rabilifs)  comitis  et  Chaonrati  fidelis  ministerialis  nostri  ...  cni- 
dam  Purchardi  (egregii  ducis)  capellano  Martinas  nuncupato... 
in  pago  Grapfelda  in  comitatu  sni  senioris".  JedenfaUs  war 
aber  hiemach  der  Graf  Purchart  eine  andere  Ferson,  als  der 
Herzog  Furchard  and  Ersterer  war  Graf  im  Qrabfelde, 
nicht  der  Herzog. 

Auch  hatte  der  Herzog  Burchard  von  Thüringen  im  Jahre 
908,  als  er  auf  der  Höhe  seiner  Macht  als  Herzog  stand,  acbwer- 
licb  ein  Comitat  Aber  Knochenhaner  fQhrt  selbst  Umstände  an, 
die  ihn  bitten  bedenklich  machen  müssen  gegen  seine  Annahme, 
dass  Barchard  ein  Gri^  aus  dem  Grabfelde  gewesen  sei.  Kr  sagt: 
1)  (pag.  44)  dass  es  auffallend  sei,  dass  sieb  in  den  Necro- 
logien  des  Klosters  Fulda  (bis  zam  Jahre  938)  gar  kein  Graf 
Mameot  Barcbard  veneiohnet  finde.  Und  das  ist  wohl  sehr 
beachtenawerth; 


Dictzedby  Google 


-    18    - 

3)  (p«g.  47)  dasB  dar  Herzog  Barchard  gar  kmSe  BwietmngMl 
zn  den  BÜdliohen  Ländern  (das  heüit  dooh  wohl,  «n  flanken) 
gehabt  habe;  und 

3)  (pag.  44)  daw  dar  feste  and  r  ei  ehe  Beiita,  den 
BnrchardB  Söhne  in  Thüringen  hatten,  wohl  aof  den  VatM 
Unweüe.  Das  ist  doch  woÜ  mir  so  za  verstehen,  dass  der 
Vater  schon  «nsebnliehen  Besitz  in  Tbfiriogen  gehabt  habe. 
Nun  ist  aber  durch  njehti  erwiesen  and  aaeh  in  keiner  Weise 
wahrscheinlinA ,  dass  ein  Qraf  des  GrabfeMes  im  10.  Jahrhun- 
dert aasgedehnte  BesitanngeQ  im  Hereen  von  ThOringea 
gehabt  habe. 

Andererseits  lassen  sich  recht  erhebliche  Momente  daf&  bei- 
bringenj  dass  Burchard  ein  thürit^sober  Dynast  war. 

Zunächst  scheint  es  nicht  so  bedenklich,  wie  Knochenbaaer 
(pag.  44  Anmerk.  4)  meint,  den  im  Jahre  781  arkandlicb  vor- 
kommendeu  Burchard  fttr  einen  Vorfahren  des  Herzogs  Burchard 
zu  nehmen.  Dent  König  Karl  bezeichnet  ihn  dort  als  „nobilissi- 
muB  vir'',  was  dodi  entschieden  darauf  hinweist,  dass  Burchard 
ein  bedeutender  Dynast  war.  Und  dass  er  ein  Thttriuger  war, 
ist  ebenfaHs  aus  der  Urkunde  zu  schlieBBen,  denn  diese  besagt 
dass  Burchard  in  der  TSihe  von  Vargola  begtltert  war  *).  Ebenso 
eine  Urkunde  de  785  (Schuhes,  Dir.  dipl.  I.  p.  6). 

Und  es  bat  demnach  entschieden  die  Annahme  mehr  filr 
sich,  dass  Burchard  alri  ein  bedeutender  Qangraf  Thüringens 
zum  Harkgrafen  und  Herzog  der  Thüringer  ernannt  wurde,  als 
die,  dass  er  als  ein  unbedeutender  Graf  im  Grabfelde  jene 
Würden  erhalten  habe. 

Die  urkundlichen  Nachrichten  stehen  meiner  Annshme  nicht 
entgegen.  Eine  von  Burchard  selbst  ausgestellte  Urkunde  ist 
nicht  bekannt.  Dagegen  ist  er  ea  wohl,  der  in  einer  Urkunde 
aus  dem  Jahre  889  (Dronke  pag.  288)  unter  den  Zeugen  stah^ 
und  zwar  als  comes  und  ziemlich  weit  hinten.  Er  war  damals 
noch  nicht  marchio.  Die  Urkunde  betrifft  eine  Schenkung  im 
Grabfelde,  aber  es  wird  ausdrücklich  gesagt:  „in  oomitatu  Adel- 
brahtes"  und  die  Zeugen  sind  Grafen  aus  verschiedenen  Gegen- 


•)  Üad  wsU  Mich  in  dem  beniuhbarten  Gau  Httitin,  wo  dsr  Sohn  4« 
mogi  Bnrclurd  dtmnlchit  sli  Qsvpvf  ersoheiat 


:,G  Gothic 


-    19    - 

Aso,  so  dMS  Burchard  recht  wohl  ala  ein  tiiSrio^acher  Graf  mit 
betheiligt  sein  konnte. 

In  einer  Urkunde  de  903  steht  Barchard  «le  marchio  unter 
den  Gntfen.    (KnoohenhaTier  pag.  46  Änmerk.  2.) 

In  einer  Urkunde  de  905  (Schannat,  Trad.  Fuld.  pag.  221) 
■tehen  nnter  den  Zeugen  zwei  Grafen  Burchard;  der  eine  im 
Anfang  gleich  nach  den  Grafen  Conrad  (von  Angrarien  and  Hes- 
sen) nnd  Gebhard  (Ffalagraf  im  Ober-Rheingan)  der  andere  fast 
am  Ende.  Srsterer  wird  anier  Barchard  sein,  letzterer  sein 
Sohn,  der  auch  eine  Crkande  de  907  (Dronke  Nro.  653}  mit 
anterzeiebnet  hat. 

In  der  vorerwfthnten  Urkunde  de  908  (Uon.  Boioa  28.  100) 
wird  Borehard  als  duz  bezeichnet  '*). 

Nach  diesen  Urkunden  dttrfte,  beilftufig  bemerkt,  za  eohlies' 
■en  sein,  dass  „marobio"  der  eigentfiche  Amtatüel  der  Vorsteher 
der  sorbischen  Mark  war  und  dass  Letztere  als  „daoes"  erst  be- 
»eiidinet  worden,  wenn  sie  wirklieb  einen  Feldzug  unternahmen 
oder  aasgefOhrt  hatten. 

Im  Jal»re  993  ersehet  Burchard  als  marchio  und  erst  später 
als  das  **). 

Otto. 

Aflgemein  und  aaeh  von  Kioofaenhaner  (1.  c.  p.  50  u.  fetg.) 
wwd  angenomnen,  dass  nach  Herzog  Burchard'e  Tode  der  Sach- 
aanherzog  Otto  der  Erlanohte  an  dessen  Stelle  getreten  sei,  ob> 
wobl  man  ihn  (Knocbenbaaer  pag.  56)  nicht  eigentlich  als  Herzog 
iet  TbOiniger  bezeichnen  nnd  auch  nicht  sagen  kSnne,  dass 
unter  Otto  schon  Thüringen  mit  Sachsen  vereint  worden  sei. 

Gegen  diese  Annahme  musa  schon  deren  geschraubte  Fassung 
Bedenken  erregen.  Sie  ist  aber  auch  in  der  That  unhaltbar  und 
die  daftr  beigebrachten  Qrände  sind  unzureichend.  Als  solche 
Gründe  giebt  Knecbenhauer  au: 

•)  üad  sbea  ao  in  den  AnnsL  Herst  bei  dsin  Jsltre  909. 

**)  KüMkonliaasr  maint  (L  g.  p,  M  Aniaflrk.  B)  es  Mi  wohl  fSr  di«  Zeit 
der  Hanoge  von  Th&rtngen  ohsrkateriitieob,  dus  in  den  Urknadea  die  An*- 
drflok«  »dtu,  mar^o,  oomes«  nntenohiediloa  gebrsnoht  worden  aeiea.  Des 
halte  iob  nsoh  den  obigen  Angaben  fQr  eine  unrichtige  Annahme,  wohl  nnr 
bsrrorgsgsngen  tau  der  Heiaang,  dan  Otto  (cfr.  den  folgenden  Artikel) 
Qaograf  ia  ThOniigen  and  Poppo  Orsf  im  Orabfelte  gewasea  asL 

2* 


:,G  Gothic 


-    20    - 

1)  Die  Macht  Otto'a  habe  schon  ttber  Suhiea  hinamgagriffan 
and  gerade  nach  Thüringen  hin  an  Anadehnong  gewoonen.  Otto 
Bei  in  zwei  thOringiscben  Oanen  Gangraf  gewesen  (pag.  50). 
Knochenhaaer  beraft  sich  auf  zwei  Urkunden.  In  der  einen,  de 
877,  werden  die  Orte  Tennatedt  and  Erich  als  aar  Qrofschoft 
des  Qrafen  Otto  gehörig  genannt;  in  der  andern,  de  897,  heiast 
ea:  „in  pago  Eichesfelden,  in  comitata  Ottonia". 

Aber  wodnrch  wird  denn  irgend  wie  bewieaan,  daea  dieaer 
Graf  Otto  dieselbe  Person  sei,  wie  der  Heraog  Otto?  Durch 
nichts  I  Vielmehr  iat  dies  ganz  onglaublich !  Denn  wie  sollte  sich 
der  m&chtige  Sachaenherzog  dazu  veretanden  haben,  eine  Gaa- 
grafechaft  in  Thüringen  zu  Übernehmen,  während  einfache  Grafen 
(Poppe  und  Burchard)  Herac^e  daselbst  waren?  Hätte  Otto  wirk- 
lich echon  Einäaaa  und  Macht  ia  Thttringen  gehabt,  so  würde 
er  aicher,  und  wohl  auch  mit  Erfolg,  nach  der  Herzogawürde 
doaelbst  geatrebt  haben,  ala  Herzog  Ratnlf  abgegangen  war. 
Aber  selbst  angenommen,  er  wäre  Gaugraf  in  Thüringen  gewesen, 
so  würde  er  in  den  obgedacbten  Urkunden  ganz  gewiss  nicht 
als  ein&cher  Graf,  sondern  als  solcher  and  augleioh  als 
Hersog  bezeichnet  worden  sein;  jedenfoUs  wenigstens  in  der 
Urkunde  de  897,  wo  Otto  als  Nachfolger  seines  Bradera  das 
Herzogtbam  Sachsen  factisch  übernommen  hatte. 

Aach  sagen  die  Historiker  absolat  nichts  von  einer  Macht- 
Stellung  Otto'a  in  Thüringen  1  Diese  besagen  nur,  daaa  Otto 
im  Jahre  880  das  Dacat  von  ganz  Sachsen  übernahm. 
(Widuk.  I.  16.) 

2)  Femer  beruft  sich  Enochenhauer  darauf,  daaa  Herzog 
Otto  Abt  des  Klosters  Herafeld  geweaen  aei.  Aber  was  folgt 
daraas  für  Otto'a  Machtstellung  in  Thüringen?  Enochenhauer 
deutet  aaf  die  bedenlenden  Besitzungen  des  Klosters  in  Thüringen 
hin.  Davon  mag  Otto  pecuniäre  Vortheile  gehabt  haben ;  in  wie- 
fern aber  politiache?  Üebrigens  war  nach  der  Urkunde  dea  Kö- 
nige Ludwig  de  908  den  Hersfelder  Mönchen  sugeaichert  worden, 
dass  nach  Otto'a  Tode  keiner  aus  dessen  Hanse  wieder  Abt  von 
Hersfeld  werden  solle  und  zu  dieaer  VerlUigung  hatte  Otto  aelbat 
den  König  veranloaat!  Wie  wäre  daa  möglich,  wenn  Otto  aua 
seinem  Verhältniase  zum  Kloater  eine  Macbterweiterung  in  Thü- 
ringen habe  erstreben  wollen?  Knochenhaaer  meint  freilich,  diese 
tfaohterwütarang  Iwbe  damala  schon  stattgeftmden,  indem  Otto 


D,:„l,;.dtv  Google 


—    21    ^ 

l>ereit8  in  die  Stelle  des  Heraogi  Bnrchard  eingetreten  gewesen 
sei.  Aber  wo  sind  die  hiHtoriscben  Beweise  für  diese  Annahme? 
Sie  fehlen  so  sehr,  dass  Knochenhaner  (p.  55)  selbst  sagen  mass, 
die  Richtigkeit  derselben  stehe  allerdings  dahin.  Aber  ich  meine, 
nun  kann  weiter  gehen  und  sie  f&r  nnzulAssig  erklären.  Denn 
es  ist  nicht  einmal  mit  Sicherheit  zu  erweisen,  dass  der  Herzog 
Bnrchard  zor  Zeit  der  Aosstellang  der  gedachten  Urkunde  (Oc- 
tober  908)  schon  todt  war.  Einige  Chronisten  setzen  Burchard's 
Tod  in  dos  Jahr  908,  andere  in  das  Jahr  909.  Kann  es  nicht 
sehr  wohl  sein,  dass  Bnrchard  in  der  Schlacht  908  schwer  ver- 
wnndet  wurde,  aber  erst  909  starb?  Aber  gesetzt  auch,  er  sei, 
wie  Knochenhaner  meint,  am  3.  Augnst  908  gestorben.  Dann 
mflsste  Otto's  Ernennung  zu  Burchard's  Nachfolger  unmittelbar 
darauf  erfolgt  sein.  Sollte  ein  so  erhebliches  Ereigniss  von 
allen  Chronisten  mit  völligem  Stillschweigen  Qbergangen  sein? 
Das  ist  nicht  wohl  glaublich  1 

3)  beruft  sich  Knochenhaner  auf  die  bedeutenden  Besitzungen 
Otto's  in  Thfiringen,  kann  aber  daibr  nichts  weiter  anftihren, 
als  dass  Otto  WaUhausen  besessen  habe  und  dass  ihm  wohl 
ancb  Kordbausen,  Dnderstadt  *)  und  Memlebeu  gehört  haben 
mSchten! 

4)  Knochenhaner  deutet  auch  (pag.  51)  anf  die  Verheirathung 
Heinridb's,  des  Sohnes  Otto  des  Erlauchten,  mit  der  Tochter 
des  Grafen  Erwin  von  Merseburg  hin :  sie  sei  ein  redendes  Zeug- 
niss  iUr  das  Streben  des  SachsenhersQgs  nach  einer  festen  Po- 
sition unmittelbar  an  der  thiirisgischen  Ch'enze.  Dass  Otto  durch 
die  Verheirathung  seines  Sohnes  nach  Hacbterweiterung  gestrebt 
habe,  mag  nicht  in  Abrede  gestellt  werden.  Aber  daraus  kann 
doch  wohl  nicht  gefolgert  werden,  dass  er  der  Nachfolger 
Bnrchards  in  Thüringen  gewesen  sei.  Ich  werde  hierauf  in 
dem  folgenden  Artikel  über  Herzog  Heinrich  näher  eingehen. 

.5)  Endlich  sagt  Euocbenbauer,  der  Streit  Heinrich's,  Otto's 
Sohn,  mit  König  Conrad  um  Tbtlringen  sei  nicht  erhlttrlioh,  wenn 
nicht  schon  Otto  zu  bedeutender  Macht  in  Thüringen  gelangt 
gewesen  sei.    Aber  ancb  diese  Ansicht,  die  durch  keine  hiato- 

*)  DndsnUdt   idiim  doch    wobl    in  SschMn    gersohnat    werden.     Di« 
andern  Orte  logen  sJle  dicht  sn  der  rtohaiMShan  Gmua.     ~   ~  ' 
Wsllhoiueni  iit  m  bemerken,  don  eine  Bnrg  distea  Nm 
Ugl    efr,  T.  Wersebe,  OsubMohreibong,  psg.  10& 


:vCoOJ^Ic 


—    22    — 

rische  TbatBaohe  nnterstKtst  wird,  kann  i«h  oicbt  ftlt  richtig  u- 
erkennen.  N&herei  hierüber  werde  iok  in  dem  folgaBdeo-Artiksl 
über  Herzog  Hainrieb  aogeben. 

Nach  allem  Gesagten  halte  ich  es  für  onsweifelhaft,  daa« 
Otto  der  Erlauchte  weder  Gangraf  in  Thüringen  war,  noch  ein« 
beBOndere  Macbtstellong  *)  daselbst  hatte,  insbasosderp  nicht 
Herzog  —  weder  rechtlich  noch  thataftchlioh  —  von  Th&ringan 
war.  Vielmehr  halte  ich  dafttr^  dau  er  Markgraf  der  thOringiaeh- 
sächsischen  Hark  **)  war  und  zwar  aus  folgenden  sw^ 
Gründen : 

Erstens  heisst  es  in  der  vorher  aohon  emrihntei^  von  Kaiser 

Ämalf  auigestellten  Urkunde  de  897 :  „ atqoe  Ottonis  £delis 

marchioniB  noatri in  pago  EHchesfelden,  in  comitato  Otto- 
nis". DasB  der  leti^uiannte  Otto  nicht  identisch  sein  kann 
mit  dem  gleichnamigen  marchio,  wie  vielfach  angenommen,  folgt 
einerseits  aas  der  Fassung  der  Urkonde^  die  anderen  Falla  dooh 
wohl  besagen  mfisste:  ,^n  eomitatu  dicti  Ottonis"  oder  ,^comi- 
tatu  ejnsdem  marchioniB";  andererseits  aus  der  ebenfalls  vorher 
schon  citärten  Uricunde  de  877,  wo  ee  heisst:  ,,in  oomitatn  Otto- 
nis", was  beweist,  dass  dieser  Otto  nicht  der  Sachsanheraog 
sein  konnte,  denn  der  wSre  Bioher  nicht  einfach  als 
Gangraf  bezeichnet  worden.    Ea  gab  alao  zu  jener  Zeit 

*)  Bein  BittorUcer  gitibl  ucb  nnr  die  mindota  Andeutung  flbar  siiM 
Maefatatellniig  Heriog  Otto'a  im  eigeotliofaen  Tfaürfngen;  nameiitltch  auch 
da  nicht,  wo  doch  dia  antachiBdenite  TentnlMnitig  ditn  geweMii  win, 
nlmlich  bai  Otto'a  Tod«.  All«  Chroniaten  meldan  Bin&oh,  dar  graiM  Uenog 
der  Sachten  lei  gsitoiban  nnd  lein  Sohn  Bainrioh  habe  naeb  ihm  das  Her- 
(Ogtbnm  Sachien  SberaoinnieD.  Ja  der  Cont  Hegin.  Mgt  sogar  b«im  Jahr« 
912:  ■üngarii  itamm,  nnllo  reaiitente,  Francikm  st  Tboringiam  vutafemnt. 
Batto  archiepitcop«!  obüt,  vir  adeo  Btrennoi  st  pradens,  cni  Beriganu  soo> 
CMiit    Otto,  dux  Baxonnm  cbiit>. 

Wie  wftra  diaae  Maehrioht  mfiglich,  wann  Otto  In  ThüriBgan  irgsad 
oiaa  Machtitallnng ,  namantlich  inoh  in  Besag  auf  dia  Tertbaidigaiig  ge- 
habt bitte?  Enoohenhaaer  (ptg.  H)  weist  aUordiagt  darauf  Un,  dass 
das  Jahr  913  das  Todesjahr  Otto's  sei.  Aber  das  will  mobt«  bessgan.  Dann 
wir  wissen,  ds4s  Otto  schon  vorher  die  Oiens-Verthoidignng  seinem  Bohne 
fibertragen  hatta.  Dieser  Anftrag  nSsste  sich  doch  selbstTorstindlioh  auch 
anf  Thfiringen  beaogen  haben,  wenn  Otto  dort  eine  Maobtstellong  gehabt 
hätte! 

**)  Darunter  verstehe  ich  intbeeoodeTC  anch  des  HaiiBgBB,  dar  sa  Nwd* 
thOringes  gehörte. 


:,G  Gothic 


swei  Otto's;  der  eine  war  QaogMf  In  Sfidthllriiigeii,  d.  h.  in  dem 
Irfuide  aviacben  dem  Han  nnd  dar  Loibe,  woaa  aach  der  Qaa 
£}cWeld  geborte,  der  andere  war  Uarkgraf  und  das  kann  nor 
Otto  der  £rlancbte  geweaen  eein.  Dai  folgt  weiter  »neb  daraaa, 
da»  Heinriok,  Otto't  Sohn,  der  Terher  echoa  mit  seinem  Yater 
gegen  die  J)alemincier  gekämpft  hatte,  spiter  im  Aoftrage  seines 
Vatera  ge^eo  die  slaviacben  Völker  ra  Felde  aog.  Dieae  Elmpfe 
sind  aber,  da  sie  gegen  die  Dalemincier  gerichtet  waren,  jeden- 
£aIU  Ten  Saobaea,  d.  h.  von  der  thüringisch  -  aftohaiaohan 
Hark  aoa  erfolgt,  imd  ich  kann  Knochanbaner  nicht  beistimmen, 
der  (pag.  54)  aagt,  die  Sorge  für  den  Krieg  im  Oaten  sei  die 
veaentUoba  Angabe  das  tbäringiaohan  Dncatea  gewesen  nnd 
Bersi^  Otto  habe  nach  Borcharda  Tode  diese  Anfgaba  flber- 
nommen-  Im  Oegentheil,  Tbfiringen,  das  den  Kin&Uen  der 
Sorben  aaagesettt  war,  hatte  dorch  die  Hersjige  Poppe  and 
Buobard  biergegen  aohon  Sicfaerong  erhalten.  Knocfaenhaoer 
aelbat  (pag-  47)  giebt  an,  daaa  aobon  aeit  dem  Jahre  89S  niehta 
mehr  von  Einfiülen  dar  Silben  in  Thüringen  erwJtbnt  werde. 

Aqs  dieaem  Umstände  erklärt  ea  sich  sngleioh,  daaa  nach 
Borcharda  Tode  mcbt  aogleich  ein  Markgraf  fttr  Thttringan  wie- 
der beatelit  wurde  nnd  daaa  es  später  nicht  geachah,  erkUrt 
■ieb  gai>E  «inllaoh  ans  der  Tbataaohe,  daas  bald  nach  Bnrehards 
Tode  TbQringen  durch  Bersog  Heinrich  erobert  wurde. 

Baben  demnach  die  Herzöge  von  Sachasn  keine  Rolle  im 
eigentlichen  TbQringen  gespielt  and  war  jener  Graf  Otto,  der  in 
den  Urkunden  de  877  and  897  ersobeint,  nicht  idendaoh  mit 
dem  Sacbsenheraoge  Otto,  so  firagt  aioh,  wer  Graf  Otto  war. 
Und  diese  IVage  ist  allerdings  mit  Hilfe  der  vorhandenen  Naeh- 
ziebten  nicht  sicher  an  lösen.  Wenn  man  aber  erwSgt,  daas  der 
Ro&ame  Otto  in  Thüringen  bei  dem  Dynaeten-Geschlechte  der 
Grafen  von  Weimar  -  Orlamttnde  üblich  war  und  kaom  fon&ig 
Jabre  aptter  der  Graf  Wilhebn  aas  diesem  Geaobleohte  als  Gh-af 
Ten  Sadtbüringen  erscbeint,  dessen  Grafengebiet  das  Elohsfeld 
mit  nmfasate,  so  dürfte  es  mindeatens  als  vabrscbein- 
lieb  anansehen  aein,  dosa  der  TOrgedachte  Qraf  Otto  dem  Haoee 
Weimar -OrlamOude  angehörte. 


Dictzedby  Google 


—     24    — 

Heinrich. 

Belcaimtlich  gerieth  Otto'a  des  Erlauchten  Sohn,  Heinrich, 
nftch  aeines  Vaters  Tode  (912)  in  Streit  mit  EBnig  Conrad  L, 
weil  Letzterer  Jenem  einen  Theil  der  HaohtfilUe  *)  Tor«nthielt, 
die  Otto  inne  giehabt  hatte.  Die  Frage,  was  eigentlich  der  Ge- 
geoatand  des  Streites  gewesen  sei,  hat  zu  mannigfachen  firör- 
terongen  Anlaas  gegeben  **).  Enochenhanw  (|>ag.  Ö7)  sogt  in 
üeberainstimmimg  mit  den  meisten  neueren  Foraohem  darüber: 
„£b  kann  wohl  nicht  mehr  dio  Frage  sein,  dasa  es  sich  am  die 
thUringiaohe  Frage  bandelte,  dasa  di«  Herrschaft  in  Thüringen, 
dem  Zielpunkte  der  apKteren  Angriffe  Hainricha,  ihm  geaohmft- 
lert  werden  sollte.  Man  kann  geneigt  sein,  das  Fehlende  nach 
Thiel2nar's  Worten  auf  den  Theil  des  Lehnhesitses  bo  beliehen, 
den  Otto  im  Zusammenhange  mit  dem  thüringischen  Dncat  — 
das  wUrde  die  Zustimmung  des  Köuiga  bei  der  Uebemahme  vor- 
ausaetsen  —  an  aich  gebracht  haben  mochte:  die  nördlichen 
Ora£Mha£ten,  die  Otto  seit  langem  besass,  waren  kainenfiillB  der 
Oegenstaud  des  jetzt  ausbrechenden  Kampfes." 

Abeor  diese  Daduction  ist  anhaltbar.  JCnoohenhauer  geht 
Ton  der  VorausaBtaung  aus,  dasa  Heinriclia  Vater  das  Duoat  in 
Thüringen  gehabt  habe.  Daas  diese  Voranssetsnng  unrichtig 
ii<^  habe  ich  in  dem  yorbergehenden  Abaohnitte  geai^ ;  sie  steht 


*)  Die  beiBglicbsD  Stellen  b«i  den  Chranisten  Unten:  Widnk.  L  21, 
Igitnr  patre  pktriae  et  Tnsgno  dnce  Ottone  defanoto,  illuatri  et  mRgnifico 
filio  Beinrico  totiot  SsxoniKe  rsliquit  dncatnm.  Cnm  antem  ei  Mtrat  et  sK! 
filii,  ThuicmHug  at  Lindoiraa,  aute  patrem  obieront,  rex  antem  Coaradna 
com  eaepe  expartos  eaiat  Tirtatam  novi  dnoii,  veritM  aat  ei  tradan  om- 
nem  poteetatem  patrii.  Qno  factum  e«t,  nt  indignationem  inonifaret 
totius  exeroitni  Sazonam.  —  Annal.  Saxo  beim  Jahre  914.  Otto  magni- 
fions  Sazonnm  dnx  vita  ditoetüt.  Rex  vero  Conradna  Beinrioi  Tirtntaia 
•aepe  expertoa,  veritoi  e«t  «i  tradere  omnem  potaitatem  patrü;  ficts 
tarnen  pro  lande  optimi  dnoia  multa  locatu,  m^ora  promEiit  Baxones  vero 
nadabant  doei  boo,  ai  enm  patamo  bonore  iposts  rex  non  lianoraret, 
inTito  ao  qua«  vellet  obtinere  poatat  —  Tbietm,  L  4.  Foit  haeo  Ottooa  3,  Eal. 
Deobr.  (912)  mortno,  Beinrioua  jarenia  in  vacnnm  auooedena,  hetaditatem 
jnre  et  maximam  beneficii  partom  {trataito  regia  ansoepit  ex  manere,  at 
qnod  ai  defuit  onm  auia  omnibna  id  aegra  tolit,  ao  poit«a,  aieot  cnm  tritioo 
lölinm ,  aio  ex  eo  latentia  odii  file^  ezoreTit, 

**]  Anaführlichei  bietüber  bat  Waiti  —  Jahrbücher  der  dantaohea  Ga- 
aohiobta,  1863,  König  Heinrich  I.,  pag.  201  —  gefaben. 


:,G  Gothic 


—    25    - 

■bar  Mtoh  mit  KnoohenliMiera  eigenen  Angaben  über  Otto'a  Ver- 
hiltnüa  la  Thüringen  in  Widerapiucb.  Denn  diese  lantea  (pag. 
36):  JAui  kann  in  der  Tbat  Otto  nicht  schon  Herzog  der  TbH- 
ringer  nennen;  man  kann  auch  nicht  sagen,  daas  bereits  nach 
Borohards  Tode  die  Tareinigong  ThOringens  mit  Sachsen  sUtt- 
gefimden  habe ;  die  Verhältnisse  waren  erst  ange- 
bahnt (?),  noch  sieht  zum  festen  ÄbscblnsB  gelangt."  (!) 

Es  kann  sich  also  nicht  um  das  Dncat  Über  Thüringen  ge- 
handelt haben!  Wäre  das  der  Fall  gewesen,  so  wäre  nicht  zn 
begreifen,  warum  die  Chronisten  das  nicht  klar  aasgedrQokt 
haben  sollten. 

Bevor  ich  aof  die  Frage  nach  dem  Gegenstände  des  Streites 
eingehe,  halte  ich  es  itLr  angemessen,  die  Lage  eu  erörtern,  in 
der  sich  Heinrieb  aar  Zeit  das  Ablebens  seines  Vaters  befand. 
Otto  fibte  schon  zu  Ende  des  9.  Jahrhunderts  die  markgräf- 
licben  Functionen  in  den  nordöstlich  der  Unstrut  gelegenen 
Orenzlanden  gegen  die  Slaven  aus  *).  Er  kämpfte  dort  gemcin- 
achaftlicfa  mit  seinem  Sohne  gegen  die  slavischeu  Völkerschaften 
and  übertrug  späterhin  Jenem  diese  KriegfUbrung  selbständig. 
Hfünricb  war  also  Heerführer  unter  der  Oberleitung  seines 
Vaters. 

Zugleich  hatte  er  sich  aber  —  um  das  Jahr  908  —  mit  der 
Tochter  des  Grafen  Erwin  von  Merseburg  verheirathet  und  da- 
daroh Ansprach  auf  dessen  reiche  Besitzungen  im  Hassegau  er- 
worben. Aber  das  nicht  allein,  sondern  er  hatte  auch  durch 
■eine  bedeatende  und  einnehmende  Persönlichkeit  eine  domi- 
nirande  Stellung  and  die  Freundschaft  der  Bevölkerung  in  jenem 
Gaa  erlangt  **).  Vom  eigentlichen  Thüringen  ist  dabei  nirgends 
die  Rede  ***).    Dass  Erwin  auch  dort  Besitzungen  gehabt  habe, 

*)  cfr.  die  im  Torigen  Alichnitt  angefOhrte  ürkande  de  897,  in  wel- 
cbar  Otto  als  nsrokio  beieichnat  wird. 

**)  Thistm.  L  4.  iiBponfM  otnn  oontaotsli  ad  HerMbnroh  venit ;  oranes- 
qae  Tieinos  coaToeau,  qnis  vir  fnit  illnitrü,  UnU  funiliaritate  dbi  »djumxit, 
nt  quasi  «nieam  deligerent  et  nt  domiuam  honorarent' 

***)  cEr.  Enooheuhaaer  pag.  B7.  6S.  Weim  EnochenhaDer  an  araterer 
Stelle  dieaan  gewiaa  lahr  bamarkemwerthen  ümitand  dadarch  erkläreo  will, 
äMm  das  a&ohliicha  StammaibewiiiBtaein  die  AutttsBaog  der  ChroaüUn  be- 
atimmt  haba ;  das  TerhiltniM  des  heimiiaben  Benogi  an  ThSringen  lai  ihnen 
mr  ala  onwiclitig  emhienen,  m>  halte  ioh  diese  TsrmBtbDng  Ar  utun* 
liadg,  amnal  wean,  wie  doch  Kooehenhaiier  annimmt,  gerade  ThSringen 
der  Osganstand  dsa  Strsitaa  gaweaen  wäre. 


u-.dbvG00gIc 


—    2«    — 

dftvOQ  wt  niokti  bekuint,  and  Au»  «seh  Bnarioli»  Vater  imi 
keinen  erlieblich«n  Beute  noch  auch  eine  Haclttstallang  hatte, 
habe  ich  im  vorigen  Absohnitt  nacbgewieien.  Deehalb  kasn  bei 
dem  Streite  nnschen  K6nig  Conrad  tmd  Hersog  Heinrich  von 
dar  ,,thflringiBChen  Frage"  nicht  die  Bede  sein,  mag  man  nnter 
diö»em  Aosdrack  mit  Kooohenhaaer  daa  Duoa^  oder,  wie  Dttmm- 
1er  *}  meint,  die  vftterlieben  Leben  (in  ThOringen?)  varttehen. 
Wanun  RolUen  sich  dann  auch  die  Chronislan  in  dem  einen,  wie 
in  dem  andern  Falle  nicht  dentlioher  aoagedriktkt  haben,  nament- 
lich aber,  wenn  es  aich  um  dae  Daoat  in  Tbttringen  gehandelt 
hKtte?  Aber  gerade  in  den  Aosdrücken,  die  die  Chroniatan 
branchen,  finde  ich  den  GegenbeweiB.  Thietnar  iprioht  von 
einem  benefioiiun  d.  h.  im  Staataleben:  eine  £hrenatelle.  ^Widn- 
kind  sagt,  dw  König  habe  dam  nenen  Heraoge  nicht  dia 
ganse  UaohtfQlle  geben  wollen,  die  der  Vater  hatte  nnd  das 
ailehaiacbe  Heer  sei  darüber  entrüstet  gewaaen,  UndAnnal. 
Saxo,  der  sich  ähnlich  aosdrflckt,  fltgt  erläatemd  hinan,  dar 
Theil  jener  Machtf&lle ,  den  der  ESnig  nicht  auf  Heinrich  habe 
Qbertragen  wollen,  sei  un  Ehrenamt  geweaen  tmd  als  Orand 
f&r  des  Königs  Verfahren  geben  beide  letatsra  ScbriftsteUer  die 
Besorgniss  desselben  an,  der  junge  Herzog,  dessen  kriege- 
rische Tflehtigkeit  (virtatem)  er  erkannt  hatte,  kSnne  ihm  gefähr- 
lich werden.  Dean  ersobeiaen  doch  «nige  Lehngüter  in  Thfl- 
räg^D  gegenüber  dar  Bedeutung  dea  Heraogthnrns  Sachsen  in 
der  That  nicht  ausreichend.  Und  wie  sollte  gerade  das  sKeh- 
siaehe  Heer  Aber  eine  solche  Massnahme  des  Königs  entr&stet 
sein?  Uir  scheinen  alle  Verhältnisaa  gans  entschieden  daftr 
m  sprechen,  dass  die  GrenavertheidiguDg  gegen  Ostwi,  alao 
gleichsam  daa  Marohionat,  es  war,  welche  der  König  nicht  an 
Heinrieb  so  übertragen  wollte,  wie  sie  des  Letateren  Vater  ge- 
habt hatte.  Das  war  eine  Machtbefagniss,  auf  Oroad  deren  der 
Lihaber  jederseit  leicht  ttber  ein  Heer  gebieten  konnte  nnd  ea 
war  auch  itigleich  ein  ehrenvoller  Auftrag ;  er  war  aber  auch 
um  so  bedenklicher  in  Heinrich's  Band,  als  dieser  ein  Anseho 
ood  eine  Hachtflllle  im  Hassegaa  erlangt  hatte,  die  seinem  Vater 
ucht  lu  Gebote  gestanden  hatte.  Dem  Heraog  Otto  brauchte 
König  Conrad  das  Marohionat  nicht  an  oehmen,   denn  diesv 


*i  SMeUohta  das  ortfrlaUsAeB  Beiohat  U  pag.  Bfla. 

iMtvGoOt^lc 


—    27    — 

war  b«i  Conrftd'a  Thronbeitet^&g  ein  alter  Hann  und  d«r  Köoig 
durfte  ei  um  lo  weniger  thon,  äs  er  durch  Otto'a  EinflusB  den 
Throa  arkagt  hatte.  Folgt  laan  dieser  Auffaiuuig,  dann  erkl&rt 
•ich  eineraeita,  warum  das  sächBische  Heer  über  Conrad's  Ver- 
fahren entrOstet  war:  es  batte  unzweifelhaft  ein  Interesse  daran, 
daas  die  Grenzvertheidigang  dem  Herzoge  Terblieb:  es  erntete 
dabei  Beute  und  Lorbeeren;  und  asdererseita  erkltrt  sich  daa 
▼  Sllige  Schweigen  der  Chronisten  Qber  Tb&ringsn 
M  der  BeaprMfanag  dieser  Angelegenheit 

WBl  man  hiergegen  einwenden,  dasa  in  dem  zwischen  Hein- 
ffioh  and  dem  Könige,  so  wie  dessen  VerbOndeten ,  dem  Era- 
Maebof  Hatte  yoa  Mains,  demnächst  aasgebrocbenem  Kampfe, 
•raterer  in  daa  eigentliche  Thttringen  eingebrochen  sei  und  es 
•fobert  habe  und  das«  er  von  I^ndprand  beim  Jahre  921  (Pertx 
SS.  IX.  p.  573)  als  dux  Saxonnm  et  Thuringorum  und  vom 
AnnaL  Saxo  als  Saxonam  et  Thoringorum  dux  prepoteno  be- 
aaiohset  wird,  so  iat  darauf  Folgendes  zu  erwiedem :  dafBr,  daas 
Heinrich  in  Thüringen  eingefallen  sei,  um  eine  ihm  dort  zu- 
stehende  Haoh^  die  ihm  TOrentbalten  worden,  zu  erlangen,  geben 
die  Cfaroniatan,  die  ^esea  Ereignies  erzfthlen,  dorchaua  keinen 
Anhalt.  Heinrich  wollte  lediglich  seinen  Qegnem,  besonders  dem 
EnUsohofe,  aohaden.  Deab^b  bemKohtigte  er  sich  dessen  Be- 
attsongen  in  Sachsen  und  Thüringen.  Indem  er  letzteres  Land 
eroberte,  schadete  er  zugleich  dem  KSnige  und  erweiterte  ausser- 
dem allerdings  seine  Macht.  Und  was  die  Bezeichnang  Heinricb's 
ak  Herzig  der  Sachsen  und  Thüringer  betrifft,  so  bezieht  sie 
steh  aaf  eine  apätere  Zeit  und  erkUrt  sich  ans  dem  Umstände, 
daas  Heinrich  glücklich  gegen  den  Eßnig  focht  und  in  Folge 
dessen  acbliesalicb  anch  das  Dncat  über  Thüringen  erhielt 


DictizedbyGoOt^lC 


—     28    — 

rv. 

Die  Orafen  von  Wlnsenburg  als  Laiu^crafon 

voQ  Thüringen. 

9.1. 

Eisleitimjif. 

Die  Frage,  in  welchem  VerhältniBB  die  Gntfen  von  Winzm^ 

burg  zu  Thüringen  gestanden  haben   and  die  eut  («ÖsEng  dieier 

Frage  erforderliche  Festetellang  der  Genealogie  de«  Qeschlecbtes 

jener  Grafen,    hat  den  HiBtorikem  von  je  her  Schwierigkeiten 

bereitet  and  ist  noch  nicht  sicher  gelöst,    Eingehende  Arbeiten 

darüber  haben  insbesondere  Koken  *)  and  Cohn  **)  geliefert  und 

diese  nehme  ich  als  Grandlage  tür  die  folgende  &arterang. 

Den  Tresentlichsten  Anhalt  f^  die  Geschichte  der  Gnfen 
Ton  Winzenhurg  bieten  die  scbriftticben  Aofiteiobnnngea  des 
Abtea  Reinhard  des  Klosters  Beinhaasen. 

Ausserdem  hat  man  sich  hanptsächlich  gestiltst  aaf 

a.  eine  Urkande   des  Erzbisohofs  Adelbert  I.  TOn  Mainz  Tom 
Jahre  1100  (richtiger  1112); 

b.  eine  Urkande  jdes  Königs  Conrad  in.  vom  Jahre  1144; 

c.  eine    Urkunde    des   Hersogs    Heinrich    des   Löwen    vom 
Jahre  116g, 

welche  Schriftstücke  ich  demnächst  fast  vollständig  so  angeben 
werde,  wie  sie  bei  Leibnitz  SS.  Tom.  I.  pag.  705  abgedruckt 
sind,  da  es  von  Wichtigkeit  ist,  dieselben  ihrem  WortUote  nach 
za  beurtheileo. 


Die  Schrift  des  Abtei  ReinUrd. 

Sie  lautet  an  den  hier  in  Betracht  kommenden  Stellen : 
I.  Ezike  et  Elle  fratres  et  comites  nohilea  et  praedivites 
erant,  qui  Reynehaeon  et  Liehen  habitabaot.  Sed  Ezike  com 
esset  immature  suo  destitutus  haerede,  beatam  Petram  in  Helm- 
wardishusen  sibi  constitnit  heredem.  Elle  genuit  quatnor  filios, 
Conradum,  Henricum,  Hermannum  et  Udonem  Hildenshemensem 


*]  Bsitr^e  nir  mederaftohniehsii  QMchiohts,  Band  L,  BUdMhsiiD|  1888. 
**)  FonohiiDS«n  iiir  denttcben  Quohichle,  Band  Tl.  pag.  U7. 


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—    29    — 

et  dnaa  SBu,  Hathild  et  Eikence,  quam  Geroldaa  de  tmmen- 
hiuen  clam  rapiena  {vaodia  malta  cum  ea  obtinoit. 

Sed  cam  ex  ea  nun  haberet  hseredem,  Beinhardns  prae- 
poütQB,  qai  et  postea.  HalberatadenBiB  episcopas  oinnis  coemit 
et  nepoti  nio  Foppcmi  comiti  de  BUnckenburcb  in  nnpta  con- 
trsdidit.  Forro  Conradus  genut  Beatricem,  quae  nnpeit  Olgero 
comiti  de  Wartbike  et  gesoit  Olricom.  Henricns  antem  gennit 
Ueinebardum  et  Filigrimom  et  Eilikam  et  Adilheid  abbatissas. 
UatbUd  vero  nnpait  coidam  Batto  priacipi  et  genait  Herman- 
nom  de  Winzenborch.  Hie  qoia  patre  BaTrns  fnit,  domui  anae, 
qnua  exatroxit,  nomen  de  se  indidit  His  tribas  fratribns  oomi- 
tibiu  et  Mathildi,  communicato  coneilio,  placoit  at  locum  anam 
principalem,  (i.  e.  Beinbaoaen)  und«  originem  doxerant,  domino 
Dflo  et  perpatnae  Tirgini  Mariae  et  epeoiaKter  aancto  Christo- 
phoro  martyri  depntarent.  Unde,  qoia  quatnor  erant,  totidem 
inilH  canonicoB  aacerdotea  ordinanmt  et  praepoiitum  eis,  Sibol- 
dom  nomine,  inatitaermt.  <^o  defdnoto,  com  idem  locna  pro-* 
portioni  comitia  Hermanni  integraliter  cederet,  de  couaensn 
cohaeredum  ordinem  monasticnm  ibi  conatitnit  et  omnia,  qnae 
bi^oit  in  ejoadeiu  vülae  marcha  nibil  inibi  sibi  reservans  eo 
contradidi^  et  quatnor  manaia  decimam  totias  marchae  cambiens 
eccleaiaa  contalit  et  ministerialibas  aoia  sen  litoniboa  ae  vel  aoa 
illoc  oonferre,  ai  liberet,  indulait.  Henrico  antem  comite  Tiam 
aniTersae  camia  ingreBso,  et  filüe  eois,  Meinhardo  scilicet  et 
Fil^rimo,  Wircebnrche  ad  coriom  imperialem  oBcisis,  et  inde 
in  coenobinm  nOBtriun  tranalatiB  at  aepoltiB,  Eilika  abbatieaa, 
aoror  ipaomm,  qnidquid  baboit  in  jam  dictao  villae  marcba, 
pro  romedio  animamm  eomm  obtnlit  et  ad  coenobiom  noatmm 
faniliaritatia  gratia  annnatim  venit  et  ibi  per  sex  Tel  octo  menaea 
moram  faciena  non  modicam  caritatem  &atribua  exhiboit  ita  nt 
reliqnam  dictae  haereditatia  portionem  aancto  Cbristophoro  mar- 
tyri  conttdisaet,    ai  dominus  Udo    epiacopna    ejus    patruna  aua 

eam  snbtilitate  non  piaeveniaaet 

Demam  Reinbardiun  Halberatadenaem  episeopom  pro  spe 
largae  dotationia  vocavit,  qü  monasterinm  jam  dictum  con- 
aeorana,  duabua  aylTuIia,  qoaa  a  Qeraldo  emevat,  donavit  minna 
confereaa ,  quam  comea  sperarerat.  Poatremo  clanstmm  de 
plaga  aostrali,  propter  loci  angostias  in  partem  aquilonarem 
tnuuforri  et  oomplicari  feoit  et  eodeaiaa  Reinboldnm  de  Helm- 


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—  so  — 

wardMhtuon  monacbom  praefecit,  qoo  lulnto  in  acftlwUm  ttuun 
revocato  et  io  »bbstem  electo ,  jun  dictu  cow  fratram  elee- 
tioDs  me  de  eaatico  laetitiae  ad  fletom  Miaeriae  UBmnBit  «t  ordi- 
DBtione  dommi  Kogantini  arohiepiicopi  eenioriB  Ädilberti]  no- 
men  i«iisi  abboÜa  BeyoehaBensiB  coenobü  mihi  indigno  indidit. 
His  ita  patratis,  in  Bavariam  abüt-et  ibi  moriens,  aoi  panperea 
omni  Bolatio  deatitotoa  reliquit.  Nam  doo  parvali  ejas  filii  Hen- 
ricBB  et  Hermanniu,  qaorum  alter  imnatura  et  miaera  mMle 
defimotofl  et  apad  noB  ett  Bepulttu,  alter,  at  notam  e&t,  oeoiaiaB 

paraai  prodease  looo  potnertin^  nao  pbiB  nocaenmt 

Prasterea  ad  Bapplementnm  iaofMae  mea«  cnram  populärem 
a  domioia  meia  archiepiscopia  tan  Adilberto  Beciore  et  joniere, 
qoam  Henrioo  mihi  et  BaeoeaaDribaa  meia  indnllam  et  eedeaiae 
neae  perpetuam  immoDitatem  et  eleotiorns  Ubertatem,  basno 
oonfirmatam  acoepi.  Dominus  qaoqoo  CSoaraduB  BMaanonim 
res  aecnndaa  monetae  percBBBnram,  telooÜ  nmm,  nua^iaram 
inatitotioBem  inuminitatam  meBaateno  mee  eoatnlit. 

§.3. 
Ueber  d«B  Werth  ier  Selvift  lea  AAtu  Oevüurtt 

Koken  (1.  o.  pag.  3—8)  wkl&rt  die  Scibrift  doa  Mtea  Bein- 
hard  für  echt  und  ghnbwürdig.  Cehn  (L  c.)  dagegen  tritt  dje- 
aar  Anaioht  niobt  vOlÜg  bei  und  es  iat  daher  erferderHefa,  deaeen 
Bedmkan  zo  erörtern. 

Cehn,  der  (1.  c  pag.  566  Anmerk.  6)  annimmt,  der  Abt 
Beinbard  habe  im  Jahre  1168  noch  gelebt  —  eine  Annahme, 
deren  UnanUasigkeit  ich  dernnSobet  dartben  werde  —  »gt,  der 
Bericht  dea  AbteB  sei  (pag.  566)  weder  genas  noch  TollstXndIg 
and  ^tirirt  dieae  Annahme  aan&chBt  im  allgemeinen  dadurch, 
daea  Beinbard  nach  Börena^en  (pag.  &44)  Über  cnne  ihm  fem* 
li^ende  Zeit  bericlrte,  wtd  iährt  weiter  »peoi^e  Pnskte  «n,  in 
wdcben  der  Abdwrieht  antichtig  snn  aelL  Waa  «imftcbst  di« 
von  Cohn  verBOcbte  allgememe  'BegFtadimg  der  Ann^une,  daae 
Beinbards  Bariobt  nngenaa  «ei,  betrifft,  a»  iat  daranf  an  erwidern, 
daaa  Bmnhard  iwor  aeinan  Bericht  all  hoobbejahrter  ttaam  ge- 
aobrieben  bat,  aber,  wie  der  Lahalt  and  die  FaBsong  dieaea  Be- 
tiohtea  aweifelloa  aigiebt,  mit  völliger  Kbirbeit  Qber.daa,  wm  er 
bat  aagen  wollen.  Und  daa  aind  keineswegp  Dinge  aua  einer 
ihm,  dam  Abte,  ionUiegaaden  £eit  and  eben  ao  imäg  bendkea 


izcdbvGoOglc 


—    91    — 

wiAe  Kadfflohteki  a/aS  HSnnHgen.  Reinhard  ist,  wie  ich  dem* 
nftchet  naohweiMii  werde,  nicht  lange  nach  dem  Jahre  1152  ge- 
«tortMD,  alao  kaum  40  Jiüire  nach  der  Stütung  des  Klosters, 
d«n  er  bis  an  sein  Lebensende  Torgestandea  bat.  Er  hat  also 
Aber  keine  ihm  fernliegende  Zeit  geschrieben  and  noch  weniger 
»■oh  HitoQDsagen.  Denn  er  berichtet  Qber  Scbenkongen  an  das 
Kloster;  diese  sind  aber  gemacht  worden,  wllhrend  Beinhard  der 
Vorsteher  des  letateren  war.  Et  berichtet  ferner  Ober  den 
Stifter  des  fflosters,  den  er  persönlich  gekannt  hat  Ist  es  da 
woU  glaablich,  dass  Beiiüiard,  dar  in  der  Abaicht  sehiieh,  der 
Nachwelt  die  Wahrheit  anfanbewahren ,  von  dem  Cohn  selbst 
^lag.  566)  aag^  er  sei  nit  den  FamüiaDTerhftltniaien  des  Kloster- 
■tifiars  „so  ▼«Iraat"  gewesen,  ist  ss,  sags  ich,  glanblich,  dass 
er  Sber  (Ue  btcksten  Angehörigen  disaes  Stifters,  die  er,  aom 
Thail  wenigstens,  aseh  noch  persönlich  gekannt  bat,  schlecht 
unterrichtet  gewesen  aeia  soUta?  Diese  Annahme  wSre  nwc  %n- 
lässig,  wenn  sie  durch  Bpeoielle  Nachweise  tinwiderleglicb  dar- 
gethsn  wOrde. 

Sehra  wir,  ob  Herrn  Cohn  dieser  Nachweis  gelungen  ist. 

Zmiichst  maofat  Cohn  (pag.  544)  dem  Äbte  den  Vorwarf, 
«r  haj>«  Ittier  den  GroBsonkel  des  Grafen  Hermann  I.  t.  Winzen- 
boig,  Esike,  awichtige  Angaben  gemacht,  da  dieser  Eaike  bald 
naeb  dem  Jahre  1000  als  Greis  gestorben  sei.  Aber  wie  kommt 
Cohn  au  dieser  Behaaptang?  Weil  er  vermathet,  dass  der 
fiaika  des  Reinhard  and  jener  Graf  Ekkihard,  der  da«  Kloster 
Helmershaosen  stiftete,  ein  und  dieselbe  Person  seien,  d.  h.  mit 
mderea  Worten,  Cohn  stellt  in  Abrede,  dass  es  einen  Grafen 
£iike  gegeben  habe,  der  der  Bmder  des  Grossvaters  Hermanns 
I.  T.  Winienbaeg  gewesen  sei.  Aber  mit  welchem  Rechte  that 
Cohn  dies?  Wenn  ein  Ekkihard  (gleichviel  aas  welchem 
Stamme)  *)  das  Kloster  Helmershaasen  stiftete  and  zwar  ver- 
anlasst darch  den  Tod  seines  Sohnes,  so  ist  das  doch  kein  Hio- 
demias,  dass  ob  spiller  einen  Grafen  Ezike  **)  von  Reinhausen 
gqgebea  hab%  der,  weil  er  seinen  Erben  verlor,  dem  gedachten 
Kk>ster  eine  Sohenkmng   maehtel    Kann  die  Ärmlichkeit 

*)  Wshmfcsialioh  OId  Qnf  von  AsnanihttMU ,  efir.  Leibiiits  Soript.  L 
|S(.  538,  «D  «s  bsliii  Jahre  1016  hsi«ti  in  prmemtia  EkkUiardi  et  UadoM 


**)  Cohn  (psg.  U4)  nMint,  -Esikon  loi  au  ains  sadsre  Form  flr  ttU< 

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—    32    — 

beider  Vot^änge  ein  genügendes  Metir  sein,  die  Gluabwärdig* 
keit  Reinhards  zu  verdftchtigen  and  ihn  eines  starken  histo- 
riechen  Fehlers  zu  zeihen?  Und  stark  wäre  dieser  Fehler  in 
der  That,  da  Ezike  gar  nicht  so  lange  7or  der  StiAung  des 
Klosters  Reinhausen  noch  gelebt  haben  mnss,  weil,  wie  ich 
späterhin  darlegen  werde,  ein  Neffe  dieses  Ezike  der  Stifter 
des  letztge dachten  Klosters  wart 

Cohn  macht  (pag.  544  wohl  unter  Hinweis  auf  pag.  533) 
dem  Abte  weiter  den  Vorwnrf  der  UnvoUetändigkeit,  weil  Letz- 
terer in  seinen  genealogischen  Aofzeichnongen  nicht  jenen  Qrar 
fen  Conrad  v.  Winzenbnrg  erwähne,  der  urkundlich  in  den  Jah- 
ren 1132,  1124  nod  1147  vorkommt.  Dagegen  ist  zu  bemerken, 
dase  Reinhard  nicht  die  Absicht  hatte,  Ober  alle  SprÖsslinge  dea 
Reinbausener  Grafengescblechtea  Angaben  zu  machen,  sondern 
Über  die  Stifter  und  Wohlthäter  des  Klosters.  Und  zu  diesen 
gehörten  die  Orafen  von  Winzenbnrg  nicht,  wie  ich 
demnächst  nachweisen  werde. 

Sind  demnach  Cohn's  Einwendungen  gegen  die  Reinbard'- 
sche  Schrift  nicht  stichhaltig  und  mass  man  vielmehr  Koken'a 
gOnstigerem  Urtheil  über  den  Werth  jener  Schrift  beitreten,  so 
bleibt  es  sehr  merkwürdig,  dass  sowohl  Koken  ab  Cohn  dis 
Angabe  Reinhards  ganz  nnerörtert  gelassen  haben,  die,  bei  ob«^ 
fläohlicher  Betrachtung,  am  meisten  anfechtbar  erscheint,  näm- 
lich die  Nachricht,  dass  der  Klosterstifter,  Qraf  Hennaon,  mit 
awei  kleinen  Knaben,  Hermann  und  Heinrich,  nach  Baiem  ge- 
gangen sei,  wo  der  eine  im  jugendlichen  Alter  gestor- 
bbn,  der  andere,  wie  bekannt  (sagt  Reinhard),  später  ermordet 


kard.  Aber  dag^en  sprechen  dia  Angaben  in  der  Tita  Heinwaroi  (Laib- 
niti  L)  gans  entachieden.  Dean  naoli  dieaeii  lebten  gleühieitig  (am  lOlB) 
and  nnabbängig  von  einander  ein  Orof  Jükkibard  (L  c  psg.  B28) ,  ein  Graf 
Ekkika  de  AsUu  (pag.  58J)  und  ein  Qraf  Eiico  (pdg.  BS2),  £■  iet  hternaoh 
undenkb&r,  du«  der  Verfaiier  der  Tita  Meinwerci  die  Namen  Ekkihard, 
Ekkika  und  Eiico  als  gletohbedentend  abwcohselnd  gebntnoht  habe.  Und 
veno  sie  —  nich  Cohn  —  in  dem  N»m«n«*eneiohaiiM  mm  tl.  Bande  der 
SoriptorM  als  gleichbedentand  n«t>en  sinaadar  geetatlt  sind,  so  halte  ioh 
daa  eben  für  einen  Irrthum. 

Dnd  pag.  648  kommen  die  Grahs  Siegfried  nod  Eiioo  TOr,  von  denen 
Enterar  wohl  rin  Qtaf  too  Bomenebnrg  war,  da  bei  diasein  OeMUeobta 
damala  der  Rofiiame  Siegfried  Oblich  war;  letiterer  aber  ist  fOr  ainMi 
Qrafan  tod  Reinhansen  nt  erachten. 


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—    33    - 

worden  lei.  Wenn  man  annimmt,  dasa  jener  Elostenti^r  der 
Graf  Hermann  I.  von  WinBenborg  geweiea  sei,  so  ersoheint 
jene  Angabe  des  Abtes  im  Widerspruch  mit  den  geachichllicben 
Tliatsachen,  denn  Hermann  I.  von  Winzenburg  hatte  thataäch- 
lieh  zwei  Söhne  Namens  Hermann  und  Heinrich,  die  beide  in 
das  ToUe  Uannesalter  traten  und  es  ist,  wie  gesagt, 
nicht  wohl  zu  verstehen,  wie  die  bisherigen  Kritiker  der  Rein' 
hardsehen  Schrift  dies  haben  unerörtert  lassen  können!  Ich 
werde  weiterhin  (g.  7)  nachweisen,  dasa  den  Abt  anch  in  dieser 
Beiiehang  kein  Torwarf  trifft 

§.4. 
Die  LebwueH  dea  Abtes  Rfliikard. 

Wie  vorher  erwähnt,  nimmt  Cobn  an,  der  Abt  Reinhard 
habe  im  Jahre  1168  noch  gelebt  nnd  ich  habe  diese  Annahme 
bestritten;  ich  gebe  hierfür  die  nähere  Begründung.  Cohn  st&tzt 
sich  auf  jene  bei  Leibnitz  (I.  c.  pag.  706)  abgedruckte  Urkunde 
Heinrich  des  LSwen  vom  Jahre  1168.  Ich  -wcrie  aber  demnächst 
nachweisen,  dsss  diese  Drkaade  gefklscht  ist.  Aber  es  ISsst 
sich  aach  anderweit  dartbttn,  daas  Reinhard  nicht  wohl  bis  zum 
Jahre  1168  gelebt  haben  kann.  Er  wurde  bei  der  Stiftung  des 
Klosters  Reinbansen  als  Abt  eingesetzt.  Diese  Stiftung  ist  in 
das  J^ir  Uli  oder  1112  zn  legen.  Es  ist  nicht  zu  vermuthen, 
daas  Reinhard  zu  jener  immerhin  bedeutenden  geistlichen  Würde 
in  sehr  jugendlichem  Alter  gelangt  sei,  znmal  ans  der  Fassung 
seines  vorher  besprochenen  Berichtes  über  das  Kloster  geschlos- 
sen werden  kann,  dass  er  nicht  aus  einem  vornehmen  Ocschlecbte 
entsprossen  War.  Setzen  wir  sein  Alter  zn  der  Zeit,  wo  er  Abt 
wurde,  nur  auf  35  Jahre,  so  würde  er  bis  zum  Jahre  1168  ein 
Alter  von  mindestens  92  Jahren  erreicht  haben  I  Aber  wir  haben 
in  Reinhards  eigenen  Angaben  noch  ein  weiteres  Kittel  zur  Be- 
stimmang  seiner  Lebenszeit.  Er  sagt  nämlich  ausdrücklich,  er 
habe  unter  den  Erzbischöfen  Adelbert  I.  und  II.  und  Heinrich 
functionirL  So  hätte  er  sich  nomöglich  ansdrUcken  können, 
wenn  er  bis  zum  Jahre  1168  gelebt  hätte;  denn  Erzbischof  Hein- 
rich starb  1152  nnd  bis  zum  Jahre  1168  sassen  von  da  ab  noch 
die  Ersbischöfe  Arnold,  Eonrad  I.  und  Christian  I.  auf  dem  era- 
InschoBichen  Stuhle  zu  Mainz!  Vielmehr  folgt  aus  jener  Be- 
merkung Reinhards,  dass  er  am  1153  gestorben  sein  musa. 

8  . 


^    34    - 


Betraclitiin^  der  Folgernngen ,  die  ans  der  Sclrift  des 

Abtes  Beinliard  gezogen  worden  sind. 
])  AUgemeiQ  wird  anf  Qnmd  der  BeiohardBclien  Schrift  ap- 
genommsD,  daaa  der  Graf  Honuann  von  Wiuzenbo)^,  d^  Bein- 
hard  in  aeiner  Sobrift  beiUnfig  erwäbnt,  der  Erbaaar  der 
Winzenborg  gewceen  sei.  Und  docb  giebt  jene  Scbrift,  genau 
besehen,  hierzu  nicht  die  geringste  Veranlaasung.  Veigleicht 
man  Koken  hierüber,  der  den  Gegenstand  (jpag.  14)  ausitihrlich. 
behandelt,  so  ergiebt  sich,  dais  lediglich  die  Vermuthung  Wenk's, 
der  Gemahl  der  Gräfin  Mathilde  von  BeinbauBen  sei  ein  Graf 
von  Wiodebei^  geweaen,  d^n  gelehrt  bat,  in  dem  Namen 
Winzenbarg  eioe  Veronstaltnng  des  Nunena  Windenberg  (rich- 
tiger Windeberg)  zu  erblicken,  so  wie  die  Angabe  hei  Reinhard, 
dasB  der  obgedachte  Graf  Hermann  eine  Burg  erbaut  und  bei 
der  Namengebung  fnr  dieselbe  sich  von  der  Erwägung  habe 
leiten  lassen,  daee  aein  Vater  ein  Baier  gewesen  sei,  mit  dem 
Namen  Winzenburg  zu  combiniren. 

Aber  dieae  Deduction  ist  onhalthart  Zun&chst  ist  gar  nicht 
erwiesen,  dasa  WenVs  Yermathung  richtig  ist;  vielmehr  lassen 
sich  dagegen  Bedenken  erheben;  dodi  wQrde  es  hier  zii  weit 
fuhren,  näher  darauf  eänangehen;  es  ist  das  auch  filr  den  vor- 
liegenden Zweck  nicht  erforderlich,  denn  es  giebt  genug  ander- 
weite Gründe,  die  gegen  obgedachte  Deduction  sprechen. 

Reinhard  aagt:  „Hie  (H.  de  Winzenburg)  quia  patre  BaTrus 
fuit,  domui  suae,  quam  exstruxit,  nomen  de  so  indidit".  Wie 
h&tte  Reinhard  sich  eo  ausdrucken  können,  wenn  Hermann  seine 
Burg  nach  dem  Familiennamen  seines  Vaters  —  Windenburg  (!) 
—  benannt  hätte  I  Hätte  Reinhard  da  nicht  ganz  einfach  sagen 
mttasen  „t^ula  patre  Windebergensis  fuit". 

Und  wie  kann  ein  Unbefangener  aus  Reinhards  gedachten 
Worten  herauslesen,  dass  Graf  Hermann  eine  Burg  erbaut  und 
sie  Windenburg  genannt  habe,  da  wir  bistoriaoh  sicher  wissen, 
dass  ein  Theil  der  Winzenburg  —  ein  Anbau  —  Baierberg 
hiesfl,  wir  also  hier  das  „Haus",  welches  Hermann  von  Winzen- 
burg erbaute  und  es  nach  der  Herkunft  seines  Vaters  be- 
nannte, klar  und  ganz  der  Erzählung  Roinliarda  entsprechend 
vor  una  habenl    (cfr.  Cobn,  1.  c.  pag.  564.) 


:,G  Gothic 


—    36    — 

und  wer  hätte  denn  soart  yeranlassung  gehabt,  eis  Hans, 
einen  Ban  bei  der  'Wiseenbaig  aaszofübreti  nnd  ibn  Baierberg 
%n  nennen,  wenn  sieht  Hermann,  der  Sohn  eines  bairischen 
Dytuurten? 

Man  htt,  wie  gesagt,  gemeint,  Winzenbnrg  sei  eine  provin- 
■ielle  Venuutftltnng  des  Kamens  Windeberg.  Aber  daf^  hätte 
man  doch  Beispiele  ähnlicher  Namensänderungen  anftihren  sollen, 
denn  aa  sieh  ist  die  Sache  aehr  anwahrscheinlicb.  Aber  selbst 
wenn  man  hiervon  absehen  will,  so  miuste  tnao  doch  in  den 
Schriften  ii^nd  eine  Andentang  finden,  wann  und  wie  jene 
NamensTerftnderung  sich  herausgebildet  hätte  *}.  Das  ist  aber 
flieht  der  Falll  Im  Gegentheil,  man  findet  immer  unzweifelhaft 
in  Urkanden  den  Ausdruck  Winzenburg.  So  schon  im  Jahre 
1112  (cfr.  Koken,  Vorrede  pag.  X.).  Dem  gegentlber  fällt  nicht 
ins  Gewicht,  was  Koken  pag.  19  sagt,  dass  in  Dodechim  appen- 
diz  ad  Mariani  Scoti  Chronicon  vorkommt:  „Hcrmannus  comes 
de  Vintenberg".  Das  ist  Viel  mehr  als  eine  Namensvenmstaltung 
eines  späteren  Schriftstellers,  wie  sie  auch  anderweit  genag  vor- 
kommen, in  erachten.  Auch  ist  durch  Nichts  zu  erweisen,  dass 
es  sieh  hier  am  eia«  Verunstaltung  des  Wortes  Windeberg 
bandle.  Im  Gegenfheil,  es  ist  oCFenbar  viel  wahrscheinlicher, 
du«  Wintenberg  **)  fKr  Wiozenberg  steht. 

Zu  alledem  kommt,  dass  die  Wtnzenbarg  schon  lange  vor 
Herniana  I.  bestanden  hat;  es  folgt  dies  schon  aus  dem  oben 
Qesi^^n:  dass  Hermann  die  Bai  erbarg  an  die  Winzen- 
burg baat«.  Es  folgt  dies  femer  daraus,  dasa  Hermann  sich 
n«cb  der  Winzenbnrg  nannte  —  nicht  nach  der  von  ihm  erbaa- 
ten  Baierbarg ;  und  es  ergebt  sich  endlich  aus  der  Kachricht  in 
den  Hildesheimer  Annalen  beim  Jahre  1038  (Koken  pag.  83), 
wonaeh  damals  die  Winzenburg  (wahrscheinlich  als  ein  Besitz- 
thnm  der  Grafen  von  Bomeneborg)   schon  bestand.    Koken  ver* 


*)  Nuh  Koktm,  ps^.  84,  liegt  im  PüntSDthnin  Bluikenburg  eine  Bnrg> 
mm«  Hameu  WitUNnburg  «nf  dam  äergs  Windst  Wenn  n  dem  läcfariHcben 
Dialaat«  antipriobe,  sw  Winds  Wims  «■  mwfaait,  n  mOstta  doch  jener 
Bog  Winseberg  boinenl  Dia  Be&eDnaiig  Wimsenburg  hat  alio  mit  dam 
BargBamen  gar  nicbU  n  than,  iit  vielmehr  ein  AaidrDok  ron  nlbitstin- 
digar  Bedentang. 

**)  DodeohiD  hat  beim  Jahre  IISO:  Bermanntts  de  TiDunburg  statt 
Am  aonat  fibUchen  WiBBMbar^ 


D,:„l,;.dtv  Google 


-    3S    - 

auclit  dleBen  Beweisgrund  abzulehnen,  indem  er  faervorliebt,  daal 
bei  dem  Ännsliata  Saxo  in  der  bezüglichen  Stalle  nicht  Winü- 
burch,  BOndem  Vvidmidibarch  *)  stehe.  Aber  warum  sollte  der 
sächsische  Annalist  in  diesem  Falle  mehr  Glauben  verdienen, 
als  die  Hildesheimer  Annslen  (cfr.  Cohn  pag.  567 !)  and  warum 
sollte  das  nirgends  anderweit  vorkommende  und  nirgends,  anzu- 
findende Vvidmidibarch  richüger  sein,  als  das  Winciburg  der 
Hildesheimer  Annalen  —  ans  denen  der  sächsische  Annalist 
wahrscheinlich  copirtel 

3.  Allgemein  hat  man  ans  der  Reinhurdscbea  Schrift  ge- 
folgert, Oraf  Hermann  I.  von  Winsenbarg  sei  der  Stifter  dea 
Klosters  zn  Reinhaaaen.  Diese  Ansicht  ist  meines  Erachten» 
aus  einer  befangenen  Beartheilang  der  Beinhard'sohen  Schrift 
hervorgegangen  und  ich  werde  weiterhin  erklttren,  wi«  diese  Bt* 
fangenheit  entstanden  ist.  Ich  meine,  wenn  man  Boiohard's  An- 
gaben vorurtheilsü-ei  betrachtet,  so  muss  man  gerade  aus  der 
Fassung  derselben  achliessen,  dass  Hermann  von  Winsenbd^ 
onmSglich  der  Kloaterstifter  sein  kann. 

Reinhard  sagt  (cfr.  §.  2)  im  Eingänge,  er  beabsichtige  in 
getreuer  Erzählung  Über  das  Geschlecht  der  Orilnder  der 
Kirche  (des  Klosters)  zu  Reinhausen  Nachricht  au  geben  und 
zählt  nun  vier  BrUder  und  zwei  Schwestern  aus  dem  vornehmen 
und  sehr  reichen  Geschleohte  der  Grafen  von  Reinhausen  auf, 
wobei  er  beiläufig,  gleichsam  in  Parenthese,  erwähnt,  dass  die 
eine  Schwester,  Mathilde,  einen  Sohn  gehabt  habe,  Hermann, 
welcher  Herr  der  Winzenburg  gewesen  sei.  Dann  sagt  er,  diese 
drei  Brüder  —  er  lässt  offenbar  den  Bischof  Udo  von  Hildes- 
heim hier  ausser  Betracht  —  grilndeten  iu  Gemeinschaft  mit 
ihrer  Schwester  Uathilde  in  Reinhausen  ein  Canonicat  and  ale 
der  Vorsteher  desselben  demnächst  starb,  richtete  Graf  Hermann, 
zu  dessen  Erbe  jenes  Gebiet  (worauf  das  Canonicat  errichtet 
war)  gehörte,  unter  Zustimmung  seiner  Mitarben  ein  Kloster  ein. 
Wie  kann  nach  dieser  Fassung  jener  Klosterstifter  der  Graf 
Hermann  von  Winzenburg  sein?  Woher  sollto  dieser  das  Gebiet 
in  Reinhausen,  aof  weTchem  das  Canonicat  errichtet  war ,  ererbt 
haben?  Wer  sollten  seine  Hiterben  dabei  gewesen  sein?  Hätte 
nicht  nnbedingt  Reinhard  ~   wenn  er  nicht  seine  Hittheilnng 


*)  Bei  Psrti.S.  Tl.  stslit  statt  dsnsn  Vimidibirk, 

I     iMtvGoOt^lc 


—     37     — 

vöUi'g  Tuklw  Uasen  woDte  —  sagen  m&aBen,  als  er  den  Klosteiv 
Stifter  beaeiobnen  woUte,  „comes  Hennannas  de  Winxenburg", 
ftatt  bloa  ,/;omeB  Hermanniu"? 

Und  ferner,  wenn  Hermann  I.  von  Winzenbarg  der  Kloster- 
Stifter  gewesen  wSre,  wie  hätte  Reinhard  dann  sagen  können, 
jener  aei  demnichst  nach  Baiem  gegangen  mit  zwei  kleinen 
Sehnen,  von  denen  der  eine  frühzeitig  starb,  Angaben,  die  mit 
den  bekannten  historischen  Thatsacben  in  entschie- 
denstem Widersprach  stehen! 

Und  wie  hätte  Beinhard  weiter  s^en  kSnnec,  darch  den 
Weggang  des  Elosterstifters  nach  Baiem  seien  das  Kloster  and 
deaaen  Bewohner  in  trostloser  Lage  zurDckgelassen  worden, 
wenn  der  Winzenbnrger  der  Klosterstifter  gewesen  w&re^  da 
deaaen  Famibe  ja  damals  in  vollem  Flor  stand  nnd  es  unbegreif- 
lich wäre,  dass  sie  das  Kloster,  wenn  es  ihr  Werk  gewesen 
wäre,  aaf  einmal  ohne  jede  Stütze  gelassen  bStte. 

Die  Geschichte  ergiebt  nirgends,  dass  die  Grafen  tod  Win- 
senbnrg  sich  fttr  das  Kloster  Beinhansen  besonders  geneigt  nnd 
wohltbätig  erwiesen  hätten.  Und  das  ist  ebenfalls  ein  Beweis, 
dass  sie  demselben  nicht  nahe  standen,  geschweige  dessen  Stifter 
waren.  Sie  sassen  aof  der  Winzenburg  —  wie  sie  za  dieser 
gekommen,  ist  anbekannt  —  nnd  hatten,  so  viel  sich  ermitteln 
Usst,  weder  an  Beinhausen  noch  an  Liehen  TheiL 

Weiter  ist  aber  aooh  durch  keine  geschichtUobe  Thatsaohe 
zn  erweisen,  dass  Hermann  I.  von  Winzenbarg  vom  Jahre  1112 
an  in  Baiem  gelebt  habe  and  dort  im  Jahre  1122  gestorben  sei. 

Hernuum  I.  von  Winzenbarg  war  im  Jabre  1109  als  kaiser- 
licher Gesandter  in  Hom,  war  auch  im  Jahre  IUI  noch  dort 
bei  dem  Kaiser  (Urk.  Heinrichs  V.  de  Uli;  Beg.  Nr.  3060)  und 
im  Jabre  1112  am  Hofe  Heinrichs  V.,  den  er  bis  dahin  wohl 
gar  nicht  verlassen  hatte  (Koken,  Vorrede  pag.  X.)  im  Jahre  1121 
mit  Herzig  Lothar  von  Sachsen  auf  einem  Feldzuge  g^ea  Htin- 
ster  *).  Aber  ich  gehe  noch  weiter;  ich  behaupte,  Hermann  I. 
war  es  auch,  der  nach  dem  Jahre  1124  das  Landgrafen  -  Amt  in 
Thüringen  erhalten  bat.    Koken  freilich  bezieht  die  bezüglichen 


*)  KokBn,  pagr.  3(,  msitit,  dai  lei  Hermtui  n.  gvwmia.    Aber  das  ist 
niQht  wohl  anconduuen,  da  dieser  im  Jahre  1138  orkandlioh  sooh  sls  apasr* 


Dictzedby  Google 


—    38    — 

(c£r.  §.  7)  NachriohteD  auf  Hermann  II.  Aber  stichbaUlge  OiOud« 
bringt  er  dafür  niobt  bei;  er  wird  jsu  dieser  Annahme  nw  ge- 
leitet, weil  er  meint,  Hermann  I.  eei  im  Jahre  11^  is  BuBani 
gestQrben.  Das  ist  aber  keineswegs  erwiemo.  Denn  d]e  Nach- 
richt in  der  Chronik  des  Klosters  Nenbnrg,  aof  die  sich  Koken 
(pag.  18)  beruft:  „Hennannas  comei  provinoialia  de  Saxonia  *) 
obiit"  **)  kann  als  ein  Beweis  nicht  angesehen  wetdml  Warum 
soll  dieser  sächsische  Graf  der  comes  HermanBos  de  Winsen- 
burg  gewesen  sein?  Ich  werde  später  (§.  7)  oacbwaisen,  wet 
er  war.  Hier  habe  ich  nur  anzugeben,  dass  Hermann  H.  von 
Winzenburg  im  Jahre  1123  kann  dem  Knabenalter  entwachsen 
war.  Penn  er  kommt  in  diesem  Jahre,  wie  vorher  (Kote  *) 
schon  angegeben  (cfr.  auch  Kokea  pag.  36)  noch  ata  „pner"  ivor. 
Einem  in  so  jugendlichem  Alter  stehenden  Qrafen  wird  aehwer- 
lieh  der  Kaiser  Lothar  ewei  wichtige  Aemter  ausserhalb  aeinei! 
engeren  Heimath  anvertraut  haben.  Daan  kommt  aber,  dass  in 
einer  Urkunde  vom  Jahre  1124>  lUs  letater  Zeuge,  hmter  dem 
Grafen   von  Lare  Hermann   von  Winseoborg   als   einfacher 


*)  ■Comet  de  Saxonit«  war  fBi  ürafen  hs  dem  Siobunluda  eioa  »lifc 
nnge wohnliche  BensDnang.  So  s.  B.  wird  im  Skmpatrinnm  beim  ishn  1,180 
der  enf  Vennleining  HennannB  von  WinEenbnrg  ermordete  Orkf  von  Lnejcen- 
heim  «oOmei  de  SiToni»  geouiDt.  In  analoger  Weise  sracheinen  die  Gra- 
fen von  Schwutburg,  ron  Qlelehen  n.  i.  w.  ali  comiteB  de  Thoringis. 
Wunm  bIm)  eollten  die  Neabnrger  HGnobe  den  siu  Suhien  gekommenen 
Grafen  nioht  dmaoh  benennen  ?  Und  wann  diea  mit  dem  ZuatM  aprorilioUiiB 
geeohieht,  lo  üt  daiaof  nioht  betonderM  Qewietat  tn  legen.  Die  HSaobe 
TerBtanden  wohl  wenig  ron  den  engeren  aäohüehan  poUtiaeliea,  Yarhilt- 
ninen.  Üebrigeoa  war  ja  auch  kein  Winienborgar  oomea  provineiKlii  in 
Ssohien  nnd  auf  Thnringen  kann  doch  der  Ansdrnck  namöglüth  besogen 
werden.  Ee  handelt  (ich  hier  eben  am  einen  läohiiBDhen  Oaagraftao,  der 
g»r  kein  Wincenborger  iitl    (ofr.  §,  T.) 

**)  Koken  (pag.  35)  ideatüloirt  damit  einen  ebealkb  im  Jahre  1139 
gsctorbenen  Orafen  Hermann,  dsi  Advooat  des  Klostwi  PormbMli  war. 
Aber  das  ist  doch  lediglich  eine  Veimathm^l  Wsnun  eolHe  oioht  gleMi- 
seitig  mit  jenem  oomM  de  Sazenia  BaOllig  anoh  ein  Oraf  von  Formbaeh 
oder  Windaberg  gelebt  haben,  der  Hermann  hie«  nnd  lofUlig  anoh  im 
Jahre  1122  starb  I 

Ist  aber  jene  Termnthong  nicht  haltbar  und  war  der  gedachte  efteb- 
■isohe  Graf  nicht  Hermann  L  von  Winaenbn^,  so  fiUt  atioh  die  Fo%aning, 
die  Koken  (pag.  21)  ans  Miner  Termathnng  tieht:  das«  die  OemsUin  Hec- 
mann'a  von  Winsenbnrg  Hedwig  geheiiien  habe. 


:,G  Gothic 


—    39     — 

Graf  ateht.  Wftre  dse  möglich,  vean  dieser  Hermann  die 
Landgrafschaft  in  Thüringen  bis  zum  Jabre  1130  inne  gehabt 
hotte?  OewiBH  nicht!  Und  daram  muse  eben  jener  Hermann, 
der  dieses  Amt  bekam,  Hermann  I.  *)  gewesen  sein.  Und 
daraas  &lgt  dann  weiter,  dass  dieser  Hermann  nicht  im  Jahre 
1132  gestorben  sein  kann ;  vielmehr  ist  dessen  Todesjahr  unbe- ' 


*]  Kokan  freilieh  nimmt  (pag.  48)  Banunn  IL  t&r  den  Uilisber  dar 
Ermordong  d«*  Elrafen  Bnrchard  von  Luooa  und  meint,  entorer  ■ei  nuh 
dem  Tode  det  Eaiaen  Lothar  durch  König  Conrad ,  der  lein  Qfinnar  gs- 
weean,  m  alle  seine  Aemter  (1)  und  Würden  (?)  wieder  eingeMtit  worden. 
Aber  für  dieae  Annahme  giebt  die  Gaaohiohte  keinen  Anhalt.  Der  Graf 
BenBaan'««D  WInMBbtrrg,  der  naok  tlST  bfi  llBf  voi^nrnt,  wird  diseh 
kein  Herkmal  obarut<»i«iTt,  am  d«v.  n  lolgrtii  «Ib«,  «r  lei  der  frflher 
Tom  Eaiier  Taratoeiene.  (cfr.  anch  §.  7}  Allerdingi  heieit  es  in  dem  Chro- 
nicon  Engelhnaii  pag.  1099  beim  Jahre  1130:  «Nam  ante«  terra  Thuringia« 
tuit  enb  comite  de  Winienborg,  HermannQa  aotem,  oomei  ibidem,  qnia 
ooeidit  dominnm  Bnam  Ddonem  Marehtooem,  faotnt  rena  Ueaae  majeatatii, 
m£dü«a  onm  esitro  ImpetUeri'et  ito  ftiit  reeoadliatna.  Iste  oome«  poet> 
qnam  non  eetaavit  a  tynnnide,  cum  nxore  ano  impraegnata,  qoam  prion 
dimisn  dnxerat,  a  miaiatarialibn  Elildeilieimeiiiii  dioegaeeot  gladio  trana- 
Tarbarmtna  ett  in  leoto  III.  KaL  Febr.  anno  domini  11G3.> 

Aber  Engelhu  vermengt  hier  —  wie  daa  bei  diesem  Sobriftatelier  aach 
anderweit  Torkommt  —  Begebenheiten  atia  Tertohiedenen  Zeiten.  Aach 
war  diaeer  Cbroniat,  der  im  Ifi.  Jahrhundert  «ohrieb,  omweifelhaft  mit  den 
Familien -VerhUtniaaeu  der  Winzenbarger  nicht  niher  bekannt. 

Gans  anders  enihlen  die  in  diesem  Falle  gewiss  gUnbwQrdigeren  AonaL 
Hagdebnrg.  (Pertz,  Script.  XTI.  p.  1S3.)  Da  wird  beim  Jahre  1180  die  Qe- 
Bchichte  von  der  Abselinng  Herroaan's  ron  Winsenburg  gegeben  und  beim 
Jahre  I1G3  die  Ermordung  des  nGrafen  Hermann'*  ron  Winaenbarg«  ohne 
irgend  einen  Zotatt,  dose  m  siob  in  beiden  Fällen  um  ein  und  dieselbe 
Person  handelte. 

Koken  kommt  anch,  indem  er  Hermann  II.  t&r  den  im  Jahre  IIBO  TOm 
Baiser  Yerstoesenen  hUt,  durch  den  Umstand  in  Verlegenheit,  dass  die 
Ontar  des  Veratossenen  nicht  suf  desien  Bruder  Heinrich  übergehen.  Er 
nimmt  deshalb  (pag.  33}  an,  dass  vorher  schon  eine  Tbeiluug  der  G&ter 
unter  den  Brfldern  durch  Todtheilnng  stattgefunden  habe.  Aber  diese  An- 
nahme ereoheint  ura  deswillen  anndässig,  weil  nach  dem  Jahre  1180  die 
beiden  Brftder  wiederholt  in  Drknnden  bald  alt  Grafen  von  Flesse,  bald 
als  Grafen  von  Winienberg  ond  bald  als  Grafen  von  Asleberg  vorkommen 
(cfr.  g.  7)  Bei  Todtheilnngen  w&re  dies  nicht  wohl  möglich,  da  dann  der 
Abgefundeoe,  der  Natnr  der  Sache  entsprechend,  den  bisherigen  Familien- 
Samen  ablegt  und  sich  nach  einem  der  ihm  >ogefallenen  QSter  genannt 
haben  würde. 


izcdbvGOOgle 


—    40    — 

könnt,  er  mnss  aber  bia  nach  1130  gelebt  haben  nnd  ei  ist  iehr 
wahrBcheinlich,  dass  er  dann,  nach  aU  dem  Unheil,  das  über  ihn 
kam,  als  Gefangener  oder  in  Stille  and  Znrtlckgeiogenheit  ge- 
storben ist. 

Nach  allem  Gesagten  war  Hermann  I.  von  Winienborg  eine 
hervorragende  Persönlichkeit.  WKre  er  daher  der  Stifter  des 
Klosters  Reinhaosen  gewesen,  so  hfitte  der  Abt  Reinhard  seiner 
entschieden  anders  gedenken  müssen,  als  mit  der  nnbedeotenden 
Bemerknng,  er  habe  ein  Haus  gebaut  and  dies  nach  seines 
Vaters  Vaterlands  benannt!  *) 


Ceber  die  Unaekei ,  wdeke  ia»  HIafrentekM  der  fieiikud- 
■ekes  Sekrift  renalint  kskei. 
Wenn  es  richtig  ist,  nach  dem,  was  ich  im  vorigen  Ab- 
schnitte angegeben  habe,  dass  man  die  Reinhardsohe  Schrift 
miss verstanden  hat,  so  liegt  die  Frage  nahe,  wie  doa  hat  ge- 
schehen können?  Und  daraaf  antworte  ieh:  Weil  man  jene 
drei  Urkunden  fOr  ecbt  genommen,  die  sich  speoiell  auf  das 
Kloster  Reinfaaasen  beziehen  nnd  die  sich  bei  Leibnitz  a.  a.  O. 
abgedruckt  finden  **).  Diese  Urkunden  aber  bezeichne  ich  als 
geHllschte  und  werde  dies  im  Folgenden  beweisen. 

*]  Koken  isgt  (pag.SO)  der  Orsf  Ueginberd  von  Forrabseh(I]  nndWinde- 
berg,  den  er  kIi  den  Ttter  Hermknn't  I.  tdd  Winienbarg  betrsohtet,  sei 
im  Jahrs  t066  ermordet  worden.  Demnsoli  mSMta  Hermann  I.  von  Winui^ 
borg  etwa  im  Jahre  1060  geboren  «ein.  Er  «Ire  alao  im  Jahre  1139,  wo 
er  naoh  Koken  (psg.  91}  in  bairiiohen  Urkunden  mit  seinem  Bohns  Bemann 
vorkommt,  6i  Jahr  slt  und  ■oomei  proriuoiaea  (doob  jeden&lU  in  Baiem) 
gewesen  and  h&tte  ds  den  Namen  einee  Grafen  von  Windebarg  gelBhrt, 
w&hrend  er  im  Jahre  1112  sli  Qraf  roa  Winsenbnrg  dai  Klotter  Rein- 
hsotan  gestiftet  haben  loll  1  Alle*  dai  reimt  lich  doch  tehwer  inaammen  t 
Das  Wahn  ist  eben,  da«  die  Wiudaberger  in  gar  keiner  Bexiehong  in  den 
Grafen  von  Beinhsnieo  gettaoden  hsbsn  nnd  dasi  die  Annshma  einet  aol. 
ohen  TerhiltnisMi  nur  dnroh  Wenk'i  —  ich  mSohte  ssgaa  uigiaokliohe  — 
Combination  der  Namen  Windeb«]^  imd  Winunbnrg  hervorgarnfen  worden 
ict  («fr.  übrigens  §.  7.) 

**)  Bsiliofig  sei  hier  bemerkt,  dAs  es  ein  Irrtbnm  von  Enoobenbaner 
itt,  wenn  ar  (Geioh.  Thflr.  rar  Z«t  des  ersten  Landgrafenhansoa  pag.  00) 
jenen  oome«  Bermannoa  de  Thnringia,  der  in  einer  (Jrkonde  Eaiter  Hein- 
rich* V.  de  IIU  (Qndenns,  Cod.  dipL  I.  pag.  893)  vorkommt,  ßr  eine« 
Winienborger  nimmt,  wie  Waits  schon  naehgewieeen  hat  (Fersohoogen 
snr  daatsobea  Owobtohte  XIT.  psg.  SO.) 


■..,..  Cookie 


—    41    — 

1.  Die  erate  Urkunde  ]«ntet  bei  Leibnits  im  Auanige  *) : 
In  nomme  Mnotae   et   indiTidtue  TriDitatia.    Ädelberttu 
Dei  grfttim  Mogantinaa  archiepiscopnB  et  sedie  «poitoUeae  le- 

gsto»  **)....  notam  esae  Tolomoa qnod  HarimsitlHM 

pstri«e  c(»neB  suii  hteredibos  «»tipalaiitibas ,  videlioet  Udone 
HildeDesheiiaenBe  epiacopo  et  fratre  bdo  Conrado  conite,  coe- 
DobiQni  moQMÜcfl  profesBioniB  in  Reioehasen  ano  patrimenio 
oom  omnibtu  aois  inibi  pertinentÜB  in  bonoFe  Banctae  TVinitatia 
et  b.  Huiae  perpetaae  vii^ntB  aanctiqae  Ghriatopbori  mai^ria 
dotavit,  et  Reinhardom  Halberstadensam  e{»scopiiiB  ipanm  de- 
dioare  a  nobia  impatravit  ....  ad  haeo  ipae  somes  H.  et 
Beatrix  eomiteasa  de  Wardbike,  »vuncnli  ani  Conradi  comitis 

filia  ....  adjecit Hajos  rei  testee 

■nnt  Beinhirdas,  Halberatadenaia  epiaoopaa,  Udo  Hildeneriiei- 
menÜB  epiacopaa,  Thietmama ,  Helmwardiaharcenais  abbas, 
Beinboldna  jam  diotae  ecolesiae  (i.  e.  BeinhaaeDaiB)  praepoaitna 
....  Herimannaa   patriae  comea  qai   et  ümdator  et  filii  ejus 

dno  Heinriona,  HerimaBnoa  pueri Datum  in  Jim  dicto 

eoenobio  B«inbasenae  III.  Non.  Decembr.,  die  consecrationiB 
ejudem.  Acta  aont  baeo  anno  domioioae  incamatioiua  UC 
Indiet  XD. 

DftM  dioBe  Urkunde  unecht  ad  ***),  scheint  mir  ans  folgen- 
den Gründen  nnsweifelhaft: 


■)  Tdlatiodig  Kbg«draokt  ift  «ie  bei  hojtot,  Bittoi.  oomitom  Ebent«i- 

nBnrinm  pag.  17,  nnd  bei  Huenberg,  hiitor,  eoclea.  Gmndenheimenaü  p.  152. 

**)  nfr.  dia  gelUBobte  Utknnde  bei  Btompf,  Aot»  Hogimtiiia,  pag,  6. 

***)  Um  Uneobtlnti  bat   ueb  tohoa  Bolbe  in  aeinem   Werke:    Era- 

JüwAti  Adalbart  I.  and  Eiiur  Beisrieh  V.,'.welobn  ioh  nacbtr&gliob  kennen 

galamt  habe,  dargathan. 

Kolba'i  GrOnde  eind  in  konon  Worten: 
1)  Die  Jabraendil  1100  mui  faiich  aein,  weil  Adelbert  damali  noch  niobb 
Lacat  war. 

S)  Dia  Jahrenahlen  1111  nnd  1113  kSnnen  nicht  angenommen  wardan, 
wiil  Adalbart  In  dieaer  Zeit  nieht  in  Bainhannn  geweean  lein  kann. 
8)  Andb  kein«  andara  JahrMsahl  (1119,   1114,   112i)  kann  ■ 


4)  Anoh  der  Inhalt  der  Urkunde  (pricht  fBr  deren  CneohtheiL  Inabe- 
aondare  dia  ron  Adelbart  getroffenen  BeeÜmmongsn ,  die  derart  aind,  wie 
ein  HiBobcf  de  «nam  Kloater  nicht  geben  konnte,  namentliob  die  Verleihnng 
dar  potaatai  ligandi  et  eolvandi.  Anoh  aagt  Abt  Bainhard  in  eai&er  Gto- 
eofaidile  dar  Qrfindnng  dea  Kloeten,  daea  er  vom  Erabiaobof  Adalbart   uA 


:,G  Gothic 


a)  Die  ürkoad«  Etß  im  Jabre  llOO'  auagnteltt  B^n,  was  im 
Hinblick  auf  den  Inlialt  nnmöglicb  iat,  Trie  Bchon  Sefcultes  (Dir. 
dipl.  I.  pag.  231)  naohgewiesen  hat.  Schaltes  findert  die  Jahr- 
mwM  in  1111,  was  aa  sich  gans  riclitig  sein  mag,  aber  was  be- 
T«cbtigt  ihn  dazu?  Im  Doonmente  hat  doch  wohl  1100  geatuiden. 

b)  Die  ladiction  irt  fdaob,  wie  ebenfalls  Bcbon  Schultet  a. 
a.  O.  herrorgebohen  hat 

o)  Der  Enbischof  nennt  eich  in  Aet  Utkiinde  pftpAticher 
Legat  Diese  Wftrde  bat  Adelbert  I.  aber  erst  im  Jahre  1119 
erlangt  (Stumpf,  Acta  Mogant  pag.  XXXV.) 

Die  Urkande  iat  famer  flb-  nnecbt  za  erachten: 

d)  Weil  darin  Graf  Hermann,  der  venDeintHehe  KIosteretiJAer, 
„patriae  comea''  genannt  wird  und  zwar,  wie  allgemein  ange- 
nommen wird,  in  Beiing  aaf  Thfiringen.  Zur  Zeit  der  K)e4ter- 
attftung,  die  nm  1112  erfolgt  sein  wird,  hatte  noch  keinWinsen- 
bnrger  eine  landgrfifliohe  WUrde,  geschweige  denn  im  Jahre 
1100. 

e)  Weil  in  der  Urkunde  der  Bischof  Udo  and  dessen  Bpdder 
Conrad  als  die  Erben  des  Grafen  Hermann  beseichnet  werden. 
Des  Letitwen  &ben  waren  aber  seine  briden  Söhne  ßeJüricb 
und  Hermann. 

f)  Weil  die  Urkande  im  Kloster  Reinbansen  ansgestelU  sein 
soll.  Es  ist  nichts  davon  bekannt,  dass  Ersbischof  Adelbert  I. 
jemals  persönlicb  dort  gewesen  ist  Wäre  das  der  Fall  gewesen, 
so  hätte  der  Abt  Reinhard  es  gewiss  in  seinem  Berichte  nlobt 
unerwähnt  gelassen.  Dort  wird  aber  nur  gesagt,  doss  Reinhard 
durch  Ordination  des  Erzbi8cbo&  als  Abt  eingesetst  worden  sei. 

Vei^Ieioht  man  das  Docnment  mit  dem  Reinhardscben  Be- 
richte, 10  kann  man  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  ersteres  ein 
lediglich  auf  letzteren  gegrQndetes  Machwerk  ist,  dessen  ziem- 
lich ungeschickter  Verfertiger  in  Terbältnissmässig  später  Zeit 
gelebt  haben  mass,  da  er,  in  unrichtiger  Auffassung  des  Rein- 
hard'sehen  Berichtes,  den  Grafen  von  Winzenburg  als  den 
Kiosterstifter  annimmt  und  ihn,  den  Thatsaohen  widersprechend, 
als  comes  patriae  bezeichnet. 

Kolbe  I.  c.   setzt  die  Zeit   der  Anfertigung   dieser  Urkunde 

dessn  Msobfolger  anr  die  eora  popnlsris,  dis  Inmanitit  nsd  die  WsU- 
frsihait  fllr  das  Klofler  empfkngen  habe. 


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_    43    - 

in  du  12.  oder  13.  Jahrhiutdert  und  fithrt  eine  Urkunde  de 
1284/85  JLD,  bfli  derm  Aiufertignng  di«  eben  bosproobene  Ur- 
konde  de  1100  lobon  TOrbimdeD  gewesen  sein  masB. 

2.  Die  zweite  UrkondB  Isatet  naob  Leibnit«  Script.  L  pag. 
706  im  Aosznge; 

la    nomine  ....    Cunradus    divina  clamentia  Romanoram 

£ex    seoundoB Notnm     ease    volamus,     reverende 

AbbAj  Beinbude,  Bein^aseaais  oomobii,  quod  noi  ob  inter- 
ventnm  et  petitionem  oh&riasimi  ac  fidelisaimi  noetri  Wibaldi 
venerabilis  sbbotia  Stabolensia,  cujas  Tu  emiditor  et  magiater 
foüti,    Begise  Maj^statiB    privUegia    confirmamua    libertatam   et 

immanitatem  praedicto   loco  Tao et  omnibaa  posBeasio- 

niboB,  qaae  tarn  a  Comita  Canrado,  quam  a  fratr«  ipsius  Udona 
HildaneabeimanBi  qnondam  Bpiacopo,  qoi  ejnedem  venerabilia 
ßoenobii  primi  conatractoreB  fdere,  nee  non  ab  ioclitae  reoordar 
ttooia  Herinunno,  patriae  Comite,  vel  etiam  ab  Ellika  Abbateasa 

teateBque,    qui  affuernnt,    anbter- 

nctui  feoimna,  qaornm  oomina  baec  aant:  Henricas  Mogunt 
Archiepiaoopos,  Buvo  WormatienaiB  Epiacopns  ....  Adilbertiis 
Uvclüo  de  Brandabarg,  Cornea  Herimannua  de  Wintenburg  ot 
&ater  ejiu  Heniiam,  Ludowicaa  Landgravius  de  Tyring.  Anno 
dominioae  incanationis  HCXLHII.  Indicb  VII.  Kegnante  Do- 
mino Canrado  Bomanomm  rege  II.  Anno  vero  Biegni  ejus  VII. 
Data  apnd  Herafeldam  XVII.  Eal.  Not.  in  Cbristo  feltciter.  Amen. 

S%T  nneobt  *)  batte  iob  bi«  aoa  folgenden  Qründen: 

a)  Ala  Erbauer  dea  Elostera  werden  darin  Graf  Conrad  nnd 
daiaea  Bruder,  der  Biaobof  Udo,  genannt,  was  nacb  dem  Bein- 
bard'scben  Berichte  unricbüg  ist; 

b)  «rrsgen  die  Worte  „ab  inclytae  recordationis  Herimanno, 
patriae  Comite"  Bedenken.  Denn  da  Hermann  „patriae  Comea" 
genannt  wird ,  so  köante  nur  Harmann  I.  -  von  Winzenborg  ge- 
meint aain ;  auf  dieaen  möchte  aber  der  König  die  Worte  „in- 
cljtae  reeordationia"  scbwerlich  angewendet  haben,  da  er  in 
Folge  der  Ermordung  dea  Grafen  Burobard  von  Lncca  in  Un- 
gnade —  wenn  auch  bei  dem  Vorgänger  Conrad's  —  geratben 
war. 


*)  Btiaaft,  in  dsa  Fonohnngen  inr  denttchen  Q«gohiobtfl,  XIT.  pag.  621, 
nkXtit  na  fBr  eobt.  Absr  wenii  die«  aaoh  richtig  ist,  ao  indartei  niohts 
aa  naiiMD  Dodaetionea.    (ofr.  g.  5  nnd  7.) 


:vCoOJ^Ic 


—     44    — 

e)  unter  d«r  am  17.  November  1144  sa  Henfald  «oogefer- 
tigten  Urkunde  Bt^ien  ala  Zeugen:  AdilbertBB  Marchio  de  Bnn- 
deaboig.  Cornea  Herinumniu  de  WinBonbarg  et  £r»ter  ejtu 
Hemiens.    LndowicuB  LuidgniTias  de  Taringie. 

Nim  findet  aioli  (Chideniu  Cod.  dipL  I.  peg.  1&7)  eine  eben- 
fidle  an  Bersfeld,  ood  nrar  am  16.  November  1144  —  aUo  am 
▼  orbergebenden  Tage  —  von  Etoig  Conrad  ansgefer^t« 
onverdSobtige  ürkaade,  anter  der  dieaelbeD  oben  genannten  Zeu- 
gen atebeiij  aber  in  folgender  Weiee :  Albertna  Morcbio  (also  ebne 
den  Znaatz:  de  Brandenburg)  Ladowicas  Provineialis  Cornea, 
ipaiaa  loci  Advooatos.  Hennannos  Cornea  de  Winxenbnrg  et  frator 
eJQB  Henricna.  Bier  stebt  alao  der  Landgraf  vor  dem  Qrafen 
von  Winaeobiirg,  wie  das  auch  aeiner  Wttrde  entaprechend  iat. 
Anch  sehreibt  aich  Ladwig  niebt  Landgravina.  ObwoU  ea  eicb 
hier  um  nieht  allsa  erhebücbe  üntoraebiede  bei '  den  Zeugen- 
unterachnflen  in  beiden  ürkanden  banä^,  ao  mnaa  ea  doob  fb 
kaum  glaabileh  erachtet  werden,  daas  die  Zeagen,  ein  and  die- 
selben Peraonen,  binnen  viemndswanzig  Standen  mit  a<dchen 
Unteraobieden  ihro  Unterachriften  voUzc^en  haben  aoUten.  Viel- 
mehr dOrfte  die  Yenniitbong  gerechtfertigt  aein,  dasa  die  Ur- 
konde  vom  17.  November  ein  nach  dem  Maater  der  vom  16.  No- 
vember gefslachtea  Docament  iat,  bei  dessen  Anfertigung  man 
einige  Abänderungen  in  den  Zeugenonterachriften  voigasommon 
hat,  die  man  ttar  anverfkngbch  hiolt 

Zar  Heratallong  dieaea  Docamentea  wird  die  Stelle  im  Rräi- 
hordaohen  Berichte  Veranlaaaong  gegeben  haben,  wo  von  den 
Chinstbexeigangen  die  Rede  ist,  die  KSnig  Conrad  dorn  Kloster 
erwieaen  habe. 

Es  ist  ja  bekannt,  dasa  gerade  an  Gunsten  von  KltSatem 
oft  fiJsche  Docnmont«  angefertigt  worden  (oh.  Stampf,  Acta 
Hognnt.  p.  XXXin.)  and  selbst  bei  Leibnits,  L  e.  pag.  706 
findet  aich  der  Hinweia  auf  ein  solches,  indem  dort  ein  angeb- 
lich vom  Erzbischof  Heinrich  von  Uaina  im  Jahre  1157  aoa- 
geateUtea  Docament  erwähnt  wird.  In  dieaem  Ji^re  war  aber 
nicht  Heioricb,  aondem  Arnold  I^bischoF. 

3.  Die  dritte  von  Heinrich  dem  Löwen  aasgeatellte  Urkunde 
laatet  im  Aaezuge  bei  Leibnitz  I.  pag.  706: 

.  .  .  Notum  esse  volnmus,  quod  noa  pro  reverentia  Da 
atqae  amicissimi  nostri  Reinbardi,  primi  Abbatis  interventn, 


—     45     - 

coeDobinm  in  KeinhoseD  cnm  omnibua  pertiaentiis  aais  in  nostra 
jarisdiotioiie  comtitutam,   io  defensioiÜB  nostrae  et  haeredoiu 
Qostronim  aingolar«  niuDimentam  recipimns,   et  onmia  bona, 
qaae  pis  devotione  ab  anteoessoribas  mq  parentibas  noatrU 
vel  altU  Dei  fidelibiis  .  .  .   coUat»  ennt,  vel  impoaternin  con- 
ferenda  ....  confirmemus  .  ■■  •    oentum    videlioet   maiuoi, 
qaoa  Herimaoniu  Frovincialis  Cornea'  ....  obtoltt  ....  et 
(post  nolta  alia)  dimidintn  manBam  io  BeiDhoieo,  quem  pro 
•ninui  Ladolfi  mater  Cotnitia  Herimanni  junioris   co&talit  eto. 
Haec  autem  facta  sunt  anno  dominicae  iacamaüei^B  MCLXVUL 
IV.  Tioü.  Janü,    isdict   XU.  HeinricaB    Cariaa  Frotonotariiu 
recognoviC 
Diese  Urkunde  halte  ich  hauptsächlich  aaa  swei  OrfiDden 
fOr  onecbt:  einmal,  weil  darin  der  Abt  Reinhard  als  noch  lobend 
aofgefOhrt  wird  (cfr.  das  vorher  im  §.  4  Gesagte)   and  zweitene,, 
weil  von  dieser  Urkuode  in  dem  Beiohard'scheo  Berichte,  nichts 
erwftbnt  inrd.    Dort  ist  lediglich  gesagt,  dass  der  Abt  attf  den 
Raul  Heinrich«  des  LOwen  eine  bessere  Verwsltung  der  Eloster- 
gflter  eiagei^hrt  habe.    Aas  dieser  Bemerkung  hat  man  wahr- 
scheinlich Veranlassung  genommen,  den  obgedachten  Schutzbrief 
ansnfertigen  zur  Slcberstellung   und  Verherrlichung  des  Klosters 
nnd  awar  ist  die  Anfertigong  wohl  in  ziemlich  später  Zei^  etwa 
im  14.  Jahrhundert,  erfolgt,  da  der  Verfasser  als  nicht  besonders 
vertraut  mit  den  historischen  Verhältnissen  der  Zeit,  auf  welche 
sich  die  Urkunde  besieht,  erscheint. 

§.7. 
ÜBbefu^ne  Betraelitaag  der  Beinliard'selieB  Schrift 

Sieht  man.  Ton  den  vorher  besprochenen  Urkooden  ab  und 
betraebtet  den  einfachen  Wortlaut  des  Reiuhard'Bcheq  Berichtes, 
so  meine  ich,  moss  man  aus  der  Angabe,  dass  drei  QebrUder 
Qrafen  von  Reinhausen,-  Conrad,  Heinrich  und  Hermann,  mit 
ihrer  Schwester  Mathilde  ein  Canonicat  stifteten  und  Graf  Her- 
mann  sodann  daraus  ein  Kloster  machte,  notbwendig  BchliesseD, 
dass  der  Gründer  des  Klosters  einer  der  drei  Brüder 
war,  also  Graf  Hermann  von  Reinhansenl  Und  bei  die- 
ser Annahme  tösen  sich  alle  historischen  Schwierigkeiten. 

Hermann  von  Beinbauaen  war.  jener  Graf  Hermann,  der  im 


.Cooj^lc 


-    4«    — 

Jabra  1106  *)  nefa  Air  das  Kloster  Helmeraluwseii  bsnrfUite. 
DafHr  Kfaetot  mir  die  Bezeichnmig  des  Orafen :  „vir  Tanerabilis" 
entselüedeD  bo  sprochen,  die  doch  auf  einen  Haan  in  TO^erfiok- 
teren  Jahren,  und  ein  solcher  war  Hermann  Ton  RtnnhaoseB  da- 
mda,  eher  passt,  als  auf  einen  jnngen  Mann,  wie  Hennann  von 
Wificenborg  an  jener  Zeit  war. 

DerseHM  Hermann  TOn  Reinhansen  war  es  derai  auch,  der 
am  das  Jahr  1113  eich  nach  Buem  zar&ck  log.  Wanun  er 
dies  tba^  wamm  er  vorher  sein  ganses  vatei^hes  Erbe  an  mil- 
den  Stiftungen  verwendete,  darttber  giebt  die  Geschichte  keine 
Anskanft;  aber  jedenfalhi  hat  dieses  Voi^eben  mefats  besonder« 
Änfiallendes.  Denn  da  Hennann  in  seiner  Heimath  keinen  Be* 
flits  mehr  hatte,  so  konnte  nnd  mosste  er  anderswo  seinen  Wohn- 
sifai  nehmen  nnd  da  luum  es  nicht  auffallen,  dasa  er  an  söner 
Schwester  nach  Baiem  ging. 

Wie  sollte  dagegen  Hermann  von  Winsenbnrg  an  einer  soI' 
dken  Answanderang  gekommen  sein,  er,  der  seinen  festen  Starnrn- 
sHb  in 'Sachsen  hsttte,  der  damals  in  der  Kraft  der  Jahre  stand 
nnd  iioh  an  krt^erischen  nnd  polttisoben  Handlnngen  beÜtei- 
ligtel  (cfr.  pag.  37.) 

Hermann  tos  Reinhansen  moas  es  aach  gewesen  sein,  der 
nach  Reinhards  Bericht  später  nach  Baiem  ging  nnd  iwe!  sehr 
junge  Söhne,  Heinrich  and  Hermann,  mit  dabin  nahm,  von  denen 
der  eine  onerwacbeen  an  Siechthnm  starb,  der  andere  ermordet 
worde.  Diese  tetstere  Angabe  bei  Reinhard  hat  man  anf  Her- 
mann U.  TOn  Winzenburg  bezogen.  Wenn  man  aber  erwSgt, 
dasB  Reinhard  nicht  einmal  angiebt,  welcher  von  den 
Brüdern  an  Siecbtbnm  starb,  welcher  ermordet 
wurde,  und  wenn  man  in  Betracht  zieht,  dasa  Hermann  U. 
von  Winsenbnrg  nikundlicb  im  Jahre  1144  mit  seinem  Bru- 
der Heinrich  erscheint  **),  so  steht  das  doch  in  zu  greltera 
Widerspruche  mit  Reinhard's  Bericht,  wonach  der  eine  der  &&•■ 
der  „unerwachseD,  elend"  stu-b  und  im-Kloster  Reinha^nsea 
begraben  wordel  Aber  auch  der  andere  muss  lange  TM 
1162  getSdtet  worden  sein,  sonst  bfttte  Reinhard  nicht  wohl  sagen 
können,  dass  jener,  eben  wegen  seines  Ablebens,  dem  Kloiter 


*)  Cohn ,  L  o.  psg.  614  Anmerk.  8. 
**i  Ondewur,  Coa.  dipL  I.  psg.-lB7. 


Dictzsdbv  Google 


—    4?     — 

wsnig  li«l>e  nüisen  köonenl  FreÜtoli  haben  wir  über  den  TmI 
jenes  nach  Reinhard'«  Bericht  ermordeten  Grafen  keine  ander- 
weite geschichtliche  Kachrichtj'  aber  Ober  wie  viele  tthnUche 
Ereigniase  mangeln  solche  Nachrichten  und  wie  bäafig  waren  m. 
jmer  Zeit  solche  Todesfälle !  Warum  sollte  da  nicht  aaeh  «in, 
offenbar  anbedeatender ,  Graf  von  Reinhaqsen  so  sein  Ende  ge- 
fimdeD  haben?  Högliob  wäre  allenfaUa  nur,  dass  Reinhard  Her- 
mann II.  von  Winzenburg,  der  im  Jahre  1152  ermordet  wurde, 
mit  dem  Sohne  Hermaon's  von  Reiohaus^  verwechselt  hat  Elr- 
wägt  man  dazu,  dass,  wie  Cohn  *)  nacl^ewiesea  hat,  Hennsnn  I.  - 
von  Winzenborg  nicht  zwei,  sondern  drei  Söhne,  Hennann,  Hein- 
rich und  Conrad,  hatte,  die  urkundlich  noch  im  Jahre  1138  an. 
Leben  waren,  so  ist  es  nnzweifelhaft,  dasa  der  nach  Bsiem  aus- 
gewuiderte  Graf  nicht  Hermann  I.  von  Winzenborg  gewesen 
sein  kann,  sondern  daas  es  Hermann  von  Reinhausea  war. 

Und  auf  diesen  iat  endlich  auch  die  Na^richt  in  der  Chr»- 
oik  des  Klosters  Iteabavg  ■um  Jahrs  1122:  Hennaanas  ««nea 
provincialis  de  Saxonia  obüt"  za  beziehen  und  sehr  -woU  an- 
wendbar. Wäre  Hcyrmann  von  Winzenborg  gemeint,  so  ivftrde 
dieser,  «Is  eine  hervorragende  PsnsÖnliclikeit,  wohl  mit  atdnem 
recbten  Namen  benannt  worden  sein.  Dass  dieser  abrigens 
nicht  schon  1122  gestorben  sein  kann,  wird  sich  ans  dem  Fol- 
geaden ergeben. 

Ich  bin  nämGch,  wie  ich  vorher,  %.  5,  schon  angegeben  habe, 
der  Meinntig,    dass  Hermann  L    derjenige  Winaenborger   war, 

*)  L  o.  ptg.  68S  Anmerk.  B  und  pig.  B43.  AofUleiid  bleibt  immerhin, 
diai  in  den  von  Colin  oitirten  Urkunden  Hwohl  Hermsnn  I  ,  th  Conrad 
tmd  Hermann  I[,' nicht  mit  dem  Znnamea  de  Winunburg  erscheinen.  Da 
Oi>Bt«d  im  Jahre  1122  sie  Erwachaener  aaftntt,  alio  doch  wohl  miadetteni 
30  Jahre  alt  war,  w  maae  er  um  1100  geboren  eein.  Nimmt  man  an,  diu 
MOS  Tater  damaLi  28  Jabre  att  war,  lo  mau  dieser  nm  1077  gelwreo  leia. 

Ich  halte  es  übrigeng  aach  für  nicht  nnwahncheinlioh,  dasi  Hermann  I. 
■elbit  einen  Bruder,  Namene  Conrad,  hatte.  In  der  Eriäblang  von  der 
Schlacht  am  Welfesholfe  [Anaal.  Pegav.  ad  annnm  lllEi)  ereoheinen  nämlich 
all  herrorragende  Kämpfer  im  lichiitchen  Heere  swei  firnder:  Conrad  und 
Hermann,  in  denen  wohl  Winsenborgar  tu  erkennen  sein  dürften.  Ist  das 
richtig,  daaa  können  diese  nnr  Hermann  I.  nnd  ein  Bmder  deeielbea  ge- 
wetea  (ein.  Denn  an  Uermann  tl.  kann  om  deawillen  nicht  gedacht  «er- 
den, weil  dieser  nrknndlich  noch  im  Jahre  1123  als  ■pnen  vorkommt. 


:,G  Gothic 


—    48    - 

d«r  Landgraf  in  Thtkringan  war  und  im  Jahre  1190  dieBW  Wfirda 
entaeUt  -wurde  *). 

Hermaim  Z.  mnss,  da  Beine  Matter  Mathilde  sicher  im  Jahre 
1088  schon  erwacfaaen  war,  etwa  um  diese  Zeit,  wenn  nicht 
aehon  firUher  (ofr.  §.  7)  geboren  sein.  Et  stand  also  im  jogend- 
Uohen  Mannesalter,  als  er  im  Jahre  1109  als  kaiserlicher  Oe- 
sandter  nach  Rem  ging  nnd  im  Jahre  112t  mit  Hersog  LoUiar 
SU  Fdde  zog  and  stand  in  der  vollen  Hanneskrafi,  als  ihm 
nach  dem  Jahre  1124  das  Landgrafenamt  über  Thfitingen  Uber^ 
tragen  wurde,  wülwend  damals  sein  gleichnamiger  Sohn,  wie  ich 
vorher  naohgewieaen  habe,  urkundlich  als  „puer"  erscheint. 
Und  demnach  war  es  auch  Hennann  I.,  der  im  Jahre  1130  die- 
ses Amtes  und  aller  seiner  WElrden  und  Lehen  entsetzt  Qnd  als 
CMangener  des  Kaisers  nach  Blankenbnrg  geführt  wnrde.  Die 
Winzenbnrg  aber  wurde  TuUständig  zerstört  Seitdem  hSrt  man 
von  Hermann  L  nichts  mehr  und  es  hat  die  Annahme  nicbts 
BfldeBkliofaes,  jdass  er  in  der  ZarOt^gesogenheit  gestorben  iat 
(cfr.  §.  5). 

Koken  fralioh  bezieht  (pag.  25  u.  folgende)  die  angdtkhrten 
Begebenheiten  auf  Humaon  IL     Aber  ich  habe  vorhw,    §.  6, 


*)  Disser  Heinong  ist  inek  Stampf  (ForMbnngsn  rar  dentschsn  6e- 
■obicbt«  XIT.  pag.  621},  sber  am  gana  andsrea  ÜrOndoo,  denen  iah  nieht 
■oiDitiinmeii  TSnnag.  Stumpf  bamft  aicb  saf  die  -~  TOrher  im  ^  8  be- 
■proohenen  —  Urkunden  de  114i  nnd  1168,  die  er  fSr  echt  nimmt,  und 
meint,  Hermann  I,  «ai  lolion  nm  1118  Landgraf  von  Thflringen  geworden. 
Andereneiti  h&lt  Btnmpf  aber  saob  die  Urkunde  de«  Abti  Reinhard  (cfr. 
§.  8)  ihrem  weeentlioben  Inhalte  nach  far  richtig.  Zn  diesem  waeentlÜiea 
Inhalte  ist  aber  doch  wohl  die  Angabe  tu  rechaan ,  dasa  jener  Qraf  Her- 
mann, der  das  Kloster  ni  Beinhaiuea  stiftete,  bald  naofaher  nach 
Baiern  ging  and  dort  itarb.  Wie  kann  er  demnach  I^ndgraf  in 
Thüringen  geweien  aain?  Dnd  wie  könnte  e«  ron  ihm,  aU  «olohem,  in  der 
Chronik  dce  Elotten  Menbnrg  heiNen:  nUermanunt,  oonea  prOTinoialis  da 
Sazonia,  ebfltw?  Dazn  kommt,  dais  die  tfaDringieohe  Qaiohiohte  in  der 
Zeit  von  Uli  bli  1124  auch  nicht  einmal  eine  Andentimg  darüber  enthUt, 
dus  die  Winienbnrger  darin  eine  Bolle  getpielt  hätten  l  In  jener  Zeit  war 
die  herrorragendste  Fer»J}nlicbkeit  in  Thüringen  Qraf  Lndwig  der  Springer, 
von  dem  die  Qoncker  Chronik  beim  Jahre  1093  lagt:  «00  tempore  oomea 
Lndowioni  hnio  principabatnr  prorinciae«.  Uad  endlich ,  wie  könnte  Her- 
mann I.  von  Wiaienburg  bei  der  Theilnahme  an  dem  Feldinge  det  Benoge 
Lothar  gegen  MQntter  Im  Jahre  1131  aU  einfacher  Qraf  beceiohnet  sein, 
wenn  er  Landgraf  von  Thüringen  geweien  wfire? 


:,G  Gothic 


—    49    — 

snsflihrlicli  nBchgewieien,  daas  dies  nnzuläBBig  aei.  Dftgegen  ist 
BS  aehr  wohl  denkbar,  dMS  EermanD  11.,  der  keinen  Theil 
SQ  eeiaes  Vaters  Vergehen  hatte,  demnächst  wieder  in 
den  Beeits  der  Winzenburg,  nach  der  er  sich  nannte,  kam. 

Nimmt  man  dies  an,  so  schwinden  alle  die  Schwierigkeiten, 
die  sich  herausstellen,  wenn  man  in  dem  vom  Kaiser  entsetsteo 
nnd  gefiuigenea  Winzenbarger  Hermann  11.  erkennt,  Schwierig- 
keiten, die  Koken  anefUhrlich  besprochen  ond  zu  heben  gesucht 
Eiat,  jedoch  meiner  Meinung  nach  keineswegs  QberEeugend. 
Nach  Koken  (pag.  48)  soll  Hermann  11.  nach  Kaiser  Lothar's 
Tode  (1137)  durch  König  Conrad  DI.  wieder  zu  Gnaden  ange- 
nommen sein  und  nicht  allein  seine  vorigen  Aemter  und 
W&rden  wieder  erbalten  haben,  sondern  sein  Änsehn  und  seine 
GOter  sollen  sogar  noch  betrSchtlicb  vermehrt  worden  sein. 
Aber  fOr  dieee  Behauptung  vermag  Koken  keine  einzige  That- 
sacbe  anzuführen  und  sie  ist  an  sich  in  hohem  Grade  nnwahr- 
Bckeinlichl  Hfttte  der  vorher  gefangene  Hermann  bald  nach 
1134  alle  seine  G&ter  wieder  erhalten,  so  müaate  doch  darunter 
vor  Allem  auch  die  Winisenburg  gewesen  sein  und  es  ist  nicht 
absosehen,  warum  er  von  da  an  nicht  seinen  Familiennamen 
wieder  angenommen,  sondern  sich  urkundlich  Graf  von  Plcsse 
genuint  haben  sollte?  Aber  wir  wissen  ja,  dass  die  Wiazenburg 
nach  dem  Jahre  1130  an  das  Bisthnm  Hildesheim  übergegangen 
war,  welches  die  Borg  wieder  aufbauen  und  sie  später,  erst 
mehrere  Jahre  nach  1134,  dem  Gh-afen  Hermann  wieder  zu  Leim 
6«b'). 

Daraus  folgt,  dass  Conrad  HI.  dem  Winzenburger  weder 
alle  seine  Güter,  noch  seine  Würden  zurückgab!  Ganz  anders 
und  ganz  einfach  stellt  sich  die  Sache,  wenn  man  an  der  von 
mir  vorher  aufgestellten  Annahme  festhält,  dass  Hermann  I.  der 
im  Jahre  1130  vom  Kaiser  entsetzte  und  gefangene  Landgraf 
war,  auf  den  dann  auch  die  Urkunde  de  1129  (Koken  pag.  iib; 
V.  Heiuemann,  Cod.  dipl.  Anhalt  I.  Nro.  201)  zu  beziehen  ist, 
wo  er  als  Landgraf  erscheint. 

Nach   seinem  Falle  tritt  sein  Sohn,  Hermann  II.,  der,   wie 


*)  Koken  ptg.  68  beroft  sich  dabei  auf  eiae  Urkanda  des  Bischofs 
B«Bkaid  TDD  Hüdathaiin  da  UM;  sber  Hermsua  mau  die  Burg  frälier 
«rkagt  haban,  da  er  noh  soboii  1144  danaoli  baneimt. 


:,G  Gothic 


-    60    - 

vorher  erwSlint,  nach  Allem,  wu  wir  wissen,  an  Beines  Vnteri 
Vergehen  nicht  betheiligt  war,  in  der  Geschichte  aof.  Er  tu: 
damals  etwa  24  Jahre  alt,  also  erwachsen  and  wird  dunnaoh 
aoch  schon  einen  Theil  der  väterlichen  Güter  im  Besitie  gehabt 
haben  nnd  diese  werden  ihm  bei  seines  Vaters  Falle  nickt  ent- 
zogen worden  sein. 

Za  diesen  GStem  gehörte  die  Herrschaß  Plesse  *).  Nach 
dieser  nannte  sich  Hermann  II.  im  Jahre  1139  (Schulte«,  Dir. 
dipl.  II.  pag.  9).  Im  Jahre  1140  erscheint  er  als  Graf  von  Win- 
aenborg  (Schalte«  II.  pag.  18).  Da  moss  er  also  wieder  in  den 
BesitE  der  Winsenborg  gekommen  sein.  Wenn  es  dagegen  in 
einer  Urkande  des  £rabischofs  Heinrich  von  Haina  de  1144 
(Gadenos  Cod.  dipl.  I.  pag.  160)  heisst:  „Henrico  oomite  et 
Herimanno  fratre  ipsius,  de  Flösse",  so  kann  das  nnr  di^n  ver- 
standen werden,  dass  es  heissen  soll:  Graf  Heinrich  von  Flease 
und  sein  Bruder  Hermann.  Dena  dass  Letaterer  der  Winaen- 
burger  war,  ergiebt  sich  aus  der  vorher  erwähnten  Urkunde 
König  Conrads  vom  16.  November  1044,  wo  nnter  den  Zeugen 
ateht:  „Hermannus  comes  de  Winzenburg  et  frater  ejus  Hen- 
ricas".  Hier  mnsa  zu  dem  letateren  snpplirt  werden :  ^de 
Pleese". 

Fasst  man  alles  dies  sosanuneo,  so  ist  ea  gaoi  erklärlich, 
dass  Hermann  II.  nrkandlich  im  Jahre  1151  (Koken,  pag.  65; 
Gadenns,  Cod.  dipl.  I.  pag.  205)  als  princeps  dives  et  praepo- 
tens"  bezeichnet  wird  und  als  Graf  im  Leingaa  (Koken  pag.  58) 
und  als  Schirmvoigt  von  Korvey,  Gandersheim  und  Ringelheim 
erscheint. 


*)  Dtas  di«  Wiiuenbnrger  sadi  Grsfon  tos  Atle  oder  Ailabnrg  g 
Hien,  wie  Koken  meint,  ronii  ich  nuh  dem  Obigen  beiweifeln.  Dun 
kommt,  daH  in  der  vits  Heinwerci  wiederholt  ein  Qrftf  Ekldka  von  AiUn 
gleiahceitig  mit  einem  Grafen  EMoo,  der  jedenfall*  ein  Qrkf  von  Beinhaosen 
iit,  vorkommt,  die  in  keiner  engeren  Verbindung  mit  einander  in  itehaa 
■oheiaen.  (Leibnitc,  Script.  I.  pag.  583  nnd  586.)  Nach  Koken  (pag.  49) 
kommt  im  Jahrs  11S9  nrknndlioh  vor:  ■Marobio  üerinannu  et  frater 
eju  oomei  de  Atlebnrga.  Da  non  nach  Obigem  Hermann  von  Winienbarg 
im  Jahre  1189  als  einfacher  Oraf  von  Pleue  vorkommt,  im  Jahre  1140  ak 
einfacher  Graf  von  Winienbnrg,  in  letzterem  Jthre  aber  anch  ein  marchia 
Berrasnnni  (Scholtes,  Dir.  dipl.  IL  pag.  17),  dieiBr  aber  doch  jedeaEalla 
ideniiioh  mit  dem  gleichnamigen  marchio  da  1189  sein  matt,  sp  kaoa  n 
meiaei  Ersohteni  nnmögliob  der  Winseoborger  g 


:,G  Gothic 


—    51    — 

Daaa  kommt,  und  das  halte  ich  für  gsns  enticheidend,  dasi 
kein  Chronist,  der  von  der  EnDOrdnng  HermuiDs  im  Jahre  1152 
berichtet,  sagt,  der  Ermordete  lei  der  frUfaere  Landgraf,  der 
vom  Kaiur  aiUr  CHiter  entsetzte  and  in  Gefangenschaft  gelegte 
Winseoborger  gewesen  I  Und  eben  so  wenig  enthält  die  Ge- 
schichte auch  nor  eine  Andeatang,  dass  der  abgeseilte  Lud- 
paf  wieder  sa  Ehren  gelangt  b«  t 

§.8. 
Die  Wluflibiir£«r  all  Ludgrifra  m  Tkfiringiii  ind 

Markgrafen  tob  Mewa. 
Dase  das  Gesclilecht  der  Winzenborger  eine  Zeit  lang  das 
Laadgrafenamt  in  Thüringen  gehabt  hat,  wird  jetzt  —  nnd  ge- 
wiss mit  Recht  —  allgemein  angenommen  (cfr.  pag.  48).  Denn 
die  AnnaL  Erphesf.  (Pertz  S.  S.  VI.  pag.  538),  deren  Verfasser 
den  betr.  Verhältnissen  und  Begebenheiten  nahe  stand  ^  sagen 
xam  Jahre  1130;  „Burchardus  comes  Luchenhetmensis  dolo 
domini  mii  Hermann!,  principalis  comitis  de  Thnringia,  occi- 
ditur;  ob  qnod  idem  Hermannus  a  rege  Lothario  deponitor  et 
eomM  Lnodewicns  pro  eo  constitnitor" ;  and  keine  andere  Nach- 
riebt steht  hiermit  in  Widerspruch. 

Aber  nicht  zwei  *)  Winzenbui^er ,  Hermann  I.  and  IL,  hat- 
ten nach  einander  dieses  Ijandgrafenamt,  sondern  nar  Hermann  I., 
wie  ieh  vorher  nachgewiesen  habe.  Ich  hebe  in  dieser  Besle- 
hong  nodmi^s  hervor,  worauf  ich  im  §.  5  schon  hingewiesen 
habe,  dasa  Hermann  U.  in  einer  Urkunde  vom  7.  December 
1124  als  einfacher  Graf,  anter  den  Zeugen  hinter  dem  Gra- 

*}  oCr.  KaoobeiÜHwer,  Qssoh.  Tbür.  nr  Zeit  äer  sntan  Landgrabo, 
psg.  89. 

Aach  Stnnipf  (FortohoDgea  nir  deaticben  GescIuDlite ,  XIT.  pag  623) 
nimiat  diea  an,  indem  er  Mgt:  aDer  Sohn  ist  ebsn  in  den  Batits  dar  Qfiter 
wie  Wirdsn  des  Tster*  eingSMtit  wordena.  Danach  mSsste  Hermann  U. 
aber  Mhon  im  Jahre  1123  —  als  nach  Stompri,  freilich  nnrichtiger,  Hei- 
niuf ,  Hermann  L  itarb  —  Landgraf  geworden  «ein.  Aber  ßi  dieee  An- 
nakuM  fehlt  die  BegrOndoag.  Vielmahr  ergiebt  eioh  am  den  im  §.  B  an- 
gefOhrtea  Urkunden,  dan  Hermann  II.  damal«  noch  ein  Knabe  war. 

y.  Gieaebreebt  (Qeich.  d.  dentseb.  Kaieeraeit,  IV.  pag.  86)  hUt  auch 
Uenoann  IL  tir  den  Landgrafen  von  ThOringeu,  denn  er  nennt  Ihn  den 
ju^eB  Hermann.  JedenbUs  gebt  er  dabei  anoh  Ton  dar  Annahme  aoa,  dsM 
Hermann  L  im  Jahre  Uid  Terstorbsn  m. 


K>«^lc 


—    52    — 

fen  Ludwig  von  Lare  vorkommt.  Dat  wäre  ganc  niiBrkl&rlich, 
wenn  Hermami  II.  dami^  Landgraf  geweseD  wäre. 

Was  den  Zätpunkt  betrifft,  in  welchem  Hermann  I.  die 
Landgrafenwilrde  erlangte,  so  Ittsst  er  sich  nicht  ganz  sicher 
feststellen.  Daaa  es  aber  erst  nach  dem  Jahre  1134  geschehen 
sein  muss,  ergiebt  sich  unaweifelhaft  aas  den  Nachrichten,  die 
wir  über  Hermaon's  Beleihang  mit  der  Uark  Heiasen  im  Jahre 
1123  haben  und  die  ich  demnächst  näher  besprechen  werde. 
Wäre  er  damals  schon  Landgraf  gewesen,  so  wäre  dies  von  den 
Chronisten  sicherlich  nicht  unerwähnt  geblieben  nnd  Hermann 
hätte  wohl  aach  in  seinen  Kämpfen  nm  die  Mark  kräftiger  auf- 
treten können.  Mir  sch«nt  die  Annahme  am  meisten  fttr  sich 
za  haben,  dass  Hermann  ilaa  Landgrafenamt  in  Thüringen  vom 
Kaiser  als  Entschädigung  erhiel^  weil  er  die  Mark  Meissen  fak- 
tisch nicht  behielt.  Aas  der  kurzen  Zeit,  während  welcher  Her> 
mann  die  Landgrafschaft  hatte,  erklärt  es  sich  denn  auch,  dass 
man  keine  Nachrichten  Über  seine  Wirksamkeit  findet. 

Schliesslicb  komme  ich  zu  der  Frage  über  daa.  Verbältniss 
der  Winzenburger  sur  Hark  Meissen.  Stampf  (1.  c.  pag.  622) 
nimmt  an,  Hermann  I.  und  U.  wären  nach  einander  Markgrafen 
gewesen  und  zwar  Hermann  I.  schon  von  1114  ab,  weil  in  die- 
sem Jahre  orknndlich  ein  marchio  Hermannoa  de  Saxooia  er- 
scheine *}.  Wer  der  gewesen,  vermag  ich  allerdings  aach  nicht 
anzugeben  **).  Dass  er  aber  ein  Winienbnrger  gewesen  sei, 
dagegen  sprechen  die  historischen  Nachrichten  ganz  entschieden. 
Ich  will  kein  Gewicht  auf  die  vorher  (pag.  47  Anmerkung)  ge- 
gebene Nachricht  legen,  wonach  Hermann  I.  an  der  Schlacht  am 
Welfesholze  Theil  nahm;  dagegen  verdient  die  Stelle  in  dem 
Annal.  Saxo  ad  1 1 1 6  Beachtung :  „Moguntinua  vero  et  Colonienais, 
Trajcctensis,  Halberstadensis  et  Paderbornensis  episcopi,  abbaa 
Corbeicnsis,  dux  Liuderus,  comes  Herimannus  Rhenum  trau- 
seunt".  Hier  wird  also  Hermann  einfach  als  Gri^  bezeichnet. 
An  Hermann  U.  kann  nicht  gedacht  werden,  denn  der  war  da- 
mals noch  ein  Knabe. 

Gans   entscheidend   aber   scheint  mir  die  im  §.  5  schon  sn- 

*}  loh  finde  in  den  tod  Stampf  dtirtsn  UrWodea  den  Harkgrateo 
Uermiuiii  nor  einmal  (Reg.  Nro.  3111)  mit  dem  Zaiatse  nde  8uonis>. 

**)  In  den  AnnaL  Hagdebnrg  wird  bei  dem  Jahre  Iltl  ein  msrohio 
Heremanana  in  outro  Badhoo,  in  pronneia  Hortanowe  gsaannl. 


..C.oo^lc 


—    63    — 

gegebene  Kftchri(äit,  wonach  HerniAnn  im  Jabre  1121  als  Feind 
dea  EaiaerB  mit  dem  Heriog  Lothar  den  Feldzng  gegen  Mün- 
■ter  mitmachte. 

Hier  wird  cv  einfoob  Qtn£  von  Winaenbnrg  genannt.  Das 
wfire  doch  wohl  nicht  geschehen,  wenn  er  Markgraf  gewesen 
wäre,  zomal  von  Meiaeen^  wo  damals  noch  HeioricK  Ton  Eilen- 
barg Markgraf  warl  Stampf  (L  o.)  kommt  aber  selbst  in  Ver- 
legenheit, indem  er  Hermann  L  als  Markgrafen  vom  Jfabr  1114  her 
annimmt,  denn  er  vermag  nicht  auszufinden,  welche  ' 
Markgrafschaft  Hermann  gehabt  habe!  Er  versucht 
deshalb  die  Vermatbang,  es  habe  eine  TheUung  der  Stark  Meis- 
SQD  statigefimden  and  die  eine  Hftlfte,  die  anter  der  Bezeicb- 
Dung  „marcfaa  orientalis  Saxoniae"  bekannt  sei,  habe  Hermann  I. 
von  Winaenbmg  und  nach  ihm  sein  Sohn  inne  gehabt  Aber 
von  einer  solchen  Theilong  ist  nichts  bekannt;  eben  so  wenig 
davon,  daas  im  Jahre  1123  nar  ein  Theil  der  Mark  Meissen 
an  einen  Winaenbnrger  (nach  bisheriger  Annahme  an  Hermann 
II.)  verliehen  worden  sei.  Die  bezüglichen  Nachrichten  darüber 
boten  im  Sampetrinam  bei  dem  Jahre  1123:  „Heinricas  marohio 
jonior  obiit,  pro  qno  imperator  binoa  marohiones  constitnlt, 
Wigbertom  qaendam  praedivitem  et  comitem  Hermannum  de 
Winaenbnrg.  Sed  et  Adelbertns  et  Conradua  comitea  de  Sazonia 
dnoii  Lutfaarii  ceteroromqne  Saxonum  freti  anxilio  depulais 
ilKs,  loca  eortun  pariter  Btqne  dignitates  invadimt".  Bier 
iat  also  gar  nicht  angegeben,  welche  Hark  jeder  der  neaen 
Haikgrafen  erhielt  Aber  es  ergiebt  sich  ans  der  weiteriiin 
angegebenen  Stelle  in  dem  Sampetrinam,  daes  Hermann  von 
Winzenboig  die  Mark  Meissen  bekonunen  hat  (cfr.  aach  t.  Oiese- 
brecbt,  Gesch.  d.  dentachen  Kaiseraeit,  Braanschweig  1877  HL 
pag.  1329).  Aof  alla  Fälle  aber  kann  nicht,  mit  Stampf,  gefolgert 
wöden,  das«  eine  Theilang  schon  im  Jahre  1114 
■tattgefanden  habe. 

Ein  anderes  Bedenken,  welches  sich  fUr  diejenigen  heraus- 
stellt, die  annehmen,  der  im  Jahre  1123  mit  der  Mark  Meissen 
beliehene  Qraf  sei  Hermann  IL  von  Winzenburg  gewesen ,  näm- 
lich das,  dasB  dieser  Hermann  damals  noch  in  eehr  jngendlichem 
Alter  stand  (c&.  §.  5),  übergebt  Stampf  mit  Stillschweigen.  Da 
gegen  sacht  v.  Giesebrecht  (1.  c.  pag.  969  u.  1229)  es  dadaroh 
an  beseitigen,  dasa  er  annimmt,  Hermann  habe  die  Mark  anter 


—    54    — 

der  Sobutagewalt  Wigberta,  dos  Mark^afen  in  der  Oatmuk  and 
Laoaiti,  gehabt.  Aber  abgeaeben  davon,  dsas  es  sohwer  glaab- 
licb  iat,  der  Kaiser  habe  noter  den  damaligen  Zeitverbftlt&isaett 
eine  Markgraftchaft  an  einen  kaum  dem  KnabeniUter  entwacb- 
seoen  Grafen  gegeben,  so  wäre  doch  wObl  von  den  Gesohicht- 
scbreibem  eine  Andentang  aber  ein  aolchea  Verhftltniaa  gegebeh 
worden.  Ans  diesen  geht  aber  im  Oegenthail  hervor,  daaa  Wig- 
bert  Sir  eich  selbat,  dem  Herzog  Lothar  von  Saehaen  g«genttber, 
genag  au  thon  hatte.  Ja,  ans  der  vorher  angefahrten  St^e  im 
Sampetriniun  ergiebt  aich  sogar  deotüeh,  daas  sowohl  Wigbert 
als  Hermann  bald  von  Lothar  aas  der  Mark  Heiasen  VEHrtrieben 
worden  und  ihre  Äemter  nicht  behielten.  Daher  erkl&rt  ea  sich 
aacb,  dasa  in  der  Zeit  von  1123  bia  1180  kein  marohio  Her- 
nunnoa  vorkommt,  der  als  Winaenburger  zu  deuten  wttre.  Und 
darum  eracbeint  es  mir  als  das  Natürlichste,  das  VerhUtnias  des 
Hermann  von  Winsenburg  zur  Mark  Meiaaen  dahin  aufzafassen, 
dasa  er  die  letztere  faktiaoh  nur  ganz  knrae  Zeit  inne  gehabt 
hat,  vom  Kaiser  aber,  der  sie  ihm  verliehen  hatte,  nnd  ier  den 
von  Lothar  eingesetzten  Harkgrafen  Conrad  nicht  anerkannte, 
de  jure  als  Harkgcaf  angesehen  wurde. 

Von  dieaem  Gesichtspunkte  ana  wird  es  denn  auch  erkiür- 
lieh,  wenn  es  beim  Jahre  1130  im  Sampetrinum  (Cod.  2)  heiaat: 
„Burchardoa  comea  Lachenheimensis  dolo  domini  aui  Hermanni 
principalie  comitis  Thuringiae  et  Misnensia  marohio  occiditor, 
ob  quod  idem  Hermannus  a  rege  Lothario  deponitur  et  ooAea 
Ludewioaa  pro  eo  conatituitur  et  comes  Conradns  de  Witin  pro 
eodem  Hermanne  marcbio  conatitaitnr  in  Misna",  Die  Worte 
sind  nftmBch  nicht  anders  zu  verstehen,  als  dahin,  daaa  Hennann 
der  Marli^afenwürde ,  die  er  in  Folge  der  kaiserlichen  Emen- 
nui^  de  jure  hatte,  vom  Kaiser  aelbat  nun  entkleidet  und  ao- 
gleioh  von  letzterem  Conrad  von  Wettin,  der  biaher  schon  die 
Mark  Meissen  faktisch  inne  hatte,  ala  Markgraf  ane^annt  wurde. 

Bei  alle  dem  kann  aber  aas  den  von  mir  entwickelten  GrOn- 
den  inuner  nur  an  Hermann  I.  gedacht  werden  I  Hermann  IL 
iat  weder  Land-  noch  Markgraf  gewesen. 


Dictzedby  Google 


—    65    — 

§.9. 
Staambanm  der  Grafen  von  Reinhanien  nnd  WinieDbnrg. 


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Das  Peterskloster  zu  Erfoit 


IT«  Sie  Klette;, ig@%i£te. 

(FortMtnuig  der  AbschnitU  L  — IIL  in  Heft  X.) 


Das  Kloster-AreaL 

Zu  den  wohlerwogenen  Anordnungen,  welche  CaiBer  Hein- 
rich I.  tär  die  LandesTertheidignng  gegen  die  ungarischen  Raub- 
horden ins  Leben  rief,  machte  sein  Nachfolger  Otto  I.  den  Zu- 
sstSj  daiB  nicht  nur  die  Städte^  sondern  auch  die  KISster  ■) 
rieh  gegen  die  Verwüstungen,  mit  denen  ein  nnvermathet  heran- 
stOrmender,  nur  zu  Pferde  angreifender  Feind  das  Land  heim- 
suchte, in  landesüblicher  Art  schützen  sollten.  Wurde  daher 
um  die  Mitte  der  ersten  Hälfte  des  10.  Jahrhunderts  die  Stadt 
Erfort  mit  einer  ans  Qraben,  waltartigem  Erdaufwurf  und  dichten 
Heckenbepäanzungen  bestehenden  Landwehr  umgeben,  so  lässt 
sich  wohl  annehmen,  dass  der  auf  der  Anhöbe  in  unmittelbarer 
Nftfae  liegende  Wohnsits  einer  geistlichen  Corporation  in  diese 
Landwehrbefestigung  der  Stadt  mit  hineingezogen  ward,  deren 
Stelle  seit  der  Mitte  des  11.  Jahrhunderts  eine  von  Thürmen 
flankirte  und  mit  Zinnen  gekrönte  Ringmauer  einnahm. 

Das  innerhalb  dieses  Mauerringes  liegende  Areal  der  Abtei 
erstreckte  sich  fast  über  die  ganze  Anhöhe ,  auf  deren  Plateau 
in  prachtvoller  L^e  sich  mit  der  Zeit  ihre  stattlichen  Gebäude 
als  eine  malerische  Zierde  der  Stadt  erhoben.  Im  Norden  and 
Westen  von  der  hier  im  Bogen  über  die  Anhöhe  hinlaufenden 
Ringmauer  begrenzt  und  von  dieser  durch  den  Mauerweg  ge- 
trennt, breitete  sich  dasselbe  auf  dem  ganzen  südlichen  Ab- 
hänge bis  binab  zur  Lauengasse  aus,  während  die  Südost-  und 

')  HiiMsli  S.  Wigberti,  oap.  6,  bei  Ferti,  Boriptores  IT.  pig.  230. 

r,.:„       .  COO^^IC 


—    58    — 

OstabdachuDg  nur  zum  Tbeil  in  aeisem  B«BitB  war,  da  hier  die 
am  Foase  liegenden  Häuser  der  Sdiilderar  (am  Fallloch)  and 
des  Rnbenmarktes  mit  ihren  angrenzenden  (Härten  den  unteren 
Theil  der  Büschong  inne  hatten.  DieeeB  Eiemlich  bedeutende 
Areal  tbeilte  ein  tdd  Süden  nadi  Norden  &brender  Weg  in 
zwei  grosse  Abschnitte;  dersslbe  stieg  von  der  Nordgrenze  des 
Severihofes,  da  wo  die  Strasse  der  Schilderer  mit  der  Laaen- 
gasse  Eusammenstiesa  und  nach  der  Zumaaeroug  des  Lauen- 
thores  (1308)  sich  die  westlich  führende  grosse  Handelastrasae 
nach  dem  BrOhl  sbkWeigte  (ungeflüir  80 — 90  Schritte  westlich 
des  bisherigen  Fallloohs},  die  Anhöhe  hinauf,  überschritt  das 
Plateau  und  mündete  in  den  an  der  Kingmauer  entlang  laufen- 
den Mauerweg  ein,  der  seinerseits  in  östlicher  Sichtung  nach 
dem  inneren  Andreastbore,  and  in  südlicher  Richtung  nach  dem 
Lauenthora  hinabführte.  Von  diesen  beiden  Abschnitten  nm- 
£[i8Ste  der  östliche  den  ganzen  Komplex  der  Klostergebäude,  der 
Kapelle  St  Annae  und  der  Kirche,  an  deren  Ostseite  der  äussere, 
für  die  Bestattung  der  Klosterverwandteu ,  deren  Frauen  und 
Conversen  ')   bestimmte   Begräbnissplatz  mit  der  Kapelle   Cor- 

■)  Bei  dam  den  Klöitern  in  Mherar  Zeit  n  Theil  wardanden  iroMeii 
ZiuproA  TOn  Leate»  sUer  Stftode  und  jtdw  AUers,  ftnden  üoh  nntor 
dieaen  nele,  welche  eben  nur  mit  der  Arbeit  ihrer  Hkids  and  mit  ihren 
körparliahen  Er&ften  sich  dem  Kloster  nfltilioh  machen  konnten.  In  die 
Oemefntokilt  der  Brflder  als  LwBsbrfidar  (Uici  fratrai,  convorai)  anfgenom- 
msn,  bildetsn  na  ein  HittelgUad  iwitohan  dan  MOsohen  nnd  dar  pnAiMD 
Walt,  und  wuen  nicht  lUain  in  allen  BtBeken  an  die  Sloatarotdaang ,  aoa- 
dan  &aah  &  ihr  Leben  an  den  Orden  gabnndan.  Bei  der  AnBUmng 
von  Bauten,  bei  der  Urbarmaohong  nnd  Bebannnx  ron  LÄndareian  landan 
die  meiBUn  ila  Hkudubeiter  nnd  Tagelöhner  eine  angemeiiene  Beeehftftignng, 
w&hrsnd  den  geeigneteren  Peraönliohkeitao  der  Betrieb  im  Ackerhofe,  in 
der  Ufihle  nnd  in  dar  hftnfig  mit  dieaar  ferbandenen  Bftokerei  anrartraot 
«omk. 

In  apUarar  Zeit ,  wo  eich  die  Zt3il  dar  Laianbrftder  weaentlieh  varmin- 
dart  hatte,  gingen  dieie  Basobiftiguigen  wann  nieht  ginslioh ,  so  dooh  nun 
grönten  Theil  an  die  Eloaterrarwandteo  (Eamiliaree)  aber.  Dieaa  nahmen 
in  dar  klösterlichen  Bangordnnng  eine  tiefere  Stufe  all  die  LuanbrSder 
ein ;  ne  wohnten  mnnerhalb  der  Claiunr ,  hatten  an  den  guten  Verkan  daa 
Kloaten  Thait  und  arhielten  mit  ihren  Frenen  nwh  dem  Tod«  ein  Begrlfc- 
niia  anf  dam  Kloatarkinhliofe;  bei  Torgerfiditeat  Alter  saUoasan  ata  liah 
hftafig  enger  ui  dai  Kloater  an,  ftbargaben  demialben  ihr  Eiganthnm  ^id 
traten  dann  als  WohltUtter  in  den  Oeniiai  der  kUatarliohtn  aamrinsohatt 


—    89       - 

poria  ChriBti  aagrenate,  ferner  eine  an  dem  Torgenannten  Wege 
den  sftdliehen  Abhang  Bich  hinabeiehende  Hänserreihej  den  so- 
wohl vor  der  Nordseite  des  Kloeters,  als  aach  auf  dem  Ost- 
abhange  sich  ausbreitenden  Elostergarten ,  an  welchem  sich  im 
Sttdon  ein  Weinberg  aureihete;  d^egen  enthielt  dar  westliche 
Abschnitt  einen,  den  ganaen  sUdlichen  Abhang  einnehmenden 
Weinbe^,  «n  dessen  Ostgrenae  eine  zweite  Reihe  Hättser  nebst 
der  Kirche  S.  Leonhardi  lag,  femer  das  anf  dem  Platean  sich 
aoachlieeseiide  Allodium  „zum  grünen  Hagen"  und,  wiederum 
im  AnsoUius,  den  Acker-  oder  Wirthschaftahof. 

Ausserdem  basaas  das  Kloster  in  der  Vorstadt  eine,  zwischen 
dem  inneren  und  ftnsaeren  Uoritzthore  von  der  Gera  gelriebene 
Hohle  (die  PetersmOhle),  sowie  einen  im  Brühl  liegenden  Garten. 

Die  Kirche. 
Als  im  Jahre  1060  die  Refermirung  der  in  letzter  Zeit,  na^ 
eigenmfichtiger  Beseitigung  der  klösterlichen  BescbränknogeD, 
in  Bwasgloser.  Weise  lebenden  geistlichen  Corporation  angeordnet 
worden  war,  traten  die  zu  diesem  Behuf  von  auswärts  heran- 
gezogenen Benedictiner-MöQobe  in  den  Besitz  des  gesammten 
Areals  ihrer  Vorgänger  and  übernahmen  daher  auch  die  vor- 
handenen Gebäude.  Diese  bestanden  ohne  Ausnahme  wob!  nur 
in  Holzbauten,  zu  denen  die  in  der  nächsten  Umgegend  liegen- 
den Waldungen  ein  ebenso  bequem  zu  erlangendes,  als  an  sich 
vortreffliches  Material  geliefert  hatten.  Ihre  Detailconetruction 
mag  im  Vergleich  zu  der  landesüblichen  Herrichtang  besserer 
bürgerlicher  Bauten  wohl  nur  unerhebliche  Abweichungen  ge- 
teigt  haben,  die  indess  bei  der  Kirche  vielleicht  in  der  Weise 
sich  zu  erkennen  gaben,  dass  man  zum  Aufban  ihrer  üm- 
fassungswände  lediglich  starke  Balken  verwendete,  welche  über- 
einaudar  gelegt  und  hinreichend  unter  einander  befestigt  wor- 
den ').     Abgesehen    von    dem    auf  der  Änh6be    herrschenden 

')  Zwei  iatersMsnte  Beüpiel«  tolober  aar  aus  Hole  oonstniirten  Kirelmi, 
deren  Erbsniuig  allerdingB  in  den  Anfuig  dw  16,  Jahrfannderta  täilt,  sind 
noeh  gsgsuwftrtif  in  iwei  Mshluiiiohen  Dörfern  vorhinden  nnd  in  dea 
■MittbeilvBsaa  ätr  k,  k.  CommiMion  snr  Erfimohong  nnd  ErhaUnng  dsr 
Baodankmsle,  Wien,  ZVU.  Jahrgang,  pag.  XXXiX.-  TeröSentliebt  wordm. 
—  YargL  SBOh  J.  Ktmerup,  die  Holikirglifln  Dinemaiks  im  UitMaHer,  in 
dsB  BHtocirei  de  la  sooieÜ]  rojale  des  Antiqntirea  in  Noid.  Nonr.  8ar. 
1869,  psg.  30: 


,i;.dby  Google 


Wasaermuigel  ist  haapUKchlich  in  dieser  Buurt  di«  Venut- 
laasimg  za  Hochen,  dass  du  Kloster  bei  den  in  den  JiJiren  1068 
und  1079  wüthenden  Bränden  vollständig  in  Äsche  gelegt  wurde. 
Ob  hierBof  die  Kirche  in  ihrer  froheren  Weise  äberhanpt 
wieder  hergestellt  ward,  oder  ob  man  schon  jetst  den  Ent- 
BchlosB  fsaste,  cUeselbe  nach  ermöglichter  Besohaffnog  der  er- 
forderlichen Mittel  später  in  Stein  nuÜEafUbren  und  sich  daher 
bis  zu  diesem  Zeitponkte  mit  einem  provisorischen  Oratorium 
begnUgte,  darfiber  ist  in  keiner  Quelle  eise  Andeutung  auf- 
zufinden. Dagegen  heben  zwei  Clironisten  ausdrücklich  hervor, 
dass  an  ihrem  über  20  Jahr  ap&ter  unternommenen  Neubau  ge- 
hanene  Quadersteine  verwendet  wurden. 

Dieser  Klosterkirche,  eu  welcher  Äbt  Bnrobard  llOS  den 
Omndstein  legte  *),  deren  Ueberreste  bis  anr  Höhe  des  Krana- 
gesimaes  der  Seitensciiiffe  noch  jetzt  vorhanden  sind  und  das 
Material  zu  der  nachstehenden  Skizze  geboten  haben,  war  eine 
Pfeiler -Basilika  mit  Qaerschiff,  deren  beide  Seitenschiffe  &ber 
die  Vierung  hinaus  bis  zu  dem  gerades  Cborschluss  fortgeführt, 
und  deren  Kreuzarme  auf  der  Ostseite  mit  je  einer  halbrunden 
Apsis  versehen  sind. 

Der  aus  gehauenen  Quadern  aafgef&hrte  Bau,  wozu  das 
Material  in  einem  sehr  festen,  grobkörnigen  Sandstein  den  See- 
bergen bei  Gotha  entnommen  ward,  bat  im  Innern  nachstehende 
Abmessungen: 

Länge  des  Mittelschiffes  =  229'  Geaanmitbreite  d.  Schiffe  =  58' ' 
do,    der  Seitenschiffe  =  230*  Breite  des  Hittelschiffes  =  29}' 
do.     des  Qaerschiffes  =  102'       do.    der  Seitenschiffe  =  lOJ' 
do.    des  Querschiffes  =  291' 
VerhältniBB    der   Breite    der    Seitenschiffe    an    der   des   Mittel- 
schiffes =  1:3, 
die  Mauerstärke  beträgt  Sf,  an  dem  Westgiebel  und  den  hier 
auf  der  Nord-    und    Südseite    angebrachten   VoraprÜngen 
jedoch  4}'. 


•)  Chron.  Ssmp.  —  Niool.  t.  Siag.  {wg.  S81.  —  Erphirdianu  satiqui- 
tatom  TSriloqniu.  bei  Uencken,  1.  o  II.  Band,  giebt  anoh  don  Tag  dar 
GnindaainlagDiig,  VI.  Idoi  Fobmftrii  (B.  Febr.)  an,  was  jadocb  im  Vargl«ioh 
mit  dam  Chion.  Susp,  eine  Venreohselvag  mit  dem  Tai«  so  aatn  sohaiBt, 
an  walobem  Abt  Bnrofaard  di«  Weihe  erhielt. 


:,G  Gothic 


—  «1  - 

Das  IGttelacfaiff  wird  aof  jeder  Seite  von  den  Nebenschiffen 
durch  13  Btarke  Pfeiler  geBcbieden,  welcbe  mit  Ärkadeobögen 
überspannt  waren,  anf  denen  sich  die  Mauern  des  Mittelschiffes 
erhoben.  Die  Pfeiler  sind  darchgfingig,  jedoch  mit  Ausnahme 
der  im  Qnerschiff  liegenden  Fläche,  auf  der  Oet-  und  Westseite 
nüt  einer  angelegten,  schlanken  '^^  Säule  veraehen,  deren  Kapi- 
tale einen  starken,  den  Arkadenbögen  nntergelogtcn  halben 
Rnndstab  *)  tmgen,  und  lassen  sich  ihrer  Form  nach  in  vier 
Qroppen  abtheilen.  Von  diesen  sind  zwei  Qmppen,  deren 
Qaerprofil  eines  Thüls  ein  Rechteck,  anderen  Tbeils  zwei  qaer- 
übereinander  gelegte  Rechtecke  zeigt,  östlich  nnd  westlich  der 
Viernng  auf  je  drei  Paare  s^mmetriach  in  der  Weise  vertheilt, 
daas  je  einer  der  ersten  zwischen  zwei  der  letsteren  steht.  An 
diese  schliesst  sich  in  westlicher  Richtung  die  dritte  Gruppe, 
welche,  dorch  sechs  Paar  vertreten,  an  dem  quadratischen  Quer- 
profil auch  auf  der  dem  Mittelschiff  zugewendeten  Seite  nnd 
swar  innerhalb  einer  gerundeten  Nische  eine  angelegte  */(  SSuIe 
besitst.  Den  Beschluss  macht  im  Westen  die  Tierte  Gmppe, 
welche  ans  einem  Paar  sehr  starker  Thnrm- Pfeiler  besteht,  die 
hinerbalb  einer  grösseren  gerundeten  Nische  swet  Hatbsäolen, 
ansaerdem  aber  auch  noch  drei  volle  Säulen  aufweiaen,  zwei  anf 
der  Seite  des  Mittelschiffes  nnd  eine  in  einem  dem  Seitenschiff 
zugewendeten  reohtwinklichen  Einschnitt 

Dem  Gmndriss  xu  Folge  war  sowohl  am  West-  wie  am 
Oat-Ende  der  Seitenschiffe  ein  Tbarm-Paar  projectirt,  von  denen 
indesB  der  Aufbaa  der  ersteren,  welche  der  SubstructJon  nach 
die  höheren  werden  sollten,  aus  unbekannten  Gründen  ganz 
imterbbeben  ist  *)  nnd  selbst  von  dem  baneifrigeo  Abt  Günther  I, 

')  DiSM  Angabe  Ut  ladigÜDh  einer  von  Bellermann  gafartigten  per- 
speetimalwn  Aiuöoht  estnommBn  ;  dugldchen  antorgelogte  Wnlate  (Bund- 
aUbt)  ßaim  nch  in  dor  Vorhalle  der  Benediotioer- Kloster -Kirche  Ftnlin* 
■all«  (aas  dsm  drittan  Tiertal  doi  13.  Jahrhonderts).  (Puttriolt,  Denkmale 
iat  Baakanrt  des  Uittotslter«  in  Saefaseii,  I.  Bd.  1.  Abtbl.)  IndcM  wäre 
aaoh  mdglich,  dsss  statt  der  Wallte,  reohtwink liehe  Gurte  den  Arkaden- 
bagan nntargalegsn  hUtan,  wie  ee  in  dar  Benadiotiser-Kkwter-Kirohe  n 
HanMMa  (au  dam  iweitan  Tiertal  de«  18.  Jahrhonderts)  der  Fall  war, 
deraa  PfsUar-Constmotion  Tis)  Aahnliohkait  mit  der  dar  Paters -Kloitar* 
Kirohe  hat  (Knftlar,  kleine  Bohriften  I.  pag.  174.  —  Fnttrieh,  Denkmale 
im  Bankonst  des  Hittalaltars  in  Sachsen,  1.  Bd.  2.  Abth.) 

■)  Chron.  Sampet  bariolitst,  daas  1391,  V.  Idos  Jnaü  (9.  iani)  am  Tor- 
abend  das  PflngittSatas  der  Bliti  in  den  Altar  der  Eapalla  Aller  Heiligen 


in  der  «weiten  Hälfte  des  15.  Jehrbunderts  onbeaobtet  geluMn 
wurde;  diese  West-Thürme  findet  man  eben  bo  wenig  auf  dMi 
ftltesten  uns  übrig  gebliebenen  Abbildungen  '')  itngegeben,  als 
in  den  cbronicalen  Aufzeichnungen  jede  Andeutung  fehlt,  die 
etwa  einen  späteren  Abbrach  vermuthen  lassen.  Wurde  dnroh 
diesen  onterlässenen  Aufbau  der  Zweck  der  Tfaürma  aof  die 
beiden  östlichen  conceutrirt,  so  gestattete  es  deren  Substraction 
t)an  leider  nicht,  ihnen  in  einem  fortlaofenden  Steinban  die  ftkr 
die  Weet-Tbilrme  veranschUgte  HShe  zu  geben  und  man  sah 
sieb  daher  im  Verlauf  des  Baues  xa  dem  allein  übrigbleibenden 
Aasknnftsmittel  genöthigt,  das  oberste  Stockwerk  nebst  Spibn 
lediglich  als  Holaban  aufzuführen. 

VoD  den  drei  Eingängen  nur  Kirche  kann  nur  dem  S&d- 
portala  des  Querscbiffae  ein  architektODischer  Wertb  beigelegt 
werden,  obsobon  auch  hier  die  grösste  Eioiaohheit  vorherrsoht 
and  die  Qliederung  nur  in  reohtwinklicher  Brechung  der  Linien 
besteht;  der  im  nördlichen  Giebel  des  Quersohiffes  ans  dem 
Ereo^auge  eiomündende  Eingang  ist  lediglich  eine  schmnok- 
lose  rundbogige  Thär,  und  bei  dem  in  seinen  Dimensionen  be- 
deutenden Westportal  muee  es  uneotschieden  bleiben,  ob  sein 
Ohertheil  aerstört  wurde,  oder  ob  es  seine  Bedeatong  scbon 
frühzeitig  durch  die  hier  angefUgte  Abtswohoung  verk>r  und 
deshalb  vielleicht  gar  nicht  zur  Vollendung  geluigte. 

Das  Mittel-  und  Qnerschiff,  sowie  die  westUcbe  Hxlfte  der 
beiden  Seitenschiffe  waren  ursprOnglich  allem  Anschein  nach 
mit  einer  flachen,  in  Felder  getheilta  Holcdeoke  Tersehen  *). 

eingeaohlftgen  habe,  welche  MiipeT  teitudine  inter  tnnet  inferiorasB  noh 
befand;  iNiooL  t.  Siegen  tagt  psg.  857  ff.:  dua  dieie  Kapelle  »in  fius 
cenobiin  lag,  weloher  Ort  du  «Puadieta  geasnot  wird i  Ohmik  Samp.  ed. 
Stübel  verlegt  dieee  Kapelle  "inter  torrai  gnperitvei*,  waa  oSlanbar  nnriiAtic 
iit.  An*  diecen  Angaben  laut  lioh  der  SohluM  dehen,  daae  der  Hita  weU 
eher  in  die  Thöima  selbet,  al<  in  die  iwiiohen  ihren  beiden  Btookwarken 
befindliche  Kapelle  oiDgeeohlagen  habea  wOrde,  wann  entere  Uwrhanpt 
Yorbandm  gaweeen  wftren. 

')  VergL  die  von  J.  H.  Dedekind  1676  in  einer  neoen  Anflage  gadrackte 
Aneiaht  der  Stadt  aoe  dar  Vogelsohan,  deren  Entitehnng  iodeM  in  im 
Ende  dea  16.  iahrhnnderta  £d  verlegen  iit.  (Im  BeiiU  des  Stadtratba  a,  0. 
Harm  Karl  üamnanD.) 

■)  Die  hier  genannten  Theile  det  Kirobenrsninet  erhielten  erat  am  UM 
ra^  16M  dne  in  Uols  oonstroirte.  gewölbte  Decke. 


:,G  Gothic 


EÜn  direeter  Beweis  dafür  läast  rieb  allerdinga  nicbt  beibringan ; 
allein  ea  ist  wohl  mebr  ala  wahncbeinlicb ,  daaa  man  hier  eine 
gleiche  Constraotion  zor  Änwandong  brachte,  wie  bei  dem  60 
Jahre  später  begomteneD  Steiabaa  der  CoIiegiaÜdrcbe  Beatae 
Mariae  Virginia,  für  welche  durch  eine  cbrooikale  ÄufMich- 
nnng  *)  eine  flache  Felderdecke  (laqaeariom)  nachgewiesen  wird. 
Dagegen  sind  in  dem  südlichen  SeitcnBchiffe  an  der  inneren 
Wandflftchfl  der  Umfaaaangamaoer  öatlich  und  westlich  der  Vie- 
rang,  dort  awisohen  dem  Scheidbogen  and  dem  Thnnn,  hier  bis 
Eom  dritten  Pfeiler  noch  deutliche  Sparen  (nlimlicb  die  unterste 
Lage  von  Wölbni^steinen)  TOrbanden,  dass  die  Östliche  Hälfte 
dar  Abseiten  mit  einem  Tonnengewölbe  eingewölbt  war,  welches 
der  EShe  seines  Anaataes  an  Folge  über  den  Arkadenbögen  be- 
gann und  aaf  beiden  Seiten  auf  einem  Geainia  auflag,  daaaen  in 
neuer  Zeit  grundloa  stattgeüindenQ  rohe  Abarbeitung  aichtbar  iat. 
Ausaerdem  beaaaa  auch  der  awisohen  den  beiden  projectirten 
WeattbBimen  liegende  Baum  ein  Oewölbe,  dessen  breite  Kreaz- 
gorte  eiaeraeits  in  einer  Höbe  von  ciroa  16'  aof  dor  Gesims- 
platte der  Thurmpfeiler  aufsitzen,  wogegen  es  auf  der  andere 
Seite  (an  dar  Qiebelwand)  au  jeder  Audentang  fehlt,  in  welcher 
Weiae  hier  deren  Auflage  bewerkstelligt  ward;  dieser  eingewfilbte 
Raum  bildete  eine  Vorhalle  fur  Kirche,  das  Paradies,  welche 
den  BOasenden  beim  Kircbenbesuch  als  Aufenthalt  angewiesen  war. 
Beachtenswerth  ist  das' unverkennbar  aelbstbewusste  Streben 
des  Baumeisters,  den  Maaermassen  und  atarren  Wandfläoben 
durch  Gliederungen  Leben  und  Ausdruck  zu  verleiben,  nicht 
minder  aueh  die  oooseqnent  durchgeflÜirte  strenge  Ein&chheit, 
welche  sich  in  der  Form  der  Ornamente  zu  erkennen  giebt,  sich 
nur  anf  geometrische  Constructionen  beschränkt  und  diese  durch 
scharfe  Frofilimog  aar  vollen  Wirkung  bringt  Es  kann  daher 
nicbt  befremden,  wenn  man  an  den  noch  vorhandenen  Hauern 
auch  nicht  die  geringste  Soulptur  vorfindet,  welche  eine  aym- 


•)  ChHRL  Ssmpet  barishtat  mm  Jahre  1388,  dm  am  TII.  Kai.  Jnlii 
(36.  itad)  in  dar  Baailioa  Bestae  Hariae  Virg.  oin  -pner  icoUna  a  sumai- 
tata  laqaearii  ante  «ommnm  altars  super  iltnd  Upideam  fandamentiun 
oormenia,  gegen  alle  meiuchliaha  Toranniobt  am  Laben  geblieben  lei.  — 
VergL  anoh  A.  Beyer,  Korce  GaMbicht«  der  ätiftaldrche  Beatae  Hariae  Tir- 
gini«  an  Erfnrti  Mittbeilnngen  dei  Vereins  für  die  Geaoh.  n.  Allerthnmikd«, 
an  Erfnrt,  Heft  71.  pag.  193. 


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—    64    — 

bolifiche  oder  etyliairte  DorBtellaog  enthält,  and  weh  vielmehr 
der  Gedanke  kandzugeben  scheint,  die  Einfachheit,  welche  dnrch 
die  Reform  (1060)  im  Klosterleben  eingeiUhrt  worden  wu,  auch 
auf  das  nea  zu  errichtende  Gotteshaus  kd  übertragen. 

An  den  äasieren  Wandfl&chen  Ton  geringerer  Änadehnong, 
z.  B.  an  den  Seiton  der  ThUrme  und  dea  Qaeraohiffoa  aeigen 
sich  nur  vertiefte  Mittelfelder,  die  dnrch  pilastorartiga  Voraprfioge 
(Liaenen)  an  den  Ecken  begrenzt  werden ;  dagegen  aind  diese 
Flächen  bei  gröaserer  Auadehnong,  2.  B.  am  südlichen  Seiten- 
Bohiff,  oorreapondirend  mit  der  FfeilersteUang  im  Inneren,  in  der 
unteren  Hftlfte  durch  gleiche  pilaaterartige  Vorsprünge  in  mehrere 
Abtheilongen  getheilt,  denen  sich  in  der  oberen  Hälfte  mittelst 
einer  Absohrägnng  noch  stärker  vertiefte  Felder  aDscfaliessen, 
welche  seitwärts  durch  kräftige,  auf  jenen  Voraprflngen  ruhende 
Halbaäulen  begrenzt  werden,  oben  mit  einem  scharf  profiürten, 
auf  Consolen  mheaden  Rundbogenfriea  abschliessen  und  in  ihrer 
Mitte  mit  Fensteröffnungen  versehen  sind;  am  Chor  ond  an  den 
Absiden  fallen  im  unteren  Tbeile  die  pilaaterartigen  Vorsprünge 
weg,  weshalb  hier  die  Halbaäulen  auf  einMn  keilförmigen  Unter- 
satz rohen,  dessen  senkrechte  Vorderfläche  die  Form  eines 
Faralleltrapezes  hat 

Eine  auagedehnte  Anwendung  fand  die  steil  ansteigende 
attische  Baae  —  zwei  Rundstäbe  durch  Flittchen  mit  der  zwischen- 
liegenden  Hohlkehle  verbunden;  sie  ist  nicht  allein  am  Fnss- 
gesims  der  äusseren  Wandfläcbe,  sowie  am  Fuss  sämmtliclter 
Säulen  und  Ffeiler,  aondern  auch  ala  KSmpfergesims  am  Fortal 
in  der  südlichen  Giebelwand  dea  Querschiffes  und  »n  den  im 
Chor  atühenden  Ffeilem  anzutreffen,  auch  als  Gurtgesima  aoheint 
sie  sich  an  der  Auaaenseite  des  Choraohlusaes  zwiachen  den 
beiden  Thürmen  befunden  eu  haben  und  selbat  als  Verzierung 
findet  sie  sieb  an  den  geringen  Ueberrestea  der  Soheidbögen  in 
der  Vorhalle,  sowie  an  der  Fenatergewandung  der  aUdlicfaen  Apais. 

Eine  nicht  weniger  ausgedehnte  Verwendung  ward  dem  bald 
mehr,  bald  weniger  Überhängenden  Würfelfriea  zugetheilt;  dieaen 
trifft  man  an  als  Verbindungeglied  zwischen  dem  Rundbogenfries 
und  dem  weit  ausladenden,  von  zwei  Rundatäben  mit  zwiacheu- 
liegender  flacher  Hohlkehle  gebildeten  Eranzgesims  '"),  —  als 

■■)  Am  Krantgonmi  de*  SeitetuobiffM  wetUiub  dei  Quereoliiffei  fohlt  dar 
tmtwe  Bonditab. 


r,„izMt,G00t^lc 


—     66    — 

Qortgenms  im  Mitt«lacbifF  Über  den  Arkadeobögen  "),  an  den 
Kämpfern  der  grossen  Thnrm -Pfeiler  nnd  in  der  rechtwinkligen 
Umrahmang  des  Tympannm  am  Süd  portal. 

Die  Säulen  besitzen  ohne  Ausnahme  das  schwere  schmuck- 
lose Wfirfelcapitäl,  dessen  einzige  Verzierung  in  einer  doppelten, 
vertieften,  halbkreisförmig  geführten  Schwiege  besteht,  während 
die  Baae  mit  der  einfachen  Ecknase  (nicht  Eckknolle)  versehen  ist. 

Da  die  Maoer  des  nördlichen  SeitensclnfFes  die  Rückwand 
für  daa  angrenzende  KlostergebSude  bildete,  so  fehlen  hier  nicht 
nar  die  Gliederungen,  sondern  auch  die  Lichttiffnungen ,  indess 
deutet  eine  augenscheinliche,  rohe  Abarbeitung  an  ewei,  is  ent* 
sprecLesder  Höhe  liegenden  Steinlagen  darauf  hin,  dass  hier 
ebeafUls  der  Würfelfries  angebracht  war,  jedoch  mit  dem  Kranz- 
gesims  in  späterer  Zeit  bei  Erhöhung  des  anliegenden  Oebaudes 
besflitigt  ward ;  vielleicht  geecbah  dies  in  der  zweiten  Hälfte  des 
15.  Jabrhnnderts,  wo  wesentliche  Veränderungen  an  den  Kloster- 
gebftuden  vorgenonmien  worden. 

Leider  muss  die  Frage:  in  welcher  AasdebnoDg  diese  Oi> 
nanente  auf  das  Hittelscbiff,  die  Giebel  nnd  ThUrme  übertragen 
wurden,  oaertedigt  bleiben,  weil  ror  dem  Abbrach  dieser  Tfaeile 
in  des,  dem  verhängnisevollen  letvten  Brande  von  1813  folgenden 
J^iren  weniger  die  ungünstige»  Zeitverfaältnisse  *''),  wobi  aber 
der  Mangel  an  einem  richtigen  Verständnifis  für  den  Werth  der- 
gleichen mittelalterlicher  Banten  die  Schuld  tragen,  dass  der 
Nachwelt  weder  durch  Schrift  noch  Bild  da»  jetzt  Fehlende  ver- 
ständlich  u-balten   blieb.     Die   vorhandenen  Abbildungen   geben 

■*)  Ntoh  der  von  BellsnnBiui  gefertigten  pDrapeotiTuchen  Annoht. 

•*)  (Der  1874  verstorben«  Btadttath  K.  Hsrrmftnn  «niUte,  äaa»  naoh 
der  Btomnng  ävt  Citadelle  (naok  dem  ersten  Puiaer  Frieden)  die  för  die 
Heratellang  der  Citftdelle  miMgebeoden  Persönlichkeiten,  denen  an  der  Er- 
haltung einer  Kirche  innerhalb  denelben  wenig  gelegen  war,  aich  vielmehr 
berifert  hätten ,  waa  irgend  bau^lig  nnd  dem  EingturE  drohend  erechien, 
m&glicht  raacb  ta  beaeitigen,  ehe  von  Berlin  eine  Ordre  getandt  werden 
möchte,  da«  die  Kirohe  erhalten  werden  tollte.  Ee  sollte  eben  den  ÄnBchein 
haben,  all  verlohne  e«  sich  nicht,  mehr  und  sei  kanm  möglich,  die  Kirche 
in  ihrer  vormaligen  Qeatalt  wieder  anfanrichten.  Ali  apüter  einmal  der 
ksmtiiimige  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  die  Kirohe  beaah,  itampfte  er  beim 
AubSck  des  Proviantmagaaiiu ,  in  welohe«  sie  verwandelt  worden  war,  nn- 
willig  mit  dem  Fnne  auf  die  Erde;  n  enählte  ein  Angencenge,  der  da- 
malige QymnMialdiiektor  Q.  &shöbr.    U.  W.) 


DiizMtvGoOt^lc 


zwar  eine  ohne  Zweifel  duikenswertba,  aber  doch  nur  «Ugameiaa 
Uebersicht  und  können  bei  ihrem  auBaehlieaalich  UndschftfUichen 
'  Charakter  ttir  eine  Beurtheilung  der  architektonisohen  Formen 
nicht  in  Betracht  kommen. 

In  gleicher  Weise  wie  bei  anderen  frahromaniachen  Banten 
machen  aich  aach  hier  hinsichtlich  der  technischen  Behandloag 
dieselben  EigenthUmlichkeiten  bemerkbar:  so  deuten  die  Kasserst 
schmalen  Figuren  auf  eine  sorgfältige  Bearbeitung  der  eioaelnen 
Werkstücke;  ferner  lässt  sich  aus  dem  Fageasohnitt  am  Rnnd- 
bogen-  und  am  darüber  liegenden  WürfelAries  deatlioh  ersehen, 
dass  diese  Ornamente  an  den  bereits  festUegenden  Quadern 
heraaegearbeitet  worden  *'),  dagegen  fehlt  es  an  einem  sichezn 
Anhalt,  ob  dieses  Verfahren  auch  bei  der  HersteiloBg  der  Halb- 
s&ulen  zur  Anwendung  kam;  endlich  liefern  mehrere  HenmBgui 
den  Beweis,  dass  man  selbst  innerhalb  klünarer,  abgegrenater 
Fl&ohea  die.  horieontale  Eintheilang  dersdben  tär  oongraente 
Formen,  z.  B.  fUr  den  KandbogenMes,  nur  oberflKchlich  atufilhrta. 

Abgesehen  von  dem  NichtTorhaadenaein  einer  Krypta,  velohe 
im  allgemeinen  bei  Klosterkirchen  nur  selten  vorkommt  und 
dann  häufiger  aus  einer  früheren  Zeit  stammt  "),  verdienen  noch 
folgende  in  der  Anlage  herTortretende  EigenthOmliohkeitea  eine 
Beaohtnng:  der  gerad  geschlossene  Chor  mit  dan  bis  in  seinem 
Abschluss  fortgeiührten  Seitansc^ffen  nnd  die  Drei-Pfeiler-Orappe 
mit  ihren  in  gebogenen  Nischen  stehenden  */«  -  Sioleo. 

Für  die  erstere  ist  eine  Eiowirkong  des  Klosters  Hinohan, 
dessen  1083  gegründete  nnd  1091  gewaihete  Kirche  St  Fetri  in 
diesem  Paukte  mit  der  Kirche  des  Erfurter  Peterskloatera  tlbei^ 
einstimmt,  um  so  wahrscheinlicher,  als  der  Bauharr  der  letateren, 
Abt  Burchard,  dieser  segensreichen  Koltaratätte  Schwabens  ent- 
stammte und   seine   Bildung    dem   dortigen  Abte  Wilhelm    ver- 


■  ■)  Ein  nicht  minder  lolilagendes  Beiapiel  in  dietsr  Bsnehang  lisfera 
dis  Sonlptnren  vom  TjmpaDnm  der  goldenen  Pforte  im  Dom  in  Freibur^, 
welober  in  den  Jahren  1160  bis  1190  erbsnt  worde. 

'*)  In  der  Kloataikirohe  m  Branweiler,  vor  1080  begonnen,  erfolgte  lOfil 
die  Weibe  der  Eryptsi  in  der  1080  {ti  gegründeten  Abtei  Limburg  an  dor 
Haardt  ward  die  Krypta  1086  Tollaodet;  die  Klosterkirche  lu  Osadsrafaeim 
erbielt  nach  dem  cweiten  Brande  (1078),  Ende  des  11.  oder  Anbng  daa  13. 
Jahrhonderts,  eine  Krjrpts;  Kloster  Laaoh,  1113  begonnen,  bwittt  snter 
dem  Oat(diore  der  Kirche  eine  Krypta. 


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^    6?    - 

dsnkte  *');  Sfllbat  (Br  die  Annahme,  da»  jene  Kirche  fOr  die 
Geummt-Anlage  anserer  Kirche  ^b  Vorbild  gedient  habe,  spricht 
die  wenn  aaoh  nicht  abaolate,  s*  doch  annähernde  Ueberein- 
BÜmmoDg  einiger  Abmessungen  des  Qmndrisses  ".) 

FOr  die  in  der  „Eonsttopographie  Deutschlands"  von  Dr. 
Lots  verzeichnete  Angabe,  dass  der  Chor  jetzt  gerade  ge- 
schlossen, mithin  frUher  eine  Apsis  vorhanden  gewesen  sei,  bietet 
die  wohlerhaltene  Aussenseite  keinen  Anhalt;  in  derselben  be- 
finden sich  nicht  allein  noch  gegenwärtig  drei,  dem  ]£ttelacbifiF 
ongebörige  romanische  Fenster,  sondern  auch  von  dem  üeber- 
binden  einaelner  Qaaderlogen  des  Mittelschiffes  nach  den  Seiten- 
schiffen kann  man  eich  dentliob  überzengen.  Allerdings  ISsst 
sich  nicht  lengnen,  dass  ea  anfPallend  erscheint,  wenn  gerade  an 
dieser  Stelle  in  der  Breite  des  Mittelschiffes,  zwischen  den 
ThSrmen,  im  Fassgesims  die  über  der  Abscbrägnng  angebrachte 
attische  Base  gänzlich  fehlt,  sich  dagegen  ganz  anerwartet  über 
den  vorerwähnten  drei  Fenstern  als  Gurtgesinu  an  einigen 
Steinen  vorfindet,  bei  denen  es  freilich  zweifelhaft  ist,  ob  ihre 
jetzige  Lage  als  die  oreprUngliche  angesehen  werden  darf,  wo- 
gegen es  nicht  so  ganz  anwahracheinlich  ist,  dass  ihnen  erst  hei 
Ümgeatidtnng  der  1813  aosgebrannten  Kirche  zn  einem  Magazin- 
gehKnde  diese  Stelle  angewiesen  wurde. 

Zur  Krklilrnng  der  anderen  EigenthUmlichkeit  muss  man  die 
tiblicbe  innere  Einrichtung  derjenigen  Kloster-  und  Stifts-Kirchen 
in  Betracht  ziehen,  die  im  Laufe  der  Zeit  auch  ünen  Ffarrdienst 
übernommen  hatten,  obschon  nrspiünglich  den  Mönchen  die  Seel- 
Boi^e  in  Bezug  auf  die  aasserbalb  des  Klosters  wohnenden  Laien 
nicht  gestattet  und  die  Kirche,  anfangs  eben  nur  „Oratorium"  '^), 
selten  „ecclesia"  genannt,  lediglich  für  die  gottesdienstlichen 
Verrichtungen  der  SLIosterbewohner  bestimmt  war.  Demzufolge 
baute  das  Kloster  resp.  Stift  zuweilen  fUr  diesen  Pfarrgotteadienst 
eine  besondere  Kirche;  Uess  sich  dies  aber  nicht  bewerkstelligen, 
so  wnrde    fttr    denselben   doch    eine  besondere  Abtheilung  der 


■*)  OslI  Stan,  Neorolo([iDm.  pag.  II. 

**)  Yergl  Chriitmann,  Otsehiclite  dei  Elottere  Hinehtn,  pig.  07  n.  BK. 
'  Krieg  Ton  Hocliraldeii  in  Hone'a  Anieiger  fBr  Sande  der  dentMiheD  Tor- 
■it    1.  Jahrgang.  1B3&.  pag.  3G9. 

■')  Bflgala  St  Senedioti.  oap.  B3. 


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Klosterkirche  mit  einem  eigenen  Altar  benatst  '^).  Im  letste^ea 
Falls  war  der  Östliche  Theil  der  Kirche  aaB&ohliesslich  für  den, 
dorch  die  canonischan  Horen  sehr  atugedehnten,  täglicheo  Chor- 
dieoBt  der  Conveotnalen  bestimmt  and  bildete  die  eigentliche 
Kloster-  resp.  Stiftskirche,  in  wetcher  der  ConTent  angeatärt 
seinen  kirchlichen  VerpSichtungen  obliegen  konnte,  während  der 
weatlichg  Theil  dem  Kircbenbeancbe  der  Laien  überlassen  blieb, 
TOD  diesen  nicht  Oberschritten  verdeo  durfte  und  daher  die  I^aien- 
kircbe  genannt  wurde  **). 

Bevor  dem  Lettner  die  architektomsohe  Trennang  beider 
Räome  KUgetheilt  ward  and  wo  in  späterer  Zeit  derselbe  aber- 
hanpt  nicht  Torbanden  war,  vertrat  ein  Gitter,  aufgehängte 
Teppiche,  einige  nach  dem  Chor  hinauf  fOhrende  Stufen  oder 
die  nach  der  Mitte  der  Kirche  verlängerten  FlUgetwände  der 
Cborstühle  diese  trennende  Schranke,  vor  welcher  h&uSg  ein 
Altar,  der  Laienaltar,  stand  "").  Aach  die  Abtei  St.  Petri  hatte 
eich  höchst  wahrscheinlich  mit  der  Zeit  einem  Ffarrgottesdienste 
fttr  eine  kleine  Gemeinde  anterzogen  "),  deren  grösserer  Theil 
um  die  Hitte  des  12.  Jahrhunderts  die  Faroohie  S.  Leonhardi 
bildete  und  ftü*  welche  kura  nachher  auch  eine  demselben  Hei- 
ligen gewidmete  Kirche  erbaut  wurde,  während  der  kleinere 
Theil  noch  fernerhin  als  Parochie  S.  Petri  in  den  Zinsre^stem 
des  Klosters  genannt  wird.   Für  diesen  Laien-GotteBdienst  saheint 

'■)  Orgin  für  chrittliobe  Entut  1858.  psg,  0t. 

'*)  Enaeer,  der  chriatliolie  Eirchenbsa.    Bonn  1851.    n.  pag.  62. 

■*)  Bia  Eom  Jabr«  1667  bcfknd  rieh  in  d«r  Benediktiner- Abtei -KirolM 
ni  Branweiler  vor  den  Ghontnfen  ein  AlUr,  der  tiim  QotteidiBnit  fSr  die 
Lkien  diente.  (Orgui  fär  obriitliohe  Knngt,  IBIit,  piig.  II.)  —  Vor  dem 
Cbore  nnd  in  der  Uitte  der  Ciatercienaer-Kloatei- Kirche  n  Loooud  etsnd 
der  Laienaltu  nnd  zvar  geoan  anf  der  Hälfte  der  LfcDgenaohie,  (Mittel- 
alterliche Bandenkmala  NiBderBAchseni,  11.  psg.  293  n.  297,  Taf.  70.  71.  73.) 
—  In  der  Kirche  der  Cittercienier-Abtei  Hanlbronn  war  vor  dem  rom«- 
nifchen  Lettner  der  Laienaltar  angebraofat.  (OentMhM  Knnatblatt  vod  P. 
Eggtn,  1866,  pag.  433.  —  Dr.  £.  Panlni,  die  Ciiteroieiuer-Abtei  Hanlbronn, 
Stnttgart  187R.)  —  In  der  Fraoenkirohe  tu  München  etand  noob  im  Jahre 
1668  der  fOr  den  Pfsrrgotleedienat  beatimmte  Altar  8.  Cmoia  vor  dem  Chor 
in  der  Mitte  der  Kirche.  (Sigbart,  die  Fraaenkirohe  in  MSnofaen,  pag.  89.) 
^  Ib  der  Ciatercienaer- Abtei  la  Eberbaeh  im  Bheingan  befand  lioh  in  der 
Mitte  der  Uirobe  der  Altar  S.  Cmoii.  (Denkmäler  aw  MaaaaD,  8  Heft  p.  a».) 

**)  Ob  aie  denielben  bei  ihrer  iweiten  Oifindang  im  Jahre  1060  mit 
ftbeniommen  hatte,  bleibt  dahingestellt. 


DicltzsdbvGoOt^lC 


—    69    — 

der  in  der  Uitte  der  Kirche  Btehesde  Altar  S.  Barbarae  **)  be- 
ctimmt  gewesen  zu  seio,  welcher  oUerdiDgs  erst  1348  za  Ehren 
dieser  Heiligen  geweiht  ward  *").  £b  ist  daher  sehr  wahracheiir 
lich,  daas  ßlr  die  bei  der  dritten  Ffeilergmppe  angewendete 
Constmction  die  Äbaicht  vorlag,  mit  derselben  die  Änsdebnong 
der  Laienkircbe  aach  architeotonisch  ansKsprKgeD  **};  am  Sst- 
licheu  Ende  derselben  erhob  sich  dann  im  Mittelschiff  der  Altar 
der  bl.  Barbara,  dem  Bicb  nach  Osten,  in  Form  eines  griechischen 
Kreozes,  die  Klosterkirche  anschloas. 

Der  Name  des  Meisters,  welcher  diesen  schSnen,  im  streng 
romanischen  Style  errichteten  Bau  leitete,  ist  nns  leider  nnbe- 
kannt  and  wenn  es  auch  nicht  mimöglicb  erscheint,  ihn  in  dem 
Laienbrader  Ditmar  za  vermutfaen,  welcher  als  Erbauer  der 
gleichzeitig  mit  der  Kirche  errichteten  Kapelle  St.  Annae  genannt 
wird  *^),  so  ist  för  diese  Annahme  doch  nirgends  eine  chroni- 
kale  Anfseichnang  zu  finden. 

GeJbrdert  darcfa  fromme  Spenden  der  dorcb  Handel  und 
Qmndbesitz  bereits  za  einigem  Wohlstand  gelangten  Stadt -Qe- 
Bcblechter  '*),'deren  irdische  Güter  dem  neuen  Gottoshause  aus 
religiöser  PietKt  möglicherweise  um  so  reichlicher  zuflössen,  als 
zu  dieser  Zeit  Erfurt  überhaupt  nur  noch  ein  Frauen-Kloster  '"') 


")  Nieol.  T.  Si^M,  1.  c.  pag.  M8. 

")  Qall.  SUii,  CollKtio,  pag.  707. 

■*)  Id  der  Eiiche  dei  CisterdenBer-E leiten  raLocciini  (nordöiUioh  von 
Uinden)  findet  mui  eiae  ähnliche  BTcfaiteotoniicbe  TreDnuDK  der  Eloater- 
und  Lkienkirche.  (Uittelalterliche  Baudeukmale  Niedenaohieca ,  II,  293  n. 
S97.)  Eine  gleiche  Alwioht  wird  man  in  Panlinielle  den  nur  in  dem  weet- 
liotaen  TheUe  der  fiirche  vorhsiidenen  leehi  BKnlenpaaren  insohreiben  dfir- 
Ebd  (Fnttriob,  L  o.  I.  Abthl.  I.  Basd),  aowie.  in  des  Eirobe  der  BanediktinsN 
Abtei  Orou  8t.  Mftrtin  ed  Eöln  den  beiden  weltlichen  Pfeil erpasren,  an  deren 
dem  Hitteliehiff  angewendeten  Fläche  die  Balbiinle  fehlt,  welche  sn  dem 
(in  fiatüober  Riobtnnp}  nftcbitfblgenden  PfUlerpaare  nnd  an  den  beiden 
Pfeilern  in  der  Tianrng  angebracht  iit 

'•)  Oall.  StaM,  Necrologinm ,  pag.  26  n.  888. 

**)  Niool.  T.  Biegen,  pag.  36S. 

•^)  Da«  mit  der  Kirohe  BeatM  Hariae  Virginia  bii  tarn  Jahre  1128  oder 
1134  anf  doraelben  kleinen  Anhdbe  nnterhalb  dai  Petenkloeten  stehende 
Benediktiner- NonneDkloater  wird  in  dem  Briefe  dai  Presbyter  Liadolfm,  in 
welchem  dereelb«  die  TJebertngnng  der  Reliquien  des  hl.  BeTemi  dnroh 
den  Haiuischen  Enbiachof  Otganu  naoh  Erfurt  berichtet,  bereiti  inm  J^ire 


—    70    — 

besatB  tmd  in  der  Peterakirche  dea  ersten  Steinban  zar  Ehre 
Gottes  entstehen  sah,  —  war  derselbe,  wenigstens  in  seinem 
.  Sstlioben  Theile,  in  sechs  Jahren  so  weit  gediehen,  dass  er  noch 
von  dem  angeblich  besonderen  Gönner  des  Klosters,  dem  Hain- 
ser  Ersbischof  Bathard  (f  1109  2.  Mai)  durch  eine  feieiiiche 
Weihe  dem  Cbordienste  übergeben  werden  konnte  ").  Dem 
Abte  Barchard  war  es  dagegen  nicht  vergönnt,  das  von  ihm 
begonnene  Werk  vollendet  zu  sehen.  Wegen  Verweigerung  will- 
kGrlich  geforderter  Gelder  bei  dem  Ersbischof  Ädelbert  I.  in 
Ungnade  gefWen  nnd  von  diesem  im  Jahre  1116  sogar  seines 
Amtes  entiioben,  sah  er  sich  genöthigt,  die  Stätte  seiner  Th&tig- 
keit  za  verlassen,  und  erst  anter  seinem  zweiten  Nachfolger, 
dem  gleichfalls  im  Kloster  Hirechau  gebildeten  Abt  Wernher  I. 
(1127 — 1138)  fand  die  Beendigung  des  £irchenbaues  statt,  ohne 
dass  ßir  die  Zeit  eine  n&here  Angabe  mitgetbeilt  wird  '"). 

Wenige  Jahre  später,  1142,  VII.  Idus  Maji  (9.  Mai),  ward 
Kirche  and  Kloster  abermals  von  einer  Feuersbrunat  beimge- 
sucht  "),  welche  in  der  Stadt  entstanden,  sehr  wahrsoheinlicb 
dnrcb  Vermittelang  der  auf  dem  südlichen  Abbange  stehenden 
beiden  Beiben  kleiner  Häuser,  auch  über  die  Abtei  sich  ans- 
breitete.  Wiewohl  der  hierdurch  verursachte  Schade  als  sehr 
beträchtlich  bezeichnet  wird  und  dieser  vorzagaweise  auf  die 
noch  immer  in  Holz  construirten  Elostergebände,  sowie  anf  den 
werthvollea  Inhalt  der  Sakrist^  nnd  des  Archivs  zn  beziehen 
ist,  so  kann  an  dem  Quaderbaa  der  Krcbe  nur  der  Verlast  des 
Daches  und  eine  immerbin  erhebliche  Beschfidigang  der  flachen 
Holedecke  eingetreten  sein.  Die  Bemerkung  eines  Chronisten  ^*), 
dass  wegen  fehlender  Mittel  die  Kirche  fünfzehn  Jahre  lang  ohne 
Bedachong  geblieben  sei,  ist  in  Bezug  auf  ihre  Richtigkeit  sehr 
in  Zweifel  an  ziehen.    Aas  anderen  Notizen  ergiebt  sich  viel- 


666  erwkhni  nnd  ■nnotimonisliam  Altnm  monsiteriDm«  genannt.  (Jtßi, 
Bibliothsoa  rsram  gormuiioftriuD,  Tom.  111.  psg.  617.} 

•■)  Nicol.  T.  Siegen,  psg,  831. 

**)  NiooL  V.  Biegen,  psg.  808.  —  QkU.  Stasa,  CoUsotio  pag.  646  nljt 
awtifioatione  qnoqne  monaitsrii  Uborans  ex  leatii  et  qiiadratii  Upidibu 
perfidens^ 

>o)  Cbron.  Sampet.  —  Kiool.  t.  Siegen,  psg,  819.  —  Annalei  Q.  Petri 
EiphsdiirdeiiMfl,  bei  Perts,  1.  o.  ZYI.  geben  dsn  fl>  Idns  Ifaiji  an. 

*')  NiooL  T.  Siegsn,  pag.  S18. 


:,G  Gothic 


—    71    — 

mehr,  dasa  man  wenigstens  fKr  den  Chordienat  aaf  die  mßgUctst 
rasche  WiederberBtellnng  der  Kirche  bedacht  Trar;  denn  schon 
1143  XVI.  K^.  Jnlii  (16.  Joni)  wird  die  Consecration  zweier 
Ältfire  Tollzogeo,  welche  in  den  Seitenschiffen  des  Chores  zu 
beiden  Seiten  des  Hoohaltares  lagen  '*),  wogegen  freilich  erst 
1147  XVI.  Kai.  Jnlii  (16.  Joni)  die  feierliche  Weihe  der  Kirche 
durch  den  Mainzer  Enbischof  Heinrich  I.  unter  AsBistens  der 
BiscfaSfe  Ditbmar  von  Verden ,  Qethard  von  EichstSdt  und  Sig- 
frid  von  Wfirzbni^  stattfand  >■).  Der  16.  Jnni  (das  Fest  S.  S. 
Aarei  et  Jastinae)  ward  auch  als  Festtag  der  Kirchweihe  bei- 
behalten, bis  ErEbischof  Heinrich  H.  von  Mainz  denselben  1387 
aof  den  Sonntag  Quasimodo  geniti  (den  ersten  Sonntag  nach 
Ostern)  verlegte  **),  sehr  wahrscheinlich  ana  dem  Grunde,  weil 
die  Feierlichkeit  wegen  der  Zwischenkunft  des  höheren  Festes 
St  Trinitatis  einer  Veriegong  unterworfen  gewesen  war  '"). 

Mannigfache  auf  den  Bestand  and  die  Hebung  der  ökono- 
mtscben  Verhältnisse  störend  einwirkende  Ursachen  mögen  Ver- 
anlassimg gewesen  sein.,  dass  erst  in  der  Mitte  des  13.  Jahr- 
hunderts die  Vollendnng  der  Thürme  in  Angriff  genommen  und 
auf  den  Steiobaa  der  drei  unteren  Stockwerke  ein  in  Holz  con- 
Btmirtea  oberstes  Stockwerk  aufgesetzt  ward.  An  dem  Thurme, 
in  welchem  die  grösseren  Glocken  hfingen,  begann  diese  Arbeit 
1246  XVII.  Kai.  Maji  (15.  April),  die  im  nächsten  Herbst  mit 
der  Anbringung  einer  Zinnbedeckung  an  der  Spitze  beendet 
ward  ");  an  dem  anderen  Thnnn,  welcher  die  kleineren  Glocken 


>*)  QalL  8tMi,  CollMsUo  etc.  pag.  7(». 

■  s)  Chmn.  BuapeL  —  Nieol.  t.  Siagen,  pig.  831.  —  Ännolas  S.  Petri 
ErplMst.,  bsi  Perti,  1.  o.  XYL 

**)  CbroB.  Bnopot. 

**)  In  der  CiftMoIenier  -  Abtei  in  Eberbaeli  im  BheingKn  ward  die  sm 
St,  IM  ItBt  stattfsAmdane  md  an  diMsm  Tage  sach  in  der  Folge  gefeiert« 
Weib«  der  Kirobe  (freilich  liemliolt  spät)  in  den  enten  Jahren  dea  IB.  Jabr- 
hnnderta  detli^b  laS  den  sweiten  Sonntt«  naeh  Oitem  fett^eaetxt,  weil 
dieaa  FeierHebkrit  dnrch  die  ZwiMhenknnft  der  böberen  Feste:  Einmal- 
Eünt,  Fflngrten  and  Fitmlainbnem ,  Öfters  hatte  Terlegt  werden  müuen. 
(TergL  Denkmiler  ana  Nanan ,  S.  Beft  p«g.  4.) 

**>  IMO  ZVU.  Kai,  Haji  inohoata  eat  atmotnra  lignei  edificii  in  tnrri, 
■U  naiorea  eampan«  pendent,  in  nonte  SL  Petri  et  in  antnmpno  atanno 
opwta  et  eoiisanmata  eet    Chron.  Bampet.  — 

Abb  4sr  Aabaii^ang  de«  Hkol.  v.  Siegen  pag.  4(8:  Eodem  anno  (1478) 


..C.oo^lc 


—    72    — 

enthielt j  fand  dieser  Änfbao  jedoch  erst  1254  statt  ''').  Der 
letztere  erlag  zweimal,  1334  am  Sonntag  vor  d^n  Feste  lUler 
Heiligen  (30.  October)  ^^)  und  1835  am  Vorabend  des  Festes 
SU  Simonis  et  Judae  (27.  October)  ^')  der  Gewalt  einea  Stunn- 
windes,  worauf  erst  1339  eine  Emenerung  eintrat  "},  welohe 
ohne  Angabe  der  OrUnde  an  beiden  Thftrmen  1475  and  1477- 
wiederholt  werden  mosste  *'),  and  an  dem  vorderen  Tborm 
1613  theilweia  noch  einmal  nöthig  ward,  weil  am  14.  Mai  in 
Folge  eines  Blitzschlages  die  Spitze  eine  glücklicher  Weise  nicht 
weiter  um  sich  greifende  Brandachädigong  erlitten  hatte  *'). 
Ein    im  Jahre   1291    V.  Idus  Janü  *^)    am  Vorabend    des 


factum  fait  ad  S.  Fetram  ftrmarinm  biva  BKcriBtU  ia  oppoBitft  torri,  in  qua 
majorea  cunpane  dependent  contra  altare  S.  Hartini,  pro  precioaii  clenodiis 
•tque  pTinoipalibvB  priTilegüt  . . .  und  mit  Berücksiobtignng  de*  ümBtandu, 
dsB*  die»  Sakristei  nur  in  dem  nördlioken  Seitanichift  der  Kirahs  liegen 
konnte,  geht  hervor,  daas  dieier  Tlinnn  der  nördliche  war.  —  Wenn  diese 
Annahme  mit  einer  Bemerkmig  dee  Oallot  Stau  (Keorologinm,  pag.  867) 
nicht  übereinBtimmt,  nach  welcher  1777  die  grösseren  Olocken  in  dem  grös- 
seren (?)  Thnrme  nntergebracht  Äraren,  dieser  Tbarm  durch  eine  andere 
Botii  [Mecrologium  pag.  S87)  als  derjenige  bezeichnet  «ird,  an  welchem  die 
Daiitelinng  ein«  vor  einem  Cbristnsbilde  knieenden  Uönahs  sich  befindet 
nnd  diese  letitere  sich  noch  gegenwärtig  am  sfldliohen  Tbnrm  vmAndet,  so 
kann  diese  Diflereni  nur  durch  ein  in  der  Zwisohenseit  TSranlasitsa  Um- 
hängen der  Glocken  ihre  Erklämng  finden. 

")  Chran.  Sampst 

■■)  Chron.  Sampet. 

■*)  Chion.  Sampet.  —  Der  Papiercodex  der  Bibliothek  in  Hfinefaen 
(vgl  Bibliotheca  Eifortioa  pag,  481  Kro.  840)  giebt  in  seinem  Fngmentam 
ex  Chronicii  civinm  Erfordiensioin  diesen  Tag  wohl  irrUifinUali  als  den 
Sonntag  nach  dem  Feste  Aller  Heiligen  an. 

*")  Chron,  Sampet. 

•>)  Niool.  V.  Biegen  pag.  467,  —  Die  handsohriftliohe  Chronik. das  Petei^ 
mönofas  Jahann  Encher  bei  Oalliis  State,  CoUeotia  ete,  pag.  070,  giebt  die 
Notiz ,  dast  der  Ban  fiber  den  kleinen  Qlocken  ohne  die  dabei  Tarabniohte 
Beköstigung  8A0  Schock  gekostet  habe. 

")  Johann  Encher,  L  o.  pag  691.  —  Seebacb,  ErffiirtiaolM  Feoseohionik, 
pag.  14  §.  19  verlegt  diesen  Vorfall  anf  den  4.  Hai.  Diasa  TanoUedanbait 
findet  dadaroh  ihre  Erklärung,  dass  der  ßregoriamsche  Eidandet  t(hi  dam 
katholischen  Elems  sehr  bald  nach  seiner  EinOhmog  angenommen  ward, 
während  dies  von  Seiten  des  Erfurter  Magistnta  erst  im  Jahre  17D0  statt- 
fand!   (t.  Palkenstein,  Bistorie  von  Erffurtb,  pag.  ir>68.) 

•^)  Chron  Sampet.  —  Chron.  SampeL  bei  MaaDkan  giebt  irrtlifimlich 
den  Moiwt  Joli  an,  in  welchen  du  P&ngatfest  niemals  fallen  kaim,  —  Die 


^.C00'^[C 


—    73    — 

Pfisgstfestea  (9.  Jani)  in  das  Wertende  der  Eirohe  emschl«gen- 
der  Blitü  liatte  gläcÜicherweiBO  nnr  eine  BescLädigUDg  dea  Al- 
tars in  der  über  dem  Paradies  befindlichen  Kapelle  Allerheiligen 
and  der  anmittelbar  angrenzenden  Oi^el  zur  Folge;  derselbe 
ünüall  Triederbolte  sich  an  demselben  Orte  während  eines  Qe- 
witters  im  Jahre  1430  am  Feste  ad  vinoula  Petri  (1.  Aagnst)  **)^ 
wobei  es  den  Anetrengnngen  der  Elosterbewohner  gelang,  den 
erst  entstandenen  Brand  auf  die  Orgel  zn  beschränken  *^). 

Für  die  gegen  Feaersgefabr  gesleberte  Aufbewahrung  der 
wichtigsten  Privilegien  und  Wflrthvollsten  Eirohengeräthe  ward 
anter  dem  omsichtigeo  nnd  tbätJgen  Abte  Günther  von  Kord- 
haosen  im  Jahre  1473  in  der  Kircbe  eine  Sakristei  eingebaut  **), 
welcher  am  9.  September  (dominica  post  featnm  nativitatis  Ha- 
riae)  1481  die  feierliche  Weihe  diu-ch  den  Weihbiscbof  Johann, 
Bischof  von  Syra,  ertheilt  wurde  *'').  Die  Lage  derselben  be- 
zeichnet Nie.  V.  Siegen  mit  den  Worten:  „in  opposita  turri,  in 
qua  maiores  campane  dependent,  contra  altare  S.  Martini";  da 
eich  nnn  der  Altar  S.  Martini  im  Chor,  und  zwar  im  nördlichen 
Seitenschiff  befand  *^),   so   kann  die  Lage   der  Sakristei  füglich 

bandMhriftliohe  Chronik  dea  Eoban  Dolgen  (Hariogl.  Oolhaiacha  Bibliothek) 
nnd  ihr  folgend  dia  Erftutitoha  Fmer- Chronik  von  Seebaoh  varlegan  dieaa 
Begebenheit  irrthDmlioh  in  die  Kiroha  Allerheüigen. 

*')  fiicol.  T.  Siegen,  pag.  868. 

*■)  An«  dem  Wortlaat  dar  hieraof  beiügliohan  Notis  des  Bia  v.  Siegen 
kann  auf  ein«  gröuere  Anadehnung  dea  Bnndai,  wia  dieaelbs  in  den  «Uit- 
tfaeihmgan  dea  Vereina  f9r  OsBchiohte  nnd  AlterUmiDakaiida  von  Erfnrt, 
Haft  8  pag.  24  n,  96m  rflnnnthel  wird,  wohl  nicht  geachloaaen  werden,  Bätla 
■ieh  ein  Brand  des  Dsohatnhlea ,  ron  Westen  nach  Oitan  voraohteitend ,  bia 
Umt  den  Altar  S.  Barbaraa  and  daa  hinter  denuelben  li«geiide  Grabmal  der 
Orafen  von  Gleichen ,  alao  fiber  die  halbe  L&nge  dei  ganaen  Kirchenaobiffea 
sntreckt,  so  v&rde  dies  aioherlich  den  alten  M5nehen  im  Gedächtniaa  g»- 
blieben  aein,  von  denen  dem  Cbroniaten  dieaer  Vorfall  mitgetheilt  wnrda. 

**}  Nie  V.  Siegen,  pag.  4BS,  oEodem  anno  (1473)  factum  fnit  ad  8.  P»- 
tram  «marinm  aive  aacristia  in  oppoaito  tarri,  in  qaa  maiora«  oampana 
dependent  contra  altare  8.  Hartini,  pro  preoioaia  olenodiia  st  principalibos 
privilegüs,  in  qna  aaoriatia  dominoa  abbaa  com  miniatris  in  aiunmia  festavi- 
tatibna  ae  tndosre  habet*. 

Daa  •igentliobe  Archiv  nnd  die  Bibliothek  befanden  aioh  aufolge  einer 
anderen  Hiitheiinng  in  einem  Raums  der  ElMtergebände,  der  vom  Krena- 
gange  aoa  einen  Zugang  hatte.    (Qall.  Stau,  CoUeotio,  pag.  688  n.  780.) 

*>)  GftlL  Btaas,  CoUeotio,  pag.  716. 

*')  YergL  die  Altire  der  Kirche. 


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—    74    — 

nii^endawo  anden  sla  in  dem  mm  Chor  gehSrenden  und  dem 
Qoericliiffe  snutlchBt  liegenden  Theile  dee  nördlichen  Seiten- 
Boliiffea  EU  •achen  sein.  Wenn  aacb,  nach  Abztig  der  Ga  den 
KirehendienBt  am  Ahar  S.  Martini  za  belassenden  freien  Dm- 
gebnng,  der  fOr  jenen  Einbau  anter  der  maBsiven  Wölbung  -rer- 
wendbare  Ranm  von  ungeßLhr  32  Fqhb  rhein,  Länge  und  10  bis 
12  Fun  Breite  allerdings  etwas  bescbr&nkt  erscheint,  so  war 
doch  nnr  an  dieser  Stelle  die  Möglichkeit  vorhanden,  ihm,  wenn 
auch  nur  durch  ein  einaiges  Fenster,  das  nöthige  Licht  zu  ver- 
■ofaa£Fen.  Der  Einwand,  dass  die  Sakristei  ja  auch  westlich 
vom  Quenohiff  gelegen  haben  kfinne,  hat  keine  Wahrscheinlich- 
keit fUr  sieb,  weil  einerseits  die  noch  unversehrt  bestehende 
Mauer  des  nördlichen  Seitenschiffes  hier  nicht  die  geringsten 
Merkmale  für  die  eiforderliehen  Fensteröffnungen  aofweist,  und 
es  andererseits  doch  wohl  anwabrBcbeinlich  ist,  dass  diese  lets- 
teren,  dem  Mittelschiff  zugewendet,  unter  ein  oder  zwei  ver- 
mauerten  Arkadenbögen  angebracht  gewesen  wären. 

Die  noch  von  dem  vorgenannten  Prälaten  im  Jahre  1499 
begonnene  **)  und  anter  seinem  Kachfolger,  Johann  Hottenbach 
von  Siegen,  1505  weiter  fortgesetzte  Einwölbong  der  Kirobe  ^") 
bestand  in  einer  anf  Kragsteine  sich  stützenden  Holsconstmotiün, 
und  kann  sich  vorläufig  nur  auf  das  Mittel-  und  Quenohiff  er- 
streckt haben,  während  in  der  westlichen  Hälfte  der  Seiten- 
Bclüff'e  erst  hundert  Jahre  später  ein  gleicher  Holzbau  ins  Werk 
gesetzt  wurde^  denn  der  Petermönch  Johann  Kucber  sagt  in 
seiner  handsohriftliohen  Chronik:  Hie  (abbaa  Johann  Hottenbaob, 
1503 — 1525)  vendidit  lapides  ad  S.  Wigbertnm,  quibos  testndi- 
nari  debebat  tota  eeoleda;  hos  lapides  D.  Gantbems  oompara- 
vit  *'),  woraus  hervorgeht,  dass  man  zwar  die  Absicht  hatte, 
ein  Steingewfilbe  aufzuführen,  hiervon  aber  vielleicht  aus  bau- 
lichen OrUnden  Abstand  nahm,  —  und  zum  Jahre  1604  macht 
derselbe  Chronist  die  weitere  Motiz:  abbaa  (Valentinaa  Hobr) 
daas  partes  in  templo  majori  testadinari  fecit  asseribus,  scilicet 
BUpra  altare  S.  Michaelis,  et  altera  e  regione  **),   die  nur  anf 

**}  Conrad  Sbdls,  ThüriBgiMk-JBrinrtiidie  Ckronik,  edit  C.  F.  Bess», 
PH.  WI. 

")  lob.  Koeber,  L  o.  pag.  67«. 

»)  Qallu  8tan,  CoUeotto,  pag-  97i. 

")  GaU.  SUm,  CoUeotio,  pag.  688. 


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.    —    75    — 

nna  in  Hob  coiiBtniirte  Einwölbnng  der  weBtlichen  Hälfte  der 
beiden  Seitenschiffe  sn  beziehen  ist,  da  die  fistlicbe  Hälfte  der- 
selben von  Haus  aas  ein  massives  Tonneugewölbe  hatte,  ancb 
der  Altar  S.  Michaelis  in  dem  westlioben  Theile  des  aüdUehen 
Seitenschiffes  sich  befand  *^). 

Gelegentlich  der  im  Chor  begonnenen  ")  EinwOlbang  des 
Mittelacbiffes  (um  1500)  ward  sehr  wabracheinUch  an  der  öst- 
lichen Oiebelmaaer  ein  grosses  spitzbcgiges  Fenster  durchge- 
brochen, um  dem  Chor  etwas  mehr  Licht  zu  verschaffen,  als  die 
kleinen  romanischen  Lichtfiffnaogen  zu  geben  vermochten  ''). 
Die  Sohlhank  dieses  Fensters,  welches  sieb  auf  allen  bildliuben 
DarstellnngeQ  dentiicb  angegeben  findet,  mnss  in  einer  Höhe 
von  mindestens  30  Fuss  über  dem  untersten  Rande  des  Fuss- 
gesimses  gelegen  haben,  da  In  dem  betreffenden,  wohlerhaltenen 
arsprftnglichen  Uaaerrest  eine  Spur  derselben  nicht  wabrzoneh' 
men  ist.  Leider  war  schon  1689  in  diesem  Fenster  das  Mass- 
werk so  stark  beschädigt,  dass  man  diese  Ornamente  ganz  be- 
seitigte und  in  Folge  des  gänzlich  veränderten  Baugescbmackea 
nicht  wieder  ersetzte  ••). 

Zu  welcher  Zeit  die  Errichtung  des  auf  dem  Mittelschiff 
angebrachten  Dachreiters  stattfand,  bleibt  nngewiss,  chrooikale 
Nachrichten  dar&ber  sind  nicht  vorhanden  und  die  nur  auf  einer 
Abbildung  gegebene  Andeutung  ist  zu  verschwommen,  als  dass 

**)  Eine  illerding«  etwtt  notergeordneta  Bastitignag,  d>M  die  Ein- 
völbimg  dM  HitteUcfaiffu  ans  siner  BoUcotutmotion  bartand,  Uut  lish 
aneli  au  eiasr  möDdlichan  MitthelluDK  dei  Oärtnen  Conrad  BQrlich  nehei), 
wslcher  alt  12jähriger  Knabe  im  Jahre  1813  bei  den  von  den  FranioBen 
auf  dem  Petenberge  nntemommenen  Tertheidignngi- Arbeiten  betcbäftigt 
ward  nnd  den  in  Folge  de«  Bombardements  entstandenen  Brand  dsi  Kloalera 
vai  dar  Kirabe  in  der  Hibe  mit  aasib.  Auf  Befragen  eixUtlte  dereelbe 
(1866),  daas  der  ganu  Himmel  (dae  Gewfilbe}  dar  Kirabe  gebrannt  habe, 
nach  dem  Brande  weder  Schott  noch  Steine ,  wohl  aber  Holt  nnd  Kohlen, 
aneh  eine  Menge  giOHar  Migel  in  der  Kirche  umherlagen,  und  die  letzteren 
von  ihm  enuig  anfgeanoht  worden  wären. 

**)  Joh.  Knober,  L  o.  p^.  674. 

■*}  Anoh  in  der  romanischen  Kirche  der  CieteroienMr-Abtei  in  Eber* 
baeh  im  Bhaingaa  ward  über  drei  kleinen  mndbogican  Fenitam  dee  gera- 
den CborsohhiMeB  gegen  dae  Ende  dea  11.  Jahrhunderte  ein  grasMa  spha- 
bogigea  Fentter  dnrohgebrochen,  weil  die  frähere  apaifsame  Balanahtuf  dea 
Cborranmea  nicht  mehr  genfigte.    (Denkmäler  aoa  Na— ■,  8.  Haft  pag.  18.) 

**]  GalL  Btaaa,  CoUeotio  etc.  |iag.  804. 


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—    76    — 

hieraus  eine  Folgerang  gezogen  werden  kannte;  dass  ein  aolclies 
Glockenthürmchen  indeBa  vorhanden  war,  acheint  ancli  ans  der 
Notiz  des  Mdncha  Qallas  Staas  hervor  zu  gehen,  nach  welcher 
„im  Schiff  der  Kirche  zwei  Glocken  bfingen". 

Die  innere  Ausstattung  der  Kirche. 

Wenn  von  dem  Kirohengebfinde  an  sich  nur  ein  ootoU- 
atSndigea  BUd  gegeben  worden  konnte,  ao  überträgt  aich  dieaer 
Mangel  in  gleichem  Grade  ancb  auf  eine  von  der  inneren  Äna- 
stattang  zu  entwerfende  Beschreibong ,  flu:  welche  die  in  den 
ohronikaleo  Aufzeichnungen  zeratreuten  Notizen  einen  leider  nur 
geringfügigen  Anhalt  bieten,  aueaerdem  aber  auch  abaolut  gar 
nicbta  uns  erhalten  geblieben  ist. 

Ana  dieaem  Material  geht  hervor,  dasa  einigen  Altären  auch 
die  Benennung  „Kapelle"  beigelegt  ward  ^^),  ohne  daaa  dieselbe 
durch  eine  architectonieche  Abgrenzung  begründet  geweaen 
wäre,  welche  vielleicht  nur  bei  der  Kapelle  Omnium  San- 
ctorum  sich  vorfand.  Dieae  Kapelle  befand  aich  aa  dem  Weat- 
ende  der  Kirche  zwischen  den  beiden  projectirten,  aber  un- 
vollendet gebliebenen  Thürmen,  über  dem  masaiv  eingewfilbten 
Paradiese  "*),  und  aoU  nach  Angabe  dea  Micolana  von  Siegen 
(pag.  358)  für  Können  bestimmt  geweaen,  über  deren  Anwesen- 
heit in  dem  doch  auaacblieaalich  ftlr  Männer  bestimmten  Kloster 
man  jedoch  nii^^nds  eine  Andentong  findet.  Kapelle  und  Altar 
wurden  1231  XI.  Kai.  Julii  (21.  Juni)  zur  Ehre  der  hl.  Drei- 
einigkeit, des  hl.  Kreuzea,  der  Jungirau  Maria  und  Aller  Heiligen 
durch  den  Biachof  Wilhelm  von  Havelberg  geweiht  ^').  In  der 
eraten  Hälfte  dea  Ib.  Jahrhunderte  scheint  aie  eingegangen  an 
awn,  denn  Micol.  v.  Siegen  (pag.  358)  führt  an,  daae  nach  der 
ihm  von   alt&n  Mönchen    gemachten   Mittbeilnng    diese  Kapelle 

*')  Die  ainigen  NebenalUrBD  gegebene  BeaaDnong  «Kapelle«  nheint 
dadurch  entatiuden  tn  eein,  dUB  herabbftngende,  an  irgend  einer  Torriohtang 
befeitigte  Teppioba  entweder  nnr  kuf  den  beiden  Beitea,  oder  anob  an  der 
Bflekeeite  (vala  Isteralia  re*p.  tria  rala,  anok  oortinu}  den  Altar  amgaban 
nnd  gleiobeim  kapellenartig  lAiDbloHen,  nm  den  oeletarirenden  Priestw  den 
■Urenden  Blicken  der  Dmitehenden  n  entliehen,  (Tergl.  Da  C«nge,  Oloeaar. 
ad  Tocem  ■oortin».) 

*■)  Chron.  Bampet.  snm  Jahre  1S91. 

**)  GalL  Stan,  CoUeotio,  pag.  706. 


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—    77    — 

noch  im  Jahre  1400  hestanden  habe;  möglichenreiBe  h&ngt  diesöB 
Eingehen  der  Kapelle  mit  der  dnrch  einen  Blitzschlag  herbei- 
geführtea  Zerstörung  znsanunen,  welcher  am  1.  Äuguat  1430  an 
dieaem  Orte  einschlug  nnd  eine  erhebliche  Brandbescbädigung 
der  hier  eteheodea  groBsen  Orgel  zur  Folge  hatte;  denn  gerade 
aa  dieser  Zeit  wurde  den  kirchlichen  Angelegenheiten  im  Kloster 
sehr  wenig  Äofmerksamkeit  geschenkt  £rst  unter  dem  Abte 
GOntfaer  L  fand  eine  Wiederherstellong  der  Kapelle  statt,  jedoch 
nicht  an  ihrer  froheren  Stelle,  sondern  vor  dem  Wostportale  der 
Kirche  in  dem  an  dasselbe  sich  anlehnenden  Gebäude,  dessen 
obere  BAome  die  Wohnung  des  Abtes  bildeten ;  die  Consecration 
erfolgte  1472  am  3.  November  * ")  zur  Ehre  der  hl.  Dreieinigkeit, 
der  Jungfrau  Maria  and  Aller  Heiligen  dnrch  den  Weihbischof 
Johann,  Bischof  Ton  Syra  (in  Achaja)  tmd  ward  unter  Ansetsung 
dieeea  jährlich  an  begehenden  Festes  auf  den  Sonntag  nach 
dem  Feste  Aller  HeiKgen  mit  einer  40tägigen  lodulgenz  auS' 
gestattet 

Von  den  in  der  Kirehe  vorhanden  gewesenen  Altären  ist 
uns  ein  von  dem  Mönch  Helwig  (am  1266)  begonnenes  nnd 
Bpiter  dorch  andere  fortgesetstes  VerxeichnisB  erhalten  ge- 
blieben "'),  welches  für  die  nachstehende  Zusammenstellung 
eine  am  so  werthvollere  Qmndhige  darbot,  als  sich  im  Uebrigen 
über  diesen  Gegenstand  nur  äusserst  dürftige  Notizen  vorfinden. 

Der  Hoch^tar  (^tare  priacipale)  SS.  Petri  et  Pauli,  bereits 
von  dem  Maiusiachen  Krabischof  Ruthard  (f  1109,  2.  Mai)  oon- 
secrirt  <"),  scheint  bei  der  nach  dem  Brande  1142  angeordneten 
Einweifaung  der  Kirche  am  16.  Juni  1147  durch  den  Erzbischof 
Heinrich  I.  eine  zweite  Consecration  erhalten  zu  haben,  wobei 
die  in  dem  sepnlchrum  altaris  unter  der  Marmorplatte  befind- 
liehen  versiegelten  Reliquien  in  demselben  Zustande  vorgefunden 
wurden,  wie  sie  von  seinem  Vorgänger  daselbst  deponirt  worden 
waren. 

Der  Altar  S.  Martini  (de&tra  turria  oum  testudine) ,  auf  der  . 

*■)  1472  ctnueormU  o*t  oipella  cam  altari  extn  portam  pro  bocpitibtu 
raicipieadis  tertU  feria  pMt  Omnimm  Sanototmn  (UalL  StsM,  Collectio,  pag. 
71S.)  —  1473  ooDilrnoU  fuit  oapalla  Ojaninm  3uiotoram  oiroa  pottam  oam 
doBU  ibidem,    [üio.  v.  Siegen,  pag.  467.) 

•')  QalL  Stsa,  CoUeotio,  pag.  708  bis  719. 

**)  Mio.  T.  Sivgan,  pag.  B31. 


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—    78    — 

Evaagttlien-  (Nord-)  Seite  neben  dem  Hochaltar;  gev^t  114S, 
XVI.  Kai.  Jalii  (16,  Juni)  zur  Ehre  der  Hoi^eD  Martiona, 
Blaflios  and  Qangolftu  durch  den  Erzbitchof  Heinrich  I. 

Der  Altar  S.  Hapgarethae  (in  sinistra  saperiori  tum),  auf 
der  Epistel-  (Süd-)  Seite  neben  dem  Hochaltar;  geweiht  1143, 
XVI.  Kai.  Jnlii  (16.  Juni)  aar  Ehre  der  hl.  Jongfrau  Maria, 
Margaretfaa  und  Ursula  darch  den  ErKbischof  Heinrich  I. 

Der  Altar  S.  Benedicti  (in  snperiori  choro),  1147,  wahr- 
Boheinliidi  bei  der  in  diesem  Jahre  stattfindenden  Einweihang 
der  Kirche,  zur  Ehre  des  hL  Benedictos  consecrirt  durch  den 
Bischof  Ditmar  von  Verden,  welcher  dem  Erzbischof  Heinrich  I. 
bei  jener  Festlichkeit  asaistirte.  Ein  aus  nnbekannten  Gründen 
erfolgter,  vielleicht  durch  eine  Verlegung  veranlasster  neuer  Auf- 
bau  des  Altars  machte  1327,  KaL  Martii  (1.  März)  eine  abei> 
malige  ConsecratioQ  durch  den  Weihbiscfaof  Ditmar,  Bischof 
von  Oabala  (in  Coelesyrien)  nothwendig,  worauf  derselbe  1701 
„zur  grösseren  Zierde  der  Kirche"  nochmals  abgebrochen  ood 
mit  dem  Altar  S.  Barbaras  vereinigt  wurde. 

Der  Altar  SS.  triam  regum  Qn  principaü  arce  (?)  stnistre 
partis  ecdesie  °*),  13Ö1  in  dominica  Cantate  (15.  Mai)  geweiht 
ZOT  Ehre  der  hl.  drei  Könige  nnd  der  hl.  Sobolastica  durch  den 
Weihbischof  Albrecht  (Qrafen  von  Beichlingen)  Bischof  von 
Ippas  (in  Galilea). 

Der  Altar  SS.  Cosmae  et  Damiani  (inferias  (?)  altare  in- 
feiioris  arcis  sinistris  lateris)  '*),  1351  in  dominica  Cantate  (15. 
Mai)  aar  Ehre  des  hl.  Cosmas,  Damianns,  CTriacas  nnd  Sebastian, 
geweiht  durch  den  Weihbischof  Albreoht,  Bisuhof  von  Ippas. 

Der  Aitar  S.  Elisabetbae  (altere  inferioris  arcis  dextre  partit 
eoolesie),  1351  in  dominica  Cantate  (15.  Mai)  zar  Ehre  der  hl. 
Elisabeth  und  Margaretha,  sowie  des  hL  Enstachios  geweiht 
durch  den  Weihbischof  Albrecht,  Bischof  von  Ippus. 

*■)  In  welcher  Bedentnng;  du  Wort  oarxi  hier  gebraoobt  ist,  blaibt  un- 
enticfaieden ;  wahnohvnlieh  liegt  hier,  wie  anoh  in  der  Folge,  ein  Schreib- 
fehler vor  nnd  für  iiarce>  üt  wohl  richtiger  ><arOD>  cn  aetien,  womnter  eiii 
AAadenbogen  kn  vetttehen  ist,  nnd  ■principtlii  arons'  genannt  wird,  wenn 
er  10  der  Tfernng  liegt. 

■*)  Tielleioht  itt  bier,  wie  bai  dem  naohfolgendea  AlUr  S.  Eliubethae, 
f3i  ■iDferiori  richtiger  Binterior«  in  leien  nnd  dann  dSrften  diese  Altire 
in  die  beideD  Apsiden  ni  verlegeu  sein,  welche  allerdinga  nicht  namhaft 
genaoht  sind,  obaohon  die  Benennung  napiii'  keinsew^a  nobekaant  mi. 

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—    M    - 

Der  AlUr  S.  Bwbarae  (in  medio  eoclenia),  im  IKtteLiebiff 
und  aaf  der  Mitte  seiner  Lftogenacbse ;  geweiht  1348  in  feeto 
baatonun  apoito).  Fetri  et  Pauli  (29.  Juni)  zur  Ehre  der  hl. 
Dreieinigkeit,  dos  hl.  Kreozes,  der  Jungfrau  Maria,  des  hl. 
Aegidios,  der  hl.  Agnes  und  Barbara  durch  den  Weihbischof 
Albreoht,  Bischof  von  Ippns.  Dass  an  dieser  Stelle  schon  vor- 
her ein  Attar  stand,  ist  allerdings  nicht  gesagt,  da  aber  bereits 
in  froher  Zeit  mit  der  Kirche  ein  Ffarrgottesdienst  verbunden 
war,  so  ist  fiLr  seine  Existenz  als  Laienaltar  vor  Aeta  Jahrs 
134S  dne  hohe  Wahrscheinlichkeit  vorhanden.  An  diesem  Altare 
wurden,  auf  Anordnung  des  Abtes  Härtung  von  Driford,  seit 
dem  Jabre  1423  für  die  verstorbenen  Gtrafen  von  Gleichen  nicht 
allein  tägliche  Messen,  sondern  auch  in  jedem  Monat  ein  feier- 
liches Todtenamt  (solennis  memoria  ona  cum  laminibus  et  palsn 
solempni)  gehalten,  wozu  von  einem  nicht  namhaft  gemachten 
(trafen  eine  Stiftung  von  200  GUlden  gemacht  worden  war  '*). 
Bei  der  von  dem  Äbte  Adam  Dahlan  angebahnten  Bestanration 
der  Kirche  wurde  der  Altar  im  Jahre  1678  gänzlich  abgebrochen, 
nach  der  Südseite  (dem  südlichen  Seitenschiffe)  des  Oottes- 
hauaes  verlegt  und  am  32.  Mai  oonsecrirt  ");  eine  nochmalige 
Weihe  fsnd  1701,  23.  Ootober,  staU  zur  Ehre  der  hl.  Barbara 
und  Agnes,  so^e  des  hl.  Aegidius  durch  den  Weibbtsobof  Jo- 
hann Jacob,  Bischof  von  Vera  (in  Nordafrika),  weil  der  abge- 
brochene Altar  S.  Benedict!  mit  ihm  vereinigt  ward. 

Der  Altar  S.  Thomae  (in  sinistra  parte  ecolesia  contra  capnt 
■epnlcri  comitum  de  Glichen),  1316  in  die  SS.  Gervasii  et  Fro- 
thaaii  (19.  Juni)  geweiht  zur  Ehre  der  Apostel  Thomas,  Simon 
und  Jnda,  und  des  hl.  Oswald  durch  den  Weihbiachof  Jobann, 
Bischof  von  Lavant  (im  sUdUoben  Griechenland). 

Der  Altar  S.  Cruois,  1147  zur  Ehre  des  hl.  EreuEes  und 
der  Heiligen  geweiht  durch  die  BischSfe  Gebhard  von  Eicbstedt 


■*)  Nie.  r.  Si^en  psg.  408  und  43a  —  In  eluor  Crkonde  vom  22.  Joll 
1433  ranpriotit  du  Kloatar  den  Qntfmi  Friedrioh  und  Adolf  tdd  QletolieH 
eine  ewige  SMienmeMe.  (Zeiteohrift  doa  Tereini  f3r  UiBringische  Oesohichts, 
JeaSf  T.  psg.  263.)  Die  Stiftong  iit  daher  wohrsoheinlich  von  disMa  beiden 
Gntea  gemzoht  worden,  nn  denen  dei  «retara  1436,  der  letrtera  14&8  sUrb- 
(VafgL  den  SUnrnbaam  im  6.  Heft  der  UitlheilaiigeD  de«  Vsreini  f3r  die 
GeiidL  B,  Alterthnmiknnds  von  Erfart.) 

«*)  OalL  Stssi,  Colleotio,  pag.  780  o.  781. 


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-    80    — 

und  Sigfrid  von  Wörzborg  *'').  Seine  araprÜDgUcbe  L&gä  ist 
nicht  angegeben ;  1678  22.  Mu  findet  infolge  seiner  Verlegung 
nach  der  Nordseita  eine  abermalige  Weihe  atatt  '**),  welcher 
1701  33.  October  eine  nochmalige  folgt  bot  Ehre  des  bl,  Kreuzes 
and  des  Erzengels  Michael  durch  den  Weihbischof  Jobann  Jacob, 
Bischof  von  Vera,  weil  der  abgebrochene  Altar  3.  Michaelis  mit 
ihm  vereinigt  ward. . 

Der  Allar  S.  Johannis  (in  sinistro  laters),  mit  welchem  die 
Benennang  „Kapelle"  verbiinden  ist,  war  »ur  Ehre  dea  Evan- 
gelisten Johannes  und  Johannes  des  Täufers  geweiht.  Eine  Zeit' 
angäbe  ist  leider  nicht  vorhanden,  indess  scheint  die  Consecration 
gleichzeitig  mit  der  des  Altars  S.  Stephan!  vollzogen  worden 
zu  sein. 

Der  Altar  S.  Michaelis  (in  sinistra  parte  monasterü),  geweiht 
1221  II.  Idos  Aprilie  (12.  April)  znr  Ebre  des  Erzengels  Michael, 
aller  Engel  und  Heiligen  durch  den  Bischof  Wilhelm  von  Havel- 
bet^;  im  Jahre  1701  wurde  der  Altar  abgebrochen  nnd  mit  dem 
Altar  S.  Cmcis  vereinigt. 

Der  Altar  S.  Stephani  (in  deztro  latere),  mit  welcbem  die 
Benennung  „Kapelle"  verbanden  ist,  soll  1113  XVI.  Kai.  JuHi 
(16.  Juni)  zur  Ehre  des  hl.  Stephan  durch  den  Bischof  Anselmus 
von  Havelberg  ")  geweiht  werden  sein.  Am  21.  Mai  1678  er- 
hielt dieser  Altar  mit  Oenehmigung  des  Mainzischen  Erzbischofa 
die  Consecration  cur  Ehre  dea  hl.  Benedictus  und  der  aeinem 
Orden  angebSreoden  heiligen  Personen  duroh  den  Abt  Adam 
Dahlen  ""•). 

Der  Altar  Omniom  Sanctorum  Martyrum    (in   paradiso    in 

*'}  Bsids  Biacliöfe  hatten  dem  Grcbisahof  Bsinrioh  L  bei  der  sn  19. 
Jani  deaselbaa  Jshree  volliogenen  Weihe  der  Eirche  saiütirt. 

<■)  Qkll.  SloH,  ColleoUo,  pag,  781. 

*')  Dai  Jahr  nnd  die  Person  atimmeii  mit  einander  nicht  Sbereio,  da 
AnaelDtue  von  1136  —  1164  Biacbof  von  Havelberg  vor  (verKl.  Ebeling,  die 
dentaehen  BiaohAfe,  I.  477).  Wann  man  den  Veranvh  wagt,  diesen  Fehler 
iD  oorrigiren  und  dabei  ainerseita  die  Verrnnthang  gelten  i&nt,  daw  wohl 
weniger  in  dem  Namen  dea  Uiiahob,  als  in  der  Jahriahl  eine  Dnricbtig- 
keit  an  aachen  ict,  andereraeitt  wat  die  von  Gail.  Staat  gleichaeitig  angege- 
bene «TI  IndioUon*  einigen  Werth  legt,  ao  dürfte  «ich  vielleicht  daa  Jahr 
114S  als  du  richtigere  heranaatellen ,  in  welchem  auch  avei  anderen,  im 
Chor  errichteten  AlUren  die  Conseoration  ertheitt  werde. 

T*)  QaU.  Staat,  Colleotio,  pag.  781. 


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-    81    — 

iexixm  parte),  1316  XI.  Kai.  Septembrü  (22.  Aagiut)  geweiht 
ZOT  Ehre  aller  heiligen  M&rtyrer,  der  11000  M&rtyrer  und  des 
LL  Chriatoph  durch  den  BiBohof  Berthold,  dictua  de  Henneberg. 

Der  Altar  S.  Matthaei  (in  paradiso),  mit  -welchem  die  Be- 
nennnBg  „Kapelle"  verbundea  ist,  wurde  1303,  VI.  Ka].  Maii 
(26.  April)  geweiht  cur  Ebre  des  Apostels  Mattbfina,  der  abrigen 
Apostel  und  der  hl.  Dreieinigkeit  durch  den  Bischof  Ludolf  von 
Minden. 

Der  Altar  S.  Andreae  (in  dextxa  inferiori  torri),  auf  der 
Nordsette  des  Faradiesea,  geweiht  1200  U.  Kai  Jomi  (31.  Mai) 
nur  Ehre  des  Apostels  Andreas  ond  Johannes  doroh  einen  (nicht 
näher  beseichneten)  Bischof  Ditericus. 

Der  Altar  S.  Catharinae  (in  dextra  [?  siniHtra]  inferiori  turri), 
auf  der  Südseite  des  Paradieaei,  mit  welchem  die  Benennung 
„Kapelle"  Torbonden  ist,  geweiht  1218  II.  Kai.  ApriUs  (31.  März) 
zur  Ehre  der  hL  Katbarioa,  des  Apostels  Andreas  und  Aller 
Heiligen  ^'). 

Ausser  diesen  Altkren  waren  noch  Bwei  vorhanden^  welche 
asflndlenderweise  in  dem  genannten  Verzeichniss  nicht  angegeben 
find  1  ^Hmlii't' 

der  Altar  S.  Spirüas,  an  dem  westlichsten  F&iler  der  drit- 
ten Pfeile^[rappe  auf  der  Südsedte  ''^),  1406  von  dem  in  hohem 
Ansehen  stehenden  Erfurter  Btti^er  Beinrich  Bmn  und  seiner 
Fran,  Wonne,  gestiftet  and  mit  2^  riieimschen  Gulden  dotirt  '' '), 
welober  spftter,  ohne  nkhore  Angabe  des  Qrundes,  der  Altar  S. 
Bonifacii  genannt  wttrde  ^*),  sowie 

1')  ■!&  cwpeDa  8.  Cstbsrinae  prape  ecolMiss  juinma  wsrd  1608  dar 
Abt  VaUntin  Mohr  burdifft.    (OftU.  BtMi,  Nsoiotogiiim,  pag.  143). 

")  Aa  diuim  Ffsilai  btfindet  üch  noch  gegenvirtig  du  Wappen  dn 
Fsmilifl  Bmn,  umie  die  snf  die  Stiftung  bczOgliohe  luohrift  in  Deogothianher 
Hinukel:  anno,  dni .  m°.  CCCC*.  VI.  hat.  er  .  hein...!  brm.  vods.  frow«. 
wrne .  tjn .  eliohfl  .|  wirtynns .  gebrwet .  desen .  DTwea .  j  slthsr  .  in .  die .  ere .  des. 
hailigan.gailitis.Tiidfi.hat.du.aon.gevadeiiiLyt  lerns.ewig.Mle.mMis.dM. 
»SB .  a|Ie .  tage .  reqviom .  isl .  leia ,  Tber .  de  I  Bon .  slthar  .|  rode .  mI  .  allo .  tag  .Tor. 
er.fariBee.|b«viia.Btffl.TBdB.wmen.>yaer.wer|t7B.  Tode,  alle . ;n« . eyldem, 
•eis .  getTTwelichon ,  beten. 

1*)  QftU.  StsH,  CoUeotio,  p^.  761. 

'*]  Nie.  T.  Siegen,  pag.  406  ff.  —  Ffir  die  Angabe  t.  Falekeiuteia's 
(ThOringiaolia  Cbronik,  IL  Bnoh,  pag.  10S6),  dua  der  Altar  8.  Bonifaoil  ipft. 
tar  nach  dem  hL  Jacobni  benannt  vnrde,  haben  neh  aoderwaitiga  Beweis- 
itaUsn  nicht  auffinden  iaaian. 


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cter  ÄJtar  S.  Jacobi,  ir«lolier  ia  der  N&b«  der  äUlohansotte» 
Begr&bDieistätte  tag  und  in  dessen  Umgebung  1494  die  Gh-Sfia 
Catbarioa  von  Gleichen,  geborene  Gräfin  Ton  Scbwarzbui^,  be- 
erdigt ward  '*). 

An  .koatbaren  Betiqnien  besass  die  Eirofae  eioen  sehr 
reicbbaltigen  Schatz  Nicht  mir  waren  brä  der  Oontecration  ^er 
Altäre  mebrere  in  jedes  Sepiilonun  depoairt  wordm,  In  den 
Hocbaltar  sogar  über  100  Stück  ''*),  sondern  auch  ebiaelDe 
Wohkhäter  des  Eloatera  waren  TOrangsweise  darauf  bedacht  ge- 
wesen, demselben  dergleichen  der  Yerelinrag  gewidmete  Gegen* 
stände  aiun  Geschenk  au  machen.  So  überreichte  aar  Zeit  des 
Abtes  Pilgrim  (1172—1192)  der  Propst  Wolfram  des  Fraaen- 
klosters  au  Icbtershanaen  dem  PetertUoiter  aus  besonderer 
Hochachtotig  einen  höohst  werthTollea  Beitrag,  atnn  grossen 
TheJl  aus  dem  &üheren  Besitz  des  ggttesfÜrektigen  Erabischofa 
Wiebmann  von  Magdeburg  und'  des  Deoaas  Siftid-  desselben 
Erzstiftes  berrUbrend,  in  einem  kunstvoll  aus  Elfenbein  gefertig- 
ten, reii^veTzierten  BehältnisB  aufbewahrt  und' in  Betreff- ihrer 
Abstammui^  urkundlich  ^^)  TWbiieft  und-  beriegelt,  hatte  nutil 
ihnen  über  dem  Hochaltäre  einen  besonderen  EhrenplatS'  ange» 
wiesen  ''  ^).  Auch  tod  einem  früheren  Conyentnalen  der  Abtei, 
dem  Abte  Tbeodericos  des  Klosters,  au  Verden  (UT'?— 14S4)  !•), 
wurde  derselben  ein  sahlreieher.  und  bochgesch&tater  Beiferag 
verehrt,  welfdier  ans  dem  durch  ihrei  Beliqnienscb&tce  beiflhmtett 
Eirofaeii  und  Klöstem  des  Thaiuischen  £41d's  erworb«a  woräen 
war  **)■ 

Ueb^  i^s  Vorhandensein  alter  Wandiva-laral  Bpricl)t  sich 
zwar  kein  Chronist,  uu,  da  indess  in  äer  eisten. Hälfte  des  14. 
und  g^en  Kode  des  15.  Jahrhunderts  dieses  Sobrauckes  in  an; 
deren  gottes dienstlichen  Räumen  des  Slesters,   sogar  im  Kreqis- 


")  C«th«röa  .■■.  sepnlta  Cait  siro«  sapnbliraia  versni-sUsn-S.  JmoU 
[Nio.  T.  Bi»qßn,  pB|.  474) 

")  Otll.  StMK,  CollQotio,  Wt-  708  ff-  «wdan.  wXa  diMB  IMIqnisiL.aai* 
get&blt. 

*')  Die  TJrkdsde  befindet  noh  im.  Bants  ^ai  &aisgerielits-2atlit  Herrn 
Snoluuibaalt  bi.M^tAeberg. 

")..Hio.  V.  Siscen,  p(«-  Uft  -  Baiq.  Thtutogia. sfuua,- 1.  U.  Üb  I&. 

^•).ObU,  8Usi,  Ksncologiun,  psi^  1B&. 

•»)  Mio.  T.  Siegen,  p4g.  478. 


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gsuge  ftQsJr&dJich  gedacht  frif d  rtni  mlbflt  Aag  'SüAfort&i  i&aV 
bebe  Sporen  noch  gegenwärtig  avfzaweifteti  vernrAg,  bO  lässf 
noh  vermatiMii,  das»  n«  frUbnrsr  Zeii-  hertttbrenJe  Wand- 
inalereien  ssab  in  der  Eirebs'  nicht  gefehlt  bal>en.  Koch  in  spS^ 
tvsT  Zrat  kAme»  ««f  VeranUssang  de«  Albta«  Andreae  Ludwig 
im  Jahre  1596  ^')  und  Beines  NachfolgerB,  Valentin  Mohr  (1598 
— 1608),  an  vsrsöfaiadenea  Orten'  de»  Eloster»  Wandgemald«  zur 
AMaftthi  ungf .  *  *) ,.  Obertreldie  jedooii  attras  Nftheres  nicht  ver' 
latttef -bnd'dia  neUr  i^ahivcheiiiEcfa  in  za  dieaer  Z«^  beliebt  Weiv 
denden  StafiaUiildars  beatandeii. 

£b«iBO  fmtbebrflii  mir  jbder,  anch  der  gei^ngftlgigirtea  Noti^ 
über  die  öiadg^emäld/e  dar  Kirche,  au{  deren'' Beschaffong  die 
rei«be  Abtoi  wohl  um  so  tirenigar  Vcraicht  geUiBtet  hat,  als 
■elbst  die  Fenatei^  des' EjeuKgaitgea  seit  äem- letzten  Viertel  den 
15.  Jftbrfamdert«  tau  w  Tor^reMohon  Olaftmatereleu  geechdlüüfct 
varan,  daas  ihnea  der  itmuttvsrständigfl ,  leinte  ^älitt  de*  ßlo- 
•teva,  PlacidaB'Miifb^  naoh  seinw  eig«neB  AneBsg«  gerK  eine 
«ndera^  ihtem  Werti»  «ngeineMelWPe  ätelte  angfwidaen  hätt«!  '■*). 

Wi6  an  ondemn'  Orten  ^*)/  80'  veraillasite  aach  bei  den 
K)<Ht«rb«w^mai3i  d^B  Feteraberge»  die  bereits  tot  der  Hitte 
du  Id  Jabritohdesta  iii  Thtbriui^tt  nachgieahmte  BonaiBpsiacei 
cäBO  UmtrabdioDg  äek  kitfehlichen-'SnnvtsinneB',  And  mit.  ib«  in 
Verbladattg  war  «ine-  Teränderte  Anaobabilng  binrichtlioh  nfar»J 
ober  alten  hirohliehisn  Einiichtting  -beotübt,  srat  der  aWeitev 
HftUie  de«  l?-- JahehoBderte.  dat  Innere  der  Kirche  mabvfdelked 
Veiftaderutgto  ta  vhtenrerfeiL  Die  anfeprdahslose  Einfuhhieit^ 
wdeba  selbst  in.  den:PrfMbtveEken  ft^herü  Zeit  nioht  zu  -Ter' 
kenneii  Ut,  gMbgte.  nicht  joehr 'nod  masste  nataentlich  au  bef 
voi'iwgewdea  G«genst8Qdaa;  einem  prankendes  Sobeine  weioben; 
welcher  den  altem  Sehö^fungea  der  bildendeB  Ktläate'  TöHig 
frend  V»..  IJb.o&.geechniaekloseriNaeb*iaatn>g  der  BenaitoffiBoe 
vecbreilete  ai?h  nach  aod  nach,  ^ie  herracbefide  iio^o  über  die 
ganze  innere  AusBtattong  der  Kirche,  leidM*  nur  zu  biUifigaat 
der  einen  Seite  eitlen  Prsnfc.  und  Ueberladtnig  in  maa  Tfaeil  sehr 


*•)  Job.  Kncher,  L  c,  pkg,  686. 
•')  Gall.  StasB,  NBorologinm,  jmff.  3»,    ■ 
")  Flacid.  Unth ,  L  o.  pag.  47  ff.  ■  "     ', 

■*)  TergL  s.  B.  Sigbart,  die  Praiieiiliirehi  >u  Uflaofcm.'  Ihrnds^Bt  1868, 
W-ULlLv'..'  ■.■■.•.■■.;■ 

0  * 

■       D,:„l,;.dtv  Google 


—    84    — 

nnBolider  InneHiohkeit,  auf  der  Anderen  Seite  Bo)>*Ie  Nttchtem- 
beit  zur  Schan  tragend.  Die  Frage,  ob  die  einselnen  Nenerangen 
sich  dem  Gftnzeit  liarmonisoli  anfOgten,  ob  sie  der  Bonat  ao  Ober- 
aoB  fingstUcb  gewahrten  WUrde  der  Kirche  überhaupt  oBtspnichen^ 
ward,  wie  bei  allen  ModeBacfaea,  natttrlioh  gar  nicht  in  Betracht 
gezogen. 

Dan  Anfang  in  dteaer,  mit  bewnndemawerthem  Eifer  begon- 
nenen und  fortgeaetateo  Beseitigung  firtifaerer  Herriichkeit  maokte 
der  Abt  Adam  Daklen  im  Jahre  1672,  wo  daa  Innere  der  Eirobe, 
am  dieselbe  aus  Marmor  erbaat  eracheinen  an  laaaen,  mit  einem 
weiaaen  Anstrich  Übersogen  *')  nnd  tob  dieaem  traurigen  Lei- 
cbentnche  der  Ealktüncbe  vielleicht  manches  inhaltreiohe ,  tih- 
■cbon  etwas  Terblicheue  Wandgemälde  verdr&ngt  ward;  1676 
wurde  sodann  Über  dem  Hochaltar  ein,  den  Anforderungen  dea 
neuen  äeaohmaoka  entsprechender  Anftata  nebat  Tabernakel  er- 
richtet, dem  der  aonst  rerdienstvolle  Prtiat  gern  noch  grössere 
Dimensionen  gegeben  hätte,  wenn  nicht  dadurch  die  Fenster  in 
der  Chorwand  au  sehr  verdeckt  worden  wären  **).  Im  TerUvf 
der  fortgesetzten  Bestanration,  wobei  1678  der  Altar  S.  Barbarae 
gänstich  abgebrochen,  nach  der  S&daeite  (dem  aUtUiehen  Seiten- 
achifi)  verlegt  "^)  und  nebat  anderen  Altüen  mit  einem  Anfsals 
im  modernen  Oeaohmaok  versehen,  der  Abtsstnhl  1679  erneut 
und  sogar  vergoldet  wnrde  '*),  entfernte  man  anoh  die  in 
der  Kirche  aufgehängten  Schilde  der  in  derselben  srar  ewigen 
Rahe  beststteten  Mitglieder  der  Gleiehenschen  GFrafen  -  Familie 
nnd  mehrerer  Erfdrter  Oeachlechter  ■*).  Abt  Nioolana  de  Qon- 
vemoor  (1682 — 1705)  gab  „zur  grosseren  Ziwde  der  Kirche" 
einigen  Altären  eine  andere  Au£stellang  and  dehnte  die  orna- 
mentalen Neuerungen  aach  aof  daa  Gehäuse  der  groaaen  Otgel 
ana  *").  Sein  Nachfolger,  Placidoa  Caaaelmann  (1705—1797), 
lieaa  die  Kirche  von  neaem  anaweiaaen  ' ')  und  onter  dem  Abte 

**)  GslL  Btan,  RdUeotio,  p>g.  779  111873  in  tnonaatsrHi  totnm  tenplnm 
renOTSri  fnoeplt,  illad  dealbmndo«. 

**]  Dsf.  Conen  bei  OslL  Stau,  Neoiologinm,  peg.  U9.  «  QalL  Stias, 
Collectio,  pig.  760. 

•')  0«11.  SUm,  CoUeotio,  pag.  780. 

■•)  ealL  StsM,  CoUeotio,  psg.  781^ 

**)  Sag.  Conen,  L  d.  SAB. 

•*)  Plsotd.  Htttk,  L  0.  p»g.  91. 

■■)  Ani  diese  Swtaaration  beaog  sich  eine  iatainisoke  InsebrSt,-  wallkt 


.C".oo«^[c 


—    85    — 

Ofintber  Jan  (1738—1773)  Trarden  1765  bu  eiiler  Eroeuerang 
diues  Anstrichs  und  abemtaligen,  jedoch  nicht  nfther  detaillirte& 
Restaontion  sogar  die  kunstfertigen  Hftode  italienischer  Kttostler 
in  Tbitigkeit  gesetzt  ■*). 

Der  anbekannte  Meister,  wacher  1225  in  der  Stiftskirche 
Beatae  Mariae  Virpnis  die  erste  Orgel  aufstellte,  scheint  auch 
t6r  die  Abtei  eis  gleiches  „bewnndemswerthea"  Werk  geliefert 
Ml  haben,  desBen  feierliche  Kiilnge  1226  am  Vorabend  des  Oatei^ 
feste«  vftbrend  des  Abendgottesdienstes  tma  ersten  Male  die 
Kirche  erfilllten  **).  Dteaes  Kunstwerk  befand  sich  am  Wost- 
ende  der  Kirche  vor  der  Kapelle  omnitim  Sanctonan,  wo  seine 
Eflckwaod  der  hinteren  Seite  des  Altars  jener  Kiq>eUe  aiemlicb 
nahe  lag,  denn  dorob  den  1291  V.  Idos  Jaoü  (9.  Jani)  hier  ein- 
Bohlagenden  Blits  erlitten  beide  eine  sehr  erhebliche  Brand- 
besobftdigung  **).  Dieses  Unglück  wiederholte  sich  bei  gleicher 
VeranlassDng  am  Mitt^  des  Festes  „ad  vincnla  S.  Petri"  (1. 
Angost)  1430,  und  bei  dieser  annalistischen  Motis  wird  binsn- 
ge&gt,  dasB  die  Pfeifen  der  grossen  Orgel  vergoldet  waren 
nad  das  ganze  Werk  aaf  1500  Gulden  geschlitzt  wurde  *').  Ftlr 
eine  im  Jahre  1476  anagefUbrte  Reparatur  der  „grossen  Orgel", 
w^he  2333  Pfeifen  zählte,  wurden  dem  Meister  Daniel  von 
Hadenberg  70  Quiden  gezahlt  und  ihm  ausserdem  alle  benöthig- 
ten  Materialien  geliefert;  aber  schon  20  Jahre  spKter  irar  das 
Werk  wiederum  so  schadhaft  geworden,  dasa  es  fernerhin  nicht 
mehr  benatzt  werden  konnte  ^'). 

Mancherlei  nngflnstige  VcTh&ltnisse ,  denen  sich  die  Nach- 
wehen  des  Bauernaufstandes  und  die  Folgen  der  seit  1524  er- 
heblich gestörten  inneren  Ordnung  zngesellteo,  mögen  Veran- 
Uaaang  gewesen  sein,  dass  erst  1554  dem  Meister  Claus  Kopf 
die  Neuanfertigang  des  Werkes  Übertragen  wurde,  welcher  die 
Arbeit  am  8.  December  begann   und  im  darauf  folgenden  Jahre 


sn  der  Sfidwsad  das  Chorei  Aber  dam  Bilda  ainaa  gdffaoiigtan  Christas 
sBgabrsohfe  war.    (Sali.  8tan,  fieorologiiuB ,  pag.  8(1.) 

*■)  DisM  BertMration  basUtigte  ein  an  dar  Wand  nntar  dar  iroaMH 
Drgal  aagabraolitaa  Chroaoitieboii.    (OsU.  Btsss,  Naorologina,  pa«.  B61.) 

■■)  Chron,  Bampak 

•*)  (%ron.  SaBpaL 

■•}  Nie  T.  Biagan,  psg.  858. 

**)  Nie  T.  Siflien,  psg.  4M  and  »7. 


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-  fig  - 

•m  10.  Aigiut  baeadete  *'').  Hoch  einmal  erlitt  diese  Orgel 
eine  dnrot  BlitSBoliIag  lierbeigeflibrta  ZentSnuig,  in  dar  Nacht 
Tom  14.  snlD  15.  Juni  lSß8,  aod  auitb  jet^t  veranlaHtan  nsb^ 
baiiDt  gebliebene  Gründe  eine  Pause  von  sdit  Jabnn,  elie  man 
ihre  Xmanernttg  1676  TDrodia  ^^). 

la  irelobeB  Jahr  die  Besebaffiug  en«a^  aweiten,  le£glidi  ftr 
den  CfaoidieDet  bestimmten  Orgel  zu  fteriegen  ist,  lAsst  aidi 
nioht ' Bacbweisen ;  .1474  ist  indess  die  kleine  Orgel  bereits 
Torhanden,  denn  dieselbe  musate  in  dieMita  Jahra  oiMr  Kepus^ 
tur  onberworfen  werdeii,  wobei  die  Zahl  dbr  Pfeifen  au£  750  StOck 
vaid  dar  dem  ICeieter  Daniel  von'  Hadenberg  gezablte  Ariieitslohn 
■a  18  Qüldea  angegeben  iat  °*).  Auch  dieses  Wstk  ward  1554 
durch  ein  neues  ersetüt  *°'),  Arelcfaes  in  den  Faatan  neben  der 
ölten  Ot^l  unter  dem  Scbwibbogen"  aufgestellt  wurdo  '),  jedoch 
s^on  1597,  vielleiiiit  auf  Veradaasung  dtt  musikro^äadigea 
PrioFB  (ipätoreti  Abts)  Valentio  Mohr  abermaia  einam  «»dem 
den  Plata  räumen  musste;  denn  es  wird  angeführt,  daas  m  die- 
Ben  Jahre  eine  neue  Orgel  „neben  dem  Chor  über  dem' Altar 
6S.  trium  Regum"  angefai^n  and  1603  beabdat  wurde  *).  Ana 
dieaea  Angaben  geht  hervor,  daea  eiob  dieiea  Weck  vor  1507 
mögliöhsrweiae  im  nördlichen,  nach  dieser  Zeit  abfer  in  dem'  attd* 
liehen  Querscbiff  *)  in  der  Mähe  d&c  Vierung  befbnd  und  hiar 
in  entapreobender  H^e  Über  dorn  genatutten  Altar  und  am^ 
Hber  den  CUiorsttthlan  *}  angebraclit  war,  von  wo  aatwoder  de^ 
Organist  selbst  oder  ein  beaondors  daau  ängeateUter  äcfattlfe  die 
VorgÜngia  aäi  HocbaltBr  bequem  fiberaehan  konnte. 

*')'  BaiLdMibriftUobe  Chroaä  dn  Stadt  Erfoit  tOB  HK0.  ZMihariai  Hogat 
(8.  Eari  Hemaann,  BibUoblteca  ürfurtiD»,  pa^  ;a8).  —  Wolf  Waidbaob^ 
Anfzeiolintiiifeii ,  eingeachoben  in  ein  Maniucript  dei  Agrifwla-Bibliatlicfc, 
Siebs  H,  Bejer'a  bandtoJuülliolie  Samininng  bittrer  nnbekawiter  M&obriobtes 
[Stadtarohiv). 

••)  Gall.  Stasi,  Colleotio,  pag.  7B0. 
")  Mie.  T.  ffiegoB,  paff.  4U. 

'•*)  Job.  Knoher  b«  Gall.  Staai,  OoUaetie,  pag.  «80:  •lOH  Orgai^ 
itott  npra  introltnin  eboria. 

>)  Zaeh.  HogaL   Hierbei  wM  die  Rertaw^aUi»!  in  dat  Jahr  1IM&  TM4agL 
<)  QaU.  Stasi,  CoUeotio,  pag.  68S  n.  $88. 

■)  Der  Altar  SS.  trium  Bagom  lag  ain  prinoipalt  U«a  linilMM  partia 
acolaiie'. 

*)  Gütige  Hittheilong  dei  DomorgaalatM  Qanok  OUAa.    ' 


.vGqo^^Ic 


—    87    — 

Bmde  Orgeln  WHfden  1681  mit  neueb  Blaaeb&lgeil  ver- 
«oben  "))  auf  welcb«  iocieBa  ein  1702  BogefUhrter  Neubao  und 
deuen  1749  nÖÜiig  werdende  Keparatar  bu  beziebui  ist  "),  hat 
•ich  nicht  ermitteln  laMon. 

Ans  einer  TerfaEltnidBmässig  ep&fen  Zeit  stammten  die  Chor- 
■  tahle  («adilia  sitb  atalla),  ftir  deren  Hetateilung  der  I^aie 
Hartong  eine  beeondere  Schenkung  gbmacht'^n  haben  bcheint ''), 
wodurch  das  Kloster  in  den  Stand  gesetzt  ward,  im  Jahre  1385, 
also  gerade  zb  einer  Zeit,  in  welcher  man  eich  in  einer  fintutziell 
sehr  bedrängten  Lage  befand,  die  Kosten  mit  l71'/g  Schock 
(Groaohen)  in  Aosgabe  su  Btellen  "). 

Zar  Qewinnnng  einer  anch  nar  oherflächlicbea  Einsicht,  itj 
welcher  Ansdehnang  die  Kunst  der  Sonlptur  in  Stein  und 
Bolz  vertreton  war,  ist  nns  leider  alles  Material  entzogen.  Als 
grome  BoUstatuen  lassen  sich  nacbweiseof  ein  gekreuzigter 
Christus,  Johannes,  Maria  und  Maria  Magdalena  unter  dem 
Krence,  sowie  die  Apost«!  Petrus  und  Paulus,  ftir  welche  1'4&9 
der  Betrag  von  22  Gttlden  zur  Verausgabung  kommt  "),  ohne 
dasB  etwas  Näheres  über  die  Art  und  Weise  ihrer  Verwendung 
aufgefunden  werden  kann;  nach  einer  vom  Maler  Bellermann 
gefertigten  Ansicht  von  dem  Inneren  der  Kirche  befanden  sich 
swar  ^toen  tob  Beiligen  über  den  Ffeibrn  an  dein  Wänden 
dea  MUteUehiffes,  wohin  indess  die  vorgenannten  wohl  keine 
Verwendung  gefunden  haben  dürften.  Bierbei  ist  noch  anzu- 
RSiren  die  Statne  einer  Maria  mit  dem  Christuskinde  auf  dem 
rechten  Arme,  welche  gegenwärtig  in  der  Meuwerks- Kirche  an 
der  Ifordwand  aufgestellt  ist  und  zufolge  einer  unverbürgten 
Tradition  ans  dem  Peterskloeter  etamaien  aoU  '<*). 


*]  QM.  SMss,  Oolleetio,  p»g.  79B.  —  Dag.  Conen,  L  o.  p^.  »8,  verlegt 
diert  Bofbatu  itTiUtmtiob  in  das  Jafar  lfl7i. 

•}  aandnhriftliehe  Cbronik  tob  Cfariitian  Beiobaidt. 

')  EitKBgii»,  laku,  ^ni  oorapamvit  aadilia  «caUaia«  (Sali.  8tan,  Ne- 
«toldgialn,  psg.  989,  TSneiahu»  dar  Bbnsfaotorni). 

■)  hio.  V.  Biegen ,  pag.  408. 

•)  Nte.  V.  Biegan,  pSg.  481.  —  Dieae  Btataen  wtren  ia  dar  Stad«  HnU- 
baoMD  gMar*t|rt  mtitm  [Jvk.  Koobsr,  1.  0.  pag.  679). 

<*)  Dian  Statne  attttd  bia  ann  Somnac  1873  nthan  der  Kenwerks- 
UnM  ata  dar  Bidwaad  du  gMehnanirsa  Klorter^&ode;  bei  der  tu  die- 
■ar  Ztit  im  Saitga  begrifllMmn,  gröNtaatheils  eibh  auf  eine  Bemalnog  dar 
Wandfläobaa  beaohrlukendeB ,  imiern  Baetaaration  der  Kirche  wurde  sie  ia 


:  CoOJ^Ic 


Von  den  O-rabeteinen,  welche  in  grOBier  Menge  den 
Fnssboden  der  Kirchs  bedeckten,  ist  uns  kein  eiiiHiger  erholten 
geblieben,  wohl  aber  dai  Stein  -  Monnment  einet  Grafen  von 
Gleichen,  der  in  ganzer  Figur  zwisobe»  Ewei  Fräsen  rteben«! 
dargestellt  warde  in  einem  Costttm,  welches  dem  13.  Jahrhnndert 
TollBtttndig  entspricht  ■*).  Die  Hautrolief- Arbeit  der  auf  Con- 
Bolen  stehenden  Figuren  ist  mit  einem  mSssig  breiten  Rand» 
umgeben,  desBen  vordere  Flftobe  mit  der  pUstiBohea  Erhebung 
der  Figuren  in  gleicher  Höhe  liegt.  Ueber  die  Lage  und  ftUBsere 
BeBchaffenbeit  dieser  BegräbnisBBt&tte  giebt  naohBtebende  chro- 
nikate  Aufzeichnung  eines  ungenannten  PetermOnchs  hinreichende 
Aufklärung : 

„Eodem  anno  (1678)  destractum  est  altare  S.  Barbare, 
quod  atetit  in  medio  templi  ante  sepalchrum  comitis  de 
Glichen,  ouiM  comitis  lapiB  Bepulohralis  pOBt  hoc  altare 
ad  duRB  nlnas  et  amplius  erat  elevatua  ac  pulchris  Btataris 
adomatuB ;  translato  altari  ad  sinistram  latus, sepol- 


diMslbe  venaUt  und  bemhlt,  dagegen  an  ihrem  fruheran  Standorta  ein« 
andere,  in  einem  'Winkel  des  katholuchen  Waitenhaosefl  aufgefondene  Ha- 
donnon-Statne  anfgeatellt. 

■')  Abbildong  bei  Pnttrich,  DenkmiJe  der  BankoBit  dei  HittaMtcn  in 
BaohMn.  AbtUg.  IL  Band  IL  Seotion  Erfurt  and  in  J.  t.  BebemAltMiMki 
Trübten  daa  HittaUltan ,  Abthlg.  L  Taf.  86. 

BeiSglioh  der  auf  dem  Orabttein  dargeitellten  PerMnen:  Lambert  das 
II.  Qraf  ron  Gleichen  (f  1327) ,  leiiier  eriten  Qemahliii ,  einer  Grftfin  von 
Orlaroüode,  vnd  seiner  iweiten  Gemahlin  Sophie  (t  1S47],  sowie  beiGglioh 
des  Orabsteine  selbst  TergL  den  Aafsati  des  Herrn  Oberfbntmelatera  Weme- 
bui^:  ■Oeachiohtliohes  über  die  Grafen  von  Qleloheii«  nnd  sDiB  Saga  vam 
sweibeweibten  Grafen  von  Qleiohena  im  6.  Heft  der  Mitthrilongen  des  Ver- 
eins f.  d.  Gesohiobte  eto.  ron  £rfart,  pag.  80—80  wid  pSg.  76- SO.  Za  den 
hier  angetthrten  Beweisen  gegen  die  Aniuihme  des  Heim  Oh,-Beg.-Balln 
von  Tettan  (TOrgl,  dessen  Aofsatc  nUeber  die  Qoellen  sto.  der  EnUlang 
▼(m  dar  Doppeleke  eines  Grafen  von  Gleiohen*  im  8.  Haft  dar  Torgeaannten 
Hittbolnngen),  naoh  welcher  die  Entatehung  das  Grabsteins  in  das  Bmto 
des  IB.  Jahrhunderte  in  verlegen  sei  nnd  denuelban  uAgliidienraiae  der  in 
der  Kirobe  das  ehemaligen  Sohottan-Hloaten  sn  Erfurt  nook  jetat  vorhan- 
dene Grabstein  des  Walter  von  Gliaberg  nnd  seEiiar  GemahUa  ala  TaaUld 
gedient  habe  (1.  o.  Heft  8  pi^.  90),  —  mdgs  noch  UuugeAbrt  werden,  daat 
dem  Mittelalter  eine  aolohe  Naebahnwig  gaas  fbm  lag,  wannglaidi  bei  dar 
Daratellang  einiger  tdbliaohen  Penonu  ein  hargsbraohtar,  dnoh  die  Kirshe 
gleiohsam  geheiligter  Typos  faitgebaltaD  worda 


:,G  Gothic 


'  obnun  totam  bamilUtam  est,  lapide  lepaldirali  in  terram 
loOAto  et  jaona  »an  porU  apertibilt  deiuper  facta."  * '). 
Am  dieser  Notis  ergiebt  sich,  daai  jeoer  Stein  einer  vier- 
eckigen  Tamba,  welche  in  einer  Höbe  von  etwas  mehr  als  swei 
EUen  die  Haaptbegräbmasstätta  der  Grafen  moBchloss,  aU  Deck- 
stein diente,  diese  Tumba  zwischen  dem  Ober  ")  und  dem,  in 
der  Mitte  der  Kirche  stehenden  Altar  S.  Barbarae  sieb  befond 
und  im  Jahre  1678,  also  nt  einer  Zeit,  in  welcher  zufolge  der 
modemea  Konatrichtung  mehrfache  Veränderungen  im  Innern 
der  Kirche  vo^enommen  wurden  '*),  gleichzeitig  mit  jeaen 
Altar  abgebrochen  ward  *'),    worauf   man  die  Deckplatte  auf 

'•}  QftU.  Stau,  Ctdleotio,  psg.  780. 

■*}  Hierbd  iit  sn  bemerken,  dui  hier  unter  iChora  nicht  sllain  der 
Srilioh  dei  Quenohiffei  Hegende  Tbeil  der  Eirofae,  aondem  sveh  der  tob 
den  Cborstahlen  vmaohlONena  Kirahenranm ,  inithH)  der  eigefitlich  kirdi- 
Uehe  Chat  n  Tentehen  ist;  d»  jener  eof  der  Ortwite  de*  QuereohUTM  b^ 
fiodlMhe  Theil  de*  HiUelMU&iM  eine  in  Kuinge  Anidebnimg  beaiUt,  um 
Mueer  dem  Boohaltu  nnd  den  kbgeMnderten  SiUen  f3r  den  Abt,  Prior  und 
Bnbprior,  enoh  für  den  loweilen  80  bis  40  Mitglieder  tählendeu  Convent 
und  den  oft  ckhlrelohen  Benioh  fremder  geiitücher  W&identrSger  nebit 
Ueriealem  Gefolge  eine  hinreichende  AuBshl  Ton  Chorsitten  Bufsanelimen, 
#0  konnten  die  CboritSble  nloht  einmal  «nf  die  Viemng  betebrinkt  bleiben, 
Indern  reiohten  wi±t  «ahmheinlioh  nwh  Weetan  bin  sooh  sin  StOek  Ibe* 
disMlbe  binine. 

'*)  Vergl-  psg-  6S  f.  —  Nicht  unter  dem  Abte  OSniher  in  der  iweiten 
BUft«  dei  15.  JKhrhnnderta,  wie  in  den  Mittfaeilongen  f.  Geioh.  o.  Alter- 
tbonukde.  von  Erfart,  Beft  S,  peg.  24,  verrnnthet  wird,  sind  derartige  Ter- 
inderang«)  in  der  KloeterUrahe  Torganommsn  worden,  dSM  dadeioh  iltwe 
OrabnoaatiKBte  nnd  kirobliidia  EinrioUnngsn  giniUeh  beeeitigt  wordea 
wiren ,  wobl  aber  nnter  dem  Abte  Adun  DaUea  in  dar  sweiten  Bilfte  4** 
17.  Jahrhanderta,  Die  Tom  Abte  Qüntber  ia  dar  Eiiohe  angeocdiMt«  baa- 
Bshe  TerlndeniBg  betraf  ledigliob  daa  1499  bagoenene,  in  Hüls  qoBstrairte 
fiewfilba  des  Hittabdliffea  nnd  den  1478  angeordnetea  Einban  einer  Sakristei 

■*)  Der  im  Petersklortst  T«qienoinmaiw  Abbmoh  des  AUara  nnd  dar 
Tnmba  stakt  kehMswegs  varaiiii^  da.  In  dar  Bwediktinar- Abtei- Kkake 
■n  Sranwailar  asttonte  man  l<ft7  daa  im  Cbor  Btebanden  Sarkophag  der 
Stiftw  und  den  tot  den  Choratofen  stabenden  Laienaltar,  am  den  Chor  as 
erweitern  nnd  den  Boehaltsr  tut  den  Anbliek  freier  sn  legen.  (Organ  fBr 
DbriMlioba  Knust,  1861,  pag.  11.)  —  Im  Dom  in  Limburg  an  dar  Lahn  be- 
ÜMd  jieb  TOT  dem  fioobaltar  das  Honsment  des  Orfinder«,  Conrad'i,  firafen 
des  unteren  Lahngaoss  (f  M8),  (aioe  auf  S  knnen  SAnlen  mbende  Platte 
mit  dar  Portruitfiger  des  Teratorbenen ,  ems  Arbeit  ans  der  eratea  BiUte 
das  IS.  Jahrhsudartt),  wehdies  Termutbliob  im  Jabre  1770  nsok  dem  u&rd- 


.  Cooj^lc 


—    90    — 

derselben  $tell«,  wo  die  iWbs  -geiituideti,  1b  defi  Fähboden 
eimenkle  und  mit  einer  bi^Eernen  (Klapp-)Thtlr  bsdeoktei  damit 
Jedes  fltrftaeheln  der  derflber  binschreitenden  Eirebebbe^oher 
▼ermieden  verde;  an  dieser  Stelle,  „bei  dem  EKngftnge  «dm  Ckat 
nnd  mit  b^Üzemen  Tbfiren  bedeckt",  ist  jener  Stein  auch  bi« 
Dun  19.  August  1818  liegen  geblieben,  wo  derselbe  an^Bhobenj 
in  die-  Domkircbe  geschaßt  und  daselbst  an  det  inneren  Wftttd 
des  sfidlichen  SeiteUBCbiffes  aufgestellt  wurde  '*). 

Als  Beispiel,  dass  Grabsteine  sehen  bei  Lebzeiten  ded  Ver* 
Mdfbeaen  angefertigt  -wnrdeD,  iBt  der  Stein  des  1448  seines  AmM 
entsetzten  and  1451  gebt(»benen  Abtes  fiartUng  Herling  äbai' 
iUhrea,  von  dem  gesagt  irird,  dass  sein  Grab  mit  einem  Steine 
bedeckt  wurde,  den  er  sich  bei  Lebzelten  selbst  habe  anfertigen 
Us^en  ").  Aach  ist  die  Kotiz  eicht  uninteressant,  dass  Aebte, 
welche  v»t  ihrem  Tode  äa»  Amt  niedecgelegt  hatten,  in  dw 
Weise  auf  ikren  GrabsteiBen  bäfUich  dargestellt  winrden,  dAai 
«!e  die  Inful  nicht  ftof  dem  Kopfe,  sondern  in  der  Qamt  tn^en  { 
Bö  der  Abt  Hermann  von  Etchelbom ,  welcher  1353  erbHndete, 
seinem  Amte  entsagte,  1357  starb  und  in  der  Kapelle  S'.  Annae 
begraben  ward  "). 

Von  den  manaig&ltigen  (iwjttben  und  Gegenständen  dea 
Kirobenaohmnokes  flir  den  gotbesdisastStriian  Oebraiteb; 
welche  theils  als  Geschenke  der  Kirche  dargebracht,  theQs  yOU 
dem.  gespendeten  haaren  Qelde  beschafft  worden  waren,  stand 


liehen  Krmflagsl  TsrlaK*  ward,  weil  ia  dam  (atnnntan  Jdin  dv  klt« 
Bectaltkr  »"bgAtoAtn  imrde,  vm  «msm  imubii,  pMsfctigsren  Pktä  M 
AMohen;  bsi  djsser  Tsriegnig  dM  UomuMiitM  sotl  die  Mher  ta  ds^ 
Mlbsn  TOrtasndea  gtwMeiia  Infobrift  benitl^  «ordea  sein.  (F.  H,  MUM, 
BeltVftgs  tor  dralaotaen  Kant-  And  QesohMtilcuide,  Jshrr.  I.  p«g'.  M^ 
Tat  XI.}  —  Die  Ttuuta  des  BnUsahob  Qerlaoh  -na  Msä»  (t  ISfl),  la  itt 
lUtte  der  Viemng  dar  CUteroteBswAbtsi-KiMbe  m  Ertmob  im  Bbsingan, 
«ard  bei  d«T  vom  Abt*  Trisotin  von  BanantlMl  (f  WlSf  MnleraomMSDen 
KertMntion  d«  Klfehe  st^broDhsa  nnd  an  die  nftfflllBfc«  Obarwand  tsf- 
tetit    (DmkariUer  sdb  Hsshd,  Heft  8,  psg.  S.) 

")  t^tfntUDtin  Bejw,  Hsqs  Gbranlk  tob  Sifart,  yag.  U8. 

<^')  Nie,  ▼.  fiisgen,  p.  42S. 

'•)  Nie.  V.  Sivgui,  pag.  888,  —  Aach  BischAh,  watm  sis  vor  iürw  On^ 
•eerstion  feitorben  mren,  wurdea  ia  der  WsltabMüeb  dsi(K«rtriH,  dm 
fhnftB  die  Hitra  tnr  Seit«  (Und  nnd  aioht  den  Kopf  badeeicte.  (Wttlirt- 
iBageo  det  k.  fc.  Central-OamiiHMtou,  18S6  jug.  M  out  |8«0  psg.  Iti7.} 


.'.oo^Ic 


-    81    — 

itm  KIoBtw,  wenigsten«  bis  znr  Zeit  der  aoliwediselwn  Occt^ 
pfttion ,  eine  überaue  r^che  Aaswahl  ra  Q«boto.  Ans  dem  von 
dem  MÖQcb  Gallus  Stftss  BUBammengeBtellten  VerzeichoisB  sfimmt- 
tieher  Woblthftter  *  *)  kann  man  ereeben ,  in  wcleher  Manni^al- 
ti^eit  irommer  CMaabe  und  inbrünstige  Sebnftucht  naeh  £U  er- 
risgendem  SeelenbetI  dergleichen  TemächtniBse  anf  den  Altaf 
der  Kirche  niedergelegt  bstten.  Die  atiD  der  WerkBfa«  des 
Gotdsohmidta  herrargeg»ngenen  EuDEtTrerke ,  die  kostbaren  Vir- 
zeagaiase  anslanäiecher  Weberei,  theils  schon  verarbeitet,  tbeils 
all  iMÜebig  verwendbarer  Stoff,  die  t-eichen  Produkte  der  Stick- 
fconst,  an  denen  Ferien  and  Edelsteine  oft  mit  TerBchwenderischer 
SVeigabigkeSt  angebracht  waren,  sowie  die  sorgsame  Atbeit  des 
kldsterlicbea  Schreibers  und  Malers,  findetman  hierbei  in  glei- 
cher Weise  vertreten,  wie  die-  Hammerarbeit  des  Kupferscbmidts, 
das  feine  Linnengewebe  des  heimathltohen  Webstuhles,  die  ntir 
mit  farbiger  Wolle  mühsam  ansgefllhrte  Nadelarbeit,  sowie  die 
fk-zeagnisse  der  DmckerpreBse,  nnd  konnte  der  Ritter  oder  der 
Kriegemann  dergleichen  Opfergaben  nicht  ennögltcken,  so  be- 
stellte Cr  daa  Kloster  znm  Erben  über  das  Eine,  was  er  sicher- 
lich im  BesitE  hatte,  über  sein  Streitross  und  seine  Waffen,  deren 
Verwertbnng'  der  Kirebe  anheimgcBtellt  blieb.  Daaa  man  selbst 
▼Cd  Seiten  des  BÜosters  den  zU  dergleicfaen  Spenden  bereiten 
Wohlthftterinnen  hin  nnd  wieder  Rath  und  Aufinnnterung  su  Theil 
werden  liess,  bekundet  eine  Kotiz,  welche  der  setner  Zeit  mit 
der  Fortsetzung  der  Klosterannalen  betraute  Schreiber  dem  Abte 
Tfaeodoricns  von  Bmnheim  gewidmet  bat;  dies^be  beaagtt  Auf 
VeMnlusimg  dieses  FMÜaten  schenkte  Sophia,  «ne  Gräfin  von 
Oleicheo  ••),  dem  Kloster  1S56  eine  prachtvolle,  mit  Perlen  und 


'*)  8««oU  in  e^L  Btsn,  Nsorologiam  -ptg.  163  fF,,  tta  Meh  in  iattm 
CoUMtlo,  pftg.  10»  ff. 

")  Oall.  Stns,  VwrglogMiD,  pag.  SBS.  Du  EloitM  hat  verAtofat,  diMa 
Stiflv  SopUa  Biliar  sa  emnttshii  da  de  aber  in  dm  gensalog^laobsn  Ta- 
baHsn  nÜit  MAatndsn  war,  dagegsn  ia  diesar  Z^t  aai  der  Oletohemehsn 
Familis  aine  Lnoia  1S88  al>  AabtUsiii  and  «in«  Etüabeth  1SA5  alt  Nonne 
im' Kloster  IchtanhaoMm,  Hwie  eiiM  Oonetantis  1B9A  als  Nonne  im  Elostar 
Urnen  genaniii  werden ,  lo  Termothet«  man ,  du«  eine  dieser  drei  Franen 
den  Tanfnamen  Sophia  geführt  hat,  den  sie  ta  Polge  der  Ordemiregel  bei 
ibror  Eiokleidnng  mit  einem  euderen  vertauRelrte.  ~  Maoh  einer  uideron 
Termathnng  ward  alt  Spenderin  der  Inful  die  Orifin  Sopfaie,  die  Hntter 
jener  beiden  Nonnen  doe  Ichtenhtowr- Kletten  and  Qemaliha  dei  Qraftn 


.  Cooj^lc 


—    98    - 

EdelateiDen  besetzte  Infiil  nnd  Bioberiiob  würde  deiaiell>Mi  aod 

mmncher  Scbmnck  fthnlicber  Art  zugewendet  worden  lein,  wenn 
jener  nicht  ichon  13Ö8  daz  Zeitliehe  gesegnet  htttte  ").  Von 
der  Aafstellnng  eines  VerzeiofanisBez  dieier  EirchengerStite  «m 
dem  Qrande  ganz  abiehend,  weil  aas  keiner  Zeit  ein  Inventa- 
riam  nns  erhalten  geblieben  ist,  möchten  wir  hier  ntir  einige  d^ 
werthvoUaten  noch  namhaft  machen:  Das  dreiüzche  (d.  b.  in 
drei  Sprachen  geschriebene)  Psalterinm  und  das  silberne  zwri 
Pfbnd  schwere  Buch  (Heimon  snper  Apocaljpsin) ,  beides  Gfr- 
zebenke  des  IchterBh&aaer  Propstes  Wol&am,  der  sich  naauit- 
lich  durch  die  besonders  hochgeschfitzte  Qabs  von  werthTollea 
Bsliquiea  um  das  Kloster  sehr  verdient  gemacht  hatte  und  dafllr 
auf  seine  Bitte  1185  vom  Abte  Pilgrim  in  die  Bruderschaft  dez 
KloBters  aa|genommen  wurde  '*);  eine  grosse  vom  Laiui  Jo- 
hannes verehrte  Monstranz  im  Wertha  von  160  Fl.  ■*);  der  an« 
Elfenbein  gefertigte,  mit  goldenen  BlAttem  umlegte  nnd  mit  einer 
goldenen  Krümmung  versehene  Abtastab  **),  ein  im  Jahre  1611 
vom  Abte  Johann  von  Siegen  verehrtes  Oesobenk  ");  ein  von 
der  Laün  Margaretha  dargebrachter  blaaer  Mess- Ornat  von  da- 
mascenischem  Gewebe  '*);  eine  mit  120  Fl.  bezahlte  Bttcfase 
für  die  geweihten  Hostien  '"'),  welche  ein  Johann,  geboren  im 
Dorfe  Hottenbaoh,  wohnhaft  in  Siegen  und  1477  als  Cosfratw 
des  Klosters  gestorben,    1470    in  ehrerbietiger  Devotion  über- 

Hermann  von  Gleichen  beteioliiiat,  welcher  eh  aeiaem  nnd  Minsr  Frza 
Beelenheil  dem  Fetersklotter  im  Jshre  ISBB  zoht  Hnfon  AckerUnd  in  der 
Flnr  des  Dorfet  Ollendorf  lobenkte. 

■■)  Gsll.  StBM,  Neorologinm  peg,  663  3.:  »Brwlt  is  (Theodoriaai  dtfasa) 
«z  oelshri  st  nobiÜMims  Branhemiomin  jsm  dsdnm  extineU  Eimilia  orinn« 
da>,  «t  ni  brentu  regiminii,  rexit  antem  moaMtsiiom  vix  per  i  znaos, 
^na  nlteriorei  oozatna  impedinnet,  plnr»  forte  (gosoemadi  omzmenla  sd 
angendsm  divioi  onltni  majettatem  nobia  anpareaaent.'  —  Oisaa  Infal  war 
mit  der  Bzebatahonden ,  gleichWIa  geatiokten  Inaelirift  TcrMhen:  ■Auno 
Domini  HCCCLVI.  per  Theodorionm  abbatem  praoursU  st  p«r  mnoa  nobilia 
doaiiiiae  Sophiae  de  Glichen  openta.  Cordia  amerosi  sm  nitrataa  indiaiida 
serti  apinoai  Chriiti  meritam  reoolando  «wtctass. 

'*)  NiooL  T.  aiegen,  pag.  838.  -~  tLvn   Tfantizgia  saera,  L  61  So.  28, 

■>}  OalL  Btaaa,  Necrologiam,  pag.  99B. 

**}  Qall,  StSH,  Naorologinm,  pag.  8fi& 

•■>  Job.  Bnoher,  bei  GzU.  Stasa,  OoliMtio,  pag.  671. 

'■)  Osll.  aiaai,  Neorcdoginm,  pag.  166. 

*'}  Theos  pro  veDorabili  sscramaato. 


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_    93    — 

rückte  '");  swei  silberne  CandeUber,  filr  welche  der  1696  ge- 
fttorbeno  Stadtachreiber  Dr.  Leonhord  Beyerbiioh  100  Imperialen 
legirt  hatte  **);  ein  goldener,  nur  bei  grossen  Feierlichkeiten  in 
Qebraach  ta  nehmender  Kelch,  an  welchem  allein  die  konst- 
volle  Arbeit  80  Imperialen  kostete  und  der  1679  anter  dem  Abte 
Adam  Dahlen  beschafft  worden  war  *'),  sowie  der  im  Chor 
bongende  Kronleachter  (oandelabnim  in  choro  pendens),  fllr  den 
der  Abt  Andreas  Gallas  im  Jahre  l6ll  75  Fl.  veraasgabte  ■*). 
üeber  die  Qlocken,  welche  sich  im  Besitz  des  Klosters 
belanden^  sind  nns  zwar  mehrfache  Notizen  erhalten  geblieben, 
allmn  ihrer  UnvoUstAndigkeit  wegen  lassen  sie  sich  nicht  in  hin- 
reichende Uebereinatimmung  mit  einander  bringen.  Ein  vom 
Hönoh  Gallns  Stass  anfgesteUtee  Verseiobniss  **)  enthftlt  zwar 
ausser  Ifamen  nnd  Inschriften  der  im  Jahre  1777  vorhandenen 
Glocken,  anch  den  Ort  ihrer  Unterbringung,  bei  einem  Vergleich 
mit  den  Anfseichnungen  im  Ohrenioon  SampetrJnnm  tmd  de« 
T.  Siegen  machen  sich  jedoch  XamensveTschiedenheiten  bemerk- 
bar, die  eben  oor  durch  einen  später  veranlassten  tmd  nieht 
notirten  Umgoss  zu  erkhlren  sind.  In  einem  anderen  Verzeich- 
niaa,  welches  dar  Foblihation  fttr  den  im  Jahre  1810  von  der 
französischen  Beglerung  angeordneten  Verkauf  der  Glocken  bei- 
g^eben  i«t,  fehlen  leider  Käme  nnd  Gassjahr,  dagegen  sind 
Gewicht,  Grösse  nnd  Ton  angegeben  '^).  Ans  einem  Veigleich 
beider  Verzeichnisse  ergiebt  sich  ausserdem  in  der  Ana^  der 
Glocken  eine  Differenz,  denn  die  VerOffentliohung  für  den  Ver- 
kauf fOhrt  nur  acht  Glocken  auf,  denen  noch  eine  (Ton  A,  45 
Centner  achwer  and  zu  1260  Thlr.  abgeschätet)  hinzuzuzählen 
ia^  welche  vom  französischen  Kaiser  der  Kirche  als  Lärmglooke 
beJassen  wurde  und  erst  1813  zerschlagen  worden  sein  scrfl  '*), 
—  w&hrend  in  dem  von  Gallue  Stass  mitgetbeilten  Veneicbnisa 


••]  OdL  SUu,  CoUsetlo,  psg.  7U. 

**)  OsU.  3taM,  Reerologiam,  psg.  :116. 

••)  GsU.  BtaM,  CoUeotio,  pkg.  785. 

■*)  Johum  Kocher,  bei  GalL  3Ui>,  CoUectio,  pag.  688. 

•*)  In  GaU.  StSH^  Mwvologiimi,  pag.  867  S.  —  S.  Bmlags  A. 

■■)  EifsrUr  IntelligMU-Blstt,  181<^  Hr.  11.  —  S.  Bailsge  B. 

'*')  Fransöusehe  Verwüittug;«!  in  der  Stadt  Erfnrt,  BMondorer  Ab- 
dnok  SOS  dam  Tisrten  Stack  des  1.  Bande*  du  Nameiis.  Weinar,  181i 
(im  Bsnts  des  gtadtratlii  a.  D.  H«rm  Karl  Herrmium). 


:,G  Gothic 


^    94    — 

Tiarzeho  Gtockoo  angegeben  werden;  hietiucb  .«ehernen'  nMU 
der  VoraqssetEmig^  daas  lös  »vx  SKcul»risati(m  dei  Kloaten  w 
^hre  1803  dftB  gmuB  Qelftitta  no<ih,  voUiUtodig  erliBheii  ,irar, 
von  diesem  Zeitpunkte  ab  bis  sum .  Aniasge  des  Jahtra  1810 
einige,  Olackea  boreftq  anderweitig  verwwidet  worden-  sft  sinik 
Zu  diesen  darf  vu»  Tiellejqht  die  onter  dem  Äbte  Qüntbar  II. 
nmgegOBBOne  Tii^hglook^  (campana  nensalis)  iKhlen,  welche 
naob  dem  Da^!^  Isqerqdq  kam,  wo  «ioh  die  am  Thuma.  dao 
Earcl)^.,nDcb  gflgeqwJi4tig  in  Q«brancb  bofindliohe  Schfaigglecke 
diufl;  da«  Wappan  d^a  genannten  ÄbtM  nickt :  aUein  ala  and 
494  fet^a^lfistiV  fll<a|»msBi[l>.«onderD  aocb  sU  jene  TiBobghioka 
WT^iftr,: 

..  S^f|h  den  ABfaeiobnangen  im  Cbronioon  Samptitrinnm  wasen 
4i0'  fP&^iWV  ß^hon,  m  dem  einen  Tbonaa,  die  kieäneren  n 
jam  afii^nu.  Thtn^na  luitörgebracbt  '^);  bringt  man  di««e  Am* 
gat)e  awt  d«r  dM  Q«llaB  Stana  in  Vwbindnjng,  bö  ^abUrtait  „Fe* 
tma",.  ^jPanlaft?  und'  „ÄndrsaB"  au  4^n  griiaabnB  Gloöke% 
ifBbfbO'  d<lin..Än«ii^iii  .naicb  aoob  als  .die  ftltoatem  bia  xiir  Anfi 
b^lmi^g  defi,  I^pateivi' i»:  Gebraäqb  wareo.  ■.,:■: 

, .  Yf»  äfßapa  hait:difl  Glook«  „Betau",  wcddie' ab  dia  grSasie 
liavp^fl^Ui  wifd;  ''),  daV  moiaM  Uq^iBc^  betrafflam  Ja  Jdire 
;^7  for  Ehre  .dw  AposteJfUrBtoB  Von  dem  MeUer,  HeidiaBiRan 
d6;Aobü]'  g^piMan  und  in.  der  aweitan  Hälft«  da*  Monat iSe^ 
^y^lieK.  dflss^lben.  Ji^ea  TOa  d«m  Biaobof  TheoderitAis  '-aod 
ii{ai|mi^);^.  geweiht  *'),.  aertpsaaig  ai«  aar  grouen  Betoübniaa 
dea.eoayqntB  Bcb«iaa248  IH.  Non.  U^  (5.  Hai)  ^^).  Bai  dam 
nocb  in  d^mnelhw  Jahre  nntqniommenGB  UAignas  misaianB  dwav 
d^rsßlb«».  Weil,,  wob)  kl  f'olge  eisea  Fehlara  im.MaBteL/daaflfei 
täll  ip.  die  Erdeäos«;  ein  ap&terer  Veraneh  Beferte  dagegoi  Mri 
9u£riBdei»t4llende)«  Beiultat  '"),  welcher  aeht  wabvecbeialieh 
1255  m.  Kai.  Novembria  {30.  Octobef)  zur  Ehre  dei^  bmlige» 
Dreieinigkeit   und    des  ApostelfÜrateo  ata^tfand  *"),    .äi^^naals 

'*)  Chron.  Sampet,  ■.  3.  1348  and'  1251. 

>•)  Chnm.  SampeL,  i.  J.  iS04. 

**)  Chron.  Simpet  —  Nio.  r.  Siägen,  pftg.  366  giebt  denlSamasFetnu 
anadröoUioh'  an. 

••]  ChTOb.  Sampet.  —  Nie.  r.  Siegen,  pag;.  S&Y  ugt  SDadrücklioli,,dan 
aii'  äl6oke  ■Potnuii  gosprongen  (ei. 
•     ■"Jlfio.  T.  SJBgon,  p&g.  867.  "*        '   '^   _^'' 

•')  Uiron.  Bampat 


D,:„l,;.dtv  Google 


^.  dß  ^ 

Iu4te  der  Coavent  1296  t/a  Fwte  AlW^^Uigsii  (1-  Kovember) 
da«  ^Q^ainruigeii  der  Qlocke.  zi^  betMag^a  *'),  worauf  ein  wif 
vielen  Kosten  verbaikdenar  Neugiws,  1297  am  Vorabend  im» 
Festes  laaun^abilitini  Utttyrom  (2.  Xovember)  *')  erfolgte, 
wolchato  jedoch  erst  1304  in  vigilis  oct^ve  auomptionU  9e»tf« 
Virginia  (21.  Äuguat)  *^)  die  Weihe  ^  Theil  viird^  Diatav 
Qna«  BQ^iqt,  bifl  Eor  AuCh«buiig  i«a  Klostera  TOrbiyideQ.  geweaeit 
an  Bein. 

Die  Qlocke  „Paalua"  woide  1246  am  Tage  des  Feates 
3-  Leo^ardi  (6.  NoTbr-).  ^0°^  Heister  Seidinnciu  de  AfljUn 
gegossen  **)  nnd  h^i  sieb  dem  Aiucbein  offih  ii^  ihf9iß.  nrr 
sprltngli^eD  Qnaae  bis  fia  Aa£löanng  Ae%  Qonvept«  eihaltis. 

Pia  GJiockft  „Apigtreaa",  gl^icbädts  top  4ein  vorgaiwmteft 
Mentor  i2^  ly,  Ral.  NovembirJa  (2?.  Octobr.)  ")  geg©»en, 
zersprang  am  27.  April  (in  octava  indulg«qtj<^ ,  noat^a?)  **) 
1^4  *■');.  i?  dpm.  fc.bon  am  3.  Juli,  Qa  ylffii,»,  S.  üdaliiwf)  des- 
B^ban  Jabree  voni  ^ei^ter  Theoderiqua  distua  JboniB  vorg^nom* 
m^^  Un^E^as  ' »)  a^b^ipt  si,e  bia  aar  Sl^cijilariwtioii  d^a  Kloatarf 
in  Thäftgb;eit  geWiebcm  m  'oni- 

FQr  die  kleinen  Glocken  laasen  sich  die  vorbandenen  Notii^eq 
m  eii^ff,  äMif ben  ^mapfi^Bi^atellapg  si^b*  Terflisiganj,  wMl  bei 
i^e^  bfiqli^^  Vitb^B^Jf^Ucb  nqtbweodig;  gewondenef]  Umgjwf 
die  Mamen  der  meiaten  ein«  Umftn^^EU^  erlüteja  b^bei).  Z^ 
welcbfr  Zeit  die  ep^aa  derje^ie^    bcwcb^^  irnrdaii,    dwüber 


*•}  Chnn.  Skpipet..  —  Nie.  t.  SiegieD,  psg.  B69  ngt  snadrDoklläli ,  Hu 
die  Oloolcg  ■PAtraii  getprnngen  ml. 

"iCbttA.  Sampot  —  Da*  Catondariaia  dos  PetsMUbater«'  (in. Sali 
BtaM  Noeralopnm)  giebt  dieaea  Fest  mm  8.  NoraiqhsR  an,  in  cUaiGabfir 
dämm  das  UarienfMtM  iat  m  dagegen  gar  nicht  anfgenommaB.  la  da* 
Ton  Br.  Stfibal  verfaaaten  Atugsb«  dea  Chroik  Sanpat.  iat  diiM*»  Tt^  fflr 
«tiahaa  Ziidkonagal'a  Baudlmob  fftr  aiigelieDde  AiphiTare,  pag>  QSl  ■  drei 
tanahiBdan»  Zasai  30.  Fatac,  6.  Oklbr.  and  8.  Kovbr.  angiabt)  irrtbfiaU^ 
aatf/daa  antan.dat  gonamrtw  Tb|«  nrlagt  imiiit». 

*■)  Ghron.  Sampat 

■*}  Chron.  Ssmpet. 

«»)  Ghno.  SaavBb 

V)  CbtoB..  auvat,  Aaiakf.:  iA  Mt.  ia  oeUn:PMaliao,  d.  h.  4m  nH 
einer  Indnlgeoc  Terbtuidena  Fsat  der  Kirobweiba,  welobea  seit  data  Jatn 
1387  aaf  den  araten  Sonntag  nach  Oatam  anbaranmt  wa^lm  wATf  ' 

**)  Chron.  Bampet. 

*')  r    - 


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-  s«  — 

geben  die  Cbrontsten  nicht  die  geringste  Äasknuft;  da  indeas 
kleine  Glocken  Qberbsapt  fr&her  als  groaae  in  Gebrauch  waren 
and  die  Zeit  für  die  letsteren  erst  mit  dem  13.  Jahrhundert  be- 
ginnt **),  BO  Uaat  sieb  mit  zienlioher  Sicherheit  ansehmen,  dasa 
aaoh  die  angesehene,  mit  anderen  KlCstfim  sowohl  im  SOden, 
wie  im  Westen  in  maanigfscher  Verbindang  stehende  Abtei  S. 
Petri  sich  bereits  vor  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  im  Beantz 
einiger  kleinen  Glocken  befand  *"). 

Zu  diesen  gehörte  der  „Benedictaa" ,  dessen  Gass  1297 
wenige  Tage  nach  dem  2.  November  bewerkstelligt  ward  ^*-). 
Im  Jahre  1609  erfolgte  ein  Umgnss  dieser  Glocke  *'),  w^che 
aoffttlliger  Weise  in  dem  von  Gidlus  Btass  anfgestellten  Yer- 
■eiehnisB  wiederum  den  Namen  Benedictns  ftlhrt,  obschon  aie 
svL  Ehren  des  Apost^s  Andreas  gegossen  und  mit  dessen  Bilä- 
niss  verseben  wnrde. 

Ton  den  Übrigen  können  ans  früherer  Zeit  eben  nur 
folgende  chronicale  Notizen  mitgetheilt  werden,  welche  jedoch, 
vieDeioht  mit  alleiniger  Ausname  der  „Soholastica",  mit  den  An- 
gaben  des  Gallus  Stass  in  keine  Ueberemstimmong  au  bringen 
Irind. 

Am  7.  October  (in  die  SS.  Sergü  et  Baebii)  1304  wurde  an 
swei  Meinen  Glocken  (sohellae)  die  Tanfe  aar  Ehre  ät/t  hl. 
Petronella  und  Scholaatica  vollzogen  *'). 

1385  befand'  sich  nnter  den  kleinen  Glocken  eine  (n«biln 
campana)  mit  dem  Namen  „Nola"  **). 

1339  unternahm  der  Abt  Hermann  von  Eichelborn  mit  vielen 
Kosten  den  Ghua  einer  aeaen  kleinen  Glocke  (novam  chrilam 
procaravit)  *^),  nnd 

*■}  OrgWi  t-  (duiatL  Kntut,  1861,  pag.  «7. 

*o)  Dia  BenedMiiiw- Abtei  in  Fnlds  befsnd  sich  lobon  bei  den  Tod« 
Ihm  Abtes  Stnrm  im  Jttbre  779  im  Beate  voa  Qlodieii  (gkvgu),  joa  denn 
•I  sUerdingi  nicht  erwieeen  itt,  ob  diosdben  gtgomiu  «sreo.  (BlgOis  lUm 
MUHti  Starmi,  bei  Perts  1.  o.  Soriptoree  II.  S77.) 

•>)  Cbron.  Stmpet.  —  Nio.  v.  Sieg.,  p»g.  869. 

■*)  Oall.  StSN,  Collectio,  pftg.  C89,  wo  ein  UmBraei  der  Qlo«As  Bens- 
dletns  angeführt,  jedoch  irrthfimlich  in  d»  Jahr  MIO  gesetat  wird.  —  TergL 
•Mb  Bellte  A. 

•>)  Chnn.  Sunpat 

•*)  Ebnida. 

»•)  Ebenda. 


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—    97    — 

1492  wftrd  die  141  Ffbnd  schwere  Glocke  ,^oliatmea"  gp- 
goason  •*). 

Von  dem  dnrch  Blitzschlag  am  14.  Mo!  1613  entstandeneD 
Brande  des  hölzernen  Oberbaues  am  vorderen  Thnrme  ") 
scheinen  die  Glocken  nicht  berührt  worden  za  sein,  da  in  dem 
von  GalluB  Stass  gefertigten  Verzeichniss  nur  Glocken  von 
älterem  Gusse  namhaft  gemacht  werden.  , 

üehar  die  Tonart,  in  welcher  das  Geläute  gestimmt  war, 
Usst  aich  hei  der  UnvoUständigkeit  des  Materials,  der  sich 
möglicherweise  auch  Ungenauigkeit  zugesellt,  leider  nicht  ein- 
mal  eine  Vermuthung  «nfsteUen.  Ob  dasselbe  erst  durch  die 
beiden  1609  und  1611  gegossenen  Glocken  eine  solche  Vervoll- 
stöndigang  erhielt,  dass  es  in  der  letzten  Zeit  seiner  Tbätigkeit 
als  ein  „prachtvolles  GelSute"  von  Zeitgenossen  gerQhmt  werden 
konnte,  mag  dahingestellt  bleiben;  um  das  Jahr  1600  scheint 
indesB  die  Harmonie  noch  etwas  zu  wünschen  übrig  gelassen  zu 
haben,  denn  nachdem  1599  eine  tUr  die  Andreas  -  Kirche  be- 
stimmte 32  Centner  schwere  Glocke  ^^)  von  dem  bekannten 
Heister  Möhring  gegossen  worden  war  und  es  sich  heransstellte, 
doss  dieselbe  zu  der  Stimmung  des  Kloatergcläutes  ganz  vor- 
trefiflich  bormonire,  soll  Abt  Valentin  Mohr  dem  Presbyterium 
der  Andreas-Kirche  mannigfache,  wiewohl  vergebliche  Vorschläge 
fiir  den  käuflichen  Erwerb  dieser  Glocke  gemacht  haben  '"). 

Die  von  der  französischen  Finanz-  und  Domaincn  -  Kammer 
am  27.  Februar  1810  vorgenommene  Versteigerung  von  8  Glok- 
ken  ergab  einen  Ertrag  von  5339  Thlr.  **");  die  Glocken  selbst 
wanderten  demnächst  theils  nach  Nürnberg,  theils  nach  Qotba. 
Von  dem  in  letzterer  Stadt  wohnenden  Käufer  erwarb  später 
die  Gemeinde  des  Dorfes  Siebleben  die  1609  gegossene,  16 
Centner  schwere  Glocke  „Andreas"  und  die  8  Centner  schwere 
Glocke  „Stephan".  Diese,  im  Jahre  1861  durch  einen  Sprang 
anbnuichbor  geworden,  wurde  1862  einem  Umgius  unterworfen; 


■•}  Nie.  V.  Siegen,  psg.  193. 

*-<)  GaU.  StsM,  Colleotio,  psg.  691.  Unter  dem  vorderen  Thorme  »cliaint 
der  ■adlicbe  gemeint  in  sein,  weil  dieier  dem  AofgugB  cnm^Kloster  n- 
olchst  hg. 

'■}  Ihr  Ton  sefawuikt  iwisohen  C  ond  Cia 

■■)  Wahl,  die  Andreu-Kirofaa  in  Krfnit,  psg.  14. 

**)  Franiöniohe  Venröttnngen  ia  der  Stadt  Erfurt,  L  o. 


:,G  Gothic 


—    9«    — 

jene,  vor  Oslers  1&73  gleichfalls  darch  eineB  Sprang  aoner  Ote- 
braucli  gesetzt,  wurde  noch  ia  demselben  Jahre  amgefgoasen. 
Von  demselben  Käufer  erwarb  die  Gemeinde  des  Oorfea  Mott- 
laben die  1563  gegossene,  17  Centner  schwere  Glocke  ,^gatha" 
und  befindet  diese  sich  noch  gegenwärtig  im  Besits  derselben  *  ')• 

In  Betreff  des  Orts  der  Anbringung  für  die  U70  für  31  FL 
beschaffte  Uhr  mit  Schlagwerk  *>*)  hat  sieb  nur  so  viel 
noch  ermittelif  lassen,  daas  dieselbe  sich  nicht  an  der  Kirche, 
sondern  am  Klostergebäude  befunden  hat 

Zum  SchlusB  musB  noch  folgender  Gegenstände  gedacht 
werden,  welche  sich  an  der  Aussenseite  der  BÜrcba  TOrfinden. 

Zum  Gedächtniss  eines  Massenbegräbnisses ,  welcbes  w&h- 
rend  der  im  Jahre  1382  herrschenden  Epidemie  nothwendig 
wurde,  ist  am  Seitenschiff  nnweit  des  stldlichen  Krenzarmes 
nachstehende  Steininschrift  in  vertieften  neugothisoben  Hajuskela 
angebracht : 

Anno  Domini  M.CCC.LXXX1I   orta  est  pestilentia  magna 

et  facta  est  hie    fovea  magna   in  qua  sunt  sepulte   trea 

sexagene  et  quindeclm  hominum  quorura  anime  requiea» 

cant  in  paoe  amen. 

nebst  einer  Hand,   welche   aof  den  Ort  hinweisen  soll,  an  dem 

ausserhalb    des   eigentlichen  Kirchhofes   195  Menschen  in  dem 

gemeinscbafUichen  Grabe  beerdigt  worden  '*). 

Eine  durch  die  Einwirkung  der  Witterang  leider  sehr  ver- 
blosste,  anmittelbar  aof  dem  Sandstein  angebrachte  Malerei  im 
Tympanum  des  Sädportals,  deren  Umrisse  jedoch  die  Darstellung 
noch  mit  hinreichender  Sicherheit  erkennen  lassen,  zeigt  Kwi> 
sehen  zwei  Engeln,  welche  in  knieender  Stellung  Weihraucb- 
f&sser,  die  Symbole  der  Varehntng  und  Anbetung,  halten,  eine 


*')  Hkcb  in  Ort  nnd  StellB  einguograBD  Erkondignugaa  dnroli  de«  f3r 
GIookBuknode  ein  r^;«!  Jnterease  EBigenden  BohQl«r  des  hiBngsa  QjmiiB- 
siama  Qmtav  Ecks  Ijetct  Frediger  ia  Hslle). 

••)  Joh.  Koober,  bei  Qsll.  Stui,  Colleotio  pBg.  669. 

*■}  Falkeiiit«iii,  Bigtorie  von  Grffurth,  pkg.  275,  giebt  swar  den  WorU 
lant  der  Inuhrift  richtig  an,  ugt  al>ec,  ei  wären  733  Uenechen  in  j«iMr 
Urnbe  begraben  worden.  —  AU  man  im  Herbit  1664  für  die  Anlage  der 
CitadeU- Befeiügiuig  de«  Fetereberges  in  dieier  Q^^d  den  Graben  bqb- 
BchBchtete,  worden  un  iTnöTBaibiT  "'"^  Menge  MwaoheiigsbBine  gefondan 
(Job.  Caap.  WeatermBUi ,'  L  c.  foL  &76). 


DictzsdbvGoOt^lC 


—    99    — 

mtaende  Htria  nüt  dem  CbristatkiBde  auf  ihrem  Schosse  dwr; 
ihr  rechter  Arm  ecfaeint  das  Kind  lo  amfiusen,  während  sie  in 
der  linken  Band  einen  randen  Gegenstand  hält,  der  sehr  wahr- 
scheinlich ttLt  einen  Apfel  anznsehen  ist.  Der  in  dieser  Dar- 
Btellang  liegende  symbolische  Gedanke  ist  ohne  Zweifel  anf  die 
von  Christo  aasgegangene  Erlösung  von  der  SUnde  ni  beziehen, 
dessen  Dogma  in  dem  von  Weihranohwolken  umwallten  Hess- 
opfer seine  höchste  religiöse  Verehrang  findet.  Der  in  den  Bild- 
werken des  Mittelalters  sehr  hSnfig  zur  Anschaaung  gebrachte 
symboBsche  Znsammenhang  zwischen  dem  Alten  und  Neuen 
Testamente,  die  eutschiedene  Vorliebe,  die  alttestsmentlichen 
Begebenheiten  Tom  typologisehen  Standpunkte  ans  als  eine  Hin- 
weisnag anf  die  Ereignisse  des  neuen  Bandes  anfzufassen,  ist 
hier  dnroh  den  Parallelismas  zwischen  der  Geschichte  des  ersten 
Heaschenpaares  und  der  Geschichte  Jesu  Tertreten,  aber  nur 
durch  den  Apfel  symbolisch  angedeutet.  Im  kirchlichen  Sinne 
ist  Christas  der  neue  Adam,  der  Begründer  eines  neuen  geistigen 
Lebens,  welcher  die  Menschen  von  den  Folgen  der  Sttnde  er- 
löste,  and  Maria  ist  die  zweite  Matter  des  MenBchengescLleohtee, 
welche  in  ihrem  Sohne  das  Vergehen  der  ersten  Mutier  tilgte. 
Wenn  daher  in  dem  Apfel,  den  Adern  aaa  der  Hand  der  Eva 
erhielt,  das  Zeichen  dw  Verschuldung' liegt,  so  reicht  dafftr  das 
OhiistnsUDd  der  Maria  wiederam  im  Apfel  das  Zeichen  der  Er- 
lösung für  die  sündige  Menschheit  **).  —  In  Betreff  des  Alters 


s  **)  VergL  WaniBl,  ChriitlidM  Symbolik.  —  Eine  «elbat  in  d«n  Detaili 
shnlicha  Dantsllong  war  sIs  SteiuMialplar  früher  im  Tympsnnm  des  Portals 
ta  der  BtadUärdie  sa  Freibnrg  %.  d.  Unttrat  sajrabracht  (iweitea  Viertel 
das  IS.  JahrhiiiidsrU)  nnd  befindet  lioh  jetst  *!•  De^teia  über  der  Treppe 
in  dar  Vorhalle  (PaUrioIi,  1.  o.  II.  Abtb.  1.  Bd.  Beetioa  Freibar^,  Ta£  6). 
IhNMlb«  gilt  von  dem  Siegel  dar  Benediktiner -Abtei  sd  SeitenitAtten  in 
Oestreieb  nnter  der  Enns,  18.  Jahrhnndsrt  (?)  (Jebrbacher  der  k.  k.  üentnJ- 
eoBuninioii,  III,  Bd.  pag.  841  Abbildg.),  —  Am  Tympanom  dar  goldenen 
Pixie  des  Dome  in  Fraibarg  findet  «icb  al*  Bteiosonlptiir  sns  den  Jeliren 
IISD— 1180  sina  fthnliriks  Darst^ang;  hier  nrnfttet  dia  auf  Mnem  Throne 
■UandB  Maria  mit  dam  IJakan  Anne  du  Chriitnekind,  welehsi  seine  reobte 
Haad  legnend  empor  gehoben  hat,  wthrend  ihre  Rächte  einen  mnden  Ga- 
geoetand  UUt;  so  beidsn  Seiten  dai  Kopfei  der  Maria  igt  die  Fleoke  des 
Bc^CaatUdai  mit  den  Braitbildera  iweiar  Engel  snigetilUt,  in  deren  Binden 
■iidt  gleJohMli  mods  Oegautinde  Itefindea.  Harr  Ed.  Haeohler  (der 
Dom  ni  Fraibarg,  1883,  pag.  II)  hält  den  Gaganstand  in  d«  Band  dar 


.  Cooj^lc 


—    100    — 

dieser  MHlerei  kann  b«i  ihrer  onvoUflt&ndigeD  Erlialtang  nur  dia 
Vermuthung  auagesprochen  worden^  dass  die  Arbeit  noch  im 
Ausgange  des  13.  oder  im  Anfange  des  14.  Jahrhunderts,  viel- 
leicht gleichzeitig  mit  den  WandmalpreicD  in  -der  Kapelle  Cor- 
poris Christi  "^),  entstanden  sein  dUrfte.  Die  radikalen,  in 
einem  stumpfen  Winkel  vertieften  Ansmeiselungen  in  dem  Het- 
ligeaschein ,  welche  lediglich,  aber  wohlbedacht,  zur  KrEcogong 
eines  roanDigfachen  Beflexes  der  Vergoldnog  angebracht  siad, 
sowie  die  Eugelform  der  Ranchf^Bser  mit  niedrigem,  etwu  aas- 
geschweiftem,  kegelförmigen  Fasse  deuten  wohl  noch  auf  die  roma- 
nische  Periode  hin;  dagegen  bekundet  die  dem  Christuskinde  zo- 
gewendete,  seitliche  Neigung  des  Kopfes,  sowie  die  Haltung  der 
linken  Hand  der  Gottesmutter,  femer  die  auf  den  Faltenwurf  sn 
besiebenden  Linien  an  ihrer  öewandang  und  der  Schwung  in 
den  Flügeln  der  Engel  auf  eine  dem  Romanismus  im  Allgemei- 
nen fremde  Auffassung,  welche  in  ihrer  belebteren  Gestaltung 
einer  späteren  Zeit  angehört.  Nicht  ohne  Interesse  ist  die  du 
Bild  umrahmende  Bordüre,  in  welcher  man  weder  ein  roma- 
nisches noch  gothischea  Element  aufzufinden  vermag,  und  der 
nach  der  Ansicht  des  Herrn  Baurath  Motbes  ein  arabisches  Ho* 
üVf  vielleicht  die  Stjlisirong  eines  arabischen  Wortes  zu  Grunde 
za  liegen  scheint.  Wenn  hierzu,  wie  anzunehmen  ist,  der  kl5- 
sterliche  Malor  eine  Vorlage  benutzte,  wie  dergleichen  an  Konst- 

Haria  für  eine  Kngel  (die  Weltkngsl)  nnd  glaubt,  öum  die  mndeo  Körper 
in  den  Händen  der  Engel  iwsi  PUnetaa  dantellen,  wodnrok  du  Weltall 
angedeutet  werde,  welohea  dnroh  ChriiUun  der  Onada  Gottse  ÜMilhaftig 
werden  «oU.  BoUtss  in  diesen  rnoden  OegeniUndsn  niobt  Auah  hier  ApfU 
und  WeihranohKaeer  sa  erblioken  aeio?  ~  Im  18,  Bande  (1866)  der  Hil- 
theiltmgan  der  k,  k.  CeDtraloomniMion  pag.  LXXVUI.  ist  ein  kleiner  Ha- 
rien-Klapp- Altar  beaohriaben  nnd  abgebildet,  welcher  nsoh  der  Auicbt  dea 
Herrn  Dr.  Frans  Book  au  dun  14.  Jahrbnadert  ttamiDt.  Die  Fignrea  sind 
au  Wallrontahn  gescknitten  nnd  lam  Theil  bemalt.  Die  mittlore  Dsr^ 
Stellung  ssigt  die  Madonna,  aaC  deren  Sobosie,  von  ihrem  linksn  Aim  ob- 
sohlnogen,  dai  Chriattukind  itebt,  welohea  in  dar  linken  Hand  einen  rotli- 
wangigen  Apfel  h&lt,  wUirend  die  Beobte  naofa  eiaam  Togal  greift,  den  die 
Hntter  in  der  rechten  Hand  hält  —  Der  Sebwansnordena-Altar  (nach  1484) 
in  der  8.  Qnmpert«  -  Kirche  au  Anspach  enthält  in  seiner  mittlaren  Abtliei- 
Inng  die  Statae  einer  Madonna,  deren  reoble  Hand  dem  Apfel  ragewendei 
ist,  den  das  auf  ihrem  linken  Arme  titsende  Chriittukind  bilt.  (Bnd.  v. 
Stillfried,  AlterthSniBr  o.  Kunatdenkmale  dst  Hauses  Htdiensoltem,  AUiildg.). 
**)  Vergl,  die  Beaobraibaiig  dieser  Kapelle. 


:,G  Gothic 


—    101    — 

gegenstituden  auch  noch  uns  erhalten  geblieb«n  sind  **),  ao  be- 
kacdet  sicli  doch  bei  ihrer  Verwendung  keineswegs  ein  gewisser 
Grad  tod  Erfindangstalent,  da  er  die  Constraction  eines  Winkel- 
Stückes,  als  Verbindangsglied  zwiecheo  der  yorhandenen  geraden 
nnd  kreisförmigeQ  Bildääohe  vermied,  und  den  im  Bogen  zu 
fährenden  Theil,  welcher  doch  wohl  verkehrt  stehen  mnaete,  in 
derselben  Weise  begann,  wie  an  dem  geradlinigen  Thürsturze. 
Aach  die  beiden  Zwickel  der  rechtwinklicben  Umrahmung  des 
Tjmpannm  waren  mit  Malereien  geziert,  die  jedoch  bedeutend 
mehr  gelitten  haben,  so  dass  nur  noch  einzelne  Linien  der  Ge- 
wandung, sowie  einige  Spuren  des  farbigen  Anstriches  kenntlich 
geblieben  sind. 

Eine  östlich  neben  dem  Südportale  in  die  Manerääche  ein- 
gesetzte, leider  mehrfach  beschiUligte  Steinscnlptar  enthält  in 
einer  spitzbogig  geachloisenen  und  von  einem,  mit  Krabben  be- 
setzten spitsen  Giebel  überragten  Nische  das  Bild  des  gekreu- 
zigten Christas;  rechts  vom  Ereaze  steht  Maria  nnd  hinter  ihr 
Johannes,  links  Petrus;  ta  beiden  Seiten  des  Krenzstammes  be- 
finden sich  im  Bogenfelde  die  Brustbilder  zweier  schwebenden 
Enget.  In  der  Darstellung  des  Kreuzes  als  eines  zwar  von 
seinen  Aesten  be&eiten,  sonst  aber  unbehauenen  Baumstammes, 
dem  jedoch  zwei  Aeste  belassen  wurden,  welche  in  halbkreis- 
förmiger Biegung  die  Arme  des  Kreuzes  bilden,  ist  der  Gedanke 
symbolisch  wiedergegeben,  das  dasselbe  ans  dem  Banme  des 
Lebens  gezimmert  worden  sei;  dessen  Ursprung  von  der  Le- 
gende bis  auf  die  Vertreibung  des  ersten  Menschenpaares  aus 
dem  Paradiese  zurückgeführt  wird.  Dem  Anschein  nach  befand 
sich  am  Fasse  dieser  Sculptur  eine  mit  einem  Gotteskasten  in 
Verbindung  stehende  Geldspalte. 

Schliesslich  £ndet  sich  an  der  Südseite  des  südlichen  Thor- 
mes  in  vertieften  Linien  ein  vor  dem  Krenze  stehender  Christus 
dargestellt,  mit  den  Wundenmalen  und  der  Domenkrone  ver- 
sehen,  mit  dem  Lendentuche  umgürtet  und  in  der  Rechten  eine 
Oeissel,  in  der  Linken  ein  Ruthenbünde]  haltend;  vor  ihm  kniet 

•*]  Eins  UnlichB  Bordnre  befindet  sieb  all  Zierband  so  ttnem  roma- 
niMiliaji  Speiaekelaba  nebst  Psteno  im  Scbstc«  des  StiftM  S.  Pstsr  tu.  Stli- 
barg,  deren  ADfarligimK  dem  Schlsiae  des  12.  Jshrhanderts  ugeliören 
dflrft«.  (Hittbeilungen  der  k.  k.  Centnlocinmiuioa,  Wien  1668,  TIIL  Band, 
PH-  34  S.) 


:v  Google 


—    102    — 

mit  bittä&d  erhobeuec  HSndeu  ein  Uöticb,  ddn  ein  Spracbbaiid 

umgiebt,  irelcbes  in  TOrbemohoDd  beugotbiBthen  Mii|jUik«lD  die 
Inaobrift: 

Cluist .  gervche .  zv .  labioe .  di .  sele .  der .  begnbine .  amen. 
entbält.  Da  sieb  im  Osten  dea  QaerBcbiffes,  tun  des  Chor  ber- 
umfOhrendj  der  ftuBsere  Begräbnissplatz  ac  die  Kirche  aoBoblosB, 
80  Boheint  die  Fürbitte  weniger  auf  eine  bestimmte  FarBoa,  al> 
yielmebr  auf  alle  daselbst  cur  Erde  Bestatteten  Bezug  za  haben. 
Für  eine  Bestimmung  der  Zeit,  in  welcher  die  Fertigung  dieser 
DwBtellung,  welche  an  sieh  ohne  jeden  Konatwortb  ist,  ent~ 
Btuiden  Bein  kann,  bieten  Schrift  und  Bild  nur  einea  allgemeineB 
Anhalt.  Berücksichtigt  man  die  in  den  Figuren  auageaproobene 
freiere  Bewegutig,  an  denen  die  dem  RomanismuH  eigenthilinliche 
Starrheit  der  Form  tuad  der  Qewaodung  nicht  zu  erkenoeD  iflt, 
femer  die  Form  des  für  die  Inachrift  IMBI  beatimmteh  Gegen- 
atsndes,  dar  eher  ftir  einen  Fergamentatreifen,  als  für  eine  Tafel 
angesehen  werden  darf,  sowie  die  deutsche  Inachrift,  deren 
Vorkommen  selbst  noch  im  14.  Jahrhundert  zu  den  Seltenheiten 
gehört  *''),  BO  wird  die  Arbeit  mit  gröseerer  Berechtigung  die- 
eem,  als  dem  13.  Jahrhundert  sugoschriebon  iterden  dürfen. 

Die  Klostergeb&ude. 

Bei  der  Anlage  der  Elostergebände  scheint  die.  in  BÜdlicber 
Biehtang  mit  der  Stadt  bestehende  Straesen- Verbindung  in  ao 
fern  Ton  Einfluss  gewesen  au  Bein,  als  den  auf  dieaem  alten 
Wege  die  Anhöhe  hinauf  steigenden  Gläubigen  die  Kirche  un- 
mittelbar in  ihrer  ganzen  imposanten  Ausdehnung  vor  die  Angeo 
treten  sollte,  sobald  sie  auf  dem  Plateau  angelangt  waren.  Die« 
Bern  Zwecke  entaprecheod  war  im  Süden  dea  Kir(^engebltudea 
ein  freier  Fiats  belassen  vrorden,  während  ,a^  aeiner  I^ordaeite 

**)  Die  in  Erfort  bekannt«  Slieate  denttobe  Iniclrift  behnd  rioh  Im 
F«terÄkMt«  nnd  batnf  die  im  fmbn  1861  gMohehmw  WidmatiK  oinM 
AlUrB.  {QalL  SUu,  Hwrolagiun ,  ykg.  3(7.)  {ViriUioht  ift  wwfc  aloB  dem. 
•elben  Jahre  ein«  Inichrift  sni  dor  eh«m>ligen  OuigolphakBpell«  [jetat 
Victoria- Botet}  im  HnMum  dsi  Altertbama-Veraim.) 

Ah  liierte  deataohe  Inaelirift  Qbeihftapt  wird  bia  jebrt  dia  ktif  dem 
Grebstain  dse  1^76  oder  127S  geatorbanen  Ulriob  von  Liobtenateia  uge- 
aeheil  (Blittlieilg.  der  k.  L  Central- Commimion ,  Jabrg'.  17  pag.  CIL  mit  Ab- 
bildg.  —  Anseigar  f&r  Kund«  dentwilier  Torseit,  187!),  pag.  287.) 


—     103    — 

3it  Elostei^ebliade  lagen.  Die  drei  rechtwlnlclig  aneinander 
BtosBenden  Flügel  derselben  lehnten  sich  mit  ihren  beiden  sUd- 
Uchen  Oiebeln  einerseits  an  die  Giebelwsnd  des  nördlichen  Qaer- 
flcliiffes,  andererseits  an  die  Nordwand  des  einen,  nicbt  zur  VoU- 
endoDg  gekommenen  Weetthurmea.  An  der  inneren  Seite  des 
aaf  dieBfl  Weise  mit  der  Kirche  gebildeten  Vierecks  lag  der, 
das  innere  Coemeterinm  naBchliessende  Ereuzgang,  dessen  süd- 
licher Hügel  sich  unmittelbar  an  der  Mauer  des  nCrdlichcn 
Seitenschiffes  entlang  zog. 

Ohne  Zweifel  lediglich  in  Holz  konstruirt,  wvirden  sämt- 
liche Gebäude  106S  and  1079  ein  Raub  der  Flammen,  und  auch 
bei  dem  Brande  im  Jahre  1142  scheinen  dieselben  mit  einem 
solideren  Material  noch  nicht  aufgeführt  gewesen  zu  sein,  da  es 
sich  nicht  annehmen  lässt,  dass  die  Elostergebäude  früher  als 
die  Xirche  in  Stein  erbaut  waren.  Erat  nach  dieser  Zeit  und 
nachdem  der  durch  den  letzten  Brand  angerichtete  Schade  an 
dem  bereits  bestehenden  Steinbau  der  Kirche  wieder  hergestellt 
war,  mag  man  auch  bei  dem  Wiederaufbau  der  Klostergebäude, 
wenigstens  Dir  das  Erdgeschons,  dem  Steinmaterial  den  Vorzug 
gegeben  baben,  wobei  der  Kreuzgang  aber  noch  immer  ausge- 
schlossen blieb,  dessen  Holzbau  erst  im  Jahre  1463  beseitigt 
wurde. 

För  die   den  Bedürfnissen  des  Klosters   entsprechende   Be- 
stimmung  der  vorhandenen  Räumlichkeiten    lässt  sich  nur  aus 
veracbie denen,   aerstreuten  Notizen  im  Allgemeinen  der  Schluss 
ziehen,  daM 
1,   iD  dem  grossen,  den  Kren^ang  auf  drei  Seiten  umscblies- 
aenden  G«bäude: 
im  dstUcben  Flügel  der  Kapitelaaal  nnd   über  demselben, 
mUbin  in  herkömmlicher  Weise  dem  Chor  mÖgUeltBt  nahe 
liegend,  das  in  früherer  Zeit  Statute nmässig  keine  Zellcn- 
.  eüithnlang  enthaltende  Scblafhans  (domitorinm), 
im  ndrdlichen  Flügel  das  Sommerrefectoriam, 
im  westlichen  Flügel  das  Winterrefectorium  *^)  and 
in  der  f^cke  zwischen  den  beiden  Refectorien  die  ConventS' 
küche  zu  suchen  ist; 

")  Sowohl  du  ■refeolorinm  aestiYalei>  wie  äts  ■refactoriam  hiamtls« 
irird  Eom  Jahre  12d0  aoidrüokliofa  namhaft  gemacht  (Cbron.  Stmp.). 


.ODgIc 


—     104    — 

2.  ftbgeeondert  vod  diesem  (ikbSade,  jedocb  mit  ihrem  Ost- 

lieben  Giebel  an  die  Westseite  der  Kirche  sich  anlefa- 
nend,  die  Wohnung  des  Abtes  lag,  bei  welcher  die  sQd- 
liehe  Wand  des  anteren  Stockwerkes  An  dieser  Stelle  die 
das  Eloster  umgebende  Mauer  sn  vertreten  hatte;  und 

3.  sich  um  das  ganze  Gebäude,  und  xwar  von  der  an  seinem 

Sstlichen  FlUgel  angebauten  Kapelle  S.  Annae  bis  sor 
Abtswohnang,  eine  Mauer  herumzog,  an  deren  innerer 
Seite 
im    Osten    das    zum    Aufenthalt   fiir    altersschwache    oder 

kranke  Mönche  bestimmte  Gebäude  (infirmarium), 
im  Norden  die  Brauerei  (brasatorium)  und  das  die   grosse 

Weinpresse  (torcular)  beherbet^ende  Gebäude,    . 
sowie  im  Westen   das  Gasthaus  (domus  hospitum)  und  die 

Kanzlei  (domue  scribae)  angebaut  waren, 
während  in  einem  kurzen,  südlichen  AnschlusB  an  die  Abts- 
wohnong  der  Eingang   zum  Eloster  nebst  der  Zelle  des 
Pförtners  sich  befand. 
Die  Räumlichkeit  dieser  Gebäude  muss  bereits  in  der  zwei- 
ten Hälfte  des  13.  Jahrhunderts   gar  nicht  unbedeutend  gewesen 
sein,  da  das  Kloster  um  diese  Zeit  den  Kaiser  Friedrieh  I.  mehr- 
mals beherbergte,  nnd  dem  Anscheine  nach  in  noch  ausgedehn- 
terem Hasse  im  13.  Jahrhundert,  wo  gleichzeitig  König  Kudolf  I. 
und  der  Brzbischof  Rudolf  von  Salzburg  mit  zahlreichem  Gefolge 
die  Gastfreiheit  der  Abtei  während   eines   längeren  Besuches  in 
Anspruch  nahmen.    Auch  mag  schon  in  dem  letztgenannten  Zeit- 
raum t&i  den  Abt  eine  Sommer^  und  Winter -Wohnung  vorhan- 
den gewesen   sein,   da  die  erstere   (estivarium  abbatis),  welche 
höchst  wahrscheinlich  mit  der  bereits  angefahrten  Abtswohnung 
identisch  ist,  im  Jahre  1323  ausdrücklich  genannt  wird  ***). 

Ueber  die  innere  Einrichtung  wird  von  einem  Ohronisten 
die  Uittheilnng  gemacht,  dass  in  den  Jahren  1345  nnd  1346  von 
einem  in  der  Halerkunst  erfahrenen  Meister  der  Kreozgang  mit 
DarstelloDgen  ans  dem  alten  Testamente  geziert  wurde,   welche 


**}  Vers'-  <liB  ünterracfaDitKttcteii ,  valche  in  Betreff  der  «ngefeindaten 
Wahl  dei  Prion  Tolkmar  iniii  Abt  dea  Klotters  im  Jahrs  1S33  geffihrt 
worden  lind  (Zeitschrift  dea  Tereias  für  thöriagisohe  Uescbiohte  o.  Alter- 
thnmslnnde,  Jen»,  IL  psg.  6G). 


:v  Google 


—    105    — 

lOgemeio  Beifall  fanden  '">),  •sowie  daas  unter  dem  Äbte  Chrl- 
etian  Kleingam  (145)  — 1458)  das  Refectorium  eine  Eiiirichtaiig 
erhielt,  deren  Bezeichnung:  „(abbae)  refectorium  tabalavit"  ''*), 
es  zweifelhaft  Iftest,  was  darunter  zu  verstehen  ist;  Tielleicbt  ist 
hierbei  eher  an  eine,  an  deo  Wänden  herumlaufende  Holzbetdrä' 
dang,  als  an  eine  Dielung  des  Fusabodens  zu  denken,  die  mit 
Bücksicht  auf  die  Zeit  allerdings  als  ein  seltenerer  Luxas  za 
betrachten  w&re. 

Etwaige  bis  zur  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  zur  Äaflf&hntDg 
gekommene  bauliche  Veränderungen  sind  nirgends  angefahrt, 
dagegen  haben  die  im  Laufe  der  zweiten  Hälfte  des  genannten 
Zeitabschnittea  unter  dem  Äbte  Günther  von  Nordhausen  (14C8 
— 1501)  unternommenen,  zum  Theil  kostapieligen  Umgestaltangen, 
in  dem  Hönche  Nioolaus  TOn  Siegen,  ^s  Ängenzei^en,  einen, 
wenn  auch  nicht  auaflllirUchen ,  bo  doch  anerkennenswerttiMi 
Berichterstatter  gefunden. 

Das  Hauptaugenmerk  dieses  einsichtsvollen  and  tbstjgen 
FdÜaten  war  auf  die  Beseitigung  des  bisher  noch  immer  in  Holz 
constmirten  Krenzganges  gerichtet,  um  ihn  als  massiven,  ein- 
gewölbten Steinban  wieder  aufzuführen  und  dieses  Material  auch 
tat  die  hiermit  in  Verbindung  stehende  Erneuerung  des  oberen 
Stockwerke  in  Anwendung  zu  bringen.  In  technischer  und  con- 
sbnctiver  Sichtung  mSglicherweise  von  dem  Laienbnider  Nico- 
laUB  und  dem  Conventualen  Jobann  von  Babenberg  geleitet, 
welche  zu  jener  Zeit  als  „lapioida  notabilis  et  magistraÜs"  resp. 
„notabilis  stmctnarius"  genannt  werden  ^'*),  begann,  ungeachtet 
der  in  Stadt  und  Land  herrschenden  Fest,  die  Arbeit  im  Jahre 
1463,  wo  bei  den  Ausgrabungen  für  die  Fundamente  das  vom 
Erzbiscbof  Heinrich  II.  von  Mainz  als  Reichsvicar  über  Thürin- 
gen und  Meissen  gefilhrte  Siegel  aufgefunden  wurde  '"').  Der 
in  seinem  Öatlichen  Flügel  zuerst  sich  weiter  entwickelnde  Bau 
zeigte  hier  zehn  grosse,   nach   dem  kleinen  Elostorgarten  (dem 


*']  Nie.  T.  Siegen,  pag.  886  und  867.  —  Chron.  Sanpet. 

'  ■ )  Nio.  T.  Siegen ,  pkg,  4S3. 

'■)  Niv.  V.  Siegen,  psg.  448  n.  GOi^. 

")  Nie.  V.  Siegen,  pKg.  447.  Eribiachof  Ueinrich  nar  1283  vom  Bönig 
Rodolf  L  mit  diesam  Amte  betisnt  worden.  Eine  Abbildung  dissea  Siegels 
giebt  Faickenitein ,  Historie  TOq  £r#nitii ,  pag.  ISK. 


,1  ..jtvCooj^lc 


—    106    — 

Jünei-flii  Coemeterini»)  fahrende  Fenster  '*)  und  mag  vor  dem 
Nordgiebel  des  Qnerschiffes  der  Kirche  eine  partielle  Verbrei* 
teruDg  nach  Osten  gehabt  haben,  da  sich  nur  hiermit  ftlr  den 
Oonrent  die  Bedingung  eines  freien  Zuganges  snr  Eircfao  er- 
fnllen  Hess,  welch«  lediglich  mittelst  der  in  jenem  Nordgiebel 
vorhandenen  ThOr  mit  dem  Erenzgange  in  Verbindang  stand. 
In  Verbindnng  mit  diesem  Bau  stand  die  Vorlegung  des 
Dormitoriums  aas  dem  Setlichen  nach  dem  westlichen  FlQgel, 
sowie  ein  Umbau  der  lux  den  Abt  bestimmten  Winterwobnung, 
.die  sich  an  das  neue  Dormitorinm  antcbloss.  Dies  gebt  aus 
einer  Vergleiohimg  folgender  Angaben  hervor:  Als  im  Jahre 
1469  eine  neue,  der  Jnngfraa  Maria  geweihete  Kapelle  **)  im 
Dormitorinm  errichtet  ward,  baut«  man  ,^n  demselben  Orte" 
auch  eine  nene  Abtei  '*),  welche  später  die  „kleine  Abtei"  ge- 
nannt wurde  und  eich  als  die  Winterwobnung  des  Abtes  ans- 
weist,  zu  welcher  man  1681  eine  ausserhalb  hinauf  fahrende 
Treppe  anlegte,  damit^  um  su  ihr  eu  gelangen,  der  Dnrehgang 
dorch  das  Dormitorium  vermieden  werde  ^'').  In  der  „klmnen", 
mit  dem  Dormitorium  in  ein  und  demselben  PIfigel  liegendem 
Abtei  (in  dormitorio  nostro  in  parva  abbatia)  wohnte  wSbrend 
der  Anwesenheit  des  ELrEbiecbofs  Anselm  Franz  von  Ingelheim 
im  Jahre  1680  dessen  MarachaU,  und  da  der  gesammte  Besuch 
in  dem  wesüicben  Tbeile  des  Klosters  antergebraoht  war  ^"), 
so  kann  aeit  dem  dritten  Viertel  des  15.  Jahrhunderts  das  Doi^ 
mitorium  nebst  der  umgebauten  Winterwobnung  t&r  den  Abt 
oben  nur  in  dem  oberen  Stockwerke  des  wesÜichen  FlOgela  ge- 
legen haben.  Andererseits  richtete  man  im  Jahre  1566  einen 
Theil  des  (früheren)  Dormitoriums  zur  Aufnahme  der  Bibliothek 


")  Mic  T.  Siegsn,  pkg.  447. 

'*)  ÜMb  einer  Angabe  bei  Gall.  8tus,  Colleotio,  psg.  706,  soll  diese  im 
Dormitorinm  gelegene  Espelle  sohon  1466  durch  den  Wefhbitohof  Jokann, 
Bisohof  TOD  SjTA,  inr  Ehre  der  Jtmgfrsa  Maris  nnd  der  vier  KirebeuT&tei 
geweiht  worden  lein.  Die  Angabe  dea  Nie.  t.  Siegen,  psg.  449,  dui  der 
Biachof  Johann  von  Speier  die  Weihe  Tolliofren  habe,  beruht  anf  einem 
Irrlbnm;  die  betreffende  Anmerkung  eotliält  dagegen  die  richtige  Leieart: 
epiioopoi  Syreniia;  da  es  an  jener  Zeit  einen  Bisohof  Johann  von  Speier 
nicht  gegeben  bat  (vergl.  Eheling,  die  deutechen  Biacbdfe,  II.  462). 

'■)  Nie.  T.  Siegen,  pag.  449  n.  457. 

")  Oall.  Stam,  Colleqtio,  pag.  79!. 

")  QaU.  Stasi,  Collectio,  pag.  78«  U.  787. 


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—    107    — 

«ii^  wobei  freilioEi  nicht  gana  richtig  gesagt  wird,  dMaetb« 'habe 
iber  der  Kapelle  S.  Ansäe  gelegen  ^'),  dessen  Lage  ii»  ÖetlEoben 
FIffigel  aich  aber  dadurch  bestütigt,  und  zum  Jahre  1679  geschieht 
des  „aken"  Dormitoriume  ausdrticklieh  Erwfibnung  mit  dem  Hin- 
niflftgan,  dsss  in  demselben  flir  die  KoTizen  neue  Zellen  »hige* 
baat  witrden,  weil  dergleichen  vorher  nicht  vorbanden  waren  ''). 

Aach  eine  andere ,  schon  frtther  ttber  dem  Kreu^^ange  bs* 
■Übende^  aber  nicht  näher  zu  lotu^ieireade ,  dem  hl.  LanrestiaB 
geweihte  Kapelle  wurde  1478  ganz  neu  wieder  hergestellt  **) 
and  am  29.  Deeember  (in  die  3.  Tbomae  Cantaariensis)  dessel- 
ben Jahres  zur  £)hre  der  Heiligen  Laorentins  und  Berohat^us, 
sovia  der  HeiHgcn  Scholastioa,  Apollonia,  Fides  uad  Fetronella 
consCcrirt  durch  den  Weibbiscbaf' Johann,  Kechof  von  Syra  *'). 

Dieser  ganze  „lUraraas  kostbare"  Bau  des  Kreuzganges,  an 
welobem  18  Jabre  gearbeitet  worden  war  und  auf  den  man  an 
baaren  An^gen  4000  Qülden  verwendet  hatte,  fand  1480  seinen 
AbschlnsB  "),  worauf  ihm  der  Woihbiechof  Johann  am  1.  Hai 
(KaL  Maji)  1481  die  feierliche  Weihe  ertheilte  und  hierbei  jedem; 
der  wXhrend  eines  einmaligen  Umganges  im  Kreuzgange  fünfmal 
das  Vater-Unser  nnd  ebenso  viel  mal  das  Ave  Maria,  oder  den 
Psalm  de  profiindis  nebst  dem  Täter -Unser  und  der  Colleote 
fte  die  Verstorbenen  beten  wflrde,  eine  vierzigtägigs  Indnlgens 
maiafaarte  '*). 

Zu  den  hier  unternommenen  baulichen  Veränderungen  ge- 
hört noch  die  Herrichtung  einer  eingewSlbten  Sakristei,  welche 
als  MO  anter  dem  Dormitoritim  liegender  Einbau  1481  angelegt 
wurde  and  ansBoblieeslicb  ftlr  die  Vorbereitangen  za  dem  t^' 
liehen  Gottesdienst  bestimmt  war  ""). 


'*)  Joh  Knchsr,  bei  GsU.  Stau,  Collectio,  pag.  6B8.  —  Bis  in  dieser 
Zeit  eofaeint  die  Bibliothek  mit  dem  ArefaJT  Tsreitiigt  geweieii  n  sein ;  dieee« 
Mr  ia  einem,  vom  Kreni[aiige  ans  EBg&nf[Eoheii  Banme  aotergebracht 
(Oall.  BIsM,  Colleotio,  pag.  807)  nnri  Jene  wnrde  Tom  EreniganKe  nteh  dem 
Dormitorinm  rerlegt. 

**)  Oan.  Staai,  CoUectip,  pag.  78S. 

*■)  Hie.  T.  Bieten,  p«g>  4S7,  setat  die  Reitaaratioi)  der  Kapelle  iS  das 
Jehr  1476,  Joh.  Kncher,  1.  o.,  pag.  070  dagegen  in  das  Jahr  1473. 

■')  0«n  Stam,  OtHIecUo,  pag.  712. 

■■)  Nie.  V.  fliegen,  pag.  4S8. 

■*)  QalL  Staw,  Coüeatio,  pag.  71B. 

*■)  Nie.  T.  Siegen,  pag  469, 


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—    108    — 

Obsobon  es  ketnem  Zweifel  unterliegt,  duB  der  nen  ent- 
■t&odene  Kreuzgang  scbon  durch  seine  architectoniichen  Formen 
dem  Kloster  zur  besoDderen  Zierde  gereichte,  bo  war  doch  der 
FUn  des  Abtea  QOntber  toh  Nordhaasen  für  diesen  Liebbng 
seiner  Bautbfttigkeit  biermit  noch  nicht  erschöpft,  und  weil  er 
hSchst  wabrscbeinliob  auf  einen  Ersatz  der  alten  WandgemSlde 
bedacht  war,  deren  Beschädigung  durch  den  Bau  nicht  gut  hatte 
Temüeden  werden  können,  so  lieferte  in  den  Jahren  1475  bis 
1485  die  kunstfertige  Hand  des  Klosterbruders  Conrad  von 
Scbmalkatden  die  schönen,  gemalten  Olasfeneter,  welche  d«n 
Kreuigang  noch  bei  der  Äafbebuag  des  Klosters  schmtlckten  *'), 
Auch  dem  Fussboden  scheint  eine  besondere  Aufmetksamkeit 
geschenkt  worden  zu  sein,  da  man  diese  Arbeit  auf  dem  Grab- 
stein des  Verfertigers  oder  Wohlthfttars  bemerkt  hatte,  welcher 
im  Krenagange  bei  dem  Cspitebaale  lag,  dessen  InBchrift  '*} 
jedooh  scbon  1777  nicht  mehr  TollstHndig  erhalten  war.  In  wal- 
cber  Art  der  Malerei  die  Bilder  aasgeftihrt  waren ,  welche  Job. 
Georg  Leackfeld  im  Jahre  1700  bei  einem  Besuche  des  Feters- 
klosters  im  Kreuzgangc  nnd  in  der  Kapitelstube  sah,  ist  nicht 
erdchtlich;  da  dieselbe  indess  nach  seiner  Aussage  „eine  anti- 
qnit4  nicht  mit  sich  führen",  so  darf  nuui  vermuthec,  dass  die 
genannten  Darstellungen:  König  Dagobert,  ein  Bischof  Rigibertns 
von  Mainz  (?) ,  der  Erzbischof  Heinrich  I.  von  Mainz  und  der 
hl.  Benedictus  eher  für  Tafelbilder  als  fUr  Wandmalereien  %a 
halten  sind  und  aus  neuerer  Zeit  stammten  ^^). 

Die  znr  Unterbringung  von  allerlei  Vorräthen  vorhandenen 
Kellerränme  erwiesen  sich  mit  der  Zeit  als  unzureichend;  es 
wurde  daher  1482  und  1483  unter  dem  Winterrefectorinm  ein 
neuer  grosser  Keller  nebst  zwei  kleineren  Kellern  ausgegraben  "  *) ; 


**)  PUcidu  Hnth,  1,  o.  psg.  47.  —  Nie.  t.  Sisgen,  pag.  BOS,  nscbt  hiar- 
von  imr  keine  ipesislle  Angtbe,  esgt  aber:  sConTadiu  de  Smslksldia  fait 
feDeitrftrina  et  aliai  inrentiToi  in  laboraadcM. 

■']  Anno  domini  1473  Babertua  Wen{[eiidinten  (Werynfiabwii)) 

....  preMDB  pavimentum Gall.  SUw,  Neorologinin ,  pag.  8G2. 

'*]  Lenckfeld,  Anliqnitatea  Bartfeldanaei ,  pag.  75  f. 

")  Nico).  V.  Siegeo,  pag.  <69.  «Itein  (1462)  fsotom  fait  oeUariora  mag- 
Dum  anb  dormilorion,  —  Joh.  Eucher,  1.  o.  pag.  671.  «Hdo  (1183}  et  a^ 
qoenti  anno  inchoatom  ert   noram   odlariam  sab  ambitu  nn  nfeotorw 


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—     109     — 

ferner  veraDloaBte  eine  boBonderB  reiche  Weieernte,  zu  deren 
I^gerang  alle  disponiblen  Räume  herangezogen  werden  miiasten, 
im  Januar  1679  die  Einwülbung  eines  biBber  nur  mit  Holz  ein- 
gedeckten Kellers  *"),  und  1680  war  man  genJitliigt,  zur  Ver- 
bessemng  des  Luftzages  in  einem  Weinkeller,  welchem  die  Be- 
nenoung  „sepalcbrum  domini"  beigelegt  war,  ein  in  den  Kreuz- 
gang  aUBmündendea  Kellerloch  durchznbreohen  "'). 

Die  an  den  Westgiebel  der  Kirche  sich  anschliessende,  mit 
der  Front  nach  Süden  gerichtete  Wohnung  des  Abtes  erhielt 
sehr  wahrscheinlich  eine  Erweiterung  durch  einen  Keubau,  wel- 
cher „bei  dem  Eingange  in  das  Kloster  und  Qber  dem,  das 
RShrwasser  ansspeienden  Löwen"  1470  zw  Atufilhrang  kam  **), 
wShrcnd  bei  Gelegenheit  der  Verlegung  der  Kapelle  Omnium 
Sanctorum  vor  das  Westportal  der  Kirche  im  Jahre  1472  das 
iätft  bereits  bcBtebtnde  QebSnde  dem  Anscheine  nach  einem' 
umbau  unterworfen  wurde  ").  Vielleicht  entspricht  es  der 
Wirklichkeit  am  nächsten,  wenn  man  sieb  am  diese  Zeh  die 
ganze  Abtswohnung  als  zwei,  unter  einem  rechten  Winkel  sn- 
sammenstossende  Flügel  ▼•retellt,  und  an  der  gegen  Südwesten 
gerichteten  Ecke  als  erkorartigen  Vorbau  die  „neue  runde  Stube" 
XU  suchen  hat,  zu  deren  Erbauung  Abt  Günther  von  Nordhansen 
1492  aeine  Erlauhniss  ertbeilte  **). 

Bezeichnend  ftlr  die  strenge  Handhabong  der  Klostcrdisci- 
plin,  welche  seit  dem  Beitritt  zur  Bursfelder  Congregation  (1446) 
im  Peterskloster  wieder  eingeführt  worden  war  und  die  Abt 
QOnÜier  selbst  noch  im  vorgerückten  Alter  mit  allen  ihm  zu 
Gebote  stehenden  Mitteln  ai^oht  zu  erhalten  bestrebt  blieb, 
ist  der  im  Jahre  1492  unternommene  Bau  eines  sehr  festen  Qe- 
Qbigniases,  in  welchem  ungehorsame  und  widerspenstige  Conventa- 
mitglieder  "')  zn  der  nöthigen  Einsicht  gelangen  sollten,  sich  in 
allw  Demuth  den  bestehenden  Klosterregeln  wiederum  gehorsam 
zn  onterwerfen. 

•")  GslL  StsM,  ColleoUo,  p^.  784. 

••]  ObIL  8tus,  Colleotio,  p^.  790. 

*<}  Nio.  T.  Siegen,  pag.  419. 

*■)  Nie  T.  Siagen,  pag.  467. 

**)  Nio  T.  Siegen,  pag.  491. 

*')  Nio.  T.  Siegen,  pag.  490.  —  Joh.  Knoher,  1,  o.  pag.  673,  noht  der 
Anordnnng  einen  anderen  Zweck  oDtenalegen ,  da  er  berichtst:  «completa 
mnt  tria  obsarraciila  de  Upidiboi  qnadntit  pro  rebeUibus  mstiois«. 


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—    110    — 

In  welcher  AasdebDong  zq  dieser  Z«t  die  gMamnten  Elo- 
stergebäade  an  RäumUohkeit  gewoaoen  huttoa,  erhellt  dkrana 
duB,  mit  Hinzu aiehung  des  „grünen  Hagens"  und  das  WirtL- 
sohiftahofes,  die  zu  den  Ordanskapitoln  sich  TersainraBlnden 
anaw£rtigen  Prälaten  mit  ihren  CapUnui  und  Dienern,  sowie 
ungei^r  hundert  Pferde  in  denselben  ein  gaatliches  Untere 
kommen  finden  konnten  *").  Auch  aa  der  Äbttwohnui^  macht 
•ich  eine  BaumvermehraBg  dadurch  bemerkbar^  dasa  dieielbe 
ausser  dem  Äbte  auch  einen  fr&haren  Canonicas  am  Stifte  HanS, 
Johann  Mylb&cb,  aufsanohmen  vermochte,  welcher  1491  fireiwiUtg 
auf  sein«  Frihande  Terniehtote,  sich  in  das  Peterskloster  anrSok- 
gezogan  und  seine  Wohnung  daaalhst  auf  cögsna  Kosten  sioli 
hatte  ciarichten  lassen  *'). 

Einen  grtisseran  Neaban  vor  dem  westlichen  Flfigel  des 
HaoptgabSudes  scheint  die,  onmittelbar  an  die  Unterwerfung  dsr 
Stadt  im  Herbst  des  Jahres  1664  sich  anacbliesseiide,  fast  zwai- 
monsfliflhe  Anwesenheit  des  Entbiscfaofs  Johann  Philipp  von 
Schanboro  im  Kloster  veranlsast  au  haben.  In  dem  Zeitraaae 
Too  aber  zweihundert  Jahren,  in  welchem  die  seit  1479  awi- 
schen  KnraiainB  and  dem  Rath  der  Stadt  Erfart  sich  entwickeln- 
imx  Sireitigkeitea  den  Mainziecben  KircheniUrsten  von  ThOrin- 
gens  Hauptstadt  fem  gebalten  hatten  *^),  war  in  den  Anforde- 
rnngen  an  WohnQugabedfirfiiissBn  nnd  Wohnlichkeit  eine  weaent- 
Kohe  Veränderung  eingetreten.  Als  daher  im  Herbst  1664  der 
Erabischof  znm  ersten  Male  wieder  einen  feierlit^en  Einzog 
hielt  nnd  mit  zahlreichem  Gefolge  nach  altem  Herkommen  die 
Qastrrcundschaft  des  Peter^osters  auf  längere  Zeit  in  Ansprach 
nahm  '"*),  nussten  die  vorhandenen  Räume  dem  hohen  Besuch 
in  einer  solches  Ansdehnung  aar  VerfOgung  gestellt  werdan, 
dass  dem  Convent  nur  ein  kleines,  bei  der  Kttcbe  gelegenes 
Gemach  als  Speiaeraom  and  fUr  die  Nacht  nur  ein  Theil  de« 
Dormitoriums  belassen  blieb  "**). 

■*)  Mic.  T.  Siegen,  pag.  467. 

*')  Mio-  V.  Siegen,  psir.  481. 

'■)  S«itder  Anweienheit des  ürabiiubob  DieLrieh,  Sclienkca  ton  brbscfa, 
im  Jshrt  1440  bstte  bis  1664  keiner  Miaer  Nufafolger  midid  tiiiDg  in 
JCrfart  gelulteti  —  OadenDe,  lliatori«  KrfurteuU,  psg.  U5. 

<•)  Ton  '-^  Oetobar  bis  ^  Daoemb«.  (t.  TsUav,  die  ttedvotion  ron 
Erfurt,  pag.  382  and  S6S) 

'■*)  Dtgdb.  Conen,  l  o,  pag.  fiW  n.  6(7. 


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—  111  — 

Bei  der  ziemlicli  sicheren  Äossicht  sof  den  eich  von  nun 
an  öfters  wiederholenden  hohen  Beaach  und  durch  das  Bekannt- 
werden mit  den  gesteigerten  Aoforderungen  an  eine  ebenso  be- 
queme, wie  stand esgemässe  Uaterbringong  desselben,  niobt  min- 
der aber  auch  durch  den  Abbruch  des  „grUnen  Hagens",  welcher 
bei  der  CitadellbcfcstiguDg  des  Fetersberges  dem  Kloster  ver- 
loren ging,  sowie  durch  die  KUcksicht  fUr  den  ConveDt,  den- 
selben in  solchen  Zeiten  nicht  wieder  auf  die  besobeidenstea 
Bfiomlichkeiten  beschränken  za  mlUaen,  mag  der  kluge  Abt 
Adam  Dahlen  bewogen  worden  sein,  dem  erkannten  Uebelstaode 
durch  eine  entsprechende  Vermehrung  and  Einricbtupg  der 
R&ome  abxuhelfen.  Es  ward  daher  1679,  im  Hinblick  auf  den 
ToraassichtUchen  Besuch  des  Erzbiichofs  Karl  Heinrich  ven 
Metternich  '),  vor  dem  westlichen  Flügel  des  Hauptgebändes 
eine  neben  dem  Gasthause  und  der  Canzlei  (vermutblioh  zwi- 
■chen  diesen  beiden  Gi.bSnden  und  der  Abtswohnung)  liegende, 
mit  einer  kleinen  Pfotto  versehene  Mauer  abgebrochen  nqd  hier 
ein  neues  Qebäude  mit  Tliorfahrt  aufgeführt,  welches  im  Erd- 
gesohoss  zn  Stallungen  für  Pferde,  io  seinen  oberen  BAumen  za 
Wohnungen  eingerichtet  wurde  '),  nnd  sehr  wahrsoheinlii^  einer' 
seita  mit  der  Äbtswobnung,  andererseits  mit  dem  westlichen 
Flügel  des  Haaptgebüudes  in  Verbindung  stand.  Qleichaeitig 
zu  einer  zweckmässigen  Unterbringang  der  Novizen  and  lun 
dieselben  während  der  Anwesenheit  eines  hohen  Qastea  von  dem 
nnvermeidlicb  „geräuschvollen  Treiben  des  Gefolges  auf  dem 
Hofe"  mSgUchet  fem  zu  halten,  ein  Thoü  ')  des  alten,  im  oberen 
Stockwerk  des  öetUcben  FlQgels  gel^^oen  Dormitoriama  mit 
ZellBO  versehen,  die  hier  bisher  noch  nicht  vorhanden  waren  '). 
IndesB  auch  dieser  räumliche  Zuwachs  scheint  sich  noch  nicht 


■)  Der  am  9.  Jannu  1679  itattgefundaDeii  W*hl  Sari  SeütriobB  ■um 
Erabvchof  folgte  lohon  ain  36.  September  deuelben  JbIum  sein  Tod. 

*)  GkU.  Stus,  Collectio,  pag.  783. 

')  Ein  anderer  Theil  war  aett  1B66  bweita  inr  UnterbringiiDg  der 
Bibliothek  verwendet.    OaU.  Stau,  CoUeotio,  pag.  688. 

*)  Oall.  Stasi,  Collectio,  pog  785,  Yergleioltt  nun  die  Banntanng  der 
vorhandenen  Bänmlichkeitan,  ao  waren  die  Novisen  biabsr  im  nördliaben 
FlSgal  ontergehraobt,  und  wenn  man  iür  die  aeaen  Zellen  deraelban  «ina 
mÖgUctut  rnhige  La^e  wiinacbte,  lo  wnrde  dieaer  Anfordernng  durofa  eine 
entiprech^ude  Einrichtong  an  der  öttliohen,  dem  InfirmariBm  ingowandateii 
Seite  dea  alten  Dormitoriama  am  geeigaetaten  aataprocbea. 


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—    112       - 

ala  ausreichend  ervieaen  zu  haben,  dean  bei  dem  achtw5chent- 
licben  Besuch  dei  EnbiBchofa  Anselm  Franz  von  iDgelheim  im 
Jahre  1680  ")  massten  demselben  für  seine  Person  doch  noch 
einige  in  der  Abtswohnung  gelegene  Zimmer  eingeräumt  werden, 
obtchon  ausser  der  Winterwohnung  des  Abtes  (parva  abbatia), 
weiche  der  erabischfifliche  Marschall  bewohnte,  aacb  noch  das 
Winterrefeclorium  aar  Unterbringung  der  Q&ete  mit  herangezogen 
worden  war  ').  HSglicherweise  liegt  in  dieser,  selbst  jetzt  noch 
periodisch  sich  heransstellenden  räumlichen  Unznlänglichkeit  der 
Ctrund,  dass  man  im  folgenden  Jahre  (1681)  an  der  nordwest- 
lichen  Ecke,  „iihar  dem  Brnanen  nnd  vor  der  Küche",  einen 
Anbau  ani&gte,  welcher  eine  beizbare  Wohnung  für  den  Celle- 
rarios  des  Boosters  enthielt  '').  Ein  in  gleicher  Weise  ausge- 
dehntes BedUrfnisB  an  gastlichen  Räumen  wie  im  Jahre  1680 
m^  eingetreten  sein,  als  sich  derselbe  Kirchenltbrst,  infolge  des 
räuberischen  Einfalls  der  Franzosen  in  die  Pfalz,  Tcranlasst  sah, 
seine  Metropole  bu  Terlaesen  nnd  mit  dem  Beginn  des  Jahrea 
1CS9  ^)  im  Petersklostor  eine  gastfreundliche  Aufnahme  zu  su- 
chen, selbst  das  Archiv  des  Erzstiftes  zeitweilig  in  demselben 
gesichert  unterzubringen  ').  Jedenfalls  sind  auch  fOr  den  in 
dem  letzten  Decennium  des  17.  Jahrhunderts  unternommenen 
Umbau  der  Abtswohnung,  wobei  der  an  das  Westportal  der 
Kirche  anstossende  Flügel  1694  '■),  der  andere,  mit  der  Front 
nach  Westen  gerichtete,  dagegen  erst  1699  in  Angriff  genommen 


*)  Vom  i:  Mü  bii  j^  Juli.  (Gall.  btati,  CotlMtio,  psg.  786  n.  788.  Dm 
hier  Torhaiid«BeD,  »Im  im  PetenUoator  nnajohoBtsn  ZaitaDgtben  lind  dem 
Qragoriuiüchen  Kalender  aatDOmroaa.) 

•]  UftlL  SUm,  CoLlectio,  pftg.  786  ff. 

')  Ebendm,  pag.  7B3. 

•}  Am  ^J^-!?^^^  (V.  Falokenstain,  Hütorie  von  Erffarth,  pog.  lOÖS.) 

")  GiU.  SUh,  CoUeclio,  pag  804  n.  807.  uTotnm  arohivinm  mogna- 
tinetiM,  quod  adhnc  ulvam  ereptum  faerat,  tino  ad  nottrum  monuteriam 
tnnalatam  fait,  ttetitqna  partim  in  nottro  archivio  in  ambitn,  parlim  in 
nna  parte  ambitos  verau  ecolMiam,  qaae  pars  Dtrimqoe  occIum  fasrat,  nn- 
dunm,  qnod  inibo  rooipi  non  poterat,  retro  niminnm  altare  sc  oampanUe 
looatom  erat«. 

■*)  Sigitmand  Frieae,  L  o.  pag.  1397  v.  1402  berichtet,  data  diäter  Ban 
in  den  beiden  Jahren  1699  u,  1694  atattgefiinden  habe. 


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-    113   - 

Tara  "),  eben  nur  die  anf  dei^Ieichen  Beauche  zu  nebmendaQ 
Rficbsichten  maasgebend  geweaen.  Das  Gebäude  atammte  aug 
den  siebziger  Jahren  dea  15.  Jahrbunderta ,  war  mithin  keines- 
wegs so  alt,  dass,  aeibst  bei  einem  Fachwerkbau  dea  oberen 
Stockwerks,  baaliclie  Bedenken  eine  darchgreifende  Restau- 
ration *■)  veranlasat  haben  eolltea.  Lag  also  die  Abaicht  vor, 
dnrcb  diesen  Bau  die  Wohnlichkeit  der  RSume  zu  verbeaaem, 
theils  Etim  Vortheil  des  eigenen  Bewohnera,  theils  uro  in  dieaer 
Beziehung  den  WUnachen  der  etwaa  verwdhnten  Qäste  nach 
MSglichkeit  Rechnung  zu  tragen,  so  blieb  dem  Kloster  für  die- 
ses Entgegenkommen  die  volle  Anerkennung  aeinea  kurfilrat- 
hchen  Oönners  leider  veraagt.  Welche  (3rQnde  hierbei  zur  Oel- 
tung  gelangten,  ist  nicht  eraichtlicb;  nur  soviel  iat  gewiss,  dasa 
Erzbisohof  Lothar  Franz  von  Schönborn,  ala  er  im  Sommer  dea 
Jahres  1696  *  ^)  einige  Wochen  in  Erfurt  verweilte,  dem  Kloster 
die  Unterbringung  seines  (Gefolges  ilberliess  und  ftir  seine  eigene 
Beberbergung  dem,  auf  dem  Petersberge  bereits  entstandenen 
Commandaatnr-Qebäude  den  Vorzug  gub  **),  dessen  Bäume 
einen,  wenngleich  engbemessenen,  ao  doch  prachtrollen  Blick 
auf  difl  Stadt  gewährten,  welche  sein  Oheim  vor  33  Jahren  mit 
Hilfe  französischer  Kriegevölker  dem  Mainzer  Erzstifte  untor- 
worfoD  hatte. 

Da  die  im  Laufe  des  18.  Jahrboadorts  im  Kloster  entstan- 
denen Aufzeichnungen  theils  verloren  gegangen  sind  '^),  theils 
sich  eben  nur  auf  Personal -Angaben  beachränken,  so  befinden 
wir  uns  über  die  in  dem  genannten  Zeitraum  etwa  vorgctkomtne- 

•>)  QklL  Stua,  CoUeclio,  pKg  814  n.  833. 

■*)  Oall.  Stau,  Collectio,  psg.  8i2.  nAbbatia  >nprm  patenm  (?  fontem) 
e  fandamentii  erectm  eita, 

■')  Vom  !L/"4  bis  -^-f^-  (Falokonatein ,  HUtorie  von  Erfurt,  pm. 
10B7.  —  Seriptoni  Renim  Uogantiscsrnm,  Toi.  I.  Her.  HoganL  libri  qainqoe 
Nicolai  Sarmrii,  tortgesetst  nnd  bersusg^eben  von  Qeorg  Ghrittisn  Johannpp, 
Fiankfort  am  Hain,  1733  pag.  987.)  ~  IrrthSmlicb  wird  von  Oall-  »tu«, 
CoUactio,  1.  0.  pag.  B20,  das  Jabr  1697  und  die  Dauer  de«  Aofenthalta  mit 
7  Wochen,  aowie  von  J.  G.  Wastermaan,  L  o.  foL  611,  das  Jahr  169Ö  an- 
gagd)en. 

■«)  GaU  SlaM,  OoUeetio,  pag.  820. 

'*)  Z.  B.  die  handiobriftliDhe  Chronik  dea  Pstermönchs  Petrtu  Friderioi 
luid  die  Abtschromk  dea  Uallot  Staaa. 


iMtfCoot^lc 


—    114    — 

nen  baulichen  Veränderungen  und  Einrichtungen  in  grosser  Un- 
kenntnias.  Das  Wenige,  was  in  dieser  Bezielinng  zur  Kenntniss 
der  Nachwelt  gelangte,  ist  einigen  zerstreuten  Notieen  bu  ver- 
danken, die  zeitweise  von  einigen  bürgerlichen  Chronisten  oieder- 
geschrieben  wurden,  von  denen  einer  die  Mittheilung  macht, 
dass  im  Jahre  17ü5  ein  Neubau  des  Dormitorinms  und  gleich* 
zeitig  eine  Vergrösserung  des  Bofectoriums  stattfand  '*).  Eine 
andere  Quelle  ''')  berichtet,  dasa  im  Jahre  1706  die  Seile  des 
£IoBter8  gegen  Abend  zu  bauen  angefangen  und  zn  dieaem  Be- 
huf die  Mauer  abgebrochen  worden  sei.  Dieser  Bau  hat  daher 
in  der  Weise  stattgefunden,  daas  durch  HeranerUcken  der  west- 
lichen Mauer  des  Winterrefectorioms  eine  beabiiohtigte  Vei^irSs- 
aernng  desselben  erzielt  wurde,  infolge  dessen  auch  ein  Äeil- 
weiser  Neubau  des  darüber  liegenden  Dormitoriums  auf  dieser 
Seite  eintreten  musste. 

Von  den  übrigen  hierher  gehörenden  Gebunden  kann  leider 
nur  wenig  berichtet  werden. 

Das  Gasthaus  erhielt  in  den  atebziger  Jahren  dea  16.  Jahr- 
hunderts wahrscheinlich  ein  oberea  Stockwerk  (structora  super 
atnbam  hoapitum)  durch  die  FUraorge  des  Andreaa  Honhanpt, 
welcher  in  dem  aäcularisirten  Kloster  S.  Petri  bei  Meraebu^ 
Prior  gewesen  war,  um  daa  Jahr  1570,  mit  reichlichen  Geld- 
mitteln versehen,  eine  Znflnoht  in  dem  Erinrter  Peterakloster 
fand  und  hier  hochbetagt  am  7.  Februar  1579  starb  *^). 

Die  Brauerei  brannte  am  30.  Juli  1741  *")  infolge  einea 
Blitzachlages  ab  und  ward  nach  einer  über  der  ThUr  angebracbtea 
Stein  Inschrift  in  demselben  Jahre  wieder  aufgebaut  *°). 

In  dem  Gebäude,  welches  die  Weinpresse  enthielt,  wurden, 
um  mehr  Licht  zu  erhalten,  1679  grössere  Fensteröffiiungen 
durchgebrochen,  auch  die  grosse  Presse  selbst,  deren  Beschaffung 


■  •)  Chriit  Beiohardt,  Buidivhriftl.  Chronik,  (s.  Karl  Harrmaan,  Biblio- 
tlieoa  Erfartiu,  pog.  131,  Hr.  68.} 

■ ')  J.  Ch.  Uotiobmftnn,  Erfordia  litarala,  Erfurt  17i9,  I.  Band,  pag.  Sffi. 

■■)  Qall.  StaM,  MscrologiQDi,  pag.  B  n.  169.  —  Job.  Knoher,  L  o.  pag. 
686,  nrlagt  aeius  Ankunft  in  Erfurt  in  daa  Jahr  1577, 

'*)  C.  F.  Sinnhold,  TermehrtM  EncomiDm  Erfortinnm.  V.  lU.  (Ma- 
nnsoript  In  der  evangaliichen  Uiniaterial- Bibliothek  an  Erfurt.) 

'*)  Oall.  Staat,  Nsorologinni ,  pag.  341  S,  Versocbnias  der  Inaohriftan, 
Nr,  IW. 


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—    116    — 

bKcK  der  Änsicbt  Sachverständiger  nicht  ontar  300  Imperialen 
möglich  gewesen  war,  audeinaader  genommen  and  durch  vier 
kleinere  Pressen  ersetzt,  weil  ihrer  beschwerlichen  Handhabung 
wegen  und  bei  der  zuweilen  geringen  Anxahl  der  Höncb«  es 
früher  sich  ereignet  hatte,  dass  zur  Förderang  der  Arbeit  hin 
und  wieder  der  ganze  Coavent  au  der  Fresse  angestelit  werden 
musste  *'). 

Ob  das  Infirmarinm,  eine  allen  Klöstern  anentbehrliche 
Einrichtung,  von  Haus  aus  in  einem  besonderen  G-ebäade  sich 
befand,  wie  es  zweifellos  seit  der  zweiten  H&lfte  des  15.  Jahr- 
baoderta  der  Fall  war,  lüsst  sich  aas  den  vorhandenen  Notüen 
nicht  entnehmen.  Das  Vorhandensein  einer  besonderen  Kapelle 
im  Infirmarium,  welcher  1239  am  7.  Äogust  (VU.  Idas  Augnsti) 
vom  Bischof  Wilhelm  von  Havelberg  bot  Ehre  der  Apostel  Jo- 
hannes und  Matthäus  die  Weihe  ertheilt  wurde  '*),  giebt  dafUr 
keinen  sicheren  Anhalt;  auch  die  gleichfalls  vereinzelte  Notiz, 
dass  anter  der  Administration  Adam  Dahlen's  im  Jahre  1450 
diese  Kapelle  abgebrochen  worden  sei  '^),  berechtigt  noch  niofat 
zu  der  Annahme,  mit  diesem  Abbruch  eine  Verlegung  des  In- 
firmariums  in  Verbindung  su  bringen.  Dagegen  darf  aas  den 
Aufzeichnungen  des  Johann  Kucher  mit  siemlicher  Sicherheit 
der  ScblusB  gezogen  werden,  dass  zur  Zeit  des  Abtes  QUnther 
von  Nordhausen  das  In&rmarium  als  ein  fUr  sich  bestehendes 
Qebäude  vor  dem  östlichen  Flügel  des  Hauptgebäudes  lag,  in 
welchem  dieser  Prälat  1470  ausser  mehreren  Verbesserungen 
auch  eine  Kapelle  herstellen  liess  "*),  deren  Weihe  in  demselben 
Jahre  zur  Ehre  der  hl.  Afra  durch  den  Weihbischof  Johann, 
Bischof  von  Syra,  vollzogen  wurde  '^). 

Das  „ziemlich  unansehnliche  Gebäude",  welches  auch  die 
von  der  Regel  des  hl.  Benedictus  f^  jedes  Kloster  vorgeschrie- 

•■}  OalL  Stais,  CcrflscUo,  pag.  768. 

•>)  OalL  Stus,  Collectio,  pftg.  707. 

*')  GaU.  Btaw,  CoUeoUo,  pag.  707,  Bandbemarkaug;. 

**)  DU  Not»  dM  Nie.  v.  Siegen,  pag.  4ft7:  ■oonrtnota  foit  oapaUa  in 
iDfinnärio  ....  a.  d.  1470-,  llut  über  di«  Lsgs  dieser  Kapelle  ksinsn  Zweifel; 
wenn  daher  in.  den  iiMittbeilniigen  für  die  GMohiohte  and  Aitertbnmtknnde 
von  ETforta ,  Heft  9,  psg.  98,  dieu  Kapelle  in  die  KlMtorkirohe  nnd  neben 
dem  Altar  S.  Barbara  verlegt  wird,  so  bemht  diese  Anaahme  wohl  ant 
einem  HiuTerständniu. 

'•)  OaU.  Stau,  CoUeotio,  pag.  669  mid  708. 


Dictzsdbv  Google 


-    IIÖ    - 

bmo  Barbier-  und  fiadestube  enthielt  "*),  ward  unter  dem  Abte 
Johann  Reiitar  abgebrochen  und  an  derselben  Stelle  1564  ") 
nicht  nur  ein  neues ,  sondern,  angeblich  auf  Wunsch  des  Stadt- 
rathes,  auch  ein  sohönee  Haas  mit  vielen  Kosten  anfgefilhrt, 
damit  dasselbe  „der  Stadt  sur  Zierde  gereiche"  "*).  In  dieser 
Herstellung  gewöhnlich  das  „rothe  Hans"  '*)  genannt,  bestand 
das  Gebäude  bis  zu  dem  am  20.  Juli  1735  erfolgten  theilweisen 
EinatuFE  der  Futtermauer  an  der  linken  Face  des  Bastions  Phi- 
lipp '").  Hierbei  ward  auch  der  nördliche  Thäil  des  Infirmarium 
in  Mitleidenschaft  gesogen,  dessen  Wiederaufbau,  einer  Stein- 
inschrift  zufolge,  erst  1740  *')  nach  beendeter  Reparatur  jener 
Fnttwmauer  zur  Ausführung  gelangen  konnte. 

Der  Beschlass  dieser  Abtheilung  möge  den  Hittkeilongen 
über  die  Wasserverhältnisse  des  Klosters  gewidmet  sein. 

Mit  den  AnbSben,  die  sich  der  Orden  des  hl.  Benedictus 
seit  seiner  OrOndung  mit  besonderer  Vorliebe  zar  Anlage  seiner 
Niederlassungen  ausw&blte,  stand  in  sehr  vielen  Ffillen  ein  Man- 
gel an  dem  benötbigten  Wasser  in  Verbindung,  der  sich  auch 
bei  dem  Peterskloster  auf  sehr  empfindliche  Weise  bemerkbar 
machte.  Während  dieses  unentbehrliche  Bedßrfniss  den  Stadt- 
bewohnern durch  die  äem  nnd  durch  leicht  herstellbare  Brun- 
nen, dem  Lohgerber-Gewerke  sogar  in  einer,  von  einem  Arm 
der  G«ra   abgezi^eigten  Kaualfübrnng  ")   zur   bequemen  Ent- 

■■)  SaguU  a  Beoedioti  cap.  B6. 

**)  Dieiei  Jshr,  der  Ti^  dar  Qmndsteiolegang  (4.  Mai)  and  die  noch 
im  Herbit  desBolben  Jahres  erTolgte  Beendigung  das  Banes  war  in  einer 
neben  dem  Eingänge  angebrachten  Ineehrift  enthalten  (Qftll.  Stus,  Ifeoro- 
logium  pag.  90  nnd  ftfiO).  Dagegen  tagt  Johann  Knoher  (QalL  StaM ,  Gol- 
leotio,  pag.  6S3]  der  Bau  habe  16S8  begonnen  nnd  lei  bei  dem  Tode  des 
Abtes  Johann  Eenter  (28.  Mira  168G)  nooh  nioht  beendet  gewsMn. 

»)  Job.  Encher,  1.  o.  pag.  663. 

*■)  OaU.  State,  Neorologinm,  pag.  89  n.  8G0.  Veneiohnio  der  Iniohriften, 
Nt.  194. 

■  ■)  Forttetinng  der  Chronik  dei  Bamnel  Friti  dnroh  Chriatian  Keiobardt, 
pag.  ISS.  —  Conitanlin  Beyer,  Nachtrag  n  der  naoen  Chronik  von  Erfurt, 
pag.  61.  —  Sigitmand  Friete,  Erlartiiohe  Chronik,  bringt  tu  pag.  3114  in 
einer  oolorirten  Federteiobnnng  eine  Antioht  dietea  Einatartea. 

"}  Call.  Stau,  Heorologiam,  pag.  HO,  Veraaichniaa  der  IniohrifUn, 
Sr.  194.  Dieta  Steinintohrift  befand  tieh  an  der,  dar  Btadt  logmrendetaa 
gröMeran  Pforte. 

"}  Zu  welcher  Zeit  die  Anlage  dietet  KsdbIb,  der  hsnbigea  Hirsoblaohe, 


—     117    — 

nalima  and  Benutzung  geboten  ward,  musste  ob  dem  auf  der 
Aahöhe  liegenden  ELloster  ooch  im  Anfange  der  dreisaiger  Jahre 
dea  12.  Jahrhunderts  mittelet  eines  mtihsamen  Tranaportea  za- 
geführt  werden.  Zar  Abhülfe  dieses  Uebelstandes  richtete  sich 
die  Aufmerksamkeit  des  Abtes  Wemher  I.  auf  eine^  im  Westen 
der  Klosterhöhe  am  Rande  des  Bindersleber  Plateaus  entspringen- 
den Quelle  ^  *),  deren  Wasser  bisher  unbenntst  in  einer  allmählich 
gebildeten  Schlacht  der  unterhalb  der  Stadt  gelegenen  Niederung 
sufiosa.  So  gebieterisch  aiob  auf  der  einen  Seite  diese  ÄbhUlfe 
aufdringen  musste,  so  konnte  auf  der  anderen  Seite  filr  die  Aus- 
fttbrang  dea  beabsichtigten,  mit  vielen  Kosten  verbandenen  Pro- 
jektes doch  nur  die  Ueberzengnng  massgebend  werden,  dass 
eine  stetige,  so  jener  Zeit  sehr  wahrscheinlich  durch  Bewiüdung 
des  nmliegenden  Terrains  begünstigte  Ergiebigkeit  dieser  Quelle 
dem  wasserarmen  Klosterareal  den  gesammten  Bedarf  ausroiofaeud 
sichere.  Auf  Grund  dieser  Ueberzeugung  benutzte  der  Convent 
die  seit  ungef&hr  einem  Decenninm  deutlicher  hervortretenden 
Segnungen  des  Friedens  und  entscbloss  sich,  nach  vielleicht 
kaum  beendetem  Kirchenbau,  nicht  allein  zu  den  Ausgaben  fOr 
eine  ganz  beträchtliche  Anzahl  bleierner  Röhren,  um  im  Jahre 
1136  das  Wasser  mittelst  einer  Über  700  rheinl.  Ruthen  langen, 
in  dem  abfallenden  und  wieder  ansteigenden  Terrain  eingesenk- 
ten Böbrenleitung  seinem  Areal  zuzufllhren  '*),  sondern  er 
sebeate  aach  nicht  die  nicht  minder  kostspielige  Erlangung  von 

vottrvomnta  ward,  IkMt  rieh  nioht  msbr  nachweiMa.  Die  Urkunde  des 
^Aiaobob  Adelbert  vom  Jahre  1183,  die  im  sogenanntas  Binohbrahl  lie- 
looden  llO&rtea  betreffend  (ibgedraokt  bei  Igo*»  Fsber,  Abhaadlang  &b«r 
die  Preigitter.  nnd  FreiuntsD  im  Erfortiichea ,  pag.  71)  giebt  die  Crialaoha 
sls  bereits  TOrbanden  an. 

Binaiohtlieh  der  Umbildung  dea  Wortes  ■Criilaobs«  in  *HineblaoheB 
TCrgL  KiroUioff,  die  Altaiten  Weittbämer  der  Stadt  Erfurt,  pag.  92. 

■■]  Diew  gegeavKrtig  laweilen  spärlioh  fliessende  Qnelle  dea  «Peter- 
brunensa  liegt  am  oberen  Aufgange  das  ■Itleinen  Bomtlialeia  nad  nngefiüir 
100  Vom  rb.  höher  all  das  Platean  der  Klooterböhe,  Die  offiselle  Benennnng: 
»groesae  Bomthalii  ist  der  Boblnobt  beigelegt  worden,  in  weloher  dar  vom 
Dorfe  Bebmira  berabkommende  Bach  abfliesrt  nnd  bis  mm  Jahre  1790  die 
alte  Ootbaiiche  Stra«M  naob  dem  genannten  Dorfe  die  Höbe  hinsafnbrte. 
lArohiv  dar  fiönigl.  Fortifioation.) 

>*J  Cbron.  Sampatr.  —  Di«  bleiemen  Bahren  werden  vom  Obren.  Sern- 
p«tf.  b«  der  EfOUang  der  Belagemng  der  Stadt  im  Jahre  1S09  aatdrfiekHeli 
Rwäfant    Ton  dieien  BAbren  ist  leider  nicht  das  garingite  Bt&ckcben  te- 


>,oglc 


—     tl8    — 

PriTilegien  "),  welche  ihm  Etir  Sicheratellnng  des  nnternehmeiis 
unnmgänglioh  cöthig  and  von  der  Stadt  zq  ertheilen  waren,  da 
die  Loitnng  unter  der  K&gmaaer  und  dem  vorliegenden  Qraben 
hinw^;fllhrte.  Im  Kloster  ergoss  sich  daa  Wasser  aus  dem  Ra- 
chen eines  ans  Bronze  gegossenen  Löwen  '"),  der  vielleicht  als 
ein  Oescfaenk  der  Grafen  von  Gleichen  angesehen  werden  darf, 
in  ein  Bassin,  von  wo  der  Ueberschuss  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  dem  etwas  tiefer  liegenden  Wirthschafitahofe  Bugeflihrt  ward, 
nnd  von  hier,  natnrgeoi&Bs  am  Hanerwege  entlang,  nach  dem 
(inneren)  Andreas  -  Thore  hinab   und  weiterhin  der  Gera  zufloss. 


hinten  geblielwn,  so  das«  sioh  ftber  ihn  Constniotioit  stwss  Beatimmtss  nicht 
uifQbren  lÄHt.  Usn  darf  indeti  vohl  aonatunen,  du«  ed  jener  Zeit  die  Ber- 
■telloDg  toloher  Leitnngaröhren  nach  römuchan  Mostergtüokan  itattfond, 
deren  ToThsndensein  sm  Rhain  and  in  Schwaben  damsU  wohl  noch  nicht 
■D  den  Beltenbeiten  geborte  and  daher  den  Elöstem  nicht  nnbekKimt  ge- 
blieben var.  War  die*  der  Fell,  «o  wurde  die  K5hre  in  der  Weise  anga- 
fertigt,  dsH  man  eine,  in  Form  «inea  langen  und  aohmalen  Reohteckea  ge- 
gossene BUiplatte  ihrer  L&nge  naob  am  einen,  im  Qnamihaitt  bimeoKrmig 
gestaltel«n  Kern  bog  and  die  beiden,  an  dem  spitseren  Thetle  des  Kerns 
an  einander  atoieanden  Känder  auiammenlöthete.  £iin  an  dam  eisen  Ende 
hergeatelltar ,  etwas  erweiterter  Eopf  diente  tur  gegenseitigen  Verbindoiig. 
Eine  solche  in  dem  Mtuenm  an  Wiesbaden  aufbewahrte  römitche  ßlairöhre 
ist  bei  B"  rb.  Umfang,  anMerhslb-a,90"  hoch,  3,ST"  breit  nnd  besitit  eine 
Wandatirkfl  von  0,38";  die  Weite  der  R3bre  würde  demnach  einer  Kreis- 
fliehe  von  etwas  über  9"  Dorchmetser  entapreoheti ;  ihre  Lftage  sobeiat 
Bwisohen  8  and  4 '  in  liegen.  Die  beiden  leider  nnr  kimen  Stucke  rdmitoher 
Bleirfihren  in  der  Ssmmlnng  der  Gesellschaft  fftr  nfltalicbe  Fortchongen  an 
Trier  haben  bei  gleioUalls  bimenfSrmig  gestaltetem  Qnersehnitt  eine  Wand- 
sUrke  von  nnr  0,18";  die  Weite  im  Lichten  betrigt  bei  der  einen  3"  und 
1^",  bei  der  anderen  8"  nnd  2,29",  was  einer  Kreisfläche  von  nngefihr 
1,68"  resp.  2,60"  DarcbmesMr  entspricht.  —  Ob  die  Angabe  bei  Plae.  Hnth, 
L  0.  pag.  90,  dssa  jede  der  eine  Klafter  langen  BAhren  1  Ceatner  «obwer 
gewesen  sei,  richtig  ist,  mag  dahin  gestellt  bleiben;  soTiel  ist  indew  dnroh 
Beohnnng  naohsaireiaen,  dsss  bei  loDehaltnng  dar  Maasae  von  den  Toran- 
gegebenan  BGbrea  im  Hoseiun  ra  Wieabaden,  jede  6  FnM  lange  Bahre  an- 
geAhr  C6  Pfd.  wog,  nnd  demnach  fBr  die  ganse  Btreoke  der  Leitong  (exci. 
der  ftbargreifeaden  Köpfe)  mindestens  770  Centner  Blei  erfterderlloh  waren. 

■')  Job.  Knoher,  L  o.  pag.  646. 

>*)  Samnel  Frits,  L  o.  pag.  864,  Notia  s.  d.  J.  1681.  —  Ein  sna  dem 
16.  Jahrhundert  atammendea  itFragmentDm  anonymae  Gbronioae  Erfur- 
tensisa  enthilt  die  Notis:  aDieaer  Brunnen  wird  der  Löwenhmnnen  ganannt, 
weil  daa  Waner  dem  Löwen  dnroh  das  Hanl  Unft*.  (Bibliothek  der  Stadt 
Leipiig.    Cod.  DXCIIL  IbL    Codex  chartaceus  saeoali  XVL) 


—    119    — 

Obschon  keine  Notiz  bIcIi  direkt  fibor  die  Lage  dieses  BaesiuB 
«Dispricfat,  so  lässt  sich  doch  aus  der  Vorgleichung  einiger  Auf- 
leichnongen  *'')  der  ScUuss  ziehen,  dass  dasselbe  vor  dem 
Westflflgel  des  Hauptgebftudes ,  in  der  Kähe  der  Abtswohnung 
und  vielleicht  an  der  Mauer  lag,  welche  sich  zwischen  dem  Ein- 
gänge in  das  Kloster  und  dem  Gaathause  befand.  Erst  hundert 
Jahre  nach  Anlage  der  Röhrenleitung  und  nachdem  man  mit 
dem  Torhandenen  Wasserdruck  möglicherweise  n&her  bekannt 
geworden  war,  gelangte  zur  grösseren  Bequemlichkeit  der  Kloster- 
bewohner  für  einen  Theil  des  Wassers  eine  Weiterfdbrung  nach 
der  Uitte  des  vom  Erenzgange  umschlossenen  Coemeteriums 
sur  Aitsftthmng,  wo  es  sich  als  belebende  Zierde  der  hier  sorg- 
lich gepflegten  kleinen  Oartenanlage  in  ein  grosses  steinernes 
Becken  (lavatoriam)  ergoss,  dessen  Aufstellung  am  1.  Februar 
(EaL  Febmarii)  1239  erfolgte,  nachdem  man  den  betreffenden 
Stein  mit  vieler  Mühe  herbeigeschafft  hatte  '^). 

Aufiallend  spät  und  nach  abermaligem  Verlauf  von  mehr  als 
einem  Jahrhundert  zog  man,  vielleicht  angeregt  durch  die  1343 
und  1355  vom  Ratbe  vorsorglich  angeordnete  Erweiterung  resp. 
Verstärkung  der  StraBsenbewässemng  ^^),  auch  im  Convent  den 


")  NiooL  T.  8i^;sn,  psg.  449.  ■Tnae  (H'O)  fsots  fiiit  uova  domai  oiroa 
introitnm  elautri  anper  leonent',  und  p«g.  461.  «A.  d.  J.  1477  Erfordie  sd 
S.  Fetmm  bot«  fsit  pars  ambitiu  luqDtt  refectoriam  et  Tersoa  sbbaoiam 
ÜTe  fbntemi. 

'*)  Chron.  Sampet.  —  Hit  wie  visier  Hfihe  in  frAherer  Zeit  der  Trans- 
port groaser  Lastan  varbnaden  war,  darfiber  giebt  die  von  Zeitfnohi  heraiu- 
lagebese  ■Stollbergische  Kirchen-  und  Stadt- Hiatoriea  eine  Andeutung,  naoh 
wdohar  int  Jahre  148S  ra  dem  Tranaport  eines,  för  den  nea  erbanUn  Chor 
der  Kireha  8.  Hartini  in  BtoUberg  am  Hars  bestimmten  Altamteines  aai 
den  Seebergen  bei  OoUia  34  Pferde  verwendet  worden,  welche  8  Tage  nnler- 
mga  waren  nnd  wem  der  Abt  von  B.  Peter  in  Erfart  4  Pferde  geliebon  hatte. 

'*)  Im  Jahre  1B43  wurde  dorch  Abiweignng  dei  heutigen  FalllochwaMers 
vom  Bergetrom,  welche  der  Rath  oberhalb  de*  im  Brühl  bei  der  Kirche 
S.  Hartini  extra  liegenden  Ciatendenger  FraaenkkMtera  veranstaltete,  die 
Gemeinde  S.  Severi  mit  fiiessendem  Waster  versehen  ond  das  in  den  Oe- 
■narnden  S.  Andreae,  Servatii,  Georgii  nnd  Hanritii  bereit«  vorhandene  ver- 
■Urkt.  (Afaachrift  des  Waaserbnohea  im  Stadtarchiv)  Die  in  FalckenBteio's 
■iUitorie  von  Erfart«  pag.  331  enthaltene  und  hierauf  beaügliobe  Angabe, 
ueh  weleber  dieaer  Kanal  mit  dem  Bergatrom  identisch  sein  soll ,  beruht 
auf  ainem  aehr  erheblichen  Irrthnm ,  in  den  der  Verfasser  gar  nicht  ver- 
fsUsn  konnte,  wenn  er  nur  die  vom  Bergetrom  getrisbena  Saokpfeifen-HflU«) 


V  .ooj^Ic 


—    120    — 

Vortheil  in  Betracht,  den  eine  jederzeit  vorräthigo  WftBBermeage 
sowohl  fiir  Trirthschaftliche  Zwecke,  als  auch  bei  Feaersgefahr 
gewähre;  dieser  Erwägnng  verdatikte  ohne  Zweifel  die  1377  in 
der  Brauerei  gebaute,  grosse,  steineme  Cistoriie  (maximom  do- 
lium  lapideum)  ihre  Entstehung  '"),  eu  deren  Speisung  das  ab- 
fiiosseude  Röhrwasser  benutzt  wurde. 

Kachdem  bei  ausschliesslicher  Benutzung  jener  Quelle  der 
Wasserbedarf  des  Klosters  ungef&hr  dreihundert  Jabra  hindurch 
hinreichend  gedeckt  worden  war,  scheint  im  Verlaufe  der  ersten 
Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  eine  Abnahme  ihrer  Brgiebigkeit 
eingetreten  zu  sein.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  durch  all- 
mälige  Äbholzung  des  Quellenterrains  herbeigeführt,  kann  eben 
nur  ein  auffallend  verminderter  Zufluss  des  ROhrenwassers  Ver- 
anlassung gegeben  haben,  dass  man  sich  bewogen  fond,  dem 
unzweifelhaft  schon  fUhlbar  gewordenen  Uebelstande  aof  dem 
einzig  übrigbleibenden  Wege  des  Brunnenbaues  abzuhelfen.  Es 
wurden  daher  unter  dem  verdienstvollen  Abte  Cliristian  Kleingam 
(1451 — 1458)  weder  MUhen  noch  Kosten  gescheut,  um  „vor  der 
KlosterkUche"  den  Bau  eines  „tiefen  Brunnens"  im  festen  Kalk- 
stein  durchzuführen  "),  dem  ungefähr  dreiasig  Jahre  später 
noch  ein  zweiter  zugesellt  ward,  dessen  „kostspieliger"  Bau  im 
Jahre  1482  an  einer  epecicll  nicht  näher  bezeichneten  Stelle 
stattfand  * ").  Ob  der  zum  Jahre  1485  angeführte  Brunnanbaa"  * ') 
auf  die  Beendigung  des  zweiten,   oder  auf  die  Herstellung  eines 

froher  dis  »Mühle  vor  der  langen  Brücken,  anoli  -Bfti^er--  oder  wHilbe 
Mfthlea  genannt,  beachtet  hätte,  daran  Beataken  schon  im  18.  Jahrhundert 
nrknndlioh  bestätigt  wird  (Urkunde  vom  Jahre  1266  im  FroviBBid  -  Arefai* 
so  Hsgdeborg).  —  Hit  dar  im  J^hre  18SS  nntemommaBon  Einleitang  des 
DreieD-Bmnnan-'WmMera  in  die  Ldber-  und  Aagntt-Taretadt  (FalokemteiD, 
1.  0,  pag.  2G3.  —  Chriatian  Beichsrd,  die  Dreien-Bmimeii,  Eifdrt  17U,  pag. 
91),  «nrde  die  anigedehnte,  noch  gegenwärtig  beatehanda  KanaUaimng  der 
Strassen  beendet. 

*■)  NicoL  V.  Siegen,  pag.  101. 

•■)  NiooL  V.  Siegen,  pag.  Mi. 

*-)  Nicol  T.  Siegen,  ptg  469:  -Anno  domiai  1482  in  moote  B.  Pelri 
Erfbrdise  feosrant  novnm  et  precioanm  puteum  in  sHodioi.  Di«*eT  Brunnen 
iat  lehr  wabrtohainlich  denelbe,  welcher  noeh  g^^nwftrtiji:  in  dem  Banhofe- 
gebände  innerhalb  dei  Abichnitta«  ewiichen  Bution  Michael  nod  Frani 
vorbanden  ist;  demnach  sobeiot  er  in  fröfaerer  Zeit  im  WirtfaachaftriMife  ga- 
leften  zn  haben. 

•')  Niool  V,  Siegen,  pag.  476, 


Dictzsdbv  Google 


—     121     — 

dritten  Brannflns  zu  belieben  ist,    lässt  sich  bei   der   äuBserst 
konen  FaBsnng  der  betreffenden  Notizen  nicht  entscheiden. 

TbeÜB  durch  räuberiscbe,  auf  Entwendung  der  Bleiröhron 
gerichtete  Eingriffe,  theila  infolge  von  Verbessernngen  nnd  Er- 
weiteroogen  der  Befeatigungsanlagen  eriitt  die  Wasserleitong 
einige  Male  Störungen;  ersteree  ereignete  sich  bei  den  beiden 
Belagerungen  der  Stadt  im  Jahre  1309  *'*)  und  1375  *'),  sowie 
auch  im  Jahre  1531  "),  letzterea  liess  sich  bei  der  schon  in 
den  dreisBiger  und  vierziger  Jahren  des  17.  Jahrhunderts  nnter 
schwedischer  Herrschaft  unternommenen  VerbesBerung  der  Be- 
festigung der  Elosteranböhe  nach  der  Feldseite  zu,  wobei  das 
baationirte  Tracee  znr  Anwendung  kam  *''),  nicht  gut  vermei- 
den *  ^)  und  gab ,  da  der  Rath  mit  der  Wiederherstellong  allzu 


**)  Cbron.  Ssmpet 

**)  Joh.  Rothe,  L  0.  pag.  638. 

'■)  Eobu)  Dolgan,  L  c  —  Joh.  Knchsr,  L  o.  p*K-  6^-  ^'^  Wortb  der 
sntwendeten  Bleiröhren  wird  lo  90  Fl.  to^geben. 

*')  Die«  boziebt  lieh  nicht  allein  »af  den  Ende  Oktober  16S1  begonnenen 
Bau  des  Hornwerki,  «ondern  anoh  »nf  andere  vor  der  alten  Bingmaoer  kdb- 
geffihrte  fortificatoriiobe  Anlagen,  von  denen  daa  innerhalb  dieier  Hauer 
liegende  Elmterareal  jedoch  nicht  berfihrt  ward.  Falokenatein,  Hiatorie  von 
Erifiutb,  pag.  727,  msobt  inin  Jahre  1687  folgende  Angabe:  -TOe  Btadt- 
manero  auf  dem  Feteraberi^  (d.  h.  die  alte,  aeit  1437  mit  Torli^eodem 
Zwinger  nnd  Graben  Teraebene  Eiogmaner)  ■«ohienen  ihnen  (den  Schweden) 
an  aohwaoh  nnd  in  tcblecht,  daher  lieaaen  aie  dieaetben  nooh  mit  einem 
Wall,  Graben  nnd  Schanaeu  mehr  befeBtigen«.  —  Am  Baation  Martin  befindet 
lieh  ein  St«n  mit  der  Jahreszahl  1638 ,  welcher  früher  die  BekrSnnng  einea 
aDaapriDgendes  Winkelt  bildete  and  gegenwartig  verkehrt  aingemanert  ist, 
M  wie  aaoh  an  dem  rechten  Bchnlterpankte  dee  Baationa  Gabriel  ein  Krö- 
noDgaatain  mit  der  römiaohen  Majnakelinaohritt:  DIB  HARTINI  ANNO  IStS, 
welcher  der  nooh  bestehenden  Lage  dee  Schnlterpnnktea  angehört,  w&brend 
8  Fnaa  weiter  inrBck,  an  der  rechten  Flanke,  nnd  ebenao  an  der  linken 
Flanke  des  nAchttgalegenen  Baationa  Hicbael,  tioh  ein  ftiterer  Scholterponkt 
dureh  den  noch  TOrbandenen  Eokrerband  dentKcfa  markirt  Hierdorch  wird 
Katekemtein'a  Angabe  in  ao  weit  beatätigt,  daaa  an  Ende  der  dreiseiger  Jahre 
eine  Erweiterang  der  Befestigung  dee  Peteraberges  naeh  dem  bastionirtan 
Tracee  atattfand,  welche  schon  im  Jabre  1648  einigen  Abänderangen  nnter- 
werfen  wurde.  —  J.  G.  Weatermann,  I.  o.  fol.  464  berichtet,  daaa  im  Jahre 
1643  durch  den  Featcngaban  der  schöne  ■Springbrunnen«  im  Peterakloater 
rerdorben  ward. 

'*)  Bamnel  Frits,  1.  o  pag.  354,  bemerkt  mm  Jahre  1681,  dass  bei  dem 
Btn  der  groaaen  Schimie  (dei  Uomwerks)  auf  dem  Msinslacbem  Gebinde  viele 


.ogic 


—    122    — 

liuige  cögerte,  sn  einer  der  vielen  Klagen  des  Klosters  Versn- 
lassQDg,  welche  durcli  Vermittelang  der  kaiserlichen  Restitutioni- 
Eommission  im  Jahre  1650  ausgeglichen  worden  ^<').  Aach  bei 
der  Belagerung  im  Jahre  1664  scheint  eine  Unterbrechnng  der 
Wasserleitung  stattgefiinäeo  eu  haben,  da  1667  ihre  Wieder- 
iostandsetzung  erwähnt  wird  ^'). 

Nooh  gegenwärtig  wird  das  Quellwasser  des  Petersbnumens 
dem  Petersberge  vermittelst  einer  Röhrenleitang  sogeftlhrt.  Die 
ursprünglich  bleiernen  Rdhren  sind  freilich  ISngst  verschwunden 
und  im  Laufe  der  Jahre  durch  hölzerne,  in  neuerer  Zeit  über- 
wiegend durch  eiserne  Röhren  ersetet  worden.  Anch  der  bron- 
zene Löwe,  dessen  Raohen  das  Wasser  im  Kloster  entströmte, 
ward  1631  von  den  Schweden  entwendet  und  das  Hetidl  auf  der 
Langenbrücke  verkauft  "),  weshalb  in  der  Folge  ein  aus  Steiu 
gehauener  Löwe  die  Function  eines  Wasserspeiers  fibomehmen 
musste  ^*). 

Von  den  mit  der  Wasserleitnng  in  früherer  Zeit  in  Verbin- 
dung stehenden  GegenstSndea  ist  nur  das  im  Jahre  1239  im 
Coemoterinm  aafgesteOte  steinerne  Wasserbecken  der  Xachweli 
erhalten  geblieben  und  hat,  nach  einer  kleinen  Wanderung  nach 
der  Steigerhöhe,  seinen  Weg,  wenn  auch  nicht  zum  Kloster,  so 
doch  sur  Stadt  glücklich  wieder  zurück  gefunden,  nm  gegenüber 
dem  Ausgange  der  Uarktstrasse  an  der  Ostseite  des  Friedrich- 
Wilhelms -Platzes  eine  Aufstellung  angewiesen  zu  erhalten.  Bei 
der,  auf  Betrieb  des  Präsidenten  der  kaiserlich  königlichen  Fi- 
nanz- und  Domainen-Kammer,  v.  Reach,  im  Frühjahr  1811  aus- 
geführten Anlage  der  Kapoleonshöhe  '")  hatte  man  das  Wasser- 
becken nach  der  Steigerhöbe  gebracht  in  der  Absicht,  dasselbe 
an  dem  unteren  Rande  der  nach  der  Stadt  gerichteten,  durch- 
geschlagenen Lichtung  aufzustellen  und  mit  einem  Springbrunnen 


toböue  WaiorelwD  und  Qaittsnbinins  snigerodet  und  die  bleiernen  BAhren 
dar  Dsob  dam  Peteriberge  fahrenden  WssaerleitnDK  Koige^rkben  wurden. 

**)  Varftlaich  de«  Abtei  >n  S.  Petar  weffon  de«  Aquaedactni  mit  dem 
Bath,  d.  d.  Erfart  den  SO.  Jsnnu  1660.  (FalckeDitsin,  Hiatoria  von  Erfinrth, 
PK.  768). 

■0)  Dagob.  Conen,  L  o.  pag.  6B7. 

>■)  Samnal  Fritt,  1.  o.  psg.  8U. 

*'i  Job  Hsarit.  Qadenoi,  Biitori«  ErfnrtenBis,  Dndsntadt  1676,  pag.  39. 

")  CoDit.  Beyer,  Nene  Chronik  .von  Erfurt,  pag.  MU 


:,  Google 


—     123    — 

sn  veneben,  welcher  ron  dem  auf  der  Höhe  vor  einem  aui  Hola 
gezimmerten  Tempel  &tigelogteii  WasBerreserroir  geBpcist  wer- 
den «ollte  *').  Die  vorhandene  WaBsormenge  erwies  sich  indesa 
alB  onznreicheßd ,  das  Projekt  an  sich  wurde  bei  den  tut  die 
(nmEJtaische  Herrschaft  ungünstigen  Eriegsereignissen  der  Jalire 
1812  and  1813  nicht  weiter  verfolgt,  selbst  der  ganzen  Herrlich' 
keit  auf  der  NapoleonshOhe  machten  die  preussischen  Blokade- 
trappen  am  1.  Novcmbor  1813  ein  in  Flammen  anftodemdes 
Ende  *"),  und  das  Bassin  blieb  nun,  längere  Zeit  vergessen,  an 
Ort  und  Stelle  anbeachtet  liegen.  Als  jedoch  im  Jahre  1831 
die  von  einer  gemischten  CommiBsion  geleitete  vollständige  Pia- 
nirung  der,  darch  das  Bombardement  vom  6.  November  1813 
zwischen  dem  Rubenm&rkte  und  den  beiden  Stiftskirchen  ent- 
standenen Brandstätten  und  die  daraus  hervorgegangene  Anlage 
des  jetzigen  Friodrioh-Wilhelms-Platzes  zur  Ausführung  kam  "), 
erinnerte  man  sich  jenes  BasBins,  beschloss  dasselbe  seiner  alten 
Bestimmung,  wenn  auch  auf  einem  anderen  Standpunkte,  wieder 
KurQckzugebea  und  verscbaflFte  ihm  zu  diesem  Behuf  an  der 
oben  angefOhrteu  Stelle  eine  angemessene  Aufstellung. 

Von  den  beiden  in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts 
angel^^en  Brunnen  wird  der  vor  der  IrUheren  Klosterkücbe  ge- 
grabene noch  gegenwärtig  benatzt  und  befindet  sieb  in  dem 
mittleren  Theile  der  grossen  DefensionB-Kasome;  die  Benutzung 
des  anderen,  Über  welchem  jetzt  das  innerhalb  des  Abschnittes 
zwischen  Bastion  IH.  (Michael)  und  V.  (Franz)  liegende  Bauhofa- 
gebände  steht,  ist  dagegen  zur  Zeit  sehr  eingeschränkt. 

Der  Vollständigkeit  halber  ist  hier  noch  Folgendes  hinzu- 
zufiigfln:  Obschon  das  Kloster  einen  Theil  seines  RSbrwaBsers 
an  die  aaf  dem  Petersberge  gamisonirende  Besatzung  abgetreten 
hatte,  so  mag  derselbe  doch  zur  voUständigon  Befriedigung  ihres 
Wasserbedarfs   nicht  hinreichend  gewesen   sein ;  man  beabsicb- 

••)  ÜBtige  MittheilQDg  des  Stadtratba  a.  D.  Herrn  Karl  Hemnanu. 

**)  CoMt.  Beyer,  Hone  Chronik,  pag.  689. 

'•)  MotizoD  de*  Stadtraths  Pohls.  —  Erfurter  Adrenblatt  1831,  Nr  &0 
and  63.  ■—  Am  17.  November  1829  feierts  die  Bürgersohaft  anf  dietem 
Platss  das  26jUiriga  Bepernngs-JabiläDm  de*  Königs  und  anf  Omnd  einer 
Ksbinatsordre  vom  30.  Fsbraar  1633  arbiBlt  dwMlbe  die  BeuennUDK- 
Friedriab-WilhBlmB-FlaU.  (Notii  de«  Btadtrathi  Pohls.  —  Allgameine  thfi< 
ringifche  Vaterlandikonde,  I.  Band,  pag.  306.) 


:,G  Gothic 


—     1^4     — 

tigte  daher  im  Jahre  1671  eine  „hinter  der  Bni^'  entapringende 
Qaelle,  womit  vielleicht  der  sogenannte  Bonifocins-BraDnen  ") 
gemeint  ist,  dem  Petersberge  mittelst  einer  zweiten  Röhreuleitang 
sasaflthron.  Der  volletändSgen  ÄaefUhruDg  des  Projektes  schei- 
nen jedoch  uogttiiBtige  TerrBinverhllltnisse  in  Verbicdung  mit 
einem  onzureichenden  Wasserdruek  hindernd  entgegen  getreten 
SU  sein,  wodurch  der  Eommandaot  sich  Teranlust  Auid,  d«- 
selbe  nicht  weiter  zu  verfolgen  '*). 

Die  Kapelle  S.  Annae. 

In  den  annalistiscben  Äafzeichnungen  wird  diese  Kapelle 
unter  zweierlei  Namen  aufgeführt,  ursprünglich  und  nachweie- 
bar  bis  in  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  nur  nach  der  Jung* 
irau  Maria  benannt  ^'),  scheint  erst  infolge  des  im  Jahre  1469 
unternommenen  Neubaues  einer  Kapelle  S.  Mariae  im  neuen 
Dormitorium  *"}  die  Benennung  nach  der  Mutter  Marias,  der 
hl.  Anna,  beliebt  worden  zu  sein  **).  Um  jeder  Verwechselung 
vorzubeugen,  bediente  man  sich  in  der  Folge  zu  ihrer  Beaeicb- 
nung  beider  Namen  gleichzeitig  (capella  S.  Mariae  sive  [modo, 
nunc]  S.  Annae),  von  denen  der  letztere  schliesslich  der  allein 
gebräuchliche  blieb. 

Das  Qebände  lag  nördlich  vom  Chor  der  Klosterkirche  und 
war  mit  seinem  westlichen  Ende  entweder  in  den  östlichen  Flü- 
gel des  grossen  Gebäude-Vierecks  eingebaut  oder  an  demselbeo 
nur  angelehnt,  so  dass   die  Klosterbewohner  vom  Kreuzgaoge 

>^>  Dieie  Qvelle  liagt  inf  dem,  naoh  dam  |rroM«n  Borntbsle  (der  alten 
StraiM  nach  Gotha)  siob  sbbdKAeniden  Abbsnge  de«  Bindersleber  Flateaiu, 
nogelUir  in  gleiohsr  Höbe  mit  der  Torderen  Front  dar  Cyriaoibiirg  iiad  80 
Sohritt  lüdlioh  ein«  Feldw^M,  welcher  auf  der  SOdseite  der  Sindenleber- 
Cbsniiee  dem  gleiahnsmigen  Plataka  safaiirt;  mt  entapringt  in  einer  kleinen, 
mit  einigen  Pappeln  und  Weiden  betettten  Terrunvertiefang,  betitzt  gegen- 
iribrtig  nur  eine  Kuaent  geringe  Ergiebigkeit  und  liegt  höobttena  2B  Fum 
böber  ai»  da«  FUtein  des  Fetenberga«. 

")  Dagobert  Conen,  1.  o.  pag.  C67. 

•*)  Cbron.  Sampet,  id  den  Jahren  1290,  1837  nnd  1843. 

<>)  Niool.  V.  Biegen,  1.  o.  -p*^.  4*9. 

**)  Die  von  Niool.  t.  Siegen  bei  mehreren,  der  Zeit  vor  dem  Jabre  18U 
angehörendan  Ereigninen  gebnaohle  Benennong  naob  der  hl.  Anna  iit  aar 
al«  ein  von  ihm  gemwibter  ZoBits  in  den  aai  data  (%ron.  SampoL  ent- 
I  Nachrichten  n  betiacfatan. 


DictizedbyGoOt^lC 


-  m  - 

Ana  in  das  kleine  OottealiKiis  gelangen  konnten  "),  irKbrend 
ein  sweiter,  an  der  SUdaeite  angebrachter  Eingang  *"),  zu  dem 
man  aof  einem  über  den  äaaseren  Friedhof  **)  führenden  Weg 
gelangte,  den  Laien  den  Besuch  des  in  der  Kapelle  abgehaltenen 
Gottesdienstes  gestattete. 

Unter  dem  Abte  Bnrchard  begonnen  nnd  von  dem  I^ien- 
bnider  Ditmarus  als  Meister  geleitet  ■"),  f^llt  ihre  Erbannng  in 
die  Zeit  des  Baues  der  Klosterkirche.  Schon  in  dem ,  auf  Bur- 
chards  Amtsentsetzung  folgenden  Jabre  war  sie  soweit  vollendet, 
daas  unter  der  Administration  des  späteren  Abtes  Ripertus,  1117 
VIII.  Kai.  Äugnsti  (25.  Juli)  ihr  und  dem  Altar  die  Consecration 
mr  Ehre  der  Jungfrau  Maria  durch  den  Ersbischof  Adelbert 
von  Mains  ertheilt  -wurde  **). 

Der  die  Klostergebftude  im  Jahre  1143  verheerende  Brand 
lian  höchstwahrscheinlich  auch  die  Kapelle  nicht  unverschont, 
indess  beschränkte  siuli  ilur  Schade  bei  ihr,  ebenso  wie  bei  der 
Klosterkirche,  wohl  nur  auf  den  Verlust  des  DachstnhleB  und 
der  flachen  Holsdecke.     Das  Vorhandensein  der  letcteren  vor 


■*]  Die  Angsbe;  »cspella  Beste  Msrie  VirKinia  ia  ainbita  noitro, 
modo  B.  Anas-  (Abtchrift  dei  Zimregiitera  Tom  Jshre  1413  bei  QalL  StsM, 
HecrologiDiii ,  pag.  M6),  sotrie:  nJohannM  Uanreld,  lacellsnai  upsllo  8. 
Amm  in  noitro  pariatiliDi  (am  du  Jahr  l&OO,  bei  üall.  SUu,  Neero- 
loginm,  psg.  76},  dfirfen  tiir  diese  loosle  Einriehtosg  all  Bekg  angesehen 

*"■]  Dieser  Eiogaitg  wird  von  Qall.  Stasi,  Neorologinm ,  pag.  S8S,  ani- 
drScklicb  angeflUirt. 

■*)  Die  Lage  dieeei  allgeiaeitien  Begr&bniasplatiea  im  Oitan  der  Kloiter- 
kirehe,  wie  dies  such  bei  anderen  Kläatam,  a.  B.  in  Pforta  dar  Fall  war 
(Coraaen,  Alterthfimer  und  Eoiutdaiikmsl«  des  Kloatan  B.  Hsrtin  and  der 
LaBdeaialmle  aar  Pforte,  pag.  206),  und  iwar  iwiacheo  der  Kapelle  S.  Annae 
and  dem  spkter  erwihtiten  öleieheoMhen  Hofe,  ergfebt  aiah  mit  Berfiok* 
•iehtigiiiig  der  looalen  Terlültiiisse  soi  den  Motiien,  nach  weloban  eiaige 
Bpitapkian  lin  coematerio  penei  eapellam  S.  Anoae-  (Qatl.  Btaaa,  Nuorolo- 
giom  pag.  SSS),  sowie  in  der  Parooliia  3.  Petri  eine  Ctvi«  [dar  nachmalige 
ÖMckantobe  Hot)  ■ein»  coemeteriama  (QalL  Stasi,  Mecrologinro ,  pag.  470, 
Zinsregiater  vom  Jahre  1866)  angeffihrt  weiden. 

•')  Oall.  StsM,  Meerologinm,  pag.  36.  •Ditmami,  oonvarms  inb  R.  D. 
^bste  Borehardo,  bic  cotiitnuit  noellnm,  oUm  dietam  B.  Hariae  T.,  nunc 
8.  Annas,  eto.  obüt  24.  Hartii  Anno?« 

■•)  Qall.  Stam,  ColleoLio,  pag.  706.  —  Hiool.  v.  Siegen,  pag,  398,  giebl 
«a:  aar  Ehre  der  Jangfraa  Üaria  tmd  ibier  Uatter,  der  U.  Aana. 


:,G  Gothic 


—    126    — 

dem  ßrande,  sowie  ihre  Wiederherstellang  nach  demselbeo  lüast 
sich  aus  einer  chrODikalen  Notiz  schliesBen,  nach  welcher  der 
KlosterschUler  ßudiger,  der  am  2'i.  Juni  129?  mit  der  BefeBtiguog 
des  Strickea  für  eine  in  der  Mitte  der  Kapelle  Längende  Lampe 
beschäftigt  war,  in  Folge  eiDea  Versehens  von  den  Balken  ab- 
glitt und  (darch  die  vorhandene  Oeffnung  in  der  Decke)  auf 
den  Fussboden  herabstürzte  *"). 

Die  Errichtung  zweier  Seitenaltäre ,  von  denen  der  aof  der 
Evangelien  -  Seite  (in  dextra  parte  basilice  S.  Marie)  dem  bl. 
Nicolaus,  Remigius,  BasiÜus  und  Servatins,  und  der  auf  der 
Epistelieite  (ia  sinietra  parte  ejusdem  eccleaie)  der  hl.  Maria 
Magdalena,  Agatha  und  Caecilia  gewidmet  war,  soll  1182  XII. 
Kai.  Julii  (20.  Juni)  deren  Consecration  durch  den  Bischof  Ha- 
bertuB  von  Havelberg  veranlasst  haben  '^). 

Schon  diese  Zunahme  der  Altäre  deutet  darauf  bin,  dasa 
die  der  jungfräulichen  Ootteamutter  geweihte  Kapelle  bei  den 
Gläubigen  in  hohem  Ansehen  stand,  dem  einen  sichtbaren  Aus- 
druck zu  geben  das  Kloster  durch  mannigfache  Spenden  unter- 
stützt ward.  In  noch  höherem  Grade  spricht  sich  dies  aber  aus 
durch  den  Anbau  eines  kleinen  Chores,  welchem  1290  die  se- 
quenti  S.  Bonifacii  (6.  Juni)  in  Gegenwart  des  Erzbischofe  Ru- 
dolf von  Salzborg,  durch  dessen  Weihbiscbof  Conrad,  Bischof 
von  Lavant,  die  Weihe  ertheilt  wurde  "  *),  deren  feierliche  Voll- 
ziehang  zu  den  besonderen  Urchlichan  Festlichkeiten  gehörte, 
welche  während  der  Anwesenheit  König  Rudolfs  I.  im  Kloster 
stattfanden.  Auch  durch  die  Ausführung  von  Wandmalereien, 
sowie   mit   der  Schenkung  einiger  Teppiche   (cortinae)  '°)   lieas 


■'J  Sicol,  V  Siegen,  pag.  870. 

■■}  Gkll.  ätua,  Colleotio,  pag.  706.  -~  Zeit  und  Peraan  sind  nioht  aber- 
einstiminend ,  ds  Haberlm  von  1160  —  1176  Büobof  von  HsTslberK  war. 
(Vergl.  EbeliDg,  deottobe  Biicböfa,  IL  477.)  VoransgeMUt,  dui  lioli  bei  der 
von  Uall.  Stut  gleiobuitig  sngegsbe&aa  oXV.  Indiotio«  kein  Sobraibfehlar 
eing  esc  blichen  bat,  dürfte  diaM  Weibe  naileiobt  ricbtigar  in  das  Jabr  1167 
an  vorlegen  sein. 

*■)  ChroD.  Simpet. 

'")  Dq  Gange,  QltMnr,  «Cortina  Mt  ornamentnin  flcclMiamm  tsI  taber- 
nacaloram,  gicut  vela  depiota,  qoae  in  Uteribna  altariom  nupendimtitr,  ne 
sftoerdo«  sdipectn  cironmitanlinm  oonfuodatnr«.  Mit  RQokaiobt  auf  die  Zeit 
lind  hier  nnter  neortinae«  diejenigen,  oftmak  reioh  Dmamentirten  Tappiobe 
EU  veiileben,  welche  an  irgend  einer  VoiriobUuv  an  dea  beiden  Seitsn  da* 


—    127    — 

6>  sicH  eio  Göaner  der  Abtei,  Abt  Tymo  vom  Kloster  Hombtu^ 
(f  1316)  angelegen  sein,  für  die  inoere  AuBBchmlickung  der  Ka- 
pelle Sorge  zu  tragen,  welche  er  sieb  ala  letzte  Rubeatätte  aus- 
enräblt  hatte  '")■ 

Ffir  die  Errichtung  dee  vorbanden  gewesenen  Dachreiters, 
in  welchem  zwei  Olocken  untergebracht  waren  ""),  hat  sich  eine 
Zeitbestimmung  nicht  ermitteln  lassen ,  dagegen  wird  um  147<j 
die  Erneuerung  der  Orgel  ^^)  und  1494  eine  im  Inneren  vor- 
genommene Restauration  angeführt,  wobei  auch  auf  die  Anbrin- 
gung von  Wandmalereien  Bedacht  genommen  ward  ''*).  Im 
Uebrigen  entziehen  sich  die  einfachaten,  auf  Abmessungen  und 
sonstige  bauliche  Einriclitungen  beztlgUche  Fr^en  leider  jeder 
Beantwortung.  Darf  man  einer,  vom  Ingenieur  Welsch  im  An- 
fange des  18.  Jahrhunderte  angefertigten  fortiäcatorischen  Zeich- 
nang  ''^),  die  allerdings  von  Fehlem  nicht  freizusprecbea  ist, 
einigen  Glauben  schenken,  ao  hatte  der  Grundriss  der  Kapelle, 
mit  AuBSchlnsB  des  Chorea,  keine  grösseren  Abmessungen  als 
der  der  Kirche  S.  Leonhardi. 

Das  vielartige  Hiasgeachick,  von  dem  das  Kloster  schon 
durch  die  kirchliche  Spaltung  im  16.  Jahrhundert,  vorzugsweise 
aber  während  der  schwedisohen  Occupation  heimgeaacht  ward, 
lies«  in  aeinen  Folgen  auch  die  Kapelle  nicht  unberührt.  Gegen 
den  Ausgang  des  17.  Jahrhonderts  be£uid  sich  nicht  nur  ihre 
innere  Ausstattung,  sondern  auch  der  ihr  zugetheilte  Kirchen- 
dienat  in  so  erheblicher  Vernachlässigung,  dasa  hierdurch  ein 
Conventami^lied  zu  dem  Entachluss  bewogen  ward,  mit  allen 
ihm  zu  Gebote  ateheoden  Mitteln  auf  eine  Wiederberstellung  der 
früher  an  diesem  Ort  stattgefundenen  Verehrung  der  Himmels- 
königin hincttwirkeo.  In  geschickter  Weise  und  weder  MQhen 
noch  Widerwärtigkeiten  scheuend,  sachte  daher  Pater  Franciscus 


Altar«  berabbiogsD  und  disien  eapflllenartlg  »bicUoaien  (v^  lateralU), 
Tiellsicht  anch  die  drei  Teppiche  (tri»  veU},  welohe  in  glsiohar  Weise  nicht 
nur  sn  beiden  Seiten,  lODdarn  »ach  hintar  dem  Altar  angebracht  waren. 
(TergL  Bock,  Oeechichte  der  litargisohen  Qew&nder,  IlL  pog.  91  ff. 

")  QalL  Stasi,  Mecrologinm,  pag,  837. 

**)  Gal).  Staas,  Necrologinm ,  pag.  869. 

'*)  fiiooL  V.  Siegen,  peg.  ifiö. 

■*)  MieoL  T.  Bi^en,  pag.  497. 

'•)  Diese  Zeiobnaog  befindet  «ioli  in  k5nigL  Ftwtifioations- Arohiv. 


:vC00J^IC 


—     128     — 

KempflHich  (f  1721)  ancli  ausBerhalb  der  KloBtermAaern  den 
Sinn  fSr  die  Pflege  des  Mariencnltua  eu  heben  and  das  daftlr 
rege  gemachte  InteresBe  auf  die  kleine,  vod  ihm  vorsngBweise 
ins  ÄQge  gefasste  Marienkirche  seineB  Klosters  hinsuleiteii. 
Seine  Bemühungen  blieben  auch  nicht  unbelohnt  Nach  einiger 
Zeit  war  nicht  nur  das  Innere  der  Kapelle  wieder  in  wfirdiger 
Weise  hergestellt  and  mit  den  zum  Gottesdienst  erforderlichen 
GerSthen  auegestattet,  sondern  auch  durch  Legate  vieler  Wohl- 
thäter  daf&r  gesorgt  worden,  dass  das  kleine  Qotteshaus  ferner- 
hin seine  Bedürfnisse  aus  eigenen  Mitteln  bestreiten  konnte. 
Dessenungeachtet  scheinen  sich  dieselben  in  sehr  bescheidenen 
Qrenzea  gehalten  bu  haben,  da  von  dieser  Zeit  ab  von  den 
vielen  Marienfesten  doch  nor  zwei,  Maria  Heirnsnchnng  and 
Maria  Geburt,  bei  einer  zahlreich  versammelten  Menschenmenge 
durch  einen  in  der  Kapelle  abgehaltenen  Gottesdienst  gefeiert 
wurden  "). 

Mehrfech  nnd  auweilen  mit  besonderer  Vorliebe  als  letzte 
Ruhesttttte  aasersehen,  die  sich  schon  1216  der  Priester  Ger- 
wicuB,  Pleban  »n  der  Parachial- Kirche  S.  Pauli,  im  innigen 
Glauben  an  die  gnadenreiche  Fttrsprecherin  vor  dem  Throne 
dea  Weltenrichters,  fttr  sich  vom  Kloster  erbeten  und  durch 
eine  reiche  Schenkung  erworben  hatte  ''''),  vermochte  der  Fnaa- 
boden  der  Kapelle  manchen  interessanten  Grabstein  ^*)  und  die 
Auasenwand   einige  reichsculptirte  Epitaphien  ''*)    aufzuweisen, 

'■)  OkU.  Statt,  Heorologinm,  pig.  B8. 

")  NiooL  T.  Biegen,  pag.  849. 

*•}  Gall.  Sti.M  (t  1780)  hat  noch  dia  wohlarhtitenan  Orabateine  von  10 
Aebten  dei  PeterBklottac*  geMhcn,  welobe  in  dem  ZeitraDme  voa  1991— 1461 
geitoiben  nnd  in  dieier  Kapelle  beerdigt  worden  waren  (QaU.  Stan,  Neoro- 
loginm,  pag.  SOÜ-SSS.) 

'*)  Von  die«en  Kpitiphien  enthielt  dai  eine  die  Dantellung  des  im 
(larten  von  Uethaemtne  betenden  Chriatm,  einer  vorlinfig  noch  unbekannten 
Familie  gewidmet;  dai  andere  du  tlitd  de«  Welten rtchtere ,  dem  1883  m- 
■torbenen  Tilo  t.  d.  Sachsen  und  (einer  in  demietben  Jahre  gettorbenen 
Pfau,  Agnes,  gewidmet ;  dai  dritte  eine  UarBtellniig  dei  gegeittellen  Chriitoa, 
dem  188t  geitorbenen  Eberhard  Markmeiiter  nnd  seiner  1S79  gestorbenen 
Kran,  Hermen t r udig ,  gewidmet. 

AntMrdem  befand  liob  über  dem  in  der  Bfldwaad  angebraobteu  Kin- 
gange  ein  Steinbild,  welohee  die  Haria  mit  dem  Cbrittnaldnde  daratelltei 
ibr  cur  Btchlan  kniete  der  Abt  Ripertae  nnd  anr  Linken  der  Laienbrnder 


—    129    — 

welche  «her  alle  ohne  Ausnahme  mit  denen  in  der  Klosterkirche 
Torhandenen  das  gleiche  Geschick  des  Unterganges  getheilt 
haben. 


Die  Kapelle  Corporis  Christi 

Die  Sage  legt  dieser,  in  früherer  Zeit  dem  hl.  Blasios  ge- 
weihten Kapelle  ein  sehr  hohes  Älter  bei  ^'>)  und  hält  dieselbe 
sogar  fQr  das  älteste,  in  Thüringen  errichtete  Qotteshaus  **). 
Glaabwürdige  chronikale  Aofzeichnangen  sprechen  sich  indess 
hierüber  ebenso  wenig  ans,  als  sie  über  Stiftung  und  Erbauung 
des  gegen  Ende  des  13.  Jahrhunderts  sicherlich  vorhandenen 
Gebäudes  eine  Andeutung  enthalten;  das  Chron.  Sampet.  lüsst 
dasselbe  sogar  ganz  unbeachtet  und  erwähnt  seiner  nicht  ein 
einziges  Mal. 

Mit  Hülfe  verschiedener  reicher  Spenden  im  Osten  der 
Klosterkirche  auf  dem  äusseren  Friedhofe  ^')  erbaut,  wurde 
sie  um  das  Jahr  1302  einer  nicht  näher  erläuterten  Reparatur 
unterworfen,  mit  welcher  duroh  die  Fürsorge  des  Couvea- 
tnalen    Henricus    de    Auch    ein    an    den    inneren    Wandäächen 


Ditsoaros,   ■bqu  u^ellae    aedificatOTB.     (OaU.  Stssi,    NBoroloKiiiiii ,    pag. 
S88— SS6.) 

>*)  GalL  StM*,  fiecrologioni ,  pag.  SS8,  giebt  ihr  die  Benenniuig :  ■per- 
Tetuatom  «aceUnm  S.  Blani,  modo  Corporis  Clirieti>.  —  Lambert!  annale* 
b«  Port«,  L  c  Script  III. ,  pag.  S3,  Anmkg. 

■■)  yei^l.  Falokenstein,  ThQringitohe  Chronik,  I.  p»g.  218.  —  Erphor- 
dianna  Ajatiquilatnm  Vuiloqous  bei  Menoken,  L  o.  II.  pag.  164.  —  Wenn 
gl«icih  die  von  Falckenatein  mitgslbmlta  Enihlnng,  dua  mn  der  Kapelle 
Ctvporis  Chriiti  eine  Xistenie  angebraoht  gewoMn  sei,  welche  in  dar  Zeit, 
wo  die  Qara  aoob  ein  aobiffbuee  Wassei*  war,  den  Sobiffem  als  Biohtpnnkt 
in  der  Nacht  gedient  habe,  als  Sage  in  betraohUn  iit,  m  l&sit  rieh  doch 
das  TOD  ihm  beiweifelta  Torhandensein  einer  vobx  Klempner  gefertigten 
Iiatame  auf  die  banliohe  Einrkhtaag  räur  BTodtenlenohte«  nrüokfflhren, 
in  welehec  mm  Ged&ohtnin  der  Entschlafenen  ein  -arme  Seelenlicht*  wäh- 
rend der  Naehtuit  brennend  eritalten  wurde.  (Ott«,  Handbnoh  der  Uroh- 
liohen  Kuutacoh&ologie,  4.  Aoflage,  pig.  261.  —  ißttbeihingeii  der  k.  k. 
Central -Conuninion,  Wien  IB63,  7.  Jahrgang,  pag.  S17  B-  —  Weingärtner, 
System  des  ohriitliohen  Thormbanu,  Qöttingen  1860,  §.  6b  S.) 

•*)  Qall.  Stasi,  Hecrologinm,  pag.  &S.  ■Me^om  MHpori«  CbtiaÜ  in 
nostro  eoemeterü». 

9 

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-     130    — 

aasgeführter  Gemäldeichmnck  Terbunden  war  *').  Diessr  ent- 
hielt die  mit  Inschriftea  Teriehenen  Bildniiae  mehrerer  Peraooes 
beiderlei  Geschlechta,  welche  sich  nicht  allein  um  die  Kapelle, 
sondern  auch  um  daa  Kloster  ein  besonderes  Verdienst  erworben 
hatten.  Aus  einem  uns  erhalten  gebliebenen  Verzeichniss  dieser 
Bilder  '*),  unter  denen  an  vornehmster  Stelle  snch  das  des 
Königs  Dagobert  nicht  fehlte,  ist  ersichtlich,  dass  neben  dem  an 
der  Westseite  angebrachten  Eingange  ein  Thnrm  sich  erhob, 
Bu  welchem  aas  dem  Inneren  der  Kapelle  ein  Zugang  TorbandeD 
war;  auf  diese  Notia  beschränkt  sich  aber  anch  alles,  was  Über 
ihre  bauliche  Einrichtung  bekannt  geworden  ist 

Die  angeflihrte  Restauration  mose  eine  Eiemtich  durchgrei- 
fende gewesen  sein,  da  sie  eine  Conaecration  des  Altars  ver- 
anlasste, welche  1304  XVII.  Kai.  Jolü  (15.  Juni)  der  Bischof 
HenricuB  (von  Ennland)  '*)  zur  Ehre  des  hL  Kreuzes,  Blutes 
und  Leibes  Christi  vollzog  **).  Auf  den  genannten  Tag  (das 
Fest  S.  Viti)  war  auch  anfänglich  die  Feier  der  Eircbweihe  an- 
beraumt, welche  aus  gleichem  Grunde  wie  bei  der  Klosterkirche 
im  Jahre  1369  den  22.  Mai  (feria  tertia  post  diem  saactae  Pente- 
coates)  durch  den  Weihbischof  Albert,  Grafen  von  Beiohlingen, 
Bischof  von  Ippus,  auf  die  Oktave  des  Trinitatisfestes  verlegt 
wurde  *'). 

Nicht  ganz  nnwahrscheinlich  ist  es,  wenn  man  mit  dieser 
Weihe  die  Umwandlung  der  Benennung  des  GebHudes  in  die 
Kapelle  Corporis  Christi  in  Verbindung  bringt.  Wenn  auch  die 
Verehrung  der  Hostie,  des  Symbols  des  Leibes  Christi,  dorch 
ein  besonderes  Fest  erat  1311  durch  eine  Bulle  des  Papstes 
Clemens  V.  eine  weitere  Verbreitung  erhielt,  ao  war  dasselbe 
doch  schon  1264  durch  eine  Bnlle  des  Papates  Urban  IV.  ange- 
ordnet  worden,  und  obscfaon  nach  dessen  kurz  darauf  erfolgtem 

*■)  QiXL  StaH,  NMroIopam,  pag.  58.  Hearioni  da  AUoh  war  spltar 
Piior  und  itarb  ISU^  den  3a  Mai. 

■*)  GaU.  SUm  hat  diaMs,  dwa  Neoiola«»«  pag.  «8—849  baigangU 
VeneichoiM  wolil  nioht  am  eigener  AoMhanoag  der  Bilder  mtworfaB, 
•ondtm  aai  eitwr  ihm  in  Oebote  stebandan  QoeD*  in  Abaohrift  geiMmKeii, 
da  er  erst  I7M ,  also  fOnf  Jahr  naoh  dem  Einatnn  dar  Kaprila  das  kHMar- 
liebe  OelibdQ  ablegte. 

■•}  Kooh,  die  &fiirter  Weihbnditis,  L  e.  Tl.  6i. 

>•)  QalL  Staw,  CeUeotio,  pag.  714. 

•')  Qall.  Stau,  Colleolio,  pag.  714. 


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-  läl  - 

Tode  aeiner  Anordnimg  eine  weiteo«  Folge  nicht  g^eben  wurde, 
die  Feier  sogar  ganz  anterblieb  ^''),  bo  ist  es  docb  immerhin 
möglich,  dass  das  PeterskloBter  von  der  älteren  Bulle  Kenntniss 
erhalten  hatte  und  der  restaurirten  Kapelle  schon  im  Jahre  1304 
die  Benennaiig  Corporis  Christi  beilegte.  Diese  Annahme  ge- 
winnt an  Wahrscheinlichkeit  dadurch,  dass  unter  den  erwähnten 
Bildern,  deren  Entatehong  doch  wohl  als  gleichzeitig  angenom- 
mea  werden  darf,  sich  auch  das  des  Flebans  Reinoldas  von  Be- 
ringen befand,  welcher  die  Kapelle  mit  einer  Stiftang  sa  dem 
Zwecke  bedachte,  damit  in  derselben  jährlich  das  Fest  Corporis 
Christi  feierlich  begangen  werde. 

Nachdem -der  Altar  im  Jahre  1387  von  dem  Convents-Mit- 
gliede  Andreas  Hunold  mit  einem  Antipendium  beschenkt  wor- 
den war  '"),  tritt  die  Kapelle  in  den  cbronitalen  Aufzeichntingen 
drei  Jahrhunderte  hindurch  vollständig  in  den  Hintergrund. 

Bei  der  Anlage  der  Citadellbefestigung  des  Petersberges 
war  aie  in  Gefahr,  ganz  beseitigt  zu  werden,  and  es  bedurfte 
der  dringlichsten  VorBtellungen  des  Abtes  bei  der  Mainzer  Knrie> 
am  sich  in  den  Beeita  einer  erzbischöäichen  Verordnung  zu 
setzen,  wodurch  dem  den  Festungsbau  leitenden  Commandanten, 
Oberst  Schutz,  die  Weisung  ertheilt  ward,  bei  der  Linienführung 
der  Enceinte  anf  die  Erhaltung  des  Gebäudes  Rücksicht  zu 
nehmen  '").  Trotzdem  schwebte  dasselbe,  so  lange  sich  die 
linke  Face  des  Bastions  Philipp  im  Bau  befand,  in  steter  Gefahr, 
nngeachtet  der  angewendeten  stützenden  Vorrichtungen,  bei 
einer  etwa  erfolgenden  Abratschung  in  den  Graben  hinab  zu 
stürzen,  weshalb  man  anch  im  August  1680  den  Abbruch  des 
Altars  vorsorglich  anordnete  °*).  Was  diesmal  mit  Aufbietung 
aller  Vorsichtsmassregeln  glückUcherweise  noch  abgewendet 
worden  war,  das  trat  unerwartet  1735  dennoch  ein,  wo  der  am 
20.  Juli  durch  anhaltenden  Regen  veranlasste  theilweise  Einsturz 
der  vorgenannten  Festungslinie  erat  die  Ablöauog  der  Kapelle 


■■)  ffiagfll,  Handbueh  dsr  ohrüUioh-kicalilielMD  Alterthflmor,  11.  IBl, 

**)  GsU.  Stus,  NecroloKinm ,  pag.  8.  aAndreu  Hnnold  (Hnndolff)  oom* 
psntvit  Ubnlam  altaris  in  sMello  corporis  Ghriatiii.  —  Dn  Csnge,  QloMu, 
•d  TOoan:  tabula  lUtuii,  iitioa  qnH  altari  inperponitar,  wd  es,  qnte  soUda 
at  fignrii  excnksta  ipn  altari  praetenditora. 

»}  fiaU.  aUM,  OoUMtio,  pig.  764  f. 

*■)  QaU.  StsM,  CoUeotio,  pkg.  769. 

9* 


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—    132    — 

vom  Tiinrm  zur  Folge  hatte  nad  am  23.  Juli  d«n  vSlli^eti  Eiu- 
Btnra  der  eratereD  nach  eich  20g  **). 

Uebar  den  erneuten  Aofbau  ")  kaoo  ana  Mango!  an  Material 
eine  nfihere  Mittheilung  nicht  erfolgen  und  selbst  die  Ermitte- 
lunga - Versacbe  haben  sich  vergeblich  erwiesen,  ob  die  Kapelle 
schon  vor  dem  Jahre  1813  beseitigt  ward,  oder  w&hrend  des 
Bombardements  bei  dem  Brande  des  Klosters  mit  diesem  gleich- 
zeitig der  ZerstSrnng  anbtim  fiel.  Änf  einem,  Ton  fransOsischeD 
Offizieren  im  Jahre  1813  entworfenen  Armimiigsplan  ")  des 
Fetersberges  ist  die  Kapelle  nicht  angegeben  und  hiemach  darf 
man  sich  der  Annahme  Eaaeigen,  dass  sie,  gleichseilig  mit  dem 
an  die  Gemeinde  Dittalstedt  geschenkten  Thonne,  schon  1811 
abgebrochen  worde. 

Die  Farochie  und  Kirche  S.  LeonhardL 

Der  TOD  der  Kordgrenze  des  Severihofes  in  nördlicher  Rich- 
tung die  Anhohe  hinauf  fUhrende  Weg  ist  ohne  Zweifel  sehr  alt 
nnd  bestand  als  kürzeste,  wenn  auch  etwas  steile  Verbindung 
mit  der  Stadt  sicherlich  schon  zu  der  Zeit^  als  die  auf  jener 
Anhöhe  liegende  klösterliche  Niederlassung  sor  Abtei  S.  Petri 
und  Pauli  (1060)  umgewandelt  wurde.  Ob  auch  die  zu  beiden 
Seiten  dieses  Weges  stehenden  H&user  zu  jener  Zeit  bereits 
vorhanden  waren,  l&sst  sich  nicht  nachweisenj  dagegen  scheint 
die  Abtei  dieselben  von  Hans  ans,  weil  sie  auf  ihrem  Areal  er- 
baat  waren,  auch  als  ihr  angehörend  nnbeanetandet  betrachtet 
und  für  ihre  Insassen  einen  Pfarrgottesdienst  in  der  Kloster- 
kirche eingerichtet  zu  haben.  Von  diesem  letzteren  wurde  das 
Kloster  durch  die  1149  vom  Erzbischof  Heinrich  I.  errichtete 
Farochie  S.  Leonhardi  *')  dem  Anschein  nach  nur  xum  Theil 
be&eit,  denn  ausser  derselben  bestand  nach  dem  Zinaregister 
des  Klosters  *')  noch  im  Jahre  1366  eine  Farochie  S.  Petri, 
welche  die  auf  der  Ostseite  des  vorerwähnten  Stnfenwegea  lie- 

■*)  FortietsDiig  der  htndsahriftliohen  Chronik  des  Samuel  Friti  dnrcli 
ChrittJan  Kaichardt,  pag.  188. 

*)}  DominilniB,  Erfurt  und  du  Etfartisohe  Qabiot,  L  113. 

■*)  OieMT  Plan  befindet  Bioh  im Kfinigl  Forti£oatioB».AroUv,  Lit  B, Hr.  8. 

*•)  Fluid.  Math,  1.  0.  pag.  27. 

■*)  Eina  Abiahrift  diMei  Zinsregiiten  findet  nah  bei  GalL  StSM,  Ileoco* 
loginm,  psg.  470  ff. 


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—    133    — 

genäen  dreScelin  HSoier  uiofaaite,  von  Aenen  eine  Rone  an  den 
im  Osten  der  KloBterkircha  eingerichteten  Begräbnissplatz  an- 
grenzte, irfthrend  anf  der  Westseite  achtsehn  Hänser  die  Paro- 
chie  S.  Leonhardi  bildeten,  welche  sich  nach  oben  bis  an  das 
AQodtom  ,^am  gr&nen  Hagen"  erstreckten  nnd  nach  onten  bis 
an  die  Lanengasse  ausgedehnt  zn  haben  scheinen  *^).  In  spä- 
terer Zeit  mag  eine  Yereinigong  beider  Gemeinden  stattgefunden 
haben,  denn  Nicol.  t.  Siegen  ")  giebt  zum  grossen  Brande  im 
Jahre  1472,  bei  welchem  höchatwahrscheinlich  beide  Häuser- 
rühen  in  Äsche  gelegt  wurden,  die  Xotiz,  dass  die  Farochie 
S.  Leonhardi  abgebrannt  sei  and  macht  eine  Farochie  S.  Petri 
nicht  namhaft. 

Diese  die  Änh5fae  sich  hinaufziehenden  Gebäude  bildeten 
in  ihrer  Holzconstmction  *'),  mit  Zinselwänden ,  Brettei^ebels 
und  Sohindelbedaohungen  bei  jedem  Brande,  welcher  in  dem 
am  Fasse  der  Anhöhe  sich  aasbreitenden,  gleichfalls  sehr  feaei^ 
gefährlich  gebauten,  städtieohen  Hänsercomplexe  aufloderte,  eine 
höchst  bequeme  Uebertragung  der  Feuersgefahr  nach  den  auf 
dem  Flateaa  liegenden  Gebäuden,  nnd  die  in  den  Jahren  1079 
nnd  1142  das  Kloster  selbst  schwer  heimsuchenden  Brandschäden 
bl^n  sehr  wahrscheinlich  in  dieser  Vermittelung  ihren  Gnmd 
gehabt  Obscbon  diese  Häuser  auf  dem  seit  alter  Zeit  dem 
Kloster  xugehSrigen  Grund  nnd  Boden  standen,  so  gehörten 
obne  Zweifd  mehrere  derselben  zu  denen,  von  deren  Bewohnern 
der  Bath  in  einer  doch  wohl  zu  weiten  Ausdehnung  seiner  1281 
erlassenen  Verordnung:  bürgerliches  Gut  nicht  in  die  todte 
Hand  kommen  zu  lassen  "*),  im  Jahre  1293  das  „Herdgeld" 
«nforderte  nnd  in  Folge  dessen  mit  dem  Convent  in  Streitig- 
keiten gerieth,  wobei  er  der  Immunität  des  Klosters. sogar  so 

*'')  Der  Ansicht  dM  Abtes  Flscidni  Mnth,  L  o.  psg.  28,  nuh  welober 
auch  H&DMr  suf  dem  Bnbenmsrkte  inr  Faroobie  8.  LMnbsrdi  gehört  haben 
K>UeD,  Ksgt  wohl  sie  Irrthnm  id  Grande,  da  rieh  atu  den  Terrechten  dar 
Stadt  Tom  Jslire  1693  der  Naobwtie  fBtaren  liest,  dew  eimmtliehe  Qabinde 
auf  dem  Rabeanarbte  der  Oemeiade  S.  Andreae  magehftrten, 

*■)  Nie   T.  ffiegen,  pag.  460. 

*■)  Nooh  naob  dem  groeMn  Brande  im  Jahre  1472  war  wonigatena  ein 
Theil  dieeer  Oebiade  so  leioht  gabant,  daie  bei  einem  sm  1.  Min  1683  ein- 
getretenen Sturm  Bwai  Binssr  bei  S.  Leonhardi  ■toh  Grand  ans  der  Erde 
gerueen  warden.   (Shiahold,  Termehrtee  Enoominm  Erffartinnm,  IV,  pag.  97). 

■*')  Die  betreffende  Urkunde  befindet  eieli  im  Stadtarcliiv. 


Coo^^lc 


—    134    — 

weit  m  nahe  trat,  dasi  er  vorgab,  jene  Abgabe  nicht  ^em  Ttn 
den  genannten  HSasern,  BOndem  ancb  von  BanuntHeben  Kloeter- 
gebXndeD  fordern  kq  kennen  ').  Nachrickten  fiber  den  Aiugang 
das  Strates  aind  nicht  vorhanden;  indoBs  scheint  der  Roth  aor 
Aofrechthaltcng  seiner  Verordnang  in  der  Folge  geeignete  Haaa- 
regeln  ergriffen  Ea  haben,  da  sieh  anter  dem  25.  Hin  1332 
Friedrich  von  Witzleben,  Ritter  and  Herr  an  E^enbnig,  ver- 
pflichtet, dai  Hau  and  den  Hof  auf  dem  Petersberge,  welche  er 
vom  Magister  Hermann  von  Aliob  flir  23  Mark  mit  BevilUgi^; 
und  VergODSt  des  Raths  käuflich  erworben,  nnr  an  einen  Bflrget 
wieder  zu  verkaufen,  welcher  städtische  Lasten  trägt  *). 

ÄD  sich  von  untergeordneter  Bedeatang  ist  die  Im  Jahre 
1350  vom  Convent  unternommene  Anlage  der  Steiostofen  '), 
mit  denen  der  etwas  steile  Weg  zwischen  den  beiden  HSnsor- 
reihen  der  Qemeinde  S.  Leoohardi  zur  f^leiohternng  des  Ver- 
kehrs versehen  wurde.  Erwägt  man  aber,  dass  dieser  Bau  mit 
den  daza  erforderlichen  Vorbereitaogen  wohl  sohwerlicb  inner- 
halb des  Zeitraams  von  einem  Jahre  zur  YcJlendung  gelangte, 
dass  femer  zn  derselben  Zeit  das  Stift  S.  Marifi  mit  dem  am 
25.  März  1349  begonoenen  Bau  des  neuen  Chorea  *)  besohäft^ 
war,  und  in  den  beiden  Jahren  1351  und  1^2  der  Radt  zur 
grässerdn  Sichemng  der  in  der  Landwehrbefestigung  der  Vor- 
städte vorhandenen  Eingänge  den  Bau  mehrerer  Thorthtirme 
ausführte  "),  so  kann  man  eine  gewisse  Verwunderung  nicht 
unterdrücken,  wie  dies  alles  zur  Ausführung  gelangen  konnte  in 
einer  Zeit,  wo  auf  dem  ganzen  Thttringerlande  der  Druck  einer 
pestartigen  Krankheit  lastete,  welche  ebenso  wenig  plötzlich  auf- 
trat, als  plötzlich  wieder  verschwand  und  im  Jahre  1^0  so  viel 
Opfer  in  Erfurt  hinwegraffte,  dass  allein  anf  dem  zu  einem 
MasseobegräbniBB  auaersehenen  Kirchhofe  des  Dorfes  Neuae  am 
rothen  Berge  angofähr  zwölftauaend  Menschen  in  elf  Graben 
zur  Ruhe  bestattet  wurden  '). 

Als  beacbtenswerth  ist  nur  die  oben  aagefftbrte  Kurie  her- 

■)  Cbron.  SampeL 

>)  AbMhrift  dar  ürkoDde  im  Stadtatohiv. 

*)  Chrtm.  Ssmpet, 

*)  Btaininiobrift  an  der  SOdseite  det  Chors*. 

*)  AuMug  BUB  den  BaarscluiaDgeii  das  Batlis  iai  Stadtarohfv. 

*)  Cbron.  fianpat. 


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—    135    — 

▼<vsiiliebeD,  welche  nach  dem  ZinaregiBter  vom  Jahre  1366  ein 
Conrad  von  Appolda  bewolmtfl  and  mit  einem  an  dae  Kloster 
SB  eotrichtenden  MichaelisBinH  von  6  Solidi  betastet  war.  Als 
die  Grafen  von  Gleichen  das  ihnen  als  Sobirpivögten  zustehende 
Becht  der  ,^astfreien  Herberge"  im  Kloster  in  immer  grösserem 
Haaase  missbrauohten ,  bei  ihrem  öfteren  Einreiten  rilckBicbtalos 
daa  in  der  Kttche  bereitete  Mittagsmahl  ßir  sich  und  ihr  Gefolge 
in  Besohlsg  nahmen,  der  Convent  dagegen  nach  beendeter  Messe 
oor  leere  Schfisseln  and  Krüge  im  Refeetorinm  vorfand  tind  da- 
her 1373  das  Recht  der  &eien  Einkehr  fbr  Menschen  und  Pferde 
dem  Grafen  mit  400  Mark  Silber  abkaufte,  so  überwies  er  ihnen, 
damit  dergleichen  ungebetene  Gäste  das  Kloster  überhaupt  nicht 
mehr  betreten  sollten,  jene  Kurie  als  Herberge  ''),  welche  von 
diesem  Zeitpunkte  ab  der  „Gleichensohe  Hof"  genannt 
wurde.  Nachdem  gegen  das  Ende  des  15.  Jahrhunderts  die 
frilher  zwischen  der  Abtei  und  den  Grafen  bestehenden  Verhält' 
nisse  sich  weientlioh  geändert  hatten,  sodass  letstere  selbst 
die  ihnen  unbeanstandet  belassene  Berechtigung  der  Beerdigung 
in  der  Klosterkirche  ^)  nach  dem  Jahre  1500  nicht  mehr  benutzt 
lu  haben  scheinen  '),  wurde  die  Kurie  als  Lehn  solchen  Bär- 
gern  tthertrageo,  die  sich  bereits  im  Besits  Gleichenscher  Lehns- 
guter  befanden.  Man  findet  daher,  dasi  1491  am  Freitage  vor 
Pfingsten  Erhard  von  der  Sachsen  mit  «einem  ganzen  Haushalte 
in  den  „Gleiohenechen  Hof"  eingezogen  ist  nnd  bis  an  sein 
Lebensende  (1505)  in  demselben  wohnte,  sowie  dass  in  dem 
zweiten  Viertel  des  16.  Jahrhunderts  Hierooymus  von  der  Sach- 
sen (t  1548)  mit  demselben  belehnt  wurde  nnd  1605  David 
Macke  mit  seinem  Weibe  diese  freie  Wohnung  zur  Nntzniesaung 
besass  ■•). 

'}  NiooL  V.  SieKsn,  psg.  807.  —  In  QaU.  SUai,  Collectio,  p^.  7G9  wird 
biniiigafngt:  ■qaam  cnriam  ipri  oomitei  debent  ootutrnere  ac  in  esae  oonser- 
vatea.  —  Hiermit  wird  die  in  Zachsnaa  Hogel^  Chrtoub  pag.  426  gegebene 
HittheiluaK  widerlegt,  woanoh  die  Orafeu  schon  Mit  lOH  im  Betiti  diwer 
Curia  gswMen  wären. 

•)  NicoL  V.  Si^^n,  1.  n.  pag.  102. 

•)  Da*  nlatit  in  der  EloBterkirohB  beerdigte  Mitglied  der  Gleiohen^Khen 
Ofafonfsnilie  war  dsr  am  1.  Juni  1600  gestorbene  Qraf  Earl,  Herr  m  Blan- 
kenheiiL    (Gall.  Stau,  Kearologinm ,  pag.  27&.    Yeneiobnin  der  Qrabateia- 
,  Mr.  79). 
>*)  Sagittarins,  Qeicbicbte  der  Grafiahsft  Qleiohen,  pag.  18  S.    Dia  be- 


:,G  Gothic 


-    13«    - 

Ein  ftoderea  hier  noch  sa  erwähnendes  Gebäude  ist  der 
Oetreide-Speicher  (granarinm)  des  Kloetera,  welcher  mit 
Bwei  oder  drei  Häusern  der  Farochie  S.  Leonhardi,  Ton  denen 
das  eine  „zum  SchlQssel"  genannt  wurde,  sehr  wahrBcheinlioh 
«wischen  der  Kirche  8.  Leonhardi  and  dem  ÄUodiam  „zum 
grünen  Hagen"  lag.  Zn  dieser  Localisimog  geben  folgende 
ohronicale  ITotizen  eine  hinreichende  Berechtignng:  1470  findet 
der  Baa  eines  neuen  Hauses  „ad  davem  prope  LooDbardom" 
statt  "),  welches  nebst  drei  aDgrensflnden  Baulichkeiten,  dem 
mebrerwähnten  Zinsrogister  zufolge,  schon  1366  in  der  Farochie 
S.  Leonhardi  genannt  wird;  bei  dem  grossen  Brande  im  Jahre 
1472  verbrennen  dem  Kloster  in  dem  Hanse  „snprs  claTcm" 
900  Malter  Gletreide  **)  und  bei  der  Ankunft  des  apostolischen 
Legaten,  des  Bischofs  Bartholomäus,  am  5.  Aagust  (Kon.  Ai^sti) 
1484  png  ihm  der  Abt  an  der  Spitze  des  Convents  bis  zum 
Hause  „ad  clavem"  entgegen  ■*).  Ueberdies  dürfte  «ich  ftlr  die 
Anlage  eines  Kornspeichers  das  'Plateau  auch  wohl  geeigneter 
gezeigt  haben,  als  der  Abhang  der  AohShe. 

Die  Kirche  S.  Leonhardi,  am  oberen  Rande  des  süd- 
lichen Abhanges  und  in  südlicher  Kichtung  dem  Westende  der 
Klosterkirche  in  einer  Entfernung  von  ungefähr  hundert  Schritt 
gegenüber  liegend,  für  die  kleine  Gemeinde  gleiches  Namens 
bestimmt,  bildet  im  Grundriss  ein  Rechteck  tod  höchst  beschei- 
denen Abmessungen  ").  Ihr  schmuckloser  Steinbau,  an  wel- 
chem noch  gegenwärtig  die  an  den  Seitenmaaern  vorhandenen 
kleinen,  nmdbogigen  Fensteröffnungen  an  die  romanische  Bau- 
periode erinnern,  ist  höchst  wahrscheinlich  am  di«  Hitte  der 
zweiten  Hälf^  des  12.  Jahrhunderts  usternommeD  worden,  da 
am  3.  Kovember  1185  (?)  der  Altar  die  Weihe  zur  Ehre  des 
Erzengels  Michael   und   aller  himmlischen  Tugenden   durch  den 


treSeaden  NotiieD  Tardaskts  denolbe  den  ibm  tob  Geor^  BalthsMr  nm 
Milwits  ngettellteti  Hitthoilaugen.  (YergL  den  Sammelbaad  dM  Q.  B.  t. 
UilwiU  im  8t»dtMchiT). 

■■)  Joh.  TfDchar,  1.  o.  psg.  B69. 

")  MiooL  T.  Siegen,  pag.  4M. 

•■)  Memorabilia  Nicolai  ilu  Egn  monsohi  B.  Patri,  bei  Oall.  Stais, 
Gallwtio,  pag.  838. 

<  *)  Diemlben  betragen  iti  der  l.ings  angeOIir  70  Fum  rt.  vaA  in  der 
Breit«  80  Fun. 


DictizedbyGoOgle 


—    137    — 

Biftcliof  Habertas  Ton  Harelbet^  erbalten  faftbfln  soll  * ''}.  Ot>- 
Bchon  die  Kirch«  seit  der  Emchtang  der  Parochie  durch  deo 
ErzbiBcbof  Heinrich  I.  dem  Kloster  incorporirt  war  und  dieses 
auch  jederzeit  einen  Beiner  Priester  als  Seelsorger  an  derselben 
angestellt  hatte,  so  wnrde  ihm  doch  znr  Zeit  des  Abtes  Theodo- 
riciu  von  Zimmern  (135S  — 1376)  nnd  als  der  HSnch  Benricus 
Ooyiutz  (t  1368)  die  Functionen  eines  Bectors  (plehanus  sea 
paroehns)  versah,  dieses  aaBBchliesaliche  Recht  von  Seiten  des 
Propstes  des  S.  Marien -(Dom-)Stifte8,  Ditmaj  von  Hnckenthal, 
streitig  gemacht,  indem  dieser  die  Behauptung  aufstellte,  dass 
beide  Tbeile  abwechselnd  das  Patronatsrecht  auszuüben  hätten  '  *). 

In  Folge  des  1297  III.  Kona^Martü  (5.  MSrz)  *'')  am  Fasse 
der  Anhebe  ausbrechenden  Feuers  und  der,  durch  die  ruchlose 
Brandstiftung  am  19.  Juni  1473  in  den  Parochieen  SS.  Hariae 
nnd  Severi  wütbenden  Flammen  wurden  die  Hänser  an  dem 
Steinstufen -Wege  in  Asche  gelegt  und  hierbei  scheint  auch  die 
Kirche  nicht  verschont  geblieben  zd  sein.  Wieder  hergestellt, 
mit  einem  schlanken  Dachreiter  gesiert  and  uro  1476  mit  einer 
neuen  Orgel  versehen  "),  verblieb  das  kleine  Ootteshans  seiner 
Bestimmung  noch  zweihundert  Jahre. 

Eine  Aendemng  trat  erst  ein,  als  der  Erzbiichof  Johann 
Philipp  von  Scbönbom,  nnmittelhar  nach  der  im  Herbst  des 
Jahres  1664  durchgesetzten  gewaltsamen  Unterwerfung  der  Stadt, 
die  Citadellbefeatigung  des  Fetersberges  unternahm  und  hierbei 
die  Häuser  der  Parocbie  3.  Leonbardi,   auch   der  Oleichensche 

■■)  OsUd*  SttiH,  CDllectio,  pag.  709,  giebt  Hr  diese  Wsiha  das  Jalir 
1166  mit  dem  Zsaftti'.  ■indiotiona  III."  an;  da  Biaebof  HnbertM  TOn  HaTd- 
b«v  (116D— 1176,  —  EbeUng,  die  dentwhen  BüohSfe,  L  pag.  477)  jedoeh 
1186  bereit*  g«atorben  war,  lo  wird  mit  Berfickriohtigong  der  angegebeaen 
Indiction  die  Weihe  wohl  riohtiger  in  du  Jahr  1170  in  Terlsgan  Bein. 

Ob  der  im  Chnn.  Sampet.  erwSbDte  Altar  S.  Leonhardi,  dewsn  Con- 
•ecration  1290  am  Tage  des  hl.  Bamabss  (11.  Juni]  dnreh  den  Salibnrger 
Weihbitchof  Conrad,  Btichof  von  Lavant,  erfolgt«,  in  disM  Kirohe  lo  rer- 
legen  ist,  mui  wagen  Mangels  niberar  Angaben  nnantaohiaden  bleiben. 

■*)  GaU.  Staat,  Neorologinm,  pag.  bS.  —  Zaittobrift  daa  Tereiaa  t&r 
thüringische  Oeaobichte.  Jana.  V.  pag.  2BS  f.  Hier  wird  dar  Propst  Am 
Marien-Stiftes  Ditmar  von  Meokebtck  genannt  nnd  der  Streit  in  die  Jahre 
ISSfi— 68  goMUt 

< ')  Chnm.  BanipeL  -—  NiooL  t.  Siegen,  pag.  869  giebt  UI.  Non.  M^i  an, 

■*)  BicoL  T.  Siegan,  pag.  455. 


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_     138    — 

Hof,  geopfflrt  werden  mnBBtea.  Bn  den  sckon  «a  sefaat«» 
Tage  (^  October)  drcIi  der  Kapitulation  beginnenden  Vorarbei- 
ten  wurde  am  ^  October  der  Abbruch  mehrerer  Häuser  und 
die  Beaeitigung  der  die  Anhöbe  hinaufiübrenden  Stdnitu&n  in 
Angriff  genoauaen  **).  Aof  diese  Weise  verBchwand  allmälich 
die  kleine  Psrochie,  ohne  dass  das  Eloater  eine  Entschädigung 
dafOr  erhielt,  nur  die  Kirche  blieb  erbalten  und  wurde  ichon 
au  jener  Zeit  in  ein  Zeaghatu  umgewandelt  '"),  zu  welchem 
Zwecke  das  (^ebSude  auch  gegenwärtig  von  dem  Militair-Fiskaa 
noch  benutzt  wird. 

Das  Ällodiam  „zam  grOnen  Hagen**. 

Ueber  die  Lage  dieses  aasserhalb  der  Elaoanr  übenden 
Qebtades  ertheitt  der  Abt  Plaoidas  Uuth  Auskunft  und  berich- 
tet, dasselbe  sei  an  der  Stelle  eu  suchen,  wo  zu  seiner  Zeit  die 
knrmaiQEiBche  Hauptwache  auf  der  Festung  lag  *').  Diese  be- 
fand sich  auf  der  Westseite  des  Klosters ,  ungeßihr  in  der  Ver^ 
Ungemng  der  Stldfront  der  Abtswohnung  und  30 — 40  Schritt 
von  deren  Westfront  entfernt  *'). 

Die  Entstehung  des  Gkb&udes  ist  unbekannt;  es  onterliagt 
indeas  keinem  Zweifel,  dass  dasselbe  in  der  3.  Hälfte  des  IS. 
Jatu-hnuderts  bereits  vorhanden  war.  Während  der  Anwesenheit 
de«  Königs  Rudolf  I.  im  Jahre  1S90  wurden  nSmlich  seine  Töob- 
ter,  Jutta,  Königin  von  Böhmen,  und  Agnes,  Herzogin  von  Saoh- 
Ben,  welche  das  Reichtoberhaupt  sn  einem  Besuche  zu  sich  ein- 
geladen hatte,  mit  ihrem  weiblichen  Qefolge  ausserhalb  der 
Klaosor  in  dem  „pomerinm"  des  Klosters  untergebracht  **);  es 
ist  daher  ein  Fehlgriff  wohl  nicht  zu  besorgen,  wenn  man  in 
dem  späteren  AUodinm  „zum  grünen  Hagen"  jenen ,   mit  einem  - 


>•)  ▼.  Tstten,  die  Bodoetion  von  Etfort,  pag.  M3. 

••)  QaU.  8tmM,  Neerolopnm,  pag.  81.  —  Caq).  Fri«dr.  Binabold,  vsr- 
neinrtM  Enoominm  Erfortinam,  II,  Bd  Anhang,  psg.  Itt  (Hsnukript  in 
der  «TangsliMihea  Hiniitarial- Bibliothek  an  Erfurt),  ugt,  daii  diese  Um- 
wandinng  im  Jahre  1677  geaebehcui  «ei. 

■>)  PItcid.  Math,  L  o.  pkg.  S9. 

■'i  Ans  dem  Mhsr  SDgsfabrten  fransösuohen  PUae  «atnwimeii. 

*•)  Chron.  Sampel. 


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—    139    — 

Geläade  in  Varbmdong  stoheaden  Obitgartea  „pomGrium"  wie- 
dar  erkmnt. 

Die  Benesnaiig  „zum  grQDen  Hagen"  kommt  in  den  Aontt- 
lan  erst  za  Anfang  dei  16.  Jahrhanderta  vor  "),  wo  der  mehr 
wehklage  als  wisssnacbaftlich  gebildete  Abt  Härtung  tod  Dri- 
fbrd  es  angemessen  fand,  seine  Wobanng  aas  der  Abtei  in 
du  genannte  Geb&ade  za  verlegen,  um  daselbst  ausserhalb  der 
Kloostir  ein  vom  kldeterlichen  Zwange  mfigUohst  tmbelttstigtes, 
■einen  weltlichen  Neigungen  mehr  entsprechendes  Leben  ftUiren 
sn  können.  Za  dieser  Zeit  eine  etatttiche  Kurie  (solempnis 
eoria)  genannt,  bestand  dieselbe  vielleicht  schon  jetzt  ans  Kwei 
hintereinander  liegenden,  dnrcb  einen  Hof  von  einander  getrenn- 
ten Oebftadea,  welche  von  den  am  19.  Juni  1472  in  der  Paro- 
chie  S.  Leonhardi  die  Anhöhe  sich  hinauf  schlSogelnden  Flam- 
men glftcklicberweise  verschont  blieben  and  auf  Ewei  Holz- 
schnitten ans  dem  Ende  des  16.,  resp.  ans  dem  Anfange  des 
17.  Jahrhunderts  deutlich  erkennbar  sind  >"). 

Seit  der  im  Jahre  1446  durchgeführten  EloBterreform  seiner 
alten  Bestimmung,  als  Herberge  f^  vornehmere  Qfiste  so  dienen, 
wieder  snrUckgegeben ,  trat  dem  ferneren  Bestehen  des  Gebäu- 
des die  Citadellbefestignng  des  Petersberges  störend  entgegen, 
in  deren  Verlauf  daaselbe  dem  Kloster  ohne  Ersatz  entzogen 
und  abgebrochen  wurde  "), 

Der  Wirthschaftshof. 

Eine  allen  Klöstern  nothwendige  Etorichtung  war  der  Wirth- 
Bcbafts-  oder  Ackerhof.  Bei  dem  Peterskloster  enthielt  derselbe, 
mit  Ausnahme  der  Brauerei  und  der  Weinkelterei,  alle  Erforder- 
nisse, welche  mit  den  wirtbachaftlichen  BedUrfniasen  des  Klosters 
in  Verbindung  standen.  In  demselben  waren  der  geeammte 
Viebstand,  die  Vorräthe  an  Heu,  Stroh  und  Fntterkrttntem ,  ao- 

■•)  Nieol,  T.  Siegen,  peg.  407. 

■*]  J.  H.  Dedekind,  Annäht  dar  SUdt  Erfort  aas  der  TogBlsahsn.  (Im 
Bents  d«a  Stadtntha  a.  D.  Herrn  Karl  Hernnsno).  —  HotKMterielofis ,  in 
qoa  iBilgDiniD  aliqnot  Honasterionun  Fsmilise  8.  Bensdieti  ia  Gormania, 
origin«  eto.  desaribontiir  etc.  Ant<fre  B.  P.  F.  Cuolo  SteDgelio,  ejuadem 
Ordinia  Monasterii  8S.  Udairfoi  et  Afrae  AngoHsa  Vindalieomm  Frofe«0. 
Angvitae  Yiudelioomin  1619.    (Känigl.  Bibliothek  an  Dresden.) 

■•)  Dagob   Conen,  1,  d.  pag  H8. 


:,G  Gothic 


—    140    — 

wie  dia  mannigfacheo  Gerlthscliaften  dar  Anfnclit  einet  Ver- 
walters (magiater  cariae]  '^)  anvertraut,  hier  wurde  das  fOr  die 
Elosterkttcbe  benSthigte  Geäflgel  gesücbtet  nnd  TOn  einer  „Eitae- 
mutter"  '*),  welche  in  der  Regel  die  Frau  des  Verwalters 
war  "),  die  Milchwirthachaft  and  Käaebereitung  *")  mit  aller 
Sorglichkeit  in  Betrieb  erbalten;  ancb  aar  aetbatändigen  Ana- 
flihning  der  vorkommenden  Eisenarbeiten  und  des  Hafbescblage« 
t&r  Pferde  und  Eael  *')  scheint  eine  Scbmiede  nicht  gefehlt  za 
haben. 

In  den  Annalen  der  früheren  Zeit  wird  dieser  Oekonomiehof 
niemals  erwfthnt;  dies  geschieht  «rat  zum  Jahre  1519,  wo  in 
Folge  eines  zur  Nachtzeit  in  dem  Pferdestalle  aaagebroohenen 
Feuers,  welches  ancb  dem  Kloster  höobst  gefährlich  zu  werden 
drohte,  der  ganze  Äokerhof  in  Aache  gelegt  wurde  and  nicht 
aliein  einige  Pferde,  sondern  auch  der  Verwalter  (pater  domas) 
nnd  der  Schmied  mit  verbrannten  '^).  Ein  gleiches  UnglQck, 
jedoch  von  geringerem  Umfang,  traf  das  Gehöft  am  17.  Novem- 
ber 1583,  als  durch  die  Unacbtaamkait  der  Knechte  eine  mit 
Getreide  angeiÜllte  Scheune  in  Flammen  aufging  *'). 

*")  nddericua,  dooatiu,  \M9,  qoi  fnerat  din  in  Alich  in  mllodio  n^iitter 
evriaa,  et  ■nnilitn  io  aUodio  in  ointaU  extra  monatterinni  ete.  {OalL 
BtaM,  NecTologiam,  psg.  1B7). 

*■)  DisM  Benennnng  kommt  im  16.  Jahrhondert  vor.  (TergL  die  Pro- 
lakollB  att*  dem  Jahre  I6S9,  a]i  Beilage  Nr.  6S  rar  Antwort  de*  Batliei  d.  d. 
IB.  Juli  1694  auf  Mine  vom  Saiser  d.  d.  Frag,  den  U.  April  1(104  verfi^t« 
Temrtheiloug  in  Bebvff  der  vom  Eribiiohof  Wolfg^ang  beim  küerL  Kfunwifir- 
gerioht  eriiobeDe  Elagepankte.) 

**]  Katharina,  laioa,  mater  OBriae  allodii  nottri  in  ointate,  qnaa  eam 
räo  nio  habuit  nmiram  oonfratemitatem ,  onm  qno  et  dedit  ootoginta 
florencw.    OaU.  Stasi,  HeoroloiciBm ,  pag.  308. 

")  Kite  ward  ia  den  KlStteni  liamlioli  viel  verbrancht,  da  er  den 
Behln«  jeder  Mahlteit  bildete.  (Tergl.  JvL  Wegalar,  das  Kloster  Laaeh, 
Bonn  1864,  psg.  64;. 

*■)  Mit  den  sehr  hinfig  in  Klöttem  oder  in  deren  Soiaen,  %.  B.  anf 
dem  bei  Sobernheim  an  der  Nahe  gelegenen  Disiibodenberge,  anfgefnadenen 
kleinen  HnfeiMa  waren  niaht  Pferde,  KndMm  Esel  besoUagen,  welche  als 
Lsattbiers  trühw  eine  snigedehote  Vsrwsndnng  &aden. 

■*)  Joh.  Kncher,  1.  o  pig.  676.  —  Eob.  Dolgen,  1.  o  —  Sebastian  Knn- 
ratb,  Chronik  von  Erfort,  in  der  k5iflgl  Bibliothek  m  Dresden,  L  IbX  — 
Chronioon  Erphordiense,  in  d«r  königl.  Bibliothek  ra  Dresden,  L  198a.  — 
Als  Datnm  wird  fiberall  »Hittwooh  in  d«r  FastOD»  angegeben. 

*')  £ob.  Uolgen,  L  c. 


Dictzsdbv  Google 


—    Ul    — 

Aach  dieaes  Beaitztham  muBBte  dem  WiIIbd  ioa  ErzbiBchofs 
Johann  Philipp  bei  der  Citadellbafestigusg  dea  Petersbergea 
som  Opfer  gebracht  werden,  wofUr  jedoch  dem  Kloster  von  dem 
non  in  Er&irt  gebietenden  Oberherm  eine  Arealentschfidigang 
zn  Theil  ward.  Zu  diesem  Zwecke  wurde  in  dem  geachoss' 
freien  berrschofllicfaen  Kornhofoj  welcher  sieh  ausserhalb  der 
alten  Ringmauer,  aof  dem  früheren  Begräbnissplatze  der  Jaden, 
vom  inneren  AndreaBthore  biB  zom  inneren  Moritzthore  aus- 
dehnte ■*),  der  in  Qartenl&nd  ^*)  bestehende  westliche  Tbeit 
»bgesweigt,  sodass  das  dem  KloBter  bestimmte,  etwas  anregel- 
mifrig  gestaltete  Grandstllck  von  nngefiihr  4  Acker  Flächen- 
inhalt westlich  Ton  der  Andreaaatrasse ,  nördlich  von  der  (gros- 
sen) Ackerfaofgasae ,  fiatlich  von  dem  herrsohaftlichen  Komhofe 
und  sSdlich  von  der  alten  Ringmaaer  begrenzt  wurde  *'). 

Der  Abbrach  der  Wirthschaftagebände  und  ihr  Wiederanf- 
baa  auf  dem  neuen  Areal  scheint  nicht  sogleich  notbwendig  ge- 
worden zu  Bein,  da  es  dem  Ersbischof  zonächst  darauf  ankam« 
eio  gegra  die  Stadt  gerichteteB  Bollwerk  bu  besitzen,  demzufolge 
saerat  aof  dieser  Seite  die  Befestigangsanlagen  zur  AuafOhrong 
gelangten,  mit  denen  man  in  den  beiden,  zunächst  aof  das  Jahr 
1664  folgenden  Decennien  vollauf  zu  thnn  hatte  ''').  Indeaa 
Eand  sich  doch  Bchon  1676  der  Abt  Adam  Dablen  veranlasst, 
die  erheblichen  Kosten  nicht  zu  scheoen,  welche  der  Ban  eines 
neuen  Oe^ideBpeiohera  ^anarium)  aof  dem  für  den  kOnftigen 
Wirthschaftshof  bestimmten  Orondstück  verursachte.  Das  Hb- 
herige,    swisohen   der  Kirche   S.   Leonhardi    und    dem  „grünen 

'*)  NhIi  der  im  Jahre  1166  erfolgten  tweitaa  Yertreibmig  der  Joden 
MH  der  Btadt  hatte  der  Rath  lof  dem  jüdiiohea  Begr&bniMplatte  einen 
uegeo  Komhof  angelegt  and  «nf  demselbeii  in  den  Jahren  1466  —  1467  ein 
gtona»  nuMi?««  KorohaoB  erbant,  velohea  in  »einer  onprüngliolien  Geatalt 
noeh  gagenwirtig  von  dam  k&nigL  Proriknt-Amte  alt  Speicher  benntit  wird. 

")  Dagob.  Conen,  L  c.  peg.  MB. 

")  Oebinde-  and  Qrandatüok-NaohweiraDg  dea  kfinigl.  FroviAiit-Amti. 
—  Die  von  1774  bii  in  die  nenere  Zeit  fortgeführten  Yerrechten  der  Stadt, 
in  doMD  der  AckerboF  dei  Kloeten  8.  Petri  in  der  Oeneinde  B.  Manritii 
nnter  Mr.  96b  anfgefährt  iit;  die  dabei  stehende  epitera  Hmamer  mam 
wohl  3993  nnd  nicht  2998  heiuen. 

■')  Im  Jehre'1680  war  der  Ben  im  Bastion  Philipp  im  volleit  Qsage 
(Ball  StaM,  CoUectto,  peg.  789)  und  1687  beginnt  der  Baa  dea  Bastion  Frana. 
(äaU.  Sta«,  Colleotio,  pag.  BOl.  -  J.  C.  Weatsrmaan,  1.  o.  foL  WS). 


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-    U2    — 

Bagen"  gelegene  KoruhaoB  bot  »war  den  Befeatigongtarbeiten 
keineBweg*  ein  Eindemisa ,  allein  der  Commandant,  Oberrt 
Scbüts  *^),  deüBen  besonderer  Gtmat  and  Oowogenbeit  sich  das 
Kloatar  aUem  Anaehetn  nach  nicht  za  erfreoen  hatte,  verweigarte 
demselben  die  Abfuhr  des  verkauften  Getreides  dnroh  das  neae 
Featungethor  unter  dem  Voxwande,  dass  er  diese  Vorräthe  fOr 
die  Beaataung  besser  gebrauchen  könne;  daher  fand  es  dar  Abt 
gerathen,  um  den  aus  dergleichen  frillkUrlichen  Zumuthnngen 
entatehenden  Unannehmlichkeiten  Tonanbeugen,  einen  nicht  xa 
tnnderDden  Aoaw^  einsoacblagen  und  baute  einen  neuen  Kom- 
Speicher  auf  dem  Areal  an  der  Ackerbofgasae  ^  ^).  Etwas  aptttar 
erfolgte  in  der  Mitte  des  Grundstlickes  die  Errichtung  eines 
anderen ,  wahrscheinlich  aar  Wohnung  füx  das  Wirthsehafb- 
peraonal  bestimmten  Öebäadea,  welches  jedoch  anter  dem  Abte 
Nicolaos  de  OoaTemeor  im  Jahre  1693  wieder  abgebrochen  und 
am  Eingange  zu  dem  Areal  von  neuem  aafgebant  wurde.  Die 
gleichzeitige  Harstellang  einer  neuen  Scheune  and  verschiedener 
Ställe  deutet  darauf  hin,  dase  nm  diese  Zeit  die  voUatändige 
Verlegang  des  Wirthaohaftahofes  nach  der  Ackerho%aaae  statt- 
gefunden hat  *"). 

Bei  der  im  Jahre  1808  verfilgten  Sftoalarisation  des  Eioatera 
giog  der  Ackerhof  in  den  Beaita  des  Fiakua  aber,  welcher  den- 
selben durch  Verpachtung  auf  6  Jahr  nntzbringend  verwerthete. 
Ifach  dem  1809  erfolgten  Ablauf  dieser  ersten  Fachteeit  beab- 
sichtigte zwar  die  französische  Finana-  und  Domainen-KMomer, 
welche  unter  der  fransösischen  Hernchaft  die  Verwaltung  der 
fiscalischen  Qttter  übernommen  hatte,  eine  abermalige  Verpacb- 
toDg  **),  da  sich  jedoch  dieselbe  nicht  ermöglichen  liess,  so 
wurde  das  Besitzthum  von  der  genannten  Behörde,  auf  Grund 
einer  kaiserlichen  Verfolgung  vom  12.  Joti  1810,  durch  eine  Fu- 
blication  vom  IS.  August  deaselben  Jahres  sum  öffentlichen  Ver- 
kauf gestellt  **).  Aus  dieser  Bekanntmachung  geht  hervor,  dass 
auf  dem  Grundstück  folgende  Baulichkeiten  sieh  befanden:  ein 

*•)  Obertt  SoUti  bshnd  iloh  vom  Min  1674  bii  sora  Jumar  1080  ab 

itt  Erfurt    (J.  C.  WevtorBUtu ,  1.  o.  lU.  69B  n.  flOO). 
'•)  Dagiob.  Conen,  L  c.  619. 
•)  esU.  Stau,  OoUeotio,  pag.  Sil. 
•:)  Efforter  lotoUl^tut-BhU,  1809,  Mr.  60. 
'■)  Erhrt«  lutaUigSBs-Blatt,  1810,  Nr.  67. 


:,G  Gothic 


—    143    — 

Kwei«tock%M,  steiaeraea  Wohnbans,  ein  Pferde-  tud  Kuh-St^l, 
ein  KweiBtöcldger  Schafetall,  ein  dreiBtöckigea  Fniolitbaw,  ein 
Bweistöckiger  SchweinestaUf  eine  einaUickige  Scheone  und  ein 
KweietSck^e  Tanbeubaas,  an  die  Mch  ein  vorderer  Qartan  von 
l*/a  Morgen  und  ein  hinterer  Garten  von  */,  Morgen  Flttchen- 
Inhalt  anaohloeeeD.  Baarea  Geld,  und  darauf  kam  ea  den  fran- 
söüacbeo  Behörden  haaptaäobUcb  an,  war  indeas  so  jener  Zeit, 
wo  unter  dem  fortdauernden  Drucke  der  fremden  Oberfaerrscbaft 
der  B&^eretaod  erhebliche  finanaielle  BeeintrttohtigaDgen  eü  er- 
dulden hatte,  aiemlich  selten.  Die  AuffordaroDg  blieb  daher 
mnch  erfolgloa  und  es  bedurfte  einer  nochmaligen,  nnter  dem 
10.  November  1810  erlassenen  Verßffentlichang  **),  ehe  aich  ein 
annehmbarer  Käufer  fand,  in  dessen  Privatbesitz  1811  **)  daa 
AxBsi  ftb"  den  Kaufpreis  von  5000  Thaler  *")  überging. 

Vier  Jahre  später,  nachdem  Erj^irt  wieder  an  die  Krone 
Preueeen  snrückgefallen  war,  wurde  das  angrenzende  berrschaft- 
Hehe  Komhof-Magazin-Orundstfick  mit  allen  darauf  befindlichen 
Gebinden,  anf  Grund  des  Conferenz - ProtokoÜB  vom  24.  Jannar 
1815,  dorcb  die  damals  mit  der  Vertheilung  der  Militair-Yer- 
waltonga- Lokale  beauftragte  Conuniesion  dam  königliohen  Pro* 
viant-Amte  zor  alleinigen  Benutzung  überwiesen.  Anfangs  ge- 
nügten demselben  allerdings  die  vorhandenen  Räumlichkeiten; 
im  Laufe  der  Jahre  machte  indess  der  erweiterte  Betrieb  eine 
Vergrässernng  des  Areals  höchst  wünscheuswerth,  und  da  diese 
dnroh  einen  Ankauf  des  benachbarten  früheren  Klostarackerhofs 
sich  in  zweckentsprechender  Weise  bewerkstelligen  liess,  so 
knüpfte  man  mit  dem  dereeitigen  Besitzer  Unterhandlungen  an, 
in  Folge  deren  das  Grundstück  im  Jahre  1844  für  10,000  Thh-.  *  ■>) 
vom  kbniglicheo  Hilitair-Oekonomie-Departement  erworben  ward 
und  in  den  Besits  des  Proviant  -  Amtes  überging. 

lEt  diesem  Ackerhofe  ist  ein  anderes,  auch  in  der  Acker- 
ho%asae,  aber  auf  ihrer  Kordseite  gelegenes  und  dem  Peters- 
kloeter  gleichfalls  zogehSrendes  Grundstück  nicht  zu  verwechseln, 

")  Erfurter  Intelligeni-BIatt,  1810,  Nr.  96. 

<*)  Dia  seit  1774  bis  in  die  nenere  Zeit  fortfreAbrten  T«rrecltten. 

*■)  Ofltigfl  HitthailnnK  dei  Herrn  Wilh.  Holsdorf,  der  seiner  Zeit  mit 
der  Familie  des  neuen  Boeitten,  Qeorg  Seianoh  Khige,  OrBanisten  an  der 
Andreailcirehe ,  nihor  b^annt  war. 

*•)  Qebtada-  vnd  Gmndct&ok-KadiwfliaiuiK  des  königl.  ProTiant-Amtes, 


:.C()OJ^IC 


—    144    — 

welches  von  demselben  erat  nach  der  Varlegung  des  Äckerhofes 
auf  das  neue  Areal  käuflich  erworben  wurde  und  sieh  1774  in 
■eisern  Besitz  befand.  Unter  der  Nonuner  2998  in  den  Yer* 
rechten  eic^etragen,  bestand  dieses  166  Quadrat -Bathen  grosse 
Besitsthum  in  Qartenland,  welches  nach  der  Sftcolariaation  des 
EloBters  verpachtet  ward  und  laat  Kaofcontraot  vom  23.  Jnni 
1829  f^  450  Thaler  in  den  Besitz  des  königlichen  FroTiant- 
Arates  tiberging,  welches  auf  demselben  im  Jahre  18S3  die  %xa 
Unterbringung  von  Batthfutter  bestimmte  grosse  Scheune  Na> 
mero  3  and  4  erbaate  *''). 

Der  Weinberg  und  der  Klostergarten. 

Diese  beiden  ziemlich  grossen  GnindstUckef  von  denen  dw 
Flficheninbalt  des  letzteren  zu  9  Acker  *')  angegeben  wird, 
gingen  dem  Kloster  gleichfUls  bei  dar  Citadellbefestigung  des 
Petersbei^es  verloren.  Das  Ausroden  der  Weinreben  begann 
bei  den  bereits  am  zehnten  Tage  (^  October)  nach  der  Kapita- 
lation  der  Stadt  (j^  October)  in  Angriff  genommenen  Vorarbei- 
ten, schon  am  ^  October  1664  *•). 

FUr  den  Verlast  des  Weinberges  ward  die  Abtei  durch  den 
Antheil  an  einem  bei  dem  Dorfe  Tiefthal  gelegenen,  zu  den 
Munziscfaen  Besitznngea  gehörenden  Weinberge  entschädigt. 
Von  der  einen  H&Ifte  dieses  Grondstückes  stand  dem  Pfarrer 
in  Witterda  eine  in  Weintranben  zu  leistende  Zehntenabgabe 
zn,  wogegen  dieser  verpflichtet  war,  dem  Besitzer  eine  Martins- 
gans  ZQ  verabfolgen.  Da  nun  der  Erzbischof  im  Besitz  eines 
Antbeils  verblieb,  so  wurde  dem  Kloster,  obschon  ihm  der 
Traabensdne  zugefallen  war,  doch  die  Oans  unter  allerlei  Winkel- 
aUgen  von  Seiten  des  Mainzischen  Beamten  vorenthalten  und 
wanderte  aUjäbrlich  in  den  Mainziscben  Hof,  bis  auch  dieser 
bischöfliche  Antheil  unter  dem  Abte  Günther  Basting  (1773— 
1794)  gegen  Abtretung  der  ,3^esselhufe"  eingetauscht  wurde  '"). 


«*)  Akten  dee  Msgistrata.  —  Qebinda-  und  Gnuids((lok*N«oliweimj)g 
dfli  königL  FroTiaot -Amtes. 

*■}  Cagob.  Conen,  L  c.  psg.  U9. 

**)  T.  Tettan,  die  Bedaotiou  von  Erfurt,  pag.  M3. 

■o)  Dsgob.  Coneo,  I  C  pag.  BIS  a.  btö. 


Dictzsdbv  Google 


—    145    — 

Von  dem  Qarten  verblieb  dem  Convent  nar  ein  kleinei, 
dreieckig  abgegrsiizteB  Stück,  welobes  sich  an  die  Nerdseite  der 
KloBtergeb&nde  anlehnte.  Als  Entsohädigang  ftir  den  verloren 
gegangenen  Theil  sollte  demselben  der  zwischen  dem  inneren 
Johannisthore  and  der  Qera  liegende  Cbaben  (Zwinger)  Über- 
wiesen werden.  Darob  nicht  n&her  mi^etheilte,  dem  Kämmerei- 
Director  Dresanas  zur  Last  gelegte  Intrigaen  wnrde  jedoch  die- 
ser erzbiachöäiche  Bescheid  rückgängig  gemacht  and  an  Stelle 
des  Zwingers,  welcher  dem  Kloster  zum  Gartenbau  sehr  er- 
wünscht gewesen  war,  erbielt  dasselbe  die  Fischereigerechtigkeit 
in  der  Gera  oberhalb  der  Stadt  angewiesen.  Hierbei  wird  von 
dem  Berichterstatter  die  Bemerkung  hinzugefügt,  dass,  wenn 
nun  einmal  in  dieser  Weise  die  Entschädigung  stattfinden  sollte, 
den  WOnsohen  dea  Klosters  dieselbe  Berechtigung  unterhalb 
der  Stadt  mehr  eotaprochen  hätte,  weil  es  sieh  bereits  im  Besitz 
der  Fischerei  vom  Weichbilde  der  Stadt  bis  zum  Dorfe  GKspbrH- 
leben  befond,  auch  einen  Theil  der  Fischerei  ionerhalb  der 
Stadt,  wahrscheinlich  zwischen  der  inneren  Ringmauer  bei  S. 
Horiz  and  der  Klostermüble ,  von  einem  Herrn  von  Gerstenberg 
gekauft  hatte,  und  durch  den  Hinzutritt  dieser  Berechtigung  in 
dem  dazwischen  liegenden  TheU  der  G-eia  die  Beaufsichtigang 
des  gesammton  FiscbwasserB  einheitUoher  hätte  betrieben  wei^ 
den  können  **). 

Die  Klo8teriDQhl& 

Ueber  die  erste  Anlage  der  ElostermUble ,  welche  zmschen 
dem  inneren  und  äusseren  Moritzthore  auf  dem  linken  Ufer  der 
Qera  lag,  sind  wir  ebenso  wenig  unterrichtet  wie  über  alle 
anderen  in  and  ausBcrhalb  der  Stadt  vorhandenen  MUblen,  da 
dieselben  fUr  die  alten  Chronisten  einen  viel  zu  geringfügigen 
Gegenstand  bildeten,  um  darauf  bezügliche  Notizen  in  ihre  Auf- 
zeichnui^en  aufzunehmen. 

Ursprünglich  nur  eine  MehlmÜhle,  wurde  ihr  in  der  Folgo 
eine  Oelstampfmiihle  hinzugefügt,  welche  der  ersteren  gegenüber 
auf  dem  Damme  stand  und  von  derselben  durch  dos  Uahlwasser 
getrennt  4ar.  Die  Oelmühle,  ebenso  wie  bei  einigen  anderen 
Ueblmüblen  der  Stadt,  nur  ein  kleines  lediglich  das  Stwnpfwerk 

•■]  Itagob.  Conui,  L  o.  iMg.  H9  a.  660.  ,^  , 


—     146    — 

enthalteades  Gebäude,  ist  bereits  im  14.  Jalirhundert  vorhanden, 
donn  in  einer  Äbacbrift  dce  Zinsregieters  des  Klosters  vom  Jahre 
1366  wird  bei  Bczeichnuog  der  Lage  von  Gärten  die  grosse 
MUble  und  die  kleine  Mühle  des  Klosters  namhaft  gemacht  ''^). 
Bei  dem  nach  einem  anhaltend  starken  Regen  am  ä.  August  (am 
S.  Coliax  * ')  -  Tage)  1491  eingetretenen  Hochwasser,  in  Folge 
desson  das  Wasser  in  der  wilden  Q^ra  die  Ufer  bedeutend  über- 
fluthele  und  durch  Anstauung  innerhalb  der  äusseren  Moritz- 
biigen  eine  erhebliche  Ueberschwemmung  der  Vorstädte  herbei- 
fUhrto,  erlitt  das  Gebäude  eine  beträchtliche  Beschädigung,  deren 
Roparatur  auf  dreihundert  Gülden  veranschlagt  wurde  **).  Zwei- 
hundert Jahre  später  sab  man  sich  jedoch  veranlasst,  dasselbe 
vollständig  abzubrechen  und  im  Jahre  169ä  von  Grund  aus  neu 
wieder  aufzubauen  '^^).  Ziemlich  spät  erhielt  das  kleine  Areal 
eine  Vergrüssornng  durch  den  im  Norden  an  die  Milhle  angren- 
zenden Garten,  welcher  im  Jahre  1679  vom  Kloster  erworben 
wurde  ^'').  Ob  mit  der  Mühle  auch  ein  Backhaus  verbunden 
war,  darüber  fohlt  jede  Andeutung,  dagegen  gebt  aus  einzelnen 
Notizen  horvor,  dass  für  die  Leitung  des  Betriebs  in  der  Mühle 
sowohl  geeignete  Latenbriidor  als  Klosterverwandte  Verweadang 
fanden.  In  späterer  Zeit,  ob  nur  zeitweilig  oder  fortdauernd, 
lässt  sich  freilich  nicht  nachweisen,  scheint  die  Mühle  verpachtet 
gewesen  zu  sein,  was  aus  folgenden  Angaben  gefolgert  werden 
darf:  im  Jahre  1589  ergriff  der  Rath  gegen  diejenigen  Kloster, 
welche  sich  weigerten,  ihre  um  Erfurt  liegenden  Güter  zu  ver- 
rechten  (versteuern),  wie  dies  von  Seiten  der  Bürger  geschah, 
kleine  Repressalien  und  verfügte  unter  anderen,  dass  der  Müller 
in  der  Petersmühle  seinen  Zins  in  des  Eaths  Kornhaus  abliefern 
solle  "^j,  und  im  Jahre  1615  wurde  der  Petersmüller  vom  Ratho 
gefänglich  eingezogen,  weil  er  den  Biereigen  (den  brauberech< 
tigten  BUrgern)  „von  ihrem  Malze  zu  viel  gestohlen  hatte"  ^*). 


<")  QslL  Stau,  Neorologium,  psg.  170  ff. 
*■)  Oteiohbedeatond  mit  3.  Cyritcns. 
•*)  Conrtd  Stolle,  1.  o.  pig.  m. 
*')  OalL  Stus,  CoUeotio,  ptg.  BSI. 

**)  Qail  auis,  Colleolio,  pag.  789.  * 

>')  J.  C.  Waatermtnn,  1.  o.  fol.  260  f. 

"i  Ebenda,  fol.  88).   —  Die  Elortermnble  bBaasa  du  Prinlegiam,  für 
du  in  der  Pergunanter  -  Oun  liagsnds  Brftiiliwu  de«  AndrMi-Viwtds  du 


—    147    — 

Wührend  die  OetmfiUe  scbon  1780  an  PrivatperHonen  über- 
Lusen  worden  zu  sein  scheint  ''),  ging  die  Mehltn&hle  erst  im 
Jfthre  1803  bei  der  Aufhebung  des  Klosters  in  den  Besitz  des 
Fiscns  aber  und  wurde  sieben  Jabre  später  von  der  franzü- 
siscbeo  Finanz-  und  Domainen-Kammer  durch  eine  vom  18.  Aa- 
gnat  1810  datirte  Bekanntmachung,  gleichzeitig  mit  dem  Acker- 
hofe, Kom  öffentlichen  Verkauf  gestellt  ^°).  Demzufolge  erhielt 
die  gesammte  Htthlenanlage  mit  dem  angrenzenden  Qarten  im 
Jahre  1811  in  dem  Fabrikanten  Johann  Gottlieb  Rothatein  einen 
nenan  Besitzer  *'),  welcher  die  vorhandenen  Baulichkeiten  voll- 
stindig  abbrechen  Ueas  und  an  ihrer  Stelle  1812  ein,  zu  einer 
Baomwollgam  -  Spiimerei  eingerichtetea ,  neues  Fabrikgebäude 
aufführte  in  der  Absicht,  durch  diese  Anlage  die  inlindiaclio 
Industrie  zu  heben  *'),  da  infolge  der  vom  Kaiser  Kapoleou 
angeordneten  Continentalsperre  die  Einfuhr  der  englischen  Bauni- 
wollfabrikate  plötzlich  onterbrochen  worden  war  "*).  Für  das 
Fundament  und  den  Sockel  dieaea  Gebäudea  wurden  die  Steine 
des  noch  vorhandenen  Thurmes  der  früheren  Kirche  S.  Mauritii 
verwendet,  welcher  dem  Fabrikberm  von  der  kaiserlichen  Do- 
mainen-Kammer zum  Abbruch  geschenkt  worden  war  "*). 

Der  Garten  im  Brühl 
Dieses    Qrundatlick    lag    ansserbalb    des    inneren    BrUhler- 
Thorea   und  zwar  zunächst  der  alten  Ringmauer,  zwiaclion   der 
Straaae  und  dem  Bergstrom  "").    Aach  von  ihm  l&sat   sich  ein 

Hkli  in  schroten.  (Erfurtiscber  StaftU-,  Adreaa-  nnd  Nvshrichten- Kalender 
pro  176S,  Muiiuoript  im  Beaiti  de*  SUdtntUu  ft.  D.  Herrn  Kul  Heirmann.; 

'•)  VorgL  die  wit  1774  bia  aaf  die  neaere  Zeit  ftn-tgeführten  Vsrreohten, 

•>)  Erfurter  Intelligenc-BUtt  1810,  Nr.  67. 

* ')  YergL  die  seit  1774  bis  aef  die  neuere  Zeit  [ortgerührten  Vorrechten. 

*■}  Gütige  MittheilDng  de«  EiMnbaha - Direotots  and  Stadlrattu  «.  D. 
Herrn  Kul  Hemnuin. 

■  9)  IK«  Einweihnng  det  Fabrikgebäude«  fand  am  S.  Angnsl  1812  statt 
[Baadsohriftlicfae  Erfurter  Chronik  dei  Hoapitalpfarrerq  Rudolph.  —  Conat. 
Bejer,  Neu«  Chronik  von  Erfurt,  pag.  485.) 

•*)  Hotisen  des  Stadtrath  Fohle  auf  der  letaten  Seite  der  -ProtoooUe 
dar  Aelteeten  in  der  Gemeinde  3.  Manritii,  178U  (im  StadtarchiT]. 

*•}  In  den  mehrmalt  genannten  Terreohten  vom  Jahre  1774  igt  dasselbe 
in  der  Gemeinde  Hartini  extra  Nr.  111  resp.  unter  der  späteren  Nummer 
3164  ao^aführti  gegenwärtig  liegt  es  in  dem  von  der  KdnigL  üewehrfabrik 
aüurenommenen  Areal. 


—     148    — 

Nachweis  nicht  ftihreD,  zu  welcher  Zeit  das  Kloster  in  i 
Besitst  gelangte. 

Seit  vielon  Jahren  yorpfändet,  ward  das  Areal  im  Jahre 
1680  vom  Convent  wieder  eingolüst,  der  gleichseitig  der  Strasse 
zon&ohet  ein  neues  H&ub  auf  demselhen  orbaote  '"^).  Die  Ver- 
rechten vom  Jahre  1774  geben  zwei  aaf  dieaem  Besitathum  ste- 
hende Häuser  an  und  fUhren  diese  ala  „Wasohbäuser"  des  Klo- 
sters auf.  Nach  der  Aufhebung  des  letateren  scheint  der  Garten 
rerpachtet  und  ein  Haus  vermiethet  worden  au  aein  '''),  bis 
später  beides  durch  Verkauf  in  bürgerlichen  Besite  überging. 

Die  letzten  Schicksale  der  Klostergebäude.   **) 

Nach  der  SScularisaUon  der  Abtei  blieb  es  denjenigen  der 
zweiundswanzig  Conventualen,  welche  eins  Anstellung  als  Wel(> 
geistliche  nicht  fanden,  oder  in  einen  ihnen  zusagenden  Wirkungs- 
kreis des  profanen  Lebens  nicht  übertraten  "),  Torl&u6g  noch 
vergönnt,  in  den  Klostei^ebänden,  welche  man  zmTÖrdorst  ander- 
weitig nicht  zu  verwertben  wusste,  die  ihnen  anagesetate  Pen- 
sion ''")  ruhig  genieaBen  zu  dürfen.    Erst  bei  der  mit  dem  Aus- 

••)  QalL  Stui,  Colleotio,  pag.  7B8. 

*']  Erfurter  InteUigem- Blatt,  1809,  Hr.  24. 

■*)  Die  biana  benntiten  Notüeu  liad  thsiU  der  •Nenen  Chronik  von 
Erfarta  von  Conatantin  Beysr ,  theils  der  handicbrifllichen  Chronik  dei 
UoipitalpfsrrerB  Badalph,  theila  den  Acten  du  königl.  Fortificaüons-Arohiv'a 
ontDommen,  tn  deren  Einsicht  der  lagenieor-OßiKier  vom  Plati,  Herr  Oberat- 
lieutenant  v,  Q^yl,  in  höchst  dankentwerttaer  Weise  seiner  Zeit  die  Erlaubnisa 
ertbeilte. 

■*)  Tod  den  CooTeDtaalen ,  welche  sich  eine  andere  Lebenntellaiig 
wählten,  haben  nor  zwei  ermittelt  werden  können:  Bemhud  Hellmog  and 
Doctor  Kiealing;  der  erstere  war  bis  1808  Ticar  in  Erfurt,  sodaan  Caplan 
in  Oross-Bartloff  anf  dem  Biohsfelde  nnd  wurde  1818  Pfarrer  in  der  Kirche 
S.  Lanrentii  in  Erfort,  wo  er  am  29.  Juni  1839  starb.  (Sirobenbncb  der 
genaoDteo  Eirohe )  Der  andere  war  ein  gebr  beliebter  und  gesohickter  Arat 
nnd  starb  io  Folge  des  in  Erfurt  granirenden  Nervenfiebera  am  13.  Febraar 
1614.  (Handschriftliobe  annaliBtiaohe  Anbeichnongen  des  tlospitalpfarrera 
Bndolph.)  —  Ein  dritter,  ndephonms  tlesae,  stand  intetit,  ohne  mit  einer 
geistlichen  Function  betraut  zu  sein,  im  Qenasse  der  Fr&bende  eines  Cauo- 
nicos  am  Domstifte  nnd  starb  den  8.  Februar  1824.    (Eircbenbnch  des  Dome.) 

'*)  Unter  der  franiöaiaahen  Oocupatioo  ward  ümen  diese  Pension  freilich 
sehr  verkünt  and  1612  sogar  gans  entzogen, 


Dictzsdbv  Google 


—     149     — 

brach  des  Kricgea  gegen  Frankreich  in  Verhindang  Hteheoden 
Annimog  des  Petertberges  ward  vom  KommAndanten ,  Major 
vOD  PrOschenk,  am  22.  September  180G  der  Antrag  an  den  Ma- 
gistrat gestellt,  die  im  Kloster  noch  wohnenden  fllnf  Mönche 
anderwärts  ontemibringeD,  worauf  diesen  am  30.  September  die 
Weisung  '  anging ,  sich  in  der  Stadt  Privatwohnungea  sa  be- 
sorgen. 

Dar  von  Prenssen  unglücklich  geführte  Krieg  ward  durch 
die  Uebei^abe  der  Featong  Erfurt  an  die  französischen  Truppen 
am  17.  Ootober  1806  auch  fUr  die  Klostorgebftade  verbfingniss- 
volL  Hatten  die  prensaiBcbeD  Behörden  dem  gesammten  Kloster- 
Inventarium  bisher  nur  wenig  Beachtung  geschenkt,  so  waren 
die  finutsöBiaaben  Beamten  nun  um  so  eifriger  bemüht,  dasselbe 
der  kaiserlichen  Finani-  und  Domainen- Kammer,  welcher  das 
gesammte  herrschaftliche  Besitzthum  daroh  ein  kaiserliches  De- 
cret  vom  4.  August  180?  einverleibt  wurde,  nutzbringend  zu 
machen.  Dagegen  gestattete  man  den  wenigen  noch  übrig  ge. 
btiebenen  Conventualea ,  ihre  Wohnungen  im  Kloster  wieder  zu 
beziehen,  die  sie  erst  im  Juli  1812  abermals  zu  verlassen  an- 
gewiesen wurden.  Was  irgend  verkäuflich  war,  wurde  in  Geld 
omgewandelt  So  wurde  das  prachtvolle,  jedoch  nicht  mehr 
ganz  vollständige  Qeläute  am  27.  Februar  1810  meistbietend 
verkanA  ""),  nachdem  ein  früherer  Conventuale,  der  spätere 
Canomcas  des  Domstiftes,  Ildephonsas  Hesse,  dasselbe  auf  eigene 
Kosten  noch  einmal  hatte  ertönen  lassen,  and  sich  dafür  des 
stiUen  Dankes  manches  patriotischen  BBrgers  versichert  halten 
dorfte  ").  Die  Uhr  mit  Schlagwerk  erwarb  so  derselben  Zeit 
die  Gemeinde  S.  Andrea.  Die  Feuerheerdplatten  aus  der  Küche 
kamen  am  18.  Februar  1811  unter  den  Hammer  und  die  eine 
dw  beiden  Orgeln  erstand  am  1.  August  desselben  Jahres  die 
Gemeinde  m  BUasleben.  Aus  besonderer  Huld  ward  1810  die 
Kloster  -  Bibliothek  als  ein  kaiBerlichea  Geschenk  mit  der  Uni- 
versitäts  -  Bibliothek  vereinigt  und  1811  der  Thnrm  der  Kapelle 
Corporis  Christi  der  Gemeinde  zu  Dittelstedt  zum  Geschenk 
gemacht,    welche    denselben    vorsichtig   abtragen   und  an  ihrer 


^•)  XMiiTter  InteUiffsni' Blatt,  IBIO,  Nr.  U.  Bsilkge;  ■.  nnten  8.  16&  I. 

II)  CütigB  Hiltheilnng  des  Stadtrfttha  a.  D,  Herrn  Karl  Uerrmaim  and 

das  Ffarr«n  an  der  8.  Severi-Kirobe,  Herrn  Direktor  Christoph  Uncks, 


oo^^lc 


—     150    — 

Kirche  wieder  aufbauen  lieaa.  Nur  die  RQcIcaicht  auf  eine  viel- 
leicht erforderlich  werdende  militairiache  Benutsung  der  Krcbe 
und  der  KlostergebSude  scheint  dieselben  vor  einem  Verkauf 
sunt  Abbruch  gerettet  eu  haben. 

Um  die  Gebeine  einiger  noch  im  verflossenen  JahrhuDdwt 
in  der  Kirche  beigesetzten  Verstorbenen  anderwärts  '  su  beet^ 
digen,  wurden  am  16.  August  1813  die  betreffenden  Qrabct&tten 
geöfinct  und  bei  dieser  Gelegenheit  auch  die  des  zweibeweibteD 
Grafen  von  Gleichen ;  der  das  Grab  deckende,  iu  den  Fnssboden 
eingesenkte,  durch  zwei  EolzthUren  geschätzte  Stein  lag  am 
Eingangs  zum  Chor  und  erhielt  nachher  einen  Platz  im  Dom 
an  der  Wand  des  südlichen  Seitenschiffes. 

In  Folge  der  auf  den  Schlachtfeldern  bei  Leipzig  von  den 
Alliirten  errungenen  Siege  und  der  hierauf  eintretenden  Verfol- 
gung der  immer  weiter  nach  Westen  sich  zorOckziehenden  fran- 
zösischen Armee  begann  am  35.  October  1813  die  Blokade 
von  Erfurt  durch  prenasiscbe  und  rassische  Truppen.  Das  von 
diesen  am  6.  November  unternommene  Bombardement  des  Pe> 
torsberges  hatte  zwar  nicht  den  erwünschten  Erfolg,  war  aber 
loider  dio'Veranlaasung,  dasa  am  Abend  des  genannten  Tages  "") 
die  Klosterkirche  in  Brand  gerieth.  Obschon  der  französischen 
Besatzung  an  der  Erhaltung  derselben,  in  welcher  bedeutende 
Quantitäten  an  Heu,  Stroh  und  anderen  Vorräthen  aufgespeichert 
lagen,  viel  gelegen  sein  musste,  so  waren  doch  die  obwaltenden 
Verhältnisse  für  eine  Einsohränkang  des  ausgebrochenen  Feuers 
tbatsächlich  höchst  angttnstig.  Ungeachtet  die  Büi^erschaft  mit 
dem  Löschen  der  gleichzeitig  in  Flammen  stehenden  BSuser- 
gruppen  am  Fusse  des  Petersberges  vollauf  in  Anspruch  ge- 
nommen wurde,  so  war  dennoch  ein  Theil  derselben  mit  Lösch- 
geräthscbaften  aller  Art  auf  den  Berg  geeilt,  fand  aber  keinen 
EinlasB  in  die  CitadeUe  und  musate,  das  regste  Uitleid  in  der 
patriotiachen  Brust,  mUssig  znschanen,  wie  Kirche  and  Kloster 
innerhalb  dreier  Tage  bis  auf  die  nackten  Mauern  ausbrannten. 
Wunderbarer  Weise  blieben  die  Spitzen  mit  dem  obersten,  in 
Holz  construirten  Stockwerk  der  beiden  Tbfirme  von  den  Flam- 
men verschont  '•). 

I  ■)  Erfnrt  enter  franiöiiaolier  Obarhernohaft,  DeatscUand  1814,  pag.  196. 

'*)  Ofitige  Mitth«ilai>g  eine«  AngeniBageii,  dM  Seilanneistars  Chriatoph 

Weisse.   —    Tergl,  eins  Tom  Haler  Dombsim  angefertigte  oad  Jetat  is 


—     151     — 

Kachdem  seit  der  Hittc  des  Monats  Mai  1814  die  prcnss!- 
achen  Tmppen  vom  Petersberge  wiederum  Besitz  gcnommon 
hatten,  wurden  die  Ruinen  der  Klostergeli&udo,  mit  Ausnahme 
der  den  Einsturz  nicht  drohenden  BaaÜchkoiten ,  welche  zum 
Theil  der  Artillerie  vorübergehend  noch  als  Laboratorinm  dien- 
ten, in  den  Jahren  1815 — 1820  nach  und  nach  abgetragen,  dor 
Schutt  BOT  HinterftÜlnng  des  1815  anfgemanerten  unteren  Ab- 
BchnittB  zwischen  dem  Bastion  Michael  (Nro.  3}  and  Bastion 
Franz  (Nro.  5)  Torwendet  und  im  Jahre  1828,  wo  der  Bau  der 
grossen  Defensions-Kaseme  begann,  auch  die  letzten  Ueberreste 
beseitigt  '*). 

Die  Mauern  des  Mittel-  und  Querschiffes,  die  Ärkadenbögcn 
nnd  ThUrme  der  Kirche  wnrden  gleichfalls  in  den  Jahren  1816 — 
1818  bis  zur  Höhe  des  KranzgeeimscB  der  SeitenBcbiffe  abge- 
tragen, die  branchbaren  Quadersteine  theils  1818  zum  Bau  dos 
massiv  herzustellenden  Wehres  vor  dem  Schmidtstadter - Thore, 
theils  mit  mehreren  alten  Grabsteinen  1816 — 1819  zum  Bau  der 
Einlas Bschlousse  bei  dem  Eintritt  der  Qera  in  die  Stadt  verwen- 
det '*"),   und  die  stehenbleibenden,  immer  noch  biB  zn  37  Fnss 


Zimmer  d«  Oberbärgermeüten  aufbewahrte  Äqaarelle  der  genmmlen 
ürandstättan,  Eine  Naohbildang  dieBea  BildeB  in  Stickerei ,  eine  kniutrolle 
Arbeit  der  verw,  Frau  LaabliDg  (f  1863)  ist  van  deren  Tochter,  Fran  Ca- 
roline K6hleF  in  Cobai^,  dem  Erfarter  GeBohicbts-  und  ÄltertbamsTereine 
i;etcbenkt  worden,  ond  befindet  sich  im  Hnaenm  des  Vereini. 

")  (Vergleiche  oben  B.  66  Anm.  13  9ber  die  anf^ebliohe  Banfälligkeit 
der  Üeberreete.  Ü.  W.)  In  einer  Arbeit  de*  Infenienr  -  Lientenants  Bern- 
bardi,  welche  im  Jahre  I8d2  entstand  imd  die  hiatoritohe  Entwlekelnng 
(1er  Befeati^ng  von  Erfurt  behandelt  (Archiv  der  königl.  Fortifioation], 
iit  die  Anaioht  ansgeaprochen ,  dass  von  den  Eloaterranmen  noch  ein  Heller 
vorhandes  sei,  welcher  ni  der  genannten  Zeit  vom  königl,  Artillerie  -  Depot 
ala  ADfbewahntngMFt  tir  Bleivorrftthe  benutit  vnrde.  Dieeer  an  sich  nn- 
bedentande  Kellerranm  liegt  in  der  Mibe  der  Spitxe  des  Baationa  Philipp  nnd 
kann,  da  lämmtliche  KtoatergebAnde  ohne  Aomahme  aof  der  Nordieite  der 
Kirche  aich  befanden,  wohl  keinem  derselben  angehört  haben ;  dagegen  iit  ee 
nicht  nnwabracheinlich,  data  er  einem  Gebinde  dee  bei  der  Anlage  der  Cila- 
delle-Befeitignng  Abgebrochenen  nßleicbenschen  llofea-  augehörte.  Im  Jahre 
ITSfi  befand  aioh  jener  Keller  unter  einer  Marketenderei ,  nelrhe  in  dieser 
Zeit  abgebrochen  wurde.  (Sigismund  Friese,  Erfurtiache  Chronik,  pag.  2114, 
■.  iJibliotheca  Erfurtica,  pag.  126,  Nr.  74], 

")  Bei  niedrigem  Wasserstande  und  gater  Belenchtung  Uiten  sich  an 
einigen  auf  der  Bohle  der  Schleuste  liegenden  Steinplatten  die  ia  früherer 
Zeit  anf  Qrabtteinen  gebräuchlich  gewesenen  Scnlptoren  noch  erkennen. 


.Cooj^lc 


—    152    — 

hoben  Haaero  und  Pfeiler  im  Herbst  1818  znr  HarBtellong  eines 
grossen  Magazins  benntat,  welches  1820  dem  königlichea  Pro- 
viant-Ämte  übergebes,  im  Jahre  1827  mit  einer  Bombenbalken- 
Cecke  eingedeckt  ward,  welche  man  auf  korse  Zeit  im  Not. 
1850  mit  Massen  von  Erde  bedeckte. 

In  Folge  stürmischer  Zeitereignisse  war  die  alte,  einst  be- 
rühmte Benedictiner- Abtei  seit  ihrer  Sttcularisation  mit  raschen 
Schritten  ihrem  voUständigen  Untergänge  entgegen  gedrängt 
worden,  dessen  Beschlnes  anter  den  Schrecken  eines  Bombar- 
dements zu  einer  er^eifenden  Katastrophe  sich  erhob,  üeber 
700  Jahre  hatten  die  allmälich  zu  einem  stattlichen  Complex  her- 
angewachsenen Klostcrgebäude,  sowie  das  einfache,  demohner- 
achtet  aber  imposante  Gotteshaus  finedlich  von  der  Höhe  aaf 
die  unterhalb  sieb  ausbreitende  Stadt  herabgeblickt  und  mit 
spitzen  Thürmen  und  schlanken  Dachreitern  eine  hervorragende 
Zierde  derselben  gebildet  Ein  kurzer  Zeitraum  hatte  genügt, 
um  diese  Anhöhe  ihres  schönsten  Schmuckes  zu  berauben.  Das 
Kloster  war  gfinzlich  yerschwunden  und  seine  Kirche  zu  einer 
unschönen  Masse  herabgedrückt  worden. 

Noch  einmal  hatte  es  den  Anschein,  als  oh  &ber  der  ehe- 
maligen, dem  Äpostelförsten  geweiht  gewesenen  Basilica  ein 
gUnsliges  Qestim  aufgehen  sollte.  Bei  einer  gelegentlichen  An- 
wesenheit des  kansteinnigcn  Kronprinzen  von  Preossen  (1839?) 
in  Erfurt  stattete  derselbe  auch  den  gut  erhaltenen  Ueberresten 
der  Kirche  einen  Besuch  ab  und  ward  hierbei  zu  der  Absicht 
bewogen,  dieselbe  in  alter  Schönheit  s^tgemSsa  zu  einer  Gar- 
nisonkirche  wieder  auszubauen.  Der  Plan  gelangte  indess  nicht 
zur  Ausführung  und  leider  blieb  dadurch  der  Stadt  eine' male- 
rische und  arohitectonieche  Zierde  auf  immer  (?)  entzogen  ''"'). 

Gegenwärtig  ist    das    frühere    Bestehen    der   Benedictiner- 


")  cutige  Hittheüang  des  StsdtrstbB  s.  D.  Herrn  Eul  Hemnuin.  (s. 
S.  66  Anm.  13.  Im  Aug.  1683  beriohtiKte  der  Uin.-Diractor  der  Abth.  fQr 
ünterrichtBweMB,  Barr  Gah.  Ob.-Beg.-Bath  Oreiff,  die  Rninan,  und  bald 
nsoh  ihm  kam  Herr  Qeb.-Bath  von  Debn-RoUirfllBBr  nach  Erfark  Du 
Sofaiokial  das  Booocco- Altars  im  Dome  itt,  wie  e«  sobeint,  dnrcb  diew  B»- 
nohtlgimgeii  entachieden,  aber  die  t,a  dieie  BMicbtigoDgea  geknQpften 
Heffoungen  dsr  Erfortsr  auf  btldigen  WiederanfbaD  der  ehrwSrdigen  Eloater- 
kirohB  Üe  Hilitär-Bimnltaskircfae  werden  wsbrBcbeinlicb  nicbt  in  EtfOlliuig 
gelienl    H.  W.) 


Dictzedby  Google 


—    153    — 

Abtei  dem  QedäcbtmsB  des  grösBten  Theils  des  Publikums  so 
ziemlicli  snUch wunden.  Die  militairische  Absperrnog  der  forti- 
ficatorioclien  AolageD  hat  mit  dazu  beigetragen,  dass  nur  Wenige 
die  Ueberreste  der  ehemaligen  Kloatorkirche  in  dem  grossen 
Proviant-Magazin  suchen  und  finden.  Selbst  der  noch  alljährlich 
nm  erstflD  Sonntage  nach  Ostern  auf  dem  freien  Flatse  „vor  den 
Oradeo"  (dem  südlichen  Theilo  des  Friedrich-Wilbelms-Platzes) 
abgehaltene  Krammarkt,  obschon  unter  dem  Kamen  „Peter- 
kinness"  im  Volke  wohl  gekannt  und  zahlreich  von  ihm  besucht, 
ist  weder  durch  seine  Lage,  noch  durch  seine  Umgebung  geeig- 
net, die  Gedanken  auf  seinon  Ursprung  hinzuleiten  und  in  ihm 
einen  alten  Gebrauch  zu  erblicken,  welcher,  wie  anderwärts  so 
such  hier,  das  Kloster  mit  all  seiner  Herrlichkeit  überdauert 
bat.  Anden  war  es  freilich  in  frütierer  Zeit,  wo  am  Feste  der 
Peterskircb weihe  zahlreiche  Schaaren  frommer  Gläubiger  nach 
der  Anhöhe  strömten,  um  der  Indulgenz  theilhaftig  zu  worden, 
die  mit  dem  Besuche  der  Kirche  an  diesem  Tage  verbunden 
war,  nachher  aber  an  offenen  Verkaufstischen  und  fliichtig  auf- 
geschlagenen  Buden,  welche  den  unmittelbar  an  die  Südseite 
der  Kirche  angrenzenden  freien  Platz  zu  einem  Jahrmarkt  um- 
gestalteten, sich  leiblich  zu  stärken,  mit  kleinen  Einkäufen  zu 
versehen  und  bei  den  damals  eben  so  wenig  wie  jetzt  fehlenden 
Seh aub einstig ungen  bis  zum  Abend  vergnüglich  auszuharren. 
In  richtiger  Erwägung  der  Sachlage,  dass  einer  solchen  momen- 
tan zusammengeströmten  Volksmenge  in  Befriedigung  der  ge- 
wöhnlichen Lebensbedürfnisse  nach  Möglichkeit  Vorschub  gelei- 
stet werden  müsse,  hatten  die  klugen  Mönche  diesen  Markt 
veranstaltet,  bei  dem  ja  auch  das  Kloster  seine  Einnahme  fand, 
nicht  allein  in  dem  von  den  Verkäufern  zu  entrichtenden  Stand- 
gelde,  sondern  auch  im  direkten  Verkauf  kleiner  Heiligenbilder, 
welche  die  eigenen,  mehr  oder  weniger  knnstgeübten  Bände  an- 
gefertigt hatten.  Eine  Aenderung  in  diesem  Herkommen  ver- 
ursachte die  Anlage  der  Citadell-Befeatigung  in  der  Weise,  dass 
der  Jahrmarkt  (nach  1664)  zeitweilig  einmal  auf  dem  Severihofo, 
sodann  auf  dem  Rossmarkte  abgehalten  wurde  ''^).    Einige  Jahre 

>*)  Im  Jshre  1665  ward  die  PeterBkirinesB  Kof  dem  Severihofo  (CMp. 
Fried,  tünnhold,  VermAhrtee  Encomium  Erfurtinum ,  Bd.  IL  Anbuig,  ptg. 
143)  nnd  im  Jabio  1668  anf  dwn  Boamnarkte  (Sisgm.  EViese,  L  o.  pag.  ti04) 
■bgehalten. 


DictizedbyGoOt^lC 


—    154    — 

später,  nachdem  die  seine  Vertreibung  verftulaBBendeD  Erd-  und 
und  Mauerarbeiton  an  den  Bastionen  Kiüan ,  Leonbard  und  Phi- 
lipp beendet  waren,  erhielt  er  seinen  alten,  in  seiner  Umgrenzung 
nun  etivas  veränderten  Platz  wieder  eingeräumt;  erst  nach  Auf- 
hebung des  Klosters  ward  ibm  zwei  Decennicn  hindurch  aber- 
mals der  Rossmarkt  angewiesen,  von  wo  er  infolge  unzureichen- 
der Räumlichkeit  im  Jahre  1824  nach  dem  Friedrieb -Wilhelms- 
Platze  verlegt  wurde  ")• 


I  n  B  er  i  p  t  ion  e  s  cam  p  a  n  ar  um. 
In  tun-i  majori  snnt  Ires  campanae. 
Petris.    Petrus  Deo  Trino  nos  commcndato  bcnigno. 
Panlns.    Laudos  date  mecum,  Paulus  sum,  laudo  XFum  "). 
Andreas.    Anno  Dni  MCCCLIIII  (1354)   fusa   est  hec   campana 
snb  Tbeoderico  abbate. 
Discedant  plane  mala  singula  te  rogitante 
Pctri  germane  isto  vase  sonant. 

In  minori  sex  jtendent  campasae, 
Benedietns  (?).    Anno  miUesimo  sexcentesimo  nono  (1609) 
in  honorem  S.  Andreae  apostoli  Andreas  Oallus 
d.  g.  abbas  S.  Petri  Erfordiae  **). 


**)  Aobeichnnngen  des  StadtaekreUtira  Diener.  («.  Earl  nomnsDn, 
Bibliothecm  Erfnrtina,  pkg.  13B,  Kr.  93).  Ans  Qallna  Staat,  Anhang  Eur  Ab- 
■obrift  dea  Nacreloginm  v.  3.  1777. 

■*]  Wahnohflinlioh  die  der  Klcwtarkirohe  im  Jahre  1810  ali  Feoei^look« 
belanene,  46  Centner  sohwere  Glocks. 

"']  Diese  Qlocke  ward  nach  1810  von  der  Gemeinde  dea  Dorfea  Siebe- 
laben bei  Gotha  erworben,  wo  sie  ein  Sprang;  vor  Oatem  1878  nnbranohbar 
■•ftchte,  infolge  deiaen  ihr  ümgan  erfolgte.  Sie  inhrt«  nicht  den  Ntmen 
■Benediotua* ,  eondem  den  Namen  vAndreftaa,  wie  diel  biu  dem  an  der- 
aelben  angebrachten  Bilde  dea  bl.  Andreas  nnd  ihrer  Inaohrift  hervor^oB: 
■Anno  milleaimo  aexoentMimo  nono  in  honorem  S.  Andreae  apoetoli  Andrea« 
Galloa  dei  gmtia  abbaa  8.  Fetri  in  Erpborilin  h,  cam,  oonf.  f.  Herman 
KoDigk  in  ErSbrt  hat  mich  gegoBsen,  dorch  daa  Felrer  bin  ich  geflotten, 
anno  1609.    Qottea  wort  bleibet  ewig.* 


DictzsdbvGoOt^lC 


—    155    — 

AgßiM,    Id  honorem   S.  Agatae   anno  domini   1563   fusa 
est  baec  campana  Bub  abbate  Jobaone  Reuter 
gosB  mich  Eckhard  von  Brunswick. 
StepkUBS.    Addo  miUeBimo  sexceDtesiino  nndecimo  (1611) 
■ab  regimine  reverendi  admodnm  in  Xpo  V.  ac 
D.  Andreae  Gslli. 
Durch  das  Fener  bin  ich  geflossen, 
Hermann  Königk  hat  mich  gegossen, 
Ich  heis  S.  Stephan. 
Suetu  (?).    Anno  1494 

Scholastica  est  nomen  ejus.  (?) 
SehvlMtiM.  } 

BeMdietu  movr.   S  ^'^' 

In  capella  S.  Annae  duae  pendent. 
In  navi  ecclesiae  similiter  2. 

mtima  est  campana  mensatis   sub  rev.   dorn.   Gnnthero   Q. 
abbate  refusa  anno 

Beilage  B. 
Erfnrter  loteUigenz-Blatt,  1810,  Nr.  11,  Beilage. 
Pablicudin. 

Auf  höchsten  Befehl  der  kaiserlieb  -  kfiniglicb  -  Franiösischen 
Domainen -Behörde  soll  das  Geläute  auf  dem  hiesigen  Peten- 
berge  in  dem  ehemaligen  Benedictiner- Kloster  öffentlich  an  den 
Heistbietenden  verkauft  Verden.  Es  besteht  aus  folgenden 
Glocken : 

1.  Eine  ■  80  Centoer  schwer,  72  Zoll  weit  im  Diaueter,  60 

Zoll  hoch  und  im  Ton  C.    (Petras)  «*). 

2.  Eine,  25  Centner  schwer,  55  Zoll  im  Diameter,  48  Zoll 

hoch,  Ton  gis.    (Andreas.) 

3.  Eine,    17  Centner  schwer,  51  Zoll  weit,  36  Zoll  hoch, 

Ton  F.     (Agatha.) 

4.  Eine,  16  Centner,  48  Zoll  weit,  38  Zoll  hoch,  Ton  fis. 

(Andreas). 

5.  Die  grosse  Messglocke,  8  Centner,  27  Zoll  weit,  30  Zoll 

hoch,  Ton  unbestimmt.     (Stephan.) 

■')  Die  hl  Klammern  beigefBgten  Hamen  dsr  Glocken  dnd  ati  wn  Er- 
linnngi-Temich  der  Anieige  in  betraobten. 


:,G  Gothic 


—    156    — 

6.  Die  Mittel-MoBsglocke,  7  Centnor,  3S  Zoll  wrät,  30  Zdl 

hoch,  Ton  H  und  C. 

7.  Die  kleioe  Mewgtocke,  3  Co&tner,  28  Zoll  woit,  23  Zoll 

hoch,  Ton  ? 

8.  £ine  dergleichen,  2'/«  Centaer,  26  Zoll  woit,  21  Zoll  hocb, 

Ton  Cis. 
Haaptbedingungen  des  Vorkaufa,  1 — 7. 
etc.     etc. 
Der    Tag    des   Verkaufs    unter    Äuisicht    dos  Bentmeisters 
Feldmann  und  eines  Ratbs  der  Kammer  ist  auf 

den  27.  Februar  Morgens  10  Uhr 
festgosetzt.    Der  Zusohlag  geschieht  bei  Lichtausldscbed  an  dem 
zuletzt  Bietenden  und  an  dem  Orte,  wo  die  Olooken  häugm». 
Erfurt,  den  6.  Februar  1810. 

Erfurt-Blankeuhaynsche  Kriegs*  und  Domainen-Eammer. 
gez.:  T.  Bosch. 

Beilas»  C. 
Aemter  im  Kloster  S.  Petri  in  Erfurt 

Parochas  castrensis  in  hnjate  fortAÜtio. 

Cellerarius.    1223. 

Administrator  feudi  Bischoffcrodonsis.  —  Adm.  curiae  Alacenais 

—  In  EochBtodt  —  Curiae  oostrae  in  Alacb.  — 
OeconomuB  in  allodio  noBtro  suburbano  propc  portam  S.  Andreae, 

Tolgo  in  dem  Ackerhofe. 
Lector. 
Infinnartas. 

Conoionator  summi  tcmpli  ad  B.  Virginem  (um  175C^  (um  1780). 
Granarins. 
Calinarins. 

(Granarius  und   Culinariue  kommen   im   18.  Jahrhundert 
in  einer  Person  vereint  vor.) 
Refectorarins. 
Lotarae  praefectus. 

(Refectorarius   und  Loturae    praefectus  kommen  im   18. 
Jahrhundert  in  einer  Person  vereint  vor.) 
Sacrista  major. 

Cellae  cerevisiariae  praefectus. 
gubcellerariuB.     1266. 


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—    15»    — 

Magister  novitioram  ertheilt  den  Novizen  und  den  ProfesBcn  bi» 

Enr  FrieBterwöihe  Unterricht.    (MotBcbmann  I.  462.) 
Sacrista  minor. 
CelUe  vinariae  praefectuB. 

(Magister  novid.  sacriBia  minor  und  cellac  vinariso  prac- 
fectaa  kommen  im  18.  Jahrhundert  in  einer  Person  vereint 
TOr.) 
Oi^^anista. 

Viniceltarias,  ein  ans  Winkel  im  Rheingan  gebürtiger. 
Sacellaniu,  im  14.  Jahrhundert 
Procnrator  monaeterÜ,  im  14.  Jahrhundert 

(Albert  Hottermaon  ist  1^5—58  Prior  und  1360—64  Pro- 
cnrator. 
Albertos  de  Drifordia  ist  cuatos  und  nachher  Procuratoi. 
.      1363  —  64. 
Bertholdas  de  HUnfeld  ist  1301  Procnrator.) 
Custos.  —  1249.    1224. 

Promotor  singularis  con&aternitatis  de  sacratissimo  Corde  Jesu. 
ConfesBOr,  confesBarius. 

(Balthasar  de  Northusen  stirbt  1494  [22.  Mars]   als  Prie- 
ster und  Beichtvater  des  Klosters  Novi  Operis. 
Conrad  Zaph,   f  1506,  war  lange  Jahre  confesaor  noni- 

Qregoritts  P&chler  von  Hirschan  war  seit  1466  mehrere 
Jahre  confessor  im  Nonnenkloster  Oberweimar,  nach- 
her in  Jena. 
Johannes  de  Wireburg,    1495,    Confessor  des  Nonnen- 
klosters im  Brühl  [Nie.  v.  Sieg.  pag.  503]. 
Gerhardns  de  Berka  [f  1495],  Confessor  der  Nonnen  des 

Klosters  S.  Cyriaci  [Nie.  v.  Siegen  pag.  504]. 
Nicol.  T.  Siegen  [f  1495],  confessor  moniallum,  pag.  443, 
confessor  sororum  S.  Martini,  pag.  482,  im  Jahre  1489.) 
Cantor.    1207. 
PraefectUB  culinae. 
Camerariud.     1200. 
Coenarios.    1206.  1309. 
Hospitalarins.    1220. 


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—    158     — 

Magiater  fabricfte. 

(£rh«rda8  Qerhardi  de  Ulleboo  1438.  —  Hartongus  1420. 
—  Henricns  Mayen  1399,  — ■  Hermaim  Suevas  1301.  — 
JohanneB  FraBckenhuBen  1434.  —  Jobaanea  Emelobon 
1416.  —  Reinbardaa  1413.  —  Sebaatianas  de  Snltsa 
prof.  uDter  Abt  Güntber,  f  1484  10.  October  an  der 
Peat.) 
Decanua,  Cantor,  Scholasticas  sind  bei  Kapiteln  and  Stifitam  nur 

Dignitäten. 
Magiater  curiae  in  allodio  Alacenai. 
Sacellanna. 

(Hartungus  tat  Sacellanus  abbatia  GUntheri  I.   [2.  H&lfte 

vom  15.  Jahrhundert]. 
HartmannaB  de  Tudelatedt,  aacellanua  Johannia  de  Brao- 

heim  abbatia,  1301. 
HenricaB  de  Beringen,    aacellanaa  des  Abtee  Volkmar, 

1328. 
Hermann  de  Lacu,    BacellanuB  d.  Abtea  Hermann  von 
Kichetborn  [1S37~53].) 
Capellauaa.     (Joh.   de  HUnfelt  Capelianna   dea  Abtes  GUnther  I. 
aiul  nachher   Capallanna   oapellse  8.   Annae    [Nie   t. 
Si^en  pag.  404].) 
Procorator  aea  Cellerarioa.    Hermann  de  Nordhanaen  vor  1445 ; 

verwaltet  daa  Amt  40  Jahre. 
Snbprior  et  senior  conventoa. 
Prior  in  praepositara  Helmstadiensi.    Vorsteher  (Archidiaconas) 

in  dem  Sprengel  Hclmatädt  (Adam  DaUen). 
Magiater   et  lector  fratrum  juniomm  (als  Doctor  der  Theologie 

und  Professor). 
Saperior. 

Cuatos  et  vestiariaa.    (Nico!,  t.  Siegen.)    Kicol.  y.  Siegen  nennt 
aich  selbst  bibtiothecariua  eive  armarius  et  custoa,  pag.  384. 
Praefectus  cellae  vinariae. 
Magiater  boapitalis.     1207. 
Fideliator  (pag.  404)  1408  Johannes  de  Salveldt 
Costos  sive  aacrista.  —  (Balthasar  von  Nortbnsen,  Nie.  v.  Siegen 
pi*  K8-) 


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—    169    — 

Aier  (alomiiuB  lemiiiarii)  1323  (25),  1280  (52),  von  10  Jalren  1306 

HaDrlon*  da  Johann«) 

Iliülianua. 

(68),    von  10  Juliren  1858  (106),    1297  (127),    1308  (51), 

HleoUn*  Bndigmi       Borioiu  da  Tulli 

1349  (52),  1351  (52),  1369  (130). 

n«rlBM  da  TüHenbarg.      nanrlcni  da  Halohendoil.    SlgtbKdu  LOlnUn,  1(1  Jiüin, 
Anfimg  de>  16.  Jubrh. 

Magister  Bertoldus  roctor  puerornm  nostrorum  aU  Zeage  in  einer 
Urkande  tod  1271,  mit  welcher  Eckehard,  Pleban  zu  Vanem, 
dem  Kloster   3  Malter  Korn   und   Gerste  jälirlichen   ZinBes 
ftir  das  Heil  Beiner  Seele  überweist.     (Abscbrift  d.  Urknode 
bei  Gall.  Stass,  Collectio  pag.  943.) 
Scriptor.    HenricuB  Wunne  aus  Salza,  profeasuB  1424,    f  1440, 
ein    gewisBonhafter  Schreiber  verschiedener   knnst' 
reicher  Ritaalbilcher. 
Jobann  Mühler,  prof.  unter  der  Ädministratur  des  Ab' 
tea  KU  Barsfelde,   Johann,  f  1463  2.  September  an 
der  Pest ;  ein  erfahrener  Schreiber  der  Ritaalbücher. 
Johann  de  Mintzenburg  junior,   ein  erfahrener  Schrei- 
ber librorum  chcralium,  war  1492  Prior  in  Ootzich. 
Nicolaas  de  Egra,  prof.  unter  Abt  Günther  I.,  ein  er- 
fahrener und  äeissiger  Schreibor  verschiedener  Bü- 
cher;   t  als  Senior  des   Conveuts   1501   7.  August; 
Sammler  von  wichtigen  Aufzeichnungen  von  1434 — 
1496  (Erphurtina  79). 
Rudigeras  de  Venlo,  prof.  unter  Abt  GUnther  L,   ein 
erfahrener  Schreiber  der  ChorbUcher;  f  1705  1.  Ok- 
tober an  der  Pest;  Compilator  des  Syllabua  bene- 
factoram  (Erphurtina  80). 
Waltherua  Franke,  f  1349  10.  Januar. 

ntüuf^  D. 

Calendarium  und  Nekrolog  des  Klosters. 

Der  Mönch  Rudolf  fertigte  auf  Veranlassung  des  Abtes  Rudigerus 
1142  das  Calendarium  an,  vielleicht  beendete  er  das  kuust- 
reich  geschriebene  Buch  in  diesem  Jahre,  welches  zu  den 
wenigen  werthvollen  Gegenstfindcn  gehörte,  die  aus  dem 
am  9.  Hai  114J  stattgefundcnen  grossen  Brande  gerettet 
wurden. 


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—    160    — 

Zieht  mao  in  Betraoliff,  dass  ein  flolches  Bach  keines- 
wegs in  ein  paar  Monaten  geBchrieben  ist  and  daBs  in  dem- 
selben der  1.  Januar  den  Sonstagsbuchstaben  Hlhrt,  was 
mit  dem  Jahre  1142  nicht  übereinstimmt,  so  liegt  die  An- 
nahme nicht  allzufem,  dass  dasselbe  1139  begonnen  und 
1142  beendet  wurde.  Ob  hierbei  schon  Aufzeichnungen 
filr  das  Nekrologium  gemacht  wurden,  lässt  steh  mit  Sicher- 
heit nicht  feststellen;  doch  scheint  es  der  Fall  gewesen  zn 
sein,  da  Sterbetage  aus  vergangener  Zeit  ohne  Angabe  der 
Jahreszahl  vorhanden  sind. 

Der  Mönch  Helwicus,  Kaplan  in  der  Kapelle  St.  Annae,  schrieb 
das  Necrologium  1266  sehr  sauber  auf  Pergament.  Ob  Sür 
diese  Arbeit  das  vorgenannte  Calendarium  benutzt  wurde, 
ist  nicht  gesagt. 

Um   die  fernere  Fortsetzung   des  Mecrologinms   machten 
sich  verdient: 

RudigeruB  de  Venlo,  im  Jahre  1485. 

Johann  Kucher,  um  das  Jahr  1630. 

Columbanus  Fugger. 

Gallus  SlasB,  f  1780. 

Bernhard  Hellrung,  t  1839  als  Pfarrer  an  der  Kirche  S.  Lanrentü, 
welcher  in  der  von  Gallua  Stasa  gefertigten  Abschrift  des 
Necrologiums  einige  leider  sehr  kurz  gefasste  Nachträge 
binzaiUgte. 


Beilage  E. 

Auszug  aus  dem  Necrologium  des  Klosters, 
welches  der  Mönch  Gallus  Stass  uns  in  einer  Ab- 
schrift hinterlassen  hat 

Der  Mönch  Rudolph  schrieb  auf  Veranlassung  des  Abtes  Rudi- 
geruB  1142  das  Calendarium  "').  Dioaes  kunstvoll  ge- 
schriebono  Bach  war  eins  der  wenigen  WerthvoUen  Gegen- 
stände,  die  bei  dem  Brande  1142  am  9.  Mai  gerettet  war- 

' ')  In  diesem  Cftlandariam  fallt  der  I.  Januar  auf  einen  SonaU^  (hier- 
auf iet  kein  Oewioht  id  legen);  dies  stimmt  mit  dem  Jahre  1113  nicht 
fiberein,  vOrd«  aber  mit  dem  Jahre  1189  im  EinUang  stelMB. 


:,G  Gothic 


—     ISl    — 

den.     (Vorrade  zar  Abschrift  das  NecrologiamB  durch  den 
Mfinch  QaUuB  Btwa  »*). 

Der  Laieafarnder  Ditmarua  wird  als  Erbatior  der  Kapelle  S.  Ännae 
genannt,  unter  dem  Abte  Burchard.     [1101  —  1116]. 

Bie  EinweihuDg  der  Kapelle  erfolgte  unter  dem  Abte 
fiipertufi  1117    VIU  Kai.  Augnsti  (25.  Jali). 

Oer  Mönch  Wemheros  wird  ans  dem  Convent  1157  zum  Abt  in 
das  KloBler  Gerode  gewählt. 

Der  Manch  HelwicuB,  Kaplan  aa  der  Kapelle  S.  Annae,  schrieb 
1266  das  Necrologium  des  Klosters  sehr  saaber  "')  auf 
Pergament  [Angabe  in  der  Vorrede  zur  Abschrift  des 
Necrc4ogiums  durch  den  MSnoL  Gtallus  Btass.] 

WaltheruB  Franke,  f  1349  10.  Januar,  als  Schreiber  genannt. 

I^orioB  Daniel  de  Heiligenstadt,  profesa.  1418  (?),  mehrere  Jahre 
Procurator  (?)  und  Cantor.  f  ?  soll  ein  gOBchiokter  Schrei- 
ber und  Zeichner  gewesen  sein.  (Angabe  des  Placidua 
MttÜi.)  Nicoi.  V.  Siegen,  pag.  503,  asgt:  ein  guter  Sohreiber 
der  Chorh&oher. 

Heoricns  Wunne  aas  Saiza,  professus  l'^4,  f  um  1444,  als  ge- 
«iseenbafter  Schrdber  verschiedener  konatreioher  Ritnal- 
bücbec  genannt. 

Nicolaas  Kraatheim,  war  LicentiBt  der  Theologie  und  Plehan  an 
der  Kirche  S.  Michaelis.  Bei  einer  ihm  drohenden  Lebens- 
gefahr tbat  er  das  Gelübde,   sich  dem  Kloster  zu  weihen. 


**)  Compftret  in  fronte  (oeorologü)  Cslenduium  vetas,  vetas  icribo, 
atpot»  jam  MMulO  Xtl.  a  Redolpbo,  noitri  ooenobii  monufao,  juma  Bndig^eri, 
iVti  a  rMtanrfttione  momuterii  per  Sigsfridnm  I.  uehiepisoopiim  Mognotinnm 
abbstia,  pulebarrime  in  membraiiB  exarBtum ,  me  mter  pkscsa  ejna  generis 
reliqaiae,  qnibiu  vorox  flunnift  pepercit,  nobii  anpentca. 

*■)  Nee  lilentio  praeteraandna  sedalaa  ilie  eBceltuius  S.  Anose  so  nostras 
coo^gationia  moDBchns  Hellwicni ,  qai  anno  verbi  iocaniali  1966  terse  in 
mnuhrank  exantom  nobia  nliqnit  necrologiain ;  qoem&dmodam  RndigeniB 
de  Venlo  ejnadem  nobiionm  institnti  ooenobita  anno  Chrliti  1486  praeter 
alia  BolBfUae  «oaa  moDDiBeiita,  rsgulam  8«.  Patria  nostri  Benodieti,  nna  cnm 
rabjeolo,  qno  in  praetena  ntämu,  neorologto,  in  oodice  itidem  membranaoeo 
eleganter  icripten),  poiteritati  donavit. 

Dieaem  Hellwig  dürfen  auch  die  AnfEeichnnngen  tm  Sampetrinnm  an- 
geacbrieben  werden,  welche  in  daa  letxte  Viertel  dea  13.  Jahrbunderta  fallen, 
wo  dar  Aufenthalt  des  Böoig>  Bndolf  I.  im  Jahre  1390  and  der  Bhtaioidag  in 
die  Capelle  Omniam  Saactoroni  mit  groaaer  Aosfäbrliohkeit  beaoltrieben  «ad. 


—    162    — 

Kr  trat  daher  in  das  Kloiter  der  Angiutmsr  ein,  da  er 
hier  aber  seinei  ko  weit  vorgerückten  Alten  wegen  nach 
znrfickgel^^tem  Probejahr  wieder  aotlasBen  ward,  &nd  er 
unter  dem  Abte  Härtung  Herllng  Anfitahme  im  Peters- 
kloflter,  Bod  starb  1463  an  der  Pest. 

Harlong  Reyner,  profesBiu  unter  Abt  Chriitian  Kieingam,  wird 
cur  Befbrtnation  in  ein  änderet  Kloater  geiendet. 

Bemhardas  Ritterfeid  wird  anter  denuelben  Abte  Christian  Kiein- 
gam 1456  zur  BeformatioD  nach  dem  Kloster  an  Bamberg 
geschickt. 

Conrad  de  Homburg  wird  anter  Abt  Christian  Kieingam  aar 
Reformation  in  das  Kloster  Haidboig  (im  Heraogthnm 
Hatberstadt)  entsendet 

Jobannes  Leubing,  professna  onter  Abt  Christisn  Klungam,  aar 
Reformation  in  das  Kloster  an  Bamberg  und  an  Waisaen- 
barg  entsendet 

Jobannes  H&hler,  professos  anter  der  Administratar  des  Abtes 
za  Borsfclde,  Johann,  —  f  1^33  2-  Septhr.  an  der  Fest; 
ein  erfahrener  Schreiber  der  Ritoalbüoher. 

Theodoricas  Spiscopos  (Bischof)  ans  Weissensee,  Hamster  der 
freien  Künste,  tritt  im  bereits  vorgerückten  Alter  in  das 
Kloster;  f  1463  an  der  Pest 

Micolaas  de  Zimmern,  proCssBOS  unter  Abt  Günther  L,  ward  1464 
Abt  des  Klosters  Qerode ;  f  1487,  wird  auf  seinen  Wonach 
im  Feterskloster  in  der  Kapelle  S.  Aonae  vor  dam  Altar 
S.  Mariae  Hagdalenae  begraben. 

Jobaonoa  de  Conatantia,  ein  durch  Tagend  and  wahre  Betigton- 
tät  ansgezetchneter  llano,  ward  nach  dem  Tode  des 
Pater  Conrad  1462  ^*)  tum  Prior  des  Klosters  erwählt 
Hierauf  znr  Reformation  in  mehrere  fflSster  entsendet,  ward 
er  Pior  im  Kloster  Scbwaraao  ( am  Hain )  ood  1485 
Prior  und  erster  Reformator  im  Kloster  za  Hönohenrode 
(bei  Coburg). 

Georg  Kestner  de  Oppenheim,  ein  Mann  von  reicher  Erfikhmng 
and  bewährter  Tagend;  ward  1477  Prior,  war  die  rechte 
Hand  des  Abtes  GUnther   I.  und  ihm  ein   strenger  Gebfllfo 

*•)  Ccrand  Alber  sw  Pranken,  wird  1489  Prior  md  ttbtit  1468  18. 
Aagut  an  d«r  Post. 


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—    163    — 

bei  der  Einfthrnng  der  klÖBterlicben  Beform,  nach  den 
Regeln  der  Borsfetder  Congregstion ;  f  1497  19.  December. 

Der  Laianbnider  NicoIauB,  ein  in  der  Steinmotzkunat  wohl  er- 
fithrencr  Mann;  f  1467  8.  Febr.  tn  Folge  eines  unglück- 
lichen Falles  in  die  gefüllte  Braupfanne. 

Johannes  Emeleben,  magister  fabricae  f  a.  1416;  vixitjam  1388. 

Georg  Erbor,  war  ein  Mann  von  ausgezeichneten  KenntniBBen 
nnd  Beator  der  Schule  in  Coburg;  er  giebt  diese  Stelle 
auf  und  tritt  1460  in  das  Petersklosterj  stirbt  aber  im  noch 
nicht  zurückgelegten  Novizenjahre. 

Jobannes  Kaikar,  professus  anter  Abt  Oftnther  I.,  wurde  1475 
Prior  im  Kloster  S.  Ludgeri  za  Verden,  sodann  Prior  nnd 
epllter  Abt  im  Kloster  S.  Nicolai  ta  Brauweiler. 

Jobum  Winzenheimb ,  professas  unter  Abt  Christian  Kleingam, 
ward  Abt  in  Kloster  zu  Aurach  (monasterii  Aiirabiensis  — 
im  Bambergischen)  und  nachher  Oeneral-Commissarins  und 
Inapeotor  der  Nonnenkloster  in  den  DiScesen  Mainz,  Bam- 
berg nnd  WOnsborg. 

Theodoricus  "^)  de  Trajecto  (Utrocbt),'  professus  anter  Abt 
(Hnther  I.  —  hatte  auf  der  UniversitSt  zu  Kfiln  das  Baoca- 
lanreat  erworben.  Wegen  seiner  barvorragenden  Qeistee- 
gaben  ward  er  wenige  Jahre  nach  seinem  Eintritt  in  das 
Kloster  Koyizenmeiater,  sodann  Prior  des  Klosters,  —  und 
1477  Abt  im  Kloster  S.  Ludigeri  zu  Verden,  sehr  wahr- 
scheinlich auf  Veranlaasung  des  Abtes  [Adam  von  Escb- 
w«lerl  za  S.  Martini  in  Oöln,  welcher  seit  der  Reformaüon 
des  Klosters  und  nach  dem  Kücktritt  des  seitherigen  Abtes 
(1474)  die  Administration  des  Klosters  Verden  Übernommen 
hatte.  (Sagittar.  Gloichessohe  Geschichte.  Anhang.)  In 
dieser  letaten  Function  sammelte  er  in  Köln  mehrere  werth- 
ToUe  Reliquien,  die  er  dem  Paterskloeter  libersandte.  Auf 
einer  Reise  zu  einem  Ordonskapitel  nach  Krfurt  begrif- 
fen, ward  er  in  MUhlhausen  von  der  Pest  befallen,  ge- 
langte noch  nach  Erfurt  in  das  Peterskloster,  f  hier  1484 
25.  Juli  *'*)  und  ward  in  der  Kirche  vor  dem  Altar  S. 
Bonifacii  begraben. 

■')  Bsgodoro.    (Sagitttr.  Oleiohentclte  OMohlohte.    Anhang.) 
••)SD.  A-agust.     Neorolog.  »ahaniuib    Vind.    litt.    11.,    sneh    0.    Stais, 
CoUeetio,  pag.  82S.    Nr.  9  Hemorkbilia  NiooUf  de  Ügr*.) 


I  ..A^l^oot^lc 


—     1«4    — 

Henricns  MoUtOir,  sob  Erfurt  gebilrtig]  profeuiu  unter  Abt 
GÜBtber  I.,  war  eine  ZeitUog  sabcelUrios,  NicoL  t.  Siflgen, 
pag.  502,  später  Subprior  itn  ffloster,  wurde  1487  ofoih 
dorn  Tode  Nicolft^s'  von  Zimmern  »im  Abt  im  Kloster 
Gerode  erwäblL 

Johannes  Heiden  de  Bercka,  Magister  artium  and  CoU^tat  der 
HimmeUpforte  ^  ward  1-187  Uönch;  darch  den  Äbt  Thotnaa 
des  Klosters  S.  Johannis  za  Bergen  -bei  Hagdabat^  dahin 
als  Novizenmeiater  beruCea,  ward  er  bieranf  Prior  im  Kloster 
S.  Georgii  bei  Naamboif .  uqd  aodann  ^ ')  Abt  im  Kloster 
Homburg  bei  Langensalza,  wo  er  1511  stirbt 

Conrad  Otto  Pfefferkorn,  aus  Erfiirt  gebOrtig,  profeaa^s  1477, 
ein  Mann  von  . berrorragenden  Geistesgaben,  wird  1486 
Protest  im  Nonnenkloster  au  Icbtttrshausen ,  föbrt  daaelbst 
nicht  ohne  Gefahr  fUr  seii^  L^ban  dip  BäefonnstioD  nach 
den  Regeln  der.  Biurafelder  Congregation  ein,  —  war  nach- 
her Subcellarioa  im  Peteraklostar,  ward  1492  ziir  V^ltation 
nach  Kloster  Qoseck  gesendet,  wo  er  sam  Abt  erwählt 
ward  und  1495  den  23.  September  atirbt. 

Jobannes  Mttblbaoh  (Myhlbach)«  Dr.  der  Theologie,  Oanonicna 
an  der  Kirche  B.  H.  V.  und  Pf  ofessor  an  der  Universität, 
ein  Mann  von  ansgeaeiobnetar  Geiehrsamkait,  res^nirt  in 
berwta  vorgerOcktem  Alter  auf  seine  Präbende  und  wird 
Mönch  im  Petfirskloater,  wo  et  die  Stelle  ala  Lector  seiner 
Professur  vorzog;  t  1493  d.  Man. 

Nicolaos  de  Salfeld,  professa«  1493,  ward  Prior  im  Kloster'  Hom- 
burg und  nachher  im  Kloeter  an  Oldisleben.  Er  soll  ein 
barOhmter  Arzt  und  Botaniker  gewesen  sein  **). 

Gerlachns  de  Clivia,  prof.  unter  Abt  Günther;  f  1507  15.  Juli  ••). 

Johann  Scfaellbach;  war  Amtmann  (aatrapa)  des  Grafen  von 
Gleichen  in  Tonna,  legte  unter  Äbt  Günther  t.  das  klöster- 
liche Gelübde  ab,  und  ward  1483  als  erster  Reformator  nach 
dem  Kloster  zu  Oldisleben  entsendet. 


••)  1606.    Nio.  T.  Sieg.,  ps«.  &M. 

**)  Nuh  Angabe  dei  Plaaidu  Hnth.  —  Hioolau  r.  Slegea,  ptg.  601 
Ugt:  er  aei  ein  TOraQgliolier  Qlrtnsr  and  guter  Maturdootor  geweMn. 

!_')  QalL  Stssi.  —  Niool.  t.  aiegen,  pag.  SQS  sagt:  war  lange  Zeit  bos- 
pitaWw  and  rector  borolegii,  .   , 


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—    165     - 

Petnu  de  Anab,  stu  Hflsaen  getrthrtig,  war  geheimer  Rath  des 
Ctrafen  von  Stolberg,  sowie  aach  R&tb  des  Orafen  von 
Sobwanbnrg,  and  genoes  die  r^ehe  Pfrflnde  der  Parocbie 
in  Heringen.  Detnobneraohlet  entsagte  ef  der  Welt  und 
ihren  Ehren,  und  trat  1486  als  Mönch  fn  das  Petersktoeter. 
Hit  Rö«kaicbt  koS  aeise  feins  geaeUaahaftliobe  Bildong  und 
Beine  Gewandtheit  in  geachllftlioben  Angelegenheiten  ward 
er  bald  nach  seinem  Eintritt  in  das  -Ktoltter,  dessen  Dia- 
oiplin  er  ei&Hg  bafolgte,  als  Probst  in  das  Nobnenkloater 
sa  Jena  and  später  am  1493  ")  iA  gleicher  Eigenschaft 
in  das  Nonnenkloater  aa  Oberwefanar  entsendet;  f  1504. 
3<  Angaat. 

Paolaa,  profeasos  anter  Abt  Qtlnther  I.,  kam  1492  als  Prior  in 
das  Kloster  aa  FeUdorf  "*),  (1}  Stande  von  Hildborg- 
haasen).    [Veilsdorf.] 

Aotonioa  Hübeler,  wird  1402  aar  Eini^hrang  der  Reformatioff 
naoh  der  Barsfelder  Congregation  nach  Kloster  Ooseck 
entsendet,  war  daselbst  Iftnger  Zeit  Cantor  and  Novisen- 
meister  nnd  ward  später  Abt  in  Mariazell. 

JtdiamiaB  Aari&ber  de  Blichenroda,  professns  unter  Abt  Christian 
Kleingam,  wird  1400  aar  Reformation  n  das  Kloster  sa 
Q-erode  entsendet,  wo  er  1466  Prior  wnrde. 

H^ingiaa  de  E^beck,  profesaas  nnter  Abt  OUntber  I.,  wird  cor 
Einfthrnag  der  Reformation  in  das  Kloster  za  Paderborn 
und  naohher  in  das  Kloster  zu  ümershausen  entsendet. 

JohMines  de  Hognntia  wird  auf  Grsnchen  des  Erzbischolä  von 
Kaina  1484  zor  Einfllhnuig  der  Reformation  in  das  Kloster 
an  Seligenstadt  geschickt,  f  daselbst  149<j  **). 

GregoriuB  Pfiohler  de  Hirsaa  und  Bartholomaeus,  profeesus  anter 
Aht  Gflnther  I.,  werden  1463  zur  Reformation  in  das 
Kloster  an  Gerode,  und  später  in  das  an  Bamberg  entsendet. 

Johannes  de  Xanten,  wird  auf  Ersuchen  des  Abtes  zu  S.  Martin 
in  K&hi  1475  dorthin  abgesendet,  um  in  diesem  Kloster  die 
Reformation  einzufahren;  von  hier  ward  er  nach  üjeligen- 
atadt  entsendet,  wo  er  starb  "*). 


*■)  Miool.  V.  Biegen,  pag,  4U. 

**)  Teiladorf,  1)  Bt.  ▼on  Hildborgbauen. 

■*)  Bmuu  ouilor  at  ■orintap.  Hin.  vnn  Sla^__,  i—g. 

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**)  Teiladorf,  1)  Bt.  ▼on  Hildborgbauen. 

■*)  Boaaa  oanlor  et  eoriptor.  Nie  von  Bisgen,  pag.  001. 

••)  Kto.  fOB  8le««B,  pag.  MO. 


Fridericas  Eirshüm,  wird  onter  Abt  QtQth«r  sur  R^omuitioti 
in  das  Kloster  eo  Fegaa  eotsendet 

Johannes  Vach,  ward  cor  EinOlfarosg  der  Refanuatiwi  in  das 
Kloster  Homburg  enlBeadet,  ward  uaehher  1480  Sabprior 
im  Feterskloster. 

HeoricuB  Gotzig,  profesaas  unter  Abt  Güjitbtt  1-,  wird  BOr  Re- 
formation in  das  Kloster  Hombui^  ebtsotdet. 

Adam  von  Esohweiler  ^*). 

Conradaa  Escbenberg  de  Grana  (oder  Kranftob)  aacb  Conrad 
Kranacb  genannt,  prof.  soter  Abt-Günther  I.,  ward  1498 
zur  EinfUhrong  dw  EM'onnatton  in  das  Kloatör  Umersbansen 
entsendet.  / 

Michael  Qleuohler,  professDs  unter  Abt  Christian  EJeingam,  untof 
Abt  Günther  I.,  sur  Einfllhmng  der  Reformation  in  ein 
anderes  Kloster  entsendet 

Christian  Engel,  professas  unter  Abt  G&stber  I.,  wird  aar  Ein- 
fithmng  der  Reformation  naoh  den  Kloster  Mönchenroda 
entsendet. 

Christian  de  Isenaco,  wird  aar  Einßibrung  dar  Reformation  nach 
dem  Kloster  Oerode  entseodet,  ward  sodann  Pricv  iA 
Kloster  Hombai^,  dann  wieder  naob  Erinrt  auriiaUMmfen 
and  stirbt  1484  im  Peterskloster  ■^). 

Gerhardus  Inemar  de  Bercka,  war  Magister  Artium  und  CoL- 
legiat  an  der  Himmelspforte ,  trat  aber  anter  Abt  Gftnther 
L  in  den  Benediotiner-Orden ;  f  1495  an  der  Fest. 

KicolauB  Hottenbach  de  Siegen,  Bruder  des  BpStereo  Abtes 
Johann  Hottenbach  de  Siegen;  trat  1466  da  N oviaa,  in  das 
Kloster,  legte  1467  in  die  Hfinde  des  von  ihm  hodigaehrten 
Abtea  GOntber  I.  Profess  ab,  war  1470  Priester,  bekleödetie 
hierauf  lange  Zeit  das  Amt  eines  Custos  und  VestiariuB, 
ward  1493  da  Prior  ßir  das  Kloster  Homburg  gew&hlt, 
scheint  dieses  Amt  jedoch  nicht  angetreten  zu  haben,  wurde 
hierauf  als  Reformator  and  Prior  nach  dem  Kloster  Reins- 
dorf  (an  der  Unstrot  bei  Nebra)  entsendet,  g^el  sich  aber 
hier  in  Mitten  einer  Schaor  verwUdeter  Mlfnche  und  in 
Folge  der  seinem  Amte  daraus   erwachsenden  Schwierig- 

*■)  Ssgittsr.  GsBoUehte  d.  Gr.  von  Qhiobea,   Zofaln 

*T}  Er  «sr  ein  gntsr  Schreiber  nnd  Prediger;  Niool,  i,  BiefSB,  pag.  BOl. 


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—    167    — 

kdtdn  io  wenig,  daas  er  iiicli  achon  nach  9  Monaten  wieder. 
nach  Erfbrt  znrückrnfeD  liesB.  Hier  begann  er  H94  seine 
Kloater-Cbronik  and  starb  1495  14.  November  an  der  Pest, 
«ehr  wabracbeinlicb  im  51.  Lebeasjahre. 

Rudigerus  de  Venlo,  profess.  nnter  Abt  Qfinther  I.,  wird  als  ein 
erfahrener  Schreiber  der  ChorbOcher  genannt,  setzte  1485 
das  Nekrologinm  des  Klosters  fort  *^),  schrieb  die  Ordens- 
Begels  S.  Benedict!  ab  nnd  hinterliesB  noch  andere  Be- 
weise seiner  GescbicUichkeit;  f  1495  1.  October  an  der 
Pest 

Johanne«  de  Wintsenburg  jnnior,  ein  er&brener  Schreiher  der 
Chorbflcher,  ward  149S  Prior  in  Ooseck  "*). 

NicoIaDB  de  Egra,  profeeBus  nnter  Abt  QUnther  T.  Sammler  von 
wichtigen  Auf  Zeichnungen  von  1484 — 1496;  f  als  Senior 
des  Convents  1501  7.  August. 

Caspar  Stfirmer  de  Grefensee,  profeasus  1494,  f  1515  15.  Aug.  ""•). 

Ewald  Bertulf,  aus  Erfurt  gebürtig,  professus  unter  Abt  Günther 
I.,  ward  zur  Einführung  der  Reformation  nach  Kloster 
Goseck  entsendet,  später  wieder  zurUckgerofen ;  f  1524 
18.  Februar  •»"). 


*■)  Q.  Sts«,  NMroI<9.  Torrede,  pag.  XIV.  —  Ein  Annng  stu  dsm  von 
Bodigsr  1486  fCMbriebenn  (*1m  wohl  nen  sngelegteo)  Neorologiom ,  wwd 
TOD  dem  Olmfitasr  DMuherrn  Grafen  Frans  Oianini  gemuht,  welcher  nm 
1700  in  Selmatädt  itndicte  nnd  bei  Beanohen  von  Bibliotheken  Aneifige  ans 
deren  Huinscripten  ftnlegte.  Du  Hanoioript  be&nd  sich  apÄter  im  Betits 
dei  H.  GDbemislaekretun  Cerrooi  in  Bränn  und  ist  jetct  im  mähriiohen 
Landesarohir  in  Brfinn  (Antwort  dei  Torttandoi  des  genannten  Archivs 
auf  eine  rem  Erfurter  Alterthnma-Terein  ireiohehene  Anfr^e.  Die«e  Ant- 
wort ist  dstirt:  Br&nn,  9.  Jnli  1B71.)  Der  in  Abschrift  mitgetbeilta  Aonng 
iat  TOD  geringem  Werthe,  stimmte  luireilen  mit  den  Angaben  de«  von 
OelliH  Btats  geachriebenen  SjUabos  Benefftotonm  wörtlich  fiberein,  zeigt 
aber  anoh  einige  Abweichangen  nnd  enthllt  nnr  18  Namen  und  Angsben,  wie 
sie  im  genannten  Syllabna  angeführt  sind.  (YergL  Zeitschrift  dea  Vereine 
ffa  fbfiring.  Gesobioht«.    Jena,  IT.  461.  Anml^ ) 

**)  Optimna  et  preoionis  aoriptor.    NiooL  y.  Bt^en,  pag.  GOl. 

*<")  Er  eoll  ein  geschickter  Schreiber  nnd  Zeichner  geveeen  sein.  (An- 
gebe det  Abte*  Placidna  Mnth.)  [Vielleicht  nach  Oallns  Oawald  Bibliothekar. 
N.  T.  8.,  pag.  e04.] 

••}  Ihm  wird  daatelbe  LobortheiH.  NicoL  T.Bieg.,  p^.  60S,  betUtigte 


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—    168    — 

Gallua  Oswald  de  Ulma,  prof.  1469,  «in  SromianT  and  beccbei- 
dener  Matm,  f  1520  16.  Januw  *°'). 

Conrad  de  Scbmalkalden,  profssBui  1475,  ward  1485  hu  ElnfQb- 
ruDg  der  Reformatioii  ic  das  KlMtar  Mönohenrods  bei 
Coburg  estaendet;  f  1ÖI4  9.  Juli  ii»  PeteraUoster  ^<"), 

HeriDaDn  de  Nordhiuen,  älterer  Bruder  dea  Abtea  Qfintkor  I., 
war  mit  demaelben  gleicbseitig  ala  Oblate  in  das  Kloster 
gekommen.  Bekleidete  schoa  unter  Abi  Obristian  da«  Amt 
einea  Frocoratora  (seU  cellerariuB)  des  Kleatera  ""),  waa 
er  40  Jahre  hindurch  verwaltete.  Er  Bammelte  aeit  dem 
Antritt  dieiea  Amtes  alle  Notieen  &u  den  Ton  ibm  aiiee< 
legten  Zinsregiatem ,  die  er  am  Vorabend  dea  Pestes  S. 
Michaelis  ( 28.  Septbr. }  1452  beendete.  Nachdem  aein 
Bruder  Abt  geworden  war,  war  er  es,  der  durch  aetne 
Tortrefflicbe  ökonomische  Verwaltung  der  Klostergüter  nicht 
allein  die  aa  den  ausgedehnten  Bauten  erforderlichen  Mitt^ 
herbeischaffte,  sondern  auch  viclcB  verbesserte  und  hier- 
durch zur  Hebung  der  wirthschaftlichen  Verlialtniase  wesent- 
liche Verdienste  sich  erwarb.  —  Erneuerung  des  Allodiums 
in  Hochstedt  *'");  Ankauf  von  Erbziusen,  Einrichtung 
der  Fischerei  in  Gispersleben.  —  Hochbetagt  starb  er  1494 
20.  Juli,  im  55.  Jahre  seines  PrieBteramtes ,  und  ward  vor 
dem  Chor  begraben. 

Johannes  Sartor  de  Minsenbnrg  *"*)  senior,  war  1491  Probst 
in  der  Probetei  Cella  an  der  Werra  und ,  wie  es  scheint 
seit  1492  "'),  Nachfolger  des  Herrmann  von  Northnsen 
im  Amte  eines  Procurators  des  Klosters,  dem  er  mit  be- 
sonderen Nutzen  vorBtand;  f  1503. 


">*)  Anoh  dieaer,  der  Bibliothekar  um  1495,  war  bernbnt.  Nioolana 
T.  SisKSn  pag.  602,  als  geHhiokter  Schreiber  nod  Zsicbner. 

■0'^)  Denelbe  mU  1476  — 14B&  die  gemalten  QlaBfeiuier  im  Kretugange 
gefertigt  haben;  Angabe  dei  Abtee  Plaoidui  Math.  Nicol.  v.  Siegen  be- 
at&tigt  di«aelbe. 

">*)  Sein  Torginger  Benrieu  Emetain  war  in  Folge  der  EinfShnuis 
der  Beformation  aoa  dem  Eloitervarbande  uiagetreten,  obeohoB  er.  bereite 
im  vorgerückten  Alter  (tand.    (Q.  St) 

"*)  Srändlidie  Beatanntion  dai  Allodinmi  im  Urfailt  (Orphal)  hinter 
Ataofa.    (Niool.  t.  Siegen,  pag.  461.) 

"*)  Anderwärt«  Hintienberg  genannt, 

'")  Vgl.  Mittfaeilnng  dei  thürg.  üohs.  Verein«  Hall«,  Till.  Ueft^^gpa^ 


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—    169    — 

Chiütopfaonia,  ans  dam  Kloster  xu  Fulda.  Atu  BegeiBtwaiig 
ftir  die  Bunfelder  RefoimatioQ  goht  er  ibit  OenehtDigung 
Beines  Abtea  in  das  Feterskloater,  legt  hier  1497  nochmaU 
das  Gelübde  ab,  wird  1518  aur  Seformatioa  nac^  dem 
Kloster  zo  Breitoogen  gesendet»  daselbst  tarn  Abt  erwäblt 
und  stirbt  1541. 

Johannes  Bunfeld  ward  onter  Abt  Jobanni»  de  Siegen  1531  als 
Prior  in  das  Slostw  za  Hehnersbusen  (3  Heilen  von  Casael) 
erwfthlt  ••»). 

Ewaldns  Wircebni^ensis ,  professns  1489,  wird  aar  Reformation 
unter  Abt  Johaonee  de  Siegen  in  ein  anderes  Kloster  ent- 
sendet (war  ein  guter  Schreiber  und  lange  Zeit  Vorebiger, 
wird  1511  Prior  und  f  1524  24.  Juli.    N.  v.  S.  pag.  Ö03.) 

Caspanu,  professus  1490,  unter  dem  Abte  Jobannes  de  Siegen 
aar  Reformation  in  verschiedene  Klöster  entsendet. 

Henricns  Bartell  ans  Heiligenstadt,  professos  1558,  wird  1571 
(unter  Abt  Gerard  Zinngraf)  Abt  im  Kloster  an  Rafenstein 
(2  Meilen  östlich  ron  Heiligenstadt)  wo  er  die  in  den  un- 
ruhigen Zeiten  von  den  Mönchen  abgelegte  Klostertracbt 
wieder  einführt. 

Joachim  Roll,  Oonventnale  des  Klosters  zu  Hersf^d,  tritt  1582 
in  das  Petersklöster ,  und  wird  hisraaf  Abt  im  Kloster  zu 
Hersfeld ;  f  1607  im  Monat  März,  (unter  Abt  Johann  Zenner) . 

(Christophorus  Bnrohard,  Canoniens  iind  Cantor  S.  Severi;  f 
1612  und  vermacht  dem  Kloster  seine  Bibliothek,  nnter 
Abt  Andreas  Gallus.) 

Jobann  Kucher  '*'),  nm  1630,  macht  sich  um  die  Fortsetzung 
dar  Anfzeichnangen  im  Kecrotoginm  des  Klosters  -verdient. 


13t.  —  Bsrtor  hatte  diese«  Amt  lebon  1489  inae,  sb  leine  Sobweater  CIsrs, 
die  Wittm  dm  Johsna  SUts  in  BnUbaob ,  rtsrb,  (Byllabiu  beBeftotornm 
in  Heorolo^  moustsrü  &  Pst.  et  Pauli  in  Oallns  Stasi,  Nsenloginm 
Honst  Hftix.) 

■'■)  Er  war  mr  Zeit  N.  v,  B.  sIm  Kegfln  Ende  dos  16.  Jahrhnndwts 
Khellas  («spelUniu)  ds*  Abtes  Qünthsr  I,,  und  naohbsr  Kapellan  an  der 
Kapelle  S.  Anns« ;  Sin.  v.  3.  psg.  Ö04. 

*'*)  Dar  Nsme  Joh.  Kasher  nnd  die  Jabreai^  I6B0  und  in  dem  In- 
ballnerseiobniaa  an  Q.  Stasi  Colleotio  gana  deatliob  angegsbsn.  Maeh  «iser 
Angabe  auf  dam  TitelUstte  dieaat  Abaohhtt  lebte  er  nnter  desi  Abt  Jobaaa 
Benningins,  dw  1627—63  dem  Kloster  vorstand. 


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—     170    — 

Dagebertu  Conen  tritt  1661  ab  Nonse  em,  letBtet  (16fö)  unter 
dem  Abte  AdamiiB  Dablen  Profesa  ***),  raaclit  eicli  durch 
ebronicale  Anäeiahnangen  verdient,  die  er  nach  den  Er- 
sthfaingen  «Iter  Mönche  aas  der  Zeit  der  schwedischen 
Oecnpation,  sowie  nach  eigener  Wahmehnrnng  ans  den, 
der  Erobernng  der  Stadt  durch  den  Etzbischof  Jobann 
Philipp  folgenden  Jabren,  niederschrieb ;  t  leider  schon  1679. 

Colunbaoas  Fngger  "  * )  macht  sich  am  die  Fortsetzung  der 
Aafzeicbnnngen  im  Necrologiam  des  Elosten  verdient; 
(unter  welchem  Abte?  fehlt.)  [Angabe  anf  dem  Titelblatte 
der  Abschrift  des  Gallus  Stase.) 

Jacobns  Stieffken  aas  Rfaeinsberg  in  Westpbalen  gebürtig,  pro- 
fessna  1666',  Doctor  der  Theologie  nnd  Professor  an  der 
UniTerettAt,  mehrere  Jahre  Lector  der  Theologie  nnd  Philo- 
sophie im  Kloster,  f  1700  18.  Decembcr,  im  60.  Lebons- 
jiUire  (anter  Abt  Kicolaus  de  Gonremenr). 

Haurus  Böding,  ans  Bittberg  in  Westpbalen  gebürtig,  Doctor 
der  Theologie  and  Professor  an  der  UnivcrBitSt,  Lector 
and  NoTisenmeister  im  Kloster  (anter  Abt  l^colans  de 
Goovemenr). 

Petras  Friddrici  aas  Jtiich  gebOrtig,  profaesas  1672,  erbieh  1692 
das  Bacoalsnreat  der  Theologie ,  war  Lector  und  Noviaen- 
meister  merst  im  Kloster  zn  Stablo  (in  Bellen),  dann  im 
Kloster  za  Corvei,  hierauf  im  Kloster  zn  Erfurt,  wo  er  zu- 
lotst das  Amt  des  Priors  bekleidete. 

Er  war  der  Erste,  welcher  nach  Micolaus  von  Siogen 
auf  Orand  alter  historischer  Documente  die  Annalen  des 
Klosters  vervollständigte  und  das  grosse  Chronicon  San- 
petrense  zusammenstellte.  Ein  eifriger  Förderer  der  littera- 
risohen  Studien  stiftete  er,  damit  dieselben  aacb  naob  seinem 
Tode  im  Kloster  fortblUben  möchten,  aus  den  durch  eigene 
littararisohe  Arbeiten  erworbenen  Erspamissen,  mit  Ge- 
nehmigang  des  Abtes  Placidua  CasBelmann  und  des  ganzen 


"•)  War  1871  HoTiBcnMBfiter.  (0,  Btua  Colleetio,  psu.  777.) 
'"]  In  den  Texte  dei  Neorologiatas  iit  denelbe  nicht  ftnfgenommen ; 
wshrMkoittlioh  war  er  gar  nicht  Hönoh  dM  Erfurter  Petenkloiten ,  dk  ihn 
OaUsi  BU«  prof|[Mmi>)  Bambergemte  nennt.  —  1879  nib  flnem  Beptembrii 
isortau  a>t  nostsr  Bcriba  tsnior  Johsones  Kirdtsner.  (Q.  Btaw  OoUeetio, 
pag.  788.) 


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—   i7i   — 

CoüTents,  ein  Legat  voD  200  Imperisleti  (GoIdgtkldeD),  da- 
mit  TOD  den  jährlichen  Zinaen  Bücher  fär  die  BibUothek 
angeaehaSi  werden  soUtes;  |  1730  3.  Jani,  in  67.  Lebens- 
jähre. 

JoaephoB  Stieffken  aus  Bheinsberg  in  Weatphalen  gebürtig;  war 
Dr.  der  Theologie  and  Frofeaflor  aa  der  Univetsität,'  päpst- 
licher Notar  (protonotarina  npoatoHcus) ,  Loctor  der  Philo- 
sophie nnd  Theologie  im  KloBter  an  Fulda,  Verden,  Gerode 
nnd  coletat  an  Er&rt,  wo  er  aach  das  Friorat  bekleidete. 
Er  starb  1746  S3.  Hfira  im  75.  Jahre  seines  Allere ,  nach- 
dem  or  mit  grosser  Geduld  die  mit  dem  Alter  sieh  ein- 
stellenden körperlichen  Leiden  ertragen  hatte. 

Carl  Trautwein,  ans  Erfurt  gebürtig,  erwarb  sich  um  das  Archiv 
nnd  dessen  BinricbluHg  unter  dem  Abte  Plaeidns  Caseel- 
mann  mehrfache  Verdienste,  und  verToUstfindigte  mit  vie- 
lem Flusse  die  Annalen  des  Klosters;  —  ausser  einigen 
religiösen  Schriften  sammelte  er  auch  mehrere  oekono- 
mische,  physikalische,  medioiniBohe  und  botanische  Be- 
obachtungen.    Er  starb  1750  im  66.  Lebensjahre. 

Andreas  Dietrich,  BeTerangenriB-Westphalua,  unter  Abt  Placidos 
Casselmann ;  Doctor  der  Theologie  nnd  Professor  an  der 
Univecsität.    f  1740  5.  Mai  im  54,  Lebensjahre. 

Bomaans  Schwabenhausen,  aas  Stadt  Worbis  gebürtig,  professus 
172?.  Rastlos  thfitiger  Mann  in  allen  ihm  übartragenen 
Obliegenheiten,  beschäftigte  er  sich  in  seinen  Hussestundon 
mit  der  Anfertigung  von  Sonnenuhren.  Er  starb  1744 
17.  Februar  im  41.  Lebensjahre. 

Otto  GroBwitaki,  ans  Hocbheiro  bei  Erfurt  gebürtig,  profeBBOs 
172R  (unter  PlackluB  Casselmann),  Baccalaarens  der  Theo- 
logie und  Novizenmeister,  Bibliothekar;  ein  durch  Sittlich- 
keit, Frömmigkeit  und  GelchrBamkeit  ausgezeichneter  Mann, 
•  Verfasser  mehrerer  theologischer  Schriften  und  einer  Zu- 
sammenstellung der  hervorragenden  Männer  des  Feters- 
klosters.  Er  unterstützte  den  Abt  Plaeidns  Casselmann 
in  der  von  demselben  angeordneten  neuen  Einrichtung 
der  Klosterbibliothek,  starb  aber  leider  schon  1743  im  45. 
Jahre  seines  Alters. 

Robert  Weinrich,  aus  Stadt  Worbis  gebürtig,  professus  1723; 
ein   Mann    von    auBgezeichoeten    GcistesgabeD.     Theologe 


—    172    — 

Jurist,  Dichter  und  ▼msfl^dics'  Frediger,    t  1707  13.  Mo- 
Tember  im  69.  LebeDsjftbre. 

FUcidi»  Jorduu,  «as  Glmcbeiuteiti  raf  dem  EichaMde  gabürtie, 
profeuna  1733;  Doctor  der  Theologie,  Lector  und  Noräon- 
meuter  dei  Kbwten.    f  1778  fiS.  MSra  im  64.  LebenqahKi. 

iMdonu  de  Lwombe,  Hogmra*,  profeemB  1744,  war  KbÜothekar, 
trieb  mit  Tieler  Liebe  historiBcbe  Stadien,  eaohte  ufrig 
nach  ^ten  Doeomenten  und '  schrieb  dieeelben  ab.  Er 
untamahm  eine  Anfaeidmang  der  Kloster -Annalen,  wurde 
aber  in  dieier  Arbeit  dnrcb  den  Tod  onterbroehen ,  dem 
er  durch  da*  Scbarlaobfieber  erlag,  1751  25.  Septomber  im 
30.  Lebenajabre. 

Galhif  Staas,  aas  Ifatna,  geb.  1723  9.  JaouM-,  profeasos  1740, 
war  Kbliothekar,  aammelte  viele  Hiaoellaneen  snr  Chronik 
des  Elostera ;  aar  VerroUständigang  des  Nekrologinrns  und 
aar  Corrector  etwüger  irriger  Angabeo  bediente  er  sich 
nach  eigener  Angabe  mit  vielem  Erfolge  der  von  Herr* 
mam  von  IforUmseti  angelegten  CopidbQaber  nnd  Zina- 
regiater,  sowie  der  iBBchriften  auf  Grabateinen.  f  1780 
I.  ApriL  Et  fertigte  eine  Abaebrift  des  Calendarinra  und 
Kecndopam  des  Klosters  an  and  versah  dieaelbe  mH  eSner 
Vorrede,  welche,  sehr  scbwfilstig  abgefasst,  doch  einige 
interesaaate  FeraonalnatiKen  enthalt  (1777).  Der  Vel<bleib 
der  Oripnalien  ist  noch  nnermittelt 

Er  Bchrieb  auch  eine  Abtaahronik,  welche  bia  zam  Abte 
Gtlnther  Baeting  reichte,  wahrsoheinliob  manche  interes- 
aaote  Noüaen  aas  dem  18.  Jahrhundert  enthielt  (fftr  diesen 
Zeitraum  ist  nnr  sehr  wenig  vorhanden),  deren  VerbMb 
bis  jfltat  aber  noch  nicht  auagemittdt  tat  (vergl.  Necro- 
logiam  pag.  42,  aach  66). 


BeiUse  F. 

Uebe«-  die  Verfaaser  der  filteaten  Klosterannalen 
fehh  die  und  jede  Nachricht;  ob  der  MSnch  Rudolf  ■),  welcher 
um  1142  das  Calendariom  sobrieb,  Bowie  der  um  1266  genannte 


*)  Die  Annslei  S.  Petri  ErphMfardenMi,  «alohe  tioh  in  der  Bibliothek 
dsa  Grtbo  toh  Sobönborn  so  Pommenfelde  befiadon  und  bei  Feit«,  Honn- 
laenfa  Gennsnlae  bktorics  XTL  mit  dar  Bessiolmaiig  Codex  I,  mitgathnlt 


-    178    — 

Helwiciu,  wetchw  das  Nekrologinm  dos  Kloiteri  begonnen  haben 
BoU,  und  der  nur  im  Allgemeinen  als  Soriptor  be«eiohnete  Kloster- 
brnder  Waltheras  Francke  (f  1S49)  einen  Antheil  an  den  hu 
Chronicon  Sampetrinnm  «ithaltenen  Anfceichnungen  haben,  IlUst 
sich  nur  matbtnaasen;  daesso  bleibt  es  dahingestellt,  ob  spätere, 
nach  dem  Jahre  1355  abgefasste  Notiaen,  den  als  gewissenhafte 
nnd  erfahrend  Sobraiber  genannten  Conventnales ,  Hünrioh 
Wonne  (f  1440)  and  Johann  MüUer  (Molitor)  (f  1463)  ange- 
Bcbrieben  werden  dürfen  '). 

Der  erste  uns  bekannte  Verfasser  der  durch  Compilatioa 
und  ans  eigener  Änsohaauag  entstandenen  Klosteranaalen  ist 
Micolatu  Hottanbaoh  de  Siegen,  welcher  dieselben  in  den  bnden 
Jahren  1494  and  1495  niederschrieb  und  seit  1467  dem  Elostel 
als  Conventuale  angehörte,  leider  sJme  schon  l'töS  14.  NoTcm- 
ber,  sehr  wahrscheinlich  wenig  Über  50  Jahr  alt,  durch  die  Pest 
hinweggerafft  wurde.  Qleichaeitig  mit  ihm  sammelte  Nicolaas 
de  Bgra  (f  1501  7.  August)  wichtige  Aufaeichnungen  aus  den 
Jahren  1484 — 96,  denen  sich  die  Continuatio  bnjus  Chronici  (des 
Nicolaas  de  Siegen)  per  monaohnm  anonymom  S.  Petri,  sowie 
di«  bald  mehr,  bald  minder  aasfÜhrlichen  obromcalen  Notiaen 
d«  Johann  Kooher  (am  1630)  und  des  Dagobert  Conen  (f  lei- 
der schon  1679)  aasohloasen;  die  letateren,  nach  1661  nieder- 
geschrieben, enthalten,  aaf  Qrund  der  dem  Schreiber  von  dteb 
USnchen  mitgetheilten  Erlebnisse,  kurze  Darstellongen  ans  dar 
Zeit  der  schwedischen  Ocoupation,  sowie  in  Folge  eigener  An- 
schaoong,  nicht  uninteressante,  lediglich  das  Kloster  betnffende 
MittheilungBD  aus  der  Zeit  nach  Broberong  der  Stadt  darch  den 
Erabiachof  von  Mains ,  Johann  Philipp. 


Bnd,  enthalten  pag.  18  tum  Jshre  IISO  die  offenbar  snf  den  Schreiber 
Bong  hkb«nde  Notii:  -R.  diacoani  ordinstnrn  in  dar  l.  Abtbülang  bis 
«ua  Jahre  Hii  nnd  in  der  3,  Abtheilang  bii  tum  Jahre  1U9  psg.  10  nm 
Jahre  1140  «ioe  gleiobe  Notli:  *R.  presUter  erdinatar*.  Eicnnben:  Die 
Jener  Zntsohrift  IIL  87. 

')  Hierbei  kum  die  mfibsame  Arbeit  des  lax^jikrigra  Celleraritis  Ber- 
mann  Ton  NorthoBen  (f  1194)  nicht  nnerw&hnt  bteiben,  welche  in  eiaer, 
im  Jshre  1152  beendeten  ÄQ&teUung  dar  Eloater-Zinf-Regitter  bestand,  da 
tie,  wenn  such  keinen  vollatändigen ,  so  di>ch  UieilwsiMn  Einblick  in  die 
dunsliges  ökonomisohen  Verhältniue  des  Kloitere  gMtsUen, 
aber  anoh  mehrfach  eingegtrent«  Pertenalaaebriohten  enthalten. 


:,G  Gothic 


—    174    — 

Kaoli  der  im  Nekrologiam  antbaltenen  Angabe  aoU  nach 
Nioolaiu  Ton  Siegen  Petras  Friderici  (t  1720  3.  Jnni)  der  errte 
geweMo  sein,  welcher  (nach  1672)  al«  eifriger  Fßrderer  litera- 
riacher  Studien  alle  Torhandenen  bistoriioben  Docnmente  und 
Notizen  benutzte,  nm  sie  dem  von  ihm  gescbHebenen  grossen 
Ckronicon  Sampetrinnm  einanverleiben ,  aber  dessen  Verbleiben 
alle  bis  jetst  angestellten  Nachforschungen  au  keinem  befriO' 
digeaden  Resaltate  gefShrt  haben.  Derselben  Quelle  zafolge 
haben  sich  im  weiteren  VerUofe  des  18.  Jahrhunderts  die  Con- 
ventualen  Otto  Oroswitzki  (f  1743),  Carl  Trantwein  (f  1750)  ') 
imd  Isidorus  de  Laoombe  (f  1754)  nm  chronicale  Anfiietch- 
nangen  rerdieot  gemacht,  die  mit  denen  des  Gallns  StssB  (f 
1780)  und  den  firgftnaungen  des  leisten  Abtea,  Placidne  Math 
(t  1821)  ihr  finde  erreicbten. 


Beilige  6. 

Honasteriologik,  in  qua  inmgnium  aliquot  Honasteriorum 
FainUiAe  S.  Benedicti  in  Germania,  Origines  etc.  desoribantur 
eta.  Aaotore  B.  P,  F.  Corolo  Stengelio,  ejusdem  Ordinis  Mo- 
nasL  SS.  Udalrici  et  Afrae  Augustae  Vindelicornm  Professo.*-^ 
Augastae  Vindalicorum  MOCXIX.  (Königl.  BibI,  in  Dresden. 
Bist.  ord.  Beligios.  72.) 

Biegale  Monasterium  S.  3.  Petri  et  Paali  Apostolorun  situni 
iil  Tharingia  in  celeberrima  civitate  Erphordensi  mens  editns 
Qstondit.  Fuodatnm  fnit  dseentis  fere  annis  post  Ordinis  S.  Be- 
nedicti  initium ;  illudque  cwutrazit  «c  fandavit  Dagobertas  FVrb- 
corum  Res  Hüdeberti  Regis  filius  A.  C.  D  CCVII,  dum  virente 
et  in  GallÜB  (?)  regnanto  parente  regnaret  in  Thuriogia,  Francta 
Orientali  et  Hassia.  Anno  autem  Domini  M.  LIX.  Siffridus  Ar- 
chiepiscopuB  Moguntinus,  prios  Abbas  FoldenBis  Oanonicis,  iqoi 
aliquamdiu  locam  bono  oooupaverant,  .expnlais;  disciplinan  Ho- 
nasticam,  quao  antea  viguorat,  instauravit,  et  Uonssterinm  hoc 
Ortlini  Benediett  reetitnit.  Dum  vero  pancia  post  annis  aedificia 
bujas  MonaBterii    antiqaa   partim   flammis    consumpta   fuissent. 


')  Auf  8«ita  5Sl  des  Mekrotogitmu  ««){t  Oallna  Stau,  dut  or  die  vom 
Aem  Prior  d«a  Pat«nUoaten,  Cmrl  Trsutweia ,  verfugte  Ühronogrsphifl  ver- 
vehrt,  erweitart  and  bi«  cain  Jsbra  1778  fortgewUt  habe. 


:vC00J^IC 


—  IIb  — 

partim  ob  etractarae  vetaitatem  oorraiaBent,  Borcbardaa  Abbas 
A.  C.  M.  C.  III.  et  antUB  aliqaot  sequentibuB  Dovnm  ex  fdods- 
mentia  coastroxit  monaBterinm. 

In  hoc  MonaBterio  a  tempore  fundationii  plorimi  aanctitate 
et  doctrina  insignes  TÜri  claraeniDt;  inter  soa  fuit  Rnthardna 
hajoB  eccleflise  Abbas,  pOBtea  Mognntinäe  ledis  XXIV.  Ar- 
cliiepiBcopas,  Elector  vero  VIII.  Creatns  A.  C.  U.  LXXXVIII. 
ex  bac  vita  deceasit  A.  C.  M.  C.  IX. 

Qnod  ad  MoDasterÜ  Btractnram  attioet  Boiendam,  exterias 
exigtuun  esse  apparentiam,  aa  praater  tsmplam,  dam  mooa  cod- 
Bceoditar,  apparere :  interiaa  antem  ubiqne  esae  omatam  at  aedi- 
fioiia  et  piotüis. 

Stractaraa  aaot  talea. 

A.  *)  Eat  major  Ecclesia. 

B.  Duafi  turrSB  in  extramitate  Cbori. 

C.  CboruB,    qni  rflHqoÜB  SanotOTom,  pctoria,  et  candelabnB 
bene  est  omatas. 

D.  Saoellam  8t.  Ännae  Bepnltnrae  fratrum  dapotstam. 

E.  Sacellom  CorponB  Christi  in  oaemeterio  ooUocatam,  cen- 
aetor  primam  Tharingiae  temphmi. 

F.  Atritim  templi:  vulgo  Daa  ParadeiBS. 
Q-.  Viaxqaae  dncit  ad  portam  Monastarii. 

H.  Diversa  aedificia;  vnlgo  Der  grüne  Hagen. 

L   Templiun    S.    Leonardi,    qaondam    Paroefaia    in    deacenaa 

moatia. 
K.  Domns  pro  panperibas  coQBanguiaeU  Fratmm. 
L.  HoBpitiom  Comitom  a  Schvarabarg. 


Beilage  H. 

Antiquitatea  quae  in  pervetuato  Sacello  S.  Blaaii,  modo 
Corporis  Christi,  oUm  Tisebantar. 
Ad  coram  evangelü  effigies   *)  cbriatiaoiaBimi  regia  Franco- 
conun,  fundatoris  noBtri,  cnm  hac  circomacriptione : 


*)  Dia  ZeiohttQof  dei  Kloatan  (Taf.  I.)  «ntUlt  dia   bai  neb 
ErUaternttg  gebranohlen  Buohitalien. 

*)  Ob  dioM  Bilder  in  Windmalerei  oder  Tafalmalarei  bestanden,  ist 
nicht  gesagt  —  Im  Sohloste  Kulitelo  in  Böhmen  aind  beide  soa  dem  S. 
Viwtel  des  11.  Jahrhunderts  vertreten.  —  Die  hier  gensaatau  Penonm 
hsbeo  alle  vor  dem  Jfthre  1800  gelebt. 


u-cdtv  Google 


—     17ß     — 

DagobartoB  rex  Franoonun. 
Ego  dedi  bonc  nODtem  et  loenm  com  omniboB,   qtue 
habui  in  Thuringia  S.  Petro  et  monach»,   qnoa  ibi- 
dem sabstitai. 
Acta  Bunt  heo  anno  dni  DCCVt. 
Sab  effigie  Dagoberti  regia   binae  aliae  Tianntor   media  corporis 
.    atatura«  bac  ouin  epigraphe: 

Andreas  abbas  hujoB  loci. 
Rttdolplius  arohiepiacopuB  Salisboi^nBiB  *). 
Ego  (Andreas)  reformsTt  Organa   aaepios,  et  oampanas 

rasliorari. 
Memento  mei  (Rudolpbi)  Deus  in  bono  et  ne  deleas  mi- 
serationes  meaa,  qaaa  feci  et  fecissem  bnic  loco,  ei 
vixisBem. 
Secunda  efSgies  in  eodem  oornu  evangeUi 
, .  .  Sifiridas  arohiepäacopiu  Moguntinus. 

Ego  errats  correxi  mOQachicuniqne  habitnm,   qoem  jam- 
dadatn  '')  deletum  inveneram,  per  Doi  gratiam  cum 
omnibtu  libertetibas  prioB  ^)  habitis  restitni. 
Acta  sunt  bec  anno  dni  H.  L.  VIII. 
EfBgies  sequentea  huic  Bnbjioiuntor 
Comes  Albertus  de  Tbnna. 
Tamno  sacerdos  de  Thnoa. 
,    E^o  omni»  nea  mobilia  dadi  S.  Petro  valentia  ceatam  libras. 
Ego  procuravi  anam   missam   omni   die  pro   salote  animae 

meae  dioi  ad  aummnra  altare. 
Conradas  archiepisoopna  Mogantinos. 

Ego  cemens,  timorem  dei  esae  In  hoc  looo,  infulam  pro 
Bjolepmitate   abbatibas  eoram  indalsio  "),    et  confraterni- 
tatem  mihi  et  meis  snccessoribus  dari  apud  eos  rogavi. 
Acta  BOnt  haec  anno  Domini  M.  C.  XCIII. 
Priori  Bubatabant  tres  aliae  imagines. 
Richa  imperatrlz,  conjos  LotbarÜ. 
Romanas  rex  Butbenus. 


*)  VergL  hierin  Sunpetrinam  v.  J.  1290. 
■>)  Quem  ibi  jamdiu.    (0.  3ti.  Fol.  pKg.  €13.) 
■)  >pria«*  fehlt. 


Dictzedby  Google 


—     177    — 

RadolphoB  diut  Carinthiae  '  *). 

Per  Dei  gratiam  obtinuimuB,  at  hie  in  eocIeBia  i 
aariuB  nostgr  in  perpetanm  peragator^  com  pia  devotione. 
Acta  sunt  baec  anoo  domini  M.  C.  XXX. 
*6lli  cancelloB   in  eodem  destro   tatera  tren  aeqaentea 
'  effigies: 

^  Minorita  (archiepisoopas    HogantinoB  ordinis 

s^  Q  bajus  loci  transtali  dedicationem  ad  Bo- 

om, et  gratias  multiplicavi  In  bonorem  Dei.  — 
iiaec  anno  domint  M.  CC.  LXXXVU. 
i'apa  nonoB. 
um  eonsensu  omnium  cardinalium  hune  locom  sta- 
osBe  liberum,  et  ")   ab  omü  perturbatione  securum 
-t  quietam  in  nomine  Domini. 
Acta  Bunt  haec  anno  Domini  U.CCJCXVII. 
GerorduB  archiapiscopuB  MogaDtinns. 

£go  praedeceiBomm  meorum  aeqaeos  vestigia,  pro  utili- 
tate  loci  bujuB,  quidquid  ab  oia  Btatutum  est,  oonfirmaTi, 
vel  qaod  nogleetom  innoTavi. 

Acta  Bunt  baeo  anno  domini  M.CC.LXXXXV.   "). 
Ad  corna  epistolae  iatra  cancelloB. 

RatbarduB  arcbiepiscopuB  Mogontinus. 

Hunc  locom  mihi   dilectam   Bub   protectione  Moguntinae 
aediB  recepi,    omniaque    privilegia   eorum  renovavi,    et 
Cellam  prope  Werrbam  8.  Petro  donavi. 
Acta  Bunt  baeo  anno  domini  M.  C.  V. 
Sabtas  banc  cernitur 

HetnricuB  WarmiensiB  epiacopas. 
VolmaraB  abbas  hujoB  loci. 

Spem  in  alio  nunquam  babui,  praeter  in  te  Dominel  qui 

iraBceris  et  propitius  eris. 
Ego  (Volmarus)  plantavi  vineam  in  Tieffentbal  pro  salate 
animae  meae. 
Secanda  effigies  siniBtri  lateris. 

HenricoB  arcbiepiaeopuB  Moguntinna. 

'■}  Kam  im  Angut  1290  kiuii  SöniK  Badalf  I.  nach  Erfdrt  (3ampetr.). 

")  Mt-  fahlt. 

")  WtAl  Owhard  IL,  138»-1806. 


Dictzsdbv  Google 


—    178    — 

Ob  fsvorem  firatram  hio  Deo  militkntiom  consecran  hoo 
monasterinm  tribas  mihi  öpiscopis  cooperantibm,  et  anni- 
Tcnarinm  menm  hie  inatitni  perageadnm. 
Acta  sant  haec  an'iio  domini  M.C.XLVII. 
Sabtaa  eandem 

ReiDholdas  plebanas  in  Beringen. 
Dittmams  miles  in  Bnasleben. 

Ego  procoravi  featam  Corporis  Christi  bic  io  bco  peragi 

solemniter. 
Ego  ad  atmctonun  bajna  capalUe  dedi  veates  a  Rege 
RomiHiorum  mihi  data*  lai^ter. 
Tertia  efSgies  siniBtri  lateris  oom  hac  inscriptione: 
BuroharduB  abbas. 

Ego  fni  primni  fnndator  (post  incendinm  et  incinerationem 
primi  monasterü)   faajas  monastcrü,  quod   construzi 
XVIII.  annis.   Reliqaam  reliqoi  meia  ancceaaoribua 
aedifioandnm. 
Aota  sunt  haee  anno  donüni  H.C.III. 
Infra  hanc  oemebantur  aequeotes: 

Gerhardui  Ottermaun  (Hottermann). 
Heinrioaa  de  Gotha,  noster  lonltetna  '^). 

Pro    pOBsibilitate   noatra  dedimna    ad   stmctarsm    haJQS 
capallae  pro  animabua  nostria,  Qt  memoria  noatri  (?)  bio 
jngiter  habeator. 
Extra  cancelloa  ejaadem  lateris: 

ErwinUB  senior  oomea  de  Qleicben. 

Ut  Dens  peccatis  meis  indotgeat,  et  aoime  mee  aetar- 
oam  reqniem  tribuat,  S.  Petro  et  suis  monachii  pradiam 
in  Walachleben  benevole  oontnli  et  donavl  **]. 
Wemeras  abbas  hnjus  loci. 

Ego  penoriam  aqoae  hie  invomens,  com  magno  labore 
et  expenais  pro  mei  (?)  memoria  in  perpehtum  babenda 
aqoam  dactilem  comparavi. 
Ego  fiii  monachoH  ^rsanwiensia. 

Acta  aont  haec  anno  domini  U.O.XXXVL 
His  sabjiciebantnr  dimidiae  ono  ordine  ses 


")  War  1388  in  Bsth.    (Kiiohbof^  Erfurt  im  18.  Jsbrh.  pH<  »>■) 
'*)  ZoMts.    O.  StsM  foL  pag.  6BI.    Ana»  M.  C.  ZCIL  (litt). 


~.(X)glc 


—    179    — 

fingelbertas  N 

Lobhardas  sacerdoa. 
Hago  de  Cimmir  <*). 
Gontbenu  de  Ikaene. 
Hargaretba  lUcbelae. 
Bertrandia  de  Glichen. 

Memorare,  quae  sit  nostra  substantia   domine!    et  qnia 
noD  vane  constitaisti  omnes  filios  hominain,  et  ne  in  per- 
petaam  obÜTiBcaris  ooBtri  domiae  deas  noster. 
In  pariete  ostü  mtnorie,  sive  in  ascenBU  turris  viBebaatar  trea 
aeqQentfls  iconea: 
Rex  OäiocaruB  Bohemorum. 

Farns  Talente  ego  percepi,  fratres  hujas  loci  esse  boUi- 
citoa  de  memoria  animariun,  unde  eis  transniiBi  octoginta 
marcaB  argenti  ad  anniTeraariam  meum  peragendom. 
Acta  Bont  baec  anno  domtni  M.CC.LXIV. 
Ad  dextram  regia 

RicharduB  Dotarioa  domini  Mogontini. 

HnjoB  negotii  nonüns  et  adminiatrator  ftä,  at  diea  anni- 
varBarias  obitua  mei  bic  in  perpetuum  cum  pleno  officio 
peragator. 

Acta  aunt  baec  anno  domini  U.CCXXVIII. 
Ad  sinJBtram  reg^B 

Wolffgangaa  praepositos  IcbterahauBen. 

Praeter  alia    plurima  donatia  in   omatu    et  rebaa  aliis, 
ego    tbesaantm   reliquiarum    super    aonun    et    topaaiou 
pretiosam  donavi  huic  loco. 
In  eodem  pariete  varanB  oBtiam  majas 
Soror  Meza  mooialis. 
HettrigiB  nutter  ejuB. 

Noa  pro  ammo  cenau  ad  lamiuaria  hajuB  capellae  et 
anniTeraariam  nostrum  dedimaa  plus  quam  XL  tale&ta, 
nnde  orate  fideliter  pro  nobia. 

■  •)  War  1298  im  Kath  (Sampetr.),  Bohon   1S88  in  Tnantaa  ganamit 
(Kinhhofi;  Erfurt  im  la.  Jahrb.  pag.  IM). 


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Einige  Naobträge  reap.  Bemerkungen 

zu  der  Schrift  des  Herrn  Major  Böokner 

über  die  Fetersklosterklrohe.  ") 

Der  verewigte  Verfasaer  hat  auf  zwei  EigaDthilmlicIikGiten 
aafmerksam  gemacht,  welche  sich  an  der  Petersklosterkiruho 
ändea,  nämlich  auf  den  plattgescbloBsenen  Chor,  das 
einzige  Beispiel  dieser  Art  in  den  Bächsisch  -  thiiringiscben  Lan- 
den aus  frühro manischer  Zeit,  und  auf  die  westlichen  Pfeiler  der 
Droipfeilergruppe,  welche  das  LängsschifT  vom  QuerschiEF  trennt. 

In  Bezug  auf  crsteres  ist  die  Vermuthung  ansgeBprocben, 
dasB  die  Choranlage  aus  romanischer  Zait  abstamme  and  zwar 
aus  den  Jahren  1103 — 1109.  Dies  ist  wirklich  der  Fall.  Von 
den  Beweisen  hierfür  liegen  aasser  den  sohoo  gegebenen  noch 
zwei  andere  vor: 

1)  Wir  wissen,  dass  die  Kirche  von  1103 — 1144,  also  wäh- 
rend der  Amtsperiode  von  Aebtea  erbaut  ist,  welche  aas  Hirsan 
in  Schwaben  stammten  (Burchard  1101—1116;  Werner  1127 — 
1138). 

In  den  •chwäbisch-altemanniBchen  Qegenden  finden  wir  aber 
häuSg  pUttgescbloasene  Chöre  und  ist  dieser  Umstand  ohne 
Zweifel  bei  dieser  Kirche  von  Einfluss  gewesen.  Die  Erbauer 
haben  die  Idee  einer  plattgeschlossenen  Choranlage  aus  Schwaben 
mitgebracht  und  in  Thüringen  verwirklicht. 

2)  Den  entscheidendsten  Beweis  liefert  uns  der  Steinschnitt 
an  der  (Östlichen)  Chorseite.  Nicht  allein  die  horizontalen  Lager- 
fngen  ziehen  sich  in  gleicher  Höhe  von  den  beiden  TbUrmen 
Über  den  Chor  bin,   sondern  es  ist  auch  in   vertikaler  Bichtang, 

■  *)  (Im  Sommer  1882,  noch  vor  der  Anwetenhoit  der  Herren  Oobeimea- 
rUheMin.  Dir.  QraifF  und  von  Dahn-BothfelMr  in  Erfurt  (liehe  oben  S.  153 
Anm.  77)  hatte  nnaer  Verein  anter  Führung  dee  Barm  Zeiobeolehren 
Krnipa  die  Peterakirohe  betehen,  %m  t.  JdU  [Tharinger  Zeitang  vom  11.  Jnli 
168i)  und  in  einer  dtranf  folgenden  Versammlang  des  Tareins  Herr  Architekt 
Erlandien  «eine  uf  gaauea  Ueetungen  bemheadan  Zeiohaaagen  and 
Reitanrfttionen  der  Ptttarekiroha  vargalegt  und  erläutert  Denelbe  hat  den 
hier  mitgetheilten  Anfuiti  vorfant,  welober  die  Ergkninngen  la  der  obigen 
Daratellang  Böokner'e  8.  66  ff.  (S.  123  dai  SepantUbdruoka]  giebt  und  wohl 
rerdiant,  dar  Sobrift  Böokner'a  heigegeben  in  werden.  B.  W. 


.Cooj^lc 


—    181    — 

binstcbtiich  der  Stosafugen  also,  ein  richtiger  Stein- Verband  vor- 
banden.  Das  Cbormittelsobiff  springt  gegen  die  Cborseitensohiffe, 
welcbe  an  ibrer  östlichen  Seite  zagleicb  den  Unterbau  der  Tbürme 
bilden,  nm  0,36  m  zarück  nnd  die  Stein  schichten  greifen  dem- 
entsprechend zahsschntttformig  ineinander.  Es  ist  dies  derselbe 
Steinschnitt,  wie  er  sieb  an  allen  andern  grösseren  Einsprangen 
findet.  Flügelsteine  sind  nirgends  verwendet.  Da  es  nnn  be- 
kanntlich einer  gnten  Bankonstmktion  widerspricht,  dass  man 
eine  nene  Mauer  zahnschnittförmig  an  eine  alte  setzt  '"'),  da  es 
überhaupt  in  unserem  Falle  dem  Haarer  gar  nicht  möglich  sein 
würde,  Quadern  von  20 — 40  Ctr.  Qewioht,  wie  sie  hier  vorkommen, 
bei  so  minimalen  Fugen  (4 — 5  mm)  in  angegebener  Weise  und 
haltbar,  zu  versetzen,  so  muss  der  Chor  plattgeschlossen  ge- 
wesen sein.  Wie  man  auch  geneigt  sein  möge,  einen  apsisartigen 
ChorschlusB  anzunehmen,  stets  müsste  man  sehen  können,  oh  die 
durch  die  entfernte  Äpsis  entstandene  Oefibung  „zugemauert" 
ist  oder  nicht. 

Dass  diese  einfache  Thatsache  nicht  schon  früher,  nament- 
lich auch  in  der  Architekturgcschichte ,  bekannt  geworden  ist, 
moBB  ich  mir  damit  zusammenhängend  erklären,  dass  die  Er- 
laubnisB  zum  Besuch  oder  gar  zu  einer  Aufnahme  nnd  Unter- 
suchung der  Kirche  wegen  der  Befestigungewerke  bis  vor  kurzer 
Zeit  Bchwer  erlangt  werden  konnte. 

Was  die  westlichen  Pfeiler  der  Dreipfeilergruppe  anbelangt, 
so  iBt  zu  bemerken,  dass  deren  Qrundriss  gegen  den  der  übrigen 
Pfeiler  verändert  ist  and  zwar  muss  dies  schon  in  romanischer 
Zeit,  während  des  Baues  der  Kirche,  geschehen  sein.  Es  geht 
dies  ans  Folgendem  hervor:  Jeder  dieser  Pfeiler  bildet  im  Qrund- 
risB  ein  Kreuz,  dessen  Kern  quadratisch  ist  und  dessen  Arme 
um  je  0,37  m  in  der  Längsrichtung  und  um  je  0,33  m  in  der 
Breitenrichtung  angesetzt  sind.  Der  quadratische  Kern  hat  aber 
dieselbe  lichte  Entfernung  von  seinen  nächststehenden  qaadra" 
tischen  Pfeilern,  wie  sie  bei  allen  übrigen  Pfeilern  vorhanden 
ist,  nämlich  3,51  m.  Hieraus  folgt,  dasB  der  Grundplan  verän- 
dert ist,  denn  man  hätte  jedenfalls  auch  hier  dieselbe  lichte  Weite 
von  3,51  m  and  nicht  3,51 — 0,37  =  3,14  m  zwischen  dem  ganzen 

> ' )  Wsil  in  der  neuen  Mauer  Bisse  entstehen  «firden  in  Folge  des 
HSrtebdiwindens. 


:vCoOJ^Ic 


—    182    — 

fraglichen  Pfeiler  and  den  luiiaolutvtehenden  obwalten  Usaen, 
wenn  dieser  Pfeiler  anprßngUob  in  der  Weise,  wie  er  jebt  ist, 
projektirt  gewesen  wSre.  Dass  jene  VerSndemng  noch  in  roma- 
niflcher  Zeit>  während  des  Baues,  geschehen  sein  nnus,  beweist 
der  Steinsctmitt'  Die  Lagediigen  sind  mit  denjenigen  der  sodem 
Pfeiler  in  derselben  Höhe  abgeglichen  nnd  im  üebrigen  haben 
wir  einen  ähniicben,  aahnschnittfSnnigen  Steinrerbaad,  wie  er 
sich  in  der  obenerwibnten  Weise  am  Chor  befindet 

Als  Grund  dieser  Verftndemng  denke  idi  mir,  dasa  diese 
Pfeiler  Klosterkirohe  and  Laienkircbe  m  trennen  bestimmt 
waren.  Der  HSnohschor  ging  bis  aimi  Qnerschiff  und  dieser 
Baum  war  gross  genng,  nm  40  bis  50  ChorstOble,  in  je  swei 
Reihen  auf  jeder  Seite,  aufnehmen  za  kennen.  Der  Chor  war 
mitbin  in  das  eigentliche  Schiff  zuröckverlegL  Vielleicht  folgte 
man  in  dieser  Hinsicht  einer  Tradition,  welche  sich  aoa  dev 
idtchristlicben  Basilika  ergab,  denn  auch  hier  lag  ja  der  Chor 
im  Mittelsdiiff.  Der  Qbrige  Theil  der  Kirche,  also  der  ügent- 
liche  Chor,  der  hohe  Chor,  diente  zw  Festeskirche ,  wie  icli 
diesen  Bsom  nennen  machte.  Das  Kloster  war  nämlich  ver- 
pflichtet, den  Kaiser  nnd  andere  hohe  Herren  bei  ihrem  häufigen 
Anfsntbalte  in  Erfurt  aufzunehmen  and  zu  bewirthen.  Wahr- 
Bcheinlicb  erhielten  die  Mönche  als  Entschädigung  bierf&r  Güter 
nnd  Ländereien,  nm  ans  deren  Ertrage  die  vielen  Festlichkeiten 
zu  Ehren  der  Oäste  beatreiten  zu  können.  Die  bei  diesen  Ge- 
legenheiten stattfindenden  amtlichen  nnd  Urcblichen  Handlangen, 
B.  B.  eine  Eröfinang  des  Reichstags,  eine  Conaecration,  epiriten 
üch  in  dieser  damals  gröaeten  Kirche,  welche  vieUeicht  auch 
das  gröaate  Gebäude  Erfurts  war,  ab.  Aach  der  Faesfall  Hein- 
richs des  Löwen  vor  Kaiser  Friedrich  I.,  die  Verlobang  der 
Töchter  Rodolphs  von  Habsburg,  hatten  hier  statt.  Za  derartigen 
Handlangen,  sowie  zu  höchsten  kirchlichen  Festen  war  der 
eigentitche  Chor  aufgespart,  während  die  Alltagakirohe  der 
Mönche  im  Schiff  lag. 

Aaf  Seite  65  ist  erwähnt,  daas  die  baBilikalen  Obormaaem 
wahrscheinlich  nor  mit  einem  einfachen,  fortiaufenden  Friea  de- 
korirt  gewesen  seien.  L.  F.  Hesse,  welcher  jedenfalls  die  Peters- 
Uoaterkirche  noch  vor  ihrer  Zerstörang  selbst  gesehen  hat,  sagt 


..C.oo^lc 


—    183    — 

dag^en  in  seinem  Werke  über  FaalinzeUe  '")  wörÜich:  „Auf 
den  SSnlei)  des  SohiffeB  wölben  sich  halbEirkelnmde  Bogen,  auf 
welchen  die  Mauer  mbt,  die  daiselbe  von  den  Abneiten  trennte, 
aich  boob  über  diese  letztere  emporhob  und  die  gerade  Decke 
dea  Schiffes  onterstHUte.  Auch  hier  ist  wenig  Schmuck,  nur 
einige  BIStteraierrathen ;  etliche  Kämpfer  aber  und  die  Streifen, 
welche  lothreoht  über  jeder  S&nle  sich  erheben  and  oben  über 
dem  Bogen  mit  einem  wagerecbten  Streif  zasammentreffen  ond 
mit  ihm  sich  vereinigen,  haben  eine  Zierrath,  die  aus  Würfeln 
besteht,  in  verschiedenen  Reihen  übereinander,  mit  gleich  gros- 
sen Vertieinngen  wechselnd,  angebracht;  wie  sich  auch  in  der 
Kirche  anf  dem  Fetersberge  za  Erfurt  findet". 

Bezieht  man  letztere  Bemerkung  auf  den  vorhergebenden 
ganzen  Satz,  so  waren  die  einzelnen  Arkadenbögen  rechtwinklig 
von  einem  Würfelfiries  umrahmt,  wie  wir  ihn  am  Südportal  noch 
heote,  sowie  an  ähnlichen  Stellen  in  der  Kirche  zu  Hirsaa 
treffen. 

Femer  ist  auf  Seite  62  gesagt,  „dass  es  die  Substmctionen 
der  Osttbürme  nicht  gestattet  hätten,  ihnen  in  einem  fortlaufen- 
den Steinbaa  die  täi  die  WestthUrme  veranschlagte  Höhe  zn 
geben,  und  dass  man  sich  daher  im  Vorlaufe  des  Baues  ge- 
nöthigt  gesehen  hätte,  das  oberste  Stockwerk  lediglich  aus  Holz 
heraustellen".  Nimmt  man  aber  die  Höhe  der  Westäiürme  incl. 
Helm  auf  ca.  50  m  an  —  h&her  können  sie  aus  ästbetiBchen  Grün- 
den kanm  projectirt  gewesen  sein  —  und  setzt  dieselbe  Höhe,  ob- 
gleich dies  schon  wegen  des  viel  kleineren  Glrnndrisses  unstatt- 
haft wäre,  für  die  Osttbürme,  so  ergiebt  sich,  dass  jeder  Qua- 
dratcentimeter  des  Grundrisses  der  zu  Tage  tretenden  1,10  m 
starken  Thnrmmaner  nur  ca.  9  kgr  zu  tragen  hat,  während 
Sandstein  erst  zerdrückt  wird,  wenn  er  mit  500  bis  700  kgr  pro 
qcm  beansprucht  ist.  Die  eigentlichen  Fundamente  sind  mithin 
im  Stande,  eine  noch  viel  grössere  Last  aufzunehmen,  als  pro- 
jectirt sein  konnte,  und  an  den  Substmctionen  hat  es  ^so  jeden- 
faUs  nicht  gelegen,  dass  die  Vollendung  der  Thürme  in  Stein 
nnterbKeben  ist  Der  Grund  hierfUr  mass  vielmehr  im  Nicht- 
vorhandensein der  Geldmittel  gesucht  werden,  was  auch  sehr 

<')  GsMhiohte  des  Klosters  PaoÜiiselle  Tim  L.  F.  Beise,  Bndolstsdt 
ISlfi,  Seite  26. 


idby  Google 


—    184    — 

wabrBcbeinlich  iat,  wdOD  man  an  die  häufigen  Beraubungen  darch 
Brand  und  Krieg  denkt,  welchen  das  Kloster  ansgeBetst  war 
und  wodurch  daBselhe  öfters  in  Geldverlegenheiten  kam. 

Die  HanptmaaBse  der  Kirche  in  Metern,  wie  sie  sich  bei 
ein«r  von  mir  vOTgenomtnenen  genauen  Aufnahme  ergeben  haben, 
sind  folgende: 

Innere  Msaste: 
Länge  des  Hittelsobiffs  70,77,  Breite  desselben  9,45. 
„      der  SeitensohifFe  72,13,    „      derselben  3,25. 
„        „    Chorseitenachiffe  14,85,  Breite  derselben  3,25. 
„      des  Qaerschiffes  31,98,  Breite  desselben  9,18. 
Durchmesser  der  Apsiden  (an  den  beiden  Östlichen  Hanem  des 
Qaerschiffs)  4,08. 
Pfeiler  im  Schiff: 
Orundriss  1,12  im  Quadrat,  Höhe  von  der  Unterkante  der  Basis 

bis  zur  Oberkante  des  Kapitals  5,78. 
DnrchmeBser  der  daran  befindlichen  DreiviertcUäalen  0,31. 
Höhe  der  Basis  incl.  unterer  Platte:  0,54. 

„     des  Kapitals  0,33,  Breite  deBsolben  0,38. 
Abstand  der  Pfeiler  im  Lichten  3,51  und  von  Mitte  au  Mitte  4,63. 
St&rke  der  Mauern  1,10  und  an  den  Westthürmen  1,35. 

Aeassere  Maasse: 
Orundriss  der  Wasttbürme  7,45  im  Quadrat. 
Breite  der  Westfa^ada  22,36. 

Vorsprung  der  WesttfaUrme  gegen  die  Seitenschiffe  0,98. 
Breite  des  Querschiffes  11,38.  ' 

„      der  Ofitthürme  6,00,  Länge  derselben  4,95. 
Vorsprung  derselben  gegen  die  Seitenschiffe  0,52. 

„  „  „      den  Chor  0,36. 

Höhe  des  Langhauses  und  des  Chorea  von  der  Unterkante  des 

FuBsgesimaes  bis  aur  Oberkante  des  Hauptgesimses  8,46. 
Höhe  des  Fussgesimses  1,04. 
Abstand  der  Lisenen  von  Mitte  zu  Mitte  4,65. 
Breite  derselben  0,45. 

Durchmesser  der  Dreiviertelsäulcben  0,22    und   am   Chor  0,17. 
Höhe  derselben  von  der  Unterkante  Basis  bis  zur  Oberkante 
Kapital  2,56. 
Höhe  der  Basis  0,28,  Höbe  des  Kapitals  0,23. 
Breite  desselben  0,31. 


DictizedbyGoOgle 


—    185    — 

Änsladnng  des  Hauptgesimses  vom  Kapital  «iH  io  horizontaler 

Bjchtnng  gemeasen  0,42. 
Höbe  desselben  in  vertikaler  Richtung  0,70. 
Lichte  Weite  der  Fenster  am  Langhause  1,03,  lichte  Höhe  2,18. 

„  „        „  „     an  den  Weetthörmen  1,03,  „        „     2,30. 

„  „       des  SUdportalB  1,70,  lichte  Höhe  2,63. 

Otto  ErisndMn, 


[Eines  merkwürdigen  Fandes  sei  hier  noch  gedacht,  welcher 
im  Herbste  des  Jahres  1882  in  der  nördlichen  Mauer  der  Peters- 
kirche,  fast  gegenüber  dem  Hanpteingange  der  ihr  parallel  Uu- 
fenden  DefenBionekaaeme,  gemacht  worden  ist  Als  man  in  diese 
Wand  eine  Thflr  brechen  wollte,  fand  sich  in  BruBthShe  eines 
Mannes  ein  in  die  innere  Wand  horizontal  eingesenkter  Balken 
Ton  1  Mtr.  Länge,  0,15  Utr.  Breite  und  0,10  Mtr.  Dicke,  fast 
ganz  verfault  nnd  vielfach  von  Holzwürmern  durchfreBsen ,  der 
ursprttnglich  länger  gewesen  sein  mnss ;  denn  es  waren  viel  kleine 
faule  HolzBtUcketi  in  der  Höhlung  und  diese  selbst  erstreckte 
sich,  als  man  sie  sondirte,  nach  jeder  der  beiden  Seiten  hin  zwei 
Meter  weit  Dazu  waren  beide  Aussenseiten  der  nördlichen 
Wand  glatt,  aber  im  Innern  war  in  die  Quadersteine  eine  Höh- 
lung gebaaen,  an  welcher  sich  auch  Ueberreste  von  MSrtel  be- 
fiuiden,  am  den  Balken  aufnehmen  zu  können.  Es  fragt  sich 
nun,  wozu  dieses  Holz  bestimmt  gewesen  sein  mag?  Zar  Re- 
liquie konnte  es  nicht  bestimmt  sein,  weil  man  es  nicht  her- 
ausnehmen und  auch,  weder  von  der  innem  Seite  noch  auf  der 
Anssenwand,  sehen  konnte.  Das  Wahrscheinlichste  bleibt  immer, 
dass  es  ein  Ueberrest  von  dem  Holzbau  der  früheren  Kirche 
gewesen  sei,  der  aus  dem  Brande  der  Klosterkirche  ' ')  gerettet 
worden  war  und  dass  dies  geweihte  EoU  gleichsam  als  Schatz 
und  Talisman  in  den  Bau  hineingelegt  worden  ist.  Jedenfalls 
ist  das  Holz  also  Über  800  Jahre  alt  Es  wird  jetzt  im  Huieam 
des  Erfarter  Alterthnms  -  Vereins  aofbewahrt.  fl.  W.] 


'*)  Dieser  Brand  fknd  im  Winter  von  1079  sof  1080  statt,  als  Hein- 
rieh  IV.  Dsoh  i«r  Selilaoht  von  Flodigbeim  nsob  Erfort  gekommen  war 
nnd  die  Stsdt  fflr  ibre  Anhingliohksit  an  den  Enbisehof  von  Mains  bfts- 
■n  Uws. 


:vCoOJ^Ic 


ubiGoogle 


Deber  das  Erfiirter  Stadtsiegel. 


Im  enten  Hefte  der  BfittheiluBgen  des  Vereins  für  die  Ge- 
schichte  nnd  Alterthumskonde  von  Erfurt  hat  HemnanD  eine 
aosfÜhrlichfl  Beschreibiuig  des  Stadtsiegels  von  Erfurt  gegeben, 
die  Deutung  des  Rades  in  jenem  Siegel  aber  nicht  sor  Ent- 
acheidong  gebracht.  Ich  gebe  im  Nachstehenden  eönen  weiteren 
Versach  zur  Lösung  der  Frage  &ber  die  Bedeatong  des  Erfurter 
Rades,  das  mit  dem  im  Siegel  der  EnbischOfe  von  Huni 
identisch  ist. 

Zunächst  bemerke  ich,  dass  nach  meiner  Ueberaeagnng 
dieses  Rad  uraprOnglioh  ein  secbsspeiohiges  war.  Damit  stimmt 
auch  Herrmann  (L  c.  pag.  4)  überein  und  es  kann  nur  auf  einem 
Zu&lle  beruhen,  dass  das  iUteste  bekannte  erEbischöäiche 
Radaiegel,  wie  Hermann  an  anderer  Stelle  (pag.  18)  angieht, 
acht  Speichen  zeigt.  Dies  erklärt  sich  meines  Erachtens  da- 
durch, dass  abgesehen  davon,  dass  jenes  Siegel  Tielleicbt  nicht 
wirklich  das  älteste  gewesen  ist,  der  Stempel  dazn  in  einer  Zeit 
(Mitte  des  13.  Jahrhimderts)  hergestellt  ist,  wo  die  ursprüng- 
liche Bedeutung  dieses  Wappe&seicbens  schon  nicht  mehr  be- 
kannt war,  am  wenigsten  dem  Verfertiger  des  Stempels.  Es 
ist  ja  eine  unleugbare  Thatsacbe,  dass  Ober  die  Bedeutung  eines 
Wappenzflichens  nioht  selten  in  verhältnisemässig  kurzer  Zeit 
selbst  die  Eigenthttmer  des  Wappens  in  Unkenntniss  geriethen, 
und  eben  ao,  dass  Stempelatecher  aua  gleicher  Unkenntniss,  ja 
sogar  aus  WillkDr  oder  Leichtsinn  ganz  unmotiTirte  Veränderun- 
gen an  den  Wappenaeichen  Toroahmen. 

Was  die  Bedeutung  des  Rades  betrifft,  so  neigt  sich  Herr- 
maan  (L  o.  pag.  14)  der  Ansicht  za ,  dass  das  Rad  mit  dam  aaf 


.oogic 


—     188    — 

Ziegetsteicen  gefundenen  aechBapeicliigen  Radzcichen  der  22. 
römiBcbea  Legion  identisch  sei,  welches  ein  ErzbiscLof  zu  Ge- 
sicht bekommen  und  als  Wsppenbild  unter  der  symboliscben 
Bedeutung  des  cumts  dei  angenomnicn  liabe.  „Der  Erzbischof, 
sagt  Herrmann,  „der,  wie  der  Papst,  auch  pontifcx  maximuB 
genannt  worden  sei^  nahm  an,  daaa  er  vorzugsweise  vor  anderen 
geistlichen  SMrsten  sum'  auriga  ourrus  doi,  zom  Wagenlenker, 
berufen  sei,  und  so  vereinigten  sich  geschichtliche  Ueberlieforung 
und  christliche  Anschauung,  am  das  Rad  zum  erzbischöäichen 
Sinnbilde  zu  machen." 

Diese  Deutung  hat  aber,  abgesehen  davon,  dass  meines 
Wiiaens  nicht  nachgewiesen  ist,  die  Erzbischöfe  von  Mainz  hät- 
ten sich  jene  Qualität  als  Wagenlenker  beigelegt,  das  erhebliche 
Bedenken  gegen  sieb,  dass  sich  danach  der  Erzbischof  gleich- 
sam fiber  den  Papst  gestellt  haben  würde,  was  schwer  zu  glau- 
ben ist 

Eine  andere  Deutung  haben,  wie  Hemnann  (pag.  12)  an- 
töhrt,  Ajrmaan  und  nach  ihm  Colland  dem  Rade  gegeben,  in- 
dem sie  meinen,  es  sei  ursprunglich  kein  Rad  gewesen,  sondern 
ein  Kreuz  mit  einem  darUber  gelegten  Androaskrcaz ,  beide  mit 
einem  Ringe  umgeben,  ein  altes  Ghristonzeichen,  wie  man  es 
öfters  als  Weihungszeiohen  in  Kirchen  antreffe.  Diese  Deutung 
kommt  meines  Eraohtens  der  Wahrheit  näher,  aber  fOr  richtig 
kann  ich  sie  um  deswillen  nicht  halten,  weil  die  beiden  über 
einander  gelegten  Kreuze  ein  achtspeichiges  Rad  ergeben. 

In  neuester  Zeit  endlich  hat  Will  (Mainzer  Regesten  pag. 
XXXVIII.)  als  höchst  wahrscheinlich  hingestellt,  das  Rad  habe 
aich  aus  einem  heraldischen  Kreuze,  das  man  mit  einem  Nim- 
bus (Ringe)  umgeben  habe,  entwickelt.  Das  halte  ich  aber  um 
deswillen  für  entschieden  anzulässig,  weil  nicht  abzusehen  ist, 
wie  aus  einem  solchen  Kreuze  sich  ein  sechsspeichigcs  Rad 
bättfl  bilden  können. 

Nach  meiner  Ansicht,  au  der  ich  durch  eine  Abbildung  im 
1.  Bande  von  Lindenschmit's  Handbuch  der  deutschen  Alter- 
thamskunde  gekommen  bin,  ist  unser  Rad  aus  dem  labarum, 
dem  Monogramm  Christi  —  ein  grieohisches  X  mit  senkrecht 
darüber  gelegtem  P  —  hervoigegangen.  Jene  Abbildung,  die 
sich  aaf  Onibsteinen  der  Franken  aus  der  Zeit  nach  der  Ein- 
fOhmog  des  Chriatentbains  öfter  neben  der  Inachrift  findet,  stallt 


—    189    — 

das  labunm  von  einem  mehr  oder  weniger  breiten  Bioge  um- 
geben vor  nnd  gleicht,  da  die  Schleife  des  P  aehr  klein  dar- 
gestellt ist,  ganz  auffallend  einem  Rade. 

Das  Monogramm  Christi  wurde  bekanntlich  seit  Gonatantio 
dem  QroBsen  auf  der  rothen  Kriegsfahne  der  Rfimer  angebracht, 
der  nrspr&nglich  selbst  der  Käme  labarum  beigelegt  war,  wel' 
eher  dann  auf  das  Monogramm  übertragen  wurde.  Liegt  da  nicht 
die  VermuthuDg  nahe,  dass  die  Erzbischöfe  von  Hains,  die  ja 
suaser  groaaen  Kirohenfltraten  auch  mächtige  weltliche  Herren 
waren  und  als  aolcbe  ihre  eigenen  Trappen  hatten,  dass  diese 
Ersbiacböfe  ein  dem  römischen  labaram  nachgebildetes  Kriega- 
banner  annahmen,  ein  Banner,  daa  auf  rother  Flilche  jenea  hoch- 
heilige und  darum  gerade  für  einen  QrosscD  der  Kirche  beson- 
ders passende  radähnliche  Zeichen,  daa,  wie  ich  vorher  er- 
wähnte, bei  den  Franken  nach  Annahme  dea  Cbristentbams  in 
Qebrauch  war?  Daa  Wappenbüd  dea  Banners  wurde  aber  be- 
kanntlich auch  anderweit  angebracht,  z.  B.  auf  den  bemalten 
Schildern  der  Soldaten,  wie  ja  auch  in  Erfurt  die  älteaten  uns 
erhaltenen  Daratelluogen  dea  ßadea  aioh  auf  Sohlatenschilden 
befinden.  Je  maaaenhafter  aber  die  Doratellung  des  Wappen- 
bildes  erfolgte  und  gewiss  oft  durch  wenig  gebildete,  mit  der 
wahren  Bedeutung  des  Zeichens  nicht  bekannte  Künstler,  um 
Bo  leichter  war  eine  Verßilschung  desselben  im  Laufe  der  Zeit 
möglich  and  diese  konnte  nur  zu  der  Figur  eines  Rades  fOhren : 
Der  Hersteller  des  Bildes  brauchte  nur  die  kleine  Schleife  des 
P  zu  Übersehen. 

Diese  Erklärung  der  Entstehung  des  mainzischen  Rades 
findet  noch  dadurch  eine  Stütze,  ja,  ich  glaube  aagen  zu  dürfen, 
Bestätigung,  daas  die  ältesten  vorhandenen  Mainzer  Hünseo,  die 
mit  Sicherheit  als  solche  bestimmt  sind  *),  das  Monogramm 
Christi  zeigen.  Es  sind  deren  zwei,  die  ich  im  Münzcabinet  zu 
Mainz  besichtigt  habe.  Die  ältere  ist  ans  der  Zeit  Kaiser  Con- 
r&d'a  IL  (1024 — 1039)  und  zeigt  auf  der  einen  Seite  das  Kaiaer- 
bild,  auf  der  andern  daa  Monogramm  (in  einer  Form,  welche  die 


*)  Drei  andere  Hüncen  im  HuDEer  Kfthiiiet  (I.  i/2.  8b  So  nnd  8d  dai 
Kstalogt,  welche  deutlich  du  Uad  Eeigon,  lolleii  vom  Enbiichof  Wilhelm 
<958— 968)  atammen,  eioe  Beitimmimg;,  die  entechiedeu  f»laah  ist. 


:,G  Gothic 


—    190    — 

Schleife  des  P  niclit  erkennen  IfiaBt)  innerhalb  einer  Figur,  die 
in  ganz  einfachen  Strichen  ein  GebSnde  darstellt  *). 

Die  andere,  aas  der  Zeit  Hemrichs  IV.  (1056 — 1106),  ist  ganz 
ähnlich}  das  Monogramm  läsii  aber  die  Schleife  des  P  dent- 
lioher  erkennen  **). 

Zwei  andere  MUnaoi  desselben  Cabineti,  die  dem  Erzbischof 
Lupoid  aas  dem  Hause  t.  Schönfeld  (1201 — 1208)  zugeschrieben 
werden,  zeigen  den  Uebargang  des  Monogramms  in  das  Rad, 
denn  man  siebt  auf  denselben  den  Ersbisobof  m  Pferde  und 
daneben  ein  sechsspeichiges  Bad.  Hieraus  geht  zugleich  hwvor, 
dass  schon  ziemliob  lange  vor  dem  Jahre  1264,  aus  welchem 
das  älteste  bekannte  arsbisohöfliche  Radsiegel  stammt,  das  Bad 
als  Wappenzfliohen  der  Erzbischöfe  in  G^brauoh  gewesen  ist 
und  zugleich,  dass  es  ursprünglich  ein  sechsspeichiges  Rad  war, 
wie  ea  auch  sein  mässte,  wenn  es,  wie  wohl  nicht  zu  bezweifeln, 
aas  dem  Monogramm  Christi  hervorgegangen  ist. 

*)  CappS)  die  Hansen  der  deobchsn  Esiaer  und  KöDige.  Dreiden  1848. 
psff.  »  Nr.  4SS. 

•*)  Cvpp^  )•  0.  pag.  IIB  Nr.  646. 


Dictzedby  Google 


üebersichtUche  Zusammenstellniig 


in  Erfart  nnil  dessen  Umgegend  gefnndenen 
vorgeschichtlichen  Gegensttnde. 


Eid  Vortrag 
gsbftltm  im  Tenin  fUr  die  OflMUohte  VBd  Altartlwmkmids  Ton  Erfurt 


W.  Froih.  V.  TottHL 


D,i.,.db,  Google 


Inhalts- Verzeichniss. 


Vorbemetking  ' ■. .,' I93 

I.    innerhalb  der  UmfoMangavälle  von  Erfart  gefnndeoe  Qegenstände  196 

Exeicierpl&ts  ftm  Jalinagraben  197 

Okrtenitrawe    , 198 

II.    In  am  aUdUacbeu  Feldmark  199 

fiothenberg   199 

Ilrersgehofeii 204 

■  'Vop  dem  AndintfsUitfre  ■...■, 206 

Nsasohmidatedt 211 

StädtiMtaM  Kronkenfaine  '' '.:.:...:.   212 

Vor  dem  AnpuUparke  2U 

III.  Im  aüdöstlicben  Tbeile  der  Erfarter  Qageacl   317 

Waltorsleben 219 

IV.  Im  flordosten  von  Erfort  beleg;ene  Qegend    330 

Tippaoh-EdeUwiuan    221 

LütEenBömmera    ...'..'.; 226 

V.    Die  Büdwestlioh  von  Erfart  belegene  Gegend   337 

Miihllwrg 227 

ttieobleben 229 

Tl.    Die  nordwastlioh  von  Erfurt  belegene  Qegend 335 

Qitpenleben  Kiliani 2SB 

Andialeben 23a 

Nenenbeiligea ; 2S9 

VII.    Unbekannt  in  nelobem  Tbeile  der  Dmgegend  Erfarti    3W 

Uebereichtliobe  Byatematisohe  Znsammeoitellang  341 


Dictzedby  Google 


SJtnn  man  auch  nicbt  gerade  bebanpten,  dass  in  der  £rfnrter 
Oegoad  eine  ganz  ungewöhnlich  grosse  Zahl  prähistorischer  Ge- 
genstände zu  Tage  gefordert  oder  doch  wenigstens  eine  Stätte 
entdeckt  sei,  welche  einen  bedeutenden  Reichthum  an  Alter- 
ihümem  dargeboten  hätte,  wie  dies  in  manchen  anderen  Gegen- 
den von  Deutschland,  namentlich  denen,  wo  die  Römer  die 
Sporen  ihrer  Berrschaft  zurückgelassen,  der  Fall  gewesen j  so 
ist  doch  immer  noch  die  Anzahl  gross  genug,  am  es  als  eine 
nicht  ganz  uninteressante  Aufgabe  erscheinen  zu  lassen:  einen 
Versuch  zu  machen,  sie  in  Qbersichtlicher  Weise  zusammen  zu 
stellen  und  so  gewissermassen  einen  Abschlass  von  den  bis- 
herigen Ergebnissen  vorzulegen.  Es  dürfte  sich  vielleicht  hier- 
bei ergeben,  dass  die  hiesige  Gegend  denn  doch  nicht  ganz  so 
arm  an  Funden  ist,  welche  der  vorgeschichtlichen  Zeit  ange- 
hören, wie  man  in  der  Regel  annimmt  Zugleich  möchte  eine 
solche  Uebersicht  geeignet  sein,  wenigstens  einige,  wenn  auch 
unsichere,  Lichtstreifen  in  das  Dunkel  zu  werfen,  welches  die 
Urzeit  der  hiesigen  Gegend  bedeckt,  und  als  Schema  zu  dienen, 
um  das,  was  etwa  die  Zukunft  noch  zu  Tage  fordert,  in  daa 
bisher  Entdeckte  einzureiben  und  mit  ihm  systematiach  zu  ver- 
arbeiten. Vielleicht  ist  die  Hoffnung  auch  nicbt  zu  kühn:  dass 
ein  derartiger  Versuch  dazu  beitragen  wird,  von  neuem  das 
Interesse  für  diesen  Gegenstand  zu  beleben,  es  in  weiteren 
Kreisen  zu  erwecken,  die  Aufmerksamkeit  für  alles  dahin  ge- 
IiSrende  zu  schärfen  und  dem  Eifer:  das  was  der  Schoss  der 
Erde  zu  Tage  fordert  zu  erhalten,  ihm  eine  dauernde  Stätte  za 
gewähren  und  es  fllr  die  Wissenschaft  nutzbar  zu  machen,  neue 
Nahrang  zu  geben. 

Es  ist  nicht  zu  verkennen:  dass  die  Existenz  unseres  Ver- 
eins in  der  in  Rede  stehenden  Beziehung  bereits  bisher  von 
sehr  wesentlichem  Etnfiuss  gewesen  ist  und  seine  Gründung  ge- 
wissermassen  eine  Markscheide  bildet.  Es  sind  ja  auob  schon 
vorher  hierher  gehörige  Funde  gemacht,  veröffentlicht  and  Ga- 

,      .".Google 


—    194    — 

getiBtand  der  BeBprecba&g  geworden,  doch  irar  dies  immer  nur 
▼ereinzelt  und  dem  ZafftUe  zu  verdanken.  Durch  unseren 
Verein  varde  aber  ein  Kern  geschaffen,  an  welchen  sich  alles 
uikiystalliairen  konste.  Man  kann  dreist  behaupten:  dasa, 
während  bis  dahin  das  Interesse  fUr  die  vorgeschichtlichen 
Schätze  der  Erde  das  Monopol  einzelner  Gelehrten  war,  es 
seitdem  das  Gemeingut  aller  Schiebten  der  Bevölkerimg  gewor- 
den ist.  Unter  den  vielen  Verdiensten,  welche  sich  Dalherg  am 
Erfurt  erworben,  ist  nicht  das  kleinste,  dass  er  es  war,  der  zu- 
erst  diesem  Gegenstand  seine  Äuimerksamkeit  zugewendet  hat. 
Was  damals  geschah,  blieb  aber  im  Schosse  der  hiesigen  Akade- 
mie der  Wissenschaften  vergraben,  gelangte  höchstens  noch  zur 
Eenntnise  der  wenigen  Gelehrten,  welche  von  den  Denkschrif- 
ten jener  Einsicht  nahmen;  in  das  Volk  ist  davon  wohl  nichts 
gedrungen.  Dieses  für  die  Sache  zu  interessiren ,  bleibt  aber 
die  Hauptsache.  Denn  Ackersleute  und  Tagelöhner  sind  es  fast 
allein,  welche  in  die  Lage  kommen,  Ueberreste  der  Urzeit  zu 
entdecken. 

Aas  der  nachfolgenden  Uebersiebt  wird  sich  ergeben:  dass 
die  mehr  als  ein  hatbos  Jahrhundert  umfassende  Periode  von 
Dalberg  bis  zur  Gründung  des  Alterthumsvereins  in  der  in  Rede 
stehenden  Beziehung  fast  ganz  unfruchtbar  gewesen  ist,  während 
von  dem  letztgedachten  Zeitpunkte  ab  fast  kein  Jahr  verging, 
wo  nicht  der  eine  oder  der  andere  Fund  an  das  Licht  des  Tages 
getreten  ist. 

Dass  man  in  früherer  Zeit  diesem  Gegenstande  so  gar  keine 
Aufmerksamkeit  zugewendet  hat,  bleibt  um  so  mehr  zu  be- 
dauern, als,  der  Natur  der  Sache  nach,  je  tiefer  zurück  in  die 
Vergangenheit,  um  so  grösser  die  Zabl  der  gelegentlich  gemach- 
ten Funde  gewesen  sein  muss  und  durch  Nichtachtung  und 
Mangel  an  Aufmerksamkeit  gewiss  unendlich  viel  zu  Grunde 
gegangen  ist.  Es  ist  fast  als  ein  Wander  zo  betrachten,  dass 
überhaupt  noch  so  viel  bis  auf  unsere  Tage  gekommen,  nament- 
lich seitdem  die  Eisenbahn  und  Kunststrassenbauten,  so  wie  die 
Gemeinheitstheitungen  und  Grandstücka-Zusammenlegungen  red- 
lich das  Ihrige  dazu  gethan,  um  alle  Spuren  der  Vorzeit  zu  Ter- 
wischen,  insbesondere  die  Grabhügel  einzuebnen  und  mit  ihrem 
ganzen  Inhalte  dem  Untergange  zu  weihen. 


:,G  Gothic 


—    19B    — 

Bei  dner  übersichtliolien  ZnsaioineDBtellung  der  geschicht- 
lichen Fände  kann  man  entweder  die  Art  der  Fundstlicke,  oder 
die  Zeitfolge  der  £ntBtebuDg  derselben ,  ergeblich  daa  ethno- 
graphische VerhältnisB,  oder  aber  die  topographische  Lage  der 
Fondorte  als  Qrundlsge  fUr  die  Anfzählnng  wählen.  Das  erst- 
gedachte  Verfahren  würde  den  Nachtheil  mehrfacher  Wieder- 
holungen mit  sich  führen,  da  Gegenstände  gleicher  oder  ähn- 
licher Art  den  verschied eneten  Fondstätten  entnommen  aind. 
An  einen  chronologiachen  Faden  die  Uebersicht  anzareihen,  er- 
scheint nicht  durchführbar,  weil  eich  die  Zeit  der  Entstehung 
in  den  meisten  Fällen  gar  nicht,  in  den  übrigen  wenigstens 
nicht  mit  apodiktischer  Gewissheit  feststellen  lässt.  Die  gleiche 
Schwierigkeit  würde  eintreten,  wenn  man  die  Funde  nach  den 
Völkern  ordnen  wollte,  von  denen  sie  muthmasslich  herstammen. 
Es  bleibt  daher  nichts  übrig,  als  eine  Anordnung  nach  der 
Oertlichkeit  Eine  solche  wird  in  dem  Machstehenden  versacbt 
werden.  Die  innerhalb  der,  freilich  hin  und  wieder  neaerdings 
bereits  verschwundenen  UmfasaungawäUo  von  Erfurt  gefundenen 
Altertbümer  werden  den  Anfang  machen,  denen  die  in  der  städ- 
tischen Feldmark  und  dem  von  dieser  eingeschlossenen  Dorfe 
Ilversgehofen  entdeckton  folgen  sollen.  Hierauf  werden  die  im 
Erfurter  Gebiete  auf  dem  rechts  der  Gera  belegenen  Theile 
desselben  gefundenen,  und  zwar  zunitchst  die  ün  südlichen,  dann 
die  im  nördlichen  Abschnitte,  aufgeführt  werden.  In  einer 
gleichen  Reibenfolge  sollen  die,  welche  der  linken  Geraseite  ent- 
stammen den  SchluBs  hildon.  Ich  werde  mich  dabei  nicht  immer 
ganz  strenge  auf  die  politischen  Grenzen  dos  gedachten  Gebie- 
tes, namentlich  die  heutigen,  beschränken,  sondern  hin  und  wie- 
der auch  Gegenstände  erwähnen,  welche  ausserhalb  des  Erfurter 
Kreises,  sei  es  auch  selbst  im  benachbarten  Auslände,  entdeckt 
worden  sind,  wenn  sie  aus  einem  oder  dem  anderen  Gesichts- 
punkte in  Beziehungen  zu  diesseitigen  Fundstücken  zu  stehen 
scheinen  oder  zu  deren  Erläuterung  benutzt  werden  können. 

Uebrigens  soll  am  Schlüsse  dieser  topographischen  Ueber- 
sicht der  gemachten  Funde  versucht  werden:  die  Ergebnisse 
derselben  in  einer  systematischon  Anordnung  zu  resümiren. 

Nicht  wenige  der  Alterthümor,  welche  in  dem  Nachfolgenden 
ihre  Erwähnung  finden  werden,  sind  in  unseren  Besitz  gelaugt 
and  in  onserem  Museum    aufbewahrt.     Die    nachfolgende  Auf- 


.oogic 


—    196    — 

x&hlang  und  nKhere  Angabe  der  Umstünde,  unter  denen  üe  ent^ 
deckt  wurden,  kann  daher  gewissermassen  eIi  Commentar  so 
einem  Inventorium  Über  daaselbe  dienen. 


I.  Wenn  innerbalb  der  Umfaasnngswälle  der  Stadt  keine 
Fände  von  grCsserer  Bedeutung  gemacht  sind,  eo  ist  dies  dorch- 
auB  erklärlich.  £8  lässt  sich  hieraas  keineswegs  folgern:  daas 
der  Boden  daselbst  niemals  prähistorische  Ctegenstände  in  seinem 
Schosse  gehegt  habe,  sondern  vielmehr  nnr,  dass  solche  bei  dem 
Ausschachten  der  Fundamente  zu  den  gegen  4000  Gebäuden, 
welche  ßrftirt  in  sich  enthält,  bereits  der  Erde  entnommen,  aber, 
da  man  dergleichen  Oegenständen  damals  keinen  Werth  bei- 
legte, weggeworfen,  ergeblich,  so  weit  sie  etwa  ans  Metall  be- 
standen, in  den  Sohmelztiegel  gewandert  sind.  Es  ist  weniger 
au  Terwusdem,  dass  so  wenig  auf  uns  gelangt  oder  zu  unserer 
Kenntnisa  gekommen  ist,  als  dass  sich  doch  immer  noch  einer 
oder  der  andere  bezügliche  Gegenstand  findet.  Ea  ist  dies  denn 
auch  meist  nur  bei  Gelegenheit  von  Erdarbeiten  an  bisher  nicht 
mit  Häusern  besetst  gewesenen  Stellen  geschehen. 

Das  was  zu  unserer  Kennt&iss  gelangte,  ist  Nachstehendes 
gewesen. 

Als  im  Jahre  1828  Hirschlacbe  Nr.  1798  (jetut  Hirsch- 
lachufer Nr.  5)  in  dem  bisherigen  Dr.  Hartang'schen  Garten 
von  dem  Erwerber,  dem  Zimmermeister  Machleid,  die  Funda- 
mente zu  einem  neuzuerriohtenden  Wohnhaase  gelegt  wurden, 
stiesB  man  etwa  24  Fuss  unter  dem  Niveau  der  Strasse  auf  ein 
kl^nes  enges  Gewölbe,  in  welchem  sich  mehrere  Thongeflisse 
von  sehr  roher  Arbeit,  dem  Anscheine  nach  Trinkgefässe ,  vor- 
fanden. Dieselben  gelangten,  so  weit  sie  nicht  durch  die  Un- 
aufmerksamkeit der  Arbeiter  zerbrochen  waren,  in  das  Museum 
des  evangelischen  Waisenhauses,  sind  aber  bei  dessen  Brande 
zu  Grunde  gegangen. 

Als  in  dem  Hofe  der  Elemm'scfaen  Brauerei  (Anger  Hr. 
23)  um  1850  ein  nea«  Brunnen  ausgeschachtet  wurde,  fand  man 
in  der  Tiefe  von  16  Fuss  ein  Hirschgeweih  von  ungewShnliober 
Grösse.  Diese  tiefe  Lage  lässt  darauf  schliesaen,  dass  man  es 
mit  einem  Gegenstände,  wenn  nicht  aus  der  DilaviaUeit,  doch 
wenigstens  der  Zeit  vor  der  Grandang  der  Stadt  bu  thon  Iwt. 


.C".oo«^[c 


—     197     — 

Bei  dem  DurcliBtecbcn  des  Walles  am  Schmidtgtedter 
Tbore  bebafs  des  Baues  der  ThuringiBchon  EiaenbabD  ward  in 
dem  den  Kern  des  Watles  bildenden  Schutte  eine  bronsene 
Streitaxt  gefunden,  desgloicbea  im  Kloeteigange  eine  Bronze- 
nadel,  die  in  den  Besitz  des  Goldarbeiters  Apell  gelangt  ist 

Als  im  Jahre  1860  «uf  dem  bisher  zum  Foppe'Bchea  Garten 
gehörig  gewesenen  Platze  WalkmUhlgasse  Nr.  12  das  Peter- 
seim'sche  Haas  gebaut  wurde  >  fand  sich  in  erheblicher  Tiefe 
eine  kleine  Urne,  wohl  ein  Tbr&neDgefkss ,  und  ein  Fragment, 
anscheinend  der  Henkel  einer  grSaseren  Urne,  dieselben  sind  in 
die  Sammlung  unseres  Vereins  gelangt. 

Das  letztere  ist  auch  im  Betreff  eines  im  Jahre  1866  auf 
Neuerbe  gefundenen  Bruchstückes  eines  mit  einem  Loche  zur 
Äufiiahme  eines  Stieles  versehenen  steinernen  Streithatnmers  der 
Fall  gewesen,  ebenso  wie  der  im  BrUble  gefundenen  Ämmons- 
hömer,  desgleichen  in  Betreff  einer  J869  in  dem  Hause  Malz- 
gaase  Nr.  3  (früher  1716,  Blichner'Bche  Brauerei  zwischen  Malz- 
und  Uarkgrafengasse)  gefundenen  Urne,  und  einer  hei  Gelegen- 
heit der  Legung  der  Canalisationsröhren  in  der  Nabe  des  Hauses 
Schlössergtrasse  Nr.  9  (der  Mohren -Apotheke)  gefundenen 
eiaemen  Axt.  £ine  eben  _  solche  im  Jahre  1881  ebendaselbst 
zwei  Fass  unter  dem  StrasaenpBaster  gefundene,  ist  in  die 
Sammlung  des  Dr.  Zschiescbe  gelangt 

Bei  der  nach  der  Entfestigung  von  Erfurt  1880  behufs  Ein- 
ricbbiag  eines  Exercierplatzes  vorgenommenen  Einebnung  des 
Walles  «wischen  dem  Jaliusgraben  and  dem  Glacia  in  der 
Nähe  des  BrUhlerthores  stiess  man  3  bis  4  Fuse  unter  der  Ober- 
fläche des  gewachsenen  Bodens  auf  eine  bedeutende  Menge  al- 
terthOmlieber  Gegenstände ,  die  vermathen  lassen :  dass  sieb 
hier  in  vorbiBtorischer  Zeit  eine  Wohn-  und  BegräbnisBBtätte  be- 
funden habe.  Es  waren  dies  insbesondere  Menschen-  und  Thier- 
knochen,  Hirsch-  oder  Rennthiergeweibe,  Bmchstllcke  von  Thon- 
gefässen  sehr  prinütiTer  Arbeit,  eine  Nadel  von  Knochen,  eine 
Anzahl  ringfbrmiger  fauBtgrosser ,  auch  noch  gröBserer  Steine, 
die  in  der  Mitte  eine  Röhre  zeigten,  welche,  da  diese  OeSnungen 
zu  eng  waren,  um  einen  Stiel  hineinstecken  za  können,  bo  dass 
sie  nur  einen  Riemen  oder  einen  dünnen  Strick  aufzunehmen 
vermochten,  nur  zum  Beschweren  der  Netze  beim  Fischfang 
oder  der  Fäden  beim  Spinnen,  als  Spinnwirtel,  gedient  haben 


..C.oo^lc 


—    198    — 

können.  Auch  diese  Gegenstände  sind  in  unsere  Sammlung  ge- 
langt. Es  waren  aber,  noch  bevor  die  Sache  zu  unserer  Kennt- 
nies  gelangte  und  die  Äufgrabung  anter  Theilnahme  von  Mit- 
gliedern unseres  Vereins  fortgesetzt  wurde,  sebr  vielo  Knochen, 
anter  ihnen  ein  ganzes  menschliches  Gerippe,  eine  grosse  Än- 
Eahl  von  Schalen  und  UmenfüBse  von  Thon  gefunden,  die  man 
jedoch,  weil  man  sie  für  werthlos  hielt,  wieder  vergraben  hatte, 
ohne  dass  die  Stelle,  wo  dies  geschehen,  genau  bekannt  war. 
Ein  menschlicher  Schädel  war  von  den  Arbeitern  zerschlagen 
worden. 

Da  Gegenstände  aus  Metall  gar  nicht  gefunden  sind,  ao 
haben  wir  es  hier  wohl  mit  einer  Culturstätte  ältester  Zeit  zu 
thun. 

EiDigermasseD  zweifelhaft  erscheint  es:  wie  weit  die  von 
der  LöberbrUcke  bis  zu  der  Neuwerkskirche  sich  erstreckende 
ehemalige  Begräbnissstätte  hierher  gehört ;  denn  man  weiss,  daas 
auch  in  christlicher  Zeit  sich  hier  ein  Kirchhof,  welcher  der 
Tbomasgemeinde  angehörte,  befunden  hat,  es  fragt  sich  aber: 
ob  dieser  nicht  an  einer  Stelle  angelegt  ist,  die  bereits  den  vor* 
christlichen  Bewohnern  der  Gegend  zur  Begräbnissstätte  gedient 
hat.  Die  ganze  Strecke  zwischen  den  angegebenen  Endpunkten, 
welche  gegenwärtig  den  oberen  Theil  der  Gartenstrasse  bil- 
det, insbesondere  die  zwischen  der  Löberstrasse  und  der  ehe- 
maligen Hamsterburg,  deren  Stelle  jetzt  das  von  Aug.  Lueins 
erbaute  Wohnhaas  Nr.  32  einnimmt,  ist  nämlich  in  ihrem  Unter- 
gründe mit  menschlichen  Geheinen  angefüllt  j  es  ist  fast  kein  Ge- 
bäude dort  neuerdings  erbaut,  bei  dem  man  nicht  beim  Ansschach- 
ten  der  Fundamente  auf  solche  gestossen  wäre.  Insbesondere  ist 
dies  auch  der  Fall  gewesen,  als  behufs  der  Canalisation  und  der 
Wasserleitung  zwischen  der  Generalsteuerinspektion  und  dem 
Glockenthurme  der  Nenwerkskirche  die  Rohren  gelegt  wurden. 
So  ist  auch,  als  vor  einigen  Jahren  auf  dem  Surbcr'scheD  Grund- 
stücke an  der  Löberbrilcke  die  Fundamente  zu  einem  Keller 
gelegt  werden  sollten,  eine  grosse  Anzahl  menschlicher  Gebeine 
gefunden  worden.  Einige,  namentlich  die  oberen,  haben  zwischen 
vermoderten  Brettern  gelegen,  meistens  ist  aber  keine  Spur  von 
einer  Einsargnng  wahrzunehmen  gewesen,  so  dass  die  Leichen 
offenbar  ohne  weitere  Zutbat  in  die  zu  ihrer  Aufnahme  bestimmt 
gewesenen   Grube   gelegt   waren.     Hierbei    lagen    dieselben  in 


—     199     — 

meiirereo  Schichten  über  einander,  so  dass  eine  regelrechte  Ba- 
stattnng,  wie  solche  seit  der  Einführung  des  Christenthunui  Üblich 
gewesen,  wohl  keineafalls  stattgefiinden  hat.  Noch  augenßÜliger 
hat  Bich  dies  gezeigt:  als  vor  etwa  20  Jahren  auf  detUEelben 
Grnndatücke  eine  Senkgrube  angelegt  worde,  denn  man  ist  hier- 
bei auf  flinf  Schichten  von  Qerippen,  von  denen  die  eine  über 
der  andern  lag,  geetossen.  Unter  den  bei  dem  erstgedachten 
Bau  gefundenen  noch  gut  erhaltenen  Schädeln  charakterisirt  sich 
einer,  der  deshalb  in  unsere  Sammlung  au%enommen  ist,  durch 
eine  angewöhnlich  niedrige  und  nur  allmKblicb  aufsteigende 
Slini ;  er  hat  also  einem  Bracbykephalen  angehört  imd  weist 
auf  den  Typus  hin,  der,  wie  man  meistens  annimmt,  den  ürbe- 
wohoera  Europas,  d.  b.  demjenigen  Volksstamm,  welcher  vor  der 
Einwanderung  der  Indogermaoen  dasselbe  bewohnte,  eigen  ge- 
wesen ist  So  sehr  diese  Umstände  darauf  zu  deuten  scheinen, 
dass  wir  es  hier  mit  einer  Statte  zu  thun  haben,  welche  auch 
bereita  in  TOrchristlicher  Zeit  zu  Begräbnissen  benutzt  ist,  so 
lassen  jene  doch  anch  eine  andere  Deutang  zu,  nämlich  die: 
dass  diese  etwas  primitive  und  summarische  Begräbnisswoise 
üch  aus  einer  der  grossen  Peatepidemien  herschreibe,  von  denen 
Erfurt  mehrfach  heimgesucht  worden  ist. 

In  dem  Husenm  nnseres  Vereins  befindet  sich  auch  ein  1874 
bei  dem  Bau  eines  Hauses  auf  dem  Fischersando  gefundenes 
ausgebShltes  Stück  eines  Hirschgeweihes,  das  mit  Schnitzereien 
versehen  ist  und  unzweifelhaft  als  Griff  eines  Werkzeuges  ge- 
dient bat.  Es  ist  freilich  nicht  unmöglich,  dass  dasselbe  aus 
einer  späteren  Zeit  als  der  prähistorischen  stammt 

n.  Von  den  zwar  noch  in  der  Feldmark  von  Erfurt,  aber 
ausserhalb  der  Umwallung  gemachten  Funden  ist  der  früheste 
genauer  bekannt  gewordene  der,  welchem  der  damalige  kur- 
maiuzische  Statthalter  Karl  t.  Dalberg,  der  nachmalige  Fürst- 
primas, eine  ausführliche,  am  16.  December  1776  in  der  Acade- 
mie  gemeinnütziger  WisBenschaf^n  von  ihm  vorgetragene  Ab- 
handlung gewidmet  hat.  (Abgedruckt  in :  Acta  Academiae  elector. 
Moguntin.  quae  Erforti  est,  ad  ann.  1776  pag.  219—250).  —  Die 
Fundstelle  ist  nicht  genau  bezeichnet,  es  kann  aber  keinem 
Zweifel  unterliegen,  dass  sie  am  Rothenberge  gelegen  hat, 
da  bemerkt  wird:  dass  das  Qef&ss,  dessen  Beschreibung  den 
Hauptgegenstand  des  Vortrages  bildet,  im  August  des  genannten 


.Cooj^lc 


—    200    — 

Jahres  auf  einer  Anhöbe  unweit  Erfurt  in  einer  Thongrube  ge- 
funden sei,  als  die  Arbeiter  beschäftigt  geweeeo  wären,  Thon 
fOr  die  nahe  belegene  Ziegelbiltte  zu  fordern,  da  eine  solche  sich 
damals  in  Erfurt  nirgends  anders  wo,  als  am  Fasse  des  genann- 
ten Berges  befand. 

Die  Fundstätte  lag  i  Fusa  unter  der  BodenoberSftche^  aber 
nicht  in  der  nur  2  Fusb  tiefen  Dammerdeschicht,  sondern  im 
wirklichen  Thonlager.  Der  Fund  bestand  in  einem  runden,  7  Zoll 
im  Durchmeeaer  wetten,  3  Zoll  3  Linien  hoben  kübelartigen  Qe- 
fasse,  einem  s.  g.  catinus,  mit  kreierundem  Fusee,  von  rothge- 
&rbter  Erde  schwach  gebrannt,  mit  Basreliefs,  theils  menschliche 
Figuren,  theils  Tbiere  und  Thierköpfe  darstcllond,  über  denen 
ein  ornamentirtea  Band  hinlief,  einem  dem  2.  oder  3.  Jahrhun- 
derte D.  Chr.  entstammenden  Werke  römischer  Arbeit,  und  aus 
einer  Anzahl  thierischer  halbverkohlter  Knochen,  welche  in  dem 
Gefässe  lagen.  Früher  waren  bereits  an  derselben  Stelle  viel- 
fach mit  Asche  gefUllte  Urnen,  die  aber  als  werthloa  angesehen 
und  Dicht  aufbewahrt  waren,  auch  Stücke  von  Bronzegerath- 
sohaftCD,  so  wie  ein  SchlUssel,  hin  und  wieder  auch  Münzen  ge- 
funden worden. 

Dalberg  bat  sich  ausser  Stande  erklärt,  die  Umstände  an< 
zageben,  welche  einst  dazu  Veranlassung  gaben,  dass  das  Ge- 
fäss  dort  niedergelegt  wurde;  denn  dass  es  nicht  zufällig  dort- 
hin gekommen,  geht  aus  dem  Umstände  hervor,  dass  ea  sorg- 
faltig mit  einer  Kalksteinplatte  bedeckt  war.  —  Die  in  dem- 
selben befindlich  gewesenen  halbverbrannten  Thierknochen  lassen 
aber  doch  wohl  kaum  einen  Zweifel  darüber,  dass  es  sich  nm 
die  Ueborreste  eines  Opfers  handelt.  Abbildungen  von  den  go- 
fundenen  Gegenständen  sind  der  gedachten  Abhandlung  beige- 
fügt; wo  joue  verblieben  sind,  ist  nicht  zu  ermitteln  gewesen; 
wahrscheinlich  sind  sie  während  der  französischen  Herrschaft 
mit  manchem  anderen,  was  die  Academie  besessen,  entfremdet 
worden. 

Bereits  am  Anfange  des  vorigen  Jahrhunderta  waren  auf 
dem  Rothenberge  bei  der  Ackerbestellung  einzelne  Alterthümer 
aas  vorchristlicher  Zeit  gefunden,  da  sie  aber  von  den  Findern 
für  wertblos  gehalten  waren,  so  wurden  sie  mit  Ausnahme  einiger, 
den  Kindern  als  Spielzeug  übergebener  steinerner  Streithämmer, 
deren  einer  in  der  weiter  unten  näher  zu  erwähnenden  Abhand- 


Dictzedby  Google 


—    201    — 

long  dei  Dr.  J.  Nie.  Weiaamsiitel  alias  Scluieäder  abgebildet  ist, 
weggeworfen.  Als  an  demselben  Orte  etwa  nm  1760  von  den 
Erfiirter  Ziegelbrennem  Thongruben  eröffnet  worden,  fanden 
sich  hierbei  so  viele  Urnen  vor,  dass  der  Hänfen  ihrer  Scherben, 
wie  Weiasmantel  sich  ausdruckt,  einem  verlasBenen  Töpfermaikte 
ähnlich  sah.  Dieselben  waren  nämlich  von  den  Arbeitern ,  die 
sich  Qberzengen  wollten :  ob  sie  nicht  etwa  EottbarkMten  ent- 
hielton,  zerschlagen ;  io  der  That  ward  auch  in  einer  dieser  Urnen 
anter  andern  ein  silbernes  dosenartiges  mit  einem  Drahte  von 
gleicbem  Metalle  umwundenes  Gefaes  gefunden,  das  dem  Safamelii' 
tiegel  eines  Goldschmieds  aohoim  fiol.  Weissmantel  nahm  hier- 
aus Veranlassung,  die  dortigen  Ackerbesitner  anfaufordern,  auf 
dergleichen  Fundstücke  ihre  Aufmerksamkeit  zu  richten  und  von 
allem  Vorkommenden  ihm  Mittheilung  zu  machen.  So  wurde 
ihm  denn  im  Herbste  1781  em  bereits  zerbrochener  Aschentopf 
überleben,  der  eine  grosse  Anzahl  verbrannter  Knochen  pnd 
eine  silberne  Armspange  enthielt.  Als  Dalberg  hiervon  Kunde 
bekam,  trug  er  Weissmantel  auf,  an  jener  Stelle,  dem  Westab- 
hange  des  Rotbenbcrges,  auf  seine  Kosten  Nachgrabungen  vor- 
nebmon  zu  lassen.  Diese  wurden  in  der  Zeit  vom  lö.  bis  31. 
M&rz  1782  in  der  Art  angestellt,  daes  man  eine  Fläche  von  130 
bis  140  Quadratfuss  genau  durchsuchte,  wobei  ein  vollstftiMiiges, 
ausgedehntes  Leichenfeld  aufgedeckt  wurde.  Nachdem  man  die 
unter  der  Ackerkrume  befindliche  Lehmschicht  fortger&umt,  traf 
man  auf  ein  ohne  jedes  Bindemittel  aus  theilweise  grösseren 
Steinplatten,  meist  Kalkbracbsteinen,  hergestelltes  Pflaster,  das 
so  kunstvoll  angelegt  war,  dass  es  bin  und  wieder  gewölbeartige 
Höhlungen  bildete.  Unter  dieser  Steinlage  wurde  eine  grosse 
Anzahl  von  Urnen  von  theilweise  erheblichen  Dimensionen  ge- 
funden, die  aämmtlicb  verkohlte  Menschenknooben  enthielten. 
Sie  waren  meistens  nur  an  der  Luft  getrocknet,  nur  wenige  am 
offenen  Feuer,  keine  im  Brennofen  gebrannt  Sie  befanden  sich 
zum  Theil  in  mehreren  Schichten  über  einander,  woraus  sich 
scbliessen  lässt,  dass  diese  Stelle  von  mehreren  Geaerationen 
als  Begrfibnissfeld  benutzt  ist  —  Neben  den  Urnen  lagen  mehr- 
fach grossere  nur  wenig  vom  Feuer  angegriffene  mensohliche 
Gebeine,  so  unter  andern  der  Schädel,  sowie  die  Arm-  und  Bein- 
knochen eines  Meascben,  die  sorgsam  neben  einander  gelegt 
waren  and  fast  gar  keine  Spuren  des  Feuer«  zeigten.    Aach  «ü 


.oogic 


TollstSndigeij  anmittelbar,  also  ohne  Sarg  oder  Steinkammer  in 
die  Erde  gebettetes^  Skelett  wurde  gefanden.  Sonstige  Gegen- 
■tKnde,  die  in  der  N&he  der  Urnen  lagen,  waren;  zwei  Stein- 
hämmer,  zwei  längliche  anf  den  zwei  kfirzeren  Seiten  abgerun- 
dete Opfereteine,  eine  Anzahl  von  kleinen  runden,  in  der  Mitte 
durchbohrten  Steinen,  die  wahracheinlich  aus  sehr  hart  gebrann- 
tem Thone  bestanden  und  als  Ferien  oder  als  Sohleadersteine 
gedient  haben  mögen,  Stücke  gewundenen  Metalldrahts,  ein 
kleines  Werkzeug  von  Knochen,  ein  Instrument  von  Eisen,  das 
fttr  einen  Schlüssel  gebalten  worden  ist,  aber,  aus  der  Abbil- 
dung SU  schliessen,  wohl  eher  als  Agraffe  gedient  haben  mag, 
eine  Metallnadel,  iwei  eiserne  Messerklingen,  einige  MetallpIatteDj 
anscheinend  von  Bronze,  endlich  ein  mit  vielen  Löchern  ver- 
sehenes Blech.  Das  Vorkommen  einer  unverbrannten  Leiche 
neben  den  Asohennmen  giebt  der  Vermuthnng  Raum,  dass  der 
VolksBtamm,  welcher  einst  seine  Verstorbenen  hier  der  Erde 
übergab,  neben  der  Todtenverbrennung  die  Sitte  der  unmittel- 
baren Leichenbestattung  gehabt,  und  die  erstere  vielleicht  nur 
den  Vornehmen  oder  doch  wenigstens  nur  den  Freien  hat  an 
Tbeil  werden  lassen. 

Am  Fasse  des  mehrerwShnten  Berges,  in  der  Richtung  von 
Oispersleben  Viti,  etwa  300  Schritte  von  dem  gedachten  Aas- 
grabnugsterrain  entfernt,  hat  sich  ein  tweiter  Begr&bniss|ilatz 
gefunden.  "Bier  lag  Qerippe  an  Gerippe,  jedoch  umgeben  von 
Stücken  verfaulten  Holzes,  anscheinend  Rester  ehemaliger  Särge 
oder  von  Brettern,  auf  welche  die  Leichen  gelegt  worden.  — 
Dass  wir  es  hier  mit  einem  christlichen  Eirofahofe  zu  thun  haben, 
ist  aber  doch  nicht  sehr  wahrscheinlich,  weil,  wenigstens  in  ge- 
schichtlicher Zeit,  so  viel  sich  hat  ermitteln  lassen,  hier  oder 
in  der  "Sähe  nie  ein  bewohnter  Ort  gelegen  hat. 

Eine  ausführliche  Kachricbt  von  den  vorerwähnten  Aub- 
grabongen  und  deren  Ergebniss  hat  Weissmantel  uns  in  seiner 
in  den  Actis  Academiae  electoral.  Moguntin.  scientiaram  ntilium, 
qaae  Eriurti  est,  ad  ann.  1782  et  1783  abgedruckten  Abhand- 
Inng:  Historische  Nachricht  von  deutschen  Urnen  und  Alter- 
thttmem  ansgegraben  bei  Erfurt,  mit  1  Kupfer,  hinterlassen. 

Gleichfalls  auf  dem  Rothenberge  werden  später  nocb  3 
bronaene  gewnodene  Armringe,  von  denen  der  eine  4  ZoU  4 
Linien  der  zweite  4  Zoll  3  Linien  im  DurchmeBser  weit,  der 


dritte  nur  noch  in  einem  BrnchBtücke  vorhanden  war,  so  wie  ein 
Stück  Silberdrahf,  anscbeinend  Fragment  eines  Schmnckea  oder 
eines  GerSthes,  gefundeo.  Sie  gelangten  gleichfalls  in  den  Be- 
sitz Dslbergs  und  sind  auaftihrlich  besprochen  in  einer  Abhand- 
lung Hereis:  üeber  einige  in  der  Gegend  ron  Erfurt  gefundene 
Alterthümer  mit  historischen  und  kritischen  Erläuterungen.  Mit 
einer  Kupfertafel,  Erfurt  1787,  4"  (auch  abgedruckt  in  den  Act. 
Academ.  Erfurt,  ad  ann.  1786  et  1787).  —  Die  VeranUssasg  za 
dieser  Abhandlung  gab  eigentlich  ein  ähnlicher  4  Zoll  3  Linien 
weiter  Armring,  der  aus  den  Händen  des  Finders  gerottet  wurde, 
i^B  er  eben  zu  einem  Pfeifenkopfbeschlage  verarbeitet  werden 
sollte  und  von  dem  sich  nur  feststellen  Hess,  dass  er  etwa  3 
Stunden  von  Erfurt  gefunden  sei.  Aus  der  völligen  Ueberein- 
Stimmung,  welche  alle  diese  Armringe,  so  wie  einer,  welober  im 
Steiger  gefunden  war,  in  der  Arbeit  zeigten,  echliesst  Herol, 
dass  aie  s&mmtlicfa  aus  einer  und  derselben  Werkstätte  hervor- 
gegangen sein  mässten.  Ob  solche  eine  römische  oder  eine  ger- 
manische gewesen  sei,  w^t  er  nicht  mit  völliger  Zuversicht  zu 
entscheiden,  doch  neigt  er  sich  der  Ansicht  zu:  dass  wir  es 
hier  mit  des  s.  g.  Blutringen  der  Kelten  za  thun  hätten. 

Der  Rotheberg  ist  eine  so  reiche  Fundstätte  vorgeschicht* 
lieber  Gegenstände  gewesen,  dass  solche  mit  dem  AnfgefOhrten 
noch  nicht  erschöpft  gewesen  ist,  vielmehr  sind  auf  dem  dort 
belegenen  Gmudstflcke  des  Sanitätsraths  Dr.  Axmann  beim 
Lehmgraben  für  die  Ziegelbrennerei  in  einer  Tiefe  von  mehreren 
Füssen  unter  der  Bodenoberfiäche  noch  mehrfach  Steinbeile  ge- 
funden worden,  so  1876  eins  von  Nephrit,  das  sich  in  nnserer  Samm- 
lung bofindet.  Drei  Streitbämmer  und  vier  Engeln,  auf  welche 
man  1880  stiess,  sind  in  unserer  Versammlung  vom  21.  April  v.  J. 
näher  besprochen.  Ausserdem  ist  eine  nicht  unbedeutende  An- 
zahl von  Alterthilmern ,  namentlich  einige  sehr  schöne  polirto 
Steinbeile,  Steinhämmer,  Urnen,  Schleuder-  nnd  Schleifsteine, 
Feaersteingeräth ,  Bohrzapfen  von  Steinbämmem,  Knochenwerk- 
zeuge,  Webegewichte,  Spinnwirtel,  eine  Lanzenspitze  nnd  ein 
Armring  von  Bronze,  der  Bsckenzahn  eines  grösseren,  wenig- 
stens jetzt  in  der  hiesigen  Gegend  nicht  mehr  vorkommenden 
Thiers,  wohl  eines  Urs,  n.  dergl.  m.  gefanden,  die  sieb  in  den 
Sammlungen  des  Sanitätsraths  Dr.  Azmann  and  dea  Dr.  Zscbiesche 
befinden.    Es  hat  den  Anschein,  dass  dort  einst  eine  Wen^statt 


..C.oo^Ic 


—     204    — 

existirt  habe,  in  welcher  Steinwerkseoge  angefertigt  wordeo. 
De&D  unter  den  Oegenständen,  anf  die  man  dort  geetosaen,  sind 
auch,  wie  bereits  bemerkt,  einige  Steinhämmer,  welche  noch  dio 
Zapfen  zeigen,  die  die  Stelle  der  Löcher  einnehmen,  wie  lolche 
aar  Aufnahme  eines  Stiels  in  den  Stein  eingebohrt  worden. 

Wie  es  soLeint,  Ist  der  Schatz  an  Alterthümern,  welchen  der 
Retheberg  in  seinem  Schosse  bii^t,  noch  immer  nicht  gans 
vollstündig  gehoben.  Im  Jahre  1881  fand  man  dort  einen 
jedenfalls  der  Steinzeit  angehfirenden  mesokephalen  Sch&del  und 
eine  Urne,  so  wie  eine  Münze  von  Kaiser  Augustas,  welche  in 
die  Sammlang  des  Dr.  Zschiesche  gelangten,  and  1S83  in  den 
tieferen  Schichten  des  Hergels  den  Stosszahn  eines  Mammuths 
(Elephas  primigentus),  welcher  sich  in  den  Händen  des  Ziegelei- 
besitzers Sahlender  befindet 

Da  das  Dorf  Ilversgehofen  in  der  Nühe  des  Rothen- 
b«rg«B  liegt  und  seine  Feldmark  von  der  städtischen  um* 
schlössen  ist,  so  mag  ein  dort  aufgedecktes  Leichenfetd  gleich 
hier  seine  Erwäbnnng  finden.  An  dem  nördlichen  Ausgange  des 
genannten  Dorfes,  rechts  von  dem  am  Fasse  des  Rothenberges 
vorbei  nach  Hittelhaasen  führenden  Wege,  auf  dem  früher  Hecken- 
nttUersoben  Grundstücke,  worden  im  Berbste  1871  bei  Ero&ung 
einer  Sandgrube  6  bis  7  Leichenstätten  blosgelegt.  Dieselben 
bestanden  in  etwa  3  Fass  breiten',  6  Fuss  langen  and  4  Fuss 
hohen  Tiereckigen  Gruben,  welche  oben  mit  einer  dünnen  locke- 
ren Bodenschicht  bedeckt,  auf  den  drei  anderen  Seiten  aber  von 
dem  natürlichen,  aus  einem  Gemenge  von  Kies  und  kleinen 
Kieselstüoken ,  die  fest  verbunden  sind,  bestehenden  Erdreich 
eingeschlossen  waren,  abo,  abgesehen  davon ,  dass  sie  der  Ober- 
fläche viel  näher  lagen,  etwa  die  Form  der  heute  üblichen  Gräber 
hatten.  Ausgefüllt  waren  sie  mit  einer  mürben,  schwarzen 
Hamaserde,  welche  sehr  scharf  gegen  den  sie  umgebenden  Boden 
absticht  und  als  oharakterietisohes  Merkmal  der  Grabstätte  dient 
In  jedem  dieser  Löcher  fanden  sich  Menschenknochen  und  Thon- 
geÄtsse,  die  aber  beim  Herausnehmen  in  Scherben  aerfielen. 
Nur  eine  kleine  Urne,  etwa  von  der  Grösse  eines  Tintenfasses; 
versiert  mit  vertieften  Funkten  in  regelmässigen  Kreisen,  ist 
onversehrt  geblieben.  Sie  befindet  sich  in  meinem  Besitze.  Ein 
Schädel  ist,  so  weit  sich  hat  ermitteln  lassen,  nur  in  einer  jener 
Qrubwi  Torgefanden,  and  auch  dieser  hat  nicht  erlangt  werden 

..-..Google 


—    206    — 

kennen,  da  er  von  den  Arbeitern  als  Trertfaloa  weggeworfen  and 
wieder  mit  Steinen  bedeckt  war.  QerSthe  von  Hetall,  Stein 
oder  Knochen  sind  nicht  gefunden.  Die  Tbonge&aBe  aoUen  in 
ihrem  Innern  nichts  als  Erde  entbalten  haben.  Sie  waren  ans 
einer  grobkörnigen  Masse  gefertigt  und  nur  an  der  Lnft  ge- 
trocknet. Es  befand  sich  darunter  ein  flaches,  tallerartiges 
Stück,  yielleioht  die  Bodenäfiche  einer  Urne ;  die  fibrigen  Scher- 
ben xeigtenjBämmtlich  bald  eine  stirkere,  bald  eine  scbwfichere 
Wölbung.  Die  Steine,  welche  das  die  Gruben  nmacfalieBsende 
Erdreich  bildeten,  bestehen  meistens  in  vom  Tfatiringer  Walde 
herrührenden  Qeschieben,  doch  befinden  sich  auch  einzelne  da- 
runter, die,  gleich  den  erratischen  Blöcken,  auf  ekandinaTischon 
Ursprung  deuten.  Dia  Knochen  waren,  wie  sich  aus  dem  An- 
gefahrten ergiebt,  ohne  mrklicbe  Steinkammem ,  so  wie  ohne 
steinerne  oder  hölzern«  SXrge  unmittelbar  in  die  Erde  und  zwar 
mit  den  Häuptern  nach  Norden  und  den  FUssen  nach  Sflden 
auf  dem  Rücken  liegend,  eingebettet  gewesen.  Ausführlich  be- 
sprochen ist  der  Fond  in  unserer  Versammlung  vom  26.  Decbr. 
1871.  Eine  Partie  der  Eäiocben  und  Urnenscherben  ist  ia  unser 
Musenin  aufgenommen. 

Ein  fthnlichea  Leichenfeld  aus  Torchriatlicher  Zeit  wie  das 
•beo  beachriebene  nnd  das  am  Rothenberge  ist  auch  vor  dem 
Andreaathore  aufgedeckt  worden.  In  der  daaelbat,  unfern 
der  Stelle,  wo  sich  früher  der  Weg  nach  Marbacb  von  der  nach 
Qiapersleben  Kiliani  führenden  Kunststrasse  abzweigte,  auf  dem 
OrundstÜcke  des  Oekonomen  Siering  liegenden  Lehmgrube  stiess 
man  in  den  Jahren  1873  und  1874  mehrere  Fuaa  onter  der 
OberflScfae  in  dem  fast  steinharten  und  strengen  dankelgelben 
Lehm  auf  Nester  von  schwarzer  humaareicher  Erde,  in  welchen 
sich  Knochen  und  Urnenscherben  fanden.  Diese  Nester  bilde- 
ten in  ihrem  Profile  ein  flaches  Kreisaegmeot,  in  welchem  über 
einem  horizontalen  Boden  sich  ein  Bogen  befindet,  so  dass  beide 
zusammen  eine  nischonartige  Höhlung  bilden.  Die  Länge  der 
Qrnndfläche  beträgt  6  Fuas,  stimmt  also  mit  der  QrSsae  eines 
erwachsenen  Menschen,  die  Höhe  des  Segments  2*/,  Fnss.  Die 
Breite  der  Höhlangen  war  Tom  gegen  5  Fuas,  verkürzte  sich 
aber  weiter  nach  hinten  bis  auf  etwa  2  Fnas.  In  einer  derselben 
fand  aich  ein  noch  Tollkommen  erhaltener  Menaohenscbftdel  vor, 
bei  dem  sogar  thoilweise  noch  die  Zähne  vorhanden  mrai.    Er 


—    206    — 

war  TOQ  den  Arbeitern  als  werthloB  fortgeworfeo  und  bereif« 
wieder  mit  Erde  bedeckt,  wurde  aber  auf  meiae  Veranlassung 
wieder  aasgagraben  und  befindet  sich  gegeDWärüg«  ebenso  wie 
zwei  andere  daselbst  gefundene  Schädel,  in  unserer  Sammlung. 
Er  bat  anscheinend  einer  JliDßereQ  Person  woiblichen  Qescblech- 
tes  angebfirt.  Seine  Form  ist  in  faobem  Grada  cbarakteristiscb, 
indem  die  Stirn  angemein  niedrig,  der  Gehirnkasten  aber  schmal 
nad  langgestreckt  ist.  Auch  er  scheint  daher  einem  Individaum 
des  Volksstammes  angehört  zu  haben,  welcher  nach  der  ge- 
wöbnlicbon  Annahme  vor  der  Einwanderung  der  Indogennanen 
die  hiesige  Gegend  bewohnt  hat  and  dessen  Ueberbleibsel  sich 
jetzt  in  Europa  in  dem  höehsten  Norden,  in  den  Lappländern^ 
findet  —  In  den  übrigen  Nischen  haben  sich  nur  theiü  mensch- 
liche, theils  thieriache  Knochen,  ein  Thongcfäss  in  Form  einer 
Patene,  ein  kleineres  Tbongef^ss,  ein  Schabmesser  von  Feuer- 
stein, viele  BrncbstOcke  von  Gewissen,  die  aus  einer  grobkörnigen 
Masse  angefertigt  und  anscheinend  nur  an  der  Luft  getrocknet 
waren,  sowie  Holzkohlen  gefanden.  Da  die  Knochen  keine  Brand- 
Bpuren  zeigten,  so  hat  der  Volksstamm,  welcher  einst  seine 
Todten  hier  niederlegte,  nicht  zu  denen  gehört,  bei  denen  dio 
LeiohenverbrenuoQg  tlblich  war.  Er  hat  sieb  aber  auch  eben 
so  Wenig  der  Steinkammem  oder  Holzkisten  bedient,  vielmehr 
seine  Abgeschiedenen  unmittelbar  in  die  Grube  gelegt,  auch 
ohne  die  Stelle  durch  einen  darttber  aufgeworfenen  Hügel  zu  be- 
zeichnen. —  Bei  einer  später  aufgedeckten  ähnlichen  Nische 
fand  sich,  wie  als  Zugang  bu  derselben,  ein  gleichfalls  von 
schwarzer  Erde  ausgefüllter  unterirdischer  Gang,  der  geeignet 
scheint,  es  erklärlich  zu  machen,  wie  es  möglich  gewesen  ist, 
in  dem  gewachsenen  Lehm  die  Qrabkammern  anzulegen. 

Wie  Ihnen  bekannt  ist,  sind  ins  besondere  auf  Anregung 
das  Dr.  Zscbiesche,  der  auch  seinerseits  1879  and  1383  dort 
Thierknochen ,  Thonecberbon  und  zum  Schaben  oder  Schneiden 
geschärfte  Knocbenwerkzeuge,  Spinnwirtel  aus  Thon,  Schleif- 
steine, KornquetBchen ,  sowie  Hache  Lehmstilcke,  welche  reihen- 
weise gleichmässige  Vertiefungen  zeigten,  gefunden  hat,  am  25. 
November  1881  Seitens  unseres  Vereins  Nachgrabungen  an  der 
fraglichen  Stelle  veranstaltet  worden.  Hierbei  fand  sich,  dasa 
der  Bodon  der  nischonartigen  Höhlungen  theilweiss  mit  Feld- 
steinen aasgelegt  war,  welche  meistens  deutliche  Sparen  einer 


:.  Cookie 


—    207    — 

EiDwirkaDg  doa  Feners  an  sich  trugen;  der  Übrige  RitniQ  w«r 
ausgefällt  theils  mit  erdiger,  theils  mit  reiner  ÄBche,  io  welcher 
sich  noch  Stückchen  verkohlten  EoUea  erkennen  liessen.  Ein- 
gebettet in  diese  Asche  lag  eine  grosse  Menge  von  Topfscher- 
ben,  sowie  Tbierknochen  mannigfacher  Art,  von  denen  einige 
die  Sporen  von  Brand  an  sich  tragen,  andere,  wohl  Eum  Zwecke 
der  Markgewinnnng,  zerschlagen  waren.  Ausser. den  Topfscher- 
ben worden  an  Kunetprodukten  noch  verachiedene  pfriemen- 
artige  Werkzeoge  von  Knochen  und  ein  Spinnwirtel  aas  Theo, 
dagegen  kein  Gegenstand  aus  Metall  gefunden.  Alles  dies  deu- 
tet dahin,  daes  wir  es  hier  mit  einer  Wohnstätte  der  Urbewobnar 
der  lüeeigen  Gegend,  die  einer  Zeit  angehörten,  wo  die  Be- 
nutzong  der  Metalle  zar  Anfertigung  von  Werkzeugen  und  Waf- 
fen, sowie  die  Herstellung  der  ThongefUsse  vermitteUt  des 
Brennens  noch  unbekannt  waren,  zu  thun  haben.  Kur  zun 
Tiieil  werden  die  Löcher  aar  Bestattung  der  Leichen,  vorauga- 
weiae  werden  sie  zur  Bereitung  der  Speisen,  als  Küchenherde, 
gedient  haben;  hierauf  weisen  besonders  die  zahlreichen  Scher- 
ben, die  angebrannten  und  die  gespaltenen  Thierknochen.  So 
erinnert  das  Ganze  lebhaft  an  die  s.  g.  Kjökken  -  mödding 
(KQchenabiUUe),  die  sich  nicht  nur  in  Dänemark,  sondern  auch 
im  nördlichen  DeutschUnd,  in  der  Nähe  des  Ostseesb'andeB ,  so 
namentlich  in  der  Nähe  von  Tolkemit  in  Westpreussen  und  in 
den  Dünen  der  kurischen  Nehrung  gefunden  haben  and  als 
Wohnplätze  ans  der  Steinzeit  angesehen  werden.  Aach  sie 
bestehen  ans  vom  Sande  bedeckten  Nestern  ans  schwarzer  hn* 
moser  £rde  and  enthalten  Scherben  von  onzähligen  zerbrocb»- 
nen  Gefiusen,  Knochenbrnchstöcke ,  sowie  Trümmer  von  Stein- 
instramenten  und  Knochengeräthen. 

Andererseits  ist  die  Vermathang  ausgesprochen,  dass  wir 
es  bei  den  vor  dem  Andreasthore  gemachten  Entdeckungen  mit 
Vorrathskammern  za  than  haben,  welche  von  den  Urbewohnem 
za  der  Zeit  angelegt  sind,  als  das  ganze  Thal  der  Gera  noch 
von  den  Flathen  bedeckt  war  und  sich  hier  die  Cbenze  dea 
trockenen  Landes  befand,  eine  Vermuthung,  die  aber  doroh  die 
vorgefundenen  Spuren  von  Feuer  wenig  onterstütat  wird. 

Vollständig  ausgebeutet  ist  übrigens  auch  dieser  Fundort 
auf  keinen  Fall.  Noch  im  April  1883  wurde  wieder  eine  Grab- 
stätte der  obenbeschriebenen  Art  au^edeckt,  in  welcher  sich 


.  Cooj^lc 


unter  andern  der  obere,  etwa  einen  Fubb  im  DarchmeBser  hal- 
tende Rand  einer  Urne  von  Tbon  vorfiind,  der  leider,  als  die 
Bache  an  meiner  Keantniss  gelangte,  von  einem  Unbefugten 
sertrttmmert  war,  BodaBS  ich  nur  noch  Fragmente,  sowie  einige 
Stücke  von  aas  einer  stark  mit  Stroh  gemengten  und  daher 
auBBerordentlich  leichten  Lehrnmasee,  die  wohl  urBprQngliofa  zur 
Bedachung  einer  H&tte  gedient  hatte,  habe  retten  können. 

Bei  dem  Ansheben  der  Erde  behnfs  Legung  dcB  Funda- 
mentes EU  dar  WaBaeratation  des  Bahnhofs  der  Nordhaa- 
aen-Erfnrter  Eisenbahn  Btiessen  am  25.  März  1869  die 
Arbeiter  auf  ein  menschlichaB  Gerippe,  deBsen  Schädel  jedoch 
so  morsoh  war,  dass  er  beim  HerauBnehmen  in  kleine  Stilieke 
aerbrach;  fester  waren  die  Knochen,  obwohl  so  zart,  dass  sie 
anscheinend  einem  weiblichen  Kfirper  angehört  haben  müssen. 
Der  Kopf  lag  in  der  Richtung  nach  Sonnenantergang.  Auf  der 
Bmat  stand  eine  tiefe,  mit  vier  Fassen  versehene  ThoDsehale. 
Sie  wid*  sehr  sanher  gearbeitet,  fast  vrie  nen  und  an  der  Ausboo- 
aeite  mit  Verzierangen  versehen,  welche  drei  Reihen  bildeten. 
Die  oberste  bestandr  aus  zwei  '/g  Zoll  von  einander  abstehenden 
FaralleUinien ,  deren  Zwiachenraam  mit  vertieften  Funkten  ans- 
geßmt  war;  die  mittler«  Reihe  zeigte  gleichfalls  zwei  Linien, 
die  "/is  ^<^''  ^'"^  einander  entfernt  hinliefen,  nnd  in  deren  in- 
nerem Raome  Iftnglicbe  \^recke  mit  glatter  Fläche  nnd  Felder 
mit  verüoften  Punkten  wechselten.  Die  nnterste  Reihe  war  der 
oberBten  vülUg  gleich.  Ans  der  RegelmäBBigkeit  der  Ventie- 
mngen  Hess  sich  schliessen,  dass  die  Schale  nicht  ans  freier 
Hand,  sondern  unter  Anwendung  einer  Form  angefertigt  sei. 
Das  dazu  benntzte  Material  bestand  in  einem  mit  feinen  Sand- 
körnern gemischten  Thon.  Das  Gefitss  hatte  einen  fadrhigen, 
sehr  fernen  Ueberzng,  der  aber  durah  Einwirkung  der  Zeit  - 
einen  sobw&rzlit^en  Ton  angenommen  hatte. 

.  £iB  grösseres  Ejoicfaenfeld  ist  bei  dem  Bau  der  Thüringer 
CiMobahn  etwas  diesseits  des  OaBthanses  zur  goldenen  Henne 
(Neusobinidetedt)  swiflchen  den  Nammersteinen  183  mid  185, 
nngefiihr  in  der  Q-egend,  wo  einst  das  Dorf  Schmidstedt  gestan- 
den, au%edeckt  worden. 

Als  im  Jahre  1844  mit  dem  Aussohachten  des  dortigen 
grossen  Üänsohoitts  begonnen  Würde,  Btiess  man  nicht  nor  auf 
wae  gross«  Zaid  Ton  menschlichen  Gerippen,  sondern  auch  auf 


.Cooj^lc 


KiiiiBtgog«UBtäDde,  wie  Tbonperlen,  silberne  Ringe  n.  s.  w.  Es 
wurden  hierauf  sorgfältige  Äufgrabaagen  unter  der  Leitung  des 
£iseababndirektora  Hemnann  voi^enommen.  Zu  diesem  Behafe 
wurde  auf  einer  Fläche  von  einigen  Qnadratruthen  die  oberite 
Bodenschicht  abgehoben.  Hierbei  fand  sich  etwa  sechs-  Fubb 
unter  der  Oberfläche  eine  Reihe  von  Gerippen,  deren  jedes  etwa 
zwei  FuBS  von  dem  nächsten  lag,  in  der  Bichtaog  von  Morgen 
nach  Abend,  die  Kopfe  nach  Osten,  Männer-,  Weiber-  und 
Kindergerippe  unter  einander.  Sie  tagen  auf  dem  RUcken  in 
einer  Schicht  von  blauen  Letten.  Zwischen  ihnen  fanden  sich 
eiserne,  messerartige  Oeräthe,  die  aber  so  von  Rost  zerfreaaen 
waren,  dass  sie  beim  Herausnehmen  zerbröckelten,  nebm  den 
Köpfen  Ringe  aas  dünnem  Silberdrabt,  die  jedenfalls  als  Ohr- 
ringe gedient,  und  in  der  Halsgegend  mit  farbigen  Streifen  ver- 
sehene Thonperlen,  sowie  Stückchen  Bernstein  und  Perlmutter. 
Besonderes  Interesse  bot  ein  Schmuck ,  der  sieb  an  einem  Ge- 
rippe fand,  dessen  feine  Knochen  darauf  hindeuteten,  dasa  es 
einem  jungen  Mädchen  angehört  habe.  An  beiden  Seiten  des 
Schädels,  in  der  Gegend  der  Ohren,  lagen  zwei  silberne,  mit 
Glöckcben  oder  Berlocken  aus  Silberblech  versehene  Ringe. 
Die  Berlocken  bestanden  aus  zwei  halben,  vierseitigen  Pyra- 
miden,  die  in  der  Mitte  aneinander  atiessen,  an  der  Spitze  ein 
Oehr  hatten,  in  denen  kleine  Glasperlen  eingelöthet  and  deren 
Mittelfl&chen  mit  filigranartig  gewundenem  SUberdrahte  verziert 
waren.  Mitten  auf  der  Brust  lag  eine  Schnur  Thonperlen,  in 
deren  Mitte  sich  ein  ähnliches  Berlook  fand. 

An  den  Kopfenden  einiger  Gerippe  waren  runde,  hölseme, 
mit  einem  eiaemen  Bügel  and  zwei  eisernen  Reifen  versehene 
Eimer  eingegraben,  deren  Inneres  aber  nichts  anderea  als  blauen 
Letten  enthielt  Bei  einem  der  Gerippe  wurde  ein  kleiner 
Schleifstein  aus  feinem  Sandstein,  sowie  eine  Pfeilspitze,  bei 
einem  anderen  eine  Messingplatte  nebet  einem  gröaaeren  und 
einem  kleineren  bronzenen  Blatrioge,  bei  einzelnen  Gerippen 
aach  eiaeme  Sporen,  im  Ganzen  neun  Stück,  vorgefunden. 

Alle  dieae  Gegenstände  wurden  zunächst  an  das  hiesige 
Gymnasiam  zarAufbewabrung  unter  Vorbehalt  des  Eigenthums- 
rechts  der  Thüringischen  Eisenbahn -Gesellschaft,  abgegeben, 
gingen  aber  später  (1865)  ebenao  wie  eine  gleichCaUs  dort  go- 
fuadene  Hirnaohale,  diese  als  ein  Geschenk  dea  Herrn  Apell, 


.Dgic 


—    210    — 

in  aneera  SammluDg  über.  DieBelbfls  bestehsn  gflge&wSxtig  in 
2t)  eilberoeii  Ohrringea,  3  silbenieii  Berlocken,  5  Sohnfiren  Per- 
len  von  ebensoviel  Qerippcn,  einer  Partie  einzelner  Perien 
einem  grosseren  und  einem  kleineren  bromieae»  Ringe,  einer 
kleinen  Hessingplatte  mit  einer  aae  verscblangcnen  Linien  be- 
stellenden Zoichnung,  drei  Schleifsteinen,  einer  lYeilepitze,  zwei 
Messern  and  9  Sporen  von  Eisen,  9  StUck  eisernen  Reifen,  end- 
lich einer  Partie  vermoderter  hölzerner  Gof^sse. 

Was  diese  letzteren  betrifft,  bo  findet  sich  ein  Analogen 
dazu  in  angeleüchsischen  Gräbern.  Tbomas  Wright  bemerkt  in 
seinem  Werke  Über  die  Eircbböfe  der  Angelsachsen :  „Es  ist 
eine  andere  Hausgerttthscbaft  vorhanden,  die  besondere  Beach- 
tung verdient  und  sich  in  den  kentischen  SachsengrSbem  nicht 
selten  vorfindet.  Ich  meine  einen  Eimer,  von  welchem,  da  er 
meistens  aus  Holz  gemacht  war,  selten  etwas  anderes  fibrig  tet, 
als  die  Reifen  and  andere  eherne  oder  eiserne  Zagaben.  —  Der 
Oebraach  dieser  Eimer  ist  Gegenstand  vielfacher  Conjcctaren 
nnd  sehr  widersprechender  Meinungen  gewesen;  aber  ich  neige 
mich  zu  dem  Glauben,  dasa  er  dasjenige  Geftss  war,  welches 
die  Angelsachsen  Faet  oder  Fess  nannten  und  dass  er  die  Be- 
stimmung hatte,  den  Meth,  das  Bier  oder  den  Wein,  welchen 
die  Zecher  gemessen  wollten,  in  ihre  Trinkschalen  zu  ftthren." 
Es  mag  dabin  gestellt  bleiben,  ob  diese  Ansiebt  richtig  oder  ob 
nicht  vielmehr,  als  man  den  Todten  bei  der  Beerdigung  den 
Eimer  znr  Seite  stellte,  der  Gedanke  leitend  gewesen  sei,  den- 
selben^ ebenso  wto  anderweit  Ross,  Waffen  and  Sklaven,  dio 
Trinkgescbirre  mitzugeben,  um  sieb  ihrer  im  jenseitigen  Leben 
bedienen  za  können. 

Die  an  und  neben  menschlichen  Gebeinen  befindlich  gewe- 
senen Gegenstände  machen  es,  trotz  der  Abwesenheit  von  Ur- 
nen, selbst  aller  Fragmente  von  Thongeßlssen ,  wohl  answeifet- 
baft,  dass  mau  es  mit  einem  prttbistorischen  Funde  za  thnn 
habe,  wenn  auch  aus  einer  späteren  Zeit,  etwa  dem  6.  oder  7. 
Jahrhundert  n.  Chr.,  da  nach  der  Erklärung  des  Prof.  Fraas  die 
Schmucksachen  auf  die  Uerowingische  Zeit  weisen,  viele  Fand- 
stilcke,  so  namentlich  die  Perlen,  viel  Aefanlichkeit  mtt  den 
weiter  unten  za  erwähnenden  aus  Bischleben  darbieten  and 
offenbar  diesen  gleichzeitig  sind ,  mitliin  in  die  Zeit  des  Küscr 
Justinian  fallen.    Doch  will  ich  auch  nicht  verschweigen,   dass 


—    211    — 

die  Aiuicht  aasgeeprocheti  wordao  ist,  dass  wir  hier  den  Kirch- 
hof des  im  dreiasigjäbrigen  Kriege  wtist  gewordenen  Dorfea 
Schmidfitedt  Tor  ans  haben  and  die  Bestattung  in  der  blossen 
Erde  einer  FoBtefudemie  suztischreihen  sei,  es  namentlich  die 
Leichen  von  Juden  wären,  denen  man  den  Schmuck  und  die 
Übrigen  Dinge  mit  ins  Grab  gegeben. 

Bei  den  Ansschachtangs ■- Arbeiten  aaf  dem  Salzberg- 
werke BÜesa  man  in  ziemlicher  Tiefe  auf  einen  Gegenstand, 
der  angenfloheinlich  einer  Periode  augehört,  die  der  letzten  Oe- 
staltODg  der  Erdoberfläche  TOransgegangen  ist.  Er  war  stein- 
hart, rund  and  länglich,  ähnlich  einer  Deichselstange  und  hatte 
ans  Länge  von  zwei  bis  drei  Fnss.  Der  Obersteiger  Wolter, 
der  dessen  Vorzeigung  im  Alterthomsverein  veranlasste,  hielt 
ihn  ftir  eine  versteinerte  Schlange,  nach  dem  Gutachten  des 
Sanitätsratha  Dr.  Asmann  gehört  er  jedoch  dem  Pflanzenreiche 
an.  Er  ist  später  an  die  Ober- Bergbehörde  abgeliefert  und  so 
ia  eine  aoswärHge  Sammlung  gekommen. 

Im  Johanaisfelde  sind  1879  einige  der  Steinzeit  ange- 
börige  GegonataDde,  namentlich  Topfscherben  und  Knochen  ge- 
fonden,  die  in  den  Besitz  des  Dr.  Zschiesche  gelangten. 

SSne  1882  im  Krämpferfelde  gefundene  Urne  von  un- 
gebranntem Thone,  etwa  '/a  Fobs  hoch,  vortrefflich  erhalten, 
die  unter  der  Bedeckung  mit  einem  starken  Steine  gelegen 
hatte,  ist  von  dem  Finder,  dem  Oekonomen  Rothe,  unserem 
Vereine  geschenkt. 

Bei  den  Planirnngsarbeiten  auf  der  Anenschanze  1879 
worden  in  der  Höhenlage  dea  gegenwärtigen  Niveaus  drei  von 
4  Centimeter  dicken  Gipsstiicken  hergestellte  BinfaBsungen  von 
1,50  Meter  Länge,  0,80  Meter  Breite  und  0,40  Meter  Höhe  vor- 
gefunden, in  denen  menschliche  Gebeine  li^en.  Die  letzteren 
worden  ebenso  wie  die  Gipssteine  wieder  verscharrt,  da  die 
Arbeiter  sie  fUr  werthlos  hielten,  auch  wurde  die  ganze  Arbeit 
bald  wieder  eingestellt,  weil  die  damit  Beauftragten  sie  in  der 
lässigsten  Weise  betrieben.  In  einem  in  der  Neuen  Erfurter 
Zeitung  Kr.  85  und  86  erschienenen  Aufsätze  wurde  die  Ange- 
gelegenheit zur  öffentlichen  Konntniss  gebracht  und  von  deren 
Bedaction  der  Magistrat  aufgefordert,  weitere  Nachgrabungen 
Tornehmen  sn  lassen.  Der  letztere  ist  jedoch  dieser  Auffor- 
derung nicht  nachgekommen,   indem  er  der  Aosicht  war,  daas 


—    212    — 

der  Erfolg  zu  anaicher  sei,  tiU  dua  ea  lohne,  Kosten  sn  Tar- 
wenden. 

Als  im  Jahre  1878  mit  den  Flanirangsarbeitan  behob  Her- 
stellung de B  Platzes,  anf  welchem  das  neue  städtiBohe  Kran- 
kenhans erbaut  werden  sollte,  begonnen  ward,  stiess  man 
westlich  von  der  Stelle,  wo  nachher  das  Kesselbaus  errichtet 
ist,  auf  sieben  neben  einander  liegende  Grfiber,  darunter  drei, 
die  eine  Länge  von  1,66  Meter  hatten,  in  denen  die  Gerippe 
von  Erwachsenen  lagen,  und  vier  welche  Eindergerippe  ent> 
hielten.  Sie  hatten  eine  grosse  Steinplatte  als  Unterlage,  eine 
eben  solche  als  Deckstcin,  w&brond  sich  «wischen  beiden  eine 
Einfassung  von  kleineren  Steinen  befand.  Die  Skelette  l^^n 
mit  den  Köpfen  naoh  Mittag,  mit  den  Füssen  nach  Hittemaobt. 
Oeräthe  oder  Schmucksachen  sind  nicht  dabei  gefanden.  Dia 
Gebeine  sind  nicht  aufbewahrt. 

Aach  im  Sommer  und  Herbste  1881  sind  aaf  dem  Platae 
des  neuen  Krankenhauses  Gräber  aufgedeckt,  das  eine  bei  Zie- 
hung eines  Grabens  behafs  Anlage  der  Wasserleitung  südlich 
von  dem  Hauptgebäude,  das  andere  bei  Flaniraug  der  Strasse 
dicht  vor  dem  Kesselhauae,  etwa  l'/a  Meter  unter  der  Boden- 
oher6&cbe.  In  beiden  Fällen  lagen  die  Gerippe  unmittelbar  in 
der  £>de,  ohne  daas  sich  Holzasche  oder  eine  aonstige  Spur 
von  Feuer  zeigte.  Im  ersteren  Falle  hatte  jenes  keine  gerade 
Richtung,  vielmehr  waren  namentlich  die  Beine  eingesogen.  Die 
RicbtuEg  des  Kopfes  war  gegen  Abend.  Der  Schidel  ist  in 
unsere  Sammlung  gelangt  Er  gehurt  den  Oolichokepbalen  an. 
Es  sollen  dabei  Urnenacherben  gefunden  sein,  doch  sind  solche 
nicht  aufbewahrt ;  nur  ein  Stück  wurde  noch  von  mir  angetroffen 
und  za  unserem  Museum  abgeliefert.  Das  Skelett  Hess  erken- 
nen, dass  der,  dem  es  angehört,  ein  Mann  von  wenigstena  jetst 
nicht  mehr  gewöhnlicher  Grösse  gewesen  sein  müsse,  denn  die 
Dimensionen  der  noch  vorhandenen  Knochen  wiesen  auf  eise 
Gesammtlünge  von  mehr  als  sechs  Fusa.  Jn  dem  anderen  Falle 
war  der  Schädel  durch  einen  Spatenstich  lertrümmert  und  es 
wurde  nur  noch  ein  grösseres  Stück,  die  Unterkinnlade,  gefun- 
den, bei  welcher  die  Kleinheit  der  Zihne  am  so  auffallender 
war,  als  die  Länge  der  Arm-  and  Beinknooben  auf  einen  Er- 
wachsenen deutete.  Ein  bereits  früher  daselbst  ausgegrabenes 
Skalott  von  bedenteoden  Dimensionen  ist  von  dem  Bagiernngs- 


—    213    — 

Medicioalrath  Dr.  Bichter  in  seinen  noch  erhaltenen  Theileti  zu- 
sunmengesetzt.  Die  Maese  der  einzelnen  Knocden,  so  weit  sie 
noch  bestimmt  werden  konnten,  waren  folgende:  Länge  des 
wagerechten  Theils  des  Sch&dels  von  der  Stirn  nach  dem  Hinter- 
hsnpt  0,18  m,  kleiner  Qaerdarchmesser  0^15  m,  grosser  0,15; 
senkrechter  Durchmesser  von  der  Mitte  des  OebSt^angeB  (die 
Unterkinnlade  fehlt)  0,10  m.  Von  dem  rechten  Schulterblatte 
war  nur  ein  Bmchstfick  mit  Oelenkfläche  und  Rabenfortsctzung 
orfaalten,  auseerdem  das  Schlüsselbein  und  nur  wenige  Rippen. 
LBnge  des  rechten  Oberarms  0,31  m,  der  Speiche  (ulna)  0,29, 
des  Radins  0,355 ;  vom  linken  Oberarme  sind  die  unteren  Theile, 
die  Speiche  und  der  Radius,  ebenfalls  erhalten.  Der  rechte 
(wabracheinlich  weibliche)  Backenknochen  mit  flacher  Schaufel 
ist  0,22  m  laug;  TOm  heiligen  Beine  sind  nur  0,09  erhalten,  der 
Uotertheil  zerstSrt;  der  rechte  Oberschenkel  ist  0,46  m  lang 
ond  misst  von  der  Höhe  des  Ctelenkkopfes  bis  zum  Trochanter 
major  0,086;  am  rechten  Schienbein  fehlt  die  untere  Qelenk- 
flSche;  das  Vorderbein  ist  in  zwei  Stücke  zerbrochen,  die  obere 
Oelenkfläche  fehlt;  der  linke  Oberscheukel  ist  0,46  m  lang,  das 
linke  Schienbein  0,383.  Ausserdem  war  nur  die  Hacke  (cal- 
csnens)  mit  verhärteten  Rudimenten  der  ÄchilleaBehne  erhalten. 

Aach  sonst  noch  ist  man  bei  Ausgrabung  der  Fundamente 
SU  der  gedachten  Anstalt  noch  im  letztverflossenen  Herbste 
mehrfach  auf  menschliche  Gebeine,  Bruchstücke  von  Thonge- 
Gissen  nnd  Thierknochen  gestossen.  Die  Orabstellen  bestanden^ 
ahnlich  wie  die  vor  dem  Andreasthore  und  bei  Ilversgehofen, 
ans  mit  schwarzer  Dammerde  gefüllten  horizontalen  Löchern 
innerhalb  des  Lehmbodens.  Die  meisten  gefundenen  Gegen- 
stände sind  als  worthlos  weggeworfen,  doch  sind  durch  Ver- 
mittelang des  Magistrats  zwei  Schädel,  eine  kleine  Urne  von 
nur  an  der  Luft  getrocknetem  Thone,  zwei  Hirschgeweibe,  das 
eine  von  mehr  als  gewöhnlicher  Grcisse,  vielleicht  einem  Riesen- 
birscbe  angehörig  gewesen,  das  andere  etwas  kleiner  von  einem 
Edelhirsche,  in  dem  sich  ein  längliches  viereckiges  Loch  befin- 
det, dessen  Zweck  jedenfalls  die  Einfügung  eines  Stiels  gewesen, 
so  dass  wir  es  hier  offenbar  mit  einem  Werkzeuge  zu  thun 
haben,  in  unsere  Sammlung,  einige  andere  dort  gefundene  Ge- 
genstände in  die  des  Dr.  Zachiesche  gelangt,  nach  dessen  Gnt- 
aohteo  die  gefundenen  Schädel  zu  den  Dolicbokephalen  gehören. 


vtoj^lc 


—    214    — 

In  dem  Theite  der  Erforter  Flur,  der  frOher  die  Feldnuurk 
deB  I>orfeB  Daberstedt  bildete,  ist  eioe  kleine  Urne  gefunden, 
die  als  ein  Qescltenk  des  Kaufmanns  Bellennaitn  in  unsere 
Sunmlung  gelangt  ist  Letzteres  ist  anob  in  Betreff  eines,  aller- 
dings bereits  so  ziemliob  in  einzelne  LameUen,  die  Fiscbschuppen 
ähnlicb  sehen,  zerfallenen  Sto&szahns  eines  Ifammaths,  welcher 
auf  dem  Grundstücke  des  Fabrikanten  Hennigs,  Schmidtstedter 
Flur  2a,  unmittelbar  vor  dem  Schmidtstedter  Xfaore  ge- 
funden wurde,  der  Fall  gewesen.  In  unserer  Sammlung  befindet 
sich  auch  ein  kleiner  vor  der  Villa  gefundener,  anscheinend 
einem  verweltlichen  Thiere  angehörig  gewesener  Zahn. 

Fines  in  der  Kachbarschaft  des  Stelgerwaldes  gefun- 
denen bronzenen  Armringes  von  5  Zoll  im  Durchmesser  nod 
3'/)  Linien  Dicke,  übrigens  den  am  fiothenbcrge  entdeckten 
vollkommen  ähnlicb,  so  dass  er  anscheinend  aus  derselben  Werk- 
statt hervorgegangen  wie  diese,  gedenkt,  wie  bereits  erwähnt, 
Eerol  in  seiner  oben  ausgeführten  Abhandlung  Seite  6. 

Nachdem  bereits  früher  von  dem  Dr.  Zsohiesche  in  dem 
Hohlwege  vor  dem  Augustaparke  einzeln  einige  alterthüm- 
liche  Gcgenst&nde,  namentlich  eigenthümlicb  behauene  Steine 
sowie  zum  Schaben  und  Schneiden  geschärfte  Knochen  aufge- 
funden waren,  wurde  im  Sommer  1882  in  dem  dem  gedachten 
Parke  gegenüber  liegenden  Grundstücke  der  varwittweten  Eaof- 
mann  Faoline  Bauer  beim  Ausschachten  der  Erde  behufs  Lesung 
der  Fundamente  zu  einem  zu  erbauenden  Wohnbause  eine  toU- 
ständige  ehemalige  Wohn-  und  Begräbnissatätte  au^edeckt. 
Es  fanden  sich  nämlich  etwa  2  bis  3  Fuss  unter  der  Boden- 
oberfläche  eine  sehr  grosse  Menge  von  Menseben  •  und  Thier- 
knochen,  Gerätben  von  Knochen  und  Stein,  Steinwaffen,  da- 
runter mehrere  Beile,  deren  eines  eine  runde  Vertiefung  be- 
hufs Befestigung  eines  Stieles  zeigte,  eine  sehr  zierliche  Pfeil- 
spitze von  Feuerstein,  Steinmeisel,  Wetz-  und  Reibestcine,  von 
welchem  letzteren  zwei  besonders  dadurch  das  Interesse  er- 
weckten, dass  sich  darauf  und  zwar  sowohl  auf  dem  zum  Keiben 
benutzten  rundlichen  Steine,  wie  auf  dem  flachen  länglichen, 
welcher  die  Widerlage  gebildet  hat,  Spuren  der  darauf  ser- 
riebenen  rothgelben  Farbe  finden,  endlich  eine  grosse  Menge 
von  allerdings  meistens  zerbrochenen  Urnen  j  von  den  letzteren 
haben  jedoch  zwei  ans  den  Scherben  beinahe  voUstaadig  wieder 


.C".oo«^[c 


^    215    — 

SDMinmengei^  werden  köaneo,  deren  eine  ringsum  von  eioetn 
durch  eine  vielfach  verscbluDgeno  Spirallinie  gebildeten  Orna- 
mente eingeüust  ist.  An  ob  mebrere  einzelne  Umcnecherben 
tragen  Sptiren  von  duicb  Eindrücke  bergeBtellten  Verzierungen 
der  mannigfiwbeten  Art.  Das  BmchstUck  einer  ziemlicb  flachen 
Schale  «oigt  dergleichen  sogar  BOwohl  auf  seiner  inneren  wie 
auf  seiner  ÄaBHenseite. 

Die  Hasse  der  Knochen  ist  ein«  so  bedeutende  gewesen, 
dasB  die  Arbeiter  grosse  damit  angefüllte  3äcke  in  die  Enochen- 
mfiblen  gebracht  haben.  Die  an  dieser  SteUe  bestatteten 
Uenschen  mttsaen  von  erhebUcber  Grösse  gewesen  sein,  da  e.  B. 
die  Scfaenkelknoohen  die  Dicke  eines  starken  MannesarmoB  ge* 
habt  haben.  Sparen  von  Särgen  oder  Steinkanimem  haben  sich 
nicht  gezeigt,  so  dass  mithin  die  Todten,  wie  dies  auch  bei 
den  Qbrigen  alten  Begräbnissstfitten  in  der  hiesigen  Qegend 
meistena  der  Fall  gewesen,  unmittelbar  and  unverbrannt  in  den 
Erdboden  gelegt  sind.  Doch  haben  sich  neben  jedem  Skelette 
Urnen,  ergeblich  Scherben  von  solchen,  gefunden. 

Eine  Partie  Umensoherben,  von  denen  zwei  mit  Oesen  ver- 
sehen sind,  ist  von  mir  in  unsere  Sammlang  abgeliefert  worden, 
eine  noch  vollstSndig  erhaltene  grSsssre  Urne  hat  der  Arbeits- 
mann  Strecker  an  sich  genommen.  Das  Material  der  Urnen 
bildet  ein  ziem^ch  feinkörniger  Thon,  der  offenbar  weder  in 
einem  Brennofen  noch  an  einem  offenen  Feuer  gebrannt,  son- 
dern nur  an  der  Luft  getrocknet  ist,  aber  dessen  ungeachtet 
grosse  Härte  beBitzt. 

Bei  weitem  der  wichtigste  und  grSsste  Theil  der  auf  dem 
Bau  ersehen  Grundstücke  gefundenen  Alterthümor  ist  in  die 
Sammlang  des  Dr.  Zschiesche  gelangt  Es  sind  dies  nachstehende : 

1)  Etwa  20  grössere  oder  kleinere,  in  der  Mitte  concav 
sasgehöUte,  theilweise  abgebrocheBc  dünne  Steinplatten  (Porphyr, 
Sandstein  und  Conglomerat) ,  die  wohl  meistenB  zum  Zerquot- 
Bchen  der  Getreidekömer,  einer,  wie  bereits  erwähnt,  znm  Zer- 
reiben einer  Farbe,  wie  die  noch  daran  haftenden  Spuren  von 
Ocker  darthun,  gedient  haben. 

2)  An  Steinwerkzeugen  einige  Meisel  und  das  Stück  eines 
Hammers  von  Serpentin-  oder  von  Probieratein,  endlich  ein  stein- 
artigos    Stück  Ockererde,  das  offenbar  zur  Bemalung  gedient 


,iz.dby  Google 


—    216    — 

hat,  da  Beine  Farbe  geoaa  mit  dep  Sparen  auf  der  erwähnten 
Steinplatte  fibereinsdnimt. 

3)  An  Knoch enger fithen  ein  ktlnBtlich  zagespitetes  Ende 
eines  Birscbgeweilies  nnd  der  Kern  dos  Homes  eines  Kindes, 
der  Grösse  nach  zu  urtheilen,  eines  Aneroclisen  oder  Wisents. 

4)  Eine  sehr  grosse  Anzahl  von  irdenen  Ocräthen,  meistena 
allerdings  in  Scherben,  von  denen  sich  jedoch  einige,  wie  be- 
reits erwähnt,  haben  zuBBmmenfQgen  lassen,  so  dass  sich  die 
oreprüngliche  Form  der  Urnen,  denen  sie  angehört  haben,  er- 
kennen läsat.  Auch  der  an  ihnen  befindlichen  VerzieruDgen,  so 
wie  dauB  sich  keine  Spar  dea  Brennens  an  ihnen  zeigt,  ist  schon 
gedacht.  Ein  Henkel  iat  offenbar  Nachbildung  eines  GeBiehtes 
mit  zwei  Hörnern  auf  der  Stirn,  von  denen  das  eine  abgebrochen 
ist.  Die  Augenhöhlen,  die  Nase  und  der  Mund  sind  durch  Ein- 
drficken  mit  den  Fingern  gebildet 

5)  Zwei  Thonkegel,  welche  in  der  oberen  Hälfte  dorchbobrt 
sind,  die  nach  der  Annahme  einiger  Forscher  zum  Beschweren 
der  Netze  beim  Fischfang,  nacb  der  anderer,  der  Garne  b«m 
Weben  gedient  haben;  femer  eine  Anzalil  von  durchbohrten 
Thonkugeln,  Spinnwirtel,  wie  man  aicfa  deren  noch  Jetzt  \a 
manchon  Gegenden  z.  B.  in  Schlesien  bedient. 

6)  Eine  Anzahl  Thierknochen ,  theils  zerschlagen,  tbeila  ge- 
spalten, um  das  darin  enthaltene  Mark  zn  gewinnen.  Auffallend 
durch  seine  Grösse  ist  das  Schalterblatt  eines  Hornviehs,  an- 
scheinend eines  Auerochsen. 

7 )  Drei  Menschenschädel ;  sie  zeigen  die  mesokepliale 
Form.  Die  Gerippe,  denen  sie  angehört  haben,  hatten  ihre 
Lage  mit  dem  Kopfe  nach  Morgen,  den  linken  Arm  auf  der 
Brust,  den  rechten  an  der  Seite  ausgestreckt;  neben  jedem 
Skelette  stand  eine  kleine  Urne.  So  wie  an  anderen  ähnlichen 
Begräbniesstätten  war  das  Erdreich,  was  zunächst  die  Leichen 
umgeben  hatte,  schwarz  gefUrbt. 

Wenn  diese  Skelette  nun  auch  darthun,  dass  sich  hier 
einst  eine  Begräbnissstätte  befand,  so  lassen  doch  auch  die  ge- 
spaltenen Thierknochen,  besonders  aber  die  in  so  grosser  Menge 
vorhandenen  Gefässscherben  erkennen;  dass  sich  neben  der- 
selben einst  ein  menschlicher  Wohnsitz  hier  befunden  haben 
muss.  Obwohl  das  Fehlen  aller  Metallgeräthe  nnd  Sohmnck- 
gegenstände  schliossen  Utsst,  dass  man  es  hier  mit  einer  tebr 


:,G  Gothic 


—    217    — 

frühen  Zeit,  mit  einor  Periode  zu  than  habe,  wo  die  Urbewohttei* 
auch  noch  nicht  einmal  in  Handelsverkehr  mit  weiter  in  der 
Cttltar  vorgeschrittenon  Völkern  getreten  waren,  eo  denten  doch 
die  Gegenstände,  welche  znm  Zerquetschen  des  Getreides,  so 
wie  zam  Spinnen  and  Weben  gedient,  darauf,  dass  die  Mensoben, 
die  hier  dereinst  ihren  Wohnsitz  gehabt,  sich  nicht  mehr  auf 
der  allerantersten  Stufe  der  Gesittang  befunden  haben  kSnnen. 

Menschen  geh  eine  sind  auch  auf  dem  dem  Baoersofaen  an- 
grenzenden, dem  Commerzienrath  Stürcke  gehfirenden  Grund' 
Stücke  bei  der  Äufgrabung  tär  die  Fundamente  zu  einer  bo 
erbauenden  Villa  gefunden.  Auch  sie  haben  in  nur  geringer 
Tiefe  gelegen.  Da  aber  neben  ihnen  weder  Steingerftthe  noch 
Urnen,  wohl  aber  ein  paar  Kanonenkugeln  gelegen  haben,  so 
rubren  sie  wohl  von  der  letzten  Belagerung  von  Erfurt  her,  wo 
von  der  Festung  ans  dieser  Punkt,  auf  den,  wie  ermittelt  ist, 
die  Belagerer  Geschütze  aufgestellt  hatten,  beschossen  sein  wird, 

in.  Unter  den  Umgebungen  Erfurts  hat  der  südöstliche, 
recht«  der  Gera  belegene  Theil  des  Erfurter  Landkreises  die 
geringste  Ausbeute  an  prähistorischen  Gegenatfinden  geliefert. 

Am  ausgiebigsten  hat  sich  noch  die  Flur  von  Bfissleben 
gezeigit,  in  welcher  mehrboh  AlterthUmer  gefunden  sind,  so  auf 
dem  Abhänge  des  südlich  vom  genannten  Dorfe  belegenen  H6- 
henzngB  auf  dem  Grundstücke  des  Schuppen  Mciling  beim  Pflü- 
gen «nige  vortrefflich  gearbeitete  und  erhaltene  Steinbeile  von 
Serpentin ;  ferner  in  der  zwisohen  Büssleben  nnd  Urbioh  befind- 
lichen Hohle,  wo,  als  der  Bauergntsbesitzer  E.  Wagner  einen 
ihm  bei  der  Separation  zugefallenen,  bisher  w&aten  Fleck  urbar 
mochte,  ein  Gh^b  aufgedeckt  ist,  in  welchem  siäh  ein  hidber 
MenschenschSdel,  das  Gerippe  eines  Pferdes  nnd  vier  Beile  von 
Serpentinstein  befanden,  von  welchen  letzteren  eines,  sehr  sohSn 
gearbeitet  nnd  nur  wenig  beschädigt,  mit  einem  Loche  znm 
Durchstecken  eines  Stiels  versehen  war,  zwei  andere,  ein  grös- 
seres ond  ein  kleineres  flaches  dagegen  mit  Spalten,  welche 
den  Zweck  hatten,  den  Griff  einzuklemmen;  das  vierte,  spitzer 
nnd  dünner  als  die  andern,  war  am  hinteren  Ende,  in  welchem 
sich  anscheinend  ein  Loch  befunden,  abgebrochen. 

In  der  Flur  von  Windischbolzfaausen  wurde  1883  bei 
dem  Aasheben  der  Moorerde  ans  einer  Vertiefung,  welche  in 
froheren  JahrbuDderten  «in  Teich  ausgefOUt  haben  aoll,  dn  etwa 


:  Cooj^lc 


—    218    — 

«in  Zoll  hoher  ovaler  Stein  gefoBden,  deBaon  eine  Seite  nieht 
ohne  ein  gewisiea  kOostleriacfaea  Geecbick  za  einwn  metuicli- 
liehen  Antlitz  ansgearbeitet  worden  iat,  wJÜirend  die  andere 
noch  die  arsprOnglicbo  rohe  Form  seigt.  Ob  derselbe  ein  b«d- 
niaofaas  Idol  gebildet  hat,  mius  dahin  geatellt  blühen;  jeden&Us 
geheint  er  aas  Torcbriatlioher  Zeit  bersutammen.  Er  ist  all 
Geschenk  des  Entdeokers,  des  Gutsbesitzers  Wisset,  in  nosere 
Sammlang  gelangt.  Eine  ebendort  gefundene  rümische  Münze 
von  Kaiser  Trajan  ist  von  dem  Genannten  an  den  Dr.  Zsohiesche 
gekommen. 

In  dem  Willr5der  Forste  oberhalb  SchOnthat  wurde 
1880  etwa  in  einer  Tiefe  von  vier  Fuss  beim  Ausroden  eines 
Baumos  von  den  HolBhauem  Friedrich  Lahr  aas  Egstedt  and 
Bembard  Hertel  aus  Urbich  ein  bronzener  Kelt  gefunden.  Der- 
selbe zeigt  auf  der  einen  Seite  eine  abgerundete  Sehneide,  auf 
der  anderen  einen  vierkantigen,  an  der  Spitze  abgestumpften 
Dorn,  auf  dessen  beiden,  die  Seitenflächen  des  Kelts  bildenden 
Seiten  sich  Rillen  befinden,  die  in  Vertiefangen  endigen  und 
jedenEalls  den  Zweck  hatten,  einen  hölzernen  Stiel  au&onehmen. 

"Rin  in  der  an  die  Willr&der  Forst  grenzenden  Flur  des 
Dorfes  Beohstedtwagd  gefundenen  Steinhammer  befindet 
üoh  in  dem  Museum  unseres  Vereins. 

Aach  auf  der  gleichiaUs  unfern  der  genannten  Forst  ge- 
legenen Hieohbeimer  Höhe  ist  1876  ein  Kelt  au^cefunden, 
der  von  dem  Finder,  dem  Schüler  der  Erfurter  Umdwirthsohaftr 
lieben  Schule,  Oschmann,  unserer  Sammlung  geschenkt  Ist 

Ein  aebr  interessanter  Fund  wurde  1869  in  der  Flor  von 
Höbisburg,'  unfern  des  von  dort  Iftnge  dem  rechten  Geraofer 
naoh  Holsdorf  führenden  Weges  beim  Ackern  gemoobt,  der  in 
unserer  Versaounlang  vom  16.  November  1869  ausführlich  be- 
sprochen ist.  Er  bestand  in  einem  Bronzegefliss ,  das  einem 
niedrigen  Eimer  glich.  Es  ist  von  eebr  dünnem  Bleche  und 
offenbar  weder  gegossen  noch  gewalzt,  sondern  gehämmert  und 
daher  ohne  Sporen  einer  Lotung.  Nur  der  dazu  gehörige  BUgel 
ist  sUriter  und  möglicher  Weise  gegossen.  Wir  haben  Mar 
anscheinend  ein  Produkt  der  umbriechen  Eunstthlttigkeit  vor 
uu,  der  ältesten,  die  ihres  Weg  nach  Deutschland  fand  und 
die  der  Gründung  Roms  noch  vorausging,  einen  jener  Bronse- 
«nw  oder  fironaecysten,  sitaUe  wie  die  italienisohen  QflehrtcBi 


..C.oo^lc 


—    219     — 

sie  za  nefiDen  pflegen,  welche  die  alten  GrSberfeMer  in  Um- 
brien,  namentlich  in  der  Oegend  von  Bologna,  in  ao  grosaer 
ZabI  bergen  and  von  denen  aioh  auch  mebrfacb  Exemplare  in 
unseren  nördlichen  Gogenden,  bo  in  der  Nähe  von  Lttbeck,  im 
Hanno versoben  nnd  in  einem  Hoore  in  der  Provina  Posen  ge- 
fanden haben.  Das  Geßlss  wird  in  ooserer  Sammlung  aof- 
bewahrt.  —  Eine  gleichfalls  in  der  Feldmark  von  Höbiaborg 
gefundene  Bronzefibnla  befindet  eich  in  dem  Besitse  des  Qold- 
arbeiteri  Äpell. 

In  der  zum  Dorfa  Waltersleben  gebfirigen  Flor  nnd 
zwar  etwa  eise  Viertelstunde  westwärts  von  diesem  Orte,  hart 
»n  der  Höbiaborger  Grenze,  an  einer  noch  jetat  „der  todte 
Mann"  genannten  Stelle,  stiees  im  Herbate  1881  der  Oekonom 
Sobald  auf  einem  ihm  in  Folge  der  Separation  zageßJleaea 
OrnndstUcke  beim  Ackern  etwa  3/^  Fubs  anter  der  Bodenobar- 
fläche  auf  zwei  Grabstätten;  dieselben  waren  mit  rie>ig«a, 
schweren  Kalksteinplatten  bedeckt,  etwa  ein  Meter  tief,  und 
riagaum  sorgßlltig  mit  Steinen  ausgelegt.  In  dem  einen  Grabe 
fand  sich  ein  ToUetäudigeB  Skelett,  an  dessen  rechtev  Schalter 
eine  wohlerbaltene,  einen  Fuss  hoho,  thönome,  ge&llig  gefonnte 
Urne,  die  beim  Anklopfen  eines  hellen  Ton  bÖren  lieaa,  and 
an  dessen  Fassende  eine  kleinere  zerbrochene  Urne  stand ; 
ausserdem  fanden  aich  zwei  Armspangen  und  zwei  kleinere 
Ringe,  beides  von  Bronze  und  zwei  ziemlich  gut  erhaltene  Schä- 
del doliohokepbalor  Form  vor.  Die  bronzenen  Armringe  sind 
an  einer  Stelle  offen  und  durch  kleinere  zoUstarke  Binge  ver- 
banden. An  dem  einen  derselben  hängt  mne  18  Centimeter 
lange  Nadel,  die  wohl  dazu  gedient  haben  wird,  das  den  Körper 
bedeckende  Qewand  zusammen  za  halten.  — 

Aufgedeckt  sind  bis  jetzt  vier  Gräber;  anter  den  darin  ge- 
fundenen Skeletten  befindet  sich  das  eines  etwa  seohaeba  Jahre 
alten  Hädobena,  das  eines  etwa  siebzehnjährigen  Jünglings  und 
das  eines  bejahrteren  Menschen.  Anscheinend  sind  auf  dem 
fraglichen  Grundetlicke  noch  mehrere  Grabstätten  vorbanden, 
da  der  frühere  Besitzer  sich  erinnert,  beim  Ackern  verschiedent- 
lich auf  grosse  Steinplatten  gestoasen  zu  aein.  —  Das  dritte  nnd 
das  vierte  der  gedachten  Gräber  wurde  am  6.  November  ej. 
von  dem  Dr.  Zachiesche  aufgedeckt,  wobei  deraelbe  einen  grös- 
seren Bronzerii^  mit  geachlifi'eiiem  Stein,  kleinere  Ringe,  eim. 


.  Cooj^lc 


—    220    — 

Hftlskette^  eine  Bronzenadel  and  üeberreite  einer  Armspange 
nebst  eioem  Scbftdel,  bei  welchem  keine  anderen  Knochen  sa 
bemerken  waren,  aofhnd.  Nach  einer  Mittheilung  in  der  „ThQ- 
ringer  Zutung"  (Nr.  27  (Or  1881)  bat  der  SehiUd  dem  Dr. 
Zgchieeohe  ansaer  einem  der  Skelette  einen  bronxenen,  eigen- 
thilmlich  geicrmten  Ohrring  mit  grünblau  Bohimmemdem  Steine, 
der  jedenfalls  der  obenerwähnte  ist,  und  einen  mohrfoch  gewun- 
denen Fingerring  überlaeaen. 

Ein  in  der  Flur  des  an  Waltersleben  grenzenden  Sachsen- 
gothaiachen  Dorfes  Roda,  und  zwar  an  dem  Wege,  der  von 
diesem  Orte  nach  Erfurt  führt,  da,  wo  der  Steigerwald  aufhört, 
von  dem  Qoldarbeiter  Apell  gefiindoner  Bronzekelt  befindet  sioh 
in  dessen  Besitze.  Aach  in  dorn  auf  der  entgegengesetzten 
Seite  an  Waltersleben  grenzenden,  gleichfidls  gotbüschen  Dorfs 
E i B  eh  1  e b e n ,  sind  altertbümliohe  Gegenstände ,  namentliob 
Stetnwe^Lzenge ,  gefunden. 

ly.  Aas  dem  rechtsseitig  der  Gera  belegenen  nördlichen 
Thetle'  des  Landkreises  Erfort  sind ,  abgesehen  yon  den  bereita 
besprochenen,  in  den  Feldmarken  von  GHspersleben  Viti  (West- 
ahfaang  des  Rothenborges)  und  Ilvorsgehofen ,  prlüiistorische 
Funde  nicht  sa  unserer  Kenntniss  gelangt,  wohl  aber  aus  einigen 
angrenzenden,  jetzt  zum  Orossherzogtham  Weimar  gehörigen 
Orten  und  der  Feldmark  des  gothaischen  Dorfes  Weminga- 
hausen. 

So  ist  in  der  Flur  des  am  Nordabbange  des  bereits  mehr- 
fach erwähnten  Rothenbergos  belegenen  Dorfes  Hittelhansen 
ein  vorgeschichtliches  Leichenfeld  von  beträchtlicher  Ausdeh- 
nung entdeckt  Eine  bei  dieser  Gelegenheit  su  Tage  gekom- 
menen Pfeilspitze  von  Feaerstein  gelangte  in  den  Besitz  des 
Dr.  Zschieecbe.  Ehendaaeihst  hatte  man  schon  frQher  beim 
AnsBchaohten  eines  Brannens  zwei  Urnen,  in  deren  einer  eine 
metallene  Soheere,  in  deren  anderer  drei  Pfeilspitzen  lagen, 
gefunden.  Dieselben  kamen  in  das  Museum  des  hiesigen  evan- 
geli sehen  Waisenhauses. 

In  dem  angrensenden  Dorfe  Nöda  befindet  sich  ein  Bflgel, 
desaen  Form  mit  ziemlicher  Bestimmtheit  darauf  deutet,  daes 
er  ktlnstlioh  aufgeschüttet  worden  and  von  dem  wohl  anzunehmen 
ist,  dasB  Bein  Inneres  Ueberbleibsel  der  Vorzeit  in  sich  sohlies- 
B«n  wird.    Da  w  aber  aof  seiner  Spitse  mit  Bibunen  besetst 


..C.oo^lc 


—    221    — 

iai^  hst  eine  Anfgrabnng  nicht  vorgenommen  Verden  können. 
Dagegen  sind  im  Jahre  1881  einige  prSfaistorlsohe  Gegenitüode, 
so  Fetiersteinwerkzeage,  Spinnwirtel  von  Thon,  Umenacherben 
and  Tbierknochen  dort  gefunden  und  in  den  Besiti  des  Dr. 
Zscbiesche  gelangt. 

Sehr  wfi  OB  ebene  werth  erscheiat  es,  dass  be>  den  gleich&lla 
auf  dem  Nordabhange  des  Rothenbei^a  in  der  Feldmark  des 
weimariacben  Dorfes  Stotternbeim  belegenen  ErdhUgelgr&- 
bero  baldigst  eine  kunstgerechte  Äufgrabang  stattfinde,  nament- 
lich weil  der  eine,  bereits  geöffnet,  sicher  in  nSchster  Zukunft 
-rerachwinden  wird.  Es  sollen  dort  Skelette  zu  Tage  gekom- 
men sein. 

Eine  Anfgrabung  nach  allen  Regeln  der  Kunst  ist  bei  einem 
al^ermaniBchen  Grabhügel  auf  dem  Falmberge  bei  Vippach- 
EdelbauBen,  etwa  zwei  Meilen  nordöstlich  von  Erfurt,  nach- 
dem die  dasu  erforderlichen  Mittel  von  der  weimarisohen  Re- 
gierang bewilligt  waven,  1869  von  dem  Professor  Dr.  Elopfleisch 
so  Jena  bewirkt  worden.  Dieser  H&gel  hatte  den  stattlichen 
Umfang  von  70  Meter,  bei  einem  DurohmeBser  von  26  Meter 
and  einer  Höbe  von  3  Meter.  Auf  dem  natürlichen  F^senboden 
desaelben  fand  sich  ein  etwa  10  Meter  langes  and  6*/,  Meter 
breites  Steinpäaster,  sof  welchem  die  Leichen  verbrannt  waren, 
wie  die  vielen  Kohlen  und  Aschenroste  zwiaoben  den  vom  Feuer 
stark  gerötbeten  und  geschwärzten  Steinen  darthaten.  '  Auf  dem 
künstlich  zobereiteten  Fassboden  über  dem  Steinpflaster  befan- 
den »ich  im  Mittelpunkte  der  ganzen  Anlage  die  Knocbenaber- 
reate  zweier  Menschen,  das  von  Steinen  umsetzte,  Feuerspuren 
an  Bioh  tragende,  aber  vollständige  ßkelett  einer  Frau;  »a  ihrem 
Haupte  in  einer  zerquetschten  Urne  eine  Partie  verkohlter  Men- 
Bchenknochen,  wobl  ein  Theil  der  irdischen  Ueberreste  des  Ge- 
mahls, der  eigentlichen  Hauptperson,  dem  zu  Ehren  die  ganze 
Anlage  errichtet  war  und  den  im  Tode  zu  begleiten  die  treue 
Gattin  mit  einem  stattlichen  Gefolge  sich  nach  der  damaligen 
Sitte  freiwillig  dem  Flammentode  geopfert  hatte.  Um  Skelett 
und  Urne  herum  lagen  viele  Stücke  zerschmolsener  Bronze, 
darunter  eine  noch  wohl  erhaltene  Brosche  (Fibula),  Beste  an- 
derer Nadeln  und  eines  medaillonartigen  Schmuckes,  sowie  eines 
bronzenen  verzierten  Qefasses.  Zur  Linken  des  Skeletts  be- 
fanden sich  drei  verzierte  leere  Urnen,  jetzt  durch  den  Druck 


.Cooj^lc 


—    222    — 

der  auf  iiman  lastaDden  Erde  etwas  cerdrilokt,  nreprtlngliob  wohl 
mit  Speisen  and  Qetr&nken  zur  Zehrang  aaf  dem  Wege  in  das 
jenseitige  Leben  gefüllt  geweseo ;  d^s  volUtfindige  Oorippe  eines 
Bosses ,  dam  nnr  der  Kopf  fehlte,  da  man  diesen  beim  Leichen- 
mahle  den  Göttern  selbst  darbrachte,  während  das  Fleiseh  Ton 
den  Personen,  weloha  dem  Todtenopfar  beiwohnten,  Taizehrt 
wnrde.  —  Anf  der  reohten  Seite  das  weibliohen  Skeletts  fan- 
den sich  in  einer  ans  kleinen  Bruchsteinen  gebildeten  Einfas- 
■ong  Knoohen  eines  Hannes,  wobl  die  der  Hauptperson,  die 
in  dar  Umo  nicht  mehr  Plata  gefunden  hatten.  In  weiterer  Pe- 
ripherie umgab,  wohlgeordnet,  die  aufgeführten  Oegenst&nde 
ein  Kranz  menechlicher  Gebeina,  jedenfalls  Ton  den  Dienst- 
mannen  herrilhrend,  die  beim  Leichenmahle  geopfert  waren, 
um  ihren  Herrn  bei  seiner  Rmse  in  dos  Jenseits  zu  begleiten. 
Sie  bestanden  aber  nur  in  Theilen  des  Körpers  von  den  Hüften 
abwärts,  indem  nach  damaliger  Sitte  die  Oberkörper  den  Flam- 
men Überliefert  waren.  Ueber  der  ganaen  Fläche  des  kfinst- 
liohen  Bodens  mit  dem  Skelette  und  den  Urnen  lagen  zahlreiche 
Scherben  der  Gefässe,  die  zum  TodtenopferroaUe  gedient  and 
die  mau  dem  Herkommen  gemäss  zertrümmert  hatte,  damit  sie 
nicht  zu  profanem  Gebrauche  benatat  werden  k&mten,  unter 
ihnen  auch  die  Raste  üner  reichverziertea  römischen  Schaale 
(patera)  aus  der  Kuserzeit.  —  Ansserhalb  der  kUnstlioh  zu- 
gerichteten Grabstätte  in  der  Peripherie  des  Hügels,  aber  etwas 
niedriger,  1^  noch  eine  AnEahl  trefiUeh  erhaltener  menschlicher 
Skelette.  Von  solchen  wurden  dreizehn  ausgegraben;  die  Zahl 
wird  im  Ganzen  aber  grösser  gewesen  sein,  da  einige  dort  ste- 
hende Bäume,  welche  man  schonen  wollte,  die  vollständige  Aas- 
hebni^  hinderten.  Es  waren  jenes  sicher  die  Resta  des  treuen 
Gefolges,  das  sich  freiwillig  dem  Todte  geweiht  hatte,  um  ■«- 
nem  Herrn  in  dem  Saale  W^allas  zur  Seite  an  eein,- während 
die  niederen  Dienstmannen  sich  mit  untergeordneten  Himmels- 
rämnen  begnügen  mussten.  Die  einzelnen  Skelette  waren  teils 
mit  Steinen  umsetzt,  theils  bloa  in  die  Erde  gebettet;  neben 
ihnen  lagen  Qefäsasoberben ,  ein  Bemsteinring ,  ein  Feuwetein 
messer,  eine  Pfeilspitze  von  Feuerstein,  ein  Paar  bronzene  Ohr- 
ringe, eine  Gürtelaohnalte ,  eine  Pfeilspitze  von  Knochen,  ferner 
Tbierknochen  vom  Opfermahle,  auch  Menschenknochen,  welche 
Brandspnren    zeigten   und   wohl   Kriegsgefangenen  angehörten, 


..C.oo^lc 


—    223    — 

die  za  Ehren  des  hier  beatatteten  HfitiptlnigB  dem  Feaertode 
geweiht  worden. 

Die  ganze  Anlage  gewährt  einen  neaen  Beweis  da^,  dasa 
bei  einem  und  demselben  Volke  gleichzeitig  LeichenTerbrennnng 
und  Beerdignng  Sitte  gewesen,  sowie:  dass  Ger&tbe  von  Stein, 
Knochen  und  Metall  neben  einander  TOrkommen,  diese  Qegen- 
»tände  also  ao  sich  noch  nicht  ausreichen,  um  eine  scharfe 
Scbeidelinte  zwischen  aofeinander  folgenden  Zeiträumen  su  bil- 
den. (Elopfleiscb  Ansgrabnngs-Beriobte  ans  TbOrtogen  I.  Weim. 
1869.  S.  3-10). 

In  dem  närdlich  von  Vippacb-Edelhaaaen,  hart  an  der 
preuBsisohen  Grenze,  etwa  «ae  Stunde  östlich  von  Sömmerda 
belegenen,  gleichfalls  weimarisoben  Dorfe  Orlishansen,  das 
einer  jedoch  sicher  nnbegrOndeten  Sage  nach  von  einem  in 
beidttiachar  Zeit  dort  verehrten  Gotte  Orl  oder  Orla  seinen  Na- 
men haben  soll,  ist  im  Jahre  1839  ein  nicht  unwichtiger  Fand 
gemacht.  Es  liegt  dort  neben  einem  Querthale  des  Höhenzuges, 
der  bei  Werningahausen  beginnt  und  nach  Bnttelstedt  zu  ver- 
läuft, eine  vorspringende  Landzunge,  daa  „Wenigefeld"  oder 
„hinter  dem  Birnbäume"  genannt,  die,  bia  sie  in  Folge  der  Se- 
paration eingeebnet  wurde,  eine  halbeiförmige,  etwa  1500  Fnss 
lange,  nach  Innen  2  bis  3,  nach  Aussen  4  bis  5  Fuaa  hohe, 
wallartige  Erhöbnng  trug,  welche  mit  der  Hauptfront  nach  Mit- 
tag gerichtet  war  und  wahrscheinlich  von  den  alten  TbSringem 
als  Yerschanzung,  vielleicht  in  ihrem  Kampfe  mit  den  Franken, 
angelegt  ist.  Hier  stiess  man  beim  Ackern,  etwa  einen  Fuss  unter 
der  Bodenoberflfiche ,  auf  eine  Steinplatte  und,  nachdem  solche 
abgehoben  worden  war,  auf  ein  etwa  einen  Fuss  im  Durchrndsscr 
weites,  dreiviertel  Fuss  hohes,  balbkugelfbrmiges  ThongefSss, 
in  welchem  zwanzig  bronzene  Bttgel  oder  offene  lUnge  and  acht 
Steinmoiset  —  also  auch  hier  Bronze-  neben  Steingorttthen  — 
lagen.  Da  das  GefÜss  nicht  nur,  wie  der  rote  Brach  zeigte, 
im  Brennofen  gebrannt,  sondern  auch  mit  einer  dunkelfarbigen 
Glasnr  fiberzogen  war,  ao  wird  der  Fund  wohl  aus  einer  Zeit 
herrühren,  wo  die  Kultur  bereits  etwas  weiter  vorgeschritten 
war.  Einige  Bruchstücke  dieses  Gefässes  —  das  Uebrige  war 
als  werthloB  von  den  Arbeitern  weggeworfen  — '  sowie  zwölf 
jener  Ringe  und  vier  Steinmeisel,  von  denen  der  eine  sich 
durch    besonders    sorgfältige  Arbeit   aaszeicbn^,    sind    in  den 


.v)0^[c 


—    224     — 

Besitz  des  £Uenbabn  -  Direktors  Herrmann,  der  diesem  Gegen- 
stände, sobald  er  davon  Eenntniss  erhielt,  eine  eiDgefaeode 
UntersQchung  zuwendete,  und  mit  den  übrigen  von  diesem  ge- 
sunmelten  Altertbfimern  in  unser  Huseam  gelangt 

Bei  jener  Uutersnobang  kam  zur  Spracbe,  dass  in  der  näm- 
lichen Flar,  als  bebofs  AusFührung  der  Separation  Gräben  ge- 
sogen worden,  eine  Anzahl  alter  Gräber  aufgedeckt  sei.  Die- 
selben  bestanden  in  konisch  behauenen  Steinplatten,  unter  wel- 
chen Gerippe  lagen,  von  denen  nichts  mehr  zu  erlangen  gewesen 
ist  Dass  sich  an  diesem  Platze  früher  menschliche  Wohnungen 
befiinden,  wird  dadurch  wahrscheinlich,  dass  sie  noch  jetzt  den 
Kamen  „die  alte  Stadt"  ißhrt.  —  Auf  einer  dritten  in  Orlishau- 
sener  Flur  belegenen  Stelle,  einem  Httgel,  der  Vogeleberg  ge- 
nannt, wo  der  S^e  nach  eine  Burg  König  Heinrich  des  Vogel* 
stellers  gestanden,  sind  von  Weimar  aus  vor  längerer  Zeit 
Machgrabungen  veranlasst,  bei  denen  aber  nichts  als  Reste  von 
Grundmauern  und  eiiüge  menschliche  Gebeine  gefunden  ist 

Nicht  sehr  entfernt  von  dieser  Gegend,  bei  dem  in  der 
Mähe  von  Beichlingen  belegenen  Dorfe  Harrae  wurde  das  in 
unserer  Sammlung  befindliche  dreiseitige  Beil  aus  Jadeit  ge- 
fnoden,  das  für  so  interessant  gehalten  ist,  dass  man  einen  Ab- 
gusa  davon  für  das  ethnologische  Museum  zu  Dresden  hat  an- 
fertigen lassen. 

Ein  etwas  apokryphischer  Fund  ist  in  dem  gleich£alls  in 
der  Mähe  von  Sömmerda  belegenen  gothaischen  Dorfe  Wer- 
ningsbansen  gemacht  Dort  stiess  der  Torfstich -Aufseher 
Gräaser  am  17.  Juli  1824  in  einer  der  dortigen  Torfgruben  in 
einer  Tiefe  von  mindestens  acht  Fuea  auf  eine  grosse  Fichte, 
die  in  der  Achtung  von  Suden  nach  Norden  lag.  Als  man 
solche  mit  grosser  Anstrengung  fortgeräumt  hatte  und  auf  den 
Grund  des  Torflagers,  wo  die  sogenannte  Lende  anlängt,  ge- 
langt war,  fand  man  an  der  Stelle,  wo  die  Baumworzel  gelegen 
hatte,  ein  rundes,  mit  einer  Prägung  und  einem  viereckigen 
Oere  versehenes  Stück  Metall,  anscheinend  von  Zinn,  2'/,  Zoll 
im  Darchmesser.  Auf  der  einen  Seite  erblickt  man  einen  bär- 
tigen Kahlkopf  Bwisohen  den  Buchstaben  li.  W.,  auf  der  andern 
in  awei  Zeilen  die  Inschrift:  „biUiario  Woudano".  Die  Prägung 
ist  in  Hantrelief,  die  Uedaille  also  jedenfalls  gegossen.  — 


..C.oo^li. 


-    285    - 

Dm  Original  wurde  nebit  einer  Über  die  Auffindung  von 
dem  AmtscommiBsair  SilberBohtag  au^enommenen  Urkunde  an 
die  Kanzlei  des  Grundherrn  von  Wemingshausen ,  des  FUreten 
von  Hohenlohe-Langenburg,  Besitzers  der  Grafschaft  Gleichen, 
za  Ohrdruf  abgeliefert,  von  dem  Direktor  Krügelstein,  dem 
verdienten  Geschicbtsachreiber  Obrdrufs,  aber  behufs  Abgabe 
eines  Gutachtens  dem  thüringisch- sächsischen  Alterthumsrereine 
EU  Halle  Übersendet.  Hier  ist  sowohl  Medaille  wie  Urkunde, 
ohne  daas  das  Gutachten  abgegeben  worden,  sparloB  verschwun- 
den. Glücklicherweise  sind  jedoch  vor  der  Ablieferung  nach 
Ohrdruf  von  der  MedaiUe  einige  Abgttaee  in  Zinn  angefertigt, 
deren  einer  in  den  Besitz  des  Kisenbahn- Direktors  Hemnann 
und  so  in  unsere  Sammlung  gelangt  ist.  —  Ueber  die  Umstände 
der  Auffindung  kann  kein  Zweifel  obwalten,  da  dieselben  amt- 
lich and  durch  vollen  Glauben  verdienende  Zeugnisse  festgestellt 
sind;  desto  räthselbafter  ist  aber  das  Fnndatflck  selbst,  da  die, 
wenn  auch  alterthümlichen ,  doch  offenbar  lateinischen  Buch- 
staben, mit  der  auf  die  Zeit  des  Heidenthums,  in  welcher  der 
Gott  Wodan  verehrt  wurde,  deutenden  bildlichen  Darstellung 
nnd  den  Worten  der  Inschrift  nicht  zu  harmoniren  scheinen. 

Geringeres  Interesse  bieten  einige  andere  in  dem  Torfmoor 
von  Wemingshansen  gemachte  Funde  dar.  Am  14.  Juni  1827 
stiesB  man  in  einer  mehr  als  acht  Fuss  unter  der  Bodenober- 
fiäche  befindlichen  Schicht,  die  aus  Waldmoos,  Laubwerk,  Zwei- 
gen, Fichtenzapfen,  Holzkohlen  und  Holzasche  besteht  und  auf 
dem  lettigen  und  kiesigen  Untergründe  ruht,  auf  einen  grossen 
Ficfatenslock ,  dessen  Wurzeln  einen  Durchmesser  von  zwei 
Fuss  hatten,  unter  welchem  die  Knochenüberreste  eines  urwelt- 
lichen Bindes  lagen.  Der  Schädel  desselben  ist  in  das  herzog- 
liche Museum  zu  Gotha  gelangt. 

Am  20.  August  1828  traf  man,  gleichfalls  beim  Torfgraben, 
nachdem  eine  3'/i  Fuss  mächtige  obere  Erdschicht  weggeräumt 
und  1  Fuss  tief  Torf  abgestochen  war,  auf  einer  mit  einer 
StünumfasBung  versehenen  Quelle  auf  7  Stück  3  Fubs  lange 
und  '/,  Fuss  breite  Balken  von  einer  Eichengattung,  die  jetzt 
in  jener  Gegend  nicht  mehr  vorkommt,  nnd  die  in  der  Weise 
geordnet  waren,  das«  ein  Querriegel,  der  sich  gleichfalls  dort 
fand,  sie  verbinden  sollte.  (Vide:  Einiges  Über  das  Vorkommen 
meuBchlicber  Wohnungen,    welche   sich   in   den  Torfgruben   bei 


.oogic 


WerningBhftaHen  gafimden  haben.  Ällgem.  Anzeiger  oder  Na- 
tionalzeituQg  der  Deotsclien  1829  3.  1714.) 

In  der  Flur  der  nordöstlich  von  SSmmerda  im  Kreiso 
Weissensee  belegenen  Commende  Griefstedt  Bind  mehrf«ch 
Reste  Torweltlicher  Thiere  gefnnden.  Der  BackKahn  eines  Harn- 
mnths  von  sehr  erheblicher  Grösse  ist  durch  den  ehemaligen 
Pächter  des  Gnts,  den  Oberamtmann  Ulrich,  in  meinen  Besitz 
gelangt. 

In  dem  gleichfalls  im  Kreise  Weissensee,  jedoch  im  nord- 
westlichen Tbeile  desselben,  liegenden  Dorfe  LUtzensömmern, 
und  zwar  aaf  der  FInr  des  v.  Hansenschen  Gutes,  westlich  vom 
Dorfe,  wurde  1882  ein  sehr  bedeutendes  Leichenfeld  aufgedeckt. 
Es  fanden  sich  wohl  60  and  mehr  Skelette,  die  reihenweise 
nebeneinander  unmittelbar  im  Erdreiche  lagen,  nur  so  tief,  dass 
die  Pflugschar  sie  gegenwärtig,  wo  in  Folge  der  Einführung  der 
Rühenkultur  etwas  tiefer  gepflügt  wird  wie  in  früherer  Zeit, 
hatte  bioslegen  können.  Neben  denselben  standen  Urnen,  die 
aber,  so  weit  sie  noch  erhalten  gewesen,  von  den  Arbeitern, 
welche  hofften  Werthgegenstände  in  ihnen,  zn  finden,  zertrttm- 
mert  wurden.  Einige  Fragmente  derselben,  so  wie  einen  Feaer^ 
stoinkem,  hat  der  Gutsbesitzer  Boutin  in  unsere  Sammlung  ab- 
geliefert. *) 

Auch  bei  einer  im  Oktober  1882  besonders  zu  diesem 
Zwecke  vorgenommenen  Nachgrabung  haben  sich  ausser  Schä- 
deln und  sonstigen  Henschenknocben  nur  Umenbruchstacke  odA 
in  der  oberen  Hälfte  durchbohrte  Lebmcylinder  voi^efunden. 
Die  Stellen  wo  die  Begrabenen  lagen,  waren  auch  hier  dadurch 
kenntlich,  dass  die  sie  umgebende  Erde  eine  gegen  den  gelben 
Lehmboden  scharf  contrastirende  schwärzliche  Färbung  ange- 
nommen hatte.  Die  Urnensoherben  zeigen  die  roheste  Form; 
sie  waren  von  verschiedener  Dicke,  nach  innen  zn  schwärzer, 
nach  aussen  gelbweisslich ,  einige  dünnere  unter  ihnen  hatten 
einen  matten  Glanz.  Es  befand  sich  unter  denselben  ein  Go- 
fUssBtUck  mit  einem  Henkel,  auf  welchem,  jedoch  sehr  rohe  blos 
durch  Eindrücke  mit  den  Fingernägeln  hergestellte,  Verzierui^n 
wahrzunehmen  waren. 


*)  Anf  demsolben  Felde  Eudea  Arbeiter  das  Herrn  Amtmann  Sohöna- 
tnann  im  April  18B8  ein  Stäok  Antimonglana ,  welches  vom  Barse  dorthin 
gebracht  aein  ku»,  da  es  sohon  im  14.  Jahrhondert  rognlinisoh  hergeitelll 
toi  in  der  Medioin  g^traocht  wurde.  Dr,  B.  Weissenborn. 


—    227    — 

V.  Unter  den  m  dem  links  der  Gera  belegenen  Theile  der 
Umgebong  Erfnrta  gemachten  Funden  ist  wohl  der  intereasan- 
teste  der  eines  rersteinerten  Menechen  in  Mühlberg.  Die 
FandBtelte  war  ein  Steinbrach ,  der  sich  mitten  im  genannten 
Orte  in  dem  zum  Gehöfte  des  Landwirths  Cbr.  Friedr.  Beck 
gehörigen  Baiungarten  befindet  Das  Terrain  besteht  zunächst 
der  Oberfläche  aas  einer  gegen  1  m  starken  Lage  Dammerde. 
Unter  dieser  liegt  eine  1  bis  1^  m  mlLcbtige  Bank  von  einem 
■ehr  wenig  porüaen  Tuffstein,  der  eine  solche  Festigkeit  hat, 
dasB  er  nur  mit  dem  grössten  Kraftaufwsnde  gebrochen  werden 
kann  und  wegen  seiner  Eärte  und  Schwere  sich  nur  zu  Dm- 
faoBimgsmauem  und  anderen  Massenbanteo,  nicht  aber  zum 
Aomianeni  von  Faofawerk  eignet  £r  besteht  aas  ungleich 
groaaen  Klötzen,  die  dnrcb  schmale  Spalten  getrennt  sind,  in 
welche  beim  Brechen  Keile  eingetrieben  werden.  Unter  ihm  be- 
findet sich,  meist  durch  eine  Lage  gelber  griesiger  Erde,  soge- 
nannter Tnfferde,  bin  und  wieder  aber  auch  blos  durch  einen 
leeren  Baum  von  ihm  getrennt,  eine  gleichfalls  etwa  1  bis  1} 
m  starke  Schicht  von  einem  leicht  brechbaren  sehr  porösen 
Tuffstein,  welcher  vielfach  zu  baulichen  Zwecken  verwendet 
wird.  - — 

Unter  dieser  letzteren  Bank  nnn  stiess  man  in  den  ersten 
Tagen  des  Angnst  1873  beim  Brechen  von  Steinen  in  einer 
Tiefe  von  etwa  5  m  unter  der  Bodenoberfläche  auf  das  Gerippe 
eines  Moonea,  noch  so  vollkommen  erhalten,  dass  selbst  alle 
Extremitäten  vorhanden  waren,  aber  von  dem  Blalksinter,  wel- 
chem der  Tuffstein  seine  Entstehung  verdankt,  so  imprägnirt, 
dast  die  Gebeine  steinähnlich  geworden  waren.  Es  befand  sich 
in  wagerecbtar  Lage,  mit  dem  Kopfe  nach  Norden  und  den 
Füssen  nach  Süden.  Seine  Länge  betrug  mehr  als  2  Meter, 
deutete  also  auf  einen  Mann  von  einer,  wenigstens  gegenwärtig, 
nicht  mehr  gewöhnlichen  GrÖHse.  Die  Steinmasse  hatte  sich 
derartig  um  den  Körper  herum  gelegt,  dass  dieser  auf  das  ge- 
naueste darin  abgeformt  war,  in  ähnlicher  Weise  wie  der  Gyps 
eine  abzugiessende  Skulptur  umachliesst.  An  dem  Kopfende 
stand  eine  irdene  Urne,  welche,  da  man  d^ei  nicht  mit  nöthiger 
Vorsicht  zo  Werk«  ging,  beim  Aufaehmen  zerbrach  and  dann 
ein  Spielzeug  der  Kinder  wurde,  von  der  aber  noch  eine  ziem- 
liche Anzahl  von  Scherben  bei  der  von  mir  an  Ort  und  Stelle 


—    228    — 

vorgeaommeDen  Untersacbung  vorhanden  war,  welclie  auf  ein« 
nicht  anerhebliohe  OtÖbbs  dea  Oeßtssea  soUieBBen  liaBsen,  und 
welche  ergaben,  daea  dieBes  weder  in  einem  Ofen  noch  über- 
hanpt  am  Feuer  gehrannt,  aondem  nur  an  der  Luft  getrocknet 
Bei.    Werkzeuge  oder  Schmucketticke  hat  man  nicht  gefonden. 

Sobald  etwas  von  diesem  Funde  in  der  Gegend  bekannt 
wnrde,  atellten  sich  zahlreiche  Besucher  ein,  die  den  versteiner- 
ten Menachea  in  Augenschein  nehmen  wollten.  Viele  derselben 
brachen  Bich  ein  Enöchelcheo  ab,  um  ea  cum  Andenken  aofieu- 
bewahren.  Eine  öffentliche  Aufforderung  aar  Rückgabe  blieb 
erfolglos.  So  besteht  denn  der  in  den  Beaita  unserea  VereinB 
gelangte  Ueberrest  nur  aas  Bruchstücken,  doch  befindet  sich 
glüoklichar  Weise  unter  diesen  der  noch  leidlich  arhalteno 
Schädel,  aus  welchem  sich  ergieht,  dass  der  einstige  Träger 
desselben  zu  den  Dolichokephalen  gehört  habe. 

In  demselben  Steinbruche  sind  früher  versteinerte  Blätter 
gefunden,  die  einer  Baumgattung  angehört  haben  müssen,  welofae 
sich  jetat  in  der  fraglichen  Qegend  nicht  mehr  findet  and  dort 
überhaupt  ganzlich  unbekannt  ist. 

Es  scheint  dieser  Umstand  darauf  zu  deuten,  daaa  daa  in 
Rede  stehende  Skelett  derselben  Zeit  entstammen  möge,  wie 
das  Mammnth,  dessen  in  dem  Museum  zu  Ootba  befindliches 
Q^rippe  anter  gans  gleichen  geognostischen  Verhältnissen  in 
dem  SüBswasserkalke  von  Borgtonna  gefanden  worden  ist,  nnd 
das  in  Stein  verwandelte  Skelett,  welches  man  in  neunter  Zeit 
in  einem  Steinbruche  im  Eremsthale  nnweit  Eremsmünater,  neben 
Resten  des  Höhlenbären  und  Gefäsaacberben  primitivster  Arbeit 
entdeckt  hat  Jedenfalls  musa  eine  anaehnliche  Baihe  von  Jahr- 
hunderten dazu  gehört  haben,  bia  die  lose  Erde,  mit  welcher 
die  Leiche  einst  heBcbilttet  wurde,  in  Stein  verwandelt  ward 
and  bis  zu  einer  Mächtigkeit  von  5  m  aufwachs. 

Ein  gleichfalls  in  der  Flur  des  Dorfes  Mühlberg  gefdndenes 
Steinwerkzeag  befindet  sich  in  dem  Besitze  des  Schulzen  Beck. 
Auch  in  dem  angrenzenden  Orte  Wandersieben  ist  einzeln 
ein  Steinmeiaael  gefunden. 

Eine  fast  unerschöpfliche  Fundgrabe  prähistorischer  Oegon* 
stände  bildet  der  Höhenzag,  der  aof  der  linken  Seite  das  Oera- 
thal  begrenzt  and  sich  von  Biacbleben,  daa  zum  Herzogtham 
Gtotba  gehört,  tlber  daa  bereita  wieder  preaaaiaohe  Dorf  Hooh- 


..C.oo^lc 


beim  bis  an  das  am  Fasse  der  Cyriaksbnrg  sich  hinziehende 
Bornthal  erstreckt  and  bis  dahin  als  der  Flass  auf  sein  gegen- 
wbüges  Bette  beschränkt  ward,  die  GTrenze  des  trockenen 
Landes  gebildet  haben  wird. 

Am  Fasse  dieser  Höhe,  in  der  Flar  von  Bischleben,  dicht 
bei  der  Blaaschen  Ziegelei,  worden  1835  im  Lehmboden  in  einer 
Tiefe  von  drei  Fnss  das  vollständige  Gerippe  eines  aasgewach- 
■enen  Henschen,  dessen  Kopf  nach  Morgen  gerichtet  war,  ge- 
Atnden.  Die  Knochen  waren  brilchig  and  hatten  ein  schwärz- 
liches Ansehen;  auch  bei  dem  Kopfe  hatte  sich  der  antere 
Theil,  die  Kinnlade,  von  dem  oberen  gelöst  Derselbe  wnrde 
flbrigens  gleich  den  sonstigen  Knochen  sofort  wieder  vergraben, 
so  dass  eine  nähere  Untersucbang  nicht  hat  vorgenommen  wer- 
den kennen.  —  In  der  Nähe  von  jenem,  so  dass  er  die  Backen- 
knochen nmfasste,  lag  in  einer  Tiefe  von  kaam  zwei  Fnss  ein 
bronzener  (nach  anderer  Angabe  silberner),  mit  Windungen 
versierter  and  mit  einer  Art  Bötteberschloas  versehener  Ring, 
der  stark  von  Grünspan  angelressen  war  und  wohl  dem  dort 
Bestatteten  als  Halsring  gedient  hat  Es  hing  an  ihm  eine  sehr 
zierlich  gearbeitete  silberne  Perle. 

Bei  Fortaetzang  der  Arbeit  kamen  in  einer  Tiefe  von  zwei 
bis  drei  Fass  mehrere  gut  erhaltene  and  verkalkte  Gerippe, 
regelmässig  theils  neben-  theils  antereinander  liegend,  sämmt- 
Iteh  mit  den  Köpfen  nach  Osten  oder  doch,  and  dies  vorwie- 
gend, Südosten  in  dem  mit  salpeterh altigen  Streifes  durchzoge- 
nen Lehmboden,  welcher  nai*  da  eine  schwärzliche  Färbung 
angenommen  hatte,  wo  gerade  eben  eine  Leiche  bestattet  war, 
gleichsam  eingekittet,  enm  Vorschein,  welche  alle  sorgßlltig 
aasgegraben  warden.  Die  Länge  derselben  betrug  bei  den 
grösseren  5  bis  Ö'/i  Fass.  Bei  mehreren  von  ihnen  fanden 
sich  Gegenstände  von  Metall,  Thon  nnd  Gtas.  Es  waren  dies 
namentlich  ein  Fingerhut,  ein  zerbrochener  Ring  von  Metall, 
ein  StQck  Metall,  anf  dem  eine  Figur  eingravirt  war,  eine  Perle 
von  Glas  and  Moswk,  eine  dergleichen  von  Stein,  eine  andere 
von  gewöhnlichem  Glase,  ein  Fingerring  nebet  dazu  gehörigem 
Fingei^lenke.  Die  drei  Perlen  lagen  in  der  Nabe  eines  Thon- 
gefässes,  welches  jedoch  von  den  Arbeitern  zerschlagen  war, 
das  eine  sehr  eigenthttmliche  Form  hatte,  da  es  anf  zwei  gegen- 
fiberstehenden  Seiten  eine  viereckige,  auf  den  beiden  andern 


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eine  abgernudete  OrondS&cbe  zoigte,  und  das  tod  ansMii  dan- 
kelgrän,  im  Innern  roth  war.  Steine  oder  Spnrea  von  Oewdl- 
ben,  die  zur  Aoinabme  der  Leichen  hätten  dienen  können,  fan- 
den sich  eben  bo  wenig  wie  Bretter,  Asche  oder  HolskoUen, 
so  dasB  es  nicht  zweifelhaft  erscheinen  kann,  daas  jene  unmittel- 
bar und  ahne  vorherige  Verbrennong  in  dw  Erde  bestattet 
sind.  Da  die  Grössen  der  Gerippe  verschieden,  die  Knochen 
theils  stärker  tbeils  schwächer,  einige  Hirnschalen  dicker,  an- 
dere dünner  waren,  so  sind  hier  offenbar  Personen  venehie- 
denen  Alters  and  Geschlechtes  beerdigt  worden. 

Der  neben  der  gedachten  Ziegelei  sich  erhebende  Berg 
fuhrt  noch  jetzt  den  Namen  „der  Windeberg",  sowie  der  an 
dessen  Fasse  fliessende  Bacb  den  ,jder  Windebaoh";  es  ist 
daher  nicht  unwahrscheinlich,  dass  einst  Wenden,  die,  wie  be- 
kannt, bevor  die  stavische  Berölkerang  von  den  Deatschen 
anrückgedrängt  ward,  die  hiesige  Gegend  inne  gehabt  and  an 
die  noch  jetzt  viele  Ortsnamen  (Windischholzhausen,  Windischen- 
bemsdorf,  Windischengrün,  Windischenlaibaoh,  Windiacban- 
gülenreuth,  Windischbaig,  Windischletten,  Windisobleaba  n.  a. 
m.)  erinnern,  dort  gewohnt  und  an  der  fraglichen  Stelle  ibro 
Begräbnis Bst&tte  gehabt.  Auf  slavische  Abstammung  weist 
auch  die  eigenthümliche  Scbädelbildung.  Die  Stirn  ist  hoch, 
der  Vorderkopf  schmal,  in  den  Schläfen  bedeutend  eingedrfickt 
und  lang ,  der  Hinterkopf  dagegen  nnverhältnissmäasig  gross 
und  rund;  die  Backenknochen  stehen  aoffallend  hervor,  ebenso 
die  Kinnladen.  Merkwürdig  ist  os',  dass  man  nicht  eine  Leiobe 
gefunden,  bei  welcher  auch  nur  ein  Zahn  gefehlt  hätte.  Die 
Aagenböblen  waren  eher  klein  als  gross,  während  das  letitere 
bei  den  Nasen  der  Fall  gewesen  zu  sein  scheint. 

Die  gefundenen  Gegenstände  gelangten  meistens  durch  Ver- 
mittelang des  Generalstener-Inspektions-Sokretairs  Blank,  einea 
Meiningers,  in  den  Besitt  des  Bennebergischen  altertfaamfor- 
schenden  Vereins. 

Bei  einer  später  fortgesetzten,  diesmal  kunstgerechten,  Aua- 
grabung  wurden  fast  bei  jedem  Gerippe  silberne  Kinge  von 
verschiedener  GrCsse,  zum  Theil  noch  mit  Silberdraht  amspon- 
nen,  silberne  Fingerringe  von  angletcher  Breite,  theils  mit 
tbeils  ohne  Verzierungen,  Perlen  von  Silber,  von  gewöhnlichem 
Glase,  von  Glasmosaik  and  Perlmutter,  sowie  andere  Gegen- 


:.C00^[l 


—    231    — 

stftnde  VOD  Ohs,  auch  oin  Würfel  von  Knochen  oder  Elfenbein 
Torgefunden.  Die  grösBeren  Ringe  lagen  stets  in  der  Nähe  des 
Halses.  In  der  Gegend  der  Hand  fanden  sich  hei  vielen  Lei- 
chen Messer  von  verschiedener  Länge  (2'/t  I^'b  6  Zoll  ein- 
schliesslich des  Heftes)  and  Breite  (■/>  bis  1  Zoll),  deren  Spi- 
tzen znm  Theil  scharf  zuliefen,  znm  Theit  abgerundet  waren. 
Der  Rost  hatte  dieselben  meistens  so  zerfressea,  dass  sie  beim 
Herananehmeo  in  kleine  Stacke  zerfielen.  —  Ferner  fand  sich 
eine  runde,  3Vt  Zoll  Umge  und  *li  Zoll  dicke  eiserne  Speer- 
spitze, eine  Anzahl  grosser,  gewundener  Reifen  von  gleichem 
Metalle,  welche  8^/4  Zoll  im  Durchmesser  hatten  und  *|^  Zoll 
stark  waren,  die  oberhalb  der  Köpfe  lagen  und  daher  wohl  als 
Kopfiringe  gedient  hatten. 

Nachdem  die  herzogliche  Regierung  zu  Q-otha  durch  Mit- 
theilongen  in  öffentlichen  Blättern  von  der  Sache  Kunde  er- 
halten, fUhlte  sie  sich  veranlasst  einzuschreiten,  was  die  Folge 
hatte,  dass  die  Äusgrabungs  -  Arbeiten  etwas  ins  Stocken  ge- 
riethen;  doch  ist  später,  namentlich  bei  einer  von  dem  Consi- 
storial  -  Assessor  und  Direktor  des  Herzoglich  Qothaiscben  Mu- 
seums HoErath  Ewald,  nnd  dem  Archivratb  und  Bibliothekar 
Dr.  Möller  am  30.  Mars  1843  vorgenommenen  Nachgrabung 
noch  eine  Anzahl  von  Gerippen  und  bei  diesen  ein  fiacher 
silberner  Ring  von  2'/t  Zoll  im  Durchmesser,  ein  schmaler  sil- 
berner Fingerreif,  ein  kleiner  silberner  Bing  von  ■/■  Zoll  Darch- 
messer,  der  in  einem  am  Kopfe  einer  Leiche  stehenden,  stark 
ausgebauchten,  irdenen  Qeßisse  von  €'/■  Zoll  Breite  und  3  Zoll 
Höhe  lag,  ein  grosser  gewundener  eiserner  Ring  von  8  Zoll 
Durchmesser  und  '/^  Zoll  Dicke,  zwei  Hälften  eines  kleinen 
Messers  u.  a.  m.  gefonden. 

Diese  Gegenstände  sind  meistens  in  den  Besitz  des  herzog- 
lichen Musenms  za  Gotha  gelangt;  ein  Verzeichniss  derselben 
wird  in:  den  Beiträgen  zur  Geschichte  des  deutschen  Alterthnms, 
herausgegeben  von  dem  Hennebergischen  alterthumforecbenden 
Verein.  Lieferung  V.  S.  97—100  mitgetheilt  Es  befindet  sieb 
unter  jenen  Gegenständen  auch  eine  barbarisirte  MUoze  des 
Kaisers  Justinian  I.  (527 — 565),  wodurch  das  Alter  des  Fundes 
auf  die  zweite  Hälfte  des  sechsten  Jahrhunderts,  eine  Zeit,  wo 
diese  Gegend  wenigstens  theilweise  von  Slaven  bewohnt  war, 
festgestellt  wird. 


DictizedbyGoOt^lC 


—    330    — 

eine  abgeimdete  GnindflSche  zti^      ^<<  "^SlLhe  von  Bisch- 
kelgrOn,  im  Innern  roth  w-  ^-^"^^  Steinmeisel    Topf- 

ben,  die  »nr  Ao&ah-  '„^V^*"  also  wohl  emer 

den   «ich  ebeT.  ,.  ..7-;-  -gähnte,    entdeckt.     Anf 

Bo  dass  ea  .>V  ->>  ^  "''J,  i«»    "^«''   EiBenbahn- 

bar    und  ^-r  ";t^'%^'''°"  ^°™''   g^'^ö^en.     Die 

■  3     T)  .<-'"1I-  -,,'^'V^^nern  zum  Thongraben  benutzt 

theiis  B         .^\":'-i,^'^  .  ,      „, 

j  .-'  -  >^        avg  ^^^  voi^edachten  Höhenzages,  in 

j  '■•' ''*jac-^'^Bi(  ''"^  mehrfach  prfihistoriBche  Gegen- 

.•^jiT'' *X'"'*6are"'t*  '"'  Jahre  1754  der  StoBszahn  eines 
fH'  h^foi^"  htot^"-    J^^raelbe  gelangte  in  den  Besita  dea 

/  ^"^tr^  ^k'öIio''   MuaenroB,    bei    dessen    Brande    er    zu 

t-nT^  ef^ngtaelbe  Schickaal  traf  zwei  andere,    ähnliche 
''"i^^^äiS  i»"^  ^^^  ^^  ^^^  Grundstücke  des  Landwirths 
^W*  ^'^ feefo"^"^  """^  ^'*'*  *'*'"  Eisenbahn-Direktor  Herrmann 
Sfeb'^ 'j^og  det  Waisenhauses  übergeben  waren.    Der  letzi- 
jtr  ^""'paad  gab  mir  und  einigen  anderen  Alterthamsfrennden 
«r^^'f  -aog  «"  einer  näheren,  an  Ort  und  Stelle  Torgenomme- 
f^^^gfsuchnng  und  Kachgrabung.     Es  fand  sich  dabei:   dass 
o^"  (ig^rlicli   ^0^  »in  im  Dilavium  eingebettetes,   Tollständiges 
'"^^^uthskelett  gelegen  habe;   die  noch  vorhandenen  Enochen- 
M  waren  aber  sc   brüchig,    dasa  sie  beim  HeraosLeben  zer- 
jTeJei)-    ^'^  ^^"^  aufgefundener  Mammuthknochen  ist  aber,  eben 
^  ffie  ein   1871   im  Eies  in   einer  Tiefe   von  fünf  Fusa  unter 
jer  Erdoberfläche  gefundener  Steinbammer  in  unsere  Sammlung 
gekommen.    —    Etwa    hundert   Meter    von    dar  Fondatelle  der 
]tfsmmuthknocben  haben   sich  in  den  Über  den   dortigen   Stein- 
brüchen lagernden,  ftinf  bis  zehn  Meter   starken   Eiesschichten 
mehrfach    angeschwemmte    aber    vollständig    verkalkte    Hirsch- 
geweihe und  ganz   vorzüglich  erhaltene  Zähne  von  Raubfischen 
gefanden.    Aach  ein  in  meinem  Besitze  befindliches  sogenauntea 
Ammonshom    von   bedeutender    Orösee     (der   grössere    Durch- 
mesaer  sechs,  der  kleinere  fünf  Zoll),    das  in  der  Mitte  künat- 
lioh  durchbohrt  iat,    ist  in   dem  Höhenzuge    in   der  Kähe  von 
Hochheim  gefunden  worden. 

Beiläufig  mag  erwähnt  werden:  dass  auch  in  den  Fluren 
der  auf  dem  westlichen  Abhänge  des  vorgedachten  Höhenzuges 
gelegenen  gotbaischen    Orte,    so   in   Dietendorf,    Ingers- 


.Cooj^lc 


—    233    — 

leben,  HolBdorf  and  MoUchleben  einzelne  prätiiatoriBcbe 
Gegenatande  —  Steinmeiael,  Topfscherben ,  Tbierknochen  a. 
dergl.  m.  —  gefunden  sind,  welche  theilweise  in  den  Besitz 
des  Dr.  Zschiescbe  gelangten. 

VI.  Einige  auf  der  Fortsetzung  des  die  Gera  auf  der  lin- 
ken Seite  begleitenden  Höhenzuges,  nördlich  vom  Bomtbalc, 
1873  in  der  Feldmark  von  Alach  gefundenen  QegenBtKnde, 
namentlicb  ein  Steinwerkzeug  und  Umen-BmcbetDcke,  sind  durch 
den  Revisor  Pause  in  unsere  Sammlnng  gelangt  und  in  unserer 
VerBammlnng  vom  16.  December  1873  nSber  besprochen.  In 
jener  befindet  eich  gleichfalls  ein  im  Jahre  1854  zu  Zimmern 
sapra  gefundener  metallener  Armring. 

Von  gröaeerßr  Bedeutung  ist  die  Aufdeckung  eines  Leichen- 
feldes  in  der  Flur  von  Gispersleben  Kiliani.  Es  geschah 
dies  im  Jahre  1869  auf  einem  westlich  von  der  vom  genannten 
Orte  nach  KQbnhausen  führenden  Eunststraese  belegenen  Grund' 
stQcke,  auf  dem  s.  g.  kleinen  Rothenberge,  bei  Gelegenheit  der 
AnsBchacbtung  eines  Einschnitts  zur  Anlage  eines  durch  die 
Separation  nothwendig  gewordenen  Eulturweges.  Die  Leichen 
lagen  ziemlich  auf  der  Kuppe  des  Böiges,  etwa  2  bis  3  Foss 
unter  der  Oberfiäche.  Nach  der  Versicherung  des  Maurers 
Hagedorn,  der  die  Arbeiten  leitete,  sollten  bis  zum  15.  Febr.  ej., 
wo  die  Lokalität  von  einigen  Mi^Uedem  unseres  Vereines  in 
Augenschein  genommen  ward,  schon  etwa  20  menschliche  Ge- 
rippe gefiinden  sein,  eine  Zahl,  welche  jedoch  der  Gutsbesitzer 
Lange -Kästner,  der  die  Arbeitsstätte  mehrfach  besucht  hatte, 
für  etwas  zu  hoch  gegriffen  erklärte.  Bei  jener  Besichtigung 
worden  noch  mehrere  in  Stücke  zerbrochene  Schädel  sowie  eine 
Partie  anderer  Gebeine,  die,  da  sie  schon  längere  Zeit  dor  Luft 
auegesetzt  gewesen,  steinhart  geworden  waren,  vorgefunden. 
Andere  Knochen  worden  im  Beisein  der  Kommission  aufgedeckt. 
Alles  äbrige  war  bereits  mit  der  aasgeschschteten  Erde  abge- 
fahren. Die  Skelette  hatten  weder  iu  Steinkammem  noch  in 
hölzernen  oder  sonstigen  Behältnissen,  sondern  unmittelbar  in 
der  Erde  gelegen  und  zwar  nicht  auf  dem  Bücken,  sondern 
gleichmässig  auf  der  linken  Seite,  mit  nach  Erfurt  zu,  also  nach 
Mittag,  gekehrtem  Gesichte,  theilweise  mit  eingezogenen  Knieen. 
Ein  noch  gut  erhalten  vorgefundener  Schädel  charakterisirte  sich 
dttrcb  ein  ungewöhnlich  niedriges  Stirnbein;  der  an  der  Beaicb- 


.Cooj^lc 


—    234    — 

tigung  theilnelimeDda  SanitÜtsrath  Dr.  Axmatm  erUäite  ihn  für 
den  eines  Kindes,  da  daa  Stirnbein  noch  nicht  verwachsen  sei. 
An  Geräthen  ist  nichts  als  eine  Partie  Umenscherhen,  die  maa 
aber  nicht  aufbewahrt  hatte ,  nnd  ein  sehr  schön  gearbeitetw 
Steiomeisel  von  SerpentioBtein ,  der  in  dem  Genicke  eines  der 
Gerippe  gelegen  hatte,  gefunden.  Er  ist  in  unsere  Sammlnng 
gekommen.  Einen  eben  solchen,  der  bereits  früher  dort  aufge- 
funden war,  hatte  der  Besitser  des  Grundstücks  Straube  an  sich 
genommen.  Letzteres  ist  auch  der  Fall  in  Betreff  eines  vor 
einiger  Zeit  an  derselben  Stelle  gefundenen  steinernen  Krenses 
gewesen,  das  eine  Inschrift  enthalten  haben  soll  und  das  der 
Eigenthtimer  za  einer  Thürschwelle  hat  verarbüten  lassen.  Es 
ist  aber  sehr  wahrscheinlieh,  dasa  dieses  Kreuz  eben  so  wenig 
wie  ein  bei  Anwesenheit  der  Kommission  gefundenes  Fragment 
eines  Einscblagmessers  in  irgend  welcher  Besiehnng  za  dem 
lieichenfelde  steht.  In  unserer  Versammlung  vom  13.  Juli  1865 
ist  über  den  in  Rede  stehenden  Fond  ausführlich  benähtet 
worden. 

Auch  auf  der  nordwestlich  von  dem  kleinen  Rotbenberge 
zwischen  Gispersleben  and  Tiefthal  belegenen  a.  g.  Ereyen- 
burg,  einem  Vorberge  der  Schwellenburg,  ist  ein  ans  der  Stein- 
zeit berrahrendes  Leiobenfeld  entdeckt  worden.  Ueber-  den  Ver- 
folg der  dort  vorgenommenen  Ausgrabung,  bei  welcher  sich  ein 
menschliches  Gerippe  so  wie  ein  Streithammer  aus  Knochen, 
wahrscheinlich  von  einem  Rennthiergeweih ,  der  mit  eingegra- 
benen conoentrischen  Ringen  verziert  ist,  vorfand,  wurde  von 
dem  Eisenbahn  direktor  Hemnann  in  unserer  Versammlung  vom 
31.  Januar  1871  ansführlieh  Bericht  erstattet.  Der  Streithammer 
befindet  sich  in  anserer  Sammlnsg. 

Bei  einer  im  Jahre  1881  auf  der  Schwellenburg  selbst 
von  dem  Dr.  Zschiescbe  vorgenommenen  Ausgrabung  hat  die- 
ser Ueberreste  eines  riesigen  Menschen  gefunden,  dessen  linkes 
Schienhein  0,41  m  (gewöhnlich  0,39  m)  lang  war,  nnd  der  einem 
dolichokephalen  Volksstamme  angehört  hat.  Daneben  wurden 
Topfscherben ,  Tbierknochen,  Werkzeuge  von  Knochen  ood 
Fenersteinmesser  gefunden. 

BinzeUunde  sind  in  dem  weiter  unterhalb  im  Qeratbale  ge- 
legeueo  Dorfe  Elxleben  gemacht,   so    ein  Stünhammer  (im 


..C.oo^lc 


—    235    — 

Besitie  des  Dr.  ZscliieBobe)  and  ein  Steinmeisel  (in  dem  das 
Ziegelflibesitzers  Busch  zu  Bischleben.) 

Zu  den  im  G-erathiJe  selbst  gefundenen  Oegenständen  ge- 
boren einige  eiserne  Hufeiaen,  welche  in  der  Flor  von  KUhn- 
h  aas  es  bei  der  Ziehung  eines  Grabens  in  einer  Tiefs  tod 
10  Fass  KU  Tage  gekommen  sind.  Wenn  man  beracksiobtigt, 
dass  sich  der  Boden  dort  durch  Aufscbtremmung  in  einem  Jahr- 
hundert etwa  um  einen  halben  Fuss  erhöht,  so  deutet  jene  Tiefe 
auf  ein  Alter  von  etwa  Ewei  Jahrtausenden,  also  die  Zeit,  wo 
die  Römer  bis  in  die  hiesige  Gegend  gedrungen  sein  sollen. 
Die  Lage  der  FandetUcke  hereobtigt  ku  dem  Schlüsse,  dasa  sie 
von  einer  Scbmiedewerkstatt  herrühren. 

Ein  Tie]  höheres  Interesse  bieten  die  auf  der  Feldmark  von 
Andisleben  gemachten  Funde.  Daselbst  Btiesson  im  Jahre 
1854  auf  dem  Grundstücke,  welches  damals  dem  Schiedsmann 
Job.  Vollrath  zugebörte,  demnächst  in  den  Besitz  der  Wittwe 
Schütz  gelangt  ist  und  östlich  von  der  von  Erfurt  nach  Gebeaee 
föbrenden  Eunststrasse,  an  diese  anstossend  unfern  vom  genann- 
ten Dorfs  gelegen,  die  Einwohner  Karl  und  Friedrich  Schneegass 
beim  Eröffnen  einer  Lehmgrube  etwa  2  Fuss  unter  der  Ober- 
6äcbe  auf  ein  thönemes  Gefass.  Einer  der  Arbeiter  zerschlag 
dasselbe  aas  Unvorsichtigkeit  in  viele  kleine  Stücke  und  es  kam 
hierbei  eine  Anzahl  darunter  gelegener  Bronzesacfaen  zu  Tage. 
Die  Gegend,  in  welcher  der  Fundort  sich  befindet,  ist  vollstän- 
dig eben;  von  Hügeln,  natürlichen  sowohl,  wie  solchen,  die  man 
als  von  Menschenhand  aufgeworfen  ansehen  könnte,  ist  nicht  die 
mindeste  Spur  vorhanden.  —  Schon  früher  sind  in  derselben 
Feldlage,  insbesondere  beim  Ausbau  der  erwähnten  Kanststraase 
hin  und  wieder  kleine  Urnen  mit  Asche,  Knochen,  angeblich  aacfa 
Münzen  gefunden  worden,  was  zu  der  Annahme  geführt  hat,  dass 
in  der  Urzeit  dort  eine  Begräbnissstätte  gelegen  habe,  and  man 
daher  hoffen  könne,  bei  sorgßiltiger  Durchforschung  jener  Flur 
noch  weitere  Ueherbleibeel  des  Alterthums  zu  finden. 

Es  hat  mich  dies  veranlasst,  an  Ort  und  Stelle  nähere  Er- 
mittelangen ansuatellen.  Das  Ergebnise  derselben  ist  das  nach- 
stehende gewesen. 

Der  Arbeiter  Friedrich  Scharf  hat  zu  drei  verschiedenen 
Malen  beim  Ghraben  Ij  bis  2  Fuss  unter  der  gegenwärtigen  Erd- 
oberfiädie    an    der  Qrenia  zwischen    der   homoien  Ackererde 


:.  Cookie 


—    236    — 

nnd  der  dessen  Untergrund  bildenden  Lebmacliicbt ,  mit  der 
nnteren  Hälfte  in  die  letztere  eingegraben,  Töpfe  gefunden, 
welcbe  mit  den  jetzt  gebräucbliohen  grosse  Aehnlichkeit  halten, 
nur  dass  sie  sieb  nach  oben  zu  bedeutend  verengertOB.  Sie 
hatten  etwa  '/i  Fuss  im  Durcbmeaser  und  eine  Höhe  von  1  Fass. 
In  denselben  fanden  sich  Knochen,  die  so  gut  erhalten  waren, 
dass  man  die  Q«lenke  noch  deutlich  erkennen  konnte,  aber  so 
fein,  dass  man  sie  für  die  von  Kindern  halten  musste,  ausser- 
dem verschiedene  Gegenstände  von  Bronze,  die  aber  so  stark 
von  Grünspan  zerfressen  waren,  dass  sie  beim  Herausnehmen 
in  Trümmer  zerGelen,  endlich  auch  dänne  Metallblättcben ,  an- 
scheinend von  Silber,  aber  gleichfalls  so  von  der  Oxydation  an- 
gegriffen, dass  sie  bei  der  ersten  Berllhrnng  zerbröckelten.  Die 
Form  von  Geldstücken  haben  solohe  jedoch  nicht  gehabt,  wie 
sich  denn  überhaupt  nicht  hat  feststellen  lassen,  dass  wirklich 
je  dort  Münzen  gefunden  sind.  —  Einmal  ist  man  beim  Lehm- 
graben auf  zwei  ziemlich  grosse,  offenbar  künstlich  neben  ein- 
ander gelegte  Steinplatten  gestossen;  da  es  aber  sehr  bedeutende 
Arbeit  erfordert  haben  würde,  dieselhen  emporeubeben ,  so  hat 
man  nicht  untersucht,  ob  sich  unter  ihnen  Gegenstände  befän- 
den, und  es  vorgezogen,  an  einer  andern  Stelle  eine  Lehmgrube 
zu  eröffnen.  Es  würde  aber  wohl  möglich  sein  den  Ort  wo  jene 
Steine  liegen  wieder  aufzufinden,  wie  es  denn  auch  in  der  Ab- 
sicht liegt,  dass  Professor  Klopfletscfa  zu  Jena,  der  von  der 
historischen  Commission  der  Provinz  Sachsen  mit  der  Auf- 
deckung der  in  dieser  vorhandenen  prähistorischen  Reste  be- 
auftragt ist,  die  Gegend  von  Andisleben  einer  genaueren  Unter- 
suchung unterwerfe  nnd  an  geeigneten  Stellen  Kacbgrabnngen 
anstelle. 

Die  bei  der  Eingangs  gedachten  Gelegenheit  gefundenen 
Gegenstände  sind  nachstehende: 

1)  Das,  wie  oben  erwähnt,  zertrUmmerte  Thongeftes.  Die 
Stücke  desselben  zeigen  nur  eine  schwache  Krümmung,  wie 
sie  der  Gestalt  einer  Schale  entspricht,  so  dass  sie  einer  sol- 
chen, nicht  aber  einem  Topfe  oder  einer  Urne  angehört  haben 
müssen,  massige  Haltbarkeit,  eine  rothe  Färbung  an  der  Aussen- 
seite,  dagegen  einen  dankein  Bruch  im  Innern.  Das  Qeftss 
ist  von  einem  ziemlich  feinen  Tbone  angefertigt,  anscheinend 
nicht  im  Brennofen ,   sondern  an  offenem  Feuer  gebrannt  und 


..C.oo^lc 


-    237    — 

nach  dem  Brennen  mit  ainem  Ueberzuge  von  rother  Fwrbe  rer- 
•eben,  der  leicht  abblättert. 

2)  Ein  spiralförmig  mit  Draht  umwickelter  Stift  mit  einem 
rimdeo  Knopfe  an  dem  einen  Ende,  von  welchem  ein  bUgel- 
förmiger  Drabt  nach  dem  andern  hingeht,  wo  aicb  wahrschein- 
lich früher  ein  ähnlicher  Knopf  befunden  hat.  An  die  Mitte  dou 
Stifta  ist  ein  gekrümmter  Dom  augesetst,  der  am  AnBchluis- 
ponkto  mit  einem  grösseren,  aaf  jeder  Seite  aber  mit  zwei  klei- 
neren randen  Knöpfen  versehen  ist.  Es  kann  kaum  einem 
Zweifel  unterliegen,  dass  dies  Geräth  eine  Gewandnadel  (Fibala) 
ist,  zu  welcher  arsprünglich  noch  eia  breiteres  Blatt  oder  eine 
Spange  gehört  bat,  die  an  einer  kleinen,  noch  jetst  in  der  Mitte 
der  Spirale  sichtbaren  Spitze  angelöthet  gewesen  tst  und  dazu 
gedient  hat,  in  eine  am  entgegengesetzten  Ende  befindliche 
Hülse  den  Dom  hineinzustecken  und  so  das  Gewand  zu  halten. 

3)  Zwei  Stücke  berlockenartigen  Schmuckes.  Sie  besteben 
aas  sechs  kleinen  Kugeln,  vier  in  einer  Ebene,  die  beiden  an- 
dern oben  und  unten,  die  an  einem  in  der  Mitte  befindlichen 
Körper  haften;  an  der  oberen  Kugel  ist  ein  starkes  0er,  ver- 
mittelst dessen  das  Ganze  an  einer  Kette  hängt  Doch  ist  die 
Kette  des  einen  Stückes  vom  Oere  getrennt  Der  Durchmesser 
der  KUgclchen  ist  4  Linien.  Die  ganze  Berlocke  ohne  das  Oei' 
ist  1  Zoll,  das  letztere  ö  Linien  lang;  die  lose  Kette  bat  30 
Glieder  und  eine  Länge  von  4  Zoll,  die  andere  von  2  Zoll  bei 
22  Gliedern. 

4)  Eine  grössere  Kette  nebst  drei  dazu  gehörigen  Haken. 
Jene  besteht  aas  je  zwei  kleineren,  mit  einander  verbundenen 
Gliedern,  die  an  der  Seite,  wo  sie  aneinanderstoasen,  von  einem 
Wolate  umgeben  sind  und  auf  der  entgegengesetzten  kleine 
Knöpfchen  zeigen.  Durch  die  in  ihnen  befindUchen  Oeffnungen 
geben  grosse  Knge,  welche  gerade  nur  so  viel  Spielraum  haben, 
dass  noch  eine  Bewegung  möglich  ist  Ein  solcher  grosser 
King  verbindet  stets  zwei  Paare  der  kleineren  Glieder.  Der 
noch  erhaltene  Theil  der  Kette  enthält  sechs  kleinere  Olieder- 
paare  und  ebensoviel  grössere  Ringe,  von  deren  äassersten  aber 
eine  Hälfte  abgebrochen  ist  Ausserdem  fanden  sich  noch  fünf- 
zehn einzelne  Stücke,  theils  ganze  grössere  Ringe,  tbeils  Frag- 
mente von  solchen,  bald  mit,  bald  ohne  die  kleineren  Glieder- 
paare,  mehr  oder  weniger  durch  Schmelzung  aas  der  Form  ge- 


:  CoOJ^Ic 


bracht,  vor.  —  Vod  den  Haken  ist  der  grössere  sehr  sieriicb; 
er  hftngt  mit  einem  0er  itn  einem  grossen  Ringe,  auf  dessen 
en^egengesetzter  Seite  sioli  noch  ein  kleines  Qliederpaar,  was 
dem  an  der  Kette  gleicht,  befindet,  so  dass  es  als  unzweifelhaft 
angesehen  werden  moss,  dass  die  vorgedachte  Kette  nnd  der 
Haken  snsammengehören.  Der  letztere  enth&lt  znnfichst  dem 
Oere  ein  breites  Stück,  das  aof  jedem  Ende  einen  Knopf  und 
in  der  Bßtte  eine  vierkantige,  mit  vertieften  Linien  amzogene 
Erhöhung  hat;  daran  schlieset  sich  eine  Einaiehang,  an  die 
letatere  ein  Wulst.  Der  eigentHebe  Haken  verjüngt  sich  all- 
mftblicb  nnd  ist  von  zwei  Doppelreifen  eingefasst.  Das  Ende 
der  Spitze  ist  kantig,  nach  answ&rts  gebogen  nnd  mit  zwei 
kleinen  Kugeln  verziert.  Die  Läogenausdebnnng  vom  0er  bia 
zur  Umbiegung  der  Spitze  betr&gt  6,  die  grösste  Breite  l'/a 
Zoll.  —  Die  beiden  andern  Haken  siod  kleiner  und  einfacher. 
Der  eine,  besser  erhaltene,  aitst  nicht  an  einem  grossen  Knge, 
sondern  haftet  an  einem  kleineren  GUederpaare  jener  Kette; 
die  ftnssere  Spitse  ist  sehr  stark  nach  aussen  gebogen  und 
gleicbCAllB  mit  zwei  kleinen  Kugeln  verziert;  der  andere  ist 
jenem  ähnlich,  nnr  dass  er  in  noch  höherem  Qrade  die  Ein* 
Wirkung  des  Feuers  zeigt  und  da,  wo  er  an  dem  GUederpaare 
gesessen,  abgebrochen  ist. 

5)  Endlich  fanden  sich  noch  einige  Stücke  zusammen- 
geschmolzener Bronze,  auf  die  das  Feuer  in  dem  Maaase  ein- 
gewirkt halte,  dass  die  ursprüngliche  Form  nicht  mehr  genau 
zu  erkennen  war,  die  aber  feineren  Gegenständen,  wie  die 
Kette  ist,  angehört  zu  Laben  scheinen. 

Die  Beantwortung  der  Frage:  zu  welchem  Behufe  die  noter 
3}  und  4)  Bufgeföhrten  Fnodstücke  gedient  haben  mögen,  würde 
einfacher  sein,  wenn  man  etwas  ganz  Gleiches  bereits  anderweit 
in  einem  altgermaniscben  Gtrabe  gefanden  hätte.  Dies  ist  aber, 
so  viel  sich  bat  ermitteln  lassen,  nicht  der  Fall,  obwohl  mancher- 
lei Stücke,  die  eine  gewisse  Aehnlichkeit  darbieten,  gefunden 
worden  sind.  Am  wahrscheinlichsten  ist  es,  dass  das  Gehänge 
einen  Theil  eines  Pferdegeschirres  gebildet  hat.  Aus  Tacitaa 
(Germania  oap.  II)  ist  bekannt:  das«  die  Germanen  viel  anf 
Pferdeschmuck  gehalten  nnd  dass  solcher  namentlich  za  den 
Gegenständen  gehört  habe,  welche  ein  bei  den  Fürsten  beaoii> 
dem  beliebtes  Geschenk  bildeten,    sowie  (ibid.   cap.  27):    daaa 


hftufig  mit  der  Leiche  auch  das  LeibroBs,  gewiss  also  auch 
dessen  ÄasrOstnag,  den  Flammen  Übergeben  wurde,  wie  sieb 
denn  aach  vielfach  in  altgermasiBchon  Ghilbern  dergleichen  vor- 
gefunden hat. 

DasB  wir  es  mit  einem  Werke  römischer  Technik  za  thon 
haben,  kann  man  mit  ziemlicher  Bestimmtheit  annehmen.  Nicht 
nur  dentet  hieraaf  die  Form,  die  weder  archaiBtiscb ,  wie  bei 
dar  etruriachen  ist,  noch  den  eigenthtlmliohen  Typus  der  kel- 
tischen ond  germamsohen  Arbeiten  an  sich  tritgt,  sondern  auch, 
und  zwar  diese  gane  besonders,  die  Composition  des  Materials, 
das  aus  Kupfer  und  Blei  besteht ,  während  sich ,  namentlich  die 
Ktrosker  und  die  Kelten,  stets  des  Kupfers  und  Zinns  znr  Her^ 
Stellung  des  Erzes  bedient  haben.  Auch  ist  festgestellt,  daas 
die  Bronze,  in  welcher  das  Kupfer  mit  Blei  legirt  ist,  ohne 
Aoanabme  einer  späteren,  in  der  Technik  schon  TorgeBchritte- 
neren  Zeit  angehöre. 

Dem  Direktor  LindenBchmidt  sind  ilbrigens  die  beBchrie- 
benen  FundstUcke  so  wichtig  erschienen,  dass  er  AbgQaae  tos 
denselben  Air  das  Mainzer  Museum  hat  anfertigen  lassen.  Die 
Originale  befinden  sich  in  meinem  Besitze. 

Wenn  ich  hier  noch  eines  Fandea  gedenke,  der,  streng 
genommen,  nicht  hierher  gehört,  da  dar  Fundort  ausserhalb 
des  Kreises  liegt,  welcher  den  Gegenstand  dieser  Mittheilungan 
bildet,  so  geschieht  dies  weniger  seiner  Reichhaltigkeit  oder 
Eigentbttmlichkeit  wegen,  als  weil  er  die  Veranlassung  zu  einem 
1776  von  Heinr.  Aug.  Frank  in  der  hiesigen  Akademie  der 
'Wissenschaften  gehaltenen  und  in,  deren  JahrbtLchern  (Acta 
Academiae  scientiar.  qoae  Erfarti  est  ad  ann.  1777  pag.  177  bis 
200  mit  1  Kupfertaf.)  abgedruckten  Vortrage  gegeben  bat,  auch 
damals  die  FundstUcke  in  den  Besitz  der  Academie  gelangt  sind. 

In  dem  etwa  zwei  Stunden  nördlich  von  Langensalza  be- 
legenen Dorfa  Neuenhailigen  pflügte  ein  Bauer  beim  Ackern 
einen  Dolch  aus;  als  ihn  dies  zum  weiteren  Nachsuchen  ver- 
anhuste,  ümden  sich  noch  elf  dergleichen.  Nor  einer  von  diesen 
war  aus  einem  Stücke  gearbeitet;  bei  den  übrigen  war  der 
metallenoe  Qriff  mit  kleinen  Nttgeln  an  der  Klinge  befestigt 
Welcher  Art  dies  Metall  gewesen,  ist  nicht  gesagt,  doch  ist 
kaum  za  bezweifeln,  dass  es  Bronze  gewesen,  da  angeführt  ist, 
daes  es  mit  OrUnspan  überzogen  gewesen  eei.    Die  Qriffe  waren 


..C.oo^Ic 


—    240    — 

theils  gewunden,  tbeils  gtatt,  einige  mit  Linien  versiert;  die 
Ehingen  zweischneidig,  '/«  ^Ue  lang,  die  Spitsen  abgenmdel. 
AaBaerdem  wurden  etwa  60  keilionnige  Werkseuge  (Kelte),  ein 
Armring,  eine  auf  beiden  Seiten  zugespitste,  in  der  Mitte  and 
auf  beiden  Rändern  geriefte  Hacke  mit  einem  Loche,  durch  das 
ein  Stiel  gesteckt  werden  konnte  und  eine  Röhre,  die  fllnfmal 
in  gleichmässigen  Abatändeti  mit  je  fOnf  Reifen  verziert  war, 
gefunden. 

Alle  dicBO  Clegenstände  lagen  in  einer  gewiBien  Ordnong; 
swei  grOsBere  von  ihnen,  ein  Dolch,  welcher  an  Länge  die 
Übrigen  um  das  Doppelte  übertraf,  und  die  Hacke  in  der  Mitte 
von  den  andern  Stücken  im  Kreise  nmgeben. 

Auf  demBelben  Grundstücke,  aber  in  einiger  Entfernung 
von  dem  vorerwähnten,  wurden  zu  anderer  Zeit  zwei  menach- 
liehe  Armknochen,  an  deren  jedem  7  bis  8  Brouzeringe  steckten, 
gefunden,  von  denen  aber  nur  vier  in  den  Besitz  der  Academie 
gelangten,  da  die  übrigen  zu  Schuhschnallen  und  Kaffeelöffeln 
verarbeitet  waren. 

Auch  schon  früher  waren  in  jener  Gegend  mehrfach  Har- 
niBche  von  Bronze  oder  Eisen  gefunden,  die  man  gleichfalls  zu 
Geräthachaften  verarbeitet  hatte.  Merkwürdig  ist  die  grosse 
Menge  römischer  Münzen,  welche  man  in  derselben  Gegend  ans- 
geackort  hat  —  einmal  eine  ganze  Wanne  voll  —  so  dass  es 
bei  den  Frauen  Üblich  wurde,  dergleichen  als  Schmuck  zn 
tragen  und  sich  häufig  dergleichen  in  den  Klingelbeuteln  fanden. 
Eine  silberne,  die  der  Academie  zuging,  war  von  Kaiser  Äntonin; 
es  scheint  aber,  dass  dieselbe  in  keiner  Beziehung  zu  den  vor- 
erwähnten Funden  gestanden.  Die  letzteren  will  Frank  den 
Cimbem  beimessen. 

VII.  Zum  SchluBse  muBS  ich  noch  einiger  Gegenstände  ge- 
denken,  von  denen  es  nur  bekannt  ist,  dass  sie  in  der  hiesigen 
Gegend  gefunden  sind,  aber  nicht,  in  welcher  Feldlage,  so  dasa 
■ie  sich  nicht  in  der  zur  Anwendung  gekommenen  Reihenfolge 
haben  unterbringen  lassen. 

Es  Bind  dies:  ein  Streithsmmer  von  einer  sehr  harten  Stein- 
art in  dem  Museum  des  orangeÜBchen  Waisenhauses  (vid.  Ver^ 
zeichnias  der  Kunat-Sammlungen  im  Museum  des  evangelischen 
Waisenhauses  S.  88  Nr.  120)   und  eine  grosae  Urne   in  unserer 


:, Cookie 


—    241     — 

Sammhuig,  rfiokücliÜicb  deren  Herknnft  man  nur  weies,  dasa 
sie  im  Weünariaoben  gefunden  worden. 


Fassen  irir  nun  die  aacblicben  ErgebnisBe  der  Torstebenden 
Nacbricbten  überiicfatUch  und  systematisch  zusammen,  so  muss 
BUTörderst  eingeräumt  werden:  dass,  so  grOBs  auch  die  Menge 
der  Fnnde  sein  mag,  sich  doch  keiner  darunter  befindet,  dorch 
welchen  sich  mit  völliger  Sicherheit  die  Existenz  des  Men- 
schen in  der  Diluvialperiode  nachweisen  läsat  Ein  hoher 
Qrad  der  Wahraoheinliobkeit  spricht  aber  allerdings  bierfllr  bei 
dem  Mliblberger  versteinerten  Manne.  Minder  zeugen  hierfUr 
vielleicht  noch  seine  Umwandlang  in  Stein,  die  15  Fbss  mäch- 
tige Sohicht  eines  theilweise  aeb-  festen  Conglomerates,  die  sich 
über  ihm  gebildet  hat,  und  die  Spuren  einer  wenigstens  hier 
gegenwärtig  verschwundenen  Flora,  wie,  dass  unter  gane  glei- 
chen geognostischen  Verhältnissen  anderswo  vorwaltliche  Thiere, 
namentlich  das  Mammuth,  gefunden  sind,  so  dasa  man  wohl  zu 
dem  Schlüsse  berechtigt  ist :  dass  jener  Mensch  gleichzeitig  mit 
diesem  existirt  habe.  —  Zweifelhi^r  ist  es,  ob  die  im  Torf- 
moore  von  Wemingshauaen  gefundenen  klinatlicb  bearbeiteten 
Hölzer  einer  in  der  hiesigen  Gegend  nicht  mehr  vorkommen- 
den Baomgattnng  gleichfalls  aus  jener  Periode  stammen.  Da- 
gegen sind  Bonatige  Funde  aus  der  Diluvialzeit  oder  doch 
wenigstens  dem  ältesten  iS'luvinm,  neben  welchen  keine  Sporen 
einer  gleichzeitigen  Existenz  des  Menschen  eich  gezeigt  haben, 
nicht  Briten  gewesen,  bo  die  Mammuthsreste ,  die  am  Rotben- 
berge, vor  dem  Schm-dtstedter  Thore,  bei  der  Villa,  in  Hocb- 
heim  and  zu  Griefstedt  gefunden  sind,  das  Geweih  eines  lUesen- 
hirschas  von  der  Elemmschen  Brauerei,  das  vorweltliche  Rind 
von  Wemingshausen,  die  Backenzähne  eines  Urs  vom  Rotben- 
berge und  die  Ämmoniten  vom  Brttbl  und  von  Hochhetm.  Aach 
der  auf  dem  Salzbergwerke  gemachte  Frtd  dUrfte  hierhin  zn 
reebnen  sein. 

Viel  zabirächer  sind  die  Ueberbleibael  ana  der  Steinzeit, 
tbeils  in  Steinwaffen,  theile  in  Steinger&tben  bestehend.  Hierhin 
gehören  die  Fände  von  Nenerbe,  dem  Rotbenberge,  dem  Äugnsta- 
parke,  von  Mittelfaaoaen ,  Büealeben,  Bechatedtwagd, 'Eiachleben, 
Orlishaoaen,  Harras,  Mühlberg,  Wandersieben,  Hocfaheim,  Dieten- 
dorf,  Alocb,  Gispersleben  Kiüani,  der  Sohwellenbarg  and  Etz- 


CdO^^lc 


—    242     — 

leben.  Wie  weit  dieselbeD  der  paläolithiBchen,  Trie  weit  aie  der 
neolithisclieii  Periode  angehören,  hat  sich  nicht  überall  genau 
feetstollen  lassen ;  von  den  meisten  derselben,  so  namentlich  von 
dem  Btissleber  Funde  ist  aber  das  letztere  unswerfelhaft.  Hervor- 
zabeben  sind  hierbei  insbesondere  die  Beile  von  Nephrit  (Rothen- 
berg)  und  Jadeit  (Harras),  Steinarten,  welche  in  der  hiesigen 
äegend  in  oatürlichem  Zustande  nicht  vorkommen,  sodann  das 
bei  Windiachbolzhaoscn  gefundene  Idol. 

Seltener  ist  man  auf  Qeräthe  aus  Knochen  gestosaen, 
doch  gehören  hierhin  die  auf  dem  Rotbenberge  geladenen  Werk- 
zeuge, das  zu  einem  Handgriffe  verarbeitete,  mit  Schnitzerei 
versehene  Hirschgeweih  vom  Fiscbersande ,  das  sugespitzte 
Hirschgeweih  vom  Äugustaparke  und  der  mit  concentrischen 
Ringen  verzierte  Streithammer  von  der  Erayenborg. 

In  die  Periode,  wo  man  sich  znr  Anfertigung  von  Waffen, 
Qerütben  and  Schmucksachen  des  Metalls,  namentlich  der  B  r  o  ns  e 
bediente,  gehören  Funde  vom  Sohmidtatedter  Thore  (Kelt), 
Eloetergange  (Bronzenadel),  auf  dem  Bothenberge  (Armringe, 
wohl  B.  g.  Blutringe)  bei  Neuschmidtstedt,  Schönthal  (Kelt),  aaf 
der  Riecbheimer  Höhe  (£elt) ,  bei  Möbiaburg  (Bronxecysta), 
Waltersleben,  Roda  (Kelt),  Orlishausen  (Broneeringe),  Biachleben, 
Zimmern  supra,  Andisleben  (Pferdegeschirr),  Neuenheiligen 
(Dolche,  Kette,  Armring)  und  Vippach-Edelhaosen  (Schmuck- 
sachen, verziertes  OefiisB). 

Die  Verwendung  des  Eisens  w.'d  vertreten  drrch  die  in 
der  Schlösseretrasse  gefundene  eiserne  Axt,  den  Schlttseel 
(Agraffe)  vom  Rothenberge,  die  Sporen  von  Neuschmidtstedt, 
die  Scheere  von  Mittelhauseo,  die  Messer,  Pfeilspitze  und  Kopf- 
ringe von  Bischleben,  die  Hufeisen  von  Ktthnhausen,  welche 
letztere  der  Vermnthung  Raum  geben,  dasB  sich  dort  einst  eine 
Schmiedewerkstatt  befunden. 

Man  kann  hiernach  annelzien:  dass  die  Funde  vom  Rothen* 
berg,  von  Neuschmidtstedt  i:nd  von  Bisct'eben  in  die  epfiterc 
Metallperiode,  wd  neben  der  Bronze  auch  Eisen  verweadet  ward, 
die  übrigen  vnn  Bronzegegenständen  dagegen  in  die  frühere, 
die  eigentliche  Bronzezeit,  zu  setzen  sind. 

Silbersachen,  im  wesentlichen  Schmuckstück«,  haben 
sich  gefunden  auf  dem  Rothenberge,  zu  Neuichm-dtstedt,  auf 
dem  Platze  des  städtisoben  Kranken'iaases,  zu  Bisobleben  and 


..C.oo^lc 


—    243     — 

AndiGleben.    Auf  GogODstSiide   von   Gold  iet  man   nirgoods  gc- 
Btossen. 

Tlionge fasse  in  Topf-,  Urnen-  tmd  Schalenfonn ,  odor 
doch  Brnchstttcke  von  solchen,  sind  nicht  nur  vielfach  einzeln 
vorgekommen,  sondern  haben  auch  einen  grossen  Thcil- aller 
anderen  Fnnde,  namentlich  die  von  menschlichen  Gebeinen  bo- 
gleitet. Das  erstere  ist  der  Fall  gewesen  in  der  WalkmUhl- 
gssse,  in  der  Malzgaase,  im  Krämpfer  Felde,  za  Daberstedt 
n.  s.  w.  Bei  weitem  die  meisten  dieser  Gegenstände  rühren  aus 
der  ältesten  Periode  der  Thonindustrie,  wo  die  Gcfilsse  blos  aus 
der  Hand  and  ohne  Anwendung  einer  Drehscheibe  gefertigt  und 
nicht  im  Brennofen,  selbst  nicht  einmal  an  einem  offenen  Feuer 
gebrannt,  sondern  nur  sn  der  Lufl  getrocknet  wurden.  Sie  sind 
daher  von  aussen  sowohl,  wie  im  Bruche,  schwarz  mit  meist 
dicken  Wandungen,  aus  einer  grobkörr^gcn ,  aus  Thon  und 
Sand  gemischten  Masse.  Unzweifelhaft  sind  sie  Produkte  des 
heimischen  KanstHeisses.  Eine  Aasnahme  hiervon  bildet  die 
auf  dem  Rothenberge  gefjndene  mit  Basreliefs  versehene  Schale, 
die  anbedenklich  als  eÄe  rBmische  Arbeit  angesehen  werden, 
and  anr  als  Beutestück  oder  im  Wege  des  Handels  hierher  gc 
langt  sein  kann.  Ob  auch  die  auf  dem  Nordhäoser  Bahnhofe 
gefundene  omamentirte  Schale,  sowie  die  von  Andisleben  in 
diese  Kategorie  gehören,  mag  dahin  gestellt  bleiben. 

Tbongeräthscbaften  sind  nur  zusammen  mit  Uober- 
resten  von  Uenschen  aufgedeckt,  wie  am  Juliusgraben ,  auf  dem 
Rothenberge,  vor  dem  Andreasthore  und  am  Aagustaparke,  and 
bestehen  fiberwiegend  in  Spinnwirteln. 

Holsgeräthe  werden  nur  darch  die  bei  Keuschmidtstedt 
gefnndeneu  Eimer,  sowie  durch  die  zum  Einsargen  der  Leichen 
verwendeten  Bretter  in  dem  am  Westabhange  des  Bothcnbcrges 
belegenen  Begräbnissplatzc  vertreten.  Die  durch  einen  Quer- 
riegel verbundenen  Etchenbalken  aus  dem  Werningshäuser  Torf- 
moor können  wohl  kauTH  hierher  gerechnet  werden. 

Die  Zierrathen  und  Schmucksacben  bestehen  thoile 
in  Perlen  von  Thon  (Rotbenberg,  Nensobmidtstedt) ,  von  Stein 
(Augnstapark,  Bischleben),  von  Glas  (Bischleben),  Bernstein  und 
Perlmatter  (Neuschmidtsledt,  Bischleben),  theils  in  Nadeln, 
Ringen,  Broschen,  Berlocken  und  Fibeln  von  Silber  (Bischleben, 
Neaschmidtstedt)  und  Bronze  (Bothenberg,  Vippach-Edethansen), 


—     244    — 

BO  wie  in  BemsteioriDgeD  (VippAcb  -  Edelhaasen).  Den  Zier- 
rathen  musa  aucK  der  Andielebener  Bronzefund  sugerechnst 
werden. 

Münzen  sind  gefunden  am  Rothenbeige  ( von  Kiüser 
AagnstuB),  in  WindischbolKbausen  (Kuser  Trajan),  Neuenhei- 
ligen  (Euser  Äntonin)  und  Biacbleben  (Kaiser  Juetinian  I.,  bar- 
barisirt).  Die  bei  Wemingshaueen  gefandeoe  Medaille  mit  dem 
BildnisBe  Wodans  kann,  wenn  man  aacb  alle  Zweifel  an  der 
Ecbtheit  bei  Seite  läset,  nur  als  ein  Ämulet  betrachtet   werden. 

Gehen  wir  nun  von  den  einzelnen  Prodokten  menscblicber 
Hand  and  Kanst  zu  den  Wohnsttltten  über,  so  können,  der 
natürlichen  BeBchaffenheit  der  Gegend  nach,  weder  za  Woh- 
nangen  benutzte  Höhlen  noch  Pfahlbauten  hier  vorkommen,  iön- 
dern  nur  solche,  welche  in  flachem  und  auf  festem  Lande  ge- 
legen haben.  Als  solche  kann  man  mit  ziemlicher  Sicherheit 
die  Fundstätten  am  Juliusgraben,  auf  dem  Bothenberge,  vor  dem 
AndreaBtbore,  am  Augustaparke  und  die  s.  g.  Alte  Stadt  bei 
Orliahaueen  ansehen.  Denn  hier  sind  Überall  Gogenatände  ge- 
funden, die  nicht  den  Veratorbenen  in  ilas  Grab  mitgegeben  zu 
werden  pSegten,  wie  Spinnwirtel  (Juliusgraben  n.  s.  w.)  Qaetsch- 
steine  (Augustapark),  ja  selbst  Bruchstücke  der  Lehmbedacbnng, 
mit  welcher  einst  die  Wohnungen  versehen  gewesen  sind  (An- 
dreasthor,  Angustapark).  Auf  dem  Rothenberg  mnas  sogar  eine 
Fabrikatätte  von  Steinwaffen  befindlich  gewesen  sein,  wie 
die  an  den  Stellen,  in  welchen  Löcher  anzubringen  waren,  mehr- 
fach noch  stehenden  Zapfen  darthun.  Eben  so  deutet  das  am 
Augustaparke  neben  einer  Beibeplatte  gefundene  SttLck  Ooker- 
erde  darauf,  daes  wir  es  hier  mit  einer  ehemaligen  Fabrikstfitte 
zu  thun  haben. 

Von  BingwäUen,  die  aas  prähistorischer  Zeit  herrlihreo, 
hat  sich  nur  ein  Beispiel  gefunden,  zu  OrlishauBen. 

DasB  die  Art  der  Bestattung  eine  mannigfache  gewesen, 
hat  sich  auch  hier  gezeigt.  Doch  sind  freietehende  Steinkam- 
mern, eben  so  wie  b.  g.  Riesenbetten,  mit  einem  Steinkranae 
umsetzte  Hügel,  die  im  Innern  eine  oder  mehrere  St^nkaramem 
enthalten,  hier  nicht  vorgekommen,  wohl  aber  einige  Fälle,  wo 
die  Bestattung  in  zu  diesem  Bebufe  künstlich  aufgeworfenen 
Grabhügeln  stat^efunden  hat,  die  also  nach  der  gewöhn* 
lieben  Annahme  der  Eisenzeit  angehören,  so  zu  Nöda,  Stottern- 


beim  und  Vtppscli-Edelhausen,  an  welchem  letzteren  Orte  wir 
ieden&Us  das  Grab  einea  Färsten  oder  Häuptlings  vor  qdb 
haben;  in  Steinkammern,  die  eine  Urne  bergen,  anf  dem 
Grundstücke  am  Hirachlaolinfer,  und  am  Kothenberge  —  wo  dio 
Urnen  scbichtenweise  nnter  einem,  theilweiae  gewölbten,  künst- 
lichen Steinpäaster  lagen,  eine  BegrKbniasstfttte  die  noch  be- 
sonders dadurch  interessant  ist,  dass  neben  Knochen  und  Asche 
verbrannter  sich  auch  anverbrannte  Leichen  vo^elnndea  haben ; 
—  in  Steinbetten  auf  der  Aaenachanze,  zu  Waltorsleben,  zu 
Orlishausen  und  anf  dem  Terrain  des  nensn  städtischen  Kranken- 
hanses.  Ein  Beispiel  von  einem  Urnanbegräbnisa  ohne 
Steinkammer  bietet  Andisleben,  während  auf  dem  Nordhäuser 
Bahnhofe  sich  auf  der  Brust  einer  anverbrannten  Leiche  eine 
reich  omamentirte  Tbonschale  gefunden  hat. 

Bei  weitem  am  häufigsten  sind  Begräbniaaatättcn  in  Reihen- 
gräbern vorgekommen.  Hierher  gehören  inabesondere  die 
zwischen  der  Löberbriicke  und  dem  Neuwerkskloster,  so  wie 
die  am  Fusse  des  Bothenberges  aufgedeckte  —  bei  welchen 
beiden  es  jedoch  dahin  gestellt  bleiben  masa,  wie  weit  sie  be- 
reits in  die  christliche  Zeit  hineinreichen  —  die  zu  Ilveregehofen, 
vor  dem  Andreasthore,  zu  Neuschmidtstedt,  wo  Steinplatten  den 
Leichen  als  Unterlage  gedient  haben,  im  Terrain  dea  neuen 
städtischen  Krankenhauses,  am  Augustaparke ,  zu  Mittelhausen, 
Lützenaömmem ,  Biacbleben,  Gisperaleben  Kiliani  und  auf  der 
Krayenburg.  Die  meisten  dieaer  Beibengräber  dUrfted  dem  4. 
bia  8.  Jahrhunderte,  der  Völkerwanderungsperiode,  angehören; 
nur  wenige  unter  ihnen  sind  vor  die  Eisenzeit  oder  noch  früher 
anzusetzen. 

Der  gröeste  Tb  eil  der  aufgezählten  Fundstätten  befindet 
sich  auf  den  Abhängen  dea  Höhenzuges,  welcher  auf  beiden 
Seiten  den  Lauf  dea  Gerafiussea  begleitet  und  der  in  der  Urzeit 
sehr  wahrscheinlich  daa  Ufer  dea  Strombettea,  welchea  daa  ganze 
gegenwärtige  Thal,  wenn  auch  nur  als  Sumpf  einnahm,  gebildet 
bat,  oder  auf  Hügeln,  die,  wie  der  groaae  and  kleine  Rotheberg, 
die  Scbwellenburg  und  die  Krayenburg,  einzeln  aus  jenem  her- 
vorragten. 

Die  Zeitperiode,  welcher  die  Funde  angehören,  läaat 
sich  nur  so  weit  feststellen,  als  die  jüngateu  derjenigen  ange- 
hören müssen,  wo    nach    der    Völkerwanderung    die   von    den 

izcdbvGoOglc 


—    246    — 

GeTDumeo  verlassene  hiesige  Gegend  von  Slaven  eingenommen 
war.  Dies  ergiebt  sich  aus  der  zu  Bisohleben  gefandenen  Münze 
aas  der  Zeit  JostinianB  und  aus  den  ZierratheD,  namentlich  Per- 
len, wie  sie  nur  in  alavischen  Gegenden  vorkommen.  In  die 
gleiche  Zeit  dUrfte  der  Neuschmidtatedter  Fand  xa  setzen  sein. 
Die  übrigen  deaten  Cast  ausnahmslos  aof  eine  frühere  Zeit. 
Unterstützt  wird  diese  Annahme  dadurch,  dasa  dio  orh^tenen 
Schidel  überwiegend  mesokephal  sind;  nur  der  Walterslebener 
(aus  der  Bronzezeit),  der  Mühlbergcr  und  der  von  der  SohweDon- 
bürg  gehören  in  die  Klasse  der  Dolichokephalen ,  ein  in  der 
Gartenstrasse,  und  der  vor  dem  Ändroasthore  gefundene  in 
die  der  BrachjkepluUen. 


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Id  demselben  Verlage  ist  eracbienea : 
Butt  bell  DBsan   de«  Terdni   für    die   OMohiohte    ond  Atterthninakaiide 

von  Erfni.      Eeft    1 Pre»  300  Jl 

Dssgl.  Heft   2.  .      .      .      .  Pro»  3.60  .* 

DmkI.  Heft    3 -     >reia  2.M  A 

Deanl.  Heft    4.    .       .        .  Preii  2  6C  Jt 

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Deagl.  Heft    9 Preia  I.IO  .4 

Deigl.  Heft  10 Preis  4.00  A 

Beyer,  H ,  Arohiv-Rkth.    Huru  Darstetlnng  der  StiEUkirche  BeetM  Mtait« 

Virtrinii  (Dam)   «a    Erfatt     Hit.  einer   Skizie    der  Kirohe    von   Rod. 

Böokner.       .  Preis  l.BO  A 

Heeee,  Dr.  B.  F.    Qesckiohte  dei  Schloraes  HDhIbarg  in  Thäriagen  nnd 

der  devon  benennten  Qrefen.  Preii  1  A 

KIrehhttir,  Alfr.,  Beitritge  enr  BeTSlkemiigB-Statiftik  ton  Erfart,  beson- 

den  im  17.  nnd  18.  Jehrhundert.  Frei«  I  A 

T<  Mniveratodt,  Archiv-Rath.   Hierographte  Erfordernis.    Uebersicht  der 

in  Erfurt  und  denen  Qebiet  baatehendea  Stifter,    Eldster,    Kepellea, 

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Sehnnit  Wilb.     Chronik  des  Eifnrtiaohea  Derfea  Decbwig   ans  dem  17. 

JaJ&rbandert.  Prna  1.60  A 

vi  Tettauf  Freiherr.  Erfort  In  spinar  Veivanfrenbeit  and  Oegenwart,  histor.- 

topogr.'Stetist.  Führer  durob  die  Stadt.    Zweite  nmgeerbeitete  AnSa^ 

mit  photogr,  Anaiobt  dae  neaen  Retbbaases  nnd  Stadtplan     Elex,  gsb, 

Preis  B  A 

Der  Meister  und  die  Rosten  des  Oasses  der  grosse?  Ooroglooke 

ia  Erfurt-    Mit  xwei  Stein dmektafela.  Preis  1  .4 

_  —  Qaellen,  ursprüngliche  Geatalt  nnd  aUmählige  Umbilduog  der 
ErtShlnng  TOn  der  Doppelebe  eines  Qrafen  von  Oleioben.  Preis  8  A 
—  —  £rlebn{sie  eines  deutschen  Landsknechte  (1494—1193),  «od  ibm 
selbst  besobrieben.  Preis  80  i 

Tr^utmnna,  Or.  Franz.    Das  Oleiohendenkmal  im  Hariendoro  eh  Erfurt 
und  Ernst  der  Zwei  beweibte,  Graf  von  meicben.  Preis  1.60  A 

Wciaeenborsi,  Prof  Herrn.    Erinnernngen  an  Carl  H.  El.  Berrmann. 

(Beiheft  in  den  .Mittheilangen  des  Altertbnms  -  Vernns.)        Preis  60  ^ 


:,G  Gothic 


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frgc.'g>BC.'sie.'ife.'3£.'ac>iO'»fciqx>3ei^ 


niittheilangen 

des 

Vereins 

fDr  die  Geschichte  und  Alterthumskunde 

von 

ERFURT. 


Zwölftes  Heft 

inliBlt:  JahrM-B«riehU  rm  1880-81  —  Schenksugen  und  Erwer- 
bnogen.  —  Beiträge  eo  einer  vergleiohendan  Topographie  und  Statistik 
Toa  Erfurt  von  W.  i.  A.  Freih.  v.  Tettao.  ~~  Ueber  die  Uerleitang 
der  Nfemen  der  tli6riii|[i«ih-aiohRacben  Gaae  Suevon,  üasaegra  iind 
Frieaenfeld  von  A.  Wernebarg.  -^  BtnrealiDiingeD  von  Tonndoif  und 
UOblberg.    1868  -  1117.    Von  Dt.  Jaeger. 


ERFURT,  I8S5.  H 

Selbat-Verlag   dea   Vereins.  iE 

In  CaramlMiOD  bei  Cstl  Tlllftiat  U 


Da.MhiGdOglc. 


ntittheilungen 

des 

Vereins 

fOr  die  Geschichte  und  Älterthumskmtde 

von 

ERFURT. 


Zwölftes  Heft 

lafakU:  Jahns- BericU«  Ton  1B80  — B4.  —  SohenknDgan  ond  Erwer- 
bnnian.  ~  Beitriga  ni  oiner  Tergieiohendan  Topognphie  und  Btatittik 
von  Erfnrt  nia  W.  J.  A.  Frsih.  v.  TetUo.  —  lieber  die  Herleitnng 
d«r  Nuoen  der  thOriagiMh- MohiiBchen  Otne  SneTon,  HasMgftn  und 
FricMüfeld  nm  A.  Wemelmrg,  —  BKarechnnngoii  tod  Toaudorf  nnd 
Hühlberg.    IBM  -  I4I7.    Tod  Dr.  Jaeger. 


ERFURT,  1886. 
Selbst-Verlag   des  VereinB. 


iMtvGoOt^lc 


D,i.,.db,  Google 


Jahres-Bericht 

du 

Ten  für  die  tetiictite  Md  AlterttmnisliQnde  toq  Erfurt 

m  das  Jabr  1880|81 

io  der  Geaeral-Versammliuig  vom  18.  Oktober  1881 

Torge  tragen 

T<n  den  TortitzeBden  das  VoratandM. 


Seit  iob  zum  letzten  Male  die  £hre  hatte,  Ihnen,  boch- 
verehrta  Anwesende,  einen ,  wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf, 
RechnongsabschlusB  Über  unsere  Thlltigkeit  und  Alles,  was  sonst 
auf  unser  Vereinsleben  Bezug  hatte,  Torsutegen  —  es  geschah 
dies  in  der  General -Versammlung  vom  24.  August  v.  J.  —  ist 
im  Grunde  nur  ein  Umstand  eingetreten,  der  in  unteren  Denk- 
büchem  eine  etwas  hervotrsgende  Stelle  einzunehmen  verdient. 
Es  ist  dies  die  Herstellung  einer  Stätte,  in  welcher  Denkmäler 
der  Vergangenheit,  die  ihrer  Grösse  and  ihrem  Gewichte  nach 
nicht  gut  in  unserem  Museum  aufgestellt  werden  können,  welche 
aber  doch  vor  dem  Untergänge  zu  bewahren,  wenn  auch  nicht 
immer  ihr  Eunstwerth  und  ihr  historisches  Interesse,  doch  die 
Pietät,  welche  wir  unseren  Altrordern  schulden,  gebietet,  unter- 
gebracht, vor  weiterem  Verderben,  namentlich  dem  zerstörenden 
Kinfluee  der  Witterung  bewahrt  und  in  einer  Übersichtlichen 
Reihe  zusammengestellt  werden  können.  Ich  spreche  von  der 
in  einem  der  Höfe  des  grossen  Hospitals  getroffenen  Einrichtung, 
Über  die  Ihnen  bereits  mehrfach  hier  Mittheilung  gemacht  wor- 
deo,  die  zwar  noch  keineswoges  als  vollendet  und  zum  völligen 
AbschlusB  gelangt  bezeichnet  werden  kann,  die  aber  doch  we- 
wgstens    die  dringendsten  Anforderungen  erfUltt,    eine    sieben 

1*        .v)OJ^Ic 


IV 

Orondlage  z\x  dem,  w&b  nocb  zu  thon  ist,  und  gewissermassea 
eine  sweite  Abtheilacg  unsareB  MosflomB  bildet.  Auch  hier  iat 
HUB  die  hiesige  Stadtbehörds,  und  Damentlicb  der  ComnÜBsarias 
derselben,  Herr  Stadtscholrath  Vorbrodt,  mit  der  liebens- 
wttrdigsten  und  fördemdetea  Bereitwilligkeit  entgegen  gekommen. 
Diesen  allein  Tordanken  wir  es,  wenn  wir  so  weit  gelangt  sind, 
and  ich  nehme  daher  gern  Veranlassung,  dies  hier  dffenttich 
ansEospreohen  und  denselben  im  Namens  des  Vereins  den  tief- 
gefttbhen  Dank  absuetatten. 

Im  Debrigea  hat  unser  VerMOsleben  sieh  in  den  gewShni- 
lieben  Bahnen  gehaken  and  der  Verein  so  gut  und  so  weit  es 
die  Verhältnifise  irgend  gestatteten,  die  ihm  gesteckten  Ziele  su 
erreichen  gesai^t  Versammlungen  haben  stemUch  regelmisaig 
ia  jedem  Monate  stattgefunden,  wie  die  weiter  unten  n&her  aaf- 
BoÄihrende  Uebersicbt  der  gehaltenen  VoftrJige  dartbun  wird; 
nor  in  den  Tagen  des  Hochoommerfi  haben  wir,  wie  auch  in 
früheren  Jahren  geschehen,  die  Zusammenkünfte  aas&Uen  lassen, 
da  dann  stets  ein  grosser  Theil  der  Mitglieder  unseres  Vereins 
fem  von  Erfurt  weilt,  wir  also  auf  einen  niw  sehr  spSrlicben 
B«tocb  ans  ge&sst  machen  m&ssten.  Ein  nenes  —  das  aebst« 
— '  Heft  unserer  Mittheilungen  ist  im  Iianfe  des  Jahres  arsobie- 
nen  und  bereits  in  Ihre  Hände  gelangt  Es  ist  diesmal  etwa« 
BtKrker  aasgefallen  als  gewöhnlich,  da  es  aasser  swei  Jahres- 
berichten und  den  Verseicbnissen  der  Erwerbangen  und  Ge- 
schenke, drei  grossere  Aufsätse  —  den  von  dem  Major  BOok- 
ner  Vihei  das  hiesige  Peterakloster,  die  Beiträge  des  Oberferst- 
meisters  Werneburg  zur  tbfiringiaoben  Gesobicbte,  sowie  die 
zweite  Abtbeilang  von  meinen  Begesten  der  Grafen  von  Oleichen 
—  enthält  loh  hoffe,  dass  wir  in  der  Lage  sein  werden,  aoch 
im  laufenden  Jahre  wieder  ein  Heft  der  IKttheilungen  der  Oef- 
fenUiohkeit  au  übergeben.  MateriaUen  dam  sind  theilweise  be- 
reits gegenwärtig  rorhanden. 

Wenn  sich  nach  allem  diesem  der  Vorwurf;  dass  unser  Ver- 
einsleban  im  Bückschreiten  b^p^ffen  sei,  nicht  würde  begründen 
lassen,  so  kann  man  doch  aueh  nicht  behaupten,  dass  eiob  ein 
wesentlicher  Fortschritt  kund  gethan  habe.  Nach  wie  vor  halten 
sich  die  Bewohner  der  zum  FUrstanthnm  Erfurt  gehörenden  aos- 
w&rtigen  Orte  von  answem  KreiBe  fem,  obwohl  unsere  Thätig- 
keit  Btch  auf  ^ese  eben  bo  besieht,  wie  auf  die  Stadt  seibat, 


und  obwobl  Bich  unter  denselben  sicher  so  Uancber  befiode^ 
der  nicht  ohne  Interesse  tOr  die  Ver^^ngonheit  seine'  Helmatb 
and  seine  Vorväter  sein  dürfte;  nach  wie  Vor  werden,  ansere 
Versammlnogen  nur  schwach  oder  doch  nnr  mfissig  beeacht  — 
eine  Ausnahme  bildete  nur  die,  wo  der  Appellationsrath  Z&^ke 
über  die  Schickaale  Friedrichs  v.  d.  Trenk  sprach,  wo  wir  ge- 
nOthigt  waren,  den  Raom  zn  Ireohseln,  damit  alle  Anwesende 
Platz  fänden  — ,  namentlich  aber  fehlt  es  gar  sehr  an  solcfaMi, 
welche  bereit  wfiren,  Vorträge  za  halten,  oder  nns  Beitrüge  tu. 
unserer  Zeitschrift  zu  liefern.  Die  Zahl  der  aktiven  MitgUedur 
iat  noch  immer  eine  so  beschrKnkte ,  dass  wir  fast  ausnahmslos 
dieselben  Namen  immer  und  immer  wiederkehren  sehen. 

Einen  Funkt,  auf  welchen  im  letzten  Jahre  unsere  Thätig- 
keit  mehr  als  frtlher  gerichtet  gewesen  ist,  möobte  i<^  aber 
noch  erwähnen ;  es  sind  dies  die  Ausgrabungen  TOn  Ueberresten 
der  Vorzeit.  Wie  Ihnen  bekannt  ist,  hat  der  Verein  hierfca  eine 
für  unsere  Verhältnisse  nicht  ganis  unbedeutende  Sumnie  be- 
willigL  Von  dieser  ist  aber  bis  jetzt  nur  ein  kleiner  Theil  vep- 
braucht,  da  die  Besultate  der  Aafgrabiingen  — '  auf  dem  Sieriog- 
•chen  Ghmndst&cke  vor  dem  Andreasthore  und  auf  dem  Qrund- 
Btüoke,  wo  das  neae  Erankenhans  erbaut  wird' —  nicht  voa  der 
Art  gewesen  sind,  dass  sie  die  Fortführungen  als  räthUch  hätten 
erscheinen  lassen.  Anch  fUr  den  zu  Nachgrabungen  bei  Mütus- 
barg  ausgesetzten  Betrag  hat  sich  bis  jetzt  die  beabsichtigte 
Verwendong  nicht  ermöglichen  lassen. 

In  der  Zusammensetzong  des  Vorstandes  des  Vereins  sind 
seit  der  ErstatlUDg  des  vorjährigen  Berichts  Veränderongon 
nicht  eingetreten.  Herr  Rittergutsbesitzer  Buhlers,  welcher 
an  Stelle  des  aus  Gesundheits-BUcksiehten  abgetretenen  und 
demnächst  verstorbenen  Stadtrath  Metz  die  Geschäfte  des  Eas- 
senfKbrers  übernommen,  yerwaltete  schon  damals  dieses  Amt, 
and  Herr  Lehrer  E  r  u  8  p  e ,  der  nach  dem  statntenmässigen 
Turnus  damals  hätte  ausscheiden  müssen,  wurde  wieder  ge- 
wählt. 

Die  Zahl  der  wirklichen  Mitglieder  unseres  Vernns  ist,  ob- 
wohl manche  derselben  entweder^  wie  der  Major  Rochs  und 
der  Kaofmann  Peifer,  die  zn  den  regelmässigsten  Besnobem 
unserer  Versammlungen,  der  erstere  auch  £u  den  Vortragenden, 
gehörten,  durch  den  Tod  abgemien  sind,  oder  in  Folge  VwüUf^i 


:.  Cookie 


VI 

Ton  Erfort  ihre  MitgÜedscliaft  aufgegeben  Iiaben,  fast  ganz  die 
frübere  geblieben,  da  jener  Verlnat  darch  den  Eintritt  neoer 
Hitglieder  ausgeglichen  ist.  Den  Geldbeitrag  haben  im  ver- 
floasenen  Jabre  159  entrichtet,  während  zar  Zeit,  aU  ich  den 
voijahrigen  Bericht  epatattete,  die  Mitgliederzahl  160  betrag. 

In  dem  Personal  der  Ebrennitglieder  ist  keine  VerSndernng 
MUgetrften,  dagegen  haben  wir  eins  anserer  correspondirenden 
Mitglieder,  den  Geheimen  Jnstizrath  Hichelsen  zu  Einl,  der 
wfthrend  der  Zeit  seiner  Jenensiachen  Professar  mehrfach  an 
nneeren  Arbeiten  theilgenommen ,  nnd  sich  darch  einige  seiner 
Schriften  —  über  den  Mainzer  Hof  nnd  Ober  die  Hathsverfas- 
sdQg  von  Erfurt  im  Hittelalter  —  wesentliche  Verdienste  um 
die  Geschiobte  nnswer  Stadt  erworben  hat,  durch  den  Tod  ver- 
loren. Neue  correspondirende  Mitglieder  zu  ernennen  bat  sich 
keine  Gelegenheit  dargeboten. 

unsere  Samminngen  haben  sich  durch  Funde  zwar  nur  in 
geringem  Masse,  aber  ziemlich  reichlich  durch  Scbenknngen 
Termehrt.  Es  ist  wohl  keine  Versammlung  vorüber  gegangen, 
in  welcher  nicht  dergleichen  zu  verzeichnen  gewesen  w&ren. 
lob  nehme  gern  Veranlassung,  dies  hier  dankbar  anzueikenneu- 

Die  im  Laufe  des  letzten  Jahres  gehaltenen  Vortrüge  sind 
nachstehende  gewesen. 

Am  24.  August  1880  berichtete,  nachdem  von  mir  der  Jahres- 
bericht Toi^etragen  und  die  etatoteumfissige  ErgEnzungswabl  des 
Vorstandes  vorgenommen  war,  der  Herr  SchriftfÖhrer  Über  den 
Aasflug  der  zu  Berlin  abgehaltenen  Anthropologen-Versammlung 
nach  dem  Spreewald  und  die  dort  bewirkten  Aufgrabungen. 

Am  13.  September  ej.  fand  eine  Besichtigung  der  Severi- 
kirche  statt,  wobei  Herr  Pfarrer  Oppermann  eine  Darstellung 
der  Geschichte  dieser  Kirche  und  des  damit  verbunden  gewe- 
senen CoUe^atstiftes  gab  nnd  Herr  Lehrer  Eruspe  das  Bau- 
liche und  die  dort  befindlichen  Eunstdenkmfiler  erliuterte. 

,  Am  22.  September  ej.  ^d  ein  Gleiches  in  Betreff  der  Bar- 
ftssorkirche  statt.  Ein  Vortrag  des  Herrn  Pfarrers  Win  kl  er 
gab  die  auf  deren  Geschichte,  sowie  auf  die  des  Frantiskaner- 
Klosters,  dem  sie  bis  zur  Reformation  angehört  hat,  bezüglichen 
Momente,  während  auch  hier  Herr  Lehrer  Eruspe  die  dort  vor- 
handenen Konstverkfl  Torf&hrte  nnd  besprach. 


vn 

Am  26.  Oktober  ej.  folgte  auf  einige  k&rsere  HittlieilaDgen 
des  Herrn  Babbiners  Csro,  des  Herrn  Lehrers  Kraspe  ynd 
meineraeits ,  die  erste  Abtheilang  eines  Vortrages  des  Herrn 
Ijehrer  Ney:  EiBtorische  W&ndemng  tod  Arnstadt  nach  Ilmenau. 

Die  Versammlung  vom  23.  November  ej.  wurde  ausgeftUIt 
durch  ^en  Vortrag  des  Herrn  Oberforstmeisters  Werneburg 
nber  den  Ort,  an  welchem  die  alte  Landfrrafenba^  Schanenbarg 
bei  FriedricIiErode  gelegen  gewesen  ist,  und  durch  einen  Bericht 
des  Herrn  Dr.  Zschiesche  über  die  Aufdeckung  eines  Qra* 
bfls  ans  vorhistorischer  Zeit  auf  der  Schwarzburgisoben  Domaine 
Greasaen,  sowie  über  weitere  Funde  in  der  Sieringschen  Lehm- 
grabe vor  dem  Andreasthor. 

In  der  Versanimlting  vom  14.  December  ej.  setzte  derselbe 
diesen  Bericht  fort,  nachdem  wettere  Nachgrabungen  auf  Kosten 
des  Vereins  an  der  gedachten  Stelle  vorgenommen  waren.  Hier- 
auf las  Herr  Lehrer  Ney  die  zweite  Ahtheilung  seiner  SchiU 
Amng  einer  Reise  von  Arnstadt  nach  Ilmenau. 

In  der  Sitzung  vom  25.  Janaar  1881  trug  Herr  Realschul' 
lehrer  Hesse  den  ersten  Theil  einer  Abhandlung  über  den 
Thüringer  Zehntenstreit  und  dessen  Bedeutung  für  das  Verhält- 
niss  des  Mainzer  Stuhles  zu  den  grossen  Abteien  in  Thüringen 
ond  der  Thüringer  Dynasten  zu  Kaiser  Heinrich  IV.  vor. 

In  der  Versammlung  vom  15.  Febrnar  c.  beendete  derselbe 
diesen  Vortrag,  nachdem  zuvor  Herr  Realschullehrer  Boxber- 
ge r  über  die  Urtypen  zu  Schillers  R&ubern,  and  einige  Worte 
zur  Erinnerung  an  Lessing  ans  Veranlassung  von  dessen  hun- 
dertjfthrigem  Todestag  gesprochen. 

In  der  Versammlung  vom  15.  Mfirz  hielt  der  Herr  General 
Bauer  einen  Vortrag  über  die  Kriegskunst  der  Qriocben  und 
Römer. 

Id  der  Versammlang  vom  26.  April  o.  schilderte  Herr  Ap- 
pellationsgericbts-Ratfa  Zacke  aas  Magdeburg  die  Schicksale 
fViedricbs  von  der  Trenk,  insbesondere  desBen  Gefangenschaft 
in  Hagdeborg,  wobei  er  aus  Familienpapieren  entnommene  Mit- 
tbeilangen  darüber,  wie  es  den  1760  als  Unterp&nd  flir  die  Sei- 
tens Preasseos  der  Stadt  Erfurt  auferlegte  Contribution  von 
600000  Rtb.  in  die  Gefangenschaft  geitlhrten  Geissein  ergangen, 
voraoaschickte, 

Dictzedby  Google 


TOI 

In  dei  Vwaamihluag  vom  h  Jisi  trup  ieb  sdbUt  das  Anten 
Tbeil  einer  überaicbfliohen  ZusamDenatellucg  der  id  BrfbH  nd 
deBien  Um^gsnd  gefandenen  vorgeli6hiohdiobeii  OegeaaUlitda 
vor. 

In  der  VectamtDlaDg  vom  5.  Juli  o.  witfde  dieitt  Vortr^ 
beendeti  wonfiohst  Herr  Lehror  IiTey  WlUe'a  Anttobt  ftber  die 
gohteibnog  dei  Namdsl  deb  b.  Boni^Rciiu  mittheilta  und  be* 
sprhdik 

In  d«r  VersbcotnlnDg  vom  30.  ÄQgost  c.  gab  Herr  ProflBBBor 
Sohvm  «ua  Hslld  etna  U«beriiobt  deigenigsn  Momente  «u 
daib.  Lebet]  dee  Ämploniiui  Ratit^gkde  BwkA,  wdoha  nah  au 
yotizen  in  den  zu  deaeen  Bibliothek  gehörig  gswesebeB  Bticllflni 
ei^eben.  Demnächst  wurde  der  Herr  Vortragende  zum  Vertre- 
ter unseres  Vereins  auf  der  dieejährigan  Vereanunlung  des  Ceo- 
tralvereins  der  deutschen  Oeschichts-  und  ÄltertbamsTareine, 
dia  fUr  die  Tage  vom  11.  bia  15.  September  c.  nach  FranUart 
s.  H.  auageschriebea  war,  erwählt.  Wie  der  in  dej;'  ersten  Fla- 
naraitzuDg  dieser  Versammlung  am  13.  v.  M.  von  dem  Sekretair 
dea  GesatnmtvereiDa ,  RechtsaDwalt  Wörner  aus  Darmstadt, 
erstattete  Oeachärtsbericht  ergiebt,  bat  Herr  Professor  Schum 
auch  wirklich  als  unser  Delegirter  an ,  der  qu.  VärsammlaDg 
theilgenommen.  Derselbe  bat  sich  hierbei  nicht  nur  bei  den 
Debatten  beiheiligt,  sondern  auch  in  einer  der  Sectionen  das 
Amt  des  Vorsitzenden  iune  gehabt. 

Aus  dem  Vorstehenden  ergiöbt  sich,  dass  die  beutige  dia 
14.  Sitzung  una^reB  Vereins  seit  dem  24.  Aaguat  T.  J.  tat,  ao 
daaa  das  Hei^ommen:  in  jedem  Monat  einmal  easammen  tu 
kommen,  genau  inne  gehalten  ist.  Den  AugehöHgQo  dar  Ult- 
glleder  i6t  stets  dar  Beanch  der  VersamntiiB{geii  veratattbt  ge- 
weAen,  es  ist  von  dieser  Vargtinstigang  aber  nnt  selt«a  Ib  wfln- 
schenawerther  Ausdehnung  Gebrauch  gemacht. 

Dici  BecfailUng  über  die'Kftds«  ansarea  Vereine  pro  1880  ist 
bneits  im  Januar  des  laufendeo  JahroB  von  dem  Hwnt  Bdah* 
nDdgB&brer  eicgereiobt,  .demnSdbat  von  data  Heim  KahiilitniA 
Fitoher  ravidirt  nod,  da  eieb  hierb«  niefate  su -erfnhenk  ga* 
&Aden,  dechargirt  .  .'    • 

Es  ergiebit  «ich  ail«  derselben,  daaa  die  iEinnahMeQ  Ober- 
haupt 628,67  Mark,  worunter  477  Mark  lanfaädB'  B*fttftg«  dar 
Mitglieder  und  74,78  Mark  Kapitalzinseo,  betragen  Mhmk    Die 


:vC00J^IC 


ts. 

AsbgBbeti  bellefen  sieh  anf  541,63  Kirk,  und  zWat  Itestudeil 
tolobfl  iü  30  Mark  BeSoldnAg  des  VereiiiBdieners ,  25,30  KbA 
fltr  Anscbftffbngen  zar  Termehrnng  unserer  SantDlangen  (gegen 
45  Mark  des  Etats),  180,45  Mark  för  Herstellung  der  Vereitis- 
schrift  (gegen  450  Mark  des  Etats),  52,52  Mark  Insertions - <Je- 
bfihren  (etatsintlsB^  60  Hark),  2T,25  Mark  Porto,  Bucfablcder* 
lohn  und  Copialien  (Etat  60  Mark),  Beiträge  zu.  anderen  OeAell- 
scbaften  14  Mark  (Etat  14,50  Mark),  Vermehrung  des  Vermögens 
150  Mark,  wofifa-  der  Etat  nicbts  angesetzt  hatte,  insgemein 
21,75  Mark  (etatstuässig  31,50  Mark).  Es  waren  daher,  obwohl 
150  Mark  anr  Vermehrung  des  Stammvermögena  verwendet  wor- 
den, doch  190,37  Mark  gegen  die  etatsmässige  SoU-Äasgabe 
erspart  Es  mttssen  hierbei  aber  nocfa  einige  von  Ihnen  extra- 
erdinair  bewilligte  Summen  in  Betracht  gezogen  werden.  Ea 
sind  dies  00  Mark  flir  die  Einrichtung  des  Museums  und  den 
Traneport  der  Sachen  in  das  neue  Lokal  nnd  20  Mark  fOr  Äas- 
grabungen.  Verwendet  für  diese  Zwecke  waren  aber  bis  anm 
Jahresschlüsse  nur  resp.  39,10  Mark  und  1,25  Mark.  Auch  hier 
ist  daher  die  wirkliche  Ausgabe  hinter  dem  bewilligten  Betrag 
nm  39,65  Mark  zurückgeblieben.  Der  Eassenbestand ,  welcher  . 
in  das  laufende  Jahr  bioUber  genommen  worden,  hat  sich  hier- 
nach auf  87,05  Mark  belaufen.  Sie  werden  aus  dem  Vorstehen* 
den  entnehmen;  dass  die  Ergebnisse  der  EasseuTerwaltung  de« 
Jahres  1880  nicht  nur  durchaas  zofriedenstellende  sind,  aondem 
sogar  als  glänzende  bezeichnet  werden  können.  Das  Vermögen 
des  Vereins  betrug  am  Beginn  des  Jahres  1880  2259,49  Mark, 
am  ScbtuBse  desselben  2424,15  Mark,  es  hatte  sieb  also  in  des- 
sen Laufe  nm  164,66  Mark  vermehrt.  Unter  jenem  war  eine 
Obligation  der  grossherzoglich  Badeaschen  Fr&mien-Anleihe  von 
1867  angekauft  fOr  316,10  Mark,  die  nach  dem  gegenwärtigen 
Coorae  aber  mehr  als  noch  einmal  so  viel  werth  ist,  nnd  2021 
Mark  Gfnthaben  bei  der  hiesigen  städtischeo  Sparkasse. 

Anträge,  welche  Abänderungen  der  Statuten  cum  Gegen' 
Stande  haben,  sind  von  Seiten  des  Vorstandes  nicht  zu  stellen, 
falls  daher  solche  nicht  etwa  aas  Ihrer  Mitte  eingebracht  wer- 
den, wird  demnächst  sofort  zu  der  statutenmässigen  Ergänzungs- 
wahl des  Vorstandes  geschritten  werden  können.  Nach  dem 
eingefäbrten  Turnus  sind  es  diesmal  der  Herr  Schriftf&hrer  und 
i«b  seil»*,  welche  die  Beihe  des  Äassoheideni  trifft. 


:,G  Gothic 


Bevor  wir  ftbar  zu  diftsem  Geschäfte  Bchreiten,  liegt  mir 
noch  die  angenehme  Verpflichtung  ob:  aJlen  denjenigen,  welche 
aich  in  dem  letztverlanfenen  Jahre  am  nsseren  Verein  verdient 
gemacht,  sei  dies  durch  das  Halten  von  Vorträgen  oder  auf 
sonstige  Weise,  öffentlich  innigen  Dank  abzustatten.  Dieser 
gilt  auch  insbesondere  den  Herren  Mitgliedern  des  Vorstandes, 
namentltch  dem  Herrn  Schriftführer,  der  dnrch  di«  von  ihm  tlber 
unsere  Sitenngen  für  die  öffentlichen  Blätter  gelieferten  Berichte 
ans  fortwährend  in  naher  Berührung  mit  dem  Publikem  erhält 
and  die  Nfitslichkeit  unserer  Tbätigkeit  von  Zeit  an  Zeit  in 
dessen  Qedächtniss  zurftckroft,  sowie  von  dem  Herrn  Rech- 
nungsfUhrer,  dessen  OeschäftsfUhmog ,  wie  Sie  aus  dem  Voraof- 
geßihrten  entnommen  haben  müssen,  eine  so  musterhafte  gewe- 
sen und  so  sehr  den  Vortheil  unseres  Vereios  gefördert  hat, 
dass  es  deren  besonderer  Hervorhebt)ng  nicht  bedarf. 


DictizedbyGoOt^lC 


Jahres-Bericht 

dM 

Us  ilr  ilie  Wollte  und  ierthnskiiiile  toe  Erkt 

fQr  das  Jahr  18Sll82 

in  der  General -Vereammliing  vom  26.  September  1882 

rorgetra^D 

Ton  dem  VorsitEeDden  des  Vorstandes. 


Als  icb  Kam  letzten  Haie  die  Ehre  hatte,  vor  IbDen,  ver- 
ehrte Anwesende,  ein  Bild  von  ansereni  Vereinaleben  anfznrollen 
—  e»  geschah  dies  in  der  Qaneral  -  Veraamnilnng  vom  18.  Okto- 
ber V.  J.  — ,  bezeichnete  ich  es  als  das  wichtigste  Ereigniss, 
welches  in  demselben  im  Laufe  des  letztverfloBsenen  Jahres  ein- 
getreten, daSB  es  uns  gelungen  sei,  für  die  in  nnseren  Besitü 
gelangten  oder  ans  anvertrauten  grösseren  Steindenkmäler  ans 
der  Vorzeit  einen  Platz  zu  gewinnen,  wo  sie,  ohne  fernerer  Be- 
schädigung ausgesetzt  zn  sein,  aufbewahrt  werden  könnten.  Es 
war  dies  durch  deren  Aufstellung  an  den  den  Haupthof  des 
grossen  Hospitals  umschliessenden  Mauern  geschehen.  Leider 
zeigte  sich  aber  bald,  das«  nnaere  Absicht  dadurch  nur  in  nn- 
Yollkommenem  Masse  erreicht  sei.  Denn  wenn  jene  Denkmäler 
auf  diese  Weise  auch  gegen  absichtliche  Beschfidigang  durch 
Menschenhand  gesichert  waren,  so  fand  dies  doch  nicht  in  glet- 
chem  Masse  gegen  die  statt,  welche  durch  Unbilden  seitens  der 
Witterung  ihnen  zugefügt  wurden.  Nicht  nur  trafen  sie  dort 
die  von  den  Dächern  der  umschliessenden  Gebäude  herabfliea- 
seuden  atmosphärischen  Niederschläge,  die  in  sie  eindrangen 
nod  bei  einem  später  eintretenden  FVoste  sie  zu  schädigen  tat- 


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mochten,  sondero  bb  stieg  saob  di«  Feachtigk«it  dei  Bodens  in 
ihnen  in  die  HOhe ,  so  dass  sie  sich  bei  einer  Toi^enommenen 
Besichtigang  in  ihren  unteren  Theilen  vollständig  mit  einem 
gr&nen  Ueberzag  bedeckt  fanden,  der  die  Arbeit  des  Bildhaaers 
zu  zerstSren  drohte.  Es  schien  daher  notbwendig,  eine  andere 
Einrichtung  zn  treffen,  wenn  sie  wirklich  vor  dem  Verderben 
gesichert  werden  sollten,  um  dies  letztere  za  erreichen,  wnrda 
bei  dem  Magistrat  darauf  angetri^ec ,  Alaiga  im  Innern  des  Ho- 
spitals, insbesondere  in  dem  b.  g.  Steinbanse,  befindliche  R&nme, 
die  gegenwärtig  an  Privatpersonen  venniethat  sind,  disponibel 
zu  machen  and  iUr  die  Aafstdlong  nicht  nur  der  in  nnsorem 
Besitze  befindlichen  Denkmäler,  sondern  auch  der,  welche  der 
Stadtgemeinde  selbst  gebSren  and  die  eine  noch  viel  grössere 
Bedentang,  snm  Theii  ancfa  einen  höheren  Koiutwerth  haben 
als  jene,  zar  Zeit  aber  noch  mehr  als  sie  allen  Unbilden  der 
Wittening  aasgesetzt  sind,  einrichten  zn  lassen.  Der  Magistrat 
ist  in  der  entgegenkommendsten  Weise  anf  die  Sache  eingegan- 
gen und  hat,  wenn  anch  nicht  dem  Wortlant  nach,  aber  sicher 
in  einer  viel  zweckmässigeren  Weise,  als  vorgeschlagen  war, 
den  Antrag  genehmigt,  indem  er  die  zwei  langen  Schnppen, 
welche  den  Hospitalbanhof  aaf  der  Morgen-  and  Kittagaseite 
einscfaliessen ,  für  den  gedachten  Zweck  eingeräumt  hat.  Kann 
man  diese  Behältnisse  anch  nicht  gerade  elegant  nennen,  so 
erfttlles  sie  doch  vollständig  den  Zweck.  Sie  bieten  so  viel 
Waadfläche,  daas  alles  Vorhandene  mit  der  gröBsten  Bequem- 
lichkeit darin  nntergebracht  werden  kann,  sie  sind  von  nnten 
dorohaus  trocken  und  schützen  gegen  die  Niederschläge  von 
obenj  auch  sind  sie  verscbUessbar ,  so  dass  kein  Unberufener 
EU  ihnen  gelangen  kann.  Es  bleibt  jetzt  nur  noch  übrig,  die 
Aofstellung  za  bewirken  mnd,  so  weit  dies  noch  möglich  ist, 
äi%  auaammen  gehörigen  Bruchstücke  an  einander  zu  fügen. 
I^  behalte  mir  vor,  so  bald  dies  geschehen  ist,  Sie,  verehrte 
Aüwesende,  davon  in  Eenntniss  zu  setzen  und  zur  Besichtigung 
»issuladen.  Zwar  ist  der  Transport  der  uns  gehörenden  Denk« 
näler  von  dem  grossen  Hofe  des  Hospitals  nach  den  vorer- 
wähnten Schuppen  und  die  Aufstellung  in  den  letzteren,  mit 
der  Aofwendong  einiger  Kosten  verbanden,  aber  Sie  werden 
kainea  Anstand  nehmen,  sich  mit  deren,  Üebemahme  anf  unsere 
£Msa  einverstanden  zu  erklären,  da  Sie,  als  aoerst  von  Herrn 

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tSeieheulehrer  ^Eraepe  die  Unsnb'^HchkeiteQ  des  gegenvUrfigeB 
Knatandes  zur  Sprache  gebracht  worden,  die  Nothmtidigkeit 
eioer  Beseitigimg  dereelben  anerkaiiDt  haben.  Ich  nehme  gern 
VeranlaBsnng,  bei  dieser  Oelegenheit  dem  Magietrate,  der 
aach  diesmal  in  so  freundlicher  Weise  unseren  WUnschen  Ge- 
hör geschenkt  bat,  insbesondere  anch  dem  CommiBsariuB  deuel- 
ben,  Herrn  Stadtbaorath  Spielhsgen,  im  Namen  des  Vereini 
Dank  bq  sagen. 

Im  Uebrigen  hat  unser  Vereinsleben  keine  ausaergewöhn- 
lichen  Ureigniase  aufzuweisen  gehabt.  Wir  haben  die  Zäeie  -des 
Vereiai,  ao  weit  es  die  Verhfiltniase  gestatteten,  au  erreichen 
geaacht.  Die  Zahl  der  atattgefimdenen  ZnaammenkfinftQ  iat  ao- 
gar  eine  etwaa  gröaaere  gewesen,  als  in  früheren  Jahren.  Eib 
weiteres  Hdft  unserer  Zeitschrift  ist  awar  im  Laufe  des  verfloa' 
Moen  Jahres  nicht  ersohieoen,  was  sich  dadurch  einigermasaen 
rechtfertigt,  daas  das  letste,  das  sehnte,  wagen  eeiner  ungewöhn- 
Üehan  Stärke  eine  Ueberschreitang  der  beeüglicben  £tatipoBi- 
lion  herbeigeführt  und  es  nöthig  gemacht  hat,  diese  Hebaiu» 
gäbe  m5gli«hst  dorch  E^spamisa  wieder  ausEUgleichen;  iBdeaaeo 
ist  jetzt  ein  neues  Heft  in  der  Vorbenätnng  und  wird,  da  der 
Draok  bereits  begonnen  iat,  im  Laofe  dea  bevorateb^nden  Ver- 
einvjahrea  in  Ihre  Blinde  geUngen. 

Wepn  hiernach  aoch  anf  keine  Weise  unsere  VereinsUijitigT 
hnt  BOckachritte  gemacht  oder  auch  nur  Zeichen  des  Stillptan* 
des  kand  gegeben  hat,  ao  kaqn  man  doch  «ach  ein  grösaerM 
Entfalten  deraelhen  nicht  behaupten.  Nach  wie  vor  hält  die 
Z^  df)r  Iditglieder  sich  in  bescheidenen  Grenzen,  werden  die 
YersammlnogeQ  meist  ngr  spärlich  besucht,  bleibt  jede  Bemä- 
hungj  die  Bewohner  der  übrigen  zum  ehemaligen  Fürstenthum 
fMurt  gehörigen  Orte,  denen  also  unsere  Forschungen  und  Be- 
strebungen ia  gleichem  Masse  zu  Oute  kommen,  Rir  die  Mit- 
gliedschaft unseres  Vereins  zu  gewinnen,  ohne  alles  Erfolg. 

Auch  die  Seite  unserer  Aufgaben,  welche  sich  auf  die  Auf- 
aacbnng  der  noch  im  Schosse  der  Erde  ruhenden  prähistorischen 
Gegenstände  beaieht,  hat  im  Laufe  des  letzten  Jahres  keine 
Gelegenheit  gehabt,  in  Thätigkeit  zo  treten.  Es  ist  awar  in 
Anregung  gekommen ,  die  Aaegrabangen  atrf  der  Feldmark  des 
froheren  Dorfes  Sehmidstedt,  welche  gelegentlich  der  beim 
Eisenbsbnban  zu  Tage  gekommenen  Fondat&cke  von  igm  T«r* 

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XIV 

Btorbenen  Birektor  Herimana  begonnen  worden  wen,  wieder 
anfzunehmen ;  indess  bedarf  diese  Angetegenbeit  nocb  einer 
näheren  Erwägung  und  Beschlussfassung  von  Ihrer  Seite.  Nener- 
diugs  sind  in  der  Nähe  des  Augastaparkes  prlLhistorische  Qegeo- 
Btandfl  gefunden,  über  welche  Ihnen  demnäcbat  nähere  Utttbei' 
lungen  zu  machen  ich  mir  vorbehalte,  indessen  ist  der  Verein 
als  solcher  dabei  nicht  betheiligt  gewesen.  —  Der  Beacbliu« 
wegen  VeranBlaltung  von  Nachgrabungen  za  Höbiaburg  hat  aich 
bis  jetzt  wegen  nicht  zu  beseitigender  Hindernisse  nicht  aos- 
f&hren  lasBen. 

Die  Zahl  der  ordentlichen  UiigUeder  unseres  Vereins  hatte 
im  Rechnungsjahre  1880  159  betragen,  von  diesen  gingen  durch 
Tod,  Versieben  oder  sonstiges  Ansscheidan  21  ab;  nea  biiua 
traten  1881  elf,  so  dass  also  die  Mitgliederaahl  auf  149  harab- 
ging;  augenblicklicb  beträgt  sie  etwa  140.  Bei  den  £hren- Mit- 
gliedern JBt  im  Laufe  des  letzten  Jahres  überhaupt  keine  Ver- 
änderung, bei  den  korreipon^irenden  Mitgliedern  eine  solche 
nur  in  so  weit  eingetreten,  als  der  Professor  Dr.  Alfred  Kirch- 
hoff  zu  Halle,  der  bisher  ordentliches  Mitglied,  war,  in  die 
erstere  Kategorie  versetzt  ist. 

In  dem  Bestände  der  MitgUeder  des  Vorstandes  ist  gleich- 
falls keine  Veränderung  eingetreten,  da  in  der  Qeneral-Ver- 
Sammlung  vom  18.  Oktober  v.  J.  die  beiden  Mitglieder,  welche 
nach  dem  statutonmässigen  Turnus  die  Reihe  des  Ausacbeidans 
traf  —  dies  waren  der  Herr  ScbrifUÜhrer  nnd  ich  seUiat  ~-  wie- 
der gewählt  worden  sind. 

Die  in  den  Vereins -Versammlungen  gehaltenen  Vorträge 
nnd  verhandelten  gegenstände  sind  nachstehende  gewesen. 

In  der  vom  18.  Oktober  v.  J.  ward  zunächst  von  mir  der 
Jahres -Bericht  fUr  1880/81  vorgetragen  nnd  die  Voratandswahl 
vorgenommen,  demnächst  aber  von  Herrn  Major  Seidel  Über 
Carl  von  Dalbergs  geselligen  Verkehr  mit  den  Bewohnern  von 
Erfurt  und  seine  Tafelrunde  gelesao. 

In  der  Versammlung  vom  9.  November  v.  J.  machten  zu- 
vörderst ich  und  der  Herr  Scbriftfilhrer  einige  kürzere  Mitthei- 
lungen über  resp.  in  Waltersleben  und  bei  dem  Bau  des  neuen 
Krankenhauses  aufgefundene  alte  Grabstätten,  worauf  Herr  Leh- 
nr  NojT   einen  Vortrag  über   die  £rlebai«ge  «inu  Skfiuten, 

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XV 

Wendelin  SohloBBera,  wfihread  er  sich  ale  Sclave  in  CotuUntinfi 
befand,  hielt. 

In  der  Versunmlong  vom  23.  November  v.  J.  berichtete  ku- 
nSchst  Herr  Dr.  Zschiesche  ober  den  Walteralebener  Fand; 
Herr  Major  Seidel  fabr  eodann  in  seinen  Mitthailnngen  Über 
das  Laben  in  Erfurt  eu  Dalbergs  Zeit,  auf  Qrond  der  von  Coa- 
■tantin  Beyer  geführten  Tagebücher,  fort. 

In  der  Versammlung  vom  6.  December  v.  J,  hielt  Herr 
Pfarrer  Oppermann,  nachdem  vorher  die  Angelegenheit  we- 
gen Erricbtaag  eines  FroviuEial-Maseums  heimischer  Alterthümer 
in  Halle  besprochen  war,  einen  Vortrag  über  den  Erfurter  Oe- 
BchiobtSBchreiber ,  Vicar  des  SeveriBtiftes ,  Eonrad  Stolle, 
nnd  sein  Memoriale. 

In  der  Versammlnng  vom  17.  Janaar  d.  J.  kam  ein  Schrei- 
ben des  Coadjntora  von  Dalberg  an  die  Erfurter  Ffarrbaapt- 
leate  cor  VerleBung,  wonäohst  Herr  Zeichenlehrer  Kruspe 
nber  eine  Wanderung  zu  den  Qrabdenkmälern  gefeierter  Erfur- 
ter sprach,  wobei  derselbe  allgemeine  Bemerkungen  Über  Beer- 
digoDgen  auf  gemeinsamen  Grabstätten  u.  dergl.  m.  voraas- 
schickte. 

In  der  Versammlung  vom  31.  Januar  c.  hielt  Herr  Major 
Seidel  seinen  dritten  Vortrag  über  das  Lehen  der  Erfurter  zu 
Ausgang  des  18.  Jahrhunderts  und  zwar  diesmal  speciell  Qber 
die  grosse  Fronleichnams  -  Procession  auf  dem  Anger  im  Jahre 
1789  und  die  damit  in  Verbindung  Btebenden  dreitSgigen  Volks- 
feste. 

In  der  Veraammfung  vom  28.  Februar  c.  sprach  Herr  Oe- 
neralmajor  Bauer  über  die  Mittel,  welche  die  Römer  anwen- 
deten,  um  ihre  Herrschaft  über  die  eroberten  Provinzen  au 
sichern,  insbcBondere  über  die  von  ihnen  zu  diesem  Zweck  an* 
gelegten  Befestigungen. 

Die  Angelegenheit  wogen  der  Erricbtong  eines  Frovinzial- 
MoBeums  kam  auch  in  der  Versammlung  vom  25.  Ayril  c.  zur 
Sprache,  won&chst  Herr  Major  Seidel  den  Hauptvortrag:  Hand- 
sohriftliche  Tagebuch  -  Keminiaaeuzen  über  Dalberg  and  die  Er- 
furter Geseliscbaft  im  Sommer  1789,  insbesondere  über  das 
Vogelschiessen  vor  dem  Löbertbore,  hielt. 

In  der  Versammlung  vom  9.  Mai  c.  sprach  Herr  Bareaa- 
Tonrteber  Hartang  über  die  in  Erfurt  befindlich   geweseoeit 


..C.oo^lc 


ßAäer,  Herr  Zoioheolehrer  Krasps  abw  dM  ]l(eamrl»klcwtflf 
aas  Veranlsasung  des  zur  Zeit  Btattgefbndenen  Äbbrootts  JM- 
a^boo,  inäbwoDdsra  dan  darin  befindliob  geweie««  Npnnsn-Od- 
ikngnfBi. 

Am  20.  Jnnl  d.  J.  iaeit  Herr  Rabbiner  Dr.  CarO  WIM* 
Tortrag  über  die  Babbiuer-STiiodfln  iia  Deutaobland  im  14.  ood 
15.  Jahrhondert,  namenttich  die  Erftirter  äynode  tqh  liSij 
woraof  der  Herr  SchriftfUbrgr  nocb  siniga  Mittheilvnge«  ttber 
di»  in  BerÜD  in  den  HosatoD  April  und  Mai  d.  J.  sta^eofoii- 
deae  beraldipoh-iphragiatiscli-genealogisoh«  AnMteUaog  qvwbt«. 

In  der  VerBaBaotlang  vom  S.  Augovt  c.  wurden  einige  V9n 
hier  au*  aar  Torgedaohten  AuasteUiuig  gelieferte  G^eaat&pda^ 
nachdem  solche  vorher  in  dem  Archivzimmer  apr  BfT'iy^tiCffg 
Aosgeatellt  gevßBan,  b^prochpn,  wonäcbyt  Herr  Ai'o|>He)(t  Er- 
landsen  seine  Zeichnungen,  Fiine  u.  s.  w.  von  dar  ^ii^^b^ 
des  ehem^igen  Klosters  auf  dem  Fetersberge,  d«re|i  Benob- 
tigong  seitens  der  Vereins -UitgUeder  ngter  F&hrvng  des  ^^ern 
2eiebeDlehrers  Kruape  vorher  am  4.  Jnli  c  at«ttg(rfand^ 
Toraeigte  und  erlfiutarte. 

Die  in  dem  Vorstehenden  mehrfach  erwähnte  £inri^it9ng 
«ines  Provinaial-MuBBums  ist  leider  noch  injuner  qicbt  a<W  Ab- 
seUuss  gelangt  Wie  Ihnen  erinnerlicb  #ein  wi^d,  h^en  di« 
Provinzialstände,  nachdem  auf  Anregufig  unperes  Verai^  qqd 
einiger  anderen  gleichartigen  Gesellschaften  die  Safhe  w^  dofB 
v<Hrigi6n  Frovinaial  -  Landtage  noobio^U  ert  3orathang  gelmtgt 
war,  sowohl  die  zar  ersten  Einrichtung  als  die  zur  Fortf&hrmig 
und  Unterhaltung  eFforderllcheii  Gelder  tm»,  d^n '  Ijütteln  der 
Froviiu  bewilligt,  nunmebr  stieas  aber  die  Besitaergr<eifuK  ^V 
fiilber  von  dem  königlichen  Ministerium  ^u  dies^qi  Zwecl^^  b«- 
wiUigten  Lokals  in  der  s.  g.  ßeeiden^  zn  BaUo  auf  Hindfiraiias^ 
da  inzwischen  desaen  anderweitige  V^wendnng  in  Ansiioht 
genommen  worden  war.  Ich  hoffe  jedoch:  data  auch  diese 
Schwierigkeit  siqh  beseitigen  li^ssjsn  and  sohliasqlich  di«  Al^g«- 
legenbeit  sn  dem  gewünschten  Abschlfisa  gelangen  wtfd. 

Unsere  eigenes  Sammlung^  haben  durch  vielfache «  ftiun 
Theil  raeht  werthvolle  Qeschenke,  «ach  im  Laufe  des  Utftw 
Jahres,  wieder  nicht  unerheblich  zagcpopunep.  loh  k«nn  diev 
Gel^^beit  nicht  vorüber  geben  lassen,  obfiß  d«n  (jteai«|iwik- 
gabem  npcbinfJa  den  innigstw  QH^  im  Kwien  4«  TcmMu 


tu  HLgm.  Ein  Tfaail  der  wicfattgsten  Gagenatttnde  tmserea  Mn- 
Monu  wurde  bei  Gelegenheit  der  kftriliah  stattgefintdenen  Äo- 
weeenibait  Sr.  Kfloigl.  Hoheit  des  OroBabersoga  von  Weimar  ia 
dem  eUdtischen  Archive  aa^eBtellt  und  -von  dttnaelbeu  mit 
groseem  Ititereue  in  ÄageoBchein  genommen. 

Der  in  den  Tagen  vom  26.  bis  29.  ▼.  U.  in  Kassel  ab- 
g^altanen  31.  General-Yflnammlung  des  Gesammt-yereins 
der  dentschan  Oeschichts-  nnd  Älterthoms-Vereine  habe  iob  als 
Ihr  Delegirter  beigewohnt.  Iah  behalte  mir  vor^  Omen  ttber  den 
Gang  and  die  ErgebnisBe  der  Yerhandlongen  domnJlchBt  einige 
Hittbeifauigen  an  machen. 

Die  Angebogen  der  AGtglieder  sind  aaoh  im  letatrerfiosse- 
nen  Jahre  dnrobgängig  aa  unseren  Versammlungen  zagelaBsec. 
E»  wQrde  sehr  erwünscht  gewesen  sein,  wenn  von  dieser  Er- 
Unduiss  in  noch  höherem  Masse,  als  es  der  Fall  gewesen,  Ge- 
bnmßli  gemacht  wäre. 

Die  Becbnnng  Über  die  Kasse  woseres  Vereins  fto  1884  ist 
von  dem  Herrn  fiachnangsitthrflr  reohtiaitig  eingereicht  vnd 
anoh  baruts  reridirt  and,  da  sieh  nichts  zu  erinnern  gefonden^ 
dechargirt. 

Et  ergiebt  sieh  aas  derselben,  dass  der  Bestand  unseres 
VermSgeas  um  etwas  abgenommen  hat  Seine  Veranlassong 
fiadet  dies  einzig  and  allein  darin,  dass,  wie  schon  oben  er- 
wftbnt  worden,  das  letzte  Heft  unserer  Zeitschrift  nngewöhnlicb 
stark  aoBgefalleB  ist  und  daher  die  Hwetellungs' Kosten  dessel' 
ben  hSher  zu  stehen  gekommen  sind,  als  ttrsprOnglich  angenom- 
men war.  An  sich  kann  dies  gewiss  ans  nicht  atiin  Torwnrfis 
gcveicken,  Tielmehr  bleiben  wir  in  dieser  Art  der  Eandgabnng 
onaarar  Vereins -Th&tigkeit  noch  immer  hinter  sehr  vielen  and»- 
na  Vereinen  zortlck.  Die  gedachten  Kosten  haben  betoigen : 
Or  den  Drock  7&3^5  Mark,  ftlr  das  Einbindea  60  Mark,  au- 
satnmen  idso  8(^,ä5  Mark,  w&hrend  in  dem  Voranschlage  nur 
500  Mark  voTgeaehen  waren.  Um  die  Mehrkosten  an  decken, 
hat  ein  Betrag  von  350  Mai^  von  onserem  Gamben  bei  der 
stidtisohen  Sparkasse  entnommen  werden  müssen ;  der  Best  ist 
SH  dem  vorhanden  gewesenen  Baarbestaade  gedeckt.  Andere 
bei  AnEstelloDg  des  Etats  nicht  vorgesehene,  aber  von  Ibnea 
besonders  bewilligte  Ansgaben  waren;  ftlr  den  Transport  der 
giOsseren  Steindenkmüler  nach  dem  Hospitalhofe  9,40  Mark,  fUr 


xvm 

BttlMetatnng  bei  Einrictitmig  dei  Muaetims  H  Uwk,  fyr  Aoa- 
gntbiug  einefl  Skelettes  1  Mark,  fUr  die  Anfertigung  der  Ab- 
schrift von  einem  Hftnaacripte  18  Huk;  die  übrigen  Aasgabe- 
PoBittonen  aeigen  nicht  sor  keine  Etats  -  Uebersobraitaagen, 
sondern  sogar,  wenn  auch  nicht  gerade  erhebliche,  Erspamiflee. 
Ebenso  haben  die  Einnahme-Positionen:  BeitrKge  der  Mitglieder 
nnd  fUr  den  Verkauf  von  Vereine-Schriften  mehr  gebracht,  als 
der  Etat  angesetzt  hatte.  Im  Gänsen  hat  im  Jahre  1884  die 
Einnahme  incl,  eines  Bestandes  von  87,05  Mark  9%,18  Uark, 
die  Ausgabe  983,70  Mark  betragen.  Es  ist  mithin  ein  Bsar- 
bestand  von  1,48  Mark  in  der  Kasse  Terblieben.  Das  Ver- 
mögen  des  Vereins  besteht  zur  Zeit  in  einer  Partial- Obligation 
der  Ghrossheraoglich  Badenschen  Prämien-Anleihe  im  Kominal- 
Betrage  von  316,10  Mark  (im  Coorswerthe  von  406  Mark)  nnd 
in  1671  Mark  Sollhaben  bei  der  städtischen  Sparkasse.  Lets- 
teres  wird  sich  im  Laufe  dieses  Jahres  nicht  aobedeatend  wie- 
der erhöhen,  da,  wie  schon  bemerkt,  die  Zahlung  von  Drnck- 
kosten  fOr  unsere  Zeitsobrift  diesmal  ganz  unterbleiben  wird. 

Der  Etat  Itir  1883  ist  entworfen;  er  balancirt  in  Ejosahm« 
und  Ausgabe  mit  509  Mark. 

Auf  Abänderung  der  Statuten  benUglicbe  Anträge  werden 
unsererseits  nicht  gestellt;  falls  daher  nicht  etwa  «as  der  Hüte 
der  Versammlung  solche  gemacht  werden  sollten,  kann  draa- 
nftcbst  sofort  au  der  Neuwahl  zweier  Vorstands-Hitglieder  in 
Stelle  der  nach  dem  statatwriscben  Turnus  Anascbeidenden  — 
es  sind  dies  der  Herr  Oberforstmeister  Wernebarg  nnd  der 
Herr  Lehrer  Ney  —  geschritten  werden. 

Noch  bleibt  mir  die  angenehme  Pflicht,  allen  denen,  welche 
im  Laufe  des  letztverflossenen  Jahres  &e  Zwecke  des  Verena 
gefördert  haben,  namentlich  den  Herren  Iffit^edem  des  Vor- 
atwides,  insbesondere  dem  Herrn  Schriftführer  and  dem  Herrn 
EasBenverwalter,  sowie  denjenigen  Herren,  welche  dniioh  das 
Halten  van  Vorträgen  unsere  Zuaammenk&nfte  so  belehren!  nnd 
genuesreich  gemacht  haben,  im  Namen  des  Vereins  auf  das 
herzlichste  zu  danken.  Mögen  sie  in  diesem  Danks  nnd  in  dem 
Bewasstsein,  ein  schönes  und  edles  Werk  aaeh  Kräften  geför- 
dert zu  haben,  ihren  Lohn  finden. 

Die  statutenmässig  ausscheidenden  Mitglieder  wurden  wie- 
der gewählt. 

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Jahres-Bericht 

dM 

Ten  I3i  die  Eescliiclite  id  Mertlmiskiide  m  MA 

fSr  das  Jabr  1882|83 

in  der  Geaeral-Venammlung  vom  25.  September  1883 
Ttn  den  Tordtiendfli  det  Tontaidet. 


Breigniiae,  welche  von  entscheidender  Bedeutattg  f&r  oiuer 
Vereinalebeo  gewesen  wären,  haben  sich,  seitdem  tch  zam  lets- 
teo  Mala  Ihnen,  verehrte  Anwesende,  Über  dasselbe  Bericht  er- 
stattet —  was  gerade  vor  einem  Jahre,  am  26.  September  pr. 
geschah  —  nicht  angetragen.  Wir  lind  nach  wie  vor  bemOht 
gewesen:  die  unserem  Vereine  gestellten  Ziele,  theiU  durch  die 
in  dessen  Versammlungen  gehaltenen  Vorträge  nnd  gemachten 
Uittbeilnngen ,  theils  wo  sich  sonst  daan  Veranlassung  bot,  na- 
mentlich auch  dorch  Beantwortung  der  seitens  der  hiesigen 
Stadtbebörde  an  ans  über  aof  die  Qeschicbte  nnd  Topographie 
Erfurts  besOgliobe  Gegenstände  gestellte  Fragen,  au  erreichen. 
AnknSpfeDd  an  meinen  vorjährigen  Bericht,  bemerke  ich  noch: 
dasa  die  Aufstellung  der  unserem  Vereine  gehörigen  oder  dem- 
selben aar  Anfbewahmng  abergebenen  grösseren  StejndenkmtÜer 
neben  denen,  welche  sich  im  Besitae  der  Stadtgemeinde  befin- 
den, in  dem  a.  g.  Banhofe  des  grossen  Hospitals  inzwischen 
stattgefunden  hat,  und  dass  dieselben  dort  einen  Plata  gefunden 
haben,  an  welchem  sie  wenigstens  vor  den  ungünstigen  Ein- 
wirkongen  der  Witterung  gescbütst  nnd  nicht  mehr  der  Gb&br 
dea  Unterganges  ausgesetit  sind. 

,.KGooglc 


Im  Uebrigen  hat  onaer  Vereinslebeo  aicli  in  dan  bisberigen 
Chrenzen  bewegt.  Die  Zahl  der  atattgefundenen  ZasammenkOnfte 
ist  etwa  der  der  frttbereD  Jahre  gleich  gewesen ;  wie  sonet  hat 
wShrend  des  Herbstes,  Winters  und  FrUhlings  im  AllgemeineD 
regelmftssig  in  jedem  Monate  eine  Veraammlong  stat^^fonden, 
wogegen  während  der  Sommermonate  auch  diesmal  eine  Pause 
atattfand,  da  die  Erfahrnng  lehrt,  dass  während  dieser  Zeit  stets 
ao  viele  Vereins  -  ICi^eder  von  Er&rt  abwesend  sind,  dass  die 
VersanmlangeQ  dann  immer  nbr  eine  geringe  Zahl  von  Be- 
■Qoham  zlthleD.  Obenein  nahm  im  Monat  Ängnst  und  der  aftchst 
vorhergegangenen  Zeit  der  Lutherfestaug ,  demoKohst  die  bevor- 
stehende Anwesenheit  Seiner  Majestät  des  Kaisers  in  anseren 
Manem  so  vollständig  alle  Oemüther  in  Ansprach,  dass  Niemand 
Sinn  and  Interesse  für  andere  OegMistände  übrig  behielt  - 

Unsere  BemOhungen,  dem  VerMBB  eine  weitere  Anadehnong 
zu  verscbafiFoD^  namenljioh  eina  gritpe«*«  Zahl  von  Mitgliedern 
fllr  ihn  zu  gewinnen,  sind  nach  wie  vor  erfolglos  geblieben.  Es 
ist  dies  sehr  niederdrückend,  insbesondere  wenn  man  wahrnimmt, 
wie  in  Orten  von  viel  geringerer  Einwohnerzahl  als  Erfurt,  and 
die  bei  weitem  nicht  eine  so  reiche  und  internsante  Yergangen- 
heit  haben,  eine  viel  regere  Betbeilignog  stAttfindet  und  die  Zahl 
der  Vereins  -  Mitglieder  nicht  nur  relativ,  sondern  selbst  absolnt 
eine  viel  erhebliohere  ist  wie  hier.  Insbesondere  haben  sieh  die 
Bewohner  der  flbrigen,  zom  ehemaligen  Erforter  Qebiete  gditt- 
rigen  Orte,  obwohl  unsere  Tfaitigkett  ihnen  eben  so  an  gste 
kommt,  wie  den  Bewohnern  der  Stadt,  fortdaaemd  dnrobaaa 
ablehnend  verhalten.  Mao  wird  nachgerade  die  Hoffnung  aof- 
geben  m&ssen,  dass  es  gelingen  werde,  in  dieser  Beiiehang  eine 
Wandlong  tum  Besseren  heAeieufttbren. 

Der  Oeoeral- Versammlung  des  Oentral  -  Vereins  4er  deat- 
schen  Oeschichts-  und  Alterthoms-VermiM  habe  ich  anob  dies- 
mal in  Vertretung  unseres  Ver^ns  beigewohnt.  Sie  hat  am  96. 
bis  29.  V.  M.  und  zwar  in  Wormi  stat^efianden ,  da  von  den  ia 
der  vorigen  Q-eneral-VersammloDg  la  Cassel  in  Aussig  genoi»- 
menen  Orten  sieb  Ansbach  and  Ai^bui^  ablehnend  verhalleB 
hatten,  während  die  Verhältnisse  in  München  so  lagen,  daas 
etwa  in  dieser  Besi^ung  zu  thaende  St^uitte  von  Haut«  aas 
nicht  ohne  Bedeakeo  schienen.  Ueber  die  Ergebnisse  der  Worm- 
»er  Versammlung   werde    ich  mir  erlaaben,   Ihnen    demnicbat 


nAbwe  BCttheilaDg  sa  maohea.  Für  iu  nfiohste  J«hr  ist  Ueis- 
sao  «im  Teriammlungaort  gewfthtt,  von  dem  «choo  jetzt  eine 
entgegenkotnmende  ZuaBge  vorliegt. 

Die  sich  auf  die  ZutogeflirdeniDg  der  noch  im  SchoBse  der 
Erde  befindenden  präbiatorischen  Schütze  bezügliche  Seite  der 
Aufgaben  unseres  Vereias  zü  realisiren,  bat  sieb  im  Terfloeaenen 
Jahre  aosser  der  aaf  einem  GMlberfelde  bei  LUtzensÖmmem 
Toi^eDommeneD,  fiber  die  nnser  dabei  anwesend  gewesener  Herr 
Schriftfttbrer  in  der  Versammlung  vom  15.  ITovember  t.  J,  be- 
richtet bat,  und  deren -Ergebniss  kein  besonders  reiches  gewe- 
sen, keine  Oalegenheit  dargeboten.  Vergebens  haben  wir  bis 
jetzt  darauf  gehofft,  dass  FrofesBor  Klopffleisoh  au  Jena, 
der  von  der  historischen  Provinzial  -  Kommiasion  d^r  FroTina 
Sachsen  beaoftragt  ist,  in  der  letzteren  in  kunstgerechter  Weise 
diese  Äasgrabungen  Torzoaehmen,  und  der  insbesondere  die 
Andislebener  Gegend  hierfür  ins  Äuge  gefasst  bat,  sieh  zu  die- 
sem Bahufe  bei  ans  einstellen  werde. 

Die  Sammlungen  unseres  Vereins  haben  auch  im  Laufe  des 
letztrerflossenen  Jahres  so  manchen  nicht  unwichtigen  Zuwachs, 
inabeeosdera  auch  durch  Geschenke  erhalten,  obwohl  solches 
vielleicht  nicht  ganz  in  dem  Masse  geschehen  ist,  wie  in  einigen 
früheren  Jahren. 

Was  die  Zahl  der  Mitglieder  betrifft,  so  sind  bei  der  der 
Ehren-,  sowie  der  der  korrespondirenden  im  Laufe  des  letzten 
Jahres  Veränderungen  nicht  eingetreten.  Di«  der  ordeatlicben 
hatte  ultimo  December  1881  149  betragen,  zu  denen  im  Laufe 
des  Jahres  1882  8  nea  hinsotraten,  während  in  Folge  Todes, 
VarzäehAns  oder  freiwilligen  Aastritts  16  abgingen.  Es  blieben 
also  141.  Seitdem  bat  der  Abgang,  aus  gleichen  Veranlassungen, 
12,  der  Zugang  durch  Neneingetretene  6  betragen,  die  Zahl  der 
ordentlicben  Ui^eder  belauft  sich  daher  gegenwärtig  auf  nicht 
mehr  als  1S5.  Unter  denen,  welcbe  wir  verloren  haben,  sind 
einige  sehr  empfindliche  Verluste,  so  der  des  Gymnasial-Direk- 
tora  Dr.  Dietrich  und  der  des  Geheimen  Joatüraths  Zacke, 
welche  letztere  aacb,  seitdem  er  nicht  mehr  seinen  WoHnsitz 
unter  ans  hatte,  unserem  Verein  noch  immer  inniges  Interesse 
widmete  i)od,  wie  Ibnan  noch  erinnerlich  aeju  wird,  nicht  sehr 
lange  yfir  tpin&fo  Hinscheiden  hier  einen  aehr.  interessaDten 
Vortrag  —'i  üJj^.duj.Öe&ngflnBßhaft  Friedrich»  von  der  Trßpclf 


.v)OJ^Ic 


xxn 

—  gehalten  bat  Aach  das  ÄasBcheid«ii  doe  Genenda  Baner, 
in  Folge  Beines  YerEUges  nach  Caasel,  masi  als  fllhlbarer  Ver- 
last fitr  anaeren  Verein  angesehen  werden,  da  derselbe  ttnaeren 
Bestrebongen  rege  Tbeilnabme  gewidmet  nnd  uns  mehrfach 
durch  gediegene  Vorträge  erfreat  bat. 

Auch  im  letEtTerflossenen  Jahre  Ist  den  AngohSrigen  der 
Hitglieder  zn  allen  Vereins-Versammlangen  der  Zutritt  frei- 
gestellt worden ,  doch  ist  hiervon  nur  in  ziemBah  beschränktem 
Masse  Qebraach  gemacht. 

Die  in  den  Vereins  •  Sitzungen  znr  Verhandlang  resp.  som 
Vortrag  gekommenen  G-egenstfinde  sind  naehstebende  gewesen: 

In  der  Versammlung  vom  26.  September  v.  J.^  trag  icb'aa- 
nfichst  den  Jahresbericbt  pro  1881/83  vor,  worauf  die  Keawahl 
der  ausscheidenden  Vorstands -Uitglieder  vorgenommen  wurde. 
Es  folgten  demnächst  HittheÜangen  fiber  die  Qeneral-Versamm- 
Inng  ZD  Kassel,  aber  den  auf  dem  Bauer'schen  (Srundstacke  am 
'  Augastapsrke  gemachten  prähistoriaoben  Fond,  sowie  ttber  ein^e 
frühere,  ähnliche,  welche  bei  Bischlehen  und  Neaacbmidatedt 
gemacht  worden  sind. 

In  der  Versammlnng  vom  18.  Oktober  pr.  hielt  der  Herr 
Realgymnasial-Lehrer  Dr.  Anermann  einen  Vortrag  Aber  atäd- 
tiscbes  Leben  und  Treiben  im  Hittelalter,  während  Herr  Lehrer 
Krospe  Mittheilungen  machte  über  die  von  dem  gegenwärtigen 
Konservator  der  Kanstdenkmale  in  Freussen,  Geheime  Regie- 
rnngs-Rath  von  Dehn  -  Rothfelser  vorgenommene  Beetch- 
tignng  der  hiesigen  Bauwerke  nnd  sonstigen  Gegenstände  mittel- 
alterlicher Kunst. 

In  der  Versammlung  vom  15.  November  pr.  wurden  zunächst 
die  vom  Professor  S  c  h  u  m  herausgegebenen  Facsimiles  von 
Handschriften  der  Amplonianischen  Bibliothek  besprochen,  so- 
danu  ward  von  Herrn  Dr.  Zschiesche  ausführliche  Mitthei- 
lang  aber  die  in  seinen  Besitz  gelangten,  vor  dem  Aagnstaparke 
gefundenen  prähistorischen  Gegenstände  gemacht;  wonäohst  von 
dem  Herrn  Schriftführer  Aber  die  anf  einem  Gräberfelde  bei 
L&tzensömmern  vorgenommenen  Ausgrabungen  berichtet  ward. 

Den  Hauptgegen stand  der  Versammlung  vom  19.  December 
pr.  bildeten  Hittbeilungen  ans  einer  von  dem  Fräulein  Eva  von 
Arnim  dem  Verein  geschenkten  Handschrift,  dte  Beschreibnng 
einer  im  Jahre  1782  von  sinem  ungenannten  Gelehrten   unter- 


xxm 

nommenen  Reise  darch  Thäringen ,  den  der  Tom  80.  Janaar  o. 
die  Biographie  des  PfarrerB  Ka»par  Fr.  Loisine,  des  bekannten 
YerfaBsera  der  Jngendaclirift  Gumal  nnd  Lina,  des  Lebens  des 
Eoban  HeflBQB,  der  moraliscben  Bilderbibel  a.  s.  w.,  woraafHerr 
Zeiohenlebrer  Ernspe  noch  über  die  HauptstQcke  der  Harien- 
lagende  sprach. 

Ebenderselbe  erlfiaterte  in  der  Versammlung  vom  22.  Fe- 
bruar c.  den  von  dem  Professor  Eberlein  in  Nfimborg  für 
das  Mittelfenster  des  Chores  der  hiesigen  Marienkirche  angefer- 
tigten Carton,  welcher  die  Hanpisceaea  ans  dem  Leben  der 
Ibria  vorführt,  wonächst  der  Herr  Schriftfährer  den  Schloss 
der  Biographie  des  Kaspar  Fr.  Lossias  gab. 

In  der  Versammlung  vom  6.  April  c.  hielt  Herr  Oberforst- 
meister Wernebarg  einen  Vortrag  über  thüringische  Städte- 
irappen. 

In  den  Versammlnngen  vom  26.  Mai  and  36.  Jani  sprach 
Herr  Dr.  Einert  aas  Arnstadt  über  den  Humanisten  Crotos 
Robianas,  zur  Züt  der  Einboloog  Lothere  seitens  der  Universi' 
tit  Erfnrt  1521  Reotor  derselben;  doch  ist  diese,  zum  Theil  aus 
bisher  nnbenotsteo  Quellen  gesobitpfte  Biographie  leider  nnr  bis 
ao  dem  Zeitpunkte  berabgeföbrt,  wo  Crotas  Rabianus  von  Er- 
fort  schied. 

Es  wird  von  Ihnen,  verehrte  Anwesende,  am  henUgen 
Abende  die  statatenmSsdge  Neuwahl  aweier  Mitglieder  des  Vor- 
staades  vorsunehmen  sein.  Vor  zwei  Jahren  hatte  der  Tomas 
des  Ausscheidens  den  Herrn  Schriftßihrer  und  mich,  im  ver- 
äoaaenen  Jahre  den  HerrnOberforstmeister  Wernebarg  upd 
den  Herrn  Lehrer  Mej  getroffen,  es  sind  diesmal  also  usaer 
Herr  Rechnungsführer  and  Herr  Zeichenlehrer  K  r  a  s  p  e  die- 
jenigen,  welche  an  die  Reihe  kommen.  Ich  werde  Sie  bitten, 
sobald  ioh  meinen  Vortrag  beendet  habe,  die  bezügliche  Wahl 
zu  bewirken. 

I>ie  Rechnaog  über  die  Euse  unsere»  Vereins  pro  1883  ist 
rechtaeitig  von  dem  Herrn  Rechnangsfilhrer  eingeliefert,  von 
dem  Herrn  Kaozleirath  Fischer  revidirt  und,  da  sich  nichts 
zu  erinnern  gefunden,  dechargirt. 

Ifach  Ausweis  'deVselb^n  "hat  der'  Venhögen's-Zustand  sich 
um  etwas  verbessert  Es  hat  dies  aber  nicht  sowohl  darin  sei- 
nen  Grund:  daas  oosere  Einnahmen  gestiegen  wttren,  Bondern 


.Cooj^lc 


sxzv 

d«u  bei  einem  AsagAbepoiteo,  dem  f&r  HertteUni^  dar  Yerüiu- 
•obrift,  die  Iit-Aoagabe  sabr  erbeblicb  binier  dem  VoraniobUg 
xarück  geblieben  ist  EU  r&brt  dies  dftber,  dftss  in  Folge  tos 
alleriei  ÜmiUtndes,  die  einzeln  aofaaftlbren  bier  sa  weit  fäbren 
Trttrde,  daa  oeoeate  Heft  onserer  Mittheilnngen  nocb  niobt  snr 
Ausgabe  gelangt  ist  and  daber  ancb  noch  keine  Druck-  nod 
Bacbbinder-Eoatan  an  aablen  gewesen  sind.  £U  ist  geganwftrtig 
jedocb  im  Dmck  vollendet  und  es  wird  daher  auch  die  Ver- 
theilong  in  der  nächsten  Zeit  erfolgen. 

Die  Rechnung  ergiebt,  data  die  Einnabsae  betragen  hat: 
42D  Uark  an  Mitglieder -Beitrlgen,  52,68  Hark  Ar  varkwifte 
Vereinsschriften ,  107,01  ICark  Zinsen  von  Wertbpapierau  eio. 
Hierzu  1100  Uark,  die  bebnfa  Ankaof  von  Effektes  von  der 
Sparkasse  erhoben  sind,  and  1,48  Uark  beim  Jriira» -  Anfang 
vorhandener  Baarbestand,  giebt  eine  Gesammt- Einnahm«  von 
1681,17  Mark. 

Die  Ausgabe  hat  betragen:  4b  Maik  Besoldungen,  28^ 
Mark  für  Vermehrnng  und  InatandhaUnng  der  Hammhingaii,  18,50 
Mark  fttr  Vereinsschriften ,  69,82  Mark  Insertioni  -  QebQbren, 
15  Hark  Beitrüge  an  den  Oesammtverein  and  fBr  dessen  Korr»- 
spondeoE-Blatt,  28,70  Mark  Porto,  Bnchbinderlohn  and  EopiaHea, 
1381,75  Mark  zur  Vermehrung  des  Kapital  -  Vermfigens ;  Ins- 
gemein 13,50  Mark,  ftlr  Auigrabe-Arbeitao  9,80  Hark.  Es  hat 
daher  die  Aasgabe  überhaupt  1600,27  Mark  betragen,  n  dass 
ein  Baarbestand  von  80;90  Mark  am  Jahresacfalaas  in  der  Kasse 
verblieben  ist. 

Unser  Kapital  -  Vermögen  besteht  anr  Zeit  in  einer  Partial- 
obligation  des  OroBshercoglicb  Badenscben  n-ftmien-Anlehens, 

angekauft  zu  seiner  Zeit  fBr 315,10  Hark, 

2  Stück  Ungarischer  5procenL  Gold-PrioritiUen, 

angekauft  mit       1122,00     - 

Bestand  bei  der  städtiacheo  Sparkasse  ....      821,00     - 

dazu  der  Kassenbestand  wie  oben 80,90     - 

Summa    2339,00  Uark. 
Am   1.  Januar  1882  betrug   das  Vermögen   des 

Vereins 1988,00     - 

Dasselbe  hat  sieb  also  im  Lanfe  des  verflosaeneD 

Jahres  vermehrt  ni^ 351^00  Uadc 


,:„l,;cdtvG00^Ic 


XXV 

Ea  "kman  jedoch  ketnem  Zweifel  anterli^ea:  da»  die  ha- 
fende  EimiJihme  dteBea  Jabrea  in  dioBem  Jahre,  wo  wieder  die 
Draokkoatca  tür  ein  Vereiosbeft  zu  Bahlen  sein  werden,  in  kri- 
aer  Weise  diza  aasreiohen  werde,  die  Änagaben  aa  decken, 
sondern  dass  es  nöthig  sein  wird,  auf  unser  Soll  bei  der  Spar- 
kasse aorücksagreifen.  Dagegen  wird  es  nicht  erforderlich  sein, 
BB  einer  Realisimng  der  in  nnserem  Besita  befindlichen  Papiere 
m  schreiten.  Es  erscheint  daher  als  eine  durchaus  dem  Ltiter- 
flsse  unserer  Kasse  entspreohende  Massregel,  dass  wir  1100 
Hark  aus  der  Sparkasse  entnommen  und  dafür  filnfprooentige 
Staats-Effekten  im  Betrage  tob  1200  Mark  angekaoft  haben, 
denn  es  erwächst  uns  dadurch  -ein  jährlicher  Zinsgewinn  tob 
37  Hark. 

Antarige  snf  Äbfinderang  der  Vereins- Statuten  sind  wiaer«r> 
seit»  nicht  so  stellen.  Sollten  solche  auch  aus  der  Mitte  der 
Versammlung  nicht  gemacht  werden,  so  können  wir  demnächst 
sofort  Eor  statotenrnftseigen  Ergänaungswabl  des  Vorstandes 
achreiten.  Der  noch  auf  der  Tagesordnung  befindliche  Qegen- 
atand  inTolvirt  nicht  sowohl  eine  Abändenisg,  als  eine  Ergän- 
zung resp.  Auslegung  der  Statuten. 

Znm  Schluss  bleibt  mir  noch  die  angenehme  Verpflichtung, 
allen  denen,  welche  im  Laufe  des  verflossenen  Jahres  dain  bei- 
getragen haben,  die  Zwecke  unseres  Vereins  an  erfOlleo,  Bieinen 
warmen  Dank  in  dessen  Namen  zu  sagen.  Dieser  gilt  sowohl 
allen  Oeechankgebern ,  wie  denjengan  Herren,  welche  dnroh 
Vortrftge  in  unseren  Versammlungen  uns  belehrt  und  unterhalt«! 
haben.  Sodann  aber  auch  den  Herren  Mitgliedern  des  Voralan- 
das,  insbesondere  dem  Herrn  Schriftführer,  der  fortgefahren  bat^ 
durch  die  Veröffentlichangen  über  die  Gegenstände  unserer  Ver> 
Sammlungen  das  Interesse  fUr  unseren  Verein  nah  und  fera 
wach  n  erhalten,  sowie  dem  Herrn  Kassenführer,  der  mit  moater- 
haftar  Sorgfalt  ond  Umsicht,  und  einer  nicht  hoch  genug  annu- 
erkennandeo  Hingabe  den  wahrlich  wenig  angeoebmen  Oesobtf- 
ten  aflines  Amtes  obliegt. 


Bei  der  biennf  TorgenotntaaBeD  Et^äMtmgfwaU  dee  Vor* 
Standes  wurden  die  Aassobeidenden,  Herr  Zeiohenlehrar  Krsepa 
ood  Hen  Qatfbesitaer  Bahlera,  wiedar  gewählt.    DefgleielwB 


>,oglc 


XXVI 

wurde  besofalosaeti :  dMa  ea  in  Betreff  der  Bedaktion  der  Zeit- 
schrift des  Vereint  bei  dem  bisherigen  VertafareD,  nach  wel- 
chem solche  lediglich  Sache  des  Yontandes  ist,  aaeh  kfinfiig 
■ein  Bewenden  behalten  solle. 


Jahres-Bericht 

das 

Tem  Ar  die  EesstiictitB  miI  iertltiiMe  tob  Erfort 

fQr  das  Jabr  1883|S4 

in  der  General -Versammlong  vom  28.  Oktober  1684 

Torgstngen 

von  dw  Torsitceadei  dei  Tontudea. 


In  dem  letitrerfloasenen  Jahre  ist  lein  ümatand  eingetre- 
ten, der  von  besonderer  Bedentang  fttr  anser  Vereinaleben  ge- 
wesen wllre  oder  einen  erheblichen  Einflnas  anf  dasselbe  hätte 
anatlben  k&nnen.  'Wir  sind  zwar  nicht  in  nnaerer  Thitigkeit 
aurick gegangen,  haben  namentlich  nach  wie  vor  etwa  alhnooat- 
lioh  eine  Zusammenkanft  gehalten,  in  welcher  auf  nnaeren  Wobn- 
ort,  deaaen  Vergangenheit  oder  gegenwärtige  Zustände  beaüg- 
liehe  Angelegenheiten  besprochen  sind,  ea  läset  aich  aber  auch 
nicht  behaupten,  dass  irgend  ein  Äofachwung  nnaerea  Vereins 
nnd  «ioe  Erweiterung  der  ThStigkeit  desselben  stattgefiinden 
habe.  So  bedaoerlioh  diee  sein  magj  ao  liegen  döch  einmd  die 
VerhUltniaae  ao,  dass  sich  in  dieaer  Besiehung  nichts  thun  Itaat 
Namentlich  sind  alle  Bemühangen,  die  Bewohner  der  Orte,  welche 
zam  ehemaligen  Qebiete  der  Stadt  Erfurt  gehören  und  denen 
d»ek  «ninre  Bemflhnngen  in  gteichem  Masse  gewidmet  sind,  wie 
diMier 'leihet,  an  ans  heransusiehen  und  vor  Tbeitnahme  to  nn- 
BWen  Arbeiten -cn  bewegen,  erfol^loa  geblieben,  und  werden  ea 


:.  Cookie 


xxvn 

wenn  niclit  ganz  besondere  Umstilnde  eintreten,  aoofa  kflofdg 
bleiben.  Ebeo  bo  tat  die  Zahl  der  Mitglieder  nnserea  Vereine 
unter  dar  eigentlichen  Bfii^erschaft  eine  nur  sehr  geringe,  wäh- 
rend man  doch  annehmen  sollte,  dass  hier  am  meisten  Interesse 
für  die  Vergangenheit  Erfurts  sich  finden  mQsBte,  da  sie  recht 
eigentlich  in  dem  hiesigen  Boden  wurselt,  und  Viele  unter  ihr 
sind,  deren  Vorfahren  seit  unvordenklichen  Jahren  Erfurt  ftD- 
gehOrt  und  theilweise  in  dessen  Geschichte  eine  Rolle  gespielt 
haben.  Bei  weitem  die  Mehrzahl  der  Mitglieder  nnserea  Ver- 
eine gehSrt  dem  Stande  der  Beamten  an,  die  nur  ihr  Beruf  hier- 
her geführt  hat,  die  derselbe  vielleicht  morgen  wieder  abruft, 
und  deren  Interesse  für  den  hiesigen  Ort  und  dessen  Vergangen- 
heit doch  nie  ein  so  anmittelhares  und  tiefgehendes  sein  kann, 
wie  bei  den  eingeborenen  de  schlechtem.  So  unerfreulich  diese 
VarhSltnisse  sind,  so  ist  es  doch  nicht  eben  schwierig,  sie  su 
erklftren,  es  wflrde  uns  dies  aber  hier  su  weit  fahren.  Eines 
gewissen  Schamgefühle  kann  man  sich  aber  nicht  erwehren, 
wenn  man  die  Mitgliederzahl  unseres  Vereins  mit  der  so  man- 
ches anderen  vergleicht,  der  seinen  Sitz  in  einem  riet  kleineren 
Orte  hat,  und  der  bei  weitem  nicht  auf  eine  so  bedentende  and 
int«re8sante  Vergangenheit  earflckblicken  kann,  wie  Erfurt,  und 
der  doch  eine  viel  grossere  Mitgliederzahl  hat  und  Ober  viel 
bedentendere  Mittel  verfllgen  kann,  wie  wir.  Wie  zutreffend 
daa  vorstehend  Bemerkte  ist,  eigiebt  sich  namentlich  daraas: 
daea  aooh  in  dem  letztverflossenen  Jahre  die  Zahl  der  ordent- 
lichen Hi^lieder  unseres  Vereins  wieder  etwas  zurückgegangen 
ist  Am  Anfange  des  Jahres  1883  hatte  solche  nämlich  141  be- 
tragen; von  diesen  gingen  im  Laufe  desselben  in  Folge  Todes, 
Fortzages,  freiwilligen  Ausscheidens  oder  Streichung  wegen  ver- 
weigerter Zahlung  der  Beitrüge  14  ab,  neu  hinzu  traten  dagegen 
nur  7,  so  dass  sich  ihre  Anzahl  beim  Anfang  des  laafenden 
Jahres  auf  184  reducirte.  Die  seitdem  vorgekommenen  aenen 
Annahmen  werden  sich  mit  dem  durch  einige  TodesfBlIe  herbei- 
geftlhrten  Abgang  etwa  decken.  Bei  den  Ehreo-MItgliedem, 
sowie  bei  den  korrespondirenden  Mitgliedern  sind  im  Laufe  des 
letzt7er6ossenen  Jahres  Veränderungen  nicht  eingetreten. 

Dem  Theile  der  unserem  Verein  gestellten  Aufgabe,  der 
sich  aaf  die  Zatagefllrdernng  der  noch  im  Schosse  der  Erde 
befindlichen  üeberreste  der  Urzeit  bezieht,  haben  wir  vmt  in 


:.  Cookie 


xxviu 

widmen  neaerdings  kein«  Oelegenbeit  gehabt.  Wie  Ihaeii  be- 
kanst,  wird  darauf  gewartet:  dass  der  von  der  biatoriiohaB 
Pronnsial-Kommiisioii  mit  der  Leitung  der  Aiugrabangeii  im 
der  hiengen  ProviiiE  beanftrHgta  ProfoBBOr  Dr.  Klopfflflisch 
in  Jena  sich  zn  diesem  Bebafe  bier  einfinde.  Die«  i^t  bis  jetst 
Biobt  geacbeben,  es  ist  daza  auch  TorlHafig  wenig  Anssicbt  vor- 
haaden,  da  der  Genannte  aar  Zeit  dorcb  die  ibm  gleicbfalla 
tbertragene  Leitung  der  Ansgrabtmgen  in  den  sKcbsisch-eme- 
■tinisohan  landen  voUanf  in  Ansprach  genommen  ist  und  des- 
halb auch  sein  Verbttltniss  za  der  historiscbun  KommiBsion  der 
Proviaz  Sachsen  wenigstens  einstweilen  bat  gelöst  werden  mOs- 
sen.  Es  wird  TorUnfig  mehts  übrig  bleiben,  als  sbsuwarten, 
bis  es  dieser  gelangen  sein  wird,  eine  andere  fOr  den  gedachten 
Zweck  geeignete  FersSnliohkeit  za  gewinnen. 

Die  Sammlangen  unseres  Vereins  haben  nach  in  dem  Laofe 
des  verflossenen  Jahres,  namentlich  durch  Geschenke,  manche 
nioht  ganz  unbedeutende  Vermebrong  erhalten.  Eins  der  be- 
deutendsten derselben  ist  eine  aas  einer  groBBen  Anzahl  von 
StUoken  bestehende  Sammlung  von  Münzen,  die  manche  Selten- 
heit enthält,  und  von  Frau  Bentiere  Friederike  Lieban,  gebo- 
renen Sobnabel,  nnserem  Vereine  Übereignet  ist,  and  die  ich 
dernnScbst  Übergeben  werde.  Ich  ergreife  mit  Freoden  diese 
Gelegenheit,  om  dieser  so  wie  den  Übrigen  Gesohenkgebam  im 
Namen  des  Vereine  hier  öffentlich  Dank  lu  sagen. 

Es  sind  im  Laufe  des  letzten  Vereinsjahres  neun  Versamsb 
hingen  abgehalten,  so  dasa,  mit  BerBckaichtigung  des  Umstan- 
des:  daas  in  den  SommMmonaten  in  der  Regel  die  Zaaammen- 
künfte  KUB&lIen,  im  Durcbechnitt  wie  biaber  etwa  aof  jeden 
Monat  eine  Versammlung  getroffen  hat.  Die  darin  verhandelten 
Gegenstände  sind  nachstehende  geweBen. 

In  der  Veraammhing  vom  27.  September  v.  J.  wurde  von 
mir  der  JahreB-Bericbt  fOr  1882/^  abgestattet,  nnd  über  die 
Verhandlungen  in  der  za  Wonna  abgehaltenen  Gei^eral-VorBamn^ 
hutg  dfls  Central -Vereins  der  deutschen  Oeschichts-  und  Akei- 
ihnms -Vereine  berichtet,  sowie  der  Antrag  des  Geheim«a  Be- 
gierunge - Baths  Klewitz:  wegen  Herausgabe  einer  Kopie  des 
HflrianBcheo  Planes  von  Erfurt' besprochen. 

In^dbr  VeKeammlong  vom  9.  November  v.  J,  trqg  dor  Herx 
SobiiAAl^w  den  Bericht  «ines  fl^ddentBolkeu  KoiyMpondewten 


(iraluwlb«iitliek  Rochana),  über  die  PhyiiogBonie  Am  Stadt  £r- 
fort,  ihrer  G^ftnde,  sowie  ihrer  Bewohner  and  Bewoh&eriiuien 
sor  Zeit  des  Farismenta  im  Jahre  1850  vor,  der  ao  manohe  Ud- 
riofatigkeiten  und  schiefe  ürtheile  enthielt,  die  enr  RiehtigatelloBg 
aufforderten.  Hieran  schlesaen  eich  MittheUangen  des  Herrn 
Eduard  von  Hagen  über  den  der  hiesigen  Stadt  Termachtea, 
sa  jenar  Zeit  öffeoüich  aoi^estellteii  künstlmsohen  l^achlaat 
d«B  MbIots  Kerl;,  oder,  wie  er  nrsprttngUch  hiess,  Mehrlioh. 

In  der  Versemmlang  vom  27.  November  ▼.  J.  berichtete  Aer 
Herr  SohriMbhrer  über  eine  in  Ocuneiaechaft  mit  dem  Herrn 
Bittergotsbentssr  Boatin  anf  der  Feldmark  von  WalteralebeD 
vorgeDommeoe  Än^abxing.  Nachdem  noch  einige  voa  dem 
Heim  (Jeheimen  Ratb  Elewitz  gestellte  Antrftge  besprochen 
waren,  hielt  Herr  Archivar  Dr.  Beyer  den  Hanptvortn^  fU»er 
die  kaltarge Bchicfatlich  interessanten  Willröder  Jagden  und  Ge- 
saadtaohaAa  - fieisen  von  Magistrats  -MitgÜedem ,  haaptsiohlicb 
abar  über  die  Festlichkeiten,  welche  die  Stadt  1617  bei  OelegeU' 
heit  der  Anwesenheit  des  Heisogs  Johann  Casimir  von  Sachsen* 
Coburg  veranstaltet  hat.  Schlieealtch  sprach  Herr  Rabiner  Dr. 
Kroner  über  hier  anfgefondene  Fragmente  alter  hebrftiacber 
Handachrifien. 

In  der  Versammliing  vom  22.  Januar  c.  machte  Herr  Dr. 
Zaohiesche  Mittheilang  über  die  Ergebnisse  der  leteten  aa 
Waltersleben  voigenommenen  Aasgrabungen,  sowie  über  die 
von  ibm  beaochte  Stätte ,  anf  der  einat  die  Trettenbnrg  bei  Ge- 
beaee  gestanden,  wShrend  Heir  Major  Seidel  den  Hanptvortrag 
über  die  Anka&pfdng  der  Beaiehangen  Schillers  and  Cbarlotteua 
von  Lengefeld  mit  den  Statthalter  Karl  von  Dalberg,  die  1789 
doreh  Karoline  von  Daohröden  vermittelt  worden,  hielt 

Dieaer  Vortrag  wurde  von  ebendemselben  bis  lur  VermlLb' 
Im^  Sohillers  in  der  Veraammlung  vom  7.  JAStn  d.  J.  for^eaetat. 

In  der  Versammlung  vom  8.  April  c.  hielt  Herr  Oberfont« 
naeiater  Wernehnrg  einen  Vortrag  über  das  Haas  lom  Tor* 
nier  and  über  die  dasselbe  einst  bewohnt  kabniden  PotrinarJ 
Famiben  v.  d.  Morthen  and  v.  d.  Margarethen. 

In  der  Versanunhmg  vom  27.  Mai  d.  J.  sprach  Herr  Bureau* 
Vorsteher  Hartang  Über  den  Tofelsohmack  des  £!rfarter  Ma- 
gistrats, ttber  den  Erfiirter  Weinban  nnd  Über  die  mit  der  Flur 
ven  Erfiirt  vereinigteii  Waiebbilder  einiger  wttat  gewordwMB  Ort». 


".ooj^lc 


In  der  VM-Munmliuig  vom  19.  Ängnst  c.  beriolttet«  H«n 
Lehrtir  Erotpe  Ober  den  Gang  und  gegeawirtigen  Stand  der 
Yerhandlaagea  wegen  Errichtang  eines  neuen  HoohftltareB  im 
hiesigen  Dom,  sowie  der  Herr  Schriftführer  Qber  eine  Versomm- 
long  des  Hohanleabener  Gescbiohts- Vereins,  tn  welcher  er  Theil 
geDommen,  worauf  ich  mit  der  Mittheilang  einEelasr  Abeobnitte 
«OS  meinen  Beiträgen  zu  einer  vergleichendea  Topographie  und 
Statistik  von  Erfurt  begann  ^  womit  ich  in  der  Vwaammlung 
vom  19.  September  c.  fortfahr. 

Auch  in  dem  verflosseneD  Jahre  ist  den  Angehörigen  der 
Vereins-Uitglieder  su  allen  YerBammlnngen  der  Zutritt  verstattet 
worden.  Es  w&re  zu  wUnscher  gewesen,  dass  von  dieser  Vor- 
gfinstigDng  in  ausgedehnterem  Harr«  Gebrauch  gemacht  worden 
wire,  wie  geschehen  ist 

Die  Rechnung  über  die  Kasse  naseres  Vereins  für  das  JsLr 
1883  ist  rechtzeitig  von  dem  Herrn  KassenfUhrer  gelegt  und 
nach  erfolgter  Revision  dorch  den  Herrn  Kanzleirath  Fischer, 
bei  welcher  sich  nichts  wesentlidies  zu  erinnern  gefanden  hat, 
dechargirt  worden. 

Was  das  ErgebnisB  derselben  betrifft,  so  hat  die  Einnahme 
9^,87  Mark  betragen,  worunter  sich  aber  80,90  Mark  Bestand 
ans  dem  Vorjahre  befand.  An  Beiträgen  der  Mitglieder  sind, 
genaa  wie  der  Etat  dies  angenommen,  399  Mark,  an  Zinsen 
98,87  Mark,  für  den  Verkauf  von  Vereinssobriften  16,80  Mark 
eingenommen.  Von  der  Sparkasse  haben  360  Mark  aufgenom- 
men werden  m&ssen,  um  die  Ausgabe  von  967,41  Mark  sa 
decken.  Den  Hauptbetrag  in  dieser  letateren  machten  die  Ko- 
sten der  Herstellong  des  letzten  Heftes  unserer  Zeitsohrül,  die 
sich  auf  738,70  Mark  and  zwar  auf  691,70  Mark  Drodckosten 
und  47  Mark  fUr  das  Hefton  belaufen  haben.  Vorgesehen  im 
Etate  waren  nur  500  Mark;  dieser  Betrag  hat  sieh  aber  nicht 
isna  halten  lassen,  weil  das  Heft  nicht  unftrheblich  stärker  ans- 
getallen  ist,  wie  Anfangs  angenommen  war.  Der  nächst  bedeu- 
tende Posten  besteht  in  89,30  Mark  Buehbinderlohn.  Ea  berakl 
dies  darin:  dass  die  ans  von  anderen  Vereinen  in  Aaatanseh 
zugekommenen  Blätter,  um  sie  brauohbftr  zu  machen,  haben 
gebunden  werden  müssen.  Es  ist  dies  eine  Auegabe,  die  in 
ähnUcber  Art  nicht  wiederkehren  wird  nnd  zu  der  Sie  Ihre  zns- 
drOokliobe  Genehmigung  ertheilt  haben.    B^  den  ttbrigen  Aus- 


XXXI 

gabepostan  ist  der  VoratiBchlag  nirgends  oberBcfaritten  Worden. 
Das  Vorbamerkta  erklärt  es  aber  aaBroichend,  daas  es  nSthig 
gewesen  ist,  unser  Sollhaben  bei  der  Sparkasse  am  360  Mark 
aa  TenniDdem,  und  daes  der  Bestand  anserei  Verm^ecs  von 
2370  Mark  aof  1876,76  TAaxk,  iUbo  am  453,24  Mark  berabgegan- 
gen  ist  and  die  Beobnung  noch  mit  einem  Vorsobasse  des  Herrn 
Kaaaeafllhrera  von  12^  Mark  abgeschloBsen  hat.  Es  mag  dies 
niobt  gerade  erfreulich  sein,  aber  der  Zweck  nnsereB  Vereins 
iat  ja  nicht  der:  Kapitalien  zu  Bammeln,  sondern  der;  Mr  die 
Kenntniss  der  Vei^angenhnit  Erforts  zu  sorgen,  and  lediglich 
diesem  Zwecke  haben  alte  jene  Äasgaben  gedient.  Zu  einer 
Beeoignisa  fOr  die  Zukonft  ist  noch  dnrcbsua  keine  VeranlaBBOug 
vrabanden,  da,  wie  sich  aus  dem  Vorstehendet)  ergiebt,  der 
Bestand  unseres  Vermögens  noch  immer  ein  nicht  nnbedentender 
bleibt  Uebrigens  habe  ich  bereits  in  meinem  TorjfibrigeQ  Jah- 
res-Bericbte  Ihnen  mi^etfaeilt:  dasa  wir  ans  in  der  Nothwendig- 
keit  befluiden,  um  die  Kosten  dea  Druckes  des  elften  Heftes 
ooserer  Zeitschrift  zn  decken,  einen  Theil  unseres  Sollhabans 
bei  der  Sparkasse  zu  verwenden,  und  Sie  haben  sich  damals 
mit  dieser  MasBregel  einverBtanden  erklärt. 

Der  Etat  ftlr  das  laufende  Jahr  ist  zu  seiner  Zeit  festgestellt 
und  balanchrt  in  Einnahme  und  Auegabe  mit  483  Mark. 

Das  nächste  Heft  unserer  Zeitschrift  ist  aagenblicklicb  im 
Drucke  begonnen.  Es  wird  namentlich  meine  Beiträge  zur  ver- 
gleichenden Topographie  und  Statistik  von  Erfurt  enthalten. 
Die  Kosten  werden  diesmal  nur  massig  Bein,  da  die  Einrichtung 
getroffen  ist:  dass  die  Abhandlung  gleichzeitig  in  den  Jabr- 
bQcbern  der  hiesigen  Akademie  der  Wissenschaften  erscheint, 
letetere  in  erster  Stelle  die  Druckkosten  trägt,  und  unser  Ver- 
ein zu  diesen  nnr  im  Verhältnisse  der  Zahl  der  Exemplare, 
deren  er  für  seine  Hitglieder  und  die  OeBchichta- Vereine,  mit 
denen  er  in  Schriften -AuBtHuach  steht,  bedarf,  beizutragen  bat. 

In  dem  Personal  des  Vorstandes  sind  im  Laufe  des  letzt- 
verflossenen  Jahres  Verändernngen  nicht  eingetreten.  Am  beu- 
tigen Tage  wird  dagegen  von  Ihnen  die  Wahl  zweier  Mitglieder 
desselben  vorzunehmen  sein,  indem  nach  Bestimmung  der  Sta- 
tuten diesmal  der  Herr  Schriftföhrer  und  ich  ausscheiden. 

Anträge  auf  Abänderung  der  Vereins  -  Statuten  sind  von 
unserer  Seite  nicht  zu  stellen,  wenn  daher  nicht  etwa  dergleichen 


xxxs 

kU8  Ihrer  Kitt«  in  Actrag  gabraebt  wwdfln»  so  wird  BMh  Baen- 
digong  dieuB  maiaea  Vortragt»  «ofort  sur  ErgKasangfwalil  du 
Torvtaades  gesohritten  wwdac  kffnned. 

Et  bleibt  mir  nur  noob  die  angenehiae  Varpffiehtong  sn 
erfOlleii:  allen  decen,  die  im  I^nfe  dea  Terflosseasn  Jahre»  snr 
Erfüllung  der  Zwecke  unBerat  VerMna,  sei  ei  dnroh  Haltung 
von  Vartrlgen,  dnrch  Bereioherang  nnserer  Samodangen  oder 
auf  sonstige  Weise  beigetragen  haben,  itffanüich  Dank  an  sagen. 
loibesondere  gebührt  solcher  dem  Herrn  SobriftfOhrer,  welehw 
fortgefahren  bat,  durch  Berichterstattung  Qber  unsere  ThUigkeH 
in  den  affentliohen  BlUttem  das  Interesse  Air  den  Verein  rege 
EU  erhalten,  und  dem  Henm  KasseniUbrer,  der  sein  wenig  dank- 
bares Amt  mit  gleicher  Hingebung  nnd  Sorgfalt  verwaltat  ba^ 
wie  in  früheren  Jahren. 

loh  flohliesse  mit  dem  Wnnsoha  und  indem  ich  die  Hofibmng 
aosspreobe:  daas  snch  künftig  eis  glückbringender  Stwn  Ibor 
unserem  Verein  leuchten  und  ihm  den  Weg  erhelleo  mSge,  asf 
welchem  er  am  sichersten  and  sobneUsten  das  ihm  gesteckte 
Ziel  SB  «reichen  im  Stande  ist 


DictizedbyGoOt^lC 


ErwerboDgen  des  Vereins  seil  Aofans  1881. 


A.  Büober  und  gedruckte  AoBSclmitte. 

1.  Frbr.  von  Bberstein,  die  Fehde  MaDgold'a  von  Eberateia 
gegen  Nürnberg  1516—22.  Dresden  1879.  Von  dem  Herrn 
VerfaBter  in  mehreren  Exemplaren  geschenkt  (ßir  die  Hit- 
glieder des  Voratandes). 

2.  s  —  k)  Eine  Anzahl  Schriften  and  Broschüren  (Erfurteosis) 
von  Herrn  Buclibändler  £.  Weingart:  a)  Mejfart,  Bild- 
niss  eines  wahren  Studenten.  Erfurt  1634.  4.  —  b)  E.  D. 
Lenz,  von  der  Genogthuung  Jesu  Christi,  Frkft.  n.  Leipsig 
1780.  —  c)  Dr.  Job.  B.  TrommsdorfTs  LebensbeBchreibung, 
E.  1839.  —  d)  T.  Sybel,  über  das  Beichagrundgeseta  der 
17  Vertranensmänner,  Marburg  1848.  —  e}  E.  Frensdorff, 
Jos.  Toa  Radowitz,  Leipzig  1850.  —  f)  J.  Ä.  K.  Rothmaler, 
Erinnerung  an  B.  Pröller,  E.  1855.  —  g)  t.  Oldersbaoaen, 
Verhandlungen  Über  den  Baa  eines  neuen  Ratbhauses,  E. 
1856.  —  h)  Weingärtner,  Worte  am  Grabe  W.  ESbers,  £. 
1866.  —  i)  Denkmal  auf  Volk's  (Ludw.  Clarus)  Grab,  E. 
1869.  —  k)  K.  K.  Emmrich,  Ueberei':ht  über  die  geognosti- 
achen  Verhältnisse  SUdtyrolB.    Jena  1846. 

3.  Dr.  Caro,  der  Talmud  und  die  UniverBität  Erfurt.  AufsatB 
auB  dem  „JüdiBchen  Literaturblatt"  1880  Nro.  45 — 47.  Ven 
dem  Herrn  Verfasser. 

3a.  J.  Jecbeake)  Caro,  ein  Vierteljahrhondert  Blädtiscber  Ver- 
valtang  (BUrgerm.  Em.  Wagner's).  Dirscban  1880.  Von 
demselben. 

4.  C.  Ä.  Noback,  Qeographiscb-topograpbiscbe  Beschreibang 
des  Regierungs- Bezirks  Erlurt.  Erfurt  1841.  Von  Herrn 
Frankenfeld  jun. 

m 

Dictzedby  Google 


xxxiv 

5.  Katalog  der  Berliner  astbropologiioben  ÄassteUnng  Ton  1880, 
mit  Snpplemest.  Von  Herrn  Direktorial  -  AuiBtent  Voss 
in  Berlin. 

6.  Paulig's  Oeacbiobte  des  7jährigen  Kriegei.  Von  Herrn 
Hoflieferant  Blechachmidt. 

.7.  Die  heil.  Schrift,  dentach  tod  Grynäae.  Von  Herrn 
Reg.-Sekr.  Ganther. 

8.  a)  ond  b)  Herold,  Organ  des  Vereins  fUr  Heraldik,  Bphra- 
^stik  und  Genealogie.  Jahigg.  10  u.  11.  Berlin  1879.  80. 
Von  Herrn  Hoflieferanten  Blechachmidt. 

9.  Würzbargische  Urkunden,  Nro.  1  —  97  (gedraokt).  Von 
Herrn  Apell  jun. 

10.  Z.  Becker'B  Noth-  und  Halfebfichlein  ftir  Banerslenta. 
Mildheim  1788.    Von  Herrn  Isid.  Moos. 

11.  ErackrUgge's  Stadt-  und  Landbote  vom  28.  März  1846. 
Von  demselben. 

13.  Oeorg  Wilh.  tod  der  Lage,  die  TollatSndigen  Acta  von 
der  ThQriDgiBchen  Sändfluth  von  1618.    Weimar  1730.     4. 

'    Von  Herrn  Uhrmacher  Wigand. 
18.  a)  n.  b)  Erfurter  Kalender  von  1796  und  1801.  Von  Herrn 
Uhrmacher  Adam. 

14.  (Stadtratb  Pöble),  die  Erlebnisse  der  jüngsten  swansig 
Monate.  EHurt,  Ende  Okt.  1849.  Von  Herrn  Ober-Reg.- 
Rath  V.  Tettau. 

15.  a.  Seebaob's  Erfurter  Feuercbronik.  b.  ThOringisober  Ge- 
schicbtskalender  auf  1763,  noch  1808  als  Haushaltungsbaob 
beoutat.    Von  Herrn  Bentier  G.  Reichart. 

16.  Dr*  Gotth.  Tetzlaff,  flbar  die  von  ihm  onterBUcbtan  Holz- 
reate  in  den  Gräberfunden  von  Leubingen.  Halle  1881,  Inan- 
gnral-DisBartation.  Von  Hm.  Prof.  Dr.  DUmmler  in  Halle. 

17.  TOQ  Malverstadt,  Regesten  der  Erabisohöfe  von  Mains, 
n.  Theil.  Magdeb.  1881.  Von  Herrn  Landeadirektor  Graf 
Winaingerode  zu  Meraeburg,  im  Namen  dea  ProriDsial- 
AupK^nsses  der  Provinz  SaohBcn> 

18.  Konrad  StoUe's  Chronik,  herausgegeben  von  Hesae,  Ar- 
ohivrath  in  Budolstadt,  mit  beigeschriebenea  Lesarten  ana 
dar  einzigen  (Jenaer)  HaDdacbiiftj  von  Herrn  Prot  A. 
Kircbhoff  in  Halle.    (Siehe  unten  B.  N.  14  S.  XL.) 


tä  Sadolphi'8  Gotha  diplomatica.  2  Bde.  Gotha  1717.  18. 
Hit  Gtleichensteins  genealogucben  Tabelleo.  Von  Herrn 
Eiaeobahn- Sekretär  Zieglar  iD  Elherfeld. 

20.  E.  HartuDg's  Erfiirter  AdreBsbach  Tür  1882/83.  Hit  dem 
neaen  Stadtplane.  Von  dem  Heransgeber.  Anf  dem  bei- 
gefügten Stadtplane  hat  Herr  Stadtbauratb  Spielhagan  äie 
neuen  StrasBennamen  ausaerhalb  der  Thore  eintragen  l^sen. 

21.  Alfr.  Kirch  hoff,  Thüringen  doch  Hermundurealand.  Leip- 
Eig  1882.    Von  dem  Verfasser. 

Die  beiden  folgenden  Schriften  wurden  von  dent 
Schriftführer  des  Vereins,  Prof.  H.  Weissenborn,  wel- 
chem dieselben  dedicirt  sind  (b.  Härs  1882),  geschenkt: 

22.  a)  Prof.  W.  Schum,  Panegyrikus  anf  Erzbischof  Adolf  von 
Httoster.  1882.  (Dedicationaschrift.)  —  b)  Rob.  Boxber- 
ger,  Briefwechsel  Herder's  und  Qötbe's,  Festsebrift  sam 
&.  Hftrz  1882. 

23.  Gedicht  an  Napoleon  den  Grossen,  Erfurt  zum  15.  Augnst 
1809.     Von  Herrn  Töohtersohul  -  Lehrer  Gresaler  sen. 

24.  Gedicht  auf  den  Divisions  -  General  von  Loebel,  bei  seinem 
Scheiden  von  Erfurt  1880.    Von  Herrn  Isid.  Ho  ob. 

25.  (C.  y,  Dalberg*«)  Betrachtungen  Ober  die  UniTersität  Von 
Herrn  Antiquitätenhändler  Beck. 

26.  ^änälon,  demonstration  de  I'eziBtenoe  de  Dien.  4.  ädit. 
Amsterdam  1715.    Von  Herrn  Sahlender  jun. 

27.  Verzeiebniss  der  Kunst-  nnd  Naturalien  -  Sammlungen  im 
Uuseum  des  evangelischen  Waisenhauses.  Erfurt  1863.  Von 
Herrn  Lehrer  Kott. 

28.  Lehrer  Ney,  Humorisüscber  Vortrag  bei  dem  Feste  der 
freiwilligen  Jäger- Compagnie  am  18.  Juni  1863.  Von  dem 
Herrn  VerfasBer. 

29.  a — d)  Schriften  aus  dem  Nachlasse  des  Herrn  Generals  von 
Httnehow:  a)  Deutsehe  Lieder  tUr  die  Landwehr  des  3. 
Departements  der  preussischen  Provinaen  «wischen  Rhein 
und  Elbe  und  Weser.  —  b)  Gedichte  an  König  Priedricb 
Wilhelm  lU.  1813;  c)  desgl.  an  die  Kronprinzessin  Elisa- 
beth  1825;  d)  AbschiedsgrusB  an  den  Kegierungs-Schulrath 
Haha  1826.  S&mmtlioh  gedichtet  von  Herrn  Geh.  Rath 
Wamebqrg.  Von  der  verw,  Fraa  Generalin  von  HUochow, 
geb.  Werneburg. 


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xxxvi 

SObt— c.  a)  Knrieaaes  EnoBt-  imd  Firbebnch.  4.  Aofl.  b)  Qn- 
deoas  Hiatoris  ErfortenaiB,  Daderstadt  1645.  c)  NennULgige 
ÄndachtoUbong,  Pri^  17&9.  Ton  Herrn  AL  Strecker  in 
Hocbheim. 

31.  Pastor  Dr.  BSrwinkel's  Luther  in  Erfurt.  Vom  Herrn 
Ver&Bser  (bei  Qclegenheit  dei  Luther- Bazara  geschenkt). 

32.  EorflirBt  Johann  Georg's  von  Sachsen  Marschregiment,  er- 
lassen 1691.    Von  Herrn  Spediteor  Brandt 

33.  s)  Weidner,  Gläubiger  Kinder  Gottes  Creutzechule ,  oder 
viersig  Betrachtungen,  Augsp.  1778.  b)  Der  christliche  Ln- 
theruier.  KirchenhiBtorien  von  1370  an.  Von  Herrn  Stu- 
dent Hergt. 

33c.  Erfurter  Festgedichte;  von  einem  Ungenannten. 

34.  Alte  Erfortensia,  kirchlicher  Anzeiger  von  1755  und  1769, 
Baths  -  Trans itns  n.  a.  und  Festgedichte  u.  a.  Von  Herrn 
Bachhändler  C.  Villa r et. 

3Ö.  Dr.  Lehmann,  Vortrag  tiber  die  Wichtigkeit  einer  voll- 
ständigen Bearbeitang  einer  deutschen,  bezw.  thüringischen 
Landeskunde,  gehalten  auf  dem  2.  deutschen  Qeographen- 
tage  zu  Halle,  in  der  Osterwoche  lt<82. 

36.  Prof.  KritB,  GratulationB-Frogramm  bu  Direktor  Strass' 
Amtajnbilfium  1843.    4.    Von  Herrn  DiaconuB  Maieier. 

37.  SammloDg  landesherrlicber  Edikte  für  das  Fürstenthnm 
Halberstadt  a.  a.  preassische  Verordunngen.  Von  Herrn 
Cantor  Heise  in  Gangloff- Sommern. 

38.  Keonzehn  Eistebener  Kalender  von  1751  an. 

39.  Pastor  Dr.  Bärwinkel'B  Vortrag  über  den  reli^ösen  Werth 
von  Frit«  Reuter's  „Ut  mine  Stromtid".  Von  dem  Herrn 
VerfasBer. 

40.  Ortmann's  Iföbra,  der  Stammort  Dr.  Martin  Lotbers. 
Von  demselben. 

41.  Pastor  Rud.  C.  LossiuB  „Biographische  Skizzen  auB  dem 
Leben  unserer  Eltern,  M.  Ch.  Theod.  und  Frao  Chr.  Mar- 
garethe  Lossius",  Erfurt  1803;  Fast.  Caspar  Fr.  Lossius  Grab- 
rede bei  Martha  Chr.  Carolina  Lossius  1806,  und  andere  die 
Familie  speciell  betreffende  Gedenkschriften.  Von  Frl.  Aug. 
Lossius,  Tochter  des  Verfassers  Rud.  L. 


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42.  e)  Fraih.  von  Eberstein  in  Dresden,  „Urkundliche  üfacb- 
trftge  za  den  geschichtlichen  Nachrichten  von  dem  Ge- 
schlechte Eberstein  auf  der  Rhön".  IV.  Folge.  Dresden 
1883.  b)  Beigabe  sa  den  Urk.  Nachr.  o.  s.  w.  1863.  Von 
dem  Herrn  Verfasser. 

43.  Ubnba,  4.  Th.    Von  einem  Landwirth  in  Schmtra. 

4t.  Second  annaal  Report  of  Bureau  of  Sthnology  ot  the  Seore- 
tarr  of  the  Smithsonian  Institution  1880—81,  Washington 
1883.  Von  dem  reich  dotirten  Institut  durch  Vermittelang 
ihres  Agenten,  des  Herrn  Qeneral •  CoosuU  Dr.  Felix  Fltt- 
gel  in  Leipaig,  eingesandt. 

46.  Bilderheft  zum  5.  Heft  der  Bchriften  des  Badischen  Alter- 
thumevereins ,  entfa.  die  römischen  Baoreste  eines  alten  Klo- 
sters za  Baden-Baden.  Von  Herrn  Hoflieferanten  und  Kom- 
missionsrath  Bleohschmidt. 

46.  a)  Zusammenstellang  der  in  den  nordischen  Hoseen  auf- 
bewahrten Alterthiimer.  b)  Publikation  Ton  ethnographisch 
interessanten  Abbildungen.  Von  dem  Heransgeber  Herrn 
Haceliua  in  Stockholm. 

47.  BItttter  des  Cotta'schen  Horgenblattes  aus  d.  J.  1850,  mit 
Bochau's  Korrespondenzen  über  die  Physiognomie  von  Er- 
furt in  der  Parlamentszeit  1850,  Von  Herrn  Buobhllndler 
£.  Weingart. 

48.  Neue  Erfurter  Zeitung  von  1817.    Von  Herrn  Lehrer  Ney. 

49.  Erforter  Intelligenzblatt  von  1816.    Von  Herrn  OilU. 

50.  Stumpfs  Schweiz erchrenik.  Zttrich  1606.  4.  Von  Herrn 
Eisenbahn  -  Sekretair  Ziegler  ans  Elberfeld. 

51.  a— g)  Bücher  aus  dem  Nachlasse  des  Buchbindermeieters  und 
Antiquars  Schäfer:  a)  Summarischer  Bericht,  wie  der  lu 
Erffurt  gewesene  Ober -Vierherr  M.  Vclcmar  Limprecht  ver- 
schuldet, dass  er  am  20.  Novembris  Anno  1663  mit  dem 
Schwert  Öffentlich  hingerichtet  worden.  Ans  denen  Origin^- 
Actis  trewlicb  gezogen  und  an  Tag  gegeben.  Erffurt  Ge- 
druckt bei  Johann  Georg  Hertzen  im  Jahre  1663.  —  b) 
Wahrer  Abdruck  derer  Schriften ,  welche  in  der  gewesenen 
HSncfas-Zellen  des  theueren  Mannes  Gottes  Herrn  D.  Mar- 
tin Luthers,  in  dem  Augustiner  Kloster  zu  Erffurt,  darinnen 
jetzo  das  Evangelische  Waysen-Hauss  in,  in  gevierdten 
Abtheilungen  an  den  getäffeiten  Wänden  angemaUet  »a  be- 


r,.:„  ...  Google 


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findet].  Auf  vieler  Lieblwb«r  toBtftadigeB  Bsgefann  mm 
-  Druck  verfwtiget  im  Jahr  Christi  1718.  —  c)  Ghtttlieb  Hbiii- 
rich  äroiffeDbalini  hintM-laiiena  noch  nngedmckte  kleine 
Sohriften.  1790.  —  d)  DaakwUrdigkeltMi  der  Sudt  Worbis 
und  Umgegend.  1818.  —  e)  MoBecgeil,  Liebenstein  and 
die  neoMi  Ärkadier.   1^.  ~-  f)  Dm  gepriessene  Preussen. 

—  g)  Be;«r,  der  Dom  va  Erfurt.     1S67. 

69.   UarticiaB,   Lexicon   etymologicum  et  Bacram.    Fol.    Von 

Herrn  KommUeiooB-Rath  Blecbscbmidt 
58.   VDrstermata  van  Oyen,  Dictioanaire  nofailiaire,  Repertoire 

des  g^n^alogieB  et  docnments  g^n^ogiqueB,  qul  bb  hxiavent 

daUB  la  bibliothique ,  leg  eoÜections  et'  les  arohivea  de  l'au- 

tenr.    La  Haye  1884.     Von  dem  Herrn  HeraUBgebor. 
54.    Eine  BnefBamrotting  de«  Geb.  Batbs  Dr.  Christof  too  der 

Strassen,  herausgegeben  von  Prof.  Opel  (in  Halle).    Von 

Herrn  Ober-Reg.-Ratb  Bennig. 
&b.   Eans^werbtiche  Pablikationen    von  Herrn   Haaelius    in 

Stockholm. 

56.  a)  n.  b)  Oeh.  Ratb  von  Wnssow,  Aber  die  E^battong  der 
Denkmäler  in  den  CtilturBtaaten  der  Gegenwart  1.  o.  2.  Bd. 
Berlin  1884.    (Erkauft.) 

57.  Annoal  Beporte  of  tho  Smitiisonian  Institution  fttr  1880/81 
und  1882.  Washington.  Mit  reichen  und  irerthToQen  ethno- 
Idgiacben  nnd  arcba6ologiBchen  Abbildongen. 

58.  V.  Folge:  Urkondliche  Kaohträge  au  den  geBohiolitUchen 
Nachrichten  von  den  Freiherm  von  Eberstein.  Berlin  188&. 
Von  Herrn  L.  F.  Freib.  von  Eberstein  (io  mehreren 
Exemplaren). 

59.  a)  n.  b)  Alte  ErAirter  Drucke:  a)  H.  J.  J.  WitaoheU 
dankbares  nnd  heiliges  Hera  u.  s.  alB  Anna  Jost  Reinbotben 

—  Terbranat  wurde.    Erfurt  1727,  ~  b)  Bericht  und  Send- 
schreiben  von  dea  bertlhmten  1000  Jahren  a.  e.  w.     £rfnrt 

'  1998.    4.    Von  Harm  Oberlehrer  Boxberger. 

60.  Ausschnitt  der  G«rmania,  XVHI.  (XXX.)  Jahi^ng,  S.  192- 
202:  Mittelhochdeutsche  Bussmahnangea  und  Ersiblungen 
über  daa  Sündhafte  des  Tancea,  aus  einem  „LibelluB  de 
penitenoia"  in  der  Erfiirter  Haadscbrift,  FoL  Nro.  22,  BL 
122 — 130.  Abgeacbrieben  und  gesohenkt  von  Herrn  Prof. 
Bartaob  io  Heidelberg. 


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61.  OaiteT  Ä.  Sedier,  Modem«  Wappesknnat.  Winke  Bit 
StMts-  nnd  st&dtische  Behörden  n.  a.  w.  lYankfiirt  «.  H. 
bei  W.  Sommel  1885.  Von  dem  Herm  Verleger  ain- 
geasadt. 

62.  Babb.  Dr.  Th.  Erooer,  FeatBohrift  zur  Einweihung  der 
■eaeo  Synagoge  in  Erfiirt  «m  4.  Sept.  1884,  aof  Wonaoh 
der  Oemeinde-Collegien  verfsaat.    Von  dem  Bnu  Ver&iaer. 

B.  Bilder  und  Handsohriften,  Karten,  Urkunden. 

1.  3  Photographien  der  Wtode  und  ihrer  HoUTerzierangen 
aus  dem  16.  Jahrhundert  im  Silber  &  Eennann'aßhen  Fabrik- 
gebäude und  Wohnhause  am  Junkersand.  Von  dem  gegen- 
wärtigen Besifeer  Herm  Droge. 

2.  a)  HandschriM.  Verzeicbnias  der  Mitglieder  des  Erfurter 
KongreueB  1808.  b)  Veraeichoiia  der  Mi^lieder  d«a  Er- 
furter Parlaments  nnd  ihrer  Wohnungen  1850.  Von  Herrn 
Bareau-Voriteher  Härtung. 

3.  Conat  Beyer'a  Karikaturen  zum  Todtentaoae  (naoh  Hol* 
bein'achen  Motiven).  Von  Herrn  Antiquitätenhändler  Beck. 
Am  Scbluae  iat  ein  Qemälde  der  Umgebangen  der  Augaatinar- 
kirohe  mit  dem  Grabmale  Pastor  lütaohl'a  (Vaiera  dea  be- 
rOhmten  Philologen)  angeheftet. 

4.  Essenwein's  (Director  des  QermaniBchen  Muaeuma  in  ZTOm- 
berg)  Carton  zb  einem  Glasfenater;  Geachenk  dea  Herr* 
Dr.  von  Weiaaenbach,  zn  dessen  Werk  „Ton  der  Glaa- 
malerei,  ihrer  Geschichte  o.  s.  w."  es  die  Titelminiatur  bildet. 

5.  Ein  auf  Pergament  gesohriebenes  Amulet  für  deD  Knaben 
Joseph,  Sohn  der  JenU.    Von  Beim  Rabb.  Dr.  Caro  (1881). 

6.  Urkonde  des  Offizials  dea  Harienstifts  von  1403:  Proteata- 
tion  des  Proabyters  NyeoUua  hinter  deme  Steyidioffe  gegen 
die  Verleihung  einer  Vicarei  in  der  AllerbüÜgenkjrcbe  mu 
Heinrieh  von  TrefFart.    Von  Heim  BAalachUler  Brandt. 

7.  Ein«  Mappe  mit  Abbildungen.    Voa  Herm  Adam. 

8.  Ein  Patbenbrief  Ton  1798.    Von  E«rm  laid.  Mo  es. 

9.  Eün  Amstädter  Bürgerbrief.    Von  Hrn.  Korbmaoher  W^isa. 
10.   Ein  Brief  Dalberg'a   aua  Mainz   vom  7.  Mai  17S7   an  die 

Ober  -  PEarrhaoplleote  von  Er^trl,  Dankschreiben  filr  Ihren 
'  Glüokwaosch  zur  Eitheiliang  der  CoadjnterswUrde.  Vct  im 
venrittweten  Uad.  Dechend. 


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XL 

11.  EinLehrbrief  TOD  1780  anf  Pergament;  ▼ooHni.O.  StSsteL 

12.  EinBild  des  verstorbenen HerroDomproptteB  Warsohmidt. 
Von  Hfirra  Literat  nnd  Fecbttseister  Montag. 

13.  Eine  Handichrift  des  verBtorbenen  Kollaborators  EammBr 
(geb.  26.  Febr.  1785).    Von  Herrn  h.  Montag. 

14.  Handsohriftliche  Ergtinzong  der  HeBBo'sohen  Anigabe  der 
Chronik  (Memortale)  Eonrad  Stolle's  (f  1505)  ans  dem 
(einzigen)  Jenaischen  Codex,  abge schrieben  von  Herrn  Prof. 
Alfred  Kircbhoff,  korrespondirendem  AHtgliede  des  Ver- 
eins. Nebst  einer  sorgfältigen  Vergleichung  des  schon  ge- 
druckten Theils  der  Hesse'schea  Ausgabe.  Von  Herrn  Prof. 
Eirehhoff  in  Halle.    (S.  oben  A.  N.  18.  S.  XXXIV.) 

15.  Eine  Rnndschan  über  die  Stadt  Erfurt  und  die  Um- 
gegend von  dem  höchsten  Tburme  des  Domes,  1837  gemalt 
TOn  Harm  Amtsgerichtsrath  Kuchenbnch  (jetst  inMUncbe* 
berg)  nnd  von  demselben  geschenkt;  sie  ist  3,12  m  lang, 
1  m  hoch  und  enthält  auch  die  Darstellung  der  von  den 
Thttnnen  nnd  Eirchdftohem ,  welcbe  deshalb  abgenommen 
werden  kennen,  verdeckten  näheren  Stadttheile. 

16.  Bilder:  a)  des  Kurftlrsten  Johann  Georg  von  Braadenborg; 
b — f)  der  Städte  Magdeburg ,  Leipaig,  Qnerfnrt,  Weimar 
(1570)  nnd  des  Martinsstiftes  zu  Erfurt  Von  Herrn  Alois 
Strecker  in  Hochbeim. 

17.  Fathenbrief,  bedruckt  und  illamiuirt.  Von  Herrn  Ahlborn. 

18.  Pergament-Urkunde  für  einen  Trompeter,  mit  12  Siegeln 
bedrackt.    Von  Herrn  Seyfart 

19.  Besohreibnng  einer  Reise  aus  Quedlinburg  durch  den  Ban 
nnd  Thüringen  nach  Erfurt  und  Gotha.  Von  Frl.  Eva  von 
Arnim  auf  Heinrichsdorf  bei  Falkenburg.  Vorgelesen  in 
der  VeraaDunlong  des  Vereins  am  19.  Deo.  1882. 

20.  a)  Bfld  des  noch  vorhandenen  Holskt^s,  in  welchem  Graf 
Albreobt  von  Beinstein  von  den  QaedÜnborgern  1336 — 38 
gefangen  gehalten  wurde,  b)  Abbildung  seiner  Streitazt, 
der  Sporen  und  des  Dolches.   Von  Herrn  Reg.-Sekr.  Linse. 

21.  Ein  königl.  weatilÜiBoher  Schuldschein  über  50  Francs.  Von 
Herrn  Eantor  Heine  in  Gangloff- Sommern. 

22.  Lefacbrief  dflB Eaatmann's  Olbriofat    Von  F^.  Wwe.  Kellner. 
fö.  Pathenbrief  des  Pf.  Bnd.  Lossius   in  Sebloss  Tonndorf. 

Von  seiner  78jtthiigen  Tochter  FrL  Augnito  Loasina. 


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24.   PVuzönBoliß  Äasigimte  Ubor  500  Franc«. 
ISk   Theologisch  Licht,  mit  Sprächen  und  Btideni,  Handschrift 
in  Fol.    Von  dem  RealgymnanaeteD  Wilh.  Hopfe. 

26.  Earae  Nachrichteo  über  Latbers  Trauung,  eine  Hand- 
■chrifL    Von  Herrn  Kantor  Heine. 

27.  Dr.  med.  Zscbiesche,  Karte  and  Katalog  der  prähisto- 
rischen  Fnnde  im  Stadt-  und  Landkreise  Erfurt  (^nacb  dem 
Schema  der  deutsoben  anthropologischen  Gesellschaft).  Hit 
einer  photographischen  und  einer  autographischen  Abbildung 
prShistorischer  Funde.  Als  Beitrag  zu  Prof.  Fraai  prShisto- 
rischer  Karte  von  Deutschland  verfasat.  Von  Heim  Dr. 
Zscbiesche. 

28.  Abbildung  der  «na  Kapoleons  Reisewagen  1815  erbeuteten 
Tasae.  Von  Herrn  Kanzleiratb  Fischer,  Besitzer  der 
Tasse. 

29.  B.  Hänel,  Luther  in  Wort  und  Bild.  Aus  Rieh.  Mftller's 
xylographisch- artistischer  Anstalt  in  Leipzig.  Von  Herrn 
Kommissions -Ratb  Btechschmidt 

30.  Bild  des  Gennrals  von  Loebell.  Von  Herrn  Landrent- 
meieter  Kessler. 

31.  Vermäcbtniss  König  Friedrich  Wilbelm's  HI.  bqt  seinem 
Scheiden  (7.  Juni  1840)  und  Erlass  Känig  Friedrieb  Wil- 
belm's IV.  vom  12.  Juni  1840.     Von  demselben. 

32.  Assignaten  der  fransösischec  Republik,  Von  Herrn  Eisen- 
bahn -  Sekretair  Ziegler  in  Elberfeld. 

33.  a)  Ein  Manuskript,  Martini  Lagunae  prefatio  ad  Cicoronis 
epistolas;  b)  ein  Bild  des  Obelisken  auf  dem  Anger  (1814 
am  6.  Janaar  verbrannt).  Von  Frl.  Schäfer,  Enkelin  und 
Erbin  des  Herrn  Bucbbindenneisters  und  Antiquars  S. 

34.  Beschwerdescbrift  der  Gemeinde  Straussfurt  gegen 
den  Schijseer  und  Pächter  Bretacbneider  an  K&nig  Ängaet 
Ton  Polen  im  J.  1720.    Von  Herrn  Depotfeldvebel  Krftmer. 

35.  Pietro  Fioccbi,  Grand  albero  genealogioo  -  storioo  dei  popoU 
Italiani,  Hilano  1781;  eine  historische  Karte  von  Italien  in 
Form  von  Strömen  wie  in  Dir.  Strass'  „Strom  der  Zeiten", 
EUr  Uebersicbt  der  Theilung  und  Wiederrereinigung  der 
einaelnen  Gebiete  der  Halbinsel  bis  1815.  Von  Herrn  Can- 
tor  Heine  in  GanglofE- Sönnaeni. 


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TT.n 

36.  HuidioliTiftUolu  BeHkieibiiiig  der  Greiue  d»  Watters- 
Icbiacfaea  Qeriofats.  Vod  dem  OrtsvorBtADde  der 
Gemeinde  Wsltersleben.  (Origiool  geaohankt;  eine  ge- 
trene  Äbaohrift  desselben  wurde  «n  dessen  Stelle  von  Herrn 
Dr.  K.  Beyer  genommen  and  an  den  Herrn  Stümlseii  ge- 
undt). 

37.  FUn  von  Berlin  «ns  dem  Jftbre  1810:  Von  Herrn  Land- 
rentmeistar  Kessler. 

38.  Gedieht  des  Herrn  E.  W.  Lecbmann  in  Gotb»  *nf  den 

SchloBs    dos    JebrhnndertB.     Von  Herrn  L.  H.   «ob  Gotbe 
(£nkel  des  Ter&ssers). 

39.  Stemmbenm  der  Herrmaun-Schellbornschen  Familien 
in  Erfurt,  aar  üebersicbt  dar  Berechtigten  zur  Dnfft-Sohell- 
homschen  Familien  -  StiAang  zusammengestellt.  Von  Herrn 
Stadtrath  Tegetmeyer. 

40.  Eine  Handachrift  in  Sohmal-Felio,  in  SobweioBleder  gebon- 
den,  enthaltend  den  Raths-Transitos  Consulum  Erfurtenainm 
Ton  1500—1667.  Von  Herrn  Sattlermeiater  Dnfft  aus  der 
Lade  der  Sattler  und  Riemer. 

4t.  Ein  Erbzinsbuch  Über  des  Herrn  J.  G.  Dreschern  Geld-, 
Obley-  und  Fracht  -  Erbzinsen  von  1761.  Von  Herrn  Eisen- 
bahn-Sekretair und  Auktions - ComroissariuB  Lax. 

42.  Ein  Eaufkontrakt  über  das  Haus  zum  Rebstock  1840  {&x 
4735  Thlr.)  von  dem  Vater  des  Herrn  Lux.    Von  demselben. 

43.  Zeicfanvng  eines  Grenzsteins  auf  dem  Andreaafelde  mit  dem 
Wappen  des  FeterskloBters  und  der  Jabrzahl  1723.  Von 
Herrn  Chr.  Grau  jun. 

44.  Geb.  Beg.'Batb  Elewitz,  die  Special-Gemeinden  von  Er- 
furt and  ihr  Kampf  ams  Dasein  (autographirt).  Von  dem 
Herrn  Verfasser. 

46.  Alte  Familienpapiere  der  Familie  Siegmand:  nn 
Sohreibebuch  (kalligraphisch),  7  Pathenbriefe ,  Urkunde  f&r 
einen  BarbinrlehrUng ,  Job.  Chph.  Silber,  1674,  auf  ^rga- 
ment     Ein  Heft  erbauliche  Betrachtungen. 

46.  Ein  faceimtlirter  Abdruck  der  Nummer  1  des  Hamburger 
Correspondenten  vom  2.  Januar  1731  (150jäbr.  JabilAum). 
Von  Herrn  Bäckermeister  Schenoka. 

47.  Tonndorfer  Baareohnungen,  ans  einem  AktenatOcke 
abgeschrieben  und  dam  Vereine  mm  Abdnok    Hbersandt 


xun 

(üAe  den  Abdrnok  Bd.  XII.  3.  SSI)  Ton  Herrn  QymnuiAl- 
Lebrer  Dr.  Jäger  in  Duderstedt    Er  fand  «e  in  dem  Ham- 

»er  Ingroasaturbnch  Nro.   16  (Bl.  XKIII"— XXVIK')    de» 
königl.  EraisarchiTs  au  Wttrsborg.    Von  Herrn  Dr.  Jügii. 

48.  Lithtq^raphie  von  dem  Erntefest  in  der  Btü^er-YeraanuDlang 
an  Erfart  den  39.  Juli  1847  (nach  dem  Ende  der  pOssen 
Koratheurung),     Von  Herrn  Sekret&r  Schneider. 

49.  Ein  Oelbild  dea  EuriUrsten  von  Maina  Joseph  Friedrioh 
Karl  (von  ErÜial),  in  Lehanigriiase.  Vermäohtniaa  des  Ter- 
■torbenen  Majora  Herrn  Rochi. 

30.  a)  Das  Erfurter  Kaths  Gebartsaeogniss  tOi  den  Barbier 
J.  Chph.  Silber,  getauft  1646,  vom  10.  Juli  1674.  —  b— b) 
7  Pathenbriflfe.  —  i)  Ein  Heft  erbanlicfae  Betrachtungen  in 
quer  8-  —  k)  Yorschriften  von  Job.  Andr.  Siegmond  (geb. 
2.  Not.  1768).  Von  Herrn  Eleidennachermeiater  Pfeiffer 
Und  seiner  Gattin  Martha,  geb.  Sigmund. 

O.   Alterthümer,  Hünzen,  Ouriosit&ten. 

1.  Zwei  Caatagnetten.   Von  Hrn.RealgymnaBial-Lelirer  Carlas. 

2.  Eine  Serviette,  in  v^cbe  die  Jahraabl  1729  eingewebt  ist 
Von  Herrn  Eauftnana  Wftofater. 

3.  Eine  Helena-Hedsitle  von  1821  ßir  die  treuen  Eampf- 
genoftaen  Napoleons.    Von  Herrn  Kaufmann  Wächter. 

4.  Abdruck  einea  Siegels,  welches  Qöthe  darstellt  (Qe- 
schenk  von  Schilter  an  Gstbe).  Von  Herrn  Bureau-Vor- 
steher Härtung. 

5.  Ein  Hafeiseu  ans  den  Hopfeschen  Ffiansnngen  auf  dam 
Harbacber  Wege  vor  dem  Andreasthore.  Durch  Vennitte- 
luDg  des  Herrn  Bachdruckerei •  Besitzers  Cramer. 

6.  Ein  StQck  von  einem  Mammutfaaahn.  Von  Herrn  Land? 
wirtb  Wächter  in  Hochheim. 

7.  BeÜefbild  des  Obertribunal-Ratba  Waldeck.  Von  Herrn 
Isid.  Moos. 

8.  a — g)  Sieben  Denkmüncen  ana  dem  Nachlasse  der  Ualerin 
Amalie  Seidler  in  Weimar.  Von  ihrer  Nichte,  der  venritt- 
weten  Frau  Töcbterscbul -Lehrer  Bichter  in  Erfurt. 

9.  Eine  Standfignr  Berthe  ThorwaldaeDS.    Voa  deraelben. 
10.  Väa  Spiegel  aus  dem  Nachlasse  der  Wittwe  Fr.  tod  SefaiUer. 

Von  derselben. 


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36.  HmdiohriftUohe  Beich^eibaiig  der  Greme  Aa  '  .*°<lt 
lebitchen  Gerichts.  Tod  dam  OrtarP^  Herrn 
G«meiiide  Waltarileben.    (Original  gtf// 

treofl  Äbsdirift  daaselben  wurde  an  Atm^ff/  v  jhansa-  — 
Dr.  K.  Bejer  genoniBwn  und  an  if'.^//  ^  .  eines  Gri^ 
aandt).  "vy'  *"  eiserner 

37.  Plan  TOQ  Berlin  ans  dem  Jabr.v^'^. 

rentmeiater  Kessler.  ..''''i'        -'•    Knochen  und 

38.  Gedieht  des  Herrn  E.  W.  I-.  >v'^^7       L.elunpyramide. 

Schlasa   des   Jahrhonderts .  yy''-  jrstein,  gefunden  in 

(Enkel  des  VeriaaaerB).  ,  /i.  Bfii^enneiater   s.  D- 

39.  Stammbanm  der  Herr/;'// 

in  Erfurt,  inr  Uebo'/y  /  .ogels,  betr.  den  Thüringer 

homsoben  Famili^^'  /  .  von  Holx.     Von  Herrn  Pr. 

Stadtrath  Tegf^y 

40.  Eine  Handscl;  .der  (1768),  einen  grabenden  Bauer 
den,  eotbal'  '        ilerm  Franz  Röhm. 

von  1500  ^jienkopf  mit  Malerei  and  der  Adresse:  „Au 
Lade  ^  ^^^ellen  Reiase,  in  Arbeit  bei  dem  HofgOrtler- 

41.  Ein  *   ^d^ube  in  Weimar.    (Gekauft.) 

O^  jj^tei  Tiichtach   mit  eingewebten  Darstellungen  eines 
'   ^  ^  nnd    menscblicfaer  Figuren    nnd   der  wiederholten 
4?    "'-^Joft:  Vom  Einge  David  —  1592.  Von  Hrn.  Apell  jtm. 
'^f'icsimile    des    Riese njadeitbeils    (wahracheinlioh 
/^  0(  Mexiko)  im  ethnographischen  Moseum  ca  Dresden.    Ge- 
^(■henk  dea  Herrn  Konservators  Hofrath  C.  Hey  er. 
^  gin  preassiachea  Halb-Thalerstttck,  gefimden  bei  Ab- 
tragong  des  Kavaliers  am  Andreasthor.     Von  E.  WobllQbL 
Hagistrat 
0],  Ein  Polymeter,    mit    Gebrancha-Anweisong,    zwei  nüt 
Zahlen  bedruckte  Brottchen  in  Form   einea  drehbaren  Tis- 
kels,  der  auch  als  Lineal,  Dreieck,  Hassstab,  Proportions- 
airkel  nnd  Logarithmentafel  dienen  kann.    Von  Herrn  Lite- 
raten und  Fechtmeister  Uontag. 
31a.  Bronaene  Alterthfimer,   gefanden  anf  dem  Grundstücke  des 

Herrn  Pastor  Luders. 
28.   Ein    groasea   Skelett    mit  LsngBchfldel,    beim    Neubau    des 
städtischen    Krankenhauses    gefunden.     Von   E.    WobllSbL 
Hagistrat. 

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XLV 

ä3.  Ein  alterthflmlicher  SohlOasel  und  eine  kleine  Schale  mit 
knnen  Fassen,  gefdndeD  auf  dem  Bittergate  des  Herrn 
Bontin  in  Ltttzensömoiern. 

24.  £ine  bronzene  Nadel  nnd  andere  Sobmackgegenatände,  ge^ 
fanden  auf  dem  Sehwald'scben  Omndstttck  „der  todte  Mann" 
bei  Waltersleben.  Von  Herrn  Dr.  med.  Zscbiescbe  aaa- 
gegraben  nnd  dem  Vereine  überlassen. 

25.  Zwei  ScLfidel,  gefunden  beim  Neubaa  des  stttdtisohen  Eran- 
kenhaoseB.    Von  E.  Wohllöbl.  Magistrat 

26.  Eine  silberne  Denkmünze  zur  Konfirmation.     (Angekauft). 

27.  Eine  preuisische  Huldigungsmiinze  von  1803  mit  dem  Bild- 
nisse  König  Friedrich  Wilhelms  III.  Von  Herrn  Pr.-Llentn. 
(jetzt  Hauptmann)  Buhlers  in  Hildesbeim. 

28.  Denkmünze  auf  die  Rhein-Eisenbahnbrttcke  zu  Köln  mit 
der  Reiteretatue  des  Kaisers.  Von  Herrn  EiBenbafaB-Sekrei- 
tär  Ziegler  in  Elberfeld. 

29.  Ein  preussiscber  Viertelthaler  von  1768.    Von  demselben. 

30.  Ein  20  Centimes  •  Stück  mit  dem  BÜdniss  der  Republik  von 
1850  (vor  dem  Staatsstreich  Ludwig  Napoleons  (III.)- 

31.  Ein  kleiner  Stein  mit  aasgeschnittenem  Gesiebt,  gefunden 
in  einem  seit  sehr  langer  Zeit  zugeschütteten  Teiche.  Von 
Herrn  Oekonom  Wisser  in  Windischholzhaasen. 

32.  Fände  auf  dem  Grundstücke  „der  todte  Mann"  bei  Walters- 
leben: a)  eine  kleine  Metallkugel  aus  Messing;  b)  Scher- 
ben.   Von  den  Besitzern  Herren  Oekonomen  Qebr.  Sehwald. 

33.  Tabaksdose,  aus  Kokoanuss  oder  Hickorynnss  gescbnitzt. 
Von  einem  Ungenannten. 

34.  Braunes  in  Holz  geschnitstes  Kruzifix  mit  Einlage:  Reli- 
qoie  vom  Gewände  des  Märtyrers  Victor.  Durch  Vermitt- 
lung des  Herrn  Frankenfeld  jun.  (jetzt  in  Berlin), 

35.  7  alterthOmliche  Schlüssel     Von  dem  Schüler  Kemper. 

36.  a)  Ein  Mansfeldiacher  Georgstbaler  von  1609,  gefunden  bei 
dem  Grundgraben  zu  dem  neuen  FostgebKnde.  Von  der 
kaiserl.  Ober-Post-Direktion  mit  Genehmigung  Sr.  Ezc.  des 
Staats- Sekretairs  Stephan.  —  b)  Ein  gothaischas  Drei- 
hellerstück.   Von  derselben. 

37.  Eine  kSlnisohe  Münze  und  sieben  kurheisiscba  Denkmünzen. 
Von  Herrn  KohlenhSodler  Man  dt. 


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XLVI 

88.  Ein  brouener  Denar  des  EaUere  Oommodoi,  gefonden  in 
Bayantlud  bei  Eüln.    Von  Herrn  Fabrikant  H«Dniagi. 

39.  Ein  Stfick  verBteinerteB  Holz.    Von  Herrn  Apell  jna. 

40.  a)  □.  b)  Fände  von  einom  Qr&berfblde  bei  Lützensömmeni : 
Scherben  nnd  ein  Feaerateinkem.  Von  Herrn  Rittei^ta- 
Beaitaer  Boatin  upd  Professor  Weiisenborn  auf  den 
Ton  HanBon'schen  R&beofeldern  ausgegraben. 

41.  Mausen.    Von  Herrn  Sekretär  Bachfeld. 

42.  Alte  bischöfliche  Münze  (Bracteate).  Von  Angeaborg  in 
Oberbessen. 

43.  Ein  Balken  von  Eichenhola,  1  Meter  hoch,  morach  und  von 
WUnnem  aerfreisan.  In  der  nördlichea  Seitenmaner  der 
alten  Erfnrter  Peterakirche  eingemauert  gefunden,  1  Meter 
hoch  in  horizontaler  Lage. 

44.  Hüncen,  meist  ältere  Pfennige  und  zwei  silberne  H&nzen 
von  1718.    Von  Herrn  Kantor  Heine  in  Gangloff-Sönmem. 

45.  Fragment:  Stein  (untere  Hälfte  eines  prähistorischen  Stein- 
werkaengs).    Von  demselben. 

46.  ThaumngsmÜBse  aus  dem  Jabre  1S17  mit  Angabe  der  Oe- 
treidepreise.    Von  Herrn  Elempnermeiater  Degenbardt 

47.  Eine  metallene  Schale  in  erhabener  Arbeit,  darstellend  ein 
Gdtterfest  (Anfnabme  von  Herkoles  und  Psyche  in  den 
Olymp,  wahrscheinliob  nach  Benvennto  CeUini,  der  vielleicbt 
Zeichnungen  von  Bapbael  aus  dem  Sagenkreise  dsr  Psyche 
benutzte).  Von  Frl.  Clementine  Heinemann,  welche  sie 
früher  von  dem  Terstorbenen  Qeh.  Beg.-Rath  Volk  zum 
Geschenk  erhalten  hatte.  Wahrscheiulicb  ana  Hsenburg 
odjer  Hägdesprni^. 

4S.  a)  n.  b)  Funde  im  Baoer'scben  Ornndatllok  i  a)  Fragment 
eines  Steinmessera  j  b)  eine  steraartige  Veruerung  von 
Mesüng. 

49f  t^e  kleine  Urne,  auf  dem  Kr&mpferfelde  bei  der  Anasohacfa- 
tung  auf  der  Besitzung  des  Herrn  Rode  gefunden.  Von 
dem  Herrn  Grundbesitzer. 

50.  Eine  aerbroohene  Urne  nnd  mehrere  Lehmpatzen  an«  der 
Siering'achen  Lehmgrube  vor  dem  Ändreasthore.  (Letztere 
Uebarraste  des  Lehmbewurfs  an  den  ftheeten  ans  Fleohl- 
werk  erbauten  Hütten.)     Von  Harm  Sieriag. 


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sxvtt 

51.  Altes  Flmtfln6chloaa  mit  Batterie.    Von  Eem  R.  Born. 

Sä.  Zwei  Singe,  gefunden  anf  dem  Prediger-Eirchbofe  beim 
Grundgraben  za  d«m  neuen  Schulgebfiude  an  der  Casino- 
briicke.  Von  E.  Wobllöbl.  Hagiatrat  gegen  geaetzliche  Eot- 
sobädignng  des  Finders  Uberwieiien. 

53.  Fände  bei  Walteraleben  (an  der  MöbiBbnrger  Flnrgrenze) 
aof  dem  Felde  des  Herrn  Landwirths  Zaobar,  ansgagraben 
von  Herrn  Rittei^uts •  Besitzer  Boatin  and  dem  Sobrifl' 
fSbr«r:   Soberben  von  Urnen  and  Pferdeknooben. 

54.  Mehrere  HUnzen:  a)  OeBterreicbiscbes  Dreiesig-KresKer- 
st&ck  von  1807;  b)  Denkmlinie  anf  den  Dombrand  za 
FVankiort  1867.  Von  Herrn  Eisenbahn •  Sekretär  Ziegler 
in  Elberfeld. 

55.  Knochen  ans  den  Steinbrüchen  des  Rotbenbergs  (Bftoken- 
wirbel  von  einem  Mammntb).  Von  Herrn  Eandlangs-CommiB 
Sablender. 

56.  Sieben  Blätter  Siegel,  angeklebt.     Von  demselbeo. 

57.  Ein  plattgedrücktes  Granaten-Fragment,  beim  Äbtragen  des 
Sohmidtstedter  Thoree  in  einem  Schacht  desselben  geümden. 
Von  Herrn  Herrmano  Fiedler. 

58.  Ein  alter  Degen.    Von  Herrn  Bergmann. 

59.  Eine  grosse  Windfahne  von  Eisenblech  mit  den  Jahres- 
zahlen 1437  and  1821  und  dem  Clemena-Milwtts'sohen  Wap- 
pen aas  der  im  Jahre  1853  abgebrannten  Lacius'sobeu  Fa- 
brik, dem  vormaligen  Sachsenhofe.  (Nach  Böckner's  Ansicht 
dentet  dies  Wappen  auf  die  Verbindung  eines  Frl.  von  Hil- 
witz  mit  einem  Junker  aus  dem  Sachsenhofe  hin.)  Von 
Herrn  Christian  Gran  jnn. 

60.  Eine  badische  DenkmQnse  von  Kupfer.  Von  Herrn  Kastellan 
Aderbold. 

61.  Eine  fi^sche  Goldmünze  (Jeton  oder  Spielmarke)  mildem 
Bildniss  König  Friedrich  Wilhebus  II.  1796,  gefanden  auf 
dem  Feldwege  nahe  der  Cyriaxburg.  Von  Herrn  Unter- 
offizier Bommeis.  (Von  demselben  wurden  aacb  meturere 
eigenthümlioh  geformte  Steine  anf  dem  Fetersberge  gefunden 
und  geschenkt.) 

63.  a)  Ein  Stück  Harmor  von  den  neuesten  Ausgrabungen  des 
Forum  Romanum;  b)  ein  Stück  Lava  vom  Vesuv.  Von 
Herrn  Maschinen -Inspektor  Geitel  ans  Italien  mitgebraobti 


.oogic 


XLTIC 

63.  Eine  grosse  Sammlniig  Münzen  (gegsn  370  Stfick),  meist 
TOD  Kupfer,  tbeilweise  sehr  selten.  Von  der  EVaa  Wittwe 
LiebftQ. 

64.  Sechs  Stttok  ronde  gebrannte  Lebmseheiben  in  Tbaler- 
form,  gefaoden  bei  den  Ausechacbtungen  vor  dem  Ldber- 
thore.     Von  Herrn  Ritteigutebesitzer  Boutin. 

65.  Ein  SchlUaflelbaken.    Von  Herrn  Apotheker  Bnchols. 

66.  Münzen.   Von  Herrn  Cantor  Heine  in  Gaogloff- Sömmem. 

67.  Vier  Zähne,  gefunden  beim  Pförtchen.  Von  einem  ünge* 
nannten. 

68.  Der  Griffel  eines  KaaseroU  von  Zinn,  gefunden  bei  Oberbof. 
Von  Herrn  Direktor  Frangenheim,  welcher  einen  in 
Form  und  Zeichnung  ganz  übereinstimmenden  im  Berliner 
Antiquarium  des  dortigen  Museums  gesehen  hat  (Schrank  V. 
Nro.  580). 

69.  Zwei  Goldmünzen:  a)  Facsimile  einer  grossen  MOnse 
mit  den  Bildnissen  des  Kaisers  Septimius  Severaa  und  seines 
Sohnes  Geta.  b)  £ine  vergoldete  DenkmClnse  des  Österrei- 
ohiscfaeo  Grafen  tod  Ortenburg.    Von  Herrn  Apell  jun. 

70.  Ein  holländischer  Doppeldukaten,  im  November  gefun- 
den. Von  E.  Wohllöbl.  Magistrat  dem  Vereine  zur  Auf- 
bewahrung Qbergeben. 

71.  Eine  Sonnenuhr  zum  Einstellen,  Von  Herrn  Literaten  und 
Fechtmeister  Montag.  Durch  Güte  des  Herrn  Dhrmachiin 
Qrundig  mit  Magnetnadel  und  Gewicht  für  den  Pendel 
versehen,  «elcher  auch  die  Einstellung  nach  der  PolhShe 
erm^licht 

72.  a  —  c)  Drei  Denkmünzen  auf  die  Reformation:  a)  Schmal- 
kaldische  Artikel  1837.  b)  Aogsburgiscbe  ConfeBsion  1830. 
c)  Mersebnrger  Einführung  des  freien  Bekenntnisses  1843. 
Von  Herrn  Verwaltungsgerichts  -  Direktor  N  o  b  b  e. 

73.  Ein  alterthümliches  Hufeisen,  gefunden  auf  dem  Militär- 
Schiessstand  Nro.  7  auf  dem  Steiger.  Von  Herrn  Premier 
Lieutenant  DöUe. 

14.  Ein  Sprengstück  einer  Bombe,  gefunden  auf  dem  Steiger 
(wahrscheinlich  aus  dem  Jahre  1813).    Von  demselben. 


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3CtIX 

D.   Erwerbungen  von.  Zeitsohrifteu, 
meist  durch  Tausch. 

1.  Ältmärkischer  Vereio  (Salzwedel)  19.  und  20.  Jahres- 
bericht.   1879.  1884. 

2.  Verein  fiir  Geschichte  Berlin'a,  Nr.  14—18.  1881—85. 
Schriften  des  Vereins  Heft  18—21.  1881—84.  MittbeiluDgen 
1884.  1885  (1  —  6).  Chronik  18.  19.  20.  21.  1880—83.  — 
19.  20.  Stiftungsfest  1883.  84. 

3.  Schriften  des  Vereins  für  die  Geschichte  des  Bodensee's, 
10—13.  HefL    Lindau  1880—84. 

4.  Uittheilungen  des  Vereins  für  die  Geschichte  der  Deutschen 
in  Böhmen  XVm.  3.  4.  XIX.  1—4.  XX.  1—4.  XXL 
XXII.  Prag  IÖ80-84.  19-21.  Jahresbericht  18—21.  Prag 
1880—83. 

5.  Verein  fUr  die  Geschichte  der  Mark  Brandenburg.  Mär- 
kische Forschungen  16.  17.  18.     1881.  82.  84. 

G.  Jahrbuch  der  ListoriBcheu  Gesellschaft  des  EünstlervereinB 
zu  Bremen,  11.  12.  Bd.  IL  Serie  1.  Bd.     1880.  83.  85. 

7.  Jahrbuch  des  Vereins  für  die  Geschichte  von  Chemnitz 
IV.    18S2.  83. 

8.  Correspondensblatt  des  Geeammtrereias  der  deat- 
sehen  Geschichts-  und  Alterthums vereine,  29. — 32.  Jahrg. 
Darmst.  1881—84.     33.  Jalirg.  No.  1—4.   Berlin  1885. 

Sa.  Deutscher  Gärtnerverband  (Rcdactcur  Möller  in  Er- 
furt), Mitglieder-VerzeichniBS  für  1883.  1884.  DeuUche 
Gärtner  ■  Zeitung  Nr.  1.    Erfurt  18^.    Von  dem  Herausgeb. 

9.  Erfurter  Gewerbeverein,  Jahresbericht  fUr  1879.  80/81. 
82-84. 

9a.  Erfurter  Waisenhaus,  Verzeichniss  der  Kunst-  und  Na- 
turalien-Sammlungen. Erfurt  1863.  (Diese  Sammlung  wurde 
am  7.  März  1872  durch  Feuer  beschädigt.) 

9b,  Festschrift  des  Thfiringischen  Feuerwehrtags  in 
Erfurt,  den  23.-25.  Juli  1881. 

10.  Frankfurt  am  Main,  Verein  für  Geschichte  und  Alter- 
tbumskunde,  Mittheilungen,  VL  Bd.  2.  Heft.     1881. 

11.  Ferdinandoum  für  Tirol  und  Vorarlberg,  Zeitschrift.  IL 
Folge,  26.,  27.,  28.  Heft.    Innsbruck  1882-84. 

12.  Freiberger  Alterthumsverein,  Mittheilungen.  18 — 20.  Heft. 
1881—83. 


13.  Freibarg  im  Breisgau,  Oesellachnft  xar  Beförderniig  der 
^     Geschichts-,  Altertbuma-  and  VoUEBkande,  ZeiUcbrifl  V.  B. 

1.  2.  3.  H.  VI.  1.    1880—83. 

14.  G-ermaDisches  Nationalmaseum  (in  Nürnberg),  An- 
zeiger fUr  Konde  der  deutschen  Vorzeit  Jahrg.  1881.  82. 
83.  —  Anzeiger  des  germaniBchen  Katioualoiaseums.  I.  Bd. 
1.  Heft.  —  Mittheilungen  aus  dem  germanischen  Museum, 
I.  1.  Jahrg.  1884.  —  Katalog  der  im  germanischen  Moseum 
befindlichen  Olasgemälde  aas  älterer  Zeit    Nfimberg  1884. 

15.  Mittheilangeo  des  Vereins  für  Hamburgiacbe  Qeaohicbte, 
4—7.  Jahrg.  1882.  83.  84.  Zeitschrift  IV,  1—4.  1879—83. 
£>.  Karl  Koppmann'a  Vortrag  am  10.  Decbr.  1883. 

16.  Zeitschrift  dea  Harzvereins  tür  Geacbiohte  and  Alter 
thomakunde.  Jahrg.  14.  15,  Register  zu  1  — 12.  Bd.  1882 
16,  1  und  Scblossheft,  17,1—4.  1881-85.  —  D.  Friedrich, 
Bnntglasige  Ofenkacheln  von  Goslar,  Wernigerode  1881. 

Hennebergische  Geschichte,   s.  Scbmalkalden  No.  64. 

17a.  Hessen.  Hanau,  Mittheilungen  des  Hanauer  Be. 
zirksTereins  für  HeBsiache  GeacbichtB-  und  Landeskunde, 
No.  6.  1880,  No.  9.  18S5.  (Dr.  G.  Wolff  und  O.  Dftbm, 
der  römische  Grenzwall  bei  Hanau.  4.) 

17b.  HcBaen-Kassel,  Mittheilungen  des  Vereins  für  besB 
sehe  QeBchichts-  und  Landeskunde,  Jahrg.  1883,  1 — 4.  Vier- 
teljabrsheft.  1 884.  Verzeichniss  der  Mitglieder.  —  Zeitschrift 
des  Vereins  fUr  HessiBche  GeschichtB-  und  Landeskunde, 
Vni.  Heft  3.  X.,  1-4.  1879.  83.  —  Denkmal  J.  Winkel- 
mann'a.  £ine  ungekrSnte  Preissobrift  J.  Gott&.  t.  Her- 
der's  a.  d.  J.  1778,  herausgegeben  von  Dr.  Alb.  Duncker. 
Dessen  FeBtechrift  zum  50.  Stiftungstag.    Kassel  1882.  84. 

17c.  Heaaen-DarmBtadt.  Archiv  fOr  hessische  Geschichts- 
nnd  Alterthumakunde  XV.,  1—3.  Darmetadt  1880.  82.  84.— 
Quartalblätter  dos  historischen  Voreine  für  das  GroBsherzog- 
thum  Heasen,  1880,  1—4;  1883,  1.  2.  —  Verzeicliniss  der 
Druckwerke  und  Handschriften  des  hessischen  Vereins.  1883- 

17d.  Oberhessiscber  Verein  fUr  Localgeschichte:  2.  3.  Jah- 
resbericht. 1880;61,  82/83.  Geachicbte  uud  BeBchreU>ung 
-von  MUnzenberg.  Giessen  1879.  —  Oberbessiaofaw  Ge- 
Bcbicbtakalender  ftlr  1883. 


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LI 

IS.  MittfaeiloDgeii  des  Vereins  filr  Oescbicbte  und  Ältertbnnu- 

kande    in   Hohenzollem,    XIV— XVII.    1880/81  —  1883/84. 
lonsbrack,  siehe  Ko.  11  Ferdinandeam. 
19.  Mittheilangen  des  Vereins  für  Gescbichts-  nnd  Alterthnins- 

kunde  zu  KahU  and  Roda,  II.  B.  3.  4.  H.  IIL  1.    Kahl» 

1882.  83.  84.  85. 
30.  Bhenus,  BeilrSge  zur  Oescbicbte  des  Mittelalters,  berans- 

gegeben  vom  Lahnsteiner  AltertbomsTerein ,  No.  1 — 6, 

1884. 
21.  Neaes  Laasitsiscbea  Magazin.    Bd.  57,  2.   58,  I.  2.  59, 

1.  2.    60,  1.  2.    Görlit«  1880—84. 
32.  Beriebt    des    Leipsiger    Moseams    fUr    Völkerkunde.     7. 

9—11.    1879.  81  —  83. 

23.  Sobriften  des  Vereins  ftir  die  Gescbichte  Leipzig 's  (vacat). 

24.  Mittbeilangen  des  Oeschicbts-  und  AltertbmnsTereitis  zo 
Leissnig.     VI.  Heft.    Leissnig. 

Leyden,  siebe  Kederlanden,  No.  34. 

35.  Beriebt  des  Vereins  fUr  Lübeckische  Qescbicbte  and 
Altertbamskunde  i.  J.  1881.  82.  Mittheilungen,  1.  Heft  Ko. 
1—12.  1883.  84.  Zeitschrift  des  Vereins  Bd.  4,  1—3.  1881. 
1884. 

36.  MusenmsTerein  fUr  das  FUrstentbum  Lüneburg,  3.,  4.,  5. 
und  6.  Jabresberichl.    1880.  81.  82.  83. 

37.  FublieatioBS  de  la  Section  historique  de  Tlnstitot  R.  Q.  de 
Lusembourg.    XXXV.  XXXVI.  Annie  1881.  1883. 

28.  Oescbichtsblätter  für  Stadt  und  Land  Magdeburg,  Mit< 
tbeilnngen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Altertbamskunde 
des  Herzogthnms  und  Erzetifts  Magdeburg.  XVI. — XIX. 
XX.,  1.    1881  —  85. 

29.  Zettsobrift  des  bistoriscben  Vereins  flir  den  Regierungsbezirk 
Marienwerder.  III.  H.  1879,  Marienwerder,  V.  1.  2,  VL 
1881.  82.  VIL  Vin.  1883,  X.— XII.  1883.  84. 

30.  JabrbUcber  tmd  Jahresberichte  des  Vereins  fUr  Meklen- 
bnrgische  Geschichte  und  Altertbnmskunde.  46 — 49. 
Jahrg.  1881  —  84. 

31.  Mittbeilungen  für  Geschichte  der  Stadt  Meissen.  1.  Heft. 
1882. 

33.  Bericht  über  die  Tbätigkeit  der  Zentral -Kommission  für 
wisseuscbafüicbe  Landeskunde  von  Dentscbland,  von  Dr. 
Lehmann.    München  1883.  ^-~  ■ 


LH 

Milncheoer  ÄltertbumsTerein,  8.  Wtrtbnrg,  No.  61. 
38.   Annalen   des  Vereins   für  XasBauiscIifl   Alterthumskunde 
und  Geschichtsforschung.    16.,  17.  Bd.    Wieebsden  1881.  82. 

34.  HftndeliDgen  en  Mededeelingen  van  de  Maatschappli  der 
Nederlandsche  Letterkonde  te  Leiden  o.  h,  j.  1883. 
Levensberichten  der  afgestorvone  Hedeleden.    Leiden  1883. 

35.  Verhandlungen  des  historischen  Vereins  ffirNiederbayern, 
XX.  3.  4,  XXI.  1.  2.     Landshut  1881.  80. 

36.  Zeitschrift  des  historischen  Vereins  fUr  Niedersacbsen. 
Jahrg.  1883.  84.     Hannover. 

37.  Mitteilungen  des  Vereins  filr  die  Qcschichte  von  Nürnberg, 
2.-5.  Heft.  1880—84.  Jahresbericht  über  das  3.,  4.,  5.,  6. 
Vereinsjahr.     1880  —  84. 

38.  Historischer  Verein    von    Oberbayern.      Oberbayerisclies 

Archiv  fllr  valerländiBche  Geschichte,  XXXVII.— XLL  Bd. 
2.  H.  1876—84.  —  Der  Ausschuss  des  historischen  Vereins 
von  Oberbayem  an  die  Mitglieder,  Mlinchen  1885.  Samm- 
lungen des  historischen  Vereins  von  Oberbayern,  3.  Abth., 
München  1884. 

39a.  Historischer  Verein  für  Oberfranken.  44.,  45.  Beriebt 
über  Bestand  und  Wirken  des  historischen  Vereins  sn  Bam- 
berg.   36-38,  1881.  82—84. 

39b.  Historischer  Verein  fUr  Oberfranken  (Bayreuth),  Ar- 
chiv ftlr  Gescliichte  und  Alterthumekunda  von  Oberfran- 
ken, XV.  3,  XVI.  1.  Bayreuth  1883.  84. 

40.  Verhandinngen  des  historischen  Vereine  ftr  Oberpfala 
und  Regensburg,  35.,  36.— 38.  Bd.   Regensburg  1881—84. 

41 .  Mittheilnngen  des  historischen  Vereins  an  Osnabrück, 
XII.  1882.   2.,  3.  Nachtrag  zu  dem  Verzeichniss.    1883.  8.5. 

42.  Mittheilungen  der  geschichts-  und  alterthumsforeobenden 
Gesellschaft  des  Osterlandes,  VIH.  3.  4,  IX.  1.  Alten- 
burg 1879.  82.  84. 

4S.  Mittheilnngen  des  bistoriscben  Vereins  der  Pfalz,  IX.~-XII. 
Speyer  1880  —  84. 

44.  Mitteilungen  des  Altertumsvereins  sa  Planen.  4.  Jsfares- 
ßchrift  auf  1883/84.    Plauen  1884. 

45.  Gesellscbaft  für  Pommerscbe  Geschichte  und  Alterthums- 
kuade.  Baltische  Stadien,  31.— 34.  Jahrg.     Stettin  1881—84. 

46.  Zeitschrift  (tir  Preussische  Geschiohte  und  Landeakosde, 
XVin.— XXI.    Berlin  1881-84.  ,  -  , 

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tni 

47.  Jahrbtlcher  des  Vereins  von  Altertbamsfreanden  im  Rhein* 
lande,  U.— LXXV.  Bonn  1879.    (Bd.  UL— LVI.  fehlen.) 

48.  Neues  Archiv  fUr  Sschsische  Geschichte  und  Alter- 
thoroskande,  I.— V.  Bd.  Dresden  1880  —  84.  —  (Vereins- 
schrift des  Vereins  ßlr  Geschichte  and  Alterthumsknnde  too 
Sachsen.)  —  Dr.  P.  Hassel  and  Graf  Vitzthum  von 
EckstSdt,  Bur  Geschichte  des  Türkenkrieges  i.  J.  1688. 
Dresden  1883. 

49.  Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Alterthnms- 
kiinde  von  Sangerhaaaen  und  Umgegend.  1.  H.  Sanger- 
hausen 1881. 

50.  Schleiz,  siehe  Voigtländisoher  AltertLumsforschander 
Verein. 

5t,  Jahresberichte  der  Schlesischen  Gesellschaft  fttr  vaterlKn- 
dische  Cultur,  Generalbericht  ftir  1881.  82.  83. 

52.  Zeitschrift  des  Vereins  filr  Geschichte  und  Alterthumsknnde 
Schlesiens.     16.  — 18.  Bd.     Breslau  1882  —  84. 

53.  Zeitschrift  der  Gesellschaft  fiir  Schleswig  -  Holstein- 
Lauenburgisohe  Geschichte.  Handelmann,  der  Frem- 
deniUirer  im  Schleswig-Hotsteinschen  Mnsenm  vatwlSudi- 
soher  AiterthUmer  zu  Kiel.  1883.  Desselben,  die  amtlichen 
Anagrabungen  auf  Sylt  1875,  77  und  1880.    Kiel  1882. 

54.  Zeitschrift  des  Vereins  {Ür  Hennebergiscbe  Gesohichta  und 
Landeskunde  asn  Sobmatkalden.  I.  Supplementbeft : 
Geisthirt,  historia  Smatcaldica,  Heft  I.  II.  Schmalkalden 
nnd  Leipzig  1881.  83. 

Zeitschrift  des  historischen  Vereins  f^  Schwaben  und  Neu- 
barg (vacat). 

55.  Archiv  des  Vereins  für  Geschichte  und  AiterthUmer 
der  Herzogtbümer  Bremen  nnd  Verden  u.  s.  w.  zu  Stade. 
7.  8.  9.  Bd.  1880.  81.  —  Bahrfeldt,  Httnzen  der  3Udt 
Stade.  Wien  1879.  -  Das  älteste  Stader  Stadtbuch.  1.   1882. 

55b.  Ulttheilangen  des  historischen  Vereins  für  Steiermark, 
30.  31.  32.  Graz  1882.  83.  84.  —  Leopold  von  Beok-Wid- 
manstetter,  ein  Kunpf  ums  Recht.  Ebd.  1884.  —  Beitr&ge 
sor  Kunde  steiermlirkiscber  Geschichtsquellen.  18.,  19.,  20. 
Jahrg.  Gratz  1882—84.  —  Festrede  aus  Anlass  der  60jäh- 
rigen  Eabsburgfeier  von  Dr.  Krones,  Ritter  von  Marchland. 
Gratz  1883. 


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UV 

56.  TbÜriagisoh-Sftobsisober  Verein  f&r  Erforschnog  dei 
TaterlKndiacben  Altertbums:  Nene  Mittbeiluiigen  aus  dem 
Gebiete  bistorisoh-uitiqnariflcber  ForscbaDgeo,  Bd.  XV.  2, 
XVI.  Hall«  1882— S3.  —  Opel,  Naamburg  im  sobm«l- 
kaldisoben  Kriege,  Featachrift  zur  Feier  des  50j übrigen  Be- 
Btehena  des  Vereins,  1873. 

57.  Zeltsjuhrift  dm  Vereins  für  ThUringiBcbe  Geeobicbte  und 
AltertbuinskuDde.  Neae  Folge.  I.  (IX.)  3.  4.  IL  (X.)  III. 
(XI.)  IV.  1.  2.  (XII.)    Jena  1880—84. 

58.  Ulm  und  Obersohwaben :  MOnsterblftttor ,  im  Auftrag  des 
Münster- Com itÖB  herausgegeben  von  Aug.  Beyer  and  Friedr. 
PresaeL  Ulm  1883.  (Siebe  ftucb  Wärtembergische 
Vierteljshrsbefte.) 

59.  Arohiv  des  historischen  Vereine  von  Unterfranken  und 
ABcbaflfenbnrg,  XXV.  2.  3.  XXVI.  1.  2.  XXVII.  Würzbnrg 
1881.  B2.  84.  —  Jahresbericht  fUr  1881.  82.  —  Lor.  Fries, 
Gescbichte  des  Bauernkrieges  in  Ost&anken,  II.  2.  3.  lH. 
Würaburg  1879  —  83. 

60t  Voigtl&ndischer  altertbumsforsobender  Verein  zn  Ho- 
henleuben  and  QeBobiobts-  und  altertomsforsohender  Ver- 
ein za  Schleiz,  50.,  51-,  53.,  53.,  54.  und  55.  JiJiresbericbt. 
1879—84. 

61.  Wartburg,  Organ  des  Müncbener  Altertiinmsvereins, 
Jabrg.  VUI.— XII.  1  —  3.    Mttoohen  1880—85. 

62.  Zeitschrift  Üx  raterlfindischa  Oescbicfate  und  Alterthums- 
künde  Westfalens,  41.  42.  Bd.    MOoater  1883.  84. 

68.  Berichte  ond  Mittbeilungen  dee  AltertbumsTereins  zu  Wien, 
Bd.  21.  22.   1882.  83.    4.     Monatablatt  1884,  1—7,  1885,  2-3. 

64.  Wttrttembergisobe  Vierteljabrshefte  f. Landeagescbicbte, 
in  Verbindung  mit  dem  Verein  fUr  Kunst  und  Älterthum  in 
Ulm  und  Oberschwaben,  dem  WUrttembergiscben  Altertbume- 
verein  in  Stuttgart,  dem  bistorisclien  Verein  fOr  daB  WOrt- 
tembergiacbe  Franken  nnd  dem  Sülchgaoer  AltartbamBTersiD, 
. , beraasgogeben  Ton  dem  königl.  statiBtisoben  Bureau. 
Jahrg.  III.  Heft  2—4.  IV.  V.  VI.  VII.    Stuttgart  1880-84. 

64.  Äntiquarieobe  Q«aellacbaft  in  ZUricb  (vaoat). 


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LV 


Nachtrag. 


A.  Bfiekflr: 

61.  Frhr.  Leop.  y.  Borch,  Beiträge  zur  RechtsgeBcMcfate  dea 
Mittelalters,  mit  beBonderer  Rtiokaicht  aaf  die  Ritter  und 
DienBtmannen  fürstlicher  and  gräflicher  Herkunft.  Inssbruck 
1881.    Von  dem  Verfasser. 

62.  KoDgl.  Vitterbets  Historie  'Och  Aotiquitets  Akademiens  Ma- 
DadBblad  1.  — 8.  11.  12.  Argängen.  Stockholm  1872—79, 
1883  —  84.    Von  der  k.  Schwedischen  Akademie  d.  W. 

63.  Bror  Emil  Hildebrand  och  Haos  Hildabraad  Teck- 
ningar  or  Svenka  Statens  Historieka  MuBeam  1.  2.  Haftet, 
Stookh.  1873.  78.    Von  derBeiben. 

64.  Br.  £,  Hildebracd  Svenska  Sigillar  frao  Hedeltiden. 
Stockh.    1.,  2.  Haftet.    1862.  67.    Von  derselben. 

65.  La.  Daae  (Prof.  der  Geschichte),  Kong  Christiao  I.  Norsk? 
Historie  1448—1458.  Eristiania  1879.  Von  der  Uniyersit&t 
CfariBtiania. 

66.  Bastian  Dahl,  die  tstein.  Partikel  ut  (gekr.  Preisscbrift). 
Eristiania  1882.    Von  derselben. 

67.  Dr.  C  P.  Caspari,  kircbenhiatorische  Anecdota,  nebst 
neuen  Ausgaben  patristiBcber  and  kirchlich  mittelalterlicher 
Schriften.     Christiania  1883. 

68.  S.  Laaobe,  die  Anämie.  Christiania  1883.  Von  derselben 
(ebenso  die  folgenden  bis  No.  75). 

69.  Alf.  Tor p  (Herausg.  Sophus  Bugge),  die  Flexion  des  Pali 
in  ihrem  VerhältnisB  zum  Sanskrit.     Christiania  1881. 

70.  M.  J.  Monrad,  et  kongeligt  bryllapsom  folkehoiüd.  Christ. 
1881.    Von  derselben. 

71.  Dr.  L.B.  Stenersen,  Myntfundet  fira  Graeslid  i  Thydalen, 
(Festprogramm    zur  Verm&hlung    des  Kronprinzen.)     Cfari- 

'  1  1881. 

A.Ob,  Google 


LVI 

73.  Dr.  OuBl  Storm,  MoDamenta  hiatorica  Norvegiae;  laüntke 
Kildeskrifter  til  NorgeB  hiatorie  i  Uiddelalderen.  EriBtianU 
1880. 

73.  Hans  H.  Reuecb,  Silurfosailer  og  presBeds  Konglomerater 
Bergensakirene.    Kristiania  1880. 

74.  CM.  Guldberg  et  H.  Mohn,  Etudee  sur  les  moavementi 
de  l'atmo  Sphäre.     Christi  an  ia. 

75.  Beatyreren,  tredle  beretoing  om  bygde Kongsgaard.  Chri- 
etionia  1882. 

76.  Tb.  Hiortdahlj  kryataÜographisk-chemieke  Udersogelaer. 
Cbriatiania  1881. 

Von  Herrn  Dr.  Arthur  Hazelius  in  Stockholm  (siehe 
oben  Ä.  46  und  55)  hat  der  Verein  erbalten: 

76.  a— d)   Minnen    &an    Kordiaka    Museet,    fonit    Skandinaviak 

etnografieka    aamlingen.     1.,  2.,  S.,   4.  baftet      Stockholm 
1882.    quer  Fol. 

77.  DeBsen  Le  Mus^e  d'ethnographie  scandinave  k  Stockholm, 
fondä  et  dirigä  p.  le  Dr.  A.  Hazelina.  2.  Edition.  Stock- 
holm 1879. 

78.  a)  u.  b)  Doeaen  Samfundet  för  nordiska  MoBeets  främjande. 
Heddelandec  1882.  83. 

79.  Programm  zu  einnm  beabsichtigten  Qebäade  fSr  daa  Nor- 
dische  Museum  in  Stockholm.     Stockholm  1883. 


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Beiträge 

zu 

einer  Tergleichenden 

Topographie  und  Statistik 

von 

ERFURT 


W.  X  A.  Fretk.  y.  Tittai, 

Dr.  Sha.,  Vlc<-Frl*<d<at  d«  Aaadn>l*  , 1— ...r^.  vi h.*— 


D,i.,.db,  Google 


ubiGoogle 


Inhalts  -  Verzeicfaniss. 


Torbemarkuiigeii 1 

UmfknK  der  SUdt  im  Allgomftinoa 4 

TarAnderongaD  im  Innern    7 

AnzKlil  der  Geb&ade  . .       .                15 

B*aliohe  Znitände          , 19 

ZftU  and  Beeohftfienheit  der  SjtruBBD 38 

Eintheilung  der  SUdt   . 27 

Nnmmerirong  der  H&oser  . SS 

Yniiiiilnriiiinnii  iii  ilri  niiiiriiiimnn  ilm  fllrieiinii 9i 

Banwerke 78 

BafeaUgnngen  . , . ,  77 

Thoro  und  Wtllthfirme 87 

Itmenthore  88 

Atueentbore             . 9i 

Mioer- nnd  W»lHb6nn6    9S 

Kirchliche  Qebftnde, 

Eirohen  nnd  Kapellen 100 

KUMer  Dnd  Stifter ..  118 

AaBwftrtigen  RlöBtem  gehörige  Udre    141 

B^ribniMstättcn 148 

OeSentUahe  nicht  kirchliche  Oebind«    Ibl 

WaaMTrerhältniiM .  IBQ 

Hflhlen 187 

Einwohnenahl  QberluQpt .   196 

VarhältniM  der  Zahl  der  Tode«Klle  nnd  Geborten  in  der  der  Lebenden  204 

Terhiltnin  der  Z>hl  der  nneheliohen  Oebnrten  in  der  der  eheliehen   .  207 

Verhältnis*  der  Civil-  nnd  der  HilitarberSIkaning    906 

Verbiltniee  der  Tenohiedenen  Stand«    ...  311 

Mtunaterieohee  TerhUtniM   der  TereoUedenen   obriiUich^     Roligioni- 

parteien 214 

Zahl  dei  jüdiichen  BeTÖlkerang ■  218 


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y  orbemerkongen . 


Was  mir  Knnächst  Veraniluaang  gegeben  hat,  die  nachfol- 
gende Arbeit  za  aDternehmeB,  wird  in  dem  AbBchnitte,  welcher 
Von  den  in  der  Benennung  der  Strassen  und  Plätze  im  Laufe 
der  Zeit  eingetretenen  Veränderungen  handelt,  näher  dargelegt 
werden.  Ich  hatte  ursprünglich  nur  die  Absicht  gehabt:  ein 
Holfsmittel  zu  schaffen,  das  geeignet  wäre,  einem  rein  praktischen 
Bedür&isse  entgegen  zu  kommen,  die  Beschäftigung  mit  diesem 
Gegenstände  hat  mich  jedoch  allmählich  weiter  geführt  und  ist 
schUesBlioh  zu  einer  vergleichenden  Darstellung  der  Topographie 
Erfarts  während  der  ganzen  Zeit  seines  Bestehens  geworden. 
An  die  Strassen  und  Plätte  hat  sich  die  Schilderung  der  räum- 
lichen Ansdehnung,  welche  die  Stadt  allmählich  gewonnen,  die 
Darlegung  der  in  ihrem  Innern  eingetretenen  Veränderungen, 
die  Aufzählung  der  früher  in  ihr  vorhanden  gewesenen,  jetzt 
nicht  mehr  exiatirenden  baulichen  Anlagen,  insbesondere  die 
Schilderung  der  gegenwärtig  ja  auch  schon  der  Vergangenheit 
aogehSrigen  Befestigungen  angeschlossen,  schliesslich  habe  ich 
die  Untersnchung  auch  noch  auf  einige  wichtigere  Funkte  der 
Statistik,  insbesondere  die  Häuser-  und  Einwohnerzabi,  die  letz- 
tere sowohl  im  allgemeinen  wie  nach  einzelnen  Gesichtspunkten 
aosgedehnt. 

In  zweifacher  Beziehung  bot  mein  Unternehmen  einige 
Schwierigkeiten  dar.  Zunächst  sind,  namentlich  für  die  älteren 
Zeiten,  die  uns  zu  Gebote  stehenden  Nachrichten,  abgesehen 
davon :  dass  man  sie  erst  von  den  entlegensten  Seiten  und  nicht 
selten  aus  halb  versteckten  Winkeln  zusammenholen  mnss,  so 
unvollständig,  die  Quellen  so  wenig  zuverlässig  und  sich  wider- 
sprechend, dass  man  sie  nur  mit  grosser  Vorsicht  benutzen 
kann,  sodann  ist  aber  auch  das  Feld,  auf  dem  ich  mich  versucht 
habe,  ein  bisher  fast  noch  unbearbeitetes;  mir  ist  wenigstens 
kein  Werk  bekannt,  das  mir  ohne  Weiteres  als  Vorbild  zu  die- 
nen geeignet  gewesen  wäre.  £s  hat  sich  daher  auch  noch  keine 
sichere,  allgemein  recipirte  Methode  (Ür  derartige  Untersnohangen 


".oot^lc 


—    2    — 

feststellen  köcoen.  Ee  giebt  xwar  Schriften,  die  sin  dem  mei- 
nen ähnlicheB  Ziel  Terfolgen,  aber  meist  beschränken  sie  sich 
auf  einzelne  Zeitpunkte  oder  Zeiträume,  ohne  sieb  auf  deren 
Vergleichnng  mit  der  Gegenwart  einzulassen,  theils,  and  dies 
gilt  namentlich  von  einigen  auf  grössere  Städte  bezüglichen  Wer- 
ken, wie  den  Schriften  von  Delaure  und  anderen  Über  Paris, 
von  Ffihrmann,  Hormayr  und  Schimmer  über  Wien,  Fidicin, 
König,  Küster  und  Wesselj  über  Berlin,  Klose  über  Breslau, 
Hasche  über  Dresden  u.  a.  m.,  sind  dieselben  überwiegend  ge- 
schichtlich im  engeren  Sinne  nnd  nach  Gesichtspankten  geai^ 
beitet,  die  von  den  meinen  weit  abgehen  und  verfolgen  so  ab- 
weichende Zwecke,  dass  auch  sie  mir  nicht  einmal  als  Anhalts- 
punkt haben  dienon  können.  Ein  ähnlicher  Gedanke  wie  meiner 
Arbeit  liegt  allerdings  Tüppens  historisch  •  comparativer  Geo- 
graphie von  Freussen  und  einigen  ähnlichen  Schriften  sa  Grunde; 
es  ist  aber  doch  ein  sehr  wesentlicher  Unterschied:  ob  es  sich 
um  ein  ganzes  Land  oder  eine  einzelne  Stadt  handelt  Ich  kann 
mir  daher  wohl,  ohne  mich  dem  Vorwurfe  grosser  Unbescheiden- 
heit  auszusetzen,  auf  einige  Nachsicht  mit  den  grossen  UnvoU- 
kommenheiten ,  welche  die  nachfolgenden  Blätter  an  sich  trBigeo, 
Kechnung  machen. 

Als  Hülfsmittel  haben  mir  nicht  nur  die  gedruckten,  auf  die 
Geschichte'  und  Beschreibung  von  Erfurt  bezüglichen  Werke, 
von  neueren  namentlich  die  Schriften  von  Kirchhaff  und  Hartunga 
Häuserchronik  gedient,  sondern  es  sind  auch  einige  handsclurifi- 
liehe  Materialien,  so  namentlich  die  Hogelsche  Chronik  (ich  ci* 
tire  nach  dem  in  der  Magistrats-Bibliothek  befindlichen  Exemr 
plare),  die  Chronik  von  Friese,  die  Collcktaneen  von  Qerstenberg, 
die  Notizen  aus  den  Freizjnsregistern  der  Stadt  Erfurt  betref- 
fend, Plätze,  Strassen  u.  s.  w.  vom  Arcbivrath  Heinr.  Beyer 
nnd  die  von  Böckner  gesammelten  Nachrichten  über  die  Befe- 
stigungen, die  Tfaore  und  die  Wasserläufe  von  Erfurt,  benntst 
worden.  Dessen  ungeachtet  wird  meine  Arbeit  sicher  —  nnd 
davon  kann  niemand  mehr  durchdrungen  sein  als  ich  selbst  — 
eine  nicht  geringe  Zahl  von  Unrichtigkeiten  sowie  sehr  viele 
Lücken  in  sich  halten,  ich  hoffe  aber:  dass  gerade  ihre  Verfif- 
fentlichnng  dasu  beitragen  wird,  ihre  Richtigstellung  und  Ver- 
vollständigung herbeizutUbren ,  indem  vielleicht  der  eine  oder 
der  andere,  der  von  ihrem  Inhalte  Konntniss  erhält,  sich  bewo- 


—    3    — 

geo  finden  wird:  mich  auf  Verseben  and  Auslassungen  aufmerk- 
B&m  zu  machen,  und  mieb  so  in  den  Stand  zu  setzen,  sie  zu 
berlcbtigen,  ergeblicb  zu  vervollständigen. 

Wenn  die  nacbfolgenden  Notizen,  denn  nur  als  eolcbe  wollen 
aie  gelten,  einen  wisBenBchaftlicben  Wertb  in  Anspruch  nehmen 
wollten,  so  würde  die  Reihenfolge  und  Anordnung  derselben 
eine,  wenn  nicht  streng  chronologische,  doch  wenigstens  eine 
nach  festen  Perioden  abgegrenzte  sein  müssen.  Dass  eine  solche 
nicht  geradezu  unmöglich  sei,  das  bat  u.  a.  Kirchhoff  in  seiner 
Schrift:  Erfurt  im  13.  Jahrhundert,  ein  Oeschichtsbild ,  Berlin, 
1870,  gezeigt.  Aber  um  dies  durch  die  ganze  Zeit  des  Beste- 
hens der  Stadt  von  deren  ersten  Auftreten  in  der  Gesobichte 
bis  ZOT  Gegenwart  durchzuführen,  möchten  doch  die  zu  Gebote 
stehenden  Quellen  kaum  ausreichen;  auch  erhebt  meine  Arbeit 
einen  derartigen  Anspruch  nicht  und  jedenfalls  würde  die  leichte 
Uebersicbtlichkeit  und  die  praktische  Brauchbarkeit  darunter 
leiden.  Die  letztere  wird  sich  viel  leichter  bei  einer  Anordnung 
nach  den  Gegenständen  und  bei  diesen  im  einzelnen  wieder 
nach  alphabetischer  Folge  erreichen  lassen.  Ich  werde  dem- 
gemäsB,  nachdem  einige  Bemerkungen  Über  den  Umfang  der 
Stadt  im  AUgemeincn  vorausgeschickt  worden,  deren  Eintheilung 
in  verschiedenen  Perioden,  sodann  die  äussere  Umfassung,  also 
die  Festungswerke,  Mauern  und  Tbore,  demnäciist  die  Strassen 
und  öffentlichen  Plätze  besprechen,  in  dieser  Beziehung  mich 
jedoch  auf  die  Aufzählung  derjenigen  beschränken,  welche  ent- 
weder nicht  mehr  cxistiren  oder  ihre  Benennungen  verändert 
haben,  sodann  zu  den  Bauwerken  übergehen,  zunächst  zu  den 
kirchlichen  —  Kirchen  und  Kapellen  —  Klöster  und  Stifter  — 
aaawärtigen  Klöstern  gehörig  gewesenen  Höfe  —  dann  zu  den 
weltlichen  und  bei  letzteren  besonders  der  Mühlen  und  der  mit 
diesen  in  inniger  Beziehung  stehenden  Wasserverhältnisse  ge- 
denken, aber  mich  auch  hier,  soweit  dies  ohne  Beeinträchtigung 
der  Verständlichkeit  und  Uebersichtlichkcit  möglich  ist,  auf  das 
beschränken,  was  entweder  überhaupt  nicht  mehr  vorhanden 
oder  unter  seinem  gegenwärtigen  Namen  nicht  erkennbar  ist.  — 
Den  SchljiBS  werden  einige  Untersuchungen  aus  dem  Gebiete 
der  Statistik,  sowohl  in  Betreff  der  Bevölkärung  im  Allgemeinen, 
wie  in  Bezug  auf  die  verschiedenen  Stände  und  Religionsparteien, 
bilden. 

Dictzsd  bv  Google 


Umfang  der  Stadt  tm  Allgemeinen. 

Man  kann  mit  alter  WahrBcheinlicbkeit  annehmen:  dass  der 
Anbaa  des  Ortes,  der,  als  er  zuerst,  gegen  die  Hitte  des  S. 
Jahrhunderte,  in  die  OeBchichte  eintiitt,  den  Namen:  Erpesfurt 
oder  Erphesfurd,  führte,  in  der  Gegend  des  Dombergea  und  des 
Petersberges  begonnen  und  sieb  von  hier,  dem  Lanfo  der  Oara 
folgend,  gegen  Osten  und  Süden  ausgebreitet  habe.  Die  Stadt 
Erfurt  in  ihrem  apSteren  Umfange  bestand  aber  arsprünglich 
aus  den  beiden  Orten:  Sohilderodc,  das  am  Fasse  des  Merwigs- 
berges  oder  wie  er,  nachdem  auf  ihm  ein  Kloster  des  Benedic- 
tinerordene  zum  heiligen  Petrus  erbaut  worden,  hiess:  des  Pe- 
tersberges, lag,  und  sich  vom  Andreasthore  bis  snm  Friedrich- 
Wilhelmsplatze  und  der  KrämerbrQcke  erstreckte,  und  aus  dem 
anf  einer  von  zwei  Armen  der  Gera,  dem  Brettstrom  und  der 
wilden  Q«rB,  eingeschlossenen  Insel  belegenen  Erpesfiirt.  Erst 
nm  das  Jahr  1200  wurden  diese  beiden  Orte  in  eine  Oemeind« 
vereinigt.  Der  Theil  der  Stadt  zwischen  der  Krftmerbrttcke 
und  der  Jobannisstrasse  ist  erst  später  wie  die  Bebauung  jener 
Insel  entstanden  und  auf  die  Angabe  Hogels,  der  ihn  (Cbron. 
3.  36)  in  die  Zeit  Karts  des  Grossen  setzt,  ist  wenig  Gewicht 
zu  legen.  Als  ein  dritter  Sladttbeil  traten  hierzu  der  Dombeig 
und  der  Petersberg,  nachdem  sie  mit  Kirchen  und  WohnhSnsem 
fUr  die  Geistlichen  bebaut  waren.  —  Als  Landgraf  Ludwig  der 
Eiserne  von  Thüringen  1164  sngleicb  mit  den  Manem  von  Er- 
furt drei  unmittelbar  an  diesem  belegene  Dörfer:  Bergbaasen, 
Rnstberg  und  Homburg  zerstört,  und  diese  nicht  wieder  herge- 
stellt, vielmehr  deren  Dorflage  mit  dem  Stadtbezirk  vereinigt 
worden,  wurden  auf  dieser  die  Vorstädte,  d.  h.  der  zwischen  der 
wilden  Gera  und  dem  äusseren  Umfassangswalle  belegene  Theil 
der  Stadt  erbaut.  Doch  soll  nicht  behauptet  werden,  dass  dies 
gleich  nach  1164  vollständig  gescbeheo  sei,  vielmehr  erfolgte  die 
Bebauung  erst  sehr  allmählich  und  tbeilweise  in  viel  späterer 
Zeit.    Bogeis  (Chron.  S.  22)  Angabe:    dass   schon  zur  Zeit  des 


—    6    — 

FrankenkönigB  Dagobert  I.  die  JohamuBTorstadt  bia  zum  nach- 
herigea  AuguBtthore  mit  „Wohnungen  angeßÜlet  gewesen"  uod 
die  starke  Bevölkerung  derselben  die  Ctrttodang  einer  eigenen 
Kirche  nSthig  gemacht  habe,  verdient  keinen  Glauben.  —  Die 
älteste  der  Vorstädte  war  der  Brühl,  ein  durch  Entsumpfung 
fOr  die  Cultur  erobertes  Terrain,  das  sich  in  aeinem  ursprüng- 
lichen Umfange  auf  der  einen  Seite  bis  zum  Fusse  des  Dom- 
berges und  zum  Herrmannsplatse ,  anf  der  anderen  bis  zum  Cj- 
riaxberge  erstreckte.  Doch  bildete  der  Brühl  bis  zum  Anfange 
des  14.  Jahrhunderts  gewissermaasen  einen  besonderen  Ort,  da 
er  in  Betreff  seiner  Verfassung  von  der  eigentlichen  Stadt  voll- 
stKndig  getrennt  war  und  nicht  unter  dem  Stadtrath,  sondern 
unter  dem  erzbischöäichen  Schultheissen  im  BrUhl  (Scuttetus  in 
Broleto  oder  Frurali,  nicht  plnrali,  wie  er  missverständlich  häufig 
genannt  wird  und  von  Friese  [Chron.  S.  20]  wunderbarer  Weise 
in  Viel  —  der  Scbultheiss  in  Viel,  in  plurali  —  verdeutscht  ist) 
stand.  Xocb  im  Jahre  1289  wurde  er  als  ausserhalb  der  Stadt 
liegend  angesehen  (Kirobboff,  WeisthUmer  S.  26;  Härtung,  Häu- 
sercbronik  I.  S.  186).  —  Eben  so  bildeten  die  geistlichen  Be- 
sitzungen auf  und  hinter  dem  Domberge,  da  sie  gleichfalls  von 
der  Jorisdiction  des  Stadtraths  eximirt  waren,  einen  getrennten 
StsdttheiL  — 

Eogels  (I.  c.  S.  74)  Angabe:  dass  Erfurt  zur  Zeit  des  Erz- 
bischofs  Sieg&ied  I.  (1059  —  1084)  2b  Pfarrkirchen  gehabt  habe, 
erscheint  zwar  etwas  problematiscb ,  jedenfalls  hat  eich  jedoch, 
wenn  auch  nicht  der  Umfang  der  Stadt  vergrOssert,  so  doch 
wenigstens  die  Zahl  der  Bewohner  und  dem  entsprechend  der 
Wohnhäuser  vermehrt,  als  Erzbischof  Christian,  indem  er  jene 
1170—1173  mit  einer  Mauer  umfriedete,  viele  Einwohner  der 
amliegenden  ländlichen  Ortschaften  in  die  Stadt  zog  und  ihnen 
Häuser  eingab,  zu  welchem  Zweck  er  seinen  Weinbei^  auf  dem 
Feteraberge  dem  Domstift  abtrat  und  seinen  Schultheissen  Con- 
rad, Albrecht  und  Dietrich  von  Widdern,  sowie  dem  Abte  des 
Fetersberges  auftrugt  diese  Stellen  und  Plätze  mit  Häusern  zu 
besetzen,  in  denen  die  Ritter  und  Jnnker  als  erzbischöfliche 
Burgmänner  wohnen  sollten. 

Welchen  Um&ng  Erfart  1293  gehabt  und  welche  Strassen 
darin  damals  vorbanden  gewesen  sind,  kann  man  mit  ziemlicher 
Bestimmtheit  aas  dem  Freizinsregister  von  dem  genannten  Jahn, 


..Cdoj^Ic 


_    6    — 

dem  tiltesten  was  biB  auf  ods  gekommen  ist,  erscben.  Ea  wer- 
den in  diesem  nacbeteheade  Strassen  nnd  Plätse  erw&hnt:  der 
Brühl  —  Bei  der  h.  Brunnenktrcbe  —  die  LangebrCcke  —  die 
Lanengasse  —  der  Graden  —  die  alten  Fleischbänke  —  die 
Fingerlingsgasse   -~-   Unter  den  Schilderem  —  der  Rabenmarkt 

—  Bei  St.  Andreas   —  die  Fergamentergaue  —  Bei  St.  Horitz 

—  Bei  St.  Qeorg  —  die  AebtiBsinstraBse  —  Bei  St.  Michael  — 
Bei  Allerheiligen  —  Unter  den  Schwertfegem  —  die  Breito- 
strasse  —  der  Fischmarkt  —  Unter  den  Tacbachlitzern  —  Bei 
St.  Martin  intra  —  Bei  St.  Benedict  —  die  Jadengasse  —  die 
Krautgasse  nnd  die  Krautstege  —  Bei  den  Predigern  —  der 
Wenigemarkt  —  Bei  St.  Egidisn  —  der  Sand  —  die  Pilse  — 
Bei  St.  Lorenz  —  die  Lehmaansbrücke  —  Bei  St.  NicolaUB  — 
Bei  den  Schotten  —  die  Gotthardstraaee  —  die  Hfütergasse  — 
das  Elend  —  die  Johanniestraase  —  Beim  Krämpferthor  —  Bei 
der  Eanfinannakirche  —  Hinter  Weissfrauen  —  Bei  St.  Äogustin 
(regulär.)  —  Bei  St  BarthotomSua  —  Bei  St.  Viti  —  der  Efiae- 
markt  —  die  Lolibank  —  Am  Löberthor;  aaaaerdem  einige, 
deren  Lage  qicbt  genau  bekannt  iet,  wie:  die  MentelerstraSBe 
und  Unter  den  Sattlern.  —  Aas  dem  Fehlen  so  mancher  Kamen 
in  diesem  Verzeichniase  darf  man  jedoch  nicht  schliesBen,  dass 
die  Strassen,  die  eolche  föbren,  damals  noch  nicht  bestanden 
haben,  eondem  nur,  dass  sich  zu  jener  Zeit  in  ihnen  keine 
Grundstücke  befunden  haben,  von  denen  Freizinsen  zu  entrichten 
waren.  So  hat  anter  andern  der  Anger  gewiss  schon  eidstirt 
(wird 'doch  schon  in  einer  Urkunde  von  1196  ein  Tbirricua  de 
loco  qui  dicitur  Anger  erw&hnt),  er  kommt  aber  erst  in  dem 
nächsten  vorhandenen  Freizinsregister,  dem  von  1321  vor.  Das- 
selbe findet  statt  in  Betreff  der  Weissengasse,  der  Waldengasse, 
der  Fleischgasse,  der  Markgrafengasse,  Bei  St.  Matthias,  Bei  den 
BarfUsscrn,  Neuerbe,  der  Neustadt,  der  Futterstrasse,  dem  Neu- 
werk  und  Bei  St.  Pauli.  Die  ScblOaaergasse  findet  sich  erst  in 
dem  Freizinsregister  von  1350  erwähnt 

Es  ergiebt  sieb  aus  dem  Voraufgeführten ,  dass  Er&rt  am 
Schlüsse  des  13.  Jahrhunderts,  abgesehen  von  dem  Brühl«,  fSrm- 
liche  Vorstädte  noch  nicht  gehabt  habe.  In  der  That  umschloss 
noch  im  14.  Jahrhunderte  die  Stadtmauer  nur  die  nachborige 
innere  Stadt;  sie  folgte  der  Wilden  Gera  von  da  ab,  wo  diese 
sieb  vom  Breitstrom   trennte,  beim  Bosswehr,  bis  aiim  EroDen- 


:.  Cookie 


—    7    — 

bnrger  Wehre,  ging  dann  vom  Moritztbore  nach  dem  Andreas- 
thore,  von  diesem,  nachdem  die  fiaasere  Enceinte  von  dem 
letsteren  bis  zum  Wassertbore  in  den  Jabren  1375  bis  1380  an- 
gelegt war,  den  Fetersberg  in  sieb  schliessend,  bei  dem  Lauen- 
thore  vorbei  nach  dem  Krummen-  oder  Inneren  Brliblerthore  und 
■cbloBS  sich  endlich  beim  BoBswehre  wieder  an.  —  Wenn  Vor- 
städte damals  auch  bereits  existirt  haben,  so  waren  sie  wenig- 
stens noch  nicht  in  die  Umfriedigung  eingeRcblossen.  Dies  ge- 
schah erst  im  Lanfe  des  15.  Jahrhunderts,  wo  die  zunehmende 
Bevölkerung  derselben  dies  nStbig  machte.  1426  und  in  den 
folgenden  Jahren  wurde  die  Strecke  vom  Lauenthore  bis  zum 
Wasserthore  mit  Thürmen  und  Qräben  versehen.  1432  wurden 
der  Zwinger  im  Brühl,  die  zwischen  dem  Krämpfer-  und  Johan- 
nisthore  belegenen  Grundstücke  und  das  Kartbäuser  Kloster, 
sowie  die  Earthänser  Mühle  der  Stadt  einverleibt,  indem  man 
sie  mit  einem  Graben  umschloss  (Härtung  1.  c.  II.  318).  —  1444 
fahr  man  mit  jener  Arbeit  fort,  indem  die  Strecken  vom  Löber- 
bis  zum  August-  nnd  vom  letateren  bis  zum  Kr&mpferthore  mit 
einer  Ringmauer  nmgeben  wurden.  Seit  1471  endlich  worden 
die  gesammten  VorstSdte  mit  in  die  Befestigung  hineingezogen, 
indem  man  sie  mit  Wällen,  Tbttrmen  und  Gräben  versah.  Seit- 
dem ist  im  Wesentlichen  bis  zu  der  neuerdings  stattgefundenen 
Entfestignng  der  Umfang  der  Stadt  unverändert  geblieben. 

Veränderungen  im  Innern. 

Die  in  diesem  Zeiträume  eingetretenen  Veränderungen  haben 
sich,  so  erbeblicb  sie  auch  zum  Theil  gewesen  sind,  auf  das 
Innere  der  Stadt  beschränkt.  Sie  wurden  vorzugsweise  durch 
(Ufl  grossen  FeuersbrOnste  herbeigeführt,  von  denen  Erfurt  so 
vielfach  heimgesucht  worden  ist.  Kachdem  unter  andern  1246 
der  grösfite  Theil,  1291  aber  wieder  ein  Drittel  der  Stadt,  die 
ganze  Strecke  vom  Neuwerkskloster  bis  zum  Krämpferthore 
(Chronic.  S.  Petrin,  ed.  Stübel  p.  126),  1395  ein  Viertel  aller 
Häuser,  die  Gegend  zwischen  der  Kaufmannskirche  und  dem  Lö- 
bertbore  und  1416  der  nördliche  Theil  der  Stadt  von  den  alten 
Fleischbänken  unter  den  Schilderern  bis  zur  Moritzkirche  mit 
dem  Bubenmarkte,  der  Pergamenter,  Weissen-  und  Marbacher- 
Gasse,  der  Andreas -Servatü  und  Georgskirche  zerstürt  worden, 


:vCoOJ^Ic 


war  wobl  die  bedeutendate  Feaerabnmct,  von  welcher  Erfurt 
heimgfliucht  ist,  die  vom  19.  Juni  1472  —  sIbo  in  damaelben 
Jahre,  in  dem  die  Vorstädte  in  die  Befestigung  gezogen  worden 

—  da  sie  die  halbe  Stadt,  allee  wai  zwischen  der  KrämerbrKcke 
und  dem  äusseren  Brilblertbore ,  dem  NeuwerkiUoster  und  dem 
Andreasthore  sich  an  Häusern  befand,  in  Äsche  legte,  der  Dom 
und  die  Severikirche  zerstört  wurden  und  dem  Wohlstände 
Erfurts  eine  Wunde  geschlagen  ward,  die  sich  nie  wieder  ganz 
gesohloBsen  hat,  wozu  der  Umstand  freilich  sehr  wesentlich  bei- 
trug, dass  auch  femer  die  FeuersbrOnste  nicht  aufhörten,  und 
allein  das  16.  Jahrhundert  nicht  weniger  als  44  solcher  von  ge- 
ringerem oder  grösserem  Umfange  mit  sich  gefOhrt  and  nur  wenige 
Jahre  ohne  Brandschaden  Terfloesen  sind.  —  Dass  bü  dem 
Wiederaufbau  der  zerstörten  Häuser  mancherlei  Veränderungen 
in  der  Bichtung  und  Äolage  der  Strassen  vorgenommen  worden, 
ist  nicht  bu  bezweifeln,  doch  sind  die  Einzelnheiten  nicht  g«- 
nUgend  bekannt  Dies  gilt  auch  von  dem  Brande  i  der  sm 
13.  August  1660  den  Stadttheil  auf  beiden  Seiten  dtis  Angers 
von  der  Scblösserstrasse  und  der  ärafengasse  bis  zum  Faast- 
gässchen  und  von  der  Bahnhofetrasae  bis  zur  HohenthOrgasee 
vernichtete  und  gegen  200  —  nach   andern   Angaben   sogar  300 

—  H&user,  und  unter  ihnen  du  Beglerkloster,  das  Stottemhum- 
sehe  Falais  und  die  uralte  Residenz  der  Ch-afen  von  Gleichen 
zerstörte.  Es  ist  zwar  eine  längere  Zeit  bis  zur  Vollendung 
des  RetabliBBemeutfi  verstrichen,  theilweise  ist  dies  sogar  erst 
im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  erfolgt,  im  Wesentlichen-scheint 
aber  die  Anlage  der  Strassen  dadurch  nicht  erheblich  verän- 
dert zu  sein.  —  Doch  bemerkt  Scham  (Erfurts  VerblUtnisse  auf 
der  Schwelle  der  Neuzeit.  Erf.  Lutherfest-AImanach  S.  X.): 
dass  es  den  Anschein  habe,  als  wenn  jene  grossen  Calamitäten, 
von  denen  die  Stadt  betroffen  worden,  schon  auf  eine  etwas 
breitere  Anlage  der  Strassen  bei  der  Wiederherstellung  hin- 
gewirkt hätten. 

In  umfassendem  Masse  ist  dies  nach  dem  grossen  Brande 
vom  21.  October  1736  der  Fall  gewesen.  Wenn  man  vor  diesem 
von  dem  Qraden,  dem  jetzigen  Friedrich -Wilhelms -Platze,  in  der 
Richtung  der  Fredigerkirche  sieh  begeben  wollte,  so  kam  man  bei 
den  gegenwärtig  noch  ezistirenden ,  damals  aber  vollstäadig  mit 
Bäasem  besetzten  beiden  Gassen,  der  Huners-  (jetzt  Hundorfs') 


and  der  Stanxengaase  vorbei  and  durch  eioe  kurze  Strasse :  unter 
den  (^ocken^esaern  genaiiDt,  zu  einem  ziemlioh  uiBebnlichen 
Platze,  dem  £ndleiche,  am  Ausgaitge  der  Oroaaen  Arche,  nod 
einer  engen  Strasse:  Unter  den  Kupferschmieden,  die  in  der 
Oegend  der  Saokpfeifenmühle  auf  die  Langebrilcke  traf,  welche 
frfiher  ihren  Kamen  mit  vollem  Rechte  trug,  da  die  Strecke 
swischen  dem  Breätatrome  and  dem  Bei^strome  nicht. wie  jetst 
mit  Häusern  besetst,  sondern  eine  wirkliche  BrQcke  war.  Anf 
der  einen  Seite  hing  dieselbe  durch  den  Fleohtnerstand  mit  der 
Hondorfsgasse  zusammen,  während  auf  der  andern  eine  namen- 
lose blos  von  Hintergebäuden  gebildete  Gasse  in  schräger  Rich- 
tung nach  dem  Nonnensacke  ging  und  eine  dritte,  die  damals 
sehr  enge  und  krumme  Gasse  anter  St  Paul  nach  der  Predigei^ 
kircbe  hinftthrte.  Aus  jener  zweigte  sich  die  S  chatten  wand- 
gaase  ab,  die  zu  jener  Zeit  viel  breiter  als  gegenwärtig  nnd 
gani  mit  Hänsem  besetzt  war  and  auf  den  Nonnensack  sich 
öfhete,  der  auf  der  andern  Seite  durch  einen  hölzernen  Steg 
und  die  Fleischbänke  —  die  jetzige  Femgasse  —  wieder  mit 
der  Langenbrücke  in  Verbindung  stand.  An  dem  Ausgange  der 
an  der  Predigerkirche  and  den  Predtgerhäusern  yorbeiftthrenden 
Gasse:  Bei  den  Predigern,  die  damals  bedeutend  enger  war  als 
die  jetzige  Predigerstraase,  befand  sich  ein  aberbautes  steiner- 
nea  Thor,  das  Heidenthor.  Zwischen  diesem  nnd  den  Prediger- 
Pfarrhäusern  ö^ete  sich  der  Sonnenberg,  eine  schmale  Gasse, 
die  auf  dem  Predigerfaof  mündete,  und  mit  einem  andern  Gäss- 
chen:  Hinter  der  Scheibe  genannt,  in  Verbindung  stand,  welche 
sich  in  ziemlich  gleicher  Richtung  von  dem  Ijangenstege,  — 
der  jetzigen  SchlösserbrUcke  —  nach  dem  Töpfenmarkt  hinzog. 
Der  letztere,  der  einen  nicht  unbedeutenden  Um&ng  hatte,  lag 
Tor  dem  erwähnten  Heidentbore^  nahm  also  den  südlichen  Theil 
des  gegenwärtigen  Fischmarktes  ein,  mit  dessen  nördlichen,  da- 
mala  allein  diesen  Namen  führenden  Theile  er  durch  eine  korze 
Strasse  in  Verbindung  stand.  Von:  „Hinter  der  Scheibe",  da 
wo  die  damals  schon  nicht  mehr  gangbare  Kirche  Martini  intra 
atand,  ging  eine  ziemlich  breite  Oaase,  Auf  der  Trolle,  nach  dem 
Rathbause  zu  nnd  endigte  in  der  Nähe  der  Gera.  Dieser  ganze 
▼orstehend  geschilderte  Stadttbeil  zwischen  Hundorfsgaase,  dem 
Friedrich -Wilhelms -Platze,  dem  Hause  zum  Sonnebom  (jetzt 
Oaatbof  zam  deutschen  Kaiser)  an  der  Ecke  der  Grossen  -  nnd 


oo^^lc 


—    10    — 

der  Elemeo  Ärcbe,  der  Marien-Hagdaleoen-Eapelle,  dem  Fisch' 
markte,  dem  JankereaDde,  etwa  der  Uitte  der  Gnfeagasse, 
dem  Breit-  und  dem  Bergstrome,  205  Häaser  uod  zwei  Kirchen, 
wurde  um  bei  dem  TOrgenaonten  Brande  vollständig  t^ge- 
Xachert.  Bai  der  Wiederbebauaog  erhielt  er  eine  durchgängige 
Umgestaltung.  Die  engen  Gassen  Terschwanden  grossentheils 
ganz,  die,  welche  man  beibehielt,  worden  verbreitert.  Die  Gegend 
erhielt  die  Gestalt,  die  sie  im  Wesentlichen  noch  faente  hat.  — 

Seitdem  ist  nnr  noch  eine  Feaersbrnnst  Torgekommen,  die 
erheblichen  FinäuBB  auf  die  Gestaltnug  des  StraeBennetzeB  von 
Erfurt  gehabt  bat.  Es  war  dies  die  durch  das  Bombardement 
am  6.  November  1813  herbeigeführte;  es  wurden  durch  dieselbe 
121  GebSnde  zwischen  dem  Graden,  dem  Dom  and  dem  Feters- 
berge,  sowie  dem  Andreasthore,  mit  der  Strasse:  Vor  dem  Gra- 
den, den  FleischbllDkeo ,  dem  Salzgäaschen ,  der  Fingerlings- 
gasse,  den  Gassen :  Unter  den  Schildern,  Am  FalUoch,  Am  Lap- 
penberge  nnd  dem  Rubenmarkte  zerstört  Was  in  diesem  Be- 
zirke vom  Feuer  verschont  geblieben  war,  wurde  behufs  Siche- 
rung der  Citadelle  demolirt.  Auch  die  schönen  Wobnh&oBer  der 
StifisgeiBtlichen  hinter  dem  Dome  brannten  bei  dieser  Gelegen- 
heit ab.  Bekanntlich  ist  dieser  Stadtheil  aeitdom  nicht  wieder 
mit  PrivatwohnhSusern  bebaut;  der  sUdliehe  Abschnitt  wurde 
znr  VergröBBerung  des  Gradens,  der  nun  den  Namen  Fried- 
rioh-WilhelmB-Platz  erhielt,  verwendet,  der  nördliche  in  eine 
Parkanlage,  das  Lnisenthal,  amgescbaffen ,  die  nenerdings  den 
für  die  Gerichts -Verwaltung  bestimmten  Bauwerken  hat  weichen 
mOBBen. 

Von  geringerer  Bedeutung  sind  die  Veränderungen,  welche 
das  Innere  der  Stadt  in  Folge  einiger  anderen  Veranlassungen 
erCabren  bat  Eierhin  ist  zu  rechnen,  dass  bei  der  UmschaSiing 
deB  Fetersberges  in  eine  Citadelle,  in  Folge  deren  dieser  bisher, 
wie  schon  oben  bemerkt,  in  die  Enceinte  eingescfaloBsene  Stadt- 
theil  von  der  übrigen  Stadt  völlig  getrennt  wurde,  die  auf  dem 
der  Stadt  zugekehrten  Abhänge  stehenden  H&oser  abgebrochen 
worden,  sowie  dass  durch  die  von  den  Schweden,  während  der 
Zeit,  dasB  sie  im  dreiBsigj ährigen  Kriege  Erfurt  im  Besitza 
hatten,  vorgenommenen  Veränderungen  in  der  Befeeligung,  der 
Theil  der  Biühlervoretadt,  welcher  zwischen  dem  naohherigea 
Koeseren  Brfihlertbore  und  dem  Cyriasberge  tag,  abgescbaitten 
ward.  —  , 


—   11   — 

Als  1733  TOD  dem  Statthalter  v.  Wareberg  in  der  Mitte  der 
Stadt  ein  gartenähnlicher  Platz  angelegt  wurde,  der  damals  mit 
Recht  den  Namen  Hirschgarten  erhielt,  da  er  zor  Aufnahme 
TOD  Hirschen  and  ähnlichem  Wilde  dienen  aoUte,  mnasten  die 
westliche  Häuserreihe  der  Lohhank  (jetzt  Nenwerksstrasse) ,  ao- 
wie  die  östliche  der  Strasse:  An  der  Ststthalterei  (jetzt  Regie- 
rungBstraBse),  den  Grund  und  Boden  dazu  hergeben. 

Von  geringerm  EinÖuss  war  die  1818  und  1619  erfolgte 
Töllige  Beseitigung  des  die  innere  Stadt  vom  BrQhle  bis  zum 
KroDonburger  Wehr  umgebenden,  dem  Laufe  der  Wilden  Qcra 
folgenden  Zwingers,  von  welchem  bereits  1756  die  zwischen  der 
Löber-  und  der  Bahnhofatraase  belegene  Strecke  zur  Anlage 
eines  botanischen  Gartena  benutzt  ward,  während  nunmehr  der 
grössere  Rest  zur  Anlage  der  aas  dem  Innern  der  Stadt  zu  ent- 
fernenden Friedhöfe,  kleinere  Theile,  zwischen  der  Läberstrssse 
und  dem  Neuwerke,  und  zwischen  der  Johannisstrasae  nnd  dem 
itronenburger  Wehre  zur  Bebauung  mit  Wohnh&uaem  verwen- 
det wurden. 

Bei  der  Anlage  des  Bahnhofes  der  Thüringischen  Eisen- 
bsbn  1845  Torschwanden  die  Klopfgasse,  die  kleine  Breiten- 
gasse  und  der  Theil  der  Boeengasse  von  der  Kittelgasse  bis 
zum  Walle;  ebenso  maaete  eine  Anzahl  Hlluser  der  Martins- 
gasae  and  die  Hainzerhof-Mohlgasse  der  Qewehrfabrik  den  Fiats 
rätuneo. 

Ana  allem  diesen  ergiebt  sich,  dasa  Erweiterungen  der  Stadt 
von  der  zweiten  Hälfte  dea  15.  Jahrhnnderta  bis  zur  Mitte  des 
19.  nicht  voi^ekommen  aind,  and  auch  die  Zahl  der  Wohn- 
gebände  sich  in  dieser  Zeit  eher  vermindert  als  vergrösaert 
haben  müaae.  Selbst  die  Brandstütten  blieben  erst  lange  Zeit 
nnbebant,  wie  z,  B.  der  durch  die  Feaersbraost  von  1660  zer- 
störte Theil  der  Schlösserstraaae  erst  1716  auf  Veranlaasang 
Boynebargs  und  nach  einem  von  diesem  eDtworfeoen  Plane  wie- 
der bebaut  worden  ist.  Auch  war  zu  einer  Verm'bhrung  der 
Wohnhliusor  nicht  die  mindeste  YeranlaBBung  vorhanden,  da 
weder  die  Zahl  noch  der  Wohlstand  der  Bewohner  eine  Stei- 
gemng  erfuhr.  Dies  fand  vielmehr  erst  seit  dem  zweiten  lieber- 
gange  an  Preassen  statt.  Doch  verging  aacb  da  noch  eine 
längere  Zeit,  bis  sich  eine  Vermehmng  der  Wohngelaase  als 
ein  Abhülfe   forderndes  Bedttrfniss  herausstellte.    Bis  fast  in  die 


.oogic 


—    12    — 

Hitte  des  laufenden  Jafarhundertt  hatten  die  vorlianddnen  auch 
fllr  die  angewacbaene  Einwohnerzahl  genügt.  Erst  von  da  ab 
aetgten  sie  sich  nicht  mehr  ausreichend.  Da,  bq  lange  Erfurt 
Festung  war,  die  Rayongeaetae  eine  Elrweiterung  über  die  WsUo 
binauB  Terboten ,  so  mnsste  man  ssunäohst  sich  darauf  beschrän- 
ken,  die  noch  anbebauten  Stellen  der  Torbandeoen  Strassen  mit 
Häusern  zu  versehen.  Am  dringendsten  war  die  Wohnungi- 
notb  bei  den  unteren  VolksklasBen,  da  dir  Zahl  der  Mietba- 
Wohnungen  stets  eine  aiemlicb  beschränkte  gewesen  war,  in- 
dem fiberwiegend,  wenigstens  in  den  abgelegeneren  Strassen^ 
die  Eigenthttmer  allein  das  ganze  HauB  bewohnten,  waa  eich 
ohne  allzngrossen  Luxus  bei  der  fast  durchgängigen  Kleinheit 
der  Gebäude  durchführen  Hcbb.  Den  Anfang  mit  der  Neabe- 
bannng  machte  daher  auch  eine  derartige  Strasse,  die  Pfeifers- 
gasse  in  der  JohannisTOrBtadt.  Es  ging  jedoch  auf  diese  Weise 
nur  langsam  vorwärts,  da  es  an  Frivatlenten ,  die  aoereicliende 
Mittel  tind  Unternehmungsgeist  besaasen,  fehlte.  Es  traten  da- 
her zwei  Vereine  zusanuneu,  welche  die  Beschaffung  von  Woh- 
nungen t&r  die  unteren  Volksklassen  sich  zur  Aufgabe  machten. 
Der  eine  von  ihnen  hat  zu  diesem  Zweck  die  Steinstrasse  nod 
die  GrUnstraBse  erbaut,  während  der  andere  sich  Neoerbe  zam 
Felde  seiner  Thätigkeit  wählte.  Nur  wenig  später  fand  die  Be- 
bauung der  Heuschenergasee ,  von  da  ab  Wallstrasse  genannt, 
und  der  Rasengaase,  sowie  der  Schulgaase,  jetzt  der  dem  Brät- 
strom gegenüber  liegende  Theil  der  Comthurgasse,  bis  dahin 
der  zum  Comthurhofe  gehGrige  Garten,  statt. 

Bald  zeigte  sich  aber,  dass  auch  die  Vermehrung  der  Wofa- 
uungen  lüt  die  besser  situirten  Einwohnerklassen  ein  Bedttrfnias 
sei.  Da  das  Centrum  der  Stadt  hierzu  keine  Gelegenheit  dai^ 
bot,  so  mUBste  man  sich  den  von  diesem  entfernteren  Gegenden 
zuwenden,  welche  noch  zum  Häoserbaa  geeignete  Stellen  ent- 
hielten. Dies  waren  inabesondere  die  am  Walle  in  der  Mähe 
des  ehemaligen  Karthänserklosters ,  die  KarthäaseratraasB  und 
daa  Karthttuaerufer ,  wie  sie  gegenwärtig  faeissen,  der  Aosgang 
des  Brühls  und  der  Weg  am  Brfihlerwalle ,  sowie  die  Domgaaae 
and  der  dem  Propsteigarten  gegenüberliegende  Tbeil  der  P&ffen- 
gaase  (jetzt  Stiftsgaase) ,  von  jener  bis  aar  Brücke  über  den 
Bergstrom,  endlich  die  Hopfengasse,  die  Farbengasse,  die  BSsa- 
lebw-    und  die  Ernstengasse.     Von  noch  grösserer  Bedeutang 


..C.oo^lc 


—    13    — 

war  es,  daHB  der  Botaniscbe  Garten,  nachdem  einiga  Jahre  bin* 
durch  ein  ohne  den  geholten  Erfolg  gebliebener  Versuch  der 
Verwendung  zu  einer  Qfirtnerlehranstalt  gemacht  war,  1863  par- 
cellirt  und  an  Privatleute  zur  Erbauung  veräueeert  wurde.  Die 
letetere  erfolgte  nicht  nur  m  kürzeeter  Frist,  sondern  es  war 
auch  die  Folge  hiervon  eine  erhöhte  Bauthätigkeit  in  der  Ver- 
längerung, der  Ldbormauer.  Beides  zusammen  erhielt  den  Namen 
QartenstrasBe. 

Von  einer  Bebauung  dos  grossen,  von  dem  Walkstrome, 
der  Wilden  Gera  und  der  Hirachlache  umgrenzten  fast  nur 
Gärt«n  entbaltendeu  Dreiecks,  dem  Hirschbrtlbl,  in  grösserem 
Masse  konnte  so  lange  füglich  nicht  die  Rede  sein,  als  es  nicht 
durch  eine  direkte  Fahrstrasse  mit  der  eigentlichen  Stadt  ver- 
bunden war.  Als  das  letztere  vermittelst  der  1872  erbauten 
Wilhelm  abrücke  geschehen,  wurde  dieser  Stadttbeil  mit  einer 
überraschenden  Schnelligkeit  vollständig  bebaut.  Die  dort  neu 
entstandenen  oder  doch  erst  jetzt  rollständig  mit  Häusern  he- 
seteten  Strassen,  die  Wilhelms-  und  die  LuiscnstrasBe ,  der  Dal- 
hergs-  und  der  Dammweg,  die  Burg-  und  die  Walkmühlgasse 
bilden  jetzt  ohne  Zweifel  den,  wenn  nicht  schönsten  und  interes- 
santesten, doch  jedenfalls  elegaotesteu  und  anmnthigsten  Theil 
der  Sudt. 

Eine  vollständig  veränderte  Physiognomie  bat  Erfdrt  erbal- 
ten, seit  es  aufhörte  Festung  zu  sein,  und  namentlich  seit  1878 
der  grösste  Tbei)  des  bisherigen  Festungsterrains  in  den  Besita 
der  Stadtgemein  de  übergegangen  ist.  Sämmtliche  Thore  — 
augenblicklich  allerdings  noch  mit  Ausnahme  des  s.  g.  Ptörb- 
chens —  sind  verschwunden  und  an  ihre  Stelle  Eingänge  ge- 
treten, welche  Erfurt  fast  das  Ansehen  einer  Landstadt  geben. 
Die  Wälle  sind  wenigstens  streckenweise  eingeebnet;  ihre  gäns- 
Ijcbe  Beseitignog  hängt  nur  noch  von  der  Entscheidung  der 
Frage  ab,  wie  weit  der  Festungsgraben  behufs  Abführung  von 
Hochfluthen  beizubehalten  soi.  —  Kaum  war  die  Eotfestigung 
ausgesprochen,  als  man  mit  grossem  Eifer  an  die  Bebauung  der 
ausserhalb  der  W&Ue  gelegenen  Theile  der  Haupt-Verkehrsadern 
ging.  Es  geschah  dies  namentlich  vor  dem  Andreasthore,  wo 
die  Auen-,  die  Berg-,  die  Blumen-,  die  Nordhäuser-,  die  MUhl- 
hftu  B  er  Strasse ,  sowie  die  Strasse  am  Moritzwalle,  mit  einer  Ge- 
sammtbäuserzabl  von  51,  die  sieb  beinahe  täglich  vermehrt,  ent- 


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—   u  — 

standen,  vor  dem  Johannisthore,  wo  die  MagdeburgerstrftBae 
die  Stadt  jetzt  nnmittelbar  mit  IlverBgebofen  verbindet,  eo  daas 
daa  letztere,  abgesehen  von  der  administrativen  Trennung,  nichts 
als  eine  Vorstadt  von  Erfurt  ist,  und  in  der  LöborÖnr  mit  der 
Arnst&dter  —  der  BaborBtädter  —  der  Hochheimer  —  der  Pfala- 
barger-  und  der  SteigerBtrtLBse ,  die  zusammen  am  Anfange  die- 
ses Jabree  bereits  nicht  weniger  als  57  fast  durchgängig  sehr 
stattliche,  theilweise  palastartige  Wohnhäuser  enthielten,  eine 
Zahl,  die  offenbar  noch  lange  nicht  ihren  Höhepunkt  erreicht 
hat.  Wenn  die  Baathätigkeit  vor  den  übrigen  Thoren  eine  min- 
der erbebliche  gewesen,  so  beruht  dies  in  besonderen  Verhält- 
nissen, so  vor  dem  Schmidts tedter  Thore  in  der  Lage  des  Eisen- 
bahn -  Güterbahnhofs. 

Die  Anzahl  der  in  den  Jahren  1S50  — 1834  in  Erfurt  aea 
entstandenen  Wohnhäuser  beträgt  738;  da  sich  die  Zahl  der 
letzteren  in  dem  gleichen  Zeiträume  in  einigen  Strassen  am  57 
vermindert  hat,  so  reducirt  sich  die  Zunahme  im  Ganzen  anf 
681.  Schon  das  Vorstehende  ergiebt,  dass  diese  sich  in  sehr 
abweichender  Weise  auf  die  vorschiedenen  Stadtbezirke  ver- 
theilt.  Der  zwölfte,  der  Rathhausbezirk ,  weist  sogar  eine  ab- 
solute Abnahme,  allerdings  nur  um  ein  Wohnhaus,  auf;  unver- 
ändert ist  die  Zahl  in  dem  zehnten  Bezirke  (dem  Brübler)  ge- 
blieben, wo  die  am  Brühler  Thore,  der  Burggasse,  dem  Herr- 
mannsplatze,  und  der  Holzheiengasse  neu  entstandenen  Häuser 
eich  gerade  mit  denen  ausgleichen ,  welche  in  -der  Martinsgasse 
and  am  Maiuzerhofplatz  fortgefallen  sind.  Geringe  ist  die  Zn> 
nähme  (1)  im  siebenten  Bezirke  (Kaufmanns-),  (3)  im  elften 
(Dom-),  (5)  im  sechsten  (Schotten-),  am  bedeutendsten  war  die 
Vermefarung  im  ersten  (dem  Löber-)  Bezirke.  Die  Zahl  der  neu 
entstandenen  Wohnböuser  betrug  hier  169,  und  wenn  man  da- 
von die  12  abzieht,  welche  in  Folge  der  Anlage  des  Bahnhofes 
ia  der  Bosengasse,  der  Lubervorstadt  und  der  Herrenbreiten- 
gasse  fortgefallen  sind,  157.  Von  jenen  kommen  12  auf  die 
Barggasse,  23  auf  den  Dalbergsweg,  9  aaf  den  Dammweg,  5  auf 
die  Hopfengasee,  43  auf  die  Earthfiuserslrasse,  9  auf  das  Kar- 
thäaserufer,  30  auf  die  Luisenstrasse,  10  auf  die  Walkmühlgasse 
und  26  auf  die  Wilhelmatrasse.  In  dorn  vierten  (dem  Johannis-) 
Bezirke  betrug  die  Vermehrung  der  Wohnhäuser  84  —  Grün- 
strasse 5  —  Wallstrasse  30  —  Kochlöffel  5  —  Ffeiferagaase  13 


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—    15    — 

—  SteinstrasEe  18.  Im  achten  (BarfÜBBer-)  Bezirke  wui-den  60 
neue  Wohnhäuser  erbaat,  yon  denen  mehr  als  die  Hälfte  (33) 
auf  die  Oartenetrasae  kommt.  Die  im  neunten  (Neuwerks-)  Be- 
zirke entetandenen  33  neuen  Wohnhäaser  kommen  gleichfalls 
äberwiRgcnd  (27)  auf  die  GarlenstraBse.  Von  den  im  dritten 
(Erämpfer-)  Bezirke  neu  errichteten  44  WohnhänserD  treffen  28 
artf  Neuerbe  und  6  auf  die  WaBsergasse.  Im  zweiten  (Schmidt- 
städter-) Bezirk  vertheilt  sich  die  Zahl  der  19  neu  bebauten  Bao- 
stellan  ziemlich  gleichmässig  auf  die  BüBBlebergaaae,  die  Ernsten- 
gaase  nod  die  Neuegasse.  In  dem  dreizehnten  (Micbaelia-)  und 
dem  vierzehnten  (Andreas-)  Bezirke,  in  deren  jedem  sich  die 
Zahl  der  Wohnhäuser  um  13  Tormehrte,  sind  Nenanlagen  von 
einiger  Bedeutung  nicht  vorgekommen,  vielmehr  hat  man  eich 
darauf  beschränkt,  in  den  betreffenden  Strassen  einige  bis  dahin 
vorhandene  Lücken  auszufüllen  und  einige  bisher  wirtbschaft- 
lichen  Zwecken  dienende  Gebäude  in  Wohnhäasor  nmsuwandeln. 
Was  das  ausserhalb  der  WäUe  belegene  Stadtgebiet  be- 
trifft, so  hat  seit  IBbO  die  Zunahme  der  Wohngebände  iu  der 
Löberflur  84,  in  der  Andreasäur  55,  in  der  Johannisäur  (Uagde- 
burgerstrasse ,  Storcbmübl-  und  PapiermUhlweg)  54,  in  der 
Schmidtstädterflnr  24,  in  der  Erämpferflur  21  und  in  der  BrOh* 
lerfiur  12  betragen.  Besondere  Strassenbenennungen  haben  diese 
noch  nicht  durchgängig  erhalten.  So  weit  dies  geschehen  (in 
der  Andreas-,  der  Johannis-  and  in  der  Löberflur)  ist  das  Erfor- 
derliche bereits  oben  vermerkt  worden. 


Anzahl  der  Gebäude. 

So  bedeutend  nach  dem  Vorangefilhrten  auch  in  neuerer 
Zeit  die  Zunahme  der  Wohnhäuser  gewesen,  so  tragt  sich  doch 
sehr,  ob  ihre  gegenwärtige  Zahl  die  früherer  Jahrhunderte  er- 
reicht. Wenn  man  auch  die  Angabe,  dass  bei  dem  Brande  von 
1472  6000  Gebäude  eingeäschert  wären,  wonach,  da  der  Brand 
doch  nur  ihre  eine  Hälfte  betroffen  hat,  in  der  Stadt  damals  ca. 
12,000  Häuser  vorhanden  gewesen  sein  mUssten,  als  etwas  apo- 
cryph  ansehen  touss  —  nach  Hogel  (Chron.  S.  593)  sind  ohne 
Kirchen,  Scheunen  und  Abseiten  2024  Hofstätten  verbrannt,  was 
wohl  der  Wahrheit  ziemlich  nahe  kommen  mag;  —  so  lässt  sich 
doch  an  der  Richtigkeit  der  Nachricht,    dass  Erfurt  um   1490 


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—    16    — 

geg«ti  4000  Wofanliäuaer  enthalten  habe,  kaum  zweifeln.  Die 
gegenwKrtige  Anzahl  von  Bolchen  würde  also  immer  noch  nm 
400  bis  500  gegen  die  damalige  zortlckbleiben.  Die  genannte 
Zeit  dürfte  aber  aach  den  Höhepunkt  in  sich  enthalten;  dann 
TOn  da  ab  trat  Erfurts  Verfall  ein.  Die  Ursachen,  die  diesen 
herbaigeflihrt,  sind  ja  bekannt.  Seitdem  der  Handel  des  Nor- 
dens Europas  mit  dessen  Süden  und  mit  dem  Orient  neue  Wege 
eingeschlagen,  hörte  Erfurt  auf  ein  Hauptstapelplatz  für  den- 
selben zu  sein.  Die  Farbekräutor ,  Waid  und  Saflor,  fUr  deren 
Anbau  und  Vertrieb  Erfurt  bisher  die  Hauptstätte  gebildet  and 
denen  es  vor  allem  seinen  Reichthum  verdankte,  wurden  durch 
die  überseeischen  Farbehölzer  vom  Harkte  verdrängt.  Dazu  kam 
die  ebenso  unsinnige  als  gewissenlose  Verschwendung  der  öffent- 
lichen Qeider,  die  zuletzt  zu  dem  sog.  tollen  Jahre  führte,  das 
dem  Wohlstande  Erfurts  unheilbare  Wanden  schlag.  Nicht  nn- 
wesentlich  war  es  auch,  daas  die  Universität,  die,  so  lange  sie 
die  besachteste  Deutschlands  war,  eine  reiche  Quelle  des  Ver- 
dienstes für  die  Bewohner  gewesen,  seit  dem  sog.  Studenten- 
lärm  von  1510  und  besonders  dem  FfaffenstUrmen  von  1521  in 
ihrer  Frequenz  sehr  erheblich  zurückging  and  bald  nur  noch 
einen  Schatten  des  einstigen  Qlanzes  zeigte.  Schon  im  Jahre 
1513  war  der  Rath  genöthigt,  da  viele  Häuser  and  Qehöfte  ver- 
Callen  waren  und  nicht  wieder  hergestellt  wurden,  deren  Wiedar- 
bebauaog  anzubefehlen,  weil  sonst  die  Stadtkasse  Einbusse  in 
ihrer  Einnahme  erleiden  würde  (Hogel,  Chron.  S.  816).  Die 
Einführung  der  Reformation,  so  heilbringend  dieselbe  auch  im 
übrigen  für  Erfurt  gewesen  sein  mag,  hat  doch  anf  dessen  Wohl- 
stand eher  einen  nachtheiligen  als  vor th eilhaften  Einäass  aus- 
geübt, namentlich  da  sie  gleich  bei  ihrem  Auftreten  den  Baaem- 
krieg  in  ihrem  Qefolge  hatte.  —  Im  17.  Jahrhundert  kamen  hier- 
zu die  Leiden  des  dreissigjährigen  Krieges  und  nach  dessen 
Beendigong  die  inneren  Streitigkeiten,  die  BohlieBslich  zu  dem 
Kampfe  mit  Kurmainz  und  zum  Untergänge  der,  wenn  auch 
nicht  rechtlieh,  so  doch  faktisch  bisher  genossenen  Freiheit  and 
Selbstständigkeit  durch  die  sog.  Redaction  von  16G4  führten. 
Dazu  traten  epidemische  Krankheiten  —  ohne  Unterschied  ihres 
Charakters  meistens  Pest  genannt  —  die  vom  15.  bis  zum  Aus- 
gange des  17.  Jahrhunderts  mit  nur  kurzen  Zwischenräumen 
unausgesetzt  Erfurt  heimgesucht  und  jedesmal  eine  grosie  An- 


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-    17    - 

zaht  Beiner  Bewohner  n.  a.  1482  12,000  —  1597  ca.  8000  — 
1682  gegen  9000  for^erafft  haben.  Dai  18.  Jahrhandert  brachte 
den  siebenjährigen  Krieg,  der  in  Betreff  der  Leiden,  die  er  ftlr 
Erfurt  in  seiDeni  Gefolge  hatte,  fast  nur  dtirch  die  Zeitdaaer 
dem  dreissigjährigen  nachetand.  Es  erscheint  nur  natfirlich, 
dass  anter  diesen  Umatftoden  ebenso  wie  die  Zahl  der  Bewoh- 
ner, wie  dies  weiter  nnten  dargetban  werden  wird,  anob  die  der 
Wohnstütten  sehr  erheblich  abgenommen  hat.  Im  Jahre  1620 
hatte  nach  den  Verrechteo  die  Zahl  der  Häuser  noch  3266  be- 
tragen, 1772  belief  sich  dagegen  die  aller  Gebäude  ' —  nicht  blos 
der  Wohnhäuser  —  auf  3129,  im  Jahre  1793  auf  3136,  unter 
denen  aber  435  unbebaute  Brandstätten  waren.  Die  für  1811 
von  dem  kaiserlich  französischen  Intendanten  Derismes  be- 
arbeitete 3tatistiqne  de  la  province  d'Erfort  giebt  die  Zahl  der 
Wohnh&QSer  in  der  Stadt  auf  3023,  der  Scheunen  auf  307,  der 
Stulle  auf  87,  der  durch  Brand  oder  sonst  minirten  Hänser- 
stfitten  auf  42&,  der  benutzten  Kirchen  auf  22,  der  ungangbaren 
anf  4,  der  Schulen  auf  25,  der  iUr  gewerbliche  Zwecke  dienen- 
den Gebäude  auf  111  an;  unter  den  Bauwerken  waren  95  mas- 
BIT,  1297  bewohnbar  (log^i^hles) ,  1648  nicht  bewohnbar  (non 
logeables)  —  es  soll  dies  jedoch  wobi  nur  heissen:  dass  die 
ersteren  mit  Einquartirung  haben  belegt  werden  können,  die  letz- 
teren- nicht,  da  es  nicht  denkbar  ist,  dass  eine  so  grosse  Änsahl 
von  Wohnhäusern  überhaupt  gänzlich  unbewohnbar  gewesen  sei 
—  78  von  Einquartierung  befreit  (exemptes  de  logements).  — 
Dass  in  Folge  der  Zerstörung  eines  Tbeiles  der  Stadt  bei  der 
Belagerung  von  1813  die  Zahl  der  Privatwohnhänser  noch  wei- 
ter zurückgegangen  ist,  erscheint  natürlich.  —  Kach  der  preua- 
Bischen  WiederbesitEnahme  betrug  solche  im  Jahre  1818  nur 
noch  2783.  Dies  war  aber  noch  nicht  der  niedrigste  Stand. 
Denn  nachdem  sie  sich  1824  auf  2769  und  1826  auf  2798  ge- 
hoben hatte,  war  sie  1827  wieder  auf  2744,  1828  auf  2751,  1830 
auf  2735  und  1836  auf  2724  mit  Einschluss  von  35  Mühlen  zu- 
rückgegangen. Die  Zahl  der  nummerirten  Grundstücke  betrug 
damals  zwar  3111,  darunter  befanden  sich  aber  84  Gärten,  53 
Baustätten,  die  meistens  gartenmässig  benutzt  wurden,  91  Scheu- 
nen, 28  Kirchen,  Kapellen  und  Thürme,  12  Brau-,  Schutt-  und 
Waarenhäuser  und  118  öffentliche  zu  Staats-  oder  Gemeinde- 
zwecken bestimmte  Gebäude.  —  Bei  der  Zählung  von  1837  war 


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-    IS    - 

die  Zahl  der  Prirfttwohnbäuser  bis  anf  2705  heruntergegangen, 
oeben  welcher  sich  in  der  Stadt  21  Kirchen  und  Bethäaser,  22 
ScbalhSuser,  7  Waisen-,  Kranken-  and  VerBorgungahäuser,  6 
Gebäude  zur  Oeschäftefilhrung  der  Staats-  und  Commnnal-Behör' 
den,  61  Dienstwohnungen  für  öffentliche  Beamte  und  Geistliche, 
68  MilitärgebSude,  46  Fabrik  statten,  Mühlen  und  Frivatmagasine, 
592  Stftlle,  Scheunen  und  Schuppen  befanden.  AnfangB  1843 
eählte  man  in  der  Stadt  2744  Vorderhäuser  und  1588  Seiten- 
und  Eintergobäude ;  es  gab  damals  also  mindestens  1156  Wohn- 
häuser, die  weder  ein  Seiten-  noch  ein  Hintergebäude  besassen. 
Für  das  Jahr  1843  ward  die  Zahl  der  überhaupt  bewohnbaren 
GmodstÖcke,  also  nicht  bloa  der  Priratwohnhäuser ,  anf  274t 
ermittelt. 

Daes  von  der  Mitte  des  laufenden  Jahrhunderts  ab  das  An- 
wachsen der  Bevölkerung  genöthigt  hat,  auch  die  Zahl  der 
Wohnhäuser  zu  vermehren,  ist  bereits  oben  ausgeführt.  Im  Jahre 
1667  betrug  die  Zahl  der  bewohnten  Gebäude  bereits  wieder 
3017  —  sie  hatte  also  seit  1846  um  276  zugenommen  —  im 
Jahre  1871  —  3098,  im  Jahre  1875  —  3274.  Es  hatte  sich 
also  allein  in  der  zuletzt  erwähnten  Periode  die  Zahl  der  Wohn- 
häuser um  176  oder  um  5,,jg  "  vermehrt,  jedoch  noch  lange 
nicht  mit  dem  Wacbsthum  der  Einwohoerzah)  in  dem  gleichen 
Zeitabschnitt  Schritt  gehalten,  da  dieses  10,, ^  ^  also  beinahe 
das  doppelte  betragen  hatte.  Im  Anfange  des  laufenden  Jahres 
betrug  die  Zahl  der  Wohnhäuser  3579  (3313  innerhalb  und  266 
ausser  der  früheren  Umwallung) ;  die  Zunahme  seit  1875  midiin 
303  oder  9,3»  ".  Da  während  des  gleichen  Zeitraums  sich  die 
Eiowohnerzahl  von  47,942  auf  56,870,  mithin  um  8968  oder  um 
18,, 0  S  vermehrt  hat,  so  ist  auch  in  dieser  Zeit  die  Zunahme 
der  Wohnst&tten,  so  bedeutend  sie  auch  an  sich  sein  mag,  noch 
immer  weit  hinter  der  der  Bewohner  zortickgeblieben ;  es  kann 
also  keine  Verwunderung  erregen,  wenn  die  Bauthätigkeit  noch 
keine  Abnahme  zeigt,  und  diejenigen,  welche  neue  Häuser  bauen, 
nach  wie  vor  ihre  Rechnung  finden. 

Es  kann  dies  um  so  weniger  befremden,  als  der  Zustand 
sehr  vieler  älterer  Wohnhäuser  ein  solcher  ist,  dass  dieselben 
weder  einer  grösseren  Anzahl  von  Personen  Unterkunft  gewäh- 
ren können ,  noch  sich  zu  weiteren  Wohnräumen  einrichten 
lassen.   Unter  den  1875  vorbanden  gewesenen  3274  Wohnhänsern 


—    19    — 

waren  19,  die  von  nur  einer  Person,  71  die  von  zwei  Personen, 
112  die  TOD  drei  Fersonen  bewohnt  wurden;  1509  Hänser  waren 
überhaupt  von  nicht  mehr  als  10,  1166  von  11  bis  20,  351  von 
21  bis  30,  116  von  31  bis  40,  46  von  41  bis  50,  20  von  51  bis 
60,  24  von  mehr  als  60  Menschen  bewohnt,  unter  welchen  letz- 
teren flieh  allerdings  eins  befindet,  WeisBegasse  Nr.  41,  das 
Eckhaus  mit  der  Andreasstrasse,  was  von  nicht  weniger  ala  122 
Personen  bewohnt  war.  —  Die  zahlreichste  Categorie  der  Ge- 
bäude bildeten  diejenigen  (211),  weiche  von  8  Personen  be- 
wohnt waren;  zunächst  (208)  kam  die  mit  7,  sodann  (202)  die 
mit  6  Bewohnern.  Durchschnittlich  kamen  1871  auf  ein  Wohn- 
baas  14,  1875  beinahe  15,  1884  beinahe  16  Personen.  In  älterer 
Zeit  war  die  Zahl  der  Menschen,  die  durchschnittlich  ein  Haus 
bewohnten,  noch  viel  geringer.  1777  beirag  solche  4,  6;  179.1 
5,  4;  1811  6;  1818  5,  9. 

BauHcbe  ZastäDde. 

Es  hängt  dies  damit  zusammen:  dass  in  früherer  Zeit,  wenn 
auch  nicht  in  der  der  BlUthe  im  15.  Jahrhundert,  da  damals, 
wie  das  weiter  unten  näher  zu  erwähnende  Reisetagehucb  eines 
mseischen  Patriarchen  von  1435 — 1437  ausdrücklich  hervorhebt, 
sich  Erfurt  durch  seine  trefHichen  steinernen  Gebäude  vor  allen 
St&dten  Deutschlands  rühmlich  ausgeseichnet  hat,  wie  denn 
auch  Hogel  (Cfaron.  S.  590)  erzählt:  dass  bei  dem  grossen  Brande 
von  1472  die  Mordbrenner,  da  sie  überzeugt  gewesen,  dass  sie 
im  Jobannisviertel  und  auf  dem  Anger  an  den  steinernen  Häusern 
der  Janker  nichts  würden  ausrichten  können,  sich  darauf  be* 
schränkt  hätten,  in  den  drei  anderen  Stadtvierteln  Feuer  an- 
zulegen, doch  im  allgemeinen  die  PrivatwohnbäUBer  hier  nur 
klein  waren  —  oxistirt  doch  noch  ein  solches,  das,  obwohl  zwei- 
stöckig, dennoch  in  seiner  StraBsenfront  nur  ein  einziges  Fenster 
hat,  —  es  ist  dies  das  vom  Volkswitz  mit  dem  Spitznamen: 
das  Handtuch,  belegte,  Karthäuserstrassc  Nr.  6  —  und  dass  ihre 
bauliche  Beschaffenheit  doch  meistens  eine  sehr  mangelhafte 
war.  —  So  lange  Erfurt,  wenn  auch  nicht  mehr  im  allgemeinen 
sich  im  Wohlstände  befand,  immer  noch  eine  Anzahl  wohlhaben- 
der Einwohner  hatte,  gab  es  noch  so  manchen,  der  seine  Ehre 
darein  setzte,  ein  stattliches,  ent\veder  von  Quadern  oder  wenig- 


*'    .oo^^lc 


stena  maBaiv  Ton  gebrannten  Steinen  aafgeßlhrteB  WohnltaBl 
sein  lu  nennen.  „Die  Hanptepochen  der  Stadt",  sagt  Benicke 
(Erfurt  und  die  Erfurter  im  TbOring.-Erfnrt.  Qedenkbncb  der 
vierten  Sttcular- Jubelfeier  der  Erfindung  der  Buchdruckerkunst] 
„und  die  örtlichen  Zastände  in  ihnen  spiegeln  sich  klar  nach 
ihrem  Wesen  und  ihren  Zeichen  in  der  Keihefolge  der  Baujahre 
ab;  der  Zeitgeist  zu  Erfurt  ist  in  dem  Baustyle  deutlich  zu  er- 
kennen: die  Originalität  der  anrerwUstlicbenPatrizienrohnungen, 
der  grandiose  Baujstyl  der  nicht  jüngeren  Klöster,  Kirchen, 
Stifter  und  Cnrienbautea.  Der  alte  Erfurter  lebte  daheim  und 
seinen  Geschäften;  die  dazu  bestimmten  Räume  nahmen  den 
grössten  Theil  des  Hauses  ein;  sein  geselliges  Leben  fand  er 
an  öffentlichen  Orten.  Später  wurden  diese  Räume  leer  und  die 
Fremden  minderten  sich,  dass  in  den  Häusern  fUr  alles  Ranm 
sei,  nur  nicht  tut  Menschen  wohnlicher  Gelass." 

Als  der  Verfall  immer  grössere  Fortschritte  machte,  hörte 
auch  die  Bauweise,  die  das  Ib.  und  16.  Jahrhundert  charak-- 
terisirte,  auf.  Der  omamentirte  Holzbau,  der  namentlich  in 
einigen  Städten  Niedersachsens  so  trefBicbe  Werke  geschaffen, 
ist  in  Erfurt  nio  heimisch  gewesen.  Was  dasselbe  aber  aus 
älterer  Zeit  an  massiven  Privatwohnbäusern  besitzt  —  und  dies 
ist  wenig  genug,  denn  ihre  Zahl  betrug  beim  Beginne  der  neuen 
Baatb&tigkeit  in  der 'Mitte  dieses  Jahrhunderts,  bei  überhaupt 
oa.  2800  Wohnbäosem,  nicht  mehr  als  37,  also  noch  nicht  den 
hundertsten  Theil  von  jenen,  und  wenn,  wie  oben  erwähnt,  die 
Statistique  de  U  provinoe  d'Erfort  {üt  1811  die  Zahl  der  mas* 
siven  Qebäude  (en  pierre)  auf  95  angiebt,  so  kommt  dies  daher, 
weil  in  dieser  Zahl  die  Kirchen  und  sonstigen  Öffentlichen  Ge> 
bäude  mit  inbegriffen  sind  —  stammt  fast  durchgängig  aas  der 
Zeit  vor  dem  Beginne  des  17.  Jahrhunderts  her.  Im  Jahre  1843 
waren,  obwohl  damals  bereits  das  Eindecken  der  Bedachungen 
mit  Schindeln  und  Brettern  untersagt  war,  noch  etwa  100  mit 
Schindeln  gedeckte  Häuser  aus  älterer  Zeit  vorhanden.  Noch 
bis  tief  in  das  laufende  Jahrhundert  hinein  begnügte  man  sich, 
das  Oerippe  des  Baus  in  möglichst  schwachen  Balken  anfsu- 
(Ubren,  und  deren  Zwischenräume  mit  Lehm,  der  durch  HoIe- 
späne  fes^ehalten  wurde,  auszufüllen.  Bei  dieser  Bauweise  — 
Bindewerk  in  Lehmstacken,  wie  sie  in  manchen  Gegenden  heisst, 
oder  in  Drempelwand,  wie  der  eigentlioha  Konstaasdruck  ist  — * 


—    21    — 

ladet  in  der  Regel  jedes  höhere  Stockwerk  etwas  weiter  noch 
der  Straase  bu  »qs,  so  dass  die  gegenUberBteheDden  Häuser  im 
VerhSltDiBB  zur  Höbe  eich  einander  nfthem.  Wenn  die  Gebäude 
in  Erfurt  trotz  aUedem  noch  ein  leidliches  Aussehen  hatten,  so 
war  dies  nicht  das  Verdienst  der  Maurer,  sondern  der  TUncher, 
die  daher  hier  auch  ein«  eigne  Zunft  bildeten,  während  anders- 
wo deren  Arbeit  von  den  Maurern  mit  besorgt  wird.  Es  war 
schon  ein  nicht  unerheblicher  Fortschritt,  als  in  den  vieraiger 
Jahren  dieses  Jahrhunderts  die  Bestimmang  getroffen  ward, 
daae  die  der  Strasse  zugekehrten  Häuserfronten  mit  gebrannten 
Ziegeln  oder  Bruchsteinen  ansgemuuert  werden  mUssten.  Poli- 
zeilicher Seits  anf  Massivbau  zu  dringen,  getraate  man  sich 
noch  lange  nicht  und  ebenso  wenig  tbaten  dies  die  Baunnfer- 
nebmer  von  selbst.  Zunächst  beschränkte  man  sich  darauf,  um 
1855  Dachrinnen  und  Abfallröbren  vorzuschreiben,  während  es 
bis  dahin  dem  Regenwasser  unverwehrt  gewesen  war,  sich  un- 
mittelbar von  den  Dächern  anf  die  Vorübergehenden  zu  er- 
giessen  and  die  Wände  der  Häuser  aufzuweichen.  Viel  weiter 
ging  auch  noch  nicht  die  Baupolizei- Ordnung  vom  1.  September 
1860;  ein  wesentlicher  Fortichritt  war  es  aber,  als  die  Verord- 
nung vom  24.  December  1672  die  Errichtung  von  massiven 
Brandmauern  ftir  alle  Neubauten  und  Hauptreparaturen  vor- 
'schrieb;  aber  erst  die  Bauordnung  vom  20.  November  1879  ver- 
hmgte  auch  fiir  die  Dmfaseungsmaaern  aller  Qebände,  mit  Aas* 
nähme  der  einstöckigen  und  der  mindestens  5  m  von  der  Nach- 
barsgrenze entfernten  zweistöckigen,  sowie  der  Dachgeschosse, 
durchgängig  den  Massivbau.  Noch  in  den  Jahren  1873  bis  1875 
waren  unter  den  769  Neubauten,  flir  welche  der  polizeiliche 
Conaens  ertbeilt  ward,  nur  14  in  Massivbau,  alle  übrigen  in 
Holzfachwerk  ausgeführt  worden. 

Obwohl  hiemach  der  baoUche  Zustand  der  Wohnhäuser  in 
£>furt  in  der  neuesten  Zeit  ein  unendlich  besserer  geworden  ist, 
als  er  bisher  war,  so  ist  er  doch  noch  sehr  weit  davon  entfernt, 
alle  Wünsche,  welche  man,  geschweige  vom  ästhetischen,  auch 
nur  vom  techniscbeii,  namentlich  constructiven  Standpunkte  aus 
hegen  könnte,  zu  befriedigen.  Es  rQhrt  dies  vorzugsweise  da- 
her, weil  hier  sehr  selten  der  Fall  vorkommt,  dass  Jemand  sich 
ein  Hans  baut,  um  es  selbst  zu  bewohnen ;  vielmehr  werden  bei- 
weiten die  meisten  Häuser  von  Speculanten  errichtet,  dio  ihr 


izcdbvGoOgle 


angelegtCB  Capital,  sei  es  durch  Verkauf,  sei  es  durch  Vermie' 
thung  mögliclist  hoch  nutzen  wolleo.  Demgemäas  wird  jede 
nicht  durchaus  nothwendige  Aufwendung  tod  Koiten  vemiiedan 
und  wenn  deGsen  ungeachtet  neuerdings  manche  Häaser  ent- 
standen sind,  deren  AeUBseres  anspricht,  so  rUhrt  dies  daher, 
weil  der  Unternehmer  glaubte,  dass  sich  zu  einem  hfibachen 
Hause  leichter  ein  Känfer  finden  werde,  wie  zu  einem  mind^ 
hübschen.  In  den  Statistischen  Mittheilungen  aus  dem  Stadt- 
kreise Erfurt  von  Breslau  S.  36  wird  bemerkt:  „Etwa  fOnf 
Sechstheile  aller  Neubauten  werden  auf  Speculation  ausgeführt, 
was  leider  zur  Folge  hat,  dass  die  architektonische  Schönheit 
der  Qebäude  hintenangesetzt  und  nur  darauf  gesehen  wird,  mög- 
lichst viel  bewohnbare  Räume  zu  schaffen  und  hierdurch  das 
QebSude  leichter  Tcrk&uflicb  zu  machen." 

Eine  eigentlitimlicbe  Ersobeinung  bieten  die  Veränderungen 
dar,  welche  verschiedene  Stadttheile  in  Betreff  ihrer  Vomehmhüt, 
wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf,  und  ihres  Vorzugs  für  gewisse, 
namentlich  gewerbliche  Zwecke  in  der  öffentlichen  Meinung  im 
Laufe  der  Zeit  erfahren  haben.  FOr  die  vornehmste  6egend 
der  Stadt,  die,  wo  die  Patricier-Qeschlecbter,  die  Raths-  und 
Un iv er sitäts  -  Verwandten  ihre  Wohnungen  hatten,  galt  urspräng- 
licb  die  der  MichaeliBstrasse ,  später  die  des  Angers.  Härtung 
(Häuser -Chron.  Th.  I.  S.  104)  ssgt:  „Es  ist  vielfach  selbst  von 
Dr.  Erbard  ausgesprochen  worden,  dass  die  Erfurtischen  Patri- 
zier hinter  Allerheiligen  gewohnt  haben.  Wir  haben  dieser 
Behauptung  entgegen  zn  setzen,  dass  diejenigen  Patrizier,  welche 
uns  vom  Jahre  1493  ab  bekannt  sind,  nicht  hinter  Allerheiligeo 
gewohnt  haben.  Diese  wohnten  vorzugsweise  am  Waidanger, 
der  oberen  Johannisstrasse,  Futterstrasse ,  Hinterm  Schotten, 
Filse,  Schlösse rstrasse  u.  s.  w.  —  Gleichwohl  behaupten  auch 
wir,  dass  die  Häuser  hinter  Allerheiligen  adlige  PatrizierhäUBer 
gewesen  sein  müssen  und  zwar  in  einer  sehr  frühen  Zeit,  aus 
welcher  uns  leider  keine  Nachweise  über  die  früheren  Eigen- 
thUmer  oder  Erbauer  dieser  Häuser  überkommen  sind." 

Gegenwärtig  gilt  nicht  mehr  der  Anger,  sondern  der  frithere 
Uiracbbrühl  —  das  sog.  Geheimrathsviertel  —  und  die  Steiger* 
Strasse  für  die  vornehmste  Stadtgegend.  — ■ 

Eine  ähnliche  Veränderung  ist  in  Betreff  des  Hauptaitzes 
des  Gewerbebetriebes  und  Handels  eingetreten.    lo  älterer  Zeit 


:.  Cookie 


war  diea  die  StraBBenlicie,  die  von  dem  Oroasen  Markte  (dem 
Friedriek  -  Wilhelms  -  Platze)  durch  die  Marktstrasae,  die  Erämer- 
brücke,  den  Wenigenmarkt  und  die  Futterstrasse  bie  zur  Johan- 
nieetrassfl  ging.  Hoget  (1.  c.  S.  591)  berichtet:  dasa,  als  bei 
dem  grosseo  Braade  von  1473  die  HSaser  aaf  der  Erämerbrilcke 
zarstört  wiu'en,  „darinneD  ein  grosseB  Qut  an  Würze,  Seiden, 
Sanunet  und  anderen  Waaren  verdorben  sei,  denn  die  reichen 
Krftmer  von  alten  Zeiten  her  bis  dahin  alda  and  auf  dem 
Wenigenmarkte  herum  wohnten  und  Handlung  trieben".  —  Die 
Handwerker  hatten  in  älterer  Zeit  ihren  Hauptsitz  in  der  Nähe 
des  Graden«.  An  diesem  befanden  sieb  die  Fleischbänke,  die 
Fingerlingsgasse,  die  Bänke  der  Goldschläger,  der  Schilderer, 
der  Sattler,  Radier,  Sporer,  Siebmacher,  Eleinsohmiede,  Salz- 
liöoker,  Seiler  und  Beoherer  oder  Schmiede;  mehr  nach  der 
Arche  zu  die  der  Hosonmacher,  Oarköche,  Topfongiesser  und 
Pfannenschmiede  (Friese,  Chron.  I.  S.  229  b,  230).  Gegenwärtig 
beginnt  die  Hauptlinie  dos  Verkehrs  zwar  auch  am  Friedrich- 
Wilhelms  •  Platze ,  sie  theilt  sich  aber.  Der  eine  Zweig  geht 
durch  die  Marktstrasse,  den  Fischmarkt,  die  Neuastrasse  und 
die  Scblösserstrassa  zum  Anger.  Der  andere  erreicht  den  letz- 
teren vermittelst  der  KettenstraHse,  Lftngebrücke  und  Begie- 
rungsstrasae.  Der  Anger  verbindet  beide  mit  einander.  Die 
Johaanisstrasse  hat  das  Oiarakteristische,  dass  sich  in  ihr  und 
ihrer  Nähe  die  meisten  Grossbandlungen  mit  sog.  Landespro- 
daoten  befinden. 

Zahl  and  BeschafTenhfit  der  Strassen. 

Erreicht  schon  die  Zahl  der  Wohnhäuser  in  Erfurt  trots 
ihrer  Zunahme  in  neuerer  Zeit  noch  immer  nicht  diejenige, 
welche  es  in  der  Periode  seiner  höchsten  BlUthe  hatte,  so  ist 
doch  der  Unterschied  in  der  Zahl  seiner  Strassen,  Plätze  und 
anderen  Öffentlichen  Wege,  die  einen  besonderen  Namen  fuhren, 
ein  noch  viel  grösserer.  Dieselbe  hat  nach  Angaben,  deren 
Richtigkeit  kaum  zu  bezweifeln  ist,  früher  300  überstiegen.  Im 
Jahre  1800  soll  nach  Arnold  (Erfurt  mit  seinen  Merkwürdig- 
keiten, S.  55)  Erfurt  5  grosse  Plätze,  30  Strassen  und  315  oder 
320  Gassen  und  Qäaschen,  die  mit  Wasserl&ufen  versehen  und 
gepflastert  waren,  gehabt  haben,  eine  Zahl,  die  allerdings  Erlivd 


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-    24    — 

(Erfurt  mit  seinen  Umgebungen,  S.  159)  für  so  hoch  hält.  Noch 
1836  betrug  dieselbe ,  nach  der  damals  vom  Ifagistrate  henuu' 
gegebenen  Stacttbeschreibung  214,  oder  doch,  da  man  hierrtm 
die  15  isolirt  ausserhalb  der  WäUe  belegenen  EtabliBsementa  ab- 
rechnen muBs,  noch  199,  während  sie  sich  gegenwSrtig,  trots 
der  yermehrten  Zahl  der  Wohnhäuser  und  der  Entstehung  ünw 
nicht  unbedeutenden  Zahl  neuer  Strassen  auf  lÖl  beschränkt. 
Eine  sehr  wesentliche  Veranlassung  zn  dieser,  danach  allerdings 
zum  Theile  nur  scheinbaren  Verminderung,  bildet  der  Umstand, 
dass  viele  Strassentheila ,  die  sonst  besondere  Namen  gefllhrt 
haben,  wie  die  Regierungsstrasse  und  die  Neustadt,  die  Neu- 
werkstrasse und  die  Lohhank,  die  August-  und  die  Bahnhof- 
strasse, die  Rechen-  und  die  JohannisstrasBe ,  die  Löberstrasse 
und  die  Lßbervorstadt  u.  a.  m.  neuerdings  unter  einen  Namen 
vereinigt  worden  sind. 

Uebrigens  hat  man  sich  gegenwärtig  angelegen  sein  lassen, 
in  ähnlicher  Weise  wie  den  Häusern,  von  denen  sie  eingefasst 
sind,  auch  den  Strasaen  selbst  eine  bauliche  Verbesserung  bu 
Theil  werden  zu  lassen.  Während  frOher  niemand  die  Bauenden 
daran  hinderte,  die  Strassen  so  enge  und  krunun,  mit  so  vielen 
Ecken  und  Winkeln,  wie  es  ihnen  gerade  passte,  anznlegen, 
erfolgt  nunmehr  auf  Qrund  des  Gesetzes,  betreffend  die  An- 
legung und  Veränderung  von  Strassen  und  Plätzen,  vom  2.  Juli 
1875,  die  Festsetzung  der  Baufluchtlinie  durch  die  städtische 
Behörde.  Und  dies  beschränkt  sich  nicht  auf  die  Anl^e  von 
ganz  neuen  Strassen,  sondern  es  ist  auch  für  die  schon  vor- 
handenen ein  Bebauungsplan  festgestellt,  der  die  Fluchtlinien 
bestimmt,  welche  bei  jedem  vorgenommenen  Neubau  inne  ge- 
balten werden  müssen,  so  dass  man  hoffen  kann,  dsse  auch 
jene,  wenn  auch  erst  nach  einer  längeren  Reihe  von  Jahren,  in 
einen  den  gesteigerten  Verkehrsanforderungen  und  der  Sorge  fix 
die  Gesundheit  mehr  entsprechenden  Zustand  kommen  werden, 
wie  ihr  gegenwärtiger  ist.  —  Etwas  ähnliches  war  ilhngens  b» 
reits  geschehen,  als  es  sich  um  das  Retablissement  des  durch 
die  grosse  Feuersbrunst  von  1736  zerstörten  Stadttheilea  ban- 
delte; die  Massregel  wurde  aber  nur  sehr  zaghaft  durohgafflhrt 
und  blieb  vereinzelt 

Von  einer  Pflasterung  der  Strasaen  kommen  schon  in  sehr 
früher  Z«it  Andentangen  vor,  doch  mag  dieselb«  wohl  erst  atl- 


:vCoOJ^Ic 


—    25    — 

tnftbUg  durchgefftbrt  sein,  da  aelbst  die  FatterBtraflie,  die  doch 
in  froherer  Zeit  eine  der  Tomehmeten  Straaeen  Erfiirti  war,  ond 
viele  P&trizierhäiuer  enttiielt,  erat  im  Jahre  1550,  zugleich  mit  der 
kleinen  Bomgasse  gepflastert  worden  iat  (Hogel,  Chron.  S.  1063). 
Die  Pflasterung  des  Harktea  vor  dem  Graden  and  der  Eraat- 
jotst  Kreazgaaae,  erfolgte  1551  (ib.  8.  1061),  die  des  Baben- 
marktea  1556,  dea  Wegea  zum  Fallooh,  sowie  des  BrüUa  1572  (ib. 
S.  1143,  Frieae,  II.  S.  373).  —  Eine  Straaaenbeleuchtnng  wurde 
1515  eingeföhrt,  indem  der  Rath,  ala  der  Einzug  der  Eurftrsten 
Albert  von  Mainz  bevoratand,  in  allen  Gassen  Laternen  anfh&ngeD 
Ue8B  (Friese,  Chron.  11.  S.  363;  Schum,  Verhältniase  S.  Xn.). 

Eine  £igenthUnilichkeit  der  Bauweise  Erfurts  beatand  be- 
aondera  früher  in  der  grossen  AusaU  schmaler  Gftsschen,  die 
hin  ond  wieder  sich  zwischen  einzelnen  Grondsttlcken  befanden, 
Fenergassen,  oder  wenn  sie  nach  emem  fliessenden  Gewässer 
führten,  Wassergasaen  genannt.  Von  den  eigentlichen  Oasseo 
unterschieden  sie  aich  dadurch,  daaa  aie  in  der  Kegel  in  der 
Strasseoflacht  Tereohlosaen  waren,  mithin  von  dem  öffentlichen 
Verkehr  nicht  benutzt  werden  konnten.  Ihr  Zweck  war,  bei 
Fenersbrttnsteu  den  Zugang  zur  Brandatelle  zu  erleichtern.  Doch 
konnten  sie-  dieaen  nur  unvoUkommen  erreichen,  da  sie  meistens 
so  schmal  waren,  daas  sie  nicht  mit  Spritzen  befahren  werden 
konnten.  In  der  neueren  Zeit  hat  aich  die  Zahl  aebr  Terringert, 
da  viele  von  ihnen  in  daa  PriTateigenthum  der  Kachbam  tiber- 
gegangen ond  verbaut  sind. 

Einer  anderen  Eigenthtlmlichkeit,  welche  die  Anlage  der 
öffentiiehen  Communicationen  in  Erfurt  bis  in  die  neuere  Zeit  dar- 
bot, mass  hier  noch  gedacht  werden:  der  Führten  und  Tritt- 
ateine.  Seibat  an  Punkten,  wo  jetzt  der  Verkehr  mit  grosser 
Lebhaftigkeit  zieh  bewegt ,  wie  an  der  Sohlöaaer  -  und  der 
LangenbrUoke ,  hatte  man  ea  einst  fUr  ausreichend  gehalten, 
den  FasBgängem  durch  eine  Laufbrücke  die  Möglichkeit  zu  ge- 
währen, trockenen  Fusses  über  den  Fluss  zu  gelangen;  die 
Fuhrwerke  waren  dagegen  genöthigt,  in  neben  jenen  angelegten 
Fahrten  von  dem  einen  Ufer  sich  an  das  andere  zu  begeben. 
Der  nrsprtkngliche  Name  der  Schlöaaerbrllcke ,  der  Langest^, 
weist  auf  diea  Verbfiltniss  hin;  neben  ihr  iat  die  von. der  Ecke 
des  Jnnfcersandes  nach  der  Rathbauagaaae  führende  Fohrt  noch 
jetat  vorhanden.    Die  Fuhrtmilhle  hat  von  einer  solchen  ihren 


.oogic 


—    26    — 

Kamea  erhalten.  Ad  einigen  anderen  Stellen,  wie  t.  B.  neben 
der  zwischen  der  Mainzerhof-  und  der  Peterastraase  Über  den 
BergBtrom  führenden  Brücke,  die  urBprÜngUoh  lediglich  für  Fobs- 
gänger  eingerichtet  und  erst  1270  Tom  Capitel  des  Msrienstiftes 
mit  Oenehmigung  des  Rathcs  fUr  Fuhrwerk  psssirbar  gemacht, 
neben  der  aber  die  FussgängerbrUcke  bia  in  die  seaeate  Zeit  er- 
halten war,  femer  zwischen  dem  Planchen  und  dem  Fiocber- 
Muide,  neben  der  RoasbrOcke,  bei  Venedig  o.  a.  w.,  sind  die 
Fahrten  erat  neuerdinga  beseitigt.  — 

Die  Kanäle,  welche  früher  beinahe  alle  Strassen  durch- 
flosaen,  befanden  aich  theilweise  nicht  an  den  Seiten  derselben, 
sondern  in  der  Mitte  und  hatten  eine  solche  Breite,  dass  Wagen 
in  ihnen  fahren  konnten,  während  sich  an  den  Häuserreihen  ein 
nur  fUr  Fussg&nger  benutzbarer  BOrgorsteig  hinzog.  Wie  in 
Venedig  konnte  man  in  einzelnen  Strassen  blos  im  Wasser 
fahren,  nur  daaa  dies  nicht  wie  dort  in  Gondeln,  sondern  in 
Wagen  geschah.  Es  fand  dies  namentlich  auf  dem  Graden ,  wo- 
es  aber  schon  in  früher  Zeit  beseitigt  ward,  in  der  groasen 
Arche,  wu  der  Kanal  jedoch  später  einen  Bohlenbelag  erhal- 
ten hatte,  der  Allerheiligen-,  Fergamenter-,  Weissen-,  Mar- 
baober-  und  Webergasse,  sowie  der  Moritzgasse  statt.  In  das 
Pflaster  des  Kanals  waren  über  das  Niveau  des  Wassers  erhöhte 
breite  Steine,  sog,  Trittsteine  eicgefÜgt,  welche  dazu  dienten, 
dasB  die  Fusagäuger  ohne  sich  zu  benetzen,  von  der  einen  Seite 
der  Strasse  auf  die  andere  gelangen  konnten.  Erat  in  der 
neuesten  Zeit  ist  bei  der  Umpfiasterung  der  gedachten  Strassen 
diese  Kinriohtung  beseitigt,  wie  denn  Erfurt  jetzt  überhaupt  nur 
noch  wenig  offene  Kanäle  besitst  und  deren  Zahl  fortdauernd 
abnimmt 

In  früherer  Zeit  waren  die  Ausgänge  der  Strassen  mit  einer 
Einrichtung  versehen,  dass  sie  mit  starken  eisernen  Ketten  über- 
spannt  werden  konnten,  um  sie  im  Falle  von  Tumulten  ab- 
sperren EU  können.  Die  erste  Veranlassung  hierzu  soll  KMser 
Rudolph  I.  gegeben  haben.  Hogel  (Chron.  S.  224)  erzählt: 
„Der  Stadtrath  habe  den  heilsamen  Bath,  welchen  ihm  der  Kaiser 
zum  VaJet  noch  mitgetheilt,  nicht  hintenan  gesetzt  und,  weil  er 
nun  in  leidige  Erfahrung  hatte,  wie  sich  bei  einer  solchen  Menge 
Bürger  ein  gefährlicher  Auflauf  bisweilen  erhübe,  hin  und  wieder 
an   den   GasaeQ  der  Stadt    grosse  Steine   aufrichten  und  lange 


-    27    — 

eieenie  Ketten  daran  actunieden  lassen,  auf  den  Noth£aU  den  em- 
pörenden Herren  oder  Föbel  die  Gassen  damit  m  sperren,  daw 
sie  mit  Pferden  nicht  fortkommen  und  sonsten  gehemmt  werden 
möchten,  wie  man  die  geklammerten  Steine  mit  ihren  Ketten 
noch  sieht."  Noch  im  Jahre  1583  liess  der  Rath  25  derartige  Ket- 
ten anfertigen  and  an  die  Gassen  schmieden  (Hogel,  1.  o.  S.  1175). 


Gintbeilang  der  Stadt. 

Die  älteste  Eintheilang  der  Stadt,  abgesehen  von  der  kirch- 
lichen nach  Pfarrsprengeln ,  die,  wie  man  in  der  Regel  annimmt, 
1182  ins  Lehen  getreten  ist,  war  die  nach  Gerichtsbezirken, 
und  zwar  waren  die  letzteren  der  des  Borggrafen,  die  der  hm- 
den  Scholtheissen,  der  des  Vogtes  und  der  des  Viathnms,  sowie 
die  des  Hühlhäoser-  oder  Rosemanns-  und  des  Trostgerichts. 
Einer  näheren  Angabe  der  Grenzen  dieser  Bezirke  bin  ioh  über- 
hoben, da  sich  eine  kartographische  Darstellung  derselben  anf 
dem  Plane  befindet,  welchen  Kirchhoff  seiner  Schrift,  die  älteeten 
WeisthUmer  der  Stadt  Erfurt,  beigefügt  haL 

An  Stelle  dieser  Eintheilang  trat  später,  als  die  Macbt- 
befugnisB  des  Raths  erstarkt  und  das  Gemeindelehen  ein  kraf- 
tigeres geworden  war  (1255 — 1310)  eine  solche  nach  Vierteln. 
Nach  dieser  zerfiel  bis  zur  sog.  Reduction  von  1664  die  eigent- 
liche Stadt  zwischen  dem  Petersberge  und  der  wilden  Gera  in 
vier  Viertel :  St.  Johannis  —  St.  Viti  —  St.  Maria  und  St.  An- 
drea, deren  jedes  wieder  eine  Anzahl  Unterahtheilungen  in  sich 
Bchloss.  Hierzu  kamen  dann  noch  die  Vorstädte.  Jeder  dieser 
Bezirke  hatte  seit  1309  (Hogel,  1  c.  8.  274)  einen  Vormund  oder, 
wie  er  später  genannt  wurde,  Ffarrhauptmann  —  Jetzt  würde 
man  ihn  Bezirksvorsteher  nennen  —  an  seiner  Spitze.  Diese 
Benennung  hat  wohl  hauptsächlich  zu  der  Annahme  geführt, 
dass  die  vorerwähnten  Specialgemeinden  mit  den  Pfarrgemeinden 
identisch  wären,  während  sie  sich  doch  nur  an  diese  anlehnten 
und  von  den  in  ihnen  belegenen  Kirchen  ihre  Ifamen  erhalten 
halten,  aber  ihre  Bestimmung  eine  durchaus  ctvÜgemeindliohfl 
imd  politische  war,  wie  dies  von  dem  Stadtrath  Vollbanm  in 
seiner  Schrift:  Die  Specialgemeinden  der  Stadt  Erfurt.  Erfnrt 
1881,  überzeugend  nachgewiesen  ist.  Es  gehörten  aber  nicht  nnr 
minderwicbtige  gemeinheitliche  und  polizeiliche  Angelegenheiten, 


.oogic 


—    28    — 

wie  die  öffoitliche  Armenpfi^e,  die  Unterhmltung  der  Öffentlicben 
Brnimeii,  die  FeaerlöschanaUlten  und  das  Nitchtwesan  lor  Com- 
peteiu  der  Speci&lgemeinden  reap.  der  Vormünder,  sondem  die 
letzteres  bildeten  Auch,  wenigstens  bis  zur  sog.  Bedaction  von 
1664,  eine  Art  von  Repräsentanten  der  Oesammtgemeinde ,  da 
■ie  bei  allen  wichtigeren  Angelegenheiten,  über  welche  die 
Bttdtische  Verwaltung  zu  beschlieBaen  hatte,  zu  den  Berathungen 
zugezogen  worden  und  dann  zusammen  mit  den  im  Regiments 
und  den  auaaer  dem  Regimente  befindlichen  Mitgliedern  des 
Ratbes  eine  Versammlung  bildeten,  die  den  Namen:  der  Rath, 
die  Käthe  und  die  Vormfinder  führte. 

Hit  dar  Beduction  von  1664  hörte  dies  natürlich  auf;  sowie 
in  Folge  derselben  die  Gemeinde  überhaupt  ihre  Selbstständig- 
keit einbüsste,  so  trat  dies  selbstredend  auch  in  Betreff  der 
Specialgemeinden  ein;  sie  verloren  die  politische  Bedeutong,  die 
ihnen  bisher  beigewohnt.  — ' 

Zu  den  Vorstädten  gehörten  damals  tibrigene  and  noch 
Lange  Zeit  nicht  nur  die  auBaerhalb  der  Umwallung,  sondern  alle 
ausserhalb  der  ursprünglichen  Stadtmauern,  die  sich  längs  der 
Wilden  Qera  hingezogen  hatte,  belegenen  Qrundatücke ,  sowie 
der  fotthl,  also  nach  gegenwärtiger  Eintbeilung,  der  erste  bis 
vierte  und  der  zehnte  Stadtbezirk. 

Was  die  oben  erwähnten  Untershtheilongen  der  vier  Viertel 
der  inneren  Stadt  betrifft,  so  beatand  das  Johannisviertel  ana 
den  Oemeinden  Jobannia  intra,  St  Nioolai,  St,  Qotthardi,  St 
Mattbäi,  St  Egidii,  St  Lanrentii  und  Uercatorum  intra;  daa 
St  Vitiviertel  aus  den  Gemeinden  St.  Augnstini  intra,  St.  Bar- 
tholomäi,  St.  Viti,  St.  Wigberti  und  Kovi  operis;  daa  Marien- 
viertel  aus  den  Gemeinden  Beatae  Uariae  Vii^nia,  St.  Pauli, 
Omnium  Sanctorum,  St.  Benedict!  and  St  Martini  intra;  das 
Andreaa viertel  aus  den  Gemeinden  St  Andreae  intra,  St.  Hau- 
ritii  intra,  St.  Michaelia,  St  Georgii,  St.  Servatü  nnd  St.  Severi. 
—  Später  —  doch  geachah  dies  erat  nach  der  Reduction,  denn 
bis  zu  derselben  hatten  die  Vorattjdte  (Die  vor  den  Tboren) 
getrennt  von  denen  der  inneren  Stadt  ihre  besonderen  Reprä- 
sentanten, ihre  Vormünder,  in  den  groaaen  Bath  zu  stellen  — 
worden  die  vorstttdtisohen  Viertel  mit  denen  der  inneren  Stadt 
Tereinigt,  nnd  es  wurden  in  Folge  dessen  St.  Jobannia  extra 
nnd  UercatonuD    extra   dem  Johannisviertel,    Aagastioi    extra 


:.  Cookie 


nnd  St  Thomae  (die  vor  dem  Löbertliore  und  dem  WssBerthore 
gelegenen  OrundstQcke)  dem  Vitiviertel,  Martini  extra  (der 
Brühl)  dem  Marienviertel,  so-wie  St.  Ändreae  extra  und  St. 
Haaritii  extra  dem  AndreaBviertel  zugeschlagen.  Hierbei  mag 
noch  bemerkt  werden,  daes  die  Gemeinden  Martini  intra  und 
Martini  extra  nicht  wie  in  den  übrigen  ähnlichen  FftUen,  noch 
einer  and  derselben  Kirche  ihre  Namen  führten,  erstere  viel- 
mehr den  ihren  von  der  an  dem  Langenstege,  der  jetzigen 
SchlöBserbracke,  belegenen  Kirche  Martini  intra,  die  andere  von 
der  im  Brühl  belegenen  noch  jetzt  vorhandenen  Martinskirche, 
die  damals  zum  Unterschiede  von  jeuer  Martini  extra  genannt 
wurde,  erhalten  hat.  — 

Die  Bewohner  der  Häuser:  Vor  der  Pforten,  die  Gegend 
des  treoeo  Bmnnens,  wurden  bei  ihrer  geringen  Ässahl  nicht 
zu  einer  besonderen  Gemeinde  constituirt ,  soadem  der  Thomas- 
gemeinde  zugerechnet;  auch  Mauritii  extra  and  Ändreae  extra 
haben  nicht  lange  als  besondere  Viertel  bestanden;  die  erstere 
wird  bereits  bei  der  1632  vorgenommenen  Volkszählung  nicht 
mehr  erwtihnt.  Nachdem  auch  St.  Ändreae  extra  eingegangen 
war,  betrug  daher  die  Zahl  der  Specialgemeinden  nur  noch  28. 
Doch  anch  von  den  Gemeinden  der  inneren  Stadt  waren  ihrer 
Kleinheit  wegen  schon  im  Laufe  des  15.  und  16.  Jahrhunderts 
hin  und  wieder  benachbarte  combinirt,  so  St  Georgii  mit  St 
Michaelis,  St  Benedict!  mit  St.  Martini  intra  und  St.  Matthiae 
mit  St  Aegidii.  Noch  später  —  im  17.  Jahrhunderte,  worden 
bei  der  Abnahme  der  Bevölkerung  mehrere  der  Gemeinden  in 
eine  Oberpfarr-HanptmannBchaft  vereinigt,  so  St  Servatii,  St 
Michaelis  and  St.  Georgii  —  St.  Mauritii  und  St.  Ändreae  — 
St  Gotthardi  und  St.  Nicolai  —  St  Aagustini  intra  und  St 
Augustini  extra  —  St  Johannis  intra  und  St.  Johaonis  extra 
—  Meroatorum  intra  und  Mercatomm  extra  —  St  Viti  und  St 
Wigberti.  —  Die  ao  ins  Leben  getretenen  18  Oberpfarr-Haapt- 
mannsobaften  bildeten  zwei  Gruppen,  indem  aie  in  11  grosse  and 
7  kleine  Gemeinden  eiogetheilt  wurden. 

Uebrigens  wurden  die  Specialgemeinden  auch  unter  der 
kurmainziachen  Regierang  im  engeren  Sinne,  d.  h.  seit  der  Re- 
duction  von  1664,  als  Stadtbezirke  beibehalten  und  die  Pfarr- 
haaptleute  als  Unterbeamte  des  Magistrats  angesehen,  welchem 
Verhältnisse  es  nur  entsprach,  dass  durch  die  unterm  8.  Mai 


..c.Cooj^le 


17l6  f&r  dieeelben  erlassene  Instraction  bestimmt  wurde;  dasa 
die  Oberpfarrhauptleute  nich  mehr,  wie  dies  bis  dabin  gescbeben, 
von  den  Gemeioden  immer  auf  ein  Jahr  erw&hlt,  sondern  vom 
Rathe  anf  Lebenszeit  angestellt  werden  sollten ,  weshalb  sie  zor 
Unters cbei düng  von  den  auf  ein  Jahr  gewählten  (Unter -)Pfarr- 
hanptleaten  im  gewöhnlichen  Leben  eiseroe  Pfarrhauptleate  ge- 
nannt wurden. 

Die  Verhältnisse  der  SpecSnIgemoinde  blieben  anch  während 
der  ersten  prenssiachen  Besitznahme  nnverKadert,  obwohl  1804 
den  Pfarrhanptleuten  ein  Theil  ihrer  bisherigen  Befugnisse  ab- 
genommen und  1806  die  Verringernng  ihrer  Zahl  und  die  Ver- 
änderung ihrer  Benennung  in  die:  Viertels-Commissarien,  ▼er- 
ordnet wurde,  eine  Bestimmung,  die  in  Folge  der  kurz  nachher 
eingetretenen  kriegerischen  Ereignisse  nicht  zur  Ausführung  ge- 
kommen ist.  Dagegen  wurde  während  der  französischen  Herr- 
schaft 1810  eine  vollständige  Umwälzung  vorgenommen,  indem 
die  Stadt  in  zwei  Hauptabtheilungen  (arrondissements) ,  jede 
derselben  aber  weiter  in  sechs  Unterabtheilangen  (sectione)  Bor- 
legt  ward,  die  mit  Ausnahme  eines  einzigen  Falles,  der  sechsten 
Sectton  des  ersten  ArrondissementB,  der  Brühler  Vorstadt  oder 
bisherigen  Gemeinde  Hartini  extra,  wo  nach  der  natOrlichen 
Lage  sich  die  Beibehaltung  kaum  vcrmeideu  liess,  mit  der  bis- 
herigen Eintheilung  nirgends  eine  UebcrstimDiang  zeigten.  Fflr 
die  Ober  -  Pfarrhauptleate ,  deren  Anzahl  in  Folge  dessen  von 
18  anf  13  herabsank,  wurde  seitdem  der  Name  Bezirkehaupt- 
leute  ttblich.  Diese  Eintheilung  wurde  auch  nach  der  «weiten 
preussischen  Besitznahme  eine  Zeit  lang  beibehalten,  nur  mit 
der  Hassgabe,  dass  die  etwa  mit  der  Soverigemeinde  fiberein- 
kommende  Section,  nachdem  sämmtliche  dazu  gehörig  gewesene 
Qrundstficke  bis  anf  ein  einziges  —  die  BergmQhle  —  durch 
das  Bombardement  vom  6.  November  1813  zerstSrt  waren,  zu 
bestehen  aufhörte.  —  Erst  im  Jahre  1826  wurde  von  der  Stadt- 
behSrde  im  Einvernehmen  mit  der  Hypothokenbohörde  and  unter 
Genehmigung  der  Regierung  eine  neue  Eintheilung  der  Stadt 
and  zwar  in  14  Bezirke,  die  sich  in  ihrer  Einwohnerzahl  ziem- 
lich gleich  standen,  vorgenommen.  Die  alte  Eintheilung  in 
Speoialgemeinden  wurde  hierbei  eben  so  wenig  berücksichtigt, 
wie  die  im  Jahre  1810  vorgenommene  in  Sectionen,  vielmehr 
gaben  die  verschiedenen  Arme  des  Geraflusses  die  Grenzlinien 


-    31    - 

ab,  und  die  Z&blung  erfolgte  in  der  Weiee^  dasa  sie  von  deesen 
Einäuas  in  die  Stadt  begann,  !m  zweiteo  Bezirke  dam  Laufe 
der  Wilden  Gera  abwärts  folgte,  der  dritte  eich  an  den  zweiten, 
der  vierte  aber  an  jenen  anschloas.  Der  Theil  der  Stadt 
zwischen  der  Wilden  Gera  und  dorn  Breitetrom  umfasste  dann 
in  aufwärts  dem  Flusse  gehender  Reihe  die  fünf  folgenden  Be- 
zirke, während  die  fttnf  letzten  wieder  abwärts  links  von  dem 
Breitstrom  bis  zum  Äusfiuss  der  Gera  gingen.  Da  diese  £in- 
theilung  noch  gegenwärtig  besteht,  so  braucht  hier  nicht  näher 
auf  dieselbe  eingegangen  zu  werden.  Neben  dieser  Eintbeilung 
in  Stadtbezirke  besteht  zwar  noch  eine  solche  in  20  Polizei- 
beztrke  fOr  die  eigentliche  Stadt  und  3  Feldpolizeibezirke  flir 
die  BUBserbalb  der  früheren  Umwallung  belegenen  Grundstücke, 
dieselbe  Bchliesst  sich  aber  an  die  Stadtbezirke  an,  nar  mit 
der  Massgabe,  dass  diese,  wo  die  Zunahme  der  Bevölkerang 
es  nSthig  gemacht  hatte  (im  ersten,  zweiten,  siebenten,  achtes, 
neunten  und  zwölften)  mit  wenig  abweichenden  Grenzen  in  zwei 
Polizeibezirke  gothcilt  sind,  während  in  den  Vorstädten  immer 
zwei  Flnrbezirke  (Löber-  und  Schmidtstcdter-  —  Krämpfer-  und 
Johannis-  —  Brühler-  ond  Andreas-)  einen  Feldpolizeibezirk 
bilden.  —  Von  den  früheren  Specialgomoinden  bestehen  awar 
einige  noch,  aber  nur  weil  die  Mitglieder  sich  im  gemeinschaft- 
lichen Besitze  von  Vermögensstiicken  befinden;  mit  der  Ein- 
theilong  der  Stadt  haben  sie  nichts  zu  thun. 

Noch  hat  es  einige  Bezeichnungen  von  Stadtthoilen  gegeben, 
die  mit  der  vorerwähnten  Ein th eilung  nichts  gemein  hatten. 
Dahin  gehört  unter  andern  der  Käme :  Judenviertel.  Unter 
diesem  begriff  man  die  Gegend  zwischen  den  Mühlstegen,  dem 
Breitstrome,  der  Rathhansgasse  und  dem  Töpfenmarkte  bis  tu 
dem  Heidentbore.  Doch  beschränkten  sich  in  alter  Zeit  die 
Jndenhäuser  nicht  auf  diese  Umgrenzung,  vielmehr  wohnten 
Juden  auch  von  dem  nördlichen  Ende  der  ErämerbrDcke  bis 
zur  Lehmannsbrücke ,  wo  jetzt  der  Kreuzaand  ist.  Hier  lagen 
namentlich  der  Judenzoll,  das  Judenbad  and  die  Fleischbänke 
der  Juden  (Friese,  1.  c.  I.  S.  76;  Kroner,  Festschrift  zur  Ein- 
weihung der  neuen  Synagoge  in  Erfurt  S.  12). 

Den  Hamen  Neustadt  führte  bis  zum  Schlüsse  des  13. 
Jahrhunderts  die  ganze  Gegend  vom  Rossmarkt  bis  zum  WaBser- 


:  Google 


-    S2    — 

tbore  and  zor  Hunsterborg ;  da  «ie  erst  dnrch  Trockenlegung 
für  die  Bebauung  mit  Häuaem  gewonnen  war,  so  vrorde  sie 
ancb:  Auf  dem  Bruche,  genannt.  Nachdem  1198  das  Kloster 
der  regulirten  Ghorfrauen  des  h.  Ängnstin  dorthin  verlegt  war 
und  als  neue  Anlage  den  Namen  des  Neuen  Werkes  erhielt,  ging 
dieser  auch  auf  einen  Theil  jener  Qegend  über. 

Unter  HirscbbrUhl  (in  den  älteren  Freiainsregistem  lautet 
der  Käme  HerzbrUbl;  in  der  Urkunde  von  1265  Hirapruel)  ver- 
stand man  den  Theil  der  Stadt,  der  von  der  Wilden  Gera,  dem 
Walkfltrome,  der  KarthAaseratraBse  und  der  Hopfengaese  ein- 
geschlossen wird.  Die  Benennung  ist  sehr  alt,  denn  schon  12fö 
wurden  die  Bewohner  des  Hirschbrühls  in  einen  Becbtsstreit 
Terwiokelt,  weil  sifl  es  vorgezogon,  sich  zur  Nenwerkskirche  zu 
halten,  während  sie,  wenigstens  die  links  der  Hirschlache  woh- 
nenden, bis  dahin  nach  der  Martinskirche  eiogepfarrt  gewesen 
waren.  Er  wurde  damals,  einschliesslich  der  Wittwen,  von  22 
Haushaltungen  bewohnt  (Würdtweln,  Dioecei.  Mogunt.  p.  218 
bis  221).  Diese  geringe  Einwohnorzahl  untorstUtat  wenig  die 
Annahme  derer,  welche  daraus:  dass  sich  in  Erfurt  in  späterer 
Zeit  eine  so  grosse  unbebaute  Fläche,  wie  der  HirschbrOhl, 
innerhalb  dar  Umfassungswälte  befunden,  scUiessen  zu  müsaen 
glaubten :  dass  die  Stadt  frtlber  eine  sehr  viel  bedeutendere  Ein- 
wohnerzahl gehabt  haben  müsse,  wie  in  neuerer  Zeit,  dass  bei 
der  grossen  Feuersbnmst  von  1472  aber  die  dort  befindlichen 
Wohnhäuser  zerstört  und  nicht  wieder  hergestellt  wären.  Nach 
den  uns  überlieferton  Nachrichten  hat  sich  jedoch  jede  Feners- 
bmnst  in  südwestlicher  Riohtung  nicht  weiter  als  bis  zum 
Brüblertbore  und  snr  Neuwerkskircbe  erstreckt,  und  wenn  der 
Hirschbrühl  in  der  vorangegebenen  Zeit  nur  von  22  Haushal- 
tungen bewohnt  gewesen  und  nie  eine  eigne  Kirche  gehabt  hat, 
so  ist  es  auch  sehr  wenig  wahrscheinlich:  dass  er  1472  voll- 
ständig mit  Wohnhäusern  besetzt  gewesen  sein  werde.  Viel- 
mehr spricht  alles  dafiir,  dass  bis  auf  die  neueste  Zeit  diese 
Gegend  nur  eiuEslne,  zerstreut  liegende  Wohnhäuser,  insbeson- 
dere Gartenwirthschaften  enthalten,  im  Ailgemeinen  aber  ledig- 
lich aus  Gärten  bestanden  habe.  Wenn  dieselbe  dessen  un- 
geachtet mit  in  die  Umwallung  hineingezogen  ist,  so  geschab 
dies  wohl  theils  deshalb,  weil  diese  Gärten  meist  Rathsherren 
und  anderen  oinfiussrüchen  Personen  gehörten,  welche  ihr  Eigen- 


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-    33    - 

ttium  gegen  die  damals  so  gewöhnlichen  feindlichen  Anfalle  ztl 
schützen  wUnscbten,  theils  weil  man  sich  um  eo  eher  so  gegen 
einen  Hangel  an  Lebensmitteln  im  Falle  einer  Belagerung  sichern 
za  können  glaubte.  Dennoch  blieb  der  HirachbrUbl  immer  noch 
bis  -vor  kurzem  ein  merkwürdiger  Stadttheil,  der  eine  Eigen- 
thOmlicbkett  von  Erfurt  bildete,  und  es  wohl  verdiente,  dasa 
Dalberg,  nach  welchem  der  durch  ihn  fllfarende  Hauptweg  den 
Kamen  erhielt,  ihm  seine  besondere  Vorliebe  zuwendete.  Was  dio 
Bedeutung  des  Namens  HirschbrUbl  betrifft,  so  bemerkt  Stialcr 
(SpracbschatE  251):  „Hirschhriihl  statio  cervomm  circa  loca 
aqnosa  et  viigoltiB  amoena."  Man  könnte  sich  versucht  finden 
zu  glauben :  dass  Stieler,  obwohl  als  geborner  Erfurter  anzweifel- 
haft ein  genauer  Kenner  der  Erfurter  Volksmnndart,  sich  doch 
hier  im  Irrtbum  befindet.  Es  liegt  nämlich  die  Annahme  nahe, 
daas  die  erste  Sylbe  des  Namens  dieselbe  sei,  wie  in  Hirscli- 
lache  und  dass  der  letztere  Name  ursprtinglich  Erislache  go- 
lautet  habe,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Kria  bedeutete  aber 
in  der  älteren  Sprache :  Gebüsch ,  ßeisig  (Orimm ,  Deutsch. 
Wörterb.  Bd.  V.  Sp.  2330).  Hirachlache  oder  Krislache  ist  da- 
her ein  mit  Buschwerk  eingefasster  Wasserlauf  und  Hirsch-  oder 
Krisbrübl  würde  also  eine  sumpfige  mit  Buschwerken  bedeckte 
Wiese  bedeuten  (dass  Friese's  (Chron.  I.  S.  3)  Erklärung,  ein 
Ort  wo  die  Hirsche  brüllten,  nicht  in  Frage  kommen  könne, 
verateht  sieb  von  selbst).  Gegen  die  obige  Annahme  spricht . 
aber  der  Umstand:  dass,  wie  schon  angegeben,  der  Name  des 
Hirschbrübls  in  älterer  Zeit  Herzbrübl  gelautet  hat,  während 
die  Hirschlache  nie  anders  heisst  als  Krislacbe  oder  Kirslache, 
ao  dass  die  erste  Sylbe  in  beiden  Namen  gewiss  nicht  dieselbe 
ist,  wie  2.  B.  in  der  Urkunde  von  1263  Krzpruel  nnd  Kirso- 
lacbe  neben  einander  stehen.  Wemeburg  (Beiträge  S.  149,  IbG) 
glaubt:  dass  bei  Birschbrühl,  ebenso  wie  bei  Hirachlache,  nicht 
an  Hirsche,  sondern  an  Kresse  zu  denken  sei,  und  es  sich  um 
Stellen  handele,  wo  Kresae  wachse. 

Nommerirang  der  H&user. 

Während  in  Erfurt  die  Häuser  bis  dahin  nur  nach  den  be- 
sonderen Benennangen,  die  man  ihnen  beigelegt  hatte,  bezeich- 
net worden  waren  —  eine  Einrichtung,  die  es  oft  schwor  genug 
gemacht  haben  mag,  ein  gesuchtes  Grundatück  aufzuündcn  — 
wurden   sie  im   Jahre  1690  mit  Nummern   versehen,    und   zwar  ■ 


—    M    — 

hatte  jede  Specialgememcle  ihre  besondere  Nummerfotge.  Alle 
damals  beatebenden  24  Oemeinden  hatten  zuaammen  4350  Natn* 
mern,  za  welcher  Zahl  aber  noch  820  Grundstücke  traten,  wetcho 
neben  der  Hausnammer  noch  mit  einem  Buchstaben  beceicfanet 
waren.  Ueberhanpt  gab  es  damals  also  in  Erfurt  5170  mit  be- 
sonderer Nummer  versehene  Grundstücke;  doch  waren  dies 
nicht  sämmtlich  Wohnhäuser,  vielmehr  befanden  sich  darunter 
auch  Banstellen,  Scheunen,  Gärten  n.  dergl.  m.  Nur  die  Kirchen 
und  Plarrhiluser  hatten  keine  Nummern  erhalten.  —  Diese  Art 
der  HäuBemnmmerirang  hat  bis  in  die  Zeit  der  französischen 
Zwischenherrschaft  bestanden.  Während  dieser  wurde  1810  zu- 
gleich mit  der  bereits  erw&hnten  Eintheilung  in  ArrondissementB 
und  Hectionen  jeder  Strasse  ihre  besondere  Nammerfolge  ga- 
geben. Im  Jahre  1826  kehrte  man  aber  zu  der  früheren  Ein- 
richtung, jedoch  mit  der  Massgabe  zurück,  dass  die  Nummo- 
rimng  durch  die  ganze  Stadt  durchgeftÜirt  wnrde  and  von  1  bis 
SOÜO  ging,  wozu  noch  19  nicht  nummerirte  vor  den  Thoren  be- 
legene Etablissements  kamen.  Die  Nummern  begannon  beim  Ein- 
tritt der  Gera  in  die  Stadt  aaf  deren  rechter  Seite,  so  dass  die 
Earthäusermilhle  die  Nr.  1  trug,  gingen  dann  fort  auf  der  rechten 
Seite  der  wilden  Gera,  ebenso  wie  die  Nnmmem  der  Stadt- 
bezirke bis  zum  Austritt  jener  aus  der  Stadt  (Nr.  800),  hierauf 
rttckl&ufig  in  den  Bezirken  zwischen  der  wilden  Gera  nnd  dem 
Breitatrom  (Nr.  801  bis  2049,  dem  kathoHachen  Wsisenhauae)^ 
dann  wieder  abwärts  den  FluBalanf  in  den  links  vom  Breitstrom 
gelegenen  Stadtbezirken  (Nr.  2030  bis  3047,  dem  St  Morrts- 
kirchbof).  Die  Nrn.  3048  bis  3050  fielen  auf  Grundstöcke  ausser- 
halb der  Umwallung.  —  Die  fiansntimmem  schlosaen  sich  un- 
mittelbar an  einander,  ao  daes  auf  die  eine  Seite  der  Strasse 
zunächst  nicht  die  gegenüberstehende,  aondem  die  anstossende 
Qaerstraaae  kam.  —  Ausser  diesen  Nummern,  die  sich  auf  die 
Gemeinde-Verwaltung  bezogen,  erhielt  jedes  Haua  auch  ein 
Schild  mit  der  Nummer,  die  ea  in  dem  Hypothekenbuche  führte. 
In  Hartunga  H&nser- Chronik  Tb.  I.  S.  IV— LH  findet  sich  ßr 
jedes  Grundstück  eine  Zusammenstellung  der  damals  stattfinden- 
den Nummerirung  durch  die  ganze  Stadt,  der  früheren  Nnm- 
merimng  naoh.  Stadtvierteln  und  der  ursprünglichen  Eftnsei^ 
bezeichnnng  nach  Eigennamen  und  Bildern.  Was  diese  letz- 
teren betrifft,  so  mag  noch  bemerkt  werden ;  dass  Paulas  Ctssel 


..C.oo^li. 


^    35    - 

in  seiner  Schrift:  Erfurter  Bilder  and  BrÜnche.  Erfurt  1S&9, 
einen  Versnch  gemacht  hat,  sie  systeroatisch  zo  ordnen  und 
ilirem  Ursprange,  sowie  ihrer  Bedeutung  nach  zu  erklären. 

In  neuester  Zeit  hat  bekanntlich  wieder  jede  Strasse  ihre 
besondere  Nummerirung  erhalten. 

Veränderangen  in  der  Benennung  der  Strassen. 

Jeder,  der  sich  mit  dor  Geschichte  Erfurts  beaohifligt  und 
Ewar  nicht  blos ,  wenn  er  bis  auf  die  Quellen  derselben  zurück- 
geht, sondern  schon  wenn  er  nur  fiberhaupt  Werke,  welche 
jene  snm  Gegenstände  haben,  einsieht,  wird  nicht  selten  anf 
Kamen  von  Strassen,  Plätzen,  Gebäuden  n.  0.  w.  stossen,  die 
jetzt  nicht  mehr  gebräuchlich  sind  und  deren  Unkenntniss  das 
VerstSndniss  sehr  erschwert  Und  nicht  etwa,  dass  es  sich 
bei  den  eingetretenen  Namens -Verändenngen  und  Verschwin- 
den von  Kamen  immer  um  _  eine  graue  Vorzeit  handelte, 
sondern  es  sind  solche  sehr  häufig  in  ziemlich  naher  Ver- 
gangenheit eingetreten,  so  dass  sie  noch  in  unmittelbarer  Be- 
ziehung zur  Gegenwart  stehen  und  doch  bereits  in  dem  Ge- 
dSchtniss  der  Mitlebenden  zn  schwinden  beginnen.  Es  giebt 
augenblicklich  in  Erfurt  freilich  noch  viele  Personen,  die  es  sehr 
wohl  wissen,  was  es  zu  bedeuten  hat,  wenn  die  Namen  Neustadt, 
Lohbank,  Auguststrasse ,  Rossmarkt,  Rechenstrasse  a.  s.  w.  ge- 
nannt werden,  aber  es  finden  sich  schon  jetzt  unter  den  hiesigen 
Bewohnern  nicht  wenige  —  namentlich  werden  dabin  die  meisten 
erst  neuerdings  hierher  gezogenen  gehören  —  die  kein  Ver- 
stSndnisa  bierfEtr  besitzen.  Und  sobald  nur  noch  eine  Generation 
dahin  gegangen  sein  wird,  möchte  die  Kenntniss  dieser  Ver- 
hältnisse nur  noch  den  Wenigen  beiwohnen,  die  das  Studinm 
der  Vei^angenheit  Erfurts  eigens  zum  Gegenstande  ihrer  Be- 
schäftigung gemacht  haben.  Ein  Hülfsmittel  zur  leichteren  Orien- 
timng  wird  sich  dann  gewiss  als  föhlbares  Bedürfniss  zeigen. 
Ein  solches  lässt  sich  aher  jedenfalls  jetzt,  wo  wir  den  ein- 
getretenen Veränderungen  theilweiso  noch  ziemlich  nahe  stehen, 
viel  leichter  herstellen  als  später,  wo  ein  Menschenleben  oder 
vielleicht  ein  noch  längerer  Zeitraum  dazwischen  liegt.  Es  er- 
schien mir  daher  nicht  ohne  allen  Nutzen  —  und  dies  ist  fOr 
mich   der  erste  Anlass   gewesen,   dio  vorliegnnde   Arbeit  ilber- 

**  Google 


—    3S    — 

baupt  za  anternehmen  —  einen  Versuch  kq  mkchen,  ein  der- 
artiges HUlfsmittel  darEabieten.  Bis  jetzt  fehlt  es  aa  einem 
solchen,  wenigstens  an  einem,  in  dem  sich  mit  Leichtigkeit  das 
Gesaohte  aof&nden  liesse.  Dies  eu  gewähren  ist  in  den  folgen- 
den Bl&ttera  versucht  worden.  Ihr  Zweck  ist  ein  rein  prak- 
tischer; aaf  einen  wissenschaftlichen  Werth  miteben  dieselben 
durchaus  keinen  Anspruch.  Wollten  sie  dies,  so  mUssten  sie 
den  Gegenstand  viel  aosfUbrlicber  and  tiefer  eingehend  behfin- 
deln;  dadurch  wilrde  aber  wieder  die  leichte  Benutzbarkeit  be- 
einträchtigt worden  sein.  —  Noch  auf  einen  Umstand  möchte 
ich  aufmerksam  au  machen  mir  erlauben.  Hypotheken  -  Docu- 
mente,  die  in  früherer  Zeit  aoBgestellt  sind,  aber  noch  jetzt 
ihre  Gültigkeit  nicht  verloren  haben,  bezeichnen  die  verpflUi- 
deten  Grundstücke  natürlich  nach  den  damals  üblichen  Strasseo- 
namen.  Auch  in  diesem  Falle  kann  ein  Verzeichnias ,  wie  es 
hier  geliefert  werden  soll,  möglicher  Weise  die  Orientirong  er- 
leichtern, und  so  einen  praktischen  Nutzen  gewähren. 

Das«  im  Laafe  der  Zeit  in  der  Benennung  der  Pl&tzc, 
Strassen  und  Gassen  vielfache  Veränderungen  eingetreten  sein 
müssen,  lässt  sich  schon  ans  den  früheren  Abschnitten  dieser 
Arbeit,  namentlich  dem  über  die  im  Innern  der  Stadt  statt- 
gefandenen  Veränderungen  Angeführten  schlieasen.  Eine  nicht 
geringe  Zahl  von  jenen  ist  ganz  verschwunden,  manche  haben 
ihren  bisherigen  besonderen  Namen  eingebüsst,  indem  derjenige 
der  Strasse,  deren  Verlftngerung  sie  bildeten,  auf  sie  mit  über- 
tragen ist;  bei  noch  anderen  ist  der  Name  abgeändert  worden, 
weil  der  bisherige  aus  irgend  einem  Grunde  Anstoss  erregte, 
wie  beispielsweise  die  Hose  in  Kirchgasse  und  die  Pfiaffengasse 
in  Stiftsgaase  umgetauft  wurden,  als  das  deutsche  Parlament 
hier  zusammentreten  sollte. 

In  dem  Nachstehenden  sind  nun  alle  diese,  sowie  die  sonst 
eingetretenen  wesentlicheren  Veränderungen,  und  zwar  des  leich- 
teren Aaffindens  wegen,  in  alphabetischer  Reihenfolge  aufgeführt 
Dabei  mag  noch  darauf  ao&nerksam  gemacht  werden:  dass  es 
in  früherer  Zeit  nicht  Üblich  gewesen  ist,  die  Strassen- Benennung 
von  verdienten  Personen  oder  von  sonstigen  Eiigennamen  her- 
zunehmen, dass  vielmehr  stets  dazu  entweder  die  örüiche  Lage, 
beispielsweise  eine  benachbarte  Kirche  oder  die  Haaptboscbäf- 
tigQDg  der  Bewohner  den  Anläse  geboten  hat 


:,G  Gothic 


—    37    — 

1.  AebtiseiostrBBie  (platca  abbatiasa)  leg  in  der  P&- 
roehie  S.  Georgii.  Sie  kommt  in  den  Freizinaregistern  12^ 
bis  1413  Tor. 

2.  Allerheiligen,  Hinter,  jetzt  AUerbeUigenstraiBe. 

3.  Altestrftsse  hioae  frUher  der  Tlieil  der  Itarktatraaae 
TOD  der  Allerheiligen atrasse  .and  grossen  Arche  bis  aom  Bane- 
dictaplfttce.     Sie  flkhrte  auch  den  Namen:  Breiteatraase. 

4.  Altreniaengfiaachen  oder  Raiaaengäascheo 
(Rnasengaaee)  war  eine  achmale  Gasse,  zwischen  dem:  der  Lap- 
penberg genannten  Theile  dea  Rubenmarktes  (jetzt  Friedrioh- 
WUhelma- Platz)  und  den  Sohilderem  am  Fallloche,  die  bei  dem 
Bombardement  von  1813  zerstört  und  deren  Gnmd  und  Boden 
zur  Anlage  des  Laisentfaals  mit  verwendet  wurde.  Sie  hatte 
ihren  Namen  davon:  dass  aie  besonders  Ton  sog.  Ältreuaasn 
d.  L  Altäickem,  die  nur  berechtigt  waren  schoo  getragenea 
Scbnhwerk  auszubessern,  aber  nicht  neues  anzufertigen,  be- 
wohnt war. 

5.  Andreaathor,  Bei  dem,  hiess  der  Platz  zwischen 
dem  Rabenmarkte  and  dem  Andreaathore ,  der  jetzt  zar  An- 
dreasstraase gehört. 

6.  Ändreaswall,  Am.  Die  Gasse  längs  dem  früheren 
Walle  zwischen  dem  Andreaathore  und  der  Wall-  (jetzt  Moritz)- 
gaase.  Neuerdings  ist  ihr,  nachdem  der  Wall  abgetragen,  aie 
verbreitert  and  auf  der  Nordseite  bebaut  worden,  der  Name: 
Am  Horitzwalle,  beigelegt 

7.  Armenhaus,  Bei  dem.  Die  von  der  Erämpferatrasse 
nach  dem  Walle  fuhrende  Strasse,  die  jetzt  Lindenweg  heisst. 

8.  Ar'tillerieplatz  ist  der  Platz  zwischen  dem  Friedrieb' 
Wilhelmsplatze  und  dem  Bergetrome  am  Kanonensohappen ,  «of 
welchem  sich  das  Kaiaorl.  Postamt  II.  befindet.  Die  dortigen 
H&user  werden  jetzt  »um  Friedrich-Wilhelmsplatze  gerechnet. 

9,    Aschengrube,  In  der,  vid.  Korbgasse  Nr.  123. 

10.  Augustiner  Kloaterhof  hiesa  der  Platz  zwischen 
dem  ehemaligen  Wigbertikloater  and  dem  zur  Regierung  gehörigen 
Garten,  auf  welchem  das  jetzt  abgebrochene  Ezercierhaua  atand. 

11.  Auguststrasse  oder  Auguatgaaae,  eigentlich  Au- 
gustinergasse ,  hiess  bis  vor  Kurzem  der  Tbeil  der  gegenwär- 
tigen BahnhofatraaBe  von  der  AuguslbrUcke  bis  zum  Anger. 
An  dem  der  Brücke    gegenüber    befindlichen  Ende  lag  früher 


.oo^^lc 


-    38    - 

das  Angoatthor.  Den  Namen  hatte  sie  von  dem  in  ihr  belegenen 
KtoBter  der  reguÜrten  Chorherren  AngostiDer-Ordena^  deweu 
Kirche  die  jetzige  Reglerkircho  bildete. 

13.  Augustmauer,  eine,  namentlich  in  der  Nähe  der 
AuguststrasBe  sehr  schmale  Qaase,  die  von  dieser  bis  zur  Löber- 
slraaae  längs  dem  irUheren  Botanischen  Garten  ging.  Erst  seit 
der  ParcelUrung  des  letateren  ist  sie  erweitert  und  vollständig 
bebant  worden  und  hat  den  Namen  Qartenstraase  erbalten. 

13.  Backen,  Bei  den  gr&nen,  oder:  Bei  den  Orön* 
backen  hiess  die  Qasae,  welebe  die  Bahnhofatrasae  mit  der 
MUhlgasse  verbindet.  Die  darin  befindlichen  Hftaaer  werden 
jetzt  zur  letzteren  gerechnet. 

14.  Backhausmlikle,  Boi  der  grUnen.  So  hieaa  aonst 
der  Platz  vol-  den  hinteren  Domatufen,  der  jetzt  von  eioer 
Qartenanlage  eingenommen  wird. 

15.  Badergasse,  jetzt  Horagaaae,  trug  ihren  Namen  von 
dem  in  ihr  befindlichen  öffentlichen  Badehause. 

-  16.  BarfUsaern,  Vor  den,  biesseo  die  Häoser  der 
jetzigen  Barfasseratrasse ,  welche  der  BarfUsserkirche  gegenüber 
liegen.  Die  bei  dem  Gaethause:  Zum  grünen  Schilde  vorbei 
ftihrende  Markgrafengaase  bildete  damals  uamittelbar  ihre  Ver* 
l&ngerung. 

17.  BarfUsaer  Steinweg,  Am,  auch  HiJbenapiegoI  ge- 
nannt, hiessen  die  HSuscr  von  der  BarfUsserkirche  bis  anm 
Neuwcrk  längs  dem  Wigbertikloeter  und  bei  der  Begiemoga- 
straaae  vorbei,  jetzt  BarfUseeretraise  15 — 17  und  Anger  39  und 
40  (Härtung,  Häuserchron.  II.  254). 

18.  Benedictsplatz.  Der  kleine  Platz,  in  welchen  die 
ErKmcrbrücke ,  Kreuzgaaae,  Miohaeliaatraaae ,  Marktstraaae  und 
MühlhofsgasBe  mUndea;  jetzt  werden  die  ihn  umachlieaaenden 
Häuaer  theila  zur  HichaeÜaetrasse,  theils  zur  Krämerbrücke  ge- 
rechnet. Er  führte  den  Namen  von  der  zwischen  dieser  und 
dem  Mühlstege  an  ihm  belegenen  Benedictakircbe ,  von  deren 
Thurm  der  untere  Tbeil  noch  vorhanden  ist  Vorher  hatte  d« 
Platz  den  Namen:  Vor  der  Krämerbrücke  (ante  pontem  mer* 
catorum). 

19.  Berge,  Hinter  dem,  hiess  die  Straaae,  die  »a  dem 
der  Stadt  abgewendeten  Abhang  dea  Severibergea  hin  führte,  von 
dur  BrUcke   Über  den  Bergatrom   bia    zum  Fiuae    des  Peters- 


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—    39    — 

borges.    Qsgenwftrüg  wird  aie  meist  tod  der  FetersatrMae  ein* 
genommen. 

20.  Bettlershain,  eine  Reihe  kleiner  Häuser  im  JoIiad- 
msviertel  neben  dem  Johanniekirchhof,  beim  neueo  Thurm  auf 
der  andern  Seite  der  Hirschlache,  der  Mauer  entlang.  Er  war 
vermittelst  der  Korbgasse  und  einer  Bteioernen  Über  die  Hirscb- 
lacbe  fuhrenden  Brücke  zugänglich.  Nach  Härtung  (1.  o.  I.  pag. 
XU.)  hat  jedoch  die  jetsst  Kochlöffet  genannte  Strasse  frUber 
Bettlershain  gebeissen. 

21.  Biltze  oder  Bulze  (Bultza)  ist  die  gegenwärtig  Filse 
genannte  StrasBo. 

22.  Bliedengasse  oder  Bloydengasse,  ging  von  der 
ÄadreaBBtraBBe  bis  zu  St.  Morite.  Sie  erhielt  später  den  Namen 
Hundsgaaee  und  beisst  jetzt  Qlockengasse ,  welchen  letzteren 
Namen  sie  von  der  an  ihrem  Ausgange  in  die  Andreasstraase 
früher  belegenen  Sorge'sobe  Glockeogiesaerei  erhielt,  an  deren 
Stelle  gegenwärtig  ein  Wohnhaua  erbaut  iat.  Eine  ähnliche 
Yeranlasaung  bat  auch  ohne  Zweifel  der  nraprilngliche  Name 
gehabt,  indem  hier  eine  Werkstatt,  in  welcher  BUden  oder 
Bleiden,  d.  h.  Apparate  mit  denen  Steingeschoaae  geachleudert 
wurden  (Qrimm,  Wörterbuch  XI.  Seite  99),  aich  befunden  hat. 

23.  Bliedenquergasae,  später  blos  Quergasse  genannt, 
heiast  jetzt  Glockenquergasse. 

24.  Bockgasse  oder  Schafgaase.  Die  Verbindung  zwi- 
schen der  Hospitalgasse  und  dem  Lindenwege.  Sie  hat,  nach- 
dem neuerdings  ibre  Bebauung  stattgefunden,  den  Namen  Was- 
sergasse  mit  erhalten,  den  nraprilngtich  nur  ihre  Verlängerung 
zwischen  der  Hospitalgasse  und  der  Wilden  Gera  gafUhrt  hat. 

25.  Bocksgasse,  ein  GäsBohen  zwischen  dem  Anger  und 
der  Hirachlacbe  bildet  gegenwärtig  zusammen  mit  ihrer  Fort- 
setzung EWiBchen  der  letzteren  und  der  Gartenatrasae ,  der  ehe- 
maligen groaaen  Borngasse,  die  Lachagaaae. 

26.  Borngasse,  Grosse,  war,  wie  eben  angegeben,  der 
Name  der  gegenwärtigen  Laohsgasse  von  der  Augustmauer 
(Gartenstrasse)  bis  zur  Hirschlachc. 

27.  BreiteogasBe,  Grosse,  die  von  dem  Eohlenmarkt 
(jetzt  Karthäuserstrasse)  nach  der  Meisterei  (gegenwärtig  Theil 
des  Thtlringer  Bahnhofs)  führende  Gasae,  die  nunmehr,  um  einer 
Vcrwechaelnng  mit  der  gleichfalls  den  Namen:  Grosse  Breiten- 


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—     40     — 

gAsse  Atlircnden  Verbindniig  zwischen  der  Keaengasse   and  der 
Löbergcra  vorzubeugen,  Herrenbreitengasse  genannt  ist 

28.  Broitenfjasse,  Kleine.  Sie  fUhrte  von  der  Nöuen- 
gasse  nach  der  Elopfgasso.  In  Folge  der  Anlage  des  Thüringer 
ßahnhofes,  zu  welchem  sie  theilweise  gezogen  wurde,  ist  nur 
noch  ihr  Anfang  sichtbar ,  welcher  den  besonderen  Namen  ver- 
loren hat. 

29.  Breitestrasse  { Plafea  lata)  oder  auch :  An  der 
Strasse  hiess  früher  der  Theil  der  Marktstrasse  vom  Bmio- 
dictsplatz  bis  zur  AllerheitigenstraBie.  Vergl.  Nr.  2.^2.  —  Zwi- 
echen  ihr  und  dem  Falloche  befand  sich  die:  Unter  den 
Bßttnern,  genannte  Gasse. 

30.  Breitenstufen,  An  den,  oder  Graden,  war  der  Auf- 
gang vom  Friedricb-WilhelniBplatz  nach  dem  Dome  ncd  der 
Sovcrikirche.  Er  war  in  &fiherer  Zeit  auf  beiden  Seiten  mit 
HSuscrn  besetzt,  während  sich  gegenwärtig  dort  nur  auf  der 
Nordseito  die  Lehrerwobnungen  der  Domgemeinde  befinden. 

31.  Brnche,  Auf  dem  (In  palude),  lag  bei  dem  Viti- 
khrchhofe  an  der  Ecke  der  St.  Vitikirche.  Dass  auch  der  ganse 
später  Neustadt  genannte  Stadttboil  ursprünglich  jenen  Namen 
geführt  habe,  ist  bereits  oben  erwähnt. 

32.  Brückchen,  Bei  dem,  biess  früfaer  der  Theil  der 
Langenhrücko  zwischen  der  RabenmUhle  und  dem  Breitstrom. 

33.  Brtthler  Vorstadt,  in  frQherer  Zeit  auch  der  Stei- 
nich genannt,  heisst  jetzt  Brühlerstrasse.  In  älterer  Zeit  er- 
etreckte  dieselbe  sich  weit  über  das  spätere  Brttblerthor  hinaos, 
indem  sie  bis  an  den  Fuss  des  Cyriazberges  ging.  Erhard 
(Erfurt  und  s.  Umgebung  S.  161)  giebt  an;  dass  znm  Br&hle 
im  weiteren  Sinne  nicht  blos  die  gegenwärtige  Brühlerstrasse 
mit  ihren  Nebengassen,  sondern  auch  die  Mainserfaofstrasae  bis 
zum  Dombcrge  und  die  Holzheienstrasse  bis  zum  Rossmarkt  — 
dem  jetzigen  Herrmanns platze  —  gehSrt  bitten  und  in  dieser 
Bedeutung  der  BrUhl  die  älteste  Vorstadt  Erfurts,  jedoch,  wenig- 
stens bis  zum  Anfange  des  14.  Jahrhunderts,  in  Betreff  seiner 
Verfassung  und  Verwaltung  von  der  eigentlichen  Stadt  voll- 
ständig abgetrennt,  wie  dies  schon  früher  angeführt  worden, 
gewesen  sei,  da  er  sich  im  unmittelbaren  Eigenthome  des  Era- 
bischofs  befunden  und  durch  eigene  Beamte,  die  Scholtheissen 
im  Brühl,  regiert  ward. 


Dictzsdbv  Google 


_    41    — 

S4.  Brühlerwall,  Am,  hieea  der  Weg  am  Walle  vom 
BrOhlerthore  bis  zur  ScbutstburmBchteuse.  AU  man  vor  einigen 
Jahren  anfing  denselben  mit  Wohnhänsern  zu  besetzen,  wurden 
diese  der  BrUbleretraBse  Kugereolinet.  Neuerdings,  wo  die  plan« 
m&BBige  Bebauung  dieses  gansen  Stadttheils  in  Angriff  genom' 
men  worden  ist,  hat  man,  obwohl  der  Wall  inzwischen  ver- 
schwanden war,  den  Namen:  Am  Brtlhlerwalle  wieder  hervor- 
geholt. Doch  ist  eine  früher  unter  demselben  mitbegriffene 
Stracke  f^  die  Friedriohstragse  verwendet. 

35.  Bnlze  (Bulza)  ist  der  ursprüngliche  Name  der  jetzt 
Pilse  genannten  Strasse,  vid.  Nr.  31.  Sie  gehört  za  den  filteren 
Strassen  Erfnrts,  denn  ein  Conrad  von  der  Bnlze  kommt  bereit* 
in  einer  Urkunde  von  1251  vor. 

36.  Borgsteg  ist  der  eigentliche  Name  der  im  gewfihn- 
lichen  Leben  Vogetabrücke  genannten  Fussgängerbrücke  Ober 
die  Wilde  Qera.  Eine  andere  Burgsteg  genannte  Brücke  befand 
sich  im  Brühle.  Sie  wurde,  nachdem  sie  vom  Wasser  fort- 
gerissen worden,  1658  neu  gebaut  (Friese,  1.  c.  IV.  S.  1137). 

37.  Compterhof,  Bei  dem,  hiess  in  früherer  Zeit  der 
Theil  der  jetzigen  Comthurgaase  von  der  Gotthardstrasse  bis 
zum  Breitstrom.  Später  führte  er  die  Benennung:  Hinter  dem 
Sobildohen.  Sein  Drs^H^nglicher  sowohl  wie  der  gegenwärtige 
Name  stammen  von  dem  ehemaligen,  dem  Deutschen  Orden  zu- 
gehörig gewesenen,  an  der  dem  Breitstrom  gegenüber  befind- 
lichen Ecke  liegenden  Comthnrhofe  her. 

38.  Comtharsand  hiess  der  Theil  der  Comthurgasse 
vom  Comthurhofe  bis  zu  der  Angustinerstrasse.  Er  erhielt 
später  den  Namen  Schnlgasse  von  dem  neben  dem  Nicoluthurm 
erbauten  Schulhause. 

39.  Conventsgasse  lag  im  St.  Pauleviertel  und  ging 
zwischen  der  Nr.  6  und  7  der  Prediger  stresse  in  dra  Richtung 
auf  die  Rumpelgasse.  Bei  dem  Retablisaement  des  durch  den 
grossen  Brand  von  1736  serstörten  Stadttheils  ging  sie  ein. 

40.  Crucisgasse  anch  Eraatgasse  genannt,  jetzt  Kreuz- 
gasse. 

41.  Dalbergsbrüoke  ist  der  Name  der  beim  Pfbrtchea 
tiber  den  Festungsgraben  führenden  Laufhr^ke.  Sie  hatte  den- 
selben erhalten,  weil  sie  auf  Dalbergs  Veranlassung  gebaut  wor- 
den ist,  nachdem   dieser  das  bisher  Unge  Zeit  verschlossen  ga- 


.v.OOJ^Ic 


—    42    — 

balhine  Naaethor  (PfÖrtchen)  fBr  den  Gebrauch  dea  Fublicums 
bfttte  öffoen  lauen. 

43.  OeinhardtegasBe.  Hogel  (1.  o.  S.  4L2)  and  FrieBe 
(L  c.  S.  145 a)  berichten:  dau  im  Jahre  1361  die  Brücke  in  der 
Deinbardtsgaese  gebaut  worden  sei.  £b  iit  jedoch  nicht  sti 
ermitteln  geweseoj  wo  diese  Gaste  gelegen  bat. 

43.  Diebesgassö  oder  Bosengasse  ist  der. ursprilngUcbe 
Xame  der  gegenwärtigen  Sterngasee, 

44.  Diepsteg  oder  Oipstege  kommt  in  den  Freiains- 
regiBtem  von  1324  a.  s.  w.  als  vor  dem  ErSnipferthore  jenseitB 
der  Hirscblache  liegend  Tor.  Der  Name  lautet  wobl  aigeallich: 
der  Tiefesteg. 

45.  Dome,  Hinter  dem,  hiess  die  StraBse,  die  am  Dom- 
berge bin  vom  Artillerieplatüe  bis  eu  der  Stiftsgasa«  fOhrte ;  sie 
begriff  also  die  jetzige  Domgaaae  in  sieb  und  ist  erst  seit  1846 
auf  der  dem  DomkreuzgangB  -  Gebäude  gegenüberliegenden  Seite 
wieder  mit  Häusern  bebaut 

46.  Domplatz  wurde  früher  der  Baum  zwiaohen  der  Dom- 
oud  der  SeTerikirche  genannt.  UrBprfioglich  war  er  der  Fried* 
bof  des  Marienstiftes. 

47.  Eimargasse,  jetzt  Eimergasse,  biesa  &tlher  Meimai^ 
gasse  und  wird  unter  diesem  Namen  auflfUhrlicber  besprocben 
worden. 

48.  Elend  ( platea  Enelede  trans  KirBlaeam)  biesa  der 
Tbeil  des  an  der  inneren  Stadtmauer  binlUhrendan  Wegea  von 
der  Johannisstrasse  biB  zum  Kronenhurger  Wehr.  Jetzt  wird 
£e  SteUe  meist  von  der  Koblgmbe  und  der  Weidengasse  ein- 
genommen.   (VergL  Kircboff,  Weisthümer  S.  26  Anm.  118). 

49.  Endleicb  war  der  Name  eines  Platzes,  welcher  da 
1^,  wo  jetzt  die  Eettenstrasse ,  Grosse  Arche,  Faulstrasae  und 
Langehrücke  auf  einander  BtOBsen,  Nachdem  die  ihn  umgeben- 
den Bftaser  durah  die  Feuersbrunst  von  1736  serstärt  worden, 
ging  er  beim  Betablissement  als  Platz  ein  und  wurde  au  den 
auf  ihn  mtUtdenden  Strassen  gezogen.- 

50.  EngengassQ  beisst  jetzt  Liliengasse. 

bl.  Engengasse,  Grosse,  welche  die  Nenegaese  und 
Löbei^era  verbindet,  führt,  nachdem  die  vorwwähnte  Gasse 
ihren  Namen  verändert,  gegenwftrdg  den:  Eogengaase,  ohne  den 
Beisatz:  Grosse. 


DictizedbyGoOt^lC 


—    43    — 

52.  £  D  g  e  Q  g  &  8  B I  e  i  a  iat  der  ältere  Manie  des  sog.  Teafels- 
gäasclieni  oder,  wie  es  jstat  in  der  Kegel  genannt  wird,  Fauat- 
gässcheDj  der  Verbindung  der  SchlfiBserBtrMie  mit  der  Eleiaea 
Bornguse. 

53.  FahnengasBe.  Sie  befand  aicb  in  der  Johuuüa- 
voratadtf  doch  iat  ihre  Lage  oicbt  genau  zu  ermitteln  geweaen. 

54.  Fallloofa,  Am,  Faulloch  oder  Tollloch  (fona 
cUp|>eatorum>  wedl  aie  am  Ende  der  OaBse;  Unter  den  Sohil- 
derem  lag)  hiesa  die  Stelle,  wo  der  überdeckte  Äbäuaa  de« 
JdliuagrabenB  ins  Freie  trat;  es  geachah  dies  beim  sog.  Petrus, 
an  der  nordwestlichen  Ecke  des  Friedrich  -  Wilhehnsplatzea ,  da 
wo  TOD  diesem  der  Weg  auf  den  Fetersberg  fuhrt.  In  älterer 
Zeit  kommt  aie  ala  ein  mit  Häusern  besetzter  Fiats  vor.  Neuer* 
dinge  ist  das  FalUocb  gleichseitig  mit  dem  aoa  ihm  abflieasen- 
den  Kanäle  cassirt 

55.  Fingerlingsgaaae  oder  Fingerlergaaee  (inter 
annulatorcB).  Sie  ging  von  der  Nordaeite  der  am  Domberge 
belegenen  Fleischbänke,  parallel  mit  der  Nordseite  des  Qroasen 
Marktes  (jetet  Friedrich  •  Wilhelmsplatzea)  bis  sum  Rubenmarkt. 
Sie  kommt  schon  1293  vor.  Bei  dem  Bombardement  von  1S18 
wurde  sie  zerstört  und  ihr  Areal  demnächst  zu  dem  genannten 
Platze  gezogen.  Sie  trug  ihren  Kamen  davon,  daaa  liier  die 
Goldachmiede  wohnten,  die  mit  Fingerlingen  oder  Fingerringen 
liandelten.  DieKleine  Fingerlingsgaase,  später  G-raden- 
gasse  genannt,   verband  die  Fingerlingsgasse  mit  dem  Graden. 

56.  Flecbtener  Sand  hiess  sonst  der  Tbeil  des  Fiacher- 
sandes  zwischen  der  Langenbriicke  und  der  Hnndorfgasse. 
Er  hatte  dieee  Benennung  davon,  daas  auf  ihm,  wie  ja  auch 
theilweiae  noch  heutigen  Tages,  die  Flechtener  oder  Korbflechter 
(Grimm,  1.  c.  III.  1740)  wohnten. 

57.  Fleischbänke.  Hallen  oder  Buden,  in  denen  die 
Fleischhauer  ihre  Waaren  feilhielten,  hat  es  in  mehreren  Gegen- 
den der  Stadt  gegeben.  Die  alten  Fleischbänke  befanden  sich  in 
der  Kähe  der  St  Fhib'ppus-  und  Jacobus-  und  der  NicoUuakirohe. 
Die  bis  dahin  nach  ihnen  genannte  Gasse  zwischen  dieser 
Kirche  nnd  der  Johannisatrasse  eriiielt,  als  am  das  Jahr  1276 
die  Augustiner  Eremiten  bei  der  ibnon  eingeräumten  Kirche 
St  Philipp!  et  Jacobi  sich  ein  Kloster  baaten,  den  Nunen: 
Augoatinerstraase.   —  Andere,   gleichfalls  die  alten  oder  auch 


—    44    — 

S.  Hariae  genannten  FleiBehbänke  befanden  sich  am  grossen 
Markte,  dem  Friedrich  -  Wilbelmaplatie ,  -vor  der  AnhShe,  aaf 
welcher  die  Severikircbe  steht,  Ewisohen  der  FingerliogegasBe 
und  der  Oasse:  Unter  den  Schilderem.  Die  Gegend  führte  da- 
von den  Kanen!  Unter  den  FleischbAnken.  Schon  im  Jabre 
1323  werden  sie  die  alten  Fleischbfinke  in  den  Freisinsregistem 
genannt  (antiquäo  maoellae  in  par.  S.  Severi).  Eine  Abbildung 
von  ihnen  findet  sich  in  Frieses  Chronik  II.  S.  513  and  in 
Fritz,  Obren.  S.  293.  Im  Jahre  1582  Hess  der  Kath  sie  durch- 
schneiden, damit  man  durchgehen  und  auf  ihre  Waare  und  Ge- 
wichte besser  Achtung  geben  könne  (Friese,  I.  c.  S.  594).  Auch 
sie  wurden  von  dem  Bombardement  von  1813  betroffen  und  aur 
Vergrtisserung  des  Friedrioh-Wilhelmsptatzes  verwendet.  —  Eine 
dritte  Fleischbänke  genannte  Gasse  bildete  die  VerhiDdnng 
zwischen  der  LangenbrUcke  nnd  dem  Konnensacke.  In  den 
Freizinsregistern  kommt  sie  schon  1350  vor.  Gegenwärtig  führt 
sie  den  Namen  Femgaase.  Der  Steg,  welcher  von  ihr  nach 
dem  Nonnensack  hinüber  führte,  ist  bereits  1364  erbaut  worden. 
Die  Langen  Fleischbänke  biese  das  Verbindnngsgässchen  zwi- 
schen der  Futterstrasse  nnd  der  Eimergasse,  ziemlich  parallel 
mit  der  Östlichen  Häuserreihe  des  Wenigenmarktes  taufonci. 
Dasselbe  ist  zwar  noch  vorhanden,  dient  jedoch  nicht  mehr  der 
ursprünglichen  Bestimmung.  —  Von  den  an  der  anderen  Seite 
der  Erämerbrücke  belegenen  Fleischbänken  wird  weiter  unten 
Bub  voce:  Jndenhot  die  Rede  sein. 

58.  Fleisohgasse.  Von  ihr  wird,  da  sie  die  Fortsetzung 
der  Gasse:  Unter  den  Schilderen),  gebildet  hat,  weiter  unten 
gehandelt  werden. 

59.  Frauengasse  vide  Halbemondsgasae. 

60.  Futterergasse  (Platea  pabnli  oder  pabulatornm)  jetzt 
Fotterstrasae  genannt,  hat  ihren  Namen  davon  erhalten:  dass 
die  Futterer  oder  Futterhändlcr  (pabnlatores),  welche  das  Fferde- 
futter,  namentlich  den  Hafer,  verkauften,  und  allein  befugt  waren 
Fntterkaeten  zu  halten^  die  jmviligirten  Fnttsrhändier  (Grimm, 
L  0.  IV.  1078,  I.  3),  hier  ihre  Verkaufsstätten  hatten.  Uebrigena 
wurde  die  Fortsetzung  der  nördlichen  Häuserreihe  bis  zur  Erä- 
merbrücke, die  jetzt  zum  Wenigenmarkt  gehört,  friUier  mr 
FuUerslraBse  mit  gerechnet. 

£L    Garten,  Botaniseber.    Ursprünglich  hatte  die  medi- 


.C".oo«^[c 


—    45    — 

ciniscbe  Facultfit  der  UniverBität  einen  am  Erätnpferthore  be- 
legenen Qarten  zam  bortne  medicuB  benutzt,  im  Jahre  1756 
wurde  derielben  aber  Tom  EnrfQreten  Johann  Friedrich  Karl  ein 
Theil  des  Stadtzwingere  an  der  Angnstmaaer,  däBsen  Benatznng 
bis  dahin  m  den  Emolumenten  des  ersten  Eammerraths  gehört 
hatte,  Bum  Botanischen  Garton  überwiesen.  Dieses  Qrundsttlck 
hatte  aber  nur  die  Grösse  von  IJ  Äcker  und  ging  nur  TOn  der 
Löberstrasse  bis  etwa  der  Schafgasse  gegenüber,  wo  sich  das 
cbemieche  Laboratorium  bebod,  das  zu  der  nämlichen  Zeit  mit 
Bentttiang  des  Materials  eines  abgebrochenen  Stadtmauerthur- 
mes  erbaut  worden.  Da  dieser  Raum  zQ  beschränkt  war,  als 
daea  er  allen  an  ein  solches  Institut  zu  machenden  Anspr&chen 
h&tte  genügen  können,  so  kaufte  die  Universität  im  Jahre  1809 
von  der  französischen  Regierung  noch  dae  3j  Acker  enthaltende 
Ornndstück  bis  zur  Bahnhofstrasse ,  das  gleichfalls  einen  Theil 
des  früheren  Zwingers  bildete,  hinza.  In  diesem  Zustande  wurde 
der  Botanische  Garten  auch  nach  der  Aufhebung  der  Univer- 
sit&t  erhalten,  war  aber  bei  dem  geringen  Nutzen,  den  er  ge- 
wfihrte,  eine  grOBse  Last  für  den  Universitätefonds ,  der  die  sieb 
auf  beinahe  lOOO  Kth.  jährlich  belaufenden  Unterhaltungskosten 
zu  tragen  hatte.  Die  Regierung  hielt  es  daher  im  Interesse  des 
gedachten  Fonds  für  zweckmässig,  sich  dieses  Besitzes  zu  ent- 
ledigen. In  welcher  Weise  dies  geschehen,  und  dass  dies  die 
Veranlassung  zum  Entstehen  des  unteren  Theiles  der  Garten* 
Strasse  gegeben,  ist  bereits  früher  erwähnt  worden. 

62.  Gasse  bei  dem  halben  Giebel,  die  jetzt  den  Na- 
men: Langengasse,  führende  Verbindung  zwischen  dem  Anger 
und  der  Fleischgasse.  Sie  hatte  den  Namen  von  dem  Gast- 
hause :  der  preussische  Hof,  der  nach  seinem  ÄeusBern  im  Volks- 
munde  der  halbe  Giebel  hiess. 

63.  Gasse  an  der  Mauer  hinter  der  Hamsterbarg, 
führte  apfiter  den  Namen  Ltibermauer  und  bildet  jetzt  den  oberen 
Theil  der  Gartenstrasse.  Von  der  Hamsterbarg,  die  ihr  den 
Namen  gegeben,  wird  weiter  unten  in  dem  Abschnitte,  der  TOD 
den  Bauwerken  handelt,  die  Rede  sein. 

62.  Gekröse  biess  der  früher  unbebaute  Platz  längs  der 
Gera,  am  sonstigen  Ende  der  Burggasse.  Wie  Wemebnrg  (Bei- 
träge zur  Thüringischen  und  insbesondere  zur  Brfnrt.  Gesch. 
in  den  Mittheilungen  des  Vereins  für  die  Gesch.  v.  Erf.  Heft  X, 


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-    46    - 

S.  1S4)  glaubt,  muss  der  Name  eigentlich  Oekreeee  laaten,  in- 
dem er  einen  Ort  bezeichne,  wo  viel  Erease  wichst  Die  von 
dem  angegebenen  Platze  in  der  Richtung  der  Bnrggasse  Ahrende 
BrKcke  hiees:  QekrÖBbrUohe, 

65.  OekrÖBgaese  aber  die  Gasse  von  die§er  Brücke  bis 
sar  BrfihleretraBie,  die  gegenwärtig,  bedeutend  verbreitert,  einen 
Theil  der  Bnrggasse  bildet 

66.  G-eorgskirchhof  biesa  der  den  'HiurtQ  der  ehemaligen 
Oeorgakircbe  umgebende  Platz.  Nachdem  derselbe  parcellirt  nnd 
bebaut  worden,  haben  die  auf  ihm  stehenden  HSaser  den  Na- 
men Georgsgasse  erhalten. 

67.  Gera,  Auf  der,  ist  der  Name,  den  die  jetzt  Lüber- 
gers  benannte  Strasse  in  frQbereT  Zeit  gefllhrt  hat. 

68.  Giselmannsgasse  oder  Giiilmargasse  Ug  im 
Vierte)  8t  Viti,  anfem  der  Harkgrafengasse,  und  bildet  jetzt 
einen  Theil  der  Regiernngsatrasse.  Sie  wird  schon  in  den  Frei- 
zinsregistem  von  1378  und  1416  erwähnt. 

69.  Glockengieasern,  Unter  den.  Die  Verbindung 
zwischen  dem  Endleich  nnd  dem  grossen  Markte.  Sie  wurde 
beim  Brande  von  1736  zerstört  Jetzt  befindet  sich  hier  die 
Eettenstrasse. 

70.  Gotthard,  Bei  St,  hiese  &aher  der  Theil  der  jetzigen 
Gotthardstrasse  zwischen  der  kleinen  Schottengasse  nnd  der 
Johannis  str  a  s  s  e . 

71.  Graden,  Vor  dem.  Graden,  nach  dem  lateinischen 
Worte  gradus,  Treppe,  hiessen  die  von  der  Ostseite  zum  Dom 
nnd  zur  Severikirche  hinaufmhrenden  breiten  Stufen.  Der  vor 
denselben  liegende  Platz,  der  jetet  die  kleinere  stidSstliche  Hälfte 
des  Friedrich -Wilhelmsplatzes  bildet,  hiess  hiemach:  Vor  dem 
Graden,  oder  auch  wohl  nur:  der  Graden.  Seine  riehtige  Be- 
nennung war  aber  die  des  Grossenmarktes.  Er  wurde  firflher  von 
einem  Eaniüe  durchschnitten  der  ans  der  jetzigen  Domgaasn 
kam,  sich  etwa  da,  wo  gegenwSrtig  der  Obelisk  steht,  in  awei 
Arme  theilte,  von  denen  der  eine  dem  Falloohe,  der  andere  der 
Marktstrasse  zufloss.  An  diesem  letzteren  lag  das  Zollhaus, 
der  Galgen,  der  Gack  oder  Gackschapfen  (der  Pranger)  nnd 
das  Trillfaans.  —  Eine  Abbildung  des  GradenS  nach  seinem  Zu- 
stande im  Jahre  1680  mit  den  beiden  anliegenden  Krchen  in 
Fritz  Chron.  S.  169,  160. 


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—    4?    — 

72.  Graden,  Vor  dem  kleinoren,  (ante  gradns  tnino- 
ras)  war  der  Name  der  Stelle,  tod  der  aus  die  kleinere  Dom- 
treppe fatnanfging. 

73.  Grdnbacken,  Bei  den.  Es  ist  dies  das  bereite  nnter 
Nr.  13,  da  BeiaName  auch  in  der  Form:  Bei  den  grünen  Backen, 
Qblich  gewesen  ist,  erwähnte  VerbindungsgSsechen  der  Bahnhof- 
Btrasse  mit  der  MUhlgasse. 

74.  Hahaebacb,  Auf  dem,  wnrde  der  Theil  der  Martina- 
gaase  genannt,  an  dem  sich  gegenwärtig  die  Qewelirfabrik  be- 
findet. Doeb  bat  diesen  Namen  auch  ein  in  der  Nähe  der  b. 
Brnooenkircbe  befindliches  Gässchen  geführt 

75.  Halbmond-  oder  FranengasBO.  Sie  ging  vom 
Graden  bis  an  die  über  den  Bergstrom  tUbreode  BrUoke  in 
der  Richtnng  auf  den  Fiscbersand,  jenseita  deren  sie  mit  der 
HandorfsgBBse  zusammen stiess.  Ihre  noch  vorhandene  östliche 
Häusereihe  bildet  jetzt  die   eine   Seite  des  ÄrtUlerieplatzes,  in 

.  der  sich  das  Kaieerl.  Postamt  IL  befindet  und  die  jetat  zum 
Friedrich -Wilhelmsplatse  gerechnet  wird.  Den  Nameo  Frauen- 
gaBse  führte  sie  im  15.  und  16.  Jahrhundert  davon:  dass  sich 
in  ihr  das  weiter  unten  zu  erwähnende  Frauenhaus  befunden 
hat.  Nachdem  dies  eingegangen  war,  erhielt  sie  von  dem  an 
ihr  belegenen  Gasthause:  Zum  halben  Monde,  den  Kamen  Halb- 
mondsgasse.  Zuerst  hatte  sie  den:  Meder-  oder  Metergasee 
geführt  (Friese,  I.  c.  I.  S.  230;  Beyer  und  Böckner,  1.  c.  S.  189, 
218).  Nachdem  ihre  westliche  Häuserreibe  bei  dem  Bombarde- 
ment von  1813  zerstört  war,  und  nicht  wieder  hergestellt  wurde, 
entstand  der  dort  jetzt  vorhandene  Platz. 

76.  Hasengasse  (Platea  leprorum)  hieas  &-(iher  die  jetzt 
Stadentengasse  genannte  Verbindung  der  Micbaelisstrasse  und 
des  Krenzsandes. 

77.  Hechelgasse  war  der  Nnme  eines  den  Anger,  da 
wo  dieser  an  die  Neawerkatrasse  stösst  and  die  Hirscblache 
▼erbindenden  Gäeschens,  das  eine  Fortsetzung  der  Schafgasae 
bildet-nnd  jetzt  an  dieser  gerechnet  wird. 

78.  Hefengasse.  Sie  bildete  die  Verbindung  zwischen 
dem  Platse  an  der  Judenschnle  und  dem  Benedictplatze.  Die 
zn  ihr  gehörigen  H&nser  sind  gegenwärtig  unter  der  Bezeich- 
nung HQbLstege  mitbegriffen. 


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—    48    - 

79.  Heller,  Letzter,  biessen  dio  Gebäude,  die  am  £nda 
der  Ungabeuren  Qaaae,  der  jetzigen  LuiseDetraBse ,  an  den  bei- 
den nacb  der  Kartbfiusermiililo  t^brenden  Stegen  logen,  gegen- 
wärtig Dammweg  Nr.  1.  Ibren  Nunan  führten  sie,  wenigatens 
in  apSterer  Zeit,  einigarmasBen  mit  unrecbt,  da  die  Nummerimng 
der  Hänser,  als  sie  durch  die  ganse  Stadt  ging,  hier  ihren  Än- 
tang  genommen  hat. 

80.  Heringern,  Unter  den,  biesg  eine  kurze  von  der 
sfidlicben  Ecke  der  Marktstrasse  bis  znm  Fnedricb-Wilhelms- 
platE  führende  Strasse,  weil  in  (rUherer  Zeit  die  Heringsvei- 
kXufer  hier  ihren  Stand  gehabt  hatten. 

81.  Heuscbeuergssse  oder  Gasse  nach  der  Heu- 
scheuer  ist  die  jetzige  Wsllstrasse. 

82.  Heuschrecke,  Auf  der,  die  Verbindung  zwischen 
der  Taabengasse  und  der  HQtorgasse,  jetzt  Schildgasse  Nr.  5 
and  6. 

83.  Hirschlacbe  hinter  Weiesfrauen  fÜhrt'gegen- 
wärtig  den  Namen:  Weiesfrauengasse. 

84.  Hirschlacbe,  Ober-,  der  TheÜ  der  jetzt  den  Na- 
men Hirscblschufer  führenden  Strasse  von  der  Löberstrasse  bis 
hinter  die  Görmersgasee,  die  Hfiuser  Nr.  31 — 61  umfassend. 
Die  Verbindung  mit  der  Gartenstrasse  ist  erst  seit  wenigen 
Jahren  hergestellt, 

85.  Hirschlacbe,  Unter-,  jetzt  HirschUcbufer  Nr.  1 
bis  iVi,  von  der  Löberstrasse  bis  zur  Kronengasse. 

86.  HöfengfisBcfaan,  Hefergfisschen  &Üher ,  oder : 
Unter  den  Hefenyerkäufern  genannt,  war  ein  kleines  die 
Fingerlingsgasse  und  die  Gasse  Unter  den  Schilderern  am  Fall- 
loche verbindendes  Gässchen.  In  Folge  des  Bombardements 
Ton  1813  ist  es  verschwunden. 

87.  Höhenspiegel  ist  schon  oben  Nr.  17  unter  dem  Na- 
men BarfQsser  Steinweg  besprocben. 

88.  HobetbUrgasse.  Das  der  Grafengasse  gegenfiber 
vom  Anger  abgehende  VerbindnogsgässchaD  mit  dem  Hirsoh- 
Ischufer.  Es  wird  gegenwärtig  zur  Eeilhaaergasse ,  deren  Fort- 
setznng  es  bildet,  gareebnet 

89.  Hoheweg,  der,  (alta  via)  wird  sieb  im  Judenvicrtcl 
befunden  haben,  da  ein  darin  belegenes  Hans  einem  Jaden  ge- 
hörte. 


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—    49    — 

90.  Bolzhanargiisae  ist  der  uraprOngticIie  Käme  der 
gegenwftrtigen  HolsbeienatrasBe. 

91.  HolzBcheaer,  Bei  der,  hiess  der  Platz  am  antera 
Ende  des  Oartens  des  Grosten  Hospitftls,  an  welchen  die 
oeoe  von  der  Johsnnisetraeae  nach  dem  Schlacbthauae  führend« 
Bra«ke  stösat. 

92.  Hosengasse  oder  In  derHoae  ward  bia  zam  Zvt- 
aammentritt  des  Erfurter  ParlanieDta  die  jetzt  den  Namen: 
Kirchgaaae,  fahrende  Verbindung  zwiacben  der  Comtburgasse 
tmd  der  AngastinerstraBBe  genannt. 

93.  Hoaenmachern,  Unter  den,  eine  zwischen  der 
LangenbrUcke  and  der  Arche  gelegene  Gaaae,  die  bei  dem 
grosBen  Braode  1472  zerstört  wurde. 

94.  Hoapitalgraben,  An  dem,  hiesa  früher  der  Theil 
der  Krämpferroauer  zwischen  der  MohreDkopfagaaae  und  der 
Heiligengrabesmülilgasse. 

95.  Hügel,  Auf  dem,  ehemaliger  Käme  der  Bügelgaase. 

96.  Hatern,  Unter  den  (Platea  pilatorum,  Hutmacher- 
atrasse), jetzt  Hutergasse  genannt,  hatte  den  Namen  davon,  dasa 
die  Verfertiger  von  Hüten,  sowohl  für  Ufinner  als  fär  Frauen, 
bier  ihre  Verkaafastände  hatten. 

97.  Hundgasse.  Es  ist  bereits  unter  Nr.  22  bemerkt, 
daas  die  orsprünglich  BUedengasae,  jetzt  Glockengasse  genannte 
Straaae,  eine  Zeitlang  diesen  Namen  gefahrt  hat 

98.  Hundequergasae  jetzt  Glockenquergaaae. 

99.  Honersgasae  iat  der  uraprODgliche  Name  der  Hun- 
dorf sgasae. 

100.  Johannisthor,  An  der  Haner  bei  dem,  diesen 
Namen  f^rte  nicht  nur  die  Jobanniamaaer  von  der  Heiligen- 
grabeemOhlgasae  bis  zur  JohanmBBtrasse ,  sondern  auch  deren 
Fortaetsnng  Über  die  letztere  Strasse  hinaus  bis  an  das  s.  g. 
Eflend,  das  gegenwärtig,  wie  bereits  unter  Nr.  48  angeführt  wor- 
den, theilweise  von  der  Eoblgrube  eingenommen  wird. 

101.  Johannisthor,  Vor  dem,  oder  Jobannisvor- 
Htadt,  ist  der  Tbeil  der  Jobaunisstrasao  von  der  Johannia- 
brttcke,  wo  das  innere  Johannisthor  stand,  auf  welches  sich 
jener  Mame  bezog,  bis  zu  dem  jetzt  auch  abgetragenen  änaaerea 
Johanniathore. 


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—    50    - 

102.  JobanniBwall  hiesB  die  Strasse  läagi  d«m  Wall« 
vom  äusseren  Johannisthore  bis  za  dem:  Bei  der  HobsBohener, 
genannten  Platae,  wo  aia  an  den  Kr&mpferwall  anstiesd. 

103.  Judenhof  oder  Sohulhof  biess  der  Platz  am  Breit- 
Btrom,  wo  jetBt  die  Jndenschole  steht;  doch  iBt  auch  der  alteo 
jUdiechen  Begräbnissstätte  vor  dem  Moritzthore  dieser  Name 
beigelegt  worden. 

104.  Judenhat  (Platea  judoornm.oder  inter  jadeos)  hiess 
ein  kleiner  Platz  oder  vielmehr  ein  kurses  Qässchen,  daa  zwi- 
schen der  ErämerbrUcke  und  der  Kraut-  oder  EreuzgasBe  lag. 
Nach  Vertreibung  der  Juden,  die  bis  dabin  dort  ihre  vier  Fleisch- 
bänke gehabt,  mietbeten  die  Fleischer  diesen  Platz  von  dem 
Ratbe,  um  daselbst  ihrerseits  Fleischbänke  zu  errichten  und 
mussten  hierfUr  eine  Abgabe  zahlen,  welche  gleichfalla  den  Na- 
men Judenbut  führte. 

105.  Juristenschule,  Bei  der,  wurde  früher  der  un- 
mittelbar an  die  Brücke  über  den  Berg  ström  s  tossende  Theil 
der  Mainzerhofs trasse  genannt. 

1U6.  Kannengiessern,  Unter  den,  war  in  der  Aller- 
heiligenparochie  belegen. 

107.  Eäsemarkt  (Forum  caaeorum).  Er  kg  in  der  Ge- 
gend des  Neuenwerkes.  Es  befanden  sich  auf  ihm  u.  a.  die 
Häuser  zum  „Neuen  Stern"  und  zur  „Neuen  Stube". 

108.  Kästnern,  Unter  den.  Baden,  in  denen  die  Käst- 
ner (Kaatenmacher,  Tiacbler,  vid.  Stieler,  S.  934;  Grimtn,  V. 
col.  2TM)  ihre  Waaren  feil  hielten.    Sie  lagen  vor  dem  Graden. 

109.  Kartbaus,  Auf  dem,  war  eine  Bezeichnung,  die 
früher  der  Strecke  von  der  Karthäuser-  bis  zur  LöberstrasBe 
gegeben  wurde.  Sie  erhielt  später  den  Namen:  Rohlenmailt, 
und  bildet  jetzt  einen  Tbeil  der  Karthäuflerstrasse. 

110.  Karthäuser  Mfiblweg.  Es  war  dies  der  früher 
meist  unbebaute  Weg  längB  dem  Walle,  der  von  der  Kartbftaser 
Mühle,  dem  PfÖrtchen  und  dem  Karthänser  Kloster  vorbei,  bis 
zum  Kohlenmarkte  föhrte.  Gegenwärtig  trägt  er  den  Namen: 
KarthäuBerstrasse. 

MI.    KartbäuBer  Steg  jetzt  Karthäuser  Ufer. 

113.  KartbäuserBtege,  Vom,  bis  ans  Karthaus, 
biess  die  jetzt  von  dem  Hopfenberge,  der  da  lag,  wo  sieb  nun- 
mehr das  katholische  Krankenhaus  und  das  Harienstift  befinden, 


—    51    — 

Hopfengaiae    genannte    Verbindang   zwischen    di'in    Karthäuser 
Ufer  and  der  Karthäufieratraase. 

113.  Katzengrube,  die  (Fovea  dicta  Catzengrabe).  Sie 
Iftg  Tor  dem  Graden  in  der  Käte  der  Salzköten. 

114.  Eaufmanns&trassej  wurde  bis  in  die  ncaeste  Zeit 
die  dem  weetlichen  Giebel  der  Kaufmanarkirche  gegenüber  lie- 
gende Häuserreibe  von  dem  Kuntze'echen  Hanse  bis  zur  Eimer- 
gtise,  gegenwärtig  Änger  Nr.  73 — 79,  genannt. 

115.  Kerbgaase  vid.  Eorbgasse. 

116.  Keaaelscbmieden,  Unter  den  (Unter  den  KeBze- 
lern,  Inter  oaldariatorcs)  kommt  in  den  FreizinBrcgistcrn  1321 — 
1359  vor,  ohne  dass  sieb  daraus  die  Lage  ergäbe;  doch  ist  die 
BeBeichnang  wohl  identisch  mit  der:  Unter  den  Kupferschmieden. 

117.  Kirchhofgasse  heisat  das  neuerdings  erheblich  ver- 
breiterte OäsBchen,  was  unfern  der  Ällerheiligenkirche  die  Markt- 
atrasse  und  die  Allerheiligenstrasae  verbindet.  Es  iithrte  seinen 
Namen  davon:  dass  es  länge  der  Mauer  des  früheren  Allerhei- 
ligenkirt^hofs  ging.  Im  gemeinen  Leben  wurde  es  hin  und  wie- 
der eben  bo  wie  das  swiscben  der  Sctdösseratraase  und  kleinen 
Bomgaase:  Fauatg&sschen,  genannt 

11&.    Kittel,  Im,  war  der  frühere  Name  der  Kittelgasse. 

119.  Elappe,  Auf  der  oder  die  Klappe  war  ein  mit 
einigen  Stufen  versehener,  von  dem  Fallloche  nach  dem  Severi- 
hofe  ftfarender  Aufgang,  da  wo  sich  gegenwärtig  der  Eingang 
zum  Treitscbke  sehen  Keller  befindet.  Die  Gegend  vor  dem  Se- 
veriberge  bei  dem  Fallloche  und  den  Fleischbänken  biess:  An 
der  Klappe.    Daa  Krnmmhaua  lag  daran. 

120.  Kiopfgaase,  früher  ScballanergaESo  genannt,  die 
den  letzteren  Namen  von  den  Schallauern,  den  Vorfertigern  von 
Scbalott  (chalon),  einem  feinen  geköperten  raachartigen  wollenen 
Zeuge  (vid.  meine  Rednction  von  Erfurt,  S.  341)  trug,  lief  pa- 
rallel mit  der  Neuengasse  und  dem  Walle,  zwischen  beiden,  von 
der  Eittelgaase  bis  zum  Spielberg,  der  jetzigen  Babnhofstraase. 
Bu  der  Anlage  des  TbUringer  Bahnhofes  wurde  sie  zu  diesem 
eingezogen. 

121.  Kockspiegel  ist  der  frühere  Name  der  jetzt:  Ta- 
sche, genannten  Gasse. 

122.  Koblenmarkt.  Der  zwischen  dem  Ktu-tbäuser  Ufer 
und  der  LSberstrasse  belegene  Theil  der  Kartb&userstrasse. 


.  Coo^^lc 


123.  Korbgasae  oder  Eerbgasse,  war  der  N«ma,  wel> 
chen  in  einer  apätereo  Zeit  die  auf  der  OatsBite  der  Johsnois- 
Strasse  cwischea  dem  Johanniskirchhof  and  der  Jobannismauer 
befindliche  Sackgasse  trog,  deren  Häaaer  nanmehr  die  Naramem 
128  — 131  der  Johanniastrasse  bilden.  Frtlher  biess  sie:  In  der 
Aschengrube. 

124.  Eornmarkt  hiess  sonst  der  zwiachea  der  Qross^i 
Arche  und  der  Allerheiligenstrasse  einerseits  nnd  dorn  EViedricfa- 
Wilhelmsplatz  andererseits  belegene  Thei)  der  Marktstrasse. 

125.  KrfimerbrUcke,  Vor  der  (Ante  pontem  mercato- 
mm),  hiess  frtlher  der  Benedictsplatz ,  wie  bereits  bei  Kr.  18 
erwähnt  ist. 

126.  Krämpfer  Thor,  Vor  dem,  oder  Kr&mpfervor- 
atadt  hiess  der  zwischen  der  KrSmpferbrUcke ,  neben  welcher 
einst  das  innere  Er&mpFerthor  stand  und  dem  gegeowfirtig  aach 
abgebrochenen  äusBeren  £rSmpferthore  belegene  Tbeil  der  Krfln- 
pforstrasse,  jetet  20 — 59  derselben. 

127.  Krämpferwalle,  Am.  Der  längs  dem  Walle  von 
der  HoBpitalscheuer,  wo  jetat  die  direkte  Verbindung  mit  dam 
Schlachthauae  eingerichtet  ist,  bis  zum  Krämpferthore  ßlhremde 
Weg. 

128.  Kraut-  oder  Crucisgasse  hiess  früher  die  jetzige 
Erenzgasse  (sie  wird  schon  1293  erwähnt), 

129.  Kraut'  oder  Crucisstegen,  Bei  den,  aber  der 
jetzige  Kreuzsand.  Doch  bat  auch  die  jetzige  Mttllersgassa  in 
früherer  Zeit  den  Namen:  Kraut-  aber  aach  den:  WohlrdieD- 
gBBse,  geführt. 

130.  Krambnrg,  In  der,  war  der  orsprttngliche  Nam« 
der  jetzigen  Kronenburgsgasse,  die  in  der  nmtesten  Zät  durch 
eine  Laufbriicke  mit  der  Venedig  genannten  Strasse  in  Verbin- 
dung gesetzt  worden  ist. 

131.  Krumbausgarten,  Vor  dem,  faiese  der  Baum  swi- 
Bchen  dem  grossen  Markte  (.Friedrich-Wilhelms-Platze)  nnd  den 
Severiberge,  auf  welohem  sich  die  60  Schusterbänka  befanden. 
Der  Name  leitete  sich  von  dem  auf  dem  gedachten  Berge  ste- 
henden Krumhaiise,  dar  ursprünglichen  erzbischöflichen  Resi- 
denz, her. 

132.  KapferhammermüblgasB«  war  der  frttbere  Name 
des  längs   der  KUrtinskaaerne   vom  Bargstrom   bis   zur  UutioB- 


:.  Cookie 


-    68    — 

guu  ftUtrendeo  GOatcheBa,   daa  Qoiunehr  xu  dieser  gerechnet 
wird. 

133.  KnpferscImiifldflD,  Unter  den  (Inter  cnprofabros) 
oder  Unter  den  Plsttencrn  (Brusthamiach  -  Verfertigem),  war  ein 
engea  GäsBchen,  daa  von  der  StunEengasae  nach  dem  Endleich 
ftthrte,  £8  brannte  1736  mit  abj  der  Ornnd  nod  Boden  wurde 
beim  Betablieaement  mit  zur  Langenbrtlcke  gezogen. 

134.  Langeateg  (Longae  themae).  Dieeen  Namen  oder 
den  dea  Ungeheurenategea  (Vngehnren  Stegen)  wie  aie  in 
den  ftlteren  Zinaregiatem  heisat,  führte  früher  die  jetzige  Schlöe- 
aerbrUeke,  and  zwar  mit  Recht,  da  sie  nur  eine  Fnaagänger- 
brficke  war,  neben  welcher  fUr  Fuhrwerke  eine  noch  wshrnehro- 
bare  Fuhrt  Ton  der  Ecke  der  SchlöaBeratraHBe  und  des  Junker- 
aaodea  nach  der  Rathhauagaase  ging.  Erat  nachdem  der  Steg 
durch  die  Feuerabronat  von  1736  zeratfirt  war,  wurde  er  ala 
FafarbrBcke  wiederbergeatellt ,  damala  jedoch  nur  theilweiBe  und 
zwar  mit  zwei  gemauerten  Bogen.  Ihre  gegenwärtige  Gestalt, 
wo  sie  ganz  aua  aolcben  besteht,  hat  sie  erst  bei  einem  um 
1850  vorgenommenen  Umbau  erhalten.  Die  früher:  Beim  Lan- 
genstege,  genannte  Strasse  Mldet  jetzt  einen  Theil  der  Neuen- 
straaae. 

135.  Lappenberg  oder  Beppenberg.  Diesen  Namen 
fährte  die  westliche  Häuaerreihe  des  Kubenroarktes ,  zwischen 
der  FingerliogBgaase  und  der  Gasee;  Unter  den  Schilderem. 
Nach  den  Verrechten  bestand  sie  1500  aus  einer  Reihe  von  13 
an  einander  bSugeoden  Hftnaerchen.  Nachdem  sie  beim  Bom- 
bardement 1813  zerstört  worden,  ward  ihr  Areal  zur  Anlage 
des  Luiaentbales  mit  verwendet. 

136.  Lanengaase  (Platea  leonum).  Sie  begann  am  ehe- 
maligen Lauenthore  und  fUbrte  am  Fuase  des  Peteraberges  bis 
in  die  Nfthe  des  FalUochs,  an  die  Stelle,  welche  den  Namen: 
der  Petrna,  trug  und  wo  die  anf  den  Peteraberg  in  Allerer  Zeit 
hinauf  f&hrenden ,  1350  angelegten  Stufen  begannen.  Wie  Här- 
tung in  seiner  Häuserohronik  (Tb.  II.  S.  143)  bemerkt:  ergeben 
die  GeacfaoaBhücher  von  1493,  daas  sie  dicht  und  zum  Theil  mit 
ansehnlichen  Hänsern  besetzt  gewesen  sein  musa,  indem  daeelbst 
eine  ziemliche  Anzahl  von  llauabeBitzern,  die  meist  dem  Patri- 
ziat oder  doch  den  besseren  Stfinden  angehörten,  aafgefUhrt  ist. 
Sie  ward  bei  der  Umwandlung  dea  Petersberges  io  eine  Gita- 


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—    54    — 

delle  1667  zugleich  mit  dem  Thore,  von  dem  aie  ihren  Nunen 
führte,  abgebrochen. 

1A7.  Lniirentii,  Bei  St.,  oder  Zn  St.  Lorenaen  hiesa 
der  Theil  dnr  SchlöBBeratrasBe  toid  Anger  bis  bot  Püm:  Den 
Namen:  SctilösBergaase  führte  nur  die  Strecke  von  jener  bis 
zum  Langen  Stege. 

138.  Lehmans  (Limmas-,  Leomanni'  oder  Liinm> 
ricli8)brticke.  Auf  der,  hiess  die  jetst  xur  Aagaatioerstrasse 
^■'hörende  Häuserreihe  zwischen  der  genannten  Brücke  and  der 
Michaelisstrasse.  Die  Brflcke  wurde  im  Jahre  1342,  nachdem  si« 
von  einem  Hochwasser  zerstört  war,  steinern  gebaut,  die 
Strasse  aber,  die  in  den  Freizinnregistem  schon  beim  Jahre  1293 
vorkommt,  1447  gepflastert. 

139.  Lingaden,  die,  d.  i.  VerkanfsteUen  von  Linnen. 
Sie  befanden  sich  vor  dem  Bathhanse  neben  den  Tuchaahlitzeni 
und  bestanden  aus  zwei  Leinwand bnden  and  drei  Apoth«ken, 
d.  i.  Materialwaaren- Handlungen. 

1 40.  Loche,  Im,  war  in  alter  Zeit  der  Mama  der  LObei- 
Vorstadt. 

141.  Löber  (oder  Löwer)brücke,  Auf  der,  hieu  dsi 
Theil  der  jetzigen  Löberstraase  von  der  ItöberbrQcke  bia  tnr 
Meuwerkstrasse.  Er  hatte  seinen  Mameo  davon  erbalten,  daai 
die  Lßber  oder  Lober,  d.  i.  die  Lohgerber  (Grimm,  Wörterb. 
Band  VI.  col.  1083)  dort  wohnten. 

143.  Löber  (oder  Löwer)thor,  Au  der  Uaaer  bei 
dem,  später  Löbormauer  genannt,  war  der  Weg,  der  von 
der  Löberstraase  bis  zum  Neuwerke  führte.  An  ihm  la^  die 
Hamsterburg,  weshalb  er  auch,  wie  bereits  angeführt,  den  Na^ 
men:  Gasae  an  der  Mauer  hinter  der  Hamsterburg,  führte.  In 
übrigen  war  er  früher  auf  einer  Seite  unbebaut,  auf  der  andern 
nur  von  Hinterhäusern  oder  Gartenzftunen  begränzt  nnd  hat 
erst  in  neuerer  Zeit  die  ihn  einfassenden  Wohnhäuser  erhalten. 
Gegenwärtig  bildet  er  den  oberen  Theil  der  Gartenstraaae.  Doch 
ging  er  nicht  an  der  jetzigen  Stelle  von  der  Löberstraase  ab, 
vielmehr  ist  der  gegenwärtige,  tu  der  Richtung  des  onteren 
Tbeils  der  Gar  tun  Strasse  belegene  Darchachneidungspankt  durch 
Abbruch  eines  Hauses  (Nr.  1853  nach  der  abemaligen  Z&UuDg) 
erlangt.  Die  frdhere  Richtang  ist  aber  noch  erhalten;  es  ist 
dies  die  Gasse,  welche  von  der  Oartenitcasse  Abgebt  and  die 


-    66    - 

LSberstruie  «twa  dem  Qsstbaase  zam  achwanen  Adler  gegen- 
über trifft. 

143.  Löbertbor,  Vor  dem,  oder  LSbervorstadt  hiesa 
bis  TOT  EarEem  der  Theil  def  Löberstrasse  von  der  Wilden 
Gera  b»  zn  dem  jetst  abgebrochenen  (aoaseren)  Löbertbore 
(Nr.  8 — 57).  Wie  bereite  unter  141  angegeben*,  fUbrte  sie  in 
Klterer  Zeit  die  Benennung:  Im  Loche. 

144.  Lohbank  oder  Lohbankstrasae  hioBs  die  vom 
Anger  nach  der  Löberttraase  führende  Strasse,  die  gegenwärtig 
einen  Theil  <far  ^eu  werke  Strasse  (Nr.  1 — 10  und  50 — 52)  bildet. 
Sie  war  nrsprQnglich  voIIatSndig  auf  beiden  Seiten  mit  Häusern 
besetst  Der  gröa»te  Theil  derer,  welche  die  nördiiehe  Flucht- 
linie bildeten,  wurde  aber,  wie  schon  erwähnt,  1728  abgerissen 
om  den  Platz  zu  gewinnen  >  auf  welchem  der  Hirscbgarten  an- 
gelegt ward.  Die  Lobbank  führte  ihren  Namen  davon:  dass  in 
Ihr  der  auaac blies sUche  Verkauf  der  Lohe  stattfand  und  dasa 
sie,  ebenso  wie  die  anstoasende  Löbergasse,  von  Lohgerbern 
bewohnt  war,  die  eich  zu  ihrem  Geschäftsbetriebe  der  vorbei- 
fliessenden  Hirschlache  bedienten. 

145.  Luiaenthal  war  eine  auf  einem  Theil  dea  Raumes, 
den  die  beim  Bombardement  1813  zeratörten  Strasaen  eingenom- 
men, geschaffene  Parkanlage,  die  sich  vom  Friedrich -Wilhelms- 
platze dem  Fussa  des  Petersbergoa  folgend  bis  zur  Andreas- 
Htrasse  bin  erstreckte.  Es  befand  sich  in  ihm  ein  kleiner  Teich 
mit  einem  Inselchen,  der  Luiseninael.  Nachdem  der  Platz  Sei- 
tens der  Stadtgemeinde  an  den  JustizfiBkua  verkauft  resp.  ver- 
tanscht  worden,  ist  auf  demselben  das  Landgerieht  und  Qerichta- 
geHlngniaa  erbaut. 

146.  Mainzerhofmühlgasse  ging  zwischen  dem  Nain- 
zerhofe  und  dem  Mllitairholzhofe  von  der  Mainzerhofstrasse 
bis  zum  Bergstrom.     Gegenwärtig  steht  dort  die  Gewehrfabr^k. 

147.  Mariengaaae.  Sie  lag  vor  dem  Graden  (Eirchboff, 
Erfiirt  im  18.  Jahrb.  S.  68)  und  iat  identisch  mit  der  unter  Nr. 
76  aufgeführten  Frauen-  oder  Halbcnmondagnsse. 

148.  Marien-Magdalenengasse  ist  der  Name,  den  in 
i^terer  Zeit  von  der  darin  befindlichen  Marien -Magdalenen- 
Knpelle  die  jetzige  Rumpetgaese  geführt  hat. 

149.  ifarkgrafengaese  (Platea  marchionia)  existirt  zwar 
noch  unter  dem  trüberen  Namen,  masa   hier  aber  erwähnt  wer- 


.oogle 


-    M    — 

dcD,  weil  rie  in  verguigeiiw  Zeit  ai&e  viel  grSMore  Aiudeknnng 
gehabt  bat,  di»t  jetsige  MantjdlgaHfl  in  aicb  begriff,  in  die  Bar- 
fKaientraase  mftndat«  ond  eine  anaebnHcbe  Straaae  war,  ia  der 
■nter  «Ddern  da,  wo  aicb  jetzt  die  Reitbahn  befindet,  daa  Gaat- 
bauB  zun  grüDen  Schilde,  daa  im  16.  und  17.  Jahrhundert  f&r 
das  Tomebmete  Gaathane  der  Stadt  galt,  Ug. 

150.  Markt,  der  groaae.  Ein  Tbeil  daa  jetzigen  Fried- 
rich'Wilhelmsplatzes.  D*  er  aocb  den  Namen:  der  Graden, 
führte,  so  ist  seiner  bereits  Nr.  72  niher  gedacht  worden.  Im 
Gegensatz  zu  ihm  hiess  der  an  der  Krimerbrflcke  gelegene 
Pinta  der  Kleine  (Wenige-)  Markt 

151.  M&rtinsbrQhl,  In  dem,  die  jetzige  BrQhleratrasse 
von  der  Martinagasse  bis  snr  Bor^aase.  Erbard  (1.  o.  S.  161) 
behauptet  jedoch:  dass  alles,  was  man  jetzt  nnter  dem  Namen. 
Brühl,  Tersteht,  frQher  den  Namen:  Martinsbrfihl,  gef&brt. 

1.52.  MartinsgSsBchen  lag  tn  der  Nfthe  der  Kirche 
Martini  intra,  and  verband  diese  mit  der  Predigerkirche.  Sie 
wurde  durch  die  Fenerebrnnst  von  1736  betroffen  und  beim  Re- 
tablissement  beseitigt. 

153.  Martinsgasse  war  ein  früherer  Name  der  Neaen- 
strasse  von  der  in  ihr  befindlichen  Kirche  S.  Martini  intra. 

154.  Meotlerstrasae  (Strata  der  Menteler.  Uenteler 
gleich  Kleid  erhandlet,  TrSdler.  Lexer,  Mittelhocbd.  Taschen- 
wörterb.  S.  115).  Sie  kommt  bereits  im  Freizinsregister  von 
1393  vor,  doch  ist  ihre  Lage  nicht  nfiher  bekannt. 

155.  Meimergasse,  Wie  bereits  Nr.  47  angeföhrt,  hiess 
die  jetzige  Eimergasse  ursprünglich:  Meimergasse,  MeigODbergei- 
gasse  oder  Meyenberggasse ,  auch  Meinhartsgasse  und  hatte 
wafarsoheiolich  von  der  Familie  Mejrberg  den  Namen.  Den 
gegenwärtigen  scheint  sie,  nachdem  sie  1216  bei  einer  Feuers- 
brunst zerstört  worden,  erhalten  zu  haben. 

156.  MettengBBse  oder  Mettergasse  hiess  ein  Giss- 
cben,  das  von  dem  Friedrich -Wilhelmsplatae  ans  zwisohen  Nr. 
17  and  18  desselben  in  der  Kicbtnng  anf  die  Grosse  Arche,  da 
wo  die  Kleine  Arche  in  dieselbe  mlhidet,  gefUhrt  hat,  ^arton^ 
I.  c.  I.  S.  XXXVIIt.  Doch  wird  die  Richtigkeit  dieser  Angabe 
Ton  Beyer  und  Btlckner,  Geschichte  der  StiftBkirchA  B.  H.  V. 
S.  189  Anm.  3  in  Zweifel  gestellt) 


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157.  Hilohgatse  war  der  Name,  den  bis  io  die  neueBtil 
Zeit  die  Batbhausgaeae  trng.  Früher  be&nd  iich  hier  die  PUtea 
Jadeonim. 

158.  Histe,  Äof  dem,  war  der  alte  Name  der  Qottbsrd- 
■tnwsa  von  der  ErfimerbrQcke  bis  zar  Kleinen  Schotten-  und 
HoragaaBe  (Nr.  27—38). 

159.  USnchamarkt  ist  die  ursprttngliche  BeneoDong  de« 
Wenigenmarktes. 

160.  Mohrengasse  jetat  Hohrenkopfgasae  genannt. 

161.  Moritztharm,  Vor  dem,  hiesa  früher  der  Theil 
der  Moritzgasse  von  der  Hundsgasse  (Glockengasae)  bis  snr 
Grossen  Ackerhofsgasse. 

162.  MUhlgasse  war  ein  Name,  der  mehreren  Gassen,  die 
SU  Hfiblen  f&brten,  insbesondere  ancb  der  jetzigen  Furthmflhl- 
ggase  und  Mittelmühlgasse,  gegeben  wurde. 

163.  Mflhihof  hiesB  der  kleine  Flstz  zwischen  der  Uarkt- 
Strasse  und  dem  Mühlstege,  dessen  Häuser  gegenwärtig  zu  dem 
letzteren  gerechnet  werden. 

164.  Die  Müblbofsgasae,  bei  welcher  dies  ebenso  der 
Fall  ist,  ging  von  dem  Benediotsplatze  bei  der  Hefengasse  (jetzt; 
An  der  Jadenschule)  vorbei  bis  zum  Mühlstege. 

165.  Neidecke,  Aaf  der,  hiess  früher  die  Gasse,  die 
vom  Junkersande  nach  der  Pilse  flihrt  und  jetzt  Bupprechts- 
gasse  genannt  wird. 

166.  Neidhart  oder  Niedhart  lag  im  Marienviertel  in 
der  Nähe  der  Stunzen-  und  Hundorfsgasse. 

167.  NeuebrQcke.  Diesen  Kamen  erhielt  der  Langesteg, 
nachdem  er  in  eine  FahrbrUcke  verwandelt  war.  Erst  später 
wurde  er:  ScUSsserbrücke  genannt. 

1^.  Neuegssse  ist  der  Name,  den  die  Hospitalgaaae  in 
älterer  Zeit  geführt  hat. 

169.  Neustadt  (Nova  civitas)  hiees  bis  zur  neuesten  Zeit 
der  ThfliI  der  Reg:iemnge8traase  von  der  Eichengasse  und  Langen- 
brficke  bis  zum  katholischen  Waisenhause  und  städtischen  Ban- 
hofe,  wo  jetzt  die  WilbelmsbrUcke  sich  befindet  (Nr.  14—69). 
—  Es  ist  schon  früher  erwähnt:  dass  bis  zum  Jahre  1198,  wo 
das  Kloster  der  regnUrten  Augnstinernonnen  in  diese  Gegend 
verlegt  wurde  und  den  Namen:  Neuwerk  und  die  an  ihm  be- 
legene StraPte  den;  Neuwerkstrasaej  erhielt,  der  gani«  Stadt- 


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th»U  swiicben  BraiUtrom,  LaogebrQcke,  Hirscblaelie  und  Wilde 
Gar» :  Nanstadt,  genannt  vorden  ist. 

170.  Noonensackj  Auf  dem,  der  jetat  zur  IfonaaB- 
gssse  gerechneta  kleine  Platz  swiecben  dieser,  der  Schatten- 
irandsgaase  nnd  dem  Xonnenatege.  Er  hat  davon  seinen  Namen, 
dass,  wenn  nicht  überhaupt  da«  Kloster  der  Magdalanen-Nonnen 
oder  Weissfranen  erst  von  bier  anf  den  Anger  verlegt  ist,  sich 
doch  ein  demselben  gehöriger,  unter  der  Aufsicht  einiger  Können 
stehender  Hof  hier  befunden ,  nnd  dasa  der  nach  der  Femgasse 
führende  Steg  nrsprÜDglicb  nicht  vorhanden  war,  der  Fiats  mit- 
bin eine  Sackgasse  bildete.  Erst  1364  wurde  lant  Stadtrech- 
nung  der  Steg  gebaut,  der  die  Verbindung  mit  der  Langan- 
brficke  herstellte. 

171.  Oberlöbern,  Unter  den,  ist  die  auch  Oberbirscb- 
lacbe  genannte  StrasBe,  von  der  schon  Nr.  85  die  Rede  war. 

172.  Oelmfirktchen,  Ein  kleiner  Platz,  oder  richtiger: 
eine  Gasse,  zwischen  dem  fMschersande  und  dem  Bergslrome, 
parallel  mit  der  LangenbrUcke.  Er  war  nur  durch  die  ihn  um- 
gebenden GrundstUcke  zugänglich  nnd  ist  neuerdings  parcellen- 
weise  in  den  Besitz  von  deren  Eigenthümern  gekommen. 

173.  Panl,  Unt(;r  St.  Ursprünglicher  Name  der  Pauls- 
stragse. 

174.  Paulinergasse  hiess  die  von  der  Paulsstrasse  pa- 
rallel mit  der  Schattenwand  sgasse  in  der  Richtung  auf  den  Breit- 
strom  abgebende  Sackgasse,  deren  Häuser  jetzt  die  Nummern 
19  nnd  2ü  der  Paulstrasse  tragen. 

175.  PetermUhle,  Bei  der,  biess  der  äusserste  Theil 
der  Morilzsasse  von  der  Grossen  Ackerhofegasse  bis  zum  ehe- 
maligen Moritzthore.  Seit  das  neue  Schulgebäude  hier  errichtet 
worden,  ist  die  lange  durch  die  Festungswerke  versperrt  ge- 
wesene Communication  wieder  eröffnet. 

176.  Pfaffengasse  war  bis  zum  Zasammentiitt  des  Par- 
laments im  Jahre  1«50  der  Name  der  Stiltsgasbe. 

'  177.  Pfannanschmieden,  Unter  den.  Eine  Gasse 
awisohen  der  Arche  und  der  LangenbrückR.  Sie  wurde  bei 
dam  grossen  Brande  1472  zerstört.  Unter  Pfannensohmied  oder 
Blbchatibmied  verstand  man  das,  was  jetzt  Klempner  beiest 
(Fritsch,  Wörterb.  II.  S.  49). 


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—    59    — 

178.  Fforteogaise  fUhrt  gegenwärtig  die  Benennung; 
Stadeotenguse.  Sie  hatte  den  Naroeo  von  dem  ttn  ihr  belege- 
nen CoUflgiam  znr  HimneUpforte.  Früher  hatte  sie  den  Namen 
Hasengaaie  gehabt  {vid.  Nr.  54). 

179.  PUnchen  oder  Raben mfiblgasse  biessen  der  kleine 
Plat«  nnd  die  dieaen  fortsetzende  Oasse,  die  anf  der  Westeeite 
der  Lange nb rücke ,  der  MarBtalUgaese  gegenüber,  nach  der  Bo- 
henmfihle  und  vermittelst  einer  neben  dieser  erst  nenerdingi 
caseirten  Fahrt  -  nach  dem  Fiechersand  fllhrten.  OegenwKrtig 
tragen  die  dortigen  Hftueer  die  Nummern:  Langebrttcke  19  and  30. 

180.  Platterem,  Unter  den,  ist,  wie  bereits  Nr.  1 33  be- 
merkt worden,  gleicli bedeutend  mit:  unter  den  Eupferschmiäden. 

181.  Predigern,  unter  den  (Äpud  praedicat eres),  jetzt 
Prediger  Strasse  genannt.  Sie  gehörte  mit  zu  den  durch  den 
Brand  von  1736  zerstörten  Strassen  und  wurde  bei  dem  Reta- 
bliesement  gerader  gelegt  und  verbreitert. 

182.  Predigerbof  hieea  früher  der  Platz  vor  dem  an  die 
Predigerkirchfl  stossenden  Schulhause  und  dessen  Verbindung 
mit  der  Neuestrasse.  Gegenwärtig  gehören  die  darauf  befind^ 
liehen  Häuser  zu  dieser  und  bilden  die  Nummern  9—12  der- 
selben. 

183.  Qnerchgasse.  Die  Verbindung  zwischen  der  We- 
her- und  der  Hund(Glocken)gaBse,  die  jetzt  den  Namen:  Gilocken- 
qaergasse  führt.  Querchgasse  oder  Quergasse  hieas  aber  auch 
die  jetzige  Eichengaase,  die  anscheinend  einem  etymologischen 
Witz  (von  quercus  —  Eiche)  den  gegenwärtigen  Kamen  ver- 
dankt, wenn  nicht,  was  wahracheinlicher  ist,  der  alte  lateinische 
Name:  Platea  quercus,  im  Volksmunde  zu  dem:  Quergasse,  ge- 
worden ist  (Härtung,  1.  c.  I.  S.  151).  .     , 

184.  Rabenraühlgasse  war,  wie  bereit«  Nr.  179  erwftbot 
ist,  die  Fortsetzung  des  Plänchens. 

185.  Rabmengasse  oder  Rähmengaese  war  der  alte 
Name  der  f^atengsase,  die  ihn  wohl  daher  lUhrte,  weil  dort 
die  Rahmen  der  Tuchmacher,  d.  i.  die  Eum  Aufspannen  des  Tu« 
cbea  dienenden  Gestelle,  ihren  Stand  hatten. 

189.  Raaengasse  war  der  frühere  Name  der  Eronen- 
gaaae;  aaob  hiess  ein  Tbcil  der  Wallgaase  bia  sa  der  neuer. 
ding«  erfolgten  vollständigen  Bebauung  so. 


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—    60    — 

187.  RflohenatraBse  hieSB  bis  vor  KnrEen  die  HSoeer- 
reibe  zwisohen  der  Sterngaiae  ond  der  KrämpferBtrauB ,  g^en- 
wftrtig  Nr.  179—182  der  Jobannisatrsise.  In  ftlterer  Zeit  Ahrte 
•ie  den  Namen :  Hinter  der  KanfmaiinBkircbe,  im  Freisinsregister 
von  1413  den:  RichingasM. 

ISS.  BeinegaBse.  Sie  lag  im  Viertel  St,  AugaBtim  in 
der  Angnstvoratadt  anfern  der  jetzigen  ErnstengaBBe. 

189.  BeinbardBgasBe  (Flatea  Reinbardi)  befand  aiob  im 
St  BarthoIomfiuBviartel  Bwisohen  der  Lohbank  and  der  Angoat- 
maaer.  Mach  Härtung  (I.  c.  S.  XXX.)  iat  bio  die  jataige  Eeil- 
hanargaase. 

190.  Reiasengftssoben  ist  bereits  Nr.  9  unter  dem  Na- 
men :  Altreuasengaaaa  besprochen  worden. 

191.  Bittergasae  hiess  aonat  die  Oasae,  welche  die  Aller- 
heiligen- und  die  Pergamenterstraaae  verbindet  nnd  jetst  den  Na- 
men: Turniergasse  f&hrt  Sie  hatte  den  frttheren  von  dem  Hause  : 
Zum  Ritter,  das  zwiachen  den  Häusern  Nr.  3  und  16  lag  und 
unter  welchem  ein  Thor  hindurch  führte,  und  endete  neben  der 
ehemaligen  Servatiikirche  (Pergamentergasse  Nr.  36)  (Härtung 
L  c.  I.  194;  nach  ibid.  S.  XXXIV  haben  jedoch  nur  die  Hftuser 
6-15  der  Tumiergasse  —  nach  alter  Zählung  2594  —  2603  — 
die  Rittergasae  gebildet. 

192.  RSdenanger  war  der  ältere  Name  der  jetzt  Riesen- 
anger  genannten  Strasse. 

193.  Rohrgäsachen,  jetzt  Feuergaase,  lag  neben  der 
ehemaligen  Johanniskirche  zwischen  140  und  141  der  Johannis- 
straBse  und  führte  am  Johaoniskirchbof  entleog  bis  zur  Hirsoh- 
lacbe. 

194.  Rosangaase.  Sie  hatte  frdher  eine  grSsaere  Länge 
als  jetzt,  da  sie  bis  zum  LSberwalle  ging.  Bei  der  Anlage  des 
Thüringer  Bahnhofes  wurde  der  Theil  zwischen  der  Eittelgaass 
und  dem  Walle  (Nr.  135,  135a  und  136  der  alten  Numerirung) 
BU  jenem  eingezogen.  Auch  die  Stemgaaee  hat  früher  den  Na- 
men Roaengasse  gefUhrt.  Bass  dieselbe  auch  Diebeagasae  ge- 
hniBsen,  iat  bereite  Nr.  42  angefahrt. 

195.  BoBsmarkt,  jetzt  Hermaiinaplats.  Er  fthrte  anch 
d«D  Namen:  Tanbenmarkt,  weil  hier  in  der  Faatenieit  ein  Markt 
abgebaltsn  ward,  wo  lediglich  Tauben  feilgehalten  worden.  Er 
wurde  zwar  1556  gepflastert,  doch  muat  das  Pflaster  wohl  m«ht 


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-  ei  - 

AOBgedinert  baten,  da  Äroold  (1.  c.  S.  53)  bemwrkt:  dass  im 
Sommer  der  schöne  ebene  Rasen  dieses  Platzes  den  Erfitrterin- 
nen  zum  Bleiobplatz  diene.  Er  ist  Ja  snch  gegenwärtig,  bis  auf 
die  tlber  ihn  fllhrenden  Strassen,  nicht  gepflastert,  sondern  mit 
Gartenanlagen  versehen. 

196.  Rnbenmarkt  (Forum  raparum  oder  rapularum)  hiess 
eine  aiemlich  breite  Strasse,  die  von  der  Marktstrasse  bis  snr 
Qrossen  Ackerhofsgasse  führte.  Bei  dem  Bombardement  1813 
wurde  die  westliche  Häuserreihe  zerstört  nnd  nicht  wieder  aof- 
gebant,  sondern  zum  Friedrich  -  Wilhelmsplatz  und  zum  Lnisen- 
thal  gezogen;  die  östliche  gehört  gegenwärtig  theils  za  dem  ge- 
dachten Platze,  tbeiU  bildet  sie  die  Ändreasstrasse.  Der  Name 
wird  davon  hergeleitet:  daas  RUbsen  dort  verkauft  worden  sei, 
doch  mag  er  wohl  eher  von:  Rflben  herstammen,  worauf  auch 
der  lateinische  Name  deatet. 

197.  Salzhäuser  oder  Salzköten  biess  eine  Reihe  klei- 
ner Häoachen,  die  sich  vor  den  breiten  Stufen  (der  Domtreppe) 
der  Länge  nach  in  den  grossen  Uarkt  hinein  erstreckte  und  in 
denen  der  Salzhandel  betrieben  wurde.  Da  dies  zom  Theil  in 
Karren  geschab,  so  war  auch  die  Benennung:  Salzkarreo, 
üblich.  In  dem  Bauemaofrubr  1525  wurden  diese  Häusercheo, 
da  sie  kuHUrstlicbea  Eigentham  waren,  zerstört  und  bei  der 
Wiederherstellung  1530  auf  die  westliche  Seite  des  Platzes  v«r- 
legt,  so  dass  hieraus  eine  eigene  bei  den  breiten  Stufen  be- 
ginnende, am  Fusse  des  Petersberges  endigende  Gasse  entstand, 
welche,  da  sie  den  Namen  Fleischbänke  erhielt,  schon  anteor 
Nr.  58  besprochen  ist  (Erhard,  S.  164). 

198.  Sand,  der,  ist  der  frühere  Name  der  jetzt  Junker- 
saad  genannten  Strasse.  Der  Name:  Sand,  bedeutete  in  Erfurt 
wie  in  manchen  anderen  Städten  überhaupt  eine  Strasse,  die 
nur  auf  der  einen  Seite  mit  Häusern  besetzt  ist,  auf  der  andern 
an  ein  Flossufer  grenzt,  wie  ausser  dem  Junkersand  der  Fiscber- 
sand ,  der  Krenzsand ,  früher  auch  der  Flecbtener  Sand  und 
Comthnrsand,  und  kam  von  dem  altdeutschen  Worte:  Saot, 
Ufer,  Strand  (Lexer,  Mittelhochdeutsches  Taschenwörterbnoh 
S.  156). 

199.  Sattlern,  Unter  den  (Inter  sellatores),  kommt  in 
den  Freizinsregistem  1293 — 1420  vor,  doch  ist  die  Lage  nicht 
Migegeben. 


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—    G2    — 

200.  Sohafgaase  war  eine  Bezeichoung,  die  in  lüt«rer 
Zeit  der  BookgaBse,  jetst  Waesergasie  genannten  Verbindnng 
der  Bospitalgaiie  mit  dem  Lindenwege  gegeben  wnrde. 

301.  Schallaaergaase.  Da  diese  später  dun  Namen 
Kiopfgaaae  geführt  hat,  so  ist  sie  schon  Nr.  120  besprochen. 

202.  Scheibe,  üinter  der,  war  eine  enge  Gasse,  die 
vor  dem  Brande  von  173ä  in  ziemlich  gleicher  Richtung  mit 
dem  Sonnenberge  vor  dessen  Ausgang  vorbei  von  dem  Langen- 
stege  (der  SchlösserbrUcke)  bis  zum  Ttipfenmarkt  ging. 

203.  Sohie  Hshaus- Allee  biess  bis  in  die  neueste  Zeit 
die  jetzige  Amst&dtcr  Strasse. 

20i.  Schilde,  Bai  dem  grünen,  war  sonst  die  Be- 
nenmag  des  TheÜes  der  Marstallgasse,  der  von  der  Laogebrftcke 
bia  an  den  Breitatrom  geht.  Er  hatte  «einen  Namen  von  der 
grünen  Schildmühle. 

205.  Schilderern, Unter  den,  oderUnter  denScbil- 
leren  (Inter  clipeatores,  oder  Platea  cliperatorum)  hiesa  eine 
Oaase,  die  parallel  mit  der  Pingerlingsgasse  vod  den  Fleisch- 
bftnken  bia  znn  Bubenmarkt,  der  Pergamentergasse  gegenüber 
ging  nnd  schon  1293  vorkommt.  Ihre  Fortsetzung  bis  zaxa 
Fallocb  fllbrte  den  Namen :  Fleiachgasse  (Fleysgazze)  (v.  Nr.  59.) 
In  früherer  Zeit  wurde  auch  die  an  Fusae  des  Sevcribergea 
fainfiihrende  Strasse,  in  deren  Mitte  sich  die  FleischbSnke  be- 
fanden, unter  jenem  Namen  mitbegriffen.  Derselbe  achrieb  sich 
daher:  daaa  die  Schilderer,  d.  h.  die  Sattler,  die  Riemer  und 
Lederachneider,  welche  die  in  alter  Zeit  aas  einem  mit  Leder 
überzogenen  Brette  bestehenden  Schilde  feil  hielten,  hier  ihre 
Verkaufs  Stätten  hatten.  Die  Gaaae  brannte  beim  Bombardement 
1818  ab.  Gegenw&rtig  nimmt  die  Kastanien-Allee  vor  dem  Land- 
gerichte ihre  Stelle  ein. 

206.  Sohildchen,  Vor  dem,  jetzt:  Taabengasee. 

207.  Schildchen,  Hinter  dem,  ist  jetzt  der  Theil  der 
Comthurgaaae  von  der  Taubeogasae  bis  zur  Schüdgaase.  Den 
Namen  führte  derselbe  von  der  Schildchenmüble.  Kr  wurde 
auch:  Trankgäsalein,  geoanut. 

208.  SchindebUhl  war  die  frühere  Bezeichnung  der  Jo- 
haDDiagera  von  der  Baaengaase  bia  zur  Ealkmühle. 

209.  Scbindergasse  hieaa  früher  die  jetzige  Herren- 
breitengaase,   weil  sich  in  ihr  die  Ueiaterei  (Schinderei),  bis  an 


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deren  Verlegung  in  das  Boratbal,  befaml,  und  zwar  aalim  diese 
die  BüdweBtliohe  Ecke  am  EarÜtäuBerwallcj  die  jetzt  zum  Tb&- 
ringer  Bahnhofe  gehört,  ein. 

3]0.  Schneidergaden.  Buden,  in  denen  die  Schneider 
ihre  Waarcn  feil  hielten,  befanden  sich  auf  dem  Wenigenmarktfl 
unterhalb  der  Weiesgerber-Gaden  (Hogel,  Chron.  S.  159). 

211.  Schnepfergasse  oder  Schropfhergasse,  auch 
SohrÖpfergasse,  lag  in  dem  Viertel  St.  Augustini  extra  in 
der  Nähe  der  Emstengasse.  Gegenwärtig  nimmt  die  BüsBleber- 
gasse  deren  Stelle  ein. 

212.  SchottengassQ  hieae  der  Theil  der  jetzigen  Gros- 
Ben  ScbottengaBse  von  der  Futteratrasse  bis  zur  Kleinen  Scbot- 
tengatae  und  diese  letztere. 

213.  Schotten,  Hinter  den,  wurde  dagegen  der  übrige 
Theil  der  jetzigen  Grossen  SchottengaBBe  von  der  Kleinen  Schot- 
tengaaae  bis  zur  JohannisstrasBe  genannt. 

214.  Schuhbänka  oder  Schusterhänke  (inter  cerdo- 
nes),  d.  h.  Verkaufsstellen  von  Fuaebekleidungen,  befanden  sich 
an  mehreren  Stellen  der  Stadt  so,  ausser  in  der  noch  jetzt  Schuh- 
gasse  genannten  Straase,  auf  dem  Wenigenmarkte,  dessen  West- 
seite sie  einnahmen  (Kirchholf,  Weisthumer  S.  65  Anm.  127), 
am  Fusse  des  Severjberges  zwischen  dem  zum  Kmmmhauae  ge- 
hörigen Garten  und  der:  Unter  den  Sohilderern,  genannten  GaBse. 

215.  Schuhgasso  hiesa  ein  kleines  Qässcben  zwiachen 
dem  Gewandhauae  auf  dem  Wenigenmarkte  und  der  Futter- 
strasae. 

216.  Schulgasse.  Es  iet  bereits  Nr.  38  erwähnt  worden: 
dass  der  ursprünglich  Comthursand  genannte,  dem  Breitgtrom 
gegenüber  liegende  Theil  der  Comtburgaaae  eine  Zeitlang  jenen 
Namen  gefuhrt  hat. 

317.  Scbwanringagasae.  Sie  lag  im  Viertel  St.  Augu- 
stini extra,  in  der  Nähe  der  Grossen  Breitengaaae ,  wenn  sie 
nicht  vielleicht  diese  aelbst  gewesen  ist. 

218.  Scbwertfegern,  Unter  den  (Inter  gladiatorea), 
lag  in  der  Gegend  der  AUerheiligenkirche  unfern  des  Schapphen- 
boms.     Es  befand  aich  darin  das  Haus  zum  rotben  Löwen. 

219.  Seilerhuden,  Unter  den,  in  den  Freizinaregistern 
1321  —  1420  erwähnt  (quae  vocantar  buden  inter  seyler),  lagen 
vor  dem  Graden,  der  Ecke  der  Fiogerlingsgaase  gegentlber. 


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—    64    - 

220.  Servatükircbhof  lag  an  der  PerguuentergaiM 
und  wird  jetzt  theilweise  von  der  Tiirniergasse  eiDgeBommen. 

221.  Sknihof  (SchnUiof)  war  der  Fiats  vor  der  Synagoge, 
der  Judenschule,  welchen  man  paBairen  musste,  nm  za  dieser 
zu  gelangen  (v.  Nr.  103). 

222.  Sonnenberg  oder  Sonnenbergsgasse  hiess  eine 
Qaaae,  die  neben  den  Prediger -Pfarrhttusem  von  der  Prediger- 
straBBo  in  der  Bicbtung  auf  die  ScfalttsBerbrilcke  fßhrte.  FrOher 
hatte  sieb  dort  das  Hospital,  vor  dessen  Verlegung  vor  das 
Rrämpfertbor,  befunden.  Sie  wurde  beim  Retabliuement  des 
1736  abgebrannten  Stadttbeils  cassirt.   . 

223.  Sonntagsgaase  biesa  bis  vor  Earzem  die  Kwischen 
der  Löbergera  und  der  NeuengaaBe  von  der  Balinhofsstraaae  ab* 
gehende  Sackgasae,  die  jetzt  zu  dieser  gerechnet  wird. 

224.  SperlingegftBsohen  ist  der  frühere  Name  der  jetzt 
gewöhnlich  Fauatgftsschen  genannten  Verbindung  der  Schlösier- 
Btrasae  und  Kleinen  BorDgaaae. 

225.  S  p  i  e  1  b  e  r  g  (Spolwerich  im  Volksmunde)  biesa  bis 
ZOT  Anlage  dea  ThUnnger  Bahnhofes  der  Tbeil  der  BahnhefB- 
strasBe  vom  Bahnhofe  bis  zur  Äognatbrücke.  UrBprüngltch  en> 
digte  er  an  dem  Spielberger-  oder  Äeusseren  Augnsttikore,  auch 
das  Weimarsche  oder  Daberateter  Thor  genannt,  durch  dos  die 
StrasBe  nach- Stadtilm  führte,  daa  aber  bereits  1632  zur  Zeit 
der  scbwediscben  Occnpation  bei  Anlage  der  Hoben  BastioB 
und  der  Daberateter  Schanze  verscblosBen  wnrde^  jedoch  bis 
zum  Jahre  1814,  wo  es  abbrannte,  fortbestand.  Die  ftnsserateo, 
nach  dem.  Walle  zu  belegenen  Häuser  der  gedachten  Strasse 
(die  Nommem  327  bis  377  nach  Klterer  Zählung  sind  bu  dem 
Thüringer  Bahnhofe  eingezogen  worden). 

226.  Spittelrasen  oder  Hnapitalraaen  war  der  Tolki- 
Uiümliche  Name  des  Hoapitalplatzes. 

227.  Stattbslterei,  An  der,  hiess  früher  der  am  Hirtoh- 
garten  belegene  Tbeil  der  Regierungsstrasse.  Bevor  die  Woh- 
nung des  kurmain zischen  StatUialters  in  das  zu  diesem  Zwecku 
1701  angekaufte  Haua:  Zum  stolzen  Knecht  und  die  sieben  an- 
deren hierzu  erworbenen  HSuser  verlegt  ward,  wurde  diese  Qe- 
gend  mit  zur  Markgrafengasse  (Platea  marcbionis)  gerechnet. 
Dieselbe  war  damals'  auf  beiden  Seiten  bebaut,  fünf  auf  der  Sat- 
Ucben  stehenden  H&uaer  wurden  aber  1738  behufs  Anlage  des 


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HirBchgartene  sbgebrocben.     Die  später,   1797,   bei  dessen  Ver- 
«ndlang  in  einen  Garten  für  die  einheimische  Flora  vorgenom- 
len  Yerfinderungen  sind  von  E.  Beyer  in  der  Neuen  Chronik 
Erfurt  S.  288  und  289  aneftibriich  beschrieben. 
?8.    Statthaltereigarten.    Er  lag   am  Ende   der  Neu- 
ietzigen  Regie rungs s trasse ,  wurde  später  zur  Anlage  des 
Friedhofes,   ein  Theil   davon  als  Btädtischer  Bauhof  be- 
i  Anlage  der  Wilhelm sbräcke  aber  ganz  beseitigt  and 
^ro    befindliche   Stadt  mau  er  thurm    abgebrochen.     Das 
^rtig  Klemmscbe   Grundstück  und    die  Gartenanlage  ne- 
^   der  Brücke   sind  Ueberreste    des  Statthaltereigartens.     Er 
war  1717  angelegt,  ein  Theil  des  bisherigen  Zwingers  dazu  ver- 
wendet,  der  durch  den  Kirchhof  am  Krummen  Thore  vergrSs- 
sert   worden.     Er  enthielt  ein   schönes  Lusthaus   und  war  zwar 
dem   Publikum  geöffnet,   aber  mit  einer  Maner  umgeben.     Die 
über  dem  eisernen  Gitterthor  befindliche  Inschrift  lautete: 
Sitte,  vide  flores,  fruotom  Hd  taubere  noli. 

Fmcs  taoi  oonloa,  Md  oohibeto  maniu. 
8i  quid  detnleris,  videaa  ne  posn«  Hqaatiir. 
Sit  viduse  satis  quid  Dorns  hortns  babett 
was  Friese,  der  sie  (Chron.  V.  S.  1604)  mittheil^  so  verdeutscht: 
Was  hier  in  dieMm  Qartsn  ist, 

Schau  an,  doch  lau  es  «tehan. 

Der  StraP  «otut  nntarworfan  bist, 

Begnüg  dich  mit  dem  Sehen. 

229.  Steggasse  ward  die  Verbindung  des  Hospitalstegea 
mit  der  Krämpfermauer  genannt. 

230.  Steinicbt,  Auf  dem,  ist  der  Marne,  den  ursprUng- 
licb  die  Brübler  Vorstadt  oder  wie  sie  jetzt  heisst:  BrUhler- 
atrase,  fUhrte. 

231.  Steinweg  biess  sonst  der  Theil  der  BarfÜsserstrasse 
vom  Anger  bis  zur  BariUeserkirche ;  doch  befand  sich  auch  eine 
ebenso  genannte  Strasse  im  Brttble  vor  dem  Krummenthore ; 
welcher  von  beiden  der  Berthold  vom  Steinweg,  dar  in  einer 
Urkunde  von  1212  vorkommt,  angehört  habe,  mnas  dahin  ge- 
stellt bleiben. 

232.  Strasse,  An  der  (Strata),  oder  Breitestrasse  (Lata 
strata),  hiess  in  älterer  Zeit  die  Marktatrasse  vom  Fischmarkt 
bis  zur  Grossen  Arehe  und  Ällerheiligenstrasse  (cfr.  Nr.  : 


CdO^^lc 


—  ee  - 

233.  StnfflD,  An  den  br«iteD,  war  die  BflneoiinDg  der 
Häuserreihe,  die  früher  sich  auf  baidea  Seiten  der  groiien  zum 
Dome  hin&uf  führenden  Treppe  befand.  Die  letstere  ist  etwa 
um  1250  angelegt  (Beyer  a.  fiöckner,  1.  c,  S.  170). 

234.  Stansengasse.  Der  kleine  Platz  zwischen  der 
LangenbrUcke  und  der  StuozeDgaase ,  der  jetzt  zu  der  ereteren 
gerechnet  wird,  gehörte  früher  zu  der  letzteren.  Er  führte  auch 
den  }{ameii :  das  „Plänchen  vor  der  langen  Brücke",  wie  Beyer 
and  Böckner  l.  c.  S.  218  angeben.  Dass  diese  Gasse  irilber 
gan«  mit  Häusern  besetzt  gewesen  ist,  ward  schon  erwähnt 

235.  Tasche,  Die,  hiess  eine  Sackgasse,  die  vordem  von 
der  Johannis Strasse  zwischen  Nr.  17  und  18  in  der  Richtnng  auf 
den  Friedhof  des  Schottenklosters  ging  und  von  dem  an  ihr 
liegenden  Hause:  Zur  gäldenen  Tasche,  ihren  Namen  trug. 

236.  Taubenmarkt.  Dass  diesen  Namen  einst  der  Ross- 
markt,  jetzige ^ennannsplatz ,  gefUbrt  hat,  ward  schon  Nr.  195 
erwähnt. 

237.  Teufe Isgäs sehen  ist  ein  Name,  welchen  &über  die 
jetzt  meist  Faustgässcben  genannte  ^Verbindung  zwischen  der 
SchlÖsaerstrasse  und  der  Kleinen  Bomgasse  f&hrte.  Wie  bereits 
Nr.  234  angegeben,  wurde  sie  auch  Sparlingsgässohen  genannt 
Bei  dem  vor  einigen  Jahren  erfolgten  Umbau  des  Hauses  Schlös- 
serstrasse Mr.  14  ist  sie  auf  der  dieser  zugewendeten  Seite  nicht 
unerheblich  verbreitert  worden,  so  dass  die  Sage :  dass  Dr.  Panat 
mit  einem  beladenen  Fuder  Heu  durch  sie  gefahren  sei,  jetzt 
wenigstens  etwas  an  ihrer  ünwahrscheinlichkeit  verloren  hat 

238.  Thomas,  Hinter  St,  ist  der  ältere  Name  der  Eit- 
tetgaase. 

239.  ThÜrmchen,  Hinter  dem,  hiess  der  zwischen  dem 
Wenigenmarkt  und  der  Kleinen  Sohottengasse  liegende  Tbeil 
der  Gotthardetrasse.  Da  sie  auch  den  Namen;  Auf  dem  Miste 
geftihrt  hat,  so  ist  ihrer  bereits  Mr.  158  gedacht  worden. 

240.  Tapfe ngiessern,  Unter  den.  Eine  Qasse  vor 
dem  Qradei),  die  bei  dem  Brande  von  1472  cerstört  wurde. 

241.  Töpfenmarkt,  Auf  dem,  hiess  ein  vor  dem  Hei- 
denthor liegender ,  durch  eine  kurze  Gasse  mit  dem  Fiscbmarkt 
verbundener  Plata,  jetzt  zwischen  der  Neaenstraaee ,  da  wo  die- 
selbe mit  der  Predigerstrasae  zasammen  trifft,  and  dem  Rath- 
bause.    Nachdem  die  darauf  befindlichen  Häuser  bei  dem  Brsnde 


—    67    — 

von  1736  zerstört  wsren,  ging  der  Platz  als  solcher  ein.  Difl 
Nr,  1  der  NeueDstraSBa  steht  auf  einem  Tbeila  der  Fläche,  die 
er  eingenommen. 

242.  Trankgässlein  ist  ein  Name,  den  sonst  die:  Hinter 
dem  Schildchen,  jetzt  Comthurgasse  genannte  Gasse,  auch  ge- 
fahrt  hat. 

243.  Trolle,  Auf  der,  war  his  zu  dem  Brande  von  1736 
eine  Oaese,  die  in  schräger  Richtung  Ton  dem  Langenstege  (der 
Schlösserbrücke)  nach  dem  Rathhanse  ging  und  in  der  Nähe 
des  BreitBtroms  endigte.  An  ihrem  Eingange  befand  sich  die 
gleichfalls  hei  jenem  Brande  zerstörte,  damals  aber  schon  seit 
einiger  Zeit  nicht  mehr  benutzte  Kirche  St.  Martini  intra. 

244.  Tucbschlitzcrn,  Unter  den,  hiess  die  nördlich 
vom  Ratbhaase  belegene  Häuserreihe.  Sie  kommt  bereits  1293 
in  den  Freizinsregistern  vor.  Es  befanden  sich  darunter  vier 
Apotheken,  d.  i.  Materialwaaren-Handlungen.  Doch  hat  es  ancb 
auf  dem  Wenigenmarkte  Tachschlitzerbuden  (camerae  pannici- 
darum)  gegeben.  Kirchhoff  (WeisthUmer  S.  64  Anm.  124)  sagt; 
„Diese  Tuchschlitzer-Gaden  mtissen  eine  förmliche  Qaese  von 
zweireihigen  Kaufmannsbudes  auf  dem  Wenigen-Markte  gebildet 
haben,  etwa  in  oord-sfidlicher  Richtang  vom  äbenvölbten  Ost- 
eiDgange  der  Krämerbrücke  unweit  der  Münze  an  bis  gegen  die 
Bttlze  hin".  Ein  Theil  dieser  Kaufbuden  gas  se  hiess  „unter  den 
Schneidern",  ein  anderer  „unter  den  Kfirschnem"  und  wieder 
an  anderer  Stelle  scheinen  sowohl  Kürschner  als  Schneider  ihre 
Waare  feil  geboten  zu  haben.  Unter  Tuchschlitzem  sind  nicht 
Tnchh&ndler,  wohin  der  noch  jetzt  gebräuchliche  Ausdruck: 
Tncfaauaschnitt  für  Tuchhandlung  zu  deuten  scheint,  sondeni 
Verfsrtiger  von  Kleidern  aus  Tuch,  also  Schneider,  zu  verstehen. 
Du  Cange,  Qlossar  T.  III.  K.  I.  p.  62:  „Pannicidae,  qui  pannos 
aeinduut;  sartores,  taillenn  nostris". 

245.  Ungeheure  Gasse  war  eine  schmale,  unbebaute 
Gasse,  die  ziemlich  in  rechtem  Winkel  sich  biegend  vom  s.  g. 
Letzten  Heller  (jetzt  Dammweg  1)  nach  der  Grossen  Walkmühl- 
gaase  (jetzt  Wilhelmsstrasse)  führte.  Gegenwärtig  nimmt,  sehr 
verbreitert,  die  Luisenstrasae  ihre  Stelle  ein.  Härtung  (1.  c.  II. 
S.  28}  nennt  sie  Ungeheure  Kriesgasse  und  stellt  diesen  Namen 
mit  dem:  Krieslache,  d.  i.  Hirschlache,  und  dem  Kriesbühl,  d.  i. 
EUrschbühl,    zusammen    and  leitet  denselben    von   dar  grossen 


-  es  - 

Kiesfläcbe  b«r,  da  die  Gera,  bei  jedem  Hochwasser  auf  dieaer 
Oegeod  Eies  abgelagert  habe.  Ob  diese  Etymologie  aber  zvt- 
trefieod  sei,  muBs  dahin  gestellt  bleiben.  Xach  Grirams  deat- 
scbem  WSrterbnche  Bd.  V.  Spalte  2330  bedeutet  Eris  soviel  als 
Reisig.  Ungeheure  Erisgasse  würde  daher  eine  lange  von  Basch- 
werk  eingefasste  Qasae  sein,  und  das  ist  sie  in  der  That  gewe- 
sen.    Vergl.  das  oben  Über  den  Namen:  Hirscbbrilhl,  bemerkte. 

246.  Ungebeuresteg  vid.  Langesteg  Nr.  134. 

247.  Unterlöbern,  Unter  den,  oder  Unterhirscblachej 
jetzt  Hirschlachufer  Nr.  1—30. 

248.  Viebgasse  war  die  Fortsetzung  der  Nr.  86  erwähn- 
ten Hsfengasse  bis  zum  Fusse  des  Petersberges.  Sie  ging  pa- 
rallel mit  dem  Rabenmarkte  und  wurde  bei  dem  Bombardement 
1813  einge&schert.  Jetzt  nimmt  das  Landgerichtsgebäude  den 
Platz  ein. 

249.  Viti,  Bei  St.,  hiess  sonst  der  zwischen  der  Langen- 
brücke uod  der  Malzgasse  belegene  Theil  der  Regierungsstrasse. 

250.  Waidanger  (Forum  glastarium,  auch  atrium)  ist  der 
Name,  den  die  jetzt  blos:  Anger,  genannte  Strasse  ursprünglich 
und  zwar  daher  führte :  weil  auf  ihr  der  Waidmarkt  abgehalten 
wurde.  Bei  der  grossen  Bedeutung,  welchen  der  Anbau  des 
Waids  und  der  Handel  damit  einst  für  Erfurt  gehabt  hat,  kann 
es  nicht  auffallen,  dass  die  Hauptstrasse  der  Stadt  ihm  gewid- 
met wurde.  —  Dass  die  ehemalige  Eaufmanaatrasse  neuerdings 
dem  Anger  einverleibt  worden,  ward  schoa  Nr.  114  bemerkt 

251.  Waidgasse  oder  Unter  den  Wettern  ist  der  or- 
sprÜDgliche  Name  der  Strasse,  die  jetzt  irrthUmlich  Weitergasae 
genannt  wird.  Sie  hatte  jenen  Namen  davon,  dass  sie  vorzugs- 
weise von  Waiterem,  d.  b.  den  Färbern,  die  sich  des  Waids 
zum  Färben  der  Zeuge  bedienten,  bewohnt  war.  Es  ist  daher 
auch  nicht  als  blosser  Zufall  anzusehen,  dass  sie  auf  den  Anger 
stiess. 

352.  Waisengasse  oder  Hündelgasee  ist  der  eigent^ 
liebe  Name  der  jetzt  Weissengasse  genannten  Strasse,  denn  sie 
lautet  im  Lateinischen :  Platea  pupillorum  (Qudenus,  Hist.  Erfurt, 
pag.  129;  [Rössing]  Gesch.  der  Stadt  Erfurt,  S.  41;  Friese,  1.  c. 
I.  p.  181b). 

253.    Waisenbaase,    Bei    dem   Eatboliiohen,    hiesB 

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—    69    — 

die  von  der  Neustadt  ^egiemngsstrasse)  nach  der  BosabrQcke 
ftlhrende  Straase. 

254.  Walkmüblgaase,  GrOBse  oder  Walkmühtfabr- 
^^S  g'^S  ^"B  der  Walkmliblfl  bis  znm  DalbergBwege  ond  bildet 
gegenwärtig  den  zwiBchen  diesem  und  der  jetzigen  Walkmübl- 
gasae  belegenen  Tbeit  der  WilhelmsetFaaae,  sowie  jene  von  die- 
ser Strasse  bis  zur  Watkmüble. 

255.  WalkmUhlgaase,  Kleine,  war  eine  jetzt  nicht 
mabr  existirende  kleine  Qaase,  welche  die  Oroaae  WalkmUbl- 
gaaae,  von  der  sie  etwa  der  Ungebeuren  Oaaae  gegenüber  ab- 
ging, mit  dem  Dalbergawege  verband. 

256.  Walkmüblgasse,  Lange,  ging  von  der  Qrossen 
Walkmilhlgaaae  swiscben  Wemera  (jetzt  Theater-)  und  Vogela 
Qarten  nach  dem  Dalbergswege.  Gegenwärtig  befindet  aiob  dort 
der  zwischen  diesem  und  der  Wilbelmsstraaae  belegene  Theil 
der  Walkmablgaaae. 

257.  Wallgasse  bieaa  früher  der  jetzt  zur  Horitzgaaae  ge- 
hörige Straasentheil  von  der  grossen  Ackerbofsgasse  bis  zum 
Ändreaewalle. 

258.  Waaserthor,  Bei  dem,  wurde  der  länga  der  Wil- 
den Gera  führende  Weg  vom  Burgatege  (Vo'gels  Bracke)  bis 
zum  Karthäuserstege  (dem  Gerinne)  genannt,  den  jetzt  der  Bei- 
chardtsplatz  einnimmt.  Dos  Namen  hatte  das  an  ihm  vor  dem 
Burgstege  belegene  Wasaerthor  gegeben. 

259.  Wehlengasse  oder  Wählengaese  (Waldgasse) 
ist  der  oraprUngliche  Name  der  Waldengasae.  Sie  brannte 
1536  ab. 

260.  WeideamUhle,  Bei  der,  oder  Unter  den  Wei- 
den heiaat  jetzt  Weidengaese. 

261.  Weinfasegasse,  dae  jetzt  zur  Marstallgaase  ge- 
rechnete Qässchen  zwischen  der  Malzgasse  und  der  Markgrafen- 
gasse.  Es  hatte  wohl  seinen  Namen  von  dam  Hause  zum  Wein- 
faas  (St.  Viti  Nr.  69). 

262.  Weiaafrauen,  Hinter(Relro  albas dominas),  beiest 
jetzt:  Mariengasse.  Was  gegenwärtig  den  Namen:  Hinter  Weiss- 
franen  fÜbrt,  wurde  früher  theils  zum  Bissenanger  gerechnet, 
theila :  Hirachlacbe  hinter  Weiaafrauen,  genannt.  Der  Name  rührt 
daher:  dass  das  in  der  Nähe  liegende  Kloster,  bevor  es  den 
UrBulinerinnen  Überwiesen  wurde,   eich  im  Besitze   des  Orden« 


.  Cooj^lc 


-    70    - 

d«r  BfiBaerinnen  S.  Horiae  MAgdalesas^  im  gewStinlicben  Leben 
VOD  ihrer  Tracht  Weissfraaeo  geoanat,  befunden  httt. 

363.  WeiBBgerbergaden,  Baden,  in  denen  die  Waibb- 
gerber  ihre  Waaren  feil  hielten,  befanden  sich  auf  dem  Wanigen- 
markte  über  den  Schneidei^aden  (Hogel,  I.  c.  S.  159). 

264.  Weissgerbern,  Unter  den,  biess  bis  in  die 
neueste  Zeit  der  zwischen  dem  Oeorgenkirobhof  nnd  Venedig 
belegene  Theil  der  MoritzgasBe. 

265.  Weitern,  Unter  den,  vgl.  Waidgasse  Nr.  245. 

266.  Werd-  oder  Wertplät»  (Spatium  dictum  W«rt  s. 
Wcrd)  kommt  im  Freizinsregister  von  1293  Tor.  In  dem  von 
1.S32  heiast  es:  curia  in  spatio  Werd  inter  judeos  apud  Crut- 
stege ;  er  lag  also  aili  Kreozsaäde. 

267.  Wiesengasse.  Diese  jetat  nicht  mehr  existirende 
Gaese  ging  von  der  Hirschlache  bie  aar  AugnBlmaner,  zwiachen 
der  Königshagener-  und  der  Schafgasse  und  parallel  mit  diesen- 

268.  Wigberti,  Bei  St.,  der  längs  der  Wigbertikirche 
bingehende  Theil  der  Regierungsatrasse. 

269.  Wolfsweide  oder  Wolfs  wüste  (Schinderei)  hiesi 
ein  bis  dahin  ausserhalb  der  StadtumWallung  belegener  Plats, 
auf  welchem  1372  das  Karthäuser-Kloater  erbaat  wurde  (Hogel, 
L  c.  S.  410).    In  die  Stadt  hineingezogen  wurde  er  erst  1432. 

270.  Wohlrabengasse  oder  Walrabengasse,  die 
jetzige  Müllersgasse.  Da  sie  auch  den  Namen  Erautgasee  ge- 
führt bat,  so  ist  ihrer  schon  Nr.  129  gedacht. 

271.  Ziegen,  Auf  den,  oder  Ziegengasea  ist  der 
Name,  den  die  Spiegelgasse  früher  flihrte. 

272.  Zwinger.  In  ältesten  Zeiten  befand  aiob  in  jeder 
Stadt,  wo  es  die  Oertlichkeiten  irgend  gestatteten,  ein  durch 
cwei  in  massigem  Abstände  parallel  laufende  Uauerb  gebildeter 
Raum,  in  welohem  im  Falle  eines  feindlichen  Angriffs  die  Ter- 
theidiger  und  die  Vertheidigunge  •  Maschinen  ihren  Stand  erbiel* 
ten.  Dieser  Zwischenraum  hiess  der  Zwinger,  in  manohen  Ge- 
genden: der  Farohem,  Nachdem  die  weitere  Entwickelung  der 
Belagerungskubst  ihn  nicht  mehr  fttr  diesen  Zweck  värwendbsr 
gemacht  hatte,  wurde  er  überall  der  arsprllngticben  Beatimmung 
entzogen  und  tbeils  zn  Baustatten,  tbeils  zu  Gftrten  Terwendet 
In  Erfurt  geachab  zuntchst  nur  das  letztere.  Der  Zwinger  um- 
gab hier  dqt  die  intKre  Stadt,  fblgte  also  dem  Laofa  der  Wil- 


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doD  Oera  vom  RoBswebr  bis  zum  Kronenbarger  Webr.  Als 
Vertheidigungswerk  war  er  schon  seit  der  Mitte  des  15.  Jahr- 
haoderts,  wo  die  Befestigungswerke  weiter  binauBgesofaoben  wa- 
ren, entbehrlich  geworden,  doch  wurde  er  Uogere  Zeit  oar  gärt- 
nerisch, nameatliDh  zum  GemUsebaa  benutzt.  Eine  anderweitige 
Verwendung,  wenigstens  eines  TheÜes,  trat  erst  1756  bei  der 
Anlegung  und  1809  bei  der  Erweiterung  des  botaniscben  Gar- 
tens ein;  demnäohst  folgte  1818  die  Anlage  des  Brlihler  Kirch- 
hofs auf  dem  Tfaeile  des  Zwingers  zwischen  Breitstrom  und 
Brühlervorstadt ;  dann  1819  die  des  Augast-,  ErSmpfer-  und 
Jobaoneskirohhofs ,  wozu  die  zwischen  der  Bahnhofstrasse  und 
der  Jobannisstraase  liegenden  Theila  genommen  wurden.  Die 
Strecken  zwischen  der  Löberstraese  und  dem  Karthäuseratege, 
zwischen  dem  Burgstege  und  dem  städtischen  Bauhöfe,  sowie 
zwischen  der  JohanniBBtraase  und  dem  Kronenbarger  Wehre, 
wurden  theÜB  mit  Wohnhüufiern  besetzt,  theils  zu  Zierg&rten 
verwendet.  Jenes  geschah,  wie  bereits  Nr.  61  erwähnt  ist, 
scbiiesslicfa  mit  dem  Botanischen  Garten.  Der  noch  verbliebene 
Rest  wird  schwerlich  dem  gleichen  Loose  entgehen,  wenn  40 
Jahre  seit  seiner  Schtiessnng  als  Begräbnisepiatz  abgelaufen 
sein  werden.  

Bevor  ich  diesen  Gegenstand  ganz  verlasse,  möchte  ich 
noch  einige  auf  den  ausserhalb  der  Wälle  belegenen  Tbeil  der 
Erfurter  Feldmark  bezügliche  Bemerkungen  mir  gestatten,  ins- 
besondere einiger  früher  gebräuchlich  gewesener  Namen  von 
Stellen  und  Plätzen  gedenken,  die  jetet  nicht  mehr  tlblich  oder 
doch  wenigstens  nicht  allgemein  bekannt  sind. 

Han  kann  mit  Bestimmtheit  annehmen:  dass  der  Steiger- 
wald in  alter  Zeit  etwas  weiter  von  der  Höhe  binabgereicht 
bat,  als  gegenwärtig,  dass  die  Ufer  der  Gera  dichter  mit  Erlen 
und  Espen  —  die  ja  der  vom  Bergstrom,  der  Gera  und  dem 
Festnngsgraben  nrnsoblossenen  Insel  den  Namen  Esbach  (Espe* 
cnm)  gegeben  —  und  Weiden  bewachsen  gewesen,  alle  der 
Stadt  näher  gelegenen  Höhen  mit  Weingärten  bedeckt  gewesen 
sind,  der  Dreibrunnen  lange  nicht  in  seiner  jetzigen  Ausdeh- 
nung fUr  den  Gemüsebaa  benutzt,  nnd  das  Übrige  tragbare  Land 
aoter  Hintenansetzung  des  Getreidebaues  vorzugsweise  der  Oul- 
tur  der  HandelsgewKchse ,    insbesondere    des  Waids   gewidmet 


.Cooj^le 


_     72    — 

gewesen  ist.    (Scltam,  Erfurts  VerbllltiuBso  sof  der  Scheide  der 
Nenzeit  S.  XIII.) 

Im  Einzelnen  mag  Naolisteliendei  bemerkt  werden : 

273.  Aue  hiess  die  unterhalb  der  Stadt  auf  der  rechten 
Seite  der  Gera  befindliche  Ebene  bis  Über  IlTersgehofen  hinaus, 
die  jetst  das  Johannisfeld  genannt  wird. 

274.  Brathufe,  Die,  oder  auch  blos  die:  Hufe,  war  die 
ältere  Benennung  des  zwischen  dem  Dreienbrunnen&bflass ,  dem 
Faeswege  nach  Hochheim  und  dem  Eabach  belegenen  Flurtheils. 

275.  Burggrabeo,  Der,  tag  vor  dem  Ändreaethore.  Es 
befanden  sich  an  ihm  Weingärten. 

276.  CardioalstUck,  Das.  Ein  vor  dem  tLnsseren  Jo- 
hannisthore  am  Wege  nach  Ilversgehofen  belegenes  Orundstück, 
das  1813—1816  als  Friedhof  gedient  hat.  Die  Qastwirthschaft : 
Zum  Cardinal  (Magdebui^erstrasse  Kr.  49)  hat  davon  ihren 
Kamen. 

277.  Daberstedt  —  der  ^teste  Käme  war  Tubirstete 
oder  Tabersteden  und  es  soll,  wie  Friese,  L  c.  I.  S.  bi  angiebt, 
von  dem  Frankenkönig  Dagobert  I.  erbaut  sein  and  den  Namen 
haben  —  war  ein  bei  der  Belagerung  1813  zerstörtes  Dorf,  an 
dessen  Kamen  noch  jetzt  die  Daberstedter  Schanze  und  neoer- 
dings  die  Daberstedter  Strasse  erinnern.  Die  Dorflage  nehmen 
jetzt  die  Gärten  zwischen  dem  Mangold'schen  FelBenkeller  und 
der  Ferdin.  Haage'schen  Kunstgfirtnerci  ein.  Die  zum  Orte  ge- 
hörig gewesene  Feldflur  ward  theils  der  städtischen,  theils  der 
von  Melcbendorf  zugeschlagen.  Daberstedt  hatte  zif^en  s.  g. 
Küchendörfem ,  d.  h.  den  Ortschaften  gehört,  deren  Eigenthom 
von  Anfang  an  dem  Erzbischof,  nicht  aber  der  Stad^emeinde 
zustand.  Es  befand  sich  dort  ein  in  den  Freizinsregistent  von 
1321—1378  erwähntes  heiliges  Grab.  Die  Kirche  war  berwts 
von  den  Schweden  abgebrochen  und  ihr  Material  zur  Erbauung 
des  Bollwerka  vor  dem  Schmidtstedterthor  verwendet  Doch 
wurde  sie  1714  neu  aufgebaut  (Friese,  1.  c.  S.  ]&91). 

278.  Gebinde,  Mainzer,  hiess  das  am  Weetabhange  des 
Petersbei^es  zwischen  den  Wegen  nach  Bindereleben  und  nach 
Alach  liegende  Feld.  Es  gehört  Jetzt  theils  zur  Andreas-,  theils 
ZOT  Brilhler-FIur,  und  hat  seinen  Kamen  davon:  daea  es  ein 
Pertinenz  des  Mainzerhofes  war;  Gebinde  aber  bedeutet  in  der 
Ultereo,  namentlich  der  in  Erfurt  ablich  geweseneo,  Sprache  ein 


:,G  Gothic 


—    73    — 

Flurstück  (Grimm,  Wörterb.  IV.  1  Col.  1773).  —  Ä«8  ähnlichem 
Qronde  biess  auch  ein  am  Fusse  des  Steigere,  da  wo  sich  gegen- 
wärtig die  QartenwirthBchaft  Flora  befindet,  beiagenea  Grnnd- 
stfick:  Mainzer  Gebinde. 

279.  Hernsberg  oder  Hernczberg  war  der  nrsprfing' 
liehe  Käme  der  jetzt  Hirnziegenberg  genannten  Anböbe  neben 
dem  Mangold'achen  Felsenkeller.  Nach  dem  Freizinsregiater 
von  1293  befand  sich  auf  ibr  ein  Weinberg. 

280.  Höhenwinden  war  der  Name  cinea  wüat  gewor- 
denen Dorfes,  das  an  der  Nordgrenze  der  Erfurter  Flar  links 
von  dem  von  Kerpsleben  nach  Schwerbom  führenden  Wege  lag. 

281.  Hoppenthal  oder  Hopfenthal,  jetzt  Hopfengmnd 
genannt,  hatte  seinen  Namen  davon:  dass  in  früherer  Zeit  da, 
wo  es  in  die  Ebene  tritt,  ein  Hopfengarten  belegen  gewesen  ist. 

282.  Meldenberg.  Er  lag  im  Brühle,  der  sich,  wie  schon 
bemerkt,  früher  bis  an  den  Cjriaxberg  erstreckt  hat.  Er  war 
nicht  mit  Häusern  besetzt,  sondern  enthielt  nur  Weingärten  und 
andere  Gärten. 

283.  Napoleonsböhe,  die  jetzige  Friedrich  -  Wilhelms- 
höhe.  Im  Jahre  1811  wurde,  nachdem  der  Steigerwald,  da,  wo 
jetzt  der  Äuguata-Fark  ist,  abgeholzt  war,  auf  einer  künstlichen 
Erhöhung  ein  runder  Tempel  in  griechischem  Style,  in  dessen 
Innern  eine  Büste  Napoleons  aufgestellt  war,  errichtet.  Drei 
durcb  den  Wald  gehauene  breite  Gänge  boten  Aussichten  über 
den  Dreienbrunnen  hinweg  nach  der  Cyriaxburg  —  der  Stadt 
und  dem  Fetersberg  —  und  nach  dem  Ettereberge.  Der  am 
Fues  der  Höhe  befindliche  Platz  war  mit  einem  Springbrunnen, 
einer  Grotte  und  Blumenpartien  geschmückt.  Bei  der  Belage- 
rung 1813  wurde  am  1.  November  der  Tempel  angesteckt  und 
brannte  bis  auf  das  ihm  zum  Fundamente  dienende  steinerne 
Gewölbe  ab.  Am  18.  October  1814,  dem  Jahrestage  der  Schlacht 
von  Leipzig,  wurde  hier  ein  grosses  Volksfest  gehalten  und  bei 
dieser  Gelegenheit  die  Stelle  feierlich  eingeweiht  und  ihr  der 
Name:  Friedrich- Wilhelmshähe,  beigelegt  (Beyer,  Neue  Chronik 
S.  461,  539  und  584). 

284.  Neneland,  Das,  biess  früher  das  Flurstück  zwi- 
schen der  Steigercbanssee  and  dem  hinter  der  Milchinsel  hin- 
laufenden Grabe». 


Dictzedby  Google 


-  u  - 

285.  Nensee  war  ein  oingegangenee  Dorf  am  Foese  des 
Rotben  Berges.  Nnzezse  nennt  es  das  Chronic.  San-Petrin.  (ed. 
Stflbel,  pag.  181)  XuBesse  der  Erpbord,  antiqait.  variloq.,  Fal- 
kenstein  (Histor.  S.  226) :  Neuaes  oder  Dionyeii  Eircbbof  nnterm 
Roäien  Berge.  Im  FreiEinsregister  von  1413  beiist  es:  Kuaesse 
anbtOB  Herbei^e.  —  Bei  dem  grossen  Sterben  im.  Jahre  1^0 
worden  die  in  der  Stadt  von  der  Seuche  Hingerafften  hier  begra- 
ben. Die  Vicarei  zu  Neosea  war  dem  Neuwerkskloster  incor- 
porirt  Die  dortige  DionysUBkirobe  stand  noch  l&igere  Zeit, 
nachdem  der  Ort  wüst  geworden  war,  1535  auch  ein  daneben 
liegendes  Hänseben,  wo  früher  ein  Einsiedler  gewohnt,  and  in 
dem  genannten  Jahre  ein  Mörder  ergriffen  wurde  (Hogel,  1.  c. 
S.  983). 

286.  Rabenstein,  Der,  tag  an  der  Strasse  nach  Eersp- 
leben,  da  wo  sich  ein  auf  den  Ringelberg  führender,  jetst  ein- 
gegangener Weg  von  ihr  trennte.  Die  Fläche,  auf  welcher  er 
sich  befand,  wurde  von  einer  runden,  etwa  10  Fuas  hohen  Maner 
omschlossen.  Im  Jahre  1814  wurde  dort  zur  Bezeichnung  der 
ehemaligen  Richtstätte  eine  Linde  gepflanzt  und  eine  steinerne 
Bank  davor  angebracht;  dieselben  befinden  sich  noch  dort,  an 
dem  Eingang  in  das  J.  C.  Schmidt'ache  Oarten  -  Etablissement 
(Härtung,  1.  c.  H.  S.  376).  —  In  firUherer  Zeit  (zum  erstenmal 
1327  erwähnt)  hatte  der  Rabenstein  sich  im  Hirachbrühl  befun- 
den. In  den  Freizinsregistem  von  1350  kommt  auch  ein  lapls 
corvorum  sub  monte  calibis,  und  1359  VI.  agri  juxta  Rabenstein 
et  vocatur  der  Bcharlakensmantel  vor.  Dieser  hat  vor  dem 
Augnstthore  gelegen;  denn  es  heisst  daselbst:  Mansns  ante  val- 
vam  a.  August,  circa  Scharlachensmantel  und  beim  Jahre  1360: 
agri  juxta  Rabenstein  et  vocatur  Scharlachenmantel  ante  val- 
vam  S.  August.  —  Der  mens  calibis  lag  nach  einer  Bemerkung 
im  Freizinsregister  von  1321  vor  dem  Krämpferthore ,  also  da, 
wo  aich  später  der  Rabenstein  befand. 

287.  Rosenberg  oder  Rasenberg  lag  am  Wege  nach 
Eochheim  über  der  SangerhausenmUhle. 

28S.  Rosengaase  hieaa  aonst  der  Theil  des  vor  dem 
Pförtchen  bei  der  Milchinsel  vorbei  bia  nach  der  Flora  fahren- 
den Weges,  welcher  zwischen  der  BrDcke  Über  den  Brunnenflnss 
der  Milchinsel  gegenüber  und  der  Steigerchausaee  Kegt. 

289.   Sandgrube,  Die  alte.    Sie  befand  sich  reobtfl  von 


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-    76    - 

dem  Wege,  der  von  der  Daberetedter  Scbsnze  nach  dem  Dorf« 
Daberstedt  führte. 

290.  Sandgrabe,  Die  neue,  lag  zwischen  der  alten 
Sandgrube  und  der  Ämstädter  Landstrasse, 

291.  Scfamidstet  (Sclmiedeetet),  ein  im  dreissigj&h' 
rigen  Kriege  (1632)  wllat  gewordenes  Dorf,  lag  etwas  nördlich 
von  dem  Neusdimidstedt  genannten  QaethoFe  auf  einer  jetzt  Ton 
der  Eisenbahn  durchscbnittenen  Stelle.  Die  Kirche  wurde  von 
den  Schweden  abgebrochen  und  deren  Material  ebenso  wie  das 
der  Daberstedter  Kirche  zur  Erbauung  des  Bollwerks  vor  dem 
Schmidtstedter  Thore  verwendet.  Doch  war  sie  schon  früher 
ausser  Gebrauch  gekommen,  denn  1554  verwendete  der  Rath 
die  Glocken  derselben  zum  Ersatz  einer  gesprungenen  der 
Angustinerkirche.  Die  Flur  wurde  zur  städtischen  geschlagen 
und  bildete  das  Schmidetedter  Feld.  An  den  Namen  des  Dor- 
fes erinnern  noch  gegenwärtig  die  der  Schmidstedter  Strasse 
und  des  Schmidstedter  Thores. 

292.  Sorge,  Die,  war  der  Käme  eines  einges&unten  Wald? 
fleckes  am  südlichen  und  westlichen  Abbange  des  Petersberges 
zwischen  dem  Juliusgraben  und  dem  ausserhalb  der  Stadt  vom 
Brtihler-  nach  dem  Andreasthore  ftibrenden  Wege. 

293.  Stade,  Auf  der  hohen,  hiess  ein  zum  Mainzer 
Hofe  gehöriges  Grundstück  vor  dem  Andreasthore. 

294.  Steinbr&obe,  Die,  lagen  am  südlichen  Abhänge 
des  Cyriaxberges,  wo  sich  gegenwärtig  das  Seservoir  der  atttdti- 
achen  Wasserleitung  befindet.  Bei  dem  Umbau  der  Cyriaxbnrg 
1824  —  1831  wurden  sie  cassirt  und  ausgeßlllt  —  Ein  anderer 
Steinbruch  hatte  in  frllher  Zeit  (1350)  nach  Daberstedt  eb  ge- 
legen. 

295.  Suiza,  ein  wttst  gewordenes  Dorf,  das  zwischen  dem 
Rotbenberge  und  Schwerbom  lag.  Die  Flar  desselben  bildet 
gegenwärtig  die  Snlze  oder  das  Sulzer  Feld.  Der  Schlftssel  in 
der  ThUre  der  darin  befindlich  gewesenen  Kapelle  exlstirt  noch 
und  befindet  sich  in  Aufbewahrung  bei  dem  Snlzer-Eohenwia- 
dener  Hegemale. 

296.  Todtenkbpf,  Der,  war  der  Käme  eines  Gtrund- 
stficks,  das  vor  dem  Karthauser  Wehre  zwischen  der  oben  er- 
wllhoten  Brathufe  and  dem  Festungsgraben  tag.  —  Ein  BefMtl- 

.,.:.  Cookie 


gangswark,  du  denselben  Namen  geführt  bat,  wird  weiter  unten 
Erwähnang  finden. 

297.  Tatelstedt  oder  Thatelestede  ist  der  orsprüng- 
liobe  Name  des  jetzt  Dittelatedt  genannten  Ortes.  Im  FreiEins- 
r^ster  tob  1361 :  Kristine  de  Sangerhusen  de  agris  in  campis 
Tille  Tutilstete  prope  Kongistul,  in  dem  von  1381 :  Henr.  de  Uel- 
chendorf  de  agris  an  dem  Tutelsteter  wege  prope  cmcem.  (In 
Betreff  dee  Königstohla  vid.  Kruspe,  Sagen  der  St.  Erfurt  II.  73.) 

298.  Wawet,  Wanweit,  Wimwed,  Wagd  oder  Wag- 
weide, Die,  eine  Benennung,  die  von  einem  angeblichen  heid- 
niachen  Gotte  Wage  hergeleitet  wird,  Uobb  in  der  ältesten  Zeit 
der  Steigerforst  nebat  der  vor  ihm  liegenden  Ebene  zwischen  der 
Sobiessbaaaallee  ond  der  Gera.  (Faber,  Abhandl.  t.  Freigütern 
u.  Freizinsen  S.  87.)  Auch  der  SQdabhang  des  Höhenzuges  wurde 
unter  dem  Namen  Wagd  mit  inbegriffen,  so  Terstand  man  denn 
Kirchheim,  Waltersleben,  Rhoda,  Möbisburg,  Bechstedt,  Wer- 
ningsleben  und  Egstedt  unter  den  Dörfern :  an  der  Wagd.  Auch 
Bischofaleben  (Bischleben)  und  Stedten  flihrten  den  Beisatz:  an 
der  Wagd.  Der  noch  heute  übliche  Name  Becbstedtwagd  erin* 
nert  noch  jetzt  an  dies  Verhältniss.  In  späterer  Zeit  beschränkte 
man  den  Kamen  Wagweide  auf  die  Flur  zwischen  dem  Steiger 
und  der  Stadt,  auf  der  man  1324  begonnen  hatte,  den  Wald 
auszuroden  (Faber,  I.  c.  S.  88).  Es  war  dies  der  Platz,  wo  die 
Volksfeste  begangen  wurden,  namentlich  das  Ziel  des  Walperts- 
zuges.  Der  Name:  Steiger  wurde  früher  nur  dem  südöstlich 
TOm  Sobiesshause  belegenen,  mit  Tannen  bestandenen  Tbeile 
des  Waldes,  insbesondere  dem  s.  g.  Tänncben  oder  TSnnicbt 
beigelegt,  der  jetzt  der  alte  Steiger  beisst. 

Banverbe. 

Wenn  ich  nunmehr  auf  die  Aufzählung  der  in  den  Strftaaen 
nnd  auf  den  Plätzen  Erfurts  befindlich  gewesenen  BauUcbkeiten 
fibergebe,  erlaube  ich  mir  wiederholt  darauf  hinzuweisen:  dass 
iob  nur  solche  erwähnen  werde,  welche  entweder  gar  nicht  mehr 
Torbanden  sind  oder  doch  sehr  wesentliche  Veränderungen  er- 
fahren haben.  Die  Schilderung  derer,  bei  welchen  weder  der 
eine  noch  der  andere  Fall  stattfindet,  bleibt  den  Topographien 
TOD  Erfurt  überlassen  und  ist  unter  andern  auch  Ton  mir  selbst 


~  11  — 

r  Schrift:  „Erfurt  ic  seiner  Vei-gangenbeit  nnd  Oegea- 
vart"j  sowie  in  dem  ftle  Anhang  den  Statistiachen  Mittheilnngen 
ang  dem  Stadtkreise  Erfurt  von  Breslau  beigefilgtea  Aufsätze 
yersucht  worden.  — 

Ich  werde  zuerst  die  Befestigangsanlagen ,  di«  ja  jetzt  im 
Altgemeinen  auch  der  Vergangenheit  angehören,  sowie  die  Thore 
und  Stadtthürme,  sodann  die  kirchlichen  Bauwerke  —  Kirchen, 
Kapellen,  Kläater  and  auswärtigen  Klöstern  angehörenden  Böfe 
—  sodann  die  weltlichen,  namentlich  die  einem  öffentlichen 
Zwecke  gewidmet  gewesenen  aufführen.  Den  Schluse  soll  eine 
ächilderang  der  früher  hier  bestandenen  WasserrerhSltnisse 
hilden. 

BefestiRtmgen. 

Was  die  Befestigungsanlagen  betrifft,  so  mag  der  Auffübmng 
einzelner  Werke  eine  chronologische  Uebereicht  des  Oanges, 
den  die  Befestigung  von  Erfurt  im  Allgemeinen  genommen,  Tor- 
aosgehen. 

Erzbischof  Siegfried  soll  der  erste  gewesen  sein,  der  1066, 
1067  oder  1070  Erfurt  vermittelst  einer  ateineraen  Mauer  und 
WarttbÜrmen  befestigt  hat,  während  bis  dahin  nur  ein  Graben, 
Lehmw&nde  und  Zäune  den  Schutz  gegen  feindliche  Angriffe 
gebildet  hatten.  Diese  waren  es  wohl,  die  aue  den  Zeiten  des 
Königs  Heinrich  und  des  Erzbischofs  Wilhelm  (964)  herrührten. 
Nach  andern  Angaben  ist  nur  die  von  dem  letzteren  bereits  be- 
gonnene Ummauerung  von  dem  Erzbischof  Siegfried  fortgesetzt 
worden.  Sei  dem  wie  ihm  wolle,  so  steht  fest:  dass  zwischen 
1160  nnd  1165  Erfurts  Mauern  von  dem  Landgrafen  Ludwig 
dem  Eisernen  von  Thüringen  geschleift  sind;  zweifelhaft  bleibt 
jedoch:  ob  sie  erst  1134  von  dem  Erzbischof  Conrad  wieder- 
hergestellt sind,  oder  ob  dies  bereits  1168  oder  1169  durch  "Erz- 
bischof  Christian  geschehen  sei  (Kirchhoff,  WeisthQmer  S.  306; 
Vgl.  Wemebnrg,  1.  c.  S.  181). 

Eine  besondere  Befestigung  des  Severiberges,  der  die  Bi- 
schofsburg, die  erzbisohöfliche  Residenz,  trug  —  also  gewisser- 
masBen  die  Anlage  einer  Citadelle  —  hatte  bereits  Erzbischof 
Adelbert  J.  (1109 — 1137)  bewirkt,  nachdem  er  das  bisher  darauf 
befindlich  gewesene  Benedictiner-Nonnenkloeter  1123  auf  den 
Cyrtaxberg  verlegt  hatte.   —   Reparaturen   und  Besserungen  »n 


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_    78    - 

den  Haaern  sind  1322,  1337,  1350,  1359  —  1360  und  1374  vor- 
genoDomeD.  1348  — 1350  worden  die  Mauer  hiotar  dem  Peters- 
bei^e,  sowie  eia  Thurm  zwischen  Ängust-  und  lidbarthor,  1351 
swei  neae  TbUrme  vor  dem  Angustthor,  1352  zwei  TliUnne  zwi- 
■chen  dem  Kr&mpfer-  und  dem  JohannistliOrQ ,  sowie  einer  vor 
dem  Andreasthor,  1358  Basteien  gebaut,  1374  aber  die  Hauer 
auf  der  Aussenseite  des  Petersberges  vollendet  und  1374  die 
Aassentbore  angelegt,  1373  vor  dem  L&bertbore,  1378  vor  dem 
Scbmidtstedter- ,  1379  vor  dem  Krämpfertfaore  der  Graben  ge- 
zogen, 1382 — 1392  der  grosse  Tborm  vor  dem  äusseren  BrObler- 
thore  erbaut 

In  diesem  Zustande  blieb  die  Befestigung  ron  ErJnrt  im 
Wesentlichen  bis  zum  Jahre  1432.  Damals  nahm  die  Stadt  unter 
dem  Vorwande  des  Schutzes  gegen  die  von  den  Haasiten  dro- 
hende Gefahr,  in  der  Wirklichkeit  aber,  weil  ein  zwischen  Kur- 
mainz und  Kursachsen  abgescbloseeneB  Bündniss  sie  um  ihre 
Freiheit  besorgt  machte,  eine  sehr  erhebliche  Erweiterung  der 
Befestigung  vor,  indem  man  auch  die  Voratfidte  in  diese  mit 
hinein  zog.  Es  wurde  in  dem  genannten  Jahre  von  dem  Fusse 
des  Fetersberge«  ausserhalb  de«  Mainzer  Hofes  und  des  Br&bls 
bis  nach  der  Karthänser  Mühle  eine  doppelte  Mauer  gezogen. 
1433  setzte  man  diese  Arbeiten  fort,  indem  man  mittelst  Aof- 
staaung  des  Wassers  an  der  oben  erwähnten  Neuen  Sorge  einen 
Wassergraben  von  der  Gera  bei  dem  Hohenbrlihlerthore  vorbei 
bis  zum  Lanenthore  anlegte,  auch  auf  der  anderen  Seite  der 
Stadt  das  Andreastbor  mit  dem  Horitzthore  und  das  letztere 
mit  dem  Johanqisthore  durch  eine  Mauer  verband,  die  demnächst 
noch  weiter,  bis  zma  Krämpferthore  und  1446  vom  Spielberg 
bis  zum  Löberthore  fortgefdtu-t  wurde.  1444  ward  das  Johmnais- 
thor  mit  einem  Rondel  versehen,  1458  und  1459,  als  man  sich 
gegen  einen  drohenden  Angriff  des  Erebischofs  Diether  schützen 
EU  mUssen  glaubte,  die  sohmale  Gera  zwischen  dem  Moritc-  und 
Johannisthore  mit  einem  Thurmbogen  Überspannt  1463  aber 
auf  dem  Johanniswatl  zwischen  dem  Johannisthore  und  der 
Ziegetbütte  ein  Thurm  erbaut. 

In  den  Jahren  1478  bis  1480  wurden  die  Festungswerke 
durch  die  Anlage  einer  Citadelie  auf  dem  Cyriaxberge,  auf  dem 
sich  bisher  ein  Nonnenkloster  befunden,  das  nunmehr  in  dta 
Stadt  verlegt  ward,  mit  einem  beträchtUoben  Kostenaufwandes 


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—    79    — 

der  nicht  wenig  ditza  beitrug,  der  Stadt  die  Schuldenlast  auiza- 
bOrden,  welche  die  HauptveranlaBanng  zu  dem  b.  g.  tollen  Jahre 
gab,  vervollatändigt.  Eine  Uaner  von  gewaltiger  Dicke  —  sie 
betrug  10  Fuaa  -^  ttmacblosa  ein  Viereck,  in  deaaen  Ecken  sich 
feste  Thürme  befanden,  von  denen  aber  zwei,  und  gerade  die, 
welche  die  Stadtaeite  hätten  beacbützen  können,  nicht  vollendet 
wurden.  AuBserdem  beging  man  den  FeLler:  daas  man  den  der 
Stadt  zugekehrten  Abbang  ohne  Mauern  liess;  in  dem  Glauben: 
daas  die  achwere  Zogänglicfakeit  in  Folge  von  dessen  Steilheit 
schon  an  und  für  sich  hinreichenden  Schutz  gew&hre.  1514 
wurde  der  Bau  der  Mauer,  die  dem  Hochheimer  Wege  gegen- 
flber  steht,  begonnen,  1528  der  nördliche  Thurm,  1534  die  Hauer 
gegen  den  bedeckten  Weg  vollendet,  1530  der  Brunnen  ange- 
legt; das  Kehlgebäude,  das  groaae  Qebäude,  welchea  seine  Front 
gegen  die  Stadt  richtet,  iat  aber  erst  1G04  erbaut.  — 

1538  ward  der  Thurm  mit  zwei  Gewölben  und  dem  Waaaer- 
gebftade  am  Moritzthore,  1540  das  Blockhaus  zwischen  dem  An- 
dreas- und  Johanniatbore  errichtet,  1547  der  Graben  an  den 
ScbntztbUrmen  und  der  Walt  bei  der  E^rthause  verbreitert,  1552 
der  Wall  von  dem  Erämpfertbore  bis  zum  Karthäuaerkloster  an- 
gelegt und  auf  diese  Weise  die  Enceinte  der  Stadt  und  der 
Vorstädte  vollendet,  aber  im  folgenden  Jahre  1553  solche  durch 
Erweiterung  des  Grabens  am  Neuenthore  (dem  Fförtchen)  und 
von  dem  Karthäuserkloater  bis  zum  Erämpferthore  vervollstän- 
digt. 1585  wurde  der  Brückenkopf  vor  dem  Erämpferthore  an- 
gelegt, 1587  die  neue  Bastei  am  Spielherge,  die  s.  g.  Hohe  Ba- 
atioD,  begonnen  und  1591  mit  ihrem  Thurme  vollendet  Im  Jahre 
1606  wurde  der  obengedachte  Wall  verstärkt  und  erhöht  und 
die  Umfassongamauer  der.  Stadt,  die  bis  dahin  eine  ungleiche 
Höhe  hatte,  an  den  niedrigeren  Stellen  erhöht,  ao  daaa  aie  nun- 
mehr von  einem  Thore  bis  zu  dem  andern  gleich  hoch  war. 
1623  wurden  nun  auch  die  Wälle  awiachen  dem  Löber-  und  dem 
Jobannisthore  verstärkt.  Ein  Gleiches  geschah  zwischen  dem 
Brfihler-  und  dem  Andreasthore.  Man  begnügte  sich  jetzt  nicht 
mehr  mit  dem  Schutze,  den  die  Enceinte  gewährte,  sondern  ging 
auch  an  die  Errichtung  von  Aussenworken.  So  wurde  vor  dem 
Lanentbore  ausserhalb  des  Lauengrabens  ein  Hornwerk,  1624 
zwischen  dem  Feterabei^  und  dem  Andreasthore  der  Todtenkopf 
angelegt,    1630   und  1631    vor  dem  obenerwghhnten  Walle  ein« 


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—    80    — 

D«ue  Katze  (d.  i.  eine  besonderB  erhöhte  Schanze,  deren  Zweck 
ist:  die  übrigen  Werke  von  ihr  aus  zu  beherrschen,  ein  Cavalier, 
Qrimm,  Wörterb.  Bd.  V.  Gol.  290)  errichtet  und  1631  mit  dem 
Baue  der  grossen  Schanze  auf  dem  Mainzer  Qebinde  (vor  dem 
Fetersberge  am  Marbacher  Wege)  begonnen. 

Sehr  viel  geschab  für  die  Instandsetzung  und  Verst&rkung 
der  Festungswerke  von  Erfurt  während  der  schwedischen  Occu- 
pation.  —  Gleich  am  Tage  nach  seinem  Einzüge,  am  23.  Sep- 
tember 1631 ,  umritt  König  Giistav  Adolf  die  ganze  Stadt  und 
die  Cyriaxbnrg  in  Begleitung  eines  Festongsbaumeisters  und 
ordnete  selbst  an:  welche  neuen  Werke  aufgeführt  nnd  was  zur 
Ansbessemng  und  Verstärkung  der  schon  v<)rhandenen  durch 
Errichtung  von  Schleusen,  Zugbrücken,  Basteien  u.  s.  w.  ge- 
schehen solle.  Es  wurde  denn  auch  sofort  an  die  Ausführung 
gegangen.  In  den  Jahren  1632  und  1633  erhielten  die  Gräben 
vor  sämmtlichen  Thoren  Zugbrücken ;  die  Wälle  vom  Neuenthore 
bis  zur  Karthäuser  Mühle,  sowie  vom  Brllhler-  bis  zum  Andreas- 
und  von  dem  letzteren  bis  zum  Johannisthure  wurden  noch  1632, 
die  auf  beiden  Seiten  des  Schmidstedter  Tbores  1633  mit  Patli- 
saden  versehen.  Noch  im  letztgenannten  Jahre  begann  man  mit 
der  Legung  des  Bollwerks  vor  dem  Andreasthore,  zu  dessen 
Aufmauerung  die  Steine  von  der  zu  diesem  Zwecke  abgebroobe- 
oen  Moritzkirche  verwendet  wurden.  Gleichfalls  1633  wurde 
auch  noch  die  Bedachung  von  dem  Thurme  am  Andreasthore 
abgenommen  und  eine  Batterie  auf  denselben  gelegt,  sowie  das 
Rondel  vor  dem  Spielbergthore  verschüttet  und  dadurch  das 
letztere  ungangbar  gemacht.  Im  Jahre  1633  ward  der  alte  Brüh- 
lerwall  durchschnitten  und  ein  neuer  Wall  mit  einer  Eecarpe 
angefangen;  1635  der  Eintritt  des  Bergstroms  in  die  Stadt  llber- 
vrfllbt.  — 

Eine  verdoppelte  Thätigkeit  entfalteten  die  Schweden,  Dacb- 
dem  sie  durch  den  am  22.  December  1636  zwischen  der  Stadt 
und  dem  General  Banner  abgeschloBsenen  Accord  von  neuem 
in  deren  Besitz  gelangt  waren  und  dieselbe  nun  zum  Stützpunkte 
ihrer  Operationen  in  Thüringen  machten.  1637  wurde  der  halbe 
Mond  gegen  das  Rondel  auf  dem  Daberstedter  Berge  aufgeftlhrt, 
das  Bavelin  vor  dem  Andreasthore  angelegt,  und  ein  gleiches 
neben  der  Zugbrücke  vor  dem  Scbmidstedtertbore  errichtet 
1640  ward  die  Cyriaxburg  mit  doppelten  Faltisaden   und  vier 


—    81    — 

Erdfleschen  mit  zwiscbenliegendom  GUcie,  später  ancb  (1643) 
der  dortige  Brunnen  mit  einer  spanischen  Haube  verseben,  nm 
das  Durchschlagen  der  Granaten  zu  verbiDdem.  Der  BrUhler- 
wall  lief  bis  dabin  bis  an  die  CTriaxburg,  an  deren  Fusse  ein 
hoher  Thurm  stand,  von  welchem  aus  sie  beacbossen  werden 
konnte.  Dieser  wurde  niedergerissen  and  der  Wall  weiter  zu- 
rück verlegt  bis  zu  der  Stelle,  wo  bis  auf  die  neueste  Zelt  daa 
BrUhler  Thor  lag,  um  die  Burg  selbständiger  and  weniger  von 
dem  Qeschicke  der  Stadt  abhängig  zu  machen.  1641  wurde  das 
bereits  im  vorhergegangenen  Jahre  begonnene  Ravelin  am  Löber- 
thore  vollendet,  das  Bavelin  hinter  der  Karthäusermllble  gebaut, 
der  Moritxdamm  begonnen,  der  im  nächstfolgenden  Jahre  voll- 
endet wurde  nnd  das  Löberthor  verschanzt.  1643  und  1644 
vorde  eine  erhebliche  Veränderung  mit  den  Festungswerken  in 
der  Gegend  des  Lauentbores  vorgenommen  j  der  dort  stehende 
schöne  Tharm  und  die  Mauer  niedergerissen  und  dafür  ein  zwei- 
faches Bollwerk  mit  einer  daewischen  liegenden  Coartine  errich- 
tet, in  dem  letztgenannten  Jahre  auch  am  Petersberge  ein  neues 
Bollwerk  erbaut,  1646  der  halbe  Mond  am  Ändreaswalle  ausge* 
mauert,  1647  aber  mit  dem  Bau  des  Bollwerks  an  dem  Schmld- 
stedter  Thor  der  Anfang  gemacht,  das  erst  1649  zur  Vollendung 
gelangte.  Es  ist  dies  das  unter  dem  Namen:  Schwedenschanze 
oder  Schwedenbastion  bekannte  Befestigungswerk.  Mit  diesem 
scfaliesst  die  fieihe  der  während  der  schwedischen  Occupation 
in  der  Umfestigung  von  Erfurt  vorgenommenen  Veränderungen. 

Im  Wesentlichen  sind  dessen  Festungswerke,  abgesehen 
von  den  beiden  Citadellen,  bis  auf  die  neueste  Zeit  so  verblie- 
ben. Was  in  den  Jahren  1663  und  1664,  als  man  sich  gegen 
die  drohende  Belagerung  durch  die  kurmainzischen  Truppen  und 
deren  Verbündete  schätzen  wollte,  geschehen  (es  ist  dies  speciell 
in  meiner  Schrift:  die  Reductioa  von  Erfurt  S.  206—209  auf- 
geführt —  eine  Ansicht  von  Erfurt  mit  seinen  damaligen  Befe- 
stigungs werken  und  der  Belagerung  in  der  Chronik  von  Fritz 
S.  366,  ein  Flau  des  Petersberges  vor  dessen  Umwandlung  in 
eine  Citadelle  in  dessen  Cosmographie) ,  isOohne  nachhaltigen 
Einfloss  geblieben.  Tbeils  waren  es  Werke,  die,  wie  die  Schne- 
ckenscbanze  im  Johannisfelde,  die  halbe  Kartbaune  vor  dem  Mo- 
ritBthore,  die  Reindarschanze  an  der  Strasse  nach  Tieftbal,  Qher-' 
baupt  nur  auf  den  Augenblick  berechnet  waren   und  nachdem 


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dieser  vorSbei^egangen,  von  selbst  veracliwsnden,  tbeile  wurden 
sie  auch  da,  wo  dieses  nicbt  der  Fall  war,  demnäcbst  wieder 
entfernt,  wie  die  1663  errichtete,  am  Nordabhange  des  Peters- 
berges unfern  der  Ändreasbastion  Ewisohen  der  „Todtenkopf" 
genannten  Bastion  und  der  Batterie  vor  der  Annfjokapelle  bele- 
genen Studenten-Batterie,  welcbe  alle  drei  bei  der  Umwandlung 
des  Peter  aber  ges  in  eine  Citadelle  beseitigt  wurden. 

Hit  der  letzteren  wurde  gleich,  nach  dem  Eintreten  der  s.  g. 
Reduction,  drei  Tage  nachdem  Kurfürst  Jobann  Philipp  seinen 
BioBOg  gehalten,  am  15.  October  1664  begonnen  und  dieselbe 
mit  solchem  Eifer  betrieben,  dass  600  Arbeiter  dabei  beschäftigt 
wurden.  Am  1.  Mai  1665  wurde  der  erste  Stein  isu  den  Hanrer- 
arbeiten  der  Festungswerke  gelegt.  Die  Grundlage  von  diesen 
bildete  ein  gegen  Südwest  rerlüngertes  Pentagon,  das  von  acht 
Bastionen  eingeschlossen  ward,  von  denen  vier,  St.  Franoiscus, 
St.  Philipp,  St.  Leonhard  und  St.  Eilian  gegen  die  Stadt,  zwei, 
St.  Öabriel  und  St.  Michael,  gegen  die  Auaaenseite  gericbtet 
waren,  die  beiden  letzten:  St.  Martin  und  St.  Johannis  sich  da 
befanden,  wo  die  Stadtseite  sich  an  die  Ansaenseite  anschloss. 
(Ein  Plan  dieser  ersten  Anlage  der  Citadelle  in  Frita  Cosmo- 
graphie.)  Vor  die  Courtinen  wurden  die  Baveline  St.  Änselmos, 
Lotbar,  St  Wilhelm  und  St.  Peter  gelegt.  In  der  Richtung  der 
Cjriaxbnrg,  wo  bisher  die  grosse  Schanze  sich  befunden,  ward 
ein  Hornwerk  errichtet,  auf  der  entgegengesetzten  Seite  die  Ba- 
stion am  St.  Andreaethore  mit  in  die  Befestigung  der  Citadelle 
gezogen.  Zwei  Thore  vermittelten  die  Commnnication ,  das  St. 
Petersthor  auf  der  Stadiseite  und  das  St  Anselmithor  auf  der 
entgegengesetaten  (meine  Bednction  von  Erfurt  S.  237— 24S), 
welches  letztere  seinen  Namen  von  dem  KorfUrsten  Anselm  Frans 
bekam,  der  durch  dasselbe  1680  seinen  Einzug  in  Eri'urt  hielt 
Erst  damals  war  der  Festungsbau  zum  Abscblass  gelangt  Daas 
viele  der  bisherigen  Befeetigungswerke ,  so  die  am  ehemaligen 
Lauenthore,  haben  Platz  machen  mUssen,  iat  bereits  oben  ange- 
deutet worden.  —  Auf  der  C;riaxburg  wurde  1703  eine  massive 
Kaserne  gebaut 

Im  Uebrigen  liess  die  Mainzische  Regierang  alles  wie  sie 
es  voi^efunden.  An  der  Enceinte  der  Stadt  geschah  nichts; 
dass  1704  auf  Veranstaltung  Boyneborgs  die  W&lle  mit  Bftumen 
bepflanzt  wurden,  erfolgte  nicbt  um  die  Befestigungsanlagen  zu 


—    83    — 

TerbeBtern,  BOndem  tun  den  Einwohnern  einen  Promenmdenweg 
sn  beschtffen. 

Als  wKbrend  des  nordischen  Krieges  1706  Erfurt  ron  einem 
Anfall  der  Schweden  bedroht  war,  dachte  man  ewar  an  die  Wie- 
derinstandaetzang  der  Festangswerke,  sowie  die  Anlegung  neuer 
Batterien,  und  es  wurden  auch  :30000  Rth.  hieran  aaf  die  knr- 
fOrstliche  Kasse  angewiesen,  dieselben  scheinen  aber,  da  die 
Qefahr  sich  bald  wieder  versog,  nur  tbeilweise  zur  Vsrwendong 
gekommen  eu  eeia,  indem  man  sich  darauf  beschränkte,  einige 
Batterien  aufxnwerfen  und  Holzstämme  xam  Pallisadenbau  heran- 
sufttbren.  —  Etwas  ernster  wnrde  die  Sache  betrieben,  als  im 
siebenj&hrigen  Kriege  Erfurt  bald  yon  preuasiscber,  bald  von 
feindlicher  Seite  gebrandschatzt  wurde.  1757  worde  die  Daber- 
steter  Sch'anae  wieder  hergestellt  und  Erdwerke  am  Patersbei^e 
angelegt,  1759  der  gedeckte  Weg  und  das  Glacis,  1762  aber  die 
Rarelins  und  das  Homwerk  auf  dem  Fetersberge  in  Stand  ge- 
setzt. 

In  diesem  Zustande  fand  die  erste  preussische  Besitznahme 
Erfurts  Befestigungsanlagen.  Es  geschah  während  der  Dauer 
TOQ  jener  fllr  dieselben  ebenso  wenig,  wie  nachdem  die  Stadt 
onter  französische  Herrschaft  gerathen  war.  Erst  als  181S  die 
Gefahr  einer  Belagerung  nahe  trat,  sah  man  sich  gezwungen, 
wenigstens  den  dringendsten  Uebelstftnden  abzuhelfen ;  so  wurde 
denn  die  Dabersteter  Scbanxe  in  Stand  gesetzt,  der  Brücken- 
kopf vOT  dem  Krämpferthore  erweitert,  die  beiden  Cavaliere  an 
dem  Austritt  der  Schmalen  Gera  aus  der  Stadt  erhöht,  der  Wall- 
tbarm  Nr.  9  (zwischen  Pffirtchen  und  Löberthor)  zur  Vertbei- 
digang  eingerichtet,  der  Nr.  12  (zwischen  Löberthor  und  Spiel- 
berg) hergestellt  and  der  Cavalier  zwischen  den  beiden  ThOrmen 
aaf  der  Cyriaxburg  angelegt 

Bei  der  zweiten  preussiscben  Besitzergreifung  befanden  sich 
die  Befastigangswerke  in  einem  höchst  mangelhaften  Zustande; 
namentlich  war  dies  bei  der  Citadelle  Petersberg  der  Fall. 
Sftmmtlicbe  Qebfiude  derselben  waren  verfallen  und  kaum  noch 
bewohnbar.  Die  Trümmer  der  dnrcb  das  Bombardement  zer- 
störten, namentlich  der  Peterskirche,  bedeckten  die  Zwischen- 
rttame.  Das  Dringendste  war  daher  die  Wiederherstellung  des 
Petersberges.  Mit  ihr  wurde  bereits  1815  begonnen  and  seitdem 
Jahr  vor  Jahr  fortgefahren;  doch  würde  es   hier  zu  weit  fahren. 


—    84    — 

alle  TorgeBOmtaeneii  ÄrbeitSD  einzeln  namhaft  eu  machen.  Nur 
mag  erwähnt  werden:  daas  1828  — 1831  die  dortige  Defenstons- 
kaseme  gebaut  worden  ist,  wobei  die  noch  atebenden  Ruinen 
abgebrochen  und  der  vor  der  ehemaligen  Kirche  belegene  Platz 
volUtändig  geebnet  worden,  sowie  dass  1830  der  Caralier  Wil- 
helm neu  gebaut  worden  iet. 

Die  zweite  Citadelle,  die  Cyriaxburg,  deren  Znetaud  den 
damaligen  Anforderungen  der  BefeBtigungskunat  nicht  mehr  ent- 
aprach,  wurde  in  den  Jahren  1824  bis  1831  fast  vollständig  neu 
gebaut  mit  einem  Eostenaufwande  von  mehr  ala  200000  Rth. 
1824  —  1828  wurde  die  dortige  Defeoaionakaaeme,  1826—1828 
das  ans  den  beiden  Tbürmea,  der  crenelirten  Mauer  und  dem 
ErdcavalJer  bestehende  Kemwerk,  1828 — 1831  die  vier  Block- 
häuaer  errichtet,  von  denen  aber  das  an  dem  Abhänge  naeh 
dem  Hochheimer  Wege  zu  stehende  1843  in  ein  defenaiblea 
Friedenspulvermagazin  umgestaltet  wurde,  1826  — 1829  das  Gla- 
eis  angelegt.  Denen,  welche  die  C;riaxburg  vor  der  neuerlichen 
EntfestigUDg  gekannt  haben,  wird  erinnerUch  sein:  dasa  sie  in 
ihrer  Art  ein  wahres  Sohmnckkästlein  war. 

Auch  flir  die  Instandaetzang  und  Verbeaserung  der  Enceiate 
der  Stadt,  aowie  fUr  die  Errichtung  von  Aussenwerken ,  ist  vie- 
lerlei geschehen.  Daa  erste  war,  dass  man  mit  der  Anlage  eines 
Glacis  vorging.  Dasselbe  wurde  bereits  1814  begonnen  und  ge- 
langte 1843  mit  der  Erhöhung  auf  der  Andreasfront  aar  Voll- 
endang.  1816  wurde  dem  Jnliuatbutm  ein  neuer  gemauerter 
Tambour  vorgelegt^  1818  erhielt  die  Bastion  St.  Andreas  Flan- 
ken, deren  linke  1830  au^emauert  ward;  1841  — 1843  bekam 
daa  ganze  Werk  ein  hohes  Revetement  und  einen  freien  inneren 
Ranm.  1818  und  1819  wurde  vor  der  Auesenseite  des  Feters- 
berges  unfern  des  Binderslebener  Weges  ein  defensibles  Frie- 
denspulvermagazin angelegt,  daa  1831  durch  die  darum  gelegte 
Brtibler  LUnette  verstärkt  ward.  1819  wurde  der  Tambour  hin- 
ter dem  Schmidstedter  Thore  aufgemauert ,  1820  das  von  den 
Schweden  1642  vor  dem  Läberthore  angelegte  Ravelin  (u  einem 
Brückenköpfe  erweitert  und  das  Rondel  daselhat  verheaaert,  1821 
der  Thurm  am  Schmidstedter  Thore  zum  Pulvermagazin  einge- 
richtet; doch  wurde  derselbe  erst  1832  bombenfest  eingedeckt, 
1822  and  1823  wurde  der  Brückenkopf  vor  dem  ebengenannten 
Thore  erbaut,   1^7  —  1880  ein  solcher  vor  dem  Jobaanbthore 


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—    85    — 

angelegt;  1839  erhielt  der  vor  dem  ErÜmpfertfaere  seine  letzte 
Gestalt.  Eid  gleiches  geschah  1833  rllcksichtlioh  der  Daber- 
stedter  Schanze.  1835  wnrde  die  Äuenechanze  angelegt,  am  als 
Uebangsplatz  tut  die  seit  1832  hier  gamisonireade  Pionierabthei- 
Inng  zn  dienen;  1842  warde  die  Bastion  St.  Moritz  grandlicb 
ansgebessert  tind  profilirt. 

Die  letzten  Arbeiten  an  den  Befestigungswerken  von  Erfort 
wurden  bei  dem  Ausbruche  des  Krieges  von  1866  vorgenommen. 
Es  wurden  drei  Anssenwerke  neu  angelegt.  Die  Schanze  auf 
dem  Himziegen berge  hinter  dem  Mangoldscfaen  Felsenkeller,  die 
zwar  bereits  1815  flUchtig  begonnen,  aber  wieder  gänzlioh  ver- 
fallen war,  erbaut,  die  Anenschanze  sehr  erheblich  erweitert, 
nnd  die  Schwedenschanze  unfern  des  Vorwerks  Hau  gerb  ach 
zwischen  dem  Alacher  und  dem  Binderslebener  Wege  angelegt, 
welche  letztere  noch  jetzt  vollständig  erhalten  ist,  da  sie  als 
Pulvermagazin  dient.  Die  Befestigung  des  Petersberges  wurde 
durch  Aufschüttung  eines  zweiten  Glacis  vervolUtändigt;  in  dem 
Festun gegraben  am  Andreasthore ,  in  der  Nähe  des  Pfortchens 
und  links  vom  Schmidstedterthore  wurden  Caponiären  erbaut, 
die  Andrsasbastion  umgebaut,  mit  einer  Poteme  und  Kasematten 
versehen. 

Was  seit  dem  1.  Oktober  1873,  wo  Erfurt  aufgehört  hat, 
Festung  zu  sein,  bei  dessen  Befestigungsanlagen  vorgenommen, 
ist  in  der  der  bisherigen  Bichtung  gerade  entgegengesetzten  ge- 
schehen. Was  die  früheren  Jahrhunderte  mit  Aufwendung  enor- 
mer Kosten  und  Anspannung  aller  Ej-äfte  geschaffen,  das  wird 
nun  mit,  wenn  nicht  gleich  bedeutenden,  doch  noch  immer  sehr 
beträchtlichen  Mitteln  wieder  zerstört.  Wie  weit  die  Entfestigung 
Erfurts  bereits  gediehen,  dessen  Tbore,  ThQrme,  Wälle  nnd  Ba- 
stionen verschwunden  sind,  das  brauche  ich  hier  nicht  ausfllhr- 
lieh  zu  schildern,  da  ea  vor  Augen  liegt  nnd  allgemein  bekannt  ist. 

Bücksichtlich  einzelner  Befestigungsanlagen  will  ich  nur  noch 
Nachstehendes  anfahren. 

1.  Das  Andreasravelin,  unmittelbar  vor  dem  Andreas- 
thore belegen,  1646  erbaut,  bei  der  Belagerung  von  1664  sehr 
stark  beschädigt,  wurde  bei  der  Verwandlung  des  Petersberges 
in  eine  Citadelle,  wie  bereits  bemerkt,  in  dessen  Befestigung  mit 
hineingezogen,  nnd  durch  die  Bastion  St.  Andreas  ersetzt,  die 
1841  —  1843  ihre  letzte  Gestalt  erhielt. 


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2.  Die  Annen  -  K&pellen  -  Baitei  Ug  auf  der  AokMB- 
sflhe  des  Petersberges  zwischen  der  Studantea-Bktterie  und  dem 
Andreas  -  Barelin. 

3.  Bräbler  Lünette,  anfem  des  BrQhlerthorea  an  dem 
TOQ  diesem  ansserbalb  des  GUcis  des  Petergberges  nach  dem 
Andreaatbore  ftibrenden  Wege  belegen,  als  Aussenwerk  mit 
einem  defensiblen  Friedens  -  Polverroagazin  1819  angelegt,  1831 
Teratftrkt,  ist  neuerdings,  nachdem  der  Flata  in  Privatbesita  über- 
gegangen, eingeebnet  und  mit  Villen  bebaut  worden. 

4.  Juliuaburg,  ein  Befestigungstburm  am  Juliusgrabeo, 
der  Mittelmühle  gegenüber,  ist  1545  erbaut,  1632  mit  einem  Ca- 
▼alier  beschüttet,  neuerdings  aber  bei  Erweiterung  der  Gewebr- 
fabrik  abgebrochen  worden.  Der  dahinter  liegende,  jetzt  gleich- 
falls abgetragene  Wall  war,  augleich  mit  dem  Juliasgraben,  1426 
— 1434  während  der  HusBiteaknege  angelegt,  um  den  hohen 
Brtlfalerthurm  mit  der  alten  Stadtmauer  am  Lanenthore  in  Ver- 
bindung zu  setzen.  (Nach  Härtung,  HSuserchroo.  II.  S.  374,  ist 
die  Anlage  des  Juh'usgrabens  erst  1474  erfolgt) 

5.  Löberrarelin  lag  ausserhalb  des  Löberthores  rechts 
von  der  Arn  Städter  -  Strasse.  Es  war  1642  von  den  Schweden 
angelegt  und  wurde  1820  au  einem  BrQckenkopf  erweitert,  wo- 
bei gleichzeitig  eine  Verlegung  der  genannten  Strasse  nnd  1821 
der  Bau  einer  nach  dem  Pfbrtchen,  der  Milchinsel  nod  dem 
Steiger  führenden  Chaussee  stattfand,  weil  der  bisherige,  dicht 
am  Festungsgraben  hinführende  Weg  durch  die  Anlage  des 
Glacis  cassirt  war. 

6.  Moritzschanze  oder  Horitzbastion.  Sie  lag  am 
Ausgange  der  MoritzgaBse  neben  dem  Moritzthore,  da  wo  jetat 
das  neue  Schulgebftude  steht.  Sie  war  am  1640  angelegt  and 
erhielt  1842  ihre  letzte  Gestalt. 

7.  Petersberg.  In  Betreff  der  arsprünglichen  Befestignng 
desselben,  seiner  Umwandlung  in  eine  Citadelle,  nnd  der  später, 
namentlich  in  preuBsischer  Zeit  vorgenommenen  Baaten  ist  das 
Erforderliche  bereits  erwähnt  worden.  Hier  mag  nur  noch  be- 
merkt werden :  dass  in  Folge  der  Entfestigung  die  Ravelina  Wil- 
helm (vor  den  Bastionen  Franz  und  Jobann)  und  Peter  (vor  den 
Bastionen  Leonhard  und  Kilian  belegen)  bereits  verschwunden 
sind,  nnd  neuerdings  das  Exercierhans  von  seinem  bisherigeo 
Platze  an  der  CasinoBtrasse  dorthin  versetat  wordea  ist. 


:,G  Gothic 


—    87    — 

8.  Schanse,  Die  grosse,  wu  ein  1631  angelegtes 
Anaseowerk  des  Petersberges  vor  dasseti  Umwandlung  in  eine 
Ciladelle,  swieclien  dem  Lauen-  nnd  dem  Schanstbore  (dem 
nachherigeo  Anselmitbore).  Sie  nahm  also  etva  dieselbe  Stelle 
ein,  wie  nachher  das  Bornwerk. 

9.  Schneckenschanze.  Sie  lag  im  Johannisfelde  rechts 
von  dem  Wege  nach  IlTersgebofen  auf  dem  jetzigen  Exercier- 
platze.  Als  die  Belagerung  von  1664  drohte  errichtet,  verfiel 
sie  nach  derselben  bald  wieder. 

10.  Spielberg,  Der,  später  Hohe  Bastion  oder  Rondel 
genannt,  vor  dem  Spielbergstbore  belegen,  ist  als  Erdaufschflt- 
ttiDg  dem  Empfangsgebäude  der  Thüringischen  Eisenbahn  gegen- 
über, zur  Zeit  noch  vorhanden,  wenn  auch  schon  der  baldigen 
Zerstörung  verfallen.  Das  Bondel  ward  an  dieser  Stelle  1587 — 
1591  erbaut  und  gleichzeitig  eine  Communication ,  die  jedoch 
1032  durch  Ausfüllung  des  Rondels  von  aussen  her  verschattet 
wurde,  1813  aber  eine  hölzerne  Foterne  zu  einer  ober  den  Gra- 
ben geschlagenen  Pontonbrücke  errichtet.  Die  Commnnica^on 
ward  1666  mit  einem  Tburme  überhöht,  der  1814  abbrannte  und 
in  Folge  dessen  ganz  abgetragen  ward. 

11.  Todtenkopf,  Der,  hiess  eine  am  Fusse  des  Peters- 
berges auf  der  Feldseite,  an  der  Stelle,  wo  sich  später  das  Ba- 
velin  St.  Anselmi  befand,  belegene  Bastion,  die  1624  (nach  Böck- 
ner erst  1663)  angelegt  war.  Bei  der  Belagerung  von  1664 
überDabni,  da  dies  die  am  meisten  der  Qefahr  ausgesetzte  Stelle 
war,  die  von  den  Studenten  gebildete  Compagnie,  das  Corps  da 
guarde  wie  sie  genannt  ward,  die  Vertheidigung.  Bei  der  Um- 
wandlung des  Fetersbergee  in  eine  Citadelle  (1665)  wurde  der 
Todtenkopf  in  diese  mit  hinein  gezogen. 

Thore  und  Wallthürme. 

Die  Thore  Erfurts  zerfielen  in  zwei  Kategorien,  die  inneren 
und  die  äusseren.  Die  ersteren  befanden  sich  in  der  Stadt- 
mauer, als  diese  nur  die  eigentliche  Stadt  umgab  und  entstanden 
daher  gleichzeitig  mit  derselben,  angeblich  im  Jahre  964,  die 
letzteren  in  der  Umwallung,  nachdem  auch  die  Vorstädte  in 
diese  mit  eingeachlossen  worden.  Die  Innentbore  sind  meistens, 
da  sie  nach  Erweititrung  der  Enceinte  der  Stadt,  überfiÜBBig  ge- 
worden waren,  schon  in  früherer  Zeit,  die  Äussenthora  dagegen 


:,G  Gothic 


erst  neuerdings,  seit  der  Entfestigang,  Terscbwanden.  Nor  das 
die  Stadt  mit  der  Citadelle  Feteraberg  verbindende  Petersthor 
ist  noch  in  seiner  frttberen  Oestalt  erbalten.  —  Da  Tor  dem  An- 
dreastbore  ebenso  wie  vor  dem  Lauenthore  keine  Vorstadt  eiit> 
standen  war,  welcbo  mit  in  die  Umwallung  eincaschliessen  ge- 
wesen wäre,  eo  fielen  an  diesen  Stellen  Aussen-  und  Innentbor 
zusammen.    Das  Heidenthor  befand  sich. mitten  in  der  Stadt. 

Einer  gleichen  Bezeichnung  bediente  man  sich  in  Betreff 
der  Brücken;  auch  hier  unterschied  man  innere  und  äussere. 
Doob  gab  man  urspriinglich  den  Kamen:  AeusserethorbrUcke 
denen,  welche  die  Verbindung  zwischen  der  eigentlichen  Stadt 
und  den  Vorstädten  vermittelten,  also  denen  über  die  Wilde 
Gera,  im  Gegensatz  gegen  die  innerhalb  jener,  insbesondere 
über  den  Breitstrom  fahrenden  Brücken.  Nachdem  aber  im  14. 
Jahrhundert  die  äussere  Walllinie  um  die  Vorstädte  gelegt  war, 
erhielten  die  Brücken,  welche  über  den  Festnngsgraben  ftthrten, 
die  Bezeichnung:  der  äusseren,  während  die,  welche  bisher  so 
gebeiasen,  nunmehr  innere  genannt  wurden  (Kirchhoff,  Weis- 
tbümer  S.  24). 

Die  Innentbore 

waren 

1.  Das  AnguBtthor.  Es  lag  am  Ende  der  früheren 
Augnststiisse  unmittelbar  an  der  Über  die  Wilde  Gera  ßibren- 
den  Brücke.  1337  erhielt  es  einen  steinernen  Thurm ;  gleichzeitig 
wurde  die  Brücke  von  Steinen  anfgeAlhrt.  Es  bestand  aas  zwei 
Thurmdurchfahrten ,  auf  jeder  Zwingerseite  eine.  Es  ist  erst  im 
Jahre  1841  als  das  letzte  der  inneren  Tbore  abgebrochen  wor- 
den, nachdem  dies  in  Betreff  der  Pfeiler  der  inneren  Durchfahrt 
schon  1839  geschehen  war. 

2.  Brühler  Thor,  Das  innere,  auch  das  Eramroe 
oder  Martinsthor  genannt,  weil  es  mit  einem  im  Bauernauf- 
ruhr zerstörten  Bilde  des  H.  Martin  versehen  war,  lag  zwischen 
der  Mainzerbof-  und  der  BrDhlerstrasse  an  der  Stelle,  wo  sich 
jetzt  auf  der  einen  Seite  die  Gewehrfabrik,  auf  der  andern  der 
Eingang  zum  BrUbler  Friedhof  befindet.  Eine  Abbildung  des- 
selben in  Frieses  Chronik,  Tb.  It.  S.  423  und  in  der  Chronik 
von  S.  Fritz,  S.  168.  Es  ward  1447  im  Bau  begonnen,  bei  dem 
groaseu  Brande  1472  vom  Feuer  zerstört,  aber  bald  wieder  her* 


:,G  Gothic 


gestellt,  1479  (nach  Friese,  1.  c.  I.  8. 163  schoD  1418)  mit  einem 
groaeen  ninden  Thnrm  verstärkt  und  mit  dem  erwähnten  Brast- 
bitde  des  h.  Martin  geschmückt.  Der  äussere  Tburm  und  die 
denselben  mit  dem  inneren  Thore  verbindenden  Mauern  wurden 
1717  behufs  Vergrössernng  des  Statthaltereigartona ,  das  übrige 
1839  zur  Verbreiterung  der  Strasse  abgetragen. 

3.  DaB  Heidenthor,  ein  UberbauteB  steinernes  Thcr,  lag 
zwischen  der  PredigerstraBse  und  dem  Fiscbmarkt  (nach  andern 
Angaben  zwischen  der:  Hinter  der  Scheibe,  genannten  Gasse 
und  dem  Töpfenmarkt).  Es  soll  seinen  l^amen  davon  erhalten 
haben:  dass  es  sich  in  der  Mähe  deB  Judenviertcla  befand  und 
die  Juden  in  damaliger  Zeit  als  Heiden  betrachtet  wurden. 
Friese,  1.  c.  I.  S.  76,  sagt:  Diesseits  hatten  sonst  nur  Heiden, 
nachmals  Juden,  und  jenseits  Christen  gewohnt,  daher  ist  es 
das  Heidenthor  genannt  worden.  Bei  dem  grossen  Brande  von 
1736  wurde  es  aerstart  und  nicht  wieder  hergestellt 

4.  Johannisthor,  Das  innere.  Es  lag  am  Ende  der 
JohannisBtrasse  nach  älterer  Bezeichnung,  vor  der  Johannis- 
brilcke  neben  dem  Eingange  zum  Jobannis-Friedhofe.  Es  wurde 
12S6,  nach  Hogel  (I.  c.  S.  197)  erbaut,  nach  andern  Angaben 
aber  auf  der  innern  Seite  mit  einem  Thurm  versehen,  an  wel- 
chem sich  em  Bild  des  b.  Johannes  nebst  den  vier  Wappen  der 
Stadt  Erfurt  und  der  ihr  gehörigen  Herrschaften  befand,  der 
jedoch  erst  1448  vollendet  wurde  (Chronik  des  Härtung  Kammer- 
meister  und  Mittheilungen  des  Alterthums' Vereins,  Heft  I.  S.  30). 
Die  vor  dem  Thore  liegende  Brücke  wurde  1360  gebaut.  Auch 
an  der  äusseren  Zwingermauer  hatte  das  Thor  einen  Thurm  mit 
einer  Durchfahrt.  Als  der  ersterwähnte  Thurm  mit  dem  Thore 
□m  1810  abgebrochen  wurde,  ward  das  Bild  des  h.  Johannes 
in  die  anatossende  Friedhofsmauer  eingelassen,  in  welcher  es 
noch  jetzt  zu  sehen  ist.  Es  musa  aich  aber  noch  eine  andere 
steinerne  Bildsäule  vor  dem  Thore  befunden  haben,  denn  in  den 
Freizinsregistem  von  ]32ii  und  folgenden  findet  sich  häufig  die 
Bezeichnung:  juxta  lapideam  statuam  apud  valvam  S.  Johannia 
intra  Kirslacam,  auch  trans  Eirslacam. 

5.  Erämpferthor,  Das  innere,  Erampenthor  (Porta 
Erempferiaua ,  valva  cramphonum,  oder  valva  spaKmi)  oder 
Erampenburgerthor,  auch  Eaufmannathor  genannt. 
Ea  la^  da,  wo  sich  jetzt  die  Eingänge  znm  Elrämpfer'  und  Kam 


.oogic 


-    90    - 

Auguitfrisdhofe  befinden,  vor  der  ErILmpferbrücke.  Es  wurde 
1350  dnrcli  eine  Steinmauer  mit  dem  in  der  Krämf^erToratadt 
bfllflgenen  Servitenkloster  verbunden.  Die  steinerne  Brücke 
wnrde  1749  von  einer  Hocbflutb  fortgerissen,  aber  noch  in  dem- 
selben Jahre  wieder  hergestellt.  Es  bestand  aus  zwei  Tbürmen 
mit  Durchfahrten,  von  denen  der  eine  an  der  innem,  der  andere 
an  der  nasseren  Zwingermauer  seinen  Stand  hatte.  Der  innere 
Thortharm  bestand  noch  1693.  Der  Ursprung  des  Namens : 
Krämpfertbor  ist  bekanntlich  Gegenstand  einer  wisBenschaftlicbeo 
Controverse  gewesen,  an  welcher  sich  namentlich  der  Direktor 
Strackerjau  aus  Oldenburg  und  der  Professor  Eircbhoff  bethei- 
ligt haben,  die  aber  nicht  au  einem  allgemein  tiberzengenden 
Abschlüsse  gelangt  ist.  (Mittheilungeo  des  Vereins  fUr  die  Gesch. 
V.  Erfurt,  Heft  VII.  8.  38—46.  —  Kirchhoff  Weisthüra.  S.  120 
Anm.  381.)  Hierzu  tritt  noch  die  von  Werneburg  (1.  c.  S.  1S6) 
gegebene  Erklärung,  der  aus  dem  Kamen:  Krampenburger  Thor, 
unter  welchem  das  Krämpfertbor  in  der  ältesten  bekannten  Ur- 
kunde, in  der  es  genannt  wird,  der  von  Kircbhoff  WeiethUmor 
S.  120  erwähnten  von  1196,  vorkommt,  scfaUesst:  dass  neben 
demselben  ursprünglich  eine  Burg  gestanden,  und  dass  der  Name 
daher  rühre:  dass  das  Thor  dieser  Burg  mittelst  einer  Krampe 
verschlossen  worden  sei.  —  Hierbei  mag  noch  erwähnt  werden: 
dass  sich  ein  Versuch,  die  Entstehung  des  Namens  Krämpfer- 
tbor zu  erklären,  bereits  bei  Hogel  findet.  Dieser  gedenkt 
(Chron.  S.  36)  des  Aufschwungs  des  Handels  und  der  Gewerb- 
samkeit  Erfurts  in  Folge  der  von  Karl  dem  Grossen  getroffenen 
Hassregeln,  and  wie  sich  daselbst  allerlei  Handelsleute  und  an- 
dere Gewerbetreibende  niedergelassen,  von  denen  nun  die  von 
ihnen  bewohnten  Stadttheile:  Unter  den  Sohilderern,  die  Krftmer- 
brücke.  Unter  den  Kaufmännern,  „wie  auch  von  den  Krämpfem, 
d.  i.  den  KrämfUhrern,  die  Krämpfergasse  mit  dem  Krämpfer- 
tbore  ihre  Namen  bekommen  hätten".  Was  er  anter  Krämfüh- 
rem  verstehe,  sagt  er  allerdings  nicht  aosdrUcklich,  er  kann 
aber  nur  diejenigen  meinen,  welche  einen  Kram  ßlhren,  d.  i. 
Eleinkrämer  oder  Höcker.  —  Frisch  (Lexik.  I.  343)  kommt  der 
Form:  Krampf,  für  Kram  nahe,  indem  er  das  Wort  in  dem 
Italienischen:  comprare  (kaufen),  wofür  das  gemeine  Volk  crom- 
pare  sage,  damit  zusammenstellt  Grimm  (Lexik.  V.  Sp.  2057) 
s.  V.  Krampe,  hält  dies  nicht  für  richtig,  behauptet  vielmehr: 


:,G  Gothic 


-  ?l  - 

^1  du  Wort  Ertlmpe  oder  Krempe,  d.  i.  Höcker,  ftuf  ein  alt- 
dentBchen:  Erunpio,  KrAmpo  und  Krampift,  Erampa  hindeute, 
mit  KrSmpel,  d.  i.  Trödel,  xasanunenhXnge  und  mit  Kram  nichts 
au  thun  habe.  Hiemach  ivtlrde  atao  die  Kr&mpferitrasae  die 
von  Höckern  oder  Trödlero  bewohnte  Strasse  und  daa  Krämpfer- 
thor  daa  daran  liegende  Thor  sein.  —  Auch  Friese  (Cbron.  I. 
S.  4  and  12)  halt  den  Namen:  KrfimpfergasBe  fUr  gteichbeden- 
tend  mit  Krämergasae,  was  freilich  nicht  genan  BUtre£feo  würde. 
—  Die  UebersetaUDg  in  daa  Lateinische :  valva  spaami,  das  Thor 
des. Krampfee,  ist  dann  freilich  eine  sehr  nnglUcklicbe,  steht 
aber  keineswages  allein  da,  wie  denn  unter  andnrn  die  lateini- 
aisobe  UebersetEuog  der  Querch-  oder  Quergasse  in  Flatea  qner- 
CDB,  izk  der  Rückübereetzung  in  das  Deutsche  durch  Eichengasae 
to^tr  den  nreprflnglichen  Kamen  verdrängt  bat,  und  die  an  sich 
schon  fehlerhafte  Ueberseteung  von  Brühl  in :  in  plurali,  in :  Viel 
Eurttck  verdeutscht  worden  ist,  oder  weno  man  das  altdeutsche 
Wort:  Mere  gleich  feuchte  Kiederung  (Reischel,  die  orographi- 
Bchen  Verbältnisse  des  Thüringer  Centralbeckens,  S.  36),  wegen 
der  Aehnlichkeit  im  Klange  mit:  mehr,  im  Lateinischen  durch: 
pluralis,  wiedergab  (Arnold,  Aaaiedelungen  und  Wanderungen 
deutscher  Stämme,  S.  513  und  516),  woraus  Wemeburg  (1.  c. 
S.  149)  ea  erklären  will:  daas  man  in  Erfurt:  im  BrQble,  durch: 
in  plurali,  Übersetzt  habe. 

6.  Löberthor,  Das  innere  (Valva  cerdonam,  Lobger- 
bertfaor),  lag  Bwisoben  der  jetzigen  Oartenstrasse  und  der  Löber- 
brttcke.  £s  erhielt  1337  einen  Tfaurm  und  eine  steinerne  Brücke, 
1348  eine  gemauerte  Contre  esoarpe  gleicb&lls  mit  einem  Thurme; 
es  hatte  also  zwei  Tburmdurcbfahrten,  auf  jeder  Seite  des  Zwin- 
gers eine.  Im  Jabjre  1804  wurden  der  1592  errichtete  Oberbau 
des  Thores,  der  bis  dabin  zur  Nachtwächter- Dienstwohnung  ge- 
dient hatte,  sowie  die  Thünne  abgebrochen.  In  Betreff  des 
Thores  selbst  ist  dies  erst  1819  geschehen. 

7.  Moritzthor,  Das  innere,  auch  das  Burgtbor  ge- 
nannt. Ee  lag  am  Ende  der  Moritzgasae,  wo  die  grosse  Ackw- 
hofgaase  sof  diese  atfisst,  nxben  der  früheren  Moritxkirchej  and 
überspannte  die  Strasse  von  dem  Komhause,  jetzt  Proviantamt, 
bis  zur  Qara.  Es  ward  1540  mit  einem  Gewölbe  versehen.  Der 
daran  befindliche  Tburni,  in  welchem  bis  dabin  der  Wächter 
der  Moritzgemeinde  seine  Wohnung  gehabt,  wurde  1786  abge- 


broohen.  DsB  Thor  selbet  war,  wie  «b  seheint,  Bchon  Mher 
beseitigt. 

8.  Wassertbor,  Das.  Dasselbe  lag  am  Ausgange  der 
Neawerkstrasse,  zwischen  dem  Stadtzwinger,  wo  jetzt  die  G^ene- 
ral-Stener-Inspektion  sich  befindet,  und  der  Neuwerkskircbe.  132S 
wurde  neben  demselben  eine  Brtlcke  mit  massiven  Pfeilern,  die 
zum  Aufstauen  der  Wilden  Gera  eingerichtet  war,  und  mit  dem 
Gerinne  der  Hirschlacho  erbaut,  die  ausserhalb  durch  den  Wasser- 
thnrm,  innerhalb  durch  die  Hamsterburg  gedeckt  wurde.  Die 
Brücke  wnrde  durch  eine  Hochflutb  theilweise  fortgerissen  und 
in  Folge  dessen  die  Paas^e  auf  das  Gerinne  gelegt  Auf  der 
gewölbten  Durchfahrt  des  Tfaores  befand  sich  ein  zweistöckiger 
Ueberbau,  dessen  unteres  Stockwerk  zur  Nachtwächterwohnung 
diente.  Derselbe  wurde  1819  abgetragen,  das  Thor  aber  selbst 
erst  1825  nach  der  Erbauung  des  CasinogebKudes ,  der  gegen- 
wärtigen General  Steuer-Inspektion,  abgerissen. 

Was.  die 

Aensseren  Thore 

betrifift,  so  bin  ich  wohl  der  Nothwendigkeit  überhoben,  deren 
Lage  nitber  zu  besprechen,  da  dieselben  mit  Ausnahme  des 
schon  früher  beseitigten  Lauenthores  und  des  theilweise  noch 
jetzt  erhaltenen  Neuen  Thores,  erst  in  der  neuesten  Zeit  in  Folge 
der  Entfestigung  abgetr^eu  sind  und  die  Stellen,  wo  sie  ge- 
standen, noch  allgemein  bekannt,  zum  Theil  auch,  da  die  WSlle, 
ewischen  denen  sie  gelegen,  mit  Ausnahme  derer  am  Brühler- 
und  Ändreasthore  im  Wesentlichen  noch  bestehen,  noch  erkenn- 
bar sind. 

Die  AuBsenthore,  deren  ohne  das  Lanen-  und  das  Neuethor 
sechs  waren,  zerfielen  zur  kurmainzischen  Zeit  und  zwar  seit 
1709  in  drei  Eint&BBthore,  die  als  Hauptthore  angesehen  wurden, 
das  Brtlhler-  oder  Gothaische,  das  Erämpfer-  oder  Leipziger 
und  das  Löbei^  oder  Arnstadter,  und  drei  Nebenthore,  das  An- 
dreas-,  das  Johannis-  und  dse  Schmidatedter-  oder  Weimarsche 
Thor.  Lediglich  durch  die  ersteren  konnte  man  zu  jeder  Zeit, 
wenn  auch  nach  Eintritt  der  Dunkelheit  nur  gegen  Entrichtung 
eines  Oeffnnngsgeldes,  welches  vor  Mittemacht  9  Pfennige,  nach 
Hittemacht  aber  des  Doppelte  betrug,  passiren,  doch  erfolgte 
das  Oefinen  selbst  dann  nur  für  diejenigen,  welche  in  die  Stadt 


vollten;  limaus  gelassen  aas  dieser  wurde  nach  T bor esscUusI 
überhaupt  niemaad  ohne  Vorweis  einer  besooderen  obrigkeit- 
lichen Erlaubniss.  Wunderbarer  Weise  war  die  Stande,  von 
deren  Eintritt  ab  die  Abgabe  zu  entrichten  war,  fUr  die  Einhei- 
mischen eine  andere  wie  flir  die  Fremden ;  so  e.  B.  in  der  zwei- 
ten Hälfte  des  Decembers  nnd  der  ersten  des  Januar  fUr  jene 
5  Uhr,  für  diese  4  Uhr  Nachmittag  (Arnold,  Erfurt  S.  14—17). 
Die  drei  anderen  Thore  blieben  des  Nachts  gänslich  geschlossen, 
was  während  der  Standen  des  Qotteadienetes  in  Betreff  sämmt- 
licher  Thore  stattfand. 

Im  Einzelnen  ist  Nachstehendes  zu  bemerken: 

1.  Das  Andreastbor  wurde  1375  zuerst  mit  einem  Gra- 
ben angelegt,  1563  umgebaut,  1564  das  Wappen  Über  der  Durch- 
fahrt angebracht,  1597  Überwölbt  und  durch  ein  Rondel  verstärkt. 
Bei  der  Belagerung  1664  wurde  es  sehr  beschädigt,  nach  der 
Verwandlung  des  Petersberges  in  eine  Citadelle  aber  1687  weiter 
hiuaasgelegt,  im  Anscbluas  an  diese.  Es  bestand  aus  einem 
langen  Gewölbe  unter  dem  Walle,  vor  dem  ein  altes  schadhaftes 
Portal  mit  jonisohen  Säulen  stand  und  einem  JreiBtehenden  Por- 
tal 1706  wurde  das  bisher  daran  angebrachte  Erfurter  Wappen 
abgenommen  und  durch  das  kurmainzische  ersetzt  (Friese,  L  c. 
y.  S.  1519).  1817  wurde  das  Mauerwerk  des  Thorkavaliers  er- 
hubt  Die  davor  liegende  Bastion,  irüber  Ravelin,  die  der  Zeit 
der  schwedischen  Occupation  ihre  Entstehung  verdankte,  erhielt 
18^  ihre  letzte  Gestalt. 

2.  Das  Anseimitbor  auf  der  der  Stadt  abgewendeten 
Seite  des  Petersberges,  etwa  an  der  Stelle  des  früheren  Scbans- 
thores  belegen,  empfing,  wie  schon  oben  angeführt  worden,  sei- 
nen Namen  nach  dem  Kurfürsten  Aoselm  Franz,  als  dieser  am 
6.  Mai  1780  seinen  feierlichen  Einzug  in  Erfurt  durch  dasselbe 
gebalten.  Es  wurde  nur  bei  besonderen  Gelegenheiten  geöffnet, 
f&r  gewöhnlich  aber  verschlossen  gehalten.  Bei  der  neuerdings 
atattgefundenen  Entfeatignng  des  Petersberges  ist  es  abgebrochen. 

3.  Augusttbor,  Das  äussere,  auch  Dabersteter 
oder  Spielbergstbor,  im  Volksmunde  Spelwericbsthor 
genannt,  durch  welches  in  älterer  Zeit  die  Strasse  nach  Stadtilm 
f&hrte,  lag  am  Ausgange  des  Spielbergs,  der  jetzigen  Bahnhof- 
strasBD,  wo  sich  gegenwärtig  die  hohe  Batterie  befindet.  Es 
wurde  1587  — 1591   mit  einem  Rondel,  1590  mit  einem  Tborttie, 


:  Coo^^lc 


-    Si   - 

desBCQ  tlolzwcrk  bis  an  den  Knopf  50  E^isb  hoch  war,  Venehen. 
1632  wurde  daa  Thor  durch  VerachCIttang  ungangbar  gemacht 
Von  den  Fransoien  ward  »war  1813  eine  hölzerne  Foteme  an- 
gelegt, die  KU  einer  Über  den  FeBtungBgraben  geschlagenen  Pon- 
tonbrQcke  führte,  dieselbe  ist  jedoch  bei  dem  Bau  der  Eisenbahn 
wieder  beseitigt  worden. 

4.  BrUhlerthor,  Das  lassere,  auch  das  Grönetbor 
genannt,  wurde  1387  erbaut,  nachdem  13S3  — 1392  ein  grosser 
Thurm,  der  78  Ellen  im  Umfang  hatte  und  76  Ellen  hoch  war, 
auf  dem  linken  Ufer  des  Bergstroms,  wo  sieb  gegenwärtig  die 
Cbausaecbrilcke  befindet,  errichtet  war,  der  den  Zweck  hatte, 
den  vorliegenden  Berg,  der  damals  noch  keine  Citadelle  trog, 
EU  beherrschen.  (Eine  Abbildung  des  Thores  nach  seinem  Zd- 
stande  im  Jahre  1631  in  Fritzens  Chron.  S.  190.)  1633  rissen 
die  Schweden  diesen  Thurm  ein,  „denn  wenn  ein  Feind  ftlr  die 
Stadt  kSme,  so  würde  er  den  Thurm  beschiesaen,  bis  er  Aber 
einen  Hänfen  fiele,  dass  er  also  einen  Oang  in  die  Stadt  hStte, 
da  der  Thurm  den  Oraben  ausföllen  werde".  Man  beschoss  ihn 
caerst  aus  zwei  Karthauoen  mit  14  Scbfissen  und  da  dies  ohne 
alle  Wirkung  blieb,  aus  zwei  Feuermörsero.  Da  man  aber  we- 
gen seiner  Dicke  und  Festigkeit  auch  hiermit  nichts  ausricbtete, 
so  ward  ein  Minengang  hineingelegt,  doch  auch  dies  wollte  an- 
fangs nichts  helfen,  bis  znlctat  der  Thurm  halb  auseinander  fiel, 
worauf  er  mit  grosser  Anstrengung  und  Gefahr  Tollends  abge- 
rissen ward.  Es  war  eine  unausgesetzte,  etwa  dreiwöchentliche 
Arbeit  nötbig  gewesen,  um  zu  diesem  Ergebniss  zu  geluigen. 
Nachdem  noch  in  dem  nämlichen  Jahre  die  den  Platz  einnehmen- 
den Häuser  abgebrochen  waren,  wurde  in  dem  nächstfolgenden, 
1634,  von  den  Schweden  das  nachherige  BrUhlerthor,  das  damals 
den  Namen  des  Neuenthors  im  Brtthl  erhielt,  gebaut,  das  mit 
seinem  Vordertheile  auf  einem  Pfablroste  von  l&O  Pfttblen  in 
5  Reihen  stand.  1714  wurde  das  kurfUratliche  Wappen  mit  eioer 
darauf:  dass  EuriUrst  Johann  Philipp  nach  der  Einnahme  Erfiirts 
1664  durch  dieses  Thor  seinen  EioEOg  gehalten,  bezüglichen  In- 
schrift über  der  Einfahrt  angebracht,  das  sich  gegenwärüg  in 
der  Mauer  des  Benarysohen  Qarten  befindet  und  au  «inem 
Wasserspeier  eingerichtet  ist.  Das  Brühlerthor  war  das  erste 
Thor  Erfurts,  das,  sobald  dessen  Entfestigong  angeordnet  war, 
sdion  im  Jahre  1873,  abgetragen  wurde. 


:,G  Gothic 


-    06    - 

5.  Jobanoistbor,  Das  änseere,  bestand  ans  eineOl 
EreDEgewSlbe  mit  viereckigem  Thorme,  unter  dem  sieb  eine 
spiubogige  Darcbfahrt  befand,  und  einer  mit  ScbieeBScbarten 
bewebrten  Einfasaungsmauer.  Ea  ward  1375  angelegt  —  docb 
bebaupten  Hogel  (1.  c.  S.  552)  und  Friese  (1.  c.  S.  127),  dass 
es  bereits  1347  beBtanden  und  mit  einem  Thurm,  der  eine 
Wficbterwobnung  enthielt,  versehen  gewesen  sei,  1381  ein  Qe- 
wOlbe  und  zwei  Flügel  erhalten  habe  (ib.  S.  439).  —  1444  mit 
einem  Graben  und  einem  Kondel  verseben,  das  am  äasserea 
Ende  einen  runden  Thurm  hatte,  der  1818  und  1819  abgetragen 
ward.  Die  gekrümmte  Durchfahrt  ward  1447  — 1448  davor  ge- 
legt, der  Brückenkopf  erst  1827—1830  erbaut. 

6.  Erftmpfertbor,  Das  äussere,  bestand  aus  einem 
freistehenden  Fortale,  einer  Einfassungsmauer  mit  Schiessschar- 
ten  and  einem  auf  einem  Kreuzgewölbe  ruhenden  viereckigen 
Thurme.  Es  wurde  1375  angelegt,  1586  und  1587  neu  gebaut 
und  erhielt  1445  ein  Rondel.  Der  Brückenkopf,  der  schon  1385 
zuerst  als  Tambour  angelegt  war,  bekam  1829  seine  letzte  Ge- 
stalt. Der  Thurm  wurde  1817  bombenfest  eingedeckt,  1828  aber 
bis  auf  zwei  Stockwerke  abgebrochen. 

7.  Das  Lauen-  oder  Löwen  thor  lag  am  Ende  der  Lauen- 
strasae  an  einer  Stelle,  die  jetzt  der  Juliusgraben  einnimmt,  in 
der  ersten  Ringmauer  der  Stadt,  wo  sich  diese  vom  Petersberjfe 
bei  der  Mainzerbofmühle  vorbei  nach  dem  inneren  Brübler-  oder 
Krummentbore  zog.  Seine  Fundamente  wurden  noch  aufgefun- 
den, als  man  vor  einigen  Jahren  eine  in  Folge  des  Abbruchs 
der  genannten  Mühle  nötbig  gewordenen  Beguliruug  des  Berg- 
stromufers vornahm.  —  Das  Tbor  hatte  ursprünglich  den  Grafen 
von  Gleichen,  denen  es  als  Zugang  zu  ihrem  auf  dem  Peters- 
berga  belogenen  Hause  diente,  gehört,  war  aber  von  diesen  1235 
käuflich  der  Stadtgemeinde  überlassen  and  ward  1303  oder,  wie 
Hogel  (L  0.  S.  261)  angiebt,  1308  durch  Vermauerung  für  den 
Verkehr  geschlossen;  doch  wurde  fllr  die  Communication  mit 
dem  Mainzerbofe  eine  Pforte  belassen,  die  1589  mit  einer  neuen 
Thüre  versehen  ward.  Zum  Schutze  derselben  waren  1423  zwei 
ThOrme  errichtet.  1632  wurde  da«  Thor  tbeilweise  abgetragen, 
bei  der  Umwandlung  des  Peteraborges  in  eine  Citadelle  nebst 
der  Lanengagse  1667  gänzlich  abgebrochen  und  das  Terrain  in 
dessen  Befestigung  mit  hineingezogen  (Härtung,  Häuserchron.  U. 


:  Coo^^lc 


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S.  143.  143).  —  D&B  Thor  batte  seinen  Namen  von  dem  an  ibm 
angebrachten  Wappen  der  Grafen  ron  Gleichen,  dem  gelOwten 
Leoparden  (Eirchhoff  WeiethUmer  S.  26  Anm.  118).  Eine  Ab- 
bildung findet  sich  in  Fritz  Coamographie. 

8.  Löberthor  oder  Löwerthor,  Das  äussere.  Dar 
Thorm,  unter  welchem  sich  die  Durchfahrt  befand,  und  der  ur- 
sprünglich drei  Stockwerke  hatte,  ward  1375  erbaut,  1447  wnrde 
daa  Rondel  vor  dasselbe  gelegt.  Die  später  damit  vorgenom- 
menen  Veränderungen,  insbeaondere  die  bei  Gelegenheit  der 
Verwandlung  des  Ravelins  in  einen  Brückenkopf  1826  — 1829 
bewirkte  Verlegung  der  nach  Arnstadt  and  nach  dem  Steiger 
führenden  Wege,  sind  bereits  früher  erwähnt  worden.  Zur  Ver- 
breiterung der  CommunioatioD  ward  1865  der  nach  dem  gemaaer- 
ten  Gange  fährende  spitzbogige  Thorbogen  nebst  dem  darüber 
befindlichen  Gange  mit  spitzigen  Thürmchen  abgebrochen.  Die 
Brücke  ward  1866  mit  einem  eisernen  Geländer  und  Tbore  ver- 
sehen, die  Zugbrücke  1873  in  eine  feste  umgewandelt. 

9.  Moritzthor,  Das  äussere,  lag  am  Ausgange  der 
Wallgasae  (jetzt  zur  Moritzgasse  gehörig)  neben  der  grossen 
PatermUhle. .  Es  ward  1541  nebst  einem  Blockfaauae  angelegt, 
in  dessen  westlichem  Theile  es  sich  befand  und  war  nicht  ein- 
gewölbt,  wohl  aber  mit  zwei  spitzhogigen  Thorbdgen  sowie  mit 
Falzen  iÜr  ein  Tborgatter  Tersehen.  Der  daneben  über  die 
Gera  fahrende  Gang  war  schon  1539  erbsnt.  Der  eine  der  den- 
selben einscbliessenden  Thürme  ist  noch  vorhanden.  —  Das 
Thor  ward  bereits  im  16.  Jahrhundert  zeitweise,  1631  aber  gänz- 
lich geschlossen,  und  das  Blockhaus  zur  kurmainziscben  Zeit 
als  Zuchthaus,  später,  1780  —  1789  als  Lazaretb  iUr  die  mainsi- 
sehe  Besatzung  benutzt. 

10.  Das  Neuetbor  oder  der  Stumpfethnrm,  gegen- 
wärtig das  Pförtchen  genannt,  existirt  zwar  im  wesentlichen 
noch  jetzt,  ist  sogar,  abgesehen  von  dem  Feterstbore,  daa  ein- 
zige in  Erfurt  noch  vorhandene  Thor,  darf  aber  doch,  da  die 
Frage  seines  Abbruchs  gerade  in  der  neuesten  Zeit  die  GemU- 
tber  vielfach  beschäftigt  bat  and  sich  noch  in  der  Schwebe  be- 
findet, hier  nicht  mit  Stillschweigen  übergangen  werden.  — 
Ueber  den  Zeitpunkt  der  ersten  Gründung  des  Thurmea,  durch 
welchen  die  Passage  gebt,  stimmen  die  Naofaricbten  nicht  ühfr- 
ein,   da  bald  1440,  bald  1470  dafür  angegeben  wird.    Jedenfalli 


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nnss  lie  spSter  als  1433  stattgefunden  haben,  da  erat  in  diesem 
Jahre  mit  der  Anlage  des  Festungegrabens  zwischen  dem  BrUhler- 
tbore  und  dem  Karthänser  -  Kloster  begonnen  ist.  Der  Thurm 
war  irüher  höher  als  gegenwärtig,  indem  er  vier  Stockwerke 
hatte,  und  sogar  der  höchste  anter  allen  WallthUrmen  Erfurts. 
Zwischen  ihm  und  dem  Graben  befand  sich  noch  eine  Mauer 
mit  einer  Tborbflnung,  An  deren  Stelle  trat  1553,  lant  der  Über 
dem  Ausgange  nach  der  Grabenseite  befindlichen  Jahrzahl  der 
Redan  mit  Foterne,  dessen  Abbrach  ganz  vor  Kurzem  statt- 
geAinden  hat.  Das  Thor,  das,  wie  noch  jetzt  sichtbar  ist,  frGher 
auch  für  Fuhrwerke  practicabel  war,  ward  gleichzeitig  erweitert 
ni)d  der  anstossende  Wall  erhöht.  Während  der  schwedischen 
Occnpation  wnrde  1641  ein  Ravelin  am  Geraflusse  vor  der  Kar- 
thSaser- Mühle  gebaut  und  1646  ein  Damm  am  Gerinne,  das 
beim  Thurme  bisher  über  den  Festungagraben  ging  und  dann 
unter  jenem  sich  fortsetzte,  angelegt,  um  vermittelst  desselben 
den  Graben  gegen  die  genannte  Mühle  aufstauen  zu  können. 
Während  der  Belagerung  von  1664  wnrde  das  Thor  gänzlich 
gescbloBsen  und  es  blieb  dies  bis  1786,  wo  es  auf  Dalbergs 
Veranlassung  wieder  geöffnet  ward,  aber  eine  Einrichtung  er- 
hielt, in  Folge  deren  ea  nur  von  Fussgängern  benutzt  werden 
konnte.  Damals  bekam  es  den  Namen:  Dalbergs  PfÖrtchen 
oder  schlechtweg:  Fförtchen,  während  es  bis  dahin  den  des 
Neuen  Thores  oder  des  Stumpfenthurmes  geführt  hatte.  Wäh- 
rend der  französischen  Herrschaft  erfolgte  am  12.  März  1813 
eine  neue  Schliessung,  die  bis  1815  dauerte,  in  welchem  letzte- 
ren Jahre  die  beiden  oberen  Stockwerke  des  Thurmas  abgetra- 
gen wurden  und  die  BrUcke  eine  andere  Lage  erhielt.  1861 
fand  eine  Erweiterung  der  durch  das  Fförtchen  führenden  Pas- 
sage in  seiner  inneren  Ueberwölbung  und  seiner  der  Stadt  zu- 
gekehrten Pforte  statt.  Den  zweiten  Zugang  von  der  Stadtseite 
hat  es  erst  in  der  neuesten  Zeit  erhalten,  ebenso  wie  erst  seit 
der  Entfestigung  die  darin  eingebaute  Wachstube  entfernt  ist.  — 
Welche  Veränderungen  neuerdings,  namentticb  in  Folge  der 
Vorbeifiihrung  der  Stadtbahn  und  der  Anlegung  einer  Fahr- 
brücke  über  den  Festangsgraben  dort  vorgenommen  sind,  bedarf 
hier  keiner  näheren  Erörterung,  da  dies  allgemein  bekannt  ist. 

11.    Das  Scbanzthor  lag  auf  der  Aussenseite  des  Peters- 
beides  zwischen  dem  Todtenkopf  und  der  Grossenscbanze,  bei 


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deren  Anlage  es  1631  erbaut  war  and  von  der  ob  ■einen  Nomen 
hatte.  Bei  der  Umwandlang  dea  Fetersberges  in  eine  Citadelle 
wurde  es  abgebrochen  und  es  trat,  wie  bereits  oben  erwSbnt 
worden,  an  seine  Stelle  das  Aneelmithor. 

12.  Das  Sohmidstedter-  oder  Weimarschethor,  das 
den  ersteren  Namen  von  dem  vor  ibm  belegenen,  im  dreiisig- 
jährigen  Erlege  wttst  gewordenen  Dorfe  Schmidstedt  führte,  be- 
stand in  seiner  letzten  Gestalt  in  einem  langes  dunklen  GewSlbe, 
das  in  gekrümmter  Linie  unter  dem  Walle  durchging,  nnd  eioem 
starken  massiven  Portale.  Es  war  unter  allen  Thoren  Erforts 
das  längste.  Es  war  1351  als  Thurm  angelegt,  dessen  spits- 
bogige  Durchfahrt  nicht  eingewölbt  war,  wurde  aber  15S8  aU 
Gewölbe  unter  dem  Walle  durchgeführt,  1632  mit  einem  Tam- 
bour verseben,  der  1819  aufgemauert  ward.  1817  und  1818  ward 
die  neue  Brücke  angelegt.  Der  am  vorderen  Ende  des  Thores 
stehende  Thurm,  welcher  drei  Stockwerke  hatte  nnd  bis  anm 
Gordonsteino  54  Fuss  hoch  war,  wurde  1821  zum  Pnlvennagaain 
eingerichtet,  1S32  bombenfest  mit  Balken  eingedeckt,  aber  1867 
ganz  abgebrochen,  doch  blieben  die  Seitenmauem  des  Erdge- 
schosses als  Frofilmauem  zum  Theil  stehen.  An  Stelle  seiner 
Hintermauer  |ind  Tborbogen  wurde  der  zuletzt  vorhandene  vor- 
dere Thorbogen  aofgefÜhrt,  wobei  der  firUher  am  oberen  Theile 
des  Thnrmes  befindlich  gewesene,  mit  einem  männlichen  Kopfe 
in  Bautrelief  versebene  Stein  in  denselben  wieder  eingemauert 
ward.  —  An  der  inneren  ThoröSnung  befand  sich  ein  von  einem 
Löwen  gehaltenes  Schild  mit  dem  Wappen  der  Familie  Nacke, 
da  unter  Uerbord  Nacke,  1586  and  1589  Oberster  Batbsmeister, 
der  Bau  zur  AustÜhrnng  gekommen  war. 

Mauer-  nnd  Wallthürme. 

Dass  auch  die  innere  Umfassungsmauer  arspriinglich  strecken- 
weise mit  Thürmen  verseben  gewesen  sei,  kann  keinem  Zweifel 
unterliegen;  da  dieselben  aber  nach  Errichtung  der  äusseren 
Circumvallationslinie  entbehrlich  geworden  waren,  so  sind  sie 
wohl  meistens  schon  in  sehr  früher  Zeit  beseitigt  und  es  sind 
jetzt  nur  noch  geringe  Spuren  davon  erkennbar.  Der  eine  die- 
ser ThQrme,  der  sich  an  der  Reglermauer  unfern  de«  Inneren 
Krämpferthores  befand,  wurde  erst  1750  abgetn^en  and  sein 
aus  Seebergtschen  Quadersteinen  bestehendes  Material  xnr  Wie- 


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—    99    — 

derberBtaUmg  der  Tor  dem  gedachten  Tbore  über  die  Wilde 
Qera  führenden  Brücke  verwendet.    (Friete,  I.  c.  V.  S.  2320.) 

Die  in  der  äusseren  Enceinte  befindlichen  ThUrme  wurden 
dagegen  bis  zur  Entfestigung  erhalten  und  sind  grOBseatheils 
noch  vorhanden.  Es  gehören  zn  ihnen  unter  andern  die  beiden 
am  Sinflusa  der  Gera  in  die  Stadt  auf  beiden  Seiten  der  1631 
angelegtsn  Schutzthnnuschleasse  belegenen  Scbutstthürme 
oder  Sohöpsthnrnie,  die  1450  erbaut  waren,  awischen  welchen 
1657  ein  Hans  errichtet  ward,  und  welche  ihren  Namen  daher 
erhalten  haben  sollen,  dass  sie  die  Bestimmung  hatten,  den  Wall 
gegen  den  Angriff  des  her  einströmenden  Wassers  zu  schützen. 
Die  ^Scbutzthürme  hatten  früher  drei  Stockwerke,  von  denen  das 
oberste  während  der  fraazüsisohen  Zwischenherrschaft,  das  mitt- 
lere 1869  abgetragen  wurde,  wobei  das  untere  zu  Hohltraversen 
umgewandelt  ward.  Neuerdings  ist  bekanntlich  der  eine  Tburm 
ganz,  der  andere  Jedoch  bis  jetzt  nur  theitweise  abgetragen. 

Zwischen  dem  Pfortehen  und  dem  Löberthore  befanden  sich 
drei  WallthUrme,  deren  erster  1447  erbaut  war  und  1817  mit 
einem  Dache  versehen  ward.  Der  zweite  war  1813  von  den 
Franzosen  zur  Vertheidigung  eingerichtet,  wurde  aber  1866  be- 
seitigt  und  an  seiner  Stelle  eine  Grabencaponiere  errichtet.  Zwi- 
schen  diesen  beiden  geht  die  Thüringische  Eisenbahn  anter  dem 
Walle  durch.    Der  dritte  ward  1817  ausgebaut 

Zwischen  dem  Löberthore  und  der  Hoben  Batterie  beiand 
sich  das  s.  g.  Petzloch  oder  Betzloch  (Bärengrube),  das 
früher  mit  einem  Tbnrme  verschen  war,  der  aber  seinen  Zugang 
nicht  wie  die  meisten  anderen  WaUthtirme  vom  Wallgange,  son- 
dern vom  Fasse  der  Wallböschung  hatte,  dessen  oberes  Stock- 
werk 1815  abgebrochen,  das  untere  aber  mit  einer  Balkenlage 
und  Erddecke  versehen  ward.  Das  Bärloch  hatte  früher  zum 
Gefängniss  gedient,  war  aber  ein  so  schrecklicher  Aufenthalt, 
dass  es  nur  in  ganz  ausserordentlichen  Fällen,  so  im  Jahre  1664, 
seit  circa  100  Jahren  zum  ersten  Male  wieder,  als  solches  be* 
nutzt  wurde  (meine  Rednotion  S.  175). 

Zwischen  Krämpfer-  und  Johannistbor  waren  vier  Thürme, 
von  denen  zwei  1463,  die  beiden  andern  1464  erbaut  waren. 
Der  erstere  derselben  ward  1861  abgetragen  und  dafür  eine 
Caponiere  in  den  Wallgraben  gesetzt.  Der  zweite  führte  früher 
den  Kamen:  der  Tborm  hinter  dem  Spitale,  der  dritte  den:  hin- 


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-    i6ö   — 

ter  der  ZiegelhÜtU,  der  vierte  den:  hinter  dem  Hotzhofe.  Der- 
selbe wnrde  1883  vom  Feuer  beschädigt  und  in  Folge  dessen 
in  seinem  oberen  Theile  abgetragen.  Einige  andere  sor  Um- 
festignng  gehörende  ThUrme  sind  schon  frtlher  erwähnt  worden. 


leb  erlaube  mir  nanmebr  Etir  Aufzählung  der  einzelnen  in 
Erfurt  vorbanden  gewesenen,  aber  im  Laufe  der  Zeit  entweder 
ganz  verschwundenen  oder  dooh  von  wesentlichen  Veränderungen 
betroffenen  Bauwerke,  einschlieselicb  solcher,  die  ihre  Bestäm- 
mang  oder  ihren  Namen  gewechselt,  and  daher  in  dem  früheren 
nicht  mehr  erkennbar  sind,  überzugehen  und  zwar  zunächst  die 
f^  einen  religiösen  Zweck  bestimmt  gewesenen  zu  bespreohen. 

Eirohliohe  Gebäude. 
Eirehen  and  Kapellen. 

Wenn  auch  die  Zahl  der  Kirchen  ia  Erfurt  im  Verhältnisse 
zu  seiner  Ausdehnung  und  seiner  Einwohnerzahl  immer  noch 
eine  sehr  erhebliche  ist,  so  erreicht  sie  doch  bei  weitem  nicht 
die  früherer  Zeiten.  Damals  war  sie  so  gross,  dass  der  Stadt 
nicht  mit  unrecht  der  Name :  Klein  Rom,  beigelegt  werden  konnte. 
Als  Grenzscheide  kOnnen  wir  den  Zeitpunkt  der  Eioftihrung  der 
Reformation  ansehen.  Seit  dieser  ist  auch  nicht  eine  Kirche 
oder  Kapelle  neu  gegründet,  während  gar  viele  eben  so  wie  die 
Klöster  und  die  auswärtigen  geistlichen  Stiftungen  zugehörigen 
Anstalten  eingegangen  sind. 

Im  Laufe  des  Mittelalters  besass  Erfurt  drei  Collegiatstifter: 
S.  Mariae  virginis  (der  Com)  S.  Severi  und  Zum  heiligen  Brun- 
nen (Sacri  fontis);  28  nicht  klösterliche  Kirchen,  22  Klöster  und 
geistliche  Ordenshäuser ,  darunter  10  Manns-  und  6  Jungfrauen- 
klöster,  2  Höfe  geistlicher  Ritterorden  (des  Deutschen-  und  des 
iJohanniterordens),  36  vielleicht  auch  noch  mehr  Kapellen,  12 
auswärtigen  Klöstern  zugehörige  Höfe  und  6  Hospitäler,  zusam- 
men also  mehr  als  100  kirchlichen  und  religiösen  Zwecken  ge- 
widmete Gebäude,  welche  noch  im  Anfange  des  18.  Jahrhundert«, 
also  zu  einer  Zeit,  wo  viele  von  ihnen  bereits  wüst  geworden 
oder  gar  nicht  mehr  vorhanden  waren,  11&  Glocken  hatten 
(Friese,  1.  c.  I.  S.  4e).  Hinzugetreten  sind  später  nur  nocli 
das  Jcsuitercollegiuni   und   in   neuerer  Zeit  die  Versammlungs- 

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—    101     — 

lokale  der  &lt]utberiBchen  und  der  spoetoHscben  Gemeinde.  Ge- 
geDwSrtig  besitzt  Erfart  Überhaupt  22  Bauwerke  fOr  den  Gottes- 
dienst. 

Die  im  Lanfe  der  Zeiten  eingegangenen  Kircben  und  Kapel- 
len sind  nachstehende. 

1.  Die  St.  Albanskirche  lag  dem  Reglerkloster  gegen- 
über neben  dem  inneren  Äugastthore,  an  der  Stelle,  wo  sieh 
gegenwärtig  die  Braodis-Mangoldache  Brauerei  befindet.  Die 
Zeit  ihrer  Erbauung  ist  nicht  bekannt,  doch  muss  solche  bereits 
vor  1125  stattgefunden  haben,  da  Hogel  (Chronik  S.  90)  bei  dem 
genannten  Jahre  bemerkt:  dass,  als  die  ReglermSache  sich  in 
Erfurt  niedergelassen,  ihrem  Kloster  gegenüber  an  der  Mauer 
eiD  kleiner  Platz  gewesen  sei,  auf  dem  ein  Reglerklösterlein  mit 
seinem  Eirchlein  an  St  Albani  gestanden  habe.  Das  letztere 
gehörte,  wie  sich  hieraus  ergiebt,  ursprünglich  zu  dem  daneben 
liegenden  Kloster  der  regulirten  Chorfranen  des  h.  Augnetin, 
wurde  aber  erhalten,  als  das  Kloster  1198  abgebrochen  nnd  fllr 
die  Nonnen  ein  neues  GebKude  am  Wasserthore  erbaut  wurde, 
dem  man  den  Namen  des  Neuenwerkes  beilegte.  Die  Kirche 
wurde  nach  Einführung  der  Reformation  in  Erfurt  von  den  Evan- 
gelischen in  Besitz  genommen,  und  von  da  ab  (1525)  nicht  mehr 
iür  den  Gottesdienst  benutst,  aber  erat  während  der  schwedi- 
schen Besitznahme  1634  (nach  Mülverstedt,  Hierographia  in  den 
Mittheilungen  des  Vereins  fOr  die  Geschichte  von  Erfurt,  Heft 
III.  8.  172)  oder  nach  1647  (nach  Härtung,  Häuserchron.  Th.  II. 
S.  33,  der  sieb  dabei  auf  die  Collectanea  Erfordiensia  von  Casp. 
Friedr.  Lossiaa,  p.  28,  bezieht)  abgebrochen  and  das  Material 
zum  Featungsbau  verwendet. 

2.  Annenkapelle.  Sie  lag  neben  der  Kirche  des  Peteri- 
klosters  und  zwar  an  der  Nordseite  des  Chores  derselben,  war 
1117  von  dem  Abte  des  Klosters,  Rupert,  eingeweiht  worden 
und  ging  beim  Bombardement  von  1813  zu  Grunde.  —  Eine 
andere,  den  nämlichen  Namen  föfarende  Kapelle  Ug  in  dem  Hofe 
des  AugQStiner  Eremitenklosters  und  wurde  als  wQst  1291  vom 
Erzbischof  Gerhard  dem  Kloster  zum  Abbruch  überlassen,  das 
dafür  einen  Altar  St.  Annae  in  seiner  Kirche  errichten  und  1293 
die  Deutschordenskirche  S.  Nicolai,  in  welcher  die  Kapelle  in- 
corporirt  gewesen  war,  entschädigen  mnsste  (MUlverstedt,  1.  c. 
S.  165). 


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—    102    — 

3.  Die  St  Bartholomftikirche.  Sie  ataod  mit  ihrer 
Langseite  atn  Anger  zwischen  dem  noch  Torhandenen  Thurme  and 
der  Glrafengaaae  und  war  durch  einen  Bau,  unter  dem  eine  die 
genannten  beiden  Strassen  verbinäende  Durchfahrt  hinging,  mit 
dem  Hause  der  Grafen  von  G-Ieichen,  deren  Hofkirche  sie  war 
imd  denen  das  Fatronat  aber  sie  zustand,  verbunden.  Das  Jahr 
ihrer  Grändung  ist  nicht  bekannt,  muss  aber  in  eine  sehr  frühe 
Zeit  fallen,  da  die  Kirche,  wie  das  Chronicon  San  Petrittam 
(edid.  Stube],  S.  126)  erzXhlt:  bei  dem  grossen  Brande  im  Jabre 
1291  (weder  1240,  wie  Falkenstein,  Htstor.  S.  88,  noch  1270,  wie 
Härtung,  I.  c.  II.  8.  73,  angeben)  vom  Feuer  zerstört  worden 
ist.  Nach  Hogels  Chronik,  S.  51,  und  Falkenstein,  Histoiie  S.  35, 
ist  sie  auch  von  dem  Brande  von  1472  mit  betroffen,  doch  wird 
dies  TOn  Härtung,  I.  c.  S.  74,  aus  gewichtigen  Grfinden  beswei- 
feit;  auch  erwähnt  Hogel  selbst,  da  wo  er  ausführlich  daa  auf- 
führt, was  durch  diese  Feuersbrunst  betroffen  worden,  3.  590 — 
593,  die  BartholomSuskirche  nicht,  ebenso  wenig  wie  Falken- 
stein,  I.  c.  S.  .^7.  338,  bei  derselben  Gelegenheit.  —  Der  Bau 
des  Thurmes  ist  nach  der  daran  befindlichen  Inschrift  1412  be- 
gonnen worden.  Nach  Friese  (I.  c.  S.  179a)  hat  man  in  diesem 
Jabre  auch  die  Elirohe  zu  bauen  angefangen,  was  schwerlich 
richtig  ist.  Die  letztere  hat  sieb  zwar  bereits  1476  in  einem  so 
bedenklichen  Zustande  befanden,  dass  man  an  ihre  Abtragung 
gedacht  hat,  sie  wurde  aber  im  Anfange  des  16.  Jahrbonderts 
wieder  in  Stand  gesetzt.  Doch  ward  sie,  nachdem  sie  in  Folge 
der  Einführung  der  Reformation  1525  in  den  Besita  der  Evan- 
gelischen gelangt  und  ihre  Gemeinde  der  BarfliBBerkircfae  ange- 
schlagen war,  and  der  Rath  1545  die  kupferne  Bedachaog  hatte 
abnehmen  und  solche  durch  eine  von  Schiefer  hatte  ersetzen 
lassen,  1571  wirklich  nnd  definitiv  geschlossen  und  bei  dem 
grossen  Brande  von  1660  zerstört;  die  Rainen  wurden  erst  1715 
fortger&umt  und  an  ihrer  Stelle  1715 — 1717  die  neuerdings  in 
Privatbesitz  tlbei^egangenen  Pfarrhäuser  der  Barf&sser  Gemeinde 
gebaut  (Härtung,  I.  o.  S.  72—97;  Hfllverstedt,  1.  c.  8.  172). 

4.  Die  Benedictikircbe.  Sie  lag  am  Ende  der  Krämer- 
brücke  gegen  den  Fiachmarkt  zu,  an  und  zum  Theii  auf  dem 
nach  ihr  benannten  Benedictsplatze.  Der  Weg  nach  der  ge- 
namiten  Brücke  führte  unter  ihr,  ebenso  wie  unter  der  aof  der 
entgegengesetzten  Seite  derselben  liegenden  Eg^dienUrohe  mitteUt 


—    lOS    — 

aines  Oewdibes,  das  so  hoch  war,  dus  «in  beladeoer  Wagen  es 
bequem  passiren  konnte,  biodarch.  Das  Jahr  ihrer  Ortlndnng 
ist  nicht  bekannt  1322  wurde  sie  der  Harienstiftskirche  inoor- 
porirt  (Würdtwein,  Dioecesis  Hognnttna,  p.  26  n.  233).  Bei  der 
groaeen  Feuersbranst  im  Jahre  1472  brannte  aie  ab.  Sie  wurde 
aber  wieder  aufgebaut.  Naoh  der  Reformation  wurde  sie  niolit 
mehr  zum  Gottesdienst  benutzt  und  ging  in  den  Besitz  der  Pro- 
dige^emeinde  über,  welche  sie  nebst  dem  Tburme  1807  ßlr  40 
Rtb.  an  einen  Privatmann  verkaufte,  der  sie  1810  abbrechen  liess. 
Der  Thurm,  der  nach  dem  Brande  von  1472  statt  einer  Spitze 
ein  gewöhnliches  Ziegeldach  erbalten  hatte,  wurde  von  dem  Er- 
werber nur  tbeilweise  abgetragen,  die  Plattform  mit  einem  Gärt- 
chen  and  einem  Gartenhause  versehen,  in  welcher  Gestalt  er 
noch  besteht  Der  Ffarrhof  war  nach  dem  Brande  von  1472 
nicht  wieder  hergestellt,  sondern  die  Stelle  mit  drei  kleinen 
Häuschen  bebaut  (Härtung,  L  c.  IL  S.  51.  52). 

5.  Die  St.  Blasiikapelle,  welche  an  dem  Orte  gestan- 
den bat,  „wo  Jetzo  das  Stift  S.  Severi  fundirt",  soll  das  erste 
kirchliche  Gebäude  in  Erfurt  gewesen  und  nach  dem  Berichte 
einer  geschriebenen  Thttringiechen  Chronik  596  die  erste  Messe 
in  derselben  gehalten  sein  (Friese,  l  c.  S.  10r)h}  Falkenatein, 
Histor.  S.  10).  Die  sich  noch  gegenwärtig  an  der  Severikirche 
befindliche  St.  Blasiuskapelle  ist  1363  von  dem  Cantor  Dr.  At- 
bold  gestiftet  (Mülverstedt,  I.  c.  S.  165). 

6.  Die  Bonifaciuskapelle  liegt  gleichfalls  auf  dem  Se- 
veriberge  an  dem  oberen  Rande  des  Abhanges  nach  dem  Fried- 
rieb-Wilhelms  -  Platze.  Der  Sage  nach  ist  sie  das  älteste  aller 
in  Erfurt  zur  Zeit  vorhandenen  Gebäude  und  bereits  von  dem 
h.  BonifaciuB,  dem  Apostel  Thüringens,  erbaut.  Erhard  (Krfurt, 
S.  206)  vermutbet:  dass  sie  die  Taofkapelle  sei,  die  Bonifacius 
vor  Herstellung  einer  eigentlichen  Kirche  errichtet.  Es  ist  je- 
doch wahrscheinlich:  dass  das  Gebäude  erat  von  Erzbiscliof 
Adelbert  I.,  als  dieser  seine  Residenz  auf  dem  Severiberge  mit 
Befestigungs werken  nmgab  und  1130  als  erzbiBchÖflicbe  Haua- 
kapelle  gegründet  sei.  Das  Gebäude  ist  zwar  noch  vorbanden, 
aber  wohl,  wenigstens  in  seinem  oberen  Tbeile,  schwerlich  in 
seiner  ursprünglichen  Gestalt,  wie  denn  anch  Hogel  (t.  c.  S.  437) 
angiebt,  dass  bei  dem  grossen  Brande  1374  die  8t  Bonifacius- 
kirche  mit  drauf  gegangen   sei.     Es  ist  jetzt  ein  tburmartigeB 


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—     104    — 

Rechteck  mit  abgesttunpftem  Satteldaohe,  das  bid  kleines  TbOrm- 
ohen  trügt.  Zum  Oottesdienst  wird  es  Bchon  seit  der  Einffibraog 
der  Reformation  nicht  mehr  benutst,  vielmehr  dieot  es  zur  Auf- 
bewahrung von  dem  Domatifte  zugehörigen  Gegenatänden  (Har- 
tang,  1.  c.  II.  148.  149).  Unter  der  Beaetmang:  Bonifaciaa- 
kirche  kommt,  wie  weiter  unten  bemerkt  werden  wird,  die 
Serratiuskirche  vor. 

7.  Die  Catharinenkapelle  war  awiichen  dem  Ordena- 
hofe  der  Deutschritter,  der  Comthurei,  und  dem  Kloster  der 
Augustiner  Eremiten,  bIho  in  der  Gegend  des  jetzigen  Martin- 
stiftes belegen  und  wurde  1318  Seitens  des  genannten  Eloeters 
jtir  die  ihm  afHlirte  zur  Abwehr  der  Fest  geatiftete  Bruder-  nnd 
Scbwesterschaft  S.  Sebaatiani  erbaut,  wobei  die  Materialien  der 
wÜBt  gewordenen  Kirche  von  Höhenwinden,  welche  die  patrici- 
sehe  Familie  Hotennann  zn  diesem  Zwecke  geschenkt,  Terwen- 
det  wurden.  Die  Kapelle  erhielt  1348  eine  Schenkung,  ging  aber 
nach  Aufhebung  des  Klosters  ein  (MüWerstedt,  S.  1^.  166). 

8.  Die  Clementerie,  eine  dem  h.  Clemens  und  b.  Justus 
gewidmete  Kapelle,  welche,  vor  das  Übrige  Mauerwerk  vortre- 
tend, an  den  OstBügel  des  Domkreuzganges  anstöest,  die  von 
dem  Dompropste  Dr.  Heinr.  Oerbstedt  14~)5  für  7  Bcneficiaton 
gestiftet  war  und  1461  von  Erzbischof  Dicther  bestätigt  wurde 
(WOrdtwein,  1.  c.  p.  289),  existirt  noch,  wird  aber  nicht  mehr 
zum  Gottesdienst  benutzt. 

9.  Corporis  Christi-  oder  Heilige  Leichnams- 
Kapelle  befand  sich  auf  dem  Fetersberga  auf  der  Stidseite  das 
Chores  der  Peterskircbe.  Sie  stand  auf  der  gegen  die  Stadt 
gerichteten  Bastion  St  Philipp  nnd  stürzte  1735,  ala  deren  Fun- 
damente sich  senkten,  zngleicb  mit  dem  auf  dieser  ruhuiden 
Manerwerke  ein.  Nur  das  Thürmchen  blieb  stehen.  Sie  wurde 
damals  jedoch  und  zwar  scbSner  wieder  hergestellt  und  diente 
ala  Oamisookirche.  Gänzlich  zerstört  wurde  sie  jedoch  bei  dem 
Bombardement  1813  (Falkenstein ,  Histor.  S.  1021,  Utilverstedt, 
1.  c  S.  165).  Eine  Abbildung  der  Kapelle,  sowie  eine  auf  deren 
Entstehung,  die  danach  noch  in  die  fränkische  Periode  fallen 
vTÜrde,  bezUglicbe  Sage,  findet  sieb  hei  Friese  (Chron.  I.  S.  4«; 
Tei|;L  Emspe  Sagen  I.,  S.  71).  Auch  die  Ohrooik  Ton  Sam. 
Fritz  hat  Cbron.  S.  133  eine  Abbildung  der  Kapelle. 


:,G  Gothic 


—    105    — 

10.  S.  CrnciB  oder  h.  Kreuzkftpelle.  Sie  lag  auf  dem 
Erenzkirchhofe  an  der  danach  benannten  CracJs-  (jetzt  Kreos-) 
oder  Krautgasae.  Es  ist  weder  bekannt,  wann  sie  gebaut  ist, 
noch  wsnn  sie  zu  bestehen  aufgehört  bat  (Erbard,  1.  o.  S.  217.  — 
UmverBtedt  gedenkt  in  seiner  Uierographie  ihrer  gar  nicht). 

11.  Crucis-  oder  Ereuzkirche  ist  der  eigentliche  Name 
der  gewöhnlich  Nenwerkskirche  genannten  Kirche.  Den  letzte- 
ren Namen  erhielt  sie  erst,  nachdem  sie  dem  1198  dorthin  ver- 
letzten Kloster  der  regolirten  Chorfrauen  des  h.  Augnstin  Über- 
wiesen worden. 

12.  Dreifattigkeits-Kapelle.  Sie  lag  an  der  Michae- 
liskirche.  Sie  wird  von  DeminikuB,  Krfurt  I.  S.  112,  erwfthnt 
Im  übrigen  ist  nichts  von  ihr  bekannt. 

13.  E gi d i e n -  oder  Äegidienkirche  aach  1 1 g e n - 
kirche  genannt.  Sie  lag  am  Ausgange  der  Krämerbrücke  nach 
dem  Wenigeninarkte ,  welche  durch  einen  unter  ihr  durchgehen- 
den Schwibbogen  mit  einander  verbunden  waren,  eben  so  wie 
dies  auf  der  aadern  Seite  der  Brücke  bei  der  Benedictskircbe 
stattfand.  Sie  verdankte  ihre  Entstehung  einer  sehr  frühen  Zeit. 
132b  wurde  sie  dem  Schottenkloster  incorporirt  (Würdtwein,  1.  c 
S.  28  n.  234),  1175  und  1292  brannte  der  damals  wahrscheinlich 
in  Holz  aafgeiUhrte  Bau  nieder.  Sie  ward  aber  1321,  und  zwar 
gleich  der  Erämerbrücke ,  in  Steinbau  wieder  hergestellt.  Mach 
EinfilhruDg  der  Reformation  hörte  ihre  Benutzung  zum  Gottes- 
dienste auf  (1525),  sie  gelangte  in  den  Besitz  der  Evangelischen 
und  es  wurden  die  Eingepfarrten  der  KauFmanssgeoieinde  zu- 
geschlagen. Nachdem  sie  1582  eingestürzt  war,  erhielt  sie  1609 
ihre  letzte  Qestalt.  Nach  dem  Westfahschen  Frieden  verlangten 
die  Katholiken  die  Wiedereinräumung  der  Kirche,  der  Restita- 
tionsrecess  von  1650  entschied  den  Streit  jedoch  zu  Gunsten 
der  Evangfllischen.  1827  ist  sie,  mit  Auanahme  der  oberen 
Stockwerke  des  1334  gebauten  Tburmes,  welcher  als  Neben- 
glockenthurm  von  der  Kaufmannsgemeinde  beibehalten  ward, 
dorch  Kanf  in  Privatbesitz  übergegangen.  Der  nach  dem  We- 
nigenmarkte  zugehende  Giebel  ist  im  allgemeinen  in  seiner  frü* 
heren  Gestalt  noch  erhalten.  Er  zeigt  die  Eigenthilmlichkeit : 
dass  ein  Erker  in  Form  einer  Altamisobe  die  Stelle  des  Chores 
vertritt  (Härtung  IL  S.  174—176). 


Dictzsdbv  Google 


--  loe  — 

14.  8t.  SlisAbetb-Espellfl.  Sie  lag  in  Atta  Hofe  d«s 
GtaorgentbalerhofeB  und  ivar  im  Jahre  1355  erttant  worden.  Bei 
dem  grossen  Brsndä  von  1472  wurde  aie  zusammen  mit  diesem 
Hofe  zarstSrt  and  scheint  nicht  wieder  hergestellt  zu  sein. 

15.  Gangloffskirche  oder  Kapelle.  Sie  lag  an  der 
£cke,  welche  die  Babnhofstrasse  mit  der  Schmidstedterstrasae 
bildet,  wo  gegenwärtig  das  zur  Zeit  als  (jl«flohäftslooal  fOr  die 
EiaenbahnTerwaltung  dienende  Yictoriahotel  steht.  Hoget  erz&hlt 
(8.  32),  nachdem  er  die  Erbaavng  der  St.  Dioojsiikirche  an 
Möbisbnrg  durch  des  Franhenkönig  Dagobertl.  berichtet:  „Ueber 
das,  nachdem  die  Stadt  Erfurt  innerhalb  150  Jahren  als  so  lange 
sie  gestanden,  dermassen  an  Inwohnern,  so  mehrentheils  Acker- 
leute and  ander  gemein  Volck  gewesen,  zugenommen,  dass  aaob 
das  Johannisviertel  der  Stadt  über  der  Gera  mit  Wohnungen 
war  angeAÜlet  and  bis  dahin,  da  jetzt  das  Augastthor  stehet, 
die  Leute  wohnten;  bei  denen  denn  jtlngst  die  St.  Ganglo£Fa- 
kirchfl,  die  jetzt  noch  vor  dem  Augustthore  vorne  Tor  der 
Schmideteter  GaBsen  Hegt,  von  einer  frommen  Person  war  auf- 
gerichtet worden,  fUr  die  Stadt,  und  von  diesem  Könige  dotiret 
tind  veraehen  und  war  also  die  andere  christliche  Kapelle  au 
Erfurt".  Falkenstein,  der  (Histor.  S.  10)  dies  nachschreibt,  be- 
merkt  zum  Schluss:  aie,  die  Gangloffkapelle,  und  die  StBlasina- 
kapelle,  waren  also  die  zwei  ersten  geistlichen  Gebäude  in  der 
Stadt.  —  Auch  Friese  (Chron.  I.  S.  4)  setzt  die  Erbauung  der 
Ganglo£Fkircbe  in  die  Zeit  des  fabelhaften  Königs  Meerwig  und 
beruft  sich  dabei  auf  ein  altes  Mannscript.  Diese  Nachrichten 
möchten  jedoch  schwerlich  richtig  sein.  Wir  wissen  nur  mit 
Sicherheit:  dass  die  Gangloffskirche  in  ihrer  nachberigen  Gestalt 
1351,  1352  oder  1353  (Priese,  1.  c.  I.  S.  136o,  der  sich  dabei 
auf  ein  altes  Hanuscript  beraft)  erbaut  worden;  ob  aber  schon 
frKher  ein  llhnliches  Geb&ude  dort  gestanden,  ist  unbekannt.  — 
In  Folge  einer  zwischen  dem  Stadtrath  und  dem  Propste  des 
Reglerkloaters  1363  getroffenen  Abkommens  sollte  tägHeher  Got- 
tcsdienst  in  der  Gangloffkirche  durch  einen  besonders  an  diesem 
Zwecke  gehaltenen  Geistlichen  stattfinden,  was  jedenfalls  dAshalb 
geschah,  weil  die  Reglerkirche  nicht  mehr  alle  dorthin  E^nge- 
pfarrten  za  fassen  vermochte,  da  allein  schon  die  Gemeinde 
Angnstini  eztra  bei  weitem  die  volkreichste  Gemeinde  Erfurts 
war  und  mehr  als  den  zehnten  Theil  der  geeammten  Btidtiaeben 


..C.oo^lc 


—    10?    - 

Bsvfilkening  in  sich  fasste.  Nach  EinftlhraDg  der  Beformation 
(1535)  h&rte  jedoch  der  Gotteadieoet  in  der  Oangloffkirche  aaf. 
Im  Jahre  1666  wurde  sie  zum  Schullocale  tür  die  Reglergemeinda 
beetinunt,  und,  nachdem  die  EinrichtungBknsten  durch  eine  Col- 
lekte  aufgebracht  waren,  am  1.  Mai  1673  ala  aolchea  eingeweiht, 
bei  welcher  Gelegenheit  den  lÖO  darin  lafgenommenen  Etndem 
1}  Eimer  Wein  vom  Stadtrathe  verabfolgt  wurden.  Kachdem 
1813  die  Regterkircbe  durch  ihre  Verwendung  zur  Unterbringong 
von  Gefangenen  und  Yerwnndeten  dem  Ootteadienste  entzogen 
war,  hielt  die  Reglergemeinde  diesen  in  der  GanglofFakapelle  ab. 
Diese  letztere  warde  jedoch,  nachdem  der  Gemeinde  zu  gleichem 
Zwacke  die  Hoapitalkirche  überwiesen  war,  ihrer  früheren  Be- 
atimmung  zurückgegeben,  und  aie  hat  solcher  auch  bis  bot  Er- 
baunng  des  neuen  Schulhauaes  in  der  Gartenstrasse  1875  ge- 
dient, worauf  sie  durch  Kauf  in  den  Besitz  dea  Schneidermeistere 
König  gelangte,  der  sie  abbrechen  liesa  und  an  ihrer  Stelle  das 
erwähnte  Victoriahotel  erbaute  (Härtung,  I.  c.  II.  S.  53.  53; 
Eruepe,  die  Sagen  der  Stadt  Erfurt  I.  S.  36). 

16.  Georgenkirohe.  Sie  lag  an  der  Michaelisstrasaeo- 
und  Georgengaesenecke ,  zwischen  der  ersteren  and  dem  ooeb 
stehenden  Thurm.  ~~  Sie  muas  aehr  alt  gewesen  sein,  denn 
schon  im  Jahre  1066  oder  doch  wenigstens  1184  gab  aie  einer 
beaonderen  Gemeinde  den  Namen.  Wie  Hogel  (Chronik  S.  118) 
erzählt:  war  neben  ihr  eine  Kapelle  und  ein  Kloster  fUr  Ctster- 
ciensermOncbe  erbaut,  aus  denen,  nachdem  sie  eine  Zeitlang  wQst 
gestanden,  dann  aber  in  ein  Spital  verwandelt  worden,  von  den 
Nachbarn  die  dort  aufbewahrten  kirchlichen  Ger&the  heraus- 
genommen und  anderweit  verwendet  wurden,  was  zu  langwierigen 
Streitigkeiten  mit  dem  dem  nämlichen  Orden  angehörenden  Klo- 
ster Fforta  Anlaea  gab,  die  erst  dadurch  beendet  wurden,  dass 
die  Stadt  einen  an  der  LehmannabrOcke  belegenen  Fleck  abtrat, 
wo  der  Ffortiache  Hof  erbaut  wurde.  Die  G^orgenkircfae  aelbat 
brannte  im  Jahre  1416  ab;  sie  wurde  jedoch  wieder  hergestellt. 
Nachdem  aie  nach  Einfllhrung  der  Reformation'1525  geschlossen 
worden  war,  gelangte  sie  1530  in  den  Besitz  der  Evangelischen, 
in  Folge  dessen  die  Gemeinde  mit  der  der  Hichaeliekirche  ver- 
einigt warde,  nur  wurden  noch  ab  und  tu,  so  im  Jahre  158S, 
Leichenpredigten  in  ihr  gehatten  (Frieae  II.  598).  Der  dazu  ge- 
hörige, in  der  Weiasengasse  belegene  Pfarrhof  brannte  mit  den 


..Cdoj^Ic 


—    108    — 

Tic«rienbfiBaerD  1535  ftb.  1560  vnrde  am  den  Kirchhof  was 
Müner  gebftnt.  1619  diente  die  Eircbo  Tor&bergehead  «U  Scbiil- 
geloiB.  1632  nach  der  Beeitznahme  dnrch  die  Schweden  wurde 
nie  abgebrochen  und  das  Material  xum  FeBtangsbao  verwendet. 
Nur  der  laat  einer  daran  bafindlichen  Inschrifi  1388  erbaute 
Thnrm  bliob  stehen  und  iat  noch  gegenwärtig  vorhanden.  Der 
Kirchhof  ist  seit  1873  grösstentheils  mit  Privatwohnh&uaem  be- 
baut (Hartunf,  L  c.  S.  160—162). 

17.  Qotthardakirche.  Sie  lag  in  der  OottbardstraM«, 
wo  jetzt  die  Häuaer  Nr.  IS  und  19  stehen.  Weder  Ober  die 
Jßntstehungszeit  noch  über  die  weiteren  Schicksale  dieser  Kirche 
ist  etwas  Näheres  bekannt.  Wir  wiasen  nur:  dass  sie  bereits 
1182  einen  eigenen  Pfarrsprengel  gehabt  hat,  nach  der  Refor- 
mation in  den  Besitz  der  Evangelischen  gelangt  ist,  zugleich 
aber  und  nachdem  1531  das  Pfarrhaus  abgt^brannt  war,  aufgehört 
hat  zum  Oottesdienst  benutzt  zu  werden,  indem  die  bisher  dort- 
hin Eingepfarrten  sich  zur  Johanniskirche  hielten,  daas  von  Sei- 
ten des  Erzbischofs  1618  und  1600  erfolglos  versucht  ist,  die 
Kirche  f(lr  den  katholischen  Gottesdienst  zurück  zu  gewinnen 
und  dass  dieselbe  noch  1740,  wenn  auch  bereits  als  Ruine,  ezi- 
stirt  hat.  Gleich  nachher  muss  sie  jedoch  ganz  abgebrochen 
sein.  Dagegen  wurde  der  Thurm  noch  erhalten;  da  aber  dorch 
seinen  baufälligen  Zustand  den  Nacbbargrund  stachen  Gefahr 
drohte,  so  drangen  deren  Besitzer  auf  seinen  Abbruch,  der  denn 
Auch  1858  erfolgt  ist  (Härtung,  1.  c.  II.  S.  294—296). 

18.  Gregoriikirche  heisst  eigentlich  die  im  gewöhnlichen 
Leben  nach  den  Kanfleuten,  die  vorzugsweise  in  der  Nähe  ihre 
Verkaufsst&tten  hatten,  in  der  Regel  Kaufmannskirche  genannte 
Kirche. 

19.  Johanniakirche  (S.  Johannis  praelatorum). 
Sie  lag  an  der  Ecke  der  JohannisstraBse  und  des  Johanniakirch- 
hofs  and  zwar  so,  dass  sich  ihre  Langseite  an  dem  letzteren 
befand.  Das  Jahr  ihrer  Gründung  ist  nicht  bekannt,  doch  fiiUt 
diese  jedenfalls  in  eine  sehr  frühe  Zeit,  da  gemeldet  wird:  dass 
die  Kirche  1277  abgebrannt  Bei.  Wahrscheinlich  ist  sie  damals 
wieder  hergestellt  worden.  Hogels  (1.  c.  S.  197)  and  Frieses 
(1.  c.  S.  74)  Angabe:  dass  die  Kirche  in  den  näohsteo  25  Jahren, 
nachdem  die  Kirche  S.  Fbilippi  et  Jacobi  den  Augustinern  ftber- 
gebeo  worden  (also  circa  1291),  tod  Riehen,  Dombenn  in  der 


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—    109    — 

L&ngengassen,  daaelbat  gegründet,  Johannes  dem  T&ufef  geweibt, 
und' dealialb  die  Kirche  S.  Johannis  Praolatornm  genannt  sei, 
kann  sich  nur  auf  ihre  Wiederb  erste!  lung  nach  dem  Brande  bc 
ziehen.  Doch  masa  sie  wieder  in  Verfall  gerathen  sein,  denn 
1469  wurde  ein  Neubau  begonnen,  der  1486  zum  Abechluss  ge- 
langte and  bei  welchem  laut  einer  Inschrift  Magister  Johann 
Gregorius  als  Baumeister  wirkte.  —  Seit  Einführung  der  Refor- 
inatioQ  hörte  der  Gottesdienst  in  der  Kirche  auf  (1525),  indem 
die  zur  neuen  Lehre  Uebergetretenen  sich  von  da  ab  zur  Kirche 
des  Augustiner  Eremitenklosters  hielten,  welche  denn  aucb  nach 
dessen  Aufhebung  formell  die  Pfarrkirche  der  Johannisgemeinda 
wurde,  die  bei  der  alten  Lehre  Verbliebenen  sieb  aber  zur  Ho- 
spitalkirche wendeten.  Die  Johanniskirche  blieb  zwar  erhallen, 
diente  aber  seit  dieser  Zeit  nicht  mehr  dem  Gottesdienste  und 
es  wurde  auch  die  1676  Seitens  der  knrfilrBtlichen  Behörden 
beanspruchte  Ueberlaseung  als  Garmsonkirche  von  der  Ge- 
meinde verweigert  (Chr.  Roichard,  Continuation  ad  an.  1676), 
dagegen  ward  sie  während  des  eiebenjfihrrgen  Krieges  als  Fon- 
ragemagazin  benutzt  und  sie  wurde,  nachdem  sie  während  der 
französiechen  Herrschaft  1811  zum  Domainenfonds  eingezogen, 
dann  aber  gegen  Zahlung  einer  Reluitionssumme  der  Gemeinde 
überlassen  war,  im  Jahre  1817  mit  Ausschluss  des  Thurmes  und 
des  Kirchhofes  von  der  Inspektion  der  Angustinerkirche  ver- 
kauft and  1819  abgebrochen,  der  Platz,  wo  sie  gestanden,  aber 
mit  Privathäusern  besetzt.  Der  arbone  1469  erbaute  Tlmrm  be- 
steht nicht  nur  noch  und  wird  als  Nebenglockenthurm  der  Augn- 
stinergemeinde  benutzt,  sondern  ist  sogar  in  neuerer  Zeit,  da 
sein  baulicher  Zustand  Gefahr  drohte,  einer  volleUlndigen  Wie- 
derherstellung unterworfen  und  mit  einer  Uhr  vereehen.  —  Der 
Friedhof,  der  ursprünglich  durch  Mauer  and  Thor  von  der  Jo- 
liannisstraaae  abgeachlossen  war,  ein  Umstand,  aufweichen  ge- 
BtQtzt  die  Augustinorgemeinde  einen  freilich  erfolgloa  gebliebenen 
Versuch  gemacht  hat,  ihn  dem  öffcntlicheD  Verkehre  zu  ent- 
ziehen, ist  gegenwärtig  bekanntlich  theilweise  zu  der  neaange- 
legten,  nach  dem  Scblachthauae  fahrenden  Strasse  verwendet 

20.  Die  S.  Johannis  Baptialae,  S.  Cathartnae,  X 
lailtium  virginum,  Sanctique  Hngonia  Kapelle  lag  auf 
dem  Salvatursberge  neben  dem  Karthäuserkloster  and  ward 
gleichzeitig  mit   diesem   1380  eingeweiht.     iSie  ist  wohl  1493  Ab* 


.ODgIc 


—    110    — 

gebrocbeo  worden,   als  dort  der  Wall  errichtet  wnrde  and  des- 
halb   eine    theilweiee    Verlegung    der    KloBtergebäade     eifolgen 


21.  KiliaDskapelle.  S!e  befindet  nch  in  den  Erenz- 
gangsgebäude  des  DomeB  nnd  bat  ihren  Zogang  von  dem  säd- 
licfaen  FlOgel  des  Kreuzganges.  Die  Zeit  ihrer  Orfindting  ist 
nicht  bekannt  Hfitveretedt  (1.  c.  S.  165)  bemerkt  nur:  dau  ue 
1533  erwfthnt  werde.  Si«  existirt  noch,  wird  aber  nicht  mehr 
xnm  Gottesdienst,  sondern  zur  Aufbewahrung  von  dem  Marien- 
stifte Eugehörigen  Qegenständan  benutst.  Während  des  neuer- 
lieben  Reparatarbaaes  des  Domes  hat  sie  den  Steinmetzen  als 
ArbeitssUtte  gedient 

22.  St  Leonhardtskirche.  Sie  lag  auf  dem  Peters- 
berge,  auf  dem  der  Stadt  zugekehrten  Rande,  unweit  der  Stelle, 
wo  gegenwärtig  die  Dienstwohnung  des  Vorstandes  des  Artillerie- 
depoU  sich  befindet.  Im  Jahre  1185  ward  der  erste  Altar  darin 
errichtet;  sie  war  also  wohl  kurz  vorher  erbaut  Ihr  Pfarr- 
aprengel  erstreckte  sich  auf  den  Bezirk  von  der  Lauengasse  bis 
einschliesslich  des  Rubenmarktes.  1289  (Würdtwein  Dioeces. 
HogOBt.  pag.  226)  und  wiederholt  1366  (ibid.  p.  258)  hatte  Qber 
dessen  Ausdehnung  ein  heftiger  Streit  sich  entsponnen.  —  Von 
den  Schillern,  d.  i.  der  Qegend,  wo  das  frtlbere  Dorf  Scbilde- 
rode  gelegen,  ßihrten  zur  Bequemlichkeit  der  Eingepfarrten  Stu- 
fen nach  dem  Kirchplatz  hinauf.  1297  wurde  die  Kirche  von 
einer  Fenersbrunst  betroffen,  wogegen  von  dem  Brande  von 
1472  nur  die  am  Abhänge  des  Berges  stehenden  Häuser  zerstört 
worden.  —  Nach  der  Umwandlung  des  Petersberges  in  eine  Ci- 
tadelle  diente  sie  als  Zeughaus,  sodann  der  Besatzung  als  Gar- 
nisonkircbe.  Erst  1790  wurde  sie  iOr  den  Gottesdienst  ganz 
geschlossen  und  definitiv  in  ein  Zeughaus  verwandelt,  als  welches 
sie  noch  gegenwärtig  dient,  da  sie  wenigstens  in  ihren  Umfas- 
suDgimaaern  noch  vorhanden  ist 

23.  Marienkapelle.  Diesen  Namen  haben  mehrere  hier 
früher  bestandene  Kapellen  get^lhrt,  so  die  1437  eingeweihte  in 
dem  alten  Ratbhausej  die  selbstredend  zusammen  mit  diesem 
abgebrochen  ist,  und  die  1440  gegründete  in  dem  kleinen  oder 
Duderstädtischen  Hospitale,  welche  im  Wesentlichen  noch  jetzt 
besteht  Eine  andere,  zur  Kanfmannskircbe  gehörige  St  Muien- 
KapeUe  wird  1492,  eine  den  ni^lichen  Namen  führende,  die 


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KOm  Predigorkloster  gehörte,  1517  erwähnt.  —  fUne  CapelU 
B.  V.  Mariae,  qaae  Donc  Duucupatur  annctum  sepnlchruin ,  die 
im  Jahre  1437  von  dem  Weihbiechofe  Hermann  von  Mmdz  ein- 
geweiht worde,  gehörte  dem  Martioekloater.  —  Doch  ist  Näheres 
aber  olle  diese  nicht  bekannt  (Mulverstedt,  1.  c.  &.  161.  166). 

24.  Kapelle  B.  Mariae  et  omnium  sanotornm  stand 
Ewischen  der  Michaeliskirche  and  dem  Hauso  zum  Krennbacken 
(jdtst  Michaelisstrasse  10).  Sie  war  1505  von  dem  Flebanus  an 
der  genannten  Kirche,  späteren  Weihbischof  Dr.  Johann  Bonn- 
milcb  von  Lasphe,  gestiftet  worden.     Sie  ist  noch  vorhanden. 

25.  Die  Kirche  S.  Martini  intra  oder  am  Sonnenberge 
gehörte  zu  den  ältesten  Kirchen  Erfurts.  Sie  lag  ursprünglich 
auf  dem  Fisohmarkt,  wurde  aber  1385,  weil  sie  baußillig  gewor- 
den, abgetragen  und  da  es  dort  auch  so  an  Knam  fUr  einen 
Kirchhof  fehlte,  nach  dem  Langenstege  (der  Schlösserbrücke) 
verlegt  (Kirchhoff,  Erfurt  im  13.  Jahrh.  S.  146.  147,  wo  die  aus 
diesem  Anlasse  ergangene  päpstliche  Bulle  mitgetheilt  ist).  Sie 
stand  da,  wo  sich  jetzt  die  Häuser  Nr.  5,  6  and  7  der  Neuen- 
straase  befinden.  Ihr  hoher  Thnrm,  der  1415  erbaut  ward  und 
durch  welchen,  wie  bei  der  ÄUerheüigenkircha ,  der  Eingang 
zam  Schiffe  stattfand,  war  der  Schlösserhrllcke  zu  gerichtet. 
Unter  der  Kirche  befand  sich  ein  gewölbter  Durchgang  von  der 
einen  Seite  der  Strasse  zur  entgegengesetzten  (Bejur,  N.  Chron. 
S.  2).  Drei  Qassen  fUbrten  an  ihr  vorllber,  von  denen  zwei, 
das  Hartinsgässchen  und  der  Sonnenberg,  sie  mit  der  Prediger- 
kirche,  die  dritte:  Auf  der  Trolle,  auch  Marstallsgasse  genannt, 
mit  der  Milchgasse  (jetzt  Rathhausgasse)  verbanden.  In  der 
alten  Kirche  war  1249  ein  Einbruch  verübt  worden,  der  zu  der 
G^^ündang  der  h.  Brunnenkirche  Anlsss  gegeben  hat.  An  ihrem 
spftteren  Standorte  hatte  sich  bisher  die  St.  Martjnskapelle ,  die 
zu  dem  Hospitale  gehörte,  befunden,  und  deren  Rechte  wurden 
nun  sämmtUch  anf  die  Martinskirche  übertragen  (Falkenstein, 
Histor.  S.  176).  Später,  aber  jedenfalls  vor  1493,  ward  ihre  Ge- 
meinde mit  der  der  Benedictekirche  vereinigt  Nach  Einffihmng 
der  Reformation  ging  ihr  Besitz  an  die  Evangelischen  Qber;  sie 
kam  jedoch  bald  ausser  Benutzung;  die  Eingep&rrten  worden 
der  Predigerkirche  zugewieeea  1693  wurde  der  Thurmknopf, 
welchen  der  Jäger  des  damaligen  kurmainzischen  Statthalters 
von    Creutzen    aus    MathwiUen    durchschossen    hatte,    emsoert 


:vCoOJ^Ic 


(Pri«8e,  l.  C.  IV.  S.  1396).  —  Bei  dorn  grossen  Brande  tod  1736 
wurde  aie  gänzlich  zerstört,  so  dasa  man  die  noch  stehen  ge- 
bliebenen UmfasBungemauem  abbrechen  mtiBBte.  Ein  gleiches 
geschah  1738  mit  ihrem  Thurme.  —  Wie  die  FrieBesche  Chronik 
S.  2122  erzählt,  musste  man  das  kaum  6  Fuks  tiefe  Fandsmeot 
mit  eisernen  Kaulen  und  Schlägeln  ausbrechen.  Der  Umfang 
betrug  24  Schuh  auf  jeder  Seite  und  es  wurden  allein  ans  detn 
Fundamente  16  Schachtruthen  Steine  gewonnen  (Härtung,  1.  c. 
IL  S.  187  —  190). 

-  26.  Capella  S.  Martini  consnlum  Erfartensiam, 
auf  dem  Rathhanse  Über  der  Zweiermannskammer  belegen ,  zu- 
erst 1357  erwähnt,  auch  später  unter  Terschiedenen  anderen  Na- 
men (Capella  praetorü  nostri  1571,  Capella  senatus  1502  n.  s.  vr.), 
besonders  von  der  Familie  von  Aamanstädt  reich  dotirt.  £8 
wurde  darin  der  jedesmalige  neu  eintretende  Rath  eingesegnet 
und  Meeae  gelesen.  1624  ging  diese,  vielleicht  schon  vorher 
nicht  mehr  benutzte  Kapelle  ala  solche  ganz  ein,  das  Local 
wurde  zur  Aufnahme  der  Rathsbibliothek  eingerichtet  (Hogel, 
i.  c.  S.  1378;  MtÜveratedt,  I.  c.  S.  166.  167). 

27.  Capella  S.  S.  Martini,  Nicolai  et  Annae  anlae 
archiepiacopslis  aive  curiae  archiepiscopalis  wurde 
von  dem  Erzbischof  Berthold  1500  auf  dem  Mainzerhofe  gestif- 
tet, wobei  die  Einkünfte  der  alten  wüat  gewordenen  Kapelle:  Zu 
den  vierzehn  Nothhelfern,  ihr  zugewiesen  wunJen.  An  ihrer 
Stelle  erbaute  Erzbiachof  Daniel  (f  15t*2)  eine  Kapelle  S.  Mar- 
tini, die  1861  abgebrochen  ward,  deren  Vorderwand  aber  wieder 
aufgeführt  iat,  und  noch  jetzt  an  dem  Matnzerhofpistz  steht. 

28.  Martinskapelle.  Von  der  zum  Hospitale  gehörig 
gewesenen  Kapelle  dieses  Namens  iat  bereits  vorher,  wo  die 
Martinskirche  besprochen  ist,  die  Rede  gewesen. 

29.  St.  H&tth&ikapelle.  Sie  lag,  wie  es  scheint,  vor 
dem  Augnatthore  in  der  Nähe  des  Reglerkloaters ,  welchem  sie 
zugeLürte.  Sie  wird  1353  erwähnt;  etwas  Weiteres  ist  aber 
nicht  über  sie  bekannt. 

30.  St  Matthiaskirche  (nicht  S.  Mattbaeua,  wie  sie  zu- 
weilen genannt  wird).  Sie  lag  an  der  gegen  Norden  gerichtetsD 
Ecke  der  Futter-  und  Johanniastrasse,  wo  Jclzt  die  Häuser  Jo- 
hannisstraaae  Nr.  8  und  Futterstrasae  Nr.  20  stehen.  Sie  gehürte 
zu  den  ältesten  Kirchen  Erfurts,  war  jedcnlalle  1181  bereits  vor- 


-    Uä    - 

hsndeD.  Iq  Folge  ihres  hohcD  Alters  stürzte  sie  im  Jahre  1600 
eis;  sie  wurde  aber  1609  wieder  hergestellt,  damit  nicht,  wie 
gleichzeitige  Bericlite  besagen,  die  ihr  zustätidigen  ZinsgeßÜle 
verloren  gehen  mdchten.  Der  zu  ihr  gehörige  Tharm  war  tod 
jenem  Einstürze  nicht  mit  betroffen;  laut  einer  an  ihm  befind- 
lichen Inschrift  war  sein  Bau  1437  begonnen.  Die  zur  Kirche 
gehörige  Gemeinde  war  zwar  nur  klein,  da  sie  nur  56  H&aser 
nmfasBte,  es  gehörten  zu  den  Eingepfarrten  aber  viele  reiche 
Patrizierfamilien.  Im  Jahre  1618  gelangte  die  Kirche  in  den 
Besitz  der  Evangelischen  und  es  wurde  ihre  OenioiDde  der  der 
Eaufmannskircbe  zugeschlagen,  nachdem  sie  schon  seit  Einfllh- 
mng  der  Reformation  (1531)  nicht  mehr  zum  Gottesdienst  be- 
nutzt war.  Im  Jahre  1757  wurde  die  Kirche  als  Militär-  und 
1759  als  Heumagazin  verwendet  (Beyer  N.  Chr.  S.  42  u.  74). 
Auch  zur  Zeit  der  französischen  Herrschaft  diente  sie  theila  als 
Fouragemagazin,  theils  als  Kavallerie  stall.  1811  wurde  sie  gleich 
den  anderen  nicht  mehr  gangbaren  Kirchen  als  Domainengut  in 
Besitz  genommen  und  in  öffentlicher  Versteigerung  zum  Verkauf 
auBgeboten,  Doch  fand  sich  kein  Käufer  und  die  Kirche  kam 
nach  dem  Aufhören  der  französischen  Herrschaft  wieder  in  dea 
Besitz  der  Ksufmannsgemeinde.  Diese  verkaufte  dieselbe  jedoch 
1S18,  worauf  zuerst  der  Thurm,  dann  auch  die  Kirche  abge- 
brochen und  die  Stelle  mit  Privatwohnhäusem  besetzt  wurde- 
(Härtung,  1.  c.  II.  34  —  36.) 

31.  Die  Kircbe  St.  Moritz  (St.  Mauritii).  Dieselbe  lag 
in  der  Horitzgaase  an  der  nördlichen  Ecke  der  Venedig  genann- 
ten Strasse.  Sie  gehörte  zu  den  ältesten  Kirchen  der  Stadt, 
doch  ist  das  Jahr  ihrer  Gründung  nicht  bekannt  Der  Thurm 
war  laut  einer  daran  befindlichen  Inscbrift  1505  von  Miken  Kau 
erbaut.  Bei  Einführung  der  Befoi-mation  in  Erfurt  wurde  die 
Kircbe  von  den  Evangelischen  in  Besitz  genommen,  doch  nur 
noch  wenig  zum  Gottesdienst  benutzt,  wie  sie  denn  auch  zo  dea 
kleineren  Kirchen  gehörte  und  in  dieser  Hinsicht  etwa  der  Tho- 
maakirche  gleich  gestanden  zu  haben  scheint.  1604  vereinigte 
ihre  Gemeinde  eich  mit  der  der  Andreaskirche.  Im  Jahre  1633 
wurde  sie  von  den  Schweden  abgebrochen  und  ihr  Material  zur 
Aufmsucriing  des  Bollwei'kea  vor  dem  Moritzthora  verwendet. 
Ihr  Thurm  blieb  aber  damals  noch  erhalten  und  ist  erat,  nach- 
dem er  1811  den  Fabrikanten  Rothstein  und  Bemhudi  zum  Ab- 


C^ooj^lc 


-    lU    - 

brach  ttberlMsen.,  wolche  die  Steine,  bo  wie  die  bis  dftbin  noob 
vorbanden  gewesenen  Altiirplatten  der  Kirobe,  su  der  von  ibnen 
an  Stelle  der  grossen  Petermüble  1812  errichteten  Tuchfabrik 
(jetzt  Berrmannsche  Lederfabrik]  verwendeten,  abgetragen.  Der 
zur  Kirche  gehörig  gewesene  Begräbnissplatz  ist  noch  längere 
Zeit  nach  dem  Eingehen  der  Kirche  benutzt  und  noch  gegen- 
wärtig vorbanden.     (Härtung,  1.  c.  II.  S.  157  —  1^9.) 

32.  Nicoiaaskirche.  Sie  lag  an  der  Ecke  der  Aogn- 
atinerstrasse  und  Camthurgasse  neben  dem  jetzt  noch  vorhan- 
denen Thurme,  da  wo  sich  gegenwärtig  das  Nicolaiscbalhaas 
befindet.  Der  Zeitpunkt  ihrer  Gründung  ist  nicht  bekannt.  Je- 
denfalls bat  sie  bereits  1013  existirt,  da  eine  Glocke  derselben 
diese  Jahrzahl  trägt.  1288  trat  der  Propst  des  Marienstiftei, 
Graf  Lambert  von  Gleichen,  das  Patronatrecht  über  sie  dem 
Deutschen  Orden,  dessen  Ordenshaas,  der  Comthurhof,  dicht  da- 
neben lag,  ab.  Der  jetzt  als  Nebenglockenthonn  der  Jacobi- 
gemcinde  benutzte  Thurm  ist  1360  gebaut;  1387  schlug  der  Blitz 
in  denselben,  ohne  jedoch  erbeblichen  Schaden  zu  thun.  Nach 
Einführung  der  Reformation  in  Erfurt  1525  hörte  der  Gottes- 
dienst in  der  Kirche  auf,  doch  nur  ftir  kurze  Zeit,  da  dieselbe 
1526  den  Katholiken  zurückgegeben  wurde  (Friese  IL  439).  If^ 
ward  sie  aber  der  schwedischen  Besatzung  zur  Gamisonkircbe 
eingeräumt,  nach  deren  Abzug  jedoch  restituirt.  Da  sie  in  Verfall 
gerathen  war,  so  wurde  1694  ein  tbeilweiser  Neubau  vorgenom- 
men; doch  befand  sie  sich  bald  wieder  in  einem  so  üblen  bau- 
lichen Zustand,  dass  sie  1744  (oder  1747)  abgebrochen  werden 
musste.  Die  Gemeinde  wurde  anfänglich  der  Jacobikircbe  zu- 
gewiesen, da  jene  aber  wegen  deren  grosser  Entfernung  1789 
die  Wiederherstellung  ihrer  eigenen  Kirche  verlangte  nnd  die 
kurf^stliche  Regierung,  auf  welche,  nachdem  sie  1790  die  Be- 
sitzung des  Deutschen  Ordens  erworben,  die  Baupdicht  Über- 
gegangen war,  einstweilen  keine  Mittel  hierzu  besass,  so  ward 
1791  der  Gottesdienst  in  die  Kirche  des  näher  belegenen  Cy- 
riaxklosters  verlegt.  Seit  der  Aufhebung  des  letzteren  ist  die 
Gemeinde  definitiv  mit  der  der  Jacobigemeinde  vereinigt.  (Här- 
tung, 1.  c.  11.  S.  289  —  292.) 

33.  Die  Passionis  Christi-  oder  Oelbergskapelle 
lag  neben  dem  Cyriaxkloster  am  Rubenmarkte.  Sie  war  1580 
gestiftet  und  hat  noch  1633  bestanden. 


:,G  Gothic 


-    116    — 

84.  Paulakirche.  Sie  lag  «q  der  Eoke  der  Pftulastruse, 
die  luwb  ibr  den  Namen  bat,  und  der  kleinen  Arche  neben  dem 
jetat  noch  stebenden  Tliurme.  Ein  Tbeil  ibrer  Area  wird  jetzt 
TOQ  dam  Predigerscbulbanse  eingenommen.  Nach  der  kleinen 
Arche  au  war  der  Bau  abgernndet.  Der  Chor  der  Kirche  lag 
nicht  unerheblich  tiefer  als  das  Schiff.  Sie  moss  vor  1181  ge- 
gründet sein,  denn  in  diesem  Jahre  wurde  sie  cur  Pfarrkirche 
erhoben.  1468  ward  ein  Neubau  vorgenommen.  Nach  Einfüh- 
rung der  Reformation  in  Erfbrt  gelangte  sie  in  den  Besitz  der 
Evangelischen,  gerieth  aber  in  Verfall,  da  sie  nicht  mehr  anm 
Gtottesdienste  benutzt  ward,  indem  die  Gemeinde  leicht  in  der 
gerftnnigen  Fredigerkirche  Aufnahme  fand.  Bei  dem  grossen 
Brande  von  1736  wurde  die  Kirche  gSnzIich  zerstört;  die  ftbrig 
gebliebenen  Mauerreste  brach  man  1759  ab.  Auch  die  Spitze 
des  1466  erbauten  Thurmes  wurde  von  den  Flammen  ergriSen, 
aber  1737  wieder  hergestellt  und  um  ein  Stockwerk  erhöbt.  Er 
dient  gegenwärtig  der  Predigergemeinde  als  Nebenglockenthorm. 
(Härtung,  1.  c.  II.  338—340.  Eine  Abbildung  der  Kirche  in  der 
Chronik  von  Sam.  Fritz,  S.  339.) 

35.  Paulekirche  (Hochmünster)  war  der  ursprtingliche 
Name  der  nachberigen  Severikirche,  Diesen  letzteren  Namen 
erhielt  sie  erst,  nachdem  die  Qebeine  des  h.  Severus  dabin  über- 
tragen waren  (Oppermann,  Der  h.  Severus,  S.  32.  38).  Sie  war 
die  Kirche  des  nachher  auf  den  Cyriaxberg  verlegten  Benedik- 
tiner-Nonnenklosters HochmÜDBter  gewesen. 

36.  Kirche  Philippi  et  Jacobi  apostolorum,  ge- 
stiftet 1137  und  vom  Erzbischof  Adalbert  I.  bestätigt,  wurde 
1266  den  Augustiner  Eremiten,  als  dieselben  neben  ihr  fttr  sich 
ein  Kloster  erbauten,  ilbei^eben  und  (Uhrt  von  da  ab  den  Na' 
men:  Aagustinerkircha. 

37.  Salvatorskirche  hiess  die  Kirche  des  Karthäuser- 
klosters, das  seinerseits  den  Namen:  Uons  Salvatoris,  führte. 
Es  wird  von  ihr  bei  Besprechung  dieses  Klosters  näher  gehan- 
delt werden. 

38.  Se  verkapelle.  Sie  lag  auf  dem  Petersberge,  gehörte 
dem  FeterskloBter  (Dominikus,  1.  c.  I.  112)  und  wurde  hei  dem 
Brande  1813  mit  zerstört. 

39.  Servatinskirche.  Sie  stand  an  der  Ecke  der  Per- 
gamenterstrasse  und  Tumiergasse,   wo   sich  jetzt  das  ächulhaus 


oogic 


-  116  - 

Aar  AndreBSgemeinde ,  Pergamentergagae  No.  36,  befindet.  Ihr 
Kirchhof  ist  theilweise  zur  Turniergnese  geEogen.  Sie  kommt 
ftBch  siiwdilcn  unter  dem  Namen:  Bonifacinakirche  vor. 
Die  }lfiit  ihrer  GrUndung  tat  nicht  bekannt,  doch  fUlit  dieae  je- 
denfalls in  eine  sehr  frühe  Perlode,  da  die  Eirche  bei  der  Ein- 
theilnng  der  Stadt  in  Pfarrgemeinden  I18I  oder  1183  bereits 
vorhanden  wnr.  Im  Jahre  1416  brannte  <ie  ab.  Bei  der  Feoera- 
brnnst  von  1472  wurde  sie  dagegen,  wie  es  scheint,  aar  beschä- 
digt. Ein  gleiches  war  1570  der  Fall,  wo  sie  von  einem  Blitz- 
etrahl  getroffen  wurde.  Nachdem  sie  1530  in  den  Besitz  der 
Evangelischen  gelangt  war,  wurde  sie  nicht  ferner  zum  Gottes- 
dienst benntat,  ihre  Gemeinde  vielmehr  mit  drr  der  Hiubaelis- 
kirche  vereinigt,  Sie  war  allmählich  so  verfallen,  dass  aus  ihrer 
Mitte  ein  hoher  Baum  herauagewachsen  war.  Als  sie  aber  in 
Folge  ihrer  Baufälligkeit  1701  theilweiae  einatBrzte,  machten  die 
Katholiken  Ansprtiche  auf  daa  Eigenthum  der  Kirche,  die  sie 
S.  Bonifaciunkirche  nannton  ,  und  es  liesa  demgemäss  die  Dom- 
stiftsverwaltung  einen  Theil  des  Materials  zur  Benutzung  bei 
dem  Bau  der  h.  Brunnenkirche  abfahren.  Da  jedoch  die  Mi- 
chaelisgemeinde dartfaat:  dnss  es  sich  nicht  nm  eine  Kirche  des 
b.  Bunifacins,  sondern  um  eine  solche  des  h.  Servatins,  dessen 
BtldiiisB  in  die  Mtchaeliskirchn  hinüber  genommen  und  noch 
dort  aufbewahrt  sei,  bandele  und  so  ihr  Eigenthumarecht  nacb- 
wioes,  mnsBte  diese  Gemeinde  schadlos  gehalten  werden.  Die 
letztere  brach  die  Kirche  171<^  vollends  ab,  und  erbaute  anf 
deren  Stelle  drei  Sohulbäuser ,  die  1838  dem  Neubau  des  vor- 
gedachten  Schulhauses  haben  weichen  müssen.  Die  Angabe 
Mülverstedts  (1.  c.  8.  142),  dass  die  Servatiuskirche  1683  mit 
'dem  Thurm  abgebrochen  sei,  muas  daher  auf  einem  Irrtbum  be- 
ruhen. (Härtung,  1.  c.  S.  149  —  152.) 

40.  S.  S.  Simonis  et  Judae-Kapelle  war  eine,  1223 
von  ilem  Er/bischof  Siegfried  If.  bei  dem  Hospital,  als  dasselbe 
sich  noch  auf  seiner  ersten  Stelle  in  der  Nähe  des  F^schmarkles 
befand,  geweihte  Kapelle. 

41.  St.  Spiritus-  oder  Heitigegeiat  •  Kapelle  (Ca- 
peila S.  Spiritus  exulum  ante  valvam  spaami.  Würdtwein  Dioe- 
cesis  Mognntin.,  p.  56)  gehörte  dem  groaacn  Hospitale.  Sie  be- 
fand sich  an  der  Stelle,  wo  jetzt  die  Hospitalkirche  steht,  die 
«US  ihr  entstanden  ist. 


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—    117    — 

42.  Cftpell«  ad  S.  Vslentinum  oenat  HSne  (pag.  271) 
das  BOnat  nntcr  dem  Kamen  dea  Valentinerhofea  bekannte  Qe- 
bKude,  da«  in  der  Nähe  der  BarfUBserkircbe  lag,  1633  von  den 
Regulirten  Chorherren  des  fa.  Äugnstin  erkauft  nnd  mit  zur  Er- 
banang  dea  Wigbertiklosters  verwendet  warde.  Sonst  ist  von 
dieaer  Kapelle  nichts  bekannt. 

43.  S.  Viti-  oder  Veitaktrche.  Sie  stand  an  der  Ecke 
der  Begierungsstrasse  and  LangenbrUcke ,  wo  sich  der  Gasthof, 
jetzt:  der  Rheinische  Hof,  früher:  Zum  Schlehendorn ,  genannt, 
befindet.  Die  Front  war  der  Regierungsstraese  zugewendet,  der 
Therm  stand  vor  der  LangenbrUcke,  au  welcher  der  Weg  durch 
eine  anter  der  Kirche  befindlichen  Wölbung  ging.  Das  Jahr 
ihrer  QrUndung  ist  nicht  bekannt,  muss  aber,  in  eine  sehr  frühe 
Zeit  fallen,  da  bereits  1250  ihrer  als  längst  bestehend  gedacht 
wird.  Gegen  1399  wurde  sie  durch  Feuer  zerstört.  1470  wurde 
ein  Neobaa  begonnen,  wie  eine  am  Thurmgewölbe  beiindlicli  ge- 
wesene Inschrift  dartbat,  doch  scheint  derselbe  längere  Zeit  in 
Anspruch  genommen  zu  haben,  denn  der  Bau  des  Chores  wurde 
erst  1494  angefangen  und  noch  1496  wurde  ein  neues  Pfarrhans 
erworben,  um  den  Platz,  wo  das  bisherige  gestanden,  mit  snm 
Kirchenbaa  2U  verwenden.  Die  gänzliche  Vollendung  des  Baues 
scheint  sich  aber  nocb  länger  bingezogen  zu  haben,  denn  die 
vier  in  ihr  Torbandenen  Altäre  wurden  erst  1507  eingeweiht.  — 
Nach  Einfühntng  der  Reformation  setzten  sich  die  Kvangelischen 
in  den  Besitz  der  Kirche.  Sie  wurde  aber  1571  geschlossen 
und  seitdem  nicht  mehr  zam  Gottesdienst  benutzt,  obwohl  noch 
bia  1716  Leichen  darin  beigesetzt  worden  sind,  die  Gemeinde 
wurde  mit  der  der  Barfllsserkirche  vereinigt,  zu  welcher  letzte- 
ren besseren  Einrichtung  l59l  die  Stühle  dor  Viliktrclie  ver- 
wendet wurden.  1757  wurde  diese  aU  Kriegsmagazin ,  später 
zur  Aufbewahrung  der  Feuerspritzen  benutzt.  Im  Jahre  1809 
wurde  sowohl  die  Kirche,  mit  Ausnahme  der  noch  neben  der 
Küche  des  Rheinischen  Hofes  stehenden  Sakristei,  wie  der 
Thurm  abgebrochen,  und  an  der  Stelle  der  ersteren  von  dem 
Gastgeber  Werner  der  erwähnte  Gasthof  gebaut  Die  Fialen, 
welche  den  Thurm  geschmückt  hatten,  standen  längere  Zeit  auf 
der  Brüstung  der  vor  dem  Brühler-Thore  Über  den  Bergstrom 
fÜhreoden  Brücke,  wurden  von  dort  aber,  nachdem  sie  um  1Ö55 
von  muthwilligen  Buben  hinabgestürzt  und  theilwcioe  ztrti'ilm* 


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—    118    — 

nert  warsn,  wieder  entfernt.  Der  cnr  Kirche  gehfirige  Friedbof 
lag  hinter  den  HHaeem  Langebrttcke  Nr.  SO— 32  and  hatte  durch 
dieie  seinen  Zugang.  Er  ist  bia  aaf  die  Deneste  Zeit  von  den 
AnTTohnem  als  Bleicfaplata  benatzt  worden.  (Hartnog,  I.  c  S. 
819—225.) 

ElBiter  ud  Stifter. 

1.  Daa  Allerheiligen  -  Mannskloater,  anch  Aagn- 
•  tiner  -  Hospital  genannt.  Ea  lag  hinter  der  Allerheiligen- 
kirche  an  der  Stelle,  wo  sieh  apäter  daa  Haua  aur  Engelaborg 
(jetzt  Allerheiligen  atraese  "Sr.  20,  daa  zur  Hofmannschen  Tabaka- 
fabrik  gehörige  Fabrikgebäude)  befand.  Die  Mönche  gehörten 
anr  Regel  dea  h.  Auguatin.  Das  Eloater  wurde,  ao  wie  die 
Allerheiligenkirche,  die  wohl  nraprangUch  dessen  Kirche  bildete, 
von  dem  PreabTter  Eckenbrecht  und  dem  Vicedom  Adalbert 
gestiftet,  von  dem  Erzbischof  Adalbert  I.  1125  eingeweiht  und 
vom  Erzbischof  Siegfned  1217  bestätigt.  —  Wie  lange  ea  be- 
standen, ist  nicht  genan  bekannt;  snacheinend  ist  es  noch  im 
11.  oder  doch  im  Anfange  des  15,  Jahrhunderte  eingegangen; 
feat  atebtnur:  daas  daa  gedachte  Oebfiude,  dessen  treffliche  Kel- 
ler jedenfaUs  noch  von  dem  ursprünglichen  Bau  herrDhren,  sich 
bereita  im  Jahre  1493  in  Privatbesitz  befanden.  (If&lverstedt, 
1.  c.  S.  163;  Härtung,  I.  o.  H.  8.  190.) 

2.  St.  Annenkloster.  Von  diesem  Kloater  ist  nur  be- 
kannt: dass  die  darin  befindlich  gaweaenen  HSnche  der  Regel 
dea  b.  Fransiekus  angehört  haben,  und  daea  desaen  Scfantz- 
patronin  die  h.  Anna  gewesen  iat.  Zeit  der  OrOndung  and  der 
Aofbebung  kennt  man  eben  ao  wenig  wie  den  Ort,  wo  ea  ge- 
atanden.  Seine  Existenz  wird  beinahe  nur  durch  daa  noch  vor- 
handene Siegel,  das  die  Umachrifl  trägt:  „S(igillnm)  Frstmm  S. 
Anne  ordinia  minorum  in  Erfordia"  bezeugt  (Mfilverstedt,  L  o. 
S.  16S). 

3.  Daa  Kloster  der  Aagastiner  Eremiten.  Es  lag 
zwischen  der  nach  ihm  genanntes  AngaBtineratrasse ,  der  Kirch- 
gaasfl  und  der  Comthurgaaae  bei  der  zu  ihm  gehörig  gewesenen, 
noch  vorhandenen  Augaatinerkirche ,  auf  der  Stelle,  wo  sich  ge- 
genwärtig daa  Martinetift  und  das  evangelische  Waiafluhaus  be- 
finden. Einzelne  Theile  dieser  Gebäude,  wie  nanlentliob  der 
Kreazging,  stammen  noch  von  dem  uraprflnglicbea  Bau.  —  Di« 


—    119    — 

HSncbe  des  Äaga8t)aer>EremiteBkto8ters  warden,  oaclidem  ibaen 
EnbiBohof  Werner  1266  gestattet  hatte,  sieb  in  Erfurt  Dieder- 
eutassen,  nnd  ihneB  die  1131  gegrttodete  und  von  Erzbtscbof 
Adalbert  L  bestAtigte  Kirche  S.  Pbilippi  et  Jacobi  apostolorum 
überwiesen,  von  dem  Rathe  1276  förmlich  recipirt  (Kirchboff 
Weisthflmer  S.  70  Änm.  137)  und  als  sie  innerhalb  der  Qotthards- 
Gemeinde  einige  H&Dser  and  andere  Grundstücke  angekauft, 
erbauten  sie  im  EinverstSndniBB  mit  dem  deutschen  Orden,  der 
die  nahe  belegene  Nicolauskirche  und  den  angrenzenden  Com- 
thurhor  besasB,  und  mit  wesentlicher  Beihillfe  des  Ralhs  auf  jenen 
Grundstttcken  1289—1324  ihr  Kloster  —  nicht  1283,  wie  das 
Liber  Cronicomm  (Erfordiens.)  heransgeg.  yon  Wenk  Zeitschr. 
des  Ver.  f.  thöring.  Gesch.  N.  P.  IV.  S.  250  angiebt  — .  Das  Ka- 
pitelhaas mit  dem  grossen  Saale  scheint  jedoch  erst  kurz  vor 
der  Reformation  errichtet  und  der  Bau  gewesen  zu  sein,  auf  den 
sich  Luthers  Mahnung  an  den  Prior  Johann  Lange:  er  mSge 
sich  nicht  so  sehr  im  Bau  verstecken,  damit  es  ihm  nicht  am 
Ende  an  Mitteln  fehle,  besieht  Hogel  Q-  c.  S.  862)  nennt  es 
ein  hohes  steinernes  Haus  neben  dem  Thore  des  Klosters,  das 
zur  Aufnahme  fremder  MSnche  bestimmt  gewesen  sei,  und  setzt 
seine  Erbauung  in  das  Jahr  1516.  Dass  die  Mönche  bei  dem 
Bau  des  Klosters  das  Material  der  1291  wüst  gewordenen  Annen- 
kapelle benutzt  haben,  ist  bereits  früher  erwähnt  — 

Da  bekanntlich  Luther  in  diesem  Kloster  den  frsten  Grund 
EU  der  von  ihm  ausgegangenen  Glaubenserneuerung  gelegt  hat 
und  Enr  Zeit  des  Beginns  der  Reformation  Johann  Lange,  dem 
die  Einftthrong  des  evangelischen  Glaubens  in  Erfurt  vor  allen 
zu  danken  ist,  damals  Prior  in  jenem  war,  so  ist  es  sehr  erklär- 
lieh:  dass  die  neue  Lehre  sehr  schnell  in  demselben  Eingang 
gefunden  bat  Nachdem  das  Kloster  von  sämmtlichen  Mönchen 
verlassen  war,  nahm  der  Rath  die  Geb&ude  in  BesitE.  Ifjßl  er- 
richtete er  darin  ein  evangelisches  G^mnasinm;  in  dem  Theil, 
welchen  dieses  nicht  benalzte,  fand  das  1669  gegründete  evan- 
gelische  WaiBenhaus  Aufnahme;  auch  wurden  dem  evangelischen 
Ministerium  Geschäfts-  nnd  Bibliothekslocale  dort  eingeräumt. 
Diesem  allem  verdankte  die  Gebäudegruppe  den  Namen  des 
evangelischen  Zions.  Bekanntlich  ist  der  Theil,  welchen  das 
Gymnasium  inne  hatte,  seit  dieses  1822  in  dem  ehemaligen  Ja- 
saitorcollegium  Unterkunft  gefunden,  nachdem  er  fast  f^aaz  neu 


.ODgIc 


—    120    — 

ftofgflbftut  worden,  dem  IfartioBtifit  ttberwieaeo  and  wird  jetst, 
Bowis  der  gleichfallB  zu  den  Klostergebfitiden  gehöriga  Waid- 
boden,  eu  Schulzwecken  benutzt,  während  das  Wauenhaas  1872 
von  einer  Feaerabrnnet  heimgesucht  worden  iat,  wobei  anter 
andern  auch  die  der  Sage  nach  einst  von  Luther  bewohnt  ge- 
wsBene  Zelle  zerstört  wurde.  Von  den  ferneren  Schicksalen 
des  Augustiner-Eremiteoordens  in  Erfurt  wird  weiter  unten,  wo 
von  dem  Wigbertikloster  die  Bede  ist,  gehandelt  werden. 

4.  Das  Kloster  der  regulirten  Chorfraaen  des  Or- 
dens des  h.  AugDStin  lag  ursprünglich  in  der  Babnhofstraase, 
dem  Kloster  der  regulirten  Chorberro  des  h.  Augustin  gegenüber 
und  fUbrte  damals  den  Namen:  Heiligegeistkloster.  Die 
St.  Albanskirche  war  seine  KloBterkirche.  Ks  ward  in  der  Hitte 
des  12.  Jahrhunderts  gegriludet,  aber,  wie  Mulrerstedt  (1.  o.  S. 
160)  berichtet:  Beiner  ungeschützten  Lage  wegen,  in  die  N&be 
des  Wasserthores  verlegt,  wo  ihm,  nachdem  der  Neubau  voll- 
endet war,  der  Name:  Neawerk,  beigelegt  ward,  unter  dem  es 
weiter  unten  ausführlicher  besprochen  werden  wird. 

5.  BarfUeser-  oder  Franziskaner-Kloster.  Es  lag, 
wie  sich  aus  dem  Möllers  Beiträgen  zur  Qeschichte  der  Bar> 
flisserkircbe  zu  Erfurt,  Erf.  1832,  beigefügten  Grundrisse  ergiebt, 
zwischen  der  Barfüsserkirche  und  der  Gera  auf  dem  Flatsa,  den 
jetKt  die  zum  Realgymnasium  nnd  zur  höheren  TöcbterBcholo 
gehörigen  Höfe  und  die  letztere  selbst  einnehmen.  Es  bestand 
aus  einem,  auf  der  einen  Seite  von  der  Kirche,  auf  der  gegen- 
überliegenden, von  dem  längs  dem  Flusse  sich  erstreckenden 
Langhanse,  die  durch  zwei  Quet^ebäude  verbunden  waren,  deren 
jedes  eine  Kapelle  enthielt,  amsohlossenen  quadratischen  Kreuz- 
gange.  In  einem  abgesondert,  da  wo  jetzt  das  Realgymnasium 
■teht,  belegenen  Bau  war  der  Eingang  zum  Kloster,  das  PfÖrtner- 
hauB.  Auf  der  Südseite  der  Kirche  befand  sieb  der  Kirchhof, 
der  durch  eine  Mauer  gegen  die  Strasse  abgeschlossen  war, 
welche  die  Kirche  grossentheils  verdeckte  und  erst  1827  and 
1828  abgebrochen  worden  ist. 

Die  Fratres  minores  ordinia  S.  Francisci  liessen  sich  schon 
1222  (nach  dem  Liber  cronicorum  [Erfordensis]  heransgegeb.  v. 
Wenck,  Zeitscbr.  f.  thüringiBche  Gesch.  N.  F.  IV.  S.'280  bereita 
1221),  also  sehr  bald  nach  der  Stiftung  ibreB  Ordens ,  in  Erfort 
nieder.    Sie  fanden  suerit  auf  dem  CTriaxberge,  wo  aie  sich  ein 


DictizedbyGoOt^lC 


—    121    — 

klamei  HSiisclien  banlso,  üoterknoft,  wurdeo  aber  1225  tat 
pipatlicbe  Empfehtusg  in  die  Stadt  selbst  AnfgeDomme&,  und 
bezogen  hier  zunächst  ein  vor  dem  inneren  Kr&mpferthore  an 
der  Qera  belegenes  Kloster,  das  später,  nachdem  sie  es  ver- 
lassen, von  den  Serviten  eingenommen  worden  ist,  —  das  Liber 
croniconim  1.  c.  giebt  an:  wo  sich  nunmehr  das  Hans  der  Ans- 
satzkrauken  befindet,  was  aber  wohl  nicht  richtig  ist  — .  Dort 
verblieben  sie  nur  bis  zum  Jahre  1232,  wo  sie  von  dem  Vitz- 
dum  von  Apolda  behufe  Erbauung  eines  Klosters  einen  Platz 
an  dem  rechten  Qeraufer  von  der  schönen  Mühle  am  Langen- 
Stege  (der  SchlöBserbracke)  bis  zur  grUeen  Schildmdhle  geschenkt 
erhielten  (Bogel,  1.  c.  S.  122  und  133,  nach  Friese,  1.  c.  S.  44, 
der  sich  auf  ein  altes  im  Kloster  aufbewahrtes  Mannscript  be- 
ruft, nur  bis  1228,  doch  giebt  er  selbst,  S.  47,  das  Jahr  1232 
als  das  des  Umzugs  an).  Das  von  den  Mönchen  daselbst  er- 
baute  Kloster  brannte  jedoch  bereits  1240  nieder,  wurde  ancb 
1291  von  einer  Feuersbrunst  zerstört,  beidemale  aber  wieder 
hergestellt.  Der  zweite  Neubau  war  1316  vollendet;  doch  war 
das  Oebäude  später  wieder  so  verfallen,  dass  auf  Veranlassung 
des  berühmten  Johann  Cspistranus,  der  1454  sich  in  Erfurt  auf- 
hielt und  selbst  diesem  Orden  angehörte,  eine  nothwendig  ge- 
wordene Wiederherstellung  erfolgte. 

Nachdem  aber  die  fiarfUaserkirche  1522  von  den  Evange- 
lischen in  Besitz  genommen  war,  wurde  ir)94,  als  der  letzte 
Mönch  in  demaelbcn  verstorben,  das  Kloster  aufgehoben.  In 
Folge  des  Restitutionsedikts  von  16^9  trat  zwar  der  Franzis- 
kaner-Orden wieder  in  den  Besitz  der  QebiLude,  er  wurde  aber 
1636  von  neuem  daraus  vertrieben  und  1642  bis  1648  das  Klo- 
ster gänzlich  abgebrochen,  das  Material  zu  Festungabauten  ver- 
wendet und  auf  dem  Platze  eine  Schule  für  die  BarHlsser-Tbo- 
masgemeinde  erbaut.  Der  Orden  that  zwar  nochmals,  1732  und 
1733,  Schritte  wegen  seiner  Bestitution,  dieselben  blieben  jedoch 
erfolglos.  Der  Kreuzgang,  der  bei  der  Abtragung  des  Klosters 
verschont  geblieben  war ,  wurde  während  des  siebenjährigen 
Krieges  1757  von  den  Franzosen  zum  Stroh-  und  Henmagasin 
verwendet  und  dabei  vollständig  zerstört.  (Mülverstedt,  1.  c.  S. 
154.  155;  Härtung,  !.  c.  U.  S.  321— 337;  Beyer  N.  Chron.  S.  45.) 

6.  BegaiDeohaas.  Es  lag,  nach  der  gewöhnlichen  An- 
nahm«, in  dem  Sprengel  der  S.  Paulskirche  und  wurde  1308 

.oogic 


—    122    — 

gegrUodet:  aber  wegen  der  bekaonten  gegen  dieae  Congregatioa, 
nnd  woht  nicbt  mit  unrecht,  erhobenen  Baachuldigangen  1367 
vieder  aufgehoben  (Falkenstein  Histor.  S.  265).  Die  Freizins- 
regiater  erwähnen  jedoch  bei  den  Jahren  1359  nnd  1360  ein 
dornns  beginnaram  conventoa  in  parochta  S.  Bartholomaei  jaxta 
murttm;  doch  ist  es  möglich:  dass  dies  ein  Haus  gewesen,  das 
ausser  seinem  eigontltchen  Conrente  dem  Orden  gebort  hat. 
Aehnlich  mag  es  sich  mit  dem  beim  Jahre  1366  im  Liber  ofBcü 
cenarum  S.  Patri  Erford.  erwähnten  ConventuB  grieamm  begi> 
narum  in  parocfaia  S.  Lconbardi,  der  1369  als  domas  qnondam 
conventas  bezeichnet  wird  (Eirchhoff,  Erf.  im  13.  Jahrb.  S.  160) 
▼erhalten  haben. 

7.  Benedictinerkloater  auf  dem  Petersberge  vid.  Pe- 
terakloster  Nr.  25. 

8.  Das  Benedictiner  •  Nonnenkloster.  Seine  nr- 
aprttngliche  Lage  war  auf  dem  Severiberge  (CircbhofF,  Erfurt  im 
13.  Jahrb.  S.  144),  wo  es  von  dem  h.  Bonifacins  743  gegrQndet 
worden  war.  FrÖachel  (Kurzer  Bericht  vom  h.  Cyriaco,  Erfurt 
1655)  nennt  die  Grafen  von  Ravenewalde  ale  Fundatoren.  Nach 
Friese,  1.  c.  I.  S.  7,  soll  das  Kloster  sogar  schon  von  dem  Fran- 
kenkdnig  Dagobert  II.  um  700  gestiftet  sein.  Doch  erwähnt  er 
selbst  ib.  S.  247  die  Stiftung  durch  einen  Grafen  von  Habens- 
wald.  Werneburg,  I.  c.  S.  176,  setzt  die  Stiftung  in  das  Ende 
des  8.  oder  den  Anfang  des  9.  Jahrhunderts.  Es  führte  damals 
den  Namen:  S.  Pauli  oder  Hochkloster  (Altomonasterium) 
und  es  gehörte  zu  ihm  die  bereits  früher  erwähnte  S.  Paals- 
kirche.  Nachdem  zu  Ehren  der  dort  aufbewahrten  Gebeine  des 
h.  SeveruB  das  Collegiatstifl  S.  Severi  um  1131  gegrändet  war 
oder  weil,  wie  Gudenua  (Bist.  Erfurt,  p.  30),  Friese  (1.  c.  I.  S. 
30a)  und  Dominikua  (t.  c.  Th.  I.  S.  92  und  261)  annehmen,  En- 
biachof  Adalbert  I.  seine  auf  dem  gedachten  Berge  befindliche 
Residenz  stärker  befestigen  wollte,  wurde  das  gedachte  Nonnen- 
kloster 1123  oder  1124  ausserhalb  der  Stadt  auf  den  Cyriaxberg 
verlegt  und  ftlhrte  von  da  ab  den  Namen:  Cyriaxkloster,  unter 
welchem  es  weiter  unten  ausführlicher  besprochen  werden  wird. 

9.  Bernhardiner  -  Nonnenkloster  vide:  Hartins- 
kloster. 

10.  Collegiatstift  zum  h.  Brunnen  (Sacri  fontis), 
Hannstifi  nach  der  Ordensregel  des  h.  Aaguitio,    Die  Wohnnog 

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—    I2J    — 

äet  Canoniker  befand  ijeb  neben  der  nocb  vorbandenen  b.  BrnO' 
nenkircbe,  die  1253  eiDem  angeblicben  WaDder  zu  Ebren  erbaut 
war.  Dab  Stift  bildete  DrsprUnglich  einen  Äacex  der  Marien- 
kirche, bei  welcher  die  Stiilaherren  aU  Vicare  iimgirten.  1361 
erbob  jedoch  Erzbiachof  Qerlach  dasselbe  zu  einem  Belbständi' 
gen  Collegiatatifte ,  indem  er  ein  Chorherren- Collegium  bei  ihm 
einsetzte  und  es  mit  Privilegien  versah  (Würdtwein  Dioecee. 
Mognnt.  p.  254 — 257).  Das  Kfarienstift  reraonstrirte  aber  hier- 
gegen und  erstritt  auch  echliesslicb  ein  obsiegendes  Erkenntniss, 
worauf  das  Stift  1598  dem  Marienstifte  wieder  einverleibt  wurde, 
so  dasB  die  Kirche  fortan  nur  eine  zu  diesem  gehörige  Kapelle 
bildete.  (MUlverstedt,  S.  I5l ;  Erhard,  I.  c.  S.  192;  Hartnng,  1.  c. 
IL  S.  241—244.) 

11.  Carmeliterkloeter  Tide Marienknecbtskloster  Kr.  20. 

12.  Cyriaxkloster.  Wie  bereits  oben  erwähnt  ist,  er- 
hielt das  Kloster  der  Benedictinerinnen ,  nachdem  es  von  dem 
Severiberge  auf  den  Cyriaxberg  verlegt  worden,  den  Namen 
Cyriaikloster.  Ea  wurde  1375  von  den  Truppen  des  Mark- 
grafen Friedrich  zerstört,  jedoch  bald  wieder  hergestellt.  Ale 
aber  der  Rath  der  Stadt  1479  zum  besseren  Schutze  der  letzte- 
ren den  Cyriaxberg  in  die  Befestigungswcrke  hineinzuziehen 
nnd  mit  einer  Citadelle  zu  versehen  beschloss,  verlegte  er,  nach- 
dem er  sich  die  Erlaubniss  dazu  mit  schwerem  Qetde  erkauft, 
das  Kloster  wieder  in  die  Stadt.  Zunächst  wurde  den  Nonnen 
das  Elendshaus  in  der  Brühlervorstadt  znr  einstweiligen  Unter- 
kunft Überwiesen,  sodann  kanfte  der  Bath  den  auf  dem  Ruben- 
markte  der  Andreaskirche  gegeniibfr  liegenden  Volkenroderhof 
nebst  einigen  benachbarten  Qrundat&cken  und  erbaute  hier  1485 
bis  1488  ein  neues  Kloster  (Falkenstein ,  Histor.  S.  452),  das 
durch  einen  Gang  mit  der  ihm  1499  incorporirten  Andreaskirche 
(Würdtwein  Dioeces.  Mognnt  p.  266—269)  in  Verbindung  ge- 
•etzt  wurde  (ibid.  S.  426).  (Nach  Fröschel  1.  c.  haben  die  Non- 
nen bereits  1482  den  Neubau  bezogen,  doch  erscheint  dies  wenig 
glaubhaft,  da  der  Volkenroderhof  erst  1481  erkauft  ist  und  sieb 
nur  in  den  Stadtrechnungen  von  1485 — 1488  die  Kosten  des 
Elosterbaues  finden.) 

Bei  der  Verwandlung  des  Fetersberges  in  eine  CitadeOe 
mnasten  die  Nonnen  1687  von  neuem  weichen,  da  ihr  Kloster 
•Is    den  Festungswerken    bu    nahe   liegend    abgebrochen  ward. 

,    Google 


—    124    — 

'Et  ytatia  ftlr  den  Neubsa  der  FUts  an  der  [jehmiDnibrnck« 
zwischen  der  Gera  and  der  HtigelgasBe  beetimmt,  wo  das  Klo- 
ster bereits  einen  Oarton  besass,  an  der  Stelle,  wo  eicb  frUber 
der  w^at  gewordene  und  deshalb  1363  von  dem  Ratbe  ein* 
gezogene  FfortiBche  Hof  befunden  hatte,  auf  dem  eine  Schetute 
und  später  der  städtiache  Kornhof  crbaot  war.  Dieser  wurde 
noch  im  Jahre  1687  abgebrocheo  und  auf  dessen  Platze  ein 
neues  Kloster  gebaut,  und  zwar  so  schnell,  dass  die  Xonnen 
schon  1688  den  Neubau  beziehen  konnten  (Falkenstein,  1.  c. 
S.  1052,  1053;  nach  Friese,  1.  c.  JV.  S.  1394  im  Jahre  1692). 
In  diesem  blieben  dieselben  bis  1806,  wo  das  Gebftude  nach 
der  Schlacht  bei  Jena  zum  Militairlazaretb  eingerichtet  ward; 
diese  Beatimmung  verblieb  ihm  nicht  nur  während  der  fran- 
zösischen Herrschaft,  sondern  auch  nach  der  zweiten  preus- 
sischen  Besitznahme,  und  wurde  eine  definitive,  nachdem  I8l9 
das  Kloster  aufgehoben  und  sein  Vermögen  zur  Dotirung  des 
Kirchen-  und  Schulfonds  verwendet  war.  Die  Gebäude  sind  im 
Wesentlichen  noch  die  frtiheren.  (MUlverstedt,  1.  c.  S.  159,  160; 
Härtung,  I.  c.  H.  S.  292,  299.) 

13.  Dominikanerkloster  vid.  Fredigerkloster  Nr.  26. 

14.  Domstift  vid.  Marienstift  Mr.  21. 

15.  Franziskanerkloster  vid.  BarfUsserkloster  Mr.  5. 

16.  Heiligegeiatkloster  vid.  Ktoeter  der  regulirtea 
Chorfranen  des  Augustiner-Ordens  Nr.  4. 

17.  Jeeuitercollegium,  das  jetzige  Königliche  Gym- 
nasium. Es  wird  bei  der  Besprechung  des  Begterklosters  aus- 
fahrlicher  von  dar  ersten  Niederlassung  der  Jesuiten  in  Erfurt, 
von  der  Verwandlung  der  ursprünglichen  Kesidenz  derselben  in 
ein  Collegium  und  dessen  Verlegung,  nachdem  das  ihnen  ein- 
geräumte Kloster  der  regulirten  Chorherren  des  h.  Angustin 
durch  den  Brand  von  1660  serstört  worden,  in  ein  Gebäude  in 
der  ScblöSBeretraaae ,  was  Kurfürst  Johann  Philipp  auf  einem  zu 
diesem  Bebafe  angekauften  Theile  der  ehemaligen  Stottembeim- 
schen  Häuser  erbaut,  gehandelt  werden.  Da  dieses  Gebäude 
sich  jedoch  als  nicht  dauerhaft  herausstellte,  so  wurde  es  nieder- 
gelegt und  1737  das  noch  jetzt  vorhandene  gebaut  In  Folge 
der  Aufbebung  des  Jesuiterordens  1772  wurde  das  CoUegium 
säcularieirt  und  aus  seinem  Vermögen  der  Esjasuitenfoada  ge- 
bildet   Das  Gebäude  diente  theils  als  Dienstwohnung  des  Direk- 


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tora  dsa  katbolischen  GymnBitumB ,  tlieils  als  Leih-  und  Pfand- 
hauB,  von  1813  ab  aber  zur  Anfnabme  der  AngaitiDcrmfinchfl, 
die  ihr  ala  Militairlazareth  verwendetes  Kloster  hatten  räumen 
lofissen,  bis  Kur  Aufhebung  des  letzteren  1830.  1832  wurde  das 
Colloginin  dem  nenerrichteten  yereinigten  Qymnasiam  Übergeben. 
—  Eine  den  Jesuitern  zugehörige  Weinstube  befand  sieb  to 
dem  gegcnUberlii'genden  Hause,  das  bis  vor  kurzem  die  Dienst- 
wohnung des  Ober- Poe tdirektors  enthalten  hat. 

18  Earthfiuser-  oder  Salvatorskloster  (Mons  Sal- 
vatnrin).  Es  lag  zwischen  der  nach  ihm  benannten  Eartbän- 
serstrasso  und  dem  Festungswalle,  wo  sieb  gegenwärtig  die 
^en  Namen  Earthanse  fllhr^nde  Gastwirthscbaft  befindet.  —  Es 
wurde  als  das  erste  Kloster  des  KarthäuBerordens  in  Thüringen 
1373  durch  den  Propst  des  Severistiftea  Herbord  von  Spangen- 
berg und  den  Propst  des  Stiftes  Dorla,  Johann  Ortbonis  von 
Atdendorf  als  TestaaientB-Exekutoren  des  Johann  von  Hagen 
(ab  Indagine),  Priretera  auf  dem  HOlfcnsbergc  im  Eichsfelde, 
gegründet,  rucIi  von  Kaiser  Elarl  IV.  1375  mit  einem  Frei- 
heitsbrißfe  begnadigt.  Der  Bau  der  Klostcrgebäude  beginn  noch 
1372,  nachdem  der  Pfarrer  der  Thomaakirche,  zu  deren  l^^prengel 
der  Bauplatz  bisher  gehört,  seine  Genehmigung  dazu  ertheilt 
hatte  (WürJtwein,  !.  c.  S.  262,  270)  und  wurde  1380  vollendet. 
Die  Stelle  wo  das  Klostor  errichtet  ward,  die  Wolfsweide  (Schind- 
anger), befand  sich  damals  auBserbalb  der  Stadtumwallung  und 
wurde  erst  1432  in  diese  hineingezogen,  wobei  ein  Theil  der 
Gebäude  verlegt  werden  musste.  Das  Kloster,  das  eines  der 
reicbbegabtecti^n  in  Erfurt  war,  eine  TochterniederUssung  zu 
Crimitscbau  im  Königreiche  Sachsen  hatte,  das  Fatronat  Über 
eine  Anzahl  von  Kirchen  und  Kapellen  besass,  dem  viele  durch 
ihre  Gelehrsamkeit  berühmt  gewordene  Männer,  so  Jobannes 
de  Indagine  und  Jacobus  de  Ctusa  angehörten  und  das  lf)05 
durch  eine  Anzahl  benachbarter  wQst  gewordener  Häuser  er- 
weitert worden  war,  wurde  wenig  von  der  Reformation  berUhrt. 
Zwar  hatte  der  Rath  es  1563  eigenmächtig  occupirt  und  einen 
Theil  seines  Vermögens  eingezogen,  doch  erfolgte  die  Restitution 
dpa  Convents  bald  wieder.  Auch  die  dem  Rathe  1P33  von  den 
Schweden,  die  ea  vorher  ausgeraubt,  gemachte  Schenkung  des 
Klosters  hatte  keine  Folge,  da  ea  in  Gcmässheit  de»  Prager 
Friedens   von   1635  zurückgegeben    werden    musste.     Eine  Ab- 


.ooglc 


—    IS«    — 

bSlduDg  der  lam  Kloster  gehörigen  Qeblad«  va.%  der  Vogel- 
•cbau  in  dem  Zustande  um  1680  in  dar  Chronik  det  Sam.  Friti, 
S.  30.  1703  wurde  die  alte  Priorei,  die  Kellerei  und  die  Kirche 
abg^risaen,  der  Hof  vitireckig  gemacht  und  ein  zur  Wohnung 
dei  Priors  und  des  Procuratora  bestimmter  Bau  am  Walle  auf- 
geftibrt.  —  Nach  der  erRten  preussiscben  Besittnabme  erfolgte 
am  23.  März  1803  die  Aufhebung.  Das  Vermögen  ward  cur 
Staatskasse  eingezogen.  Die  Gebäude  gingen  in  Privatbesitz 
über  und  es  wurde  xunächat  in  ihnen  von  dem  Fabrikanten 
Bothstein  eine  Baumwollen  -  Manufaktur  errichtet  ( Beyer,  N. 
Cbron.  S.  319,  322).  Sie  brannten  1845  fast  vollständig  nieder, 
worden  aber  um  1850  sehr  erweitert  wieder  hergestellt.  Dabei 
wurden  um  1860  auch  die  vielen  kleinen  nur  sine  Stube,  Haus- 
flur und  Kfimmercben  enthaltenden  Häuschen,  welche  die  Zellen 
der  Mönche  bildeten  und  die,  jedes  mit  einem  Qärtchen,  geson- 
dert von  einander,  den  Kreuzgang  umgaben,  nur  durch  diesen 
mit  einander  in  Verbindung  standen  und  durch  eine  hohe  Hauer 
ohne  Tbtlren  unter  sich  und  von  der  Aussenwelt  abgescblossen 
waren,  zu  grösseren  Wohngelassen  ausgebaut.  Der  zum  Kloster 
gehörig  gewesene  grössere  Qsrten  wurde  gegen  1660  vom  Juatis- 
fiecua  erworben,  am  ein  Oerichtsgebäude  auf  ihm  zu  errichten, 
ging  dann  aber,  als  man  wegen  der  grossen  Entfernung  vom 
Mittelpunkte  der  Stadt  von  diesem  Plane  wieder  Abstand  nahm, 
durch  Tausch  gegen  den  Regler  Ackerbof  in  den  Besitz  der 
ThUringisoben  Eisenbahn  •  Gesellschaft  über,  und  wird  jetzt  von 
Dienstwohnungen  fUr  Beamte  der  Bahn  eingenommen.  —  Ein 
zweiter  dem  Kloster  gehöriger  Garten,  der  Hopfenberg,  befand 
sich  auf  der  andern  Seite  der  Strasse ,  wo  jetzt  das  Katholische 
Krankenhaus  und  die  Sebastianstiftung  stehen.  Aach  eine  Wein- 
schänke,  jetzt  die  Häuser  KarthäuserstrasBa  5ü  und  56,  besass 
das  Kloster,  zu  deren  Erbauung  der  Rath  ihm  1424  eine  Hof- 
statt abgetreten  hatte.  Von  dem  Kloster  ist  die  im  Jahre  1713 
in  dem  damals  üblichen  Barock-  oder,  wie  man  ihn  gewöhn- 
lich nennt,  neuitalieniachen  Style  erbaute  Kirche  in  ibren  Um- 
fassungsmauern namentlich  in  ihrer  Fa^ade  noch  in  ursprüng- 
licher Form  vorhanden.  Der  172(j  erbaute  grössere  Thurm  ist 
bei  dem  Brande  von  1845  zu  Grunde  gegangen.  (Mttlverstedt, 
L  c.  S.  158,  159;  Beyer,  Nachträge  S.  114—176;  Hartong,  1.  c. 
IL  S.  99— 115.J 


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-    12?    - 

19.  t>aB  Kloster  HarieDgarten  (de  borto  B.  V.  MarSae) 
lag  vor  dem  inneren  Krämpferthore  in  der  Erämpfervoratadt,  in 
der  NKhe  des  Marienknecbtsklosters.  Es  war  ein  Konnenkloiter 
dee  Cisteroienserordens,  der  Jungfrau  Maria,  später  dem  h.  Mar- 
tinua  gewidmet,  wurde  von  Meister  Heinrich  Baaao,  der  dem- 
nächst erster  Prior  desselben  war,  1288-1290  als  Filiale  des 
Klosters  Bercka  aus  eignen  Mitteln  gestiftet,  und  erhielt  1291 
die  erzbiBchöfliche  Bestätigung,  1296  und  1299  aber  Äblaasprivi- 
legien.  Nach  nur  kurzem  Bestände  ward,  wie  MlUverstedt  (I.  c. 
S.  157)  Tormuthet:  wegen  der  zu  grossen  Kähe  des  Marien- 
knecbtsklosters ,  1^03  oder  1310  der  Convent  auf  Veranlassung 
des  Erzbiscbofs  Gerhard  IL  (Wflrdtwein,  1.  c.  p.  228.  229)  in 
ein  neben  der  Kirche  S.  Martini  extra  muros  gebautes  Kloster 
versetzt  und,  wie  es  scheint,  das  Mariengartenkloster  wieder 
Abgebrochen,  wenn  nicht  etwa  —  eine  Frage,  die  sogleich  näher 
besprochen  werden  wird  —  die  Serviten  in  demselben  Aufnahme 
ge fanden  haben. 

20.  Das  Marienknecbts-  oder  Servitenkloster, 
anch  Stephanskloster  genannt.  Fs  lag  in  der  Krämpfer- 
vorstadt,  der  Hospitalgasse  gegenüber,  wo  eich  jetzt  die  Kunst- 
gärtaerei  von  Platz  und  Sohn  (Voigt  und  Siegling,  Krämpfer- 
Strasse  Nr.  55  und  56)  befindet.  —  Ueber  den  Orden,  zu  wel- 
chem die  Mönche,  die  es  inne  gehabt,  gebort,  herrscht  einige 
Verwirrung.  Hogel  (Cliron.  S.  41)  sagt:  „1233  Hessen  sich  die 
Carmeliter  oder  Marienknechte  in  Erfurt  nieder  und  nahmen 
Kloster  und  Kapelle  S.  Stephani  ad  bortum  vor  dem  inneren 
Krämpfertliore  an  der  Gera,  daa  bisher  die  BarfÜsser  inne  ge- 
habt, ein."  Im  Widersprach  mit  sich  selbst  sagt  derselbe  jedoch 
S.  234:  „In  Kom  aber  war  der  Fachs  Bonifacius  VIII.  auf  den 
Päpstlichen  Thron  jüngst  anno  1294  geschliechen  und  confirmirte 
heoer  (1399)  den  Mönchsorden  der  Marienknechte,  welche  fol- 
gende Zeit  bald  auch  gen  Erfart  kamen,  und  den  Platz  vom 
Ratb  inne  bekamen,  da  die  BarfUsser  Anfangs  gesessen  hatten 
an  der  Gera  nehmlich  vor  dem  Krämpfer  Thor,  da  auch  ihr,  der 
Servitten,  Kloster  gestanden  bat  bis  in  die  Jahre  des  Schwe- 
dischen Kriegs".  S.  872  spricht  er  wieder  von  dem  Carmeliter- 
oder  Marienknechtskloster.  Dagegen  nennt  Erhard  (1.  c.  S.  2Ü3) 
die  MOnche  als  dem  Augustinerorden  angehörig  und  auch  Mül- 
verstedt   (L  c.   S.  156)   sagt:    dass   ihre  Ordensregel  die   des   h. 


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Augastin  gewesen  le),  bemerkt  dabei  jedoch: 'einige  geben  Ö«r- 
melitarum  and  so  beiait  das  Kloster  za  Anfang  des  17.  Jahi^ 
hunderts  stets  das  Carmeliterkloetcr.  Auch  Friese,  1.  c.  S.  47a, 
nennt  sie:  Canneliter  oder  Marienknechte ,  dagegen  ib.  S.  SOb 
Marienknechte  oder  Serriteii.  Die  Serviten  oder  Marienknechte 
(Ordo  aervornm  b.  Mariae  Virginia)  sind  aber  ein  besonderer, 
1232  gestifteter,  1254  vom  Papste  Alexander  lY.  bestfttigter  Or- 
den und  ebon  so  nach  ihrer  Tracht  wie  oaob  ihrer  Regel  TOn 
den  Carmelitem,  die  I20b  gestiftet  und  1224  bestätigt  wurden, 
verschieden.  Eben  so  wenig  sind  sie  aber  auch  identisch  mit 
den  Augustinern  und  das  Kloster  könnte  nur  in  sofern  ein  Augn- 
stinerkloBter  genannt  werden,  als  darin  eine  zeitlang  die  ans 
ihrem  bisherigsn  Sitze  vertriebenen  Augustiner  -  Eremiten  eine 
einstweilige  Unterkunft  (1618  —  1631)  gefunden  haben.  —  Eben 
so  gehen  die  Nachrichten  darüber  auseinander:  welche  Bestim- 
mung das  in  Rede  stehende  Kloster  gehabt  habe,  bevor  die  Ser- 
viten davon  Besitz  genommen.  Nach  Falkenstein  (TbOring- 
Chron.  S.  1123)  ist  den  Serviten  1311  ein  Kloster  vor  dem 
Krämpferthore  in  der  Vorstadt  Übergeben,  worin  die  Cisterzien- 
ser-  oder  Bernhardiner-Nonnen,  die  nunmehr  in  dem  Brühl  logirt 
worden  waren,  zuvor  logirt.  Auch  Erhard  1.  c.  sagt:  das  Sat- 
vitcnkloster  eoi  an  der  Stelle  des  ehemaligen  Nonnenklosters 
S.  Stephani  ad  hortum  Mariae  gegründet  und  diese  Ansicht  wird 
ancb  von  Härtung,  L  c.  II.  S.  69,  getheilt,  der  jedoch  annimmt: 
dass  die  Nonnen  in  die  Stelle  der  Franziskaner,  die  zuerst  das 
Kloster  inne  gehabt,  getreten  wären.  Dagegen  sind  nach  der 
angeführten  Stelle  in  Hogels  und  in  Frieses  Chroniken  die  Ser- 
viten die  unmittelbaren  Nachfolger  der  Franziskaner  gewesen 
und  MUlverstedt  (I.  c.  S.  157)  bemerkt  ausdrilcklich :  dass  dai 
Cistercienser  -  Jungfrauenkloster  Mariengarten  genannt,  nicht  mit 
dem  in  seiner  Nähe  belegen  gewesenen  Marienknechtskloster 
verwechselt  werden  dürfe.  Und  diesem  Ausspruche  müsste  mm 
beipflichten,  wenn  die  von  Hogel  angegebene  JahrtsabI  1233 
richtig  wäre,  wozu  stimmen  würde,  dass,  wie  oben  bei  der  Be- 
BprecboDg  des  BariUsserklosters  angefUhrt  worden,  die  Franzis- 
kaner 1232  ihr  früheres  Kloster  verlassen  haben,  denn  dass  vou 
I28S  bis  1^03  die  genannten  Nonnen  dort  ein  eigenes  Kloster 
besessen  haben,  steht  urkundlich  fest.  Ist  dagegen  die  Angabe 
Falkensteins :  dass  die  Uebergabe  dea  Klosters  an  die  Serriten 


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*-    129    — 

im  Jfthre  1311  erfolgt  soi,  rinhtig,  so  erscheint  es  sehr  wohl 
mög^ch:  dass  die  Cisterzienser-NoDneD  die  nttchsten  Naobfolger 
der  Barfllsaer  gewesen,  und  das  Kloster  erst,  nachdem  jene  es 
1308  verUsKn,  an  die  Serviten  gelangt  sei,  eine  Anoabme,  die 
am  müsten  für  sich  zu  haben  scheint,  da  keine  Sparen  davon 
Torhanden  sioJ,  daas  ausser  dem  nachherigen  Servitenkloster 
sich  noeb  ein  Kktster  vor  dem  Erfimpferthore  befanden  habe. 
Mit  der  obigen  Annahme  stimmt  auch  die  Nachriebt  im  Liber 
crooioarum  (£rffordiena, ,  heransgegeb.  von  Wenck,  Zeitschr.  d. 
Vereins  f.  thUr.  Qasoh.  N.  P.  IV.  S.  250):  im  Jahre  1310  wären 
die  Nonnen,  welche  bis  dahin  ihr  Kloster  vor  dem  Krilmpfer- 
thore  gehabt,  vor  das  BrUhlortbor  versetzt  und  hKtten  dort  die 
Uarienkneobte  zu  Nachfolgern  gehabt. 

Die  Serviten  haben  das  Kloster  bis  in  die  Mitte  des  16. 
Jahrhunderta  inne  gehabt  Zwar  waren  die  Mönche  im  Bauern- 
aotmhr  vertrieben  worden,  doch  müssen  sie  demnächst  wieder 
iturttckgekflhrt  sein,  denn  erst  1543  nahm,  nachdem  die  Mönche 
adt  dem  letzten  Prior  Nicolans  Brauer  ausgestorben  waren,  der 
Ratb  die  Gebäude  in  Besitz  und.  das  geringfügige  Vermögen  in 
Verwaltung.  Nachdem  derselbe  aber  verurtheilt  worden  war: 
den  Augustiner- Eremiten  ihr  Kloster  zurttckzngeben  und  er 
dtea  nicht  vermochte,  weil  er  dasselbe  zum  Gymnasium  verwen- 
det, abergab  er  diesem  Orden  1618  Gebäude  und  Einkünfte  des 
Servitenklosters.  Die  Augustiner  wurden  jedoch  1631  von  den 
Schwaden  vertrieben,  welche  das  Kloster  zerstörten  und  1642 
daa  zu  dessen  Bau  verwendete  Holz  verbrannten.  Nach  des 
Colleetanais  Erfordiensibus  des  Gasp.  Friedr.  Lossius  pag.  28 
hat  jedoch  der  Abbruch  erst  am  22.  Marx  1647  stattgeinnden 
und  es  siad  die  Steine  zum  Festnngsbau  verwendet  worden. 
Die  Augustiner  erbauten  sich  demnächst,  wie  weiter  unten  an- 
gegeben werden  wird,  neben  der  WigbertikJrcbe  ein  neues  Klo- 
ster. Das  ärundstüok,  auf  dem  das  Servitenkloster  gestanden 
und  auf  welchem  sich,  nach  Mttlveratedt  1.  c.  1679  ein  Giess- 
bsue  befanden  bat  (cf.  Härtung,  I.  o.  S.  XI.),  blieb  jedoch  im 
Besitze  der  Augustiner  bis  znr  Aufhebung  des  Wigbertikloster« 
I8S0,  und  ging  erst  1820  durch  Kauf  an  den  Kunstgärtner  Platz 
Über,  worauf  die  noch  vorhandenen  Ueberreste  des  Klosters  ab- 
gebrochen wurden.  Nur  einige  Mauern  des  alten  Gebäudes  sind 
für  das  neue  benutzt  nnd  einige  Sculpturon  des  ersteren  diesem 
eingefügt  (Härtung,  1.  c.  II.  S.  69  — 72J. 


—    130    — 

21.  CoUegiatitift  zu  St.  Marien.  E&i  IfumMlift  dw 
Onlenaregel  des  b.  Bfloedict,  hervorg^angen  —  naeh  der  g»- 
wöholichen  Annahmfl,  deren  Biehtigkeit  jedodi  von  Bejer  nnd 
Böcknar,  1.  &  S.  126,  in  Zweifel  geEOgen  wird  -~  ans  der  Ver- 
bindang  iweier  Stifiangen  des  fa.  Bonifaoini,  dea  748  fiandirton 
Benedietiner- Mannsklostera  und  dea  MarienkloBtera,  unter  naeh- 
beriger  Verwaodinng  in  ein  Collegiatatift.  Die  Stiftabirohe  — 
die  Marienkirche  oder  der  Dom  —  war  bia  asm  Jahre  1181  £e 
einxige  Pfarrkircfae  der  Stadt  und  blieb  aacb,  wenigatena  bia 
znr  Reformation,  deren  Haoptkirche.  Da  die  Geschichte  dea 
Stifta  mit  der  der  Kirche  in  enger  VerbiadaDg  ateht,  und  dieae 
bereits  eben  so  aosfÜhrlich  als  anverlftsaig  von  Beyer  und  Bfick- 
ner  behandelt  nnd  wenigsteoa  die  Kirche  im  wesentlichen  noch 
in  der  früheren  Gestalt  vorhanden  iat,  ao  bedarf  es  hier  keiner 
weill&afigen  Besprechung  von  jenem.  loli  will  mich  daher  auf 
die  Bemerkung  beaofarAnken:  dass  das  Stift  mittelst  Kahioats- 
ordre  vom  24.  Januar  1837  aufgehoben  und  aus  deasen  Vwmd- 
gen  der  fttr  kirohliche  nnd  Schulawecke  bestimmte  Harienatifta* 
fonds  gebildet  ist  (Breslau,  Statistische  Hittbeilnngeo  S.  214 — 
217).  —  Von  den  Gebäuden  ist  wenigstens  das,  allerdings  nach 
«einem  vollständigen  Verhlle  erst  1844-— 1847  wieder  hergestellte, 
jetzt  meist  als  Sohollocal  benntsta  EreuagangsgebOude  noeh 
vorhanden.  Die  in  der  PeleraBtrassa  belegen  gewesmen  Cnrien 
der  Stifteberren  waren  bereits  frQher,  theils  beim  BombardeaMat 
von  1613  aerstQrt,  theils  aas  fortificatorisohen  Bfloksiobten  ab- 
gebrochen  (MUlveratedt ,  1.  c.  S.  147  —  150).  —  Bme  Abbtldiuig 
dea  Stifts  mit  seiner  Umgebung  um  das  Jahr  1661  fiadet  sieh 
ia  Frita  Cosmograpbie. 

22.  Harien-Üagdalenen-Kloster,  vide  Ursalinerinnsn- 
KloBter  Nr.  33. 

23.  Hartinakloster.  Bs  lag  im  Brtthl  neben  der  Srohe 
S.  Martini  extra,  mit  der  e«  durch  einen  die  Strasse  flberspaih 
Banden  Gang  verbanden  war  und  bildet  gegenwärtig  den  Haapt- 
theil  dar  Martinikaseme.  Es  war  ein  Nonnenkloster.  Die  Non- 
nen gehSrton  dem  Cistercienser Orden  nach  der  Hegel  dea  h. 
Bernhard  an  und  werden  daher  bald  Cisteraienseritinen ,  b^ 
Bernbardinerinnen,  auch  Omuesohwestem  genannt.  Sabotapafron 
war  der  hf  Martin.  Wie  bereits  oben  ai^geben  iat,  hatte  der 
Convent  urspranglich  das  Kloster  Mariengartaa  vor  Aam  Krim- 


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—    131    — 

I^erthor«  ion«,  wurde  aber,  cscbdem  ihm  un  30.  Mai  1303  die 
beraita  12G5  beBtAiid«ii«  Kircfao  S.  Mardni  extra  moroe  incor- 
porirt  worden,  in  den  Brühl  versetzt  und  erhielt  in  Folge  deBisD 
»einen  nacbherigen  Namen.  Wenn  Härtung  (1.  c.  II.  S.  124.  125) 
angiebt:  dasa  das  Kloster  1291  erbaut  sei,  so  soll  aich  dies  wohl 
auf  die  ursprüngliche  QrUndung  vor  dorn  Erämpferthore  besie* 
ben,  da  nach  seiner  eigenen  Erktfimng  (ib.  S.  124)  dia  Verle- 
gung  erat  1311  erfolgt  ist.  Das  Richtige  ist  wobl:  dasa,  wie 
£rbard  (I.  c.  S.  2u9)  and  Mulverstedt  (1.  c.  S.  157)  bericbteo: 
die  Versetaung  des  Convents  1303  stattgefunden  hat  Die  Ooti- 
mog  des  Klosters  soll  wesentlich  deu  Qrafen  von  Henneberg  za 
verdanken  sein,  doch  ist  dasselbe  stets  arm  geblieben.  Bei  der 
Fenerabrunst  von  1472  brannte  es  ab,  wurde  aber  14ti3  wieder 
hergestellt.  16H2  wurden  die  Nonnen  von  den  Schweden  ver- 
trieben und  die  Gebäude  arg  verwüstet.  Erst  1755  wurde  die 
fast  in  Buineo  liegende  Kirche,  bald  darauf  auch  das  Kloster 
seibat  restaurirt.  Nach  der  Schlacht  bei  Jena  wurde  dasselbe 
«la  MiUtSrlaaareth  verwendet  und  die  Nonnen  mussten  sich  in 
sin  NebengebSude  zurückziehen.  182U  wurde  dae  Kloster  sftcu- 
larisirt,  das  Qubäude,  das  durch  einen  nach  dem  Walle  za  neu- 
erbautea  Flügel  vergrössert  ward,  zur  Kaserne  bestimmt,  die 
Eircbe  zur  Pfarrkirche  erhoben,  das  VermSgen  aber,  so  viel 
nach  der  Dotirung  der  letzteren  usd  der  Pensionirung  der  Klo- 
sterfrauen Übrig  blieb,  dem  Kirchen-  und  Scbulfonds  überwiesen. 
24.  Neuwerkskloster  (Novi  opcris)  oder  Kreuzklo* 
Star.  lüs  lag  zwischen  der  Neuwark skiruhe,  dem  Klostergange, 
der  Regi er ungs Strasse  und  dem  ehemaligen  Stadtzwinger.  — 
Wie  bereits  frtlher  bemerkt,  befand  sich  das  Kloster  der  rega- 
Ürtea  Kloeterfiraueu  von  dem  Orden  dos  h.  Augustio  ursprilog- 
lieh  am  Augastthore,  dem  ßeglerkloster  gegenüber,  wurde  aber 
1198  der  grösseren  Sicherheit  wegen  an  das  Wasserthor  verlegt 
nnd  erhielt,  während  es  bisher  Ueiligegcistktoster  goheissen,  nun- 
mehr den  Namen  des  Nouenwerks-  oder  S.  Crucisklosters ,  den 
letzteren:  weil  die  ihm  zur  Benutzung  überwiesene  Kirche  die 
heilige  Krenzkircbe  war.  £s  bekam  die  Qenebmigung  zur  Ver- 
legung 1196  vom  Erzbischof  Werner,  l'2i)0  einen  kaiserlichen 
Schutz-  nnd  Freiheitsbrief  von  Kaiser  Rudolf,  und  eine  päpst- 
liche Qnadeobulle  1295  vom  Papste  Bonifacius  VIII.  Das  Klo- 
ster ist  mehrfach  voni  Feuei-  zerstört  worden  —  so  nach  Falkua- 


Cdo^^lc 


—    132    — 

stein  (Riator.  S.  121)  1239,  and,  nacbdem  erat  1287  der  Neobrntt 
TölKg  zur  Vollendung  gelangt  wv,  wieder  1391,  wo  der  grosse 
Brand,  der  einen  bedeutenden  Theil  der  Stadt  in  Aache  legte, 
dort  znm  Ausbruch  kam.  Wenn  das  Kloster  auch  damids  wie> 
der  hergestellt  worden  ist,  so  muss  es  doch  von  neuem  in  Ver- 
fall gerathen  sein,  denn  nach  einer  an  ihm  befindlich  gewesenen 
Inschrift  ist  1466  ein  Meuban  b^onnen,  der  1473  roUendet  war. 
Doch  auch  dieser  hatte  keine  lange  Dauer,  denn  in  den  Jahren 
1711  bis  1731  sehen  sich  die  Nonnen  genöthigt,  einen  Theil  der 
Baulichkeiten  nach  dem  andern  abzubrechen  und  neu  aufzufElh- 
ren.  —  Ueber  die  Situation  jener  kann  ich  mich  auf  die  ansfBhr- 
lichen  Hittbeilungen  Kraspe's  im  Alterthnmavereine  beziehen, 
denen  eine  bei  Gelegenheit  des  Abbrucbs  vorgenommene  örtliche 
Untersuchung  zu  Qrunde  gelegen  hat 

Am  11.  März  1819  wurde  das  reich  begtUerte,  von  der  Re- 
formation aowie  den  kriegerischen  Ereignissen  nur  wenig  be- 
rQhrte  Kloster  aufgehoben ,  sein  Vermögen  zur  Fnndimng  dei 
Kirchen-  und  Schnlfonda  verwendet,  das  Qebltnde  aber  1^0  zu 
einem,  anfangs  fDr  beide  ConfesBionen  bestimmten,  dann  aber 
blos  evangeliachen  Schullehrer  -  Seminare  eingerichtet  and  die 
Kunetachule  sowie  das  Regierungaarchiv  darin  untei^ebracht 
Es  ergab  aich  jedoch  bald:  daaa  es  zu  dem  ersteren  Zwecke 
wenig  geeignet,  selbst  geaundheitsge&hrlich  sei;  die  Verhand- 
lungen wegen  des  Keabsues  zogen  sich  aber  bis  1879  hin.  Ala 
das  im  ehemaligen  Elostergarten  an  der  Regierungeatraase  er- 
baute neae  Seminar  fertig  war,  wurde  1881  daa  Kloster  abge- 
brochen. Erhalten  iat  aaaaer  der  Kirche  nor  noch  daa  aaf  der 
anderen  Seite  des  Kloaterganges  belegene  PropsteigebKudo,  was 
jetzt  dem  Rentamte  des  Kirchen-  und  Scbull'onds  zum  OeaohKfti- 
locale  dient.  Die  daneben  belegenen  Wirthscbaftageb&ude  waren 
aber  bereits  am  1850  durch  Verkauf  in  Privatbesitz  Qbei^egan- 
gen.  —  Eben  so  war  von  dem  in  Form  eines  Rechtecks  an  die 
Kirche  im  Norden  anschliessenden  Kreuzgange,  der  mit  dem  an 
die  Regierungsstrasse  stossenden  Klostergarten  durch  nnen 
schmalen  dang  verbunden  war,  zuletzt  nur  noch  die  westliche 
Seite  vorhanden  (Mfilverstedt ,  I.  c.  S.  160.  161;  Hortung,  I.  c. 
II.  S.  233—237). 

35.  Peter-  und  Panlakloater  oder  daa  B e n ed i c- 
tinerkloeter    auf    dem   Peteraberge    (Conventna   montii 


-    133    - 

apOBtoIorom  Petri  et  Paali),  gewöhcliob  Uos  du  Peterskloster 
(SampelrinuiB)  genannt  Es  lag  aof  dem  Peteraberge  neben  der 
in  ihren  UmfaiBungamauem  noch  jetzt  Torbandeneo  Kirche  and 
bildete  vor  seiner  Zeratärnng  bei  dem  Bombardement  von  1813 
mit  seinen  zw«  stattlichon  ThQrmen  eine  Hanptzierde  der  Stadt 
and  in  Folge  seiner  weithin  sichtbaren  Lage  achon  in  grosser 
Farne  dem  Wanderer  ein  WahrKeichen  von  Erfurt.  — 

Kach  den  eben  so  ausführlichen  «U  gründlichen  Arbeiten, 
die  Böckner  dieaem  Kloster  gewidmet  (das  Feterskloeter  zu  Er- 
fnrt  in  den  Hittheilangen  des  Vereins  tut  die  Geschichte  von 
Erfiirt.  Heft  X.  S.  1  — US;  vergleiche  Werneburg,  Beiträge  zur 
thftrin^scb.  und  insbesondere  zur  Erfurt  Geschiebte,  ibid.  S. 
158—164  a.  176)  and  den  mehrfachen  Besprechungen  über  das- 
selbe im  Alter thnms vereine,  insbesondere  den  Hittheilungen 
Kmspe's  in  diesem  in  Betreff  der  Lage  der  Klostergebäude,  kann 
ich  mich  hier  kurz  fassen  nnd  auf  die  Bemerkung  beschränken, 
dass  die  Erzäblang  von  der  Stiftung  des  Klosters  durch  den 
Frankenkönig  Dagobert  im  Jahre  706,  so  alt  sie  auch  sein  mi^, 
doch  nur  in  das  Gebiet  der  Sage  gebärt  und  der  angebliche 
Stiftungsbrief  anecht  ist  (Wattenbaoh,  Lambert  von  Hersfetd  S. 
13  Anm.  1),  dass  vielmehr  die  früheste  urkundliche  Erwähnung 
erst  in  das  Jahr  1104  fölk,  und  wie  Erhard  (Zeitschrift  für  Ar- 
chivkunde Bd.  I.  S.  31)  dargethan:  die  Verwandlung  des  vorher 
daaelbat  bestandenen  Canonikerstiftes  in  ein  Benedictiuerkloster 
erat  in  Folg«  des  BesohlnsBes  einer  vom  Ersbischof  Siegfried 
1060  in  Erfurt  gehaltenen  Synode,  erfolgt  ist.  Kirchhoff  (Weis- 
thtlmer  S.  SOO)  glaubt  jedoeh:  dass  die  Legende  vom  uralten 
Bestehen  der  Kirche  St.  Petri  nicht  ganz  aus  der  Luft  gegriffen 
sein  könne;  denn  das  dem  Kloster  vorausgegangene  Stift  sei  ja 
in  seiner  Existenz  vSUig  beglaubigt  und  niemand  wisse  von  sei- 
nem Anfange  zu  reden.  Die  alte  Pfalzstfitte  möchte  der  umfrie- 
det« Raum  eines  Stiftes,  dann  eines  Klosters  geworden,  und  so- 
gar lAanerreste  der  Känigapfalz  in  dem  Peterskloster  erhalten 
geblieben  sein.  — 

Die  Aufhebung  des  Klosters  wurd«  sehr  bald  nach  dem 
Uebergange  Erfurts  an  die  Krone  Preussen,  mittelst  Kabinets- 
ordre  vom  23.  März  1803  verfingt,  das  bedeutende  VeroBgen 
desselben  wurde  zur  Staatskasse  eingezc^n.  Die  Gebäude 
worden  aber  erhalten  und  während  der  fransösisohen  Herrsohaft 


.Cooj^lc 


—    134    — 

msist  ftlr  militäriBobe  Zwecke  benutzt,  bis  na  durch  die  Fenen- 
branst  vom  6.  November  1813  zarstört  and  ibrs  Trammsr  bü 
der  PUnirnng  des  Platzes  auf  dem  Plutefta  des  Berj;ea  beseitigt 
worden  (Malverstedt,  1.  c.  S.  152.  1Ö3;  Hutong,  I.  c.  II.  3.  129. 
189;  Bejer,  Nacbtr.  S.  60—66).  Bei  der,  bald  naobdem  die 
EntfeatigiiDg  von  Erfiirt  angeordnet  worden,  arfolgtea  BeseitigM^ 
eines  Theils  der  Anlsgeti  auf  dem  Petersbei^ ,  traf  man  in  der 
Nllhe  der  Hauptwaobe  auf  gewaltige  Mauerreste  und  einen  Tharm 
mit  3 — 4  Meter  dicken  Wänden,  die  nur  durcb  Anwendung  von 
Pulversprengungen  fortgeräumt  werden  konnten  und  die  wohl 
onsweifelbaft  von  dem  ehemaltgen  Kloster  herrührten.  Moob  mag 
hier  bemerkt  werden:  dass  nach  Hogel  (Chron.  S.  93)  der  Aus- 
änss  der  Wasserleitung,  die  das  Petarskloster  mit  Wasser  ver- 
sorgte, um  de§willen  den  Namen:  Lanenbrannen  geftbrt  bat, 
weil  das  Wasser  ans  dem  Rachen  einet  aufgestellten  Lowes  mh- 
6oss,  Bowie  dass  sich  in  Friese's  Chron.  iV.  S.  1148  und  1201 
Abbildungen  des  Klosters  von  and  nach  deasea  Dmwandlong  in 
eine  Citadelle,  sowie  V.  S.  211Ö  nach  deta  Zastaade  im  Jahre 
1735,  als  die  Kapelle  Corporis  Christi  einatOrate,  und  bei  Frils 
(Chron.  3.  140),  sowie  in  der  Cosm<^aphie  solche  nach  dem 
Zustande  im  Jahre  1661 ,  finden. 

36.  Daa  Prediger-  oder  Dominikanerkloster,  aneb 
Pauline rkloster  genannt,  lag  auf  der  Südseite  der  Predigerkirofae 
and  nahm  den  Raum  zwischen  dieser  und  der  Gera  ein,  ¥rieloi>e 
letztere  das  Kreuz gangsge bände  jedoch  nicht  berührte.  Das 
ehemalige  Kapitelhaas  ist,  wenn  aoeh  vielfach  nmgebant,  noch 
vorhanden  und  wird  jetet  an  Scfaulawecken  banntat,  naobdem 
es  längere  Zeit  zum  Schüttboden  gedient  hatte.  Daa  Kloster 
folgte  der  Ordensregel  des  fa.  Domiaicus  oder  der  Frediger. 
Scbutzpation  war  der  fa.  Johannes  der  Bvangeliat  —  Ala  erster 
Stifter  gilt  Qraf  Elger  von  Hohenstein  im  Jahre  120S;  1268  er- 
folgte eine  Vei^ÖBsenmg  des  Oonvents,  sowie  ein  um-  und 
theilweiser  Nenbau  der  Klostergebäade,  nachdem  der  Rath  1366 
dem  Kloster  die  Gasse,  die  zwischen  seinen  Gebäuden  sich  be- 
fand and  bis  aar  Mühle  am  Langanstege  ging,  geschenkt  hatte 
(Hogel,  1.  o.  S.  170).  Eine  ähntiohe  Scheokui^  machten  12^ 
Oraf  Heinrich  von  Qlei(^en,  Vogt  der  Stadt,  und  Berthotd  Viti- 
Aom  von  Apolda  den  Kloster  (ibid.  S.  173).  Im  Ji^re  1430 
ward«  dasielbe  dnrob  einen  Steg  oiit  dem  wif  der  aadwen  Seit« 


—    136    — 

d«r  dart  Ke^ endeo  BarfÜBserkloster  in  Verbindiuig  gesetzt  (ibid. 
S.  510).  Die  KU  jenem  gebtfrige  Kirche  wurde  gleich  nach  dar 
Refonn»tioa  von  den  £vaogeliBcheti  in  Besiz  ganomniei]  und  die 
berühmte  Schule  des  SaveriBtifteB,  an  deren  Spitze  Eobsn  Haa- 
aa»  stand,  in  dag  Befectorium  dea  Klosters  „transferirt",  doch 
erfolgte  die  Säcularisation  des  letzteren  erst  1590,  der  theilweise 
Abbruch  der  Qebäude  aber  erst  in  der  zweiten  HtUfte  des  sieb- 
zehnten Jahrhunderts.  Ein  Orundriss  derselben  Tom  Jahre  1664 
üt  in  Zacke  „Ueber  das  Todtenbuch  des  Dominikanerklostera 
ond  dia  Fredigerkirche  zu  Srfurt  Erf.  1861"  mitgetheilt. 

27.  Das  Beglerkloater  oder  Kloster  der  regulir- 
ten  Chorberreo  des  b.  Augustin.  Dasselbe  lag  neben 
der  Reglerkijfcbe ,  die  dessen  Kirche  war  und  von  ihm  ihren 
Namen  trägt,  an  der  Stelle,  wo  jetzt  das  Haus  Bahnhofstrasse 
Nr.  6  steht.  Der  dazu  gehörig  geweaene  Klosterhof  ist  das  da- 
neben liegende  Qrundatück  der  I.  Thüriogiachen  Bierbrauerei- 
Aktiengesellachaft,  der  s.  g.  Regler-  oder  Jesuiten- Ackerbof. 
Die  Mönche  gehörten  zur  Ordensregel  S.  Angustini  de  regula 
und  wurden  daher  bisweilen  auch  Domherren  genannt.  Der 
Stifter  ist  nicht  sicher  nachweisbar,  doch  wird  meist  der  Erz- 
biachof  Adalbert  I.  (1111-1137)  and  1117,  1131  (Liber  eroni- 
conna  [Erfordiensis]  herauageg.  t.  C.  Wenck,  Zeitschr.  des  Ver. 
t  ThOring.  Gesch.  N.  F.  IV.  S.  249)  oder  auch  1135  als  Stif- 
tongsjabr  angegeben.  1289  wurde  das  Fatronat  der  Lorenzkircbe 
dem  Kloster  unirt  und  1318  iscorporirt.  Eben  eo  besass  es  das 
Fatronat  Über  die  Kirche  «u  Becbstedtwagd ,  die  Albanakircfae, 
die  Gangtoffkirche,  die  Kapelle  St.  Uatthäi  und  ein  eigenes  Ho- 
apital.  —  Wie  das  Chronic.  Sampetrin.  (ad.  StUbel  p.  101)  er- 
zählt: haben  1273  Bathsmeister  und  Kath  von  Erfurt  mit  der 
Gemeinde  das  Kloster  der  Augustiner  zerstört  und  diese  aus 
der  Stadt  vertrieben.  Ob  es  sieb  liier  um  das  Kloster  der  re- 
gulirten  Chorherren  des  Augastinerordens  oder  um  das  oben- 
erwähnte Allerkeiligenkloster ,  das  gleichfaUa  AugaatinBr  inne 
hatten,  bandle,  wird  jedoch  weder  hier,  noch  in  der  von  Falken- 
stein  (Hist.  S.  111;  cf.  Lambert,  Aeltere  Gesch.  u.  Verl  v.  Erf. 
S.  71)  erwähnten  Urkunde,  durch  welche  Erzbiscbof  Werner  die 
Elrfiuter  wieder  in  Gnaden  auinimmt,  erwähnt.  —  Bei  dem 
grosasn  Brande  von  1291,  der  den  ganzen  Stadttheil  vom  Neu- 
werkskloster bit  zum  Krämpferthore  in  Äsche  legte  (Falkonstein 


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—    186    — 

HiBt.  berichtet  die  Sacbe  zwennal,  das  erstemal  S.  88  b«tm  Jahre 
1240,  das  anderenal  S.  163  beim  JaLre  1291,  doch  ist  nur  daa 
letztere  richtig),  brannte  anch  das  Reglerkloster  nieder,  ea  ward 
jedoch  wieder  hergeatellt.  —  Der  Krenzgang  warde  1374  ge- 
baut; der  Fltlgel  deaaelben,  aaf  dem  die  nördliche  Empore  der 
Kirche  roht,  iet  noch  vorhanden.  — 

Nach  EinftthmDg  der  Reformation  in  Erfurt  wurde  das  Kld- 
ater  um  1540  von  dem  Rathe  aafgehoben  und  in  derselben  eine 
evangetiachc  Schute  errichtet,  worauf  die  Manche  es  Terliessen. 
Der  letzte  derselbeD,  Liboriue  Ocheenkopf,  starb  1580.  Das 
Verfahren  de«  Raths  wurde  jedoch  kathoHscherseits  1586  ange- 
fochten tind  in  Folge  dessen  mnsste  derselbe  1606  auf  kaiser- 
lichen Befehl  das  Kloster  selbst  restituiren,  wftbrend  die  Kirche 
den  Evangelischen  verblieb.  Das  erstere  wurde  bieranf  1615 
vom  Korfttrsten  Jobann  Schweikard  den  Jesuiten,  von  welchem 
Orden  sich  einzelne  bereits  1580  in  Erfurt  eingefiinden  und  der 
■ich  1587  bleibend  dort  niedergelaseen ,  geschenkt,  die  Meranf 
1618  ihre  seit  1602  in  Erfurt  bestehende  Residenz  in  ein  Colle- 
gium  umgestalteten,  das  1619  im  gedachten  Kloster  seinen  Sitz 
nahm.  Bei  der  grossen  Feuerebrunet  1660  brannte  dies  jedoch 
ab.  Nur  dessen  Nebengebäude,  der  b.  g.  Ackerhof,  und  der  ie 
die  Kirche  eingebaute  FlUgel  des  Kreuzganges  blieben  erhalten. 
Das- Kloster  ward  nicht  wieder  hergestellt,  vielmehr  wurde  tun 
1664  ein  nenes  Collegium  des  gedachten  Ordens  «uf  ein«o  sn 
dem  durch  denselben  Brand  wüst  gewordenen  Stottemheimacben 
E&usem  in  der  SchlösserstraRse  gehörigen  BauplatiEe,  den  Kar- 
fOrat  Jobann  Philipp  zu  diesem  Behnfe  angekauft  und  ihm  ge- 
schenkt batte,  errichtet.  —  Der  Ackerhof  blieb  bis  zur  Auf- 
hebung des  Jeauiterordena  1772  in  dessen  Besitz,  gelangte  dann 
in  den  des  Exjesnitenfonds,  von  welchem  er  an  die  'Hiliriagiaebe 
Eisenbahngeaellschaft  verkauft,  demnächst  durch  Tausch  an  den 
Jnstizfiscus,  schliesslich  aber  in  Privatbesitz  Qbergegangen  ist 
(Mttlverstedt,  1.  c.  S.  153.) 

28.  SalvatorsktoBter  vid.  KarthHDserkloster  No.  18. 

29.  Scbottenkloster  oder  Kloster  zu  den  Schot- 
ten, welches  in  der  grossen  Schottengasse  neben  der  ihm  zu- 
gehörig gewesenen  Jacobs-  oder  Schottenkirche  stand,  da  wo 
sich  gegenwärtig  die  KriegBschuls  befindet,  wurde  der  gewShn- 
*icben  Annahnae  nach,  die  sich  bereits  bei  Lambert  von  Heraield 


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—    137    — 

findet,  1037  oder  lOSß  daroh  Walter  von  Qlisbcrg  ond  desHeo 
Ghtttin  Hedwig,  geborne  Markgräfiu  tod  Vohbnrg,  gegründet. 
Wattenbach  (Lambert  v.  Hersfeld,  S.  39  Änm.)  bat  jedocb  be- 
merkt: dais  jene  Angabe  bei  Lambert  ein  viel  ap&terer,  ans 
Erfurt  stammender  Znsatz  sei.  Walter  aolle  das  Scbottenkloster 
daselbst  10S7  gestiftet  baben  und  1037  gestorben  sein.  Diet  er- 
scheine  aber  sehr  zweifelbaft,  da  sich  ein  Walter  von  Glisbei^ 
nrkandlicli  nicht  früher  als  1280  nachweisen  lasse,  das  Kloster 
komme  jedoch  bereits  im  Jahre  1211  nrkondHch  vor.  Eirohhoff 
(Erfurt  im  13.  Jahrb.  S.  141)  nimmt  auch  an:  dass  das  Scbotten- 
kloster früher  als  das  Peterskloster  (1143)  gegründet  sei.  Ist 
dies  richtig,  so  kann  wenigstens  nicht  Walter  von  Olieberg  dei' 
Orfinder  des  ersteren  gewesen  aein.  — 

Die  Ordensregel  der  Mönche  war  die  S.  Benedicti  oder  8. 
Jacob!  Scotomm.  Das  Kloster  erhielt  1198  ein  kaiserliches  Pii- 
vileginm,  welches  Kaiser  Rudolf  I.  12B5  bestätigte.  Der  grosse 
Brand  von  1472  legte  es  in  Asche;  es  ward  aber  1510  wieder 
hergestellt.  Im  Jahre  1682  schenkte  König  Gustav  Adolf  es 
dem  Rathe,  der  es  veränsserte,  nach  dem  Prager  Frieden  aber 
wieder  cinlSseo  und  dem  Orden  zurückgeben  musste.  Da  das 
KlostergebSude  im  Laufe  der  Zeit  sehr  in  Verfall  geratfaen  war, 
so  wurde  1727  (nach  Friese,  l.  c.  V.  3.  1547  im  Jahre  1711)  ein 
Neubau  vorgenommen.  Die  Kirche  desselben  wurde  1744  der 
Nieolaigemeinde ,  deren  eigene  Kirche  angangbar  geworden,  als 
Pfarrkirche  überwiesen.  1820  ward  das  Kloster  aufgehoben  und 
dessen  Vermögen  dem  Kirchen-  und  Schulfonds  übereignet  Das 
Klostergebäude  ward,  nachdem  es  bis  dahin  ku  Montirungs- 
kammern  und  Mititär-HandwerksstStten  benutzt  worden,  \fßb 
abgebrochen  und  an  seiner  Stelle  die  Kriegsschule  gebaut  (Mfll- 
verstedt,  1.  c.  8.  162.  103;  Härtung,  1.  e.  II.  S.  177—179).    - 

^.    Servitenkioster  vide  Marienknechtskloster  Mr.  20. 

31.  Collegiatstift  S.  Severi.  Die  Wobnungen  der 
Stiftsgeistlichen  lagen  dem  Chore  der  Severikirofae  gegenSberj 
aof  der  Höhe  des  der  Stadt  sngekehrten  Abhanges  des  Severe 
berges,' stehen  zum  Theile  noch  und  dienen  als  Pfsrrwohnungen 
für  die  Severi-  and  die  Domgemeinde.  —  Daa  Severistift  war 
ein  Msonsstift  nach  der  Ordensregel  des  b.  Augnstin.  Die  Zeit 
der  Stiftoog  ist  nicht  genau  bekannt,  nur  steht  fest:  dass  ea 
1 121  bereite  bestanden  hat.    Es  wurde  nach  der  gewdbnlichM 


.oogic 


—    138    — 

Aniuliffl«  auf  der  Stulle,  wo  lich,  wie  W«iU  oben  sAb  Kr.  8 
BTwähot  worden,  vorher  das  BeDedictmer-NooneDkloBter  S.  PaaU 
oder  HochmUnster  befunden,  errichtet,  nachdem  die  Qebeine 
dei  h.  Severua  in  der  dortigen  Kirche  niedergelegt  worden  wa- 
reoj  wie  Beyer  and  ßöckoer,  Gesch.  d.  SÜftskirche  B.  JA.  T.  S. 
168  glauben,  hat  ea  jedoch  seit  unbekannter  Zeit  neben  diesem 
Kloater  dort  bestanden.  1077,  1142  und  1472  wurden  die  StUiU- 
gebäade  durch  FeaerehrBnate  seratört  In  der  sweiten  Hälfte 
dea  13.  Jahrhunderts  waren  dieselbe»  gänaticb  in  Verfall  gera- 
then,  lie  wurden  jedoch  1278  auf  Veranlaasung  des  Erzbischofs 
Werner  wieder  hergestellt.  —  Während  der  schwedischen  Besits- 
i^ahme  ward  1633  das  Stift  den  Evangelischen  übereignet,  nach 
dem  Prager  Frieden  masste  es  jedoch  den  Stiftsgeistlichen  sn- 
rBckgegeben  werden.  Nach  dem  Uebergange  Erfurts  an  Prens- 
sen.  wurde  es  1803  B&cularisirt  und  sein  Vermögen  aur  Staats- 
kasse eingezogen,  soweit  es  nicht  cur  Dotirung  der  Severildrob« 
»1b  Pfarrkirche  verwendet  werden  musste  (Mülverstedt,  1.  c  S. 
150.  151;  Härtung,  1.  c.  II,  S.  354  —  369). 

32.  Stephanskloster  vid.  Marienknechtskloster  Nr.  2a 

33.  Ursulinerinnen^loster,  anch  das  FransÖsische 
Kloster  genannt  Dasselbe  lag  bekanntlich  am  nSrdliohen 
Ende  des  Angers  an  der  Ecke,  die  dieser  mit  der  Hariengaaae 
bildet.  Vor  der  Aufnahme  der  Uraulinerinnen  in  dasselbe  be- 
fanden sich  darin  die:  Weissfrauen,  Marien-Magdalenen- 
Büaserinnen  oder  Pönler innen  genannten  Nonnen.  Nach 
der  gewöhnlichen  Annahme  hat  deren  Kloster  arsprbnglich  in 
dem  Winkel  einer  Gasse  awischen  der  Paolskirche,  der  Prediger- 
kirdie  and  der  LangenbrUcke  hart  an  der  Gera  gelegen,  und 
jene  Gasse,  da  sie  keinen  Ausgang  hatte,  also  eine  Sackgasse 
war,  hiervon  den  Namen  Nonnensack  erhalten.  Von  dort  aas 
wlren  die  Nonnen  im  Jahre  1194  nach  dem  neuen  Klostar  anf 
dem  Anger  übergesiedelt  (Erhard,  1.  c.  S.  209;  Härtung,  L  c 
IL  S.  278;  Dominikus,  1.  c.  I.  S.  110).  Beyer  (Geschichte  des 
Klosters  der  Uraulinerinnen,  ehernes  der  weissen  fVauen  in 
Krfurt  Erf.  1867,  S.  11.  12)  gtaabt  jedoch:  dass  das  Kloster 
von  Anfang  an  auf  seiner  späteren  Stelle  gestanden,  and  dass 
es  nicht  mfiglich  sei,  genan  festzustellen:  in  welchem  Verhält- 
Bisse  sich  dasaelbe  zu  dem  nur  in  «ner  einzigen  Uikund«  von 
13&3  ausdrttcUioh  erwähnten  Coavente  vd  d«a  MonaMStck» 


.Cooj^lc 


—    139    — 

bafandeD  and  disaer  vokl  venigsr  ein  eigenes  Eloiter,  tX»  ein 
QBtsr  Anfnokt  einiger  Nonnen  geBtsndeoer  Oekonomiebof  ge- 
wesen sei.  Friese  (].  c  I.  S.  153)  erwähnt,  das»  der  Rath  1371 
da»  ConTeDtnslh«na  auf  dem  Nonnenaacke  illr  SO  Talent  ver- 
kauft habe,  wa>  auch  daraaf  deutet:  dasa  daaeelbe  kein  wirk- 
liches Kloster  gewesen  sein  könne.  Eine  pftpsttiche  Bulla  von 
133Ö  sprieht  nur  von  den  Schwestern  der  Bttsaerinnen  des  Klo- 
sters ti.  Uariae  Magdalenas  in  Erfurt,  giebt  also  keinen  Anhalt 
in  Betreff  des  Platzes,  wo  deren  EJoster  gestanden.  Oewias  iat 
ea  aber:  dass  sieb  1246  das  Kloster  auf  dem  Anger  befunden 
hat,  da  es  von  der  damals  (nicht  1240,  wie  meist  angegebisQ 
wird,  vid.  Chronic.  Sampetr.  ed.  Stabel  p.  80)  stattgefundenea 
Feuerabruuat,  die  den  grüsaten  Tboil  der  Stadt  in  Asche  legte, 
mit  serstört  worden  iat.  Dooh  eraoheint  es  nicht  unmöglioh; 
dasa  in  Folge  deaaen  eine  Verlegung  stattgefunden  hat,  da  es 
steh  nur  so  erkiftren  Iksst,  dass  die  Stadt  dem  Kloater  damals 
ein  Haas  geschenkt  hat,  welche  Schenkung  1256  von  dem  Papste 
Alexander  IV.  bestätigt  wurde,  der  anch  1258  die  bieher  &t  die 
Können  geltend  gewesene  Regel  des  h.  Benedict  in  die  weniger 
strenge  des  b.  Angustin  umwandelte  und  den  ursprünglichen 
Zweck  des  Ordens:  gefallene  Mädchen  an  retten,  soweit  verän- 
derte: daaa  nun  auch  andere  Jungfrauen  den  Eintritt  nicht  mehr 
zo  scheuen  brauchten  und  das  Kloster  in  Folge  dessen  eine 
Verpoi^ungsanatalt  fUr  die  Töchter  der  st&dtischen  Patrizier^ 
familien  nnd  des  umwohnenden  Landadels  wurde.  In  dieser 
Weise  bestand  dasselbe  bis  zum  dreissigjfthrigen  Kriege,  in  wel-. 
diem  es,  namentlich  während  der  Dauer  der  schwediaohen  Ocou- 
pation,  in  vollständigen  Vermdgens verfall  und  äasserate  Noth 
verfiel,  sodass  zuletat  die  Zahl  der  Klosterfrauen  bia  auf  vier 
geaunkea  war.  Da  beschloss  Kurfürst  Johann  Philipp  1667, 
ooter  deren  Zastimmung  das  Kloster  ganz  aufzuheben  und  die 
Oebäade  dem  behufs  der  Erziehung  der  weiblichen  Jugend  ge- 
gründeten, 1544  päpstlich  bestätigten  Orden  der  h.  Ursula  sa 
ttbergeben,  infolge  deasen  die  Anstalt  zanächat  mit  fünf  von 
Kitaingen  hierher  berufenen  Nonnen  besetzt  wurde.  In  der 
Eigenschaft  als  Erziebungsanstalt  iür  die  weibliche  Jugend  — 
and  «war  als  Elementar  -  Mädchenachule ,  als  faöbere  Töchter- 
schule nnd  als  Pensionat  fir  junge  Mädchen  aas  den  höheren 
Ständen  ohne  Unterschied  der  Confession  -~  bat  das  Kloster. 


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—    140    — 

bi*  io  die  neaeite  Zeit  beitanden,  anbertthrt  von  der  180S  und 
ISiO  atattgeAmdeDen  Säoalariiation  der  KlSatar  Erfdrte;  ent 
1S79  erfolgte  aeine  Aufhebung,  doch  wurde  es  aocb  da  den  bw- 
herigen  ffonnen  gestattet:  das  gemeiDaarae  Leben  in  einem  der 
Ktostergebäade  fortzufahren.  (MUlveratedt ,  1.  c.  S.  161.  162; 
Härtung,  I.  c.  U.  8.  276—282;  Erhard,  1.  c.  S.  209.) 

34.  Va]entinerhof.  Er  lag  neben  der  BarfUaaerkirohe, 
auf  Nr.  1&67  nod  Wiperti  91  nach  früherer  Zählung,  und  vurde 
1653  von  dem  Ratbe  gekauft  und  den  Angaatmer-Eremiten  aber- 
geben,  um  auf  der  Stelle  ein  Kloster  su  bauen ;  ea  befindet  aicb 
auf  dieaer  dengetn&ss  das  frtlhere  Wigbertikloeter.  Hogel,  wo 
M*  beim  Jahre  1373  die  Grtlndung  des  Karthänserblosters  ers&hlt 
(S.  434)  bemerkt:  „dies  war  der  achte  Mönchaorden  in  Elrfnrt, 
der  Valentiner  und  der  AntoniuabrUder  au  gesohweigen,  die  ihr« 
GonTentna  and  H5fe  auch  hier  hatten,  dieser  ihr  Hof  war  ein 
bttrgerHchee  Haus,  jenes  Ihrea  wurde  endlich  tod  den  Angnati- 
nerq  bewohnt".  Vergl.  auch  das  oben  ttber  die  CapeUa  ad  8. 
Valentinnm  bemerkte. 

35.  Weisafrauenkloater  Tid.  Ursiüinerinnankloster 
Np.  33. 

96.  Wigbertikloster.  Der  Augnatiner - Eremitenorden 
hatte  die  oben  sub  Nr.  3  erEftfalte  Einziehung  seines  Klosters 
lieb  keinesweges  rahig  geüallen  lassen,  vielmebr  einen  sehr  ener- 
gtacben  Widerspruch  dagegen  erhoben,  und,  nachdem  er  ein  ob- 
aiegendea  Urtheil  erstritten,  jenes  RQokgabe  gefordert.  Der 
Bath  konnte  sieh  hierzu  aber  nicht  entscbliessen ,  weil  ee  in- 
zwischen zum  Gymnasium  eingerichtet  war,  übereignete  dem 
Ordern  aber  statt  dessen  1618  das  damals  TollstHndig  wüst  ste- 
hende Marion kneobta-  oder  Servitenkloster  mit  allen  Einkünftas, 
die  dem  früheren  Kloster  zugestanden,  und  kaufte,  nachdem 
jenes,  an  das  die  MSnohe  noch  eine  Kapelle  gebaut,  1636  T<m 
des  Schweden  gSnzlich  zerstört  war,  und  die  Mönche  einatweilen 
ein  Unterkommen  in  dem  Weissfranenkloster  gefunden,  1653  den 
in  der  Nahe  der  Wighertikirche  belegenen  Vaientinerhof.  Naoh- 
dein  der  Erzbischof  nun  auch  noch  diese  Pfarrkirche,  über  deren 
Eigenthom  1582  zwischen  den  Evangelischen  und  den  tUtbolikan 
ein  durch  kaiaerlicfaen  Rocfataspmch  von  1606  an  Ungunsten  der 
enteren  entechiedener  Streit  entstanden  war,  und  die  infolge 
dessen  den  Katholiken  hatte  zurückgegeben  werden  aattaaen  and 


:.  Cookie 


—    141     — 

nnr  w^rend  d«r  Scinredeiiseit  1633 — 1636  vorübergehend  sieh 
wieder  in  dem  Beehse  der  Eviuigeliscben  befunden  (Hartnng, 
1,  c.  II.  24b  —  202),  dem  Orden  cur  Klosterkirche  überwiesen 
batte,  warde  derselbe  in  Erfart  vollatttodig  restituirt.  Nachdem 
der  Plate  noch  durch  16  kleine,  1665  und  1666  dazn  erworbene 
Privatbfiuaer  am  Barföiaersteinwege  vergrössert  war,  erbaute  der 
Orden  nunmehr  1665  bis  16dö  das  im  Wenentlichen  noch  jetzt 
vorhandene  Kloster,  das  seinen  Namen  von  der  ihm  zugewiese- 
nen Kirche  erhielt.  Nach  der  Einnahme  Erfurts  durch  die  Ver- 
bOndeten  wurde  1814  dasselbe  zu  einem  Hilitärhospitale  eingö- 
riohtet;  die  Mönche  mussten  es  verlassen  and  Canden  eine  einst- 
weilige Unterkunft  in  dem  Leihhaase,  dem  ehemaligen  Jesnitw- 
coUegium  (Beyer,  N.  Chron.  3.  566).  1822  wurde  da«  Kloster 
aufigehoben ,  das  Vermögen  desselben  zur  Dotation  des  Kircben- 
und  Scbnlfonda  verwendet,  das  QebSude  aber  f&r  militärische 
Zwecke  benutzt.  Gegenwfirtip  befinden  eich,  nachdem  die  Qar- 
nisonachole  aofgehoben  und  die  jetzt  Kriagaschute  genannte 
DivisioDSBchule  in  das  an  der  Stelle  des  ehemaligen  Schotten- 
Uosters  errichtete  Oebäade  verlegt  iat,  ausser  der  Dienitwoh- 
nang  des  Geietlicben  an  der  Wigbertikirche,  die  Militürcasinos 
sowie  Milit&r-HandwerkerBt&tten  und  Montirungskammern  darin. 
VoUstAndig  erhalten  iat  noch  das  grosse  Refectorium,  ein  grosser 
Saal  mit  einem  Plafond  von  vortrefflicher  Stackarbeit  von  1687. 
(Mälverstedt,  I.  c.  S.  155;  Härtung,  1.  o.  II.  S.  253.  254.) 

AuwIU'tixM  Klttstera  nnd  anderen  f^lBtlichen  CorporatioBen 
gehSreode  Httfe. 

Da  Erfurt  während  des  Mittelalters  sowohl  in  kirchlicher, 
wie  politischer  nnd  socialer  Beziehung  die  Metropole  ThfLringeas 
bildete,  so  hielten  es  die  in  diesem  belegenen  Kldster  ihrem 
Vortheile  entsprechend,  sich  in  steter  Verbindung  mit  der  Stadt 
dadurch  zu  erhalten,  dass  sie  eine  besondere,  ihnen  aasschlieaa- 
licfa  gehörende  Niederlassung  darin  gründeten.  Dieselbe  sollte 
namentlich  daeu  dienen,  den  Vorstehern  und  Conventualen  der 
Klöster,  wenn  Geschäfte  aie  nach  Erfiurt  führten,  Unterkunft  au 
gewähren,  die  Boscbaffdng  der  LebenabedürfnisBe  zu  erleichtern, 
vor  allem  aber  durch  die  Gewinnung  dea  städtischen  Bürger- 
rechtes einen  Schutz  sowohl  gegen  die  Raubritter  als  auch  ge- 
gen Wegelagerer  aus  der  Stadt  selbst  sich  zu  beschaffen.   Dies« 


.oogic 


-    142    - 

Böffl  falirteB  den  Nameo:  FrobnbSfe,  od«r,  oament&ob  wAan  sie 
«inem  Banedictinerkloiter  angehörten,  Eeinbafe  (cnriae  cellen- 
rü).  Sie  entstKuden  meiat  in  12.  and  Anfange  d»  13.  Jahrlinn- 
derta,-  verloran  aber  mit  der  Zeit  ihre  Bedeotnng,  kamen  mit 
Anfhehnng  der  Klöster,  eq  denen  aie  gehSrten,  in  weltHchen 
Besitz  und  Bohlieaslich  meistena  in  Privateigenthnm. 

Von  dei^leiehen  in  Erfurt  beatendeoen  Nisderlaainngen  sind 
insbesondere  nachatehende  bekannt: 

I.  Der  BUrgelerfaof.  Er  gehörte  dem  11S3  gegrOndeten 
Benedictinerkloater  BUrgel  im  OroaaherEOgthom  Sachien-Weimar, 
and  lag  da,  wo  aieh  gagenwBrttg  das  katholische  WaiBechana 
befindet.  Im  Jahre  1348  hatte  das  Kloater  Btlrgel  den  Hof  an 
das  Kloater  Reinhardabrunn  verkauft 

3.  Der  Cöltedaerhof,  dem  Benedictiner- Nonnenkloster 
SU  Cölleda  oder  Köln  in  Thüringen  gehörig,  befand  sich  in  der 
Menstadt.  Er  wurde  von  Seiten  des  Klosters  1367  an  den  Rath 
von  Erfurt  verkauft,  und  ku  HiethwohDungen  fttr  Studenten  ein- 
gerichtet. 

3.  Der  Comtborhof.  Er  lag  in  der  Comthnrgasse ,  jetat 
das  Baus  Mr.  4.  Das  dazu  gehörige  Orundat&ck  erstreckte  aiob 
längs  des  Breitstroms  bis  in  die  Nfthe  der  Kicolauskirobe  und 
stieas  östlich  an  die  zum  Augustinerkloster  gehörigen  Gebinde. 
Er  gehörte  dem  deutachon  Orden  und  war,  nachdem  er  nur 
kürzere  Zeit  selbstattlndig  dorcb  ein  Mitglied  des  Ordena  vei^ 
waltet  worden  war,  abh&ngig  von  der  Commeade  Oriefstedt' 
(Anderson,  Gesch.  der  deutschen  Ordens  -  Commende  Glri^tedt, 
S.  23).  Er  war  aof  einem  1381  von  dem  Kloster  Reinbards- 
brunn  erkauften  Orundatttck  errichtet  und  ihm  die  Micol«nskirche, 
deren  Patronat  der  Orden  tauschweise  1284  vom  Marienatifte 
erworben  hatte,  incorporirt.  Bia  1790  befand  sieb  der  Comtbvr- 
bof  im  Beaitze  des  Ordena ;  im  genannten  Jdbre  aberliesa  dieser 
ihn  aber,  am  der  Verpflichtung,  die  ganz  veHUlene  Kirche  neu- 
bauen  zu  mOesen,  enthoben  zu  werden,  dem  Kurf^stea  von 
Haint.  Der  Hof  diente  nun  bis  1855  dem  Pfarrer  der  in  die 
Kirche  des  Schottenkloaters  verlöten  Nlcolaaagemeinde  zur 
Dienstwobnang ,  ging  dann  aber,  nachdem  für  dieae  ein  beson- 
derea  Pfarrhaus  neben  der  genannten  Kirche  erbaut  worden  war, 
in  Privaibesits  über.  Daa  Oehüude  iat  im  Weaentliohen  noch 
erbalten;    auf   dem    dazu    gehörig   gewesenen  Garten   aiud  die 


-    U3    - 

Hftater  ComthTirgasiie  Nr.  2  ond  S  erbaut  (Mfllverstedt,  1.  o.  3. 
184;  Härtung,  1.  c.  I.  187,  U.  289). 

4.  Der  Georgen thnlertiof.  Er  lag  in  der  Mainserhof- 
•trasse  Nr.  21,  wo  sich  gegenwärtig  die  Artilleriekasemfl  befin- 
d«t,  und  geborte  dem  Cistercienser-MöncbskloBter  Oeorgentbal 
im  Hertogtham  Sacheen-Ootfaa.  Da*  Orundatück  wurde  1217 
Ton  dem  Kloster  gekauft,  daa  daselbat  die  St.  Elisabetbakapen« 
errichtete.  Das  auf  ibm  erbaute  Gebäude  wurde  bei  der  grossen 
Feiierabrunat  1472  eingeäschert,  aber  bald  wieder  hergestellt, 
wie  eine  Inschrift  nnter  einer  Bildsäule  dea  h.  Georg  mit  dem 
Lindwurme,  die  auf  einem  Brunnen  stand,  besagte.  Nachdem 
im  Bauernkriege  das  Kloster  Georgenthal  seratört  war,  nahmen 
die  H&ncbe  ihre  Zu6ucht  in  dem  Hofe,  aber  bereits  1533  setzte 
sich  der  Rath  in  dessen  Boailsj  er  musste  solchen  jedoch  1553, 
da  derselbe  nur  eine  Pertinenx  des  von  Sachsen  säculariairten 
Kloatera  bildete,  an  jenes  abtreten.  In  Artikel  9  dea  Leipziger 
Kecesses  von  1665  wurde  daa  sächsische  Eigenthum  ansdrttck- 
iich  anerknnnt.  Bei  der  Tbeilnng  der  Sachsen -ernestiniscfaen 
LSnder  kam  der  Hof  suerst  an  Gotha,  dann  an  Weimar,  nnd 
er  wurde  nun  die  Wohnung  des  aächaischen  Geleitsinspektors, 
d.  h.  des  Beamten,  der  fttr  die  gehörige  Entrichtung  der  Geleits- 
abgabe zu  sorgen  hatte.  Während  der  franzSsischen  Herrschaft 
wurde  das  Gebäude  ziim  Militftrlazareth  verwendet.  1834  ge-. 
langte  der  Hof  angleich  mit  dem  Geleitsrecbte  an  die  prenssi- 
sehe  Regierung,  die  ihn  bis  1860  als  Montimngskammer  benatzte, 
iba  1861  aber  wegen  seiner  Bauf^Uigkeit  abbrechen  und  das  be< 
reita  erwähnte  Gebäude  auf  der  Stelle  errichten  liess  (Gersten- 
berg Novantiqua;  Härtung,  1.  o.  J.  148  —  150). 

5.  lohtershanaener  Hof;  derselbe  lag  in  der  Regie- 
rnDgaatrasse  neben  der  St.  Vitikirche  und  gehörte  dem  Oister- 
««naer- Nonnenkloster  lohtersbausen  im  Hersogthnm  Sacbsen- 
Gotha.  Ein  Weiteres  ist  dber  denselben  nicht  bekannt.  Eine 
curia  prepositi  in  Icbiriobeshaeen  hatte,  nach  dem  Preizinsregt> 
Bter  von  1293,  in  der  Parochie  S.  Martini  vor  dem  Graden  ge- 
legen. 

6.  Der  Johanniterordenshof.  Er  war  im  Sprengt 
der  St.  Nieolaikirche  belegen.  Die  Zeit  seiner  Gründung  und 
der  Name  des  Gründers  ist  nioht  bekannt,  doch  ist  der  letztere 
weU  der  Orden  selbst  gewesen.     Die  Aofhebiing   erfolgte  durch 


:.C()OJ^IC 


—    XU    — 

Verkauf  «n  den  Rftth  im  J&hre  1339  (MOlveratedt,  1.  c.  S.  164; 
Härtung,  1.  c.  II.  S.  381). 

7.  Mainserliof  (Cnria  episcopalis  Erfordiensis)  oder  auch 
bloa:  Zum  Hof  genannt.  Er  lag  swischon  dem  Mainaerbofplats, 
der  von  ihm  aeinen  Namen  bat,  dem  Bergetrom  und  der  Main- 
zerhofmühlgaase,  wo  sich  gegenwlirtig  der  Artillerie-Exercierplata 
and  Pferdestall,  sowie  ein  Tfaeil  der  Qewehrfabrik  befinden,  — 
Er  gehört  nur  uneigentlicb  hierher,  da  nicht  eine  ausw&rÜge 
geistliche  Stiftung,  BOndern  der  Erzbischof  von  Mainz  ihn  be- 
•aas,  dessen  Oekonomiebof  er  bildete.  Ursprünglich  hatte  eich 
der  letztere  in  dem  Dorfe  Hochheim  befunden;  er  war  aber,  dft 
er  dort  feindlichen  Angriffen  zu  sehr  ausgeBstzt  war,  1255  ood 
1256  nach  einem  zu  diesem  Behufs  angekauften  Grundst&ck  im 
Brühle  verlegt  worden  (Friese,  1.  c.  I.  3.  56c).  Die  daselbst 
aufgeführten  Gebäude  enthielten  zugleich  die  Dienstwohnungen 
der  ttrzbischöflicfaen  Beamten,  des  Vicedoms,  des  Sieglers,  der 
Schuttheisaen,  der  Amtleute,  Richter,  Zöllner  u.  s.  w.  Aach  be- 
fand sich  dort  ein  das  Hundehaue  geoanntes  Gcfängnisa,  das  in 
den  Streitigkelten  zwischen  der  Stadt  and  dem  Erzbischof  eine 
Bolle  gespielt  hat.  Bei  der  grossen  Fenersbrunst  147^  brannte 
der  Maiozerhof  ab ,  wurde  jedoch  bald  wieder  hergestellt.  Im 
Banemaufruhr  wurden  die  H&user  ausgeplündert  und  arg  ver- 
wüstet. Nach  der  schwedischen  Besitzsahme  wurden  die  knr- 
^stlichen  Beamten  verjagt  und  es  ward  der  Hof  der  Stadt 
QlMtrgeben;  er  musste  aber  1664  restitutrt  werden.  1696  wurden 
die  bisher  nur  aus  Holzwerk  bestandenen  Geb&ade  abgonssen 
and  in  Massivbau  wieder  auigeflihrt.  Die  zum  Hofe  gebSrig« 
Mühle  ward  1716  an  einen  Privatmann  verkauft.  —  1789wnrd«B 
die  Qebfinde  zum  Lazsreth  flir  das  zur  Garnison  gehörende  kor- 
mainziscbe  Contingent  eingerichtet  und  auch  w&hrend  der  fran- 
zösischen Herrschaft  dienten  sie  als  Milit&rfaoepital.  Mach  d«r 
swedten  {tteussiscben  Bedtzoabme  kamen  sie  in  den  Besita  der 
Stadtgemeiade ,  welche  dieselben  jedoch  1836  an  den  Hilitir- 
fisous  verkaufte,  der  1839  mit  dem  Abbroch  der  Hauptgebftade, 
sowie  des  daneben  liegenden  Thores  begann,  1861  auch  die  1859 
aurückgekaufte  Mainzerhofmühle  abbrechen  und  nur  die  Pferde- 
ställe und  ein  kleines  Oekooomiegebände  anfangs  oOch  stehen 
lieas.  Gegenwärtig  ist  nur  noch  die  in  die  Straasenmaoer  «in- 
gefügte  Vorderwaad  der  Kapelle  mit  einer  loacbrift  Toni' Jahre 


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-    U5    - 

1504  übrig  (Michelsen,  D«r  Mainzer  Hof  zu  Grfnrt  «m  AuBgAßge 
des  Mittelalters,  Jena  1853;  Hartang,  ).  c.  I.  S.  1(>8— 186,  wo 
sich  eine  Abbildung  des  Oebfiades  befindet,  und  286). 

8.  Die  Oldislebenerhöfc.  Das  Benedictiner-HSDclia- 
kloster  Oldisleben  im  QroBsherzogthum  Sachsen-Weimar  beeasB 
in  Erfurt  zwei  Höfe,  den  einen  in  der  Neustadt  (jetzt  Regierungs- 
Btrs8B6  Nr.  50 — 52),  den  es  1307,  den  andern  vor  dem  Oraden, 
den  es  1312  erkauft  hatte.  Dieselben  gingen,  nachdeni  das  Klo- 
ster 1^9  sftcularisirt  worden  war,  ein. 

9.  Der  Paulinzelle^-  oder  bloa  Z  e  1 1  e  r  h  o  f ,  auch 
Scfawarzburgerhof  genannt,  lag  nach  Härtung  (1.  c.  II.  S. 
240)  in  der  Neastadt,  jetzt  Regiemngsatraase  Nr.  ft3— 56,  mithin 
neben  dem  vorerwähnten  Oldisl ebener hofe  (doch  hat  nach  eben- 
demselben I.  p.  XXXIV.  gerade  umgekehrt  der  Oldislebenerho 
die  Nr.  1038a  und  1038b  nach  der  früheren  Nammerirang ,  jetst 
Regierungsstrasse  Nr.  54.  55,  der  Panliozellerhof  aber  die  Nr. 
2039  und  203da,  resp.  Nr.  50 — 52  eingenommen),  nach  andern 
Angaben  (Friese,  1.  o.  I.  S.  29e)  auf  dem,  freilich  nicht  weit 
davon  entfernten  Rosemarkt  (jetzt  Herrmannsplatz).  —  Er  ge- 
hörte dem  Benedictiner- Mönchskloster  Paulinzelle  im  Fiiraten- 
tham  Scbwarzbnrg  -  Rudoletadt  und  war  im  Jahre  1110  von  die- 
sem angekauft.  Er  war  kein  Freihof,  wie  die  übrigen  Kloeter- 
böfe,  sondern  dem  Neuwcrkekloster  lebnapflichtig.  1483  wurde 
er  durch  eine  Feuersbrunst  grosaentheila  in  Asche  gelegt.  Nach- 
dem das  Kloster  Paulinzelle  1525  im  Bauemaufruhr  zerstdrf  und 
nm  1534  von  dem  Glrafen  Heinrich  XXXIV.  von  Schwarzburg 
Bäcularisirt  worden,  verödete  der  Zellerhof.  Durch  einen  zwi- 
schen dem  Orafen  Günther  von  Schwarzburg  und  dem  Karfür- 
sten  Johann  Friedrich  von  Sachsen,  der  1543  einen  erfolglosen 
Versuch  gemacht  hatte,  eich  gewaltsam  dessen  zu  bemüchtigen, 
(Hogel,  1.  0.  S.  1013)  1544  abgeachlossenen  Tauachvertrag  ge- 
langte er  an  den  letzteren,  sodann  aa  den  Herzog  von  Sachsen- 
Weimar,  der  ihn  aber,  da  er  über  die  Qaalitfit  mit  dem  Erfurter 
Ratbe,  der  selbst  auf  daa  Eigenthum  Anspruch  machte  (Hogel, 
1.  c.  S.  1017)  in  einen  viele  Jahre  schwebenden  Streit  gerieth, 
obwohl  in  dem  Artikel  9  des  Leipziger  Recesses  vom  ^_  Deobr. 
1665  sein  Recht  noch  ansdrücklicb  anerkannt  wurde,  und  nach- 
dem der  Hof  1590  durch  eine  Feaersbrnnst  zerstitrt  worden 
(Hogel,  I.  c.  3.  1340),  nicht  wieder  herstellte,   so  dase  derselbe 

10        ivAl'^lc 


-     US    - 

bis  in  den  Anfing  des   19.  Jahrhunderta  wtist  liegen  blieb  and 
erat  dann  mit  FriTatliäuBern  bebaut  wurde. 

10.  Der  Pfortasche  Hof.  Er  befand  aich  in  der  Äuga- 
Btineratraase  in  der  Ijäbe  der  Lebmannsbrficke  swiaohen  der 
Hfigelgasae  und  dem  Breitstrom  (ÄogaBtiDeratraeee  Nr.  30).  Er 
gebCrte  dem  Giaterzienaerkloater  Fforta.  an  der  Uaale.  Dieaea 
hatte  nicht  lange  nach  aeiner  Orfindung  im  Jahre  1098  in  dar 
MichaelisBtrasse  nahe  bei  der  Georgenkircbe ,  da  wo  spätor  daa 
jetzt  abgebrochene  Inquisitoriat  stand  (Hegel,  1.  c.  S.  118;  Er- 
hard, 1.  G.  3.  221),  eine  Niederlassung  mit  einer  Kapelle  gegrün- 
det, die  aber  im  Anfange  des  13.  Jahrhunderts  verödete  und 
von  den  Anwohnern  anageplündert  wurde.  Das  Kloster  verklagte 
hierauf  die  Stadt  bei  dem  Papste  auf  Schadenersatz,  der  die 
Sache  durch  eine  1212  entsendete  Commission  untersuchen  liesa 
und  demnächst  dem  Rathe  unter  Androhung  des  Bannes  au^ab, 
das  Klostor  klaglos  zu  stellen.  Derselbe  kaufte  hierauf  das  oben- 
erwähnte Grundstück  und  übereignete  solches  dem  Kloster 
(Friese,  1.  c.  I.  S.  4?a — 43b).  Die  Ciateratenser  Hessen  jedoch 
auch  diesen  Hof  wüst  werden,  worauf  ihn  der  Rath  kraft  de* 
ihm  zustehenden  Heimfallrechtes  1363  einzog  and  eine  Soheoer 
(Hogel,  I.  c.  S.  413),  später  ein  Korahaua  auf  der  Stella  errich- 
ten licBH.  (Nach  Mülverstedt,  1.  c.  S.  175,  bat  aich  jedoch  noch 
1416  das  Kloster  in  dem  Besitze  dea  Hofes  befunden.)  —  Als 
die  Nonnen  des  Cyriublosters  aus  ihrem  bisberigen  Kloater, 
das  ans  fortificatorisoheu  Rücksichten  bei  Erbauung  der  Cita* 
delle  FeterBberg  abgebrochen  ward,  weichen  muaeten,  übereig- 
nete ihnen  der  Rath  den  früheren  Pfortischen  Hof  and  aie  er- 
richteten, wie  bereite  oben  erwähnt  ward,  daselbst  ein  neues 
Kloster,  das  gegenwärtige  Garnison  -  Lazareth.  (Hartoog,  H. 
237—230.) 

11.  Der  Reiobardabrunnerhof.  Er  lag  am  Ende  der 
Rflgierungastrasae  Nr.  44,  neben  der  nach  dem  HermanoBplats 
führenden  Straaae  und  gehörte  dem  Benedictiner- Mönchskloster 
Reinhardabrunn  im  Herzogthum  Sachsen-Gotba,  welches  im  Jahre 
1181  einen  Hof  bei  der  LiepaDinisbmcha  (der  Lehmannsbrücke) 
erkauft,  denselben  aber  1281  an  den  deutschen  Orden  wieder 
verkauft  und  nunmehr,  wie  bereits  oben  sub  1.  angeführt  ist, 
von  dem  Kloater  Bfirgel  das  vorerwähnte  Grundstück  erworben 
hatte.    Im  Bauernauftuhr  wurde  der  Hof  ver<*Ü8tet  und  verlas- 


-    U1    — 

len,  1533  »ber  als  Pertineiiz  dea  Bäcularisirtea  Klosters  Rein* 
hardpbrunn  tod  dem  KariUrateo  von  Sachseii  reclamirt,  und 
deaaeo  RecLt  auch  in  emem  1553  mit  dem  Rathe  getroffenen 
Abkommen  anerkannt  und  in  Artikel  9  des  Leipziger  Recessee 
TOD  1665  Buadrticklich  bestätigt.  Der  Hof  ging  hierauf  in  Privat- 
besitB  über  und  befand  sich .  «uletst  in  dem  dea  Domherrn  Lam- 
bert Wlebe,  der  ihn  1670  dem  von  dem  KurfUraten  Johann  Phi- 
lipp 1665  gegründeten  katholischen  Waiaenhause  achankte.  Da 
diese  Anstalt  mit  der  Zeit  in  Verfall  geratben  war,  so  wurde 
sie  1781  aufgehoben  und  das  Gebäude  vermiethetj  während  man 
die  Kinder  einzeln  zuverlässigen  Peraoaen  in  Pflege  gab.  1805 
kehrte  man  jedoch  zu  der  früheren  Einrichtung  zurSck  und 
diese  besteht  noch,  nachdem  die  Leitung  der  Anstalt,  die  1845 
den  barmherzigen  Schwestern  übertragen  war,  seit  1877  wieder  in 
weltliche  Hände  übergegangen  ist.  (Härtung,  1.  c.  IL  S.  27 — 33.) 
12.  Tempelberrncomtbarhof.  Hogel  giebt  (Cbron. 
S.  89)  an:  dass  die  Tempelherren,  als  sie  nach  Erfurt  gekommen 
wären,  sich  in  das  Spital  Hinter  Allerheiligen  (AUerbeiliganstrasse 
Nr.  20,  das  Fabrikgebäude  der  Hoflfmann -Tricbelecben. Tabaka- 
fabrik)  begeben  hätten,  allwo  sie  daaelbst  ihr  Vermögen  ver- 
wabreten  und  S.  289:  dass,  nachdem  der  Tempelberrenorden 
durch  Papst  Clemens  V.  aufgehoben  worden,  die  Templer  ihren 
Hof  zu  Erfurt,  das  Haus  hinter  Allerheiligen,  und  was  sie  sonst 
da  hatten,  verloren  hätten;  wie  sich  denn  jenes  noch  zu  seiner 
Zeit  in  dem  Besitze  eines  Bürgers  befinde.  Friese  (1.  c.  L  S. 
1019)  sagt,  nachdem  er  die  Verfolgungen  geschildert,  welche 
die  Templer  erduldet :  „also  mussten  sie  auch  in  Erfurt  ihre  Häu- 
ser hinter  Allerheiligen  (den  Sternberg,  Windmühle,  aus  welchem 
Hause  ein  Gang  oben  hinüber  über  die  Gasse  in  die  Engelsburg 
gewesen)  und  alles  was  sie  hatten  verlieren".  Härtung  (1.  c.  L 
S.  196)  glaubt  aus  jener  Angabe,  obwohl  er  zugesteht,  dass  eine 
Bestimmtheit  hinsichtlich  des  Grundbesitzes  der  Tempelherren 
in  £rfurt  darin  nicht  vorliege,  doch  achliessen  zu  können:  dass 
das  Turnier  der  Comthurhof  der  Tempelherren  gewesen  aei,  und 
dasselbe  von  diesem  Umstände  seinen  Namen  erhalten  habe. 
Urkundliche  Zeugnisse  über  eine  Niederlaaaung  der  Tempel- 
herren in  Erfurt  sind  nicht  vorhanden  und  auf  die  Angabe  Ho- 
gela  möchte  kein  sehr  grosses  Gewicht  zu  legen  sein,  da  der* 
selbe    seine  mangelhafte  Sachkenntnies    sehr    deutlich    dadurch 


-    148    — 

fennd  giebt,  daas  er  gleich  darauf  behauptet:  d^x  dentsche  Orden 
Bei  an«  dem  der  TempelberreD  bervorgegangen.  Erhard  (I.  c. 
S.  175)  bemorkt:  An  dem  unteren  Theile  der  Marktstr&Hse,  dem 
Rathhanse  gegenüber,  nach  der  MichaelisstraBae  zn,  sollen  vor 
alters  die  Tempelherren  einen  Hof  gehabt  haben ;  eine  Sage,  flir 
welche  sich  jedoch  so  wenig  als  fflr  die  Anwesesheit  der  Tem- 
pelherren in  Erfurt  Uberhaapt  ein  historischer  Beweis  f&hren 
lässt.     (Kruspe,  Sagen  der  Stadt  Erfurt  I.  S.  107.) 

13.  Volkenroder  Hof.  Er  lag  an  dem  Ende  der  Kleinen 
Ackerhofsgasse  (Kleine  Ackerhofsgasse  Nr.  6),  die  von  ihm  ihren 
Namen  erhielt.  Er  wurde  nämlich  von  dem  Gietersicnser-Mönchs- 
kJoster  Volkenrode  im  Herzogthnm  Gotha,  welchem  er  zugehört 
hatte,  1480  an  den  Ratb  der  Stadt  verkauft,  der  ihn  Kur  Doti- 
rung  der  Nonnen  des  CyriaxkloBters ,  die,  nachdem  sie  ihr  Klo- 
ster auf  dem  Gyriaxberge  hatten  Verlassen  mUssen,  eine  Unter- 
kunft in  der  Nähe  der  Andreaakirche  gefunden,  verwendete.  — 
Der  Hof  fthrte  soitdem  die  Beaeichnung:  des  Klosters  Cyriaci 
Ackeirhof.  Nach  dessen  Aufhebung  Ist  er  in  Privatbesitz  ilbei^ 
gegangen. 

14.  Zellerhof,  vide  Paulinzellerhof. 

Friese  (1.  c.  I.  29e)  erwähnt :  dass  auch'  das  (Benedictiner-) 
Stift  zu  Salfeld  und  noch  andere  Hüfa  in  Erfnrt  gehabt  hat- 
ten. Es  ist  aber  sonst  nichts  davon  bekannt,  namentlich  wo  sol- 
che gelegen  haben. 

BCKTilbniBUlittci. 

In  Betreff  der  Begräbnissstütten  mag  hier  nur  Nachstehen- 
des angeführt  werden. 

Ursprünglich  waren  dieselben  unmittelbar  bei  den  Kirchen 
belegen,  so  dass  sie  mit  vollem  Rechte  den  Namen:  Kirchhofe, 
fährten.  Nachdem  in  Folge  der  Eiofbhrang  der  Reformation 
mehrere  bisherige  Klosterkirchen  zn  Pfarrkirchen  erhoben  wur- 
den, und  nun  die  Kirchhöfe  dem  gesteigerten  RaumbedQrfmsa 
nicht  mehr  genügten,  half  man  sich  durch  deren  Vergrösserang 
vermittelst  der  Elostergärten ,  wie  dies  unter  andern  1581  mit 
dem  neben  dem  Kreuzgange  belegenen  Theile  des  Gartens  dea 
Prr>digerklosters  (Hogel,  S.  H71),  sowie  dem  des  Barfäsaerklo- 
Bters  (Friese,  I.  c.  II.  S.  593)  geschah.  Der  Kirchhof  beim 
Netiwerkskloster  diente  nicht  nur  dessen  Bewohnern,  sondern 
auch   der  Gtfmeinde  zur  Begräbnissstütte   und   zwar  nach  einem 


—     14Ö    — 

1731  getroffenen  Abkommen  nicht  nar  den  Katholiken,  sondern 
ftuch  den  Evangelischen  j  weshalb  er  durch  einige  weggerissene 
Häaser  und  einen  Theil  der  angrenzenden  Gasse  erweitert  wurde 
(Priew,  1.  c.  V.  S.  1991).  1735  masste  jedoch  der  Kirchhof  für 
die  Katholiken  abgetrennt  und  mit  einer  besonderen  Mauer  um- 
geben werden  (ib.  S.  2114).  —  Ata  nun  aber  1813  in  Folge  der 
grossen  Sterblichkeit  in  den  Militärlazarethen  die  Kirchhöfe  über- 
haupt grossentheils  überfQllt  waren^  ward  durch  eine  Verordnung 
des  franadeiscfaen  QourerDements  vom  26.  Juni  1813  das  Beer- 
digen in  der  Nähe  der  Kirchen  and  auf  allen  im  Innern  der 
Stadt  belegenen  Friedhöfen  untersagt  und  angeordnet:  dass  die 
Beerdigangsplätze  nach  aussen  verlegt  werden  sollten.  Anfangs 
ward  hierzu  das  schon  oben  erwähnte  b,  g.  Kardinalsatück  vor 
dem  Johanniathore ,  und  zwar  zu  zwei  Drittheilen  fUr  die  Evan- 
gelischen, and  zu  einem  Drittheil  fUr  die  Katholiken  bestimmt. 
Da  dieses  sich  aber  in  mancher  Beziehung  als  ungeeignet  er- 
wies, insbesondere  im  Winter  die  Beerdigung  auf  demselben 
mit  manchen  UnzutrKglichkeiten  verbunden  war,  so  wurde  diese 
vom  9.  December  1816  ab  dort  wieder  eingestellt  und,  nachdem 
man  zunächst  die  noch  mit  verwendbaren  Plätzen  versehenen 
BarfUsser-,  Severi-  und  Schottenkirchhöfe  einstweilen  wieder  in 
Benutzung  genommoD^  beacblossen:  dass  die  zwischen  der  inne- 
ren Stadt  und  den  Vorstädten  bel^enen  früheren  Zwinger  tu 
Friedhöfen  eingerichtet  werden  sollten.  Dies  geschah  znorst 
vom  1.  October  18I8  ab  auf  dem  s.  g.  Statthaltereigraben,  vom 
inneren  BrUhlerthore  bis  zum  Rossmarkt,  dem  Brähler-Friedbof, 
za  vrelchem  später  noch  der  Brllhlcr-Schulgarten  geschlagen 
warde,  vom  1.  Juni  1819  ab  auf  dem  Krämpferzwinger  zwischen 
der  Krämpferstrasae  and  dem  Hospltalstege ,  vom  14.  August 
1822  «b  «af  dem  Hospitalgrabeo  zwischen  dem  Hospitalstege 
und  der  Johannisstrasse,  dem  Johannis  -  Friedhofe ,  und  vom 
1.  August  1830  ab  auf  dem  Auguslzwingor  zwischen  der  Bahn- 
hof- und  der  Kr ämpfer Strasse.  (Hörn,  Zur  Charakterisirung  der 
Stodt  Erfurt,  S.  386  —  388.) 

Bekanntlich  hat  sich  neuerdings  und  zwar  seit  der  Anwe- 
senheit der  kriegsgefangenen  Franzosen  in  Erfurt  1870  und  1871 
auch  diese  Fläche,  obwohl  sie  mehr  als  18  Slorgen  in  sich  hält, 
als  noch  nicht  ausreichend  ftir  die  gestiegene  Bevölkerung  her- 
ausgestellt, und  man  ist,  da  das  Vorhandensein  von  Begräbnit*- 


..C.oo^lc 


—     160    — 

stStten  innerhalb  der  Stedt  aach  sotist  mit  manctien  NaclitlieBeil, 
namentlich  fbr  die  Geiandheit  der  Bewohner,  ▼erbanden  war, 
dazu  geschritten:  die  genannten  PriedhCfe  am  16.  October  1871 
xn  acbliessen  und  einen  neaen  B^rSbniBvplats  aonerhalb  der 
Stadt,  allerdiDgR  wegen  der  damals  noch  geltenden  Bayongeaetze 
in  ziemlich  betriLchtlicber  Entfemong  TOn  derselben,  «nanle^n, 
der  an  dem  genannten  Tage  erfifinet  wurde,  nnd  der,  da  circa 
50  Horgen  dazn  erworben  sind,  freilich  wohl  erwarten  liaet: 
d«Bs  er  für  längere  Zeit  «nareichen  werde.  In  der  Stadt  selbst 
beateht  jetzt  nur  noch  ein  Kirchhof,  der  des  ehemaligen  Utsb- 
linerinnenklosters ,  anf  welchem  aber  nur  dessen  Bewohnerinnen 
beerdigt  werden  dürfen. 

Im  einzelnen  ist  noch  Nachstehendes  anznfBhren. 

1578  wnrde  der  Schiessgraben  vom  Spitalstege  bis  zum 
EriUnpferthore  zum  Gottesacker  gemacht,  doch  wurde,  nachdem 
erst  acht  Personen  darauf  begraben  waren,  statt  dessen  der 
Garten  des  Uarienknechtsklosters  zn  diesem  Zweck  verwendet 
(Priese,  1.  c.  II.  8.  578). 

Der  Kirchhof  der  Tbomasgemeinda  lag  nicht  bei  ihrer  Kir- 
che, sondern  in  der  inneren  Stadt  zwiachen  der  Löberatrasse 
und  dem  Nenwerkskloster,  wo  sich  gegenwärtig  der  obere  Theil 
der  Gartenstraaae  findet.  Bei  der  Fnndamentirung  der  dortigen 
Hftaser  and  der  Canaliaation  ist  man  fast  überall  anf  mensch- 
liche Gebeine  geatoaaen.  Bei  dem  an  der  Hamaterbnrg  bele- 
genen Theile  dea  Kirchhofa  wurde  1657  die  eingefallene  Hauer 
n  engebaut. 

FOr  die  im  BrQhle  wohnenden  Katholiken  wurde  1735  swi* 
achen  dem  Krummen-  oder  inneren  Brühlerthore  und  dem  Bui^ 
atege  ein  Friedhof  angelegt,  mit  einer  Mauer  umgeben  und  ein 
Crucifix  darin  errichtet.  Der  dortige  evangelische  Kirchhof  war 
1717  in  den  Statthaltereigarten  verwandelt.  Die  Gemeinde  er- 
hielt dafür  zam  Friedhofe  einen  Garten,  der  sich  im  Besitze  des 
Kleinen  Hoepitala  befand  und  ursprünglich  zur  Elends-Herberge 
gehört  hatte. 

Der  Hospitalgottesscker ,  anf  welchem  auch  di«  hingerich- 
teten Delinquenten  begraben  wurden,  lag  unter  der  O^riaxbnrg 
(Beyer,  N.  Chr.  S.  521).  —  Der  Soldatenkirchhof  flir  die  öster- 
reichische Garmson  in  der  Jobannivvorstadt  in  der  Kth«  der 
UUUerS'  und  der  Pfeifei^asse, 


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-    IBl    — 

Der  älteste  Jadenbegräbnissplata  Li^  vor  dem  Moritzthore 
(Hwtang,  1.  c.  I.  S.  133).  Er  hatte,  weil  er  dem  BedürfDisse 
oicbt  mehr  genl^te,  1375  dnrcb  den  Änkanf  eines  StUckes  vom 
Bliedeahofe  erweitert  werden  mÜHeen  (Eirchhoff  WeistbUmer, 
S.  293).  Wie  bekamit,  Bind  jUdiacfae  Leichensteine  noch  bei  den 
neuesten  PlaniruDgaarbeiten  dort  gefanden.  Eben  so  bekannt 
ist:  daas  die  Juden,  nachdem  ihnen  der  Aufenthalt  in  Erfurt 
wieder  gestattet  worden  war,  sich  einen  Friedhof  vor  dem 
BrQhlerthore  zwischen  dem  Wege  nach  Hocbheim  und  dem 
Bei^atrome  eingerichtet  und,  als  hier  kein  Platz  mehr  vorhan- 
den war,  denselben  in  die  Löber&ur  zwischen  den  christlichen 
Aassen '  Friedhof  und  das  Scbieasbaaa  Etablissement  verlegt 
haben. 

OefiüsntUche  nicht  Idrohliolie  Oebäude. 

1.  AcconchirbauB,  vide  Entbindungsanstalt  Kr.  21. 

2.  Ackerbof,  Benedictiner.  Er  lag  zwischen  der 
Hunds-  (jetzt  Glocken) gaaee  und  der  grossen  Ackerbofsgasae 
(Nr.  7),  welcher  er  den  Namen  gegeben  hat.  Früher  hatte  an 
der  Stelle  das  Bliedenhaue,  d.  h,  das  Zeughaus,  in  welchem 
man  die  Blieden,  Maschinen  vermittelst  derer  Steine  oder 
FenerhrSnde  auf  die  Feinde  geschleudert  wurden ,  aufbewahrte, 
gestanden.  Dasselbe  wurde,  nachdem  es  nicht  mehr  za  diesem 
Zwecke  verwendet  ward,  dem  Benedictinerkloster  auf  dem  Pe- 
tersberg als  Entschädigung  f&r  aeinen  zum  Festangsbau  einge- 
zogenen Weinberg  abgetreten    und    von    diesem  zum  Vorwerk 

.  eingerichtet  (Frieae,  1.  c.  I.  S.  93  q  u.  95).  Nach  der  Sftculari- 
sation  des  gedachten  Klosters  gelangte  der  Hof  durch  Verkauf 
an  einen  Privatmann.  1849  kaufte  ihn  der  MilitKrfiacua  zurück. 
OegenwSrtig  nimmt  aeinen  Platz  die  Dienstwohnung  der  Beam- 
ten and  der  zum  Proviantamte  gehörige  Gurten  ein  (Härtung, 
1.  c.  n.  8.  156). 

3.  Ackerbof,  C^riaci,  am  Ende  der  kleinen  Ackerbofa- 
gaese  belegen.  Es  ist  seiner  bereits  bei  der  Besprechung  des 
Volkenroderhofes  gedacht  worden. 

4.  Anatomie,  die,  oder  das  anatomische  Theater. 
Sie  befand  sieb  in  dem  botanischen  Garten  der  Universität  und 
es  war  zu  ihrem  Bau  einer  der  früheren  Zwingerthfinne  verweßr 
det  (Dominikus,  1.  o.  I.  S.  86). 


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—    152    — 

5.  Arbeitshaus,  Städtische 8.  EsUgiD  der  Miehulis- 
Strasse  Kr.  37,  swischen  der  Studenten-  und  der  FurthmOUgitHCi. 
Es  war  orsprUnglicb  das  Collegium  majus  der  Universität,  sowie 
das  Collegtum  der  philosophischen  Fakultät  Xach  Aufbebang 
jener  wurde  das  in  Stelle  des  1787  durch  Dalberg  gegründeten 
Folizeihauses  getretene  stidtisohe  Arbeitshaus,  mit  welchem  eiDe 
Detentionsanatalt  verbunden  ward,  hierher  verlegt,  und  das  Ge- 
bäude KU  diesem  Bebufe  Seitens  des  Staates  an  die  Stadt  ab- 
getreten. Gegenwärtig  befindet  sich  bekanntliob  in  dem  Vorder- 
liause  die  städtische  Ffandleibanstalt,  im  Seitengebäude  dis  bö- 
bera  Bürgerschule. 

6.  Badebäuser.  GeäTentliche  Badestuben  gab  es  bekannt- 
lich im  Mittelalter  in  jedem  einigermassen  bevölkerten  Orte; 
auch  in  Erfurt  sind  deren,  und  zwar  mehrere  vorhanden  gewe- 
sen. Ich  kann  mich  bier  auf  den  Vortrag,  den  Herr  Vorsteher 
Härtung  über  diesen  Gegenstand  in  der  Versammlung  des  Er- 
furter Gesobichtsvereins  am  9.  Mai  18S2  gebalten  hat,  besieben. 
Danach  hat  sieb  das  älteste  Bad  unter  der  Krämerbrücke  (MQfal- 
Steg  Nr.  1)  befunden,  von  welchem  noch  ein  altes  Gemäuer 
unter  dem  Benedictithurm  übrig  sein  mag.  —  Für  das  vornehmste 
Bad  galt  aber  das  in  der  Badergasse  (jetzt  Homgasse).  Ein 
drittes  soll  am  Junkersande  gestanden  haben,  vielleicht  in  dem 
am  Langenstage  (j<^tzt  Schlösserbr ticke )  befindlichen  grossen 
Gebäude,  von  welchem  Grundmauern  aufgefunden  worden  sind. 
Ein  viertes  muss  im  grossen  Hospital  gewesen  sein,  in  dessen 
Rechnungen  Bademeister  aufgeführt  werden.  Ein  fünftes  lag 
hinter  dem  Domberge  bei  der  Frohnbackhausmühle.  Es  wurde 
bei  dem  grossen  Brande  1472  zerstört  (Hogel,  1.  c.  S.  592). 
Kacb  Eirchhoff  (Erfurt  im  13.  Jahrb.,  S.  2S)  hat  sich  auch  in 
der  Löberstrasse  eine  Badestube,  die  Löweratube,  befnndea,  die 
wohl  identisch  ist  mit  dem  noch  1586  erwähnten  Hanse:  Zar 
alten  Badstube  auf  der  LöberbrUcke  (Hogel,  1.  c.  S.  1184),  eben 
so  auf  dem  Rubenmarkte  (Kirchboff,  h  c.  S.  36}  —  in  dem  Kauf- 
maunsviertel  ~  in  der  Schmidstedterstrasse  neben  der  Ktipp- 
mOhle  —  in  der  Blejden-  (jetzt  Qlooken)gasse,  sowie  hütter 
d^B  Dome  bei  dem  Juristen-Collegium  (Falkenstein  Hist,  S.  337; 
Hogel,  1.  c.  a.  1223).  Hogel  (1.  c.  S.  1098}  erwähnt  anob  eine 
Badestube  in:  Unter  den  Sobildereni.  —  FOr  die  jtidisobe  Be- 
völkerung existirte  ein  besonderes  und  zwar  kalte«  Jndenbad, 


DictizedbyGoOt^lC 


-    153    — 

Au  nach  der  Vertreibung  der  Juden  aua  Erftirt  1504  von  EsUer 
M&ximiliBD  I.  Beinem  Eaazleisohreiber  Bertbold  Locher  geschenkt 
wurde.  Dasselbe  befand  eich  an  der  Qera,  Kreuzgasse  Nr.  4 
(frigidum  balnenm  in  der  EnitgasBe).  Ein  zu  ihm  gehörig  ge- 
wesener Träger  ist  noch  vorhanden.  Es  ist  vrohl  das  oämliohe, 
auf  welches  sich  die  Äeusserang  Falkensteins  (Uist.  S.  126) :  das 
Bad  oder  Teich  der  Jaden  an  der  Qera,  balnemn  Judaeornm, 
sei  verbrannt,  bezieht.  — 

In  neuerer  Zeit  hat  es  in  Erfurt  nur  Friratbadehäuser  ge- 
geben, suletzt  das  Zinaerlingsche  in  der  Ereuzgasse  an  der 
Gera,  und  das  Naumannsche  (Qartenstrasee  38a)  an  der  Hirsoh- 
lache  neben  dem  Gerinne,  bis  um  1852  das  Aktienbad  auf  dem 
Friedrich- Wilhelms  platze  am  Fallloobe  und,  als  dies  dem  Bedürf- 
nisse und  den  gesteigerten  Anforderungen  des  Publikums  nicht 
mehr  entsprach,  1879  das  neue  Aktienbad  mit  einer  Schwimm- 
halle auf  dem  Herr  mann  splatze  errichtet  wurden. 

7.  Ballhaus,  Das,  früher  Universitäta  •  Ballhaus, 
war  der  Name,  welchen  das  Haus  Futterstrasse  Mr.  lü  und  16, 
wo  sich  jetzt  der  Kaisersaal  befindet,  geführt  hat,  und  der  da- 
von hergenommen  sein  soll:  dass  der  Universitäts-Tanz-  und 
Bailetmeister  Sommer  seit  1734  (nach  Friese,  1.  c.  V.  S.  1391 
schon  1714)  darin  eine,  vorzugsweise  für  den  Besuch  von  Stu- 
denten bestimmte  Restauration  angelegt  hatte.  In  einer  Bekannt- 
machung des  akademischen  Senats  vom  3.  April  1768  wird  es 
als  ein  besonderer  Vorzug  der  hiesigen  Universität  hervorgeho- 
ben: dass  ein  eigenes  EafTee-  und  Ballhaus,  sowie  ein  beson- 
derer Eeller  für  die  Studenten  bestehe,  die  auch  von  den  Fro- 
feesoren  von  Zeit  an  Zeit  besucht  würden,  so  dass  auf  diese 
Weise  der  Umgang  jener  mit  ungesitteten  Personen  ausgeschlos- 
sen werde.  —  Schon  vorher,  1756,  war  darin  ein  Theater  er- 
richtet, das  von  der  zu  jener  Zeit  so  berühmten  Döbbelinschen 
Gesellschaft  eingeweiht  wurde.  Ein  st&ndiges  Theater  trat  aber 
erst  1768  ins  Leben.  Hier  war  es,  wo  während  des  Fürsten- 
Congresses  im  Jahre  1808  eine  aus  Paris  herbeigerufene  Gesell- 
schaft, an  deren  Spitze  der  gefeierte  Talma  stand,  ihre  Vorstel- 
lungen gab.  1822  gelangte  das  Gebäude  in  den  Besitz  einer 
Aktiengesellschaft,  die  es  umbaute,  1831  in  den  des  Kaufmanns 
Taicbownii,  der  die  bisherigen  Gebäude  vollstftndig  abbrechen 
lieae  und  an  deren  Stelle  1832  die  noch  jetzt  vorhandsoeD  aof- 


Ccioglc 


—    154    — 

iUbrte,  nur  daaa  1870  das  bisberiga  Thester  in  eitiflo  Ball-  und 
CoDcertBaal  verwandelt  wurde,  welcher  dio  Benennung:  Kaiaer- 
saal,  erhielt.    (Hartnng,  1.  c.  I.  244—246,  IT.  181  —  186.) 

8.  Bauhof,  Der  städtische,  oder  Ratbazimmerhof. 
Deraelbe  lag  in  der  ÄoguetinerBtrasae  Nr.  37  and  88.  Er  war 
1874  von  dem  Rgthe  fUr  120  Mark  oder  600  Rtb.  erkauft  und 
hatte  bis  dabin  der  Fraa  von  Weimar  Hof  geheissen  (Hogel, 
1.  c.  S.  426).  Xach  der  Reduction  wurde  derselbe  von  der  km^ 
förstlicben  Regierung  in  Beaits  genommen;  auch  nach  der  zwei- 
ten preusaischen  Beaitzergreifiing  befand  sieb  dort  der  könig- 
liche Bauhof  und  die  Mehlwage.  1828  wurde  ein  Geb&ud«  dort 
errichtet  und  zur  Dienstwohnung  des  zweiten  Commandanten 
der  Featung  bestimmt;  nach  Aufhebung  der  Commandantur  aber 
EU  der  dea  Oommandeurs  der  16.  Infanteriebrigade. 

Von  der  Stadtverwaltang  wurde,  nachdem  sie  ihren  ur- 
sprünglichen Bauhof  verloren ,  ein  neuer  in  einem  Thcile  dea 
Stadthaltereigartens  am  Ende  der  Neustadt,  zwischen  dem  ka- 
tholischen Waisenhaase  und  der  Gera  eingerichtet,  der  bis  asnr 
Erbauung  der  Wilbelmsbrficke  diesem  Zwecke  gewidmet  blieb. 
Die  Gartenanlage  neben  dieser  und  das  Elemmache  Grundstfiek 
waren  Tbeile  desselben. 

9.  Biachofsburg,  Die.  Sie  war  1123  von  dem  Erz- 
biachof  Adalbert  I, ,  um  eine  gegen  etwaige  Angriffe  geschätzte 
St&tte  in  Erfurt  zu  haben,  angelegt,  zu  welchem  Behufe  das  bis- 
her auf  dem  Severibei^e  belegene  Benedictiner-Nonnenkloater 
verlegt  ward,  und  lag  anf  dem  nördlichen  Theile  dieser  Anhöbe. 
Sie  bildete  ein  nicht  genau  nach  den  Himmelsgegenden  orientir- 
tes  Viereck,  dessen  Hiidöstliche  Grenze  sieb  nicht  mehr  bestim- 
men läsBt.  Es  ist  daher  auch  zweifelhaft,  ob  sie  und  ergebHch 
in  welcher  Weise  mit  der  in  ihrer  Nähe  erbauten  Severikirche 
in  Verbindung  gestanden  hat  Ihr  Hauptgebäude  war  das  weiter 
unten  ausfahrlioher  zu  besprechende  Krumme  Hans  (Beyer  uad 
Böckner,  1.  c.  S.  168.  181—184).  In  der  Mitte  doB  14.  Jahrhun- 
derts existirte  die  Burg  nicht  mehr,  doch  mag  der  dem  Chor 
der  Severikirche  gegenaber  vorspringende  rondetartige  Torban 
noch  ein  Ueberrest  derselben  sein. 

10.  Brodbänko,  d.  h.  Buden,  in  denen  die  Bfldker  ihr« 
Waaren  feil  boten,  befanden  sich  an  mehreren  Stellen  der  Stadt^ 
insbesondere  auf  dem  Wenigenmarkte ,  auf  welchem  sie  in  drai 

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—    156    — 

tn  (lie  Krttmei-brticke  anstoasenden  Tfaeila  standen.  Noch  bia 
1802  verkauften  cite  Bäcker,  welche  an  Sonn-  und  Festtageo 
d&B  s.  g.  Frischbacken  hatten,  hier  ihre  Waaren  (Erhard,  1.  o. 
S.  177).  —  Drei  dieser  Brodbänke  hatten  nrsprOnglich  dem  Klo- 
ster IchterBbausen  gehört,  welches  solche  1266  an  den  Ratb  ver- 
kaoftfl  (Lambert,  Die  ältere  Oeech.,  S.  12B).  Andere  dieser 
Brodbänke  gehörten  dem  Peterskloster ,  das  sie  1265  an  den 
Rath  käuflich  tlberliess,  weil  sie  durch  die  Anlegung  eines  städ- 
tischen Brodbauses  werthlos  geworden  waren.     (Ibid.  S.  127). 

11.  Barsa  pauperum.  Bursa  hiess  in  der  Sprache  des 
Hittelalters  ein  Gebäude  oder  Collegium,  in  welchem  eine  An* 
zahl  von  Studenten  unter  der  Aufsicht  eines  Professors  oder 
Magisters,  welcher  Rector  borsae  hiess,  zusammen  wohnte.  Der- 
gleichen Anstalten  gab  es  hier  mehrere,  so  die  Bursa  Harians, 
die  Bursa  nora,  die  Bursa  panpernm  und  die  Greorgen -Bursa, 
welche  auf  dar  Lehmannsbrtlcke  lag,  und  1465  vom  Rathe  dem 
bekannten  Erfurter  Gesobichtachreiber  Härtung  Kammerraeister 
abgekauft  wurde  (Friese,  I.  c.  I.  S.  221,  II.  S.  396;  Hogel,  I.  c. 
S.  475;  Härtung,  1.  c.  I.  S.  157  —  160).  üeber  die  Verhältnisso 
derselben  enthielt  der  achte  Abschnitt  der  UniTcrsitäts. Statuten 
sehr  ansfllhrliohe  Bestimmungen  (Motschmann,  Erfordia  litterata 
I.  p.  646 — C52).  —  Das  Gebäude  der  Bursa  paupemm  lag  in 
der  Nähe  des  Collegium  majus,  der  Universität,  in  der  Farth- 
mftblgasse,  an  dem  Hinterhause  der  alten  Himmelspforte  nach 
der  Gera  zu.  Dieselbe  war  von  dem  Breslnuer  Domherrn  Nicol. 
Eleiwitz  gestiftet  und  sollte  mittellosen  Studenten  ein  Unter- 
kommen gewähren  (Uotschmann,  1.  c.  8.  475;  Härtung,  1.  o.  I. 
S.  107). 

12.  Coelicum  oder  Auditorium  coelicum,  auch  der 
Himmel  genannt.  Es  war  dies  kein  besonderes  Gebäude,  son- 
dern ein  aasser ordentlich  grosser  Saal,  der  das  ganse  obere 
Stockwerk  des  OstäSgele  des  Domkreusgang- Gebäudes  einnahm. 
Er  hatte  seinen  Namen  von  seinem  asurblauen  Gewölbe  and 
den  darauf  abgebildeten  zwölf  Himmelsseiohen  erhalten,  und 
diente  der  Universität  bei  grossen  Feierlichkeiten,  so  den  Rector- 
Installationen  und  den  theologischen  Promotionen  aum  Versamm- 
luDgaraum.  Bei  dem  grossen  Brande  von  1472  wurde  er  zer- 
stört, aber  1474  wieder  hergestellt.  Er  ezistirt  zwar  noch,  aber 
ohne  das  erwähnte  Gewölbe  and  in  einem  so  verwahrlostmi  Zo- 


.  Coo^^lc 


—     166    — 

■Uode,  dus  sr  nicht  benatit  werden  kann.  Das  letstemal,  wo 
dies  geacbehen,  war  wohlj  all  in  ibib  die  einBelaen  Steine,  aas 
denen  das  Uoaaikbild  der  HimmelsköiijgiD  an  der  Westfront  des 
Domes  besteht,  zusammengeftlgt  wurden.  (Dominikus,  1.  c.  I. 
81.  82j  Härtung,  1.  c.  U.  p.  22.) 

13.  Cotlegium  Ämplonianum,  vide  Hiumetspforte, 
Nr.  36. 

14.  Coltegium  majus  oder  Collegium  ADselminam, 
gewöbnlioh:  die  Universitttt  genannt,  obwohl  es  nur  eines  der 
Gebäude  war,  welche  den  Zwecken  derselben  dienten,  and  es 
vorzugsweise  nur  das  Collegium  der  philosophischen  Facoltät 
war,  lag  in  der  Michaelisstraase  (Nr.  31),  der  Kiohaeliskircbe 
schräg  gegenüber.  Es  stand  bereits  bei  EröSnung  der  Univer- 
sität und  wurde  140ä  mit  einem  erheblichen  Kostenauftrande 
ausgebaut.  Nachdem  es  bei  dem  s.  g.  Studüntenlärm  im  Jahre 
1510  so  beschädigt  war,  daes  es  einstweilen  ganz  gescblouen 
werden  musste,  ward  es  seit  1525  nnr  notbdlirftig  wieder  in  Stand 
gesetzt,  aber  1682 — 1692  fast  ganz  neugebaut,  wobei  es  drei 
FromotioQSSäle  je  fUr  die  juristische,  die  medicinische  und  die 
philosophische  Facultät  erhielt  Da  Kurßlrst  Änselm  Franz  einen 
erheblichen  Theil  der  Kosten  hergegeben  hatte,  so  erhielt  es 
von  da  ab  den  Namen:  Collegiom  Anselminnm  (Dominikus,  1.  c. 
I.  82.  83;  Härtung,  I.  107  —  121). 

lieber  die  Verwendungen,  welche  das  Oebände  seit  der  Aaf- 
-  hebung  der  Universität  gefanden  hat,  ist  bereits  früher,  in  dem 
Artikel:  Arbeitshaus,  gesprochen  worden.  Nur  mag  hier  noch 
bemerkt  werden :  dass  es  schon  seit  1805  der  Universität  ent- 
zogen und  grossentheils  zu  militärischen  Zwecken  benutzt  wor- 
den war.    (Erhard,  1.  c.  S.  222.) 

15.  Collegium  Saxonicum.  Es  befand  sich  in  der 
Allerheiligenstrasse  (Nr.  11.  12),  war  1520  von  Dr.  Tilenum 
Brandis,  Domherrn  und  Propst  zu  Hildesheim,  iät  acht  Stadi- 
rende  gegründet  und  1524  confirmirt,  wobei  die  Universität  ans 
ihren  Mitteln  zur  Erweiterung  des  Baumes  das  NebenhiHU  daaa 
kaufte  (Hogel,  1.  c  S.  923).  Das  Gebäude,  in  welchem  es  seine 
Unterkunft  hatte,  ward  1542  neugebant ;  es  war  ein  drüatSckiges 
Haus,  in  dessen  mittlerem  Stockwerke  eich  das  Auditorium  und 
die  Stuba  comnmnitatis  befanden,  und  in  dessen  oberem  die 
Stipendiaten  wohnten.     1586  wurde  ein  neues  etsioeme«  Hau 


:.  Cookie 


-    IS?    - 

^arftngetittit  und  zur  Wohnung  für  den  Decan  bestimmt.  Das 
Patronat  Athrte  die  Braodia'aclie  Familie  zu  Hildeeheim.  Ein 
mit  dem  deraeitigen  Patronata Vertreter,  Christian  Joachim  Brnn> 
dia,  1714  entstandener  Streit  hatte  zor  Folge:  daea  die  Einkünfte 
dem  Collegiom  enteogen  und  zuerst  der  Univeraität  kh  Helm- 
stedt, Bodftnn  der  zu  Oöttingen  zugewiesen  wurden.  Der  hier- 
über entstandene  Process  wurde  ewar,  nachdem  er  beinahe  70 
Jahre  gpwährt,  1781  zu  Gunsten  der  hiesigen  üniversitüt  ent- 
schieden, inzwischen  war  aber  das  banfKllig  gewordene  Qebände 
duroh  Verkauf  in  Privatbesitz  ttbergegangen,  so  dase  die  Stipen- 
diaten eingemietbet  werden  mnasten  (Dominikus,  1.  c.  I.  S.  85; 
Beyer,  N.  Chron.  S.  188;  Härtung,  1.  c.  L  S.  123). 

16.  Commandantur.  Während  dor  Mainzischen  Herr- 
schaft hatte  der  Commandant  der  Festung  seine  Wohnung  auf 
dem  Petersberge,  in  den  über  dem  Petersthore  belegenen  Bäu- 
men. Nach  der  preussischen  Wiederbesitznahme  wurde  1817 
das:  Zur  hohen  Lilie,  genannte  Haus  auf  dem  Friedrich -Wil- 
hclmsplatze  zu  diesem  Zweck  verwendet.  Doch  wurde  dies 
1828  wieder  verkauft  (Härtung,  1.  c.  I.  S.  53)  und  das  zu  die- 
sem Bebufe  angekaufte  Triebeische  Haus  auf  dem  Anger  Nr,  fi 
zur  Dienstwohnung  des  ersten  Commandanten,  der  zugleich  Di- 
visiona-Commandeur  war,  bestimmt,  filr  don  zweiten  Comman- 
danten  aber,  wie  schon  oben  angegeben  ist,  eine  solche  auf  dem 
Königlichen  Bauhöfe,  Augastinerstrasse  Nr.  8,  erbaut 

17.  Gurion,  Die,  dor  Domstifts-Oeistlicben.  Die 
Häuser,  in  welchen  diese  einzeln  wohnten,  nachdem  das  ur- 
aprttn^ich  gemeinsame  klösterliche  Lcbeu  aufgehört,  lagen  theila 
„An  und  Auf  den  Stufen",  thcils  um  den  Fuss  des  Doraberges 
herum  in  der  jetzigen  Domgasse  und  Mainzerhofe traase,  umge- 
ben TOD  Gärten.  Im  Jabre  1306  gab  es  deren  fünfzehn.  Sie 
wurden  meisteatheils  bei  dem  Bombardement  von  1813  zerstört, 
wie  bereits  früher  erwähnt  ist  und  wegen  der  demnächst  erfolg- 
ten Aufbebung  des  Marionatiftcs  nicht  wieder  hergestellt. 

18.  Divisiona  schule,  Jetzt  Kriegsschule  genannt,  befand 
sich  frtther  in  dem  dem  Regierungegebäude  gegenüber  liegenden 
Flügel  des  ehemaligen  Wigbertikloeters,  von  wo  sie  in  das  an 
Stelle  des  irtlberen  Schottenklosters  1859  neuerbaute  Gebäud« 
verlegt  wurde. 

I    iMtvGoOt^lc 


-  m  - 

19.  itSleadfloherberge  (Eziliam  dictum  Enelecde).  So 
hieu  zuerst  jeder  Ort,  wo  Fremde  elakebrteD,  ds  Elend  in 
seiner  ursprünglichen  Bedeutung  den  Gegensatu  von  Heimath 
bildete,  also  die  Fremde,  später  aber:  ein  Siechenhaua,  beson- 
dora  ein  cur  Aufnahme  auswärtiger  Kranken  beaümmtes  (Qrimm, 
Wörterbuch  Bd.  Ul.  Sp.  406  und  410).  KirchhofF  (Weisthtlmer 
S.  26  Aum.  US)  gedenkt  einer  Elendanherberge  in  der  N&be 
des  JohanniBthores ,  die  bereits  in  dem  ältesten  uns  erhaltenen 
Freizinsregister ,  dem  von  1393,  vorkomme.  Da  sie  in  den 
späteren  Kegistern,  z.  B.  dem  von  1350  (auch  dem  von  1321): 
jenseits  der  Kirschlacbe  in  der  NicolaipTarrei ,  genannt  werde, 
mUsse  sie  anf  dem  schniRlen  Räume  zwischen  dem  letzten  Theile 
der  Kirechlacbe,  dem  Kronenburger  Webre,  der  wilden  Qera 
und  der  Johannisbrücke,  also  gerade  Üstlicb  von  dem  nur  durch 
die  dort  iaselroiche  Gera  getrennten  Judenfriedhof  gelegen  bä- 
hen. Dieser  ganze  Raum  sei  nach  der  Siecbenberberge  dae 
Eneland  oder  Elend  (exilium)  genannt.  — 

Eine  zweite  Elendsberberge  befand  sich  auf  der  entgegen- 
gesetzten Seite  der  Stadt  im  Brühl,  in  der  Nähe  der  Kirche 
S.  Martini  extra.  Da,  wie  es  scheint,  dies  Grundstück  zur  An- 
lage eines  Kirchhofs  benutzt  worden  musste,  erbaute  und  dotirte 
der  Bürger  Claus  von  Torgau  1416  jener  Stelle  gegenüber  (Brilh- 
lerstrasse  Nr.  5)  eine  neue  Elendsberberge  (Hogel,  1.  c.  S.  592, 
und  Friese,  I.  S.  320;  cfr.  Härtung,  I.  c.  I,  211,  nennen  sie  die 
Engländer  -  Herberge  und  erzählen:  dass  sie  bei  der  grossen 
Feuersbrunst  1472  mit  abgebrannt  sei),  die  aach  den  Namen: 
das  Hospital  zu  S.  Martini  extra  fUbrte  (Mülverstedt,  1.  c.  S. 
171)  und  in  welcher  die  Nonnen  des  CyriaxkloBters,  als  sie  ihre 
bisherige  Wohnung  auf  dem  Berge  verlassen  mnssten,  1479  eine 
einstweilige  Unterkunft  fanden,  bis  ihr  neues  bei  der  Andreas- 
kirche erbautes  Kloster  sie  aufnahm.  Die  Elends berbet^e  wnrde 
1559  an  einen  Privatmann  verkauft,  der  aber  schon  im  nächsten 
Jahre,  1560,  starb,  indem  ihn,  wie  Hogel  (S.  1093)  erzählt,  als 
er  eines  Abends  in  das  Haus  trat,  eine  ihm  dort  erschienene 
weisse  Frau  geherzt  hatte.  Später  gelangte  das  Grundstück  an 
das  kleine  oder  Daderstädter  Hospital  (Friese,  I.  c.  I.  S.  246), 
welches  einen  Tbeil  desselben  1717  zn  einem  Begräbnissplatze 
abtrat,  sodann  in  den  Besitz  der  Brilbler-Gemeinde,  die  1723 
ihre  Schule  darin  einrichtete,  wobei  das  Haus  seinen  bisherigen 


^    159    — 

NKmen  mit  detn :  EDgelsberberge,  TerUnacIite.  Die  Schule  wurde 
zwar,  da  sie  aU  einklasBig  nicht  mehr  in  den  atädtischen  Schul- 
organUmue  passte,  1876  aufgehoben,  doch  gehört  dat  Haus  noch 
gegenwärtig  der  Brühler -Specialgemeiade  (Härtung,  1.  c.  II.  S. 
12G-129). 

30.  Engetsburg,  die  (AUerbeiligenstrasse  Nr.  20),  war 
ein  Eugleich'  mit  der  AUerbeiligenkircbe  1125  gegründetes  und 
mit  derselben  verbaodenes  HoBpital.  Sie  ging  später  in  Privat- 
bfsitz  Über,  behielt  aber  jenen  Nsmen  bei.  1493  war  sie  nach 
Ausweis  des  Verrechtsbuches  bereits  ein  bürgerliches  Wobubaus, 
doch  sind  die  vortrefßiohen  Keller  des  alten  Banes  noch  erhal- 
ten. Gegenwärtig  bildet  das  Gebäude,  dessen  bereits  oben  unter 
der  Bozeiohniing:  Allerheiligenkloster,  gedacht  worden  ist,  ein 
Hinterhaus  der  Boffmann'schen  Tabaksfabrik. 

21.  Entbindungsbaus  oder  Accouchirhans.  Es 
wurde  1778  oder  1787  auf  Betrieb  des  Professors  der  Oeburts- 
hülfe  an  der  hieeigen  Universität,  J.  F.  Weissenborn,  von  dem 
Kurfürsten  Friedrich  Karl  Joseph  errichtet  und  befand  sich  zu- 
erst in  dem  Tbeile  des  Poliaeihouses,  des  nachherigen  Inquisito- 
riats,  der  an  der  Gera  lag.  Es  ward  damit  eine  Anstalt  snm 
Unterricht  von  HebomiDeD  verbunden,  dieselbe  von  der  preussi- 
sehen  Regierung  aber  sehr  erweitert  und  1818  in  ein  geräumige- 
res  Local,  Ecke  der  AUerheiligenstrasse  und  der  Tumiergasse 
(Allerheiligenstrasse  Nr.  5}  verlegt.  Da  aber  die  Lage  und  Be- 
Hchaffenheit  dieses  Hauses  sich  als  nicht  ganz  passend  erwies, 
Bo  baute  1628  der  damalige  Director  der  Anstalt,  Geheime  Sa- 
nitätsratb  Dr.  Asmann,  an  seinem  Hause,  Schlßsserstrasse  Nr.  18, 
einen  Flfigel  an,  in  welchem  die  Anstalt  bis  lb61  blieb,  wo  sie 
in  ein  auf  Kosten  des  Universitätsfonds  erworbenes,  von  dem 
Konstgärtner  Alfred  Topf  im  Botanischen  Garten  an  der  Ecke 
der  Löberstrosse  und  der  jetsigen  Gartenstrasse  errichtetes  Haus 
übersiedelte.  Bekanntlich  ist  1879,  nachdem  auch  dieses  sich 
als  nicht  ausreichend  dargethan  hatte,  ttir  die  Anstatt  ein  neues 
stattliches  Gebäude  WalkmUhlgasse  Nr.  6a  erbaut  worden.  (Do- 
minikus,  1.  c.  I.  87;  Erbard,  1.  c.  S.  299;  Koro,  1.  c.  S.  408— 
411 ;  Härtung,  1.  c.  U.  S.  377  und  388.) 

22.  Findelbaus.  Ein  solches  befand  sich  m  Erfurt  im 
Mittelalter.  Es  lag  in  der  Mariengasse  vor  dem  Graden  (Kirch- 
hoff, Erfurt  im  13.  Jahrb.  S.  68J. 

A.Ob,  Google 


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23.  Frauenhäuser  waren  bekanntlich  im  Mittelalter  öf- 
fentliche Anstalten,  die  von  Seiten  der  Obrigkeit  errichtet  und 
nnterfaalten  wurden.  Dass  dergleichen  auch  in  Erfurt  bestanden 
haben,  ergeben  die  Nachrichten  bei  Hogel  (Chronik  S.  596)  und 
Falkenstein  (Histor.  S.  340  und  572),  wonach  1472  das  gemeine 
Frauenhaas  in  der  Frauen-  oder  ilalbenmondsgasse  (jetst  der 
zum  Friedrich  -  WilhelmsplatE  gerechnete  Artillerieplate )  abge- 
brannt, aber  Seitens  der  Stadt  wieder  aufgebaut  ist  (es  ist  dios 
wohl  das  nimliche,  das  Eirchhoff,  Erfurt  im  13.  Jahrh.  S.  68, 
als  in  der  Mariengaaae  vor  dem  Graden  erwKhnt),  und  1517  das 
Muhmen-  oder  Franeuhaus  in  der  Hühnersgasse  (jetzt  Hundorfs- 
gasse) das  gleiche  Schicksal  erlitten  hat.  Doch  scheint  auch 
dieses  mit  dem  vorerwähnten  identisch  zu  sein;  denn  Hogel 
(1.  c.  S.  869)  erzählt:  „es  sei  am  Dienstag  in  der  Betwoche  in. 
der  Halbenmondsgasse  das  gemeine  Muhmenhaas  wieder  abge- 
brannt, welches  anno  1413  (muss  heissen  1473,  da  1413  keine 
gröesera  Feuersbrunst  stattgefunden  hat  —  nach  Friese,  II.  S. 
3Sa  ist  der  Wiederaufbau  erst  1479  erfolgt,  doch  ist  dies  offen- 
bar unrichtig  — ),  nach  dem  grossen  Brande  wieder  aufgebaut 
worden  war  und  das  seitdem  in  der  Asche  liegen  geblieben  wSre, 
da,  nachdem  die  Reformation  eich  auch  hier  eingefunden,  man 
sich  des  Greuels  xa  schämen  uigefangen  habe,  so  nntor  dem 
Papst  grassiret".  Als  sich  1555  von  neuem  einige  Weiber  in 
dem  Gebäude  zusammengethau  hatten,  wurden  aie  vom  Rathe 
1556  wieder  daraus  vertrieben  und  das  Haus  eingerissen  (ib. 
S.  1076;  Friese,  1.  c.  IL  525).  Uebrigens  ging  der  Stadtkasse 
auf  diese  Weise  eine  nicht  ganz  unbedeutende  Einnahm«  ver- 
loren. Denn  nachdem  das  1472  abgebrannte  Fraaenhaue  in 
Jahre  1473  wieder  aufgebaut  war,  hatten,  wie  Friese,  1.  c.  L 
S.  233  berichtet:  die  ehrbaren  Wirthinnea  im  neuen  Franenbanee 
bereite  im  Jahre  1474  so  viel  Zulauf,  dass  sie  dem  Rathe  67 
Schock  35  gr.  ta  entrichten  hatten. 

24.  Galgen,  der.  Ursprünglich  befand  sich  der  Galgen 
auf  dem  Graden  beim  Henkershause,  zwischen  dem  Zollfaause 
und  dem  Gack-  oder  Kackachupfen ,  dem  Pranger,  sowie  dem 
Trillhause.  Hogel  (Cbron.  S.  62)  erzählt:  dass,  da  die  BOrger 
wünschten,  dass  der  Galgen  sich  nicht  ferner  in  der  Mitte  der 
Stadt  befinde,  sondern  nach  ausserhalb  verlegt  werde ,  bescblos- 
son  worden  sei:    er  solle  soweit  hinaus  kommen,   wie   man  mit 


—  lei  — 

einer  Armbrust  sohiesBen  könne.  Ein  von  dem  Langenstegfl 
(der  SchlÖBserbrlicke)  abgeschoBsener  Bolzen  sei  nun  erst  auf 
dem  Stollberge  niedergefallen  und  aof  diesem,  oder  vielmehr  auf 
der  aBdliclieD  neben  dem  Kereplebener  Wege  belegenen  Fort- 
BctioDg  desselben,  die  davon  den  Namen:  der  Galgenberg,  er- 
hielt, habe  man  nun  den  Qalgen  errichtot;  die  zu  jenem  Scbnsse 
benutzte  Ärmbmst  war  noch  zu  Hegels  Zeit,  der  Mitte  des  17. 
Jahrhunderts,  vorhanden  und  wurde  auf  dem  Rathbause  auf- 
bewahrt. 152S  wurde  der,  wie  es  scheint  im  Bauernaufruhr,  zer- 
störte Galgen  neu  aufgerichtet,  aber  diesmal  nicht  von  Baths 
wegen,  sondern  Seitens  des  karmaiozisoben  Qerichtsschtdtheisaen. 
(Bogel,  1.  c.  S.  961;  Friese,  1.  c.  II.  S.  454.)  Beyer  (N.  Chron. 
ä.  182)  erzthlt  auch  von  einem  Galgen,  der  auf  dem  Mönchs- 
msrkte  (Wenigenmaikte)  errichtet  worden  sei,  um  daran  ein  auf 
den  ehemaligen  kurfürstlichen  Kriegs-  und  Kammer -Zahlmeister 
Bollmann  bezügliches  Plakat  anzubringen,  als  sich  1776  nach 
dessen  Absterben  ein  ansehnlicher  Kassendefekt  vorgefunden, 
der  aber  auf  Befehl  des  KurfUrsten  Friedrich  Karl  Joseph  auf  die 
Bitte  der  Wittwe  1777  wieder  entfernt  worden  wäre.  Es  handelt 
sich  hier  aber  offenbar  nicht  sowohl  um  einen  Galgen,  wie  um 
einen  Schandpfahl.  —  Der  Galgen,  an  welchem  die  zum  Tode 
vemrtheilteo  MilitärperBonen  gehenkt  wurden,  der  den  Namen: 
Soldateojnstiz  fUhrte,  befand  sich  auf  dem  Spittelrasen.  — 
Der  vorerwähnte  Gack-  oder  Kackschupfen  war  der  Pranger 
(vid.  Lexer,  1.  c.  S.  86  u.  166),  das  Tritlhaus  aber  ein  einem 
Vogelbauer  ähnliches  Gerüst,  auf  welchem  die  eines  unzüchtigen 
Lebens  bezUcbtigten  Weiber  auBgestellt  worden.  Es  stand  auf 
einem  Zapfen,  auf  welchem  es,  wenn  sich  eine  Person  darin  be- 
fand, fortwährend  gedrillt,  d.  h.  im  Kreise  umher  gedreht  wurde, 
wovon  es  seinen  Namen  führte  (Adelung,  Wörterbach  I,  Col. 
1417).  Der  Gack,  der  um  1497  errichtet  war  (Hogel,  1.  o.  S. 
692),  ward  1525  im  Bauemaufruhr  zerBtort,  demnächst  wieder 
hergestellt,  aber  1634  von  tosen  Buben  als  Johanniefeuer  ver- 
brannt (Beyer,  Nachtr.  S.  113). 

25.  Qarnisonschule  oder  Soldatenschule.  Sie  war 
177Ö  von  dem  kurfürstlich  Mainziechen  Generalmajor  von  Bren- 
ken  für  Soldateakinder  beiderlei  Geschlechts  gestiftet,  welche 
ausser  in  den  gewöhnlichen  Schulgegenständen  auch  im  Fran- 
zösischen, die  Knaben  in  Taktik,  Tanzen  und  Fechten,  die  Ulld, 


"Coo^^lc 


-  i«ä  - 

ctiea  aber  im  Nshen  and  anderen  wflibfiohen  Haodarbdtait  anter- 
ricbtet  werden  Bollten  (Arnold,  I.  c.  S.  271).  Sie  befand  licb 
nriprODglich  auf  dem  Petersberge,  warde  aber  nach  18S0  in  den 
an  der  BarfüBaerairaBBe  stehenden  Tlieil  des  WigbertUdoatera 
verlegt.  Im  Jahre  1873  warde  sie  aufgehoben;  ihre  ZQg^iog« 
worden  den  städtischen  Schalen  xt^ewiesen,  der  an  ihrer  Unter- 
haltung von  dem  Stifter  ausgesetste  Fonds  aber  daza  verwen- 
det, aus  ihm  das  Schutgeld  ftlr  die  Kinder  bedürftiger  MilitBr- 
personen  der  Garnison  Erfort  zu  zahlen  [Breslau,  1.  o.  S.  240). 
26.  Geleite,  Das,  der  Geleitshof  oder  das  Gelei^ 
haus.  Ks  lag  ursprüaglicli  in  der  Fntterstrasse  (Friese,  1.  c.  U. 
S.  4471),  1544  wurde  es  in  das  za  diesem  Zwecke  gemietfaete 
Haus  zum  rotheo  Löwen  —  es  gab  in  Erfdrt  14  Häuser,  die 
diesen  Namen  fUbrten,  wahrsobeinlicb  ist  das  aaf  der  Area  der 
Jetzigen  Regierung  gelegene  gemeint  —  veriegt,  da  der  Bftth 
es  nicht  gestatten  wollte ,  dass  der  Zellerbof ,  auf  dessen  Besitz 
er  selbst  Ansprüche  machte,  hierzu  benutzt  werde  (Friese  U. 
S.  492).  SpSter  war  der  Schwarzburgerhof  in  der  Regierongs- 
strasse  Geleitsbof,  schliesslich  wurde  das  Haas  zum  goldenen 
Stern  dazu  verwendet,  das  an  der  Ecke  der  Reglerangsstraas« 
und  Ifarkgrafengasse,  durch  die  letztere  vom  Regierangsgebtada 
getrennt,  gelegen  war.  Gegenwärtig  ist  dies  die  BQchnerMbe 
Brauerei  (Regierungsstrasse  Nr.  72).  Es  wurde  darin  die  Abgabe 
eHioben,  welche  jeder,  der  vom  Brfihlerthore  her  die  Stadt  pas- 
airte,  zu  erlegen  hatte,  und  die  angeblich  daftir  entrichtet  werden 
masste,  dass  sächsischer  Seits  den  Erfurtern,  welche  answ&rta 
zn  thun  hatten,  Sicherheit  auf  den  Landstrassen  gewährleistet 
wurde,  in  der  That  aber  ein  Anerkenntniss  der  von  Sachaen 
behaupteten  Schirmberrscliaft  über  Erfurt  sein  sollte.  In  dam 
Weimarschen  Vertrage  von  1483,  sowie  in  dem  Leipziger  Receaae 
von  1533  war  dieses  Recht  ausdrücklich  anerkannt.  Durch  ein 
zwischen  den  sächsischen  Fürsten  getroffenes  Abkommen  war 
die  Berechtigung  dem  Herzoge  von  Sacbsen-Weimar  überwieaeo 
und  dieser  damit  zugleich  in  den  Besitz  des  gedachte»  G«bfta- 
des  gelangt.  Um  eine  Umgehung  der  Abgabe  unmCgUch  sn 
machen,  nahm  der  sächsische  Geleitemann  am  Brüblerthore  den 
Ein passir enden  in  Empfang  und  nöthigte  denselben,  seinen  Weg 
bei  dem  Geleitshause  vorbei  zu  nehmen  and  dort  die  Abgabe 
XU  entrichten.  —  Nach  der  zweiten  preassischen  Beritanabm* 


-  leä  — 

yfaiAe  dorcli  ein  mit  dem  GrOBsheraogdium  äftoha^B  -  Wainur 
getroffenes  Abkommen  Geleitarecht  und  Abgab«  reloirt.  Dm 
ged&chte  Gebäude  gelangte  an  den  preussiBohen  Fiscns,  von 
welchem  es  in  Privatbesits  überging. 

27.  6erberbftnke.  Die  Baden,  in  welchen  die  Gerber 
ihre  Waaren  feil  boten,  standen  auf  dem  jetzigen  Friadrioh- 
Wilhelmflptatz  an  der:  Unter  den  Schilderern,  genannten  Qasae 
in  der  Kähe  der  Scbnsterbänke.  Andere  Gerberbänke  (Weiss- 
gerbei^aden,  camora  pellificum)  tagen  auf  dem  Wenigenmarkte 
Über  den  Sohneidergaden.  Sie  batten  dem  Stifte  S.  Severi  ge- 
lingt, worden  aber  1356  Ton  den  Rath  dieaem  abgekauft  (Prieifl, 
i.  c.  S.  57). 

28.  Oewandhaas,  Das,  <t.  i.  das  Gebäude,  in  welchem 
Tuche  und  andere  wollene  Zeuge  verkauft  wurden,  stand  bis 
1618  »af  dem  Wenigenmwkte  nach  der  Futterstrasse  zu ,  doch 
so,  dass  sich  noch  eine  schmale  Gasse,  die  Schahgasae,  da- 
Ewisohen  befand.  Früher  hatten  sich  Air  denselben  Zweck  be- 
stimmte Buden,  die 

29.  Gewandgaden,  an  derselben  Stelle  befunden,  die 
aber  1587  in  Folge  Baufkltigkeit  einstürzten,  wobei  sie  vier 
Häuser  in  der  Schuhgasse  mit  niederrissen.  (Erhard,  1.  c.  S. 
176,  177.) 

30.  Gräflich  Gleichensche  Hof,  Der,  lag  auf  dem 
Petersberge  und  zwar  auf  der  der  Stadt  zugekehrten  Seite  dea- 
selben,  zwischen  den  ehemaligen  Bastionen  St.  Philipp  und  St. 
Leonhardt.  —  Was  das  gräSioh  Gleichensche  Haus  am  Anger 
(Nr.  55  und  56)  betnfft,  so  kann  ich  mich  darauf  beschränken, 
auf  die  ausführlichen  Mittheilangen  in  Hartunga  HäusoFchronik 
(Tb.  I.  S.  59—61,  Th.  U.  S.  72,  73)  und  Erhard  (1.  c.  S.  171) 
au  verweisen.  Ich  will  nur  noch  dem  dort  Gesagten  hinzofUgen : 
dass  die  Kellergeschosse  des  ehemaligen  Bauwerks,  die  lieh 
weit  unter  den  zu  den  jetzigen  Häusern  gehörigen  Höfen  hin- 
strecken, noch  gegenwärtig  vorhanden  sind.  Nach  dem  Frei- 
zinsregister  von  1350  hat  sich  auch  eine  Curia  comitia  de  Qlei- 
cb«D  in  der  Krämpfervorstadt  in  der  Nähe  des  Marienknechts- 
Klosters  befunden. 

31.  Grenadierwache  biess  während  der  kurmainzischen 
Zeit  das  noch  exiatirende  Waohthans  am  Hirschgorten.  of.  in&a: 
Wochthäiuer. 

D,„il^*t,GoOt^lc 


—    164    — 

32.  Oyninasiam.  Es  gab  frilber  in  Erfurt  zwei  Öym- 
nMiea,  ein  evaDgelischeB ,  das  Rathsgymnaeiiun ,  ond  ein  katbo- 
liachea,  das  kurfürstliche.  Daa  eratcre  war  1561  von  dem  Rathe 
gegrQndet  and  es  war  demselbeD  der  an  den  Comtfaurhof  atoi- 
Bdnde  Theil  des  bishengen  Augustiner  •  Eremiteoklosters  in  der 
AnguBtinerstrasBe  Überwiesen  worden,  wo  sich  später  das  Mar- 
tinstift  befand.  Einen  nocb  vorhandenen  Ueberreet  desselben 
bildet  der  a.  g.  Waidboden.  Rilckeichtlich  der  Qcscbichte  der 
Anstalt  kann  ich  mich  auf  die  auafÜbrlichen  Untersacbungen 
von  Erbard  (Veraucb  einer  Gescbichte  des  evangelischen  Qjm- 
nasinms  zu  Erfurt,  Erf.  1820)  und  besonders  von  Weissesbom 
(Hierana,  Beiträge  zur  Geacliicbte  des  Erfurter  Gelebrtenschnl- 
wesena,  I.  Abth.,  Erf.  1861,  II.  Abth.  ib.  1862)  besiehen.  — 
Daa  andere,  daa  katbolische  Gymnasium,  verdankte  aeine  Ent- 
stehung den  Jesuiten,  welche  in  einem  hinter  der  Lorenakircbe 
belegenen  Gebäude,  dem  Stai^enbof,  das  zu  diesem  Zweck 
seitens  der  kurfürstlichen  Regierung  erkauft  und  ihnen  über- 
wiesen war,  1705  eine  lateiniache  Schule  errichteten.  Nach  Auf- 
bebung des  Jesuitenordens  wurde  die  Anstalt  zu  einem  kur- 
füratliohen  Gymoaeium  erhobon  and  der  Unterricht  darin  den 
AnguatinermÖncben  Qbertragen.  Nach  Säoularisation  des  Klosters 
derselben,  des  Wigbertiklosters ,  im  Jabre  1822,  wurde  die  vor- 
gedachte  Anstalt,  die  sehr  zurückgekommen  war,  in  ein  Pro- 
gymnasinm  mit  weltlichen  Lehrern  umgeataltet,  1834  aber  ganc 
aufgehoben  und  mit  dem  evangelischen  Gymnaaiom,  das  1820 
von  dem  Staate  Übernommen  und  1822  in  das  bis  dabin  von 
den  Äagnstinem  bewohnt  gewesene  ehemalige  Jeaoitercollegium 
verlegt  worden  war,  zu  dem  noch  jetzt  boatehenden  Königlichen 
Gymnasium  vereinigt.  Das  Gebäude,  was  bisher  das  fcathe- 
lisohe  Gymnasium  inne  gehabt  hatte,  wurde  anderweitig  zu 
Scbnlzwecken  benatzt,  ging  aber  scbliesalich  in  Privatbeaiti 
über  und  bildet  gegenwärtig,  vollatfindig  umgeataltet,  einen  Theil 
des  EtablissemenlB  der  J.  C.  Schmidtschen  Kunstgärtnerei. 

33.  Hamsterburg,  Die.  Sie  lag  Gartenatrasae  Nr.  29 
und  war  uraprilnglich  ein  Befeatigungswerk  zum  Schutze  dea 
Gerinnea,  vermittelst  dessen  die  Hirschlache  in  die  innere  Stadt 
tritt.  Später  diente  sie  als  Vergnügungalokal,  welcfaea  inabeson- 
dere von  den  höheren  Ständen  zu  grösseren  Ansrichtungen  be- 
Dutit   ward.     In    dieser   EigenachaFt   spielte    sie   anter  andern 


—    166    — 

eine  verhSngDiBBTolle  Rolle  io  der  Oescbiobt«  dea  Vierherrn 
Volkniftr  Limprecht  und  des  als  kaiaertiober  Commisasriaa  zar 
Schlichtung  dea  ZerwOrrnisseB  zwiachen  der  Stadt  und  dem 
Karf&raten  1660  hierher  entaendeteD  Freiherrn  von  Scbmidborg 
(meine  Reduction  von  Erfurt,  S.  43  Anm.  Ud),  — 

Der  zur  Bamsterburg  gehörige  Qarten  nahm  den  Tbeil  dea 
Zwingers  ein,  der  sich  von  der  dem  Koblenmarkt  gegenfiber- 
liegenden  Stelle  der  Löberroauer  bis  zum  Waaaerthore  erstreckte. 

34.  Hebammen- Lehranstalt,  vid.  Entbindongabaus, 
Nr.  21. 

35.  Heokerehaus,  Das.  Es  tag  auf  dem  Qraden.  In 
ihm  befand  sich  eine  Art  GefUngniaa,  in  welchea  man  die  Harkt- 
diebe  einsteckte,  wobei  denselben  die  Ffiaae  in  einen  Stock  ge- 
legt wurden.  Bei  dem  Bauernanfruhr  1525  wurde  ea  nebst  dem 
Qacke  eingeriasen,  muiste  aber  nach  einer  Bestimmung  des 
Hammelburger  Vertrages  (1530)  von  der  Stadt  wieder  herge- 
stellt werden  and  wurde  von  dem  Henker,  der  inzwischen  bei 
dem  Earthause  gewohnt,  wieder  bezogen  (Hogel,  1.  c.  S.  961). 
1532  brannte  ea  von  neaem  ab,  wurde  jedoch  wieder  hergestellt. 
Später  wurde  das  Haus  von  den  Eohlenträgern  zur  Aufbewah- 
rung ihrer  Stötse  nnd  Schaufeln  benutzt.  1634  wurde  es  von 
loaem  Gesindel  demoürt  (Beyer,  Nachtr.  S.  113).  Eine  Abbil- 
dung des  Henkerhanses  und  des  Gacks  bei  Friese,  I.  c.  S.  113 
und  Fritz,  Chron.  S.  184.  In  älterer  Zeit  befand  sich  anoh  ein 
Henkersbaas  in  der  N&fae  der  Kirche  S.  Viti,  das  1322  bebufe 
Vergrösserung  des  Kirohhofea  derselben  angekauft  ward. 

36.  Himmelapforte,  Die,  oder  daa  Collegiam  Am- 
plonianum.  Magister  Aroplonius  Ratingk  von  der  Buchen  (de 
F^o)  ans  Berka  (Rheinbergeo),  Leibarzt  des  ESniga  Si^smnnd, 
apftter  Dechaot  der  CoUegiatkircbe  S.  Victor  zu  Mainz,  zweiter 
Rector  der  hiesigen  Universität,  hatte  dieser  nicht  nur  seine 
Bliche r Sammlung ,  sondern  auch  die  Mittel  zur  Gründung  eines 
Collegiuma,  in  welchem  dreizehn  Stipendiaten  Aufnahme  finden 
aollten,  geachenkt.  In  Anerkennung  deaaen  nnd  zur  Unter' 
sttttsung  dieaer  Stiftung  kaufte  der  Rath  1412  den  nahe  hei  der 
Hichaeliakirche  belegenen  Hof  zur  Himmelspforte ,  in  welchem 
sich  früher  eine  jüdische  Synagoge  befunden  haben  aoU,  damit 
solcher  ala  Wohnung  (Qr  die  Stipendiaten  diene.  Es  war  dies 
daa  Geb&ode  jetzt  Miohaelisatrasse  Nr.  44.    Der  Rath  erweiterte 


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—    166    — 

äie  Anstalt  1416  durch  ein  Nebenhans,  welches  er  dem  Jb^oi 
BfoBfls  abkaufte.  Hier  blieb  dieselbe,  die  nach  dem  Stifter  da« 
Collegium  Amplonianum  hiess,  nach  dem  ursprttDglichen  Namen 
des  Hauses,  in  welchem  sie  nntergebraoht  war,  aber  im  ge- 
wöhnlichen Leben  die  Beneonong:  Himmelspforte,  führte,  bis 
1767,  und  sie  Übertrag  dieselben  auf  ihr  nenea  Heim,  als  sie  in 
dem  genannten  Jahre  in  die  alte  Statthalterei  an  der  VLnktr 
Strasse  (Nr.  6)  verlegt  wurde.  —  Nach  Aufhebung  der  Univer- 
sität gelangte  das  letztere  Gebäude  an  die  Btadtgemetnde  and 
wird  von  dieser,  allerdings  vollständig  neu  gebaut,  zur  Zeit  fttr 
Schulzwecke  benutzt;  doch  liegt  es  in  der  Absicht,  es  dem 
Staate  zurückzugeben,  um  darin  das  Realgymnasium  nntersa- 
bringen,  sobald  dies  eine  Staatsanstalt  gewordau  sein  wird. 
(Weissenborn,  Amplonias  Ratingk  de  Berka  und  seine  Stiftung, 
Erf.  1878.  —  Derselbe:  Die  Urkunden  für  die  OescMcbte  des 
AmploniuB  Ratingk  de  Fago,  ibid.  1879.  —  Härtung,  1.  c.  i. 
S.  122,  123,  U.  S.  382,  384.  —  Arnold,  1.  c.  S.  123—126.) 

37.  Hospital,  Das  alte,  oder  das  Hartins-Hospital. 
Es  stand  urspr&nglich  neben  dem  Rathhause  am  Sonoenberge, 
auf  der  Stelle,  wo  sich  früher  das  Kreisgericht  befand,  nach  der 
Jndenschtüe  zu ,  deren  Qrund  und  Boden  ihm  nrsprfin^ich  ge- 
hört hatte  und  von  ihm  1283  xu  deren  Erbauung  verkauft  wor- 
den war.  Es  war  im  Jahre  112')  unter  Erzbischof  Adalbert  1- 
errichtet  worden  (MUlverstedt,  I,  c.  S.  170;  Dorainikas,  L  c. 
I.  2.  S.  262)  und  hatte  1223  vom  Papste  Honorius  III.  einen 
Schutzbriet  erhalten  (Würdtwein,  Dioeces.  Mi^ont  p.  214). 
Die  Annahme:  dass  es  arsprünglicb  tos  Religiösen  bewohnt 
gewesen  sei,  hält  Würdtwein  (1.  c.  S.  32Ö)  fiir  zweifelhaft.  — 
Nach  der  gewöhnlichen  Meinung  wurde  es  1298  an  den  Laagen- 
steg  (der  SchlÖsserbrUcke)  veriegt,  Härtung  (L  c.  U.  S.  34) 
glaubt  jedoch:  dass  an  beiden  Stellen  gleichseitig  HoapttSler 
bestanden  haben  und  nur  deren  Verhältniss  zu  einander  unklar 
sei.  Sicher  ist  jedoch:  dass  als  im  Jahre  1384,  um  die  Msr- 
tinsktrche  zu  vergrösaem,  die  Verlegung  des  Hospitals  in  die 
Krämpfervorstadt  an  die  Stelle,  wo  noch  gegenwärtig  das  grosse 
HospiUl  steht,  erfolgte  (Hegel,  1.  c.  3.  443;  Falkenstain,  Hiit 
S.  276),  Dor  von  dem  bei  der  Uartinskirohe  belegenen  die  Bede 
ist,  das  ältere  Gebäude  mithin  damals  nicht  mabr  exiatirt  haben 
moae  oad  das  am  Iiangenstege    belegene  ei  Ut,   velehei  dea 


^.Coo'^lc 


—  1«?  — 

Kmmi:  Du  ftlte  Hoapital,  gemhrt  lut.  Hogel  (J.  c.  S.  Sft?)  er- 
wibnt:  dw8  im  Jabre  1339  der  Rath  einen  H(>f  oder  Haus  zam 
BKtbhana«,  da  vor  Zeiten  daa  Hospital  gewesen,  erkauft  habe; 
doch  soll,  was  hiermit  im  Widerspruch  zu  stehen  jioheint,  im 
Jabre  1M7  das  alte  Spital  bei  dem  Ratbhause  noch  vorbanden 
geweaen  sein  (ibid.  S.  352).  Das  in  der  ErUmpferrorstadt  ar- 
riebtete  erhielt  die  Benennung:  Das  seae  Hospital  and  nach- 
dem 1409  das  kleine  oder  DuderstAdtisobe  Hospital  (S.  Hariae 
vor  dem  Krämpferthore)  gegründet  war,  den  Beinamen:  Das 
grosse  (Dominikus,  1.  c.  I.  1.  p.  133,  124).  —  Von  dem  Hospi- 
tale S.  Hartini  extra  ist  bereits  oben  Nr.  19  bei  Erwähnung 
der  Elenden  Herbei:ge  gehandelt  —  Ein  besonderes  Hospitri 
besaeses  bis  zu  ihrer  Vertreibung  aas  Erfurt  die  Juden.  Das- 
selbe lag  unter  den  Stufen  am  SlQhlbofe  (Jaracaewtky,  G«8(^. 
d.  Jaden  in  Erfurt  S.  8). 

38.  Jesuitenschule,  vide  OymnaBiuin,  Nr.  82. 

39.  Inqnisitoriat,  Das.  Es  lag  in  der  Micbaelisstraste 
Nr.  30  mit  seinem  Vordergebände,  an  dem  Breitstrome  mit 
seinem  die  Gefängnisse  enthaltenden  Hintergebäude.  Ursprüng- 
lich hatte  dort  der  Klosterpfortasche  Hof  gestanden.  Später 
befand  sich  das  auf  dessen  Stelle  erbaute  Haus  im  Besitz« 
der  Fürsten  von  Schwarzburg.  Nachdem  es  in  den  der  kor- 
mainzisohen  Regierang  übergegangen  war,  wurde  es  zum  Zucht- 
haus e  and  CriminalgefScgnisse  verwendet.  Dalberg  errichtete 
darin  das  von  ihm  gegründete  Polizeihaos,  d.  b.  eine  Anstalt, 
in  welcher  arme  und  obdachlose  Personen  ein  Unterkommen 
und  oÖäiigenfallB  ärztliche  Behandlung  fanden.  Damit  warde 
in  einem  eigens  za  diesem  Zwecke  erbauten  Gebäude,  wie  he- 
raita  oben  sab  Nr.  2l  erwähnt,  1787  eine  Entbindungs  -  Anstalt 
vereinigt.  Da  die  Combination  beider  Etablissements  manoberlei 
Unzaträglicbkeiten  in  sich  schloss,  so  warde  seit  1618  das  ein« 
wie  das  andere  nach  und  nach  daraus  entfernt  und  das  Vorder- 
gebände zum  Geschäftslokal  dem  Königlichen  Inquisitoriat  oder 
Criminalgericfarte  äberwieiqn.  (£]rhard,  1.  c.  3.  221.)  —  Doch 
mnaste  jenes  um  1860  wegen  Baufalligkeit  abgetragen  und  die 
Untersncbungs-Behßrde  einstweilen  im  Conitburhofe  unterge- 
bracht werden  f  bis  sie  «benso  wie  das  Ge&ngniss  1878  in  dem 
im  Laisenthale  er-bfkut«n  Gerichtagebäud«  Unttu-kanft  fand.  Da* 
biiberige  Ingnisitoriat  kam  in  den  Besitz  der  Stadtgemeind« 
and  aas  dieser  in  Privatbände.  , 

.oogic 


—    168    — 

40.  JadflDschnte  oder  Jndentempel,  die  Hatiptijiit' 
goge  der  Jaden,  befand  sich  in  älterer  Zeit  io  einem  Hinter* 
geb8ade  des  HaaBQs  Fischmarkt  22,  jetzt  Restaaration  der  Ge- 
brüder Maller.  Die  Umfaisungsmanem  derselben  sind  noch 
gegenwärtig,  wenn  auch  nicht  mehr  ganz  in  der  ursprOnglichen 
Gestalt,  Torbanden  (Härtung,  1.  o.  I.  S.  212—2-^4;  Jaracaewsky, 
1.  c.  S.  40).  ~  Bei  dem  Jadensturtne  im  Jahre  1349  war  das 
GebSude  Tenvttstet  worden  nnd  demnächst  in  Privatbesitz  Qber- 
gegangeo.  Der  Rath  wurde  jedoch  von  Seiten  des  Erzbiacbofes 
genötbigt,  auf  seine  Kosten  1357  eine  neue  Synagoge  zu  bauen. 
(Eine  aas  der  Frieseseben  Chronik  [I.  S.  129b]  entlehnte  Ab- 
bildang  bei  Jaraczewsky  a.  a.  O.)  Dieselbe  li^  in  der  Nähe 
der  gegenwärtigen  alten  Synagoge,  auf  der  Stelle,  die  jetzt  das 
Hintergebäade  des  Stengerscheo  Haasea  Fischmarkt  Nr.  27  ein- 
nimmt, nach  anderer  Angabe  (Beyer,  Nachtr.  S.  6;  Härtung, 
1.  c.  I.  S.  133,  n.  S.  386)  aber  an  der  Ecke  des  Israelschen 
OarteoB  (Rathbaosgasee  Kr.  3). 

'  Nachdem  die  Juden  1459  gänzlich  aus  Erfurt  vertrieben 
worden  und  keinem  Juden  mehr  daselbst  der  Aufenthalt  gestat- 
tet war,  nahm  der  Hagistrat  das  Gebäude  in  Besitz  (Jaraczeweky, 
1.  c.  S.  70)  und  benutzte  es  als  Zeughaus  (Friese,  1.  c.  I.  S.  2l7; 
Hortung,  1.  c.  H.  387);  erst  nach  dem  grossen  Brande  von  1736, 
der  sich  bis  hierher  erstreckt  hatte,  wurden  die  stehen  gebtie- 
benen  Hauern  abgetragen. 

Eine  zweite  jüdische  Synagoge  soll  sich  in  dem  Hansa  zur 
Himmelspfbrte  in  der  Michaelisstrasse  befanden  haben.  Denn 
Sinnbold  (Erfordia  litterata  IH.  S.  13)  sagt:  daes  die  in  dieser 
1412,  nachdem  sie  der  Sitz  des  Amplonianisohen  Colleginms  ge- 
worden, eingerichteten  Kapelle  früher  eine  Judensynagoge  ge- 
wesen sei.  Doch  war  dies  wahrscheinlich  nicht  sowohl  ein 
öffentliches  Versammlungslokal  der  jüdischen  Gemeinde,  wie  das 
Privatetgentbum  des  Hayer  aus  Nürnberg  und  Consorten,  die 
1360  die  Himmelspforte  von  dem  Rathe  wiederkäuflicb  erworben 
hatten  (Jaraczeweky,  1.  c.  S.  34.  36.  72).  —  Eine  Nebensynagoge 
bat  sieb  auch  auf  dem  jOdisohen  Friedhofe  vor  dem  Horitithore 
befdoden  (ib.  S.  4.  50.  72). 

41.  Jaristenacbuie,  die,  oder  Scbola  juris,  aooh 
CoUegium  juris  Harianum  und  Bursa  Uariana  ge- 
wuiat,  war  im  Jahre  1448  als  eine  Anstalt  anr  Befi^rderang  dea 


—    169    — 

Stadinma  der  Rechte  und  sti  gemeinBamem  gotteaf&rcbtigen  Le* 
ben  von  dem  Dr.  Heinricli  von  Gerbatftdt,  Eftoonicoi  nn  dem 
biesigeii  Dome,  gegrttndet.  Das  Geb&nde  deraelben  lag  in  der 
MainKerhofstrasBe  Nr.  12,  neben  dem  Bergetrom.  Es  wurde 
1495  wieder  aufgebaut,  nachdem  es  bei  der  grosaeo  Feaera- 
bmnat  von  1472  zeratSrt  worden.  Da  das  Haus  im  Laufe  der 
Zeit  aehr  verfallen  war  und  das  gemeinschaftliche  Leben  der 
Collegiaten  ohnedies  Ifingat  aufgehört  hatte,  ao  üess  Eurflirat 
Lothar  Franz  ee  1733  abbrechen  und  an  dessen  Stelle  das  noch 
vorhandene  Qebände  zur  Aufnahme  der  UniversitätB  -  and  der 
Boyneburgiachen  Bibliothek  errichten.  Da  dasselbe  aber  viele 
Unbequemlichkeiten  darbot,  eo  wurde  am  1790  die  Bibliothek  in 
die  Neue  Wage  (daa  Hauptateueramt)  am  Anger  verlegt.  Das 
biaherige  Lokal  derselben  wurde  zunSchat  durch  Vermiethung 
an  Privatpersonen  nutzbar  gemacht,  nach  Aufhebung  der  Uni- 
versiMt  (24.  September  1816)  aber  der  Stadt  zur  Errichtung 
eines  atfidtiachen  Pfand-  nud  Leihhauses  überlasBen.  Nachdem 
diese  Anstalt  in  das  ehemalige  UniversitätagebSude  Uichaelia- 
strasae  Nr.  39  verlegt  worden,  iat  das  vorgedachte  Haus  durch 
Verkauf  in  Privatbesitz  Übergegangen  und  zur  Zeit  eine  Schuh- 
fabrik darin  befindlich  (Erhard,  1.  c.  S.  222;  Dominikus,  I.  o. 
L  1.  S.  84). 

Das  Stiftungavermögen  iat  noch  vorhanden  und  wird  theils 
zur  Remunerirung  der  Domgeistlichen,  tbeils  zur  Oewfihrung 
von  Stipendien  an  Stndirende  verwendet. 

42.  EornhauB,  Das  städtische,  oder  das  grosse, 
auch  der  E o rn h o f  genannt.  Es  lag  in  der  grossen  Ackerhofa* 
gasse  und  ist  gegenwärtig  daa  zum  königlichen  Proviantamte 
gehörige  Mebimsgazin.  Es  wurde  in  den  Jahren  1465  bis  1467 
(dieses  Jahr  nennt  die  am  Hanse  befindliche  Inschrift,  in  Wirk- 
lichkeit hat  sich  jedoch  die  gänzliche  Vollendung  bis  1472  hin- 
gezogen), mit  seiner  SQdseite  an  der  damaligen  Stadtmauer  und 
seiner  Nordseite  ao  dem  früheren  jüdischen  Friedhofe,  mit  aeioer 
Ostseite  an  der  St.  Moritzkirohe  erbaut,  und  war  272  Schuh 
lang  und  75  Schuh  breit.  Nach  der  Reduction  von  1664  ging 
es  in  den  Besitz  der  kurmainzischen  Regierung,  nach  der  preus- 
aischen  Besitznahme  in  den  des  preussiscben  HtÜtärfiacus  tlber 
(Härtung,  1.  c.  H.  S.  156).  —  Schon  1354  hatte  der  Ratb  ein 
neaes  Komhaus  gebant  (Friese,  1.  c.  L  S.  137),  ea  iat  aber  niclit 


.C.oo^lc 


—    iW    - 

Wuuit,  «b  dies  an  denelben  Stelle  geleges  hak,  wie  du  %bm 
gedkobte. 

43.  Kramhant,  Das.  (Ciura  domot.)  Ea  lag  auf  dem 
SdTeriberge  tuid  zwar  nach  der  gewöhnlichen  ADnahue  au  dem 
dem  Graden  sagekehrten  Abhänge  desselbeo,  wie  Kircbhoff 
(WeisthOmer,  S.  54  und  312)  aber  vannnthet,  am  Severibofe, 
welche  Stelle  es  aach  auf  dem  Bdcknerscbea  Plane  A.  bei  Beyers 
und  Böckoera  Geschichte  der  Stiftskirche  B.  Mariae,  Erf.  1873, 
einnimmt,  wo  es  an  die  Nordseite  der  BonÜacius-Kapella  stSaat 
(vergl.  ib.  S.  139.  170  nnd  182).  Es  hatte  seinen  N&men  wahi^ 
«oheinlich  von  dem  einen  Theil  seiner  Befestigung  bildenden 
Bnodthurm,  oder  seiner  dem  Abhänge  der  Anhöhe  sich  anscbliea- 
senden  gekrümmten  Form,  und  war  die  alte  ummauerte  em- 
biacbfifliche  Besideni,  die  jedoch  rielleicbt  nur  einen  Theil  dea- 
selben  eingenommao  hat,  and  mit  einem  grossen  Baumgarten 
versehen,  sowie  durch  einen  Steinweg  mit  der  Strasse  Terbao- 
den.  In  späterer  Zeit  hatte  das  erzbischöfiiohe  Oheigericht 
darin  seinen  Sita,  sowie  auch  die  dem  Erzbischof  zastKndigen 
fVeitinsen  darin  erhoben  wurden,  die  von  der  Farbe  der  TbQre^ 
doroh  welche  man  in  das  Gemach  trat,  iä  dem  die  Erhebung 
erfolgte,  die  Zinsen  der  grtlnen  TbKre  hiesses,  während  an- 
dere derartige  Zinsen  in  der  Eaofmannikircbe  erhoben  wurden.  — 
In  dem  Anschlage  des  Erabisohofs  Diether  von  Isenborg  über 
die  den  Ersbischöfen  von  Uainz  zu  Erfurt  zustehenden  Rechte 
heisst  es:  „Aach  bat  der  Erzbischof  zu  Uainz  einen  andern  Hof 
so  Elfurt  bei  S.  Serers  Kirchen,  genannt  das  kronunc  Hans,  and 
daiine  seine  Eerbeige,  wenn  w  persönlich  zu  Erfurt  ist,  und 
daran  ein  besonder  Gerichtahaus.  —  Item,  es  sind  zwenn  Hsfe 
^be  bei  dem  krommen  Hause  gelegen,  in  dem  einen  soll  de« 
£rabiscbofs  Cantzley,  und  in  dem  andern  seine  Ettohe  sein."  — 
Uebrigena  lialten  Beyer  und  Böckner  (l-  <>•  S.  180)  es  fttr  aweifel- 
haft:  ob  „das  krumme  Haua"  mit  „dem  Hause  zur  grünen  Thüre" 
idenüsch  sei,  indem  das  erstere  sptter  dem  Uarieastifte,  daa 
letstere  aber  dem  Severisüfte  gehört  habe,  und  desaen  JLage 
nicht  genau  festzustellen  sw.  Docb  scheint  ea  gewiss:  daas  sieb 
auf  der  Stelle  des  Krummenhauses  in  späterer  Zeit  der  Sohütt- 
boden  des  Uarienstiftes  befunden  habe. 

Eise  am  Fuase  des  Severiberges  vom:  An  FalUoobe,  naok 
^moK  Or«4eD  gehende  Gasse,  sowie  €0  iaolirt  liegend^  aeh1l■t•^ 


-    171    - 

blöke  fniirteo  dta  Namen:    Vor  dem  EraBimban*g«rtDll 

(Eirchboff,  1.  c.  S.  312). 

44.  Erankenhaos,  Das  kathoÜBche.  Ei  l«g  ur- 
BprOnglich  im  BrUhl,  in  der  Barf^asse  Nr.  6  und  war  1740  von 
dem  Dechanten  des  Marienetiftea  Hunold  gegrüadet.  Da  das 
OebHode  von  Haas«  aus  nur  dü^g  war,  so  dass  höchsteoB  not- 
sehn  Kranke  darin  Aufnabme  finden  konnten,  auch  sein  hwn- 
licher  Zustand  sich  immer  mehr  TerBchlechterte ,  so  hegte  man 
sohon  länget  den  Wnnsch  einer  Verheaaemng.  Dazu  bot  um 
1857  ein  von  dem  CommercieDrath  Lucius  geschenkter  Theil 
des  ihm  gehörigen  Hopfenberges  Gelegenheit,  und  es  wurde  dar 
her  das  neue  kathoUsche  Krankenhaus,  Earthäuserstrasse  Nr.  58, 
erbaut,  und  das  alte  an  einen  Privatmann  veränssert. 

45.  Ereiagerioht,  Das,  befand  sich  bis  zur  Erbauung 
des  Deuen  Justizpalastes  am  Friedrich- Wilhelmaplatz,  1380,  in 
dem  in  der  Rathhau^asse  neben  dem  Bathhause  gelegenen  Ge- 
bäude, das  jetct  Scbulzwecken  dieut.  £b  wsr  von  Boyneburg 
im  B^inne  des  IS.  Jahrhunderts  erbaut,  führte  ursprünglich  des 
Namen:  das  neue  Bathhaus,  war  aber  von  Anfang  an  vorzugs- 
weise zur  Aufnahme  der  Gerichtsbehördes  bestimmt  gewesen. 

46.  Eunatschule,  Die.  Sie  war  zuerst  ala  Zeicben- 
scbuLe  1766  von  Dalbeig  gegründet,  wurde  aber  nach  der  eraten 
preusflischen  Besitzergreifung  1804  zur  Kunst-  and  Baugewerk- 
Bchule  erweitert.  Sie  befand  sich  zuerst  auf  dem  Anger,  wurde 
dann  nach  Aufhebueg'des  Neuwerksklostera  in  dieses,  splLter 
in  das  Schulhaas  neben  der  BarfUsserkirche  verlegt.  Bekanat- 
lieh  hat  sie  zur  Zeit  nach  ihrer  BeorganisaUon  in  dem  Schal- 
hiuae  an  d«r  Ecke  der  Fergamenter-  und  Tnmiei^asse  ihre 
Untet^unfit  erhalten  und  ist  gegenwärtig  ganz  ao^ehoben. 

47.  Lazareth,  Das  (domua  infirmorum  ante  Kramphen- 
thor),  befand  sich  Hoapitalplatz  Nr.  6  und  war  zur  Aufnahme 
armer  Kranker  bestimmt  Seine  Gründung  &llt  in  eine  sehr 
frühe  Zeit,  doeh  ist  das  Jahr  nicht  bekannt  1293  existirte  es 
bereits.  Ala  es  durch  die  Errichtung  des  evangelischen  reap. 
kathoÜBchen  Krankenhauses  entbehrlich  wurde,  ward  1699  an 
seiner  Stelle  das  noch  jetzt  bestehende  Aimenhospital  gebaut 

48.  Lederbänke.  36  Bank«  oder  Ständer,  auf  welchen 
die  Oerber  ihre  Waaren  feilboten,  standen  in  der  Gasse:  Unter 
de«  Sohildetem,  in  der  Nähe  der  SobusterbAnke,  jedoch  nioht 


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-    172    — 

ao  dicht  bei  dem  Enimmhetisgarten ,  irie  diese  (Kirchhoff  W«a- 
thfimer,  S.  66  Asm.  128).    Vide  Nr.  27. 

49.  Lederhsai,  Daa,  diente  gleiebfklU  den  Lederbänd- 
lern  als  Verkanfsetfitte.  Es  lag  auf  dem  Wenigenmarkte  neben 
dem  Gewandhause,  in  der  Nabe  der  Schtuterbänke  (ibid.  S.  65 
Anm.  127).  Im  Jabre  1675  war  es  bereits  eingegangen,  wie  aof 
dem  in  diesem  Jahre  erschienenen  grossen  Dedekindscfaeo  Stadt- 
plan vermerkt  ist. 

50.  Leihhaus,  Städtisches,  vid.  Juristenachnle,  Nr.  41. 

51.  Lingaden,  Die.  Buden,  in  denen  Leinensong  feil 
gehalten  wurde,  standen  vor  der  Nordfront  des  RathhauBeB,  der 
Uarktatrasse  8U.  Die  letzten  dieser  Baden  sind  erst  in  neuester 
Zeit  dem  Neubau  des  Rathhausea  gewichen. 

52.  Marstall,  Der  Raths-,  lag  aa  der  Gera,  hinter  der 
Kirche  S.  Martini  intra.  Er  war  1425  hiersu  aus  einem  ehe- 
maligen Judenhauae  eingerichtet  Bei  dem  grossen  Brande  von 
1736  wurde  er  zerstört,  nachdem  er  schon  1705  von  einem  Pri- 
vatmann erworben  war,  nm  ihn  aom  Fabrikgebäude  einzurichten. 
Ein  zweiter  Marstall,  der  noch  gegenw&rtig  als  Reitbahn  exiatirt, 
swischen  der  Marstallgasse  und  der  Gera  belegen  (Harkgntfen- 
gasse  Nr.  2),  ist  1705  von  Boynebnrg  an  der  Stelle  zweier  zv 
diesem  Zwecke  von  ihm  angekauften  Häuaer,  dem  grossen  und 
dem  kleinen  krummen  Hechte,  erbaut  (Dominikns,  L  c.  I.  2 
8.  470). 

53.  Uartiuihoapital.  Es  ist  semer  bereits  unter  Nr.37, 
sowie  des  Hospitals  S.  Martini  extra  anter  Nr.  19  gedacht 
worden. 

54.  MUnzhäuser  gab  es  io  Erfurt  zu  der  Zeit,  alt  das 
MQnzregal  noch  von  dem  Erzbisobofe  selbst  ausgeübt  wnrd^ 
zwei,  deren  einea  vor  dem  Graden,  daa  andere  vor  der  KrSmer- 
britcke  auf  dem  Wenigenmarkte  stand.  (Eirchhoff,  Weisthflmer 
8.  166,  der  es  jedoch  fQr  möglich  hält,  dass  beide  nicht  gleich- 
zeitig bestanden  h&tten,  sondern  in  der  zweiten  Hälfte  des  13. 
Jahrhunderts  eine  Verlegung  von  der  erstgenannten  Stelle  an 
die  andere  stattgefunden  habe.)  Nach  Hogel  (Chr.  S.  169)  und 
Friese  (1.  c.  I.  8.  61a)  ist  die  erzbischöfliohe  Mttnze  1264  von 
der  Stelle  an  den  grossen  Stufen  nach  dem  Mainzer  Hofe  ver- 
legt, und  der  erstere  Platz  1265  von  dem  Erzbischof  der  Stadt 
überlassen,  am  ihn  mit  Häoaem  su  besetzen.     Nachdem  £n- 


—  m  — 

biscbof  Gertacb  1354  die  ÄuBäbaog  des  Münzrechtes  wieder- 
käoflich  der  Stadt  abgetreten  hatte,  befand  sich  die  MUnze  in 
der  Rathhauflgssse  hinter  dem  Rathamarstall  am  Breitetrom. 
Wenn  aach,  wie  Hogel,  1.  c.  and  Leitemaon,  Das  MünzweBea 
Erüirts  S.  9,  angeben:  in  dem  Vertrage  von  1354  aaadrücklich 
bedungen  worden,  daes  dae  Mllnzgebfiude  im  Munzerbofe  ver- 
bleiben solle,  BO  muBs  doch  diese  Bedingung  nicht  genau  inne- 
gehalten sein,  was  sich  schon  daraus  erklärt,  daas  Erfurt  nach 
der  Erwerbang  der  reicfasunmittelbaren  Herrschaft  Eapellendorf 
1350  in  den  Besitz  eines  ihm  eigeothilmlich  zustehenden  MOnz- 
rechts  gelangt  war  und  dies  auch  vor  dem  Erwerb  des  dem 
Erzbiachofe  zustehenden  Rechtes  bereits  aosgeftbt  hatte,  in 
Qemässheit  eines  1468  zwischen  dem  Erzbischof  nnd  der  Stadt 
abgeachlossenen  Vertrages  fing  der  Ratb  erst  im  Herbste  des 
genannten  Jahres  an,  in  der  Mtlnze  im  Mainzerhofe  münzen  zu 
lassen  (Uogel,  1.  c.  8.  584).  1599  warde  Seitens  der  Stadt  ein 
neues  MUnzhaus  errichtet  (ib.  S.  1266).  ' —  Nachdem  in  Folge 
der  8.  g.  Reduction  von  1664  vom  Jahre  1670  ab  der  Stadt  das 
Münzregal  entzogen  worden  und  wieder  von  der  korlUrstlichen 
Regierung  selbst  ausgeübt  wurde,  befand  aicfa  die  Münze  in 
einem  Hause  an  der  Ecke  des  Angers  und  der  BarfÜsserstraase, 
von  wo  sie,  nachdem  Boyneburg  die  Wage  (das  Hauptsteueramt) 
erbaut  hatte,  in  das  untere  Geschoss  des  an  der  Äuguststrasse 
belegenen  Flügels  derselben  verlegt  wurde  (Arnold,  1.  c.  S.  121). 
Seit  1803,  der  ersten  Besitznahme  Erfurts  Seitens  der  Ej*one 
Prenssen,  sind  daselbst  überhaupt  keine  Münzen  mehr  geprägt. 
ö5.  Nonncnhaus  wurde  eine  für  vier  arme  Weiber  1442 
von  der  Familie  von  Molscbleben  gemachte  Stiftung  genannt. 
Das  zu  deren  Aufnahme  bestimmte  Grundstück  lag  ursprünglich 
hinter  der  Wigbertikirche  beim  Valentinerhofe ,  wurde  aber  bei 
deFsen  Umwandlung  in  ein  Kloster,  in  einen  damals  noch  erhal- 
tenen Theil  des  ehemaligen  Servitenklosters  in  der  Krämpfer- 
voratadt  verlegt,  auf  den  nunmehr  der  Name:  Nonnenhaus  über- 
ging. Dia  Anstalt  ezistirt  noch,  nachdem  sie  1730  durch  die 
von  Clemens-Millwitz'sche  Stiftung  und  1861  durch  die  des  Ge- 
heimen Regierungsraths  Volk  erweitert  worden,  unter  der  Be- 
nennung: v.  Clemens -Millwitz'sches  Armenhaus  und  Cajrolinen- 
Stiftung  und  befindet  sich  in  dem  Hause  Er&mpferstrasse  Nr.  54. 
(Mülverstedt,  1.  c.  S.  170;  Härtung,  1.  o.  IL  ä.  299.) 

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56.  Packho^,  Der,  ist  die  Beaenniug,  weleli«  Am  1?0S 
von  BojQflbarg  erbaute  Kaufhaus  bis  dahia,  dass  es  das  Qt9- 
sobftfttlokal  des  HauptateaeramtB  ward,  gefEthrt  hat  (Erhard,  I.  c. 
S.  220). 

57.  Pfandhaaa,  Das  karffiratliche.  Es  war  vom 
KorfOrsten  Friedrich  Karl  Joseph  errichtet  and  ihm  das  ehe- 
malige JeBDiter-CoUegtDm  in  der  SchlQaserstrasse  einger&amt 
(Arnold,  1.  c.  S.  256).  —  Bekanntlich  ist  an  seine  Stelle  aach 
dem  ÄafhSren  der  mainzischen  Herrschaft  eine  Btädtiscbe  Än> 
atalt  getreten,  welche,  wie  bereits  angefllhrt,  zuerst  in  der  ehe- 
maligen JnTistenschale  in  der  MainEerhofstraBse  Unterkunft  fand 
und  Bicfa  gegenwärtig  in  dem  froheren  UniverBitÜtsgebKude  be- 
findet. 

58.  PolizeibauB.  Es  ist  von  dessen  Errichtung,  Bestim- 
mung und  Lage  schon  oben,  s.  t.  Inquisitoriat  (Nr.  39),  geban- 
delt worden. 

59.  FoBt,  Die.  Das  damals  '  kaiaerliche  oder  f&raÜicb 
Thum-  und  Taxiacho  Reichsobcrpoatamt  befand  aich  in  der  Mitte 
and  dem  dritten  Viertel  des  17.  Jafarhunderta  in  dem  Haase 
des  Postmeisters  Breitenbach  auf  dem  Fischmarkte,  denoächat 
TOD  1683  bis  1710  in  dem  Hanse  znm  goldenen  Ringe  (Prediger- 
strasse  Nr.  10,  jetzt  Steinigers  Restauration),  sodann  bis  bot 
ersten  prenSBiacben  Beaitznahme  in  dem  Hanse  Anger  Nr.  2. 
Erst  nachdem  diese  atattgefunden,  1803,  wurde  das  Haus  Anger 
Nr.  68  nnd  im  Jahre  18S7  behufs  Erweiterung  daa  anstoasende 
Hans  erkauft,  welche  1883,  um  einem  Neubau  Platz  zu  machen, 
abgetragen  worden  aind  (Härtung,  1.  c.  IL  S.  266  —  268).  Zeit- 
weiae  hat  auch  ein  BäcfasischeB  Postamt  hier  exiatirt.  Im  Jahre 
1731  befand  sich  solches  im  Gasthofe  zum  Hufeisen  in  der  Neu- 
stadt. Bei  den  von  der  hieaigen  Regierung  erhobenen  Schwierig- 
keiten sah  sich  aber  die  sächsiBche  Regierung  veranlasst,  es 
nach  Hittelbaosen  and  Bcfalieaaltch  nach  Oebeaee  zu  verlegen 
(Friese,  S.  1987). 

60.  PropateifaauB,  Das  domatiftiscfae,  oder  die 
Rothethfir.  Es  lag  auf  dem  Vorplätze  des  Domkrenzgangs- 
Oeb&udes,  wo  sich  gegenwSrtig  die  Dommftdcheuschale  befindet, 
dem  Artilleriewagenhauae  gegenflber,  an  der  Seitenmauer  der 
s.  g.  schmalen  Domstnfen,  von  deren  oberen  Ende  einige  Meine 
Stnfsn  sn  der  RoäienthSre  biaabgingeo,  durch  cHe  man  in  das 


-   US   - 

Öemaclt  ge\uagta,  in  welchem  die  dem  Dotnstifte  ztisteliBDJell 
FreislBsen  erhoben  worden,  die  deshalb  aacfa  die  RothenthOr- 
«inaea  (Faber,  Abhandlung  von  den  Freigütern  ttnd  FreyzinBOfi, 
S.  6  Anm.  2  nad  S.  102),  sowie  die,  welche  dem  Erzbiaefaofe 
xaatanden  nnd  (bia  1632)  im  Severihofe  erhoben  worden,  die 
Zinsen  der  QritneothUre  hiessen.  Das  Fropsteigericht,  daa  eich 
eine  Zeit  lang  in  einem  der  SeveriUrche  gegenfiher  liegenden 
Hause,  der  neuen  Propste!,  befunden,  wurde  um  die  Mitte  dea 
15.  Jahrhunderts  wieder  in  das  obengedacbte  Fropsteibans  ver- 
\egt  (Beyer  und  Böckner,  1.  c.  S.  142  und  184  fgg.).  Daaselbe 
ging  später  durch  Verkauf  in  Frivatbesitz  über,  wurde  aber  1813 
während  der  Iranzösischen  Herrschaft  ganz  abgerissen  (Härtung, 
I.  c.  I.  S.  138).  Die  Wohnung  dea  Dompropstes  war  bereit« 
am  Ausgange  dea  18.  Jahrhunderte  in  das  noch  jetzt  diesem 
Zwecke  dienende  Gebäude  auf  dem  Herrmamuplatse  verlegt 
worden. 

61-  Rathsziegelei  oder  Ziegelhiitte.  Sie  lag  am 
Krämpferwalle  und  ist  gegenwärtig  die  Ziegelbrennerei  der  Qe- 
brlider  Sahlender,  Johannisgera  10.  Sie  war  in  Folge  dea  groa- 
sen  Brandes  von  1473  im  Jahre  1473  erbaut. 

62.  Rentamt,  Das  königliche  Domainen-,  or- 
sprünglich  ein  Privatgebäude,  das  die  Benennnng:  Zum  Lilien- 
fasB,  führte,  lag  in  der  Johannisstrasse  Nr.  164,  an  der  Ecke 
der  Ffiückengasse.  Nachdem  das  Rentamt  ciroa  1850  als  beson- 
dere Behörde  aufgehoben  worden,  sind  in  dem  Geb&ade  die 
Eänigliche  Kreis-  und  Forstkassa,  die  bisher  in  dem  RathhanB- 
thnrm  ihren  Sitz  gehabt,  aber  wegen  dessen  Abbruch  dort  nicht 
mehr  bleiben  konnte,  sowie  in  einem  neuerdings  btnzngefllgten 
Anbau  das  Eatasterbnreau  untergebracht. 

63.  Salzbäaser,  Die,  enthielten  die  L&den,  in  denen 
der  Salzverksuf  stattfand.  Sie  befanden  sich  auf  dem  Graden, 
and  waren  dem  Erzbischofe  zu  eigen.  Sie  wurden  daher  aach 
1525  beim  Bauemaufruhr  zerstSrt,  mussten  jedoch  in  Gemiss- 
heit  des  Hammelburger  Vertrages  von  der  Stadt  lüSO  wieder 
hergestellt  werden ;  doch  geschah  dies  in  der  Art,  dass  sie,  wäh- 
rend sie  frdher  in  der  Länge  gestanden,  nun  in  der  Quere  er- 
richtet wurden  (Hogel,  1.  o.  8.  961). 

64.  Salpeterhtttte,  Die.  Sie  lag  zwischen  der  Kar- 
tbänserstraSBe  nnd  dem  Eartb&aserufer,  wo  sich  jetzt  die  Ost- 


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—    176    - 

fcnatalt  befindet,  itnd  war  im  Jahre  1702  angelegt  (Frieie,  1.  c. 
y.  S.  1489).  Ein  Ssipeterhaaa  lag  aacfa  in  der  Gtroeieo  Äcksr> 
bofigaasQ  neben  dem  Kombofe. 

65.  Scbola  jaris,  vide  Jarutenaohnle ,  Nr.  41. 

66.  ScbfltzenhauB,  Das.  Im  1?.  Jahrbandert  befand 
•icb  eiD  ScbUteenhans  vor  dem  Johannisthore.  In  der  Geschichte 
ErfnrtB  spielt  dasselbe  eine  gewisse  Bolle,  denn  hier  war  es,  wo 
1663  der  kaiserliche  Herold  Lidl  von  Schwanau,  der  behnfs  der 
AchtSTerkUndiguug  hierher  geschickt  war,  und  dessen  Misshand- 
lung so  verbfingnissToll  ftir  Erfurt  wurde,  da  sie  den  Exekutions- 
krieg und  in  dessen  Verfolg  die  8.  g.  Redaction  von  1664  her- 
beiführte, gefangen  gehatten  ward  (meine  Reduction  von  Erfurt, 
S.  134).  Hier  war  auch  1603  das  grosse  Scbfitzenfest  gehalten, 
auf  welches  der  Rath  eine  Medülle  schlagen  Hess.  —  Ein  zwei- 
tes Schiltzenhaus  lag  dicht  vor  dem  Löbertbore,  links  von  der 
Strasse  nacb  Arnstadt,  an  dem  Wege  nach  Daberstedt.  Es 
exisUrte  bereits  1477  (Hogel,  1.  c.  S.  603)  and  es  wurde  auf 
ihm  damals  der  grosse  and  glänzende  SchUtzenhof  abgehalten, 
ca  welchem  sich  viele  auswärtige  Fürsten,  Grafen  und  Herren 
eingefanden  (Friese,  1.  c.  I.  S.  237).  1656  wurde  es  neu  gebaut 
(ib.  IV.  S.  1130  und  1131).  Eben  so  1724  (ib.  S.  1768d).  Fal- 
kenstein (Histor.  S.  1074)  und  Friese  (1.  c.  V.  S.  1531)  erzählen: 
dass  am  Johannistage  1705  die  alten  Luntenschfitzen  sowohl  das 
Schiesshaus  vor  dem  Löbertbore  als  das  vor  dem  Johannisthore 
der  neuen  ScbOtzen- Kompagnie,  von  welcher  mit  gezogenen 
Röhren,  also  mit  BUcbsea,  nacb  dir  Scheibe  geschossen  werde, 
hätten  übergeben  and  einräumen  miisaen.  Das  Sohiessbans  vor 
dem  Löbertbore  wurde  während  der  Belagerang  von  1813  zer- 
stört und  darauf  1820  das  noch  jetzt  vorhandene  Schützenbaus 
am  Fnsse  der  Steigerböhe  erbaut  (Hartong,  I.  c.  T.  S.  270—280). 

67.  Seh  wanenbnrg.  Die,  biess  ein  auf  einer  der  Stadt 
zugekehrten  Bastion  der  Citadelle  Futersberg  ehemals  befindlichei 
Belvedere,  das  von  dem  1748  verstorbenen  kurmainiiscben  Ge- 
neralmajor und  Commandanteo  des  Fetersberges  und  der  Cyriaz- 
bürg  Johann  Heinrich  Julius  von  Schwan  erbaut  war  und  seinen 
Namen  trug  (Beyer,  N.  Chron.  S.  23).  Es  wurde  bei  den  1813 
vorgeuornnfenen  fortificatorischen  Arbeiten  abgerissen  (ibid. 
S.  604). 

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-  1»  - 

68.  SiechenhaoB,  Das,  (dotnus  leprosorum)  lag  vor  dem 
Ldberthore.  Es  war  dazu  beBtimmt,  die  AusB&tzigeii  aafznnflb- 
men  und  war  im  12.  oder  13.  Jahrhundert  gegründet,  1227  vom 
Papste  Innocenz  IV. ,  1355  vom  Papste  Innocenz  VI.  mit  Privi- 
legien versehen  und  confirmirt  (MUlverstedt,  1.  c.  S.  170).  1388 
wurde  es  auf  Anordnung  des  Rathes  mit  allen  seinen  Insassen 
niedergebrannt,  weil  diese  sich  eines  schändlichen  Verbrechens 
schuldig  gemacht  (Friese,  1.  c.  I.  S.  164;  Falkenstein,  Hist.  S. 
276.  277).  Die  Stelle,  wo  es  gestanden,  bezeichnete  später  ein 
steinernes  Kreuz  (Hogel,  1.  c.  8.  444).  An  seiner  Statt  wurde 
für  männliche  Sieche  bei  Ilversgehofen ,  flir  sieche  WHber  aber 
vor  dem  Schmidtstedterthore  an  der  Linderhachschon  Örenze 
ein  Siechenhans  erbaut.  —  Ein  anderer  Siechenhof  für  aussätzige 
Weiber  lag  vor  dem  Erämpferthore.  Er  wurde  eben  so,  wie 
der  bei  llversgehofen,  1553,  aU  man  sich  gegen  einen  möglichen 
feindHchen  Angriff  sichern  wollte,  abgebrochen  (ib.  S.  1067; 
Friese,  1.  c.  I.  S.  165,  11.  S.  5l8.  519). 

69.  Soldatenjustiz,  vide  Qalgun,  Nr.  24. 

70.  Stadttheater,  vide  Ballhaus,  Nr.  7. 

71.  Statthatterei,  Die,  d.  i.  das  die  Dienstwohnung 
dea  knrf&rstlich  mainzischen  Statthalters  enthaltende  Qebfiude. 
Ala  solches  diente  zuerst  das  Haus  Marktstrasse  Nr.  6,  das,  als 
diese  Verwendung  aufgehört  hatte,  die  Alte  Hofstadt  hiess, 
aber  seit  1767,  wo  das  Collegium  Amplonianum  dahin  verlegt 
worden  war,  den  Namen:  Him mclap forte ,  erhielt,  wie  dies  be- 
reits frQher,  sub  Nr.  36,  erwähnt  ist.  Die  Statthalterei  war  be- 
reite 1701  in  das  zu  diesem  Behufe  erkaufte  Haus:  Zum  stolzen 
Knecht,  verlegt,  das  mit  sieben  andern  dazu  gekauften  und  seit 
1715  von  Boyneburg  und  seinen  Amtsnachfolgern  umgebauten 
Häusern  noch  gegenwärtig  der  Regierung  zum  Sitz  dient. 

72.  Tarras  war  die  Benennung  eines  zwischen  dem  Krum- 
hause, von  dessen  Hofe  der  Platz  dazu  entnommen  war,  und 
den  grossen  Domstufen  am  Fusse  des  Severiberges  gelegenen 
Bauwerkes  (Beyer  und  Böckner,  1.  c.  S.  14l).  Es  muss  znr  Be- 
festigung gedient  haben,  da  man  unter  dem,  dem  franzSsischen 
„Terrasse"  nachgebildeten  Worte:  Tarras,  früher  einen  Erdwall 
oder  eine  Bastei  verstand.    (Adelung,  Wörterb.  Th.  IV.  Col.  914). 

73.  Trillfaaus,  vide  Galgen  sub  Nr.  24. 

74.  Universität,  Die,  vid.  Collegium  majus  Nr.  14. 

■oo^lc 


75.  Wachthftnser.  Ausser  der  für  die  Qamison  des  Pe- 
tersbergfiB  bestimmten,  noch  jetxt  vorbftndenen  Wache,  sowie 
dem  Bürgerwachtlocalfl  im  Rathhause  existirte  früher  die  Nene 
kurmain zische  Hauptwache  auf  dem  Grossen  Markte  (dem  Frted- 
rlch-Wilhelmaplatze),  nnmittelbar  vor  der  Cavate.  Nach  Erhard 
(I.  c.  S.  164)  war  sie  an  der  Stelle  errichtet,  wo  früher  die  Ca- 
Tatenfaftnachen  gestanden.  Bei  der  Regulirung  des  genannten 
'  Platzes  nach  dem  Bombardement  von  1813  ward  sie  abgebro- 
chen. —  Die  königlich  böhmische  Wache,  d.  h.  die,  welche  die 
österreichischen  Truppen,  die  bis  zur  ersten  preussischen  Besitz- 
nahme einen  Theil  der  Besatzung  Erfurts  bildeten,  inne  hatten, 
befand  sich  ursprünglich  mitten  auf  dem  Anger  (£}rhard,  1.  c. 
S.  271),  wo  sie  1669  aus  dem  Material  eines  abgebrocheneD 
Scbenkhauses  vor  dem  Johannisthore  erbaut  war  (Friese,  1.  c. 
IV.  S.  1143;  eine  Abbildung  ib.  V.  S.  2311).  Da  sie  diesen 
Platz  aber  nicht  wenig  entstellte  und  auch  dem  Verkehre  hin- 
derlich war,  so  beschloss  man,  sie  abzubrechen  nnd  in  dem 
ErdgeachosB  des  auf  der  Braudst&tte  der  Stotternheimschen  Oe- 
bände  an  der  Ecke  des  Angers  und  der  Schlösserstrasse  nm 
1792  errichteten  Hauses,  das  noch  einige  Steinbasreliefs  aus  dem 
ursprünglichen  Ban  zeigt,  eine  Wache  einzurichten  (Beyer,  N. 
Chron.  S.  250),  die  auch  so  lange,  als  sich  eine  österreichische 
Qamiaon  hier  befand,  diesem  Zwecke  gedient  bat.  —  Nachdem 
der  Htrschgarteo  angelegt,  und  an  demselben,  der  Statthalterei 
gegenüber,  ein  Wachthaus  erbaut  war,  dem  aber  arsprünglicb 
nicht,  wie  gegenwärtig,  ein  entsprechendes  Qeb&nde  auf  der  ent- 
gegengesetzten Seite  des  Hirscfagartens  gegenüber  stand,  erhielt 
solches  den  Namen:  Qrenaditrwache.  Bekanntlich  dient  dasselbe 
noch  jetzt  als  Hauptwachtlocal ,  und,  seitdem  die  Waden,  die 
bisher  an  den  Stadtthoren  einschliesslich  des  Pfärtchens  bestan- 
den, infolge  der  Entfestignng  eingegangen  sind,  sogar  als  das 
einzige  in  der  Stadt  vorhandene  Wachtgebände ,  neben  welobem 
nnr  noch  die  in  den  beiden  ehemaligen  Citadellen  and  den  Ea- 
aeman  fortbestehen.  Das  der  Wache  am  Hirchgartea  gegenfiber 
liegende  Haas  hat  nur  sehr  vorübergehend  im  Jahre  1848  der 
Bürgerwebr  als  Wachtlocal  gedient 

76.  Wage  (Die  alte).  Sie  lag  an  der  Ecke  der  Micbaelis- 
strasse  und  der  noch  jetzt  nach  ihr  den  Namen  ßihrenden  Wage- 
gasse   (Michaelis Strasse    Nr.   5J,    gegenüber    der    arsprünglicben 


^  1?§  - 

äimmelspforte.  Sie  war  1354  erbaut  (Hogel,  1.  c.  S.  792)  und 
ward  1469  durch  zwei  ehemalige  JadeohlluBer,  die  der  Rath  von 
Dietrich  von  ^er  Sachsen  erkauft,  Tergrfiesert  (ib.  S.  587).  Nach- 
dem Bojneburg  1705  das  Kaufhaus  (Hauptateueramt)  erbaut, 
wurde  1713  io  dessen  Erdgeichoss  die  neue  Wage  eingerichtet 
und  davon  das  QebSude  in  der  Regel  überhaupt:  die  Wage, 
genannt  (Falkenstein ,  Hiator.  S.  1072.  1073;  Frieae,  I.  c.  V. 
S.  1506). 

77.  Ziegelei,  Die  königliche.  Sie  lag  im  Borntbale, 
eine  achtel  Stunde  westlich  von  der  Stadt.  —  Der  ebemaligen 
Ratbsziegelei  ist  schon  oben  anter  Kr.  61  gedacht. 

78.  Zollbaus,  Das  kurmaiasiache,  stand  auf  dem 
grossen  Markte  (dem  Friedrich  -  Wilhelmtplatse)  an  dem  quer 
aber  diesen  führenden  Canale.     Es  wurde  1515  neu  gebaut,  als 

'  erzbischäfliches  Besitathum  1525  im  Bauernaufstände  demolirt, 
demnächst  jedoch  in  Gemttssheit  einer  Bestimmung  des  Hammel- 
burger  Vertrages  von  der  Stadt  1596  wieder  hergestellt  und  erst 
am  9.  October  1677  ganz  beseitigt.  (Sam.  Fritz  Chronik,  S.  1Ö6. 
Eine  Abbildung  desselben  in  Frieee's  Chronik  IV.  S.  1267,  so- 
wie in  Fritze's  Chron.  1.  c.) 

79.  Zucht-  und  Krankenhaus,  Das,  lag  in  früherer 
Zeit  am  Ende  der  Horitzgasee,  wo  sich  später  die  grosse  Peter- 
m&hle  (jetzt  Herrmannsche  Lederfabrik)  befand. 

Was  die  in  der  Stadt  vorhanden  gewesenen  Privat- 
gebftude  betrifft,  welche  durch  ihre  Qeschichte  oder  aus  son- 
stigen Ursachen  ein  Interesse  darbieten,  so  kann  ich  mich,  so- 
weit sie  nicht,  da  sie  ursprünglich  oder  wenigstens  vorüber- 
gehend einem  öffentlichen  Zwecke  gedient  haben,  schon  in  dem 
Vorstehenden  erwähnt  sind,  darauf  beschränken:  auf  HartangB 
Häuserchronik,  namentlich  deren  ersten  Theil,  bu  verweisen,  wo 
dieselben,  insbesondere  auch  die  wichtigsten  Gasthäuser  älterer 
Zeit,  die,  wenn  auch  öffentliche  Locale,  doch  immer  Privat- 
beaitzungen  waren,  ebenso  vollständig  aufgeführt  als  ausführlich 
und  gründlich  besprochen  sind,  wobei  ich  nur  das  Bedauern 
aussprechen  muss:  dass  der  Herr  Verfasser  es  unterUssen  hat, 
das  Register,  was  er  die  Güte  gehabt,  fUr  meinen  Gebrauch  an- 
zufertigen, der  Oeffentlichkeit  zu  übergeben,  und  so  zum  Gemein- 
gut EU  machen,  da  es  ohne  dieses  Uülfsmittel  schwer  ist,  sich 
in  dem  so  reichhaltigen  Werke  zu  orientiren., 

DiizMtvGoOt^lc 


-    180    - 
Wasser -Verhältaisse. 

Kor  eine  Art  von  PrivatgebKnden  scheint  auf  eine  beaon- 
dere  Erwähnung  Ansprach  machen  zu  kännen.  Es  sind  dies 
die  Mühlen,  da  dieselben  von  jeher  eine  gane  besondere  Bedea- 
tang  für  die  Öewerbsamkeit  und  den  Wohlstand  von  Erfurt  ge- 
habt haben,  und  bei  ihnen  vielfach  Veränderungen,  insbesondere 
Namenswechsel  eingetreten  sind.  Es  mfichte  jedoch  zweck- 
mässig sein,  der  Aufzählung  derselben  einige  Bemerkungen  Ober 
die  hiesigen  Wasser -Verhältnisse  im  Allgemeinen  -voraus  zu 
schicken. 

Die  mit  offenen  Wasserläufen  hergestellte  Canalisirung  der 
Strassen  und  Oässchen  der  inneren  Stadt  ist  eine  uralte,  aus 
nicht  zu  ermittelnder  Zeit  herrtthrende  Anlage,  und  war  jeden- 
falls  in  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  bereits  vorhanden.  Auf 
die  Vorstädte  wurde  solche  wohl  gleichzeitig  mit  deren  Bebaaang 
aasgedehnt. 

Bis  noch  vor  wenigen  Jahren  befand  sich  fast  in  jeder 
Strasse  Erfurts  ein  offener  Waeserlauf,  eine  Klinge,  wie  er  in 
alter  Zeit  hiesa  (Kirchhoff  Weisth.  S.  49).  Früher  waren  diese 
beinahe  sämmtlich  breit,  flach  und  in  die  Mitte  der  Strassen 
gelegt  und  bildeten  meist  den  Fahrdamm  fUr  die  Wagen.  Schritt- 
Steine  waren,  wie  bereits  oben  erwähnt  worden,  streckenweise 
Ittr  die  Fussgänger,  welche  von  der  einen  Seite  der  Strasse 
auf  die  gegenüber  liegende  wollten,  in  das  Pflaster  der  Kanäle 
eingesetzt 

Arnold  (I.  o.  S.  41)  bemerkt:  „Ueberhaupt  zeigt  die  Wasser- 
vertheilung,  vermöge  welcher  jede  Strasse,  auch  beinahe  das 
unbedeutendste  Oässchen  mit  Wasser  versehen  wird  und  die 
unendlichen  Kanäle,  die  sich  unaufhörlich  durchkreuzen,  einen 
einsichtsvollen  Hydrauliker,  der  den  Dank  der  Nachkommen 
verdient,  wenn  schon  sein  Mame  nicht  mit  Zuverläasigkeit  an- 
gegeben werden  kann."  —  Auch  die  Zeit,  in  welcher  diese  An- 
lagen geschaffen  sind,  ist,  wie  bemerkt,  nicht  genau  bekannt; 
unzweifelhaft  sind  sie  aber  im  Laufe  der  Zeit  erweitert  und  ver- 
bessert. Dass  die  erste  Anlage  in  eine  sehr  frühe  Periode  ßÜlt, 
gebt  schon  daraus  hervor,  dass  das  Wasseramt,  welches  die 
Aofsicht  darüber  zu  führen  hatte,  bereite  1291  als  besondere 
Behörde  bestanden  hat  (Hngel,  I.  c.  S.  227;   Falkenstein,   I.  c 


—    181    — 

S.  163).  1258  wurde  die  HirschUohe  durch  ein  Gerinne  in  die 
innere  Stadt  geleitet;  1355  geschah  da«  Gleiche  mit  dem  Drei- 
branne D Wasser ,  das  jedoch  nur  die  Vorstadt  durchäoss.  1342 
wnrde  von  der  Jnngfrau  Adelheid,  Schwester  des  Bürgers  Ber- 
tbotd  Job.  Ulrich,  der  den  Namen:  Bergstrom,  führende  Arm 
der  Gera  angelegt  (Friese,  1.  o.  I.  S.  120b.).  Die  betreffende 
Urkunde  ist  als  Anhang  zur  Waascrordnung  mitgetheilt. 

Schon  ein  russischer  Patriarch,  Grieche  von  Geburt  ond  in 
Italien  gebildet,  der  1435  bis  1438  durch  Deutschland  nach  Ita- 
lien sog,  erklärt,  wie  EaramsiD  in  seiner  Geschichte  von  Buss- 
land (Tb.  V.  8.  229)  berichtet,  in  dem  über  diese  Reise  golUhr- 
ten  Tsgebache,  nachdem  er  bemerkt:  dass  Erfurt  wegen  eeiner 
Bin  wohner  zahl,  seiner  trefflichen  steinernen  Gebäude  und  seinea 
Reichthums  an  Waaren  aller  Art,  unter  allen  Städten  Deutsch- 
lands hervorrage,  dass  doch  die  grösste  Merkwürdigkeit  seine 
kunstreichen  Wasserleitungen  bildeten,  mittelst  deren  das  Was- 
ser mehrfach  über  einander  weg  geführt  werde.  (Allgem.  Thü- 
ringische Gartenzeitung.  £rf.  1842  Nr.  1;  Hom,  I.  c.  S.  146).  -*• 
Auf  der  anderen  Seite  war  aber  auch  Erfurt  durch  die  Schwie- 
rigkeiten  und  Unbequemlichkeiten,  welche  durch  diese  Anlagen 
dem  Strassenverkebre  erwachsen,  dereinst  in  der  Fremde  be- 
rüchtigt. 

Die  Länge  jener  Kanäle  innerhalb  der  Stadt  betrug  4947 
Rathen;  81  Schützen  oder  kleine  Schleussen  waren  in  ihnen  vor- 
handen, welche  theils  dazu  dienten,  bei  einer  Feuersbrunst  daa 
Wasser  aufzustauen,  theils  es  ans  einer  Strasse  in  eine  andere 
zu  führen.  Viele  jener  Kanäle  sind  seit  der  Mitte  des  18.  Jahr- 
bnnderts  schmäler  gemacht,  aus  der  Hitte  an  die  Seiten  der 
Strassen  verlegt,  auch  bedeckt  worden,  wo  sie  dann  selbstredend 
wenigstens  dem  erstgedachten  Zwecke  nicht  mehr  dienen  konn- 
ten. Gegenwärtig  sind  sie  jenes,  wenn  sie  nicht  gans  caasirt 
worden,  beinahe  s&mmtlichj  offene  Kanäle  besitzt  Erfurt  zur 
Zeit  nur  noch  sehr  wenige. 

Die  grosse  Zahl  und  die  Verzweigung  in  dar  Leitung  jener 
Wasserläufe  ist  früher  als  eine  besondere  Merkwürdigkeit  von 
£rfurt  angesehen,  und  hat  zu  einem  s.  g.  Wahrzeichen  desselben 
Anlass  gegeben, 'was  darin  bestand:  dass  die  Gewässer  sich 
secbsmal,  vorher  sogar  siebenntal,  kreuzten,  ohne  sich  zu  ver- 
einigen, was  dadorch  erreicht  ward,  dass  ein  bölzerses  Gerina« 


^  i8ä  - 

den  eiaen  Wasierlauf  Über  einen  anderen  binttberfUhrte.  Die 
Stellen,  wo  eine  solche  Kreuzung  stattfand,  waren  nacbBtebende. 
Eb  ging 

1.  du  gflsammelte  DreibnuioenwaBaer  beim  PfÜrtchen  Ober 
den  FoBtungBgraben ; 

2.  die  HirBchl&che  bei  dem  KartbSuaerBtege  in  dem  b.  g.  Oe* 
rinne  über  die  Wilde  Gera; 

3.  d»B  aus  einer  Ansabl  von  Strasseokanftlen  wieder  su- 
Banamengefloaeene  WaBser  oberhalb  der  grosBOD  Petermfible 
über  den  linken  Ann  des  BreitstromB; 

4.  ein  Shnlicher  Kanal  neben  der  KrSmpferbr&cke  Über  die 
Wilde  Gera; 

5.  ein  gleicher  in  der  Bahnhofstrasse  Über  die  Hirschlaclie ; 

6.  ein  ähnlicher,  aus  dem  Garten  des  ehemaligen  Neuwerks- 
klosters  kommender,  in  der  LiliengasBe  über  einen  ans  der 
Hirschlache  abgeleiteten  Kanal  ; 

7.  das  vom  Steiger  herabkommende  Wasser  in  der  Nfthe  des 
LOberthores  Über  den  Festangsgraben. 

Daan  kam  noch  aaaserhalb  der  Umwalinng  unfern  des 
BrllhlerthoreB  in  einer  steinernen  Einfassung  die  UeberftlhmDg 
des  BergBtromos  über  den  Festungsgraben. 

Hiervon  existiren  gegenwärtig,  nachdem  in  neuester  Zeit 
die  unter  1)  aufgesählte  Ueberf&hniiig  bei  Qei^enbeit  der  Er- 
hannng  einer  Fahrbrflcke  fUr  die  Strassenbahn  neben  dem  Pfbrt- 
chen  cassirt  worden,  nur  noch  die  unter  2)  und  4)  aufgeführten. 

Als  Bweites  Wahrzeichen  fllr  Erfurt  galt:  dass  sich  daselbst 
eine  steinerne  BogeobrUcke  befand,  von  welcher  aus  man  das 
darunter  hinfliessende  Wasser  nicht  sehen  konnte.  Es  war  dies 
die  auf  beiden  Seiten  mit  Häusern  besetzte  Krämerbrücke. 

Die  verschiedenen  Arme,  in  welche  die  Gera  sich  tbeüt,  die 
Art,  wie  dieselben  sich  trennen  und  wieder  voreinigen,  kann 
ich  als  bekannt  voraussetzen,  auch  sind  solche  in  jeder  etwas 
ausführlicheres  Topographie  von  Erfurt  geschildert,  so  von  Ar- 
nold, 1.  o.  S.  34—47;  Erbard,  I.  c.  S.  154—157;  Hom,  Zar  Cha- 
rakterisirung  der  Stadt  Erfurt,  S.  146—148. 

Mur  einige  eingetretene  Verändemngeo  and  ausser  Gebrauch 
gekommene  Namen  mögen  hier  au^efUhrt  werden. 

1.  Die  Bonifacinsquelle  (Fona  S.  Bomfaoii)  beüuid 
4ieb  im  BrBhle. 


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-    148    - 

3.  Brtlckengraben  oder  Brühlergrabeo  hieiB  der 
Theil  des  FestnngsgrabenB  Tom  Eintritt  des  Bergstronas  in  die 
Stadt  beim  BrUblertbore  bis  za  den  Sohutzthflrnien.  Er  ward 
1881  zageicbattet. 

3.  Cyriaciqaelle,  St.,  in  den  Freizinsregistern  erwähnt, 
weil  Weinberge  an  ihr  lagen.  Unzweifelhaft  befand  sie  eich  am 
Cjriaxberge,  und  ist  mit  der  jetzt  gewöhnlich  G-eBtmdheitsqaQlle 
genannten  identisch,  die  auch  in  der  Äbhaadlnag  Über  aie  von 
Bilta  von  1826  den  Namen:  CTriax- Quelle,  fQhrt  (Hörn,  1.  c. 
S.  55). 

4.  Elfgemeindewasier  war  die  Benennnag  des  Ans- 
flosaes  des  aus  dem  Falllocbe  kommenden  Kanals  in  die  Qera. 

5.  Engelborn,  Der,  befand  sich  in  der  Feldmark  des 
ehemaUgen  Dorfes  Nenses. 

6.  E  e p i  c h  (Espe  oder  Eepecum)  ist  der  nreprflngliche 
Name  des  Flassarmes ,  der  gegenwärtig  Eabacb  genannt  wird. 
Er  hatte  seinen,  bereits  in  dem  Freizinsregieter  von  1293  vor- 
kommenden Namen  voq  den  Eapen,  von  denen  er  eingefasst  war. 

7.  ,^aulloch  ancb  VoUooh,  im  17.  Jahrhundert  Falloch 
genannt,  war  «in  vom  Rstbe  1342  angelegter,  mit  dem  swiscben 
der  Mittel-  and  Kapferbammermtihle  abgezweigten  Wasser  des 
Bergstrom es' gespeister,  beim  vermauerten  Lsuenthore  anter  der 
elten  Ringmauer  hinwef^efUhrter  Canal  (Graben),  um  die  Stras- 
sen der  Gemeinde  S.  Severi  mit  fliessendem  Wasser  an  ver- 
sehen nnd  das  in  den  Gemeinden  S.  Andrea,  Servatii,  Georgli 
und  Mauritii  bereits  vorhandene  an  verstärken.  Ursprünglich 
war  dieser  Canal  von  seinem  Anfange  bis  fast  zum  fistticfaen 
Ende  der  Lauengasse  oben  offen  und  nur  bei  dem  Aufgange 
zam  Peterskloster,  wo  eine  Terrainerhebung  dies  nicht  gestat- 
tete, entweder  Qberwölbt  oder  mit  Steinplatten  belegt  und  mit 
Erde  beschtittet.  Seit  der  Anlage  des  Juliusgrabens  (1478  und 
1479)  zwischen  dem  äusseren  Bröblerthore  nnd  dem  Lauenthore 
trat  eine  Aenderung  in  sofern  ein,  als  nnn  der  westliche  Theil 
des  Canals  in  dem  neuen  Bofcstigungsgraben  aufging,  welcher 
vermittelst  der  neben  dem  grossen  Brllhlerthorthurme  angelegten 
Schleusse  sein  Wasser  aus  dem  Bergstrome  empfing  und  dieses 
bei  dem  Lauenthore  in  den  in  der  Lauengasse  offen  bleibenden 
alten  Canal  abgab;  dieser  wurde  erat  bei  der  Anlage  des  hier 
»ehr  steilen  Glacis  der  seit  16(>4  begonnenen  Citadell-BefestigaDg 


.C.ooj^Ic 


-     184    — 

äes  Ffltersberges  Überwölbt  und  mit  Erde  bescbttttet."  Beyer 
und  Böckner,  I.  c.  S.  218.  —  Das«  neuerdings  sowohl  das  Fall- 
locb  selbst,  wie  die  aas  ihm  gespeisten  Strassenkanäle  beaeitig:t 
worden  sind,  ist  bereits  erwähnt  worden. 

8.  Forellenbach  ist  ein  Name,  den  in  fi-Uberer  Zeit  der 
Abäuas  des  DreienbrannenwasaarB  geführt  hat 

9.  Friedbergsteißh,  Der.  Er  lag  im  Brüble  hinter 
dem  Martinskloster  und  gehörte  nebst  einem  bei  ihm  befindlichen 
Baumgartea  und  einem,  die  Fropstei  genanoteo  Hauae  dem  Se- 
veriatifte.    (Hogel,  I.  c.  S.  673;  Friese,  1.  c.  I.  S.  28.) 

10.  Hanegraben  hieas  der  unterhalb  der  KarthäuBermühle 
sich  abzweigende,  den  Karthäusergraben  mit  der  Gera  verbin- 
dende Wasserlaof.  —  Ein  anderer  Hanegraben  ging  trüber  unter- 
halb der  NenwerksmUble  vom  Walkstrome  ab,  beim  Theater- 
garten vorbei  und  mSndete  beim  Burgstege  in  die  Wilde  Gera. 
Das  Wort:  Hanegraben  oder  Angraben,  ist  ein  Frovineial- Aus- 
druck ftlr  unbenutzt  abflieasendea  Malilwasser. 

11.  Herrengraben,  Der,  befand  sich  in  der  Nähe  dett 
Neuwerkaklosters  beim  Ffortstege  (Friese*,  1.  c.  I.  S.  637). 

12.  Hörlache,  Die.  Dieser  Name  findet  sich  in  der  be- 
kannten für  die  Geistlichen  des  Severistiftes  ausgestellten  Ui^ 
künde  des  Erzbischofs  Adalbert  I.  von  11.33:  „Ortes  illos,  qoi 
siti  sunt  inter  duoa  finvios  Qeraham  et  Crislacham  a  ponte  illo 
qui  ad  introitum  eorum  ortorum  factus  est,  usque  ad  locum  illum 
qui  vocatar  Horlacba."  Bezieht  sich  dies,  wie  nicht  zu  bezwei- 
feln ist,  auf  das  Hirschbrtlhl  und  haben  die  beiden  Scheitel  des 
Dreiecks,  aus  welchem  dies  besteht,  die  Gera  und  die  Hirscb- 
lache  gebildet,  so  kann  die  dritte  Seite,  die  üorlache,  nur  die 
jetzt  von  der  Wilden  Gera  eingenommene  Linie  zwiachen  der 
WilbelmsbrUcke  und  dem  Gerinne  sein.  Daas  wir  es,  trotz  des 
etwas  bedenkliehen  Ausdrucks :  locua,  mit  einem  Gew&aser  hier 
SU  thun  haben,  ergiebt  der  zweite  Theil  des  Namens  gani  oo- 
zweifelbaft,  da  das  Wort:  Lache,  ein  kleineres  stehendes  Ge- 
wässer bedeutet  (Giimm ,  Wörterb.  VL  Col.  13).  Ea  gebt  also 
hieraus  lediglich  hervor:  daas  das  Bett  der  Wilden  Gera  damala 
noch  nicht  zu  einem  ununterbrochenen  und  fiiessenden  Wsaser- 
lauf  regulirt  war,  sondern  mehr  einen  morast-  und  pfützenartigen 
Charakter  hatte,  auch  noeh  nicht  den  gegenwärtigen  Namen 
ßÜirte.    Auf  jenes  deutet  denn  auch  der  erste  Theit  dw  Wortes 


.Cooj^lc 


—    186    — 

Boriftobe,  d»  Hör,  Bore  im  Altdeatsahen  einen  kotbiges  Bodeq 
bedeutet  (Grsff,  Ältbocbdeutacher  Sprachschatz  IV.  S.  1000} 
liexer,  I.  c.  S.  74).  —  Wenn  UbrigeoB  MicheUen  (Der  Mainzor- 
bofj  S.  5)  die  Namen  Horlache  und  HirschbrUhl  identificiren  wilt^ 
so  steht  ihm  offenbar  die  Fassung  der  Urkunde  nicht  zur  Seite, 
wonach  der  eratere  nur  eine  der  Grenzen  dee  in  Bede  atehea- 
den  Grnndetllckg,  aber  nicht  dieses  selbst  bezeichnet,  ebes  so 
wie  derselbe  sicher  irrt,  wenn  er  in  der  Grislache,  welchen  Ka- 
men er  der  Krümmangen  wegen  von  Kreis  herleitet,  den  jetsigen 
Walksti-om  erkennen  will.  E»  kann  kaum  einem  Zweifel  unter- 
liegen: dass  unter  der  Crislache  der  jetzt  Hirachlache  genannte 
Arm  der  Gera  zu  verstehen  sei. 

13.  Jobannisgraben  hiess  der  FestungBgraben  vom 
KrSmpfortbore  bis  zur  Schmalen  Gera.    Er  war  1375  angelegt. 

14.  Königagraben  wurde  der  Theil  des  Featungsgrabens 
zwischen  der  Wilden  Gera,  da  wo  der  Gerbergraben  von  ihr 
abgeht,  und  der  Schmalen  Gera  genannt.  £r  ward  gleichfalls 
137Ö  angelegt. 

15.  Königsgraben,  Kleiner,  wa.r  die  Benennung,  wel- 
che der  Festnngsgraben  zwischen  der  Karthfiuser  SchleuBse  und 
den  Schutztbürmen  flihrte.  Er  hatte  seinen  Namen  davon:  dass 
König  Gustav  Adolf  ihn  1632  hatte  anlegen  lassen.  Er  ist  1882 
zugeschüttet. 

16.  Kirslache  oder  Kirschlache  (Eirslaca,  Kriechende 
Lache),  auch  Gerslache  (Lache  der  Gera)  genannt,  ist  der 
jetzt  den  Namen:  Hirachlache,  führende  Wasserlauf.  Er  kommt 
schon  in  einer  Urkunde  von  1133  vor  und  wurde  laut  einer  im 
Domarchive  befindlichen  Urkunde  vom  12.  December  12&8  in 
diesem  Jahre  und  nicht  erst,  wie  gewöhnlich  angenommen  wird, 
im  Jahre  1322,  über  das  Kartbäuser  Gerinne  durch  den  Wasser- 
tburm  in  die  Stadt  geleitet.  Als  Brücke  eingerichtet  wurde  die- 
ses 1422.  Ueber  die  Bedeutung  des  Namens:  Kirslache,  ist  be- 
reits  früher  gesprochen  worden. 

17.  Lauengraben,  der,  1426  und  1434  eur  Deckung; 
der  Brühler •  Vorstadt  angelegt,  vom  BrUhlerthore  bis  an  das 
Lauentlior  am  Fusse  des  Petersbergee  hinführte,  erhielt  später 
von  der  an  ihm  liegenden  Juliusburg  den  Namen:  Juliusgra- 
ben. Er  hatte  seinen  Abfluss  durch  das  Fallloch  und  ist  in 
neuerer  Zeit  in  Fol^e  der  Anlage  der  Tjl9wehrfabrik  tbeilweUo 


:.C()OJ^IC 


VersoliUttet.  Es  tag  an  ibm  ein  1413  erlwiiter  Olockentburm. 
Die  Sohleasae,  die  sich  swiachen  ihm  und  dem  FalUochgnben 
be&nd  und  gleichzeitig  mit  ihm  erbaat  war,  trag  den  Namen: 
Neue  Sorge.  Den  Namen  Lanengraben  fUhrte  aber  aucb  ein 
in  einen  Lustgarten  umgewandelter  trockener  Graben  zwischen 
dem  inneren  Andreasthor  and  dem  die  Katze  genannten  Befa- 
■tigongswerk. 

18.  Liodengraben  biesa  der  Stadtgraben  von  dem  fiuiie- 
ren  Moritzthore  bis  Aber  dae  Johannistbor  hinaas  in  die  Gegend 
des  grossen  Hospitals.  Er  war  1432  angelegt,  hatte  seinen  Nar 
men  von  den  an  seinem  Ufer  stehenden  Linden,  die  aa  ihrer 
Zeit  eine  Zierde  der  Stadt  bildeten  and  als  Froii)enade  dienten. 
(Hogel,  l  c.  8.  516.) 

19.  Milohqnelle  (fons  lactis)  befand  sich  auf  dem  Gra- 
den bei  dem  Haase  com  rotben  Löwen. 

30.  Horitzgraben  war  die  Benennung  des  Festungsgra- 
bens vom  Horitzbogen  um  die  Bastion  Moritz  hemm  bis  zam 
Andreastbore.  Er  war  1640  von  den  Schweden  angelegt,  wurde 
aber  1642  verlegt,  weil  er  dnrcb  den  Umbau  des  Uoritswehrea 
in  das  Oberwasser  gekommen  war.  Neuerdings  ist  er  in  Folge 
der  Entfestigung  und  der  Bebauung  der  (hegend  vor  dem  An- 
dreastbore grossentbeils  sugeschtlttet. 

21.  Schalleune  hiess  der  Abfluss  der  in  den  Dreien- 
braunen  entspringenden  Quellen  ^  von  denen  die  erste  von  der 
Steiger  Strasse  aas  den  Namen:  der  Grosse  Brunnen,  die  zweite 
den:  der  Henkersbrannen,  fUhrte.  Er  trat  beim  nachherigen 
Pförtoben  vermittelst  des  nenerdings  beseitigten  Gerinnes  in  die- 
selbe nnd  mündete,  nachdem  er  die  KartbSueer-  und  die  Löber- 
strasse  durchflössen,  in  die  Gera.  Er  war  1355  in  die  Stadt  ge- 
leitet, trug  seinen  Namen  von  der  bereits  in  dem  Artikel:  Klopf- 
oder SchaUeunergasse  besprochenen  ScbaQeuaem,  deren  Eigen- 
tbum  er  war  nnd  die  ihn  zu  ihrem  Gewerbebetrieb  benutsten. 
Härtung  sagt  (Bäuserobron.  IT.  S.  29):  „Die  Schalleuner,  auch 
ZOcbner  genannt  (WoU-  und  Teppichweber),  in  der  Lfibervoi- 
Stadt,  hatten  föhlbaren  Mangel  an  zu  ihrem  Geschäfte  uoentbehr- 
liebem  Wasser.  Sie  vereinigten  sich  deshalb  im  Jabre  1355  ond 
banten  in  der  Gegend  der  Milchinsel  ein  Flussbett  zur  Aufnahme 
des  Brunnenwassers,  leiteten  dasselbe  beim  Pförtchen  in  die  tief 
gelegene  Stadt  bis    vor   das  Lfibertbor  an  ihren  Behaosangen 


—    187    — 

vortlbör.  Noch  beate  fUhrt  der  WasaerUuf  an  der  Milchin§el  im 
Hände  des  Volkea  den  Namen  Scholleuenfluss."  Dass  er  auch 
den  Namen:  Forellenbacb  geführt,  ist  bereits  oben  erwilbnt 

32,  SchneliewasBer,  Das,  kommt  in  dem  Freizina- 
regieter  von  1360  als  vor  dem  Jobannistbore  belegen  vor.  Mög- 
licherweise ist  darunter  der  jetzt:  Qerborgrabon,  genannte  Arm 
der  Gera  zu  versteben. 

23.  Scbnittloohgraben  ist  die  Benennung  eines  Za- 
flusses,  welchen  die  Gera  oberhalb  des  Esbachwehres  von  der 
rechten  Seite  her  erböt  (Hom,  L  c.  S.  147). 

24.  Schnödeigraben  lag  im  Brühte  hinter  dem  Uartins- 
kloBter  und  stand  in  Verbindung  mit  dem  Zafluase  des  Faillochs. 

25.  Schupphenborn,  Schappbenborn  oder  Schop- 
penborn. Er  befand  sich  in  der  Nähe  der  Allerheiligeokircfae 
an  der  Gasse:  Unter  den  Scbwertfegem.  Neben  ihm  tag  u.  a. 
das  Haus  „zur  nackten  Magd". 

26.  Schwarzegraben,  Der,  heisst  ein  Seitenarm  der 
Gera,  welcher  der  stfidtiachen  Flussbadeanstalt  gegenüber  von 
dieser  abgeht  und    zusammen   mit  jener  eine  kleine  Insel  bildet. 

27.  Stadtgraben  biess  der  Wallgraben  von  der  KarthSu- 
ser  Scbleusse  bis  zum  Scbmidtstedterthore.  Er  entstand  nach 
und  nach  seit  1375. 

28.  Statth&ltereigraben,  Der,  fUbrte  von  der  Breit- 
Btromscbleusae  nach  dem  inneren  Brühlerthore.  Er  wurde  später 
zugeschüttet.  Gegenwärtig  beBndet  sich  daselbst  ein  Theil  des 
Brüblerfriedhofes. 

Wählen. 

Schon  in  sehr  irüher  Zeit  hat  sich  die  hiesige  Bevölkerung 
mit  Eifer  der  Mühlen-Industrie  zugewendet  und  in  Folge  dessen 
die  Notbwendigkeit  herausgestellt,  durch  eine  besondere  Müblen- 
ordnung  Bestimmungen  über  die  Verhältnisse  der  an  der  Gera 
und  der  Hirsehlache  befindlichen  Mühlen  zu  treffen ,  sowie  eine 
deren  Befolgung  überwachende  Behörde,  das  Wasseramt,  einsa- 
aetzen^  das,  wie  oben  erwähnt  ist,  schon  im  Jahre  1291  existirt 
bat  (Falkenstein,  Historie  S.  163).  Es  gab  damals  schon  23 
Mühlen  hier.  Das  1332  verfasste  Bibrabfichlein  gedenkt  derer  13 
am  Breitstrome  und  6  am  Bergstrom,  au  welchen  aber  noch  die 
Hühleo  an  der  Birsohlache,  deren  Zahl  nach  der  alten  Wasserord- 


—    188    — 

Dung  7  betrag^  naä  ua  dem  Walkatrome  traten  (Eirchhoff  Weil 
tbfimer  S.  121).  Im  Jahre  1437  gab  es  io  Erfurt  und  der  dasa  ge- 
hörigen Flur  38  Mühlen.  Eh  waren  dies  die  Petennüble  vor 
dem  Horitzthore,  die  Steintnühle  bei  St  Moritz,  ihr  gegenüber  die 
Weidenmttble ,  die  Furtbmühle  bei  dem  grossen  Collegiam,  die 
Qrafen-  oder  Schildchensmühle  bei  den  Schillingen,  die  Mühle  aof 
dem  MUhlhofe,  die  auf  dem  Wenigenmarkte ,  die  Coller-  oder 
Schönemühle  gegen  die  SchlössergaBse,  die  Martins-  oder  Hirscb- 
geusmUhle  auch  bei  dem  Langenstege,  die  grüne  ScbildsmQhle 
neben  der  Langenbrücke,  die  Rabenmühle  Über  der  Langenbrücke, 
die  Sackpfeifen-  oder  Bürgermühle  an  der  andern  Seite  der  Lan- 
genbrücke,  die  Frohnbackbausmühle  hinter  dem  Stifte,  die  Main- 
zische  Mühle,  die  Wesers-  oder  Cnsererhermmühlc  im  Brühl, 
die  Cjriaicmühle  unter  der  Borg,  die  Karthänsermühle,  die  Wen- 
dclfrennduühle ,  die  Weidemantumühle,  die  Köoigsmühle,  die 
Schobersmühle  —  diese  vier  letzten  liegen  vor  dem  Johanni»- 
thore  — ,  die  Klippmühle  in  der  SchmidtstedterstraBse,  die  Mübl- 
gassenmUhle  und  die  Storzmühle,  welche  24  Mühlen  unter  dem 
Wasseramte  standeuj  sodann  4  Oelmühlen,  über  die  der  Qe- 
richtsscbnltfaeiss  zu  richten  hatte  and  die  sftmmtlicb  an  der 
Hirschlacbe  lagen:  in  der  Mühlgaese  auf  dem  Anger,  in  der 
Mühlgaese  auf  dem  Johannisgraben  (die  Hailigegrabesmühle), 
in  der  Erämpferstrasae  und  vor  dem  Johannisthore.  (Wasser- 
buch, pag.  76;  Hegel,  I.  o.  S.  519;  Friese,  I.  c.  S.  88  u.  197a}. 

Das   älteste  noch   vorhandene  Aufdingnngsbuch   der  Müller- 
inoang,  das  von  1580,  zählt  nachstehende  Mühlen  auf. 
Auf  der  Breiten  Gera : 

Die  Mülle  zum  Raben  —  zum  Grün  Schilte  —  vor  der 
SchlSsaergassen  —  bei  St.  Märten  vor  den  Laogenstegen  —  aaf 
dem  Wenigenmarkte  —  aufm  Mölhoffe  —  auf  dem  Schillichen 
(Schildchen)  —  auf  dem  fordt  hinder  dem  Collegio_  (die  Furth- 
mühle)  —  die  We^denmüll  —  die  stein  Müll  —  die  Feter  Müll 
—  die  Regeler  Müll. 

Auf  dem  Burckwasser  (Bergstrom): 

Die  Esels  Müll  —  Wesers  Müll  —  die  Müll  hinder  S-  Merd- 
ten  im  Bruell  —  die  Menseben  Moell  (Mainzer  Mtthle)  —  die 
Pfrum  (Frobn)  Backhaus  Muell  —  die  Bürger  Muell. 

Die  Carteasor  Muell  —  die  Neuwe  Werckisoh«  Muall  — 
die  Kiep  Huell  — 


Dictzedby  Google 


—    189    - 

Die  Mfillen  auff  der  Schmalen  Gera 

Die  Itfuell   zwiachen  dem  JohaDnesthore  ■ —  die  Linde  Mnell 
—  die  Muell  vor  dem  Monte  Thore.     Stortzmuell. 
Die  Mueien  auff  der  Kirscblachen 

Die  Muell  in  der  Muelgasssn  auff  dem  Anger  —  die  MueD 
bej  dem  Krempfe  Thore  —  die  Muell  bey  dem  Johana  Thore 
auf  der  KtrHchlachen. 

Dies  sind  gleichfalls  28  Milhlei;]. 

Im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  hat  es  nach  Friese  (1.  c. 
S.  4e)  20  Mahl-  and  3  Malzmühlen  mit  83  OSngen,  10  Oel-,  5 
Schleif-,  2  Schneide-,  1  Polier-,  2  Pulver-,  2  Walk-  und  2  Pa- 
pier-, überhaupt  bIso  53  Mühlen  in  Erfurt  gegeben. 

1802  betrug  die  Anzahl  der  Mahl-,  Schneide-,  Papier-  und 
OetmühloD  33,  zu  denen  noch  2  Pulverm üblen ,  1  Glatt-  und  1 
Lohmühle  traten,  die  1799  und  \S00  angelegt  waren,  so  dasa 
sieb  die  Gesammtzahl  auf  37  erhöhte. 

1840  war  diese  Zahl  bis  auf  31  heruntergegangen.  —  Gegen- 
wärtig sind  in  der  Stadt  und  im  städtischen  Weichbilde  ein- 
schliesslich einer,  in  eine  Fabrik  verwandelten,  der  Grossen- 
petermühie,  32  vorhanden;  ea  ist  aber  mit  Bestimmtheit  anzn- 
nehmen:  dass  in  Folge  von  Verbessernngen  in  der  Construction 
bei  vielen  von  ihnen  dieselben  in  der  Leistungsfähigkeit  die  frü- 
here grössere  Zahl  noch  übertreffen. 

Die  Mühlen,  welche  entweder  überhaupt  nicht  mehr  existi- 
ren  oder  doch  in  ihrer  Benennung  Veränderungen  erlitten  haben, 
sind  nachstehende. 

1.  Bergmühle  hiess  früher  die  am  Bergstrom  in  der  Pe- 
tersgaese  gelegene  Mühle,  welche  jetzt  Fr ohn backhau smühle  ge- 
nannt wird.  Sie  ist  wohl  die  nämliche,  welche  in  dem  Freizins- 
register von  1293  als  „molendinum  canon.  S.  Marie  retro  S. 
Severi  montem  in  angulo"  bezeichnet  ist. 

2.  Bürgermfihle  (Neue)  oder  der  Bürger  Mahlgut, 
auch  HalbemBhle,  sowie  die  Muble  vor  der  Langen- 
brücke  genannt,  war  die  frühere  Benennung  der  Sackpfeifen- 
mühte  am  Bergstrome  bei  der  LangenbrUcke  und  der  Stunzen- 
gasse  (Härtung,  1.  c.  I.  S.  5^).  In  den  Freizinsregistem  von 
1359  u.  s.  w.  kommt  sie  als  „molendinum  apud  long,  pontem  ex 
opposito  salicti"  vor.  Der  Rath  befand  sich  bereits  in  der  Mitte 
des   13.   Jahrhunderts  in  dem   Besitze   beider  HalbmQblen,    diQ 


C(X>J^lc 


—    19«    - 

von  Ibra  zu  dem  Zwecke  erworben  waren,  einen  Theil  itiret 
Hthlwsiseri  zur  Bewässerung  der  Straieen  auf  der  linken  Oera- 
■eite  Termittelst  offener  Kan&le  au  verwendeii  (Beyer  and  Bfick- 
oer,  aeioh.  der  Stiftskirche  B.  M.  V.,  S.  216).  AI«  der  Rath 
1394  die  eine  Halbm&hle  an  Walter  Kerlinger,  der  die  andere 
schon  längere  Zeit  als  dessen  Leben  inne  hatte,  verkaufte,  wurde 
auch  die  vorgedachte  Benutzung  des  Mahlwassers  vorbehalten 
(Eirchhoff  Weisth.  S.  121  Änm.  387).  Dieser  Umstand  scheint 
aach  daan  Veranlassung  gegeben  zu  haben :  dass  deninftchat  die 
eine  halbe  Udhle  ganz  beseitigt  wurde. 

3.  Cyriax-  oder  Eselsinühle.  Sie  lag  am  Bergstrome, 
nnfem  des  äusseren  Brühlerthores.  Der  Rath  kaufte  sie  1478 
and  liess  sie  damals  abbrechen.  Sie  ward  jedoch  an  einer  et- 
was anderen  Stelle  wieder  hergestellt.  Nachdem  sie  aber  1623 
abgebrannt  war,  wurde  sie  nicht  wieder  aufgebaut  —  Es  ist 
dies  wohl  die  M&hle,  welche  in  dem  Bibrabüchlein  (vid.  Kirch- 
boff  Weisthüm.  S.  80)  als  „molendinum  extra  muros  in  Prurali 
prope  molendinum  illorum  de  Elrich"  genannt  ist.  In  späterer 
Zeit  stand  an  der  Stelle  ein  Holzhof- Wärterhans. 

4.  Die  DieblmUbte  in  Wenden  Martin  Bachmann s, 
nennt  dieselbe  Doroinikus,  1.  c.  I.  S.  21,  blos  Diblm&ble,  Arnold, 
L  0.  S.  43.  Sie  lag  oberhalb  der  Schobertsmtlbte ,  ist  also  wohl 
die  Moble,  die  jetzt  die  Nürnberger  Mühle  heisst  und  wahr- 
scheinlich die,  welche  in  dem  MUhlenverzeichnisse  von  1437  als 
WendelfrenndsmQhle  vorkommt  Sie  hatte  zwei  Mahlgänge  aod 
einen  Oelgang. 

5.  Elricbmilhte  (Elrici  molendinum  in  pinrali)  lag  im 
BrBble.  Sie  fUhrte  ihren  Namen  von  dem  ersten  Besitzer,  hat 
aolcben  aber  auch  später  beibehalten,  da  sie  unter  ihm  in  den 
Freiainsrepstem  von  1325 — 1378  vorkommt  (cfr.  auch  Nr.  3). 

6.  Eselsmahle,  vid.  Cyriasmühle,  Nr.  3. 

7.  GrafenmUble  bei  den  Schillingen  kommt  in  dem 
MUhlenverzeichnisse  von  1437  vor  and  ist  nnzweifelhafl  die 
jetzige  (Rothe)  SchildmQble  in  der  Schildgasse. 

8.  HalbemUble,  vid.  Biirgermable,  Nr.  2. 

9.  Handwerksmüble,  Die,  lag  am  Walkstrome,  da  wo 
jetzt  das  Haus  Bui^gasse  Nr.  2  a  steht 

10.  Heiligemühle,  Heilangt-  oder  Unterpapier- 
mllhle    (Dominikas,  1.  c.  I.  S.  21;  Arnold,  I.  c.  S.  44).     Sie 


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-    ISl    - 

tnau   nntcrhalb    der   gegeawtlrtigen    Steinbrflcksm&lile    gelegen 
b«beD. 

11.  UirscheoB*,  Rotbehirsch-  oder  Martinsmttble 
iBt  die  an  der  Neuenstrasse  belegene  Htihle,  die  jetst  Menemfible 
oder  Kunstmühle  beiaat. 

12.  HospitalmUhle  (Molendinum  bospitalente 
quod  situm  est  in  Owa).  Im  Bibrabücblein  (Kirohboff  WeisthUm. 
S.  121)  wird  ftU  die  unterste  an  der  Gera  belegene  Hüble  die 
HospitalniUhle  in  der  Aue  genannt.  In  der  WasseTOrdnang  beisat 
sie:  die  niedere  Weidenm&hle  jenseits  IlversgefaofeD.  Sie  wird 
also  wobl  in  der  Gegend,  wo  siob  gegenwärtig  die  TeicbmaDD- 
sclie  Cichorienfabrik  befindet,  gelegen  haben  nnd  ist  keinesfalls 
identisch  mit  der  jetzigen  Hospitalmühle,  die  Hoapitalplata  TSt. 
15  an  der  Wilden  Gera  liegt. 

13.  Eesemargmühle  (Molendinum  qaondam  dicti  Eese- 
marg)  kommt  im  Bibrabüoblein  als  die  oberste  der  am  Breit- 
strome belegenen  MUhlen  vor  (Eircbhoff  WeistbUm.  S.  121)  and 
muss  daher  die  jetzige  Rabenmüble  gewesen  sein. 

14.  Kirscblacbmfible  auf  dem  Stein  beisst  jetzt  Jo- 
liannissteinwegmOhle  (cf.  Nr.  38). 

15.  Enopfmable,  vid.  Porzellanmahle,  Nr.  SO. 

16.  EönigBm&hte,  in  dem  Milhleoverzeichnisse  von  1437 
erwähnt  Ihre  Lage  ist  nur  so  weit  bekannt,  dass  sie  za  den 
vor  dem  Johannisthore  belegenen  Mühlen  gebort  bat.  Vielleiobt 
lag  sie  am  Kfinigsgraben  und  hat  davon  ihren  Namen  geßlhrt 

17.  Ledermüble  ist  eine  Benennung,  welche  frQber  die 
8.  g.  NtlmbergermUble  am  Gerbergraben  geflthrt  hat.  Sie  wurde 
1664  von  den  kurmainziscben  Trappen,  als  dieselben  zur  Bela- 
gerung der  Stadt  schreiten  wollten,  niedergebrannt  (Friese,  1.  o. 
IV.  Anh.  S.  29). 

18.  Lindenmtthle,  Alte,  jetst  Storchsmüble ,  Jobannis- 
flur  Nr.  4,  an  der  Schmalen  Gera.  Sie  wurde  1762  cor  HaU- 
mUhle  eingerichtet. 

19.  LobmUhle,  vid.  Pulvermühle,  Innere,  Nr.  31. 

20.  Mainzer  hofmühle.  Sie  lag  am  Bergstrom  am  Ende 
der  Mainzerhofinühlgasse,  wurde  1668  Seitens  des  HilitSrfiactu 
behufs  Errichtung  der  Gewebrfabrik  kAuflich  erworben  und  1859 
abgebrochen,  wobei  die  Wasserkraft  zum  Betriebe  einer  Turbine 
für  die  gedachte  Fabrik  Anwendung  fand. 


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-  m  - 

dl.  Martinsmahle,  -nd.  Hirachensmühle ,  Kr.  lt.  Si« 
fahrte  eratereo  Namen,  weil  aie  dicht  bei  der  Kirche  S.  Hartini 
intrs  lag. 

82.  8.  Martin  im  Brühl,  Mtlhle  hinter,  im  Aafdin- 
gangsbuche  von  1580.  Sie  ist  die  jetsige  Eapferhammermtlhle, 
HutiDsgasse  Nr.  3. 

23.  MOnchsmühle,  WenigemarktsmUfale  oder  Rap- 
pearntthle,  die  jetzige  Erfurter  Ennstmühle,  Wenigenmarkt 
Nr.  1. 

24.  MnldenbrechersmÜble  (molendinnm  qnod  dicitor 
Holdenbrecbersmülile  apud  S.  Jobannem)  kommt  in  den  Freizins- 
registern  von  1350 — 1378  vor.  Sie  ist  wohl  die  nSmIiche,  welche 
ebendasfilbat  1325  — 1350  ata  inolendinum  apad  8.  Jobannem 
au%efUbrt  iat. 

25.  Nenwerkarntthle.  Sie  soll  am  Walkstrom  auf  desaen 
rechter  Seite,  zwiechen  der  WalkmUble  und  dem  EinBnase  dea 
Walkstroma  in  die  Qera,  hinter  dem  Rondel  der  V^helmastraase 
gelegen  haben  and  1750  abgebrochen  sein.  Nach  einer  anderen 
Angabe  soll  jedoch  die  Nenwerkamtlhle  Seitens  der  Tuchmacher 
1710  vom  Nenwerkakloater  erkaufl  und  zur  Walkmühle  gemacht 
sein,  wodurch  dieselben  12  Zoll  Ge&lle  gewonnen  hätten.  Da- 
nach würde  alao  die  Neuwerkamühle  an  -die  Stelle  der  jetzigen 
Walkmühle,  die  auch  noch  gegenwärtig  jenen  Namen  führt,  ge- 
treten, und  nicht  diese,  eondern  die  alte,  oberhalb  des  Hane- 
grabeoa  belegene  WalkmGhle  abgebrochen  sein. 

26.  Oelmühle  oder  RcglermUhle  hiess  sonst  die  jetzige 
Hirschlachs -Walkmühle  in  Av.r  Mühlgasse.  —  Eine  andere  Oel- 
mfible  lag  am  Wallgraben  beim  Löberthore.  Es  wird  ihrer  unter 
Nr.  30  B.  Toce  Porzellanmfihle ,  näher  gedacht  werden. 

27-  Papiermühle,  Ober-,  an  der  Schmalen  GFera,  unter- 
halb der  Storcbsmtlhle  (Johaoniaflur  Nr.  5).  Sie  hatte  zwei  Rä- 
der zur  Papierbereitung.  Seit  ihrer  Verwandlung  in  eine  Mahl- 
mUhle  lÜhrt  sie  den  Namen:  SteinbrQckamUble.  An  den  frflhe- 
rcn  erinnert  noch  der  eine  Quergasse  der  Magdeburger  Strasa« 
bildende  Papiermiihlweg.  Die  Unterpapiermllhle  ist  bereits  oben 
Nr.  10  unter  dem  Namen:  Heiligemühle,  besprochen;  einer  an- 
deren Papiermühle  wird  im  Artikel :  Wawetm&ble  gedacht  werden. 

28.  PetermUhle,  Groase,  jetzt  die  Franz  Herrmann- 
sehe  Lederfabrik,    Moritzgaaae  Nr.  28.     Sie    hatte  ursprünglich 


-   193   - 

dem  PeterakloBtei  gehört  and  zu  yielfacben  Sb-eitigkeiten  mit 
der  Stadt  ÄnlasB  gegeben,  die  1650  durch  eine  kaiserliche  Kom- 
ndsiion  ausgeglichen  worden.  1812  wurde  sie  neu  erbaut  and 
zu  einer  Tuchweberei,  1836  aber  an  einer  Spinnerei  eingerichtet, 
wobei  das  Material  des  abgebrochenen  Tbormes  der  Moiitzkirche 
Verwendmig  fand. 

29.  Petermühle,  Kleine,  auch  PeteröImUhle  oder 
Polierm&hle  genannt ,  lag  am  Elfgemeindewaaser  oberhalb 
der  Grossen  PetermQhle.  Sie  hatte  einen  Schleif-,  einen  Oel- 
and  einen  Walkmtlhlengang,  früher  gleichfalls  dem  Peterskloster 
gehört  und  eu  Streitigkeiten  zwischen  diesem  und  der  Stadt 
Anlass  gegeben,  die  1650  entschieden  wurden.  Sie  gelangte 
1^7  in  den  Besitz  der  Militair-Yerwaltung. 

30.  Porzellan-  oder  Knopfmühle.  Sie  lag  im  Fe- 
stungsgraben an  einem  durch  diesen  geführten  Damm,  hart  am 
Walle  oberhalb  des  Süsseren  L&bertbores.  Sie  wurde  epfiter  in 
eine  OelmUhle  umgebaut,  bald  darauf  aber,  im  August  1813, 
als  die  Festung  in  Besorgniss  einer  berorstehenden  Belagerung 
armirt  ward,  abgebrochen  (Beyer,  N.  Cbron.  S.  524). 

31.  Palvermühlen.  Es  hat  früher  deren  zwei  in  Erfurt 
gegeben,  und  zwar  eine  Innere,  d.  h.  innerhalb  der  Umwallung 
belegene,  und  eine  Aeussere.  Die  erstere  lag  oberhalb  des 
Kronenburger  Wehres  und  der  Kleinen  Petermühle,  wo  sich  ge- 
genwärtig die  Restauration,  Venedig  Nr.  2,  und  die  vom  Vene* 
dig  nach  der  Steinstrasae  führende  Laufbrücke  befindet.  Sie 
soll  1582  anter  Widerspruch  des  Petersklosters  errichtet  worden 
sein,  und  hat  ebenfalls  zu  vielen  Streitigkeiten  mit  diesem  Ver- 
anlassung gegeben,  die  1650  durch  die  kaiserliche  Kommission 
geschlichtet  worden  (Falkensteiu ,  Eist  S.  755  fgg-)-  Sie  legt 
ein  Zeugnisa  davon  ab,  mit  welcher  Leichtfertigkeit  man  früher 
bei  der  Pulverbereitnng  hier  verfahren,  denn  nur  so  lässt  es 
aich  erklären;  dass  diese  Mühle  so  oft  in  die  Luft  geBogen  ist. 
Es  geschah  dies  namentlich  am  8.  August  1643  (Westermann, 
Histor.  Bericht,  fol.  484),  am  13.  Mai  1656  (ibid.  fol.  504),  am 
16.  Mai  1660  (ibid.  fol.  509),  am  20.  April  1695  (Falkenstein, 
Hist.  S.  640),  am  3.  August  und  16.  November  1713  (ibid.  S. 
<>74;  Friese  S.  1589),  endlich  am  16.  November  1793  (Sinnbold, 
Vermehrtes  Encomium  V.  820).  Da  bei  dieser  letzteren  Gelegen- 
heit auch  die  benachbarten  Häaser,  besondere  die  nahe  gelegene 


-    194    — 

Steinm&Ue,  sehr  erhebltcli  beachftdigt  worden,  bo  betchloBa  nun 
nan  doch:  die  Pulvermähle  als  Bolche  nicht  wieder  herzastellen 
and  OB  wurde  dieselbe  zd  einer  Loh-  and  Graupen-,  snletst  ma 
einer  Mahlmühla  eingerichtet.  Zu  tfar  gehörte  das  schon  er- 
wähnte Salpeterha&s ,  deaeen  Stelle  gegenwärtig  die  Hllitair- 
Bäckerei  eiDninimt. 

Die  Äeussere  Pulvermühle,  die  als  solche  bald  mit 
dem  Beisatze:  vor  dem  Andreas-,  bald  dem:  vor  dem  Horitx-, 
auch  dem:  vor  dem  Johann i sthore ,  bezeichnet  wird,  ist  die  ge- 
genwärtige Pinkertscbe  Schneidemühle,  Auenatrasee  Nr.  11.  Sie 
befand  sich  ursprünglich  im  Besitze  der  Regierung,  wurde  aber 
1775  an  einen  Privatmann  verkauft.  Auch  sie  ist  mehr  als  ein- 
mal in  die  Luft  geflogen;  so  am  22.  März  1712  (Friese,  1.  c.  V. 
S.  15S8),  am  10.  Januar  1730  (ibid.  pag.  1983),  am  27.  Septem- 
ber 1752  (Sinnhold,  1.  c.  V.  235),  am  14.  September  1793  (ibid. 
V.  817),  am  22.  October  1802  (Beyer,  Nachtr.  S.  49),  am  5.  Jnu 
1804  (Rudolphi,  Chron.  von  Erfurt),  am  5.  August  1821,  am 
22.  Juni  1837  und  am  2.  November  1840.  Sie  wurde  hierauf  in 
eine  Tabakamühle,  1858/9  aber  in  die  jetzige  SchneidemOhle 
umgewandelt 

32.  ReglermUble,  die  jetzige  Hirschlacb- Walkmühle  in 
der  Mühlgasee. 

33.  Rossmühle.  Sie  lag  auf  dem  Judenhofe  und  wurde 
1536  von  HaoB  von  Atich  gebaut  (Friese,  1.  c.  II.  S.  472). 

34.  Schneidemühle.  So  biess  sonst  die  Neoerbemüble 
an  der  Wilden  Qera,  Neuerbe  Nr.  48. 

35.  SchnÖdemUhle  (Snodamühlo  —  Soudemol).  Sie  lag 
im  Brühl  im  Viertel  Martini  extra,  wie  es  scheint  am  Bergstrom, 
in  der  Nähe  der  HolzheieDstrasse.  Sie  kommt  in  den  Freizins- 
registem  von  1359 — 1413  vor. 

36.  Schöne  Mühle,  auch  Collermühle  genannt,  am  Lan- 
genstege  und  Breitenetrom ,  die  jetzt  ScblöBBermlihle  heisst,  war 
in  der  ältesten  Zeit  die  Walkmühle  der  Grafen  von  Gleichen. 
Da  sie  aber  in  den  Freizinsregistern  von  1321  n.  8.  w.  als  mo- 
lendinnm  apud  longss  themaa  et  walkhus  (oder  walkmüUe)  quoa- 
dam  Comitis  de  Glichen  bezeichnet,  und  hier  Überall  das  Walk- 
baue neben  der  Mühle  aufgeführt  wird,  so  muss  sie  aus  einem 
Mahlgänge  und  einem  Wolkgaoge  bestanden  haban  (c£  Kirch- 
hoff, Weistbümer  S.  123  Änm.  393). 


izcdbvGoOglc 


^    196    - 

Zl.  SpitalmQbts  in  der  Aue  oder  Niederweidod- 
mQhle,  Tid.  BoBpitalmühle ,  Nr.  12. 

S8.  Steinwegsmühle,  jetet:  JobanniBmttble  oder  Jo- 
hannisBteinwegsniUhle  (cf.  Nr.  14). 

89.  Stiftsmühle,  bo  viel  als:  MUhlfaofsmähle ,  Hahlstege 
Kr.  2.  Sie  ist  jedenfalls  die  nämliche,  wie  die  im  FreiEina- 
register  von  1325  u.  folg.  als  molendinum  ad  S.  Benedictum 
safgef&brte. 

40.  StorzmUble  oder  StÖrzm'ühle  war  der  frOhere 
Name  der  GerinnigsmUble. 

41.  Viti,  Mühle  bei  St,  die  im  Freisinsregister  von 
1339  genannt  wird,  ist  wohl  die  jetzige  Grüne  Scbildcbensmfible, 
Marstallgasse  Nr.  2. 

42.  Waidmüble,  Die,  lag  in  der  KrSmpfervorstadt.  Die 
Freizinaregister  von  1325  bis  1331  erwäbneo  auch  eine  Waid- 
mUhle  vor  dem  Auguatthore.    Es  ist  dies  die  jetzige  KlippmUhle. 

43.  Wawet-,  Waweit-,  Wawitz-,  Waffweid-  oder 
Wanwegtismüble;  sie  lag  oberhalb  der  Stadt  an  der  Gera, 
an  der  Stelle,  wo  der  Bergstrom  sich  von  dieser  scheidet,  bei 
dem  Wawetwehr,  dem  jetzigen  Ober-  oder  Papierwehr.  Von 
den  früheren  diese  Mühle  betroffenen  Schicksalen  und  bei  ihr 
atattgefundenen  Besitzveränderungen  handelt  Faber,  Abhandlung 
von  den  FreygUtern  S.  87  u.  88,  anaiÜbrlicb.  Vergl.  auch  Kirch- 
hoff, Weisthüm.  S.  67  Anm.  130.  Sie  war  später  eine  Waid-, 
sodann  —  schon  1587  —  eine  Papiermühle  gewesen,  wovon  das 
an  ihr  liegende  Wehr  noch  jetzt  seinen  Namen  trägt.  1616  wird 
sie  die  Walkmühle  nnter  der  Wagweide  genannt;  1640  war  sie 
eiogefellen,  doch  muss  sie  wieder  hergestellt  sein,  da  sie  1649 
und  1664  als  Walk-  oder  Papiermühle  erwähnt  mrd.  1717 
exiatirte  sie  nicht  mehr,  vielmehr  befand  sich  an  ihrer  Stelle  ein 
Q«rten. 

44.  Weidemannsmttbte  wird  in  dem  Hühlenregister  von 
1437  als  vor  dem  Johannistbore  belegen  erwähnt  and  ist  wohl 
die  jetzige  Lindenmühle. 

45.  Wendelfreundamtthle,  vide  Nr.  4. 

46.  Wenigenmarktamflfale,  vide  Nr.  23. 

47.  Weser-  oder  Unserer  Herrenmühle  kommt  im 
Verzeichniaae  der  1437  vorhandenen  Mühlen,  sowie  im  Auf- 
dingungsbuch  von  1580  als  im  Brühl  gelegen  vor. 


—    IM    — 

In  den  Fraizinsregiatem  finden  rieb  noch  einige  Uühlen 
erwähnt,  von  denen  nicht  der  Maine,  aondani  nur  die  nngafilfare 
Lage  angegeben  ist,  und  von  denen  es  daher  zweifelhaft  Ueibt, 
ob  eie  nicht  mit  einer  der  Toraufgeführten  oder  der  sonat  noch 
jetzt  bestehenden  identisch  sind,  so  1324  und  1378  die  Mühle 
bei  St.  Moritz  und  1331,  1350  u.  i.  w.  Molendinum  lapideam 
jaxta  S.  Mauritiam.  1378  eine  in  der  NShe  der  St.  Qottfaarda- 
kirche  belegene  MUhle  (vielleicht  die  Rothe  Schildchenamilhle, 
Schildgasae  7/8.)  1359,  1360  molendinum  de  Wanderaleiben  apud 
S.  Ändream.  —  Eine  Walkmühle  hat  auch  zwischen  dem  Jo- 
bannis-  und  Ändreaathore  gelegen.  Sie  war  früher  die  Walk- 
mühle dea  Tachmachergewerkes  (Hartang,  1.  c.  I.  S.  XIV). 

Einwohnerzahl  fiberbaopt. 

Hom  (1.  c.  S.  273)  bemerkt:  ,,Eb  kann  als  gewiss  ange- 
nommes  werden,  dass  Erfurt  in  der  Zeit  seiner  Blütbe  beden- 
tend  zahlreicher  bevölkert  war  als  gegenwärtig  —  aber  ea  ist 
unmöglich,  etwaa  Gewisses  Über  die  frühere  Einwohnerzahl  vor- 
zulegen, wenn  mau  von  einer  ganz  unsicheren  Wahrscheinlich' 
keita - Berechnnng  abatrahirt."  —  Ganz  ao  aussichtslos,  wie  man 
hiemach  annehmen  müaate,  ist  aber  eine  auf  diesen  Gegenstand 
gerichtete  nähere  Untersuchung  denn  doch  nicht. 

Ftlr  die  ältere  Zeit,  insbesondere  die  vor  dem  Schiasse  des 
15.  Jahrhunderts,  fehlt  es  allerdings  an  zuverläasigen  Angaben 
über  die  Zahl  der  Bewohner  von  Erfurt,  selbst  über  Ereignisse 
und  Umatäade,  aus  welchen  solche  mit  einiger  Sicherheit  be- 
rechnet werden  könnte.  Früher  hat  man  in  der  Regel  ange- 
nommen: dass  Erfurt  zur  Zeit  seiner  höchsten  Blflthe  SOOOO 
oder  noch  mehr  Bewohner  gehabt  habe.  Beneke  (I^urt  und 
■eine  Bewohner  im  Jahre  1840;  Thüringisch  -  Erfurter  Qedmk- 
baeh  der  vierten  Säcularfeier  der  Erfindung  der  Bncbdracker- 
kunat  in  Erfurt  S.  79— 12H)  hält  die  Annahme  von  70000—80000 
Einwohnern,  von  denen  etwa  die  eine  Hälfte  auf  die  innere 
Stadt,  die  andere  auf  die  Voratädte  gekommen  sei,  fUr  die  ge- 
dachte Zeitperiode  nicht  für  übertrieben.  Auch  noch  Völeker 
(Verhandlangen  dea  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  Prenssen,  Jahrgang  IV.  S.  lOl)  schätzt  solche  auf  6OOO0. 
Hörn  (1.  c.  S.  274)  berechnet  üe  für  das  Jabr  1597,  also  für 


—    197    — 

eins  Zeit,  wo  der  VerbU  Erfarts  bereits  erheblicbe  Fortacbritt« 
gemacht  faatte,  aaf  58123  nod  zwar  aas  der  ZabI  der  damals 
stattgeüiDdeneD  7266  Todeaßllle.  Er  Obersiebt  hierbei  jedoch: 
dasB  die  letztere  Zahl  keinen  Hassstab  abgeben  kann,  da  sie 
eine  durobaas  anormale  war,  indem,  wie  Hom  0-  o.  S.  313) 
seihst  berichtet:  in  dam  gedachten  Jahre  in  Erfurt  die  Pest  ge- 
wflthet  hat,  die  Zahl  der  VerBtorbenen  mithin  eine  viel  grössere 
gewesen  ist,  wie  in  gewöhnticben  Jahren. 

Im  allgemeinen  berrsobt  gegenwärtig  kaam  noch  ein  Zweifel 
darfiber:  dass  alle  jene  Zahlen  za  hoch  gegriffen  sind.  Kirch- 
hoff  (Beiträge  zur  Bevölkerungs-Statistik  von  Erfurt.  Hitthei- 
langen  des  Vereins  fUr  die  Gesch.  v.  Erf.  Heft  V.  S.  110)  be- 
merkt nnd  man  wird  ihm  darin  beistimmen  mflssen:  „Es  beweist 
entweder  Kritiklosigkeit  oder  Anmassang  mit  mehr  oder  weniger 
Dreistigkeit,  den  alten  Hytbus  von  den  80000  Bewohnern  des 
mittelaUerigen  Erfurt  zu  nener  GlaubwQrdigkeit  erheben  zu  woN 
len."  —  Aber,  wie  dies  so  häufig  geht,  man  ist  wohl  neuerdings 
Ton  dem  einen  Extrem  etwas  in  das  entgegengesetzte  gerathen 
ond  bat  die  Einwohnerzahl  Erfurts  in  der  Zeit  seiner  Bltlthe 
etwas  zn  niedrig  geschätzt,  wenn  man  auch  nicht  ganz  so  weit 
gegangen  ist  wie  bei  Mainz,  das  nach  neuerer  Berechnung  in 
der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  nur  5000—6000  Ein- 
wohner gehabt  haben  soll,  oder  bei  Frankfurt  a.  M-,  dem  man 
fOr  dieselbe  Zeit  nur  etwa  8000  zugestehen  will.  —  Einiger- 
massen dürfte  auch  Eirchhoff  in  jenen  Fehler  verfallen  sein, 
wenn  er  (1-  c-  9-  ^)  (^>°  Ansicht  ausspricht:  dass  Erfurts  Ein- 
wohnerzahl am  Ende  des  16.  Jahrhunderts  kaum  20000  erreicht 
habe. 

Im  14.  Jahrhundert  hatte  dasselbe  noch  nicht  seinen  Cnl- 
ninationspunkt  erstiegen,  aber  schon  damals  kann  die  Zahl  aei- 
Dcr  Bewohner  kanm  weniger  betragen  haben,  als  die  angege- 
bene. Allerdings  gestattet  die  Nachricht:  dass  bei  der  Seuche 
des  Jahres  1316  allein  hei  Schmidstedt  7865  Todte  aus  der  Stadt 
eingescharrt  worden  (Chron.  San.  Petrin,  ed.  StOhel  p.  160)  keine 
sichere  Berechnung,  da  nicht  angegeben  ist:  der  wievielste  Tb  eil 
der  QesammtheTÖlkernng  dies  gewesen  —  denn  die  Angabe  des 
Gadenus  (Hist  Erfurt,  p.  92):  dass  der  dritte  Theil  der  Hen- 
Bohen  von  der  Seuche  fortgerafft  sei,  bezieht  sich  anscheinend 
Hiebt  speüell  auf  Erfurt,  sondern  anf  deren  Auftreten  aberbaa|rt 


..Cdo^Ic 


—    1&8    — 

—  allein  «enn  1350  n&ch  der  donsh  andare  Qaellen  besUtigten 
Angabe  des  Chronioon  SampetriDam  (ed.  Stfibel  p.  181),  nach- 
dem alle  Eirchhafe  der  Stadt  bereits  ao  angefOUt  waren,  data 
sie  nichts  mehr  aufoehmen  koanten,  obgleich  man  immer  swm 
bis  drei  Leichen  in  eine  Grabe  geworfen,  allein  schon  auf  dem 
aa  Neoses  am  Rotheoberge  angelegten  Begrübnissplatae  gegen 
12000  Leichen  begraben  worden  sind,  w&farend  noch  immer 
viele  heimlich  innerhalb  der  Stadt  beerdigt  wurden,  die  Zahl 
der  Überhaupt  an  der  Senche  hingerafften  also  sicher  nicht  we- 
niger wie  15000  betragen  haben  wird,  so  muss  man  doch  an- 
nehmen, selbst  wenn  dies,  wie  die  genannte  Chronik  sagt:  ma- 
xima  pars  hominum  gewesen,  die  Bevölkerung  damals  nicht 
weniger  als  25000--30000  betragen  habe»  könne.  —  Eine  noch 
weniger  zweifelhafte  Kunde  besitzen  wir  ans  dem  Sohlusae  des 
-15.  Jahrhunderts.  Nach  Conrad  Stolle  haben  sich  bei  dem  gros- 
sen Bittgänge  im  Jahre  1483  allein  2316  Jungfrauen  aeben  2141 
Angehörigen  der  Universität,  948  SchUlem  der  Regler-  und  der 
Sohottenschale,  nnd  312  Geistlichen,  also  überhaupt  7117  Per- 
sonen ohne  die  Kinder,  verheiratheten  und  vorwittweten  Frauen 
und  jüngeren  sowie  älteren  Männern  betheiligt.  Es  läast  aiob 
aber  nicht  einmal  annehmen :  dass  alle  Bewohner  der  Stadt  aus- 
nabnslüs  an  der  Froceseion  Theil  genommen  haben.  Bleibt  man 
bei  den  Jungfrauen  stehen  und  rechnet  man  dahin  alle  damals 
in  Erfurt  befindlichen  Personen  weiblichen  Geschlechts  vom  15. 
bis  24.  Jahre ,  die  nach  allgemeinen  Regeln  etwa  ein  Zefantheil 
der  GeaammtbevölkeruDg  ausmachen,  obwohl  unter  denselben 
doch  gewiss  viele  bereits  verheirathet  oder  durch  Krankheit 
oder  sonstige  Ursachen  verhindert  gewesen,  bei  der  Prooeseion 
zu  ersoheineo,  so  ergiebtsich:  dass  die  Gesammt-Einwobnerzahl, 
selbst  damals,  nicht  weniger  als  24000  betragen  haben  könne. 
Dabei  bleibt  nun  noch  in  Rechnung  zu  stellen:  daaa  nach  Nico- 
laus  von  Siegen  die  Epidemie,  so  deren  Abwendung  jener  Bitt- 
gang abgehalten  wurde,  bereits  10 — 12000  Menschen  hingerafft 
hatte.  Da  niohta  zu  der  Annahme  berechtigt,  dass  Auch  dies- 
mal mehr  als  die  BLftlfte  der  Einwohner  von  der  Seuche  betroffen 
worden  sei,  so  kommt  man  nothgedrungen  zu  dem  Ergebniss: 
dass  vor  deren  Eintritt  die  Gesammtbevölkernng  der  Stadt  uch 
sicher  Dicht  auf  weniger  als  34000—36000  Seelen  helaofen  ha- 
ben kfione.    Dass  auob,  nachdem  di«  Epidemie  die  Einwohner* 


—    199    — 

zahl  80  erheblicli  linabgedrQckt,  solche  immer  noch  mehr  aU 
20000  betragen  haben  müsse,  ergiebt  sich  auch  daraus:  dass 
1490  die  Zahl  der  hier  vorbaDdeoen  Wohnh&aser,  Gfirten  und 
Baaetätten  circa  4000  betragen  bat,  unter  denen  sich  275  statt- 
lichere, Patrlciem  gehörige  befanden,  and  man  die  durchschnitt- 
liche Zahl  der  Bewohner  bei  diesen  wohl  nicht  niedriger  als  zn 
10  bis  12,  bei  den  abrigen  zu  5  bis  6  veranschlagen  kann,  was 
eine  QesammtbeTÖlkening  von  23512  Seelen  ergeben  würde.  ■ — 
Aach  gieht  Kirchhoff  (1.  c.  S.  116.  117]  selbst  zu:  dass  die  Ein- 
wohnerzahl Erfurts  im  Jahre  1483  wohl  circa  30000  und  im  15. 
Jahrhundert  Oberhaupt  32  000  erreicht  haben  möge.  Ebenso 
nimmt  Schum  (Verhältnisse  u.  s.  w.  S.  XV)  an:  dass  sich  die 
Bevölkerung  an  der  Schwelle  der  Neuzeit,  also  um  1500,  auf 
circa  30000  belaufen  habe.  Auf  eine  noch  erheblicb  höhere 
Ziffer  würde  man  wenigstens  für  die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts 
kommen,  wenn  man  die  Angaben,  wonach  von  der  Peet  in  den 
Jahren  1463  und  14C4,  dem  s.  g.  grossen  Sterben,  28000  (He- 
get, 1.  c.  S.  573;  Falkenstein,  Hiator.  S.  331),  in  der  Johannis- 
gemeinde  allein  2080  Menschen  (Hörn,  1.  c.  S.  313)  verstorben 
sein  sollen,  unbedingten  Glauben  beimessen  könnte,  denn  dies 
würde  auf  eine  Einwohnerzahl  von  gewiss  nicht  unter  40000 
vor  dem  Erscheinen  der  Seuche  schüeaaen  lassen.  Bei  solchen 
Angaben  und  in  Berücksichtigung:  dass  Erfurt  eigentlich  erst 
nachher  den  Gipfelpunkt  seiner  Blüthe  erreicht  hat,  und  bevor 
noch  zwanzig  Jahre  verflossen  waren,  wieder  bei  einem  einzigen 
Sterben  13000  Menschen  verlieren  konnte,  ohne  eine  entvölkerte 
nnd  ohnmächtige  Stadt  zu  sein,  kann  man  wohl  diejenigen  iur 
entachnldigt  halten,  die  ihm  fOr  die  Periode,  wo  es  sieb  auf  dem 
Gipfel  seiner  Macht  und  Beines  Wohlstandes  befand,  eine  Ein- 
wohnerzahl von  50000  bis  60000  geben,  und  man  findet  es  er- 
klärlich, wem  der  bereits  erwähnte  russische  Patriarch  in  dem 
Tagebuobe  über  die  von  ihm  1435  — 1438  durch  Deutschland 
anternommene  Reise  von  Erfurt  sagt:  dass  es  durch  seine  Volk e- 
zsbl  unter  allen  Stä<lten  Deatschlands  hervorrage,  und  dass 
Ortelins  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  es  die 
grösste  Stadt  Deutschlands  nennt,  wobei  derselbe  allerdings 
wohl  mehr  den  durch  ihre  Umwsllung  eingeschlossenen  Flächen- 
raum, als  ihre  Einwohnerzahl  im  äione  gehabt  haben  mag.  Denn 
zu  seiner  Zeit  war  diese   bereits  in  gleichem  Sctiritte  mit  dem' 


:,G  Gothic 


—   soo  — 

Wohlstände  der  Stadt  unzweifelhaft  sehr  erhdUicb  zurfit^e- 
gaogen  —  hatte  doch  schon  1513  der  Rath  darüber  geklagt: 
daas  viele  Häuser  und  Hofstätten  verfallen  nnd  unbewohnt  wären 
(Hogel,  ].  c.  S.  816)  — ,  woza  nicht  wenig  beigetragen  hatte, 
dasB  wieder  mehrfach  Seuchen  aufgetreten  waren,  von  denui 
allein  die  dee  Jahres  1542  vom  Tage  S.  Laurentii  bis  an  dem 
Trium  regum^  also  in  weniger  als  fUnf  Monaten,  6500  (Hogel, 
1.  c.  S.  1007)  nnd  die  des  Jahres  1547  7767  (9326  nach  Hogel, 
I.  c.  S.  1264)  Menschen  hinrame. 

Im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts,  im  Jahre  1608,  bat  die 
Zahl  der  Bewohner,  wie  Kirchboff  (1.  c.  S.  95)  berechnet  hat, 
bereits  nicht  mehr  als  19040  betragen.  Sie  hatte  damit  aber 
keineeweges  schon  ihren  niedrigsten  Stand  erreicht.  In  den 
Jahren  1611  bis  16l7  (jedoch  ohne  das  Jahr  1612,  von  welchem 
die  Machrichten  fehlen)  Überstieg  in  den  evangelischen  Gemein- 
den die  Zahl  der  Verstorbenen  die  der  Geborenen  um  2102. 
Nimmt  man  an:  dass  bei  den  Katholiken,  die  damals  etwa  ein 
Yierzehntel  der  Bevölkerung  ausmachten,  dasselbe  Verhältniss 
obgewaltet  habe,  ao  bat  diese  in  den  acht,  dem  Beginne  des 
dreissigjährigen  Bj-ieges  vorausgegangenen  Jahren  sich  am  circa 
2500  Seelen  vermindert.  Man  kommt  so  etwa  auf  die  von  Kirch- 
hoff für  den  gedachten  Zeitpunkt  berechnete  Bevölkerungsziffer 
von  16330  Seelen.  In  den  Jahren  1625  nnd  1636  fand  ein 
grosses  Sterben  statt,  das  allein  in  dem  letztgenannten  Jahre  in 
den  evangelischen  Gemeinden  3525  Menschen  (3029  mehr  als 
geboren  wurden),  in  der  ganzen  Stadt  also  circa  3800  (resp. 
3250)  dahin  raffte.  Nach  Hogel,  1.  c.  S.  1384  hat  die  Zahl  der 
Todesfälle  in  der  ganzen  Stadt  im  Jahre  1626  3773  betragen. 

Was  die  Bevölkerung  Erfurts  gegen  den  Schluss  des  ersten 
Drittels  des  16.  Jahrhunderts  betrifft,  so  befinden  wir  uns  in 
der  günstigen  Lage,  hierüber  vollständige  Gewissheit  zu  besitzen. 
Der  Rath  bat  nämlich  in  den  Jahren  1624  tmd  1632  Volkszäh- 
lungen bewirkt,  deren  Ergebnisse  bis  anf  ans  gelangt  sind  (Herr- 
mann, Bibliotheca  Erfurt.  S.  343;  Kircbhoff,  1.  o.  S.  79;  Hartsng, 
1.  c.  n.  S.  283).  Danach  betrug  die  Einwohnerzahl  in  dem  erst- 
genannten Jahre  13844,  in  dem  letztgenannten  13593.  Da  Dun 
such  die  Geborts-  nnd  Sterberegister  für  diese  Zeit,  wenigstens 
aus  den  evangelischen  Gemeinden,  ans  zu  Gebote  stehen,  so 
können  wir  ein  gewiss  nicht  weit  von  der  Wirklichkeit  abwei- 


Dictzedby  Google 


—    201    — 

ch«ndog  Bild  ^  jene  ans  «atwerfen.  Nach  den  gedachten  Re- 
gUtarn  waren  in  den  Jahren  1625,  1626,  1638  and  1631  3619 
Personen  mehr  gestorben  als  geboren,  wogegen  in  den  vorste- 
hend nicht  genannten  Jahren  276  mehr  geboren  ak  gestorben 
waren.  Im  Ganzen  betmg  daher  der  Ueberschuss  der  Gestor- 
benen ftlr  die  evangelischen  Gemeinden  in  den  fraglichen  Jahren 
3343  und  fttr  die  ganze  Stadt,  die  damals,  wie  schon  bemerkt, 
etwa  KU  einem  Vierzehnte!  von  Katholiken  bewohnt  war,  circa 
3580.  Dies  scheint  mit  den  obenerwähnten  Ergebnissen  der 
Volkszählungen  nicht  im  Einklänge  zu  stehen.  Doch  hat  schon 
Kirchhoff  (1.  c.  S.  85),  und  gewiss  mit  Keoht,  ausgeföbrt:  dasa 
sich  in  der  ZiSFer  der  Verstorbenen  sehr  viele  Personen  befinden 
werdei\,  welche  der  ständigen  Stadtbevölkerung  nicht  angehört 
hätten,  sondern  ans  den  den  Kriegsdrangsalen  besonders  aas- 
gesetzten Gegenden  hierher  geöilchtet  nnd  bald  der  Noth  er- 
legen wären.  Soweit  jene  Differenz  dnrch  diesen  Umstand  noch 
nicht  ganz  ausgeglichen  erscheint,  muss  sie  in  Personen,  welche 
bleibend  von  auswärts  hierher  gezogen  sind,  weil  sie  hier  grös- 
sere Sicherheit  zu  finden  hoffen  konnten,  als  auf  dem  Lande, 
ihre  Veranlassung  gehabt  haben.  Rirchboff  bat  (I.  o.  S.  87)  fOr 
daa  Jahr  1630  eine  Einwohnerzahl  von  14881  berechnet.  Dass 
im  weiteren  Verlaufe  des  Krieges  die  Bevölkerungsziffer  noch 
mehr  gesonken  sein  müsse,  kann  keinem  Zweifel  unterliegen. 
Der  Oeberschuss  der  TodesfUlle  über  die  Geburten  betrug  allein 
in  den  evangelischen  Gemeinden  1635  1298,  1636  1056,  1637 
aber  1545.  Kirchhoff  wird  daher  auch  schwerlich  irren,  wenn 
er  (1.  c.  S.  87)  annimmt:  dass  die  Einwohnerzahl  im  Laufe  des 
Krieges  noch  unter  10000  gefallen  sei  und  zur  Zeit  der  Reduo- 
tion  nur  etwa  12000  betragen  habe  (ih.  3.  93).  Dass  nach  dem 
Kriege  die  Bevölkerung  von  neuem,  namentlich  durch  Znzug 
von  aussen,  sich  wieder  gehoben  habe,  wird  auch  dadurch  wahr- 
scheinlich: dass  die  Zahl  der  neu  aufgenommenen  Bürger  in 
den  zehn  Jahren  von  1650  bis  1660  nicht  weniger  als  223  be- 
tragen bat,  während  sie  in  den  zunächst  vorhergegangenen  De- 
cennien  von  1630  bis  1640  auf  83,  und  von  1640  bis  1650  auf 
113  beschränkt  geblieben  war. 

Wenn  Kirohhoff  jedoch  (1.  c.  S.  88)  die  Einwohnerzahl  Er- 
furts f^  das  Jahr  1675  auf  etwa  15000  schätzt,  so  wäre  es 
doch  möglich:    dass  er  etwas  hinter  der  Wirklichkeit  ignr&ok- 


:,G  Gothic 


—  soi  — 

geblieben  »ei.  An  der  Pest,  welch«  von  l6äl  — 1683  gewüftet 
bat,  eind  nSmlicb  nach  Ang&be  der  auf  diesea  EreignisB  geprSg- 
ten  DenkmQnze  in  der  Stadt  9437  Pereonen  gestorben.  Da  aber 
in  dem  darauf  folgenden  Jahre  die  Zahl  der  getauften  Kinder 
426  (Kirchhoff,  1.  c.  S.  94) ,  die  der  copulirten  Paare  205  (Do- 
minikus,  1.  c.  S.  47)  betragen  hat,  so  scheint  diea  doch  auf  eine 
otwaa  höhere  EinwobnerBahl  als  die  angegebene  binznweisen. 
Mag  es  nun  auch  eine  oft  gemachte  Krfahrung  soin:  daea  die 
Natur,  wenn  sie  grosse  Opfer  gefordert,  dies  durch  eine  mehr 
als  gewöhnliche  Freigebigkeit  wieder  anszugleichen  sich  ange- 
legen sein  zu  lassen  pflegt  —  bestätigt  wird  dies  in  dem  vor-  ' 
liegenden  Falle  durch  die  ganz  nngewfihnlich  hohe  Anzahl  der 
damals  neu  aufgenommenen  Bürger,  die  196  erreichte,  während 
sonst  in  der  Zeit  von  der  Reduction  bis  zur  Mitte  des  18.  Jahr> 
hnnderts  die  Durchschnittszahl  nicht  mehr  als  70  in  je  5  Jahren 
betragen  hat  —  so  maas  man  doch  wohl  annehmen:  dass  die 
Zahl  der  von  der  Krankheit  verschont  gebliebenen  mindestens 
die  der  von  ihr  Hingerafften  erreicht  haben  wird.  In  der  That 
betrug  die  Zahl  der  Getauften  in  den  fünf  auf  die  Seuche  fol- 
genden Jahren  2745  oder  durchacbnittlicfa  in  jedem  Jahre  549, 
was,  wenn  man  annimmt:  dass  damals  auf  28  Lebende  eine 
Geburt  gekommen  ist,  auf  eine  Einwohnerzahl  von  15372  oder 
doch  mindestens  15000  schliessen  lässt.  Rechnet  man  nun  die 
von  der  Seuche  fortgerafFten  hinzu,  stellt  andererseits  aber  auch 
die  Wahracheialichkeit  des  Zuzuges  Auswärtiger  in  Rechnung, 
so  gelangt  man  zu  dem  Ergebniss:  dass  die  Einwohnerzahl  vor 
dem  Eintritt  der  Seuche  kaum  weniger  als  20000  bis  24000 
betri^en  haben  könne.  Doch  mag  es  wohl  der  Wahrheit  ziem- 
lich nahe  kommen,  wenn  Eirchhoff  (I.  c.  S.  69)  sie  für  1700  auf 
14338  berechnet. 

Von  der  Mitte  des  18.  Jahrhundert«  ab  liegen  uns  Volks- 
zählungen vor.  Es  ist  daher  jeder  Zweifel  ausgeschlossen.  Mach 
ihnen  betrug  die  Einwohnerzahl  1758  (also  während  des  sieben* 
j&hrigen  Krieges)  13602  (Kirchhoff,  I.  c.  S.  58),  1777  14064 
(Hom,  I.  c.  S.  271),  1V82  14621  (Dominikus,  1.  c.  I.  S.  136), 
1791  16896  (Kirchhoff,  1.  c.  S.  59),  1798  17t.84,  1802  165M).  — 
Dass  das  Besultat  ein  wenigstens  nicht  gerade  nngfinstigcs  ist, 
kann  uinigermaBsen  auffalleQ,  da  im  18.  Jahrhundert  überhaupt 
S755  Personen   mehr    gestorben    als    geboren  sind  (LochmMuif 


u-cdtv  Google 


—    203    — 

Grass  an  das  19.  JahrhotidArt.  Haadscbr.  im  Besitz  des  Alter- 
thnma- Vereins.  —  Hörn,  1.  c.  S.  364),  es  mnss  daher  jene  Zu- 
nahme in  einem  Üeberschass  der  Eingewanderten  fiber  die  Ans- 
gewanderten  seine  VeranlaABUDg  haben. 

In  den  ersten  Jahren  der  französiachen  Herrschaft  hob  die 
Einwohnerzahl  sich  noch  etwas,  denn  sie  betrug  1811  18)54 
Personen  (DeTismes  Statistique  Titr.  II.)-  —  Die  Leiden,  welche 
die  letzten  Jahre  dieser  Herrscbaft  mit  sich  fUhrten  nnd  die 
Belagerung  von  1813  hatten  aber  wieder  einen  nicht  anerheb- 
lichen Rückgang  in  ihrem  Qefolge.  Bei  der  ersten  nach  der 
preuBBiBchen  Wiederbesitznahme  1816  vorgenommenen  Zählung 
fanden  sich  15104  Einwohner;  in  Folge  der  durch  die  grosse 
Theorung  herbeigeführten  N^oth  and  Sterblichkeit  in  diesem  Jahre 
sank  1817  die  Zahl  bis  auf  14846;  doch  hatte  sie  sich  bereits 
1818  wieder  auf  16491  erhoben,  und  Ist  seitdem  mit  geringen 
Schwankungen  unausgesetzt  gestiegen.  Nach  Ablauf  des  ersten 
Decenniums,  1827,  betrug  sie  21122  (ohne  die  2t>93  Köpfe  zäh- 
lende Militärbevölkerung),  1837  24308  vom  Civil  und  3553  vom 
Militär,  zusammen  278Ü1,  1847  29906  (incl.  Militär),  1857  33368 
(desgleichen),  1867  38856  Civileinwohner ,  2904  vom  Militär- 
Stande,  zusammen  41  760,  1875  44437  vom  Civil,  3505  vom  Mi- 
litär, im  Ganzen  also  47942.  Am  1.  December  1880  betrug  die 
ortsanweeende  Bevölkerung  58254,  incl.  3066  Militärpersonen; 
sie  hatte  sich  also  seit  1875  um  5664  oder  12,70  Procent  Civil- 
personen  vermehrt,  dagegen  um  440  oder  12,55  Procent  Militär- 
peraonen  vermindert.  Im  Ganzen  hatte  daher  eine  Vermehrung 
von  5224  oder  10,88  Procent  stattgefunden. 

Am  Ende  des  Jahres  1883  war  die  Einwohnerzahl  auf  56870 
gestiegen;  am  Anfange  des  laufenden  Jahres  auf  58516,  eine 
Höhe,  die  wohl  schwerlich  in  einer  fräheren  Zeit  jemals  erreicht 
worden  ist.  Die  Einwohnerzahl  hat  sich  also  seit  1817  beinahe 
vervierfacht,  seit  dem  Aufhören  der  kurmainzischen  Herrschaft 
aber  mehr  als  verdreifacht. 

Nach  dem  was  oben  über  die  Vergröeeerung  der  Stadt  und 
die  Zunahme  der  Wohnhäuser  angeführt  ist,  versteht  es  sich 
von  selbst:  dass  das  Wachsthum  der  Bevölkerung  sich  sehr 
ungleich  auf  die  verschiedenen  StadtJMsirke  vertheilt.  So  betrug 
daaaelbe  beispielsweise  von  1875  bis  1880  im  ersten  Stadtbezirk 
37,29  Frocent  (vod  3060  auf  4201),  im  dritten   29,81  Frocent 


.v)OJ^Ic 


_    204    — 

(von  2496  auf  8240),  Im  viertan  86,95  Procant  (yoq  8166  auf 
4304),  während  die  Einwohnersabl  im  aechaten  and  scbteo  Be- 
sirke  sich  fest  ganz  gleich  blieb,  nnd  in  den  übrigen  aich  nur 
unweaentlich  veränderte.  Neuerdings  ist  es  der  vierzehnte  Be- 
zirk, der  verhältniBSmäaaig  die  grOaste  Zunahme  zeigL 

Daas  Erfurt  von  der  jetzt  erreichten  Htthe  wieder  hinab- 
■teigen  werde,  steht  kaum  zu  befürchten.  Sollten  sich  auch 
k&nftig  je  wieder  epidemische  Krankheiten  einitellen,  so  werden 
dieselben  doch,  dank  des  zum  Schntae  der  Gesundheit  getroffe> 
nen  Massregeln,  kaum  je  die  Ausdehnung  wieder  erreichen,  wie 
in  früheren  Zeiten. 

TerbUtnisB  der  Zahl  der  TodeiAUe  and  Geborten 
zu  der  der  Lebenden. 

Auch  haben  jene  Maaaregeln,  unter  denen  die  Sorge  fOr 
geräumige  Wohnungen,  die  Erleichterung  des  freien  Eintritts 
frischer  Luft  durch  Erweiterung  der  Strassen  nnd  StadteingSnge, 
die  Reinhaltung  der  Straasen  nnd  Beseitigung  des  Stanbes  durch 
deren  Besprengen,  die  Bepflanzung  aller  dazu  irgend  geeigneten 
Plätze,  die  Errichtnng  eines  Central -Schlachthauaea,  die  Ent- 
fernung der  Begräbnisastätten  aus  der  Stadt,  die  grdaaere  Sorge, 
die  den  Wöchnerinnen  und  armen  Kranken  zu  theit  wird,  die 
Feriencolonien ,  inabesondere  aber  die  Anlage  einer  Wasser- 
laitang, die  Caaairung  der  Brunnen  mit  gesundheitsschädlichem 
Wasser  und  die  Kanalisation,  die  es  möglich  machte,  die  bis- 
herigen offenen  Kanäle  und  Rinnsteine  au  beseitigen,  verbanden 
mit  einer  Verbeaserung  der  Latrinen,  eine  sehr  weseDlliche 
Stelle  einnehmen,  dahin  gef&hrt:  daaa  aich  daa  Verhältnias  der 
Todeafälle  zu  der  Zahl  der  Lebenden  im  allgemeinen  gönatiger 
geatellt  hat,  ala  es  in  froherer  Zeit  gewesen  (Wolff,  lieber  den 
Einflnes  der  städtischen  Wasaerleitung  auf  die  Geaundheits-  und 
Sterblicbkeits  -  Verhältniaae  Erfurts  im  Jahreeberiehte  des  Ge- 
werbe-Vereins ZQ  Erfurt  1883;4,  S-  80  fgg.).  Selbatredend  kön- 
nen zum  Belage  hierfür  nicht  entlegene  Perioden  sur  Verglei- 
ohnng  herangezogen  werden;  diejenigen  Jahre,  für  die  man  mit 
einiger  Sicherheit  die  Einwohnerzahl  berechnen  kann,  aind  ge- 
rade solche,  wo  Epidemieen  geherracfat  haben,  mitbin  die  Sterb- 
lichkeit Mne  anormale  geweaes  iaL    Auch  dua  18.  Ji^bonder^ 


-    805    - 

in  welohtm,  wie  bereits  oben  bemerkt  worden,  3755  Personett 
mehr  gestorben  als  geboren  sind,  mag  aniser  Berechnung  blei- 
ben, loh  will  mich  vielmehr  auf  das  laufende  beschränken,  und 
zwar  anf  die  Zeit  von  der  Wiederbesitznahme  durch  die  Krone 
Preasaen  ab.  In  der  Zeit  von  1816  bis  1840  waren  auf  etwas 
mehr  als  337a  Einwohner  jährlich  durchschnittlich  ein  Todes- 
fall, oder  auf  1000  Einwohner  circa  30  Todte  gekommen.  In 
den  Jahren  1849  bis  1807,  unter  denen  sich  allerdings  drei  Cho- 
lera- und  zwei  Theurungajahre  befanden,  kommen  auf  1000  Le- 
bende 32,2  Cieburten  und  '^8  Todes&lle  (Axmann,  Ueber  Erfur- 
ter Oesondheits  -  Verbältnisse,  S.  3),  so  dass  die  ersteren  mithin 
die  leteteren  um  5,2  Procent  Überstiegen.  Dagegen  starben  in 
der  Zeit,  wo  die  oben  aufgeführten  Massregeln  wenigstens  tbeil- 
weise  ihre  Wirkung  au  zeigen  bereits  begannen,  im  Jahre  1872 
noch  29,70  Procent,  1878  dagegen  schon  nur  26,3  Proceot,  1874 
24,77  Procent,  1875  23,90  Procent,  1876  23,43,  1877  24,24,  1878 
22,85,  1879  2-',82,  1880  21,94,  1881  25,87,  1882  24,72,  mithin  in 
den  aufgeführten  zehn  Jahren  Überhaupt  24,05  Procent.  —  Im 
Jahre  1883  stellte  sich  das  Verbältniss  sogar  noch  günstiger, 
denn  es  kamen  auf  1000  Einwohner  nur  22,85  Todesfälle  (nach 
Wolff,  1.  c.  sogar  nur  21,29,  die  Durchschnittszahl  für  die  Jahre 
1876—1883  berechnet  derselbe  anf  23,17).  In  dem  Jahre  1884 
betrug  diese  Ziffer  dagegen  wieder  23,80,  was  in  der  der  Qe> 
snndheit  wenig  zuträglichen  Witte  rang  des  Winters  and  des 
Fi^jahres  seine  Erklärung  findet.  Im  Qanzen  zeigt  das  Vor- 
stehende: dass  die  Sterbliobkeitaziffer  fast  stetig  herunter  ge- 
gangen ist,  und  sich  seit  der  prenssiacben  Wiederbesitzei^eifung 
um  ziemlich  den  dritten  Theil  (von  circa  33  auf  22—23)  ver- 
mindert hat. 

Ueber  ein  stimmend  hiermit  stie^  der  Ueberschuaa  der  Ge- 
burten tlber  die  Todesfälle ;  denn  während  derselbe  in  den  ersten 
vierzig  Jahren  des  Jahrhunderts  (28236  Geburten  und  26632 
Todesfälle,  mitbin  erstere  mehr:  1604)  eich  nur  auf  5,f'4  Procent 
belaufen  hatte  (Hörn,  1.  c.  S.  365)  betrug  er  1873  23,26  Procent, 
1874  37,87  Procent,  1875  37,18  Procent  (Breslau,  1.  o.  S.  26).  — 
In  den  sieben  Jahren  von  1876  bis  1882  sind  14011  Personen 
geboren  and  8871  gestorben,  also  5140  oder  36,60  Procent  mehr 
geboren.  Der  Ueberscbuss  wttrde  noch  erheblicher  gewesen 
aeio,  wenn  nicht  neben  der  Abnahme  der  Zabl  der  TodesfUl« 


.  .v)OJ^[c 


—    206    — 

sioli  «ine  eben  so  stetige  der  Fruchtbarkeit  der  £beo  gezeigt 
b&tte.    Denn  ee  worden  pro  Mille  der  BeTölkemng  geboren  1876 

43,25,  1877  40,79,  1878  39,01,  1679  37,56,  1880  37,91,  1881 
35,73,  1882  35,72,  eine  Erscheinung,  die,  da  keine  eigentlichen 
Nothjahre  in  diese  Zeit  fallen,  nicht  gut  zu  erklären  ist,  und 
wenn  nicht  ferner,  wie  Wolff  (Untersuchungen  ober  die  Kinder* 
Sterblichkeit  unter  Berficksichtigung  der  Verh&ltnisae  in  Erfurt 
Erf.  1874)  dargethau  bat,  die  Sterblichkeit  der  Personen  unter 
15  Jahren  eine  stete  Zunahme  zeigte. 

Ein  recht  in  die  Augen  fallender  Beweis,  von  welchem 
grossen  Einflüsse  die  neuerdings  zum  Schutze  der  Geeondheit 
ergriffenen  Maasregeln,  insbesondere  die  BeschaffiiDg  eines  bes- 
seren Trinkwassers,  gewesen  sind,  bietet  eine  Krankhmt,*  die 
sonst  alljährlich  ganze  Hekatomben  von  Opfern  in  Elrfdrt  gefoi^ 
dert  hat  und  die  jetzt  fast  gänzlich  verschwundeo  ist,  der  Ty- 
phus, bei  welchem  ich  daher  einen  Augenblick  verweilen  wilL  — 
In  den  Jahren  1849  bis  1869  befanden  sich  unter  2770  ftber- 
banpt  Verstorbenen  59,  die  dem  Typhus  erlegen  waren,  so  daaa 
schon  auf  907  Einwohner  ein  Tjpbassterbefall  kam.  In  den 
Jahren  1672,  von  wo  ab  die  mehrgedachten  Hassregeln  zur  Aas- 
fObruDg  gelangten,  bis  1875  verbesserto  sich  jenes  Verhältoieo 
bereits  so  weit,  dass  unter  den  26,38  auf  1000  Einwohner  fiber- 
haupt  Verstorbenen  nur  noch  2,7  dem  Typhus  zum  Opfer  ge- 
fallen waren.  Doch  war  das  zuletzt  genannte  Jahr  in  dieser 
Beziehung  noch  ein  sehr  ungünstiges,  denn  es  kamen  368  Er- 
krankungen an  Jer  in  Rede  stehenden  Krankheit  vor,  von  denen 
54  oder  4,7  Procent  aämmtlioher  TodesHllle  einen  tsdtlichen 
Ausgang  hatten.  Dieselben  hatten  aber  lediglich  in  localen  Ver- 
hältnissOD,  die  alle  einzeln  aufzuzählen  hier  zu  weit  fähren  wfirde, 
insbesondere  aber  darin  ihn.-  Veranlassung,  dass  die  Wasser- 
leitung damals  noch  nicht  vollständig  in  Gehrauch  gebeten  war, 
sich  derselben  insbesondere  die  grösseren  militärischen  Anst^- 
ten,  wie  das  GamisonlaEareth  und  die  Martinikaseme ,  die  den 
Hauptherd  jener  Krankheit  bildeten,  noch  nicht  angescfalossen 
hatten.  Seit  Endo  des  genannten  Jahres,  wo  die  Wasserleitung 
fast  durchgängig  in  Gebrauch  gekommen  ist,  sind  Typbus -Epi- 
demieen  hier  nicht  mehr  vorgekommen,  vielmehr  hat  das  Er- 
schemen  dieser  Krankheitsform  sich  auf  einzelne  sporadieobe 
Fftlle  besobr&nkt    In  den  Jahren  1876  bis  1880  fielen  von  23, 


—    20?    — 

Oberhaupt  aaf  1000  Einwobner  vorgekommenen  Todes&Uen,  nur 
1,4  auf  am  Typbus  Erkrankte,  ao  dasa  erat  auf  29Ö1  Einwohner 
ein  an  dieaer  Elrankheit  Verstorbener  kam,  aicb  aleo  die  Zahl 
dar  Opfer,  welche  dieaelbe  gefordert,  gegen  die  erstgenannte 
Periode  um  mehr  ala  zwei  Drittheile,  gegen  die  andere  um  be- 
deatend  über  die  Hälfte  vermindert  hat  (Richter,  Generalberioht 
über  das  Hedicinsl'  und  Sanitätswesen  im  Regierungsbezirk  Er- 
furt fUr  die  Jahre  1875  —  1880.  Weim.  1883,  S.  104).  —  Im 
Jahre  1876  starben  nur  19,  1877  13,  1878  17,  1879  7,  1880  22, 
1881  22,  1882  19,  1883  11  Peraonen  am  Typhus,  mithin  nnr  0,70 
Procent  aller  Veratorbenen :  ein  Ergebniss,  wie  es  kaum  befrie- 
digender bat  sein  können. .  Unter  den  1581  am  Typhus  verstor- 
benen ii2  waren  obenein  17  Passanten  und  nur  5  hier  Ansässige. 
Unter  den  114  Äusacblag-Typhua-Patienten  des  Jahres  1882  be- 
fanden sich  65  Passanten  und  49  Einheimische  (Wolff,  I.  c.  S.  82). 

TerhältnisB  der  unebeliohen  Geborten  bu  den 
ehelichen. 

Bevor  ich  jedoch  die  Besprechung  der  Bevölkerungszustäade 
im  allgemeinen  verlasse,  möchte  ich  noch  kurz  eines  wenig  er- 
freulichen Gegenstandes  gedenken,  der  ein  ziemlich  ungünstiges 
Licht  aof  den  Stand  der  Sittlichkeit  wirft,  des  Verhältnisses  der 
unehelichen  Geburten  zu  den  ehelichen.  Früher  ist  dies  ein 
viel  befriedigenderes  gewesen  als  gegenwärtig.  Denn  in  der 
ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  —  weiter  gehen  die  una  zu 
Gebote  stehenden  Nachrichten  nicht  zurück  —  kam  nur  auf  50 
bia  60  eheliche  Geburten  eine  uneheliche,  während  jetzt  beinahe 
jedea  zehnte  neugeborne  Kind  ein  uneheliches  ist.  Allerdings 
hat  ea  Zeiten  gegeben,  die  in  dieser  Beziehung  sieb  noch  viel 
onvortfaeilhafter  zeigen.  Denn  1849  bis  1868  kam  schon  auf  8 
— 9  eheliche  Geburten  eine  uneheliche  and  1821 — 1824  sogar  be- 
reits auf  sechs  (Hörn,  1.  c.  S.  283;  Kirchhoff,  1.  c.  S.  103).  — 
1816  befanden  sieb  unter  656  Geburten  HO  uneheliche,  so  dass 
sich  diese  zu  den  elielichen  wie  eins  zu  fünf  verhielten.  Hörn 
(1.  c.  S.  259)  behauptet  zwar:  dass  sich  seitdem  von  Jahr  zu 
Jahr  trotz  der  steigenden  Bevölkerung  und  der  Zahl  der  Gebo- 
renen, die  Zahl  der  unehelichen  Geburten  nicht  nur  relativ,  son* 
dem  aacb  absolut  vermindert  habe,  dass  z.  B.  1837  untw  863 


.C.oo^lc 


Gebarten  nar  93  tmeheliche  vorgekommes  wären  (also  11,4  PtO' 
Cent,  und  dass  in  don  letzten  Jahren  (sein  Bach  erschien  1843) 
das  VerhältnisB  noch  entschieden  gQnstiger  sich  gestaltet  habe, 
ganz  so  günstig  wie  es  hiernach  erscheint,  stellt  sich  in  der 
Wirklichkeit  die  Sache  aber  doch  nicht.  Denn  in  den  Jahren 
1875  —  1880  kamen  auf  \IH88  Uberhanpt  Geborene,  oder  dnroh- 
schnittlich  pro  Jahr  1981,3  1328  unehelich  Geborene,  durch- 
schnittlich pro  Jahr  204,60,  so  dass  auf  1000  fiberhaupt  Gebo- 
borene  103,35  unehelich  Geborene,  mithin  mehr  als  zehn  Procent 
komnien  (Richter,  1.  c.  S.  56).  Im  Jahre  1881  waren  unter  1868 
Geburten,  die  überhaupt  stattgefunden,  184  nneheliche,  mithin 
etwas  weniger  als  zehn  Procent;  dagegen  war  1882  anter  der 
Gesammtzahl  TOn  1891  der  Geborten,  die  der  unehelichen  209; 
die  Procentzahl  der  letzteren  hatte  eich  also  wieder  auf  11,10 
erhoben,  ein  Verhältniss,  was  nicht  eben  sehr  gtlnstig  erscheint 
and  dem  des  Jahres  1837  sehr  nahe  kommt.  Doch  ist  es  wohl 
mSglich,  dass  hierzu  Ausw&rtige,  welche  die  faieiiga  Entbin- 
dnngeanstalt  benutzten,  ein  nicht  unwesentliches  Contingent  ge- 
liefert haben. 

Verbältniss  der  Civil-  und  Uilit&r-Bavölkerang. 

lieber  das  Verhältniss  der  Oivil-  zor  Militär -BoTSlkerang 
fehlt  es  f&r  die  älteren  Zeiten  an  Kachrichten,  welche  einen 
flinigermassen  zuverlässigen  Anhalt  bieten  kSnnten.  Es  ist  zwar 
bekannt:  dass  Erzbischof  Christian  I.  (1164  — 1181)  eine  Gami' 
soo  in  Erfurt  eingelegt  habe  (Assertio  Joris  Mogontinl,  pag.  IS; 
meine  Abhandlung:  Ueber  das  staatsrechtliche  Verhältniss  von 
Erfurt  zum  Erzstift  Mainz,  Erf.  1860,  S.  18.  19),  aber  nicht, 
wie  stark  dieselbe  gewesen  sei.  Eben  so  nngewiss  läast  der 
Umstand:  dass,  wie  man  in  der  Regel  annimmt  (Domioikns, 
I.  c.  I.  2.  S.  314),  Erfurt  vielleicht  zuerst  im  Deutschen  Reiche 
stehende  Truppen  gehabt  habe,  da  es  1338  25  Reoter,  14  Schä- 
tzen und  14  Schleuderer  behufs  AusfUhrang  des  mit  dem  Land- 
grafen von  Thüringen,  den  Städten  Mfihlbausen  und  Nordbaosen 
und  einigen  Thüringischen  Grafen  errichteten  Landfriedensbandes 
in  Sold  genommen.  —  Die  Haaptwehrkraft  bestand  damals  ond 
noch  langehin,  auch  noch  seit  man  1606  zur  Bewachung  der 
Aussenthore  92  angeworbene  Soldaten  unterhielt  (Kirchboff,  Er- 
"  ond  Gostav  Adolf,  S.  138),   in  den  wehrhaften  BOrgem. 


t>ie0  war  noch  in  dem  Kunpfe  mit  Kanaaiax,  I66S  and  1664, 
der  F»U.  Bei  der  Belagerung  der  Stadt  bestand  deren  Beutaang 
auB  10  Bflrgerkompagnien ,  einer  von  den  Stadenten  gebildeten 
Compagnie,  Bowie  einer  Compagnie  Renter  and  einer  Compagnie 
FoBBTolk,  die  in  den  benachbarten  UndlioheD  Ortaohaften  aa- 
Bsminangebracbt  war.  Die  in  Sold  genommenen  Atuwärtigen 
bildeten  einen  verschwindend  kleinen  Theil  der  Eriegemacht. 
El  kann  daher  von  einer  Scheidung  awisohen  Civil-  und  Militfir- 
BeTSlkerung  fUr  jene  Zeit  nicht  die  Rede  aein. 

Andere  gestaltete  eich  dies  natärlich  seit  der  Reduotion. 
Der  mit  Waffengewalt  anterjitchteo  Stadt,  die  sich  so  lange  und 
io  energiacb  gegen  die  karmainziiche  Herrschaft  geeträubt,  ge- 
stattete der  nunmehrige  unumBchrfinkte  Gebieter  natürlich  nicht, 
eine  eigene  Wehrkraft  in  ihren  Btlrgern  au  boBitzen.  Dia  in 
die  Stadt  gelegte  Qarnison  bestand  anerst  ans  4000  Mann  Fass- 
volk  und  500  Reutern  (meine  Rednction  S.  234),  machte  daher 
mehr  als  den  vierten  Theil  der  damaligen  Oesammtbavölkerang 
aus;  lie  wurde  zwar,  nachdem  die  Ruhe  vollständig  wieder  ein* 
getreten  war,  und  die  Verwandlung  des  Petersberges  in  eine 
Citadelle  jene  auch  üir  die  Zukunft  gesichert  hatte,  vermindert, 
doch  ward  in  Gemässheit  eines  bereits  im  Jahre  1652  mit  der 
Krone  Böhmen  al^eBcblosseoeo  ErbverbrQdemngg  -  Vertrages 
neben  der  mainzischea  noch  eine  österreiohieohe  Garnison  in  die 
Stadt  gelegt,  welche  schon  1665  einrückte,  und  die  auf  Verlan- 
gen and  nach  Massgabe  des  BedOrfniBses  vermehrt  werden  sollte, 
ein  Fall,  der  bereits  wenige  Jahre  nachher  (1667)  eintrat,  als 
kurbrandenburgiBohe  Truppen  einen  Theil  des  Erfurter  Gebietes 
beaeUt  hatten  (ibid.  S.  243).  —  Im  Jahre  1675  betrug  die  kai- 
eerlicbe  Besataung  900  Köpfe,  Bo  dass  man  genötbigt  war,  die 
sonst  exemteu  Gebäude  mit  Eiuquartirung  ea  belegen  (Chr. 
Roichard,  Contin.  ad  an.  1675  und  1676). 

Im  Jahre  1802,  beini  Aufhören  der  kurmainzischen  Herr* 
Schaft,  bestand  die  Gamisoo  von  Erfurt  aus  dem  auf  dem  Pe- 
tersberge kosernirten  mMnziachen  Begimente,  das  aber  ein- 
scfalieBBÜch  der  Grenadier -Compagnie  nur  534  Köpfe  zählte,  17 
Personen  des  Generalstabes,  26  Artilleristen  und  dem  Busareu- 
Eommando  auf  dem  kurfOrstlicheu  MarBtall  von  11  Mann,  also 
überhaupt  588  K<ipfen,  sowie  dem  seit  1748  hier  goroisooirenden 
dritten  Bataillone   des   (sterreichisobea   Regimentes   Mattheseo 


"       .v)OJ^Ic 


—    210    — 

VOB  räroB  666  Muin,  wovon  »ber  einfl  za  Höxter  garaiMiDiTencle 
Compftgnie  von  184  Mann,  wie  auch  68  Kommandirte  and  Bear- 
laabte  abgingen,  so  dass  der  effeotive  Bestand  sich  auf  414  Hiuin 
redncirte  (Arnold,  1.  c.  S.  272.  274).  —  Die  ganae  Oamison  war 
also  nur  1100  Köpfe  stark,  und  verhält  sich  aar  Civilbevölkenmg 
etwa  wie  1  zn  16. 

Dies  änderte  sich  erheblich  nach  der  prenBaischen  Beaits- 
nähme,  indem  Erfurt  ein  ganzes  iDfanterie-Begiment  cor  Be- 
■ataang  erhielt  und  sich  seine  Militärbevölkeraog  dadurch  fast 
verdoppelte.  —  W&brend  der  fraoBöBiscben  Herrschaft  war  diese 
eine  so  flactairende,  dass  sie  zur  Aufstellung  einer  Rechnimg 
ungeeignet  ist.  —  Eine  sehr  starke  Garnison  erhielt  Erfiirt  nach 
der  Wie  derb  esitznahme  durch  Preussen.  Es  wurde  der  Sita  des 
General  -  CommsndoB  des  vierten  Armeecorps,  der  achten  Divi- 
sion, der  achten  Infanterie-,  Cavallerie-  und  Landwehr-,  sowie 
der  vierten  Artillerie -Brigade,  von  vier  Infanterie -Bataillonen, 
einer  Artillerie -Äbtfaeilung,  sowie  dreier  Garnison -Compagnien 
nod  des  Stabes  eines  Landwehr -Bataillons,  und  seit  18^  eines 
Pionier- Command OB.  —  Im  Jahre  1824  zählte  die  Garnison,  ind. 
581  Personen  weiblichen  Geschlechts,  3396  KSpfe,  sie  machte 
daher  etwa  ein  Sechstel  der  Gesammtbevölkerung  ans.  Sie  ver- 
ringerte sich  aber  bereits  in  dem  nächstfolgenden  Jahre  dadorcb, 
dass  das  General  -  Commando  nach  Magdeburg  verlegt  ward, 
such  worden  von  da  ab  die  Angehörigen  des  Militärs  bei  der 
Civilbevölkerung  mitgezählt.  Weitere  Verminderungen  erfolgten 
später  dadurch,  dass  die  Garnison  -  Compagnien  eingingen,  die 
Pioniere  und  die  Festiings- Artillerie,  sowie  das  Commando  der 
Artillerie -Brigade  von  hier  verlegt  wurden.  Zuletzt,  im  Früh- 
jahre 1884,  geschah  dies  auch  in  Betreff  des  Stabes  und  eines 
Bataillons  des  36.  Infanterie-Regiment«.  Hieraus,  sowie  aus  der 
dem  Wechsel  unterworfenen  Fräsenzstfirke  erklärt  es  sich:  dass 
die  Ziffer  der  Militärbevölkerung  grosse  Schwankungen  zeigt 
Schon  1825  war  sie  auf  2469,  also  etwa  ein  Keuntbeil  der  Qe- 
sammtbevöikeruDg  berabgegangen;  1831  war  sie  wieder  auf  4777, 
also  etwa  auf  ein  Seefastheil  von  dieser  gestiegen,  aber  1834 
auf  3588,  also  etwa  ein  Siebentbeil  derselben,  gefallen.  Ihren 
Höhepunkt  hatte  sie  185&  mit  6398  Köpfen  (ein  Seohstheil  der 
Gesammt-Einwobnerzabl).  Bis  1858  sank  sie  auf  4885,  1861  auf 
i466,  1864  auf  4641,  1867  auf  4486  (etwa  ein  Meunthoil  der  ge- 


..C.oo^lc 


—    211    - 

sammten  Eopfsabl).  Nach  dem  franzSaitohea  Krieg«  im  Jahre 
1871  betrag  sie  nar  3167  (ein  Dreixentheil  der  Gesammtbevöl- 
kenmg).  Voa  1875  bis  1880  fiel  sie  von  3505  auf  3063,  also 
um  440,  so  dase  sie  damals  nur  noch  den  siebiebnten  Tbeil  der 
gesammten  Zahl  der  Einwohner  betrug;  gegenwdrtig  macht  aie 
nicht  mehr  als  den  dreinndswanzigsteu  Theil  derselben  aus. 

Verb&ltDiBs  der  versohledenen  St&nde. 

Zur  Aufstellung  einer  vergleichenden  Statistik  der  verschie- 
denen in  der  Civilbevölkemng  vertretenen  StSnde  fehlt  es  an 
allen  Unterlagen.  Ich  will  mich  daher  auf  nachsteheDde  Bemer- 
kungen beschränken. 

Von  den  ältesten  Zeiten  her  gab  es  in  Erfurt  swei  scharf 
gesonderte  Stände  —  Patricier  und  Plebejer.  Der  Ursprung 
der  ersteren  wird  davon  hergeleitet:  dass  Erzbischof  'Wilhelm 
von  Mainz  um  960  Edellente  aus  benachbarten  Gegenden  in 
die  Stadt  gezogen  und  durch  Verleihung  von  Qrandbeeitz  an 
den  Ort  gefesselt  habe  (Falkenstein,  Histor.  S.  33  und  die  ibid. 
S.  37-40,  Anm.  c.  anfgefnhrten  Belagstellen).  Welche  Rechte 
denselben  im  übrigen  beigelegt  worden,  wissen  wir  nicht^  ge- 
wiss ist  es  dagegen,  dass  sie  sich  später  im  Alleinbesitze  der 
BefugnisB  befunden:  obrigkeitlicbe  Aemter  au  bekleiden  oder, 
wie  es  biess,  rathsfllhig  waren.  Sie  führten  den  Namen  der 
Gefhinden,  weil  Freundschaft,  VerscbwSgerung  und  Standes- 
ebenbttrtigkeit  sie  verband,  oder  der  „reichen  Leute",  auch 
schlechtweg:  der  Geschlechter.  Ihnen  gegenüber  hiesaen  alle 
Stadtbewohner,  die  ihnen  nicht  angehörten:  die  Gemeinde.  Diese 
letztere  umfasste  die  Viertel,  die  Handwerker  und  die  Vor- 
städter. Unter  den  Vierteln  verstand  man  die  Qesammtheit  der 
nicht  zUnftigen  Bürger  der  eigentlichen,  d.  h.  der  inneren  Stadt, 
wie  sie  in  den  vier  Vierteln,  zwei  auf  dem  rechten,  zwei  auf 
dem  linken  Qeraufer,  wohnten,  unterschieden  von  den  Hand- 
werkern namentlich  dadurch :  dass  sie  die  BrauberechUgung 
besessen  [Biereigen]  (Eirchhoff,  Erfurt  im  13.  Jahrb.  S.  55,  56). 
—  Die  Gefrunden  machten  einen  sehr  erheblichen  Theil  der 
Einwohnerschaft  aus,  denn  eine  von  EÜrchhoff  (1.  c.  S.  149  fgg.) 
mitgetheilte  Urkunde  vom  Jahre  1288  zählt  nicht  weniger  als 
248  Namen  (aber  freilich  nicht  eben  so  viele  Familien,  da  viela 
Kamen  mehrfach  vorkommen)  anf.  ,  .  , 


-    212    - 

Jene  Untenchiede  verwischten  lich  aber  selir  erbeblicb  im 
LtofiB  der  Zeit  —  aohon  die  erwUhnte  Urkand«  tod  1288  ISist 
«rkennen:  dasi  einselne  Uilgtieder  der  OemeiniU  es  Tenncht 
hftttea>.die  Sofaranken,  welche  die  beiden  Stände  von  eisander 
trenntau,  *a  darehbrechen  —  inibeeondere  seit  die  Gemeinde 
durch  den  Uebermuth  der  Patricier  auf  das  äuaerete  gebracht, 
1310  das  Recht  sich  erkämpft  hatte:  selbststAndig  und  aus  ihrer 
Mitte  sich  Vertreter  —  Vierherren  von  ihrer  Zahl  genannt  — 
EB  wählen  und  diese  bald  selbst  in  den  Bath  aafgenommen 
wurden. 

Noch  entscheidender  wurden  die  1509  ausgebrochenen,  unter 
dem  Namen  des  tollen  Jahres  bekannten  inneren  Unruhen,  da 
nicht  nur  in  Folge  dessen  viele  patrioieche  Familien,  nament- 
lich viele  bisherige  Mitglieder  des  Rathes,  die  Stadt  verliesBen, 
sondern  auch  der  neue  Rath  von  der  Qetneinde  ganz  nach  Will- 
kUhr  und  ohne  alle  Rücksicht  auf  die  bisherigen  Standeeprivi- 
legten  gewählt  ward.  Uebrigens  gab  auch  die  oeuentworfme 
Regimentsordnung  der  StadtveHassung  eine  in  viel  höherem  Masse 
demokratische  Gestalt  als  solche  früher  war.  Wenn  auch  diese 
Verfassung  bald  wieder  beseitigt  wurde,  so  ist  es  doch  den 
Patriciern  nie  wieder  gelungen  ihre  frühere  Stellung  surttck  au 
gewinnen.  Kircbhoff  (Gustav  Adolf  S.  149)  bemerkt  flir  das 
erste  Drittel  des  17.  Jahrhunderts;  „Im  Laufe  der  letcten  drei 
Jahrhunderte  hatte  zwar  die  kastenartige  Abgrenzung  der  Qe- 
frnnden  und  der  „Gemeine"  manches  an  Schärfe  und  Härte 
verloren.  Wenn  einer  der  „Herrn"  eine  Gattin  heimHihrte,  die 
nicht  ans  den  „Geschlechtern"  stammte,  so  bliaste  er  längat 
nicht  mehr  hierdurch  die  Rathsßihigkeit  ein.  Der  Geschlecfater- 
adel  spielte  überhaupt  schon  im  Verlaufe  des  16.  Jalirhundais 
keine  überwiegende  Rolle  mehr  bei  der  Rathsusammensetaong ; 
in  den  Anfangsjahrzehnten  des  17.  finden  wir  wohl  noch  einen 
von  der  Sachsen,  einen  Denstodt,  Zicgier  oder  Stottarnheim 
nnter  den  Rathsmeistem ,  indessen  neben  ihnen  fast  lauter  un- 
adlige Namen.  Ein  neuer  Adel,  ein  weniger  berechtigter,  hatte 
sich  vielmehr  inzwischen  herausgebildet:  anstatt  des  städtischen 
Geburtsadels  war  ein  Berrenadel  eben  auf  Grund  der  ziemlich 
nepotistisch  vergebenen  Rathsberrenwürde  entstanden." 

tm  Jahre  1655  kam  zum  erstenmal  ein  kleiner  Handwerker 
in  den  Rath.    Ifacbdem  in  Folge  der  Reduction  seit  1665  die 


—    21S    — 

Mitglieder  deatelbeo  siebt  mehr  von  der  BttrgerecliAft  gewjtblt, 
■ondem  gleich  den  äbrigen  kaHärstliohen  Beamten  vom  Luidea- 
hem  emuiDt,  und  von  diesem  natttriioh  die  geeignetsten,  ohne 
BQcksiobt  muf  den  Stand  dem  «e  angehörten,  antgewfthlt  wor- 
den, konnte  schon  so  von  einem  Vorrechte  der  Patricier  niebt 
mehr  die  Rede  sein,  dooh  wurde  noch  1671  die  Bestimmung 
getrofilsD,  dais  keiner  ans  den  kleinen  Handwerken  in  den 
Ratb  aofgenommen  werden  solle  (Friese,  Cbron.  IV.  S.  1397). 

Wodurch  freilich  am  meisteD  die  Patricier  ihre  Beseitigung 
fanden,  war  der  Umstand :  dass  die  an  ihnen  gehörigen  Familien 
im  Lanfe  der  Zeit  ohne  Ausnahme  entweder  ihren  Wohnsitz  in 
Erfurt  aufgaben,  was  besonders  in  Folge  der  Wirren  von  1509 
geacfaab,  oder  überhaupt  ausstarben,  wenigstens  so  in  Vermögens' 
verfall  gerietben,  dass  sie  in,  die  Klasse  der  Plebejer  hinab- 
sanken. Weinrich  (Nachricht  von  den  Begebenheiten  der  Stadt 
Etfart,  S.  219.  220)  tbeilt  ein  Veneicbniss  von  120  Familien 
mit,  die  vor  300  oder  400  Jahren  in  Erfurt  gewohnt  und  die 
man  die  Gefrontcn  oder  Reichen  Leute  genannt  habe.  Unter 
diesen  befindet  sieb  auch  nicht  eine,  die  noch  hier  existirta. 
Zwar  kommen  einige  der  dort  au^efdbrten  Mamen,  wia  Crentz- 
bnrg,  Drasseler  (oder  Dressler),  Emmerich,  Ernst,  Frits,  Hart- 
mann,  Hopfgarten,  Kauümann,  Kellner,  Krug,  I^adenberg,  Mark- 
graf, Rosentbal,  Rudolph,  Seelig,  Schulen,  Stein,  Urbioh,  Winter- 
bei^  und  Ziegler  noch  jetzt  in  Erfurt  vor,  aber  keiner  derjeni* 
gen,  die  ihn  fBbren,  gehfirt  dem  Adelstaode  an,  und  ihre  TrÜger, 
die  sieh  fast  durchgängig  in  untergeordneten  Verhfthnissen  be* 
finden,  dürften  schwerlich  in  irgend  einer  Besiehoag  an  den 
gleichnamigen  Fatricierfamilieu  stehen.  Schon  Weinrich,  der 
doch  vor  170  Jahren  schrieb,  bemerkt  am  Schlnsae  seinea  Ver- 
aeiohnisses:  ,^erTon  sind  viele  gana  verloschen,  etliche  wer- 
den zwar  noch  angetroffen,  aber  in  gants  anderem  Zustande,, 
dasi,  da  sie  vormabls  oben  geschwebt,  sie  nnnmehro  in  obscoro 
leben."  Einige  jener  Geschlechter,  wie  die  Milwitz  and  Zieglw, 
haben  jedoch  bis  au  ihrem  erst  in  der  zweiten  Httlfte  des  lau- 
fenden Jahrhunderts  erfolgten  Aassterben  ihren  Bang  behauptet. 
—  In  dem  Weinricbschen  Veraeichnisse  fehlen  noch  viele  patri- 
cische  Familien,  die  entweder  in  der  Urkunde  von  1288  vor- 
kommen oder  anderweit  bekannt  sind,  wie  die  Bilterslebe]), 
Brand,   Breitenbach,    Brettin,    Dennstedt,   Qerstenbei^,  DgWt 


.  Coo^^lc 


—    214    — 

Meldiogen,  Ladolf,  von  Salier,  Salfeld,  abar  aoob  diese  existireo 
in  Erfurt  siobt  mebr,  wenn  sie  anob  noob  Uberhanpt  fortbeeteben 
und  theilweiae  m  hoben  Ehren  gelangt  aind,  wie  s.  B.  die 
Qaterreifibisoben  Grafen  Lndolf  von  der  JEVforter  Familie  gleichen 
Namena  abstammen.  Ob  aber  nicht  der  Dietrich  Tromsdorf, 
der  1480  das  Amt  einea  Batbameiaters  bekleidete  (Falkenstein, 
Iffistor.  8.  388)  vielleicht  ein  Vorfahr  der  noch  jetit  aacb  hier 
bestehenden  Familie  dieses  Kame&a  gewesen  sein  mag,  mnas 
ich  dabin  gestellt  sein  bissen.  Die  Familie  Hodermann  oder 
Hottermann,  die  einst  an  den  angeaehensten  Patriciergeachleoh- 
tem  Grfnrts  gehörte,  ist,  wenn  auch  noob  nicht  ganz,  ao  doch 
wenigstens  im  Hannesatamm  erloschen. 

NmmuerisoheB  Verli&ltnisfl  der  venohieddiien 
Rellgionaparteien. 

leb  gehe  nunmehr  zu  einer  ErSrtemng  des  nummeiiacben 
Verbfiltnisses  der  Terscbiedenen  Rellgionaparteien  in  Er^irt  Qber. 
Abgesehen  von  den  Juden,  von  denen  weiter  unten  die  Bade 
sein  wird ,  kann  selbstredend  aich  aolche  nur  auf  die  Zeit  nach 
Einführung  der  Reformation  beciehen. 

Nachdem  diese  in  Erfiirt  Eingang  gefunden,  was  schon  im 
Beginne  des  zweiten  Viertela  dea  16.  Jahrhundarta  geschab, 
machte  sie  ao  achnelle  Fortschritte,  dasa  bald  faat  die  gesammte 
Bevölkerung  aich  der  neuen  Lehre  zugewendet  hatte.  Ea  blie- 
ben dem  alten  Qlanben  fast  nur  die  treu,  welche  zu  dem  knr- 
füratlioben  Hofe  in  irgend  welcher  näheren  Beziehung  atanden; 
selbst  Bin  Theil  der  Ifönchskidster,  wie  das  der  Dominikaner, 
das  der  Franaiskaner  und  das  der  Augustiner  Eremiten  wnrde 
von  den  bisherigen  Einsassen  verlaseeo,  die  aus  ihrem  Orden 
ausschieden  und  zur  neuen  Lehre  tibertraten.  Es  wohnten  faat 
nur  noch  in  der  NXhe  der  beiden  StiftskircbeD  Katholiken  io 
etwas  grösserer  Zahl.  Die  der  Severikirche  war  die  einiige 
katboliscbe  Pfarrei,  die  eine  wenigstens  nicht  gana  unbedeutende 
Zahl  von  Oemeinde  -  Uitgliedern  behalten  hatte,  und  ancb  sie 
blieb  weit  hinter  der  kleinsten  evangelischen  Gemeinde,  der 
von  St.  Michael,  aurBck  (KirchhofF,  Beitrfige  S.  99).  —  Eine, 
allerdings  nur  karse,  Zeit  hindurch  wnrde  sogar  nur  noch  in 
einer  Eirobe,  der  Hospital-Kirobe,  katholischer  Gottesdienst  ga* 
halten. 


.Cooj^lc 


—    216    — 

In  dteBflm  Vertiftltiiiase  ändart«  aticb  di«  1586  «rfolgte  2^0- 
d«riaasnng  der  Jesuiten  nur  wenig,  so  gefahrdrohend  Bololia 
aaob  TOD  den  EvangeUsaben  angesehen  ward  (Srobboff,  Erfurt 
und  GnsUv  Adolf  S.  161;  Härtung,  1.  o.  II.  S.  236),  wie  e«  ja 
KDoh  in  der  That  diesem  Orden  in  anderen  Gegenden,  so  in 
dem  in  aiemlich  gleichen  VerhältnisBen  befindlichen  Eichsfelde, 
gelungen  war,  viele  abgefallene  Gemeinden  wieder  aurQck  an 
gewinnen.  Denn  von  dem  grossen  Sterben  im  Jahre  1&97  wer- 
den neben  7162  Erangelisohen  nur  421  Katholiken  (nach  Hogel, 
1.  c.  S.  1264  resp.  7266  nnd  393)  hingerafft.  Nimmt  man  an; 
daas  die  Sterblichkeit  bei  beiden  Theilen  die  gleiche  gewesen 
ist  —  und  das  Qegentheil  vorausausetaen  liegt  dorobans  kein 
Grund  vor  —  so  betrug  die  Zahl  der  Eatboliken  nur  5,6  Pro- 
cent oder  ein  Achteebntbeil  der  Gesammtbevölkernng.  Mach 
der  Zahl  der  im  Jahre  1611  Verstorbenen  su  nrtheilen,  mUsste 
sie  damals  nur  3,6  Prooent  betragen  haben,  doch  scheint  dies 
Jabr  aus  nioht  bekannten  Veranlassungen  eine  Ansnahme  ge* 
bildet  au  haben.  Denn  in  den  Jahren  1626—1649  hat  die  Zahl 
der  Todesftlle  bei  den  Katholiken  zwischen  5,4  und  9,7  Pro- 
Cent  geschwankt  nnd  im  Durchschnitt  7  Procent  betragen,  so 
dass  damals  Erfurt  an  dreiaebn  Vieraehnteln  von  Evangelischen 
und  nur  zu  einem  Viersehntel  von  Katholiken  bewohnt  war,  also 
noch  immer  sehr  überwi^end ,  wenn  auch  nicht  mehr  gana  in 
dem  Uasse  wie  früher  eine  erangelieche  Stadt  gewesen  ist. 
Eirchhoff  (Erfurt  und  Gustav  Adolf  S.  140)  nimmt  an:  dass  sich 
1620  nur  etwa  900  Katholiken  in  Erfurt  befunden,  und  dieselben 
kaum  6  Procent  der  Stadtbewohner  ausgemacht  haben  können. 

Erst  nach  dem  westfälischen  Frieden  und  nachdem  die 
schwedische  Besatznng  Erfurt  verlassen  hatte,  fing  das  Verhält- 
nisa  an  sich  zu  ändern.  Denn  schon  um  1650  war  die  Zahl 
der  katholischen  Einwohner  auf  10,6  Procent  gestiegen,  welche 
sich,  wenn  auch  nicht  ohne  Schwankungen,  bis  zum  Jahre  1664, 
dem  der  Bednction,  bis  auf  12,7  Procent  erhöhte.  Man  kann 
also  annehmen:  dass  in  dieser  Periode  die  Stadt  zu  nenn  Zehn- 
teln vob  Evangelischen,  an  einem  Zehntel  von  Kathohken  be- 
wohnt gewesen  sei.  Auf  ein  gleiches  Ergebnisa  kommt  man, 
wenn  man  das  Verbältniis  beider  Confessionen  ans  der  Zahl 
der  vorgekommenes  Geburten  berechnet. 


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_  2ie  — 

SeH  jsDflm  EreigniBae,  dnreh  du  Erftirt  tuelit  nur  dem  Ka- 
m«ii,  sondern  aueh  der  WirUiclkeit  nach,  ein«  bischSfliobe  Stadt 
geworden  war,  varänderte  aioh  aber  sehr  bald  nnd  in  steigender 
Progression  die  Sachlage  m  üngnneten  der  EvangeUachen.  Es 
gesofaah  dies  weniger  durch  Conrerslonen ,  deren  Zahl  wfthrend 
der  ganzen  Daaer  der  karmainBiBoben  Herrschaft  nur  eins  un- 
bedeutende gewesen  ist,  als  dadnrcfa:  dass  Ton  anawlrts  fortan 
mebr  Katholiken  all  Evangelische  hierher  zogen.  Bereits  1675, 
nachdem  erat  aehn  Jahre  seit  der  Rednotion  verflosaen,  waren 
18,6  nnd  1663  schon  24,9  Procent,  alao  aiemlich  ein  Viertel 
det  Geaammtbevölkerung  Katholiken,  ein  VerhlÜbiiBa,  was  den 
Seblnss  de«  17-,  das  ganae  18.  und  bis  in  den  Anfang  des  19. 
Jabrhnuderta  aiemlioh  oonstant  geblieben,  sieh  sogar  scbliesslioh 
noch  etwas  gOnatiger  f^  die  Katholiken  gestellt  hat.  Dann 
während  in  den  Jahren  168&— 1700  die  Zahl  der  bei  den  Katho- 
liken TOi^ekommenen  Taufen  25,9  Procent  aller  Taufen,  die  der 
stattgeinndenen  TodeaAUe  29,9  Procent  betragen  hat,  stellten 
sich  1701  —  1800  diese  Verh&ltniaazahlen  auf  28,8  Prooent  und 
26  Prooent,  ao  dass  damals  mehr  als  ein  Viertel  aller  Einwoboer 
katholiach  war. 

Die  erate  preassische  Besitznahme  war  su  vorQbei^ehend, 
ala  dass  sie  in  dieser  Beaiehung  einen  bemerkbaren  Einflnss 
hätte  ansflben  kSnnen.  Während  der  französischen  Oocnpation 
war  Bifort,  nach  der  1811  votfenomnienen  Zählung,  von  13589 
Evangelischen  und  4595  Katholiken  bewohnt,  ao  dass  die  leta- 
teren  auch  damals  noch  mehr  als  ein  Viertel  alln*  Einwohner 
ansHiachten.  Dies  änderte  sich  jedoch  seit  der  aweiten  pr«u- 
flisehen  Besitaergreifnng,  wenn  auch  mir  allmählig.  Während 
bei  deren  Eintritt  (10986  Evangetisobe,  4024  Katholiken)  noch 
26,6  Froccnt  auf  die  Katholiken  kommen,  war  die  Zahl  der  leti- 
teren  bereits  1817  auf  26,1  Procent  ge&Uen  (10809  KvaDgeliaobe, 
3965  Katholiken).  Dias  aetale  sieh  in  den  folgenden  Jahren 
fort.  In  den  Jahren  1818  bis  1883  atieg  nämlioh  die  Zahl  der 
Katholiken  nur  von  43S7  auf  Ö354,  die  der  Evoogeliaeben  da- 
gegen von  12079  anf  17185;  jene  batmg  daher  beim  Beginn 
dieses  Zeitraams  86,9,  am  Schlnsa  desselben  aber  nnr  28,8  Vro- 
oent  der  EiawohnenahL  Hierso  trog  neben  der  gewiss  atlrkerea 
Einwanderung  von  EvangsUachan  anoh  weaeotliob  der  Umataad 
bei,   dasB  die  Sterblichkeit  anter  den  Katholiken  verhiltoiw* 


_    217    — 

mJiswg  nicht  anwesentlich  lUlrker  iritr,  wie  nnter  den  Evang«- 
liaoben.  Denn  e>  befanden  aicb  anter  den  Uberhsapt  verator- 
b«aeit  9615  Feraoneu  2684  von  dan  enteren  und  6831  von  den 
letatereo,  lo  daas  darohaobDittlieh  aabon  auf  29'/«  Katholiken 
und  erst  auf  34*/«  Evangoliaolie  ein  Todesfall  kam,  wai  wohl 
darin  seinen  Grund  hatte,  daas  die  letsteren  aicb  im  allgameinen 
in  günstigerer  Vermfigenslage  befanden  als  die  ersteren  und 
ebcr  Im  Stand«  waren,  sieh  in  KrukbeitsftlUen  reohtaeitig  ftrzt- 
lioher  Hülfe  xa  bedienen. 

Die  YerhUltnisixiffer  der  katbolisoben  Einwohner  sank  seit 
dar  angegebenen  Zeit  mebr  und  mehr.  1840  (18403  Evange- 
lische, 4934  Katholiken)  betrag  sie  bereits  nur  21  Prooent;  ]851 
Kvangellsohfl,  6361  Katholiken)  19,2  Frooent;  1867 
Evangelisohe,  74S4  Katboliken)  18,96  Prooent;  1871 
(25626  Evangelische,  7647  Katholiken)  18,66  Frocant;  1875 
(39769  Evacgelisohe,  7706  Katholiken)  16,04  Prooent;  1S80 
(44158  Evangelische,  8177  Katholiken  bei  einer  Oesammtbevel- 
keniog  von  53  254  Köpfen)  15,92  Prooent.  Die  Katholiken  bil- 
den also  gegwiwKrtig  nur  noch  den  aecbsten  bia  siebenten  Theil 
der  Einwohner  von  Erfurt. 

Die  übrigen  obrietlicben  Beligiopsparteien  sind  daselbst  nur 
schwach  vertreten.  Im  Jahre  1867  s&Üte  man  332  Ältlatberaner, 
91  Irvingianer,  7  Mennoniten,  29  Deutsch-  und  Christkatholifcen, 
6  Oriecbiscb  -  Katholische ,  22  anderen  Religionsparteien  Angehö- 
rige. Die  Ältlatberaner  wurden  sp&ter  der  evaogeilacben  Be- 
völkerung EOgeBAhlt;  die  übrigen  kleineren  christlichen  Beligions- 
parteien  und  solche  Personen,  welche  gar  keiner  Kirche  ang«- 
hSrten,  betragen  1871  175,  1875  176.  —  Bei  der  Aufnahme  von 
1880  worden  nur  noch  4  Hitglieder  freier  Gemeinden  und  13 
Angehörige  anderer  christlicher  Belipons-Gemeinaebaftm,  da- 
gegen aber,  aasschliessUab  der  Juden,  56  Bekenner  anderer 
Betigionen  und  ohne  Keligionsangabe  gezählt  Es  ergiabt  sich 
hieraua;  dass  die  Zahl  der  Personen,  welche  weder  einem  der  - 
beiden  cfaristUoben  Basptbekenotniaae  noch  dem  Judantbam  aa- 
gehfiren,  sich  neoerdings  in  Erfurt  erbeblich  varringert  bat, 


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—    218    — 
Zahl  der  jftdisohen  B«TÖlkermig. 

Wm  dieae  betrifft,  so  ist  es  ja  bekannt:  dau  Erfart  Im 

Mittelalter  eine  sehr  zahlrfliohe  jüdische  Gemeinde,  eine  der  be- 
dentendaten  in  Deutachland,  die  eben  bo  durch  ihre  Woblhabsn' 
heit,  wie  durch  die  wisHenscbaftliohe  Bedeutung  einselaer  ihrer 
Mitglieder  hervorragte,  beaessen  hat,  and  die  schon  1221  liam- 
lioh  zahlreioL  gewesen  aein  moas,  wie  die  erhebliche  Zahl  der 
bei  dem  damaligen  Angriff  getSdteten  Peraonen  (Jaracaewaky, 
Gesob.  der  Juden  in  Erfart,  S.  65)  ergiebt.  Doch  fehlen  genaue 
Angaben  Über  ihre  Stärke.  Wenn  Hogel  (Chron.  B.  171)  er- 
zählt: dass  bei  dem  Jadensturme  von  1349  6000,  oder  wie  an- 
dere berichteten,  9000  Personen  (Jaraoaewiky ,  L  c.  S.  26  sagt: 
mehr  als  5000  Juden)  umgekommen  wären,  so  iat  diea  sicber 
äbertrieben,  and  etimmt  wenig  daaa:  daas  sich  in  den  IVeisina- 
bUohem  von  1293  bis  1%2  unter  den  HauaeigentbQroem  nor 
einige  dreissig  jtldisohe  Kamen  befinden  (Hartang,  I.  c.  S.  138. 
223),  anoh  kOnnen  in  dem  Stadtviertel,  waa  den  Juden  sor  Be- 
wohnnng  angewieaen  war,  nach  deaaen  Ausdehnung  höchitens 
80  Häuser  gestanden  haben  (Härtung,  1.  c).  Kirchhoff  (Weta- 
thQmer  S.  282)  glaabt  zwar:  dass  der  den  Juden  augetheilta 
Wohnungsbezirk  etwa  100  und  einige  Häuser  habe  fassen  kön- 
nen, aber  auch  selbst  dann  dürfte  die  j&dische  Gemeinde  achwer- 
Uob  mehr  als  1000  Seelen  enthalten  haben.  Kroner  (Festschrift 
zar  Einweihung  der  neuen  Synagoge  in  Erfurt,  S.  11)  nimmt 
denn  auch  an:  dass  die  Anzahl  der  bei  dem  Sturme  von  1349 
Dn^ekommenen  in  Wirklichkeit  wohl  nicht  mehr  als  1000  be- 
tragen habe.  —  Kach  der  Wiederaufnahme  der  Joden  nm  das 
Jahr  1354  nahm  deren  Zahl  allmählich  wieder  sa.  tm  Jahre 
1389  waren  laat  eines  VerBeichnissea ,  welches  die  Jadenschaft 
dem  Eathe  hatte  einreichen  mflsaen,  102  Jadenfamilien  hier  an- 
aässig  (Kirohhoff,  I.  c.  S.  290),  nach  Hogel  (I-  «■  S-  *^)  70, 
welche  das  BQrgerrecht  besassen  und  ?6,  die  wegen  Armath 
solches  nicht  hatten  erwerben  können.  Die  QeBammtaafal  ia 
jüdischen  Bewohner  mag  sich  damals  also  wohl  auf  ÖOO  belanfen 
haben.  Im  Verlaufe  des  14.  Jahrhunderts  ist  sie  jedenfalls  noch 
gewoohsen,  wie  dadurch  wahrscheinlich  wird,  dass  die  von  ihnen 
erhobenen  Abgaben  stetig  stiegen.  Die  grossen  Bedrückungen, 
denen  die  hiesigen  Jaden  in  der  ersten  Hälfte  daa  15.  Jabrbw 

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—    219    — 

derts  ftUBgeBfitet  WAraii,  yeranlassten  dieie  alter,  nicli  und  nseli 
Erinrt  zn  Terlassen,  so  dus,  aU  die  Stadt  1458  Ton  dem  Eor- 
ffinten  Dietrich  das  Recht  erkanfte,  fortan  keine  Jaden  mehr 
zn  dnldan,  rieh  kanm  noch  dergleichen  hier  befonden  haben 
Trerden. 

In  Folge  jener  Massregel  hat  es  Jahrhunderte  lang  über- 
baopt  keinen  Jaden  in  Erfurt  gegebenj  denn  ein  1608  gemachter 
Vennch,  dai  Recht  der  Niederlassong  wieder  zu  erlangen,  sohei' 
tertfl  an  dem  energischen  Wideritand  der  Handeltreibenden 
(Jaraczewsky,  S.  60).  Erst  im  Jahre  1789  wtirde  es  den  Jaden 
wieder  gestattet,  die  JahrmSrkte  gegen  Entrichtung  einea  Leib- 
geleitsgeldes  beim  Ein-  und  Ausgang,  zu  besuchen,  auch  wurde 
ihnen  gegen  Zahlung  einer  Abgabe  too  circa  60  Bth.  die  Be- 
fogDiBS  ertheilt,  Kleider,  Silbersachen ,  Ferien  u.  s.  w.  in  der 
Stadt  anzukaufen,  aber  nicht  die,  solche  zu  verkaufen.  Seit 
1791  ward  einzelnen  Jaden,  zwar  nicht  die  Kiederlaseung,  aber 
doch  der  vorübergehende  Aufenthalt  in  der  Stadt  erlaubt  unter 
der  französischen  Herrschaft  wurde  1806  bestimmt:  dass  ihnen 
die  Niederlassung  in  der  Stadt  gestattet  werden  aolle,  jedoch 
war  die  Zahl  der  Aufzunehmenden  eine  beschränkte,  und  es 
wurden  denselben  bestimmte  WohnplKtze  angewiesen,  welche 
sie  nicht  willkQrlich  gegen  anders  vertauschen  durften.  1810 
erhielt  znerat  wieder  ein  Jude  das  Bfii^errecht.  Ein  eigenes 
Local  ftlr  den  Gottesdienst  wurde  sehon  1806  eingerichtet,  18II 
aach  ein  besonderer  jüdischer  Friedhof  angelegt. 

Die  Wieder  besitznah  me  durch  Preussen  Snderte  in  dieser 
Beziehung  anfangs  wenig,  da  das  für  die  alten  Provinzen  des 
Staats  ergangene  Jndenedict  vom  11.  Mlrz  1811  zunächst  in 
Erfurt  nicht  eingeftkhrt  wurde  (Kab.- Ordre  v.  8.  Aug.  1830). 
Erst  in  Folge  des  Gesetzes  vom  23.  Juli  1847  fielen  die  bis- 
herigen Schranken  und  es  wurden  in  Betreff  der  Freizügigkeit 
und  Kiederlassnngs - Berechtigang  die  Juden  den  Christen  gleich 
gestellt.  —  Erst  seit  dieser  Zeit  war  die  MSf;i>clik(>it  der  Ent- 
stehung einer  etwas  zahlreicheren  jüdischen  Gemeinde  vorhan- 
den. Für  das  Jahr  1827  giebt  Erhard  (1.  c.  S.  234)  an:  94  Juden, 
von  denen  84  das  Staatsbüi^errecht  besessen  hätten.  1837  hat 
Erfurt  13  Juden  mit  und  138  ohne  Bürgerrecht  gehabt  (Nobaok, 
Beschreib.  S.  164;  Hom,  I.  c.  S.  226).  Bei  der  Constitaimiig 
der  Gemeinde  im  Jahre  lfö3  zählte  dieselbe  191  Seelen. 


-    MO    - 

Die  sUtiBtUolie  ÄuAu^uae  von  1867  ei^iab  356  Jaden.  Jwu- 
xevtiky,  desMn  Oeschiohte  der  Jnden  in  Erfbrt  1868  «raoU«n, 
giebt  sa:  dass  die  hieaige  jfiduohe  Oemaiade  58  Mitglieder  oder 
etwK  900  Seelen  timfasse.  Die  etatiitiMhe  AofblthiDe  von  1871 
wieas  313,  die  tos  1875  379,  die  von  1880  546  Köpfe  n»ch. 
Die  Zfthl  der  Juden  in  Erfiirt  hiit  lioli  daher  von  1867  bis  1880 
mebr  al»  verdoppelt  und  betrügt  jetct  lj(ß  Prosent  der  Ge- 
semmtb  e  völkemng. 


Von  den  verBcbiedenen  Qegenat&nden ,  mit  denen  die  Stati- 
stik Bich  bfiBcbäftigt,  sind  ea  im  Weeentlicban  nur  die  Ziffern 
der  Wühni^ätse  und  der  Bewohner  geweaen,  welche  in  dem 
Voratehenden  behandelt  eind. 

Es  giebt  aber  noch  sebr  viele,  welche  ein  eben  so  friioht- 
bares  Feld  darbieten,  wie  beispielsweise :  die  et&dtlBcben  Ein- 
nabmeo  snd  Ausgaben,  der  Wohlstand  der  Bewohner,  die  zur 
VerfaiitUDg  der  Armuth  getroffenen  Maisregeb,  der  Gang  des 
Verkehrswesens  und  der  zu  dessen  Erleichterung  bestimmten 
Einrichtungen,  der  Handel,  der  Gewerbebetrieb  u.  a.  m.  Aber 
eben  weil  dieses  Feld  ao  ausgedehnt  and  reich  ist  und  sich 
nicht  mit  wenigen  Seiten  erledigen  Iftsst,  will  ich  {&r  diesmal 
davon  Abstand  nehmen,  behalte  mir  jedoch  vor,  gelegentlich 
auf  diesen  Gegenatand  zurück  za  kommen,  wenn  sich  nicht  in- 
zwischen Jemand  findet  der  sich  diesem  Unternehmen  und  dann 
gewiss  besser  aaageatattet  und  mit  rüatigeren  ErlUiteOf  ala  ich 
im  Stande  sein  würde,  unterzieht 


-w^fpse-«- 


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Ueber  die 

Herleitiug  der  Namon  der  thüriiigiaoh-s&ohsisohea 

Oaae  Saevon,  HaBsegan  und  FrieeenÜBld. 


Ziemlich  allgemeiti  wird  RDgenommen ,  dasB  die  Mit  dem 
achten  Jahrhundert  in  Urkunden  hXnfig  erwKhnten  thfiringisoh- 
■Sehaiiohen  Gaue  Friesenfcld  and  HaBsegaa  ihre  Kamen  von 
Friesen,  beziehiingeweiee  Besäen  erhalten  hahen  aoUeD,  die  sich 
nach  dem  Ähsuge  der  Sachaen  ans  der  Gegend  zwiBchen  der 
Unstrat  nnd  Schiente  nach  Italien  im  Jahre  568  dort  angeeie- 
delt  bütten  '). 

In  neuerer  Zeit  hat  Herr  ProfeeBor  GrAsaler  diese  Ansicht 
▼ertreten  nnd  näher  zn  begründen  vereucht  *),  aber,  wie  mich 
bedenken  will^  nicht  in  Uberseugender  Weise. 

Was  zunSchat  den  Haseegan  betrifft,  so  glaube  ich,  dasa 
schwer  wiegende  GrUnde  gegen  die  Annahme  Bprechen,  er  habe 
seinen  Mamen  in  Folge  einer  im  Jahre  568  stattgehabten  Ein- 
Wanderung  von  Hessen  erbalten. 

Zunächst  kommt  in  Betracht,  dass  Hessen  im  6.  Jahrhun- 
dert ein  in  den  fränkischen  Bund  völlig  aufgegangenes  Land 
war,  dessen  Bewohner  also  zu  den  Franken  im  weiteren  Sinne 
gehörten  und  es  deshalb  wenig  glaublich  ist,  dass,  wenn  von 
hier  aus  eine  Einwanderung  erfolgt  wfire,  Gregor  von  Tours 
dies  nicht  deutlicher  hervorgehoben  hahen  sollte.  Doob  irill 
ich  hierauf  ein  besonderes  Gewicht  nicht  legen. 


■)  Gregor  t.  Tdufb,  Uiitor.  Franoomm,  T.  IG:  ^Et  qn»  tempore  iUo, 
qno  Alboinni  in  Italism  ingreuni  eit,  Chlotuhaitui  et  Sigeberttu  Boktoc  et 
alias  gentei  ia  loco  iUo  {dem   «on  den  SsebiMi  Terlsuenen  Kordth«rin|[«D) 


•)  Zflitaoluitt  des  Harsvereini  fBr  QMcfaioht«  etc.  Jahrtang  IB7&,  Seit« 
Wn.  f. 


iMtvGoOt^lc 


Viel  bedeatender  dagegen  ersoheint  der  Umttand,  dus  ei 
weder  erwieaen,  noch  «ach  nur  wahrschünlich  ist,  dus  im  6. 
Jahrhundert  ein  Volksatamm,  oder  richtiger  wohl  die  Einwohner- 
Bcbaft  eines  Landstriches,  den  Namen  j,HesBen"  getragen  habe. 
Dieser  Name  kommt  vielmehr  erst  zu  Anfang  des  8.  Jahrhon- 
derta  Tor  ').  Wie  er  entstanden  ist,  wissen  wir  nicht  Da» 
er  von  „Cbatti"  heraoleiten  sei,  besweifle  ich  (efr.  Zeoss,  die 
Deutschen  und  die  Nacbbaretiunme,  p.  Sil).  Jedenfalls  aber  ist 
es  ein  deutscher  Name  und  das  ist  von  Wiehtigkeit  in  aofem 
es  dagegen  spricht,  dasa  der  Hassegan  seine  Benaunong  tob 
eingewanderten  Hessen  habe:  denn  wie  sollte  man  dazn  gekom- 
men sein,  einen  Oau  nach  der  lateinischen  Form  Hassi  zu  be- 
nennen? Ueberdies  ist  die  Aheste  Form  des  Oaunamens  Eos- 
gowe  (9S2  and  968)  '),  Hossegawe  (947)  ">);  und  die  Bewohner 
des  Qaues  werden  schon  im  Jahre  853  als  Hohsingi  (flosingi) 
anfgefllhrt  (Annal  Fuldens.).    Erst  961  erscheint  Hauingewi  *), 

■)  Zd  Enda  dea  4.  Jahrhondert«  Toriohwindet  dsr  Nkme  Chstti.  D«r 
•0  benuinta  TolltMtamm  war  schon  damala  ain  Uf^lied  dei  friokitobaii 
Band«  und  iit  demnäcbat  TOlliländig  in  denialbui  anfgeganges,  dergeatalt, 
diH  ea  uiobt  «inmal  für  arforderiiob  «racbtat  wnida,  daMan  Uaiatae  aa  oo- 
difioiraa.  Du  Cbatteoltud  laiSel  nutar  friokiiobar  Oamcbaft  in  Frorin- 
■an  nnd  Osoe  (Zanat,  I-  o.  p.  817),  wohl  aber  ant  nuh  dem  Jiüira  MO. 
Dann  ab  in  diaiem  Jahra  dar  Frankankönig  Sigabert  ainan  FaldsBf  nask 
ThBringen  nnternabm,  gelingta  ar,  nsob  Fradagsr,  durch  dia  Bacbonia  in 
Henen  naoh  der  Waatgrante  von  TbUtingen.  Da  iit  slto  wader  von  ainer 
Frovina  Haiaan,  nocb  von  einer  Provin*  ürsbfald  die  Beda ,  die  damniobat, 
iai  Anfange  dea  8.  JabrfaQDderta,  in  dea  biaLorisohan  Bohriften  ersaheina& 
vnd  awsr  dergeatalt,  dsaa  eratere,  der  Ueieengan ,  den  o&rdliobeD  Tbail  de* 
BpUeran  Knrfaratentbnmt  fieaaen  omfaiate,  dai  Qrabfeld  aber  tQdiicb  daran 
galages  war,  anglaicb  einen  batriobtiicben  Theil  Frankem  amfiaaend.  Daa 
ß^hara  Cbattenland  eriobeint  eleo  ala  aofgelöat,  wai  auch  dnreh  den  Brief 
baatfttigt  wird,  den  Bonifaoini  im  Jahre  769  au  den  Papat  Qregor  aohriab, 
indem  aa  darin  haiut:  aDniveriiB  optimatibni  et  popub  provinaiarnn 
Qarmsniaa,  Tburiogia  et  üaaaii,  üortbaiüa  et  Niatreaii,  Wadraoüs  et 
Lognaia,  Bnduoaia  et  Grafleldia."  Hier  ettobeint  sDCb  Beucn  im  Oaganiata 
aom  Grabfeld. 

■]  ofr.  Zeitachr.  de«  Barevereint,  1S7S,  p.  268,  v.  Weraeba  p.  100.  Zwar 
kommt  die  Form  Haauga  ichon  777  (v.  Weiaebe,  OaHbaacbraibuog  p,  97) 
und  Hsatingowa  814  [1.  o.  p.  74}  vor;  aber  die  beaSgiichea  Crkondeo  sind 
imaoht, 

')  Hanar  Zaitachr,  1B7S,  p.  967. 

«j  L  0.  p.  368. 


^dbvGoot^lc 


979  Butigowe  •)  und  noch  später,  1021  Hasaftgft  ')  mid  (1045) 
Hesaegovre  ').  Hoegowe  aber  kann  schwerlicli  von  HeBsi  oder 
Hassi  hergeleitet  sein. 

Endlich  Bprechea  die  Ortsnamen  gegen  eine  Einwanderang 
von  Hesaen,  obwohl  gerade  aua  diesen  Orössler  einen  Beweia  iür 
seine  Ansicht  herleiten  will.  Wie  miaslieh  daa  ist,  hat  schon  Arnold 
(Anaiedelnngen  und  Wandemngen,  pag.  150  n.  f.)  herrOTgehobm. 

Grfi  ssler  weist  zunächst  anf  die  Namen  Steiger  and  Strut 
bin..  Diese  sind  aber  keineswega  apecifisch  heaaisch,  sondern 
kommen  aoob  im  eigentlichen  Thüringen  und  in  Franken  mebr- 
£ftch  vor;  im  Hasaegau  (einschliesslich  dea  Friesenfeldea)  er. 
scheinen  sie  Qberdies  ganz  vereinzelt  und  nur  an  der  thflrin. 
gesehen  Qrenae.  Weiter  nennt  OrÖsaler  Elbeo  bei  Gerbatedt 
io  Beziehang  aaf  Eiben  in  Hesaen.  Aber  dieser  Name  ist  nicht 
als  ein  heasiacher  zu  betrachten  and  fehlt  auch  in  Thttriagen 
nicht  *).  Dasselbe  gilt  von  Blankenhain ,  Licbtenfaagen  and 
Spielberg.  Was  aber  die  Namen  auf  „hausen"  betrifÜ,  aaf 
Velcbe  Grössler  hinweist,  eo  sind  sie  einerseits  entschieden  nicht 
specifiacb  hesaiacb  '),  auderereeita  schwerlich  als  Oründungen 
ana  dem  aechaten  Jahrhundert  za  betrachten.  Aehnlich  verhält 
ea  sich  mit  den  Ortenamen  auf  „dorf'. 

Aber  es  eracfaeiat  im  vorliegenden  Falle  überhaupt  miaalich, 
die  Ortanemen  in  Betracht  zu  ziohen  und  zwar  aus  doppeltem 
Gmnde :  einmal,  weil  die  Einwanderer  ein  angebautes  Land  und 
in  demselben  die  von  den  Sachsen  verlasaenen  Ortschaf- 
ten vorfanden,  also  wenig  Veranlassung  zu  Neugründungen  bat* 
ten  und  zweitens,  weil  sie  das  Land  kaum  tünt  Jahre  selbständig 
inne  hatten,  denn  schon  im  Jahre  573  kehrten  die  Sachsen  da- 
hin zarUck.  Dass  das  Land  bereits  unter  thüringischer  Herr- 
schaft stark  bebaut  war,  ergiebt  eich  eineraeits  aus  den  zahl- 
reichen Ortschaften  mit  Namen  anf  „leben"  nnd  „stett",  anderer* 

•)  I.  0,  p.  267. 

•)  L  a.  p.  9B8. 

>}  L  0.  p.  267. 

* )  ctr.  Jahrbücher  der  Kgl  Academie  gemeinniltc.  VJHeniob.  id  Erfurt 
Beft  XXL  1B84,  p.  b9. 

■)  In  TbBrin|[«n  bknfig,  noch  viel  mehr  sber  wutlich  von  Beaisn,  na- 
manUiob  in  dar  Qegend  ewiiohen  DiUeabsrg,  Msiched«,  barlohn,  Wipper- 
fort  und  Siegen,    cfr.  anch  Arnold,  l  o.  216  ud  415. 


izcdbvGoOgle 


~  iu  — 

MttB  »tu  d«m  Mangel  an  säohaiBobes  OrtanunMi,  Wonktu  lu 
■clili«iaen  ist,  daas  auch  die  äMbaes  wanig  VeraaluMuig  ao 
NBugründuDgen  hatten. 

Was  das  Frieienfeld  betrifiFt,  bo  kann  ebenUls  ans  den 
Orttnamen  k«in  Scblats  auf  dessen  Benennung  geaogen  werden. 
Dagegen  scheint  allerdings  letalere  auf  eine  Aneiedelong  von 
Friesen  hiBEudentea.  Dass  diese  aber  im  Jahre  568  erfcdgt  aei, 
ist  schon  am  deswillen  nicht  aazDnebmen,  weil  in  dieser  Zeit 
die  Friesen  noch  ein  freies  Volk  waren  nnd,  so  weit  bekannt, 
in  keioem  freundschaftliohan  Verkehre  mit  den  Franken  itandoi. 
Wie  sollte  also  Sigebert  daza  gekommen  aein,  von  dort  her 
Golonisten  fbr  das  sficbsische  Tfaüringan  aa  beuebeo.  Viel 
wahrscheinlicher  ist,  dass  Kari  Harteil,  der  im  JsJire  784  die 
Friesen  attterwarf,  einen  Theil  dieses  Volkes  nach  dem  sichai- 
schen  Thüringen  Terpflanite  and  bierdurob  Venuüassong  gege- 
ben ward,  einen  Tbeil  des  Haasegaaea  mit  dem  Namen  Friesea- 
feld  za  belegen.  Denn  dasa  das  Friesenfeld  kein  eigentliober 
Gan  war,  scheint  mir  sweifellos. 

Anders  dürfte  es  sich  mit  dem  Hassegan  verhalten  und  ich 
komme,  da  ich  die  Ansicht  abgelehnt  habe,  dass  er  von  einge- 
wanderten Hessen  seinen  Namen  habe,  a«f  die  Frage  inrOok, 
in  welcher  anderen  Welse  die  Entstehung  des  Mameoa  so  er- 
klAren  sei. 

Bfittger  *)  bat  die  Ansicht  aosgesprocben ,  die  Sachsen,  die 
nach  der  Unterjochung  der  Tbliringer  im  Jahre  530  den  fistlioben 
'Theil  von  deren  Reiche  erkielten,  hKtten  dem  stldweatlichen 
Bezirke  dieses  Landes  zu  Ehren  des  Königlichen  Gesohlecb- 
tes  ihres  Führers  Hadngato  den  Namen  Ascinga  (Hascinga, 
Hassinga)  gegeben.  Schon  GriSssler  (1.  c.  p.  112)  liat  diese 
Hypothese  als  bedenklich  bezeichnet,  und  gewiss  mit  Beeht. 
Nirgends  ist  in  den  Nachrichten  über  jene  Begebenheit  von 
Ascingen  die  Bede,  immer  nur  von  Sachsen.  Auch  ist  nicht 
einzusehen ,  wie  ans  Ascinga  Hosgawe  oder  Hosinga  *)  — ■ 
denn    dies    sind,    wie    oben    erwShnt,    die    ältesten    bekannten 


■)  Bnmonen,  p.  ISS  — IS8. 

*)  Schon  im  0  JabrbvBdert  werden  die  Bewohner  det  Laodes  JMlioh 
der  Dntrat  BMingi  gensiint.  ofr.  Anosl.  Fnld.  ad  aimns  SU:  „(Hinida) 
tnuiSDi  per  Angros,  HwedoSf  Bubos  st  Bohstegos  .  . .  Thiitüi|fsa  i»- 
greditoT. 


:vCoOJ^Ic 


-  m  - 

KtmeniformeQ  —  gewordeD  »«in  tollt«.  Ferüer  dfirfte  schwer 
SU  enreiaan  sein,  dasa  «■  im  6.  Jafarbondert  scbon  eine  Gaa> 
Eintbailong  im  tbariiigi8clie&  Sacbien  gegeben  babe.  Ganz  na- 
glaabUch  abo^  ersobeint,  daaa  in  der  knnen  Zeit  von  &31  bis 
568  lieb  die  Becetiniing  Ascinga  ^  eis  Gebiet  Östlicb  der  Un- 
atmt  10  festgeaetat  baben  aollte,  dais  aie  sich  oach  dem  Ab- 
zöge der  Sacbaen  (nach  Bfittger  aUo  der  Aaeinga)  bis  aa  deren 
BOckkebr  im  Jabre  573  and  auter  den  inswiacben  in  das  ver- 
lassene  Land  eingerückten  Coloniaten  erhalten  baben  nnd  auch 
ferner  in  Kraft  geblieben  aein  sollte;  gans  abgeaeben  daTon, 
dass  in  den  Macbrichten  Über  die  RtUskkebr  der  Sachsen  aus 
Italien  nirgends  von  Aacingen  die  Bede  ist 

Eben  so  wenig  dttrfte  die  Toa  Zenas  (p.  359)  ausgeapro- 
ebene  Meinung  Beiiall  finden,  dass  der  Haasegau  seinen  Namen 
von  der  (einem  s&cbaiaoben  Häuptling  gehörigen)  Hohseoburg 
erhalten  habe. 

Viel  eher  könnte  man  daran  denken,  dasa  im  Jabre  568 
eine  Etowandenog  von  jenen  Hoaiogen  erfolgt  sei,  die  in  dem 
Vidaidbis-Liede  erwilbnt  tud  von  Ettmtüler  und  UOllenbof  *) 
ftlr  einen  Stamm  der  Chankea  erklftrt  werden.  Aber  ea  ist 
nicht  ancouebmen,  dass  Sigebert  Zagehörige  eines  alte  ha  is  oben 
Volkea  aar  Einwanderung  in  ein  seiner  Oberhoheit  unterstelltes 
Land  veranlasst  baben  aoUte. 

Ich  wage  ein  andere  Hypothese. 

Um  daa  Jahr  540  sobrieb  der  fritnkische  König  Theode- 
bert  L  in  einem  Briefe  an  den  Kaiser  Juaünian  *) :  „in  qoiboa 
provincüa  babitemua  aut  quae  gentes  noatrae  sint,  Deo  adjatora, 
ditioni  subjectae,  Dei  noatri  miaericordia  feliciter  aabaetis  Tba- 
riogis  et  eorum  pravinoiis  acqoisitis,  extincüa  ipaorum  tone 
temporis  Begibns,  Noraavorum  geatia  nobis  placata  majeataa 
coUa  aubdidit  .  .  .  ." 

Also  Nordachwaben  hatten  sieb  der  Oberhoheit  Theodaberta 
unterstellt.  Und  ala  Nordaobwaben  mrden  auch  die  naeb  dem 
attohaiacfaen  TbOringan  eingewanderten  Coloniaten  beseiobnetk  ') 
Ea  ,entatebt  also  die  Frage,  welches  Volk  verstand  Tbeodebert 


•)  Hordalbingiaohe  Stiidiao,  p.  167, 

*)  Boaqiut  IV.,  U. 

-*)  Assal.  MatteuM  sd  asDiuii  74B. 

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—    326    — 

onter  den  Ifordsdiwab«)!?  Zeus  (p.  30^  eeUftrt  lie  ftr  Wu- 
nen sn  der  Elbe  nnd  nrar  am  rechten  üfar  des  Flasaes.  Da- 
nach mttute  angeacmmeii  werden,  dus,  wenn  whUich  damals 
in  jener  Gegend  Waraen  geeeiaen  hitten,  dieae  sich,  nach  der 
Zeratdrnng  dea'Thüiingerreichea,  onter  firftnkischeB  Joch  gebeugt 
hätten.  Davon  iat  abw  nicht«  bekannt,  Tielmehr  aprechen  aDe 
hiitoriiohen  Naofariebten  dagegen.  Dieae  beaagen ,  daas  die 
Franken  nach  der  BeaiE^ng  der  ThOringer  an  der  Unatrat 
Halt  machten  nnd  von  da  ana  die  VerhSltnisae  in  dem  eroberten 
Lande  ordneten  *),  wobei  aie  den  Sachaen  MordthSiingen  ein- 
rftnmtea.  Wie  sollte  demnach  ein  jenaeit  der  Elbe  angeaeaaenes, 
also  durch  das  Baohaisohe  I^Uringeo  von  dem  frinkiBohen  Thfi- 
ringen  ganz  getrenntea  Volk  daau  gekommen  aelnj  lieh  unter 
die  Oberherrechaft'  der  Franken  an  stellen  and  wie  sollte  'Hieo- 
debert  daan  gekommen  sein,  dieses  nicht  mit  seinem  eigendiehan, 
sondern  mit  einem  gana  fremden,  tüi  die  Warnen  vSUig  nnge- 
briachlioben  Namen  au  benennen? 

V.  Ladebur  *)  meint,  die  Norsavi  seien  die  Anwohner  der 
Noiiaebea  Save  und  geht  dabei  von  der  Ansicht  ans,  Theodebert 
habe  sagen  wollen,  daes  er  ausser  den  ThOringem  noch  andere, 
aa  der  Donau  abwarte  wohnende  Vdlker  unterworfen  habe. 
Aber  bia  in  das  Savegebiet  hat  sich  die  Macht  der  Franken 
aither  nicht  erstreckt  und  wenn  dort  aaoh  Noriker  genannt  wer- 
den (Procop.  bell.  Ooth.  I.  15),  so  kSnnen  doch  unter  allen 
UmstAoden  dieae  nicht  als  Nordsohwaben  beaeiobnet  werden. 
Aasserdam  wtlre  auch  die  von  Theodebert  bei  der  Erwahaong 
der  Korsavi  gewias  mit  gutem  Vorbedacht  gebrauchte  Ansdntcka- 
waiae  anerklttrlieh. 

Sepp  dagegen  *)  will  ftlr  Noraavi  setaen:  Korioi,  womit  er 
die  in  daa  aatv{!lkwte  Korionm  geaogenea  Buem  meint.  Eh- 
motivirt  seine  Ansicht  damit,  dass  die  Lesart  „Noraavomm  gen- 
tis"  bei  Zenas,  p.  868,  nicht  am  Platae  aei,  weil  die  Kord- 
aohwaben  erst  naob  dem  Loi^obardenauge  aus  Italien  anrttck- 
gekahrt  aaien.  Dabei  liegt  aber  ein  Misaverstilndnisa  an  Chmde, 
wie  sich  aas  daas,  was  Sepp,  p.  86,  sagt,  ergiebt    Nicht  Nord- 

■)  Gregor  v.  Toan  UL,  7  —  Widnkiiid  —  AnnaL  Qnadlinb. 
*}  Nordthflringen  ud  die  Bemondarea,  pag.  18. 
■)  Dw  BaierwtauBH  Kamptsehrift  wider  OMebea  «ad  HaparaB.  M8b- 
«haa  1BB9,  pag.  6S. 


:,G  Gothic 


—    227    — 

•ohwaben  wftren  es,  die  mit  den  Longobarden  Dach  Italien  zo- 
gen,  flondem  Bachsen  aus  dem  eroberten  Thüringen,  an  deren 
Stelle  die  MordachTraben  einzogen.  Es  muss  alao  nach  einer 
anderen  Erklärung  gesucht  werden.  Und  diese  ist  meines  Er- 
aebtens  nicht  schwierig.  Zu  Anfang  des  6.  Jahrhunderts  waren 
£e  Baien  ans  B&hmen  nach  Westen  vorgedrungen  nach  dem 
Nordgati  ').  Westlich  von  ihnen  aass  suevisches  Volk,  wie  sich 
aoi  Jordanis,  Oet  cap.  55  ergiebt:  „Nam  regio  illa  SusTomm 
ab  Oriente  Baibaros  habet,  ab  occidente  Francos,  a  meridie 
Bargonzone«,  a  septeotrione  Tburingos." 

Hag  man  diese  Stelle  als  original  *)  oder  als  interpolirt  ') 
betnehten,  so  geht  doch  sicher  aas  derselben  hervor,  dajs  der 
Verfksser  derselben  die  Wohnsitze  jener  Sueven,  gegen  welche 
der  Oothenkönig  Theodemir  einen  Winterfeldzng  antemahm,  ge- 
nBQ  kannte  and  Letztere  für  andere  hielt,  aU  diejenigen,  welche 
Theodemir  im  Jahre  vorher  bekämpft  hatte.  Denn  warum  hätte 
er  sonst  eine  nähere  Erläaterung  Über  deren  Wohnsitze  ftkr  er- 
forderlich erachtet  and  warum  sollte  er  eich  auf  diese  Ertäatemng 
eingelassen  haben,  wenn  er  nicht  Qber  die  Verhältnisse  uoter- 
riebtet  gewesen  wäre? 

Die  Angaben  bei  Jordanie  über  jenan  Winterfeldzug  zu  be- 
aweifeln,  liegt  kein  Grand  vor  und  dass  er  mit  den  Snaven  die 
Alemannen  gemeint  habe,  wie  Sepp  ')  annimmt,  scheint  mir 
oiebt  glaohlicfa,  da  ja  Jordanis  sagt,  die  Alemannen  seien  da- 
mals mit  jenen  Snaven  verbanden  gewesen. 

Ein  saevischer  Stamm  muss  also  nördlich  der  Donau  und 
westHch  von  den  Baiem  gesessen  haben  '}.  Dies  bestätigt  auch 
eine  Stelle  in  Fredegari  Chron.  Contio.  11.  Cap.  108  ■) :  „Carlus 
(Martell)  Rfaenam  fluviom  transüt,  Alemannosqae  et  Suavoa 
Instrat  nsque  Danahiam  peraccessit,  illoqae  tranamaato,  fines 
Bajoaremes  occnpavit.    Sabact»  regioin  iÜa regreditar." 


■)  Sepp,  L  &  p.  49  n.  f. 

■)  Wie  Sepp  meint  (Oberbairiiehes  Aroblv,  Band  il  p.  311}. 

■)  Wie  BanmaDD   behauptet   ( Foriohiuigen  itar   dentMli.  Oesob.  XTI. 

*)  ObertMiiiaohet  Arobiv,  I.  a 

*}  ib.  snoh  Sepp  (Der  Bsiemitsmin,  p  179).   Er  nennt  ilia  AtonnaaM, 
WM  ich  aaoh  den  GMagtea  nle&t'fDr  richtig  halte.  ' 
*}  Bonqset  IL,  p.  4M. 

Di.ii..?**Ccic>^le 


—    «8    — 

Die  hier  geBannten  Schwaben,  die  noter  fitokiaelier  Hoheit 
etanden,  können  nor  zwiecben  der  Jext  nnd  der  Bednits  gesacht 
werden.  Wie  weit  ihr  Oebiet  nach  Norden  reichte,  ob  aar  bie 
•n  den  Main,  wie  Sepp  ')  annimmt,  oder  bis  an  den  ThOringez^ 
wald,  wie  ich  glaube  *),  kann  hier  dabin  geateUt  bleiben. 

Dieae  Suaven  sind  es,  nach  meiner  Anriebt,  welche  Theo- 
debert  meint  und  die  ihrem  Wohnsitie  nach  sehr  wohl  als  Nord- 
snaren  beaeicbnet  werden  können.  Aber  ich  möchte  noch  wei- 
ter gehen,  weil  immerhin  jene  Beaeichnang  etwas  Aufflüligea 
hat  Ich  meine,  dass  der  Frankenkönig  durch  den  gewählten 
Aasdrack  die  Soaven  und  die  Baiem  ausammen  bat  beseicbnen 
wollen.  Der  Baiemname  war  damals  noch  nicht  snr  Qeltong 
gekommen.  Man  beaeichnete  sie  noch,  oder  wenigstens  aach, 
als  Noriker  *).  Die  Außssanng,  dasa  ,,Nori - Snavi"  als  „Baiem 
und  Schwaben"  an  deuten  sei,  scheint  mir  noch  besonders  unter- 
at&tzt  zu  werden  durch  die  auffallende  Redewendung,  deren 
sich  Tbeodebert  in  Bezug  auf  sie  bedient:  „NorsaTomm  gentia 
nobia  placata  msjeatas  colla  subdidit"  *).  Also  nicht  erobert 
hatte  Theodebert  das  Land  der  Nordschwaben,  wie  er  vorher 
in  Bezug  auf  die  Thüringer  ao  scharf  hervorhebt,  sondern  die 
Nordachwaben  hatten  sich  nur  seiner  Hoheit  unterstellt.  Das 
entspricht  ganz  dem  Verbllltniss,  in  welchem  damals  die  Völker 
zwischen  dem  ThUringerwalde  und  der  Donau,  insbesondere 
die  Baiem,  zu  den  Pranken  standen.  Erst  etwa  ein  Jahrzehnt 
später  erscheinen  die  Baiem  als  wirklich  Unterworfene  der 
Franken  ');  mindestene  zu  derselben  Zeit  iat  dies  also  auch 
fllr  die  Suaven  anzunehmen. 

Aus  dem  vorstehend  Gesagten  ziehe  ich  den  Schlnss,  dass 
die  Nordschwaben,   die  Sigebert  im  Jahre  568  nach  dem  sAob- 

■]  Der  Baismstsntm,  p.  179.  Oabrigeiu  gMteht  Sepp  sd  sadsrer  Btetla 
—  psf.  IBl  —  Mlbtt,  dum  die  OretiMn  dM  Thflringerruches  (nuk  BOden) 
üeh  SU  d«se&  Trflmmera  nioht  erksnnen  Issten. 

*)  So  SBOh  T.  Biehthofea  (Hon.  Qerai.  Leget  III).  Dsfftr  iprieht  atnh, 
dan  bis  sn  den  SQdsbhsng  des  Tli&riiigenraldM  nicht  beiriaolier  Dialekt 
bernoht,  londeni  der  von  Sepp,  L  c.  p,  SB,  aU  aiihwibiKhar  beaai^nate. 

*)  SepVi  dar  Baienutanuii ,  pag.  84.  SB.  4S-B1,  Obetbairiachos  Arobiv, 
psg.SOl. 

*]  Diaaa  Wortbaanog  dflift«  snob  dsfOr  apreobsa,  dsH  ea  aieb  sieht 
Uot  ua  den  wenig  bsdeateadea  SasTeMtasua  bandslt. 

*)  ZflUi,  PH-  871. 


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—    229    — 

•{■ohen  Thüringen  Terpä«nKte,  ana  dem  Lande  Bwisoban  dem 
Thttringerwalde  nud  der  Donau,  dem  Naohbarlande  der  ThQ- 
ringer,  stammten  and  dass  nach  ihnen  der  Gaa  Suevon  be- 
nannt wurde.  Und  das  führt  mich  zQgleich  en  der  Herleitnng 
der  Benennnng  des  Hasiegaa'a.  Unfern  a&dlioh  von  dem 
oben  besprochenen  Suevenlande  and  jedenfalls  im  Jahre  568 
unter  frftnkiaoher  Herrsohaft,  findet  sich  nKmlioh  zwiacheo 
Aichach  and  dem  Ammersee  ein  von  dem  Tolkaetamme  der 
Hosi  bewohnler  Houaigaa  *).  Liegt  da  nicht  die  Yermathung 
Dahe,  daaa  mit  den  NorsuaTen  ein  Theil  der  Bewohner  dieees 
Hosigaaes  nach  Norden  gesogen  iat?  Damit  stimmt  anoh  die 
Lage  des  Bfichaiach-thariiigiachen  Haasegaaes  za  dem  SneTengaa. 
Die  südlicher  wohnenden  Hoai  werden  ihren  nördlicheren  Nach- 
barn gefolgt  sein  und  also  aacb  in  der  neaeo  Heimath  südlich 
von  jenen  sich  angesiedelt  haben.  Endlich  acheinen  mir  anch 
die  Worte  bei  Gregor  von  Tonra  „Snavos  et  alias  geotea"  za 
meiner  Annahme  an  passen,  insofern  aas  denselben  geschlossen 
werden  masa,  dass  der  gröaste  Theil  der  Ansiedler  aus  Suaven 
bestand,  za  denen  sich  andere  Stammverwandte  gesellten,  doch 
in  geringerer  Zahl,  so  daas  Gregor  keine  Veranlaasang  hatte, 
sie  namentlich  za  bezeichnen.  Dies  waren  die  Leute  aas  dem 
im  Verh&ltnisB  zum  Saevenlande  nur  oobedentenden  Hosigan. 
Natürlich  vermehrten  sich  diese  aber  in  der  neuen  Heimatb  und 
es  kann  also  nicht  wundem,  dass  sie,  wie  vorerwKhnt,  im  Jahre 
852  als  Volkstamm  Hohaingi  erscheinen  and  dass  bei  der  Ein- 
tbeilong  des  sächsischen  Thüringens  in  Qaae  nach  ihnen  tin 
Qaa  benannt  wurde. 

'}  ^>PP)  d^  Baienutaniiii,  pag.  79. 


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D,i.,.db,  Google 


Baurechnungen 
von  Tondorf  und  Mühlbetg. 


Vorbemerkung. 

Die  nftchBtefaA&dflQ  Banreoliniuigen  fand  ich  gelsgtmtlioli 
meiner  Arbeiten  «m  Eiohafeldischen  Urkandenbaobe  in  einer 
den  ersten  Jahrsehoten  des  15.  JabrbtiDcIerts  angehörenden  Auf- 
seichnang  in  dem  Mainzer  logroAsatnrbaohe  Nr.  16  (Fol.  XXm^ 
— XXVin*)  des  Eöciglicben  Ereisarchivs  so  WOrzborg.  Da 
dieielben  in  mehrfacher  Beziehang  InteressanteB  bieten  tmd  die 
Arbeit  Heaie'a  aber  Mühlberg  (b.  6-  Heft  dieser  Zeitsohr.  1871, 
S.  1  fyg.)  durch  werthToIle  Beiträge  ergKnzen,  so  glaubte  ich 
den  Freooden  der  Erforter  G«Bchichte  —  aach  ohne  nftheree 
Eiogcheo  sof  die  Sache  —  durch  einen  Abdruck  derselben 
daen  kleinCD  Dienst  leisten  su  kOnnen. 

Dm  giebt  mir  zogleich  0«legenheit,  an  die  Leser  dieser 
Blätter,  so  weit  ich  nicht  bereits  mit  ihnen  in  Verbindacg  ge- 
treten bin,  die  Bitte  an  richten,  mir  Sber  etwaige  ihnen  be- 
kannte  Eicbsfeldische  Arohivalien,  die  mir  entgangen  sein  kSnn« 
ten,  gütige  Mittheilong  za  machen. 

Dndwstiidt,  den  15.  Janiur  1685.  Off.  J.  lugm. 


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28! 


Vor  gebnwe  za  Tbnngdorir  prope  Erfford. 

Itflm  primo  anno  domiDi  m°cco°lviü"  so  buwen  ajn  nnwe  baas, 
daz  geboret  zu  dem  iHroske^,  und  zu  andern  notdorftigen 
dingen,  t  margk. 

Itam  a;  d.  m'coa'lix*'  mm  erBtan  an  fegen  drii  grsbni,  item  za 
grabin  ejnea  gefela  hinder  dem  slosse,  item  za  vemenwen 
drii  czistern  and  za  maohen  eynen  nUTren  backoffen  and  den 
erbeitern  zu  dem  vorgen.  za  Ionen  xv  marck  eynea  Tirdong 
und  iü  lot. 

A.  d.  m^ccClz"  zam  ersten  vor  bolcz,  ziegel,  kalk,  vor  naie 
and  den  thom  hoher  za  machen  and  andern  notdorSItigen 
dingen  za  macbui  nnd  den  erbitem  zlü  margk  ü  virdang 
ü  loit  and  ii  qnentin. 

A.  d.  m''ccc°lxi''  vor  iteTne,  kalgk,  halcz  and  vor  dele  and  den 
thorn  za  beiaem  and  vor  erkere  au  maoben  nnd  vor  koate 
den  erheitern  aad  andere  notdorfftiheit  xxv  marg  ii  lot,  nnd 
i  qaentin. 

A>  d.  m"  coc^Ixü"  vor  dele  and  schindeis  za  dem  nawen  bnae 
vor  bretnele  and  dielenele  and  vor  ander  notdorStiga  diag 
ü  margk  üi  virdange  and  i  lot 

A.  d.  m''ccc°Ixüi<'  vor  bolcz,  vor  zypnen  za  maohen  ond  den 

zymmerladen  za  tone  ii  mai^  ii  virdunge. 
.A.  d.  m'cce'lxiiii"  vor  gebowe  vi  marck  and  i  virdang.    . 

Ä.  d.  .m°ecc°lxv  nichil. 

.A.  d.  m'ccc^lxvi"  vor  gebawe  xi  margk  üi  virdunge  iü  loL 

A.  d.  m<*ccc<'Ixvü<'  vor  gebawe  v  margk  i  virdung  ii  lot  i  qaentiD. 

A.  d.  m'ccc''Ixviii'  vor  gebawe  i  margk. 

A.  d.  m°occ<*Ixis°  vor  gebawe  iiii  margk. 

A.  d.  m'>ceo<*-lxx°  vor  dele  Ttk  bolcz  and  vor  bangks  ior  dom- 
"tszen,  vor  steyne  und  kalgk  ond  die  doch  zu  beaaem  nnd 
ander  notdorS^keit  x  mai^k. 

A.  d.  m'coc'lxxi  vor  eyn  steingevierde,  da  die  domcze  ufi^eleit 
iat,  and  vor  eyn  nuwe  domczen  daielbs  gehawet  xxiiii  margk 
ond  ejn  virdang;  item  daaelbs  vor  atelle  zu  besaem  und  an 
beaaem  die  deoher  den  aymmerladen  und  den  atejnmetaen 
■a  loD«  ood  vor  andere  notdor£Ftige  ding  xvi  margk  ii  lot. 


^.Coo'^lc 


—   'SSS    — 

A.  i.  ni*occ'lxxi{  sn  bessern  die  dacbe  nnd  die  Iinsere  getregert 
d&selbs  und  getwertremet,  9sa  mscben  slegere  nnd  slosse  nnd 
nele  den  Eymmerlnten  nnd  knechten  vor  lone  nnd  vor  andere 
aotdorfftige  ding  iiii  margk  ii  tot. 

A.  d.  m<*Gccolxxin*  za  beisem  nnd  reobtfertigen  die  schaeren 
mit  dacben  nnd  snlen  ii  margk  und  i  virdnng. 

A.  d.  mOocClxxiiii"  oicbil, 

A.  d.  m°ccc'IxxT°  En  beigern  die  koclien,  eyn  nnwe  backlmSB 
zn  machen,  eyn  nnwe  spisekammern  und  die  dorntzen  mit 
latten  zn  decken  nnd  vor  (Codex:  ron)  eyn  nnwen  cappellen 
zu  machen  and  die  nuwen  stelle  zu  decken  und  andere  ge- 
mach nff  dem  aloase  nnd  die  blide  nffznrichten  nnd  widder 
an  nemen,  ateTnmetsen  nnd  tz^mmerlnten  en  Ionen  und  vor 
andere  snoderliche  notdorff^e,  dinge  Ixxüii  mat^k  ü  virdnng 
iü  lot  nnd  iii  queotin. 

A.  d.  m*cco^lxzvi<*  vor  eynen  nnwen  esieriob  in  der  kemmeoa- 
dln  za  maoben,  die  erden  nai  der  kemmenaden  an  foren  nnd 
eyn  nnwen  thom  zn  machen,  zu  fegen  den  graben  und  zn 
-beaaem  nnd  zn  buwen  eyn  nnwe  muren  mit  zynnen,  die  bil- 
den nffznrichten  nnd  widder  zn  nemen,  den  werkluten,  ateyn- 
metsrin,  zymmerloten  nnd  amydden  und  vor  andere  kost 
Ixxii  mar^  i  virdnng  nnd  ii  lot 

A.  d.  m^coc^lxxvii  zn  bawan  die  nnwen  kemmenaden,  vorkalgk, 
boHz,  steyne  zn  graben,  den  Steinmetzen,  zymmerinten  und 
am;^dden  za  lone  nnd  vor  andere  koste  cziiii  msrg. 

A.  d.  m'ccc'lxxvüi"  vor  eyn  nnwe  brücken  za  machen  nnd  e^m 
beachirmnnge  nnd  eyn  «reker  vor  der  bmcken  sa  machen, 
vor  eyn  batstohe  bü  der  hnicken  zu  bessern  nnd  za  decken, 
den  hom  zn  hessem  nnd  zu  decken,  die  erker  uff  der  mnren 
zu  machen,  eyn  pfaerdeatal  nber  dem  keller  nnd  andere  not- 
liefa  ding,  xzvii  marg  iii  virdnng. 
A.  d.  m°ccc'Txxix*  zn  machen  bü  der  bmcken  eyn  bescbirmange, 
an  bessem  die  erckere  an  der  mnren,  vor  bultz,  vor  lone 
nnd  vor  beaseronga  andern  gebaw«  xlviü  margk  ii  virdunge 
i  quentin. 
Ai  d.  m^ccc'Ixxz"  vor  den  thom  zn  bessem,  die  brocken  an 
beasem,  vor  holtzstrenge  nnd  brede,  den  erbettem  zn  lone, 
TOT  udare  kost  xzii  margk. 

DiizMtvGoot^lc 


—    234    — 

A.  i.  m'cocolxxxi"  zu  decken   mtd  la  irebm  uff  dem  tfaon», 

Tor  bretde,    vor  koste  and  vor  aodar  ding  oad  «rbeit  xii 

maigk. 
A.  d.  m'oocolxxzü"   BU  heuern   und  top  gebnwe  tuuialLeiley, 

des  d«  noit  wm,  tu  toMig  ii  virdinge  üi  loL 
A.  d.  in<*ccc°lxxxiü°  zu  maohen  der  moren  enben  prtm  lang 

und  vor  dach  zu  decken,  koste  und  den  erbeitem  and  aBd«r 

notdorCtige  ding  xxiz  mar(^  iii  lot 
A.  d.  m''coc'>lxsxiiii°  vor  koste  des  gebnwes  ii  nuug  i  virdong 

ii  lot 
A.  d.  m"cce*>lxxxT''  zu  decken  und  zu  bessern  die  erokere  an 

dar  moren  and  der  daofa  and  den  erbütem  vor  lona  und 

vor  koste  xiiü  nuurg  ü  vir^ng  ood  i  lot 
A.  d.  mOooo°lzzxvi°  au  machen  der  moren  xüi  gertin  lang  an 

decken  und  zu  bessern  die  stelle  zxvii  margk  i  virditng  i  lot 
A.  d.  m^ccc'lxxxvii"  zu  machen  stelle,  luiicken  and  stege,  ^m- 

merlaten  und  arbeitem  vor  kost  und  lone  vi  mai^  ii  virdange. 
A.  d.  m'coo'lxzxviii"  zu  bessern  und  an  machen  dw  miwen  viü 

gerten  lang,    vor  erekere  und  ander  notdorfftige  ding  xvü 

marg  i  virdnng  ii  lot 
A.  d.  m'coc'lzzxix"  zu  machen  eyn  nawe  boss,  vor  hulti,  se- 
gele, kalgk  und  nele,  den  erbeten  vor  lone  und  ander  not- 
dorfftige ding  Ux  margk  ii  virduage. 
A>  d>  m°oco''lzxxx  zu  machen  eyn  nuwen  stalle  mit  den  krippen 

und  zu  decken  und  das  nawe  huss  inwendig  an  liegen  nsd 

vor  andern  gebuwa  iii  margk  ii  virdnnge  üi  lot 
A.  d.  m"oco'>lzxxii'  vor  gebawo   and  vor  koste  iüi  maq^  iü 

virdaage  iüi  lot 
A.  d  m'lxxxxü"  nichiL 
A.  d.  m''lzxxxiü^  nichil. 
A.  d.  m°Izxxxiiü°  nichil. 
A.  d,  m^Ixxzxv"  an  machen  eys  warte  und  ejn  hatten  vor  den 

slosse  eyne  maif;k  üi  lot 
A.  d.  m°ece°lzxxxvi"   la  machen   und   sa  besaeni   die  arkere 

and  scharen  iü  margk. 
A.  d.  m°occ°lzxxxvii°  vor  eyn  laufende  wer»,  vor  finstere,  vor 

eynen  nnwen  aon,  die  marea  widder  and  vor  an  beatsm  v 

mai^k  ii  lot 

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—    £86    — 

k,  i.  m'ooo'lxsxxviÜ"  vor  eja  nawao  boroe  so  graben,  Tor 

lonSj  TOT  leile  nod  vor  indeni  geozog  xxt  ourgk  ü  virdaiig« 

ilot 
Ä.  d.  iB^ccc''lxxxxTÜü<'  vor  gebuwe  zu  dem  bom«  Ivi  phant  iüi 

•obilling. 
A.  d.  m^cocc"  vor  siegele,  den  thoro  sa  decken,  und  vor  die 

stoben  und  vor  e^  seil  za  dem  tborne  vi  phunt  vii  aohilling. 
Ä.  d.  m^cccci"  den  borne  diefer  za  machen  xxiiii  elen  und  eynen 

nnwen  keller  su  muhen,  vor  nnwe   schenne  und   itelle  sa 

machen  Izvii  phuat  viij  g. 
Ä.  d.  m^cccc^ii"  vor  eyo  seile  und  gehuse  su  den  bonie  nnd 

dem  smydde  xix  phant  and  viü  g. 
Ä.  d.  m'>occc''iii''  vor  eyn  nawen  bsckoffen,  vor  eyn  oawe  radt 

and  eymer  za  dem  bome,  vor  eyn  nnwe  brocken  and  die 

maren  zu  boMera   und   eyn  nuwen  graben  za  machen,  dem 

smydde  und  vor  mancherley  arbeit  xliiii  phant  iiü  f. 
A.  d.  m''cccc°iiii°  vor  drü  seile,  dagelosem,  Btheinbreobern,  den 

zymmerluden,  vor  fore,  den  grebbem,  vor  slosse,  vor  dele, 

vor  bencke,  vor  schindeln,  dem  wever  und  vor  uider  not- 

dorfFtige  ding  clxxix  pbnnt  xvi  f. 
A.  d.  m'coco'v"  vor  eyn  nnwe  festenunge,  olle  stelle  zabeisem, 

vor  steyne  zu  brechen,  vor  hier  und  koste  den  erbeterD  and 

ander  ding  xxviii  phant  xii  |. 
A.  d.  m'ccec'vi"  nichiL 
A.  d.  m<'cccc''vÜ'>  vor  eyn  zone  za  machen,  vor  «ideo,  vor  vüi* 

nele  and  vor  koste  den  erbetem  Ixv  phant  vH  |. 
A.  d.  m<*cocc'>viii''  vor  gebnwe  xlvii  [pbont]  xiü  f. 
A.  d.  «"cccc^vüii"  vor  gebawe  xüi  §. 
A.  d.  m'cocc'x"  vor  eyn  nawe  brücken  and  ander  ding  in  ver- 

nawen  und  za  bessern  xzxvi  phant  iiü  g. 
A.  d.  m^cocc^xi"  vor  mancherley  gebawe  xxü  phant  i  tohilliBg. 
A.  d.  m'oooCxü  au  graben  eys  graben  and  za  erbeiten  an  der 

kemmenaden  za  machen,  eyn  nnwe  stoben  za  bawen,  eyn 

nnwe  vonrerg  nnd  vor  andern  mancherley  gebnwe  inii*zxvi 

phunt  and  xüi  ^. 
A.  d.  m°cccc'xiü°  nichiL 
A.  d-  m°ccoo°xüü  vor  gebawe  vi  phunt  xii  ^^ 
A.  d.  m'cccooxv'  vor  eyn  seile  und  eymer  and  vor  ander  arbeit 

TÜ  phnnt  svü  ^. 


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—    438    — 

Ä.  d.  nt'eccc'xvi**  niohil. 

A.  d.  m'cccc^xvii"  vor  gebnwe  hundert  Izij  Bobogk  xv  gr. 

Somm»  Bommanin  murkarom:   viij'viii  margk  i  Tirdang  oBd 
ilot 

Somma  Bummarnm  taient;  inix'>lxxTij  tolent  iüj  ^. 

Vor  gebDwe  za  Molbarg. 

Primo  «sno  donthti  m*ccc°lviü"  Tor  navende  der  decliere  und 
«ynen  graben  in  macben  bii  der  bürg  üi  margk  ü  Tirdnng. 

Ä.  d.  m°coc'lix<*  vor  kalgk,  steTno  und  Bunt  und  sa  besaera 
«TD  Btucke  der  mureo  dRselba,  item  vor  habero,  an  fdtem 
die  pherde,  diewiele  die  srbeit  da  gescheen  ist,  vor  ander 
koBte  daselbs  gescheen  Iv  mftrg. 

A.  d.  m'ccc'lx^  vor  gebnwe  xxvii  margk  ü  virdung  üi  loit  ii 
qnentin. 

A.  d.  m'occ'Ixi"  die  mnren  ku  bnwen  nnd  wieder  in  macben 
an  EWe^D  enden,  da  die  njrdder  gefallen  waz;  item  za  macben 
erkere  uff  der  mnren  an  ander  notdorfTtige  dinge  zx^i  marg. 

A,  d.  m<'ccc*'lxii°  zu  bnwen  eyn  boB  dem  dorwerter,  zu  decken 
die  tbome  und  die  erckere  nnd  zu  machen  eyn  hoB  dem 
wecbtere  mit  den  hnnden  und  zu  machen  die  erckere  off 
dem  fordern  tbome,  eyn  porten,  eyn  thorm,  tjn  brücken  nnd 
SU  beBBem  eyn  zun  nnd  zu  macben  eyn  nnwe  buBB  in  dem 
TMwei^k  und  zu  schicken  acht  bIobb,  vor  eyn  keden,  kaJg 
nnd  vor  melkaBten  und  vor  iaern  nele  zu  deme  setben  ga- 
fanwe  und  zu  macben  xii  tbore  nnd  venstere  an  der  kemme- 
naden  nnd  andern  alden  hnsen  xv  margk  ii  verdung  ii  quentin. 

A.  d.  m^ccc^lxiii'  die  tbome  zu  decken,  vor  klagk  (sie),  vor 
zegel,  die  zynne  cn  beBsem,  nnd  vor  ander  notdorfftige  dinge 
V  marg; 

A-  d.  to'ccc'lxiüi»  vor  gebnw«  Hi  margk. 

A.  d.  m"ccc''lxv"  vor  die  graben  zu  fegen  nnd  die  zune  zn 
beBsem  nmb  das  bIobb  xvi  marg  i  Erdung. 

A.  d.  m'ccc'lxvi"  vor  die  decher  zn  beasem  nff  dem  bIobbo 
nnd  an  dem  vorwergk  iiii  marg  ii  virdung  ü  lot. 

A.  d.  ni'ccc''lxvii''  vor  strenge  zu  dem  borne,  dem  weohter? 
und  zn  der  bmgken  and  zu  beBsern  die  muren  nnd  ander 
notdorfftige  ding  ix  marg  üi  virdnnge  ii  qnentin. 


C^do^^lc 


-  Sa?  - 

A.  d.  m?  occ''lxvm°  vor  eyn  nuwes  mureo  in  dem  graben  und 
vor  eyn  nuwe  bracken  Ixxii  marfik. 

A.  d.  m°ccc''Isiz<'  za  beaaem  die  dechere  und  die  stelle  viü  nurg. 

A.  d.  m''ccc°lxx'>  vor  Eune  zu  beaBeni,  vor  dele  und  vor  balcs 
ü  Duirgk. 

Ä.  d.  jD''ccc°Ixxi°  vor  hol»,  TOr  dele,  vor  dachbret,  vorgebawe 
der  Btelle,  vor  nele,  vor  thorbant,  vor  bIobs,  vor  steyne,  vor 
katgk,  den  atejnmetEeii  und  symmerludaa  zu  lone  und  vor 
ander  notdorfftige  ding  zzxiii  marg  iüi  virdange  und  iü  lot. 

A.  i,  m<*cco'>lxxii''  zu  machen  ejn  nuwen  lone,  vor  boloz  und 
den  erbeitem  zu  lone  t  marg  i  virdung  ii  lot;  item  daBelbs 
Tor  eyn  nawe  keltern  and  eyn  nuwe  host  darüber  xiii  marg 
ii  virduDg. 

A.  d.  m^coo'Ixziii"  nichil. 

A.  d.  m''ccc''lxziiit''  nichü. 

A.  d.  m"  ccClxxv"  vor  bruatwere  an  der  muren  allen  enden  und 
zu  dem  uBserD  thome,  e^  nuwe  dach  über  dem  bome  and 
ejn  bilden  uffzurichten,  den  zymmerlnden,  atejmmetjMD  und 
andern  erbeitem,  vor  aeile  ku  der  bilden:  tvii  marg  i  verdang 
ii  quentin. 

A.  d.  m<'ccc°IxxTi''  vor  holcz,  tarraaa  und  geniBte  zu  machen 
uff  den  mureu  und  bliden  ofiEsuricbten  und  widder  za  nemen, 
vor  holcz  und  widen  zu  zunen  bü  dem  bIobbo  nnd  zu  machen 
eyn  nuwen  graben  dorch  den  berg  vor  dem  Blotae  zlis  marg 
i  virdnng  ii  ijuentin. 

A.  d.  m°ccc''lxxvii°  zu  beieem  daz  vorwerg,  zu  buwen  die 
scbnem,  die  wende  widder  zu  machen,  vor  huloz,  den  sym- 
merlnden  zu  Ionen,  zu  machen  eynen  nuwen  borne,  ateyn- 
metzin,  Bmydden  und  andern  arbaidem  und  vor  ander  koste 
nnd  arbeit  clzxzxü  marg. 

A.  d.  m°occ°lzxviii**  vor  eyn  scharen  zu  beBaem  und  au  decken 
und  den  pherdestal  za  machen,  eyn  nnwe  erckerhoBS  nnd 
eyn  nuwe  alaffhafls  und  ejn  nnwe  domtzen  uff  dem  thorne, 
den  thom  zu  decken  und  vor  ander  notdorfftig  ding  und 
den  zymmarluten  und  aibeitem  zu  lone  cü  marg  iü  virdung 
i  lot  üi  quentin. 

A.  d.  m'*ccQ<*lxxix°  zu  beaBem  die  dachoBtelle  und  kebem  und 
vor  uider  koste  und  arbait  oviii  marg  ii  verdung  i  lot  iü 
quentin. 


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-    8ä8    — 

A.  d.  m'ccClxxx"  an  macben  eyn  gemach  and  «yn  bmckiD 
deo  BohutKea  und  za  machen  erkere  nnd  stelle,  die  mnren 
an  beaiern  und  die  löchere  d«ran  sa  vennacheode  und  eyo 
piler  an  der  aelben  mnren  tn  machen,  Tor  hnlcc,  vor  iteyne, 
TOT  kalgk,  den  erbeitern  sn  lone  nnd  Tor  «oder  notdorfftige 
dinge  oTÜi  mai^  i  virdung  ii  !ot 

A.  d.  m' ccc°Izzxi<'  m  beBsem  nnd  so  machen  die  keltern  nnd 
■ehnren,  vor  fanlcz  und  vor  ander  koate  nnd  arbeit  cxviü 
uarg  iü  virdong  i  lot. 

A.  d.  m°ooc°Ixxzü°  so  beasem  und  za  bawen  msnicherley ,  dea 
da  not  WM,  vor  kost  nnd  vor  lone  cGx  marg  iii  löl 

A.  d.  m<'coc''btxziii°  an  machen  etliche  notdorflÜkeft,  die  kelter 
cxxxüi  marg  i  virdoBg  iii  lol 

A.  d.  m'occ'lxxxiiü"  niohil. 

A.  d.  m^ccc'lxxxv"  vor  e^  nnwen  znne  bü  dem  aloaie,  eyn 
nuwe  bmgken,  vor  eyn  nnwen  ateynweg  vor  dem  ilosae  an 
machen,  die  looher  nnd  ander  gebrechen  der  maren  aa  bea- 
sem, die  thome  an  dem  forwerg  nnd  sn  den  scbaem,  vor 
lone  den  erbedem  and  kost  nnd  anders  notdorfftige  dinge 
oi  marg  iü  virdang  iii  loL 

Ä.  d.  m°coc<'lxxxTi°  an  bessern  den  fordern  thom  nnd  aa  decken 
zwo  kemmenaden  nnd  abeannemen  daz  oberste  deile  des  an- 
dersten thoms  zxxi  marg  i  virdnng  i  lot. 

A.  d.  m"ooc°l]LxxTÜo  abetzanemmen  daz  oberste  deile  des  ^den 
thomB  nnd  damff  za  machen  eyn  nawe  holczen  gebnwe  mit 
eyme  nuwen  dsch,  za  machen  eyn  mten  an  dem  bome  nnd 
Bwey  hasere  za  bnwen  in  dem  Torwergk  und  vor  eya  want 
bü  dem  slaffhnse  und  za  bessern  die  stelle  nnd  ander  not- 
dorfftikeit  zx  marg  i  virdang  ii  lot. 

A.  d.  m'ccc^txxxTÜi"  vor  holtz,  vor  brst,  vor  nele  and  vor  an- 
dere besserunge  i  margk  i  virdong  i  tot 

A.  d.  m°coo''lxxxix°  zu  matten  eyn  nowe  rudt  nnd  ander  bee- 
sernnge  bii  dem  bom«,  'an  besseni  die  zynnen  and  steDe 
und  vor  ander  notdorfftikeit  vii  marg  iii  lot. 

A.  d.  m°acc''lxzxx''  za  boBBem  and  hoher  cn  machen  die  morea, 
vor  nawe  genge  bü  den  schirmen  and  sn  decken  eyn  nowe 
kemmenaden  ond  vor  ander  notdorfltikeH  zu  marg  i  lirdang 
i  lot 

A.  d.  m''ooo°lxxxxi°  vor  gebnwe  ii  ma^k  iii  lot 

r,„izMt,G00t^lc 


A.  d.  iii*coc'lxxzxü"  vor  ojn  nawe  alaffhua,  ejn  iinwe  hns  dem 
•ohefere,  Tor  eya  bmoken  äff  dem  eloase,  «yo  nawe  htgk' 
liius  und  eya  ofes  dArione  tuad  in  machen  eya  nawe  moren 
tud  IQ  beMem  das  gewelbe  bü  dem  lennewelten  thorne  and 
SU  bessern  sa  srebin  in  der  keltsm,  in  dem  vorwerg  nnd  in 
den  stelld»,  Tor  koste  and  vor  lone  den  erbeitem  und  vor 
ander  notdorfftikeit  IxxxTiii  mai^  i  virdung  i  lot. 

Ä.  d.  m°ccc''bExxxüi'  so  machen  and  zn  foUenbrengen  die  mn- 
ren  va.  deme  mantel,  vor  kalg,  vor  fore,  zymmerlnten  und 
arbeitem,  vor  koste,  vor  lone  txxv  marg  ii  Tirdinge  ü  lot 

A.  d.  m°ccc''Ixxxxiiii°  so  machen  eya  domtsen  nff  dem  thorne 
and  >a  machen  eyn  boschirmangfl  bii  dem  slosse,  vor  eyn 
tiogbrucken,  an  bessern  daz  thor  und  vor  ander  koste  xvi 
nuu^  i  Tirdung  ii  lot. 

A.  d.  m^cco'IxxzxTO  aa  machen  eyn  nnwe  schaem,  za  decken 
die  keltern  and  die  selbe  sobaem  and  vor  heschermange 
nnd  hotten  vor  der  borgk  nnd  ejn  nawe  drengke  bü  dem 
Tiebe  Tt  marg. 

A.  d.  m°oco''lzxxzTi°  ni  machen  eyn  nuwe  sogbrucke,  zn  decken 
die  echaaen  and  zu  bessern  die  graben  bii  dorn  slosse  zi 
marg. 

A.  d.  m<'ccc''lzxxxvii°  vor  eyn  nawe  brücken  and  stelle  za 
machen,  vor  gemnerde  and  graben  sa  machen  und  notdorff- 
tigen  gebuwe  v  margk  ü  virdang  i  lot 

A.  d.  m"cocolxxxxviü°  vor  gebawe  eyner  schaem  and  vor  «t- 
der  arbeit  und  kost;  xxiü  marg  iü  lot. 

A.  d.  m**ooo''lxxxxixo  nichiL 

A.  d.  n^oeoc"   vor  holte,  vor  gebuwe  ix'/a  pbunt  vii  g. 

A.  d.  m<*oaocoio  vor  eyn  nuwe  dorbuas,  eyn  nawe  stobin,  eyn 
nawe  brocken,  vor  eyn  beschirmunge ,  die  keltern  za  beme 
vor  koste  den  arbeidem  xxvii  pbunt  and  vii  g. 

Ä.  d.  nt'ccoo'ü"  vor  eyn  steynringmure,  vor  eyn  schafFhus  und 
den  erbeitem  zu  lone  und  vor  koste  Ivi  pbant  iii  scbilHng. 

A>  d.  m"oooo°iü°  vor  keltern,  vor  bragkin,  vor  hnltz,  vor  eyn 
besohirmnnge  etc.  xxxvi  pbant  xix  g. 

A.  d,  m'cooo^iiü^  vor  sloss  den  zymmerluten,  vor  dele  den 
steynmetsen,  wende  au  machen,  die  aobuem  an  bessern  nnd 
TW  seile  and  ander  ding  1  phnnt  viü  g;  itsm  xxiiti  pbunt 
üü  ff  vor  gebuwe  and  kost  den  arbeitem  daselbs. 


:,G  Gothic 


-    240    - 

A.  A.  m<'cecc°v''  vor  brot  deo  arbeitoro  in  dem  gnbin  to^ 
schii£FelD  vor  radebern,  vor  schuffeb,  vor  brot,  vor  hnltB, 
vor  die  brücken  widder  so  machen,  vor  seile  und  vor  ander 
□otdorfftikeit  xxs  pbant  z  g. 

A.  d.  m'coce'vi'  niohil. 

A.  d.  m'cccc'vii''  vor  koste  and  lone  den  wergladen  iü  phnnt 
vg. 

Ä.  d.  m'cccc'viii»  vor  gebawe  liii  phunt  z  g. 

A.  d.  m^ccccoiz"  nichU. 

A.  d,  m''cccc°x''  vor  gebawe  mlxxzvU  phaat 

A.  d.  m^cccCzi"  den  thorn  za  beasem  xoTÜi  phnnt,  vor  kost 
und  lone  den  arbeitem  xi  phunt  zviü  g. 

A.  d.  mocccc^sii"  nichil. 

A.  d.  m<*  cccCsiü"  vor  gebawe  xii  pbant  ii  g. 

A.  d.  mOccGcOsiv"  iü  phunt  z  g  vor  bnwei^. 

A.  d,  m°cccc'>xv<'  vor  gebuwe  Ixvii  phant  ziiii  g. 

A.  d.  m<'cccc'>xvi°  vor  gebawe  iü  achogk  xv  gross. 

A.  d.  m°occc''xvü<'  vor  gebawe  iü  scbogk. 
Snnuna  Bammamm  marcarum  m.vii'xxxix  marg  i  virdnng  i  lot. 
Samnia  summanun  talent.  xliil*  bcxix'/«  talent  iü  g. 


Nachschrift 

Die  Herrschaft  Tondorf,  za  welcher  damals,  ausar  dem 
Schlosse  and  Flecken  Tondorf  oder  Thangdorf,  die  Dörfer: 
Neaendorf,  Klettbach,  Hasselborn,  Qattendorf,  Tiefengruben  nnd 
Hobenfelde  gebürten,  war  zasamniBD  mit  dem  kimnainaiaokeD 
Antheil  an  der  Horrecbaft  MUhlbeig  1351  Seitens  des  Eiabiaobofa 
Gerhard  von  Mainz  fllr  1200  Mk.  Silbers  wiederkJtnfliob  dem 
Käthe  der  Stadt  Erfurt  abgetreten.  Dieser  erwarb  1357  hiwiu 
noch  den  dem  Qrafen  von  Hennebei^  geb&rigen  Antbül  von 
Huhlberg.  .Derselbe  bat  also  mit  den  baulieben  Arbeiten,  auf 
welche  eich  die  vorstehenden  Kostenrechnangen  beziehen,  gleioh 
nachdem  er  in  den  Besitz  getreten,  den  Anfang  gemaohL  — 
Dass  dies  nothwendig  gewesen,  Iftsst  stob  um  so  weniger  be- 
zweifeln, als  das  Schloss  Tondorf,  d«s  dami^i  die  Ctrafw  Ton 


:.  Cookie 


—    241    — 

Orhunünde  besasBen,  1346  in  dem  b.  g.  Orofeakriego  von  den 
BrAirtero,  das  Schlosa  Mühlberg  aber  1347  von  dem  Landgrafen 
Friedrich  von  Thüringen  nach  vorgängiger  Belagerang  erobert 
ivorden  waren,  and  beide  Schlösser  bierbei  gewiss  arg  beschä- 
digt sein  werden.  —  Im  Besitze  der  Herrschaften  Tondorf  and 
UOhlberg  ist  die  Stadt  Erfurt  bis  1592,  wo  sich  die  sächsisoben 
Fürsten ,  denen  der  Kurflirst  von  Mainz  sein  Wiederkanfrecht 
cedirt,  als  sich  der  Kath  weigerte,  die  Wiederkaufssumme  anzn- 
nehmen,  gewaltsam  deren  bemächtigten.  Es  scheint  jedoch:  als 
ob  1417,  bis  wohin  die  Baurechnungen  gehen,  von  Seiten  des 
£rzstiftes  Anstalten  gemacht  sind,  die  beiden  Herrschaften  wie- 
der  einzulösen  und  dasa  damals  die  Stadt  auch  den  Ersatz  der 
von  ihr  zur  baulichen  Instandsetzung  and  Unterhaltung  aufge- 
wendeten Oelder  beanspracbt  und  als  Belag  für  diese  Forderung 
die  vorliegende  Eostenspecification  hat  aufstellen  und  dem  Enr- 
fllrsten  von  Mainz  einreichen  lassen.  Man  weiss  wenigstens: 
dasa  1590,  als  von  Seiten  des  Erzstiftes  Schritte  geschahen,  nm 
von  dem  Rechte  der  Wiedereinlösung  Gebrauch  zu  machen,  die 
Stadt  nicht  nur  das  von  ihr  gezahlte  Eaujgeld,  sondern  auch 
die  von  ihr  aufgewendeten  Baukosten,  im  Ganzen  16475  Rth.' 
14  Sgr.  3  Pf.,  beansprucht  hat  und  dieser  Umstand  es  nament- 
lich gewesen  ist,  der  ihrer  Weigerung:  auf  die  Wledereinldsong 
einzugehen,  zu  Grunde  lag. 

Zar    Erleichterung    des    Verständnisses     des     vorstehenden 
Schriftstückes  mag  hier  noch  Kacbstehendes  bemerkt  werden. 
Seite  232  Zeile  6  cxistern  so  viel  als:  Cistemen. 
9  nele  so  viel  als:  Mägel. 
-    13  dele  -      -      -    Dielen  -oder   Bretter,     vida 
Grimm,  Wörterbuch  II.  Col.  1099. 
8  V.  Q.  bengke  so  viel  als:  Bänke. 
8  -    -    domczen  —  Dornitz,  Dürnitz   so   viel 

als:  Stube.    Grimm,  1.  c.  Col.  1734. 
7   -    -    doch  so  viel  als:  Dächer. 
233     •      2  getwertremet  —   mit  Bedachung  versehen: 
von   twer,    (Über)    zwercb,    quer,   schräge, 
daher  twern:  herumdrehen,  bohren,  und  twir- 
hen :  übereinanderlegen.  Lexer,  Mittelhochd. 
Taschenwörterb.  S.  207. 
6  lolen  so  viel  als:  Säulen. 

A   .0hXr,OOg\Q 


In  demselben  Verlage  ist  erschienen: 
HHIhellBBgeB   dM  Teniu  tax  du  Gwchiobt«  and  AlterthiuiulnufT 

Ton  ErfttrL    Heft    1 Prais  8.  —  X 

DeigL  Haft    3. Praüi  3.  50  A 

D-tl  Heft    3 Prwü  3.  fiO  > 

DMgL  Heft    4. Fnw  3.  50  .'. 

Dm«L  Heft    5 Preis  S.  U  > 

DMgL  Heft    6. Freie  4.  —  .<< 

DMgL  Heft    7. PreiB  1.90  Jt 

DetgL  Heft    8. Freie  l.  40  ^ 

Deigl-  Heft    9. Pnia  1.  4D  .« 

Doigl.  Heft  10. Pieia  4.  —  A 

De^L  Heft  II Prrä  S.  —  A 

Darens  ainieln: 

Bercr,  B^  AKhir-Bath.    Sone  DanteUtteg  der  Stiftakirolie  Beatu  llaH>> 

Tirginis  (Dom)    m   £ifitrt.     Mit  einer  Skine   dar  Kirche   «ob   Bc^ 

Böokner.  Pte»  l.  50  Ji 

■csae,   Dr.  B.  F.    QeMdilofata  dM  ScUanea  Hühlberg  in  Thärti«en  iLt.ä 

der  davon  benannten  Grafen.  Freu  l  A 

■Ircfabatf,  Alfr.,  Beiträge  rar  Bevakernnge-StatiBtik  ma  Erfort,  be«ci:- 

der«  im  17.  und  18L  Jahrhundert  Ptwi  1  A 

T.  nuivcnfedt,  Arehiv-Bath.   Bierographia  Er&vden^    Ueberaiclit  &:i 

in  Erfiirt  nnd  deaMn   QeUet   bestellenden  Stifter,   Elöater,  Kepelltr. 

BoapitUv  eto.  Preis  ^  ' 

ScbOH,   WiUu     Cbranik  da»- ErfnrtisokBn  Dorfes  Dachwi«  ew   dem  i: 

«   Jahrhundert.  Pieta  l.  60  j(    . 

V.  Tettaa,  Freiberr.    Der  Ueislw  nod  die  Kosten  d«s  Oessoe  der  grosK-. 
Domglecke  sa  ErferL    Hit  swei  StcindracktaCaln.  Preis  1  J.   ' 

—  —  QqcUui,  nreprüngHche  QesUlt  und  allroUiNga  ümläldiuig  der  t 
■ihhing  von  dar  Doppelehe  eines  Grafen  von  Oleieban.  Preis  2  .' 

Erlebnisse   eines    dentsohen   Lendsknechts  (1484—1493),    von   li:    , 

eelbat  beachrieben.  Preis  SC  : 

TmnlmAMB,  Dr.  Fisna.    Dam  Gleichen-Denkmal  im  HariendoBa  n  Srizr.  '. 

nnd  £mst  der  Zweibewaibte,  Graf  von  Gleichen.  Prms  L  SO  A 

Weleeenbepea,  Prof.  Berm.    Erinnemngen  an  Carl  IL  E.  Hermann, 
(BeihfA  an  den  HittheOnngen  des  Alterthnnu-Tereina.)  Frvia  80  .' 


:,G  Gothic 


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In  derosalben  Verlage  ist  ertcbienan: 
■tUhcilansen   dM  Toriu  fni  du  OttcUctita  vai   AlUrthunfaiade 

na  Erftrt    H«ft    1 Pt«ü  8.  —  Jl 

DMgL  H«ft    % Frais  2.  SO  Ji 

DeugL  Haft    3. PraU  i.  60  Jt 

DeafL  H«ft    4.    .....       .    Fnü  2.K  Ji 

Dm^  H^    S Vniai.Kjt 

D«kL  Haft    6.    .  .    Pnü  4.  —  ^ 

DmcL  Heft    7. Freit  1.  30  ^ 

DMgL  Haft    8. Pr^  1.  40  X 

Doigl.  Haft    9. Fnu  1.  40  ^ 

Dwgl.  Haft  10 Pnü  4.  —  Jt 

DMgL  Haft  11 Praü  S.  —  ^ 

Darani  ainzaln: 

Beyer,  H.,  Atduy.Bath,    Knno  DtnteUiiDg  der  Stiftakircha  BMtae  Hariks 

Virginü  (Dom)   n   Erfork     Kit  ainar  Skiua   dar  Kirciie   von    Bod. 

B&oknar.  Preia  1.  tO  Jk 

■cs«e,   Dr.  B.  F.    Oeachichta  dai  BcUonea  HäUborg  in  Thfiringen  nnd 

dar  daTOn  baauintes  Grafen,  Prda  1  Jt 

Kirchhoff,  Alfr.,  Beitri^e  cor  Bevölkoniiigt-SUtistik  voa  £rfort,  baaoD- 

ders  in  17.  ood  18.  Jahrhondert  Preis  1  Jt 

T.  nOlTCrttcdl,  Ardiiv-Bath.   BJeragraphia  ErEordansiB.    Ueberncht  der 

im  Erfbrt  ond  deiaaD  Oalüet  beatebenden  BtiRei,  Klöatw,  Kai>eUea, 

Boqiitilar  ato.  Freu  20  ^ 

8ehani,   Wilh.     Oironik  da».  Erfnrtisekeii  I)^«t  Dachwig  aoa  dem  17. 

«  JabrhniiderL  Frais  I.  60  Jl 

V>  Tettan;  Freiberr.    Dar  Meister  ond  die  Kosten  des  Onsaes  der  groesea 

Domglocke  iv  Erfori    Alit  rwei  Steitidrucktafeln  Preis  1  Jt 

•~  ~  Qoellen,   DrspröngKcbe  Qeatalt  vbd  allmibltge  Umbildaiig  der  Er- 

slbhiDg  von  dar  Doppelehe  eine«  Otafen  von  Oletehan.  Preis  2  A 

SrlabnisM   eine«    dentsidien   Landakoeclite  (UB4— 1493),    von   ihm 

.    selbst  beaohriehen,  Frei*  M  4- 

TranteiiuiB,  Dr.  Fntai.    1^  GleichettiDeakmal  im  Hariendom  m  Srfart 

nnd  Ktnet  der  Zweibeweibte,  Qraf  yon  ßleloheii.  Preis  L  60  j| 

Wvliaenbom,  Prof,  Herrn,    frinnerongen  an  Carl  H.  E.  fiarmann. 

(BeiheA  xn  dan^Mittbeüniigan  des  Alttstbums-Vareins.)         Praii  SO  ^ 


Dnak  T«>  J.  B.  Omnai  Im  lifiift. 


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