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Mittheilungen
1. des
\
I Vereins
[ für die Geschichte und Alterthumskunde
ERFURT.
/'5-
OK
C'eoDLiur;;!
Worneburg, Beiträija zur tbürinaiäslien öeactiiahte, — BTctneV",'
I'elcrskloater m Erfurt. — Erl&ndaen, Baiträjte zum Potarekloater.
— Wernebnrjf, über das Erfurter StarltsiBjjal. — v. Tettsu,
ubersi cht! iahe ZusammeD Stellung der in Erfart und dessen Umgebung
gefundenen vorgeschichtlichen Gegenstaade,
:^j:21
EKPÜRT. 1883.
Selbst-Verlag des Voroins.
In ConmiHlos lie[ Cstl VilUcct.
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Mittheilungen
dflB
Vereins
fOr die Geschichte und Alterthumskimde
ERFURT.
(■':BODL:UDi<)-
■V
Elftes Heft. •^■i!iOL.ij.>>
EBFVBT, 1883.
Selbst-Verlag des Vereins.
il CkilTIllkiat.
D,i.,.db, Google
ubiGoogle
Inhalts - Verzeichniss.
iL Wernebnrg:, BeitrSga snr tbürinKiaoheii Qetobiohte I
L Die Tenreltimg ThüringenB unter fräokigaheF BemobsU nsd
bis lar Zeit der Lend^rftten 1
II. Der Wirknngtkreia Hadftlg;aad'B, dei Königtboten Kartt dee
Qronen - . . . 8
III. Die Hertöge dar Thüringer 7
IT. Die Ormfen von Wiaienbnrg ab Landgrafen tod Tliarii^ii . . 38
B. Böolmer, dai Petenklorter an Erfurt (II. Folge) 67
IT. Dia Elorter-Qeb&iide 67
Beilage A. Inaoriptione« oanpanarum 164
B. Pnblioandam über daa Terkaof 166
C. Aemtar im Kloster 106
D. Calandariom aad Nekrolog daa Kloitera 169
E. Anrang atu d«Bt Nekrolog nach der vom Mönch Qallni
Slus hinterUaienen Abschrift 160
O. Erlandien, einige Beiträge reap. Bemerkangen cd der Sohrift
des Herrn Major Böokner ftber die Peterakloeterkirohe . . . 180
A. Wernebarg, &ber das Brfarter BUdUiegel 187
T. Tettan, fibeniohtlicha ZnaemcaeiutellnDg der in Erfart and denen
Umgegend gefandenen Torgesohiohtliahan Qeganat&nde ... 101
DictizedbyGoOt^lC
ubiGoogle
Beiträge
ZOT
thüringischen (beschichte
A. W«rneburg,
I.
Die Verwaltnns Thüringens unter fränkischer
Herrschaft und bis aar Zeit der Land^sfeiL
lieber die BtaatHche Verwaltung ThUringenB, nachclem es
nm das Jahr 530 anter fränkische Botmäsaigbeit gekommen war,
ist wenig bekannt; doch l&sst sich in dieser Beziehung bei voll'
BtSndiger ZasanamenfaBBung nnd richtiger Würdigung der in
verBchiedenen Schriften rorhandenen, auf uns gekommenen Nach-
richten ein Eiemlich befriedigendes Bild entwerfen, wae ich im
Folgenden verancben will.
Es handelt sich dabei am das eigentliche Thüringen , daa
Land zwischen dem Harz und dem Thüringer Walde, der Werra
and der Unstrut; denn, daSB das Königreich Thüringen, desBen
Untergang durch die Besiegang des Königs Hermenfried durch
den FrankenkSnig Tfaeoderich herbeigeführt wurde, sich nicht
s&dlioh über den Thüringer Wald hinaus erstreckte, habe ich an
anderer SteUe *) nachgewiesen und dass der Theil jenes Reiches,
der OsiliGh der Unstrot lag, den Sachsen zufiel, ist bekannt.
*) Jahib&olker der Aoademie guneianfitkigar WiMsotohaftsn in Erfurt,
Nsne Folge, Heft X. Daat jedenfallt im 8. Jshrhnndert die Qsgend iwisohen
dem Tllüriiigerwald und dem Hain nicht dasa gehörte, ergiebt lieb ans
dem im AbBchnitt III. Gesagten.
,l:Ml,G00t^lC
Ob vmä welche staatliche Einrichtangen Theoderich in Tbft-
riogen traf, darüber ist nichts bekannt. Aber es lägst sich aas
don vorhandenen Nachrichten and ans den damals obwaltenden
Verhältnissen mit ziemlicher Sicherheit schliessen, dass er sich
lediglich darauf beschränkte, die Thflringer Trene angeloben m
lassen and ihnen einen jährlichen Tribat anfsaerlegen. Dass
letzteres der Fall war, ergiebt ^ch ans Widakind's ÄnnaL Cor-
bejens., aus dem Annalista Saxo (ad ann. 1003) und dem Chron.
Dacam Bronsrieensiam (Leibnits, Script II. p. 15). Diram iat
anzanehmen, dass die fränkischen Herrscher von Zeit sa Zeit,
oder wenigstens jährlich einmal, Abgesandte nach Thüringen
schickten, die den Trihat erhoben. Dabei werden sie sich fiber
den Zustand des Landes and des Volkes nnterrichtet, was za
i>rdnen war, geordnet and darüber ihrem Herrscher Bericht er-
stattet haben.
Dass im Uebrigen die fränkischen Könige in Thüringen die
bestehenden Verhältnisse and Rechte nnverändert liesaen, folgt
zanSchst aus der bekannten Thatsache, dass die bei den Thü-
ringern übUchen Gesetze in Kraft blieben; ansserdem aber auch
ans dem umstände, dass noch längere Zeit nach der Unter-
jochnng der Thüringer die fränUsohen Herrsober immeor selbst
dahin zogen, wenn es sich am bedentendere Ereignisse, nament-
lich am die Dämpfong von Aufruhr und dergleichen handelte.
Das würde nicht der Fall gewesen sein, wenn von den Franken
eine besondere staatliche Organisation in Thüringra eingerichtet
ein Stell Ter tfeter des Königs oder ein Herzog eingesebit werden
wäre. Denn in diesem Falle wäre doch wohl einem solchen au-
näohst die Au&echthaltung der Ordnong anbeimgeCallea ; darüber
geben aber die Historiker nicht die geringste Andaatong.
Es erscheint auch in Betracht der sonstigen Verhältaisae
ganz erklärlich, dass bis zam Ausgange des sechsten J^ir-
hunderts der oben beschriebene Zustand in Thüringen stattfand.
Dieses Land war die äusserste Provinz des fränkiscbeu Beiobea
im Osten, aasserdem bei seiner geringen Qrösse von weniger
Bedeutung und es wurde deshalb demselben wol4 seitens der
fränkischen Herrscher mindere Aufmerksamkeit zugewendet, da
diese im Westen mit wichtigeren Angelegenheiten ToHanf zn
thnn hatten und fränkische Edle wenig Keigong verspüren moch-
ten, ihr Bciißneres Vaterland zu verlassen, um tu dem dlunala
:. Cookie
- s —
qoch oDivirtlitielteD, van beidnücher BeviSlkenuig beTohnten
TbKringen ücik niederznUaBen.
Erst unter Chlotar II. (t 638) trat eice Äendoracg ein, in-
dam dieser einen Statthalter, Eado, Über Äuatrasien, also aach
Ober ThUringen emsetzte (v. Falkenstein , Thür. Chronik II. p.
37) and die Qeaetze der Thüringer verbesserts und Tonnehrte.
Der Name dieses Statthalters führt auf die Yarmothang,
dasB es dieselbe Person irar, die demnächst, wie wir bald sehen
werden, als Herzog Badnlf in Thüringen erscheint. In chrono-
logischer Beziehang steht kein Bedenken entgegen; denn jener
Herzog wird in der Qescbichte um das Jahr 648 als ein bejahr-
tor Mann erwähnt. Er kann also nm 585 geboren nnd demnach
sehr wohl von Chlotar II. als Major domns über Äastraaieo ein-
geseUt worden sein. Anch ist nicht unwahrscheinlich, dass er
in Thüringen, als der östlichsten, am meisten bedrohten frän-
kischen Provinz, seinen Sitz hatte. Radulf war sogar ein thü-
ringischer Dynast *). Da zu seiner Zeit die VerhältnisBe in
Thüringen sieh schon mehr consolidirt hatten, die Zogabürigkeit
dieses Landes aom fränkischen Reiche fester begründet war, so
kann ea nicht auffallen, dass einem der Qrossen derselben die
Statthalterschaft über Aostrasien anvertraut nnd er demnächst
stim Herzoge — dux, welcher Ausdruck nicht im heutigen Sinne
des Wortes, sondern als „Kriegsoberster, Heerführer" in Eriegs-
AlUen anfzufassen ist — ernannt wurde. Dies geschah nach
Fredegar'a Zengnisa (Chron. Cap. 77) durch Dagobert L, Chlo-
tar's U. Sohn, den dieser im Jahre 622 als König von Anstra-
sien einsetzte.
Hag aber auch jener Bado mit dem Herzoge Badulf ideo-
tisch sein oder nicht, gewiss ist, dass Badulf als Herzog in
Thüringen eine bedeutende Rolle spielte nnd die fränkischen
Herrseber mit ihm üble Erfabrangen machten. Denn Radolf em-
pörte sich im Jahre 640 gegen den inzwischen auf den aostra-
üscben Thron gelangten Sigebert II , so dass dieser gezwungen
war, gegen Radulf za Felde zu ziehen. Der Ausgang dieses
Zuges war für Sigebert wenig günstig nnd die folgenden Ereig-
nisse beweisen, dass Radulf seiner Stellung nicht enthoben wurde.
Denn wir finden in der Lebensbeschreibung Sigeberts II. die
•} cfr. AtMchoitt III.
Dictzedby Google
Nachrichf , dasB dieser mahrare Jabre Bp&ter, all Sadnlf schon
attersschwftch war, gegen die rebelliacheo Thfiringer sog and
Bie wieder anterjochte.
Die mit Radulf gemachte Erfahrung Bcheiat die Mutratisohea
KSnige bewogen za haben, Eanfichst keine einbeimiseheii Dy-
nasten als Staatsbeamte ncd Hersoge in ThOringen wieder ein-
zQBQtzen, vielmehr wurde das Dacat ttber Thüringen einem her-
vorragenden Manne (oder einem kfiniglichen Prinjsen) Übertragen.
Ate solcher ist in der «weiten Hälfte des 7. Jahrhonderta der
als Major domus in Anstrasien fongirende Fipin anzasebeu *).
Kach ihm (f 714) erscheint Carl Martall als solcher, der in
einem Schreiben des Papstes Gregor vom Jahre 718 aasdrOck-
lieh als Herzog bezeichnet wird. Aus einem anderen Schreiben
dosselben Papstes aas derselben Zeit Usst sich ein ziemlich
sicherer Schlass aaf die damaligen Zastfinde in Thüringen ziehen.
Dieser Brief ist an die Dynasten in Thüringen gerichtet (cfr.
Tita Bonifaoü). Also diese hatten die Verwaltung des Landes
in Händen anter der Leitnng des frSnkischen Major domna.
Die Macht des Letzteren mochte aber in Tbfiringen wenig zar
Gfihang kommen, da seine Thätigkeit im Inneren des Reiches
dnrch wichtigere Angelegenheiten in Anspruch genommen worde.
In den Aassenländem, in Baiem, Friesland, Alemannien, Schwa-
ben und Sachsen sachte man sich vom fränkischen Joche frei
za machen ; jedenfalls fanden nach in Thüringen derartige Be-
strebungen statt, obwohl der Chronist (Hadrianns Valesiua) dies
nicht besonders erwähnt. Da aber unter den Sachsen hier nur
die in Nordthüringen sitzenden verstanden werden können, so
ist anzunehmen, dass die ihnen benachbarten Thfiringer mit den-
selben gemeinschaftliche Sache gemacht haben.
Diese Herzoge über Thüringen aus fränkischem Stamme
residirten nicht in letzterem Lande; sie zogen nur in Kriegs-
fällen dabin. So bekriegte Carl Martell im Jahre 724 die auf-
rührerischen Sachsen (in Nordthüringen), welche in Thüringen
groBBen Schaden gethan hatten. Wohl aber hatten im Laufe
der Zeit die fränkischen HerrBcher Eigengüter in Thüringen er-
*} Wenn hiergegen eingewendet werden möchte, daia ni jener Zeit
Gotbert nad Uetan Herioge in Thüringen gewesen stiSD,
auf den naohfolgeuden Abtahnitt III.
Dictzsdbv Google
— B —
worben *}, hatten alio wohl »uch BeAinte da, die mit bot V«r-
waltnag des Ijuidea verweodet imrden, and jedenfalls hatten
das«l)Mt auch &&nkiicbe Anüedelongen stattgefunden. Das
geht aas einer ürkonde Cacl's des Qro«Ben von 775 hervor, in
welcher es von der Stadt Htthlhaasen beisst, dasa dort Franken
gewohnt h&tten ••).
In der Mitte des 8. Jahrhunderts unternahmen Carlmann und
Fipin wiederholt Züge gegen die Sachaen (in NordthUringen)
and nach Thüringen; aber niemals ist dabei von einem Herzoge
in TbOringen die Rede. Der vorberegte Zustand dauerte also
fort bis auf die Zeiten Cari's des Orossen. (Ännal. Mettenses
ad annnm 784.) Dieser erst ftthrte, als die Unterjochung des
aSebaiachen Volkes im Wesentlichen gelungen war, «n strafferes
R^iroent nnd eine geordnetere Staatsverwaltung dnrcb beson-
dere Vertranenslente — KSnigsboten — auch in Thüringen «in.
Einen Hersog gab er aber dem Lande nicht, sondern nur Grafen
standen den einzelnen GanverbKnden vor. Ausserdem bestellte
er besondere Beamte zur Aufsicht über den Handelsverkehr,
namentlich an der östlichen Grenze, an. In Thüringen bekannt-
lich Hadalgaad. (c&. Abschnitt II.)
Aach unter Ludwig dem Frommen nnd Ludwig I. blieb es
so. Erat in der IiKtte des 9. Jahrhunderts setzte letzterer wie-
der einen Herzog — Tachulf — als Schirmherm gegen die Sor-
ben (marohio Hmitis sorabici) ein, wobei unter Herzog, wie schon
vorher bemerkt, nicht sowohl ein Landesfürst, als vielmehr ein
Heerführer im Kriege zu verstehen ist Tachulf war ein ein-
geborener Thüringer, wie auch seine Nachfolger und daraus darf
geschlossen werden, dass nun die Macht der deutschen Herr-
scher aus fränkiachem Stamme, die auch wohl in Deutschland
residirten, in Thüringen fest begründet war. Tachulfs Nach-
folger war Badnif, nach ihm kam Poppe, dann Conrad und end-
lich Barchard., Nach dessen Tode (t 908) trat ein kurzes In-
terregnum ein nnd dann übernahmen König Heinrich I. und
seine Nachfolger selbst daa Ducat Über Thüringen. In letzterem
traten die Qaugrafen wieder in den Vordergrund, während Ober
•) BchnltM, Dir. DipL I p. 6.
**} Wie dran die Ortaohattsn mit NsKon auf ■haaten- ttbarhaapt woU
Google
die fisüichflii Marken besondere Markgrafen geeetEt worden.
Dieses VerbfittniBS dauerte, bis durch den Einzag des Oralen
Lodwig des Bärtigen ein neaer stastliober Zastand in Tbflringen,
die Verwaltung des Landes durch Landgrafen angebahnt wurde.
U.
Der Wirkungskreis Hadalgand*s, des Königsboten
Oarl's des Orossen.
Karl der Qroase stellte an den östlichen Grenzen i^neR
Beiches drei Au&icbtsheamte an, von denen der eine, Werner,
in Lorob stand, der andere, Audalf, in Franken mit den St^
tionsorten Forobheim und Begenshurg die Aufsicht hatte, der
dritte, Madalgaud, In Thüringen mit dea Stationsorten Erfurt
und Alaraestadt, oder, wie Knochenhaner, Geschichte ThBringens
in der karolingischen und sächsiBchen Zeit, pag. IS, schreibt,
Hallstadt, wobei er unter EaUetaiit den Marktflecken dieses ITa-
mens am Main, eine Wegstande von Bamberg, versteht and da-
mit die Meinung verbindet, Madalgaad aei Au&iohtsbeamter in
Thüringen und Franken gewesen. Ein Blick auf die Karte
zeigt, dasB diese Annahme anznlftssig ist Der Bezirk des Ma-
dalgaud hätte dann, im Vergleich zu dem des Audulf, nicht nur
eine ganz unverhältnissm&ssige Ansdebnnng gehabt, sondern er
wäre auch durch den ThOringer Wald in zwei HiÜften getheilt
gewesen, die ein Beamter scliwerlich äberwacben konnte. Nor
im flachen Lande, unter Benatzung der Flüsse, nicht im Gebirge,
wird der Handel zwischen den Slaven und ihren westlichen Nach-
barn stattgefunden haben and da erscheint es ganz natürlich,
dass, während Audulf den Main und die Gegend bis zur Donau
überwachte, Madalgaud dies in Thüringen Mi der Gera nnd Un-
strut that, und unter dieser Voraussetzung scheint es eben so
natürlich, dasa als Stationsponkte für Madalgaad je einer am den
gedachten Flüssen ausersehen war: für die Gera'Erfiirt and für
' die noBtmt Allerstedtj dieser uralte thüringische Ort, aof den
aacb die Schreibweise in dem bei Pertz Legea m. unter Nro. 1
angeführten Codex bibl. reg. Paris, der Vorzug zu geben
sein dürfte, ganz roUständig passt, nämlicb ,rAlaraestati" *).
•) AUorstedt (MarMteds) koauat nrknsdUsk aehga im JalM 78S tot.
(ZciUohr. d. Tereiu ffir Th&r, OosgL a. Alt«tl|.-Xa>4e s« Jaaa; II«M
Folge, L p. 187.
— 7 —
in.
Die Henöge der Thüringer. *)
Bsdalf.
Der erste gescUchtlich bekannte Herzog der Thüringer war
Badtilf. Er wird ansdrücklich als Hersog der Thfiringer, von
König Dagobert I. eingesetzt (Fredegar chron. c. 77) bezeichnet
und war wohl ohne Zweifel ein thüringischer Dynaet. Wfire
er ein Frank« gewesen, lo h&tte er sich wohl nicht gegen den
frinkiflchen König Sigebert II. empSrt, wie er thataächlich im
Jahre 640 that, nachdem er durch glückliche Kämpfe gegen die
Sorben an Macht and Ansehen gelangt and dadorch übermüthig
geworden war. Sein Todesjahr ist anhekannt. Genssler (Ge-
■ohichte des frftnkisohen Gaaes Qrabfeld, I. p. 291) sagt, er sei
bald nach 640 gestorben. Gründe hierfür giebt Genssler nicht
and seine Angabe ist anoh sehr unwahrscheinlich. Denn einer-
aeits ist anaanebmen , daas Radolf im Jahre 640 noch nicht be-
jahrt war and andererseits scheint eine Stelle in der Lebens-
besohreibong des Königs Sigebert dafür bu sprechen, dass Ra-
dolf noch iKngere Jahre lebte. Diese Stelle laatet: Qoia com
- «etate ei (Sigeberto) robar et induetria accrerit, non sntea ab
inhnicoram insecutione destitit, quam superbiam eorum deminnitj
et Thuingos, qü infrinctu Radolfi rebelies erant, sab jogo do-
minü Buos victos et confusos reflexit Da Sigebert im Jahre
040 ein lljlibriger Knabe war, aar Zeit der Unteijochnng der
Thflringer aber w reiferem Alter stand, also doch wohl minde-
stens 20 Jahre alt war, so wird die Unterjochung der Thüringer
etwa um 646 erfolgt sein und da Badalf als infrinctus bezeich-
net wird, so hat er damals noch gelebt.
Viele Historiker (t. Palkenstein, TbUr. Chronik Seite 51 und
SpKtere) halten jenen Herzog Hedan (I.), der um die Mitte des
7. Jabrinuiderts labte, fttr einen Herzog der Thüringer und für
einen Sohn Badalf s. Ersteres ist nicht anzunehmen, einmal.
*) loh bemsrke gkna sUgeaisin, du« hier der Ansdrsck Benog (dox)
inmar in dam, im Absohnitt L Hhon angedsnteten Sinne: Oberhsapt in
SrispaafsIsgMlitften, HosifQluer, ib Ttrstsben isL
:,G Gothic
_ « _
weil Hedan nirgeads als Hersog der Thüringer bezeichnet wird
and dann, weil er in Franken residirte, dort auch jedenfalls sn-
BtUaig und begütert war; man müsste denn annehmen, daas er
Herzog in Franken and in ThUt-ingen gerrea«- aei, eine An-
nahme, die aber weder durch ein geBchicbtlichea Zeagnias unter-
ettttzt wird, noch der Natur der Sache nach wahrscheinlich ist;
denn da Franken and Tbüringea durch ein beträohtlichoa Qe-
biige von einander getrennt sind, so eracheint ea unnatOrliobt
dass die Verwaltnng beider Provinzen in der Hand, einpr Per-
>on gelegen haben sollte, die dann einen sehr anagadehntsn
GreniE-Tractas gegen die gefährlichen Einfälle der Slareo in daa
fränkische Gebiet zu schützen gehabt hätte.
Fllr die Annahme, dass Hedan (I.) der Sohn HadolTs ge-
wesen Bei, beruft man sich auf die obronikale Nachricht, die
sich in Ludwig'a Geschichte von WUrzbui^, pag. 983 findet, wo-
nach Gozbert (von dem weiterhin die Bede sein wird) dar Sohn
Hedan's (I.) und der Enkel Buodi'a gewesen sein soll (Goa-
bertam ducem, qui Wurzeburgi eedem habuit, filinm fuisae
Hedanis aenioria, qui foit filius Baodin), wobei a>an diesen Baodi
mit Badnlf identificirt. Aber letzteres ist bei der Versobiedeu-
heit der beiden Namen mindestens sehr bedenklich.
In der zweiten Hälfte des 7. Jabihunderts lebte in Franli«i
ein Herzog Gozbert, den ältere Historiker (v. Falkenstein, 1. o.)
ebenfalls fUr einen Herzog der Thüringer und fUr den Sohn
Hedan's (I.) nehmen. Es lassen sich diese Annahmen in keiner
Weise begründen.
Gozbert wird in der Vita St Eiliani (Ludwig, Geschieht«
von Würzburg, p. 967) aoadrücklioh Herzog der Proviiri
Franken genannt und residirte in Würzburg. Er Hess sich
im Jahre 687 zur christlichen Religion bekehren and taofan,
welchem Beispiele viele Franken folgten. Die Thüringer da-
gegen wurden erst im Anfange des 8. Jahrhunderts dorob Boni-
flacias cfariatianiairt, wenn auch vorher wohl schon einaelne Dy-
nasten den christlichen Glauben angenommen haben mochten.
Niif^ds wird Gozbert ala Herzog der Thüringer genuint und
keine historische Thatsache spricht dafür, dass er es gewesen sei.
Für die Annahme, dass Qozbert der Sohn Hedan's (I.) ge-
wesen sei, beruft man sich auf die vorher schon angefahrte No-
tis in den Erläuterungen au der Vit« Kiliani in Ludwiga .0«-
:,G Gothic
— 9 —
schifte TOD W&nbtti^, Seite 983. Dieser stehet aber die an-
dere Angabe entgegen (t. Falkenstein, 1. c, pag. 85), das« Hedan
(I.) nnr dnen Sohn, Namens Sigebert hatte, der um 651 jung
verstarb •).
Wie mit Hedan (I-) and Gilbert, so verhält es sieh auch
mit Hedan (II) Gozbert's Sohne: er kann ebcn&lls nicht aU
ein Hersog der Thüringer angesehen werden **), sondern war
Herzog in Frauken und der Erbauer der Kirche beatoe virginis
Mariae zu, Würzbarg. (Ludwig, 1. o. p. 983.)
*) Ton vie Eweifelbaftem Warthe dia bisrber beifigliohen chroniksUn
Nachrichten fiberhiapt tmä , ergieht neb n. A. «neb darftai, diu in Kgil-
wftrdi ViU Borcbsrdi erziblt wird, Immiui, dia Toobter H«du'a II. hsbs
ihr SchloiR in WQribuTgp, du ne jure burtditkrio baiasMn, gegen du
ScbloM Carbbnrg vartaiueht, wibrend derMlbo Sohriftttallar au •ndarer
Stell« aSBt, Öubert — der doch der Vatar fiedin'a II. Min eoll — aei von
«eioem Bedienten ermordat und win Sobn und dauen Angahörige and Ter-
wmndte Beieu aa» dem Laude gejagt worden. — YiU Ki).: ■Fedatmiii, filinm
ejoi (Oonbetti) populns Orientalinm Francornm (!) de regao eje-
**) Aveh Berr FrofeeMr Eirohboff, in Heiner vor Enrxam eriohienenen
Schritt oThSringen doch Herrn nndDrenland« p. S3, erklärt diäten Bedan —
alio anoh detien Vorfahren — für Herzoge von Tbfiringen. Aber iob kann
mich, gegenüber dem von mir oben Beigebrachten (cfr. auch Jahrbücher
der SSnigl Actdemie geneinoBtcfger ^iMenechaften in Erfurt. Nene Folge,
Beft X. pag. 101] nicht davon übaneugen, data dieae Anstcbt ricbtig iat.
Herr Eirchhoff bemft aich daraaf, eineraeit«, daaa Bedan Qfiter in Thüringen
beaeaaen babe, endereiMita, data Bedan seinem Sohne den ßlanniesnanien
Thnringns gegeben babe. In Betreff dea erateren Pnnktea kann ich anf dae
oben Oeaagte Terweiaen. Waa aber den aweiten Beweiagrnnd betrifft, ao
Tormag ich ihn ala einen gewichtigen nicht in betrachten. Der Kgfnama
Thnring war in jener Zeit üblich (efr. Sohannat, Trad. Fnid. p. 804, wo ea
Iwiaat Nro. 86: HTurina de Saxonia- nnd Nro. 90: pEgo Dnnno de Saxonia»)
Wamn aollta alao Hedan nicht aach seinem Bobne den Namen Tnringne
haben beilegen können, anmal er ja Beiiehnngeu in Thüringen halte? Aber
darsna deaaen Eigenabhaft als fiontog tob Thflringen in folgern , halte ich
doeh fir TaiwIJeh 1
Wm wnaa man abrigani von dieaem Hedan? Aoaaar, dtaa er die ge-
daohten awei UAnnden anageatalU haben aoll , niobta t Nicht «inmal , daaa
tir QoMbtrVt Salm gawessa am, tat mit Siobeiiieit bekannti Und der aoll
ms Henog ron Thüringen geweaen aein, dar den heiligen 'Willibrord bei
dar Anabreitang dea Chriatesthoma kr&ftig aateratfitcte und jauem werth-
ToUa B«ait>nng«n aas Dankbarkeit aoheiikte? Nicht einmal, daet « getaaft
worden sei, wird berichtet! Im Uegentheil, man identifidrt mit il^ jsnen
:.Cl.)O^Ic
_ 10 —
In BecBg «nf ihn beraft num rioli uf eine Crkonde *) ftoi
dem Jahre 704, ftnsgestellt sa Wflnbiu^, dnrcfa welche er Oflter
in Ärnetadt, Mahlber^ and Monra an den BiBchof '^Dibrord n
Utrecht Bohenkt, indem man aoa diesen Beeitznngen Hedan'i
achüesst, daea er Herzog in Thüringen gewesen sei **]. Aber
■ohoQ ZeuBs (die DentBchen and die Nachbarstämme, pig. 357 —
8Ö8 Änmerk.) hat darauf bingevieBon, dasa diese BegrOndnng
anaoUnglich sei nnd da Hedan in jener Urkunde nar da dnx,
keineiwega ala dax Tharingoram beseichnet ist, anch anderwSrta
nicht li» Hercog der Thüringer Torkommt, so mnas am eo mehr
angenommen werden, dass er Herzog in Franken war, weil«
wie oben angegeben, sein Vater Gosbert tbatsächlicb
ein solcher war.
Nach meiner Ansicht ist der Haaptgnmd, der lu der An-
sicht geführt liat, die genannten drei Personen wären Henoge
der Thüringer gewesen, darin an sochen, daas man Franken als
einen Theil des ehemaligen Königreichs Thfiringen ansah ***)
und deshalb fllr dieses nnd Südthüringen (zwischen Harz and
Loibe) eine gemeinschaftliche Verwaltung Toransaetxt«.
Hedeniu, dtt — naob der Vita Bonihoü — mit einsm andern -inx* Na-
mau Thsodbald in Khlimnuter Waiie gegen die Terbrütimg die Chriataa-
thnme vorging nnd «war im Jahre 7381 AIn anoh da hiUe Franken noch
■n TliOriiigan gebSrtl Dam kommt aber, und du iit doch von waaentlioli-
■ter BadentoDg, da», «eiin Tliflringen an Anf«ng dei 8. Jehrbunderta noch
■Sdlioh bia inm Main gereicht nnd daaelbgi Benoge gehabt bitte, ee TÖllig
nnerUirlioh wir«, wie und wann di«*e« Qebiet aar Franoia orientalia, Fras-
oonia, geworden w&rs I Darüber bitten doch die Clironiaten jener Zeit irgend
eine fiotit bringen mBtaen. Daa iit aber nicht der Fall !
*) Daaa dieae Uiknnde höobat wmhraobainliob aneoht ist, habe ich in
9. Heft« der Hittheitnngan dea Tersina fSr Qeaofa. eta. Ton Erfvrt, pag. 198
an begrüaden T«mioht.
**) Eine andare ürkoada itoUta Hedan II. im Jahre ns aaa. D«ah
dieae icheoht «r sein Sohloai Hameln im Makiaeban Baalgaa <Bamal-
b«^) an daa Stift Utrecht. (Daiaelbe 8ch1oe* gaUrt« wkaadlieh in Jahra
777 dem Eaiser Carl dem Groasan. Daa OeeahleeU Badaa'k moM alao da>
mala woU anigeibnban sein.) Aach dieae Orksada maokt den Bin-
drnok dar Uaechtbeit in hohem Qrade.
***) Dan diea nidit für richtig an halten aai, glaube ieh tm X. Hafte dar
aeaan Folg« dar Jitebftoher dar Aoadeaiia g. W. an Erfnrt naebgewiaaen
Dictzedby Google
— 11 -
Thakulf. + 878.
Ejioelienliaaer (pag. 26) meint, Thakalf dOrfe nicht kIb Her-
zog der Thüringer bezeichnet werden, führt aber meinea Eracli-
tens Nichts an, was diese Ansicht bekrSftigen könnte. Nach
den Folda'er Annalen wnrde Thakalf im Jahre 849 vuo KSaig
Ladwig mit einem Heere gegen die Böhmes geschickt and der
Annalist nennt ihn dux Sorabici limitis. Daher war er eben so
gat and in demselben Sinne Herzog der Tbürioger, wie setoe
Nachfolger.
Ueber ThaknIPs Herkunft ist Knocbenbaaer im UngcwiBseo.
Er weist, and gewiss mit Recht, Scbaffarik's Annahme zurück^
dass Thakalf von slavischer Äbkanft gewesen sei and ist ge-
neigt, Thakalf tfix einen 'm den Qrenzdistricten (zwischen Thü-
ringen nnd dem Sorhenlande) angesessenen Dynasten zu halten,
weil er — Thakalf — reichen Besitz aaf slaviscbem Boden ge-
habt bähe. Letzteres nimmt Knochenhauer auf Grund einer im
Kloster Fulda gemachten Aufzeichnung an, wonach Thakulf eine
Schenkung an jenes Kloster macht, die durch eine Urkunde
Heinrich U. im Jahre 1013 bestätigt wird. Nach beiden Schrift-
alficken schenkte Tfaaknlf dem Kloster den District Sarowa
,Jaxta Boemiam", nach der Urkunde de 1012 ausserdem noch
den Ott Holzhansen. Auch wird Thakulf in der Klostemotiz
,,comes de Boemia", in der Urkunde „comes de Boemenia" ge-
nannt nnd man hat geschlossen, dass Boemia — Boemenia —
Böhmen bedeute nnd Sarowe ein slaviecber District gewesen sei.
Aber ich halte es flir verfehlt, unter Boemia oder (wohl
richtiger) Boemenia Böhmen zu verstehen und zwar aus folgen-
den Gründen:
1) weil in damaliger Zeit für Böhmen nirgends anderweit
der Aoadruck Boemia oder Boemenia *) gebraucht wurde, son-
dern stets Behemia;
2) weil nicht anzunehmen ist, dass der Verfasser der Klo-
ster •An&eichnnng zweimal iti einem Schriftstücke eine anrich-
tige Benennung — Boemia statt Behemia — angewendet haben
sollte;
3) weil ganz unerklärlich scheint, wie Thakalf zu der Be-
*) Nvr ainmal k<n«t •Boennni« in den Anail. VM. bei dsB Jshrs
B TOT.
— 12 —
BÜcbniing „Conifli de Boemia" d. h. Qn£ too oder aoi Böhmen,
kommen aollte. Einen solahen hätte man doch anmSgUoh com
„Grafen and BeHohUtKer der sorbüchen Mark" machen kSnnea.
DaBU mtuste doch natorgemäas ein fränkiecber (thüringischer)
Djnaai bestellt werden. In Betracht dessen ist aber
4} kaum denkbar, dass ein thüringisoher DjnAst ganz in
der Nähe von Böhmen, also tief in Feindesland, Beaitzongen
gehabt habej aber selbst wenn es der Fall gewesen wäre, so
würde es doch wunderbar sein, wenn er gerade diese Qttter
dem Kloster Falda vermacht haben sollte.
Das Sachverhältniss klärt sich meines Erachtens gans na-
türlich anf, wenn man in ifimmeaia," das spätere ,3oinoBobiirg"
(Boinebui^} erkennt. Die Barg wird damals (861) noch nicht
gestanden haben. Boemia wird der Wohnsitz Thaknlf s gewesen
sein, dessen Nachkommen dann die Burg nach diesem Wohn-
sitee benannten. Demnach war Sarowe ein Landstrich neben
Tbakulfe Wohnsite, Thakulf selbst ein thüringisch-hessischer
Dynast Der Äasdruck „Sarowe" ist in jener Gegend nicht an-
gewöhnlich. (Arnold, die Ansiedelungen und Waodemngen deut-
scher Volksstämme , Seite 311, hat ein Samowe bei Marburg.)
Saar ist auch meines Erachtens kein slavisches Wort, sondern
entweder keltisch oder altgermanisch nnd bedeutet: Pappel *).
Das in der Urkunde von 1012 erwähnte Hokbäosen ist
wohl eine spätere Schenkung nnd dürfte identisch sein mit dem
südlich von der Boineburg gelegenen Orte dieses Namens.
Batalf.
£r war der Nachfolger Thakolfi. Was Qber ihn an tagen
ist, hat Enochenhaaer (1. o. pag. 29. 30) angegeben.
Foppo. 879 — 892.
Allgemein wird angenommen, dies der Hersog Poppo von
Thüringen ein Mitglied des Babenberger Geschlechts gewesen
sei. Und doch beruht diese Annahme auf einem Irrthume, auf
einer Identificimng aweicr gleichnamiger Personen und es ist in
der That auffallend, wie man bei den vorhandenen historischen
•) ttr. JshrUeksr der ADsdemi« f. W. n Brfittt, mos Folgs, Heft Z.
p. 147.
Dictzsdbv Google
-. 13 —
Kachrichten &ber beide Penonen za dieBsm trrtfanm gelangen
konnte.
Zwei zurerlftsaige ChrouiBten nntersclieideii ftlr eine Zeit,
vo Zunamen noch nickt Qblich waren, nnd die sie seibat
erlebten, jene beiden Poppe so gnt, wie möglich. In den
Annal. Fuld. beiast es beim Jabre
880: „Poppe comes et dax Sorabioi limitis",
892: Poppe, dox Tbaringorum;
und Regino hat beim Jabre
889: Boppo, Tbur. dnx; nnd ebenso beim Jahrs 893.
Das ist der eine Poppo. Und während der Zeit, als dieser Her-
Bog der Th&ringer war, findet sich in den Annal. Fuld. beim
Jahre
882: Civile bellnm inter Saxones et Thnringos esoritur, ma-
olünatiombua Poppone, fratre Henrici et Eginone Comi-
tibns. (Annal. Fuld. a. Baw.).
883: Iterom tntar Popponem et Eginonem diacordia com em-
deli hello concrepat" (Annal. Fuld. a. Baw.) nnd: „Boppo
et Egino, comites et daces Tbaringorum". (Annal. Fuld.
a. anoD.)
Das ist der andere Poppo, der ein Oxaf im Grabfelde war *).
Die Qründe, welche ausserdem gegen die Identität des Grafen
Poppo mit dem gleichnamigen Herzoge der Thüringer sprechen,
aind folgende;
1) Keiue Urkunde oder historiscbe Nacbrioht giebt ancb
nor eine Andeutung dar&ber, dass die Babenbai^er Besitzungen
in TbOringen gehabt hätten **) nnd es ist nicht glaublich, dass
ein Graf, der gar keine Beziehungen zu Thüringen hatte, als
Herzog der Thüringer oder Tielleicht besser gesagt, als oberster
Beamter in Thüringen, beetellt worden aei.
2) Nach den angeführten Annalisten fanden in den Jahren
*} Was den Poppo betrifit, d«a Enochsulisiier (L o. p.- SB Anmsrk. 8)
■nrUmt, so kemmt wal dieien htm niofata an, weil sr nieht näher beieiebBot
wird. Da er aber «in Le^t de« Königa war, w Ut or woM vadsr der
du, noeh dar oomes, die hier in Frage find, geweieii.
"•) Ksoehenhanar (L e. p. B8} aagt merkwflidiger Weise: aWtr kennen
kaine BeaUmngen der Babenbei^[er atuaerbalb Thflringei», antcenonmeo
die im OraUalde*; nnd pag. BS— 8B; BTon Fappo'a Besitannc«! in ThO-
riagen iat niehta bekannta.
:,G Gothic
— 14 —
882 und 883 zwiadMn zwei Or«f^, deren wner all 1?o^^,
Heinrich's Bruder, der andere &1b Egino bezeichnet werden,
Zwistigkeiten statt, bei welchen Poppt) jedesiaal dei Unter-
liegende war, ja sogar nach der Niederlage im Jahre 883 mit
den wenigen Hftnnem, die ihm geblieben waren, entBoh.
£nochenhauer nimmt diesen Poppo fUr den Yorsteher der,
thüringisch 'BorbiBchsB Mark, den Herzog der Thüringer. -Aber
iet ea wohl denkbar, daas dieser, dor im Jahre 880 die Slaven
Tollstfindig besiegt hatte und im Jahre 833 -~ wie Knochen-
baaer pag. 35 meint — nach höheren Zielen strebte, mit aineim
anderen, oEFenbar wenig heirorragenden Qra&B in Zwistig-
kaiten *) verwickelt gewesen und dabei denoassea unterlegen
sein sollte, dass er sogar flüchtig werden masste?! Das halte
*) Die Nsolirichteii tbw dieao Zwiatigkeltaa liiid'laidar mbr nnklar.
In den AnnHl. Fnld. a. Baw. faebit «i :
annp Sß3'- Citile beUom inter Bszobm et ThniingM exoritur, toaeUna-
twnibas Poppona, fntre Beinrici et Eginone oomitibu, magna port
clftds Poppo cum Tburingia inferior extilit.
snno eS3-. Iternin Ibter fopponem et Eginonem diioordia com cmdeU
bello conorepat, qaonun Poppo, pnmtantea Mlabat, iofMor «xtitit.
Und in den AnnaL Fnld. a, snon. (welefae keiae besflcliehe fiatia
ans dem Jahre 8B3 haben) wied getagt
■nno 883: Boppo et Egino comitee et dneea Thoringonua iater h coiv-.
fligentea, noo penoaa hominnm atrage« dabant; in qao conflicta Üoppa
aoperatne rix cnin paacii viri« effagit, oaeleria omniboe occiiü.
Meine Anrieht Bber dieia Nacbricbt bt folgende: Die Angab«, dua
bei Sen fragliebes Streitigkeiten die Saohten betheillgt gameea eeiea, b»
mfat entweder naf einem Irrthnm oder itt dahin aabnbieen, daae nnterden
Qaohien dis in Mordthilringan , an der Oabwits der Uaitrat, augasswiw>
Saobaen in ventehen lind, die vielleicht anfange einem der ttreitendes.
Theile beigeitandeo hetten. Die streitenden Theile aber waren ThSringer
nnd ee bat «ich iwieobeD dieteb am Streitigkeiten von untergeordneter Be-
dentnng gebändelt: nm Febden, wie ne ja in den damaligen Ztitan niebt
nngewöhnlieb waren. Eben m war ei damale anob nichta Seltene*, dais
kämpf- oder abentanarliietiga Dynaetsa — jüngere DAbne ane OrafengeaebLaob-
tara — eiob an answftrtigen Eimpfen batbeäligteii, wie ja aoob Uraf Hein-
rieh, Fnwo'a Bmdar, gegen die äonnsnnen kämpft«, bo mögen dte fiin-
kiacbea Qrafen Poppo (nicht aber der Uereog in Ibfiringsn} nnd Egino,
fHnritig^nitmi in uäoringen angacettelt baben nnd traten dann ala Anführer
dar ilraiteBdeu Pactaien auf. In dieeem äinm allein ereobeinen die Wort*
das (Xmmiaten: >Boppo et Kgino eomitae et dnoet TharingOfOiaa erkiirUoh.
Miobt Heraoge, eondern FObrer waren die beiden i^iafw.
:,G Gothic
- Ifi -
ieh ftr DDinSgJioh; bin vülmelv der UeiaaDg, das* diMerPoppo
jener Babenbe^er w«r, demeii Brader Heinrich rieb ab Feld-
harr berObnit macbte, w&brend £gino ein Dynait von onter-
geordnetex Bedostnog war.
3) Gana entscheidend ist aber, dsss der Babenberger Graf
Poppo im Jabre 889 sohon todt gewesen sein muss. Denn nach
einer Urkunde ans dem Monat Mas dieses Jahres (Droake Nro.
631) erscheint Foppu's Sobnj Ädelbrabt, als Qaagraf im Grab-
felde nnd anter den Zeugen kommt kein Poppo vor. Dagegen
ateht Poppo im Jahre 887 in einer Urkunde als Zeuge and ewar
eiafaoh als comas. Eben so in einer Urknnde de 888 '), also
SB einer Zait, wo in Thüringen der Herzog Poppo noch in voller
Thätigkeit wul
Ist demnach der babenberger Poppo nicht identisch mit dem
Henoge der Thtlringer, so fragt sicbj welchem Ge&chlechte der
Letatere angehörte. Und da ist mit bSobster Wabrscbeinlichkeit
anaunehmeUf dass er ein Graf ans dem weimariscben Hause
war. Denn
1) war der Rufhaae Poppe nicht tmgewöbnlich bei den
Grafen von Weimar. Im Jahre 965 gab es zwei Brüder, Wilhelm
nnd Poppo (Enochenhaaer, 1. c p. 123) und im Jahre 1012
kommt ein Graf Poppo, als Graf im Lupeuzgau, mit seinem
Bruder Wilhelm vor (Dronke, 344).
2) waren die Grafen von Weimar in Thüringen reich be-
gütert und in der ersten HiÜfte des 10. Jahrhunderts in sehr ein-
flnasrücher Stellung in Thüringen. Ist es da nicht höchst wahr-
aeheinlich, dass dies noch «u £nde des 9. Jahrhunderts der FaH
war nnd muss es nicht viel natürlicher erscheinen, dass ein Gh-af
ans diesem Hanse im Jahre 679 ann Heraog der Thüringer und
*) DJMSi Jalir iat bei Dnmke sDgegebau; Schalte« (Diplom&tiaoha Qe-
•obiibte T. Henneberg L p*g. 15 Anmerk. nj bat S89, wu wohl aof waein
Tenehes beniM.
BeBlafig sei U« taemeM, itn Selniltai (L e. pag 13 Aiuaerk. y) in«,
mm w iHt, Ont Uatorieli, dar Broder Peppo'i, Iwbe noob im Jahre 887
•iae Drknnde siAgaiteHt. Dam war enUahiadan dssMii gleichnamiger Sohn.
Beinrieh, der gegen dis Normait&ea iocht, war im Jahre 886 aobon gafaUea
(KDochenhaDer pag. U) and man kann nioht aunabmen, diH dieie Angabe
Bsriofatig aei, dem sonst masrta man annehmen, data Haiarich •an. ans dem
Feldn^ gSR^a die Normannen in asin Vaterland nrflok gekehrt sei ; nnd
das iat aadh alle» vorhandenen MaohrioUen nioht dar Fall gswassn.
. Coo^^lc
— 16 —
Markgraf g^en die Sorben bestellt worden sei, alB ein Qnt ans
dem Babenberger QeBchlechte, eamal ^eOrafen der tbttringisch-
sorbiscben Hark, vor nnd nach Poppo, solche waren, die sa
Thüringen gehörten oder wenigstens doch dort begütert, idso
mit diesem Lande TerknUpft wareo.
Uebrigens war im Jahre 889, also als Poppo noch Hersog'
der Tbüringer war, der Sohn des Babenberger GrafeD Poppö,'
Adelbert „procarator fisci regis Tersos Bohemiam". (Schultes,
1. o. I. p. 13.)
Damit fallen die Dedactionen bei Scbnltes (1. c. I. p. 17)
nnd bei Eckard, (Histor. geneal. Marcb. Slisoens. 'p. S37 — 239)
ofr. Enochenhaaer p. 1S2, und eben so die ErOrtemngen bei
Enochenhanor selbst (pag. 33 — 40) Über den EinfiosB nnd die
Haohtbestrebungen des Babenbei^^ Hatisee, fOr die sieb über-
dies in den historischen Nachrichten nicht die geringste Be-
gründung findet. Das SachTerbättniss dtlrfte folgendes gewesen
sein: Heniog Poppo war Graf von dem nicht unbedeutenden
Lnpenzgau oder richtiger wohl, vom Westgau •) und ein Vor-
fahre der vorerwähnten Grafen Wilhelm und Poppo. Seine
Qäebsten Nachkommen gehörten zu denjenigen Dynasten, die'
dem König Heinrich I. beistanden, als dieser (914 — 915) die
Grafen Burchard und Bardo aus ihrer Herrschaft, dem Gan
HuBsitin, vertrieb und die Güter derselben an seine Gch-cuen
vertheilte (Enochenhauer, 1, c. p. 59). So kamen die Nachkom-
men des Herzogs Poppo nach Weimar, in den Gan Hussitin und
in ihre demn&chstige Machtetellang. So erkUrt sich auch zugleich
die Zosammengehöri^eit der Herrschaften Weimar nnd Eisenaeb.
Burchard. 892—908.
Enochenhauer (1. c. p. 44) erklärt diesen Barchard ftir einen
fränkischen Dynasten, der eine Grafschaft im Qrabfelde ge-
habt habe und beruft sich zum Beweise dessen auf Urkumdaa
aas den Jahren 857, 866 und 908. Aber diesen Beweis halte ich
nicht fttr zatreffend. In der Urksnde de 857 steht nnter den
Zeugen allerdings ein comes Burghart und die Urkunde betrifft
eine Schenkung im Grabfclde. Aber Gangraf im letztereh war,
nach derselben Urkunde, Graf Christian. Ob und wo Barghart
*) Wie stAter Heginwart (cfr. Enoofaenbaaer I. c. p. BS).
iMtvGoOt^lc
— 17 —
Oangrsf war, ist nioht erBichtlicb; es kann daher selir woU an-
Itesveifelt werden, ob dieser Burghart ans dem Geschleclite dea
im Anfang des 10. Jahrhoiiderta lebenden Herzogs Barcbard war,
atunal der üne ala Bargbart, der andere ala Barcbard geschrieben
eracheint. Aber ea braucht ein aolcber Zweifel gar nicht erhoben,
ea kann vielmehr zugestanden werden, dass beide G^enannte
gtaichen Stammes waren. Aber nicht zozogeben vermag ich,
d«M aie Gh-afen aua dem Qrabfelde waren.
Es ist ja gar nichts Ungewöhnliches, dass Qrafen ans ver-
■chjedenen, oft weit von einander gelegenen Gegenden als Zeogen
In einer Urkunde erscheinen. Ganz dasselbe gilt von der Ur-
kunde de 866. Dieselbe stellte Graf Hessi aas nnd Qraf Burg*
hart erscheint unter den Zeugen.
Der Name Burgbart oder Burchard ist anter den Dynasten
der Frovins Franken angewöbnlicb.
Was die Urkunde von 906 betrifft, so ist sie meines Erach-
tens von Knocheohaaer unrichtig aasgelegt worden; deon es
heisst darin nur, dass König Ludwig d. K- an Martin, den
Caplan des Herzogs Burchard einen im Grabfelde gelegenen
Ort geschenkt habe ond dass dieser Ort „in comitata aoi aenioris"
liege. Uebrigens macht der Wortlaut jener Urkunde es einiger-
maasen zweifelhaft, ob hier der Herzog Burchard von Thü-
ringen gemeint sei. Es beiast dort: „quis hob (König Ludwig)
per tapplicatiooes fidelium nostrorum Furcharti videlicet vene-
rabilifs) comitis et Chaonrati fidelis ministerialis nostri ... cni-
dam Purchardi (egregii ducis) capellano Martinas nuncupato...
in pago Grapfelda in comitatu sni senioris". JedenfaUs war
aber hiemach der Graf Purchart eine andere Ferson, als der
Herzog Furchard and Ersterer war Graf im Qrabfelde,
nicht der Herzog.
Auch hatte der Herzog Burchard von Thüringen im Jahre
908, als er auf der Höhe seiner Macht als Herzog stand, acbwer-
licb ein Comitat Aber Knochenhaner fQhrt selbst Umstände an,
die ihn bitten bedenklich machen müssen gegen seine Annahme,
dass Barchard ein Gri^ aus dem Grabfelde gewesen sei. Kr sagt:
1) (pag. 44) dass es auffallend sei, dass sieb in den Necro-
logien des Klosters Fulda (bis zam Jahre 938) gar kein Graf
Mameot Barcbard veneiohnet finde. Und das ist wohl sehr
beachtenawerth;
Dictzedby Google
- 18 -
3) (p«g. 47) dasB dar Herzog Barchard gar kmSe BwietmngMl
zn den BÜdliohen Ländern (das heüit dooh wohl, «n flanken)
gehabt habe; und
3) (pag. 44) daw dar feste and r ei ehe Beiita, den
BnrchardB Söhne in Thüringen hatten, wohl aof den VatM
Unweüe. Das ist doch woÜ mir so za verstehen, dass der
Vater schon «nsebnliehen Besitz in Tbfiriogen gehabt habe.
Nun ist aber durch njehti erwiesen and aaeh in keiner Weise
wahrscheinlinA , dass ein Qraf des GrabfeMes im 10. Jahrhun-
dert aasgedehnte BesitanngeQ im Hereen von ThOringea
gehabt habe.
Andererseits lassen sich recht erhebliche Momente daf& bei-
bringenj dass Burchard ein thürit^sober Dynast war.
Zunächst scheint es nicht so bedenklich, wie Knochenbaaer
(pag. 44 Anmerk. 4) meint, den im Jahre 781 arkandlicb vor-
kommendeu Burchard fttr einen Vorfahren des Herzogs Burchard
zu nehmen. Dent König Karl bezeichnet ihn dort als „nobilissi-
muB vir'', was dodi entschieden darauf hinweist, dass Burchard
ein bedeutender Dynast war. Und dass er ein Thttriuger war,
ist ebenfaHs aus der Urkunde zu schlieBBen, denn diese besagt
dass Burchard in der TSihe von Vargola begtltert war *). Ebenso
eine Urkunde de 785 (Schuhes, Dir. dipl. I. p. 6).
Und es bat demnach entschieden die Annahme mehr filr
sich, dass Burchard alri ein bedeutender Qangraf Thüringens
zum Harkgrafen und Herzog der Thüringer ernannt wurde, als
die, dass er als ein unbedeutender Graf im Grabfelde jene
Würden erhalten habe.
Die urkundlichen Nachrichten stehen meiner Annshme nicht
entgegen. Eine von Burchard selbst ausgestellte Urkunde ist
nicht bekannt. Dagegen ist er ea wohl, der in einer Urkunde
aus dem Jahre 889 (Dronke pag. 288) unter den Zeugen stah^
und zwar als comes und ziemlich weit hinten. Er war damals
noch nicht marchio. Die Urkunde betrifft eine Schenkung im
Grabfelde, aber es wird ausdrücklich gesagt: „in oomitatu Adel-
brahtes" und die Zeugen sind Grafen aus verschiedenen Gegen-
•) Üad wsU Mich in dem beniuhbarten Gau Httitin, wo dsr Sohn 4«
mogi Bnrclurd dtmnlchit sli Qsvpvf ersoheiat
:,G Gothic
- 19 -
Aso, so dMS Burchard recht wohl ala ein tiiSrio^acher Graf mit
betheiligt sein konnte.
In einer Urkunde de 903 steht Barchard «le marchio unter
den Gntfen. (KnoohenhaTier pag. 46 Änmerk. 2.)
In einer Urkunde de 905 (Schannat, Trad. Fuld. pag. 221)
■tehen nnter den Zeugen zwei Grafen Burchard; der eine im
Anfang gleich nach den Grafen Conrad (von Angrarien and Hes-
sen) nnd Gebhard (Ffalagraf im Ober-Rheingan) der andere fast
am Ende. Srsterer wird anier Barchard sein, letzterer sein
Sohn, der auch eine Crkande de 907 (Dronke Nro. 653} mit
anterzeiebnet hat.
In der vorerwfthnten Urkunde de 908 (Uon. Boioa 28. 100)
wird Borehard als duz bezeichnet '*).
Nach diesen Urkunden dttrfte, beilftufig bemerkt, za eohlies'
■en sein, dass „marobio" der eigentfiche Amtatüel der Vorsteher
der sorbischen Mark war und dass Letztere als „daoes" erst be-
»eiidinet worden, wenn sie wirklieb einen Feldzug unternahmen
oder aasgefOhrt hatten.
Im Jal»re 993 ersehet Burchard als marchio und erst später
als das **).
Otto.
Aflgemein und aaeh von Kioofaenhaner (1. c. p. 50 u. fetg.)
wwd angenomnen, dass nach Herzog Burchard'e Tode der Sach-
aanherzog Otto der Erlanohte an dessen Stelle getreten sei, ob>
wobl man ihn (Knocbenbaaer pag. 56) nicht eigentlich als Herzog
iet TbOiniger bezeichnen nnd auch nicht sagen kSnne, dass
unter Otto schon Thüringen mit Sachsen vereint worden sei.
Gegen diese Annahme musa schon deren geschraubte Fassung
Bedenken erregen. Sie ist aber auch in der That unhaltbar und
die daftr beigebrachten Qrände sind unzureichend. Als solche
Gründe giebt Knecbenhauer au:
•) üad sbea ao in den AnnsL Herst bei dsin Jsltre 909.
**) KüMkonliaasr maint (L g. p, M Aniaflrk. B) es Mi wohl fSr di« Zeit
der Hanoge von Th&rtngen ohsrkateriitieob, dus in den Urknadea die An*-
drflok« »dtu, mar^o, oomes« nntenohiediloa gebrsnoht worden aeiea. Des
halte iob nsoh den obigen Angaben fQr eine unrichtige Annahme, wohl nnr
bsrrorgsgsngen tau der Heiaang, dan Otto (cfr. den folgenden Artikel)
Qaograf ia ThOniigen and Poppo Orsf im Orabfelte gewasea asL
2*
:,G Gothic
- 20 -
1) Die Macht Otto'a habe schon ttber Suhiea hinamgagriffan
and gerade nach Thüringen hin an Anadehnong gewoonen. Otto
Bei in zwei thOringiscben Oanen Gangraf gewesen (pag. 50).
Knochenhaaer beraft sich auf zwei Urkunden. In der einen, de
877, werden die Orte Tennatedt and Erich als aar Qrofschoft
des Qrafen Otto gehörig genannt; in der andern, de 897, heiast
ea: „in pago Eichesfelden, in comitata Ottonia".
Aber wodnrch wird denn irgend wie bewieaan, daea dieaer
Graf Otto dieselbe Person sei, wie der Heraog Otto? Durch
nichts I Vielmehr iat dies ganz onglaublich ! Denn wie sollte sich
der m&chtige Sachaenherzog dazu veretanden haben, eine Gaa-
grafechaft in Thüringen zu Übernehmen, während einfache Grafen
(Poppe und Burchard) Herac^e daselbst waren? Hätte Otto wirk-
lich echon Einäaaa und Macht ia Thttringen gehabt, so würde
er aicher, und wohl auch mit Erfolg, nach der Herzogawürde
doaelbst geatrebt haben, ala Herzog Ratnlf abgegangen war.
Aber selbst angenommen, er wäre Gaugraf in Thüringen gewesen,
so würde er in den obgedacbten Urkunden ganz gewiss nicht
als ein&cher Graf, sondern als solcher and augleioh als
Hersog bezeichnet worden sein; jedenfoUs wenigstens in der
Urkunde de 897, wo Otto als Nachfolger seines Bradera das
Herzogtbam Sachsen factisch übernommen hatte.
Aach sagen die Historiker absolat nichts von einer Macht-
Stellung Otto'a in Thüringen 1 Diese besagen nur, daaa Otto
im Jahre 880 das Dacat von ganz Sachsen übernahm.
(Widuk. I. 16.)
2) Femer beruft sich Enochenhauer darauf, daaa Herzog
Otto Abt des Klosters Herafeld geweaen aei. Aber was folgt
daraas für Otto'a Machtstellung in Thüringen? Enochenhauer
deutet aaf die bedenlenden Besitzungen des Klosters in Thüringen
hin. Davon mag Otto pecuniäre Vortheile gehabt haben ; in wie-
fern aber politiache? Üebrigens war nach der Urkunde dea Kö-
nige Ludwig de 908 den Hersfelder Mönchen sugeaichert worden,
dass nach Otto'a Tode keiner aus dessen Hanse wieder Abt von
Hersfeld werden solle und zu dieaer VerlUigung hatte Otto aelbat
den König veranloaat! Wie wäre daa möglich, wenn Otto aua
seinem Verhältniase zum Kloater eine Macbterweiterung in Thü-
ringen habe erstreben wollen? Knochenhaaer meint freilich, diese
tfaohterwütarang Iwbe damala schon stattgeftmden, indem Otto
D,:„l,;.dtv Google
— 21 ^
l>ereit8 in die Stelle des Heraogi Bnrchard eingetreten gewesen
sei. Aber wo sind die hiHtoriscben Beweise für diese Annahme?
Sie fehlen so sehr, dass Knochenhaner (p. 55) selbst sagen mass,
die Richtigkeit derselben stehe allerdings dahin. Aber ich meine,
nun kann weiter gehen und sie f&r nnzulAssig erklären. Denn
es ist nicht einmal mit Sicherheit zu erweisen, dass der Herzog
Bnrchard zor Zeit der Aosstellang der gedachten Urkunde (Oc-
tober 908) schon todt war. Einige Chronisten setzen Burchard's
Tod in dos Jahr 908, andere in das Jahr 909. Kann es nicht
sehr wohl sein, dass Bnrchard in der Schlacht 908 schwer ver-
wnndet wurde, aber erst 909 starb? Aber gesetzt auch, er sei,
wie Knochenhaner meint, am 3. Augnst 908 gestorben. Dann
mflsste Otto's Ernennung zu Burchard's Nachfolger unmittelbar
darauf erfolgt sein. Sollte ein so erhebliches Ereigniss von
allen Chronisten mit völligem Stillschweigen Qbergangen sein?
Das ist nicht wohl glaublich 1
3) beruft sich Knochenhaner auf die bedeutenden Besitzungen
Otto's in Thfiringen, kann aber daibr nichts weiter anftihren,
als dass Otto WaUhausen besessen habe und dass ihm wohl
ancb Kordbausen, Dnderstadt *) und Memlebeu gehört haben
mSchten!
4) Knochenhaner deutet auch (pag. 51) anf die Verheirathung
Heinridb's, des Sohnes Otto des Erlauchten, mit der Tochter
des Grafen Erwin von Merseburg hin : sie sei ein redendes Zeug-
niss iUr das Streben des SachsenhersQgs nach einer festen Po-
sition unmittelbar an der thiirisgischen Ch'enze. Dass Otto durch
die Verheirathung seines Sohnes nach Hacbterweiterung gestrebt
habe, mag nicht in Abrede gestellt werden. Aber daraus kann
doch wohl nicht gefolgert werden, dass er der Nachfolger
Bnrchards in Thüringen gewesen sei. Ich werde hierauf in
dem folgenden Artikel über Herzog Heinrich näher eingehen.
.5) Endlich sagt Euocbenbauer, der Streit Heinrich's, Otto's
Sohn, mit König Conrad um Tbtlringen sei nicht erhlttrlioh, wenn
nicht schon Otto zu bedeutender Macht in Thüringen gelangt
gewesen sei. Aber ancb diese Ansicht, die durch keine hiato-
*) DndsnUdt idiim doch wobl in SschMn gersohnat werden. Di«
andern Orte logen sJle dicht sn der rtohaiMShan Gmua. ~ ~ '
Wsllhoiueni iit m bemerken, don eine Bnrg distea Nm
Ugl efr, T. Wersebe, OsubMohreibong, psg. 10&
:vCoOJ^Ic
— 22 —
rische TbatBaohe nnterstKtst wird, kann i«h oicbt ftlt richtig u-
erkennen. N&herei hierüber werde iok in dem folgaBdeo-Artiksl
über Herzog Hainrieb aogeben.
Nach allem Gesagten halte ich es für onsweifelhaft, daa«
Otto der Erlauchte weder Gangraf in Thüringen war, noch ein«
beBOndere Macbtstellong *) daselbst hatte, insbasosderp nicht
Herzog — weder rechtlich noch thataftchlioh — von Th&ringan
war. Vielmehr halte ich dafttr^ dau er Markgraf der thOringiaeh-
sächsischen Hark **) war und zwar aus folgenden sw^
Gründen :
Erstens heisst es in der vorher aohon emrihntei^ von Kaiser
Ämalf auigestellten Urkunde de 897 : „ atqoe Ottonis £delis
marchioniB noatri in pago EHchesfelden, in comitato Otto-
nis". DasB der leti^uiannte Otto nicht identisch sein kann
mit dem gleichnamigen marchio, wie vielfach angenommen, folgt
einerseits aas der Fassung der Urkonde^ die anderen Falla dooh
wohl besagen mfisste: ,^n eomitatu dicti Ottonis" oder ,^comi-
tatu ejnsdem marchioniB"; andererseits aus der ebenfalls vorher
schon citärten Uricunde de 877, wo ee heisst: ,,in oomitatn Otto-
nis", was beweist, dass dieser Otto nicht der Sachsanheraog
sein konnte, denn der wSre Bioher nicht einfach als
Gangraf bezeichnet worden. Ea gab alao zu jener Zeit
*) Bein BittorUcer gitibl ucb nnr die mindota Andeutung flbar siiM
Maefatatellniig Heriog Otto'a im eigeotliofaen Tfaürfngen; nameiitltch auch
da nicht, wo doch dia antachiBdenite TentnlMnitig ditn geweMii win,
nlmlich bai Otto'a Tod«. All« Chroniaten meldan Bin&oh, dar graiM Uenog
der Sachten lei gsitoiban nnd lein Sohn Bainrioh habe naeb ihm das Her-
(Ogtbnm Sachien SberaoinnieD. Ja der Cont Hegin. Mgt sogar b«im Jahr«
912: ■üngarii itamm, nnllo reaiitente, Francikm st Tboringiam vutafemnt.
Batto archiepitcop«! obüt, vir adeo Btrennoi st pradens, cni Beriganu soo>
CMiit Otto, dux Baxonnm cbiit>.
Wie wftra diaae Maehrioht mfiglich, wann Otto In ThüriBgan irgsad
oiaa Machtitallnng , namantlich inoh in Besag auf dia Tertbaidigaiig ge-
habt bitte? Enoohenhaaer (ptg. H) weist aUordiagt darauf Un, dass
das Jahr 913 das Todesjahr Otto's sei. Aber das will mobt« bessgan. Dann
wir wissen, ds4s Otto schon vorher die Oiens-Verthoidignng seinem Bohne
fibertragen hatta. Dieser Anftrag nSsste sich doch selbstTorstindlioh auch
anf Thfiringen beaogen haben, wenn Otto dort eine Maobtstellong gehabt
hätte!
**) Darunter verstehe ich intbeeoodeTC anch des HaiiBgBB, dar sa Nwd*
thOringes gehörte.
:,G Gothic
swei Otto's; der eine war QaogMf In Sfidthllriiigeii, d. h. in dem
Irfuide aviacben dem Han nnd dar Loibe, woaa aach der Qaa
£}cWeld geborte, der andere war Uarkgraf und das kann nor
Otto der £rlancbte geweaen eein. Dai folgt weiter »neb daraaa,
da» Heinriok, Otto't Sohn, der Terher echoa mit seinem Yater
gegen die J)alemincier gekämpft hatte, spiter im Aoftrage seines
Vatera ge^eo die slaviacben Völker ra Felde aog. Dieae Elmpfe
sind aber, da sie gegen die Dalemincier gerichtet waren, jeden-
£aIU Ten Saobaea, d. h. von der thüringisch - aftohaiaohan
Hark aoa erfolgt, imd ich kann Knochanbaner nicht beistimmen,
der (pag. 54) aagt, die Sorge für den Krieg im Oaten sei die
veaentUoba Angabe das tbäringiaohan Dncatea gewesen nnd
Bersi^ Otto habe nach Borcharda Tode diese Anfgaba flber-
nommen- Im Oegentheil, Tbfiringen, das den Kin&Uen der
Sorben aaagesettt war, hatte dorch die Hersjige Poppe and
Buobard biergegen aohon Sicfaerong erhalten. Knocfaenhaoer
aelbat (pag- 47) giebt an, daaa aobon aeit dem Jahre 89S niehta
mehr von Einfiülen dar Silben in Thüringen erwJtbnt werde.
Aqs dieaem Umstände erklärt ea sich sngleioh, daaa nach
Borcharda Tode mcbt aogleich ein Markgraf fttr Thttringan wie-
der beatelit wurde nnd daaa es später nicht geachah, erkUrt
■ieb gai>E «inllaoh ans der Tbataaohe, daas bald nach Bnrehards
Tode TbQringen durch Bersog Heinrich erobert wurde.
Baben demnach die Herzöge von Sachasn keine Rolle im
eigentlichen TbQringen gespielt and war jener Graf Otto, der in
den Urkunden de 877 and 897 ersobeint, nicht idendaoh mit
dem Sacbsenheraoge Otto, so firagt aioh, wer Graf Otto war.
Und diese IVage ist allerdings mit Hilfe der vorhandenen Naeh-
ziebten nicht sicher an lösen. Wenn man aber erwSgt, daas der
Ro&ame Otto in Thüringen bei dem Dynaeten-Geschlechte der
Grafen von Weimar - Orlamttnde üblich war und kaom fon&ig
Jabre aptter der Graf Wilhebn aas diesem Geaobleohte als Gh-af
Ten Sadtbüringen erscbeint, dessen Grafengebiet das Elohsfeld
mit nmfasate, so dürfte es mindeatens als vabrscbein-
lieb anansehen aein, dosa der TOrgedachte Qraf Otto dem Haoee
Weimar -OrlamOude angehörte.
Dictzedby Google
— 24 —
Heinrich.
Belcaimtlich gerieth Otto'a des Erlauchten Sohn, Heinrich,
nftch aeines Vaters Tode (912) in Streit mit EBnig Conrad L,
weil Letzterer Jenem einen Theil der HaohtfilUe *) Tor«nthielt,
die Otto inne giehabt hatte. Die Frage, was eigentlich der Ge-
geoatand des Streites gewesen sei, hat zu mannigfachen firör-
terongen Anlaas gegeben **). Enochenhanw (|>ag. Ö7) sogt in
üeberainstimmimg mit den meisten neueren Foraohem darüber:
„£b kann wohl nicht mehr dio Frage sein, dasa es sich am die
thUringiaohe Frage bandelte, dasa di« Herrschaft in Thüringen,
dem Zielpunkte der apKteren Angriffe Hainricha, ihm geaohmft-
lert werden sollte. Man kann geneigt sein, das Fehlende nach
Thiel2nar's Worten auf den Theil des Lehnhesitses bo beliehen,
den Otto im Zusammenhange mit dem thüringischen Dncat —
das wUrde die Zustimmung des Köuiga bei der Uebemahme vor-
ausaetsen — an aich gebracht haben mochte: die nördlichen
Ora£Mha£ten, die Otto seit langem besass, waren kainenfiillB der
Oegenstaud des jetzt ausbrechenden Kampfes."
Abeor diese Daduction ist anhaltbar. JCnoohenhauer geht
Ton der VorausaBtaung aus, dasa Heinriclia Vater das Duoat in
Thüringen gehabt habe. Daas diese Voranssetsnng unrichtig
ii<^ habe ich in dem yorbergehenden Abaohnitte geai^ ; sie steht
*) Die beiBglicbsD Stellen b«i den Chranisten Unten: Widnk. L 21,
Igitnr patre pktriae et Tnsgno dnce Ottone defanoto, illuatri et mRgnifico
filio Beinrico totiot SsxoniKe rsliquit dncatnm. Cnm antem ei Mtrat et sK!
filii, ThuicmHug at Lindoiraa, aute patrem obieront, rex antem Coaradna
com eaepe expartos eaiat Tirtatam novi dnoii, veritM aat ei tradan om-
nem poteetatem patrii. Qno factum e«t, nt indignationem inonifaret
totius exeroitni Sazonam. — Annal. Saxo beim Jahre 914. Otto magni-
fions Sazonnm dnx vita ditoetüt. Rex vero Conradna Beinrioi Tirtntaia
•aepe expertoa, veritoi e«t «i tradere omnem potaitatem patrü; ficts
tarnen pro lande optimi dnoia multa locatu, m^ora promEiit Baxones vero
nadabant doei boo, ai enm patamo bonore iposts rex non lianoraret,
inTito ao qua« vellet obtinere poatat — Tbietm, L 4. Foit haeo Ottooa 3, Eal.
Deobr. (912) mortno, Beinrioua jarenia in vacnnm auooedena, hetaditatem
jnre et maximam beneficii partom {trataito regia ansoepit ex manere, at
qnod ai defuit onm auia omnibna id aegra tolit, ao poit«a, aieot cnm tritioo
lölinm , aio ex eo latentia odii file^ ezoreTit,
**] Anaführlichei bietüber bat Waiti — Jahrbücher der dantaohea Ga-
aohiobta, 1863, König Heinrich I., pag. 201 — gefaben.
:,G Gothic
— 25 -
■bar Mtoh mit KnoohenliMiera eigenen Angaben über Otto'a Ver-
hiltnüa la Thüringen in Widerapiucb. Denn diese lantea (pag.
36): JAui kann in der Tbat Otto nicht schon Herzog der TbH-
ringer nennen; man kann auch nicht sagen, daas bereits nach
Borohards Tode die Tareinigong ThOringens mit Sachsen sUtt-
gefimden habe ; die Verhältnisse waren erst ange-
bahnt (?), noch sieht zum festen ÄbscblnsB gelangt." (!)
Es kann sich also nicht um das Dncat Über Thüringen ge-
handelt haben! Wäre das der Fall gewesen, so wäre nicht zn
begreifen, warum die Chronisten das nicht klar aasgedrQokt
haben sollten.
Bevor ich aof die Frage nach dem Gegenstände des Streites
eingehe, halte ich es itLr angemessen, die Lage eu erörtern, in
der sich Heinrieb aar Zeit das Ablebens seines Vaters befand.
Otto fibte schon zu Ende des 9. Jahrhunderts die markgräf-
licben Functionen in den nordöstlich der Unstrut gelegenen
Orenzlanden gegen die Slaven aus *). Er kämpfte dort gemcin-
achaftlicfa mit seinem Sohne gegen die slavischeu Völkerschaften
and übertrug späterhin Jenem diese KriegfUbrung selbständig.
Hfünricb war also Heerführer unter der Oberleitung seines
Vaters.
Zugleich hatte er sich aber — um das Jahr 908 — mit der
Tochter des Grafen Erwin von Merseburg verheirathet und da-
daroh Ansprach auf dessen reiche Besitzungen im Hassegau er-
worben. Aber das nicht allein, sondern er hatte auch durch
■eine bedeatende und einnehmende Persönlichkeit eine domi-
nirande Stellung and die Freundschaft der Bevölkerung in jenem
Gaa erlangt **). Vom eigentlichen Thüringen ist dabei nirgends
die Rede ***). Dass Erwin auch dort Besitzungen gehabt habe,
*) cfr. die im Torigen Alichnitt angefOhrte ürkande de 897, in wel-
cbar Otto als nsrokio beieichnat wird.
**) Thistm. L 4. iiBponfM otnn oontaotsli ad HerMbnroh venit ; oranes-
qae Tieinos coaToeau, qnis vir fnit illnitrü, UnU funiliaritate dbi »djumxit,
nt quasi «nieam deligerent et nt domiuam honorarent'
***) cEr. Enooheuhaaer pag. B7. 6S. Weim EnochenhaDer an araterer
Stelle dieaan gewiaa lahr bamarkemwerthen ümitand dadarch erkläreo will,
äMm das a&ohliicha StammaibewiiiBtaein die AutttsBaog der ChroaüUn be-
atimmt haba ; das TerhiltniM des heimiiaben Benogi an ThSringen lai ihnen
mr ala onwiclitig emhienen, m> halte ioh diese TsrmBtbDng Ar utun*
liadg, amnal wean, wie doch Kooehenhaiier annimmt, gerade ThSringen
der Osganstand dsa Strsitaa gaweaen wäre.
u-.dbvG00gIc
— 2« —
dftvOQ wt niokti bekuint, and Au» «seh Bnarioli» Vater imi
keinen erlieblich«n Beute noch auch eine Haclttstallang hatte,
habe ich im vorigen Absohnitt nacbgewieien. Deehalb kasn bei
dem Streite nnschen K6nig Conrad tmd Hersog Heinrich von
dar ,,thflringiBChen Frage" nicht die Bede sein, mag man nnter
diö»em Aosdrack mit Kooohenhaaer daa Duoa^ oder, wie Dttmm-
1er *} meint, die vftterlieben Leben (in ThOringen?) varttehen.
Wanun RolUen sich dann auch die Chronislan in dem einen, wie
in dem andern Falle nicht dentlioher aoagedriktkt haben, nament-
lich aber, wenn es aich um dae Daoat in Tbttringen gehandelt
hKtte? Aber gerade in den Aosdrücken, die die Chroniatan
branchen, finde ich den GegenbeweiB. Thietnar iprioht von
einem benefioiiun d. h. im Staataleben: eine £hrenatelle. ^Widn-
kind sagt, dw König habe dam nenen Heraoge nicht dia
ganse UaohtfQlle geben wollen, die der Vater hatte nnd das
ailehaiacbe Heer sei darüber entrüstet gewaaen, UndAnnal.
Saxo, der sich ähnlich aosdrflckt, fltgt erläatemd hinan, dar
Theil jener Machtf&lle , den der ESnig nicht auf Heinrich habe
Qbertragen wollen, sei un Ehrenamt geweaen tmd als Orand
f&r des Königs Verfahren geben beide letatsra ScbriftsteUer die
Besorgniss desselben an, der junge Herzog, dessen kriege-
rische Tflehtigkeit (virtatem) er erkannt hatte, kSnne ihm gefähr-
lich werden. Dean ersobeiaen doch «nige Lehngüter in Thfl-
räg^D gegenüber dar Bedeutung dea Heraogthnrns Sachsen in
der That nicht ausreichend. Und wie sollte gerade das sKeh-
siaehe Heer Aber eine solche Massnahme des Königs entr&stet
sein? Uir scheinen alle Verhältnisaa gans entschieden daftr
m sprechen, dass die GrenavertheidiguDg gegen Ostwi, alao
gleichsam daa Marohionat, es war, welche der König nicht an
Heinrieb so übertragen wollte, wie sie des Letateren Vater ge-
habt hatte. Das war eine Machtbefagniss, auf Oroad deren der
Lihaber jederseit leicht ttber ein Heer gebieten konnte nnd ea
war auch itigleich ein ehrenvoller Auftrag ; er war aber auch
um so bedenklicher in Heinrich's Band, als dieser ein Anseho
ood eine Hachtflllle im Hassegaa erlangt hatte, die seinem Vater
ucht lu Gebote gestanden hatte. Dem Heraog Otto brauchte
König Conrad das Marohionat nicht an oehmen, denn diesv
*i SMeUohta das ortfrlaUsAeB Beiohat U pag. Bfla.
iMtvGoOt^lc
— 27 —
war b«i Conrftd'a Thronbeitet^&g ein alter Hann und d«r Köoig
durfte ei um lo weniger thon, äs er durch Otto'a EinflusB den
Throa arkagt hatte. Folgt laan dieser Auffaiuuig, dann erkl&rt
•ich eineraeita, warum das sächBische Heer über Conrad's Ver-
fahren entrOstet war: es batte unzweifelhaft ein Interesse daran,
daas die Grenzvertheidigang dem Herzoge Terblieb: es erntete
dabei Beute und Lorbeeren; und asdererseita erkltrt sich daa
▼ Sllige Schweigen der Chronisten Qber Tb&ringsn
M der BeaprMfanag dieser Angelegenheit
WBl man hiergegen einwenden, dasa in dem zwischen Hein-
ffioh and dem Könige, so wie dessen VerbOndeten , dem Era-
Maebof Hatte yoa Mains, demnächst aasgebrocbenem Kampfe,
•raterer in daa eigentliche Thttringen eingebrochen sei und es
•fobert habe und das« er von I^ndprand beim Jahre 921 (Pertx
SS. IX. p. 573) als dux Saxonnm et Thuringorum und vom
AnnaL Saxo als Saxonam et Thoringorum dux prepoteno be-
aaiohset wird, so iat darauf Folgendes zu erwiedem : dafBr, daas
Heinrich in Thüringen eingefallen sei, um eine ihm dort zu-
stehende Haoh^ die ihm TOrentbalten worden, zu erlangen, geben
die Cfaroniatan, die ^esea Ereignies erzfthlen, dorchaua keinen
Anhalt. Heinrich wollte lediglich seinen Qegnem, besonders dem
EnUsohofe, aohaden. Deab^b bemKohtigte er sich dessen Be-
attsongen in Sachsen und Thüringen. Indem er letzteres Land
eroberte, schadete er zugleich dem KSnige und erweiterte ausser-
dem allerdings seine Macht. Und was die Bezeichnang Heinricb's
ak Herzig der Sachsen und Thüringer betrifft, so bezieht sie
steh aaf eine apätere Zeit und erkUrt sich ans dem Umstände,
daas Heinrich glücklich gegen den Eßnig focht und in Folge
dessen acbliesalicb anch das Dncat über Thüringen erhielt
DictizedbyGoOt^lC
— 28 —
rv.
Die Orafen von Wlnsenburg als Laiu^crafon
voQ Thüringen.
9.1.
Eisleitimjif.
Die Frage, in welchem VerhältniBB die Gntfen von Winzm^
burg zu Thüringen gestanden haben and die eut («ÖsEng dieier
Frage erforderliche Festetellang der Genealogie de« Qeschlecbtes
jener Grafen, hat den HiBtorikem von je her Schwierigkeiten
bereitet and ist noch nicht sicher gelöst, Eingehende Arbeiten
darüber haben insbesondere Koken *) and Cohn **) geliefert und
diese nehme ich als Grandlage tür die folgende &arterang.
Den Tresentlichsten Anhalt f^ die Geschichte der Gnfen
Ton Winzenhurg bieten die scbriftticben Aofiteiobnnngea des
Abtea Reinhard des Klosters Beinhaasen.
Ausserdem hat man sich hanptsächlich gestiltst aaf
a. eine Urkande des Erzbisohofs Adelbert I. TOn Mainz Tom
Jahre 1100 (richtiger 1112);
b. eine Urkande jdes Königs Conrad in. vom Jahre 1144;
c. eine Urkunde des Hersogs Heinrich des Löwen vom
Jahre 116g,
welche Schriftstücke ich demnächst fast vollständig so angeben
werde, wie sie bei Leibnitz SS. Tom. I. pag. 705 abgedruckt
sind, da es von Wichtigkeit ist, dieselben ihrem WortUote nach
za beurtheileo.
Die Schrift des Abtei ReinUrd.
Sie lautet an den hier in Betracht kommenden Stellen :
I. Ezike et Elle fratres et comites nohilea et praedivites
erant, qui Reynehaeon et Liehen habitabaot. Sed Ezike com
esset immature suo destitutus haerede, beatam Petram in Helm-
wardishusen sibi constitnit heredem. Elle genuit quatnor filios,
Conradum, Henricum, Hermannum et Udonem Hildenshemensem
*] Bsitr^e nir mederaftohniehsii QMchiohts, Band L, BUdMhsiiD| 1888.
**) FonohiiDS«n iiir denttcben Quohichle, Band Tl. pag. U7.
,iz.dby Google
— 29 —
et dnaa SBu, Hathild et Eikence, quam Geroldaa de tmmen-
hiuen clam rapiena {vaodia malta cum ea obtinoit.
Sed cam ex ea nun haberet hseredem, Beinhardns prae-
poütQB, qai et postea. HalberatadenBiB episcopas oinnis coemit
et nepoti nio Foppcmi comiti de BUnckenburcb in nnpta con-
trsdidit. Forro Conradus genut Beatricem, quae nnpeit Olgero
comiti de Wartbike et gesoit Olricom. Henricns antem gennit
Ueinebardum et Filigrimom et Eilikam et Adilheid abbatissas.
UatbUd vero nnpait coidam Batto priacipi et genait Herman-
nom de Winzenborch. Hie qoia patre BaTrns fnit, domui anae,
qnua exatroxit, nomen de se indidit His tribas fratribns oomi-
tibiu et Mathildi, communicato coneilio, placoit at locum anam
principalem, (i. e. Beinbaoaen) und« originem doxerant, domino
Dflo et perpatnae Tirgini Mariae et epeoiaKter aancto Christo-
phoro martyri depntarent. Unde, qoia quatnor erant, totidem
inilH canonicoB aacerdotea ordinanmt et praepoiitum eis, Sibol-
dom nomine, inatitaermt. <^o defdnoto, com idem locna pro-*
portioni comitia Hermanni integraliter cederet, de couaensn
cohaeredum ordinem monasticnm ibi conatitnit et omnia, qnae
bi^oit in ejoadeiu vülae marcha nibil inibi sibi reservans eo
contradidi^ et quatnor manaia decimam totias marchae cambiens
eccleaiaa contalit et ministerialibas aoia sen litoniboa ae vel aoa
illoc oonferre, ai liberet, indulait. Henrico antem comite Tiam
aniTersae camia ingreBso, et filüe eois, Meinhardo scilicet et
Fil^rimo, Wircebnrche ad coriom imperialem oBcisis, et inde
in coenobinm nOBtriun tranalatiB at aepoltiB, Eilika abbatieaa,
aoror ipaomm, qnidquid baboit in jam dictao villae marcba,
pro romedio animamm eomm obtnlit et ad coenobiom noatmm
faniliaritatia gratia annnatim venit et ibi per sex Tel octo menaea
moram faciena non modicam caritatem &atribua exhiboit ita nt
reliqnam dictae haereditatia portionem aancto Cbristophoro mar-
tyri conttdisaet, ai dominus Udo epiacopna ejus patruna aua
eam snbtilitate non piaeveniaaet
Demam Reinbardiun Halberatadenaem episeopom pro spe
largae dotationia vocavit, qü monasterinm jam dictum con-
aeorana, duabua aylTuIia, qoaa a Qeraldo emevat, donavit minna
confereaa , quam comea sperarerat. Poatremo clanstmm de
plaga aostrali, propter loci angostias in partem aquilonarem
tnuuforri et oomplicari feoit et eodeaiaa Reinboldnm de Helm-
Dictzedby Google
— so —
wardMhtuon monacbom praefecit, qoo lulnto in acftlwUm ttuun
revocato et io »bbstem electo , jun dictu cow fratram elee-
tioDs me de eaatico laetitiae ad fletom Miaeriae UBmnBit «t ordi-
DBtione dommi Kogantini arohiepiicopi eenioriB Ädilberti] no-
men i«iisi abboÜa BeyoehaBensiB coenobü mihi indigno indidit.
His ita patratis, in Bavariam abüt-et ibi moriens, aoi panperea
omni Bolatio deatitotoa reliquit. Nam doo parvali ejas filii Hen-
ricBB et Hermanniu, qaorum alter imnatura et miaera mMle
defimotofl et apad noB ett Bepulttu, alter, at notam e&t, oeoiaiaB
paraai prodease looo potnertin^ nao pbiB nocaenmt
Prasterea ad Bapplementnm iaofMae mea« cnram populärem
a domioia meia archiepiscopia tan Adilberto Beciore et joniere,
qoam Henrioo mihi et BaeoeaaDribaa meia indnllam et eedeaiae
neae perpetuam immoDitatem et eleotiorns Ubertatem, basno
oonfirmatam acoepi. Dominus qaoqoo CSoaraduB BMaanonim
res aecnndaa monetae percBBBnram, telooÜ nmm, nua^iaram
inatitotioBem inuminitatam meBaateno mee eoatnlit.
§.3.
Ueber d«B Werth ier Selvift lea AAtu Oevüurtt
Koken (1. o. pag. 3—8) wkl&rt die Scibrift doa Mtea Bein-
hard für echt und ghnbwürdig. Cehn (L c.) dagegen tritt dje-
aar Anaioht niobt vOlÜg bei und es iat daher erferderHefa, deaeen
Bedmkan zo erörtern.
Cehn, der (1. c pag. 566 Anmerk. 6) annimmt, der Abt
Beinbard habe im Jahre 1168 noch gelebt — eine Annahme,
deren UnanUasigkeit ich dernnSobet dartben werde — »gt, der
Bericht dea AbteB sei (pag. 566) weder genas noch TollstXndIg
and ^tirirt dieae Annahme aan&chBt im allgemeinen dadurch,
daea Beinbard nach Börena^en (pag. &44) Über cnne ihm fem*
li^ende Zeit bericlrte, wtd iährt weiter »peoi^e Pnskte «n, in
wdcben der Abdwrieht antichtig snn aelL Waa «imftcbst di«
von Cohn verBOcbte allgememe 'BegFtadimg der Ann^une, daae
Beinbards Bariobt nngenaa «ei, betrifft, a» iat daranf an erwidern,
daaa Bmnhard iwor aeinan Bericht all hoobbejahrter ttaam ge-
aobrieben bat, aber, wie der Lahalt and die FaBsong dieaea Be-
tiohtea aweifelloa aigiebt, mit völliger Kbirbeit Qber.daa, wm er
bat aagen wollen. Und daa aind keineswegp Dinge aua einer
ihm, dam Abte, ionUiegaaden £eit and eben ao imäg bendkea
izcdbvGoOglc
— 91 —
wiAe Kadfflohteki a/aS HSnnHgen. Reinhard ist, wie ich dem*
nftchet naohweiMii werde, nicht lange nach dem Jahre 1152 ge-
«tortMD, alao kaum 40 Jiüire nach der Stütung des Klosters,
d«n er bis an sein Lebensende Torgestandea bat. Er hat also
Aber keine ihm fernliegende Zeit geschrieben and noch weniger
»■oh HitoQDsagen. Denn er berichtet Qber Scbenkongen an das
Kloster; diese sind aber gemacht worden, wllhrend Beinhard der
Vorsteher des letateren war. Et berichtet ferner Ober den
Stifter des fflosters, den er persönlich gekannt hat Ist es da
woU glaablich, dass Beiiüiard, dar in der Abaicht sehiieh, der
Nachwelt die Wahrheit anfanbewahren , von dem Cohn selbst
^lag. 566) aag^ er sei nit den FamüiaDTerhftltniaien des Kloster-
■tifiars „so ▼«Iraat" gewesen, ist ss, sags ich, glanblich, dass
er Sber (Ue btcksten Angehörigen disaes Stifters, die er, aom
Thail wenigstens, aseh noch persönlich gekannt bat, schlecht
unterrichtet gewesen aeia soUta? Diese Annahme wSre nwc %n-
lässig, wenn sie durch Bpeoielle Nachweise tinwiderleglicb dar-
gethsn wOrde.
Sehra wir, ob Herrn Cohn dieser Nachweis gelungen ist.
Zmiichst maofat Cohn (pag. 544) dem Äbte den Vorwarf,
«r haj>« Ittier den GroBsonkel des Grafen Hermann I. t. Winzen-
boig, Esike, awichtige Angaben gemacht, da dieser Eaike bald
naeb dem Jahre 1000 als Greis gestorben sei. Aber wie kommt
Cohn au dieser Behaaptang? Weil er vermathet, dass der
fiaika des Reinhard and jener Graf Ekkihard, der da« Kloster
Helmershaosen stiftete, ein und dieselbe Person seien, d. h. mit
mderea Worten, Cohn stellt in Abrede, dass es einen Grafen
£iike gegeben habe, der der Bmder des Grossvaters Hermanns
I. T. Winienbaeg gewesen sei. Aber mit welchem Rechte that
Cohn dies? Wenn ein Ekkihard (gleichviel aas welchem
Stamme) *) das Kloster Helmershaasen stiftete and zwar ver-
anlasst darch den Tod seines Sohnes, so ist das doch kein Hio-
demias, dass ob spiller einen Grafen Ezike **) von Reinhausen
gqgebea hab% der, weil er seinen Erben verlor, dem gedachten
Kk>ster eine Sohenkmng maehtel Kann die Ärmlichkeit
*) Wshmfcsialioh OId Qnf von AsnanihttMU , efir. Leibiiits Soript. L
|S(. 538, «D «s bsliii Jahre 1016 hsi«ti in prmemtia EkkUiardi et UadoM
**) Cohn (psg. U4) nMint, -Esikon loi au ains sadsre Form flr ttU<
,:. Google
— 32 —
beider Vot^änge ein genügendes Metir sein, die Gluabwärdig*
keit Reinhards zu verdftchtigen and ihn eines starken histo-
riechen Fehlers zu zeihen? Und stark wäre dieser Fehler in
der That, da Ezike gar nicht so lange 7or der StiAung des
Klosters Reinhausen noch gelebt haben mnss, weil, wie ich
späterhin darlegen werde, ein Neffe dieses Ezike der Stifter
des letztge dachten Klosters wart
Cohn macht (pag. 544 wohl unter Hinweis auf pag. 533)
dem Abte weiter den Vorwnrf der UnvoUetändigkeit, weil Letz-
terer in seinen genealogischen Aofzeichnongen nicht jenen Qrar
fen Conrad v. Winzenbnrg erwähne, der urkundlich in den Jah-
ren 1132, 1124 nod 1147 vorkommt. Dagegen ist zu bemerken,
dase Reinhard nicht die Absicht hatte, Ober alle SprÖsslinge dea
Reinbausener Grafengescblechtea Angaben zu machen, sondern
Über die Stifter und Wohlthäter des Klosters. Und zu diesen
gehörten die Orafen von Winzenbnrg nicht, wie ich
demnächst nachweisen werde.
Sind demnach Cohn's Einwendungen gegen die Reinbard'-
sche Schrift nicht stichhaltig und mass man vielmehr Koken'a
gOnstigerem Urtheil über den Werth jener Schrift beitreten, so
bleibt es sehr merkwürdig, dass sowohl Koken ab Cohn dis
Angabe Reinhards ganz nnerörtert gelassen haben, die, bei ob«^
fläohlicher Betrachtung, am meisten anfechtbar erscheint, näm-
lich die Nachricht, dass der Klosterstifter, Qraf Hennaon, mit
awei kleinen Knaben, Hermann und Heinrich, nach Baiem ge-
gangen sei, wo der eine im jugendlichen Alter gestor-
bbn, der andere, wie bekannt (sagt Reinhard), später ermordet
kard. Aber dag^en sprechen dia Angaben in der Tita Heinwaroi (Laib-
niti L) gans entachieden. Dean naoli dieaeii lebten gleühieitig (am lOlB)
and nnabbängig von einander ein Orof Jükkibard (L c psg. B28) , ein Graf
Ekkika de AsUu (pag. 58J) und ein Qraf Eiico (pdg. BS2), £■ iet hternaoh
undenkb&r, du« der Verfaiier der Tita Meinwerci die Namen Ekkihard,
Ekkika und Eiico als gletohbedentend abwcohselnd gebntnoht habe. Und
veno sie — nich Cohn — in dem N»m«n«*eneiohaiiM mm tl. Bande der
SoriptorM als gleichbedentand n«t>en sinaadar geetatlt sind, so halte ioh
daa eben für einen Irrthum.
Dnd pag. 648 kommen die Grahs Siegfried nod Eiioo TOr, von denen
Enterar wohl rin Qtaf too Bomenebnrg war, da bei diasein OeMUeobta
damala der Rofiiame Siegfried Oblich war; letiterer aber ist fOr ainMi
Qrafan tod Reinhansen nt erachten.
Dictzsdbv Google
— 33 -
worden lei. Wenn man annimmt, dasa jener Elostenti^r der
Graf Hermann I. von WinBenborg geweiea sei, so ersoheint
jene Angabe des Abtes im Widerspruch mit den geachichllicben
Tliatsachen, denn Hermann I. von Winzenburg hatte thataäch-
lieh zwei Söhne Namens Hermann und Heinrich, die beide in
das ToUe Uannesalter traten und es ist, wie gesagt,
nicht wohl zu verstehen, wie die bisherigen Kritiker der Rein'
hardsehen Schrift dies haben unerörtert lassen können! Ich
werde weiterhin (g. 7) nachweisen, dasa den Abt anch in dieser
Beiiehang kein Torwarf trifft
§.4.
Die LebwueH dea Abtes Rfliikard.
Wie vorher erwähnt, nimmt Cobn an, der Abt Reinhard
habe im Jahre 1168 noch gelebt nnd ich habe diese Annahme
bestritten; ich gebe hierfür die nähere Begründung. Cohn st&tzt
sich auf jene bei Leibnitz (I. c. pag. 706) abgedruckte Urkunde
Heinrich des LSwen vom Jahre 1168. Ich -wcrie aber demnächst
nachweisen, dsss diese Drkaade gefklscht ist. Aber es ISsst
sich aach anderweit dartbttn, daas Reinhard nicht wohl bis zum
Jahre 1168 gelebt haben kann. Er wurde bei der Stiftung des
Klosters Reinbansen als Abt eingesetzt. Diese Stiftung ist in
das J^ir Uli oder 1112 zn legen. Es ist nicht zu vermuthen,
daas Reinhard zu jener immerhin bedeutenden geistlichen Würde
in sehr jugendlichem Alter gelangt sei, znmal ans der Fassung
seines vorher besprochenen Berichtes über das Kloster geschlos-
sen werden kann, dass er nicht aus einem vornehmen Ocschlecbte
entsprossen War. Setzen wir sein Alter zn der Zeit, wo er Abt
wurde, nur auf 35 Jahre, so würde er bis zum Jahre 1168 ein
Alter von mindestens 92 Jahren erreicht haben I Aber wir haben
in Reinhards eigenen Angaben noch ein weiteres Kittel zur Be-
stimmang seiner Lebenszeit. Er sagt nämlich ausdrücklich, er
habe unter den Erzbischöfen Adelbert I. und II. und Heinrich
functionirL So hätte er sich nomöglich ansdrUcken können,
wenn er bis zum Jahre 1168 gelebt hätte; denn Erzbischof Hein-
rich starb 1152 nnd bis zum Jahre 1168 sassen von da ab noch
die Ersbischöfe Arnold, Eonrad I. und Christian I. auf dem era-
InschoBichen Stuhle zu Mainz! Vielmehr folgt aus jener Be-
merkung Reinhards, dass er am 1153 gestorben sein musa.
8 .
^ 34 -
Betraclitiin^ der Folgernngen , die ans der Sclrift des
Abtes Beinliard gezogen worden sind.
]) AUgemeiQ wird anf Qnmd der BeiohardBclien Schrift ap-
genommsD, daaa der Graf Honuann von Wiuzenbo)^, d^ Bein-
hard in aeiner Sobrift beiUnfig erwäbnt, der Erbaaar der
Winzenborg gewceen sei. Und docb giebt jene Scbrift, genau
besehen, hierzu nicht die geringste Veranlaasung. Veigleicht
man Koken hierüber, der den Gegenstand (jpag. 14) ausitihrlich.
behandelt, so ergiebt sich, dais lediglich die Vermuthung Wenk's,
der Gemahl der Gräfin Mathilde von BeinbauBen sei ein Graf
von Wiodebei^ geweaen, d^n gelehrt bat, in dem Namen
Winzenbarg eioe Veronstaltnng des Nunena Windenberg (rich-
tiger Windeberg) zu erblicken, so wie die Angabe hei Reinhard,
dasB der obgedachte Graf Hermann eine Burg erbaut und bei
der Namengebung fnr dieselbe sich von der Erwägung habe
leiten lassen, daee aein Vater ein Baier gewesen sei, mit dem
Namen Winzenburg zu combiniren.
Aber dieae Deduction ist onhalthart Zun&chst ist gar nicht
erwiesen, dasa WenVs Yermathung richtig ist; vielmehr lassen
sich dagegen Bedenken erheben; dodi wQrde es hier zii weit
fuhren, näher darauf eänangehen; es ist das auch filr den vor-
liegenden Zweck nicht erforderlich, denn es giebt genug ander-
weite Gründe, die gegen obgedachte Deduction sprechen.
Reinhard aagt: „Hie (H. de Winzenburg) quia patre BaTrus
fuit, domui suae, quam exstruxit, nomen de so indidit". Wie
h&tte Reinhard sich eo ausdrucken können, wenn Hermann seine
Burg nach dem Familiennamen seines Vaters — Windenburg (!)
— benannt hätte I Hätte Reinhard da nicht ganz einfach sagen
mttasen „t^ula patre Windebergensis fuit".
Und wie kann ein Unbefangener aus Reinhards gedachten
Worten herauslesen, dass Graf Hermann eine Burg erbaut und
sie Windenburg genannt habe, da wir bistoriaoh sicher wissen,
dass ein Theil der Winzenburg — ein Anbau — Baierberg
hiesfl, wir also hier das „Haus", welches Hermann von Winzen-
burg erbaute und es nach der Herkunft seines Vaters be-
nannte, klar und ganz der Erzählung Roinliarda entsprechend
vor una habenl (cfr. Cobn, 1. c. pag. 564.)
:,G Gothic
— 36 —
und wer hätte denn soart yeranlassung gehabt, eis Hans,
einen Ban bei der 'Wiseenbaig aaszofübreti nnd ibn Baierberg
%n nennen, wenn sieht Hermann, der Sohn eines bairischen
Dytuurten?
Man htt, wie gesagt, gemeint, Winzenbnrg sei eine provin-
■ielle Venuutftltnng des Kamens Windeberg. Aber daf^ hätte
man doch Beispiele ähnlicher Namensänderungen anftihren sollen,
denn aa sieh ist die Sache aehr anwahrscheinlicb. Aber selbst
wenn man hiervon absehen will, so miuste tnao doch in den
Schriften ii^nd eine Andentang finden, wann und wie jene
NamensTerftnderung sich herausgebildet hätte *}. Das ist aber
flieht der Falll Im Gegentheil, man findet immer unzweifelhaft
in Urkanden den Ausdruck Winzenburg. So schon im Jahre
1112 (cfr. Koken, Vorrede pag. X.). Dem gegentlber fällt nicht
ins Gewicht, was Koken pag. 19 sagt, dass in Dodechim appen-
diz ad Mariani Scoti Chronicon vorkommt: „Hcrmannus comes
de Vintenberg". Das ist Viel mehr als eine Namensvenmstaltung
eines späteren Schriftstellers, wie sie auch anderweit genag vor-
kommen, in erachten. Auch ist durch Nichts zu erweisen, dass
es sieh hier am eia« Verunstaltung des Wortes Windeberg
bandle. Im Gegenfheil, es ist oCFenbar viel wahrscheinlicher,
du« Wintenberg **) fKr Wiozenberg steht.
Zu alledem kommt, dass die Wtnzenbarg schon lange vor
Herniana I. bestanden hat; es folgt dies schon aus dem oben
Qesi^^n: dass Hermann die Bai erbarg an die Winzen-
burg baat«. Es folgt dies femer daraus, dasa Hermann sich
n«cb der Winzenbnrg nannte — nicht nach der von ihm erbaa-
ten Baierbarg ; und es ergebt sich endlich aus der Kachricht in
den Hildesheimer Annalen beim Jahre 1038 (Koken pag. 83),
wonaeh damals die Winzenburg (wahrscheinlich als ein Besitz-
thnm der Grafen von Bomeneborg) schon bestand. Koken ver*
*) Nuh Koktm, ps^. 84, liegt im PüntSDthnin Bluikenburg eine Bnrg>
mm« Hameu WitUNnburg «nf dam äergs Windst Wenn n dem läcfariHcben
Dialaat« antipriobe, sw Winds Wims «■ mwfaait, n mOstta doch jener
Bog Winseberg boinenl Dia Be&eDnaiig Wimsenburg hat alio mit dam
BargBamen gar nicbU n than, iit vielmehr ein AaidrDok ron nlbitstin-
digar Bedentang.
**) DodeohiD hat beim Jahre IISO: Bermanntts de TiDunburg statt
Am aonat fibUchen WiBBMbar^
D,:„l,;.dtv Google
- 3S -
auclit dleBen Beweisgrund abzulehnen, indem er faervorliebt, daal
bei dem Ännsliata Saxo in der bezüglichen Stalle nicht Winü-
burch, BOndem Vvidmidibarch *) stehe. Aber warum sollte der
sächsische Annalist in diesem Falle mehr Glauben verdienen,
als die Hildesheimer Annslen (cfr. Cohn pag. 567 !) and warum
sollte das nirgends anderweit vorkommende und nirgends, anzu-
findende Vvidmidibarch richüger sein, als das Winciburg der
Hildesheimer Annalen — ans denen der sächsische Annalist
wahrscheinlich copirtel
3. Allgemein hat man ans der Reinhurdscbea Schrift ge-
folgert, Oraf Hermann I. von Winsenbarg sei der Stifter dea
Klosters zn Reinhaaaen. Diese Ansicht ist meines Erachten»
aus einer befangenen Beartheilang der Beinhard'sohen Schrift
hervorgegangen und ich werde weiterhin erklttren, wi« diese Bt*
fangenheit entstanden ist. Ich meine, wenn man Boiohard's An-
gaben vorurtheilsü-ei betrachtet, so muss man gerade aus der
Fassung derselben achliessen, dass Hermann von Winsenbd^
onmSglich der Kloaterstifter sein kann.
Reinhard sagt (cfr. §. 2) im Eingänge, er beabsichtige in
getreuer Erzählung Über das Geschlecht der Orilnder der
Kirche (des Klosters) zu Reinhausen Nachricht au geben und
zählt nun vier BrUder und zwei Schwestern aus dem vornehmen
und sehr reichen Geschleohte der Grafen von Reinhausen auf,
wobei er beiläufig, gleichsam in Parenthese, erwähnt, dass die
eine Schwester, Mathilde, einen Sohn gehabt habe, Hermann,
welcher Herr der Winzenburg gewesen sei. Dann sagt er, diese
drei Brüder — er lässt offenbar den Bischof Udo von Hildes-
heim hier ausser Betracht — grilndeten iu Gemeinschaft mit
ihrer Schwester Uathilde in Reinhausen ein Canonicat and ale
der Vorsteher desselben demnächst starb, richtete Graf Hermann,
zu dessen Erbe jenes Gebiet (worauf das Canonicat errichtet
war) gehörte, unter Zustimmung seiner Mitarben ein Kloster ein.
Wie kann nach dieser Fassung jener Klosterstifter der Graf
Hermann von Winzenburg sein? Woher sollto dieser das Gebiet
in Reinhausen, aof weTchem das Canonicat errichtet war , ererbt
haben? Wer sollten seine Hiterben dabei gewesen sein? Hätte
nicht nnbedingt Reinhard ~ wenn er nicht seine Hittheilnng
*) Bei Psrti.S. Tl. stslit statt dsnsn Vimidibirk,
I iMtvGoOt^lc
— 37 —
vöUi'g Tuklw Uasen woDte — sagen m&aBen, als er den Klosteiv
Stifter beaeiobnen woUte, „comes Hennannas de Winxenburg",
ftatt bloa ,/;omeB Hermanniu"?
Und ferner, wenn Hermann I. von Winzenbarg der Kloster-
Stifter gewesen wSre, wie hätte Reinhard dann sagen können,
jener aei demnichst nach Baiem gegangen mit zwei kleinen
Sehnen, von denen der eine frühzeitig starb, Angaben, die mit
den bekannten historischen Thatsacben in entschie-
denstem Widersprach stehen!
Und wie hätte Beinhard weiter s^en kSnnec, darch den
Weggang des Elosterstifters nach Baiem seien das Kloster and
deaaen Bewohner in trostloser Lage zurDckgelassen worden,
wenn der Winzenbnrger der Klosterstifter gewesen w&re^ da
deaaen Famibe ja damals in vollem Flor stand nnd es unbegreif-
lich wäre, dass sie das Kloster, wenn es ihr Werk gewesen
wäre, aaf einmal ohne jede Stütze gelassen bStte.
Die Geschichte ergiebt nirgends, dass die Grafen tod Win-
senbnrg sich fttr das Kloster Beinhansen besonders geneigt nnd
wohltbätig erwiesen hätten. Und das ist ebenfalls ein Beweis,
dass sie demselben nicht nahe standen, geschweige dessen Stifter
waren. Sie sassen aof der Winzenburg — wie sie za dieser
gekommen, ist anbekannt — nnd hatten, so viel sich ermitteln
Usst, weder an Beinhausen noch an Liehen TheiL
Weiter ist aber aooh durch keine geschichtUobe Thatsaohe
zn erweisen, dass Hermann I. von Winzenbarg vom Jahre 1112
an in Baiem gelebt habe and dort im Jahre 1122 gestorben sei.
Hernuum I. von Winzenbarg war im Jabre 1109 als kaiser-
licher Gesandter in Hom, war auch im Jahre IUI noch dort
bei dem Kaiser (Urk. Heinrichs V. de Uli; Beg. Nr. 3060) und
im Jabre 1112 am Hofe Heinrichs V., den er bis dahin wohl
gar nicht verlassen hatte (Koken, Vorrede pag. X.) im Jahre 1121
mit Herzig Lothar von Sachsen auf einem Feldzuge g^ea Htin-
ster *). Aber ich gehe noch weiter; ich behaupte, Hermann I.
war es auch, der nach dem Jahre 1124 das Landgrafen - Amt in
Thüringen erhalten bat. Koken freilich bezieht die bezüglichen
*) KokBn, pagr. 3(, msitit, dai lei Hermtui n. gvwmia. Aber das ist
niQht wohl anconduuen, da dieser im Jahre 1138 orkandlioh sooh sls apasr*
Dictzedby Google
— 38 —
(c£r. §. 7) NachriohteD auf Hermann II. Aber stichbaUlge OiOud«
bringt er dafür niobt bei; er wird jsu dieser Annahme nw ge-
leitet, weil er meint, Hermann I. eei im Jahre 11^ is BuBani
gestQrben. Das ist aber keineswegs erwiemo. Denn d]e Nach-
richt in der Chronik des Klosters Nenbnrg, aof die sich Koken
(pag. 18) beruft: „Hennannas comei provinoialia de Saxonia *)
obiit" **) kann als ein Beweis nicht angesehen wetdml Warum
soll dieser sächsische Graf der comes HermanBos de Winsen-
burg gewesen sein? Ich werde später (§. 7) oacbwaisen, wet
er war. Hier habe ich nur anzugeben, dass Hermann H. von
Winzenburg im Jahre 1123 kann dem Knabenalter entwachsen
war. Penn er kommt in diesem Jahre, wie vorher (Kote *)
schon angegeben (cfr. auch Kokea pag. 36) noch ata „pner" ivor.
Einem in so jugendlichem Alter stehenden Qrafen wird aehwer-
lieh der Kaiser Lothar ewei wichtige Aemter ausserhalb aeinei!
engeren Heimath anvertraut haben. Daan kommt aber, dass in
einer Urkunde vom Jahre 1124> lUs letater Zeuge, hmter dem
Grafen von Lare Hermann von Winseoborg als einfacher
*) ■Comet de Saxonit« war fBi ürafen hs dem Siobunluda eioa »lifc
nnge wohnliche BensDnang. So s. B. wird im Skmpatrinnm beim ishn 1,180
der enf Vennleining HennannB von WinEenbnrg ermordete Orkf von Lnejcen-
heim «oOmei de SiToni» geouiDt. In analoger Weise sracheinen die Gra-
fen von Schwutburg, ron Qlelehen n. i. w. ali comiteB de Thoringis.
Wunm bIm) eollten die Neabnrger HGnobe den siu Suhien gekommenen
Grafen nioht dmaoh benennen ? Und wann diea mit dem ZuatM aprorilioUiiB
geeohieht, lo üt daiaof nioht betonderM Qewietat tn legen. Die HSaobe
TerBtanden wohl wenig ron den engeren aäohüehan poUtiaeliea, Yarhilt-
ninen. Üebrigeoa war ja auch kein Winienborgar oomea provineiKlii in
Ssohien nnd auf Thnringen kann doch der Ansdrnck namöglüth besogen
werden. Ee handelt (ich hier eben am einen läohiiBDhen Oaagraftao, der
g»r kein Wincenborger iitl (ofr. §, T.)
**) Koken (pag. 35) ideatüloirt damit einen ebealkb im Jahre 1139
gsctorbenen Orafen Hermann, dsi Advooat des Klostwi PormbMli war.
Aber das ist doch lediglich eine Veimathm^l Wsnun eolHe oioht gleMi-
seitig mit jenem oomM de Sazenia BaOllig anoh ein Oraf von Formbaeh
oder Windaberg gelebt haben, der Hermann hie« nnd lofUlig anoh im
Jahre 1122 starb I
Ist aber jene Termnthong nicht haltbar und war der gedachte efteb-
■isohe Graf nicht Hermann L von Winaenbn^, so fiUt atioh die Fo%aning,
die Koken (pag. 21) ans Miner Termathnng tieht: das« die OemsUin Hec-
mann'a von Winsenbnrg Hedwig geheiiien habe.
:,G Gothic
— 39 —
Graf ateht. Wftre dse möglich, vean dieser Hermann die
Landgrafschaft in Thüringen bis zum Jabre 1130 inne gehabt
hotte? OewiBH nicht! Und daram muse eben jener Hermann,
der dieses Amt bekam, Hermann I. *) gewesen sein. Und
daraas &lgt dann weiter, dass dieser Hermann nicht im Jahre
1132 gestorben sein kann ; vielmehr ist dessen Todesjahr unbe- '
*] Kokan freilieh nimmt (pag. 48) Banunn IL t&r den Uilisber dar
Ermordong d«* Elrafen Bnrchard von Luooa und meint, entorer ■ei nuh
dem Tode det Eaiaen Lothar durch König Conrad , der lein Qfinnar gs-
weean, m alle seine Aemter (1) und Würden (?) wieder eingeMtit worden.
Aber für dieae Annahme giebt die Gaaohiohte keinen Anhalt. Der Graf
BenBaan'««D WInMBbtrrg, der naok tlST bfi llBf voi^nrnt, wird diseh
kein Herkmal obarut<»i«iTt, am d«v. n lolgrtii «Ib«, «r lei der frflher
Tom Eaiier Taratoeiene. (cfr. anch §. 7} Allerdingi heieit es in dem Chro-
nicon Engelhnaii pag. 1099 beim Jahre 1130: «Nam ante« terra Thuringia«
tuit enb comite de Winienborg, HermannQa aotem, oomei ibidem, qnia
ooeidit dominnm Bnam Ddonem Marehtooem, faotnt rena Ueaae majeatatii,
m£dü«a onm esitro ImpetUeri'et ito ftiit reeoadliatna. Iste oome« poet>
qnam non eetaavit a tynnnide, cum nxore ano impraegnata, qoam prion
dimisn dnxerat, a miaiatarialibn Elildeilieimeiiiii dioegaeeot gladio trana-
Tarbarmtna ett in leoto III. KaL Febr. anno domini 11G3.>
Aber Engelhu vermengt hier — wie daa bei diesem Sobriftatelier aach
anderweit Torkommt — Begebenheiten atia Tertohiedenen Zeiten. Aach
war diaeer Cbroniat, der im Ifi. Jahrhundert «ohrieb, omweifelhaft mit den
Familien -VerhUtniaaeu der Winzenbarger nicht niher bekannt.
Gans anders enihlen die in diesem Falle gewiss gUnbwQrdigeren AonaL
Hagdebnrg. (Pertz, Script. XTI. p. 1S3.) Da wird beim Jahre 1180 die Qe-
Bchichte von der Abselinng Herroaan's ron Winsenburg gegeben und beim
Jahre I1G3 die Ermordung des nGrafen Hermann'* ron Winaenbarg« ohne
irgend einen Zotatt, dose m siob in beiden Fällen um ein und dieselbe
Person handelte.
Koken kommt anch, indem er Hermann II. t&r den im Jahre IIBO TOm
Baiser Yerstoesenen hUt, durch den Umstand in Verlegenheit, dass die
Ontar des Veratossenen nicht suf desien Bruder Heinrich übergehen. Er
nimmt deshalb (pag. 33} an, dass vorher schon eine Tbeiluug der G&ter
unter den Brfldern durch Todtheilnng stattgefunden habe. Aber diese An-
nahme ereoheint ura deswillen anndässig, weil nach dem Jahre 1180 die
beiden Brftder wiederholt in Drknnden bald alt Grafen von Flesse, bald
als Grafen von Winienberg ond bald als Grafen von Asleberg vorkommen
(cfr. g. 7) Bei Todtheilnngen w&re dies nicht wohl möglich, da dann der
Abgefundeoe, der Natnr der Sache entsprechend, den bisherigen Familien-
Samen ablegt und sich nach einem der ihm >ogefallenen QSter genannt
haben würde.
izcdbvGOOgle
— 40 —
könnt, er mnss aber bia nach 1130 gelebt haben nnd ei ist iehr
wahrBcheinlich, dass er dann, nach aU dem Unheil, das über ihn
kam, als Gefangener oder in Stille and Znrtlckgeiogenheit ge-
storben ist.
Nach allem Gesagten war Hermann I. von Winienborg eine
hervorragende Persönlichkeit. WKre er daher der Stifter des
Klosters Reinhaosen gewesen, so hfitte der Abt Reinhard seiner
entschieden anders gedenken müssen, als mit der nnbedeotenden
Bemerknng, er habe ein Haus gebaut and dies nach seines
Vaters Vaterlands benannt! *)
Ceber die Unaekei , wdeke ia» HIafrentekM der fieiikud-
■ekes Sekrift renalint kskei.
Wenn es richtig ist, nach dem, was ich im vorigen Ab-
schnitte angegeben habe, dass man die Reinhardsohe Schrift
miss verstanden hat, so liegt die Frage nahe, wie doa hat ge-
schehen können? Und daraaf antworte ieh: Weil man jene
drei Urkunden fOr ecbt genommen, die sich speoiell auf das
Kloster Reinfaaasen beziehen nnd die sich bei Leibnitz a. a. O.
abgedruckt finden **). Diese Urkunden aber bezeichne ich als
geHllschte und werde dies im Folgenden beweisen.
*] Koken isgt (pag.SO) der Orsf Ueginberd von Forrabseh(I] nndWinde-
berg, den er kIi den Ttter Hermknn't I. tdd Winienbarg betrsohtet, sei
im Jahrs t066 ermordet worden. Demnsoli mSMta Hermann I. von Winui^
borg etwa im Jahre 1060 geboren «ein. Er «Ire alao im Jahre 1139, wo
er naoh Koken (psg. 91} in bairiiohen Urkunden mit seinem Bohns Bemann
vorkommt, 6i Jahr slt und ■oomei proriuoiaea (doob jeden&lU in Baiem)
gewesen and h&tte ds den Namen einee Grafen von Windebarg gelBhrt,
w&hrend er im Jahre 1112 sli Qraf roa Winsenbnrg dai Klotter Rein-
hsotan gestiftet haben loll 1 Alle* dai reimt lich doch tehwer inaammen t
Das Wahn ist eben, da« die Wiudaberger in gar keiner Bexiehong in den
Grafen von Beinhsnieo gettaoden hsbsn nnd dasi die Annshma einet aol.
ohen TerhiltnisMi nur dnroh Wenk'i — ich mSohte ssgaa uigiaokliohe —
Combination der Namen Windeb«]^ imd Winunbnrg hervorgarnfen worden
ict («fr. übrigens §. 7.)
**) Bsiliofig sei hier bemerkt, dAs es ein Irrtbnm von Enoobenbaner
itt, wenn ar (Geioh. Thflr. rar Z«t des ersten Landgrafenhansoa pag. 00)
jenen oome« Bermannoa de Thnringia, der in einer (Jrkonde Eaiter Hein-
rich* V. de IIU (Qndenns, Cod. dipL I. pag. 893) vorkommt, ßr eine«
Winienborger nimmt, wie Waits schon naehgewieeen hat (Fersohoogen
snr daatsobea Owobtohte XIT. psg. SO.)
■..,.. Cookie
— 41 —
1. Die erate Urkunde ]«ntet bei Leibnits im Auanige *) :
In nomme Mnotae et indiTidtue TriDitatia. Ädelberttu
Dei grfttim Mogantinaa archiepiscopnB et sedie «poitoUeae le-
gsto» **).... notam esae Tolomoa qnod HarimsitlHM
pstri«e c(»neB suii hteredibos «»tipalaiitibas , videlioet Udone
HildeDesheiiaenBe epiacopo et fratre bdo Conrado conite, coe-
DobiQni moQMÜcfl profesBioniB in Reioehasen ano patrimenio
oom omnibtu aois inibi pertinentÜB in bonoFe Banctae TVinitatia
et b. Huiae perpetaae vii^ntB aanctiqae Ghriatopbori mai^ria
dotavit, et Reinhardom Halberstadensam e{»scopiiiB ipanm de-
dioare a nobia impatravit .... ad haeo ipae somes H. et
Beatrix eomiteasa de Wardbike, »vuncnli ani Conradi comitis
filia .... adjecit Hajos rei testee
■nnt Beinhirdas, Halberatadenaia epiaoopaa, Udo Hildeneriiei-
menÜB epiacopaa, Thietmama , Helmwardiaharcenais abbas,
Beinboldna jam diotae ecolesiae (i. e. BeinhaaeDaiB) praepoaitna
.... Herimannaa patriae comea qai et ümdator et filii ejus
dno Heinriona, HerimaBnoa pueri Datum in Jim dicto
eoenobio B«inbasenae III. Non. Decembr., die consecrationiB
ejudem. Acta aont baeo anno domioioae incamatioiua UC
Indiet XD.
DftM dioBe Urkunde unecht ad ***), scheint mir ans folgen-
den Gründen nnsweifelhaft:
■) Tdlatiodig Kbg«draokt ift «ie bei hojtot, Bittoi. oomitom Ebent«i-
nBnrinm pag. 17, nnd bei Huenberg, hiitor, eoclea. Gmndenheimenaü p. 152.
**) nfr. dia gelUBobte Utknnde bei Btompf, Aot» Hogimtiiia, pag, 6.
***) Um Uneobtlnti bat ueb tohoa Bolbe in aeinem Werke: Era-
JüwAti Adalbart I. and Eiiur Beisrieh V.,'.welobn ioh nacbtr&gliob kennen
galamt habe, dargathan.
Kolba'i GrOnde eind in konon Worten:
1) Die Jabraendil 1100 mui faiich aein, weil Adelbert damali noch niobb
Lacat war.
S) Dia Jahrenahlen 1111 nnd 1113 kSnnen nicht angenommen wardan,
wiil Adalbart In dieaer Zeit nieht in Bainhannn geweean lein kann.
8) Andb kein« andara JahrMsahl (1119, 1114, 112i) kann ■
4) Anoh der Inhalt der Urkunde (pricht fBr deren CneohtheiL Inabe-
aondare dia ron Adelbart getroffenen BeeÜmmongsn , die derart aind, wie
ein HiBobcf de «nam Kloater nicht geben konnte, namentliob die Verleihnng
dar potaatai ligandi et eolvandi. Anoh aagt Abt Bainhard in eai&er Gto-
eofaidile dar Qrfindnng dea Kloeten, daea er vom Erabiaobof Adalbart uA
:,G Gothic
a) Die ürkoad« Etß im Jabre llOO' auagnteltt B^n, was im
Hinblick auf den Inlialt nnmöglicb iat, Trie Bchon Sefcultes (Dir.
dipl. I. pag. 231) naohgewiesen hat. Schaltes findert die Jahr-
mwM in 1111, was aa sich gans riclitig sein mag, aber was be-
T«cbtigt ihn dazu? Im Doonmente hat doch wohl 1100 geatuiden.
b) Die ladiction irt fdaob, wie ebenfalls Bcbon Schultet a.
a. O. herrorgebohen hat
o) Der Enbischof nennt eich in Aet Utkiinde pftpAticher
Legat Diese Wftrde bat Adelbert I. aber erst im Jahre 1119
erlangt (Stumpf, Acta Mogant pag. XXXV.)
Die Urkande iat famer flb- nnecbt za erachten:
d) Weil darin Graf Hermann, der venDeintHehe KIosteretiJAer,
„patriae comea'' genannt wird und zwar, wie allgemein ange-
nommen wird, in Beiing aaf Thfiringen. Zur Zeit der K)e4ter-
attftung, die nm 1112 erfolgt sein wird, hatte noch keinWinsen-
bnrger eine landgrfifliohe WUrde, geschweige denn im Jahre
1100.
e) Weil in der Urkunde der Bischof Udo and dessen Bpdder
Conrad als die Erben des Grafen Hermann beseichnet werden.
Des Letitwen &ben waren aber seine briden Söhne ßeJüricb
und Hermann.
f) Weil die Urkande im Kloster Reinbansen ansgestelU sein
soll. Es ist nichts davon bekannt, dass Ersbischof Adelbert I.
jemals persönlicb dort gewesen ist Wäre das der Fall gewesen,
so hätte der Abt Reinhard es gewiss in seinem Berichte nlobt
unerwähnt gelassen. Dort wird aber nur gesagt, doss Reinhard
durch Ordination des Erzbi8cbo& als Abt eingesetst worden sei.
Vei^Ieioht man das Docnment mit dem Reinhardscben Be-
richte, 10 kann man nicht zweifelhaft sein, dass ersteres ein
lediglich auf letzteren gegrQndetes Machwerk ist, dessen ziem-
lich ungeschickter Verfertiger in Terbältnissmässig später Zeit
gelebt haben mass, da er, in unrichtiger Auffassung des Rein-
hard'sehen Berichtes, den Grafen von Winzenburg als den
Kiosterstifter annimmt und ihn, den Thatsaohen widersprechend,
als comes patriae bezeichnet.
Kolbe I. c. setzt die Zeit der Anfertigung dieser Urkunde
dessn Msobfolger anr die eora popnlsris, dis Inmanitit nsd die WsU-
frsihait fllr das Klofler empfkngen habe.
:v Google
_ 43 -
in du 12. oder 13. Jahrhiutdert und fithrt eine Urkunde de
1284/85 JLD, bfli derm Aiufertignng di« eben bosproobene Ur-
konde de 1100 lobon TOrbimdeD gewesen sein masB.
2. Die zweite UrkondB Isatet naob Leibnit« Script. L pag.
706 im Aosznge;
la nomine .... Cunradus divina clamentia Romanoram
£ex seoundoB Notnm ease volamus, reverende
AbbAj Beinbude, Bein^aseaais oomobii, quod noi ob inter-
ventnm et petitionem oh&riasimi ac fidelisaimi noetri Wibaldi
venerabilis sbbotia Stabolensia, cujas Tu emiditor et magiater
foüti, Begise Maj^statiB privUegia confirmamua libertatam et
immanitatem praedicto loco Tao et omnibaa posBeasio-
niboB, qaae tarn a Comita Canrado, quam a fratr« ipsius Udona
HildaneabeimanBi qnondam Bpiacopo, qoi ejnedem venerabilia
ßoenobii primi conatractoreB fdere, nee non ab ioclitae reoordar
ttooia Herinunno, patriae Comite, vel etiam ab Ellika Abbateasa
teateBque, qui affuernnt, anbter-
nctui feoimna, qaornm oomina baec aant: Henricas Mogunt
Archiepiaoopos, Buvo WormatienaiB Epiacopns .... Adilbertiis
Uvclüo de Brandabarg, Cornea Herimannua de Wintenburg ot
&ater ejiu Heniiam, Ludowicaa Landgravius de Tyring. Anno
dominioae incanationis HCXLHII. Indicb VII. Kegnante Do-
mino Canrado Bomanomm rege II. Anno vero Biegni ejus VII.
Data apnd Herafeldam XVII. Eal. Not. in Cbristo feltciter. Amen.
S%T nneobt *) batte iob bi« aoa folgenden Qründen:
a) Ala Erbauer dea Elostera werden darin Graf Conrad nnd
daiaea Bruder, der Biaobof Udo, genannt, was nacb dem Bein-
bard'scben Berichte unricbüg ist;
b) «rrsgen die Worte „ab inclytae recordationis Herimanno,
patriae Comite" Bedenken. Denn da Hermann „patriae Comea"
genannt wird , so köante nur Harmann I. - von Winzenborg ge-
meint aain ; auf dieaen möchte aber der König die Worte „in-
cljtae reeordationia" scbwerlich angewendet haben, da er in
Folge der Ermordung dea Grafen Burobard von Lncca in Un-
gnade — wenn auch bei dem Vorgänger Conrad's — geratben
war.
*) Btiaaft, in dsa Fonohnngen inr denttchen Q«gohiobtfl, XIT. pag. 621,
nkXtit na fBr eobt. Absr wenii die« aaoh richtig ist, ao indartei niohts
aa naiiMD Dodaetionea. (ofr. g. 5 nnd 7.)
:vCoOJ^Ic
— 44 —
e) unter d«r am 17. November 1144 sa Henfald «oogefer-
tigten Urkunde Bt^ien ala Zeugen: AdilbertBB Marchio de Bnn-
deaboig. Cornea Herinumniu de WinBonbarg et £r»ter ejtu
Hemiens. LndowicuB LuidgniTias de Taringie.
Nim findet aioli (Chideniu Cod. dipL I. peg. 1&7) eine eben-
fidle an Bersfeld, ood nrar am 16. November 1144 — aUo am
▼ orbergebenden Tage — von Etoig Conrad ansgefer^t«
onverdSobtige ürkaade, anter der dieaelbeD oben genannten Zeu-
gen atebeiij aber in folgender Weiee : Albertna Morcbio (also ebne
den Znaatz: de Brandenburg) Ladowicas Provineialis Cornea,
ipaiaa loci Advooatos. Hennannos Cornea de Winxenbnrg et frator
eJQB Henricna. Bier stebt alao der Landgraf vor dem Qrafen
von Winaeobiirg, wie das auch aeiner Wttrde entaprechend iat.
Anch sehreibt aich Ladwig niebt Landgravina. ObwoU ea eicb
hier um nieht allsa erhebücbe üntoraebiede bei ' den Zeugen-
unterachnflen in beiden ürkanden banä^, ao mnaa ea doob fb
kaum glaabileh erachtet werden, daas die Zeagen, ein and die-
selben Peraonen, binnen viemndswanzig Standen mit a<dchen
Unteraobieden ihro Unterachriften voUzc^en haben aoUten. Viel-
mehr dOrfte die Yenniitbong gerechtfertigt aein, dasa die Ur-
konde vom 17. November ein nach dem Maater der vom 16. No-
vember gefslachtea Docament iat, bei dessen Anfertigung man
einige Abänderungen in den Zeugenonterachriften voigasommon
hat, die man ttar anverfkngbch hiolt
Zar Heratallong dieaea Docamentea wird die Stelle im Rräi-
hordaohen Berichte Veranlaaaong gegeben haben, wo von den
Chinstbexeigangen die Rede ist, die KSnig Conrad dorn Kloster
erwieaen habe.
Es ist ja bekannt, dasa gerade an Gunsten von KltSatem
oft fiJsche Docnmont« angefertigt worden (oh. Stampf, Acta
Hognnt. p. XXXin.) and selbst bei Leibnits, L e. pag. 706
findet aich der Hinweia auf ein solches, indem dort ein angeb-
lich vom Erzbischof Heinrich von Uaina im Jahre 1157 aoa-
geateUtea Docament erwähnt wird. In dieaem Ji^re war aber
nicht Heioricb, aondem Arnold I^bischoF.
3. Die dritte von Heinrich dem Löwen aasgeatellte Urkunde
laatet im Aaezuge bei Leibnitz I. pag. 706:
. . . Notum esse volnmus, quod noa pro reverentia Da
atqae amicissimi nostri Reinbardi, primi Abbatis interventn,
— 45 -
coeDobinm in KeinhoseD cnm omnibua pertiaentiis aais in nostra
jarisdiotioiie comtitutam, io defensioiÜB nostrae et haeredoiu
Qostronim aingolar« niuDimentam recipimns, et onmia bona,
qaae pis devotione ab anteoessoribas mq parentibas noatrU
vel altU Dei fidelibiis . . . coUat» ennt, vel impoaternin con-
ferenda .... confirmemus . ■■ • oentum videlioet maiuoi,
qaoa Herimaoniu Frovincialis Cornea' .... obtoltt .... et
(post nolta alia) dimidintn manBam io BeiDhoieo, quem pro
•ninui Ladolfi mater Cotnitia Herimanni junioris co&talit eto.
Haec autem facta sunt anno dominicae iacamaüei^B MCLXVUL
IV. Tioü. Janü, isdict XU. HeinricaB Cariaa Frotonotariiu
recognoviC
Diese Urkunde halte ich hauptsächlich aaa swei OrfiDden
fOr onecbt: einmal, weil darin der Abt Reinhard als noch lobend
aofgefOhrt wird (cfr. das vorher im §. 4 Gesagte) and zweitene,,
weil von dieser Urkuode in dem Beiohard'scheo Berichte, nichts
erwftbnt inrd. Dort ist lediglich gesagt, dass der Abt attf den
Raul Heinrich« des LOwen eine bessere Verwsltung der Eloster-
gflter eiagei^hrt habe. Aas dieser Bemerkung hat man wahr-
scheinlich Veranlassung genommen, den obgedachten Schutzbrief
ansnfertigen zur Slcberstellung und Verherrlichung des Klosters
nnd awar ist die Anfertigong wohl in ziemlich später Zei^ etwa
im 14. Jahrhundert, erfolgt, da der Verfasser als nicht besonders
vertraut mit den historischen Verhältnissen der Zeit, auf welche
sich die Urkunde besieht, erscheint.
§.7.
ÜBbefu^ne Betraelitaag der Beinliard'selieB Schrift
Sieht man. Ton den vorher besprochenen Urkooden ab und
betraebtet den einfachen Wortlaut des Reiuhard'Bcheq Berichtes,
so meine ich, moss man aus der Angabe, dass drei QebrUder
Qrafen von Reinhausen,- Conrad, Heinrich und Hermann, mit
ihrer Schwester Mathilde ein Canonicat stifteten und Graf Her-
mann sodann daraus ein Kloster machte, notbwendig BchliesseD,
dass der Gründer des Klosters einer der drei Brüder
war, also Graf Hermann von Reinhansenl Und bei die-
ser Annahme tösen sich alle historischen Schwierigkeiten.
Hermann von Beinbauaen war. jener Graf Hermann, der im
.Cooj^lc
- 4« —
Jabra 1106 *) nefa Air das Kloster Helmeraluwseii bsnrfUite.
DafHr Kfaetot mir die Bezeichnmig des Orafen : „vir Tanerabilis"
entselüedeD bo sprochen, die doch auf einen Haan in TO^erfiok-
teren Jahren, und ein solcher war Hermann Ton RtnnhaoseB da-
mda, eher passt, als auf einen jnngen Mann, wie Hennann von
Wificenborg an jener Zeit war.
DerseHM Hermann TOn Reinhansen war es derai auch, der
am das Jahr 1113 eich nach Buem zar&ck log. Wanun er
dies tba^ wamm er vorher sein ganses vatei^hes Erbe an mil-
den Stiftungen verwendete, darttber giebt die Geschichte keine
Anskanft; aber jedenfalhi hat dieses Voi^eben mefats besonder«
Änfiallendes. Denn da Hennann in seiner Heimath keinen Be*
flits mehr hatte, so konnte nnd mosste er anderswo seinen Wohn-
sifai nehmen nnd da luum es nicht auffallen, dasa er an söner
Schwester nach Baiem ging.
Wie sollte dagegen Hermann von Winsenbnrg an einer soI'
dken Answanderang gekommen sein, er, der seinen festen Starnrn-
sHb in 'Sachsen hsttte, der damals in der Kraft der Jahre stand
nnd iioh an krt^erischen nnd polttisoben Handlnngen beÜtei-
ligtel (cfr. pag. 37.)
Hermann tos Reinhansen moas es aach gewesen sein, der
nach Reinhards Bericht später nach Baiem ging nnd iwe! sehr
junge Söhne, Heinrich and Hermann, mit dabin nahm, von denen
der eine onerwacbeen an Siechthnm starb, der andere ermordet
worde. Diese tetstere Angabe bei Reinhard hat man anf Her-
mann U. TOn Winzenburg bezogen. Wenn man aber erwSgt,
dasB Reinhard nicht einmal angiebt, welcher von den
Brüdern an Siecbtbnm starb, welcher ermordet
wurde, und wenn man in Betracht zieht, dasa Hermann U.
von Winsenbnrg nikundlicb im Jahre 1144 mit seinem Bru-
der Heinrich erscheint **), so steht das doch in zu greltera
Widerspruche mit Reinhard's Bericht, wonach der eine der &&•■
der „unerwachseD, elend" stu-b und im-Kloster Reinha^nsea
begraben wordel Aber auch der andere muss lange TM
1162 getSdtet worden sein, sonst bfttte Reinhard nicht wohl sagen
können, dass jener, eben wegen seines Ablebens, dem Kloiter
*) Cohn , L o. psg. 614 Anmerk. 8.
**i Ondewur, Coa. dipL I. psg.-lB7.
Dictzsdbv Google
— 4? —
wsnig li«l>e nüisen köonenl FreÜtoli haben wir über den TmI
jenes nach Reinhard'« Bericht ermordeten Grafen keine ander-
weite geschichtliche Kachrichtj' aber Ober wie viele tthnUche
Ereigniase mangeln solche Nachrichten und wie bäafig waren m.
jmer Zeit solche Todesfälle ! Warum sollte da nicht aaeh «in,
offenbar anbedeatender , Graf von Reinhaqsen so sein Ende ge-
fimdeD haben? Högliob wäre allenfaUa nur, dass Reinhard Her-
mann II. von Winzenburg, der im Jahre 1152 ermordet wurde,
mit dem Sohne Hermaon's von Reiohaus^ verwechselt hat Elr-
wägt man dazu, dass, wie Cohn *) nacl^ewiesea hat, Hennsnn I. -
von Winzenborg nicht zwei, sondern drei Söhne, Hennann, Hein-
rich und Conrad, hatte, die urkundlich noch im Jahre 1138 an.
Leben waren, so ist es nnzweifelhaft, dasa der nach Bsiem aus-
gewuiderte Graf nicht Hermann I. von Winzenborg gewesen
sein kann, sondern daas es Hermann von Reinhausea war.
Und auf diesen iat endlich auch die Na^richt in der Chr»-
oik des Klosters Iteabavg ■um Jahrs 1122: Hennaanas ««nea
provincialis de Saxonia obüt" za beziehen und sehr -woU an-
wendbar. Wäre Hcyrmann von Winzenborg gemeint, so ivftrde
dieser, «Is eine hervorragende PsnsÖnliclikeit, wohl mit atdnem
recbten Namen benannt worden sein. Dass dieser abrigens
nicht schon 1122 gestorben sein kann, wird sich ans dem Fol-
geaden ergeben.
Ich bin nämGch, wie ich vorher, %. 5, schon angegeben habe,
der Meinntig, dass Hermann L derjenige Winaenborger war,
*) L o. ptg. 68S Anmerk. B und pig. B43. AofUleiid bleibt immerhin,
diai in den von Colin oitirten Urkunden Hwohl Hermsnn I , th Conrad
tmd Hermann I[,' nicht mit dem Znnamea de Winunburg erscheinen. Da
Oi>Bt«d im Jahre 1122 sie Erwachaener aaftntt, alio doch wohl miadetteni
30 Jahre alt war, w maae er um 1100 geboren eein. Nimmt man an, diu
MOS Tater damaLi 28 Jabre att war, lo mau dieser nm 1077 gelwreo leia.
Ich halte es übrigeng aach für nicht nnwahncheinlioh, dasi Hermann I.
■elbit einen Bruder, Namene Conrad, hatte. In der Eriäblang von der
Schlacht am Welfesholfe [Anaal. Pegav. ad annnm lllEi) ereoheinen nämlich
all herrorragende Kämpfer im lichiitchen Heere swei firnder: Conrad und
Hermann, in denen wohl Winsenborgar tu erkennen sein dürften. Ist das
richtig, daaa können diese nnr Hermann I. nnd ein Bmder deeielbea ge-
wetea (ein. Denn an Uermann tl. kann om deawillen nicht gedacht «er-
den, weil dieser nrknndlich noch im Jahre 1123 als ■pnen vorkommt.
:,G Gothic
— 48 -
d«r Landgraf in Thtkringan war und im Jahre 1190 dieBW Wfirda
entaeUt -wurde *).
Hermaim Z. mnss, da Beine Matter Mathilde sicher im Jahre
1088 schon erwacfaaen war, etwa um diese Zeit, wenn nicht
aehon firUher (ofr. §. 7) geboren sein. Et stand also im jogend-
Uohen Mannesalter, als er im Jahre 1109 als kaiserlicher Oe-
sandter nach Rem ging nnd im Jahre 112t mit Hersog LoUiar
SU Fdde zog and stand in der vollen Hanneskrafi, als ihm
nach dem Jahre 1124 das Landgrafenamt über Thfitingen Uber^
tragen wurde, wülwend damals sein gleichnamiger Sohn, wie ich
vorher naohgewieaen habe, urkundlich als „puer" erscheint.
Und demnach war es auch Hennann I., der im Jahre 1130 die-
ses Amtes und aller seiner WElrden und Lehen entsetzt Qnd als
CMangener des Kaisers nach Blankenbnrg geführt wnrde. Die
Winzenbnrg aber wurde TuUständig zerstört Seitdem hSrt man
von Hermann L nichts mehr und es hat die Annahme nicbts
BfldeBkliofaes, jdass er in der ZarOt^gesogenheit gestorben iat
(cfr. §. 5).
Koken fralioh bezieht (pag. 25 u. folgende) die angdtkhrten
Begebenheiten auf Humaon IL Aber ich habe vorhw, §. 6,
*) Disser Heinong ist inek Stampf (ForMbnngsn rar dentschsn 6e-
■obicbt« XIT. pag. 621}, sber am gana andsrea ÜrOndoo, denen iah nieht
■oiDitiinmeii TSnnag. Stumpf bamft aicb saf die -~ TOrher im ^ 8 be-
■proohenen — Urkunden de 114i nnd 1168, die er fSr echt nimmt, und
meint, Hermann I, «ai lolion nm 1118 Landgraf von Thflringen geworden.
Andereneiti h< Btnmpf aber saob die Urkunde de« Abti Reinhard (cfr.
§. 8) ihrem weeentlioben Inhalte nach far richtig. Zn diesem waeentlÜiea
Inhalte ist aber doch wohl die Angabe tu rechaan , dasa jener Qraf Her-
mann, der das Kloster ni Beinhaiuea stiftete, bald naofaher nach
Baiern ging and dort itarb. Wie kann er demnach I^ndgraf in
Thüringen geweien aain? Dnd wie könnte e« ron ihm, aU «olohem, in der
Chronik dce Elotten Menbnrg heiNen: nUermanunt, oonea prOTinoialis da
Sazonia, ebfltw? Dazn kommt, dais die tfaDringieohe Qaiohiohte in der
Zeit von Uli bli 1124 auch nicht einmal eine Andentimg darüber enthUt,
dus die Winienbnrger darin eine Bolle getpielt hätten l In jener Zeit war
die herrorragendste Fer»J}nlicbkeit in Thüringen Qraf Lndwig der Springer,
von dem die Qoncker Chronik beim Jahre 1093 lagt: «00 tempore oomea
Lndowioni hnio principabatnr prorinciae«. Uad endlich , wie könnte Her-
mann I. von Wiaienburg bei der Theilnahme an dem Feldinge det Benoge
Lothar gegen MQntter Im Jahre 1131 aU einfacher Qraf beceiohnet sein,
wenn er Landgraf von Thüringen geweien wfire?
:,G Gothic
— 49 —
snsflihrlicli nBchgewieien, daas dies nnzuläBBig aei. Dftgegen ist
BS aehr wohl denkbar, dMS EermanD 11., der keinen Theil
SQ eeiaes Vaters Vergehen hatte, demnächst wieder in
den Beeits der Winzenburg, nach der er sich nannte, kam.
Nimmt man dies an, so schwinden alle die Schwierigkeiten,
die sich herausstellen, wenn man in dem vom Kaiser entsetsteo
nnd gefiuigenea Winzenbarger Hermann 11. erkennt, Schwierig-
keiten, die Koken anefUhrlich besprochen ond zu heben gesucht
Eiat, jedoch meiner Meinung nach keineswegs QberEeugend.
Nach Koken (pag. 48) soll Hermann 11. nach Kaiser Lothar's
Tode (1137) durch König Conrad DI. wieder zu Gnaden ange-
nommen sein und nicht allein seine vorigen Aemter und
W&rden wieder erbalten haben, sondern sein Änsehn und seine
GOter sollen sogar noch betrSchtlicb vermehrt worden sein.
Aber fOr dieee Behauptung vermag Koken keine einzige That-
sacbe anzuführen und sie ist an sich in hohem Grade nnwahr-
Bckeinlichl Hfttte der vorher gefangene Hermann bald nach
1134 alle seine G&ter wieder erhalten, so müaate doch darunter
vor Allem auch die Winisenburg gewesen sein und es ist nicht
absosehen, warum er von da an nicht seinen Familiennamen
wieder angenommen, sondern sich urkundlich Graf von Plcsse
genuint haben sollte? Aber wir wissen ja, dass die Wiazenburg
nach dem Jahre 1130 an das Bisthnm Hildesheim übergegangen
war, welches die Borg wieder aufbauen und sie später, erst
mehrere Jahre nach 1134, dem Gh-afen Hermann wieder zu Leim
6«b').
Daraus folgt, dass Conrad HI. dem Winzenburger weder
alle seine Güter, noch seine Würden zurückgab! Ganz anders
und ganz einfach stellt sich die Sache, wenn man an der von
mir vorher aufgestellten Annahme festhält, dass Hermann I. der
im Jahre 1130 vom Kaiser entsetzte und gefangene Landgraf
war, auf den dann auch die Urkunde de 1129 (Koken pag. iib;
V. Heiuemann, Cod. dipl. Anhalt I. Nro. 201) zu beziehen ist,
wo er als Landgraf erscheint.
Nach seinem Falle tritt sein Sohn, Hermann II., der, wie
*) Koken ptg. 68 beroft sich dabei auf eiae Urkanda des Bischofs
B«Bkaid TDD Hüdathaiin da UM; sber Hermsua mau die Burg frälier
«rkagt haban, da er noh soboii 1144 danaoli baneimt.
:,G Gothic
- 60 -
vorher erwSlint, nach Allem, wu wir wissen, an Beines Vnteri
Vergehen nicht betheiligt war, in der Geschichte aof. Er tu:
damals etwa 24 Jahre alt, also erwachsen and wird dunnaoh
aoch schon einen Theil der väterlichen Güter im Besitie gehabt
haben nnd diese werden ihm bei seines Vaters Falle nickt ent-
zogen worden sein.
Za diesen GStem gehörte die Herrschaß Plesse *). Nach
dieser nannte sich Hermann II. im Jahre 1139 (Schulte«, Dir.
dipl. II. pag. 9). Im Jahre 1140 erscheint er als Graf von Win-
aenborg (Schalte« II. pag. 18). Da moss er also wieder in den
BesitE der Winsenborg gekommen sein. Wenn es dagegen in
einer Urkande des £rabischofs Heinrich von Haina de 1144
(Gadenos Cod. dipl. I. pag. 160) heisst: „Henrico oomite et
Herimanno fratre ipsius, de Flösse", so kann das nnr di^n ver-
standen werden, dass es heissen soll: Graf Heinrich von Flease
und sein Bruder Hermann. Dena dass Letaterer der Winaen-
burger war, ergiebt sich aus der vorher erwähnten Urkunde
König Conrads vom 16. November 1044, wo nnter den Zeugen
ateht: „Hermannus comes de Winzenburg et frater ejus Hen-
ricas". Hier mnsa zu dem letateren snpplirt werden : ^de
Pleese".
Fasst man alles dies sosanuneo, so ist ea gaoi erklärlich,
dass Hermann II. nrkandlich im Jahre 1151 (Koken, pag. 65;
Gadenns, Cod. dipl. I. pag. 205) als princeps dives et praepo-
tens" bezeichnet wird und als Graf im Leingaa (Koken pag. 58)
und als Schirmvoigt von Korvey, Gandersheim und Ringelheim
erscheint.
*) Dtas di« Wiiuenbnrger sadi Grsfon tos Atle oder Ailabnrg g
Hien, wie Koken meint, ronii ich nuh dem Obigen beiweifeln. Dun
kommt, daH in der vits Heinwerci wiederholt ein Qrftf Ekldka von AiUn
gleiahceitig mit einem Grafen EMoo, der jedenfall* ein Qrkf von Beinhaosen
iit, vorkommt, die in keiner engeren Verbindung mit einander in itehaa
■oheiaen. (Leibnitc, Script. I. pag. 583 nnd 586.) Nach Koken (pag. 49)
kommt im Jahrs 11S9 nrknndlioh vor: ■Marobio üerinannu et frater
eju oomei de Atlebnrga. Da non nach Obigem Hermann von Winienbarg
im Jahre 1189 als einfacher Oraf von Pleue vorkommt, im Jahre 1140 ak
einfacher Graf von Winienbnrg, in letzterem Jthre aber anch ein marchia
Berrasnnni (Scholtes, Dir. dipl. IL pag. 17), dieiBr aber doch jedeaEalla
ideniiioh mit dem gleichnamigen marchio da 1189 sein matt, sp kaoa n
meiaei Ersohteni nnmögliob der Winseoborger g
:,G Gothic
— 51 —
Daaa kommt, und das halte ich für gsns enticheidend, dasi
kein Chronist, der von der EnDOrdnng HermuiDs im Jahre 1152
berichtet, sagt, der Ermordete lei der frUfaere Landgraf, der
vom Kaiur aiUr CHiter entsetzte and in Gefangenschaft gelegte
Winseoborger gewesen I Und eben so wenig enthält die Ge-
schichte auch nor eine Andeatang, dass der abgeseilte Lud-
paf wieder sa Ehren gelangt b« t
§.8.
Die Wluflibiir£«r all Ludgrifra m Tkfiringiii ind
Markgrafen tob Mewa.
Dase das Gesclilecht der Winzenborger eine Zeit lang das
Laadgrafenamt in Thüringen gehabt hat, wird jetzt — nnd ge-
wiss mit Recht — allgemein angenommen (cfr. pag. 48). Denn
die AnnaL Erphesf. (Pertz S. S. VI. pag. 538), deren Verfasser
den betr. Verhältnissen und Begebenheiten nahe stand ^ sagen
xam Jahre 1130; „Burchardus comes Luchenhetmensis dolo
domini mii Hermann!, principalis comitis de Thnringia, occi-
ditur; ob qnod idem Hermannus a rege Lothario deponitor et
eomM Lnodewicns pro eo constitnitor" ; and keine andere Nach-
riebt steht hiermit in Widerspruch.
Aber nicht zwei *) Winzenbui^er , Hermann I. and IL, hat-
ten nach einander dieses Ijandgrafenamt, sondern nar Hermann I.,
wie ieh vorher nachgewiesen habe. Ich hebe in dieser Besle-
hong nodmi^s hervor, worauf ich im §. 5 schon hingewiesen
habe, dasa Hermann U. in einer Urkunde vom 7. December
1124 als einfacher Graf, anter den Zeugen hinter dem Gra-
*} oCr. KaoobeiÜHwer, Qssoh. Tbür. nr Zeit äer sntan Landgrabo,
psg. 89.
Aach Stnnipf (FortohoDgea nir deaticben GescIuDlite , XIT. pag 623)
nimiat diea an, indem er Mgt: aDer Sohn ist ebsn in den Batits dar Qfiter
wie Wirdsn des Tster* eingSMtit wordena. Danach mSsste Hermann U.
aber Mhon im Jahre 1123 — als nach Stompri, freilich nnrichtiger, Hei-
niuf , Hermann L itarb — Landgraf geworden «ein. Aber ßi dieee An-
nakuM fehlt die BegrOndoag. Vielmahr ergiebt eioh am den im §. B an-
gefOhrtea Urkunden, dan Hermann II. damal« noch ein Knabe war.
y. Gieaebreebt (Qeich. d. dentseb. Kaieeraeit, IV. pag. 86) hUt auch
Uenoann IL tir den Landgrafen von ThOringeu, denn er nennt Ihn den
ju^eB Hermann. JedenbUs gebt er dabei anoh Ton dar Annahme aoa, dsM
Hermann L im Jahre Uid Terstorbsn m.
K>«^lc
— 52 —
fen Ludwig von Lare vorkommt. Dat wäre ganc niiBrkl&rlich,
wenn Hermami II. dami^ Landgraf geweseD wäre.
Was den Zätpunkt betrifft, in welchem Hermann I. die
Landgrafenwilrde erlangte, so Ittsst er sich nicht ganz sicher
feststellen. Daaa es aber erst nach dem Jahre 1134 geschehen
sein muss, ergiebt sich unaweifelhaft aas den Nachrichten, die
wir über Hermaon's Beleihang mit der Uark Heiasen im Jahre
1123 haben und die ich demnächst näher besprechen werde.
Wäre er damals schon Landgraf gewesen, so wäre dies von den
Chronisten sicherlich nicht unerwähnt geblieben nnd Hermann
hätte wohl aach in seinen Kämpfen nm die Mark kräftiger auf-
treten können. Mir sch«nt die Annahme am meisten fttr sich
za haben, dass Hermann ilaa Landgrafenamt in Thüringen vom
Kaiser als Entschädigung erhiel^ weil er die Mark Meissen fak-
tisch nicht behielt. Aas der kurzen Zeit, während welcher Her>
mann die Landgrafschaft hatte, erklärt es sich denn auch, dass
man keine Nachrichten Über seine Wirksamkeit findet.
Schliesslicb komme ich zu der Frage über daa. Verbältniss
der Winzenburger sur Hark Meissen. Stampf (1. c. pag. 622)
nimmt an, Hermann I. und U. wären nach einander Markgrafen
gewesen und zwar Hermann I. schon von 1114 ab, weil in die-
sem Jahre orknndlich ein marchio Hermannoa de Saxooia er-
scheine *}. Wer der gewesen, vermag ich allerdings aach nicht
anzugeben **). Dass er aber ein Winienbnrger gewesen sei,
dagegen sprechen die historischen Nachrichten ganz entschieden.
Ich will kein Gewicht auf die vorher (pag. 47 Anmerkung) ge-
gebene Nachricht legen, wonach Hermann I. an der Schlacht am
Welfesholze Theil nahm; dagegen verdient die Stelle in dem
Annal. Saxo ad 1 1 1 6 Beachtung : „Moguntinua vero et Colonienais,
Trajcctensis, Halberstadensis et Paderbornensis episcopi, abbaa
Corbeicnsis, dux Liuderus, comes Herimannus Rhenum trau-
seunt". Hier wird also Hermann einfach als Gri^ bezeichnet.
An Hermann U. kann nicht gedacht werden, denn der war da-
mals noch ein Knabe.
Gans entscheidend aber scheint mir die im §. 5 schon sn-
*} loh finde in den tod Stampf dtirtsn UrWodea den Harkgrateo
Uermiuiii nor einmal (Reg. Nro. 3111) mit dem Zaiatse nde 8uonis>.
**) In den AnnaL Hagdebnrg wird bei dem Jahre Iltl ein msrohio
Heremanana in outro Badhoo, in pronneia Hortanowe gsaannl.
..C.oo^lc
— 63 —
gegebene Kftchri(äit, wonach HerniAnn im Jabre 1121 als Feind
dea EaiaerB mit dem Heriog Lothar den Feldzng gegen Mün-
■ter mitmachte.
Hier wird cv einfoob Qtn£ von Winaenbnrg genannt. Das
wfire doch wohl nicht geschehen, wenn er Markgraf gewesen
wäre, zomal von Meiaeen^ wo damals noch HeioricK Ton Eilen-
barg Markgraf warl Stampf (L o.) kommt aber selbst in Ver-
legenheit, indem er Hermann L als Markgrafen vom Jfabr 1114 her
annimmt, denn er vermag nicht auszufinden, welche '
Markgrafschaft Hermann gehabt habe! Er versucht
deshalb die Vermatbang, es habe eine TheUung der Stark Meis-
SQD statigefimden and die eine Hftlfte, die anter der Bezeicb-
Dung „marcfaa orientalis Saxoniae" bekannt sei, habe Hermann I.
von Winaenbmg und nach ihm sein Sohn inne gehabt Aber
von einer solchen Theilong ist nichts bekannt; eben so wenig
davon, daas im Jahre 1123 nar ein Theil der Mark Meissen
an einen Winaenbnrger (nach bisheriger Annahme an Hermann
II.) verliehen worden sei. Die bezüglichen Nachrichten darüber
boten im Sampetrinam bei dem Jahre 1123: „Heinricas marohio
jonior obiit, pro qno imperator binoa marohiones constitnlt,
Wigbertom qaendam praedivitem et comitem Hermannum de
Winaenbnrg. Sed et Adelbertns et Conradua comitea de Sazonia
dnoii Lutfaarii ceteroromqne Saxonum freti anxilio depulais
ilKs, loca eortun pariter Btqne dignitates invadimt". Bier
iat also gar nicht angegeben, welche Hark jeder der neaen
Haikgrafen erhielt Aber es ergiebt sich ans der weiteriiin
angegebenen Stelle in dem Sampetrinam, daes Hermann von
Winzenboig die Mark Meissen bekonunen hat (cfr. aach t. Oiese-
brecbt, Gesch. d. dentachen Kaiseraeit, Braanschweig 1877 HL
pag. 1329). Aof alla Fälle aber kann nicht, mit Stampf, gefolgert
wöden, das« eine Theilang schon im Jahre 1114
■tattgefanden habe.
Ein anderes Bedenken, welches sich fUr diejenigen heraus-
stellt, die annehmen, der im Jahre 1123 mit der Mark Meissen
beliehene Qraf sei Hermann IL von Winzenburg gewesen , näm-
lich das, dasB dieser Hermann damals noch in eehr jngendlichem
Alter stand (c&. §. 5), übergebt Stampf mit Stillschweigen. Da
gegen sacht v. Giesebrecht (1. c. pag. 969 u. 1229) es dadaroh
an beseitigen, dasa er annimmt, Hermann habe die Mark anter
— 54 —
der Sobutagewalt Wigberta, dos Mark^afen in der Oatmuk and
Laoaiti, gehabt. Aber abgeaeben davon, dsas es sohwer glaab-
licb iat, der Kaiser habe noter den damaligen Zeitverbftlt&isaett
eine Markgraftchaft an einen kaum dem KnabeniUter entwacb-
seoen Grafen gegeben, so wäre doch wObl von den Gesohicht-
scbreibem eine Andentang aber ein aolchea Verhftltniaa gegebeh
worden. Ans diesen geht aber im Oegenthail hervor, daaa Wig-
bert Sir eich selbat, dem Herzog Lothar von Saehaen g«genttber,
genag au thon hatte. Ja, ans der vorher angefahrten St^e im
Sampetriniun ergiebt aich sogar deotüeh, daas sowohl Wigbert
als Hermann bald von Lothar aas der Mark Heiasen VEHrtrieben
worden und ihre Äemter nicht behielten. Daher erkl&rt ea sich
aacb, dasa in der Zeit von 1123 bia 1180 kein marohio Her-
nunnoa vorkommt, der als Winaenburger zu deuten wttre. Und
darum eracbeint es mir als das Natürlichste, das VerhUtnias des
Hermann von Winsenburg zur Mark Meiaaen dahin aufzafassen,
dasa er die letztere faktiaoh nur ganz knrae Zeit inne gehabt
hat, vom Kaiser aber, der sie ihm verliehen hatte, nnd ier den
von Lothar eingesetzten Harkgrafen Conrad nicht anerkannte,
de jure als Harkgcaf angesehen wurde.
Von dieaem Gesichtspunkte ana wird es denn auch erkiür-
lieh, wenn es beim Jahre 1130 im Sampetrinum (Cod. 2) heiaat:
„Burchardoa comea Lachenheimensis dolo domini aui Hermanni
principalie comitis Thuringiae et Misnensia marohio occiditor,
ob quod idem Hermannus a rege Lothario deponitur et ooAea
Ludewioaa pro eo conatituitur et comes Conradns de Witin pro
eodem Hermanne marcbio conatitaitnr in Misna", Die Worte
sind nftmBch nicht anders zu verstehen, als dahin, daaa Hennann
der Marli^afenwürde , die er in Folge der kaiserlichen Emen-
nui^ de jure hatte, vom Kaiser aelbat nun entkleidet und ao-
gleioh von letzterem Conrad von Wettin, der biaher schon die
Mark Meissen faktisch inne hatte, ala Markgraf ane^annt wurde.
Bei alle dem kann aber aas den von mir entwickelten GrOn-
den inuner nur an Hermann I. gedacht werden I Hermann IL
iat weder Land- noch Markgraf gewesen.
Dictzedby Google
— 65 —
§.9.
Staambanm der Grafen von Reinhanien nnd WinieDbnrg.
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D,i.,.db, Google
Das Peterskloster zu Erfoit
IT« Sie Klette;, ig@%i£te.
(FortMtnuig der AbschnitU L — IIL in Heft X.)
Das Kloster-AreaL
Zu den wohlerwogenen Anordnungen, welche CaiBer Hein-
rich I. tär die LandesTertheidignng gegen die ungarischen Raub-
horden ins Leben rief, machte sein Nachfolger Otto I. den Zu-
sstSj daiB nicht nur die Städte^ sondern auch die KISster ■)
rieh gegen die Verwüstungen, mit denen ein nnvermathet heran-
stOrmender, nur zu Pferde angreifender Feind das Land heim-
suchte, in landesüblicher Art schützen sollten. Wurde daher
um die Mitte der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Stadt
Erfort mit einer ans Qraben, waltartigem Erdaufwurf und dichten
Heckenbepäanzungen bestehenden Landwehr umgeben, so lässt
sich wohl annehmen, dass der auf der Anhöbe in unmittelbarer
Nftfae liegende Wohnsits einer geistlichen Corporation in diese
Landwehrbefestigung der Stadt mit hineingezogen ward, deren
Stelle seit der Mitte des 11. Jahrhunderts eine von Thürmen
flankirte und mit Zinnen gekrönte Ringmauer einnahm.
Das innerhalb dieses Mauerringes liegende Areal der Abtei
erstreckte sich fast über die ganze Anhöhe , auf deren Plateau
in prachtvoller L^e sich mit der Zeit ihre stattlichen Gebäude
als eine malerische Zierde der Stadt erhoben. Im Norden and
Westen von der hier im Bogen über die Anhöhe hinlaufenden
Ringmauer begrenzt und von dieser durch den Mauerweg ge-
trennt, breitete sich dasselbe auf dem ganzen südlichen Ab-
hänge bis binab zur Lauengasse aus, während die Südost- und
') HiiMsli S. Wigberti, oap. 6, bei Ferti, Boriptores IT. pig. 230.
r,.:„ . COO^^IC
— 58 —
OstabdachuDg nur zum Tbeil in aeisem B«BitB war, da hier die
am Foase liegenden Häuser der Sdiilderar (am Fallloch) and
des Rnbenmarktes mit ihren angrenzenden (Härten den unteren
Theil der Büschong inne hatten. DieeeB Eiemlich bedeutende
Areal tbeilte ein tdd Süden nadi Norden &brender Weg in
zwei grosse Abschnitte; dersslbe stieg von der Nordgrenze des
Severihofes, da wo die Strasse der Schilderer mit der Laaen-
gasse Eusammenstiesa und nach der Zumaaeroug des Lauen-
thores (1308) sich die westlich führende grosse Handelastrasae
nach dem BrOhl sbkWeigte (ungeflüir 80 — 90 Schritte westlich
des bisherigen Fallloohs}, die Anhöhe hinauf, überschritt das
Plateau und mündete in den an der Kingmauer entlang laufen-
den Mauerweg ein, der seinerseits in östlicher Sichtung nach
dem inneren Andreastbore, and in südlicher Richtung nach dem
Lauenthora hinabführte. Von diesen beiden Abschnitten nm-
£[i8Ste der östliche den ganzen Komplex der Klostergebäude, der
Kapelle St Annae und der Kirche, an deren Ostseite der äussere,
für die Bestattung der Klosterverwandteu , deren Frauen und
Conversen ') bestimmte Begräbnissplatz mit der Kapelle Cor-
■) Bei dam den Klöitern in Mherar Zeit n Theil wardanden iroMeii
ZiuproA TOn Leate» sUer Stftode und jtdw AUers, ftnden üoh nntor
dieaen nele, welche eben nur mit der Arbeit ihrer Hkids and mit ihren
körparliahen Er&ften sich dem Kloster nfltilioh machen konnten. In die
Oemefntokilt der Brflder als LwBsbrfidar (Uici fratrai, convorai) anfgenom-
msn, bildetsn na ein HittelgUad iwitohan dan MOsohen nnd dar pnAiMD
Walt, und wuen nicht lUain in allen BtBeken an die Sloatarotdaang , aoa-
dan &aah & ihr Leben an den Orden gabnndan. Bei der AnBUmng
von Bauten, bei der Urbarmaohong nnd Bebannnx ron LÄndareian landan
die meiBUn ila Hkudubeiter nnd Tagelöhner eine angemeiiene Beeehftftignng,
w&hrsnd den geeigneteren Peraönliohkeitao der Betrieb im Ackerhofe, in
der Ufihle nnd in dar hftnfig mit dieaar ferbandenen Bftokerei anrartraot
«omk.
In apUarar Zeit , wo eich die Zt3il dar Laianbrftder weaentlieh varmin-
dart hatte, gingen dieie Basobiftiguigen wann nieht ginslioh , so dooh nun
grönten Theil an die Eloaterrarwandteo (Eamiliaree) aber. Dieaa nahmen
in dar klösterlichen Bangordnnng eine tiefere Stufe all die LuanbrSder
ein ; ne wohnten mnnerhalb der Claiunr , hatten an den guten Verkan daa
Kloaten Thait und arhielten mit ihren Frenen nwh dem Tod« ein Begrlfc-
niia anf dam Kloatarkinhliofe; bei Torgerfiditeat Alter saUoasan ata liah
hftafig enger ui dai Kloater an, ftbargaben demialben ihr Eiganthnm ^id
traten dann als WohltUtter in den Oeniiai der kUatarliohtn aamrinsohatt
— 89 -
poria ChriBti aagrenate, ferner eine an dem Torgenannten Wege
den sftdliehen Abhang Bich hinabeiehende Hänserreihej den so-
wohl vor der Nordseite des Kloeters, als aach auf dem Ost-
abhange sich ausbreitenden Elostergarten , an welchem sich im
Sttdon ein Weinberg aureihete; d^egen enthielt dar westliche
Abschnitt einen, den ganaen sUdlichen Abhang einnehmenden
Weinbe^, «n dessen Ostgrenae eine zweite Reihe Hättser nebst
der Kirche S. Leonhardi lag, femer das anf dem Platean sich
aoachlieeseiide Allodium „zum grünen Hagen" und, wiederum
im AnsoUius, den Acker- oder Wirthschaftahof.
Ausserdem basaas das Kloster in der Vorstadt eine, zwischen
dem inneren und ftnsaeren Uoritzthore von der Gera gelriebene
Hohle (die PetersmOhle), sowie einen im Brühl liegenden Garten.
Die Kirche.
Als im Jahre 1060 die Refermirung der in letzter Zeit, na^
eigenmfichtiger Beseitigung der klösterlichen BescbränknogeD,
in Bwasgloser. Weise lebenden geistlichen Corporation angeordnet
worden war, traten die zu diesem Behuf von auswärts heran-
gezogenen Benedictiner-MöQobe in den Besitz des gesammten
Areals ihrer Vorgänger and übernahmen daher auch die vor-
handenen Gebäude. Diese bestanden ohne Ausnahme wob! nur
in Holzbauten, zu denen die in der nächsten Umgegend liegen-
den Waldungen ein ebenso bequem zu erlangendes, als an sich
vortreffliches Material geliefert hatten. Ihre Detailconetruction
mag im Vergleich zu der landesüblichen Herrichtang besserer
bürgerlicher Bauten wohl nur unerhebliche Abweichungen ge-
teigt haben, die indess bei der Kirche vielleicht in der Weise
sich zu erkennen gaben, dass man zum Aufban ihrer üm-
fassungswände lediglich starke Balken verwendete, welche über-
einaudar gelegt und hinreichend unter einander befestigt wor-
den '). Abgesehen von dem auf der Änh6be herrschenden
') Zwei iatersMsnte Beüpiel« tolober aar aus Hole oonstniirten Kirelmi,
deren Erbsniuig allerdingB in den Anfuig dw 16, Jahrfannderta täilt, sind
noeh gsgsuwftrtif in iwei Mshluiiiohen Dörfern vorhinden nnd in dea
■MittbeilvBsaa ätr k, k. CommiMion snr Erfimohong nnd ErhaUnng dsr
Baodankmsle, Wien, ZVU. Jahrgang, pag. XXXiX.- TeröSentliebt wordm.
— YargL SBOh J. Ktmerup, die Holikirglifln Dinemaiks im UitMaHer, in
dsB BHtocirei de la sooieÜ] rojale des Antiqntirea in Noid. Nonr. 8ar.
1869, psg. 30:
,i;.dby Google
Wasaermuigel ist haapUKchlich in dieser Buurt di« Venut-
laasimg za Hochen, dass du Kloster bei den in den JiJiren 1068
und 1079 wüthenden Bränden vollständig in Äsche gelegt wurde.
Ob hierBof die Kirche in ihrer froheren Weise äberhanpt
wieder hergestellt ward, oder ob man schon jetst den Ent-
BchlosB fsaste, cUeselbe nach ermöglichter Besohaffnog der er-
forderlichen Mittel später in Stein nuÜEafUbren und sich daher
bis zu diesem Zeitponkte mit einem provisorischen Oratorium
begnUgte, darfiber ist in keiner Quelle eise Andeutung auf-
zufinden. Dagegen heben zwei Clironisten ausdrücklich hervor,
dass an ihrem über 20 Jahr ap&ter unternommenen Neubau ge-
hanene Quadersteine verwendet wurden.
Dieser Klosterkirche, eu welcher Äbt Bnrobard llOS den
Omndstein legte *), deren Ueberreste bis anr Höhe des Krana-
gesimaes der Seitensciiiffe noch jetzt vorhanden sind und das
Material zu der nachstehenden Skizze geboten haben, war eine
Pfeiler -Basilika mit Qaerschiff, deren beide Seitenschiffe &ber
die Vierung hinaus bis zu dem gerades Cborschluss fortgeführt,
und deren Kreuzarme auf der Ostseite mit je einer halbrunden
Apsis versehen sind.
Der aus gehauenen Quadern aafgef&hrte Bau, wozu das
Material in einem sehr festen, grobkörnigen Sandstein den See-
bergen bei Gotha entnommen ward, bat im Innern nachstehende
Abmessungen:
Länge des Mittelschiffes = 229' Geaanmitbreite d. Schiffe = 58' '
do, der Seitenschiffe = 230* Breite des Hittelschiffes = 29}'
do. des Qaerschiffes = 102' do. der Seitenschiffe = lOJ'
do. des Querschiffes = 291'
VerhältniBB der Breite der Seitenschiffe an der des Mittel-
schiffes = 1:3,
die Mauerstärke beträgt Sf, an dem Westgiebel und den hier
auf der Nord- und Südseite angebrachten VoraprÜngen
jedoch 4}'.
•) Chron. Ssmp. — Niool. t. Siag. {wg. S81. — Erphirdianu satiqui-
tatom TSriloqniu. bei Uencken, 1. o II. Band, giebt anoh don Tag dar
GnindaainlagDiig, VI. Idoi Fobmftrii (B. Febr.) an, was jadocb im Vargl«ioh
mit dam Chion. Susp, eine Venreohselvag mit dem Tai« so aatn sohaiBt,
an walobem Abt Bnrofaard di« Weihe erhielt.
:,G Gothic
— «1 -
Das IGttelacfaiff wird aof jeder Seite von den Nebenschiffen
durch 13 Btarke Pfeiler geBcbieden, welcbe mit Ärkadeobögen
überspannt waren, anf denen sich die Mauern des Mittelschiffes
erhoben. Die Pfeiler sind darchgfingig, jedoch mit Ausnahme
der im Qnerschiff liegenden Fläche, auf der Oet- und Westseite
nüt einer angelegten, schlanken '^^ Säule veraehen, deren Kapi-
tale einen starken, den Arkadenbögen nntergelogtcn halben
Rnndstab *) tmgen, und lassen sich ihrer Form nach in vier
Qroppen abtheilen. Von diesen sind zwei Qmppen, deren
Qaerprofil eines Thüls ein Rechteck, anderen Tbeils zwei qaer-
übereinander gelegte Rechtecke zeigt, östlich nnd westlich der
Viernng auf je drei Paare s^mmetriach in der Weise vertheilt,
daas je einer der ersten zwischen zwei der letsteren steht. An
diese schliesst sich in westlicher Richtung die dritte Gruppe,
welche, dorch sechs Paar vertreten, an dem quadratischen Quer-
profil auch auf der dem Mittelschiff zugewendeten Seite nnd
swar innerhalb einer gerundeten Nische eine angelegte */( SSuIe
besitst. Den Beschluss macht im Westen die Tierte Gmppe,
welche ans einem Paar sehr starker Thnrm- Pfeiler besteht, die
hinerbalb einer grösseren gerundeten Nische swet Hatbsäolen,
ansaerdem aber auch noch drei volle Säulen aufweiaen, zwei anf
der Seite des Mittelschiffes nnd eine in einem dem Seitenschiff
zugewendeten reohtwinklichen Einschnitt
Dem Gmndriss xu Folge war sowohl am West- wie am
Oat-Ende der Seitenschiffe ein Tbarm-Paar projectirt, von denen
indesB der Aufbaa der ersteren, welche der SubstructJon nach
die höheren werden sollten, aus unbekannten Gründen ganz
imterbbeben ist *) nnd selbst von dem baneifrigeo Abt Günther I,
') DiSM Angabe Ut ladigÜDh einer von Bellermann gafartigten per-
speetimalwn Aiuöoht estnommBn ; dugldchen antorgelogte Wnlate (Bund-
aUbt) ßaim nch in dor Vorhalle der Benediotioer- Kloster -Kirche Ftnlin*
■all« (aas dsm drittan Tiertal doi 13. Jahrhonderts). (Puttriolt, Denkmale
iat Baakanrt des Uittotslter« in Saefaseii, I. Bd. 1. Abtbl.) IndcM wäre
aaoh mdglich, dsss statt der Wallte, reohtwink liehe Gurte den Arkaden-
bagan nntargalegsn hUtan, wie ee in dar Benadiotiser-Kkwter-Kirohe n
HanMMa (au dam iweitan Tiertal de« 18. Jahrhonderts) der Fall war,
deraa PfsUar-Constmotion Tis) Aahnliohkait mit der dar Paters -Kloitar*
Kirohe hat (Knftlar, kleine Bohriften I. pag. 174. — Fnttrieh, Denkmale
im Bankonst des Hittalaltars in Sachsen, 1. Bd. 2. Abth.)
■) Chron. Sampet bariolitst, daas 1391, V. Idos Jnaü (9. iani) am Tor-
abend das PflngittSatas der Bliti in den Altar der Eapalla Aller Heiligen
in der «weiten Hälfte des 15. Jehrbunderts onbeaobtet geluMn
wurde; diese West-Thürme findet man eben bo wenig auf dMi
ftltesten uns übrig gebliebenen Abbildungen '') itngegeben, als
in den cbronicalen Aufzeichnungen jede Andeutung fehlt, die
etwa einen späteren Abbrach vermuthen lassen. Wurde dnroh
diesen onterlässenen Aufbau der Zweck der Tfaürma aof die
beiden östlichen conceutrirt, so gestattete es deren Substraction
t)an leider nicht, ihnen in einem fortlaofenden Steinban die ftkr
die Weet-Tbilrme veranschUgte HShe zu geben und man sah
sieb daher im Verlauf des Baues xa dem allein übrigbleibenden
Aasknnftsmittel genöthigt, das oberste Stockwerk nebst Spibn
lediglich als Holaban aufzuführen.
VoD den drei Eingängen nur Kirche kann nur dem S&d-
portala des Querscbiffae ein architektODischer Wertb beigelegt
werden, obsobon auch hier die grösste Eioiaohheit vorherrsoht
and die Qliederung nur in reohtwinklicher Brechung der Linien
besteht; der im nördlichen Giebel des Quersohiffes ans dem
Ereo^auge eiomündende Eingang ist lediglich eine schmnok-
lose rundbogige Thär, und bei dem in seinen Dimensionen be-
deutenden Westportal muee es uneotschieden bleiben, ob sein
Ohertheil aerstört wurde, oder ob es seine Bedeatong scbon
frühzeitig durch die hier angefUgte Abtswohoung verk>r und
deshalb vielleicht gar nicht zur Vollendung geluigte.
Das Mittel- und Qnerschiff, sowie die westUcbe Hxlfte der
beiden Seitenschiffe waren ursprOnglich allem Anschein nach
mit einer flachen, in Felder getheilta Holcdeoke Tersehen *).
eingeaohlftgen habe, welche MiipeT teitudine inter tnnet inferiorasB noh
befand; iNiooL t. Siegen tagt psg. 857 ff.: dua dieie Kapelle »in fius
cenobiin lag, weloher Ort du «Puadieta geasnot wird i Ohmik Samp. ed.
Stübel verlegt dieee Kapelle "inter torrai gnperitvei*, waa oSlanbar nnriiAtic
iit. An* diecen Angaben laut lioh der SohluM dehen, daae der Hita weU
eher in die Thöima selbet, al< in die iwiiohen ihren beiden Btookwarken
befindliche Kapelle oiDgeeohlagen habea wOrde, wann entere Uwrhanpt
Yorbandm gaweeen wftren.
') VergL die von J. H. Dedekind 1676 in einer neoen Anflage gadrackte
Aneiaht der Stadt aoe dar Vogelsohan, deren Entitehnng iodeM in im
Ende dea 16. iahrhnnderta £d verlegen iit. (Im BeiiU des Stadtratba a, 0.
Harm Karl üamnanD.)
■) Die hier genannten Theile det Kirobenrsninet erhielten erat am UM
ra^ 16M dne in Uols oonstroirte. gewölbte Decke.
:,G Gothic
EÜn direeter Beweis dafür läast rieb allerdinga nicbt beibringan ;
allein ea ist wohl mebr ala wahncbeinlicb , daaa man hier eine
gleiche Constraotion zor Änwandong brachte, wie bei dem 60
Jahre später begomteneD Steiabaa der CoIiegiaÜdrcbe Beatae
Mariae Virginia, für welche durch eine cbrooikale ÄufMich-
nnng *) eine flache Felderdecke (laqaeariom) nachgewiesen wird.
Dagegen sind in dem südlichen SeitcnBchiffe an der inneren
Wandflftchfl der Umfaaaangamaoer öatlich und westlich der Vie-
rang, dort awisohen dem Scheidbogen and dem Thnnn, hier bis
Eom dritten Pfeiler noch deutliche Sparen (nlimlicb die unterste
Lage von Wölbni^steinen) TOrbanden, dass die Östliche Hälfte
dar Abseiten mit einem Tonnengewölbe eingewölbt war, welches
der EShe seines Anaataes an Folge über den Arkadenbögen be-
gann und aaf beiden Seiten auf einem Geainia auflag, daaaen in
neuer Zeit grundloa stattgeüindenQ rohe Abarbeitung aichtbar iat.
Ausaerdem beaaaa auch der awisohen den beiden projectirten
WeattbBimen liegende Baum ein Oewölbe, dessen breite Kreaz-
gorte eiaeraeits in einer Höbe von ciroa 16' aof dor Gesims-
platte der Thurmpfeiler aufsitzen, wogegen es auf der andere
Seite (an dar Qiebelwand) au jeder Audentang fehlt, in welcher
Weiae hier deren Auflage bewerkstelligt ward; dieser eingewfilbte
Raum bildete eine Vorhalle fur Kirche, das Paradies, welche
den BOasenden beim Kircbenbesuch als Aufenthalt angewiesen war.
Beachtenswerth ist das' unverkennbar aelbstbewusste Streben
des Baumeisters, den Maaermassen und atarren Wandfläoben
durch Gliederungen Leben und Ausdruck zu verleiben, nicht
minder aueh die oooseqnent durchgeflÜirte strenge Ein&chheit,
welche sich in der Form der Ornamente zu erkennen giebt, sich
nur anf geometrische Constructionen beschränkt und diese durch
scharfe Frofilimog aar vollen Wirkung bringt Es kann daher
nicbt befremden, wenn man an den noch vorhandenen Hauern
auch nicht die geringste Soulptur vorfindet, welche eine aym-
•) ChHRL Ssmpet barishtat mm Jahre 1388, dm am TII. Kai. Jnlii
(36. itad) in dar Baailioa Bestae Hariae Virg. oin -pner icoUna a sumai-
tata laqaearii ante «ommnm altars super iltnd Upideam fandamentiun
oormenia, gegen alle meiuchliaha Toranniobt am Laben geblieben lei. —
VergL anoh A. Beyer, Korce GaMbicht« der ätiftaldrche Beatae Hariae Tir-
gini« an Erfnrti Mittbeilnngen dei Vereins für die Geaoh. n. Allerthnmikd«,
an Erfnrt, Heft 71. pag. 193.
idby Google
— 64 —
bolifiche oder etyliairte DorBtellaog enthält, and weh vielmehr
der Gedanke kandzugeben scheint, die Einfachheit, welche dnrch
die Reform (1060) im Klosterleben eingeiUhrt worden wu, auch
auf das nea zu errichtende Gotteshaus kd übertragen.
An den äasieren Wandfl&chen Ton geringerer Änadehnong,
z. B. an den Seiton der ThUrme und dea Qaeraohiffoa aeigen
sich nur vertiefte Mittelfelder, die dnrch pilastorartiga Voraprfioge
(Liaenen) an den Ecken begrenzt werden ; dagegen aind diese
Flächen bei gröaserer Auadehnong, 2. B. am südlichen Seiten-
Bohiff, oorreapondirend mit der FfeilersteUang im Inneren, in der
unteren Hftlfte durch gleiche pilaaterartige Vorsprünge in mehrere
Abtheilongen getheilt, denen sich in der oberen Hälfte mittelst
einer Absohrägnng noch stärker vertiefte Felder aDscfaliessen,
welche seitwärts durch kräftige, auf jenen Voraprflngen ruhende
Halbaäulen begrenzt werden, oben mit einem scharf profiürten,
auf Consolen mheaden Rundbogenfriea abschliessen und in ihrer
Mitte mit Fensteröffnungen versehen sind; am Chor ond an den
Absiden fallen im unteren Tbeile die pilaaterartigen Vorsprünge
weg, weshalb hier die Halbaäulen auf einMn keilförmigen Unter-
satz rohen, dessen senkrechte Vorderfläche die Form eines
Faralleltrapezes hat
Eine auagedehnte Anwendung fand die steil ansteigende
attische Baae — zwei Rundstäbe durch Flittchen mit der zwischen-
liegenden Hohlkehle verbunden; sie ist nicht allein am Fnss-
gesims der äusseren Wandfläcbe, sowie am Fuss sämmtliclter
Säulen und Ffeiler, aondern auch ala KSmpfergesims am Fortal
in der südlichen Giebelwand dea Querschiffes und »n den im
Chor atühenden Ffeilem anzutreffen, auch als Gurtgesima aoheint
sie sich an der Auaaenseite des Choraohlusaes zwiachen den
beiden Thürmen befunden eu haben und selbat als Verzierung
findet sie sieb an den geringen Ueberrestea der Soheidbögen in
der Vorhalle, sowie an der Fenatergewandung der aUdlicfaen Apais.
Eine nicht weniger ausgedehnte Verwendung ward dem bald
mehr, bald weniger Überhängenden Würfelfriea zugetheilt; dieaen
trifft man an als Verbindungeglied zwischen dem Rundbogenfries
und dem weit ausladenden, von zwei Rundatäben mit zwiacheu-
liegender flacher Hohlkehle gebildeten Eranzgesims '"), — als
■■) Am Krantgonmi de* SeitetuobiffM wetUiub dei Quereoliiffei fohlt dar
tmtwe Bonditab.
r,„izMt,G00t^lc
— 66 —
Qortgenms im Mitt«lacbifF Über den Arkadeobögen "), an den
Kämpfern der grossen Thnrm -Pfeiler nnd in der rechtwinkligen
Umrahmang des Tympannm am Süd portal.
Die Säulen besitzen ohne Ausnahme das schwere schmuck-
lose Wfirfelcapitäl, dessen einzige Verzierung in einer doppelten,
vertieften, halbkreisförmig geführten Schwiege besteht, während
die Baae mit der einfachen Ecknase (nicht Eckknolle) versehen ist.
Da die Maoer des nördlichen SeitensclnfFes die Rückwand
für daa angrenzende KlostergebSude bildete, so fehlen hier nicht
nar die Gliederungen, sondern auch die Lichttiffnungen , indess
deutet eine augenscheinliche, rohe Abarbeitung an ewei, is ent*
sprecLesder Höhe liegenden Steinlagen darauf hin, dass hier
ebeafUls der Würfelfries angebracht war, jedoch mit dem Kranz-
gesims in späterer Zeit bei Erhöhung des anliegenden Oebaudes
besflitigt ward ; vielleicht geecbah dies in der zweiten Hälfte des
15. Jabrhnnderts, wo wesentliche Veränderungen an den Kloster-
gebftuden vorgenonmien worden.
Leider muss die Frage: in welcher AasdebnoDg diese Oi>
nanente auf das Hittelscbiff, die Giebel nnd ThUrme übertragen
wurden, oaertedigt bleiben, weil ror dem Abbrach dieser Tfaeile
in des, dem verhängnisevollen letvten Brande von 1813 folgenden
J^iren weniger die ungünstige» Zeitverfaältnisse *''), wobi aber
der Mangel an einem richtigen Verständnifis für den Werth der-
gleichen mittelalterlicher Banten die Schuld tragen, dass der
Nachwelt weder durch Schrift noch Bild da» jetzt Fehlende ver-
ständlich u-balten blieb. Die vorhandenen Abbildungen geben
■*) Ntoh der von BellsnnBiui gefertigten pDrapeotiTuchen Annoht.
•*) (Der 1874 verstorben« Btadttath K. Hsrrmftnn «niUte, äaa» naoh
der Btomnng ävt Citadelle (naok dem ersten Puiaer Frieden) die för die
Heratellang der Citftdelle miMgebeoden Persönlichkeiten, denen an der Er-
haltung einer Kirche innerhalb denelben wenig gelegen war, aich vielmehr
berifert hätten , waa irgend bau^lig nnd dem EingturE drohend erechien,
m&glicht raacb ta beaeitigen, ehe von Berlin eine Ordre getandt werden
möchte, da« die Kirohe erhalten werden tollte. Ee sollte eben den ÄnBchein
haben, all verlohne e« sich nicht, mehr und sei kanm möglich, die Kirche
in ihrer vormaligen Qeatalt wieder anfanrichten. Ali apüter einmal der
ksmtiiimige König Friedrich Wilhelm IV. die Kirohe beaah, itampfte er beim
AubSck des Proviantmagaaiiu , in welohe« sie verwandelt worden war, nn-
willig mit dem Fnne auf die Erde; n enählte ein Angencenge, der da-
malige QymnMialdiiektor Q. &shöbr. U. W.)
DiizMtvGoOt^lc
zwar eine ohne Zweifel duikenswertba, aber doch nur «Ugameiaa
Uebersicht und können bei ihrem auBaehlieaalich UndschftfUichen
' Charakter ttir eine Beurtheilung der architektonisohen Formen
nicht in Betracht kommen.
In gleicher Weise wie bei anderen frahromaniachen Banten
machen aich aach hier hinsichtlich der technischen Behandloag
dieselben EigenthUmlichkeiten bemerkbar: so deuten die Kasserst
schmalen Figuren auf eine sorgfältige Bearbeitung der eioaelnen
Werkstücke; ferner lässt sich aus dem Fageasohnitt am Rnnd-
bogen- und am darüber liegenden WürfelAries deatlioh ersehen,
dass diese Ornamente an den bereits festUegenden Quadern
heraaegearbeitet worden *'), dagegen fehlt es an einem sichezn
Anhalt, ob dieses Verfahren auch bei der HersteiloBg der Halb-
s&ulen zur Anwendung kam; endlich liefern mehrere HenmBgui
den Beweis, dass man selbst innerhalb klünarer, abgegrenater
Fl&ohea die. horieontale Eintheilang dersdben tär oongraente
Formen, z. B. fUr den KandbogenMes, nur oberflKchlich atufilhrta.
Abgesehen von dem NichtTorhaadenaein einer Krypta, velohe
im allgemeinen bei Klosterkirchen nur selten vorkommt und
dann häufiger aus einer früheren Zeit stammt "), verdienen noch
folgende in der Anlage herTortretende EigenthOmliohkeitea eine
Beaohtnng: der gerad geschlossene Chor mit dan bis in seinem
Abschluss fortgeiührten Seitansc^ffen nnd die Drei-Pfeiler-Orappe
mit ihren in gebogenen Nischen stehenden */« - Sioleo.
Für die erstere ist eine Eiowirkong des Klosters Hinohan,
dessen 1083 gegründete nnd 1091 gewaihete Kirche St Fetri in
diesem Paukte mit der Kirche des Erfurter Peterskloatera tlbei^
einstimmt, um so wahrscheinlicher, als der Bauharr der letateren,
Abt Burchard, dieser segensreichen Koltaratätte Schwabens ent-
stammte und seine Bildung dem dortigen Abte Wilhelm ver-
■ ■) Ein nicht minder lolilagendes Beiapiel in dietsr Bsnehang lisfera
dis Sonlptnren vom TjmpaDnm der goldenen Pforte im Dom in Freibur^,
welober in den Jahren 1160 bis 1190 erbsnt worde.
'*) In der Kloataikirohe m Branweiler, vor 1080 begonnen, erfolgte lOfil
die Weibe der Eryptsi in der 1080 {ti gegründeten Abtei Limburg an dor
Haardt ward die Krypta 1086 Tollaodet; die Klosterkirche lu Osadsrafaeim
erbielt nach dem cweiten Brande (1078), Ende des 11. oder Anbng daa 13.
Jahrhonderts, eine Krjrpts; Kloster Laaoh, 1113 begonnen, bwittt snter
dem Oat(diore der Kirche eine Krypta.
Dictzsdbv Google
^ 6? -
dsnkte *'); Sfllbat (Br die Annahme, da» jene Kirche fOr die
Geummt-Anlage anserer Kirche ^b Vorbild gedient habe, spricht
die wenn aaoh nicht abaolate, s* doch annähernde Ueberein-
BÜmmoDg einiger Abmessungen des Qmndrisses ".)
FOr die in der „Eonsttopographie Deutschlands" von Dr.
Lots verzeichnete Angabe, dass der Chor jetzt gerade ge-
schlossen, mithin frUher eine Apsis vorhanden gewesen sei, bietet
die wohlerhaltene Aussenseite keinen Anhalt; in derselben be-
finden sich nicht allein noch gegenwärtig drei, dem ]£ttelacbifiF
ongebörige romanische Fenster, sondern auch von dem üeber-
binden einaelner Qaaderlogen des Mittelschiffes nach den Seiten-
schiffen kann man eich dentliob überzengen. Allerdings ISsst
sich nicht lengnen, dass ea anfPallend erscheint, wenn gerade an
dieser Stelle in der Breite des Mittelschiffes, zwischen den
ThSrmen, im Fassgesims die über der Abscbrägnng angebrachte
attische Base gänzlich fehlt, sich dagegen ganz anerwartet über
den vorerwähnten drei Fenstern als Gurtgesinu an einigen
Steinen vorfindet, bei denen es freilich zweifelhaft ist, ob ihre
jetzige Lage als die oreprUngliche angesehen werden darf, wo-
gegen es nicht so ganz anwahracheinlich ist, dass ihnen erst hei
Ümgeatidtnng der 1813 aosgebrannten Kirche zn einem Magazin-
gehKnde diese Stelle angewiesen wurde.
Zur Krklilrnng der anderen EigenthUmlichkeit muss man die
tiblicbe innere Einrichtung derjenigen Kloster- und Stifts-Kirchen
in Betracht ziehen, die im Laufe der Zeit auch ünen Ffarrdienst
übernommen hatten, obschon nrspiünglich den Mönchen die Seel-
Boi^e in Bezug auf die aasserbalb des Klosters wohnenden Laien
nicht gestattet und die Kirche, anfangs eben nur „Oratorium" '^),
selten „ecclesia" genannt, lediglich für die gottesdienstlichen
Verrichtungen der SLIosterbewohner bestimmt war. Demzufolge
baute das Kloster resp. Stift zuweilen fUr diesen Pfarrgotteadienst
eine besondere Kirche; Uess sich dies aber nicht bewerkstelligen,
so wnrde fttr denselben doch eine besondere Abtheilung der
■*) OslI Stan, Neorolo([iDm. pag. II.
**) Yergl Chriitmann, Otsehiclite dei Elottere Hinehtn, pig. 07 n. BK.
' Krieg Ton Hocliraldeii in Hone'a Anieiger fBr Sande der dentMiheD Tor-
■it 1. Jahrgang. 1B3&. pag. 3G9.
■') Bflgala St Senedioti. oap. B3.
Dictzsdbv Google
Klosterkirche mit einem eigenen Altar benatst '^). Im letste^ea
Falls war der Östliche Theil der Kirche aaB&ohliesslich für den,
dorch die canonischan Horen sehr atugedehnten, täglicheo Chor-
dieoBt der Conveotnalen bestimmt and bildete die eigentliche
Kloster- resp. Stiftskirche, in wetcher der ConTent angeatärt
seinen kirchlichen VerpSichtungen obliegen konnte, während der
weatlichg Theil dem Kircbenbeancbe der Laien überlassen blieb,
TOD diesen nicht Oberschritten verdeo durfte und daher die I^aien-
kircbe genannt wurde **).
Bevor dem Lettner die architektomsohe Trennang beider
Räome KUgetheilt ward and wo in späterer Zeit derselbe aber-
hanpt nicht Torbanden war, vertrat ein Gitter, aufgehängte
Teppiche, einige nach dem Chor hinauf fOhrende Stufen oder
die nach der Mitte der Kirche verlängerten FlUgetwände der
Cborstühle diese trennende Schranke, vor welcher h&uSg ein
Altar, der Laienaltar, stand ""). Aach die Abtei St. Petri hatte
eich höchst wahrscheinlich mit der Zeit einem Ffarrgottesdienste
fttr eine kleine Gemeinde anterzogen "), deren grösserer Theil
um die Hitte des 12. Jahrhunderts die Faroohie S. Leonhardi
bildete und ftü* welche kura nachher auch eine demselben Hei-
ligen gewidmete Kirche erbaut wurde, während der kleinere
Theil noch fernerhin als Parochie S. Petri in den Zinsre^stem
des Klosters genannt wird. Für diesen Laien-GotteBdienst saheint
'■) Orgin für chrittliobe Entut 1858. psg, 0t.
'*) Enaeer, der chriatliolie Eirchenbsa. Bonn 1851. n. pag. 62.
■*) Bia Eom Jabr« 1667 bcfknd rieh in d«r Benediktiner- Abtei -KirolM
ni Branweiler vor den Ghontnfen ein AlUr, der tiim QotteidiBnit fSr die
Lkien diente. (Orgui fär obriitliohe Knngt, IBIit, piig. II.) — Vor dem
Cbore nnd in der Uitte der Ciatercienaer-Kloatei- Kirche n Loooud etsnd
der Laienaltu nnd zvar geoan anf der Hälfte der LfcDgenaohie, (Mittel-
alterliche Bandenkmala NiBderBAchseni, 11. psg. 293 n. 297, Taf. 70. 71. 73.)
— In der Kirche der Cittercienier-Abtei Hanlbronn war vor dem rom«-
nifchen Lettner der Laienaltar angebraofat. (OentMhM Knnatblatt vod P.
Eggtn, 1866, pag. 433. — Dr. £. Panlni, die Ciiteroieiuer-Abtei Hanlbronn,
Stnttgart 187R.) — In der Fraoenkirohe tu München etand noob im Jahre
1668 der fOr den Pfsrrgotleedienat beatimmte Altar 8. Cmoia vor dem Chor
in der Mitte der Kirche. (Sigbart, die Fraaenkirohe in MSnofaen, pag. 89.)
^ Ib der Ciatercienaer- Abtei la Eberbaeh im Bheingan befand lioh in der
Mitte der Uirobe der Altar S. Cmoii. (Denkmäler aw MaaaaD, 8 Heft p. a».)
**) Ob aie denielben bei ihrer iweiten Oifindang im Jahre 1060 mit
ftbeniommen hatte, bleibt dahingestellt.
DicltzsdbvGoOt^lC
— 69 —
der in der Uitte der Kirche Btehesde Altar S. Barbarae **) be-
ctimmt gewesen zu seio, welcher oUerdiDgs erst 1348 za Ehren
dieser Heiligen geweiht ward *"). £b ist daher sehr wahracheiir
lich, daas ßlr die bei der dritten Ffeilergmppe angewendete
Constmction die Äbaicht vorlag, mit derselben die Änsdebnong
der Laienkircbe aach architeotonisch ansKsprKgeD **}; am Sst-
licheu Ende derselben erhob sich dann im Mittelschiff der Altar
der bl. Barbara, dem Bicb nach Osten, in Form eines griechischen
Kreozes, die Klosterkirche anschloas.
Der Name des Meisters, welcher diesen schSnen, im streng
romanischen Style errichteten Bau leitete, ist nns leider nnbe-
kannt and wenn es auch nicht mimöglicb erscheint, ihn in dem
Laienbrader Ditmar za vermutfaen, welcher als Erbauer der
gleichzeitig mit der Kirche errichteten Kapelle St. Annae genannt
wird *^), so ist för diese Annahme doch nirgends eine chroni-
kale Anfseichnang zu finden.
GeJbrdert darcfa fromme Spenden der dorcb Handel und
Qmndbesitz bereits za einigem Wohlstand gelangten Stadt -Qe-
Bcblechter '*),'deren irdische Güter dem neuen Gottoshause aus
religiöser PietKt möglicherweise um so reichlicher zuflössen, als
zu dieser Zeit Erfurt überhaupt nur noch ein Frauen-Kloster '"')
") Nieol. T. Si^M, 1. c. pag. M8.
") Qall. SUii, CollKtio, pag. 707.
■*) Id der Eiiche dei CisterdenBer-E leiten raLocciini (nordöiUioh von
Uinden) findet mui eiae ähnliche BTcfaiteotoniicbe TreDnuDK der Eloater-
und Lkienkirche. (Uittelalterliche Baudeukmale Niedenaohieca , II, 293 n.
S97.) Eine gleiche Alwioht wird man in Panlinielle den nur in dem weet-
liotaen TheUe der fiirche vorhsiidenen leehi BKnlenpaaren insohreiben dfir-
Ebd (Fnttriob, L o. I. Abthl. I. Basd), aowie. in des Eirobe der BanediktinsN
Abtei Orou 8t. Mftrtin ed Eöln den beiden weltlichen Pfeil erpasren, an deren
dem Hitteliehiff angewendeten Fläche die Balbiinle fehlt, welche sn dem
(in fiatüober Riobtnnp} nftcbitfblgenden PfUlerpaare nnd an den beiden
Pfeilern in der Tianrng angebracht iit
'•) Oall. StaM, Necrologinm , pag. 26 n. 888.
**) Niool. T. Biegen, pag. 36S.
•^) Da« mit der Kirohe BeatM Hariae Virginia bii tarn Jahre 1128 oder
1134 anf doraelben kleinen Anhdbe nnterhalb dai Petenkloeten stehende
Benediktiner- NonneDkloater wird in dem Briefe dai Presbyter Liadolfm, in
welchem dereelb« die TJebertngnng der Reliquien des hl. BeTemi dnroh
den Haiuischen Enbiachof Otganu naoh Erfurt berichtet, bereiti inm J^ire
— 70 —
besatB tmd in der Peterakirche dea ersten Steinban zar Ehre
Gottes entstehen sah, — war derselbe, wenigstens in seinem
. Sstlioben Theile, in sechs Jahren so weit gediehen, dass er noch
von dem angeblich besonderen Gönner des Klosters, dem Hain-
ser Ersbischof Bathard (f 1109 2. Mai) durch eine feieiiiche
Weihe dem Cbordienste übergeben werden konnte "). Dem
Abte Barchard war es dagegen nicht vergönnt, das von ihm
begonnene Werk vollendet zu sehen. Wegen Verweigerung will-
kGrlich geforderter Gelder bei dem Ersbischof Ädelbert I. in
Ungnade gefWen nnd von diesem im Jahre 1116 sogar seines
Amtes entiioben, sah er sich genöthigt, die Stätte seiner Th&tig-
keit za verlassen, und erst anter seinem zweiten Nachfolger,
dem gleichfalls im Kloster Hirechau gebildeten Abt Wernher I.
(1127 — 1138) fand die Beendigung des £irchenbaues statt, ohne
dass ßir die Zeit eine n&here Angabe mitgetbeilt wird '").
Wenige Jahre später, 1142, VII. Idus Maji (9. Mai), ward
Kirche and Kloster abermals von einer Feuersbrunat beimge-
sucht "), welche in der Stadt entstanden, sehr wahrsoheinlicb
dnrcb Vermittelang der auf dem südlichen Abbange stehenden
beiden Beiben kleiner Häuser, auch über die Abtei sich ans-
breitete. Wiewohl der hierdurch verursachte Schade als sehr
beträchtlich bezeichnet wird und dieser vorzagaweise auf die
noch immer in Holz construirten Elostergebände, sowie anf den
werthvollea Inhalt der Sakrist^ nnd des Archivs zn beziehen
ist, so kann an dem Quaderbaa der Krcbe nur der Verlast des
Daches und eine immerbin erhebliche Beschfidigang der flachen
Holedecke eingetreten sein. Die Bemerkung eines Chronisten ^*),
dass wegen fehlender Mittel die Kirche fünfzehn Jahre lang ohne
Bedachong geblieben sei, ist in Bezug auf ihre Richtigkeit sehr
in Zweifel an ziehen. Aas anderen Notizen ergiebt sich viel-
666 erwkhni nnd ■nnotimonisliam Altnm monsiteriDm« genannt. (Jtßi,
Bibliothsoa rsram gormuiioftriuD, Tom. 111. psg. 617.}
•■) Nicol. T. Siegen, psg, 831.
**) NiooL V. Biegen, psg. 808. — QkU. Stasa, CoUsotio pag. 646 nljt
awtifioatione qnoqne monaitsrii Uborans ex leatii et qiiadratii Upidibu
perfidens^
>o) Cbron. Sampet. — Kiool. t. Siegen, psg, 819. — Annalei Q. Petri
EiphsdiirdeiiMfl, bei Perts, 1. o. ZYI. geben dsn fl> Idns Ifaiji an.
*') NiooL T. Siegsn, pag. S18.
:,G Gothic
— 71 —
mehr, dasa man wenigstens fKr den Chordienat aaf die mßgUctst
rasche WiederberBtellnng der Kirche bedacht Trar; denn schon
1143 XVI. K^. Jnlii (16. Joni) wird die Consecration zweier
Ältfire Tollzogeo, welche in den Seitenschiffen des Chores zu
beiden Seiten des Hoohaltares lagen '*), wogegen freilich erst
1147 XVI. Kai. Jnlii (16. Joni) die feierliche Weihe der Kirche
durch den Mainzer Enbischof Heinrich I. unter AsBistens der
BiscfaSfe Ditbmar von Verden , Qethard von EichstSdt und Sig-
frid von Wfirzbni^ stattfand >■). Der 16. Jnni (das Fest S. S.
Aarei et Jastinae) ward auch als Festtag der Kirchweihe bei-
behalten, bis ErEbischof Heinrich H. von Mainz denselben 1387
aof den Sonntag Quasimodo geniti (den ersten Sonntag nach
Ostern) verlegte **), sehr wahrscheinlich ana dem Grunde, weil
die Feierlichkeit wegen der Zwischenkunft des höheren Festes
St Trinitatis einer Veriegong unterworfen gewesen war '").
Mannigfache auf den Bestand and die Hebung der ökono-
mtscben Verhältnisse störend einwirkende Ursachen mögen Ver-
anlassimg gewesen sein., dass erst in der Mitte des 13. Jahr-
hunderts die Vollendnng der Thürme in Angriff genommen und
auf den Steiobaa der drei unteren Stockwerke ein in Holz con-
Btmirtea oberstes Stockwerk aufgesetzt ward. An dem Thurme,
in welchem die grösseren Glocken hfingen, begann diese Arbeit
1246 XVII. Kai. Maji (15. April), die im nächsten Herbst mit
der Anbringung einer Zinnbedeckung an der Spitze beendet
ward "); an dem anderen Thnnn, welcher die kleineren Glocken
>*) QalL 8tMi, CollMsUo etc. pag. 7(».
■ s) Chmn. BuapeL — Nieol. t. Siagen, pig. 831. — Ännolas S. Petri
ErplMst., bsi Perti, 1. o. XYL
**) CbroB. Bnopot.
**) In der CiftMoIenier - Abtei in Eberbaeli im BheingKn ward die sm
St, IM ItBt stattfsAmdane md an diMsm Tage sach in der Folge gefeiert«
Weib« der Kirobe (freilich liemliolt spät) in den enten Jahren dea IB. Jabr-
hnnderta detli^b laS den sweiten Sonntt« naeh Oitem fett^eaetxt, weil
dieaa FeierHebkrit dnrch die ZwiMhenknnft der böberen Feste: Einmal-
Eünt, Fflngrten and Fitmlainbnem , Öfters hatte Terlegt werden müuen.
(TergL Denkmiler ana Nanan , S. Beft p«g. 4.)
**> IMO ZVU. Kai, Haji inohoata eat atmotnra lignei edificii in tnrri,
■U naiorea eampan« pendent, in nonte SL Petri et in antnmpno atanno
opwta et eoiisanmata eet Chron. Bampet. —
Abb 4sr Aabaii^ang de« Hkol. v. Siegen pag. 4(8: Eodem anno (1478)
..C.oo^lc
— 72 —
enthielt j fand dieser Änfbao jedoch erst 1254 statt '''). Der
letztere erlag zweimal, 1334 am Sonntag vor d^n Feste lUler
Heiligen (30. October) ^^) und 1835 am Vorabend des Festes
SU Simonis et Judae (27. October) ^') der Gewalt einea Stunn-
windes, worauf erst 1339 eine Emenerung eintrat "}, welohe
ohne Angabe der OrUnde an beiden Thftrmen 1475 and 1477-
wiederholt werden mosste *'), and an dem vorderen Tborm
1613 theilweia noch einmal nöthig ward, weil am 14. Mai in
Folge eines Blitzschlages die Spitze eine glücklicher Weise nicht
weiter um sich greifende Brandachädigong erlitten hatte *').
Ein im Jahre 1291 V. Idus Janü *^) am Vorabend des
factum fait ad S. Fetram ftrmarinm biva BKcriBtU ia oppoBitft torri, in qua
majorea cunpane dependent contra altare S. Hartini, pro precioaii clenodiis
•tque pTinoipalibvB priTilegüt . . . und mit Berücksiobtignng de* ümBtandu,
dsB* die» Sakristei nur in dem nördlioken Seitanichift der Kirahs liegen
konnte, geht hervor, daas dieier Tlinnn der nördliche war. — Wenn diese
Annahme mit einer Bemerkmig dee Oallot Stau (Keorologinm, pag. 867)
nicht übereinBtimmt, nach welcher 1777 die grösseren Olocken in dem grös-
seren (?) Thnrme nntergebracht Äraren, dieser Tbarm durch eine andere
Botii [Mecrologium pag. S87) als derjenige bezeichnet «ird, an welchem die
Daiitelinng ein« vor einem Cbristnsbilde knieenden Uönahs sich befindet
nnd diese letitere sich noch gegenwärtig am sfldliohen Tbnrm vmAndet, so
kann diese Diflereni nur durch ein in der Zwisohenseit TSranlasitsa Um-
hängen der Glocken ihre Erklämng finden.
") Chran. Sampst
■■) Chron. Sampet.
■*) Chion. Sampet. — Der Papiercodex der Bibliothek in Hfinefaen
(vgl Bibliotheca Eifortioa pag, 481 Kro. 840) giebt in seinem Fngmentam
ex Chronicii civinm Erfordiensioin diesen Tag wohl irrUifinUali als den
Sonntag nach dem Feste Aller Heiligen an.
*") Chron, Sampet.
•>) Niool. V. Biegen pag. 467, — Die handsohriftliohe Chronik. das Petei^
mönofas Jahann Encher bei Oalliis State, CoUeotia ete, pag. 070, giebt die
Notiz , dast der Ban fiber den kleinen Qlocken ohne die dabei Tarabniohte
Beköstigung 8A0 Schock gekostet habe.
") Johann Encher, L o. pag 691. — Seebacb, ErffiirtiaolM Feoseohionik,
pag. 14 §. 19 verlegt diesen Vorfall anf den 4. Hai. Diasa TanoUedanbait
findet dadaroh ihre Erklärung, dass der ßregoriamsche Eidandet t(hi dam
katholischen Elems sehr bald nach seiner EinOhmog angenommen ward,
während dies von Seiten des Erfurter Magistnta erst im Jahre 17D0 statt-
fand! (t. Palkenstein, Bistorie von Erffurtb, pag. ir>68.)
•^) Chron Sampet. — Chron. SampeL bei MaaDkan giebt irrtlifimlich
den Moiwt Joli an, in welchen du P&ngatfest niemals fallen kaim, — Die
^.C00'^[C
— 73 —
Pfisgstfestea (9. Jani) in das Wertende der Eirohe emschl«gen-
der Blitü liatte gläcÜicherweiBO nnr eine BescLädigUDg dea Al-
tars in der über dem Paradies befindlichen Kapelle Allerheiligen
and der anmittelbar angrenzenden Oi^el zur Folge; derselbe
ünüall Triederbolte sich an demselben Orte während eines Qe-
witters im Jahre 1430 am Feste ad vinoula Petri (1. Aagnst) **)^
wobei es den Anetrengnngen der Elosterbewohner gelang, den
erst entstandenen Brand auf die Orgel zn beschränken *^).
Für die gegen Feaersgefabr gesleberte Aufbewahrung der
wichtigsten Privilegien und Wflrthvollsten Eirohengeräthe ward
anter dem omsichtigeo nnd tbätJgen Abte Günther von Kord-
haosen im Jahre 1473 in der Kircbe eine Sakristei eingebaut **),
welcher am 9. September (dominica post featnm nativitatis Ha-
riae) 1481 die feierliche Weihe diu-ch den Weihbiscbof Johann,
Bischof von Syra, ertheilt wurde *''). Die Lage derselben be-
zeichnet Nie. V. Siegen mit den Worten: „in opposita turri, in
qua maiores campane dependent, contra altare S. Martini"; da
eich nnn der Altar S. Martini im Chor, und zwar im nördlichen
Seitenschiff befand *^), so kann die Lage der Sakristei füglich
bandMhriftliohe Chronik dea Eoban Dolgen (Hariogl. Oolhaiacha Bibliothek)
nnd ihr folgend dia Erftutitoha Fmer- Chronik von Seebaoh varlegan dieaa
Begebenheit irrthDmlioh in die Kiroha Allerheüigen.
*') fiicol. T. Siegen, pag. 868.
*■) An« dem Wortlaat dar hieraof beiügliohan Notis des Bia v. Siegen
kann auf ein« gröuere Anadehnung dea Bnndai, wia dieaelbs in den «Uit-
tfaeihmgan dea Vereina f9r OsBchiohte nnd AlterUmiDakaiida von Erfnrt,
Haft 8 pag. 24 n, 96m rflnnnthel wird, wohl nicht geachloaaen werden, Bätla
■ieh ein Brand des Dsohatnhlea , ron Westen nach Oitan voraohteitend , bia
Umt den Altar S. Barbaraa and daa hinter denuelben li«geiide Grabmal der
Orafen von Gleichen , alao fiber die halbe L&nge dei ganaen Kirchenaobiffea
sntreckt, so v&rde dies aioherlich den alten M5nehen im Gedächtniaa g»-
blieben aein, von denen dem Cbroniaten dieaer Vorfall mitgetheilt wnrda.
**} Nie V. Siegen, pag. 4BS, oEodem anno (1473) factum fnit ad 8. P»-
tram «marinm aive aacristia in oppoaito tarri, in qaa maiora« oampana
dependent contra altare 8. Hartini, pro preoioaia olenodiia st principalibos
privilegüs, in qna aaoriatia dominoa abbaa com miniatris in aiunmia festavi-
tatibna ae tndosre habet*.
Daa •igentliobe Archiv nnd die Bibliothek befanden aioh aufolge einer
anderen Hiitheiinng in einem Raums der ElMtergebände, der vom Krena-
gange aoa einen Zugang hatte. (Qall. Stau, CoUeotio, pag. 688 n. 780.)
*>) GftlL Btaas, CoUeotio, pag. 716.
*') YergL die Altire der Kirche.
:v Google
— 74 —
nii^endawo anden sla in dem mm Chor gehSrenden und dem
Qoericliiffe snutlchBt liegenden Theile dee nördlichen Seiten-
Boliiffea EU •achen sein. Wenn aacb, nach Abztig der Ga den
KirehendienBt am Ahar S. Martini za belassenden freien Dm-
gebnng, der fOr jenen Einbau anter der maBsiven Wölbung -rer-
wendbare Ranm von ungeßLhr 32 Fqhb rhein, Länge und 10 bis
12 Fun Breite allerdings etwas bescbr&nkt erscheint, so war
doch nnr an dieser Stelle die Möglichkeit vorhanden, ihm, wenn
auch nur durch ein einaiges Fenster, das nöthige Licht zu ver-
■ofaa£Fen. Der Einwand, dass die Sakristei ja auch westlich
vom Quenohiff gelegen haben kfinne, hat keine Wahrscheinlich-
keit fUr sieb, weil einerseits die noch unversehrt bestehende
Mauer des nördlichen Seitenschiffes hier nicht die geringsten
Merkmale für die eiforderliehen Fensteröffnungen aofweist, und
es andererseits doch wohl anwabrBcbeinlich ist, dass diese lets-
teren, dem Mittelschiff zugewendet, unter ein oder zwei ver-
mauerten Arkadenbögen angebracht gewesen wären.
Die noch von dem vorgenannten Prälaten im Jahre 1499
begonnene **) und anter seinem Kachfolger, Johann Hottenbach
von Siegen, 1505 weiter fortgesetzte Einwölbong der Kirobe ^")
bestand in einer anf Kragsteine sich stützenden Holsconstmotiün,
und kann sich vorläufig nur auf das Mittel- und Quenohiff er-
streckt haben, während in der westlichen Hälfte der Seiten-
Bclüff'e erst hundert Jahre später ein gleicher Holzbau ins Werk
gesetzt wurde^ denn der Petermönch Johann Kucber sagt in
seiner handsohriftliohen Chronik: Hie (abbaa Johann Hottenbaob,
1503 — 1525) vendidit lapides ad S. Wigbertnm, quibos testndi-
nari debebat tota eeoleda; hos lapides D. Gantbems oompara-
vit *'), woraus hervorgeht, dass man zwar die Absicht hatte,
ein Steingewfilbe aufzuführen, hiervon aber vielleicht aus bau-
lichen OrUnden Abstand nahm, — und zum Jahre 1604 macht
derselbe Chronist die weitere Motiz: abbaa (Valentinaa Hobr)
daas partes in templo majori testadinari fecit asseribus, scilicet
BUpra altare S. Michaelis, et altera e regione **), die nur anf
**} Conrad Sbdls, ThüriBgiMk-JBrinrtiidie Ckronik, edit C. F. Bess»,
PH. WI.
") lob. Koeber, L o. pag. 67«.
») Qallu 8tan, CoUeotto, pag- 97i.
") GaU. SUm, CoUeotio, pag. 688.
Dictzsdbv Google
. — 75 —
nna in Hob coiiBtniirte Einwölbnng der weBtlichen Hälfte der
beiden Seitenschiffe sn beziehen ist, da die fistlicbe Hälfte der-
selben von Haus aas ein massives Tonneugewölbe hatte, ancb
der Altar S. Michaelis in dem westlioben Theile des aüdUehen
Seitenschiffes sich befand *^).
Gelegentlich der im Chor begonnenen ") EinwOlbang des
Mittelacbiffes (um 1500) ward sehr wabracheinUch an der öst-
lichen Oiebelmaaer ein grosses spitzbcgiges Fenster durchge-
brochen, um dem Chor etwas mehr Licht zu verschaffen, als die
kleinen romanischen Lichtfiffnaogen zu geben vermochten '').
Die Sohlhank dieses Fensters, welches sieb auf allen bildliuben
DarstellnngeQ dentiicb angegeben findet, mnss in einer Höhe
von mindestens 30 Fuss über dem untersten Rande des Fuss-
gesimses gelegen haben, da In dem betreffenden, wohlerhaltenen
arsprftnglichen Uaaerrest eine Spur derselben nicht wabrzoneh'
men ist. Leider war schon 1689 in diesem Fenster das Mass-
werk so stark beschädigt, dass man diese Ornamente ganz be-
seitigte und in Folge des gänzlich veränderten Baugescbmackea
nicht wieder ersetzte ••).
Zu welcher Zeit die Errichtung des auf dem Mittelschiff
angebrachten Dachreiters stattfand, bleibt nngewiss, chrooikale
Nachrichten dar&ber sind nicht vorhanden und die nur auf einer
Abbildung gegebene Andeutung ist zu verschwommen, als dass
**) Eine illerding« etwtt notergeordneta Bastitignag, d>M die Ein-
völbimg dM HitteUcfaiffu ans siner BoUcotutmotion bartand, Uut lish
aneli au eiasr möDdlichan MitthelluDK dei Oärtnen Conrad BQrlich nehei),
wslcher alt 12jähriger Knabe im Jahre 1813 bei den von den FranioBen
auf dem Petenberge nntemommenen Tertheidignngi- Arbeiten betcbäftigt
ward nnd den in Folge de« Bombardements entstandenen Brand dsi Kloalera
vai dar Kirabe in der Hibe mit aasib. Auf Befragen eixUtlte dereelbe
(1866), daas der ganu Himmel (dae Gewfilbe} dar Kirabe gebrannt habe,
nach dem Brande weder Schott noch Steine , wohl aber Holt nnd Kohlen,
aneh eine Menge giOHar Migel in der Kirche umherlagen, und die letzteren
von ihm enuig anfgeanoht worden wären.
**) Joh. Knober, L o. p^. 674.
■*} Anoh in der romanischen Kirche der CieteroienMr-Abtei in Eber*
baeh im Bhaingaa ward über drei kleinen mndbogican Fenitam dee gera-
den CborsohhiMeB gegen dae Ende dea 11. Jahrhunderte ein grasMa spha-
bogigea Fentter dnrohgebrochen, weil die frähere apaifsame Balanahtuf dea
Cborranmea nicht mehr genfigte. (Denkmäler aoa Na— ■, 8. Haft pag. 18.)
**] GalL Btaaa, CoUeotio etc. |iag. 804.
:,G Gothic
— 76 —
hieraus eine Folgerang gezogen werden kannte; dass ein aolclies
Glockenthürmchen indeBa vorhanden war, acheint ancli ans der
Notiz des Mdncha Qallas Staas hervor zu gehen, nach welcher
„im Schiff der Kirche zwei Glocken bfingen".
Die innere Ausstattung der Kirche.
Wenn von dem Kirohengebfinde an sich nur ein ootoU-
atSndigea BUd gegeben worden konnte, ao überträgt aich dieaer
Mangel in gleichem Grade ancb auf eine von der inneren Äna-
stattang zu entwerfende Beschreibong , flu: welche die in den
ohronikaleo Aufzeichnungen zeratreuten Notizen einen leider nur
geringfügigen Anhalt bieten, aueaerdem aber auch abaolut gar
nicbta uns erhalten geblieben ist.
Ana dieaem Material geht hervor, dasa einigen Altären auch
die Benennung „Kapelle" beigelegt ward ^^), ohne daaa dieselbe
durch eine architectonieche Abgrenzung begründet geweaen
wäre, welche vielleicht nur bei der Kapelle Omnium San-
ctorum sich vorfand. Dieae Kapelle befand aich aa dem Weat-
ende der Kirche zwischen den beiden projectirten, aber un-
vollendet gebliebenen Thürmen, über dem masaiv eingewfilbten
Paradiese "*), und aoU nach Angabe dea Micolana von Siegen
(pag. 358) für Können bestimmt geweaen, über deren Anwesen-
heit in dem doch auaacblieaalich ftlr Männer bestimmten Kloster
man jedoch nii^^nds eine Andentong findet. Kapelle und Altar
wurden 1231 XI. Kai. Julii (21. Juni) zur Ehre der hl. Drei-
einigkeit, des hl. Kreuzea, der Jungirau Maria und Aller Heiligen
durch den Biachof Wilhelm von Havelberg geweiht ^'). In der
eraten Hälfte dea Ib. Jahrhunderte scheint aie eingegangen an
awn, denn Micol. v. Siegen (pag. 358) führt an, daae nach der
ihm von alt&n Mönchen gemachten Mittbeilnng diese Kapelle
*') Die ainigen NebenalUrBD gegebene BeaaDnong «Kapelle« nheint
dadurch entatiuden tn eein, dUB herabbftngende, an irgend einer Torriohtang
befeitigte Teppioba entweder nnr kuf den beiden Beitea, oder anob an der
Bflekeeite (vala Isteralia re*p. tria rala, anok oortinu} den Altar amgaban
nnd gleiobeim kapellenartig lAiDbloHen, nm den oeletarirenden Priestw den
■Urenden Blicken der Dmitehenden n entliehen, (Tergl. Da C«nge, Oloeaar.
ad Tocem ■oortin».)
*■) Chron. Bampet. snm Jahre 1S91.
**) GalL Stan, CoUeotio, pag. 706.
Dictzsdbv Google
— 77 —
noch im Jahre 1400 hestanden habe; möglichenreiBe h&ngt diesöB
Eingehen der Kapelle mit der dnrch einen Blitzschlag herbei-
geführtea Zerstörung znsanunen, welcher am 1. Äuguat 1430 an
dieaem Orte einschlug nnd eine erhebliche Brandbescbädigung
der hier eteheodea groBsen Orgel zur Folge hatte; denn gerade
aa dieser Zeit wurde den kirchlichen Angelegenheiten im Kloster
sehr wenig Äofmerksamkeit geschenkt £rst unter dem Abte
GOntfaer L fand eine Wiederherstellong der Kapelle statt, jedoch
nicht an ihrer froheren Stelle, sondern vor dem Wostportale der
Kirche in dem an dasselbe sich anlehnenden Gebäude, dessen
obere BAome die Wohnung des Abtes bildeten ; die Consecration
erfolgte 1472 am 3. November * ") zur Ehre der hl. Dreieinigkeit,
der Jungfrau Maria and Aller Heiligen dnrch den Weihbischof
Johann, Bischof Ton Syra (in Achaja) tmd ward unter Ansetsung
dieeea jährlich an begehenden Festes auf den Sonntag nach
dem Feste Aller HeiKgen mit einer 40tägigen lodulgenz auS'
gestattet
Von den in der Kirehe vorhanden gewesenen Altären ist
uns ein von dem Mönch Helwig (am 1266) begonnenes nnd
Bpiter dorch andere fortgesetstes VerxeichnisB erhalten ge-
blieben "'), welches für die nachstehende Zusammenstellung
eine am so werthvollere Qmndhige darbot, als sich im Uebrigen
über diesen Gegenstand nur äusserst dürftige Notizen vorfinden.
Der Hoch^tar (^tare priacipale) SS. Petri et Pauli, bereits
von dem Maiusiachen Krabischof Ruthard (f 1109, 2. Mai) oon-
secrirt <"), scheint bei der nach dem Brande 1142 angeordneten
Einweifaung der Kirche am 16. Juni 1147 durch den Erzbischof
Heinrich I. eine zweite Consecration erhalten zu haben, wobei
die in dem sepnlchrum altaris unter der Marmorplatte befind-
liehen versiegelten Reliquien in demselben Zustande vorgefunden
wurden, wie sie von seinem Vorgänger daselbst deponirt worden
waren.
Der Altar S. Martini (de&tra turria oum testudine) , auf der .
*■) 1472 ctnueormU o*t oipella cam altari extn portam pro bocpitibtu
raicipieadis tertU feria pMt Omnimm Sanototmn (UalL StsM, Collectio, pag.
71S.) — 1473 ooDilrnoU fuit oapalla Ojaninm 3uiotoram oiroa pottam oam
doBU ibidem, [üio. v. Siegen, pag. 467.)
•') QalL Stsa, CoUeotio, pag. 708 bis 719.
**) Mio. T. Sivgan, pag. B31.
idby Google
— 78 —
Evaagttlien- (Nord-) Seite neben dem Hochaltar; gev^t 114S,
XVI. Kai. Jalii (16, Juni) zur Ehre der Hoi^eD Martiona,
Blaflios and Qangolftu durch den Erzbitchof Heinrich I.
Der Altar S. Hapgarethae (in sinistra saperiori tum), auf
der Epistel- (Süd-) Seite neben dem Hochaltar; geweiht 1143,
XVI. Kai. Jnlii (16. Juni) aar Ehre der hl. Jongfrau Maria,
Margaretfaa und Ursula darch den ErKbischof Heinrich I.
Der Altar S. Benedicti (in snperiori choro), 1147, wahr-
Boheinliidi bei der in diesem Jahre stattfindenden Einweihang
der Kirche, zur Ehre des hL Benedictos consecrirt durch den
Bischof Ditmar von Verden, welcher dem Erzbischof Heinrich I.
bei jener Festlichkeit asaistirte. Ein aus nnbekannten Gründen
erfolgter, vielleicht durch eine Verlegung veranlasster neuer Auf-
bau des Altars machte 1327, KaL Martii (1. März) eine abei>
malige ConsecratioQ durch den Weihbiscfaof Ditmar, Bischof
von Oabala (in Coelesyrien) nothwendig, worauf derselbe 1701
„zur grösseren Zierde der Kirche" nochmals abgebrochen ood
mit dem Altar S. Barbaras vereinigt wurde.
Der Altar SS. triam regum Qn principaü arce (?) stnistre
partis ecdesie °*), 13Ö1 in dominica Cantate (15. Mai) geweiht
ZOT Ehre der hl. drei Könige nnd der hl. Sobolastica durch den
Weihbischof Albrecht (Qrafen von Beichlingen) Bischof von
Ippas (in Galilea).
Der Altar SS. Cosmae et Damiani (inferias (?) altare in-
feiioris arcis sinistris lateris) '*), 1351 in dominica Cantate (15.
Mai) aar Ehre des hl. Cosmas, Damianns, CTriacas nnd Sebastian,
geweiht durch den Weihbischof Albreoht, Bisuhof von Ippas.
Der Aitar S. Elisabetbae (altere inferioris arcis dextre partit
eoolesie), 1351 in dominica Cantate (15. Mai) zar Ehre der hl.
Elisabeth und Margaretha, sowie des hL Enstachios geweiht
durch den Weihbischof Albrecht, Bischof von Ippus.
*■) In welcher Bedentnng; du Wort oarxi hier gebraoobt ist, blaibt un-
enticfaieden ; wahnohvnlieh liegt hier, wie anoh in der Folge, ein Schreib-
fehler vor nnd für iiarce> üt wohl richtiger ><arOD> cn aetien, womnter eiii
AAadenbogen kn vetttehen ist, nnd ■principtlii arons' genannt wird, wenn
er 10 der Tfernng liegt.
■*) Tielleioht itt bier, wie bai dem naohfolgendea AlUr S. Eliubethae,
f3i ■iDferiori richtiger Binterior« in leien nnd dann dSrften diese Altire
in die beideD Apsiden ni verlegeu sein, welche allerdinga nicht namhaft
genaoht sind, obaohon die Benennung napiii' keinsew^a nobekaant mi.
..-..Google
— M -
Der AlUr S. Bwbarae (in medio eoclenia), im IKtteLiebiff
und aaf der Mitte seiner Lftogenacbse ; geweiht 1348 in feeto
baatonun apoito). Fetri et Pauli (29. Juni) zur Ehre der hl.
Dreieinigkeit, dos hl. Kreozes, der Jungfrau Maria, des hl.
Aegidios, der hl. Agnes und Barbara durch den Weihbischof
Albreoht, Bischof von Ippns. Dass an dieser Stelle schon vor-
her ein Attar stand, ist allerdings nicht gesagt, da aber bereits
in froher Zeit mit der Kirche ein Ffarrgottesdienst verbunden
war, so ist fiLr seine Existenz als Laienaltar vor Aeta Jahrs
134S dne hohe Wahrscheinlichkeit vorhanden. An diesem Altare
wurden, auf Anordnung des Abtes Härtung von Driford, seit
dem Jabre 1423 für die verstorbenen Gtrafen von Gleichen nicht
allein tägliche Messen, sondern auch in jedem Monat ein feier-
liches Todtenamt (solennis memoria ona cum laminibus et palsn
solempni) gehalten, wozu von einem nicht namhaft gemachten
(trafen eine Stiftung von 200 GUlden gemacht worden war '*).
Bei der von dem Äbte Adam Dahlan angebahnten Bestanration
der Kirche wurde der Altar im Jahre 1678 gänzlich abgebrochen,
nach der Südseite (dem südlichen Seitenschiffe) des Oottes-
hauaes verlegt und am 32. Mai oonsecrirt "); eine nochmalige
Weihe fsnd 1701, 23. Ootober, staU zur Ehre der hl. Barbara
und Agnes, so^e des hl. Aegidius durch den Weibbtsobof Jo-
hann Jacob, Bischof von Vera (in Nordafrika), weil der abge-
brochene Altar S. Benedict! mit ihm vereinigt ward.
Der Altar S. Thomae (in sinistra parte ecolesia contra capnt
■epnlcri comitum de Glichen), 1316 in die SS. Gervasii et Fro-
thaaii (19. Juni) geweiht zur Ehre der Apostel Thomas, Simon
und Jnda, und des hl. Oswald durch den Weihbiachof Jobann,
Bischof von Lavant (im sUdUoben Griechenland).
Der Altar S. Cruois, 1147 zur Ehre des hl. EreuEes und
der Heiligen geweiht durch die BischSfe Gebhard von Eicbstedt
■*) Nie. r. Si^en psg. 408 und 43a — In eluor Crkonde vom 22. Joll
1433 ranpriotit du Kloatar den Qntfmi Friedrioh und Adolf tdd QletolieH
eine ewige SMienmeMe. (Zeiteohrift doa Tereini f3r UiBringische Oesohichts,
JeaSf T. psg. 263.) Die Stiftong iit daher wohrsoheinlich von disMa beiden
Gntea gemzoht worden, nn denen dei «retara 1436, der letrtera 14&8 sUrb-
(VafgL den SUnrnbaam im 6. Heft der UitlheilaiigeD de« Vsreini f3r die
GeiidL B, Alterthnmiknnds von Erfart.)
«*) OalL Stssi, Colleotio, pag. 780 o. 781.
Dictzsdbv Google
- 80 —
und Sigfrid von Wörzborg *''). Seine araprÜDgUcbe L&gä ist
nicht angegeben ; 1678 22. Mu findet infolge seiner Verlegung
nach der Nordseita eine abermalige Weihe atatt '**), welcher
1701 33. October eine nochmalige folgt bot Ehre des bl, Kreuzes
and des Erzengels Michael durch den Weihbischof Jobann Jacob,
Bischof von Vera, weil der abgebrochene Altar 3. Michaelis mit
ihm vereinigt ward. .
Der Allar S. Johannis (in sinistro laters), mit welchem die
Benennang „Kapelle" verbiinden ist, war »ur Ehre dea Evan-
gelisten Johannes und Johannes des Täufers geweiht. Eine Zeit'
angäbe ist leider nicht vorhanden, indess scheint die Consecration
gleichzeitig mit der des Altars S. Stephan! vollzogen worden
zu sein.
Der Altar S. Michaelis (in sinistra parte monasterü), geweiht
1221 II. Idos Aprilie (12. April) znr Ebre des Erzengels Michael,
aller Engel und Heiligen durch den Bischof Wilhelm von Havel-
bet^; im Jahre 1701 wurde der Altar abgebrochen nnd mit dem
Altar S. Cmcis vereinigt.
Der Altar S. Stephani (in deztro latere), mit welcbem die
Benennung „Kapelle" verbanden ist, soll 1113 XVI. Kai. JuHi
(16. Juni) zur Ehre des hl. Stephan durch den Bischof Anselmus
von Havelberg ") geweiht werden sein. Am 21. Mai 1678 er-
hielt dieser Altar mit Oenehmigung des Mainzischen Erzbischofa
die Consecration cur Ehre dea hl. Benedictus und der aeinem
Orden angebSreoden heiligen Personen duroh den Abt Adam
Dahlen ""•).
Der Altar Omniom Sanctorum Martyrum (in paradiso in
*'} Bsids Biacliöfe hatten dem Grcbisahof Bsinrioh L bei der sn 19.
Jani deaselbaa Jshree volliogenen Weihe der Eirche saiütirt.
<■) Qkll. SloH, ColleoUo, pag, 781.
*') Dai Jahr nnd die Person atimmeii mit einander nicht Sbereio, da
AnaelDtue von 1136 — 1164 Biacbof von Havelberg vor (verKl. Ebeling, die
dentaehen BiaohAfe, I. 477). Wann man den Veranvh wagt, diesen Fehler
iD oorrigiren und dabei ainerseita die Verrnnthang gelten i&nt, daw wohl
weniger in dem Namen dea Uiiahob, als in der Jahriahl eine Dnricbtig-
keit an aachen ict, andereraeitt wat die von Gail. Staat gleichaeitig angege-
bene «TI IndioUon* einigen Werth legt, ao dürfte «ich vielleicht daa Jahr
114S als du richtigere heranaatellen , in welchem auch avei anderen, im
Chor errichteten AlUren die Conseoration ertheitt werde.
T*) QaU. Staat, Colleotio, pag. 781.
Digitzsdbv Google
- 81 —
iexixm parte), 1316 XI. Kai. Septembrü (22. Aagiut) geweiht
ZOT Ehre aller heiligen M&rtyrer, der 11000 M&rtyrer und des
LL Chriatoph durch den BiBohof Berthold, dictua de Henneberg.
Der Altar S. Matthaei (in paradiso), mit -welchem die Be-
nennnBg „Kapelle" verbundea ist, wurde 1303, VI. Ka]. Maii
(26. April) geweiht cur Ebre des Apostels Mattbfina, der abrigen
Apostel und der hl. Dreieinigkeit durch den Bischof Ludolf von
Minden.
Der Altar S. Andreae (in dextxa inferiori torri), auf der
Nordsette des Faradiesea, geweiht 1200 U. Kai Jomi (31. Mai)
nur Ehre des Apostels Andreas ond Johannes doroh einen (nicht
näher beseichneten) Bischof Ditericus.
Der Altar S. Catharinae (in dextra [? siniHtra] inferiori turri),
auf der Südseite des Paradieaei, mit welchem die Benennung
„Kapelle" Torbonden ist, geweiht 1218 II. Kai. ApriUs (31. März)
zur Ehre der hL Katbarioa, des Apostels Andreas und Aller
Heiligen ^').
Ausser diesen Altkren waren noch Bwei vorhanden^ welche
asflndlenderweise in dem genannten Verzeichniss nicht angegeben
find 1 ^Hmlii't'
der Altar S. Spirüas, an dem westlichsten F&iler der drit-
ten Pfeile^[rappe auf der Südsedte ''^), 1406 von dem in hohem
Ansehen stehenden Erfurter Btti^er Beinrich Bmn und seiner
Fran, Wonne, gestiftet and mit 2^ riieimschen Gulden dotirt '' '),
welober spftter, ohne nkhore Angabe des Qrundes, der Altar S.
Bonifacii genannt wttrde ^*), sowie
1') ■!& cwpeDa 8. Cstbsrinae prape ecolMiss juinma wsrd 1608 dar
Abt VaUntin Mohr burdifft. (OftU. BtMi, Nsoiotogiiim, pag. 143).
") Aa diuim Ffsilai btfindet üch noch gegenvirtig du Wappen dn
Fsmilifl Bmn, umie die snf die Stiftung bczOgliohe luohrift in Deogothianher
Hinukel: anno, dni . m°. CCCC*. VI. hat. er . hein...! brm. vods. frow«.
wrne . tjn . eliohfl .| wirtynns . gebrwet . desen . DTwea . j slthsr . in . die . ere . des.
hailigan.gailitis.Tiidfi.hat.du.aon.gevadeiiiLyt lerns.ewig.Mle.mMis.dM.
»SB . a|Ie . tage . reqviom . isl . leia , Tber . de I Bon . slthar .| rode . mI . allo . tag .Tor.
er.fariBee.|b«viia.Btffl.TBdB.wmen.>yaer.wer|t7B. Tode, alle . ;n« . eyldem,
•eis . getTTwelichon , beten.
1*) QftU. StsH, CoUeotio, p^. 761.
'*] Nie. T. Siegen, pag. 406 ff. — Ffir die Angabe t. Falekeiuteia's
(ThOringiaolia Cbronik, IL Bnoh, pag. 10S6), dua der Altar 8. Bonifaoil ipft.
tar nach dem hL Jacobni benannt vnrde, haben neh aoderwaitiga Beweis-
itaUsn nicht auffinden iaaian.
Dictzsdbv Google
cter ÄJtar S. Jacobi, ir«lolier ia der N&b« der äUlohansotte»
Begr&bDieistätte tag und in dessen Umgebung 1494 die Gh-Sfia
Catbarioa von Gleichen, geborene Gräfin Ton Scbwarzbui^, be-
erdigt ward '*).
An .koatbaren Betiqnien besass die Eirofae eioen sehr
reicbbaltigen Schatz Nicht mir waren brä der Oontecration ^er
Altäre mebrere in jedes Sepiilonun depoairt wordm, In den
Hocbaltar sogar über 100 Stück ''*), sondern auch ebiaelDe
Wohkhäter des Eloatera waren TOrangsweise darauf bedacht ge-
wesen, demselben dergleichen der Yerelinrag gewidmete Gegen*
stände aiun Geschenk au machen. So überreichte aar Zeit des
Abtes Pilgrim (1172—1192) der Propst Wolfram des Fraaen-
klosters au Icbtershanaen dem PetertUoiter aus besonderer
Hochachtotig einen höohst werthTollea Beitrag, atnn grossen
TheJl aus dem &üheren Besitz des ggttesfÜrektigen Erabischofa
Wiebmann von Magdeburg und' des Deoaas Siftid- desselben
Erzstiftes berrUbrend, in einem kunstvoll aus Elfenbein gefertig-
ten, reii^veTzierten BehältnisB aufbewahrt und' in Betreff- ihrer
Abstammui^ urkundlich ^^) TWbiieft und- beriegelt, hatte nutil
ihnen über dem Hochaltäre einen besonderen EhrenplatS' ange»
wiesen '' ^). Auch tod einem früheren Conyentnalen der Abtei,
dem Abte Tbeodericos des Klosters, au Verden (UT'?— 14S4) !•),
wurde derselben ein sahlreieher. und bochgesch&tater Beiferag
verehrt, welfdier ans dem durch ihrei Beliqnienscb&tce beiflhmtett
Eirofaeii und Klöstem des Thaiuischen £41d's erworb«a woräen
war **)■
Ueb^ i^s Vorhandensein alter Wandiva-laral Bpricl)t sich
zwar kein Chronist, uu, da indess in äer eisten. Hälfte des 14.
und g^en Kode des 15. Jahrhunderts dieses Sobrauckes in an;
deren gottes dienstlichen Räumen des Slesters, sogar im Kreqis-
") C«th«röa .■■. sepnlta Cait siro« sapnbliraia versni-sUsn-S. JmoU
[Nio. T. Bi»qßn, pB|. 474)
") Otll. StMK, CollQotio, Wt- 708 ff- «wdan. wXa diMB IMIqnisiL.aai*
get&blt.
*') Die TJrkdsde befindet noh im. Bants ^ai &aisgerielits-2atlit Herrn
Snoluuibaalt bi.M^tAeberg.
")..Hio. V. Siscen, p(«- Uft - Baiq. Thtutogia. sfuua,- 1. U. Üb I&.
^•).ObU, 8Usi, Ksncologiun, psi^ 1B&.
•») Mio. T. Siegen, p4g. 478.
Dictzsdbv Google
gsuge ftQsJr&dJich gedacht frif d rtni mlbflt Aag 'SüAfort&i i&aV
bebe Sporen noch gegenwärtig avfzaweifteti vernrAg, bO lässf
noh vermatiMii, das» n« frUbnrsr Zeii- hertttbrenJe Wand-
inalereien ssab in der Eirebs' nicht gefehlt bal>en. Koch in spS^
tvsT Zrat kAme» ««f VeranUssang de« Albta« Andreae Ludwig
im Jahre 1596 ^') und Beines NachfolgerB, Valentin Mohr (1598
— 1608), an vsrsöfaiadenea Orten' de» Eloster» Wandgemald« zur
AMaftthi ungf . * *) ,. Obertreldie jedooii attras Nftheres nicht ver'
latttef -bnd'dia neUr i^ahivcheiiiEcfa in za dieaer Z«^ beliebt Weiv
denden StafiaUiildars beatandeii.
£b«iBO fmtbebrflii mir jbder, anch der gei^ngftlgigirtea Noti^
über die öiadg^emäld/e dar Kirche, au{ deren'' Beschaffong die
rei«be Abtoi wohl um so tirenigar Vcraicht geUiBtet hat, als
■elbst die Fenatei^ des' EjeuKgaitgea seit äem- letzten Viertel den
15. Jftbrfamdert« tau w Tor^reMohon Olaftmatereleu geechdlüüfct
varan, daas ihnea der itmuttvsrständigfl , leinte ^älitt de* ßlo-
•teva, PlacidaB'Miifb^ naoh seinw eig«neB AneBsg« gerK eine
«ndera^ ihtem Werti» «ngeineMelWPe ätelte angfwidaen hätt«! '■*).
Wi6 an ondemn' Orten ^*)/ 80' veraillasite aach bei den
K)<Ht«rb«w^mai3i d^B Feteraberge» die bereits tot der Hitte
du Id Jabritohdesta iii Thtbriui^tt nachgieahmte BonaiBpsiacei
cäBO UmtrabdioDg äek kitfehlichen-'SnnvtsinneB', And mit. ib« in
Verbladattg war «ine- Teränderte Anaobabilng binrichtlioh nfar»J
ober alten hirohliehisn Einiichtting -beotübt, srat der aWeitev
HftUie de« l?-- JahehoBderte. dat Innere der Kirche mabvfdelked
Veiftaderutgto ta vhtenrerfeiL Die anfeprdahslose Einfuhhieit^
wdeba selbst in. den:PrfMbtveEken ft^herü Zeit nioht zu -Ter'
kenneii Ut, gMbgte. nicht joehr 'nod masste nataentlich au bef
voi'iwgewdea G«genst8Qdaa; einem prankendes Sobeine weioben;
welcher den altem Sehö^fungea der bildendeB Ktläate' TöHig
frend V».. IJb.o&.geechniaekloseriNaeb*iaatn>g der BenaitoffiBoe
vecbreilete ai?h nach aod nach, ^ie herracbefide iio^o über die
ganze innere AusBtattong der Kirche, leidM* nur zu biUifigaat
der einen Seite eitlen Prsnfc. und Ueberladtnig in maa Tfaeil sehr
*•) Job. Kncher, L c, pkg, 686.
•') Gall. StasB, NBorologinm, jmff. 3», ■
") Flacid. Unth , L o. pag. 47 ff. ■ " ',
■*) TergL s. B. Sigbart, die Praiieiiliirehi >u Uflaofcm.' Ihrnds^Bt 1868,
W-ULlLv'..' ■.■■.•.■■.;■
0 *
■ D,:„l,;.dtv Google
— 84 —
nnBolider InneHiohkeit, auf der Anderen Seite Bo)>*Ie Nttchtem-
beit zur Schan tragend. Die Frage, ob die einselnen Nenerangen
sich dem Gftnzeit liarmonisoli anfOgten, ob sie der Bonat ao Ober-
aoB fingstUcb gewahrten WUrde der Kirche überhaupt oBtspnichen^
ward, wie bei allen ModeBacfaea, natttrlioh gar nicht in Betracht
gezogen.
Dan Anfang in dteaer, mit bewnndemawerthem Eifer begon-
nenen und fortgeaetateo Beseitigung firtifaerer Herriichkeit maokte
der Abt Adam Daklen im Jahre 1672, wo daa Innere der Eirobe,
am dieselbe aus Marmor erbaat eracheinen an laaaen, mit einem
weiaaen Anstrich Übersogen *') nnd tob dieaem traurigen Lei-
cbentnche der Ealktüncbe vielleicht manches inhaltreiohe , tih-
■cbon etwas Terblicheue Wandgemälde verdr&ngt ward; 1676
wurde sodann Über dem Hochaltar ein, den Anforderungen dea
neuen äeaohmaoka entsprechender Anftata nebat Tabernakel er-
richtet, dem der aonst rerdienstvolle Prtiat gern noch grössere
Dimensionen gegeben hätte, wenn nicht dadurch die Fenster in
der Chorwand au sehr verdeckt worden wären **). Im TerUvf
der fortgesetzten Bestanration, wobei 1678 der Altar S. Barbarae
gänstich abgebrochen, nach der S&daeite (dem aUtUiehen Seiten-
achifi) verlegt "^) und nebat anderen Altüen mit einem Anfsals
im modernen Oeaohmaok versehen, der Abtsstnhl 1679 erneut
und sogar vergoldet wnrde '*), entfernte man anoh die in
der Kirche aufgehängten Schilde der in derselben srar ewigen
Rahe beststteten Mitglieder der Gleiehenschen GFrafen - Familie
nnd mehrerer Erfdrter Oeachlechter ■*). Abt Nioolana de Qon-
vemoor (1682 — 1705) gab „zur grosseren Ziwde der Kirche"
einigen Altären eine andere Au£stellang and dehnte die orna-
mentalen Neuerungen aach aof daa Gehäuse der groaaen Otgel
ana *"). Sein Nachfolger, Placidoa Caaaelmann (1705—1797),
lieaa die Kirche von neaem anaweiaaen ' ') und onter dem Abte
**) GslL Btan, RdUeotio, p>g. 779 111873 in tnonaatsrHi totnm tenplnm
renOTSri fnoeplt, illad dealbmndo«.
**] Dsf. Conen bei OslL Stau, Neoiologinm, peg. U9. « QalL Stias,
Collectio, pig. 760.
•') 0«11. SUm, CoUeotio, pag. 780.
■•) ealL StsM, CoUeotio, psg. 781^
**) Sag. Conen, L d. SAB.
•*) Plsotd. Htttk, L 0. p»g. 91.
■■) Ani diese Swtaaration beaog sich eine iatainisoke InsebrSt,- wallkt
.C".oo«^[c
— 85 —
Ofintber Jan (1738—1773) Trarden 1765 bu eiiler Eroeuerang
diues Anstrichs und abemtaligen, jedoch nicht nfther detaillirte&
Restaontion sogar die kunstfertigen Hftode italienischer Kttostler
in Tbitigkeit gesetzt ■*).
Der anbekannte Meister, wacher 1225 in der Stiftskirche
Beatae Mariae Virpnis die erste Orgel aufstellte, scheint auch
t6r die Abtei eis gleiches „bewnndemswerthea" Werk geliefert
Ml haben, desBen feierliche Kiilnge 1226 am Vorabend des Oatei^
feste« vftbrend des Abendgottesdienstes tma ersten Male die
Kirche erfilllten **). Dteaes Kunstwerk befand sich am Wost-
ende der Kirche vor der Kapelle omnitim Sanctonan, wo seine
Eflckwaod der hinteren Seite des Altars jener Kiq>eUe aiemlicb
nahe lag, denn dorob den 1291 V. Idos Jaoü (9. Jani) hier ein-
Bohlagenden Blits erlitten beide eine sehr erhebliche Brand-
besobftdigung **). Dieses Unglück wiederholte sich bei gleicher
VeranlassDng am Mitt^ des Festes „ad vincnla S. Petri" (1.
Angost) 1430, und bei dieser annalistischen Motis wird binsn-
ge>, dasB die Pfeifen der grossen Orgel vergoldet waren
nad das ganze Werk aaf 1500 Gulden geschlitzt wurde *'). Ftlr
eine im Jahre 1476 anagefUbrte Reparatur der „grossen Orgel",
w^he 2333 Pfeifen zählte, wurden dem Meister Daniel von
Hadenberg 70 Quiden gezahlt und ihm ausserdem alle benöthig-
ten Materialien geliefert; aber schon 20 Jahre spKter irar das
Werk wiederum so schadhaft geworden, dasa es fernerhin nicht
mehr benatzt werden konnte ^').
Mancherlei nngflnstige VcTh<nisse , denen sich die Nach-
wehen des Bauernaufstandes und die Folgen der seit 1524 er-
heblich gestörten inneren Ordnung zngesellteo, mögen Veran-
Uaaang gewesen sein, dass erst 1554 dem Meister Claus Kopf
die Neuanfertigang des Werkes Übertragen wurde, welcher die
Arbeit am 8. December begann und im darauf folgenden Jahre
sn der Sfidwsad das Chorei Aber dam Bilda ainaa gdffaoiigtan Christas
sBgabrsohfe war. (Sali. 8tan, fieorologiiuB , pag. 8(1.)
*■) DisM BertMration basUtigte ein an dar Wand nntar dar iroaMH
Drgal aagabraolitaa Chroaoitieboii. (OsU. Btsss, Naorologina, pa«. B61.)
■■) Chron, Bampak
•*) (%ron. SaBpaL
■•} Nie T. Biagan, psg. 858.
**) Nie T. Siflien, psg. 4M and »7.
:v Google
- fig -
•m 10. Aigiut baeadete *''). Hoch einmal erlitt diese Orgel
eine dnrot BlitSBoliIag lierbeigeflibrta ZentSnuig, in dar Nacht
Tom 14. snlD 15. Juni lSß8, aod auitb jet^t veranlaHtan nsb^
baiiDt gebliebene Gründe eine Pause von sdit Jabnn, elie man
ihre Xmanernttg 1676 TDrodia ^^).
la irelobeB Jahr die Besebaffiug en«a^ aweiten, le£glidi ftr
den CfaoidieDet bestimmten Orgel zu fteriegen ist, lAsst aidi
nioht ' Bacbweisen ; .1474 ist indess die kleine Orgel bereits
Torhanden, denn dieselbe musate in dieMita Jahra oiMr Kepus^
tur onberworfen werdeii, wobei die Zahl dbr Pfeifen au£ 750 StOck
vaid dar dem ICeieter Daniel von' Hadenberg gezablte Ariieitslohn
■a 18 Qüldea angegeben iat °*). Auch dieses Wstk ward 1554
durch ein neues ersetüt *°'), Arelcfaes in den Faatan neben der
ölten Ot^l unter dem Scbwibbogen" aufgestellt wurdo '), jedoch
s^on 1597, vielleiiiit auf Veradaasung dtt musikro^äadigea
PrioFB (ipätoreti Abts) Valentio Mohr abermaia einam «»dem
den Plata räumen musste; denn es wird angeführt, daas m die-
Ben Jahre eine neue Orgel „neben dem Chor über dem' Altar
6S. trium Regum" angefai^n and 1603 beabdat wurde *). Ana
dieaea Angaben geht hervor, daea eiob dieiea Weck vor 1507
mögliöhsrweiae im nördlichen, nach dieser Zeit abfer in dem' attd*
liehen Querscbiff *) in der Mähe d&c Vierung befbnd und hiar
in entapreobender H^e Über dorn genatutten Altar und am^
Hber den CUiorsttthlan *} angebraclit war, von wo aatwoder de^
Organist selbst oder ein beaondors daau ängeateUter äcfattlfe die
VorgÜngia aäi HocbaltBr bequem fiberaehan konnte.
*')' BaiLdMibriftUobe Chroaä dn Stadt Erfoit tOB HK0. ZMihariai Hogat
(8. Eari Hemaann, BibUoblteca ürfurtiD», pa^ ;a8). — Wolf Waidbaob^
Anfzeiolintiiifeii , eingeachoben in ein Maniucript dei Agrifwla-Bibliatlicfc,
Siebs H, Bejer'a bandtoJuülliolie Samininng bittrer nnbekawiter M&obriobtes
[Stadtarohiv).
••) Gall. Stasi, Colleotio, pag. 7B0.
") Mie. T. ffiegoB, paff. 4U.
'•*) Job. Knoher b« Gall. Staai, OoUaetie, pag. «80: •lOH Orgai^
itott npra introltnin eboria.
>) Zaeh. HogaL Hierbei wM die Rertaw^aUi»! in dat Jahr 1IM& TM4agL
<) QaU. Stasi, CoUeotio, pag. 68S n. $88.
■) Der Altar SS. trium Bagom lag ain prinoipalt U«a linilMM partia
acolaiie'.
*) Gütige Hittheilong dei DomorgaalatM Qanok OUAa. '
.vGqo^^Ic
— 87 —
Bmde Orgeln WHfden 1681 mit neueb Blaaeb&lgeil ver-
«oben ")) auf welcb« iocieBa ein 1702 BogefUhrter Neubao und
deuen 1749 nÖÜiig werdende Keparatar bu beziebui ist "), hat
•ich nicht ermitteln laMon.
Ans einer TerfaEltnidBmässig ep&fen Zeit stammten die Chor-
■ tahle («adilia sitb atalla), ftir deren Hetateilung der I^aie
Hartong eine beeondere Schenkung gbmacht'^n haben bcheint ''),
wodurch das Kloster in den Stand gesetzt ward, im Jahre 1385,
also gerade zb einer Zeit, in welcher man eich in einer fintutziell
sehr bedrängten Lage befand, die Kosten mit l71'/g Schock
(Groaohen) in Aosgabe su Btellen ").
Zar Qewinnnng einer anch nar oherflächlicbea Einsicht, itj
welcher Ansdehnang die Kunst der Sonlptur in Stein und
Bolz vertreton war, ist nns leider alles Material entzogen. Als
grome BoUstatuen lassen sich nacbweiseof ein gekreuzigter
Christus, Johannes, Maria und Maria Magdalena unter dem
Krence, sowie die Apost«! Petrus und Paulus, ftir welche 1'4&9
der Betrag von 22 Gttlden zur Verausgabung kommt "), ohne
dasB etwas Näheres über die Art und Weise ihrer Verwendung
aufgefunden werden kann; nach einer vom Maler Bellermann
gefertigten Ansicht von dem Inneren der Kirche befanden sich
swar ^toen tob Beiligen über den Ffeibrn an dein Wänden
dea MUteUehiffes, wohin indess die vorgenannten wohl keine
Verwendung gefunden haben dürften. Bierbei ist noch anzu-
RSiren die Statne einer Maria mit dem Christuskinde auf dem
rechten Arme, welche gegenwärtig in der Meuwerks- Kirche an
der Ifordwand aufgestellt ist und zufolge einer unverbürgten
Tradition ans dem Peterskloeter etamaien aoU '<*).
*] QM. SMss, Oolleetio, p»g. 79B. — Dag. Conen, L o. p^. »8, verlegt
diert Bofbatu itTiUtmtiob in das Jafar lfl7i.
•} aandnhriftliehe Cbronik tob Cfariitian Beiobaidt.
') EitKBgii», laku, ^ni oorapamvit aadilia «caUaia« (Sali. 8tan, Ne-
«toldgialn, psg. 989, TSneiahu» dar Bbnsfaotorni).
■) hio. V. Biegen , pag. 408.
•) Nte. V. Biegan, pSg. 481. — Dieae Btataen wtren ia dar Stad« HnU-
baoMD gMar*t|rt mtitm [Jvk. Koobsr, 1. 0. pag. 679).
<*) Dian Statne attttd bia ann Somnac 1873 nthan der Kenwerks-
UnM ata dar Bidwaad du gMehnanirsa Klorter^&ode; bei der tu die-
■ar Ztit im Saitga begrifllMmn, gröNtaatheils eibh auf eine Bemalnog dar
Wandfläobaa beaohrlukendeB , imiern Baetaaration der Kirche wurde sie ia
: CoOJ^Ic
Von den O-rabeteinen, welche in grOBier Menge den
Fnssboden der Kirchs bedeckten, ist uns kein eiiiHiger erholten
geblieben, wohl aber dai Stein - Monnment einet Grafen von
Gleichen, der in ganzer Figur zwisobe» Ewei Fräsen rteben«!
dargestellt warde in einem Costttm, welches dem 13. Jahrhnndert
TollBtttndig entspricht ■*). Die Hautrolief- Arbeit der auf Con-
Bolen stehenden Figuren ist mit einem mSssig breiten Rand»
umgeben, desBen vordere Flftobe mit der pUstiBohea Erhebung
der Figuren in gleicher Höhe liegt. Ueber die Lage und ftUBsere
BeBchaffenbeit dieser BegräbnisBBt&tte giebt naohBtebende chro-
nikate Aufzeichnung eines ungenannten PetermOnchs hinreichende
Aufklärung :
„Eodem anno (1678) destractum est altare S. Barbare,
quod atetit in medio templi ante sepalchrum comitis de
Glichen, ouiM comitis lapiB Bepulohralis pOBt hoc altare
ad duRB nlnas et amplius erat elevatua ac pulchris Btataris
adomatuB ; translato altari ad sinistram latus, sepol-
diMslbe venaUt und bemhlt, dagegen an ihrem fruheran Standorta ein«
andere, in einem 'Winkel des katholuchen Waitenhaosefl aufgefondene Ha-
donnon-Statne anfgeatellt.
■') Abbildong bei Pnttrich, DenkmiJe der BankoBit dei HittaMtcn in
BaohMn. AbtUg. IL Band IL Seotion Erfurt and in J. t. BebemAltMiMki
Trübten daa HittaUltan , Abthlg. L Taf. 86.
BeiSglioh der auf dem Orabttein dargeitellten PerMnen: Lambert das
II. Qraf ron Gleichen (f 1327) , leiiier eriten Qemahliii , einer Grftfin von
Orlaroüode, vnd seiner iweiten Gemahlin Sophie (t 1S47], sowie beiGglioh
des Orabsteine selbst TergL den Aafsati des Herrn Oberfbntmelatera Weme-
bui^: ■Oeachiohtliohes über die Grafen von Qleloheii« nnd sDiB Saga vam
sweibeweibten Grafen von Qleiohena im 6. Heft der Mitthrilongen des Ver-
eins f. d. Gesohiobte eto. ron £rfart, pag. 80—80 wid pSg. 76- SO. Za den
hier angetthrten Beweisen gegen die Aniuihme des Heim Oh,-Beg.-Balln
von Tettan (TOrgl, dessen Aofsatc nUeber die Qoellen sto. der EnUlang
▼(m dar Doppeleke eines Grafen von Gleiohen* im 8. Haft dar Torgeaannten
Hittbolnngen), naoh welcher die Entatehung das Grabsteins in das Bmto
des IB. Jahrhunderte in verlegen sei nnd denuelban uAgliidienraiae der in
der Kirobe das ehemaligen Sohottan-Hloaten sn Erfurt nook jetat vorhan-
dene Grabstein des Walter von Gliaberg nnd seEiiar GemahUa ala TaaUld
gedient habe (1. o. Heft 8 pi^. 90), — mdgs noch UuugeAbrt werden, daat
dem Mittelalter eine aolohe Naebahnwig gaas fbm lag, wannglaidi bei dar
Daratellang einiger tdbliaohen Penonu ein hargsbraohtar, dnoh die Kirshe
gleiohsam geheiligter Typos faitgebaltaD worda
:,G Gothic
' obnun totam bamilUtam est, lapide lepaldirali in terram
loOAto et jaona »an porU apertibilt deiuper facta." * ').
Am dieser Notis ergiebt sich, daai jeoer Stein einer vier-
eckigen Tamba, welche in einer Höbe von etwas mehr als swei
EUen die Haaptbegräbmasstätta der Grafen moBchloss, aU Deck-
stein diente, diese Tumba zwischen dem Ober ") und dem, in
der Mitte der Kirche stehenden Altar S. Barbarae sieb befond
und im Jahre 1678, also nt einer Zeit, in welcher zufolge der
modemea Konatrichtung mehrfache Veränderungen im Innern
der Kirche vo^enommen wurden '*), gleichzeitig mit jeaen
Altar abgebrochen ward *'), worauf man die Deckplatte auf
'•} QftU. Stau, Ctdleotio, psg. 780.
■*} Hierbd iit sn bemerken, dui hier unter iChora nicht sllain der
Srilioh dei Quenohiffei Hegende Tbeil der Eirofae, aondem sveh der tob
den Cborstahlen vmaohlONena Kirahenranm , inithH) der eigefitlich kirdi-
Uehe Chat n Tentehen ist; d» jener eof der Ortwite de* QuereohUTM b^
fiodlMhe Theil de* HiUelMU&iM eine in Kuinge Anidebnimg beaiUt, um
Mueer dem Boohaltu nnd den kbgeMnderten SiUen f3r den Abt, Prior und
Bnbprior, enoh für den loweilen 80 bis 40 Mitglieder tählendeu Convent
und den oft ckhlrelohen Benioh fremder geiitücher W&identrSger nebit
Ueriealem Gefolge eine hinreichende AuBshl Ton Chorsitten Bufsanelimen,
#0 konnten die CboritSble nloht einmal «nf die Viemng betebrinkt bleiben,
Indern reiohten wi±t «ahmheinlioh nwh Weetan bin sooh sin StOek Ibe*
disMlbe binine.
'*) Vergl- psg- 6S f. — Nicht unter dem Abte OSniher in der iweiten
BUft« dei 15. JKhrhnnderta, wie in den Mittfaeilongen f. Geioh. o. Alter-
tbonukde. von Erfart, Beft S, peg. 24, verrnnthet wird, sind derartige Ter-
inderang«) in der KloeterUrahe Torganommsn worden, dSM dadeioh iltwe
OrabnoaatiKBte nnd kirobliidia EinrioUnngsn giniUeh beeeitigt wordea
wiren , wobl aber nnter dem Abte Adun DaUea in dar sweiten Bilfte 4**
17. Jahrhanderta, Die Tom Abte Qüntber ia dar Eiiohe angeocdiMt« baa-
Bshe TerlndeniBg betraf ledigliob daa 1499 bagoenene, in Hüls qoBstrairte
fiewfilba des Hittabdliffea nnd den 1478 angeordnetea Einban einer Sakristei
■*) Der im Petersklortst T«qienoinmaiw Abbmoh des AUara nnd dar
Tnmba stakt kehMswegs varaiiii^ da. In dar Bwediktinar- Abtei- Kkake
■n Sranwailar asttonte man l<ft7 daa im Cbor Btebanden Sarkophag der
Stiftw und den tot den Choratofen stabenden Laienaltar, am den Chor as
erweitern nnd den Boehaltsr tut den Anbliek freier sn legen. (Organ fBr
DbriMlioba Knust, 1861, pag. 11.) — Im Dom in Limburg an dar Lahn be-
ÜMd jieb TOT dem fioobaltar das Honsment des Orfinder«, Conrad'i, firafen
des unteren Lahngaoss (f M8), (aioe auf S knnen SAnlen mbende Platte
mit dar Portruitfiger des Teratorbenen , ems Arbeit ans der eratea BiUte
das IS. Jahrhsudartt), wehdies Termutbliob im Jabre 1770 nsok dem u&rd-
. Cooj^lc
— 90 —
derselben $tell«, wo die iWbs -geiituideti, 1b defi Fähboden
eimenkle und mit einer bi^Eernen (Klapp-)Thtlr bsdeoktei damit
Jedes fltrftaeheln der derflber binschreitenden Eirebebbe^oher
▼ermieden verde; an dieser Stelle, „bei dem EKngftnge «dm Ckat
nnd mit b^Üzemen Tbfiren bedeckt", ist jener Stein auch bi«
Dun 19. August 1818 liegen geblieben, wo derselbe an^Bhobenj
in die- Domkircbe geschaßt und daselbst an det inneren Wftttd
des sfidlichen SeiteUBCbiffes aufgestellt wurde '*).
Als Beispiel, dass Grabsteine sehen bei Lebzeiten ded Ver*
Mdfbeaen angefertigt -wnrdeD, iBt der Stein des 1448 seines AmM
entsetzten and 1451 gebt(»benen Abtes fiartUng Herling äbai'
iUhrea, von dem gesagt irird, dass sein Grab mit einem Steine
bedeckt wurde, den er sich bei Lebzelten selbst habe anfertigen
Us^en "). Aach ist die Kotiz eicht uninteressant, dass Aebte,
welche v»t ihrem Tode äa» Amt niedecgelegt hatten, in dw
Weise auf ikren GrabsteiBen bäfUich dargestellt winrden, dAai
«!e die Inful nicht ftof dem Kopfe, sondern in der Qamt tn^en {
Bö der Abt Hermann von Etchelbom , welcher 1353 erbHndete,
seinem Amte entsagte, 1357 starb und in der Kapelle S'. Annae
begraben ward ").
Von den manaig<igen (iwjttben und Gegenständen dea
Kirobenaohmnokes flir den gotbesdisastStriian Oebraiteb;
welche theils als Geschenke der Kirche dargebracht, theQs yOU
dem. gespendeten haaren Qelde beschafft worden waren, stand
liehen Krmflagsl TsrlaK* ward, weil ia dam (atnnntan Jdin dv klt«
Bectaltkr »"bgAtoAtn imrde, vm «msm imubii, pMsfctigsren Pktä M
AMohen; bsi djsser Tsriegnig dM UomuMiitM sotl die Mher ta ds^
Mlbsn TOrtasndea gtwMeiia Infobrift benitl^ «ordea sein. (F. H, MUM,
BeltVftgs tor dralaotaen Kant- And QesohMtilcuide, Jshrr. I. p«g'. M^
Tat XI.} — Die Ttuuta des BnUsahob Qerlaoh -na Msä» (t ISfl), la itt
lUtte der Viemng dar CUteroteBswAbtsi-KiMbe m Ertmob im Bbsingan,
«ard bei d«T vom Abt* Trisotin von BanantlMl (f WlSf MnleraomMSDen
KertMntion d« Klfehe st^broDhsa nnd an die nftfflllBfc« Obarwand tsf-
tetit (DmkariUer sdb Hsshd, Heft 8, psg. S.)
") t^tfntUDtin Bejw, Hsqs Gbranlk tob Sifart, yag. U8.
<^') Nie, ▼. fiisgen, p. 42S.
'•) Nie. V. Sivgui, pag. 888, — Aach BischAh, watm sis vor iürw On^
•eerstion feitorben mren, wurdea ia der WsltabMüeb dsi(K«rtriH, dm
fhnftB die Hitra tnr Seit« (Und nnd aioht den Kopf badeeicte. (Wttlirt-
iBageo det k. fc. Central-OamiiHMtou, 18S6 jug. M out |8«0 psg. Iti7.}
.'.oo^Ic
- 81 —
itm KIoBtw, wenigsten« bis znr Zeit der aoliwediselwn Occt^
pfttion , eine überaue r^che Aaswahl ra Q«boto. Ans dem von
dem MÖQcb Gallus Stftss BUBammengeBtellten VerzeichoisB sfimmt-
tieher Woblthftter * *) kann man ereeben , in wcleher Manni^al-
ti^eit irommer CMaabe und inbrünstige Sebnftucht naeh £U er-
risgendem SeelenbetI dergleichen TemächtniBse anf den Altaf
der Kirche niedergelegt bstten. Die atiD der WerkBfa« des
Gotdsohmidta herrargeg»ngenen EuDEtTrerke , die kostbaren Vir-
zeagaiase anslanäiecher Weberei, theils schon verarbeitet, tbeils
all iMÜebig verwendbarer Stoff, die t-eichen Produkte der Stick-
fconst, an denen Ferien and Edelsteine oft mit TerBchwenderischer
SVeigabigkeSt angebracht waren, sowie die sorgsame Atbeit des
kldsterlicbea Schreibers und Malers, findetman hierbei in glei-
cher Weise vertreten, wie die- Hammerarbeit des Kupferscbmidts,
das feine Linnengewebe des heimathltohen Webstuhles, die ntir
mit farbiger Wolle mühsam ansgefllhrte Nadelarbeit, sowie die
fk-zeagnisse der DmckerpreBse, nnd konnte der Ritter oder der
Kriegemann dergleichen Opfergaben nicht ennögltcken, so be-
stellte Cr daa Kloster znm Erben über das Eine, was er sicher-
lich im BesitE hatte, über sein Streitross und seine Waffen, deren
Verwertbnng' der Kirebe anheimgcBtellt blieb. Daaa man selbst
▼Cd Seiten des BÜosters den zU dergleicfaen Spenden bereiten
Wohlthftterinnen hin nnd wieder Rath und Aufinnnterung su Theil
werden liess, bekundet eine Kotiz, welche der setner Zeit mit
der Fortsetzung der Klosterannalen betraute Schreiber dem Abte
Tfaeodoricns von Bmnheim gewidmet bat; dies^be beaagtt Auf
VeMnlusimg dieses FMÜaten schenkte Sophia, «ne Gräfin von
Oleicheo ••), dem Kloster 1S56 eine prachtvolle, mit Perlen und
'*) 8««oU in e^L Btsn, Nsorologiam -ptg. 163 fF,, tta Meh in iattm
CoUMtlo, pftg. 10» ff.
") Oall. Stns, VwrglogMiD, pag. SBS. Du EloitM hat verAtofat, diMa
Stiflv SopUa Biliar sa emnttshii da de aber in dm gensalog^laobsn Ta-
baHsn nÜit MAatndsn war, dagegsn ia diesar Z^t aai der Oletohemehsn
Familis aine Lnoia 1S88 al> AabtUsiii and «in« Etüabeth 1SA5 alt Nonne
im' Kloster IchtanhaoMm, Hwie eiiM Oonetantis 1B9A als Nonne im Elostar
Urnen genaniii werden , lo Termothet« man , du« eine dieser drei Franen
den Tanfnamen Sophia geführt hat, den sie ta Polge der Ordemiregel bei
ibror Eiokleidnng mit einem euderen vertauRelrte. ~ Maoh einer uideron
Termathnng ward alt Spenderin der Inful die Orifin Sopfaie, die Hntter
jener beiden Nonnen doe Ichtenhtowr- Kletten and Qemaliha dei Qraftn
. Cooj^lc
— 98 -
EdelateiDen besetzte Infiil nnd Bioberiiob würde deiaiell>Mi aod
mmncher Scbmnck fthnlicber Art zugewendet worden lein, wenn
jener nicht ichon 13Ö8 daz Zeitliehe gesegnet htttte "). Von
der Aafstellnng eines VerzeiofanisBez dieier EirchengerStite «m
dem Qrande ganz abiehend, weil aas keiner Zeit ein Inventa-
riam nns erhalten geblieben ist, möchten wir hier ntir einige d^
werthvoUaten noch namhaft machen: Das dreiüzche (d. b. in
drei Sprachen geschriebene) Psalterinm und das silberne zwri
Pfbnd schwere Buch (Heimon snper Apocaljpsin) , beides Gfr-
zebenke des IchterBh&aaer Propstes Wol&am, der sich naauit-
lich durch die besonders hochgeschfitzte Qabs von werthTollea
Bsliquiea um das Kloster sehr verdient gemacht hatte und dafllr
auf seine Bitte 1185 vom Abte Pilgrim in die Bruderschaft dez
KloBters aa|genommen wurde '*); eine grosse vom Laiui Jo-
hannes verehrte Monstranz im Wertha von 160 Fl. ■*); der an«
Elfenbein gefertigte, mit goldenen BlAttem umlegte nnd mit einer
goldenen Krümmung versehene Abtastab **), ein im Jahre 1611
vom Abte Johann von Siegen verehrtes Oesobenk "); ein von
der Laün Margaretha dargebrachter blaaer Mess- Ornat von da-
mascenischem Gewebe '*); eine mit 120 Fl. bezahlte Bttcfase
für die geweihten Hostien '"'), welche ein Johann, geboren im
Dorfe Hottenbaoh, wohnhaft in Siegen und 1477 als Cosfratw
des Klosters gestorben, 1470 in ehrerbietiger Devotion über-
Hermann von Gleichen beteioliiiat, welcher eh aeiaem nnd Minsr Frza
Beelenheil dem Fetersklotter im Jshre ISBB zoht Hnfon AckerUnd in der
Flnr des Dorfet Ollendorf lobenkte.
■■) Gsll. StBM, Neorologinm peg, 663 3.: »Brwlt is (Theodoriaai dtfasa)
«z oelshri st nobiÜMims Branhemiomin jsm dsdnm extineU Eimilia orinn«
da>, «t ni brentu regiminii, rexit antem moaMtsiiom vix per i znaos,
^na nlteriorei oozatna impedinnet, plnr» forte (gosoemadi omzmenla sd
angendsm divioi onltni majettatem nobia anpareaaent.' — Oisaa Infal war
mit der Bzebatahonden , gleichWIa geatiokten Inaelirift TcrMhen: ■Auno
Domini HCCCLVI. per Theodorionm abbatem praoursU st p«r mnoa nobilia
doaiiiiae Sophiae de Glichen openta. Cordia amerosi sm nitrataa indiaiida
serti apinoai Chriiti meritam reoolando «wtctass.
'*) NiooL T. aiegen, pag. 838. -~ tLvn Tfantizgia saera, L 61 So. 28,
■>} OalL Btaaa, Necrologiam, pag. 99B.
**} Qall, StSH, Naorologinm, pag. 8fi&
•■> Job. Bnoher, bei GzU. Stasa, OoliMtio, pag. 671.
'■) Osll. aiaai, Neorcdoginm, pag. 166.
*'} Theos pro veDorabili sscramaato.
Dictzsdbv Google
_ 93 —
rückte '"); swei silberne CandeUber, filr welche der 1696 ge-
fttorbeno Stadtachreiber Dr. Leonhord Beyerbiioh 100 Imperialen
legirt hatte **); ein goldener, nur bei grossen Feierlichkeiten in
Qebraach ta nehmender Kelch, an welchem allein die konst-
volle Arbeit 80 Imperialen kostete und der 1679 anter dem Abte
Adam Dahlen beschafft worden war *'), sowie der im Chor
bongende Kronleachter (oandelabnim in choro pendens), fllr den
der Abt Andreas Gallas im Jahre l6ll 75 Fl. veraasgabte ■*).
üeber die Qlocken, welche sich im Besitz des Klosters
belanden^ sind nns zwar mehrfache Notizen erhalten geblieben,
allmn ihrer UnvoUstAndigkeit wegen lassen sie sich nicht in hin-
reichende Uebereinatimmung mit einander bringen. Ein vom
Hönoh Gallns Stass anfgesteUtee Verseiobniss **) enthftlt zwar
ausser Ifamen nnd Inschriften der im Jahre 1777 vorhandenen
Glocken, anch den Ort ihrer Unterbringung, bei einem Vergleich
mit den Anfseichnungen im Ohrenioon SampetrJnnm tmd de«
T. Siegen machen sich jedoch XamensveTschiedenheiten bemerk-
bar, die eben oor durch einen später veranlassten tmd nieht
notirten Umgoss zu erkhlren sind. In einem anderen Verzeich-
niaa, welches dar Foblihation fttr den im Jahre 1810 von der
französischen Beglerung angeordneten Verkauf der Glocken bei-
g^eben i«t, fehlen leider Käme nnd Gassjahr, dagegen sind
Gewicht, Grösse nnd Ton angegeben '^). Ans einem Veigleich
beider Verzeichnisse ergiebt sich ausserdem in der Ana^ der
Glocken eine Differenz, denn die VerOffentliohung für den Ver-
kauf fOhrt nur acht Glocken auf, denen noch eine (Ton A, 45
Centner achwer and zu 1260 Thlr. abgeschätet) hinzuzuzählen
ia^ welche vom französischen Kaiser der Kirche als Lärmglooke
beJassen wurde und erst 1813 zerschlagen worden sein scrfl '*),
— w&hrend in dem von Gallue Stass mitgetbeilten Veneicbnisa
••] OdL SUu, CoUsetlo, psg. 7U.
**) OsU. 3taM, Reerologiam, psg. :116.
••) GsU. BtaM, CoUeotio, pkg. 785.
■*) Johum Kocher, bei GalL 3Ui>, CoUectio, pag. 688.
•*) In GaU. StSH^ Mwvologiimi, pag. 867 S. — S. Bmlags A.
■■) EifsrUr IntelligMU-Blstt, 181<^ Hr. 11. — S. Bailsge B.
'*') Fransöusehe Verwüittug;«! in der Stadt Erfnrt, BMondorer Ab-
dnok SOS dam Tisrten Stack des 1. Bande* du Nameiis. Weinar, 181i
(im Bsnts des gtadtratlii a. D. H«rm Karl Herrmium).
:,G Gothic
^ 94 —
Tiarzeho Gtockoo angegeben werden; hietiucb .«ehernen' nMU
der VoraqssetEmig^ daas lös »vx SKcul»risati(m dei Kloaten w
^hre 1803 dftB gmuB Qelftitta no<ih, voUiUtodig erliBheii ,irar,
von diesem Zeitpunkte ab bis sum . Aniasge des Jahtra 1810
einige, Olackea boreftq anderweitig verwwidet worden- sft sinik
Zu diesen darf vu» Tiellejqht die onter dem Äbte Qüntbar II.
nmgegOBBOne Tii^hglook^ (campana nensalis) iKhlen, welche
naob dem Da^!^ Isqerqdq kam, wo «ioh die am Thuma. dao
Earcl)^.,nDcb gflgeqwJi4tig in Q«brancb bofindliohe Schfaigglecke
diufl; da« Wappan d^a genannten ÄbtM nickt : aUein ala and
494 fet^a^lfistiV fll<a|»msBi[l>.«onderD aocb sU jene TiBobghioka
WT^iftr,:
.. S^f|h den ABfaeiobnangen im Cbronioon Samptitrinnm wasen
4i0' fP&^iWV ß^hon, m dem einen Tbonaa, die kieäneren n
jam afii^nu. Thtn^na luitörgebracbt '^); bringt man di««e Am*
gat)e awt d«r dM Q«llaB Stana in Vwbindnjng, bö ^abUrtait „Fe*
tma",. ^jPanlaft? und' „ÄndrsaB" au 4^n griiaabnB Gloöke%
ifBbfbO' d<lin..Än«ii^iii .naicb aoob als .die ftltoatem bia xiir Anfi
b^lmi^g defi, I^pateivi' i»: Gebraäqb wareo. ■.,:■:
, . Yf» äfßapa hait:difl Glook« „Betau", wcddie' ab dia grSasie
liavp^fl^Ui wifd; ''), daV moiaM Uq^iBc^ betrafflam Ja Jdire
;^7 for Ehre .dw AposteJfUrBtoB Von dem MeUer, HeidiaBiRan
d6;Aobü]' g^piMan und in. der aweitan Hälft« da* Monat iSe^
^y^lieK. dflss^lben. Ji^ea TOa d«m Biaobof TheoderitAis '-aod
ii{ai|mi^);^. geweiht *'),. aertpsaaig ai« aar grouen Betoübniaa
dea.eoayqntB Bcb«iaa248 IH. Non. U^ (5. Hai) ^^). Bai dam
nocb in d^mnelhw Jahre nntqniommenGB UAignas misaianB dwav
d^rsßlb«». Weil,, wob) kl f'olge eisea Fehlara im.MaBteL/daaflfei
täll ip. die Erdeäos«; ein ap&terer Veraneh Beferte dagegoi Mri
9u£riBdei»t4llende)« Beiultat '"), welcher aeht wabvecbeialieh
1255 m. Kai. Novembria {30. Octobef) zur Ehre dei^ bmlige»
Dreieinigkeit und des ApostelfÜrateo ata^tfand *"), .äi^^naals
'*) Chron. Sampet, ■. 3. 1348 and' 1251.
>•) Chnm. SampeL, i. J. iS04.
**) Chron. Simpet — Nio. r. Siägen, pftg. 366 giebt denlSamasFetnu
anadröoUioh' an.
••] ChTOb. Sampet. — Nie. r. Siegen, pag;. S&Y ugt SDadrücklioli,,dan
aii' äl6oke ■Potnuii gosprongen (ei.
• ■"Jlfio. T. SJBgon, p&g. 867. "* ' '^ _^''
•') Uiron. Bampat
D,:„l,;.dtv Google
^. dß ^
Iu4te der Coavent 1296 t/a Fwte AlW^^Uigsii (1- Kovember)
da« ^Q^ainruigeii der Qlocke. zi^ betMag^a *'), worauf ein wif
vielen Kosten verbaikdenar Neugiws, 1297 am Vorabend im»
Festes laaun^abilitini Utttyrom (2. Xovember) *') erfolgte,
wolchato jedoch erst 1304 in vigilis oct^ve auomptionU 9e»tf«
Virginia (21. Äuguat) *^) die Weihe ^ Theil viird^ Diatav
Qna« BQ^iqt, bifl Eor AuCh«buiig i«a Klostera TOrbiyideQ. geweaeit
an Bein.
Die Qlocke „Paalua" woide 1246 am Tage des Feates
3- Leo^ardi (6. NoTbr-). ^0°^ Heister Seidinnciu de AfljUn
gegossen **) nnd h^i sieb dem Aiucbein offih ii^ ihf9iß. nrr
sprltngli^eD Qnaae bis fia Aa£löanng Ae% Qonvept« eihaltis.
Pia GJiockft „Apigtreaa", gl^icbädts top 4ein vorgaiwmteft
Mentor i2^ ly, Ral. NovembirJa (2?. Octobr.) ") geg©»en,
zersprang am 27. April (in octava indulg«qtj<^ , noat^a?) **)
1^4 *■');. i? dpm. fc.bon am 3. Juli, Qa ylffii,», S. üdaliiwf) des-
B^ban Jabree voni ^ei^ter Theoderiqua distua JboniB vorg^nom*
m^^ Un^E^as ' ») a^b^ipt si,e bia aar Sl^cijilariwtioii d^a Kloatarf
in Thäftgb;eit geWiebcm m 'oni-
FQr die kleinen Glocken laasen sich die vorbandenen Notii^eq
m eii^ff, äMif ben ^mapfi^Bi^atellapg si^b* Terflisiganj, wMl bei
i^e^ bfiqli^^ Vitb^B^Jf^Ucb nqtbweodig; gewondenef] Umgjwf
die Mamen der meiaten ein« Umftn^^EU^ erlüteja b^bei). Z^
welcbfr Zeit die ep^aa derje^ie^ bcwcb^^ irnrdaii, dwüber
*•} Chnn. Skpipet.. — Nie. t. SiegieD, psg. B69 ngt snadrDoklläli , Hu
die Oloolcg ■PAtraii getprnngen ml.
"iCbttA. Sampot — Da* Catondariaia dos PetsMUbater«' (in. Sali
BtaM Noeralopnm) giebt dieaea Fest mm 8. NoraiqhsR an, in cUaiGabfir
dämm das UarienfMtM iat m dagegen gar nicht anfgenommaB. la da*
Ton Br. Stfibal verfaaaten Atugsb« dea Chroik Sanpat. iat diiM*» Tt^ fflr
«tiahaa Ziidkonagal'a Baudlmob fftr aiigelieDde AiphiTare, pag> QSl ■ drei
tanahiBdan» Zasai 30. Fatac, 6. Oklbr. and 8. Kovbr. angiabt) irrtbfiaU^
aatf/daa antan.dat gonamrtw Tb|« nrlagt imiiit».
*■) Ghron. Sampat
■*} Chron. Ssmpet.
«») Ghno. SaavBb
V) CbtoB.. auvat, Aaiakf.: iA Mt. ia oeUn:PMaliao, d. h. 4m nH
einer Indnlgeoc Terbtuidena Fsat der Kirobweiba, welobea seit data Jatn
1387 aaf den araten Sonntag nach Oatam anbaranmt wa^lm wATf '
**) Chron. Bampet.
*') r -
Dictzedby Google
- s« —
geben die Cbrontsten nicht die geringste Äasknuft; da indeas
kleine Glocken Qberbsapt fr&her als groaae in Gebrauch waren
and die Zeit für die letsteren erst mit dem 13. Jahrhundert be-
ginnt **), BO Uaat sieb mit zienlioher Sicherheit ansehmen, dasa
aaoh die angesehene, mit anderen KlCstfim sowohl im SOden,
wie im Westen in maanigfscher Verbindang stehende Abtei S.
Petri sich bereits vor der Mitte des 13. Jahrhunderts im Beantz
einiger kleinen Glocken befand *").
Zu diesen gehörte der „Benedictaa" , dessen Gass 1297
wenige Tage nach dem 2. November bewerkstelligt ward ^*-).
Im Jahre 1609 erfolgte ein Umgnss dieser Glocke *'), w^che
aoffttlliger Weise in dem von Gidlus Btass anfgestellten Yer-
■eiehnisB wiederum den Namen Benedictns ftlhrt, obschon aie
svL Ehren des Apost^s Andreas gegossen und mit dessen Bilä-
niss verseben wnrde.
Ton den Übrigen können ans früherer Zeit eben nur
folgende chronicale Notizen mitgetheilt werden, welche jedoch,
vieDeioht mit alleiniger Ausname der „Soholastica", mit den An-
gaben des Gallus Stass in keine Ueberemstimmong au bringen
Irind.
Am 7. October (in die SS. Sergü et Baebii) 1304 wurde an
swei Meinen Glocken (sohellae) die Tanfe aar Ehre ät/t hl.
Petronella und Scholaatica vollzogen *').
1385 befand' sich nnter den kleinen Glocken eine (n«biln
campana) mit dem Namen „Nola" **).
1339 unternahm der Abt Hermann von Eichelborn mit vielen
Kosten den Ghua einer aeaen kleinen Glocke (novam chrilam
procaravit) *^), nnd
*■} OrgWi t- (duiatL Kntut, 1861, pag. «7.
*o) Dia BenedMiiiw- Abtei in Fnlds befsnd sich lobon bei den Tod«
Ihm Abtes Stnrm im Jttbre 779 im Beate voa Qlodieii (gkvgu), joa denn
•I sUerdingi nicht erwieeen itt, ob diosdben gtgomiu «sreo. (BlgOis lUm
MUHti Starmi, bei Perts 1. o. Soriptoree II. S77.)
•>) Cbron. Stmpet. — Nio. v. Sieg., p»g. 869.
■*) Oall. StSN, Collectio, pftg. C89, wo ein UmBraei der Qlo«As Bens-
dletns angeführt, jedoch irrthfimlich in d» Jahr MIO gesetat wird. — TergL
•Mb Bellte A.
•>) Chnn. Sunpat
•*) Ebnida.
»•) Ebenda.
idby Google
— 97 —
1492 wftrd die 141 Ffbnd schwere Glocke ,^oliatmea" gp-
goason •*).
Von dem dnrch Blitzschlag am 14. Mo! 1613 entstandeneD
Brande des hölzernen Oberbaues am vorderen Thnrme ")
scheinen die Glocken nicht berührt worden za sein, da in dem
von GalluB Stass gefertigten Verzeichniss nur Glocken von
älterem Gusse namhaft gemacht werden. ,
üehar die Tonart, in welcher das Geläute gestimmt war,
Usst aich hei der UnvoUständigkeit des Materials, der sich
möglicherweise auch Ungenauigkeit zugesellt, leider nicht ein-
mal eine Vermuthung «nfsteUen. Ob dasselbe erst durch die
beiden 1609 und 1611 gegossenen Glocken eine solche Vervoll-
stöndigang erhielt, dass es in der letzten Zeit seiner Tbätigkeit
als ein „prachtvolles GelSute" von Zeitgenossen gerQhmt werden
konnte, mag dahingestellt bleiben; um das Jahr 1600 scheint
indesB die Harmonie noch etwas zu wünschen übrig gelassen zu
haben, denn nachdem 1599 eine tUr die Andreas - Kirche be-
stimmte 32 Centner schwere Glocke ^^) von dem bekannten
Heister Möhring gegossen worden war und es sich heransstellte,
doss dieselbe zu der Stimmung des Kloatergcläutes ganz vor-
trefiflich bormonire, soll Abt Valentin Mohr dem Presbyterium
der Andreas-Kirche mannigfache, wiewohl vergebliche Vorschläge
fiir den käuflichen Erwerb dieser Glocke gemacht haben '").
Die von der französischen Finanz- und Domaincn - Kammer
am 27. Februar 1810 vorgenommene Versteigerung von 8 Glok-
ken ergab einen Ertrag von 5339 Thlr. **"); die Glocken selbst
wanderten demnächst theils nach Nürnberg, theils nach Qotba.
Von dem in letzterer Stadt wohnenden Käufer erwarb später
die Gemeinde des Dorfes Siebleben die 1609 gegossene, 16
Centner schwere Glocke „Andreas" und die 8 Centner schwere
Glocke „Stephan". Diese, im Jahre 1861 durch einen Sprang
anbnuichbor geworden, wurde 1862 einem Umgius unterworfen;
■•} Nie. V. Siegen, psg. 193.
*-<) GaU. StsM, Colleotio, psg. 691. Unter dem vorderen Thorme »cliaint
der ■adlicbe gemeint in sein, weil dieier dem AofgugB cnm^Kloster n-
olchst hg.
'■} Ihr Ton sefawuikt iwisohen C ond Cia
■■) Wahl, die Andreu-Kirofaa in Krfnit, psg. 14.
**) Franiöniohe Venröttnngen ia der Stadt Erfurt, L o.
:,G Gothic
— 9« —
jene, vor Oslers 1&73 gleichfalls darch eineB Sprang aoner Ote-
braucli gesetzt, wurde noch ia demselben Jahre amgefgoasen.
Von demselben Käufer erwarb die Gemeinde des Oorfea Mott-
laben die 1563 gegossene, 17 Centner schwere Glocke ,^gatha"
und befindet diese sich noch gegenwärtig im Besits derselben * ')•
In Betreff des Orts der Anbringung für die U70 für 31 FL
beschaffte Uhr mit Schlagwerk *>*) hat sieb nur so viel
noch ermittelif lassen, daas dieselbe sich nicht an der Kirche,
sondern am Klostergebäude befunden hat
Zum SchlusB musB noch folgender Gegenstände gedacht
werden, welche sich an der Aussenseite der BÜrcba TOrfinden.
Zum Gedächtniss eines Massenbegräbnisses , welcbes w&h-
rend der im Jahre 1382 herrschenden Epidemie nothwendig
wurde, ist am Seitenschiff nnweit des stldlichen Krenzarmes
nachstehende Steininschrift in vertieften neugothisoben Hajuskela
angebracht :
Anno Domini M.CCC.LXXX1I orta est pestilentia magna
et facta est hie fovea magna in qua sunt sepulte trea
sexagene et quindeclm hominum quorura anime requiea»
cant in paoe amen.
nebst einer Hand, welche aof den Ort hinweisen soll, an dem
ausserhalb des eigentlichen Kirchhofes 195 Menschen in dem
gemeinscbafUichen Grabe beerdigt worden '*).
Eine durch die Einwirkung der Witterang leider sehr ver-
blosste, anmittelbar aof dem Sandstein angebrachte Malerei im
Tympanum des Sädportals, deren Umrisse jedoch die Darstellung
noch mit hinreichender Sicherheit erkennen lassen, zeigt Kwi>
sehen zwei Engeln, welche in knieender Stellung Weihraucb-
f&sser, die Symbole der Varehntng und Anbetung, halten, eine
*') Hkcb in Ort nnd StellB einguograBD Erkondignugaa dnroli de« f3r
GIookBuknode ein r^;«! Jnterease EBigenden BohQl«r des hiBngsa QjmiiB-
siama Qmtav Ecks Ijetct Frediger ia Hslle).
••) Joh. Koober, bei Qsll. Stui, Colleotio pBg. 669.
*■} Falkeiiit«iii, Bigtorie von Grffurth, pkg. 275, giebt swar den WorU
lant der Inuhrift richtig an, ugt al>ec, ei wären 733 Uenechen in j«iMr
Urnbe begraben worden. — AU man im Herbit 1664 für die Anlage der
CitadeU- Befeiügiuig de« Fetereberges in dieier Q^^d den Graben bqb-
BchBchtete, worden un iTnöTBaibiT "'"^ Menge MwaoheiigsbBine gefondan
(Job. Caap. WeatermBUi ,' L c. foL &76).
DictzsdbvGoOt^lC
— 99 —
mtaende Htria nüt dem CbristatkiBde auf ihrem Schosse dwr;
ihr rechter Arm ecfaeint das Kind lo amfiusen, während sie in
der linken Band einen randen Gegenstand hält, der sehr wahr-
scheinlich ttLt einen Apfel anznsehen ist. Der in dieser Dar-
Btellang liegende symbolische Gedanke ist ohne Zweifel anf die
von Christo aasgegangene Erlösung von der SUnde ni beziehen,
dessen Dogma in dem von Weihranohwolken umwallten Hess-
opfer seine höchste religiöse Verehrang findet. Der in den Bild-
werken des Mittelalters sehr hSnfig zur Anschaaung gebrachte
symboBsche Znsammenhang zwischen dem Alten und Neuen
Testamente, die eutschiedene Vorliebe, die alttestsmentlichen
Begebenheiten Tom typologisehen Standpunkte ans als eine Hin-
weisnag anf die Ereignisse des neuen Bandes anfzufassen, ist
hier dnroh den Parallelismas zwischen der Geschichte des ersten
Heaschenpaares und der Geschichte Jesu Tertreten, aber nur
durch den Apfel symbolisch angedeutet. Im kirchlichen Sinne
ist Christas der neue Adam, der Begründer eines neuen geistigen
Lebens, welcher die Menschen von den Folgen der Sttnde er-
löste, and Maria ist die zweite Matter des MenBchengescLleohtee,
welche in ihrem Sohne das Vergehen der ersten Mutier tilgte.
Wenn daher in dem Apfel, den Adern aaa der Hand der Eva
erhielt, das Zeichen dw Verschuldung' liegt, so reicht dafftr das
OhiistnsUDd der Maria wiederam im Apfel das Zeichen der Er-
lösung für die sündige Menschheit **). — In Betreff des Alters
s **) VergL WaniBl, ChriitlidM Symbolik. — Eine «elbat in d«n Detaili
shnlicha Dantsllong war sIs SteiuMialplar früher im Tympsnnm des Portals
ta der BtadUärdie sa Freibnrg %. d. Unttrat sajrabracht (iweitea Viertel
das IS. JahrhiiiidsrU) nnd befindet lioh jetst *!• De^teia über der Treppe
in dar Vorhalle (PaUrioIi, 1. o. II. Abtb. 1. Bd. Beetioa Freibar^, Ta£ 6).
IhNMlb« gilt von dem Siegel dar Benediktiner -Abtei sd SeitenitAtten in
Oestreieb nnter der Enns, 18. Jahrhnndsrt (?) (Jebrbacher der k. k. üentnJ-
eoBuninioii, III, Bd. pag. 841 Abbildg.), — Am Tympanom dar goldenen
Pixie des Dome in Fraibarg findet «icb al* Bteiosonlptiir sns den Jeliren
IISD— 1180 sina fthnliriks Darst^ang; hier nrnfttet dia auf Mnem Throne
■UandB Maria mit dam IJakan Anne du Chriitnekind, welehsi seine reobte
Haad legnend empor gehoben hat, wthrend ihre Rächte einen mnden Ga-
geoetand UUt; so beidsn Seiten dai Kopfei der Maria igt die Fleoke des
Bc^CaatUdai mit den Braitbildera iweiar Engel snigetilUt, in deren Binden
■iidt gleJohMli mods Oegautinde Itefindea. Harr Ed. Haeohler (der
Dom ni Fraibarg, 1883, pag. II) hält den Gaganstand in d« Band dar
. Cooj^lc
— 100 —
dieser MHlerei kann b«i ihrer onvoUflt&ndigeD Erlialtang nur dia
Vermuthung auagesprochen worden^ dass die Arbeit noch im
Ausgange des 13. oder im Anfange des 14. Jahrhunderts, viel-
leicht gleichzeitig mit den WandmalpreicD in -der Kapelle Cor-
poris Christi "^), entstanden sein dUrfte. Die radikalen, in
einem stumpfen Winkel vertieften Ansmeiselungen in dem Het-
ligeaschein , welche lediglich, aber wohlbedacht, zur KrEcogong
eines roanDigfachen Beflexes der Vergoldnog angebracht siad,
sowie die Eugelform der Ranchf^Bser mit niedrigem, etwu aas-
geschweiftem, kegelförmigen Fasse deuten wohl noch auf die roma-
nische Periode hin; dagegen bekundet die dem Christuskinde zo-
gewendete, seitliche Neigung des Kopfes, sowie die Haltung der
linken Hand der Gottesmutter, femer die auf den Faltenwurf sn
besiebenden Linien an ihrer öewandang und der Schwung in
den Flügeln der Engel auf eine dem Romanismus im Allgemei-
nen fremde Auffassung, welche in ihrer belebteren Gestaltung
einer späteren Zeit angehört. Nicht ohne Interesse ist die du
Bild umrahmende Bordüre, in welcher man weder ein roma-
nisches noch gothischea Element aufzufinden vermag, und der
nach der Ansicht des Herrn Baurath Motbes ein arabisches Ho*
üVf vielleicht die Stjlisirong eines arabischen Wortes zu Grunde
za liegen scheint. Wenn hierzu, wie anzunehmen ist, der kl5-
sterliche Malor eine Vorlage benutzte, wie dergleichen an Konst-
Haria für eine Kngel (die Weltkngsl) nnd glaubt, öum die mndeo Körper
in den Händen der Engel iwsi PUnetaa dantellen, wodnrok du Weltall
angedeutet werde, welohea dnroh ChriiUun der Onada Gottse ÜMilhaftig
werden «oU. BoUtss in diesen rnoden OegeniUndsn niobt Auah hier ApfU
und WeihranohKaeer sa erblioken aeio? ~ Im 18, Bande (1866) der Hil-
theiltmgan der k, k. CeDtraloomniMion pag. LXXVUI. ist ein kleiner Ha-
rien-Klapp- Altar beaohriaben nnd abgebildet, welcher nsoh der Auicbt dea
Herrn Dr. Frans Book au dun 14. Jahrbnadert ttamiDt. Die Fignrea sind
au Wallrontahn gescknitten nnd lam Theil bemalt. Die mittlore Dsr^
Stellung ssigt die Madonna, aaC deren Sobosie, von ihrem linksn Aim ob-
sohlnogen, dai Chriattukind itebt, welohea in dar linken Hand einen rotli-
wangigen Apfel h<, wUirend die Beobte naofa eiaam Togal greift, den die
Hntter in der rechten Hand hält — Der Sebwansnordena-Altar (nach 1484)
in der 8. Qnmpert« - Kirche au Anspach enthält in seiner mittlaren Abtliei-
Inng die Statae einer Madonna, deren reoble Hand dem Apfel ragewendei
ist, den das auf ihrem linken Arme titsende Chriittukind bilt. (Bnd. v.
Stillfried, AlterthSniBr o. Kunatdenkmale dst Hauses Htdiensoltem, AUiildg.).
**) Vergl, die Beaobraibaiig dieser Kapelle.
:,G Gothic
— 101 —
gegenstituden auch noch uns erhalten geblieb«n sind **), ao be-
kacdet sicli doch bei ihrer Verwendung keineswegs ein gewisser
Grad tod Erfindangstalent, da er die Constraction eines Winkel-
Stückes, als Verbindangsglied zwiecheo der yorhandenen geraden
nnd kreisförmigeQ Bildääohe vermied, und den im Bogen zu
fährenden Theil, welcher doch wohl verkehrt stehen mnaete, in
derselben Weise begann, wie an dem geradlinigen Thürsturze.
Aach die beiden Zwickel der rechtwinklicben Umrahmung des
Tjmpannm waren mit Malereien geziert, die jedoch bedeutend
mehr gelitten haben, so dass nur noch einzelne Linien der Ge-
wandung, sowie einige Spuren des farbigen Anstriches kenntlich
geblieben sind.
Eine östlich neben dem Südportale in die Manerääche ein-
gesetzte, leider mehrfach beschiUligte Steinscnlptar enthält in
einer spitzbogig geachloisenen und von einem, mit Krabben be-
setzten spitsen Giebel überragten Nische das Bild des gekreu-
zigten Christas; rechts vom Ereaze steht Maria nnd hinter ihr
Johannes, links Petrus; ta beiden Seiten des Krenzstammes be-
finden sich im Bogenfelde die Brustbilder zweier schwebenden
Enget. In der Darstellung des Kreuzes als eines zwar von
seinen Aesten be&eiten, sonst aber unbehauenen Baumstammes,
dem jedoch zwei Aeste belassen wurden, welche in halbkreis-
förmiger Biegung die Arme des Kreuzes bilden, ist der Gedanke
symbolisch wiedergegeben, das dasselbe ans dem Banme des
Lebens gezimmert worden sei; dessen Ursprung von der Le-
gende bis auf die Vertreibung des ersten Menschenpaares aus
dem Paradiese zurückgeführt wird. Dem Anschein nach befand
sich am Fasse dieser Sculptur eine mit einem Gotteskasten in
Verbindung stehende Geldspalte.
Schliesslich £ndet sich an der Südseite des südlichen Thor-
mes in vertieften Linien ein vor dem Krenze stehender Christus
dargestellt, mit den Wundenmalen und der Domenkrone ver-
sehen, mit dem Lendentuche umgürtet und in der Rechten eine
Oeissel, in der Linken ein Ruthenbünde] haltend; vor ihm kniet
•*] Eins UnlichB Bordnre befindet sieb all Zierband so ttnem roma-
niMiliaji Speiaekelaba nebst Psteno im Scbstc« des StiftM S. Pstsr tu. Stli-
barg, deren ADfarligimK dem Schlsiae des 12. Jshrhanderts ugeliören
dflrft«. (Hittbeilungen der k. k. Centnlocinmiuioa, Wien 1668, TIIL Band,
PH- 34 S.)
:v Google
— 102 —
mit bittä&d erhobeuec HSndeu ein Uöticb, ddn ein Spracbbaiid
umgiebt, irelcbes in TOrbemohoDd beugotbiBthen Mii|jUik«lD die
Inaobrift:
Cluist . gervche . zv . labioe . di . sele . der . begnbine . amen.
entbält. Da sieb im Osten dea QaerBcbiffes, tun des Chor ber-
umfOhrendj der ftuBsere Begräbnissplatz ac die Kirche aoBoblosB,
80 Boheint die Fürbitte weniger auf eine bestimmte FarBoa, al>
yielmebr auf alle daselbst cur Erde Bestatteten Bezug za haben.
Für eine Bestimmung der Zeit, in welcher die Fertigung dieser
DwBtellung, welche an sieh ohne jeden Konatwortb ist, ent~
Btuiden Bein kann, bieten Schrift und Bild nur einea allgemeineB
Anhalt. Berücksichtigt man die in den Figuren auageaproobene
freiere Bewegutig, an denen die dem RomanismuH eigenthilinliche
Starrheit der Form tuad der Qewaodung nicht zu erkenoeD iflt,
femer die Form des für die Inachrift IMBI beatimmteh Gegen-
atsndes, dar eher ftir einen Fergamentatreifen, als für eine Tafel
angesehen werden darf, sowie die deutsche Inachrift, deren
Vorkommen selbst noch im 14. Jahrhundert zu den Seltenheiten
gehört *''), BO wird die Arbeit mit gröseerer Berechtigung die-
eem, als dem 13. Jahrhundert sugoschriebon iterden dürfen.
Die Klostergeb&ude.
Bei der Anlage der Elostergebände scheint die. in BÜdlicber
Biehtang mit der Stadt bestehende Straesen- Verbindung in ao
fern Ton Einfluss gewesen au Bein, als den auf dieaem alten
Wege die Anhöhe hinauf steigenden Gläubigen die Kirche un-
mittelbar in ihrer ganzen imposanten Ausdehnung vor die Angeo
treten sollte, sobald sie auf dem Plateau angelangt waren. Die«
Bern Zwecke entaprecheod war im Süden dea Kir(^engebltudea
ein freier Fiats belassen vrorden, während ,a^ aeiner I^ordaeite
**) Die in Erfort bekannt« Slieate denttobe Iniclrift behnd rioh Im
F«terÄkMt« nnd batnf die im fmbn 1861 gMohehmw WidmatiK oinM
AlUrB. {QalL SUu, Hwrolagiun , ykg. 3(7.) {ViriUioht ift wwfc aloB dem.
•elben Jahre ein« Inichrift sni dor eh«m>ligen OuigolphakBpell« [jetat
Victoria- Botet} im HnMum dsi Altertbama-Veraim.)
Ah liierte deataohe Inaelirift Qbeihftapt wird bia jebrt dia ktif dem
Grebstain dse 1^76 oder 127S geatorbanen Ulriob von Liobtenateia uge-
aeheil (Blittlieilg. der k. L Central- Commimion , Jabrg'. 17 pag. CIL mit Ab-
bildg. — Anseigar f&r Kund« dentwilier Torseit, 187!), pag. 287.)
— 103 —
3it Elostei^ebliade lagen. Die drei rechtwlnlclig aneinander
BtosBenden Flügel derselben lehnten sich mit ihren beiden sUd-
Uchen Oiebeln einerseits an die Giebelwsnd des nördlichen Qaer-
flcliiffes, andererseits an die Nordwand des einen, nicbt zur VoU-
endoDg gekommenen Weetthurmea. An der inneren Seite des
aaf dieBfl Weise mit der Kirche gebildeten Vierecks lag der,
das innere Coemeterinm naBchliessende Ereuzgang, dessen süd-
licher Hügel sich unmittelbar an der Mauer des nCrdlichcn
Seitenschiffes entlang zog.
Ohne Zweifel lediglich in Holz konstruirt, wvirden sämt-
liche Gebäude 106S and 1079 ein Raub der Flammen, und auch
bei dem Brande im Jahre 1142 scheinen dieselben mit einem
solideren Material noch nicht aufgeführt gewesen zu sein, da es
sich nicht annehmen lässt, dass die Elostergebäude früher als
die Xirche in Stein erbaut waren. Erat nach dieser Zeit und
nachdem der durch den letzten Brand angerichtete Schade an
dem bereits bestehenden Steinbau der Kirche wieder hergestellt
war, mag man auch bei dem Wiederaufbau der Klostergebäude,
wenigstens Dir das Erdgeschons, dem Steinmaterial den Vorzug
gegeben baben, wobei der Kreuzgang aber noch immer ausge-
schlossen blieb, dessen Holzbau erst im Jahre 1463 beseitigt
wurde.
För die den Bedürfnissen des Klosters entsprechende Be-
stimmung der vorhandenen Räumlichkeiten lässt sich nur aus
veracbie denen, aerstreuten Notizen im Allgemeinen der Schluss
ziehen, daM
1, iD dem grossen, den Kren^ang auf drei Seiten umscblies-
aenden G«bäude:
im dstUcben Flügel der Kapitelaaal nnd über demselben,
mUbin in herkömmlicher Weise dem Chor mÖgUeltBt nahe
liegend, das in früherer Zeit Statute nmässig keine Zellcn-
. eüithnlang enthaltende Scblafhans (domitorinm),
im ndrdlichen Flügel das Sommerrefectoriam,
im westlichen Flügel das Winterrefectorium *^) and
in der f^cke zwischen den beiden Refectorien die ConventS'
küche zu suchen ist;
") Sowohl du ■refeolorinm aestiYalei> wie äts ■refactoriam hiamtls«
irird Eom Jahre 12d0 aoidrüokliofa namhaft gemacht (Cbron. Stmp.).
.ODgIc
— 104 —
2. ftbgeeondert vod diesem (ikbSade, jedocb mit ihrem Ost-
lieben Giebel an die Westseite der Kirche sich anlefa-
nend, die Wohnung des Abtes lag, bei welcher die sQd-
liehe Wand des anteren Stockwerkes An dieser Stelle die
das Eloster umgebende Mauer sn vertreten hatte; und
3. sich um das ganze Gebäude, und xwar von der an seinem
Sstlichen FlUgel angebauten Kapelle S. Annae bis sor
Abtswohnang, eine Mauer herumzog, an deren innerer
Seite
im Osten das zum Aufenthalt fiir altersschwache oder
kranke Mönche bestimmte Gebäude (infirmarium),
im Norden die Brauerei (brasatorium) und das die grosse
Weinpresse (torcular) beherbet^ende Gebäude, .
sowie im Westen das Gasthaus (domus hospitum) und die
Kanzlei (domue scribae) angebaut waren,
während in einem kurzen, südlichen AnschlusB an die Abts-
wohnong der Eingang zum Eloster nebst der Zelle des
Pförtners sich befand.
Die Räumlichkeit dieser Gebäude muss bereits in der zwei-
ten Hälfte des 13. Jahrhunderts gar nicht unbedeutend gewesen
sein, da das Kloster um diese Zeit den Kaiser Friedrieh I. mehr-
mals beherbergte, nnd dem Anscheine nach in noch ausgedehn-
terem Hasse im 13. Jahrhundert, wo gleichzeitig König Kudolf I.
und der Brzbischof Rudolf von Salzburg mit zahlreichem Gefolge
die Gastfreiheit der Abtei während eines längeren Besuches in
Anspruch nahmen. Auch mag schon in dem letztgenannten Zeit-
raum t&i den Abt eine Sommer^ und Winter -Wohnung vorhan-
den gewesen sein, da die erstere (estivarium abbatis), welche
höchst wahrscheinlich mit der bereits angefahrten Abtswohnung
identisch ist, im Jahre 1323 ausdrücklich genannt wird ***).
Ueber die innere Einrichtung wird von einem Ohronisten
die Uittheilnng gemacht, dass in den Jahren 1345 nnd 1346 von
einem in der Halerkunst erfahrenen Meister der Kreozgang mit
DarstelloDgen ans dem alten Testamente geziert wurde, welche
**} Vers'- <liB ünterracfaDitKttcteii , valche in Betreff der «ngefeindaten
Wahl dei Prion Tolkmar iniii Abt dea Klotters im Jahrs 1S33 geffihrt
worden lind (Zeitschrift dea Tereias für thöriagisohe Uescbiohte o. Alter-
thnmslnnde, Jen», IL psg. 6G).
:v Google
— 105 —
lOgemeio Beifall fanden '">), •sowie daas unter dem Äbte Chrl-
etian Kleingam (145) — 1458) das Refectorium eine Eiiirichtaiig
erhielt, deren Bezeichnung: „(abbae) refectorium tabalavit" ''*),
es zweifelhaft Iftest, was darunter zu verstehen ist; Tielleicbt ist
hierbei eher an eine, an deo Wänden herumlaufende Holzbetdrä'
dang, als an eine Dielung des Fusabodens zu denken, die mit
Bücksicht auf die Zeit allerdings als ein seltenerer Luxas za
betrachten w&re.
Etwaige bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts zur Äaflf&hntDg
gekommene bauliche Veränderungen sind nirgends angefahrt,
dagegen haben die im Laufe der zweiten Hälfte des genannten
Zeitabschnittea unter dem Äbte Günther von Nordhausen (14C8
— 1501) unternommenen, zum Theil kostapieligen Umgestaltangen,
in dem Hönche Nioolaus TOn Siegen, ^s Ängenzei^en, einen,
wenn auch nicht auaflllirUchen , bo doch anerkennenswerttiMi
Berichterstatter gefunden.
Das Hauptaugenmerk dieses einsichtsvollen and tbstjgen
FdÜaten war auf die Beseitigung des bisher noch immer in Holz
constmirten Krenzganges gerichtet, um ihn als massiven, ein-
gewölbten Steinban wieder aufzuführen und dieses Material auch
tat die hiermit in Verbindung stehende Erneuerung des oberen
Stockwerke in Anwendung zu bringen. In technischer und con-
sbnctiver Sichtung mSglicherweise von dem Laienbnider Nico-
laUB und dem Conventualen Jobann von Babenberg geleitet,
welche zu jener Zeit als „lapioida notabilis et magistraÜs" resp.
„notabilis stmctnarius" genannt werden ^'*), begann, ungeachtet
der in Stadt und Land herrschenden Fest, die Arbeit im Jahre
1463, wo bei den Ausgrabungen für die Fundamente das vom
Erzbiscbof Heinrich II. von Mainz als Reichsvicar über Thürin-
gen und Meissen gefilhrte Siegel aufgefunden wurde '"'). Der
in seinem Öatlichen Flügel zuerst sich weiter entwickelnde Bau
zeigte hier zehn grosse, nach dem kleinen Elostorgarten (dem
*'] Nie. T. Siegen, pag. 886 und 867. — Chron. Sanpet.
' ■ ) Nio. T. Siegen , pkg, 4S3.
'■) Niv. V. Siegen, psg. 448 n. GOi^.
") Nie. V. Siegen, pKg. 447. Eribiachof Ueinrich nar 1283 vom Bönig
Rodolf L mit diesam Amte betisnt worden. Eine Abbildung dissea Siegels
giebt Faickenitein , Historie TOq £r#nitii , pag. ISK.
,1 ..jtvCooj^lc
— 106 —
Jünei-flii Coemeterini») fahrende Fenster '*) und mag vor dem
Nordgiebel des Qnerschiffes der Kirche eine partielle Verbrei*
teruDg nach Osten gehabt haben, da sich nur hiermit ftlr den
Oonrent die Bedingung eines freien Zuganges snr Eircfao er-
fnllen Hess, welch« lediglich mittelst der in jenem Nordgiebel
vorhandenen ThOr mit dem Erenzgange in Verbindang stand.
In Verbindnng mit diesem Bau stand die Vorlegung des
Dormitoriums aas dem Setlichen nach dem westlichen FlQgel,
sowie ein Umbau der lux den Abt bestimmten Winterwobnung,
.die sich an das neue Dormitorinm antcbloss. Dies gebt aus
einer Vergleiohimg folgender Angaben hervor: Als im Jahre
1469 eine neue, der Jnngfraa Maria geweihete Kapelle **) im
Dormitorinm errichtet ward, baut« man ,^n demselben Orte"
auch eine nene Abtei '*), welche später die „kleine Abtei" ge-
nannt wurde und eich als die Winterwobnung des Abtes ans-
weist, zu welcher man 1681 eine ausserhalb hinauf fahrende
Treppe anlegte, damit^ um su ihr eu gelangen, der Dnrehgang
dorch das Dormitorium vermieden werde ^''). In der „klmnen",
mit dem Dormitorium in ein und demselben PIfigel liegendem
Abtei (in dormitorio nostro in parva abbatia) wohnte wSbrend
der Anwesenheit des ELrEbiecbofs Anselm Franz von Ingelheim
im Jahre 1680 dessen MarachaU, und da der gesammte Besuch
in dem wesüicben Tbeile des Klosters antergebraoht war ^"),
so kann aeit dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts das Doi^
mitorium nebst der umgebauten Winterwobnung t&r den Abt
oben nur in dem oberen Stockwerke des wesÜichen FlOgela ge-
legen haben. Andererseits richtete man im Jahre 1566 einen
Theil des (früheren) Dormitoriums zur Aufnahme der Bibliothek
") Mic T. Siegsn, pkg. 447.
'*) ÜMb einer Angabe bei Gall. 8tus, Colleotio, psg. 706, soll diese im
Dormitorinm gelegene Espelle sohon 1466 durch den Wefhbitohof Jokann,
Bisohof TOD SjTA, inr Ehre der Jtmgfrsa Maris nnd der vier KirebeuT&tei
geweiht worden lein. Die Angabe dea Nie. t. Siegen, psg. 449, dui der
Biachof Johann von Speier die Weihe Tolliofren habe, beruht anf einem
Irrlbnm; die betreffende Anmerkung eotliält dagegen die richtige Leieart:
epiioopoi Syreniia; da es an jener Zeit einen Bisohof Johann von Speier
nicht gegeben bat (vergl. Eheling, die deutechen Biacbdfe, II. 462).
'■) Nie. T. Siegen, pag. 449 n. 457.
") Oall. Stam, Colleqtio, pag. 79!.
") QaU. Stasi, Collectio, pag. 78« U. 787.
:,G Gothic
— 107 —
«ii^ wobei freilioEi nicht gana richtig gesagt wird, dMaetb« 'habe
iber der Kapelle S. Ansäe gelegen ^'), dessen Lage ii» ÖetlEoben
FIffigel aich aber dadurch bestütigt, und zum Jahre 1679 geschieht
des „aken" Dormitoriume ausdrticklieh Erwfibnung mit dem Hin-
niflftgan, dsss in demselben flir die KoTizen neue Zellen »hige*
baat witrden, weil dergleichen vorher nicht vorbanden waren '').
Aach eine andere , schon frtther ttber dem Kreu^^ange bs*
■Übende^ aber nicht näher zu lotu^ieireade , dem hl. LanrestiaB
geweihte Kapelle wurde 1478 ganz neu wieder hergestellt **)
and am 29. Deeember (in die 3. Tbomae Cantaariensis) dessel-
ben Jahres zur £)hre der Heiligen Laorentins und Berohat^us,
sovia der HeiHgcn Scholastioa, Apollonia, Fides uad Fetronella
consCcrirt durch den Weibbiscbaf' Johann, Kechof von Syra *').
Dieser ganze „lUraraas kostbare" Bau des Kreuzganges, an
welobem 18 Jabre gearbeitet worden war und auf den man an
baaren An^gen 4000 Qülden verwendet hatte, fand 1480 seinen
AbschlnsB "), worauf ihm der Woihbiechof Johann am 1. Hai
(KaL Maji) 1481 die feierliche Weihe ertheilte und hierbei jedem;
der wXhrend eines einmaligen Umganges im Kreuzgange fünfmal
das Vater-Unser nnd ebenso viel mal das Ave Maria, oder den
Psalm de profiindis nebst dem Täter -Unser und der Colleote
fte die Verstorbenen beten wflrde, eine vierzigtägigs Indnlgens
maiafaarte '*).
Zu den hier unternommenen baulichen Veränderungen ge-
hört noch die Herrichtung einer eingewSlbten Sakristei, welche
als MO anter dem Dormitoritim liegender Einbau 1481 angelegt
wurde and ansBoblieeslicb ftlr die Vorbereitangen za dem t^'
liehen Gottesdienst bestimmt war "").
'*) Joh Knchsr, bei GsU. Stau, Collectio, pag. 6B8. — Bis in dieser
Zeit eofaeint die Bibliothek mit dem ArefaJT Tsreitiigt geweieii n sein ; dieee«
Mr ia einem, vom Kreni[aiige ans EBg&nf[Eoheii Banme aotergebracht
(Oall. BIsM, Colleotio, pag. 807) nnri Jene wnrde Tom EreniganKe nteh dem
Dormitorinm rerlegt.
**) Oan. Staai, CoUectip, pag. 78S.
*■) Hie. T. Bieten, p«g> 4S7, setat die Reitaaratioi) der Kapelle iS das
Jehr 1476, Joh. Kncher, 1. o., pag. 070 dagegen in das Jahr 1473.
■') 0«n Stam, OtHIecUo, pag. 712.
■■) Nie. V. fliegen, pag. 4S8.
■*) QalL Staw, Coüeatio, pag. 71B.
*■) Nie. T. Siegen, pag 469,
^dbv Google
— 108 —
Obsobon es ketnem Zweifel unterliegt, duB der nen ent-
■t&odene Kreuzgang scbon durch seine architectoniichen Formen
dem Kloster zur besoDderen Zierde gereichte, bo war doch der
FUn des Abtea QOntber toh Nordhaasen für diesen Liebbng
seiner Bautbfttigkeit biermit noch nicht erschöpft, und weil er
hSchst wabrscbeinliob auf einen Ersatz der alten WandgemSlde
bedacht war, deren Beschädigung durch den Bau nicht gut hatte
Temüeden werden können, so lieferte in den Jahren 1475 bis
1485 die kunstfertige Hand des Klosterbruders Conrad von
Scbmalkatden die schönen, gemalten Olasfeneter, welche d«n
Kreuigang noch bei der Äafbebuag des Klosters schmtlckten *'),
Auch dem Fussboden scheint eine besondere Aufmetksamkeit
geschenkt worden zu sein, da man diese Arbeit auf dem Grab-
stein des Verfertigers oder Wohlthfttars bemerkt hatte, welcher
im Krenagange bei dem Cspitebaale lag, dessen InBchrift '*}
jedooh scbon 1777 nicht mehr TollstHndig erhalten war. In wal-
cber Art der Malerei die Bilder aasgeftihrt waren , welche Job.
Georg Leackfeld im Jahre 1700 bei einem Besuche des Feters-
klosters im Kreuzgangc nnd in der Kapitelstube sah, ist nicht
erdchtlich; da dieselbe indess nach seiner Aussage „eine anti-
qnit4 nicht mit sich führen", so darf nuui vermuthec, dass die
genannten Darstellungen: König Dagobert, ein Bischof Rigibertns
von Mainz (?) , der Erzbischof Heinrich I. von Mainz und der
hl. Benedictus eher für Tafelbilder als fUr Wandmalereien %a
halten sind und aus neuerer Zeit stammten ^^).
Die znr Unterbringung von allerlei Vorräthen vorhandenen
Kellerränme erwiesen sich mit der Zeit als unzureichend; es
wurde daher 1482 und 1483 unter dem Winterrefectorinm ein
neuer grosser Keller nebst zwei kleineren Kellern ausgegraben " *) ;
**) PUcidu Hnth, 1, o. psg. 47. — Nie. t. Sisgen, pag. BOS, nscbt hiar-
von imr keine ipesislle Angtbe, esgt aber: sConTadiu de Smslksldia fait
feDeitrftrina et aliai inrentiToi in laboraadcM.
■'] Anno domini 1473 Babertua Wen{[eiidinten (Werynfiabwii))
.... preMDB pavimentum Gall. SUw, Neorologinin , pag. 8G2.
'*] Lenckfeld, Anliqnitatea Bartfeldanaei , pag. 75 f.
") Nico). V. Siegeo, pag. <69. «Itein (1462) fsotom fait oeUariora mag-
Dum anb dormilorion, — Joh. Eucher, 1. o. pag. 671. «Hdo (1183} et a^
qoenti anno inchoatom ert noram odlariam sab ambitu nn nfeotorw
Dictzsdbv Google
— 109 —
ferner veraDloaBte eine boBonderB reiche Weieernte, zu deren
I^gerang alle disponiblen Räume herangezogen werden miiasten,
im Januar 1679 die Einwülbung eines biBber nur mit Holz ein-
gedeckten Kellers *"), und 1680 war man genJitliigt, zur Ver-
bessemng des Luftzages in einem Weinkeller, welchem die Be-
nenoung „sepalcbrum domini" beigelegt war, ein in den Kreuz-
gang aUBmündendea Kellerloch durchznbreohen "').
Die an den Westgiebel der Kirche sich anschliessende, mit
der Front nach Süden gerichtete Wohnung des Abtes erhielt
sehr wahrscheinlich eine Erweiterung durch einen Keubau, wel-
cher „bei dem Eingange in das Kloster und Qber dem, das
RShrwasser ansspeienden Löwen" 1470 zw Atufilhrang kam **),
wShrcnd bei Gelegenheit der Verlegung der Kapelle Omnium
Sanctorum vor das Westportal der Kirche im Jahre 1472 das
iätft bereits bcBtebtnde QebSnde dem Anscheine nach einem'
umbau unterworfen wurde "). Vielleicht entspricht es der
Wirklichkeit am nächsten, wenn man sieb am diese Zeh die
ganze Abtswohnung als zwei, unter einem rechten Winkel sn-
sammenstossende Flügel ▼•retellt, und an der gegen Südwesten
gerichteten Ecke als erkorartigen Vorbau die „neue runde Stube"
XU suchen hat, zu deren Erbauung Abt Günther von Nordhansen
1492 aeine Erlauhniss ertbeilte **).
Bezeichnend ftlr die strenge Handhabong der Klostcrdisci-
plin, welche seit dem Beitritt zur Bursfelder Congregation (1446)
im Peterskloster wieder eingeführt worden war und die Abt
QOnÜier selbst noch im vorgerückten Alter mit allen ihm zu
Gebote stehenden Mitteln ai^oht zu erhalten bestrebt blieb,
ist der im Jahre 1492 unternommene Bau eines sehr festen Qe-
Qbigniases, in welchem ungehorsame und widerspenstige Conventa-
mitglieder "') zn der nöthigen Einsicht gelangen sollten, sich in
allw Demuth den bestehenden Klosterregeln wiederum gehorsam
zn onterwerfen.
•") GslL StsM, ColleoUo, p^. 784.
••] ObIL 8tus, Colleotio, p^. 790.
*<} Nio. T. Siegen, pag. 419.
*■) Nie T. Siagen, pag. 467.
**) Nio T. Siegen, pag. 491.
*') Nio. T. Siegen, pag. 490. — Joh. Knoher, 1, o. pag. 673, noht der
Anordnnng einen anderen Zweck oDtenalegen , da er berichtst: «completa
mnt tria obsarraciila de Upidiboi qnadntit pro rebeUibus mstiois«.
:,G Gothic
— 110 —
In welcher AasdebDong zq dieser Z«t die gMamnten Elo-
stergebäade an RäumUohkeit gewoaoen huttoa, erhellt dkrana
duB, mit Hinzu aiehung des „grünen Hagens" und das WirtL-
sohiftahofes, die zu den Ordanskapitoln sich TersainraBlnden
anaw£rtigen Prälaten mit ihren CapUnui und Dienern, sowie
ungei^r hundert Pferde in denselben ein gaatliches Untere
kommen finden konnten *"). Auch aa der Äbttwohnui^ macht
•ich eine BaumvermehraBg dadurch bemerkbar^ dasa dieielbe
ausser dem Äbte auch einen fr&haren Canonicas am Stifte HanS,
Johann Mylb&cb, aufsanohmen vermochte, welcher 1491 fireiwiUtg
auf sein« Frihande Terniehtote, sich in das Peterskloster anrSok-
gezogan und seine Wohnung daaalhst auf cögsna Kosten sioli
hatte ciarichten lassen *').
Einen grtisseran Neaban vor dem westlichen Flfigel des
HaoptgabSudes scheint die, onmittelbar an die Unterwerfung dsr
Stadt im Herbst des Jahres 1664 sich anacbliesseiide, fast zwai-
monsfliflhe Anwesenheit des Entbiscfaofs Johann Philipp von
Schanboro im Kloster veranlsast au haben. In dem Zeitraaae
Too aber zweihundert Jahren, in welchem die seit 1479 awi-
schen KnraiainB and dem Rath der Stadt Erfart sich entwickeln-
imx Sireitigkeitea den Mainziecben KircheniUrsten von ThOrin-
gens Hauptstadt fem gebalten hatten *^), war in den Anforde-
rnngen an WohnQugabedfirfiiissBn nnd Wohnlichkeit eine weaent-
Kohe Veränderung eingetreten. Als daher im Herbst 1664 der
Erabischof znm ersten Male wieder einen feierlit^en Einzog
hielt nnd mit zahlreichem Gefolge nach altem Herkommen die
Qastrrcundschaft des Peter^osters auf längere Zeit in Ansprach
nahm '"*), nussten die vorhandenen Räume dem hohen Besuch
in einer solches Ansdehnung aar VerfOgung gestellt werdan,
dass dem Convent nur ein kleines, bei der Kttcbe gelegenes
Gemach als Speiaeraom and fUr die Nacht nur ein Theil de«
Dormitoriums belassen blieb "**).
■*) Mic. T. Siegen, pag. 467.
*') Mio- V. Siegen, psir. 481.
'■) S«itder Anweienheit des ürabiiubob DieLrieh, Sclienkca ton brbscfa,
im Jshrt 1440 bstte bis 1664 keiner Miaer Nufafolger midid tiiiDg in
JCrfart gelulteti — OadenDe, lliatori« KrfurteuU, psg. U5.
<•) Ton '-^ Oetobar bis ^ Daoemb«. (t. TsUav, die ttedvotion ron
Erfurt, pag. 382 and S6S)
'■*) Dtgdb. Conen, l o, pag. fiW n. 6(7.
:,G Gothic
— 111 —
Bei der ziemlicli sicheren Äossicht sof den eich von nun
an öfters wiederholenden hohen Beaach und durch das Bekannt-
werden mit den gesteigerten Aoforderungen an eine ebenso be-
queme, wie stand esgemässe Uaterbringong desselben, niobt min-
der aber auch durch den Abbruch des „grUnen Hagens", welcher
bei der CitadellbcfcstiguDg des Fetersberges dem Kloster ver-
loren ging, sowie durch die KUcksicht fUr den ConveDt, den-
selben in solchen Zeiten nicht wieder auf die besobeidenstea
Bfiomlichkeiten beschränken za mlUaen, mag der kluge Abt
Adam Dahlen bewogen worden sein, dem erkannten Uebelstaode
durch eine entsprechende Vermehrung and Einricbtupg der
R&ome abxuhelfen. Es ward daher 1679, im Hinblick auf den
ToraassichtUchen Besuch des Erzbiichofs Karl Heinrich ven
Metternich '), vor dem westlichen Flügel des Hauptgebändes
eine neben dem Gasthause und der Canzlei (vermutblioh zwi-
■chen diesen beiden Gi.bSnden und der Abtswohnung) liegende,
mit einer kleinen Pfotto versehene Mauer abgebrochen nqd hier
ein neues Qebäude mit Tliorfahrt aufgeführt, welches im Erd-
gesohoss zn Stallungen für Pferde, io seinen oberen BAumen za
Wohnungen eingerichtet wurde '), nnd sehr wahrsoheinlii^ einer'
seita mit der Äbtswobnung, andererseits mit dem westlichen
Flügel des Haaptgebüudes in Verbindung stand. Qleichaeitig
zu einer zweckmässigen Unterbringang der Novizen and lun
dieselben während der Anwesenheit eines hohen Qastea von dem
nnvermeidlicb „geräuschvollen Treiben des Gefolges auf dem
Hofe" mSgUchet fem zu halten, ein Thoü ') des alten, im oberen
Stockwerk des öetUcben FlQgels gel^^oen Dormitoriama mit
ZellBO versehen, die hier bisher noch nicht vorhanden waren ').
IndesB auch dieser räumliche Zuwachs scheint sich noch nicht
■) Der am 9. Jannu 1679 itattgefundaDeii W*hl Sari SeütriobB ■um
Erabvchof folgte lohon ain 36. September deuelben JbIum sein Tod.
*) GkU. Stus, Collectio, pag. 783.
') Ein anderer Theil war aett 1B66 bweita inr UnterbringiiDg der
Bibliothek verwendet. OaU. Stau, CoUeotio, pag. 688.
*) Oall. Stasi, Collectio, pog 785, Yergleioltt nun die Banntanng der
vorhandenen Bänmlichkeitan, ao waren die Novisen biabsr im nördliaben
FlSgal ontergehraobt, und wenn man iür die aeaen Zellen deraelban «ina
mÖgUctut rnhige La^e wiinacbte, lo wnrde dieaer Anfordernng durofa eine
entiprech^ude Einrichtong an der öttliohen, dem InfirmariBm ingowandateii
Seite dea alten Dormitoriama am geeigaetaten aataprocbea.
:,G Gothic
— 112 -
ala ausreichend ervieaen zu haben, dean bei dem achtw5chent-
licben Besuch dei EnbiBchofa Anselm Franz von iDgelheim im
Jahre 1680 ") massten demselben für seine Person doch noch
einige in der Abtswohnung gelegene Zimmer eingeräumt werden,
obtchon ausser der Winterwohnung des Abtes (parva abbatia),
weiche der erabischfifliche Marschall bewohnte, aacb noch das
Winterrefeclorium aar Unterbringung der Q&ete mit herangezogen
worden war '). HSglicherweise liegt in dieser, selbst jetzt noch
periodisch sich heransstellenden räumlichen Unznlänglichkeit der
Ctrund, dass man im folgenden Jahre (1681) an der nordwest-
lichen Ecke, „iihar dem Brnanen nnd vor der Küche", einen
Anbau ani>e, welcher eine beizbare Wohnung für den Celle-
rarios des Boosters enthielt ''). Ein in gleicher Weise ausge-
dehntes BedUrfnisB an gastlichen Räumen wie im Jahre 1680
m^ eingetreten sein, als sich derselbe Kirchenltbrst, infolge des
räuberischen Einfalls der Franzosen in die Pfalz, Tcranlasst sah,
seine Metropole bu Terlaesen nnd mit dem Beginn des Jahrea
1CS9 ^) im Petersklostor eine gastfreundliche Aufnahme zu su-
chen, selbst das Archiv des Erzstiftes zeitweilig in demselben
gesichert unterzubringen '). Jedenfalls sind auch fOr den in
dem letzten Decennium des 17. Jahrhunderts unternommenen
Umbau der Abtswohnung, wobei der an das Westportal der
Kirche anstossende Flügel 1694 '■), der andere, mit der Front
nach Westen gerichtete, dagegen erst 1699 in Angriff genommen
*) Vom i: Mü bii j^ Juli. (Gall. btati, CotlMtio, psg. 786 n. 788. Dm
hier Torhaiid«BeD, »Im im PetenUoator nnajohoBtsn ZaitaDgtben lind dem
Qragoriuiüchen Kalender aatDOmroaa.)
•] UftlL SUm, CoLlectio, pftg. 786 ff.
') Ebendm, pag. 7B3.
•} Am ^J^-!?^^^ (V. Falokenstain, Hütorie von Erffarth, pog. lOÖS.)
") GiU. SUh, CoUeclio, pag 804 n. 807. uTotnm arohivinm mogna-
tinetiM, quod adhnc ulvam ereptum faerat, tino ad nottrum monuteriam
tnnalatam fait, ttetitqna partim in nottro archivio in ambitn, parlim in
nna parte ambitos verau ecolMiam, qaae pars Dtrimqoe occIum fasrat, nn-
dunm, qnod inibo rooipi non poterat, retro niminnm altare sc oampanUe
looatom erat«.
■*) Sigitmand Frieae, L o. pag. 1397 v. 1402 berichtet, data diäter Ban
in den beiden Jahren 1699 u, 1694 atattgefiinden habe.
:,G Gothic
- 113 -
Tara "), eben nur die anf dei^Ieichen Beauche zu nebmendaQ
Rficbsichten maasgebend geweaen. Das Gebäude atammte aug
den siebziger Jahren dea 15. Jahrbunderta , war mithin keines-
wegs so alt, dass, aeibst bei einem Fachwerkbau dea oberen
Stockwerks, baaliclie Bedenken eine darchgreifende Restau-
ration *■) veranlasat haben eolltea. Lag also die Abaicht vor,
dnrcb diesen Bau die Wohnlichkeit der RSume zu verbeaaem,
theils Etim Vortheil des eigenen Bewohnera, theils uro in dieaer
Beziehung den WUnachen der etwaa verwdhnten Qäste nach
MSglichkeit Rechnung zu tragen, so blieb dem Kloster für die-
ses Entgegenkommen die volle Anerkennung aeinea kurfilrat-
hchen Oönners leider veraagt. Welche (3rQnde hierbei zur Oel-
tung gelangten, ist nicht eraichtlicb; nur soviel iat gewiss, dasa
Erzbisohof Lothar Franz von Schönborn, ala er im Sommer dea
Jahres 1696 * ^) einige Wochen in Erfurt verweilte, dem Kloster
die Unterbringung seines (Gefolges ilberliess und ftir seine eigene
Beberbergung dem, auf dem Petersberge bereits entstandenen
Commandaatnr-Qebäude den Vorzug gub **), dessen Bäume
einen, wenngleich engbemessenen, ao doch prachtrollen Blick
auf difl Stadt gewährten, welche sein Oheim vor 33 Jahren mit
Hilfe französischer Kriegevölker dem Mainzer Erzstifte untor-
worfoD hatte.
Da die im Laufe des 18. Jahrboadorts im Kloster entstan-
denen Aufzeichnungen theils verloren gegangen sind '^), theils
sich eben nur auf Personal -Angaben beachränken, so befinden
wir uns über die in dem genannten Zeitraum etwa vorgctkomtne-
•>) QklL Stua, CoUeclio, pKg 814 n. 833.
■*) Oall. Stau, Collectio, psg. 8i2. nAbbatia >nprm patenm (? fontem)
e fandamentii erectm eita,
■') Vom !L/"4 bis -^-f^- (Falokonatein , HUtorie von Erfurt, pm.
10B7. — Seriptoni Renim Uogantiscsrnm, Toi. I. Her. HoganL libri qainqoe
Nicolai Sarmrii, tortgesetst nnd bersusg^eben von Qeorg Ghrittisn Johannpp,
Fiankfort am Hain, 1733 pag. 987.) ~ IrrthSmlicb wird von Oall- »tu«,
CoUactio, 1. 0. pag. B20, das Jabr 1697 und die Dauer de« Aofenthalta mit
7 Wochen, aowie von J. G. Wastermaan, L o. foL 611, das Jahr 169Ö an-
gagd)en.
■«) GaU SlaM, OoUeetio, pag. 820.
'*) Z. B. die handiobriftliDhe Chronik dea Pstermönchs Petrtu Friderioi
luid die Abtschromk dea Uallot Staaa.
iMtfCoot^lc
— 114 —
nen baulichen Veränderungen und Einrichtungen in grosser Un-
kenntnias. Das Wenige, was in dieser Bezielinng zur Kenntniss
der Nachwelt gelangte, ist einigen zerstreuten Notieen bu ver-
danken, die zeitweise von einigen bürgerlichen Chronisten oieder-
geschrieben wurden, von denen einer die Mittheilung macht,
dass im Jahre 17ü5 ein Neubau des Dormitorinms und gleich*
zeitig eine Vergrösserung des Bofectoriums stattfand '*). Eine
andere Quelle ''') berichtet, dasa im Jahre 1706 die Seile des
£IoBter8 gegen Abend zu bauen angefangen und zn dieaem Be-
huf die Mauer abgebrochen worden sei. Dieser Bau hat daher
in der Weise stattgefunden, daas durch HeranerUcken der west-
lichen Mauer des Winterrefectorioms eine beabiiohtigte Vei^irSs-
aernng desselben erzielt wurde, infolge dessen auch ein Äeil-
weiser Neubau des darüber liegenden Dormitoriums auf dieser
Seite eintreten musste.
Von den übrigen hierher gehörenden Gebunden kann leider
nur wenig berichtet werden.
Das Gasthaus erhielt in den atebziger Jahren dea 16. Jahr-
hunderts wahrscheinlich ein oberea Stockwerk (structora super
atnbam hoapitum) durch die FUraorge des Andreaa Honhanpt,
welcher in dem aäcularisirten Kloster S. Petri bei Meraebu^
Prior gewesen war, um daa Jahr 1570, mit reichlichen Geld-
mitteln versehen, eine Znflnoht in dem Erinrter Peterakloster
fand und hier hochbetagt am 7. Februar 1579 starb *^).
Die Brauerei brannte am 30. Juli 1741 *") infolge einea
Blitzachlages ab und ward nach einer über der ThUr angebracbtea
Stein Inschrift in demselben Jahre wieder aufgebaut *°).
In dem Gebäude, welches die Weinpresse enthielt, wurden,
um mehr Licht zu erhalten, 1679 grössere Fensteröffiiungen
durchgebrochen, auch die grosse Presse selbst, deren Beschaffung
■ •) Chriit Beiohardt, Buidivhriftl. Chronik, (s. Karl Harrmaan, Biblio-
tlieoa Erfartiu, pog. 131, Hr. 68.}
■ ') J. Ch. Uotiobmftnn, Erfordia litarala, Erfurt 17i9, I. Band, pag. Sffi.
■■) Qall. StaM, MscrologiQDi, pag. B n. 169. — Job. Knoher, L o. pag.
686, nrlagt aeius Ankunft in Erfurt in daa Jahr 1577,
'*) C. F. Sinnhold, TermehrtM EncomiDm Erfortinnm. V. lU. (Ma-
nnsoript In der evangaliichen Uiniaterial- Bibliothek an Erfurt.)
'*) Oall. Staat, Nsorologinni , pag. 341 S, Versocbnias der Inaohriftan,
Nr, IW.
idby Google
— 116 —
bKcK der Änsicbt Sachverständiger nicht ontar 300 Imperialen
möglich gewesen war, audeinaader genommen and durch vier
kleinere Pressen ersetzt, weil ihrer beschwerlichen Handhabung
wegen und bei der zuweilen geringen Anxahl der Höncb« es
früher sich ereignet hatte, dass zur Förderang der Arbeit hin
und wieder der ganze Coavent au der Fresse angestelit werden
musste *').
Ob das Infirmarinm, eine allen Klöstern anentbehrliche
Einrichtung, von Haus aus in einem besonderen G-ebäade sich
befand, wie es zweifellos seit der zweiten H&lfte des 15. Jahr-
baoderta der Fall war, lüsst sich aas den vorhandenen Notüen
nicht entnehmen. Das Vorhandensein einer besonderen Kapelle
im Infirmarium, welcher 1239 am 7. Äogust (VU. Idas Augnsti)
vom Bischof Wilhelm von Havelberg bot Ehre der Apostel Jo-
hannes und Matthäus die Weihe ertheilt wurde '*), giebt dafUr
keinen sicheren Anhalt; auch die gleichfalls vereinzelte Notiz,
dass anter der Administration Adam Dahlen's im Jahre 1450
diese Kapelle abgebrochen worden sei '^), berechtigt noch niofat
zu der Annahme, mit diesem Abbruch eine Verlegung des In-
firmariums in Verbindung su bringen. Dagegen darf aas den
Aufzeichnungen des Johann Kucher mit siemlicher Sicherheit
der ScblusB gezogen werden, dass zur Zeit des Abtes QUnther
von Nordhausen das In&rmarium als ein fUr sich bestehendes
Qebäude vor dem östlichen Flügel des Hauptgebäudes lag, in
welchem dieser Prälat 1470 ausser mehreren Verbesserungen
auch eine Kapelle herstellen liess "*), deren Weihe in demselben
Jahre zur Ehre der hl. Afra durch den Weihbischof Johann,
Bischof von Syra, vollzogen wurde '^).
Das „ziemlich unansehnliche Gebäude", welches auch die
von der Regel des hl. Benedictus f^ jedes Kloster vorgeschrie-
•■} OalL Stais, CcrflscUo, pag. 768.
•>) OalL Stus, Collectio, pftg. 707.
*') GaU. Btaw, CoUeoUo, pag. 707, Bandbemarkaug;.
**) DU Not» dM Nie. v. Siegen, pag. 4ft7: ■oonrtnota foit oapaUa in
iDfinnärio .... a. d. 1470-, llut über di« Lsgs dieser Kapelle ksinsn Zweifel;
wenn daher in. den iiMittbeilniigen für die GMohiohte and Aitertbnmtknnde
von ETforta , Heft 9, psg. 98, dieu Kapelle in die KlMtorkirohe nnd neben
dem Altar S. Barbara verlegt wird, so bemht diese Anaahme wohl ant
einem HiuTerständniu.
'•) OaU. Stau, CoUeotio, pag. 669 mid 708.
Dictzsdbv Google
- IIÖ -
bmo Barbier- und fiadestube enthielt "*), ward unter dem Abte
Johann Reiitar abgebrochen und an derselben Stelle 1564 ")
nicht nur ein neues , sondern, angeblich auf Wunsch des Stadt-
rathes, auch ein sohönee Haas mit vielen Kosten anfgefilhrt,
damit dasselbe „der Stadt sur Zierde gereiche" "*). In dieser
Herstellung gewöhnlich das „rothe Hans" '*) genannt, bestand
das Gebäude bis zu dem am 20. Juli 1735 erfolgten theilweisen
EinatuFE der Futtermauer an der linken Face des Bastions Phi-
lipp '"). Hierbei ward auch der nördliche Thäil des Infirmarium
in Mitleidenschaft gesogen, dessen Wiederaufbau, einer Stein-
inschrift zufolge, erst 1740 *') nach beendeter Reparatur jener
Fnttwmauer zur Ausführung gelangen konnte.
Der Beschlass dieser Abtheilung möge den Hittkeilongen
über die Wasserverhältnisse des Klosters gewidmet sein.
Mit den AnbSben, die sich der Orden des hl. Benedictus
seit seiner OrOndung mit besonderer Vorliebe zar Anlage seiner
Niederlassungen ausw&blte, stand in sehr vielen Ffillen ein Man-
gel an dem benötbigten Wasser in Verbindung, der sich auch
bei dem Peterskloster auf sehr empfindliche Weise bemerkbar
machte. Während dieses unentbehrliche Bedßrfniss den Stadt-
bewohnern durch die äem nnd durch leicht herstellbare Brun-
nen, dem Lohgerber-Gewerke sogar in einer, von einem Arm
der G«ra abgezi^eigten Kaualfübrnng ") zur bequemen Ent-
■■) SaguU a Beoedioti cap. B6.
**) Dieiei Jshr, der Ti^ dar Qmndsteiolegang (4. Mai) and die noch
im Herbit desBolben Jahres erTolgte Beendigung das Banes war in einer
neben dem Eingänge angebrachten Ineehrift enthalten (Qftll. Stus, Ifeoro-
logium pag. 90 nnd ftfiO). Dagegen tagt Johann Knoher (QalL StaM , Gol-
leotio, pag. 6S3] der Bau habe 16S8 begonnen nnd lei bei dem Tode des
Abtes Johann Eenter (28. Mira 168G) nooh nioht beendet gewsMn.
») Job. Encher, 1. o. pag. 663.
*■) OaU. State, Neorologinm, pag. 89 n. 8G0. Veneiohnio der Iniohriften,
Nt. 194.
■ ■) Forttetinng der Chronik dei Bamnel Friti dnroh Chriatian Keiobardt,
pag. ISS. — Conitanlin Beyer, Nachtrag n der naoen Chronik von Erfurt,
pag. 61. — Sigitmand Friete, Erlartiiohe Chronik, bringt tu pag. 3114 in
einer oolorirten Federteiobnnng eine Antioht dietea Einatartea.
"} Call. Stau, Heorologiam, pag. HO, Veraaichniaa der IniohrifUn,
Sr. 194. Dieta Steinintohrift befand tieh an der, dar Btadt logmrendetaa
gröMeran Pforte.
"} Zu welcher Zeit die Anlage dietet KsdbIb, der hsnbigea Hirsoblaohe,
— 117 —
nalima and Benutzung geboten ward, musste ob dem auf der
Aahöhe liegenden ELloster ooch im Anfange der dreisaiger Jahre
dea 12. Jahrhunderts mittelet eines mtihsamen Tranaportea za-
geführt werden. Zar Abhülfe dieses Uebelstandes richtete sich
die Aufmerksamkeit des Abtes Wemher I. auf eine^ im Westen
der Klosterhöhe am Rande des Bindersleber Plateaus entspringen-
den Quelle ^ *), deren Wasser bisher unbenntst in einer allmählich
gebildeten Schlacht der unterhalb der Stadt gelegenen Niederung
sufiosa. So gebieterisch aiob auf der einen Seite diese ÄbhUlfe
aufdringen musste, so konnte auf der anderen Seite filr die Aus-
fttbrang dea beabsichtigten, mit vielen Kosten verbandenen Pro-
jektes doch nur die Ueberzengnng massgebend werden, dass
eine stetige, so jener Zeit sehr wahrscheinlich durch Bewiüdung
des nmliegenden Terrains begünstigte Ergiebigkeit dieser Quelle
dem wasserarmen Klosterareal den gesammten Bedarf ausroiofaeud
sichere. Auf Grund dieser Ueberzeugung benutzte der Convent
die seit ungef&hr einem Decenninm deutlicher hervortretenden
Segnungen des Friedens und entscbloss sich, nach vielleicht
kaum beendetem Kirchenbau, nicht allein zu den Ausgaben fOr
eine ganz beträchtliche Anzahl bleierner Röhren, um im Jahre
1136 das Wasser mittelst einer Über 700 rheinl. Ruthen langen,
in dem abfallenden und wieder ansteigenden Terrain eingesenk-
ten Böbrenleitung seinem Areal zuzufllhren '*), sondern er
sebeate aach nicht die nicht minder kostspielige Erlangung von
vottrvomnta ward, IkMt rieh nioht msbr nachweiMa. Die Urkunde des
^Aiaobob Adelbert vom Jahre 1183, die im sogenanntas Binohbrahl lie-
looden llO&rtea betreffend (ibgedraokt bei Igo*» Fsber, Abhaadlang &b«r
die Preigitter. nnd FreiuntsD im Erfortiichea , pag. 71) giebt die Crialaoha
sls bereits TOrbanden an.
Binaiohtlieh der Umbildung dea Wortes ■Criilaobs« in *HineblaoheB
TCrgL KiroUioff, die Altaiten Weittbämer der Stadt Erfurt, pag. 92.
■■] Diew gegeavKrtig laweilen spärlioh fliessende Qnelle dea «Peter-
brunensa liegt am oberen Aufgange das ■Itleinen Bomtlialeia nad nngefiüir
100 Vom rb. höher all das Platean der Klooterböhe, Die offiselle Benennnng:
»groesae Bomthalii ist der Boblnobt beigelegt worden, in weloher dar vom
Dorfe Bebmira berabkommende Bach abfliesrt nnd bis mm Jahre 1790 die
alte Ootbaiiche Stra«M naob dem genannten Dorfe die Höbe hinsafnbrte.
lArohiv dar fiönigl. Fortifioation.)
>*J Cbron. Sampatr. — Di« bleiemen Bahren werden vom Obren. Sern-
p«tf. b« der EfOUang der Belagemng der Stadt im Jahre 1S09 aatdrfiekHeli
Rwäfant Ton dieien BAbren ist leider nicht das garingite Bt&ckcben te-
>,oglc
— tl8 —
PriTilegien "), welche ihm Etir Sicheratellnng des nnternehmeiis
unnmgänglioh cöthig and von der Stadt zq ertheilen waren, da
die Loitnng unter der K&gmaaer und dem vorliegenden Qraben
hinw^;fllhrte. Im Kloster ergoss sich daa Wasser aus dem Ra-
chen eines ans Bronze gegossenen Löwen '"), der vielleicht als
ein Oescfaenk der Grafen von Gleichen angesehen werden darf,
in ein Bassin, von wo der Ueberschuss aller Wahrscheinlichkeit
nach dem etwas tiefer liegenden Wirthschafitahofe Bugeflihrt ward,
nnd von hier, natnrgeoi&Bs am Hanerwege entlang, nach dem
(inneren) Andreas - Thore hinab und weiterhin der Gera zufloss.
hinten geblielwn, so das« sioh ftber ihn Constniotioit stwss Beatimmtss nicht
uifQbren lÄHt. Usn darf indeti vohl aonatunen, du« ed jener Zeit die Ber-
■telloDg toloher Leitnngaröhren nach römuchan Mostergtüokan itattfond,
deren ToThsndensein sm Rhain and in Schwaben damsU wohl noch nicht
■D den Beltenbeiten geborte and daher den Elöstem nicht nnbekKimt ge-
blieben var. War die* der Fell, «o wurde die K5hre in der Weise anga-
fertigt, dsH man eine, in Form «inea langen und aohmalen Reohteckea ge-
gossene BUiplatte ihrer L&nge naob am einen, im Qnamihaitt bimeoKrmig
gestaltel«n Kern bog and die beiden, an dem spitseren Thetle des Kerns
an einander atoieanden Känder auiammenlöthete. £iin an dam eisen Ende
hergeatelltar , etwas erweiterter Eopf diente tur gegenseitigen Verbindoiig.
Eine solche in dem Mtuenm an Wiesbaden aufbewahrte römitche ßlairöhre
ist bei B" rb. Umfang, anMerhslb-a,90" hoch, 3,ST" breit nnd besitit eine
Wandatirkfl von 0,38"; die Weite der R3bre würde demnach einer Kreis-
fliehe von etwas über 9" Dorchmetser entapreoheti ; ihre Lftage sobeiat
Bwisohen 8 and 4 ' in liegen. Die beiden leider nnr kimen Stucke rdmitoher
Bleirfihren in der Ssmmlnng der Gesellschaft fftr nfltalicbe Fortchongen an
Trier haben bei gleioUalls bimenfSrmig gestaltetem Qnersehnitt eine Wand-
sUrke von nnr 0,18"; die Weite im Lichten betrigt bei der einen 3" und
1^", bei der anderen 8" nnd 2,29", was einer Kreisfläche von nngefihr
1,68" resp. 2,60" DarcbmesMr entspricht. — Ob die Angabe bei Plae. Hnth,
L 0. pag. 90, dssa jede der eine Klafter langen BAhren 1 Ceatner «obwer
gewesen sei, richtig ist, mag dahin gestellt bleiben; soTiel ist indew dnroh
Beohnnng naohsaireiaen, dsss bei loDehaltnng dar Maasae von den Toran-
gegebenan BGbrea im Hoseiun ra Wieabaden, jede 6 FnM lange Bahre an-
geAhr C6 Pfd. wog, nnd demnach fBr die ganse Btreoke der Leitong (exci.
der ftbargreifeaden Köpfe) mindestens 770 Centner Blei erfterderlloh waren.
■') Job. Knoher, L o. pag. 646.
>*) Samnel Frits, L o. pag. 864, Notia s. d. J. 1681. — Ein sna dem
16. Jahrhundert atammendea itFragmentDm anonymae Gbronioae Erfur-
tensisa enthilt die Notis: aDieaer Brunnen wird der Löwenhmnnen ganannt,
weil daa Waner dem Löwen dnroh das Hanl Unft*. (Bibliothek der Stadt
Leipiig. Cod. DXCIIL IbL Codex chartaceus saeoali XVL)
— 119 —
Obschon keine Notiz bIcIi direkt fibor die Lage dieses BaesiuB
«Dispricfat, so lässt sich doch aus der Vorgleichung einiger Auf-
leichnongen *'') der ScUuss ziehen, dass dasselbe vor dem
Westflflgel des Hauptgebftudes , in der Kähe der Abtswohnung
und vielleicht an der Mauer lag, welche sich zwischen dem Ein-
gänge in das Kloster und dem Gaathause befand. Erst hundert
Jahre nach Anlage der Röhrenleitung und nachdem man mit
dem Torhandenen Wasserdruck möglicherweise n&her bekannt
geworden war, gelangte zur grösseren Bequemlichkeit der Kloster-
bewohner für einen Theil des Wassers eine Weiterfdbrung nach
der Uitte des vom Erenzgange umschlossenen Coemeteriums
sur Aitsftthmng, wo es sich als belebende Zierde der hier sorg-
lich gepflegten kleinen Oartenanlage in ein grosses steinernes
Becken (lavatoriam) ergoss, dessen Aufstellung am 1. Februar
(EaL Febmarii) 1239 erfolgte, nachdem man den betreffenden
Stein mit vieler Mühe herbeigeschafft hatte '^).
Aufiallend spät und nach abermaligem Verlauf von mehr als
einem Jahrhundert zog man, vielleicht angeregt durch die 1343
und 1355 vom Ratbe vorsorglich angeordnete Erweiterung resp.
Verstärkung der StraBsenbewässemng ^^), auch im Convent den
") NiooL T. 8i^;sn, psg. 449. ■Tnae (H'O) fsots fiiit uova domai oiroa
introitnm elautri anper leonent', und p«g. 461. «A. d. J. 1477 Erfordie sd
S. Fetmm bot« fsit pars ambitiu luqDtt refectoriam et Tersoa sbbaoiam
ÜTe fbntemi.
'*) Chron. Sampet. — Hit wie visier Hfihe in frAherer Zeit der Trans-
port groaser Lastan varbnaden war, darfiber giebt die von Zeitfnohi heraiu-
lagebese ■Stollbergische Kirchen- und Stadt- Hiatoriea eine Andeutung, naoh
wdohar int Jahre 148S ra dem Tranaport eines, för den nea erbanUn Chor
der Kireha 8. Hartini in BtoUberg am Hars bestimmten Altamteines aai
den Seebergen bei OoUia 34 Pferde verwendet worden, welche 8 Tage nnler-
mga waren nnd wem der Abt von B. Peter in Erfart 4 Pferde geliebon hatte.
'*) Im Jahre 1B43 wurde dorch Abiweignng dei heutigen FalllochwaMers
vom Bergetrom, welche der Rath oberhalb de* im Brühl bei der Kirche
S. Hartini extra liegenden Ciatendenger FraaenkkMtera veranstaltete, die
Gemeinde S. Severi mit fiiessendem Waster versehen ond das in den Oe-
■narnden S. Andreae, Servatii, Georgii nnd Hanritii bereit« vorhandene ver-
■Urkt. (Afaachrift des Waaserbnohea im Stadtarchiv) Die in FalckenBteio's
■iUitorie von Erfart« pag. 331 enthaltene und hierauf beaügliobe Angabe,
ueh weleber dieaer Kanal mit dem Bergatrom identisch sein soll , beruht
auf ainem aehr erheblichen Irrthnm , in den der Verfasser gar nicht ver-
fsUsn konnte, wenn er nur die vom Bergetrom getrisbena Saokpfeifen-HflU«)
V .ooj^Ic
— 120 —
Vortheil in Betracht, den eine jederzeit vorräthigo WftBBermeage
sowohl fiir Trirthschaftliche Zwecke, als auch bei Feaersgefahr
gewähre; dieser Erwägnng verdatikte ohne Zweifel die 1377 in
der Brauerei gebaute, grosse, steineme Cistoriie (maximom do-
lium lapideum) ihre Entstehung '"), eu deren Speisung das ab-
fiiosseude Röhrwasser benutzt wurde.
Kachdem bei ausschliesslicher Benutzung jener Quelle der
Wasserbedarf des Klosters ungef&hr dreihundert Jabra hindurch
hinreichend gedeckt worden war, scheint im Verlaufe der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts eine Abnahme ihrer Brgiebigkeit
eingetreten zu sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach durch all-
mälige Äbholzung des Quellenterrains herbeigeführt, kann eben
nur ein auffallend verminderter Zufluss des ROhrenwassers Ver-
anlassung gegeben haben, dass man sich bewogen fond, dem
unzweifelhaft schon fUhlbar gewordenen Uebelstande aof dem
einzig übrigbleibenden Wege des Brunnenbaues abzuhelfen. Es
wurden daher unter dem verdienstvollen Abte Cliristian Kleingam
(1451 — 1458) weder MUhen noch Kosten gescheut, um „vor der
KlosterkUche" den Bau eines „tiefen Brunnens" im festen Kalk-
stein durchzuführen "), dem ungefähr dreiasig Jahre später
noch ein zweiter zugesellt ward, dessen „kostspieliger" Bau im
Jahre 1482 an einer epecicll nicht näher bezeichneten Stelle
stattfand * "). Ob der zum Jahre 1485 angeführte Brunnanbaa" * ')
auf die Beendigung des zweiten, oder auf die Herstellung eines
froher dis »Mühle vor der langen Brücken, anoli -Bfti^er-- oder wHilbe
Mfthlea genannt, beachtet hätte, daran Beataken schon im 18. Jahrhundert
nrknndlioh bestätigt wird (Urkunde vom Jahre 1266 im FroviBBid - Arefai*
so Hsgdeborg). — Hit dar im J^hre 18SS nntemommaBon Einleitang des
DreieD-Bmnnan-'WmMera in die Ldber- und Aagntt-Taretadt (FalokemteiD,
1. 0, pag. 2G3. — Chriatian Beichsrd, die Dreien-Bmimeii, Eifdrt 17U, pag.
91), «nrde die anigedehnte, noch gegenwärtig beatehanda KanaUaimng der
Strassen beendet.
*■) NicoL V. Siegen, pag. 101.
•■) NiooL V. Siegen, pag. Mi.
*-) Nicol T. Siegen, ptg 469: -Anno domiai 1482 in moote B. Pelri
Erfbrdise feosrant novnm et precioanm puteum in sHodioi. Di«*eT Brunnen
iat lehr wabrtohainlich denelbe, welcher noeh g^^nwftrtiji: in dem Banhofe-
gebände innerhalb dei Abichnitta« ewiichen Bution Michael nod Frani
vorbanden ist; demnach sobeiot er in fröfaerer Zeit im WirtfaachaftriMife ga-
leften zn haben.
•') Niool V, Siegen, pag. 476,
Dictzsdbv Google
— 121 —
dritten Brannflns zu belieben ist, lässt sich bei der äuBserst
konen FaBsnng der betreffenden Notizen nicht entscheiden.
TbeÜB durch räuberiscbe, auf Entwendung der Bleiröhron
gerichtete Eingriffe, theila infolge von Verbessernngen nnd Er-
weiteroogen der Befeatigungsanlagen eriitt die Wasserleitong
einige Male Störungen; ersteree ereignete sich bei den beiden
Belagerungen der Stadt im Jahre 1309 *'*) und 1375 *'), sowie
auch im Jahre 1531 "), letzterea liess sich bei der schon in
den dreisBiger und vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts nnter
schwedischer Herrschaft unternommenen VerbesBerung der Be-
festigung der Elosteranböhe nach der Feldseite zu, wobei das
baationirte Tracee znr Anwendung kam *''), nicht gut vermei-
den * ^) und gab , da der Rath mit der Wiederherstellong allzu
**) Cbron. Ssmpet
**) Joh. Rothe, L 0. pag. 638.
'■) Eobu) Dolgan, L c — Joh. Knchsr, L o. p*K- 6^- ^'^ Wortb der
sntwendeten Bleiröhren wird lo 90 Fl. to^geben.
*') Die« boziebt lieh nicht allein »af den Ende Oktober 16S1 begonnenen
Bau des Hornwerki, «ondern anoh »nf andere vor der alten Bingmaoer kdb-
geffihrte fortificatoriiobe Anlagen, von denen daa innerhalb dieier Hauer
liegende Elmterareal jedoch nicht berfihrt ward. Falokenatein, Hiatorie von
Erifiutb, pag. 727, msobt inin Jahre 1687 folgende Angabe: -TOe Btadt-
manero auf dem Feteraberi^ (d. h. die alte, aeit 1437 mit Torli^eodem
Zwinger nnd Graben Teraebene Eiogmaner) ■«ohienen ihnen (den Schweden)
an aohwaoh nnd in tcblecht, daher lieaaen aie dieaetben nooh mit einem
Wall, Graben nnd Schanaeu mehr befeBtigen«. — Am Baation Martin befindet
lieh ein St«n mit der Jahreszahl 1638 , welcher früher die BekrSnnng einea
aDaapriDgendes Winkelt bildete and gegenwartig verkehrt aingemanert ist,
M wie aaoh an dem rechten Bchnlterpankte dee Baationa Gabriel ein Krö-
noDgaatain mit der römiaohen Majnakelinaohritt: DIB HARTINI ANNO IStS,
welcher der nooh bestehenden Lage dee Schnlterpnnktea angehört, w&brend
8 Fnaa weiter inrBck, an der rechten Flanke, nnd ebenao an der linken
Flanke des nAchttgalegenen Baationa Hicbael, tioh ein ftiterer Scholterponkt
dureh den noch TOrbandenen Eokrerband dentKcfa markirt Hierdorch wird
Katekemtein'a Angabe in ao weit beatätigt, daaa an Ende der dreiseiger Jahre
eine Erweiterang der Befestigung dee Peteraberges naeh dem bastionirtan
Tracee atattfand, welche schon im Jabre 1648 einigen Abänderangen nnter-
werfen wurde. — J. G. Weatermann, I. o. fol. 464 berichtet, daaa im Jahre
1643 durch den Featcngaban der schöne ■Springbrunnen« im Peterakloater
rerdorben ward.
'*) Bamnel Frits, 1. o pag. 354, bemerkt mm Jahre 1681, dass bei dem
Btn der groaaen Schimie (dei Uomwerks) auf dem Msinslacbem Gebinde viele
.ogic
— 122 —
liuige cögerte, sn einer der vielen Klagen des Klosters Versn-
lassQDg, welche durcli Vermittelang der kaiserlichen Restitutioni-
Eommission im Jahre 1650 ausgeglichen worden ^<'). Aach bei
der Belagerung im Jahre 1664 scheint eine Unterbrechnng der
Wasserleitung stattgefiinäeo eu haben, da 1667 ihre Wieder-
iostandsetzung erwähnt wird ^').
Nooh gegenwärtig wird das Quellwasser des Petersbnumens
dem Petersberge vermittelst einer Röhrenleitang sogeftlhrt. Die
ursprünglich bleiernen Rdhren sind freilich ISngst verschwunden
und im Laufe der Jahre durch hölzerne, in neuerer Zeit über-
wiegend durch eiserne Röhren ersetet worden. Anch der bron-
zene Löwe, dessen Raohen das Wasser im Kloster entströmte,
ward 1631 von den Schweden entwendet und das Hetidl auf der
Langenbrücke verkauft "), weshalb in der Folge ein aus Steiu
gehauener Löwe die Function eines Wasserspeiers fibomehmen
musste ^*).
Von den mit der Wasserleitnng in früherer Zeit in Verbin-
dung stehenden GegenstSndea ist nur das im Jahre 1239 im
Coemoterinm aafgesteOte steinerne Wasserbecken der Xachweli
erhalten geblieben und hat, nach einer kleinen Wanderung nach
der Steigerhöhe, seinen Weg, wenn auch nicht zum Kloster, so
doch sur Stadt glücklich wieder zurück gefunden, nm gegenüber
dem Ausgange der Uarktstrasse an der Ostseite des Friedrich-
Wilhelms -Platzes eine Aufstellung angewiesen zu erhalten. Bei
der, auf Betrieb des Präsidenten der kaiserlich königlichen Fi-
nanz- und Domainen-Kammer, v. Reach, im Frühjahr 1811 aus-
geführten Anlage der Kapoleonshöhe '") hatte man das Wasser-
becken nach der Steigerhöbe gebracht in der Absicht, dasselbe
an dem unteren Rande der nach der Stadt gerichteten, durch-
geschlagenen Lichtung aufzustellen und mit einem Springbrunnen
toböue WaiorelwD und Qaittsnbinins snigerodet und die bleiernen BAhren
dar Dsob dam Peteriberge fahrenden WssaerleitnDK Koige^rkben wurden.
**) Varftlaich de« Abtei >n S. Petar weffon de« Aquaedactni mit dem
Bath, d. d. Erfart den SO. Jsnnu 1660. (FalckeDitsin, Hiatoria von Erfinrth,
PK. 768).
■0) Dagob. Conen, L o. pag. 6B7.
>■) Samnal Fritt, 1. o. psg. 8U.
*'i Job Hsarit. Qadenoi, Biitori« ErfnrtenBis, Dndsntadt 1676, pag. 39.
") CoDit. Beyer, Nene Chronik .von Erfurt, pag. MU
:, Google
— 123 —
sn veneben, welcher ron dem auf der Höhe vor einem aui Hola
gezimmerten Tempel &tigelogteii WasBerreserroir geBpcist wer-
den «ollte *'). Die vorhandene WaBsormenge erwies sich indesa
alB onznreicheßd , das Projekt an sich wurde bei den tut die
(nmEJtaische Herrschaft ungünstigen Eriegsereignissen der Jalire
1812 and 1813 nicht weiter verfolgt, selbst der ganzen Herrlich'
keit auf der NapoleonshOhe machten die preussischen Blokade-
trappen am 1. Novcmbor 1813 ein in Flammen anftodemdes
Ende *"), und das Bassin blieb nun, längere Zeit vergessen, an
Ort und Stelle anbeachtet liegen. Als jedoch im Jahre 1831
die von einer gemischten CommiBsion geleitete vollständige Pia-
nirung der, darch das Bombardement vom 6. November 1813
zwischen dem Rubenm&rkte und den beiden Stiftskirchen ent-
standenen Brandstätten und die daraus hervorgegangene Anlage
des jetzigen Friodrioh-Wilhelms-Platzes zur Ausführung kam "),
erinnerte man sich jenes BasBins, beschloss dasselbe seiner alten
Bestimmung, wenn auch auf einem anderen Standpunkte, wieder
KurQckzugebea und verscbaflFte ihm zu diesem Behuf an der
oben angefOhrteu Stelle eine angemessene Aufstellung.
Von den beiden in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
angel^^en Brunnen wird der vor der IrUheren Klosterkücbe ge-
grabene noch gegenwärtig benatzt und befindet sieb in dem
mittleren Theile der grossen DefensionB-Kasome; die Benutzung
des anderen, Über welchem jetzt das innerhalb des Abschnittes
zwischen Bastion IH. (Michael) und V. (Franz) liegende Bauhofa-
gebände steht, ist dagegen zur Zeit sehr eingeschränkt.
Der Vollständigkeit halber ist hier noch Folgendes hinzu-
zufiigfln: Obschon das Kloster einen Theil seines RSbrwaBsers
an die aaf dem Petersberge gamisonirende Besatzung abgetreten
hatte, so mag derselbe doch zur voUständigon Befriedigung ihres
Wasserbedarfs nicht hinreichend gewesen sein ; man beabsicb-
••) ÜBtige MittheilQDg des Stadtratba a. D. Herrn Karl Hemnanu.
**) CoMt. Beyer, Hone Chronik, pag. 689.
'•) MotizoD de* Stadtraths Pohls. — Erfurter Adrenblatt 1831, Nr &0
and 63. ■— Am 17. November 1829 feierts die Bürgersohaft anf dietem
Platss das 26jUiriga Bepernngs-JabiläDm de* Königs und anf Omnd einer
Ksbinatsordre vom 30. Fsbraar 1633 arbiBlt dwMlbe die BeuennUDK-
Friedriab-WilhBlmB-FlaU. (Notii de« Btadtrathi Pohls. — Allgameine thfi<
ringifche Vaterlandikonde, I. Band, pag. 306.)
:,G Gothic
— 1^4 —
tigte daher im Jahre 1671 eine „hinter der Bni^' entapringende
Qaelle, womit vielleicht der sogenannte Bonifocins-BraDnen ")
gemeint ist, dem Petersberge mittelst einer zweiten Röhreuleitang
sasaflthron. Der volletändSgen ÄaefUhruDg des Projektes schei-
nen jedoch uogttiiBtige TerrBinverhllltnisse in Verbicdung mit
einem onzureichenden Wasserdruek hindernd entgegen getreten
SU sein, wodurch der Eommandaot sich Teranlust Auid, d«-
selbe nicht weiter zu verfolgen '*).
Die Kapelle S. Annae.
In den annalistiscben Äafzeichnungen wird diese Kapelle
unter zweierlei Namen aufgeführt, ursprünglich und nachweie-
bar bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts nur nach der Jung*
irau Maria benannt ^'), scheint erst infolge des im Jahre 1469
unternommenen Neubaues einer Kapelle S. Mariae im neuen
Dormitorium *"} die Benennung nach der Mutter Marias, der
hl. Anna, beliebt worden zu sein **). Um jeder Verwechselung
vorzubeugen, bediente man sich in der Folge zu ihrer Beaeicb-
nung beider Namen gleichzeitig (capella S. Mariae sive [modo,
nunc] S. Annae), von denen der letztere schliesslich der allein
gebräuchliche blieb.
Das Qebände lag nördlich vom Chor der Klosterkirche und
war mit seinem westlichen Ende entweder in den östlichen Flü-
gel des grossen Gebäude-Vierecks eingebaut oder an demselbeo
nur angelehnt, so dass die Klosterbewohner vom Kreuzgaoge
>^> Dieie Qvelle liagt inf dem, naoh dam |rroM«n Borntbsle (der alten
StraiM nach Gotha) siob sbbdKAeniden Abbsnge de« Bindersleber Flateaiu,
nogelUir in gleiohsr Höbe mit der Torderen Front dar Cyriaoibiirg iiad 80
Sohritt lüdlioh ein« Feldw^M, welcher auf der SOdseite der Sindenleber-
Cbsniiee dem gleiahnsmigen Plataka safaiirt; mt entapringt in einer kleinen,
mit einigen Pappeln und Weiden betettten Terrunvertiefang, betitzt gegen-
iribrtig nur eine Kuaent geringe Ergiebigkeit und liegt höobttena 2B Fum
böber ai» da« FUtein des Fetenberga«.
") Dagobert Conen, 1. o. pag. C67.
•*) Cbron. Sampet, id den Jahren 1290, 1837 nnd 1843.
<>) Niool. V. Biegen, 1. o. -p*^. 4*9.
**) Die von Niool. t. Siegen bei mehreren, der Zeit vor dem Jabre 18U
angehörendan Ereigninen gebnaohle Benennong naob der hl. Anna iit aar
al« ein von ihm gemwibter ZoBits in den aai data (%ron. SampoL ent-
I Nachrichten n betiacfatan.
DictizedbyGoOt^lC
- m -
Ana in das kleine OottealiKiis gelangen konnten "), irKbrend
ein sweiter, an der SUdaeite angebrachter Eingang *"), zu dem
man aof einem über den äaaseren Friedhof **) führenden Weg
gelangte, den Laien den Besuch des in der Kapelle abgehaltenen
Gottesdienstes gestattete.
Unter dem Abte Bnrchard begonnen nnd von dem I^ien-
bnider Ditmarus als Meister geleitet ■"), f^llt ihre Erbannng in
die Zeit des Baues der Klosterkirche. Schon in dem , auf Bur-
chards Amtsentsetzung folgenden Jabre war sie soweit vollendet,
daas unter der Administration des späteren Abtes Ripertus, 1117
VIII. Kai. Äugnsti (25. Juli) ihr und dem Altar die Consecration
mr Ehre der Jungfrau Maria durch den Ersbischof Adelbert
von Mains ertheilt -wurde **).
Der die Klostergebftude im Jahre 1143 verheerende Brand
lian höchstwahrscheinlich auch die Kapelle nicht unverschont,
indess beschränkte siuli ilur Schade bei ihr, ebenso wie bei der
Klosterkirche, wohl nur auf den Verlust des DachstnhleB und
der flachen Holsdecke. Das Vorhandensein der letcteren vor
■*] Die Angsbe; »cspella Beste Msrie VirKinia ia ainbita noitro,
modo B. Anas- (Abtchrift dei Zimregiitera Tom Jshre 1413 bei QalL StsM,
HecrologiDiii , pag. M6), sotrie: nJohannM Uanreld, lacellsnai upsllo 8.
Amm in noitro pariatiliDi (am du Jahr l&OO, bei üall. SUu, Neero-
loginm, psg. 76}, dfirfen tiir diese loosle Einriehtosg all Bekg angesehen
*"■] Dieser Eiogaitg wird von Qall. Stasi, Neorologinm , pag. S8S, ani-
drScklicb angeflUirt.
■*) Die Lage dieeei allgeiaeitien Begr&bniasplatiea im Oitan der Kloiter-
kirehe, wie dies such bei anderen Kläatam, a. B. in Pforta dar Fall war
(Coraaen, Alterthfimer und Eoiutdaiikmsl« des Kloatan B. Hsrtin and der
LaBdeaialmle aar Pforte, pag. 206), und iwar iwiacheo der Kapelle S. Annae
and dem spkter erwihtiten öleieheoMhen Hofe, ergfebt aiah mit Berfiok*
•iehtigiiiig der looalen Terlültiiisse soi den Motiien, nach weloban eiaige
Bpitapkian lin coematerio penei eapellam S. Anoae- (Qatl. Btaaa, Nuorolo-
giom pag. SSS), sowie in der Parooliia 3. Petri eine Ctvi« [dar nachmalige
ÖMckantobe Hot) ■ein» coemeteriama (QalL Stasi, Mecrologinro , pag. 470,
Zinsregiater vom Jahre 1866) angeffihrt weiden.
•') Oall. StsM, Meerologinm, pag. 36. •Ditmami, oonvarms inb R. D.
^bste Borehardo, bic cotiitnuit noellnm, oUm dietam B. Hariae T., nunc
8. Annas, eto. obüt 24. Hartii Anno?«
■•) Qall. Stam, ColleoLio, pag. 706. — Hiool. v. Siegen, pag, 398, giebl
«a: aar Ehre der Jangfraa Üaria tmd ibier Uatter, der U. Aana.
:,G Gothic
— 126 —
dem ßrande, sowie ihre Wiederherstellang nach demselbeo lüast
sich aus einer chrODikalen Notiz schliesBen, nach welcher der
KlosterschUler ßudiger, der am 2'i. Juni 129? mit der BefeBtiguog
des Strickea für eine in der Mitte der Kapelle Längende Lampe
beschäftigt war, in Folge eiDea Versehens von den Balken ab-
glitt und (darch die vorhandene Oeffnung in der Decke) auf
den Fussboden herabstürzte *").
Die Errichtung zweier Seitenaltäre , von denen der aof der
Evangelien - Seite (in dextra parte basilice S. Marie) dem bl.
Nicolaus, Remigius, BasiÜus und Servatins, und der auf der
Epistelieite (ia sinietra parte ejusdem eccleaie) der hl. Maria
Magdalena, Agatha und Caecilia gewidmet war, soll 1182 XII.
Kai. Julii (20. Juni) deren Consecration durch den Bischof Ha-
bertuB von Havelberg veranlasst haben '^).
Schon diese Zunahme der Altäre deutet darauf bin, dasa
die der jungfräulichen Ootteamutter geweihte Kapelle bei den
Gläubigen in hohem Ansehen stand, dem einen sichtbaren Aus-
druck zu geben das Kloster durch mannigfache Spenden unter-
stützt ward. In noch höherem Grade spricht sich dies aber aus
durch den Anbau eines kleinen Chores, welchem 1290 die se-
quenti S. Bonifacii (6. Juni) in Gegenwart des Erzbischofe Ru-
dolf von Salzborg, durch dessen Weihbiscbof Conrad, Bischof
von Lavant, die Weihe ertheilt wurde " *), deren feierliche Voll-
ziehang zu den besonderen Urchlichan Festlichkeiten gehörte,
welche während der Anwesenheit König Rudolfs I. im Kloster
stattfanden. Auch durch die Ausführung von Wandmalereien,
sowie mit der Schenkung einiger Teppiche (cortinae) '°) lieas
■'J Sicol, V Siegen, pag. 870.
■■} Gkll. ätua, Colleotio, pag. 706. -~ Zeit und Peraan sind nioht aber-
einstiminend , ds Haberlm von 1160 — 1176 Büobof von HsTslberK war.
(Vergl. EbeliDg, deottobe Biicböfa, IL 477.) VoransgeMUt, dui lioli bei der
von Uall. Stut gleiobuitig sngegsbe&aa oXV. Indiotio« kein Sobraibfehlar
eing esc blichen bat, dürfte diaM Weibe naileiobt ricbtigar in das Jabr 1167
an vorlegen sein.
*■) ChroD. Simpet.
'") Dq Gange, QltMnr, «Cortina Mt ornamentnin flcclMiamm tsI taber-
nacaloram, gicut vela depiota, qoae in Uteribna altariom nupendimtitr, ne
sftoerdo« sdipectn cironmitanlinm oonfuodatnr«. Mit RQokaiobt auf die Zeit
lind hier nnter neortinae« diejenigen, oftmak reioh Dmamentirten Tappiobe
EU veiileben, welche an irgend einer VoiriobUuv an dea beiden Seitsn da*
— 127 —
6> sicH eio Göaner der Abtei, Abt Tymo vom Kloster Hombtu^
(f 1316) angelegen sein, für die inoere AuBBchmlickung der Ka-
pelle Sorge zu tragen, welche er sieb ala letzte Rubeatätte aus-
enräblt hatte '")■
Ffir die Errichtung dee vorbanden gewesenen Dachreiters,
in welchem zwei Olocken untergebracht waren ""), hat sich eine
Zeitbestimmung nicht ermitteln lassen , dagegen wird um 147<j
die Erneuerung der Orgel ^^) und 1494 eine im Inneren vor-
genommene Restauration angeführt, wobei auch auf die Anbrin-
gung von Wandmalereien Bedacht genommen ward ''*). Im
Uebrigen entziehen sich die einfachaten, auf Abmessungen und
sonstige bauliche Einriclitungen beztlgUche Fr^en leider jeder
Beantwortung. Darf man einer, vom Ingenieur Welsch im An-
fange des 18. Jahrhunderte angefertigten fortiäcatorischen Zeich-
nang ''^), die allerdings von Fehlem nicht freizusprecbea ist,
einigen Glauben schenken, ao hatte der Grundriss der Kapelle,
mit AuBSchlnsB des Chorea, keine grösseren Abmessungen als
der der Kirche S. Leonhardi.
Das vielartige Hiasgeachick, von dem das Kloster schon
durch die kirchliche Spaltung im 16. Jahrhundert, vorzugsweise
aber während der schwedisohen Occupation heimgeaacht ward,
lies« in aeinen Folgen auch die Kapelle nicht unberührt. Gegen
den Ausgang des 17. Jahrhonderts be£uid sich nicht nur ihre
innere Ausstattung, sondern auch der ihr zugetheilte Kirchen-
dienat in so erheblicher Vernachlässigung, dasa hierdurch ein
Conventami^lied zu dem Entachluss bewogen ward, mit allen
ihm zu Gebote ateheoden Mitteln auf eine Wiederberstellung der
früher an diesem Ort stattgefundenen Verehrung der Himmels-
königin hincttwirkeo. In geschickter Weise und weder MQhen
noch Widerwärtigkeiten scheuend, sachte daher Pater Franciscus
Altar« berabbiogsD und disien eapflllenartlg »bicUoaien (v^ lateralU),
Tiellsicht anch die drei Teppiche (tri» veU}, welohe in glsiohar Weise nicht
nur sn beiden Seiten, lODdarn »ach hintar dem Altar angebracht waren.
(TergL Bock, Oeechichte der litargisohen Qew&nder, IlL pog. 91 ff.
") QalL Stasi, Mecrologinm, pag, 837.
**) Gal). Staas, Necrologinm , pag. 869.
'*) fiiooL V. Siegen, peg. ifiö.
■*) MieoL T. Bi^en, pag. 497.
'•) Diese Zeiobnaog befindet «ioli in k5nigL Ftwtifioations- Arohiv.
:vC00J^IC
— 128 —
KempflHich (f 1721) ancli ausBerhalb der KloBtermAaern den
Sinn fSr die Pflege des Mariencnltua eu heben and das daftlr
rege gemachte InteresBe auf die kleine, vod ihm vorsngBweise
ins ÄQge gefasste Marienkirche seineB Klosters hinsuleiteii.
Seine Bemühungen blieben auch nicht unbelohnt Nach einiger
Zeit war nicht nur das Innere der Kapelle wieder in wfirdiger
Weise hergestellt and mit den zum Gottesdienst erforderlichen
GerSthen auegestattet, sondern auch durch Legate vieler Wohl-
thäter daf&r gesorgt worden, dass das kleine Qotteshaus ferner-
hin seine Bedürfnisse aus eigenen Mitteln bestreiten konnte.
Dessenungeachtet scheinen sich dieselben in sehr bescheidenen
Qrenzea gehalten bu haben, da von dieser Zeit ab von den
vielen Marienfesten doch nor zwei, Maria Heirnsnchnng and
Maria Geburt, bei einer zahlreich versammelten Menschenmenge
durch einen in der Kapelle abgehaltenen Gottesdienst gefeiert
wurden ").
Mehrfech nnd auweilen mit besonderer Vorliebe als letzte
Ruhesttttte aasersehen, die sich schon 1216 der Priester Ger-
wicuB, Pleban »n der Parachial- Kirche S. Pauli, im innigen
Glauben an die gnadenreiche Fttrsprecherin vor dem Throne
dea Weltenrichters, fttr sich vom Kloster erbeten und durch
eine reiche Schenkung erworben hatte ''''), vermochte der Fnaa-
boden der Kapelle manchen interessanten Grabstein ^*) und die
Auasenwand einige reichsculptirte Epitaphien ''*) aufzuweisen,
'■) OkU. Statt, Heorologinm, pig. B8.
") NiooL T. Biegen, pag. 849.
*•} Gall. Sti.M (t 1780) hat noch dia wohlarhtitenan Orabateine von 10
Aebten dei PeterBklottac* geMhcn, welobe in dem ZeitraDme voa 1991— 1461
geitoiben nnd in dieier Kapelle beerdigt worden waren (QaU. Stan, Neoro-
loginm, pag. SOÜ-SSS.)
'*) Von die«en Kpitiphien enthielt dai eine die Dantellung des im
(larten von Uethaemtne betenden Chriatm, einer vorlinfig noch unbekannten
Familie gewidmet; dai andere du tlitd de« Welten rtchtere , dem 1883 m-
■torbenen Tilo t. d. Sachsen und (einer in demietben Jahre gettorbenen
Pfau, Agnes, gewidmet ; dai dritte eine UarBtellniig dei gegeittellen Chriitoa,
dem 188t geitorbenen Eberhard Markmeiiter nnd seiner 1S79 gestorbenen
Kran, Hermen t r udig , gewidmet.
AntMrdem befand liob über dem in der Bfldwaad angebraobteu Kin-
gange ein Steinbild, welohee die Haria mit dem Cbrittnaldnde daratelltei
ibr cur Btchlan kniete der Abt Ripertae nnd anr Linken der Laienbrnder
— 129 —
welche «her alle ohne Ausnahme mit denen in der Klosterkirche
Torhandenen das gleiche Geschick des Unterganges getheilt
haben.
Die Kapelle Corporis Christi
Die Sage legt dieser, in früherer Zeit dem hl. Blasios ge-
weihten Kapelle ein sehr hohes Älter bei ^'>) und hält dieselbe
sogar fQr das älteste, in Thüringen errichtete Qotteshaus **).
Glaabwürdige chronikale Aofzeichnangen sprechen sich indess
hierüber ebenso wenig ans, als sie über Stiftung und Erbauung
des gegen Ende des 13. Jahrhunderts sicherlich vorhandenen
Gebäudes eine Andeutung enthalten; das Chron. Sampet. lüsst
dasselbe sogar ganz unbeachtet und erwähnt seiner nicht ein
einziges Mal.
Mit Hülfe verschiedener reicher Spenden im Osten der
Klosterkirche auf dem äusseren Friedhofe ^') erbaut, wurde
sie um das Jahr 1302 einer nicht näher erläuterten Reparatur
unterworfen, mit welcher duroh die Fürsorge des Couvea-
tnalen Henricus de Auch ein an den inneren Wandäächen
Ditsoaros, ■bqu u^ellae aedificatOTB. (OaU. Stssi, NBoroloKiiiiii , pag.
S88— SS6.)
>*) GalL StM*, fiecrologioni , pag. SS8, giebt ihr die Benenniuig : ■per-
Tetuatom «aceUnm S. Blani, modo Corporis Clirieti>. — Lambert! annale*
b« Port«, L c Script III. , pag. S3, Anmkg.
■■) yei^l. Falokenstein, ThQringitohe Chronik, I. p»g. 218. — Erphor-
dianna Ajatiquilatnm Vuiloqous bei Menoken, L o. II. pag. 164. — Wenn
gl«icih die von Falckenatein mitgslbmlta Enihlnng, dua mn der Kapelle
Ctvporis Chriiti eine Xistenie angebraoht gewoMn sei, welche in dar Zeit,
wo die Qara aoob ein aobiffbuee Wassei* war, den Sobiffem als Biohtpnnkt
in der Nacht gedient habe, als Sage in betraohUn iit, m l&sit rieh doch
das TOD ihm beiweifelta Torhandensein einer vobx Klempner gefertigten
Iiatame auf die banliohe Einrkhtaag räur BTodtenlenohte« nrüokfflhren,
in welehec mm Ged&ohtnin der Entschlafenen ein -arme Seelenlicht* wäh-
rend der Naehtuit brennend eritalten wurde. (Ott«, Handbnoh der Uroh-
liohen Kuutacoh&ologie, 4. Aoflage, pig. 261. — ißttbeihingeii der k. k.
Central -Conuninion, Wien IB63, 7. Jahrgang, pag. S17 B- — Weingärtner,
System des ohriitliohen Thormbanu, Qöttingen 1860, §. 6b S.)
•*) Qall. Stasi, Hecrologinm, pag. &S. ■Me^om MHpori« CbtiaÜ in
nostro eoemeterü».
9
Dictzedby Google
- 130 —
aasgeführter Gemäldeichmnck Terbunden war *'). Diessr ent-
hielt die mit Inschriftea Teriehenen Bildniiae mehrerer Peraooes
beiderlei Geschlechta, welche sich nicht allein um die Kapelle,
sondern auch um daa Kloster ein besonderes Verdienst erworben
hatten. Aus einem uns erhalten gebliebenen Verzeichniss dieser
Bilder '*), unter denen an vornehmster Stelle snch das des
Königs Dagobert nicht fehlte, ist ersichtlich, dass neben dem an
der Westseite angebrachten Eingange ein Thnrm sich erhob,
Bu welchem aas dem Inneren der Kapelle ein Zugang TorbandeD
war; auf diese Notia beschränkt sich aber anch alles, was Über
ihre bauliche Einrichtung bekannt geworden ist
Die angeflihrte Restauration mose eine Eiemtich durchgrei-
fende gewesen sein, da sie eine Conaecration des Altars ver-
anlasste, welche 1304 XVII. Kai. Jolü (15. Juni) der Bischof
HenricuB (von Ennland) '*) zur Ehre des hL Kreuzes, Blutes
und Leibes Christi vollzog **). Auf den genannten Tag (das
Fest S. Viti) war auch anfänglich die Feier der Eircbweihe an-
beraumt, welche aus gleichem Grunde wie bei der Klosterkirche
im Jahre 1369 den 22. Mai (feria tertia post diem saactae Pente-
coates) durch den Weihbischof Albert, Grafen von Beiohlingen,
Bischof von Ippus, auf die Oktave des Trinitatisfestes verlegt
wurde *').
Nicht ganz nnwahrscheinlich ist es, wenn man mit dieser
Weihe die Umwandlung der Benennung des GebHudes in die
Kapelle Corporis Christi in Verbindung bringt. Wenn auch die
Verehrung der Hostie, des Symbols des Leibes Christi, dorch
ein besonderes Fest erat 1311 durch eine Bulle des Papstes
Clemens V. eine weitere Verbreitung erhielt, ao war dasselbe
doch schon 1264 durch eine Bnlle des Papates Urban IV. ange-
ordnet worden, und obscfaon nach dessen kurz darauf erfolgtem
*■) QiXL StaH, NMroIopam, pag. 58. Hearioni da AUoh war spltar
Piior und itarb ISU^ den 3a Mai.
■*) GaU. SUm hat diaMs, dwa Neoiola«»« pag. «8—849 baigangU
VeneichoiM wolil nioht am eigener AoMhanoag der Bilder mtworfaB,
•ondtm aai eitwr ihm in Oebote stebandan QoeD* in Abaohrift geiMmKeii,
da er erst I7M , also fOnf Jahr naoh dem Einatnn dar Kaprila das kHMar-
liebe OelibdQ ablegte.
■•} Kooh, die &fiirter Weihbnditis, L e. Tl. 6i.
>•) QalL Staw, CeUeotio, pag. 714.
•') Qall. Stau, Colleolio, pag. 714.
Dictzsdbv Google
- läl -
Tode aeiner Anordnimg eine weiteo« Folge nicht g^eben wurde,
die Feier sogar ganz anterblieb ^''), bo ist es docb immerhin
möglich, dass das PeterskloBter von der älteren Bulle Kenntniss
erhalten hatte und der restaurirten Kapelle schon im Jahre 1304
die Benennaiig Corporis Christi beilegte. Diese Annahme ge-
winnt an Wahrscheinlichkeit dadurch, dass unter den erwähnten
Bildern, deren Entatehong doch wohl als gleichzeitig angenom-
mea werden darf, sich auch das des Flebans Reinoldas von Be-
ringen befand, welcher die Kapelle mit einer Stiftang sa dem
Zwecke bedachte, damit in derselben jährlich das Fest Corporis
Christi feierlich begangen werde.
Nachdem -der Altar im Jahre 1387 von dem Convents-Mit-
gliede Andreas Hunold mit einem Antipendium beschenkt wor-
den war '"), tritt die Kapelle in den cbronitalen Aufzeichntingen
drei Jahrhunderte hindurch vollständig in den Hintergrund.
Bei der Anlage der Citadellbefestigung des Petersberges
war aie in Gefahr, ganz beseitigt zu werden, and es bedurfte
der dringlichsten VorBtellungen des Abtes bei der Mainzer Knrie>
am sich in den Beeita einer erzbischöäichen Verordnung zu
setzen, wodurch dem den Festungsbau leitenden Commandanten,
Oberst Schutz, die Weisung ertheilt ward, bei der Linienführung
der Enceinte anf die Erhaltung des Gebäudes Rücksicht zu
nehmen '"). Trotzdem schwebte dasselbe, so lange sich die
linke Face des Bastions Philipp im Bau befand, in steter Gefahr,
nngeachtet der angewendeten stützenden Vorrichtungen, bei
einer etwa erfolgenden Abratschung in den Graben hinab zu
stürzen, weshalb man anch im August 1680 den Abbruch des
Altars vorsorglich anordnete °*). Was diesmal mit Aufbietung
aller Vorsichtsmassregeln glückUcherweise noch abgewendet
worden war, das trat unerwartet 1735 dennoch ein, wo der am
20. Juli durch anhaltenden Regen veranlasste theilweise Einsturz
der vorgenannten Festungslinie erat die Ablöauog der Kapelle
■■) ffiagfll, Handbueh dsr ohrüUioh-kicalilielMD Alterthflmor, 11. IBl,
**) GsU. Stus, NecroloKinm , pag. 8. aAndreu Hnnold (Hnndolff) oom*
psntvit Ubnlam altaris in sMello corporis Ghriatiii. — Dn Csnge, QloMu,
•d TOoan: tabula lUtuii, iitioa qnH altari inperponitar, wd es, qnte soUda
at fignrii excnksta ipn altari praetenditora.
»} fiaU. aUM, OoUMtio, pig. 764 f.
*■) QaU. StsM, CoUeotio, pkg. 769.
9*
Dicizsdbv Google
— 132 —
vom Tiinrm zur Folge hatte nad am 23. Juli d«n vSlli^eti Eiu-
Btnra der eratereD nach eich 20g **).
Uebar den erneuten Aofbau ") kaoo ana Mango! an Material
eine nfihere Mittheilung nicht erfolgen und selbst die Ermitte-
lunga - Versacbe haben sich vergeblich erwiesen, ob die Kapelle
schon vor dem Jahre 1813 beseitigt ward, oder w&hrend des
Bombardements bei dem Brande des Klosters mit diesem gleich-
zeitig der ZerstSrnng anbtim fiel. Änf einem, Ton fransOsischeD
Offizieren im Jahre 1813 entworfenen Armimiigsplan ") des
Fetersberges ist die Kapelle nicht angegeben und hiemach darf
man sich der Annahme Eaaeigen, dass sie, gleichseilig mit dem
an die Gemeinde Dittalstedt geschenkten Thonne, schon 1811
abgebrochen worde.
Die Farochie und Kirche S. LeonhardL
Der TOD der Kordgrenze des Severihofes in nördlicher Rich-
tung die Anhohe hinauf fUhrende Weg ist ohne Zweifel sehr alt
nnd bestand als kürzeste, wenn auch etwas steile Verbindung
mit der Stadt sicherlich schon zu der Zeit^ als die auf jener
Anhöhe liegende klösterliche Niederlassung sor Abtei S. Petri
und Pauli (1060) umgewandelt wurde. Ob auch die zu beiden
Seiten dieses Weges stehenden H&user zu jener Zeit bereits
vorhanden waren, l&sst sich nicht nachweisenj dagegen scheint
die Abtei dieselben von Hans ans, weil sie auf ihrem Areal er-
baat waren, auch als ihr angehörend nnbeanetandet betrachtet
und für ihre Insassen einen Pfarrgottesdienst in der Kloster-
kirche eingerichtet zu haben. Von diesem letzteren wurde das
Kloster durch die 1149 vom Erzbischof Heinrich I. errichtete
Farochie S. Leonhardi *') dem Anschein nach nur xum Theil
be&eit, denn ausser derselben bestand nach dem Zinaregister
des Klosters *') noch im Jahre 1366 eine Farochie S. Petri,
welche die auf der Ostseite des vorerwähnten Stnfenwegea lie-
■*) FortietsDiig der htndsahriftliohen Chronik des Samuel Friti dnrcli
ChrittJan Kaichardt, pag. 188.
*)} DominilniB, Erfurt und du Etfartisohe Qabiot, L 113.
■*) OieMT Plan befindet Bioh im Kfinigl Forti£oatioB».AroUv, Lit B, Hr. 8.
*•) Fluid. Math, 1. 0. pag. 27.
■*) Eina Abiahrift diMei Zinsregiiten findet nah bei GalL StSM, Ileoco*
loginm, psg. 470 ff.
Dictzedby Google
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genäen dreScelin HSoier uiofaaite, von Aenen eine Rone an den
im Osten der KloBterkircha eingerichteten Begräbnissplatz an-
grenzte, irfthrend anf der Westseite achtsehn Hänser die Paro-
chie S. Leonhardi bildeten, welche sich nach oben bis an das
AQodtom ,^am gr&nen Hagen" erstreckten nnd nach onten bis
an die Lanengasse ausgedehnt zn haben scheinen *^). In spä-
terer Zeit mag eine Yereinigong beider Gemeinden stattgefunden
haben, denn Nicol. t. Siegen ") giebt zum grossen Brande im
Jahre 1472, bei welchem höchatwahrscheinlich beide Häuser-
rühen in Äsche gelegt wurden, die Xotiz, dass die Farochie
S. Leonhardi abgebrannt sei and macht eine Farochie S. Petri
nicht namhaft.
Diese die Änh5fae sich hinaufziehenden Gebäude bildeten
in ihrer Holzconstmction *'), mit Zinselwänden , Brettei^ebels
und Sohindelbedaohungen bei jedem Brande, welcher in dem
am Fasse der Anhöhe sich aasbreitenden, gleichfalls sehr feaei^
gefährlich gebauten, städtieohen Hänsercomplexe aufloderte, eine
höchst bequeme Uebertragung der Feuersgefahr nach den auf
dem Flateaa liegenden Gebäuden, nnd die in den Jahren 1079
nnd 1142 das Kloster selbst schwer heimsuchenden Brandschäden
bl^n sehr wahrscheinlich in dieser Vermittelung ihren Gnmd
gehabt Obscbon diese Häuser auf dem seit alter Zeit dem
Kloster xugehSrigen Grund nnd Boden standen, so gehörten
obne Zweifd mehrere derselben zu denen, von deren Bewohnern
der Bath in einer doch wohl zu weiten Ausdehnung seiner 1281
erlassenen Verordnung: bürgerliches Gut nicht in die todte
Hand kommen zu lassen "*), im Jahre 1293 das „Herdgeld"
«nforderte nnd in Folge dessen mit dem Convent in Streitig-
keiten gerieth, wobei er der Immunität des Klosters. sogar so
*'') Der Ansicht dM Abtes Flscidni Mnth, L o. psg. 28, nuh welober
auch H&DMr suf dem Bnbenmsrkte inr Faroobie 8. LMnbsrdi gehört haben
K>UeD, Ksgt wohl sie Irrthnm id Grande, da rieh atu den Terrechten dar
Stadt Tom Jslire 1693 der Naobwtie fBtaren liest, dew eimmtliehe Qabinde
auf dem Rabeanarbte der Oemeiade S. Andreae magehftrten,
*■) Nie T. ffiegen, pag. 460.
*■) Nooh naob dem groeMn Brande im Jahre 1472 war wonigatena ein
Theil dieeer Oebiade so leioht gabant, daie bei einem sm 1. Min 1683 ein-
getretenen Sturm Bwai Binssr bei S. Leonhardi ■toh Grand ans der Erde
gerueen warden. (Shiahold, Termehrtee Enoominm Erffartinnm, IV, pag. 97).
■*') Die betreffende Urkunde befindet eieli im Stadtarcliiv.
Coo^^lc
— 134 —
weit m nahe trat, dasi er vorgab, jene Abgabe nicht ^em Ttn
den genannten HSasern, BOndem ancb von BanuntHeben Kloeter-
gebXndeD fordern kq kennen '). Nachrickten fiber den Aiugang
das Strates aind nicht vorhanden; indoBs scheint der Roth aor
Aofrechthaltcng seiner Verordnang in der Folge geeignete Haaa-
regeln ergriffen Ea haben, da sieh anter dem 25. Hin 1332
Friedrich von Witzleben, Ritter and Herr an E^enbnig, ver-
pflichtet, dai Hau and den Hof auf dem Petersberge, welche er
vom Magister Hermann von Aliob flir 23 Mark mit BevilUgi^;
und VergODSt des Raths käuflich erworben, nnr an einen Bflrget
wieder zu verkaufen, welcher städtische Lasten trägt *).
ÄD sich von untergeordneter Bedeatang ist die Im Jahre
1350 vom Convent unternommene Anlage der Steiostofen '),
mit denen der etwas steile Weg zwischen den beiden HSnsor-
reihen der Qemeinde S. Leoohardi zur f^leiohternng des Ver-
kehrs versehen wurde. Erwägt man aber, dass dieser Bau mit
den daza erforderlichen Vorbereitaogen wohl sohwerlicb inner-
halb des Zeitraams von einem Jahre zur YcJlendung gelangte,
dass femer zn derselben Zeit das Stift S. Marifi mit dem am
25. März 1349 begonoenen Bau des neuen Chorea *) besohäft^
war, und in den beiden Jahren 1351 und 1^2 der Radt zur
grässerdn Sichemng der in der Landwehrbefestigung der Vor-
städte vorhandenen Eingänge den Bau mehrerer Thorthtirme
ausführte "), so kann man eine gewisse Verwunderung nicht
unterdrücken, wie dies alles zur Ausführung gelangen konnte in
einer Zeit, wo auf dem ganzen Thttringerlande der Druck einer
pestartigen Krankheit lastete, welche ebenso wenig plötzlich auf-
trat, als plötzlich wieder verschwand und im Jahre 1^0 so viel
Opfer in Erfurt hinwegraffte, dass allein anf dem zu einem
MasseobegräbniBB auaersehenen Kirchhofe des Dorfes Neuae am
rothen Berge angofähr zwölftauaend Menschen in elf Graben
zur Ruhe bestattet wurden ').
Als beacbtenswerth ist nur die oben aagefftbrte Kurie her-
■) Cbron. SampeL
>) AbMhrift dar ürkoDde im Stadtatohiv.
*) Chrtm. Ssmpet,
*) Btaininiobrift an der SOdseite det Chors*.
*) AuMug BUB den BaarscluiaDgeii das Batlis iai Stadtarohfv.
*) Cbron. fianpat.
idby Google
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▼<vsiiliebeD, welche nach dem ZinaregiBter vom Jahre 1366 ein
Conrad von Appolda bewolmtfl and mit einem an dae Kloster
SB eotrichtenden MichaelisBinH von 6 Solidi betastet war. Als
die Grafen von Gleichen das ihnen als Sobirpivögten zustehende
Becht der ,^astfreien Herberge" im Kloster in immer grösserem
Haaase missbrauohten , bei ihrem öfteren Einreiten rilckBicbtalos
daa in der Kttche bereitete Mittagsmahl ßir sich und ihr Gefolge
in Besohlsg nahmen, der Convent dagegen nach beendeter Messe
oor leere Schfisseln and Krüge im Refeetorinm vorfand tind da-
her 1373 das Recht der &eien Einkehr fbr Menschen und Pferde
dem Grafen mit 400 Mark Silber abkaufte, so überwies er ihnen,
damit dergleichen ungebetene Gäste das Kloster überhaupt nicht
mehr betreten sollten, jene Kurie als Herberge ''), welche von
diesem Zeitpunkte ab der „Gleichensohe Hof" genannt
wurde. Nachdem gegen das Ende des 15. Jahrhunderts die
frilher zwischen der Abtei und den Grafen bestehenden Verhält'
nisse sich weientlioh geändert hatten, sodass letstere selbst
die ihnen unbeanstandet belassene Berechtigung der Beerdigung
in der Klosterkirche ^) nach dem Jahre 1500 nicht mehr benutzt
lu haben scheinen '), wurde die Kurie als Lehn solchen Bär-
gern tthertrageo, die sich bereits im Besits Gleichenscher Lehns-
guter befanden. Man findet daher, dasi 1491 am Freitage vor
Pfingsten Erhard von der Sachsen mit «einem ganzen Haushalte
in den „Gleiohenechen Hof" eingezogen ist nnd bis an sein
Lebensende (1505) in demselben wohnte, sowie dass in dem
zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts Hierooymus von der Sach-
sen (t 1548) mit demselben belehnt wurde nnd 1605 David
Macke mit seinem Weibe diese freie Wohnung zur Nntzniesaung
besass ■•).
'} NiooL V. SieKsn, psg. 807. — In QaU. SUai, Collectio, p^. 7G9 wird
biniiigafngt: ■qaam cnriam ipri oomitei debent ootutrnere ac in esae oonser-
vatea. — Hiermit wird die in Zachsnaa Hogel^ Chrtoub pag. 426 gegebene
HittheiluaK widerlegt, woanoh die Orafeu schon Mit lOH im Betiti diwer
Curia gswMen wären.
•) NicoL V. Si^^n, 1. n. pag. 102.
•) Da* nlatit in der EloBterkirohB beerdigte Mitglied der Gleiohen^Khen
Ofafonfsnilie war dsr am 1. Juni 1600 gestorbene Qraf Earl, Herr m Blan-
kenheiiL (Gall. Stau, Kearologinm , pag. 27&. Yeneiobnin der Qrabateia-
, Mr. 79).
>*) Sagittarins, Qeicbicbte der Grafiahsft Qleiohen, pag. 18 S. Dia be-
:,G Gothic
- 13« -
Ein ftoderea hier noch sa erwähnendes Gebäude ist der
Oetreide-Speicher (granarinm) des Kloetera, welcher mit
Bwei oder drei Häusern der Farochie S. Leonhardi, Ton denen
das eine „zum SchlQssel" genannt wurde, sehr wahrBcheinlioh
«wischen der Kirche 8. Leonhardi and dem ÄUodiam „zum
grünen Hagen" lag. Zn dieser Localisimog geben folgende
ohronicale ITotizen eine hinreichende Berechtignng: 1470 findet
der Baa eines neuen Hauses „ad davem prope LooDbardom"
statt "), welches nebst drei aDgrensflnden Baulichkeiten, dem
mebrerwähnten Zinsrogister zufolge, schon 1366 in der Farochie
S. Leonhardi genannt wird; bei dem grossen Brande im Jahre
1472 verbrennen dem Kloster in dem Hanse „snprs claTcm"
900 Malter Gletreide **) und bei der Ankunft des apostolischen
Legaten, des Bischofs Bartholomäus, am 5. Aagust (Kon. Ai^sti)
1484 png ihm der Abt an der Spitze des Convents bis zum
Hause „ad clavem" entgegen ■*). Ueberdies dürfte «ich ftlr die
Anlage eines Kornspeichers das 'Plateau auch wohl geeigneter
gezeigt haben, als der Abhang der AohShe.
Die Kirche S. Leonhardi, am oberen Rande des süd-
lichen Abhanges und in südlicher Kichtung dem Westende der
Klosterkirche in einer Entfernung von ungefähr hundert Schritt
gegenüber liegend, für die kleine Gemeinde gleiches Namens
bestimmt, bildet im Grundriss ein Rechteck tod höchst beschei-
denen Abmessungen "). Ihr schmuckloser Steinbau, an wel-
chem noch gegenwärtig die an den Seitenmaaern vorhandenen
kleinen, nmdbogigen Fensteröffnungen an die romanische Bau-
periode erinnern, ist höchst wahrscheinlich am di« Hitte der
zweiten Hälf^ des 12. Jahrhunderts usternommeD worden, da
am 3. Kovember 1185 (?) der Altar die Weihe zur Ehre des
Erzengels Michael und aller himmlischen Tugenden durch den
treSeaden NotiieD Tardaskts denolbe den ibm tob Geor^ BalthsMr nm
Milwits ngettellteti Hitthoilaugen. (YergL den Sammelbaad dM Q. B. t.
UilwiU im 8t»dtMchiT).
■■) Joh. TfDchar, 1. o. psg. B69.
") MiooL T. Siegen, pag. 4M.
•■) Memorabilia Nicolai ilu Egn monsohi B. Patri, bei Oall. Stais,
Gallwtio, pag. 838.
< *) Diemlben betragen iti der l.ings angeOIir 70 Fum rt. vaA in der
Breit« 80 Fun.
DictizedbyGoOgle
— 137 —
Biftcliof Habertas Ton Harelbet^ erbalten faftbfln soll * ''}. Ot>-
Bchon die Kirch« seit der Emchtang der Parochie durch deo
ErzbiBcbof Heinrich I. dem Kloster incorporirt war und dieses
auch jederzeit einen Beiner Priester als Seelsorger an derselben
angestellt hatte, so wnrde ihm doch znr Zeit des Abtes Theodo-
riciu von Zimmern (135S — 1376) nnd als der HSnch Benricus
Ooyiutz (t 1368) die Functionen eines Bectors (plehanus sea
paroehns) versah, dieses aaBBchliesaliche Recht von Seiten des
Propstes des S. Marien -(Dom-)Stifte8, Ditmaj von Hnckenthal,
streitig gemacht, indem dieser die Behauptung aufstellte, dass
beide Tbeile abwechselnd das Patronatsrecht auszuüben hätten ' *).
In Folge des 1297 III. Kona^Martü (5. MSrz) *'') am Fasse
der Anhebe ausbrechenden Feuers und der, durch die ruchlose
Brandstiftung am 19. Juni 1473 in den Parochieen SS. Hariae
nnd Severi wütbenden Flammen wurden die Hänser an dem
Steinstufen -Wege in Asche gelegt und hierbei scheint auch die
Kirche nicht verschont geblieben zd sein. Wieder hergestellt,
mit einem schlanken Dachreiter gesiert and uro 1476 mit einer
neuen Orgel versehen "), verblieb das kleine Ootteshans seiner
Bestimmung noch zweihundert Jahre.
Eine Aendemng trat erst ein, als der Erzbiichof Johann
Philipp von Scbönbom, nnmittelhar nach der im Herbst des
Jahres 1664 durchgesetzten gewaltsamen Unterwerfung der Stadt,
die Citadellbefeatigung des Fetersberges unternahm und hierbei
die Häuser der Parocbie 3. Leonbardi, auch der Oleichensche
■■) OsUd* SttiH, CDllectio, pag. 709, giebt Hr diese Wsiha das Jalir
1166 mit dem Zsaftti'. ■indiotiona III." an; da Biaebof HnbertM TOn HaTd-
b«v (116D— 1176, — EbeUng, die dentwhen BüohSfe, L pag. 477) jedoeh
1186 bereit* g«atorben war, lo wird mit Berfickriohtigong der angegebeaen
Indiction die Weihe wohl riohtiger in du Jahr 1170 in Terlsgan Bein.
Ob der im Chnn. Sampet. erwSbDte Altar S. Leonhardi, dewsn Con-
•ecration 1290 am Tage des hl. Bamabss (11. Juni] dnreh den Salibnrger
Weihbitchof Conrad, Btichof von Lavant, erfolgt«, in disM Kirohe lo rer-
legen ist, mui wagen Mangels niberar Angaben nnantaohiaden bleiben.
■*) GaU. Staat, Neorologinm, pag. bS. — Zaittobrift daa Tereiaa t&r
thüringische Oeaobichte. Jana. V. pag. 2BS f. Hier wird dar Propst Am
Marien-Stiftes Ditmar von Meokebtck genannt nnd der Streit in die Jahre
ISSfi— 68 goMUt
< ') Chnm. BanipeL -— NiooL t. Siegen, pag. 869 giebt UI. Non. M^i an,
■*) BicoL T. Siegan, pag. 455.
Dictzsdbv Google
_ 138 —
Hof, geopfflrt werden mnBBtea. Bn den sckon «a sefaat«»
Tage (^ October) drcIi der Kapitulation beginnenden Vorarbei-
ten wurde am ^ October der Abbruch mehrerer Häuser und
die Beaeitigung der die Anhöbe hinaufiübrenden Stdnitu&n in
Angriff genoauaen **). Aof diese Weise verBchwand allmälich
die kleine Psrochie, ohne dass das Eloater eine Entschädigung
dafOr erhielt, nur die Kirche blieb erbalten und wurde ichon
au jener Zeit in ein Zeaghatu umgewandelt '"), zu welchem
Zwecke das (^ebSude auch gegenwärtig von dem Militair-Fiskaa
noch benutzt wird.
Das Ällodiam „zam grOnen Hagen**.
Ueber die Lage dieses aasserhalb der Elaoanr übenden
Qebtades ertheitt der Abt Plaoidas Uuth Auskunft und berich-
tet, dasselbe sei an der Stelle eu suchen, wo zu seiner Zeit die
knrmaiQEiBche Hauptwache auf der Festung lag *'). Diese be-
fand sich auf der Westseite des Klosters , ungeßihr in der Ver^
Ungemng der Stldfront der Abtswohnung und 30 — 40 Schritt
von deren Westfront entfernt *').
Die Entstehung des Gkb&udes ist unbekannt; es onterliagt
indeas keinem Zweifel, dass dasselbe in der 3. Hälfte des IS.
Jatu-hnuderts bereits vorhanden war. Während der Anwesenheit
de« Königs Rudolf I. im Jahre 1S90 wurden nSmlich seine Töob-
ter, Jutta, Königin von Böhmen, und Agnes, Herzogin von Saoh-
Ben, welche das Reichtoberhaupt sn einem Besuche zu sich ein-
geladen hatte, mit ihrem weiblichen Qefolge ausserhalb der
Klaosor in dem „pomerinm" des Klosters untergebracht **); es
ist daher ein Fehlgriff wohl nicht zu besorgen, wenn man in
dem späteren AUodinm „zum grünen Hagen" jenen , mit einem -
>•) ▼. Tstten, die Bodoetion von Etfort, pag. M3.
••) QaU. 8tmM, Neerolopnm, pag. 81. — Caq). Fri«dr. Binabold, vsr-
neinrtM Enoominm Erfortinam, II, Bd Anhang, psg. Itt (Hsnukript in
der «TangsliMihea Hiniitarial- Bibliothek an Erfurt), ugt, daii diese Um-
wandinng im Jahre 1677 geaebehcui «ei.
■>) PItcid. Math, L o. pkg. S9.
■'i Ans dem Mhsr SDgsfabrten fransösuohen PUae «atnwimeii.
*•) Chron. Sampel.
idby Google
— 139 —
Geläade in Varbmdong stoheaden Obitgartea „pomGrium" wie-
dar erkmnt.
Die Benesnaiig „zum grQDen Hagen" kommt in den Aontt-
lan erst za Anfang dei 16. Jahrhanderta vor "), wo der mehr
wehklage als wisssnacbaftlich gebildete Abt Härtung tod Dri-
fbrd es angemessen fand, seine Wobanng aas der Abtei in
du genannte Geb&ade za verlegen, um daselbst ausserhalb der
Kloostir ein vom kldeterlichen Zwange mfigUohst tmbelttstigtes,
■einen weltlichen Neigungen mehr entsprechendes Leben ftUiren
sn können. Za dieser Zeit eine etatttiche Kurie (solempnis
eoria) genannt, bestand dieselbe vielleicht schon jetzt ans Kwei
hintereinander liegenden, dnrcb einen Hof von einander getrenn-
ten Oebftadea, welche von den am 19. Juni 1472 in der Paro-
chie S. Leonhardi die Anhöhe sich hinauf schlSogelnden Flam-
men glftcklicberweise verschont blieben and auf Ewei Holz-
schnitten ans dem Ende des 16., resp. ans dem Anfange des
17. Jahrhunderts deutlich erkennbar sind >").
Seit der im Jahre 1446 durchgeführten EloBterreform seiner
alten Bestimmung, als Herberge f^ vornehmere Qfiste so dienen,
wieder snrUckgegeben , trat dem ferneren Bestehen des Gebäu-
des die Citadellbefestignng des Petersberges störend entgegen,
in deren Verlauf daaselbe dem Kloster ohne Ersatz entzogen
und abgebrochen wurde "),
Der Wirthschaftshof.
Eine allen Klöstern nothwendige Etorichtung war der Wirth-
Bcbafts- oder Ackerhof. Bei dem Peterskloster enthielt derselbe,
mit Ausnahme der Brauerei und der Weinkelterei, alle Erforder-
nisse, welche mit den wirtbachaftlichen BedUrfniasen des Klosters
in Verbindung standen. In demselben waren der geeammte
Viebstand, die Vorräthe an Heu, Stroh und Fntterkrttntem , ao-
■•) Nieol, T. Siegen, peg. 407.
■*] J. H. Dedekind, Annäht dar SUdt Erfort aas der TogBlsahsn. (Im
Bents d«a Stadtntha a. D. Herrn Karl Hernnsno). — HotKMterielofis , in
qoa iBilgDiniD aliqnot Honasterionun Fsmilise 8. Bensdieti ia Gormania,
origin« eto. desaribontiir etc. Ant<fre B. P. F. Cuolo SteDgelio, ejuadem
Ordinia Monasterii 8S. Udairfoi et Afrae AngoHsa Vindalieomm Frofe«0.
Angvitae Yiudelioomin 1619. (Känigl. Bibliothek an Dresden.)
■•) Dagob Conen, 1, d. pag H8.
:,G Gothic
— 140 —
wie dia mannigfacheo Gerlthscliaften dar Anfnclit einet Ver-
walters (magiater cariae] '^) anvertraut, hier wurde das fOr die
Elosterkttcbe benSthigte Geäflgel gesücbtet nnd TOn einer „Eitae-
mutter" '*), welche in der Regel die Frau des Verwalters
war "), die Milchwirthachaft and Käaebereitung *") mit aller
Sorglichkeit in Betrieb erbalten; ancb aar aetbatändigen Ana-
flihning der vorkommenden Eisenarbeiten und des Hafbescblage«
t&r Pferde und Eael *') scheint eine Scbmiede nicht gefehlt za
haben.
In den Annalen der früheren Zeit wird dieser Oekonomiehof
niemals erwfthnt; dies geschieht «rat zum Jahre 1519, wo in
Folge eines zur Nachtzeit in dem Pferdestalle aaagebroohenen
Feuers, welches ancb dem Kloster höobst gefährlich zu werden
drohte, der ganze Äokerhof in Aache gelegt wurde and nicht
aliein einige Pferde, sondern auch der Verwalter (pater domas)
nnd der Schmied mit verbrannten '^). Ein gleiches UnglQck,
jedoch von geringerem Umfang, traf das Gehöft am 17. Novem-
ber 1583, als durch die Unacbtaamkait der Knechte eine mit
Getreide angeiÜllte Scheune in Flammen aufging *').
*") nddericua, dooatiu, \M9, qoi fnerat din in Alich in mllodio n^iitter
evriaa, et ■nnilitn io aUodio in ointaU extra monatterinni ete. {OalL
BtaM, NecTologiam, psg. 1B7).
*■) DisM Benennnng kommt im 16. Jahrhondert vor. (TergL die Pro-
lakollB att* dem Jahre I6S9, a]i Beilage Nr. 6S rar Antwort de* Batliei d. d.
IB. Juli 1694 auf Mine vom Saiser d. d. Frag, den U. April 1(104 verfi^t«
Temrtheiloug in Bebvff der vom Eribiiohof Wolfg^ang beim küerL Kfunwifir-
gerioht eriiobeDe Elagepankte.)
**] Katharina, laioa, mater OBriae allodii nottri in ointate, qnaa eam
räo nio habuit nmiram oonfratemitatem , onm qno et dedit ootoginta
florencw. OaU. Stasi, HeoroloiciBm , pag. 308.
") Kite ward ia den KlStteni liamlioli viel verbrancht, da er den
Behln« jeder Mahlteit bildete. (Tergl. JvL Wegalar, das Kloster Laaeh,
Bonn 1864, psg. 64;.
*■) Mit den sehr hinfig in Klöttem oder in deren Soiaen, %. B. anf
dem bei Sobernheim an der Nahe gelegenen Disiibodenberge, anfgefnadenen
kleinen HnfeiMa waren niaht Pferde, KndMm Esel besoUagen, welche als
Lsattbiers trühw eine snigedehote Vsrwsndnng &aden.
■*) Joh. Kncher, 1. o pig. 676. — Eob. Dolgen, 1. o — Sebastian Knn-
ratb, Chronik von Erfort, in der k5iflgl Bibliothek m Dresden, L IbX —
Chronioon Erphordiense, in d«r königl. Bibliothek ra Dresden, L 198a. —
Als Datnm wird fiberall »Hittwooh in d«r FastOD» angegeben.
*') £ob. Uolgen, L c.
Dictzsdbv Google
— Ul —
Aach dieaes Beaitztham muBBte dem WiIIbd ioa ErzbiBchofs
Johann Philipp bei der Citadellbafestigusg dea Petersbergea
som Opfer gebracht werden, wofUr jedoch dem Kloster von dem
non in Er&irt gebietenden Oberherm eine Arealentschfidigang
zn Theil ward. Zu diesem Zwecke wurde in dem geachoss'
freien berrschofllicfaen Kornhofoj welcher sieh ausserhalb der
alten Ringmauer, aof dem früheren Begräbnissplatze der Jaden,
vom inneren AndreaBthore biB zom inneren Moritzthore aus-
dehnte ■*), der in Qartenl&nd ^*) bestehende westliche Tbeit
»bgesweigt, sodass das dem KloBter bestimmte, etwas anregel-
mifrig gestaltete Grandstllck von nngefiihr 4 Acker Flächen-
inhalt westlich Ton der Andreaaatrasse , nördlich von der (gros-
sen) Ackerfaofgasae , fiatlich von dem herrsohaftlichen Komhofe
und sSdlich von der alten Ringmaaer begrenzt wurde *').
Der Abbrach der Wirthschaftagebände und ihr Wiederanf-
baa auf dem neuen Areal scheint nicht sogleich notbwendig ge-
worden zu Bein, da es dem Ersbischof zonächst darauf ankam«
eio gegra die Stadt gerichteteB Bollwerk bu besitzen, demzufolge
saerat aof dieser Seite die Befestigangsanlagen zur AuafOhrong
gelangten, mit denen man in den beiden, zunächst aof das Jahr
1664 folgenden Decennien vollauf zu thnn hatte '''). Indeaa
Eand sich doch Bchon 1676 der Abt Adam Dablen veranlasst,
die erheblichen Kosten nicht zu scheoen, welche der Ban eines
neuen Oe^ideBpeiohera ^anarium) aof dem für den kOnftigen
Wirthschaftshof bestimmten Orondstück verursachte. Das Hb-
herige, swisohen der Kirche S. Leonhardi und dem „grünen
'*) NhIi der im Jahre 1166 erfolgten tweitaa Yertreibmig der Joden
MH der Btadt hatte der Rath lof dem jüdiiohea Begr&bniMplatte einen
uegeo Komhof angelegt and «nf demselbeii in den Jahren 1466 — 1467 ein
gtona» nuMi?«« KorohaoB erbant, velohea in »einer onprüngliolien Geatalt
noeh gagenwirtig von dam k&nigL Proriknt-Amte alt Speicher benntit wird.
") Dagob. Conen, L c. peg. MB.
") Oebinde- and Qrandatüok-NaohweiraDg dea kfinigl. FroviAiit-Amti.
— Die von 1774 bii in die nenere Zeit fortgeführten Yerrechten der Stadt,
in doMD der AckerboF dei Kloeten 8. Petri in der Oeneinde B. Manritii
nnter Mr. 96b anfgefährt iit; die dabei stehende epitera Hmamer mam
wohl 3993 nnd nicht 2998 heiuen.
■') Im Jehre'1680 war der Ben im Bastion Philipp im volleit Qsage
(Ball StaM, CoUectto, peg. 789) und 1687 beginnt der Baa dea Bastion Frana.
(äaU. Sta«, Colleotio, pag. BOl. - J. C. Weatsrmaan, 1. o. foL WS).
Dictzedby Google
- U2 —
Bagen" gelegene KoruhaoB bot »war den Befeatigongtarbeiten
keineBweg* ein Eindemisa , allein der Commandant, Oberrt
Scbüts *^), deüBen besonderer Gtmat and Oowogenbeit sich das
Kloatar aUem Anaehetn nach nicht za erfreoen hatte, verweigarte
demselben die Abfuhr des verkauften Getreides dnroh das neae
Featungethor unter dem Voxwande, dass er diese Vorräthe fOr
die Beaataung besser gebrauchen könne; daher fand es dar Abt
gerathen, um den aus dergleichen frillkUrlichen Zumuthnngen
entatehenden Unannehmlichkeiten Tonanbeugen, einen nicht xa
tnnderDden Aoaw^ einsoacblagen und baute einen neuen Kom-
Speicher auf dem Areal an der Ackerbofgasae ^ ^). Etwas aptttar
erfolgte in der Mitte des Grundstlickes die Errichtung eines
anderen , wahrscheinlich aar Wohnung füx das Wirthsehafb-
peraonal bestimmten Öebäadea, welches jedoch anter dem Abte
Nicolaos de OoaTemeor im Jahre 1693 wieder abgebrochen und
am Eingange zu dem Areal von neuem aafgebant wurde. Die
gleichzeitige Harstellang einer neuen Scheune and verschiedener
Ställe deutet darauf hin, dase nm diese Zeit die voUatändige
Verlegang des Wirthaohaftahofes nach der Ackerho%aaae statt-
gefunden hat *").
Bei der im Jahre 1808 verfilgten Sftoalarisation des Eioatera
giog der Ackerhof in den Beaita des Fiakua aber, welcher den-
selben durch Verpachtung auf 6 Jahr nntzbringend verwerthete.
Ifach dem 1809 erfolgten Ablauf dieser ersten Fachteeit beab-
sichtigte zwar die französische Finana- und Domainen-KMomer,
welche unter der fransösischen Hernchaft die Verwaltung der
fiscalischen Qttter übernommen hatte, eine abermalige Verpacb-
toDg **), da sich jedoch dieselbe nicht ermöglichen liess, so
wurde das Besitzthum von der genannten Behörde, auf Grund
einer kaiserlichen Verfolgung vom 12. Joti 1810, durch eine Fu-
blication vom IS. August deaselben Jahres sum öffentlichen Ver-
kauf gestellt **). Aus dieser Bekanntmachung geht hervor, dass
auf dem Grundstück folgende Baulichkeiten sieh befanden: ein
*•) Obertt SoUti bshnd iloh vom Min 1674 bii sora Jumar 1080 ab
itt Erfurt (J. C. WevtorBUtu , 1. o. lU. 69B n. flOO).
'•) Dagiob. Conen, L c. 619.
•) esU. Stau, OoUeotio, pag. Sil.
•:) Efforter lotoUl^tut-BhU, 1809, Mr. 60.
'■) Erhrt« lutaUigSBs-Blatt, 1810, Nr. 67.
:,G Gothic
— 143 —
Kwei«tock%M, steiaeraea Wohnbans, ein Pferde- tud Kuh-St^l,
ein KweiBtöcldger Schafetall, ein dreiBtöckigea Fniolitbaw, ein
Bweistöckiger SchweinestaUf eine einaUickige Scheone und ein
KweietSck^e Tanbeubaas, an die Mch ein vorderer Qartan von
l*/a Morgen und ein hinterer Garten von */, Morgen Flttchen-
Inhalt anaohloeeeD. Baarea Geld, und darauf kam ea den fran-
söüacbeo Behörden haaptaäobUcb an, war indeas so jener Zeit,
wo unter dem fortdauernden Drucke der fremden Oberfaerrscbaft
der B&^eretaod erhebliche finanaielle BeeintrttohtigaDgen eü er-
dulden hatte, aiemlich selten. Die AuffordaroDg blieb daher
mnch erfolgloa und es bedurfte einer nochmaligen, nnter dem
10. November 1810 erlassenen Verßffentlichang **), ehe aich ein
annehmbarer Käufer fand, in dessen Privatbesitz 1811 **) daa
AxBsi ftb" den Kaufpreis von 5000 Thaler *") überging.
Vier Jahre später, nachdem Erj^irt wieder an die Krone
Preueeen snrückgefallen war, wurde das angrenzende berrschaft-
Hehe Komhof-Magazin-Orundstfick mit allen darauf befindlichen
Gebinden, anf Grund des Conferenz - ProtokoÜB vom 24. Jannar
1815, dorcb die damals mit der Vertheilung der Militair-Yer-
waltonga- Lokale beauftragte Conuniesion dam königliohen Pro*
viant-Amte zor alleinigen Benutzung überwiesen. Anfangs ge-
nügten demselben allerdings die vorhandenen Räumlichkeiten;
im Laufe der Jahre machte indess der erweiterte Betrieb eine
Vergrässernng des Areals höchst wünscheuswerth, und da diese
dnroh einen Ankauf des benachbarten früheren Klostarackerhofs
sich in zweckentsprechender Weise bewerkstelligen liess, so
knüpfte man mit dem dereeitigen Besitzer Unterhandlungen an,
in Folge deren das Grundstück im Jahre 1844 für 10,000 Thh-. * ■>)
vom kbniglicheo Hilitair-Oekonomie-Departement erworben ward
und in den Besits des Proviant - Amtes überging.
lEt diesem Ackerhofe ist ein anderes, auch in der Acker-
ho%asae, aber auf ihrer Kordseite gelegenes und dem Peters-
kloeter gleichfalls zogehSrendes Grundstück nicht zu verwechseln,
") Erfurter Intelligeni-BIatt, 1810, Nr. 96.
<*) Dia seit 1774 bis in die nenere Zeit fortfreAbrten T«rrecltten.
*■) Ofltigfl HitthailnnK dei Herrn Wilh. Holsdorf, der seiner Zeit mit
der Familie des neuen Boeitten, Qeorg Seianoh Khige, OrBanisten an der
Andreailcirehe , nihor b^annt war.
*•) Qebtada- vnd Gmndct&ok-KadiwfliaiuiK des königl. ProTiant-Amtes,
:.C()OJ^IC
— 144 —
welches von demselben erat nach der Varlegung des Äckerhofes
auf das neue Areal käuflich erworben wurde und sieh 1774 in
■eisern Besitz befand. Unter der Nonuner 2998 in den Yer*
rechten eic^etragen, bestand dieses 166 Quadrat -Bathen grosse
Besitsthum in Qartenland, welches nach der Sftcolariaation des
EloBters verpachtet ward und laat Kaofcontraot vom 23. Jnni
1829 f^ 450 Thaler in den Besitz des königlichen FroTiant-
Arates tiberging, welches auf demselben im Jahre 18S3 die %xa
Unterbringung von Batthfutter bestimmte grosse Scheune Na>
mero 3 and 4 erbaate *'').
Der Weinberg und der Klostergarten.
Diese beiden ziemlich grossen GnindstUckef von denen dw
Flficheninbalt des letzteren zu 9 Acker *') angegeben wird,
gingen dem Kloster gleichfUls bei dar Citadellbefestigung des
Petersbei^es verloren. Das Ausroden der Weinreben begann
bei den bereits am zehnten Tage (^ October) nach der Kapita-
lation der Stadt (j^ October) in Angriff genommenen Vorarbei-
ten, schon am ^ October 1664 *•).
FUr den Verlast des Weinberges ward die Abtei durch den
Antheil an einem bei dem Dorfe Tiefthal gelegenen, zu den
Munziscfaen Besitznngea gehörenden Weinberge entschädigt.
Von der einen H&Ifte dieses Grondstückes stand dem Pfarrer
in Witterda eine in Weintranben zu leistende Zehntenabgabe
zn, wogegen dieser verpflichtet war, dem Besitzer eine Martins-
gans ZQ verabfolgen. Da nun der Erzbischof im Besitz eines
Antbeils verblieb, so wurde dem Kloster, obschon ihm der
Traabensdne zugefallen war, doch die Oans unter allerlei Winkel-
aUgen von Seiten des Mainzischen Beamten vorenthalten und
wanderte aUjäbrlich in den Mainziscben Hof, bis auch dieser
bischöfliche Antheil unter dem Abte Günther Basting (1773—
1794) gegen Abtretung der ,3^esselhufe" eingetauscht wurde '").
«*) Akten dee Msgistrata. — Qebinda- und Gnuids((lok*N«oliweimj)g
dfli königL FroTiaot -Amtes.
*■} Cagob. Conen, L c. psg. U9.
**) T. Tettan, die Bedaotiou von Erfurt, pag. M3.
■o) Dsgob. Coneo, I C pag. BIS a. btö.
Dictzsdbv Google
— 145 —
Von dem Qarten verblieb dem Convent nar ein kleinei,
dreieckig abgegrsiizteB Stück, welobes sich an die Nerdseite der
KloBtergeb&nde anlehnte. Als Entsohädigang ftir den verloren
gegangenen Theil sollte demselben der zwischen dem inneren
Johannisthore and der Qera liegende Cbaben (Zwinger) Über-
wiesen werden. Darob nicht n&her mi^etheilte, dem Kämmerei-
Director Dresanas zur Last gelegte Intrigaen wnrde jedoch die-
ser erzbiachöäiche Bescheid rückgängig gemacht and an Stelle
des Zwingers, welcher dem Kloster zum Gartenbau sehr er-
wünscht gewesen war, erbielt dasselbe die Fischereigerechtigkeit
in der Gera oberhalb der Stadt angewiesen. Hierbei wird von
dem Berichterstatter die Bemerkung hinzugefügt, dass, wenn
nun einmal in dieser Weise die Entschädigung stattfinden sollte,
den WOnsohen dea Klosters dieselbe Berechtigung unterhalb
der Stadt mehr eotaprochen hätte, weil es sieh bereits im Besitz
der Fischerei vom Weichbilde der Stadt bis zum Dorfe GKspbrH-
leben befond, auch einen Theil der Fischerei ionerhalb der
Stadt, wahrscheinlich zwischen der inneren Ringmauer bei S.
Horiz and der Klostermüble , von einem Herrn von Gerstenberg
gekauft hatte, und durch den Hinzutritt dieser Berechtigung in
dem dazwischen liegenden TheU der G-eia die Beaufsichtigang
des gesammton FiscbwasserB einheitUoher hätte betrieben wei^
den können **).
Die Klo8teriDQhl&
Ueber die erste Anlage der ElostermUble , welche zmschen
dem inneren und äusseren Moritzthore auf dem linken Ufer der
Qera lag, sind wir ebenso wenig unterrichtet wie über alle
anderen in and ausBcrhalb der Stadt vorhandenen MUblen, da
dieselben fUr die alten Chronisten einen viel zu geringfügigen
Gegenstand bildeten, um darauf bezügliche Notizen in ihre Auf-
zeichnui^en aufzunehmen.
Ursprünglich nur eine MehlmÜhle, wurde ihr in der Folgo
eine Oelstampfmiihle hinzugefügt, welche der ersteren gegenüber
auf dem Damme stand und von derselben durch dos Uahlwasser
getrennt 4ar. Die Oelmühle, ebenso wie bei einigen anderen
Ueblmüblen der Stadt, nur ein kleines lediglich das Stwnpfwerk
•■] Itagob. Conui, L o. iMg. H9 a. 660. ,^ ,
— 146 —
enthalteades Gebäude, ist bereits im 14. Jalirhundert vorhanden,
donn in einer Äbacbrift dce Zinsregieters des Klosters vom Jahre
1366 wird bei Bczeichnuog der Lage von Gärten die grosse
MUble und die kleine Mühle des Klosters namhaft gemacht ''^).
Bei dem nach einem anhaltend starken Regen am ä. August (am
S. Coliax * ') - Tage) 1491 eingetretenen Hochwasser, in Folge
desson das Wasser in der wilden Q^ra die Ufer bedeutend über-
fluthele und durch Anstauung innerhalb der äusseren Moritz-
biigen eine erhebliche Ueberschwemmung der Vorstädte herbei-
fUhrto, erlitt das Gebäude eine beträchtliche Beschädigung, deren
Roparatur auf dreihundert Gülden veranschlagt wurde **). Zwei-
hundert Jahre später sab man sich jedoch veranlasst, dasselbe
vollständig abzubrechen und im Jahre 169ä von Grund aus neu
wieder aufzubauen '^^). Ziemlich spät erhielt das kleine Areal
eine Vergrüssornng durch den im Norden an die Milhle angren-
zenden Garten, welcher im Jahre 1679 vom Kloster erworben
wurde ^''). Ob mit der Mühle auch ein Backhaus verbunden
war, darüber fohlt jede Andeutung, dagegen gebt aus einzelnen
Notizen horvor, dass für die Leitung des Betriebs in der Mühle
sowohl geeignete Latenbriidor als Klosterverwandte Verweadang
fanden. In späterer Zeit, ob nur zeitweilig oder fortdauernd,
lässt sich freilich nicht nachweisen, scheint die Mühle verpachtet
gewesen zu sein, was aus folgenden Angaben gefolgert werden
darf: im Jahre 1589 ergriff der Rath gegen diejenigen Kloster,
welche sich weigerten, ihre um Erfurt liegenden Güter zu ver-
rechten (versteuern), wie dies von Seiten der Bürger geschah,
kleine Repressalien und verfügte unter anderen, dass der Müller
in der Petersmühle seinen Zins in des Eaths Kornhaus abliefern
solle "^j, und im Jahre 1615 wurde der Petersmüller vom Ratho
gefänglich eingezogen, weil er den Biereigen (den brauberech<
tigten BUrgern) „von ihrem Malze zu viel gestohlen hatte" ^*).
<") QslL Stau, Neorologium, psg. 170 ff.
*■) Oteiohbedeatond mit 3. Cyritcns.
•*) Conrtd Stolle, 1. o. pig. m.
*') OalL Stus, CoUeotio, ptg. BSI.
**) Qail auis, Colleolio, pag. 789. *
>') J. C. Waatermtnn, 1. o. fol. 260 f.
"i Ebenda, fol. 88). — Die Elortermnble bBaasa du Prinlegiam, für
du in der Pergunanter - Oun liagsnds Brftiiliwu de« AndrMi-Viwtds du
— 147 —
Wührend die OetmfiUe scbon 1780 an PrivatperHonen über-
Lusen worden zu sein scheint ''), ging die Mehltn&hle erst im
Jfthre 1803 bei der Aufhebung des Klosters in den Besitz des
Fiscns aber und wurde sieben Jabre später von der franzü-
siscbeo Finanz- und Domainen-Kammer durch eine vom 18. Aa-
gnat 1810 datirte Bekanntmachung, gleichzeitig mit dem Acker-
hofe, Kom öffentlichen Verkauf gestellt ^°). Demzufolge erhielt
die gesammte Htthlenanlage mit dem angrenzenden Qarten im
Jahre 1811 in dem Fabrikanten Johann Gottlieb Rothatein einen
nenan Besitzer *'), welcher die vorhandenen Baulichkeiten voll-
stindig abbrechen Ueas und an ihrer Stelle 1812 ein, zu einer
Baomwollgam - Spiimerei eingerichtetea , neues Fabrikgebäude
aufführte in der Absicht, durch diese Anlage die inlindiaclio
Industrie zu heben *'), da infolge der vom Kaiser Kapoleou
angeordneten Continentalsperre die Einfuhr der englischen Bauni-
wollfabrikate plötzlich onterbrochen worden war "*). Für das
Fundament und den Sockel dieaea Gebäudea wurden die Steine
des noch vorhandenen Thurmes der früheren Kirche S. Mauritii
verwendet, welcher dem Fabrikberm von der kaiserlichen Do-
mainen-Kammer zum Abbruch geschenkt worden war "*).
Der Garten im Brühl
Dieses Qrundatlick lag ansserbalb des inneren BrUhler-
Thorea und zwar zunächst der alten Ringmauer, zwiaclion der
Straaae und dem Bergstrom ""). Aach von ihm l&sat sich ein
Hkli in schroten. (Erfurtiscber StaftU-, Adreaa- nnd Nvshrichten- Kalender
pro 176S, Muiiuoript im Beaiti de* SUdtntUu ft. D. Herrn Kul Heirmann.;
'•) VorgL die wit 1774 bia aaf die neaere Zeit ftn-tgeführten Vsrreohten,
•>) Erfurter Intelligenc-BUtt 1810, Nr. 67.
* ') YergL die seit 1774 bis aef die neuere Zeit [ortgerührten Vorrechten.
*■} Gütige MittheilDng de« EiMnbaha - Direotots and Stadlrattu «. D.
Herrn Kul Hemnuin.
■ 9) IK« Einweihnng det Fabrikgebäude« fand am S. Angnsl 1812 statt
[Baadsohriftlicfae Erfurter Chronik dei Hoapitalpfarrerq Rudolph. — Conat.
Bejer, Neu« Chronik von Erfurt, pag. 485.)
•*) Hotisen des Stadtrath Fohle auf der letaten Seite der -ProtoooUe
dar Aelteeten in der Gemeinde 3. Manritii, 178U (im StadtarchiT].
*•} In den mehrmalt genannten Terreohten vom Jahre 1774 igt dasselbe
in der Gemeinde Hartini extra Nr. 111 resp. unter der späteren Nummer
3164 ao^aführti gegenwärtig liegt es in dem von der KdnigL üewehrfabrik
aüurenommenen Areal.
— 148 —
Nachweis nicht ftihreD, zu welcher Zeit das Kloster in i
Besitst gelangte.
Seit vielon Jahren yorpfändet, ward das Areal im Jahre
1680 vom Convent wieder eingolüst, der gleichseitig der Strasse
zon&ohet ein neues H&ub auf demselhen orbaote '"^). Die Ver-
rechten vom Jahre 1774 geben zwei aaf dieaem Besitathum ste-
hende Häuser an und fUhren diese ala „Wasohbäuser" des Klo-
sters auf. Nach der Aufhebung des letateren scheint der Garten
rerpachtet und ein Haus vermiethet worden au aein '''), bis
später beides durch Verkauf in bürgerlichen Besite überging.
Die letzten Schicksale der Klostergebäude. **)
Nach der SScularisaUon der Abtei blieb es denjenigen der
zweiundswanzig Conventualen, welche eins Anstellung als Wel(>
geistliche nicht fanden, oder in einen ihnen zusagenden Wirkungs-
kreis des profanen Lebens nicht übertraten "), Torl&u6g noch
vergönnt, in den Klostei^ebänden, welche man zmTÖrdorst ander-
weitig nicht zu verwertben wusste, die ihnen anagesetate Pen-
sion ''") ruhig genieaBen zu dürfen. Erst bei der mit dem Aus-
••) QalL Stui, Colleotio, pag. 7B8.
*'] Erfurter InteUigem- Blatt, 1809, Hr. 24.
■*) Die biana benntiten Notüeu liad thsiU der •Nenen Chronik von
Erfarta von Conatantin Beysr , theils der handicbrifllichen Chronik dei
UoipitalpfsrrerB Badalph, theila den Acten du königl. Fortificaüons-Arohiv'a
ontDommen, tn deren Einsicht der lagenieor-OßiKier vom Plati, Herr Oberat-
lieutenant v, Q^yl, in höchst dankentwerttaer Weise seiner Zeit die Erlaubnisa
ertbeilte.
■*) Tod den CooTeDtaalen , welche sich eine andere Lebenntellaiig
wählten, haben nor zwei ermittelt werden können: Bemhud Hellmog and
Doctor Kiealing; der erstere war bis 1808 Ticar in Erfurt, sodaan Caplan
in Oross-Bartloff anf dem Biohsfelde nnd wurde 1818 Pfarrer in der Kirche
S. Lanrentii in Erfort, wo er am 29. Juni 1839 starb. (Sirobenbncb der
genaoDteo Eirohe ) Der andere war ein gebr beliebter und gesohickter Arat
nnd starb io Folge des in Erfurt granirenden Nervenfiebera am 13. Febraar
1614. (Handschriftliobe annaliBtiaohe Anbeichnongen des tlospitalpfarrera
Bndolph.) — Ein dritter, ndephonms tlesae, stand intetit, ohne mit einer
geistlichen Function betraut zu sein, im Qenasse der Fr&bende eines Cauo-
nicos am Domstifte nnd starb den 8. Februar 1824. (Eircbenbnch des Dome.)
'*) Unter der franiöaiaahen Oocupatioo ward ümen diese Pension freilich
sehr verkünt and 1612 sogar gans entzogen,
Dictzsdbv Google
— 149 —
brach des Kricgea gegen Frankreich in Verhindang Hteheoden
Annimog des Petertberges ward vom KommAndanten , Major
vOD PrOschenk, am 22. September 180G der Antrag an den Ma-
gistrat gestellt, die im Kloster noch wohnenden fllnf Mönche
anderwärts ontemibringeD, worauf diesen am 30. September die
Weisung ' anging , sich in der Stadt Privatwohnungea sa be-
sorgen.
Dar von Prenssen unglücklich geführte Krieg ward durch
die Uebei^abe der Featong Erfurt an die französischen Truppen
am 17. Ootober 1806 auch fUr die Klostorgebftade verbfingniss-
volL Hatten die prensaiBcbeD Behörden dem gesammten Kloster-
Inventarium bisher nur wenig Beachtung geschenkt, so waren
die finutsöBiaaben Beamten nun um so eifriger bemüht, dasselbe
der kaiserlichen Finani- und Domainen- Kammer, welcher das
gesammte herrschaftliche Besitzthum daroh ein kaiserliches De-
cret vom 4. August 180? einverleibt wurde, nutzbringend zu
machen. Dagegen gestattete man den wenigen noch übrig ge.
btiebenen Conventualea , ihre Wohnungen im Kloster wieder zu
beziehen, die sie erst im Juli 1812 abermals zu verlassen an-
gewiesen wurden. Was irgend verkäuflich war, wurde in Geld
omgewandelt So wurde das prachtvolle, jedoch nicht mehr
ganz vollständige Qeläute am 27. Februar 1810 meistbietend
verkanA ""), nachdem ein früherer Conventuale, der spätere
Canomcas des Domstiftes, Ildephonsas Hesse, dasselbe auf eigene
Kosten noch einmal hatte ertönen lassen, and sich dafür des
stiUen Dankes manches patriotischen BBrgers versichert halten
dorfte "). Die Uhr mit Schlagwerk erwarb so derselben Zeit
die Gemeinde S. Andrea. Die Feuerheerdplatten aus der Küche
kamen am 18. Februar 1811 unter den Hammer und die eine
dw beiden Orgeln erstand am 1. August desselben Jahres die
Gemeinde m BUasleben. Aus besonderer Huld ward 1810 die
Kloster - Bibliothek als ein kaiBerlichea Geschenk mit der Uni-
versitäts - Bibliothek vereinigt und 1811 der Thnrm der Kapelle
Corporis Christi der Gemeinde zu Dittelstedt zum Geschenk
gemacht, welche denselben vorsichtig abtragen und an ihrer
^•) XMiiTter InteUiffsni' Blatt, IBIO, Nr. U. Bsilkge; ■. nnten 8. 16& I.
II) CütigB Hiltheilnng des Stadtrfttha a. D, Herrn Karl Uerrmaim and
das Ffarr«n an der 8. Severi-Kirobe, Herrn Direktor Christoph Uncks,
oo^^lc
— 150 —
Kirche wieder aufbauen lieaa. Nur die RQcIcaicht auf eine viel-
leicht erforderlich werdende militairiache Benutsung der Krcbe
und der KlostergebSude scheint dieselben vor einem Verkauf
sunt Abbruch gerettet eu haben.
Um die Gebeine einiger noch im verflossenen JahrhuDdwt
in der Kirche beigesetzten Verstorbenen anderwärts ' su beet^
digen, wurden am 16. August 1813 die betreffenden Qrabct&tten
geöfinct und bei dieser Gelegenheit auch die des zweibeweibteD
Grafen von Gleichen ; der das Grab deckende, iu den Fnssboden
eingesenkte, durch zwei EolzthUren geschätzte Stein lag am
Eingangs zum Chor und erhielt nachher einen Platz im Dom
an der Wand des südlichen Seitenschiffes.
In Folge der auf den Schlachtfeldern bei Leipzig von den
Alliirten errungenen Siege und der hierauf eintretenden Verfol-
gung der immer weiter nach Westen sich zorOckziehenden fran-
zösischen Armee begann am 35. October 1813 die Blokade
von Erfurt durch prenasiscbe und rassische Truppen. Das von
diesen am 6. November unternommene Bombardement des Pe>
torsberges hatte zwar nicht den erwünschten Erfolg, war aber
loider dio'Veranlaasung, dasa am Abend des genannten Tages "")
die Klosterkirche in Brand gerieth. Obschon der französischen
Besatzung an der Erhaltung derselben, in welcher bedeutende
Quantitäten an Heu, Stroh und anderen Vorräthen aufgespeichert
lagen, viel gelegen sein musste, so waren doch die obwaltenden
Verhältnisse für eine Einsohränkang des ausgebrochenen Feuers
tbatsächlich höchst angttnstig. Ungeachtet die Büi^erschaft mit
dem Löschen der gleichzeitig in Flammen stehenden BSuser-
gruppen am Fusse des Petersberges vollauf in Anspruch ge-
nommen wurde, so war dennoch ein Theil derselben mit Lösch-
geräthscbaften aller Art auf den Berg geeilt, fand aber keinen
EinlasB in die CitadeUe und musate, das regste Uitleid in der
patriotiachen Brust, mUssig znschanen, wie Kirche and Kloster
innerhalb dreier Tage bis auf die nackten Mauern ausbrannten.
Wunderbarer Weise blieben die Spitzen mit dem obersten, in
Holz construirten Stockwerk der beiden Tbfirme von den Flam-
men verschont '•).
I ■) Erfnrt enter franiöiiaolier Obarhernohaft, DeatscUand 1814, pag. 196.
'*) Ofitige Mitth«ilai>g eine« AngeniBageii, dM Seilanneistars Chriatoph
Weisse. — Tergl, eins Tom Haler Dombsim angefertigte oad Jetat is
— 151 —
Kachdem seit der Hittc des Monats Mai 1814 die prcnss!-
achen Tmppen vom Petersberge wiederum Besitz gcnommon
hatten, wurden die Ruinen der Klostergeli&udo, mit Ausnahme
der den Einsturz nicht drohenden BaaÜchkoiten , welche zum
Theil der Artillerie vorübergehend noch als Laboratorinm dien-
ten, in den Jahren 1815 — 1820 nach und nach abgetragen, dor
Schutt BOT HinterftÜlnng des 1815 anfgemanerten unteren Ab-
BchnittB zwischen dem Bastion Michael (Nro. 3} and Bastion
Franz (Nro. 5) Torwendet und im Jahre 1828, wo der Bau der
grossen Defensions-Kaseme begann, auch die letzten Ueberreste
beseitigt '*).
Die Mauern des Mittel- und Querschiffes, die Ärkadenbögcn
nnd ThUrme der Kirche wnrden gleichfalls in den Jahren 1816 —
1818 bis zur Höhe des KranzgeeimscB der SeitenBcbiffe abge-
tragen, die branchbaren Quadersteine theils 1818 zum Bau dos
massiv herzustellenden Wehres vor dem Schmidtstadter - Thore,
theils mit mehreren alten Grabsteinen 1816 — 1819 zum Bau der
Einlas Bschlousse bei dem Eintritt der Qera in die Stadt verwen-
det '*"), und die stehenbleibenden, immer noch biB zn 37 Fnss
Zimmer d« Oberbärgermeüten aufbewahrte Äqaarelle der genmmlen
ürandstättan, Eine Naohbildang dieBea BildeB in Stickerei , eine kniutrolle
Arbeit der verw, Frau LaabliDg (f 1863) ist van deren Tochter, Fran Ca-
roline K6hleF in Cobai^, dem Erfarter GeBohicbts- und ÄltertbamsTereine
i;etcbenkt worden, ond befindet sich im Hnaenm des Vereini.
") (Vergleiche oben B. 66 Anm. 13 9ber die anf^ebliohe Banfälligkeit
der Üeberreete. Ü. W.) In einer Arbeit de* Infenienr - Lientenants Bern-
bardi, welche im Jahre I8d2 entstand imd die hiatoritohe Entwlekelnng
(1er Befeati^ng von Erfurt behandelt (Archiv der königl. Fortifioation],
iit die Anaioht ansgeaprochen , dass von den Eloaterranmen noch ein Heller
vorhandes sei, welcher ni der genannten Zeit vom königl, Artillerie - Depot
ala ADfbewahntngMFt tir Bleivorrftthe benutit vnrde. Dieeer an sich nn-
bedentande Kellerranm liegt in der Mibe der Spitxe des Baationa Philipp nnd
kann, da lämmtliche KtoatergebAnde ohne Aomahme aof der Nordieite der
Kirche aich befanden, wohl keinem derselben angehört haben ; dagegen iit ee
nicht nnwabracheinlich, data er einem Gebinde dee bei der Anlage der Cila-
delle-Befeitignng Abgebrochenen nßleicbenschen llofea- augehörte. Im Jahre
ITSfi befand aioh jener Keller unter einer Marketenderei , nelrhe in dieser
Zeit abgebrochen wurde. (Sigismund Friese, Erfurtiache Chronik, pag. 2114,
■. iJibliotheca Erfurtica, pag. 126, Nr. 74],
") Bei niedrigem Wasserstande und gater Belenchtung Uiten sich an
einigen auf der Bohle der Schleuste liegenden Steinplatten die ia früherer
Zeit anf Qrabtteinen gebräuchlich gewesenen Scnlptoren noch erkennen.
.Cooj^lc
— 152 —
hoben Haaero und Pfeiler im Herbst 1818 znr HarBtellong eines
grossen Magazins benntat, welches 1820 dem königlichea Pro-
viant-Ämte übergebes, im Jahre 1827 mit einer Bombenbalken-
Cecke eingedeckt ward, welche man auf korse Zeit im Not.
1850 mit Massen von Erde bedeckte.
In Folge stürmischer Zeitereignisse war die alte, einst be-
rühmte Benedictiner- Abtei seit ihrer Sttcularisation mit raschen
Schritten ihrem voUständigen Untergänge entgegen gedrängt
worden, dessen Beschlnes anter den Schrecken eines Bombar-
dements zu einer er^eifenden Katastrophe sich erhob, üeber
700 Jahre hatten die allmälich zu einem stattlichen Complex her-
angewachsenen Klostcrgebäude, sowie das einfache, demohner-
achtet aber imposante Gotteshaus finedlich von der Höhe aaf
die unterhalb sieb ausbreitende Stadt herabgeblickt und mit
spitzen Thürmen und schlanken Dachreitern eine hervorragende
Zierde derselben gebildet Ein kurzer Zeitraum hatte genügt,
um diese Anhöhe ihres schönsten Schmuckes zu berauben. Das
Kloster war gfinzlich yerschwunden und seine Kirche zu einer
unschönen Masse herabgedrückt worden.
Noch einmal hatte es den Anschein, als oh &ber der ehe-
maligen, dem Äpostelförsten geweiht gewesenen Basilica ein
gUnsliges Qestim aufgehen sollte. Bei einer gelegentlichen An-
wesenheit des kansteinnigcn Kronprinzen von Preossen (1839?)
in Erfurt stattete derselbe auch den gut erhaltenen Ueberresten
der Kirche einen Besuch ab und ward hierbei zu der Absicht
bewogen, dieselbe in alter Schönheit s^tgemSsa zu einer Gar-
nisonkirche wieder auszubauen. Der Plan gelangte indess nicht
zur Ausführung und leider blieb dadurch der Stadt eine' male-
rische und arohitectonieche Zierde auf immer (?) entzogen ''"').
Gegenwärtig ist das frühere Bestehen der Benedictiner-
") cutige Hittheüang des StsdtrstbB s. D. Herrn Eul Hemnuin. (s.
S. 66 Anm. 13. Im Aug. 1683 beriohtiKte der Uin.-Diractor der Abth. fQr
ünterrichtBweMB, Barr Gah. Ob.-Beg.-Bath Oreiff, die Rninan, und bald
nsoh ihm kam Herr Qeb.-Bath von Debn-RoUirfllBBr nach Erfark Du
Sofaiokial das Booocco- Altars im Dome itt, wie e« sobeint, dnrcb diew B»-
nohtlgimgeii entachieden, aber die t,a dieie BMicbtigoDgea geknQpften
Heffoungen dsr Erfortsr auf btldigen WiederanfbaD der ehrwSrdigen Eloater-
kirohB Üe Hilitär-Bimnltaskircfae werden wsbrBcbeinlicb nicbt in EtfOlliuig
gelienl H. W.)
Dictzedby Google
— 153 —
Abtei dem QedäcbtmsB des grösBten Theils des Publikums so
ziemlicli snUch wunden. Die militairische Absperrnog der forti-
ficatorioclien AolageD hat mit dazu beigetragen, dass nur Wenige
die Ueberreste der ehemaligen Kloatorkirche in dem grossen
Proviant-Magazin suchen und finden. Selbst der noch alljährlich
nm erstflD Sonntage nach Ostern auf dem freien Flatse „vor den
Oradeo" (dem südlichen Theilo des Friedrich-Wilbelms-Platzes)
abgehaltene Krammarkt, obschon unter dem Kamen „Peter-
kinness" im Volke wohl gekannt und zahlreich von ihm besucht,
ist weder durch seine Lage, noch durch seine Umgebung geeig-
net, die Gedanken auf seinon Ursprung hinzuleiten und in ihm
einen alten Gebrauch zu erblicken, welcher, wie anderwärts so
such hier, das Kloster mit all seiner Herrlichkeit überdauert
bat. Anden war es freilich in frütierer Zeit, wo am Feste der
Peterskircb weihe zahlreiche Schaaren frommer Gläubiger nach
der Anhöhe strömten, um der Indulgenz theilhaftig zu worden,
die mit dem Besuche der Kirche an diesem Tage verbunden
war, nachher aber an offenen Verkaufstischen und fliichtig auf-
geschlagenen Buden, welche den unmittelbar an die Südseite
der Kirche angrenzenden freien Platz zu einem Jahrmarkt um-
gestalteten, sich leiblich zu stärken, mit kleinen Einkäufen zu
versehen und bei den damals eben so wenig wie jetzt fehlenden
Seh aub einstig ungen bis zum Abend vergnüglich auszuharren.
In richtiger Erwägung der Sachlage, dass einer solchen momen-
tan zusammengeströmten Volksmenge in Befriedigung der ge-
wöhnlichen Lebensbedürfnisse nach Möglichkeit Vorschub gelei-
stet werden müsse, hatten die klugen Mönche diesen Markt
veranstaltet, bei dem ja auch das Kloster seine Einnahme fand,
nicht allein in dem von den Verkäufern zu entrichtenden Stand-
gelde, sondern auch im direkten Verkauf kleiner Heiligenbilder,
welche die eigenen, mehr oder weniger knnstgeübten Bände an-
gefertigt hatten. Eine Aenderung in diesem Herkommen ver-
ursachte die Anlage der Citadell-Befeatigung in der Weise, dass
der Jahrmarkt (nach 1664) zeitweilig einmal auf dem Severihofo,
sodann auf dem Rossmarkte abgehalten wurde ''^). Einige Jahre
>*) Im Jshre 1665 ward die PeterBkirinesB Kof dem Severihofo (CMp.
Fried, tünnhold, VermAhrtee Encomium Erfurtinum , Bd. IL Anbuig, ptg.
143) nnd im Jabio 1668 anf dwn Boamnarkte (Sisgm. EViese, L o. pag. ti04)
■bgehalten.
DictizedbyGoOt^lC
— 154 —
später, nachdem die seine Vertreibung verftulaBBendeD Erd- und
und Mauerarbeiton an den Bastionen Kiüan , Leonbard und Phi-
lipp beendet waren, erhielt er seinen alten, in seiner Umgrenzung
nun etivas veränderten Platz wieder eingeräumt; erst nach Auf-
hebung des Klosters ward ibm zwei Decennicn hindurch aber-
mals der Rossmarkt angewiesen, von wo er infolge unzureichen-
der Räumlichkeit im Jahre 1824 nach dem Friedrieb -Wilhelms-
Platze verlegt wurde ")•
I n B er i p t ion e s cam p a n ar um.
In tun-i majori snnt Ires campanae.
Petris. Petrus Deo Trino nos commcndato bcnigno.
Panlns. Laudos date mecum, Paulus sum, laudo XFum ").
Andreas. Anno Dni MCCCLIIII (1354) fusa est hec campana
snb Tbeoderico abbate.
Discedant plane mala singula te rogitante
Pctri germane isto vase sonant.
In minori sex jtendent campasae,
Benedietns (?). Anno miUesimo sexcentesimo nono (1609)
in honorem S. Andreae apostoli Andreas Oallus
d. g. abbas S. Petri Erfordiae **).
**) Aobeichnnngen des StadtaekreUtira Diener. («. Earl nomnsDn,
Bibliothecm Erfnrtina, pkg. 13B, Kr. 93). Ans Qallna Staat, Anhang Eur Ab-
■obrift dea Nacreloginm v. 3. 1777.
■*] Wahnohflinlioh die der Klcwtarkirohe im Jahre 1810 ali Feoei^look«
belanene, 46 Centner sohwere Glocks.
"'] Diese Qlocke ward nach 1810 von der Gemeinde dea Dorfea Siebe-
laben bei Gotha erworben, wo sie ein Sprang; vor Oatem 1878 nnbranohbar
■•ftchte, infolge deiaen ihr ümgan erfolgte. Sie inhrt« nicht den Ntmen
■Benediotua* , eondem den Namen vAndreftaa, wie diel biu dem an der-
aelben angebrachten Bilde dea bl. Andreas nnd ihrer Inaohrift hervor^oB:
■Anno milleaimo aexoentMimo nono in honorem S. Andreae apoetoli Andrea«
Galloa dei gmtia abbaa 8. Fetri in Erpborilin h, cam, oonf. f. Herman
KoDigk in ErSbrt hat mich gegoBsen, dorch daa Felrer bin ich geflotten,
anno 1609. Qottea wort bleibet ewig.*
DictzsdbvGoOt^lC
— 155 —
AgßiM, Id honorem S. Agatae anno domini 1563 fusa
est baec campana Bub abbate Jobaone Reuter
gosB mich Eckhard von Brunswick.
StepkUBS. Addo miUeBimo sexceDtesiino nndecimo (1611)
■ab regimine reverendi admodnm in Xpo V. ac
D. Andreae Gslli.
Durch das Fener bin ich geflossen,
Hermann Königk hat mich gegossen,
Ich heis S. Stephan.
Suetu (?). Anno 1494
Scholastica est nomen ejus. (?)
SehvlMtiM. }
BeMdietu movr. S ^'^'
In capella S. Annae duae pendent.
In navi ecclesiae similiter 2.
mtima est campana mensatis sub rev. dorn. Gnnthero Q.
abbate refusa anno
Beilage B.
Erfnrter loteUigenz-Blatt, 1810, Nr. 11, Beilage.
Pablicudin.
Auf höchsten Befehl der kaiserlieb - kfiniglicb - Franiösischen
Domainen -Behörde soll das Geläute auf dem hiesigen Peten-
berge in dem ehemaligen Benedictiner- Kloster öffentlich an den
Heistbietenden verkauft Verden. Es besteht aus folgenden
Glocken :
1. Eine ■ 80 Centoer schwer, 72 Zoll weit im Diaueter, 60
Zoll hoch und im Ton C. (Petras) «*).
2. Eine, 25 Centner schwer, 55 Zoll im Diameter, 48 Zoll
hoch, Ton gis. (Andreas.)
3. Eine, 17 Centner schwer, 51 Zoll weit, 36 Zoll hoch,
Ton F. (Agatha.)
4. Eine, 16 Centner, 48 Zoll weit, 38 Zoll hoch, Ton fis.
(Andreas).
5. Die grosse Messglocke, 8 Centner, 27 Zoll weit, 30 Zoll
hoch, Ton unbestimmt. (Stephan.)
■') Die hl Klammern beigefBgten Hamen dsr Glocken dnd ati wn Er-
linnngi-Temich der Anieige in betraobten.
:,G Gothic
— 156 —
6. Die Mittel-MoBsglocke, 7 Centnor, 3S Zoll wrät, 30 Zdl
hoch, Ton H und C.
7. Die kleioe Mewgtocke, 3 Co&tner, 28 Zoll woit, 23 Zoll
hoch, Ton ?
8. £ine dergleichen, 2'/« Centaer, 26 Zoll woit, 21 Zoll hocb,
Ton Cis.
Haaptbedingungen des Vorkaufa, 1 — 7.
etc. etc.
Der Tag des Verkaufs unter Äuisicht dos Bentmeisters
Feldmann und eines Ratbs der Kammer ist auf
den 27. Februar Morgens 10 Uhr
festgosetzt. Der Zusohlag geschieht bei Lichtausldscbed an dem
zuletzt Bietenden und an dem Orte, wo die Olooken häugm».
Erfurt, den 6. Februar 1810.
Erfurt-Blankeuhaynsche Kriegs* und Domainen-Eammer.
gez.: T. Bosch.
Beilas» C.
Aemter im Kloster S. Petri in Erfurt
Parochas castrensis in hnjate fortAÜtio.
Cellerarius. 1223.
Administrator feudi Bischoffcrodonsis. — Adm. curiae Alacenais
— In EochBtodt — Curiae oostrae in Alacb. —
OeconomuB in allodio noBtro suburbano propc portam S. Andreae,
Tolgo in dem Ackerhofe.
Lector.
Infinnartas.
Conoionator summi tcmpli ad B. Virginem (um 175C^ (um 1780).
Granarins.
Calinarins.
(Granarius und Culinariue kommen im 18. Jahrhundert
in einer Person vereint vor.)
Refectorarins.
Lotarae praefectus.
(Refectorarius und Loturae praefectus kommen im 18.
Jahrhundert in einer Person vereint vor.)
Sacrista major.
Cellae cerevisiariae praefectus.
gubcellerariuB. 1266.
Dictzedby Google
— 15» —
Magister novitioram ertheilt den Novizen und den ProfesBcn bi»
Enr FrieBterwöihe Unterricht. (MotBcbmann I. 462.)
Sacrista minor.
CelUe vinariae praefectuB.
(Magister novid. sacriBia minor und cellac vinariso prac-
fectaa kommen im 18. Jahrhundert in einer Person vereint
TOr.)
Oi^^anista.
Viniceltarias, ein ans Winkel im Rheingan gebürtiger.
Sacellaniu, im 14. Jahrhundert
Procnrator monaeterÜ, im 14. Jahrhundert
(Albert Hottermaon ist 1^5—58 Prior und 1360—64 Pro-
cnrator.
Albertos de Drifordia ist cuatos und nachher Procuratoi.
. 1363 — 64.
Bertholdas de HUnfeld ist 1301 Procnrator.)
Custos. — 1249. 1224.
Promotor singularis con&aternitatis de sacratissimo Corde Jesu.
ConfesBOr, confesBarius.
(Balthasar de Northusen stirbt 1494 [22. Mars] als Prie-
ster und Beichtvater des Klosters Novi Operis.
Conrad Zaph, f 1506, war lange Jahre confesaor noni-
Qregoritts P&chler von Hirschan war seit 1466 mehrere
Jahre confessor im Nonnenkloster Oberweimar, nach-
her in Jena.
Johannes de Wireburg, 1495, Confessor des Nonnen-
klosters im Brühl [Nie. v. Sieg. pag. 503].
Gerhardns de Berka [f 1495], Confessor der Nonnen des
Klosters S. Cyriaci [Nie. v. Siegen pag. 504].
Nicol. T. Siegen [f 1495], confessor moniallum, pag. 443,
confessor sororum S. Martini, pag. 482, im Jahre 1489.)
Cantor. 1207.
PraefectUB culinae.
Camerariud. 1200.
Coenarios. 1206. 1309.
Hospitalarins. 1220.
Dictzedby Google
— 158 —
Magiater fabricfte.
(£rh«rda8 Qerhardi de Ulleboo 1438. — Hartongus 1420.
— Henricns Mayen 1399, — ■ Hermaim Suevas 1301. —
JohanneB FraBckenhuBen 1434. — Jobaanea Emelobon
1416. — Reinbardaa 1413. — Sebaatianas de Snltsa
prof. uDter Abt Güntber, f 1484 10. October an der
Peat.)
Decanua, Cantor, Scholasticas sind bei Kapiteln and Stifitam nur
Dignitäten.
Magiater curiae in allodio Alacenai.
Sacellanna.
(Hartungus tat Sacellanus abbatia GUntheri I. [2. H&lfte
vom 15. Jahrhundert].
HartmannaB de Tudelatedt, aacellanua Johannia de Brao-
heim abbatia, 1301.
HenricaB de Beringen, aacellanaa des Abtee Volkmar,
1328.
Hermann de Lacu, BacellanuB d. Abtea Hermann von
Kichetborn [1S37~53].)
Capellauaa. (Joh. de HUnfelt Capelianna dea Abtes GUnther I.
aiul nachher Capallanna oapellse 8. Annae [Nie t.
Si^en pag. 404].)
Procorator aea Cellerarioa. Hermann de Nordhanaen vor 1445 ;
verwaltet daa Amt 40 Jahre.
Snbprior et senior conventoa.
Prior in praepositara Helmstadiensi. Vorsteher (Archidiaconas)
in dem Sprengel Hclmatädt (Adam DaUen).
Magiater et lector fratrum juniomm (als Doctor der Theologie
und Professor).
Saperior.
Cuatos et vestiariaa. (Nico!, t. Siegen.) Kicol. y. Siegen nennt
aich selbst bibtiothecariua eive armarius et custoa, pag. 384.
Praefectus cellae vinariae.
Magiater boapitalis. 1207.
Fideliator (pag. 404) 1408 Johannes de Salveldt
Costos sive aacrista. — (Balthasar von Nortbnsen, Nie. v. Siegen
pi* K8-)
D,i.,.db, Google
— 169 —
Aier (alomiiuB lemiiiarii) 1323 (25), 1280 (52), von 10 Jalren 1306
HaDrlon* da Johann«)
Iliülianua.
(68), von 10 Juliren 1858 (106), 1297 (127), 1308 (51),
HleoUn* Bndigmi Borioiu da Tulli
1349 (52), 1351 (52), 1369 (130).
n«rlBM da TüHenbarg. nanrlcni da Halohendoil. SlgtbKdu LOlnUn, 1(1 Jiüin,
Anfimg de> 16. Jubrh.
Magister Bertoldus roctor puerornm nostrorum aU Zeage in einer
Urkande tod 1271, mit welcher Eckehard, Pleban zu Vanem,
dem Kloster 3 Malter Korn und Gerste jälirlichen ZinBes
ftir das Heil Beiner Seele überweist. (Abscbrift d. Urknode
bei Gall. Stass, Collectio pag. 943.)
Scriptor. HenricuB Wunne aus Salza, profeasuB 1424, f 1440,
ein gewisBonhafter Schreiber verschiedener knnst'
reicher Ritaalbilcher.
Jobann Mühler, prof. unter der Ädministratur des Ab'
tea KU Barsfelde, Johann, f 1463 2. September an
der Pest ; ein erfahrener Schreiber der Ritaalbücher.
Johann de Mintzenburg junior, ein erfahrener Schrei-
ber librorum chcralium, war 1492 Prior in Ootzich.
Nicolaas de Egra, prof. unter Abt Günther I., ein er-
fahrener und äeissiger Schreibor verschiedener Bü-
cher; t als Senior des Conveuts 1501 7. August;
Sammler von wichtigen Aufzeichnungen von 1434 —
1496 (Erphurtina 79).
Rudigeras de Venlo, prof. unter Abt GUnther L, ein
erfahrener Schreiber der ChorbUcher; f 1705 1. Ok-
tober an der Pest; Compilator des Syllabua bene-
factoram (Erphurtina 80).
Waltherua Franke, f 1349 10. Januar.
ntüuf^ D.
Calendarium und Nekrolog des Klosters.
Der Mönch Rudolf fertigte auf Veranlassung des Abtes Rudigerus
1142 das Calendarium an, vielleicht beendete er das kuust-
reich geschriebene Buch in diesem Jahre, welches zu den
wenigen werthvollen Gegenstfindcn gehörte, die aus dem
am 9. Hai 114J stattgefundcnen grossen Brande gerettet
wurden.
:v Google
— 160 —
Zieht mao in Betraoliff, dass ein flolches Bach keines-
wegs in ein paar Monaten geBchrieben ist and daBs in dem-
selben der 1. Januar den Sonstagsbuchstaben Hlhrt, was
mit dem Jahre 1142 nicht übereinstimmt, so liegt die An-
nahme nicht allzufem, dass dasselbe 1139 begonnen und
1142 beendet wurde. Ob hierbei schon Aufzeichnungen
filr das Nekrologium gemacht wurden, lässt steh mit Sicher-
heit nicht feststellen; doch scheint es der Fall gewesen zn
sein, da Sterbetage aus vergangener Zeit ohne Angabe der
Jahreszahl vorhanden sind.
Der Mönch Helwicus, Kaplan in der Kapelle St. Annae, schrieb
das Necrologium 1266 sehr sauber auf Pergament. Ob Sür
diese Arbeit das vorgenannte Calendarium benutzt wurde,
ist nicht gesagt.
Um die fernere Fortsetzung des Mecrologinms machten
sich verdient:
RudigeruB de Venlo, im Jahre 1485.
Johann Kucher, um das Jahr 1630.
Columbanus Fugger.
Gallus SlasB, f 1780.
Bernhard Hellrung, t 1839 als Pfarrer an der Kirche S. Lanrentü,
welcher in der von Gallua Stasa gefertigten Abschrift des
Necrologiums einige leider sehr kurz gefasste Nachträge
binzaiUgte.
Beilage E.
Auszug aus dem Necrologium des Klosters,
welches der Mönch Gallus Stass uns in einer Ab-
schrift hinterlassen hat
Der Mönch Rudolph schrieb auf Veranlassung des Abtes Rudi-
geruB 1142 das Calendarium "'). Dioaes kunstvoll ge-
schriebono Bach war eins der wenigen WerthvoUen Gegen-
stände, die bei dem Brande 1142 am 9. Mai gerettet war-
' ') In diesem Cftlandariam fallt der I. Januar auf einen SonaU^ (hier-
auf iet kein Oewioht id legen); dies stimmt mit dem Jahre 1113 nicht
fiberein, vOrd« aber mit dem Jahre 1189 im EinUang stelMB.
:,G Gothic
— ISl —
den. (Vorrade zar Abschrift das NecrologiamB durch den
Mfinch QaUuB Btwa »*).
Der Laieafarnder Ditmarua wird als Erbatior der Kapelle S. Ännae
genannt, unter dem Abte Burchard. [1101 — 1116].
Bie EinweihuDg der Kapelle erfolgte unter dem Abte
fiipertufi 1117 VIU Kai. Augnsti (25. Jali).
Oer Mönch Wemheros wird ans dem Convent 1157 zum Abt in
das KloBler Gerode gewählt.
Der Manch HelwicuB, Kaplan aa der Kapelle S. Annae, schrieb
1266 das Necrologium des Klosters sehr saaber "') auf
Pergament [Angabe in der Vorrede zur Abschrift des
Necrc4ogiums durch den MSnoL Gtallus Btass.]
WaltheruB Franke, f 1349 10. Januar, als Schreiber genannt.
I^orioB Daniel de Heiligenstadt, profesa. 1418 (?), mehrere Jahre
Procurator (?) und Cantor. f ? soll ein gOBchiokter Schrei-
ber und Zeichner gewesen sein. (Angabe des Placidua
MttÜi.) Nicoi. V. Siegen, pag. 503, asgt: ein guter Sohreiber
der Chorh&oher.
Heoricns Wunne aas Saiza, professus l'^4, f um 1444, als ge-
«iseenbafter Schrdber verschiedener konatreioher Ritnal-
bücbec genannt.
Nicolaas Kraatheim, war LicentiBt der Theologie und Plehan an
der Kirche S. Michaelis. Bei einer ihm drohenden Lebens-
gefahr tbat er das Gelübde, sich dem Kloster zu weihen.
**) Compftret in fronte (oeorologü) Cslenduium vetas, vetas icribo,
atpot» jam MMulO Xtl. a Redolpbo, noitri ooenobii monufao, juma Bndig^eri,
iVti a rMtanrfttione momuterii per Sigsfridnm I. uehiepisoopiim Mognotinnm
abbstia, pulebarrime in membraiiB exarBtum , me mter pkscsa ejna generis
reliqaiae, qnibiu vorox flunnift pepercit, nobii anpentca.
*■) Nee lilentio praeteraandna sedalaa ilie eBceltuius S. Anose so nostras
coo^gationia moDBchns Hellwicni , qai anno verbi iocaniali 1966 terse in
mnuhrank exantom nobia nliqnit necrologiain ; qoem&dmodam RndigeniB
de Venlo ejnadem nobiionm institnti ooenobita anno Chrliti 1486 praeter
alia BolBfUae «oaa moDDiBeiita, rsgulam 8«. Patria nostri Benodieti, nna cnm
rabjeolo, qno in praetena ntämu, neorologto, in oodice itidem membranaoeo
eleganter icripten), poiteritati donavit.
Dieaem Hellwig dürfen auch die AnfEeichnnngen tm Sampetrinnm an-
geacbrieben werden, welche in daa letxte Viertel dea 13. Jahrbunderta fallen,
wo dar Aufenthalt des Böoig> Bndolf I. im Jahre 1390 and der Bhtaioidag in
die Capelle Omniam Saactoroni mit groaaer Aosfäbrliohkeit beaoltrieben «ad.
— 162 —
Kr trat daher in das Kloiter der Angiutmsr ein, da er
hier aber seinei ko weit vorgerückten Alten wegen nach
znrfickgel^^tem Probejahr wieder aotlasBen ward, &nd er
unter dem Abte Härtung Herllng Anfitahme im Peters-
kloflter, Bod starb 1463 an der Pest.
Harlong Reyner, profesBiu unter Abt Chriitian Kieingam, wird
cur Befbrtnation in ein änderet Kloater geiendet.
Bemhardas Ritterfeid wird anter denuelben Abte Christian Kiein-
gam 1456 zur BeformatioD nach dem Kloster an Bamberg
geschickt.
Conrad de Homburg wird anter Abt Christian Kieingam aar
Reformation in das Kloster Haidboig (im Heraogthnm
Hatberstadt) entsendet
Jobannes Leubing, professna onter Abt Christisn Klungam, aar
Reformation in das Kloster an Bamberg und an Waisaen-
barg entsendet
Jobannes H&hler, professos anter der Administratar des Abtes
za Borsfclde, Johann, — f 1^33 2- Septhr. an der Fest;
ein erfahrener Schreiber der Ritoalbüoher.
Theodoricas Spiscopos (Bischof) ans Weissensee, Hamster der
freien Künste, tritt im bereits vorgerückten Alter in das
Kloster; f 1463 an der Pest
Micolaas de Zimmern, proCssBOS unter Abt Günther L, ward 1464
Abt des Klosters Qerode ; f 1487, wird auf seinen Wonach
im Feterskloster in der Kapelle S. Aonae vor dam Altar
S. Mariae Hagdalenae begraben.
Jobaonoa de Conatantia, ein durch Tagend and wahre Betigton-
tät ansgezetchneter llano, ward nach dem Tode des
Pater Conrad 1462 ^*) tum Prior des Klosters erwählt
Hierauf znr Reformation in mehrere fflSster entsendet, ward
er Pior im Kloster Scbwaraao ( am Hain ) ood 1485
Prior und erster Reformator im Kloster za Hönohenrode
(bei Coburg).
Georg Kestner de Oppenheim, ein Mann von reicher Erfikhmng
and bewährter Tagend; ward 1477 Prior, war die rechte
Hand des Abtes GUnther I. und ihm ein strenger Gebfllfo
*•) Ccrand Alber sw Pranken, wird 1489 Prior md ttbtit 1468 18.
Aagut an d«r Post.
:v Google
— 163 —
bei der Einfthrnng der klÖBterlicben Beform, nach den
Regeln der Borsfetder Congregstion ; f 1497 19. December.
Der Laianbnider NicoIauB, ein in der Steinmotzkunat wohl er-
fithrencr Mann; f 1467 8. Febr. tn Folge eines unglück-
lichen Falles in die gefüllte Braupfanne.
Johannes Emeleben, magister fabricae f a. 1416; vixitjam 1388.
Georg Erbor, war ein Mann von ausgezeichneten KenntniBBen
nnd Beator der Schule in Coburg; er giebt diese Stelle
auf und tritt 1460 in das Petersklosterj stirbt aber im noch
nicht zurückgelegten Novizenjahre.
Jobannes Kaikar, professus anter Abt Oftnther I., wurde 1475
Prior im Kloster S. Ludgeri za Verden, sodann Prior nnd
epllter Abt im Kloster S. Nicolai ta Brauweiler.
Jobum Winzenheimb , professas unter Abt Christian Kleingam,
ward Abt in Kloster zu Aurach (monasterii Aiirabiensis —
im Bambergischen) und nachher Oeneral-Commissarins und
Inapeotor der Nonnenkloster in den DiScesen Mainz, Bam-
berg nnd WOnsborg.
Theodoricus "^) de Trajecto (Utrocbt),' professus anter Abt
(Hnther I. — hatte auf der UniversitSt zu Kfiln das Baoca-
lanreat erworben. Wegen seiner barvorragenden Qeistee-
gaben ward er wenige Jahre nach seinem Eintritt in das
Kloster Koyizenmeiater, sodann Prior des Klosters, — und
1477 Abt im Kloster S. Ludigeri zu Verden, sehr wahr-
scheinlich auf Veranlaasung des Abtes [Adam von Escb-
w«lerl za S. Martini in Oöln, welcher seit der Reformaüon
des Klosters und nach dem Kücktritt des seitherigen Abtes
(1474) die Administration des Klosters Verden Übernommen
hatte. (Sagittar. Gloichessohe Geschichte. Anhang.) In
dieser letaten Function sammelte er in Köln mehrere werth-
ToUe Reliquien, die er dem Paterskloeter libersandte. Auf
einer Reise zu einem Ordonskapitel nach Krfurt begrif-
fen, ward er in MUhlhausen von der Pest befallen, ge-
langte noch nach Erfurt in das Peterskloster, f hier 1484
25. Juli *'*) und ward in der Kirche vor dem Altar S.
Bonifacii begraben.
■') Bsgodoro. (Sagitttr. Oleiohentclte OMohlohte. Anhang.)
••)SD. A-agust. Neorolog. »ahaniuib Vind. litt. 11., sneh 0. Stais,
CoUeetio, pag. 82S. Nr. 9 Hemorkbilia NiooUf de Ügr*.)
I ..A^l^oot^lc
— 1«4 —
Henricns MoUtOir, sob Erfurt gebilrtig] profeuiu unter Abt
GÜBtber I., war eine ZeitUog sabcelUrios, NicoL t. Siflgen,
pag. 502, später Subprior itn ffloster, wurde 1487 ofoih
dorn Tode Nicolft^s' von Zimmern »im Abt im Kloster
Gerode erwäblL
Johannes Heiden de Bercka, Magister artium and CoU^tat der
HimmeUpforte ^ ward 1-187 Uönch; darch den Äbt Thotnaa
des Klosters S. Johannis za Bergen -bei Hagdabat^ dahin
als Novizenmeiater beruCea, ward er bieranf Prior im Kloster
S. Georgii bei Naamboif . uqd aodann ^ ') Abt im Kloster
Homburg bei Langensalza, wo er 1511 stirbt
Conrad Otto Pfefferkorn, aus Erfiirt gebOrtig, profeaa^s 1477,
ein Mann von . berrorragenden Geistesgaben, wird 1486
Protest im Nonnenkloster au Icbtttrshausen , föbrt daaelbst
nicht ohne Gefahr fUr seii^ L^ban dip BäefonnstioD nach
den Regeln der. Biurafelder Congregation ein, — war nach-
her Subcellarioa im Peteraklostar, ward 1492 ziir V^ltation
nach Kloster Qoseck gesendet, wo er sam Abt erwählt
ward und 1495 den 23. September atirbt.
Jobannes Mttblbaoh (Myhlbach)« Dr. der Theologie, Oanonicna
an der Kirche B. H. V. und Pf ofessor an der Universität,
ein Mann von ansgeaeiobnetar Geiehrsamkait, res^nirt in
berwta vorgerOcktem Alter auf seine Präbende und wird
Mönch im Petfirskloater, wo et die Stelle ala Lector seiner
Professur vorzog; t 1493 d. Man.
Nicolaos de Salfeld, professa« 1493, ward Prior im Kloster' Hom-
burg und nachher im Kloeter an Oldisleben. Er soll ein
barOhmter Arzt und Botaniker gewesen sein **).
Gerlachns de Clivia, prof. unter Abt Günther; f 1507 15. Juli ••).
Johann Scfaellbach; war Amtmann (aatrapa) des Grafen von
Gleichen in Tonna, legte unter Äbt Günther t. das klöster-
liche Gelübde ab, und ward 1483 als erster Reformator nach
dem Kloster zu Oldisleben entsendet.
••) 1606. Nio. T. Sieg., ps«. &M.
**) Nuh Angabe dei Plaaidu Hnth. — Hioolau r. Slegea, ptg. 601
Ugt: er aei ein TOraQgliolier Qlrtnsr and guter Maturdootor geweMn.
!_') QalL Stssi. — Niool. t. aiegen, pag. SQS sagt: war lange Zeit bos-
pitaWw and rector borolegii, . ,
:v Google
— 165 -
Petnu de Anab, stu Hflsaen getrthrtig, war geheimer Rath des
Ctrafen von Stolberg, sowie aach R&tb des Orafen von
Sobwanbnrg, and genoes die r^ehe Pfrflnde der Parocbie
in Heringen. Detnobneraohlet entsagte ef der Welt und
ihren Ehren, und trat 1486 als Mönch fn das Petersktoeter.
Hit Rö«kaicbt koS aeise feins geaeUaahaftliobe Bildong und
Beine Gewandtheit in geachllftlioben Angelegenheiten ward
er bald nach seinem Eintritt in das -Ktoltter, dessen Dia-
oiplin er ei&Hg bafolgte, als Probst in das Nobnenkloater
sa Jena and später am 1493 ") iA gleicher Eigenschaft
in das Nonnenkloater aa Oberwefanar entsendet; f 1504.
3< Angaat.
Paolaa, profeasos anter Abt Qtlnther I., kam 1492 als Prior in
das Kloster aa FeUdorf "*), (1} Stande von Hildborg-
haasen). [Veilsdorf.]
Aotonioa Hübeler, wird 1402 aar Eini^hrang der Reformatioff
naoh der Barsfelder Congregation nach Kloster Ooseck
entsendet, war daselbst Iftnger Zeit Cantor and Novisen-
meister nnd ward später Abt in Mariazell.
JtdiamiaB Aari&ber de Blichenroda, professns unter Abt Christian
Kleingam, wird 1400 aar Reformation n das Kloster sa
Q-erode entsendet, wo er 1466 Prior wnrde.
H^ingiaa de E^beck, profesaas nnter Abt OUntber I., wird cor
Einfthrnag der Reformation in das Kloster za Paderborn
und naohher in das Kloster zu ümershausen entsendet.
JohMines de Hognntia wird auf Grsnchen des Erzbischolä von
Kaina 1484 zor Einfllhnuig der Reformation in das Kloster
an Seligenstadt geschickt, f daselbst 149<j **).
GregoriuB Pfiohler de Hirsaa und Bartholomaeus, profeesus anter
Aht Gflnther I., werden 1463 zur Reformation in das
Kloster an Gerode, und später in das an Bamberg entsendet.
Johannes de Xanten, wird auf Ersuchen des Abtes zu S. Martin
in K&hi 1475 dorthin abgesendet, um in diesem Kloster die
Reformation einzufahren; von hier ward er nach üjeligen-
atadt entsendet, wo er starb "*).
*■) Miool. V. Biegen, pag, 4U.
**) Teiladorf, 1) Bt. ▼on Hildborgbauen.
■*) Bmuu ouilor at ■orintap. Hin. vnn Sla^__, i—g.
iiz.dtv Google
**) Teiladorf, 1) Bt. ▼on Hildborgbauen.
■*) Boaaa oanlor et eoriptor. Nie von Bisgen, pag. 001.
••) Kto. fOB 8le««B, pag. MO.
Fridericas Eirshüm, wird onter Abt QtQth«r sur R^omuitioti
in das Kloster eo Fegaa eotsendet
Johannes Vach, ward cor EinOlfarosg der Refanuatiwi in das
Kloster Homburg enlBeadet, ward uaehher 1480 Sabprior
im Feterskloster.
HeoricuB Gotzig, profesaas unter Abt Güjitbtt 1-, wird BOr Re-
formation in das Kloster Hombui^ ebtsotdet.
Adam von Esohweiler ^*).
Conradaa Escbenberg de Grana (oder Kranftob) aacb Conrad
Kranacb genannt, prof. soter Abt-Günther I., ward 1498
zur EinfUhrong dw EM'onnatton in das Kloatör Umersbansen
entsendet. /
Michael Qleuohler, professDs unter Abt Christian EJeingam, untof
Abt Günther I., sur Einfllhmng der Reformation in ein
anderes Kloster entsendet
Christian Engel, professas unter Abt G&stber I., wird aar Ein-
fithmng der Reformation naoh den Kloster Mönchenroda
entsendet.
Christian de Isenaco, wird aar Einßibrung dar Reformation nach
dem Kloster Oerode entseodet, ward sodann Pricv iA
Kloster Hombai^, dann wieder naob Erinrt auriiaUMmfen
and stirbt 1484 im Peterskloster ■^).
Gerhardus Inemar de Bercka, war Magister Artium und CoL-
legiat an der Himmelspforte , trat aber anter Abt Gftnther
L in den Benediotiner-Orden ; f 1495 an der Fest.
KicolauB Hottenbach de Siegen, Bruder des BpStereo Abtes
Johann Hottenbach de Siegen; trat 1466 da N oviaa, in das
Kloster, legte 1467 in die Hfinde des von ihm hodigaehrten
Abtea GOntber I. Profess ab, war 1470 Priester, bekleödetie
hierauf lange Zeit das Amt eines Custos und VestiariuB,
ward 1493 da Prior ßir das Kloster Homburg gew&hlt,
scheint dieses Amt jedoch nicht angetreten zu haben, wurde
hierauf als Reformator and Prior nach dem Kloster Reins-
dorf (an der Unstrot bei Nebra) entsendet, g^el sich aber
hier in Mitten einer Schaor verwUdeter Mlfnche und in
Folge der seinem Amte daraus erwachsenden Schwierig-
*■) Ssgittsr. GsBoUehte d. Gr. von Qhiobea, Zofaln
*T} Er «sr ein gntsr Schreiber nnd Prediger; Niool, i, BiefSB, pag. BOl.
:. Cookie
— 167 —
kdtdn io wenig, daas er iiicli achon nach 9 Monaten wieder.
nach Erfbrt znrückrnfeD liesB. Hier begann er H94 seine
Kloater-Cbronik and starb 1495 14. November an der Pest,
«ehr wabracbeinlicb im 51. Lebeasjahre.
Rudigerus de Venlo, profess. nnter Abt Qfinther I., wird als ein
erfahrener Schreiber der ChorbOcher genannt, setzte 1485
das Nekrologinm des Klosters fort *^), schrieb die Ordens-
Begels S. Benedict! ab nnd hinterliesB noch andere Be-
weise seiner GescbicUichkeit; f 1495 1. October an der
Pest
Johanne« de Wintsenburg jnnior, ein er&brener Schreiher der
Chorbflcher, ward 149S Prior in Ooseck "*).
NicoIaDB de Egra, profeeBus nnter Abt QUnther T. Sammler von
wichtigen Auf Zeichnungen von 1484 — 1496; f als Senior
des Convents 1501 7. August.
Caspar Stfirmer de Grefensee, profeasus 1494, f 1515 15. Aug. ""•).
Ewald Bertulf, aus Erfurt gebürtig, professus unter Abt Günther
I., ward zur Einführung der Reformation nach Kloster
Goseck entsendet, später wieder zurUckgerofen ; f 1524
18. Februar •»").
*■) Q. Sts«, NMroI<9. Torrede, pag. XIV. — Ein Annng stu dsm von
Bodigsr 1486 fCMbriebenn (*1m wohl nen sngelegteo) Neorologiom , wwd
TOD dem Olmfitasr DMuherrn Grafen Frans Oianini gemuht, welcher nm
1700 in Selmatädt itndicte nnd bei Beanohen von Bibliotheken Aneifige ans
deren Huinscripten ftnlegte. Du Hanoioript be&nd sich apÄter im Betits
dei H. GDbemislaekretun Cerrooi in Bränn und ist jetct im mähriiohen
Landesarohir in Brfinn (Antwort dei Torttandoi des genannten Archivs
auf eine rem Erfurter Alterthnma-Terein ireiohehene Anfr^e. Die«e Ant-
wort ist dstirt: Br&nn, 9. Jnli 1B71.) Der in Abschrift mitgetbeilta Aonng
iat TOD geringem Werthe, stimmte luireilen mit den Angaben de« von
OelliH Btats geachriebenen SjUabos Benefftotonm wörtlich fiberein, zeigt
aber anoh einige Abweichangen nnd enthllt nnr 18 Namen und Angsben, wie
sie im genannten Syllabna angeführt sind. (YergL Zeitschrift dea Vereine
ffa fbfiring. Gesobioht«. Jena, IT. 461. Anml^ )
**) Optimna et preoionis aoriptor. NiooL y. Bt^en, pag. GOl.
*<") Er eoll ein geschickter Schreiber nnd Zeichner geveeen sein. (An-
gebe det Abte* Placidna Mnth.) [Vielleicht nach Oallns Oawald Bibliothekar.
N. T. 8., pag. e04.]
••} Ihm wird daatelbe LobortheiH. NicoL T.Bieg., p^. 60S, betUtigte
Dictzedby Google
— 168 —
Gallua Oswald de Ulma, prof. 1469, «in SromianT and beccbei-
dener Matm, f 1520 16. Januw *°').
Conrad de Scbmalkalden, profssBui 1475, ward 1485 hu ElnfQb-
ruDg der Reformatioii ic das KlMtar Mönohenrods bei
Coburg estaendet; f 1ÖI4 9. Juli ii» PeteraUoster ^<"),
HeriDaDn de Nordhiuen, älterer Bruder dea Abtea Qfintkor I.,
war mit demaelben gleicbseitig ala Oblate in das Kloster
gekommen. Bekleidete schoa unter Abi Obristian da« Amt
einea Frocoratora (seU cellerariuB) des Kleatera ""), waa
er 40 Jahre hindurch verwaltete. Er Bammelte aeit dem
Antritt dieiea Amtes alle Notieen &u den Ton ibm aiiee<
legten Zinsregiatem , die er am Vorabend dea Pestes S.
Michaelis ( 28. Septbr. } 1452 beendete. Nachdem aein
Bruder Abt geworden war, war er es, der durch aetne
Tortrefflicbe ökonomische Verwaltung der Klostergüter nicht
allein die aa den ausgedehnten Bauten erforderlichen Mitt^
herbeischaffte, sondern auch viclcB verbesserte und hier-
durch zur Hebung der wirthschaftlichen Verlialtniase wesent-
liche Verdienste sich erwarb. — Erneuerung des Allodiums
in Hochstedt *'"); Ankauf von Erbziusen, Einrichtung
der Fischerei in Gispersleben. — Hochbetagt starb er 1494
20. Juli, im 55. Jahre seines PrieBteramtes , und ward vor
dem Chor begraben.
Johannes Sartor de Minsenbnrg *"*) senior, war 1491 Probst
in der Probetei Cella an der Werra und , wie es scheint
seit 1492 "'), Nachfolger des Herrmann von Northnsen
im Amte eines Procurators des Klosters, dem er mit be-
sonderen Nutzen vorBtand; f 1503.
">*) Anoh dieaer, der Bibliothekar um 1495, war bernbnt. Nioolana
T. SisKSn pag. 602, als geHhiokter Schreiber nod Zsicbner.
■0'^) Denelbe mU 1476 — 14B& die gemalten QlaBfeiuier im Kretugange
gefertigt haben; Angabe dei Abtee Plaoidui Math. Nicol. v. Siegen be-
at&tigt di«aelbe.
">*) Sein Torginger Benrieu Emetain war in Folge der EinfShnuis
der Beformation aoa dem Eloitervarbande uiagetreten, obeohoB er. bereite
im vorgerückten Alter (tand. (Q. St)
"*) Srändlidie Beatanntion dai Allodinmi im Urfailt (Orphal) hinter
Ataofa. (Niool. t. Siegen, pag. 461.)
"*) Anderwärt« Hintienberg genannt,
'") Vgl. Mittfaeilnng dei thürg. üohs. Verein« Hall«, Till. Ueft^^gpa^
:. Cookie
— 169 —
Chiütopfaonia, ans dam Kloster xu Fulda. Atu BegeiBtwaiig
ftir die Bunfelder RefoimatioQ goht er ibit OenehtDigung
Beines Abtea in das Feterskloater, legt hier 1497 nochmaU
das Gelübde ab, wird 1518 aur Seformatioa nac^ dem
Kloster zo Breitoogen gesendet» daselbst tarn Abt erwäblt
und stirbt 1541.
Johannes Bunfeld ward onter Abt Jobanni» de Siegen 1531 als
Prior in das Slostw za Hehnersbusen (3 Heilen von Casael)
erwfthlt ••»).
Ewaldns Wircebni^ensis , professns 1489, wird aar Reformation
unter Abt Johaonee de Siegen in ein anderes Kloster ent-
sendet (war ein guter Schreiber und lange Zeit Vorebiger,
wird 1511 Prior und f 1524 24. Juli. N. v. S. pag. Ö03.)
Caspanu, professus 1490, unter dem Abte Jobannes de Siegen
aar Reformation in verschiedene Klöster entsendet.
Henricns Bartell ans Heiligenstadt, professos 1558, wird 1571
(unter Abt Gerard Zinngraf) Abt im Kloster an Rafenstein
(2 Meilen östlich ron Heiligenstadt) wo er die in den un-
ruhigen Zeiten von den Mönchen abgelegte Klostertracbt
wieder einführt.
Joachim Roll, Oonventnale des Klosters zu Hersf^d, tritt 1582
in das Petersklöster , und wird hisraaf Abt im Kloster zu
Hersfeld ; f 1607 im Monat März, (unter Abt Johann Zenner) .
(Christophorus Bnrohard, Canoniens iind Cantor S. Severi; f
1612 und vermacht dem Kloster seine Bibliothek, nnter
Abt Andreas Gallus.)
Jobann Kucher '*'), nm 1630, macht sich um die Fortsetzung
dar Anfzeichnangen im Kecrotoginm des Klosters -verdient.
13t. — Bsrtor hatte diese« Amt lebon 1489 inae, sb leine Sobweater CIsrs,
die Wittm dm Johsna SUts in BnUbaob , rtsrb, (Byllabiu beBeftotornm
in Heorolo^ moustsrü & Pst. et Pauli in Oallns Stasi, Nsenloginm
Honst Hftix.)
■'■) Er war mr Zeit N. v, B. sIm Kegfln Ende dos 16. Jahrhnndwts
Khellas («spelUniu) ds* Abtes Qünthsr I,, und naohbsr Kapellan an der
Kapelle S. Anns« ; Sin. v. 3. psg. Ö04.
*'*) Dar Nsme Joh. Kasher nnd die Jabreai^ I6B0 und in dem In-
ballnerseiobniaa an Q. Stasi Colleotio gana deatliob angegsbsn. Maeh «iser
Angabe auf dam TitelUstte dieaat Abaohhtt lebte er nnter desi Abt Jobaaa
Benningins, dw 1627—63 dem Kloster vorstand.
Dictzsdbv Google
— 170 —
Dagebertu Conen tritt 1661 ab Nonse em, letBtet (16fö) unter
dem Abte AdamiiB Dablen Profesa ***), raaclit eicli durch
ebronicale Anäeiahnangen verdient, die er nach den Er-
sthfaingen «Iter Mönche aas der Zeit der schwedischen
Oecnpation, sowie nach eigener Wahmehnrnng ans den,
der Erobernng der Stadt durch den Etzbischof Jobann
Philipp folgenden Jabren, niederschrieb ; t leider schon 1679.
Colunbaoas Fngger " * ) macht sich am die Fortsetzung der
Aafzeicbnnngen im Necrologiam des Elosten verdient;
(unter welchem Abte? fehlt.) [Angabe anf dem Titelblatte
der Abschrift des Gallus Stase.)
Jacobns Stieffken aas Rfaeinsberg in Westpbalen gebürtig, pro-
fessna 1666', Doctor der Theologie nnd Professor an der
UniTerettAt, mehrere Jahre Lector der Theologie nnd Philo-
sophie im Kloster, f 1700 18. Decembcr, im 60. Lebons-
jiUire (anter Abt Kicolaus de Gonremenr).
Haurus Böding, ans Bittberg in Westpbalen gebürtig, Doctor
der Theologie and Professor an der UnivcrBitSt, Lector
and NoTisenmeister im Kloster (anter Abt l^colans de
Goovemenr).
Petras Friddrici aas Jtiich gebOrtig, profaesas 1672, erbieh 1692
das Bacoalsnreat der Theologie , war Lector und Noviaen-
meister merst im Kloster zn Stablo (in Bellen), dann im
Kloster za Corvei, hierauf im Kloster zn Erfurt, wo er zu-
lotst das Amt des Priors bekleidete.
Er war der Erste, welcher nach Micolaus von Siogen
auf Orand alter historischer Documente die Annalen des
Klosters vervollständigte und das grosse Chronicon San-
petrense zusammenstellte. Ein eifriger Förderer der littera-
risohen Studien stiftete er, damit dieselben aacb naob seinem
Tode im Kloster fortblUben möchten, aus den durch eigene
littararisohe Arbeiten erworbenen Erspamissen, mit Ge-
nehmigang des Abtes Placidua CasBelmann und des ganzen
"•) War 1871 HoTiBcnMBfiter. (0, Btua Colleetio, psu. 777.)
'"] In den Texte dei Neorologiatas iit denelbe nicht ftnfgenommen ;
wshrMkoittlioh war er gar nicht Hönoh dM Erfurter Petenkloiten , dk ihn
OaUsi BU« prof|[Mmi>) Bambergemte nennt. — 1879 nib flnem Beptembrii
isortau a>t nostsr Bcriba tsnior Johsones Kirdtsner. (Q. Btaw OoUeetio,
pag. 788.)
:v Google
— i7i —
CoüTents, ein Legat voD 200 Imperisleti (GoIdgtkldeD), da-
mit TOD den jährlichen Zinaen Bücher fär die BibUothek
angeaehaSi werden soUtes; | 1730 3. Jani, in 67. Lebens-
jähre.
JoaephoB Stieffken aus Bheinsberg in Weatphalen gebürtig; war
Dr. der Theologie and Frofeaflor aa der Univetsität,' päpst-
licher Notar (protonotarina npoatoHcus) , Loctor der Philo-
sophie nnd Theologie im KloBter an Fulda, Verden, Gerode
nnd coletat an Er&rt, wo er aach das Friorat bekleidete.
Er starb 1746 S3. Hfira im 75. Jahre seines Allere , nach-
dem or mit grosser Geduld die mit dem Alter sieh ein-
stellenden körperlichen Leiden ertragen hatte.
Carl Trautwein, ans Erfurt gebürtig, erwarb sich um das Archiv
nnd dessen BinricbluHg unter dem Abte Plaeidns Caseel-
mann mehrfache Verdienste, und verToUstfindigte mit vie-
lem Flusse die Annalen des Klosters; — ausser einigen
religiösen Schriften sammelte er auch mehrere oekono-
mische, physikalische, medioiniBohe und botanische Be-
obachtungen. Er starb 1750 im 66. Lebensjahre.
Andreas Dietrich, BeTerangenriB-Westphalua, unter Abt Placidos
Casselmann ; Doctor der Theologie nnd Professor an der
Univecsität. f 1740 5. Mai im 54, Lebensjahre.
Bomaans Schwabenhausen, aas Stadt Worbis gebürtig, professus
172?. Rastlos thfitiger Mann in allen ihm übartragenen
Obliegenheiten, beschäftigte er sich in seinen Hussestundon
mit der Anfertigung von Sonnenuhren. Er starb 1744
17. Februar im 41. Lebensjahre.
Otto GroBwitaki, ans Hocbheiro bei Erfurt gebürtig, profeBBOs
172R (unter PlackluB Casselmann), Baccalaarens der Theo-
logie und Novizenmeister, Bibliothekar; ein durch Sittlich-
keit, Frömmigkeit und GelchrBamkeit ausgezeichneter Mann,
• Verfasser mehrerer theologischer Schriften und einer Zu-
sammenstellung der hervorragenden Männer des Feters-
klosters. Er unterstützte den Abt Plaeidns Casselmann
in der von demselben angeordneten neuen Einrichtung
der Klosterbibliothek, starb aber leider schon 1743 im 45.
Jahre seines Alters.
Robert Weinrich, aus Stadt Worbis gebürtig, professus 1723;
ein Mann von auBgezeichoeten GcistesgabeD. Theologe
— 172 —
Jurist, Dichter und ▼msfl^dics' Frediger, t 1707 13. Mo-
Tember im 69. LebeDsjftbre.
FUcidi» Jorduu, «as Glmcbeiuteiti raf dem EichaMde gabürtie,
profeuna 1733; Doctor der Theologie, Lector und Noräon-
meuter dei Kbwten. f 1778 fiS. MSra im 64. LebenqahKi.
iMdonu de Lwombe, Hogmra*, profeemB 1744, war KbÜothekar,
trieb mit Tieler Liebe historiBcbe Stadien, eaohte ufrig
nach ^ten Doeomenten und ' schrieb dieeelben ab. Er
untamahm eine Anfaeidmang der Kloster -Annalen, wurde
aber in dieier Arbeit dnrcb den Tod onterbroehen , dem
er durch da* Scbarlaobfieber erlag, 1751 25. Septomber im
30. Lebenajabre.
Galhif Staas, aas Ifatna, geb. 1723 9. JaouM-, profeasos 1740,
war Kbliothekar, aammelte viele Hiaoellaneen snr Chronik
des Elostera ; aar VerroUständigang des Nekrologinrns und
aar Corrector etwüger irriger Angabeo bediente er sich
nach eigener Angabe mit vielem Erfolge der von Herr*
mam von IforUmseti angelegten CopidbQaber nnd Zina-
regiater, sowie der iBBchriften auf Grabateinen. f 1780
I. ApriL Et fertigte eine Abaebrift des Calendarinra und
Kecndopam des Klosters an and versah dieaelbe mH eSner
Vorrede, welche, sehr scbwfilstig abgefasst, doch einige
interesaaate FeraonalnatiKen enthalt (1777). Der Vel<bleib
der Oripnalien ist noch nnermittelt
Er Bchrieb auch eine Abtaahronik, welche bia zam Abte
Gtlnther Baeting reichte, wahrsoheinliob manche interes-
aaote Noüaen aas dem 18. Jahrhundert enthielt (fftr diesen
Zeitraum ist nnr sehr wenig vorhanden), deren VerbMb
bis jfltat aber noch nicht auagemittdt tat (vergl. Necro-
logiam pag. 42, aach 66).
BeiUse F.
Uebe«- die Verfaaser der filteaten Klosterannalen
fehh die und jede Nachricht; ob der MSnch Rudolf ■), welcher
um 1142 das Calendariom sobrieb, Bowie der um 1266 genannte
*) Die Annslei S. Petri ErphMfardenMi, «alohe tioh in der Bibliothek
dsa Grtbo toh Sobönborn so Pommenfelde befiadon und bei Feit«, Honn-
laenfa Gennsnlae bktorics XTL mit dar Bessiolmaiig Codex I, mitgathnlt
- 178 —
Helwiciu, wetchw das Nekrologinm dos Kloiteri begonnen haben
BoU, und der nur im Allgemeinen als Soriptor be«eiohnete Kloster-
brnder Waltheras Francke (f 1S49) einen Antheil an den hu
Chronicon Sampetrinnm «ithaltenen Anfceichnungen haben, IlUst
sich nur matbtnaasen; daesso bleibt es dahingestellt, ob spätere,
nach dem Jahre 1355 abgefasste Notiaen, den als gewissenhafte
nnd erfahrend Sobraiber genannten Conventnales , Hünrioh
Wonne (f 1440) and Johann MüUer (Molitor) (f 1463) ange-
Bcbrieben werden dürfen ').
Der erste uns bekannte Verfasser der durch Compilatioa
und ans eigener Änsohaauag entstandenen Klosteranaalen ist
Micolatu Hottanbaoh de Siegen, welcher dieselben in den bnden
Jahren 1494 and 1495 niederschrieb und seit 1467 dem Elostel
als Conventuale angehörte, leider sJme schon l'töS 14. NoTcm-
ber, sehr wahrscheinlich wenig Über 50 Jahr alt, durch die Pest
hinweggerafft wurde. Qleichaeitig mit ihm sammelte Nicolaas
de Bgra (f 1501 7. August) wichtige Aufaeichnungen aus den
Jahren 1484 — 96, denen sich die Continuatio bnjus Chronici (des
Nicolaas de Siegen) per monaohnm anonymom S. Petri, sowie
di« bald mehr, bald minder aasfÜhrlichen obromcalen Notiaen
d« Johann Kooher (am 1630) und des Dagobert Conen (f lei-
der schon 1679) aasohloasen; die letateren, nach 1661 nieder-
geschrieben, enthalten, aaf Qrund der dem Schreiber von dteb
USnchen mitgetheilten Erlebnisse, kurze Darstellongen ans dar
Zeit der schwedischen Ocoupation, sowie in Folge eigener An-
schaoong, nicht uninteressante, lediglich das Kloster betnffende
MittheilungBD aus der Zeit nach Broberong der Stadt darch den
Erabiachof von Mains , Johann Philipp.
Bnd, enthalten pag. 18 tum Jshre IISO die offenbar snf den Schreiber
Bong hkb«nde Notii: -R. diacoani ordinstnrn in dar l. Abtbülang bis
«ua Jahre Hii nnd in der 3, Abtheilang bii tum Jahre 1U9 psg. 10 nm
Jahre 1140 «ioe gleiobe Notli: *R. presUter erdinatar*. Eicnnben: Die
Jener Zntsohrift IIL 87.
') Hierbei kum die mfibsame Arbeit des lax^jikrigra Celleraritis Ber-
mann Ton NorthoBen (f 1194) nicht nnerw&hnt bteiben, welche in eiaer,
im Jshre 1152 beendeten ÄQ&teUung dar Eloater-Zinf-Regitter bestand, da
tie, wenn such keinen vollatändigen , so di>ch UieilwsiMn Einblick in die
dunsliges ökonomisohen Verhältniue des Kloitere gMtsUen,
aber anoh mehrfach eingegtrent« Pertenalaaebriohten enthalten.
:,G Gothic
— 174 —
Kaoli der im Nekrologiam antbaltenen Angabe aoU nach
Nioolaiu Ton Siegen Petras Friderici (t 1720 3. Jnni) der errte
geweMo sein, welcher (nach 1672) al« eifriger Fßrderer litera-
riacher Studien alle Torhandenen bistoriioben Docnmente und
Notizen benutzte, nm sie dem von ihm gescbHebenen grossen
Ckronicon Sampetrinnm einanverleiben , aber dessen Verbleiben
alle bis jetst angestellten Nachforschungen au keinem befriO'
digeaden Resaltate gefShrt haben. Derselben Quelle zafolge
haben sich im weiteren VerUofe des 18. Jahrhunderts die Con-
ventualen Otto Oroswitzki (f 1743), Carl Trantwein (f 1750) ')
imd Isidorus de Laoombe (f 1754) nm chronicale Anfiietch-
nangen rerdieot gemacht, die mit denen des Gallns StssB (f
1780) und den firgftnaungen des leisten Abtea, Placidne Math
(t 1821) ihr finde erreicbten.
Beilige 6.
Honasteriologik, in qua inmgnium aliquot Honasteriorum
FainUiAe S. Benedicti in Germania, Origines etc. desoribantur
eta. Aaotore B. P, F. Corolo Stengelio, ejusdem Ordinis Mo-
nasL SS. Udalrici et Afrae Augustae Vindelicornm Professo.*-^
Augastae Vindalicorum MOCXIX. (Königl. BibI, in Dresden.
Bist. ord. Beligios. 72.)
Biegale Monasterium S. 3. Petri et Paali Apostolorun situni
iil Tharingia in celeberrima civitate Erphordensi mens editns
Qstondit. Fuodatnm fnit dseentis fere annis post Ordinis S. Be-
nedicti initium ; illudque cwutrazit «c fandavit Dagobertas FVrb-
corum Res Hüdeberti Regis filius A. C. D CCVII, dum virente
et in GallÜB (?) regnanto parente regnaret in Thuriogia, Francta
Orientali et Hassia. Anno autem Domini M. LIX. Siffridus Ar-
chiepiscopuB Moguntinus, prios Abbas FoldenBis Oanonicis, iqoi
aliquamdiu locam bono oooupaverant, .expnlais; disciplinan Ho-
nasticam, quao antea viguorat, instauravit, et Uonssterinm hoc
Ortlini Benediett reetitnit. Dum vero pancia post annis aedificia
bujas MonaBterii antiqaa partim flammis consumpta fuissent.
') Auf 8«ita 5Sl des Mekrotogitmu ««){t Oallna Stau, dut or die vom
Aem Prior d«a Pat«nUoaten, Cmrl Trsutweia , verfugte Ühronogrsphifl ver-
vehrt, erweitart and bi« cain Jsbra 1778 fortgewUt habe.
:vC00J^IC
— IIb —
partim ob etractarae vetaitatem oorraiaBent, Borcbardaa Abbas
A. C. M. C. III. et antUB aliqaot sequentibuB Dovnm ex fdods-
mentia coastroxit monaBterinm.
In hoc MonaBterio a tempore fundationii plorimi aanctitate
et doctrina insignes TÜri claraeniDt; inter soa fuit Rnthardna
hajoB eccleflise Abbas, pOBtea Mognntinäe ledis XXIV. Ar-
cliiepiBcopas, Elector vero VIII. Creatns A. C. U. LXXXVIII.
ex bac vita deceasit A. C. M. C. IX.
Qnod ad MoDasterÜ Btractnram attioet Boiendam, exterias
exigtuun esse apparentiam, aa praater tsmplam, dam mooa cod-
Bceoditar, apparere : interiaa antem ubiqne esae omatam at aedi-
fioiia et piotüis.
Stractaraa aaot talea.
A. *) Eat major Ecclesia.
B. Duafi turrSB in extramitate Cbori.
C. CboruB, qni rflHqoÜB SanotOTom, pctoria, et candelabnB
bene est omatas.
D. Saoellam 8t. Ännae Bepnltnrae fratrum dapotstam.
E. Sacellom CorponB Christi in oaemeterio ooUocatam, cen-
aetor primam Tharingiae temphmi.
F. Atritim templi: vulgo Daa ParadeiBS.
Q-. Viaxqaae dncit ad portam Monastarii.
H. Diversa aedificia; vnlgo Der grüne Hagen.
L Templiun S. Leonardi, qaondam Paroefaia in deacenaa
moatia.
K. Domns pro panperibas coQBanguiaeU Fratmm.
L. HoBpitiom Comitom a Schvarabarg.
Beilage H.
Antiquitatea quae in pervetuato Sacello S. Blaaii, modo
Corporis Christi, oUm Tisebantar.
Ad coram evangelü effigies *) cbriatiaoiaBimi regia Franco-
conun, fundatoris noBtri, cnm hac circomacriptione :
*) Dia ZeiohttQof dei Kloatan (Taf. I.) «ntUlt dia bai neb
ErUaternttg gebranohlen Buohitalien.
*) Ob dioM Bilder in Windmalerei oder Tafalmalarei bestanden, ist
nicht gesagt — Im Sohloste Kulitelo in Böhmen aind beide soa dem S.
Viwtel des 11. Jahrhunderts vertreten. — Die hier gensaatau Penonm
hsbeo alle vor dem Jfthre 1800 gelebt.
u-cdtv Google
— 17ß —
DagobartoB rex Franoonun.
Ego dedi bonc nODtem et loenm com omniboB, qtue
habui in Thuringia S. Petro et monach», qnoa ibi-
dem sabstitai.
Acta Bunt heo anno dni DCCVt.
Sab effigie Dagoberti regia binae aliae Tianntor media corporis
. atatura« bac ouin epigraphe:
Andreas abbas hujoB loci.
Rttdolplius arohiepiacopuB Salisboi^nBiB *).
Ego (Andreas) reformsTt Organa aaepios, et oampanas
rasliorari.
Memento mei (Rudolpbi) Deus in bono et ne deleas mi-
serationes meaa, qaaa feci et fecissem bnic loco, ei
vixisBem.
Secunda efSgies in eodem oornu evangeUi
, . . Sifiridas arohiepäacopiu Moguntinus.
Ego errats correxi mOQachicuniqne habitnm, qoem jam-
dadatn '') deletum inveneram, per Doi gratiam cum
omnibtu libertetibas prioB ^) habitis restitni.
Acta sunt bec anno dni H. L. VIII.
EfBgies sequentea huic Bnbjioiuntor
Comes Albertus de Tbnna.
Tamno sacerdos de Thnoa.
, E^o omni» nea mobilia dadi S. Petro valentia ceatam libras.
Ego procuravi anam missam omni die pro salote animae
meae dioi ad aummnra altare.
Conradas archiepisoopna Mogantinos.
Ego cemens, timorem dei esae In hoc looo, infulam pro
Bjolepmitate abbatibas eoram indalsio "), et confraterni-
tatem mihi et meis snccessoribus dari apud eos rogavi.
Acta BOnt haec anno Domini M. C. XCIII.
Priori Bubatabant tres aliae imagines.
Richa imperatrlz, conjos LotbarÜ.
Romanas rex Butbenus.
*) VergL hierin Sunpetrinam v. J. 1290.
■>) Quem ibi jamdiu. (0. 3ti. Fol. pKg. €13.)
■) >pria«* fehlt.
Dictzedby Google
— 177 —
RadolphoB diut Carinthiae ' *).
Per Dei gratiam obtinuimuB, at hie in eocIeBia i
aariuB nostgr in perpetanm peragator^ com pia devotione.
Acta sunt baec anoo domini M. C. XXX.
*6lli cancelloB in eodem destro tatera tren aeqaentea
' effigies:
^ Minorita (archiepisoopas HogantinoB ordinis
s^ Q bajus loci transtali dedicationem ad Bo-
om, et gratias multiplicavi In bonorem Dei. —
iiaec anno domint M. CC. LXXXVU.
i'apa nonoB.
um eonsensu omnium cardinalium hune locom sta-
osBe liberum, et ") ab omü perturbatione securum
-t quietam in nomine Domini.
Acta Bunt haec anno Domini U.CCJCXVII.
GerorduB archiapiscopuB MogaDtinns.
£go praedeceiBomm meorum aeqaeos vestigia, pro utili-
tate loci bujuB, quidquid ab oia Btatutum est, oonfirmaTi,
vel qaod nogleetom innoTavi.
Acta Bunt baeo anno domini M.CC.LXXXXV. ").
Ad corna epistolae iatra cancelloB.
RatbarduB arcbiepiscopuB Mogontinus.
Hunc locom mihi dilectam Bub protectione Moguntinae
aediB recepi, omniaque privilegia eorum renovavi, et
Cellam prope Werrbam 8. Petro donavi.
Acta Bunt baeo anno domini M. C. V.
Sabtas banc cernitur
HetnricuB WarmiensiB epiacopas.
VolmaraB abbas hujoB loci.
Spem in alio nunquam babui, praeter in te Dominel qui
iraBceris et propitius eris.
Ego (Volmarus) plantavi vineam in Tieffentbal pro salate
animae meae.
Secanda effigies siniBtri lateris.
HenricoB arcbiepiaeopuB Moguntinna.
'■} Kam im Angut 1290 kiuii SöniK Badalf I. nach Erfdrt (3ampetr.).
") Mt- fahlt.
") WtAl Owhard IL, 138»-1806.
Dictzsdbv Google
— 178 —
Ob fsvorem firatram hio Deo militkntiom consecran hoo
monasterinm tribas mihi öpiscopis cooperantibm, et anni-
Tcnarinm menm hie inatitni perageadnm.
Acta sant haec an'iio domini M.C.XLVII.
Sabtaa eandem
ReiDholdas plebanas in Beringen.
Dittmams miles in Bnasleben.
Ego procoravi featam Corporis Christi bic io bco peragi
solemniter.
Ego ad atmctonun bajna capalUe dedi veates a Rege
RomiHiorum mihi data* lai^ter.
Tertia efSgies siniBtri lateris oom hac inscriptione:
BuroharduB abbas.
Ego fni primni fnndator (post incendinm et incinerationem
primi monasterü) faajas monastcrü, quod construzi
XVIII. annis. Reliqaam reliqoi meia ancceaaoribua
aedifioandnm.
Aota sunt haee anno donüni H.C.III.
Infra hanc oemebantur aequeotes:
Gerhardui Ottermaun (Hottermann).
Heinrioaa de Gotha, noster lonltetna '^).
Pro pOBsibilitate noatra dedimna ad stmctarsm haJQS
capallae pro animabua nostria, Qt memoria noatri (?) bio
jngiter habeator.
Extra cancelloa ejaadem lateris:
ErwinUB senior oomea de Qleicben.
Ut Dens peccatis meis indotgeat, et aoime mee aetar-
oam reqniem tribuat, S. Petro et suis monachii pradiam
in Walachleben benevole oontnli et donavl **].
Wemeras abbas hnjus loci.
Ego penoriam aqoae hie invomens, com magno labore
et expenais pro mei (?) memoria in perpehtum babenda
aqoam dactilem comparavi.
Ego fiii monachoH ^rsanwiensia.
Acta aont haec anno domini U.O.XXXVL
His sabjiciebantnr dimidiae ono ordine ses
") War 1388 in Bsth. (Kiiohbof^ Erfurt im 18. Jsbrh. pH< »>■)
'*) ZoMts. O. StsM foL pag. 6BI. Ana» M. C. ZCIL (litt).
~.(X)glc
— 179 —
fingelbertas N
Lobhardas sacerdoa.
Hago de Cimmir <*).
Gontbenu de Ikaene.
Hargaretba lUcbelae.
Bertrandia de Glichen.
Memorare, quae sit nostra substantia domine! et qnia
noD vane constitaisti omnes filios hominain, et ne in per-
petaam obÜTiBcaris ooBtri domiae deas noster.
In pariete ostü mtnorie, sive in ascenBU turris viBebaatar trea
aeqQentfls iconea:
Rex OäiocaruB Bohemorum.
Farns Talente ego percepi, fratres hujas loci esse boUi-
citoa de memoria animariun, unde eis transniiBi octoginta
marcaB argenti ad anniTeraariam meum peragendom.
Acta Bont baec anno domtni M.CC.LXIV.
Ad dextram regia
RicharduB Dotarioa domini Mogontini.
HnjoB negotii nonüns et adminiatrator ftä, at diea anni-
varBarias obitua mei bic in perpetuum cum pleno officio
peragator.
Acta aunt baec anno domini U.CCXXVIII.
Ad sinJBtram reg^B
Wolffgangaa praepositos IcbterahauBen.
Praeter alia plurima donatia in omatu et rebaa aliis,
ego tbesaantm reliquiarum super aonun et topaaiou
pretiosam donavi huic loco.
In eodem pariete varanB oBtiam majas
Soror Meza mooialis.
HettrigiB nutter ejuB.
Noa pro ammo cenau ad lamiuaria hajuB capellae et
anniTeraariam nostrum dedimaa plus quam XL tale&ta,
nnde orate fideliter pro nobia.
■ •) War 1298 im Kath (Sampetr.), Bohon 1S88 in Tnantaa ganamit
(Kinhhofi; Erfurt im la. Jahrb. pag. IM).
ictze^c^ Google
Einige Naobträge reap. Bemerkungen
zu der Schrift des Herrn Major Böokner
über die Fetersklosterklrohe. ")
Der verewigte Verfasaer hat auf zwei EigaDthilmlicIikGiten
aafmerksam gemacht, welche sich an der Petersklosterkiruho
ändea, nämlich auf den plattgescbloBsenen Chor, das
einzige Beispiel dieser Art in den Bächsisch - thiiringiscben Lan-
den aus frühro manischer Zeit, und auf die westlichen Pfeiler der
Droipfeilergruppe, welche das LängsschifT vom QuerschiEF trennt.
In Bezug auf crsteres ist die Vermuthung ansgeBprocben,
dasB die Choranlage aus romanischer Zait abstamme and zwar
aus den Jahren 1103 — 1109. Dies ist wirklich der Fall. Von
den Beweisen hierfür liegen aasser den sohoo gegebenen noch
zwei andere vor:
1) Wir wissen, dass die Kirche von 1103 — 1144, also wäh-
rend der Amtsperiode von Aebtea erbaut ist, welche aas Hirsan
in Schwaben stammten (Burchard 1101—1116; Werner 1127 —
1138).
In den •chwäbisch-altemanniBchen Qegenden finden wir aber
häuSg pUttgescbloasene Chöre und ist dieser Umstand ohne
Zweifel bei dieser Kirche von Einfluss gewesen. Die Erbauer
haben die Idee einer plattgeschlossenen Choranlage aus Schwaben
mitgebracht und in Thüringen verwirklicht.
2) Den entscheidendsten Beweis liefert uns der Steinschnitt
an der (Östlichen) Chorseite. Nicht allein die horizontalen Lager-
fngen ziehen sich in gleicher Höhe von den beiden TbUrmen
Über den Chor bin, sondern es ist auch in vertikaler Bichtang,
■ *) (Im Sommer 1882, noch vor der Anwetenhoit der Herren Oobeimea-
rUheMin. Dir. QraifF und von Dahn-BothfelMr in Erfurt (liehe oben S. 153
Anm. 77) hatte nnaer Verein anter Führung dee Barm Zeiobeolehren
Krnipa die Peterakirohe betehen, %m t. JdU [Tharinger Zeitang vom 11. Jnli
168i) und in einer dtranf folgenden Versammlang des Tareins Herr Architekt
Erlandien «eine uf gaauea Ueetungen bemheadan Zeiohaaagen and
Reitanrfttionen der Ptttarekiroha vargalegt und erläutert Denelbe hat den
hier mitgetheilten Anfuiti vorfant, welober die Ergkninngen la der obigen
Daratellang Böokner'e 8. 66 ff. (S. 123 dai SepantUbdruoka] giebt und wohl
rerdiant, dar Sobrift Böokner'a heigegeben in werden. B. W.
.Cooj^lc
— 181 —
binstcbtiich der Stosafugen also, ein richtiger Stein- Verband vor-
banden. Das Cbormittelsobiff springt gegen die Cborseitensohiffe,
welcbe an ibrer östlichen Seite zagleicb den Unterbau der Tbürme
bilden, nm 0,36 m zarück nnd die Stein schichten greifen dem-
entsprechend zahsschntttformig ineinander. Es ist dies derselbe
Steinschnitt, wie er sieb an allen andern grösseren Einsprangen
findet. Flügelsteine sind nirgends verwendet. Da es nnn be-
kanntlich einer gnten Bankonstmktion widerspricht, dass man
eine nene Mauer zahnschnittförmig an eine alte setzt '"'), da es
überhaupt in unserem Falle dem Haarer gar nicht möglich sein
würde, Quadern von 20 — 40 Ctr. Qewioht, wie sie hier vorkommen,
bei so minimalen Fugen (4 — 5 mm) in angegebener Weise und
haltbar, zu versetzen, so muss der Chor plattgeschlossen ge-
wesen sein. Wie man auch geneigt sein möge, einen apsisartigen
ChorschlusB anzunehmen, stets müsste man sehen können, oh die
durch die entfernte Äpsis entstandene Oefibung „zugemauert"
ist oder nicht.
Dass diese einfache Thatsache nicht schon früher, nament-
lich auch in der Architekturgcschichte , bekannt geworden ist,
moBB ich mir damit zusammenhängend erklären, dass die Er-
laubnisB zum Besuch oder gar zu einer Aufnahme nnd Unter-
suchung der Kirche wegen der Befestigungewerke bis vor kurzer
Zeit Bchwer erlangt werden konnte.
Was die westlichen Pfeiler der Dreipfeilergruppe anbelangt,
so iBt zu bemerken, dass deren Qrundriss gegen den der übrigen
Pfeiler verändert ist and zwar muss dies schon in romanischer
Zeit, während des Baues der Kirche, geschehen sein. Es geht
dies ans Folgendem hervor: Jeder dieser Pfeiler bildet im Qrund-
risB ein Kreuz, dessen Kern quadratisch ist und dessen Arme
um je 0,37 m in der Längsrichtung und um je 0,33 m in der
Breitenrichtung angesetzt sind. Der quadratische Kern hat aber
dieselbe lichte Entfernung von seinen nächststehenden qaadra"
tischen Pfeilern, wie sie bei allen übrigen Pfeilern vorhanden
ist, nämlich 3,51 m. Hieraus folgt, dasB der Grundplan verän-
dert ist, denn man hätte jedenfalls auch hier dieselbe lichte Weite
von 3,51 m and nicht 3,51 — 0,37 = 3,14 m zwischen dem ganzen
> ' ) Wsil in der neuen Mauer Bisse entstehen «firden in Folge des
HSrtebdiwindens.
:vCoOJ^Ic
— 182 —
fraglichen Pfeiler and den luiiaolutvtehenden obwalten Usaen,
wenn dieser Pfeiler anprßngUob in der Weise, wie er jebt ist,
projektirt gewesen wSre. Dass jene VerSndemng noch in roma-
niflcher Zeit> während des Baues, geschehen sein nnus, beweist
der Steinsctmitt' Die Lagediigen sind mit denjenigen der sodem
Pfeiler in derselben Höhe abgeglichen nnd im üebrigen haben
wir einen ähniicben, aahnschnittfSnnigen Steinrerbaad, wie er
sich in der obenerwibnten Weise am Chor befindet
Als Grund dieser Verftndemng denke idi mir, dasa diese
Pfeiler Klosterkirohe and Laienkircbe m trennen bestimmt
waren. Der HSnohschor ging bis aimi Qnerschiff und dieser
Baum war gross genng, nm 40 bis 50 ChorstOble, in je swei
Reihen auf jeder Seite, aufnehmen za kennen. Der Chor war
mitbin in das eigentliche Schiff zuröckverlegL Vielleicht folgte
man in dieser Hinsicht einer Tradition, welche sich aoa dev
idtchristlicben Basilika ergab, denn auch hier lag ja der Chor
im Mittelsdiiff. Der Qbrige Theil der Kirche, also der ügent-
liche Chor, der hohe Chor, diente zw Festeskirche , wie icli
diesen Bsom nennen machte. Das Kloster war nämlich ver-
pflichtet, den Kaiser nnd andere hohe Herren bei ihrem häufigen
Anfsntbalte in Erfurt aufzunehmen and zu bewirthen. Wahr-
Bcheinlicb erhielten die Mönche als Entschädigung bierf&r Güter
nnd Ländereien, nm ans deren Ertrage die vielen Festlichkeiten
zu Ehren der Oäste beatreiten zu können. Die bei diesen Ge-
legenheiten stattfindenden amtlichen nnd Urcblichen Handlangen,
B. B. eine Eröfinang des Reichstags, eine Conaecration, epiriten
üch in dieser damals gröaeten Kirche, welche vieUeicht auch
das gröaate Gebäude Erfurts war, ab. Aach der Faesfall Hein-
richs des Löwen vor Kaiser Friedrich I., die Verlobang der
Töchter Rodolphs von Habsburg, hatten hier statt. Za derartigen
Handlangen, sowie zu höchsten kirchlichen Festen war der
eigentitche Chor aufgespart, während die Alltagakirohe der
Mönche im Schiff lag.
Aaf Seite 65 ist erwähnt, daas die baBilikalen Obormaaem
wahrscheinlich nor mit einem einfachen, fortiaufenden Friea de-
korirt gewesen seien. L. F. Hesse, welcher jedenfalls die Peters-
Uoaterkirche noch vor ihrer Zerstörang selbst gesehen hat, sagt
..C.oo^lc
— 183 —
dag^en in seinem Werke über FaalinzeUe '") wörÜich: „Auf
den SSnlei) des SohiffeB wölben sich halbEirkelnmde Bogen, auf
welchen die Mauer mbt, die daiselbe von den Abneiten trennte,
aich boob über diese letztere emporhob und die gerade Decke
dea Schiffes onterstHUte. Auch hier ist wenig Schmuck, nur
einige BIStteraierrathen ; etliche Kämpfer aber und die Streifen,
welche lothreoht über jeder S&nle sich erheben and oben über
dem Bogen mit einem wagerecbten Streif zasammentreffen ond
mit ihm sich vereinigen, haben eine Zierrath, die aus Würfeln
besteht, in verschiedenen Reihen übereinander, mit gleich gros-
sen Vertieinngen wechselnd, angebracht; wie sich auch in der
Kirche anf dem Fetersberge za Erfurt findet".
Bezieht man letztere Bemerkung auf den vorhergebenden
ganzen Satz, so waren die einzelnen Arkadenbögen rechtwinklig
von einem Würfelfiries umrahmt, wie wir ihn am Südportal noch
heote, sowie an ähnlichen Stellen in der Kirche zu Hirsaa
treffen.
Femer ist auf Seite 62 gesagt, „dass es die Substmctionen
der Osttbürme nicht gestattet hätten, ihnen in einem fortlaufen-
den Steinbaa die täi die WestthUrme veranschlagte Höhe zn
geben, und dass man sich daher im Vorlaufe des Baues ge-
nöthigt gesehen hätte, das oberste Stockwerk lediglich aus Holz
heraustellen". Nimmt man aber die Höhe der Westäiürme incl.
Helm auf ca. 50 m an — h&her können sie aus ästbetiBchen Grün-
den kanm projectirt gewesen sein — und setzt dieselbe Höhe, ob-
gleich dies schon wegen des viel kleineren Glrnndrisses unstatt-
haft wäre, für die Osttbürme, so ergiebt sich, dass jeder Qua-
dratcentimeter des Grundrisses der zu Tage tretenden 1,10 m
starken Thnrmmaner nur ca. 9 kgr zu tragen hat, während
Sandstein erst zerdrückt wird, wenn er mit 500 bis 700 kgr pro
qcm beansprucht ist. Die eigentlichen Fundamente sind mithin
im Stande, eine noch viel grössere Last aufzunehmen, als pro-
jectirt sein konnte, und an den Substmctionen hat es ^so jeden-
faUs nicht gelegen, dass die Vollendung der Thürme in Stein
nnterbKeben ist Der Grund hierfUr mass vielmehr im Nicht-
vorhandensein der Geldmittel gesucht werden, was auch sehr
<') GsMhiohte des Klosters PaoÜiiselle Tim L. F. Beise, Bndolstsdt
ISlfi, Seite 26.
idby Google
— 184 —
wabrBcbeinlich iat, wdOD man an die häufigen Beraubungen darch
Brand und Krieg denkt, welchen das Kloster ansgeBetst war
und wodurch daBselhe öfters in Geldverlegenheiten kam.
Die HanptmaaBse der Kirche in Metern, wie sie sich bei
ein«r von mir vOTgenomtnenen genauen Aufnahme ergeben haben,
sind folgende:
Innere Msaste:
Länge des Hittelsobiffs 70,77, Breite desselben 9,45.
„ der SeitensohifFe 72,13, „ derselben 3,25.
„ „ Chorseitenachiffe 14,85, Breite derselben 3,25.
„ des Qaerschiffes 31,98, Breite desselben 9,18.
Durchmesser der Apsiden (an den beiden Östlichen Hanem des
Qaerschiffs) 4,08.
Pfeiler im Schiff:
Orundriss 1,12 im Quadrat, Höhe von der Unterkante der Basis
bis zur Oberkante des Kapitals 5,78.
DnrchmeBser der daran befindlichen DreiviertcUäalen 0,31.
Höhe der Basis incl. unterer Platte: 0,54.
„ des Kapitals 0,33, Breite deBsolben 0,38.
Abstand der Pfeiler im Lichten 3,51 und von Mitte au Mitte 4,63.
St&rke der Mauern 1,10 und an den Westthürmen 1,35.
Aeassere Maasse:
Orundriss der Wasttbürme 7,45 im Quadrat.
Breite der Westfa^ada 22,36.
Vorsprung der WesttfaUrme gegen die Seitenschiffe 0,98.
Breite des Querschiffes 11,38. '
„ der Ofitthürme 6,00, Länge derselben 4,95.
Vorsprung derselben gegen die Seitenschiffe 0,52.
„ „ „ den Chor 0,36.
Höhe des Langhauses und des Chorea von der Unterkante des
FuBsgesimaes bis aur Oberkante des Hauptgesimses 8,46.
Höhe des Fussgesimses 1,04.
Abstand der Lisenen von Mitte zu Mitte 4,65.
Breite derselben 0,45.
Durchmesser der Dreiviertelsäulcben 0,22 und am Chor 0,17.
Höhe derselben von der Unterkante Basis bis zur Oberkante
Kapital 2,56.
Höhe der Basis 0,28, Höbe des Kapitals 0,23.
Breite desselben 0,31.
DictizedbyGoOgle
— 185 —
Änsladnng des Hauptgesimses vom Kapital «iH io horizontaler
Bjchtnng gemeasen 0,42.
Höbe desselben in vertikaler Richtung 0,70.
Lichte Weite der Fenster am Langhause 1,03, lichte Höhe 2,18.
„ „ „ „ an den Weetthörmen 1,03, „ „ 2,30.
„ „ des SUdportalB 1,70, lichte Höhe 2,63.
Otto ErisndMn,
[Eines merkwürdigen Fandes sei hier noch gedacht, welcher
im Herbste des Jahres 1882 in der nördlichen Mauer der Peters-
kirche, fast gegenüber dem Hanpteingange der ihr parallel Uu-
fenden DefenBionekaaeme, gemacht worden ist Als man in diese
Wand eine Thflr brechen wollte, fand sich in BruBthShe eines
Mannes ein in die innere Wand horizontal eingesenkter Balken
Ton 1 Mtr. Länge, 0,15 Utr. Breite und 0,10 Mtr. Dicke, fast
ganz verfault nnd vielfach von Holzwürmern durchfreBsen , der
ursprttnglich länger gewesen sein mnss ; denn es waren viel kleine
faule HolzBtUcketi in der Höhlung und diese selbst erstreckte
sich, als man sie sondirte, nach jeder der beiden Seiten hin zwei
Meter weit Dazu waren beide Aussenseiten der nördlichen
Wand glatt, aber im Innern war in die Quadersteine eine Höh-
lung gebaaen, an welcher sich auch Ueberreste von MSrtel be-
fiuiden, am den Balken aufnehmen zu können. Es fragt sich
nun, wozu dieses Holz bestimmt gewesen sein mag? Zar Re-
liquie konnte es nicht bestimmt sein, weil man es nicht her-
ausnehmen und auch, weder von der innem Seite noch auf der
Anssenwand, sehen konnte. Das Wahrscheinlichste bleibt immer,
dass es ein Ueberrest von dem Holzbau der früheren Kirche
gewesen sei, der aus dem Brande der Klosterkirche ' ') gerettet
worden war und dass dies geweihte EoU gleichsam als Schatz
und Talisman in den Bau hineingelegt worden ist. Jedenfalls
ist das Holz also Über 800 Jahre alt Es wird jetzt im Huieam
des Erfarter Alterthnms - Vereins aofbewahrt. fl. W.]
'*) Dieser Brand fknd im Winter von 1079 sof 1080 statt, als Hein-
rieh IV. Dsoh i«r Selilaoht von Flodigbeim nsob Erfort gekommen war
nnd die Stsdt fflr ibre Anhingliohksit an den Enbisehof von Mains bfts-
■n Uws.
:vCoOJ^Ic
ubiGoogle
Deber das Erfiirter Stadtsiegel.
Im enten Hefte der BfittheiluBgen des Vereins für die Ge-
schichte nnd Alterthumskonde von Erfurt hat HemnanD eine
aosfÜhrlichfl Beschreibiuig des Stadtsiegels von Erfurt gegeben,
die Deutung des Rades in jenem Siegel aber nicht sor Ent-
acheidong gebracht. Ich gebe im Nachstehenden eönen weiteren
Versach zur Lösung der Frage &ber die Bedeatong des Erfurter
Rades, das mit dem im Siegel der EnbischOfe von Huni
identisch ist.
Zunächst bemerke ich, dass nach meiner Ueberaeagnng
dieses Rad uraprOnglioh ein secbsspeiohiges war. Damit stimmt
auch Herrmann (L c. pag. 4) überein und es kann nur auf einem
Zu&lle beruhen, dass das iUteste bekannte erEbischöäiche
Radaiegel, wie Hermann an anderer Stelle (pag. 18) angieht,
acht Speichen zeigt. Dies erklärt sich meines Erachtens da-
durch, dass abgesehen davon, dass jenes Siegel Tielleicbt nicht
wirklich das älteste gewesen ist, der Stempel dazn in einer Zeit
(Mitte des 13. Jahrhimderts) hergestellt ist, wo die ursprüng-
liche Bedeutung dieses Wappe&seicbens schon nicht mehr be-
kannt war, am wenigsten dem Verfertiger des Stempels. Es
ist ja eine unleugbare Thatsacbe, dass Ober die Bedeutung eines
Wappenzflichens nioht selten in verhältnisemässig kurzer Zeit
selbst die Eigenthttmer des Wappens in Unkenntniss geriethen,
und eben ao, dass Stempelatecher aua gleicher Unkenntniss, ja
sogar aus WillkDr oder Leichtsinn ganz unmotiTirte Veränderun-
gen an den Wappenaeichen Toroahmen.
Was die Bedeutung des Rades betrifft, so neigt sich Herr-
maan (L o. pag. 14) der Ansicht za , dass das Rad mit dam aaf
.oogic
— 188 —
Ziegetsteicen gefundenen aechBapeicliigen Radzcichen der 22.
römiBcbea Legion identisch sei, welches ein ErzbiscLof zu Ge-
sicht bekommen und als Wsppenbild unter der symboliscben
Bedeutung des cumts dei angenomnicn liabe. „Der Erzbischof,
sagt Herrmann, „der, wie der Papst, auch pontifcx maximuB
genannt worden sei^ nahm an, daaa er vorzugsweise vor anderen
geistlichen SMrsten sum' auriga ourrus doi, zom Wagenlenker,
berufen sei, und so vereinigten sich geschichtliche Ueberlieforung
und christliche Anschauung, am das Rad zum erzbischöäichen
Sinnbilde zu machen."
Diese Deutung hat aber, abgesehen davon, dass meines
Wiiaens nicht nachgewiesen ist, die Erzbischöfe von Mainz hät-
ten sich jene Qualität als Wagenlenker beigelegt, das erhebliche
Bedenken gegen sieb, dass sich danach der Erzbischof gleich-
sam fiber den Papst gestellt haben würde, was schwer zu glau-
ben ist
Eine andere Deutung haben, wie Hemnann (pag. 12) an-
töhrt, Ajrmaan und nach ihm Colland dem Rade gegeben, in-
dem sie meinen, es sei ursprunglich kein Rad gewesen, sondern
ein Kreuz mit einem darUber gelegten Androaskrcaz , beide mit
einem Ringe umgeben, ein altes Ghristonzeichen, wie man es
öfters als Weihungszeiohen in Kirchen antreffe. Diese Deutung
kommt meines Eraohtens der Wahrheit näher, aber fOr richtig
kann ich sie um deswillen nicht halten, weil die beiden über
einander gelegten Kreuze ein achtspeichiges Rad ergeben.
In neuester Zeit endlich hat Will (Mainzer Regesten pag.
XXXVIII.) als höchst wahrscheinlich hingestellt, das Rad habe
aich aus einem heraldischen Kreuze, das man mit einem Nim-
bus (Ringe) umgeben habe, entwickelt. Das halte ich aber um
deswillen für entschieden anzulässig, weil nicht abzusehen ist,
wie aus einem solchen Kreuze sich ein sechsspeichigcs Rad
bättfl bilden können.
Nach meiner Ansicht, au der ich durch eine Abbildung im
1. Bande von Lindenschmit's Handbuch der deutschen Alter-
thamskunde gekommen bin, ist unser Rad aus dem labarum,
dem Monogramm Christi — ein grieohisches X mit senkrecht
darüber gelegtem P — hervoigegangen. Jene Abbildung, die
sich aaf Onibsteinen der Franken aus der Zeit nach der Ein-
fOhmog des Chriatentbains öfter neben der Inachrift findet, stallt
— 189 —
das labunm von einem mehr oder weniger breiten Bioge um-
geben vor nnd gleicht, da die Schleife des P aehr klein dar-
gestellt ist, ganz auffallend einem Rade.
Das Monogramm Christi wurde bekanntlich seit Gonatantio
dem QroBsen auf der rothen Kriegsfahne der Rfimer angebracht,
der nrspr&nglich selbst der Käme labarum beigelegt war, wel'
eher dann auf das Monogramm übertragen wurde. Liegt da nicht
die VermuthuDg nahe, dass die Erzbischöfe von Hains, die ja
suaser groaaen Kirohenfltraten auch mächtige weltliche Herren
waren und als aolcbe ihre eigenen Trappen hatten, dass diese
Ersbiacböfe ein dem römischen labaram nachgebildetes Kriega-
banner annahmen, ein Banner, daa auf rother Flilche jenea hoch-
heilige und darum gerade für einen QrosscD der Kirche beson-
ders passende radähnliche Zeichen, daa, wie ich vorher er-
wähnte, bei den Franken nach Annahme dea Cbristentbams in
Qebrauch war? Daa Wappenbüd dea Banners wurde aber be-
kanntlich auch anderweit angebracht, z. B. auf den bemalten
Schildern der Soldaten, wie ja auch in Erfurt die älteaten uns
erhaltenen Daratelluogen dea ßadea aioh auf Sohlatenschilden
befinden. Je maaaenhafter aber die Doratellung des Wappen-
bildes erfolgte und gewiss oft durch wenig gebildete, mit der
wahren Bedeutung des Zeichens nicht bekannte Künstler, um
Bo leichter war eine Verßilschung desselben im Laufe der Zeit
möglich and diese konnte nur zu der Figur eines Rades fOhren :
Der Hersteller des Bildes brauchte nur die kleine Schleife des
P zu Übersehen.
Diese Erklärung der Entstehung des mainzischen Rades
findet noch dadurch eine Stütze, ja, ich glaube aagen zu dürfen,
Bestätigung, daas die ältesten vorhandenen Mainzer Hünseo, die
mit Sicherheit als solche bestimmt sind *), das Monogramm
Christi zeigen. Es sind deren zwei, die ich im Münzcabinet zu
Mainz besichtigt habe. Die ältere ist ans der Zeit Kaiser Con-
r&d'a IL (1024 — 1039) und zeigt auf der einen Seite das Kaiaer-
bild, auf der andern daa Monogramm (in einer Form, welche die
*) Drei andere Hüncen im HuDEer Kfthiiiet (I. i/2. 8b So nnd 8d dai
Kstalogt, welche deutlich du Uad Eeigon, lolleii vom Enbiichof Wilhelm
<958— 968) atammen, eioe Beitimmimg;, die entechiedeu f»laah ist.
:,G Gothic
— 190 —
Schleife des P niclit erkennen IfiaBt) innerhalb einer Figur, die
in ganz einfachen Strichen ein GebSnde darstellt *).
Die andere, aas der Zeit Hemrichs IV. (1056 — 1106), ist ganz
ähnlich} das Monogramm läsii aber die Schleife des P dent-
lioher erkennen **).
Zwei andere MUnaoi desselben Cabineti, die dem Erzbischof
Lupoid aas dem Hause t. Schönfeld (1201 — 1208) zugeschrieben
werden, zeigen den Uebargang des Monogramms in das Rad,
denn man siebt auf denselben den Ersbisobof m Pferde und
daneben ein sechsspeichiges Bad. Hieraus geht zugleich hwvor,
dass schon ziemliob lange vor dem Jahre 1264, aus welchem
das älteste bekannte arsbisohöfliche Radsiegel stammt, das Bad
als Wappenzfliohen der Erzbischöfe in G^brauoh gewesen ist
und zugleich, dass es ursprünglich ein sechsspeichiges Rad war,
wie ea auch sein mässte, wenn es, wie wohl nicht zu bezweifeln,
aas dem Monogramm Christi hervorgegangen ist.
*) CappS) die Hansen der deobchsn Esiaer und KöDige. Dreiden 1848.
psff. » Nr. 4SS.
•*) Cvpp^ )• 0. pag. IIB Nr. 646.
Dictzedby Google
üebersichtUche Zusammenstellniig
in Erfart nnil dessen Umgegend gefnndenen
vorgeschichtlichen Gegensttnde.
Eid Vortrag
gsbftltm im Tenin fUr die OflMUohte VBd Altartlwmkmids Ton Erfurt
W. Froih. V. TottHL
D,i.,.db, Google
Inhalts- Verzeichniss.
Vorbemetking ' ■. .,' I93
I. innerhalb der UmfoMangavälle von Erfart gefnndeoe Qegenstände 196
Exeicierpl&ts ftm Jalinagraben 197
Okrtenitrawe , 198
II. In am aUdUacbeu Feldmark 199
fiothenberg 199
Ilrersgehofeii 204
■ 'Vop dem AndintfsUitfre ■...■, 206
Nsasohmidatedt 211
StädtiMtaM Kronkenfaine '' '.:.:...:. 212
Vor dem AnpuUparke 2U
III. Im aüdöstlicben Tbeile der Erfarter Qageacl 317
Waltorsleben 219
IV. Im flordosten von Erfort beleg;ene Qegend 330
Tippaoh-EdeUwiuan 221
LütEenBömmera ...'..'.; 226
V. Die Büdwestlioh von Erfart belegene Gegend 337
Miihllwrg 227
ttieobleben 229
Tl. Die nordwastlioh von Erfurt belegene Qegend 335
Qitpenleben Kiliani 2SB
Andialeben 23a
Nenenbeiligea ; 2S9
VII. Unbekannt in nelobem Tbeile der Dmgegend Erfarti 3W
Uebereichtliobe Byatematisohe Znsammeoitellang 341
Dictzedby Google
SJtnn man auch nicbt gerade bebanpten, dass in der £rfnrter
Oegoad eine ganz ungewöhnlich grosse Zahl prähistorischer Ge-
genstände zu Tage gefordert oder doch wenigstens eine Stätte
entdeckt sei, welche einen bedeutenden Reichthum an Alter-
ihümem dargeboten hätte, wie dies in manchen anderen Gegen-
den von Deutschland, namentlich denen, wo die Römer die
Sporen ihrer Berrschaft zurückgelassen, der Fall gewesen j so
ist doch immer noch die Anzahl gross genug, am es als eine
nicht ganz uninteressante Aufgabe erscheinen zu lassen: einen
Versuch zu machen, sie in Qbersichtlicher Weise zusammen zu
stellen und so gewissermassen einen Abschlass von den bis-
herigen Ergebnissen vorzulegen. Es dürfte sich vielleicht hier-
bei ergeben, dass die hiesige Gegend denn doch nicht ganz so
arm an Funden ist, welche der vorgeschichtlichen Zeit ange-
hören, wie man in der Regel annimmt Zugleich möchte eine
solche Uebersicht geeignet sein, wenigstens einige, wenn auch
unsichere, Lichtstreifen in das Dunkel zu werfen, welches die
Urzeit der hiesigen Gegend bedeckt, und als Schema zu dienen,
um das, was etwa die Zukunft noch zu Tage fordert, in daa
bisher Entdeckte einzureiben und mit ihm systematiach zu ver-
arbeiten. Vielleicht ist die Hoffnung auch nicbt zu kühn: dass
ein derartiger Versuch dazu beitragen wird, von neuem das
Interesse für diesen Gegenstand zu beleben, es in weiteren
Kreisen zu erwecken, die Aufmerksamkeit für alles dahin ge-
IiSrende zu schärfen und dem Eifer: das was der Schoss der
Erde zu Tage fordert zu erhalten, ihm eine dauernde Stätte za
gewähren und es fllr die Wissenschaft nutzbar zu machen, neue
Nahrang zu geben.
Es ist nicht zu verkennen: dass die Existenz unseres Ver-
eins in der in Rede stehenden Beziehung bereits bisher von
sehr wesentlichem Etnfiuss gewesen ist und seine Gründung ge-
wissermassen eine Markscheide bildet. Es sind ja auob schon
vorher hierher gehörige Funde gemacht, veröffentlicht and Ga-
, .".Google
— 194 —
getiBtand der BeBprecba&g geworden, doch irar dies immer nur
▼ereinzelt und dem ZafftUe zu verdanken. Durch unseren
Verein varde aber ein Kern geschaffen, an welchen sich alles
uikiystalliairen konste. Man kann dreist behaupten: dasa,
während bis dahin das Interesse fUr die vorgeschichtlichen
Schätze der Erde das Monopol einzelner Gelehrten war, es
seitdem das Gemeingut aller Schiebten der Bevölkerimg gewor-
den ist. Unter den vielen Verdiensten, welche sich Dalherg am
Erfurt erworben, ist nicht das kleinste, dass er es war, der zu-
erst diesem Gegenstand seine Äuimerksamkeit zugewendet hat.
Was damals geschah, blieb aber im Schosse der hiesigen Akade-
mie der Wissenschaften vergraben, gelangte höchstens noch zur
Eenntnise der wenigen Gelehrten, welche von den Denkschrif-
ten jener Einsicht nahmen; in das Volk ist davon wohl nichts
gedrungen. Dieses für die Sache zu interessiren , bleibt aber
die Hauptsache. Denn Ackersleute und Tagelöhner sind es fast
allein, welche in die Lage kommen, Ueberreste der Urzeit zu
entdecken.
Aas der nachfolgenden Uebersiebt wird sich ergeben: dass
die mehr als ein hatbos Jahrhundert umfassende Periode von
Dalberg bis zur Gründung des Alterthumsvereins in der in Rede
stehenden Beziehung fast ganz unfruchtbar gewesen ist, während
von dem letztgedachten Zeitpunkte ab fast kein Jahr verging,
wo nicht der eine oder der andere Fund an das Licht des Tages
getreten ist.
Dass man in früherer Zeit diesem Gegenstande so gar keine
Aufmerksamkeit zugewendet hat, bleibt um so mehr zu be-
dauern, als, der Natur der Sache nach, je tiefer zurück in die
Vergangenheit, um so grösser die Zabl der gelegentlich gemach-
ten Funde gewesen sein muss und durch Nichtachtung und
Mangel an Aufmerksamkeit gewiss unendlich viel zu Grunde
gegangen ist. Es ist fast als ein Wander zo betrachten, dass
überhaupt noch so viel bis auf unsere Tage gekommen, nament-
lich seitdem die Eisenbahn und Kunststrassenbauten, so wie die
Gemeinheitstheitungen und Grandstücka-Zusammenlegungen red-
lich das Ihrige dazu gethan, um alle Spuren der Vorzeit zu Ter-
wischen, insbesondere die Grabhügel einzuebnen und mit ihrem
ganzen Inhalte dem Untergange zu weihen.
:,G Gothic
— 19B —
Bei dner übersichtliolien ZnsaioineDBtellung der geschicht-
lichen Fände kann man entweder die Art der Fundstlicke, oder
die Zeitfolge der £ntBtebuDg derselben , ergeblich daa ethno-
graphische VerhältnisB, oder aber die topographische Lage der
Fondorte als Qrundlsge fUr die Anfzählnng wählen. Das erst-
gedachte Verfahren würde den Nachtheil mehrfacher Wieder-
holungen mit sich führen, da Gegenstände gleicher oder ähn-
licher Art den verschied eneten Fondstätten entnommen aind.
An einen chronologiachen Faden die Uebersicht anzareihen, er-
scheint nicht durchführbar, weil eich die Zeit der Entstehung
in den meisten Fällen gar nicht, in den übrigen wenigstens
nicht mit apodiktischer Gewissheit feststellen lässt. Die gleiche
Schwierigkeit würde eintreten, wenn man die Funde nach den
Völkern ordnen wollte, von denen sie muthmasslich herstammen.
Es bleibt daher nichts übrig, als eine Anordnung nach der
Oertlichkeit Eine solche wird in dem Machstehenden versacbt
werden. Die innerhalb der, freilich hin und wieder neaerdings
bereits verschwundenen UmfasaungawäUo von Erfurt gefundenen
Altertbümer werden den Anfang machen, denen die in der städ-
tischen Feldmark und dem von dieser eingeschlossenen Dorfe
Ilversgehofen entdeckton folgen sollen. Hierauf werden die im
Erfurter Gebiete auf dem rechts der Gera belegenen Theile
desselben gefundenen, und zwar zunitchst die ün südlichen, dann
die im nördlichen Abschnitte, aufgeführt werden. In einer
gleichen Reibenfolge sollen die, welche der linken Geraseite ent-
stammen den SchluBs hildon. Ich werde mich dabei nicht immer
ganz strenge auf die politischen Grenzen dos gedachten Gebie-
tes, namentlich die heutigen, beschränken, sondern hin und wie-
der auch Gegenstände erwähnen, welche ausserhalb des Erfurter
Kreises, sei es auch selbst im benachbarten Auslände, entdeckt
worden sind, wenn sie aus einem oder dem anderen Gesichts-
punkte in Beziehungen zu diesseitigen Fundstücken zu stehen
scheinen oder zu deren Erläuterung benutzt werden können.
Uebrigens soll am Schlüsse dieser topographischen Ueber-
sicht der gemachten Funde versucht werden: die Ergebnisse
derselben in einer systematischon Anordnung zu resümiren.
Nicht wenige der Alterthümor, welche in dem Nachfolgenden
ihre Erwähnung finden werden, sind in unseren Besitz gelaugt
and in onserem Museum aufbewahrt. Die nachfolgende Auf-
.oogic
— 196 —
x&hlang und nKhere Angabe der Umstünde, unter denen üe ent^
deckt wurden, kann daher gewissermassen eIi Commentar so
einem Inventorium Über daaselbe dienen.
I. Wenn innerbalb der Umfaasnngswälle der Stadt keine
Fände von grCsserer Bedeutung gemacht sind, eo ist dies dorch-
auB erklärlich. £8 lässt sich hieraas keineswegs folgern: daas
der Boden daselbst niemals prähistorische Ctegenstände in seinem
Schosse gehegt habe, sondern vielmehr nnr, dass solche bei dem
Ausschachten der Fundamente zu den gegen 4000 Gebäuden,
welche ßrftirt in sich enthält, bereits der Erde entnommen, aber,
da man dergleichen Oegenständen damals keinen Werth bei-
legte, weggeworfen, ergeblich, so weit sie etwa ans Metall be-
standen, in den Sohmelztiegel gewandert sind. Es ist weniger
au Terwusdem, dass so wenig auf uns gelangt oder zu unserer
Kenntnisa gekommen ist, als dass sich doch immer noch einer
oder der andere bezügliche Gegenstand findet. Ea ist dies denn
auch meist nur bei Gelegenheit von Erdarbeiten an bisher nicht
mit Häusern besetst gewesenen Stellen geschehen.
Das was zu unserer Kennt&iss gelangte, ist Nachstehendes
gewesen.
Als im Jahre 1828 Hirschlacbe Nr. 1798 (jetut Hirsch-
lachufer Nr. 5) in dem bisherigen Dr. Hartang'schen Garten
von dem Erwerber, dem Zimmermeister Machleid, die Funda-
mente zu einem neuzuerriohtenden Wohnhaase gelegt wurden,
stiesB man etwa 24 Fuss unter dem Niveau der Strasse auf ein
kl^nes enges Gewölbe, in welchem sich mehrere Thongeflisse
von sehr roher Arbeit, dem Anscheine nach Trinkgefässe , vor-
fanden. Dieselben gelangten, so weit sie nicht durch die Un-
aufmerksamkeit der Arbeiter zerbrochen waren, in das Museum
des evangelischen Waisenhauses, sind aber bei dessen Brande
zu Grunde gegangen.
Als in dem Hofe der Elemm'scfaen Brauerei (Anger Hr.
23) um 1850 ein nea« Brunnen ausgeschachtet wurde, fand man
in der Tiefe von 16 Fuss ein Hirschgeweih von ungewShnliober
Grösse. Diese tiefe Lage lässt darauf schliesaen, dass man es
mit einem Gegenstände, wenn nicht aus der DilaviaUeit, doch
wenigstens der Zeit vor der Grandang der Stadt bu thon Iwt.
.C".oo«^[c
— 197 —
Bei dem DurcliBtecbcn des Walles am Schmidtgtedter
Tbore bebafs des Baues der ThuringiBchon EiaenbabD ward in
dem den Kern des Watles bildenden Schutte eine bronsene
Streitaxt gefunden, desgloicbea im Kloeteigange eine Bronze-
nadel, die in den Besitz des Goldarbeiters Apell gelangt ist
Als im Jahre 1860 «uf dem bisher zum Foppe'Bchea Garten
gehörig gewesenen Platze WalkmUhlgasse Nr. 12 das Peter-
seim'sche Haas gebaut wurde > fand sich in erheblicher Tiefe
eine kleine Urne, wohl ein Tbr&neDgefkss , und ein Fragment,
anscheinend der Henkel einer grSaseren Urne, dieselben sind in
die Sammlung unseres Vereins gelangt.
Das letztere ist auch im Betreff eines im Jahre 1866 auf
Neuerbe gefundenen Bruchstückes eines mit einem Loche zur
Äufiiahme eines Stieles versehenen steinernen Streithatnmers der
Fall gewesen, ebenso wie der im BrUble gefundenen Ämmons-
hömer, desgleichen in Betreff einer J869 in dem Hause Malz-
gaase Nr. 3 (früher 1716, Blichner'Bche Brauerei zwischen Malz-
und Uarkgrafengasse) gefundenen Urne, und einer hei Gelegen-
heit der Legung der Canalisationsröhren in der Nabe des Hauses
Schlössergtrasse Nr. 9 (der Mohren -Apotheke) gefundenen
eiaemen Axt. £ine eben _ solche im Jahre 1881 ebendaselbst
zwei Fass unter dem StrasaenpBaster gefundene, ist in die
Sammlung des Dr. Zschiescbe gelangt
Bei der nach der Entfestigung von Erfurt 1880 behufs Ein-
ricbbiag eines Exercierplatzes vorgenommenen Einebnung des
Walles «wischen dem Jaliusgraben and dem Glacia in der
Nähe des BrUhlerthores stiess man 3 bis 4 Fuse unter der Ober-
fläche des gewachsenen Bodens auf eine bedeutende Menge al-
terthOmlieber Gegenstände , die vermathen lassen : dass sieb
hier in vorbiBtorischer Zeit eine Wohn- und BegräbnisBBtätte be-
funden habe. Es waren dies insbesondere Menschen- und Thier-
knochen, Hirsch- oder Rennthiergeweibe, Bmchstllcke von Thon-
gefässen sehr prinütiTer Arbeit, eine Nadel von Knochen, eine
Anzahl ringfbrmiger fauBtgrosser , auch noch gröBserer Steine,
die in der Mitte eine Röhre zeigten, welche, da diese OeSnungen
zu eng waren, um einen Stiel hineinstecken za können, bo dass
sie nur einen Riemen oder einen dünnen Strick aufzunehmen
vermochten, nur zum Beschweren der Netze beim Fischfang
oder der Fäden beim Spinnen, als Spinnwirtel, gedient haben
..C.oo^lc
— 198 —
können. Auch diese Gegenstände sind in unsere Sammlung ge-
langt. Es waren aber, noch bevor die Sache zu unserer Kennt-
nies gelangte und die Äufgrabung anter Theilnahme von Mit-
gliedern unseres Vereins fortgesetzt wurde, sebr vielo Knochen,
anter ihnen ein ganzes menschliches Gerippe, eine grosse Än-
Eahl von Schalen und UmenfüBse von Thon gefunden, die man
jedoch, weil man sie für werthlos hielt, wieder vergraben hatte,
ohne dass die Stelle, wo dies geschehen, genau bekannt war.
Ein menschlicher Schädel war von den Arbeitern zerschlagen
worden.
Da Gegenstände aus Metall gar nicht gefunden sind, ao
haben wir es hier wohl mit einer Culturstätte ältester Zeit zu
thun.
EiDigermasseD zweifelhaft erscheint es: wie weit die von
der LöberbrUcke bis zu der Neuwerkskirche sich erstreckende
ehemalige Begräbnissstätte hierher gehört ; denn man weiss, daas
auch in christlicher Zeit sich hier ein Kirchhof, welcher der
Tbomasgemeinde angehörte, befunden hat, es fragt sich aber:
ob dieser nicht an einer Stelle angelegt ist, die bereits den vor*
christlichen Bewohnern der Gegend zur Begräbnissstätte gedient
hat. Die ganze Strecke zwischen den angegebenen Endpunkten,
welche gegenwärtig den oberen Theil der Gartenstrasse bil-
det, insbesondere die zwischen der Löberstrasse und der ehe-
maligen Hamsterburg, deren Stelle jetzt das von Aug. Lueins
erbaute Wohnhaas Nr. 32 einnimmt, ist nämlich in ihrem Unter-
gründe mit menschlichen Geheinen angefüllt j es ist fast kein Ge-
bäude dort neuerdings erbaut, bei dem man nicht beim Ansschach-
ten der Fundamente auf solche gestossen wäre. Insbesondere ist
dies auch der Fall gewesen, als behufs der Canalisation und der
Wasserleitung zwischen der Generalsteuerinspektion und dem
Glockenthurme der Nenwerkskirche die Rohren gelegt wurden.
So ist auch, als vor einigen Jahren auf dem Surbcr'scheD Grund-
stücke an der Löberbrilcke die Fundamente zu einem Keller
gelegt werden sollten, eine grosse Anzahl menschlicher Gebeine
gefunden worden. Einige, namentlich die oberen, haben zwischen
vermoderten Brettern gelegen, meistens ist aber keine Spur von
einer Einsargnng wahrzunehmen gewesen, so dass die Leichen
offenbar ohne weitere Zutbat in die zu ihrer Aufnahme bestimmt
gewesenen Grube gelegt waren. Hierbei lagen dieselben in
— 199 —
meiirereo Schichten über einander, so dass eine regelrechte Ba-
stattnng, wie solche seit der Einführung des Christenthunui Üblich
gewesen, wohl keineafalls stattgefiinden hat. Noch augenßÜliger
hat Bich dies gezeigt: als vor etwa 20 Jahren auf detUEelben
Grnndatücke eine Senkgrube angelegt worde, denn man ist hier-
bei auf flinf Schichten von Qerippen, von denen die eine über
der andern lag, geetossen. Unter den bei dem erstgedachten
Bau gefundenen noch gut erhaltenen Schädeln charakterisirt sich
einer, der deshalb in unsere Sammlung au%enommen ist, durch
eine angewöhnlich niedrige und nur allmKblicb aufsteigende
Slini ; er hat also einem Bracbykephalen angehört imd weist
auf den Typus hin, der, wie man meistens annimmt, den ürbe-
wohoera Europas, d. b. demjenigen Volksstamm, welcher vor der
Einwanderung der Indogermaoen dasselbe bewohnte, eigen ge-
wesen ist So sehr diese Umstände darauf zu deuten scheinen,
dass wir es hier mit einer Statte zu thun haben, welche auch
bereita in TOrchristlicher Zeit zu Begräbnissen benutzt ist, so
lassen jene doch anch eine andere Deutang zu, nämlich die:
dass diese etwas primitive und summarische Begräbnisswoise
üch aus einer der grossen Peatepidemien herschreibe, von denen
Erfurt mehrfach heimgesucht worden ist.
In dem Husenm nnseres Vereins befindet sich auch ein 1874
bei dem Bau eines Hauses auf dem Fischersando gefundenes
ausgebShltes Stück eines Hirschgeweihes, das mit Schnitzereien
versehen ist und unzweifelhaft als Griff eines Werkzeuges ge-
dient bat. Es ist freilich nicht unmöglich, dass dasselbe aus
einer späteren Zeit als der prähistorischen stammt
n. Von den zwar noch in der Feldmark von Erfurt, aber
ausserhalb der Umwallung gemachten Funden ist der früheste
genauer bekannt gewordene der, welchem der damalige kur-
maiuzische Statthalter Karl t. Dalberg, der nachmalige Fürst-
primas, eine ausführliche, am 16. December 1776 in der Acade-
mie gemeinnütziger WisBenschaf^n von ihm vorgetragene Ab-
handlung gewidmet hat. (Abgedruckt in : Acta Academiae elector.
Moguntin. quae Erforti est, ad ann. 1776 pag. 219—250). — Die
Fundstelle ist nicht genau bezeichnet, es kann aber keinem
Zweifel unterliegen, dass sie am Rothenberge gelegen hat,
da bemerkt wird: dass das Qef&ss, dessen Beschreibung den
Hauptgegenstand des Vortrages bildet, im August des genannten
.Cooj^lc
— 200 —
Jahres auf einer Anhöbe unweit Erfurt in einer Thongrube ge-
funden sei, als die Arbeiter beschäftigt geweeeo wären, Thon
fOr die nahe belegene Ziegelbiltte zu fordern, da eine solche sich
damals in Erfurt nirgends anders wo, als am Fasse des genann-
ten Berges befand.
Die Fundstätte lag i Fusa unter der BodenoberSftche^ aber
nicht in der nur 2 Fusb tiefen Dammerdeschicht, sondern im
wirklichen Thonlager. Der Fund bestand in einem runden, 7 Zoll
im Durchmeeaer wetten, 3 Zoll 3 Linien hoben kübelartigen Qe-
fasse, einem s. g. catinus, mit kreierundem Fusee, von rothge-
&rbter Erde schwach gebrannt, mit Basreliefs, theils menschliche
Figuren, theils Tbiere und Thierköpfe darstcllond, über denen
ein ornamentirtea Band hinlief, einem dem 2. oder 3. Jahrhun-
derte D. Chr. entstammenden Werke römischer Arbeit, und aus
einer Anzahl thierischer halbverkohlter Knochen, welche in dem
Gefässe lagen. Früher waren bereits an derselben Stelle viel-
fach mit Asche gefUllte Urnen, die aber als werthloa angesehen
und Dicht aufbewahrt waren, auch Stücke von Bronzegerath-
sohaftCD, so wie ein SchlUssel, hin und wieder auch Münzen ge-
funden worden.
Dalberg bat sich ausser Stande erklärt, die Umstände an<
zageben, welche einst dazu Veranlassung gaben, dass das Ge-
fäss dort niedergelegt wurde; denn dass es nicht zufällig dort-
hin gekommen, geht aus dem Umstände hervor, dass ea sorg-
faltig mit einer Kalksteinplatte bedeckt war. — Die in dem-
selben befindlich gewesenen halbverbrannten Thierknochen lassen
aber doch wohl kaum einen Zweifel darüber, dass es sich nm
die Ueborreste eines Opfers handelt. Abbildungen von den go-
fundenen Gegenständen sind der gedachten Abhandlung beige-
fügt; wo joue verblieben sind, ist nicht zu ermitteln gewesen;
wahrscheinlich sind sie während der französischen Herrschaft
mit manchem anderen, was die Academie besessen, entfremdet
worden.
Bereits am Anfange des vorigen Jahrhunderta waren auf
dem Rothenberge bei der Ackerbestellung einzelne Alterthümer
aas vorchristlicher Zeit gefunden, da sie aber von den Findern
für wertblos gehalten waren, so wurden sie mit Ausnahme einiger,
den Kindern als Spielzeug übergebener steinerner Streithämmer,
deren einer in der weiter unten näher zu erwähnenden Abhand-
Dictzedby Google
— 201 —
long dei Dr. J. Nie. Weiaamsiitel alias Scluieäder abgebildet ist,
weggeworfen. Als an demselben Orte etwa nm 1760 von den
Erfiirter Ziegelbrennem Thongruben eröffnet worden, fanden
sich hierbei so viele Urnen vor, dass der Hänfen ihrer Scherben,
wie Weiasmantel sich ausdruckt, einem verlasBenen Töpfermaikte
ähnlich sah. Dieselben waren nämlich von den Arbeitern , die
sich Qberzengen wollten : ob sie nicht etwa EottbarkMten ent-
hielton, zerschlagen ; io der That ward auch in einer dieser Urnen
anter andern ein silbernes dosenartiges mit einem Drahte von
gleicbem Metalle umwundenes Gefaes gefunden, das dem Safamelii'
tiegel eines Goldschmieds aohoim fiol. Weissmantel nahm hier-
aus Veranlassung, die dortigen Ackerbesitner anfaufordern, auf
dergleichen Fundstücke ihre Aufmerksamkeit zu richten und von
allem Vorkommenden ihm Mittheilung zu machen. So wurde
ihm denn im Herbste 1781 em bereits zerbrochener Aschentopf
überleben, der eine grosse Anzahl verbrannter Knochen pnd
eine silberne Armspange enthielt. Als Dalberg hiervon Kunde
bekam, trug er Weissmantel auf, an jener Stelle, dem Westab-
hange des Rotbenbcrges, auf seine Kosten Nachgrabungen vor-
nebmon zu lassen. Diese wurden in der Zeit vom lö. bis 31.
M&rz 1782 in der Art angestellt, daes man eine Fläche von 130
bis 140 Quadratfuss genau durchsuchte, wobei ein vollstftiMiiges,
ausgedehntes Leichenfeld aufgedeckt wurde. Nachdem man die
unter der Ackerkrume befindliche Lehmschicht fortger&umt, traf
man auf ein ohne jedes Bindemittel aus theilweise grösseren
Steinplatten, meist Kalkbracbsteinen, hergestelltes Pflaster, das
so kunstvoll angelegt war, dass es bin und wieder gewölbeartige
Höhlungen bildete. Unter dieser Steinlage wurde eine grosse
Anzahl von Urnen von theilweise erheblichen Dimensionen ge-
funden, die aämmtlicb verkohlte Menschenknooben enthielten.
Sie waren meistens nur an der Luft getrocknet, nur wenige am
offenen Feuer, keine im Brennofen gebrannt Sie befanden sich
zum Theil in mehreren Schichten über einander, woraus sich
scbliessen lässt, dass diese Stelle von mehreren Geaerationen
als Begrfibnissfeld benutzt ist — Neben den Urnen lagen mehr-
fach grossere nur wenig vom Feuer angegriffene mensohliche
Gebeine, so unter andern der Schädel, sowie die Arm- und Bein-
knochen eines Meascben, die sorgsam neben einander gelegt
waren and fast gar keine Spuren des Feuer« zeigten. Aach «ü
.oogic
TollstSndigeij anmittelbar, also ohne Sarg oder Steinkammer in
die Erde gebettetes^ Skelett wurde gefanden. Sonstige Gegen-
■tKnde, die in der N&he der Urnen lagen, waren; zwei Stein-
hämmer, zwei längliche anf den zwei kfirzeren Seiten abgerun-
dete Opfereteine, eine Anzahl von kleinen runden, in der Mitte
durchbohrten Steinen, die wahracheinlich aus sehr hart gebrann-
tem Thone bestanden und als Ferien oder als Sohleadersteine
gedient haben mögen, Stücke gewundenen Metalldrahts, ein
kleines Werkzeug von Knochen, ein Instrument von Eisen, das
fttr einen Schlüssel gebalten worden ist, aber, aus der Abbil-
dung SU schliessen, wohl eher als Agraffe gedient haben mag,
eine Metallnadel, iwei eiserne Messerklingen, einige MetallpIatteDj
anscheinend von Bronze, endlich ein mit vielen Löchern ver-
sehenes Blech. Das Vorkommen einer unverbrannten Leiche
neben den Asohennmen giebt der Vermuthnng Raum, dass der
VolksBtamm, welcher einst seine Verstorbenen hier der Erde
übergab, neben der Todtenverbrennung die Sitte der unmittel-
baren Leichenbestattung gehabt, und die erstere vielleicht nur
den Vornehmen oder doch wenigstens nur den Freien hat an
Tbeil werden lassen.
Am Fasse des mehrerwShnten Berges, in der Richtung von
Oispersleben Viti, etwa 300 Schritte von dem gedachten Aas-
grabnugsterrain entfernt, hat sich ein tweiter Begr&bniss|ilatz
gefunden. "Bier lag Qerippe an Gerippe, jedoch umgeben von
Stücken verfaulten Holzes, anscheinend Rester ehemaliger Särge
oder von Brettern, auf welche die Leichen gelegt worden. —
Dass wir es hier mit einem christlichen Eirofahofe zu thun haben,
ist aber doch nicht sehr wahrscheinlich, weil, wenigstens in ge-
schichtlicher Zeit, so viel sich hat ermitteln lassen, hier oder
in der "Sähe nie ein bewohnter Ort gelegen hat.
Eine ausführliche Kachricbt von den vorerwähnten Aub-
grabongen und deren Ergebniss hat Weissmantel uns in seiner
in den Actis Academiae electoral. Moguntin. scientiaram ntilium,
qaae Eriurti est, ad ann. 1782 et 1783 abgedruckten Abhand-
Inng: Historische Nachricht von deutschen Urnen und Alter-
thttmem ansgegraben bei Erfurt, mit 1 Kupfer, hinterlassen.
Gleichfalls auf dem Rothenberge werden später nocb 3
bronaene gewnodene Armringe, von denen der eine 4 ZoU 4
Linien der zweite 4 Zoll 3 Linien im DurchmeBser weit, der
dritte nur noch in einem BrnchBtücke vorhanden war, so wie ein
Stück Silberdrahf, anscbeinend Fragment eines Schmnckea oder
eines GerSthes, gefundeo. Sie gelangten gleichfalls in den Be-
sitz Dslbergs und sind auaftihrlich besprochen in einer Abhand-
lung Hereis: üeber einige in der Gegend ron Erfurt gefundene
Alterthümer mit historischen und kritischen Erläuterungen. Mit
einer Kupfertafel, Erfurt 1787, 4" (auch abgedruckt in den Act.
Academ. Erfurt, ad ann. 1786 et 1787). — Die VeranUssasg za
dieser Abhandlung gab eigentlich ein ähnlicher 4 Zoll 3 Linien
weiter Armring, der aus den Händen des Finders gerottet wurde,
i^B er eben zu einem Pfeifenkopfbeschlage verarbeitet werden
sollte und von dem sich nur feststellen Hess, dass er etwa 3
Stunden von Erfurt gefunden sei. Aus der völligen Ueberein-
Stimmung, welche alle diese Armringe, so wie einer, welober im
Steiger gefunden war, in der Arbeit zeigten, echliesst Herol,
dass aie s&mmtlicfa aus einer und derselben Werkstätte hervor-
gegangen sein mässten. Ob solche eine römische oder eine ger-
manische gewesen sei, w^t er nicht mit völliger Zuversicht zu
entscheiden, doch neigt er sich der Ansicht zu: dass wir es
hier mit des s. g. Blutringen der Kelten za thun hätten.
Der Rotheberg ist eine so reiche Fundstätte vorgeschicht*
lieber Gegenstände gewesen, dass solche mit dem AnfgefOhrten
noch nicht erschöpft gewesen ist, vielmehr sind auf dem dort
belegenen Gmudstflcke des Sanitätsraths Dr. Axmann beim
Lehmgraben für die Ziegelbrennerei in einer Tiefe von mehreren
Füssen unter der Bodenoberfiäche noch mehrfach Steinbeile ge-
funden worden, so 1876 eins von Nephrit, das sich in nnserer Samm-
lung bofindet. Drei Streitbämmer und vier Engeln, auf welche
man 1880 stiess, sind in unserer Versammlung vom 21. April v. J.
näher besprochen. Ausserdem ist eine nicht unbedeutende An-
zahl von Alterthilmern , namentlich einige sehr schöne polirto
Steinbeile, Steinhämmer, Urnen, Schleuder- nnd Schleifsteine,
Feaersteingeräth , Bohrzapfen von Steinbämmem, Knochenwerk-
zeuge, Webegewichte, Spinnwirtel, eine Lanzenspitze nnd ein
Armring von Bronze, der Bsckenzahn eines grösseren, wenig-
stens jetzt in der hiesigen Gegend nicht mehr vorkommenden
Thiers, wohl eines Urs, n. dergl. m. gefanden, die sieb in den
Sammlungen des Sanitätsraths Dr. Azmann and dea Dr. Zscbiesche
befinden. Es hat den Anschein, dass dort einst eine Wen^statt
..C.oo^Ic
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existirt habe, in welcher Steinwerkseoge angefertigt wordeo.
De&D unter den Oegenständen, anf die man dort geetosaen, sind
auch, wie bereits bemerkt, einige Steinhämmer, welche noch dio
Zapfen zeigen, die die Stelle der Löcher einnehmen, wie lolche
aar Aufnahme eines Stiels in den Stein eingebohrt worden.
Wie es soLeint, Ist der Schatz an Alterthümern, welchen der
Retheberg in seinem Schosse bii^t, noch immer nicht gans
vollstündig gehoben. Im Jahre 1881 fand man dort einen
jedenfalls der Steinzeit angehfirenden mesokephalen Sch&del und
eine Urne, so wie eine Münze von Kaiser Augustas, welche in
die Sammlang des Dr. Zschiesche gelangten, and 1S83 in den
tieferen Schichten des Hergels den Stosszahn eines Mammuths
(Elephas primigentus), welcher sich in den Händen des Ziegelei-
besitzers Sahlender befindet
Da das Dorf Ilversgehofen in der Nühe des Rothen-
b«rg«B liegt und seine Feldmark von der städtischen um*
schlössen ist, so mag ein dort aufgedecktes Leichenfetd gleich
hier seine Erwäbnnng finden. An dem nördlichen Ausgange des
genannten Dorfes, rechts von dem am Fasse des Rothenberges
vorbei nach Hittelhaasen führenden Wege, auf dem früher Hecken-
nttUersoben Grundstücke, worden im Berbste 1871 bei Ero&ung
einer Sandgrube 6 bis 7 Leichenstätten blosgelegt. Dieselben
bestanden in etwa 3 Fass breiten', 6 Fuss langen and 4 Fuss
hohen Tiereckigen Gruben, welche oben mit einer dünnen locke-
ren Bodenschicht bedeckt, auf den drei anderen Seiten aber von
dem natürlichen, aus einem Gemenge von Kies und kleinen
Kieselstüoken , die fest verbunden sind, bestehenden Erdreich
eingeschlossen waren, abo, abgesehen davon , dass sie der Ober-
fläche viel näher lagen, etwa die Form der heute üblichen Gräber
hatten. Ausgefüllt waren sie mit einer mürben, schwarzen
Hamaserde, welche sehr scharf gegen den sie umgebenden Boden
absticht und als oharakterietisohes Merkmal der Grabstätte dient
In jedem dieser Löcher fanden sich Menschenknochen und Thon-
geÄtsse, die aber beim Herausnehmen in Scherben aerfielen.
Nur eine kleine Urne, etwa von der Grösse eines Tintenfasses;
versiert mit vertieften Funkten in regelmässigen Kreisen, ist
onversehrt geblieben. Sie befindet sich in meinem Besitze. Ein
Schädel ist, so weit sich hat ermitteln lassen, nur in einer jener
Qrubwi Torgefanden, and auch dieser hat nicht erlangt werden
..-..Google
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kennen, da er von den Arbeitern als Trertfaloa weggeworfen and
wieder mit Steinen bedeckt war. QerSthe von Hetall, Stein
oder Knochen sind nicht gefunden. Die Tbonge&aBe aoUen in
ihrem Innern nichts als Erde entbalten haben. Sie waren ans
einer grobkörnigen Masse gefertigt und nur an der Lnft ge-
trocknet. Es befand sich darunter ein flaches, tallerartiges
Stück, yielleioht die Bodenäfiche einer Urne ; die fibrigen Scher-
ben xeigtenjBämmtlich bald eine stirkere, bald eine scbwfichere
Wölbung. Die Steine, welche das die Gruben nmacfalieBsende
Erdreich bildeten, bestehen meistens in vom Tfatiringer Walde
herrührenden Qeschieben, doch befinden sich auch einzelne da-
runter, die, gleich den erratischen Blöcken, auf ekandinaTischon
Ursprung deuten. Dia Knochen waren, wie sich aus dem An-
gefahrten ergiebt, ohne mrklicbe Steinkammem , so wie ohne
steinerne oder hölzern« SXrge unmittelbar in die Erde und zwar
mit den Häuptern nach Norden und den FUssen nach Sflden
auf dem Rücken liegend, eingebettet gewesen. Ausführlich be-
sprochen ist der Fond in unserer Versammlung vom 26. Decbr.
1871. Eine Partie der Eäiocben und Urnenscherben ist ia unser
Musenin aufgenommen.
Ein fthnlichea Leichenfeld aus Torchriatlicher Zeit wie das
•beo beachriebene nnd das am Rothenberge ist auch vor dem
Andreaathore aufgedeckt worden. In der daaelbat, unfern
der Stelle, wo sich früher der Weg nach Marbacb von der nach
Qiapersleben Kiliani führenden Kunststrasse abzweigte, auf dem
OrundstÜcke des Oekonomen Siering liegenden Lehmgrube stiess
man in den Jahren 1873 und 1874 mehrere Fuaa onter der
OberflScfae in dem fast steinharten und strengen dankelgelben
Lehm auf Nester von schwarzer humaareicher Erde, in welchen
sich Knochen und Urnenscherben fanden. Diese Nester bilde-
ten in ihrem Profile ein flaches Kreisaegmeot, in welchem über
einem horizontalen Boden sich ein Bogen befindet, so dass beide
zusammen eine nischonartige Höhlung bilden. Die Länge der
Qrnndfläche beträgt 6 Fuas, stimmt also mit der QrSsae eines
erwachsenen Menschen, die Höhe des Segments 2*/, Fnss. Die
Breite der Höhlangen war Tom gegen 5 Fuas, verkürzte sich
aber weiter nach hinten bis auf etwa 2 Fnas. In einer derselben
fand aich ein noch Tollkommen erhaltener Menaohenscbftdel vor,
bei dem sogar thoilweise noch die Zähne vorhanden mrai. Er
— 206 —
war TOQ den Arbeitern als werthloB fortgeworfeo und bereif«
wieder mit Erde bedeckt, wurde aber auf meiae Veranlassung
wieder aasgagraben und befindet sich gegeDWärüg« ebenso wie
zwei andere daselbst gefundene Schädel, in unserer Sammlung.
Er bat anscheinend einer JliDßereQ Person woiblichen Qescblech-
tes angebfirt. Seine Form ist in faobem Grada cbarakteristiscb,
indem die Stirn angemein niedrig, der Gehirnkasten aber schmal
nad langgestreckt ist. Auch er scheint daher einem Individaum
des Volksstammes angehört zu haben, welcher nach der ge-
wöbnlicbon Annahme vor der Einwanderung der Indogennanen
die hiesige Gegend bewohnt hat and dessen Ueberbleibsel sich
jetzt in Europa in dem höehsten Norden, in den Lappländern^
findet — In den übrigen Nischen haben sich nur theiü mensch-
liche, theils thieriache Knochen, ein Thongcfäss in Form einer
Patene, ein kleineres Tbongef^ss, ein Schabmesser von Feuer-
stein, viele BrncbstOcke von Gewissen, die aus einer grobkörnigen
Masse angefertigt und anscheinend nur an der Luft getrocknet
waren, sowie Holzkohlen gefanden. Da die Knochen keine Brand-
Bpuren zeigten, so hat der Volksstamm, welcher einst seine
Todten hier niederlegte, nicht zu denen gehört, bei denen dio
LeiohenverbrenuoQg tlblich war. Er hat sieb aber auch eben
so Wenig der Steinkammem oder Holzkisten bedient, vielmehr
seine Abgeschiedenen unmittelbar in die Grube gelegt, auch
ohne die Stelle durch einen darttber aufgeworfenen Hügel zu be-
zeichnen. — Bei einer später aufgedeckten ähnlichen Nische
fand sich, wie als Zugang bu derselben, ein gleichfalls von
schwarzer Erde ausgefüllter unterirdischer Gang, der geeignet
scheint, es erklärlich zu machen, wie es möglich gewesen ist,
in dem gewachsenen Lehm die Qrabkammern anzulegen.
Wie Ihnen bekannt ist, sind ins besondere auf Anregung
das Dr. Zscbiesche, der auch seinerseits 1879 and 1383 dort
Thierknochen , Thonecberbon und zum Schaben oder Schneiden
geschärfte Knocbenwerkzeuge, Spinnwirtel aus Thon, Schleif-
steine, KornquetBchen , sowie Hache Lehmstilcke, welche reihen-
weise gleichmässige Vertiefungen zeigten, gefunden hat, am 25.
November 1881 Seitens unseres Vereins Nachgrabungen an der
fraglichen Stelle veranstaltet worden. Hierbei fand sich, dasa
der Bodon der nischonartigen Höhlungen theilweiss mit Feld-
steinen aasgelegt war, welche meistens deutliche Sparen einer
:. Cookie
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EiDwirkaDg doa Feners an sich trugen; der Übrige RitniQ w«r
ausgefällt theils mit erdiger, theils mit reiner ÄBche, io welcher
sich noch Stückchen verkohlten EoUea erkennen liessen. Ein-
gebettet in diese Asche lag eine grosse Menge von Topfscher-
ben, sowie Tbierknochen mannigfacher Art, von denen einige
die Sporen von Brand an sich tragen, andere, wohl Eum Zwecke
der Markgewinnnng, zerschlagen waren. Ausser. den Topfscher-
ben worden an Kunetprodukten noch verachiedene pfriemen-
artige Werkzeoge von Knochen und ein Spinnwirtel aas Theo,
dagegen kein Gegenstand aus Metall gefunden. Alles dies deu-
tet dahin, daes wir es hier mit einer Wohnstätte der Urbewobnar
der lüeeigen Gegend, die einer Zeit angehörten, wo die Be-
nutzong der Metalle zar Anfertigung von Werkzeugen und Waf-
fen, sowie die Herstellung der ThongefUsse vermitteUt des
Brennens noch unbekannt waren, zu thun haben. Kur zun
Tiieil werden die Löcher aar Bestattung der Leichen, vorauga-
weiae werden sie zur Bereitung der Speisen, als Küchenherde,
gedient haben; hierauf weisen besonders die zahlreichen Scher-
ben, die angebrannten und die gespaltenen Thierknochen. So
erinnert das Ganze lebhaft an die s. g. Kjökken - mödding
(KQchenabiUUe), die sich nicht nur in Dänemark, sondern auch
im nördlichen DeutschUnd, in der Nähe des Ostseesb'andeB , so
namentlich in der Nähe von Tolkemit in Westpreussen und in
den Dünen der kurischen Nehrung gefunden haben and als
Wohnplätze ans der Steinzeit angesehen werden. Aach sie
bestehen ans vom Sande bedeckten Nestern ans schwarzer hn*
moser £rde and enthalten Scherben von onzähligen zerbrocb»-
nen Gefiusen, Knochenbrnchstöcke , sowie Trümmer von Stein-
instramenten und Knochengeräthen.
Andererseits ist die Vermathang ausgesprochen, dass wir
es bei den vor dem Andreasthore gemachten Entdeckungen mit
Vorrathskammern za than haben, welche von den Urbewohnem
za der Zeit angelegt sind, als das ganze Thal der Gera noch
von den Flathen bedeckt war und sich hier die Cbenze dea
trockenen Landes befand, eine Vermuthung, die aber doroh die
vorgefundenen Spuren von Feuer wenig onterstütat wird.
Vollständig ausgebeutet ist übrigens auch dieser Fundort
auf keinen Fall. Noch im April 1883 wurde wieder eine Grab-
stätte der obenbeschriebenen Art au^edeckt, in welcher sich
. Cooj^lc
unter andern der obere, etwa einen Fubb im DarchmeBser hal-
tende Rand einer Urne von Tbon vorfiind, der leider, als die
Bache an meiner Keantniss gelangte, von einem Unbefugten
sertrttmmert war, BodaBS ich nur noch Fragmente, sowie einige
Stücke von aas einer stark mit Stroh gemengten und daher
auBBerordentlich leichten Lehrnmasee, die wohl urBprQngliofa zur
Bedachung einer H&tte gedient hatte, habe retten können.
Bei dem Ansheben der Erde behnfs Legung dcB Funda-
mentes EU dar WaBaeratation des Bahnhofs der Nordhaa-
aen-Erfnrter Eisenbahn Btiessen am 25. März 1869 die
Arbeiter auf ein menschlichaB Gerippe, deBsen Schädel jedoch
so morsoh war, dass er beim HerauBnehmen in kleine Stilieke
aerbrach; fester waren die Knochen, obwohl so zart, dass sie
anscheinend einem weiblichen Kfirper angehört haben müssen.
Der Kopf lag in der Richtung nach Sonnenantergang. Auf der
Bmat stand eine tiefe, mit vier Fassen versehene ThoDsehale.
Sie wid* sehr sanher gearbeitet, fast vrie nen und an der Ausboo-
aeite mit Verzierangen versehen, welche drei Reihen bildeten.
Die oberste bestandr aus zwei '/g Zoll von einander abstehenden
FaralleUinien , deren Zwiachenraam mit vertieften Funkten ans-
geßmt war; die mittler« Reihe zeigte gleichfalls zwei Linien,
die "/is ^<^'' ^'"^ einander entfernt hinliefen, nnd in deren in-
nerem Raome Iftnglicbe \^recke mit glatter Fläche nnd Felder
mit verüoften Punkten wechselten. Die nnterste Reihe war der
oberBten vülUg gleich. Ans der RegelmäBBigkeit der Ventie-
mngen Hess sich schliessen, dass die Schale nicht ans freier
Hand, sondern unter Anwendung einer Form angefertigt sei.
Das dazu benntzte Material bestand in einem mit feinen Sand-
körnern gemischten Thon. Das Gefitss hatte einen fadrhigen,
sehr fernen Ueberzng, der aber durah Einwirkung der Zeit -
einen sobw&rzlit^en Ton angenommen hatte.
. £iB grösseres Ejoicfaenfeld ist bei dem Bau der Thüringer
CiMobahn etwas diesseits des OaBthanses zur goldenen Henne
(Neusobinidetedt) swiflchen den Nammersteinen 183 mid 185,
nngefiihr in der Q-egend, wo einst das Dorf Schmidstedt gestan-
den, au%edeckt worden.
Als im Jahre 1844 mit dem Aussohachten des dortigen
grossen Üänsohoitts begonnen Würde, Btiess man nicht nor auf
wae gross« Zaid Ton menschlichen Gerippen, sondern auch auf
.Cooj^lc
KiiiiBtgog«UBtäDde, wie Tbonperlen, silberne Ringe n. s. w. Es
wurden hierauf sorgfältige Äufgrabaagen unter der Leitung des
£iseababndirektora Hemnann voi^enommen. Zu diesem Behafe
wurde auf einer Fläche von einigen Qnadratruthen die oberite
Bodenschicht abgehoben. Hierbei fand sich etwa sechs- Fubb
unter der Oberfläche eine Reihe von Gerippen, deren jedes etwa
zwei FuBS von dem nächsten lag, in der Bichtaog von Morgen
nach Abend, die Kopfe nach Osten, Männer-, Weiber- und
Kindergerippe unter einander. Sie tagen auf dem RUcken in
einer Schicht von blauen Letten. Zwischen ihnen fanden sich
eiserne, messerartige Oeräthe, die aber so von Rost zerfreaaen
waren, dass sie beim Herausnehmen zerbröckelten, nebm den
Köpfen Ringe aas dünnem Silberdrabt, die jedenfalls als Ohr-
ringe gedient, und in der Halsgegend mit farbigen Streifen ver-
sehene Thonperlen, sowie Stückchen Bernstein und Perlmutter.
Besonderes Interesse bot ein Schmuck , der sieb an einem Ge-
rippe fand, dessen feine Knochen darauf hindeuteten, dasa es
einem jungen Mädchen angehört habe. An beiden Seiten des
Schädels, in der Gegend der Ohren, lagen zwei silberne, mit
Glöckcben oder Berlocken aus Silberblech versehene Ringe.
Die Berlocken bestanden aus zwei halben, vierseitigen Pyra-
miden, die in der Mitte aneinander atiessen, an der Spitze ein
Oehr hatten, in denen kleine Glasperlen eingelöthet and deren
Mittelfl&chen mit filigranartig gewundenem SUberdrahte verziert
waren. Mitten auf der Brust lag eine Schnur Thonperlen, in
deren Mitte sich ein ähnliches Berlook fand.
An den Kopfenden einiger Gerippe waren runde, hölseme,
mit einem eiaemen Bügel and zwei eisernen Reifen versehene
Eimer eingegraben, deren Inneres aber nichts anderea als blauen
Letten enthielt Bei einem der Gerippe wurde ein kleiner
Schleifstein aus feinem Sandstein, sowie eine Pfeilspitze, bei
einem anderen eine Messingplatte nebet einem gröaaeren und
einem kleineren bronzenen Blatrioge, bei einzelnen Gerippen
aach eiaeme Sporen, im Ganzen neun Stück, vorgefunden.
Alle dieae Gegenstände wurden zunächst an das hiesige
Gymnasiam zarAufbewabrung unter Vorbehalt des Eigenthums-
rechts der Thüringischen Eisenbahn -Gesellschaft, abgegeben,
gingen aber später (1865) ebenao wie eine gleichCaUs dort go-
fuadene Hirnaohale, diese als ein Geschenk dea Herrn Apell,
.Dgic
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in aneera SammluDg über. DieBelbfls bestehsn gflge&wSxtig in
2t) eilberoeii Ohrringea, 3 silbenieii Berlocken, 5 Sohnfiren Per-
len von ebensoviel Qerippcn, einer Partie einzelner Perien
einem grosseren und einem kleineren bromieae» Ringe, einer
kleinen Hessingplatte mit einer aae verscblangcnen Linien be-
stellenden Zoichnung, drei Schleifsteinen, einer lYeilepitze, zwei
Messern and 9 Sporen von Eisen, 9 StUck eisernen Reifen, end-
lich einer Partie vermoderter hölzerner Gof^sse.
Was diese letzteren betrifft, bo findet sich ein Analogen
dazu in angeleüchsischen Gräbern. Tbomas Wright bemerkt in
seinem Werke Über die Eircbböfe der Angelsachsen : „Es ist
eine andere Hausgerttthscbaft vorhanden, die besondere Beach-
tung verdient und sich in den kentischen SachsengrSbem nicht
selten vorfindet. Ich meine einen Eimer, von welchem, da er
meistens aus Holz gemacht war, selten etwas anderes fibrig tet,
als die Reifen and andere eherne oder eiserne Zagaben. — Der
Oebraach dieser Eimer ist Gegenstand vielfacher Conjcctaren
nnd sehr widersprechender Meinungen gewesen; aber ich neige
mich zu dem Glauben, dasa er dasjenige Geftss war, welches
die Angelsachsen Faet oder Fess nannten und dass er die Be-
stimmung hatte, den Meth, das Bier oder den Wein, welchen
die Zecher gemessen wollten, in ihre Trinkschalen zu ftthren."
Es mag dabin gestellt bleiben, ob diese Ansiebt richtig oder ob
nicht vielmehr, als man den Todten bei der Beerdigung den
Eimer znr Seite stellte, der Gedanke leitend gewesen sei, den-
selben^ ebenso wto anderweit Ross, Waffen and Sklaven, dio
Trinkgescbirre mitzugeben, um sieb ihrer im jenseitigen Leben
bedienen za können.
Die an und neben menschlichen Gebeinen befindlich gewe-
senen Gegenstände machen es, trotz der Abwesenheit von Ur-
nen, selbst aller Fragmente von Thongeßlssen , wohl answeifet-
baft, dass mau es mit einem prttbistorischen Funde za thnn
habe, wenn auch aus einer späteren Zeit, etwa dem 6. oder 7.
Jahrhundert n. Chr., da nach der Erklärung des Prof. Fraas die
Schmucksachen auf die Uerowingische Zeit weisen, viele Fand-
stilcke, so namentlich die Perlen, viel Aefanlichkeit mtt den
weiter unten za erwähnenden aus Bischleben darbieten and
offenbar diesen gleichzeitig sind , mitliin in die Zeit des Küscr
Justinian fallen. Doch will ich auch nicht verschweigen, dass
— 211 —
die Aiuicht aasgeeprocheti wordao ist, dass wir hier den Kirch-
hof des im dreiasigjäbrigen Kriege wtist gewordenen Dorfea
Schmidfitedt Tor ans haben and die Bestattung in der blossen
Erde einer FoBtefudemie suztischreihen sei, es namentlich die
Leichen von Juden wären, denen man den Schmuck und die
Übrigen Dinge mit ins Grab gegeben.
Bei den Ansschachtangs ■- Arbeiten aaf dem Salzberg-
werke BÜesa man in ziemlicher Tiefe auf einen Gegenstand,
der angenfloheinlich einer Periode augehört, die der letzten Oe-
staltODg der Erdoberfläche TOransgegangen ist. Er war stein-
hart, rund and länglich, ähnlich einer Deichselstange und hatte
ans Länge von zwei bis drei Fnss. Der Obersteiger Wolter,
der dessen Vorzeigung im Alterthomsverein veranlasste, hielt
ihn ftir eine versteinerte Schlange, nach dem Gutachten des
Sanitätsratha Dr. Asmann gehört er jedoch dem Pflanzenreiche
an. Er ist später an die Ober- Bergbehörde abgeliefert und so
ia eine aoswärHge Sammlung gekommen.
Im Johanaisfelde sind 1879 einige der Steinzeit ange-
börige GegonataDde, namentlich Topfscherben und Knochen ge-
fonden, die in den Besitz des Dr. Zschiesche gelangten.
SSne 1882 im Krämpferfelde gefundene Urne von un-
gebranntem Thone, etwa '/a Fobs hoch, vortrefflich erhalten,
die unter der Bedeckung mit einem starken Steine gelegen
hatte, ist von dem Finder, dem Oekonomen Rothe, unserem
Vereine geschenkt.
Bei den Planirnngsarbeiten auf der Anenschanze 1879
worden in der Höhenlage dea gegenwärtigen Niveaus drei von
4 Centimeter dicken Gipsstiicken hergestellte BinfaBsungen von
1,50 Meter Länge, 0,80 Meter Breite und 0,40 Meter Höhe vor-
gefunden, in denen menschliche Gebeine li^en. Die letzteren
worden ebenso wie die Gipssteine wieder verscharrt, da die
Arbeiter sie fUr werthlos hielten, auch wurde die ganze Arbeit
bald wieder eingestellt, weil die damit Beauftragten sie in der
lässigsten Weise betrieben. In einem in der Neuen Erfurter
Zeitung Kr. 85 und 86 erschienenen Aufsätze wurde die Ange-
gelegenheit zur öffentlichen Konntniss gebracht und von deren
Bedaction der Magistrat aufgefordert, weitere Nachgrabungen
Tornehmen sn lassen. Der letztere ist jedoch dieser Auffor-
derung nicht nachgekommen, indem er der Aosicht war, daas
— 212 —
der Erfolg zu anaicher sei, tiU dua ea lohne, Kosten sn Tar-
wenden.
Als im Jahre 1878 mit den Flanirangsarbeitan behob Her-
stellung de B Platzes, anf welchem das neue städtiBohe Kran-
kenhans erbaut werden sollte, begonnen ward, stiess man
westlich von der Stelle, wo nachher das Kesselbaus errichtet
ist, auf sieben neben einander liegende Grfiber, darunter drei,
die eine Länge von 1,66 Meter hatten, in denen die Gerippe
von Erwachsenen lagen, und vier welche Eindergerippe ent>
hielten. Sie hatten eine grosse Steinplatte als Unterlage, eine
eben solche als Deckstcin, w&brond sich «wischen beiden eine
Einfassung von kleineren Steinen befand. Die Skelette l^^n
mit den Köpfen naoh Mittag, mit den Füssen nach Hittemaobt.
Oeräthe oder Schmucksachen sind nicht dabei gefanden. Dia
Gebeine sind nicht aufbewahrt.
Aach im Sommer und Herbste 1881 sind aaf dem Platae
des neuen Krankenhauses Gräber aufgedeckt, das eine bei Zie-
hung eines Grabens behafs Anlage der Wasserleitung südlich
von dem Hauptgebäude, das andere bei Flaniraug der Strasse
dicht vor dem Kesselhauae, etwa l'/a Meter unter der Boden-
oher6&cbe. In beiden Fällen lagen die Gerippe unmittelbar in
der £>de, ohne daas sich Holzasche oder eine aonstige Spur
von Feuer zeigte. Im ersteren Falle hatte jenes keine gerade
Richtung, vielmehr waren namentlich die Beine eingesogen. Die
RicbtuEg des Kopfes war gegen Abend. Der Schidel ist in
unsere Sammlung gelangt Er gehurt den Oolichokepbalen an.
Es sollen dabei Urnenacherben gefunden sein, doch sind solche
nicht aufbewahrt ; nur ein Stück wurde noch von mir angetroffen
und za unserem Museum abgeliefert. Das Skelett Hess erken-
nen, dass der, dem es angehört, ein Mann von wenigstena jetst
nicht mehr gewöhnlicher Grösse gewesen sein müsse, denn die
Dimensionen der noch vorhandenen Knochen wiesen auf eise
Gesammtlünge von mehr als sechs Fusa. Jn dem anderen Falle
war der Schädel durch einen Spatenstich lertrümmert und es
wurde nur noch ein grösseres Stück, die Unterkinnlade, gefun-
den, bei welcher die Kleinheit der Zihne am so auffallender
war, als die Länge der Arm- and Beinknooben auf einen Er-
wachsenen deutete. Ein bereits früher daselbst ausgegrabenes
Skalott von bedenteoden Dimensionen ist von dem Bagiernngs-
— 213 —
Medicioalrath Dr. Bichter in seinen noch erhaltenen Theileti zu-
sunmengesetzt. Die Maese der einzelnen Knocden, so weit sie
noch bestimmt werden konnten, waren folgende: Länge des
wagerechten Theils des Sch&dels von der Stirn nach dem Hinter-
hsnpt 0,18 m, kleiner Qaerdarchmesser 0^15 m, grosser 0,15;
senkrechter Durchmesser von der Mitte des OebSt^angeB (die
Unterkinnlade fehlt) 0,10 m. Von dem rechten Schulterblatte
war nur ein Bmchstfick mit Oelenkfläche und Rabenfortsctzung
orfaalten, auseerdem das Schlüsselbein und nur wenige Rippen.
LBnge des rechten Oberarms 0,31 m, der Speiche (ulna) 0,29,
des Radins 0,355 ; vom linken Oberarme sind die unteren Theile,
die Speiche und der Radius, ebenfalls erhalten. Der rechte
(wabracheinlich weibliche) Backenknochen mit flacher Schaufel
ist 0,22 m laug; TOm heiligen Beine sind nur 0,09 erhalten, der
Uotertheil zerstSrt; der rechte Oberschenkel ist 0,46 m lang
ond misst von der Höhe des Ctelenkkopfes bis zum Trochanter
major 0,086; am rechten Schienbein fehlt die untere Qelenk-
flSche; das Vorderbein ist in zwei Stücke zerbrochen, die obere
Oelenkfläche fehlt; der linke Oberscheukel ist 0,46 m lang, das
linke Schienbein 0,383. Ausserdem war nur die Hacke (cal-
csnens) mit verhärteten Rudimenten der ÄchilleaBehne erhalten.
Aach sonst noch ist man bei Ausgrabung der Fundamente
SU der gedachten Anstalt noch im letztverflossenen Herbste
mehrfach auf menschliche Gebeine, Bruchstücke von Thonge-
Gissen nnd Thierknochen gestossen. Die Orabstellen bestanden^
ahnlich wie die vor dem Andreasthore und bei Ilversgehofen,
ans mit schwarzer Dammerde gefüllten horizontalen Löchern
innerhalb des Lehmbodens. Die meisten gefundenen Gegen-
stände sind als worthlos weggeworfen, doch sind durch Ver-
mittelang des Magistrats zwei Schädel, eine kleine Urne von
nur an der Luft getrocknetem Thone, zwei Hirschgeweibe, das
eine von mehr als gewöhnlicher Grcisse, vielleicht einem Riesen-
birscbe angehörig gewesen, das andere etwas kleiner von einem
Edelhirsche, in dem sich ein längliches viereckiges Loch befin-
det, dessen Zweck jedenfalls die Einfügung eines Stiels gewesen,
so dass wir es hier offenbar mit einem Werkzeuge zu thun
haben, in unsere Sammlung, einige andere dort gefundene Ge-
genstände in die des Dr. Zachiesche gelangt, nach dessen Gnt-
aohteo die gefundenen Schädel zu den Dolicbokephalen gehören.
vtoj^lc
— 214 —
In dem Theite der Erforter Flur, der frOher die Feldnuurk
deB I>orfeB Daberstedt bildete, ist eioe kleine Urne gefunden,
die als ein Qescltenk des Kaufmanns Bellennaitn in unsere
Sunmlung gelangt ist Letzteres ist anob in Betreff eines, aller-
dings bereits so ziemliob in einzelne LameUen, die Fiscbschuppen
ähnlicb sehen, zerfallenen Sto&szahns eines Ifammaths, welcher
auf dem Grundstücke des Fabrikanten Hennigs, Schmidtstedter
Flur 2a, unmittelbar vor dem Schmidtstedter Xfaore ge-
funden wurde, der Fall gewesen. In unserer Sammlung befindet
sich auch ein kleiner vor der Villa gefundener, anscheinend
einem verweltlichen Thiere angehörig gewesener Zahn.
Fines in der Kachbarschaft des Stelgerwaldes gefun-
denen bronzenen Armringes von 5 Zoll im Durchmesser nod
3'/) Linien Dicke, übrigens den am fiothenbcrge entdeckten
vollkommen ähnlicb, so dass er anscheinend aus derselben Werk-
statt hervorgegangen wie diese, gedenkt, wie bereits erwähnt,
Eerol in seiner oben ausgeführten Abhandlung Seite 6.
Nachdem bereits früher von dem Dr. Zsohiesche in dem
Hohlwege vor dem Augustaparke einzeln einige alterthüm-
liche Gcgenst&nde, namentlich eigenthümlicb behauene Steine
sowie zum Schaben und Schneiden geschärfte Knochen aufge-
funden waren, wurde im Sommer 1882 in dem dem gedachten
Parke gegenüber liegenden Grundstücke der varwittweten Eaof-
mann Faoline Bauer beim Ausschachten der Erde behufs Lesung
der Fundamente zu einem zu erbauenden Wohnbause eine toU-
ständige ehemalige Wohn- und Begräbnissatätte au^edeckt.
Es fanden sich nämlich etwa 2 bis 3 Fuss unter der Boden-
oberfläche eine sehr grosse Menge von Menseben • und Thier-
knochen, Gerätben von Knochen und Stein, Steinwaffen, da-
runter mehrere Beile, deren eines eine runde Vertiefung be-
hufs Befestigung eines Stieles zeigte, eine sehr zierliche Pfeil-
spitze von Feuerstein, Steinmeisel, Wetz- und Reibestcine, von
welchem letzteren zwei besonders dadurch das Interesse er-
weckten, dass sich darauf und zwar sowohl auf dem zum Keiben
benutzten rundlichen Steine, wie auf dem flachen länglichen,
welcher die Widerlage gebildet hat, Spuren der darauf ser-
riebenen rothgelben Farbe finden, endlich eine grosse Menge
von allerdings meistens zerbrochenen Urnen j von den letzteren
haben jedoch zwei ans den Scherben beinahe voUstaadig wieder
.C".oo«^[c
^ 215 —
SDMinmengei^ werden köaneo, deren eine ringsum von eioetn
durch eine vielfach verscbluDgeno Spirallinie gebildeten Orna-
mente eingeüust ist. An ob mebrere einzelne Umcnecherben
tragen Sptiren von duicb Eindrücke bergeBtellten Verzierungen
der mannigfiwbeten Art. Das BmchstUck einer ziemlicb flachen
Schale «oigt dergleichen sogar BOwohl auf seiner inneren wie
auf seiner ÄaBHenseite.
Die Hasse der Knochen ist ein« so bedeutende gewesen,
dasB die Arbeiter grosse damit angefüllte 3äcke in die Enochen-
mfiblen gebracht haben. Die an dieser SteUe bestatteten
Uenschen mttsaen von erhebUcber Grösse gewesen sein, da e. B.
die Scfaenkelknoohen die Dicke eines starken MannesarmoB ge*
habt haben. Sparen von Särgen oder Steinkanimem haben sich
nicht gezeigt, so dass mithin die Todten, wie dies auch bei
den Qbrigen alten Begräbnissstfitten in der hiesigen Qegend
meistena der Fall gewesen, unmittelbar and unverbrannt in den
Erdboden gelegt sind. Doch haben sich neben jedem Skelette
Urnen, ergeblich Scherben von solchen, gefunden.
Eine Partie Umensoherben, von denen zwei mit Oesen ver-
sehen sind, ist von mir in unsere Sammlang abgeliefert worden,
eine noch vollstSndig erhaltene grSsssre Urne hat der Arbeits-
mann Strecker an sich genommen. Das Material der Urnen
bildet ein ziem^ch feinkörniger Thon, der offenbar weder in
einem Brennofen noch an einem offenen Feuer gebrannt, son-
dern nur an der Luft getrocknet ist, aber dessen ungeachtet
grosse Härte beBitzt.
Bei weitem der wichtigste und grSsste Theil der auf dem
Bau ersehen Grundstücke gefundenen Alterthümor ist in die
Sammlang des Dr. Zschiesche gelangt Es sind dies nachstehende :
1) Etwa 20 grössere oder kleinere, in der Mitte concav
sasgehöUte, theilweise abgebrocheBc dünne Steinplatten (Porphyr,
Sandstein und Conglomerat) , die wohl meistenB zum Zerquot-
Bchen der Getreidekömer, einer, wie bereits erwähnt, znm Zer-
reiben einer Farbe, wie die noch daran haftenden Spuren von
Ocker darthun, gedient haben.
2) An Steinwerkzeugen einige Meisel und das Stück eines
Hammers von Serpentin- oder von Probieratein, endlich ein stein-
artigos Stück Ockererde, das offenbar zur Bemalung gedient
,iz.dby Google
— 216 —
hat, da Beine Farbe geoaa mit dep Sparen auf der erwähnten
Steinplatte fibereinsdnimt.
3) An Knoch enger fithen ein ktlnBtlich zagespitetes Ende
eines Birscbgeweilies nnd der Kern dos Homes eines Kindes,
der Grösse nach zu urtheilen, eines Aneroclisen oder Wisents.
4) Eine sehr grosse Anzahl von irdenen Ocräthen, meistena
allerdings in Scherben, von denen sich jedoch einige, wie be-
reits erwähnt, haben zuBBmmenfQgen lassen, so dass sich die
oreprüngliche Form der Urnen, denen sie angehört haben, er-
kennen läsat. Auch der an ihnen befindlichen VerzieruDgen, so
wie dauB sich keine Spar dea Brennens an ihnen zeigt, ist schon
gedacht. Ein Henkel iat offenbar Nachbildung eines GeBiehtes
mit zwei Hörnern auf der Stirn, von denen das eine abgebrochen
ist. Die Augenhöhlen, die Nase und der Mund sind durch Ein-
drficken mit den Fingern gebildet
5) Zwei Thonkegel, welche in der oberen Hälfte dorchbobrt
sind, die nach der Annahme einiger Forscher zum Beschweren
der Netze beim Fischfang, nacb der anderer, der Garne b«m
Weben gedient haben; femer eine Anzalil von durchbohrten
Thonkugeln, Spinnwirtel, wie man aicfa deren noch Jetzt \a
manchon Gegenden z. B. in Schlesien bedient.
6) Eine Anzahl Thierknochen , theils zerschlagen, tbeila ge-
spalten, um das darin enthaltene Mark zn gewinnen. Auffallend
durch seine Grösse ist das Schalterblatt eines Hornviehs, an-
scheinend eines Auerochsen.
7 ) Drei Menschenschädel ; sie zeigen die mesokepliale
Form. Die Gerippe, denen sie angehört haben, hatten ihre
Lage mit dem Kopfe nach Morgen, den linken Arm auf der
Brust, den rechten an der Seite ausgestreckt; neben jedem
Skelette stand eine kleine Urne. So wie an anderen ähnlichen
Begräbniesstätten war das Erdreich, was zunächst die Leichen
umgeben hatte, schwarz gefUrbt.
Wenn diese Skelette nun auch darthun, dass sich hier
einst eine Begräbnissstätte befand, so lassen doch auch die ge-
spaltenen Thierknochen, besonders aber die in so grosser Menge
vorhandenen Gefässscherben erkennen; dass sich neben der-
selben einst ein menschlicher Wohnsitz hier befunden haben
muss. Obwohl das Fehlen aller Metallgeräthe nnd Sohmnck-
gegenstände schliossen Utsst, dass man es hier mit einer tebr
:,G Gothic
— 217 —
frühen Zeit, mit einor Periode zu than habe, wo die Urbewohttei*
auch noch nicht einmal in Handelsverkehr mit weiter in der
Cttltar vorgeschrittenon Völkern getreten waren, eo denten doch
die Gegenstände, welche znm Zerquetschen des Getreides, so
wie zam Spinnen and Weben gedient, darauf, dass die Mensoben,
die hier dereinst ihren Wohnsitz gehabt, sich nicht mehr auf
der allerantersten Stufe der Gesittang befunden haben kSnnen.
Menschen geh eine sind auch auf dem dem Baoersofaen an-
grenzenden, dem Commerzienrath Stürcke gehfirenden Grund'
Stücke bei der Äufgrabung tär die Fundamente zu einer bo
erbauenden Villa gefunden. Auch sie haben in nur geringer
Tiefe gelegen. Da aber neben ihnen weder Steingerftthe noch
Urnen, wohl aber ein paar Kanonenkugeln gelegen haben, so
rubren sie wohl von der letzten Belagerung von Erfurt her, wo
von der Festung ans dieser Punkt, auf den, wie ermittelt ist,
die Belagerer Geschütze aufgestellt hatten, beschossen sein wird,
in. Unter den Umgebungen Erfurts hat der südöstliche,
recht« der Gera belegene Theil des Erfurter Landkreises die
geringste Ausbeute an prähistorischen Gegenatfinden geliefert.
Am ausgiebigsten hat sich noch die Flur von Bfissleben
gezeigit, in welcher mehrboh AlterthUmer gefunden sind, so auf
dem Abhänge des südlich vom genannten Dorfe belegenen H6-
henzngB auf dem Grundstücke des Schuppen Mciling beim Pflü-
gen «nige vortrefflich gearbeitete und erhaltene Steinbeile von
Serpentin ; ferner in der zwisohen Büssleben nnd Urbioh befind-
lichen Hohle, wo, als der Bauergntsbesitzer E. Wagner einen
ihm bei der Separation zugefallenen, bisher w&aten Fleck urbar
mochte, ein Gh^b aufgedeckt ist, in welchem siäh ein hidber
MenschenschSdel, das Gerippe eines Pferdes nnd vier Beile von
Serpentinstein befanden, von welchen letzteren eines, sehr sohSn
gearbeitet nnd nur wenig beschädigt, mit einem Loche znm
Durchstecken eines Stiels versehen war, zwei andere, ein grös-
seres ond ein kleineres flaches dagegen mit Spalten, welche
den Zweck hatten, den Griff einzuklemmen; das vierte, spitzer
nnd dünner als die andern, war am hinteren Ende, in welchem
sich anscheinend ein Loch befunden, abgebrochen.
In der Flur von Windischbolzfaausen wurde 1883 bei
dem Aasheben der Moorerde ans einer Vertiefung, welche in
froheren JahrbuDderten «in Teich ausgefOUt haben aoll, dn etwa
: Cooj^lc
— 218 —
«in Zoll hoher ovaler Stein gefoBden, deBaon eine Seite nieht
ohne ein gewisiea kOostleriacfaea Geecbick za einwn metuicli-
liehen Antlitz ansgearbeitet worden iat, wJÜirend die andere
noch die arsprOnglicbo rohe Form seigt. Ob derselbe ein b«d-
niaofaas Idol gebildet hat, mius dahin geatellt blühen; jeden&Us
geheint er aas Torcbriatlioher Zeit bersutammen. Er ist all
Geschenk des Entdeokers, des Gutsbesitzers Wisset, in nosere
Sammlang gelangt. Eine ebendort gefundene rümische Münze
von Kaiser Trajan ist von dem Genannten an den Dr. Zsohiesche
gekommen.
In dem Willr5der Forste oberhalb SchOnthat wurde
1880 etwa in einer Tiefe von vier Fuss beim Ausroden eines
Baumos von den HolBhauem Friedrich Lahr aas Egstedt and
Bembard Hertel aus Urbich ein bronzener Kelt gefunden. Der-
selbe zeigt auf der einen Seite eine abgerundete Sehneide, auf
der anderen einen vierkantigen, an der Spitze abgestumpften
Dorn, auf dessen beiden, die Seitenflächen des Kelts bildenden
Seiten sich Rillen befinden, die in Vertiefangen endigen und
jedenEalls den Zweck hatten, einen hölzernen Stiel au&onehmen.
"Rin in der an die Willr&der Forst grenzenden Flur des
Dorfes Beohstedtwagd gefundenen Steinhammer befindet
üoh in dem Museum unseres Vereins.
Aach auf der gleichiaUs unfern der genannten Forst ge-
legenen Hieohbeimer Höhe ist 1876 ein Kelt au^cefunden,
der von dem Finder, dem Schüler der Erfurter Umdwirthsohaftr
lieben Schule, Oschmann, unserer Sammlung geschenkt Ist
Ein aebr interessanter Fund wurde 1869 in der Flor von
Höbisburg,' unfern des von dort Iftnge dem rechten Geraofer
naoh Holsdorf führenden Weges beim Ackern gemoobt, der in
unserer Versaounlang vom 16. November 1869 ausführlich be-
sprochen ist. Er bestand in einem Bronzegefliss , das einem
niedrigen Eimer glich. Es ist von eebr dünnem Bleche und
offenbar weder gegossen noch gewalzt, sondern gehämmert und
daher ohne Sporen einer Lotung. Nur der dazu gehörige BUgel
ist sUriter und möglicher Weise gegossen. Wir haben Mar
anscheinend ein Produkt der umbriechen Eunstthlttigkeit vor
uu, der ältesten, die ihres Weg nach Deutschland fand und
die der Gründung Roms noch vorausging, einen jener Bronse-
«nw oder fironaecysten, sitaUe wie die italienisohen QflehrtcBi
..C.oo^lc
— 219 —
sie za nefiDen pflegen, welche die alten GrSberfeMer in Um-
brien, namentlich in der Oegend von Bologna, in ao grosaer
ZabI bergen and von denen aioh auch mebrfacb Exemplare in
unseren nördlichen Gogenden, bo in der Nähe von Lttbeck, im
Hanno versoben nnd in einem Hoore in der Provina Posen ge-
fanden haben. Das Geßlss wird in ooserer Sammlung aof-
bewahrt. — Eine gleichfalls in der Feldmark von Höbiaborg
gefundene Bronzefibnla befindet eich in dem Besitse des Qold-
arbeiteri Äpell.
In der zum Dorfa Waltersleben gebfirigen Flor nnd
zwar etwa eise Viertelstunde westwärts von diesem Orte, hart
»n der Höbiaborger Grenze, an einer noch jetat „der todte
Mann" genannten Stelle, stiees im Herbate 1881 der Oekonom
Sobald auf einem ihm in Folge der Separation zageßJleaea
OrnndstUcke beim Ackern etwa 3/^ Fubs anter der Bodenobar-
fläche auf zwei Grabstätten; dieselben waren mit rie>ig«a,
schweren Kalksteinplatten bedeckt, etwa ein Meter tief, und
riagaum sorgßlltig mit Steinen ausgelegt. In dem einen Grabe
fand sich ein ToUetäudigeB Skelett, an dessen rechtev Schalter
eine wohlerbaltene, einen Fuss hoho, thönome, ge&llig gefonnte
Urne, die beim Anklopfen eines hellen Ton bÖren lieaa, and
an dessen Fassende eine kleinere zerbrochene Urne stand ;
ausserdem fanden aich zwei Armspangen und zwei kleinere
Ringe, beides von Bronze und zwei ziemlich gut erhaltene Schä-
del doliohokepbalor Form vor. Die bronzenen Armringe sind
an einer Stelle offen und durch kleinere zoUstarke Binge ver-
banden. An dem einen derselben hängt mne 18 Centimeter
lange Nadel, die wohl dazu gedient haben wird, das den Körper
bedeckende Qewand zusammen za halten. —
Aufgedeckt sind bis jetzt vier Gräber; anter den darin ge-
fundenen Skeletten befindet sich das eines etwa seohaeba Jahre
alten Hädobena, das eines etwa siebzehnjährigen Jünglings und
das eines bejahrteren Menschen. Anscheinend sind auf dem
fraglichen Grundetlicke noch mehrere Grabstätten vorbanden,
da der frühere Besitzer sich erinnert, beim Ackern verschiedent-
lich auf grosse Steinplatten gestoasen zu aein. — Das dritte nnd
das vierte der gedachten Gräber wurde am 6. November ej.
von dem Dr. Zachiesche aufgedeckt, wobei deraelbe einen grös-
seren Bronzerii^ mit geachlifi'eiiem Stein, kleinere Ringe, eim.
. Cooj^lc
— 220 —
Hftlskette^ eine Bronzenadel and üeberreite einer Armspange
nebst eioem Scbftdel, bei welchem keine anderen Knochen sa
bemerken waren, aofhnd. Nach einer Mittheilung in der „ThQ-
ringer Zutung" (Nr. 27 (Or 1881) bat der SehiUd dem Dr.
Zgchieeohe ansaer einem der Skelette einen bronxenen, eigen-
thilmlich geicrmten Ohrring mit grünblau Bohimmemdem Steine,
der jedenfalls der obenerwähnte ist, und einen mohrfoch gewun-
denen Fingerring überlaeaen.
Ein in der Flur des an Waltersleben grenzenden Sachsen-
gothaiachen Dorfes Roda, und zwar an dem Wege, der von
diesem Orte nach Erfurt führt, da, wo der Steigerwald aufhört,
von dem Qoldarbeiter Apell gefiindoner Bronzekelt befindet sioh
in dessen Besitze. Aach in dorn auf der entgegengesetzten
Seite an Waltersleben grenzenden, gleichfidls gotbüschen Dorfs
E i B eh 1 e b e n , sind altertbümliohe Gegenstände , namentliob
Stetnwe^Lzenge , gefunden.
ly. Aas dem rechtsseitig der Gera belegenen nördlichen
Thetle' des Landkreises Erfort sind , abgesehen yon den bereita
besprochenen, in den Feldmarken von GHspersleben Viti (West-
ahfaang des Rothenborges) und Ilvorsgehofen , prlüiistorische
Funde nicht sa unserer Kenntniss gelangt, wohl aber aus einigen
angrenzenden, jetzt zum Orossherzogtham Weimar gehörigen
Orten und der Feldmark des gothaischen Dorfes Weminga-
hausen.
So ist in der Flur des am Nordabbange des bereits mehr-
fach erwähnten Rothenbergos belegenen Dorfes Hittelhansen
ein vorgeschichtliches Leichenfeld von beträchtlicher Ausdeh-
nung entdeckt Eine bei dieser Gelegenheit su Tage gekom-
menen Pfeilspitze von Feaerstein gelangte in den Besitz des
Dr. Zschieecbe. Ehendaaeihst hatte man schon frQher beim
AnsBchaohten eines Brannens zwei Urnen, in deren einer eine
metallene Soheere, in deren anderer drei Pfeilspitzen lagen,
gefunden. Dieselben kamen in das Museum des hiesigen evan-
geli sehen Waisenhauses.
In dem angrensenden Dorfe Nöda befindet sich ein Bflgel,
desaen Form mit ziemlicher Bestimmtheit darauf deutet, daes
er ktlnstlioh aufgeschüttet worden and von dem wohl anzunehmen
ist, dasB Bein Inneres Ueberbleibsel der Vorzeit in sich sohlies-
B«n wird. Da w aber aof seiner Spitse mit Bibunen besetst
..C.oo^lc
— 221 —
iai^ hst eine Anfgrabnng nicht vorgenommen Verden können.
Dagegen sind im Jahre 1881 einige prSfaistorlsohe Gegenitüode,
so Fetiersteinwerkzeage, Spinnwirtel von Thon, Umenacherben
and Tbierknochen dort gefunden und in den Besiti des Dr.
Zscbiesche gelangt.
Sehr wfi OB ebene werth erscheiat es, dass be> den gleich&lla
auf dem Nordabhange des Rothenbei^a in der Feldmark des
weimariacben Dorfes Stotternbeim belegenen ErdhUgelgr&-
bero baldigst eine kunstgerechte Äufgrabang stattfinde, nament-
lich weil der eine, bereits geöffnet, sicher in nSchster Zukunft
-rerachwinden wird. Es sollen dort Skelette zu Tage gekom-
men sein.
Eine Anfgrabung nach allen Regeln der Kunst ist bei einem
al^ermaniBchen Grabhügel auf dem Falmberge bei Vippach-
EdelbauBen, etwa zwei Meilen nordöstlich von Erfurt, nach-
dem die dasu erforderlichen Mittel von der weimarisohen Re-
gierang bewilligt waven, 1869 von dem Professor Dr. Elopfleisch
so Jena bewirkt worden. Dieser H&gel hatte den stattlichen
Umfang von 70 Meter, bei einem DurohmeBser von 26 Meter
and einer Höbe von 3 Meter. Auf dem natürlichen F^senboden
desaelben fand sich ein etwa 10 Meter langes and 6*/, Meter
breites Steinpäaster, sof welchem die Leichen verbrannt waren,
wie die vielen Kohlen und Aschenroste zwiaoben den vom Feuer
stark gerötbeten und geschwärzten Steinen darthaten. ' Auf dem
künstlich zobereiteten Fassboden über dem Steinpflaster befan-
den »ich im Mittelpunkte der ganzen Anlage die Knocbenaber-
reate zweier Menschen, das von Steinen umsetzte, Feuerspuren
an Bioh tragende, aber vollständige ßkelett einer Frau; »a ihrem
Haupte in einer zerquetschten Urne eine Partie verkohlter Men-
Bchenknochen, wobl ein Theil der irdischen Ueberreste des Ge-
mahls, der eigentlichen Hauptperson, dem zu Ehren die ganze
Anlage errichtet war und den im Tode zu begleiten die treue
Gattin mit einem stattlichen Gefolge sich nach der damaligen
Sitte freiwillig dem Flammentode geopfert hatte. Um Skelett
und Urne herum lagen viele Stücke zerschmolsener Bronze,
darunter eine noch wohl erhaltene Brosche (Fibula), Beste an-
derer Nadeln und eines medaillonartigen Schmuckes, sowie eines
bronzenen verzierten Qefasses. Zur Linken des Skeletts be-
fanden sich drei verzierte leere Urnen, jetzt durch den Druck
.Cooj^lc
— 222 —
der auf iiman lastaDden Erde etwas cerdrilokt, nreprtlngliob wohl
mit Speisen and Qetr&nken zur Zehrang aaf dem Wege in das
jenseitige Leben gefüllt geweseo ; d^s volUtfindige Oorippe eines
Bosses , dam nnr der Kopf fehlte, da man diesen beim Leichen-
mahle den Göttern selbst darbrachte, während das Fleiseh Ton
den Personen, weloha dem Todtenopfar beiwohnten, Taizehrt
wnrde. — Anf der reohten Seite das weibliohen Skeletts fan-
den sich in einer ans kleinen Bruchsteinen gebildeten Einfas-
■ong Knoohen eines Hannes, wobl die der Hauptperson, die
in dar Umo nicht mehr Plata gefunden hatten. In weiterer Pe-
ripherie umgab, wohlgeordnet, die aufgeführten Oegenst&nde
ein Kranz menechlicher Gebeina, jedenfalls Ton den Dienst-
mannen herrilhrend, die beim Leichenmahle geopfert waren,
um ihren Herrn bei seiner Rmse in dos Jenseits zu begleiten.
Sie bestanden aber nur in Theilen des Körpers von den Hüften
abwärts, indem nach damaliger Sitte die Oberkörper den Flam-
men Überliefert waren. Ueber der ganaen Fläche des kfinst-
liohen Bodens mit dem Skelette und den Urnen lagen zahlreiche
Scherben der Gefässe, die zum TodtenopferroaUe gedient and
die mau dem Herkommen gemäss zertrümmert hatte, damit sie
nicht zu profanem Gebrauche benatat werden k&mten, unter
ihnen auch die Raste üner reichverziertea römischen Schaale
(patera) aus der Kuserzeit. — Ansserhalb der kUnstlioh zu-
gerichteten Grabstätte in der Peripherie des Hügels, aber etwas
niedriger, 1^ noch eine AnEahl trefiUeh erhaltener menschlicher
Skelette. Von solchen wurden dreizehn ausgegraben; die Zahl
wird im Ganzen aber grösser gewesen sein, da einige dort ste-
hende Bäume, welche man schonen wollte, die vollständige Aas-
hebni^ hinderten. Es waren jenes sicher die Resta des treuen
Gefolges, das sich freiwillig dem Todte geweiht hatte, um ■«-
nem Herrn in dem Saale W^allas zur Seite an eein,- während
die niederen Dienstmannen sich mit untergeordneten Himmels-
rämnen begnügen mussten. Die einzelnen Skelette waren teils
mit Steinen umsetzt, theils bloa in die Erde gebettet; neben
ihnen lagen Qefäsasoberben , ein Bemsteinring , ein Feuwetein
messer, eine Pfeilspitze von Feuerstein, ein Paar bronzene Ohr-
ringe, eine Gürtelaohnalte , eine Pfeilspitze von Knochen, ferner
Tbierknochen vom Opfermahle, auch Menschenknochen, welche
Brandspnren zeigten und wohl Kriegsgefangenen angehörten,
..C.oo^lc
— 223 —
die za Ehren des hier beatatteten HfitiptlnigB dem Feaertode
geweiht worden.
Die ganze Anlage gewährt einen neaen Beweis da^, dasa
bei einem und demselben Volke gleichzeitig LeichenTerbrennnng
und Beerdignng Sitte gewesen, sowie: dass Ger&tbe von Stein,
Knochen und Metall neben einander TOrkommen, diese Qegen-
»tände also ao sich noch nicht ausreichen, um eine scharfe
Scbeidelinte zwischen aofeinander folgenden Zeiträumen su bil-
den. (Elopfleiscb Ansgrabnngs-Beriobte ans TbOrtogen I. Weim.
1869. S. 3-10).
In dem närdlich von Vippacb-Edelhaaaen, hart an der
preuBsisohen Grenze, etwa «ae Stunde östlich von Sömmerda
belegenen, gleichfalls weimarisoben Dorfe Orlishansen, das
einer jedoch sicher nnbegrOndeten Sage nach von einem in
beidttiachar Zeit dort verehrten Gotte Orl oder Orla seinen Na-
men haben soll, ist im Jahre 1839 ein nicht unwichtiger Fand
gemacht. Es liegt dort neben einem Querthale des Höhenzuges,
der bei Werningahausen beginnt und nach Bnttelstedt zu ver-
läuft, eine vorspringende Landzunge, daa „Wenigefeld" oder
„hinter dem Birnbäume" genannt, die, bia sie in Folge der Se-
paration eingeebnet wurde, eine halbeiförmige, etwa 1500 Fnss
lange, nach Innen 2 bis 3, nach Aussen 4 bis 5 Fuaa hohe,
wallartige Erhöbnng trug, welche mit der Hauptfront nach Mit-
tag gerichtet war und wahrscheinlich von den alten TbSringem
als Yerschanzung, vielleicht in ihrem Kampfe mit den Franken,
angelegt ist. Hier stiess man beim Ackern, etwa einen Fuss unter
der Bodenoberflfiche , auf eine Steinplatte und, nachdem solche
abgehoben worden war, auf ein etwa einen Fuss im Durchrndsscr
weites, dreiviertel Fuss hohes, balbkugelfbrmiges ThongefSss,
in welchem zwanzig bronzene Bttgel oder offene lUnge and acht
Steinmoiset — also auch hier Bronze- neben Steingorttthen —
lagen. Da das GefÜss nicht nur, wie der rote Brach zeigte,
im Brennofen gebrannt, sondern auch mit einer dunkelfarbigen
Glasnr fiberzogen war, ao wird der Fund wohl aus einer Zeit
herrühren, wo die Kultur bereits etwas weiter vorgeschritten
war. Einige Bruchstücke dieses Gefässes — das Uebrige war
als werthloB von den Arbeitern weggeworfen — ' sowie zwölf
jener Ringe und vier Steinmeisel, von denen der eine sich
durch besonders sorgfältige Arbeit aaszeicbn^, sind in den
.v)0^[c
— 224 —
Besitz des £Uenbabn - Direktors Herrmann, der diesem Gegen-
stände, sobald er davon Eenntniss erhielt, eine eiDgefaeode
UntersQchung zuwendete, und mit den übrigen von diesem ge-
sunmelten Altertbfimern in unser Huseam gelangt
Bei jener Uutersnobang kam zur Spracbe, dass in der näm-
lichen Flar, als bebofs AusFührung der Separation Gräben ge-
sogen worden, eine Anzahl alter Gräber aufgedeckt sei. Die-
selben bestanden in konisch behauenen Steinplatten, unter wel-
chen Gerippe lagen, von denen nichts mehr zu erlangen gewesen
ist Dass sich an diesem Platze früher menschliche Wohnungen
befiinden, wird dadurch wahrscheinlich, dass sie noch jetzt den
Kamen „die alte Stadt" ißhrt. — Auf einer dritten in Orlishau-
sener Flur belegenen Stelle, einem Httgel, der Vogeleberg ge-
nannt, wo der S^e nach eine Burg König Heinrich des Vogel*
stellers gestanden, sind von Weimar aus vor längerer Zeit
Machgrabungen veranlasst, bei denen aber nichts als Reste von
Grundmauern und eiiüge menschliche Gebeine gefunden ist
Nicht sehr entfernt von dieser Gegend, bei dem in der
Mähe von Beichlingen belegenen Dorfe Harrae wurde das in
unserer Sammlung befindliche dreiseitige Beil aus Jadeit ge-
fnoden, das für so interessant gehalten ist, dass man einen Ab-
gusa davon für das ethnologische Museum zu Dresden hat an-
fertigen lassen.
Ein etwas apokryphischer Fund ist in dem gleich£alls in
der Mähe von Sömmerda belegenen gothaischen Dorfe Wer-
ningsbansen gemacht Dort stiess der Torfstich -Aufseher
Gräaser am 17. Juli 1824 in einer der dortigen Torfgruben in
einer Tiefe von mindestens acht Fuea auf eine grosse Fichte,
die in der Achtung von Suden nach Norden lag. Als man
solche mit grosser Anstrengung fortgeräumt hatte und auf den
Grund des Torflagers, wo die sogenannte Lende anlängt, ge-
langt war, fand man an der Stelle, wo die Baumworzel gelegen
hatte, ein rundes, mit einer Prägung und einem viereckigen
Oere versehenes Stück Metall, anscheinend von Zinn, 2'/, Zoll
im Darchmesser. Auf der einen Seite erblickt man einen bär-
tigen Kahlkopf Bwisohen den Buchstaben li. W., auf der andern
in awei Zeilen die Inschrift: „biUiario Woudano". Die Prägung
ist in Hantrelief, die Uedaille also jedenfalls gegossen. —
..C.oo^li.
- 285 -
Dm Original wurde nebit einer Über die Auffindung von
dem AmtscommiBsair SilberBohtag au^enommenen Urkunde an
die Kanzlei des Grundherrn von Wemingshausen , des FUreten
von Hohenlohe-Langenburg, Besitzers der Grafschaft Gleichen,
za Ohrdruf abgeliefert, von dem Direktor Krügelstein, dem
verdienten Geschicbtsachreiber Obrdrufs, aber behufs Abgabe
eines Gutachtens dem thüringisch- sächsischen Alterthumsrereine
EU Halle Übersendet. Hier ist sowohl Medaille wie Urkunde,
ohne daas das Gutachten abgegeben worden, sparloB verschwun-
den. Glücklicherweise sind jedoch vor der Ablieferung nach
Ohrdruf von der MedaiUe einige Abgttaee in Zinn angefertigt,
deren einer in den Besitz des Kisenbahn- Direktors Hemnann
und so in unsere Sammlung gelangt ist. — Ueber die Umstände
der Auffindung kann kein Zweifel obwalten, da dieselben amt-
lich and durch vollen Glauben verdienende Zeugnisse festgestellt
sind; desto räthselbafter ist aber das Fnndatflck selbst, da die,
wenn auch alterthümlichen , doch offenbar lateinischen Buch-
staben, mit der auf die Zeit des Heidenthums, in welcher der
Gott Wodan verehrt wurde, deutenden bildlichen Darstellung
nnd den Worten der Inschrift nicht zu harmoniren scheinen.
Geringeres Interesse bieten einige andere in dem Torfmoor
von Wemingshansen gemachte Funde dar. Am 14. Juni 1827
stiesB man in einer mehr als acht Fuss unter der Bodenober-
fiäche befindlichen Schicht, die aus Waldmoos, Laubwerk, Zwei-
gen, Fichtenzapfen, Holzkohlen und Holzasche besteht und auf
dem lettigen und kiesigen Untergründe ruht, auf einen grossen
Ficfatenslock , dessen Wurzeln einen Durchmesser von zwei
Fuss hatten, unter welchem die Knochenüberreste eines urwelt-
lichen Bindes lagen. Der Schädel desselben ist in das herzog-
liche Museum zu Gotha gelangt.
Am 20. August 1828 traf man, gleichfalls beim Torfgraben,
nachdem eine 3'/i Fuss mächtige obere Erdschicht weggeräumt
und 1 Fuss tief Torf abgestochen war, auf einer mit einer
StünumfasBung versehenen Quelle auf 7 Stück 3 Fubs lange
und '/, Fuss breite Balken von einer Eichengattung, die jetzt
in jener Gegend nicht mehr vorkommt, nnd die in der Weise
geordnet waren, das« ein Querriegel, der sich gleichfalls dort
fand, sie verbinden sollte. (Vide: Einiges Über das Vorkommen
meuBchlicber Wohnungen, welche sich in den Torfgruben bei
.oogic
WerningBhftaHen gafimden haben. Ällgem. Anzeiger oder Na-
tionalzeituQg der Deotsclien 1829 3. 1714.)
In der Flur der nordöstlich von SSmmerda im Kreiso
Weissensee belegenen Commende Griefstedt Bind mehrf«ch
Reste Torweltlicher Thiere gefnnden. Der BackKahn eines Harn-
mnths von sehr erheblicher Grösse ist durch den ehemaligen
Pächter des Gnts, den Oberamtmann Ulrich, in meinen Besitz
gelangt.
In dem gleichfalls im Kreise Weissensee, jedoch im nord-
westlichen Tbeile desselben, liegenden Dorfe LUtzensömmern,
und zwar aaf der FInr des v. Hansenschen Gutes, westlich vom
Dorfe, wurde 1882 ein sehr bedeutendes Leichenfeld aufgedeckt.
Es fanden sich wohl 60 and mehr Skelette, die reihenweise
nebeneinander unmittelbar im Erdreiche lagen, nur so tief, dass
die Pflugschar sie gegenwärtig, wo in Folge der Einführung der
Rühenkultur etwas tiefer gepflügt wird wie in früherer Zeit,
hatte bioslegen können. Neben denselben standen Urnen, die
aber, so weit sie noch erhalten gewesen, von den Arbeitern,
welche hofften Werthgegenstände in ihnen, zn finden, zertrttm-
mert wurden. Einige Fragmente derselben, so wie einen Feaer^
stoinkem, hat der Gutsbesitzer Boutin in unsere Sammlung ab-
geliefert. *)
Auch bei einer im Oktober 1882 besonders zu diesem
Zwecke vorgenommenen Nachgrabung haben sich ausser Schä-
deln und sonstigen Henschenknocben nur Umenbruchstacke odA
in der oberen Hälfte durchbohrte Lebmcylinder voi^efunden.
Die Stellen wo die Begrabenen lagen, waren auch hier dadurch
kenntlich, dass die sie umgebende Erde eine gegen den gelben
Lehmboden scharf contrastirende schwärzliche Färbung ange-
nommen hatte. Die Urnensoherben zeigen die roheste Form;
sie waren von verschiedener Dicke, nach innen zn schwärzer,
nach aussen gelbweisslich , einige dünnere unter ihnen hatten
einen matten Glanz. Es befand sich unter denselben ein Go-
fUssBtUck mit einem Henkel, auf welchem, jedoch sehr rohe blos
durch Eindrücke mit den Fingernägeln hergestellte, Verzierui^n
wahrzunehmen waren.
*) Anf demsolben Felde Eudea Arbeiter das Herrn Amtmann Sohöna-
tnann im April 18B8 ein Stäok Antimonglana , welches vom Barse dorthin
gebracht aein ku», da es sohon im 14. Jahrhondert rognlinisoh hergeitelll
toi in der Medioin g^traocht wurde. Dr, B. Weissenborn.
— 227 —
V. Unter den m dem links der Gera belegenen Theile der
Umgebong Erfnrta gemachten Funden ist wohl der intereasan-
teste der eines rersteinerten Menechen in Mühlberg. Die
FandBtelte war ein Steinbrach , der sich mitten im genannten
Orte in dem zum Gehöfte des Landwirths Cbr. Friedr. Beck
gehörigen Baiungarten befindet Das Terrain besteht zunächst
der Oberfläche aas einer gegen 1 m starken Lage Dammerde.
Unter dieser liegt eine 1 bis 1^ m mlLcbtige Bank von einem
■ehr wenig porüaen Tuffstein, der eine solche Festigkeit hat,
dasB er nur mit dem grössten Kraftaufwsnde gebrochen werden
kann und wegen seiner Eärte und Schwere sich nur zu Dm-
faoBimgsmauem und anderen Massenbanteo, nicht aber zum
Aomianeni von Faofawerk eignet £r besteht aas ungleich
groaaen Klötzen, die dnrcb schmale Spalten getrennt sind, in
welche beim Brechen Keile eingetrieben werden. Unter ihm be-
findet sich, meist durch eine Lage gelber griesiger Erde, soge-
nannter Tnfferde, bin und wieder aber auch blos durch einen
leeren Baum von ihm getrennt, eine gleichfalls etwa 1 bis 1}
m starke Schicht von einem leicht brechbaren sehr porösen
Tuffstein, welcher vielfach zu baulichen Zwecken verwendet
wird. - —
Unter dieser letzteren Bank nnn stiess man in den ersten
Tagen des Angnst 1873 beim Brechen von Steinen in einer
Tiefe von etwa 5 m unter der Bodenoberfläche auf das Gerippe
eines Moonea, noch so vollkommen erhalten, dass selbst alle
Extremitäten vorhanden waren, aber von dem Blalksinter, wel-
chem der Tuffstein seine Entstehung verdankt, so imprägnirt,
dast die Gebeine steinähnlich geworden waren. Es befand sich
in wagerecbtar Lage, mit dem Kopfe nach Norden und den
Füssen nach Süden. Seine Länge betrug mehr als 2 Meter,
deutete also auf einen Mann von einer, wenigstens gegenwärtig,
nicht mehr gewöhnlichen GrÖHse. Die Steinmasse hatte sich
derartig um den Körper herum gelegt, dass dieser auf das ge-
naueste darin abgeformt war, in ähnlicher Weise wie der Gyps
eine abzugiessende Skulptur umachliesst. An dem Kopfende
stand eine irdene Urne, welche, da man d^ei nicht mit nöthiger
Vorsicht zo Werk« ging, beim Aufaehmen zerbrach and dann
ein Spielzeug der Kinder wurde, von der aber noch eine ziem-
liche Anzahl von Scherben bei der von mir an Ort und Stelle
— 228 —
vorgeaommeDen Untersacbung vorhanden war, welclie auf ein«
nicht anerhebliohe OtÖbbs dea Oeßtssea soUieBBen liaBsen, und
welche ergaben, daea dieBes weder in einem Ofen noch über-
hanpt am Feuer gehrannt, aondem nur an der Luft getrocknet
Bei. Werkzeuge oder Schmucketticke hat man nicht gefonden.
Sobald etwas von diesem Funde in der Gegend bekannt
wnrde, atellten sich zahlreiche Besucher ein, die den versteiner-
ten Menachea in Augenschein nehmen wollten. Viele derselben
brachen Bich ein Enöchelcheo ab, um ea cum Andenken aofieu-
bewahren. Eine öffentliche Aufforderung aar Rückgabe blieb
erfolglos. So besteht denn der in den Beaita unserea VereinB
gelangte Ueberrest nur aas Bruchstücken, doch befindet sich
glüoklichar Weise unter diesen der noch leidlich arhalteno
Schädel, aus welchem sich ergieht, dass der einstige Träger
desselben zu den Dolichokephalen gehört habe.
In demselben Steinbruche sind früher versteinerte Blätter
gefunden, die einer Baumgattung angehört haben müssen, welofae
sich jetat in der fraglichen Qegend nicht mehr findet and dort
überhaupt ganzlich unbekannt ist.
Es scheint dieser Umstand darauf zu deuten, daaa daa in
Rede stehende Skelett derselben Zeit entstammen möge, wie
das Mammnth, dessen in dem Museum zu Ootba befindliches
Q^rippe anter gans gleichen geognostischen Verhältnissen in
dem SüBswasserkalke von Borgtonna gefanden worden ist, nnd
das in Stein verwandelte Skelett, welches man in neunter Zeit
in einem Steinbruche im Eremsthale nnweit Eremsmünater, neben
Resten des Höhlenbären und Gefäsaacberben primitivster Arbeit
entdeckt hat Jedenfalls musa eine anaehnliche Baihe von Jahr-
hunderten dazu gehört haben, bia die lose Erde, mit welcher
die Leiche einst heBcbilttet wurde, in Stein verwandelt ward
and bis zu einer Mächtigkeit von 5 m aufwachs.
Ein gleichfalls in der Flur des Dorfes Mühlberg gefdndenes
Steinwerkzeag befindet sich in dem Besitze des Schulzen Beck.
Auch in dem angrenzenden Orte Wandersieben ist einzeln
ein Steinmeiaael gefunden.
Eine fast unerschöpfliche Fundgrabe prähistorischer Oegon*
stände bildet der Höhenzag, der aof der linken Seite das Oera-
thal begrenzt and sich von Biacbleben, daa zum Herzogtham
Gtotba gehört, tlber daa bereita wieder preaaaiaohe Dorf Hooh-
..C.oo^lc
beim bis an das am Fasse der Cyriaksbnrg sich hinziehende
Bornthal erstreckt and bis dahin als der Flass auf sein gegen-
wbüges Bette beschränkt ward, die GTrenze des trockenen
Landes gebildet haben wird.
Am Fasse dieser Höhe, in der Flar von Bischleben, dicht
bei der Blaaschen Ziegelei, worden 1835 im Lehmboden in einer
Tiefe von drei Fnss das vollständige Gerippe eines aasgewach-
■enen Henschen, dessen Kopf nach Morgen gerichtet war, ge-
Atnden. Die Knochen waren brilchig and hatten ein schwärz-
liches Ansehen; auch bei dem Kopfe hatte sich der antere
Theil, die Kinnlade, von dem oberen gelöst Derselbe wnrde
flbrigens gleich den sonstigen Knochen sofort wieder vergraben,
so dass eine nähere Untersucbang nicht hat vorgenommen wer-
den kennen. — In der Nähe von jenem, so dass er die Backen-
knochen nmfasste, lag in einer Tiefe von kaam zwei Fnss ein
bronzener (nach anderer Angabe silberner), mit Windungen
versierter and mit einer Art Bötteberschloas versehener Ring,
der stark von Grünspan angelressen war und wohl dem dort
Bestatteten als Halsring gedient hat Es hing an ihm eine sehr
zierlich gearbeitete silberne Perle.
Bei Fortaetzang der Arbeit kamen in einer Tiefe von zwei
bis drei Fass mehrere gut erhaltene and verkalkte Gerippe,
regelmässig theils neben- theils antereinander liegend, sämmt-
Iteh mit den Köpfen nach Osten oder doch, and dies vorwie-
gend, Südosten in dem mit salpeterh altigen Streifes durchzoge-
nen Lehmboden, welcher nai* da eine schwärzliche Färbung
angenommen hatte, wo gerade eben eine Leiche bestattet war,
gleichsam eingekittet, enm Vorschein, welche alle sorgßlltig
aasgegraben warden. Die Länge derselben betrug bei den
grösseren 5 bis Ö'/i Fass. Bei mehreren von ihnen fanden
sich Gegenstände von Metall, Thon nnd Gtas. Es waren dies
namentlich ein Fingerhut, ein zerbrochener Ring von Metall,
ein StQck Metall, anf dem eine Figur eingravirt war, eine Perle
von Glas and Moswk, eine dergleichen von Stein, eine andere
von gewöhnlichem Glase, ein Fingerring nebet dazu gehörigem
Fingei^lenke. Die drei Perlen lagen in der Nabe eines Thon-
gefässes, welches jedoch von den Arbeitern zerschlagen war,
das eine sehr eigenthttmliche Form hatte, da es anf zwei gegen-
fiberstehenden Seiten eine viereckige, auf den beiden andern
Google
eine abgernudete OrondS&cbe zoigte, und das tod ansMii dan-
kelgrän, im Innern roth war. Steine oder Spnrea von Oewdl-
ben, die zur Aoinabme der Leichen hätten dienen können, fan-
den sich eben bo wenig wie Bretter, Asche oder HolskoUen,
so dasB es nicht zweifelhaft erscheinen kann, daas jene unmittel-
bar und ahne vorherige Verbrennong in dw Erde bestattet
sind. Da die Grössen der Gerippe verschieden, die Knochen
theils stärker tbeils schwächer, einige Hirnschalen dicker, an-
dere dünner waren, so sind hier offenbar Personen venehie-
denen Alters and Geschlechtes beerdigt worden.
Der neben der gedachten Ziegelei sich erhebende Berg
fuhrt noch jetzt den Namen „der Windeberg", sowie der an
dessen Fasse fliessende Bacb den ,jder Windebaoh"; es ist
daher nicht unwahrscheinlich, dass einst Wenden, die, wie be-
kannt, bevor die stavische Berölkerang von den Deatschen
anrückgedrängt ward, die hiesige Gegend inne gehabt and an
die noch jetzt viele Ortsnamen (Windischholzhausen, Windischen-
bemsdorf, Windischengrün, Windischenlaibaoh, Windiacban-
gülenreuth, Windischbaig, Windischletten, Windisobleaba n. a.
m.) erinnern, dort gewohnt und an der fraglichen Stelle ibro
Begräbnis Bst&tte gehabt. Auf slavische Abstammung weist
auch die eigenthümliche Scbädelbildung. Die Stirn ist hoch,
der Vorderkopf schmal, in den Schläfen bedeutend eingedrfickt
und lang , der Hinterkopf dagegen nnverhältnissmäasig gross
und rund; die Backenknochen stehen aoffallend hervor, ebenso
die Kinnladen. Merkwürdig ist os', dass man nicht eine Leiobe
gefunden, bei welcher auch nur ein Zahn gefehlt hätte. Die
Aagenböblen waren eher klein als gross, während das letitere
bei den Nasen der Fall gewesen zu sein scheint.
Die gefundenen Gegenstände gelangten meistens durch Ver-
mittelang des Generalstener-Inspektions-Sokretairs Blank, einea
Meiningers, in den Besitt des Bennebergischen altertfaamfor-
schenden Vereins.
Bei einer später fortgesetzten, diesmal kunstgerechten, Aua-
grabung wurden fast bei jedem Gerippe silberne Kinge von
verschiedener GrCsse, zum Theil noch mit Silberdraht amspon-
nen, silberne Fingerringe von angletcher Breite, theils mit
tbeils ohne Verzierungen, Perlen von Silber, von gewöhnlichem
Glase, von Glasmosaik and Perlmutter, sowie andere Gegen-
:.C00^[l
— 231 —
stftnde VOD Ohs, auch oin Würfel von Knochen oder Elfenbein
Torgefunden. Die grösBeren Ringe lagen stets in der Nähe des
Halses. In der Gegend der Hand fanden sich hei vielen Lei-
chen Messer von verschiedener Länge (2'/t I^'b 6 Zoll ein-
schliesslich des Heftes) and Breite (■/> bis 1 Zoll), deren Spi-
tzen znm Theil scharf zuliefen, znm Theit abgerundet waren.
Der Rost hatte dieselben meistens so zerfressea, dass sie beim
Herananehmeo in kleine Stacke zerfielen. — Ferner fand sich
eine runde, 3Vt Zoll Umge und *li Zoll dicke eiserne Speer-
spitze, eine Anzahl grosser, gewundener Reifen von gleichem
Metalle, welche 8^/4 Zoll im Durchmesser hatten und *|^ Zoll
stark waren, die oberhalb der Köpfe lagen und daher wohl als
Kopfiringe gedient hatten.
Nachdem die herzogliche Regierung zu Q-otha durch Mit-
theilongen in öffentlichen Blättern von der Sache Kunde er-
halten, fUhlte sie sich veranlasst einzuschreiten, was die Folge
hatte, dass die Äusgrabungs - Arbeiten etwas ins Stocken ge-
riethen; doch ist später, namentlich bei einer von dem Consi-
storial - Assessor und Direktor des Herzoglich Qothaiscben Mu-
seums HoErath Ewald, nnd dem Archivratb und Bibliothekar
Dr. Möller am 30. Mars 1843 vorgenommenen Nachgrabung
noch eine Anzahl von Gerippen und bei diesen ein fiacher
silberner Ring von 2'/t Zoll im Durchmesser, ein schmaler sil-
berner Fingerreif, ein kleiner silberner Bing von ■/■ Zoll Darch-
messer, der in einem am Kopfe einer Leiche stehenden, stark
ausgebauchten, irdenen Qeßisse von €'/■ Zoll Breite und 3 Zoll
Höhe lag, ein grosser gewundener eiserner Ring von 8 Zoll
Durchmesser und '/^ Zoll Dicke, zwei Hälften eines kleinen
Messers u. a. m. gefonden.
Diese Gegenstände sind meistens in den Besitz des herzog-
lichen Musenms za Gotha gelangt; ein Verzeichniss derselben
wird in: den Beiträgen zur Geschichte des deutschen Alterthnms,
herausgegeben von dem Hennebergischen alterthumforecbenden
Verein. Lieferung V. S. 97—100 mitgetheilt Es befindet sieb
unter jenen Gegenständen auch eine barbarisirte MUoze des
Kaisers Justinian I. (527 — 565), wodurch das Alter des Fundes
auf die zweite Hälfte des sechsten Jahrhunderts, eine Zeit, wo
diese Gegend wenigstens theilweise von Slaven bewohnt war,
festgestellt wird.
DictizedbyGoOt^lC
— 330 —
eine abgeimdete GnindflSche zti^ ^<< "^SlLhe von Bisch-
kelgrOn, im Innern roth w- ^-^"^^ Steinmeisel Topf-
ben, die »nr Ao&ah- '„^V^*" also wohl emer
den «ich ebeT. ,. ..7-;- -gähnte, entdeckt. Anf
Bo dass ea .>V ->> ^ "''J, i«» "^«'' EiBenbahn-
bar und ^-r ";t^'%^'''°" ^°™'' g^'^ö^en. Die
■ 3 T) .<-'"1I- -,,'^'V^^nern zum Thongraben benutzt
theiis B .^\":'-i,^'^ . , „,
j .-' - >^ avg ^^^ voi^edachten Höhenzages, in
j '■•' ''*jac-^'^Bi( ''"^ mehrfach prfihistoriBche Gegen-
.•^jiT'' *X'"'*6are"'t* '"' Jahre 1754 der StoBszahn eines
fH' h^foi^" htot^"- J^^raelbe gelangte in den Besita dea
/ ^"^tr^ ^k'öIio'' MuaenroB, bei dessen Brande er zu
t-nT^ ef^ngtaelbe Schickaal traf zwei andere, ähnliche
''"i^^^äiS i»"^ ^^^ ^^ ^^^ Grundstücke des Landwirths
^W* ^'^ feefo"^"^ """^ ^'*'* *'*'" Eisenbahn-Direktor Herrmann
Sfeb'^ 'j^og det Waisenhauses übergeben waren. Der letzi-
jtr ^""'paad gab mir und einigen anderen Alterthamsfrennden
«r^^'f -aog «" einer näheren, an Ort und Stelle Torgenomme-
f^^^gfsuchnng und Kachgrabung. Es fand sich dabei: dass
o^" (ig^rlicli ^0^ »in im Dilavium eingebettetes, Tollständiges
'"^^^uthskelett gelegen habe; die noch vorhandenen Enochen-
M waren aber sc brüchig, dasa sie beim HeraosLeben zer-
jTeJei)- ^'^ ^^"^ aufgefundener Mammuthknochen ist aber, eben
^ ffie ein 1871 im Eies in einer Tiefe von fünf Fusa unter
jer Erdoberfläche gefundener Steinbammer in unsere Sammlung
gekommen. — Etwa hundert Meter von dar Fondatelle der
]tfsmmuthknocben haben sich in den Über den dortigen Stein-
brüchen lagernden, ftinf bis zehn Meter starken Eiesschichten
mehrfach angeschwemmte aber vollständig verkalkte Hirsch-
geweihe und ganz vorzüglich erhaltene Zähne von Raubfischen
gefanden. Aach ein in meinem Besitze befindliches sogenauntea
Ammonshom von bedeutender Orösee (der grössere Durch-
mesaer sechs, der kleinere fünf Zoll), das in der Mitte künat-
lioh durchbohrt iat, ist in dem Höhenzuge in der Kähe von
Hochheim gefunden worden.
Beiläufig mag erwähnt werden: dass auch in den Fluren
der auf dem westlichen Abhänge des vorgedachten Höhenzuges
gelegenen gotbaischen Orte, so in Dietendorf, Ingers-
.Cooj^lc
— 233 —
leben, HolBdorf and MoUchleben einzelne prätiiatoriBcbe
Gegenatande — Steinmeiael, Topfscherben , Tbierknochen a.
dergl. m. — gefunden sind, welche theilweise in den Besitz
des Dr. Zschiescbe gelangten.
VI. Einige auf der Fortsetzung des die Gera auf der lin-
ken Seite begleitenden Höhenzuges, nördlich vom Bomtbalc,
1873 in der Feldmark von Alach gefundenen QegenBtKnde,
namentlicb ein Steinwerkzeug und Umen-BmcbetDcke, sind durch
den Revisor Pause in unsere Sammlnng gelangt und in unserer
VerBammlnng vom 16. December 1873 nSber besprochen. In
jener befindet eich gleichfalls ein im Jahre 1854 zu Zimmern
sapra gefundener metallener Armring.
Von gröaeerßr Bedeutung ist die Aufdeckung eines Leichen-
feldes in der Flur von Gispersleben Kiliani. Es geschah
dies im Jahre 1869 auf einem westlich von der vom genannten
Orte nach KQbnhausen führenden Eunststraese belegenen Grund'
stQcke, auf dem s. g. kleinen Rothenberge, bei Gelegenheit der
AnsBchacbtung eines Einschnitts zur Anlage eines durch die
Separation nothwendig gewordenen Eulturweges. Die Leichen
lagen ziemlich auf der Kuppe des Böiges, etwa 2 bis 3 Foss
unter der Oberfiäche. Nach der Versicherung des Maurers
Hagedorn, der die Arbeiten leitete, sollten bis zum 15. Febr. ej.,
wo die Lokalität von einigen Mi^Uedem unseres Vereines in
Augenschein genommen ward, schon etwa 20 menschliche Ge-
rippe gefiinden sein, eine Zahl, welche jedoch der Gutsbesitzer
Lange -Kästner, der die Arbeitsstätte mehrfach besucht hatte,
für etwas zu hoch gegriffen erklärte. Bei jener Besichtigung
worden noch mehrere in Stücke zerbrochene Schädel sowie eine
Partie anderer Gebeine, die, da sie schon längere Zeit dor Luft
auegesetzt gewesen, steinhart geworden waren, vorgefunden.
Andere Knochen worden im Beisein der Kommission aufgedeckt.
Alles äbrige war bereits mit der aasgeschschteten Erde abge-
fahren. Die Skelette hatten weder iu Steinkammem noch in
hölzernen oder sonstigen Behältnissen, sondern unmittelbar in
der Erde gelegen und zwar nicht auf dem Bücken, sondern
gleichmässig auf der linken Seite, mit nach Erfurt zu, also nach
Mittag, gekehrtem Gesichte, theilweise mit eingezogenen Knieen.
Ein noch gut erhalten vorgefundener Schädel charakterisirte sich
dttrcb ein ungewöhnlich niedriges Stirnbein; der an der Beaicb-
.Cooj^lc
— 234 —
tigung theilnelimeDda SanitÜtsrath Dr. Axmatm erUäite ihn für
den eines Kindes, da daa Stirnbein noch nicht verwachsen sei.
An Geräthen ist nichts als eine Partie Umenscherhen, die maa
aber nicht aufbewahrt hatte , nnd ein sehr schön gearbeitetw
Steiomeisel von SerpentioBtein , der in dem Genicke eines der
Gerippe gelegen hatte, gefunden. Er ist in unsere Sammlnng
gekommen. Einen eben solchen, der bereits früher dort aufge-
funden war, hatte der Besitser des Grundstücks Straube an sich
genommen. Letzteres ist auch der Fall in Betreff eines vor
einiger Zeit an derselben Stelle gefundenen steinernen Krenses
gewesen, das eine Inschrift enthalten haben soll und das der
Eigenthtimer za einer Thürschwelle hat verarbüten lassen. Es
ist aber sehr wahrscheinlieh, dasa dieses Kreuz eben so wenig
wie ein bei Anwesenheit der Kommission gefundenes Fragment
eines Einscblagmessers in irgend welcher Besiehnng za dem
lieichenfelde steht. In unserer Versammlung vom 13. Juli 1865
ist über den in Rede stehenden Fond ausführlich benähtet
worden.
Auch auf der nordwestlich von dem kleinen Rotbenberge
zwischen Gispersleben and Tiefthal belegenen a. g. Ereyen-
burg, einem Vorberge der Schwellenburg, ist ein ans der Stein-
zeit berrahrendes Leiobenfeld entdeckt worden. Ueber- den Ver-
folg der dort vorgenommenen Ausgrabung, bei welcher sich ein
menschliches Gerippe so wie ein Streithammer aus Knochen,
wahrscheinlich von einem Rennthiergeweih , der mit eingegra-
benen conoentrischen Ringen verziert ist, vorfand, wurde von
dem Eisenbahn direktor Hemnann in unserer Versammlung vom
31. Januar 1871 ansführlieh Bericht erstattet. Der Streithammer
befindet sich in anserer Sammlnsg.
Bei einer im Jahre 1881 auf der Schwellenburg selbst
von dem Dr. Zschiescbe vorgenommenen Ausgrabung hat die-
ser Ueberreste eines riesigen Menschen gefunden, dessen linkes
Schienhein 0,41 m (gewöhnlich 0,39 m) lang war, nnd der einem
dolichokephalen Volksstamme angehört hat. Daneben wurden
Topfscherben , Tbierknochen, Werkzeuge von Knochen ood
Fenersteinmesser gefunden.
BinzeUunde sind in dem weiter unterhalb im Qeratbale ge-
legeueo Dorfe Elxleben gemacht, so ein Stünhammer (im
..C.oo^lc
— 235 —
Besitie des Dr. ZscliieBobe) and ein Steinmeisel (in dem das
Ziegelflibesitzers Busch zu Bischleben.)
Zu den im G-erathiJe selbst gefundenen Oegenständen ge-
boren einige eiserne Hufeiaen, welche in der Flor von KUhn-
h aas es bei der Ziehung eines Grabens in einer Tiefs tod
10 Fass KU Tage gekommen sind. Wenn man beracksiobtigt,
dass sich der Boden dort durch Aufscbtremmung in einem Jahr-
hundert etwa um einen halben Fuss erhöht, so deutet jene Tiefe
auf ein Alter von etwa Ewei Jahrtausenden, also die Zeit, wo
die Römer bis in die hiesige Gegend gedrungen sein sollen.
Die Lage der FandetUcke hereobtigt ku dem Schlüsse, dasa sie
von einer Scbmiedewerkstatt herrühren.
Ein Tie] höheres Interesse bieten die auf der Feldmark von
Andisleben gemachten Funde. Daselbst Btiesson im Jahre
1854 auf dem Grundstücke, welches damals dem Schiedsmann
Job. Vollrath zugebörte, demnächst in den Besitz der Wittwe
Schütz gelangt ist und östlich von der von Erfurt nach Gebeaee
föbrenden Eunststrasse, an diese anstossend unfern vom genann-
ten Dorfs gelegen, die Einwohner Karl und Friedrich Schneegass
beim Eröffnen einer Lehmgrube etwa 2 Fuss unter der Ober-
6äcbe auf ein thönemes Gefass. Einer der Arbeiter zerschlag
dasselbe aas Unvorsichtigkeit in viele kleine Stücke und es kam
hierbei eine Anzahl darunter gelegener Bronzesacfaen zu Tage.
Die Gegend, in welcher der Fundort sich befindet, ist vollstän-
dig eben; von Hügeln, natürlichen sowohl, wie solchen, die man
als von Menschenhand aufgeworfen ansehen könnte, ist nicht die
mindeste Spur vorhanden. — Schon früher sind in derselben
Feldlage, insbesondere beim Ausbau der erwähnten Kanststraase
hin und wieder kleine Urnen mit Asche, Knochen, angeblich aacfa
Münzen gefunden worden, was zu der Annahme geführt hat, dass
in der Urzeit dort eine Begräbnissstätte gelegen habe, and man
daher hoffen könne, bei sorgßiltiger Durchforschung jener Flur
noch weitere Ueherbleibeel des Alterthums zu finden.
Es hat mich dies veranlasst, an Ort und Stelle nähere Er-
mittelangen ansuatellen. Das Ergebnise derselben ist das nach-
stehende gewesen.
Der Arbeiter Friedrich Scharf hat zu drei verschiedenen
Malen beim Ghraben Ij bis 2 Fuss unter der gegenwärtigen Erd-
oberfiädie an der Qrenia zwischen der homoien Ackererde
:. Cookie
— 236 —
nnd der dessen Untergrund bildenden Lebmacliicbt , mit der
nnteren Hälfte in die letztere eingegraben, Töpfe gefunden,
welcbe mit den jetzt gebräucbliohen grosse Aehnlichkeit halten,
nur dass sie sieb nach oben zu bedeutend verengertOB. Sie
hatten etwa '/i Fuss im Durcbmeaser und eine Höhe von 1 Fass.
In denselben fanden sich Knochen, die so gut erhalten waren,
dass man die Q«lenke noch deutlich erkennen konnte, aber so
fein, dass man sie für die von Kindern halten musste, ausser-
dem verschiedene Gegenstände von Bronze, die aber so stark
von Grünspan zerfressen waren, dass sie beim Herausnehmen
in Trümmer zerGelen, endlich auch dänne Metallblättcben , an-
scheinend von Silber, aber gleichfalls so von der Oxydation an-
gegriffen, dass sie bei der ersten Berllhrnng zerbröckelten. Die
Form von Geldstücken haben solohe jedoch nicht gehabt, wie
sich denn überhaupt nicht hat feststellen lassen, dass wirklich
je dort Münzen gefunden sind. — Einmal ist man beim Lehm-
graben auf zwei ziemlich grosse, offenbar künstlich neben ein-
ander gelegte Steinplatten gestossen; da es aber sehr bedeutende
Arbeit erfordert haben würde, dieselhen emporeubeben , so hat
man nicht untersucht, ob sich unter ihnen Gegenstände befän-
den, und es vorgezogen, an einer andern Stelle eine Lehmgrube
zu eröffnen. Es würde aber wohl möglich sein den Ort wo jene
Steine liegen wieder aufzufinden, wie es denn auch in der Ab-
sicht liegt, dass Professor Klopfletscfa zu Jena, der von der
historischen Commission der Provinz Sachsen mit der Auf-
deckung der in dieser vorhandenen prähistorischen Reste be-
auftragt ist, die Gegend von Andisleben einer genaueren Unter-
suchung unterwerfe nnd an geeigneten Stellen Kacbgrabnngen
anstelle.
Die bei der Eingangs gedachten Gelegenheit gefundenen
Gegenstände sind nachstehende:
1) Das, wie oben erwähnt, zertrUmmerte Thongeftes. Die
Stücke desselben zeigen nur eine schwache Krümmung, wie
sie der Gestalt einer Schale entspricht, so dass sie einer sol-
chen, nicht aber einem Topfe oder einer Urne angehört haben
müssen, massige Haltbarkeit, eine rothe Färbung an der Aussen-
seite, dagegen einen dankein Bruch im Innern. Das Qeftss
ist von einem ziemlich feinen Tbone angefertigt, anscheinend
nicht im Brennofen , sondern an offenem Feuer gebrannt und
..C.oo^lc
- 237 —
nach dem Brennen mit ainem Ueberzuge von rother Fwrbe rer-
•eben, der leicht abblättert.
2) Ein spiralförmig mit Draht umwickelter Stift mit einem
rimdeo Knopfe an dem einen Ende, von welchem ein bUgel-
förmiger Drabt nach dem andern hingeht, wo aicb wahrschein-
lich früher ein ähnlicher Knopf befunden hat. An die Mitte dou
Stifta ist ein gekrümmter Dom augesetst, der am AnBchluis-
ponkto mit einem grösseren, aaf jeder Seite aber mit zwei klei-
neren randen Knöpfen versehen ist. Es kann kaum einem
Zweifel unterliegen, dass dies Geräth eine Gewandnadel (Fibala)
ist, zu welcher arsprünglich noch eia breiteres Blatt oder eine
Spange gehört bat, die an einer kleinen, noch jetst in der Mitte
der Spirale sichtbaren Spitze angelöthet gewesen tst und dazu
gedient hat, in eine am entgegengesetzten Ende befindliche
Hülse den Dom hineinzustecken und so das Gewand zu halten.
3) Zwei Stücke berlockenartigen Schmuckes. Sie besteben
aas sechs kleinen Kugeln, vier in einer Ebene, die beiden an-
dern oben und unten, die an einem in der Mitte befindlichen
Körper haften; an der oberen Kugel ist ein starkes 0er, ver-
mittelst dessen das Ganze an einer Kette hängt Doch ist die
Kette des einen Stückes vom Oere getrennt Der Durchmesser
der KUgclchen ist 4 Linien. Die ganze Berlocke ohne das Oei'
ist 1 Zoll, das letztere ö Linien lang; die lose Kette bat 30
Glieder und eine Länge von 4 Zoll, die andere von 2 Zoll bei
22 Gliedern.
4) Eine grössere Kette nebst drei dazu gehörigen Haken.
Jene besteht aas je zwei kleineren, mit einander verbundenen
Gliedern, die an der Seite, wo sie aneinanderstoasen, von einem
Wolate umgeben sind und auf der entgegengesetzten kleine
Knöpfchen zeigen. Durch die in ihnen befindUchen Oeffnungen
geben grosse Knge, welche gerade nur so viel Spielraum haben,
dass noch eine Bewegung möglich ist Ein solcher grosser
King verbindet stets zwei Paare der kleineren Glieder. Der
noch erhaltene Theil der Kette enthält sechs kleinere Olieder-
paare und ebensoviel grössere Ringe, von deren äassersten aber
eine Hälfte abgebrochen ist Ausserdem fanden sich noch fünf-
zehn einzelne Stücke, theils ganze grössere Ringe, tbeils Frag-
mente von solchen, bald mit, bald ohne die kleineren Glieder-
paare, mehr oder weniger durch Schmelzung aas der Form ge-
: CoOJ^Ic
bracht, vor. — Vod den Haken ist der grössere sehr sieriicb;
er hftngt mit einem 0er itn einem grossen Ringe, auf dessen
en^egengesetzter Seite sioli noch ein kleines Qliederpaar, was
dem an der Kette gleicht, befindet, so dass es als unzweifelhaft
angesehen werden moss, dass die vorgedachte Kette nnd der
Haken snsammengehören. Der letztere enth< znnfichst dem
Oere ein breites Stück, das aof jedem Ende einen Knopf und
in der Bßtte eine vierkantige, mit vertieften Linien amzogene
Erhöhung hat; daran schlieset sich eine Einaiehang, an die
letatere ein Wulst. Der eigentHebe Haken verjüngt sich all-
mftblicb nnd ist von zwei Doppelreifen eingefasst. Das Ende
der Spitze ist kantig, nach answ&rts gebogen nnd mit zwei
kleinen Kugeln verziert. Die Läogenausdebnnng vom 0er bia
zur Umbiegung der Spitze betr> 6, die grösste Breite l'/a
Zoll. — Die beiden andern Haken siod kleiner und einfacher.
Der eine, besser erhaltene, aitst nicht an einem grossen Knge,
sondern haftet an einem kleineren GUederpaare jener Kette;
die ftnssere Spitse ist sehr stark nach aussen gebogen und
gleicbCAllB mit zwei kleinen Kugeln verziert; der andere ist
jenem ähnlich, nnr dass er in noch höherem Qrade die Ein*
Wirkung des Feuers zeigt und da, wo er an dem GUederpaare
gesessen, abgebrochen ist.
5) Endlich fanden sich noch einige Stücke zusammen-
geschmolzener Bronze, auf die das Feuer in dem Maaase ein-
gewirkt halte, dass die ursprüngliche Form nicht mehr genau
zu erkennen war, die aber feineren Gegenständen, wie die
Kette ist, angehört zu Laben scheinen.
Die Beantwortung der Frage: zu welchem Behufe die noter
3} und 4) Bufgeföhrten Fnodstücke gedient haben mögen, würde
einfacher sein, wenn man etwas ganz Gleiches bereits anderweit
in einem altgermaniscben Gtrabe gefanden hätte. Dies ist aber,
so viel sich bat ermitteln lassen, nicht der Fall, obwohl mancher-
lei Stücke, die eine gewisse Aehnlichkeit darbieten, gefunden
worden sind. Am wahrscheinlichsten ist es, dass das Gehänge
einen Theil eines Pferdegeschirres gebildet hat. Aus Tacitaa
(Germania oap. II) ist bekannt: das« die Germanen viel anf
Pferdeschmuck gehalten nnd dass solcher namentlich za den
Gegenständen gehört habe, welche ein bei den Fürsten beaoii>
dem beliebtes Geschenk bildeten, sowie (ibid. cap. 27): daaa
hftufig mit der Leiche auch das LeibroBs, gewiss also auch
dessen ÄasrOstnag, den Flammen Übergeben wurde, wie sieb
denn aach vielfach in altgermasiBchon Ghilbern dergleichen vor-
gefunden hat.
DasB wir es mit einem Werke römischer Technik za thon
haben, kann man mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen. Nicht
nur dentet hieraaf die Form, die weder archaiBtiscb , wie bei
dar etruriachen ist, noch den eigenthtlmliohen Typus der kel-
tischen ond germamsohen Arbeiten an sich tritgt, sondern auch,
und zwar diese gane besonders, die Composition des Materials,
das aus Kupfer und Blei besteht , während sich , namentlich die
Ktrosker und die Kelten, stets des Kupfers und Zinns znr Her^
Stellung des Erzes bedient haben. Auch ist festgestellt, daas
die Bronze, in welcher das Kupfer mit Blei legirt ist, ohne
Aoanabme einer späteren, in der Technik schon TorgeBchritte-
neren Zeit angehöre.
Dem Direktor LindenBchmidt sind ilbrigens die beBchrie-
benen FundstUcke so wichtig erschienen, dass er AbgQaae tos
denselben Air das Mainzer Museum hat anfertigen lassen. Die
Originale befinden sich in meinem Besitze.
Wenn ich hier noch eines Fandea gedenke, der, streng
genommen, nicht hierher gehört, da dar Fundort ausserhalb
des Kreises liegt, welcher den Gegenstand dieser Mittheilungan
bildet, so geschieht dies weniger seiner Reichhaltigkeit oder
Eigentbttmlichkeit wegen, als weil er die Veranlassung zu einem
1776 von Heinr. Aug. Frank in der hiesigen Akademie der
'Wissenschaften gehaltenen und in, deren JahrbtLchern (Acta
Academiae scientiar. qoae Erfarti est ad ann. 1777 pag. 177 bis
200 mit 1 Kupfertaf.) abgedruckten Vortrage gegeben bat, auch
damals die FundstUcke in den Besitz der Academie gelangt sind.
In dem etwa zwei Stunden nördlich von Langensalza be-
legenen Dorfa Neuenhailigen pflügte ein Bauer beim Ackern
einen Dolch aus; als ihn dies zum weiteren Nachsuchen ver-
anhuste, ümden sich noch elf dergleichen. Nor einer von diesen
war aus einem Stücke gearbeitet; bei den übrigen war der
metallenoe Qriff mit kleinen Nttgeln an der Klinge befestigt
Welcher Art dies Metall gewesen, ist nicht gesagt, doch ist
kaum za bezweifeln, dass es Bronze gewesen, da angeführt ist,
daes es mit OrUnspan überzogen gewesen eei. Die Qriffe waren
..C.oo^Ic
— 240 —
theils gewunden, tbeils gtatt, einige mit Linien versiert; die
Ehingen zweischneidig, '/« ^Ue lang, die Spitsen abgenmdel.
AaBaerdem wurden etwa 60 keilionnige Werkseuge (Kelte), ein
Armring, eine auf beiden Seiten zugespitste, in der Mitte and
auf beiden Rändern geriefte Hacke mit einem Loche, durch das
ein Stiel gesteckt werden konnte und eine Röhre, die fllnfmal
in gleichmässigen Abatändeti mit je fOnf Reifen verziert war,
gefunden.
Alle dicBO Clegenstände lagen in einer gewiBien Ordnong;
swei grOsBere von ihnen, ein Dolch, welcher an Länge die
Übrigen um das Doppelte übertraf, und die Hacke in der Mitte
von den andern Stücken im Kreise nmgeben.
Auf demBelben Grundstücke, aber in einiger Entfernung
von dem vorerwähnten, wurden zu anderer Zeit zwei menach-
liehe Armknochen, an deren jedem 7 bis 8 Brouzeringe steckten,
gefunden, von denen aber nur vier in den Besitz der Academie
gelangten, da die übrigen zu Schuhschnallen und Kaffeelöffeln
verarbeitet waren.
Auch schon früher waren in jener Gegend mehrfach Har-
niBche von Bronze oder Eisen gefunden, die man gleichfalls zu
Geräthachaften verarbeitet hatte. Merkwürdig ist die grosse
Menge römischer Münzen, welche man in derselben Gegend ans-
geackort hat — einmal eine ganze Wanne voll — so dass es
bei den Frauen Üblich wurde, dergleichen als Schmuck zn
tragen und sich häufig dergleichen in den Klingelbeuteln fanden.
Eine silberne, die der Academie zuging, war von Kaiser Äntonin;
es scheint aber, dass dieselbe in keiner Beziehung zu den vor-
erwähnten Funden gestanden. Die letzteren will Frank den
Cimbem beimessen.
VII. Zum SchluBse muBS ich noch einiger Gegenstände ge-
denken, von denen es nur bekannt ist, dass sie in der hiesigen
Gegend gefunden sind, aber nicht, in welcher Feldlage, so dasa
■ie sich nicht in der zur Anwendung gekommenen Reihenfolge
haben unterbringen lassen.
Es Bind dies: ein Streithsmmer von einer sehr harten Stein-
art in dem Museum des orangeÜBchen Waisenhauses (vid. Ver^
zeichnias der Kunat-Sammlungen im Museum des evangelischen
Waisenhauses S. 88 Nr. 120) und eine grosae Urne in unserer
:, Cookie
— 241 —
Sammhuig, rfiokücliÜicb deren Herknnft man nur weies, dasa
sie im Weünariaoben gefunden worden.
Fassen irir nun die aacblicben ErgebnisBe der Torstebenden
Nacbricbten überiicfatUch und systematisch zusammen, so muss
BUTörderst eingeräumt werden: dass, so grOBs auch die Menge
der Fnnde sein mag, sich doch keiner darunter befindet, dorch
welchen sich mit völliger Sicherheit die Existenz des Men-
schen in der Diluvialperiode nachweisen läsat Ein hoher
Qrad der Wahraoheinliobkeit spricht aber allerdings bierfllr bei
dem Mliblberger versteinerten Manne. Minder zeugen hierfUr
vielleicht noch seine Umwandlang in Stein, die 15 Fbss mäch-
tige Sohicht eines theilweise aeb- festen Conglomerates, die sich
über ihm gebildet hat, und die Spuren einer wenigstens hier
gegenwärtig verschwundenen Flora, wie, dass unter gane glei-
chen geognostischen Verhältnissen anderswo vorwaltliche Thiere,
namentlich das Mammuth, gefunden sind, so dasa man wohl zu
dem Schlüsse berechtigt ist : dass jener Mensch gleichzeitig mit
diesem existirt habe. — Zweifelhi^r ist es, ob die im Torf-
moore von Wemingshauaen gefundenen klinatlicb bearbeiteten
Hölzer einer in der hiesigen Gegend nicht mehr vorkommen-
den Baomgattnng gleichfalls aus jener Periode stammen. Da-
gegen sind Bonatige Funde aus der Diluvialzeit oder doch
wenigstens dem ältesten iS'luvinm, neben welchen keine Sporen
einer gleichzeitigen Existenz des Menschen eich gezeigt haben,
nicht Briten gewesen, bo die Mammuthsreste , die am Rotben-
berge, vor dem Schm-dtstedter Thore, bei der Villa, in Hocb-
heim and zu Griefstedt gefunden sind, das Geweih eines lUesen-
hirschas von der Elemmschen Brauerei, das vorweltliche Rind
von Wemingshausen, die Backenzähne eines Urs vom Rotben-
berge und die Ämmoniten vom Brttbl und von Hochhetm. Aach
der auf dem Salzbergwerke gemachte Frtd dUrfte hierhin zn
reebnen sein.
Viel zabirächer sind die Ueberbleibael ana der Steinzeit,
tbeils in Steinwaffen, theile in Steinger&tben bestehend. Hierhin
gehören die Fände von Nenerbe, dem Rotbenberge, dem Äugnsta-
parke, von Mittelfaaoaen , Büealeben, Bechatedtwagd, 'Eiachleben,
Orlishaoaen, Harras, Mühlberg, Wandersieben, Hocfaheim, Dieten-
dorf, Alocb, Gispersleben Kiüani, der Sohwellenbarg and Etz-
CdO^^lc
— 242 —
leben. Wie weit dieselbeD der paläolithiBchen, Trie weit aie der
neolithisclieii Periode angehören, hat sich nicht überall genau
feetstollen lassen ; von den meisten derselben, so namentlich von
dem Btissleber Funde ist aber das letztere unswerfelhaft. Hervor-
zabeben sind hierbei insbesondere die Beile von Nephrit (Rothen-
berg) und Jadeit (Harras), Steinarten, welche in der hiesigen
äegend in oatürlichem Zustande nicht vorkommen, sodann das
bei Windiachbolzhaoscn gefundene Idol.
Seltener ist man auf Qeräthe aus Knochen gestosaen,
doch gehören hierhin die auf dem Rotbenberge geladenen Werk-
zeuge, das zu einem Handgriffe verarbeitete, mit Schnitzerei
versehene Hirschgeweih vom Fiscbersande , das sugespitzte
Hirschgeweih vom Äugustaparke und der mit concentrischen
Ringen verzierte Streithammer von der Erayenborg.
In die Periode, wo man sich znr Anfertigung von Waffen,
Qerütben and Schmucksachen des Metalls, namentlich der B r o ns e
bediente, gehören Funde vom Sohmidtatedter Thore (Kelt),
Eloetergange (Bronzenadel), auf dem Bothenberge (Armringe,
wohl B. g. Blutringe) bei Neuschmidtstedt, Schönthal (Kelt), aaf
der Riecbheimer Höhe (£elt) , bei Möbiaburg (Bronxecysta),
Waltersleben, Roda (Kelt), Orlishausen (Broneeringe), Biachleben,
Zimmern supra, Andisleben (Pferdegeschirr), Neuenheiligen
(Dolche, Kette, Armring) und Vippach-Edelhaosen (Schmuck-
sachen, verziertes OefiisB).
Die Verwendung des Eisens w.'d vertreten drrch die in
der Schlösseretrasse gefundene eiserne Axt, den Schlttseel
(Agraffe) vom Rothenberge, die Sporen von Neuschmidtstedt,
die Scheere von Mittelhauseo, die Messer, Pfeilspitze und Kopf-
ringe von Bischleben, die Hufeisen von Ktthnhausen, welche
letztere der Vermnthung Raum geben, dasB sich dort einst eine
Schmiedewerkstatt befunden.
Man kann hiernach annelzien: dass die Funde vom Rothen*
berg, von Neuschmidtstedt i:nd von Bisct'eben in die epfiterc
Metallperiode, wd neben der Bronze auch Eisen verweadet ward,
die übrigen vnn Bronzegegenständen dagegen in die frühere,
die eigentliche Bronzezeit, zu setzen sind.
Silbersachen, im wesentlichen Schmuckstück«, haben
sich gefunden auf dem Rothenberge, zu Neuichm-dtstedt, auf
dem Platze des städtisoben Kranken'iaases, zu Bisobleben and
..C.oo^lc
— 243 —
AndiGleben. Auf GogODstSiide von Gold iet man nirgoods gc-
Btossen.
Tlionge fasse in Topf-, Urnen- tmd Schalenfonn , odor
doch Brnchstttcke von solchen, sind nicht nur vielfach einzeln
vorgekommen, sondern haben auch einen grossen Thcil- aller
anderen Fnnde, namentlich die von menschlichen Gebeinen bo-
gleitet. Das erstere ist der Fall gewesen in der WalkmUhl-
gssse, in der Malzgaase, im Krämpfer Felde, za Daberstedt
n. s. w. Bei weitem die meisten dieser Gegenstände rühren aus
der ältesten Periode der Thonindustrie, wo die Gcfilsse blos aus
der Hand and ohne Anwendung einer Drehscheibe gefertigt und
nicht im Brennofen, selbst nicht einmal an einem offenen Feuer
gebrannt, sondern nur sn der Lufl getrocknet wurden. Sie sind
daher von aussen sowohl, wie im Bruche, schwarz mit meist
dicken Wandungen, aus einer grobkörr^gcn , aus Thon und
Sand gemischten Masse. Unzweifelhaft sind sie Produkte des
heimischen KanstHeisses. Eine Aasnahme hiervon bildet die
auf dem Rothenberge gefjndene mit Basreliefs versehene Schale,
die anbedenklich als eÄe rBmische Arbeit angesehen werden,
and anr als Beutestück oder im Wege des Handels hierher gc
langt sein kann. Ob auch die auf dem Nordhäoser Bahnhofe
gefundene omamentirte Schale, sowie die von Andisleben in
diese Kategorie gehören, mag dahin gestellt bleiben.
Tbongeräthscbaften sind nur zusammen mit Uober-
resten von Uenschen aufgedeckt, wie am Juliusgraben , auf dem
Rothenberge, vor dem Andreasthore und am Aagustaparke, and
bestehen fiberwiegend in Spinnwirteln.
Holsgeräthe werden nur darch die bei Keuschmidtstedt
gefnndeneu Eimer, sowie durch die zum Einsargen der Leichen
verwendeten Bretter in dem am Westabhange des Bothcnbcrges
belegenen Begräbnissplatzc vertreten. Die durch einen Quer-
riegel verbundenen Etchenbalken aus dem Werningshäuser Torf-
moor können wohl kauTH hierher gerechnet werden.
Die Zierrathen und Schmucksacben bestehen thoile
in Perlen von Thon (Rotbenberg, Nensobmidtstedt) , von Stein
(Augnstapark, Bischleben), von Glas (Bischleben), Bernstein und
Perlmatter (Neuschmidtsledt, Bischleben), theils in Nadeln,
Ringen, Broschen, Berlocken und Fibeln von Silber (Bischleben,
Neaschmidtstedt) und Bronze (Bothenberg, Vippach-Edethansen),
— 244 —
BO wie in BemsteioriDgeD (VippAcb - Edelhaasen). Den Zier-
rathen musa aucK der Andielebener Bronzefund sugerechnst
werden.
Münzen sind gefunden am Rothenbeige ( von Kiüser
AagnstuB), in WindischbolKbausen (Kuser Trajan), Neuenhei-
ligen (Euser Äntonin) und Biacbleben (Kaiser Juetinian I., bar-
barisirt). Die bei Wemingshaueen gefandeoe Medaille mit dem
BildnisBe Wodans kann, wenn man aacb alle Zweifel an der
Ecbtheit bei Seite läset, nur als ein Ämulet betrachtet werden.
Gehen wir nun von den einzelnen Prodokten menscblicber
Hand and Kanst zu den Wohnsttltten über, so können, der
natürlichen BeBchaffenheit der Gegend nach, weder za Woh-
nangen benutzte Höhlen noch Pfahlbauten hier vorkommen, iön-
dern nur solche, welche in flachem und auf festem Lande ge-
legen haben. Als solche kann man mit ziemlicher Sicherheit
die Fundstätten am Juliusgraben, auf dem Bothenberge, vor dem
AndreaBtbore, am Augustaparke und die s. g. Alte Stadt bei
Orliahaueen ansehen. Denn hier sind Überall Gogenatände ge-
funden, die nicht den Veratorbenen in ilas Grab mitgegeben zu
werden pSegten, wie Spinnwirtel (Juliusgraben n. s. w.) Qaetsch-
steine (Augustapark), ja selbst Bruchstücke der Lehmbedacbnng,
mit welcher einst die Wohnungen versehen gewesen sind (An-
dreasthor, Angustapark). Auf dem Rothenberg mnas sogar eine
Fabrikatätte von Steinwaffen befindlich gewesen sein, wie
die an den Stellen, in welchen Löcher anzubringen waren, mehr-
fach noch stehenden Zapfen darthun. Eben so deutet das am
Augustaparke neben einer Beibeplatte gefundene SttLck Ooker-
erde darauf, daes wir es hier mit einer ehemaligen Fabrikstfitte
zu thun haben.
Von BingwäUen, die aas prähistorischer Zeit herrlihreo,
hat sich nur ein Beispiel gefunden, zu OrlishauBen.
DasB die Art der Bestattung eine mannigfache gewesen,
hat sich auch hier gezeigt. Doch sind freietehende Steinkam-
mern, eben so wie b. g. Riesenbetten, mit einem Steinkranae
umsetzte Hügel, die im Innern eine oder mehrere St^nkaramem
enthalten, hier nicht vorgekommen, wohl aber einige Fälle, wo
die Bestattung in zu diesem Bebufe künstlich aufgeworfenen
Grabhügeln stat^efunden hat, die also nach der gewöhn*
lieben Annahme der Eisenzeit angehören, so zu Nöda, Stottern-
beim und Vtppscli-Edelhausen, an welchem letzteren Orte wir
ieden&Us das Grab einea Färsten oder Häuptlings vor qdb
haben; in Steinkammern, die eine Urne bergen, anf dem
Grundstücke am Hirachlaolinfer, und am Kothenberge — wo dio
Urnen scbichtenweise nnter einem, theilweiae gewölbten, künst-
lichen Steinpäaster lagen, eine BegrKbniasstfttte die noch be-
sonders dadurch interessant ist, dass neben Knochen und Asche
verbrannter sich auch anverbrannte Leichen vo^elnndea haben ;
— in Steinbetten auf der Aaenachanze, zu Waltorsleben, zu
Orlishausen und anf dem Terrain des nensn städtischen Kranken-
hanses. Ein Beispiel von einem Urnanbegräbnisa ohne
Steinkammer bietet Andisleben, während auf dem Nordhäuser
Bahnhofe sich auf der Brust einer anverbrannten Leiche eine
reich omamentirte Tbonschale gefunden hat.
Bei weitem am häufigsten sind Begräbniaaatättcn in Reihen-
gräbern vorgekommen. Hierher gehören inabesondere die
zwischen der Löberbriicke und dem Neuwerkskloster, so wie
die am Fusse des Bothenberges aufgedeckte — bei welchen
beiden es jedoch dahin gestellt bleiben masa, wie weit sie be-
reits in die christliche Zeit hineinreichen — die zu Ilveregehofen,
vor dem Andreasthore, zu Neuschmidtstedt, wo Steinplatten den
Leichen als Unterlage gedient haben, im Terrain dea neuen
städtischen Krankenhauses, am Augustaparke , zu Mittelhausen,
Lützenaömmem , Biacbleben, Gisperaleben Kiliani und auf der
Krayenburg. Die meisten dieaer Beibengräber dUrfted dem 4.
bia 8. Jahrhunderte, der Völkerwanderungsperiode, angehören;
nur wenige unter ihnen sind vor die Eisenzeit oder noch früher
anzusetzen.
Der gröeste Tb eil der aufgezählten Fundstätten befindet
sich auf den Abhängen dea Höhenzuges, welcher auf beiden
Seiten den Lauf dea Gerafiussea begleitet und der in der Urzeit
sehr wahrscheinlich daa Ufer dea Strombettea, welchea daa ganze
gegenwärtige Thal, wenn auch nur als Sumpf einnahm, gebildet
bat, oder auf Hügeln, die, wie der groaae and kleine Rotheberg,
die Scbwellenburg und die Krayenburg, einzeln aus jenem her-
vorragten.
Die Zeitperiode, welcher die Funde angehören, läaat
sich nur so weit feststellen, als die jüngateu derjenigen ange-
hören müssen, wo nach der Völkerwanderung die von den
izcdbvGoOglc
— 246 —
GeTDumeo verlassene hiesige Gegend von Slaven eingenommen
war. Dies ergiebt sich aus der zu Bisohleben gefandenen Münze
aas der Zeit JostinianB und aus den ZierratheD, namentlich Per-
len, wie sie nur in alavischen Gegenden vorkommen. In die
gleiche Zeit dUrfte der Neuschmidtatedter Fand xa setzen sein.
Die übrigen deaten Cast ausnahmslos aof eine frühere Zeit.
Unterstützt wird diese Annahme dadurch, dasa dio orh^tenen
Schidel überwiegend mesokephal sind; nur der Walterslebener
(aus der Bronzezeit), der Mühlbergcr und der von der SohweDon-
bürg gehören in die Klasse der Dolichokephalen , ein in der
Gartenstrasse, und der vor dem Ändroasthore gefundene in
die der BrachjkepluUen.
idby Google
Hb, Google
Id demselben Verlage ist eracbienea :
Butt bell DBsan de« Terdni für die OMohiohte ond Atterthninakaiide
von Erfni. Eeft 1 Pre» 300 Jl
Dssgl. Heft 2. . . . . Pro» 3.60 .*
DmkI. Heft 3 - >reia 2.M A
Deanl. Heft 4. . . . Preii 2 6C Jt
DetgL Heft S. . Freii 3.(M) Jt
DöBgl. Heft 6 Pre« 4 00 J!
Desgl. Heft 7. . . Preii l.Sn A
Detgl. Heft 8 Preis l 40 .4
Deagl. Heft 9 Preia I.IO .4
Deigl. Heft 10 Preis 4.00 A
Beyer, H , Arohiv-Rkth. Huru Darstetlnng der StiEUkirche BeetM Mtait«
Virtrinii (Dam) «a Erfatt Hit. einer Skizie der Kirohe von Rod.
Böokner. . Preis l.BO A
Heeee, Dr. B. F. Qesckiohte dei Schloraes HDhIbarg in Thäriagen nnd
der devon benennten Qrefen. Preii 1 A
KIrehhttir, Alfr., Beitritge enr BeTSlkemiigB-Statiftik ton Erfart, beson-
den im 17. nnd 18. Jehrhundert. Frei« I A
T< Mniveratodt, Archiv-Rath. Hierographte Erfordernis. Uebersicht der
in Erfurt und denen Qebiet baatehendea Stifter, Eldster, Kepellea,
Hospitaler etc. Preis 60 A
Sehnnit Wilb. Chronik des Eifnrtiaohea Derfea Decbwig ans dem 17.
JaJ&rbandert. Prna 1.60 A
vi Tettauf Freiherr. Erfort In spinar Veivanfrenbeit and Oegenwart, histor.-
topogr.'Stetist. Führer durob die Stadt. Zweite nmgeerbeitete AnSa^
mit photogr, Anaiobt dae neaen Retbbaases nnd Stadtplan Elex, gsb,
Preis B A
Der Meister und die Rosten des Oasses der grosse? Ooroglooke
ia Erfurt- Mit xwei Stein dmektafela. Preis 1 .4
_ — Qaellen, ursprüngliche Geatalt nnd aUmählige Umbilduog der
ErtShlnng TOn der Doppelebe eines Qrafen von Oleioben. Preis 8 A
— — £rlebn{sie eines deutschen Landsknechte (1494—1193), «od ibm
selbst besobrieben. Preis 80 i
Tr^utmnna, Or. Franz. Das Oleiohendenkmal im Hariendoro eh Erfurt
und Ernst der Zwei beweibte, Graf von meicben. Preis 1.60 A
Wciaeenborsi, Prof Herrn. Erinnernngen an Carl H. El. Berrmann.
(Beiheft in den .Mittheilangen des Altertbnms - Vernns.) Preis 60 ^
:,G Gothic
u^
frgc.'g>BC.'sie.'ife.'3£.'ac>iO'»fciqx>3ei^
niittheilangen
des
Vereins
fDr die Geschichte und Alterthumskunde
von
ERFURT.
Zwölftes Heft
inliBlt: JahrM-B«riehU rm 1880-81 — Schenksugen und Erwer-
bnogen. — Beiträge eo einer vergleiohendan Topographie und Statistik
Toa Erfurt von W. i. A. Freih. v. Tettao. ~~ Ueber die Uerleitang
der Nfemen der tli6riii|[i«ih-aiohRacben Gaae Suevon, üasaegra iind
Frieaenfeld von A. Wernebarg. -^ BtnrealiDiingeD von Tonndoif und
UOblberg. 1868 - 1117. Von Dt. Jaeger.
ERFURT, I8S5. H
Selbat-Verlag dea Vereins. iE
In CaramlMiOD bei Cstl Tlllftiat U
Da.MhiGdOglc.
ntittheilungen
des
Vereins
fOr die Geschichte und Älterthumskmtde
von
ERFURT.
Zwölftes Heft
lafakU: Jahns- BericU« Ton 1B80 — B4. — SohenknDgan ond Erwer-
bnnian. ~ Beitriga ni oiner Tergieiohendan Topognphie und Btatittik
von Erfnrt nia W. J. A. Frsih. v. TetUo. — lieber die Herleitnng
d«r Nuoen der thOriagiMh- MohiiBchen Otne SneTon, HasMgftn und
FricMüfeld nm A. Wemelmrg, — BKarechnnngoii tod Toaudorf nnd
Hühlberg. IBM - I4I7. Tod Dr. Jaeger.
ERFURT, 1886.
Selbst-Verlag des VereinB.
iMtvGoOt^lc
D,i.,.db, Google
Jahres-Bericht
du
Ten für die tetiictite Md AlterttmnisliQnde toq Erfurt
m das Jabr 1880|81
io der Geaeral-Versammliuig vom 18. Oktober 1881
Torge tragen
T<n den TortitzeBden das VoratandM.
Seit iob zum letzten Male die £hre hatte, Ihnen, boch-
verehrta Anwesende, einen , wenn ich mich so ausdrücken darf,
RechnongsabschlusB Über unsere Thlltigkeit und Alles, was sonst
auf unser Vereinsleben Bezug hatte, Torsutegen — es geschah
dies in der General -Versammlung vom 24. August v. J. — ist
im Grunde nur ein Umstand eingetreten, der in unteren Denk-
büchem eine etwas hervotrsgende Stelle einzunehmen verdient.
Es ist dies die Herstellung einer Stätte, in welcher Denkmäler
der Vergangenheit, die ihrer Grösse and ihrem Gewichte nach
nicht gut in unserem Museum aufgestellt werden können, welche
aber doch vor dem Untergänge zu bewahren, wenn auch nicht
immer ihr Eunstwerth und ihr historisches Interesse, doch die
Pietät, welche wir unseren Altrordern schulden, gebietet, unter-
gebracht, vor weiterem Verderben, namentlich dem zerstörenden
Kinfluee der Witterung bewahrt und in einer Übersichtlichen
Reihe zusammengestellt werden können. Ich spreche von der
in einem der Höfe des grossen Hospitals getroffenen Einrichtung,
Über die Ihnen bereits mehrfach hier Mittheilung gemacht wor-
deo, die zwar noch keineswoges als vollendet und zum völligen
AbschlusB gelangt bezeichnet werden kann, die aber doch we-
wgstens die dringendsten Anforderungen erfUltt, eine sieben
1* .v)OJ^Ic
IV
Orondlage z\x dem, w&b nocb zu thon ist, und gewissermassea
eine sweite Abtheilacg unsareB MosflomB bildet. Auch hier iat
HUB die hiesige Stadtbehörds, und Damentlicb der ComnÜBsarias
derselben, Herr Stadtscholrath Vorbrodt, mit der liebens-
wttrdigsten und fördemdetea Bereitwilligkeit entgegen gekommen.
Diesen allein Tordanken wir es, wenn wir so weit gelangt sind,
and ich nehme daher gern Veranlassung, dies hier dffenttich
ansEospreohen und denselben im Namens des Vereins den tief-
gefttbhen Dank absuetatten.
Im Debrigea hat unser VerMOsleben sieh in den gewShni-
lieben Bahnen gehaken and der Verein so gut und so weit es
die Verhältnifise irgend gestatteten, die ihm gesteckten Ziele su
erreichen gesai^t Versammlungen haben stemUch regelmisaig
ia jedem Monate stattgefunden, wie die weiter unten n&her aaf-
BoÄihrende Uebersicbt der gehaltenen VoftrJige dartbun wird;
nor in den Tagen des Hochoommerfi haben wir, wie auch in
früheren Jahren geschehen, die Zusammenkünfte aas&Uen lassen,
da dann stets ein grosser Theil der Mitglieder unseres Vereins
fem von Erfurt weilt, wir also auf einen niw sehr spSrlicben
B«tocb ans ge&sst machen m&ssten. Ein nenes — das aebst«
— ' Heft unserer Mittheilungen ist im Iianfe des Jahres arsobie-
nen und bereits in Ihre Hände gelangt Es ist diesmal etwa«
BtKrker aasgefallen als gewöhnlich, da es aasser swei Jahres-
berichten und den Verseicbnissen der Erwerbangen und Ge-
schenke, drei grossere Aufsätse — den von dem Major BOok-
ner Vihei das hiesige Peterakloster, die Beiträge des Oberferst-
meisters Werneburg zur tbfiringiaoben Gesobicbte, sowie die
zweite Abtbeilang von meinen Begesten der Grafen von Oleichen
— enthält loh hoffe, dass wir in der Lage sein werden, aoch
im laufenden Jahre wieder ein Heft der IKttheilungen der Oef-
fenUiohkeit au übergeben. MateriaUen dam sind theilweise be-
reits gegenwärtig rorhanden.
Wenn sich nach allem diesem der Vorwurf; dass unser Ver-
einsleban im Bückschreiten b^p^ffen sei, nicht würde begründen
lassen, so kann man doch aueh nicht behaupten, dass eiob ein
wesentlicher Fortschritt kund gethan habe. Nach wie vor halten
sich die Bewohner der zum FUrstanthnm Erfurt gehörenden aos-
w&rtigen Orte von answem KreiBe fem, obwohl unsere Thätig-
keit Btch auf ^ese eben bo besieht, wie auf die Stadt seibat,
und obwobl Bich unter denselben sicher so Uancber befiode^
der nicht ohne Interesse tOr die Ver^^ngonheit seine' Helmatb
and seine Vorväter sein dürfte; nach wie Vor werden, ansere
Versammlnogen nur schwach oder doch nnr mfissig beeacht —
eine Ausnahme bildete nur die, wo der Appellationsrath Z&^ke
über die Schickaale Friedrichs v. d. Trenk sprach, wo wir ge-
nOthigt waren, den Raom zn Ireohseln, damit alle Anwesende
Platz fänden — , namentlich aber fehlt es gar sehr an solcfaMi,
welche bereit wfiren, Vorträge za halten, oder nns Beitrüge tu.
unserer Zeitschrift zu liefern. Die Zahl der aktiven MitgUedur
iat noch immer eine so beschrKnkte , dass wir fast ausnahmslos
dieselben Namen immer und immer wiederkehren sehen.
Einen Funkt, auf welchen im letzten Jahre unsere Thätig-
keit mehr als frtlher gerichtet gewesen ist, möobte i<^ aber
noch erwähnen ; es sind dies die Ausgrabungen TOn Ueberresten
der Vorzeit. Wie Ihnen bekannt ist, hat der Verein hierfca eine
für unsere Verhältnisse nicht ganis unbedeutende Sumnie be-
willigL Von dieser ist aber bis jetzt nur ein kleiner Theil vep-
braucht, da die Besultate der Aafgrabiingen — ' auf dem Sieriog-
•chen Ghmndst&cke vor dem Andreasthore und auf dem Qrund-
Btüoke, wo das neae Erankenhans erbaut wird' — nicht voa der
Art gewesen sind, dass sie die Fortführungen als räthUch hätten
erscheinen lassen. Anch fUr den zu Nachgrabungen bei Mütus-
barg ausgesetzten Betrag hat sich bis jetzt die beabsichtigte
Verwendong nicht ermöglichen lassen.
In der Zusammensetzong des Vorstandes des Vereins sind
seit der ErstatlUDg des vorjährigen Berichts Veränderongon
nicht eingetreten. Herr Rittergutsbesitzer Buhlers, welcher
an Stelle des aus Gesundheits-BUcksiehten abgetretenen und
demnächst verstorbenen Stadtrath Metz die Geschäfte des Eas-
senfKbrers übernommen, yerwaltete schon damals dieses Amt,
and Herr Lehrer E r u 8 p e , der nach dem statntenmässigen
Turnus damals hätte ausscheiden müssen, wurde wieder ge-
wählt.
Die Zahl der wirklichen Mitglieder unseres Vernns ist, ob-
wohl manche derselben entweder^ wie der Major Rochs und
der Kaofmann Peifer, die zn den regelmässigsten Besnobem
unserer Versammlungen, der erstere auch £u den Vortragenden,
gehörten, durch den Tod abgemien sind, oder in Folge VwüUf^i
:. Cookie
VI
Ton Erfort ihre MitgÜedscliaft aufgegeben Iiaben, fast ganz die
frübere geblieben, da jener Verlnat darch den Eintritt neoer
Hitglieder ausgeglichen ist. Den Geldbeitrag haben im ver-
floasenen Jabre 159 entrichtet, während zar Zeit, aU ich den
voijahrigen Bericht epatattete, die Mitgliederzahl 160 betrag.
In dem Personal der Ebrennitglieder ist keine VerSndernng
MUgetrften, dagegen haben wir eins anserer correspondirenden
Mitglieder, den Geheimen Jnstizrath Hichelsen zu Einl, der
wfthrend der Zeit seiner Jenensiachen Professar mehrfach an
nneeren Arbeiten theilgenommen , nnd sich darch einige seiner
Schriften — über den Mainzer Hof nnd Ober die Hathsverfas-
sdQg von Erfurt im Hittelalter — wesentliche Verdienste um
die Geschiobte nnswer Stadt erworben hat, durch den Tod ver-
loren. Neue correspondirende Mitglieder zu ernennen bat sich
keine Gelegenheit dargeboten.
unsere Samminngen haben sich durch Funde zwar nur in
geringem Masse, aber ziemlich reichlich durch Scbenknngen
Termehrt. Es ist wohl keine Versammlung vorüber gegangen,
in welcher nicht dergleichen zu verzeichnen gewesen w&ren.
lob nehme gern Veranlassung, dies hier dankbar anzueikenneu-
Die im Laufe des letzten Jahres gehaltenen Vortrüge sind
nachstehende gewesen.
Am 24. August 1880 berichtete, nachdem von mir der Jahres-
bericht Toi^etragen und die etatoteumfissige ErgEnzungswabl des
Vorstandes vorgenommen war, der Herr SchriftfÖhrer Über den
Aasflug der zu Berlin abgehaltenen Anthropologen-Versammlung
nach dem Spreewald und die dort bewirkten Aufgrabungen.
Am 13. September ej. fand eine Besichtigung der Severi-
kirche statt, wobei Herr Pfarrer Oppermann eine Darstellung
der Geschichte dieser Kirche und des damit verbunden gewe-
senen CoUe^atstiftes gab nnd Herr Lehrer Eruspe das Bau-
liche und die dort befindlichen Eunstdenkmfiler erliuterte.
, Am 22. September ej. ^d ein Gleiches in Betreff der Bar-
ftssorkirche statt. Ein Vortrag des Herrn Pfarrers Win kl er
gab die auf deren Geschichte, sowie auf die des Frantiskaner-
Klosters, dem sie bis zur Reformation angehört hat, bezüglichen
Momente, während auch hier Herr Lehrer Eruspe die dort vor-
handenen Konstverkfl Torf&hrte nnd besprach.
vn
Am 26. Oktober ej. folgte auf einige k&rsere HittlieilaDgen
des Herrn Babbiners Csro, des Herrn Lehrers Kraspe ynd
meineraeits , die erste Abtheilang eines Vortrages des Herrn
Ijehrer Ney: EiBtorische W&ndemng tod Arnstadt nach Ilmenau.
Die Versammlung vom 23. November ej. wurde ausgeftUIt
durch ^en Vortrag des Herrn Oberforstmeisters Werneburg
nber den Ort, an welchem die alte Landfrrafenba^ Schanenbarg
bei FriedricIiErode gelegen gewesen ist, und durch einen Bericht
des Herrn Dr. Zschiesche über die Aufdeckung eines Qra*
bfls ans vorhistorischer Zeit auf der Schwarzburgisoben Domaine
Greasaen, sowie über weitere Funde in der Sieringschen Lehm-
grabe vor dem Andreasthor.
In der Versanimlting vom 14. December ej. setzte derselbe
diesen Bericht fort, nachdem wettere Nachgrabungen auf Kosten
des Vereins an der gedachten Stelle vorgenommen waren. Hier-
auf las Herr Lehrer Ney die zweite Ahtheilung seiner SchiU
Amng einer Reise von Arnstadt nach Ilmenau.
In der Sitzung vom 25. Janaar 1881 trug Herr Realschul'
lehrer Hesse den ersten Theil einer Abhandlung über den
Thüringer Zehntenstreit und dessen Bedeutung für das Verhält-
niss des Mainzer Stuhles zu den grossen Abteien in Thüringen
ond der Thüringer Dynasten zu Kaiser Heinrich IV. vor.
In der Versammlung vom 15. Febrnar c. beendete derselbe
diesen Vortrag, nachdem zuvor Herr Realschullehrer Boxber-
ge r über die Urtypen zu Schillers R&ubern, and einige Worte
zur Erinnerung an Lessing ans Veranlassung von dessen hun-
dertjfthrigem Todestag gesprochen.
In der Versammlung vom 15. Mfirz hielt der Herr General
Bauer einen Vortrag über die Kriegskunst der Qriocben und
Römer.
Id der Versammlang vom 26. April o. schilderte Herr Ap-
pellationsgericbts-Ratfa Zacke aas Magdeburg die Schicksale
fViedricbs von der Trenk, insbesondere desBen Gefangenschaft
in Hagdeborg, wobei er aus Familienpapieren entnommene Mit-
tbeilangen darüber, wie es den 1760 als Unterp&nd flir die Sei-
tens Preasseos der Stadt Erfurt auferlegte Contribution von
600000 Rtb. in die Gefangenschaft geitlhrten Geissein ergangen,
voraoaschickte,
Dictzedby Google
TOI
In dei Vwaamihluag vom h Jisi trup ieb sdbUt das Anten
Tbeil einer überaicbfliohen ZusamDenatellucg der id BrfbH nd
deBien Um^gsnd gefandenen vorgeli6hiohdiobeii OegeaaUlitda
vor.
In der VectamtDlaDg vom 5. Juli o. witfde dieitt Vortr^
beendeti wonfiohst Herr Lehror IiTey WlUe'a Anttobt ftber die
gohteibnog dei Namdsl deb b. Boni^Rciiu mittheilta und be*
sprhdik
In d«r VersbcotnlnDg vom 30. ÄQgost c. gab Herr ProflBBBor
Sohvm «ua Hslld etna U«beriiobt deigenigsn Momente «u
daib. Lebet] dee Ämploniiui Ratit^gkde BwkA, wdoha nah au
yotizen in den zu deaeen Bibliothek gehörig gswesebeB Bticllflni
ei^eben. Demnächst wurde der Herr Vortragende zum Vertre-
ter unseres Vereins auf der dieejährigan Vereanunlung des Ceo-
tralvereins der deutschen Oeschichts- und ÄltertbamsTareine,
dia fUr die Tage vom 11. bia 15. September c. nach FranUart
s. H. auageschriebea war, erwählt. Wie der in dej;' ersten Fla-
naraitzuDg dieser Versammlung am 13. v. M. von dem Sekretair
dea GesatnmtvereiDa , RechtsaDwalt Wörner aus Darmstadt,
erstattete Oeachärtsbericht ergiebt, bat Herr Professor Schum
auch wirklich als unser Delegirter an , der qu. VärsammlaDg
theilgenommen. Derselbe bat sich hierbei nicht nur bei den
Debatten beiheiligt, sondern auch in einer der Sectionen das
Amt des Vorsitzenden iune gehabt.
Aus dem Vorstehenden ergiöbt sich, dass die beutige dia
14. Sitzung una^reB Vereins seit dem 24. Aaguat T. J. tat, ao
daaa das Hei^ommen: in jedem Monat einmal easammen tu
kommen, genau inne gehalten ist. Den AugehöHgQo dar Ult-
glleder i6t stets dar Beanch der VersamntiiB{geii veratattbt ge-
weAen, es ist von dieser Vargtinstigang aber nnt selt«a Ib wfln-
schenawerther Ausdehnung Gebrauch gemacht.
Dici BecfailUng über die'Kftds« ansarea Vereine pro 1880 ist
bneits im Januar des laufendeo JahroB von dem Hwnt Bdah*
nDdgB&brer eicgereiobt, .demnSdbat von data Heim KahiilitniA
Fitoher ravidirt nod, da eieb hierb« niefate su -erfnhenk ga*
&Aden, dechargirt . .' •
Es ergiebit «ich ail« derselben, daaa die iEinnahMeQ Ober-
haupt 628,67 Mark, worunter 477 Mark lanfaädB' B*fttftg« dar
Mitglieder und 74,78 Mark Kapitalzinseo, betragen Mhmk Die
:vC00J^IC
ts.
AsbgBbeti bellefen sieh anf 541,63 Kirk, und zWat Itestudeil
tolobfl iü 30 Mark BeSoldnAg des VereiiiBdieners , 25,30 KbA
fltr Anscbftffbngen zar Termehrnng unserer SantDlangen (gegen
45 Mark des Etats), 180,45 Mark för Herstellung der Vereitis-
schrift (gegen 450 Mark des Etats), 52,52 Mark Insertions - <Je-
bfihren (etatsintlsB^ 60 Hark), 2T,25 Mark Porto, Bucfablcder*
lohn und Copialien (Etat 60 Mark), Beiträge zu. anderen OeAell-
scbaften 14 Mark (Etat 14,50 Mark), Vermehrung des Vermögens
150 Mark, wofifa- der Etat nicbts angesetzt hatte, insgemein
21,75 Mark (etatstuässig 31,50 Mark). Es waren daher, obwohl
150 Mark anr Vermehrung des Stammvermögena verwendet wor-
den, doch 190,37 Mark gegen die etatsmässige SoU-Äasgabe
erspart Es mttssen hierbei aber nocfa einige von Ihnen extra-
erdinair bewilligte Summen in Betracht gezogen werden. Ea
sind dies 00 Mark flir die Einrichtung des Museums und den
Traneport der Sachen in das neue Lokal nnd 20 Mark fOr Äas-
grabungen. Verwendet für diese Zwecke waren aber bis anm
Jahresschlüsse nur resp. 39,10 Mark und 1,25 Mark. Auch hier
ist daher die wirkliche Ausgabe hinter dem bewilligten Betrag
nm 39,65 Mark zurückgeblieben. Der Eassenbestand , welcher .
in das laufende Jahr bioUber genommen worden, hat sich hier-
nach auf 87,05 Mark belaufen. Sie werden aus dem Vorstehen*
den entnehmen; dass die Ergebnisse der EasseuTerwaltung de«
Jahres 1880 nicht nur durchaas zofriedenstellende sind, aondem
sogar als glänzende bezeichnet werden können. Das Vermögen
des Vereins betrug am Beginn des Jahres 1880 2259,49 Mark,
am ScbtuBse desselben 2424,15 Mark, es hatte sieb also in des-
sen Laufe nm 164,66 Mark vermehrt. Unter jenem war eine
Obligation der grossherzoglich Badeaschen Fr&mien-Anleihe von
1867 angekauft fOr 316,10 Mark, die nach dem gegenwärtigen
Coorae aber mehr als noch einmal so viel werth ist, nnd 2021
Mark Gfnthaben bei der hiesigen städtischeo Sparkasse.
Anträge, welche Abänderungen der Statuten cum Gegen'
Stande haben, sind von Seiten des Vorstandes nicht zu stellen,
falls daher solche nicht etwa aas Ihrer Mitte eingebracht wer-
den, wird demnächst sofort zu der statutenmässigen Ergänzungs-
wahl des Vorstandes geschritten werden können. Nach dem
eingefäbrten Turnus sind es diesmal der Herr Schriftf&hrer und
i«b seil»*, welche die Beihe des Äassoheideni trifft.
:,G Gothic
Bevor wir ftbar zu diftsem Geschäfte Bchreiten, liegt mir
noch die angenehme Verpflichtung ob: aJlen denjenigen, welche
aich in dem letztverlanfenen Jahre am nsseren Verein verdient
gemacht, sei dies durch das Halten von Vorträgen oder auf
sonstige Weise, öffentlich innigen Dank abzustatten. Dieser
gilt auch insbesondere den Herren Mitgliedern des Vorstandes,
namentltch dem Herrn Schriftführer, der dnrch di« von ihm tlber
unsere Sitenngen für die öffentlichen Blätter gelieferten Berichte
ans fortwährend in naher Berührung mit dem Publikem erhält
and die Nfitslichkeit unserer Tbätigkeit von Zeit an Zeit in
dessen Qedächtniss zurftckroft, sowie von dem Herrn Rech-
nungsfUhrer, dessen OeschäftsfUhmog , wie Sie aus dem Voraof-
geßihrten entnommen haben müssen, eine so musterhafte gewe-
sen und so sehr den Vortheil unseres Vereios gefördert hat,
dass es deren besonderer Hervorhebt)ng nicht bedarf.
DictizedbyGoOt^lC
Jahres-Bericht
dM
Us ilr ilie Wollte und ierthnskiiiile toe Erkt
fQr das Jahr 18Sll82
in der General -Vereammliing vom 26. September 1882
rorgetra^D
Ton dem VorsitEeDden des Vorstandes.
Als icb Kam letzten Haie die Ehre hatte, vor IbDen, ver-
ehrte Anwesende, ein Bild von ansereni Vereinaleben anfznrollen
— e» geschah dies in der Qaneral - Veraamnilnng vom 18. Okto-
ber V. J. — , bezeichnete ich es als das wichtigste Ereigniss,
welches in demselben im Laufe des letztverfloBsenen Jahres ein-
getreten, daSB es uns gelungen sei, für die in nnseren Besitü
gelangten oder ans anvertrauten grösseren Steindenkmäler ans
der Vorzeit einen Platz zu gewinnen, wo sie, ohne fernerer Be-
schädigung ausgesetzt zn sein, aufbewahrt werden könnten. Es
war dies durch deren Aufstellung an den den Haupthof des
grossen Hospitals umschliessenden Mauern geschehen. Leider
zeigte sich aber bald, das« nnaere Absicht dadurch nur in nn-
Yollkommenem Masse erreicht sei. Denn wenn jene Denkmäler
auf diese Weise auch gegen absichtliche Beschfidigang durch
Menschenhand gesichert waren, so fand dies doch nicht in glet-
chem Masse gegen die statt, welche durch Unbilden seitens der
Witterung ihnen zugefügt wurden. Nicht nur trafen sie dort
die von den Dächern der umschliessenden Gebäude herabfliea-
seuden atmosphärischen Niederschläge, die in sie eindrangen
nod bei einem später eintretenden FVoste sie zu schädigen tat-
.oogic
m
mochten, sondero bb stieg saob di« Feachtigk«it dei Bodens in
ihnen in die HOhe , so dass sie sich bei einer Toi^enommenen
Besichtigang in ihren unteren Theilen vollständig mit einem
gr&nen Ueberzag bedeckt fanden, der die Arbeit des Bildhaaers
zu zerstSren drohte. Es schien daher notbwendig, eine andere
Einrichtung zn treffen, wenn sie wirklich vor dem Verderben
gesichert werden sollten, um dies letztere za erreichen, wnrda
bei dem Magistrat darauf angetri^ec , Alaiga im Innern des Ho-
spitals, insbesondere in dem b. g. Steinbanse, befindliche R&nme,
die gegenwärtig an Privatpersonen venniethat sind, disponibel
zu machen and iUr die Aafstdlong nicht nur der in nnsorem
Besitze befindlichen Denkmäler, sondern auch der, welche der
Stadtgemeinde selbst gebSren and die eine noch viel grössere
Bedentang, snm Theii ancfa einen höheren Koiutwerth haben
als jene, zar Zeit aber noch mehr als sie allen Unbilden der
Wittening aasgesetzt sind, einrichten zn lassen. Der Magistrat
ist in der entgegenkommendsten Weise anf die Sache eingegan-
gen und hat, wenn anch nicht dem Wortlant nach, aber sicher
in einer viel zweckmässigeren Weise, als vorgeschlagen war,
den Antrag genehmigt, indem er die zwei langen Schnppen,
welche den Hospitalbanhof aaf der Morgen- and Kittagaseite
einscfaliessen , für den gedachten Zweck eingeräumt hat. Kann
man diese Behältnisse anch nicht gerade elegant nennen, so
erfttlles sie doch vollständig den Zweck. Sie bieten so viel
Waadfläche, daas alles Vorhandene mit der gröBsten Bequem-
lichkeit darin nntergebracht werden kann, sie sind von nnten
dorohaus trocken und schützen gegen die Niederschläge von
obenj auch sind sie verscbUessbar , so dass kein Unberufener
EU ihnen gelangen kann. Es bleibt jetzt nur noch übrig, die
Aofstellung za bewirken mnd, so weit dies noch möglich ist,
äi% auaammen gehörigen Bruchstücke an einander zu fügen.
I^ behalte mir vor, so bald dies geschehen ist, Sie, verehrte
Aüwesende, davon in Eenntniss zu setzen und zur Besichtigung
»issuladen. Zwar ist der Transport der uns gehörenden Denk«
näler von dem grossen Hofe des Hospitals nach den vorer-
wähnten Schuppen und die Aufstellung in den letzteren, mit
der Aofwendong einiger Kosten verbanden, aber Sie werden
kainea Anstand nehmen, sich mit deren, Üebemahme anf unsere
£Msa einverstanden zu erklären, da Sie, als aoerst von Herrn
.....Cookie
tSeieheulehrer ^Eraepe die Unsnb'^HchkeiteQ des gegenvUrfigeB
Knatandes zur Sprache gebracht worden, die Nothmtidigkeit
eioer Beseitigimg dereelben anerkaiiDt haben. Ich nehme gern
VeranlaBsnng, bei dieser Oelegenheit dem Magietrate, der
aach diesmal in so freundlicher Weise unseren WUnschen Ge-
hör geschenkt bat, insbesondere anch dem CommiBsariuB deuel-
ben, Herrn Stadtbaorath Spielhsgen, im Namen des Vereini
Dank bq sagen.
Im Uebrigen hat unser Vereinsleben keine ausaergewöhn-
lichen Ureigniase aufzuweisen gehabt. Wir haben die Zäeie -des
Vereiai, ao weit es die Verhfiltniase gestatteten, au erreichen
geaacht. Die Zahl der atattgefimdenen ZnaammenkfinftQ iat ao-
gar eine etwaa gröaaere gewesen, als in früheren Jahren. Eib
weiteres Hdft unserer Zeitschrift ist awar im Laufe des verfloa'
Moen Jahres nicht ersohieoen, was sich dadurch einigermasaen
rechtfertigt, daas das letste, das sehnte, wagen eeiner ungewöhn-
Üehan Stärke eine Ueberschreitang der beeüglicben £tatipoBi-
lion herbeigeführt und es nöthig gemacht hat, diese Hebaiu»
gäbe m5gli«hst dorch E^spamisa wieder ausEUgleichen; iBdeaaeo
ist jetzt ein neues Heft in der Vorbenätnng und wird, da der
Draok bereits begonnen iat, im Laofe dea bevorateb^nden Ver-
einvjahrea in Ihre Blinde geUngen.
Wepn hiernach aoch anf keine Weise unsere VereinsUijitigT
hnt BOckachritte gemacht oder auch nur Zeichen des Stillptan*
des kand gegeben hat, ao kaqn man doch «ach ein grösaerM
Entfalten deraelhen nicht behaupten. Nach wie vor hält die
Z^ df)r Iditglieder sich in bescheidenen Grenzen, werden die
YersammlnogeQ meist ngr spärlich besucht, bleibt jede Bemä-
hungj die Bewohner der übrigen zum ehemaligen Fürstenthum
fMurt gehörigen Orte, denen also unsere Forschungen und Be-
strebungen ia gleichem Masse zu Oute kommen, Rir die Mit-
gliedschaft unseres Vereins zu gewinnen, ohne alles Erfolg.
Auch die Seite unserer Aufgaben, welche sich auf die Auf-
aacbnng der noch im Schosse der Erde ruhenden prähistorischen
Gegenstände beaieht, hat im Laufe des letzten Jahres keine
Gelegenheit gehabt, in Thätigkeit zo treten. Es ist awar in
Anregung gekommen , die Aaegrabangen atrf der Feldmark des
froheren Dorfes Sehmidstedt, welche gelegentlich der beim
Eisenbsbnban zu Tage gekommenen Fondat&cke von igm T«r*
r.,,A..:. Google
XIV
Btorbenen Birektor Herimana begonnen worden wen, wieder
anfzunehmen ; indess bedarf diese Angetegenbeit nocb einer
näheren Erwägung und Beschlussfassung von Ihrer Seite. Nener-
diugs sind in der Nähe des Augastaparkes prlLhistorische Qegeo-
Btandfl gefunden, über welche Ihnen demnäcbat nähere Utttbei'
lungen zu machen ich mir vorbehalte, indessen ist der Verein
als solcher dabei nicht betheiligt gewesen. — Der Beacbliu«
wegen VeranBlaltung von Nachgrabungen za Höbiaburg hat aich
bis jetzt wegen nicht zu beseitigender Hindernisse nicht aos-
f&hren lasBen.
Die Zahl der ordentlichen UiigUeder unseres Vereins hatte
im Rechnungsjahre 1880 159 betragen, von diesen gingen durch
Tod, Versieben oder sonstiges Ansscheidan 21 ab; nea biiua
traten 1881 elf, so dass also die Mitgliederaahl auf 149 harab-
ging; augenblicklicb beträgt sie etwa 140. Bei den £hren- Mit-
gliedern JBt im Laufe des letzten Jahres überhaupt keine Ver-
änderung, bei den korreipon^irenden Mitgliedern eine solche
nur in so weit eingetreten, als der Professor Dr. Alfred Kirch-
hoff zu Halle, der bisher ordentliches Mitglied, war, in die
erstere Kategorie versetzt ist.
In dem Bestände der MitgUeder des Vorstandes ist gleich-
falls keine Veränderung eingetreten, da in der Qeneral-Ver-
Sammlung vom 18. Oktober v. J. die beiden Mitglieder, welche
nach dem statutonmässigen Turnus die Reihe des Ausacbeidans
traf — dies waren der Herr ScbrifUÜhrer nnd ich seUiat ~- wie-
der gewählt worden sind.
Die in den Vereins -Versammlungen gehaltenen Vorträge
nnd verhandelten gegenstände sind nachstehende gewesen.
In der vom 18. Oktober v. J. ward zunächst von mir der
Jahres -Bericht fUr 1880/81 vorgetragen nnd die Voratandswahl
vorgenommen, demnächst aber von Herrn Major Seidel Über
Carl von Dalbergs geselligen Verkehr mit den Bewohnern von
Erfurt und seine Tafelrunde gelesao.
In der Versammlung vom 9. November v. J. machten zu-
vörderst ich und der Herr Scbriftfilhrer einige kürzere Mitthei-
lungen über resp. in Waltersleben und bei dem Bau des neuen
Krankenhauses aufgefundene alte Grabstätten, worauf Herr Leh-
nr NojT einen Vortrag über die £rlebai«ge «inu Skfiuten,
..-..Google
XV
Wendelin SohloBBera, wfihread er sich ale Sclave in CotuUntinfi
befand, hielt.
In der Versunmlong vom 23. November v. J. berichtete ku-
nSchst Herr Dr. Zschiesche ober den Walteralebener Fand;
Herr Major Seidel fabr eodann in seinen Mitthailnngen Über
das Laben in Erfurt eu Dalbergs Zeit, auf Qrond der von Coa-
■tantin Beyer geführten Tagebücher, fort.
In der Versammlung vom 6. December v. J, hielt Herr
Pfarrer Oppermann, nachdem vorher die Angelegenheit we-
gen Erricbtaag eines FroviuEial-Maseums heimischer Alterthümer
in Halle besprochen war, einen Vortrag über den Erfurter Oe-
BchiobtSBchreiber , Vicar des SeveriBtiftes , Eonrad Stolle,
nnd sein Memoriale.
In der Versammlnng vom 17. Janaar d. J. kam ein Schrei-
ben des Coadjntora von Dalberg an die Erfurter Ffarrbaapt-
leate cor VerleBung, wonäohst Herr Zeichenlehrer Kruspe
nber eine Wanderung zu den Qrabdenkmälern gefeierter Erfur-
ter sprach, wobei derselbe allgemeine Bemerkungen Über Beer-
digoDgen auf gemeinsamen Grabstätten u. dergl. m. voraas-
schickte.
In der Versammlung vom 31. Januar c. hielt Herr Major
Seidel seinen dritten Vortrag über das Lehen der Erfurter zu
Ausgang des 18. Jahrhunderts und zwar diesmal speciell Qber
die grosse Fronleichnams - Procession auf dem Anger im Jahre
1789 und die damit in Verbindung Btebenden dreitSgigen Volks-
feste.
In der Veraammfung vom 28. Februar c. sprach Herr Oe-
neralmajor Bauer über die Mittel, welche die Römer anwen-
deten, um ihre Herrschaft über die eroberten Provinzen au
sichern, insbcBondere über die von ihnen zu diesem Zweck an*
gelegten Befestigungen.
Die Angelegenheit wogen der Erricbtong eines Frovinzial-
MoBeums kam auch in der Versammlung vom 25. Ayril c. zur
Sprache, won&chst Herr Major Seidel den Hauptvortrag: Hand-
sohriftliche Tagebuch - Keminiaaeuzen über Dalberg and die Er-
furter Geseliscbaft im Sommer 1789, insbesondere über das
Vogelschiessen vor dem Löbertbore, hielt.
In der Versammlung vom 9. Mai c. sprach Herr Bareaa-
Tonrteber Hartang über die in Erfurt befindlich geweseoeit
..C.oo^lc
ßAäer, Herr Zoioheolehrer Krasps abw dM ]l(eamrl»klcwtflf
aas Veranlsasung des zur Zeit Btattgefbndenen Äbbrootts JM-
a^boo, inäbwoDdsra dan darin befindliob geweie«« Npnnsn-Od-
ikngnfBi.
Am 20. Jnnl d. J. iaeit Herr Rabbiner Dr. CarO WIM*
Tortrag über die Babbiuer-STiiodfln iia Deutaobland im 14. ood
15. Jahrhondert, namenttich die Erftirter äynode tqh liSij
woraof der Herr SchriftfUbrgr nocb siniga Mittheilvnge« ttber
di» in BerÜD in den HosatoD April und Mai d. J. sta^eofoii-
deae beraldipoh-iphragiatiscli-genealogisoh« AnMteUaog qvwbt«.
In der VerBaBaotlang vom S. Augovt c. wurden einige V9n
hier au* aar Torgedaohten AuasteUiuig gelieferte G^eaat&pda^
nachdem solche vorher in dem Archivzimmer apr BfT'iy^tiCffg
Aosgeatellt gevßBan, b^prochpn, wonäcbyt Herr Ai'o|>He)(t Er-
landsen seine Zeichnungen, Fiine u. s. w. von dar ^ii^^b^
des ehem^igen Klosters auf dem Fetersberge, d«re|i Benob-
tigong seitens der Vereins -UitgUeder ngter F&hrvng des ^^ern
2eiebeDlehrers Kruape vorher am 4. Jnli c at«ttg(rfand^
Toraeigte und erlfiutarte.
Die in dem Vorstehenden mehrfach erwähnte £inri^it9ng
«ines Provinaial-MuBBums ist leider noch injuner qicbt a<W Ab-
seUuss gelangt Wie Ihnen erinnerlicb #ein wi^d, h^en di«
Provinzialstände, nachdem auf Anregufig unperes Verai^ qqd
einiger anderen gleichartigen Gesellschaften die Safhe w^ dofB
v<Hrigi6n Frovinaial - Landtage noobio^U ert 3orathang gelmtgt
war, sowohl die zar ersten Einrichtung als die zur Fortf&hrmig
und Unterhaltung eFforderllcheii Gelder tm», d^n ' Ijütteln der
Froviiu bewilligt, nunmebr stieas aber die Besitaergr<eifuK ^V
fiilber von dem königlichen Ministerium ^u dies^qi Zwecl^^ b«-
wiUigten Lokals in der s. g. ßeeiden^ zn BaUo auf Hindfiraiias^
da inzwischen desaen anderweitige V^wendnng in Ansiioht
genommen worden war. Ich hoffe jedoch: data auch diese
Schwierigkeit siqh beseitigen li^ssjsn and sohliasqlich di« Al^g«-
legenbeit sn dem gewünschten Abschlfisa gelangen wtfd.
Unsere eigenes Sammlung^ haben durch vielfache « ftiun
Theil raeht werthvolle Qeschenke, «ach im Laufe des Utftw
Jahres, wieder nicht unerheblich zagcpopunep. loh k«nn diev
Gel^^beit nicht vorüber geben lassen, obfiß d«n (jteai«|iwik-
gabem npcbinfJa den innigstw QH^ im Kwien 4« TcmMu
tu HLgm. Ein Tfaail der wicfattgsten Gagenatttnde tmserea Mn-
Monu wurde bei Gelegenheit der kftriliah stattgefintdenen Äo-
weeenibait Sr. Kfloigl. Hoheit des OroBabersoga von Weimar ia
dem eUdtischen Archive aa^eBtellt und -von dttnaelbeu mit
groseem Ititereue in ÄageoBchein genommen.
Der in den Tagen vom 26. bis 29. ▼. U. in Kassel ab-
g^altanen 31. General-Yflnammlung des Gesammt-yereins
der dentschan Oeschichts- nnd Älterthoms-Vereine habe iob als
Ihr Delegirter beigewohnt. Iah behalte mir vor^ Omen ttber den
Gang and die ErgebnisBe der Yerhandlongen domnJlchBt einige
Hittbeifauigen an machen.
Die Angebogen der AGtglieder sind aaoh im letatrerfiosse-
nen Jahre dnrobgängig aa unseren Versammlungen zagelaBsec.
E» wQrde sehr erwünscht gewesen sein, wenn von dieser Er-
Unduiss in noch höherem Masse, als es der Fall gewesen, Ge-
bnmßli gemacht wäre.
Die Becbnnng Über die Kasse woseres Vereins fto 1884 ist
von dem Herrn fiachnangsitthrflr reohtiaitig eingereicht vnd
anoh baruts reridirt and, da sieh nichts zu erinnern gefonden^
dechargirt.
Et ergiebt sieh aas derselben, dass der Bestand unseres
VermSgeas um etwas abgenommen hat Seine Veranlassong
fiadet dies einzig and allein darin, dass, wie schon oben er-
wftbnt worden, das letzte Heft unserer Zeitschrift nngewöhnlicb
stark aoBgefalleB ist und daher die Hwetellungs' Kosten dessel'
ben hSher zu stehen gekommen sind, als ttrsprOnglich angenom-
men war. An sich kann dies gewiss ans nicht atiin Torwnrfis
gcveicken, Tielmehr bleiben wir in dieser Art der Eandgabnng
onaarar Vereins -Th&tigkeit noch immer hinter sehr vielen and»-
na Vereinen zortlck. Die gedachten Kosten haben betoigen :
Or den Drock 7&3^5 Mark, ftlr das Einbindea 60 Mark, au-
satnmen idso 8(^,ä5 Mark, w&hrend in dem Voranschlage nur
500 Mark voTgeaehen waren. Um die Mehrkosten an decken,
hat ein Betrag von 350 Mai^ von onserem Gamben bei der
stidtisohen Sparkasse entnommen werden müssen ; der Best ist
SH dem vorhanden gewesenen Baarbestaade gedeckt. Andere
bei AnEstelloDg des Etats nicht vorgesehene, aber von Ibnea
besonders bewilligte Ansgaben waren; ftlr den Transport der
giOsseren Steindenkmüler nach dem Hospitalhofe 9,40 Mark, fUr
xvm
BttlMetatnng bei Einrictitmig dei Muaetims H Uwk, fyr Aoa-
gntbiug einefl Skelettes 1 Mark, fUr die Anfertigung der Ab-
schrift von einem Hftnaacripte 18 Huk; die übrigen Aasgabe-
PoBittonen aeigen nicht sor keine Etats - Uebersobraitaagen,
sondern sogar, wenn auch nicht gerade erhebliche, Erspamiflee.
Ebenso haben die Einnahme-Positionen: BeitrKge der Mitglieder
nnd fUr den Verkauf von Vereine-Schriften mehr gebracht, als
der Etat angesetzt hatte. Im Gänsen hat im Jahre 1884 die
Einnahme incl, eines Bestandes von 87,05 Mark 9%,18 Uark,
die Ausgabe 983,70 Mark betragen. Es ist mithin ein Bsar-
bestand von 1,48 Mark in der Kasse Terblieben. Das Ver-
mögen des Vereins besteht zur Zeit in einer Partial- Obligation
der Ghrossheraoglich Badenschen Prämien-Anleihe im Kominal-
Betrage von 316,10 Mark (im Coorswerthe von 406 Mark) nnd
in 1671 Mark Sollhaben bei der städtischen Sparkasse. Lets-
teres wird sich im Laufe dieses Jahres nicht aobedeatend wie-
der erhöhen, da, wie schon bemerkt, die Zahlung von Drnck-
kosten fOr unsere Zeitsobrift diesmal ganz unterbleiben wird.
Der Etat Itir 1883 ist entworfen; er balancirt in Ejosahm«
und Ausgabe mit 509 Mark.
Auf Abänderung der Statuten benUglicbe Anträge werden
unsererseits nicht gestellt; falls daher nicht etwa «as der Hüte
der Versammlung solche gemacht werden sollten, kann draa-
nftcbst sofort au der Neuwahl zweier Vorstands-Hitglieder in
Stelle der nach dem statatwriscben Turnus Anascbeidenden —
es sind dies der Herr Oberforstmeister Wernebarg nnd der
Herr Lehrer Ney — geschritten werden.
Noch bleibt mir die angenehme Pflicht, allen denen, welche
im Laufe des letztverflossenen Jahres &e Zwecke des Verena
gefördert haben, namentlich den Herren Iffit^edem des Vor-
atwides, insbesondere dem Herrn Schriftführer and dem Herrn
EasBenverwalter, sowie denjenigen Herren, welche dniioh das
Halten van Vorträgen unsere Zuaammenk&nfte so belehren! nnd
genuesreich gemacht haben, im Namen des Vereins auf das
herzlichste zu danken. Mögen sie in diesem Danks nnd in dem
Bewasstsein, ein schönes und edles Werk aaeh Kräften geför-
dert zu haben, ihren Lohn finden.
Die statutenmässig ausscheidenden Mitglieder wurden wie-
der gewählt.
u-cdtv Google
Jahres-Bericht
dM
Ten I3i die Eescliiclite id Mertlmiskiide m MA
fSr das Jabr 1882|83
in der Geaeral-Venammlung vom 25. September 1883
Ttn den Tordtiendfli det Tontaidet.
Breigniiae, welche von entscheidender Bedeutattg f&r oiuer
Vereinalebeo gewesen wären, haben sich, seitdem tch zam lets-
teo Mala Ihnen, verehrte Anwesende, Über dasselbe Bericht er-
stattet — was gerade vor einem Jahre, am 26. September pr.
geschah — nicht angetragen. Wir lind nach wie vor bemOht
gewesen: die unserem Vereine gestellten Ziele, theiU durch die
in dessen Versammlungen gehaltenen Vorträge nnd gemachten
Uittbeilnngen , theils wo sich sonst daan Veranlassung bot, na-
mentlich auch dorch Beantwortung der seitens der hiesigen
Stadtbebörde an ans über aof die Qeschicbte nnd Topographie
Erfurts besOgliobe Gegenstände gestellte Fragen, au erreichen.
AnknSpfeDd an meinen vorjährigen Bericht, bemerke ich noch:
dasa die Aufstellung der unserem Vereine gehörigen oder dem-
selben aar Anfbewahmng abergebenen grösseren StejndenkmtÜer
neben denen, welche sich im Besitae der Stadtgemeinde befin-
den, in dem a. g. Banhofe des grossen Hospitals inzwischen
stattgefunden hat, und dass dieselben dort einen Plata gefunden
haben, an welchem sie wenigstens vor den ungünstigen Ein-
wirkongen der Witterung gescbütst nnd nicht mehr der Gb&br
dea Unterganges ausgesetit sind.
,.KGooglc
Im Uebrigen hat onaer Vereinslebeo aicli in dan bisberigen
Chrenzen bewegt. Die Zahl der atattgefundenen ZasammenkOnfte
ist etwa der der frttbereD Jahre gleich gewesen ; wie sonet hat
wShrend des Herbstes, Winters und FrUhlings im AllgemeineD
regelmftssig in jedem Monate eine Veraammlong stat^^fonden,
wogegen während der Sommermonate auch diesmal eine Pause
atattfand, da die Erfahrnng lehrt, dass während dieser Zeit stets
ao viele Vereins - ICi^eder von Er&rt abwesend sind, dass die
VersanmlangeQ dann immer nbr eine geringe Zahl von Be-
■Qoham zlthleD. Obenein nahm im Monat Ängnst und der aftchst
vorhergegangenen Zeit der Lutherfestaug , demoKohst die bevor-
stehende Anwesenheit Seiner Majestät des Kaisers in anseren
Manem so vollständig alle Oemüther in Ansprach, dass Niemand
Sinn and Interesse für andere OegMistände übrig behielt -
Unsere BemOhungen, dem VerMBB eine weitere Anadehnong
zu verscbafiFoD^ namenljioh eina gritpe«*« Zahl von Mitgliedern
fllr ihn zu gewinnen, sind nach wie vor erfolglos geblieben. Es
ist dies sehr niederdrückend, insbesondere wenn man wahrnimmt,
wie in Orten von viel geringerer Einwohnerzahl als Erfurt, and
die bei weitem nicht eine so reiche und internsante Yergangen-
heit haben, eine viel regere Betbeilignog stAttfindet und die Zahl
der Vereins - Mitglieder nicht nur relativ, sondern selbst absolnt
eine viel erhebliohere ist wie hier. Insbesondere haben sieh die
Bewohner der flbrigen, zom ehemaligen Erforter Qebiete gditt-
rigen Orte, obwohl unsere Tfaitigkett ihnen eben so an gste
kommt, wie den Bewohnern der Stadt, fortdaaemd dnrobaaa
ablehnend verhalten. Mao wird nachgerade die Hoffnung aof-
geben m&ssen, dass es gelingen werde, in dieser Beiiehang eine
Wandlong tum Besseren heAeieufttbren.
Der Oeoeral- Versammlung des Oentral - Vereins 4er deat-
schen Oeschichts- und Alterthoms-VermiM habe ich anob dies-
mal in Vertretung unseres Ver^ns beigewohnt. Sie hat am 96.
bis 29. V. M. und zwar in Wormi stat^efianden , da von den ia
der vorigen Q-eneral-VersammloDg la Cassel in Aussig genoi»-
menen Orten sieb Ansbach and Ai^bui^ ablehnend verhalleB
hatten, während die Verhältnisse in München so lagen, daas
etwa in dieser Besi^ung zu thaende St^uitte von Haut« aas
nicht ohne Bedeakeo schienen. Ueber die Ergebnisse der Worm-
»er Versammlung werde ich mir erlaaben, Ihnen demnicbat
nAbwe BCttheilaDg sa maohea. Für iu nfiohste J«hr ist Ueis-
sao «im Teriammlungaort gewfthtt, von dem «choo jetzt eine
entgegenkotnmende ZuaBge vorliegt.
Die sich auf die ZutogeflirdeniDg der noch im SchoBse der
Erde befindenden präbiatorischen Schütze bezügliche Seite der
Aufgaben unseres Vereias zü realisiren, bat sieb im Terfloeaenen
Jahre aosser der aaf einem GMlberfelde bei LUtzensÖmmem
Toi^eDommeneD, fiber die nnser dabei anwesend gewesener Herr
Schriftfttbrer in der Versammlung vom 15. ITovember t. J, be-
richtet bat, und deren -Ergebniss kein besonders reiches gewe-
sen, keine Oalegenheit dargeboten. Vergebens haben wir bis
jetzt darauf gehofft, dass FrofesBor Klopffleisoh au Jena,
der von der historischen Provinzial - Kommiasion d^r FroTina
Sachsen beaoftragt ist, in der letzteren in kunstgerechter Weise
diese Äasgrabungen Torzoaehmen, und der insbesondere die
Andislebener Gegend hierfür ins Äuge gefasst bat, sieh zu die-
sem Bahufe bei ans einstellen werde.
Die Sammlungen unseres Vereins haben auch im Laufe des
letztrerflossenen Jahres so manchen nicht unwichtigen Zuwachs,
inabeeosdera auch durch Geschenke erhalten, obwohl solches
vielleicht nicht ganz in dem Masse geschehen ist, wie in einigen
früheren Jahren.
Was die Zahl der Mitglieder betrifft, so sind bei der der
Ehren-, sowie der der korrespondirenden im Laufe des letzten
Jahres Veränderungen nicht eingetreten. Di« der ordeatlicben
hatte ultimo December 1881 149 betragen, zu denen im Laufe
des Jahres 1882 8 nea hinsotraten, während in Folge Todes,
VarzäehAns oder freiwilligen Aastritts 16 abgingen. Es blieben
also 141. Seitdem bat der Abgang, aus gleichen Veranlassungen,
12, der Zugang durch Neneingetretene 6 betragen, die Zahl der
ordentlicben Ui^eder belauft sich daher gegenwärtig auf nicht
mehr als 1S5. Unter denen, welcbe wir verloren haben, sind
einige sehr empfindliche Verluste, so der des Gymnasial-Direk-
tora Dr. Dietrich und der des Geheimen Joatüraths Zacke,
welche letztere aacb, seitdem er nicht mehr seinen WoHnsitz
unter ans hatte, unserem Verein noch immer inniges Interesse
widmete i)od, wie Ibnan noch erinnerlich aeju wird, nicht sehr
lange yfir tpin&fo Hinscheiden hier einen aehr. interessaDten
Vortrag —'i üJj^.duj.Öe&ngflnBßhaft Friedrich» von der Trßpclf
.v)OJ^Ic
xxn
— gehalten bat Aach das ÄasBcheid«ii doe Genenda Baner,
in Folge Beines YerEUges nach Caasel, masi als fllhlbarer Ver-
last fitr anaeren Verein angesehen werden, da derselbe ttnaeren
Bestrebongen rege Tbeilnabme gewidmet nnd uns mehrfach
durch gediegene Vorträge erfreat bat.
Auch im letEtTerflossenen Jahre Ist den AngohSrigen der
Hitglieder zn allen Vereins-Versammlangen der Zutritt frei-
gestellt worden , doch ist hiervon nur in ziemBah beschränktem
Masse Qebraach gemacht.
Die in den Vereins • Sitzungen znr Verhandlang resp. som
Vortrag gekommenen G-egenstfinde sind naehstebende gewesen:
In der Versammlung vom 26. September v. J.^ trag icb'aa-
nfichst den Jahresbericbt pro 1881/83 vor, worauf die Keawahl
der ausscheidenden Vorstands -Uitglieder vorgenommen wurde.
Es folgten demnächst HittheÜangen fiber die Qeneral-Versamm-
Inng ZD Kassel, aber den auf dem Bauer'schen (Srundstacke am
' Augastapsrke gemachten prähistoriaoben Fond, sowie ttber ein^e
frühere, ähnliche, welche bei Bischlehen und Neaacbmidatedt
gemacht worden sind.
In der Versammlnng vom 18. Oktober pr. hielt der Herr
Realgymnasial-Lehrer Dr. Anermann einen Vortrag Aber atäd-
tiscbes Leben und Treiben im Hittelalter, während Herr Lehrer
Krospe Mittheilungen machte über die von dem gegenwärtigen
Konservator der Kanstdenkmale in Freussen, Geheime Regie-
rnngs-Rath von Dehn - Rothfelser vorgenommene Beetch-
tignng der hiesigen Bauwerke nnd sonstigen Gegenstände mittel-
alterlicher Kunst.
In der Versammlung vom 15. November pr. wurden zunächst
die vom Professor S c h u m herausgegebenen Facsimiles von
Handschriften der Amplonianischen Bibliothek besprochen, so-
danu ward von Herrn Dr. Zschiesche ausführliche Mitthei-
lang aber die in seinen Besitz gelangten, vor dem Aagnstaparke
gefundenen prähistorischen Gegenstände gemacht; wonäohst von
dem Herrn Schriftführer Aber die anf einem Gräberfelde bei
L&tzensömmern vorgenommenen Ausgrabungen berichtet ward.
Den Hauptgegen stand der Versammlung vom 19. December
pr. bildeten Hittbeilungen ans einer von dem Fräulein Eva von
Arnim dem Verein geschenkten Handschrift, dte Beschreibnng
einer im Jahre 1782 von sinem ungenannten Gelehrten unter-
xxm
nommenen Reise darch Thäringen , den der Tom 80. Janaar o.
die Biographie des PfarrerB Ka»par Fr. Loisine, des bekannten
YerfaBsera der Jngendaclirift Gumal nnd Lina, des Lebens des
Eoban HeflBQB, der moraliscben Bilderbibel a. s. w., woraafHerr
Zeiohenlebrer Ernspe noch über die HauptstQcke der Harien-
lagende sprach.
Ebenderselbe erlfiaterte in der Versammlung vom 22. Fe-
bruar c. den von dem Professor Eberlein in Nfimborg für
das Mittelfenster des Chores der hiesigen Marienkirche angefer-
tigten Carton, welcher die Hanpisceaea ans dem Leben der
Ibria vorführt, wonächst der Herr Schriftfährer den Schloss
der Biographie des Kaspar Fr. Lossias gab.
In der Versammlung vom 6. April c. hielt Herr Oberforst-
meister Wernebarg einen Vortrag über thüringische Städte-
irappen.
In den Versammlnngen vom 26. Mai and 36. Jani sprach
Herr Dr. Einert aas Arnstadt über den Humanisten Crotos
Robianas, zur Züt der Einboloog Lothere seitens der Universi'
tit Erfnrt 1521 Reotor derselben; doch ist diese, zum Theil aus
bisher nnbenotsteo Quellen gesobitpfte Biographie leider nnr bis
ao dem Zeitpunkte berabgeföbrt, wo Crotas Rabianus von Er-
fort schied.
Es wird von Ihnen, verehrte Anwesende, am henUgen
Abende die statatenmSsdge Neuwahl aweier Mitglieder des Vor-
staades vorsunehmen sein. Vor zwei Jahren hatte der Tomas
des Ausscheidens den Herrn Schriftßihrer und mich, im ver-
äoaaenen Jahre den HerrnOberforstmeister Wernebarg upd
den Herrn Lehrer Mej getroffen, es sind diesmal also usaer
Herr Rechnungsführer and Herr Zeichenlehrer K r a s p e die-
jenigen, welche an die Reihe kommen. Ich werde Sie bitten,
sobald ioh meinen Vortrag beendet habe, die bezügliche Wahl
zu bewirken.
I>ie Rechnaog über die Euse unsere» Vereins pro 1883 ist
rechtaeitig von dem Herrn Rechnangsfilhrer eingeliefert, von
dem Herrn Kaozleirath Fischer revidirt und, da sich nichts
zu erinnern gefunden, dechargirt.
Ifach Ausweis 'deVselb^n "hat der' Venhögen's-Zustand sich
um etwas verbessert Es hat dies aber nicht sowohl darin sei-
nen Grund: daas oosere Einnahmen gestiegen wttren, Bondern
.Cooj^lc
sxzv
d«u bei einem AsagAbepoiteo, dem f&r HertteUni^ dar Yerüiu-
•obrift, die Iit-Aoagabe sabr erbeblicb binier dem VoraniobUg
xarück geblieben ist EU r&brt dies dftber, dftss in Folge tos
alleriei ÜmiUtndes, die einzeln aofaaftlbren bier sa weit fäbren
Trttrde, daa oeoeate Heft onserer Mittheilnngen nocb niobt snr
Ausgabe gelangt ist and daber ancb noch keine Druck- nod
Bacbbinder-Eoatan an aablen gewesen sind. £U ist geganwftrtig
jedocb im Dmck vollendet und es wird daher auch die Ver-
theilong in der nächsten Zeit erfolgen.
Die Rechnung ergiebt, data die Einnabsae betragen hat:
42D Uark an Mitglieder -Beitrlgen, 52,68 Hark Ar varkwifte
Vereinsschriften , 107,01 ICark Zinsen von Wertbpapierau eio.
Hierzu 1100 Uark, die bebnfa Ankaof von Effektes von der
Sparkasse erhoben sind, and 1,48 Uark beim Jriira» - Anfang
vorhandener Baarbestand, giebt eine Gesammt- Einnahm« von
1681,17 Mark.
Die Ausgabe hat betragen: 4b Maik Besoldungen, 28^
Mark für Vermehrnng und InatandhaUnng der Hammhingaii, 18,50
Mark fttr Vereinsschriften , 69,82 Mark Insertioni - QebQbren,
15 Hark Beitrüge an den Oesammtverein and fBr dessen Korr»-
spondeoE-Blatt, 28,70 Mark Porto, Bnchbinderlohn and EopiaHea,
1381,75 Mark zur Vermehrung des Kapital - Vermfigens ; Ins-
gemein 13,50 Mark, ftlr Auigrabe-Arbeitao 9,80 Hark. Es hat
daher die Aasgabe überhaupt 1600,27 Mark betragen, n dass
ein Baarbestand von 80;90 Mark am Jahresacfalaas in der Kasse
verblieben ist.
Unser Kapital - Vermögen besteht anr Zeit in einer Partial-
obligation des OroBshercoglicb Badenscben n-ftmien-Anlehens,
angekauft zu seiner Zeit fBr 315,10 Hark,
2 Stück Ungarischer 5procenL Gold-PrioritiUen,
angekauft mit 1122,00 -
Bestand bei der städtiacheo Sparkasse .... 821,00 -
dazu der Kassenbestand wie oben 80,90 -
Summa 2339,00 Uark.
Am 1. Januar 1882 betrug das Vermögen des
Vereins 1988,00 -
Dasselbe hat sieb also im Lanfe des verflosaeneD
Jahres vermehrt ni^ 351^00 Uadc
,:„l,;cdtvG00^Ic
XXV
Ea "kman jedoch ketnem Zweifel anterli^ea: da» die ha-
fende EimiJihme dteBea Jabrea in dioBem Jahre, wo wieder die
Draokkoatca tür ein Vereiosbeft zu Bahlen sein werden, in kri-
aer Weise diza aasreiohen werde, die Änagaben aa decken,
sondern dass es nöthig sein wird, auf unser Soll bei der Spar-
kasse aorücksagreifen. Dagegen wird es nicht erforderlich sein,
BB einer Realisimng der in nnserem Besita befindlichen Papiere
m schreiten. Es erscheint daher als eine durchaus dem Ltiter-
flsse unserer Kasse entspreohende Massregel, dass wir 1100
Hark aus der Sparkasse entnommen und dafür filnfprooentige
Staats-Effekten im Betrage tob 1200 Mark angekaoft haben,
denn es erwächst uns dadurch -ein jährlicher Zinsgewinn tob
37 Hark.
Antarige snf Äbfinderang der Vereins- Statuten sind wiaer«r>
seit» nicht so stellen. Sollten solche auch aus der Mitte der
Versammlung nicht gemacht werden, so können wir demnächst
sofort Eor statotenrnftseigen Ergänaungswabl des Vorstandes
achreiten. Der noch auf der Tagesordnung befindliche Qegen-
atand inTolvirt nicht sowohl eine Abändenisg, als eine Ergän-
zung resp. Auslegung der Statuten.
Znm Schluss bleibt mir noch die angenehme Verpflichtung,
allen denen, welche im Laufe des verflossenen Jahres dain bei-
getragen haben, die Zwecke unseres Vereins an erfOlleo, Bieinen
warmen Dank in dessen Namen zu sagen. Dieser gilt sowohl
allen Oeechankgebern , wie denjengan Herren, welche dnroh
Vortrftge in unseren Versammlungen uns belehrt und unterhalt«!
haben. Sodann aber auch den Herren Mitgliedern des Voralan-
das, insbesondere dem Herrn Schriftführer, der fortgefahren bat^
durch die Veröffentlichangen über die Gegenstände unserer Ver>
Sammlungen das Interesse fUr unseren Verein nah und fera
wach n erhalten, sowie dem Herrn Kassenführer, der mit moater-
haftar Sorgfalt ond Umsicht, und einer nicht hoch genug annu-
erkennandeo Hingabe den wahrlich wenig angeoebmen Oesobtf-
ten aflines Amtes obliegt.
Bei der biennf TorgenotntaaBeD Et^äMtmgfwaU dee Vor*
Standes wurden die Aassobeidenden, Herr Zeiohenlehrar Krsepa
ood Hen Qatfbesitaer Bahlera, wiedar gewählt. DefgleielwB
>,oglc
XXVI
wurde besofalosaeti : dMa ea in Betreff der Bedaktion der Zeit-
schrift des Vereint bei dem bisherigen VertafareD, nach wel-
chem solche lediglich Sache des Yontandes ist, aaeh kfinfiig
■ein Bewenden behalten solle.
Jahres-Bericht
das
Tem Ar die EesstiictitB miI iertltiiMe tob Erfort
fQr das Jabr 1883|S4
in der General -Versammlong vom 28. Oktober 1684
Torgstngen
von dw Torsitceadei dei Tontudea.
In dem letitrerfloasenen Jahre ist lein ümatand eingetre-
ten, der von besonderer Bedentang fttr anser Vereinaleben ge-
wesen wllre oder einen erheblichen Einflnas anf dasselbe hätte
anatlben k&nnen. 'Wir sind zwar nicht in nnaerer Thitigkeit
aurick gegangen, haben namentlich nach wie vor etwa alhnooat-
lioh eine Zusammenkanft gehalten, in welcher auf nnaeren Wobn-
ort, deaaen Vergangenheit oder gegenwärtige Zustände beaüg-
liehe Angelegenheiten besprochen sind, ea läset aich aber auch
nicht behaupten, dass irgend ein Äofachwung nnaerea Vereins
nnd «ioe Erweiterung der ThStigkeit desselben stattgefiinden
habe. So bedaoerlioh diee sein magj ao liegen döch einmd die
VerhUltniaae ao, dass sich in dieaer Besiehung nichts thun Itaat
Namentlich sind alle Bemühangen, die Bewohner der Orte, welche
zam ehemaligen Qebiete der Stadt Erfurt gehören und denen
d»ek «ninre Bemflhnngen in gteichem Masse gewidmet sind, wie
diMier 'leihet, an ans heransusiehen und vor Tbeitnahme to nn-
BWen Arbeiten -cn bewegen, erfol^loa geblieben, und werden ea
:. Cookie
xxvn
wenn niclit ganz besondere Umstilnde eintreten, aoofa kflofdg
bleiben. Ebeo bo tat die Zahl der Mitglieder nnserea Vereine
unter dar eigentlichen Bfii^erschaft eine nur sehr geringe, wäh-
rend man doch annehmen sollte, dass hier am meisten Interesse
für die Vergangenheit Erfurts sich finden mQsBte, da sie recht
eigentlich in dem hiesigen Boden wurselt, und Viele unter ihr
sind, deren Vorfahren seit unvordenklichen Jahren Erfurt ftD-
gehOrt und theilweise in dessen Geschichte eine Rolle gespielt
haben. Bei weitem die Mehrzahl der Mitglieder nnserea Ver-
eine gehSrt dem Stande der Beamten an, die nur ihr Beruf hier-
her geführt hat, die derselbe vielleicht morgen wieder abruft,
und deren Interesse für den hiesigen Ort und dessen Vergangen-
heit doch nie ein so anmittelhares und tiefgehendes sein kann,
wie bei den eingeborenen de schlechtem. So unerfreulich diese
VarhSltnisse sind, so ist es doch nicht eben schwierig, sie su
erklftren, es wflrde uns dies aber hier su weit fahren. Eines
gewissen Schamgefühle kann man sich aber nicht erwehren,
wenn man die Mitgliederzahl unseres Vereins mit der so man-
ches anderen vergleicht, der seinen Sitz in einem riet kleineren
Orte hat, und der bei weitem nicht auf eine so bedentende and
int«re8sante Vergangenheit earflckblicken kann, wie Erfurt, und
der doch eine viel grossere Mitgliederzahl hat und Ober viel
bedentendere Mittel verfllgen kann, wie wir. Wie zutreffend
daa vorstehend Bemerkte ist, eigiebt sich namentlich daraas:
daea aooh in dem letztverflossenen Jahre die Zahl der ordent-
lichen Hi^lieder unseres Vereins wieder etwas zurückgegangen
ist Am Anfange des Jahres 1883 hatte solche nämlich 141 be-
tragen; von diesen gingen im Laufe desselben in Folge Todes,
Fortzages, freiwilligen Ausscheidens oder Streichung wegen ver-
weigerter Zahlung der Beitrüge 14 ab, neu hinzu traten dagegen
nur 7, so dass sich ihre Anzahl beim Anfang des laafenden
Jahres auf 184 reducirte. Die seitdem vorgekommenen aenen
Annahmen werden sich mit dem durch einige TodesfBlIe herbei-
geftlhrten Abgang etwa decken. Bei den Ehreo-MItgliedem,
sowie bei den korrespondirenden Mitgliedern sind im Laufe des
letzt7er6ossenen Jahres Veränderungen nicht eingetreten.
Dem Theile der unserem Verein gestellten Aufgabe, der
sich aaf die Zatagefllrdernng der noch im Schosse der Erde
befindlichen üeberreste der Urzeit bezieht, haben wir vmt in
:. Cookie
xxviu
widmen neaerdings kein« Oelegenbeit gehabt. Wie Ihaeii be-
kanst, wird darauf gewartet: dass der von der biatoriiohaB
Pronnsial-Kommiisioii mit der Leitung der Aiugrabangeii im
der hiengen ProviiiE beanftrHgta ProfoBBOr Dr. Klopfflflisch
in Jena sich zn diesem Bebafe bier einfinde. Die« i^t bis jetst
Biobt geacbeben, es ist daza auch TorlHafig wenig Anssicbt vor-
haaden, da der Genannte aar Zeit dorcb die ibm gleicbfalla
tbertragene Leitung der Ansgrabtmgen in den sKcbsisch-eme-
■tinisohan landen voUanf in Ansprach genommen ist und des-
halb auch sein Verbttltniss za der historiscbun KommiBsion der
Proviaz Sachsen wenigstens einstweilen bat gelöst werden mOs-
sen. Es wird TorUnfig mehts übrig bleiben, als sbsuwarten,
bis es dieser gelangen sein wird, eine andere fOr den gedachten
Zweck geeignete FersSnliohkeit za gewinnen.
Die Sammlangen unseres Vereins haben nach in dem Laofe
des verflossenen Jahres, namentlich durch Geschenke, manche
nioht ganz unbedeutende Vermebrong erhalten. Eins der be-
deutendsten derselben ist eine aas einer groBBen Anzahl von
StUoken bestehende Sammlung von Münzen, die manche Selten-
heit enthält, und von Frau Bentiere Friederike Lieban, gebo-
renen Sobnabel, nnserem Vereine Übereignet ist, and die ich
dernnScbst Übergeben werde. Ich ergreife mit Freoden diese
Gelegenheit, om dieser so wie den Übrigen Gesohenkgebam im
Namen des Vereine hier öffentlich Dank lu sagen.
Es sind im Laufe des letzten Vereinsjahres neun Versamsb
hingen abgehalten, so dasa, mit BerBckaichtigung des Umstan-
des: daas in den SommMmonaten in der Regel die Zaaammen-
künfte KUB&lIen, im Durcbechnitt wie biaber etwa aof jeden
Monat eine Versammlung getroffen hat. Die darin verhandelten
Gegenstände sind nachstehende geweBen.
In der Veraammhing vom 27. September v. J. wurde von
mir der JahreB-Bericbt fOr 1882/^ abgestattet, nnd über die
Verhandlungen in der za Wonna abgehaltenen Gei^eral-VorBamn^
hutg dfls Central -Vereins der deutschen Oeschichts- und Akei-
ihnms -Vereine berichtet, sowie der Antrag des Geheim«a Be-
gierunge - Baths Klewitz: wegen Herausgabe einer Kopie des
HflrianBcheo Planes von Erfurt' besprochen.
In^dbr VeKeammlong vom 9. November v. J, trqg dor Herx
SobiiAAl^w den Bericht «ines fl^ddentBolkeu KoiyMpondewten
(iraluwlb«iitliek Rochana), über die PhyiiogBonie Am Stadt £r-
fort, ihrer G^ftnde, sowie ihrer Bewohner and Bewoh&eriiuien
sor Zeit des Farismenta im Jahre 1850 vor, der ao manohe Ud-
riofatigkeiten und schiefe ürtheile enthielt, die enr RiehtigatelloBg
aufforderten. Hieran schlesaen eich MittheUangen des Herrn
Eduard von Hagen über den der hiesigen Stadt Termachtea,
sa jenar Zeit öffeoüich aoi^estellteii künstlmsohen l^achlaat
d«B MbIots Kerl;, oder, wie er nrsprttngUch hiess, Mehrlioh.
In der Versemmlang vom 27. November ▼. J. berichtete Aer
Herr SohriMbhrer über eine in Ocuneiaechaft mit dem Herrn
Bittergotsbentssr Boatin anf der Feldmark von WalteralebeD
vorgeDommeoe Än^abxing. Nachdem noch einige voa dem
Heim (Jeheimen Ratb Elewitz gestellte Antrftge besprochen
waren, hielt Herr Archivar Dr. Beyer den Hanptvortn^ fU»er
die kaltarge Bchicfatlich interessanten Willröder Jagden und Ge-
saadtaohaAa - fieisen von Magistrats -MitgÜedem , haaptsiohlicb
abar über die Festlichkeiten, welche die Stadt 1617 bei OelegeU'
heit der Anwesenheit des Heisogs Johann Casimir von Sachsen*
Coburg veranstaltet hat. Schlieealtch sprach Herr Rabiner Dr.
Kroner über hier anfgefondene Fragmente alter hebrftiacber
Handachrifien.
In der Versammliing vom 22. Januar c. machte Herr Dr.
Zaohiesche Mittheilang über die Ergebnisse der leteten aa
Waltersleben voigenommenen Aasgrabungen, sowie über die
von ibm beaochte Stätte , anf der einat die Trettenbnrg bei Ge-
beaee gestanden, wShrend Heir Major Seidel den Hanptvortrag
über die Anka&pfdng der Beaiehangen Schillers and Cbarlotteua
von Lengefeld mit den Statthalter Karl von Dalberg, die 1789
doreh Karoline von Daohröden vermittelt worden, hielt
Dieaer Vortrag wurde von ebendemselben bis lur VermlLb'
Im^ Sohillers in der Veraammlung vom 7. JAStn d. J. for^eaetat.
In der Versammlung vom 8. April c. hielt Herr Oberfont«
naeiater Wernehnrg einen Vortrag über das Haas lom Tor*
nier and über die dasselbe einst bewohnt kabniden PotrinarJ
Famiben v. d. Morthen and v. d. Margarethen.
In der Versanunhmg vom 27. Mai d. J. sprach Herr Bureau*
Vorsteher Hartang Über den Tofelsohmack des £!rfarter Ma-
gistrats, ttber den Erfiirter Weinban nnd Über die mit der Flur
ven Erfiirt vereinigteii Waiebbilder einiger wttat gewordwMB Ort».
".ooj^lc
In der VM-Munmliuig vom 19. Ängnst c. beriolttet« H«n
Lehrtir Erotpe Ober den Gang und gegeawirtigen Stand der
Yerhandlaagea wegen Errichtang eines neuen HoohftltareB im
hiesigen Dom, sowie der Herr Schriftführer Qber eine Versomm-
long des Hohanleabener Gescbiohts- Vereins, tn welcher er Theil
geDommen, worauf ich mit der Mittheilang einEelasr Abeobnitte
«OS meinen Beiträgen zu einer vergleichendea Topographie und
Statistik von Erfurt begann ^ womit ich in der Vwaammlung
vom 19. September c. fortfahr.
Auch in dem verflosseneD Jahre ist den Angehörigen der
Vereins-Uitglieder su allen YerBammlnngen der Zutritt verstattet
worden. Es w&re zu wUnscher gewesen, dass von dieser Vor-
gfinstigDng in ausgedehnterem Harr« Gebrauch gemacht worden
wire, wie geschehen ist
Die Rechnung über die Kasse naseres Vereins für das JsLr
1883 ist rechtzeitig von dem Herrn KassenfUhrer gelegt und
nach erfolgter Revision dorch den Herrn Kanzleirath Fischer,
bei welcher sich nichts wesentlidies zu erinnern gefanden hat,
dechargirt worden.
Was das ErgebnisB derselben betrifft, so hat die Einnahme
9^,87 Mark betragen, worunter sich aber 80,90 Mark Bestand
ans dem Vorjahre befand. An Beiträgen der Mitglieder sind,
genaa wie der Etat dies angenommen, 399 Mark, an Zinsen
98,87 Mark, für den Verkauf von Vereinssobriften 16,80 Mark
eingenommen. Von der Sparkasse haben 360 Mark aufgenom-
men werden m&ssen, um die Ausgabe von 967,41 Mark sa
decken. Den Hauptbetrag in dieser letateren machten die Ko-
sten der Herstellong des letzten Heftes unserer Zeitsohrül, die
sich auf 738,70 Mark and zwar auf 691,70 Mark Drodckosten
und 47 Mark fUr das Hefton belaufen haben. Vorgesehen im
Etate waren nur 500 Mark; dieser Betrag hat sieh aber nicht
isna halten lassen, weil das Heft nicht unftrheblich stärker ans-
getallen ist, wie Anfangs angenommen war. Der nächst bedeu-
tende Posten besteht in 89,30 Mark Buehbinderlohn. Ea berakl
dies darin: dass die ans von anderen Vereinen in Aaatanseh
zugekommenen Blätter, um sie brauohbftr zu machen, haben
gebunden werden müssen. Es ist dies eine Auegabe, die in
ähnUcber Art nicht wiederkehren wird nnd zu der Sie Ihre zns-
drOokliobe Genehmigung ertheilt haben. B^ den ttbrigen Aus-
XXXI
gabepostan ist der VoratiBchlag nirgends oberBcfaritten Worden.
Das Vorbamerkta erklärt es aber aaBroichend, daas es nSthig
gewesen ist, unser Sollhaben bei der Sparkasse am 360 Mark
aa TenniDdem, und daes der Bestand anserei Verm^ecs von
2370 Mark aof 1876,76 TAaxk, iUbo am 453,24 Mark berabgegan-
gen ist and die Beobnung noch mit einem Vorsobasse des Herrn
Kaaaeafllhrera von 12^ Mark abgeschloBsen hat. Es mag dies
niobt gerade erfreulich sein, aber der Zweck nnsereB Vereins
iat ja nicht der: Kapitalien zu Bammeln, sondern der; Mr die
Kenntniss der Vei^angenhnit Erforts zu sorgen, and lediglich
diesem Zwecke haben alte jene Äasgaben gedient. Zu einer
Beeoignisa fOr die Zukonft ist noch dnrcbsua keine VeranlaBBOug
vrabanden, da, wie sich aus dem Vorstehendet) ergiebt, der
Bestand unseres Vermögens noch immer ein nicht nnbedentender
bleibt Uebrigens habe ich bereits in meinem TorjfibrigeQ Jah-
res-Bericbte Ihnen mi^etfaeilt: dasa wir ans in der Nothwendig-
keit befluiden, um die Kosten dea Druckes des elften Heftes
ooserer Zeitschrift zn decken, einen Theil unseres Sollhabans
bei der Sparkasse zu verwenden, und Sie haben sich damals
mit dieser MasBregel einverBtanden erklärt.
Der Etat ftlr das laufende Jahr ist zu seiner Zeit festgestellt
und balanchrt in Einnahme und Auegabe mit 483 Mark.
Das nächste Heft unserer Zeitschrift ist aagenblicklicb im
Drucke begonnen. Es wird namentlich meine Beiträge zur ver-
gleichenden Topographie und Statistik von Erfurt enthalten.
Die Kosten werden diesmal nur massig Bein, da die Einrichtung
getroffen ist: dass die Abhandlung gleichzeitig in den Jabr-
bQcbern der hiesigen Akademie der Wissenschaften erscheint,
letetere in erster Stelle die Druckkosten trägt, und unser Ver-
ein zu diesen nnr im Verhältnisse der Zahl der Exemplare,
deren er für seine Hitglieder und die OeBchichta- Vereine, mit
denen er in Schriften -AuBtHuach steht, bedarf, beizutragen bat.
In dem Personal des Vorstandes sind im Laufe des letzt-
verflossenen Jahres Verändernngen nicht eingetreten. Am beu-
tigen Tage wird dagegen von Ihnen die Wahl zweier Mitglieder
desselben vorzunehmen sein, indem nach Bestimmung der Sta-
tuten diesmal der Herr Schriftföhrer und ich ausscheiden.
Anträge auf Abänderung der Vereins - Statuten sind von
unserer Seite nicht zu stellen, wenn daher nicht etwa dergleichen
xxxs
kU8 Ihrer Kitt« in Actrag gabraebt wwdfln» so wird BMh Baen-
digong dieuB maiaea Vortragt» «ofort sur ErgKasangfwalil du
Torvtaades gesohritten wwdac kffnned.
Et bleibt mir nur noob die angenehiae Varpffiehtong sn
erfOlleii: allen decen, die im I^nfe dea Terflosseasn Jahre» snr
Erfüllung der Zwecke unBerat VerMna, sei ei dnroh Haltung
von Vartrlgen, dnrch Bereioherang nnserer Samodangen oder
auf sonstige Weise beigetragen haben, itffanüich Dank an sagen.
loibesondere gebührt solcher dem Herrn SobriftfOhrer, welehw
fortgefahren bat, durch Berichterstattung Qber unsere ThUigkeH
in den affentliohen BlUttem das Interesse Air den Verein rege
EU erhalten, und dem Henm KasseniUbrer, der sein wenig dank-
bares Amt mit gleicher Hingebung nnd Sorgfalt verwaltat ba^
wie in früheren Jahren.
loh flohliesse mit dem Wnnsoha und indem ich die Hofibmng
aosspreobe: daas snch künftig eis glückbringender Stwn Ibor
unserem Verein leuchten und ihm den Weg erhelleo mSge, asf
welchem er am sichersten and sobneUsten das ihm gesteckte
Ziel SB «reichen im Stande ist
DictizedbyGoOt^lC
ErwerboDgen des Vereins seil Aofans 1881.
A. Büober und gedruckte AoBSclmitte.
1. Frbr. von Bberstein, die Fehde MaDgold'a von Eberateia
gegen Nürnberg 1516—22. Dresden 1879. Von dem Herrn
VerfaBter in mehreren Exemplaren geschenkt (ßir die Hit-
glieder des Voratandes).
2. s — k) Eine Anzahl Schriften and Broschüren (Erfurteosis)
von Herrn Buclibändler £. Weingart: a) Mejfart, Bild-
niss eines wahren Studenten. Erfurt 1634. 4. — b) E. D.
Lenz, von der Genogthuung Jesu Christi, Frkft. n. Leipsig
1780. — c) Dr. Job. B. TrommsdorfTs LebensbeBchreibung,
E. 1839. — d) T. Sybel, über das Beichagrundgeseta der
17 Vertranensmänner, Marburg 1848. — e} E. Frensdorff,
Jos. Toa Radowitz, Leipzig 1850. — f) J. Ä. K. Rothmaler,
Erinnerung an B. Pröller, E. 1855. — g) t. Oldersbaoaen,
Verhandlungen Über den Baa eines neuen Ratbhauses, E.
1856. — h) Weingärtner, Worte am Grabe W. ESbers, £.
1866. — i) Denkmal auf Volk's (Ludw. Clarus) Grab, E.
1869. — k) K. K. Emmrich, Ueberei':ht über die geognosti-
achen Verhältnisse SUdtyrolB. Jena 1846.
3. Dr. Caro, der Talmud und die UniverBität Erfurt. AufsatB
auB dem „JüdiBchen Literaturblatt" 1880 Nro. 45 — 47. Ven
dem Herrn Verfasser.
3a. J. Jecbeake) Caro, ein Vierteljahrhondert Blädtiscber Ver-
valtang (BUrgerm. Em. Wagner's). Dirscban 1880. Von
demselben.
4. C. Ä. Noback, Qeographiscb-topograpbiscbe Beschreibang
des Regierungs- Bezirks Erlurt. Erfurt 1841. Von Herrn
Frankenfeld jun.
m
Dictzedby Google
xxxiv
5. Katalog der Berliner astbropologiioben ÄassteUnng Ton 1880,
mit Snpplemest. Von Herrn Direktorial - AuiBtent Voss
in Berlin.
6. Paulig's Oeacbiobte des 7jährigen Kriegei. Von Herrn
Hoflieferant Blechachmidt.
.7. Die heil. Schrift, dentach tod Grynäae. Von Herrn
Reg.-Sekr. Ganther.
8. a) ond b) Herold, Organ des Vereins fUr Heraldik, Bphra-
^stik und Genealogie. Jahigg. 10 u. 11. Berlin 1879. 80.
Von Herrn Hoflieferanten Blechachmidt.
9. Würzbargische Urkunden, Nro. 1 — 97 (gedraokt). Von
Herrn Apell jun.
10. Z. Becker'B Noth- und Halfebfichlein ftir Banerslenta.
Mildheim 1788. Von Herrn Isid. Moos.
11. ErackrUgge's Stadt- und Landbote vom 28. März 1846.
Von demselben.
13. Oeorg Wilh. tod der Lage, die TollatSndigen Acta von
der ThQriDgiBchen Sändfluth von 1618. Weimar 1730. 4.
' Von Herrn Uhrmacher Wigand.
18. a) n. b) Erfurter Kalender von 1796 und 1801. Von Herrn
Uhrmacher Adam.
14. (Stadtratb Pöble), die Erlebnisse der jüngsten swansig
Monate. EHurt, Ende Okt. 1849. Von Herrn Ober-Reg.-
Rath V. Tettau.
15. a. Seebaob's Erfurter Feuercbronik. b. ThOringisober Ge-
schicbtskalender auf 1763, noch 1808 als Haushaltungsbaob
beoutat. Von Herrn Bentier G. Reichart.
16. Dr* Gotth. Tetzlaff, flbar die von ihm onterBUcbtan Holz-
reate in den Gräberfunden von Leubingen. Halle 1881, Inan-
gnral-DisBartation. Von Hm. Prof. Dr. DUmmler in Halle.
17. TOQ Malverstadt, Regesten der Erabisohöfe von Mains,
n. Theil. Magdeb. 1881. Von Herrn Landeadirektor Graf
Winaingerode zu Meraeburg, im Namen dea ProriDsial-
AupK^nsses der Provinz SaohBcn>
18. Konrad StoUe's Chronik, herausgegeben von Hesae, Ar-
ohivrath in Budolstadt, mit beigeschriebenea Lesarten ana
dar einzigen (Jenaer) HaDdacbiiftj von Herrn Prot A.
Kircbhoff in Halle. (Siehe unten B. N. 14 S. XL.)
tä Sadolphi'8 Gotha diplomatica. 2 Bde. Gotha 1717. 18.
Hit Gtleichensteins genealogucben Tabelleo. Von Herrn
Eiaeobahn- Sekretär Zieglar iD Elherfeld.
20. E. HartuDg's Erfiirter AdreBsbach Tür 1882/83. Hit dem
neaen Stadtplane. Von dem Heransgeber. Anf dem bei-
gefügten Stadtplane hat Herr Stadtbauratb Spielhagan äie
neuen StrasBennamen ausaerhalb der Thore eintragen l^sen.
21. Alfr. Kirch hoff, Thüringen doch Hermundurealand. Leip-
Eig 1882. Von dem Verfasser.
Die beiden folgenden Schriften wurden von dent
Schriftführer des Vereins, Prof. H. Weissenborn, wel-
chem dieselben dedicirt sind (b. Härs 1882), geschenkt:
22. a) Prof. W. Schum, Panegyrikus anf Erzbischof Adolf von
Httoster. 1882. (Dedicationaschrift.) — b) Rob. Boxber-
ger, Briefwechsel Herder's und Qötbe's, Festsebrift sam
&. Hftrz 1882.
23. Gedicht an Napoleon den Grossen, Erfurt zum 15. Augnst
1809. Von Herrn Töohtersohul - Lehrer Gresaler sen.
24. Gedicht auf den Divisions - General von Loebel, bei seinem
Scheiden von Erfurt 1880. Von Herrn Isid. Ho ob.
25. (C. y, Dalberg*«) Betrachtungen Ober die UniTersität Von
Herrn Antiquitätenhändler Beck.
26. ^änälon, demonstration de I'eziBtenoe de Dien. 4. ädit.
Amsterdam 1715. Von Herrn Sahlender jun.
27. Verzeiebniss der Kunst- nnd Naturalien - Sammlungen im
Uuseum des evangelischen Waisenhauses. Erfurt 1863. Von
Herrn Lehrer Kott.
28. Lehrer Ney, Humorisüscber Vortrag bei dem Feste der
freiwilligen Jäger- Compagnie am 18. Juni 1863. Von dem
Herrn VerfasBer.
29. a — d) Schriften aus dem Nachlasse des Herrn Generals von
Httnehow: a) Deutsehe Lieder tUr die Landwehr des 3.
Departements der preussischen Provinaen «wischen Rhein
und Elbe und Weser. — b) Gedichte an König Priedricb
Wilhelm lU. 1813; c) desgl. an die Kronprinzessin Elisa-
beth 1825; d) AbschiedsgrusB an den Kegierungs-Schulrath
Haha 1826. S&mmtlioh gedichtet von Herrn Geh. Rath
Wamebqrg. Von der verw, Fraa Generalin von HUochow,
geb. Werneburg.
idby Google
xxxvi
SObt— c. a) Knrieaaes EnoBt- imd Firbebnch. 4. Aofl. b) Qn-
deoas Hiatoris ErfortenaiB, Daderstadt 1645. c) NennULgige
ÄndachtoUbong, Pri^ 17&9. Ton Herrn AL Strecker in
Hocbheim.
31. Pastor Dr. BSrwinkel's Luther in Erfurt. Vom Herrn
Ver&Bser (bei Qclegenheit dei Luther- Bazara geschenkt).
32. EorflirBt Johann Georg's von Sachsen Marschregiment, er-
lassen 1691. Von Herrn Spediteor Brandt
33. s) Weidner, Gläubiger Kinder Gottes Creutzechule , oder
viersig Betrachtungen, Augsp. 1778. b) Der christliche Ln-
theruier. KirchenhiBtorien von 1370 an. Von Herrn Stu-
dent Hergt.
33c. Erfurter Festgedichte; von einem Ungenannten.
34. Alte Erfortensia, kirchlicher Anzeiger von 1755 und 1769,
Baths - Trans itns n. a. und Festgedichte u. a. Von Herrn
Bachhändler C. Villa r et.
3Ö. Dr. Lehmann, Vortrag tiber die Wichtigkeit einer voll-
ständigen Bearbeitang einer deutschen, bezw. thüringischen
Landeskunde, gehalten auf dem 2. deutschen Qeographen-
tage zu Halle, in der Osterwoche lt<82.
36. Prof. KritB, GratulationB-Frogramm bu Direktor Strass'
Amtajnbilfium 1843. 4. Von Herrn DiaconuB Maieier.
37. SammloDg landesherrlicber Edikte für das Fürstenthnm
Halberstadt a. a. preassische Verordunngen. Von Herrn
Cantor Heise in Gangloff- Sommern.
38. Keonzehn Eistebener Kalender von 1751 an.
39. Pastor Dr. Bärwinkel'B Vortrag über den reli^ösen Werth
von Frit« Reuter's „Ut mine Stromtid". Von dem Herrn
VerfasBer.
40. Ortmann's Iföbra, der Stammort Dr. Martin Lotbers.
Von demselben.
41. Pastor Rud. C. LossiuB „Biographische Skizzen auB dem
Leben unserer Eltern, M. Ch. Theod. und Frao Chr. Mar-
garethe Lossius", Erfurt 1803; Fast. Caspar Fr. Lossius Grab-
rede bei Martha Chr. Carolina Lossius 1806, und andere die
Familie speciell betreffende Gedenkschriften. Von Frl. Aug.
Lossius, Tochter des Verfassers Rud. L.
:,G Gothic
xxxvn
42. e) Fraih. von Eberstein in Dresden, „Urkundliche üfacb-
trftge za den geschichtlichen Nachrichten von dem Ge-
schlechte Eberstein auf der Rhön". IV. Folge. Dresden
1883. b) Beigabe sa den Urk. Nachr. o. s. w. 1863. Von
dem Herrn Verfasser.
43. Ubnba, 4. Th. Von einem Landwirth in Schmtra.
4t. Second annaal Report of Bureau of Sthnology ot the Seore-
tarr of the Smithsonian Institution 1880—81, Washington
1883. Von dem reich dotirten Institut durch Vermittelang
ihres Agenten, des Herrn Qeneral • CoosuU Dr. Felix Fltt-
gel in Leipaig, eingesandt.
46. Bilderheft zum 5. Heft der Bchriften des Badischen Alter-
thumevereins , entfa. die römischen Baoreste eines alten Klo-
sters za Baden-Baden. Von Herrn Hoflieferanten und Kom-
missionsrath Bleohschmidt.
46. a) Zusammenstellang der in den nordischen Hoseen auf-
bewahrten Alterthiimer. b) Publikation Ton ethnographisch
interessanten Abbildungen. Von dem Heransgeber Herrn
Haceliua in Stockholm.
47. BItttter des Cotta'schen Horgenblattes aus d. J. 1850, mit
Bochau's Korrespondenzen über die Physiognomie von Er-
furt in der Parlamentszeit 1850, Von Herrn Buobhllndler
£. Weingart.
48. Neue Erfurter Zeitung von 1817. Von Herrn Lehrer Ney.
49. Erforter Intelligenzblatt von 1816. Von Herrn OilU.
50. Stumpfs Schweiz erchrenik. Zttrich 1606. 4. Von Herrn
Eisenbahn - Sekretair Ziegler ans Elberfeld.
51. a— g) Bücher aus dem Nachlasse des Buchbindermeieters und
Antiquars Schäfer: a) Summarischer Bericht, wie der lu
Erffurt gewesene Ober -Vierherr M. Vclcmar Limprecht ver-
schuldet, dass er am 20. Novembris Anno 1663 mit dem
Schwert Öffentlich hingerichtet worden. Ans denen Origin^-
Actis trewlicb gezogen und an Tag gegeben. Erffurt Ge-
druckt bei Johann Georg Hertzen im Jahre 1663. — b)
Wahrer Abdruck derer Schriften , welche in der gewesenen
HSncfas-Zellen des theueren Mannes Gottes Herrn D. Mar-
tin Luthers, in dem Augustiner Kloster zu Erffurt, darinnen
jetzo das Evangelische Waysen-Hauss in, in gevierdten
Abtheilungen an den getäffeiten Wänden angemaUet »a be-
r,.:„ ... Google
xxxvm
findet]. Auf vieler Lieblwb«r toBtftadigeB Bsgefann mm
- Druck verfwtiget im Jahr Christi 1718. — c) Ghtttlieb Hbiii-
rich äroiffeDbalini hintM-laiiena noch nngedmckte kleine
Sohriften. 1790. — d) DaakwUrdigkeltMi der Sudt Worbis
und Umgegend. 1818. — e) MoBecgeil, Liebenstein and
die neoMi Ärkadier. 1^. ~- f) Dm gepriessene Preussen.
— g) Be;«r, der Dom va Erfurt. 1S67.
69. UarticiaB, Lexicon etymologicum et Bacram. Fol. Von
Herrn KommUeiooB-Rath Blecbscbmidt
58. VDrstermata van Oyen, Dictioanaire nofailiaire, Repertoire
des g^n^alogieB et docnments g^n^ogiqueB, qul bb hxiavent
daUB la bibliothique , leg eoÜections et' les arohivea de l'au-
tenr. La Haye 1884. Von dem Herrn HeraUBgebor.
54. Eine BnefBamrotting de« Geb. Batbs Dr. Christof too der
Strassen, herausgegeben von Prof. Opel (in Halle). Von
Herrn Ober-Reg.-Ratb Bennig.
&b. Eans^werbtiche Pablikationen von Herrn Haaelius in
Stockholm.
56. a) n. b) Oeh. Ratb von Wnssow, Aber die E^battong der
Denkmäler in den CtilturBtaaten der Gegenwart 1. o. 2. Bd.
Berlin 1884. (Erkauft.)
57. Annoal Beporte of tho Smitiisonian Institution fttr 1880/81
und 1882. Washington. Mit reichen und irerthToQen ethno-
Idgiacben nnd arcba6ologiBchen Abbildongen.
58. V. Folge: Urkondliche Kaohträge au den geBohiolitUchen
Nachrichten von den Freiherm von Eberstein. Berlin 188&.
Von Herrn L. F. Freib. von Eberstein (io mehreren
Exemplaren).
59. a) n. b) Alte ErAirter Drucke: a) H. J. J. WitaoheU
dankbares nnd heiliges Hera u. s. alB Anna Jost Reinbotben
— Terbranat wurde. Erfurt 1727, ~ b) Bericht und Send-
schreiben von dea bertlhmten 1000 Jahren a. e. w. £rfnrt
' 1998. 4. Von Harm Oberlehrer Boxberger.
60. Ausschnitt der G«rmania, XVHI. (XXX.) Jahi^ng, S. 192-
202: Mittelhochdeutsche Bussmahnangea und Ersiblungen
über daa Sündhafte des Tancea, aus einem „LibelluB de
penitenoia" in der Erfiirter Haadscbrift, FoL Nro. 22, BL
122 — 130. Abgeacbrieben und gesohenkt von Herrn Prof.
Bartaob io Heidelberg.
Dictzsdbv Google
61. OaiteT Ä. Sedier, Modem« Wappesknnat. Winke Bit
StMts- nnd st&dtische Behörden n. a. w. lYankfiirt «. H.
bei W. Sommel 1885. Von dem Herm Verleger ain-
geasadt.
62. Babb. Dr. Th. Erooer, FeatBohrift zur Einweihung der
■eaeo Synagoge in Erfiirt «m 4. Sept. 1884, aof Wonaoh
der Oemeinde-Collegien verfsaat. Von dem Bnu Ver&iaer.
B. Bilder und Handsohriften, Karten, Urkunden.
1. 3 Photographien der Wtode und ihrer HoUTerzierangen
aus dem 16. Jahrhundert im Silber & Eennann'aßhen Fabrik-
gebäude und Wohnhause am Junkersand. Von dem gegen-
wärtigen Besifeer Herm Droge.
2. a) HandschriM. Verzeicbnias der Mitglieder des Erfurter
KongreueB 1808. b) Veraeichoiia der Mi^lieder d«a Er-
furter Parlaments nnd ihrer Wohnungen 1850. Von Herrn
Bareau-Voriteher Härtung.
3. Conat Beyer'a Karikaturen zum Todtentaoae (naoh Hol*
bein'achen Motiven). Von Herrn Antiquitätenhändler Beck.
Am Scbluae iat ein Qemälde der Umgebangen der Augaatinar-
kirohe mit dem Grabmale Pastor lütaohl'a (Vaiera dea be-
rOhmten Philologen) angeheftet.
4. Essenwein's (Director des QermaniBchen Muaeuma in ZTOm-
berg) Carton zb einem Glasfenater; Geachenk dea Herr*
Dr. von Weiaaenbach, zn dessen Werk „Ton der Glaa-
malerei, ihrer Geschichte o. s. w." es die Titelminiatur bildet.
5. Ein auf Pergament gesohriebenes Amulet für deD Knaben
Joseph, Sohn der JenU. Von Beim Rabb. Dr. Caro (1881).
6. Urkonde des Offizials dea Harienstifts von 1403: Proteata-
tion des Proabyters NyeoUua hinter deme Steyidioffe gegen
die Verleihung einer Vicarei in der AllerbüÜgenkjrcbe mu
Heinrieh von TrefFart. Von Heim BAalachUler Brandt.
7. Ein« Mappe mit Abbildungen. Voa Herm Adam.
8. Ein Patbenbrief Ton 1798. Von E«rm laid. Mo es.
9. Eün Amstädter Bürgerbrief. Von Hrn. Korbmaoher W^isa.
10. Ein Brief Dalberg'a aua Mainz vom 7. Mai 17S7 an die
Ober - PEarrhaoplleote von Er^trl, Dankschreiben filr Ihren
' Glüokwaosch zur Eitheiliang der CoadjnterswUrde. Vct im
venrittweten Uad. Dechend.
D,:„l,;.dtv Google
XL
11. EinLehrbrief TOD 1780 anf Pergament; ▼ooHni.O. StSsteL
12. EinBild des verstorbenen HerroDomproptteB Warsohmidt.
Von Hfirra Literat nnd Fecbttseister Montag.
13. Eine Handichrift des verBtorbenen Kollaborators EammBr
(geb. 26. Febr. 1785). Von Herrn h. Montag.
14. Handsohriftliche Ergtinzong der HeBBo'sohen Anigabe der
Chronik (Memortale) Eonrad Stolle's (f 1505) ans dem
(einzigen) Jenaischen Codex, abge schrieben von Herrn Prof.
Alfred Kircbhoff, korrespondirendem AHtgliede des Ver-
eins. Nebst einer sorgfältigen Vergleichung des schon ge-
druckten Theils der Hesse'schea Ausgabe. Von Herrn Prof.
Eirehhoff in Halle. (S. oben A. N. 18. S. XXXIV.)
15. Eine Rnndschan über die Stadt Erfurt und die Um-
gegend von dem höchsten Tburme des Domes, 1837 gemalt
TOn Harm Amtsgerichtsrath Kuchenbnch (jetst inMUncbe*
berg) nnd von demselben geschenkt; sie ist 3,12 m lang,
1 m hoch und enthält auch die Darstellung der von den
Thttnnen nnd Eirchdftohem , welcbe deshalb abgenommen
werden kennen, verdeckten näheren Stadttheile.
16. Bilder: a) des Kurftlrsten Johann Georg von Braadenborg;
b — f) der Städte Magdeburg , Leipaig, Qnerfnrt, Weimar
(1570) nnd des Martinsstiftes zu Erfurt Von Herrn Alois
Strecker in Hochbeim.
17. Fathenbrief, bedruckt und illamiuirt. Von Herrn Ahlborn.
18. Pergament-Urkunde für einen Trompeter, mit 12 Siegeln
bedrackt. Von Herrn Seyfart
19. Besohreibnng einer Reise aus Quedlinburg durch den Ban
nnd Thüringen nach Erfurt und Gotha. Von Frl. Eva von
Arnim auf Heinrichsdorf bei Falkenburg. Vorgelesen in
der VeraaDunlong des Vereins am 19. Deo. 1882.
20. a) Bfld des noch vorhandenen Holskt^s, in welchem Graf
Albreobt von Beinstein von den QaedÜnborgern 1336 — 38
gefangen gehalten wurde, b) Abbildung seiner Streitazt,
der Sporen und des Dolches. Von Herrn Reg.-Sekr. Linse.
21. Ein königl. weatilÜiBoher Schuldschein über 50 Francs. Von
Herrn Eantor Heine in Gangloff- Sommern.
22. Lefacbrief dflB Eaatmann's Olbriofat Von F^. Wwe. Kellner.
fö. Pathenbrief des Pf. Bnd. Lossius in Sebloss Tonndorf.
Von seiner 78jtthiigen Tochter FrL Augnito Loasina.
:vCoOJ^Ic
XU
24. PVuzönBoliß Äasigimte Ubor 500 Franc«.
ISk Theologisch Licht, mit Sprächen und Btideni, Handschrift
in Fol. Von dem RealgymnanaeteD Wilh. Hopfe.
26. Earae Nachrichteo über Latbers Trauung, eine Hand-
■chrifL Von Herrn Kantor Heine.
27. Dr. med. Zscbiesche, Karte and Katalog der prähisto-
rischen Fnnde im Stadt- und Landkreise Erfurt (^nacb dem
Schema der deutsoben anthropologischen Gesellschaft). Hit
einer photographischen und einer autographischen Abbildung
prShistorischer Funde. Als Beitrag zu Prof. Fraai prShisto-
rischer Karte von Deutschland verfasat. Von Heim Dr.
Zscbiesche.
28. Abbildung der «na Kapoleons Reisewagen 1815 erbeuteten
Tasae. Von Herrn Kanzleiratb Fischer, Besitzer der
Tasse.
29. B. Hänel, Luther in Wort und Bild. Aus Rieh. Mftller's
xylographisch- artistischer Anstalt in Leipzig. Von Herrn
Kommissions -Ratb Btechschmidt
30. Bild des Gennrals von Loebell. Von Herrn Landrent-
meieter Kessler.
31. Vermäcbtniss König Friedrich Wilbelm's HI. bqt seinem
Scheiden (7. Juni 1840) und Erlass Känig Friedrieb Wil-
belm's IV. vom 12. Juni 1840. Von demselben.
32. Assignaten der fransösischec Republik, Von Herrn Eisen-
bahn - Sekretair Ziegler in Elberfeld.
33. a) Ein Manuskript, Martini Lagunae prefatio ad Cicoronis
epistolas; b) ein Bild des Obelisken auf dem Anger (1814
am 6. Janaar verbrannt). Von Frl. Schäfer, Enkelin und
Erbin des Herrn Bucbbindenneisters und Antiquars S.
34. Beschwerdescbrift der Gemeinde Straussfurt gegen
den Schijseer und Pächter Bretacbneider an K&nig Ängaet
Ton Polen im J. 1720. Von Herrn Depotfeldvebel Krftmer.
35. Pietro Fioccbi, Grand albero genealogioo - storioo dei popoU
Italiani, Hilano 1781; eine historische Karte von Italien in
Form von Strömen wie in Dir. Strass' „Strom der Zeiten",
EUr Uebersicbt der Theilung und Wiederrereinigung der
einaelnen Gebiete der Halbinsel bis 1815. Von Herrn Can-
tor Heine in GanglofE- Sönnaeni.
Dictzsdbv Google
TT.n
36. HuidioliTiftUolu BeHkieibiiiig der Greiue d» Watters-
Icbiacfaea Qeriofats. Vod dem OrtsvorBtADde der
Gemeinde Wsltersleben. (Origiool geaohankt; eine ge-
trene Äbaohrift desselben wurde «n dessen Stelle von Herrn
Dr. K. Beyer genommen and an den Herrn Stümlseii ge-
undt).
37. FUn von Berlin «ns dem Jftbre 1810: Von Herrn Land-
rentmeistar Kessler.
38. Gedieht des Herrn E. W. Lecbmann in Gotb» *nf den
SchloBs dos JebrhnndertB. Von Herrn L. H. «ob Gotbe
(£nkel des Ter&ssers).
39. Stemmbenm der Herrmaun-Schellbornschen Familien
in Erfurt, aar üebersicbt dar Berechtigten zur Dnfft-Sohell-
homschen Familien - StiAang zusammengestellt. Von Herrn
Stadtrath Tegetmeyer.
40. Eine Handachrift in Sohmal-Felio, in SobweioBleder gebon-
den, enthaltend den Raths-Transitos Consulum Erfurtenainm
Ton 1500—1667. Von Herrn Sattlermeiater Dnfft aus der
Lade der Sattler und Riemer.
4t. Ein Erbzinsbuch Über des Herrn J. G. Dreschern Geld-,
Obley- und Fracht - Erbzinsen von 1761. Von Herrn Eisen-
bahn-Sekretair und Auktions - ComroissariuB Lax.
42. Ein Eaufkontrakt über das Haus zum Rebstock 1840 {&x
4735 Thlr.) von dem Vater des Herrn Lux. Von demselben.
43. Zeicfanvng eines Grenzsteins auf dem Andreaafelde mit dem
Wappen des FeterskloBters und der Jabrzahl 1723. Von
Herrn Chr. Grau jun.
44. Geb. Beg.'Batb Elewitz, die Special-Gemeinden von Er-
furt and ihr Kampf ams Dasein (autographirt). Von dem
Herrn Verfasser.
46. Alte Familienpapiere der Familie Siegmand: nn
Sohreibebuch (kalligraphisch), 7 Pathenbriefe , Urkunde f&r
einen BarbinrlehrUng , Job. Chph. Silber, 1674, auf ^rga-
ment Ein Heft erbauliche Betrachtungen.
46. Ein faceimtlirter Abdruck der Nummer 1 des Hamburger
Correspondenten vom 2. Januar 1731 (150jäbr. JabilAum).
Von Herrn Bäckermeister Schenoka.
47. Tonndorfer Baareohnungen, ans einem AktenatOcke
abgeschrieben und dam Vereine mm Abdnok Hbersandt
xun
(üAe den Abdrnok Bd. XII. 3. SSI) Ton Herrn QymnuiAl-
Lebrer Dr. Jäger in Duderstedt Er fand «e in dem Ham-
»er Ingroasaturbnch Nro. 16 (Bl. XKIII"— XXVIK') de»
königl. EraisarchiTs au Wttrsborg. Von Herrn Dr. Jügii.
48. Lithtq^raphie von dem Erntefest in der Btü^er-YeraanuDlang
an Erfart den 39. Juli 1847 (nach dem Ende der pOssen
Koratheurung), Von Herrn Sekret&r Schneider.
49. Ein Oelbild dea EuriUrsten von Maina Joseph Friedrioh
Karl (von ErÜial), in Lehanigriiase. Vermäohtniaa des Ter-
■torbenen Majora Herrn Rochi.
30. a) Das Erfurter Kaths Gebartsaeogniss tOi den Barbier
J. Chph. Silber, getauft 1646, vom 10. Juli 1674. — b— b)
7 Pathenbriflfe. — i) Ein Heft erbanlicfae Betrachtungen in
quer 8- — k) Yorschriften von Job. Andr. Siegmond (geb.
2. Not. 1768). Von Herrn Eleidennachermeiater Pfeiffer
Und seiner Gattin Martha, geb. Sigmund.
O. Alterthümer, Hünzen, Ouriosit&ten.
1. Zwei Caatagnetten. Von Hrn.RealgymnaBial-Lelirer Carlas.
2. Eine Serviette, in v^cbe die Jahraabl 1729 eingewebt ist
Von Herrn Eauftnana Wftofater.
3. Eine Helena-Hedsitle von 1821 ßir die treuen Eampf-
genoftaen Napoleons. Von Herrn Kaufmann Wächter.
4. Abdruck einea Siegels, welches Qöthe darstellt (Qe-
schenk von Schilter an Gstbe). Von Herrn Bureau-Vor-
steher Härtung.
5. Ein Hafeiseu ans den Hopfeschen Ffiansnngen auf dam
Harbacber Wege vor dem Andreasthore. Durch Vennitte-
luDg des Herrn Bachdruckerei • Besitzers Cramer.
6. Ein StQck von einem Mammutfaaahn. Von Herrn Land?
wirtb Wächter in Hochheim.
7. BeÜefbild des Obertribunal-Ratba Waldeck. Von Herrn
Isid. Moos.
8. a — g) Sieben Denkmüncen ana dem Nachlasse der Ualerin
Amalie Seidler in Weimar. Von ihrer Nichte, der venritt-
weten Frau Töcbterscbul -Lehrer Bichter in Erfurt.
9. Eine Standfignr Berthe ThorwaldaeDS. Voa deraelben.
10. Väa Spiegel aus dem Nachlasse der Wittwe Fr. tod SefaiUer.
Von derselben.
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TTfT
36. HmdiohriftUohe Beich^eibaiig der Greme Aa ' .*°<lt
lebitchen Gerichts. Tod dam OrtarP^ Herrn
G«meiiide Waltarileben. (Original gtf//
treofl Äbsdirift daaselben wurde an Atm^ff/ v jhansa- —
Dr. K. Bejer genoniBwn und an if'.^// ^ . eines Gri^
aandt). "vy' *" eiserner
37. Plan TOQ Berlin ans dem Jabr.v^'^.
rentmeiater Kessler. ..''''i' -'• Knochen und
38. Gedieht des Herrn E. W. I-. >v'^^7 L.elunpyramide.
Schlasa des Jahrhonderts . yy''- jrstein, gefunden in
(Enkel des VeriaaaerB). , /i. Bfii^enneiater s. D-
39. Stammbanm der Herr/;'//
in Erfurt, inr Uebo'/y / .ogels, betr. den Thüringer
homsoben Famili^^' / . von Holx. Von Herrn Pr.
Stadtrath Tegf^y
40. Eine Handscl; .der (1768), einen grabenden Bauer
den, eotbal' ' ilerm Franz Röhm.
von 1500 ^jienkopf mit Malerei and der Adresse: „Au
Lade ^ ^^^ellen Reiase, in Arbeit bei dem HofgOrtler-
41. Ein * ^d^ube in Weimar. (Gekauft.)
O^ jj^tei Tiichtach mit eingewebten Darstellungen eines
' ^ ^ nnd menscblicfaer Figuren nnd der wiederholten
4? "'-^Joft: Vom Einge David — 1592. Von Hrn. Apell jtm.
'^f'icsimile des Riese njadeitbeils (wahracheinlioh
/^ 0( Mexiko) im ethnographischen Moseum ca Dresden. Ge-
^(■henk dea Herrn Konservators Hofrath C. Hey er.
^ gin preassiachea Halb-Thalerstttck, gefimden bei Ab-
tragong des Kavaliers am Andreasthor. Von E. WobllQbL
Hagistrat
0], Ein Polymeter, mit Gebrancha-Anweisong, zwei nüt
Zahlen bedruckte Brottchen in Form einea drehbaren Tis-
kels, der auch als Lineal, Dreieck, Hassstab, Proportions-
airkel nnd Logarithmentafel dienen kann. Von Herrn Lite-
raten und Fechtmeister Uontag.
31a. Bronaene Alterthfimer, gefanden anf dem Grundstücke des
Herrn Pastor Luders.
28. Ein groasea Skelett mit LsngBchfldel, beim Neubau des
städtischen Krankenhauses gefunden. Von E. WobllSbL
Hagistrat.
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XLV
ä3. Ein alterthflmlicher SohlOasel und eine kleine Schale mit
knnen Fassen, gefdndeD auf dem Bittergate des Herrn
Bontin in Ltttzensömoiern.
24. £ine bronzene Nadel nnd andere Sobmackgegenatände, ge^
fanden auf dem Sehwald'scben Omndstttck „der todte Mann"
bei Waltersleben. Von Herrn Dr. med. Zscbiescbe aaa-
gegraben nnd dem Vereine überlassen.
25. Zwei ScLfidel, gefunden beim Neubaa des stttdtisohen Eran-
kenhaoseB. Von E. Wohllöbl. Magistrat
26. Eine silberne Denkmünze zur Konfirmation. (Angekauft).
27. Eine preuisische Huldigungsmiinze von 1803 mit dem Bild-
nisse König Friedrich Wilhelms III. Von Herrn Pr.-Llentn.
(jetzt Hauptmann) Buhlers in Hildesbeim.
28. Denkmünze auf die Rhein-Eisenbahnbrttcke zu Köln mit
der Reiteretatue des Kaisers. Von Herrn EiBenbafaB-Sekrei-
tär Ziegler in Elberfeld.
29. Ein preussiscber Viertelthaler von 1768. Von demselben.
30. Ein 20 Centimes • Stück mit dem BÜdniss der Republik von
1850 (vor dem Staatsstreich Ludwig Napoleons (III.)-
31. Ein kleiner Stein mit aasgeschnittenem Gesiebt, gefunden
in einem seit sehr langer Zeit zugeschütteten Teiche. Von
Herrn Oekonom Wisser in Windischholzhaasen.
32. Fände auf dem Grundstücke „der todte Mann" bei Walters-
leben: a) eine kleine Metallkugel aus Messing; b) Scher-
ben. Von den Besitzern Herren Oekonomen Qebr. Sehwald.
33. Tabaksdose, aus Kokoanuss oder Hickorynnss gescbnitzt.
Von einem Ungenannten.
34. Braunes in Holz geschnitstes Kruzifix mit Einlage: Reli-
qoie vom Gewände des Märtyrers Victor. Durch Vermitt-
lung des Herrn Frankenfeld jun. (jetzt in Berlin),
35. 7 alterthOmliche Schlüssel Von dem Schüler Kemper.
36. a) Ein Mansfeldiacher Georgstbaler von 1609, gefunden bei
dem Grundgraben zu dem neuen FostgebKnde. Von der
kaiserl. Ober-Post-Direktion mit Genehmigung Sr. Ezc. des
Staats- Sekretairs Stephan. — b) Ein gothaischas Drei-
hellerstück. Von derselben.
37. Eine kSlnisohe Münze und sieben kurheisiscba Denkmünzen.
Von Herrn KohlenhSodler Man dt.
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XLVI
88. Ein brouener Denar des EaUere Oommodoi, gefonden in
Bayantlud bei Eüln. Von Herrn Fabrikant H«Dniagi.
39. Ein Stfick verBteinerteB Holz. Von Herrn Apell jna.
40. a) □. b) Fände von einom Qr&berfblde bei Lützensömmeni :
Scherben nnd ein Feaerateinkem. Von Herrn Rittei^ta-
Beaitaer Boatin upd Professor Weiisenborn auf den
Ton HanBon'schen R&beofeldern ausgegraben.
41. Mausen. Von Herrn Sekretär Bachfeld.
42. Alte bischöfliche Münze (Bracteate). Von Angeaborg in
Oberbessen.
43. Ein Balken von Eichenhola, 1 Meter hoch, morach und von
WUnnem aerfreisan. In der nördlichea Seitenmaner der
alten Erfnrter Peterakirche eingemauert gefunden, 1 Meter
hoch in horizontaler Lage.
44. Hüncen, meist ältere Pfennige und zwei silberne H&nzen
von 1718. Von Herrn Kantor Heine in Gangloff-Sönmem.
45. Fragment: Stein (untere Hälfte eines prähistorischen Stein-
werkaengs). Von demselben.
46. ThaumngsmÜBse aus dem Jabre 1S17 mit Angabe der Oe-
treidepreise. Von Herrn Elempnermeiater Degenbardt
47. Eine metallene Schale in erhabener Arbeit, darstellend ein
Gdtterfest (Anfnabme von Herkoles und Psyche in den
Olymp, wahrscheinliob nach Benvennto CeUini, der vielleicbt
Zeichnungen von Bapbael aus dem Sagenkreise dsr Psyche
benutzte). Von Frl. Clementine Heinemann, welche sie
früher von dem Terstorbenen Qeh. Beg.-Rath Volk zum
Geschenk erhalten hatte. Wahrscheiulicb ana Hsenburg
odjer Hägdesprni^.
4S. a) n. b) Funde im Baoer'scben Ornndatllok i a) Fragment
eines Steinmessera j b) eine steraartige Veruerung von
Mesüng.
49f t^e kleine Urne, auf dem Kr&mpferfelde bei der Anasohacfa-
tung auf der Besitzung des Herrn Rode gefunden. Von
dem Herrn Grundbesitzer.
50. Eine aerbroohene Urne nnd mehrere Lehmpatzen an« der
Siering'achen Lehmgrube vor dem Ändreasthore. (Letztere
Uebarraste des Lehmbewurfs an den ftheeten ans Fleohl-
werk erbauten Hütten.) Von Harm Sieriag.
:,G Gothic
sxvtt
51. Altes Flmtfln6chloaa mit Batterie. Von Eem R. Born.
Sä. Zwei Singe, gefunden anf dem Prediger-Eirchbofe beim
Grundgraben za d«m neuen Schulgebfiude an der Casino-
briicke. Von E. Wobllöbl. Hagiatrat gegen geaetzliche Eot-
sobädignng des Finders Uberwieiien.
53. Fände bei Walteraleben (an der MöbiBbnrger Flnrgrenze)
aof dem Felde des Herrn Landwirths Zaobar, ansgagraben
von Herrn Rittei^uts • Besitzer Boatin and dem Sobrifl'
fSbr«r: Soberben von Urnen and Pferdeknooben.
54. Mehrere HUnzen: a) OeBterreicbiscbes Dreiesig-KresKer-
st&ck von 1807; b) Denkmlinie anf den Dombrand za
FVankiort 1867. Von Herrn Eisenbahn • Sekretär Ziegler
in Elberfeld.
55. Knochen ans den Steinbrüchen des Rotbenbergs (Bftoken-
wirbel von einem Mammntb). Von Herrn Eandlangs-CommiB
Sablender.
56. Sieben Blätter Siegel, angeklebt. Von demselbeo.
57. Ein plattgedrücktes Granaten-Fragment, beim Äbtragen des
Sohmidtstedter Thoree in einem Schacht desselben geümden.
Von Herrn Herrmano Fiedler.
58. Ein alter Degen. Von Herrn Bergmann.
59. Eine grosse Windfahne von Eisenblech mit den Jahres-
zahlen 1437 and 1821 und dem Clemena-Milwtts'sohen Wap-
pen aas der im Jahre 1853 abgebrannten Lacius'sobeu Fa-
brik, dem vormaligen Sachsenhofe. (Nach Böckner's Ansicht
dentet dies Wappen auf die Verbindung eines Frl. von Hil-
witz mit einem Junker aus dem Sachsenhofe hin.) Von
Herrn Christian Gran jnn.
60. Eine badische DenkmQnse von Kupfer. Von Herrn Kastellan
Aderbold.
61. Eine fi^sche Goldmünze (Jeton oder Spielmarke) mildem
Bildniss König Friedrich Wilhebus II. 1796, gefanden auf
dem Feldwege nahe der Cyriaxburg. Von Herrn Unter-
offizier Bommeis. (Von demselben wurden aacb meturere
eigenthümlioh geformte Steine anf dem Fetersberge gefunden
und geschenkt.)
63. a) Ein Stück Harmor von den neuesten Ausgrabungen des
Forum Romanum; b) ein Stück Lava vom Vesuv. Von
Herrn Maschinen -Inspektor Geitel ans Italien mitgebraobti
.oogic
XLTIC
63. Eine grosse Sammlniig Münzen (gegsn 370 Stfick), meist
TOD Kupfer, tbeilweise sehr selten. Von der EVaa Wittwe
LiebftQ.
64. Sechs Stttok ronde gebrannte Lebmseheiben in Tbaler-
form, gefaoden bei den Ausechacbtungen vor dem Ldber-
thore. Von Herrn Ritteigutebesitzer Boutin.
65. Ein SchlUaflelbaken. Von Herrn Apotheker Bnchols.
66. Münzen. Von Herrn Cantor Heine in Gaogloff- Sömmem.
67. Vier Zähne, gefunden beim Pförtchen. Von einem ünge*
nannten.
68. Der Griffel eines KaaseroU von Zinn, gefunden bei Oberbof.
Von Herrn Direktor Frangenheim, welcher einen in
Form und Zeichnung ganz übereinstimmenden im Berliner
Antiquarium des dortigen Museums gesehen hat (Schrank V.
Nro. 580).
69. Zwei Goldmünzen: a) Facsimile einer grossen MOnse
mit den Bildnissen des Kaisers Septimius Severaa und seines
Sohnes Geta. b) £ine vergoldete DenkmClnse des Österrei-
ohiscfaeo Grafen tod Ortenburg. Von Herrn Apell jun.
70. Ein holländischer Doppeldukaten, im November gefun-
den. Von E. Wohllöbl. Magistrat dem Vereine zur Auf-
bewahrung Qbergeben.
71. Eine Sonnenuhr zum Einstellen, Von Herrn Literaten und
Fechtmeister Montag. Durch Güte des Herrn Dhrmachiin
Qrundig mit Magnetnadel und Gewicht für den Pendel
versehen, «elcher auch die Einstellung nach der PolhShe
erm^licht
72. a — c) Drei Denkmünzen auf die Reformation: a) Schmal-
kaldische Artikel 1837. b) Aogsburgiscbe ConfeBsion 1830.
c) Mersebnrger Einführung des freien Bekenntnisses 1843.
Von Herrn Verwaltungsgerichts - Direktor N o b b e.
73. Ein alterthümliches Hufeisen, gefunden auf dem Militär-
Schiessstand Nro. 7 auf dem Steiger. Von Herrn Premier
Lieutenant DöUe.
14. Ein Sprengstück einer Bombe, gefunden auf dem Steiger
(wahrscheinlich aus dem Jahre 1813). Von demselben.
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3CtIX
D. Erwerbungen von. Zeitsohrifteu,
meist durch Tausch.
1. Ältmärkischer Vereio (Salzwedel) 19. und 20. Jahres-
bericht. 1879. 1884.
2. Verein fiir Geschichte Berlin'a, Nr. 14—18. 1881—85.
Schriften des Vereins Heft 18—21. 1881—84. MittbeiluDgen
1884. 1885 (1 — 6). Chronik 18. 19. 20. 21. 1880—83. —
19. 20. Stiftungsfest 1883. 84.
3. Schriften des Vereins für die Geschichte des Bodensee's,
10—13. HefL Lindau 1880—84.
4. Uittheilungen des Vereins für die Geschichte der Deutschen
in Böhmen XVm. 3. 4. XIX. 1—4. XX. 1—4. XXL
XXII. Prag IÖ80-84. 19-21. Jahresbericht 18—21. Prag
1880—83.
5. Verein fUr die Geschichte der Mark Brandenburg. Mär-
kische Forschungen 16. 17. 18. 1881. 82. 84.
G. Jahrbuch der ListoriBcheu Gesellschaft des EünstlervereinB
zu Bremen, 11. 12. Bd. IL Serie 1. Bd. 1880. 83. 85.
7. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte von Chemnitz
IV. 18S2. 83.
8. Correspondensblatt des Geeammtrereias der deat-
sehen Geschichts- und Alterthums vereine, 29. — 32. Jahrg.
Darmst. 1881—84. 33. Jalirg. No. 1—4. Berlin 1885.
Sa. Deutscher Gärtnerverband (Rcdactcur Möller in Er-
furt), Mitglieder-VerzeichniBS für 1883. 1884. DeuUche
Gärtner ■ Zeitung Nr. 1. Erfurt 18^. Von dem Herausgeb.
9. Erfurter Gewerbeverein, Jahresbericht fUr 1879. 80/81.
82-84.
9a. Erfurter Waisenhaus, Verzeichniss der Kunst- und Na-
turalien-Sammlungen. Erfurt 1863. (Diese Sammlung wurde
am 7. März 1872 durch Feuer beschädigt.)
9b, Festschrift des Thfiringischen Feuerwehrtags in
Erfurt, den 23.-25. Juli 1881.
10. Frankfurt am Main, Verein für Geschichte und Alter-
tbumskunde, Mittheilungen, VL Bd. 2. Heft. 1881.
11. Ferdinandoum für Tirol und Vorarlberg, Zeitschrift. IL
Folge, 26., 27., 28. Heft. Innsbruck 1882-84.
12. Freiberger Alterthumsverein, Mittheilungen. 18 — 20. Heft.
1881—83.
13. Freibarg im Breisgau, Oesellachnft xar Beförderniig der
^ Geschichts-, Altertbuma- and VoUEBkande, ZeiUcbrifl V. B.
1. 2. 3. H. VI. 1. 1880—83.
14. G-ermaDisches Nationalmaseum (in Nürnberg), An-
zeiger fUr Konde der deutschen Vorzeit Jahrg. 1881. 82.
83. — Anzeiger des germaniBchen Katioualoiaseums. I. Bd.
1. Heft. — Mittheilungen aus dem germanischen Museum,
I. 1. Jahrg. 1884. — Katalog der im germanischen Moseum
befindlichen Olasgemälde aas älterer Zeit Nfimberg 1884.
15. Mittheilangeo des Vereins für Hamburgiacbe Qeaohicbte,
4—7. Jahrg. 1882. 83. 84. Zeitschrift IV, 1—4. 1879—83.
£>. Karl Koppmann'a Vortrag am 10. Decbr. 1883.
16. Zeitschrift dea Harzvereins tür Geacbiohte and Alter
thomakunde. Jahrg. 14. 15, Register zu 1 — 12. Bd. 1882
16, 1 und Scblossheft, 17,1—4. 1881-85. — D. Friedrich,
Bnntglasige Ofenkacheln von Goslar, Wernigerode 1881.
Hennebergische Geschichte, s. Scbmalkalden No. 64.
17a. Hessen. Hanau, Mittheilungen des Hanauer Be.
zirksTereins für HeBsiache GeacbichtB- und Landeskunde,
No. 6. 1880, No. 9. 18S5. (Dr. G. Wolff und O. Dftbm,
der römische Grenzwall bei Hanau. 4.)
17b. HcBaen-Kassel, Mittheilungen des Vereins für besB
sehe QeBchichts- und Landeskunde, Jahrg. 1883, 1 — 4. Vier-
teljabrsheft. 1 884. Verzeichniss der Mitglieder. — Zeitschrift
des Vereins fUr HessiBche GeschichtB- und Landeskunde,
Vni. Heft 3. X., 1-4. 1879. 83. — Denkmal J. Winkel-
mann'a. £ine ungekrSnte Preissobrift J. Gott&. t. Her-
der's a. d. J. 1778, herausgegeben von Dr. Alb. Duncker.
Dessen FeBtechrift zum 50. Stiftungstag. Kassel 1882. 84.
17c. Heaaen-DarmBtadt. Archiv fOr hessische Geschichts-
nnd Alterthumakunde XV., 1—3. Darmetadt 1880. 82. 84.—
Quartalblätter dos historischen Voreine für das GroBsherzog-
thum Heasen, 1880, 1—4; 1883, 1. 2. — Verzeicliniss der
Druckwerke und Handschriften des hessischen Vereins. 1883-
17d. Oberhessiscber Verein fUr Localgeschichte: 2. 3. Jah-
resbericht. 1880;61, 82/83. Geachicbte uud BeBchreU>ung
-von MUnzenberg. Giessen 1879. — Oberbessiaofaw Ge-
Bcbicbtakalender ftlr 1883.
:. Cookie
LI
IS. MittfaeiloDgeii des Vereins filr Oescbicbte und Ältertbnnu-
kande in Hohenzollem, XIV— XVII. 1880/81 — 1883/84.
lonsbrack, siehe Ko. 11 Ferdinandeam.
19. Mittheilangen des Vereins für Gescbichts- nnd Alterthnins-
kunde zu KahU and Roda, II. B. 3. 4. H. IIL 1. Kahl»
1882. 83. 84. 85.
30. Bhenus, BeilrSge zur Oescbicbte des Mittelalters, berans-
gegeben vom Lahnsteiner AltertbomsTerein , No. 1 — 6,
1884.
21. Neaes Laasitsiscbea Magazin. Bd. 57, 2. 58, I. 2. 59,
1. 2. 60, 1. 2. Görlit« 1880—84.
32. Beriebt des Leipsiger Moseams fUr Völkerkunde. 7.
9—11. 1879. 81 — 83.
23. Sobriften des Vereins ftir die Gescbichte Leipzig 's (vacat).
24. Mittbeilangen des Oeschicbts- und AltertbmnsTereitis zo
Leissnig. VI. Heft. Leissnig.
Leyden, siebe Kederlanden, No. 34.
35. Beriebt des Vereins fUr Lübeckische Qescbicbte and
Altertbamskunde i. J. 1881. 82. Mittheilungen, 1. Heft Ko.
1—12. 1883. 84. Zeitschrift des Vereins Bd. 4, 1—3. 1881.
1884.
36. MusenmsTerein fUr das FUrstentbum Lüneburg, 3., 4., 5.
und 6. Jabresberichl. 1880. 81. 82. 83.
37. FublieatioBS de la Section historique de Tlnstitot R. Q. de
Lusembourg. XXXV. XXXVI. Annie 1881. 1883.
28. Oescbichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg, Mit<
tbeilnngen des Vereins für Geschichte und Altertbamskunde
des Herzogthnms und Erzetifts Magdeburg. XVI. — XIX.
XX., 1. 1881 — 85.
29. Zettsobrift des bistoriscben Vereins flir den Regierungsbezirk
Marienwerder. III. H. 1879, Marienwerder, V. 1. 2, VL
1881. 82. VIL Vin. 1883, X.— XII. 1883. 84.
30. JabrbUcber tmd Jahresberichte des Vereins fUr Meklen-
bnrgische Geschichte und Altertbnmskunde. 46 — 49.
Jahrg. 1881 — 84.
31. Mittbeilungen für Geschichte der Stadt Meissen. 1. Heft.
1882.
33. Bericht über die Tbätigkeit der Zentral -Kommission für
wisseuscbafüicbe Landeskunde von Dentscbland, von Dr.
Lehmann. München 1883. ^-~ ■
LH
Milncheoer ÄltertbumsTerein, 8. Wtrtbnrg, No. 61.
38. Annalen des Vereins für XasBauiscIifl Alterthumskunde
und Geschichtsforschung. 16., 17. Bd. Wieebsden 1881. 82.
34. HftndeliDgen en Mededeelingen van de Maatschappli der
Nederlandsche Letterkonde te Leiden o. h, j. 1883.
Levensberichten der afgestorvone Hedeleden. Leiden 1883.
35. Verhandlungen des historischen Vereins ffirNiederbayern,
XX. 3. 4, XXI. 1. 2. Landshut 1881. 80.
36. Zeitschrift des historischen Vereins fUr Niedersacbsen.
Jahrg. 1883. 84. Hannover.
37. Mitteilungen des Vereins filr die Qcschichte von Nürnberg,
2.-5. Heft. 1880—84. Jahresbericht über das 3., 4., 5., 6.
Vereinsjahr. 1880 — 84.
38. Historischer Verein von Oberbayern. Oberbayerisclies
Archiv fllr valerländiBche Geschichte, XXXVII.— XLL Bd.
2. H. 1876—84. — Der Ausschuss des historischen Vereins
von Oberbayem an die Mitglieder, Mlinchen 1885. Samm-
lungen des historischen Vereins von Oberbayern, 3. Abth.,
München 1884.
39a. Historischer Verein für Oberfranken. 44., 45. Beriebt
über Bestand und Wirken des historischen Vereins sn Bam-
berg. 36-38, 1881. 82—84.
39b. Historischer Verein fUr Oberfranken (Bayreuth), Ar-
chiv ftlr Gescliichte und Alterthumekunda von Oberfran-
ken, XV. 3, XVI. 1. Bayreuth 1883. 84.
40. Verhandinngen des historischen Vereine ftr Oberpfala
und Regensburg, 35., 36.— 38. Bd. Regensburg 1881—84.
41 . Mittheilnngen des historischen Vereins an Osnabrück,
XII. 1882. 2., 3. Nachtrag zu dem Verzeichniss. 1883. 8.5.
42. Mittheilungen der geschichts- und alterthumsforeobenden
Gesellschaft des Osterlandes, VIH. 3. 4, IX. 1. Alten-
burg 1879. 82. 84.
4S. Mittheilnngen des bistoriscben Vereins der Pfalz, IX.~-XII.
Speyer 1880 — 84.
44. Mitteilungen des Altertumsvereins sa Planen. 4. Jsfares-
ßchrift auf 1883/84. Plauen 1884.
45. Gesellscbaft für Pommerscbe Geschichte und Alterthums-
kuade. Baltische Stadien, 31.— 34. Jahrg. Stettin 1881—84.
46. Zeitschrift (tir Preussische Geschiohte und Landeakosde,
XVin.— XXI. Berlin 1881-84. , - ,
■ ......Cookie
tni
47. Jahrbtlcher des Vereins von Altertbamsfreanden im Rhein*
lande, U.— LXXV. Bonn 1879. (Bd. UL— LVI. fehlen.)
48. Neues Archiv fUr Sschsische Geschichte und Alter-
thoroskande, I.— V. Bd. Dresden 1880 — 84. — (Vereins-
schrift des Vereins ßlr Geschichte and Alterthumsknnde too
Sachsen.) — Dr. P. Hassel and Graf Vitzthum von
EckstSdt, Bur Geschichte des Türkenkrieges i. J. 1688.
Dresden 1883.
49. Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthnms-
kiinde von Sangerhaaaen und Umgegend. 1. H. Sanger-
hausen 1881.
50. Schleiz, siehe Voigtländisoher AltertLumsforschander
Verein.
5t, Jahresberichte der Schlesischen Gesellschaft fttr vaterlKn-
dische Cultur, Generalbericht ftir 1881. 82. 83.
52. Zeitschrift des Vereins filr Geschichte und Alterthumsknnde
Schlesiens. 16. — 18. Bd. Breslau 1882 — 84.
53. Zeitschrift der Gesellschaft fiir Schleswig - Holstein-
Lauenburgisohe Geschichte. Handelmann, der Frem-
deniUirer im Schleswig-Hotsteinschen Mnsenm vatwlSudi-
soher AiterthUmer zu Kiel. 1883. Desselben, die amtlichen
Anagrabungen auf Sylt 1875, 77 und 1880. Kiel 1882.
54. Zeitschrift des Vereins {Ür Hennebergiscbe Gesohichta und
Landeskunde asn Sobmatkalden. I. Supplementbeft :
Geisthirt, historia Smatcaldica, Heft I. II. Schmalkalden
nnd Leipzig 1881. 83.
Zeitschrift des historischen Vereins f^ Schwaben und Neu-
barg (vacat).
55. Archiv des Vereins für Geschichte und AiterthUmer
der Herzogtbümer Bremen nnd Verden u. s. w. zu Stade.
7. 8. 9. Bd. 1880. 81. — Bahrfeldt, Httnzen der 3Udt
Stade. Wien 1879. - Das älteste Stader Stadtbuch. 1. 1882.
55b. Ulttheilangen des historischen Vereins für Steiermark,
30. 31. 32. Graz 1882. 83. 84. — Leopold von Beok-Wid-
manstetter, ein Kunpf ums Recht. Ebd. 1884. — Beitr&ge
sor Kunde steiermlirkiscber Geschichtsquellen. 18., 19., 20.
Jahrg. Gratz 1882—84. — Festrede aus Anlass der 60jäh-
rigen Eabsburgfeier von Dr. Krones, Ritter von Marchland.
Gratz 1883.
Dictzsdbv Google
UV
56. TbÜriagisoh-Sftobsisober Verein f&r Erforschnog dei
TaterlKndiacben Altertbums: Nene Mittbeiluiigen aus dem
Gebiete bistorisoh-uitiqnariflcber ForscbaDgeo, Bd. XV. 2,
XVI. Hall« 1882— S3. — Opel, Naamburg im sobm«l-
kaldisoben Kriege, Featachrift zur Feier des 50j übrigen Be-
Btehena des Vereins, 1873.
57. Zeltsjuhrift dm Vereins für ThUringiBcbe Geeobicbte und
AltertbuinskuDde. Neae Folge. I. (IX.) 3. 4. IL (X.) III.
(XI.) IV. 1. 2. (XII.) Jena 1880—84.
58. Ulm und Obersohwaben : MOnsterblftttor , im Auftrag des
Münster- Com itÖB herausgegeben von Aug. Beyer and Friedr.
PresaeL Ulm 1883. (Siebe ftucb Wärtembergische
Vierteljshrsbefte.)
59. Arohiv des historischen Vereine von Unterfranken und
ABcbaflfenbnrg, XXV. 2. 3. XXVI. 1. 2. XXVII. Würzbnrg
1881. B2. 84. — Jahresbericht fUr 1881. 82. — Lor. Fries,
Gescbichte des Bauernkrieges in Ost&anken, II. 2. 3. lH.
Würaburg 1879 — 83.
60t Voigtl&ndischer altertbumsforsobender Verein zn Ho-
henleuben and QeBobiobts- und altertomsforsohender Ver-
ein za Schleiz, 50., 51-, 53., 53., 54. und 55. JiJiresbericbt.
1879—84.
61. Wartburg, Organ des Müncbener Altertiinmsvereins,
Jabrg. VUI.— XII. 1 — 3. Mttoohen 1880—85.
62. Zeitschrift Üx raterlfindischa Oescbicfate und Alterthums-
künde Westfalens, 41. 42. Bd. MOoater 1883. 84.
68. Berichte ond Mittbeilungen dee AltertbumsTereins zu Wien,
Bd. 21. 22. 1882. 83. 4. Monatablatt 1884, 1—7, 1885, 2-3.
64. Wttrttembergisobe Vierteljabrshefte f. Landeagescbicbte,
in Verbindung mit dem Verein fUr Kunst und Älterthum in
Ulm und Oberschwaben, dem WUrttembergiscben Altertbume-
verein in Stuttgart, dem bistorisclien Verein fOr daB WOrt-
tembergiacbe Franken nnd dem Sülchgaoer AltartbamBTersiD,
. , beraasgogeben Ton dem königl. statiBtisoben Bureau.
Jahrg. III. Heft 2—4. IV. V. VI. VII. Stuttgart 1880-84.
64. Äntiquarieobe Q«aellacbaft in ZUricb (vaoat).
Dictzedby Google
LV
Nachtrag.
A. Bfiekflr:
61. Frhr. Leop. y. Borch, Beiträge zur RechtsgeBcMcfate dea
Mittelalters, mit beBonderer Rtiokaicht aaf die Ritter und
DienBtmannen fürstlicher and gräflicher Herkunft. Inssbruck
1881. Von dem Verfasser.
62. KoDgl. Vitterbets Historie 'Och Aotiquitets Akademiens Ma-
DadBblad 1. — 8. 11. 12. Argängen. Stockholm 1872—79,
1883 — 84. Von der k. Schwedischen Akademie d. W.
63. Bror Emil Hildebrand och Haos Hildabraad Teck-
ningar or Svenka Statens Historieka MuBeam 1. 2. Haftet,
Stookh. 1873. 78. Von derBeiben.
64. Br. £, Hildebracd Svenska Sigillar frao Hedeltiden.
Stockh. 1., 2. Haftet. 1862. 67. Von derselben.
65. La. Daae (Prof. der Geschichte), Kong Christiao I. Norsk?
Historie 1448—1458. Eristiania 1879. Von der Uniyersit&t
CfariBtiania.
66. Bastian Dahl, die tstein. Partikel ut (gekr. Preisscbrift).
Eristiania 1882. Von derselben.
67. Dr. C P. Caspari, kircbenhiatorische Anecdota, nebst
neuen Ausgaben patristiBcber and kirchlich mittelalterlicher
Schriften. Christiania 1883.
68. S. Laaobe, die Anämie. Christiania 1883. Von derselben
(ebenso die folgenden bis No. 75).
69. Alf. Tor p (Herausg. Sophus Bugge), die Flexion des Pali
in ihrem VerhältnisB zum Sanskrit. Christiania 1881.
70. M. J. Monrad, et kongeligt bryllapsom folkehoiüd. Christ.
1881. Von derselben.
71. Dr. L.B. Stenersen, Myntfundet fira Graeslid i Thydalen,
(Festprogramm zur Verm&hlung des Kronprinzen.) Cfari-
' 1 1881.
A.Ob, Google
LVI
73. Dr. OuBl Storm, MoDamenta hiatorica Norvegiae; laüntke
Kildeskrifter til NorgeB hiatorie i Uiddelalderen. EriBtianU
1880.
73. Hans H. Reuecb, Silurfosailer og presBeds Konglomerater
Bergensakirene. Kristiania 1880.
74. CM. Guldberg et H. Mohn, Etudee sur les moavementi
de l'atmo Sphäre. Christi an ia.
75. Beatyreren, tredle beretoing om bygde Kongsgaard. Chri-
etionia 1882.
76. Tb. Hiortdahlj kryataÜographisk-chemieke Udersogelaer.
Cbriatiania 1881.
Von Herrn Dr. Arthur Hazelius in Stockholm (siehe
oben Ä. 46 und 55) hat der Verein erbalten:
76. a— d) Minnen &an Kordiaka Museet, fonit Skandinaviak
etnografieka aamlingen. 1., 2., S., 4. baftet Stockholm
1882. quer Fol.
77. DeBsen Le Mus^e d'ethnographie scandinave k Stockholm,
fondä et dirigä p. le Dr. A. Hazelina. 2. Edition. Stock-
holm 1879.
78. a) u. b) Doeaen Samfundet för nordiska MoBeets främjande.
Heddelandec 1882. 83.
79. Programm zu einnm beabsichtigten Qebäade fSr daa Nor-
dische Museum in Stockholm. Stockholm 1883.
Dictzedby Google
Beiträge
zu
einer Tergleichenden
Topographie und Statistik
von
ERFURT
W. X A. Fretk. y. Tittai,
Dr. Sha., Vlc<-Frl*<d<at d« Aaadn>l* , 1— ...r^. vi h.*—
D,i.,.db, Google
ubiGoogle
Inhalts - Verzeicfaniss.
Torbemarkuiigeii 1
UmfknK der SUdt im Allgomftinoa 4
TarAnderongaD im Innern 7
AnzKlil der Geb&ade . . . 15
B*aliohe Znitände , 19
ZftU and Beeohftfienheit der SjtruBBD 38
Eintheilung der SUdt . 27
Nnmmerirong der H&oser . SS
Yniiiiilnriiiinnii iii ilri niiiiriiiimnn ilm fllrieiinii 9i
Banwerke 78
BafeaUgnngen . , . , 77
Thoro und Wtllthfirme 87
Itmenthore 88
Atueentbore . 9i
Mioer- nnd W»lHb6nn6 9S
Kirchliche Qebftnde,
Eirohen nnd Kapellen 100
KUMer Dnd Stifter .. 118
AaBwftrtigen RlöBtem gehörige Udre 141
B^ribniMstättcn 148
OeSentUahe nicht kirchliche Oebind« Ibl
WaaMTrerhältniiM . IBQ
Hflhlen 187
Einwohnenahl QberluQpt . 196
VarhältniM der Zahl der Tode«Klle nnd Geborten in der der Lebenden 204
Terhiltnin der Z>hl der nneheliohen Oebnrten in der der eheliehen . 207
Verhältnis* der Civil- nnd der HilitarberSIkaning 906
Verbiltniee der Tenohiedenen Stand« ... 311
Mtunaterieohee TerhUtniM der TereoUedenen obriiUich^ Roligioni-
parteien 214
Zahl dei jüdiichen BeTÖlkerang ■ 218
Dictzedby Google
ubiGoogle
y orbemerkongen .
Was mir Knnächst Veraniluaang gegeben hat, die nachfol-
gende Arbeit za aDternehmeB, wird in dem AbBchnitte, welcher
Von den in der Benennung der Strassen und Plätze im Laufe
der Zeit eingetretenen Veränderungen handelt, näher dargelegt
werden. Ich hatte ursprünglich nur die Absicht gehabt: ein
Holfsmittel zu schaffen, das geeignet wäre, einem rein praktischen
Bedür&isse entgegen zu kommen, die Beschäftigung mit diesem
Gegenstände hat mich jedoch allmählich weiter geführt und ist
schUesBlioh zu einer vergleichenden Darstellung der Topographie
Erfarts während der ganzen Zeit seines Bestehens geworden.
An die Strassen und Plätte hat sich die Schilderung der räum-
lichen Ansdehnung, welche die Stadt allmählich gewonnen, die
Darlegung der in ihrem Innern eingetretenen Veränderungen,
die Aufzählung der früher in ihr vorhanden gewesenen, jetzt
nicht mehr exiatirenden baulichen Anlagen, insbesondere die
Schilderung der gegenwärtig ja auch schon der Vergangenheit
aogehSrigen Befestigungen angeschlossen, schliesslich habe ich
die Untersnchung auch noch auf einige wichtigere Funkte der
Statistik, insbesondere die Häuser- und Einwohnerzabi, die letz-
tere sowohl im allgemeinen wie nach einzelnen Gesichtspunkten
aosgedehnt.
In zweifacher Beziehung bot mein Unternehmen einige
Schwierigkeiten dar. Zunächst sind, namentlich für die älteren
Zeiten, die uns zu Gebote stehenden Nachrichten, abgesehen
davon : dass man sie erst von den entlegensten Seiten und nicht
selten aus halb versteckten Winkeln zusammenholen mnss, so
unvollständig, die Quellen so wenig zuverlässig und sich wider-
sprechend, dass man sie nur mit grosser Vorsicht benutzen
kann, sodann ist aber auch das Feld, auf dem ich mich versucht
habe, ein bisher fast noch unbearbeitetes; mir ist wenigstens
kein Werk bekannt, das mir ohne Weiteres als Vorbild zu die-
nen geeignet gewesen wäre. £s hat sich daher auch noch keine
sichere, allgemein recipirte Methode (Ür derartige Untersnohangen
".oot^lc
— 2 —
feststellen köcoen. Ee giebt xwar Schriften, die sin dem mei-
nen ähnlicheB Ziel Terfolgen, aber meist beschränken sie sich
auf einzelne Zeitpunkte oder Zeiträume, ohne sieb auf deren
Vergleichnng mit der Gegenwart einzulassen, theils, and dies
gilt namentlich von einigen auf grössere Städte bezüglichen Wer-
ken, wie den Schriften von Delaure und anderen Über Paris,
von Ffihrmann, Hormayr und Schimmer über Wien, Fidicin,
König, Küster und Wesselj über Berlin, Klose über Breslau,
Hasche über Dresden u. a. m., sind dieselben überwiegend ge-
schichtlich im engeren Sinne nnd nach Gesichtspankten geai^
beitet, die von den meinen weit abgehen und verfolgen so ab-
weichende Zwecke, dass auch sie mir nicht einmal als Anhalts-
punkt haben dienon können. Ein ähnlicher Gedanke wie meiner
Arbeit liegt allerdings Tüppens historisch • comparativer Geo-
graphie von Freussen und einigen ähnlichen Schriften sa Grunde;
es ist aber doch ein sehr wesentlicher Unterschied: ob es sich
um ein ganzes Land oder eine einzelne Stadt handelt Ich kann
mir daher wohl, ohne mich dem Vorwurfe grosser Unbescheiden-
heit auszusetzen, auf einige Nachsicht mit den grossen UnvoU-
kommenheiten , welche die nachfolgenden Blätter an sich trBigeo,
Kechnung machen.
Als Hülfsmittel haben mir nicht nur die gedruckten, auf die
Geschichte' und Beschreibung von Erfurt bezüglichen Werke,
von neueren namentlich die Schriften von Kirchhaff und Hartunga
Häuserchronik gedient, sondern es sind auch einige handsclurifi-
liehe Materialien, so namentlich die Hogelsche Chronik (ich ci*
tire nach dem in der Magistrats-Bibliothek befindlichen Exemr
plare), die Chronik von Friese, die Collcktaneen von Qerstenberg,
die Notizen aus den Freizjnsregistern der Stadt Erfurt betref-
fend, Plätze, Strassen u. s. w. vom Arcbivrath Heinr. Beyer
nnd die von Böckner gesammelten Nachrichten über die Befe-
stigungen, die Tfaore und die Wasserläufe von Erfurt, benntst
worden. Dessen ungeachtet wird meine Arbeit sicher — nnd
davon kann niemand mehr durchdrungen sein als ich selbst —
eine nicht geringe Zahl von Unrichtigkeiten sowie sehr viele
Lücken in sich halten, ich hoffe aber: dass gerade ihre Verfif-
fentlichnng dasu beitragen wird, ihre Richtigstellung und Ver-
vollständigung herbeizutUbren , indem vielleicht der eine oder
der andere, der von ihrem Inhalte Konntniss erhält, sich bewo-
— 3 —
geo finden wird: mich auf Verseben and Auslassungen aufmerk-
B&m zu machen, und mieb so in den Stand zu setzen, sie zu
berlcbtigen, ergeblicb zu vervollständigen.
Wenn die nacbfolgenden Notizen, denn nur als eolcbe wollen
aie gelten, einen wisBenBchaftlicben Wertb in Anspruch nehmen
wollten, so würde die Reihenfolge und Anordnung derselben
eine, wenn nicht streng chronologische, doch wenigstens eine
nach festen Perioden abgegrenzte sein müssen. Dass eine solche
nicht geradezu unmöglich sei, das bat u. a. Kirchhoff in seiner
Schrift: Erfurt im 13. Jahrhundert, ein Oeschichtsbild , Berlin,
1870, gezeigt. Aber um dies durch die ganze Zeit des Beste-
hens der Stadt von deren ersten Auftreten in der Gesobichte
bis ZOT Gegenwart durchzuführen, möchten doch die zu Gebote
stehenden Quellen kaum ausreichen; auch erhebt meine Arbeit
einen derartigen Anspruch nicht und jedenfalls würde die leichte
Uebersicbtlichkeit und die praktische Brauchbarkeit darunter
leiden. Die letztere wird sich viel leichter bei einer Anordnung
nach den Gegenständen und bei diesen im einzelnen wieder
nach alphabetischer Folge erreichen lassen. Ich werde dem-
gemäsB, nachdem einige Bemerkungen Über den Umfang der
Stadt im AUgemeincn vorausgeschickt worden, deren Eintheilung
in verschiedenen Perioden, sodann die äussere Umfassung, also
die Festungswerke, Mauern und Tbore, demnäciist die Strassen
und öffentlichen Plätze besprechen, in dieser Beziehung mich
jedoch auf die Aufzählung derjenigen beschränken, welche ent-
weder nicht mehr cxistiren oder ihre Benennungen verändert
haben, sodann zu den Bauwerken übergehen, zunächst zu den
kirchlichen — Kirchen und Kapellen — Klöster und Stifter —
aaawärtigen Klöstern gehörig gewesenen Höfe — dann zu den
weltlichen und bei letzteren besonders der Mühlen und der mit
diesen in inniger Beziehung stehenden Wasserverhältnisse ge-
denken, aber mich auch hier, soweit dies ohne Beeinträchtigung
der Verständlichkeit und Uebersichtlichkcit möglich ist, auf das
beschränken, was entweder überhaupt nicht mehr vorhanden
oder unter seinem gegenwärtigen Namen nicht erkennbar ist. —
Den SchljiBS werden einige Untersuchungen aus dem Gebiete
der Statistik, sowohl in Betreff der Bevölkärung im Allgemeinen,
wie in Bezug auf die verschiedenen Stände und Religionsparteien,
bilden.
Dictzsd bv Google
Umfang der Stadt tm Allgemeinen.
Man kann mit alter WahrBcheinlicbkeit annehmen: dass der
Anbaa des Ortes, der, als er zuerst, gegen die Hitte des S.
Jahrhunderte, in die OeBchichte eintiitt, den Namen: Erpesfurt
oder Erphesfurd, führte, in der Gegend des Dombergea und des
Petersberges begonnen und sieb von hier, dem Lanfo der Oara
folgend, gegen Osten und Süden ausgebreitet habe. Die Stadt
Erfurt in ihrem apSteren Umfange bestand aber arsprünglich
aus den beiden Orten: Sohilderodc, das am Fasse des Merwigs-
berges oder wie er, nachdem auf ihm ein Kloster des Benedic-
tinerordene zum heiligen Petrus erbaut worden, hiess: des Pe-
tersberges, lag, und sich vom Andreasthore bis snm Friedrich-
Wilhelmsplatze und der KrämerbrQcke erstreckte, und aus dem
anf einer von zwei Armen der Gera, dem Brettstrom und der
wilden Q«rB, eingeschlossenen Insel belegenen Erpesfiirt. Erst
nm das Jahr 1200 wurden diese beiden Orte in eine Oemeind«
vereinigt. Der Theil der Stadt zwischen der Krftmerbrttcke
und der Jobannisstrasse ist erst später wie die Bebauung jener
Insel entstanden und auf die Angabe Hogels, der ihn (Cbron.
3. 36) in die Zeit Karts des Grossen setzt, ist wenig Gewicht
zu legen. Als ein dritter Sladttbeil traten hierzu der Dombeig
und der Petersberg, nachdem sie mit Kirchen und WohnhSnsem
fUr die Geistlichen bebaut waren. — Als Landgraf Ludwig der
Eiserne von Thüringen 1164 sngleicb mit den Manem von Er-
furt drei unmittelbar an diesem belegene Dörfer: Bergbaasen,
Rnstberg und Homburg zerstört, und diese nicht wieder herge-
stellt, vielmehr deren Dorflage mit dem Stadtbezirk vereinigt
worden, wurden auf dieser die Vorstädte, d. h. der zwischen der
wilden Gera und dem äusseren Umfassangswalle belegene Theil
der Stadt erbaut. Doch soll nicht behauptet werden, dass dies
gleich nach 1164 vollständig gescbeheo sei, vielmehr erfolgte die
Bebauung erst sehr allmählich und tbeilweise in viel späterer
Zeit. Bogeis (Chron. S. 22) Angabe: dass schon zur Zeit des
— 6 —
FrankenkönigB Dagobert I. die JohamuBTorstadt bia zum nach-
herigea AuguBtthore mit „Wohnungen angeßÜlet gewesen" uod
die starke Bevölkerung derselben die Ctrttodang einer eigenen
Kirche nSthig gemacht habe, verdient keinen Glauben. — Die
älteste der Vorstädte war der Brühl, ein durch Entsumpfung
fOr die Cultur erobertes Terrain, das sich in aeinem ursprüng-
lichen Umfange auf der einen Seite bis zum Fusse des Dom-
berges und zum Herrmannsplatse , anf der anderen bis zum Cj-
riaxberge erstreckte. Doch bildete der Brühl bis zum Anfange
des 14. Jahrhunderts gewissermaasen einen besonderen Ort, da
er in Betreff seiner Verfassung von der eigentlichen Stadt voll-
stKndig getrennt war und nicht unter dem Stadtrath, sondern
unter dem erzbischöäichen Schultheissen im BrUhl (Scuttetus in
Broleto oder Frurali, nicht plnrali, wie er missverständlich häufig
genannt wird und von Friese [Chron. S. 20] wunderbarer Weise
in Viel — der Scbultheiss in Viel, in plurali — verdeutscht ist)
stand. Xocb im Jahre 1289 wurde er als ausserhalb der Stadt
liegend angesehen (Kirobboff, WeisthUmer S. 26; Härtung, Häu-
sercbronik I. S. 186). — Eben so bildeten die geistlichen Be-
sitzungen auf und hinter dem Domberge, da sie gleichfalls von
der Jorisdiction des Stadtraths eximirt waren, einen getrennten
StsdttheiL —
Eogels (I. c. S. 74) Angabe: dass Erfurt zur Zeit des Erz-
bischofs Sieg&ied I. (1059 — 1084) 2b Pfarrkirchen gehabt habe,
erscheint zwar etwas problematiscb , jedenfalls hat eich jedoch,
wenn auch nicht der Umfang der Stadt vergrOssert, so doch
wenigstens die Zahl der Bewohner und dem entsprechend der
Wohnhäuser vermehrt, als Erzbischof Christian, indem er jene
1170—1173 mit einer Mauer umfriedete, viele Einwohner der
amliegenden ländlichen Ortschaften in die Stadt zog und ihnen
Häuser eingab, zu welchem Zweck er seinen Weinbei^ auf dem
Feteraberge dem Domstift abtrat und seinen Schultheissen Con-
rad, Albrecht und Dietrich von Widdern, sowie dem Abte des
Fetersberges auftrugt diese Stellen und Plätze mit Häusern zu
besetzen, in denen die Ritter und Jnnker als erzbischöfliche
Burgmänner wohnen sollten.
Welchen Um&ng Erfart 1293 gehabt und welche Strassen
darin damals vorbanden gewesen sind, kann man mit ziemlicher
Bestimmtheit aas dem Freizinsregister von dem genannten Jahn,
..Cdoj^Ic
_ 6 —
dem tiltesten was biB auf ods gekommen ist, erscben. Ea wer-
den in diesem nacbeteheade Strassen nnd Plätse erw&hnt: der
Brühl — Bei der h. Brunnenktrcbe — die LangebrCcke — die
Lanengasse — der Graden — die alten Fleischbänke — die
Fingerlingsgasse -~- Unter den Schilderem — der Rabenmarkt
— Bei St. Andreas — die Fergamentergaue — Bei St. Horitz
— Bei St. Qeorg — die AebtiBsinstraBse — Bei St. Michael —
Bei Allerheiligen — Unter den Schwertfegem — die Breito-
strasse — der Fischmarkt — Unter den Tacbachlitzern — Bei
St. Martin intra — Bei St. Benedict — die Jadengasse — die
Krautgasse nnd die Krautstege — Bei den Predigern — der
Wenigemarkt — Bei St. Egidisn — der Sand — die Pilse —
Bei St. Lorenz — die Lehmaansbrücke — Bei St. NicolaUB —
Bei den Schotten — die Gotthardstraaee — die Hfütergasse —
das Elend — die Johanniestraase — Beim Krämpferthor — Bei
der Eanfinannakirche — Hinter Weissfrauen — Bei St. Äogustin
(regulär.) — Bei St BarthotomSua — Bei St. Viti — der Efiae-
markt — die Lolibank — Am Löberthor; aaaaerdem einige,
deren Lage qicbt genau bekannt iet, wie: die MentelerstraSBe
und Unter den Sattlern. — Aas dem Fehlen so mancher Kamen
in diesem Verzeichniase darf man jedoch nicht schliesBen, dass
die Strassen, die eolche föbren, damals noch nicht bestanden
haben, eondem nur, dass sich zu jener Zeit in ihnen keine
Grundstücke befunden haben, von denen Freizinsen zu entrichten
waren. So hat anter andern der Anger gewiss schon eidstirt
(wird 'doch schon in einer Urkunde von 1196 ein Tbirricua de
loco qui dicitur Anger erw&hnt), er kommt aber erst in dem
nächsten vorhandenen Freizinsregister, dem von 1321 vor. Das-
selbe findet statt in Betreff der Weissengasse, der Waldengasse,
der Fleischgasse, der Markgrafengasse, Bei St. Matthias, Bei den
BarfUsscrn, Neuerbe, der Neustadt, der Futterstrasse, dem Neu-
werk und Bei St. Pauli. Die ScblOaaergasse findet sich erst in
dem Freizinsregister von 1350 erwähnt
Es ergiebt sieb aus dem Voraufgeführten , dass Er&rt am
Schlüsse des 13. Jahrhunderts, abgesehen von dem Brühl«, fSrm-
liche Vorstädte noch nicht gehabt habe. In der That umschloss
noch im 14. Jahrhunderte die Stadtmauer nur die nachborige
innere Stadt; sie folgte der Wilden Gera von da ab, wo diese
sieb vom Breitstrom trennte, beim Bosswehr, bis aiim EroDen-
:. Cookie
— 7 —
bnrger Wehre, ging dann vom Moritztbore nach dem Andreas-
thore, von diesem, nachdem die fiaasere Enceinte von dem
letsteren bis zum Wassertbore in den Jabren 1375 bis 1380 an-
gelegt war, den Fetersberg in sieb schliessend, bei dem Lauen-
thore vorbei nach dem Krummen- oder Inneren Brliblerthore und
■cbloBS sich endlich beim BoBswehre wieder an. — Wenn Vor-
städte damals auch bereits existirt haben, so waren sie wenig-
stens noch nicht in die Umfriedigung eingeRcblossen. Dies ge-
schah erst im Lanfe des 15. Jahrhunderts, wo die zunehmende
Bevölkerung derselben dies nStbig machte. 1426 und in den
folgenden Jahren wurde die Strecke vom Lauenthore bis zum
Wasserthore mit Thürmen und Qräben versehen. 1432 wurden
der Zwinger im Brühl, die zwischen dem Krämpfer- und Johan-
nisthore belegenen Grundstücke und das Kartbäuser Kloster,
sowie die Earthänser Mühle der Stadt einverleibt, indem man
sie mit einem Graben umschloss (Härtung 1. c. II. 318). — 1444
fahr man mit jener Arbeit fort, indem die Strecken vom Löber-
bis zum August- nnd vom letateren bis zum Kr&mpferthore mit
einer Ringmauer nmgeben wurden. Seit 1471 endlich worden
die gesammten VorstSdte mit in die Befestigung hineingezogen,
indem man sie mit Wällen, Tbttrmen und Gräben versah. Seit-
dem ist im Wesentlichen bis zu der neuerdings stattgefundenen
Entfestignng der Umfang der Stadt unverändert geblieben.
Veränderungen im Innern.
Die in diesem Zeiträume eingetretenen Veränderungen haben
sich, so erbeblicb sie auch zum Theil gewesen sind, auf das
Innere der Stadt beschränkt. Sie wurden vorzugsweise durch
(Ufl grossen FeuersbrOnste herbeigeführt, von denen Erfurt so
vielfach heimgesucht worden ist. Kachdem unter andern 1246
der grösfite Theil, 1291 aber wieder ein Drittel der Stadt, die
ganze Strecke vom Neuwerkskloster bis zum Krämpferthore
(Chronic. S. Petrin, ed. Stübel p. 126), 1395 ein Viertel aller
Häuser, die Gegend zwischen der Kaufmannskirche und dem Lö-
bertbore und 1416 der nördliche Theil der Stadt von den alten
Fleischbänken unter den Schilderern bis zur Moritzkirche mit
dem Bubenmarkte, der Pergamenter, Weissen- und Marbacher-
Gasse, der Andreas -Servatü und Georgskirche zerstürt worden,
:vCoOJ^Ic
war wobl die bedeutendate Feaerabnmct, von welcher Erfurt
heimgfliucht ist, die vom 19. Juni 1472 — sIbo in damaelben
Jahre, in dem die Vorstädte in die Befestigung gezogen worden
— da sie die halbe Stadt, allee wai zwischen der KrämerbrKcke
und dem äusseren Brilblertbore , dem NeuwerkiUoster und dem
Andreasthore sich an Häusern befand, in Äsche legte, der Dom
und die Severikirche zerstört wurden und dem Wohlstände
Erfurts eine Wunde geschlagen ward, die sich nie wieder ganz
gesohloBsen hat, wozu der Umstand freilich sehr wesentlich bei-
trug, dass auch femer die FeuersbrOnste nicht aufhörten, und
allein das 16. Jahrhundert nicht weniger als 44 solcher von ge-
ringerem oder grösserem Umfange mit sich gefOhrt and nur wenige
Jahre ohne Brandschaden Terfloesen sind. — Dass bü dem
Wiederaufbau der zerstörten Häuser mancherlei Veränderungen
in der Bichtung und Äolage der Strassen vorgenommen worden,
ist nicht bu bezweifeln, doch sind die Einzelnheiten nicht g«-
nUgend bekannt Dies gilt auch von dem Brande i der sm
13. August 1660 den Stadttheil auf beiden Seiten dtis Angers
von der Scblösserstrasse und der ärafengasse bis zum Faast-
gässchen und von der Bahnhofetrasae bis zur HohenthOrgasee
vernichtete und gegen 200 — nach andern Angaben sogar 300
— H&user, und unter ihnen du Beglerkloster, das Stottemhum-
sehe Falais und die uralte Residenz der Ch-afen von Gleichen
zerstörte. Es ist zwar eine längere Zeit bis zur Vollendung
des RetabliBBemeutfi verstrichen, theilweise ist dies sogar erst
im Anfange des 18. Jahrhunderts erfolgt, im Wesentlichen-scheint
aber die Anlage der Strassen dadurch nicht erheblich verän-
dert zu sein. — Doch bemerkt Scham (Erfurts VerblUtnisse auf
der Schwelle der Neuzeit. Erf. Lutherfest-AImanach S. X.):
dass es den Anschein habe, als wenn jene grossen Calamitäten,
von denen die Stadt betroffen worden, schon auf eine etwas
breitere Anlage der Strassen bei der Wiederherstellung hin-
gewirkt hätten.
In umfassendem Masse ist dies nach dem grossen Brande
vom 21. October 1736 der Fall gewesen. Wenn man vor diesem
von dem Qraden, dem jetzigen Friedrich -Wilhelms -Platze, in der
Richtung der Fredigerkirche sieh begeben wollte, so kam man bei
den gegenwärtig noch ezistirenden , damals aber vollstäadig mit
Bäasem besetzten beiden Gassen, der Huners- (jetzt Hundorfs')
and der Stanxengaase vorbei and durch eioe kurze Strasse : unter
den (^ocken^esaern genaiiDt, zu einem ziemlioh uiBebnlichen
Platze, dem £ndleiche, am Ausgaitge der Oroaaen Arche, nod
einer engen Strasse: Unter den Kupferschmieden, die in der
Oegend der Saokpfeifenmühle auf die Langebrilcke traf, welche
frfiher ihren Kamen mit vollem Rechte trug, da die Strecke
swischen dem Breätatrome and dem Bei^strome nicht. wie jetst
mit Häusern besetst, sondern eine wirkliche BrQcke war. Anf
der einen Seite hing dieselbe durch den Fleohtnerstand mit der
Hondorfsgasse zusammen, während auf der andern eine namen-
lose blos von Hintergebäuden gebildete Gasse in schräger Rich-
tung nach dem Nonnensacke ging und eine dritte, die damals
sehr enge und krumme Gasse anter St Paul nach der Predigei^
kircbe hinftthrte. Aus jener zweigte sich die S chatten wand-
gaase ab, die zu jener Zeit viel breiter als gegenwärtig nnd
gani mit Hänsem besetzt war and auf den Nonnensack sich
öfhete, der auf der andern Seite durch einen hölzernen Steg
und die Fleischbänke — die jetzige Femgasse — wieder mit
der Langenbrücke in Verbindung stand. An dem Ausgange der
an der Predigerkirche and den Predtgerhäusern yorbeiftthrenden
Gasse: Bei den Predigern, die damals bedeutend enger war als
die jetzige Predigerstraase, befand sich ein aberbautes steiner-
nea Thor, das Heidenthor. Zwischen diesem nnd den Prediger-
Pfarrhäusern ö^ete sich der Sonnenberg, eine schmale Gasse,
die auf dem Predigerfaof mündete, und mit einem andern Gäss-
chen: Hinter der Scheibe genannt, in Verbindung stand, welche
sich in ziemlich gleicher Richtung von dem Ijangenstege, —
der jetzigen SchlösserbrUcke — nach dem Töpfenmarkt hinzog.
Der letztere, der einen nicht unbedeutenden Um&ng hatte, lag
Tor dem erwähnten Heidentbore^ nahm also den südlichen Theil
des gegenwärtigen Fischmarktes ein, mit dessen nördlichen, da-
mala allein diesen Namen führenden Theile er durch eine korze
Strasse in Verbindung stand. Von: „Hinter der Scheibe", da
wo die damals schon nicht mehr gangbare Kirche Martini intra
atand, ging eine ziemlich breite Oaase, Auf der Trolle, nach dem
Rathbause zu nnd endigte in der Nähe der Gera. Dieser ganze
▼orstehend geschilderte Stadttbeil zwischen Hundorfsgaase, dem
Friedrich -Wilhelms -Platze, dem Hause zum Sonnebom (jetzt
Oaatbof zam deutschen Kaiser) an der Ecke der Grossen - nnd
oo^^lc
— 10 —
der Elemeo Ärcbe, der Marien-Hagdaleoen-Eapelle, dem Fisch'
markte, dem JankereaDde, etwa der Uitte der Gnfeagasse,
dem Breit- und dem Bergstrome, 205 Häaser uod zwei Kirchen,
wurde um bei dem TOrgenaonten Brande vollständig t^ge-
Xachert. Bai der Wiederbebauaog erhielt er eine durchgängige
Umgestaltung. Die engen Gassen Terschwanden grossentheils
ganz, die, welche man beibehielt, worden verbreitert. Die Gegend
erhielt die Gestalt, die sie im Wesentlichen noch faente hat. —
Seitdem ist nnr noch eine Feaersbrnnst Torgekommen, die
erheblichen FinäuBB auf die Gestaltnug des StraeBennetzeB von
Erfurt gehabt bat. Es war dies die durch das Bombardement
am 6. November 1813 herbeigeführte; es wurden durch dieselbe
121 GebSnde zwischen dem Graden, dem Dom and dem Feters-
berge, sowie dem Andreasthore, mit der Strasse: Vor dem Gra-
den, den FleischbllDkeo , dem Salzgäaschen , der Fingerlings-
gasse, den Gassen : Unter den Schildern, Am FalUoch, Am Lap-
penberge nnd dem Rubenmarkte zerstört Was in diesem Be-
zirke vom Feuer verschont geblieben war, wurde behufs Siche-
rung der Citadelle demolirt. Auch die schönen Wobnh&oBer der
StifisgeiBtlichen hinter dem Dome brannten bei dieser Gelegen-
heit ab. Bekanntlich ist dieser Stadtheil aeitdom nicht wieder
mit PrivatwohnhSusern bebaut; der sUdliehe Abschnitt wurde
znr VergröBBerung des Gradens, der nun den Namen Fried-
rioh-WilhelmB-Platz erhielt, verwendet, der nördliche in eine
Parkanlage, das Lnisenthal, amgescbaffen , die nenerdings den
für die Gerichts -Verwaltung bestimmten Bauwerken hat weichen
mOBBen.
Von geringerer Bedeutung sind die Veränderungen, welche
das Innere der Stadt in Folge einiger anderen Veranlassungen
erCabren bat Eierhin ist zu rechnen, dass bei der UmschaSiing
deB Fetersberges in eine Citadelle, in Folge deren dieser bisher,
wie schon oben bemerkt, in die Enceinte eingescfaloBsene Stadt-
theil von der übrigen Stadt völlig getrennt wurde, die auf dem
der Stadt zugekehrten Abhänge stehenden H&oser abgebrochen
worden, sowie dass durch die von den Schweden, während der
Zeit, dasB sie im dreiBsigj ährigen Kriege Erfurt im Besitza
hatten, vorgenommenen Veränderungen in der Befeeligung, der
Theil der Biühlervoretadt, welcher zwischen dem naohherigea
Koeseren Brfihlertbore und dem Cyriasberge tag, abgescbaitten
ward. — ,
— 11 —
Als 1733 TOD dem Statthalter v. Wareberg in der Mitte der
Stadt ein gartenähnlicher Platz angelegt wurde, der damals mit
Recht den Namen Hirschgarten erhielt, da er zor Aufnahme
TOD Hirschen and ähnlichem Wilde dienen aoUte, mnasten die
westliche Häuserreihe der Lohhank (jetzt Nenwerksstrasse) , ao-
wie die östliche der Strasse: An der Ststthalterei (jetzt Regie-
rungBstraBse), den Grund und Boden dazu hergeben.
Von geringerm EinÖuss war die 1818 und 1619 erfolgte
Töllige Beseitigung des die innere Stadt vom BrQhle bis zum
KroDonburger Wehr umgebenden, dem Laufe der Wilden Qcra
folgenden Zwingers, von welchem bereits 1756 die zwischen der
Löber- und der Bahnhofatraase belegene Strecke zur Anlage
eines botanischen Gartena benutzt ward, während nunmehr der
grössere Rest zur Anlage der aas dem Innern der Stadt zu ent-
fernenden Friedhöfe, kleinere Theile, zwischen der Läberstrssse
und dem Neuwerke, und zwischen der Johannisstrasae nnd dem
itronenburger Wehre zur Bebauung mit Wohnh&uaem verwen-
det wurden.
Bei der Anlage des Bahnhofes der Thüringischen Eisen-
bsbn 1845 Torschwanden die Klopfgasse, die kleine Breiten-
gasse und der Theil der Boeengasse von der Kittelgasse bis
zum Walle; ebenso maaete eine Anzahl Hlluser der Martins-
gasae and die Hainzerhof-Mohlgasse der Qewehrfabrik den Fiats
rätuneo.
Ana allem diesen ergiebt sich, dasa Erweiterungen der Stadt
von der zweiten Hälfte dea 15. Jahrhnnderta bis zur Mitte des
19. nicht voi^ekommen aind, and auch die Zahl der Wohn-
gebände sich in dieser Zeit eher vermindert als vergrösaert
haben müaae. Selbst die Brandstütten blieben erst lange Zeit
nnbebant, wie z, B. der durch die Feaersbraost von 1660 zer-
störte Theil der Schlösserstraaae erst 1716 auf Veranlaasang
Boynebargs und nach einem von diesem eDtworfeoen Plane wie-
der bebaut worden ist. Auch war zu einer Verm'bhrung der
Wohnhliusor nicht die mindeste YeranlaBBung vorhanden, da
weder die Zahl noch der Wohlstand der Bewohner eine Stei-
gemng erfuhr. Dies fand vielmehr erst seit dem zweiten lieber-
gange an Preassen statt. Doch verging aacb da noch eine
längere Zeit, bis sich eine Vermehmng der Wohngelaase als
ein Abhülfe forderndes Bedttrfniss herausstellte. Bis fast in die
.oogic
— 12 —
Hitte des laufenden Jafarhundertt hatten die vorlianddnen auch
fllr die angewacbaene Einwohnerzahl genügt. Erst von da ab
aetgten sie sich nicht mehr ausreichend. Da, bq lange Erfurt
Festung war, die Rayongeaetae eine Elrweiterung über die WsUo
binauB Terboten , so mnsste man ssunäohst sich darauf beschrän-
ken, die noch anbebauten Stellen der Torbandeoen Strassen mit
Häusern zu versehen. Am dringendsten war die Wohnungi-
notb bei den unteren VolksklasBen, da dir Zahl der Mietba-
Wohnungen stets eine aiemlicb beschränkte gewesen war, in-
dem fiberwiegend, wenigstens in den abgelegeneren Strassen^
die Eigenthttmer allein das ganze HauB bewohnten, waa eich
ohne allzngrossen Luxus bei der fast durchgängigen Kleinheit
der Gebäude durchführen Hcbb. Den Anfang mit der Neabe-
bannng machte daher auch eine derartige Strasse, die Pfeifers-
gasse in der JohannisTOrBtadt. Es ging jedoch auf diese Weise
nur langsam vorwärts, da es an Frivatlenten , die aoereicliende
Mittel tind Unternehmungsgeist besaasen, fehlte. Es traten da-
her zwei Vereine zusanuneu, welche die Beschaffung von Woh-
nungen t&r die unteren Volksklassen sich zur Aufgabe machten.
Der eine von ihnen hat zu diesem Zweck die Steinstrasse nod
die GrUnstraBse erbaut, während der andere sich Neoerbe zam
Felde seiner Thätigkeit wählte. Nur wenig später fand die Be-
bauung der Heuschenergasee , von da ab Wallstrasse genannt,
und der Rasengaase, sowie der Schulgaase, jetzt der dem Brät-
strom gegenüber liegende Theil der Comthurgasse, bis dahin
der zum Comthurhofe gehGrige Garten, statt.
Bald zeigte sich aber, dass auch die Vermehrung der Wofa-
uungen lüt die besser situirten Einwohnerklassen ein Bedttrfnias
sei. Da das Centrum der Stadt hierzu keine Gelegenheit dai^
bot, so mUBste man sich den von diesem entfernteren Gegenden
zuwenden, welche noch zum Häoserbaa geeignete Stellen ent-
hielten. Dies waren inabesondere die am Walle in der Mähe
des ehemaligen Karthänserklosters , die KarthäaseratraasB und
daa Karthttuaerufer , wie sie gegenwärtig faeissen, der Aosgang
des Brühls und der Weg am Brfihlerwalle , sowie die Domgaaae
and der dem Propsteigarten gegenüberliegende Tbeil der P&ffen-
gaase (jetzt Stiftsgaase) , von jener bis aar Brücke über den
Bergstrom, endlich die Hopfengasse, die Farbengasse, die BSsa-
lebw- und die Ernstengasse. Von noch grösserer Bedeutang
..C.oo^lc
— 13 —
war es, daHB der Botaniscbe Garten, nachdem einiga Jahre bin*
durch ein ohne den geholten Erfolg gebliebener Versuch der
Verwendung zu einer Qfirtnerlehranstalt gemacht war, 1863 par-
cellirt und an Privatleute zur Erbauung veräueeert wurde. Die
letetere erfolgte nicht nur m kürzeeter Frist, sondern es war
auch die Folge hiervon eine erhöhte Bauthätigkeit in der Ver-
längerung, der Ldbormauer. Beides zusammen erhielt den Namen
QartenstrasBe.
Von einer Bebauung dos grossen, von dem Walkstrome,
der Wilden Gera und der Hirachlache umgrenzten fast nur
Gärt«n entbaltendeu Dreiecks, dem Hirschbrtlbl, in grösserem
Masse konnte so lange füglich nicht die Rede sein, als es nicht
durch eine direkte Fahrstrasse mit der eigentlichen Stadt ver-
bunden war. Als das letztere vermittelst der 1872 erbauten
Wilhelm abrücke geschehen, wurde dieser Stadttbeil mit einer
überraschenden Schnelligkeit vollständig bebaut. Die dort neu
entstandenen oder doch erst jetzt rollständig mit Häusern he-
seteten Strassen, die Wilhelms- und die LuiscnstrasBe , der Dal-
hergs- und der Dammweg, die Burg- und die Walkmühlgasse
bilden jetzt ohne Zweifel den, wenn nicht schönsten und interes-
santesten, doch jedenfalls elegaotesteu und anmnthigsten Theil
der Sudt.
Eine vollständig veränderte Physiognomie bat Erfdrt erbal-
ten, seit es aufhörte Festung zu sein, und namentlich seit 1878
der grösste Tbei) des bisherigen Festungsterrains in den Besita
der Stadtgemein de übergegangen ist. Sämmtliche Thore —
augenblicklich allerdings noch mit Ausnahme des s. g. Ptörb-
chens — sind verschwunden und an ihre Stelle Eingänge ge-
treten, welche Erfurt fast das Ansehen einer Landstadt geben.
Die Wälle sind wenigstens streckenweise eingeebnet; ihre gäns-
Ijcbe Beseitignog hängt nur noch von der Entscheidung der
Frage ab, wie weit der Festungsgraben behufs Abführung von
Hochfluthen beizubehalten soi. — Kaum war die Eotfestigung
ausgesprochen, als man mit grossem Eifer an die Bebauung der
ausserhalb der W&Ue gelegenen Theile der Haupt-Verkehrsadern
ging. Es geschah dies namentlich vor dem Andreasthore, wo
die Auen-, die Berg-, die Blumen-, die Nordhäuser-, die MUhl-
hftu B er Strasse , sowie die Strasse am Moritzwalle, mit einer Ge-
sammtbäuserzabl von 51, die sieb beinahe täglich vermehrt, ent-
.oogle
— u —
standen, vor dem Johannisthore, wo die MagdeburgerstrftBae
die Stadt jetzt nnmittelbar mit IlverBgebofen verbindet, eo daas
daa letztere, abgesehen von der administrativen Trennung, nichts
als eine Vorstadt von Erfurt ist, und in der LöborÖnr mit der
Arnst&dter — der BaborBtädter — der Hochheimer — der Pfala-
barger- und der SteigerBtrtLBse , die zusammen am Anfange die-
ses Jabree bereits nicht weniger als 57 fast durchgängig sehr
stattliche, theilweise palastartige Wohnhäuser enthielten, eine
Zahl, die offenbar noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht
hat. Wenn die Baathätigkeit vor den übrigen Thoren eine min-
der erbebliche gewesen, so beruht dies in besonderen Verhält-
nissen, so vor dem Schmidts tedter Thore in der Lage des Eisen-
bahn - Güterbahnhofs.
Die Anzahl der in den Jahren 1S50 — 1834 in Erfurt aea
entstandenen Wohnhäuser beträgt 738; da sich die Zahl der
letzteren in dem gleichen Zeiträume in einigen Strassen am 57
vermindert hat, so reducirt sich die Zunahme im Ganzen anf
681. Schon das Vorstehende ergiebt, dass diese sich in sehr
abweichender Weise auf die vorschiedenen Stadtbezirke ver-
theilt. Der zwölfte, der Rathhausbezirk , weist sogar eine ab-
solute Abnahme, allerdings nur um ein Wohnhaus, auf; unver-
ändert ist die Zahl in dem zehnten Bezirke (dem Brübler) ge-
blieben, wo die am Brühler Thore, der Burggasse, dem Herr-
mannsplatze, und der Holzheiengasse neu entstandenen Häuser
eich gerade mit denen ausgleichen , welche in -der Martinsgasse
and am Maiuzerhofplatz fortgefallen sind. Geringe ist die Zn>
nähme (1) im siebenten Bezirke (Kaufmanns-), (3) im elften
(Dom-), (5) im sechsten (Schotten-), am bedeutendsten war die
Vermefarung im ersten (dem Löber-) Bezirke. Die Zahl der neu
entstandenen Wohnböuser betrug hier 169, und wenn man da-
von die 12 abzieht, welche in Folge der Anlage des Bahnhofes
ia der Bosengasse, der Lubervorstadt und der Herrenbreiten-
gasse fortgefallen sind, 157. Von jenen kommen 12 auf die
Barggasse, 23 auf den Dalbergsweg, 9 aaf den Dammweg, 5 auf
die Hopfengasee, 43 auf die Earthfiuserslrasse, 9 auf das Kar-
thäaserufer, 30 auf die Luisenstrasse, 10 auf die Walkmühlgasse
und 26 auf die Wilhelmatrasse. In dorn vierten (dem Johannis-)
Bezirke betrug die Vermehrung der Wohnhäuser 84 — Grün-
strasse 5 — Wallstrasse 30 — Kochlöffel 5 — Ffeiferagaase 13
:. Cookie
— 15 —
— SteinstrasEe 18. Im achten (BarfÜBBer-) Bezirke wui-den 60
neue Wohnhäuser erbaat, yon denen mehr als die Hälfte (33)
auf die Oartenetrasae kommt. Die im neunten (Neuwerks-) Be-
zirke entetandenen 33 neuen Wohnhäaser kommen gleichfalls
äberwiRgcnd (27) auf die GarlenstraBse. Von den im dritten
(Erämpfer-) Bezirke neu errichteten 44 WohnhänserD treffen 28
artf Neuerbe und 6 auf die WaBsergasse. Im zweiten (Schmidt-
städter-) Bezirk vertheilt sich die Zahl der 19 neu bebauten Bao-
stellan ziemlich gleichmässig auf die BüBBlebergaaae, die Ernsten-
gaase nod die Neuegasse. In dem dreizehnten (Micbaelia-) und
dem vierzehnten (Andreas-) Bezirke, in deren jedem sich die
Zahl der Wohnhäuser um 13 Tormehrte, sind Nenanlagen von
einiger Bedeutung nicht vorgekommen, vielmehr hat man eich
darauf beschränkt, in den betreffenden Strassen einige bis dahin
vorhandene Lücken auszufüllen und einige bisher wirtbschaft-
lichen Zwecken dienende Gebäude in Wohnhäasor nmsuwandeln.
Was das ausserhalb der WäUe belegene Stadtgebiet be-
trifft, so hat seit IBbO die Zunahme der Wohngebände iu der
Löberflur 84, in der Andreasäur 55, in der Johannisäur (Uagde-
burgerstrasse , Storcbmübl- und PapiermUhlweg) 54, in der
Schmidtstädterflnr 24, in der Erämpferflur 21 und in der BrOh*
lerfiur 12 betragen. Besondere Strassenbenennungen haben diese
noch nicht durchgängig erhalten. So weit dies geschehen (in
der Andreas-, der Johannis- and in der Löberflur) ist das Erfor-
derliche bereits oben vermerkt worden.
Anzahl der Gebäude.
So bedeutend nach dem Vorangefilhrten auch in neuerer
Zeit die Zunahme der Wohnhäuser gewesen, so tragt sich doch
sehr, ob ihre gegenwärtige Zahl die früherer Jahrhunderte er-
reicht. Wenn man auch die Angabe, dass bei dem Brande von
1472 6000 Gebäude eingeäschert wären, wonach, da der Brand
doch nur ihre eine Hälfte betroffen hat, in der Stadt damals ca.
12,000 Häuser vorhanden gewesen sein mUssten, als etwas apo-
cryph ansehen touss — nach Hogel (Chron. S. 593) sind ohne
Kirchen, Scheunen und Abseiten 2024 Hofstätten verbrannt, was
wohl der Wahrheit ziemlich nahe kommen mag; — so lässt sich
doch an der Richtigkeit der Nachricht, dass Erfurt um 1490
.Cooj^lc
— 16 —
geg«ti 4000 Wofanliäuaer enthalten habe, kaum zweifeln. Die
gegenwKrtige Anzahl von Bolchen würde also immer noch nm
400 bis 500 gegen die damalige zortlckbleiben. Die genannte
Zeit dürfte aber aach den Höhepunkt in sich enthalten; dann
TOn da ab trat Erfurts Verfall ein. Die Ursachen, die diesen
herbaigeflihrt, sind ja bekannt. Seitdem der Handel des Nor-
dens Europas mit dessen Süden und mit dem Orient neue Wege
eingeschlagen, hörte Erfurt auf ein Hauptstapelplatz für den-
selben zu sein. Die Farbekräutor , Waid und Saflor, fUr deren
Anbau und Vertrieb Erfurt bisher die Hauptstätte gebildet and
denen es vor allem seinen Reichthum verdankte, wurden durch
die überseeischen Farbehölzer vom Harkte verdrängt. Dazu kam
die ebenso unsinnige als gewissenlose Verschwendung der öffent-
lichen Qeider, die zuletzt zu dem sog. tollen Jahre führte, das
dem Wohlstande Erfurts unheilbare Wanden schlag. Nicht nn-
wesentlich war es auch, daas die Universität, die, so lange sie
die besachteste Deutschlands war, eine reiche Quelle des Ver-
dienstes für die Bewohner gewesen, seit dem sog. Studenten-
lärm von 1510 und besonders dem FfaffenstUrmen von 1521 in
ihrer Frequenz sehr erheblich zurückging and bald nur noch
einen Schatten des einstigen Qlanzes zeigte. Schon im Jahre
1513 war der Rath genöthigt, da viele Häuser and Qehöfte ver-
Callen waren und nicht wieder hergestellt wurden, deren Wiedar-
bebauaog anzubefehlen, weil sonst die Stadtkasse Einbusse in
ihrer Einnahme erleiden würde (Hogel, Chron. S. 816). Die
Einführung der Reformation, so heilbringend dieselbe auch im
übrigen für Erfurt gewesen sein mag, hat doch anf dessen Wohl-
stand eher einen nachtheiligen als vor th eilhaften Einäass aus-
geübt, namentlich da sie gleich bei ihrem Auftreten den Baaem-
krieg in ihrem Qefolge hatte. — Im 17. Jahrhundert kamen hier-
zu die Leiden des dreissigjährigen Krieges und nach dessen
Beendigong die inneren Streitigkeiten, die BohlieBslich zu dem
Kampfe mit Kurmainz und zum Untergänge der, wenn auch
nicht rechtlieh, so doch faktisch bisher genossenen Freiheit and
Selbstständigkeit durch die sog. Redaction von 16G4 führten.
Dazu traten epidemische Krankheiten — ohne Unterschied ihres
Charakters meistens Pest genannt — die vom 15. bis zum Aus-
gange des 17. Jahrhunderts mit nur kurzen Zwischenräumen
unausgesetzt Erfurt heimgesucht und jedesmal eine grosie An-
:, Cookie
- 17 -
zaht Beiner Bewohner n. a. 1482 12,000 — 1597 ca. 8000 —
1682 gegen 9000 for^erafft haben. Dai 18. Jahrhandert brachte
den siebenjährigen Krieg, der in Betreff der Leiden, die er ftlr
Erfurt in seiDeni Gefolge hatte, fast nur dtirch die Zeitdaaer
dem dreissigjährigen nachetand. Es erscheint nur natfirlich,
dass anter diesen Umatftoden ebenso wie die Zahl der Bewoh-
ner, wie dies weiter nnten dargetban werden wird, anob die der
Wohnstütten sehr erheblich abgenommen hat. Im Jahre 1620
hatte nach den Verrechteo die Zahl der Häuser noch 3266 be-
tragen, 1772 belief sich dagegen die aller Gebäude ' — nicht blos
der Wohnhäuser — auf 3129, im Jahre 1793 auf 3136, unter
denen aber 435 unbebaute Brandstätten waren. Die für 1811
von dem kaiserlich französischen Intendanten Derismes be-
arbeitete 3tatistiqne de la province d'Erfort giebt die Zahl der
Wohnh&QSer in der Stadt auf 3023, der Scheunen auf 307, der
Stulle auf 87, der durch Brand oder sonst minirten Hänser-
stfitten auf 42&, der benutzten Kirchen auf 22, der ungangbaren
anf 4, der Schulen auf 25, der iUr gewerbliche Zwecke dienen-
den Gebäude auf 111 an; unter den Bauwerken waren 95 mas-
BIT, 1297 bewohnbar (log^i^hles) , 1648 nicht bewohnbar (non
logeables) — es soll dies jedoch wobi nur heissen: dass die
ersteren mit Einquartirung haben belegt werden können, die letz-
teren- nicht, da es nicht denkbar ist, dass eine so grosse Änsahl
von Wohnhäusern überhaupt gänzlich unbewohnbar gewesen sei
— 78 von Einquartierung befreit (exemptes de logements). —
Dass in Folge der Zerstörung eines Tbeiles der Stadt bei der
Belagerung von 1813 die Zahl der Privatwohnhänser noch wei-
ter zurückgegangen ist, erscheint natürlich. — Kach der preua-
Bischen WiederbesitEnahme betrug solche im Jahre 1818 nur
noch 2783. Dies war aber noch nicht der niedrigste Stand.
Denn nachdem sie sich 1824 auf 2769 und 1826 auf 2798 ge-
hoben hatte, war sie 1827 wieder auf 2744, 1828 auf 2751, 1830
auf 2735 und 1836 auf 2724 mit Einschluss von 35 Mühlen zu-
rückgegangen. Die Zahl der nummerirten Grundstücke betrug
damals zwar 3111, darunter befanden sich aber 84 Gärten, 53
Baustätten, die meistens gartenmässig benutzt wurden, 91 Scheu-
nen, 28 Kirchen, Kapellen und Thürme, 12 Brau-, Schutt- und
Waarenhäuser und 118 öffentliche zu Staats- oder Gemeinde-
zwecken bestimmte Gebäude. — Bei der Zählung von 1837 war
.oogic
- IS -
die Zahl der Prirfttwohnbäuser bis anf 2705 heruntergegangen,
oeben welcher sich in der Stadt 21 Kirchen und Bethäaser, 22
ScbalhSuser, 7 Waisen-, Kranken- and VerBorgungahäuser, 6
Gebäude zur Oeschäftefilhrung der Staats- und Commnnal-Behör'
den, 61 Dienstwohnungen für öffentliche Beamte und Geistliche,
68 MilitärgebSude, 46 Fabrik statten, Mühlen und Frivatmagasine,
592 Stftlle, Scheunen und Schuppen befanden. AnfangB 1843
eählte man in der Stadt 2744 Vorderhäuser und 1588 Seiten-
und Eintergobäude ; es gab damals also mindestens 1156 Wohn-
häuser, die weder ein Seiten- noch ein Hintergebäude besassen.
Für das Jahr 1843 ward die Zahl der überhaupt bewohnbaren
GmodstÖcke, also nicht bloa der Priratwohnhäuser , anf 274t
ermittelt.
Daes von der Mitte des laufenden Jahrhunderts ab das An-
wachsen der Bevölkerung genöthigt hat, auch die Zahl der
Wohnhäuser zu vermehren, ist bereits oben ausgeführt. Im Jahre
1667 betrug die Zahl der bewohnten Gebäude bereits wieder
3017 — sie hatte also seit 1846 um 276 zugenommen — im
Jahre 1871 — 3098, im Jahre 1875 — 3274. Es hatte sich
also allein in der zuletzt erwähnten Periode die Zahl der Wohn-
häuser um 176 oder um 5,,jg " vermehrt, jedoch noch lange
nicht mit dem Wacbsthum der Einwohoerzah) in dem gleichen
Zeitabschnitt Schritt gehalten, da dieses 10,, ^ ^ also beinahe
das doppelte betragen hatte. Im Anfange des laufenden Jahres
betrug die Zahl der Wohnhäuser 3579 (3313 innerhalb und 266
ausser der früheren Umwallung) ; die Zunahme seit 1875 midiin
303 oder 9,3» ". Da während des gleichen Zeitraums sich die
Eiowohnerzahl von 47,942 auf 56,870, mithin um 8968 oder um
18,, 0 S vermehrt hat, so ist auch in dieser Zeit die Zunahme
der Wohnst&tten, so bedeutend sie auch an sich sein mag, noch
immer weit hinter der der Bewohner zortickgeblieben ; es kann
also keine Verwunderung erregen, wenn die Bauthätigkeit noch
keine Abnahme zeigt, und diejenigen, welche neue Häuser bauen,
nach wie vor ihre Rechnung finden.
Es kann dies um so weniger befremden, als der Zustand
sehr vieler älterer Wohnhäuser ein solcher ist, dass dieselben
weder einer grösseren Anzahl von Personen Unterkunft gewäh-
ren können , noch sich zu weiteren Wohnräumen einrichten
lassen. Unter den 1875 vorbanden gewesenen 3274 Wohnhänsern
— 19 —
waren 19, die von nur einer Person, 71 die von zwei Personen,
112 die TOD drei Fersonen bewohnt wurden; 1509 Hänser waren
überhaupt von nicht mehr als 10, 1166 von 11 bis 20, 351 von
21 bis 30, 116 von 31 bis 40, 46 von 41 bis 50, 20 von 51 bis
60, 24 von mehr als 60 Menschen bewohnt, unter welchen letz-
teren flieh allerdings eins befindet, WeisBegasse Nr. 41, das
Eckhaus mit der Andreasstrasse, was von nicht weniger ala 122
Personen bewohnt war. — Die zahlreichste Categorie der Ge-
bäude bildeten diejenigen (211), weiche von 8 Personen be-
wohnt waren; zunächst (208) kam die mit 7, sodann (202) die
mit 6 Bewohnern. Durchschnittlich kamen 1871 auf ein Wohn-
baas 14, 1875 beinahe 15, 1884 beinahe 16 Personen. In älterer
Zeit war die Zahl der Menschen, die durchschnittlich ein Haus
bewohnten, noch viel geringer. 1777 beirag solche 4, 6; 179.1
5, 4; 1811 6; 1818 5, 9.
BauHcbe ZastäDde.
Es hängt dies damit zusammen: dass in früherer Zeit, wenn
auch nicht in der der BlUthe im 15. Jahrhundert, da damals,
wie das weiter unten näher zu erwähnende Reisetagehucb eines
mseischen Patriarchen von 1435 — 1437 ausdrücklich hervorhebt,
sich Erfurt durch seine trefHichen steinernen Gebäude vor allen
St&dten Deutschlands rühmlich ausgeseichnet hat, wie denn
auch Hogel (Cfaron. S. 590) erzählt: dass bei dem grossen Brande
von 1472 die Mordbrenner, da sie überzeugt gewesen, dass sie
im Jobannisviertel und auf dem Anger an den steinernen Häusern
der Janker nichts würden ausrichten können, sich darauf be*
schränkt hätten, in den drei anderen Stadtvierteln Feuer an-
zulegen, doch im allgemeinen die PrivatwohnbäUBer hier nur
klein waren — oxistirt doch noch ein solches, das, obwohl zwei-
stöckig, dennoch in seiner StraBsenfront nur ein einziges Fenster
hat, — es ist dies das vom Volkswitz mit dem Spitznamen:
das Handtuch, belegte, Karthäuserstrassc Nr. 6 — und dass ihre
bauliche Beschaffenheit doch meistens eine sehr mangelhafte
war. — So lange Erfurt, wenn auch nicht mehr im allgemeinen
sich im Wohlstände befand, immer noch eine Anzahl wohlhaben-
der Einwohner hatte, gab es noch so manchen, der seine Ehre
darein setzte, ein stattliches, ent\veder von Quadern oder wenig-
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stena maBaiv Ton gebrannten Steinen aafgeßlhrteB WohnltaBl
sein lu nennen. „Die Hanptepochen der Stadt", sagt Benicke
(Erfurt und die Erfurter im TbOring.-Erfnrt. Qedenkbncb der
vierten Sttcular- Jubelfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst]
„und die örtlichen Zastände in ihnen spiegeln sich klar nach
ihrem Wesen und ihren Zeichen in der Keihefolge der Baujahre
ab; der Zeitgeist zu Erfurt ist in dem Baustyle deutlich zu er-
kennen: die Originalität der anrerwUstlicbenPatrizienrohnungen,
der grandiose Baujstyl der nicht jüngeren Klöster, Kirchen,
Stifter und Cnrienbautea. Der alte Erfurter lebte daheim und
seinen Geschäften; die dazu bestimmten Räume nahmen den
grössten Theil des Hauses ein; sein geselliges Leben fand er
an öffentlichen Orten. Später wurden diese Räume leer und die
Fremden minderten sich, dass in den Häusern fUr alles Ranm
sei, nur nicht tut Menschen wohnlicher Gelass."
Als der Verfall immer grössere Fortschritte machte, hörte
auch die Bauweise, die das Ib. und 16. Jahrhundert charak--
terisirte, auf. Der omamentirte Holzbau, der namentlich in
einigen Städten Niedersachsens so trefBicbe Werke geschaffen,
ist in Erfurt nio heimisch gewesen. Was dasselbe aber aus
älterer Zeit an massiven Privatwohnbäusern besitzt — und dies
ist wenig genug, denn ihre Zahl betrug beim Beginne der neuen
Baatb&tigkeit in der 'Mitte dieses Jahrhunderts, bei überhaupt
oa. 2800 Wohnbäosem, nicht mehr als 37, also noch nicht den
hundertsten Theil von jenen, und wenn, wie oben erwähnt, die
Statistique de U provinoe d'Erfort {üt 1811 die Zahl der mas*
siven Qebäude (en pierre) auf 95 angiebt, so kommt dies daher,
weil in dieser Zahl die Kirchen und sonstigen Öffentlichen Ge>
bäude mit inbegriffen sind — stammt fast durchgängig aas der
Zeit vor dem Beginne des 17. Jahrhunderts her. Im Jahre 1843
waren, obwohl damals bereits das Eindecken der Bedachungen
mit Schindeln und Brettern untersagt war, noch etwa 100 mit
Schindeln gedeckte Häuser aus älterer Zeit vorhanden. Noch
bis tief in das laufende Jahrhundert hinein begnügte man sich,
das Oerippe des Baus in möglichst schwachen Balken anfsu-
(Ubren, und deren Zwischenräume mit Lehm, der durch HoIe-
späne fes^ehalten wurde, auszufüllen. Bei dieser Bauweise —
Bindewerk in Lehmstacken, wie sie in manchen Gegenden heisst,
oder in Drempelwand, wie der eigentlioha Konstaasdruck ist — *
— 21 —
ladet in der Regel jedes höhere Stockwerk etwas weiter noch
der Straase bu »qs, so dass die gegenUberBteheDden Häuser im
VerhSltDiBB zur Höbe eich einander nfthem. Wenn die Gebäude
in Erfurt trotz aUedem noch ein leidliches Aussehen hatten, so
war dies nicht das Verdienst der Maurer, sondern der TUncher,
die daher hier auch ein« eigne Zunft bildeten, während anders-
wo deren Arbeit von den Maurern mit besorgt wird. Es war
schon ein nicht unerheblicher Fortschritt, als in den vieraiger
Jahren dieses Jahrhunderts die Bestimmang getroffen ward,
daae die der Strasse zugekehrten Häuserfronten mit gebrannten
Ziegeln oder Bruchsteinen ansgemuuert werden mUssten. Poli-
zeilicher Seits anf Massivbau zu dringen, getraate man sich
noch lange nicht und ebenso wenig tbaten dies die Baunnfer-
nebmer von selbst. Zunächst beschränkte man sich darauf, um
1855 Dachrinnen und Abfallröbren vorzuschreiben, während es
bis dahin dem Regenwasser unverwehrt gewesen war, sich un-
mittelbar von den Dächern anf die Vorübergehenden zu er-
giessen and die Wände der Häuser aufzuweichen. Viel weiter
ging auch noch nicht die Baupolizei- Ordnung vom 1. September
1860; ein wesentlicher Fortichritt war es aber, als die Verord-
nung vom 24. December 1672 die Errichtung von massiven
Brandmauern ftir alle Neubauten und Hauptreparaturen vor-
'schrieb; aber erst die Bauordnung vom 20. November 1879 ver-
hmgte auch fiir die Dmfaseungsmaaern aller Qebände, mit Aas*
nähme der einstöckigen und der mindestens 5 m von der Nach-
barsgrenze entfernten zweistöckigen, sowie der Dachgeschosse,
durchgängig den Massivbau. Noch in den Jahren 1873 bis 1875
waren unter den 769 Neubauten, flir welche der polizeiliche
Conaens ertbeilt ward, nur 14 in Massivbau, alle übrigen in
Holzfachwerk ausgeführt worden.
Obwohl hiemach der baoUche Zustand der Wohnhäuser in
£>furt in der neuesten Zeit ein unendlich besserer geworden ist,
als er bisher war, so ist er doch noch sehr weit davon entfernt,
alle Wünsche, welche man, geschweige vom ästhetischen, auch
nur vom techniscbeii, namentlich constructiven Standpunkte aus
hegen könnte, zu befriedigen. Es rQhrt dies vorzugsweise da-
her, weil hier sehr selten der Fall vorkommt, dass Jemand sich
ein Hans baut, um es selbst zu bewohnen ; vielmehr werden bei-
weiten die meisten Häuser von Speculanten errichtet, dio ihr
izcdbvGoOgle
angelegtCB Capital, sei es durch Verkauf, sei es durch Vermie'
thung mögliclist hoch nutzen wolleo. Demgemäas wird jede
nicht durchaus nothwendige Aufwendung tod Koiten vemiiedan
und wenn deGsen ungeachtet neuerdings manche Häaser ent-
standen sind, deren AeUBseres anspricht, so rUhrt dies daher,
weil der Unternehmer glaubte, dass sich zu einem hfibachen
Hause leichter ein Känfer finden werde, wie zu einem mind^
hübschen. In den Statistischen Mittheilungen aus dem Stadt-
kreise Erfurt von Breslau S. 36 wird bemerkt: „Etwa fOnf
Sechstheile aller Neubauten werden auf Speculation ausgeführt,
was leider zur Folge hat, dass die architektonische Schönheit
der Qebäude hintenangesetzt und nur darauf gesehen wird, mög-
lichst viel bewohnbare Räume zu schaffen und hierdurch das
QebSude leichter Tcrk&uflicb zu machen."
Eine eigentlitimlicbe Ersobeinung bieten die Veränderungen
dar, welche verschiedene Stadttheile in Betreff ihrer Vomehmhüt,
wenn ich mich so ausdrücken darf, und ihres Vorzugs für gewisse,
namentlich gewerbliche Zwecke in der öffentlichen Meinung im
Laufe der Zeit erfahren haben. FOr die vornehmste 6egend
der Stadt, die, wo die Patricier-Qeschlecbter, die Raths- und
Un iv er sitäts - Verwandten ihre Wohnungen hatten, galt urspräng-
licb die der MichaeliBstrasse , später die des Angers. Härtung
(Häuser -Chron. Th. I. S. 104) ssgt: „Es ist vielfach selbst von
Dr. Erbard ausgesprochen worden, dass die Erfurtischen Patri-
zier hinter Allerheiligen gewohnt haben. Wir haben dieser
Behauptung entgegen zn setzen, dass diejenigen Patrizier, welche
uns vom Jahre 1493 ab bekannt sind, nicht hinter Allerheiligeo
gewohnt haben. Diese wohnten vorzugsweise am Waidanger,
der oberen Johannisstrasse, Futterstrasse , Hinterm Schotten,
Filse, Schlösse rstrasse u. s. w. — Gleichwohl behaupten auch
wir, dass die Häuser hinter Allerheiligen adlige PatrizierhäUBer
gewesen sein müssen und zwar in einer sehr frühen Zeit, aus
welcher uns leider keine Nachweise über die früheren Eigen-
thUmer oder Erbauer dieser Häuser überkommen sind."
Gegenwärtig gilt nicht mehr der Anger, sondern der frithere
Uiracbbrühl — das sog. Geheimrathsviertel — und die Steiger*
Strasse für die vornehmste Stadtgegend. — ■
Eine ähnliche Veränderung ist in Betreff des Hauptaitzes
des Gewerbebetriebes und Handels eingetreten. lo älterer Zeit
:. Cookie
war diea die StraBBenlicie, die von dem Oroasen Markte (dem
Friedriek - Wilhelms - Platze) durch die Marktstrasae, die Erämer-
brücke, den Wenigenmarkt und die Futterstrasse bie zur Johan-
nieetrassfl ging. Hoget (1. c. S. 591) berichtet: dasa, als bei
dem grosseo Braade von 1473 die HSaser aaf der Erämerbrilcke
zarstört wiu'en, „darinneD ein grosseB Qut an Würze, Seiden,
Sanunet und anderen Waaren verdorben sei, denn die reichen
Krftmer von alten Zeiten her bis dahin alda and auf dem
Wenigenmarkte herum wohnten und Handlung trieben". — Die
Handwerker hatten in älterer Zeit ihren Hauptsitz in der Nähe
des Graden«. An diesem befanden sieb die Fleischbänke, die
Fingerlingsgasse, die Bänke der Goldschläger, der Schilderer,
der Sattler, Radier, Sporer, Siebmacher, Eleinsohmiede, Salz-
liöoker, Seiler und Beoherer oder Schmiede; mehr nach der
Arche zu die der Hosonmacher, Oarköche, Topfongiesser und
Pfannenschmiede (Friese, Chron. I. S. 229 b, 230). Gegenwärtig
beginnt die Hauptlinie dos Verkehrs zwar auch am Friedrich-
Wilhelms • Platze , sie theilt sich aber. Der eine Zweig geht
durch die Marktstrasse, den Fischmarkt, die Neuastrasse und
die Scblösserstrassa zum Anger. Der andere erreicht den letz-
teren vermittelst der KettenstraHse, Lftngebrücke und Begie-
rungsstrasae. Der Anger verbindet beide mit einander. Die
Johaanisstrasse hat das Oiarakteristische, dass sich in ihr und
ihrer Nähe die meisten Grossbandlungen mit sog. Landespro-
daoten befinden.
Zahl and BeschafTenhfit der Strassen.
Erreicht schon die Zahl der Wohnhäuser in Erfurt trots
ihrer Zunahme in neuerer Zeit noch immer nicht diejenige,
welche es in der Periode seiner höchsten BlUthe hatte, so ist
doch der Unterschied in der Zahl seiner Strassen, Plätze und
anderen Öffentlichen Wege, die einen besonderen Namen fuhren,
ein noch viel grösserer. Dieselbe hat nach Angaben, deren
Richtigkeit kaum zu bezweifeln ist, früher 300 überstiegen. Im
Jahre 1800 soll nach Arnold (Erfurt mit seinen Merkwürdig-
keiten, S. 55) Erfurt 5 grosse Plätze, 30 Strassen und 315 oder
320 Gassen und Qäaschen, die mit Wasserl&ufen versehen und
gepflastert waren, gehabt haben, eine Zahl, die allerdings Erlivd
,iz.dby Google
- 24 —
(Erfurt mit seinen Umgebungen, S. 159) für so hoch hält. Noch
1836 betrug dieselbe , nach der damals vom Ifagistrate henuu'
gegebenen Stacttbeschreibung 214, oder doch, da man hierrtm
die 15 isolirt ausserhalb der WäUe belegenen EtabliBsementa ab-
rechnen muBs, noch 199, während sie sich gegenwSrtig, trots
der yermehrten Zahl der Wohnhäuser und der Entstehung ünw
nicht unbedeutenden Zahl neuer Strassen auf lÖl beschränkt.
Eine sehr wesentliche Veranlassung zn dieser, danach allerdings
zum Theile nur scheinbaren Verminderung, bildet der Umstand,
dass viele Strassentheila , die sonst besondere Namen gefllhrt
haben, wie die Regierungsstrasse und die Neustadt, die Neu-
werkstrasse und die Lohhank, die August- und die Bahnhof-
strasse, die Rechen- und die JohannisstrasBe , die Löberstrasse
und die Lßbervorstadt u. a. m. neuerdings unter einen Namen
vereinigt worden sind.
Uebrigens hat man sich gegenwärtig angelegen sein lassen,
in ähnlicher Weise wie den Häusern, von denen sie eingefasst
sind, auch den Strasaen selbst eine bauliche Verbesserung bu
Theil werden zu lassen. Während frOher niemand die Bauenden
daran hinderte, die Strassen so enge und krunun, mit so vielen
Ecken und Winkeln, wie es ihnen gerade passte, anznlegen,
erfolgt nunmehr auf Qrund des Gesetzes, betreffend die An-
legung und Veränderung von Strassen und Plätzen, vom 2. Juli
1875, die Festsetzung der Baufluchtlinie durch die städtische
Behörde. Und dies beschränkt sich nicht auf die Anl^e von
ganz neuen Strassen, sondern es ist auch für die schon vor-
handenen ein Bebauungsplan festgestellt, der die Fluchtlinien
bestimmt, welche bei jedem vorgenommenen Neubau inne ge-
balten werden müssen, so dass man hoffen kann, dsse auch
jene, wenn auch erst nach einer längeren Reihe von Jahren, in
einen den gesteigerten Verkehrsanforderungen und der Sorge fix
die Gesundheit mehr entsprechenden Zustand kommen werden,
wie ihr gegenwärtiger ist. — Etwas ähnliches war ilhngens b»
reits geschehen, als es sich um das Retablissement des durch
die grosse Feuersbrunst von 1736 zerstörten Stadttheilea ban-
delte; die Massregel wurde aber nur sehr zaghaft durohgafflhrt
und blieb vereinzelt
Von einer Pflasterung der Strasaen kommen schon in sehr
früher Z«it Andentangen vor, doch mag dieselb« wohl erst atl-
:vCoOJ^Ic
— 25 —
tnftbUg durchgefftbrt sein, da aelbst die FatterBtraflie, die doch
in froherer Zeit eine der Tomehmeten Straaeen Erfiirti war, ond
viele P&trizierhäiuer enttiielt, erat im Jahre 1550, zugleich mit der
kleinen Bomgasse gepflastert worden iat (Hogel, Chron. S. 1063).
Die Pflasterung des Harktea vor dem Graden and der Eraat-
jotst Kreazgaaae, erfolgte 1551 (ib. 8. 1061), die des Baben-
marktea 1556, dea Wegea zum Fallooh, sowie des BrüUa 1572 (ib.
S. 1143, Frieae, II. S. 373). — Eine Straaaenbeleuchtnng wurde
1515 eingeföhrt, indem der Rath, ala der Einzug der Eurftrsten
Albert von Mainz bevoratand, in allen Gassen Laternen anfh&ngeD
Ue8B (Friese, Chron. 11. S. 363; Schum, Verhältniase S. Xn.).
Eine £igenthUnilichkeit der Bauweise Erfurts beatand be-
aondera früher in der grossen AusaU schmaler Gftsschen, die
hin ond wieder sich zwischen einzelnen Grondsttlcken befanden,
Fenergassen, oder wenn sie nach emem fliessenden Gewässer
führten, Wassergasaen genannt. Von den eigentlichen Oasseo
unterschieden sie aich dadurch, daaa aie in der Kegel in der
Strasseoflacht Tereohlosaen waren, mithin von dem öffentlichen
Verkehr nicht benutzt werden konnten. Ihr Zweck war, bei
Fenersbrttnsteu den Zugang zur Brandatelle zu erleichtern. Doch
konnten sie- dieaen nur unvoUkommen erreichen, da sie meistens
so schmal waren, daas sie nicht mit Spritzen befahren werden
konnten. In der neueren Zeit hat aich die Zahl aebr Terringert,
da viele von ihnen in daa PriTateigenthum der Kachbam tiber-
gegangen ond verbaut sind.
Einer anderen Eigenthtlmlichkeit, welche die Anlage der
öffentiiehen Communicationen in Erfurt bis in die neuere Zeit dar-
bot, mass hier noch gedacht werden: der Führten und Tritt-
ateine. Seibat an Punkten, wo jetzt der Verkehr mit grosser
Lebhaftigkeit zieh bewegt , wie an der Sohlöaaer - und der
LangenbrUoke , hatte man ea einst fUr ausreichend gehalten,
den FasBgängem durch eine Laufbrücke die Möglichkeit zu ge-
währen, trockenen Fusses über den Fluss zu gelangen; die
Fuhrwerke waren dagegen genöthigt, in neben jenen angelegten
Fahrten von dem einen Ufer sich an das andere zu begeben.
Der nrsprtkngliche Name der Schlöaaerbrllcke , der Langest^,
weist auf diea Verbfiltniss hin; neben ihr iat die von. der Ecke
des Jnnfcersandes nach der Rathbauagaaae führende Fohrt noch
jetat vorhanden. Die Fuhrtmilhle hat von einer solchen ihren
.oogic
— 26 —
Kamea erhalten. Ad einigen anderen Stellen, wie t. B. neben
der zwischen der Mainzerhof- und der Peterastraase Über den
BergBtrom führenden Brücke, die urBprÜngUoh lediglich für Fobs-
gänger eingerichtet und erst 1270 Tom Capitel des Msrienstiftes
mit Oenehmigung des Rathcs fUr Fuhrwerk psssirbar gemacht,
neben der aber die FussgängerbrUcke bia in die seaeate Zeit er-
halten war, femer zwischen dem Planchen und dem Fiocber-
Muide, neben der RoasbrOcke, bei Venedig o. a. w., sind die
Fahrten erat neuerdinga beseitigt. —
Die Kanäle, welche früher beinahe alle Strassen durch-
flosaen, befanden aich theilweise nicht an den Seiten derselben,
sondern in der Mitte und hatten eine solche Breite, dass Wagen
in ihnen fahren konnten, während sich an den Häuserreihen ein
nur fUr Fussg&nger benutzbarer BOrgorsteig hinzog. Wie in
Venedig konnte man in einzelnen Strassen blos im Wasser
fahren, nur daaa dies nicht wie dort in Gondeln, sondern in
Wagen geschah. Es fand dies namentlich auf dem Graden , wo-
es aber schon in früher Zeit beseitigt ward, in der groasen
Arche, wu der Kanal jedoch später einen Bohlenbelag erhal-
ten hatte, der Allerheiligen-, Fergamenter-, Weissen-, Mar-
baober- und Webergasse, sowie der Moritzgasse statt. In das
Pflaster des Kanals waren über das Niveau des Wassers erhöhte
breite Steine, sog, Trittsteine eicgefÜgt, welche dazu dienten,
dasB die Fusagäuger ohne sich zu benetzen, von der einen Seite
der Strasse auf die andere gelangen konnten. Erat in der
neuesten Zeit ist bei der Umpfiasterung der gedachten Strassen
diese Kinriohtung beseitigt, wie denn Erfurt jetzt überhaupt nur
noch wenig offene Kanäle besitst und deren Zahl fortdauernd
abnimmt
In früherer Zeit waren die Ausgänge der Strassen mit einer
Einrichtung versehen, dass sie mit starken eisernen Ketten über-
spannt werden konnten, um sie im Falle von Tumulten ab-
sperren EU können. Die erste Veranlassung hierzu soll KMser
Rudolph I. gegeben haben. Hogel (Chron. S. 224) erzählt:
„Der Stadtrath habe den heilsamen Bath, welchen ihm der Kaiser
zum VaJet noch mitgetheilt, nicht hintenan gesetzt und, weil er
nun in leidige Erfahrung hatte, wie sich bei einer solchen Menge
Bürger ein gefährlicher Auflauf bisweilen erhübe, hin und wieder
an den GasaeQ der Stadt grosse Steine aufrichten und lange
- 27 —
eieenie Ketten daran actunieden lassen, auf den Noth£aU den em-
pörenden Herren oder Föbel die Gassen damit m sperren, daw
sie mit Pferden nicht fortkommen und sonsten gehemmt werden
möchten, wie man die geklammerten Steine mit ihren Ketten
noch sieht." Noch im Jahre 1583 liess der Rath 25 derartige Ket-
ten anfertigen and an die Gassen schmieden (Hogel, 1. o. S. 1175).
Gintbeilang der Stadt.
Die älteste Eintheilang der Stadt, abgesehen von der kirch-
lichen nach Pfarrsprengeln , die, wie man in der Regel annimmt,
1182 ins Lehen getreten ist, war die nach Gerichtsbezirken,
und zwar waren die letzteren der des Borggrafen, die der hm-
den Scholtheissen, der des Vogtes und der des Viathnms, sowie
die des Hühlhäoser- oder Rosemanns- und des Trostgerichts.
Einer näheren Angabe der Grenzen dieser Bezirke bin ioh über-
hoben, da sich eine kartographische Darstellung derselben anf
dem Plane befindet, welchen Kirchhoff seiner Schrift, die älteeten
WeisthUmer der Stadt Erfurt, beigefügt haL
An Stelle dieser Eintheilang trat später, als die Macbt-
befugnisB des Raths erstarkt und das Gemeindelehen ein kraf-
tigeres geworden war (1255 — 1310) eine solche nach Vierteln.
Nach dieser zerfiel bis zur sog. Reduction von 1664 die eigent-
liche Stadt zwischen dem Petersberge und der wilden Gera in
vier Viertel : St. Johannis — St. Viti — St. Maria und St. An-
drea, deren jedes wieder eine Anzahl Unterahtheilungen in sich
Bchloss. Hierzu kamen dann noch die Vorstädte. Jeder dieser
Bezirke hatte seit 1309 (Hogel, 1 c. 8. 274) einen Vormund oder,
wie er später genannt wurde, Ffarrhauptmann — Jetzt würde
man ihn Bezirksvorsteher nennen — an seiner Spitze. Diese
Benennung hat wohl hauptsächlich zu der Annahme geführt,
dass die vorerwähnten Specialgemeinden mit den Pfarrgemeinden
identisch wären, während sie sich doch nur an diese anlehnten
und von den in ihnen belegenen Kirchen ihre Ifamen erhalten
halten, aber ihre Bestimmung eine durchaus ctvÜgemeindliohfl
imd politische war, wie dies von dem Stadtrath Vollbanm in
seiner Schrift: Die Specialgemeinden der Stadt Erfurt. Erfnrt
1881, überzeugend nachgewiesen ist. Es gehörten aber nicht nnr
minderwicbtige gemeinheitliche und polizeiliche Angelegenheiten,
.oogic
— 28 —
wie die öffoitliche Armenpfi^e, die Unterhmltung der Öffentlicben
Brnimeii, die FeaerlöschanaUlten und das Nitchtwesan lor Com-
peteiu der Speci&lgemeinden reap. der Vormünder, sondem die
letzteres bildeten Auch, wenigstens bis zur sog. Bedaction von
1664, eine Art von Repräsentanten der Oesammtgemeinde , da
■ie bei allen wichtigeren Angelegenheiten, über welche die
Bttdtische Verwaltung zu beschlieBaen hatte, zu den Berathungen
zugezogen worden und dann zusammen mit den im Regiments
und den auaaer dem Regimente befindlichen Mitgliedern des
Ratbes eine Versammlung bildeten, die den Namen: der Rath,
die Käthe und die Vormfinder führte.
Hit dar Beduction von 1664 hörte dies natürlich auf; sowie
in Folge derselben die Gemeinde überhaupt ihre Selbstständig-
keit einbüsste, so trat dies selbstredend auch in Betreff der
Specialgemeinden ein; sie verloren die politische Bedeutong, die
ihnen bisher beigewohnt. — '
Zu den Vorstädten gehörten damals tibrigene and noch
Lange Zeit nicht nur die auBaerhalb der Umwallung, sondern alle
ausserhalb der ursprünglichen Stadtmauern, die sich längs der
Wilden Qera hingezogen hatte, belegenen Qrundatücke , sowie
der fotthl, also nach gegenwärtiger Eintbeilung, der erste bis
vierte und der zehnte Stadtbezirk.
Was die oben erwähnten Untershtheilongen der vier Viertel
der inneren Stadt betrifft, so beatand das Johannisviertel ana
den Oemeinden Jobannia intra, St Nioolai, St, Qotthardi, St
Mattbäi, St Egidii, St Lanrentii und Uercatorum intra; daa
St Vitiviertel aus den Gemeinden St. Augnstini intra, St. Bar-
tholomäi, St. Viti, St. Wigberti und Kovi operis; daa Marien-
viertel aus den Gemeinden Beatae Uariae Vii^nia, St. Pauli,
Omnium Sanctorum, St. Benedict! and St Martini intra; das
Andreaa viertel aus den Gemeinden St Andreae intra, St. Hau-
ritii intra, St. Michaelia, St Georgii, St. Servatü nnd St. Severi.
— Später — doch geachah dies erat nach der Reduction, denn
bis zu derselben hatten die Vorattjdte (Die vor den Tboren)
getrennt von denen der inneren Stadt ihre besonderen Reprä-
sentanten, ihre Vormünder, in den groaaen Bath zu stellen —
worden die vorstttdtisohen Viertel mit denen der inneren Stadt
Tereinigt, nnd es wurden in Folge dessen St. Jobannia extra
nnd UercatonuD extra dem Johannisviertel, Aagastioi extra
:. Cookie
nnd St Thomae (die vor dem Löbertliore und dem WssBerthore
gelegenen OrundstQcke) dem Vitiviertel, Martini extra (der
Brühl) dem Marienviertel, so-wie St. Ändreae extra und St.
Haaritii extra dem AndreaBviertel zugeschlagen. Hierbei mag
noch bemerkt werden, daes die Gemeinden Martini intra und
Martini extra nicht wie in den übrigen ähnlichen FftUen, noch
einer and derselben Kirche ihre Namen führten, erstere viel-
mehr den ihren von der an dem Langenstege, der jetzigen
SchlöBserbracke, belegenen Kirche Martini intra, die andere von
der im Brühl belegenen noch jetzt vorhandenen Martinskirche,
die damals zum Unterschiede von jeuer Martini extra genannt
wurde, erhalten hat. —
Die Bewohner der Häuser: Vor der Pforten, die Gegend
des treoeo Bmnnens, wurden bei ihrer geringen Ässahl nicht
zu einer besonderen Gemeinde constituirt , soadem der Thomas-
gemeinde zugerechnet; auch Mauritii extra and Ändreae extra
haben nicht lange als besondere Viertel bestanden; die erstere
wird bereits bei der 1632 vorgenommenen Volkszählung nicht
mehr erwtihnt. Nachdem auch St. Ändreae extra eingegangen
war, betrug daher die Zahl der Specialgemeinden nur noch 28.
Doch anch von den Gemeinden der inneren Stadt waren ihrer
Kleinheit wegen schon im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts
hin und wieder benachbarte combinirt, so St Georgii mit St
Michaelis, St Benedict! mit St. Martini intra und St. Matthiae
mit St Aegidii. Noch später — im 17. Jahrhunderte, worden
bei der Abnahme der Bevölkerung mehrere der Gemeinden in
eine Oberpfarr-HanptmannBchaft vereinigt, so St Servatii, St
Michaelis and St. Georgii — St. Mauritii und St. Ändreae —
St Gotthardi und St. Nicolai — St Aagustini intra und St
Augustini extra — St Johannis intra und St. Johaonis extra
— Meroatorum intra und Mercatomm extra — St Viti und St
Wigberti. — Die ao ins Leben getretenen 18 Oberpfarr-Haapt-
mannsobaften bildeten zwei Gruppen, indem aie in 11 grosse and
7 kleine Gemeinden eiogetheilt wurden.
Uebrigens wurden die Specialgemeinden auch unter der
kurmainziachen Regierang im engeren Sinne, d. h. seit der Re-
duction von 1664, als Stadtbezirke beibehalten und die Pfarr-
haaptleute als Unterbeamte des Magistrats angesehen, welchem
Verhältnisse es nur entsprach, dass durch die unterm 8. Mai
..c.Cooj^le
17l6 f&r dieeelben erlassene Instraction bestimmt wurde; dasa
die Oberpfarrhauptleute nich mehr, wie dies bis dabin gescbeben,
von den Gemeioden immer auf ein Jahr erw&hlt, sondern vom
Rathe anf Lebenszeit angestellt werden sollten , weshalb sie zor
Unters cbei düng von den auf ein Jahr gewählten (Unter -)Pfarr-
hanptleaten im gewöhnlichen Leben eiseroe Pfarrhauptleate ge-
nannt wurden.
Die Verhältnisse der SpecSnIgemoinde blieben anch während
der ersten prenssiachen Besitznahme nnverKadert, obwohl 1804
den Pfarrhanptleuten ein Theil ihrer bisherigen Befugnisse ab-
genommen und 1806 die Verringernng ihrer Zahl und die Ver-
änderung ihrer Benennung in die: Viertels-Commissarien, ▼er-
ordnet wurde, eine Bestimmung, die in Folge der kurz nachher
eingetretenen kriegerischen Ereignisse nicht zur Ausführung ge-
kommen ist. Dagegen wurde während der französischen Herr-
schaft 1810 eine vollständige Umwälzung vorgenommen, indem
die Stadt in zwei Hauptabtheilungen (arrondissements) , jede
derselben aber weiter in sechs Unterabtheilangen (sectione) Bor-
legt ward, die mit Ausnahme eines einzigen Falles, der sechsten
Sectton des ersten ArrondissementB, der Brühler Vorstadt oder
bisherigen Gemeinde Hartini extra, wo nach der natOrlichen
Lage sich die Beibehaltung kaum vcrmeideu liess, mit der bis-
herigen Eintheilung nirgends eine UebcrstimDiang zeigten. Fflr
die Ober - Pfarrhauptleate , deren Anzahl in Folge dessen von
18 anf 13 herabsank, wurde seitdem der Name Bezirkehaupt-
leute ttblich. Diese Eintheilung wurde auch nach der «weiten
preussischen Besitznahme eine Zeit lang beibehalten, nur mit
der Hassgabe, dass die etwa mit der Soverigemeinde fiberein-
kommende Section, nachdem sämmtliche dazu gehörig gewesene
Qrundstficke bis anf ein einziges — die BergmQhle — durch
das Bombardement vom 6. November 1813 zerstSrt waren, zu
bestehen aufhörte. — Erst im Jahre 1826 wurde von der Stadt-
behSrde im Einvernehmen mit der Hypothokenbohörde and unter
Genehmigung der Regierung eine neue Eintheilung der Stadt
and zwar in 14 Bezirke, die sich in ihrer Einwohnerzahl ziem-
lich gleich standen, vorgenommen. Die alte Eintheilung in
Speoialgemeinden wurde hierbei eben so wenig berücksichtigt,
wie die im Jahre 1810 vorgenommene in Sectionen, vielmehr
gaben die verschiedenen Arme des Geraflusses die Grenzlinien
- 31 -
ab, und die Z&blung erfolgte in der Weiee^ dasa sie von deesen
Einäuas in die Stadt begann, !m zweiteo Bezirke dam Laufe
der Wilden Gera abwärts folgte, der dritte eich an den zweiten,
der vierte aber an jenen anschloas. Der Theil der Stadt
zwischen der Wilden Gera und dorn Breitetrom umfasste dann
in aufwärts dem Flusse gehender Reihe die fünf folgenden Be-
zirke, während die fttnf letzten wieder abwärts links von dem
Breitstrom bis zum Äusfiuss der Gera gingen. Da diese £in-
theilung noch gegenwärtig besteht, so braucht hier nicht näher
auf dieselbe eingegangen zu werden. Neben dieser Eintbeilung
in Stadtbezirke besteht zwar noch eine solche in 20 Polizei-
beztrke fOr die eigentliche Stadt und 3 Feldpolizeibezirke flir
die BUBserbalb der früheren Umwallung belegenen Grundstücke,
dieselbe Bchliesst sich aber an die Stadtbezirke an, nar mit
der Massgabe, dass diese, wo die Zunahme der Bevölkerang
es nSthig gemacht hatte (im ersten, zweiten, siebenten, achtes,
neunten und zwölften) mit wenig abweichenden Grenzen in zwei
Polizeibezirke gothcilt sind, während in den Vorstädten immer
zwei Flnrbezirke (Löber- und Schmidtstcdter- — Krämpfer- und
Johannis- — Brühler- ond Andreas-) einen Feldpolizeibezirk
bilden. — Von den früheren Specialgomoinden bestehen awar
einige noch, aber nur weil die Mitglieder sich im gemeinschaft-
lichen Besitze von Vermögensstiicken befinden; mit der Ein-
theilong der Stadt haben sie nichts zu thun.
Noch hat es einige Bezeichnungen von Stadtthoilen gegeben,
die mit der vorerwähnten Ein th eilung nichts gemein hatten.
Dahin gehört unter andern der Käme : Judenviertel. Unter
diesem begriff man die Gegend zwischen den Mühlstegen, dem
Breitstrome, der Rathhansgasse und dem Töpfenmarkte bis tu
dem Heidentbore. Doch beschränkten sich in alter Zeit die
Jndenhäuser nicht auf diese Umgrenzung, vielmehr wohnten
Juden auch von dem nördlichen Ende der ErämerbrDcke bis
zur Lehmannsbrücke , wo jetzt der Kreuzaand ist. Hier lagen
namentlich der Judenzoll, das Judenbad and die Fleischbänke
der Juden (Friese, 1. c. I. S. 76; Kroner, Festschrift zur Ein-
weihung der neuen Synagoge in Erfurt S. 12).
Den Hamen Neustadt führte bis zum Schlüsse des 13.
Jahrhunderts die ganze Gegend vom Rossmarkt bis zum WaBser-
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- S2 —
tbore and zor Hunsterborg ; da «ie erst dnrch Trockenlegung
für die Bebauung mit Häuaem gewonnen war, so vrorde sie
ancb: Auf dem Bruche, genannt. Nachdem 1198 das Kloster
der regulirten Ghorfrauen des h. Ängnstin dorthin verlegt war
und als neue Anlage den Namen des Neuen Werkes erhielt, ging
dieser auch auf einen Theil jener Qegend über.
Unter HirscbbrUhl (in den älteren Freiainsregistem lautet
der Käme HerzbrUbl; in der Urkunde von 1265 Hirapruel) ver-
stand man den Theil der Stadt, der von der Wilden Gera, dem
Walkfltrome, der KarthAaseratraBse und der Hopfengaese ein-
geschlossen wird. Die Benennung ist sehr alt, denn schon 12fö
wurden die Bewohner des Hirschbrühls in einen Becbtsstreit
Terwiokelt, weil sifl es vorgezogon, sich zur Nenwerkskirche zu
halten, während sie, wenigstens die links der Hirschlache woh-
nenden, bis dahin nach der Martinskirche eiogepfarrt gewesen
waren. Er wurde damals, einschliesslich der Wittwen, von 22
Haushaltungen bewohnt (Würdtweln, Dioecei. Mogunt. p. 218
bis 221). Diese geringe Einwohnorzahl untorstUtat wenig die
Annahme derer, welche daraus: dass sich in Erfurt in späterer
Zeit eine so grosse unbebaute Fläche, wie der HirschbrOhl,
innerhalb dar Umfassungswälte befunden, scUiessen zu müsaen
glaubten : dass die Stadt frtlber eine sehr viel bedeutendere Ein-
wohnerzahl gehabt haben müsse, wie in neuerer Zeit, dass bei
der grossen Feuersbnmst von 1472 aber die dort befindlichen
Wohnhäuser zerstört und nicht wieder hergestellt wären. Nach
den uns überlieferton Nachrichten hat sich jedoch jede Feners-
bmnst in südwestlicher Riohtung nicht weiter als bis zum
Brüblertbore und snr Neuwerkskircbe erstreckt, und wenn der
Hirschbrühl in der vorangegebenen Zeit nur von 22 Haushal-
tungen bewohnt gewesen und nie eine eigne Kirche gehabt hat,
so ist es auch sehr wenig wahrscheinlich: dass er 1472 voll-
ständig mit Wohnhäusern besetzt gewesen sein werde. Viel-
mehr spricht alles dafiir, dass bis auf die neueste Zeit diese
Gegend nur eiuEslne, zerstreut liegende Wohnhäuser, insbeson-
dere Gartenwirthschaften enthalten, im Ailgemeinen aber ledig-
lich aus Gärten bestanden habe. Wenn dieselbe dessen un-
geachtet mit in die Umwallung hineingezogen ist, so geschab
dies wohl theils deshalb, weil diese Gärten meist Rathsherren
und anderen oinfiussrüchen Personen gehörten, welche ihr Eigen-
:. Cookie
- 33 -
ttium gegen die damals so gewöhnlichen feindlichen Anfalle ztl
schützen wUnscbten, theils weil man sich um eo eher so gegen
einen Hangel an Lebensmitteln im Falle einer Belagerung sichern
za können glaubte. Dennoch blieb der HirachbrUbl immer noch
bis -vor kurzem ein merkwürdiger Stadttheil, der eine Eigen-
thOmlicbkett von Erfurt bildete, und es wohl verdiente, dasa
Dalberg, nach welchem der durch ihn fllfarende Hauptweg den
Kamen erhielt, ihm seine besondere Vorliebe zuwendete. Was dio
Bedeutung des Namens HirschbrUbl betrifft, so bemerkt Stialcr
(SpracbschatE 251): „Hirschhriihl statio cervomm circa loca
aqnosa et viigoltiB amoena." Man könnte sich versucht finden
zu glauben : dass Stieler, obwohl als geborner Erfurter anzweifel-
haft ein genauer Kenner der Erfurter Volksmnndart, sich doch
hier im Irrtbum befindet. Es liegt nämlich die Annahme nahe,
daas die erste Sylbe des Namens dieselbe sei, wie in Hirscli-
lache und dass der letztere Name ursprtinglich Erislache go-
lautet habe, unterliegt keinem Zweifel. Kria bedeutete aber
in der älteren Sprache : Gebüsch , ßeisig (Orimm , Deutsch.
Wörterb. Bd. V. Sp. 2330). Hirachlache oder Krislache ist da-
her ein mit Buschwerk eingefasster Wasserlauf und Hirsch- oder
Krisbrübl würde also eine sumpfige mit Buschwerken bedeckte
Wiese bedeuten (dass Friese's (Chron. I. S. 3) Erklärung, ein
Ort wo die Hirsche brüllten, nicht in Frage kommen könne,
verateht sieb von selbst). Gegen die obige Annahme spricht .
aber der Umstand: dass, wie schon angegeben, der Name des
Hirschbrübls in älterer Zeit Herzbrübl gelautet hat, während
die Hirschlache nie anders heisst als Krislacbe oder Kirslache,
ao dass die erste Sylbe in beiden Namen gewiss nicht dieselbe
ist, wie 2. B. in der Urkunde von 1263 Krzpruel nnd Kirso-
lacbe neben einander stehen. Wemeburg (Beiträge S. 149, IbG)
glaubt: dass bei Birschbrühl, ebenso wie bei Hirachlache, nicht
an Hirsche, sondern an Kresse zu denken sei, und es sich um
Stellen handele, wo Kresae wachse.
Nommerirang der H&user.
Während in Erfurt die Häuser bis dahin nur nach den be-
sonderen Benennangen, die man ihnen beigelegt hatte, bezeich-
net worden waren — eine Einrichtung, die es oft schwor genug
gemacht haben mag, ein gesuchtes Grundatück aufzuündcn —
wurden sie im Jahre 1690 mit Nummern versehen, und zwar ■
— M —
hatte jede Specialgememcle ihre besondere Nummerfotge. Alle
damals beatebenden 24 Oemeinden hatten zuaammen 4350 Natn*
mern, za welcher Zahl aber noch 820 Grundstücke traten, wetcho
neben der Hausnammer noch mit einem Buchstaben beceicfanet
waren. Ueberhanpt gab es damals also in Erfurt 5170 mit be-
sonderer Nummer versehene Grundstücke; doch waren dies
nicht sämmtlich Wohnhäuser, vielmehr befanden sich darunter
auch Banstellen, Scheunen, Gärten n. dergl. m. Nur die Kirchen
und Plarrhiluser hatten keine Nummern erhalten. — Diese Art
der HäuBemnmmerirang hat bis in die Zeit der französischen
Zwischenherrschaft bestanden. Während dieser wurde 1810 zu-
gleich mit der bereits erw&hnten Eintheilung in ArrondissementB
und Hectionen jeder Strasse ihre besondere Nammerfolge ga-
geben. Im Jahre 1826 kehrte man aber zu der früheren Ein-
richtung, jedoch mit der Massgabe zurück, dass die Nummo-
rimng durch die ganze Stadt durchgeftÜirt wnrde and von 1 bis
SOÜO ging, wozu noch 19 nicht nummerirte vor den Thoren be-
legene Etablissements kamen. Die Nummern begannon beim Ein-
tritt der Gera in die Stadt aaf deren rechter Seite, so dass die
Earthäusermilhle die Nr. 1 trug, gingen dann fort auf der rechten
Seite der wilden Gera, ebenso wie die Nnmmem der Stadt-
bezirke bis zum Austritt jener aus der Stadt (Nr. 800), hierauf
rttckl&ufig in den Bezirken zwischen der wilden Gera nnd dem
Breitatrom (Nr. 801 bis 2049, dem kathoHachen Wsisenhauae)^
dann wieder abwärts den FluBalanf in den links vom Breitstrom
gelegenen Stadtbezirken (Nr. 2030 bis 3047, dem St Morrts-
kirchbof). Die Nrn. 3048 bis 3050 fielen auf Grundstöcke ausser-
halb der Umwallung. — Die fiansntimmem schlosaen sich un-
mittelbar an einander, ao daes auf die eine Seite der Strasse
zunächst nicht die gegenüberstehende, aondem die anstossende
Qaerstraaae kam. — Ausser diesen Nummern, die sich auf die
Gemeinde-Verwaltung bezogen, erhielt jedes Haua auch ein
Schild mit der Nummer, die ea in dem Hypothekenbuche führte.
In Hartunga H&nser- Chronik Tb. I. S. IV— LH findet sich ßr
jedes Grundstück eine Zusammenstellung der damals stattfinden-
den Nummerirung durch die ganze Stadt, der früheren Nnm-
merimng naoh. Stadtvierteln und der ursprünglichen Eftnsei^
bezeichnnng nach Eigennamen und Bildern. Was diese letz-
teren betrifft, so mag noch bemerkt werden ; dass Paulas Ctssel
..C.oo^li.
^ 35 -
in seiner Schrift: Erfurter Bilder and BrÜnche. Erfurt 1S&9,
einen Versnch gemacht hat, sie systeroatisch zo ordnen und
ilirem Ursprange, sowie ihrer Bedeutung nach zu erklären.
In neuester Zeit hat bekanntlich wieder jede Strasse ihre
besondere Nummerirung erhalten.
Veränderangen in der Benennung der Strassen.
Jeder, der sich mit dor Geschichte Erfurts beaohifligt und
Ewar nicht blos , wenn er bis auf die Quellen derselben zurück-
geht, sondern schon wenn er nur fiberhaupt Werke, welche
jene snm Gegenstände haben, einsieht, wird nicht selten anf
Kamen von Strassen, Plätzen, Gebäuden n. 0. w. stossen, die
jetzt nicht mehr gebräuchlich sind und deren Unkenntniss das
VerstSndniss sehr erschwert Und nicht etwa, dass es sich
bei den eingetretenen Namens -Verändenngen und Verschwin-
den von Kamen immer um _ eine graue Vorzeit handelte,
sondern es sind solche sehr häufig in ziemlich naher Ver-
gangenheit eingetreten, so dass sie noch in unmittelbarer Be-
ziehung zur Gegenwart stehen und doch bereits in dem Ge-
dSchtniss der Mitlebenden zn schwinden beginnen. Es giebt
augenblicklich in Erfurt freilich noch viele Personen, die es sehr
wohl wissen, was es zu bedeuten hat, wenn die Namen Neustadt,
Lohbank, Auguststrasse , Rossmarkt, Rechenstrasse a. s. w. ge-
nannt werden, aber es finden sich schon jetzt unter den hiesigen
Bewohnern nicht wenige — namentlich werden dabin die meisten
erst neuerdings hierher gezogenen gehören — die kein Ver-
stSndnisa bierfEtr besitzen. Und sobald nur noch eine Generation
dahin gegangen sein wird, möchte die Kenntniss dieser Ver-
hältnisse nur noch den Wenigen beiwohnen, die das Studinm
der Vei^angenheit Erfurts eigens zum Gegenstande ihrer Be-
schäftigung gemacht haben. Ein Hülfsmittel zur leichteren Orien-
timng wird sich dann gewiss als föhlbares Bedürfniss zeigen.
Ein solches lässt sich aher jedenfalls jetzt, wo wir den ein-
getretenen Veränderungen theilweiso noch ziemlich nahe stehen,
viel leichter herstellen als später, wo ein Menschenleben oder
vielleicht ein noch längerer Zeitraum dazwischen liegt. Es er-
schien mir daher nicht ohne allen Nutzen — und dies ist fOr
mich der erste Anlass gewesen, dio vorliegnnde Arbeit ilber-
** Google
— 3S —
baupt za anternehmen — einen Versuch kq mkchen, ein der-
artiges HUlfsmittel darEabieten. Bis jetzt fehlt es aa einem
solchen, wenigstens an einem, in dem sich mit Leichtigkeit das
Gesaohte aof&nden liesse. Dies eu gewähren ist in den folgen-
den Bl&ttera versucht worden. Ihr Zweck ist ein rein prak-
tischer; aaf einen wissenschaftlichen Werth miteben dieselben
durchaus keinen Anspruch. Wollten sie dies, so mUssten sie
den Gegenstand viel aosfUbrlicber and tiefer eingehend behfin-
deln; dadurch wilrde aber wieder die leichte Benutzbarkeit be-
einträchtigt worden sein. — Noch auf einen Umstand möchte
ich aufmerksam au machen mir erlauben. Hypotheken - Docu-
mente, die in früherer Zeit aoBgestellt sind, aber noch jetzt
ihre Gültigkeit nicht verloren haben, bezeichnen die verpflUi-
deten Grundstücke natürlich nach den damals üblichen Strasseo-
namen. Auch in diesem Falle kann ein Verzeichnias , wie es
hier geliefert werden soll, möglicher Weise die Orientirong er-
leichtern, und so einen praktischen Nutzen gewähren.
Das« im Laafe der Zeit in der Benennung der Pl&tzc,
Strassen und Gassen vielfache Veränderungen eingetreten sein
müssen, lässt sich schon ans den früheren Abschnitten dieser
Arbeit, namentlich dem über die im Innern der Stadt statt-
gefandenen Veränderungen Angeführten schlieasen. Eine nicht
geringe Zahl von jenen ist ganz verschwunden, manche haben
ihren bisherigen besonderen Namen eingebüsst, indem derjenige
der Strasse, deren Verlftngerung sie bildeten, auf sie mit über-
tragen ist; bei noch anderen ist der Name abgeändert worden,
weil der bisherige aus irgend einem Grunde Anstoss erregte,
wie beispielsweise die Hose in Kirchgasse und die Pfiaffengasse
in Stiftsgaase umgetauft wurden, als das deutsche Parlament
hier zusammentreten sollte.
In dem Nachstehenden sind nun alle diese, sowie die sonst
eingetretenen wesentlicheren Veränderungen, und zwar des leich-
teren Aaffindens wegen, in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt
Dabei mag noch darauf ao&nerksam gemacht werden: dass es
in früherer Zeit nicht Üblich gewesen ist, die Strassen- Benennung
von verdienten Personen oder von sonstigen Eiigennamen her-
zunehmen, dass vielmehr stets dazu entweder die örüiche Lage,
beispielsweise eine benachbarte Kirche oder die Haaptboscbäf-
tigQDg der Bewohner den Anläse geboten hat
:,G Gothic
— 37 —
1. AebtiseiostrBBie (platca abbatiasa) leg in der P&-
roehie S. Georgii. Sie kommt in den Freizinaregistern 12^
bis 1413 Tor.
2. Allerheiligen, Hinter, jetzt AUerbeUigenstraiBe.
3. Altestrftsse hioae frUher der Tlieil der Itarktatraaae
TOD der Allerheiligen atrasse .and grossen Arche bis aom Bane-
dictaplfttce. Sie flkhrte auch den Namen: Breiteatraase.
4. Altreniaengfiaachen oder Raiaaengäascheo
(Rnasengaaee) war eine achmale Gasse, zwischen dem: der Lap-
penberg genannten Theile dea Rubenmarktes (jetzt Friedrioh-
WUhelma- Platz) und den Sohilderem am Fallloche, die bei dem
Bombardement von 1813 zerstört und deren Gnmd und Boden
zur Anlage des Laisentfaals mit verwendet wurde. Sie hatte
ihren Namen davon: dass aie besonders Ton sog. Ältreuaasn
d. L Altäickem, die nur berechtigt waren schoo getragenea
Scbnhwerk auszubessern, aber nicht neues anzufertigen, be-
wohnt war.
5. Andreaathor, Bei dem, hiess der Platz zwischen
dem Rabenmarkte and dem Andreaathore , der jetzt zar An-
dreasstraase gehört.
6. Ändreaswall, Am. Die Gasse längs dem früheren
Walle zwischen dem Andreaathore und der Wall- (jetzt Moritz)-
gaase. Neuerdings ist ihr, nachdem der Wall abgetragen, aie
verbreitert and auf der Nordseite bebaut worden, der Name:
Am Horitzwalle, beigelegt
7. Armenhaus, Bei dem. Die von der Erämpferatrasse
nach dem Walle fuhrende Strasse, die jetzt Lindenweg heisst.
8. Ar'tillerieplatz ist der Platz zwischen dem Friedrieb'
Wilhelmsplatze und dem Bergetrome am Kanonensohappen , «of
welchem sich das Kaiaorl. Postamt II. befindet. Die dortigen
H&user werden jetzt »um Friedrich-Wilhelmsplatze gerechnet.
9, Aschengrube, In der, vid. Korbgasse Nr. 123.
10. Augustiner Kloaterhof hiesa der Platz zwischen
dem ehemaligen Wigbertikloater and dem zur Regierung gehörigen
Garten, auf welchem das jetzt abgebrochene Ezercierhaua atand.
11. Auguststrasse oder Auguatgaaae, eigentlich Au-
gustinergasse , hiess bis vor Kurzem der Tbeil der gegenwär-
tigen BahnhofatraaBe von der AuguslbrUcke bis zum Anger.
An dem der Brücke gegenüber befindlichen Ende lag früher
.oo^^lc
- 38 -
das Angoatthor. Den Namen hatte sie von dem in ihr belegenen
KtoBter der reguÜrten Chorherren AngostiDer-Ordena^ deweu
Kirche die jetzige Reglerkircho bildete.
13. Augustmauer, eine, namentlich in der Nähe der
AuguststrasBe sehr schmale Qaase, die von dieser bis zur Löber-
slraaae längs dem irUheren Botanischen Garten ging. Erst seit
der ParcelUrung des letateren ist sie erweitert und vollständig
bebant worden und hat den Namen Qartenstraase erbalten.
13. Backen, Bei den gr&nen, oder: Bei den Orön*
backen hiess die Qasae, welebe die Bahnhofatrasae mit der
MUhlgasse verbindet. Die darin befindlichen Hftaaer werden
jetzt zur letzteren gerechnet.
14. Backhausmlikle, Boi der grUnen. So hieaa aonst
der Platz vol- den hinteren Domatufen, der jetzt von eioer
Qartenanlage eingenommen wird.
15. Badergasse, jetzt Horagaaae, trug ihren Namen von
dem in ihr befindlichen öffentlichen Badehause.
- 16. BarfUsaern, Vor den, biesseo die Häoser der
jetzigen Barfasseratrasse , welche der BarfUsserkirche gegenüber
liegen. Die bei dem Gaethause: Zum grünen Schilde vorbei
ftihrende Markgrafengaase bildete damals uamittelbar ihre Ver*
l&ngerung.
17. BarfUsaer Steinweg, Am, auch HiJbenapiegoI ge-
nannt, hiessen die HSuscr von der BarfUsserkirche bis anm
Neuwcrk längs dem Wigbertikloeter und bei der Begiemoga-
straaae vorbei, jetzt BarfUseeretraise 15 — 17 und Anger 39 und
40 (Härtung, Häuserchron. II. 254).
18. Benedictsplatz. Der kleine Platz, in welchen die
ErKmcrbrücke , Kreuzgaaae, Miohaeliaatraaae , Marktstraaae und
MühlhofsgasBe mUndea; jetzt werden die ihn umachlieaaenden
Häuaer theila zur HichaeÜaetrasse, theils zur Krämerbrücke ge-
rechnet. Er führte den Namen von der zwischen dieser und
dem Mühlstege an ihm belegenen Benedictakircbe , von deren
Thurm der untere Tbeil noch vorhanden ist Vorher hatte d«
Platz den Namen: Vor der Krämerbrücke (ante pontem mer*
catorum).
19. Berge, Hinter dem, hiess die Straaae, die »a dem
der Stadt abgewendeten Abhang dea Severibergea hin führte, von
dur BrUcke Über den Bergatrom bia zum Fiuae des Peters-
:. Cookie
— 39 —
borges. Qsgenwftrüg wird aie meist tod der FetersatrMae ein*
genommen.
20. Bettlershain, eine Reihe kleiner Häuser im JoIiad-
msviertel neben dem Johanniekirchhof, beim neueo Thurm auf
der andern Seite der Hirschlache, der Mauer entlang. Er war
vermittelst der Korbgasse und einer Bteioernen Über die Hirscb-
lacbe fuhrenden Brücke zugänglich. Nach Härtung (1. o. I. pag.
XU.) hat jedoch die jetsst Kochlöffet genannte Strasse frUber
Bettlershain gebeissen.
21. Biltze oder Bulze (Bultza) ist die gegenwärtig Filse
genannte StrasBo.
22. Bliedengasse oder Bloydengasse, ging von der
ÄadreaBBtraBBe bis zu St. Morite. Sie erhielt später den Namen
Hundsgaaee und beisst jetzt Qlockengasse , welchen letzteren
Namen sie von der an ihrem Ausgange in die Andreasstraase
früher belegenen Sorge'sobe Glockeogiesaerei erhielt, an deren
Stelle gegenwärtig ein Wohnhaua erbaut iat. Eine ähnliche
Yeranlasaung bat auch ohne Zweifel der nraprilngliche Name
gehabt, indem hier eine Werkstatt, in welcher BUden oder
Bleiden, d. h. Apparate mit denen Steingeschoaae geachleudert
wurden (Qrimm, Wörterbuch XI. Seite 99), aich befunden hat.
23. Bliedenquergasae, später blos Quergasse genannt,
heiast jetzt Glockenquergasse.
24. Bockgasse oder Schafgaase. Die Verbindung zwi-
schen der Hospitalgasse und dem Lindenwege. Sie hat, nach-
dem neuerdings ibre Bebauung stattgefunden, den Namen Was-
sergasse mit erhalten, den nraprilngtich nur ihre Verlängerung
zwischen der Hospitalgasse und der Wilden Gera gafUhrt hat.
25. Bocksgasse, ein GäsBohen zwischen dem Anger und
der Hirachlacbe bildet gegenwärtig zusammen mit ihrer Fort-
setzung EWiBchen der letzteren und der Gartenatrasae , der ehe-
maligen groaaen Borngasse, die Lachagaaae.
26. Borngasse, Grosse, war, wie eben angegeben, der
Name der gegenwärtigen Laohsgasse von der Augustmauer
(Gartenstrasse) bis zur Hirschlachc.
27. BreiteogasBe, Grosse, die von dem Eohlenmarkt
(jetzt Karthäuserstrasse) nach der Meisterei (gegenwärtig Theil
des Thtlringer Bahnhofs) führende Gasae, die nunmehr, um einer
Vcrwechaelnng mit der gleichfalls den Namen: Grosse Breiten-
:, Google
— 40 —
gAsse Atlircnden Verbindniig zwischen der Keaengasse and der
Löbergcra vorzubeugen, Herrenbreitengasse genannt ist
28. Broitenfjasse, Kleine. Sie fUhrte von der Nöuen-
gasse nach der Elopfgasso. In Folge der Anlage des Thüringer
ßahnhofes, zu welchem sie theilweise gezogen wurde, ist nur
noch ihr Anfang sichtbar , welcher den besonderen Namen ver-
loren hat.
29. Breitestrasse { Plafea lata) oder auch : An der
Strasse hiess früher der Theil der Marktstrasse vom Bmio-
dictsplatz bis zur AllerheitigenstraBie. Vergl. Nr. 2.^2. — Zwi-
echen ihr und dem Falloche befand sich die: Unter den
Bßttnern, genannte Gasse.
30. Breitenstufen, An den, oder Graden, war der Auf-
gang vom Friedricb-WilhelniBplatz nach dem Dome ncd der
Sovcrikirche. Er war in &fiherer Zeit auf beiden Seiten mit
HSuscrn besetzt, während sich gegenwärtig dort nur auf der
Nordseito die Lehrerwobnungen der Domgemeinde befinden.
31. Brnche, Auf dem (In palude), lag bei dem Viti-
khrchhofe an der Ecke der St. Vitikirche. Dass auch der ganse
später Neustadt genannte Stadttboil ursprünglich jenen Namen
geführt habe, ist bereits oben erwähnt.
32. Brückchen, Bei dem, biess früfaer der Theil der
Langenhrücko zwischen der RabenmUhle und dem Breitstrom.
33. Brtthler Vorstadt, in frQherer Zeit auch der Stei-
nich genannt, heisst jetzt Brühlerstrasse. In älterer Zeit er-
etreckte dieselbe sich weit über das spätere Brttblerthor hinaos,
indem sie bis an den Fuss des Cyriazberges ging. Erhard
(Erfurt und s. Umgebung S. 161) giebt an; dass znm Br&hle
im weiteren Sinne nicht blos die gegenwärtige Brühlerstrasse
mit ihren Nebengassen, sondern auch die Mainserfaofstrasae bis
zum Dombcrge und die Holzheienstrasse bis zum Rossmarkt —
dem jetzigen Herrmanns platze — gehSrt bitten und in dieser
Bedeutung der BrUhl die älteste Vorstadt Erfurts, jedoch, wenig-
stens bis zum Anfange des 14. Jahrhunderts, in Betreff seiner
Verfassung und Verwaltung von der eigentlichen Stadt voll-
ständig abgetrennt, wie dies schon früher angeführt worden,
gewesen sei, da er sich im unmittelbaren Eigenthome des Era-
bischofs befunden und durch eigene Beamte, die Scholtheissen
im Brühl, regiert ward.
Dictzsdbv Google
_ 41 —
S4. Brühlerwall, Am, hieea der Weg am Walle vom
BrOhlerthore bis zur ScbutstburmBchteuse. AU man vor einigen
Jahren anfing denselben mit Wohnhänsern zu besetzen, wurden
diese der BrUbleretraBse Kugereolinet. Neuerdings, wo die plan«
m&BBige Bebauung dieses gansen Stadttheils in Angriff genom'
men worden ist, hat man, obwohl der Wall inzwischen ver-
schwanden war, den Namen: Am Brtlhlerwalle wieder hervor-
geholt. Doch ist eine früher unter demselben mitbegriffene
Stracke f^ die Friedriohstragse verwendet.
35. Bnlze (Bulza) ist der ursprüngliche Name der jetzt
Pilse genannten Strasse, vid. Nr. 31. Sie gehört za den filteren
Strassen Erfnrts, denn ein Conrad von der Bnlze kommt bereit*
in einer Urkunde von 1251 vor.
36. Borgsteg ist der eigentliche Name der im gewfihn-
lichen Leben Vogetabrücke genannten Fussgängerbrücke Ober
die Wilde Qera. Eine andere Burgsteg genannte Brücke befand
sich im Brühle. Sie wurde, nachdem sie vom Wasser fort-
gerissen worden, 1658 neu gebaut (Friese, 1. c. IV. S. 1137).
37. Compterhof, Bei dem, hiess in früherer Zeit der
Theil der jetzigen Comthurgaase von der Gotthardstrasse bis
zum Breitstrom. Später führte er die Benennung: Hinter dem
Sobildohen. Sein Drs^H^nglicher sowohl wie der gegenwärtige
Name stammen von dem ehemaligen, dem Deutschen Orden zu-
gehörig gewesenen, an der dem Breitstrom gegenüber befind-
lichen Ecke liegenden Comthnrhofe her.
38. Comtharsand hiess der Theil der Comthurgasse
vom Comthurhofe bis zu der Angustinerstrasse. Er erhielt
später den Namen Schnlgasse von dem neben dem Nicoluthurm
erbauten Schulhause.
39. Conventsgasse lag im St. Pauleviertel und ging
zwischen der Nr. 6 und 7 der Prediger stresse in dra Richtung
auf die Rumpelgasse. Bei dem Retablisaement des durch den
grossen Brand von 1736 serstörten Stadttheils ging sie ein.
40. Crucisgasse anch Eraatgasse genannt, jetzt Kreuz-
gasse.
41. Dalbergsbrüoke ist der Name der beim Pfbrtchea
tiber den Festungsgraben führenden Laufhr^ke. Sie hatte den-
selben erhalten, weil sie auf Dalbergs Veranlassung gebaut wor-
den ist, nachdem dieser das bisher Unge Zeit verschlossen ga-
.v.OOJ^Ic
— 42 —
balhine Naaethor (PfÖrtchen) fBr den Gebrauch dea Fublicums
bfttte öffoen lauen.
43. OeinhardtegasBe. Hogel (1. o. S. 4L2) and FrieBe
(L c. S. 145 a) berichten: dau im Jahre 1361 die Brücke in der
Deinbardtsgaese gebaut worden sei. £b iit jedoch nicht sti
ermitteln geweseoj wo diese Gaste gelegen bat.
43. Diebesgassö oder Bosengasse ist der. ursprilngUcbe
Xame der gegenwärtigen Sterngasee,
44. Diepsteg oder Oipstege kommt in den Freiains-
regiBtem von 1324 a. s. w. als vor dem ErSnipferthore jenseitB
der Hirscblache liegend Tor. Der Name lautet wobl aigeallich:
der Tiefesteg.
45. Dome, Hinter dem, hiess die StraBse, die am Dom-
berge bin vom Artillerieplatüe bis eu der Stiftsgasa« fOhrte ; sie
begriff also die jetzige Domgaaae in sieb und ist erst seit 1846
auf der dem DomkreuzgangB - Gebäude gegenüberliegenden Seite
wieder mit Häusern bebaut
46. Domplatz wurde früher der Baum zwiaohen der Dom-
oud der SeTerikirche genannt. UrBprfioglich war er der Fried*
bof des Marienstiftes.
47. Eimargasse, jetzt Eimergasse, biesa &tlher Meimai^
gasse und wird unter diesem Namen auflfUhrlicber besprocben
worden.
48. Elend ( platea Enelede trans KirBlaeam) biesa der
Tbeil des an der inneren Stadtmauer binlUhrendan Wegea von
der Johannisstrasse biB zum Kronenhurger Wehr. Jetzt wird
£e SteUe meist von der Koblgmbe und der Weidengasse ein-
genommen. (VergL Kircboff, Weisthümer S. 26 Anm. 118).
49. Endleicb war der Name eines Platzes, welcher da
1^, wo jetzt die Eettenstrasse , Grosse Arche, Faulstrasae und
Langehrücke auf einander BtOBsen, Nachdem die ihn umgeben-
den Bftaser durah die Feuersbrunst von 1736 serstärt worden,
ging er beim Betablissement als Platz ein und wurde au den
auf ihn mtUtdenden Strassen gezogen.-
50. EngengassQ beisst jetzt Liliengasse.
bl. Engengasse, Grosse, welche die Nenegaese und
Löbei^era verbindet, führt, nachdem die vorwwähnte Gasse
ihren Namen verändert, gegenwftrdg den: Eogengaase, ohne den
Beisatz: Grosse.
DictizedbyGoOt^lC
— 43 —
52. £ D g e Q g & 8 B I e i a iat der ältere Manie des sog. Teafels-
gäasclieni oder, wie es jstat in der Kegel genannt wird, Fauat-
gässcheDj der Verbindung der SchlfiBserBtrMie mit der Eleiaea
Bornguse.
53. FahnengasBe. Sie befand aicb in der Johuuüa-
voratadtf doch iat ihre Lage oicbt genau zu ermitteln geweaen.
54. Fallloofa, Am, Faulloch oder Tollloch (fona
cUp|>eatorum> wedl aie am Ende der OaBse; Unter den Sohil-
derem lag) hiesa die Stelle, wo der überdeckte Äbäuaa de«
JdliuagrabenB ins Freie trat; es geachah dies beim sog. Petrus,
an der nordwestlichen Ecke des Friedrich - Wilhehnsplatzea , da
wo TOD diesem der Weg auf den Fetersberg fuhrt. In älterer
Zeit kommt aie ala ein mit Häusern besetzter Fiats vor. Neuer*
dinge ist das FalUocb gleichseitig mit dem aoa ihm abflieasen-
den Kanäle cassirt
55. Fingerlingsgaaae oder Fingerlergaaee (inter
annulatorcB). Sie ging von der Nordaeite der am Domberge
belegenen Fleischbänke, parallel mit der Nordseite des Qroasen
Marktes (jetet Friedrich • Wilhelmsplatzea) bis sum Rubenmarkt.
Sie kommt schon 1293 vor. Bei dem Bombardement von 1S18
wurde sie zerstört und ihr Areal demnächst zu dem genannten
Platze gezogen. Sie trug ihren Kamen davon, daaa liier die
Goldachmiede wohnten, die mit Fingerlingen oder Fingerringen
liandelten. DieKleine Fingerlingsgaase, später G-raden-
gasse genannt, verband die Fingerlingsgasse mit dem Graden.
56. Flecbtener Sand hiess sonst der Tbeil des Fiacher-
sandes zwischen der Langenbriicke und der Hnndorfgasse.
Er hatte dieee Benennung davon, daas auf ihm, wie ja auch
theilweiae noch heutigen Tages, die Flechtener oder Korbflechter
(Grimm, 1. c. III. 1740) wohnten.
57. Fleischbänke. Hallen oder Buden, in denen die
Fleischhauer ihre Waaren feilhielten, hat es in mehreren Gegen-
den der Stadt gegeben. Die alten Fleischbänke befanden sich in
der Kähe der St Fhib'ppus- und Jacobus- und der NicoUuakirohe.
Die bis dahin nach ihnen genannte Gasse zwischen dieser
Kirche nnd der Johannisatrasse eriiielt, als am das Jahr 1276
die Augustiner Eremiten bei der ibnon eingeräumten Kirche
St Philipp! et Jacobi sich ein Kloster baaten, den Nunen:
Augoatinerstraase. — Andere, gleichfalls die alten oder auch
— 44 —
S. Hariae genannten FleiBehbänke befanden sich am grossen
Markte, dem Friedrich - Wilbelmaplatie , -vor der AnhShe, aaf
welcher die Severikircbe steht, Ewisohen der FingerliogegasBe
und der Oasse: Unter den Schilderem. Die Gegend führte da-
von den Kanen! Unter den FleischbAnken. Schon im Jabre
1323 werden sie die alten Fleischbfinke in den Freisinsregistem
genannt (antiquäo maoellae in par. S. Severi). Eine Abbildung
von ihnen findet sich in Frieses Chronik II. S. 513 and in
Fritz, Obren. S. 293. Im Jahre 1582 Hess der Kath sie durch-
schneiden, damit man durchgehen und auf ihre Waare und Ge-
wichte besser Achtung geben könne (Friese, I. c. S. 594). Auch
sie wurden von dem Bombardement von 1813 betroffen und aur
Vergrtisserung des Friedrioh-Wilhelmsptatzes verwendet. — Eine
dritte Fleischbänke genannte Gasse bildete die VerhiDdnng
zwischen der LangenbrUcke nnd dem Konnensacke. In den
Freizinsregistern kommt sie schon 1350 vor. Gegenwärtig führt
sie den Namen Femgaase. Der Steg, welcher von ihr nach
dem Nonnensack hinüber führte, ist bereits 1364 erbaut worden.
Die Langen Fleischbänke biese das Verbindnngsgässchen zwi-
schen der Futterstrasse nnd der Eimergasse, ziemlich parallel
mit der Östlichen Häuserreihe des Wenigenmarktes taufonci.
Dasselbe ist zwar noch vorhanden, dient jedoch nicht mehr der
ursprünglichen Bestimmung. — Von den an der anderen Seite
der Erämerbrücke belegenen Fleischbänken wird weiter unten
Bub voce: Jndenhot die Rede sein.
58. Fleisohgasse. Von ihr wird, da sie die Fortsetzung
der Gasse: Unter den Schilderen), gebildet hat, weiter unten
gehandelt werden.
59. Frauengasse vide Halbemondsgasae.
60. Futterergasse (Platea pabnli oder pabulatornm) jetzt
Fotterstrasae genannt, hat ihren Namen davon erhalten: dass
die Futterer oder Futterhändlcr (pabnlatores), welche das Fferde-
futter, namentlich den Hafer, verkauften, und allein befugt waren
Fntterkaeten zu halten^ die jmviligirten Fnttsrhändier (Grimm,
L 0. IV. 1078, I. 3), hier ihre Verkaufsstätten hatten. Uebrigena
wurde die Fortsetzung der nördlichen Häuserreihe bis zur Erä-
merbrücke, die jetzt zum Wenigenmarkt gehört, friUier mr
FuUerslraBse mit gerechnet.
£L Garten, Botaniseber. Ursprünglich hatte die medi-
.C".oo«^[c
— 45 —
ciniscbe Facultfit der UniverBität einen am Erätnpferthore be-
legenen Qarten zam bortne medicuB benutzt, im Jahre 1756
wurde derielben aber Tom EnrfQreten Johann Friedrich Karl ein
Theil des Stadtzwingere an der Angnstmaaer, däBsen Benatznng
bis dahin m den Emolumenten des ersten Eammerraths gehört
hatte, Bum Botanischen Garton überwiesen. Dieses Qrundsttlck
hatte aber nur die Grösse von IJ Äcker und ging nur TOn der
Löberstrasse bis etwa der Schafgasse gegenüber, wo sich das
cbemieche Laboratorium bebod, das zu der nämlichen Zeit mit
Bentttiang des Materials eines abgebrochenen Stadtmauerthur-
mes erbaut worden. Da dieser Raum zQ beschränkt war, als
daea er allen an ein solches Institut zu machenden Anspr&chen
h&tte genügen können, so kaufte die Universität im Jahre 1809
von der französischen Regierung noch dae 3j Acker enthaltende
Ornndstück bis zur Bahnhofstrasse , das gleichfalls einen Theil
des früheren Zwingers bildete, hinza. In diesem Zustande wurde
der Botanische Garten auch nach der Aufhebung der Univer-
sit&t erhalten, war aber bei dem geringen Nutzen, den er ge-
wfihrte, eine grOBse Last für den Universitätefonds , der die sieb
auf beinahe lOOO Kth. jährlich belaufenden Unterhaltungskosten
zu tragen hatte. Die Regierung hielt es daher im Interesse des
gedachten Fonds für zweckmässig, sich dieses Besitzes zu ent-
ledigen. In welcher Weise dies geschehen, und dass dies die
Veranlassung zum Entstehen des unteren Theiles der Garten*
Strasse gegeben, ist bereits früher erwähnt worden.
62. Gasse bei dem halben Giebel, die jetzt den Na-
men: Langengasse, führende Verbindung zwischen dem Anger
und der Fleischgasse. Sie hatte den Namen von dem Gast-
hause : der preussische Hof, der nach seinem ÄeusBern im Volks-
munde der halbe Giebel hiess.
63. Gasse an der Mauer hinter der Hamsterbarg,
führte apfiter den Namen Ltibermauer und bildet jetzt den oberen
Theil der Gartenstrasse. Von der Hamsterbarg, die ihr den
Namen gegeben, wird weiter unten in dem Abschnitte, der TOD
den Bauwerken handelt, die Rede sein.
62. Gekröse biess der früher unbebaute Platz längs der
Gera, am sonstigen Ende der Burggasse. Wie Wemebnrg (Bei-
träge zur Thüringischen und insbesondere zur Brfnrt. Gesch.
in den Mittheilungen des Vereins für die Gesch. v. Erf. Heft X,
Google
- 46 -
S. 1S4) glaubt, muss der Name eigentlich Oekreeee laaten, in-
dem er einen Ort bezeichne, wo viel Erease wichst Die von
dem angegebenen Platze in der Richtung der Bnrggasse Ahrende
BrKcke hiees: QekrÖBbrUohe,
65. OekrÖBgaese aber die Gasse von die§er Brücke bis
sar BrfihleretraBie, die gegenwärtig, bedeutend verbreitert, einen
Theil der Bnrggasse bildet
66. G-eorgskirchhof biesa der den 'HiurtQ der ehemaligen
Oeorgakircbe umgebende Platz. Nachdem derselbe parcellirt nnd
bebaut worden, haben die auf ihm stehenden HSaser den Na-
men Georgsgasse erhalten.
67. Gera, Auf der, ist der Name, den die jetzt Lüber-
gers benannte Strasse in frQbereT Zeit gefllhrt hat.
68. Giselmannsgasse oder Giiilmargasse Ug im
Vierte) 8t Viti, anfem der Harkgrafengasse, und bildet jetzt
einen Theil der Regiernngsatrasse. Sie wird schon in den Frei-
zinsregistem von 1378 und 1416 erwähnt.
69. Glockengieasern, Unter den. Die Verbindung
zwischen dem Endleich nnd dem grossen Markte. Sie wurde
beim Brande von 1736 zerstört Jetzt befindet sich hier die
Eettenstrasse.
70. Gotthard, Bei St, hiese &aher der Theil der jetzigen
Gotthardstrasse zwischen der kleinen Schottengasse nnd der
Johannis str a s s e .
71. Graden, Vor dem. Graden, nach dem lateinischen
Worte gradus, Treppe, hiessen die von der Ostseite zum Dom
nnd zur Severikirche hinaufmhrenden breiten Stufen. Der vor
denselben liegende Platz, der jetet die kleinere stidSstliche Hälfte
des Friedrich -Wilhelmsplatzes bildet, hiess hiemach: Vor dem
Graden, oder auch wohl nur: der Graden. Seine riehtige Be-
nennung war aber die des Grossenmarktes. Er wurde firflher von
einem Eaniüe durchschnitten der ans der jetzigen Domgaasn
kam, sich etwa da, wo gegenwSrtig der Obelisk steht, in awei
Arme theilte, von denen der eine dem Falloohe, der andere der
Marktstrasse zufloss. An diesem letzteren lag das Zollhaus,
der Galgen, der Gack oder Gackschapfen (der Pranger) nnd
das Trillfaans. — Eine Abbildung des GradenS nach seinem Zu-
stande im Jahre 1680 mit den beiden anliegenden Krchen in
Fritz Chron. S. 169, 160.
Dictzsdbv Google
— 4? —
72. Graden, Vor dem kleinoren, (ante gradns tnino-
ras) war der Name der Stelle, tod der aus die kleinere Dom-
treppe fatnanfging.
73. Grdnbacken, Bei den. Es ist dies das bereite nnter
Nr. 13, da BeiaName auch in der Form: Bei den grünen Backen,
Qblich gewesen ist, erwähnte VerbindungsgSsechen der Bahnhof-
Btrasse mit der MUhlgasse.
74. Hahaebacb, Auf dem, wnrde der Theil der Martina-
gaase genannt, an dem sich gegenwärtig die Qewelirfabrik be-
findet. Doeb bat diesen Namen auch ein in der Nähe der b.
Brnooenkircbe befindliches Gässchen geführt
75. Halbmond- oder FranengasBO. Sie ging vom
Graden bis an die über den Bergstrom tUbreode BrUoke in
der Richtnng auf den Fiscbersand, jenseita deren sie mit der
HandorfsgBBse zusammen stiess. Ihre noch vorhandene östliche
Häusereihe bildet jetzt die eine Seite des ÄrtUlerieplatzes, in
. der sich das Kaieerl. Postamt IL befindet und die jetat zum
Friedrich -Wilhelmsplatse gerechnet wird. Den Nameo Frauen-
gaBse führte sie im 15. und 16. Jahrhundert davon: dass sich
in ihr das weiter unten zu erwähnende Frauenhaus befunden
hat. Nachdem dies eingegangen war, erhielt sie von dem an
ihr belegenen Gasthause: Zum halben Monde, den Kamen Halb-
mondsgasse. Zuerst hatte sie den: Meder- oder Metergasee
geführt (Friese, I. c. I. S. 230; Beyer und Böckner, 1. c. S. 189,
218). Nachdem ihre westliche Häuserreibe bei dem Bombarde-
ment von 1813 zerstört war, und nicht wieder hergestellt wurde,
entstand der dort jetzt vorhandene Platz.
76. Hasengasse (Platea leprorum) hieas &-(iher die jetzt
Stadentengasse genannte Verbindung der Micbaelisstrasse und
des Krenzsandes.
77. Hechelgasse war der Nnme eines den Anger, da
wo dieser an die Neawerkatrasse stösst and die Hirscblache
▼erbindenden Gäeschens, das eine Fortsetzung der Schafgasae
bildet-nnd jetzt an dieser gerechnet wird.
78. Hefengasse. Sie bildete die Verbindung zwischen
dem Platse an der Judenschnle und dem Benedictplatze. Die
zn ihr gehörigen H&nser sind gegenwärtig unter der Bezeich-
nung HQbLstege mitbegriffen.
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— 48 -
79. Heller, Letzter, biessen dio Gebäude, die am £nda
der Ungabeuren Qaaae, der jetzigen LuiseDetraBse , an den bei-
den nacb der Kartbfiusermiililo t^brenden Stegen logen, gegen-
wärtig Dammweg Nr. 1. Ibren Nunan führten sie, wenigatens
in apSterer Zeit, einigarmasBen mit unrecbt, da die Nummerimng
der Hänser, als sie durch die ganse Stadt ging, hier ihren Än-
tang genommen hat.
80. Heringern, Unter den, biesg eine kurze von der
sfidlicben Ecke der Marktstrasse bis znm Fnedricb-Wilhelms-
platE führende Strasse, weil in (rUherer Zeit die Heringsvei-
kXufer hier ihren Stand gehabt hatten.
81. Heuscbeuergssse oder Gasse nach der Heu-
scheuer ist die jetzige Wsllstrasse.
82. Heuschrecke, Auf der, die Verbindung zwischen
der Taabengasse und der HQtorgasse, jetzt Schildgasse Nr. 5
and 6.
83. Hirschlacbe hinter Weiesfrauen fÜhrt'gegen-
wärtig den Namen: Weiesfrauengasse.
84. Hirschlacbe, Ober-, der TheÜ der jetzt den Na-
men Hirscblschufer führenden Strasse von der Löberstrasse bis
hinter die Görmersgasee, die Hfiuser Nr. 31 — 61 umfassend.
Die Verbindung mit der Gartenstrasse ist erst seit wenigen
Jahren hergestellt,
85. Hirschlacbe, Unter-, jetzt HirschUcbufer Nr. 1
bis iVi, von der Löberstrasse bis zur Kronengasse.
86. HöfengfisBcfaan, Hefergfisschen &Üher , oder :
Unter den Hefenyerkäufern genannt, war ein kleines die
Fingerlingsgasse und die Gasse Unter den Schilderern am Fall-
loche verbindendes Gässchen. In Folge des Bombardements
Ton 1813 ist es verschwunden.
87. Höhenspiegel ist schon oben Nr. 17 unter dem Na-
men BarfQsser Steinweg besprocben.
88. HobetbUrgasse. Das der Grafengasse gegenfiber
vom Anger abgehende VerbindnogsgässchaD mit dem Hirsoh-
Ischufer. Es wird gegenwärtig zur Eeilhaaergasse , deren Fort-
setznng es bildet, gareebnet
89. Hoheweg, der, (alta via) wird sieb im Judenvicrtcl
befunden haben, da ein darin belegenes Hans einem Jaden ge-
hörte.
Dictzedby Google
— 49 —
90. Bolzhanargiisae ist der uraprOngticIie Käme der
gegenwftrtigen HolsbeienatrasBe.
91. HolzBcheaer, Bei der, hiess der Platz am antera
Ende des Oartens des Grosten Hospitftls, an welchen die
oeoe von der Johsnnisetraeae nach dem Schlacbthauae führend«
Bra«ke stösat.
92. Hosengasse oder In derHoae ward bia zam Zvt-
aammentritt des Erfurter ParlanieDta die jetzt den Namen:
Kirchgaaae, fahrende Verbindung zwiacben der Comtburgasse
tmd der AngastinerstraBBe genannt.
93. Hoaenmachern, Unter den, eine zwischen der
LangenbrUcke and der Arche gelegene Gaaae, die bei dem
grosBen Braode 1472 zerstört wurde.
94. Hoapitalgraben, An dem, hiesa früher der Theil
der Krämpferroauer zwischen der MohreDkopfagaaae und der
Heiligengrabesmülilgasse.
95. Hügel, Auf dem, ehemaliger Käme der Bügelgaase.
96. Hatern, Unter den (Platea pilatorum, Hutmacher-
atrasse), jetzt Hutergasse genannt, hatte den Namen davon, dasa
die Verfertiger von Hüten, sowohl für Ufinner als fär Frauen,
bier ihre Verkaafastände hatten.
97. Hundgasse. Es ist bereits unter Nr. 22 bemerkt,
daas die orsprünglich BUedengasae, jetzt Glockengasse genannte
Straaae, eine Zeitlang diesen Namen gefahrt hat
98. Hundequergasae jetzt Glockenquergaaae.
99. Honersgasae iat der uraprODgliche Name der Hun-
dorf sgasae.
100. Johannisthor, An der Haner bei dem, diesen
Namen f^rte nicht nur die Jobanniamaaer von der Heiligen-
grabeemOhlgasae bis zur JohanmBBtrasse , sondern auch deren
Fortaetsnng Über die letztere Strasse hinaus bis an das s. g.
Eflend, das gegenwärtig, wie bereits unter Nr. 48 angeführt wor-
den, theilweise von der Eoblgrube eingenommen wird.
101. Johannisthor, Vor dem, oder Jobannisvor-
Htadt, ist der Tbeil der Jobaunisstrasao von der Johannia-
brttcke, wo das innere Johannisthor stand, auf welches sich
jener Mame bezog, bis zu dem jetzt auch abgetragenen änaaerea
Johanniathore.
Dictzedby Google
— 50 -
102. JobanniBwall hiesB die Strasse läagi d«m Wall«
vom äusseren Johannisthore bis za dem: Bei der HobsBohener,
genannten Platae, wo aia an den Kr&mpferwall anstiesd.
103. Judenhof oder Sohulhof biess der Platz am Breit-
Btrom, wo jetBt die Jndenschole steht; doch iBt auch der alteo
jUdiechen Begräbnissstätte vor dem Moritzthore dieser Name
beigelegt worden.
104. Judenhat (Platea judoornm.oder inter jadeos) hiess
ein kleiner Platz oder vielmehr ein kurses Qässchen, daa zwi-
schen der ErämerbrUcke und der Kraut- oder EreuzgasBe lag.
Nach Vertreibung der Juden, die bis dabin dort ihre vier Fleisch-
bänke gehabt, mietbeten die Fleischer diesen Platz von dem
Ratbe, um daselbst ihrerseits Fleischbänke zu errichten und
mussten hierfUr eine Abgabe zahlen, welche gleichfalla den Na-
men Judenbut führte.
105. Juristenschule, Bei der, wurde früher der un-
mittelbar an die Brücke über den Berg ström s tossende Theil
der Mainzerhofs trasse genannt.
1U6. Kannengiessern, Unter den, war in der Aller-
heiligenparochie belegen.
107. Eäsemarkt (Forum caaeorum). Er kg in der Ge-
gend des Neuenwerkes. Es befanden sich auf ihm u. a. die
Häuser zum „Neuen Stern" und zur „Neuen Stube".
108. Kästnern, Unter den. Baden, in denen die Käst-
ner (Kaatenmacher, Tiacbler, vid. Stieler, S. 934; Grimtn, V.
col. 2TM) ihre Waaren feil hielten. Sie lagen vor dem Graden.
109. Kartbaus, Auf dem, war eine Bezeichnung, die
früher der Strecke von der Karthäuser- bis zur LöberstrasBe
gegeben wurde. Sie erhielt später den Namen: Rohlenmailt,
und bildet jetzt einen Tbeil der Karthäuflerstrasse.
110. Karthäuser Mfiblweg. Es war dies der früher
meist unbebaute Weg längB dem Walle, der von der Kartbftaser
Mühle, dem PfÖrtchen und dem Karthänser Kloster vorbei, bis
zum Kohlenmarkte föhrte. Gegenwärtig trägt er den Namen:
KarthäuBerstrasse.
MI. KartbäuBer Steg jetzt Karthäuser Ufer.
113. KartbäuserBtege, Vom, bis ans Karthaus,
biess die jetzt von dem Hopfenberge, der da lag, wo sieb nun-
mehr das katholische Krankenhaus und das Harienstift befinden,
— 51 —
Hopfengaiae genannte Verbindang zwischen di'in Karthäuser
Ufer and der Karthäufieratraase.
113. Katzengrube, die (Fovea dicta Catzengrabe). Sie
Iftg Tor dem Graden in der Käte der Salzköten.
114. Eaufmanns&trassej wurde bis in die ncaeste Zeit
die dem weetlichen Giebel der Kaufmanarkirche gegenüber lie-
gende Häuserreibe von dem Kuntze'echen Hanse bis zur Eimer-
gtise, gegenwärtig Änger Nr. 73 — 79, genannt.
115. Kerbgaase vid. Eorbgasse.
116. Keaaelscbmieden, Unter den (Unter den KeBze-
lern, Inter oaldariatorcs) kommt in den FreizinBrcgistcrn 1321 —
1359 vor, ohne dass sieb daraus die Lage ergäbe; doch ist die
BeBeichnang wohl identisch mit der: Unter den Kupferschmieden.
117. Kirchhofgasse heisat das neuerdings erheblich ver-
breiterte OäsBchen, was unfern der Ällerheiligenkirche die Markt-
atrasse und die Allerheiligenstrasae verbindet. Es iithrte seinen
Namen davon: dass es länge der Mauer des früheren Allerhei-
ligenkirt^hofs ging. Im gemeinen Leben wurde es hin und wie-
der eben bo wie das swiscben der Sctdösseratraase und kleinen
Bomgaase: Fauatg&sschen, genannt
11&. Kittel, Im, war der frühere Name der Kittelgasse.
119. Elappe, Auf der oder die Klappe war ein mit
einigen Stufen versehener, von dem Fallloche nach dem Severi-
hofe ftfarender Aufgang, da wo sich gegenwärtig der Eingang
zum Treitscbke sehen Keller befindet. Die Gegend vor dem Se-
veriberge bei dem Fallloche und den Fleischbänken biess: An
der Klappe. Daa Krnmmhaua lag daran.
120. Kiopfgaase, früher ScballanergaESo genannt, die
den letzteren Namen von den Schallauern, den Vorfertigern von
Scbalott (chalon), einem feinen geköperten raachartigen wollenen
Zeuge (vid. meine Rednction von Erfurt, S. 341) trug, lief pa-
rallel mit der Neuengasse und dem Walle, zwischen beiden, von
der Eittelgaase bis zum Spielberg, der jetzigen Babnhofstraase.
Bu der Anlage des TbUringer Bahnhofes wurde sie zu diesem
eingezogen.
121. Kockspiegel ist der frühere Name der jetzt: Ta-
sche, genannten Gasse.
122. Koblenmarkt. Der zwischen dem Ktu-tbäuser Ufer
und der LSberstrasse belegene Theil der Kartb&userstrasse.
. Coo^^lc
123. Korbgasae oder Eerbgasse, war der N«ma, wel>
chen in einer apätereo Zeit die auf der OatsBite der Johsnois-
Strasse cwischea dem Johanniskirchhof and der Jobannismauer
befindliche Sackgasse trog, deren Häaaer nanmehr die Naramem
128 — 131 der Johanniastrasse bilden. Frtlher biess sie: In der
Aschengrube.
124. Eornmarkt hiess sonst der zwiachea der Qross^i
Arche und der Allerheiligenstrasse einerseits nnd dorn EViedricfa-
Wilhelmsplatz andererseits belegene Thei) der Marktstrasse.
125. KrfimerbrUcke, Vor der (Ante pontem mercato-
mm), hiess frtlher der Benedictsplatz , wie bereits bei Kr. 18
erwähnt ist.
126. Krämpfer Thor, Vor dem, oder Kr&mpfervor-
atadt hiess der zwischen der KrSmpferbrUcke , neben welcher
einst das innere Er&mpFerthor stand und dem gegeowfirtig aach
abgebrochenen äusBeren £rSmpferthore belegene Tbeil der Krfln-
pforstrasse, jetet 20 — 59 derselben.
127. Krämpferwalle, Am. Der längs dem Walle von
der HoBpitalscheuer, wo jetat die direkte Verbindung mit dam
Schlachthauae eingerichtet ist, bis zum Krämpferthore ßlhremde
Weg.
128. Kraut- oder Crucisgasse hiess früher die jetzige
Erenzgasse (sie wird schon 1293 erwähnt),
129. Kraut' oder Crucisstegen, Bei den, aber der
jetzige Kreuzsand. Doch bat auch die jetzige Mttllersgassa in
früherer Zeit den Namen: Kraut- aber aach den: WohlrdieD-
gBBse, geführt.
130. Krambnrg, In der, war der orsprttngliche Nam«
der jetzigen Kronenburgsgasse, die in der nmtesten Zät durch
eine Laufbriicke mit der Venedig genannten Strasse in Verbin-
dung gesetzt worden ist.
131. Krumbausgarten, Vor dem, faiese der Baum swi-
Bchen dem grossen Markte (.Friedrich-Wilhelms-Platze) nnd den
Severiberge, auf welohem sich die 60 Schusterbänka befanden.
Der Name leitete sich von dem auf dem gedachten Berge ste-
henden Krumhaiise, dar ursprünglichen erzbischöflichen Resi-
denz, her.
132. KapferhammermüblgasB« war der frttbere Name
des längs der KUrtinskaaerne vom Bargstrom bis zur UutioB-
:. Cookie
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guu ftUtrendeo GOatcheBa, daa Qoiunehr xu dieser gerechnet
wird.
133. KnpferscImiifldflD, Unter den (Inter cnprofabros)
oder Unter den Plsttencrn (Brusthamiach - Verfertigem), war ein
engea GäsBchen, daa von der StunEengasae nach dem Endleich
ftthrte, £8 brannte 1736 mit abj der Ornnd nod Boden wurde
beim Betablieaement mit zur Langenbrtlcke gezogen.
134. Langeateg (Longae themae). Dieeen Namen oder
den dea Ungeheurenategea (Vngehnren Stegen) wie aie in
den ftlteren Zinaregiatem heisat, führte früher die jetzige Schlöe-
aerbrUeke, and zwar mit Recht, da sie nur eine Fnaagänger-
brficke war, neben welcher fUr Fuhrwerke eine noch wshrnehro-
bare Fuhrt Ton der Ecke der SchlöaBeratraHBe und des Junker-
aaodea nach der Rathhauagaase ging. Erat nachdem der Steg
durch die Feuerabronat von 1736 zeratfirt war, wurde er ala
FafarbrBcke wiederbergeatellt , damala jedoch nur theilweiBe und
zwar mit zwei gemauerten Bogen. Ihre gegenwärtige Gestalt,
wo sie ganz aua aolcben besteht, hat sie erst bei einem um
1850 vorgenommenen Umbau erhalten. Die früher: Beim Lan-
genstege, genannte Strasse Mldet jetzt einen Theil der Neuen-
straaae.
135. Lappenberg oder Beppenberg. Diesen Namen
fährte die westliche Häuaerreihe des Kubenroarktes , zwischen
der FingerliogBgaase und der Gasee; Unter den Schilderem.
Nach den Verrechten bestand sie 1500 aus einer Reihe von 13
an einander bSugeoden Hftnaerchen. Nachdem sie beim Bom-
bardement 1813 zerstört worden, ward ihr Areal zur Anlage
des Luiaentbales mit verwendet.
136. Lanengaase (Platea leonum). Sie begann am ehe-
maligen Lauenthore und fUbrte am Fuase des Peteraberges bis
in die Nfthe des FalUochs, an die Stelle, welche den Namen:
der Petrna, trug und wo die anf den Peteraberg in Allerer Zeit
hinauf f&hrenden , 1350 angelegten Stufen begannen. Wie Här-
tung in seiner Häuserohronik (Tb. II. S. 143) bemerkt: ergeben
die GeacfaoaBhücher von 1493, daas sie dicht und zum Theil mit
ansehnlichen Hänsern besetzt gewesen sein musa, indem daeelbst
eine ziemliche Anzahl von llauabeBitzern, die meist dem Patri-
ziat oder doch den besseren Stfinden angehörten, aafgefUhrt ist.
Sie ward bei der Umwandlung dea Petersberges io eine Gita-
izcdbvGoOglc
— 54 —
delle 1667 zugleich mit dem Thore, von dem aie ihren Nunen
führte, abgebrochen.
1A7. Lniirentii, Bei St., oder Zn St. Lorenaen hiesa
der Theil dnr SchlöBBeratrasBe toid Anger bis bot Püm: Den
Namen: SctilösBergaase führte nur die Strecke von jener bis
zum Langen Stege.
138. Lehmans (Limmas-, Leomanni' oder Liinm>
ricli8)brticke. Auf der, hiess die jetst xur Aagaatioerstrasse
^■'hörende Häuserreihe zwischen der genannten Brücke and der
Michaelisstrasse. Die Brflcke wurde im Jahre 1342, nachdem si«
von einem Hochwasser zerstört war, steinern gebaut, die
Strasse aber, die in den Freizinnregistem schon beim Jahre 1293
vorkommt, 1447 gepflastert.
139. Lingaden, die, d. i. VerkanfsteUen von Linnen.
Sie befanden sich vor dem Bathhanse neben den Tuchaahlitzeni
und bestanden aus zwei Leinwand bnden and drei Apoth«ken,
d. i. Materialwaaren- Handlungen.
1 40. Loche, Im, war in alter Zeit der Mama der LObei-
Vorstadt.
141. Löber (oder Löwer)brücke, Auf der, hieu dsi
Theil der jetzigen Löberstraase von der ItöberbrQcke bia tnr
Meuwerkstrasse. Er hatte seinen Mameo davon erbalten, daai
die Lßber oder Lober, d. i. die Lohgerber (Grimm, Wörterb.
Band VI. col. 1083) dort wohnten.
143. Löber (oder Löwer)thor, Au der Uaaer bei
dem, später Löbormauer genannt, war der Weg, der von
der Löberstraase bis zum Neuwerke führte. An ihm la^ die
Hamsterburg, weshalb er auch, wie bereits angeführt, den Na^
men: Gasae an der Mauer hinter der Hamsterburg, führte. In
übrigen war er früher auf einer Seite unbebaut, auf der andern
nur von Hinterhäusern oder Gartenzftunen begränzt nnd hat
erst in neuerer Zeit die ihn einfassenden Wohnhäuser erhalten.
Gegenwärtig bildet er den oberen Theil der Gartenstraaae. Doch
ging er nicht an der jetzigen Stelle von der Löberstraase ab,
vielmehr ist der gegenwärtige, tu der Richtung des onteren
Tbeils der Gar tun Strasse belegene Darchachneidungspankt durch
Abbruch eines Hauses (Nr. 1853 nach der abemaligen Z&UuDg)
erlangt. Die frdhere Richtang ist aber noch erhalten; es ist
dies die Gasse, welche von der Oartenitcasse Abgebt and die
- 66 -
LSberstruie «twa dem Qsstbaase zam achwanen Adler gegen-
über trifft.
143. Löbertbor, Vor dem, oder LSbervorstadt hiesa
bis TOT EarEem der Theil def Löberstrasse von der Wilden
Gera b» zn dem jetst abgebrochenen (aoaseren) Löbertbore
(Nr. 8 — 57). Wie bereite unter 141 angegeben*, fUbrte sie in
Klterer Zeit die Benennung: Im Loche.
144. Lohbank oder Lohbankstrasae hioBs die vom
Anger nach der Löberttraase führende Strasse, die gegenwärtig
einen Theil <far ^eu werke Strasse (Nr. 1 — 10 und 50 — 52) bildet.
Sie war nrsprQnglich voIIatSndig auf beiden Seiten mit Häusern
besetst Der gröa»te Theil derer, welche die nördiiehe Flucht-
linie bildeten, wurde aber, wie schon erwähnt, 1728 abgerissen
om den Platz zu gewinnen > auf welchem der Hirscbgarten an-
gelegt ward. Die Lobbank führte ihren Namen davon: dass in
Ihr der auaac blies sUche Verkauf der Lohe stattfand und dasa
sie, ebenso wie die anstoasende Löbergasse, von Lohgerbern
bewohnt war, die eich zu ihrem Geschäftsbetriebe der vorbei-
fliessenden Hirschlache bedienten.
145. Luiaenthal war eine auf einem Theil dea Raumes,
den die beim Bombardement 1813 zeratörten Strasaen eingenom-
men, geschaffene Parkanlage, die sich vom Friedrich -Wilhelms-
platze dem Fussa des Petersbergoa folgend bis zur Andreas-
Htrasse bin erstreckte. Es befand sich in ihm ein kleiner Teich
mit einem Inselchen, der Luiseninael. Nachdem der Platz Sei-
tens der Stadtgemeinde an den JustizfiBkua verkauft resp. ver-
tanscht worden, ist auf demselben das Landgerieht und Qerichta-
geHlngniaa erbaut.
146. Mainzerhofmühlgasse ging zwischen dem Nain-
zerhofe und dem Mllitairholzhofe von der Mainzerhofstrasse
bis zum Bergstrom. Gegenwärtig steht dort die Gewehrfabr^k.
147. Mariengaaae. Sie lag vor dem Graden (Eirchboff,
Erfiirt im 18. Jahrb. S. 68) und iat identisch mit der unter Nr.
76 aufgeführten Frauen- oder Halbcnmondagnsse.
148. Marien-Magdalenengasse ist der Name, den in
i^terer Zeit von der darin befindlichen Marien -Magdalenen-
Knpelle die jetzige Rumpetgaese geführt hat.
149. ifarkgrafengaese (Platea marchionia) existirt zwar
noch unter dem trüberen Namen, masa hier aber erwähnt wer-
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- M —
dcD, weil rie in verguigeiiw Zeit ai&e viel grSMore Aiudeknnng
gehabt bat, di»t jetsige MantjdlgaHfl in aicb begriff, in die Bar-
fKaientraase mftndat« ond eine anaebnHcbe Straaae war, ia der
■nter «Ddern da, wo aicb jetzt die Reitbahn befindet, daa Gaat-
bauB zun grüDen Schilde, daa im 16. und 17. Jahrhundert f&r
das Tomebmete Gaathane der Stadt galt, Ug.
150. Markt, der groaae. Ein Tbeil daa jetzigen Fried-
rich'Wilhelmsplatzes. D* er aocb den Namen: der Graden,
führte, so ist seiner bereits Nr. 72 niher gedacht worden. Im
Gegensatz zu ihm hiess der an der Krimerbrflcke gelegene
Pinta der Kleine (Wenige-) Markt
151. M&rtinsbrQhl, In dem, die jetzige BrQhleratrasse
von der Martinagasse bis snr Bor^aase. Erbard (1. o. S. 161)
behauptet jedoch: dass alles, was man jetzt nnter dem Namen.
Brühl, Tersteht, frQher den Namen: Martinsbrfihl, gef&brt.
1.52. MartinsgSsBchen lag tn der Nfthe der Kirche
Martini intra, and verband diese mit der Predigerkirche. Sie
wurde durch die Fenerebrnnst von 1736 betroffen und beim Re-
tablissement beseitigt.
153. Martinsgasse war ein früherer Name der Neaen-
strasse von der in ihr befindlichen Kirche S. Martini intra.
154. Meotlerstrasae (Strata der Menteler. Uenteler
gleich Kleid erhandlet, TrSdler. Lexer, Mittelhocbd. Taschen-
wörterb. S. 115). Sie kommt bereits im Freizinsregister von
1393 vor, doch ist ihre Lage nicht nfiher bekannt.
155. Meimergasse, Wie bereits Nr. 47 angeföhrt, hiess
die jetzige Eimergasse ursprünglich: Meimergasse, MeigODbergei-
gasse oder Meyenberggasse , auch Meinhartsgasse und hatte
wafarsoheiolich von der Familie Mejrberg den Namen. Den
gegenwärtigen scheint sie, nachdem sie 1216 bei einer Feuers-
brunst zerstört worden, erhalten zu haben.
156. MettengBBse oder Mettergasse hiess ein Giss-
cben, das von dem Friedrich -Wilhelmsplatae ans zwisohen Nr.
17 and 18 desselben in der Kicbtnng anf die Grosse Arche, da
wo die Kleine Arche in dieselbe mlhidet, gefUhrt hat, ^arton^
I. c. I. S. XXXVIIt. Doch wird die Richtigkeit dieser Angabe
Ton Beyer und Btlckner, Geschichte der StiftBkirchA B. H. V.
S. 189 Anm. 3 in Zweifel gestellt)
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— »7 -
157. Hilohgatse war der Name, den bis io die neueBtil
Zeit die Batbhausgaeae trng. Früher be&nd iich hier die PUtea
Jadeonim.
158. Histe, Äof dem, war der alte Name der Qottbsrd-
■tnwsa von der ErfimerbrQcke bis zar Kleinen Schotten- und
HoragaaBe (Nr. 27—38).
159. USnchamarkt ist die ursprttngliche BeneoDong de«
Wenigenmarktes.
160. Mohrengasse jetat Hohrenkopfgasae genannt.
161. Moritztharm, Vor dem, hiesa früher der Theil
der Moritzgasse von der Hundsgasse (Glockengasae) bis snr
Grossen Ackerhofsgasse.
162. MUhlgasse war ein Name, der mehreren Gassen, die
SU Hfiblen f&brten, insbesondere ancb der jetzigen Furthmflhl-
ggase und Mittelmühlgasse, gegeben wurde.
163. Mflhihof hiesB der kleine Flstz zwischen der Uarkt-
Strasse und dem Mühlstege, dessen Häuser gegenwärtig zu dem
letzteren gerechnet werden.
164. Die Müblbofsgasae, bei welcher dies ebenso der
Fall ist, ging von dem Benediotsplatze bei der Hefengasse (jetzt;
An der Jadenschule) vorbei bis zum Mühlstege.
165. Neidecke, Aaf der, hiess früher die Gasse, die
vom Junkersande nach der Pilse flihrt und jetzt Bupprechts-
gasse genannt wird.
166. Neidhart oder Niedhart lag im Marienviertel in
der Nähe der Stunzen- und Hundorfsgasse.
167. NeuebrQcke. Diesen Kamen erhielt der Langesteg,
nachdem er in eine FahrbrUcke verwandelt war. Erst später
wurde er: ScUSsserbrücke genannt.
1^. Neuegssse ist der Name, den die Hospitalgaaae in
älterer Zeit geführt hat.
169. Neustadt (Nova civitas) hiees bis zur neuesten Zeit
der ThfliI der Reg:iemnge8traase von der Eichengasse und Langen-
brficke bis zum katholischen Waisenhause und städtischen Ban-
hofe, wo jetzt die WilbelmsbrUcke sich befindet (Nr. 14—69).
— Es ist schon früher erwähnt: dass bis zum Jahre 1198, wo
das Kloster der regnUrten Augnstinernonnen in diese Gegend
verlegt wurde und den Namen: Neuwerk und die an ihm be-
legene StraPte den; Neuwerkstrasaej erhielt, der gani« Stadt-
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th»U swiicben BraiUtrom, LaogebrQcke, Hirscblaelie und Wilde
Gar» : Nanstadt, genannt vorden ist.
170. Noonensackj Auf dem, der jetat zur IfonaaB-
gssse gerechneta kleine Platz swiecben dieser, der Schatten-
irandsgaase nnd dem Xonnenatege. Er hat davon seinen Namen,
dass, wenn nicht überhaupt da« Kloster der Magdalanen-Nonnen
oder Weissfranen erst von bier anf den Anger verlegt ist, sich
doch ein demselben gehöriger, unter der Aufsicht einiger Können
stehender Hof hier befunden , nnd dasa der nach der Femgasse
führende Steg nrsprÜDglicb nicht vorhanden war, der Fiats mit-
bin eine Sackgasse bildete. Erst 1364 wurde lant Stadtrech-
nung der Steg gebaut, der die Verbindung mit der Langan-
brficke herstellte.
171. Oberlöbern, Unter den, ist die auch Oberbirscb-
lacbe genannte StrasBe, von der schon Nr. 85 die Rede war.
172. Oelmfirktchen, Ein kleiner Platz, oder richtiger:
eine Gasse, zwischen dem fMschersande und dem Bergslrome,
parallel mit der LangenbrUcke. Er war nur durch die ihn um-
gebenden GrundstUcke zugänglich nnd ist neuerdings parcellen-
weise in den Besitz von deren Eigenthümern gekommen.
173. Panl, Unt(;r St. Ursprünglicher Name der Pauls-
stragse.
174. Paulinergasse hiess die von der Paulsstrasse pa-
rallel mit der Schattenwand sgasse in der Richtung auf den Breit-
strom abgebende Sackgasse, deren Häuser jetzt die Nummern
19 nnd 2ü der Paulstrasse tragen.
175. PetermUhle, Bei der, biess der äusserste Theil
der Morilzsasse von der Grossen Ackerhofegasse bis zum ehe-
maligen Moritzthore. Seit das neue Schulgebäude hier errichtet
worden, ist die lange durch die Festungswerke versperrt ge-
wesene Communication wieder eröffnet.
176. Pfaffengasse war bis zum Zasammentiitt des Par-
laments im Jahre 1«50 der Name der Stiltsgasbe.
' 177. Pfannanschmieden, Unter den. Eine Gasse
awisohen der Arche und der LangenbrückR. Sie wurde bei
dam grossen Brande 1472 zerstört. Unter Pfannensohmied oder
Blbchatibmied verstand man das, was jetzt Klempner beiest
(Fritsch, Wörterb. II. S. 49).
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178. Fforteogaise fUhrt gegenwärtig die Benennung;
Stadeotenguse. Sie hatte den Naroeo von dem ttn ihr belege-
nen CoUflgiam znr HimneUpforte. Früher hatte sie den Namen
Hasengaaie gehabt {vid. Nr. 54).
179. PUnchen oder Raben mfiblgasse biessen der kleine
Plat« nnd die dieaen fortsetzende Oasse, die anf der Westeeite
der Lange nb rücke , der MarBtalUgaese gegenüber, nach der Bo-
henmfihle und vermittelst einer neben dieser erst nenerdingi
caseirten Fahrt - nach dem Fiechersand fllhrten. OegenwKrtig
tragen die dortigen Hftueer die Nummern: Langebrttcke 19 and 30.
180. Platterem, Unter den, ist, wie bereits Nr. 1 33 be-
merkt worden, gleicli bedeutend mit: unter den Eupferschmiäden.
181. Predigern, unter den (Äpud praedicat eres), jetzt
Prediger Strasse genannt. Sie gehörte mit zu den durch den
Brand von 1736 zerstörten Strassen und wurde bei dem Reta-
bliesement gerader gelegt und verbreitert.
182. Predigerbof hieea früher der Platz vor dem an die
Predigerkirchfl stossenden Schulhause und dessen Verbindung
mit der Neuestrasse. Gegenwärtig gehören die darauf befind^
liehen Häuser zu dieser und bilden die Nummern 9—12 der-
selben.
183. Qnerchgasse. Die Verbindung zwischen der We-
her- und der Hund(Glocken)gaBse, die jetzt den Namen: Gilocken-
qaergasse führt. Querchgasse oder Quergasse hieas aber auch
die jetzige Eichengaase, die anscheinend einem etymologischen
Witz (von quercus — Eiche) den gegenwärtigen Kamen ver-
dankt, wenn nicht, was wahracheinlicher ist, der alte lateinische
Name: Platea quercus, im Volksmunde zu dem: Quergasse, ge-
worden ist (Härtung, 1. c. I. S. 151). . ,
184. Rabenraühlgasse war, wie bereit« Nr. 179 erwftbot
ist, die Fortsetzung des Plänchens.
185. Rabmengasse oder Rähmengaese war der alte
Name der f^atengsase, die ihn wohl daher lUhrte, weil dort
die Rahmen der Tuchmacher, d. i. die Eum Aufspannen des Tu«
cbea dienenden Gestelle, ihren Stand hatten.
189. Raaengasse war der frühere Name der Eronen-
gaaae; aaob hiess ein Tbcil der Wallgaase bia sa der neuer.
ding« erfolgten vollständigen Bebauung so.
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187. RflohenatraBse hieSB bis vor KnrEen die HSoeer-
reibe zwisohen der Sterngaiae ond der KrämpferBtrauB , g^en-
wftrtig Nr. 179—182 der Jobannisatrsise. In ftlterer Zeit Ahrte
•ie den Namen : Hinter der KanfmaiinBkircbe, im Freisinsregister
von 1413 den: RichingasM.
ISS. BeinegaBse. Sie lag im Viertel St, AugaBtim in
der Angnstvoratadt anfern der jetzigen ErnstengaBBe.
189. BeinbardBgasBe (Flatea Reinbardi) befand aiob im
St BarthoIomfiuBviartel Bwisohen der Lohbank and der Angoat-
maaer. Mach Härtung (I. c. S. XXX.) iat bio die jataige Eeil-
hanargaase.
190. Reiasengftssoben ist bereits Nr. 9 unter dem Na-
men : Altreuasengaaaa besprochen worden.
191. Bittergasae hiess aonat die Oasae, welche die Aller-
heiligen- und die Pergamenterstraaae verbindet nnd jetst den Na-
men: Turniergasse f&hrt Sie hatte den frttheren von dem Hause :
Zum Ritter, das zwiachen den Häusern Nr. 3 und 16 lag und
unter welchem ein Thor hindurch führte, und endete neben der
ehemaligen Servatiikirche (Pergamentergasse Nr. 36) (Härtung
L c. I. 194; nach ibid. S. XXXIV haben jedoch nur die Hftuser
6-15 der Tumiergasse — nach alter Zählung 2594 — 2603 —
die Rittergasae gebildet.
192. RSdenanger war der ältere Name der jetzt Riesen-
anger genannten Strasse.
193. Rohrgäsachen, jetzt Feuergaase, lag neben der
ehemaligen Johanniskirche zwischen 140 und 141 der Johannis-
straBse und führte am Johaoniskirchbof entleog bis zur Hirsoh-
lacbe.
194. Rosangaase. Sie hatte frdher eine grSsaere Länge
als jetzt, da sie bis zum LSberwalle ging. Bei der Anlage des
Thüringer Bahnhofes wurde der Theil zwischen der Eittelgaass
und dem Walle (Nr. 135, 135a und 136 der alten Numerirung)
BU jenem eingezogen. Auch die Stemgaaee hat früher den Na-
men Roaengasse gefUhrt. Bass dieselbe auch Diebeagasae ge-
hniBsen, iat bereite Nr. 42 angefahrt.
195. BoBsmarkt, jetzt Hermaiinaplats. Er fthrte anch
d«D Namen: Tanbenmarkt, weil hier in der Faatenieit ein Markt
abgebaltsn ward, wo lediglich Tauben feilgehalten worden. Er
wurde zwar 1556 gepflastert, doch muat das Pflaster wohl m«ht
.C".oo«^[c
- ei -
AOBgedinert baten, da Äroold (1. c. S. 53) bemwrkt: dass im
Sommer der schöne ebene Rasen dieses Platzes den Erfitrterin-
nen zum Bleiobplatz diene. Er ist Ja snch gegenwärtig, bis auf
die tlber ihn fllhrenden Strassen, nicht gepflastert, sondern mit
Gartenanlagen versehen.
196. Rnbenmarkt (Forum raparum oder rapularum) hiess
eine aiemlich breite Strasse, die von der Marktstrasse bis snr
Qrossen Ackerhofsgasse führte. Bei dem Bombardement 1813
wurde die westliche Häuserreihe zerstört nnd nicht wieder aof-
gebant, sondern zum Friedrich - Wilhelmsplatz und zum Lnisen-
thal gezogen; die östliche gehört gegenwärtig theils za dem ge-
dachten Platze, tbeiU bildet sie die Ändreasstrasse. Der Name
wird davon hergeleitet: daas RUbsen dort verkauft worden sei,
doch mag er wohl eher von: Rflben herstammen, worauf auch
der lateinische Name deatet.
197. Salzhäuser oder Salzköten biess eine Reihe klei-
ner Häoachen, die sich vor den breiten Stufen (der Domtreppe)
der Länge nach in den grossen Uarkt hinein erstreckte und in
denen der Salzhandel betrieben wurde. Da dies zom Theil in
Karren geschab, so war auch die Benennung: Salzkarreo,
üblich. In dem Bauemaofrubr 1525 wurden diese Häusercheo,
da sie kuHUrstlicbea Eigentham waren, zerstört und bei der
Wiederherstellung 1530 auf die westliche Seite des Platzes v«r-
legt, so dass hieraus eine eigene bei den breiten Stufen be-
ginnende, am Fusse des Petersberges endigende Gasse entstand,
welche, da sie den Namen Fleischbänke erhielt, schon anteor
Nr. 58 besprochen ist (Erhard, S. 164).
198. Sand, der, ist der frühere Name der jetzt Junker-
saad genannten Strasse. Der Name: Sand, bedeutete in Erfurt
wie in manchen anderen Städten überhaupt eine Strasse, die
nur auf der einen Seite mit Häusern besetzt ist, auf der andern
an ein Flossufer grenzt, wie ausser dem Junkersand der Fiscber-
sand , der Krenzsand , früher auch der Flecbtener Sand und
Comthnrsand, und kam von dem altdeutschen Worte: Saot,
Ufer, Strand (Lexer, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbnoh
S. 156).
199. Sattlern, Unter den (Inter sellatores), kommt in
den Freizinsregistem 1293 — 1420 vor, doch ist die Lage nicht
Migegeben.
Dictzedby Google
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200. Sohafgaase war eine Bezeichoung, die in lüt«rer
Zeit der BookgaBse, jetst Waesergasie genannten Verbindnng
der Bospitalgaiie mit dem Lindenwege gegeben wnrde.
301. Schallaaergaase. Da diese später dun Namen
Kiopfgaaae geführt hat, so ist sie schon Nr. 120 besprochen.
202. Scheibe, üinter der, war eine enge Gasse, die
vor dem Brande von 173ä in ziemlich gleicher Richtung mit
dem Sonnenberge vor dessen Ausgang vorbei von dem Langen-
stege (der SchlösserbrUcke) bis zum Ttipfenmarkt ging.
203. Sohie Hshaus- Allee biess bis in die neueste Zeit
die jetzige Amst&dtcr Strasse.
20i. Schilde, Bai dem grünen, war sonst die Be-
nenmag des TheÜes der Marstallgasse, der von der Laogebrftcke
bia an den Breitatrom geht. Er hatte «einen Namen von der
grünen Schildmühle.
205. Schilderern, Unter den, oderUnter denScbil-
leren (Inter clipeatores, oder Platea cliperatorum) hiesa eine
Oaase, die parallel mit der Pingerlingsgasse vod den Fleisch-
bftnken bia znn Bubenmarkt, der Pergamentergasse gegenüber
ging nnd schon 1293 vorkommt. Ihre Fortsetzung bis zaxa
Fallocb fllbrte den Namen : Fleiachgasse (Fleysgazze) (v. Nr. 59.)
In früherer Zeit wurde auch die an Fusae des Sevcribergea
fainfiihrende Strasse, in deren Mitte sich die FleischbSnke be-
fanden, unter jenem Namen mitbegriffen. Derselbe achrieb sich
daher: daaa die Schilderer, d. h. die Sattler, die Riemer und
Lederachneider, welche die in alter Zeit aas einem mit Leder
überzogenen Brette bestehenden Schilde feil hielten, hier ihre
Verkaufs Stätten hatten. Die Gaaae brannte beim Bombardement
1818 ab. Gegenw&rtig nimmt die Kastanien-Allee vor dem Land-
gerichte ihre Stelle ein.
206. Sohildchen, Vor dem, jetzt: Taabengasee.
207. Schildchen, Hinter dem, ist jetzt der Theil der
Comthurgaaae von der Taubeogasae bis zur Schüdgaase. Den
Namen führte derselbe von der Schildchenmüble. Kr wurde
auch: Trankgäsalein, geoanut.
208. SchindebUhl war die frühere Bezeichnung der Jo-
haDDiagera von der Baaengaase bia zur Ealkmühle.
209. Scbindergasse hieaa früher die jetzige Herren-
breitengaase, weil sich in ihr die Ueiaterei (Schinderei), bis an
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deren Verlegung in das Boratbal, befaml, und zwar aalim diese
die BüdweBtliohe Ecke am EarÜtäuBerwallcj die jetzt zum Tb&-
ringer Bahnhofe gehört, ein.
3]0. Schneidergaden. Buden, in denen die Schneider
ihre Waarcn feil hielten, befanden sich auf dem Wenigenmarktfl
unterhalb der Weiesgerber-Gaden (Hogel, Chron. S. 159).
211. Schnepfergasse oder Schropfhergasse, auch
SohrÖpfergasse, lag in dem Viertel St. Augustini extra in
der Nähe der Emstengasse. Gegenwärtig nimmt die BüsBleber-
gasse deren Stelle ein.
212. SchottengassQ hieae der Theil der jetzigen Gros-
Ben ScbottengaBse von der Futteratrasse bis zur Kleinen Scbot-
tengatae und diese letztere.
213. Schotten, Hinter den, wurde dagegen der übrige
Theil der jetzigen Grossen SchottengaBBe von der Kleinen Schot-
tengaaae bis zur JohannisstrasBe genannt.
214. Schuhbänka oder Schusterhänke (inter cerdo-
nes), d. h. Verkaufsstellen von Fuaebekleidungen, befanden sich
an mehreren Stellen der Stadt so, ausser in der noch jetzt Schuh-
gasse genannten Straase, auf dem Wenigenmarkte, dessen West-
seite sie einnahmen (Kirchholf, Weisthumer S. 65 Anm. 127),
am Fusse des Severjberges zwischen dem zum Kmmmhauae ge-
hörigen Garten und der: Unter den Sohilderern, genannten GaBse.
215. Schuhgasso hiesa ein kleines Qässcben zwiachen
dem Gewandhauae auf dem Wenigenmarkte und der Futter-
strasae.
216. Schulgasse. Es iet bereits Nr. 38 erwähnt worden:
dass der ursprünglich Comthursand genannte, dem Breitgtrom
gegenüber liegende Theil der Comtburgaaae eine Zeitlang jenen
Namen gefuhrt hat.
317. Scbwanringagasae. Sie lag im Viertel St. Augu-
stini extra, in der Nähe der Grossen Breitengaaae , wenn sie
nicht vielleicht diese aelbst gewesen ist.
218. Scbwertfegern, Unter den (Inter gladiatorea),
lag in der Gegend der AUerheiligenkirche unfern des Schapphen-
boms. Es befand aich darin das Haus zum rotben Löwen.
219. Seilerhuden, Unter den, in den Freizinaregistern
1321 — 1420 erwähnt (quae vocantar buden inter seyler), lagen
vor dem Graden, der Ecke der Fiogerlingsgaase gegentlber.
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220. Servatükircbhof lag an der PerguuentergaiM
und wird jetzt theilweise von der Tiirniergasse eiDgeBommen.
221. Sknihof (SchnUiof) war der Fiats vor der Synagoge,
der Judenschule, welchen man paBairen musste, nm za dieser
zu gelangen (v. Nr. 103).
222. Sonnenberg oder Sonnenbergsgasse hiess eine
Qaaae, die neben den Prediger -Pfarrhttusem von der Prediger-
straBBo in der Bicbtung auf die ScfalttsBerbrilcke fßhrte. FrOher
hatte sieb dort das Hospital, vor dessen Verlegung vor das
Rrämpfertbor, befunden. Sie wurde beim Retabliuement des
1736 abgebrannten Stadttbeils cassirt. .
223. Sonntagsgaase biesa bis vor Earzem die Kwischen
der Löbergera und der NeuengaaBe von der Balinhofsstraaae ab*
gehende Sackgasae, die jetzt zu dieser gerechnet wird.
224. SperlingegftBsohen ist der frühere Name der jetzt
gewöhnlich Fauatgftsschen genannten Verbindung der Schlösier-
Btrasae und Kleinen BorDgaaae.
225. S p i e 1 b e r g (Spolwerich im Volksmunde) biesa bis
ZOT Anlage dea ThUnnger Bahnhofes der Tbeil der BahnhefB-
strasBe vom Bahnhofe bis zur Äognatbrücke. UrBprüngltch en>
digte er an dem Spielberger- oder Äeusseren Augnsttikore, auch
das Weimarsche oder Daberateter Thor genannt, durch dos die
StrasBe nach- Stadtilm führte, daa aber bereits 1632 zur Zeit
der scbwediscben Occnpation bei Anlage der Hoben BastioB
und der Daberateter Schanze verscblosBen wnrde^ jedoch bis
zum Jahre 1814, wo es abbrannte, fortbestand. Die ftnsserateo,
nach dem. Walle zu belegenen Häuser der gedachten Strasse
(die Nommem 327 bis 377 nach Klterer Zählung sind bu dem
Thüringer Bahnhofe eingezogen worden).
226. Spittelrasen oder Hnapitalraaen war der Tolki-
Uiümliche Name des Hoapitalplatzes.
227. Stattbslterei, An der, hiess früher der am Hirtoh-
garten belegene Tbeil der Regierungsstrasse. Bevor die Woh-
nung des kurmain zischen StatUialters in das zu diesem Zwecku
1701 angekaufte Haua: Zum stolzen Knecht und die sieben an-
deren hierzu erworbenen HSuser verlegt ward, wurde diese Qe-
gend mit zur Markgrafengasse (Platea marcbionis) gerechnet.
Dieselbe war damals' auf beiden Seiten bebaut, fünf auf der Sat-
Ucben stehenden H&uaer wurden aber 1738 behufs Anlage des
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HirBchgartene sbgebrocben. Die später, 1797, bei dessen Ver-
«ndlang in einen Garten für die einheimische Flora vorgenom-
len Yerfinderungen sind von E. Beyer in der Neuen Chronik
Erfurt S. 288 und 289 aneftibriich beschrieben.
?8. Statthaltereigarten. Er lag am Ende der Neu-
ietzigen Regie rungs s trasse , wurde später zur Anlage des
Friedhofes, ein Theil davon als Btädtischer Bauhof be-
i Anlage der Wilhelm sbräcke aber ganz beseitigt and
^ro befindliche Stadt mau er thurm abgebrochen. Das
^rtig Klemmscbe Grundstück und die Gartenanlage ne-
^ der Brücke sind Ueberreste des Statthaltereigartens. Er
war 1717 angelegt, ein Theil des bisherigen Zwingers dazu ver-
wendet, der durch den Kirchhof am Krummen Thore vergrSs-
sert worden. Er enthielt ein schönes Lusthaus und war zwar
dem Publikum geöffnet, aber mit einer Maner umgeben. Die
über dem eisernen Gitterthor befindliche Inschrift lautete:
Sitte, vide flores, fruotom Hd taubere noli.
Fmcs taoi oonloa, Md oohibeto maniu.
8i quid detnleris, videaa ne posn« Hqaatiir.
Sit viduse satis quid Dorns hortns babett
was Friese, der sie (Chron. V. S. 1604) mittheil^ so verdeutscht:
Was hier in dieMm Qartsn ist,
Schau an, doch lau es «tehan.
Der StraP «otut nntarworfan bist,
Begnüg dich mit dem Sehen.
229. Steggasse ward die Verbindung des Hospitalstegea
mit der Krämpfermauer genannt.
230. Steinicbt, Auf dem, ist der Marne, den ursprUng-
licb die Brübler Vorstadt oder wie sie jetzt heisst: BrUhler-
atrase, fUhrte.
231. Steinweg biess sonst der Theil der BarfÜsserstrasse
vom Anger bis zur BariUeserkirche ; doch befand sich auch eine
ebenso genannte Strasse im Brttble vor dem Krummenthore ;
welcher von beiden der Berthold vom Steinweg, dar in einer
Urkunde von 1212 vorkommt, angehört habe, mnas dahin ge-
stellt bleiben.
232. Strasse, An der (Strata), oder Breitestrasse (Lata
strata), hiess in älterer Zeit die Marktatrasse vom Fischmarkt
bis zur Grossen Arehe und Ällerheiligenstrasse (cfr. Nr. :
CdO^^lc
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233. StnfflD, An den br«iteD, war die BflneoiinDg der
Häuserreihe, die früher sich auf baidea Seiten der groiien zum
Dome hin&uf führenden Treppe befand. Die letstere ist etwa
um 1250 angelegt (Beyer a. fiöckner, 1. c, S. 170).
234. Stansengasse. Der kleine Platz zwischen der
LangenbrUcke und der StuozeDgaase , der jetzt zu der ereteren
gerechnet wird, gehörte früher zu der letzteren. Er führte auch
den }{ameii : das „Plänchen vor der langen Brücke", wie Beyer
and Böckner l. c. S. 218 angeben. Dass diese Gasse irilber
gan« mit Häusern besetzt gewesen ist, ward schon erwähnt
235. Tasche, Die, hiess eine Sackgasse, die vordem von
der Johannis Strasse zwischen Nr. 17 und 18 in der Richtnng auf
den Friedhof des Schottenklosters ging und von dem an ihr
liegenden Hause: Zur gäldenen Tasche, ihren Namen trug.
236. Taubenmarkt. Dass diesen Namen einst der Ross-
markt, jetzige ^ennannsplatz , gefUbrt hat, ward schon Nr. 195
erwähnt.
237. Teufe Isgäs sehen ist ein Name, welchen &über die
jetzt meist Faustgässcben genannte ^Verbindung zwischen der
SchlÖsaerstrasse und der Kleinen Bomgasse f&hrte. Wie bereits
Nr. 234 angegeben, wurde sie auch Sparlingsgässohen genannt
Bei dem vor einigen Jahren erfolgten Umbau des Hauses Schlös-
serstrasse Mr. 14 ist sie auf der dieser zugewendeten Seite nicht
unerheblich verbreitert worden, so dass die Sage : dass Dr. Panat
mit einem beladenen Fuder Heu durch sie gefahren sei, jetzt
wenigstens etwas an ihrer ünwahrscheinlichkeit verloren hat
238. Thomas, Hinter St, ist der ältere Name der Eit-
tetgaase.
239. ThÜrmchen, Hinter dem, hiess der zwischen dem
Wenigenmarkt und der Kleinen Sohottengasse liegende Tbeil
der Gotthardetrasse. Da sie auch den Namen; Auf dem Miste
geftihrt hat, so ist ihrer bereits Mr. 158 gedacht worden.
240. Tapfe ngiessern, Unter den. Eine Qasse vor
dem Qradei), die bei dem Brande von 1472 cerstört wurde.
241. Töpfenmarkt, Auf dem, hiess ein vor dem Hei-
denthor liegender , durch eine kurze Gasse mit dem Fiscbmarkt
verbundener Plata, jetzt zwischen der Neaenstraaee , da wo die-
selbe mit der Predigerstrasae zasammen trifft, and dem Rath-
bause. Nachdem die darauf befindlichen Häuser bei dem Brsnde
— 67 —
von 1736 zerstört wsren, ging der Platz als solcher ein. Difl
Nr, 1 der NeueDstraSBa steht auf einem Tbeila der Fläche, die
er eingenommen.
242. Trankgässlein ist ein Name, den sonst die: Hinter
dem Schildchen, jetzt Comthurgasse genannte Gasse, auch ge-
fahrt hat.
243. Trolle, Auf der, war his zu dem Brande von 1736
eine Oaese, die in schräger Richtung Ton dem Langenstege (der
Schlösserbrücke) nach dem Rathhanse ging und in der Nähe
des BreitBtroms endigte. An ihrem Eingange befand sich die
gleichfalls hei jenem Brande zerstörte, damals aber schon seit
einiger Zeit nicht mehr benutzte Kirche St. Martini intra.
244. Tucbschlitzcrn, Unter den, hiess die nördlich
vom Ratbhaase belegene Häuserreihe. Sie kommt bereits 1293
in den Freizinsregistern vor. Es befanden sich darunter vier
Apotheken, d. i. Materialwaaren-Handlungen. Doch hat es ancb
auf dem Wenigenmarkte Tachschlitzerbuden (camerae pannici-
darum) gegeben. Kirchhoff (WeisthUmer S. 64 Anm. 124) sagt;
„Diese Tuchschlitzer-Gaden mtissen eine förmliche Qaese von
zweireihigen Kaufmannsbudes auf dem Wenigen-Markte gebildet
haben, etwa in oord-sfidlicher Richtang vom äbenvölbten Ost-
eiDgange der Krämerbrücke unweit der Münze an bis gegen die
Bttlze hin". Ein Theil dieser Kaufbuden gas se hiess „unter den
Schneidern", ein anderer „unter den Kfirschnem" und wieder
an anderer Stelle scheinen sowohl Kürschner als Schneider ihre
Waare feil geboten zu haben. Unter Tuchschlitzem sind nicht
Tnchh&ndler, wohin der noch jetzt gebräuchliche Ausdruck:
Tncfaauaschnitt für Tuchhandlung zu deuten scheint, sondeni
Verfsrtiger von Kleidern aus Tuch, also Schneider, zu verstehen.
Du Cange, Qlossar T. III. K. I. p. 62: „Pannicidae, qui pannos
aeinduut; sartores, taillenn nostris".
245. Ungeheure Gasse war eine schmale, unbebaute
Gasse, die ziemlich in rechtem Winkel sich biegend vom s. g.
Letzten Heller (jetzt Dammweg 1) nach der Grossen Walkmühl-
gaase (jetzt Wilhelmsstrasse) führte. Gegenwärtig nimmt, sehr
verbreitert, die Luisenstrasae ihre Stelle ein. Härtung (1. c. II.
S. 28} nennt sie Ungeheure Kriesgasse und stellt diesen Namen
mit dem: Krieslache, d. i. Hirschlache, und dem Kriesbühl, d. i.
EUrschbühl, zusammen and leitet denselben von dar grossen
- es -
Kiesfläcbe b«r, da die Gera, bei jedem Hochwasser auf dieaer
Oegeod Eies abgelagert habe. Ob diese Etymologie aber zvt-
trefieod sei, muBs dahin gestellt bleiben. Xach Grirams deat-
scbem WSrterbnche Bd. V. Spalte 2330 bedeutet Eris soviel als
Reisig. Ungeheure Erisgasse würde daher eine lange von Basch-
werk eingefasste Qasae sein, und das ist sie in der That gewe-
sen. Vergl. das oben Über den Namen: Hirscbbrilhl, bemerkte.
246. Ungebeuresteg vid. Langesteg Nr. 134.
247. Unterlöbern, Unter den, oder Unterhirscblachej
jetzt Hirschlachufer Nr. 1—30.
248. Viebgasse war die Fortsetzung der Nr. 86 erwähn-
ten Hsfengasse bis zum Fusse des Petersberges. Sie ging pa-
rallel mit dem Rabenmarkte und wurde bei dem Bombardement
1813 einge&schert. Jetzt nimmt das Landgerichtsgebäude den
Platz ein.
249. Viti, Bei St., hiess sonst der zwischen der Langen-
brücke uod der Malzgasse belegene Theil der Regierungsstrasse.
250. Waidanger (Forum glastarium, auch atrium) ist der
Name, den die jetzt blos: Anger, genannte Strasse ursprünglich
und zwar daher führte : weil auf ihr der Waidmarkt abgehalten
wurde. Bei der grossen Bedeutung, welchen der Anbau des
Waids und der Handel damit einst für Erfurt gehabt hat, kann
es nicht auffallen, dass die Hauptstrasse der Stadt ihm gewid-
met wurde. — Dass die ehemalige Eaufmanaatrasse neuerdings
dem Anger einverleibt worden, ward schoa Nr. 114 bemerkt
251. Waidgasse oder Unter den Wettern ist der or-
sprÜDgliche Name der Strasse, die jetzt irrthUmlich Weitergasae
genannt wird. Sie hatte jenen Namen davon, dass sie vorzugs-
weise von Waiterem, d. b. den Färbern, die sich des Waids
zum Färben der Zeuge bedienten, bewohnt war. Es ist daher
auch nicht als blosser Zufall anzusehen, dass sie auf den Anger
stiess.
352. Waisengasse oder Hündelgasee ist der eigent^
liebe Name der jetzt Weissengasse genannten Strasse, denn sie
lautet im Lateinischen : Platea pupillorum (Qudenus, Hist. Erfurt,
pag. 129; [Rössing] Gesch. der Stadt Erfurt, S. 41; Friese, 1. c.
I. p. 181b).
253. Waisenbaase, Bei dem Eatboliiohen, hiesB
■..,.. Cookie
— 69 —
die von der Neustadt ^egiemngsstrasse) nach der BosabrQcke
ftlhrende Straase.
254. Walkmüblgaase, GrOBse oder Walkmühtfabr-
^^S g'^S ^"B der Walkmliblfl bis znm DalbergBwege ond bildet
gegenwärtig den zwiBchen diesem und der jetzigen Walkmübl-
gasae belegenen Tbeit der WilhelmsetFaaae, sowie jene von die-
ser Strasse bis zur Watkmüble.
255. WalkmUhlgaase, Kleine, war eine jetzt nicht
mabr existirende kleine Qaase, welche die Oroaae WalkmUbl-
gaaae, von der sie etwa der Ungebeuren Oaaae gegenüber ab-
ging, mit dem Dalbergawege verband.
256. Walkmüblgasse, Lange, ging von der Qrossen
Walkmilhlgaaae swiscben Wemera (jetzt Theater-) und Vogela
Qarten nach dem Dalbergswege. Gegenwärtig befindet aiob dort
der zwischen diesem und der Wilbelmsstraaae belegene Theil
der Walkmablgaaae.
257. Wallgasse bieaa früher der jetzt zur Horitzgaaae ge-
hörige Straasentheil von der grossen Ackerbofsgasse bis zum
Ändreaewalle.
258. Waaserthor, Bei dem, wurde der länga der Wil-
den Gera führende Weg vom Burgatege (Vo'gels Bracke) bis
zum Karthäuserstege (dem Gerinne) genannt, den jetzt der Bei-
chardtsplatz einnimmt. Dos Namen hatte das an ihm vor dem
Burgstege belegene Wasaerthor gegeben.
259. Wehlengasse oder Wählengaese (Waldgasse)
ist der oraprUngliche Name der Waldengasae. Sie brannte
1536 ab.
260. WeideamUhle, Bei der, oder Unter den Wei-
den heiaat jetzt Weidengaese.
261. Weinfasegasse, dae jetzt zur Marstallgaase ge-
rechnete Qässchen zwischen der Malzgasse und der Markgrafen-
gasse. Es hatte wohl seinen Namen von dam Hause zum Wein-
faas (St. Viti Nr. 69).
262. Weiaafrauen, Hinter(Relro albas dominas), beiest
jetzt: Mariengasse. Was gegenwärtig den Namen: Hinter Weiss-
franen fÜbrt, wurde früher theils zum Bissenanger gerechnet,
theila : Hirachlacbe hinter Weiaafrauen, genannt. Der Name rührt
daher: dass das in der Nähe liegende Kloster, bevor es den
UrBulinerinnen Überwiesen wurde, eich im Besitze des Orden«
. Cooj^lc
- 70 -
d«r BfiBaerinnen S. Horiae MAgdalesas^ im gewStinlicben Leben
VOD ihrer Tracht Weissfraaeo geoanat, befunden httt.
363. WeiBBgerbergaden, Baden, in denen die Waibb-
gerber ihre Waaren feil hielten, befanden sich auf dem Wanigen-
markte über den Schneidei^aden (Hogel, I. c. S. 159).
264. Weissgerbern, Unter den, biess bis in die
neueste Zeit der zwischen dem Oeorgenkirobhof nnd Venedig
belegene Theil der MoritzgasBe.
265. Weitern, Unter den, vgl. Waidgasse Nr. 245.
266. Werd- oder Wertplät» (Spatium dictum W«rt s.
Wcrd) kommt im Freizinsregister von 1293 Tor. In dem von
1.S32 heiast es: curia in spatio Werd inter judeos apud Crut-
stege ; er lag also aili Kreozsaäde.
267. Wiesengasse. Diese jetat nicht mehr existirende
Gaese ging von der Hirschlache bie aar AugnBlmaner, zwiachen
der Königshagener- und der Schafgasse und parallel mit diesen-
268. Wigberti, Bei St., der längs der Wigbertikirche
bingehende Theil der Regierungsatrasse.
269. Wolfsweide oder Wolfs wüste (Schinderei) hiesi
ein bis dahin ausserhalb der StadtumWallung belegener Plats,
auf welchem 1372 das Karthäuser-Kloater erbaat wurde (Hogel,
L c. S. 410). In die Stadt hineingezogen wurde er erst 1432.
270. Wohlrabengasse oder Walrabengasse, die
jetzige Müllersgasse. Da sie auch den Namen Erautgasee ge-
führt bat, so ist ihrer schon Nr. 129 gedacht.
271. Ziegen, Auf den, oder Ziegengasea ist der
Name, den die Spiegelgasse früher flihrte.
272. Zwinger. In ältesten Zeiten befand aiob in jeder
Stadt, wo es die Oertlichkeiten irgend gestatteten, ein durch
cwei in massigem Abstände parallel laufende Uauerb gebildeter
Raum, in welohem im Falle eines feindlichen Angriffs die Ter-
theidiger und die Vertheidigunge • Maschinen ihren Stand erbiel*
ten. Dieser Zwischenraum hiess der Zwinger, in manohen Ge-
genden: der Farohem, Nachdem die weitere Entwickelung der
Belagerungskubst ihn nicht mehr fttr diesen Zweck värwendbsr
gemacht hatte, wurde er überall der arsprllngticben Beatimmung
entzogen und tbeils zn Baustatten, tbeils zu Gftrten Terwendet
In Erfurt geachab zuntchst nur das letztere. Der Zwinger um-
gab hier dqt die intKre Stadt, fblgte also dem Laofa der Wil-
:. Cookie
— 71 —
doD Oera vom RoBswebr bis zum Kronenbarger Webr. Als
Vertheidigungswerk war er schon seit der Mitte des 15. Jahr-
haoderts, wo die Befestigungswerke weiter binauBgesofaoben wa-
ren, entbehrlich geworden, doch wurde er Uogere Zeit oar gärt-
nerisch, nameatliDh zum GemUsebaa benutzt. Eine anderweitige
Verwendung, wenigstens eines TheÜes, trat erst 1756 bei der
Anlegung und 1809 bei der Erweiterung des botaniscben Gar-
tens ein; demnäohst folgte 1818 die Anlage des Brlihler Kirch-
hofs auf dem Tfaeile des Zwingers zwischen Breitstrom und
Brühlervorstadt ; dann 1819 die des Augast-, ErSmpfer- und
Jobaoneskirohhofs , wozu die zwischen der Bahnhofstrasse und
der Jobannisstraase liegenden Theila genommen wurden. Die
Strecken zwischen der Löberstraese und dem Karthäuseratege,
zwischen dem Burgstege und dem städtischen Bauhöfe, sowie
zwischen der JohanniBBtraase und dem Kronenbarger Wehre,
wurden theÜB mit Wohnhüufiern besetzt, theils zu Zierg&rten
verwendet. Jenes geschah, wie bereits Nr. 61 erwähnt ist,
scbiiesslicfa mit dem Botanischen Garten. Der noch verbliebene
Rest wird schwerlich dem gleichen Loose entgehen, wenn 40
Jahre seit seiner Schtiessnng als Begräbnisepiatz abgelaufen
sein werden.
Bevor ich diesen Gegenstand ganz verlasse, möchte ich
noch einige auf den ausserhalb der Wälle belegenen Tbeil der
Erfurter Feldmark bezügliche Bemerkungen mir gestatten, ins-
besondere einiger früher gebräuchlich gewesener Namen von
Stellen und Plätzen gedenken, die jetet nicht mehr tlblich oder
doch wenigstens nicht allgemein bekannt sind.
Han kann mit Bestimmtheit annehmen: dass der Steiger-
wald in alter Zeit etwas weiter von der Höhe binabgereicht
bat, als gegenwärtig, dass die Ufer der Gera dichter mit Erlen
und Espen — die ja der vom Bergstrom, der Gera und dem
Festnngsgraben nrnsoblossenen Insel den Namen Esbach (Espe*
cnm) gegeben — und Weiden bewachsen gewesen, alle der
Stadt näher gelegenen Höhen mit Weingärten bedeckt gewesen
sind, der Dreibrunnen lange nicht in seiner jetzigen Ausdeh-
nung fUr den Gemüsebaa benutzt, nnd das Übrige tragbare Land
aoter Hintenansetzung des Getreidebaues vorzugsweise der Oul-
tur der HandelsgewKchse , insbesondere des Waids gewidmet
.Cooj^le
_ 72 —
gewesen ist. (Scltam, Erfurts VerbllltiuBso sof der Scheide der
Nenzeit S. XIII.)
Im Einzelnen mag Naolisteliendei bemerkt werden :
273. Aue hiess die unterhalb der Stadt auf der rechten
Seite der Gera befindliche Ebene bis Über IlTersgehofen hinaus,
die jetst das Johannisfeld genannt wird.
274. Brathufe, Die, oder auch blos die: Hufe, war die
ältere Benennung des zwischen dem Dreienbrunnen&bflass , dem
Faeswege nach Hochheim und dem Eabach belegenen Flurtheils.
275. Burggrabeo, Der, tag vor dem Ändreaethore. Es
befanden sich an ihm Weingärten.
276. CardioalstUck, Das. Ein vor dem tLnsseren Jo-
hannisthore am Wege nach Ilversgehofen belegenes Orundstück,
das 1813—1816 als Friedhof gedient hat. Die Qastwirthschaft :
Zum Cardinal (Magdebui^erstrasse Kr. 49) hat davon ihren
Kamen.
277. Daberstedt — der ^teste Käme war Tubirstete
oder Tabersteden und es soll, wie Friese, L c. I. S. bi angiebt,
von dem Frankenkönig Dagobert I. erbaut sein and den Namen
haben — war ein bei der Belagerung 1813 zerstörtes Dorf, an
dessen Kamen noch jetzt die Daberstedter Schanze und neoer-
dings die Daberstedter Strasse erinnern. Die Dorflage nehmen
jetzt die Gärten zwischen dem Mangold'schen FelBenkeller und
der Ferdin. Haage'schen Kunstgfirtnerci ein. Die zum Orte ge-
hörig gewesene Feldflur ward theils der städtischen, theils der
von Melcbendorf zugeschlagen. Daberstedt hatte zif^en s. g.
Küchendörfem , d. h. den Ortschaften gehört, deren Eigenthom
von Anfang an dem Erzbischof, nicht aber der Stad^emeinde
zustand. Es befand sich dort ein in den Freizinsregistent von
1321—1378 erwähntes heiliges Grab. Die Kirche war berwts
von den Schweden abgebrochen und ihr Material zur Erbauung
des Bollwerka vor dem Schmidtstedterthor verwendet Doch
wurde sie 1714 neu aufgebaut (Friese, 1. c. S. ]&91).
278. Gebinde, Mainzer, hiess das am Weetabhange des
Petersbei^es zwischen den Wegen nach Bindereleben und nach
Alach liegende Feld. Es gehört Jetzt theils zur Andreas-, theils
ZOT Brilhler-FIur, und hat seinen Kamen davon: daea es ein
Pertinenz des Mainzerhofes war; Gebinde aber bedeutet in der
Ultereo, namentlich der in Erfurt ablich geweseneo, Sprache ein
:,G Gothic
— 73 —
Flurstück (Grimm, Wörterb. IV. 1 Col. 1773). — Ä«8 ähnlichem
Qronde biess auch ein am Fusse des Steigere, da wo sich gegen-
wärtig die QartenwirthBchaft Flora befindet, beiagenea Grnnd-
stfick: Mainzer Gebinde.
279. Hernsberg oder Hernczberg war der nrsprfing'
liehe Käme der jetzt Hirnziegenberg genannten Anböbe neben
dem Mangold'achen Felsenkeller. Nach dem Freizinsregiater
von 1293 befand sich auf ibr ein Weinberg.
280. Höhenwinden war der Name cinea wüat gewor-
denen Dorfes, das an der Nordgrenze der Erfurter Flar links
von dem von Kerpsleben nach Schwerbom führenden Wege lag.
281. Hoppenthal oder Hopfenthal, jetzt Hopfengmnd
genannt, hatte seinen Namen davon: dass in früherer Zeit da,
wo es in die Ebene tritt, ein Hopfengarten belegen gewesen ist.
282. Meldenberg. Er lag im Brühle, der sich, wie schon
bemerkt, früher bis an den Cjriaxberg erstreckt hat. Er war
nicht mit Häusern besetzt, sondern enthielt nur Weingärten und
andere Gärten.
283. Napoleonsböhe, die jetzige Friedrich - Wilhelms-
höhe. Im Jahre 1811 wurde, nachdem der Steigerwald, da, wo
jetzt der Äuguata-Fark ist, abgeholzt war, auf einer künstlichen
Erhöhung ein runder Tempel in griechischem Style, in dessen
Innern eine Büste Napoleons aufgestellt war, errichtet. Drei
durcb den Wald gehauene breite Gänge boten Aussichten über
den Dreienbrunnen hinweg nach der Cyriaxburg — der Stadt
und dem Fetersberg — und nach dem Ettereberge. Der am
Fues der Höhe befindliche Platz war mit einem Springbrunnen,
einer Grotte und Blumenpartien geschmückt. Bei der Belage-
rung 1813 wurde am 1. November der Tempel angesteckt und
brannte bis auf das ihm zum Fundamente dienende steinerne
Gewölbe ab. Am 18. October 1814, dem Jahrestage der Schlacht
von Leipzig, wurde hier ein grosses Volksfest gehalten und bei
dieser Gelegenheit die Stelle feierlich eingeweiht und ihr der
Name: Friedrich- Wilhelmshähe, beigelegt (Beyer, Neue Chronik
S. 461, 539 und 584).
284. Neneland, Das, biess früher das Flurstück zwi-
schen der Steigercbanssee and dem hinter der Milchinsel hin-
laufenden Grabe».
Dictzedby Google
- u -
285. Nensee war ein oingegangenee Dorf am Foese des
Rotben Berges. Nnzezse nennt es das Chronic. San-Petrin. (ed.
Stflbel, pag. 181) XuBesse der Erpbord, antiqait. variloq., Fal-
kenstein (Histor. S. 226) : Neuaes oder Dionyeii Eircbbof nnterm
Roäien Berge. Im FreiEinsregister von 1413 beiist es: Kuaesse
anbtOB Herbei^e. — Bei dem grossen Sterben im. Jahre 1^0
worden die in der Stadt von der Seuche Hingerafften hier begra-
ben. Die Vicarei zu Neosea war dem Neuwerkskloster incor-
porirt Die dortige DionysUBkirobe stand noch l&igere Zeit,
nachdem der Ort wüst geworden war, 1535 auch ein daneben
liegendes Hänseben, wo früher ein Einsiedler gewohnt, and in
dem genannten Jahre ein Mörder ergriffen wurde (Hogel, 1. c.
S. 983).
286. Rabenstein, Der, tag an der Strasse nach Eersp-
leben, da wo sich ein auf den Ringelberg führender, jetst ein-
gegangener Weg von ihr trennte. Die Fläche, auf welcher er
sich befand, wurde von einer runden, etwa 10 Fuas hohen Maner
omschlossen. Im Jahre 1814 wurde dort zur Bezeichnung der
ehemaligen Richtstätte eine Linde gepflanzt und eine steinerne
Bank davor angebracht; dieselben befinden sich noch dort, an
dem Eingang in das J. C. Schmidt'ache Oarten - Etablissement
(Härtung, 1. c. H. S. 376). — In firUherer Zeit (zum erstenmal
1327 erwähnt) hatte der Rabenstein sich im Hirachbrühl befun-
den. In den Freizinsregistem von 1350 kommt auch ein lapls
corvorum sub monte calibis, und 1359 VI. agri juxta Rabenstein
et vocatur der Bcharlakensmantel vor. Dieser hat vor dem
Augnstthore gelegen; denn es heisst daselbst: Mansns ante val-
vam a. August, circa Scharlachensmantel und beim Jahre 1360:
agri juxta Rabenstein et vocatur Scharlachenmantel ante val-
vam S. August. — Der mens calibis lag nach einer Bemerkung
im Freizinsregister von 1321 vor dem Krämpferthore , also da,
wo aich später der Rabenstein befand.
287. Rosenberg oder Rasenberg lag am Wege nach
Eochheim über der SangerhausenmUhle.
28S. Rosengaase hieaa aonst der Theil des vor dem
Pförtchen bei der Milchinsel vorbei bia nach der Flora fahren-
den Weges, welcher zwischen der BrDcke Über den Brunnenflnss
der Milchinsel gegenüber und der Steigerchausaee Kegt.
289. Sandgrube, Die alte. Sie befand sich reobtfl von
..C.oo^lc
- 76 -
dem Wege, der von der Daberetedter Scbsnze nach dem Dorf«
Daberstedt führte.
290. Sandgrabe, Die neue, lag zwischen der alten
Sandgrube und der Ämstädter Landstrasse,
291. Scfamidstet (Sclmiedeetet), ein im dreissigj&h'
rigen Kriege (1632) wllat gewordenes Dorf, lag etwas nördlich
von dem Neusdimidstedt genannten QaethoFe auf einer jetzt Ton
der Eisenbahn durchscbnittenen Stelle. Die Kirche wurde von
den Schweden abgebrochen und deren Material ebenso wie das
der Daberstedter Kirche zur Erbauung des Bollwerks vor dem
Schmidtstedter Thore verwendet. Doch war sie schon früher
ausser Gebrauch gekommen, denn 1554 verwendete der Rath
die Glocken derselben zum Ersatz einer gesprungenen der
Angustinerkirche. Die Flur wurde zur städtischen geschlagen
und bildete das Schmidetedter Feld. An den Namen des Dor-
fes erinnern noch gegenwärtig die der Schmidstedter Strasse
und des Schmidstedter Thores.
292. Sorge, Die, war der Käme eines einges&unten Wald?
fleckes am südlichen und westlichen Abbange des Petersberges
zwischen dem Juliusgraben und dem ausserhalb der Stadt vom
Brtihler- nach dem Andreasthore ftibrenden Wege.
293. Stade, Auf der hohen, hiess ein zum Mainzer
Hofe gehöriges Grundstück vor dem Andreasthore.
294. Steinbr&obe, Die, lagen am südlichen Abhänge
des Cyriaxberges, wo sich gegenwärtig das Seservoir der atttdti-
achen Wasserleitung befindet. Bei dem Umbau der Cyriaxbnrg
1824 — 1831 wurden sie cassirt und ausgeßlllt — Ein anderer
Steinbruch hatte in frllher Zeit (1350) nach Daberstedt eb ge-
legen.
295. Suiza, ein wttst gewordenes Dorf, das zwischen dem
Rotbenberge und Schwerbom lag. Die Flar desselben bildet
gegenwärtig die Snlze oder das Sulzer Feld. Der Schlftssel in
der ThUre der darin befindlich gewesenen Kapelle exlstirt noch
und befindet sich in Aufbewahrung bei dem Snlzer-Eohenwia-
dener Hegemale.
296. Todtenkbpf, Der, war der Käme eines Gtrund-
stficks, das vor dem Karthauser Wehre zwischen der oben er-
wllhoten Brathufe and dem Festungsgraben tag. — Ein BefMtl-
.,.:. Cookie
gangswark, du denselben Namen geführt bat, wird weiter unten
Erwähnang finden.
297. Tatelstedt oder Thatelestede ist der orsprüng-
liobe Name des jetzt Dittelatedt genannten Ortes. Im FreiEins-
r^ster tob 1361 : Kristine de Sangerhusen de agris in campis
Tille Tutilstete prope Kongistul, in dem von 1381 : Henr. de Uel-
chendorf de agris an dem Tutelsteter wege prope cmcem. (In
Betreff dee Königstohla vid. Kruspe, Sagen der St. Erfurt II. 73.)
298. Wawet, Wanweit, Wimwed, Wagd oder Wag-
weide, Die, eine Benennung, die von einem angeblichen heid-
niachen Gotte Wage hergeleitet wird, Uobb in der ältesten Zeit
der Steigerforst nebat der vor ihm liegenden Ebene zwischen der
Sobiessbaaaallee ond der Gera. (Faber, Abhandl. t. Freigütern
u. Freizinsen S. 87.) Auch der SQdabhang des Höhenzuges wurde
unter dem Namen Wagd mit inbegriffen, so Terstand man denn
Kirchheim, Waltersleben, Rhoda, Möbisburg, Bechstedt, Wer-
ningsleben und Egstedt unter den Dörfern : an der Wagd. Auch
Bischofaleben (Bischleben) und Stedten flihrten den Beisatz: an
der Wagd. Der noch heute übliche Name Becbstedtwagd erin*
nert noch jetzt an dies Verhältniss. In späterer Zeit beschränkte
man den Kamen Wagweide auf die Flur zwischen dem Steiger
und der Stadt, auf der man 1324 begonnen hatte, den Wald
auszuroden (Faber, I. c. S. 88). Es war dies der Platz, wo die
Volksfeste begangen wurden, namentlich das Ziel des Walperts-
zuges. Der Name: Steiger wurde früher nur dem südöstlich
TOm Sobiesshause belegenen, mit Tannen bestandenen Tbeile
des Waldes, insbesondere dem s. g. Tänncben oder TSnnicbt
beigelegt, der jetzt der alte Steiger beisst.
Banverbe.
Wenn ich nunmehr auf die Aufzählung der in den Strftaaen
nnd auf den Plätzen Erfurts befindlich gewesenen BauUcbkeiten
fibergebe, erlaube ich mir wiederholt darauf hinzuweisen: dass
iob nur solche erwähnen werde, welche entweder gar nicht mehr
Torbanden sind oder doch sehr wesentliche Veränderungen er-
fahren haben. Die Schilderung derer, bei welchen weder der
eine noch der andere Fall stattfindet, bleibt den Topographien
TOD Erfurt überlassen und ist unter andern auch Ton mir selbst
~ 11 —
r Schrift: „Erfurt ic seiner Vei-gangenbeit nnd Oegea-
vart"j sowie in dem ftle Anhang den Statistiachen Mittheilnngen
ang dem Stadtkreise Erfurt von Breslau beigefilgtea Aufsätze
yersucht worden. —
Ich werde zuerst die Befestigangsanlagen , di« ja jetzt im
Altgemeinen auch der Vergangenheit angehören, sowie die Thore
und Stadtthürme, sodann die kirchlichen Bauwerke — Kirchen,
Kapellen, Kläater and auswärtigen Klöstern angehörenden Böfe
— sodann die weltlichen, namentlich die einem öffentlichen
Zwecke gewidmet gewesenen aufführen. Den Schluse soll eine
ächilderang der früher hier bestandenen WasserrerhSltnisse
hilden.
BefestiRtmgen.
Was die Befestigungsanlagen betrifft, so mag der Auffübmng
einzelner Werke eine chronologische Uebereicht des Oanges,
den die Befestigung von Erfurt im Allgemeinen genommen, Tor-
aosgehen.
Erzbischof Siegfried soll der erste gewesen sein, der 1066,
1067 oder 1070 Erfurt vermittelst einer ateineraen Mauer und
WarttbÜrmen befestigt hat, während bis dahin nur ein Graben,
Lehmw&nde und Zäune den Schutz gegen feindliche Angriffe
gebildet hatten. Diese waren es wohl, die aue den Zeiten des
Königs Heinrich und des Erzbischofs Wilhelm (964) herrührten.
Nach andern Angaben ist nur die von dem letzteren bereits be-
gonnene Ummauerung von dem Erzbischof Siegfried fortgesetzt
worden. Sei dem wie ihm wolle, so steht fest: dass zwischen
1160 nnd 1165 Erfurts Mauern von dem Landgrafen Ludwig
dem Eisernen von Thüringen geschleift sind; zweifelhaft bleibt
jedoch: ob sie erst 1134 von dem Erzbischof Conrad wieder-
hergestellt sind, oder ob dies bereits 1168 oder 1169 durch "Erz-
bischof Christian geschehen sei (Kirchhoff, WeisthQmer S. 306;
Vgl. Wemebnrg, 1. c. S. 181).
Eine besondere Befestigung des Severiberges, der die Bi-
schofsburg, die erzbisohöfliche Residenz, trug — also gewisser-
masBen die Anlage einer Citadelle — hatte bereits Erzbischof
Adelbert J. (1109 — 1137) bewirkt, nachdem er das bisher darauf
befindlich gewesene Benedictiner-Nonnenkloeter 1123 auf den
Cyrtaxberg verlegt hatte. — Reparaturen und Besserungen »n
Google
_ 78 -
den Haaern sind 1322, 1337, 1350, 1359 — 1360 und 1374 vor-
genoDomeD. 1348 — 1350 worden die Mauer hiotar dem Peters-
bei^e, sowie eia Thurm zwischen Ängust- und lidbarthor, 1351
swei neae TbUrme vor dem Angustthor, 1352 zwei TliUnne zwi-
■chen dem Kr&mpfer- und dem JohannistliOrQ , sowie einer vor
dem Andreasthor, 1358 Basteien gebaut, 1374 aber die Hauer
auf der Aussenseite des Petersberges vollendet und 1374 die
Aassentbore angelegt, 1373 vor dem L&bertbore, 1378 vor dem
Scbmidtstedter- , 1379 vor dem Krämpfertfaore der Graben ge-
zogen, 1382 — 1392 der grosse Tborm vor dem äusseren BrObler-
thore erbaut
In diesem Zustande blieb die Befestigung ron ErJnrt im
Wesentlichen bis zum Jahre 1432. Damals nahm die Stadt unter
dem Vorwande des Schutzes gegen die von den Haasiten dro-
hende Gefahr, in der Wirklichkeit aber, weil ein zwischen Kur-
mainz und Kursachsen abgescbloseeneB Bündniss sie um ihre
Freiheit besorgt machte, eine sehr erhebliche Erweiterung der
Befestigung vor, indem man auch die Voratfidte in diese mit
hinein zog. Es wurde in dem genannten Jahre von dem Fusse
des Fetersberge« ausserhalb de« Mainzer Hofes und des Br&bls
bis nach der Karthänser Mühle eine doppelte Mauer gezogen.
1433 setzte man diese Arbeiten fort, indem man mittelst Aof-
staaung des Wassers an der oben erwähnten Neuen Sorge einen
Wassergraben von der Gera bei dem Hohenbrlihlerthore vorbei
bis zum Lanenthore anlegte, auch auf der anderen Seite der
Stadt das Andreastbor mit dem Horitzthore und das letztere
mit dem Johanqisthore durch eine Mauer verband, die demnächst
noch weiter, bis zma Krämpferthore und 1446 vom Spielberg
bis zum Löberthore fortgefdtu-t wurde. 1444 ward das Johmnais-
thor mit einem Rondel versehen, 1458 und 1459, als man sich
gegen einen drohenden Angriff des Erebischofs Diether schützen
EU mUssen glaubte, die sohmale Gera zwischen dem Moritc- und
Johannisthore mit einem Thurmbogen Überspannt 1463 aber
auf dem Johanniswatl zwischen dem Johannisthore und der
Ziegetbütte ein Thurm erbaut.
In den Jahren 1478 bis 1480 wurden die Festungswerke
durch die Anlage einer Citadelie auf dem Cyriaxberge, auf dem
sich bisher ein Nonnenkloster befunden, das nunmehr in dta
Stadt verlegt ward, mit einem beträchtUoben Kostenaufwandes
:. Cookie
— 79 —
der nicht wenig ditza beitrug, der Stadt die Schuldenlast auiza-
bOrden, welche die HauptveranlaBanng zu dem b. g. tollen Jahre
gab, vervollatändigt. Eine Uaner von gewaltiger Dicke — sie
betrug 10 Fuaa -^ ttmacblosa ein Viereck, in deaaen Ecken sich
feste Thürme befanden, von denen aber zwei, und gerade die,
welche die Stadtaeite hätten beacbützen können, nicht vollendet
wurden. AuBserdem beging man den FeLler: daas man den der
Stadt zugekehrten Abbang ohne Mauern liess; in dem Glauben:
daas die achwere Zogänglicfakeit in Folge von dessen Steilheit
schon an und für sich hinreichenden Schutz gew&hre. 1514
wurde der Bau der Mauer, die dem Hochheimer Wege gegen-
flber steht, begonnen, 1528 der nördliche Thurm, 1534 die Hauer
gegen den bedeckten Weg vollendet, 1530 der Brunnen ange-
legt; das Kehlgebäude, das groaae Qebäude, welchea seine Front
gegen die Stadt richtet, iat aber erst 1G04 erbaut. —
1538 ward der Thurm mit zwei Gewölben und dem Waaaer-
gebftade am Moritzthore, 1540 das Blockhaus zwischen dem An-
dreas- und Johanniatbore errichtet, 1547 der Graben an den
ScbntztbUrmen und der Walt bei der E^rthause verbreitert, 1552
der Wall von dem Erämpfertbore bis zum Karthäuaerkloster an-
gelegt und auf diese Weise die Enceinte der Stadt und der
Vorstädte vollendet, aber im folgenden Jahre 1553 solche durch
Erweiterung des Grabens am Neuenthore (dem Fförtchen) und
von dem Karthäuserkloater bis zum Erämpferthore vervollstän-
digt. 1585 wurde der Brückenkopf vor dem Erämpferthore an-
gelegt, 1587 die neue Bastei am Spielherge, die s. g. Hohe Ba-
atioD, begonnen und 1591 mit ihrem Thurme vollendet Im Jahre
1606 wurde der obengedachte Wall verstärkt und erhöht und
die Umfassongamauer der. Stadt, die bis dahin eine ungleiche
Höhe hatte, an den niedrigeren Stellen erhöht, ao daaa aie nun-
mehr von einem Thore bis zu dem andern gleich hoch war.
1623 wurden nun auch die Wälle awiachen dem Löber- und dem
Jobannisthore verstärkt. Ein Gleiches geschah zwischen dem
Brfihler- und dem Andreasthore. Man begnügte sich jetzt nicht
mehr mit dem Schutze, den die Enceinte gewährte, sondern ging
auch an die Errichtung von Aussenworken. So wurde vor dem
Lanentbore ausserhalb des Lauengrabens ein Hornwerk, 1624
zwischen dem Feterabei^ und dem Andreasthore der Todtenkopf
angelegt, 1630 und 1631 vor dem obenerwghhnten Walle ein«
:vCoOJ^Ic
— 80 —
D«ue Katze (d. i. eine besonderB erhöhte Schanze, deren Zweck
ist: die übrigen Werke von ihr aus zu beherrschen, ein Cavalier,
Qrimm, Wörterb. Bd. V. Gol. 290) errichtet und 1631 mit dem
Baue der grossen Schanze auf dem Mainzer Qebinde (vor dem
Fetersberge am Marbacher Wege) begonnen.
Sehr viel geschab für die Instandsetzung und Verst&rkung
der Festungswerke von Erfurt während der schwedischen Occu-
pation. — Gleich am Tage nach seinem Einzüge, am 23. Sep-
tember 1631 , umritt König Giistav Adolf die ganze Stadt und
die Cyriaxbnrg in Begleitung eines Festongsbaumeisters und
ordnete selbst an: welche neuen Werke aufgeführt nnd was zur
Ansbessemng und Verstärkung der schon v<)rhandenen durch
Errichtung von Schleusen, Zugbrücken, Basteien u. s. w. ge-
schehen solle. Es wurde denn auch sofort an die Ausführung
gegangen. In den Jahren 1632 und 1633 erhielten die Gräben
vor sämmtlichen Thoren Zugbrücken ; die Wälle vom Neuenthore
bis zur Karthäuser Mühle, sowie vom Brllhler- bis zum Andreas-
und von dem letzteren bis zum Johannisthure wurden noch 1632,
die auf beiden Seiten des Schmidstedter Tbores 1633 mit Patli-
saden versehen. Noch im letztgenannten Jahre begann man mit
der Legung des Bollwerks vor dem Andreasthore, zu dessen
Aufmauerung die Steine von der zu diesem Zwecke abgebroobe-
oen Moritzkirche verwendet wurden. Gleichfalls 1633 wurde
auch noch die Bedachung von dem Thurme am Andreasthore
abgenommen und eine Batterie auf denselben gelegt, sowie das
Rondel vor dem Spielbergthore verschüttet und dadurch das
letztere ungangbar gemacht. Im Jahre 1633 ward der alte Brüh-
lerwall durchschnitten und ein neuer Wall mit einer Eecarpe
angefangen; 1635 der Eintritt des Bergstroms in die Stadt llber-
vrfllbt. —
Eine verdoppelte Thätigkeit entfalteten die Schweden, Dacb-
dem sie durch den am 22. December 1636 zwischen der Stadt
und dem General Banner abgeschloBsenen Accord von neuem
in deren Besitz gelangt waren und dieselbe nun zum Stützpunkte
ihrer Operationen in Thüringen machten. 1637 wurde der halbe
Mond gegen das Rondel auf dem Daberstedter Berge aufgeftlhrt,
das Bavelin vor dem Andreasthore angelegt, und ein gleiches
neben der Zugbrücke vor dem Scbmidstedtertbore errichtet
1640 ward die Cyriaxburg mit doppelten Faltisaden und vier
— 81 —
Erdfleschen mit zwiscbenliegendom GUcie, später ancb (1643)
der dortige Brunnen mit einer spanischen Haube verseben, nm
das Durchschlagen der Granaten zu verbiDdem. Der BrUhler-
wall lief bis dabin bis an die CTriaxburg, an deren Fusse ein
hoher Thurm stand, von welchem aus sie beacbossen werden
konnte. Dieser wurde niedergerissen and der Wall weiter zu-
rück verlegt bis zu der Stelle, wo bis auf die neueste Zelt daa
BrUhler Thor lag, um die Burg selbständiger and weniger von
dem Qeschicke der Stadt abhängig zu machen. 1641 wurde das
bereits im vorhergegangenen Jahre begonnene Ravelin am Löber-
thore vollendet, das Bavelin hinter der Karthäusermllble gebaut,
der Moritxdamm begonnen, der im nächstfolgenden Jahre voll-
endet wurde nnd das Löberthor verschanzt. 1643 und 1644
vorde eine erhebliche Veränderung mit den Festungswerken in
der Gegend des Lauentbores vorgenommen j der dort stehende
schöne Tharm und die Mauer niedergerissen und dafür ein zwei-
faches Bollwerk mit einer daewischen liegenden Coartine errich-
tet, in dem letztgenannten Jahre auch am Petersberge ein neues
Bollwerk erbaut, 1646 der halbe Mond am Ändreaswalle ausge*
mauert, 1647 aber mit dem Bau des Bollwerks an dem Schmld-
stedter Thor der Anfang gemacht, das erst 1649 zur Vollendung
gelangte. Es ist dies das unter dem Namen: Schwedenschanze
oder Schwedenbastion bekannte Befestigungswerk. Mit diesem
scfaliesst die fieihe der während der schwedischen Occupation
in der Umfestigung von Erfurt vorgenommenen Veränderungen.
Im Wesentlichen sind dessen Festungswerke, abgesehen
von den beiden Citadellen, bis auf die neueste Zeit so verblie-
ben. Was in den Jahren 1663 und 1664, als man sich gegen
die drohende Belagerung durch die kurmainzischen Truppen und
deren Verbündete schätzen wollte, geschehen (es ist dies speciell
in meiner Schrift: die Reductioa von Erfurt S. 206—209 auf-
geführt — eine Ansicht von Erfurt mit seinen damaligen Befe-
stigungs werken und der Belagerung in der Chronik von Fritz
S. 366, ein Flau des Petersberges vor dessen Umwandlung in
eine Citadelle in dessen Cosmographie) , isOohne nachhaltigen
Einfloss geblieben. Tbeils waren es Werke, die, wie die Schne-
ckenscbanze im Johannisfelde, die halbe Kartbaune vor dem Mo-
ritBthore, die Reindarschanze an der Strasse nach Tieftbal, Qher-'
baupt nur auf den Augenblick berechnet waren und nachdem
,iz.dby Google
dieser vorSbei^egangen, von selbst veracliwsnden, tbeile wurden
sie auch da, wo dieses nicbt der Fall war, demnäcbst wieder
entfernt, wie die 1663 errichtete, am Nordabhange des Peters-
berges unfern der Ändreasbastion Ewisohen der „Todtenkopf"
genannten Bastion und der Batterie vor der Annfjokapelle bele-
genen Studenten-Batterie, welcbe alle drei bei der Umwandlung
des Peter aber ges in eine Citadelle beseitigt wurden.
Hit der letzteren wurde gleich, nach dem Eintreten der s. g.
Reduction, drei Tage nachdem Kurfürst Jobann Philipp seinen
BioBOg gehalten, am 15. October 1664 begonnen und dieselbe
mit solchem Eifer betrieben, dass 600 Arbeiter dabei beschäftigt
wurden. Am 1. Mai 1665 wurde der erste Stein isu den Hanrer-
arbeiten der Festungswerke gelegt. Die Grundlage von diesen
bildete ein gegen Südwest rerlüngertes Pentagon, das von acht
Bastionen eingeschlossen ward, von denen vier, St. Franoiscus,
St. Philipp, St. Leonhard und St. Eilian gegen die Stadt, zwei,
St. Öabriel und St. Michael, gegen die Auaaenseite gericbtet
waren, die beiden letzten: St. Martin und St. Johannis sich da
befanden, wo die Stadtseite sich an die Ansaenseite anschloss.
(Ein Plan dieser ersten Anlage der Citadelle in Frita Cosmo-
graphie.) Vor die Courtinen wurden die Baveline St. Änselmos,
Lotbar, St Wilhelm und St. Peter gelegt. In der Richtung der
Cjriaxbnrg, wo bisher die grosse Schanze sich befunden, ward
ein Hornwerk errichtet, auf der entgegengesetzten Seite die Ba-
stion am St. Andreaethore mit in die Befestigung der Citadelle
gezogen. Zwei Thore vermittelten die Commnnication , das St.
Petersthor auf der Stadiseite und das St Anselmithor auf der
entgegengesetaten (meine Bednction von Erfurt S. 237— 24S),
welches letztere seinen Namen von dem KorfUrsten Anselm Frans
bekam, der durch dasselbe 1680 seinen Einzug in Eri'urt hielt
Erst damals war der Festungsbau zum Abscblass gelangt Daas
viele der bisherigen Befeetigungswerke , so die am ehemaligen
Lauenthore, haben Platz machen mUssen, iat bereits oben ange-
deutet worden. — Auf der C;riaxburg wurde 1703 eine massive
Kaserne gebaut
Im Uebrigen liess die Mainzische Regierang alles wie sie
es voi^efunden. An der Enceinte der Stadt geschah nichts;
dass 1704 auf Veranstaltung Boyneborgs die W&lle mit Bftumen
bepflanzt wurden, erfolgte nicbt um die Befestigungsanlagen zu
— 83 —
TerbeBtern, BOndem tun den Einwohnern einen Promenmdenweg
sn beschtffen.
Als wKbrend des nordischen Krieges 1706 Erfurt ron einem
Anfall der Schweden bedroht war, dachte man ewar an die Wie-
derinstandaetzang der Festangswerke, sowie die Anlegung neuer
Batterien, und es wurden auch :30000 Rth. hieran aaf die knr-
fOrstliche Kasse angewiesen, dieselben scheinen aber, da die
Qefahr sich bald wieder versog, nur tbeilweise zur Vsrwendong
gekommen eu eeia, indem man sich darauf beschränkte, einige
Batterien aufxnwerfen und Holzstämme xam Pallisadenbau heran-
sufttbren. — Etwas ernster wnrde die Sache betrieben, als im
siebenj&hrigen Kriege Erfurt bald yon preuasiscber, bald von
feindlicher Seite gebrandschatzt wurde. 1757 worde die Daber-
steter Sch'anae wieder hergestellt und Erdwerke am Patersbei^e
angelegt, 1759 der gedeckte Weg und das Glacis, 1762 aber die
Rarelins und das Homwerk auf dem Fetersberge in Stand ge-
setzt.
In diesem Zustande fand die erste preussische Besitznahme
Erfurts Befestigungsanlagen. Es geschah während der Dauer
TOQ jener fllr dieselben ebenso wenig, wie nachdem die Stadt
onter französische Herrschaft gerathen war. Erst als 181S die
Gefahr einer Belagerung nahe trat, sah man sich gezwungen,
wenigstens den dringendsten Uebelstftnden abzuhelfen ; so wurde
denn die Dabersteter Scbanxe in Stand gesetzt, der Brücken-
kopf vOT dem Krämpferthore erweitert, die beiden Cavaliere an
dem Austritt der Schmalen Gera aus der Stadt erhöht, der Wall-
tbarm Nr. 9 (zwischen Pffirtchen und Löberthor) zur Vertbei-
digang eingerichtet, der Nr. 12 (zwischen Löberthor und Spiel-
berg) hergestellt and der Cavalier zwischen den beiden ThOrmen
aaf der Cyriaxburg angelegt
Bei der zweiten preussiscben Besitzergreifung befanden sich
die Befastigangswerke in einem höchst mangelhaften Zustande;
namentlich war dies bei der Citadelle Petersberg der Fall.
Sftmmtlicbe Qebfiude derselben waren verfallen und kaum noch
bewohnbar. Die Trümmer der dnrcb das Bombardement zer-
störten, namentlich der Peterskirche, bedeckten die Zwischen-
rttame. Das Dringendste war daher die Wiederherstellung des
Petersberges. Mit ihr wurde bereits 1815 begonnen and seitdem
Jahr vor Jahr fortgefahren; doch würde es hier zu weit fahren.
— 84 —
alle TorgeBOmtaeneii ÄrbeitSD einzeln namhaft eu machen. Nur
mag erwähnt werden: daas 1828 — 1831 die dortige Defenstons-
kaseme gebaut worden ist, wobei die noch atebenden Ruinen
abgebrochen und der vor der ehemaligen Kirche belegene Platz
volUtändig geebnet worden, sowie dass 1830 der Caralier Wil-
helm neu gebaut worden iet.
Die zweite Citadelle, die Cyriaxburg, deren Znetaud den
damaligen Anforderungen der BefeBtigungskunat nicht mehr ent-
aprach, wurde in den Jahren 1824 bis 1831 fast vollständig neu
gebaut mit einem Eostenaufwande von mehr ala 200000 Rth.
1824 — 1828 wurde die dortige Defeoaionakaaeme, 1826—1828
das ans den beiden Tbürmea, der crenelirten Mauer und dem
ErdcavalJer bestehende Kemwerk, 1828 — 1831 die vier Block-
häuaer errichtet, von denen aber das an dem Abhänge naeh
dem Hochheimer Wege zu stehende 1843 in ein defenaiblea
Friedenspulvermagazin umgestaltet wurde, 1826 — 1829 das Gla-
eis angelegt. Denen, welche die C;riaxburg vor der neuerlichen
EntfestigUDg gekannt haben, wird erinnerUch sein: dasa sie in
ihrer Art ein wahres Sohmnckkästlein war.
Auch flir die Instandaetzang und Verbeaserung der Enceiate
der Stadt, aowie fUr die Errichtung von Aussenwerken , ist vie-
lerlei geschehen. Daa erste war, dass man mit der Anlage eines
Glacis vorging. Dasselbe wurde bereits 1814 begonnen und ge-
langte 1843 mit der Erhöhung auf der Andreasfront aar Voll-
endang. 1816 wurde dem Jnliuatbutm ein neuer gemauerter
Tambour vorgelegt^ 1818 erhielt die Bastion St. Andreas Flan-
ken, deren linke 1830 au^emauert ward; 1841 — 1843 bekam
daa ganze Werk ein hohes Revetement und einen freien inneren
Ranm. 1818 und 1819 wurde vor der Auesenseite des Feters-
berges unfern des Binderslebener Weges ein defensibles Frie-
denspulvermagazin angelegt, daa 1831 durch die darum gelegte
Brtibler LUnette verstärkt ward. 1819 wurde der Tambour hin-
ter dem Schmidstedter Thore aufgemauert , 1820 das von den
Schweden 1642 vor dem Läberthore angelegte Ravelin (u einem
Brückenköpfe erweitert und das Rondel daselhat verheaaert, 1821
der Thurm am Schmidstedter Thore zum Pulvermagazin einge-
richtet; doch wurde derselbe erst 1832 bombenfest eingedeckt,
1822 and 1823 wurde der Brückenkopf vor dem ebengenannten
Thore erbaut, 1^7 — 1880 ein solcher vor dem Jobaanbthore
.izcdbvGoOglc
— 85 —
angelegt; 1839 erhielt der vor dem ErÜmpfertfaere seine letzte
Gestalt. Eid gleiches geschah 1833 rllcksichtlioh der Daber-
stedter Schanze. 1835 wnrde die Äuenechanze angelegt, am als
Uebangsplatz tut die seit 1832 hier gamisonireade Pionierabthei-
Inng zn dienen; 1842 warde die Bastion St. Moritz grandlicb
ansgebessert tind profilirt.
Die letzten Arbeiten an den Befestigungswerken von Erfort
wurden bei dem Ausbruche des Krieges von 1866 vorgenommen.
Es wurden drei Anssenwerke neu angelegt. Die Schanze auf
dem Himziegen berge hinter dem Mangoldscfaen Felsenkeller, die
zwar bereits 1815 flUchtig begonnen, aber wieder gänzlioh ver-
fallen war, erbaut, die Anenschanze sehr erheblich erweitert,
nnd die Schwedenschanze unfern des Vorwerks Hau gerb ach
zwischen dem Alacher und dem Binderslebener Wege angelegt,
welche letztere noch jetzt vollständig erhalten ist, da sie als
Pulvermagazin dient. Die Befestigung des Petersberges wurde
durch Aufschüttung eines zweiten Glacis vervolUtändigt; in dem
Festun gegraben am Andreasthore , in der Nähe des Pfortchens
und links vom Schmidstedterthore wurden Caponiären erbaut,
die Andrsasbastion umgebaut, mit einer Poteme und Kasematten
versehen.
Was seit dem 1. Oktober 1873, wo Erfurt aufgehört hat,
Festung zu sein, bei dessen Befestigungsanlagen vorgenommen,
ist in der der bisherigen Bichtung gerade entgegengesetzten ge-
schehen. Was die früheren Jahrhunderte mit Aufwendung enor-
mer Kosten und Anspannung aller Ej-äfte geschaffen, das wird
nun mit, wenn nicht gleich bedeutenden, doch noch immer sehr
beträchtlichen Mitteln wieder zerstört. Wie weit die Entfestigung
Erfurts bereits gediehen, dessen Tbore, ThQrme, Wälle nnd Ba-
stionen verschwunden sind, das brauche ich hier nicht ausfllhr-
lieh zu schildern, da ea vor Augen liegt nnd allgemein bekannt ist.
Bücksichtlich einzelner Befestigungsanlagen will ich nur noch
Nachstehendes anfahren.
1. Das Andreasravelin, unmittelbar vor dem Andreas-
thore belegen, 1646 erbaut, bei der Belagerung von 1664 sehr
stark beschädigt, wurde bei der Verwandlung des Petersberges
in eine Citadelle, wie bereits bemerkt, in dessen Befestigung mit
hineingezogen, nnd durch die Bastion St. Andreas ersetzt, die
1841 — 1843 ihre letzte Gestalt erhielt.
Dictzsdbv Google
2. Die Annen - K&pellen - Baitei Ug auf der AokMB-
sflhe des Petersberges zwischen der Studantea-Bktterie und dem
Andreas - Barelin.
3. Bräbler Lünette, anfem des BrQhlerthorea an dem
TOQ diesem ansserbalb des GUcis des Petergberges nach dem
Andreaatbore ftibrenden Wege belegen, als Aussenwerk mit
einem defensiblen Friedens - Polverroagazin 1819 angelegt, 1831
Teratftrkt, ist neuerdings, nachdem der Flata in Privatbesita über-
gegangen, eingeebnet und mit Villen bebaut worden.
4. Juliuaburg, ein Befestigungstburm am Juliusgrabeo,
der Mittelmühle gegenüber, ist 1545 erbaut, 1632 mit einem Ca-
▼alier beschüttet, neuerdings aber bei Erweiterung der Gewebr-
fabrik abgebrochen worden. Der dahinter liegende, jetzt gleich-
falls abgetragene Wall war, augleich mit dem Juliasgraben, 1426
— 1434 während der HusBiteaknege angelegt, um den hohen
Brtlfalerthurm mit der alten Stadtmauer am Lanenthore in Ver-
bindung zu setzen. (Nach Härtung, HSuserchroo. II. S. 374, ist
die Anlage des Juh'usgrabens erst 1474 erfolgt)
5. Löberrarelin lag ausserhalb des Löberthores rechts
von der Arn Städter - Strasse. Es war 1642 von den Schweden
angelegt und wurde 1820 au einem BrQckenkopf erweitert, wo-
bei gleichzeitig eine Verlegung der genannten Strasse nnd 1821
der Bau einer nach dem Pfbrtchen, der Milchinsel nod dem
Steiger führenden Chaussee stattfand, weil der bisherige, dicht
am Festungsgraben hinführende Weg durch die Anlage des
Glacis cassirt war.
6. Moritzschanze oder Horitzbastion. Sie lag am
Ausgange der MoritzgaBse neben dem Moritzthore, da wo jetat
das neue Schulgebftude steht. Sie war am 1640 angelegt and
erhielt 1842 ihre letzte Gestalt.
7. Petersberg. In Betreff der arsprünglichen Befestignng
desselben, seiner Umwandlung in eine Citadelle, nnd der später,
namentlich in preuBsischer Zeit vorgenommenen Baaten ist das
Erforderliche bereits erwähnt worden. Hier mag nur noch be-
merkt werden : dass in Folge der Entfestigung die Ravelina Wil-
helm (vor den Bastionen Franz und Jobann) und Peter (vor den
Bastionen Leonhard und Kilian belegen) bereits verschwunden
sind, nnd neuerdings das Exercierhans von seinem bisherigeo
Platze an der CasinoBtrasse dorthin versetat wordea ist.
:,G Gothic
— 87 —
8. Schanse, Die grosse, wu ein 1631 angelegtes
Anaseowerk des Petersberges vor dasseti Umwandlung in eine
Ciladelle, swieclien dem Lauen- nnd dem Schanstbore (dem
nachherigeo Anselmitbore). Sie nahm also etva dieselbe Stelle
ein, wie nachher das Bornwerk.
9. Schneckenschanze. Sie lag im Johannisfelde rechts
von dem Wege nach IlTersgebofen auf dem jetzigen Exercier-
platze. Als die Belagerung von 1664 drohte errichtet, verfiel
sie nach derselben bald wieder.
10. Spielberg, Der, später Hohe Bastion oder Rondel
genannt, vor dem Spielbergstbore belegen, ist als Erdaufschflt-
ttiDg dem Empfangsgebäude der Thüringischen Eisenbahn gegen-
über, zur Zeit noch vorhanden, wenn auch schon der baldigen
Zerstörung verfallen. Das Bondel ward an dieser Stelle 1587 —
1591 erbaut und gleichzeitig eine Communication , die jedoch
1032 durch Ausfüllung des Rondels von aussen her verschattet
wurde, 1813 aber eine hölzerne Foterne zu einer ober den Gra-
ben geschlagenen Pontonbrücke errichtet. Die Commnnica^on
ward 1666 mit einem Tburme überhöht, der 1814 abbrannte und
in Folge dessen ganz abgetragen ward.
11. Todtenkopf, Der, hiess eine am Fusse des Peters-
berges auf der Feldseite, an der Stelle, wo sich später das Ba-
velin St. Anselmi befand, belegene Bastion, die 1624 (nach Böck-
ner erst 1663) angelegt war. Bei der Belagerung von 1664
überDabni, da dies die am meisten der Qefahr ausgesetzte Stelle
war, die von den Studenten gebildete Compagnie, das Corps da
guarde wie sie genannt ward, die Vertheidigung. Bei der Um-
wandlung des Fetersbergee in eine Citadelle (1665) wurde der
Todtenkopf in diese mit hinein gezogen.
Thore und Wallthürme.
Die Thore Erfurts zerfielen in zwei Kategorien, die inneren
und die äusseren. Die ersteren befanden sich in der Stadt-
mauer, als diese nur die eigentliche Stadt umgab und entstanden
daher gleichzeitig mit derselben, angeblich im Jahre 964, die
letzteren in der Umwallung, nachdem auch die Vorstädte in
diese mit eingeachlossen worden. Die Innentbore sind meistens,
da sie nach Erweititrung der Enceinte der Stadt, überfiÜBBig ge-
worden waren, schon in früherer Zeit, die Äussenthora dagegen
:,G Gothic
erst neuerdings, seit der Entfestigang, Terscbwanden. Nor das
die Stadt mit der Citadelle Feteraberg verbindende Petersthor
ist noch in seiner frttberen Oestalt erbalten. — Da Tor dem An-
dreastbore ebenso wie vor dem Lauenthore keine Vorstadt eiit>
standen war, welcbo mit in die Umwallung eincaschliessen ge-
wesen wäre, eo fielen an diesen Stellen Aussen- und Innentbor
zusammen. Das Heidenthor befand sich. mitten in der Stadt.
Einer gleichen Bezeichnung bediente man sich in Betreff
der Brücken; auch hier unterschied man innere und äussere.
Doob gab man urspriinglich den Kamen: AeusserethorbrUcke
denen, welche die Verbindung zwischen der eigentlichen Stadt
und den Vorstädten vermittelten, also denen über die Wilde
Gera, im Gegensatz gegen die innerhalb jener, insbesondere
über den Breitstrom fahrenden Brücken. Nachdem aber im 14.
Jahrhundert die äussere Walllinie um die Vorstädte gelegt war,
erhielten die Brücken, welche über den Festnngsgraben ftthrten,
die Bezeichnung: der äusseren, während die, welche bisher so
gebeiasen, nunmehr innere genannt wurden (Kirchhoff, Weis-
tbümer S. 24).
Die Innentbore
waren
1. Das AnguBtthor. Es lag am Ende der früheren
Augnststiisse unmittelbar an der Über die Wilde Gera ßibren-
den Brücke. 1337 erhielt es einen steinernen Thurm ; gleichzeitig
wurde die Brücke von Steinen anfgeAlhrt. Es bestand aas zwei
Thurmdurchfahrten , auf jeder Zwingerseite eine. Es ist erst im
Jahre 1841 als das letzte der inneren Tbore abgebrochen wor-
den, nachdem dies in Betreff der Pfeiler der inneren Durchfahrt
schon 1839 geschehen war.
2. Brühler Thor, Das innere, auch das Eramroe
oder Martinsthor genannt, weil es mit einem im Bauernauf-
ruhr zerstörten Bilde des H. Martin versehen war, lag zwischen
der Mainzerbof- und der BrDhlerstrasse an der Stelle, wo sich
jetzt auf der einen Seite die Gewehrfabrik, auf der andern der
Eingang zum BrUbler Friedhof befindet. Eine Abbildung des-
selben in Frieses Chronik, Tb. It. S. 423 und in der Chronik
von S. Fritz, S. 168. Es ward 1447 im Bau begonnen, bei dem
groaseu Brande 1472 vom Feuer zerstört, aber bald wieder her*
:,G Gothic
gestellt, 1479 (nach Friese, 1. c. I. 8. 163 schoD 1418) mit einem
groaeen ninden Thnrm verstärkt und mit dem erwähnten Brast-
bitde des h. Martin geschmückt. Der äussere Tburm und die
denselben mit dem inneren Thore verbindenden Mauern wurden
1717 behufs Vergrössernng des Statthaltereigartona , das übrige
1839 zur Verbreiterung der Strasse abgetragen.
3. DaB Heidenthor, ein UberbauteB steinernes Thcr, lag
zwischen der PredigerstraBse und dem Fiscbmarkt (nach andern
Angaben zwischen der: Hinter der Scheibe, genannten Gasse
und dem Töpfenmarkt). Es soll seinen l^amen davon erhalten
haben: dass es sich in der Mähe deB Judenviertcla befand und
die Juden in damaliger Zeit als Heiden betrachtet wurden.
Friese, 1. c. I. S. 76, sagt: Diesseits hatten sonst nur Heiden,
nachmals Juden, und jenseits Christen gewohnt, daher ist es
das Heidenthor genannt worden. Bei dem grossen Brande von
1736 wurde es aerstart und nicht wieder hergestellt
4. Johannisthor, Das innere. Es lag am Ende der
JohannisBtrasse nach älterer Bezeichnung, vor der Johannis-
brilcke neben dem Eingange zum Jobannis-Friedhofe. Es wurde
12S6, nach Hogel (I. c. S. 197) erbaut, nach andern Angaben
aber auf der innern Seite mit einem Thurm versehen, an wel-
chem sich em Bild des b. Johannes nebst den vier Wappen der
Stadt Erfurt und der ihr gehörigen Herrschaften befand, der
jedoch erst 1448 vollendet wurde (Chronik des Härtung Kammer-
meister und Mittheilungen des Alterthums' Vereins, Heft I. S. 30).
Die vor dem Thore liegende Brücke wurde 1360 gebaut. Auch
an der äusseren Zwingermauer hatte das Thor einen Thurm mit
einer Durchfahrt. Als der ersterwähnte Thurm mit dem Thore
□m 1810 abgebrochen wurde, ward das Bild des h. Johannes
in die anatossende Friedhofsmauer eingelassen, in welcher es
noch jetzt zu sehen ist. Es musa aich aber noch eine andere
steinerne Bildsäule vor dem Thore befunden haben, denn in den
Freizinsregistem von ]32ii und folgenden findet sich häufig die
Bezeichnung: juxta lapideam statuam apud valvam S. Johannia
intra Kirslacam, auch trans Eirslacam.
5. Erämpferthor, Das innere, Erampenthor (Porta
Erempferiaua , valva cramphonum, oder valva spaKmi) oder
Erampenburgerthor, auch Eaufmannathor genannt.
Ea la^ da, wo sich jetzt die Eingänge znm Elrämpfer' und Kam
.oogic
- 90 -
Auguitfrisdhofe befinden, vor der ErILmpferbrücke. Es wurde
1350 dnrcli eine Steinmauer mit dem in der Krämf^erToratadt
bfllflgenen Servitenkloster verbunden. Die steinerne Brücke
wnrde 1749 von einer Hocbflutb fortgerissen, aber noch in dem-
selben Jahre wieder hergestellt. Es bestand aus zwei Tbürmen
mit Durchfahrten, von denen der eine an der innem, der andere
an der nasseren Zwingermauer seinen Stand hatte. Der innere
Thortharm bestand noch 1693. Der Ursprung des Namens :
Krämpfertbor ist bekanntlich Gegenstand einer wisBenschaftlicbeo
Controverse gewesen, an welcher sich namentlich der Direktor
Strackerjau aus Oldenburg und der Professor Eircbhoff bethei-
ligt haben, die aber nicht au einem allgemein tiberzengenden
Abschlüsse gelangt ist. (Mittheilungeo des Vereins fUr die Gesch.
V. Erfurt, Heft VII. 8. 38—46. — Kirchhoff Weisthüra. S. 120
Anm. 381.) Hierzu tritt noch die von Werneburg (1. c. S. 1S6)
gegebene Erklärung, der aus dem Kamen: Krampenburger Thor,
unter welchem das Krämpfertbor in der ältesten bekannten Ur-
kunde, in der es genannt wird, der von Kircbhoff WeiethUmor
S. 120 erwähnten von 1196, vorkommt, scfaUesst: dass neben
demselben ursprünglich eine Burg gestanden, und dass der Name
daher rühre: dass das Thor dieser Burg mittelst einer Krampe
verschlossen worden sei. — Hierbei mag noch erwähnt werden:
dass sich ein Versuch, die Entstehung des Namens Krämpfer-
tbor zu erklären, bereits bei Hogel findet. Dieser gedenkt
(Chron. S. 36) des Aufschwungs des Handels und der Gewerb-
samkeit Erfurts in Folge der von Karl dem Grossen getroffenen
Hassregeln, and wie sich daselbst allerlei Handelsleute und an-
dere Gewerbetreibende niedergelassen, von denen nun die von
ihnen bewohnten Stadttheile: Unter den Sohilderern, die Krftmer-
brücke. Unter den Kaufmännern, „wie auch von den Krämpfem,
d. i. den KrämfUhrern, die Krämpfergasse mit dem Krämpfer-
tbore ihre Namen bekommen hätten". Was er anter Krämfüh-
rem verstehe, sagt er allerdings nicht aosdrUcklich, er kann
aber nur diejenigen meinen, welche einen Kram ßlhren, d. i.
Eleinkrämer oder Höcker. — Frisch (Lexik. I. 343) kommt der
Form: Krampf, für Kram nahe, indem er das Wort in dem
Italienischen: comprare (kaufen), wofür das gemeine Volk crom-
pare sage, damit zusammenstellt Grimm (Lexik. V. Sp. 2057)
s. V. Krampe, hält dies nicht für richtig, behauptet vielmehr:
:,G Gothic
- ?l -
^1 du Wort Ertlmpe oder Krempe, d. i. Höcker, ftuf ein alt-
dentBchen: Erunpio, KrAmpo und Krampift, Erampa hindeute,
mit KrSmpel, d. i. Trödel, xasanunenhXnge und mit Kram nichts
au thun habe. Hiemach ivtlrde atao die Kr&mpferitrasae die
von Höckern oder Trödlero bewohnte Strasse und daa Krämpfer-
thor daa daran liegende Thor sein. — Auch Friese (Cbron. I.
S. 4 and 12) halt den Namen: KrfimpfergasBe fUr gteichbeden-
tend mit Krämergasae, was freilich nicht genan BUtre£feo würde.
— Die UebersetaUDg in daa Lateinische : valva spaami, das Thor
des. Krampfee, ist dann freilich eine sehr nnglUcklicbe, steht
aber keineswages allein da, wie denn unter andnrn die lateini-
aisobe UebersetEuog der Querch- oder Quergasse in Flatea qner-
CDB, izk der Rückübereetzung in das Deutsche durch Eichengasae
to^tr den nreprflnglichen Kamen verdrängt bat, und die an sich
schon fehlerhafte Ueberseteung von Brühl in : in plurali, in : Viel
Eurttck verdeutscht worden ist, oder weno man das altdeutsche
Wort: Mere gleich feuchte Kiederung (Reischel, die orographi-
Bchen Verbältnisse des Thüringer Centralbeckens, S. 36), wegen
der Aehnlichkeit im Klange mit: mehr, im Lateinischen durch:
pluralis, wiedergab (Arnold, Aaaiedelungen und Wanderungen
deutscher Stämme, S. 513 und 516), woraus Wemeburg (1. c.
S. 149) ea erklären will: daas man in Erfurt: im BrQble, durch:
in plurali, Übersetzt habe.
6. Löberthor, Das innere (Valva cerdonam, Lobger-
bertfaor), lag Bwisoben der jetzigen Oartenstrasse und der Löber-
brttcke. £s erhielt 1337 einen Tfaurm und eine steinerne Brücke,
1348 eine gemauerte Contre esoarpe gleicb&lls mit einem Thurme;
es hatte also zwei Tburmdurcbfahrten, auf jeder Seite des Zwin-
gers eine. Im Jabjre 1804 wurden der 1592 errichtete Oberbau
des Thores, der bis dabin zur Nachtwächter- Dienstwohnung ge-
dient hatte, sowie die Thünne abgebrochen. In Betreff des
Thores selbst ist dies erst 1819 geschehen.
7. Moritzthor, Das innere, auch das Burgtbor ge-
nannt. Ee lag am Ende der Moritzgasae, wo die grosse Ackw-
hofgaase sof diese atfisst, nxben der früheren Moritxkirchej and
überspannte die Strasse von dem Komhause, jetzt Proviantamt,
bis zur Qara. Es ward 1540 mit einem Gewölbe versehen. Der
daran befindliche Tburni, in welchem bis dabin der Wächter
der Moritzgemeinde seine Wohnung gehabt, wurde 1786 abge-
broohen. DsB Thor selbet war, wie «b seheint, Bchon Mher
beseitigt.
8. Wassertbor, Das. Dasselbe lag am Ausgange der
Neawerkstrasse, zwischen dem Stadtzwinger, wo jetzt die G^ene-
ral-Stener-Inspektion sich befindet, und der Neuwerkskircbe. 132S
wurde neben demselben eine Brtlcke mit massiven Pfeilern, die
zum Aufstauen der Wilden Gera eingerichtet war, und mit dem
Gerinne der Hirschlacho erbaut, die ausserhalb durch den Wasser-
thnrm, innerhalb durch die Hamsterburg gedeckt wurde. Die
Brücke wnrde durch eine Hochflutb theilweise fortgerissen und
in Folge dessen die Paas^e auf das Gerinne gelegt Auf der
gewölbten Durchfahrt des Tfaores befand sich ein zweistöckiger
Ueberbau, dessen unteres Stockwerk zur Nachtwächterwohnung
diente. Derselbe wurde 1819 abgetragen, das Thor aber selbst
erst 1825 nach der Erbauung des CasinogebKudes , der gegen-
wärtigen General Steuer-Inspektion, abgerissen.
Was. die
Aensseren Thore
betrifift, so bin ich wohl der Nothwendigkeit überhoben, deren
Lage nitber zu besprechen, da dieselben mit Ausnahme des
schon früher beseitigten Lauenthores und des theilweise noch
jetzt erhaltenen Neuen Thores, erst in der neuesten Zeit in Folge
der Entfestigung abgetr^eu sind und die Stellen, wo sie ge-
standen, noch allgemein bekannt, zum Theil auch, da die WSlle,
ewischen denen sie gelegen, mit Ausnahme derer am Brühler-
und Ändreasthore im Wesentlichen noch bestehen, noch erkenn-
bar sind.
Die AuBsenthore, deren ohne das Lanen- und das Neuethor
sechs waren, zerfielen zur kurmainzischen Zeit und zwar seit
1709 in drei Eint&BBthore, die als Hauptthore angesehen wurden,
das Brtlhler- oder Gothaische, das Erämpfer- oder Leipziger
und das Löbei^ oder Arnstadter, und drei Nebenthore, das An-
dreas-, das Johannis- und dse Schmidatedter- oder Weimarsche
Thor. Lediglich durch die ersteren konnte man zu jeder Zeit,
wenn auch nach Eintritt der Dunkelheit nur gegen Entrichtung
eines Oeffnnngsgeldes, welches vor Mittemacht 9 Pfennige, nach
Hittemacht aber des Doppelte betrug, passiren, doch erfolgte
das Oefinen selbst dann nur für diejenigen, welche in die Stadt
vollten; limaus gelassen aas dieser wurde nach T bor esscUusI
überhaupt niemaad ohne Vorweis einer besooderen obrigkeit-
lichen Erlaubniss. Wunderbarer Weise war die Stande, von
deren Eintritt ab die Abgabe zu entrichten war, fUr die Einhei-
mischen eine andere wie flir die Fremden ; so e. B. in der zwei-
ten Hälfte des Decembers nnd der ersten des Januar fUr jene
5 Uhr, für diese 4 Uhr Nachmittag (Arnold, Erfurt S. 14—17).
Die drei anderen Thore blieben des Nachts gänslich geschlossen,
was während der Standen des Qotteadienetes in Betreff sämmt-
licher Thore stattfand.
Im Einzelnen ist Nachstehendes zu bemerken:
1. Das Andreastbor wurde 1375 zuerst mit einem Gra-
ben angelegt, 1563 umgebaut, 1564 das Wappen Über der Durch-
fahrt angebracht, 1597 Überwölbt und durch ein Rondel verstärkt.
Bei der Belagerung 1664 wurde es sehr beschädigt, nach der
Verwandlung des Petersberges in eine Citadelle aber 1687 weiter
hiuaasgelegt, im Anscbluas an diese. Es bestand aus einem
langen Gewölbe unter dem Walle, vor dem ein altes schadhaftes
Portal mit jonisohen Säulen stand und einem JreiBtehenden Por-
tal 1706 wurde das bisher daran angebrachte Erfurter Wappen
abgenommen und durch das kurmainzische ersetzt (Friese, L c.
y. S. 1519). 1817 wurde das Mauerwerk des Thorkavaliers er-
hubt Die davor liegende Bastion, irüber Ravelin, die der Zeit
der schwedischen Occupation ihre Entstehung verdankte, erhielt
18^ ihre letzte Gestalt.
2. Das Anseimitbor auf der der Stadt abgewendeten
Seite des Petersberges, etwa an der Stelle des früheren Scbans-
thores belegen, empfing, wie schon oben angeführt worden, sei-
nen Namen nach dem Kurfürsten Aoselm Franz, als dieser am
6. Mai 1780 seinen feierlichen Einzug in Erfurt durch dasselbe
gebalten. Es wurde nur bei besonderen Gelegenheiten geöffnet,
f&r gewöhnlich aber verschlossen gehalten. Bei der neuerdings
atattgefundenen Entfeatignng des Petersberges ist es abgebrochen.
3. Augusttbor, Das äussere, auch Dabersteter
oder Spielbergstbor, im Volksmunde Spelwericbsthor
genannt, durch welches in älterer Zeit die Strasse nach Stadtilm
f&hrte, lag am Ausgange des Spielbergs, der jetzigen Bahnhof-
strasBD, wo sich gegenwärtig die hohe Batterie befindet. Es
wurde 1587 — 1591 mit einem Rondel, 1590 mit einem Tborttie,
: Coo^^lc
- Si -
desBCQ tlolzwcrk bis an den Knopf 50 E^isb hoch war, Venehen.
1632 wurde daa Thor durch VerachCIttang ungangbar gemacht
Von den Fransoien ward »war 1813 eine hölzerne Foteme an-
gelegt, die KU einer Über den FeBtungBgraben geschlagenen Pon-
tonbrQcke führte, dieselbe ist jedoch bei dem Bau der Eisenbahn
wieder beseitigt worden.
4. BrUhlerthor, Das lassere, auch das Grönetbor
genannt, wurde 1387 erbaut, nachdem 13S3 — 1392 ein grosser
Thurm, der 78 Ellen im Umfang hatte und 76 Ellen hoch war,
auf dem linken Ufer des Bergstroms, wo sieb gegenwärtig die
Cbausaecbrilcke befindet, errichtet war, der den Zweck hatte,
den vorliegenden Berg, der damals noch keine Citadelle trog,
EU beherrschen. (Eine Abbildung des Thores nach seinem Zd-
stande im Jahre 1631 in Fritzens Chron. S. 190.) 1633 rissen
die Schweden diesen Thurm ein, „denn wenn ein Feind ftlr die
Stadt kSme, so würde er den Thurm beschiesaen, bis er Aber
einen Hänfen fiele, dass er also einen Oang in die Stadt hStte,
da der Thurm den Oraben ausföllen werde". Man beschoss ihn
caerst aus zwei Karthauoen mit 14 Scbfissen und da dies ohne
alle Wirkung blieb, aus zwei Feuermörsero. Da man aber we-
gen seiner Dicke und Festigkeit auch hiermit nichts ausricbtete,
so ward ein Minengang hineingelegt, doch auch dies wollte an-
fangs nichts helfen, bis znlctat der Thurm halb auseinander fiel,
worauf er mit grosser Anstrengung und Gefahr Tollends abge-
rissen ward. Es war eine unausgesetzte, etwa dreiwöchentliche
Arbeit nötbig gewesen, um zu diesem Ergebniss zu geluigen.
Nachdem noch in dem nämlichen Jahre die den Platz einnehmen-
den Häuser abgebrochen waren, wurde in dem nächstfolgenden,
1634, von den Schweden das nachherige BrUhlerthor, das damals
den Namen des Neuenthors im Brtthl erhielt, gebaut, das mit
seinem Vordertheile auf einem Pfablroste von l&O Pfttblen in
5 Reihen stand. 1714 wurde das kurfUratliche Wappen mit eioer
darauf: dass EuriUrst Johann Philipp nach der Einnahme Erfiirts
1664 durch dieses Thor seinen EioEOg gehalten, bezüglichen In-
schrift über der Einfahrt angebracht, das sich gegenwärüg in
der Mauer des Benarysohen Qarten befindet und au «inem
Wasserspeier eingerichtet ist. Das Brühlerthor war das erste
Thor Erfurts, das, sobald dessen Entfestigong angeordnet war,
sdion im Jahre 1873, abgetragen wurde.
:,G Gothic
- 06 -
5. Jobanoistbor, Das änseere, bestand ans eineOl
EreDEgewSlbe mit viereckigem Thorme, unter dem sieb eine
spiubogige Darcbfahrt befand, und einer mit ScbieeBScbarten
bewebrten Einfasaungsmauer. Ea ward 1375 angelegt — docb
bebaupten Hogel (1. c. S. 552) und Friese (1. c. S. 127), dass
es bereits 1347 beBtanden und mit einem Thurm, der eine
Wficbterwobnung enthielt, versehen gewesen sei, 1381 ein Qe-
wOlbe und zwei Flügel erhalten habe (ib. S. 439). — 1444 mit
einem Graben und einem Kondel verseben, das am äasserea
Ende einen runden Thurm hatte, der 1818 und 1819 abgetragen
ward. Die gekrümmte Durchfahrt ward 1447 — 1448 davor ge-
legt, der Brückenkopf erst 1827—1830 erbaut.
6. Erftmpfertbor, Das äussere, bestand aus einem
freistehenden Fortale, einer Einfassungsmauer mit Schiessschar-
ten and einem auf einem Kreuzgewölbe ruhenden viereckigen
Thurme. Es wurde 1375 angelegt, 1586 und 1587 neu gebaut
und erhielt 1445 ein Rondel. Der Brückenkopf, der schon 1385
zuerst als Tambour angelegt war, bekam 1829 seine letzte Ge-
stalt. Der Thurm wurde 1817 bombenfest eingedeckt, 1828 aber
bis auf zwei Stockwerke abgebrochen.
7. Das Lauen- oder Löwen thor lag am Ende der Lauen-
strasae an einer Stelle, die jetzt der Juliusgraben einnimmt, in
der ersten Ringmauer der Stadt, wo sich diese vom Petersberjfe
bei der Mainzerbofmühle vorbei nach dem inneren Brübler- oder
Krummentbore zog. Seine Fundamente wurden noch aufgefun-
den, als man vor einigen Jahren eine in Folge des Abbruchs
der genannten Mühle nötbig gewordenen Beguliruug des Berg-
stromufers vornahm. — Das Tbor hatte ursprünglich den Grafen
von Gleichen, denen es als Zugang zu ihrem auf dem Peters-
berga belogenen Hause diente, gehört, war aber von diesen 1235
käuflich der Stadtgemeinde überlassen and ward 1303 oder, wie
Hogel (L 0. S. 261) angiebt, 1308 durch Vermauerung für den
Verkehr geschlossen; doch wurde fllr die Communication mit
dem Mainzerbofe eine Pforte belassen, die 1589 mit einer neuen
Thüre versehen ward. Zum Schutze derselben waren 1423 zwei
ThOrme errichtet. 1632 wurde da« Thor tbeilweise abgetragen,
bei der Umwandlung des Peteraborges in eine Citadelle nebst
der Lanengagse 1667 gänzlich abgebrochen und das Terrain in
dessen Befestigung mit hineingezogen (Härtung, Häuserchron. U.
: Coo^^lc
- 96 -
S. 143. 143). — D&B Thor batte seinen Namen von dem an ibm
angebrachten Wappen der Grafen ron Gleichen, dem gelOwten
Leoparden (Eirchhoff WeiethUmer S. 26 Anm. 118). Eine Ab-
bildung findet sich in Fritz Coamographie.
8. Löberthor oder Löwerthor, Das äussere. Dar
Thorm, unter welchem sich die Durchfahrt befand, und der ur-
sprünglich drei Stockwerke hatte, ward 1375 erbaut, 1447 wnrde
daa Rondel vor dasselbe gelegt. Die später damit vorgenom-
menen Veränderungen, insbeaondere die bei Gelegenheit der
Verwandlung des Ravelins in einen Brückenkopf 1826 — 1829
bewirkte Verlegung der nach Arnstadt and nach dem Steiger
führenden Wege, sind bereits früher erwähnt worden. Zur Ver-
breiterung der CommunioatioD ward 1865 der nach dem gemaaer-
ten Gange fährende spitzbogige Thorbogen nebst dem darüber
befindlichen Gange mit spitzigen Thürmchen abgebrochen. Die
Brücke ward 1866 mit einem eisernen Geländer und Tbore ver-
sehen, die Zugbrücke 1873 in eine feste umgewandelt.
9. Moritzthor, Das äussere, lag am Ausgange der
Wallgasae (jetzt zur Moritzgasse gehörig) neben der grossen
PatermUhle. . Es ward 1541 nebst einem Blockfaauae angelegt,
in dessen westlichem Theile es sich befand und war nicht ein-
gewölbt, wohl aber mit zwei spitzhogigen Thorbdgen sowie mit
Falzen iÜr ein Tborgatter Tersehen. Der daneben über die
Gera fahrende Gang war schon 1539 erbsnt. Der eine der den-
selben einscbliessenden Thürme ist noch vorhanden. — Das
Thor ward bereits im 16. Jahrhundert zeitweise, 1631 aber gänz-
lich geschlossen, und das Blockhaus zur kurmainziscben Zeit
als Zuchthaus, später, 1780 — 1789 als Lazaretb iUr die mainsi-
sehe Besatzung benutzt.
10. Das Neuetbor oder der Stumpfethnrm, gegen-
wärtig das Pförtchen genannt, existirt zwar im wesentlichen
noch jetzt, ist sogar, abgesehen von dem Feterstbore, daa ein-
zige in Erfurt noch vorhandene Thor, darf aber doch, da die
Frage seines Abbruchs gerade in der neuesten Zeit die GemU-
tber vielfach beschäftigt bat and sich noch in der Schwebe be-
findet, hier nicht mit Stillschweigen übergangen werden. —
Ueber den Zeitpunkt der ersten Gründung des Thurmea, durch
welchen die Passage gebt, stimmen die Naofaricbten nicht ühfr-
ein, da bald 1440, bald 1470 dafür angegeben wird. Jedenfalli
:, Cookie
- M -
nnss lie spSter als 1433 stattgefunden haben, da erat in diesem
Jahre mit der Anlage des Festungegrabens zwischen dem BrUhler-
tbore und dem Karthänser - Kloster begonnen ist. Der Thurm
war irüher höher als gegenwärtig, indem er vier Stockwerke
hatte, und sogar der höchste anter allen WallthUrmen Erfurts.
Zwischen ihm und dem Graben befand sich noch eine Mauer
mit einer Tborbflnung, An deren Stelle trat 1553, lant der Über
dem Ausgange nach der Grabenseite befindlichen Jahrzahl der
Redan mit Foterne, dessen Abbrach ganz vor Kurzem statt-
geAinden hat. Das Thor, das, wie noch jetzt sichtbar ist, frGher
auch für Fuhrwerke practicabel war, ward gleichzeitig erweitert
ni)d der anstossende Wall erhöht. Während der schwedischen
Occnpation wnrde 1641 ein Ravelin am Geraflusse vor der Kar-
thSaser- Mühle gebaut und 1646 ein Damm am Gerinne, das
beim Thurme bisher über den Festungagraben ging und dann
unter jenem sich fortsetzte, angelegt, um vermittelst desselben
den Graben gegen die genannte Mühle aufstauen zu können.
Während der Belagerung von 1664 wnrde das Thor gänzlich
gescbloBsen und es blieb dies bis 1786, wo es auf Dalbergs
Veranlassung wieder geöffnet ward, aber eine Einrichtung er-
hielt, in Folge deren ea nur von Fussgängern benutzt werden
konnte. Damals bekam es den Namen: Dalbergs PfÖrtchen
oder schlechtweg: Fförtchen, während es bis dahin den des
Neuen Thores oder des Stumpfenthurmes geführt hatte. Wäh-
rend der französischen Herrschaft erfolgte am 12. März 1813
eine neue Schliessung, die bis 1815 dauerte, in welchem letzte-
ren Jahre die beiden oberen Stockwerke des Thurmas abgetra-
gen wurden und die BrUcke eine andere Lage erhielt. 1861
fand eine Erweiterung der durch das Fförtchen führenden Pas-
sage in seiner inneren Ueberwölbung und seiner der Stadt zu-
gekehrten Pforte statt. Den zweiten Zugang von der Stadtseite
hat es erst in der neuesten Zeit erhalten, ebenso wie erst seit
der Entfestigung die darin eingebaute Wachstube entfernt ist. —
Welche Veränderungen neuerdings, namentticb in Folge der
Vorbeifiihrung der Stadtbahn und der Anlegung einer Fahr-
brücke über den Festangsgraben dort vorgenommen sind, bedarf
hier keiner näheren Erörterung, da dies allgemein bekannt ist.
11. Das Scbanzthor lag auf der Aussenseite des Peters-
beides zwischen dem Todtenkopf und der Grossenscbanze, bei
.ooj^lc
deren Anlage es 1631 erbaut war and von der ob ■einen Nomen
hatte. Bei der Umwandlang dea Fetersberges in eine Citadelle
wurde es abgebrochen und es trat, wie bereits oben erwSbnt
worden, an seine Stelle das Aneelmithor.
12. Das Sohmidstedter- oder Weimarschethor, das
den ersteren Namen von dem vor ibm belegenen, im dreiisig-
jährigen Erlege wttst gewordenen Dorfe Schmidstedt führte, be-
stand in seiner letzten Gestalt in einem langes dunklen GewSlbe,
das in gekrümmter Linie unter dem Walle durchging, nnd eioem
starken massiven Portale. Es war unter allen Thoren Erforts
das längste. Es war 1351 als Thurm angelegt, dessen spits-
bogige Durchfahrt nicht eingewölbt war, wurde aber 15S8 aU
Gewölbe unter dem Walle durchgeführt, 1632 mit einem Tam-
bour verseben, der 1819 aufgemauert ward. 1817 und 1818 ward
die neue Brücke angelegt. Der am vorderen Ende des Thores
stehende Thurm, welcher drei Stockwerke hatte nnd bis anm
Gordonsteino 54 Fuss hoch war, wurde 1821 zum Pnlvennagaain
eingerichtet, 1S32 bombenfest mit Balken eingedeckt, aber 1867
ganz abgebrochen, doch blieben die Seitenmauem des Erdge-
schosses als Frofilmauem zum Theil stehen. An Stelle seiner
Hintermauer |ind Tborbogen wurde der zuletzt vorhandene vor-
dere Thorbogen aofgefÜhrt, wobei der firUher am oberen Theile
des Thnrmes befindlich gewesene, mit einem männlichen Kopfe
in Bautrelief versebene Stein in denselben wieder eingemauert
ward. — An der inneren ThoröSnung befand sich ein von einem
Löwen gehaltenes Schild mit dem Wappen der Familie Nacke,
da unter Uerbord Nacke, 1586 and 1589 Oberster Batbsmeister,
der Bau zur AustÜhrnng gekommen war.
Mauer- nnd Wallthürme.
Dass auch die innere Umfassungsmauer arspriinglich strecken-
weise mit Thürmen verseben gewesen sei, kann keinem Zweifel
unterliegen; da dieselben aber nach Errichtung der äusseren
Circumvallationslinie entbehrlich geworden waren, so sind sie
wohl meistens schon in sehr früher Zeit beseitigt und es sind
jetzt nur noch geringe Spuren davon erkennbar. Der eine die-
ser ThQrme, der sich an der Reglermauer unfern de« Inneren
Krämpferthores befand, wurde erst 1750 abgetn^en and sein
aus Seebergtschen Quadersteinen bestehendes Material xnr Wie-
..C.oo^lc
— 99 —
derberBtaUmg der Tor dem gedachten Tbore über die Wilde
Qera führenden Brücke verwendet. (Friete, I. c. V. S. 2320.)
Die in der äusseren Enceinte befindlichen ThUrme wurden
dagegen bis zur Entfestigung erhalten und sind grOBseatheils
noch vorhanden. Es gehören zn ihnen unter andern die beiden
am Sinflusa der Gera in die Stadt auf beiden Seiten der 1631
angelegtsn Schutzthnnuschleasse belegenen Scbutstthürme
oder Sohöpsthnrnie, die 1450 erbaut waren, awischen welchen
1657 ein Hans errichtet ward, und welche ihren Namen daher
erhalten haben sollen, dass sie die Bestimmung hatten, den Wall
gegen den Angriff des her einströmenden Wassers zu schützen.
Die ^Scbutzthürme hatten früher drei Stockwerke, von denen das
oberste während der fraazüsisohen Zwischenherrschaft, das mitt-
lere 1869 abgetragen wurde, wobei das untere zu Hohltraversen
umgewandelt ward. Neuerdings ist bekanntlich der eine Tburm
ganz, der andere Jedoch bis jetzt nur theitweise abgetragen.
Zwischen dem Pfortehen und dem Löberthore befanden sich
drei WallthUrme, deren erster 1447 erbaut war und 1817 mit
einem Dache versehen ward. Der zweite war 1813 von den
Franzosen zur Vertheidigung eingerichtet, wurde aber 1866 be-
seitigt und an seiner Stelle eine Grabencaponiere errichtet. Zwi-
schen diesen beiden geht die Thüringische Eisenbahn anter dem
Walle durch. Der dritte ward 1817 ausgebaut
Zwischen dem Löberthore und der Hoben Batterie beiand
sich das s. g. Petzloch oder Betzloch (Bärengrube), das
früher mit einem Tbnrme verschen war, der aber seinen Zugang
nicht wie die meisten anderen WaUthtirme vom Wallgange, son-
dern vom Fasse der Wallböschung hatte, dessen oberes Stock-
werk 1815 abgebrochen, das untere aber mit einer Balkenlage
und Erddecke versehen ward. Das Bärloch hatte früher zum
Gefängniss gedient, war aber ein so schrecklicher Aufenthalt,
dass es nur in ganz ausserordentlichen Fällen, so im Jahre 1664,
seit circa 100 Jahren zum ersten Male wieder, als solches be*
nutzt wurde (meine Rednotion S. 175).
Zwischen Krämpfer- und Johannistbor waren vier Thürme,
von denen zwei 1463, die beiden andern 1464 erbaut waren.
Der erstere derselben ward 1861 abgetragen und dafür eine
Caponiere in den Wallgraben gesetzt. Der zweite führte früher
den Kamen: der Tborm hinter dem Spitale, der dritte den: hin-
Google
- i6ö —
ter der ZiegelhÜtU, der vierte den: hinter dem Hotzhofe. Der-
selbe wnrde 1883 vom Feuer beschädigt und in Folge dessen
in seinem oberen Theile abgetragen. Einige andere sor Um-
festignng gehörende ThUrme sind schon frtlher erwähnt worden.
leb erlaube mir nanmebr Etir Aufzählung der einzelnen in
Erfurt vorbanden gewesenen, aber im Laufe der Zeit entweder
ganz verschwundenen oder dooh von wesentlichen Veränderungen
betroffenen Bauwerke, einschlieselicb solcher, die ihre Bestäm-
mang oder ihren Namen gewechselt, and daher in dem früheren
nicht mehr erkennbar sind, überzugehen und zwar zunächst die
f^ einen religiösen Zweck bestimmt gewesenen zu bespreohen.
Eirohliohe Gebäude.
Eirehen and Kapellen.
Wenn auch die Zahl der Kirchen ia Erfurt im Verhältnisse
zu seiner Ausdehnung und seiner Einwohnerzahl immer noch
eine sehr erhebliche ist, so erreicht sie doch bei weitem nicht
die früherer Zeiten. Damals war sie so gross, dass der Stadt
nicht mit unrecht der Name : Klein Rom, beigelegt werden konnte.
Als Grenzscheide kOnnen wir den Zeitpunkt der Eioftihrung der
Reformation ansehen. Seit dieser ist auch nicht eine Kirche
oder Kapelle neu gegründet, während gar viele eben so wie die
Klöster und die auswärtigen geistlichen Stiftungen zugehörigen
Anstalten eingegangen sind.
Im Laufe des Mittelalters besass Erfurt drei Collegiatstifter:
S. Mariae virginis (der Com) S. Severi und Zum heiligen Brun-
nen (Sacri fontis); 28 nicht klösterliche Kirchen, 22 Klöster und
geistliche Ordenshäuser , darunter 10 Manns- und 6 Jungfrauen-
klöster, 2 Höfe geistlicher Ritterorden (des Deutschen- und des
iJohanniterordens), 36 vielleicht auch noch mehr Kapellen, 12
auswärtigen Klöstern zugehörige Höfe und 6 Hospitäler, zusam-
men also mehr als 100 kirchlichen und religiösen Zwecken ge-
widmete Gebäude, welche noch im Anfange des 18. Jahrhundert«,
also zu einer Zeit, wo viele von ihnen bereits wüst geworden
oder gar nicht mehr vorhanden waren, 11& Glocken hatten
(Friese, 1. c. I. S. 4e). Hinzugetreten sind später nur nocli
das Jcsuitercollegiuni und in neuerer Zeit die Versammlungs-
., -..Google
— 101 —
lokale der <]utberiBchen und der spoetoHscben Gemeinde. Ge-
geDwSrtig besitzt Erfart Überhaupt 22 Bauwerke fOr den Gottes-
dienst.
Die im Lanfe der Zeiten eingegangenen Kircben und Kapel-
len sind nachstehende.
1. Die St. Albanskirche lag dem Reglerkloster gegen-
über neben dem inneren Äugastthore, an der Stelle, wo sieh
gegenwärtig die Braodis-Mangoldache Brauerei befindet. Die
Zeit ihrer Erbauung ist nicht bekannt, doch muss solche bereits
vor 1125 stattgefunden haben, da Hogel (Chronik S. 90) bei dem
genannten Jahre bemerkt: dass, als die ReglermSache sich in
Erfurt niedergelassen, ihrem Kloster gegenüber an der Mauer
eiD kleiner Platz gewesen sei, auf dem ein Reglerklösterlein mit
seinem Eirchlein an St Albani gestanden habe. Das letztere
gehörte, wie sich hieraus ergiebt, ursprünglich zu dem daneben
liegenden Kloster der regulirten Chorfranen des h. Augnetin,
wurde aber erhalten, als das Kloster 1198 abgebrochen nnd fllr
die Nonnen ein neues GebKude am Wasserthore erbaut wurde,
dem man den Namen des Neuenwerkes beilegte. Die Kirche
wurde nach Einführung der Reformation in Erfurt von den Evan-
gelischen in Besitz genommen, und von da ab (1525) nicht mehr
iür den Gottesdienst benutst, aber erat während der schwedi-
schen Besitznahme 1634 (nach Mülverstedt, Hierographia in den
Mittheilungen des Vereins fOr die Geschichte von Erfurt, Heft
III. 8. 172) oder nach 1647 (nach Härtung, Häuserchron. Th. II.
S. 33, der sieb dabei auf die Collectanea Erfordiensia von Casp.
Friedr. Lossiaa, p. 28, bezieht) abgebrochen and das Material
zum Featungsbau verwendet.
2. Annenkapelle. Sie lag neben der Kirche des Peteri-
klosters und zwar an der Nordseite des Chores derselben, war
1117 von dem Abte des Klosters, Rupert, eingeweiht worden
und ging beim Bombardement von 1813 zu Grunde. — Eine
andere, den nämlichen Namen föfarende Kapelle Ug in dem Hofe
des AugQStiner Eremitenklosters und wurde als wQst 1291 vom
Erzbischof Gerhard dem Kloster zum Abbruch überlassen, das
dafür einen Altar St. Annae in seiner Kirche errichten und 1293
die Deutschordenskirche S. Nicolai, in welcher die Kapelle in-
corporirt gewesen war, entschädigen mnsste (MUlverstedt, 1. c.
S. 165).
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— 102 —
3. Die St Bartholomftikirche. Sie ataod mit ihrer
Langseite atn Anger zwischen dem noch Torhandenen Thurme and
der Glrafengaaae und war durch einen Bau, unter dem eine die
genannten beiden Strassen verbinäende Durchfahrt hinging, mit
dem Hause der Grafen von G-Ieichen, deren Hofkirche sie war
imd denen das Fatronat aber sie zustand, verbunden. Das Jahr
ihrer Grändung ist nicht bekannt, muss aber in eine sehr frühe
Zeit fallen, da die Kirche, wie das Chronicon San Petrittam
(edid. Stube], S. 126) erzXhlt: bei dem grossen Brande im Jabre
1291 (weder 1240, wie Falkenstein, Htstor. S. 88, noch 1270, wie
Härtung, I. c. II. 8. 73, angeben) vom Feuer zerstört worden
ist. Nach Hogels Chronik, S. 51, und Falkenstein, Histoiie S. 35,
ist sie auch von dem Brande von 1472 mit betroffen, doch wird
dies TOn Härtung, I. c. S. 74, aus gewichtigen Grfinden beswei-
feit; auch erwähnt Hogel selbst, da wo er ausführlich daa auf-
führt, was durch diese Feuersbrunst betroffen worden, 3. 590 —
593, die BartholomSuskirche nicht, ebenso wenig wie Falken-
stein, I. c. S. .^7. 338, bei derselben Gelegenheit. — Der Bau
des Thurmes ist nach der daran befindlichen Inschrift 1412 be-
gonnen worden. Nach Friese (I. c. S. 179a) hat man in diesem
Jabre auch die Elirohe zu bauen angefangen, was schwerlich
richtig ist. Die letztere hat sieb zwar bereits 1476 in einem so
bedenklichen Zustande befanden, dass man an ihre Abtragung
gedacht hat, sie wurde aber im Anfange des 16. Jahrbonderts
wieder in Stand gesetzt. Doch ward sie, nachdem sie in Folge
der Einführung der Reformation 1525 in den Besita der Evan-
gelischen gelangt und ihre Gemeinde der BarfliBBerkircfae ange-
schlagen war, and der Rath 1545 die kupferne Bedachaog hatte
abnehmen und solche durch eine von Schiefer hatte ersetzen
lassen, 1571 wirklich nnd definitiv geschlossen und bei dem
grossen Brande von 1660 zerstört; die Rainen wurden erst 1715
fortger&umt und an ihrer Stelle 1715 — 1717 die neuerdings in
Privatbesitz tlbei^egangenen Pfarrhäuser der Barf&sser Gemeinde
gebaut (Härtung, I. o. S. 72—97; Hfllverstedt, 1. c. 8. 172).
4. Die Benedictikircbe. Sie lag am Ende der Krämer-
brücke gegen den Fiachmarkt zu, an und zum Theii auf dem
nach ihr benannten Benedictsplatze. Der Weg nach der ge-
namiten Brücke führte unter ihr, ebenso wie unter der aof der
entgegengesetzten Seite derselben liegenden Eg^dienUrohe mitteUt
— lOS —
aines Oewdibes, das so hoch war, dus «in beladeoer Wagen es
bequem passiren konnte, biodarch. Das Jahr ihrer Ortlndnng
ist nicht bekannt 1322 wurde sie der Harienstiftskirche inoor-
porirt (Würdtwein, Dioecesis Hognnttna, p. 26 n. 233). Bei der
groaeen Feuersbranst im Jahre 1472 brannte aie ab. Sie wurde
aber wieder aufgebaut. Naoh der Reformation wurde sie niolit
mehr zum Gottesdienst benutzt und ging in den Besitz der Pro-
dige^emeinde über, welche sie nebst dem Tburme 1807 ßlr 40
Rtb. an einen Privatmann verkaufte, der sie 1810 abbrechen liess.
Der Thurm, der nach dem Brande von 1472 statt einer Spitze
ein gewöhnliches Ziegeldach erbalten hatte, wurde von dem Er-
werber nur tbeilweise abgetragen, die Plattform mit einem Gärt-
chen and einem Gartenhause versehen, in welcher Gestalt er
noch besteht Der Ffarrhof war nach dem Brande von 1472
nicht wieder hergestellt, sondern die Stelle mit drei kleinen
Häuschen bebaut (Härtung, L c. IL S. 51. 52).
5. Die St. Blasiikapelle, welche an dem Orte gestan-
den bat, „wo Jetzo das Stift S. Severi fundirt", soll das erste
kirchliche Gebäude in Erfurt gewesen und nach dem Berichte
einer geschriebenen Thttringiechen Chronik 596 die erste Messe
in derselben gehalten sein (Friese, l c. S. 10r)h} Falkenatein,
Histor. S. 10). Die sich noch gegenwärtig an der Severikirche
befindliche St. Blasiuskapelle ist 1363 von dem Cantor Dr. At-
bold gestiftet (Mülverstedt, I. c. S. 165).
6. Die Bonifaciuskapelle liegt gleichfalls auf dem Se-
veriberge an dem oberen Rande des Abhanges nach dem Fried-
rieb-Wilhelms - Platze. Der Sage nach ist sie das älteste aller
in Erfurt zur Zeit vorhandenen Gebäude und bereits von dem
h. BonifaciuB, dem Apostel Thüringens, erbaut. Erhard (Krfurt,
S. 206) vermutbet: dass sie die Taofkapelle sei, die Bonifacius
vor Herstellung einer eigentlichen Kirche errichtet. Es ist je-
doch wahrscheinlich: dass das Gebäude erat von Erzbiscliof
Adelbert I., als dieser seine Residenz auf dem Severiberge mit
Befestigungs werken nmgab und 1130 als erzbiBchÖflicbe Haua-
kapelle gegründet sei. Das Gebäude ist zwar noch vorbanden,
aber wohl, wenigstens in seinem oberen Tbeile, schwerlich in
seiner ursprünglichen Gestalt, wie denn anch Hogel (t. c. S. 437)
angiebt, dass bei dem grossen Brande 1374 die 8t Bonifacius-
kirche mit drauf gegangen sei. Es ist jetzt ein tburmartigeB
.Cooj^lc
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Rechteck mit abgesttunpftem Satteldaohe, das bid kleines TbOrm-
ohen trügt. Zum Oottesdienst wird es Bchon seit der Einffibraog
der Reformation nicht mehr benutst, vielmehr dieot es zur Auf-
bewahrung von dem Domatifte zugehörigen Gegenatänden (Har-
tang, 1. c. II. 148. 149). Unter der Beaetmang: Bonifaciaa-
kirche kommt, wie weiter unten bemerkt werden wird, die
Serratiuskirche vor.
7. Die Catharinenkapelle war awiichen dem Ordena-
hofe der Deutschritter, der Comthurei, und dem Kloster der
Augustiner Eremiten, bIho in der Gegend des jetzigen Martin-
stiftes belegen und wurde 1318 Seitens des genannten Eloeters
jtir die ihm afHlirte zur Abwehr der Fest geatiftete Bruder- nnd
Scbwesterschaft S. Sebaatiani erbaut, wobei die Materialien der
wÜBt gewordenen Kirche von Höhenwinden, welche die patrici-
sehe Familie Hotennann zn diesem Zwecke geschenkt, Terwen-
det wurden. Die Kapelle erhielt 1348 eine Schenkung, ging aber
nach Aufhebung des Klosters ein (MüWerstedt, S. 1^. 166).
8. Die Clementerie, eine dem h. Clemens und b. Justus
gewidmete Kapelle, welche, vor das Übrige Mauerwerk vortre-
tend, an den OstBügel des Domkreuzganges anstöest, die von
dem Dompropste Dr. Heinr. Oerbstedt 14~)5 für 7 Bcneficiaton
gestiftet war und 1461 von Erzbischof Dicther bestätigt wurde
(WOrdtwein, 1. c. p. 289), existirt noch, wird aber nicht mehr
zum Gottesdienst benutzt.
9. Corporis Christi- oder Heilige Leichnams-
Kapelle befand sich auf dem Fetersberga auf der Stidseite das
Chores der Peterskircbe. Sie stand auf der gegen die Stadt
gerichteten Bastion St Philipp nnd stürzte 1735, ala deren Fun-
damente sich senkten, zngleicb mit dem auf dieser ruhuiden
Manerwerke ein. Nur das Thürmchen blieb stehen. Sie wurde
damals jedoch und zwar scbSner wieder hergestellt und diente
ala Oamisookirche. Gänzlich zerstört wurde sie jedoch bei dem
Bombardement 1813 (Falkenstein , Histor. S. 1021, Utilverstedt,
1. c S. 165). Eine Abbildung der Kapelle, sowie eine auf deren
Entstehung, die danach noch in die fränkische Periode fallen
vTÜrde, bezUglicbe Sage, findet sieb hei Friese (Chron. I. S. 4«;
Tei|;L Emspe Sagen I., S. 71). Auch die Ohrooik Ton Sam.
Fritz hat Cbron. S. 133 eine Abbildung der Kapelle.
:,G Gothic
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10. S. CrnciB oder h. Kreuzkftpelle. Sie lag auf dem
Erenzkirchhofe an der danach benannten CracJs- (jetzt Kreos-)
oder Krautgasae. Es ist weder bekannt, wann sie gebaut ist,
noch wsnn sie zu bestehen aufgehört bat (Erbard, 1. o. S. 217. —
UmverBtedt gedenkt in seiner Uierographie ihrer gar nicht).
11. Crucis- oder Ereuzkirche ist der eigentliche Name
der gewöhnlich Nenwerkskirche genannten Kirche. Den letzte-
ren Namen erhielt sie erst, nachdem sie dem 1198 dorthin ver-
letzten Kloster der regolirten Chorfrauen des h. Augnstin Über-
wiesen worden.
12. Dreifattigkeits-Kapelle. Sie lag an der Michae-
liskirche. Sie wird von DeminikuB, Krfurt I. S. 112, erwfthnt
Im übrigen ist nichts von ihr bekannt.
13. E gi d i e n - oder Äegidienkirche aach 1 1 g e n -
kirche genannt. Sie lag am Ausgange der Krämerbrücke nach
dem Wenigeninarkte , welche durch einen unter ihr durchgehen-
den Schwibbogen mit einander verbunden waren, eben so wie
dies auf der aadern Seite der Brücke bei der Benedictskircbe
stattfand. Sie verdankte ihre Entstehung einer sehr frühen Zeit.
132b wurde sie dem Schottenkloster incorporirt (Würdtwein, 1. c
S. 28 n. 234), 1175 und 1292 brannte der damals wahrscheinlich
in Holz aafgeiUhrte Bau nieder. Sie ward aber 1321, und zwar
gleich der Erämerbrücke , in Steinbau wieder hergestellt. Mach
EinfilhruDg der Reformation hörte ihre Benutzung zum Gottes-
dienste auf (1525), sie gelangte in den Besitz der Evangelischen
und es wurden die Eingepfarrten der KauFmanssgeoieinde zu-
geschlagen. Nachdem sie 1582 eingestürzt war, erhielt sie 1609
ihre letzte Qestalt. Nach dem Westfahschen Frieden verlangten
die Katholiken die Wiedereinräumung der Kirche, der Restita-
tionsrecess von 1650 entschied den Streit jedoch zu Gunsten
der Evangfllischen. 1827 ist sie, mit Auanahme der oberen
Stockwerke des 1334 gebauten Tburmes, welcher als Neben-
glockenthurm von der Kaufmannsgemeinde beibehalten ward,
dorch Kanf in Privatbesitz übergegangen. Der nach dem We-
nigenmarkte zugehende Giebel ist im allgemeinen in seiner frü*
heren Gestalt noch erhalten. Er zeigt die Eigenthilmlichkeit :
dass ein Erker in Form einer Altamisobe die Stelle des Chores
vertritt (Härtung IL S. 174—176).
Dictzsdbv Google
-- loe —
14. 8t. SlisAbetb-Espellfl. Sie lag in Atta Hofe d«s
GtaorgentbalerhofeB und ivar im Jahre 1355 erttant worden. Bei
dem grossen Brsndä von 1472 wurde aie zusammen mit diesem
Hofe zarstSrt and scheint nicht wieder hergestellt zu sein.
15. Gangloffskirche oder Kapelle. Sie lag an der
£cke, welche die Babnhofstrasse mit der Schmidstedterstrasae
bildet, wo gegenwärtig das zur Zeit als (jl«flohäftslooal fOr die
EiaenbahnTerwaltung dienende Yictoriahotel steht. Hoget erz&hlt
(8. 32), nachdem er die Erbaavng der St. Dioojsiikirche an
Möbisbnrg durch des Franhenkönig Dagobertl. berichtet: „Ueber
das, nachdem die Stadt Erfurt innerhalb 150 Jahren als so lange
sie gestanden, dermassen an Inwohnern, so mehrentheils Acker-
leute and ander gemein Volck gewesen, zugenommen, dass aaob
das Johannisviertel der Stadt über der Gera mit Wohnungen
war angeAÜlet and bis dahin, da jetzt das Augastthor stehet,
die Leute wohnten; bei denen denn jtlngst die St. Ganglo£Fa-
kirchfl, die jetzt noch vor dem Augustthore vorne Tor der
Schmideteter GaBsen Hegt, von einer frommen Person war auf-
gerichtet worden, fUr die Stadt, und von diesem Könige dotiret
tind veraehen und war also die andere christliche Kapelle au
Erfurt". Falkenstein, der (Histor. S. 10) dies nachschreibt, be-
merkt zum Schluss: aie, die Gangloffkapelle, und die StBlasina-
kapelle, waren also die zwei ersten geistlichen Gebäude in der
Stadt. — Auch Friese (Chron. I. S. 4) setzt die Erbauung der
Ganglo£Fkircbe in die Zeit des fabelhaften Königs Meerwig und
beruft sich dabei auf ein altes Mannscript. Diese Nachrichten
möchten jedoch schwerlich richtig sein. Wir wissen nur mit
Sicherheit: dass die Gangloffskirche in ihrer nachberigen Gestalt
1351, 1352 oder 1353 (Priese, 1. c. I. S. 136o, der sich dabei
auf ein altes Hanuscript beraft) erbaut worden; ob aber schon
frKher ein llhnliches Geb&ude dort gestanden, ist unbekannt. —
In Folge einer zwischen dem Stadtrath und dem Propste des
Reglerkloaters 1363 getroffenen Abkommens sollte tägHeher Got-
tcsdienst in der Gangloffkirche durch einen besonders an diesem
Zwecke gehaltenen Geistlichen stattfinden, was jedenfalls dAshalb
geschah, weil die Reglerkirche nicht mehr alle dorthin E^nge-
pfarrten za fassen vermochte, da allein schon die Gemeinde
Angnstini eztra bei weitem die volkreichste Gemeinde Erfurts
war und mehr als den zehnten Theil der geeammten Btidtiaeben
..C.oo^lc
— 10? -
Bsvfilkening in sich fasste. Nach EinftlhraDg der Beformation
(1535) h&rte jedoch der Gotteadieoet in der Oangloffkirche aaf.
Im Jahre 1666 wurde sie zum Schullocale tür die Reglergemeinda
beetinunt, und, nachdem die EinrichtungBknsten durch eine Col-
lekte aufgebracht waren, am 1. Mai 1673 ala aolchea eingeweiht,
bei welcher Gelegenheit den lÖO darin lafgenommenen Etndem
1} Eimer Wein vom Stadtrathe verabfolgt wurden. Kachdem
1813 die Regterkircbe durch ihre Verwendung zur Unterbringong
von Gefangenen und Yerwnndeten dem Ootteadienste entzogen
war, hielt die Reglergemeinde diesen in der GanglofFakapelle ab.
Diese letztere warde jedoch, nachdem der Gemeinde zu gleichem
Zwacke die Hoapitalkirche überwiesen war, ihrer früheren Be-
atimmung zurückgegeben, und aie hat solcher auch bis bot Er-
baunng des neuen Schulhauaes in der Gartenstrasse 1875 ge-
dient, worauf sie durch Kauf in den Besitz dea Schneidermeistere
König gelangte, der sie abbrechen liesa und an ihrer Stelle das
erwähnte Victoriahotel erbaute (Härtung, I. c. II. S. 53. 53;
Eruepe, die Sagen der Stadt Erfurt I. S. 36).
16. Georgenkirohe. Sie lag an der Michaelisstrasaeo-
und Georgengaesenecke , zwischen der ersteren and dem ooeb
stehenden Thurm. ~~ Sie muas aehr alt gewesen sein, denn
schon im Jahre 1066 oder doch wenigstens 1184 gab aie einer
beaonderen Gemeinde den Namen. Wie Hogel (Chronik S. 118)
erzählt: war neben ihr eine Kapelle und ein Kloster fUr Ctster-
ciensermOncbe erbaut, aus denen, nachdem sie eine Zeitlang wQst
gestanden, dann aber in ein Spital verwandelt worden, von den
Nachbarn die dort aufbewahrten kirchlichen Ger&the heraus-
genommen und anderweit verwendet wurden, was zu langwierigen
Streitigkeiten mit dem dem nämlichen Orden angehörenden Klo-
ster Fforta Anlaea gab, die erst dadurch beendet wurden, dass
die Stadt einen an der LehmannabrOcke belegenen Fleck abtrat,
wo der Ffortiache Hof erbaut wurde. Die G^orgenkircfae aelbat
brannte im Jahre 1416 ab; sie wurde jedoch wieder hergestellt.
Nachdem aie nach Einfllhrung der Reformation'1525 geschlossen
worden war, gelangte sie 1530 in den Besitz der Evangelischen,
in Folge dessen die Gemeinde mit der der Hichaeliekirche ver-
einigt warde, nur wurden noch ab und tu, so im Jahre 158S,
Leichenpredigten in ihr gehatten (Frieae II. 598). Der dazu ge-
hörige, in der Weiasengasse belegene Pfarrhof brannte mit den
..Cdoj^Ic
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Tic«rienbfiBaerD 1535 ftb. 1560 vnrde am den Kirchhof was
Müner gebftnt. 1619 diente die Eircbo Tor&bergehead «U Scbiil-
geloiB. 1632 nach der Beeitznahme dnrch die Schweden wurde
nie abgebrochen und das Material xum FeBtangsbao verwendet.
Nur der laat einer daran bafindlichen Inschrifi 1388 erbaute
Thnrm bliob stehen und iat noch gegenwärtig vorhanden. Der
Kirchhof ist seit 1873 grösstentheils mit Privatwohnh&uaem be-
baut (Hartunf, L c. S. 160—162).
17. Qotthardakirche. Sie lag in der OottbardstraM«,
wo jetzt die Häuaer Nr. IS und 19 stehen. Weder Ober die
Jßntstehungszeit noch über die weiteren Schicksale dieser Kirche
ist etwas Näheres bekannt. Wir wiasen nur: dass sie bereits
1182 einen eigenen Pfarrsprengel gehabt hat, nach der Refor-
mation in den Besitz der Evangelischen gelangt ist, zugleich
aber und nachdem 1531 das Pfarrhaus abgt^brannt war, aufgehört
hat zum Oottesdienst benutzt zu werden, indem die bisher dort-
hin Eingepfarrten sich zur Johanniskirche hielten, daas von Sei-
ten des Erzbischofs 1618 und 1600 erfolglos versucht ist, die
Kirche f(lr den katholischen Gottesdienst zurück zu gewinnen
und dass dieselbe noch 1740, wenn auch bereits als Ruine, ezi-
stirt hat. Gleich nachher muss sie jedoch ganz abgebrochen
sein. Dagegen wurde der Thurm noch erhalten; da aber dorch
seinen baufälligen Zustand den Nacbbargrund stachen Gefahr
drohte, so drangen deren Besitzer auf seinen Abbruch, der denn
Auch 1858 erfolgt ist (Härtung, 1. c. II. S. 294—296).
18. Gregoriikirche heisst eigentlich die im gewöhnlichen
Leben nach den Kanfleuten, die vorzugsweise in der Nähe ihre
Verkaufsst&tten hatten, in der Regel Kaufmannskirche genannte
Kirche.
19. Johanniakirche (S. Johannis praelatorum).
Sie lag an der Ecke der JohannisstraBse und des Johanniakirch-
hofs and zwar so, dass sich ihre Langseite an dem letzteren
befand. Das Jahr ihrer Gründung ist nicht bekannt, doch fiiUt
diese jedenfalls in eine sehr frühe Zeit, da gemeldet wird: dass
die Kirche 1277 abgebrannt Bei. Wahrscheinlich ist sie damals
wieder hergestellt worden. Hogels (1. c. S. 197) and Frieses
(1. c. S. 74) Angabe: dass die Kirche in den näohsteo 25 Jahren,
nachdem die Kirche S. Fbilippi et Jacobi den Augustinern ftber-
gebeo worden (also circa 1291), tod Riehen, Dombenn in der
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L&ngengassen, daaelbat gegründet, Johannes dem T&ufef geweibt,
und' dealialb die Kirche S. Johannis Praolatornm genannt sei,
kann sich nur auf ihre Wiederb erste! lung nach dem Brande bc
ziehen. Doch masa sie wieder in Verfall gerathen sein, denn
1469 wurde ein Neubau begonnen, der 1486 zum Abechluss ge-
langte and bei welchem laut einer Inschrift Magister Johann
Gregorius als Baumeister wirkte. — Seit Einführung der Refor-
inatioQ hörte der Gottesdienst in der Kirche auf (1525), indem
die zur neuen Lehre Uebergetretenen sich von da ab zur Kirche
des Augustiner Eremitenklosters hielten, welche denn aucb nach
dessen Aufhebung formell die Pfarrkirche der Johannisgemeinda
wurde, die bei der alten Lehre Verbliebenen sieb aber zur Ho-
spitalkirche wendeten. Die Johanniskirche blieb zwar erhallen,
diente aber seit dieser Zeit nicht mehr dem Gottesdienste und
es wurde auch die 1676 Seitens der knrfilrBtlichen Behörden
beanspruchte Ueberlaseung als Garmsonkirche von der Ge-
meinde verweigert (Chr. Roichard, Continuation ad an. 1676),
dagegen ward sie während des eiebenjfihrrgen Krieges als Fon-
ragemagazin benutzt und sie wurde, nachdem sie während der
französiechen Herrschaft 1811 zum Domainenfonds eingezogen,
dann aber gegen Zahlung einer Reluitionssumme der Gemeinde
überlassen war, im Jahre 1817 mit Ausschluss des Thurmes und
des Kirchhofes von der Inspektion der Angustinerkirche ver-
kauft and 1819 abgebrochen, der Platz, wo sie gestanden, aber
mit Privathäusern besetzt. Der arbone 1469 erbaute Tlmrm be-
steht nicht nur noch und wird als Nebenglockenthurm der Augn-
stinergemeinde benutzt, sondern ist sogar in neuerer Zeit, da
sein baulicher Zustand Gefahr drohte, einer volleUlndigen Wie-
derherstellung unterworfen und mit einer Uhr vereehen. — Der
Friedhof, der ursprünglich durch Mauer and Thor von der Jo-
liannisstraaae abgeachlossen war, ein Umstand, aufweichen ge-
BtQtzt die Augustinorgemeinde einen freilich erfolgloa gebliebenen
Versuch gemacht hat, ihn dem öffcntlicheD Verkehre zu ent-
ziehen, ist gegenwärtig bekanntlich theilweise zu der neaange-
legten, nach dem Scblachthauae fahrenden Strasse verwendet
20. Die S. Johannis Baptialae, S. Cathartnae, X
lailtium virginum, Sanctique Hngonia Kapelle lag auf
dem Salvatursberge neben dem Karthäuserkloster and ward
gleichzeitig mit diesem 1380 eingeweiht. iSie ist wohl 1493 Ab*
.ODgIc
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gebrocbeo worden, als dort der Wall errichtet wnrde and des-
halb eine theilweiee Verlegung der KloBtergebäade eifolgen
21. KiliaDskapelle. S!e befindet nch in den Erenz-
gangsgebäude des DomeB nnd bat ihren Zogang von dem säd-
licfaen FlOgel des Kreuzganges. Die Zeit ihrer Orfindting ist
nicht bekannt Hfitveretedt (1. c. S. 165) bemerkt nur: dau ue
1533 erwfthnt werde. Si« existirt noch, wird aber nicht mehr
xnm Gottesdienst, sondern zur Aufbewahrung von dem Marien-
stifte Eugehörigen Qegenständan benutst. Während des neuer-
lieben Reparatarbaaes des Domes hat sie den Steinmetzen als
ArbeitssUtte gedient
22. St Leonhardtskirche. Sie lag auf dem Peters-
berge, auf dem der Stadt zugekehrten Rande, unweit der Stelle,
wo gegenwärtig die Dienstwohnung des Vorstandes des Artillerie-
depoU sich befindet. Im Jahre 1185 ward der erste Altar darin
errichtet; sie war also wohl kurz vorher erbaut Ihr Pfarr-
aprengel erstreckte sich auf den Bezirk von der Lauengasse bis
einschliesslich des Rubenmarktes. 1289 (Würdtwein Dioeces.
HogOBt. pag. 226) und wiederholt 1366 (ibid. p. 258) hatte Qber
dessen Ausdehnung ein heftiger Streit sich entsponnen. — Von
den Schillern, d. i. der Qegend, wo das frtlbere Dorf Scbilde-
rode gelegen, ßihrten zur Bequemlichkeit der Eingepfarrten Stu-
fen nach dem Kirchplatz hinauf. 1297 wurde die Kirche von
einer Fenersbrunst betroffen, wogegen von dem Brande von
1472 nur die am Abhänge des Berges stehenden Häuser zerstört
worden. — Nach der Umwandlung des Petersberges in eine Ci-
tadelle diente sie als Zeughaus, sodann der Besatzung als Gar-
nisonkircbe. Erst 1790 wurde sie iOr den Gottesdienst ganz
geschlossen und definitiv in ein Zeughaus verwandelt, als welches
sie noch gegenwärtig dient, da sie wenigstens in ihren Umfas-
suDgimaaern noch vorhanden ist
23. Marienkapelle. Diesen Namen haben mehrere hier
früher bestandene Kapellen get^lhrt, so die 1437 eingeweihte in
dem alten Ratbhausej die selbstredend zusammen mit diesem
abgebrochen ist, und die 1440 gegründete in dem kleinen oder
Duderstädtischen Hospitale, welche im Wesentlichen noch jetzt
besteht Eine andere, zur Kanfmannskircbe gehörige St Muien-
KapeUe wird 1492, eine den ni^lichen Namen führende, die
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KOm Predigorkloster gehörte, 1517 erwähnt. — fUne CapelU
B. V. Mariae, qaae Donc Duucupatur annctum sepnlchruin , die
im Jahre 1437 von dem Weihbiechofe Hermann von Mmdz ein-
geweiht worde, gehörte dem Martioekloater. — Doch ist Näheres
aber olle diese nicht bekannt (Mulverstedt, 1. c. &. 161. 166).
24. Kapelle B. Mariae et omnium sanotornm stand
Ewischen der Michaeliskirche and dem Hauso zum Krennbacken
(jdtst Michaelisstrasse 10). Sie war 1505 von dem Flebanus an
der genannten Kirche, späteren Weihbischof Dr. Johann Bonn-
milcb von Lasphe, gestiftet worden. Sie ist noch vorhanden.
25. Die Kirche S. Martini intra oder am Sonnenberge
gehörte zu den ältesten Kirchen Erfurts. Sie lag ursprünglich
auf dem Fisohmarkt, wurde aber 1385, weil sie baußillig gewor-
den, abgetragen und da es dort auch so an Knam fUr einen
Kirchhof fehlte, nach dem Langenstege (der Schlösserbrücke)
verlegt (Kirchhoff, Erfurt im 13. Jahrh. S. 146. 147, wo die aus
diesem Anlasse ergangene päpstliche Bulle mitgetheilt ist). Sie
stand da, wo sich jetzt die Häuser Nr. 5, 6 and 7 der Neuen-
straase befinden. Ihr hoher Thnrm, der 1415 erbaut ward und
durch welchen, wie bei der ÄUerheüigenkircha , der Eingang
zam Schiffe stattfand, war der Schlösserhrllcke zu gerichtet.
Unter der Kirche befand sich ein gewölbter Durchgang von der
einen Seite der Strasse zur entgegengesetzten (Bejur, N. Chron.
S. 2). Drei Qassen fUbrten an ihr vorllber, von denen zwei,
das Hartinsgässchen und der Sonnenberg, sie mit der Prediger-
kirche, die dritte: Auf der Trolle, auch Marstallsgasse genannt,
mit der Milchgasse (jetzt Rathhausgasse) verbanden. In der
alten Kirche war 1249 ein Einbruch verübt worden, der zu der
G^^ündang der h. Brunnenkirche Anlsss gegeben hat. An ihrem
spftteren Standorte hatte sich bisher die St. Martjnskapelle , die
zu dem Hospitale gehörte, befunden, und deren Rechte wurden
nun sämmtUch anf die Martinskirche übertragen (Falkenstein,
Histor. S. 176). Später, aber jedenfalls vor 1493, ward ihre Ge-
meinde mit der der Benedictekirche vereinigt Nach Einffihmng
der Reformation ging ihr Besitz an die Evangelischen Qber; sie
kam jedoch bald ausser Benutzung; die Eingep&rrten worden
der Predigerkirche zugewieeea 1693 wurde der Thurmknopf,
welchen der Jäger des damaligen kurmainzischen Statthalters
von Creutzen aus MathwiUen durchschossen hatte, emsoert
:vCoOJ^Ic
(Pri«8e, l. C. IV. S. 1396). — Bei dorn grossen Brande tod 1736
wurde aie gänzlich zerstört, so dasa man die noch stehen ge-
bliebenen UmfasBungemauem abbrechen mtiBBte. Ein gleiches
geschah 1738 mit ihrem Thurme. — Wie die FrieBesche Chronik
S. 2122 erzählt, musste man das kaum 6 Fuks tiefe Fandsmeot
mit eisernen Kaulen und Schlägeln ausbrechen. Der Umfang
betrug 24 Schuh auf jeder Seite und es wurden allein ans detn
Fundamente 16 Schachtruthen Steine gewonnen (Härtung, 1. c.
IL S. 187 — 190).
- 26. Capella S. Martini consnlum Erfartensiam,
auf dem Rathhanse Über der Zweiermannskammer belegen , zu-
erst 1357 erwähnt, auch später unter Terschiedenen anderen Na-
men (Capella praetorü nostri 1571, Capella senatus 1502 n. s. vr.),
besonders von der Familie von Aamanstädt reich dotirt. £8
wurde darin der jedesmalige neu eintretende Rath eingesegnet
und Meeae gelesen. 1624 ging diese, vielleicht schon vorher
nicht mehr benutzte Kapelle ala solche ganz ein, das Local
wurde zur Aufnahme der Rathsbibliothek eingerichtet (Hogel,
i. c. S. 1378; MtÜveratedt, I. c. S. 166. 167).
27. Capella S. S. Martini, Nicolai et Annae anlae
archiepiacopslis aive curiae archiepiscopalis wurde
von dem Erzbischof Berthold 1500 auf dem Mainzerhofe gestif-
tet, wobei die Einkünfte der alten wüat gewordenen Kapelle: Zu
den vierzehn Nothhelfern, ihr zugewiesen wunJen. An ihrer
Stelle erbaute Erzbiachof Daniel (f 15t*2) eine Kapelle S. Mar-
tini, die 1861 abgebrochen ward, deren Vorderwand aber wieder
aufgeführt iat, und noch jetzt an dem Matnzerhofpistz steht.
28. Martinskapelle. Von der zum Hospitale gehörig
gewesenen Kapelle dieses Namens iat bereits vorher, wo die
Martinskirche besprochen ist, die Rede gewesen.
29. St. H&tth&ikapelle. Sie lag, wie es scheint, vor
dem Augnatthore in der Nähe des Reglerkloaters , welchem sie
zugeLürte. Sie wird 1353 erwähnt; etwas Weiteres ist aber
nicht über sie bekannt.
30. St Matthiaskirche (nicht S. Mattbaeua, wie sie zu-
weilen genannt wird). Sie lag an der gegen Norden gerichtetsD
Ecke der Futter- und Johanniastrasse, wo Jclzt die Häuser Jo-
hannisstraaae Nr. 8 und Futterstrasae Nr. 20 stehen. Sie gehürte
zu den ältesten Kirchen Erfurts, war jedcnlalle 1181 bereits vor-
- Uä -
hsndeD. Iq Folge ihres hohcD Alters stürzte sie im Jahre 1600
eis; sie wurde aber 1609 wieder hergestellt, damit nicht, wie
gleichzeitige Bericlite besagen, die ihr zustätidigen ZinsgeßÜle
verloren gehen mdchten. Der zu ihr gehörige Tharm war tod
jenem Einstürze nicht mit betroffen; laut einer an ihm befind-
lichen Inschrift war sein Bau 1437 begonnen. Die zur Kirche
gehörige Gemeinde war zwar nur klein, da sie nur 56 H&aser
nmfasBte, es gehörten zu den Eingepfarrten aber viele reiche
Patrizierfamilien. Im Jahre 1618 gelangte die Kirche in den
Besitz der Evangelischen und es wurde ihre OenioiDde der der
Eaufmannskircbe zugeschlagen, nachdem sie schon seit Einfllh-
mng der Reformation (1531) nicht mehr zum Gottesdienst be-
nutzt war. Im Jahre 1757 wurde die Kirche als Militär- und
1759 als Heumagazin verwendet (Beyer N. Chr. S. 42 u. 74).
Auch zur Zeit der französischen Herrschaft diente sie theila als
Fouragemagazin, theils als Kavallerie stall. 1811 wurde sie gleich
den anderen nicht mehr gangbaren Kirchen als Domainengut in
Besitz genommen und in öffentlicher Versteigerung zum Verkauf
auBgeboten, Doch fand sich kein Käufer und die Kirche kam
nach dem Aufhören der französischen Herrschaft wieder in dea
Besitz der Ksufmannsgemeinde. Diese verkaufte dieselbe jedoch
1S18, worauf zuerst der Thurm, dann auch die Kirche abge-
brochen und die Stelle mit Privatwohnhäusem besetzt wurde-
(Härtung, 1. c. II. 34 — 36.)
31. Die Kircbe St. Moritz (St. Mauritii). Dieselbe lag
in der Horitzgaase an der nördlichen Ecke der Venedig genann-
ten Strasse. Sie gehörte zu den ältesten Kirchen der Stadt,
doch ist das Jahr ihrer Gründung nicht bekannt Der Thurm
war laut einer daran befindlichen Inscbrift 1505 von Miken Kau
erbaut. Bei Einführung der Befoi-mation in Erfurt wurde die
Kircbe von den Evangelischen in Besitz genommen, doch nur
noch wenig zum Gottesdienst benutzt, wie sie denn auch zo dea
kleineren Kirchen gehörte und in dieser Hinsicht etwa der Tho-
maakirche gleich gestanden zu haben scheint. 1604 vereinigte
ihre Gemeinde eich mit der der Andreaskirche. Im Jahre 1633
wurde sie von den Schweden abgebrochen und ihr Material zur
Aufmsucriing des Bollwei'kea vor dem Moritzthora verwendet.
Ihr Thurm blieb aber damals noch erhalten und ist erat, nach-
dem er 1811 den Fabrikanten Rothstein und Bemhudi zum Ab-
C^ooj^lc
- lU -
brach ttberlMsen., wolche die Steine, bo wie die bis dftbin noob
vorbanden gewesenen Altiirplatten der Kirobe, su der von ibnen
an Stelle der grossen Petermüble 1812 errichteten Tuchfabrik
(jetzt Berrmannsche Lederfabrik] verwendeten, abgetragen. Der
zur Kirche gehörig gewesene Begräbnissplatz ist noch längere
Zeit nach dem Eingehen der Kirche benutzt und noch gegen-
wärtig vorbanden. (Härtung, 1. c. II. S. 157 — 1^9.)
32. Nicoiaaskirche. Sie lag an der Ecke der Aogn-
atinerstrasse und Camthurgasse neben dem jetzt noch vorhan-
denen Thurme, da wo sich gegenwärtig das Nicolaiscbalhaas
befindet. Der Zeitpunkt ihrer Gründung ist nicht bekannt. Je-
denfalls bat sie bereits 1013 existirt, da eine Glocke derselben
diese Jahrzahl trägt. 1288 trat der Propst des Marienstiftei,
Graf Lambert von Gleichen, das Patronatrecht über sie dem
Deutschen Orden, dessen Ordenshaas, der Comthurhof, dicht da-
neben lag, ab. Der jetzt als Nebenglockenthonn der Jacobi-
gemcinde benutzte Thurm ist 1360 gebaut; 1387 schlug der Blitz
in denselben, ohne jedoch erbeblichen Schaden zu thun. Nach
Einführung der Reformation in Erfurt 1525 hörte der Gottes-
dienst in der Kirche auf, doch nur ftir kurze Zeit, da dieselbe
1526 den Katholiken zurückgegeben wurde (Friese IL 439). If^
ward sie aber der schwedischen Besatzung zur Gamisonkircbe
eingeräumt, nach deren Abzug jedoch restituirt. Da sie in Verfall
gerathen war, so wurde 1694 ein tbeilweiser Neubau vorgenom-
men; doch befand sie sich bald wieder in einem so üblen bau-
lichen Zustand, dass sie 1744 (oder 1747) abgebrochen werden
musste. Die Gemeinde wurde anfänglich der Jacobikircbe zu-
gewiesen, da jene aber wegen deren grosser Entfernung 1789
die Wiederherstellung ihrer eigenen Kirche verlangte nnd die
kurf^stliche Regierung, auf welche, nachdem sie 1790 die Be-
sitzung des Deutschen Ordens erworben, die Baupdicht Über-
gegangen war, einstweilen keine Mittel hierzu besass, so ward
1791 der Gottesdienst in die Kirche des näher belegenen Cy-
riaxklosters verlegt. Seit der Aufhebung des letzteren ist die
Gemeinde definitiv mit der der Jacobigemeinde vereinigt. (Här-
tung, 1. c. 11. S. 289 — 292.)
33. Die Passionis Christi- oder Oelbergskapelle
lag neben dem Cyriaxkloster am Rubenmarkte. Sie war 1580
gestiftet und hat noch 1633 bestanden.
:,G Gothic
- 116 —
84. Paulakirche. Sie lag «q der Eoke der Pftulastruse,
die luwb ibr den Namen bat, und der kleinen Arche neben dem
jetat noch stebenden Tliurme. Ein Tbeil ibrer Area wird jetzt
TOQ dam Predigerscbulbanse eingenommen. Nach der kleinen
Arche au war der Bau abgernndet. Der Chor der Kirche lag
nicht unerheblich tiefer als das Schiff. Sie moss vor 1181 ge-
gründet sein, denn in diesem Jahre wurde sie cur Pfarrkirche
erhoben. 1468 ward ein Neubau vorgenommen. Nach Einfüh-
rung der Reformation in Erfbrt gelangte sie in den Besitz der
Evangelischen, gerieth aber in Verfall, da sie nicht mehr anm
Gtottesdienste benutzt ward, indem die Gemeinde leicht in der
gerftnnigen Fredigerkirche Aufnahme fand. Bei dem grossen
Brande von 1736 wurde die Kirche gSnzIich zerstört; die ftbrig
gebliebenen Mauerreste brach man 1759 ab. Auch die Spitze
des 1466 erbauten Thurmes wurde von den Flammen ergriSen,
aber 1737 wieder hergestellt und um ein Stockwerk erhöbt. Er
dient gegenwärtig der Predigergemeinde als Nebenglockenthorm.
(Härtung, 1. c. II. 338—340. Eine Abbildung der Kirche in der
Chronik von Sam. Fritz, S. 339.)
35. Paulekirche (Hochmünster) war der ursprtingliche
Name der nachberigen Severikirche, Diesen letzteren Namen
erhielt sie erst, nachdem die Qebeine des h. Severus dabin über-
tragen waren (Oppermann, Der h. Severus, S. 32. 38). Sie war
die Kirche des nachher auf den Cyriaxberg verlegten Benedik-
tiner-Nonnenklosters HochmÜDBter gewesen.
36. Kirche Philippi et Jacobi apostolorum, ge-
stiftet 1137 und vom Erzbischof Adalbert I. bestätigt, wurde
1266 den Augustiner Eremiten, als dieselben neben ihr fttr sich
ein Kloster erbauten, ilbei^eben und (Uhrt von da ab den Na'
men: Aagustinerkircha.
37. Salvatorskirche hiess die Kirche des Karthäuser-
klosters, das seinerseits den Namen: Uons Salvatoris, führte.
Es wird von ihr bei Besprechung dieses Klosters näher gehan-
delt werden.
38. Se verkapelle. Sie lag auf dem Petersberge, gehörte
dem FeterskloBter (Dominikus, 1. c. I. 112) und wurde hei dem
Brande 1813 mit zerstört.
39. Servatinskirche. Sie stand an der Ecke der Per-
gamenterstrasse und Tumiergasse, wo sich jetzt das ächulhaus
oogic
- 116 -
Aar AndreBSgemeinde , Pergamentergagae No. 36, befindet. Ihr
Kirchhof ist theilweise zur Turniergnese geEogen. Sie kommt
ftBch siiwdilcn unter dem Namen: Bonifacinakirche vor.
Die }lfiit ihrer GrUndung tat nicht bekannt, doch fUlit dieae je-
denfalls in eine sehr frühe Perlode, da die Eirche bei der Ein-
theilnng der Stadt in Pfarrgemeinden I18I oder 1183 bereits
vorhanden wnr. Im Jahre 1416 brannte <ie ab. Bei der Feoera-
brnnst von 1472 wurde sie dagegen, wie es scheint, aar beschä-
digt. Ein gleiches war 1570 der Fall, wo sie von einem Blitz-
etrahl getroffen wurde. Nachdem sie 1530 in den Besitz der
Evangelischen gelangt war, wurde sie nicht ferner zum Gottes-
dienst benntat, ihre Gemeinde vielmehr mit drr der Hiubaelis-
kirche vereinigt, Sie war allmählich so verfallen, dass aus ihrer
Mitte ein hoher Baum herauagewachsen war. Als sie aber in
Folge ihrer Baufälligkeit 1701 theilweiae einatBrzte, machten die
Katholiken Ansprtiche auf daa Eigenthum der Kirche, die sie
S. Bonifaciunkirche nannton , und es liesa demgemäss die Dom-
stiftsverwaltung einen Theil des Materials zur Benutzung bei
dem Bau der h. Brunnenkirche abfahren. Da jedoch die Mi-
chaelisgemeinde dartfaat: dnss es sich nicht nm eine Kirche des
b. Bunifacins, sondern um eine solche des h. Servatins, dessen
BtldiiisB in die Mtchaeliskirchn hinüber genommen und noch
dort aufbewahrt sei, bandele und so ihr Eigenthumarecht nacb-
wioes, mnsBte diese Gemeinde schadlos gehalten werden. Die
letztere brach die Kirche 171<^ vollends ab, und erbaute anf
deren Stelle drei Sohulbäuser , die 1838 dem Neubau des vor-
gedachten Schulhauses haben weichen müssen. Die Angabe
Mülverstedts (1. c. 8. 142), dass die Servatiuskirche 1683 mit
'dem Thurm abgebrochen sei, muas daher auf einem Irrtbum be-
ruhen. (Härtung, 1. c. S. 149 — 152.)
40. S. S. Simonis et Judae-Kapelle war eine, 1223
von ilem Er/bischof Siegfried If. bei dem Hospital, als dasselbe
sich noch auf seiner ersten Stelle in der Nähe des F^schmarkles
befand, geweihte Kapelle.
41. St. Spiritus- oder Heitigegeiat • Kapelle (Ca-
peila S. Spiritus exulum ante valvam spaami. Würdtwein Dioe-
cesis Mognntin., p. 56) gehörte dem groaacn Hospitale. Sie be-
fand sich an der Stelle, wo jetzt die Hospitalkirche steht, die
«US ihr entstanden ist.
Dictzsdbv Google
— 117 —
42. Cftpell« ad S. Vslentinum oenat HSne (pag. 271)
das BOnat nntcr dem Kamen dea Valentinerhofea bekannte Qe-
bKude, da« in der Nähe der BarfUBserkircbe lag, 1633 von den
Regulirten Chorherren des fa. Äugnstin erkauft nnd mit zur Er-
banang dea Wigbertiklosters verwendet warde. Sonst ist von
dieaer Kapelle nichts bekannt.
43. S. Viti- oder Veitaktrche. Sie stand an der Ecke
der Begierungsstrasse and LangenbrUcke , wo sich der Gasthof,
jetzt: der Rheinische Hof, früher: Zum Schlehendorn , genannt,
befindet. Die Front war der Regierungsstraese zugewendet, der
Therm stand vor der LangenbrUcke, au welcher der Weg durch
eine anter der Kirche befindlichen Wölbung ging. Das Jahr
ihrer QrUndung ist nicht bekannt, muss aber, in eine sehr frühe
Zeit fallen, da bereits 1250 ihrer als längst bestehend gedacht
wird. Gegen 1399 wurde sie durch Feuer zerstört. 1470 wurde
ein Neobaa begonnen, wie eine am Thurmgewölbe beiindlicli ge-
wesene Inschrift dartbat, doch scheint derselbe längere Zeit in
Anspruch genommen zu haben, denn der Bau des Chores wurde
erst 1494 angefangen und noch 1496 wurde ein neues Pfarrhans
erworben, um den Platz, wo das bisherige gestanden, mit snm
Kirchenbaa 2U verwenden. Die gänzliche Vollendung des Baues
scheint sich aber nocb länger bingezogen zu haben, denn die
vier in ihr Torbandenen Altäre wurden erst 1507 eingeweiht. —
Nach Einfühntng der Reformation setzten sich die Kvangelischen
in den Besitz der Kirche. Sie wurde aber 1571 geschlossen
und seitdem nicht mehr zam Gottesdienst benutzt, obwohl noch
bia 1716 Leichen darin beigesetzt worden sind, die Gemeinde
wurde mit der der Barfllsserkirche vereinigt, zu welcher letzte-
ren besseren Einrichtung l59l die Stühle dor Viliktrclie ver-
wendet wurden. 1757 wurde diese aU Kriegsmagazin , später
zur Aufbewahrung der Feuerspritzen benutzt. Im Jahre 1809
wurde sowohl die Kirche, mit Ausnahme der noch neben der
Küche des Rheinischen Hofes stehenden Sakristei, wie der
Thurm abgebrochen, und an der Stelle der ersteren von dem
Gastgeber Werner der erwähnte Gasthof gebaut Die Fialen,
welche den Thurm geschmückt hatten, standen längere Zeit auf
der Brüstung der vor dem Brühler-Thore Über den Bergstrom
fÜhreoden Brücke, wurden von dort aber, nachdem sie um 1Ö55
von muthwilligen Buben hinabgestürzt und theilwcioe ztrti'ilm*
.oogle
— 118 —
nert warsn, wieder entfernt. Der cnr Kirche gehfirige Friedbof
lag hinter den HHaeem Langebrttcke Nr. SO— 32 and hatte durch
dieie seinen Zugang. Er ist bia aaf die Deneste Zeit von den
AnTTohnem als Bleicfaplata benatzt worden. (Hartnog, I. c S.
819—225.)
ElBiter ud Stifter.
1. Daa Allerheiligen - Mannskloater, anch Aagn-
• tiner - Hospital genannt. Ea lag hinter der Allerheiligen-
kirche an der Stelle, wo sieh apäter daa Haua aur Engelaborg
(jetzt Allerheiligen atraese "Sr. 20, daa zur Hofmannschen Tabaka-
fabrik gehörige Fabrikgebäude) befand. Die Mönche gehörten
anr Regel dea h. Auguatin. Das Eloater wurde, ao wie die
Allerheiligenkirche, die wohl nraprangUch dessen Kirche bildete,
von dem PreabTter Eckenbrecht und dem Vicedom Adalbert
gestiftet, von dem Erzbischof Adalbert I. 1125 eingeweiht und
vom Erzbischof Siegfned 1217 bestätigt. — Wie lange ea be-
standen, ist nicht genan bekannt; snacheinend ist es noch im
11. oder doch im Anfange des 15, Jahrhunderte eingegangen;
feat atebtnur: daas daa gedachte Oebfiude, dessen treffliche Kel-
ler jedenfaUs noch von dem ursprünglichen Bau herrDhren, sich
bereita im Jahre 1493 in Privatbesitz befanden. (If&lverstedt,
1. c. S. 163; Härtung, I. o. H. 8. 190.)
2. St. Annenkloster. Von diesem Kloater ist nur be-
kannt: dass die darin befindlich gaweaenen HSnche der Regel
dea b. Fransiekus angehört haben, und daea desaen Scfantz-
patronin die h. Anna gewesen iat. Zeit der OrOndung and der
Aofbebung kennt man eben ao wenig wie den Ort, wo ea ge-
atanden. Seine Existenz wird beinahe nur durch daa noch vor-
handene Siegel, das die Umachrifl trägt: „S(igillnm) Frstmm S.
Anne ordinia minorum in Erfordia" bezeugt (Mfilverstedt, L o.
S. 16S).
3. Daa Kloster der Aagastiner Eremiten. Es lag
zwischen der nach ihm genanntes AngaBtineratrasse , der Kirch-
gaasfl und der Comthurgaaae bei der zu ihm gehörig gewesenen,
noch vorhandenen Augaatinerkirche , auf der Stelle, wo sich ge-
genwärtig daa Martinetift und das evangelische Waiafluhaus be-
finden. Einzelne Theile dieser Gebäude, wie nanlentliob der
Kreazging, stammen noch von dem uraprflnglicbea Bau. — Di«
— 119 —
HSncbe des Äaga8t)aer>EremiteBkto8ters warden, oaclidem ibaen
EnbiBohof Werner 1266 gestattet hatte, sieb in Erfurt Dieder-
eutassen, nnd ihneB die 1131 gegrttodete und von Erzbtscbof
Adalbert L bestAtigte Kirche S. Pbilippi et Jacobi apostolorum
überwiesen, von dem Rathe 1276 förmlich recipirt (Kirchboff
Weisthflmer S. 70 Änm. 137) und als sie innerhalb der Qotthards-
Gemeinde einige H&Dser and andere Grundstücke angekauft,
erbauten sie im EinverstSndniBB mit dem deutschen Orden, der
die nahe belegene Nicolauskirche und den angrenzenden Com-
thurhor besasB, und mit wesentlicher Beihillfe des Ralhs auf jenen
Grundstttcken 1289—1324 ihr Kloster — nicht 1283, wie das
Liber Cronicomm (Erfordiens.) heransgeg. yon Wenk Zeitschr.
des Ver. f. thöring. Gesch. N. P. IV. S. 250 angiebt — . Das Ka-
pitelhaas mit dem grossen Saale scheint jedoch erst kurz vor
der Reformation errichtet und der Bau gewesen zu sein, auf den
sich Luthers Mahnung an den Prior Johann Lange: er mSge
sich nicht so sehr im Bau verstecken, damit es ihm nicht am
Ende an Mitteln fehle, besieht Hogel Q- c. S. 862) nennt es
ein hohes steinernes Haus neben dem Thore des Klosters, das
zur Aufnahme fremder MSnche bestimmt gewesen sei, und setzt
seine Erbauung in das Jahr 1516. Dass die Mönche bei dem
Bau des Klosters das Material der 1291 wüst gewordenen Annen-
kapelle benutzt haben, ist bereits früher erwähnt —
Da bekanntlich Luther in diesem Kloster den frsten Grund
EU der von ihm ausgegangenen Glaubenserneuerung gelegt hat
und Enr Zeit des Beginns der Reformation Johann Lange, dem
die Einftthrong des evangelischen Glaubens in Erfurt vor allen
zu danken ist, damals Prior in jenem war, so ist es sehr erklär-
lieh: dass die neue Lehre sehr schnell in demselben Eingang
gefunden bat Nachdem das Kloster von sämmtlichen Mönchen
verlassen war, nahm der Rath die Geb&ude in BesitE. Ifjßl er-
richtete er darin ein evangelisches G^mnasinm; in dem Theil,
welchen dieses nicht benalzte, fand das 1669 gegründete evan-
gelische WaiBenhaus Aufnahme; auch wurden dem evangelischen
Ministerium Geschäfts- nnd Bibliothekslocale dort eingeräumt.
Diesem allem verdankte die Gebäudegruppe den Namen des
evangelischen Zions. Bekanntlich ist der Theil, welchen das
Gymnasium inne hatte, seit dieses 1822 in dem ehemaligen Ja-
saitorcollegium Unterkunft gefunden, nachdem er fast f^aaz neu
.ODgIc
— 120 —
ftofgflbftut worden, dem IfartioBtifit ttberwieaeo and wird jetst,
Bowis der gleichfallB zu den Klostergebfitiden gehöriga Waid-
boden, eu Schulzwecken benutzt, während das Wauenhaas 1872
von einer Feaerabrnnet heimgesucht worden iat, wobei anter
andern auch die der Sage nach einst von Luther bewohnt ge-
wsBene Zelle zerstört wurde. Von den ferneren Schicksalen
des Augustiner-Eremiteoordens in Erfurt wird weiter unten, wo
von dem Wigbertikloster die Bede ist, gehandelt werden.
4. Das Kloster der regulirten Chorfraaen des Or-
dens des h. AugDStin lag ursprünglich in der Babnhofstraase,
dem Kloster der regulirten Chorberro des h. Augustin gegenüber
und fUbrte damals den Namen: Heiligegeistkloster. Die
St. Albanskirche war seine KloBterkirche. Ks ward in der Hitte
des 12. Jahrhunderts gegriludet, aber, wie Mulrerstedt (1. o. S.
160) berichtet: Beiner ungeschützten Lage wegen, in die N&be
des Wasserthores verlegt, wo ihm, nachdem der Neubau voll-
endet war, der Name: Neawerk, beigelegt ward, unter dem es
weiter unten ausführlicher besprochen werden wird.
5. BarfUeser- oder Franziskaner-Kloster. Es lag,
wie sich aus dem Möllers Beiträgen zur Qeschichte der Bar>
flisserkircbe zu Erfurt, Erf. 1832, beigefügten Grundrisse ergiebt,
zwischen der Barfüsserkirche und der Gera auf dem Flatsa, den
jetKt die zum Realgymnasium nnd zur höheren TöcbterBcholo
gehörigen Höfe und die letztere selbst einnehmen. Es bestand
aus einem, auf der einen Seite von der Kirche, auf der gegen-
überliegenden, von dem längs dem Flusse sich erstreckenden
Langhanse, die durch zwei Quet^ebäude verbunden waren, deren
jedes eine Kapelle enthielt, amsohlossenen quadratischen Kreuz-
gange. In einem abgesondert, da wo jetzt das Realgymnasium
■teht, belegenen Bau war der Eingang zum Kloster, das PfÖrtner-
hauB. Auf der Südseite der Kirche befand sieb der Kirchhof,
der durch eine Mauer gegen die Strasse abgeschlossen war,
welche die Kirche grossentheils verdeckte und erst 1827 and
1828 abgebrochen worden ist.
Die Fratres minores ordinia S. Francisci liessen sich schon
1222 (nach dem Liber cronicorum [Erfordensis] heransgegeb. v.
Wenck, Zeitscbr. f. thüringiBche Gesch. N. F. IV. S.'280 bereita
1221), also sehr bald nach der Stiftung ibreB Ordens , in Erfort
nieder. Sie fanden suerit auf dem CTriaxberge, wo aie sich ein
DictizedbyGoOt^lC
— 121 —
klamei HSiisclien banlso, üoterknoft, wurdeo aber 1225 tat
pipatlicbe Empfehtusg in die Stadt selbst AnfgeDomme&, und
bezogen hier zunächst ein vor dem inneren Kr&mpferthore an
der Qera belegenes Kloster, das später, nachdem sie es ver-
lassen, von den Serviten eingenommen worden ist, — das Liber
croniconim 1. c. giebt an: wo sich nunmehr das Hans der Ans-
satzkrauken befindet, was aber wohl nicht richtig ist — . Dort
verblieben sie nur bis zum Jahre 1232, wo sie von dem Vitz-
dum von Apolda behufe Erbauung eines Klosters einen Platz
an dem rechten Qeraufer von der schönen Mühle am Langen-
Stege (der SchlöBserbracke) bis zur grUeen Schildmdhle geschenkt
erhielten (Bogel, 1. c. S. 122 und 133, nach Friese, 1. c. S. 44,
der sich auf ein altes im Kloster aufbewahrtes Mannscript be-
ruft, nur bis 1228, doch giebt er selbst, S. 47, das Jahr 1232
als das des Umzugs an). Das von den Mönchen daselbst er-
baute Kloster brannte jedoch bereits 1240 nieder, wurde ancb
1291 von einer Feuersbrunst zerstört, beidemale aber wieder
hergestellt. Der zweite Neubau war 1316 vollendet; doch war
das Oebäude später wieder so verfallen, dass auf Veranlassung
des berühmten Johann Cspistranus, der 1454 sich in Erfurt auf-
hielt und selbst diesem Orden angehörte, eine nothwendig ge-
wordene Wiederherstellung erfolgte.
Nachdem aber die fiarfUaserkirche 1522 von den Evange-
lischen in Besitz genommen war, wurde ir)94, als der letzte
Mönch in demaelbcn verstorben, das Kloster aufgehoben. In
Folge des Restitutionsedikts von 16^9 trat zwar der Franzis-
kaner-Orden wieder in den Besitz der QebiLude, er wurde aber
1636 von neuem daraus vertrieben und 1642 bis 1648 das Klo-
ster gänzlich abgebrochen, das Material zu Festungabauten ver-
wendet und auf dem Platze eine Schule für die BarHlsser-Tbo-
masgemeinde erbaut. Der Orden that zwar nochmals, 1732 und
1733, Schritte wegen seiner Bestitution, dieselben blieben jedoch
erfolglos. Der Kreuzgang, der bei der Abtragung des Klosters
verschont geblieben war , wurde während des siebenjährigen
Krieges 1757 von den Franzosen zum Stroh- und Henmagasin
verwendet und dabei vollständig zerstört. (Mülverstedt, 1. c. S.
154. 155; Härtung, !. c. U. S. 321— 337; Beyer N. Chron. S. 45.)
6. BegaiDeohaas. Es lag, nach der gewöhnlichen An-
nahm«, in dem Sprengel der S. Paulskirche und wurde 1308
.oogic
— 122 —
gegrUodet: aber wegen der bekaonten gegen dieae Congregatioa,
nnd woht nicbt mit unrecht, erhobenen Baachuldigangen 1367
vieder aufgehoben (Falkenstein Histor. S. 265). Die Freizins-
regiater erwähnen jedoch bei den Jahren 1359 nnd 1360 ein
dornns beginnaram conventoa in parochta S. Bartholomaei jaxta
murttm; doch ist es möglich: dass dies ein Haus gewesen, das
ausser seinem eigontltchen Conrente dem Orden gebort hat.
Aehnlich mag es sich mit dem beim Jahre 1366 im Liber ofBcü
cenarum S. Patri Erford. erwähnten ConventuB grieamm begi>
narum in parocfaia S. Lconbardi, der 1369 als domas qnondam
conventas bezeichnet wird (Eirchhoff, Erf. im 13. Jahrb. S. 160)
▼erhalten haben.
7. Benedictinerkloater auf dem Petersberge vid. Pe-
terakloster Nr. 25.
8. Das Benedictiner • Nonnenkloster. Seine nr-
aprttngliche Lage war auf dem Severiberge (CircbhofF, Erfurt im
13. Jahrb. S. 144), wo es von dem h. Bonifacins 743 gegrQndet
worden war. FrÖachel (Kurzer Bericht vom h. Cyriaco, Erfurt
1655) nennt die Grafen von Ravenewalde ale Fundatoren. Nach
Friese, 1. c. I. S. 7, soll das Kloster sogar schon von dem Fran-
kenkdnig Dagobert II. um 700 gestiftet sein. Doch erwähnt er
selbst ib. S. 247 die Stiftung durch einen Grafen von Habens-
wald. Werneburg, I. c. S. 176, setzt die Stiftung in das Ende
des 8. oder den Anfang des 9. Jahrhunderts. Es führte damals
den Namen: S. Pauli oder Hochkloster (Altomonasterium)
und es gehörte zu ihm die bereits früher erwähnte S. Paals-
kirche. Nachdem zu Ehren der dort aufbewahrten Gebeine des
h. SeveruB das Collegiatstifl S. Severi um 1131 gegrändet war
oder weil, wie Gudenua (Bist. Erfurt, p. 30), Friese (1. c. I. S.
30a) und Dominikua (t. c. Th. I. S. 92 und 261) annehmen, En-
biachof Adalbert I. seine auf dem gedachten Berge befindliche
Residenz stärker befestigen wollte, wurde das gedachte Nonnen-
kloster 1123 oder 1124 ausserhalb der Stadt auf den Cyriaxberg
verlegt und ftlhrte von da ab den Namen: Cyriaxkloster, unter
welchem es weiter unten ausführlicher besprochen werden wird.
9. Bernhardiner - Nonnenkloster vide: Hartins-
kloster.
10. Collegiatstift zum h. Brunnen (Sacri fontis),
Hannstifi nach der Ordensregel des h. Aaguitio, Die Wohnnog
..-..Google
— I2J —
äet Canoniker befand ijeb neben der nocb vorbandenen b. BrnO'
nenkircbe, die 1253 eiDem angeblicben WaDder zu Ebren erbaut
war. Dab Stift bildete DrsprUnglich einen Äacex der Marien-
kirche, bei welcher die Stiilaherren aU Vicare iimgirten. 1361
erbob jedoch Erzbiachof Qerlach dasselbe zu einem Belbständi'
gen Collegiatatifte , indem er ein Chorherren- Collegium bei ihm
einsetzte und es mit Privilegien versah (Würdtwein Dioecee.
Mognnt. p. 254 — 257). Das Kfarienstift reraonstrirte aber hier-
gegen und erstritt auch echliesslicb ein obsiegendes Erkenntniss,
worauf das Stift 1598 dem Marienstifte wieder einverleibt wurde,
so dasB die Kirche fortan nur eine zu diesem gehörige Kapelle
bildete. (MUlverstedt, S. I5l ; Erhard, I. c. S. 192; Hartnng, 1. c.
IL S. 241—244.)
11. Carmeliterkloeter Tide Marienknecbtskloster Kr. 20.
12. Cyriaxkloster. Wie bereits oben erwähnt ist, er-
hielt das Kloster der Benedictinerinnen , nachdem es von dem
Severiberge auf den Cyriaxberg verlegt worden, den Namen
Cyriaikloster. Ea wurde 1375 von den Truppen des Mark-
grafen Friedrich zerstört, jedoch bald wieder hergestellt. Ale
aber der Rath der Stadt 1479 zum besseren Schutze der letzte-
ren den Cyriaxberg in die Befestigungswcrke hineinzuziehen
nnd mit einer Citadelle zu versehen beschloss, verlegte er, nach-
dem er sich die Erlaubniss dazu mit schwerem Qetde erkauft,
das Kloster wieder in die Stadt. Zunächst wurde den Nonnen
das Elendshaus in der Brühlervorstadt znr einstweiligen Unter-
kunft Überwiesen, sodann kanfte der Bath den auf dem Ruben-
markte der Andreaskirche gegeniibfr liegenden Volkenroderhof
nebst einigen benachbarten Qrundat&cken und erbaute hier 1485
bis 1488 ein neues Kloster (Falkenstein , Histor. S. 452), das
durch einen Gang mit der ihm 1499 incorporirten Andreaskirche
(Würdtwein Dioeces. Mognnt p. 266—269) in Verbindung ge-
•etzt wurde (ibid. S. 426). (Nach Fröschel 1. c. haben die Non-
nen bereits 1482 den Neubau bezogen, doch erscheint dies wenig
glaubhaft, da der Volkenroderhof erst 1481 erkauft ist und sieb
nur in den Stadtrechnungen von 1485 — 1488 die Kosten des
Elosterbaues finden.)
Bei der Verwandlung des Fetersberges in eine CitadeOe
mnasten die Nonnen 1687 von neuem weichen, da ihr Kloster
•Is den Festungswerken bu nahe liegend abgebrochen ward.
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— 124 —
'Et ytatia ftlr den Neubsa der FUts an der [jehmiDnibrnck«
zwischen der Gera and der HtigelgasBe beetimmt, wo das Klo-
ster bereits einen Oarton besass, an der Stelle, wo eicb frUber
der w^at gewordene und deshalb 1363 von dem Ratbe ein*
gezogene FfortiBche Hof befunden hatte, auf dem eine Schetute
und später der städtiache Kornhof crbaot war. Dieser wurde
noch im Jahre 1687 abgebrocheo und auf dessen Platze ein
neues Kloster gebaut, und zwar so schnell, dass die Xonnen
schon 1688 den Neubau beziehen konnten (Falkenstein, 1. c.
S. 1052, 1053; nach Friese, 1. c. JV. S. 1394 im Jahre 1692).
In diesem blieben dieselben bis 1806, wo das Gebftude nach
der Schlacht bei Jena zum Militairlazaretb eingerichtet ward;
diese Beatimmung verblieb ihm nicht nur während der fran-
zösischen Herrschaft, sondern auch nach der zweiten preus-
sischen Besitznahme, und wurde eine definitive, nachdem I8l9
das Kloster aufgehoben und sein Vermögen zur Dotirung des
Kirchen- und Schulfonds verwendet war. Die Gebäude sind im
Wesentlichen noch die frtiheren. (MUlverstedt, 1. c. S. 159, 160;
Härtung, I. c. H. S. 292, 299.)
13. Dominikanerkloster vid. Fredigerkloster Nr. 26.
14. Domstift vid. Marienstift Mr. 21.
15. Franziskanerkloster vid. BarfUsserkloster Mr. 5.
16. Heiligegeiatkloster vid. Ktoeter der regulirtea
Chorfranen des Augustiner-Ordens Nr. 4.
17. Jeeuitercollegium, das jetzige Königliche Gym-
nasium. Es wird bei der Besprechung des Begterklosters aus-
fahrlicher von dar ersten Niederlassung der Jesuiten in Erfurt,
von der Verwandlung der ursprünglichen Kesidenz derselben in
ein Collegium und dessen Verlegung, nachdem das ihnen ein-
geräumte Kloster der regulirten Chorherren des h. Angustin
durch den Brand von 1660 serstört worden, in ein Gebäude in
der ScblöSBeretraaae , was Kurfürst Johann Philipp auf einem zu
diesem Bebafe angekauften Theile der ehemaligen Stottembeim-
schen Häuser erbaut, gehandelt werden. Da dieses Gebäude
sich jedoch als nicht dauerhaft herausstellte, so wurde es nieder-
gelegt und 1737 das noch jetzt vorhandene gebaut In Folge
der Aufbebung des Jesuiterordens 1772 wurde das CoUegium
säcularieirt und aus seinem Vermögen der Esjasuitenfoada ge-
bildet Das Gebäude diente theils als Dienstwohnung des Direk-
:. Cookie
tora dsa katbolischen GymnBitumB , tlieils als Leih- und Pfand-
hauB, von 1813 ab aber zur Anfnabme der AngaitiDcrmfinchfl,
die ihr ala Militairlazareth verwendetes Kloster hatten räumen
lofissen, bis Kur Aufhebung des letzteren 1830. 1832 wurde das
Colloginin dem nenerrichteten yereinigten Qymnasiam Übergeben.
— Eine den Jesuitern zugehörige Weinstube befand sieb to
dem gegcnUberlii'genden Hause, das bis vor kurzem die Dienst-
wohnung des Ober- Poe tdirektors enthalten hat.
18 Earthfiuser- oder Salvatorskloster (Mons Sal-
vatnrin). Es lag zwischen der nach ihm benannten Eartbän-
serstrasso und dem Festungswalle, wo sieb gegenwärtig die
^en Namen Earthanse fllhr^nde Gastwirthscbaft befindet. — Es
wurde als das erste Kloster des KarthäuBerordens in Thüringen
1373 durch den Propst des Severistiftea Herbord von Spangen-
berg und den Propst des Stiftes Dorla, Johann Ortbonis von
Atdendorf als TestaaientB-Exekutoren des Johann von Hagen
(ab Indagine), Priretera auf dem HOlfcnsbergc im Eichsfelde,
gegründet, rucIi von Kaiser Elarl IV. 1375 mit einem Frei-
heitsbrißfe begnadigt. Der Bau der Klostcrgebäude beginn noch
1372, nachdem der Pfarrer der Thomaakirche, zu deren l^^prengel
der Bauplatz bisher gehört, seine Genehmigung dazu ertheilt
hatte (WürJtwein, !. c. S. 262, 270) und wurde 1380 vollendet.
Die Stelle wo das Klostor errichtet ward, die Wolfsweide (Schind-
anger), befand sich damals auBserbalb der Stadtumwallung und
wurde erst 1432 in diese hineingezogen, wobei ein Theil der
Gebäude verlegt werden musste. Das Kloster, das eines der
reicbbegabtecti^n in Erfurt war, eine TochterniederUssung zu
Crimitscbau im Königreiche Sachsen hatte, das Fatronat Über
eine Anzahl von Kirchen und Kapellen besass, dem viele durch
ihre Gelehrsamkeit berühmt gewordene Männer, so Jobannes
de Indagine und Jacobus de Ctusa angehörten und das lf)05
durch eine Anzahl benachbarter wQst gewordener Häuser er-
weitert worden war, wurde wenig von der Reformation berUhrt.
Zwar hatte der Rath es 1563 eigenmächtig occupirt und einen
Theil seines Vermögens eingezogen, doch erfolgte die Restitution
dpa Convents bald wieder. Auch die dem Rathe 1P33 von den
Schweden, die ea vorher ausgeraubt, gemachte Schenkung des
Klosters hatte keine Folge, da ea in Gcmässheit de» Prager
Friedens von 1635 zurückgegeben werden musste. Eine Ab-
.ooglc
— IS« —
bSlduDg der lam Kloster gehörigen Qeblad« va.% der Vogel-
•cbau in dem Zustande um 1680 in dar Chronik det Sam. Friti,
S. 30. 1703 wurde die alte Priorei, die Kellerei und die Kirche
abg^risaen, der Hof vitireckig gemacht und ein zur Wohnung
dei Priors und des Procuratora bestimmter Bau am Walle auf-
geftibrt. — Nach der erRten preussiscben Besittnabme erfolgte
am 23. März 1803 die Aufhebung. Das Vermögen ward cur
Staatskasse eingezogen. Die Gebäude gingen in Privatbesitz
über und es wurde xunächat in ihnen von dem Fabrikanten
Bothstein eine Baumwollen - Manufaktur errichtet ( Beyer, N.
Cbron. S. 319, 322). Sie brannten 1845 fast vollständig nieder,
worden aber um 1850 sehr erweitert wieder hergestellt. Dabei
wurden um 1860 auch die vielen kleinen nur sine Stube, Haus-
flur und Kfimmercben enthaltenden Häuschen, welche die Zellen
der Mönche bildeten und die, jedes mit einem Qärtchen, geson-
dert von einander, den Kreuzgang umgaben, nur durch diesen
mit einander in Verbindung standen und durch eine hohe Hauer
ohne Tbtlren unter sich und von der Aussenwelt abgescblossen
waren, zu grösseren Wohngelassen ausgebaut. Der zum Kloster
gehörig gewesene grössere Qsrten wurde gegen 1660 vom Juatis-
fiecua erworben, am ein Oerichtsgebäude auf ihm zu errichten,
ging dann aber, als man wegen der grossen Entfernung vom
Mittelpunkte der Stadt von diesem Plane wieder Abstand nahm,
durch Tausch gegen den Regler Ackerbof in den Besitz der
ThUringisoben Eisenbahn • Gesellschaft über, und wird jetzt von
Dienstwohnungen fUr Beamte der Bahn eingenommen. — Ein
zweiter dem Kloster gehöriger Garten, der Hopfenberg, befand
sich auf der andern Seite der Strasse , wo jetzt das Katholische
Krankenhaus und die Sebastianstiftung stehen. Aach eine Wein-
schänke, jetzt die Häuser KarthäuserstrasBa 5ü und 56, besass
das Kloster, zu deren Erbauung der Rath ihm 1424 eine Hof-
statt abgetreten hatte. Von dem Kloster ist die im Jahre 1713
in dem damals üblichen Barock- oder, wie man ihn gewöhn-
lich nennt, neuitalieniachen Style erbaute Kirche in ibren Um-
fassungsmauern namentlich in ihrer Fa^ade noch in ursprüng-
licher Form vorhanden. Der 172(j erbaute grössere Thurm ist
bei dem Brande von 1845 zu Grunde gegangen. (Mttlverstedt,
L c. S. 158, 159; Beyer, Nachträge S. 114—176; Hartong, 1. c.
IL S. 99— 115.J
Dictzedby Google
- 12? -
19. t>aB Kloster HarieDgarten (de borto B. V. MarSae)
lag vor dem inneren Krämpferthore in der Erämpfervoratadt, in
der NKhe des Marienknecbtsklosters. Es war ein Konnenkloiter
dee Cisteroienserordens, der Jungfrau Maria, später dem h. Mar-
tinua gewidmet, wurde von Meister Heinrich Baaao, der dem-
nächst erster Prior desselben war, 1288-1290 als Filiale des
Klosters Bercka aus eignen Mitteln gestiftet, und erhielt 1291
die erzbiBchöfliche Bestätigung, 1296 und 1299 aber Äblaasprivi-
legien. Nach nur kurzem Bestände ward, wie MlUverstedt (I. c.
S. 157) Tormuthet: wegen der zu grossen Kähe des Marien-
knecbtsklosters , 1^03 oder 1310 der Convent auf Veranlassung
des Erzbiscbofs Gerhard IL (Wflrdtwein, 1. c. p. 228. 229) in
ein neben der Kirche S. Martini extra muros gebautes Kloster
versetzt und, wie es scheint, das Mariengartenkloster wieder
Abgebrochen, wenn nicht etwa — eine Frage, die sogleich näher
besprochen werden wird — die Serviten in demselben Aufnahme
ge fanden haben.
20. Das Marienknecbts- oder Servitenkloster,
anch Stephanskloster genannt. Fs lag in der Krämpfer-
vorstadt, der Hospitalgasse gegenüber, wo eich jetzt die Kunst-
gärtaerei von Platz und Sohn (Voigt und Siegling, Krämpfer-
Strasse Nr. 55 und 56) befindet. — Ueber den Orden, zu wel-
chem die Mönche, die es inne gehabt, gebort, herrscht einige
Verwirrung. Hogel (Cliron. S. 41) sagt: „1233 Hessen sich die
Carmeliter oder Marienknechte in Erfurt nieder und nahmen
Kloster und Kapelle S. Stephani ad bortum vor dem inneren
Krämpfertliore an der Gera, daa bisher die BarfÜsser inne ge-
habt, ein." Im Widersprach mit sich selbst sagt derselbe jedoch
S. 234: „In Kom aber war der Fachs Bonifacius VIII. auf den
Päpstlichen Thron jüngst anno 1294 geschliechen und confirmirte
heoer (1399) den Mönchsorden der Marienknechte, welche fol-
gende Zeit bald auch gen Erfart kamen, und den Platz vom
Ratb inne bekamen, da die BarfUsser Anfangs gesessen hatten
an der Gera nehmlich vor dem Krämpfer Thor, da auch ihr, der
Servitten, Kloster gestanden bat bis in die Jahre des Schwe-
dischen Kriegs". S. 872 spricht er wieder von dem Carmeliter-
oder Marienknechtskloster. Dagegen nennt Erhard (1. c. S. 2Ü3)
die MOnche als dem Augustinerorden angehörig und auch Mül-
verstedt (L c. S. 156) sagt: dass ihre Ordensregel die des h.
D,„i,;=dbv Google
Augastin gewesen le), bemerkt dabei jedoch: 'einige geben Ö«r-
melitarum and so beiait das Kloster za Anfang des 17. Jahi^
hunderts stets das Carmeliterkloetcr. Auch Friese, 1. c. S. 47a,
nennt sie: Canneliter oder Marienknechte , dagegen ib. S. SOb
Marienknechte oder Serriteii. Die Serviten oder Marienknechte
(Ordo aervornm b. Mariae Virginia) sind aber ein besonderer,
1232 gestifteter, 1254 vom Papste Alexander lY. bestfttigter Or-
den und ebon so nach ihrer Tracht wie oaob ihrer Regel TOn
den Carmelitem, die I20b gestiftet und 1224 bestätigt wurden,
verschieden. Eben so wenig sind sie aber auch identisch mit
den Augustinern und das Kloster könnte nur in sofern ein Augn-
stinerkloBter genannt werden, als darin eine zeitlang die ans
ihrem bisherigsn Sitze vertriebenen Augustiner - Eremiten eine
einstweilige Unterkunft (1618 — 1631) gefunden haben. — Eben
so gehen die Nachrichten darüber auseinander: welche Bestim-
mung das in Rede stehende Kloster gehabt habe, bevor die Ser-
viten davon Besitz genommen. Nach Falkenstein (TbOring-
Chron. S. 1123) ist den Serviten 1311 ein Kloster vor dem
Krämpferthore in der Vorstadt Übergeben, worin die Cisterzien-
ser- oder Bernhardiner-Nonnen, die nunmehr in dem Brühl logirt
worden waren, zuvor logirt. Auch Erhard 1. c. sagt: das Sat-
vitcnkloster eoi an der Stelle des ehemaligen Nonnenklosters
S. Stephani ad hortum Mariae gegründet und diese Ansicht wird
ancb von Härtung, L c. II. S. 69, getheilt, der jedoch annimmt:
dass die Nonnen in die Stelle der Franziskaner, die zuerst das
Kloster inne gehabt, getreten wären. Dagegen sind nach der
angeführten Stelle in Hogels und in Frieses Chroniken die Ser-
viten die unmittelbaren Nachfolger der Franziskaner gewesen
und MUlverstedt (I. c. S. 157) bemerkt ausdrilcklich : dass dai
Cistercienser - Jungfrauenkloster Mariengarten genannt, nicht mit
dem in seiner Nähe belegen gewesenen Marienknechtskloster
verwechselt werden dürfe. Und diesem Ausspruche müsste mm
beipflichten, wenn die von Hogel angegebene JahrtsabI 1233
richtig wäre, wozu stimmen würde, dass, wie oben bei der Be-
BprecboDg des BariUsserklosters angefUhrt worden, die Franzis-
kaner 1232 ihr früheres Kloster verlassen haben, denn dass vou
I28S bis 1^03 die genannten Nonnen dort ein eigenes Kloster
besessen haben, steht urkundlich fest. Ist dagegen die Angabe
Falkensteins : dass die Uebergabe dea Klosters an die Serriten
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*- 129 —
im Jfthre 1311 erfolgt soi, rinhtig, so erscheint es sehr wohl
mög^ch: dass die Cisterzienser-NoDneD die nttchsten Naobfolger
der Barfllsaer gewesen, und das Kloster erst, nachdem jene es
1308 verUsKn, an die Serviten gelangt sei, eine Anoabme, die
am müsten für sich zu haben scheint, da keine Sparen davon
Torhanden sioJ, daas ausser dem nachherigen Servitenkloster
sich noeb ein Kktster vor dem Erfimpferthore befanden habe.
Mit der obigen Annahme stimmt auch die Nachriebt im Liber
crooioarum (£rffordiena, , heransgegeb. von Wenck, Zeitschr. d.
Vereins f. thUr. Qasoh. N. P. IV. S. 250): im Jahre 1310 wären
die Nonnen, welche bis dahin ihr Kloster vor dem Krilmpfer-
thore gehabt, vor das BrUhlortbor versetzt und hKtten dort die
Uarienkneobte zu Nachfolgern gehabt.
Die Serviten haben das Kloster bis in die Mitte des 16.
Jahrhunderta inne gehabt Zwar waren die Mönche im Bauern-
aotmhr vertrieben worden, doch müssen sie demnächst wieder
iturttckgekflhrt sein, denn erst 1543 nahm, nachdem die Mönche
adt dem letzten Prior Nicolans Brauer ausgestorben waren, der
Ratb die Gebäude in Besitz und. das geringfügige Vermögen in
Verwaltung. Nachdem derselbe aber verurtheilt worden war:
den Augustiner- Eremiten ihr Kloster zurttckzngeben und er
dtea nicht vermochte, weil er dasselbe zum Gymnasium verwen-
det, abergab er diesem Orden 1618 Gebäude und Einkünfte des
Servitenklosters. Die Augustiner wurden jedoch 1631 von den
Schwaden vertrieben, welche das Kloster zerstörten und 1642
daa zu dessen Bau verwendete Holz verbrannten. Nach des
Colleetanais Erfordiensibus des Gasp. Friedr. Lossius pag. 28
hat jedoch der Abbruch erst am 22. Marx 1647 stattgeinnden
und es siad die Steine zum Festnngsbau verwendet worden.
Die Augustiner erbauten sich demnächst, wie weiter unten an-
gegeben werden wird, neben der WigbertikJrcbe ein neues Klo-
ster. Das ärundstüok, auf dem das Servitenkloster gestanden
und auf welchem sich, nach Mttlveratedt 1. c. 1679 ein Giess-
bsue befanden bat (cf. Härtung, I. o. S. XI.), blieb jedoch im
Besitze der Augustiner bis znr Aufhebung des Wigbertikloster«
I8S0, und ging erst 1820 durch Kauf an den Kunstgärtner Platz
Über, worauf die noch vorhandenen Ueberreste des Klosters ab-
gebrochen wurden. Nur einige Mauern des alten Gebäudes sind
für das neue benutzt nnd einige Sculpturon des ersteren diesem
eingefügt (Härtung, 1. c. II. S. 69 — 72J.
— 130 —
21. CoUegiatitift zu St. Marien. E&i IfumMlift dw
Onlenaregel des b. Bfloedict, hervorg^angen — naeh der g»-
wöholichen Annahmfl, deren Biehtigkeit jedodi von Bejer nnd
Böcknar, 1. & S. 126, in Zweifel geEOgen wird -~ ans der Ver-
bindang iweier Stifiangen des fa. Bonifaoini, dea 748 fiandirton
Benedietiner- Mannsklostera und dea MarienkloBtera, unter naeh-
beriger Verwaodinng in ein Collegiatatift. Die Stiftabirohe —
die Marienkirche oder der Dom — war bia asm Jahre 1181 £e
einxige Pfarrkircfae der Stadt und blieb aacb, wenigatena bia
znr Reformation, deren Haoptkirche. Da die Geschichte dea
Stifta mit der der Kirche in enger VerbiadaDg ateht, und dieae
bereits eben so aosfÜhrlich als anverlftsaig von Beyer und Bfick-
ner behandelt nnd wenigsteoa die Kirche im wesentlichen noch
in der früheren Gestalt vorhanden iat, ao bedarf es hier keiner
weill&afigen Besprechung von jenem. loli will mich daher auf
die Bemerkung beaofarAnken: dass das Stift mittelst Kahioats-
ordre vom 24. Januar 1837 aufgehoben und aus deasen Vwmd-
gen der fttr kirohliche nnd Schulawecke bestimmte Harienatifta*
fonds gebildet ist (Breslau, Statistische Hittbeilnngeo S. 214 —
217). — Von den Gebäuden ist wenigstens das, allerdings nach
«einem vollständigen Verhlle erst 1844-— 1847 wieder hergestellte,
jetzt meist als Sohollocal benntsta EreuagangsgebOude noeh
vorhanden. Die in der PeleraBtrassa belegen gewesmen Cnrien
der Stifteberren waren bereits frQher, theils beim BombardeaMat
von 1613 aerstQrt, theils aas fortificatorisohen Bfloksiobten ab-
gebrochen (MUlveratedt , 1. c. S. 147 — 150). — Bme Abbtldiuig
dea Stifts mit seiner Umgebung um das Jahr 1661 fiadet sieh
ia Frita Cosmograpbie.
22. Harien-Üagdalenen-Kloster, vide Ursalinerinnsn-
KloBter Nr. 33.
23. Hartinakloster. Bs lag im Brtthl neben der Srohe
S. Martini extra, mit der e« durch einen die Strasse flberspaih
Banden Gang verbanden war und bildet gegenwärtig den Haapt-
theil dar Martinikaseme. Es war ein Nonnenkloster. Die Non-
nen gehSrton dem Cistercienser Orden nach der Hegel dea h.
Bernhard an und werden daher bald Cisteraienseritinen , b^
Bernbardinerinnen, auch Omuesohwestem genannt. Sabotapafron
war der hf Martin. Wie bereits oben ai^geben iat, hatte der
Convent urspranglich das Kloster Mariengartaa vor Aam Krim-
:. Cookie
— 131 —
I^erthor« ion«, wurde aber, cscbdem ihm un 30. Mai 1303 die
beraita 12G5 beBtAiid«ii« Kircfao S. Mardni extra moroe incor-
porirt worden, in den Brühl versetzt und erhielt in Folge deBisD
»einen nacbherigen Namen. Wenn Härtung (1. c. II. S. 124. 125)
angiebt: dasa das Kloster 1291 erbaut sei, so soll aich dies wohl
auf die ursprüngliche QrUndung vor dorn Erämpferthore besie*
ben, da nach seiner eigenen Erktfimng (ib. S. 124) dia Verle-
gung erat 1311 erfolgt ist. Das Richtige ist wobl: dasa, wie
£rbard (I. c. S. 2u9) and Mulverstedt (1. c. S. 157) bericbteo:
die Versetaung des Convents 1303 stattgefunden hat Die Ooti-
mog des Klosters soll wesentlich deu Qrafen von Henneberg za
verdanken sein, doch ist dasselbe stets arm geblieben. Bei der
Fenerabrunst von 1472 brannte es ab, wurde aber 14ti3 wieder
hergestellt. 16H2 wurden die Nonnen von den Schweden ver-
trieben und die Gebäude arg verwüstet. Erst 1755 wurde die
fast in Buineo liegende Kirche, bald darauf auch das Kloster
seibat restaurirt. Nach der Schlacht bei Jena wurde dasselbe
«la MiUtSrlaaareth verwendet und die Nonnen mussten sich in
sin NebengebSude zurückziehen. 182U wurde dae Kloster sftcu-
larisirt, das Qubäude, das durch einen nach dem Walle za neu-
erbautea Flügel vergrössert ward, zur Kaserne bestimmt, die
Eircbe zur Pfarrkirche erhoben, das VermSgen aber, so viel
nach der Dotirung der letzteren usd der Pensionirung der Klo-
sterfrauen Übrig blieb, dem Kirchen- und Scbulfonds überwiesen.
24. Neuwerkskloster (Novi opcris) oder Kreuzklo*
Star. lüs lag zwischen der Neuwark skiruhe, dem Klostergange,
der Regi er ungs Strasse und dem ehemaligen Stadtzwinger. —
Wie bereits frtlher bemerkt, befand sich das Kloster der rega-
Ürtea Kloeterfiraueu von dem Orden dos h. Augustio ursprilog-
lieh am Augastthore, dem ßeglerkloster gegenüber, wurde aber
1198 der grösseren Sicherheit wegen an das Wasserthor verlegt
nnd erhielt, während es bisher Ueiligegcistktoster goheissen, nun-
mehr den Namen des Nouenwerks- oder S. Crucisklosters , den
letzteren: weil die ihm zur Benutzung überwiesene Kirche die
heilige Krenzkircbe war. £s bekam die Qenebmigung zur Ver-
legung 1196 vom Erzbischof Werner, l'2i)0 einen kaiserlichen
Schutz- nnd Freiheitsbrief von Kaiser Rudolf, und eine päpst-
liche Qnadeobulle 1295 vom Papste Bonifacius VIII. Das Klo-
ster ist mehrfach voni Feuei- zerstört worden — so nach Falkua-
Cdo^^lc
— 132 —
stein (Riator. S. 121) 1239, and, nacbdem erat 1287 der Neobrntt
TölKg zur Vollendung gelangt wv, wieder 1391, wo der grosse
Brand, der einen bedeutenden Theil der Stadt in Aache legte,
dort znm Ausbruch kam. Wenn das Kloster auch damids wie>
der hergestellt worden ist, so muss es doch von neuem in Ver-
fall gerathen sein, denn nach einer an ihm befindlich gewesenen
Inschrift ist 1466 ein Meuban b^onnen, der 1473 roUendet war.
Doch auch dieser hatte keine lange Dauer, denn in den Jahren
1711 bis 1731 sehen sich die Nonnen genöthigt, einen Theil der
Baulichkeiten nach dem andern abzubrechen und neu aufzufElh-
ren. — Ueber die Situation jener kann ich mich auf die ansfBhr-
lichen Hittbeilungen Kraspe's im Alterthnmavereine beziehen,
denen eine bei Gelegenheit des Abbrucbs vorgenommene örtliche
Untersuchung zu Qrunde gelegen hat
Am 11. März 1819 wurde das reich begtUerte, von der Re-
formation aowie den kriegerischen Ereignissen nur wenig be-
rQhrte Kloster aufgehoben , sein Vermögen zur Fnndimng dei
Kirchen- und Schnlfonda verwendet, das Qebltnde aber 1^0 zu
einem, anfangs fDr beide ConfesBionen bestimmten, dann aber
blos evangeliachen Schullehrer - Seminare eingerichtet and die
Kunetachule sowie das Regierungaarchiv darin untei^ebracht
Es ergab aich jedoch bald: daaa es zu dem ersteren Zwecke
wenig geeignet, selbst geaundheitsge&hrlich sei; die Verhand-
lungen wegen des Keabsues zogen sich aber bis 1879 hin. Ala
das im ehemaligen Elostergarten an der Regierungeatraase er-
baute neae Seminar fertig war, wurde 1881 daa Kloster abge-
brochen. Erhalten iat aaaaer der Kirche nor noch daa aaf der
anderen Seite des Kloaterganges belegene PropsteigebKudo, was
jetzt dem Rentamte des Kirchen- und Scbull'onds zum OeaohKfti-
locale dient. Die daneben belegenen Wirthscbaftageb&ude waren
aber bereits am 1850 durch Verkauf in Privatbesitz Qbei^egan-
gen. — Eben so war von dem in Form eines Rechtecks an die
Kirche im Norden anschliessenden Kreuzgange, der mit dem an
die Regierungsstrasse stossenden Klostergarten durch nnen
schmalen dang verbunden war, zuletzt nur noch die westliche
Seite vorhanden (Mfilverstedt , I. c. S. 160. 161; Hortung, I. c.
II. S. 233—237).
35. Peter- und Panlakloater oder daa B e n ed i c-
tinerkloeter auf dem Peteraberge (Conventna montii
- 133 -
apOBtoIorom Petri et Paali), gewöhcliob Uos du Peterskloster
(SampelrinuiB) genannt Es lag aof dem Peteraberge neben der
in ihren UmfaiBungamauem noch jetzt Torbandeneo Kirche and
bildete vor seiner Zeratärnng bei dem Bombardement von 1813
mit seinen zw« stattlichon ThQrmen eine Hanptzierde der Stadt
and in Folge seiner weithin sichtbaren Lage achon in grosser
Farne dem Wanderer ein WahrKeichen von Erfurt. —
Kach den eben so ausführlichen «U gründlichen Arbeiten,
die Böckner dieaem Kloster gewidmet (das Feterskloeter zu Er-
fnrt in den Hittheilangen des Vereins tut die Geschichte von
Erfiirt. Heft X. S. 1 — US; vergleiche Werneburg, Beiträge zur
thftrin^scb. und insbesondere zur Erfurt Geschiebte, ibid. S.
158—164 a. 176) and den mehrfachen Besprechungen über das-
selbe im Alter thnms vereine, insbesondere den Hittheilungen
Kmspe's in diesem in Betreff der Lage der Klostergebäude, kann
ich mich hier kurz fassen nnd auf die Bemerkung beschränken,
dass die Erzäblang von der Stiftung des Klosters durch den
Frankenkönig Dagobert im Jahre 706, so alt sie auch sein mi^,
doch nur in das Gebiet der Sage gebärt und der angebliche
Stiftungsbrief anecht ist (Wattenbaoh, Lambert von Hersfetd S.
13 Anm. 1), dass vielmehr die früheste urkundliche Erwähnung
erst in das Jahr 1104 fölk, und wie Erhard (Zeitschrift für Ar-
chivkunde Bd. I. S. 31) dargethan: die Verwandlung des vorher
daaelbat bestandenen Canonikerstiftes in ein Benedictiuerkloster
erat in Folg« des BesohlnsBes einer vom Ersbischof Siegfried
1060 in Erfurt gehaltenen Synode, erfolgt ist. Kirchhoff (Weis-
thtlmer S. SOO) glaubt jedoeh: dass die Legende vom uralten
Bestehen der Kirche St. Petri nicht ganz aus der Luft gegriffen
sein könne; denn das dem Kloster vorausgegangene Stift sei ja
in seiner Existenz vSUig beglaubigt und niemand wisse von sei-
nem Anfange zu reden. Die alte Pfalzstfitte möchte der umfrie-
det« Raum eines Stiftes, dann eines Klosters geworden, und so-
gar lAanerreste der Känigapfalz in dem Peterskloster erhalten
geblieben sein. —
Die Aufhebung des Klosters wurd« sehr bald nach dem
Uebergange Erfurts an die Krone Preussen, mittelst Kabinets-
ordre vom 23. März 1803 verfingt, das bedeutende VeroBgen
desselben wurde zur Staatskasse eingezc^n. Die Gebäude
worden aber erhalten und während der fransösisohen Herrsohaft
.Cooj^lc
— 134 —
msist ftlr militäriBobe Zwecke benutzt, bis na durch die Fenen-
branst vom 6. November 1813 zarstört and ibrs Trammsr bü
der PUnirnng des Platzes auf dem Plutefta des Berj;ea beseitigt
worden (Malverstedt, 1. c. S. 152. 1Ö3; Hutong, I. c. II. 3. 129.
189; Bejer, Nacbtr. S. 60—66). Bei der, bald naobdem die
EntfeatigiiDg von Erfiirt angeordnet worden, arfolgtea BeseitigM^
eines Theils der Anlsgeti auf dem Petersbei^ , traf man in der
Nllhe der Hauptwaobe auf gewaltige Mauerreste und einen Tharm
mit 3 — 4 Meter dicken Wänden, die nur durcb Anwendung von
Pulversprengungen fortgeräumt werden konnten und die wohl
onsweifelbaft von dem ehemaltgen Kloster herrührten. Moob mag
hier bemerkt werden: dass nach Hogel (Chron. S. 93) der Aus-
änss der Wasserleitung, die das Petarskloster mit Wasser ver-
sorgte, um de§willen den Namen: Lanenbrannen geftbrt bat,
weil das Wasser ans dem Rachen einet aufgestellten Lowes mh-
6oss, Bowie dass sich in Friese's Chron. iV. S. 1148 und 1201
Abbildungen des Klosters von and nach deasea Dmwandlong in
eine Citadelle, sowie V. S. 211Ö nach deta Zastaade im Jahre
1735, als die Kapelle Corporis Christi einatOrate, und bei Frils
(Chron. 3. 140), sowie in der Cosm<^aphie solche nach dem
Zustande im Jahre 1661 , finden.
36. Daa Prediger- oder Dominikanerkloster, aneb
Pauline rkloster genannt, lag auf der Südseite der Predigerkirofae
and nahm den Raum zwischen dieser und der Gera ein, ¥rieloi>e
letztere das Kreuz gangsge bände jedoch nicht berührte. Das
ehemalige Kapitelhaas ist, wenn aoeh vielfach nmgebant, noch
vorhanden und wird jetet an Scfaulawecken banntat, naobdem
es längere Zeit zum Schüttboden gedient hatte. Daa Kloster
folgte der Ordensregel des fa. Domiaicus oder der Frediger.
Scbutzpation war der fa. Johannes der Bvangeliat — Ala erster
Stifter gilt Qraf Elger von Hohenstein im Jahre 120S; 1268 er-
folgte eine Vei^ÖBsenmg des Oonvents, sowie ein um- und
theilweiser Nenbau der Klostergebäade, nachdem der Rath 1366
dem Kloster die Gasse, die zwischen seinen Gebäuden sich be-
fand and bis aar Mühle am Langanstege ging, geschenkt hatte
(Hogel, 1. o. S. 170). Eine ähntiohe Scheokui^ machten 12^
Oraf Heinrich von Qlei(^en, Vogt der Stadt, und Berthotd Viti-
Aom von Apolda den Kloster (ibid. S. 173). Im Ji^re 1430
ward« dasielbe dnrob einen Steg oiit dem wif der aadwen Seit«
— 136 —
d«r dart Ke^ endeo BarfÜBserkloster in Verbindiuig gesetzt (ibid.
S. 510). Die KU jenem gebtfrige Kirche wurde gleich nach dar
Refonn»tioa von den £vaogeliBcheti in Besiz ganomniei] und die
berühmte Schule des SaveriBtifteB, an deren Spitze Eobsn Haa-
aa» stand, in dag Befectorium dea Klosters „transferirt", doch
erfolgte die Säcularisation des letzteren erst 1590, der theilweise
Abbruch der Qebäude aber erst in der zweiten HtUfte des sieb-
zehnten Jahrhunderts. Ein Orundriss derselben Tom Jahre 1664
üt in Zacke „Ueber das Todtenbuch des Dominikanerklostera
ond dia Fredigerkirche zu Srfurt Erf. 1861" mitgetheilt.
27. Das Beglerkloater oder Kloster der regulir-
ten Chorberreo des b. Augustin. Dasselbe lag neben
der Reglerkijfcbe , die dessen Kirche war und von ihm ihren
Namen trägt, an der Stelle, wo jetzt das Haus Bahnhofstrasse
Nr. 6 steht. Der dazu gehörig geweaene Klosterhof ist das da-
neben liegende Qrundatück der I. Thüriogiachen Bierbrauerei-
Aktiengesellachaft, der s. g. Regler- oder Jesuiten- Ackerbof.
Die Mönche gehörten zur Ordensregel S. Angustini de regula
und wurden daher bisweilen auch Domherren genannt. Der
Stifter ist nicht sicher nachweisbar, doch wird meist der Erz-
biachof Adalbert I. (1111-1137) and 1117, 1131 (Liber eroni-
conna [Erfordiensis] herauageg. t. C. Wenck, Zeitschr. des Ver.
t ThOring. Gesch. N. F. IV. S. 249) oder auch 1135 als Stif-
tongsjabr angegeben. 1289 wurde das Fatronat der Lorenzkircbe
dem Kloster unirt und 1318 iscorporirt. Eben eo besass es das
Fatronat Über die Kirche «u Becbstedtwagd , die Albanakircfae,
die Gangtoffkirche, die Kapelle St. Uatthäi und ein eigenes Ho-
apital. — Wie das Chronic. Sampetrin. (ad. StUbel p. 101) er-
zählt: haben 1273 Bathsmeister und Kath von Erfurt mit der
Gemeinde das Kloster der Augustiner zerstört und diese aus
der Stadt vertrieben. Ob es sieb liier um das Kloster der re-
gulirten Chorherren des Augastinerordens oder um das oben-
erwähnte Allerkeiligenkloster , das gleichfaUa AugaatinBr inne
hatten, bandle, wird jedoch weder hier, noch in der von Falken-
stein (Hist. S. 111; cf. Lambert, Aeltere Gesch. u. Verl v. Erf.
S. 71) erwähnten Urkunde, durch welche Erzbiscbof Werner die
Elrfiuter wieder in Gnaden auinimmt, erwähnt. — Bei dem
grosasn Brande von 1291, der den ganzen Stadttheil vom Neu-
werkskloster bit zum Krämpferthore in Äsche legte (Falkonstein
Dictzedby Google
— 186 —
HiBt. berichtet die Sacbe zwennal, das erstemal S. 88 b«tm Jahre
1240, das anderenal S. 163 beim JaLre 1291, doch ist nur daa
letztere richtig), brannte anch das Reglerkloster nieder, ea ward
jedoch wieder hergeatellt. — Der Krenzgang warde 1374 ge-
baut; der Fltlgel deaaelben, aaf dem die nördliche Empore der
Kirche roht, iet noch vorhanden. —
Nach EinftthmDg der Reformation in Erfurt wurde das Kld-
ater um 1540 von dem Rathe aafgehoben und in derselben eine
evangetiachc Schute errichtet, worauf die Manche es Terliessen.
Der letzte derselbeD, Liboriue Ocheenkopf, starb 1580. Das
Verfahren de« Raths wurde jedoch kathoHscherseits 1586 ange-
fochten tind in Folge dessen mnsste derselbe 1606 auf kaiser-
lichen Befehl das Kloster selbst restituiren, wftbrend die Kirche
den Evangelischen verblieb. Das erstere wurde bieranf 1615
vom Korfttrsten Jobann Schweikard den Jesuiten, von welchem
Orden sich einzelne bereits 1580 in Erfurt eingefiinden und der
■ich 1587 bleibend dort niedergelaseen , geschenkt, die Meranf
1618 ihre seit 1602 in Erfurt bestehende Residenz in ein Colle-
gium umgestalteten, das 1619 im gedachten Kloster seinen Sitz
nahm. Bei der grossen Feuerebrunet 1660 brannte dies jedoch
ab. Nur dessen Nebengebäude, der b. g. Ackerhof, und der ie
die Kirche eingebaute FlUgel des Kreuzganges blieben erhalten.
Das- Kloster ward nicht wieder hergestellt, vielmehr wurde tun
1664 ein nenes Collegium des gedachten Ordens «uf ein«o sn
dem durch denselben Brand wüst gewordenen Stottemheimacben
E&usem in der SchlösserstraRse gehörigen BauplatiEe, den Kar-
fOrat Jobann Philipp zu diesem Behnfe angekauft und ihm ge-
schenkt batte, errichtet. — Der Ackerhof blieb bis zur Auf-
hebung des Jeauiterordena 1772 in dessen Besitz, gelangte dann
in den des Exjesnitenfonds, von welchem er an die 'Hiliriagiaebe
Eisenbahngeaellschaft verkauft, demnächst durch Tausch an den
Jnstizfiscus, schliesslich aber in Privatbesitz Qbergegangen ist
(Mttlverstedt, 1. c. S. 153.)
28. SalvatorsktoBter vid. KarthHDserkloster No. 18.
29. Scbottenkloster oder Kloster zu den Schot-
ten, welches in der grossen Schottengasse neben der ihm zu-
gehörig gewesenen Jacobs- oder Schottenkirche stand, da wo
sich gegenwärtig die KriegBschuls befindet, wurde der gewShn-
*icben Annahnae nach, die sich bereits bei Lambert von Heraield
D,:|,l,;.dtv Google
— 137 —
findet, 1037 oder lOSß daroh Walter von Qlisbcrg ond desHeo
Ghtttin Hedwig, geborne Markgräfiu tod Vohbnrg, gegründet.
Wattenbach (Lambert v. Hersfeld, S. 39 Änm.) bat jedocb be-
merkt: dais jene Angabe bei Lambert ein viel ap&terer, ans
Erfurt stammender Znsatz sei. Walter aolle das Scbottenkloster
daselbst 10S7 gestiftet baben und 1037 gestorben sein. Diet er-
scheine aber sehr zweifelbaft, da sich ein Walter von Glisbei^
nrkandlicli nicht früher als 1280 nachweisen lasse, das Kloster
komme jedoch bereits im Jahre 1211 nrkondHch vor. Eirohhoff
(Erfurt im 13. Jahrb. S. 141) nimmt auch an: dass das Scbotten-
kloster früher als das Peterskloster (1143) gegründet sei. Ist
dies richtig, so kann wenigstens nicht Walter von Olieberg dei'
Orfinder des ersteren gewesen aein. —
Die Ordensregel der Mönche war die S. Benedicti oder 8.
Jacob! Scotomm. Das Kloster erhielt 1198 ein kaiserliches Pii-
vileginm, welches Kaiser Rudolf I. 12B5 bestätigte. Der grosse
Brand von 1472 legte es in Asche; es ward aber 1510 wieder
hergestellt. Im Jahre 1682 schenkte König Gustav Adolf es
dem Rathe, der es veränsserte, nach dem Prager Frieden aber
wieder cinlSseo und dem Orden zurückgeben musste. Da das
KlostergebSude im Laufe der Zeit sehr in Verfall geratfaen war,
so wurde 1727 (nach Friese, l. c. V. 3. 1547 im Jahre 1711) ein
Neubau vorgenommen. Die Kirche desselben wurde 1744 der
Nieolaigemeinde , deren eigene Kirche angangbar geworden, als
Pfarrkirche überwiesen. 1820 ward das Kloster aufgehoben und
dessen Vermögen dem Kirchen- und Schulfonds übereignet Das
Klostergebäude ward, nachdem es bis dahin ku Montirungs-
kammern und Mititär-HandwerksstStten benutzt worden, \fßb
abgebrochen und an seiner Stelle die Kriegsschule gebaut (Mfll-
verstedt, 1. c. 8. 162. 103; Härtung, 1. e. II. S. 177—179). -
^. Servitenkioster vide Marienknechtskloster Mr. 20.
31. Collegiatstift S. Severi. Die Wobnungen der
Stiftsgeistlichen lagen dem Chore der Severikirofae gegenSberj
aof der Höhe des der Stadt sngekehrten Abhanges des Severe
berges,' stehen zum Theile noch und dienen als Pfsrrwohnungen
für die Severi- and die Domgemeinde. — Daa Severistift war
ein Msonsstift nach der Ordensregel des b. Augnstin. Die Zeit
der Stiftoog ist nicht genau bekannt, nur steht fest: dass ea
1 121 bereite bestanden hat. Es wurde nach der gewdbnlichM
.oogic
— 138 —
Aniuliffl« auf der Stulle, wo lich, wie W«iU oben sAb Kr. 8
BTwähot worden, vorher das BeDedictmer-NooneDkloBter S. PaaU
oder HochmUnster befunden, errichtet, nachdem die Qebeine
dei h. Severua in der dortigen Kirche niedergelegt worden wa-
reoj wie Beyer and ßöckoer, Gesch. d. SÜftskirche B. JA. T. S.
168 glauben, hat ea jedoch seit unbekannter Zeit neben diesem
Kloater dort bestanden. 1077, 1142 und 1472 wurden die StUiU-
gebäade durch FeaerehrBnate seratört In der sweiten Hälfte
dea 13. Jahrhunderts waren dieselbe» gänaticb in Verfall gera-
then, lie wurden jedoch 1278 auf Veranlaasung des Erzbischofs
Werner wieder hergestellt. — Während der schwedischen Besits-
i^ahme ward 1633 das Stift den Evangelischen übereignet, nach
dem Prager Frieden masste es jedoch den Stiftsgeistlichen sn-
rBckgegeben werden. Nach dem Uebergange Erfurts an Prens-
sen. wurde es 1803 B&cularisirt und sein Vermögen aur Staats-
kasse eingezogen, soweit es nicht cur Dotirung der Severildrob«
»1b Pfarrkirche verwendet werden musste (Mülverstedt, 1. c S.
150. 151; Härtung, 1. c. II, S. 354 — 369).
32. Stephanskloster vid. Marienknechtskloster Nr. 2a
33. Ursulinerinnen^loster, anch das FransÖsische
Kloster genannt Dasselbe lag bekanntlich am nSrdliohen
Ende des Angers an der Ecke, die dieser mit der Hariengaaae
bildet. Vor der Aufnahme der Uraulinerinnen in dasselbe be-
fanden sich darin die: Weissfrauen, Marien-Magdalenen-
Büaserinnen oder Pönler innen genannten Nonnen. Nach
der gewöhnlichen Annahme hat deren Kloster arsprbnglich in
dem Winkel einer Gasse awischen der Paolskirche, der Prediger-
kirdie and der LangenbrUcke hart an der Gera gelegen, und
jene Gasse, da sie keinen Ausgang hatte, also eine Sackgasse
war, hiervon den Namen Nonnensack erhalten. Von dort aas
wlren die Nonnen im Jahre 1194 nach dem neuen Klostar anf
dem Anger übergesiedelt (Erhard, 1. c. S. 209; Härtung, L c
IL S. 278; Dominikus, 1. c. I. S. 110). Beyer (Geschichte des
Klosters der Uraulinerinnen, ehernes der weissen fVauen in
Krfurt Erf. 1867, S. 11. 12) gtaabt jedoch: dass das Kloster
von Anfang an auf seiner späteren Stelle gestanden, and dass
es nicht mfiglich sei, genan festzustellen: in welchem Verhält-
Bisse sich dasaelbe zu dem nur in «ner einzigen Uikund« von
13&3 ausdrttcUioh erwähnten Coavente vd d«a MonaMStck»
.Cooj^lc
— 139 —
bafandeD and disaer vokl venigsr ein eigenes Eloiter, tX» ein
QBtsr Anfnokt einiger Nonnen geBtsndeoer Oekonomiebof ge-
wesen sei. Friese (]. c I. S. 153) erwähnt, das» der Rath 1371
da» ConTeDtnslh«na auf dem Nonnenaacke illr SO Talent ver-
kauft habe, wa> auch daraaf deutet: dasa daaeelbe kein wirk-
liches Kloster gewesen sein könne. Eine pftpsttiche Bulla von
133Ö sprieht nur von den Schwestern der Bttsaerinnen des Klo-
sters ti. Uariae Magdalenas in Erfurt, giebt also keinen Anhalt
in Betreff des Platzes, wo deren EJoster gestanden. Oewias iat
ea aber: dass sieb 1246 das Kloster auf dem Anger befunden
hat, da es von der damals (nicht 1240, wie meist angegebisQ
wird, vid. Chronic. Sampetr. ed. Stabel p. 80) stattgefundenea
Feuerabruuat, die den grüsaten Tboil der Stadt in Asche legte,
mit serstört worden iat. Dooh eraoheint es nicht unmöglioh;
dasa in Folge deaaen eine Verlegung stattgefunden hat, da es
steh nur so erkiftren Iksst, dass die Stadt dem Kloater damals
ein Haas geschenkt hat, welche Schenkung 1256 von dem Papste
Alexander IV. bestätigt wurde, der anch 1258 die bieher &t die
Können geltend gewesene Regel des h. Benedict in die weniger
strenge des b. Angustin umwandelte und den ursprünglichen
Zweck des Ordens: gefallene Mädchen an retten, soweit verän-
derte: daaa nun auch andere Jungfrauen den Eintritt nicht mehr
zo scheuen brauchten und das Kloster in Folge dessen eine
Verpoi^ungsanatalt fUr die Töchter der st&dtischen Patrizier^
familien nnd des umwohnenden Landadels wurde. In dieser
Weise bestand dasselbe bis zum dreissigjfthrigen Kriege, in wel-.
diem es, namentlich während der Dauer der schwediaohen Ocou-
pation, in vollständigen Vermdgens verfall und äasserate Noth
verfiel, sodass zuletat die Zahl der Klosterfrauen bia auf vier
geaunkea war. Da beschloss Kurfürst Johann Philipp 1667,
ooter deren Zastimmung das Kloster ganz aufzuheben und die
Oebäade dem behufs der Erziehung der weiblichen Jugend ge-
gründeten, 1544 päpstlich bestätigten Orden der h. Ursula sa
ttbergeben, infolge deasen die Anstalt zanächat mit fünf von
Kitaingen hierher berufenen Nonnen besetzt wurde. In der
Eigenschaft als Erziebungsanstalt iür die weibliche Jugend —
and «war als Elementar - Mädchenachule , als faöbere Töchter-
schule nnd als Pensionat fir junge Mädchen aas den höheren
Ständen ohne Unterschied der Confession -~ bat das Kloster.
:. Cookie
— 140 —
bi* io die neaeite Zeit beitanden, anbertthrt von der 180S und
ISiO atattgeAmdeDen Säoalariiation der KlSatar Erfdrte; ent
1S79 erfolgte aeine Aufhebung, doch wurde es aocb da den bw-
herigen ffonnen gestattet: das gemeiDaarae Leben in einem der
Ktostergebäade fortzufahren. (MUlveratedt , 1. c. S. 161. 162;
Härtung, I. c. U. 8. 276—282; Erhard, 1. c. S. 209.)
34. Va]entinerhof. Er lag neben der BarfUaaerkirohe,
auf Nr. 1&67 nod Wiperti 91 nach früherer Zählung, und vurde
1653 von dem Ratbe gekauft und den Angaatmer-Eremiten aber-
geben, um auf der Stelle ein Kloster su bauen ; ea befindet aicb
auf dieaer dengetn&ss das frtlhere Wigbertikloeter. Hogel, wo
M* beim Jahre 1373 die Grtlndung des Karthänserblosters ers&hlt
(S. 434) bemerkt: „dies war der achte Mönchaorden in Elrfnrt,
der Valentiner und der AntoniuabrUder au gesohweigen, die ihr«
GonTentna and H5fe auch hier hatten, dieser ihr Hof war ein
bttrgerHchee Haus, jenes Ihrea wurde endlich tod den Angnati-
nerq bewohnt". Vergl. auch das oben ttber die CapeUa ad 8.
Valentinnm bemerkte.
35. Weisafrauenkloater Tid. Ursiüinerinnankloster
Np. 33.
96. Wigbertikloster. Der Augnatiner - Eremitenorden
hatte die oben sub Nr. 3 erEftfalte Einziehung seines Klosters
lieb keinesweges rahig geüallen lassen, vielmebr einen sehr ener-
gtacben Widerspruch dagegen erhoben, und, nachdem er ein ob-
aiegendea Urtheil erstritten, jenes RQokgabe gefordert. Der
Bath konnte sieh hierzu aber nicht entscbliessen , weil ee in-
zwischen zum Gymnasium eingerichtet war, übereignete dem
Ordern aber statt dessen 1618 das damals TollstHndig wüst ste-
hende Marion kneobta- oder Servitenkloster mit allen Einkünftas,
die dem früheren Kloster zugestanden, und kaufte, nachdem
jenes, an das die MSnohe noch eine Kapelle gebaut, 1636 T<m
des Schweden gSnzlich zerstört war, und die Mönche einatweilen
ein Unterkommen in dem Weissfranenkloster gefunden, 1653 den
in der Nahe der Wighertikirche belegenen Vaientinerhof. Naoh-
dein der Erzbischof nun auch noch diese Pfarrkirche, über deren
Eigenthom 1582 zwischen den Evangelischen und den tUtbolikan
ein durch kaiaerlicfaen Rocfataspmch von 1606 an Ungunsten der
enteren entechiedener Streit entstanden war, und die infolge
dessen den Katholiken hatte zurückgegeben werden aattaaen and
:. Cookie
— 141 —
nnr w^rend d«r Scinredeiiseit 1633 — 1636 vorübergehend sieh
wieder in dem Beehse der Eviuigeliscben befunden (Hartnng,
1, c. II. 24b — 202), dem Orden cur Klosterkirche überwiesen
batte, warde derselbe in Erfart vollatttodig restituirt. Nachdem
der Plate noch durch 16 kleine, 1665 und 1666 dazn erworbene
Privatbfiuaer am Barföiaersteinwege vergrössert war, erbaute der
Orden nunmehr 1665 bis 16dö das im Wenentlichen noch jetzt
vorhandene Kloster, das seinen Namen von der ihm zugewiese-
nen Kirche erhielt. Nach der Einnahme Erfurts durch die Ver-
bOndeten wurde 1814 dasselbe zu einem Hilitärhospitale eingö-
riohtet; die Mönche mussten es verlassen and Canden eine einst-
weilige Unterkunft in dem Leihhaase, dem ehemaligen Jesnitw-
coUegium (Beyer, N. Chron. 3. 566). 1822 wurde da« Kloster
aufigehoben , das Vermögen desselben zur Dotation des Kircben-
und Scbnlfonda verwendet, das QebSude aber f&r militärische
Zwecke benutzt. Gegenwfirtip befinden eich, nachdem die Qar-
nisonachole aofgehoben und die jetzt Kriagaschute genannte
DivisioDSBchule in das an der Stelle des ehemaligen Schotten-
Uosters errichtete Oebäade verlegt iat, ausser der Dienitwoh-
nang des Geietlicben an der Wigbertikirche, die Militürcasinos
sowie Milit&r-HandwerkerBt&tten und Montirungskammern darin.
VoUstAndig erhalten iat noch das grosse Refectorium, ein grosser
Saal mit einem Plafond von vortrefflicher Stackarbeit von 1687.
(Mälverstedt, I. c. S. 155; Härtung, 1. o. II. S. 253. 254.)
AuwIU'tixM Klttstera nnd anderen f^lBtlichen CorporatioBen
gehSreode Httfe.
Da Erfurt während des Mittelalters sowohl in kirchlicher,
wie politischer nnd socialer Beziehung die Metropole ThfLringeas
bildete, so hielten es die in diesem belegenen Kldster ihrem
Vortheile entsprechend, sich in steter Verbindung mit der Stadt
dadurch zu erhalten, dass sie eine besondere, ihnen aasschlieaa-
licfa gehörende Niederlassung darin gründeten. Dieselbe sollte
namentlich daeu dienen, den Vorstehern und Conventualen der
Klöster, wenn Geschäfte aie nach Erfiurt führten, Unterkunft au
gewähren, die Boscbaffdng der LebenabedürfnisBe zu erleichtern,
vor allem aber durch die Gewinnung dea städtischen Bürger-
rechtes einen Schutz sowohl gegen die Raubritter als auch ge-
gen Wegelagerer aus der Stadt selbst sich zu beschaffen. Dies«
.oogic
- 142 -
Böffl falirteB den Nameo: FrobnbSfe, od«r, oament&ob wAan sie
«inem Banedictinerkloiter angehörten, Eeinbafe (cnriae cellen-
rü). Sie entstKuden meiat in 12. and Anfange d» 13. Jahrlinn-
derta,- verloran aber mit der Zeit ihre Bedeotnng, kamen mit
Anfhehnng der Klöster, eq denen aie gehSrten, in weltHchen
Besitz und Bohlieaslich meistena in Privateigenthnm.
Von dei^leiehen in Erfurt beatendeoen Nisderlaainngen sind
insbesondere nachatehende bekannt:
I. Der BUrgelerfaof. Er gehörte dem 11S3 gegrOndeten
Benedictinerkloater BUrgel im OroaaherEOgthom Sachien-Weimar,
and lag da, wo aieh gagenwBrttg das katholische WaiBechana
befindet. Im Jahre 1348 hatte das Kloater Btlrgel den Hof an
das Kloater Reinhardabrunn verkauft
3. Der Cöltedaerhof, dem Benedictiner- Nonnenkloster
SU Cölleda oder Köln in Thüringen gehörig, befand sich in der
Menstadt. Er wurde von Seiten des Klosters 1367 an den Rath
von Erfurt verkauft, und ku HiethwohDungen fttr Studenten ein-
gerichtet.
3. Der Comtborhof. Er lag in der Comthnrgasse , jetat
das Baus Mr. 4. Das dazu gehörige Orundat&ck erstreckte aiob
längs des Breitstroms bis in die Nfthe der Kicolauskirobe und
stieas östlich an die zum Augustinerkloster gehörigen Gebinde.
Er gehörte dem deutachon Orden und war, nachdem er nur
kürzere Zeit selbstattlndig dorcb ein Mitglied des Ordena vei^
waltet worden war, abh&ngig von der Commeade Oriefstedt'
(Anderson, Gesch. der deutschen Ordens - Commende Glri^tedt,
S. 23). Er war aof einem 1381 von dem Kloster Reinbards-
brunn erkauften Orundatttck errichtet und ihm die Micol«nskirche,
deren Patronat der Orden tauschweise 1284 vom Marienatifte
erworben hatte, incorporirt. Bia 1790 befand sieb der Comtbvr-
bof im Beaitze des Ordena ; im genannten Jdbre aberliesa dieser
ihn aber, am der Verpflichtung, die ganz veHUlene Kirche neu-
bauen zu mOesen, enthoben zu werden, dem Kurf^stea von
Haint. Der Hof diente nun bis 1855 dem Pfarrer der in die
Kirche des Schottenkloaters verlöten Nlcolaaagemeinde zur
Dienstwobnang , ging dann aber, nachdem für dieae ein beson-
derea Pfarrhaus neben der genannten Kirche erbaut worden war,
in Privaibesits über. Daa Oehüude iat im Weaentliohen noch
erbalten; auf dem dazu gehörig gewesenen Garten aiud die
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Hftater ComthTirgasiie Nr. 2 ond S erbaut (Mfllverstedt, 1. o. 3.
184; Härtung, 1. c. I. 187, U. 289).
4. Der Georgen thnlertiof. Er lag in der Mainserhof-
•trasse Nr. 21, wo sich gegenwärtig die Artilleriekasemfl befin-
d«t, und geborte dem Cistercienser-MöncbskloBter Oeorgentbal
im Hertogtham Sacheen-Ootfaa. Da* Orundatück wurde 1217
Ton dem Kloster gekauft, daa daselbat die St. Elisabetbakapen«
errichtete. Das auf ibm erbaute Gebäude wurde bei der grossen
Feiierabrunat 1472 eingeäschert, aber bald wieder hergestellt,
wie eine Inschrift nnter einer Bildsäule dea h. Georg mit dem
Lindwurme, die auf einem Brunnen stand, besagte. Nachdem
im Bauernkriege das Kloster Georgenthal seratört war, nahmen
die H&ncbe ihre Zu6ucht in dem Hofe, aber bereits 1533 setzte
sich der Rath in dessen Boailsj er musste solchen jedoch 1553,
da derselbe nur eine Pertinenx des von Sachsen säculariairten
Kloatera bildete, an jenes abtreten. In Artikel 9 dea Leipziger
Kecesses von 1665 wurde daa sächsische Eigenthum ansdrttck-
iich anerknnnt. Bei der Tbeilnng der Sachsen -ernestiniscfaen
LSnder kam der Hof suerst an Gotha, dann an Weimar, nnd
er wurde nun die Wohnung des aächaischen Geleitsinspektors,
d. h. des Beamten, der fttr die gehörige Entrichtung der Geleits-
abgabe zu sorgen hatte. Während der franzSsischen Herrschaft
wurde das Gebäude ziim Militftrlazareth verwendet. 1834 ge-.
langte der Hof angleich mit dem Geleitsrecbte an die prenssi-
sehe Regierung, die ihn bis 1860 als Montimngskammer benatzte,
iba 1861 aber wegen seiner Bauf^Uigkeit abbrechen und das be<
reita erwähnte Gebäude auf der Stelle errichten liess (Gersten-
berg Novantiqua; Härtung, 1. o. J. 148 — 150).
5. lohtershanaener Hof; derselbe lag in der Regie-
rnDgaatrasse neben der St. Vitikirche und gehörte dem Oister-
««naer- Nonnenkloster lohtersbausen im Hersogthnm Sacbsen-
Gotha. Ein Weiteres ist dber denselben nicht bekannt. Eine
curia prepositi in Icbiriobeshaeen hatte, nach dem Preizinsregt>
Bter von 1293, in der Parochie S. Martini vor dem Graden ge-
legen.
6. Der Johanniterordenshof. Er war im Sprengt
der St. Nieolaikirche belegen. Die Zeit seiner Gründung und
der Name des Gründers ist nioht bekannt, doch ist der letztere
weU der Orden selbst gewesen. Die Aofhebiing erfolgte durch
:.C()OJ^IC
— XU —
Verkauf «n den Rftth im J&hre 1339 (MOlveratedt, 1. c. S. 164;
Härtung, 1. c. II. S. 381).
7. Mainserliof (Cnria episcopalis Erfordiensis) oder auch
bloa: Zum Hof genannt. Er lag swischon dem Mainaerbofplats,
der von ihm aeinen Namen bat, dem Bergetrom und der Main-
zerhofmühlgaase, wo sich gegenwlirtig der Artillerie-Exercierplata
and Pferdestall, sowie ein Tfaeil der Qewehrfabrik befinden, —
Er gehört nur uneigentlicb hierher, da nicht eine ausw&rÜge
geistliche Stiftung, BOndern der Erzbischof von Mainz ihn be-
•aas, dessen Oekonomiebof er bildete. Ursprünglich hatte eich
der letztere in dem Dorfe Hochheim befunden; er war aber, dft
er dort feindlichen Angriffen zu sehr ausgeBstzt war, 1255 ood
1256 nach einem zu diesem Behufs angekauften Grundst&ck im
Brühle verlegt worden (Friese, 1. c. I. 3. 56c). Die daselbst
aufgeführten Gebäude enthielten zugleich die Dienstwohnungen
der ttrzbischöflicfaen Beamten, des Vicedoms, des Sieglers, der
Schuttheisaen, der Amtleute, Richter, Zöllner u. s. w. Aach be-
fand sich dort ein das Hundehaue geoanntes Gcfängnisa, das in
den Streitigkelten zwischen der Stadt and dem Erzbischof eine
Bolle gespielt hat. Bei der grossen Fenersbrunst 147^ brannte
der Maiozerhof ab , wurde jedoch bald wieder hergestellt. Im
Banemaufruhr wurden die H&user ausgeplündert und arg ver-
wüstet. Nach der schwedischen Besitzsahme wurden die knr-
^stlichen Beamten verjagt und es ward der Hof der Stadt
QlMtrgeben; er musste aber 1664 restitutrt werden. 1696 wurden
die bisher nur aus Holzwerk bestandenen Geb&ade abgonssen
and in Massivbau wieder auigeflihrt. Die zum Hofe gebSrig«
Mühle ward 1716 an einen Privatmann verkauft. — 1789wnrd«B
die Qebfinde zum Lazsreth flir das zur Garnison gehörende kor-
mainziscbe Contingent eingerichtet und auch w&hrend der fran-
zösischen Herrschaft dienten sie als Milit&rfaoepital. Mach d«r
swedten {tteussiscben Bedtzoabme kamen sie in den Besita der
Stadtgemeiade , welche dieselben jedoch 1836 an den Hilitir-
fisous verkaufte, der 1839 mit dem Abbroch der Hauptgebftade,
sowie des daneben liegenden Thores begann, 1861 auch die 1859
aurückgekaufte Mainzerhofmühle abbrechen und nur die Pferde-
ställe und ein kleines Oekooomiegebände anfangs oOch stehen
lieas. Gegenwärtig ist nur noch die in die Straasenmaoer «in-
gefügte Vorderwaad der Kapelle mit einer loacbrift Toni' Jahre
:. Cookie
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1504 übrig (Michelsen, D«r Mainzer Hof zu Grfnrt «m AuBgAßge
des Mittelalters, Jena 1853; Hartang, ). c. I. S. 1(>8— 186, wo
sich eine Abbildung des Oebfiades befindet, und 286).
8. Die Oldislebenerhöfc. Das Benedictiner-HSDclia-
kloster Oldisleben im QroBsherzogthum Sachsen-Weimar beeasB
in Erfurt zwei Höfe, den einen in der Neustadt (jetzt Regierungs-
Btrs8B6 Nr. 50 — 52), den es 1307, den andern vor dem Oraden,
den es 1312 erkauft hatte. Dieselben gingen, nachdeni das Klo-
ster 1^9 sftcularisirt worden war, ein.
9. Der Paulinzelle^- oder bloa Z e 1 1 e r h o f , auch
Scfawarzburgerhof genannt, lag nach Härtung (1. c. II. S.
240) in der Neastadt, jetzt Regiemngsatraase Nr. ft3— 56, mithin
neben dem vorerwähnten Oldisl ebener hofe (doch hat nach eben-
demselben I. p. XXXIV. gerade umgekehrt der Oldislebenerho
die Nr. 1038a und 1038b nach der früheren Nammerirang , jetst
Regierungsstrasse Nr. 54. 55, der Panliozellerhof aber die Nr.
2039 und 203da, resp. Nr. 50 — 52 eingenommen), nach andern
Angaben (Friese, 1. o. I. S. 29e) auf dem, freilich nicht weit
davon entfernten Rosemarkt (jetzt Herrmannsplatz). — Er ge-
hörte dem Benedictiner- Mönchskloster Paulinzelle im Fiiraten-
tham Scbwarzbnrg - Rudoletadt und war im Jahre 1110 von die-
sem angekauft. Er war kein Freihof, wie die übrigen Kloeter-
böfe, sondern dem Neuwcrkekloster lebnapflichtig. 1483 wurde
er durch eine Feuersbrunst grosaentheila in Asche gelegt. Nach-
dem das Kloster Paulinzelle 1525 im Bauemaufruhr zerstdrf und
nm 1534 von dem Glrafen Heinrich XXXIV. von Schwarzburg
Bäcularisirt worden, verödete der Zellerhof. Durch einen zwi-
schen dem Orafen Günther von Schwarzburg und dem Karfür-
sten Johann Friedrich von Sachsen, der 1543 einen erfolglosen
Versuch gemacht hatte, eich gewaltsam dessen zu bemüchtigen,
(Hogel, 1. 0. S. 1013) 1544 abgeachlossenen Tauachvertrag ge-
langte er an den letzteren, sodann aa den Herzog von Sachsen-
Weimar, der ihn aber, da er über die Qaalitfit mit dem Erfurter
Ratbe, der selbst auf daa Eigenthum Anspruch machte (Hogel,
1. c. S. 1017) in einen viele Jahre schwebenden Streit gerieth,
obwohl in dem Artikel 9 des Leipziger Recesses vom ^_ Deobr.
1665 sein Recht noch ansdrücklicb anerkannt wurde, und nach-
dem der Hof 1590 durch eine Feaersbrnnst zerstitrt worden
(Hogel, I. c. 3. 1340), nicht wieder herstellte, so dase derselbe
10 ivAl'^lc
- US -
bis in den Anfing des 19. Jahrhunderta wtist liegen blieb and
erat dann mit FriTatliäuBern bebaut wurde.
10. Der Pfortasche Hof. Er befand aich in der Äuga-
Btineratraase in der Ijäbe der Lebmannsbrficke swiaohen der
Hfigelgasae und dem Breitstrom (ÄogaBtiDeratraeee Nr. 30). Er
gebCrte dem Giaterzienaerkloater Fforta. an der Uaale. Dieaea
hatte nicht lange nach aeiner Orfindung im Jahre 1098 in dar
MichaelisBtrasse nahe bei der Georgenkircbe , da wo spätor daa
jetzt abgebrochene Inquisitoriat stand (Hegel, 1. c. S. 118; Er-
hard, 1. G. 3. 221), eine Niederlassung mit einer Kapelle gegrün-
det, die aber im Anfange des 13. Jahrhunderts verödete und
von den Anwohnern anageplündert wurde. Das Kloster verklagte
hierauf die Stadt bei dem Papste auf Schadenersatz, der die
Sache durch eine 1212 entsendete Commission untersuchen liesa
und demnächst dem Rathe unter Androhung des Bannes au^ab,
das Klostor klaglos zu stellen. Derselbe kaufte hierauf das oben-
erwähnte Grundstück und übereignete solches dem Kloster
(Friese, 1. c. I. S. 4?a — 43b). Die Ciateratenser Hessen jedoch
auch diesen Hof wüst werden, worauf ihn der Rath kraft de*
ihm zustehenden Heimfallrechtes 1363 einzog and eine Soheoer
(Hogel, I. c. S. 413), später ein Korahaua auf der Stella errich-
ten licBH. (Nach Mülverstedt, 1. c. S. 175, bat aich jedoch noch
1416 das Kloster in dem Besitze dea Hofes befunden.) — Als
die Nonnen des Cyriublosters aus ihrem bisberigen Kloater,
das ans fortificatorisoheu Rücksichten bei Erbauung der Cita*
delle FeterBberg abgebrochen ward, weichen muaeten, übereig-
nete ihnen der Rath den früheren Pfortischen Hof and aie er-
richteten, wie bereite oben erwähnt ward, daselbst ein neues
Kloster, das gegenwärtige Garnison - Lazareth. (Hartoog, H.
237—230.)
11. Der Reiobardabrunnerhof. Er lag am Ende der
Rflgierungastrasae Nr. 44, neben der nach dem HermanoBplats
führenden Straaae und gehörte dem Benedictiner- Mönchskloster
Reinhardabrunn im Herzogthum Sachsen-Gotba, welches im Jahre
1181 einen Hof bei der LiepaDinisbmcha (der Lehmannsbrücke)
erkauft, denselben aber 1281 an den deutschen Orden wieder
verkauft und nunmehr, wie bereits oben sub 1. angeführt ist,
von dem Kloater Bfirgel das vorerwähnte Grundstück erworben
hatte. Im Bauernauftuhr wurde der Hof ver<*Ü8tet und verlas-
- U1 —
len, 1533 »ber als Pertineiiz dea Bäcularisirtea Klosters Rein*
hardpbrunn tod dem KariUrateo von Sachseii reclamirt, und
deaaeo RecLt auch in emem 1553 mit dem Rathe getroffenen
Abkommen anerkannt und in Artikel 9 des Leipziger Recessee
TOD 1665 Buadrticklich bestätigt. Der Hof ging hierauf in Privat-
besitB über und befand sich . «uletst in dem dea Domherrn Lam-
bert Wlebe, der ihn 1670 dem von dem KurfUraten Johann Phi-
lipp 1665 gegründeten katholischen Waiaenhause achankte. Da
diese Anstalt mit der Zeit in Verfall geratben war, so wurde
sie 1781 aufgehoben und das Gebäude vermiethetj während man
die Kinder einzeln zuverlässigen Peraoaen in Pflege gab. 1805
kehrte man jedoch zu der früheren Einrichtung zurSck und
diese besteht noch, nachdem die Leitung der Anstalt, die 1845
den barmherzigen Schwestern übertragen war, seit 1877 wieder in
weltliche Hände übergegangen ist. (Härtung, 1. c. IL S. 27 — 33.)
12. Tempelberrncomtbarhof. Hogel giebt (Cbron.
S. 89) an: dass die Tempelherren, als sie nach Erfurt gekommen
wären, sich in das Spital Hinter Allerheiligen (AUerbeiliganstrasse
Nr. 20, das Fabrikgebäude der Hoflfmann -Tricbelecben. Tabaka-
fabrik) begeben hätten, allwo sie daaelbst ihr Vermögen ver-
wabreten und S. 289: dass, nachdem der Tempelberrenorden
durch Papst Clemens V. aufgehoben worden, die Templer ihren
Hof zu Erfurt, das Haus hinter Allerheiligen, und was sie sonst
da hatten, verloren hätten; wie sich denn jenes noch zu seiner
Zeit in dem Besitze eines Bürgers befinde. Friese (1. c. L S.
1019) sagt, nachdem er die Verfolgungen geschildert, welche
die Templer erduldet : „also mussten sie auch in Erfurt ihre Häu-
ser hinter Allerheiligen (den Sternberg, Windmühle, aus welchem
Hause ein Gang oben hinüber über die Gasse in die Engelsburg
gewesen) und alles was sie hatten verlieren". Härtung (1. c. L
S. 196) glaubt aus jener Angabe, obwohl er zugesteht, dass eine
Bestimmtheit hinsichtlich des Grundbesitzes der Tempelherren
in £rfurt darin nicht vorliege, doch achliessen zu können: dass
das Turnier der Comthurhof der Tempelherren gewesen aei, und
dasselbe von diesem Umstände seinen Namen erhalten habe.
Urkundliche Zeugnisse über eine Niederlaaaung der Tempel-
herren in Erfurt sind nicht vorhanden und auf die Angabe Ho-
gela möchte kein sehr grosses Gewicht zu legen sein, da der*
selbe seine mangelhafte Sachkenntnies sehr deutlich dadurch
- 148 —
fennd giebt, daas er gleich darauf behauptet: d^x dentsche Orden
Bei an« dem der TempelberreD bervorgegangen. Erhard (I. c.
S. 175) bemorkt: An dem unteren Theile der Marktstr&Hse, dem
Rathhanse gegenüber, nach der MichaelisstraBae zn, sollen vor
alters die Tempelherren einen Hof gehabt haben ; eine Sage, flir
welche sich jedoch so wenig als fflr die Anwesesheit der Tem-
pelherren in Erfurt Uberhaapt ein historischer Beweis f&hren
lässt. (Kruspe, Sagen der Stadt Erfurt I. S. 107.)
13. Volkenroder Hof. Er lag an dem Ende der Kleinen
Ackerhofsgasse (Kleine Ackerhofsgasse Nr. 6), die von ihm ihren
Namen erhielt. Er wurde nämlich von dem Gietersicnser-Mönchs-
kJoster Volkenrode im Herzogthnm Gotha, welchem er zugehört
hatte, 1480 an den Ratb der Stadt verkauft, der ihn Kur Doti-
rung der Nonnen des CyriaxkloBters , die, nachdem sie ihr Klo-
ster auf dem Gyriaxberge hatten Verlassen mUssen, eine Unter-
kunft in der Nähe der Andreaakirche gefunden, verwendete. —
Der Hof fthrte soitdem die Beaeichnung: des Klosters Cyriaci
Ackeirhof. Nach dessen Aufhebung Ist er in Privatbesitz ilbei^
gegangen.
14. Zellerhof, vide Paulinzellerhof.
Friese (1. c. I. 29e) erwähnt : dass auch' das (Benedictiner-)
Stift zu Salfeld und noch andere Hüfa in Erfnrt gehabt hat-
ten. Es ist aber sonst nichts davon bekannt, namentlich wo sol-
che gelegen haben.
BCKTilbniBUlittci.
In Betreff der Begräbnissstütten mag hier nur Nachstehen-
des angeführt werden.
Ursprünglich waren dieselben unmittelbar bei den Kirchen
belegen, so dass sie mit vollem Rechte den Namen: Kirchhofe,
fährten. Nachdem in Folge der Eiofbhrang der Reformation
mehrere bisherige Klosterkirchen zn Pfarrkirchen erhoben wur-
den, und nun die Kirchhöfe dem gesteigerten RaumbedQrfmsa
nicht mehr genügten, half man sich durch deren Vergrösserang
vermittelst der Elostergärten , wie dies unter andern 1581 mit
dem neben dem Kreuzgange belegenen Theile des Gartens dea
Prr>digerklosters (Hogel, S. H71), sowie dem des Barfäsaerklo-
Bters (Friese, I. c. II. S. 593) geschah. Der Kirchhof beim
Netiwerkskloster diente nicht nur dessen Bewohnern, sondern
auch der Gtfmeinde zur Begräbnissstütte und zwar nach einem
— 14Ö —
1731 getroffenen Abkommen nicht nar den Katholiken, sondern
ftuch den Evangelischen j weshalb er durch einige weggerissene
Häaser und einen Theil der angrenzenden Gasse erweitert wurde
(Priew, 1. c. V. S. 1991). 1735 masste jedoch der Kirchhof für
die Katholiken abgetrennt und mit einer besonderen Mauer um-
geben werden (ib. S. 2114). — Ata nun aber 1813 in Folge der
grossen Sterblichkeit in den Militärlazarethen die Kirchhöfe über-
haupt grossentheils überfQllt waren^ ward durch eine Verordnung
des franadeiscfaen QourerDements vom 26. Juni 1813 das Beer-
digen in der Nähe der Kirchen and auf allen im Innern der
Stadt belegenen Friedhöfen untersagt und angeordnet: dass die
Beerdigangsplätze nach aussen verlegt werden sollten. Anfangs
ward hierzu das schon oben erwähnte b, g. Kardinalsatück vor
dem Johanniathore , und zwar zu zwei Drittheilen fUr die Evan-
gelischen, and zu einem Drittheil fUr die Katholiken bestimmt.
Da dieses sich aber in mancher Beziehung als ungeeignet er-
wies, insbesondere im Winter die Beerdigung auf demselben
mit manchen UnzutrKglichkeiten verbunden war, so wurde diese
vom 9. December 1816 ab dort wieder eingestellt und, nachdem
man zunächst die noch mit verwendbaren Plätzen versehenen
BarfUsser-, Severi- und Schottenkirchhöfe einstweilen wieder in
Benutzung genommoD^ beacblossen: dass die zwischen der inne-
ren Stadt und den Vorstädten bel^enen früheren Zwinger tu
Friedhöfen eingerichtet werden sollten. Dies geschah znorst
vom 1. October 18I8 ab auf dem s. g. Statthaltereigraben, vom
inneren BrUhlerthore bis zum Rossmarkt, dem Brähler-Friedbof,
za vrelchem später noch der Brllhlcr-Schulgarten geschlagen
warde, vom 1. Juni 1819 ab auf dem Krämpferzwinger zwischen
der Krämpferstrasae and dem Hospltalstege , vom 14. August
1822 «b «af dem Hospitalgrabeo zwischen dem Hospitalstege
und der Johannisstrasse, dem Johannis - Friedhofe , und vom
1. August 1830 ab auf dem Auguslzwingor zwischen der Bahn-
hof- und der Kr ämpfer Strasse. (Hörn, Zur Charakterisirung der
Stodt Erfurt, S. 386 — 388.)
Bekanntlich hat sich neuerdings und zwar seit der Anwe-
senheit der kriegsgefangenen Franzosen in Erfurt 1870 und 1871
auch diese Fläche, obwohl sie mehr als 18 Slorgen in sich hält,
als noch nicht ausreichend ftir die gestiegene Bevölkerung her-
ausgestellt, und man ist, da das Vorhandensein von Begräbnit*-
..C.oo^lc
— 160 —
stStten innerhalb der Stedt aach sotist mit manctien NaclitlieBeil,
namentlich fbr die Geiandheit der Bewohner, ▼erbanden war,
dazu geschritten: die genannten PriedhCfe am 16. October 1871
xn acbliessen und einen neaen B^rSbniBvplats aonerhalb der
Stadt, allerdiDgR wegen der damals noch geltenden Bayongeaetze
in ziemlich betriLchtlicber Entfemong TOn derselben, «nanle^n,
der an dem genannten Tage erfifinet wurde, nnd der, da circa
50 Horgen dazn erworben sind, freilich wohl erwarten liaet:
d«Bs er für längere Zeit «nareichen werde. In der Stadt selbst
beateht jetzt nur noch ein Kirchhof, der des ehemaligen Utsb-
linerinnenklosters , anf welchem aber nur dessen Bewohnerinnen
beerdigt werden dürfen.
Im einzelnen ist noch Nachstehendes anznfBhren.
1578 wnrde der Schiessgraben vom Spitalstege bis zum
EriUnpferthore zum Gottesacker gemacht, doch wurde, nachdem
erst acht Personen darauf begraben waren, statt dessen der
Garten des Uarienknechtsklosters zn diesem Zweck verwendet
(Priese, 1. c. II. 8. 578).
Der Kirchhof der Tbomasgemeinda lag nicht bei ihrer Kir-
che, sondern in der inneren Stadt zwiachen der Löberatrasse
und dem Nenwerkskloster, wo sich gegenwärtig der obere Theil
der Gartenstraaae findet. Bei der Fnndamentirung der dortigen
Hftaser and der Canaliaation ist man fast überall anf mensch-
liche Gebeine geatoaaen. Bei dem an der Hamaterbnrg bele-
genen Theile dea Kirchhofa wurde 1657 die eingefallene Hauer
n engebaut.
FOr die im BrQhle wohnenden Katholiken wurde 1735 swi*
achen dem Krummen- oder inneren Brühlerthore und dem Bui^
atege ein Friedhof angelegt, mit einer Mauer umgeben und ein
Crucifix darin errichtet. Der dortige evangelische Kirchhof war
1717 in den Statthaltereigarten verwandelt. Die Gemeinde er-
hielt dafür zam Friedhofe einen Garten, der sich im Besitze des
Kleinen Hoepitala befand und ursprünglich zur Elends-Herberge
gehört hatte.
Der Hospitalgottesscker , anf welchem auch di« hingerich-
teten Delinquenten begraben wurden, lag unter der O^riaxbnrg
(Beyer, N. Chr. S. 521). — Der Soldatenkirchhof flir die öster-
reichische Garmson in der Jobannivvorstadt in der Kth« der
UUUerS' und der Pfeifei^asse,
Dictzsdbv Google
- IBl —
Der älteste Jadenbegräbnissplata Li^ vor dem Moritzthore
(Hwtang, 1. c. I. S. 133). Er hatte, weil er dem BedürfDisse
oicbt mehr genl^te, 1375 dnrcb den Änkanf eines StUckes vom
Bliedeahofe erweitert werden mÜHeen (Eirchhoff WeistbUmer,
S. 293). Wie bekamit, Bind jUdiacfae Leichensteine noch bei den
neuesten PlaniruDgaarbeiten dort gefanden. Eben so bekannt
ist: daas die Juden, nachdem ihnen der Aufenthalt in Erfurt
wieder gestattet worden war, sich einen Friedhof vor dem
BrQhlerthore zwischen dem Wege nach Hocbheim und dem
Bei^atrome eingerichtet und, als hier kein Platz mehr vorhan-
den war, denselben in die Löber&ur zwischen den christlichen
Aassen ' Friedhof und das Scbieasbaaa Etablissement verlegt
haben.
OefiüsntUche nicht Idrohliolie Oebäude.
1. AcconchirbauB, vide Entbindungsanstalt Kr. 21.
2. Ackerbof, Benedictiner. Er lag zwischen der
Hunds- (jetzt Glocken) gaaee und der grossen Ackerbofsgasae
(Nr. 7), welcher er den Namen gegeben hat. Früher hatte an
der Stelle das Bliedenhaue, d. h, das Zeughaus, in welchem
man die Blieden, Maschinen vermittelst derer Steine oder
FenerhrSnde auf die Feinde geschleudert wurden , aufbewahrte,
gestanden. Dasselbe wurde, nachdem es nicht mehr za diesem
Zwecke verwendet ward, dem Benedictinerkloster auf dem Pe-
tersberg als Entschädigung f&r aeinen zum Festangsbau einge-
zogenen Weinberg abgetreten und von diesem zum Vorwerk
. eingerichtet (Frieae, 1. c. I. S. 93 q u. 95). Nach der Sftculari-
sation des gedachten Klosters gelangte der Hof durch Verkauf
an einen Privatmann. 1849 kaufte ihn der MilitKrfiacua zurück.
OegenwSrtig nimmt aeinen Platz die Dienstwohnung der Beam-
ten and der zum Proviantamte gehörige Gurten ein (Härtung,
1. c. n. 8. 156).
3. Ackerbof, C^riaci, am Ende der kleinen Ackerbofa-
gaese belegen. Es ist seiner bereits bei der Besprechung des
Volkenroderhofes gedacht worden.
4. Anatomie, die, oder das anatomische Theater.
Sie befand sieb in dem botanischen Garten der Universität und
es war zu ihrem Bau einer der früheren Zwingerthfinne verweßr
det (Dominikus, 1. o. I. S. 86).
Dictzsdbv Google
— 152 —
5. Arbeitshaus, Städtische 8. EsUgiD der Miehulis-
Strasse Kr. 37, swischen der Studenten- und der FurthmOUgitHCi.
Es war orsprUnglicb das Collegium majus der Universität, sowie
das Collegtum der philosophischen Fakultät Xach Aufbebang
jener wurde das in Stelle des 1787 durch Dalberg gegründeten
Folizeihauses getretene stidtisohe Arbeitshaus, mit welchem eiDe
Detentionsanatalt verbunden ward, hierher verlegt, und das Ge-
bäude KU diesem Bebufe Seitens des Staates an die Stadt ab-
getreten. Gegenwärtig befindet sich bekanntliob in dem Vorder-
liause die städtische Ffandleibanstalt, im Seitengebäude dis bö-
bera Bürgerschule.
6. Badebäuser. GeäTentliche Badestuben gab es bekannt-
lich im Mittelalter in jedem einigermassen bevölkerten Orte;
auch in Erfurt sind deren, und zwar mehrere vorhanden gewe-
sen. Ich kann mich bier auf den Vortrag, den Herr Vorsteher
Härtung über diesen Gegenstand in der Versammlung des Er-
furter Gesobichtsvereins am 9. Mai 18S2 gebalten hat, besieben.
Danach hat sieb das älteste Bad unter der Krämerbrücke (MQfal-
Steg Nr. 1) befunden, von welchem noch ein altes Gemäuer
unter dem Benedictithurm übrig sein mag. — Für das vornehmste
Bad galt aber das in der Badergasse (jetzt Homgasse). Ein
drittes soll am Junkersande gestanden haben, vielleicht in dem
am Langenstage (j<^tzt Schlösserbr ticke ) befindlichen grossen
Gebäude, von welchem Grundmauern aufgefunden worden sind.
Ein viertes muss im grossen Hospital gewesen sein, in dessen
Rechnungen Bademeister aufgeführt werden. Ein fünftes lag
hinter dem Domberge bei der Frohnbackhausmühle. Es wurde
bei dem grossen Brande 1472 zerstört (Hogel, 1. c. S. 592).
Kacb Eirchhoff (Erfurt im 13. Jahrb., S. 2S) hat sich auch in
der Löberstrasse eine Badestube, die Löweratube, befnndea, die
wohl identisch ist mit dem noch 1586 erwähnten Hanse: Zar
alten Badstube auf der LöberbrUcke (Hogel, 1. c. S. 1184), eben
so auf dem Rubenmarkte (Kirchboff, h c. S. 36} — in dem Kauf-
maunsviertel ~ in der Schmidstedterstrasse neben der Ktipp-
mOhle — in der Blejden- (jetzt Qlooken)gasse, sowie hütter
d^B Dome bei dem Juristen-Collegium (Falkenstein Hist, S. 337;
Hogel, 1. c. a. 1223). Hogel (1. c. S. 1098} erwähnt anob eine
Badestube in: Unter den Sobildereni. — FOr die jtidisobe Be-
völkerung existirte ein besonderes und zwar kalte« Jndenbad,
DictizedbyGoOt^lC
- 153 —
Au nach der Vertreibung der Juden aua Erftirt 1504 von EsUer
M&ximiliBD I. Beinem Eaazleisohreiber Bertbold Locher geschenkt
wurde. Dasselbe befand eich an der Qera, Kreuzgasse Nr. 4
(frigidum balnenm in der EnitgasBe). Ein zu ihm gehörig ge-
wesener Träger ist noch vorhanden. Es ist vrohl das oämliohe,
auf welches sich die Äeusserang Falkensteins (Uist. S. 126) : das
Bad oder Teich der Jaden an der Qera, balnemn Judaeornm,
sei verbrannt, bezieht. —
In neuerer Zeit hat es in Erfurt nur Friratbadehäuser ge-
geben, suletzt das Zinaerlingsche in der Ereuzgasse an der
Gera, und das Naumannsche (Qartenstrasee 38a) an der Hirsoh-
lache neben dem Gerinne, bis um 1852 das Aktienbad auf dem
Friedrich- Wilhelms platze am Fallloobe und, als dies dem Bedürf-
nisse und den gesteigerten Anforderungen des Publikums nicht
mehr entsprach, 1879 das neue Aktienbad mit einer Schwimm-
halle auf dem Herr mann splatze errichtet wurden.
7. Ballhaus, Das, früher Universitäta • Ballhaus,
war der Name, welchen das Haus Futterstrasse Mr. lü und 16,
wo sich jetzt der Kaisersaal befindet, geführt hat, und der da-
von hergenommen sein soll: dass der Universitäts-Tanz- und
Bailetmeister Sommer seit 1734 (nach Friese, 1. c. V. S. 1391
schon 1714) darin eine, vorzugsweise für den Besuch von Stu-
denten bestimmte Restauration angelegt hatte. In einer Bekannt-
machung des akademischen Senats vom 3. April 1768 wird es
als ein besonderer Vorzug der hiesigen Universität hervorgeho-
ben: dass ein eigenes EafTee- und Ballhaus, sowie ein beson-
derer Eeller für die Studenten bestehe, die auch von den Fro-
feesoren von Zeit an Zeit besucht würden, so dass auf diese
Weise der Umgang jener mit ungesitteten Personen ausgeschlos-
sen werde. — Schon vorher, 1756, war darin ein Theater er-
richtet, das von der zu jener Zeit so berühmten Döbbelinschen
Gesellschaft eingeweiht wurde. Ein st&ndiges Theater trat aber
erst 1768 ins Leben. Hier war es, wo während des Fürsten-
Congresses im Jahre 1808 eine aus Paris herbeigerufene Gesell-
schaft, an deren Spitze der gefeierte Talma stand, ihre Vorstel-
lungen gab. 1822 gelangte das Gebäude in den Besitz einer
Aktiengesellschaft, die es umbaute, 1831 in den des Kaufmanns
Taicbownii, der die bisherigen Gebäude vollstftndig abbrechen
lieae und an deren Stelle 1832 die noch jetzt vorhandsoeD aof-
Ccioglc
— 154 —
iUbrte, nur daaa 1870 das bisberiga Thester in eitiflo Ball- und
CoDcertBaal verwandelt wurde, welcher dio Benennung: Kaiaer-
saal, erhielt. (Hartnng, 1. c. I. 244—246, IT. 181 — 186.)
8. Bauhof, Der städtische, oder Ratbazimmerhof.
Deraelbe lag in der ÄoguetinerBtrasae Nr. 37 and 88. Er war
1874 von dem Rgthe fUr 120 Mark oder 600 Rtb. erkauft und
hatte bis dabin der Fraa von Weimar Hof geheissen (Hogel,
1. c. S. 426). Xach der Reduction wurde derselbe von der km^
förstlicben Regierung in Beaits genommen; auch nach der zwei-
ten preusaischen Beaitzergreifiing befand sieb dort der könig-
liche Bauhof und die Mehlwage. 1828 wurde ein Geb&ud« dort
errichtet und zur Dienstwohnung des zweiten Commandanten
der Featung bestimmt; nach Aufhebung der Commandantur aber
EU der dea Oommandeurs der 16. Infanteriebrigade.
Von der Stadtverwaltang wurde, nachdem sie ihren ur-
sprünglichen Bauhof verloren , ein neuer in einem Thcile dea
Stadthaltereigartens am Ende der Neustadt, zwischen dem ka-
tholischen Waisenhaase und der Gera eingerichtet, der bis asnr
Erbauung der Wilbelmsbrficke diesem Zwecke gewidmet blieb.
Die Gartenanlage neben dieser und das Elemmache Grundstfiek
waren Tbeile desselben.
9. Biachofsburg, Die. Sie war 1123 von dem Erz-
biachof Adalbert I, , um eine gegen etwaige Angriffe geschätzte
St&tte in Erfurt zu haben, angelegt, zu welchem Behufe das bis-
her auf dem Severibei^e belegene Benedictiner-Nonnenkloater
verlegt ward, und lag anf dem nördlichen Theile dieser Anhöbe.
Sie bildete ein nicht genau nach den Himmelsgegenden orientir-
tes Viereck, dessen Hiidöstliche Grenze sieb nicht mehr bestim-
men läsBt. Es ist daher auch zweifelhaft, ob sie und ergebHch
in welcher Weise mit der in ihrer Nähe erbauten Severikirche
in Verbindung gestanden hat Ihr Hauptgebäude war das weiter
unten ausfahrlioher zu besprechende Krumme Hans (Beyer uad
Böckner, 1. c. S. 168. 181—184). In der Mitte doB 14. Jahrhun-
derts existirte die Burg nicht mehr, doch mag der dem Chor
der Severikirche gegenaber vorspringende rondetartige Torban
noch ein Ueberrest derselben sein.
10. Brodbänko, d. h. Buden, in denen die Bfldker ihr«
Waaren feil boten, befanden sich an mehreren Stellen der Stadt^
insbesondere auf dem Wenigenmarkte , auf welchem sie in drai
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— 156 —
tn (lie Krttmei-brticke anstoasenden Tfaeila standen. Noch bia
1802 verkauften cite Bäcker, welche an Sonn- und Festtageo
d&B s. g. Frischbacken hatten, hier ihre Waaren (Erhard, 1. o.
S. 177). — Drei dieser Brodbänke hatten nrsprOnglich dem Klo-
ster IchterBbausen gehört, welches solche 1266 an den Ratb ver-
kaoftfl (Lambert, Die ältere Oeech., S. 12B). Andere dieser
Brodbänke gehörten dem Peterskloster , das sie 1265 an den
Rath käuflich tlberliess, weil sie durch die Anlegung eines städ-
tischen Brodbauses werthlos geworden waren. (Ibid. S. 127).
11. Barsa pauperum. Bursa hiess in der Sprache des
Hittelalters ein Gebäude oder Collegium, in welchem eine An*
zahl von Studenten unter der Aufsicht eines Professors oder
Magisters, welcher Rector borsae hiess, zusammen wohnte. Der-
gleichen Anstalten gab es hier mehrere, so die Bursa Harians,
die Bursa nora, die Bursa panpernm und die Greorgen -Bursa,
welche auf dar Lehmannsbrtlcke lag, und 1465 vom Rathe dem
bekannten Erfurter Gesobichtachreiber Härtung Kammerraeister
abgekauft wurde (Friese, I. c. I. S. 221, II. S. 396; Hogel, I. c.
S. 475; Härtung, 1. c. I. S. 157 — 160). üeber die Verhältnisso
derselben enthielt der achte Abschnitt der UniTcrsitäts. Statuten
sehr ansfllhrliohe Bestimmungen (Motschmann, Erfordia litterata
I. p. 646 — C52). — Das Gebäude der Bursa paupemm lag in
der Nähe des Collegium majus, der Universität, in der Farth-
mftblgasse, an dem Hinterhause der alten Himmelspforte nach
der Gera zu. Dieselbe war von dem Breslnuer Domherrn Nicol.
Eleiwitz gestiftet und sollte mittellosen Studenten ein Unter-
kommen gewähren (Uotschmann, 1. c. 8. 475; Härtung, 1. o. I.
S. 107).
12. Coelicum oder Auditorium coelicum, auch der
Himmel genannt. Es war dies kein besonderes Gebäude, son-
dern ein aasser ordentlich grosser Saal, der das ganse obere
Stockwerk des OstäSgele des Domkreusgang- Gebäudes einnahm.
Er hatte seinen Namen von seinem asurblauen Gewölbe and
den darauf abgebildeten zwölf Himmelsseiohen erhalten, und
diente der Universität bei grossen Feierlichkeiten, so den Rector-
Installationen und den theologischen Promotionen aum Versamm-
luDgaraum. Bei dem grossen Brande von 1472 wurde er zer-
stört, aber 1474 wieder hergestellt. Er ezistirt zwar noch, aber
ohne das erwähnte Gewölbe and in einem so verwahrlostmi Zo-
. Coo^^lc
— 166 —
■Uode, dus sr nicht benatit werden kann. Das letstemal, wo
dies geacbehen, war wohlj all in ibib die einBelaen Steine, aas
denen das Uoaaikbild der HimmelsköiijgiD an der Westfront des
Domes besteht, zusammengeftlgt wurden. (Dominikus, 1. c. I.
81. 82j Härtung, 1. c. U. p. 22.)
13. Cotlegium Ämplonianum, vide Hiumetspforte,
Nr. 36.
14. Coltegium majus oder Collegium ADselminam,
gewöbnlioh: die Universitttt genannt, obwohl es nur eines der
Gebäude war, welche den Zwecken derselben dienten, and es
vorzugsweise nur das Collegium der philosophischen Facoltät
war, lag in der Michaelisstraase (Nr. 31), der Kiohaeliskircbe
schräg gegenüber. Es stand bereits bei EröSnung der Univer-
sität und wurde 140ä mit einem erheblichen Kostenauftrande
ausgebaut. Nachdem es bei dem s. g. Studüntenlärm im Jahre
1510 so beschädigt war, daes es einstweilen ganz gescblouen
werden musste, ward es seit 1525 nnr notbdlirftig wieder in Stand
gesetzt, aber 1682 — 1692 fast ganz neugebaut, wobei es drei
FromotioQSSäle je fUr die juristische, die medicinische und die
philosophische Facultät erhielt Da Kurßlrst Änselm Franz einen
erheblichen Theil der Kosten hergegeben hatte, so erhielt es
von da ab den Namen: Collegiom Anselminnm (Dominikus, 1. c.
I. 82. 83; Härtung, I. 107 — 121).
lieber die Verwendungen, welche das Oebände seit der Aaf-
- hebung der Universität gefanden hat, ist bereits früher, in dem
Artikel: Arbeitshaus, gesprochen worden. Nur mag hier noch
bemerkt werden : dass es schon seit 1805 der Universität ent-
zogen und grossentheils zu militärischen Zwecken benutzt wor-
den war. (Erhard, 1. c. S. 222.)
15. Collegium Saxonicum. Es befand sich in der
Allerheiligenstrasse (Nr. 11. 12), war 1520 von Dr. Tilenum
Brandis, Domherrn und Propst zu Hildesheim, iät acht Stadi-
rende gegründet und 1524 confirmirt, wobei die Universität ans
ihren Mitteln zur Erweiterung des Baumes das NebenhiHU daaa
kaufte (Hogel, 1. c S. 923). Das Gebäude, in welchem es seine
Unterkunft hatte, ward 1542 neugebant ; es war ein drüatSckiges
Haus, in dessen mittlerem Stockwerke eich das Auditorium und
die Stuba comnmnitatis befanden, und in dessen oberem die
Stipendiaten wohnten. 1586 wurde ein neues etsioeme« Hau
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^arftngetittit und zur Wohnung für den Decan bestimmt. Das
Patronat Athrte die Braodia'aclie Familie zu Hildeeheim. Ein
mit dem deraeitigen Patronata Vertreter, Christian Joachim Brnn>
dia, 1714 entstandener Streit hatte zor Folge: daea die Einkünfte
dem Collegiom enteogen und zuerst der Univeraität kh Helm-
stedt, Bodftnn der zu Oöttingen zugewiesen wurden. Der hier-
über entstandene Process wurde ewar, nachdem er beinahe 70
Jahre gpwährt, 1781 zu Gunsten der hiesigen üniversitüt ent-
schieden, inzwischen war aber das banfKllig gewordene Qebände
duroh Verkauf in Privatbesitz ttbergegangen, so dase die Stipen-
diaten eingemietbet werden mnasten (Dominikus, 1. c. I. S. 85;
Beyer, N. Chron. S. 188; Härtung, 1. c. L S. 123).
16. Commandantur. Während dor Mainzischen Herr-
schaft hatte der Commandant der Festung seine Wohnung auf
dem Petersberge, in den über dem Petersthore belegenen Bäu-
men. Nach der preussischen Wiederbesitznahme wurde 1817
das: Zur hohen Lilie, genannte Haus auf dem Friedrich -Wil-
hclmsplatze zu diesem Zweck verwendet. Doch wurde dies
1828 wieder verkauft (Härtung, 1. c. I. S. 53) und das zu die-
sem Bebufe angekaufte Triebeische Haus auf dem Anger Nr, fi
zur Dienstwohnung des ersten Commandanten, der zugleich Di-
visiona-Commandeur war, bestimmt, filr don zweiten Comman-
danten aber, wie schon oben angegeben ist, eine solche auf dem
Königlichen Bauhöfe, Augastinerstrasse Nr. 8, erbaut
17. Gurion, Die, dor Domstifts-Oeistlicben. Die
Häuser, in welchen diese einzeln wohnten, nachdem das ur-
aprttn^ich gemeinsame klösterliche Lcbeu aufgehört, lagen theila
„An und Auf den Stufen", thcils um den Fuss des Doraberges
herum in der jetzigen Domgasse und Mainzerhofe traase, umge-
ben TOD Gärten. Im Jabre 1306 gab es deren fünfzehn. Sie
wurden meisteatheils bei dem Bombardement von 1813 zerstört,
wie bereits früher erwähnt ist und wegen der demnächst erfolg-
ten Aufbebung des Marionatiftcs nicht wieder hergestellt.
18. Divisiona schule, Jetzt Kriegsschule genannt, befand
sich frtther in dem dem Regierungegebäude gegenüber liegenden
Flügel des ehemaligen Wigbertikloeters, von wo sie in das an
Stelle des irtlberen Schottenklosters 1859 neuerbaute Gebäud«
verlegt wurde.
I iMtvGoOt^lc
- m -
19. itSleadfloherberge (Eziliam dictum Enelecde). So
hieu zuerst jeder Ort, wo Fremde elakebrteD, ds Elend in
seiner ursprünglichen Bedeutung den Gegensatu von Heimath
bildete, also die Fremde, später aber: ein Siechenhaua, beson-
dora ein cur Aufnahme auswärtiger Kranken beaümmtes (Qrimm,
Wörterbuch Bd. Ul. Sp. 406 und 410). KirchhofF (Weisthtlmer
S. 26 Aum. US) gedenkt einer Elendanherberge in der N&be
des JohanniBthores , die bereits in dem ältesten uns erhaltenen
Freizinsregister , dem von 1393, vorkomme. Da sie in den
späteren Kegistern, z. B. dem von 1350 (auch dem von 1321):
jenseits der Kirschlacbe in der NicolaipTarrei , genannt werde,
mUsse sie anf dem schniRlen Räume zwischen dem letzten Theile
der Kirechlacbe, dem Kronenburger Webre, der wilden Qera
und der Johannisbrücke, also gerade Üstlicb von dem nur durch
die dort iaselroiche Gera getrennten Judenfriedhof gelegen bä-
hen. Dieser ganze Raum sei nach der Siecbenberberge dae
Eneland oder Elend (exilium) genannt. —
Eine zweite Elendsberberge befand sich auf der entgegen-
gesetzten Seite der Stadt im Brühl, in der Nähe der Kirche
S. Martini extra. Da, wie es scheint, dies Grundstück zur An-
lage eines Kirchhofs benutzt worden musste, erbaute und dotirte
der Bürger Claus von Torgau 1416 jener Stelle gegenüber (Brilh-
lerstrasse Nr. 5) eine neue Elendsberberge (Hogel, 1. c. S. 592,
und Friese, I. S. 320; cfr. Härtung, I. c. I, 211, nennen sie die
Engländer - Herberge und erzählen: dass sie bei der grossen
Feuersbrunst 1472 mit abgebrannt sei), die aach den Namen:
das Hospital zu S. Martini extra fUbrte (Mülverstedt, 1. c. S.
171) und in welcher die Nonnen des CyriaxkloBters, als sie ihre
bisherige Wohnung auf dem Berge verlassen mnssten, 1479 eine
einstweilige Unterkunft fanden, bis ihr neues bei der Andreas-
kirche erbautes Kloster sie aufnahm. Die Elends berbet^e wnrde
1559 an einen Privatmann verkauft, der aber schon im nächsten
Jahre, 1560, starb, indem ihn, wie Hogel (S. 1093) erzählt, als
er eines Abends in das Haus trat, eine ihm dort erschienene
weisse Frau geherzt hatte. Später gelangte das Grundstück an
das kleine oder Daderstädter Hospital (Friese, I. c. I. S. 246),
welches einen Tbeil desselben 1717 zn einem Begräbnissplatze
abtrat, sodann in den Besitz der Brilbler-Gemeinde, die 1723
ihre Schule darin einrichtete, wobei das Haus seinen bisherigen
^ 159 —
NKmen mit detn : EDgelsberberge, TerUnacIite. Die Schule wurde
zwar, da sie aU einklasBig nicht mehr in den atädtischen Schul-
organUmue passte, 1876 aufgehoben, doch gehört dat Haus noch
gegenwärtig der Brühler -Specialgemeiade (Härtung, 1. c. II. S.
12G-129).
30. Engetsburg, die (AUerbeiligenstrasse Nr. 20), war
ein Eugleich' mit der AUerbeiligenkircbe 1125 gegründetes und
mit derselben verbaodenes HoBpital. Sie ging später in Privat-
bfsitz Über, behielt aber jenen Nsmen bei. 1493 war sie nach
Ausweis des Verrechtsbuches bereits ein bürgerliches Wobubaus,
doch sind die vortrefßiohen Keller des alten Banes noch erhal-
ten. Gegenwärtig bildet das Gebäude, dessen bereits oben unter
der Bozeiohniing: Allerheiligenkloster, gedacht worden ist, ein
Hinterhaus der Boffmann'schen Tabaksfabrik.
21. Entbindungsbaus oder Accouchirhans. Es
wurde 1778 oder 1787 auf Betrieb des Professors der Oeburts-
hülfe an der hieeigen Universität, J. F. Weissenborn, von dem
Kurfürsten Friedrich Karl Joseph errichtet und befand sich zu-
erst in dem Tbeile des Poliaeihouses, des nachherigen Inquisito-
riats, der an der Gera lag. Es ward damit eine Anstalt snm
Unterricht von HebomiDeD verbunden, dieselbe von der preussi-
sehen Regierung aber sehr erweitert und 1818 in ein geräumige-
res Local, Ecke der AUerheiligenstrasse und der Tumiergasse
(Allerheiligenstrasse Nr. 5} verlegt. Da aber die Lage und Be-
Hchaffenheit dieses Hauses sich als nicht ganz passend erwies,
Bo baute 1628 der damalige Director der Anstalt, Geheime Sa-
nitätsratb Dr. Asmann, an seinem Hause, Schlßsserstrasse Nr. 18,
einen Flfigel an, in welchem die Anstalt bis lb61 blieb, wo sie
in ein auf Kosten des Universitätsfonds erworbenes, von dem
Konstgärtner Alfred Topf im Botanischen Garten an der Ecke
der Löberstrosse und der jetsigen Gartenstrasse errichtetes Haus
übersiedelte. Bekanntlich ist 1879, nachdem auch dieses sich
als nicht ausreichend dargethan hatte, ttir die Anstatt ein neues
stattliches Gebäude WalkmUhlgasse Nr. 6a erbaut worden. (Do-
minikus, 1. c. I. 87; Erbard, 1. c. S. 299; Koro, 1. c. S. 408—
411 ; Härtung, 1. c. U. S. 377 und 388.)
22. Findelbaus. Ein solches befand sich m Erfurt im
Mittelalter. Es lag in der Mariengasse vor dem Graden (Kirch-
hoff, Erfurt im 13. Jahrb. S. 68J.
A.Ob, Google
— leo —
23. Frauenhäuser waren bekanntlich im Mittelalter öf-
fentliche Anstalten, die von Seiten der Obrigkeit errichtet und
nnterfaalten wurden. Dass dergleichen auch in Erfurt bestanden
haben, ergeben die Nachrichten bei Hogel (Chronik S. 596) und
Falkenstein (Histor. S. 340 und 572), wonach 1472 das gemeine
Frauenhaas in der Frauen- oder ilalbenmondsgasse (jetst der
zum Friedrich - WilhelmsplatE gerechnete Artillerieplate ) abge-
brannt, aber Seitens der Stadt wieder aufgebaut ist (es ist dios
wohl das nimliche, das Eirchhoff, Erfurt im 13. Jahrh. S. 68,
als in der Mariengaaae vor dem Graden erwKhnt), und 1517 das
Muhmen- oder Franeuhaus in der Hühnersgasse (jetzt Hundorfs-
gasse) das gleiche Schicksal erlitten hat. Doch scheint auch
dieses mit dem vorerwähnten identisch zu sein; denn Hogel
(1. c. S. 869) erzählt: „es sei am Dienstag in der Betwoche in.
der Halbenmondsgasse das gemeine Muhmenhaas wieder abge-
brannt, welches anno 1413 (muss heissen 1473, da 1413 keine
gröesera Feuersbrunst stattgefunden hat — nach Friese, II. S.
3Sa ist der Wiederaufbau erst 1479 erfolgt, doch ist dies offen-
bar unrichtig — ), nach dem grossen Brande wieder aufgebaut
worden war und das seitdem in der Asche liegen geblieben wSre,
da, nachdem die Reformation eich auch hier eingefunden, man
sich des Greuels xa schämen uigefangen habe, so nntor dem
Papst grassiret". Als sich 1555 von neuem einige Weiber in
dem Gebäude zusammengethau hatten, wurden aie vom Rathe
1556 wieder daraus vertrieben und das Haus eingerissen (ib.
S. 1076; Friese, 1. c. IL 525). Uebrigens ging der Stadtkasse
auf diese Weise eine nicht ganz unbedeutende Einnahm« ver-
loren. Denn nachdem das 1472 abgebrannte Fraaenhaue in
Jahre 1473 wieder aufgebaut war, hatten, wie Friese, 1. c. L
S. 233 berichtet: die ehrbaren Wirthinnea im neuen Franenbanee
bereite im Jahre 1474 so viel Zulauf, dass sie dem Rathe 67
Schock 35 gr. ta entrichten hatten.
24. Galgen, der. Ursprünglich befand sich der Galgen
auf dem Graden beim Henkershause, zwischen dem Zollfaause
und dem Gack- oder Kackachupfen , dem Pranger, sowie dem
Trillhause. Hogel (Cbron. S. 62) erzählt: dass, da die BOrger
wünschten, dass der Galgen sich nicht ferner in der Mitte der
Stadt befinde, sondern nach ausserhalb verlegt werde , bescblos-
son worden sei: er solle soweit hinaus kommen, wie man mit
— lei —
einer Armbrust sohiesBen könne. Ein von dem Langenstegfl
(der SchlÖBserbrlicke) abgeschoBsener Bolzen sei nun erst auf
dem Stollberge niedergefallen und aof diesem, oder vielmehr auf
der aBdliclieD neben dem Kereplebener Wege belegenen Fort-
BctioDg desselben, die davon den Namen: der Galgenberg, er-
hielt, habe man nun den Qalgen errichtot; die zu jenem Scbnsse
benutzte Ärmbmst war noch zu Hegels Zeit, der Mitte des 17.
Jahrhunderts, vorhanden und wurde auf dem Rathbause auf-
bewahrt. 152S wurde der, wie es scheint im Bauernaufruhr, zer-
störte Galgen neu aufgerichtet, aber diesmal nicht von Baths
wegen, sondern Seitens des karmaiozisoben Qerichtsschtdtheisaen.
(Bogel, 1. c. S. 961; Friese, 1. c. II. S. 454.) Beyer (N. Chron.
ä. 182) erzthlt auch von einem Galgen, der auf dem Mönchs-
msrkte (Wenigenmaikte) errichtet worden sei, um daran ein auf
den ehemaligen kurfürstlichen Kriegs- und Kammer -Zahlmeister
Bollmann bezügliches Plakat anzubringen, als sich 1776 nach
dessen Absterben ein ansehnlicher Kassendefekt vorgefunden,
der aber auf Befehl des KurfUrsten Friedrich Karl Joseph auf die
Bitte der Wittwe 1777 wieder entfernt worden wäre. Es handelt
sich hier aber offenbar nicht sowohl um einen Galgen, wie um
einen Schandpfahl. — Der Galgen, an welchem die zum Tode
vemrtheilteo MilitärperBonen gehenkt wurden, der den Namen:
Soldateojnstiz fUhrte, befand sich auf dem Spittelrasen. —
Der vorerwähnte Gack- oder Kackschupfen war der Pranger
(vid. Lexer, 1. c. S. 86 u. 166), das Tritlhaus aber ein einem
Vogelbauer ähnliches Gerüst, auf welchem die eines unzüchtigen
Lebens bezUcbtigten Weiber auBgestellt worden. Es stand auf
einem Zapfen, auf welchem es, wenn sich eine Person darin be-
fand, fortwährend gedrillt, d. h. im Kreise umher gedreht wurde,
wovon es seinen Namen führte (Adelung, Wörterbach I, Col.
1417). Der Gack, der um 1497 errichtet war (Hogel, 1. o. S.
692), ward 1525 im Bauemaufruhr zerBtort, demnächst wieder
hergestellt, aber 1634 von tosen Buben als Johanniefeuer ver-
brannt (Beyer, Nachtr. S. 113).
25. Qarnisonschule oder Soldatenschule. Sie war
177Ö von dem kurfürstlich Mainziechen Generalmajor von Bren-
ken für Soldateakinder beiderlei Geschlechts gestiftet, welche
ausser in den gewöhnlichen Schulgegenständen auch im Fran-
zösischen, die Knaben in Taktik, Tanzen und Fechten, die Ulld,
"Coo^^lc
- i«ä -
ctiea aber im Nshen and anderen wflibfiohen Haodarbdtait anter-
ricbtet werden Bollten (Arnold, I. c. S. 271). Sie befand licb
nriprODglich auf dem Petersberge, warde aber nach 18S0 in den
an der BarfüBaerairaBBe stehenden Tlieil des WigbertUdoatera
verlegt. Im Jahre 1873 warde sie aufgehoben; ihre ZQg^iog«
worden den städtischen Schalen xt^ewiesen, der an ihrer Unter-
haltung von dem Stifter ausgesetste Fonds aber daza verwen-
det, aus ihm das Schutgeld ftlr die Kinder bedürftiger MilitBr-
personen der Garnison Erfort zu zahlen [Breslau, 1. o. S. 240).
26. Geleite, Das, der Geleitshof oder das Gelei^
haus. Ks lag ursprüaglicli in der Fntterstrasse (Friese, 1. c. U.
S. 4471), 1544 wurde es in das za diesem Zwecke gemietfaete
Haus zum rotheo Löwen — es gab in Erfdrt 14 Häuser, die
diesen Namen fUbrten, wahrsobeinlicb ist das aaf der Area der
Jetzigen Regierung gelegene gemeint — veriegt, da der Bftth
es nicht gestatten wollte , dass der Zellerbof , auf dessen Besitz
er selbst Ansprüche machte, hierzu benutzt werde (Friese U.
S. 492). SpSter war der Schwarzburgerhof in der Regierongs-
strasse Geleitsbof, schliesslich wurde das Haas zum goldenen
Stern dazu verwendet, das an der Ecke der Reglerangsstraas«
und Ifarkgrafengasse, durch die letztere vom Regierangsgebtada
getrennt, gelegen war. Gegenwärtig ist dies die BQchnerMbe
Brauerei (Regierungsstrasse Nr. 72). Es wurde darin die Abgabe
eHioben, welche jeder, der vom Brfihlerthore her die Stadt pas-
airte, zu erlegen hatte, und die angeblich daftir entrichtet werden
masste, dass sächsischer Seits den Erfurtern, welche answ&rta
zn thun hatten, Sicherheit auf den Landstrassen gewährleistet
wurde, in der That aber ein Anerkenntniss der von Sachaen
behaupteten Schirmberrscliaft über Erfurt sein sollte. In dam
Weimarschen Vertrage von 1483, sowie in dem Leipziger Receaae
von 1533 war dieses Recht ausdrücklich anerkannt. Durch ein
zwischen den sächsischen Fürsten getroffenes Abkommen war
die Berechtigung dem Herzoge von Sacbsen-Weimar überwieaeo
und dieser damit zugleich in den Besitz des gedachte» G«bfta-
des gelangt. Um eine Umgehung der Abgabe unmCgUch sn
machen, nahm der sächsische Geleitemann am Brüblerthore den
Ein passir enden in Empfang und nöthigte denselben, seinen Weg
bei dem Geleitshause vorbei zu nehmen and dort die Abgabe
XU entrichten. — Nach der zweiten preassischen Beritanabm*
- leä —
yfaiAe dorcli ein mit dem GrOBsheraogdium äftoha^B - Wainur
getroffenes Abkommen Geleitarecht und Abgab« reloirt. Dm
ged&chte Gebäude gelangte an den preussiBohen Fiscns, von
welchem es in Privatbesits überging.
27. 6erberbftnke. Die Baden, in welchen die Gerber
ihre Waaren feil boten, standen auf dem jetzigen Friadrioh-
Wilhelmflptatz an der: Unter den Schilderern, genannten Qasae
in der Kähe der Scbnsterbänke. Andere Gerberbänke (Weiss-
gerbei^aden, camora pellificum) tagen auf dem Wenigenmarkte
Über den Sohneidergaden. Sie batten dem Stifte S. Severi ge-
lingt, worden aber 1356 Ton den Rath dieaem abgekauft (Prieifl,
i. c. S. 57).
28. Oewandhaas, Das, <t. i. das Gebäude, in welchem
Tuche und andere wollene Zeuge verkauft wurden, stand bis
1618 »af dem Wenigenmwkte nach der Futterstrasse zu , doch
so, dass sich noch eine schmale Gasse, die Schahgasae, da-
Ewisohen befand. Früher hatten sich Air denselben Zweck be-
stimmte Buden, die
29. Gewandgaden, an derselben Stelle befunden, die
aber 1587 in Folge Baufkltigkeit einstürzten, wobei sie vier
Häuser in der Schuhgasse mit niederrissen. (Erhard, 1. c. S.
176, 177.)
30. Gräflich Gleichensche Hof, Der, lag auf dem
Petersberge und zwar auf der der Stadt zugekehrten Seite dea-
selben, zwischen den ehemaligen Bastionen St. Philipp und St.
Leonhardt. — Was das gräSioh Gleichensche Haus am Anger
(Nr. 55 und 56) betnfft, so kann ich mich darauf beschränken,
auf die ausführlichen Mittheilangen in Hartunga HäusoFchronik
(Tb. I. S. 59—61, Th. U. S. 72, 73) und Erhard (1. c. S. 171)
au verweisen. Ich will nur noch dem dort Gesagten hinzofUgen :
dass die Kellergeschosse des ehemaligen Bauwerks, die lieh
weit unter den zu den jetzigen Häusern gehörigen Höfen hin-
strecken, noch gegenwärtig vorhanden sind. Nach dem Frei-
zinsregister von 1350 hat sich auch eine Curia comitia de Qlei-
cb«D in der Krämpfervorstadt in der Nähe des Marienknechts-
Klosters befunden.
31. Grenadierwache biess während der kurmainzischen
Zeit das noch exiatirende Waohthans am Hirschgorten. of. in&a:
Wochthäiuer.
D,„il^*t,GoOt^lc
— 164 —
32. Oyninasiam. Es gab frilber in Erfurt zwei Öym-
nMiea, ein evaDgelischeB , das Rathsgymnaeiiun , ond ein katbo-
liachea, das kurfürstliche. Daa eratcre war 1561 von dem Rathe
gegrQndet and es war demselbeD der an den Comtfaurhof atoi-
Bdnde Theil des bishengen Augustiner • Eremiteoklosters in der
AnguBtinerstrasBe Überwiesen worden, wo sich später das Mar-
tinstift befand. Einen nocb vorhandenen Ueberreet desselben
bildet der a. g. Waidboden. Rilckeichtlich der Qcscbichte der
Anstalt kann ich mich auf die auafÜbrlichen Untersacbungen
von Erbard (Veraucb einer Gescbichte des evangelischen Qjm-
nasinms zu Erfurt, Erf. 1820) und besonders von Weissesbom
(Hierana, Beiträge zur Geacliicbte des Erfurter Gelebrtenschnl-
wesena, I. Abth., Erf. 1861, II. Abth. ib. 1862) besiehen. —
Daa andere, daa katbolische Gymnasium, verdankte aeine Ent-
stehung den Jesuiten, welche in einem hinter der Lorenakircbe
belegenen Gebäude, dem Stai^enbof, das zu diesem Zweck
seitens der kurfürstlichen Regierung erkauft und ihnen über-
wiesen war, 1705 eine lateiniache Schule errichteten. Nach Auf-
bebung des Jesuitenordens wurde die Anstalt zu einem kur-
füratliohen Gymoaeium erhobon and der Unterricht darin den
AnguatinermÖncben Qbertragen. Nach Säoularisation des Klosters
derselben, des Wigbertiklosters , im Jabre 1822, wurde die vor-
gedachte Anstalt, die sehr zurückgekommen war, in ein Pro-
gymnasinm mit weltlichen Lehrern umgeataltet, 1834 aber ganc
aufgehoben und mit dem evangelischen Gymnaaiom, das 1820
von dem Staate Übernommen und 1822 in das bis dabin von
den Äagnstinem bewohnt gewesene ehemalige Jeaoitercollegium
verlegt worden war, zu dem noch jetzt boatehenden Königlichen
Gymnasium vereinigt. Das Gebäude, was bisher das fcathe-
lisohe Gymnasium inne gehabt hatte, wurde anderweitig zu
Scbnlzwecken benatzt, ging aber scbliesalich in Privatbeaiti
über und bildet gegenwärtig, vollatfindig umgeataltet, einen Theil
des EtablissemenlB der J. C. Schmidtschen Kunstgärtnerei.
33. Hamsterburg, Die. Sie lag Gartenatrasae Nr. 29
und war uraprilnglich ein Befeatigungswerk zum Schutze dea
Gerinnea, vermittelst dessen die Hirschlache in die innere Stadt
tritt. Später diente sie als Vergnügungalokal, welcfaea inabeson-
dere von den höheren Ständen zu grösseren Ansrichtungen be-
Dutit ward. In dieser EigenachaFt spielte sie anter andern
— 166 —
eine verhSngDiBBTolle Rolle io der Oescbiobt« dea Vierherrn
Volkniftr Limprecht und des als kaiaertiober Commisasriaa zar
Schlichtung dea ZerwOrrnisseB zwiachen der Stadt und dem
Karf&raten 1660 hierher entaendeteD Freiherrn von Scbmidborg
(meine Reduction von Erfurt, S. 43 Anm. Ud), —
Der zur Bamsterburg gehörige Qarten nahm den Tbeil dea
Zwingers ein, der sich von der dem Koblenmarkt gegenfiber-
liegenden Stelle der Löberroauer bis zum Waaaerthore erstreckte.
34. Hebammen- Lehranstalt, vid. Entbindongabaus,
Nr. 21.
35. Heokerehaus, Das. Es tag auf dem Qraden. In
ihm befand sich eine Art GefUngniaa, in welchea man die Harkt-
diebe einsteckte, wobei denselben die Ffiaae in einen Stock ge-
legt wurden. Bei dem Bauernanfruhr 1525 wurde ea nebst dem
Qacke eingeriasen, muiste aber nach einer Bestimmung des
Hammelburger Vertrages (1530) von der Stadt wieder herge-
stellt werden and wurde von dem Henker, der inzwischen bei
dem Earthause gewohnt, wieder bezogen (Hogel, 1. c. S. 961).
1532 brannte ea von neaem ab, wurde jedoch wieder hergestellt.
Später wurde das Haus von den Eohlenträgern zur Aufbewah-
rung ihrer Stötse nnd Schaufeln benutzt. 1634 wurde es von
loaem Gesindel demoürt (Beyer, Nachtr. S. 113). Eine Abbil-
dung des Henkerhanses und des Gacks bei Friese, I. c. S. 113
und Fritz, Chron. S. 184. In älterer Zeit befand sich anoh ein
Henkersbaas in der N&fae der Kirche S. Viti, das 1322 bebufe
Vergrösserung des Kirohhofea derselben angekauft ward.
36. Himmelapforte, Die, oder daa Collegiam Am-
plonianum. Magister Aroplonius Ratingk von der Buchen (de
F^o) ans Berka (Rheinbergeo), Leibarzt des ESniga Si^smnnd,
apftter Dechaot der CoUegiatkircbe S. Victor zu Mainz, zweiter
Rector der hiesigen Universität, hatte dieser nicht nur seine
Bliche r Sammlung , sondern auch die Mittel zur Gründung eines
Collegiuma, in welchem dreizehn Stipendiaten Aufnahme finden
aollten, geachenkt. In Anerkennung deaaen nnd zur Unter'
sttttsung dieaer Stiftung kaufte der Rath 1412 den nahe hei der
Hichaeliakirche belegenen Hof zur Himmelspforte , in welchem
sich früher eine jüdische Synagoge befunden haben aoU, damit
solcher ala Wohnung (Qr die Stipendiaten diene. Es war dies
daa Geb&ode jetzt Miohaelisatrasse Nr. 44. Der Rath erweiterte
..Google
— 166 —
äie Anstalt 1416 durch ein Nebenhans, welches er dem Jb^oi
BfoBfls abkaufte. Hier blieb dieselbe, die nach dem Stifter da«
Collegium Amplonianum hiess, nach dem ursprttDglichen Namen
des Hauses, in welchem sie nntergebraoht war, aber im ge-
wöhnlichen Leben die Beneonong: Himmelspforte, führte, bis
1767, und sie Übertrag dieselben auf ihr nenea Heim, als sie in
dem genannten Jahre in die alte Statthalterei an der VLnktr
Strasse (Nr. 6) verlegt wurde. — Nach Aufhebung der Univer-
sität gelangte das letztere Gebäude an die Btadtgemetnde and
wird von dieser, allerdings vollständig neu gebaut, zur Zeit fttr
Schulzwecke benutzt; doch liegt es in der Absicht, es dem
Staate zurückzugeben, um darin das Realgymnasium nntersa-
bringen, sobald dies eine Staatsanstalt gewordau sein wird.
(Weissenborn, Amplonias Ratingk de Berka und seine Stiftung,
Erf. 1878. — Derselbe: Die Urkunden für die OescMcbte des
AmploniuB Ratingk de Fago, ibid. 1879. — Härtung, 1. c. i.
S. 122, 123, U. S. 382, 384. — Arnold, 1. c. S. 123—126.)
37. Hospital, Das alte, oder das Hartins-Hospital.
Es stand urspr&nglich neben dem Rathhause am Sonoenberge,
auf der Stelle, wo sich früher das Kreisgericht befand, nach der
Jndenschtüe zu , deren Qrund und Boden ihm nrsprfin^ich ge-
hört hatte und von ihm 1283 xu deren Erbauung verkauft wor-
den war. Es war im Jahre 112') unter Erzbischof Adalbert 1-
errichtet worden (MUlverstedt, I, c. S. 170; Dorainikas, L c.
I. 2. S. 262) und hatte 1223 vom Papste Honorius III. einen
Schutzbriet erhalten (Würdtwein, Dioeces. Mi^ont p. 214).
Die Annahme: dass es arsprünglicb tos Religiösen bewohnt
gewesen sei, hält Würdtwein (1. c. S. 32Ö) fiir zweifelhaft. —
Nach der gewöhnlichen Meinung wurde es 1298 an den Laagen-
steg (der SchlÖsserbrUcke) veriegt, Härtung (L c. U. S. 34)
glaubt jedoch: dass an beiden Stellen gleichseitig HoapttSler
bestanden haben und nur deren Verhältniss zu einander unklar
sei. Sicher ist jedoch: dass als im Jahre 1384, um die Msr-
tinsktrche zu vergrösaem, die Verlegung des Hospitals in die
Krämpfervorstadt an die Stelle, wo noch gegenwärtig das grosse
HospiUl steht, erfolgte (Hegel, 1. c. 3. 443; Falkenstain, Hiit
S. 276), Dor von dem bei der Uartinskirohe belegenen die Bede
ist, das ältere Gebäude mithin damals nicht mabr exiatirt haben
moae oad das am Iiangenstege belegene ei Ut, velehei dea
^.Coo'^lc
— 1«? —
Kmmi: Du ftlte Hoapital, gemhrt lut. Hogel (J. c. S. Sft?) er-
wibnt: dw8 im Jabre 1339 der Rath einen H(>f oder Haus zam
BKtbhana«, da vor Zeiten daa Hospital gewesen, erkauft habe;
doch soll, was hiermit im Widerspruch zu stehen jioheint, im
Jabre 1M7 das alte Spital bei dem Ratbhause noch vorbanden
geweaen sein (ibid. S. 352). Das in der ErUmpferrorstadt ar-
riebtete erhielt die Benennung: Das seae Hospital and nach-
dem 1409 das kleine oder DuderstAdtisobe Hospital (S. Hariae
vor dem Krämpferthore) gegründet war, den Beinamen: Das
grosse (Dominikus, 1. c. I. 1. p. 133, 124). — Von dem Hospi-
tale S. Hartini extra ist bereits oben Nr. 19 bei Erwähnung
der Elenden Herbei:ge gehandelt — Ein besonderes Hospitri
besaeses bis zu ihrer Vertreibung aas Erfurt die Juden. Das-
selbe lag unter den Stufen am SlQhlbofe (Jaracaewtky, G«8(^.
d. Jaden in Erfurt S. 8).
38. Jesuitenschule, vide OymnaBiuin, Nr. 82.
39. Inqnisitoriat, Das. Es lag in der Micbaelisstraste
Nr. 30 mit seinem Vordergebände, an dem Breitstrome mit
seinem die Gefängnisse enthaltenden Hintergebäude. Ursprüng-
lich hatte dort der Klosterpfortasche Hof gestanden. Später
befand sich das auf dessen Stelle erbaute Haus im Besitz«
der Fürsten von Schwarzburg. Nachdem es in den der kor-
mainzisohen Regierang übergegangen war, wurde es zum Zucht-
haus e and CriminalgefScgnisse verwendet. Dalberg errichtete
darin das von ihm gegründete Polizeihaos, d. b. eine Anstalt,
in welcher arme und obdachlose Personen ein Unterkommen
und oÖäiigenfallB ärztliche Behandlung fanden. Damit warde
in einem eigens za diesem Zwecke erbauten Gebäude, wie he-
raita oben sab Nr. 2l erwähnt, 1787 eine Entbindungs - Anstalt
vereinigt. Da die Combination beider Etablissements manoberlei
Unzaträglicbkeiten in sich schloss, so warde seit 1618 das ein«
wie das andere nach und nach daraus entfernt und das Vorder-
gebände zum Geschäftslokal dem Königlichen Inquisitoriat oder
Criminalgericfarte äberwieiqn. (£]rhard, 1. c. 3. 221.) — Doch
mnaste jenes um 1860 wegen Baufalligkeit abgetragen und die
Untersncbungs-Behßrde einstweilen im Conitburhofe unterge-
bracht werden f bis sie «benso wie das Ge&ngniss 1878 in dem
im Laisenthale er-bfkut«n Gerichtagebäud« Unttu-kanft fand. Da*
biiberige Ingnisitoriat kam in den Besitz der Stadtgemeind«
and aas dieser in Privatbände. ,
.oogic
— 168 —
40. JadflDschnte oder Jndentempel, die Hatiptijiit'
goge der Jaden, befand sich in älterer Zeit io einem Hinter*
geb8ade des HaaBQs Fischmarkt 22, jetzt Restaaration der Ge-
brüder Maller. Die Umfaisungsmanem derselben sind noch
gegenwärtig, wenn auch nicht mehr ganz in der ursprOnglichen
Gestalt, Torbanden (Härtung, 1. o. I. S. 212—2-^4; Jaracaewsky,
1. c. S. 40). ~ Bei dem Jadensturtne im Jahre 1349 war das
GebSude Tenvttstet worden nnd demnächst in Privatbesitz Qber-
gegangeo. Der Rath wurde jedoch von Seiten des Erzbiacbofes
genötbigt, auf seine Kosten 1357 eine neue Synagoge zu bauen.
(Eine aas der Frieseseben Chronik [I. S. 129b] entlehnte Ab-
bildang bei Jaraczewsky a. a. O.) Dieselbe li^ in der Nähe
der gegenwärtigen alten Synagoge, auf der Stelle, die jetzt das
Hintergebäade des Stengerscheo Haasea Fischmarkt Nr. 27 ein-
nimmt, nach anderer Angabe (Beyer, Nachtr. S. 6; Härtung,
1. c. I. S. 133, n. S. 386) aber an der Ecke des Israelschen
OarteoB (Rathbaosgasee Kr. 3).
' Nachdem die Juden 1459 gänzlich aus Erfurt vertrieben
worden und keinem Juden mehr daselbst der Aufenthalt gestat-
tet war, nahm der Hagistrat das Gebäude in Besitz (Jaraczeweky,
1. c. S. 70) und benutzte es als Zeughaus (Friese, 1. c. I. S. 2l7;
Hortung, 1. c. H. 387); erst nach dem grossen Brande von 1736,
der sich bis hierher erstreckt hatte, wurden die stehen gebtie-
benen Hauern abgetragen.
Eine zweite jüdische Synagoge soll sich in dem Hansa zur
Himmelspfbrte in der Michaelisstrasse befanden haben. Denn
Sinnbold (Erfordia litterata IH. S. 13) sagt: daes die in dieser
1412, nachdem sie der Sitz des Amplonianisohen Colleginms ge-
worden, eingerichteten Kapelle früher eine Judensynagoge ge-
wesen sei. Doch war dies wahrscheinlich nicht sowohl ein
öffentliches Versammlungslokal der jüdischen Gemeinde, wie das
Privatetgentbum des Hayer aus Nürnberg und Consorten, die
1360 die Himmelspforte von dem Rathe wiederkäuflicb erworben
hatten (Jaraczeweky, 1. c. S. 34. 36. 72). — Eine Nebensynagoge
bat sieb auch auf dem jOdisohen Friedhofe vor dem Horitithore
befdoden (ib. S. 4. 50. 72).
41. Jaristenacbuie, die, oder Scbola juris, aooh
CoUegium juris Harianum und Bursa Uariana ge-
wuiat, war im Jahre 1448 als eine Anstalt anr Befi^rderang dea
— 169 —
Stadinma der Rechte und sti gemeinBamem gotteaf&rcbtigen Le*
ben von dem Dr. Heinricli von Gerbatftdt, Eftoonicoi nn dem
biesigeii Dome, gegrttndet. Das Geb&nde deraelben lag in der
MainKerhofstrasBe Nr. 12, neben dem Bergetrom. Es wurde
1495 wieder aufgebaut, nachdem es bei der grosaeo Feaera-
bmnat von 1472 zeratSrt worden. Da das Haus im Laufe der
Zeit aehr verfallen war und das gemeinschaftliche Leben der
Collegiaten ohnedies Ifingat aufgehört hatte, ao üess Eurflirat
Lothar Franz ee 1733 abbrechen und an dessen Stelle das noch
vorhandene Qebände zur Aufnahme der UniversitätB - and der
Boyneburgiachen Bibliothek errichten. Da dasselbe aber viele
Unbequemlichkeiten darbot, eo wurde am 1790 die Bibliothek in
die Neue Wage (daa Hauptateueramt) am Anger verlegt. Das
biaherige Lokal derselben wurde zunSchat durch Vermiethung
an Privatpersonen nutzbar gemacht, nach Aufhebung der Uni-
versiMt (24. September 1816) aber der Stadt zur Errichtung
eines atfidtiachen Pfand- nud Leihhauses überlasBen. Nachdem
diese Anstalt in das ehemalige UniversitätagebSude Uichaelia-
strasae Nr. 39 verlegt worden, iat das vorgedachte Haus durch
Verkauf in Privatbesitz Übergegangen und zur Zeit eine Schuh-
fabrik darin befindlich (Erhard, 1. c. S. 222; Dominikus, I. o.
L 1. S. 84).
Das Stiftungavermögen iat noch vorhanden und wird theils
zur Remunerirung der Domgeistlichen, tbeils zur Oewfihrung
von Stipendien an Stndirende verwendet.
42. EornhauB, Das städtische, oder das grosse,
auch der E o rn h o f genannt. Es lag in der grossen Ackerhofa*
gasse und ist gegenwärtig daa zum königlichen Proviantamte
gehörige Mebimsgazin. Es wurde in den Jahren 1465 bis 1467
(dieses Jahr nennt die am Hanse befindliche Inschrift, in Wirk-
lichkeit hat sich jedoch die gänzliche Vollendung bis 1472 hin-
gezogen), mit seiner SQdseite an der damaligen Stadtmauer und
seiner Nordseite ao dem früheren jüdischen Friedhofe, mit aeioer
Ostseite an der St. Moritzkirohe erbaut, und war 272 Schuh
lang und 75 Schuh breit. Nach der Reduction von 1664 ging
es in den Besitz der kurmainzischen Regierung, nach der preus-
aischen Besitznahme in den des preussiscben HtÜtärfiacus tlber
(Härtung, 1. c. H. S. 156). — Schon 1354 hatte der Ratb ein
neaes Komhaus gebant (Friese, 1. c. L S. 137), ea iat aber niclit
.C.oo^lc
— iW -
Wuuit, «b dies an denelben Stelle geleges hak, wie du %bm
gedkobte.
43. Kramhant, Das. (Ciura domot.) Ea lag auf dem
SdTeriberge tuid zwar nach der gewöhnlichen ADnahue au dem
dem Graden sagekehrten Abhänge desselbeo, wie Kircbhoff
(WeisthOmer, S. 54 und 312) aber vannnthet, am Severibofe,
welche Stelle es aach auf dem Bdcknerscbea Plane A. bei Beyers
und Böckoera Geschichte der Stiftskirche B. Mariae, Erf. 1873,
einnimmt, wo es an die Nordseite der BonÜacius-Kapella stSaat
(vergl. ib. S. 139. 170 nnd 182). Es hatte seinen N&men wahi^
«oheinlich von dem einen Theil seiner Befestigung bildenden
Bnodthurm, oder seiner dem Abhänge der Anhöhe sich anscbliea-
senden gekrümmten Form, und war die alte ummauerte em-
biacbfifliche Besideni, die jedoch rielleicbt nur einen Theil dea-
selben eingenommao hat, and mit einem grossen Baumgarten
versehen, sowie durch einen Steinweg mit der Strasse Terbao-
den. In späterer Zeit hatte das erzbischöfiiohe Oheigericht
darin seinen Sita, sowie auch die dem Erzbischof zastKndigen
fVeitinsen darin erhoben wurden, die von der Farbe der TbQre^
doroh welche man in das Gemach trat, iä dem die Erhebung
erfolgte, die Zinsen der grtlnen TbKre hiesses, während an-
dere derartige Zinsen in der Eaofmannikircbe erhoben wurden. —
In dem Anschlage des Erabisohofs Diether von Isenborg über
die den Ersbischöfen von Uainz zu Erfurt zustehenden Rechte
heisst es: „Aach bat der Erzbischof zu Uainz einen andern Hof
so Elfurt bei S. Serers Kirchen, genannt das kronunc Hans, and
daiine seine Eerbeige, wenn w persönlich zu Erfurt ist, und
daran ein besonder Gerichtahaus. — Item, es sind zwenn Hsfe
^be bei dem krommen Hause gelegen, in dem einen soll de«
£rabiscbofs Cantzley, und in dem andern seine Ettohe sein." —
Uebrigena lialten Beyer und Böckner (l- <>• S. 180) es fttr aweifel-
haft: ob „das krumme Haua" mit „dem Hause zur grünen Thüre"
idenüsch sei, indem das erstere sptter dem Uarieastifte, daa
letstere aber dem Severisüfte gehört habe, und desaen JLage
nicht genau festzustellen sw. Docb scheint ea gewiss: daas sieb
auf der Stelle des Krummenhauses in späterer Zeit der Sohütt-
boden des Uarienstiftes befunden habe.
Eise am Fuase des Severiberges vom: An FalUoobe, naok
^moK Or«4eD gehende Gasse, sowie €0 iaolirt liegend^ aeh1l■t•^
- 171 -
blöke fniirteo dta Namen: Vor dem EraBimban*g«rtDll
(Eirchboff, 1. c. S. 312).
44. Erankenhaos, Das kathoÜBche. Ei l«g ur-
BprOnglich im BrUhl, in der Barf^asse Nr. 6 und war 1740 von
dem Dechanten des Marienetiftea Hunold gegrüadet. Da das
OebHode von Haas« aus nur dü^g war, so dass höchsteoB not-
sehn Kranke darin Aufnabme finden konnten, auch sein hwn-
licher Zustand sich immer mehr TerBchlechterte , so hegte man
sohon länget den Wnnsch einer Verheaaemng. Dazu bot um
1857 ein von dem CommercieDrath Lucius geschenkter Theil
des ihm gehörigen Hopfenberges Gelegenheit, und es wurde dar
her das neue kathoUsche Krankenhaus, Earthäuserstrasse Nr. 58,
erbaut, und das alte an einen Privatmann veränssert.
45. Ereiagerioht, Das, befand sich bis zur Erbauung
des Deuen Justizpalastes am Friedrich- Wilhelmaplatz, 1380, in
dem in der Rathhau^asse neben dem Bathhause gelegenen Ge-
bäude, das jetct Scbulzwecken dieut. £b wsr von Boyneburg
im B^inne des IS. Jahrhunderts erbaut, führte ursprünglich des
Namen: das neue Bathhaus, war aber von Anfang an vorzugs-
weise zur Aufnahme der Gerichtsbehördes bestimmt gewesen.
46. Eunatschule, Die. Sie war zuerst ala Zeicben-
scbuLe 1766 von Dalbeig gegründet, wurde aber nach der eraten
preusflischen Besitzergreifung 1804 zur Kunst- and Baugewerk-
Bchule erweitert. Sie befand sich zuerst auf dem Anger, wurde
dann nach Aufhebueg'des Neuwerksklostera in dieses, splLter
in das Schulhaas neben der BarfUsserkirche verlegt. Bekanat-
lieh hat sie zur Zeit nach ihrer BeorganisaUon in dem Schal-
hiuae an d«r Ecke der Fergamenter- und Tnmiei^asse ihre
Untet^unfit erhalten und ist gegenwärtig ganz ao^ehoben.
47. Lazareth, Das (domua infirmorum ante Kramphen-
thor), befand sich Hoapitalplatz Nr. 6 und war zur Aufnahme
armer Kranker bestimmt Seine Gründung &llt in eine sehr
frühe Zeit, doeh ist das Jahr nicht bekannt 1293 existirte es
bereits. Ala es durch die Errichtung des evangelischen reap.
kathoÜBchen Krankenhauses entbehrlich wurde, ward 1699 an
seiner Stelle das noch jetzt bestehende Aimenhospital gebaut
48. Lederbänke. 36 Bank« oder Ständer, auf welchen
die Oerber ihre Waaren feilboten, standen in der Gasse: Unter
de« Sohildetem, in der Nähe der SobusterbAnke, jedoch nioht
r,,.:,i... ".Cookie
- 172 —
ao dicht bei dem Enimmhetisgarten , irie diese (Kirchhoff W«a-
thfimer, S. 66 Asm. 128). Vide Nr. 27.
49. Lederhsai, Daa, diente gleiebfklU den Lederbänd-
lern als Verkanfsetfitte. Es lag auf dem Wenigenmarkte neben
dem Gewandhause, in der Nabe der Schtuterbänke (ibid. S. 65
Anm. 127). Im Jabre 1675 war es bereits eingegangen, wie aof
dem in diesem Jahre erschienenen grossen Dedekindscfaeo Stadt-
plan vermerkt ist.
50. Leihhaus, Städtisches, vid. Juristenachnle, Nr. 41.
51. Lingaden, Die. Buden, in denen Leinensong feil
gehalten wurde, standen vor der Nordfront des RathhauBeB, der
Uarktatrasse 8U. Die letzten dieser Baden sind erst in neuester
Zeit dem Neubau des Rathhausea gewichen.
52. Marstall, Der Raths-, lag aa der Gera, hinter der
Kirche S. Martini intra. Er war 1425 hiersu aus einem ehe-
maligen Judenhauae eingerichtet Bei dem grossen Brande von
1736 wurde er zerstört, nachdem er schon 1705 von einem Pri-
vatmann erworben war, nm ihn aom Fabrikgebäude einzurichten.
Ein zweiter Marstall, der noch gegenw&rtig als Reitbahn exiatirt,
swischen der Marstallgasse und der Gera belegen (Harkgntfen-
gasse Nr. 2), ist 1705 von Boynebnrg an der Stelle zweier zv
diesem Zwecke von ihm angekauften Häuaer, dem grossen und
dem kleinen krummen Hechte, erbaut (Dominikns, L c. I. 2
8. 470).
53. Uartiuihoapital. Es ist semer bereits unter Nr.37,
sowie des Hospitals S. Martini extra anter Nr. 19 gedacht
worden.
54. MUnzhäuser gab es io Erfurt zu der Zeit, alt das
MQnzregal noch von dem Erzbisobofe selbst ausgeübt wnrd^
zwei, deren einea vor dem Graden, daa andere vor der KrSmer-
britcke auf dem Wenigenmarkte stand. (Eirchhoff, Weisthflmer
8. 166, der es jedoch fQr möglich hält, dass beide nicht gleich-
zeitig bestanden h&tten, sondern in der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts eine Verlegung von der erstgenannten Stelle an
die andere stattgefunden habe.) Nach Hogel (Chr. S. 169) und
Friese (1. c. I. 8. 61a) ist die erzbischöfliohe Mttnze 1264 von
der Stelle an den grossen Stufen nach dem Mainzer Hofe ver-
legt, und der erstere Platz 1265 von dem Erzbischof der Stadt
überlassen, am ihn mit Häoaem su besetzen. Nachdem £n-
— m —
biscbof Gertacb 1354 die ÄuBäbaog des Münzrechtes wieder-
käoflich der Stadt abgetreten hatte, befand sich die MUnze in
der Rathhauflgssse hinter dem Rathamarstall am Breitetrom.
Wenn aach, wie Hogel, 1. c. and Leitemaon, Das MünzweBea
Erüirts S. 9, angeben: in dem Vertrage von 1354 aaadrücklich
bedungen worden, daes dae Mllnzgebfiude im Munzerbofe ver-
bleiben solle, BO muBs doch diese Bedingung nicht genau inne-
gehalten sein, was sich schon daraus erklärt, daas Erfurt nach
der Erwerbang der reicfasunmittelbaren Herrschaft Eapellendorf
1350 in den Besitz eines ihm eigeothilmlich zustehenden MOnz-
rechts gelangt war und dies auch vor dem Erwerb des dem
Erzbiachofe zustehenden Rechtes bereits aosgeftbt hatte, in
Qemässheit eines 1468 zwischen dem Erzbischof nnd der Stadt
abgeachlossenen Vertrages fing der Ratb erst im Herbste des
genannten Jahres an, in der Mtlnze im Mainzerhofe münzen zu
lassen (Uogel, 1. c. 8. 584). 1599 warde Seitens der Stadt ein
neues MUnzhaus errichtet (ib. S. 1266). ' — Nachdem in Folge
der 8. g. Reduction von 1664 vom Jahre 1670 ab der Stadt das
Münzregal entzogen worden und wieder von der korlUrstlichen
Regierung selbst ausgeübt wurde, befand aicfa die Münze in
einem Hause an der Ecke des Angers und der BarfÜsserstraase,
von wo sie, nachdem Boyneburg die Wage (das Hauptsteueramt)
erbaut hatte, in das untere Geschoss des an der Äuguststrasse
belegenen Flügels derselben verlegt wurde (Arnold, 1. c. S. 121).
Seit 1803, der ersten Besitznahme Erfurts Seitens der Ej*one
Prenssen, sind daselbst überhaupt keine Münzen mehr geprägt.
ö5. Nonncnhaus wurde eine für vier arme Weiber 1442
von der Familie von Molscbleben gemachte Stiftung genannt.
Das zu deren Aufnahme bestimmte Grundstück lag ursprünglich
hinter der Wigbertikirche beim Valentinerhofe , wurde aber bei
deFsen Umwandlung in ein Kloster, in einen damals noch erhal-
tenen Theil des ehemaligen Servitenklosters in der Krämpfer-
voratadt verlegt, auf den nunmehr der Name: Nonnenhaus über-
ging. Dia Anstalt ezistirt noch, nachdem sie 1730 durch die
von Clemens-Millwitz'sche Stiftung und 1861 durch die des Ge-
heimen Regierungsraths Volk erweitert worden, unter der Be-
nennung: v. Clemens -Millwitz'sches Armenhaus und Cajrolinen-
Stiftung und befindet sich in dem Hause Er&mpferstrasse Nr. 54.
(Mülverstedt, 1. c. S. 170; Härtung, 1. o. IL ä. 299.)
r,,izMt,GoOt^lc
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56. Packho^, Der, ist die Beaenniug, weleli« Am 1?0S
von BojQflbarg erbaute Kaufhaus bis dahia, dass es das Qt9-
sobftfttlokal des HauptateaeramtB ward, gefEthrt hat (Erhard, I. c.
S. 220).
57. Pfandhaaa, Das karffiratliche. Es war vom
KorfOrsten Friedrich Karl Joseph errichtet and ihm das ehe-
malige JeBDiter-CoUegtDm in der SchlQaserstrasse einger&amt
(Arnold, 1. c. S. 256). — Bekanntlich ist an seine Stelle aach
dem ÄafhSren der mainzischen Herrschaft eine Btädtiscbe Än>
atalt getreten, welche, wie bereits angefllhrt, zuerst in der ehe-
maligen JnTistenschale in der MainEerhofstraBse Unterkunft fand
und Bicfa gegenwärtig in dem froheren UniverBitÜtsgebKude be-
findet.
58. PolizeibauB. Es ist von dessen Errichtung, Bestim-
mung und Lage schon oben, s. t. Inquisitoriat (Nr. 39), geban-
delt worden.
59. FoBt, Die. Das damals ' kaiaerliche oder f&raÜicb
Thum- und Taxiacho Reichsobcrpoatamt befand aich in der Mitte
and dem dritten Viertel des 17. Jafarhunderta in dem Haase
des Postmeisters Breitenbach auf dem Fischmarkte, denoächat
TOD 1683 bis 1710 in dem Hanse znm goldenen Ringe (Prediger-
strasse Nr. 10, jetzt Steinigers Restauration), sodann bis bot
ersten prenSBiacben Beaitznahme in dem Hanse Anger Nr. 2.
Erst nachdem diese atattgefunden, 1803, wurde das Haus Anger
Nr. 68 nnd im Jahre 18S7 behufs Erweiterung daa anstoasende
Hans erkauft, welche 1883, um einem Neubau Platz zu machen,
abgetragen worden aind (Härtung, 1. c. IL S. 266 — 268). Zeit-
weiae hat auch ein BäcfasischeB Postamt hier exiatirt. Im Jahre
1731 befand sich solches im Gasthofe zum Hufeisen in der Neu-
stadt. Bei den von der hieaigen Regierung erhobenen Schwierig-
keiten sah sich aber die sächsiBche Regierung veranlasst, es
nach Hittelbaosen and Bcfalieaaltch nach Oebeaee zu verlegen
(Friese, S. 1987).
60. PropateifaauB, Das domatiftiscfae, oder die
Rothethfir. Es lag auf dem Vorplätze des Domkrenzgangs-
Oeb&udes, wo sich gegenwSrtig die Dommftdcheuschale befindet,
dem Artilleriewagenhauae gegenflber, an der Seitenmauer der
s. g. schmalen Domstnfen, von deren oberen Ende einige Meine
Stnfsn sn der RoäienthSre biaabgingeo, durch cHe man in das
- US -
Öemaclt ge\uagta, in welchem die dem Dotnstifte ztisteliBDJell
FreislBsen erhoben worden, die deshalb aacfa die RothenthOr-
«inaea (Faber, Abhandlung von den Freigütern ttnd FreyzinBOfi,
S. 6 Anm. 2 nad S. 102), sowie die, welche dem Erzbiaefaofe
xaatanden nnd (bia 1632) im Severihofe erhoben worden, die
Zinsen der QritneothUre hiessen. Das Fropsteigericht, daa eich
eine Zeit lang in einem der SeveriUrche gegenfiher liegenden
Hause, der neuen Propste!, befunden, wurde um die Mitte dea
15. Jahrhunderts wieder in das obengedacbte Fropsteibans ver-
\egt (Beyer und Böckner, 1. c. S. 142 und 184 fgg.). Daaselbe
ging später durch Verkauf in Frivatbesitz über, wurde aber 1813
während der Iranzösischen Herrschaft ganz abgerissen (Härtung,
I. c. I. S. 138). Die Wohnung dea Dompropstes war bereit«
am Ausgange dea 18. Jahrhunderte in das noch jetzt diesem
Zwecke dienende Gebäude auf dem Herrmamuplatse verlegt
worden.
61- Rathsziegelei oder Ziegelhiitte. Sie lag am
Krämpferwalle und ist gegenwärtig die Ziegelbrennerei der Qe-
brlider Sahlender, Johannisgera 10. Sie war in Folge dea groa-
sen Brandes von 1473 im Jahre 1473 erbaut.
62. Rentamt, Das königliche Domainen-, or-
sprünglich ein Privatgebäude, das die Benennnng: Zum Lilien-
fasB, führte, lag in der Johannisstrasse Nr. 164, an der Ecke
der Ffiückengasse. Nachdem das Rentamt ciroa 1850 als beson-
dere Behörde aufgehoben worden, sind in dem Geb&ade die
Eänigliche Kreis- und Forstkassa, die bisher in dem RathhanB-
thnrm ihren Sitz gehabt, aber wegen dessen Abbruch dort nicht
mehr bleiben konnte, sowie in einem neuerdings btnzngefllgten
Anbau das Eatasterbnreau untergebracht.
63. Salzbäaser, Die, enthielten die L&den, in denen
der Salzverksuf stattfand. Sie befanden sich auf dem Graden,
and waren dem Erzbischofe zu eigen. Sie wurden daher aach
1525 beim Bauemaufruhr zerstSrt, mussten jedoch in Gemiss-
heit des Hammelburger Vertrages von der Stadt lüSO wieder
hergestellt werden ; doch geschah dies in der Art, dass sie, wäh-
rend sie frdher in der Länge gestanden, nun in der Quere er-
richtet wurden (Hogel, 1. o. 8. 961).
64. Salpeterhtttte, Die. Sie lag zwischen der Kar-
tbänserstraSBe nnd dem Eartb&aserufer, wo sich jetzt die Ost-
..C.oo^Ic
— 176 -
fcnatalt befindet, itnd war im Jahre 1702 angelegt (Frieie, 1. c.
y. S. 1489). Ein Ssipeterhaaa lag aacfa in der Gtroeieo Äcksr>
bofigaasQ neben dem Kombofe.
65. Scbola jaris, vide Jarutenaohnle , Nr. 41.
66. ScbfltzenhauB, Das. Im 1?. Jahrbandert befand
•icb eiD ScbUteenhans vor dem Johannisthore. In der Geschichte
ErfnrtB spielt dasselbe eine gewisse Bolle, denn hier war es, wo
1663 der kaiserliche Herold Lidl von Schwanau, der behnfs der
AchtSTerkUndiguug hierher geschickt war, und dessen Misshand-
lung so verbfingnissToll ftir Erfurt wurde, da sie den Exekutions-
krieg und in dessen Verfolg die 8. g. Redaction von 1664 her-
beiführte, gefangen gehatten ward (meine Reduction von Erfurt,
S. 134). Hier war auch 1603 das grosse Scbfitzenfest gehalten,
auf welches der Rath eine Medülle schlagen Hess. — Ein zwei-
tes Schiltzenhaus lag dicht vor dem Löbertbore, links von der
Strasse nacb Arnstadt, an dem Wege nach Daberstedt. Es
exisUrte bereits 1477 (Hogel, 1. c. S. 603) and es wurde auf
ihm damals der grosse and glänzende SchUtzenhof abgehalten,
ca welchem sich viele auswärtige Fürsten, Grafen und Herren
eingefanden (Friese, 1. c. I. S. 237). 1656 wurde es neu gebaut
(ib. IV. S. 1130 und 1131). Eben so 1724 (ib. S. 1768d). Fal-
kenstein (Histor. S. 1074) und Friese (1. c. V. S. 1531) erzählen:
dass am Johannistage 1705 die alten Luntenschfitzen sowohl das
Schiesshaus vor dem Löbertbore als das vor dem Johannisthore
der neuen ScbOtzen- Kompagnie, von welcher mit gezogenen
Röhren, also mit BUcbsea, nacb dir Scheibe geschossen werde,
hätten übergeben and einräumen miisaen. Das Sohiessbans vor
dem Löbertbore wurde während der Belagerang von 1813 zer-
stört und darauf 1820 das noch jetzt vorhandene Schützenbaus
am Fnsse der Steigerböhe erbaut (Hartong, I. c. T. S. 270—280).
67. Seh wanenbnrg. Die, biess ein auf einer der Stadt
zugekehrten Bastion der Citadelle Futersberg ehemals befindlichei
Belvedere, das von dem 1748 verstorbenen kurmainiiscben Ge-
neralmajor und Commandanteo des Fetersberges und der Cyriaz-
bürg Johann Heinrich Julius von Schwan erbaut war und seinen
Namen trug (Beyer, N. Chron. S. 23). Es wurde bei den 1813
vorgeuornnfenen fortificatorischen Arbeiten abgerissen (ibid.
S. 604).
Dictzedby Google
- 1» -
68. SiechenhaoB, Das, (dotnus leprosorum) lag vor dem
Ldberthore. Es war dazu beBtimmt, die AusB&tzigeii aafznnflb-
men und war im 12. oder 13. Jahrhundert gegründet, 1227 vom
Papste Innocenz IV. , 1355 vom Papste Innocenz VI. mit Privi-
legien versehen und confirmirt (MUlverstedt, 1. c. S. 170). 1388
wurde es auf Anordnung des Rathes mit allen seinen Insassen
niedergebrannt, weil diese sich eines schändlichen Verbrechens
schuldig gemacht (Friese, 1. c. I. S. 164; Falkenstein, Hist. S.
276. 277). Die Stelle, wo es gestanden, bezeichnete später ein
steinernes Kreuz (Hogel, 1. c. 8. 444). An seiner Statt wurde
für männliche Sieche bei Ilversgehofen , flir sieche WHber aber
vor dem Schmidtstedterthore an der Linderhachschon Örenze
ein Siechenhans erbaut. — Ein anderer Siechenhof für aussätzige
Weiber lag vor dem Erämpferthore. Er wurde eben so, wie
der bei llversgehofen, 1553, aU man sich gegen einen möglichen
feindHchen Angriff sichern wollte, abgebrochen (ib. S. 1067;
Friese, 1. c. I. S. 165, 11. S. 5l8. 519).
69. Soldatenjustiz, vide Qalgun, Nr. 24.
70. Stadttheater, vide Ballhaus, Nr. 7.
71. Statthatterei, Die, d. i. das die Dienstwohnung
dea knrf&rstlich mainzischen Statthalters enthaltende Qebfiude.
Ala solches diente zuerst das Haus Marktstrasse Nr. 6, das, als
diese Verwendung aufgehört hatte, die Alte Hofstadt hiess,
aber seit 1767, wo das Collegium Amplonianum dahin verlegt
worden war, den Namen: Him mclap forte , erhielt, wie dies be-
reits frQher, sub Nr. 36, erwähnt ist. Die Statthalterei war be-
reite 1701 in das zu diesem Behufe erkaufte Haus: Zum stolzen
Knecht, verlegt, das mit sieben andern dazu gekauften und seit
1715 von Boyneburg und seinen Amtsnachfolgern umgebauten
Häusern noch gegenwärtig der Regierung zum Sitz dient.
72. Tarras war die Benennung eines zwischen dem Krum-
hause, von dessen Hofe der Platz dazu entnommen war, und
den grossen Domstufen am Fusse des Severiberges gelegenen
Bauwerkes (Beyer und Böckner, 1. c. S. 14l). Es muss znr Be-
festigung gedient haben, da man unter dem, dem franzSsischen
„Terrasse" nachgebildeten Worte: Tarras, früher einen Erdwall
oder eine Bastei verstand. (Adelung, Wörterb. Th. IV. Col. 914).
73. Trillfaaus, vide Galgen sub Nr. 24.
74. Universität, Die, vid. Collegium majus Nr. 14.
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75. Wachthftnser. Ausser der für die Qamison des Pe-
tersbergfiB bestimmten, noch jetxt vorbftndenen Wache, sowie
dem Bürgerwachtlocalfl im Rathhause existirte früher die Nene
kurmain zische Hauptwache auf dem Grossen Markte (dem Frted-
rlch-Wilhelmaplatze), nnmittelbar vor der Cavate. Nach Erhard
(I. c. S. 164) war sie an der Stelle errichtet, wo früher die Ca-
Tatenfaftnachen gestanden. Bei der Regulirung des genannten
' Platzes nach dem Bombardement von 1813 ward sie abgebro-
chen. — Die königlich böhmische Wache, d. h. die, welche die
österreichischen Truppen, die bis zur ersten preussischen Besitz-
nahme einen Theil der Besatzung Erfurts bildeten, inne hatten,
befand sich ursprünglich mitten auf dem Anger (£}rhard, 1. c.
S. 271), wo sie 1669 aus dem Material eines abgebrocheneD
Scbenkhauses vor dem Johannisthore erbaut war (Friese, 1. c.
IV. S. 1143; eine Abbildung ib. V. S. 2311). Da sie diesen
Platz aber nicht wenig entstellte und auch dem Verkehre hin-
derlich war, so beschloss man, sie abzubrechen nnd in dem
ErdgeachosB des auf der Braudst&tte der Stotternheimschen Oe-
bände an der Ecke des Angers und der Schlösserstrasse nm
1792 errichteten Hauses, das noch einige Steinbasreliefs aus dem
ursprünglichen Ban zeigt, eine Wache einzurichten (Beyer, N.
Chron. S. 250), die auch so lange, als sich eine österreichische
Qamiaon hier befand, diesem Zwecke gedient bat. — Nachdem
der Htrschgarteo angelegt, und an demselben, der Statthalterei
gegenüber, ein Wachthaus erbaut war, dem aber arsprünglicb
nicht, wie gegenwärtig, ein entsprechendes Qeb&nde auf der ent-
gegengesetzten Seite des Hirscfagartens gegenüber stand, erhielt
solches den Namen: Qrenaditrwache. Bekanntlich dient dasselbe
noch jetzt als Hauptwachtlocal , und, seitdem die Waden, die
bisher an den Stadtthoren einschliesslich des Pfärtchens bestan-
den, infolge der Entfestignng eingegangen sind, sogar als das
einzige in der Stadt vorhandene Wachtgebände , neben welobem
nnr noch die in den beiden ehemaligen Citadellen and den Ea-
aeman fortbestehen. Das der Wache am Hirchgartea gegenfiber
liegende Haas hat nur sehr vorübergehend im Jahre 1848 der
Bürgerwebr als Wachtlocal gedient
76. Wage (Die alte). Sie lag an der Ecke der Micbaelis-
strasse und der noch jetzt nach ihr den Namen ßihrenden Wage-
gasse (Michaelis Strasse Nr. 5J, gegenüber der arsprünglicben
^ 1?§ -
äimmelspforte. Sie war 1354 erbaut (Hogel, 1. c. S. 792) und
ward 1469 durch zwei ehemalige JadeohlluBer, die der Rath von
Dietrich von ^er Sachsen erkauft, Tergrfiesert (ib. S. 587). Nach-
dem Bojneburg 1705 das Kaufhaus (Hauptateueramt) erbaut,
wurde 1713 io dessen Erdgeichoss die neue Wage eingerichtet
und davon das QebSude in der Regel überhaupt: die Wage,
genannt (Falkenstein , Hiator. S. 1072. 1073; Frieae, I. c. V.
S. 1506).
77. Ziegelei, Die königliche. Sie lag im Borntbale,
eine achtel Stunde westlich von der Stadt. — Der ebemaligen
Ratbsziegelei ist schon oben anter Kr. 61 gedacht.
78. Zollbaus, Das kurmaiasiache, stand auf dem
grossen Markte (dem Friedrich - Wilhelmtplatse) an dem quer
aber diesen führenden Canale. Es wurde 1515 neu gebaut, als
' erzbischäfliches Besitathum 1525 im Bauernaufstände demolirt,
demnächst jedoch in Gemttssheit einer Bestimmung des Hammel-
burger Vertrages von der Stadt 1596 wieder hergestellt und erst
am 9. October 1677 ganz beseitigt. (Sam. Fritz Chronik, S. 1Ö6.
Eine Abbildung desselben in Frieee's Chronik IV. S. 1267, so-
wie in Fritze's Chron. 1. c.)
79. Zucht- und Krankenhaus, Das, lag in früherer
Zeit am Ende der Horitzgasee, wo sich später die grosse Peter-
m&hle (jetzt Herrmannsche Lederfabrik) befand.
Was die in der Stadt vorhanden gewesenen Privat-
gebftude betrifft, welche durch ihre Qeschichte oder aus son-
stigen Ursachen ein Interesse darbieten, so kann ich mich, so-
weit sie nicht, da sie ursprünglich oder wenigstens vorüber-
gehend einem öffentlichen Zwecke gedient haben, schon in dem
Vorstehenden erwähnt sind, darauf beschränken: auf HartangB
Häuserchronik, namentlich deren ersten Theil, bu verweisen, wo
dieselben, insbesondere auch die wichtigsten Gasthäuser älterer
Zeit, die, wenn auch öffentliche Locale, doch immer Privat-
beaitzungen waren, ebenso vollständig aufgeführt als ausführlich
und gründlich besprochen sind, wobei ich nur das Bedauern
aussprechen muss: dass der Herr Verfasser es unterUssen hat,
das Register, was er die Güte gehabt, fUr meinen Gebrauch an-
zufertigen, der Oeffentlichkeit zu übergeben, und so zum Gemein-
gut EU machen, da es ohne dieses Uülfsmittel schwer ist, sich
in dem so reichhaltigen Werke zu orientiren.,
DiizMtvGoOt^lc
- 180 -
Wasser -Verhältaisse.
Kor eine Art von PrivatgebKnden scheint auf eine beaon-
dere Erwähnung Ansprach machen zu kännen. Es sind dies
die Mühlen, da dieselben von jeher eine gane besondere Bedea-
tang für die Öewerbsamkeit und den Wohlstand von Erfurt ge-
habt haben, und bei ihnen vielfach Veränderungen, insbesondere
Namenswechsel eingetreten sind. Es mfichte jedoch zweck-
mässig sein, der Aufzählung derselben einige Bemerkungen Ober
die hiesigen Wasser -Verhältnisse im Allgemeinen -voraus zu
schicken.
Die mit offenen Wasserläufen hergestellte Canalisirung der
Strassen und Oässchen der inneren Stadt ist eine uralte, aus
nicht zu ermittelnder Zeit herrtthrende Anlage, und war jeden-
falls in der Mitte des 13. Jahrhunderts bereits vorhanden. Auf
die Vorstädte wurde solche wohl gleichzeitig mit deren Bebaaang
aasgedehnt.
Bis noch vor wenigen Jahren befand sich fast in jeder
Strasse Erfurts ein offener Waeserlauf, eine Klinge, wie er in
alter Zeit hiesa (Kirchhoff Weisth. S. 49). Früher waren diese
beinahe sämmtlich breit, flach und in die Mitte der Strassen
gelegt und bildeten meist den Fahrdamm fUr die Wagen. Schritt-
Steine waren, wie bereits oben erwähnt worden, streckenweise
Ittr die Fussgänger, welche von der einen Seite der Strasse
auf die gegenüber liegende wollten, in das Pflaster der Kanäle
eingesetzt
Arnold (I. o. S. 41) bemerkt: „Ueberhaupt zeigt die Wasser-
vertheilung, vermöge welcher jede Strasse, auch beinahe das
unbedeutendste Oässchen mit Wasser versehen wird und die
unendlichen Kanäle, die sich unaufhörlich durchkreuzen, einen
einsichtsvollen Hydrauliker, der den Dank der Nachkommen
verdient, wenn schon sein Mame nicht mit Zuverläasigkeit an-
gegeben werden kann." — Auch die Zeit, in welcher diese An-
lagen geschaffen sind, ist, wie bemerkt, nicht genau bekannt;
unzweifelhaft sind sie aber im Laufe der Zeit erweitert und ver-
bessert. Dass die erste Anlage in eine sehr frühe Periode ßÜlt,
gebt schon daraus hervor, dass das Wasseramt, welches die
Aofsicht darüber zu führen hatte, bereite 1291 als besondere
Behörde bestanden hat (Hngel, I. c. S. 227; Falkenstein, I. c
— 181 —
S. 163). 1258 wurde die HirschUohe durch ein Gerinne in die
innere Stadt geleitet; 1355 geschah da« Gleiche mit dem Drei-
branne D Wasser , das jedoch nur die Vorstadt durchäoss. 1342
wnrde von der Jnngfrau Adelheid, Schwester des Bürgers Ber-
tbotd Job. Ulrich, der den Namen: Bergstrom, führende Arm
der Gera angelegt (Friese, 1. o. I. S. 120b.). Die betreffende
Urkunde ist als Anhang zur Waascrordnung mitgetheilt.
Schon ein russischer Patriarch, Grieche von Geburt ond in
Italien gebildet, der 1435 bis 1438 durch Deutschland nach Ita-
lien sog, erklärt, wie EaramsiD in seiner Geschichte von Buss-
land (Tb. V. 8. 229) berichtet, in dem über diese Reise golUhr-
ten Tsgebache, nachdem er bemerkt: dass Erfurt wegen eeiner
Bin wohner zahl, seiner trefflichen steinernen Gebäude und seinea
Reichthums an Waaren aller Art, unter allen Städten Deutsch-
lands hervorrage, dass doch die grösste Merkwürdigkeit seine
kunstreichen Wasserleitungen bildeten, mittelst deren das Was-
ser mehrfach über einander weg geführt werde. (Allgem. Thü-
ringische Gartenzeitung. £rf. 1842 Nr. 1; Hom, I. c. S. 146). -*•
Auf der anderen Seite war aber auch Erfurt durch die Schwie-
rigkeiten und Unbequemlichkeiten, welche durch diese Anlagen
dem Strassenverkebre erwachsen, dereinst in der Fremde be-
rüchtigt.
Die Länge jener Kanäle innerhalb der Stadt betrug 4947
Rathen; 81 Schützen oder kleine Schleussen waren in ihnen vor-
handen, welche theils dazu dienten, bei einer Feuersbrunst daa
Wasser aufzustauen, theils es ans einer Strasse in eine andere
zu führen. Viele jener Kanäle sind seit der Mitte des 18. Jahr-
bnnderts schmäler gemacht, aus der Hitte an die Seiten der
Strassen verlegt, auch bedeckt worden, wo sie dann selbstredend
wenigstens dem erstgedachten Zwecke nicht mehr dienen konn-
ten. Gegenwärtig sind sie jenes, wenn sie nicht gans caasirt
worden, beinahe s&mmtlichj offene Kanäle besitzt Erfurt zur
Zeit nur noch sehr wenige.
Die grosse Zahl und die Verzweigung in dar Leitung jener
Wasserläufe ist früher als eine besondere Merkwürdigkeit von
£rfurt angesehen, und hat zu einem s. g. Wahrzeichen desselben
Anlass gegeben, 'was darin bestand: dass die Gewässer sich
secbsmal, vorher sogar siebenntal, kreuzten, ohne sich zu ver-
einigen, was dadorch erreicht ward, dass ein bölzerses Gerina«
^ i8ä -
den eiaen Wasierlauf Über einen anderen binttberfUhrte. Die
Stellen, wo eine solche Kreuzung stattfand, waren nacbBtebende.
Eb ging
1. du gflsammelte DreibnuioenwaBaer beim PfÜrtchen Ober
den FoBtungBgraben ;
2. die HirBchl&che bei dem KartbSuaerBtege in dem b. g. Oe*
rinne über die Wilde Gera;
3. d»B aus einer Ansabl von Strasseokanftlen wieder su-
Banamengefloaeene WaBser oberhalb der grosBOD Petermfible
über den linken Ann des BreitstromB;
4. ein Shnlicher Kanal neben der KrSmpferbr&cke Über die
Wilde Gera;
5. ein gleicher in der Bahnhofstrasse Über die Hirschlaclie ;
6. ein ähnlicher, aus dem Garten des ehemaligen Neuwerks-
klosters kommender, in der LiliengasBe über einen ans der
Hirschlache abgeleiteten Kanal ;
7. das vom Steiger herabkommende Wasser in der Nfthe des
LOberthores Über den Festangsgraben.
Daan kam noch aaaserhalb der Umwalinng unfern des
BrllhlerthoreB in einer steinernen Einfassung die UeberftlhmDg
des BergBtromos über den Festungsgraben.
Hiervon existiren gegenwärtig, nachdem in neuester Zeit
die unter 1) aufgesählte Ueberf&hniiig bei Qei^enbeit der Er-
hannng einer Fahrbrflcke fUr die Strassenbahn neben dem Pfbrt-
chen cassirt worden, nur noch die unter 2) und 4) aufgeführten.
Als Bweites Wahrzeichen fllr Erfurt galt: dass sich daselbst
eine steinerne BogeobrUcke befand, von welcher aus man das
darunter hinfliessende Wasser nicht sehen konnte. Es war dies
die auf beiden Seiten mit Häusern besetzte Krämerbrücke.
Die verschiedenen Arme, in welche die Gera sich tbeüt, die
Art, wie dieselben sich trennen und wieder voreinigen, kann
ich als bekannt voraussetzen, auch sind solche in jeder etwas
ausführlicheres Topographie von Erfurt geschildert, so von Ar-
nold, 1. o. S. 34—47; Erbard, I. c. S. 154—157; Hom, Zar Cha-
rakterisirung der Stadt Erfurt, S. 146—148.
Mur einige eingetretene Verändemngeo and ausser Gebrauch
gekommene Namen mögen hier au^efUhrt werden.
1. Die Bonifacinsquelle (Fona S. Bomfaoii) beüuid
4ieb im BrBhle.
.izcdbvGooglc
- 148 -
3. Brtlckengraben oder Brühlergrabeo hieiB der
Theil des FestnngsgrabenB Tom Eintritt des Bergstronas in die
Stadt beim BrUblertbore bis za den Sohutzthflrnien. Er ward
1881 zageicbattet.
3. Cyriaciqaelle, St., in den Freizinsregistern erwähnt,
weil Weinberge an ihr lagen. Unzweifelhaft befand sie eich am
Cjriaxberge, und ist mit der jetzt gewöhnlich G-eBtmdheitsqaQlle
genannten identisch, die auch in der Äbhaadlnag Über aie von
Bilta von 1826 den Namen: CTriax- Quelle, fQhrt (Hörn, 1. c.
S. 55).
4. Elfgemeindewasier war die Benennnag des Ans-
flosaes des aus dem Falllocbe kommenden Kanals in die Qera.
5. Engelborn, Der, befand sich in der Feldmark des
ehemaUgen Dorfes Nenses.
6. E e p i c h (Espe oder Eepecum) ist der nreprflngliche
Name des Flassarmes , der gegenwärtig Eabacb genannt wird.
Er hatte seinen, bereits in dem Freizinsregieter von 1293 vor-
kommenden Namen voq den Eapen, von denen er eingefasst war.
7. ,^aulloch ancb VoUooh, im 17. Jahrhundert Falloch
genannt, war «in vom Rstbe 1342 angelegter, mit dem swiscben
der Mittel- and Kapferbammermtihle abgezweigten Wasser des
Bergstrom es' gespeister, beim vermauerten Lsuenthore anter der
elten Ringmauer hinwef^efUhrter Canal (Graben), um die Stras-
sen der Gemeinde S. Severi mit fliessendem Wasser an ver-
sehen nnd das in den Gemeinden S. Andrea, Servatii, Georgli
und Mauritii bereits vorhandene an verstärken. Ursprünglich
war dieser Canal von seinem Anfange bis fast zum fistticfaen
Ende der Lauengasse oben offen und nur bei dem Aufgange
zam Peterskloster, wo eine Terrainerhebung dies nicht gestat-
tete, entweder Qberwölbt oder mit Steinplatten belegt und mit
Erde beschtittet. Seit der Anlage des Juliusgrabens (1478 und
1479) zwischen dem äusseren Bröblerthore nnd dem Lauenthore
trat eine Aenderung in sofern ein, als nnn der westliche Theil
des Canals in dem neuen Bofcstigungsgraben aufging, welcher
vermittelst der neben dem grossen Brllhlerthorthurme angelegten
Schleusse sein Wasser aus dem Bergstrome empfing und dieses
bei dem Lauenthore in den in der Lauengasse offen bleibenden
alten Canal abgab; dieser wurde erat bei der Anlage des hier
»ehr steilen Glacis der seit 16(>4 begonnenen Citadell-BefestigaDg
.C.ooj^Ic
- 184 —
äes Ffltersberges Überwölbt und mit Erde bescbttttet." Beyer
und Böckner, I. c. S. 218. — Das« neuerdings sowohl das Fall-
locb selbst, wie die aas ihm gespeisten Strassenkanäle beaeitig:t
worden sind, ist bereits erwähnt worden.
8. Forellenbach ist ein Name, den in fi-Uberer Zeit der
Abäuas des DreienbrannenwasaarB geführt hat
9. Friedbergsteißh, Der. Er lag im Brüble hinter
dem Martinskloster und gehörte nebst einem bei ihm befindlichen
Baumgartea und einem, die Fropstei genanoteo Hauae dem Se-
veriatifte. (Hogel, I. c. S. 673; Friese, 1. c. I. S. 28.)
10. Hanegraben hieas der unterhalb der KarthäuBermühle
sich abzweigende, den Karthäusergraben mit der Gera verbin-
dende Wasserlaof. — Ein anderer Hanegraben ging trüber unter-
halb der NenwerksmUble vom Walkstrome ab, beim Theater-
garten vorbei und mSndete beim Burgstege in die Wilde Gera.
Das Wort: Hanegraben oder Angraben, ist ein Frovineial- Aus-
druck ftlr unbenutzt abflieasendea Malilwasser.
11. Herrengraben, Der, befand sich in der Nähe dett
Neuwerkaklosters beim Ffortstege (Friese*, 1. c. I. S. 637).
12. Hörlache, Die. Dieser Name findet sich in der be-
kannten für die Geistlichen des Severistiftes ausgestellten Ui^
künde des Erzbischofs Adalbert I. von 11.33: „Ortes illos, qoi
siti sunt inter duoa finvios Qeraham et Crislacham a ponte illo
qui ad introitum eorum ortorum factus est, usque ad locum illum
qui vocatar Horlacba." Bezieht sich dies, wie nicht zu bezwei-
feln ist, auf das Hirschbrtlhl und haben die beiden Scheitel des
Dreiecks, aus welchem dies besteht, die Gera und die Hirscb-
lache gebildet, so kann die dritte Seite, die üorlache, nur die
jetzt von der Wilden Gera eingenommene Linie zwiachen der
WilbelmsbrUcke und dem Gerinne sein. Daas wir es, trotz des
etwas bedenkliehen Ausdrucks : locua, mit einem Gew&aser hier
SU thun haben, ergiebt der zweite Theil des Namens gani oo-
zweifelbaft, da das Wort: Lache, ein kleineres stehendes Ge-
wässer bedeutet (Giimm , Wörterb. VL Col. 13). Ea gebt also
hieraus lediglich hervor: daas das Bett der Wilden Gera damala
noch nicht zu einem ununterbrochenen und fiiessenden Wsaser-
lauf regulirt war, sondern mehr einen morast- und pfützenartigen
Charakter hatte, auch noeh nicht den gegenwärtigen Namen
ßÜirte. Auf jenes deutet denn auch der erste Theit dw Wortes
.Cooj^lc
— 186 —
Boriftobe, d» Hör, Bore im Altdeatsahen einen kotbiges Bodeq
bedeutet (Grsff, Ältbocbdeutacher Sprachschatz IV. S. 1000}
liexer, I. c. S. 74). — Wenn UbrigeoB MicheUen (Der Mainzor-
bofj S. 5) die Namen Horlache und HirschbrUhl identificiren wilt^
so steht ihm offenbar die Fassung der Urkunde nicht zur Seite,
wonach der eratere nur eine der Grenzen dee in Bede atehea-
den Grnndetllckg, aber nicht dieses selbst bezeichnet, ebes so
wie derselbe sicher irrt, wenn er in der Grislache, welchen Ka-
men er der Krümmangen wegen von Kreis herleitet, den jetsigen
Walksti-om erkennen will. E» kann kaum einem Zweifel unter-
liegen: dass unter der Crislache der jetzt Hirachlache genannte
Arm der Gera zu verstehen sei.
13. Jobannisgraben hiess der FestungBgraben vom
KrSmpfortbore bis zur Schmalen Gera. Er war 1375 angelegt.
14. Königagraben wurde der Theil des Featungsgrabens
zwischen der Wilden Gera, da wo der Gerbergraben von ihr
abgeht, und der Schmalen Gera genannt. £r ward gleichfalls
137Ö angelegt.
15. Königsgraben, Kleiner, wa.r die Benennung, wel-
che der Festnngsgraben zwischen der Karthfiuser SchleuBse und
den Schutztbürmen flihrte. Er hatte seinen Namen davon: dass
König Gustav Adolf ihn 1632 hatte anlegen lassen. Er ist 1882
zugeschüttet.
16. Kirslache oder Kirschlache (Eirslaca, Kriechende
Lache), auch Gerslache (Lache der Gera) genannt, ist der
jetzt den Namen: Hirachlache, führende Wasserlauf. Er kommt
schon in einer Urkunde von 1133 vor und wurde laut einer im
Domarchive befindlichen Urkunde vom 12. December 12&8 in
diesem Jahre und nicht erst, wie gewöhnlich angenommen wird,
im Jahre 1322, über das Kartbäuser Gerinne durch den Wasser-
tburm in die Stadt geleitet. Als Brücke eingerichtet wurde die-
ses 1422. Ueber die Bedeutung des Namens: Kirslache, ist be-
reits früher gesprochen worden.
17. Lauengraben, der, 1426 und 1434 eur Deckung;
der Brühler • Vorstadt angelegt, vom BrUhlerthore bis an das
Lauentlior am Fusse des Petersbergee hinführte, erhielt später
von der an ihm liegenden Juliusburg den Namen: Juliusgra-
ben. Er hatte seinen Abfluss durch das Fallloch und ist in
neuerer Zeit in Fol^e der Anlage der Tjl9wehrfabrik tbeilweUo
:.C()OJ^IC
VersoliUttet. Es tag an ibm ein 1413 erlwiiter Olockentburm.
Die Sohleasae, die sich swiachen ihm und dem FalUochgnben
be&nd und gleichzeitig mit ihm erbaat war, trag den Namen:
Neue Sorge. Den Namen Lanengraben fUhrte aber aucb ein
in einen Lustgarten umgewandelter trockener Graben zwischen
dem inneren Andreasthor and dem die Katze genannten Befa-
■tigongswerk.
18. Liodengraben biesa der Stadtgraben von dem fiuiie-
ren Moritzthore bis Aber dae Johannistbor hinaas in die Gegend
des grossen Hospitals. Er war 1432 angelegt, hatte seinen Nar
men von den an seinem Ufer stehenden Linden, die aa ihrer
Zeit eine Zierde der Stadt bildeten and als Froii)enade dienten.
(Hogel, l c. 8. 516.)
19. Milohqnelle (fons lactis) befand sich auf dem Gra-
den bei dem Haase com rotben Löwen.
30. Horitzgraben war die Benennung des Festungsgra-
bens vom Horitzbogen um die Bastion Moritz hemm bis zam
Andreastbore. Er war 1640 von den Schweden angelegt, wurde
aber 1642 verlegt, weil er dnrcb den Umbau des Uoritswehrea
in das Oberwasser gekommen war. Neuerdings ist er in Folge
der Entfestigung und der Bebauung der (hegend vor dem An-
dreastbore grossentbeils sugeschtlttet.
21. Schalleune hiess der Abfluss der in den Dreien-
braunen entspringenden Quellen ^ von denen die erste von der
Steiger Strasse aas den Namen: der Grosse Brunnen, die zweite
den: der Henkersbrannen, fUhrte. Er trat beim nachherigen
Pförtoben vermittelst des nenerdings beseitigten Gerinnes in die-
selbe nnd mündete, nachdem er die KartbSueer- und die Löber-
strasse durchflössen, in die Gera. Er war 1355 in die Stadt ge-
leitet, trug seinen Namen von der bereits in dem Artikel: Klopf-
oder SchaUeunergasse besprochenen ScbaQeuaem, deren Eigen-
tbum er war nnd die ihn zu ihrem Gewerbebetrieb benutsten.
Härtung sagt (Bäuserobron. IT. S. 29): „Die Schalleuner, auch
ZOcbner genannt (WoU- und Teppichweber), in der Lfibervoi-
Stadt, hatten föhlbaren Mangel an zu ihrem Geschäfte uoentbehr-
liebem Wasser. Sie vereinigten sich deshalb im Jabre 1355 ond
banten in der Gegend der Milchinsel ein Flussbett zur Aufnahme
des Brunnenwassers, leiteten dasselbe beim Pförtchen in die tief
gelegene Stadt bis vor das Lfibertbor an ihren Behaosangen
— 187 —
vortlbör. Noch beate fUhrt der WasaerUuf an der Milchin§el im
Hände des Volkea den Namen Scholleuenfluss." Dass er auch
den Namen: Forellenbacb geführt, ist bereits oben erwilbnt
32, SchneliewasBer, Das, kommt in dem Freizina-
regieter von 1360 als vor dem Jobannistbore belegen vor. Mög-
licherweise ist darunter der jetzt: Qerborgrabon, genannte Arm
der Gera zu versteben.
23. Scbnittloohgraben ist die Benennung eines Za-
flusses, welchen die Gera oberhalb des Esbachwehres von der
rechten Seite her erböt (Hom, L c. S. 147).
24. Schnödeigraben lag im Brühte hinter dem Uartins-
kloBter und stand in Verbindung mit dem Zafluase des Faillochs.
25. Schupphenborn, Schappbenborn oder Schop-
penborn. Er befand sich in der Nähe der Allerheiligeokircfae
an der Gasse: Unter den Scbwertfegem. Neben ihm tag u. a.
das Haus „zur nackten Magd".
26. Schwarzegraben, Der, heisst ein Seitenarm der
Gera, welcher der stfidtiachen Flussbadeanstalt gegenüber von
dieser abgeht und zusammen mit jener eine kleine Insel bildet.
27. Stadtgraben biess der Wallgraben von der KarthSu-
ser Scbleusse bis zum Scbmidtstedterthore. Er entstand nach
und nach seit 1375.
28. Statth<ereigraben, Der, fUbrte von der Breit-
Btromscbleusae nach dem inneren Brühlerthore. Er wurde später
zugeschüttet. Gegenwärtig beBndet sich daselbst ein Theil des
Brüblerfriedhofes.
Wählen.
Schon in sehr irüher Zeit hat sich die hiesige Bevölkerung
mit Eifer der Mühlen-Industrie zugewendet und in Folge dessen
die Notbwendigkeit herausgestellt, durch eine besondere Müblen-
ordnung Bestimmungen über die Verhältnisse der an der Gera
und der Hirsehlache befindlichen Mühlen zu treffen , sowie eine
deren Befolgung überwachende Behörde, das Wasseramt, einsa-
aetzen^ das, wie oben erwähnt ist, schon im Jahre 1291 existirt
bat (Falkenstein, Historie S. 163). Es gab damals schon 23
Mühlen hier. Das 1332 verfasste Bibrabfichlein gedenkt derer 13
am Breitstrome und 6 am Bergstrom, au welchen aber noch die
Hühleo an der Birsohlache, deren Zahl nach der alten Wasserord-
— 188 —
Dung 7 betrag^ naä ua dem Walkatrome traten (Eirchhoff Weil
tbfimer S. 121). Im Jahre 1437 gab es io Erfurt und der dasa ge-
hörigen Flur 38 Mühlen. Eh waren dies die Petennüble vor
dem Horitzthore, die Steintnühle bei St Moritz, ihr gegenüber die
Weidenmttble , die Furtbmühle bei dem grossen Collegiam, die
Qrafen- oder Schildchensmühle bei den Schillingen, die Mühle aof
dem MUhlhofe, die auf dem Wenigenmarkte , die Coller- oder
Schönemühle gegen die SchlössergaBse, die Martins- oder Hirscb-
geusmUhle auch bei dem Langenstege, die grüne ScbildsmQhle
neben der Langenbrücke, die Rabenmühle Über der Langenbrücke,
die Sackpfeifen- oder Bürgermühle an der andern Seite der Lan-
genbrücke, die Frohnbackbausmühle hinter dem Stifte, die Main-
zische Mühle, die Wesers- oder Cnsererhermmühlc im Brühl,
die Cjriaicmühle unter der Borg, die Karthänsermühle, die Wen-
dclfrennduühle , die Weidemantumühle, die Köoigsmühle, die
Schobersmühle — diese vier letzten liegen vor dem Johanni»-
thore — , die Klippmühle in der SchmidtstedterstraBse, die Mübl-
gassenmUhle und die Storzmühle, welche 24 Mühlen unter dem
Wasseramte standeuj sodann 4 Oelmühlen, über die der Qe-
richtsscbnltfaeiss zu richten hatte and die sftmmtlicb an der
Hirschlacbe lagen: in der Mühlgaese auf dem Anger, in der
Mühlgaese auf dem Johannisgraben (die Hailigegrabesmühle),
in der Erämpferstrasae und vor dem Johannisthore. (Wasser-
buch, pag. 76; Hegel, I. o. S. 519; Friese, I. c. S. 88 u. 197a}.
Das älteste noch vorhandene Aufdingnngsbuch der Müller-
inoang, das von 1580, zählt nachstehende Mühlen auf.
Auf der Breiten Gera :
Die Mülle zum Raben — zum Grün Schilte — vor der
SchlSsaergassen — bei St. Märten vor den Laogenstegen — aaf
dem Wenigenmarkte — aufm Mölhoffe — auf dem Schillichen
(Schildchen) — auf dem fordt hinder dem Collegio_ (die Furth-
mühle) — die We^denmüll — die stein Müll — die Feter Müll
— die Regeler Müll.
Auf dem Burckwasser (Bergstrom):
Die Esels Müll — Wesers Müll — die Müll hinder S- Merd-
ten im Bruell — die Menseben Moell (Mainzer Mtthle) — die
Pfrum (Frobn) Backhaus Muell — die Bürger Muell.
Die Carteasor Muell — die Neuwe Werckisoh« Muall —
die Kiep Huell —
Dictzedby Google
— 189 -
Die Mfillen auff der Schmalen Gera
Die Itfuell zwiachen dem JohaDnesthore ■ — die Linde Mnell
— die Muell vor dem Monte Thore. Stortzmuell.
Die Mueien auff der Kirscblachen
Die Muell in der Muelgasssn auff dem Anger — die MueD
bej dem Krempfe Thore — die Muell bey dem Johana Thore
auf der KtrHchlachen.
Dies sind gleichfalls 28 Milhlei;].
Im Anfange des 18. Jahrhunderts hat es nach Friese (1. c.
S. 4e) 20 Mahl- and 3 Malzmühlen mit 83 OSngen, 10 Oel-, 5
Schleif-, 2 Schneide-, 1 Polier-, 2 Pulver-, 2 Walk- und 2 Pa-
pier-, überhaupt bIso 53 Mühlen in Erfurt gegeben.
1802 betrug die Anzahl der Mahl-, Schneide-, Papier- und
OetmühloD 33, zu denen noch 2 Pulverm üblen , 1 Glatt- und 1
Lohmühle traten, die 1799 und \S00 angelegt waren, so dasa
sieb die Gesammtzahl auf 37 erhöhte.
1840 war diese Zahl bis auf 31 heruntergegangen. — Gegen-
wärtig sind in der Stadt und im städtischen Weichbilde ein-
schliesslich einer, in eine Fabrik verwandelten, der Grossen-
petermühie, 32 vorhanden; ea ist aber mit Bestimmtheit anzn-
nehmen: dass in Folge von Verbessernngen in der Construction
bei vielen von ihnen dieselben in der Leistungsfähigkeit die frü-
here grössere Zahl noch übertreffen.
Die Mühlen, welche entweder überhaupt nicht mehr existi-
ren oder doch in ihrer Benennung Veränderungen erlitten haben,
sind nachstehende.
1. Bergmühle hiess früher die am Bergstrom in der Pe-
tersgaese gelegene Mühle, welche jetzt Fr ohn backhau smühle ge-
nannt wird. Sie ist wohl die nämliche, welche in dem Freizins-
register von 1293 als „molendinum canon. S. Marie retro S.
Severi montem in angulo" bezeichnet ist.
2. Bürgermfihle (Neue) oder der Bürger Mahlgut,
auch HalbemBhle, sowie die Muble vor der Langen-
brücke genannt, war die frühere Benennung der Sackpfeifen-
mühte am Bergstrome bei der LangenbrUcke und der Stunzen-
gasse (Härtung, 1. c. I. S. 5^). In den Freizinsregistem von
1359 u. s. w. kommt sie als „molendinum apud long, pontem ex
opposito salicti" vor. Der Rath befand sich bereits in der Mitte
des 13. Jahrhunderts in dem Besitze beider HalbmQblen, diQ
C(X>J^lc
— 19« -
von Ibra zu dem Zwecke erworben waren, einen Theil itiret
Hthlwsiseri zur Bewässerung der Straieen auf der linken Oera-
■eite Termittelst offener Kan&le au verwendeii (Beyer and Bfick-
oer, aeioh. der Stiftskirche B. M. V., S. 216). AI« der Rath
1394 die eine Halbm&hle an Walter Kerlinger, der die andere
schon längere Zeit als dessen Leben inne hatte, verkaufte, wurde
auch die vorgedachte Benutzung des Mahlwassers vorbehalten
(Eirchhoff Weisth. S. 121 Änm. 387). Dieser Umstand scheint
aach daan Veranlassung gegeben zu haben : dass deninftchat die
eine halbe Udhle ganz beseitigt wurde.
3. Cyriax- oder Eselsinühle. Sie lag am Bergstrome,
nnfem des äusseren Brühlerthores. Der Rath kaufte sie 1478
and liess sie damals abbrechen. Sie ward jedoch an einer et-
was anderen Stelle wieder hergestellt. Nachdem sie aber 1623
abgebrannt war, wurde sie nicht wieder aufgebaut — Es ist
dies wohl die M&hle, welche in dem Bibrabüchlein (vid. Kirch-
boff Weisthüm. S. 80) als „molendinum extra muros in Prurali
prope molendinum illorum de Elrich" genannt ist. In späterer
Zeit stand an der Stelle ein Holzhof- Wärterhans.
4. Die DieblmUbte in Wenden Martin Bachmann s,
nennt dieselbe Doroinikus, 1. c. I. S. 21, blos Diblm&ble, Arnold,
L 0. S. 43. Sie lag oberhalb der Schobertsmtlbte , ist also wohl
die Moble, die jetzt die Nürnberger Mühle heisst und wahr-
scheinlich die, welche in dem MUhlenverzeichnisse von 1437 als
WendelfrenndsmQhle vorkommt Sie hatte zwei Mahlgänge aod
einen Oelgang.
5. Elricbmilhte (Elrici molendinum in pinrali) lag im
BrBble. Sie fUhrte ihren Namen von dem ersten Besitzer, hat
aolcben aber auch später beibehalten, da sie unter ihm in den
Freiainsrepstem von 1325 — 1378 vorkommt (cfr. auch Nr. 3).
6. Eselsmahle, vid. Cyriasmühle, Nr. 3.
7. GrafenmUble bei den Schillingen kommt in dem
MUhlenverzeichnisse von 1437 vor and ist nnzweifelhafl die
jetzige (Rothe) SchildmQble in der Schildgasse.
8. HalbemUble, vid. Biirgermable, Nr. 2.
9. Handwerksmüble, Die, lag am Walkstrome, da wo
jetzt das Haus Bui^gasse Nr. 2 a steht
10. Heiligemühle, Heilangt- oder Unterpapier-
mllhle (Dominikas, 1. c. I. S. 21; Arnold, I. c. S. 44). Sie
,i;.dby Google
- ISl -
tnau nntcrhalb der gegeawtlrtigen Steinbrflcksm&lile gelegen
b«beD.
11. UirscheoB*, Rotbehirsch- oder Martinsmttble
iBt die an der Neuenstrasse belegene Htihle, die jetst Menemfible
oder Kunstmühle beiaat.
12. HospitalmUhle (Molendinum bospitalente
quod situm est in Owa). Im Bibrabücblein (Kirohboff WeisthUm.
S. 121) wird ftU die unterste an der Gera belegene Hüble die
HospitalniUhle in der Aue genannt. In der WasseTOrdnang beisat
sie: die niedere Weidenm&hle jenseits IlversgefaofeD. Sie wird
also wobl in der Gegend, wo siob gegenwärtig die TeicbmaDD-
sclie Cichorienfabrik befindet, gelegen haben nnd ist keinesfalls
identisch mit der jetzigen Hospitalmühle, die Hoapitalplata TSt.
15 an der Wilden Gera liegt.
13. Eesemargmühle (Molendinum qaondam dicti Eese-
marg) kommt im Bibrabüoblein als die oberste der am Breit-
strome belegenen MUhlen vor (Eircbhoff WeistbUm. S. 121) and
muss daher die jetzige Rabenmüble gewesen sein.
14. Kirscblacbmfible auf dem Stein beisst jetzt Jo-
liannissteinwegmOhle (cf. Nr. 38).
15. Enopfmable, vid. Porzellanmahle, Nr. SO.
16. EönigBm&hte, in dem Milhleoverzeichnisse von 1437
erwähnt Ihre Lage ist nur so weit bekannt, dass sie za den
vor dem Johannisthore belegenen Mühlen gebort bat. Vielleiobt
lag sie am Kfinigsgraben und hat davon ihren Namen geßlhrt
17. Ledermüble ist eine Benennung, welche frQber die
8. g. NtlmbergermUble am Gerbergraben geflthrt hat. Sie wurde
1664 von den kurmainziscben Trappen, als dieselben zur Bela-
gerung der Stadt schreiten wollten, niedergebrannt (Friese, 1. o.
IV. Anh. S. 29).
18. Lindenmtthle, Alte, jetst Storchsmüble , Jobannis-
flur Nr. 4, an der Schmalen Gera. Sie wurde 1762 cor HaU-
mUhle eingerichtet.
19. LobmUhle, vid. Pulvermühle, Innere, Nr. 31.
20. Mainzer hofmühle. Sie lag am Bergstrom am Ende
der Mainzerhofinühlgasse, wurde 1668 Seitens des HilitSrfiactu
behufs Errichtung der Gewebrfabrik kAuflich erworben und 1859
abgebrochen, wobei die Wasserkraft zum Betriebe einer Turbine
für die gedachte Fabrik Anwendung fand.
Dictzsdbv Google
- m -
dl. Martinsmahle, -nd. Hirachensmühle , Kr. lt. Si«
fahrte eratereo Namen, weil aie dicht bei der Kirche S. Hartini
intrs lag.
82. 8. Martin im Brühl, Mtlhle hinter, im Aafdin-
gangsbuche von 1580. Sie ist die jetsige Eapferhammermtlhle,
HutiDsgasse Nr. 3.
23. MOnchsmühle, WenigemarktsmUfale oder Rap-
pearntthle, die jetzige Erfurter Ennstmühle, Wenigenmarkt
Nr. 1.
24. MnldenbrechersmÜble (molendinnm qnod dicitor
Holdenbrecbersmülile apud S. Jobannem) kommt in den Freizins-
registern von 1350 — 1378 vor. Sie ist wohl die nSmIiche, welche
ebendasfilbat 1325 — 1350 ata inolendinum apad 8. Jobannem
au%efUbrt iat.
25. Nenwerkarntthle. Sie soll am Walkstrom auf desaen
rechter Seite, zwiechen der WalkmUble und dem EinBnase dea
Walkstroma in die Qera, hinter dem Rondel der V^helmastraase
gelegen haben and 1750 abgebrochen sein. Nach einer anderen
Angabe soll jedoch die Nenwerkamtlhle Seitens der Tuchmacher
1710 vom Nenwerkakloater erkaufl und zur Walkmühle gemacht
sein, wodurch dieselben 12 Zoll Ge&lle gewonnen hätten. Da-
nach würde alao die Neuwerkamühle an -die Stelle der jetzigen
Walkmühle, die auch noch gegenwärtig jenen Namen führt, ge-
treten, und nicht diese, eondern die alte, oberhalb des Hane-
grabeoa belegene WalkmGhle abgebrochen sein.
26. Oelmühle oder RcglermUhle hiess sonst die jetzige
Hirschlachs -Walkmühle in Av.r Mühlgasse. — Eine andere Oel-
mfible lag am Wallgraben beim Löberthore. Es wird ihrer unter
Nr. 30 B. Toce Porzellanmfihle , näher gedacht werden.
27- Papiermühle, Ober-, an der Schmalen GFera, unter-
halb der Storcbsmtlhle (Johaoniaflur Nr. 5). Sie hatte zwei Rä-
der zur Papierbereitung. Seit ihrer Verwandlung in eine Mahl-
mUhle lÜhrt sie den Namen: SteinbrQckamUble. An den frflhe-
rcn erinnert noch der eine Quergasse der Magdeburger Strasa«
bildende Papiermiihlweg. Die Unterpapiermllhle ist bereits oben
Nr. 10 unter dem Namen: Heiligemühle, besprochen; einer an-
deren Papiermühle wird im Artikel : Wawetm&ble gedacht werden.
28. PetermUhle, Groase, jetzt die Franz Herrmann-
sehe Lederfabrik, Moritzgaaae Nr. 28. Sie hatte ursprünglich
- 193 -
dem PeterakloBtei gehört and zu yielfacben Sb-eitigkeiten mit
der Stadt ÄnlasB gegeben, die 1650 durch eine kaiserliche Kom-
ndsiion ausgeglichen worden. 1812 wurde sie neu erbaut and
zu einer Tuchweberei, 1836 aber an einer Spinnerei eingerichtet,
wobei das Material des abgebrochenen Tbormes der Moiitzkirche
Verwendmig fand.
29. Petermühle, Kleine, auch PeteröImUhle oder
Polierm&hle genannt , lag am Elfgemeindewaaser oberhalb
der Grossen PetermQhle. Sie hatte einen Schleif-, einen Oel-
and einen Walkmtlhlengang, früher gleichfalls dem Peterskloster
gehört und eu Streitigkeiten zwischen diesem und der Stadt
Anlass gegeben, die 1650 entschieden wurden. Sie gelangte
1^7 in den Besitz der Militair-Yerwaltung.
30. Porzellan- oder Knopfmühle. Sie lag im Fe-
stungsgraben an einem durch diesen geführten Damm, hart am
Walle oberhalb des Süsseren L&bertbores. Sie wurde epfiter in
eine OelmUhle umgebaut, bald darauf aber, im August 1813,
als die Festung in Besorgniss einer berorstehenden Belagerung
armirt ward, abgebrochen (Beyer, N. Cbron. S. 524).
31. Palvermühlen. Es hat früher deren zwei in Erfurt
gegeben, und zwar eine Innere, d. h. innerhalb der Umwallung
belegene, und eine Aeussere. Die erstere lag oberhalb des
Kronenburger Wehres und der Kleinen Petermühle, wo sich ge-
genwärtig die Restauration, Venedig Nr. 2, und die vom Vene*
dig nach der Steinstrasae führende Laufbrücke befindet. Sie
soll 1582 anter Widerspruch des Petersklosters errichtet worden
sein, und hat ebenfalls zu vielen Streitigkeiten mit diesem Ver-
anlassung gegeben, die 1650 durch die kaiserliche Kommission
geschlichtet worden (Falkensteiu , Eist S. 755 fgg-)- Sie legt
ein Zeugnisa davon ab, mit welcher Leichtfertigkeit man früher
bei der Pulverbereitnng hier verfahren, denn nur so lässt es
aich erklären; dass diese Mühle so oft in die Luft geBogen ist.
Es geschah dies namentlich am 8. August 1643 (Westermann,
Histor. Bericht, fol. 484), am 13. Mai 1656 (ibid. fol. 504), am
16. Mai 1660 (ibid. fol. 509), am 20. April 1695 (Falkenstein,
Hist. S. 640), am 3. August und 16. November 1713 (ibid. S.
<>74; Friese S. 1589), endlich am 16. November 1793 (Sinnbold,
Vermehrtes Encomium V. 820). Da bei dieser letzteren Gelegen-
heit auch die benachbarten Häaser, besondere die nahe gelegene
- 194 —
Steinm&Ue, sehr erhebltcli beachftdigt worden, bo betchloBa nun
nan doch: die Pulvermähle als Bolche nicht wieder herzastellen
and OB wurde dieselbe zd einer Loh- and Graupen-, snletst ma
einer Mahlmühla eingerichtet. Zu tfar gehörte das schon er-
wähnte Salpeterha&s , deaeen Stelle gegenwärtig die Hllitair-
Bäckerei eiDninimt.
Die Äeussere Pulvermühle, die als solche bald mit
dem Beisatze: vor dem Andreas-, bald dem: vor dem Horitx-,
auch dem: vor dem Johann i sthore , bezeichnet wird, ist die ge-
genwärtige Pinkertscbe Schneidemühle, Auenatrasee Nr. 11. Sie
befand sich ursprünglich im Besitze der Regierung, wurde aber
1775 an einen Privatmann verkauft. Auch sie ist mehr als ein-
mal in die Luft geflogen; so am 22. März 1712 (Friese, 1. c. V.
S. 15S8), am 10. Januar 1730 (ibid. pag. 1983), am 27. Septem-
ber 1752 (Sinnhold, 1. c. V. 235), am 14. September 1793 (ibid.
V. 817), am 22. October 1802 (Beyer, Nachtr. S. 49), am 5. Jnu
1804 (Rudolphi, Chron. von Erfurt), am 5. August 1821, am
22. Juni 1837 und am 2. November 1840. Sie wurde hierauf in
eine Tabakamühle, 1858/9 aber in die jetzige SchneidemOhle
umgewandelt
32. ReglermUble, die jetzige Hirschlacb- Walkmühle in
der Mühlgasee.
33. Rossmühle. Sie lag auf dem Judenhofe und wurde
1536 von HaoB von Atich gebaut (Friese, 1. c. II. S. 472).
34. Schneidemühle. So biess sonst die Neoerbemüble
an der Wilden Qera, Neuerbe Nr. 48.
35. SchnÖdemUhle (Snodamühlo — Soudemol). Sie lag
im Brühl im Viertel Martini extra, wie es scheint am Bergstrom,
in der Nähe der HolzheieDstrasse. Sie kommt in den Freizins-
registem von 1359 — 1413 vor.
36. Schöne Mühle, auch Collermühle genannt, am Lan-
genstege und Breitenetrom , die jetzt ScblöBBermlihle heisst, war
in der ältesten Zeit die Walkmühle der Grafen von Gleichen.
Da sie aber in den Freizinsregistern von 1321 n. 8. w. als mo-
lendinnm apud longss themaa et walkhus (oder walkmüUe) quoa-
dam Comitis de Glichen bezeichnet, und hier Überall das Walk-
baue neben der Mühle aufgeführt wird, so muss sie aus einem
Mahlgänge und einem Wolkgaoge bestanden haban (c£ Kirch-
hoff, Weistbümer S. 123 Änm. 393).
izcdbvGoOglc
^ 196 -
Zl. SpitalmQbts in der Aue oder Niederweidod-
mQhle, Tid. BoBpitalmühle , Nr. 12.
S8. Steinwegsmühle, jetet: JobanniBmttble oder Jo-
hannisBteinwegsniUhle (cf. Nr. 14).
89. Stiftsmühle, bo viel als: MUhlfaofsmähle , Hahlstege
Kr. 2. Sie ist jedenfalls die nämliche, wie die im FreiEina-
register von 1325 u. folg. als molendinum ad S. Benedictum
safgef&brte.
40. StorzmUble oder StÖrzm'ühle war der frOhere
Name der GerinnigsmUble.
41. Viti, Mühle bei St, die im Freisinsregister von
1339 genannt wird, ist wohl die jetzige Grüne Scbildcbensmfible,
Marstallgasse Nr. 2.
42. Waidmüble, Die, lag in der KrSmpfervorstadt. Die
Freizinaregister von 1325 bis 1331 erwäbneo auch eine Waid-
mUhle vor dem Auguatthore. Es ist dies die jetzige KlippmUhle.
43. Wawet-, Waweit-, Wawitz-, Waffweid- oder
Wanwegtismüble; sie lag oberhalb der Stadt an der Gera,
an der Stelle, wo der Bergstrom sich von dieser scheidet, bei
dem Wawetwehr, dem jetzigen Ober- oder Papierwehr. Von
den früheren diese Mühle betroffenen Schicksalen und bei ihr
atattgefundenen Besitzveränderungen handelt Faber, Abhandlung
von den FreygUtern S. 87 u. 88, anaiÜbrlicb. Vergl. auch Kirch-
hoff, Weisthüm. S. 67 Anm. 130. Sie war später eine Waid-,
sodann — schon 1587 — eine Papiermühle gewesen, wovon das
an ihr liegende Wehr noch jetzt seinen Namen trägt. 1616 wird
sie die Walkmühle nnter der Wagweide genannt; 1640 war sie
eiogefellen, doch muss sie wieder hergestellt sein, da sie 1649
und 1664 als Walk- oder Papiermühle erwähnt mrd. 1717
exiatirte sie nicht mehr, vielmehr befand sich an ihrer Stelle ein
Q«rten.
44. Weidemannsmttbte wird in dem Hühlenregister von
1437 als vor dem Johannistbore belegen erwähnt and ist wohl
die jetzige Lindenmühle.
45. Wendelfreundamtthle, vide Nr. 4.
46. Wenigenmarktamflfale, vide Nr. 23.
47. Weser- oder Unserer Herrenmühle kommt im
Verzeichniaae der 1437 vorhandenen Mühlen, sowie im Auf-
dingungsbuch von 1580 als im Brühl gelegen vor.
— IM —
In den Fraizinsregiatem finden rieb noch einige Uühlen
erwähnt, von denen nicht der Maine, aondani nur die nngafilfare
Lage angegeben ist, und von denen es daher zweifelhaft Ueibt,
ob eie nicht mit einer der Toraufgeführten oder der sonat noch
jetzt bestehenden identisch sind, so 1324 und 1378 die Mühle
bei St. Moritz und 1331, 1350 u. i. w. Molendinum lapideam
jaxta S. Mauritiam. 1378 eine in der NShe der St. Qottfaarda-
kirche belegene MUhle (vielleicht die Rothe Schildchenamilhle,
Schildgasae 7/8.) 1359, 1360 molendinum de Wanderaleiben apud
S. Ändream. — Eine Walkmühle hat auch zwischen dem Jo-
bannis- und Ändreaathore gelegen. Sie war früher die Walk-
mühle dea Tachmachergewerkes (Hartang, 1. c. I. S. XIV).
Einwohnerzahl fiberbaopt.
Hom (1. c. S. 273) bemerkt: ,,Eb kann als gewiss ange-
nommes werden, dass Erfurt in der Zeit seiner Blütbe beden-
tend zahlreicher bevölkert war als gegenwärtig — aber ea ist
unmöglich, etwaa Gewisses Über die frühere Einwohnerzahl vor-
zulegen, wenn mau von einer ganz unsicheren Wahrscheinlich'
keita - Berechnnng abatrahirt." — Ganz ao aussichtslos, wie man
hiemach annehmen müaate, ist aber eine auf diesen Gegenstand
gerichtete nähere Untersuchung denn doch nicht.
Ftlr die ältere Zeit, insbesondere die vor dem Schiasse des
15. Jahrhunderts, fehlt es allerdings an zuverläasigen Angaben
über die Zahl der Bewohner von Erfurt, selbst über Ereignisse
und Umatäade, aus welchen solche mit einiger Sicherheit be-
rechnet werden könnte. Früher hat man in der Regel ange-
nommen: dass Erfurt zur Zeit seiner höchsten Blflthe SOOOO
oder noch mehr Bewohner gehabt habe. Beneke (I^urt und
■eine Bewohner im Jahre 1840; Thüringisch - Erfurter Qedmk-
baeh der vierten Säcularfeier der Erfindung der Bncbdracker-
kunat in Erfurt S. 79— 12H) hält die Annahme von 70000—80000
Einwohnern, von denen etwa die eine Hälfte auf die innere
Stadt, die andere auf die Voratädte gekommen sei, fUr die ge-
dachte Zeitperiode nicht für übertrieben. Auch noch Völeker
(Verhandlangen dea Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in Prenssen, Jahrgang IV. S. lOl) schätzt solche auf 6OOO0.
Hörn (1. c. S. 274) berechnet üe für das Jabr 1597, also für
— 197 —
eins Zeit, wo der VerbU Erfarts bereits erheblicbe Fortacbritt«
gemacht faatte, aaf 58123 nod zwar aas der ZabI der damals
stattgeüiDdeneD 7266 Todeaßllle. Er Obersiebt hierbei jedoch:
dasB die letztere Zahl keinen Hassstab abgeben kann, da sie
eine durobaas anormale war, indem, wie Hom 0- o. S. 313)
seihst berichtet: in dam gedachten Jahre in Erfurt die Pest ge-
wflthet hat, die Zahl der VerBtorbenen mithin eine viel grössere
gewesen ist, wie in gewöhnticben Jahren.
Im allgemeinen berrsobt gegenwärtig kaam noch ein Zweifel
darfiber: dass alle jene Zahlen za hoch gegriffen sind. Kirch-
hoff (Beiträge zur Bevölkerungs-Statistik von Erfurt. Hitthei-
langen des Vereins fUr die Gesch. v. Erf. Heft V. S. 110) be-
merkt nnd man wird ihm darin beistimmen mflssen: „Es beweist
entweder Kritiklosigkeit oder Anmassang mit mehr oder weniger
Dreistigkeit, den alten Hytbus von den 80000 Bewohnern des
mittelaUerigen Erfurt zu nener GlaubwQrdigkeit erheben zu woN
len." — Aber, wie dies so häufig geht, man ist wohl neuerdings
Ton dem einen Extrem etwas in das entgegengesetzte gerathen
ond bat die Einwohnerzahl Erfurts in der Zeit seiner Bltlthe
etwas zn niedrig geschätzt, wenn man auch nicht ganz so weit
gegangen ist wie bei Mainz, das nach neuerer Berechnung in
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nur 5000—6000 Ein-
wohner gehabt haben soll, oder bei Frankfurt a. M-, dem man
fOr dieselbe Zeit nur etwa 8000 zugestehen will. — Einiger-
massen dürfte auch Eirchhoff in jenen Fehler verfallen sein,
wenn er (1- c- 9- ^) (^>° Ansicht ausspricht: dass Erfurts Ein-
wohnerzahl am Ende des 16. Jahrhunderts kaum 20000 erreicht
habe.
Im 14. Jahrhundert hatte dasselbe noch nicht seinen Cnl-
ninationspunkt erstiegen, aber schon damals kann die Zahl aei-
Dcr Bewohner kanm weniger betragen haben, als die angege-
bene. Allerdings gestattet die Nachricht: dass bei der Seuche
des Jahres 1316 allein hei Schmidstedt 7865 Todte aus der Stadt
eingescharrt worden (Chron. San. Petrin, ed. StOhel p. 160) keine
sichere Berechnung, da nicht angegeben ist: der wievielste Tb eil
der QesammtheTÖlkernng dies gewesen — denn die Angabe des
Gadenus (Hist Erfurt, p. 92): dass der dritte Theil der Hen-
Bohen von der Seuche fortgerafft sei, bezieht sich anscheinend
Hiebt speüell auf Erfurt, sondern anf deren Auftreten aberbaa|rt
..Cdo^Ic
— 1&8 —
— allein «enn 1350 n&ch der donsh andare Qaellen besUtigten
Angabe des Chronioon SampetriDam (ed. Stfibel p. 181), nach-
dem alle Eirchhafe der Stadt bereits ao angefOUt waren, data
sie nichts mehr aufoehmen koanten, obgleich man immer swm
bis drei Leichen in eine Grabe geworfen, allein schon auf dem
aa Neoses am Rotheoberge angelegten Begrübnissplatae gegen
12000 Leichen begraben worden sind, w&farend noch immer
viele heimlich innerhalb der Stadt beerdigt wurden, die Zahl
der Überhaupt an der Senche hingerafften also sicher nicht we-
niger wie 15000 betragen haben wird, so muss man doch an-
nehmen, selbst wenn dies, wie die genannte Chronik sagt: ma-
xima pars hominum gewesen, die Bevölkerung damals nicht
weniger als 25000--30000 betragen habe» könne. — Eine noch
weniger zweifelhafte Kunde besitzen wir ans dem Sohlusae des
-15. Jahrhunderts. Nach Conrad Stolle haben sich bei dem gros-
sen Bittgänge im Jahre 1483 allein 2316 Jungfrauen aeben 2141
Angehörigen der Universität, 948 SchUlem der Regler- und der
Sohottenschale, nnd 312 Geistlichen, also überhaupt 7117 Per-
sonen ohne die Kinder, verheiratheten und vorwittweten Frauen
und jüngeren sowie älteren Männern betheiligt. Es läast aiob
aber nicht einmal annehmen : dass alle Bewohner der Stadt aus-
nabnslüs an der Froceseion Theil genommen haben. Bleibt man
bei den Jungfrauen stehen und rechnet man dahin alle damals
in Erfurt befindlichen Personen weiblichen Geschlechts vom 15.
bis 24. Jahre , die nach allgemeinen Regeln etwa ein Zefantheil
der GeaammtbevölkeruDg ausmachen, obwohl unter denselben
doch gewiss viele bereits verheirathet oder durch Krankheit
oder sonstige Ursachen verhindert gewesen, bei der Prooeseion
zu ersoheineo, so ergiebtsich: dass die Gesammt-Einwobnerzahl,
selbst damals, nicht weniger als 24000 betragen haben könne.
Dabei bleibt nun noch in Rechnung zu stellen: daaa nach Nico-
laus von Siegen die Epidemie, so deren Abwendung jener Bitt-
gang abgehalten wurde, bereits 10 — 12000 Menschen hingerafft
hatte. Da niohta zu der Annahme berechtigt, dass Auch dies-
mal mehr als die BLftlfte der Einwohner von der Seuche betroffen
worden sei, so kommt man nothgedrungen zu dem Ergebniss:
dass vor deren Eintritt die Gesammtbevölkernng der Stadt uch
sicher Dicht auf weniger als 34000—36000 Seelen helaofen ha-
ben kfione. Dass auob, nachdem di« Epidemie die Einwohner*
— 199 —
zahl 80 erheblicli linabgedrQckt, solche immer noch mehr aU
20000 betragen haben müsse, ergiebt sich auch daraus: dass
1490 die Zahl der hier vorbaDdeoen Wohnh&aser, Gfirten und
Baaetätten circa 4000 betragen bat, unter denen sich 275 statt-
lichere, Patrlciem gehörige befanden, and man die durchschnitt-
liche Zahl der Bewohner bei diesen wohl nicht niedriger als zn
10 bis 12, bei den abrigen zu 5 bis 6 veranschlagen kann, was
eine QesammtbeTÖlkening von 23512 Seelen ergeben würde. ■ —
Aach gieht Kirchhoff (1. c. S. 116. 117] selbst zu: dass die Ein-
wohnerzahl Erfurts im Jahre 1483 wohl circa 30000 und im 15.
Jahrhundert Oberhaupt 32 000 erreicht haben möge. Ebenso
nimmt Schum (Verhältnisse u. s. w. S. XV) an: dass sich die
Bevölkerung an der Schwelle der Neuzeit, also um 1500, auf
circa 30000 belaufen habe. Auf eine noch erheblicb höhere
Ziffer würde man wenigstens für die Mitte des 15. Jahrhunderts
kommen, wenn man die Angaben, wonach von der Peet in den
Jahren 1463 und 14C4, dem s. g. grossen Sterben, 28000 (He-
get, 1. c. S. 573; Falkenstein, Hiator. S. 331), in der Johannis-
gemeinde allein 2080 Menschen (Hörn, 1. c. S. 313) verstorben
sein sollen, unbedingten Glauben beimessen könnte, denn dies
würde auf eine Einwohnerzahl von gewiss nicht unter 40000
vor dem Erscheinen der Seuche schüeaaen lassen. Bei solchen
Angaben und in Berücksichtigung: dass Erfurt eigentlich erst
nachher den Gipfelpunkt seiner Blüthe erreicht hat, und bevor
noch zwanzig Jahre verflossen waren, wieder bei einem einzigen
Sterben 13000 Menschen verlieren konnte, ohne eine entvölkerte
nnd ohnmächtige Stadt zu sein, kann man wohl diejenigen iur
entachnldigt halten, die ihm fOr die Periode, wo es sieb auf dem
Gipfel seiner Macht und Beines Wohlstandes befand, eine Ein-
wohnerzahl von 50000 bis 60000 geben, und man findet es er-
klärlich, wem der bereits erwähnte russische Patriarch in dem
Tagebuobe über die von ihm 1435 — 1438 durch Deutschland
anternommene Reise von Erfurt sagt: dass es durch seine Volk e-
zsbl unter allen Stä<lten Deatschlands hervorrage, und dass
Ortelins in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts es die
grösste Stadt Deutschlands nennt, wobei derselbe allerdings
wohl mehr den durch ihre Umwsllung eingeschlossenen Flächen-
raum, als ihre Einwohnerzahl im äione gehabt haben mag. Denn
zu seiner Zeit war diese bereits in gleichem Sctiritte mit dem'
:,G Gothic
— soo —
Wohlstände der Stadt unzweifelhaft sehr erhdUicb zurfit^e-
gaogen — hatte doch schon 1513 der Rath darüber geklagt:
daas viele Häuser und Hofstätten verfallen nnd unbewohnt wären
(Hogel, ]. c. S. 816) — , woza nicht wenig beigetragen hatte,
dasB wieder mehrfach Seuchen aufgetreten waren, von denui
allein die dee Jahres 1542 vom Tage S. Laurentii bis an dem
Trium regum^ also in weniger als fUnf Monaten, 6500 (Hogel,
1. c. S. 1007) nnd die des Jahres 1547 7767 (9326 nach Hogel,
I. c. S. 1264) Menschen hinrame.
Im Anfange des 17. Jahrhunderts, im Jahre 1608, bat die
Zahl der Bewohner, wie Kirchboff (1. c. S. 95) berechnet hat,
bereits nicht mehr als 19040 betragen. Sie hatte damit aber
keineeweges schon ihren niedrigsten Stand erreicht. In den
Jahren 1611 bis 16l7 (jedoch ohne das Jahr 1612, von welchem
die Machrichten fehlen) Überstieg in den evangelischen Gemein-
den die Zahl der Verstorbenen die der Geborenen um 2102.
Nimmt man an: dass bei den Katholiken, die damals etwa ein
Yierzehntel der Bevölkerung ausmachten, dasselbe Verhältniss
obgewaltet habe, ao bat diese in den acht, dem Beginne des
dreissigjährigen Bj-ieges vorausgegangenen Jahren sich am circa
2500 Seelen vermindert. Man kommt so etwa auf die von Kirch-
hoff für den gedachten Zeitpunkt berechnete Bevölkerungsziffer
von 16330 Seelen. In den Jahren 1625 nnd 1636 fand ein
grosses Sterben statt, das allein in dem letztgenannten Jahre in
den evangelischen Gemeinden 3525 Menschen (3029 mehr als
geboren wurden), in der ganzen Stadt also circa 3800 (resp.
3250) dahin raffte. Nach Hogel, 1. c. S. 1384 hat die Zahl der
Todesfälle in der ganzen Stadt im Jahre 1626 3773 betragen.
Was die Bevölkerung Erfurts gegen den Schluss des ersten
Drittels des 16. Jahrhunderts betrifft, so befinden wir uns in
der günstigen Lage, hierüber vollständige Gewissheit zu besitzen.
Der Rath bat nämlich in den Jahren 1624 tmd 1632 Volkszäh-
lungen bewirkt, deren Ergebnisse bis anf ans gelangt sind (Herr-
mann, Bibliotheca Erfurt. S. 343; Kircbhoff, 1. o. S. 79; Hartsng,
1. c. n. S. 283). Danach betrug die Einwohnerzahl in dem erst-
genannten Jahre 13844, in dem letztgenannten 13593. Da Dun
such die Geborts- nnd Sterberegister für diese Zeit, wenigstens
aus den evangelischen Gemeinden, ans zu Gebote stehen, so
können wir ein gewiss nicht weit von der Wirklichkeit abwei-
Dictzedby Google
— 201 —
ch«ndog Bild ^ jene ans «atwerfen. Nach den gedachten Re-
gUtarn waren in den Jahren 1625, 1626, 1638 and 1631 3619
Personen mehr gestorben als geboren, wogegen in den vorste-
hend nicht genannten Jahren 276 mehr geboren ak gestorben
waren. Im Ganzen betmg daher der Ueberschuss der Gestor-
benen ftlr die evangelischen Gemeinden in den fraglichen Jahren
3343 und fttr die ganze Stadt, die damals, wie schon bemerkt,
etwa KU einem Vierzehnte! von Katholiken bewohnt war, circa
3580. Dies scheint mit den obenerwähnten Ergebnissen der
Volkszählungen nicht im Einklänge zu stehen. Doch hat schon
Kirchhoff (1. c. S. 85), und gewiss mit Keoht, ausgeföbrt: dasa
sich in der ZiSFer der Verstorbenen sehr viele Personen befinden
werdei\, welche der ständigen Stadtbevölkerung nicht angehört
hätten, sondern ans den den Kriegsdrangsalen besonders aas-
gesetzten Gegenden hierher geöilchtet nnd bald der Noth er-
legen wären. Soweit jene Differenz dnrch diesen Umstand noch
nicht ganz ausgeglichen erscheint, muss sie in Personen, welche
bleibend von auswärts hierher gezogen sind, weil sie hier grös-
sere Sicherheit zu finden hoffen konnten, als auf dem Lande,
ihre Veranlassung gehabt haben. Rirchboff bat (I. o. S. 87) fOr
daa Jahr 1630 eine Einwohnerzahl von 14881 berechnet. Dass
im weiteren Verlaufe des Krieges die Bevölkerungsziffer noch
mehr gesonken sein müsse, kann keinem Zweifel unterliegen.
Der Oeberschuss der TodesfUlle über die Geburten betrug allein
in den evangelischen Gemeinden 1635 1298, 1636 1056, 1637
aber 1545. Kirchhoff wird daher auch schwerlich irren, wenn
er (1. c. S. 87) annimmt: dass die Einwohnerzahl im Laufe des
Krieges noch unter 10000 gefallen sei und zur Zeit der Reduo-
tion nur etwa 12000 betragen habe (ih. 3. 93). Dass nach dem
Kriege die Bevölkerung von neuem, namentlich durch Znzug
von aussen, sich wieder gehoben habe, wird auch dadurch wahr-
scheinlich: dass die Zahl der neu aufgenommenen Bürger in
den zehn Jahren von 1650 bis 1660 nicht weniger als 223 be-
tragen bat, während sie in den zunächst vorhergegangenen De-
cennien von 1630 bis 1640 auf 83, und von 1640 bis 1650 auf
113 beschränkt geblieben war.
Wenn Kirohhoff jedoch (1. c. S. 88) die Einwohnerzahl Er-
furts f^ das Jahr 1675 auf etwa 15000 schätzt, so wäre es
doch möglich: dass er etwas hinter der Wirklichkeit ignr&ok-
:,G Gothic
— soi —
geblieben »ei. An der Pest, welch« von l6äl — 1683 gewüftet
bat, eind nSmlicb nach Ang&be der auf diesea EreignisB geprSg-
ten DenkmQnze in der Stadt 9437 Pereonen gestorben. Da aber
in dem darauf folgenden Jahre die Zahl der getauften Kinder
426 (Kirchhoff, 1. c. S. 94) , die der copulirten Paare 205 (Do-
minikus, 1. c. S. 47) betragen hat, so scheint diea doch auf eine
otwaa höhere EinwobnerBahl als die angegebene binznweisen.
Mag es nun auch eine oft gemachte Krfahrung soin: daea die
Natur, wenn sie grosse Opfer gefordert, dies durch eine mehr
als gewöhnliche Freigebigkeit wieder anszugleichen sich ange-
legen sein zu lassen pflegt — bestätigt wird dies in dem vor- '
liegenden Falle durch die ganz nngewfihnlich hohe Anzahl der
damals neu aufgenommenen Bürger, die 196 erreichte, während
sonst in der Zeit von der Reduction bis zur Mitte des 18. Jahr>
hnnderts die Durchschnittszahl nicht mehr als 70 in je 5 Jahren
betragen hat — so maas man doch wohl annehmen: dass die
Zahl der von der Krankheit verschont gebliebenen mindestens
die der von ihr Hingerafften erreicht haben wird. In der That
betrug die Zahl der Getauften in den fünf auf die Seuche fol-
genden Jahren 2745 oder durchacbnittlicfa in jedem Jahre 549,
was, wenn man annimmt: dass damals auf 28 Lebende eine
Geburt gekommen ist, auf eine Einwohnerzahl von 15372 oder
doch mindestens 15000 schliessen lässt. Rechnet man nun die
von der Seuche fortgerafFten hinzu, stellt andererseits aber auch
die Wahracheialichkeit des Zuzuges Auswärtiger in Rechnung,
so gelangt man zu dem Ergebniss: dass die Einwohnerzahl vor
dem Eintritt der Seuche kaum weniger als 20000 bis 24000
betri^en haben könne. Doch mag es wohl der Wahrheit ziem-
lich nahe kommen, wenn Eirchhoff (I. c. S. 69) sie für 1700 auf
14338 berechnet.
Von der Mitte des 18. Jahrhundert« ab liegen uns Volks-
zählungen vor. Es ist daher jeder Zweifel ausgeschlossen. Mach
ihnen betrug die Einwohnerzahl 1758 (also während des sieben*
j&hrigen Krieges) 13602 (Kirchhoff, I. c. S. 58), 1777 14064
(Hom, I. c. S. 271), 1V82 14621 (Dominikus, 1. c. I. S. 136),
1791 16896 (Kirchhoff, 1. c. S. 59), 1798 17t.84, 1802 165M). —
Dass das Besultat ein wenigstens nicht gerade nngfinstigcs ist,
kann uinigermaBsen auffalleQ, da im 18. Jahrhundert überhaupt
S755 Personen mehr gestorben als geboren sind (LochmMuif
u-cdtv Google
— 203 —
Grass an das 19. JahrhotidArt. Haadscbr. im Besitz des Alter-
thnma- Vereins. — Hörn, 1. c. S. 364), es mnss daher jene Zu-
nahme in einem Üeberschass der Eingewanderten fiber die Ans-
gewanderten seine VeranlaABUDg haben.
In den ersten Jahren der französiachen Herrschaft hob die
Einwohnerzahl sich noch etwas, denn sie betrug 1811 18)54
Personen (DeTismes Statistique Titr. II.)- — Die Leiden, welche
die letzten Jahre dieser Herrscbaft mit sich fUhrten nnd die
Belagerung von 1813 hatten aber wieder einen nicht anerheb-
lichen Rückgang in ihrem Qefolge. Bei der ersten nach der
preuBBiBchen Wiederbesitznahme 1816 vorgenommenen Zählung
fanden sich 15104 Einwohner; in Folge der durch die grosse
Theorung herbeigeführten N^oth and Sterblichkeit in diesem Jahre
sank 1817 die Zahl bis auf 14846; doch hatte sie sich bereits
1818 wieder auf 16491 erhoben, und Ist seitdem mit geringen
Schwankungen unausgesetzt gestiegen. Nach Ablauf des ersten
Decenniums, 1827, betrug sie 21122 (ohne die 2t>93 Köpfe zäh-
lende Militärbevölkerung), 1837 24308 vom Civil und 3553 vom
Militär, zusammen 278Ü1, 1847 29906 (incl. Militär), 1857 33368
(desgleichen), 1867 38856 Civileinwohner , 2904 vom Militär-
Stande, zusammen 41 760, 1875 44437 vom Civil, 3505 vom Mi-
litär, im Ganzen also 47942. Am 1. December 1880 betrug die
ortsanweeende Bevölkerung 58254, incl. 3066 Militärpersonen;
sie hatte sich also seit 1875 um 5664 oder 12,70 Procent Civil-
personen vermehrt, dagegen um 440 oder 12,55 Procent Militär-
peraonen vermindert. Im Ganzen hatte daher eine Vermehrung
von 5224 oder 10,88 Procent stattgefunden.
Am Ende des Jahres 1883 war die Einwohnerzahl auf 56870
gestiegen; am Anfange des laufenden Jahres auf 58516, eine
Höhe, die wohl schwerlich in einer fräheren Zeit jemals erreicht
worden ist. Die Einwohnerzahl hat sich also seit 1817 beinahe
vervierfacht, seit dem Aufhören der kurmainzischen Herrschaft
aber mehr als verdreifacht.
Nach dem was oben über die Vergröeeerung der Stadt und
die Zunahme der Wohnhäuser angeführt ist, versteht es sich
von selbst: dass das Wachsthum der Bevölkerung sich sehr
ungleich auf die verschiedenen StadtJMsirke vertheilt. So betrug
daaaelbe beispielsweise von 1875 bis 1880 im ersten Stadtbezirk
37,29 Frocent (vod 3060 auf 4201), im dritten 29,81 Frocent
.v)OJ^Ic
_ 204 —
(von 2496 auf 8240), Im viertan 86,95 Procant (yoq 8166 auf
4304), während die Einwohnersabl im aechaten and scbteo Be-
sirke sich fest ganz gleich blieb, nnd in den übrigen aich nur
unweaentlich veränderte. Neuerdings ist es der vierzehnte Be-
zirk, der verhältniBSmäaaig die grOaste Zunahme zeigL
Daas Erfurt von der jetzt erreichten Htthe wieder hinab-
■teigen werde, steht kaum zu befürchten. Sollten sich auch
k&nftig je wieder epidemische Krankheiten einitellen, so werden
dieselben doch, dank des zum Schntae der Gesundheit getroffe>
nen Massregeln, kaum je die Ausdehnung wieder erreichen, wie
in früheren Zeiten.
TerbUtnisB der Zahl der TodeiAUe and Geborten
zu der der Lebenden.
Auch haben jene Maaaregeln, unter denen die Sorge fOr
geräumige Wohnungen, die Erleichterung des freien Eintritts
frischer Luft durch Erweiterung der Strassen nnd StadteingSnge,
die Reinhaltung der Straasen nnd Beseitigung des Stanbes durch
deren Besprengen, die Bepflanzung aller dazu irgend geeigneten
Plätze, die Errichtnng eines Central -Schlachthauaea, die Ent-
fernung der Begräbnisastätten aus der Stadt, die grdaaere Sorge,
die den Wöchnerinnen und armen Kranken zu theit wird, die
Feriencolonien , inabesondere aber die Anlage einer Wasser-
laitang, die Caaairung der Brunnen mit gesundheitsschädlichem
Wasser und die Kanalisation, die es möglich machte, die bis-
herigen offenen Kanäle und Rinnsteine au beseitigen, verbanden
mit einer Verbeaserung der Latrinen, eine sehr weseDlliche
Stelle einnehmen, dahin gef&hrt: daaa aich daa Verhältnias der
Todeafälle zu der Zahl der Lebenden im allgemeinen gönatiger
geatellt hat, ala es in froherer Zeit gewesen (Wolff, lieber den
Einflnes der städtischen Wasaerleitung auf die Geaundheits- und
Sterblicbkeits - Verhältniaae Erfurts im Jahreeberiehte des Ge-
werbe-Vereins ZQ Erfurt 1883;4, S- 80 fgg.). Selbatredend kön-
nen zum Belage hierfür nicht entlegene Perioden sur Verglei-
ohnng herangezogen werden; diejenigen Jahre, für die man mit
einiger Sicherheit die Einwohnerzahl berechnen kann, aind ge-
rade solche, wo Epidemieen geherracfat haben, mitbin die Sterb-
lichkeit Mne anormale geweaes iaL Auch dua 18. Ji^bonder^
- 805 -
in welohtm, wie bereits oben bemerkt worden, 3755 Personett
mehr gestorben als geboren sind, mag aniser Berechnung blei-
ben, loh will mich vielmehr auf das laufende beschränken, und
zwar anf die Zeit von der Wiederbesitznahme durch die Krone
Preasaen ab. In der Zeit von 1816 bis 1840 waren auf etwas
mehr als 337a Einwohner jährlich durchschnittlich ein Todes-
fall, oder auf 1000 Einwohner circa 30 Todte gekommen. In
den Jahren 1849 bis 1807, unter denen sich allerdings drei Cho-
lera- und zwei Theurungajahre befanden, kommen auf 1000 Le-
bende 32,2 Cieburten und '^8 Todes&lle (Axmann, Ueber Erfur-
ter Oesondheits - Verbältnisse, S. 3), so dass die ersteren mithin
die leteteren um 5,2 Procent Überstiegen. Dagegen starben in
der Zeit, wo die oben aufgeführten Massregeln wenigstens tbeil-
weise ihre Wirkung au zeigen bereits begannen, im Jahre 1872
noch 29,70 Procent, 1878 dagegen schon nur 26,3 Proceot, 1874
24,77 Procent, 1875 23,90 Procent, 1876 23,43, 1877 24,24, 1878
22,85, 1879 2-',82, 1880 21,94, 1881 25,87, 1882 24,72, mithin in
den aufgeführten zehn Jahren Überhaupt 24,05 Procent. — Im
Jahre 1883 stellte sich das Verbältniss sogar noch günstiger,
denn es kamen auf 1000 Einwohner nur 22,85 Todesfälle (nach
Wolff, 1. c. sogar nur 21,29, die Durchschnittszahl für die Jahre
1876—1883 berechnet derselbe anf 23,17). In dem Jahre 1884
betrug diese Ziffer dagegen wieder 23,80, was in der der Qe>
snndheit wenig zuträglichen Witte rang des Winters and des
Fi^jahres seine Erklärung findet. Im Qanzen zeigt das Vor-
stehende: dass die Sterbliobkeitaziffer fast stetig herunter ge-
gangen ist, und sich seit der prenssiacben Wiederbesitzei^eifung
um ziemlich den dritten Theil (von circa 33 auf 22—23) ver-
mindert hat.
Ueber ein stimmend hiermit stie^ der Ueberschuaa der Ge-
burten tlber die Todesfälle ; denn während derselbe in den ersten
vierzig Jahren des Jahrhunderts (28236 Geburten und 26632
Todesfälle, mitbin erstere mehr: 1604) eich nur auf 5,f'4 Procent
belaufen hatte (Hörn, 1. c. S. 365) betrug er 1873 23,26 Procent,
1874 37,87 Procent, 1875 37,18 Procent (Breslau, 1. o. S. 26). —
In den sieben Jahren von 1876 bis 1882 sind 14011 Personen
geboren and 8871 gestorben, also 5140 oder 36,60 Procent mehr
geboren. Der Ueberscbuss wttrde noch erheblicher gewesen
aeio, wenn nicht neben der Abnahme der Zabl der TodesfUl«
. .v)OJ^[c
— 206 —
sioli «ine eben so stetige der Fruchtbarkeit der £beo gezeigt
b&tte. Denn ee worden pro Mille der BeTölkemng geboren 1876
43,25, 1877 40,79, 1878 39,01, 1679 37,56, 1880 37,91, 1881
35,73, 1882 35,72, eine Erscheinung, die, da keine eigentlichen
Nothjahre in diese Zeit fallen, nicht gut zu erklären ist, und
wenn nicht ferner, wie Wolff (Untersuchungen ober die Kinder*
Sterblichkeit unter Berficksichtigung der Verh<nisae in Erfurt
Erf. 1874) dargethau bat, die Sterblichkeit der Personen unter
15 Jahren eine stete Zunahme zeigte.
Ein recht in die Augen fallender Beweis, von welchem
grossen Einflüsse die neuerdings zum Schutze der Geeondheit
ergriffenen Maasregeln, insbesondere die BeschaffiiDg eines bes-
seren Trinkwassers, gewesen sind, bietet eine Krankhmt,* die
sonst alljährlich ganze Hekatomben von Opfern in Elrfdrt gefoi^
dert hat und die jetzt fast gänzlich verschwundeo ist, der Ty-
phus, bei welchem ich daher einen Augenblick verweilen wilL —
In den Jahren 1849 bis 1869 befanden sich unter 2770 ftber-
banpt Verstorbenen 59, die dem Typhus erlegen waren, so daaa
schon auf 907 Einwohner ein Tjpbassterbefall kam. In den
Jahren 1672, von wo ab die mehrgedachten Hassregeln zur Aas-
fObruDg gelangten, bis 1875 verbesserto sich jenes Verhältoieo
bereits so weit, dass unter den 26,38 auf 1000 Einwohner fiber-
haupt Verstorbenen nur noch 2,7 dem Typhus zum Opfer ge-
fallen waren. Doch war das zuletzt genannte Jahr in dieser
Beziehung noch ein sehr ungünstiges, denn es kamen 368 Er-
krankungen an Jer in Rede stehenden Krankheit vor, von denen
54 oder 4,7 Procent aämmtlioher TodesHllle einen tsdtlichen
Ausgang hatten. Dieselben hatten aber lediglich in localen Ver-
hältnissOD, die alle einzeln aufzuzählen hier zu weit fähren wfirde,
insbesondere aber darin ihn.- Veranlassung, dass die Wasser-
leitung damals noch nicht vollständig in Gehrauch gebeten war,
sich derselben insbesondere die grösseren militärischen Anst^-
ten, wie das GamisonlaEareth und die Martinikaseme , die den
Hauptherd jener Krankheit bildeten, noch nicht angescfalossen
hatten. Seit Endo des genannten Jahres, wo die Wasserleitung
fast durchgängig in Gebrauch gekommen ist, sind Typbus -Epi-
demieen hier nicht mehr vorgekommen, vielmehr hat das Er-
schemen dieser Krankheitsform sich auf einzelne sporadieobe
Fftlle besobr&nkt In den Jahren 1876 bis 1880 fielen von 23,
— 20? —
Oberhaupt aaf 1000 Einwobner vorgekommenen Todes&Uen, nur
1,4 auf am Typbus Erkrankte, ao dasa erat auf 29Ö1 Einwohner
ein an dieaer Elrankheit Verstorbener kam, aicb aleo die Zahl
dar Opfer, welche dieaelbe gefordert, gegen die erstgenannte
Periode um mehr ala zwei Drittheile, gegen die andere um be-
deatend über die Hälfte vermindert hat (Richter, Generalberioht
über das Hedicinsl' und Sanitätswesen im Regierungsbezirk Er-
furt fUr die Jahre 1875 — 1880. Weim. 1883, S. 104). — Im
Jahre 1876 starben nur 19, 1877 13, 1878 17, 1879 7, 1880 22,
1881 22, 1882 19, 1883 11 Peraonen am Typhus, mithin nnr 0,70
Procent aller Veratorbenen : ein Ergebniss, wie es kaum befrie-
digender bat sein können. . Unter den 1581 am Typhus verstor-
benen ii2 waren obenein 17 Passanten und nur 5 hier Ansässige.
Unter den 114 Äusacblag-Typhua-Patienten des Jahres 1882 be-
fanden sich 65 Passanten und 49 Einheimische (Wolff, I. c. S. 82).
TerhältnisB der unebeliohen Geborten bu den
ehelichen.
Bevor ich jedoch die Besprechung der Bevölkerungszustäade
im allgemeinen verlasse, möchte ich noch kurz eines wenig er-
freulichen Gegenstandes gedenken, der ein ziemlich ungünstiges
Licht aof den Stand der Sittlichkeit wirft, des Verhältnisses der
unehelichen Geburten zu den ehelichen. Früher ist dies ein
viel befriedigenderes gewesen als gegenwärtig. Denn in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts — weiter gehen die una zu
Gebote stehenden Nachrichten nicht zurück — kam nur auf 50
bia 60 eheliche Geburten eine uneheliche, während jetzt beinahe
jedea zehnte neugeborne Kind ein uneheliches ist. Allerdings
hat ea Zeiten gegeben, die in dieser Beziehung sieb noch viel
onvortfaeilhafter zeigen. Denn 1849 bis 1868 kam schon auf 8
— 9 eheliche Geburten eine uneheliche and 1821 — 1824 sogar be-
reits auf sechs (Hörn, 1. c. S. 283; Kirchhoff, 1. c. S. 103). —
1816 befanden sieb unter 656 Geburten HO uneheliche, so dass
sich diese zu den elielichen wie eins zu fünf verhielten. Hörn
(1. c. S. 259) behauptet zwar: dass sich seitdem von Jahr zu
Jahr trotz der steigenden Bevölkerung und der Zahl der Gebo-
renen, die Zahl der unehelichen Geburten nicht nur relativ, son*
dem aacb absolut vermindert habe, dass z. B. 1837 untw 863
.C.oo^lc
Gebarten nar 93 tmeheliche vorgekommes wären (also 11,4 PtO'
Cent, und dass in don letzten Jahren (sein Bach erschien 1843)
das VerhältnisB noch entschieden gQnstiger sich gestaltet habe,
ganz so günstig wie es hiernach erscheint, stellt sich in der
Wirklichkeit die Sache aber doch nicht. Denn in den Jahren
1875 — 1880 kamen auf \IH88 Uberhanpt Geborene, oder dnroh-
schnittlich pro Jahr 1981,3 1328 unehelich Geborene, durch-
schnittlich pro Jahr 204,60, so dass auf 1000 fiberhaupt Gebo-
borene 103,35 unehelich Geborene, mithin mehr als zehn Procent
komnien (Richter, 1. c. S. 56). Im Jahre 1881 waren unter 1868
Geburten, die überhaupt stattgefunden, 184 nneheliche, mithin
etwas weniger als zehn Procent; dagegen war 1882 anter der
Gesammtzahl TOn 1891 der Geborten, die der unehelichen 209;
die Procentzahl der letzteren hatte eich also wieder auf 11,10
erhoben, ein Verhältniss, was nicht eben sehr gtlnstig erscheint
and dem des Jahres 1837 sehr nahe kommt. Doch ist es wohl
mSglich, dass hierzu Ausw&rtige, welche die faieiiga Entbin-
dnngeanstalt benutzten, ein nicht unwesentliches Contingent ge-
liefert haben.
Verbältniss der Civil- und Uilit&r-Bavölkerang.
lieber das Verhältniss der Oivil- zor Militär -BoTSlkerang
fehlt es f&r die älteren Zeiten an Kachrichten, welche einen
flinigermassen zuverlässigen Anhalt bieten kSnnten. Es ist zwar
bekannt: dass Erzbischof Christian I. (1164 — 1181) eine Gami'
soo in Erfurt eingelegt habe (Assertio Joris Mogontinl, pag. IS;
meine Abhandlung: Ueber das staatsrechtliche Verhältniss von
Erfurt zum Erzstift Mainz, Erf. 1860, S. 18. 19), aber nicht,
wie stark dieselbe gewesen sei. Eben so nngewiss läast der
Umstand: dass, wie man in der Regel annimmt (Domioikns,
I. c. I. 2. S. 314), Erfurt vielleicht zuerst im Deutschen Reiche
stehende Truppen gehabt habe, da es 1338 25 Reoter, 14 Schä-
tzen und 14 Schleuderer behufs AusfUhrang des mit dem Land-
grafen von Thüringen, den Städten Mfihlbausen und Nordbaosen
und einigen Thüringischen Grafen errichteten Landfriedensbandes
in Sold genommen. — Die Haaptwehrkraft bestand damals ond
noch langehin, auch noch seit man 1606 zur Bewachung der
Aussenthore 92 angeworbene Soldaten unterhielt (Kirchboff, Er-
" ond Gostav Adolf, S. 138), in den wehrhaften BOrgem.
t>ie0 war noch in dem Kunpfe mit Kanaaiax, I66S and 1664,
der F»U. Bei der Belagerung der Stadt bestand deren Beutaang
auB 10 Bflrgerkompagnien , einer von den Stadenten gebildeten
Compagnie, Bowie einer Compagnie Renter and einer Compagnie
FoBBTolk, die in den benachbarten UndlioheD Ortaohaften aa-
Bsminangebracbt war. Die in Sold genommenen Atuwärtigen
bildeten einen verschwindend kleinen Theil der Eriegemacht.
El kann daher von einer Scheidung awisohen Civil- und Militfir-
BeTSlkerung fUr jene Zeit nicht die Rede aein.
Andere gestaltete eich dies natärlich seit der Reduotion.
Der mit Waffengewalt anterjitchteo Stadt, die sich so lange und
io energiacb gegen die karmainziiche Herrschaft geeträubt, ge-
stattete der nunmehrige unumBchrfinkte Gebieter natürlich nicht,
eine eigene Wehrkraft in ihren Btlrgern au boBitzen. Dia in
die Stadt gelegte Qarnison bestand anerst ans 4000 Mann Fass-
volk und 500 Reutern (meine Rednction S. 234), machte daher
mehr als den vierten Theil der damaligen Oesammtbavölkerang
aus; lie wurde zwar, nachdem die Ruhe vollständig wieder ein*
getreten war, und die Verwandlung des Petersberges in eine
Citadelle jene auch üir die Zukunft gesichert hatte, vermindert,
doch ward in Gemässheit eines bereits im Jahre 1652 mit der
Krone Böhmen al^eBcblosseoeo ErbverbrQdemngg - Vertrages
neben der mainzischea noch eine österreiohieohe Garnison in die
Stadt gelegt, welche schon 1665 einrückte, und die auf Verlan-
gen and nach Massgabe des BedOrfniBses vermehrt werden sollte,
ein Fall, der bereits wenige Jahre nachher (1667) eintrat, als
kurbrandenburgiBohe Truppen einen Theil des Erfurter Gebietes
beaeUt hatten (ibid. S. 243). — Im Jahre 1675 betrug die kai-
eerlicbe Besataung 900 Köpfe, Bo dass man genötbigt war, die
sonst exemteu Gebäude mit Eiuquartirung ea belegen (Chr.
Roichard, Contin. ad an. 1675 und 1676).
Im Jahre 1802, beini Aufhören der kurmainzischen Herr*
Schaft, bestand die Gamisoo von Erfurt aus dem auf dem Pe-
tersberge kosernirten mMnziachen Begimente, das aber ein-
scfalieBBÜch der Grenadier -Compagnie nur 534 Köpfe zählte, 17
Personen des Generalstabes, 26 Artilleristen und dem Busareu-
Eommando auf dem kurfOrstlicheu MarBtall von 11 Mann, also
überhaupt 588 K<ipfen, sowie dem seit 1748 hier goroisooirenden
dritten Bataillone des (sterreichisobea Regimentes Mattheseo
" .v)OJ^Ic
— 210 —
VOB räroB 666 Muin, wovon »ber einfl za Höxter garaiMiDiTencle
Compftgnie von 184 Mann, wie auch 68 Kommandirte and Bear-
laabte abgingen, so dass der effeotive Bestand sich auf 414 Hiuin
redncirte (Arnold, 1. c. S. 272. 274). — Die ganae Oamison war
also nur 1100 Köpfe stark, und verhält sich aar Civilbevölkenmg
etwa wie 1 zn 16.
Dies änderte sich erheblich nach der prenBaischen Beaits-
nähme, indem Erfurt ein ganzes iDfanterie-Begiment cor Be-
■ataang erhielt und sich seine Militärbevölkeraog dadurch fast
verdoppelte. — W&brend der fraoBöBiscben Herrschaft war diese
eine so flactairende, dass sie zur Aufstellung einer Rechnimg
ungeeignet ist. — Eine sehr starke Garnison erhielt Erfiirt nach
der Wie derb esitznahme durch Preussen. Es wurde der Sita des
General - CommsndoB des vierten Armeecorps, der achten Divi-
sion, der achten Infanterie-, Cavallerie- und Landwehr-, sowie
der vierten Artillerie -Brigade, von vier Infanterie -Bataillonen,
einer Artillerie -Äbtfaeilung, sowie dreier Garnison -Compagnien
nod des Stabes eines Landwehr -Bataillons, und seit 18^ eines
Pionier- Command OB. — Im Jahre 1824 zählte die Garnison, ind.
581 Personen weiblichen Geschlechts, 3396 KSpfe, sie machte
daher etwa ein Sechstel der Gesammtbevölkerung ans. Sie ver-
ringerte sich aber bereits in dem nächstfolgenden Jahre dadorcb,
dass das General - Commando nach Magdeburg verlegt ward,
such worden von da ab die Angehörigen des Militärs bei der
Civilbevölkerung mitgezählt. Weitere Verminderungen erfolgten
später dadurch, dass die Garnison - Compagnien eingingen, die
Pioniere und die Festiings- Artillerie, sowie das Commando der
Artillerie -Brigade von hier verlegt wurden. Zuletzt, im Früh-
jahre 1884, geschah dies auch in Betreff des Stabes und eines
Bataillons des 36. Infanterie-Regiment«. Hieraus, sowie aus der
dem Wechsel unterworfenen Fräsenzstfirke erklärt es sich: dass
die Ziffer der Militärbevölkerung grosse Schwankungen zeigt
Schon 1825 war sie auf 2469, also etwa ein Keuntbeil der Qe-
sammtbevöikeruDg berabgegangen; 1831 war sie wieder auf 4777,
also etwa auf ein Seefastheil von dieser gestiegen, aber 1834
auf 3588, also etwa ein Siebentbeil derselben, gefallen. Ihren
Höhepunkt hatte sie 185& mit 6398 Köpfen (ein Seohstheil der
Gesammt-Einwobnerzabl). Bis 1858 sank sie auf 4885, 1861 auf
i466, 1864 auf 4641, 1867 auf 4486 (etwa ein Meunthoil der ge-
..C.oo^lc
— 211 -
sammten Eopfsabl). Nach dem franzSaitohea Krieg« im Jahre
1871 betrag sie nar 3167 (ein Dreixentheil der Gesammtbevöl-
kenmg). Voa 1875 bis 1880 fiel sie von 3505 auf 3063, also
um 440, so dase sie damals nur noch den siebiebnten Tbeil der
gesammten Zahl der Einwohner betrug; gegenwdrtig macht aie
nicht mehr als den dreinndswanzigsteu Theil derselben aus.
Verb<DiBs der versohledenen St&nde.
Zur Aufstellung einer vergleichenden Statistik der verschie-
denen in der Civilbevölkemng vertretenen StSnde fehlt es an
allen Unterlagen. Ich will mich daher auf nachsteheDde Bemer-
kungen beschränken.
Von den ältesten Zeiten her gab es in Erfurt swei scharf
gesonderte Stände — Patricier und Plebejer. Der Ursprung
der ersteren wird davon hergeleitet: dass Erzbischof 'Wilhelm
von Mainz um 960 Edellente aus benachbarten Gegenden in
die Stadt gezogen und durch Verleihung von Qrandbeeitz an
den Ort gefesselt habe (Falkenstein, Histor. S. 33 und die ibid.
S. 37-40, Anm. c. anfgefnhrten Belagstellen). Welche Rechte
denselben im übrigen beigelegt worden, wissen wir nicht^ ge-
wiss ist es dagegen, dass sie sich später im Alleinbesitze der
BefugnisB befunden: obrigkeitlicbe Aemter au bekleiden oder,
wie es biess, rathsfllhig waren. Sie führten den Namen der
Gefhinden, weil Freundschaft, VerscbwSgerung und Standes-
ebenbttrtigkeit sie verband, oder der „reichen Leute", auch
schlechtweg: der Geschlechter. Ihnen gegenüber hiesaen alle
Stadtbewohner, die ihnen nicht angehörten: die Gemeinde. Diese
letztere umfasste die Viertel, die Handwerker und die Vor-
städter. Unter den Vierteln verstand man die Qesammtheit der
nicht zUnftigen Bürger der eigentlichen, d. h. der inneren Stadt,
wie sie in den vier Vierteln, zwei auf dem rechten, zwei auf
dem linken Qeraufer, wohnten, unterschieden von den Hand-
werkern namentlich dadurch : dass sie die BrauberechUgung
besessen [Biereigen] (Eirchhoff, Erfurt im 13. Jahrb. S. 55, 56).
— Die Gefrunden machten einen sehr erheblichen Theil der
Einwohnerschaft aus, denn eine von EÜrchhoff (1. c. S. 149 fgg.)
mitgetheilte Urkunde vom Jahre 1288 zählt nicht weniger als
248 Namen (aber freilich nicht eben so viele Familien, da viela
Kamen mehrfach vorkommen) anf. , . ,
- 212 -
Jene Untenchiede verwischten lich aber selir erbeblicb im
LtofiB der Zeit — aohon die erwUhnte Urkand« tod 1288 ISist
«rkennen: dasi einselne Uilgtieder der OemeiniU es Tenncht
hftttea>.die Sofaranken, welche die beiden Stände von eisander
trenntau, *a darehbrechen — inibeeondere seit die Gemeinde
durch den Uebermuth der Patricier auf das äuaerete gebracht,
1310 das Recht sich erkämpft hatte: selbststAndig und aus ihrer
Mitte sich Vertreter — Vierherren von ihrer Zahl genannt —
EB wählen und diese bald selbst in den Bath aafgenommen
wurden.
Noch entscheidender wurden die 1509 ausgebrochenen, unter
dem Namen des tollen Jahres bekannten inneren Unruhen, da
nicht nur in Folge dessen viele patrioieche Familien, nament-
lich viele bisherige Mitglieder des Rathes, die Stadt verliesBen,
sondern auch der neue Rath von der Qetneinde ganz nach Will-
kUhr und ohne alle Rücksicht auf die bisherigen Standeeprivi-
legten gewählt ward. Uebrigens gab auch die oeuentworfme
Regimentsordnung der StadtveHassung eine in viel höherem Masse
demokratische Gestalt als solche früher war. Wenn auch diese
Verfassung bald wieder beseitigt wurde, so ist es doch den
Patriciern nie wieder gelungen ihre frühere Stellung surttck au
gewinnen. Kircbhoff (Gustav Adolf S. 149) bemerkt flir das
erste Drittel des 17. Jahrhunderts; „Im Laufe der letcten drei
Jahrhunderte hatte zwar die kastenartige Abgrenzung der Qe-
frnnden und der „Gemeine" manches an Schärfe und Härte
verloren. Wenn einer der „Herrn" eine Gattin heimHihrte, die
nicht ans den „Geschlechtern" stammte, so bliaste er längat
nicht mehr hierdurch die Rathsßihigkeit ein. Der Geschlecfater-
adel spielte überhaupt schon im Verlaufe des 16. Jalirhundais
keine überwiegende Rolle mehr bei der Rathsusammensetaong ;
in den Anfangsjahrzehnten des 17. finden wir wohl noch einen
von der Sachsen, einen Denstodt, Zicgier oder Stottarnheim
nnter den Rathsmeistem , indessen neben ihnen fast lauter un-
adlige Namen. Ein neuer Adel, ein weniger berechtigter, hatte
sich vielmehr inzwischen herausgebildet: anstatt des städtischen
Geburtsadels war ein Berrenadel eben auf Grund der ziemlich
nepotistisch vergebenen Rathsberrenwürde entstanden."
tm Jahre 1655 kam zum erstenmal ein kleiner Handwerker
in den Rath. Ifacbdem in Folge der Reduction seit 1665 die
— 21S —
Mitglieder deatelbeo siebt mehr von der BttrgerecliAft gewjtblt,
■ondem gleich den äbrigen kaHärstliohen Beamten vom Luidea-
hem emuiDt, und von diesem natttriioh die geeignetsten, ohne
BQcksiobt muf den Stand dem «e angehörten, antgewfthlt wor-
den, konnte schon so von einem Vorrechte der Patricier niebt
mehr die Rede sein, dooh wurde noch 1671 die Bestimmung
getrofilsD, dais keiner ans den kleinen Handwerken in den
Ratb aofgenommen werden solle (Friese, Cbron. IV. S. 1397).
Wodurch freilich am meisteD die Patricier ihre Beseitigung
fanden, war der Umstand : dass die an ihnen gehörigen Familien
im Lanfe der Zeit ohne Ausnahme entweder ihren Wohnsitz in
Erfurt aufgaben, was besonders in Folge der Wirren von 1509
geacfaab, oder überhaupt ausstarben, wenigstens so in Vermögens'
verfall gerietben, dass sie in, die Klasse der Plebejer hinab-
sanken. Weinrich (Nachricht von den Begebenheiten der Stadt
Etfart, S. 219. 220) tbeilt ein Veneicbniss von 120 Familien
mit, die vor 300 oder 400 Jahren in Erfurt gewohnt und die
man die Gefrontcn oder Reichen Leute genannt habe. Unter
diesen befindet sieb auch nicht eine, die noch hier existirta.
Zwar kommen einige der dort au^efdbrten Mamen, wia Crentz-
bnrg, Drasseler (oder Dressler), Emmerich, Ernst, Frits, Hart-
mann, Hopfgarten, Kauümann, Kellner, Krug, I^adenberg, Mark-
graf, Rosentbal, Rudolph, Seelig, Schulen, Stein, Urbioh, Winter-
bei^ und Ziegler noch jetzt in Erfurt vor, aber keiner derjeni*
gen, die ihn fBbren, gehfirt dem Adelstaode an, und ihre TrÜger,
die sieh fast durchgängig in untergeordneten Verhfthnissen be*
finden, dürften schwerlich in irgend einer Besiehoag an den
gleichnamigen Fatricierfamilieu stehen. Schon Weinrich, der
doch vor 170 Jahren schrieb, bemerkt am Schlnsae seinea Ver-
aeiohnisses: ,^erTon sind viele gana verloschen, etliche wer-
den zwar noch angetroffen, aber in gants anderem Zustande,,
dasi, da sie vormabls oben geschwebt, sie nnnmehro in obscoro
leben." Einige jener Geschlechter, wie die Milwitz and Zieglw,
haben jedoch bis au ihrem erst in der zweiten Httlfte des lau-
fenden Jahrhunderts erfolgten Aassterben ihren Bang behauptet.
— In dem Weinricbschen Veraeichnisse fehlen noch viele patri-
cische Familien, die entweder in der Urkunde von 1288 vor-
kommen oder anderweit bekannt sind, wie die Bilterslebe]),
Brand, Breitenbach, Brettin, Dennstedt, Qerstenbei^, DgWt
. Coo^^lc
— 214 —
Meldiogen, Ladolf, von Salier, Salfeld, abar aoob diese existireo
in Erfurt siobt mebr, wenn sie anob noob Uberhanpt fortbeeteben
und theilweiae m hoben Ehren gelangt aind, wie s. B. die
Qaterreifibisoben Grafen Lndolf von der JEVforter Familie gleichen
Namena abstammen. Ob aber nicht der Dietrich Tromsdorf,
der 1480 das Amt einea Batbameiaters bekleidete (Falkenstein,
Iffistor. 8. 388) vielleicht ein Vorfahr der noch jetit aacb hier
bestehenden Familie dieses Kame&a gewesen sein mag, mnas
ich dabin gestellt sein bissen. Die Familie Hodermann oder
Hottermann, die einst an den angeaehensten Patriciergeachleoh-
tem Grfnrts gehörte, ist, wenn auch noob nicht ganz, ao doch
wenigstens im Hannesatamm erloschen.
NmmuerisoheB Verli<nisfl der venohieddiien
Rellgionaparteien.
leb gehe nunmehr zu einer ErSrtemng des nummeiiacben
Verbfiltnisses der Terscbiedenen Rellgionaparteien in Er^irt Qber.
Abgesehen von den Juden, von denen weiter unten die Bade
sein wird , kann selbstredend aich aolche nur auf die Zeit nach
Einführung der Reformation beciehen.
Nachdem diese in Erfiirt Eingang gefunden, was schon im
Beginne des zweiten Viertela dea 16. Jahrhundarta geschab,
machte sie ao achnelle Fortschritte, dasa bald faat die gesammte
Bevölkerung aich der neuen Lehre zugewendet hatte. Ea blie-
ben dem alten Qlanben fast nur die treu, welche zu dem knr-
füratlioben Hofe in irgend welcher näheren Beziehung atanden;
selbst Bin Theil der Ifönchskidster, wie das der Dominikaner,
das der Franaiskaner und das der Augustiner Eremiten wnrde
von den bisherigen Einsassen verlaseeo, die aus ihrem Orden
ausschieden und zur neuen Lehre tibertraten. Es wohnten faat
nur noch in der NXhe der beiden StiftskircbeD Katholiken io
etwas grösserer Zahl. Die der Severikirche war die einiige
katboliscbe Pfarrei, die eine wenigstens nicht gana unbedeutende
Zahl von Oemeinde - Uitgliedern behalten hatte, und ancb sie
blieb weit hinter der kleinsten evangelischen Gemeinde, der
von St. Michael, aurBck (KirchhofF, Beitrfige S. 99). — Eine,
allerdings nur karse, Zeit hindurch wnrde sogar nur noch in
einer Eirobe, der Hospital-Kirobe, katholischer Gottesdienst ga*
halten.
.Cooj^lc
— 216 —
In dteBflm Vertiftltiiiase ändart« aticb di« 1586 «rfolgte 2^0-
d«riaasnng der Jesuiten nur wenig, so gefahrdrohend Bololia
aaob TOD den EvangeUsaben angesehen ward (Srobboff, Erfurt
und GnsUv Adolf S. 161; Härtung, 1. o. II. S. 236), wie e« ja
KDoh in der That diesem Orden in anderen Gegenden, so in
dem in aiemlich gleichen VerhältnisBen befindlichen Eichsfelde,
gelungen war, viele abgefallene Gemeinden wieder aurQck an
gewinnen. Denn von dem grossen Sterben im Jahre 1&97 wer-
den neben 7162 Erangelisohen nur 421 Katholiken (nach Hogel,
1. c. S. 1264 resp. 7266 nnd 393) hingerafft. Nimmt man an;
daas die Sterblichkeit bei beiden Theilen die gleiche gewesen
ist — und das Qegentheil vorausausetaen liegt dorobans kein
Grund vor — so betrug die Zahl der Eatboliken nur 5,6 Pro-
cent oder ein Achteebntbeil der Gesammtbevölkernng. Mach
der Zahl der im Jahre 1611 Verstorbenen su nrtheilen, mUsste
sie damals nur 3,6 Prooent betragen haben, doch scheint dies
Jabr aus nioht bekannten Veranlassungen eine Ansnahme ge*
bildet au haben. Denn in den Jahren 1626—1649 hat die Zahl
der Todesftlle bei den Katholiken zwischen 5,4 und 9,7 Pro-
Cent geschwankt nnd im Durchschnitt 7 Procent betragen, so
dass damals Erfurt an dreiaebn Vieraehnteln von Evangelischen
und nur zu einem Viersehntel von Katholiken bewohnt war, also
noch immer sehr überwi^end , wenn auch nicht mehr gana in
dem Uasse wie früher eine erangelieche Stadt gewesen ist.
Eirchhoff (Erfurt und Gustav Adolf S. 140) nimmt an: dass sich
1620 nur etwa 900 Katholiken in Erfurt befunden, und dieselben
kaum 6 Procent der Stadtbewohner ausgemacht haben können.
Erst nach dem westfälischen Frieden und nachdem die
schwedische Besatznng Erfurt verlassen hatte, fing das Verhält-
nisa an sich zu ändern. Denn schon um 1650 war die Zahl
der katholischen Einwohner auf 10,6 Procent gestiegen, welche
sich, wenn auch nicht ohne Schwankungen, bis zum Jahre 1664,
dem der Bednction, bis auf 12,7 Procent erhöhte. Man kann
also annehmen: dass in dieser Periode die Stadt zu nenn Zehn-
teln vob Evangelischen, an einem Zehntel von Kathohken be-
wohnt gewesen sei. Auf ein gleiches Ergebnisa kommt man,
wenn man das Verbältniis beider Confessionen ans der Zahl
der vorgekommenes Geburten berechnet.
Dictzedby Google
_ 2ie —
SeH jsDflm EreigniBae, dnreh du Erftirt tuelit nur dem Ka-
m«ii, sondern aueh der WirUiclkeit nach, ein« bischSfliobe Stadt
geworden war, varänderte aioh aber sehr bald nnd in steigender
Progression die Sachlage m üngnneten der EvangeUachen. Es
gesofaah dies weniger durch Conrerslonen , deren Zahl wfthrend
der ganzen Daaer der karmainBiBoben Herrschaft nur eins un-
bedeutende gewesen ist, als dadnrcfa: dass Ton anawlrts fortan
mebr Katholiken all Evangelische hierher zogen. Bereits 1675,
nachdem erat aehn Jahre seit der Rednotion verflosaen, waren
18,6 nnd 1663 schon 24,9 Procent, alao aiemlich ein Viertel
det Geaammtbevölkerung Katholiken, ein VerhlÜbiiBa, was den
Seblnss de« 17-, das ganae 18. und bis in den Anfang des 19.
Jabrhnuderta aiemlioh oonstant geblieben, sieh sogar scbliesslioh
noch etwas gOnatiger f^ die Katholiken gestellt hat. Dann
während in den Jahren 168&— 1700 die Zahl der bei den Katho-
liken TOi^ekommenen Taufen 25,9 Procent aller Taufen, die der
stattgeinndenen TodeaAUe 29,9 Procent betragen hat, stellten
sich 1701 — 1800 diese Verh<niaazahlen auf 28,8 Prooent und
26 Prooent, ao dass damals mehr als ein Viertel aller Einwoboer
katholiach war.
Die erate preassische Besitznahme war su vorQbei^ehend,
ala dass sie in dieser Beaiehung einen bemerkbaren Einflnss
hätte ansflben kSnnen. Während der französischen Oocnpation
war Bifort, nach der 1811 votfenomnienen Zählung, von 13589
Evangelischen und 4595 Katholiken bewohnt, ao dass die leta-
teren auch damals noch mehr als ein Viertel alln* Einwohner
ansHiachten. Dies änderte sich jedoch seit der aweiten pr«u-
flisehen Besitaergreifnng, wenn auch mir allmählig. Während
bei deren Eintritt (10986 Evangetisobe, 4024 Katholiken) noch
26,6 Froccnt auf die Katholiken kommen, war die Zahl der leti-
teren bereits 1817 auf 26,1 Procent ge&Uen (10809 KvaDgeliaobe,
3965 Katholiken). Dias aetale sieh in den folgenden Jahren
fort. In den Jahren 1818 bis 1883 atieg nämlioh die Zahl der
Katholiken nur von 43S7 auf Ö354, die der Evoogeliaeben da-
gegen von 12079 anf 17185; jene batmg daher beim Beginn
dieses Zeitraams 86,9, am Schlnsa desselben aber nnr 28,8 Vro-
oent der EiawohnenahL Hierso trog neben der gewiss atlrkerea
Einwanderung von EvangsUachan anoh weaeotliob der Umataad
bei, dasB die Sterblichkeit anter den Katholiken verhiltoiw*
_ 217 —
mJiswg nicht anwesentlich lUlrker iritr, wie nnter den Evang«-
liaoben. Denn e> befanden aicb anter den Uberhsapt verator-
b«aeit 9615 Feraoneu 2684 von dan enteren und 6831 von den
letatereo, lo daas darohaobDittlieh aabon auf 29'/« Katholiken
und erst auf 34*/« Evangoliaolie ein Todesfall kam, wai wohl
darin seinen Grund hatte, daas die letsteren aicb im allgameinen
in günstigerer Vermfigenslage befanden als die ersteren und
ebcr Im Stand« waren, sieh in KrukbeitsftlUen reohtaeitig ftrzt-
lioher Hülfe xa bedienen.
Die YerhUltnisixiffer der katbolisoben Einwohner sank seit
dar angegebenen Zeit mebr und mehr. 1840 (18403 Evange-
lische, 4934 Katholiken) betrag sie bereits nur 21 Prooent; ]851
Kvangellsohfl, 6361 Katholiken) 19,2 Frooent; 1867
Evangelisohe, 74S4 Katboliken) 18,96 Prooent; 1871
(25626 Evangelische, 7647 Katholiken) 18,66 Frocant; 1875
(39769 Evacgelisohe, 7706 Katholiken) 16,04 Prooent; 1S80
(44158 Evangelische, 8177 Katholiken bei einer Oesammtbevel-
keniog von 53 254 Köpfen) 15,92 Prooent. Die Katholiken bil-
den also gegwiwKrtig nur noch den aecbsten bia siebenten Theil
der Einwohner von Erfurt.
Die übrigen obrietlicben Beligiopsparteien sind daselbst nur
schwach vertreten. Im Jahre 1867 s&Üte man 332 Ältlatberaner,
91 Irvingianer, 7 Mennoniten, 29 Deutsch- und Christkatholifcen,
6 Oriecbiscb - Katholische , 22 anderen Religionsparteien Angehö-
rige. Die Ältlatberaner wurden sp&ter der evaogeilacben Be-
völkerung EOgeBAhlt; die übrigen kleineren christlichen Beligions-
parteien und solche Personen, welche gar keiner Kirche ang«-
hSrten, betragen 1871 175, 1875 176. — Bei der Aufnahme von
1880 worden nur noch 4 Hitglieder freier Gemeinden und 13
Angehörige anderer christlicher Belipons-Gemeinaebaftm, da-
gegen aber, aasschliessUab der Juden, 56 Bekenner anderer
Betigionen und ohne Keligionsangabe gezählt Es ergiabt sich
hieraua; dass die Zahl der Personen, welche weder einem der -
beiden cfaristUoben Basptbekenotniaae noch dem Judantbam aa-
gehfiren, sich neoerdings in Erfurt erbeblich varringert bat,
Dictzedby Google
— 218 —
Zahl der jftdisohen B«TÖlkermig.
Wm dieae betrifft, so ist es ja bekannt: dau Erfart Im
Mittelalter eine sehr zahlrfliohe jüdische Gemeinde, eine der be-
dentendaten in Deutachland, die eben bo durch ihre Woblhabsn'
heit, wie durch die wisHenscbaftliohe Bedeutung einselaer ihrer
Mitglieder hervorragte, beaessen hat, and die schon 1221 liam-
lioh zahlreioL gewesen aein moas, wie die erhebliche Zahl der
bei dem damaligen Angriff getSdteten Peraonen (Jaracaewaky,
Gesob. der Juden in Erfart, S. 65) ergiebt. Doch fehlen genaue
Angaben Über ihre Stärke. Wenn Hogel (Chron. B. 171) er-
zählt: dass bei dem Jadensturme von 1349 6000, oder wie an-
dere berichteten, 9000 Personen (Jaraoaewiky , L c. S. 26 sagt:
mehr als 5000 Juden) umgekommen wären, so iat diea sicber
äbertrieben, and etimmt wenig daaa: daas sich in den IVeisina-
bUohem von 1293 bis 1%2 unter den HauaeigentbQroem nor
einige dreissig jtldisohe Kamen befinden (Hartang, I. c. S. 138.
223), anoh kOnnen in dem Stadtviertel, waa den Juden sor Be-
wohnnng angewieaen war, nach deaaen Ausdehnung höchitens
80 Häuser gestanden haben (Härtung, 1. c). Kirchhoff (Weta-
thQmer S. 282) glaabt zwar: dass der den Juden augetheilta
Wohnungsbezirk etwa 100 und einige Häuser habe fassen kön-
nen, aber auch selbst dann dürfte die j&dische Gemeinde achwer-
Uob mehr als 1000 Seelen enthalten haben. Kroner (Festschrift
zar Einweihung der neuen Synagoge in Erfurt, S. 11) nimmt
denn auch an: dass die Anzahl der bei dem Sturme von 1349
Dn^ekommenen in Wirklichkeit wohl nicht mehr als 1000 be-
tragen habe. — Kach der Wiederaufnahme der Joden nm das
Jahr 1354 nahm deren Zahl allmählich wieder sa. tm Jahre
1389 waren laat eines VerBeichnissea , welches die Jadenschaft
dem Eathe hatte einreichen mflsaen, 102 Jadenfamilien hier an-
aässig (Kirohhoff, I. c. S. 290), nach Hogel (I- «■ S- *^) 70,
welche das BQrgerrecht besassen und ?6, die wegen Armath
solches nicht hatten erwerben können. Die QeBammtaafal ia
jüdischen Bewohner mag sich damals also wohl auf ÖOO belanfen
haben. Im Verlaufe des 14. Jahrhunderts ist sie jedenfalls noch
gewoohsen, wie dadurch wahrscheinlich wird, dass die von ihnen
erhobenen Abgaben stetig stiegen. Die grossen Bedrückungen,
denen die hiesigen Jaden in der ersten Hälfte daa 15. Jabrbw
..-..Google
— 219 —
derts ftUBgeBfitet WAraii, yeranlassten dieie alter, nicli und nseli
Erinrt zn Terlassen, so dus, aU die Stadt 1458 Ton dem Eor-
ffinten Dietrich das Recht erkanfte, fortan keine Jaden mehr
zn dnldan, rieh kanm noch dergleichen hier befonden haben
Trerden.
In Folge jener Massregel hat es Jahrhunderte lang über-
baopt keinen Jaden in Erfurt gegebenj denn ein 1608 gemachter
Vennch, dai Recht der Niederlassong wieder zu erlangen, sohei'
tertfl an dem energischen Wideritand der Handeltreibenden
(Jaraczewsky, S. 60). Erst im Jahre 1789 wtirde es den Jaden
wieder gestattet, die JahrmSrkte gegen Entrichtung einea Leib-
geleitsgeldes beim Ein- und Ausgang, zu besuchen, auch wurde
ihnen gegen Zahlung einer Abgabe too circa 60 Bth. die Be-
fogDiBS ertheilt, Kleider, Silbersachen , Ferien u. s. w. in der
Stadt anzukaufen, aber nicht die, solche zu verkaufen. Seit
1791 ward einzelnen Jaden, zwar nicht die Kiederlaseung, aber
doch der vorübergehende Aufenthalt in der Stadt erlaubt unter
der französischen Herrschaft wurde 1806 bestimmt: dass ihnen
die Niederlassung in der Stadt gestattet werden aolle, jedoch
war die Zahl der Aufzunehmenden eine beschränkte, und es
wurden denselben bestimmte WohnplKtze angewiesen, welche
sie nicht willkQrlich gegen anders vertauschen durften. 1810
erhielt znerat wieder ein Jude das Bfii^errecht. Ein eigenes
Local ftlr den Gottesdienst wurde sehon 1806 eingerichtet, 18II
aach ein besonderer jüdischer Friedhof angelegt.
Die Wieder besitznah me durch Preussen Snderte in dieser
Beziehung anfangs wenig, da das für die alten Provinzen des
Staats ergangene Jndenedict vom 11. Mlrz 1811 zunächst in
Erfurt nicht eingeftkhrt wurde (Kab.- Ordre v. 8. Aug. 1830).
Erst in Folge des Gesetzes vom 23. Juli 1847 fielen die bis-
herigen Schranken und es wurden in Betreff der Freizügigkeit
und Kiederlassnngs - Berechtigang die Juden den Christen gleich
gestellt. — Erst seit dieser Zeit war die MSf;i>clik(>it der Ent-
stehung einer etwas zahlreicheren jüdischen Gemeinde vorhan-
den. Für das Jahr 1827 giebt Erhard (1. c. S. 234) an: 94 Juden,
von denen 84 das Staatsbüi^errecht besessen hätten. 1837 hat
Erfurt 13 Juden mit und 138 ohne Bürgerrecht gehabt (Nobaok,
Beschreib. S. 164; Hom, I. c. S. 226). Bei der Constitaimiig
der Gemeinde im Jahre lfö3 zählte dieselbe 191 Seelen.
- MO -
Die sUtiBtUolie ÄuAu^uae von 1867 ei^iab 356 Jaden. Jwu-
xevtiky, desMn Oeschiohte der Jnden in Erfbrt 1868 «raoU«n,
giebt sa: dass die hieaige jfiduohe Oemaiade 58 Mitglieder oder
etwK 900 Seelen timfasse. Die etatiitiMhe AofblthiDe von 1871
wieas 313, die tos 1875 379, die von 1880 546 Köpfe n»ch.
Die Zfthl der Juden in Erfiirt hiit lioli daher von 1867 bis 1880
mebr al» verdoppelt und betrügt jetct lj(ß Prosent der Ge-
semmtb e völkemng.
Von den verBcbiedenen Qegenat&nden , mit denen die Stati-
stik Bich bfiBcbäftigt, sind ea im Weeentlicban nur die Ziffern
der Wühni^ätse und der Bewohner geweaen, welche in dem
Voratehenden behandelt eind.
Es giebt aber noch sebr viele, welche ein eben so friioht-
bares Feld darbieten, wie beispielsweise : die et&dtlBcben Ein-
nabmeo snd Ausgaben, der Wohlstand der Bewohner, die zur
VerfaiitUDg der Armuth getroffenen Maisregeb, der Gang des
Verkehrswesens und der zu dessen Erleichterung bestimmten
Einrichtungen, der Handel, der Gewerbebetrieb u. a. m. Aber
eben weil dieses Feld ao ausgedehnt and reich ist und sich
nicht mit wenigen Seiten erledigen Iftsst, will ich {&r diesmal
davon Abstand nehmen, behalte mir jedoch vor, gelegentlich
auf diesen Gegenatand zurück za kommen, wenn sich nicht in-
zwischen Jemand findet der sich diesem Unternehmen und dann
gewiss besser aaageatattet und mit rüatigeren ErlUiteOf ala ich
im Stande sein würde, unterzieht
-w^fpse-«-
Dictzedby Google
Ueber die
Herleitiug der Namon der thüriiigiaoh-s&ohsisohea
Oaae Saevon, HaBsegan und FrieeenÜBld.
Ziemlich allgemeiti wird RDgenommen , dasB die Mit dem
achten Jahrhundert in Urkunden hXnfig erwKhnten thfiringisoh-
■Sehaiiohen Gaue Friesenfcld and HaBsegaa ihre Kamen von
Friesen, beziehiingeweiee Besäen erhalten hahen aoUeD, die sich
nach dem Ähsuge der Sachaen ans der Gegend zwiBchen der
Unstrat nnd Schiente nach Italien im Jahre 568 dort angeeie-
delt bütten ').
In neuerer Zeit hat Herr ProfeeBor GrAsaler diese Ansicht
▼ertreten nnd näher zn begründen vereucht *), aber, wie mich
bedenken will^ nicht in Uberseugender Weise.
Was zunSchat den Haseegan betrifft, so glaube ich, dasa
schwer wiegende GrUnde gegen die Annahme Bprechen, er habe
seinen Mamen in Folge einer im Jahre 568 stattgehabten Ein-
Wanderung von Hessen erbalten.
Zunächst kommt in Betracht, dass Hessen im 6. Jahrhun-
dert ein in den fränkischen Bund völlig aufgegangenes Land
war, dessen Bewohner also zu den Franken im weiteren Sinne
gehörten und es deshalb wenig glaublich ist, dass, wenn von
hier aus eine Einwanderung erfolgt wfire, Gregor von Tours
dies nicht deutlicher hervorgehoben hahen sollte. Doob irill
ich hierauf ein besonderes Gewicht nicht legen.
■) Gregor t. Tdufb, Uiitor. Franoomm, T. IG: ^Et qn» tempore iUo,
qno Alboinni in Italism ingreuni eit, Chlotuhaitui et Sigeberttu Boktoc et
alias gentei ia loco iUo {dem «on den SsebiMi Terlsuenen Kordth«rin|[«D)
•) Zflitaoluitt des Harsvereini fBr QMcfaioht« etc. Jahrtang IB7&, Seit«
Wn. f.
iMtvGoOt^lc
Viel bedeatender dagegen ersoheint der Umttand, dus ei
weder erwieaen, noch «ach nur wahrschünlich ist, dus im 6.
Jahrhundert ein Volksatamm, oder richtiger wohl die Einwohner-
Bcbaft eines Landstriches, den Namen j,HesBen" getragen habe.
Dieser Name kommt vielmehr erst zu Anfang des 8. Jahrhon-
derta Tor '). Wie er entstanden ist, wissen wir nicht Da»
er von „Cbatti" heraoleiten sei, besweifle ich (efr. Zeoss, die
Deutschen und die Nacbbaretiunme, p. Sil). Jedenfalls aber ist
es ein deutscher Name und das ist von Wiehtigkeit in aofem
es dagegen spricht, dasa der Hassegan seine Benaunong tob
eingewanderten Hessen habe: denn wie sollte man dazn gekom-
men sein, einen Oau nach der lateinischen Form Hassi zu be-
nennen? Ueberdies ist die Aheste Form des Oaunamens Eos-
gowe (9S2 and 968) '), Hossegawe (947) ">); und die Bewohner
des Qaues werden schon im Jahre 853 als Hohsingi (flosingi)
anfgefllhrt (Annal Fuldens.). Erst 961 erscheint Hauingewi *),
■) Zd Enda dea 4. Jahrhondert« Toriohwindet dsr Nkme Chstti. D«r
•0 benuinta TolltMtamm war schon damala ain Uf^lied dei friokitobaii
Band« und iit demnäcbat TOlliländig in denialbui anfgeganges, dergeatalt,
diH ea uiobt «inmal für arforderiiob «racbtat wnida, daMan Uaiatae aa oo-
difioiraa. Du Cbatteoltud laiSel nutar friokiiobar Oamcbaft in Frorin-
■an nnd Osoe (Zanat, I- o. p. 817), wohl aber ant nuh dem Jiüira MO.
Dann ab in diaiem Jahra dar Frankankönig Sigabert ainan FaldsBf nask
ThBringen nnternabm, gelingta ar, nsob Fradagsr, durch dia Bacbonia in
Henen naoh der Waatgrante von TbUtingen. Da iit slto wader von ainer
Frovina Haiaan, nocb von einer Provin* ürsbfald die Beda , die damniobat,
iai Anfange dea 8. JabrfaQDderta, in dea biaLorisohan Bohriften ersaheina&
vnd awsr dergeatalt, dsaa eratere, der Ueieengan , den o&rdliobeD Tbail de*
BpUeran Knrfaratentbnmt fieaaen omfaiate, dai Qrabfeld aber tQdiicb daran
galages war, anglaicb einen batriobtiicben Theil Frankem amfiaaend. Daa
ß^hara Cbattenland eriobeint eleo ala aofgelöat, wai auch dnreh den Brief
baatfttigt wird, den Bonifaoini im Jahre 769 au den Papat Qregor aohriab,
indem aa darin haiut: aDniveriiB optimatibni et popub provinaiarnn
Qarmsniaa, Tburiogia et üaaaii, üortbaiüa et Niatreaii, Wadraoüs et
Lognaia, Bnduoaia et Grafleldia." Hier ettobeint sDCb Beucn im Oaganiata
aom Grabfeld.
■] ofr. Zeitachr. de« Barevereint, 1S7S, p. 268, v. Weraeba p. 100. Zwar
kommt die Form Haauga ichon 777 (v. Weiaebe, OaHbaacbraibuog p, 97)
und Hsatingowa 814 [1. o. p. 74} vor; aber die beaSgiichea Crkondeo sind
imaoht,
') Hanar Zaitachr, 1B7S, p. 967.
«j L 0. p. 368.
^dbvGoot^lc
979 Butigowe •) und noch später, 1021 Hasaftgft ') mid (1045)
Hesaegovre '). Hoegowe aber kann schwerlicli von HeBsi oder
Hassi hergeleitet sein.
Endlich Bprechea die Ortsnamen gegen eine Einwanderang
von Hesaen, obwohl gerade aua diesen Orössler einen Beweia iür
seine Ansicht herleiten will. Wie miaslieh daa ist, hat schon Arnold
(Anaiedelnngen und Wandemngen, pag. 150 n. f.) herrOTgehobm.
Grfi ssler weist zunächst anf die Namen Steiger and Strut
bin.. Diese sind aber keineswega apecifisch heaaisch, sondern
kommen aoob im eigentlichen Thüringen und in Franken mebr-
£ftch vor; im Hasaegau (einschliesslich dea Friesenfeldea) er.
scheinen sie Qberdies ganz vereinzelt und nur an der thflrin.
gesehen Qrenae. Weiter nennt OrÖsaler Elbeo bei Gerbatedt
io Beziehang aaf Eiben in Hesaen. Aber dieser Name ist nicht
als ein heasiacher zu betrachten and fehlt auch in Thttriagen
nicht *). Dasselbe gilt von Blankenhain , Licbtenfaagen and
Spielberg. Was aber die Namen auf „hausen" betrifÜ, aaf
Velcbe Grössler hinweist, eo sind sie einerseits entschieden nicht
specifiacb hesaiacb '), auderereeita schwerlich als Oründungen
ana dem aechaten Jahrhundert za betrachten. Aehnlich verhält
ea sich mit den Ortenamen auf „dorf'.
Aber es eracfaeiat im vorliegenden Falle überhaupt miaalich,
die Ortanemen in Betracht zu ziohen und zwar aus doppeltem
Gmnde : einmal, weil die Einwanderer ein angebautes Land und
in demselben die von den Sachsen verlasaenen Ortschaf-
ten vorfanden, also wenig Veranlassung zu Neugründungen bat*
ten und zweitens, weil sie das Land kaum tünt Jahre selbständig
inne hatten, denn schon im Jahre 573 kehrten die Sachsen da-
hin zarUck. Dass das Land bereits unter thüringischer Herr-
schaft stark bebaut war, ergiebt eich eineraeits aus den zahl-
reichen Ortschaften mit Namen anf „leben" nnd „stett", anderer*
•) I. 0, p. 267.
•) L a. p. 9B8.
>} L 0. p. 267.
* ) ctr. Jahrbücher der Kgl Academie gemeinniltc. VJHeniob. id Erfurt
Beft XXL 1B84, p. b9.
■) In TbBrin|[«n bknfig, noch viel mehr sber wutlich von Beaisn, na-
manUiob in dar Qegend ewiiohen DiUeabsrg, Msiched«, barlohn, Wipper-
fort und Siegen, cfr. anch Arnold, l o. 216 ud 415.
izcdbvGoOgle
~ iu —
MttB »tu d«m Mangel an säohaiBobes OrtanunMi, Wonktu lu
■clili«iaen ist, daas auch die äMbaes wanig VeraaluMuig ao
NBugründuDgen hatten.
Was das Frieienfeld betrifiFt, bo kann ebenUls ans den
Orttnamen k«in Scblats auf dessen Benennung geaogen werden.
Dagegen scheint allerdings letalere auf eine Aneiedelong von
Friesen hiBEudentea. Dass diese aber im Jahre 568 erfcdgt aei,
ist schon am deswillen nicht aazDnebmen, weil in dieser Zeit
die Friesen noch ein freies Volk waren nnd, so weit bekannt,
in keioem freundschaftliohan Verkehre mit den Franken itandoi.
Wie sollte also Sigebert daza gekommen aein, von dort her
Golonisten fbr das sficbsische Tfaüringan aa beuebeo. Viel
wahrscheinlicher ist, dass Kari Harteil, der im JsJire 784 die
Friesen attterwarf, einen Theil dieses Volkes nach dem sichai-
schen Thüringen Terpflanite and bierdurob Venuüassong gege-
ben ward, einen Tbeil des Haasegaaea mit dem Namen Friesea-
feld za belegen. Denn dasa das Friesenfeld kein eigentliober
Gan war, scheint mir sweifellos.
Anders dürfte es sich mit dem Hassegan verhalten und ich
komme, da ich die Ansicht abgelehnt habe, dass er von einge-
wanderten Hessen seinen Namen habe, a«f die Frage inrOok,
in welcher anderen Welse die Entstehung des Mameoa so er-
klAren sei.
Bfittger *) bat die Ansicht aosgesprocben , die Sachsen, die
nach der Unterjochung der Tbliringer im Jahre 530 den fistlioben
'Theil von deren Reiche erkielten, hKtten dem stldweatlichen
Bezirke dieses Landes zu Ehren des Königlichen Gesohlecb-
tes ihres Führers Hadngato den Namen Ascinga (Hascinga,
Hassinga) gegeben. Schon GriSssler (1. c. p. 112) liat diese
Hypothese als bedenklich bezeichnet, und gewiss mit Beeht.
Nirgends ist in den Nachrichten über jene Begebenheit von
Ascingen die Bede, immer nur von Sachsen. Auch ist nicht
einzusehen , wie ans Ascinga Hosgawe oder Hosinga *) — ■
denn dies sind, wie oben erwShnt, die ältesten bekannten
■) Bnmonen, p. ISS — IS8.
*) Schon im 0 JabrbvBdert werden die Bewohner det Laodes JMlioh
der Dntrat BMingi gensiint. ofr. Anosl. Fnld. ad aimns SU: „(Hinida)
tnuiSDi per Angros, HwedoSf Bubos st Bohstegos . . . Thiitüi|fsa i»-
greditoT.
:vCoOJ^Ic
- m -
KtmeniformeQ — gewordeD »«in tollt«. Ferüer dfirfte schwer
SU enreiaan sein, dasa «■ im 6. Jafarbondert scbon eine Gaa>
Eintbailong im tbariiigi8clie& Sacbien gegeben babe. Ganz na-
glaabUch abo^ ersobeint, daaa in der knnen Zeit von &31 bis
568 lieb die Becetiniing Ascinga ^ eis Gebiet Östlicb der Un-
atmt 10 festgeaetat baben aollte, dais aie sich oach dem Ab-
zöge der Sacbaen (nach Bfittger aUo der Aaeinga) bis aa deren
BOckkebr im Jabre 573 and auter den inswiacben in das ver-
lassene Land eingerückten Coloniaten erhalten baben nnd auch
ferner in Kraft geblieben aein sollte; gans abgeaeben daTon,
dass in den Macbrichten Über die RtUskkebr der Sachsen aus
Italien nirgends von Aacingen die Bede ist
Eben so wenig dttrfte die Toa Zenas (p. 359) ausgeapro-
ebene Meinung Beiiall finden, dass der Haasegau seinen Namen
von der (einem s&cbaiaoben Häuptling gehörigen) Hohseoburg
erhalten habe.
Viel eher könnte man daran denken, dasa im Jabre 568
eine Etowandenog von jenen Hoaiogen erfolgt sei, die in dem
Vidaidbis-Liede erwilbnt tud von Ettmtüler und UOllenbof *)
ftlr einen Stamm der Chankea erklftrt werden. Aber ea ist
nicht ancouebmen, dass Sigebert Zagehörige eines alte ha is oben
Volkea aar Einwanderung in ein seiner Oberhoheit unterstelltes
Land veranlasst baben aoUte.
Ich wage ein andere Hypothese.
Um daa Jahr 540 sobrieb der fritnkische König Theode-
bert L in einem Briefe an den Kaiser Juaünian *) : „in qoiboa
provincüa babitemua aut quae gentes noatrae sint, Deo adjatora,
ditioni subjectae, Dei noatri miaericordia feliciter aabaetis Tba-
riogis et eorum pravinoiis acqoisitis, extincüa ipaorum tone
temporis Begibns, Noraavorum geatia nobis placata majeataa
coUa aubdidit . . . ."
Also Nordachwaben hatten sieb der Oberhoheit Theodaberta
unterstellt. Und ala Nordaobwaben mrden auch die naeb dem
attohaiacfaen TbOringan eingewanderten Coloniaten beseiobnetk ')
Ea ,entatebt also die Frage, welches Volk verstand Tbeodebert
•) Hordalbingiaohe Stiidiao, p. 167,
*) Boaqiut IV., U.
-*) Assal. MatteuM sd asDiuii 74B.
Dictizsdbv Google
— 326 —
onter den Ifordsdiwab«)!? Zeus (p. 30^ eeUftrt lie ftr Wu-
nen sn der Elbe nnd nrar am rechten üfar des Flasaes. Da-
nach mttute angeacmmeii werden, dus, wenn whUich damals
in jener Gegend Waraen geeeiaen hitten, dieae sich, nach der
Zeratdrnng dea'Thüiingerreichea, onter firftnkischeB Joch gebeugt
hätten. Davon iat abw nicht« bekannt, Tielmehr aprechen aDe
hiitoriiohen Naofariebten dagegen. Dieae beaagen , daas die
Franken nach der BeaiE^ng der ThOringer an der Unatrat
Halt machten nnd von da ana die VerhSltnisae in dem eroberten
Lande ordneten *), wobei aie den Sachaen MordthSiingen ein-
rftnmtea. Wie sollte demnach ein jenaeit der Elbe angeaeaaenes,
also durch das Baohaisohe I^Uringeo von dem frinkiBohen Thfi-
ringen ganz getrenntea Volk daau gekommen aelnj lieh unter
die Oberherrechaft' der Franken an stellen and wie sollte 'Hieo-
debert daan gekommen sein, dieses nicht mit seinem eigendiehan,
sondern mit einem gana fremden, tüi die Warnen vSUig nnge-
briachlioben Namen au benennen?
V. Ladebur *) meint, die Norsavi seien die Anwohner der
Noiiaebea Save und geht dabei von der Ansicht ans, Theodebert
habe sagen wollen, daes er ausser den ThOringem noch andere,
aa der Donau abwarte wohnende Vdlker unterworfen habe.
Aber bia in das Savegebiet hat sich die Macht der Franken
aither nicht erstreckt und wenn dort aaoh Noriker genannt wer-
den (Procop. bell. Ooth. I. 15), so kSnnen doch unter allen
UmstAoden dieae nicht als Nordsohwaben beaeiobnet werden.
Aasserdam wtlre auch die von Theodebert bei der Erwahaong
der Korsavi gewias mit gutem Vorbedacht gebrauchte Ansdntcka-
waiae anerklttrlieh.
Sepp dagegen *) will ftlr Noraavi setaen: Korioi, womit er
die in daa aatv{!lkwte Korionm geaogenea Buem meint. Eh-
motivirt seine Ansicht damit, dass die Lesart „Noraavomm gen-
tis" bei Zenas, p. 868, nicht am Platae aei, weil die Kord-
aohwaben erst naob dem Loi^obardenauge aus Italien anrttck-
gekahrt aaien. Dabei liegt aber ein Misaverstilndnisa an Chmde,
wie sich aas daas, was Sepp, p. 86, sagt, ergiebt Nicht Nord-
■) Gregor v. Toan UL, 7 — Widnkiiid — AnnaL Qnadlinb.
*} Nordthflringen ud die Bemondarea, pag. 18.
■) Dw BaierwtauBH Kamptsehrift wider OMebea «ad HaparaB. M8b-
«haa 1BB9, pag. 6S.
:,G Gothic
— 227 —
•ohwaben wftren es, die mit den Longobarden Dach Italien zo-
gen, flondem Bachsen aus dem eroberten Thüringen, an deren
Stelle die MordachTraben einzogen. Es muss alao nach einer
anderen Erklärung gesucht werden. Und diese ist meines Er-
aebtens nicht schwierig. Zu Anfang des 6. Jahrhunderts waren
£e Baien ans B&hmen nach Westen vorgedrungen nach dem
Nordgati '). Westlich von ihnen aass suevisches Volk, wie sich
aoi Jordanis, Oet cap. 55 ergiebt: „Nam regio illa SusTomm
ab Oriente Baibaros habet, ab occidente Francos, a meridie
Bargonzone«, a septeotrione Tburingos."
Hag man diese Stelle als original *) oder als interpolirt ')
betnehten, so geht doch sicher aas derselben hervor, dajs der
Verfksser derselben die Wohnsitze jener Sueven, gegen welche
der Oothenkönig Theodemir einen Winterfeldzng antemahm, ge-
nBQ kannte and Letztere für andere hielt, aU diejenigen, welche
Theodemir im Jahre vorher bekämpft hatte. Denn warum hätte
er sonst eine nähere Erläaterung Über deren Wohnsitze ftkr er-
forderlich erachtet and warum sollte er eich auf diese Ertäatemng
eingelassen haben, wenn er nicht Qber die Verhältnisse uoter-
riebtet gewesen wäre?
Die Angaben bei Jordanie über jenan Winterfeldzug zu be-
aweifeln, liegt kein Grand vor und dass er mit den Snaven die
Alemannen gemeint habe, wie Sepp ') annimmt, scheint mir
oiebt glaohlicfa, da ja Jordanis sagt, die Alemannen seien da-
mals mit jenen Snaven verbanden gewesen.
Ein saevischer Stamm muss also nördlich der Donau und
westHch von den Baiem gesessen haben '}. Dies bestätigt auch
eine Stelle in Fredegari Chron. Contio. 11. Cap. 108 ■) : „Carlus
(Martell) Rfaenam fluviom transüt, Alemannosqae et Suavoa
Instrat nsque Danahiam peraccessit, illoqae tranamaato, fines
Bajoaremes occnpavit. Sabact» regioin iÜa regreditar."
■) Sepp, L & p. 49 n. f.
■) Wie Sepp meint (Oberbairiiehes Aroblv, Band il p. 311}.
■) Wie BanmaDD behauptet ( Foriohiuigen itar dentMli. Oesob. XTI.
*) ObertMiiiaohet Arobiv, I. a
*} ib. snoh Sepp (Der Bsiemitsmin, p 179). Er nennt ilia AtonnaaM,
WM ich aaoh den GMagtea nle&t'fDr richtig halte. '
*} Bonqset IL, p. 4M.
Di.ii..?**Ccic>^le
— «8 —
Die hier geBannten Schwaben, die noter fitokiaelier Hoheit
etanden, können nor zwiecben der Jext nnd der Bednits gesacht
werden. Wie weit ihr Oebiet nach Norden reichte, ob aar bie
•n den Main, wie Sepp ') annimmt, oder bis an den ThOringez^
wald, wie ich glaube *), kann hier dabin geateUt bleiben.
Dieae Suaven sind es, nach meiner Anriebt, welche Theo-
debert meint und die ihrem Wohnsitie nach sehr wohl als Nord-
snaren beaeicbnet werden können. Aber ich möchte noch wei-
ter gehen, weil immerhin jene Beaeichnang etwas Aufflüligea
hat Ich meine, dass der Frankenkönig durch den gewählten
Aasdrack die Soaven und die Baiem ausammen bat beseicbnen
wollen. Der Baiemname war damals noch nicht snr Qeltong
gekommen. Man beaeichnete sie noch, oder wenigstens aach,
als Noriker *). Die Außssanng, dasa ,,Nori - Snavi" als „Baiem
und Schwaben" an deuten sei, scheint mir noch besonders unter-
at&tzt zu werden durch die auffallende Redewendung, deren
sich Tbeodebert in Bezug auf sie bedient: „NorsaTomm gentia
nobia placata msjeatas colla subdidit" *). Also nicht erobert
hatte Theodebert das Land der Nordschwaben, wie er vorher
in Bezug auf die Thüringer ao scharf hervorhebt, sondern die
Nordachwaben hatten sich nur seiner Hoheit unterstellt. Das
entspricht ganz dem Verbllltniss, in welchem damals die Völker
zwischen dem ThUringerwalde und der Donau, insbesondere
die Baiem, zu den Pranken standen. Erst etwa ein Jahrzehnt
später erscheinen die Baiem als wirklich Unterworfene der
Franken '); mindestene zu derselben Zeit iat dies also auch
fllr die Suaven anzunehmen.
Aus dem vorstehend Gesagten ziehe ich den Schlnss, dass
die Nordschwaben, die Sigebert im Jahre 568 nach dem sAob-
■] Der Baismstsntm, p. 179. Oabrigeiu gMteht Sepp sd sadsrer Btetla
— psf. IBl — Mlbtt, dum die OretiMn dM Thflringerruches (nuk BOden)
üeh SU d«se& Trflmmera nioht erksnnen Issten.
*) So SBOh T. Biehthofea (Hon. Qerai. Leget III). Dsfftr iprieht atnh,
dan bis sn den SQdsbhsng des Tli&riiigenraldM nicht beiriaolier Dialekt
bernoht, londeni der von Sepp, L c. p, SB, aU aiihwibiKhar beaai^nate.
*) SepVi dar Baienutanuii , pag. 84. SB. 4S-B1, Obetbairiachos Arobiv,
psg.SOl.
*] Diaaa Wortbaanog dflift« snob dsfOr apreobsa, dsH ea aieb sieht
Uot ua den wenig bsdeateadea SasTeMtasua bandslt.
*) ZflUi, PH- 871.
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— 229 —
•{■ohen Thüringen Terpä«nKte, ana dem Lande Bwisoban dem
Thttringerwalde nud der Donau, dem Naohbarlande der ThQ-
ringer, stammten and dass nach ihnen der Gaa Suevon be-
nannt wurde. Und das führt mich zQgleich en der Herleitnng
der Benennnng des Hasiegaa'a. Unfern a&dlioh von dem
oben besprochenen Suevenlande and jedenfalls im Jahre 568
unter frftnkiaoher Herrsohaft, findet sich nKmlioh zwiacheo
Aichach and dem Ammersee ein von dem Tolkaetamme der
Hosi bewohnler Houaigaa *). Liegt da nicht die Yermathung
Dahe, daaa mit den NorsuaTen ein Theil der Bewohner dieees
Hosigaaes nach Norden gesogen iat? Damit stimmt anoh die
Lage des Bfichaiach-thariiigiachen Haasegaaes za dem SneTengaa.
Die südlicher wohnenden Hoai werden ihren nördlicheren Nach-
barn gefolgt sein und also aacb in der neaeo Heimath südlich
von jenen sich angesiedelt haben. Endlich acheinen mir anch
die Worte bei Gregor von Tonra „Snavos et alias geotea" za
meiner Annahme an passen, insofern aas denselben geschlossen
werden masa, dass der gröaste Theil der Ansiedler aus Suaven
bestand, za denen sich andere Stammverwandte gesellten, doch
in geringerer Zahl, so daas Gregor keine Veranlaasang hatte,
sie namentlich za bezeichnen. Dies waren die Leute aas dem
im Verh<nisB zum Saevenlande nur oobedentenden Hosigan.
Natürlich vermehrten sich diese aber in der neuen Heimatb und
es kann also nicht wundem, dass sie, wie vorerwKhnt, im Jahre
852 als Volkstamm Hohaingi erscheinen and dass bei der Ein-
tbeilong des sächsischen Thüringens in Qaae nach ihnen tin
Qaa benannt wurde.
'} ^>PP) d^ Baienutaniiii, pag. 79.
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D,i.,.db, Google
Baurechnungen
von Tondorf und Mühlbetg.
Vorbemerkung.
Die nftchBtefaA&dflQ Banreoliniuigen fand ich gelsgtmtlioli
meiner Arbeiten «m Eiohafeldischen Urkandenbaobe in einer
den ersten Jahrsehoten des 15. JabrbtiDcIerts angehörenden Auf-
seichnang in dem Mainzer logroAsatnrbaohe Nr. 16 (Fol. XXm^
— XXVin*) des Eöciglicben Ereisarchivs so WOrzborg. Da
dieielben in mehrfacher Beziehang InteressanteB bieten tmd die
Arbeit Heaie'a aber Mühlberg (b. 6- Heft dieser Zeitsohr. 1871,
S. 1 fyg.) durch werthToIle Beiträge ergKnzen, so glaubte ich
den Freooden der Erforter G«Bchichte — aach ohne nftheree
Eiogcheo sof die Sache — durch einen Abdruck derselben
daen kleinCD Dienst leisten su kOnnen.
Dm giebt mir zogleich 0«legenheit, an die Leser dieser
Blätter, so weit ich nicht bereits mit ihnen in Verbindacg ge-
treten bin, die Bitte an richten, mir Sber etwaige ihnen be-
kannte Eicbsfeldische Arohivalien, die mir entgangen sein kSnn«
ten, gütige Mittheilong za machen.
Dndwstiidt, den 15. Janiur 1685. Off. J. lugm.
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28!
Vor gebnwe za Tbnngdorir prope Erfford.
Itflm primo anno domiDi m°cco°lviü" so buwen ajn nnwe baas,
daz geboret zu dem iHroske^, und zu andern notdorftigen
dingen, t margk.
Itam a; d. m'coa'lix*' mm erBtan an fegen drii grsbni, item za
grabin ejnea gefela hinder dem slosse, item za vemenwen
drii czistern and za maohen eynen nUTren backoffen and den
erbeitern zu dem vorgen. za Ionen xv marck eynea Tirdong
und iü lot.
A. d. m^ccClz" zam ersten vor bolcz, ziegel, kalk, vor naie
and den thom hoher za machen and andern notdorSItigen
dingen za macbui nnd den erbitem zlü margk ü virdang
ü loit and ii qnentin.
A. d. m''ccc°lxi'' vor iteTne, kalgk, halcz and vor dele and den
thorn za beiaem and vor erkere au maoben nnd vor koate
den erheitern aad andere notdorfftiheit xxv marg ii lot, nnd
i qaentin.
A> d. m" coc^Ixü" vor dele and schindeis za dem nawen bnae
vor bretnele and dielenele and vor ander notdorStiga diag
ü margk üi virdange and i lot
A. d. m''ccc°Ixüi<' vor bolcz, vor zypnen za maohen ond den
zymmerladen za tone ii mai^ ii virdunge.
.A. d. m'cce'lxiiii" vor gebowe vi marck and i virdang. .
Ä. d. .m°ecc°lxv nichil.
.A. d. m'ccc^lxvi" vor gebawe xi margk üi virdunge iü loL
A. d. m<*ccc<'Ixvü<' vor gebawe v margk i virdung ii lot i qaentiD.
A. d. m'ccc''Ixviii' vor gebawe i margk.
A. d. m°occ<*Ixis° vor gebawe iiii margk.
A. d. m'>ceo<*-lxx° vor dele Ttk bolcz and vor bangks ior dom-
"tszen, vor steyne und kalgk ond die doch zu beaaem nnd
ander notdorS^keit x mai^k.
A. d. m'coc'lxxi vor eyn steingevierde, da die domcze ufi^eleit
iat, and vor eyn nuwe domczen daielbs gehawet xxiiii margk
ond ejn virdang; item daaelbs vor atelle zu besaem und an
beaaem die deoher den aymmerladen und den atejnmetaen
■a loD« ood vor andere notdor£Ftige ding xvi margk ii lot.
^.Coo'^lc
— 'SSS —
A. i. ni*occ'lxxi{ sn bessern die dacbe nnd die Iinsere getregert
d&selbs und getwertremet, 9sa mscben slegere nnd slosse nnd
nele den Eymmerlnten nnd knechten vor lone nnd vor andere
aotdorfftige ding iiii margk ii tot.
A. d. m<*Gccolxxin* za beisem nnd reobtfertigen die schaeren
mit dacben nnd snlen ii margk und i virdnng.
A. d. mOocClxxiiii" oicbil,
A. d. m°ccc'IxxT° En beigern die koclien, eyn nnwe backlmSB
zn machen, eyn nnwe spisekammern und die dorntzen mit
latten zn decken nnd vor (Codex: ron) eyn nnwen cappellen
zu machen and die nuwen stelle zu decken und andere ge-
mach nff dem aloase nnd die blide nffznrichten nnd widder
an nemen, ateTnmetsen nnd tz^mmerlnten en Ionen und vor
andere snoderliche notdorff^e, dinge Ixxüii mat^k ü virdnng
iü lot nnd iii queotin.
A. d. m*cco^lxzvi<* vor eynen nnwen esieriob in der kemmeoa-
dln za maoben, die erden nai der kemmenaden an foren nnd
eyn nnwen thom zn machen, zu fegen den graben und zn
-beaaem nnd zn buwen eyn nnwe muren mit zynnen, die bil-
den nffznrichten nnd widder zn nemen, den werkluten, ateyn-
metsrin, zymmerloten nnd amydden und vor andere kost
Ixxii mar^ i virdnng nnd ii lot
A. d. m^coc^lxxvii zn bawan die nnwen kemmenaden, vorkalgk,
boHz, steyne zn graben, den Steinmetzen, zymmerinten und
am;^dden za lone nnd vor andere koste cziiii msrg.
A. d. m'ccc'lxxvüi" vor eyn nnwe brücken za machen nnd e^m
beachirmnnge nnd eyn «reker vor der bmcken sa machen,
vor eyn batstohe bü der hnicken zu bessern nnd za decken,
den hom zn hessem nnd zu decken, die erker uff der mnren
zu machen, eyn pfaerdeatal nber dem keller nnd andere not-
liefa ding, xzvii marg iii virdnng.
A. d. m°ccc'Txxix* zn machen bü der bmcken eyn bescbirmange,
an bessem die erckere an der mnren, vor bultz, vor lone
nnd vor beaseronga andern gebaw« xlviü margk ii virdunge
i quentin.
Ai d. m^ccc'Ixxz" vor den thom zn bessem, die brocken an
beasem, vor holtzstrenge nnd brede, den erbettem zn lone,
TOT udare kost xzii margk.
DiizMtvGoot^lc
— 234 —
A. i. m'cocolxxxi" zu decken mtd la irebm uff dem tfaon»,
Tor bretde, vor koste and vor aodar ding oad «rbeit xii
maigk.
A. d. m'oocolxxzü" BU heuern und top gebnwe tuuialLeiley,
des d« noit wm, tu toMig ii virdinge üi loL
A. d. in<*ccc°lxxxiü° zu maohen der moren enben prtm lang
und vor dach zu decken, koste und den erbeitem and aBd«r
notdorCtige ding xxiz mar(^ iii lot
A. d. m''coc'>lxsxiiii° vor koste des gebnwes ii nuug i virdong
ii lot
A. d. m"cce*>lxxxT'' zu decken und zu bessern die erokere an
dar moren and der daofa and den erbütem vor lona und
vor koste xiiü nuurg ü vir^ng ood i lot
A. d. mOooo°lzzxvi° au machen der moren xüi gertin lang an
decken und zu bessern die stelle zxvii margk i virditng i lot
A. d. m^ccc'lxxxvii" zu machen stelle, luiicken and stege, ^m-
merlaten und arbeitem vor kost und lone vi mai^ ii virdange.
A. d. m'coo'lxzxviii" zu bessern und an machen dw miwen viü
gerten lang, vor erekere und ander notdorfftige ding xvü
marg i virdnng ii lot
A. d. m'coc'lzzxix" zu machen eyn nawe boss, vor hulti, se-
gele, kalgk und nele, den erbeten vor lone und ander not-
dorfftige ding Ux margk ii virduage.
A> d> m°oco''lzxxx zu machen eyn nuwen stalle mit den krippen
und zu decken und das nawe huss inwendig an liegen nsd
vor andern gebuwa iii margk ii virdnnge üi lot
A. d. m"oco'>lzxxii' vor gebawo and vor koste iüi maq^ iü
virdaage iüi lot
A. d m'lxxxxü" nichiL
A. d. m''lzxxxiü^ nichil.
A. d. m°Izxxxiiü° nichil.
A. d, m^Ixxzxv" an machen eys warte und ejn hatten vor den
slosse eyne maif;k üi lot
A. d. m°ece°lzxxxvi" la machen und sa besaeni die arkere
and scharen iü margk.
A. d. m°occ°lzxxxvii° vor eyn laufende wer», vor finstere, vor
eynen nnwen aon, die marea widder and vor an beatsm v
mai^k ii lot
Dictzsdbv Google
— £86 —
k, i. m'ooo'lxsxxviÜ" vor eja nawao boroe so graben, Tor
lonSj TOT leile nod vor indeni geozog xxt ourgk ü virdaiig«
ilot
Ä. d. iB^ccc''lxxxxTÜü<' vor gebuwe zu dem bom« Ivi phant iüi
•obilling.
A. d. m^cocc" vor siegele, den thoro sa decken, und vor die
stoben und vor e^ seil za dem tborne vi phunt vii aohilling.
Ä. d. m^cccci" den borne diefer za machen xxiiii elen und eynen
nnwen keller su muhen, vor nnwe schenne und itelle sa
machen Izvii phuat viij g.
Ä. d. m^cccc^ii" vor eyo seile und gehuse su den bonie nnd
dem smydde xix phant and viü g.
Ä. d. m'>occc''iii'' vor eyn nawen bsckoffen, vor eyn oawe radt
and eymer za dem bome, vor eyn nnwe brocken and die
maren zu boMera und eyn nuwen graben za machen, dem
smydde und vor mancherley arbeit xliiii phant iiü f.
A. d. m''cccc°iiii° vor drü seile, dagelosem, Btheinbreobern, den
zymmerluden, vor fore, den grebbem, vor slosse, vor dele,
vor bencke, vor schindeln, dem wever und vor uider not-
dorfFtige ding clxxix pbnnt xvi f.
A. d. m'coco'v" vor eyn nnwe festenunge, olle stelle zabeisem,
vor steyne zu brechen, vor hier und koste den erbeterD and
ander ding xxviii phant xii |.
A. d. m'ccec'vi" nichiL
A. d. m<'cccc''vÜ'> vor eyn zone za machen, vor «ideo, vor vüi*
nele and vor koste den erbetem Ixv phant vH |.
A. d. m<*cocc'>viii'' vor gebnwe xlvii [pbont] xiü f.
A. d. «"cccc^vüii" vor gebawe xüi §.
A. d. m'cocc'x" vor eyn nawe brücken and ander ding in ver-
nawen und za bessern xzxvi phant iiü g.
A. d. m^cocc^xi" vor mancherley gebawe xxü phant i tohilliBg.
A. d. m'oooCxü au graben eys graben and za erbeiten an der
kemmenaden za machen, eyn nnwe stoben za bawen, eyn
nnwe vonrerg nnd vor andern mancherley gebnwe inii*zxvi
phunt and xüi ^.
A. d. m°cccc'xiü° nichiL
A. d- m°ccoo°xüü vor gebawe vi phunt xii ^^
A. d. m'cccooxv' vor eyn seile und eymer and vor ander arbeit
TÜ phnnt svü ^.
Dictzedby Google
— 438 —
Ä. d. nt'eccc'xvi** niohil.
A. d. m'cccc^xvii" vor gebnwe hundert Izij Bobogk xv gr.
Somm» Bommanin murkarom: viij'viii margk i Tirdang oBd
ilot
Somma Bummarnm taient; inix'>lxxTij tolent iüj ^.
Vor gebDwe za Molbarg.
Primo «sno donthti m*ccc°lviü" Tor navende der decliere und
«ynen graben in macben bii der bürg üi margk ü Tirdnng.
Ä. d. m°coc'lix<* vor kalgk, steTno und Bunt und sa besaera
«TD Btucke der mureo dRselba, item vor habero, an fdtem
die pherde, diewiele die srbeit da gescheen ist, vor ander
koBte daselbs gescheen Iv mftrg.
A. d. m'ccc'lx^ vor gebnwe xxvii margk ü virdung üi loit ii
qnentin.
A. d. m'occ'Ixi" die mnren ku bnwen nnd wieder in macben
an EWe^D enden, da die njrdder gefallen waz; item za macben
erkere uff der mnren an ander notdorfTtige dinge zx^i marg.
A, d. m<'ccc*'lxii° zu bnwen eyn boB dem dorwerter, zu decken
die tbome und die erckere nnd zu machen eyn hoB dem
wecbtere mit den hnnden und zu machen die erckere off
dem fordern tbome, eyn porten, eyn thorm, tjn brücken nnd
SU beBBem eyn zun nnd zu macben eyn nnwe buBB in dem
TMwei^k und zu schicken acht bIobb, vor eyn keden, kaJg
nnd vor melkaBten und vor iaern nele zu deme setben ga-
fanwe und zu macben xii tbore nnd venstere an der kemme-
naden nnd andern alden hnsen xv margk ii verdung ii quentin.
A. d. m^ccc^lxiii' die tbome zu decken, vor klagk (sie), vor
zegel, die zynne cn beBsem, nnd vor ander notdorfftige dinge
V marg;
A- d. to'ccc'lxiüi» vor gebnw« Hi margk.
A. d. m"ccc''lxv" vor die graben zu fegen nnd die zune zn
beBsem nmb das bIobb xvi marg i Erdung.
A. d. m'ccc'lxvi" vor die decher zn beasem nff dem bIobbo
nnd an dem vorwergk iiii marg ii virdung ü lot.
A. d. ni'ccc''lxvii'' vor strenge zu dem borne, dem weohter?
und zn der bmgken and zu beBsern die muren nnd ander
notdorfftige ding ix marg üi virdnnge ii qnentin.
C^do^^lc
- Sa? -
A. d. m? occ''lxvm° vor eyn nuwes mureo in dem graben und
vor eyn nuwe bracken Ixxii marfik.
A. d. m°ccc''Isiz<' za beaaem die dechere und die stelle viü nurg.
A. d. m''ccc°lxx'> vor Eune zu beaBeni, vor dele und vor balcs
ü Duirgk.
Ä. d. jD''ccc°Ixxi° vor hol», TOr dele, vor dachbret, vorgebawe
der Btelle, vor nele, vor thorbant, vor bIobs, vor steyne, vor
katgk, den atejnmetEeii und symmerludaa zu lone und vor
ander notdorfftige ding zzxiii marg iüi virdange und iü lot.
A. i, m<*cco'>lxxii'' zu machen ejn nuwen lone, vor boloz und
den erbeitem zu lone t marg i virdung ii lot; item daBelbs
Tor eyn nawe keltern and eyn nuwe host darüber xiii marg
ii virduDg.
A. d. m^coo'Ixziii" nichil.
A. d. m''ccc''lxziiit'' nichü.
A. d. m" ccClxxv" vor bruatwere an der muren allen enden und
zu dem uBserD thome, e^ nuwe dach über dem bome and
ejn bilden uffzurichten, den zymmerlnden, atejmmetjMD und
andern erbeitem, vor aeile ku der bilden: tvii marg i verdang
ii quentin.
A. d. m<'ccc°IxxTi'' vor holcz, tarraaa und geniBte zu machen
uff den mureu und bliden ofiEsuricbten und widder za nemen,
vor holcz und widen zu zunen bü dem bIobbo nnd zu machen
eyn nuwen graben dorch den berg vor dem Blotae zlis marg
i virdnng ii ijuentin.
A. d. m°ccc''lxxvii° zu beieem daz vorwerg, zu buwen die
scbnem, die wende widder zu machen, vor huloz, den sym-
merlnden zu Ionen, zu machen eynen nuwen borne, ateyn-
metzin, Bmydden und andern arbaidem und vor ander koste
nnd arbeit clzxzxü marg.
A. d. m°occ°lzxviii** vor eyn scharen zu beBaem und au decken
und den pherdestal za machen, eyn nnwe erckerhoBS nnd
eyn nuwe alaffhafls und ejn nnwe domtzen uff dem thorne,
den thom zu decken und vor ander notdorfftig ding und
den zymmarluten und aibeitem zu lone cü marg iü virdung
i lot üi quentin.
A. d. m'*ccQ<*lxxix° zu beaBem die dachoBtelle und kebem und
vor uider koste und arbait oviii marg ii verdung i lot iü
quentin.
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- 8ä8 —
A. d. m'ccClxxx" an macben eyn gemach and «yn bmckiD
deo BohutKea und za machen erkere nnd stelle, die mnren
an beaiern und die löchere d«ran sa vennacheode und eyo
piler an der aelben mnren tn machen, Tor hnlcc, vor iteyne,
TOT kalgk, den erbeitern sn lone nnd Tor «oder notdorfftige
dinge oTÜi mai^ i virdung ii !ot
A. d. m' ccc°Izzxi<' m beBsem nnd so machen die keltern nnd
■ehnren, vor fanlcz und vor ander koate nnd arbeit cxviü
uarg iü virdong i lot.
A. d. m°ooc°Ixxzü° so beasem und za bawen msnicherley , dea
da not WM, vor kost nnd vor lone cGx marg iii löl
A. d. m<'coc''btxziii° an machen etliche notdorflÜkeft, die kelter
cxxxüi marg i virdoBg iii lol
A. d. m'occ'lxxxiiü" niohil.
A. d. m^ccc'lxxxv" vor e^ nnwen znne bü dem aloaie, eyn
nuwe bmgken, vor eyn nnwen ateynweg vor dem ilosae an
machen, die looher nnd ander gebrechen der maren aa bea-
sem, die thome an dem forwerg nnd sn den scbaem, vor
lone den erbedem and kost nnd anders notdorfftige dinge
oi marg iü virdang iii loL
Ä. d. m°coc<'lxxxTi° an bessern den fordern thom nnd aa decken
zwo kemmenaden nnd abeannemen daz oberste deile des an-
dersten thoms zxxi marg i virdnng i lot.
A. d. m"ooc°l]LxxTÜo abetzanemmen daz oberste deile des ^den
thomB nnd damff za machen eyn nawe holczen gebnwe mit
eyme nuwen dsch, za machen eyn mten an dem bome nnd
Bwey hasere za bnwen in dem Torwergk und vor eya want
bü dem slaffhnse und za bessern die stelle nnd ander not-
dorfftikeit zx marg i virdang ii lot.
A. d. m'ccc^txxxTÜi" vor holtz, vor brst, vor nele and vor an-
dere besserunge i margk i virdong i tot
A. d. m°coo''lxxxix° zu matten eyn nowe rudt nnd ander bee-
sernnge bii dem bom«, 'an besseni die zynnen and steDe
und vor ander notdorfftikeit vii marg iii lot.
A. d. m°acc''lxzxx'' za boBBem and hoher cn machen die morea,
vor nawe genge bü den schirmen and sn decken eyn nowe
kemmenaden ond vor ander notdorfltikeH zu marg i lirdang
i lot
A. d. m''ooo°lxxxxi° vor gebnwe ii ma^k iii lot
r,„izMt,G00t^lc
A. d. iii*coc'lxxzxü" vor ojn nawe alaffhua, ejn iinwe hns dem
•ohefere, Tor eya bmoken äff dem eloase, «yo nawe htgk'
liius und eya ofes dArione tuad in machen eya nawe moren
tud IQ beMem das gewelbe bü dem lennewelten thorne and
SU bessern sa srebin in der keltsm, in dem vorwerg nnd in
den stelld», Tor koste and vor lone den erbeitem und vor
ander notdorfftikeit IxxxTiii mai^ i virdung i lot.
Ä. d. m°ccc''bExxxüi' so machen and zn foUenbrengen die mn-
ren va. deme mantel, vor kalg, vor fore, zymmerlnten und
arbeitem, vor koste, vor lone txxv marg ii Tirdinge ü lot
A. d. m°ccc''Ixxxxiiii° so machen eya domtsen nff dem thorne
and >a machen eyn boschirmangfl bii dem slosse, vor eyn
tiogbrucken, an bessern daz thor und vor ander koste xvi
nuu^ i Tirdung ii lot.
A. d. m^cco'IxxzxTO aa machen eyn nnwe schaem, za decken
die keltern and die selbe sobaem and vor heschermange
nnd hotten vor der borgk nnd ejn nawe drengke bü dem
Tiebe Tt marg.
A. d. m°oco''lzxxzTi° ni machen eyn nuwe sogbrucke, zn decken
die echaaen and zu bessern die graben bii dorn slosse zi
marg.
A. d. m<'ccc''lzxxxvii° vor eyn nawe brücken and stelle za
machen, vor gemnerde and graben sa machen und notdorff-
tigen gebuwe v margk ü virdang i lot
A. d. m"cocolxxxxviü° vor gebawe eyner schaem and vor «t-
der arbeit und kost; xxiü marg iü lot.
A. d. m**ooo''lxxxxixo nichiL
A. d. n^oeoc" vor holte, vor gebuwe ix'/a pbunt vii g.
A. d. m<*oaocoio vor eyn nuwe dorbuas, eyn nawe stobin, eyn
nawe brocken, vor eyn beschirmunge , die keltern za beme
vor koste den arbeidem xxvii pbunt and vii g.
Ä. d. nt'ccoo'ü" vor eyn steynringmure, vor eyn schafFhus und
den erbeitem zu lone und vor koste Ivi pbant iii scbilHng.
A> d. m"oooo°iü° vor keltern, vor bragkin, vor hnltz, vor eyn
besohirmnnge etc. xxxvi pbant xix g.
A. d, m'cooo^iiü^ vor sloss den zymmerluten, vor dele den
steynmetsen, wende au machen, die aobuem an bessern nnd
TW seile and ander ding 1 phnnt viü g; itsm xxiiti pbunt
üü ff vor gebuwe and kost den arbeitem daselbs.
:,G Gothic
- 240 -
A. A. m<'cecc°v'' vor brot deo arbeitoro in dem gnbin to^
schii£FelD vor radebern, vor schuffeb, vor brot, vor hnltB,
vor die brücken widder so machen, vor seile und vor ander
□otdorfftikeit xxs pbant z g.
A. d. m'coce'vi' niohil.
A. d. m'cccc'vii'' vor koste and lone den wergladen iü phnnt
vg.
Ä. d. m'cccc'viii» vor gebawe liii phunt z g.
A. d. m^ccccoiz" nichU.
A. d, m''cccc°x'' vor gebawe mlxxzvU phaat
A. d. m^cccCzi" den thorn za beasem xoTÜi phnnt, vor kost
und lone den arbeitem xi phunt zviü g.
A. d. mocccc^sii" nichil.
A. d. m<* cccCsiü" vor gebawe xii pbant ii g.
A. d. mOccGcOsiv" iü phunt z g vor bnwei^.
A. d, m°cccc'>xv<' vor gebuwe Ixvii phant ziiii g.
A. d. m<'cccc'>xvi° vor gebawe iü achogk xv gross.
A. d. m°occc''xvü<' vor gebawe iü scbogk.
Snnuna Bammamm marcarum m.vii'xxxix marg i virdnng i lot.
Samnia summanun talent. xliil* bcxix'/« talent iü g.
Nachschrift
Die Herrschaft Tondorf, za welcher damals, ausar dem
Schlosse and Flecken Tondorf oder Thangdorf, die Dörfer:
Neaendorf, Klettbach, Hasselborn, Qattendorf, Tiefengruben nnd
Hobenfelde gebürten, war zasamniBD mit dem kimnainaiaokeD
Antheil an der Horrecbaft MUhlbeig 1351 Seitens des Eiabiaobofa
Gerhard von Mainz fllr 1200 Mk. Silbers wiederkJtnfliob dem
Käthe der Stadt Erfurt abgetreten. Dieser erwarb 1357 hiwiu
noch den dem Qrafen von Hennebei^ geb&rigen Antbül von
Huhlberg. .Derselbe bat also mit den baulieben Arbeiten, auf
welche eich die vorstehenden Kostenrechnangen beziehen, gleioh
nachdem er in den Besitz getreten, den Anfang gemaohL —
Dass dies nothwendig gewesen, Iftsst stob um so weniger be-
zweifeln, als das Schloss Tondorf, d«s dami^i die Ctrafw Ton
:. Cookie
— 241 —
Orhunünde besasBen, 1346 in dem b. g. Orofeakriego von den
BrAirtero, das Schlosa Mühlberg aber 1347 von dem Landgrafen
Friedrich von Thüringen nach vorgängiger Belagerang erobert
ivorden waren, and beide Schlösser bierbei gewiss arg beschä-
digt sein werden. — Im Besitze der Herrschaften Tondorf and
UOhlberg ist die Stadt Erfurt bis 1592, wo sich die sächsisoben
Fürsten , denen der Kurflirst von Mainz sein Wiederkanfrecht
cedirt, als sich der Kath weigerte, die Wiederkaufssumme anzn-
nehmen, gewaltsam deren bemächtigten. Es scheint jedoch: als
ob 1417, bis wohin die Baurechnungen gehen, von Seiten des
£rzstiftes Anstalten gemacht sind, die beiden Herrschaften wie-
der einzulösen und dasa damals die Stadt auch den Ersatz der
von ihr zur baulichen Instandsetzung and Unterhaltung aufge-
wendeten Oelder beanspracbt und als Belag für diese Forderung
die vorliegende Eostenspecification hat aufstellen und dem Enr-
fllrsten von Mainz einreichen lassen. Man weiss wenigstens:
dasa 1590, als von Seiten des Erzstiftes Schritte geschahen, nm
von dem Rechte der Wiedereinlösung Gebrauch zu machen, die
Stadt nicht nur das von ihr gezahlte Eaujgeld, sondern auch
die von ihr aufgewendeten Baukosten, im Ganzen 16475 Rth.'
14 Sgr. 3 Pf., beansprucht hat und dieser Umstand es nament-
lich gewesen ist, der ihrer Weigerung: auf die Wledereinldsong
einzugehen, zu Grunde lag.
Zar Erleichterung des Verständnisses des vorstehenden
Schriftstückes mag hier noch Kacbstehendes bemerkt werden.
Seite 232 Zeile 6 cxistern so viel als: Cistemen.
9 nele so viel als: Mägel.
- 13 dele - - - Dielen -oder Bretter, vida
Grimm, Wörterbuch II. Col. 1099.
8 V. Q. bengke so viel als: Bänke.
8 - - domczen — Dornitz, Dürnitz so viel
als: Stube. Grimm, 1. c. Col. 1734.
7 - - doch so viel als: Dächer.
233 • 2 getwertremet — mit Bedachung versehen:
von twer, (Über) zwercb, quer, schräge,
daher twern: herumdrehen, bohren, und twir-
hen : übereinanderlegen. Lexer, Mittelhochd.
Taschenwörterb. S. 207.
6 lolen so viel als: Säulen.
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In demselben Verlage ist erschienen:
HHIhellBBgeB dM Teniu tax du Gwchiobt« and AlterthiuiulnufT
Ton ErfttrL Heft 1 Prais 8. — X
DeigL Haft 3. Praüi 3. 50 A
D-tl Heft 3 Prwü 3. fiO >
DMgL Heft 4. Fnw 3. 50 .'.
Dm«L Heft 5 Preis S. U >
DMgL Heft 6. Freie 4. — .<<
DMgL Heft 7. PreiB 1.90 Jt
DetgL Heft 8. Freie l. 40 ^
Deigl- Heft 9. Pnia 1. 4D .«
Doigl. Heft 10. Pieia 4. — A
De^L Heft II Prrä S. — A
Darens ainieln:
Bercr, B^ AKhir-Bath. Sone DanteUtteg der Stiftakirolie Beatu llaH>>
Tirginis (Dom) m £ifitrt. Mit einer Skine dar Kirche «ob Bc^
Böokner. Pte» l. 50 Ji
■csae, Dr. B. F. QeMdilofata dM ScUanea Hühlberg in Thärti«en iLt.ä
der davon benannten Grafen. Freu l A
■Ircfabatf, Alfr., Beiträge rar Bevakernnge-StatiBtik ma Erfort, be«ci:-
der« im 17. und 18L Jahrhundert Ptwi 1 A
T. nuivcnfedt, Arehiv-Bath. Bierographia Er&vden^ Ueberaiclit &:i
in Erfiirt nnd deaMn QeUet bestellenden Stifter, Elöater, Kepelltr.
BoapitUv eto. Preis ^ '
ScbOH, WiUu Cbranik da»- ErfnrtisokBn Dorfes Dachwi« ew dem i:
« Jahrhundert. Pieta l. 60 j( .
V. Tettaa, Freiberr. Der Ueislw nod die Kosten d«s Oessoe der grosK-.
Domglecke sa ErferL Hit swei StcindracktaCaln. Preis 1 J. '
— — QqcUui, nreprüngHche QesUlt und allroUiNga ümläldiuig der t
■ihhing von dar Doppelehe eines Grafen von Oleieban. Preis 2 .'
Erlebnisse eines dentsohen Lendsknechts (1484—1493), von li: ,
eelbat beachrieben. Preis SC :
TmnlmAMB, Dr. Fisna. Dam Gleichen-Denkmal im HariendoBa n Srizr. '.
nnd £mst der Zweibewaibte, Graf von Gleichen. Prms L SO A
Weleeenbepea, Prof. Berm. Erinnemngen an Carl IL E. Hermann,
(BeihfA an den HittheOnngen des Alterthnnu-Tereina.) Frvia 80 .'
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j, Google
In derosalben Verlage ist ertcbienan:
■tUhcilansen dM Toriu fni du OttcUctita vai AlUrthunfaiade
na Erftrt H«ft 1 Pt«ü 8. — Jl
DMgL H«ft % Frais 2. SO Ji
DeugL Haft 3. PraU i. 60 Jt
DeafL H«ft 4. ..... . Fnü 2.K Ji
Dm^ H^ S Vniai.Kjt
D«kL Haft 6. . . Pnü 4. — ^
DmcL Heft 7. Freit 1. 30 ^
DMgL Haft 8. Pr^ 1. 40 X
Doigl. Haft 9. Fnu 1. 40 ^
Dwgl. Haft 10 Pnü 4. — Jt
DMgL Haft 11 Praü S. — ^
Darani ainzaln:
Beyer, H., Atduy.Bath, Knno DtnteUiiDg der Stiftakircha BMtae Hariks
Virginü (Dom) n Erfork Kit ainar Skiua dar Kirciie von Bod.
B&oknar. Preia 1. tO Jk
■cs«e, Dr. B. F. Oeachichta dai BcUonea HäUborg in Thfiringen nnd
dar daTOn baauintes Grafen, Prda 1 Jt
Kirchhoff, Alfr., Beitri^e cor Bevölkoniiigt-SUtistik voa £rfort, baaoD-
ders in 17. ood 18. Jahrhondert Preis 1 Jt
T. nOlTCrttcdl, Ardiiv-Bath. BJeragraphia ErEordansiB. Ueberncht der
im Erfbrt ond deiaaD Oalüet beatebenden BtiRei, Klöatw, Kai>eUea,
Boqiitilar ato. Freu 20 ^
8ehani, Wilh. Oironik da». Erfnrtisekeii I)^«t Dachwig aoa dem 17.
« JabrhniiderL Frais I. 60 Jl
V> Tettan; Freiberr. Dar Meister ond die Kosten des Onsaes der groesea
Domglocke iv Erfori Alit rwei Steitidrucktafeln Preis 1 Jt
•~ ~ Qoellen, DrspröngKcbe Qeatalt vbd allmibltge Umbildaiig der Er-
slbhiDg von dar Doppelehe eine« Otafen von Oletehan. Preis 2 A
SrlabnisM eine« dentsidien Landakoeclite (UB4— 1493), von ihm
. selbst beaohriehen, Frei* M 4-
TranteiiuiB, Dr. Fntai. 1^ GleichettiDeakmal im Hariendom m Srfart
nnd Ktnet der Zweibeweibte, Qraf yon ßleloheii. Preis L 60 j|
Wvliaenbom, Prof, Herrn, frinnerongen an Carl H. E. fiarmann.
(BeiheA xn dan^Mittbeüniigan des Alttstbums-Vareins.) Praii SO ^
Dnak T«> J. B. Omnai Im lifiift.
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