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Full text of "Mittheilungen aus Handschriften und seltenen Druckwerken. I,3"

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? 


Mittheilungen 


auß 


Handfıhriften und feltenen Drucwerken. 


Bon 


Dr. 3. V. Adrian, 


ord. öffentl. Profeffor und Oberbibliothekar an der Univerfität Gießen, Ritter 
des Großh. Heffifchen Verdienſtordens Philipps des Großmüthigen. 


Paar 
ro * 





Frankfurt am Main. 
J. D. Sauerländer’s Verlag. 


1846 


2752 m. 2%. 


die Zellen glühender Andacht und Selbflverläugnung, und 
in die ftillen Haine der Wiffenjchaft blicken laſſen, mo unfere 
Profa ſich ihrer Befangenheit, ihrer ängftlichen Knechtſchaft 
entſchlug, und ihre Lieblichfeit und ihren Donner zuerft auf 
Kreuzwegen, auf freien Felde und auf Kanzeln vernehmen 
ließ, um fich dann im die Einſamkeit des Denkens zu 
flüchten ımd dem edlen Keime, aus welchem vie bentfche 
Philoſophie hervorgegangen, Leben. ımb Form zu geben. 

Was in dem vierten Abfchnitte dieſes Werfes mitgetheilt 
worden, darf ben fhönften und evelften Blürthen beigezähft 
werben, welche jene wundervolle Zeit erzeugt bat. 

Die drei übrigen Abtheilungen des Werfes gehören einer 
fpätern, in Form und Gehalt herbern, aber darum macht 
minder anziehenden Zeit an. Die Auswahl des Gegebenen 
bebingte bald die hiftoriſche Bedeutſamkeit der Denkmäler, 
bald ihre ſprachliches Sputerefte, bald ver von dem Heraus⸗ 
geber flet3 mit Vorliebe in das Auge gefaßte Zweck, vas 
Volksleben jener Zeiten nach allen Beziehungen zu ver- 
anfchaulichen, Die Volksſtimme unmittelbar ſprechen zu 
laſſen. Wer ven Ton des Volksliedes micht durch Die 
hefftiche Reimchronik tönen hört, bemiche ſich nicht um 
vas Verſtaͤndniß ſolcher Erzeugniſſe. 

Da allen einzelnen Theilen dieſes Werkes die Quellen, 
aus welchen geſchöpft, und die Art, wie fie benutzt worden, 
mit der Genauigkeit, welche unſere Zeit von ſolchen Arbeiten 
fordert, vorangeftellt find, habe ich die Kremnde und Kenner 
ves vaterländifchen Alterthums nur noch um Nachſicht zu 
Bitten, wenn bet den vielfach ſehr fehwierigen Handſchriften 
Auge und Urtheil zumellen irre geleitet wurden. 

Gießen im September 1846. 


3.9. Adrian. 








PBorwort . . . . . . . . . . . m 





Erfte Abtheilung. 
Keim: Chroniten. 


I. Bayerifche Reim» Chronif . . . .. 3 
I. Reim-Chronik von Paſſan. . . . . 7 
IN. Reim: Chronik von Ulm . . . . . . . . 110 

Anhang. 

1. Ein Nüves Lied, wie es nor bes Statt Ulm Ao. 1552 Im 
Marggrevifchen Krieg ik Zugangen . . .  . 121 
23. Das Helffenfleiner Lied . .. .. . 129 
IV. Heſſiſche Reim-Ehronif . oo. . . . . . 136 





Zweite Abtheilung. 
Zur Nechts⸗ und Sitten⸗Geſchichte des Mittelalters. 


1. Bon denen meiſtern des ſchwerts und freyfechten. . 277 
N. Zur Gefchichte ver Eriminaf-Hechtspflege in den mittlern Zeiten. 
1. Beridt. Was jeder Grad der Beinligfeit over Tortur 
in ſich habe und wie gefangene over Inquiſiten darnady 
fharff eraminiret werden . . 299 
. Copia Vhrtheils darinnen die Herrn Scabiri gene nfes 
bie Tortur befchrieben, wie folche vorzunehmen an Herrn 
Ambtmann zu Hemar Johann Chrinoph Wintern den 


22. Jan. 1636 abgelaſſen. . .. 302 
3. Actus Torture . . 0. . . . . 303 
4. Urtheil . . . . . . . . . . 306 


— vv — 
" Seite 
5. Memorial, was in der Neitichin Inquiſtions - Sache biß⸗ 
hero paſſiret 305 
6. Blutbann⸗Conceſſton Carl des V. von Wolfen von Rech 
perg auf Stadt und Schloß Helschlingen. 1549 . .. 308 
IH. Zur Sittengefchichte. 
1. Des Herren Fuckhers Schlafftrundd. 1629. . . . 31 
2. Mandat des Stadtraths von Ulm wegen überflüffiger Pracht. 315 
IV. Basquille. 
1. Reichs und Welt Spigel 0. . 318 
2. Famatira ein gemeine Landfag zue Braag angeſchlagen . 327 
3. Das Fatholifche und Iutherifche Vaterunſer . 332 


4. Das Spannifch pater noster . . 0. . 333 
Anhang. 
Johann Pidel’s Chronit . . . . I. . 336 





Dritte Abtheilung- 
Flugblätter. 


1. Newe Mer von Erasmıs Amman. 1521. . 357 
2. Eontrafactuer der Hifpanifchen und Englifchen Armada, wie R uf 
dem Britannifchen Meer einander angetroffen. Anno 1588. 


9. Augufi . . . .. . 364 
3. Newe Zeitungen. (1600.) i. 2. . . . . . . 365 
4. Oſtende. 1601 . . . . . . . . 375 
5. Der Tartaren Einfall in Rußland. 1601. . . . 376 
6. Arm und reih. 1604 . . . . . . . . 379 
7. Newe Zeitung. 1605 . . . 385 
8 Moriz von NaffausDranien. 1605. 2. 200200. 39 
9. Bayerifche Gefchlechtstafeln in Reimen . . . . . 397 


10. Adler, Löwe und Roß, von Günther Strauß . 401 
11. Portraits und Unterfchriften. 

Wilhelm von Crumbach . . . . . . 410 

Georg Zürft zu Anhalt ee ee 0. 810 

Nicolaus Graf von Serin . . . . . . . Al 

Moriz von Oranien. 44 41l1 

Andreas Oſiandeer. 4 241è1 

Vitus Theodorus . . . . . . . . . &12 

Johann Matheflus . . . . . . . . 412 





— vu — 

Eeite 
Johannes Agricola . . . . . . . . &12 
Gevrgius Maior . . . . . . . . . 412 
Johannes Pfeffingerr . . . . . . . . 813 
Erasmus Sarcerius . . . . . . . . &13 
Konrad Klingenbed . . . . . . . . 413 
Joachim Kamerarius . . . . . . . . 43 
Sohannes Brentius . . . . . . . . 416 
Cuspar Eruciger . .. . 414 
Sohannes Ed . . . . . . . . . 414 





Vierte Abtheilung. 
Allegoriſch⸗Myſtiſches. 


J. Salomoͤnis huͤs . 817 
1. Aus dem „Wunnepaum der minnenb fee. . . . . 656 


— vv — 
Seite 
5. Memorial, was in der Neitſchin Inquiſttiens · Sache biß⸗ 
hero paſſtret 305 
6. Blutbann⸗Conceſſtion Carl des V. von Wolfen von Red 
perg auf Stadt und Schloß Heuchlingen. 1549 . . 308 
IH. Zur Sittengefgichte. 
1. Des Herren Fuckhers Schlafftrundh. 1629. . . 311 
2. Mandat des Stadtraths von Ulm wegen überflüſſiger Pracht. 315 
IV. Basquille. 
1. Reihe und Welt Spigel 0. . 318 
2. Famatira ein gemeine Landfag zue Brang angeſchlagen . 327 
3. Das Eatholifche und Lutherifche Vateruuſer . 332 
4. Das Spannifch pater noster . . 2000. 8333 
Anhang. 
Sohann Pidel’s Chronit . . . . . . . 336 


Dritte Abtheilung. 
Flugblätter 


1. Newe Mer von Erasmus Amman. 1521. . 357 
2. Contrafactuer der Hifpanifchen und Englifgen Armada, wie R uf 
dem Britannifchen Meer einander angetroffen. Anno 1588. 


9, Auufli . . oo. nn. 364 
3. Rewe Zeitungen. (1600.) 1. 2. . . en . 365 
4. Oſtende. 1601 . . . . . . . . 375 
5. Der Tartaren Einfall in Rußland. 1601. . . . 376 
6. Arm und reich. 1604 . . . . . . . . 379 
7. Newe Zeitung. 1605 ee. 385 
8 Moriz von NaffausOranien. 160059... 002 6 33 
9. Bayeriſche Gefchlechtstafeln in Reimen . . . . . 397 


10. Adler, Löwe und Roß, von Günther Strauß . 401 

11. Portraits und Unterſchriften. 
Wilhelm von Crumbach . 410 
Georg Fürſt zu Anhalt ee ee 00. KO 
Nicolaus Graf von Serin . . . . . . . 411 


Moriz von Drmien > 2 All 
Andreas Ofiander. .  . . . . . . . All 
Vitus Theodorus.  . . . . . . . . 612 


Iohann Matheflus 2 442412 





— v1 — 

Eeite 
Sohannes Agricola . . . . . . . .„ 42 
Georgius Maior . . . . . . . . . &12 
Johannes Pfeffingerr . . . . . . . . &13 
Erasmus Sarcerius . . . . . . . . 413 
Konrad Klingenbed . . . . . . . . &13 
Joachim Samerarius . . . . . . . . 413 
Sohannes Brentius . . . . . . . . 414 
Euspar Eruciger . .. . 42414 
Johannes Eck. . 414 


Vierte Abtheilung. 
Allegoriſch⸗Myſtiſches. 


I. Salomoͤnis huͤs . . . . 6417 
I. Aus dem „Wunnepaum ber minnend jet. . . . . 456 





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Mittheiluugen 


aud 


Handfchriften und feltenen Drucwerken. 


Bon 


Dr. 3. 9. Adrian, 


ord. öffentl. Profeffior und Oberbibliothefar an der Univerfität Gießen, Nitter 
des Großh. Heffifchen Verdienſtordens Philipps des Großmüthigen. 


KIT 
— — 
Q 





Frankfurt am Main. 
I. D. Sauerländer's Verlag. 
1846. 


278 m. 12S. 


die Zellen glühenver Andacht und Selbftverläugnung, und 
in die ftillen Haine der Wiſſenſchaft bliden laſſen, wo unfere 
Profa fi ihrer Befangenheit, ihrer ängftlichen Knechtſchaft 
entſchlug, und ihre Lieblichkeit und ihren Donner zuerft auf 
Kreuzwegen, auf freien Felde und auf Kanzeln vernehmen 
ließ, um fich dann in die Einjamkeit des Denkens zu 
flüchten ımd dem edlen Keime, aus welchem vie beutfche 
Philoſophie hervorgegangen, Leben ımb Form zu geben. 

Was in den vierten Abfchnitte dieſes Werfes mitgethetlt 
worden, darf ben fihönften und edelſten Blüthen beigezählt 
werden, welche jene wundervolle Zeit erzeugt bat. 

Die drei übrigen Abtheilungen des Werkes gehören einer 
fpätern, in Form umd Gehalt herbern, aber darum nicht 
minder anziehenven Zeit an. Die Auswahl des Gegebenen 
devingte bald die Hiftoriiche Bedeutſamkeit der Denfmäler, 
bald ihr ſprachliches Syterefie, bald der von dem Heraus⸗ 
geber ftets mit Borliebe in das Auge gefaßte Iweck, das 
Bolfsleben jener Zeiten nah allen Beziehungen zu ver- 
anfchaulichen, die Volksſtimme unmittelbar fprechen zu 
laſſen. Wer ven Ton des Volksliedes wicht durch Die 
heffiſche Reimchronik tönen hört, bemühe fich nit um 
vas Verſtaͤndniß folcher Erzeugnifie. 

Da allen einzelnen Theilen dieſes Werkes vie Quellen, 
aus melden gefchöpft, und wie Art, wie fie benußt worden, 
mit der Genauigkeit, welche unfere Zeit von folchen Arbeiten 
fordert, vorangeftellt find, habe ich die Freunde und Kenner 
ves vaterländifchen Alterthums nur noch um Nachſicht zu 
Bitten, wenn bei den vielfach ſehr fehwierigen Handſchriften 
Auge und Urtheil zumeilen irre geleitet winden. 

Gießen im September 1846. 


3.9. Adrian. 





Borwort . . . . . . . . . . . m 





Erfte Abtbeilung. 
Kein: Chroniten. 


I. Bayerifche Reim⸗Chronik 0. 0. . . . 3 
II. Reim-Ehronit von Palo . . . . . . . 17 
II. Reim⸗Chronik von Ulm . . . . . . . . 110 

Anhang. 

1. Ein Nüves Lied, wie es vor ber Statt Ulm Av. 1553 Im 
Marggrevifchen Krieg ft Zugang . .  .  . 12 
2. Das Helffenfleiner Li . .. . 129 
IV. Heſſiſche Reim: Chronik . . . . . . . . 136 





Zweite Abtheilung. 
Zur Nechto⸗und Sitten⸗Geſchichte des Mittelalters. 


I. Bon denen meiſtern des ſchwerts und freyfechten. . 2377 
I. Sur Gefchichte der Criminal-Rechtspflege in den mittlern Zeiten. 
1. Beriht. Was jeder Grab der Beinligkeit over Tortur 
in fi habe und wie gefangene oder Ingniflten darnach 

fharff eraminiret werden . . 299 
2. Copia Bhrtheils darinnen die Herrn S cabini gene nfes es 
die Tortur beſchrieben, wie folche vorzunehmen an Herrn 
Ambtmann zu Hemar Johann Ehrineph Wintern den 

22. San. 1636 abgelafien . . 302 

3. Actus Torture . . . . . . . . 303 

4, Urtheil . . . . . . . . . . 30& 


\ Seite 
5. Memorial, was in der Neitichin Inauiſtiene · Bade biß⸗ 
hero paſſtret 305 
6. Blutbann » Eonceffion Cart des V. von Wolfen von Rede 
perg auf Stadt und Schloß Heuchlingen. 1549 . .. 308 
II. Zur Sittengefchichte. 
1. Des Herren Fuckhers Schlafftrundh. 1629. . . . 311 
2. Mandat des Stadtraths von Ulm wegen überflüffiger Pracht. 315 
IV. Basquille. 
1. Reichs und Welt Spigel . . 318 
2. Famatira ein gemeine Landſag zue Braag angeſchlagen . 327 
3. Das Eatholifche und Iutherifche Vaterunſer . 332 
4. Das Spannifd) pater noster . . . . . 333 
Anbang. 
Johann Pickel's EChrnit . . . 336 


Dritte Abtheilung. 
Flugblaätter. 


Newe Mer von Erasmus Amman. 1321. 357 
. Contrafactuer der Hiſpaniſchen und Englifchen Armada, wie fe uf 

dem Britannifchen Meer einander angetroffen. Anno 1588. 

9. Augufi . . 364 
3. Newe Zeitungen. (1600.) 1. 2. ee. 365 
4. Oſtende. 1601 . . nn. 35 
5. Der Tartaren Einfall in Rußland. 1601. . . . 376 
6. Arm und reidh. 1604 . . . . . . . . 379 
7 
8 
9 


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0 


. Newe Zeitung. 1605 ... 623888 

. Moriz von Naſſau⸗Oranien. 1666066. 4333 

. Bayeriſche Geſchlechtstafeln in Reimen . .397 

10. Adler, Löwe und Roß, von Günther Shauß . .. 401 
11. Portraits und Unterſchriften. 

Wilhelm von Crumbach . 410 

Georg Fürſt zu Anhalt .. 42410 

Nicolaus Graf von Serin . . . . . . . 411 

Moriz von Oranien . . . . . . . . dl 

Andreas Oflander. . . . . . . . . All 

Bitus Theodorus . . . . . . . . . 412 

Johann Mitbfiu 2 nn 42412 





— v1 — 


Eeite 
Johannes Agricola . . . . . . . . 412 
Georgius Maior . . . . . . . . 412 


Johannes Pfeffinger . . . . . . . . &3 
Erasmus Sarcerius . . . . . . . . &13 
Konrad Kindened 2 2 ee 0. BF 
Joachim Bamerarius . . . . . . . . 413 


Sohannes Brentius . . . . . . . . 614 
Euspar Eruciger . . . . . . . . . 414 
Johannes ed . . nn. Al 





Vierte Abthetlung. 


Allegoriſch⸗Myſtiſches. 
Il. Salomönis Hüs . . . . . . . . . 617 
1l. Aus dem „Wunnepaum der minnend fel’ . . . . . 456 








Erfte Abtheilung. 


Heim: CC hbronifen 








T. 
Bayerifche Nein: Chronik. 


Das hier ganz unverändert abgedrudte Bruchſtück einer Reims &hronif 
ift dem ehemaligen F. £. Reichshoftathe v. Sendenberg im Jahr 1764 
duch Herrn von Pfeffel abfhriftlih mitgetheilt worden. Die Meber- 
fehrift Tautet fo: Excerpta ex Chronico Rhytmico San Nicolitano 
Bavarico Seculi XII, sed recentioris manus et styli aliquanfum corrupti. 
Die Handfchrift fand fich erſt Fürzlich unter ven Familien Papieren des 
Herrn v. Sendenberg und befteht aus zwölf Papier» Blättern in Quart, 
von denen Blatt I1b und 12 leer find. Das Ganze ift aus einer fpätern 
Handfehrift der Kaifer- Ehronif genommen. 





Daß Buch chundet und Sus 

das Rich Beſaz Do Seuerug, 

Bei den zeiten war ze Baiern ein Gerzoge, 

der waz im grozzem 2obe, 

Der war gehaizzen Adelger, 

vil diche tet er, 

wider römifch riche, 

daz Begund im hart mißliche, 
dem fünig chomen mäÄre, 

daz in feinem Rich wäre, 

Dehainre ſlaht werltlich man, 

der wider in ſo dicke hiet getan, 

und Vertrug er ims iht mere, 

Ez ging im an all fein Ere, 

da chomen Boten vrone, 

Si geputen im hing Rome, 

der hunid wold mit im red han, 

Er bet wider in getan, 

Der Herzog het einen Mann, 

den Er offt an finen Rat nam, 

1* 


— 4 — 


Er vordert in ze ſiner chemnaten, 
Er ſprach, nu ſoldu mir raten, 
di dinem danch ſind diche gut, 
Er ſprach ich han einen unmut, 
Romar hant nach mir geſendet, 
Ich furcht, daz ſy mich ſchenden, 
Es iſt ein grimmigiu diet, 

mein gemut rat mir dar niht, 
mocht ich ſein überwerden, 

Ich chum dar hart ungerne, 

Do ſprach der alt ratgeb, 

als gern, und ich nu Lebe, 

ſo rat ich iwer Ere, 

Ir furcht iz nicht zu ſere, 

wild du mir Volgen, 

Beſend dein holden, 

Vazze ſie mit dem peſten gewant, 
daz man Vind im allen lande, 
du macht niht gerechten 

wider romiſchiu rechten, 

Var hintz rome, 

darmit Ere die chrone, 

Wette dem Chunik ſein harioſchar, 
alles rechtes wis im gar, 

wil er icht darüber, 

daz erget im vil übel 

So Vaſt ſich der Herzoge, 

gein Rom in dez kunigez hofe 
als er gelaiſtet di Bart, 

Nicht wol er enphangen wart, 
als in der kunich an fach, 

vil zornichlich er im zu ſprach 
wi getarftu zu mir geuaren 

den Lip baftu zu recht Verlorn 
du haft mir vll ze Laid getan, 
dez wil ich rach über di han, 
Da fprach der Herzog abelger 
dein pot Belaitet mich her, 


— . — 


mit rechter Urtaile, 

Romar alle gemaine, 

und wil din huld gewinnen, 

und nach Dinen genaden Dingen, 
do fprach der chunich Seuer, 

ich waiz der genaben nicht mer, 
daz haubt fol man dir abflahen 
daz land fol ein andern herren haben, 
do wegten im Romar 

Si fprachen, daz in dem rich wär, 
dehain milter man, 

der chunig folt fein mine han, 

in dem Senate, 

chomen fi dez ze rate, 

St fniten in ab fein gewant, 

daz iz im an den chnie wider want, 
da wolten fie in ſchenden mit, 

daz er daz har abfnit. 

alfo wolten fi enteren, 

ben allertiwriften herren 

der ze. Baiern ie Lant gewan, 

Es ward alles wol wider Tan, 
Do der Tiwerlich herzoge: 

wider zu den herbergen chom 
Sined mutes waz er hart erbofgen 
do traurten all fein holven, | 
do ſprach der alt ratgebe, 

herre, daz dein got phlege, 

Nu la dein Trawren fein, 

und Volg noch dez rated mein 

Ez ergat nach dinen Eren, 

di muzzen all Romer 

Do fprach der Herzog Adelger, 
dein rath pracht mich her, 

Machtu mit dinen guten finnen, 
Mich immer wider pringen, 

an di Stat, da iche was, 

ich getrawe dir nimmer deſter pas, 


‘ 
6 


ich behab mein ere, 

ich chum anders ze Baiern nimer, 
Der alt fprach im aber zu, 

Nu haiz mir fam tun, 

alfam dir ift getan, 

darzu befend dein man, 

du folt in Leichen und geben, 

Daz ft fich lazzen befchern, 

Nu waz wildu de; mere, 

ich behert bir all dein Ere, 

ober ich verlius den Lip mein, 

Ia mich herre dez Todes fein, 

Der Herzog vodert fein man, 
Sunder fprache hindan, 

Er fprach few mir zu meiner nöt Stat 
wirt mein immer rat, | 

dem wil ich leichen und geben, 

der fich durch mich lat befchern, 

Do fprachen alle fein man, 

Si wolten ſich befchern Ian, 

Si waren im berait untz in dem Tot, 
Si gefwihen im ze dhainer not, 
allen finen willen, 

wolten fl gern volpringen, . 
Vil ſchir fi ſich befcharen, 

di mit im auschomen waren, 

fi fniten ab ir gewant, 

daz iz in an den chnien wider want, 
di held waren lanch gewahfen 

und alfo herlich gefchaflen, 

Si waren alfo zierlich, 
Ez ward nie dehaim chunich fo rich, 
ze minnen, und ze eren, 

So fprachen di tiwriften herren, 
Des andern morgen vil fruo 

der herzog chom ge Hof do, 

als in der Kaifer ane fach, 

mit fenften er im zufprach 


— 7 _ 


Au ſag du mir gut man, 

wer hat dir difen rat getan, 

Do ſprach der herzog adelger, 

Sch furt mit mir ber, 

ainen meinen dienftman, 

der hat mir dig Lieb getan, 

auch ift unfer gewohnhait dahaim, 
Swaz ainem gefhicht ze Laide, 
daz muzz wir all gefich dolen, 

als wir ber fein chomen, 

Er fi arm, oder riche, 

Wir tragen ez alle gemainigliche 
Unfer fit alfuß 

da fprach der chunig Seuerus 
Nu gib mir denfelben man, 

den wil ich in minen hof han, 
So du nu fchaibeft Hinne, 

des haſtu mein minne. 

Hinen fur immer mere 

mit allen gut Bon ich dir gern, 
Bil ungern ez der Herzog tet, 
iedoch gewert er in der pet, 

Er nam den dinftman bi der hant, 
Er enphalch in den chunig ze hant, 
der berzog, und fein Mann, 

von dem chunig urlaub nam, 

Do fpracden alle Romär, 

wi willich fl im wären 

von danne ſchied der herzog, 

Er fund in dem Höchften Lob, 
Sp dehain Teutfch man, 

Solch er ze Rom ie gewan, 

do fi chomen underwegen, 

do rieten aber die ratgeben, 

Er fant ze Batern in daz Lant 
Er gebot in: allen fi der zefiven hant, 
Swer lechens recht wolt haben 
oder ritters namen 


Si erten den Herzogen damit, 

daz ft ir gewant abfniten, 

und fwelich daz verbaren, 

daz ft daz bar iht we aus fcharen, 
di beten alle den Leip verloren 
al8 die mar do auschomen, 

daz fich di Baier befniten, 

do hebt in der fiten, 

daz ſich al di nah im befcharn 

di in Deutfchen richen waren. 
Darnach Stund ez unlange, 

Unzt di Sriundtfchafft waz ergangen, 
Zwifchen dem Kunig Seuero 

und dem Herzogen Adelgero. 

Aber ze hof geruget 

mit Lugen fer betrubet, 

Romar fprachen alle darzu, 

wi er daz Torft getun, 

Man gebot dem herzogen Aoelgere, 
als lieb im war leib und ere, 

Er chom ſchir ze Latran 

der Kaiſer wolt mit im red han, 
Der Herzog vil gut, 

der ward. ungemut, 

Einen Pothen er taugenlichen fandte, 
Ze Walhiſchem Lande. 

ze finen alten dienftman, 

Er biez im den alten trewen man, 
daz er im Stille, 

Enput dez chuniges wille. 

waz er fein wolte, 

ob er ze Hof folte, 

oder dahaim beftan, 

da wolt er finen rat zu han, 

do ſprach der alt man, 

du haft zu mir nicht recht getan, 
bie beuor, do ich dez herzogen was 
do riet ich im al deſt bas, 





Er gab mich hin dem Funige 

Do warb er laider übele 

riet ich an daz riche, 

So tat ich ungetriwliche, Ä 
iedoch wil ich dem chunig ein piſpel fageı 
das foltu merchen und behaben, 

und fag es dinem herren 

daz zimt wol ze feinen eren, 

dez andern morgens vil fruo, 

Der alt gie ze hof do, . 

Er fprach Lieber herre, 

Ich gedend an di alten dinch Verre, 
wildu vernemen herre mir, 

Ein pifpel wil ich fagen dir, 

do fprach der chunich here 

daz wil ich hören gerne, 

Ein Mann bie beuor waz *) 

Mein Vater faget mir daz. 

der zoch einen guten garten, 

dez fleizt er fich Harte, 

dar inne zoch er wurz und chraut, 
der gart war im vil traut, 

Ein hiers ward fein gewar, 

dez nachtes flaich er bar, 

über ein ftigel niber, 

da fpranch er allez über 

So diche er daz traib, 

Untz der wurgen nicht belaib, 

das tet er fo manigen tach, 

Und der gart wuſt gelach, 

ber gartner ward fein gewar, 

vil recht Hub er fich bar, 

als der hier aus folt waren, 

do rach der arm man feinen ſchaden, 
daz ain or er im abſluch, 





2) Diefe Fabel iſt bereits in Grimm's Reinhart Fuchs ©. 380 und 
in Wadernagel’s altdeutſchem Leſebuch aBgebrudt. 








— 10 — 


Div fnelle in von danne truch, 
der man wart fin aber, 

Er erraicht im den zagel 

Er fluch in im halben ab, 

daz zalchen du von mir trag, 
fmirzet e8 dich icht fere, 

du chumft herwider nicht mere, 
Ez geſchach in lutzeln flunden, 
dem hirſchen gehailten ſin wunden, 
er ſtaich hin widere, 

an ſein alt ſtigele, 

chraut und wurze 

mach er im allez unuze, 

der man wart ſin inne, 

mit vil gutem ſinne, 

gilt er mit netzen, 

den garten umſezen, 

als der hierſ wolt wider, 

an ſein alt geſtigel, 

der man begraif ein ſpiez, 

den hierſen er do an lief 
durch den pauch er in ſtach, 
daz wort er darnach ſprach, 
dw ſuzze wirt dir zeſawer, 
Mein wurz arneſtu vil tiwer, 
ſinen hierſ er entworchte, 

als er von recht mochte, 

Ein voch charge 

Lag da pi in einer furche 

als der Mann dan entwaich, 
dw voch darzu flaich, 

daz herz ft im zuchte 

damit fi danne ruchte. 

Als der man wider chom, 

fein gejait geviel im wol, 

do er dez herzen niht enuant, 
Er fluch ze famme mit der hant, 
Er eilt an zweifel 


- 1 — 


Er füget ig dem weide, 

Sch wil dir ein grozzes mar fügen, 
den hiers den ich da han erflagen, 
der waz midhel und gut 

war daz er dehain herz truch, 

do antwurt im daz wip, 

daz weit ich en maniger sit, 

Wan der bierf laid e den fmerzen, 
und biet er dehain hergen, 

do er daz or und den zagel het verlorn, 
er wer nimer in den garten chomen, 
allem dew red und dw märe, 
waren dem poten feltfame, 

wan er fern anmaltichlich vernam, 
mit zorn chert er dan, 

wider in Baiern Iant, 

da er feinen herren vant, 

als er den herzogen anſach 

daz wort er über laut fprach, 
Swi michel arbait ich han erliten, 
ih han nicht erworben damit, 

daz gült ein pone, 

waz woldeftu mein ze Rome, 

Er entbiutet Dir nicht mere, 

wan ein pifpel fagt er finen herren, 
Er hiez mich mit im ze hof gan, 
und hiez mich diz hie haim fan, 
do der Herzog das pifpel vernam, 
Er biez im gewinnen fin Mann, 
Er ſprach owol ir held fnelle, 

ich wil in befchaiden big pifpel, 
Romär welnt mit neben, 

mir meinen lip verfeben, 

Nu wizzet aber für war, 

Si endurfen mein ander ftigel, 

de rom nicht varen 

und befuchent aber ft Baiern, 

id wil in di red hefchaiden, 


— 12 — 


Iſt daz ich ſelbe herze han, 

und wellent mich romer beſtan, 

Si vindent bie haim pöfen chauf, 
Si gewinnent auch hie durch elnbauch, 
daz ſin der chunick Seuere 
gewinnent nimer frum noch ere. 
Da hort man ze Rom in dem hofe, 
daz der Herzog dar nicht enwolde, 
da zurnt der chunick Seuer 

Je mer und mer, 

datz der Herzog ſinen hof nicht wolt ſuchen, 
Er ſprach er wolt aber ſelb geruchen, 
daz er daz beſache, 

In welchem Land Adelger ware, 
mit gemainem rate, 

der chunich beſamt ſich drate, 

in einer lützeln ſtunde 

gewan er drezich tuſend, 

aller guten chnechte, 

di waren vil gerechte, 

mit helm und mit halſberge, 

Si cherten fur perne 

daz ber volgt im uber all, 

Si riten durch Trintnar Tall, 

do freuten fich di vaigen, 

auf daz Iant ze paiern. 

Dem Herzogen chomen mare, 

daz im die Romäre, 

Suchten mit fo getanem Heren 

daz er fich fer nicht mocht erwern 
do nam im der belt gut 

Sin vil tugentlichen mut 

Er ladet zewar 

freunt und mage, 

Baidw chune und man, 

Er fucht fi belf an, 

Ein wazzer haizzet daz Im, 

dar chomen fi alle zw im, 





— 18 — 


den helt chunen und mar, 
daz daz ort hindurch brach. 
daz wort er unuermezzenlich ſprach, 
den zins brinch dinen herren, 
dem chunig Seueren, 

ob er mit gewant, 

Minen herren ſchant, 

Ez iſt chomen an die ſtat, 
daz er im wol ze gelten hat, 
Er zicht wider auf den van, 
daz roſ er mit ſporn nam, 
Er durchbrach in die ſchar, 
Si beliben dar gar, 

aus ietwedern riche 

wolten ſi nicht entwichen, 
Wi lutzel der geuaren, 

di nutz oder frum waren, 
Der ſtreit waz ergangen, 
den tach ſo ſumerlangen, 
Romar held die chunen, 

Ir vanen grunen, 

wurden alle plut var, 

di ir vil weizzen bethen ſchar, 
di trorten alle daz plut, 

daz nie ſo manich gelt gut, 
an einem veld gelach, 
Niemen iw geſagen mach, 

di vil micheln grimme 

di ſtarchen wagelinge 

mocht man wol ſchawen, 
hart verhawen, 

da viel man über man, 

daz wal plut von in ran, 
Mer dann über ein meil, 
da hort man fohrein 

Niwan och und we, 

daz gehort ir me me, 

daz held alfo chunen, 


— 16 — 


aneinander clugen, *) 

Si emvolten Durch den tot, 

Roc durch dhain werltlich not, 

von der walftat. cheren, 

Noch verlagzen ir herren, 

Si prachten in mit eren dan, 

daz waz ir aller pan, 

Der daz begunt ſeigen, 

Romar begunden zweiveln, | 
Si waren verhamwen harte, 
voldywein der vaner dez warte, 

den vanen begund er cheren, . 

hin gegen den chunig Severen, 

Baler di herten, 

mit ir fcharfen ſchwerten 

enfegen den chunig drungen, 

Ir weich liet fi fungen 

di walch do tochten, 

ze vliechen noch ze vechten, 

Seueruß erſach daz, 

daz ez frum nicht enwaz 

daz di finen wurden wund und erflagen, 
und daz wahl nicht Iänger möcht gehaben, 
Er warf daz fwert aus der hant, 

Er ſprach Rom, mo dich Baierlant, 
Beichent alfo fere, 

Nu ruch ich zeleben nimere, 

Volchwein ſluch in warlichen 
Sibenthalb jar richt er daz riche 

Als der chunig erflagen wart, 

der Herzog ftaht finen ſchafft 

zu dem **) hefelein prunen, 

daz Iant han ich gewunen, 

den Baiern ze eren, 

dw march dien in immer mere. 





*) flugen. #®) oder „den“? Die-Hanvfchrift laͤßt zweifelhaft. 





II. 
Neim⸗CEhronik von Paſſau. 


Aus der Handſchrift der Gießer Univerſitäts-Bibliothek, Nr. 338 des 
Katalogs, abgedruckt. Die Handſchrift gehört dem Ende des 17. oder dem 
Anfange des 18. Jahrhunderts an, und ift eine zierliche und augenfcheinlich 
fehr forgfältige Abfchrift des ohne Zweifel in Wien bewahrten Orginals. 
Der gründliche Derfafler des Artikels Paſſau in der Allgemeinen Ency: 
elopädie der Wiffenfchaften und Künfte, Freiherr v. Hormayr, fcheint 
diefe Chronik nicht gefannt zu haben. inige offenbar verftümmelte Namen 
find nach Pez (Script. rer. aust.), Brufch und Freiherr v. Hormayr 
Berichtigt worden. 


Umb welche Zeit Paßau ihren Anfang genommen. 


Bu was Zeit Paßau angefangen, 
Wurdt nachgefuecht mit Verlangen, 
Vndt fündt fich zwar feine Gewißheit, 
allein daß vmb Noae Zeit, 

Gleich nach dem Sündtfluß der Vhrfprung, 
Der dreyen Wafler Zambfließung, 

Vndt daß Khünder Noae dazumahl 
Villeicht Hütten pauet wenig ahn Zall. 
Wann PBaßau worden zu einer Statt, 
Hieruon man feine Gewißheit hat, 

Als daß ſchon in großem Anfehen wahr, 
Als man zölt 115 Jahr, 

Nah Ehriftt Haillandt Gnaden Geburth, 
Durch den die Welt erlößet wurbdt. 
Vndt daß von Hölden Paiger bhendt, 
Würdt der Bayrifch Thurn genendt. 

Im Krügen vnd im großen Streuth 
fuchten ihr Zueflucht Freindt und Feindt, 


— 16 — 


aneinander clugen, *) 

Si emvolten durch den tot, 

Noch durch dhain werltlich not, 
von der walftat: cheren, 

Noch verlagzen ir herren, 

Si prachten in mit eren dan, 
daz waz ir aller pan, 

Der daz begunt ſeigen, 

Romar begunden zweiveln, 

Si waren verhawen harte, 
volchwein der vaner dez warte, 
den vanen begund er cheren, 
hin gegen den chunig Severen, 
Baier di herten, 

mit ir ſcharfen ſchwerten 

enkegen den chunig drungen, 

Ir weich liet ſi ſungen 

di walch do tochten, 

ze vliechen noch ze vechten, 
Seueruß erſach daz, 

daz ez frum nicht enwaz 

daz di ſinen wurden wund und erſlagen, 
und daz wahl nicht laͤnger möcht gehaben, 
Er warf daz fwert aus der hant, 
Er ſprach Rom, wo dich Baierlant, 
Befchent alfo fere, 

Nu ruch ich zeleben nimere, 
Volchwein ſluch in warlichen 
Sibenthalb jar richt er daz riche 
Als der chunig erflagen wart, 
der Herzog ftaht finen fchafft 

zu dem **) hefelein prunen, 

daz lant han ich gewunen, 

den Baiern ze eren,. 

dw march dien in immer. mere. 


*) ſlugen. #®) ober „den ‘‘? Die. Hanfehrift laͤßt zweifelhaft. 





II. 
Neim⸗CEhronik von Paſſau. 


Ans der Handſchrift der Gießer Univerſitäts-Bibliothek, Nr. 338 des 
Katalogs, abgedruckt. Die Handſchrift gehört dem Ende des 17. oder dem 
Anfange des 18. Jahrhunderts an, und ift eine zierliche und augenfcheinlich 
fehr forgfältige Mbfchrift des ohne Zweifel in Wien bewahrten Orginals. 
Der gründliche Verfaſſer des Artikels Paſſau in der Allgemeinen Ency⸗ 
elopädie der Wiffenfhaften und Künfte, Freiherr v. Hormayr, fcheint 
diefe Chronik nicht gefannt zu haben. Einige offenbar verftümmelte Namen 
find nach Pez (Script. rer. aust.), Brufch und Freiherr v. Hormayr 
berichtigt worden. 


Umb welche Zeit Paßau ihren Anfang genommen. 


Bu was Zeit Paßau angefangen, 
Wurdt nachgefuecht mit Verlangen, 
Vndt fündt fich zwar feine Gewißheit, 
allein daß vmb Noae Zeit, 
Gleich nach dem Sündtfluß der Vhrſprung, 
Der dreyen Wafler Zambfließung, 
Vndt daß Khünder None dazumahl 
Villeicht Hütten pauet wenig ahn Zall. 
Wann PBaßau worden zu einer Statt, 
Hieruon man feine Gewißheit hat, 
Als daß jchon in großem Anfehen wahr, 
Als man zölt 115 Sahr, 
Nah Ehrifti Haillandt Gnaden Geburth, 
Dur den die Welt erlößet wurbdt. 
Vndt daß von Hölden Paiger bhendt, 
Würdt der Bayrifh Thurn genendt. 
Im Krügen vnd im großen Streuth 
fuchten ihr Zueflucht Sreindt und Feindt, 

2 


— 18 — 


Drumb Kayfer Julius die Vohrmauer pauth 
Worauf die alten Romer thraudt 

ALS fie wider Theutfche Khrieg führen, 
Wolten fie fich zu Paßau wöhren, 

Vnd nenten ed ein Paß gehen Böhm, 

Da Fhumbt der Nam ber mördhe eben, 
Diemeild vorhero war ein Au, 

darzue ein Pag, drumb haiſts Paßau 

Vndt im 350igiften Jahr, 

Beym fünftern Gewölb das Stadt Thor wahr, 
In Stadt ond Ilz nur Törffer fein, 

An Mauersftatt umbfangen mit Zein, 

Vnd vmb die Zeit Chriſti Gebuhrt, 

Haben zwen Brieder das Bayrlandt regiert, 
Rah Ehrifti Himmelfahrt im 20iften Jahr 
Ein greuliche Abgotterey wahr. 

Wehret bi8 man 247 zölt, 

Bis der erfte chriftliche Kayfer erwolt, 
PBhilippus mit Namen hat wohl regiert, 

BIN Abgotter zu Chriften befhört. 


Folgen nun alle Bifhöffe zu Eng und Paßau vnd was 
in Lebens Zeit verjelben, tailß dennkwürdiges befchehen 
ift, als: 


1. &t. Laurentius. 


Diefer wurdt von denen Apofteln erwölt, 
Für den erften Bifchoff nah Ennß geftelt, 
Allwo er hat ein Khürch gebauth 

Vnd Lorch genandt auf Gott verthraut 
Prediget dad Evangelium an dem Orth 
Bekhert vill Khöter mit Chrifti Wort. 


2. St. Floriauns. 


Dem volgt der Heillig Florian, 
Bon Defterreichifchen Adl ein Obrifter Krigsmann, 


- 19 — 


Vmb das 230ifte Jahr 

Zum Lorchiſchen Bifchoff berueffen wahr, 
Vorhero zue Zeißlmauer gewohnt, 

Den haben die Khöber nicht verfchont, 

In die Ennß geworffen, ihm ertrendht, 

Als einen chriftlichen Nütter cront, 

In Feuers Gefahr ruefft man ihn an, 
Haißt ftehe und bey heilliger Florian. 

Zu feinen Ehren hernach im 1050iften Jahr, 
Das Cloſter Florian erpauet wahr. 


8 St. Gerhardus. (Anno 250.) 


Hat nur ein Jahr als Bifchoff zu Ennß gewohnt, 
Würdt gemarttert im Venediger Landt. 


4. St. Eutarius. 


Bon dem würdt auch fonft nichts vermelt 
Al da man 251 zölt 

Prediget er zu Wienn das Evangelium 
Vnd wahr dafeld ein Erzbißthumb. 


3. St. Quirinus. 


Quirinus Kayſer Philippi juůngſter Sohn, 
Von deme die Schrüfft zaiget an 
Wahr Biſchoff zue Ennß prediget dagegen, 
Vndt ſchenkht zur Khürch fein ganz Vermögen. 
Zu Stein wurdt er in Gfendhnus glegt, 
Vnd wider hiervon entlediget. 
Raißt nacher Rom weegen Sicherheit 
Bey der 7ten Verfolgung der Chriftenheit 
Bub das 253ifte Jahr 
Hernach bey Stein in einem Bach erihrendhet wahr 
Die Chriſten brachten fein Leichnamb, 
Aus Andacht noch einmal gehen Rom, 
Bon dannen er über 400 Jahr 
Dem Bayrifchen Fürften verehrt wahr, 
Der brachte ihn gehen Degenfee 
Flüßt Del vom Felſen, wie ich verftehe, 
28 


Wo er begraben Miracul weiß, 
Zu viller Krankheit würdts braucht mit Fleiß. 


6 St. Maximilianus. 


Bon Adelichen Stammen aus der Statt Eilly in Erabaten geborn 
Ao 268 Biſchoff zu Enns wohrn 

hat 20 Jahr garr frumb regiert, 

A? 289 in der Statt Cilly enthauptet wurdt, 

Sain Leichnamb hernach Zeichen gethon 

Die Ehriften brachten ihn nach Ennß alsdann 

Bon dar durch Kaiſer Heinrich gehen Paßau 

gfurth, im Thumb man fieht 

Alwo er für ein Statt Batron verehret würdt 

jest vnd forthan. 


7. St. Eonftantinns. (427.) 


Sn diefem Jahr zum Bifchoffen erwöhlt 

Vnd unter der heiligen Zahl gezölt, 

40 487 fein Leben geendt, 

Wie oder was geftalten würdt nichts benendt 
Allein daß eben umb diefer Jahr 

die Arrianifch Khötzerey wahr, 

Vnd würbten 330 Bifchöff verdriben 
Vielleicht damals er auch gebliben. 


Ss. St. Balentinns. 


Diefer wahr auch ein Patron der Statt, 
Chriſti Worth gepredigt hat, 
Zu Paßau feine Reliquien, 
Sn der Thümb Khürchen beym Altar ftehen, 
Er würdt alda billich bewahrt, 
Durch ihn vil Khrankhe ihrer Bitt gewahrt. 


9 St. Lucilins. 
Wie von ihme gefchrieben ftehet, 
Hat er ein Zeitlang geprediget, 
Zu Wienn im Clofter fein Ampt verricht 
Weider von ihm, findt man fhein Bericht. 








— 1 — 


10. Theodorus. 


Der iſt der erſte Ertzbiſchoff wohrn, 
Vom Babſten darzu auserchoren, 

Darbey ermohnt ſich zu nemen in Acht, 
Daß er im geringſten für khein bracht, 
Sonder obwardt der chriſtlichen Lehr, 
Damit das Volk ſich bekher, 

Dieweillen ſchon gar vill Jahr 

Die Ennſchis Khürch ohne Biſchoff wahr 
Bon der Vngern großen Krieg weegen, 
Die ald verwieftet vmb die Gegen. 


11. Erchenfriedns. (570.) 
In diefer Zeit und Jahrzahl 
Würdt diefer Thechant zu Ennß damahl, 
Hernach im 598iften Jahr 
erwöhlet worden zum Bifchoff gaar, 
hat 26 Jahr regiert, 
Die zerfchleifte Statt Ennß reperirt 
Vnd NO 615 die Welt quittirt. 


12. Sttocarus. 


Diefer wurdte gefchiet von Rom 
Dem Biftumb Ennß vohrzuftohn, 
fo aber gaar nit lang gewehrt, 
fein Leben mit dem Tobt verfhert. 


18. Philo. (615.) 


Als man 615 zoͤlt, 

Zu Ennß als Bifchoff angeſtoͤlt, 

in großer Armueth hat er gelebt. 

25 Jahr darinn geftrebt, 

Dis man 640 vermeldt, 

Nimbt er gutnacht, geht aus der Welt. 


14. Pruno. (661.) 


Diefer hat 64 Jahr regiert 
Zu Ennß vnd Paſſau, wie fich gebürth, 








22 


Ein Khönigin erpauet den Thumb, 
Gehet zu Eöln ins Elofter und lebt frumb. 


15. Theodorus. 
Als Erkbifchoff er regiert, 
23 Jahr die Schrüft probirt, 
Guet oder böß fteht nicht darbey, 
Als dag Chrifti Lehr fchür zu Grund gangen fey- 


16. Vivilo. (705.) 
Daß Biftumb Ennß erthaillet wahr, 
Vmb daß 715. Jahr 
Salgburg, Baßau, Negenspurg, Freifing daraus gemacht, 
Da hat Bivilo nach Paſſau tracht, 
Weill der Hunnen Khünig ganz verplendt 
Sich felbft der Ehriften Geiſſl genenndt, 
Die Bngern zerftört vnd ganz Defterreich. 
Vinilo ging nach Paſſau gleich, 
Hat alda ſein Biſchoffs Sitz gemacht, 
Beſtätt Brief vom Khaiſer Arnold bracht, 
Vdilo der Bayrfürſt namb ihn an, 
in ſeinen Schutz als ein geiſtlichen Mann 
Vnd ſchenkhte alsbalt die ganze Statt 
ſamt allem was darzue gehöret hat, 
Zur St. Stephans Khürchen wahr der Thumb 
Vinilo regiert gaar wohl und frumb, 
Würdt zu Rom als ein Ertzbiſchoff geweicht 
An Gottes Statt die Sündt verzeicht, 
es ſtehet auch dieſer Puncten darneben, 
Wie die Prieſterſchafft ſolte leben, 
Mit ihren Weibern in dem Eheſtand 
Nicht Unkheuſch ſein der Welt zu Schandt. 


17. Sidonius. (735.) 
Ald man 745 zölt 
Würdt der als Bifchoff angeftölt 
Rah Ennß vnd Paßau zugleich, 
Regiert 12 Jahr, würbt zu einer Leich. 











18. Abeliuns. (Unthelin.) 


In dem 766iften Jahr 

Adelinus Bifchoff zu Paßau wahr 

Vnd biß 775 regiert, 

Stehet nichts was er für ein Leben geführt. 


19. Biscarins. (Wiscericus.) 
Diefer bat 9 Jahr regiert, 
Die alten Bayrifchen Gefag remodirt. 

2. Patricus. (WWBaldericns.) (798.) 


In diefem Jahr ift dad Erzbistumb gewichen 

Bon Paßau hinwegh, und zu Salzburg eingefchlichen, 
MWürbt balt große Vnainigkheit 

Zwiſchen Pabft vnd Kayſer zu dißer Zeit. 


21. Hato. (804.) 
Ob diefer fchon Fhein Erkbifchoff wahr, 
Regiert er doch getrewlich 11 Jahr. 
23. Nemigius. (Ningarins.) (818.) 


Fünff Jahr firutt er umbs Erzbistumb 

bis er wieder nah Baßau Thumb, 

Das Stifft mit raichen Guettern gemehrt, 
BIN Mähren Tauft und zu dem Glauben befehrt. 


23. Vrolphus. (829.) 
Stehet Paßan vnd Ennß vohr als ein Hürth, 
Hat auch 11 Jahr Ungarn vnd Mähren regiert. 
24. Hardoicens. (840.) 


Wahr ein mechtig vnd großftattiger Mann, 
Dem Stüft flundte er gar wohl an, 

Half deme auf durch fein Macht, 

Saar vi hierzu zu wegen bracht. 


25. Harmenricn®. 


Regiert ohne pallium 9 Jahr, 
Nichts dendwürbiges von ihm befchrieben war. 


— 24 — 
3. Eugimarus. (875.) 


Paßau wahr ein Khayſerlich Reſidenz Statt, 
deswegen vill Freyheiten erlangt hat, 

Zum Clofter Crembsminſter fchaft Bifchof auch vil, 
Daß zu leben haben in der Stüll. 

A 876 hat man fich bedacht, 

Daß Bayrlandt zu einer Provinz gemacht. 


27. Bichingus. (Wiching.) (878.) 


Der wahr ein Weltgefcheutter Herr, 

Daß Evangelium den Mohren predigt er, 

Wirdt Bifchoff mehr durch Gewalt ald Ainhöligfheit, 
MWoraus erfcheindt fein Geſchickhlichkheit, 

ALS rechten Herrn würbt im Statt gefchendht, 
Defien man heutige Tags gedenfht, 

Hat nicht lang genofien Herrfchaftsfreudt, 

Wirdt abgefebt in Lebenszeit. 


238. Nicharius. 


Hat 8 Jahr regiert das Biftumb, 

Als Erzbifchoff ohne Ballium, 

Sn allem aber bis ins 12. Jahr 

Zu Baßau er ein Bifchoff wahr (899), 
erpauth die Statt St. Florian, 

quittiert die Welt, endts Löben alddann. 


29. Burchardus. (903.) 


Wie gefchrieben ftehet in Wolluſt glebt, 

Der Haußwürthfchaft nicht nachgeftrebt, 
Denen Thumbherrn etlich Zehendt gefchendht, 
Worbey fle feiner haben gedendht, 

Der Ungarifh Khrieg in Teutfchlandt wahr 
Zu Paßau auch nicht ohne fahr. 


30. Gumboldus. (915.) 


Hat fi nit lang umbs Palium gemwöhrt, 
In guetten Tägen 17 Jahr verzöhrt. 


25 


81. Gerbardne. 


Der zangt vmbs Erzbiſchoͤfflich Pallium, 

Wurden zerthailt beede Biſtumb 

Saltzburg vnd Paßau, was jedem gebührt, 
Heroldt ein Saltzburgiſch Erzbiſchoff hat geihrt, 
Sich wider Bayern gegen die Ungarn verpunden, 
So er hernach gaar hart empfunden, 

Bayern hat ſich balt an ihme gerochen, 

All beede Augen ausgeſtochen. 


32. Adalbertus. 


Von dem ſtehet gar ein khurzer Bericht, 

Hat in 26 Jahren wenig dhenckhwürdiges ausgericht. 
33. Billigrinus. (Piligrin.) (980.) 

Dieſer würdt der löſte Biſchoff genandt, 

Zu Paßau hielt er guet Regiment, 

Bekhert vill Unglaubige zu Chriſti Lehr, 

Auf Gottesforcht vndt Andacht halt er, 

Würdt verkhlienert beim Pabſt als ob er den Khätzern anhangt, 

Durch Glaubens Bekhandtnuß wider Huldt erlangt, 

Mit Biſchouen zu Saltzburg Frieden gemacht 

Hat das Erzbiſtumb nit mehr geacht, 

Khayßer ſchenckht im das Kloſter Nidernburg, 

Paßau von Laibaigenſchaft endtledigt wurdt, 

Sn dem 980iſten Jahr 

Das Erzbiſtumb zu Paßau ſich endtet gaar. 


84. Chriſtianus. (991.) 
32 Jahr regiert die Stätt, 
Groß Freyheiten erlanget hat. 
35. Peregrinus. (Berenger.) 
Regiert ebenfalls 32 Jahr, 
Das Biftumb von jme gemehrt wahr. 
86. Englbertus. (1050.) 


Hatt 19 Jahr den Biſchoff Stab, 
Niemandt waiß fein ond feiner Vorfahren Grab, 


Auch was Gefchledht fie alle wahren, 

Khann man in Schrüften nit erfahren, 

St. Pauli Pfarr Khürch hat er geweicht 
Benedictiner Minnich tragen an im Scheudh, 
Die fögt er ab bey St. Florian, 

Vnd fchaft die Auguftiner hinan. 


37. Altmanıns. (1069.) 


Die alte ſchrifft meld wie daß er 

war anfangs gwiß ein fchulmeifter, 
hernach Thumbherr zu Paderporn 

hats glüdh gehabt balt Köcher worn, 
Steigt immerfort allgemadh 

wird Thumb Probft beim Stifft Ach, 
Khayßer Heinrichs des dritten kaplan 
Raißt nach Zerufalem mit Fürften perfon, 
vnd weilen.er war uff der raiß 

fein Wort umbs piftumb Paßau weiß, 
Vnd Khayßerin Agnes zu Rom war, 
ſtarb der Bifchoff von Paßau vngefahr, 
da nun die poft zum pabfte kham 

bitt Khayßerin für den Altmann, 

bat ihm erlangt den Hürrten ftab 

war möchtig, angenehm bevorab 

befhumbt er gefchenkte gueter in Defterreich, 
macht alfo das Biftumb ziemlich reich. 
Altmannus tracht nach Khürchen zier 

zu Gottes eren für vnd für, 

vnd weil der pabft den geiftliche wollt ihre weiber abfchaffen, 
thaild bifchof ſtarckh darwider fein, 
wollten das nicht gehen ein, 

weil e8 von alters ihre gewonheit ghar, 
der natur auch nicht zumider war, 

den geiftlichen ihre weiber zu laſſen, 
damits nit fremde antaflen, 

man foll recht halten das gefah von Gott 
Bnd nicht vffrichten ein neues gebott, 
nun dem all vngeacht 


— 97 — 


Altmann des pabſten bevelch betracht, 

ſchaft all weiber in ſein biſtumb 

den geiſtlichen ab, ſollen leben frumb, 
Weillen die apoſtel ihre weiber verlaſſen 
Chriſto nachgefolgt allermaßen, 

daher khönnen prieſter die weiber auch meiden 
vmb Chriſti willen etwas leyden, 

damals wurdt auch der kürrchen gwalt 

dem Khayſer benommen alſobalt, 

ein neben Khayſer ſetzt pabſt ein, 

der ſollt dem Altmann verhilflich ſein 

der prieſter ihre Weiber entrathen, 

hieraus folgt khrieg vnd großer ſchaden, 

des pabſten Khayßer in einer Schlacht 

von rechten Khayſſer vmbs leben ward bracht, 
gleichwol Altmann ein frumbher Man 

wollt nicht das prieſter weiber haan, 

erbawet das cloſter ſanct Nicola 

ſetzt ordensperſonen ein allda, 

zum probſten des Khayſſers capelon 

dar vohr in krieg ſein leben lon, 

das cloſter Khoͤttwein richt Altmann auf 
nur daß ſich mehrt der eheloß hauf, 

gibt ihnen gueter von des ftüffts einfhommen 
fo er den verehelichten weggenommen, 

die ihre weiber nit wollen laſſen, 

ed verbroß file zwar vber die maßen 

als Altman vff eine gwieſſe zeit 

die fach wollt angreiffen gaar gefcheidt, 

laſſ er berueffen in Thumb zumal 

al geiftliche in der Zahl, 

die ihre waiber haben noch 

ſollten fich geben in fein joch, 

die weiber von fich gleich wegthan 

ein keuſches leben zu ftellen an, 

lafit ihnen des pabftes pullen vorleßen 

vnd warn nicht wahren fein landtfaß givefen, 
des pabftlichen gewalts vngeacht, 


priefter hetten ihm zum marthyrer gmacht, 
vnd ehe fie wollten ihre weiber meiden, 
lieber wolltens mit dem bifchoff ftreitten, 
Altmann zieht ihnen die Einfhomen ein, 
weils ihm nit wollen gehorfamb fein 
fondern allein den weibern anhangen, 
vom bisthumb follen fie nichts mehr empfangen, 
was thuen die priefter vff dieß mandat, 
fie ſchluegen unter ihnen rat 

den Khayfler vmb hülff zu ruefen an, 
auf daß er ihnen möcht beiftan 

in einer fo onerhörten fach 

als da von Altmann wurdt vollbracht, 

es ift ja beſſer dem priefter ein- weib, 

als Fheine haben vnd vnzucht traib, 

der khayſſer Taßt ihme die fache gefallen 
vnd angelegen fein vor andern allen, 

wie daß er die priefter mit weiber vnd khindt 
vffs baldigft zu ihrem einfhomen bringt, 
verjagt die ehrloß clerifey 

mitfammt dem Altmann war auch dabey, 
vnd feht die mit ihren weibern ein, 

die follen wie vorher beim ftüfft Paßau fein, 
Wie fie dann vor freuden fungen, 

daß nur des Altmanns gwalt entrunnen, 
Khaumb als des Khayſſer kriegsvolkſchar 
Aus dem ftüfft paßau zogen war, 

der eheloß hauff gab drauf acht 

fi wiederomb herzu gmacht, 

vnd theten die mit ihren weibern 

Aus dem clofter fanct Nicola vertreiben, 
an der vnzucht hettens ein grauß 

fehrten clofter vnd Fhürchen mit aus, 
damit doch dergleichen vnflat 

in ihrem herzen nit findt ftat, 

fondern durch des waſſers Fraft 

frumb feufch mögen leben vnd flandthaft, 
wie dan die ftüfftung nit anders lauth 








und deßwegen das clofter pauth, 

die verehelichten priefter gaben Fein ruehe 
eilten des Khayſſers kriegvolch zu, 

erzöhlten alfobald die fach 

was ihnen da von den ehelofen geſchach, 
daß fie müflen das clofter meiden 

mit ihren weibern davon fich ſcheiden, 
darvmb batend gaar inneglich 

damit dad kriegsvolch wende ſich 
wiedervmb zuruck uff ſanct nicola 

die eheloſen prieſter vertreiben alda, 

wie es dann alsbald iſt geſchehen 

des Khayſſers kriegsvolch zuruck thut gehen, 
verjagten dieſelben nach der Pauß 

ſchlugen thails gaar mit wuethen aus, 
ſetzten die ſo weiber han abermals ein 

die fangten erſt an recht fröhlich zu fein, 
dag Altmann mit feiner fchar 

würbt vertrieben gang vnd gaar, 

der frumb Altmann raißt nach Rom 

vnd ruefft den pabſta vmb hülffe on, 

vnd obſchon der pabſt erwöllet Hat 
Altmannum in Teutſchland für einen legat, 
ſo war er doch in dieſer ſach 

mit dem Khayſſer zu ſtreiten gar vil zu ſchwach, 
mußt alſo ſich aus not bequemen 

die flucht in ſein vaterland nemmen, 

ſo da war das land Weſtpfahlen, 

Altmann befleiſſet ſich vor allen 

vnd wieckhlet vff des Khayſſers ſun 

wider ſeinen vattere henricum 

in dieſer ſachen krieg zu führen 

die verehlichten prieſter aus dem biſtumb zu ſchüren 
vnd ihn widerumb ſetzen ein, 

aber es konnte nit mehr ſein, 

weil Khayſſer ein andern Biſchoffen erwoͤlt, 
mit feiner macht zum biſtumb geftölt, 

mieft Altmann zu Mauttern vnd Chottwein wohnen, 


— 30 — 


alwo er begraben, khombt nit mehr von dannen 
bis vff den Tag, da man ſpricht 
ſtehet vff, ihr todten, khombt für das Gericht. 


88. Ulricus. (1092.) 


Wahr eines Thüroler Grafen Sohn, 
dem Biftumb Paßau vohr zufton 

erwölt in dem 1092. Jahr, 

Herzogburg von ihme erpauet wahr, 
Anftatt der Chorherren zu Khottwein 
feßt er die Benebictiner ein, 

fein Batter wahr auch ein frumber Herr, 
das Cloſter Seittenftätten ftüfft er, 
deßgleichen Bifchoffwürde geacht, 

Hat frumb gelebt in großer Andacht. 
Thut anno 1124 die Augen zue, 

Gott geb ihm und allen Glaubigen die ewig Ruehe. 


39. Nemigius. (Neginmar.) 


In Welt Händlen gaar geſchwindt und gefcheidt, 
Gott waiß wie in der Gaiftlichfheit, 

fo vill die alten Biecher berichten 

Half er zwar Elofter und Schuelen aufrichten, 
Verwechßlet Güetter beym Biftumb, 

obs deme nun zu nuben khamb 

gibt fich bericht, Gottsdienſt fein abfhommen, 
Hiegögen Elofter haben aufgenommen, 

Regiert 17 Zahr, lebt ohne Noth, 

Begraben mit dem gnadigen Gott. 


410. Negiubertus. (1141.) 


Daß Brfar am In-ftromb bey St. Ricola 
Verwechßelt er gegen dem Cloſter allva, 
Hart= Khürdhen, das Torff und die Pfarr 
Giebt er hierumb dem Probften dar, 
Hingegen er umb diefen Kauff, 

die In⸗-Bruckhen gerichtet auf 





— 31 — 


diefelb dem Pfarrer bey St. Ilgen verthraudt 
damit er alle Rotthurfft pauth, 

Bifchoff ein Graf von Pilheimb genendt, 

Hat Khürchberg denen Thumbherren gefchendht. 
ſtölt ein Kirchfarth an nach Serufalem, 
khumbt nicht mehr zurüdh, it Außblieben. 


Al. Eonradus und Nupertus. 


Gonradus wahr gelehrt, andechtig und frumb, 
des heiligen Leopoldi Margraffen Sohn, 

den Herrn Hof mit famt der Wöhr 

denen Thumberrn allhier fchendhe er, 

gibt freyheiten darzu, wer darwider thuet 

fol nit genießen Ehrifti Leib und Blut, 
Wahr fanfftmücthig gegen den Armen überaus, 
Begabt St. Egivi Leoproßen Hauß. 

Gleichwie die frumben ohne Triebfall nicht fein, 
ſetzt Kanfer einen andern Bifchoffen ein, 

Vndt will hinfüro Rupertum hann, 

denn legt der Pabft als baldt in Bann, 

Will nicht daß Rupertus Bifchoff fen, 

fondern daß Eonradt pleib darbey. 

fo auch gefchehen, Rupertus iſt gewichen 

Weil Eonradt den Pabſten und Khayßer Berglichen, 
MWürdt hierauf gehalten gaar Lieb ond fchon, 
Bekhombk große Donation, 

Beftätt St. Stephans Jahr Marchkhts freyheit, 

fo man noch halt jeßt dieſer Zeit. 

Hat zu Paßau 16 Jahr fo wohl regiert 

daß er gaar Erzbifchoff zu Saltzburg würdt, 

Vnd endlich will man ihne noch fehrners begaben 
gaar zu dem Churfürftl. Erzbiftumb Maynz haben. 
obs aber befchehen fteht nicht darbey, 

Allein von Sterben iſt er auch nit frey. 


42. Theobaldus. 


Sp vill man feiner fürs erfte gebenfht, 
Hat er die Paßauer Khürche St. Pauli verfchendht, 


- 32 — 


dem Gapitel allhier eigenthumblich allein, 

daß fie binfüro follen Herrn daruber fein, 

zu Gremßminfter eingefößt feinen Brudern mit Gewaldt, 
Zum Abten gemacht auf folche geftalt, 

Raißt nach Jerufalem zum Heiligen Grab, 

da macht die Peſt mit ihm fchabab. 


413. Wolfgangus. (Wolfker.) 


Wahr ein gelehrter Adlsmann, 

Bon Albrechts Khürchen fein Geburt zaigt an, 
Raißt mit fürften Perfohn übers Möhr 

das Heilig Landt zu fehen, verlangt er, 

die Grafen von DOrttenburg haben ihm dermeill 
das Biftumb blindert in fchnelfer Eill, 

An denen er fich hernach gerochen, 

die Orttenburgerifchen Voͤſtungen al zerbrochen. 
Das Schloß Obernburg pauet er, 

Paßau dem Biftumb zu einer Wöhr, 

Würdt Aquileifcher Patriarch, 

fein Laib legt man auch in Toden Sarg. 


44. Vapo. 
Wahr ein Abbt zu Aquileo geweßt, 
zu leben fich vill lenger getröft, 
Hat ihme doch khurz Zeit erfproßen, 
das Stüfft nur anderthalb Jahr genoßen® 


45. Mangoldus. 


Wahr auch zu Srembsmünfter und Degenfee ein Abbt, 
Vnd hat gaar gefchwind nach der Infel dapt, 

den Hürthen Staab zu Paßau erhalten, 

Er miefte hernach im Khriege walten, 

Wie gefchrieben ftehet in feinem Leben, 

Hat er füll freyheit und Güetter vergeben, 

Enplich die Roth ihn foweit trieben 

denen Bürgern die Mauth vmb Darlehen verfchrieben, 
Hat den Graben vor dem Püerthor aufgepaut 

Weil er dem Khrügs Volckh nit thraut, 





Das Thumb Eapitel thet fi) Damals erbarmen, 
Khauffen zu Unterhalte der Armen 

Zu Neuenmardht etlich Häußer, 

damit hierinn die frembde Petler 

Gleichwohl ein gewiße Herberg hetten, 
Warumb fie ſchuldig fein zu betten. 

Ob nun hierdurdy verftanden fey 

das Bruder Hauß, ftehet niche darbey, 

des Spitald aber würdt gedendht. 

dem wurden damahls Weingärbten gefchendht. 


46. Vdalricus. (1215.) 


Ein Graf von Dißeheimb vor alten 

Hat Defterreichifche freyheit erhalten, 

Vnd das Schloß zu Oberhaus zu bauen angefangen 
Nach Aftam zu fchiffen hat er Verlangen. 

Biß dorthin die Raiß werfhftellig gemacht, 

Aber auf die Wiederkunft nit gedacht, 

Auf der Rudhraiß kham ihm ein anderer Geſpann, 
der Todt fpricht zu ihm fort allon, 

mit mir nun forth aus der Welt, 

Gott will e8 haben, dems alfo gefölt, 

denen Thumherrn thut er Eifenwörth fchendhen, 

die follen dabey feiner gedendhen, 

Alle Sonntag mit einander eßen 

Hat nit lang gewehrt, habens balt vergeßen, 

den Eifenwörth gleichwohl behalten, 

Bleibt ohn Zweifel noch wie geweft vohr alten; 
Babft that den 2Often Theil Geiftlicher Güetter begehren, 
fi) wider die Unglaubigen zu wehren, 

obs nun erfolgt, ftehet nicht dabey, 

Khein Gewißheit, daß es gefchehen fen. 

Vmb dieſe Zeit als Bifchoff regiert, 

das Niederhaus erpauet würbdt 

durch ein Abbtißin wie bericht, e 

Wuͤrdt felbiged aufgericht. 


47. Gebhardus. (1222.) 


Diefer wahr ein Graf von Plein, 

der bildet ihm anderft nicht ein 

Statuten aufgerichten ainsmahl, 

ſo geweſt zu des Biſtumbs Abfall. 

Ein Thumbherr ſpricht: man foll nicht thrauen 
In diefer Sachen wohl auffchauen. 

Bifchoff ſchweigt darzu, fagt nicht vi, 

Ließe dem Thumherrn in der Stil, 

da ers im wenigften im vertrauen, 

Beedr Handt vnd fieß abhauen, 

deswegen er Bifchoff abgefögt würdt 

das Bisſtumb ein ganzes Jahr varcirt, 

Pabft und Khayßer ainander zumider fein, 
darumb ſoͤtzt Pabſt ein Legaten ein 

Mit Ramen Albertus Behamb, 

der richt gaar vill Unruehe an, 

Wolt Bifchöff abfühen vnd verfheren, 

Man thete fich gegen ihn wöhren, 

Hieraus entftandten ein große Schlacht, 
Worbey ein Thumbherr vmbs Leben gebracht. 


48. Nudigerus. 


Wie ich aus der alten Schrifft verftche, 
Wahr diefer Bifchoff zu Erembfee, 

Hernach zum Bifchouen zu Paßau erwoͤlt, 
Anfanges er fich gaar gnedig ftelt, 
Thuet mehr dem Khayfer als Pabſt anhangen, 
deöwegen er wurdte gefangen, 

Gleichwole wiederumben erlediget, 

dem Biftumb fehrners vorfteet, 

Schafft ven Päbftlichen Legat 

Albertum Behamb von der Stadt, 

dem er alle Güetter benommen, 

ſoll ſich fortpackhen und nit mer khommen, 
Dieweillen der Legat den Pabſten perſuadirt, 
daß er all Biſchoff excommunicirt, 

ſchafft die dem Khayſer anhangen, 





fol man gefangen nehmen, 
Vnd alfo gleich lebendig verprennen. 
Darumb wollte Bifchoff den Legaten nit leiden, 
Mieft alfobalt von der Stadt fich fcheiden, 
Melcher fih dann zu Landtshuth aufhält, 
Mirdt nicht lang erbuld auch meggefchafft balt, 
Was thuet Albertus Päbftlicher Legat 
AN Khürchen er fpoliert hat, 
So dem Babften zu wider fein, 
alles, was fie haben, ziegt er ein 
Man wurdt jhme deswegen fo abholt, 
daß man ihne nirgend leiden wolt, 
Ihme anzuthuen allen Spoth 
Wurdt er vervolgt bis in den Tod, 
Albertus fucht Hilff in Behamb, 
Aber nichts erhalten, ziegt von dann, 
dem Pabften zu es referiert, 
daß er alfo vervolget wirbt, 
Khumbt wieder zuruckh fich zu rechen begehrt, 
Hat zu Waßerburg im Schluß einfhert, 
In Meinung fich dorth aufzuhalten, 
Rudigerus verjagt ihne alfobalten, 
durch Khrieges Macht, hat ihn nit gelitten, 
fondern an alfen Orten beftrütten. 
der Legat beym Pabſt ftüfft an zulößt, 
Rudigerus würdt feines Biſtumbs entſetzt, 
doch wolte er kheineswegen weichen nit, 
Hieraus eruolgt noch großerer Strütt. 
in dem 1249 Jahr 
da khamen mit einer Khriegs Schar 
die Grafen von Waßenburg und Schaumburg genendt, 
Haben alle Khürchen im Biſtumb verprent, 
Namen vorhero den Raub zu handen, 
dem Legaten ſein ſie beygeſtanden, 
Vnd hat ſich ein ſolcher Khrieg angefangen, 
ſo erſt hernach bey zween fürſten ausgangen, 
die Burgerſchafft bey ſolchem Streutten 
Mieſten auch gaar vill Ungelegenheit leiten, 

3 * 





Wollen alfo dem Bifchoff nicht mehr obediren, 
Selbft Obrigkheit fein, die Statt regieren, 
Hendhen ein Glodhen im Rathhauß auf 

Vndt wurten al8balten aufrürig darauf, 

Begerten Sigil gleichwie ein Reichftatt, 

Daß Bischoff mit ihnen nichts zu fchaffen mehr hat. 
Was thuet Rudigerus, macht ſich aufs Oberhaus, 
Beqweltigt die Bürger von dort auf, 

die mieften Sigil und Glockhen hergeben 

Vnd 2000 fl. Straf darneben, 

Vom Khanfer ver Bifchoff Regalia empfangen, 
Aber man trug fein nit mehr Verlangen, 

Ein anderer Bifchoff wurbte erwölt, 

Ob ed dem Rudigero fchon übel gefölt, . 

Dahero das Biftumb nicht ohne Khrieg plieben, 
Wie oder was geftalten volgt hernach befchriben. 


49. Couradus. 


Der wahr des Khönigs aus Polln ein Sohn; 

tridt au) das Biſtumb Paßau an, 

Hat 15 Monat lang regiert, - 

dem Dhomdechanten hernach refignirt. 

der ihme dann zu fehuldigem Tandh 

66 Mardh Silber und etlich Pferdt fchandh, 
Albertus der Dechant hat es hernach empfunden, 

Wie man fagt, die Burger haben einen Bifchoff gefchunden, 
Hat gar nicht regiert, ift nicht darbey blieben, 
fondern man hat ihn al8balten vertrieben, 

Nicht lange gelitten, mit einem Wort 

Gleich gefangen genommen, gelegt uf Schloß Orth. 


50. Bertoltus. 


Der wahr ein Graf von Sigmaringen, 
Burger wolten fich abermalen gehrn Tedigen 
vnd nit mehr leben ins Bilchoffs Gehorfam, 
Berchtolt ruefft den Khönig im Behmben an, 
Weil er von Burgern vertrieben ey, 

Daß Khönig ihme wollt ftehen bey, 





— 37 — 


©eftalten er von Behmen durch haimliche Lüſt, 

auf das Schloß Neuburg beglaittet if, | 
Nimbt zwey Schlößer, St. Georgen vnd am Drt ein, 
Khumbt mit gewaffneter Hand zum verlornen Thürl herin, 
Die Burger veruolgt mit Khrieges Macht, 

Die haben fich feiner zu wöhrn gedacht, 

Den abgefögten Bifchoff hat er vertriben, 

fo vohr umb dieſe Gegent blieben. 

Rudigerus miefte Flucht nehmen, 

fih umb Hilff zu denen Bayern bequemen, 

Wie dann durch Lift das Schloß Orth denen Bayern übergeben warbt, 
Welche dem Rudigero und Burgern beyftehen, 

dem Bertolt uff dem Leben nachgehen, 

Albrecht der geiwefte- Dechant, 

fo fih zu Orth gefangen fandt, 

den nemmen die Burger alfo in Berwahr, 

Gefaͤngklich gehalten immerdar, 

Hardt, fireng mueß ers haben yberwunden, | 
Weil man jagt, Burger haben einen Bifchoff gefchunden, 
fo aber nicht die Haudt zuverftehen, 

ſondern durch harte Gefängfhnußen, 

Er hat Fhönnen fagen, ihr habt mich da, 

in eurem Gewalt, zeigt mir die Haudt ab, 

Mein Gott, ift das einem Bifchoffen gefchehen, 

Wie wirbt man erft mit einem Armen vmbgehen, 
Der es erfart, khumbts hart genug an, 

Vnd fi vor Gewalt nit wöhren Fhan, 

Biſchoff Bertolt geweihet wahr, 

Dis Biltumb Paßau gank und gaar, 

deme getrevlich vohr zuftehen, 

of feine freundt gaar nicht feheen, 

Hengt doch denfelben vi an, 

ſetzt alß Berfprechen weithindtan, 

BVerfhaufft Lehen, 12 Pfarren vnd Elöfter, 

Zwahr vmb 4000 Marfh Silber, 

Er wußte gar nit wie er fich foll rechen, 

Läft thails Prieftern die Augen ausftöchen, 

Wie auch die Naßen vnd Ohren abfchneiden, 





darumb miefte er hernach auch leiden, 

Würdt deronwegen beym Pabften anclagt, 

Der alfo balten befildht undt fagt, 

Man fol ihm all Bifchöffliche Würde nemmen, 
Vnd weider für fhein Herren erfhennen. 


81. Otto. 


Vom Gefchlecht Leonftorff aus Bayern gebohrn, 
ift anno 1254 Bifchoff wohren, 

Negiert 9 Jahr zur felben Zeit, 

das Biftumb in großer furfichtigfheit. 

Anno 1258 bey feinem Löben 

Hat er den Löderern freyheiten geben 

des Inhalts, daß Fheiner fol treiben fein Khunſt, 
er habe dann von denen Löderern Gunft, 
Vndt fich vorhero gemeldet an, 

Würdts ihm erlaubt, treibts er alsdann. 

Vnd daß er auch zu Fheiner Zeit 

denen Schueftern vmb das Lohn arbeith, 
fondern aufn Khauf was er fhan verfchleifen, 
deßen ſoll fich ein jeder Lederer befleißen, 
Anno 1265 endt Bifchofs Löben 

in Gott dem Herrn fein Geift aufgeben, 

Vf der abfeiten beym Predig Stuhl im Thumb begraben, 
Vnd will allvar fein Bhrftandt haben. 


52. Vlatislaus und Petrus. 


Vlatislaus ein Herzog von Schlößien 

will auch zu Paßau ald Bifchoff anftehen, 
Hats aber im geringften nit geihrt 

dieweil er Bifchoff zu Salzburg würdt, 

dem volgt Petrus ein frumb vnd gelehrter Dann, 
fo gleichwol den Burgern nicht recht thuen Fhan. 
Khönig in Böhamb wolt Scherting befägern, 
den laft Petrus hierdurch ziegen, derowegen 
Solches denen Burgern nicht gefällig wahr, 
Beſorgten Vnheil immerdar, 

Wie es dann auch hernach geſchehen 

Herzog aus Bayern thut vf Paßau gehen, 








— 30 — 


Würdt heimblich beim verlohrnen Thürlein einglaßen 
den neuen Marckht ausblindert in allen Gaßen, 
Ja endtlich gaar ein feuer anzendt, 

denſelben bis in Grundt verprendt, 

in Mainung die Stadt zu nemmen ein. 

Bon der Woͤhr die Burger ihm gegnet fein 
mit gewaffneter Handt die Stadt befchägt, 

daß Herzog an ihrer Khünheit geftüßt 

jiegt wiederum ab, laft Paßau pleiben, 

Zhuet dem Khönig in Böhmen Brief fchreiben. 
den frieven zu fchließen won felben Zeiten 

vnd machten guette Ainigkheit, 

Wegen großen Khrieg bereith 17 Jahr 
dazumahl khein Khayfer wahr, 

Vnd wie die alten Schrüften fagen, 

Laft Bischoff Peter die Thonau Brudhen fchlagen, 
Hat St. Johanns Spittal ybergeben, 

Das Einfhommen hierzu merfhe eben, 

Bon der Pfarr Waigen Khierchen järlich befchicht 
068 noch würdt gereicht, das weiß ich nicht. 
Bifchoff hat 14 Jahr regiert, 

Zu Dulln in Defterreich begraben würdt. 


53. Bichardus. (1280.) 
Wahr einer von Polhaimb, Adls Stamb, 
erlangt Defterreichifche Donation, 
Im Parfueßer Elofter zu Welß eingefcharrt, 
Vf die allgemeine Vhrſtendt warth. 


5A. Godefridus. (1283.) 
Als Khayferlicher Secretarius zum Stüfft promovirt, 
Zway Jahr hat er gaar wohl regiert. 

55. Beruhardus. (1285.) 


Bon Prambach ein Adeld Mann gaar gelehrt, 
Wahr Pfarrer zu Wienn, bat fich verkehrt, 
Er drütt das Biltumb Paßau an, 

im Regiment gaar mitfamb, 


des Stüfts Regalia hat er empfangen, 

Ainig zu fein trug er Verlangen. 

Allein die Burger wollen nicht 

gehorfamben, fündet man Bericht, 

fondern felbft Herren fein 

Vnd die Statt regieren allein, 

fangen alfo ein Aufruhr an, 

Jagten den Bifchoff und Thumbherr von dann, 
Vnderfangen fich der ganzen Stabt, 

felbft zu fegen Richter und Rath 

denen Reih8Stätten gleich woltens leben, 

dem Gehorfamb ſich nicht mehr ergeben, 

der Biſchoff Hagts beym Pabften an, 

Burger werben gelägt alsbald In Bann, 
Werden befhriegt vom Dberhaus, 

daß ihnen Fhombt allgemach ein Grauß, 

Wolte umb Khriegswillen zu vi aufgehen, 
die Gemein hets nicht mehr auszuftehen, 
Mieften vom Khaiſer Recht drumb nemmen, 
Zu des Biſchoffs Gehorſam fich bequemen, 
Vnd noch darzu werdens geſtrafft, 

Markh Silber zum Vergleich geſchafft. 
Anno 1299 zur Zeit 

giebt Biſchoff den Meßerſchmidten freyheit, 
Haben Macht einen aignen Pfleger zu wöhlen, 
der fie verbandlet in allen Geföllen, 

Nacher Hoff von 10 Prandtftätten, merkhet eben, 
Sollen fie jährlich 6 fl. geben, 

Weil fie dort arbeithen für ein Gilt, 

Hteryber führen freyen Schildt. 

daß mans darbey fol bleiben laßen, 

dahero würbts genent die Mößergaßen, 

Haben auch befondere Gnadt, 

Daß der Statt Richter mit ihnen nichts zu fchaffen hat. 


Statt Brieff. (1300.) 


Run hat der Bifchoff den Burgern zaigt 
Pas geftalten er gegen ihnen genaigt, 





- 1 — 


Hat einen StattBrief aufgericht, 

Sie unterthänig gemacht, auf ewig verpflicht, 
Anfangs der Brief von Todfchlagen melbt, 

daß wann ein Burger fi flichtig drumb ftellt, 
Nimbt Richter zween Rathöfreundt fich Guets zu vnderwinden, 
fuecht weider Erfahrung ob die Schuld ſich würbt fünben, 
Dem Richter biervon nicht mehrer gebürth 

dann 10 & 5 der Puncten probirt. 

Todfchlägers Guett denen Erben verpleibt, 

Hiervon der ander Puncten auch fchreibt, 

Inzicht, wann fich ein Burger drumb ftölt, 

nicht flüchtig gehet, würdt gemelbt, 

Hat Richter ihne aufzuheben Fhein Macht, 

jedoch fein Guett zu nehmen in acht. 

In Beyfeyn zwen Rathöherrn daßelb befchreiben, 

Bis fernere Erfahrung laßen wort pleiben. 

Vndt fo nun ein Burger entweicht, 

So gibt er ſich alsbalt fchuldig gleich, 

derowegen dann fein Bueß ftehet, 

Zwen Ehorberrn, zwen Dienftmann vnd 4 Burgern angehet. 
Wann aber ein tödliche Wunden beichicht, 

fo lang der lebt, Kat Richter nicht, 

Mit des Täters Guett zu fchaffen was, 

Es wer dann Sad) er flehne daß, 

erforfchet. Richter, wie theuer das ſeye, 

Mit Wiffen zwen Rathöfreundt follen auch fein dabey. 
da einer umb Spruch nit Recht will nehmen, 

Wegen freundtichafft fich darzu nicht bequemen, 

Den fol Richter mit Rathshiliff anbringen 

oder endtlich mit Gewalt darzu flimmen. 

Für Khauff bat dieſe Befchaffenheit 

Wann einer dem andern zu jederzeit 

Was vß dem Weegkhauff vmb Werth oder Gelt, 

fo ihn der ander albereit beſtoͤlt, 

der verluftiget Thail würdt geftrafft 

Vmb 12 und 6 Schilling der Richterfchafft, 

Sp aber in deme ein georbneter Lohn 

Vnd fangt ein anderer einen fürKhauff an, 


Er geb wohl Acht und merdhe eben, 

Mueß doppelte Straf 72 9 geben. 

Aufhaltung der GAft khan alfo befchehen, 
Wann vmb die Gegent Fhein Gerichtöbiener zu fehen, 
So Fhan der den die Sachen angehet, 

den Gaſt aufhalten wohe er ftehet, 

Will Saft Gewalt brauchen, nicht nemmen Huldt, 
Empfangt er drumb Schaden, ift fein die Schult, 
Wann nun gzwiſchen zweyen ein Händl entftundt, 
Durch nachjagen nicht erlangen khundt, 

Vndt fchlagt den andern ins Nachbarn Hauß 
zahlt 5 @& 9 der Thäter gleich aus, 

dem Richter zur Straf auch ohne Streutt, 
dem lager und Nachbarn allen beeden abbitt. 
Berbottne Wort ftrafft Richter baldt, 

mit 18 9 gleich audgezalt, 

Hats einer in Baarfchafft nicht darzufchießen, 
So mueß ers mit dem Leib abbüßen. 

Wer Gott läftert, Batter vnd Mutter fchmäht, 
dem würdt die Zung and Hädht gelegt. 
Welcher zuckht ein Mößer oder Schwerbt 

giebt 60 5 Straf, Baßauer wertb. 

Sieht ed nun Raufen und Maulfihlög, 

Vmb 1 ®  fraff Richter allıwög. 

Ein Saft, der dem Wörth die Zöch nit zalt, 
Haimlich dauon geht oder mit Gewalt, 

der mueß Straf 72 3 zallen, 

oder 72 Schläg nemmen fo ihm nit gfallen. 
Glaitt zu geben ift alfo zu uerflehen, 

daß man kheinen laft aus der Hafft gehen, 
der wider die Statt thuet vnd ohne Clagers Willen. 
Hierauf fol der Richter jedeßmahls zillen. 
Gelter Glaitt eben desgleichen, 

Richter läſt kheinen von Verhafft weichen, 

es ſey dann der Cläger waiß drumben 

oder hab vom Schultner Bezahlung bekhommen. 
Verbottne Leith vmb Gilt behalten, 

gibt Straf dem Richter 12 vnd 6 ß vor alten, 








Vnd iſt noch darbey ein ſchuldige Pflicht, 
daß er dem Gläger fein pfennig abricht. 
Gelter fo feinen Glanbigen vorfchlagt, 

zu bezahlen nit hat, fo er fagt, 

fündt ſich Aides Schwur ein Betrug, 

Daß er was verhalten oder vnderſchlueg, 

den fol man in der Statt nit leiden, 

in Jahresfrüſt mueß er von dannen fcheibten. 
Ein Wunden, die da ift ohne Lemb, 

was Pein nit beriehrt zuverftehen, 

ſtraff Richter vmb ein Pfundt Pfening, 

mit Lemb aber hats ein anderd Bebıng, 

da wirdt dem Tätter zu feiner Straf 

zu entrichten 5 @  geftrafft. 

Berbottne Leuth, die ein andern verwundt, 
fol man nit aufhalten Fhein fürthl Stundt, 
thuet es einer hieryber, man wirbt das ihnen 
Ans tätters flatt ftrafen, braucht nit lang befihnen. 
Vmb Todfchlag, Prandt vnd Raub khommen in acht, 
MWürdt gar nit mehr daraus gebracht, 
Ghericht vohrftehen oder nicht erfcheinen, 

fol 12 oder 6 8 Straf ableihnen, 

ingleihem wegen fehmächlicher Wort, 

Würdt gleichfalls geftrafft an diefem Orth. 
Eläger entpreßen oder endtgangen, 

mit dem khan Richter auch nichts anfangen, 
Mer den andern vmb Gilt clagt, 

zum verluftigen Thail der Richter fagt, 

daß er fey vmb 24 9 geftrafft 

Vndt im Bon friedt 72.9 gefchafft. 
Emproßte Sad) fo uill bebeit, 

Vnd werben verftanden diejenige Leuth 

fo ainmahl entgehen, hernach erwiſcht, 

12 und 6 ß Straff er ſchuldig iſt. 

Feuer ausfhommen vnd ders nicht befchreuth, 
Wills ſelbſt heimblich Löfchen, nit rueffen Leuth, 
Zur Straf dem Richter 1 geüth. 
Richter fol nit richten vmb Wanbtl, 








es jey dann vohr abghört des Elägers Handil, 
Richter foll khein Burger pfendten, 
füh jedesmal zu den Rechten wenden. 
Der nun einem andern was entfrembbt, 
im nacheillen fih zum wöhren wendt, 
vnd er bierbey befchädiget wirbt, 
dem ift Recht befchehen, fich alfo gebührt. 
Wann Mann vnd Weib mit einander ftreutt 
Verhandtlets die Gaiſtlich Oberkhait. 
Da Herr vnd Frau mit ihren Leuthen, 
etwann zührnen ober ſtreutten, 
Wann gleich Straich vohryber gehen, 
nur nit mit gewaffneter Handt beſchen, 
dem Dienſtpotten auch ohne Gefahr, 
die Herrſchafft iſt entſchuldiget gaar. 
Der in der Khürchen freuel treibt, 
12 vnd 68 Wandel geith, 
Vnd gewindt des Khürchen Herrn Huid 
gſchicht ihme recht, hats wohl verſchuldt, 
Ob ſchon der Wörth ein ſchlimmen Gaſt 
Der vnnutz iſt für Thür hinaus ſtoßt, 
Wann ed nur ohne Blutrunft gefchicht, 
der Wörth darf Fhein Straff geben nicht. 
Manns gefchicht das die Gherichtsdienern 
fürforbern vnd barbey verslienern, 
Der ſich mit rech hiervon purgirt, 
Bon Straf der fürforderung entfchuldiget würbt. 
Frembt Volckh ohne Bluetvergießen fchlagen, 
Ein gefößener Mann darff nichts beytragen. 
Für verworcht gehalten frembdes Guett 
fi) niemahlen gebühren thuet, 
Wann der dems gehörig gleich ftürbt, 
daß Guet feinem negften Erben gebührt. 
Fürfang vmb fremdes Gueth 
was dem Gericht hiervon gebühren thuet, . 
Gewandt 12.3 ein Kuhe 24 3 von ein Roß 36 > 
Bey frembden Gericht einen Burger clagen, 
in perföhnlichen Sprichen khan man in fragen, 








— 15 — 


wann cläger alhier Fhein ausrichtung erlangt, 

das Recht an andern Orthen anfangt, Ä f 
Würdt Burger deßen yberwunden, | 
Mueß er dem Elager abthuen zur Stunden, | 
Vnd würdt darzu noch geftrafft | 
Vmb 12 und 6 ß der Punectenfchafft. | 
Aufhalten vmb Inzicht, 

damit daß kheinem Burger beſchicht 
Vom Richter, er habe dann wahre That, 

ybrigen er nichts zu ſchaffen hat. 

Burgers Khnecht khan Richter fangen. 

doch lödig laßen vfs Burgerd Berlangen, 

Vnd daß ern wider zum Recht ftölit, 

Hieruon dann diefer Puncten melbt. 

Nottwoͤhr ift dis fo ſich begab, 

An yher Landt Raifen bevorab, 

Daß einer würdte griffen an 

Vnd waiß khain Hilf, er wöhr fich dann, 

bringt alfo feinen Gegentheil umbs Leben, 

Salvirt probirt darf Fhein Straf geben. 

Gefangen bey der Nacht eins Burgerd Khnecht 

Würdt dem Burger eruolgt vf Stöllung zum Recht. 

Wundl Wand! fo der befchicht, 

Vom Brfacher werden beede Thail abgericht, 

Acht vnd Bott gehet den Richter an, 

Ohne Elägerd Willen Fheinen aus Lohn. 

Aufhaltung der frembven GAft 

Bor Alters ift im Brauch geweſt, 

daß Richter genommen diß in Acht, 

ob ein Befchreiung ift beygebracht, 

fonft hat man khein gehalten auf, 

fol auch noch fein, man gibt Achtung drauf. 

Schaden fteyern vnd Vncoſten fiegen zue 

Der vnbillig ift, wirdt geftrafft dartzu, 

Den Bneoften abthuen vnd dem Richter geben 

60 5 Wandel merfhet eben. 

Aigner Burgfriedt weißet aus, 

Vnbewoͤglich guett, ald da tft ein Hauß, 


— 16 — 


ders Fhaufft und bat es Jahr und Tag Inn, 
fhein Anſprach vom Inlender beſchicht an in, 
der pleibt poflor, darf weiter nit fragen, 

der Ausländer mueß Vncoſten abtragen. 

Aigen Berfhauffen, daß fol befchehen, 

mit Willen der Erben, thue dich wohl verfehen. 
Fenckhnus ohne Todt fol nicht Ienger pleiben, 
als drey Tag vorm Richter, der Buncten thuet fchreiben. 
Erlangted Burgerredit, drauf volgt das Schwöhren 
dem fürften zur Schran will fich Bebühren, 

Bon deme nimbt Richter 60 3 ein, 

der frohnbott mit 12 fol zu frieden feyn. 

Burgers Tochter erbts Burger Recht, 

fie heurath einen biefigen ober frembden Knecht, 

die 5 fl. zu geben iſt er befreyt, 

daß wißen hür fchon die meiften Leuth. 

Vnd was endtlich den Todt nicht berührt, 

Dem Richter Thein Burger zu ftrafen gebührt. 


Vmb das 1302. Jahr 

der Lebzelter Recht aufgericht wahr, 

Haben auch Pfening gemüngt gewieße Hausgenoßen, 
denen hat mans hernach nicht mehr Iaßen. 

der Bifchof hat 30 Jahr regiert, 

Anno 1314 begraben würbt. 

Wegen Eapiteld Zwytracht fteben Jahr, 

das Biftumb hernach ohne Hürtten wahr. 


| 56. Der Bifchoff Albrecht in Sachfen. (1321.) 


Wahr in feinem Thuen gaar prechtig, 

Vnd in der Hofhaltung groß vnd mechtig, 
Burger erfhaufften Rathhaus Gerechtigfeit, 

fo ihnen einzogen zu Biſchoffs Bernhardts Zeit, 
Bmb 1000 fi. bezalt paar, 

fo ſie noch genießen immerdar, | 
Hingegen höbt Bifchoff dad Minz Recht auf 
denen Hauß Genofien fo ed vorhero erfhaufft. 








— 47 — 


Biſchoff gibt den Bödhen freyheit 

eben umb obbenannte Jahres Zeit, 

Vnd in dem 1321. Jahr 

die Stiftung zu Inspruckhen beftattet wahr, 
dem Pfarrer bey St. Gilgen das Holz gehört, 
Welches alles jetzund ein Thumberr regiert. 
Vnd als man 1331 zölt, 

der Preuen freyheit wirbt aufgeftölt. 


57. Godefridus. (13&3.) 


Vom Gefchlecht einer von Weißenedh 

Hat gern gepaut allweg. 

Das Schloß Rennarigtl zum Stüfft gepracht, 
deögleichen auf Hädhelberg gedacht, 

So vorhero ein Mayrbof wahr. 

Bifchoff regiert 20 Jahr. 

Anno 1348 am Tag Bauli ftundt ein Erbpiden auf, 
da föllen gaar füll Gepeu zu Hauf. 

Khayßer Ludtwig gab auch freyheit 

Wegen des Traidt Khaufs zu aller Zeit, 
Gleichfalls Hat Herzog Albredit, 

vom Defterreichichen Gefchlecht, 

der Khlingen Schmidt Wolfs Zeichen befreubt, 
im ganz Defterreich zur felben Zeit 

derfit Riemand dergleichen nachmachen, 

Dann PBaßauer allein in diefer Sachen. 

So würdt ein freyheit vmb den Traidt Khauff, 
Bon Herzog Stephan in Bayern gerichtet auf. 
Als man 1349 zöft, 

Wurdt den Paßauern gaar wol gewöält. 
Anno 1358, wie bericht, 

Würdt das Stift H. Geiſt aufgericht, 

dur Vrban Guntader Münz Maifter, 

Hats wohl gemeindt zu Gottes Ehr, 

fangt in Lebens Zeit die Ordtnung an, 

daß man fol halten 13. Manns Berfon, 

die Pfriendt haben zu geniefen allein, 
Hierunder follen 3 Prieſter feyn. 





Bf8 wenigft al Tag ein Möß zulefen, 

ift des Stüffters Meinung geweſen, 

Wie er dann yberaus nahmhafft, 

Hierzu vill Haufer vnd Gilten gefchafft, 
Vnd Weingärtten auch zugleich, 

Weillen er Gundtader wahr gaar reich, 
dem Pfleger fol man Pfriendt auch geben, 
Vnd ehrliche Undterhalt zu leben, 

den Stüfft Brieff ſoll er obferviren, 

damit er hieraus Fhan refpondiren. 


38. Bifchoff Albrecht von Winckhel. (1362.) 


Vnainigkheit macht felten reich, 

Weil der Biſchofs Stab einer Helleparten gleich, 
ift Khrieg und Vnruhe gewiß nicht weith, 
Bey Bifchoff und Burger vmb felbe Zeith, 
dann Bifchoff, ob er ſchon nnverzagt, 

Bon Burgern wurbt er aus der Stadt verjagt. 
Vmb Willen fie ihn nicht wollen nennen, 
ihren Herrn vnd ihn dafür erfhennen, 
abermal felbft Herrn fein wollen wie ein Reichs Statt, 
MWormit Bischoff nichts zu fchaffen bat, 

dahero Burger gleich alöbalt, 

fih vnderfangen aller Gewaldt, 

Hanghen ein Glockhen vf dem Rathhaus auf, 
fo man e8 leuth, alsbaldt ein Hauff 

der Burger ind Gwoͤhr verfamblen fich, 

Wohe mans hinfchafft gaar willigelich, 
Beſötzten al Thurn vnd Thor zugleich 

nach Gewalt und Maß einer Statt des Reiche, 
haben Bifchoff vnd Thumherrn hinausgejagt, 
felbft Herrn wollens fein, haben fte gefagt. 
der Bifchoff wagt hierauf vill Gelt, 

Werbt VBöldher darmit zu ziehen ins felbt, 
hendht fich alsbaldt an große Leuth 

ihm Hilff zu leiften felbe Zeit, 

Den Burgern zu weifen, daß er ein Herr, 
yber die Statt vnd fie nicht mehr, 


— 18 — 


Wolt lieber lagen felbft das Loͤben 

Als Herrfchaft Gewalt von fich geben. 

Bey der Orla würbt ein Schlacht angeftöft, 
jiegt Bifchoff vnd Burger zugleich ins felbt 
Vnd fchluegen dafelbft alfo zufamb, 

Wie gefchriben, das Blut in der Orla rann, 
Wie dann auch gemeldtet würbt, 

fo hat mans gaar in der Thonau gefpierth. 
Morbey der Bifchoff erhalten das feldt, 

die Burger gaben das ferfen Geldt, 

Bil tode Leiber auf der Wahlftatt 

man hernach gefunden hat, 

Burger begehrten fich zu wöhren nicht mehr, 
fagten, der Biſchoff fey ihr Herr, 

yber fie ond der ganzen Statt, 

mit der der alzeit zu fchaffen hat. 

Drauf hebt fich erft das Klagen ans - 

Vom Pabft wurdtend gelegt in Bann, 

Vom Khayfer genommen in die Acht, 

Ein Straff würbt noch darzu erbacht, 
30000 Marckh Bolt dem Bifchoff geben, 
Weils zu vill, leidt es ein Vergleich darneben, 
Bon deme hernach gemeldet wirbt, 

Bifchoff pleibt Herr, noch dato regiert, 

Vom Khayßer auch Privilegia erhalt, 
Burger müßen löben under feinem Gewalt, 
wie dann in alten Büchern bericht, 

A 1367 würdt der Defterreicherifche Spruch anfgericht, 
fo hernach mit mehren weift, 

daß Burgetſchafft Gehorfamb laiſt. 


Der Erfte Oeſterreicherifche Sprud. (1367.) 


Herzog Albrecht und LXeopolt yon Defterreich; 
zwee Brüder, wahren damahls gleich, 
Wurdten erkhüſt als Schiedtleuth, 
den Biſchoff und Burger zu entſcheiden vom Streutt, 
fürs erſte würdt geſprochen allein, 
Biſchoff vnd Burger ſollen guett freunde ſein, 
4 





— 50 — 


Gefangne beederfeitd wiedergeben, 

Vnd ſollen ins Fhünfftig ainig leben, 

dem Capitl Brüff vnd Sigil zuftöllen, 

famt andern allen mehr Gefällen 

fo Burger zu ſich genommen mit Gewaldt, 
ſollens zueftöllen alfobalbt, 

Auch die Vöftung Niederhaus vndt Mauth 
dem Fürften gehört, ihme anvertrauth, 

die Minz famt andern mehr 

Müßen Burger wieberumb geben ber, 
Thumbherrn Hof und deren Guett 

die Burgerfchafft wieder geben thuet, 

Allein der Garten den Burgern bleibt, 

den man jest Freythoff nennt und fchreibt, 
fo vorhero denen Thumbherrn geweßt, 
Haben die Burger an fich geleßt, 

Gaben 100 fl. paar Geldt darumb, 

Weil vill Burger im Khrieg fein khommen vmb, 
Welche fie dafelbften haben, 

Als in dem Paan, hinein begraben, 
Hiegegen würdet auch vermelbt, 

daß Bifchoff denen Burgern wieder zuegeftölt, 
Was er im Khrieg ihnen einzogen hat, 

an liegenden Grundtftüd außer der Statt, 
Neben dem foll die Vöftung Wilvdenftain 
Bis Georgen Tag aufgefchoben fein 

recht zu onderfchaiden wembs gebührt, 

dem Bifchoffen oder Burger erwartet würdt, 
Es haben auch anbey zugleich . i 
Beede Fürften vom Haus Defterreich 

An Pabſten Brüeff gefchicht in der Maßen, 
daß er woll Burger aud dem Pann laßen, 
damits denen Gottsbienften werden zu Thail 
Vnd zu fuchen haben ihrer Seelen Hail, 
So wahren auch Brieff an Khayßer bracht, 
daß Burger khommen aus der Acht, 

Vnd endtet fich Hiermit zugleich 

der erfte Spruch von Defterreicdh, 





— 31 — 


Welcher von zwee Abgeſandten würdt verricht, 
deſſen und die alte Schrift bericht. 


Der Ander Defterreicherifche Sprud. (1368.) 
Als man 1368 zölt, 
Wurde der ander Oeſterreicheriſche Spruch angeſtoͤlt, 
Worbey der erften Puncten wahr, 
den völligen Gewalt zu geben bar 
denen Abgefandten von Defterreich 
Her Bifchoff und Burger, beede zugleich, 
Vnd was alda würdt ausgefprochen 
Bon jedem Thail gehalten vnzerbrochen, 
Biſchoff gibt ſein Beranlaffung 
mit des Capitels Berwilligung. 
Burger haben auch gleichergeftalt 
durch Anlaß ihren völigen Gewalt, 
nad) vorhero gemeltermaßen 
denen von Haus Defterreich Iaßen, 
Vom dritten Puncten gefchriben ftehet, 
ift geweſt ver Verainigung Vohrredt. 
‚Zum Bierten würbt gaar wohl betracht, 
daß man eine gemwiße Ordtnung gemacht. 
Bischoff vnd Burger, beede indgemein, 
zu halten alles ſchuldig fein, 
Was der Spruch nun in ſich hatt, 
Darumb habens Ybergeben ben Gewalt, 
Zum 6n guette freunde fein ſollen 
Biſchoff vnd Burger, bie Spruchleuth wollen. 
Weild dann nit mehr einander haſſen, 
ſollens Gefangne ledig laſſen, 
Freythof bleibt denen Burgern allein, 
ybrigens ſoll als denen Thumbherrn fein. 
Burger ſollen dargegen 
für den Freythof 160 fl. darlegen, 
Es bleib die Voͤſtung Wildenftain 
noch vnzerthailt insgemain. 
Es ſoll im geringſten kein Irrung geben, 
ber Beſchaidenheit würdt man nachleben. 

40 





Der Schaden fol zugleich aufgeben, 

fo durch Todſchlag, Raub vnd Prandt befchehen, 
Es fey bey Armen oder Reich, 

der Schaden fol aufgehen gleidh. 

Weil Burger den Anfang des Khriegs gemacht, 
den Biſchoff alfo zu Schaden bradt, 

daß er Murdht vnd Schloßer verfühen müflen, 
darumb follen fie ed auch billig bießen, 

zu Widerlöſung befchaidtne Hilff thuen 

Mas recht und billig ift, erfendt man, 

dahero würdt auch ferners betracht, 

Bf alle Jahr ein Zahlfrüſt gemacht, 

1000 & », die Burger follen geben 

Am Weinacht Abent, merfhe eben, 

dem Biſchoff, als ihrem natierlichen Herrn, 

. Zum PBoen, das fole 10 Jahr wöhren. 

Vnd anfangen den erften Erlag 

den nechften Abend vorm Weinacht Tag. 

Auf St. Georgen Berg am Oberhaus 

fol man den Poen alzeit geben aus. 

Do würdt darbey ausprudhlich benenbt, 

daß fih der Poen in zehen Jahr endt. 
Kheinen andern Herrn haben Burger nicht 
Als den Bifchoffen, ihme feins verpflicht, 
Erwölten Herrn ehrlich empfangen 

Will Bischoff haben, ift fein Verlangen. 

Mit 16 Jahren eined Burgerd Sohn 

zur felben Zeith müft fehwören fchon. 

Der Aidtesfohrmb ftehet alſo darbey 

dem Biſchoff und Gottshauß fein getreu, 

deßen Nuten fördern vnd Schaden wenden, 
Mieften ſich Burger und Sohn verpfändten. 
Biſchoff Hingegen verheißen foll, 

daß er ihr gnädger Herr fein woll, 

fie hürtten of der Paſſauer Waiden 

bey ihren alten ©erechtigfeiten. 

Die findet man auch darneben, 

Biſchoff khan ein Rath ſetzen Doch 2 Inſigl geben. 








53 


Der Rathöheren mögen fein in der Zall 

Bon 11 bis 19, nach Biſchoffs Wahl. 

Bom Bifchoff ein Burgermeifter geordtnet würt, 
ſoll ein gefeßner Burger fein, fich gebührt. 

Statt Richter fegt ein Statt Rath, 

den Bifchoff zu verordnen hat. 

bie Anmwält figen dem Statt Rath bey, 

obſchon Fheiner Fhein Burger fey. 

Burgermeifter, Richter und Anwäldt ſchwoͤren follen, 
daß fie dem Bifchoff getreu fein wollen. 

Gegen dem Fürften ſchwoͤrt der ganze Rath, 

fo vorgefößet ift der Statt, 

Im Rath alles zum Nugen betrachten, 

Vbrigen fheine Freundtfchafft achten. 

Rath Täg alle Wochen 3mahl halten, 

ift zwahr georbnet worden vor alten. 

gaar löblich Recht ſich auch gebürt, 

daß an der Billigfheit niemandt verhindert wirbt, 
deromegen gewiße Täg beftellt, 

als erchtag, Pfinftag vnd Sambftag ermölt, 

zu vollziehen die Gerechtigfheit. 

Niemand zue lieb noch zue leibt. 

Richter fol wochentlich 3mahl 

zu Gericht fiten benennte Zall, 

Am Montag, Mittwoch vnd Freytag 

die Antwort zu hören ſowohl als Clag, 

den Beſchaidt halten ſo juft vnd gleich, 

daß ihme der Armb fey wie der Reich. 

die vom Rath vnd ehrbariften von der Gemein 
folfen dem Gericht beyfigen allein. 

Rath fegen vnd dene verändern mag, 

jährlich der FZürft omb St. Johanns Tag. 

Raths Raittungen follen befchehen zwahr 

zu gewißer Zeit alle Jahr, 

doch daß Richter vnd Anwäldt darbeh nicht ſeyn, 
auß gewießer Vrſach iſt guett zu bilden ein. 

Der Fürſt khan Burgermeiſter vnd Richter verkehrn, 
Mießen ihne erkhennen für ihren Herrn. 


Bfs wenigft all Tag ein Möß zulefen, 

ift des Stüffters Meinung gewefen, 

Wie er dann yberaus nahmbhafft, 

Hierzu vill Haufer nd Gilten gefchafft, 
Vnd Weingärtten auch zugleich, 

Meilen er Gundtacker wahr gaar reich, 
dem Pfleger fol man Pfriendt auch geben, 
Vnd ehrliche Undterhalt zu leben, 

den Stüfft Brieff fol er obferviren, 

damit er hieraus khan refpondiren. 


38. Biſchoff Albredt von Winckhel. (1362.) 


Bnainigfheit macht felten reich, 

Weil der Bifchofs Stab einer Helleparten gleich, 
ift Khrieg vnd Vnruhe gewiß nicht weith, 
Bey Biichoff und Burger vmb felbe Zeith, 
dann Biſchoff, ob er ſchon nnverzagt, 

Bon Burgern wurbt er aus der Stadt verjagt. 
Vmb Willen fie ihn nicht wollen nennen, 
ihren Herrn vnd ihn dafür erfhennen, ' 
abermal felbft Herrn fein wollen wie ein Reichs Statt, 
Wormit Bischoff nichts zu fehaffen hat, 

dahero Burger gleich alsbalt, 

ſich vnderfangen aller Gewaldt, 

Hanghen ein Glockhen vf dem Rathhaus auf, 
ſo man es leuth, alsbaldt ein Hauff 

der Burger ins Gwoͤhr verſamblen ſich, 

Wohe mans hinſchafft gaar willigelich, 
Beſoötzten al Thurn vnd Thor zugleich 

nad) Gewalt und Maß einer Statt des Reiche, 
haben Bifchoff vnd Thumherrn hinausgejagt, 
ſelbſt Herrn wollens fein, haben fie gefagt. 
der Biſchoff wagt hierauf vill Gelt, 

Werbt Völdher darmit zu ziehen ins felbt, 
hendht fich alsbaldt an große Leuth 

ihm Hilff zu leiften felbe Zeit, 

Den Burgern zu weifen, daß er ein Herr, 
yber die Statt ond fie nicht mehr, 


— 55 — 
Die Zeit würdt nad) der Büecher Sag, 
Altweg vmb St. Johannßtag, 
Die jüngern Bürger follen den Aidt laiſten 
mit 16 Jahren, nach dem Berhaißen. 
Man findt von beeden Thaillen bericht, 
den Spruch zuhalten ewigfhlic. 
Stehet auch austruckhlich darneben, 
Instrument vnd Compromiss denen Burgern geben. 


Ende des 2. Defterreiherifhen Spruchs. 


Sn dem 1370tgften Jahr 

der Miller Brief aufgericht wahr, 

Bon diefem Jahr ein Bayrifche Freyheit fpricht, 
Dur Dtten, Ehurfürften, aufgericht, 

daß Paßauer des Traidt Khaufs befreut, 
In Bayrn durch aus den Inlendern gleich. 
De A’ 1378 findet man 

Vom Khayfer Carl ein Confirmation 
Dber alle Paßaueriſche freyheiten, 

beftättet worden vmb felbige Zeiten. 

A 1378 bemelten Tag 

Beſtättet König Wenzl zu Praag 

den Paßauern freyheiten, wie gemelbt 

Und durch die alte Schrifft erzehlt. 


39. Biſchoff Sjohaunes. (1388.) 


Bon Scherffenderg ein friedtlicher Herr, 
6 Jahr lang regieret er 

Ainig, friedtlich und getreu, 

Bei St. Peters Altar er begraben fey 
geweßt vor der Brunft, hernach erhebt, 
Heben andern noch im Thumb ftehet. 


60 und 61. Bifchoff Nuepertus uud Biſchoff Georg. 
Rupertus ein Herzog vom Perg genandt, 
Würdt naher Paßau als Bifchoff gefandt, 
Neben deme ein anderer noch, 
Georgius von Hohenloch, 











56 


giebt yberaus großen Streutt, 

Khrieg vndt große Unainigfeit, 

Und wie die alte Schrüfft melbt, 

So hat Rupertus erhalten das feldt 

durch Khönig Wentel von Böhm, 

der hat ihme damahls Bold her. geben, 

der Pabſt will den Georgium haben 

Vnd ihne mit dem Biftumb begaben, 

darumb würdt Paſſau belagert gleich 

durch Herzogen von Defterreich, 

Burger halten fih an Böhmifchen Khönig 

Und feindt ihme mehr als dem Biſchoff vnderthenig, 
Werth alfo die ftreuttige Wahl 

ins fünffte Jahr in dem Kal, 

dahero die Burger ihnen bilden ein 

Abermahl felbften Herren zu feyn, 

Kheinem Bifchoff mehr zu obediren, 

Begehren allein die Statt zu regieren. 

Thurn, Thür und Thor fambt dem Statt Graben 
die Burger alles befößt haben, 

Bis ſich die Bifchöff entlich verglichen 

Vnd A? 1393 der Ruprecht dem Georgen gewichen, 
Biſchoff Ruprecht verleiht dem Spital 

das Preyhaus ze haben allemahl, 

deögleichen auch würbt gemelbt, 

Berleicht er der Statt Kammer das Vmgeldt, 
daßelb 15 Jahr zu genießen, 

damit fie ihren Schaden bießen, 

fo wegen des Khriegs ihnen befchehen, 

Weil ihnen fo vill auf thet gehen. 

die Baßauer haben wie benendt, 

das Schloß Neuburg ausgeprendt, 

Meilen fie von dortaus wurdten vervolgt, 

darumb ſeins deme auch abholdt, 

Bon Khönig Wenzl zu Behm empfangen Burger Gnabt, 
das Vmgeldt auf ewig ihnen beftatt hat, 
Salkfreyheit er desgleichen fchafft, 

‚erledigt Burger von der Leibaigenſchafft. 





— 7 — 


Hat fie desgleichen absolvirt, 

Bon der Aberacht deliberirt. 

Daß jeder mag handeln wohin er wol, 
fheinem nichts mehr befchehen fol, 
paßieren zu laſſen was fie erfhaufft, 
ferners nichts mehr zehalten auf, 

des Khriegs nichts zu entgelten laßen, 
an Leib vnd guett allermaßen. 


1394. Ein Pöchenfächt würbt aufgericht, 
hiervon findet man alfo Bericht, 
Mas von Schaaf *) Getraidt, merdhe wol, 
der Pockh für Brodt padhen fol, 
Wie ſchwer vndt guett ein gewißes Zi, 
Pad nit wie der Poöchkh felbften will, 
Der nur allein auf fein Bortl fchautt. 
Drumb hat man fheinem Pödhen traut, 
Vnd deromegen Schrägen vnd Schuzen paut. 


Prachatizer Steigs freyheit betr. (1399.) 


Prachatizer Steigs freyheit 

fo aufgeriddt worden umb diefe Zeit 
Bon.Khönig Wenzl aus Behamben, 

Der hat ed den Paßauern geben, 

Traidt zefauffen, herauszeführen 

fol denen Paßauern Niemandt wöhren, 

Es fey zu Khrieg oder Theurungs Zeit, 
gegen billicher Mauth, nach alter Gemwonhait, 
Vnd obgleich ein Khrieg fich erhueb, 

Daß Behmb mit dem Bifchoff und Eapitel ohnainig würbt, 
fo foll es doch unvergriffen fein, 

Paßauer gemeßen ihre Freyheit allein, 

Des Gulten fleigd Halber, wie gemelt, 

fo aufgericht als man 1399 zölt. 


1405. Paßauer freyheiten das völlig Werckh, 
Beſtatt Khönig Ruprecht zu Amperg. 


— — — 
. 


*) Scheffel. 


1406. Es hat auch Herzog Leopoldt 
freyheiten geben aus gnädgſter Hulbt 
denen Paßauern, daß follen ficher fein 
An Leib vnd Guett mit Traidt und Wein, 
Was fie aus Defterreich führen wollen, 
des alten Khriegs nicht mehr entgelten follen. 


Bifhoff Georg von Hohenloch. 
Nun fangt Bifchoff Georg an, 
Bon Hohenlod ein prachtiger Dann, 
Wahr gefcheut und rachgierig darbey, 
Was ihme zu wider gefchehen ſey, 
das fchreibt er in ein Schreib Täfelein, 
damit er nur khan gerochen fein, , 
Vnd wart alfo vf gewiße Zeit, 
zu begebenter Gelegenheit, 
Wie er dann einsmald gedacht, 
Dom Schloß genant Haimbach 
denen Burgern- ihrn Wein ließ nemmen, 
zum Gehorfam follen fie fich bequemen, 
den freythof mieſten fie abermal leſen 
Vmb 100 fl., der vohr ihr geweſen, 
Weil man noch vfs Fhriegen fchautt, 
Wurdt der Thurn auf der eben paut 
In dem 1407n Jahr, 
Am Thumb auch was gepauet wahr, 
Wie dann angefchriben, o Welt, o Welt! 
der Biſchoff für fein Sprichwort belt, 
AO 1408 würdt die Umgelt Stuben und Rathhaus 
Bon dreyen Heußern gemacht auß. 
Bifchoff und Burger anander anfchauen, 
Will einer dem andern nit recht thrauen, 
Wie dann wegen des Schlößl zu Hädhlberg 
die Burger vermainten es würdte ein Pollwerckh 
derjelben Zeiten aufgericht, 
Hiervon der Statt Schaden befchicht, 
darumben dann Khrieg entftundt, 
den man nit geſchwindt vergleichen Fhunt, 








1409. 


Burger machten ein jelichen Auflauf, 

Richten Glockhen im Rathhaus abermalen auf, 

Bemächtigen fich der Thurn vnd Thor, 

vnd ftölten fich ind Gewähr wie vohr, 

AS nun Bifhov und Thumbherren 

der Burger Gedankhen und Mainung fpühren, 

wolt ihnen nicht fchmedhen der Baßauer Luft, 

Balt einer den andern haimblich ruefft, 

ehe yber fie fhumbt der Burger Strauß 

muchten fie fi zum Thor hinaus, 

Laßen die Burger Herrn fein, 

damahls yber die Statt allein, 

haben aber nicht lang regiert, 

Biſchoff an Khönigliche Hoff appellirt, 

So abermahl im Guette verglichen, 

Burger fein dem Bifchoff gewichen, 

die Herrichafft ihme ybergeben, 

Wolten hinfüro in Gehorfamb leben, 

Biſchoff verbleibt Herr, 

vnd würdt auch Khayferlicder Reihe Canzler. 

Khönig Nuepredhten Sprach leut 

wegen Häckhelperg. 

Die Abgefanten vom König wollen, 

daß Unwillen beederfeits abfein follen. 

der Bifchoff die Burger fol lafien bleiben 

Bey ihren Rechten, zum clagen nicht treiben. 

der dritte Puncten zaigt darbey, 

daß Biſchoffs lag, ganzlich abfey, 

An Khoönigs Hof wider Burger einzelegen 

ift hiermit abgeichafft, doch follen dargegen 

Burger die Glodhen vom Rathhaus thuen, 

Vnd ob fie deßen beſchwehret num, 

mögen fie ihr Noth thun fagen, 

den Bifchoffen fürn Römifchen Khönig drumb clagen. 


Anderer Streutt wegen Hädhelperg. 


In diefem Jahr, wie Die Bücher fagen, 
Hat ſich abermal ein Streutt zueiragen 


AAO. 


all. 


— 60 — 


Zwiſchen dem Bifchoff vnd Burgerfchafft gemein, 

zwar nur wegen Hädhelperg allein, 

dahero wanns dem Bifchoff eeben, 

fol erd dem Spital zu Fhauffen geben, 

oder Da er doch ein Luft will pauen, 

fo fol er gleichwohl vf das fchauen, 

daß alles werde aufgericht, 

damit der Statt khein Schaden beichicht. 
Spruch wegen Hädhelperg. 

Wann der Stodh zu Hädhelperg 

Ainß Gaden hoch aufpauet werdt, 

fol der ander Gaden nit mehr fein 

fo dich von Ziegel, fondern nur allein 

zwehen Schuech didh erpaueth wehren, 

würdt audgefprochen vf der Burger Begern. 

Kheinen ander Graben vmb den Stodh führen, 

Warbey man fich doch möchte wöhren, 

auch jegiger Graben nicht werde mit Stein 

Heraus gemauert, fondern allein ' 

fol er verpleiben, wie der ift, 

fo mar in andern Puncten ließt. 


Nun begab es ſich in diefem Sahr, 

daß Bifchoff Georg verraißt wahr, 

der ftüfftet einen Adelsmann, 

Namend Heinrichen von Burchperg an, 
der damals wahr fein Verwößer 

oder mehrers zuſagen Statthalter, 

damit, weil Biſchoff abiwefentlich, 

Er mit den Burgern vergleiche fich 
Wegen Hädhelperg, fol wohl drauf fchauen, 
Dmb ein Ziegl höcher und dickher pauen, 
Welches er Bittweiß begehrt, 

Vnd deßen auch von Burgern gewehrt. 
Bayrifcher Vertrag mit Herzog Heinrich, 
der begreift vnd hält fo vill in fich, 

daß jedem Inwohner von Bayerlandt 

die freyheit zu Baßau werde vergunt 


1414. 


— 61 — 


Saltz fürführen ohne Nieberlag 

oder den Burgern verfhauffen mag, 

dann vmb die Statt zufahren, merfhet eben, 
darf Niemandt, er miefte dann Niederlag geben, 
Weil die zu Baßau felben Zeit | 
Wegen SalpWeefen fonders befreutt, 

damahls wahr bey St. Nicola 

Khein Salg fuhrfarth nicht allda, 

fondern zu Paßau die rechte Niederlag 

Am Ihn und Thonau auf vnd ab, 

Ob nun Baßauer in diefem fall 

Nichts vergeben haben dazumahl 

An ihrer freyheitS Gerecdhtigfheit, 

Welches fie hernach bereuth, 

das laßet man an feinem Drth, 

fahrt nur allein in deme forth, 

daß Bayern vnd Baßauer haben Khrieg geführt, 
wie dann deswegen gemeldtet würdt, 

Ein Thail dem andern durch Vergleich, 

daß abgenommen wieder reich. 

Khönig Sigemundten Confirmation 

Vber gemeiner Stattfreyheiten zeiget an, 
daßelbe ausgefertiget 


- Zu Rothenberg an der Tauber gefchrieben ftehet, 


Bifchoff laͤſt vill geheen auf, 

Hat Schloßer vmb baares Belt verfhaufft, 
Am Thum ftehet gefchriben O Welt, o Welt, 
fo man für fein Sprichwort belt, 

Würdt gaar Bifchoff zu Gran, 

ohnverhofft fhumbt ihn ein fieber an, 

Vnd obwohle er 35 Jahr regiert, 

Sleichwol der Tod fein Meifter würbt. 


623. Biſchoff Leonhardt. 


Ainer von Leining des Geſchlechts wahr der, 
Vnd auch darbey ein geſcheuter Herr, 
gleichwohl trüfft ihn auch Vnainigkheit, 

daß Capitel will nicht völlig zur felben Zeit, 


— 593 — 


Der Schaden foll. zugleich aufgehen, 
fo dur Todfchlag, Raub vnd Prandt befchehen, 
Es ſey bey Armen oder Reich, 
der Schaden full aufgehen gleich. 
Weil Burger den Anfang des Khriegs gemacht, 
den Bischoff alfo zu Schaden bradt, 
daß er Marckht vnd Schloßer verfügen müflen, 
darumb follen fie es auch billig bießen, 
zu Widerlöfung befchaidtne Hilff thuen 
Was recht ond billig ift, erfendt man, 
dahero würdt auch ferners betracht, 
Bf alle Jahr ein Zahlfrüft gemacht, 
1000 & » die Burger follen geben 
Am Weinacht Abent, merfhe eben, 
dem Biichoff, als ihrem natierlichen Herrn, 
. Zum Poen, das folle 10 Jahr wöhren. 
Vnd anfangen den erften Erlag 
den nechften Abend vorm Weinacht Tag. 
Auf St. Georgen Perg am Oherhaus 
fol man den Poen alzeit geben aus. 
Doch würdt darbey ausdruckhlich benendt, 
daß ſich der Poen in zehen Jahr endt. 
Kheinen andern Herrn haben Burger nicht 
Al den Bilchoffen, ihme ſeins verpflicht, 
Erwölten Herrn ehrlich empfangen 
Will Bifchoff haben, ift fein Verlangen. 
Mit 16 Jahren eines Burgers Sohn 
zur felben Zeith müft ſchwören fchon. 
Der Aidtesfohrmb ftehet alfo darbey 
dem Bifchoff vnd Gottshauß fein getren, 
deßen Nuten fördern vnd Schaden wenden, 
Mieften ſich Burger und Sohn verpfändten. 
Bifchoff hingegen verheißen fol, 
daß er ihr gnädger Herr fein woll, 
fie hürtten vf der Paſſauer Waiden 
bey ihren alten Gerechtigfeiten. 
Diß findet man auch darneben, 
Bischoff khan ein Rath ſetzen doch 2 Inſigl geben. 








53 


Der Rathsherrn mögen fein in der Zall 

Bon 11 bis 19, nah Bifchoffe Wahl. 

Vom Bifchoff ein Burgermeifter geordinet würt, 
fol ein gefeßner Burger fein, fich gebüßrt. 

Statt Richter fegt ein Statt Rath, 

den Bifchoff zu verorbnen hat. 

die Anwält fiten dem Statt Rath bey, 

obfchon Fheiner Fhein Burger fey. 

YBurgermeifter, Richter und Anwäldt ſchwören follen, 
daß fie dem Bifchoff getreu fein wollen. 

Gegen dem Fürften ſchwört der ganze Rath, 

fo vorgefößet {ft der Statt, 

Im Rath alles zum Nuten betrachten, 

Hbrigen Fheine Freundtfchafft achten. 

Rath Täg alle Wochen 3mahl halten, 

ift zwahr geordnet worden vor alten. 

gaar Löblich Recht fich auch gebürt, 

daß an der Billigfheit niemandt verhindert würdt, 
derowegen gewiße Täg beftellt, 

als erchtag, Pfinftag und Sambftag erwölt, 

zu vollziehen die Gerechtigfheit. 

Niemand zue lieb noch zue leidt. 

Richter fol mwochentlich Zmahl 

zu Gericht fihen benennte Zall, 

Am Montag, Mittwoch vnd Freytag 

die Antwort zu hören fowohl ald lag, 

den Befchaidt halten fo juft vnd gleich, 

daß ihme der Armb fey wie der Reich. 

die vom Rath vnd ehrbariften von der Gemein 
ſollen dem Gericht beyſitzen allein. 

Kath feben und dene verändern mag, 

jährlich der Zürft vmb St. Johannes Tag. 

Mathe Raittungen folen befchehen wahr 

zu gewißer Zeit alle Jahr, 

doch daß Richter vnd Anwäldt darbeh nicht ſeyn, 
auß gewießer Vrſach iſt guett zu bilden ein. 

Der Fürft khan Burgermeiſter und Richter verkehrn, 
Mießen ihne erfhennen für ihren Herrn. 


— 5: — 


Neue Ordtnung oder Aufſatz, 

ohne Biſchoffs Willen, findt aufzurichten nit Platz, 
dem Rath ein Aidt fchwört die Gemein, 

daß fie wollen gehorfamb fein. 

Dem Burgermeifter neue Burger ſchwoͤren follen, 
daß fie gehorfamb fein wollen 

dem Bifchoff, dem Gottshaus vnd dem Rath, 

der Puncten diß in fih hat. 

Der Biſchoff bat, wie geweßt vor alten, 

zu denen Thurn vnd Thor die Echlüffel zu verwalten. 
Biſchof vnd Burger fich erflehren 

durch Anlaß Brief Ainigfheit begehren, 

dahero die vom Haus Oeſterreich 

Schirm und Hilf anbieten den PBaflauern gleich, 
Sollen fich nicht betrieben wegen des Khriegs, fo befchehen, 
In Zueflucdht auf die von Haus Oefterreich fehen. 
Hiegegen follen Paßauer fein bereit 

in allem fall zu Khrieges Zeit, 

den Puncten niemals vnterlaßen 

die von Haus Oeſterreich aus⸗ vnd einlaßen. 

So ftehet auch gefchriben darneben, 

Speiß ond Trank vmb Belt geben, 

daß wann es ſich zu Krieges Zeit 

Begab, daß die von Defterreich 

Bey denen Paßauern freundtfchafft wollen, 

ihnen das niemals abfchlagen follen. 

den Widerfagern in allem fall, 

nicht hilflich fein jedesmahl, 

Wie dann die endtliche Meinung vnd Wii 
Verbunden ift durch Brüeff vnd Sigil, 

Hiegegen würdt befchriben erfunden, 

daß fi) die von Haus Defterreich verbunden, 
denen Baßauern alzeit Hilf zu thuen, 

von dortaus ftehetd jebt vnd fortan. 

darumb würbt ein Punct bier aufgericht, 

darbey zu: verpleiben ewigfhlich. 

die Artiful gehalten will fich gebüren, 

Einen Aidt follen alle Paßauer ſchwöhren. 











— 35 — 
Die Zeit würdt nach der Büecher Sag, 
Allweg vmb St. Johannptag, 
die jüngern Bürger follen den Aidt Taiften . 
mit 16 Jahren, nad) dem Berhaißen. 
Man findt von beeden Thaillen bericht, 
den Spruch zuhalten ewigfhlic. 
Stehet auch austrudhlich darneben, 
Instrument vnd Compromiss denen Burgern geben. 


Ende des 2. Defterreiherifhen Spruchs. 


In dem 1370tgften Jahr 

der Miller Brief aufgericht wahr, 

Von diefem Jahr ein Bayrifche Freyheit fpricht, 
Dur Dtten, Ehurfürften, aufgericht, 

daß Paßauer ded Traidt Khaufs befreut, 
In Bayın durd) aus den Inlendern gleich. 
De 9" 1378 findet man 

Vom Khayfer Carl ein Confirmation 
Dber alle Paßaueriſche freyheiten, 

beftättet worden vmb felbige Zeiten. 

A 1378 bemelten Tag 

Beftättet König Wenzl zu Praag 

den Paßauern freyheiten, wie gemeldt 

Und durch die alte Schrift erzehlt. 


59. Bifchoff Johaunes. (1388.) 


- Bon Scherffenberg ein friedtlicher Herr, 
6 Jahr lang regieret er 

Ainig, friedilich und getreu, 

Bei St. Peters Altar er begraben fey 
geweßt vor der Brunft, bernach erhebt, 
Neben andern noch im Thumb ftehet. 


60 und 61. Bifchoff Nuepertus und Bitchoff Georg. 
Rupertus ein Herzog vom Perg genandt, 
Würdt naher Paßau als Bischoff geſandt, 
Neben deme ein anderer noch, 
Georgius von Hohenloch, 








56 


giebt yberaus großen Streutt, 

Khrieg vndt große Unainigfeit, 

Und wie die alte Schrüfft meldt, 

&o hat Rupertus erhalten das feldt 

durch. Khönig Wentel von Böhm, 

der hat ihme damahls Volck ber. geben, 

der Pabſt will den Georgium haben 

Vnd ihne mit dem Biftumb begaben, 

darumb würdt Paſſau belagert gieich 

durch Herzegen von Defterreich, 

Burger halten fih an Böhmifchen Khönig 

Und feindt ihme mehr als dem Bifchoff vnderthenig, 
Werth alfo die ftreuttige Wahl 

ind fünffte Jahr in dem Fall, 

dahero die Burger ihnen bilden ein 

Abermahl felbften Herren zu feyn, 

Kheinem Bifchoff mehr zu obediren, 

Begehren allein die Statt zu regieren. 

Thurn, Thür ond Thor fambt dem Statt Graben 
die Burger alles befößt haben, 

Biß ſich die Bifchöff entlich verglichen 

Vnd A? 1393 der Ruprecht dem Georgen gewichen, 
Biſchoff Ruprecht verleiht dem Spital 

das Preyhaus ze haben allemal, 

deögleichen auch würdt gemelbt, 

Berleicht er der Statt Cammer das Vmgeldt, 
daßelb 15 Jahr zu genießen, 

damit fie ihren Schaden bießen, 

fo wegen des Khriegs ihnen befchehen, 

Weil ihnen fo vill auf thet gehen. 

die Baßauer haben wie benendt, 

das Schloß Neuburg audgeprendt, 

Meilen fie von dortaus wurdten vervolgt, 

darumb ſeins deme auch abholbt, 

Bon Khönig Wenzl zu Behm empfangen Burger Gnadt, 
das Vmgeldt auf ewig ihnen beſtatt hat, 
Saltzfreyheit er desgleichen ſchafft, 

‚erledigt Burger von der Leibaigenſchafft. 











— 37 — 


Hat fie desgleichen absolvirt, 

Bon der Aberacht deliberirt. 

Daß jeder mag handeln wohin er wol, 
fheinem nichts mehr: befchehen foll, 
paßieren zu laſſen was fte erfhaufft, 
ferner& nichts mehr gehalten auf, 

des Khriegs nichts zu entgelten laßen, 
an Leib vnd guett allermaßen. 


1394. Ein Pöchenfächt würdt aufgericht, 
hiervon findet man alfo Bericht, 
Was von Schaaf *) Getraidt, merdhe wol, 
der Pockh für Brodt padhen fol, 
Wie ſchwer vndt guett ein gewißes Zill, 
Vnd nit wie der Poͤckh felbiten will, 
Der nur allein auf fein Vortl fehautt. 
Drumb hat man kheinem Poͤckhen traut, 
Vnd derowegen Schrägen und Schuzen paut. 


Prachatizer Steigs freyheit betr. (1399.) 


Prachatizer Steige freyheit 

fo aufgericht worden umb dieſe Zeit 

Von Khönig Wenzl aus Behamben, 

Der hat ed den PBaßauern geben, 

Traidt zefauffen, herauszeführen 

fol denen Paßauern Niemandt wöhren, 

Es ſey zu Khrieg oder Theurungs Zeit, _ 
gegen billicher Mauth, nach alter Gewonhait, 
Vnd obgleich ein Khrieg fich erhueb, 

Daß Behmb mit dem Bifchoff und Kapitel ohnainig würdt, 
fo fol e8 doch unvergriffen fein, 

Paßauer gemeßen ihre Freyheit allein, 

Des Gulten ſteigs Halber, wie gemelt, 

fo aufgericht als man 1399 zölt. 


1405. Baßauer freyheiten das völlig Werdh, 
Beitatt Khönig Ruprecht zu Amperg. 


— — 


*) Scheffel. 








1406. Es hat auch Herzog Leopoldt 
freyheiten geben aus gnädgfter Huldt 
denen Paßauern, daß ſollen ficher fein 
An Leib vnd Guett mit Traidt vnd Wein, 
Was fie aus Defterreich führen wollen, 
des alten Khriegs nicht mehr entgelten ſollen. 


Bifhoff Georg von Hohenlod. 
Run fangt Bifchoff Georg an, 
Bon Hohenloch ein pradhtiger Dann, 
Wahr gefcheut vnd rachgierig darbey, 
Was ihme zu wider geſchehen fey, 
das fchreibt er in ein Schreib Täfelein, 
damit er nur fhan gerochen fein, . 
Vnd wart alfo vf gewiße Zeit, 
zu begebenter Gelegenheit, 
Wie er dann einsmald gedacht, 
Bom Schloß genant Haimbady 
denen Burgern ihrn Wein ließ nemmen, 
zum Gehorfam follen fie fich bequemen, 
den freythof mieften fie abermal lefen 
Vmb 100 fl., der vohr ihr geweſen, 
Weil man noch vfs Fhriegen fchautt, 
Wurdt der Thurn auf der eben paut 
Sn dem 1407n Sahr, 
Am Thumb auch was gepauet wahr, 
Wie dann angefchriben, o Welt, o Welt! 
der Bifchoff für fein Sprichwort belt, 
Ao 1408 würdt die Umgelt Stuben und Rathhaus 
Bon dreyen Heußern gemacht aus. 
Biſchoff und Burger anander auſchauen, 
WIN einer dem andern nit recht thrauen, 
Wie dann wegen des Schlößl zu Häckhlberg 
die Burger vermainten es würdte ein PBollwerdh 
derfelben Zeiten aufgericht, 
Hiervon der Statt Schaden befchicht, 
darumben dann Khrieg entftundt, 
den man nit gefcehwindt vergleichen Fhunt, 








1409. 


— 59 — 


Burger machten ein jelichen Auflauf, 
Richten Glockhen im Rathhaus abermalen auf, 
Bemächtigen ſich der Thurn vnd Thor, 
vnd ftölten ſich ins Gewoͤhr wie vohr, 
Als nun Biſchov vnd Thumbherren 
der Burger Gedankhen vnd Mainung ſpühren, 
wolt ihnen nicht fchmedhen der Paßauer Lufft, 
Balt einer den andern haimblich ruefft, 
ehe yber fie fhumbt der Burger Strauß 
machten fie fich zum Thor hinaus, 
Laßen die Burger Herrn fein, 
damahls yber die Statt allein, 
haben aber nicht lang regiert, 
Biſchoff an Khönigliche Hoff appellirt, 
So abermahl im Guette verglichen, 
Burger fein dem Bifchoff gewichen, 
die Herrfchafft ihme ybergeben, 
MWolten hinfüro in Gehorfamb leben, 
Biſchoff verbleibt Herr, 
vnd würdt auch Schayferlicher Reichs Canzler. 
Khönig Nuepredhten Sprach leut 
| wegen Hädhelperg. 
Die Abgefanten vom König wollen, 
daß Unwillen beeverfeitö abfein follen. 
der Biſchoff die Burger fol laflen bleiben 
Bey ihren Rechten, zum clagen nicht treiben. 
ber dritte Puncten zaigt darbey, 
daß Bifchoffs Clag, ganzlich abſey, 
An Khönigd Hof wider Burger einzelegen 
ift hiermit abgefchafft, doch follen dargegen 
Burger die Glodhen vom Rathhaus thuen, 
Vnd ob fie deßen befchwehret nun, 
mögen fie ihr Roth thun fagen, 
den Bifchoffen fürn Römifchen Khönig drumb clagen. 
Anderer Streutt wegen Hädhelperg. 
In diefem Jahr, wie die Bücher fagen, 
Hat. fich abermal ein Streutt zuetragen 


A410. 


aan. 


— 0 — 


Zwiſchen dem Biſchoff und Burgerfchaflt gemein, 

zwar nur wegen Hädhelperg allein, 

dahero wanns dem Bifchoff eeben, 

fol erd dem Spital zu Fhauffen geben, 

oder da er doch ein Luft will pauen, 

fo fol er gleichwohl vf das ſchauen, 

daß alles werde aufgericht, 

damit der Statt khein Schaden beichicht. 
Sprudh wegen Hädhelperg. 

Wann der Stodh zu Hädhelperg 

Ainß Gaden body aufpauet werdt, 

fol der ander Gaden nit mehr fein 

fo dickh von Ziegel, fondern nur allein 

zweben Schuech dich erpaueth wehren, 

würdt ausgefprochen vf der Burger Begern. 

Kheinen ander Graben vmb den Stodh führen, 

Warbey man fich Doch möchte wöhren, 

auch jetiger Graben nicht werde mit Stein 

Heraus gemauert, fondern allein 

foll er verpleiben, wie der ift, 

fo mar in andern Puncten ließt. 

Run begab e8 fich in diefem Jahr, 

daß Bifchoff Georg verraißt wahr, 

der ftüfftet einen Adeldmann, 

Namens Heinrichen von Burchperg an, 

der damals wahr fein Verwößer 

oder mehrers zufagen Statthalter, 

damit, weil Bifchoff abweſentlich, 

Er mit den Burgern vergleiche fich 

Megen Hädhelyerg, fol wohl drauf ſchauen, 

Bmb ein Ziegl höcher vnd didher pauen, 

Welches er Bittweiß begehrt, 

Vnd deßen auch von Burgern gewehrt. 

Bayrifher Vertrag mit Herzog Heinrich, 

der begreift vnd hält jo vill in fich, 

daß jedem Inwohner von Bayerlandt 

die freyheit zu Baßau werde vergunt 





1414. 


— 61 — 


Salg fürführen ohne Nieverlag 

oder den Burgern verfhauffen ınag, 

dann vmb die Statt zufahren, merfhet eben, 
darf Niemandt, er miefte dann Niederlag geben, 
Weil die zu Paßau felben Zeit 

Wegen SaltzWeeſen fonders befreutt, 
damahls wahr bey St. Nicola 

Khein Salt fuhrfarth nicht allda, 

fondern zu Baßau die rechte Nieverlag 

Am Ihn und Thonau auf vnd ab, 

Ob nun Baßauer in diefem fall 

Nichts vergeben haben dazumahl 

An ihrer freyheitö Gerechtigfheit, 

Welches fie hernach bereuth, 

das laßet man an- feinem Orth, 

fahrt nur allein in deme forth, 

daß Bayern vnd Paßauer haben Khrieg geführt, 
wie dann deswegen gemelbtet würdt, 

Ein Thail dem andern durch Vergleich, 
daß abgenommen wieder reich. 

Khönig Sigemundten Confirmation 

Vber gemeiner Stattfreyheiten zeiget ar, 
daßelbe ausgefertiget 


* zu Rothenberg an der Tauber gefchrieben ftehet, 


Bifchoff läft vill geheen auf, 

Hat Schloßer vmb baared Gelt verfhaufft, 
Am Thum ftehet gefchriden D Welt, o Welt, 
fo man für fein Sprichwort hekt, | 
Würdt gaar Bischoff zu Gran, 

ohnverhofft fhumbt ihn ein fieber an, 

Vnd obmwohle er 35 Jahr regiert, 

Sleichwol der Tod fein Meifter würbt. 


62. Biſchoff Leonhardt. 


Ainer von Leining des Geſchlechts wahr. der, 
Vnd auch darbey ein geſcheuter Herr, 
gleichwohl trüfft ihn auch Vnainigkheit, 

daß Capitel will nicht voͤllig zur ſelben Zeit, 


Ihne für den rechten fürften erfhennen, 

thatl8 wollen einen andern haben vnd nennen, 
Ihne Heinrich Flenckh damals Dedhant, 
Leonhardt dad gaar hoch empfandt, 

Befleißt fi auf andere Mittel zu gebenfhen, 
thuet fich darauf an Bayern hendhen. 

Biſchoff von Salzburg fol vergleichen, 
Hainrich Flenckh will auch nicht weichen. 

Wie dann fein Capitl appellırt, 

Beym Pabſt wider Leonharten protestirt. 
Den Flenckhen zu behalten nach ihrer Wahl, 
Was thuet Leonhardten in dem fall, 

Reißt nacher Rom vnd spendirt, 

Würdt gleich zum Bifchoffen confirmirt, 
empfangt vom Bifchoffen zu Salzburg Weich 
Vnd die Regalia hernach gleich, 

des Flendhen Capitl bat nit mehr trant 
Aldbalt vmb ein Weeg von Paßau gefchaut, 
Raißt nacher Wienn wegen Sicherheit, 
Weil fie beforgten von Leonhardten Streutt. 
Wie er ed auch gleich darauf gethan, 
throhet dem Capitl mit dem Bann, 

So hierinfald wider ihn feyn, 

den Flenckhen wollen feßen ein, 

Aber das Bapitl acht es nicht vi, 
Immerfort nur den Klendhen will, 

daß er Bifchoff zu Paßau fey, 

Bon ihnen ermölt vnd bleibt darbey, 
Leonhart wolte auch nicht weichen, 

gedenfht vf Mittl zu vergleichen, 

Raißt auch nad Wienn in diefem Bedacht, 
Vergleich zu treffen, furth großen Bracht, 

ift auch hernach Bifchoff blieben, 

Was geftalten der Flenckh gewichen, 

ftehet nicht gefchrieben, 

Allein dis ift der alten Biecher deuthen, 

dag Leonhardt Luft Hate zu Malpeiten, 

führt darbey ein hohen Bracht, 





8 — 


hat 71000 fl. Schulden gemacht, 
Begert Wein, Steuer vnd Anlagen, 
Hat khupfern Schinderling *) Pfening geichlagen, 
Sept zum erften mahl einen neuen Rath, 
Rupft ihnen vohr vill Uebeltat. 
Befielcht ihnen auch hingegen, 
daß ſollen die Mauer am Sandt niderlegen, 
Welche die Burger zur Defension 
in 13 Wochen erpauet hann, 

Vnd zwahr vmb ihr baares Gelt, 
Als man —1426 zölt, 
Dahero fie ſich entſchuldigen, 
Vorbringent wie ſie vill erlitten, 
Nicht allein im Khrieg an Geldt vnd Gueth, 
fondern auch noch mit Leib vnd Bluet, 
Man dete ſie ja ſo hart bießen, 
Haben Khürchen Recht vnd Criſam entraten mießen, 
Bitten alſo geſambt insgemein, 
Er woll doch ihr gnediger Herr ſein, 
Stolleten gar Khürchfarth an, laßen Aemter fingen, 
Nur daß den Biſchoffen auf gueten Weg bringen. 
Was hilfft es, Biſchoff wahr erzürnet ſchon, 
Begehrt, daß Burger ſollen Schaden abthuen, 
Halt ihnen vohr volgende Beſchwehrungen, 
deren 47 Articul ſeyn. 
Die Burger ſuchten Hilff bey Herzogen Albrecht, 
ob er die Sach entſchaiden mecht, 
Damit doch der Biſchoff ainig ſey 
Vnd ihr gnediger Herr darbey, 
Was geſchach nun in dem Fall, 
ihrer 5 werben erwölt zu mal. 


1432. Der Zünffer Sprud. 


Für den erften wurdt benennet als 
Johann Landigraf von Leuchtenberg, Graf zu Halß, 


*) Gleichbedeutend mit „ſchlecht.“ Vergl. Scherzii Gloss, 








— HM — 


Paulus von Polhaimb, Thumb Probft, der ander, 
Der drite ald Dechant Ramens Siluefter, 

Der Ate Erbhofmeifter in Bayern, Johann von Deggenberg, 
Der 5te Hannß Notthafft Vitzthumb zu Amberg. 
Diefe fünff haben Recht erfhent, 

Darumb wurdts der 5ter Spruch genennt. 
Für den erſten Art. merfhet man wohl, 
Vngnad vnd Dnwillen abfein fol. 

Burger follen nicht mehr fein behafft, 

Hinfüro mit der Leibaigenfchafft. 

Burger follen den Bifchoff nennen, 

ihr Gnaden vnd ihn für ihren Herrn erfhennen. 
Wegen der Bnglaubigen, 

Daß Burger und Bifchoff zu Feldt zogen, . 
Vnd vor diefem mit einander geftrütten, 

follen Burger derowegen abbitten, 

Hiegegen Biſchoff Fhein Grollen mehr faßen, 
Den Burgern verzeihen vnd nachlaßen. 

Nun gab es auch befondere Händl- 

Wegen der Burger Pannier Fändl, 

Dann Bifchoff wolte nicht geftatten, 

Daß Burger ein Panier hatten, 

fondern folten ſich ergeben 

Vnd under feinem Panier leben, 

Gleichwohl haben die Spruchleutt observirt, 
Daß den Burgern auch ein Fändl gebürt, 
Weilen fie auch in Anfang, 

Zu jedes Biſchoffs Eingang 

in feiner erſten Würdigfheit 

mit zwey Inſigl wordten befreut, 

Dabero follens auch Panier haben, 

Vnd der Bifchof fie hiermit begaben, 

Neben deme die Spruchleut haben wollen, 
Daß wann Kriegdzeit ſich begeben follen 
Bad Bifchof fein Panier aufftölt im Feldt, 
So werden die Burger darunder zölt, 

Doc ihr Panier fheineswegs verffen 

Reben dem Bifchoff aufwerffen. 





— 65 — 


ſollen algeit in Gehorfamb leben, 

fich vnders Piſtumbs Panier begeben. 

Der Biſchoff hat noch, wie geweſt vor altem, 
Thor, Thürl vnd Thurn zu verwalten. 

Es ſollen auch zu jeder Zeit, 

in der Statt alle 4 Haubtleuth 

Geſetzt werden mit Biſchoffs Willen, 

ſeinen Befelch hiermit zu erfüllen. 

Alle Burger ſollen dem Biſchoff huldigen, 
Vnd da es etwan mechte geſchehen, 

daß ein Burger nicht wehr zu Haus 

Vmb ſelbige Zeit geraißet aus, 

ſo balt er nun khumbt wiederumb 

iſt er ſchuldig die Huldigung. 

Dieſer Puncten (10) weißet aus, 

daß außerhalb des RathHauß 

khein haimblicher Rath werde gehalten nicht, 
auf daß hierdurch khein Falſchheit geſchicht. 
So hat auch der Rath khein Recht, 
aufzunehmen einen Statt Khnecht. 

Die tragen praune Libere 

es ſey dann der Biſchoff weiß von ehe. 
Der Bilchoff will auch fein gewehrt 

die Gemein zefordern, fo offt ers begert. 
Burger Werden hat fein Berbleiben 

Bey dem Statt Brieff die Bücher fhreiben. 
Bor Gericht brauchet man Befchaidenhait, 
Im Reden fheine Hibigfheit, 

Ein Jeder feines Vril warth, 

Es fahl ihm nun leicht oder hardt, 

Vnd fol ein Vrilſprecher blindt fein, 

Richt fehen wer groß oder Fhlein, 

daß Vrtl fällen gewiß vnd recht, 

den Herrn nicht Fhennen vor dem Khnecht. 
Biſchoff laͤßt das Amthaus pauen, 

darin zu halten dem man nicht darf trauen, 
daß man auch nit yberfiht 

das GrundtRecht zereichen firderlich 


— 66 — 


dem Capitl zu gewißer Zeit, 

Heben ver Guült vnd anderer Gerechtigfheit, 
Weil es tft ein Geiſtlichs Guett, 

Vmb welches man Gottes Dienft verrichten thuet. 
Biſchoff Fhan fein aigen Wein, 

Vf zwee Schenfhftötten ziegen ein, 

Bnd felbe ohne Vmbgeldt, 

Derleuthgeben, der Buncten melbt. 

Es follen auch die Anmwälbt, 

wann ein Sachen im Rath; vohr fällt, 

So den Fürften oder das Capitl gehet an, 
denfelben als balten zu wißen thuen. 

Neben deme man gefchriben findt, 

daß under Biſchofs Hofgefindt 

Richt mehr als zwee Anwält figen im Rath, 
So gehalten würdt bey gematner Statt. 
Der Puncten (20) thuet austrüdhlich fagen, 
daß der Rath fol Ehein Steuer aufichlagen, 
der Bifchof habe e8 dann bewilliget, 

Anbey zugleich befchrieben ftehet, 

daß man feinen Amptleuthen 

Hiervon ihr Gebühr geb zu allen Zeiten. 
der Statt Richter ift Steuer frey, 

MWarumb aber ftehet nicht darbey, 

Vom Bifchoff follen alle Handwerks Leut 
Beftätten laßen ihre Freyheit. 

Die Fleiſchhackher hatten dazumal 

das Fleifch vf offnem Pla faill, 

Am niedern Markht ein gemwißes Drt 
Ihnen hierzu benennet warbdt, 

darum zaiget diefer Puncten an, 

daß Wann der Markht ſich endtet nun, 

So ſollen fie alfobalt 

Ihre Schragen wegthuen, würbt gefchafft mit Gewalt. 
Hingegen ſollen die Fleiſchhackher 

Vf der Thonau Prudhen fail haben nit mehr. 
Wo man vorhero die Viſch verfhaufft 

richt man anjebo den Rindermarfht auf, 





— 67 — 


Bey dem Spital St. Johann, 

Bleibt der Nahm jebt und forthan, 

Dahero wurdt damahls betracht, 

Vnd alle Hitten hinweg gebracht, 

Die Schragen fo vor Heufern fliehen, 

allwo die Leuth fail haben, 

Von denen würdt der Zinß genommen, 

Wie e8 von Alters ber ift Fhommen. 

Alle Capitl Diener, die hier leben, 

derfien weder Steur, Zurekh noch Robolt geben, 
Im Thumberrn Hof ift freyung, 
Desgleichen auch in dem Thumb. 

Es fol fi auch Niemant vergähen 

mit Worten einen Orichtsdiener ſchmähen. 
Richter fol fih nicht anmaßen, 

Einen Burger allbier fangen zelaßen, 
Hingegen fol der Rath 

einen Burger, den man gefangen Hat, 

Vmb Gerichtbarkheit allermaßen, 

ohne Richters Willen nicht loͤdig laßen, 

was gerichtbar iſt daſelbſt abtragt, 

Was den Rath angehet, alldort abſtatt. 
Eine Sach, die beriert Vnerbatkheit, 

Bey Biſchoff Bernhart ſtattbrief bleibt. 

So lang ein Burger den Aidt nicht ſchwoͤrt, 
Gerichtlich mit ihme zehandlen bleibt vnverwoͤtth. 
Ein Richter zu Yltz vnd Ihnſtatt, 

das Gericht daſelbſt zu verwalthen hat, 

die Miller zu Yhnſtatt Haben ſondete Freldt 
Kichter laͤßt aufheben zu gewißer Zeit, 
Weil er mit ihnen hat zu fchaffen, 

fhan ers auch nach Verbröchen ftrafen. 

Zu Niedernburg die Cisfterfrauen 

Haben Gewalt auf die Foͤrgen zu Die zu fchauen, 
Wegen des Brferis fein fie onderthan, 

Mer vnrecht thuet, den ftrafft man. 

Bohr diefem mars im Brauch geweſen, 

daß 32 Burger bey der Gemein gejößen, 





— 08 — 


jest aber folt es abgefchafft fein, 
nur fiten 24 allein. 
Ein Mauthner die Güeter vohr befchaut, 
Hernach darvor erft nimbt die Mauth. 
Was ein hiefiger Burger fürth, " 
vf aigen Poden fhein Mauth gebürth, 

Bon Regenspurg herab zu verftehen, 
ift in den alten Rechten vorfehen. 
Salz man zwar in Zehl und Mihel fürth, 
jedoch Fhein Niederlag aufgericht würbt, 
daß Zeller und Gries Böcher Weinrecht haben wollen, 
Sie es vorhero erweifen follen, 
Vnd fo lang nun Weifung nicht befchicht, 
Haben fie bier dad Weinrecht nicht, 
Ein Pfleger beym H. Geifts Stüfft 
fo vill deſſen Einfegung betrüfft, 
khan Bifchoff thun mit Willen des Raths, 
der Pfleger den StüfftBrief innen hat. 
Bey St. Baull die neuen Capellen, 
mögen Burger pauen vnd aufftöllen, 
jedoch daß ed Bifchoff vnd Capitl bewilliget, 
auch ohne Thurn, geſchriben ſtehet. 
Burger ſollen die Mauer aufführen, 
Am vndern Freythof will ſich gebühren, 
Aber nur auf 13 Werkhſchuech hoch, 
Wie es dann iſt zu ſehen noch. 
Vorhero ſolcher Freythof ein Paumgarten geweſt, 
Den haben Burger mit 100 8  gelöft. 
An der Zhnftatt das Pollwerfh und Schlacht, 
fo Burger zu KhriegsZeit aufgemacht. 
Das follen fie wiederumb nieberreißen, 
darmit den Graben eingleichen. 
Bon beeden Thailen fürgebracdhten Brief halben, 
Bleiben bey ihren Khräfften in allem, 
Wie fie nun des Orts vohrfhommen, 
durch die 5 Sprüchskeuth nichts benommen. 
Wehr den Spruch nicht halten will, 
Zum Peen würdt gefögt ein gewißes Zill, 


Glangt alfo der fünffte Spruch zu Endt, 
darauf fi Bifchoff und Burger lendt. 


Der Junger Spruch 
zwifhen Bhf Leonhardten vnd Gemeiner Statt Paßau. 


Bifchoff fowollen als die Statt, 

In allem Fall fich ergeben hat. 

Denen Abgefandten von Defterreich 

Was werden fchließen im Vergleich, 
darbey wollen fie alzeit pleiben, 

Vnd zur Gedechtnus in Biecher fchreiben. 


Junger Sprud. 
Hinfüro fol al Vngnad, 
Fheineöwegs mehr fünden ftatt, 
das Vnder Schloß Dis dem Bifchoff vertramt, 
Welches von ihme würdt gepauth, 
Die Burger haben hiermit nichts zu thuen, 
Vnd ob auch ſchon Juden drinn wohn, 
fo bleibt von Burgern ungeirrt, 
der Gewalt dißfalls dem Biſchof gebürth. 
Die neuen Burger jetzt vnd allwegen, 
follen beym Bifchoff den Aidt ablegen. 
Der neuen Burger Aidt lauth, 
daß alles, was ihnen anvertrauth, 
Sie wollen bey ihren getreuen Pflichten 
dem Bifchof vnd Gotts Haus zu nutzen verrichten, 
Wie auch Burgermeifter, Richter und Rath, 
Vom Biſchof gefögt an Obrigkheits flatt, 
denen wollen fie alzeit gehorfamben, 
ſchwören den Aidt auf Gottes Namen. 
Welcher Burger vorhero allein, 
dem Rath geſchworen gehorfamb zu fein, 
Vnd dem Bifchof nit in dieſem Yall, 
Gilt nicht, muß ſchwören noch ein mahl. 
Daß neue Burger alihier bey der Statt, 
5 fl. Burger Recht gibt dem Rath, 


— 70 — 


will Biſchof vom Rath gebetten ſein, 

damit ſie es derffen nemmen ein, 

Wie dann die alten Rechten ſagen, 

Biſchof ſoll ihnens niemahls abſchlagen, 

Der Richter hat 60  darvon, 

Vnd der Frohnbott 12 5 für feinen Lohn. 

Als offt an Fürſten Schreiben gehen, 

Vom Rath fol vnderſchriben ftehen, 

Ewer Gnaden anzuzeigen darbey, 

daß Bifchof der Burgerfchafft Herr fey. 

Bey dem Sten Puncten die Spruchleut wollen, 

dag alle Richter in Anfchlag Brief follen 
Schreiben, Ich Namen des Hochwürbigften Fürften und Herrn, 
der Bifchof verlangt es vnd ift fein Begehren, 
darbey anzuzeigen, daß er ein Herr ſey 

der ganzen Statt vnd pleibe darbey. 

Gleichwie auch gemelt, haben Burger Ehein Recht 
aufzunemmen einen Statt Khnecht, 

Sie mießen vorhero den Bifchoff drumb fragen, 
Bernemen, ob er würbt ja darzu fagen. 

Gherichts Handlung verbleibt bey Biſchoff 
Bernhardts Brieff, ver Puncten fchreibt, 

Kheinen haimblichen Rath follen Burger nit halten, 
Ohne Beyſein eined Anwalts ftehet gefchriben vor alten. 
Wann beym Rath ein Bril gefchloßen, 

die Parthey es nach Hof gelangen will lagen, 

So gebürt den Beamten ihr Geföll darvon, 

es würbt num erhöht oder ligen lohn. 

Wann jecht was an Markht Tägen zur Statt gefürth, 
der Zollner befchaut, nimmt ein was ihm gepürth, 
findt fich aber was Mauthbared darbey, 

dem Mauthner ers fihuldig anzuzeigen ſey, 
Anſchlags Erlaubnus den Burgern geben 

Bf Saltz, Wein vnd Traidt Darneben, 

Vnd 8 Jahr lang felbiged zu genießen, 

Dem Biſchoff 600 fl. darzu fchießen, 

Obs nun vf die Niederlag verftanden ift, 

das würt gefragt, man meiß nit gewiß. 











Diefer guetliche Bergleich ſoll gebalten werden, 
doch den alten Privilegien ohne Beſchwerden. 


Aidt Des Bargerichtg. 


Der in der Inzicht würbt benendt, 

man eigentlich doch nicht erfhendt, 

Ob er der rechte Tätter fen, 

fo würdt vermeldt diß darbey, | 

daß er 3 Stund vmb den Leichnamb gehe, 

Hernach volgente Wort ſpreche. 

Allmechtiger Gott von Emigfheit, 

ich bitt Dich durch dein Berechtigfheit, 

Auf den Aidt, den ich jebt folt thuen, 

Wann, daß ich bin ſchuldig daran 

An Tod und Wunden des Leichnamb, 

fo gibe doch ein Zaichen nun, 

fichtigfich jeht in der Zeit 

ich bitt im Namen der Hailigften Dreyfaltigfheit, 
Amen. 


Aidt. 
(Er Fhuf die Wunden vnd legt die Finger drein.) 


Ich ſchwöhr, daß ich Fhein Augenblich, 

An defien Leichnamb Hier vohr mir ligt, 
fein Tod und Wunden nicht fchuldig bin, 
mit Rath und That.durch meinen Sinn, 
Haimblich oder offentlichen hab vungefehrlich. 
Alfo helf mir Gott in dem Anligen 

Vnd alle feine Hailigen, Amen. 


Aidt in des Biſchofs Würdigkheit, 

Wann er antrit zur felben Zeit, 

Dem ſchwört man zu fein getreu, 

ihme vnd feinem Gotts Haus, ftehet dabey. 
Burgermeifter, Richter vnd Anwäͤlt zugleich 
fchwören, daß wollen getreu fein arm vnd reich. 
Hingegen theet der Gemein Aidt Fhlingen, 

daß fie ihrer Obrigfheit wollen beyfpringen. 


— 79 — 


Bevorab weiſen alle Aidt aus 

getreu ſein dem Biſchoffen vnd Gotts Haus. 
Zu erkhennen gibts ein Hand im Riß, 

Was geſtalten der Aidt abzulegen iſt. 

Es hat Leonhardt Biſchofs Zeit ein Endt, 
Wie er dieſelbe hat angewendt, 

ſtehet in voller Luſt vnd Bracht, 
vnd ihme für ſonder Freudt geacht, 

Weil Burger und er ſeinem Gehorſamb leben, 
die ihme ein ſchlechten Tanckh drumb geben, 
mit harter Mieh nach ſeinem Todt 

gäben fie ihm ein Gnader Gott, 

MWürdt gleichwol gefößt Died Orts darzu, 
Gott gäb allen Glaubigen die ewige Ruhe. 


635. Bifchoff Ullrich von Nußdorff. (1451.) 


Zum Khrieg hat es abermal ein Anfehen, 
Ben Biſchofs Wahl fo da befchehen, 
Khayfer verlangt Grafen Albrechten, von Schaumperg. 
Drumb gehet es ſchon hernach zwerg. 

Babſt behalt ihme vohr einen Biſchof zu ſtoͤllen, 
Und nit wen Khayſer vnd Thumbherrn woͤllen, 
Bayrfürften verlangen ainhellige Wahl, 

Wie e8 dann befchehen in dem Fall, 

Vnd wurdt Vlrich von Nußdorff einhellig erwoͤlt, 
dem Pabſt vnd Khayſer vorgeftölt, 

die gaben ihm kheine Confirmation, 

was fangt Ulrich mit dem Biſtumb an, 

Burger ſchieben auf die Huldigung 

bis zur mehrerer Verainigung, 

Vnd hat ſich eben dazumahl 

ſollen verbinden in allem Fall, 

die Statt wider den Khayſer ſein, 

Haben aber nicht gewilliget ein, 

denen aufruriſchen Oeſterreichern Hilf zethuen, 
Burger ſchaueten ihr Verbindtnuß an, 

ſo beſchehen iſt vohr alten, 

als ihnen wurden Güeter aufbehalten 


— 73 — 


dazumahl in Oeſterreich, 

Bis alles khommen in Vergleich, 

daß Biſchoff beym Khayßer in Gnaden ſtehet, 
alsdann werden die Güeter gelediget. 

Nun iſt auf völlig beſchloßen Frieden 

der Biſchoff hernach eingeritten, 

deme die Burger huldigen, 

Vnd für ihren rechten Herrn erkhennen. 
Hat auch nach Wunſch vnd Verlangen, 
Dom Khayßer die Regalia empfangen, 
Vnd verordnet worden damals gleich 

zu ratfen vmb den Khönig in Branfhreich. 
Vnd eben auch vmb diefe Zeit 

Wurden die Schiten allbier befreut 

mit den Hafen jeder fold gewinnen 

oder er muß nit fchießen Fhönnen. 

Ain Aidt Steuer tät man anfchlagen, 

mieft jeder Burger beym Gewißen fagen, 
Was er an liegent vnd farendt Guett hat, 
Vnd auch hiervon die Steuer abftatt, 

Es feindt gewiß geweft gaar fchlechte Jahr, 
weil dreyerley Münz gefchlagen wahr, 

Als guet, mitl ond fchlecht, 

Hat wol vom Silber nit gaar gerecht, 

So miefte man auch darneben, 

Wochentlich die Anlag geben, 

das Salt von Halle herab würbt, 

wie von Alters, nachher Paßau geführt, 
Preyreht und Püer geben hat das Spital 
vfs Landt zu geben dazumal. 

Bifchoff würdt Khaiſerlicher Reichs Canzler, 
BIN hohe Sache verrichtet Er, 

Vnd wie man zu fehreiben pflögt, 

Hat er den erften Stein gelegt 

Bey St. Stephand Thurn in Wienn, 

Laß fein ob es ift gefchehen. 

Sn dem 1471. Jahr 

der Röhrprunn in der Ihnftatt gemacht wahr, 








— 74 — 


Es hat ſich auch vnder des Fürſten Leben 

die Handlung zu Ye mit den Juden begeben, 
Biſchoff pauet die große Orgl im Thumb, 
Nutzt 28 Jahr das Biftumb, 

ift ebenfalld wie andere geftorben, 

Gott geb, Daß er den Himmel erworben. 


64. Georgius Häßler. (1480.) 


Das Khriegen vmbs Biftumb hat noch Fhein Endt, 
werden abermale zween Bifchöff ernendt, 
Der Khaifer Georgen Häßler begert, 

daß er zum Biftumb gelaßen werdt, 

Herzog Georg von Bayern hingegen, 

hat beim Capitl groß vermögen, 

will Friederih Mauerfhürcher haben, 

den fol man mit dem Biftumb begaben. 
Khayfler erweift fein gwalt vnd nomination, 
die fol man vor allem ſehen an, 

Gapitl lehnt fich vff fein compacta, 

ein frey Wahl zu haben da, 

daber den Mauerkhürcher erwolt, 

welcher weder dem pabft noch fhayfler gefüllt. 
Was thut der pabft in diefer fachen, 

des capitls Wahl zu nichte machen 

fößt den Häsler vffs bisthumb ein, 

der fol Biſchof zu Paßau fein, 

gleichfalld erlangt der Häsler da 

von Khayffer alsbald regalia, 

vnd von thail capitularen, 

welche vff feiner feitten waren, 

im rat zu greiffen die füchen an, 

damit er dem Bisthumb vorftehen Fhan, 

wie dann ſolche Thumbherren 

vom pabften das recht capitl genennt weren, 
die vffs Häslers feitten fein vnd flehen, 
trauen bier nit, nach Welß gehen, 

nur allein wegen ficherheit, 

aus forcht befarenter vngelegenheit, 








wolten bier nicht mehr pleiben, 

weil der fterfer den ſchwechern thuet vertreiben. 
Des Mauerfürchers capitl hat ſich ftarf gewehrt, 
alsbald beim pabften appelirt, 

Zeigen an ihre gerechtigfeit 

mit dem fie von alters befreyt, 

daß man nit follte in dem Fall 

Vmbſtoßen ihre freye Wahl, 

hat doch nichts geholfen, wird khein vergleich, 
fhein Theil dem andern gaar nit weicht, 

pabft und Khayfier den Häßler verlangen, 
Bayern dem Mauerfhürcher an die Hand gangen, 
Häßler das Biftumb in Defterreich hat, 
hingegen Mauerfhürcher hier bei der ftatt, 
welchen bürger auch verlangen 

vnd vff fein feitten ihr ohr hangen. 

Häßler halt die Einlaffung begert, 

Von gmeiner ftatt aber nicht gewert, 

dieweil, ald lang man ſtehet im ftreitt, 

Khein bifchof in paffau nit efnreitt. 

Bürger erwarten vergleich allein, 

zu erfahren, wems müflen gehorfamb fein, 
Thuen fich hiermit entfchuldigen, 

vnd wollen alfo ficher ftehen, 

hierauf dann Häßler alfobalt 

fih onterftanden, zu brauchen gwalt, 

wolt fih auch fo vil anmaßen, 

dem capitl zinß vnd gülten verpieten laflen, 
was ift num gichehen vff diefer That, 

Winer gab hierzu fein rat, 

man ‚follte den Häßler einlafien nach Berlangen, 
bernach als balten nemen gefangen, 

ift aber nit gefihehen, bürger trauen nicht, 

an eim gefalbten zu vergreiffen fich, 

den der pabft geweiht vnd will hann 

Dis bisthumb, den greiffen fie nit an, 

fie mifchen fi gar nit in den ftreitt, 

haben viel lieber Ainigkeit, 


— 16 — 


wie vohr gmeldt, damit fie wiſſen, 

wen fie ins Fhünftig Huldigen mieſſen, 

darumb den man einhellig wird nennen, 

den wollen fie für ihren Herrn erfhennen, 
hierauf wurdt ein vertrag 

zu ftain angftellt, nach der Bücher fag, 

aber gleichwol nichts vßgericht, 

ein Thail dem andern will weichen nicht, 
Hußler hengt ſich an groſſe herrn, 

Aufs Bisthumb zu helfen wahr ſein begehrn, 
deßgleichen hat auch Mauerkhürcher gthan, 
halt ſich an Bayrn vnd capitl an, 

darumb haben ſie ſich nit verglichen, 

die abgſandten von einander gwichen, 
Inmittels würdt die appellation, 

ſo das capitl zum pabſt geſchickht han, 

gantz caſſirt vnd vernicht, 

der pabſt wills haben in ſeiner pflicht, 

in gehorſam den Häßler anzunehmen 

vnd für einen Bifchof zu Paßau erfhennen, 
ihn halten für ihren Fürften und Herrn, 

nach bilfigfheit in allen eren. 

Deßgleichen bie Faiferlichen abgeſaudten wollen, 
daß capitl den Häßler annehmen follen, 
hingegen ſchickht Bayern immer fchreiben, 

den Mauerfhürcher Iaffen ald Bifchof pleiben, 
der pabſt ſchickht abermal bevelch her, 

vnd halt das capitl für Khoͤtzer, 

welche da dem Mauerfhürdger anhangen 

vnd nicht thun wollen nach des pabſts verlangen, 
ſchreibt am die umbliegenden Fürſten vnd Herrn, 
anjuechungöbrieff und thuet begern, 

daß fie dem Häßler beiftehn wollen 

vnd zu dem ftüfft verhelfen follen, 

wie dann Häßler nur vffs einreitten tracht, 
damit erd Bisthumb an fich pracht, 

gibt in deme wenig ruf, 

fchreibt den burger brieff zu 





mit allerley veranlaffungen, 
fogar auch mit bedrohungen, 
Wenns ihm nit werden an die hand gehen, 
daß ihnen hiedurch groß fchaden würdt gichehen, 
Burger geben höflich antwort darauf, 
Sie wollten ihm die Thor gern machen auf, 
fo ift doch zu beforgen allein, 
wenn er khumbt zur ftatt herein, 
mochte ihm nichts anderft werben zu thail 
Allein fein größtes vnheil, 
melden auch derbei fogar 
Vnſicherheit vnd Iebensgefahr, 
bitten daher vnterthenigklich 
in vngnaden ſie zu beargen nicht, 
wie dann in büchern würdt gemeldt, 
daß capitl vnd Burger zſammenhelt, 
gleichwol thuet ains dem andern nit trauen 
ein jedes vff ſeinen Vortl ſchauen, 
die Burger ſorgen immer dar, 
daß ſtehen bei beyden Thail in gfahr, 
Vnd ſchickht der Häßler ein legation 
bei mithler nacht and thor heran, 
herein zu laſſen begehren fie frey, 
wail Häßler Bifchof zu Paßau fey, 
wird abgefchlagen, bis heller Tageözeit, 
als dann geben burger dies zu befcheibt. 
Obs zwahr gern wollten gehorfamben, 
fo forchtens möcht Vnglück entftehen, 
denn das capitel hat eine große macht, 
durchs Oberhauß zuwegen bracht, 
allwo fie dermal wohnhafft fein, 
darumb gar leicht zu bilten ein, 
daß herunten in der gangen ftatt 
vor fchieflen niemandt ein ficherheit Hat, 
daß alles mit heimblichen verftandt, 
Burger trauen damald niemandt, 
brauchen das ſprichwort, wie man pflögt zu fagen, 
vff beeven Achfeln Waſſer tragen, 


— 8 — 


der Häßler in großen Argwohn ftehet, 
wurde 40000 fl. Schulden bezichtiget, 
Dahero man ihne nicht gehrn, 

viel Iieber ohne fchuld ein Herrn, 

gibt glegenheit genug bei diefen fachen, 
dag man ohnehin muß fehulden machen, 
alfo fich höfelich entfchuldigt han, 
Häßler droht den Burgern mit dem Bann, 
wenn fie ihn nit laflen ein, 
fo follen fie deſſen vergwiſſt fein, 

er will fie pringen für khayſſerlich recht, 
dag ihnen nur vnruh entftehen möcht. 
Die Burger entfchuldigen fich allezeit, 

fie verlangen nichts als ainigfheit, 
Khönnen auch Fheinen laſſen ein 

bis fie zuvor verglichen fein, 

in ihrem obligo will das ftehen, 

ain Herrn zu haben vnd nit zween, 

man fol nur fagen, welchers ift, 

dem wollens gehorfamben zu aller frik. 
fie faffen Ehein capitl ein, 

es mag Häßlerd oder Mauerfhürdhers fein, 
bis fie ain Bifchof insgeſammt erwöhlen, 
vnd den für ihren herrn vorftöllen. 
Khayſſer bevilcht bei acht vnd pann, 

daß Burger den Häßler einreitten lan 
oder, im widrigen, recht zu nemmen, 
defien fich Burger thuen bequemen, 
Schickhen nachher Wienn ihr abgefandten, 
fo neben dem Häßler im recht geflanbten, 
wurden zu vnterfchieblich ſechsmal 
rechttäg gehalten in dem Fall, 

worbey dann den Burgern zu End 

zum pöen ausdrüdhlich würdt benennt, 
daß, wann fie den Häßler nit laflen ein, 
50 Marckh golds follens verfallen fein, 
deſſen fich burger ſtarckh verwoͤhren 


vnd hierwider excipiren, 





— 70 — 


lehnten ſich vff ihre aidespflicht, 

fo lang biß ainhelligkeit beſchicht, 

Fhönnen fie kheinen laſſen ein, 

vnd nad) begehren gehorfamb fein. 

Denn uff diefe waiß befchriben ſteht, 

daß mit fonderbarer Solennitet 

vnd des capitls ainnigfheit 

ein jeder Bifchof zu Paßau einreitt, 

Häßler will aber Fhein Mas nit leiden, 
fondern nad} feinem Belieben einreitten, 

vnd ob er gleich alhier der ftatt 

vff onterfchieblich weiß getroet hat 

mit pann vnd Fhriegh fie zu verhaflen, 
wenns ihn nit werden einlaffen, 

gleichwohl 068 Burger ſchon gehört, 

habens nit geacht, die ftatt zugefpört, 

Rafjen weder Häßler noch Mauerfhürcher ein, 
begern fie follen vor ainig fein. 

Was gefchicht hierauff durch Khayßers gwalt, 
befilet mit vrtl alfobalt 

den Häßler gleich zu laſſen ein, 

ober fie follen befrieghet fein. 

König Matthiaß vnd die Fürſten von Bayın 
vffs Mauerfhürchers feiten warn, 

zu helffen fein fie ihm bereit 

in allerley begegenheit, 

Khayſſer laßt Mandata ergehn, 

daß Büger des ftüfft heilighhumben 

follen alfobalt in ihr geheimb legen, 

davon in güeter verwahrung legen, 

Häßler khumbt in perfon für Die ftatt, 

den man gleichwohl nit aingelafien hat, 
belagert Dubling in dem bedacht, 

damit er Paßau ein ſchreckhen macht, 

was thuen burger, ftöllen fich zu wöhre, 
wider allen anlauff zu defendiren 

den Inn Thurn, wie die alt fchrifft fpricht, 
habens fammt dem pollwerdh zu Yıy vfgricht, 


Khayfler will den Häßler fügen ein, 

der foll Biſchof zu Paßau fein, 

nimmt die Burger abermal in acht, 
wurden in großen fchaden gbradht, 

wie dann 4000 fl. vncoſten 

damals den Burgern vff gangen fein. 
Pabſt fchreibt abermal großen Herren, 

vnd ift alleinig fein begehren 

den Häßler an das fiyfft zu bringen, 
hingegen den Mauerkhürcher vertringen. 
König Matthiaß ift off Mauerfhürchers feit 
vnd richtet ſich zum völligen ftreitt, 

defien capitl zu Schärting wohnt, 

dann zu Paßau wurdens nit verfchont. 

fie fördhten einer finfternuß, 

baißt, weit von dannen ift gut fürn ſchuſſ. 
Häßler bat mit denen burgern tractirt, 
vnd vb fie fich gleich lang gwöhrt, 

fo mußtens ihn Doch endtlich einlaflen, 
damit fie ſich nicht gänglich verhaffen 

beim Pabſt vnd Khayfler, fonft großen Herrn, 
vnd durch krieghes macht verfolget weren, 
Häßler beforgt fich kheines ftreits, 

mit 200 Pferdten einreitt, 

die follen ihn fchügen vnd bewahren, 

das hat er hernach gnug erfahrn, 

fobald nun Häßler zu Hof logirt, 

in der reſidenz, wie ſich gebührt 

einem bifchof zu wohnen allda, 

nun merdht was darauff geichah. 

Der Schwargenfteiner, pfleger am oberhauß, 
der ſchickht alsbalten feindt brief aus, 
deögleichen der auch am nieberhauß that, 
vnd beede gleid an gmein Statt 

vermeldt, weil fie den Häßler einglaffen 
wollend Statt vff alle waiß verhaffen, 

wie e8 dann gleich darauff befchehen, 

in der Statt war niemandt ficher zu gehen 








drei Tag war ſchieſſen vom oberhauß, 

dem Haͤßler hett der puckl graußt, 

indem er fach fo große Poßen, 

daß wurben dray Eugel nach hof gefchoßen 
vom oberhauß, al drey von ftein, 

auch ziemblich groß vnd nicht clein, - 

ain zeigen fieht man beym Thumb am Edh, 
vom pfeiler wirbt gſchoſſen ein ftein hinwegh, 
im rathhauß die fenfter ſtüchh fogar, 

man fchießt darauf immerdar, 

niemand dörfft ſich vff der gaffen 

wegen fchieffen drey Tag pliedhen Laffen, 
dem bifchof Häßler verging das lachen, 
wegen inftändigen ſchieſſens und ftardhes Krachen 
wurdt ihm nachher erft angft vnd leidt, 

daß die Fhayfferlichen veldher fo ihn eingeplaibt, 
nemlich die 200 mann 

wollen nit mehr pleiben, weiter gahn, 
welche doch den bifchof ſchützen follen, 

von ihm anjego weichen wollen, 

iſt auch gefchehn, haben ihm verlaßen, 

von bier hinweg fuchten fie ftraßen, 

daß alfo der Häßler ganz helfflos war, 

ja auch verlaffen gang vnd gar, 

fein zeit vnd weil war ihm fo lang, 

Bor lauter Fhumer wurdt er Fhranfh, 
weiten ihm feindtöbrief zugeſchickht 

Bon allen Orthen, was umb ftatt Liegt, 

die Burger thuen ihn zwar verehrn 

vnd halten ihn für ihren herrn, 

bitten dabey in vnderthenigkheit 

vmb gnäbigfte verficherheit, 

daß gleichwie er von feldften weißt, 

haben fie ihm allen ghorſamb gleißt, 

vnd haben an diefe onruhe Fein fchulbt, 
bitten alfo um gnebigfte huldt, 

daß er ihnen wol ein verfchreibung geben 
beym pabft und Khayſſer fie anneben, 


— 8 — 


wegen entflandnen vnheil fie entfchuldigen, 
daß fie hieran nicht vrſach fein, 

Häßler hat fie ihrer bitt gewehrt 

nicht lange zeit mehr bier verzört, 

feßt ſich vffs waßer, nach Wien fein zill, 
denkht aber nit, ob8 gott haben will, 

vnd daß fo naheet fein letzte zeit, 

hats halt nit gwüßt wie alle Leuth. 

Am binabfahren fein leben fol enden 

und auch zu nechft bey Möldh zu gelendten, 
allwo er von fhumer vnd not 

fein leben verfhert in den todt,. 

hats bisthumb befhommen durch grofie gwalt, 
gar nit regiert, mit der Haut bezalt, 

vff den fliegen bei unfer lieben Frauen 

sa Wien ift fein begrebniß zu fchauen, 

dort wart er off diejenig ſtundt 

da feel vnd Teib wieder zfammen Fhumbt. 


65. Fridericus Mauerfürcher. 


Run wahr Fridericus ein mahl erfreut, 
Daß er allein Biſchoff zur Zeit, 

Vmb welches er fo groß Verlangen, 

ift fro, daß Häßler mit Todt abgangen, 

Die Burger leihen ihme an baarem Gelbt, 
1800 fl. dargezölt. 

Weill vmb Khrieges Willen vill aufgangen, 
damit er heußlich khan anfangen, 

die Windorfer wahren der Statt auch feundt, 
Weillen fie fo vermößen feindt, 

richten einen Floß mit Feuerwerkh an, 

der Statt damit groß Schaden zethuen, 
Fürthen auf dem Waßer herab ben, 

Bey eitler Nacht bis an Thonau Bruchhen, 
allda den haimblich angehendht, 

damit hiervon würbt Statt anzent, 

jedoch Hats Gott gnebig vohrfehen, . 

daß dieſer Mainung nicht iſt befchehen, 








Weilen die Fiſcher zu Anger ohne das gebacht, 
zu fifchen noch dieſelbe Nacht. 

An der Thonau Brudhen haben fie funden 
den Floß mit Feuerwerfh angebunden, 
Welchen fie dann mit Waßer begoßen, 
Wordurch des Feuers Crafft erlofchen, 

Bey diefen zwen Fürſten wie gemelbt, 

Gehet gemeiner Statt auf gaar vill Geldt, 
Vnd wie in alten Büechern ftehet befchriben, 
it vf 46800 fl. Vnkoſten plieben. 

Sriverich hat fich zwar lang gemwöhrt 

Vmbs Biſtumb, aber nur 5 Jahr regiert, 

ift zu Praunau geftorben, zu Paßau begraben, 
Neben andern alda fein Brftendt haben. 


66. Fridericns Grave von Detting. 


Ehe man einen Bifchoffen hat gemacht, 
hat das Capitl ſo vill betracht, 
An Burger begert neue Aidts Pflicht, 
fo aber kheineswegs befchicht, 
dann Burger thuen ſich deßen wöhren, 
fein ſchuldig allein einem Biſchoff zu ſchwoͤren, 
Nun hat man Friderich von Detting erwölt, 
anno 1485 angeftölt, 
Welcher ebend vmb felbe Zeit, 
Don Bilshoven her, allhier einreuth, 
Bon Burgern empfangen mit großen Ehren 
für ihren recht natierlichen Herrn. 
Hat hernach in Wolluft gelebt, 
der Heußlichfheit wenig nachgeftrebt, 
Burger leihen ihme 1000 fl., 
damit fie bleiben in feinen Hulden 
Gleichfalls thät auch Herzog in Bayern verbangen 
von denen Burgern die Huldigung zu empfangen, 
Burger fagen Hierzu Nein, 
dem Biſchoff zu huldigen fie fchuldig fein, 
dann von Alters hero man noch gedendht, 
daß Bayren den völligen Gewalt gefchendht, 
6 Rx 





— sa — 


Einem Bifchoff hier ybers Biftumb u. Statt, 
Hiermit er allein zu fehaffen hat, 

Vnder deme wollens leben zu jederzeit 

in Gehorfamb und Vnderthänigkheit, 

Er ift ihr recht natierlicher Herr, 

darumb begehren fie Fheinen andern mehr, 
Bifchoff reißt of einen gewißen Tag 

nacher Linz zu einem Vertrag, 

beforgte nicht das End feines Lebens, 

deme wurdt alda mit Gifft vergeben. 


67. Chriftophorus Schachner. (1490.) 


Difer würdt einhellig erwölt, 

Vnd der 67. Bifchoff gezoͤlt, 

Confirmirt ond eingeritten, 

man hat nit mehr vmbs Biftumb geftrütten, 
Der Bischoff wahr ein heußlicher Mann, 

richt onderfchiebliche Gebeu an, 

Lebt gern mit Frieden vnd in Ruhe, 

aignet den Burgern das Fleiſchhaus zue, 
Welches noch an ihme ftehet, 

das zu verwalten den Rath angehet, 

Auf gute Ordtnung Bifchoff tracht, 

Hat auch den Platz weither gemacht, 

Am Fifchmardht wurde aufgericht, 

Ain Khochhütten fo gemeiner Statt verpflicht, 
Sn dem 1491ften Jahr 

Vom Khayßer Friederich geben wahr 

Ein NiederlagsBrief zu der Zeit, 

Marinn die 3 Handtlungen befreut, 

Salz, Wein ond Getraidt den Burgern zehaben, 
Aufs neu thuets Khayſer Friederich begaben, 
Daß alle vorig Khayſerlich Mandat, 

ſo bier wieder fein, fanden nicht ftatt, 

Vnd würdt mit 100 Markh Goltes verpoent, 
Confirmirt von Khayſer Carl den 5. genennt. 
Oeſterreicheriſche Brief werden beſtatt von alten, 
die Paßauer nirgent aufzuhalten. | 





— 85 — 


Ein SprudhBrief würdt hier aufgericht 
des Vmgeldts halber, alfo bericht, 
Vnd von Georgen de Lossenstein, 
Ein Rath; des Khönige Maximilian 
Sngleihen von Sigmunden a Rorbach 
Wurdte verhandlet volgente Sad), 


Fürs Erfte follen die Burger vernichten 

die Brief, fo fie einsmahl aufrichten 

Vnder ihnen felbft, ohne Biſchoffs Wißen, 
follen cassirt werben vnd verrißen. 

Zum andern will fich auch gebühren 

daß 10 Männer die gehaimb regieren, 
MWorunter 4 von dem Rath 

Vnd 6 von der Gemein bier bei der Statt, 
Insgeſamt einen Aidt fchwöhren follen, 

daß fie verfehwiegen feyn wollen. 

Der Vmgeldt würdt befögt zumahl 

Bon Rath ond Gemein in gleicher Zahl, 

fo vf die Statt Cammer zu verftehen, 

Bon Rath und Gemein zwen und zwen, 

fo wollen in Schlüßlen als Berwaltung 

das Ami zu verrichten in gewißer Beftallung. 
Bon gemeiner Statt Rotturfft fol Rath allein 
nichts handlen ohne Vorwißen der Gemein, 
fonderlich wegen Anlag machen vnd Steuer anfchlagen, 
da foll man die Gemein alzeit drumb fragen. 
Zu Weinachten ſtehet auch anneben, 

fhließt man die Rechnungen, hernach übergeben, 
Zu Lichtmeßen felbe zu nehmen auf, 

wanns gefhicht man geb nur acht darauf, 

der ferttig Reſt würbt vorangeftölt, 

Vnd zu dem was negfte Sahr drauf verfölt, 

In Empfang zu nehmen, drauf volgt die Ausgab, 
dem der es zu verwalten hab, 

Gaar wohl erfahren follen Verwalter fein, 
Kheinen Hochmuth darbey bilden ein, 

Handlen vnd wandlen nach Gerechtigfheit 
Niemandt zu Lieb noch zu leidt. 


86 


Nicht daß der reiche Praßer vom Gey 

erſt hereinkhombt den Armen Khey 

Nur aus gefaßter Rachgierigkheit, 

Wider alle Recht vnd Billigkheit. 

Bey der Rechnung aufnemen wie vor Altem 
Würdt abgeſchafft das Frühemahl zehalten, 
Viermahl im Jahr khan man betrachten 
Gemeiner Statt Nutzen durch Gutachten, 
jedoch nicht durch den Rath allein, 

ſondern auch mit geſambter Gemein. 

Vnd was außer der Geheimb für Freyheiten ſeyn, 
die ſollen nit wißen nur etliche allein, 

ſondern man ſoll es der Gemein vohrlöſen, 
ſonderlich was antrifft des Biſchoffs Woßen, 
damit auch in der Gemein die Leuth 

Wißen umb gemeiner Statt Freyheit. 

Dieſer Spruch ſo da vernommen, 

ſoll jedem Thaill alſo bekhommen, 

daß hierdurch die alten Recht 

Im geringſten nicht werden geſchwächt, 
ſondern bey ihren Kräfften pleiben, 

Worvon die alten Biecher fchreiben. 

Es bleibt auch alles bey den alten Poen, 

fo vorhero angeveut ftehen. 

Vnd daB mans wohl halten, Darbey auch verpleiben, 
Thets Bifchoff vnd Burger vnderſchreiben. 
Ein heußlicher Dann der Biſchoff wahr, 
Hat göhren gepauet immerdar, 

Ligt begraben in Vnſerer Lieben Frauen Capell. 
Der Allmechtig Gott gnadt ſeiner Seel. | 


68. Wigelins Froͤfchl. (14%6.) 
Diefer würdt zu Nom confirmirt, 
ingleichen auch benedicürt, 
Dene der Pabft mit einem Ablaß begabt. 
der fein Möß gehört, den zu genießen gehabt, 
Ein frommer Mann in feinem Leben, 
die Biecher ihme Zeugnud geben. 








— 87 — 


In dem 1501ten Jahr, 

Ain yberaus große Waßer Güß wahr, 
Warvon etliche Zuichen gefunden fein, 

thails eingehauet in Märmelftein 

Vnd etlih Soßen von Metal 

Am Rath Hauß, Thonau Pruckhen Sand yberall, 
Zaigt an die große Waßer Güß, 

fo dazumal gewefen ift. 

In Bayrn wahr großes Kriegs Weefen 

Vnd das Biftumb ohne Soldaten auch nit geweſen. 
Bon anno 1505 Wür Bericht haben, 

daß ein Prunft entflanden an dem Graben, 
vnd hernach in dem 1508ten Jahr 

eine Prunſt in dem Neuen marfht wahr, 
von gemeiner Stadt Feundt würdt auch bericht, 
daß ihrer 4 werben bingericht. 

Wahr ein fonder große Clag, 

dag an dem heiligen Charfreytag 
Abgeprunnen der Neuemarfht yberall, 

nichts bliben ale St. Johanuß Spital. 

Als man 1513 zölt 

Haben Baßauer ainhellig ermölt 

Ain Thurn zu pauen am Yalfhenftain, 

daß man die Thonau nicht allein 

fhan durch. Studh mit Schießen beftreichen, 
fondern auch die Statt desgleichen, 

Bon Feindts Anfahl defendiren, 

Alfo bey diefem Thurn fich woͤhrn, 

Bey clainrem Waßer fangt man an zupauen 
damit man dad Fundament fhan fchauen, 
Vnd eben im Winter nad) der Biecher Sag, 
Vmb St. Ottiliae vnd Luciae Tag, 

Khein Maurer bat damals nit geſchwitzt, 
Man hat dad Waßer in Khoͤßlen gehitzt, 
damit den Mertter angemadht, 

da8 Fundament heraus gebradht. 

Damals gab Kbayfer Maximilian, 
Freyheiten vogen ber Cession, 


— 88 — 


Wider die Eifen Brief ober Moratoria, 
Wehr den Paßauern was fhuldig alda, 
dergleichen Briefe ihn nicht früften, 

Bf lengere Zeit er mueß fich rüften, 
die Baßauer zahlen alfobalt, 

er möge dann durch Feuers Gewalt, 
Vnd dergleichen ein Schaden weißen, 
das fol ihm Hilff auf 2 Jahr leiften. 
Bifchoff hat 17 Zahr regiert, 

Hernach auch zu einer Leich würdt. 


69. Herzog Ernſt aus Bayern. (1518.) 
Als der feines Alters im 17ten Jahr, 
fhon Administrator zu Paßau wahr, 
Was geftalten er erwöllet fey, 
Ainhellig oder durch Gewalt, ftehet nicht Darbey, 
Alleine, daß er ehrlich empfangen, 
Wie er eingeritten nach feinem DBerlangen, 
Seine zwen Brieber, Herzogen zu Bayrn, 
damahls mit ihme eingeritten wahren, 
4° 1522 die erft fürftl Verſamlung bier wahr, 
nicht wißend in was Verrichtung zivar. 
A 1527 die Feuersflamb, 
bier in der Juden Gaßen hell aufpran, 
zwen SBriefter wurden degradirt, 
Bub Glaubens Willen ſich gepürt, 
Ainer mit Namen unbenennt 
Wurdte hernach zu Scharting verprendt, 
Ao 1531 die Baftey am Orth 
in diefem Jahr erpauet wardt, 
ed wahr eben vmb diefe Zeit 
ein Türfhen Khrieg und großer Streutt. 
Bon Regenspurg aus der Khaifer fahrt 
Zu Paßau drey Tag plieben warbt, 
ftihl ligent, wirbt wohl tractirt, 
Wie es ſich vf ein Khayßer gebührt, 
Vnd wurden ihme 6000 Soldaten 
mit Fleiſch, Prodt vnd Wein frey gehalten, 








Denkh wohl nur ainmahl yber Nacht, 
fonft hettö der Statt zu vill gemacht. 


Anno 1535 wurde der Bayrifche Schiedtsfürſtliche 
Vertrag mit Herzog Ernſten vnd gemainer Statt 


angeftölt. 


Herzog Wilhelm vnd Herzog Ludtwig in Bayın, 

Zu Schiebtleuth erfießet wahren, 

Zwiſchen dero Herrn Brudern, Herzogen Ernft, zumahlen, 
dann gemainer Statt allhier andern Thail, 

Wie dann Abgefandten von München aus 

Alhero geſchickt, aber nichts gricht aus, 

dann beede PBartheyen wollen fich, nicht bequemen, 

Will ihme Kheiner laßen fein Recht nehmen, 

Raiften hier wegfh, unverrichter Sad), 

nah München, alwo hernach der Vergleich würdt gemacht. 


oder in wem der Bifchoff oder Rath Obrig- 
Fheit fey. 


Bey Malefiz Sachen ift Bifchoff Obrigfheit 
Bohr diefem geweft, jetzt vnd alzeit. 


ALS erftlichen der feinem Herrn 

in Tod vergibt, fol da geurtlet wehrn, 

fürs ander wegen DBerrätherey 

der Bifchoff auch Obrigkheit fey, 

der feinen Pöttgenofien umpringt, 

den Handtl auch der Fürft vernimbt, 

Batter und Mutter bringen vmbs Leben, 
Mueß des Fürften Richter Antwort geben. 
Sein felbft Todt fein 

Aus Beyforg von Rechtens Bein, 

Hofraths Glait brechen, 

khan der Fuͤrſt rechnen, 

Throlich austretten, haimblicher Prandt oder Mordt, 
ſtraft der Fürſt am gewißen Ort, 
Throentlicher Todſchlag oder mit Gifft vergeben, 
Fürſt iſt Obrigkheit, ſtehet darneben, 


— 90 — 


Wann falſche Muͤnz ſich fündt beym Fälſcher, 
durchs Fürften Rath würdt geurtlet er, 

Frauen oder Jungfrauen Schwädher fein 

Vnd gehören vnders Fuͤrſten Gericht allein, 
Vnkheuſch wider die Ratur, falfch Aidt, 

Zauberey, Diebſtahl fo bey 2 Schilling, Khürdhen- 
Brechen, Weiber oder Khinder entführen, 

zu befchedigen, fürzuwarthen, Khoͤberey, 
Gottslaͤſterungen 

werden alle von des Fürſten Gericht bezwungen. 


Ohne Malefi;- 


Statt Richter verhört Göft und Inwohner, 
Wie auch der Freuel der Burger. 

Wehr ein Burger umb fein Haab zu clagen hat 
gehört fulches für den Statt Rath. 

Vnd was bei dem Statt Rath; nit entfchaiden würbt, 
Derfelbe nacher Hoff appellirt. 

Ein jeglicher Bifchoff ein Hand! khann 

ganz von neuem hören an, 

Vnd wie fih nun befindt die Sad, 

alfo gibt Bifchof den Befchaidt darnach, 

Interim der Statt Rath, haltet ftil, 

Vnd loßen wo die Sach nauß will. 

Der nun verlürt würbt richtig gftrafft 

Vmb Gelt, wol auch in Gehorfamb gichafft. 
Bon dem Berluftigen, der die Schult hat, 

thailt die Geltftraf der Bifchoff vnd Statt Rath. 
Einem Statt Rath ftehet allein frey, 

Strafen zum burgerlichen Gepeu. 

Wann ein Sach den Fürften angaht, 

fo erindtern es die Anwält dem Rath, . 

Vnd da es fich nun geziembt, 

ber Anwalt ed auch an Fürften bringt, 

Wann ein Burger wegen aufgefagten Burgerrecht, 
gefchwärt zu fein ihme gedecht, 

den Fürſten rueff er vmb Hilf an, 

das thuet einem jeden bevorftahn. 








— 1 — 


Hoff oder Capitls Khnecht 

zu ſtrafen, hats Capitl vnd Morſchallh Recht, 
Nach dem Verſchulten vnd Gebühr, 

iſt dem Statt Rath ganz ohne ihr. 

Goͤſt vnd Inwohner fürn Richter gehören, 

in ihren Clagen zu verhoͤren, 

Es wehre dann, daß clagte MWößen 

Einem Burger zugehörig geweßen. 


Ihrung Wem die Straffen gebühren. 


1. Malefix Straf gehört. allein 
dem Fürften zu, vnd pleibt auch fein. 
Bft und Anwohner ftrafft das Bericht, 
darnach Berfchulntner was verbricht, 
Burger Straff im Statt Brieff vermelbt, 
Vnd wie fi) nun diefelb verhelt, 
Thuet allein dem Richter gehören, 
der Rath Fhan nichts Hiervon begehen. 
Vnd fo es fich begab ohnafahr, - 
daß ein Straf nit Malefiz wahr, 
Auch austrudhlich nit Statt Brief beftimbt, 
Halb der Richter vnd halb die Statt&ammer nimbt. 
2. Rhat will haben quasi Possession, 
Hingegen der Fürſt das nit geftan, 
fondern fagt, daß er allein, 
alle Rotturfften insgemein 
Als Landt Pott, dergleichen in dem Stüfft, 
mag er ausgehen laßen was nun antrüft, 
diefelbe in der Statt anfchlagen, 
der Rath darf Hierzu nit genau fagen. 
3. Statt Rath thuet auch begern, 
dag man folte laßen hoͤren 
bey der jehrlichen Ban Friedts Ausrueffung 
ihres Namens eine Meldung, 
Vnd nit allein des Fürſtens werdt gedacht, 
Würdt bewilliget, habens zu wegen bracht, 
Dahero folgenter Formb und Weiß 
gefhloßen worden wit ganzem Vleiß. 





Sormb der Ban Friedts Ausrueffung. 


Hört, Hört, man laßt euch wegen des Hochwürdigſten 
Fürften, Meines gnedigften Herrnd von Baßau, auch 
Burgermeifter, Richter und Rath weegen, feiner fürftlichen 
Gnaden Statt allbier wißen, daß man heunt den Pan⸗ 
friedt ausrueffe, der fih an andern Tag angehebt hat, 
vnd wehrt 14 Tag nad St. Stephans Tag. 


Run würdt anfangs von der Freyheit gemelt, 
AU ehrbare Sachen und Schulden von Belt, 
die werden fo lang der Marfh wehrt befreuth, 
derfen nicht zahlen, fie haben das Gleitt. 
Doch wann ein Sachen den Fürften und Stüfft, 
auch Burgerfchafft anbetrüfft, 

Wegen freventlicher Befchödigung 

oder gewißer Abnemung, 

die thuet man diß Orts ausfchließen, 
Haben Fheines Geleits zu genießen, 

Item fo bleibt nit ungerochen, 

der einmal den Bann Friedt brochen, 

it vom Gleitt aud genommen, : 
Hiervor ein gewiße Herberg befhumen, 

denn fo verbotten iſt die Statt, 

das Gleit auch nit zu genießen hat. 

Als Khauffen vnd Verfhauffen wird passirt, 
Allein die Frembden follen fein Fheine Wörth, 
Kheinerley Getranfh vom Zapfen Leuth geben, 
es fey Wein, Möth oder Pür, merfhe eben, 
Welches ein jeder Burger befreuth 

fo lang wöhrt die Pan Friedts Zeit. 

Ein jeder Burger, Inwohner vnd Gaſt 

Die Marfht Zeit ift befreut, daß 

Alles Gewant vnd Tuech nad der Elen auszuſchneiden 
Vnd das Verkhauffen vohr allen Leuten. 

Wer nun den Panfrüdt brechen thuet, 

der würdt geſtrafft an Leib vnd Guett, 

der freyheit hat er nit zugenießen, 

Vnd ders an Gelt nit hat, mueß mit dem Leib pießen. 





— 93 — 
⁊ 


Hat einer Holtz oder Vnflath vor der Thür, 
daß ers in drey Tagen hinwegkh führ, 

damit fodann zum failhaben die Gaßen 
gefeubert werden allermaßen. 

Mit dem Rind oder Schwein ift alfo zu halten 
Wie allezeit gewefen ift vor Alten, 

damit Niemant Fheinen Vnflath 

Bor feiner Thur oder vff der Gaßen hat, 
auch nichts vnſaubers aus denen Heußern gieß, 
daß er damit nicht einbieß. 

Bohr den Heußern vnd vf der Thillen 

fol man Gefchirr mit Waßer einfillen, 

vnd iſt nit genueg Waßer allein, 

fondern auch darbey noch Stein. 

Wehr einen argmohnifchen Saft behalt, 

der ſag den an alſobaldt, 

damit alle Vngelegenheit 

abgewendt werden bey rechter Zeit. 

Gaͤſt ſollen kheine unzimbliche Wehr tragen, 
Man nimbts ihnen weckh vnd thuets weiter tragen, 
Vnder allen würdt auch verwöhrt, 

auf daß Niemant khein Thrumel rührt, 

Er habe dann Verlaubnuß genommen, 

Sonſt würdt er gewiß in Straf khommen. 
Burger ſollen in Pan Friedts Zeit, 

daß ſich erheben möcht ein Streutt, 

Alſo mit Gewoͤhr nicht allein, 

ſonder auch mit Harniſch verſehen ſeyn. 


.Policey ſchließt Rath vnd Anwaldt, 


doch referirens dem Fürſten baldt, 

Ob ers nad) feinem gnebigiften Willen 
Anfchlagen oder ausrueffen lagen will, 

Einem jeden fürften pleibt ohnvermwöhrt, 
Wann er fchon ein Policey verfhert. 

Straf in burgerlichen Sach vnd Poen 

Halb dem Gericht vnd halb der Statt zuefteben. 
Ihnwohner und Göft allein verhört 

Das Gericht, dem auch die Straff gebührt, 


94 


Steuer anlegen allein der Rath 

Ohne fürſtliche Erlaubnus nit Gewalt bat. 
Vorhero der fünffer Spruch erclehrt, 

der diß Orts auch gehalten werbt, 


. Obwohlen auch gemeine Statt 


Macht zu haben begehrt hat, 


‚zu ftrafen falfche Ellen und Gewicht, 


fo würdts Ihnen doch geſtandten nicht, 

Bon dem Fürften ſolches widerlegt, 

damit fich aber Fhein Streutt erhebt, 

daß Fhünftig außer Mallefiz Sad), 

Wann bey einem Burger eine Straf geſchach, 
fo antrüfft ein gewißes Gelt, 

Halb dem Gericht vnd halb der Statt&ammer falt/ 
Es würdtet zwar des Richters Straf, 

ſo er macht gegen der Burgerſchafft, 

in Biſchofe Bernhardts Statt Brief gemelt, 

diß Orths aber beyſeith geftölt, 

Biß zur Zeit ein andersmahl 

daßelb erleutert werden ſoll. 

Ein Burgerliche Straf, die nicht ſtehet 

Vorhero im StattBrief, dahin gehet, 

fol vom Richter und Rath insgeſammt befchehen, 
Außer Malefiz ift vohrfehen. 

Würdt auch zugleich halb partirt, 

dem Richter und Rath jedem ain Thail gebührt, 
findt fich einer der Straf halber befchwerbt, 
nacher Hof zu appelliren begehrt, 

das Fhan er ihuen, aber Acht geben, 

daß man ihn nicht nochmals ſtrafft anneben. 


. Rath will nad alter Gerechtigfheit 


Anjetzo auch noch fein befreuth, 

Burger, Gaͤſt und Inwohner fahen zelaßen, 
Wie ihnen gefällig allermaßen, 

Vnd die nach alter Gewohnheit bießen, 

ja auch fogaar mit Blueivergießen, 

welches ihnen doch ein Fürft nidyt geftebet, 
fonder auf der Künffer Spruch gehet, 








almo e8 würbt clar vermeldt, 

Vnd der 35 Articul in fi Hält, 

daß ein Rath ohne Richters wollen 
Kheinen Burger fahen noch ledigen follen, 
Wann ein Burger gefahen wehr, 

Vnd nit gleich vorhanden der Richter, 
Khann ein Rath, durch dero Leuth 

den Burger fahen hernach bey Zeit, 

Vnd gleich wann der Richter anfhombt, 
deme es bedeuten felbige Stundt. 

Den feßmayr Burger hat der Rath, 

DBmb willen er ein ausgefbrungne Nun Bat, 
Vnzimblicher Weiß bey fich behalten, 

ihne nicht wollen fendhlich anhalten, 

aus fürftlicher Beuelchenießen thuen, 

fo befchehen ift alſodann, 

Vnd als offt das vom Fürften beuolchen wuͤrdt, 
Gehorfamb zefein fich gebührt, 

Ein Richter khan auch in Ey, 

Wann fich begeb Fhein Zeit vndt Weil, 

Ein Burger in Malefiz Sachen, 

An gehörifen Orth zu fprachen, 

Geſchwindt laßen auf das Rathhauß führen, 
der Rath) fol ihme das nicht verwöhren, 
findt fih am Burger die Schulbt nicht, 
Vnd daß demfelben unrecht befchicht, 

ſoll Richter dene ledigen 

auch mit Willen des Raths befchehen, 

Vmb Bngehorfamb ftrafft ein Rath, 

die Gelt Straf mit dem Richter auch zu cheilen hat. 
Der Richter hat durch Fürſten Gewalt 
einen Bürger in dieſer Geſtalt 

Mallefiziſch peinlich zu zichtigen, 

Hingegen auch wiederumben auszulaßen. 
Bon Original der Vrphed, 

Df folgente weiß geichrieben ftehet, 

Alleinig naher Hof gehören, 

Dem Rath hiervon Abſchrifft gebühren. 


10. 


11. 


12. 


— 96 — 


Ein Burger fo fich ſchuldig fündt, 

in Malefiz Sachen man ihm nimbt 

das YBurgerrecht vor der Rathhauß Thür, 

er mach nun, was er wol hinfür. 

Auch da er in der gleichen Fall 

dem Gericht behendiget würdt zu mahl, 

den khan der Fürft richten laßen, 

oder begnaden allermaßen, 

doch muß der, wie gefchriben vor Alten, 

Bis neue umb das Burger Recht anhalten. 
Beinliches Recht befegen foll hergeben 

Vnd nach dem alten Herfhommen befchehen, 
der fürft Beglaitung gibt allein 

darnach die Malefiz Sachen fein, 

Ob Täther wider den Rath gethon, 

Zur Rachricht fol mans deuten an, 

Wann ein Burger wegen Straf flichtig gehet 
Vnd den Rath vmb Hilff anftehet, 

fo fhan man Glaitt geben in der Statt, 
Richter die Straf gleichwol zu fuechen hat. 
Man folte auch zu jeder Zeit 

Bey des Biſchofs erften MWürdigfheit, 

ihme die Schlüßl zu den Thern vnd Thürl geben 
Vnd der Vnderthenigkheit nachgeleben, 

Der Bifchoff folte ihnen hingegen 

diefelben Schlißl wiedergeben, 

der Bifchof begert auch vor allen, 

daß er khan nach feinem Gefallen, 

Beſetzen al Thürl, Thurn vnd Thor, 

das behalt ihme der Biſchoff vohr. 

Wann Burger einen Statt Khnecht aufnemmen wollen, 
Hierumb den Bifchoffen fie bitten follen, 

Daß alt Gepeu die Burger mögen 

aufrichten, aber Ehein neues bingögen 
anheben ohne Bifchofs Wißen, 

fie thuen ihn dann hierumb begrüßen. 

Vnd was fle under wehrenten Khrieg vnd Streutt 
gepauet haben vor alter Zeit, 





13. 


14. 


15. 


16 


18. 


— 97 — 


Bey dem Gang, Thurn vnd Pollwerkh am Orth, 
Von Rechtswegen ſolte es wider forth 

gerißen werden vnd abgetragen, 

jedoch hierin die SpruchLeuth ſagen, 

daß der Rath den Biſchoffen drumb bitt, 

ſtehen zu laſſen, er ſolls abſchlagen nit. 

Hingegen thuen die Burger ſagen, 

ſich auch hoch beſchwehren vnd beclagen, 

daß der Fürſt auf ihrem Pflaſter pauth, 

welches ihnen doch anverthrauth, 

Wie beſchehen iſt bey dem Gepeu 

vfm Kaſten am Platz vnd Khellerey, 

iſt auch nit geweßt vor alter Zeit, 

ſonder etwas neues wider die freyheit, 

jedoch weils paut vnd ſchon geſchehen, 

aber khonfftig kheins mehr, diß bleibt ſtehen. 
Curatores ſetzen khan der Rath 

denen Burgers Khindern hier bey der Statt, 

fo aber ein Mallefiz Sach, 

oder den fiscus betreffend gefchach, 

fol gefprochen werben hierin das Recht, 

die Inventur alſo befchach, 

Vnd nach des Biſchofs Bernhardts Spruch sehalten, 
fo aufgericht worden ift vohr Alten. 

So vill Gewalt wurdt geben dem Rath, 

daß man Viertlmeifter und Hauptleuth zu erwöhlen hat, 
doch dag man wohl darauf fidht, 

daß die Wahl mit mehrern Stimmen befchicht, 
Auch mit des Richters Willen würdts passirt, 
fo er hierwider nichts haben würbt, 

gedüngfht ihn aber was widriges dergitalt, 

An die fürftlich Obrigfheit bringt ers balt. 
Bürgers Sohn mit 16 Jahrn, 

Wie man vorhero hat erfahrn, 

folen dem Fürften ein Aidt thuen 

Vnd dem Rath geloben an, 
Kheinen Landtfriebtbrecher und Raftertätigen, 
deßen Aidt fol man nicht annehmen, 





19. 


98 


Was aber vom Rath vohrgeftölt würdt, 
der Fürſt gnediglich anhört, 
Der Aidt des neuen Burgers lauth, 


daß Alles was ihme anverthrauth, 


dem Bifchof vnd feinem Gottshaus 

getreulich wolle richten aus, 

deßen Nutzen fördern vnd Schaden wenden, 
Bey wahren Gott thuet er fich pfendten, - 
wie es Bifchof Bernhardt aufgericht, 

der neuen Burger Aldt und Pflicht, 

darbey fol es noch verpleiben, 

weiter diß Orts nichts neues vorfchreiben. 
Der gefambte Rath auch haben wollen, 

daß neue Burger ihm angloben jollen, 

würbt auch vom Fürften bewilliget, 

ein formb bierbey befchriben ftehet, 

Nemblich ſolls fein vf dieſe Weiß, 

daß neuer Burger habe Vleiß, 

was er anfang ſich noͤhr darbey, 

daß gemeiner Statt ohne entgelt ſey, 
ſonderlich in befreidten Wändeln, 

Als da ſein Saltz, Wein vnd Getraidt, dergleichen Händl 
mit kheinem Gaſt Gemeinſchafft treiben, 
Thuet ers, würdt ihm nit auspleiben. 

Vnd ob zwahr der geſambte Rath 

Nicht duldten wollen, daß man hat 
Khayſerliches Ediet vnd Mandata angeſchlagen, 
ſo iſt man doch nicht ſchuldig zu fragen, 

der Fürſt wills haben, ſie mießens leiden, 
ſollen hierwider nur gaar nicht ſtreutten. 
Des Fürſten Pau und BergRecht Wein, 

An zweyen Orten Leuth zegeben ſein, 

Ohne Vmgelt hier bey der Statt, 

Welches der Biſchoff Macht hat, 

jedoch ſtehet auch darbey, 

daß es nur an zwey Orthen geſchech vnd ſey. 
Fürſt khan Preuheuſer aufrichten ſovill er will, 
man gibt ihm weder Maaß noch Zill. 





Ingleichen ift er auch befreudt, 

fein vnd bes Stüffts Getraidt zu aller Zeit 

Berfhauffen oder ins Tyrol führen, 

die Burger khoͤnnen Das nicht woͤhrn, 

Nur daß der Fürft bei Am Traidt pleib, 

Kheins einfhauf und darmit Handlung treib, 

dann folches man dultet nicht, 

dann Burger handlen allein darmit, 

Ebenfalls auch mit dem Wein, 

Manns nicht des Fürften Gewechß fein, 

fol er Fheiner Handlung ſich anmaßen, 

ſolches Recht denen Burgern laßen. 

. Die Burgerfchaft befchwöhren fich, 

daß in der Mauth ein Neuerung befchicht, 

Mauthner nit bleibt bey den alten Gaben, 

fonder verlangt noch mehr zu haben, 

Welches der Fürft abftöllen will, 

in güetlichen Vertrag ſetzen Zill. 

. Wann ſich Richter und Rath verjhrt, 

die Vertragung ſich für den HofRath gebührt, 

Wo aber die Sachen befchaffen fey, 

daß der Fürft felbft ein Parthey, 

fo follen inzwifchen dero beiden, 

etlich vom Gapitl die Sach entfchaiden, 

Vndt fo es darbey nicht würdt verglichen, 

ſo moͤgen die Burger auch entlichen 

den Biſchoffen, als Reichsfürſten, bey feinen Räthen verclagen, 

Die ſollen es nach der Reichs Ortnung austragen, 

Vnd beyſeits ſetzen ihre Pflicht, 

Gegen den Fürften gedenkhen nicht. 

. Bon der Fertigung ded GrundtRecht würt genennt, 

fol von deme befchehen, welchen ver Fürft erfhennt, 

mit dem Siglgeldt Burger nicht befcäweren, 

fondern 24 oder 32 9 begehren, 

doch aber dem gemeinen Siglgelbt, 

ohn Schaden zu feyn würdt vermeldt, 

ZhumbEapitl Riederndburg und Edlleuth, 

Sigilmeßige Burger vnd gemeine Geiftlichkheit, 
7* 


— 10 — 


denen fol man bewilligen 
yber aigne Grundt felbft zu figlen. 
Wann ein Sad) Fheinen GrundtHerrn hat, 
fo khan wohl fertigen ber Statt Rath, 
doch für das gewiße Sigilgelbt, 
würbt 24 bis 32 9 dargezelt. 

27. Ein Richter hierbey der Statt, 
Wann der Fhein aignes Sigil hat, 
Dem foll der Fürft ein gewißes Zeichen, 
Sigill oder Wappen darreichen, 
jedoch ftehet auch diß darbey, 
daß Richter vorhero zwey Jahr ein Burger fey, 
Vnd ohnangefehn, daß er ein Burger ift, 
fo würdt er Doch Fheined Weegs vergwißt, 
Weil der Fürft fein Herr vnd mit ihme zufchaffen, 
fo han ern in dem Obernhauß abſtraffen, 
Ebenfalls hat e8 die Beichaffenheit 
mit den Gapitlifchen Dienern, wanns Burgers Leuth. 
Werden auch von ihrer Herrfchafft 

Nah Berfchulten ins Capitl gefchafft. 

28u. Rath Fhan ein Entfchluß machen, 

29. Doch nur allein in Bürgerlichen Sachen, 
Khein Anwaldt ſolls verändern nit, 
Manns nit den Fürften vnd Capitl anträfft, 
Hingegen folle der Rath auch 
jevesmahls halten diefen Brauch, 
die Anwäldt vom Rath nit fchließen aus, 
damit khein Vnrecht entftehe daraus. 
Was außer des Fürften vnd Bapitl Sachen, 
fon Richter im Rathſchluß Fhein Enderung maden, 
denen Partheyen nichts fehwäten zu, 
damit nicht entitehe Vnruhe. 

30. Wann ein Burger ihme bildet ein 
aus Richters Straf beſchwert zu fein, 
Khan ein Rath) Vertrages weiß, 
Zue güetlicher Verhandlung anwenden fleiß, 
Wolte fih dann Richter nicht bequemen, 
Khan Burger vom Rath ein Benftand nehmen 











31. 


32. 


33. 


35. 


— 101 — 


Vnd die Sachen naher Hof bringen, 
Gleichwohl Vngewiß ob ers würdt gewinnen. 
Richter khan Eheinem Burger auftragen 
Bekhändtliche Schulden, die man würdt clagen, 
Aber denen Gäften und Inwohnern, 

die immediate für dad Statt Gericht hören, 
die müßen dafelbften Beſchaidt abholen, 

fo fie fih nun befchwehren wollen, 

mögen fie nach Hoff suppliciren, 

ftehet ihnen frey, khans nimant wehrn. 
Wann Burger einem Gaft fehuldig ift, 

macht Burgermeifter Bergleichungsfrüft, 

oder ſchafft den Schuldner in 14 Tagen, 
feinem Creditorn Bezahlung zu tragen, 
fänden ſich nun Partheyen befchwährt, 
Verbfchaidtung für den Rath gehört, 

Allwo man Vergleich oder Zahlfrüft fchafft 
Bey Bermeidung des gewehnlichen Verhaffts, 
will dann Parthey nacher Hof gehen, 

mögen fte fich wohl vohrfehen, 

Wann fih die Weigerung nicht gebührt, 
man gaar gewiß ein Etraff dictirt. 

Richter fol kheinen Burger pfendten, 

zum ordentlichen Recht fich allzeit wendten. 
Der Richter fol ſich auch bequemen, 

mehr nit ald 72 9 Beſchau Geldt nemmen, 
Wie dann diß Orts die Rechten fagen, 

Daß der Berluft Thaill mueß abtragen, 

fo würbtet auch gemeldt dargegen, 

Daß Richter die Beſchau Brieff fol fertigen. 


. Die Bürgerfchafft beſchweret fich, 


daß der Fürft habe gefendhlich 

Burger vnd ihre Söhn annehmen laßen, 
deßen er fich Doch nicht folte anmaßen, 
Anthworth der Fürft, daß gaar wohl fey, 
Aus gewißer Bhrfachen ftehet auch darbey, 
Weil ſie den vnchriftlichen Wieder Tauf 
haben fürgenommen, wollen richten auf 


39. 


41. 


42. 


— 102 — 


Wie dann einen Malefizischen Burger vf offner Tat, 
der Richter Macht aufzuheben hat. 


. Die Gerichts Beſetzung ſoll beſchehen, 


Vom Rath vnd Gemein zu verſtehen, 
ſollen ſeyn vfs wenigiſt 20 Perſohnen, 
ſo da dem Vrtl beywohnen, 

Vnd iſt der Vrilſprecher Aidt, 

nichts reden zu Lieb noch zu leidt, 


Biſchoff vnd Burger haben angenommen, 


deme in allweeg nachzukhommen, 
daß iſt dem Bayriſchen Gerichts Process, 
in aller Verhandlung deme gemäß. 


. Bann Burgerfchafft Audienz begehrt, 


ſollens alzeit fein vom Fürften gewehrt. 


. Denen Wiedertäuffern würdt in Erafft 


diß Puncten die. Handlung abgefchaftt. 

Ein Rath hat Macht, Gewalt und khann 

vf ein gewiße Zeit einen Handwerkhs Mann, 
Treiben laßen fein Hanthierung 

mit Burgerlichen Pürths Befreuung. 

Rueder anhenden, verftehe wohl, 

An dem Orth allhier gibt einen gewißen Zoll, 
dem Fürften derfelbige gebührt, 

man fol auch vmb ein billihen Werth 

bie Rueder verfhauffen, daß niemant beſchwehrt. 


. Burger am Ort vf der Schlacht, 


die haben nur alleinig Macht, 

Beym Tag leuth geben vnd auszufchendhen, 
Zu Nacht niemahls daran gebenkhen. 

Die Meßerſchmidt feint infonderheit, 

ihre Geburths Brieff zu nemmen befreut, 
Bon aigenen Richter oder beym Rath, 
Wohe fie wollen ihnen frey ftehet, 

mit den Schuftern hats gleiche Beichaffenheit, 
jedoch der fürftlichen Obrigfheit, 

Vnd beeden Handtwerkhs Ortnungen, 

foll es alzeit vnvergriffen fein. 

Ain Saft, der dem Burger fchuldig ift, 








43. 


— 18 — 


Bor Gefendhnuß würbt er nit vergwift, 

der Burger laßt ibn legen ein, 

daß foll ihm der Richter mit fein, 

Vnd den Saft nicht ledigen, 

ohne des Burgerd Vohrwiſſen, 

ed wehr dann ohne rechtmeßige Vrſach, 

jo würdt e8 nacher Hoff gebracht. 

Wann ſich Richter und Rath nicht mögen vergleichen, 
Auch einer dem andern nicht will weichen, 

ift der Fürſt ein Mittler zwifchen Baiden, 

der fhan vnd fol die Sach entfcheiden, 

jedoch ftehet auch di darbey, 

daß wann der Fürft felbft ein Parthey, 

jo würbt e8 durchs Capitl verglichen, 

oder Die HofRäth thuns durch den Reiche Schluß richten. 


. Des Richters und der Anwäldt Instruction, 


Welche vorhero gezogen an, 
Würdet diß Orts auch vermelbt, 
darnach man ſich alzeit verhellt. 


Volgen hernach Herzogen Ernſt Vertrag Articul 


Clag⸗ 


ſeiner Clag Sachen. 


Burger ſollen alzeit erkhennen 

Für ihren Herrn, den Fürſten nennen, 
Hingegen ſoll auch der Fürſt alzeit 
die Burger bey ihrer Gerechtigkhait, 
mit der ſie befreuet ſein vohr Altem, 
ſchützen vnd ſchirmen darbey erhalten, 


10. Deß Vmgelts halben, das hat man 


12. 


In Güette nit khönnen legen hindan, 
ſonder würdt hieruon zu Endt 

ein weiterer Austrag benennt. 

Die von Khayßer Maximilian 

Rothe War Siglung bleibt alsdann, 
ſo der Bürgerſchafft verlichen worden, 
jedoch damit dieſer Orten, 

allhier der fürſtlichen Obrigkhait 

An ihren Spruch vnd Gerechtigkhait, 


42 u. 


51. 


68. 


69 u. 


70. 


71 
bis 
75. 


— 1a — 


Auch denen Vertragen jedesmahl, 
Vnſchaͤdlich ſey in dem Fahl. 
Die Schlacht vnd Polwerkh in der Ihnſtatt, 


. fo die Burgerſchafft aufgericht hat, 


in gleichergeſtalt der Notſtahl, 
das Grundt Recht aber würbt nit passirt, 
Weil ed den Burgern nit gebürt. 


Gleichwie es abgefchafft worden vohr Alten, 


follen Burger kheinen heimblichen Rath halten, 
es wehr dann, daß von gemeiner Sach 

vom Burgermalfter was vohrpradht, 

Gemeind erfordern fol befchehen, 

Bmb Sachen, fo gemeine Statt angehen, 

ALS Steuer anfchlagen, Berfhauffen vergleichen, 
doch will der Fürft in deme nit weichen, 

Daß Burger Fheine Steuer anfchlagen, 

fie thuen dann vohr den Fürften auch fragen. 
Bey denen Bertragen fol der Rath, 

der Gerichtlichen Obrigfheit hier bey der Statt, 


« die Straf kheineswegs entziechen nicht, 


fonderlih wann ein Poen befchicht. 


. Slüchtiger Burger Güether fol 


daß Gericht befchreiben, merfh wohl, 
jedoch in Beyſeyn zween vom Rath, 
Welches diefer Articul in fich hat. 
Stattjchreiber Fheine Rathftimb hat, 

Ob er ſchon beyfigt dem Rath, 

Vmb Gutachten fhan man ihn fragen, 
merfhen, was er hierzu würdt jagen. 
Ein Fürft hat Gewalt vnd alzeit Macht, 
Brangezaigter einer Vhrſach 

erfordern zu laßen die Gemain, 

da fol der Rath nicht zugegen feyn. 
Der Bifchoff verclagt alda den Rath, 
daß fich einsmahls begeben hat, 

jm Bauern Khrieg er wolte helfen, 

mit Volfh dem Bifchoff von Salzburg beyftehen, 
daß Soldaten Werben vf freyen Gaßen 





— 105 — 


Wolte ihme der Rath; nicht angelaßen, 

Da er doch ihr Herr allein, 

dem fie follen gehorfam feyn. 

Den Gerichts Coften foll abtragen, 

jede Parthey ihme felbften clagen, 

Die neue Verträg fo wohl als die alten, 

foll man bey 200 Markh Golt zum Poen halten, 
in Monaths Früft auch verfchreiben, 

Beede Barthey darbey zu bleiben. 


Verfhreibungs Inhalt. 
Lauttet, wie der Vergleich nunmehr vorbey 
biß auf 2 Puncten gefchloßen fey, 
alß weegen anbegerten Poen vnd des, Vmbgelt, 
fo vf fernern Vertrag geftölt, 
. mit des Capiteld Bewilligung, 
Vnd zu gleicher Siglung, 
Herzog Wilhelm und Herzog Ludtwig zu Bayern 
Bey dieſem Vertrag Schiedtleuth wahren, 
©efertiget zu München den 25. April, 
mit beeden Thails gewißen Sigi, 
nach Ehrifti Onaden reichen Gebuhrt, 
als 1535 gezellet wurbt. 
Zwilf Schrüfften vorhero verfaft feyn, 
Würden gelegt In ein gewiß Zrichelein, 
Welches in der Thumb SNacristey, 
mit beeden Thails Schlüßl verfpört fey. . 


Sal Ordnung. 
Anno 1540 in der Zahl, 
Bifchoff hebt auf dazumahl 
den Salghandl, dahin gebracht, 
Hieraus ein gemaine Einlag gemacht, 
Vnd theilt die aus fo ſchon vnd gleich, 
darvon zu genießen hat arm vnd reich, - 
ob es nun lang darbey verbliben, 
Hiervon findet man nichts befchriben, 
allein wie ed vor Alters gehalten 
mit dem SalgWefen allergeftalten, 








Bon deme würbt zu End gemelbt, 

Bon der Sal Ordtnung mehrer erzehlt, 
Biſchoff Ernft hat 32 Jahr regiert, 

Zum Erz Biftumb Salgburg postuliert, 
Vnd wie die alte Schrifft bericht, 

fo bat er vill Ihrung gericht, 

Bnglaubige binrichten laßen, 

Raiſt auch die gemeine Welt Straßen, 
wie alle Menfchen, durch den Tod, 

Was ift fein Lohn, der Gnad ihm Gott. 


710. Bifhoff Wolffgang von Salmb. 


Weegen Berdienft feines Herrn Battern, 
auch fein felbft, ald eines fromben Herrn, 
Hat man beede genommen in Acht, 

Vnd ihne zum Bifchoffen zu Salkburg gemacht, 
Wahr zwar Fhlein von Perſohn, 

Hingegen an Tugenten groß zu fehen an, 
Wie auch an Berftandt und Gefchiclichkheit, 
Hett er das Lob zu feiner Zeit, 

Zimblih Hof gehalten, doch wohl bezalt, 
denen Dienern geben guett Vnderhalt, 

vf gute Prediger auch spendirt, 

damit der Chriftliche Glaub pflantzt würbt, 
Df dem Waßer hat er große Gefahr, 
Wie er dann in dem 1550ften Jahr 

Zu Hädhlperg, die Schrüfft thut fagen, 

ind Waßer gefallen mit Roß und Wagen, 
da er wolt fahrn ins Schlößt hinein, 

da brach die Brudhen mit ihm ein. 

Sn dem 1551ften Jahr, 

da wurbdten vor dem Bierthor 

fünff fähndl Soldaten gemuftert, 

die haben Nicola geplündert, 

Vnd ald man 1552 zölt, 

Wurdt ein NReich8Berfamblung angeftölt, 
Wider ben Türdhen vill Voldh allhier, 

bie fahren vf beeden Waßer für. 











— 107 — 


Ain Allmofen Ordtnung würbt aufgericht, 
daß vf der Gaßen Niemant betle nicht, 
fonder im Brueberhaus das Allmofen 

all Wochen daſelbſt abholen, 

Wie dann Bifchoff wochentlich 

4 fl. Allmofen zum Brueder Haus gibt. 
Vf dem Waßer bat Bifchof niemahl Glüch, 
Alfo auch den lösten Augenblidh 

da er von der Welt namb flucht, 

ftarb er an der Waßer Sucht. 

Hat wol regiert, alß guett verricht, 

Gott jey fein Troft am jüngften Gericht. 


71. Biſchoff Wolfgang von Elofen. 


Die frumbfhatt ſtehet zwahr wohl, 
Haußwörthfchafft man auch brauchen fol, 
jedoch ift bößer frumb in Himmel fahrn, 
als ewig Verderben durch geitzigs Spahren, 
biefer wahr frumb in Löbend Zeit, | 
Warumb, vielleicht vmb die Selligfhait. 


72. Vrbanuus von Trenbach. (1561.) 


Wahr frumb vnd gelehrt, auf Gott verthraut, 
Hat in dem Thumb das Gemwölb gepaut, 
ingleichen auch ven Predig Stuhel, 

fo nad) der Prunft 1662 alß zufammen fuhel, 
zu Troft ond Hall feiner Seelen, 

paut er im Creutz Gang ein Bapellen, 

Allwo fein Leichnamb liegt begraben, 

feines Gefchlechts will er Gedechtnus haben, 
die Khürchen bey St. Salvator, 

fo ohne Gewolb auch wahr zuvor, 

die hat er ebenfalls gewölben laßen, 

Weil er gehren pauet allermaßen, 

das Francißcaner Clofter hat er aufgericht 
Bon Fundament, vor Augen mans ficht, 
Pfingftag und Freytag Proceßion, 

die ftüfft er auf Das neue an, 


— 108 — 


daß mans foll halten in dem Thumb, 
jm Creuggang dafelbft geben vmb, 
BIN Vnderthan zum Glauben befhert, 
dieweill er wahr frumb vnd gelert, 
dem Spital reicht er alle Jahr 

200 fl. Allmofen dar, 

fo bat er auch gleichergeitalten 

zu Wienn ein Alumnat ausgehalten, 
jährlich hierzu 1000 fl. spendirt, 
Ganzley zu Hof im Gewolb aufgeführt, 
Vnd andere Sachen pauet noch mehr, 
die Regiftratur mehret Er, 

Schlößer, Törfer und Vnderthan, 

die bracht er zu dem Stüfft heran, 
Zum Türfhen Khrieg auch anneben 
Hat er 20000 fl. Steur geben, 

Zum Consillium Trient man ihn 

3 mahl begehrt, ift nie erichin, 

Hat fich allezeit entfchuldiget, 

aus gewißer Vrſachen gefchriben ftehet, 
Regiert loͤblich 37 Jahr, 

Bon ihm ein Coadjutor begehret wahr, 
würdt Leopoldt von Defterreich 

Als Erzherzog erwehlet gleich, 

der thet einen Administratorn nennen, 
Herrn Chriftoffen von Pöttingen. 

Nun endt ſich Urbani zeitliche LXöben, 
Gott woll ihme hiervor das ewig gäben. 


73. Wenzeslaus. (1664.) 


Graf Wenzl von Thumb zu einem Bifchoff erwölt 
zu Paßau, da man 1664 Jahr zölt, 

ein Herr, Eheifch vnd nüchter zwar, 

Regiert nicht aus das neundte Jahr, 

Bernünfftig, khlug vnd bereth, 

darbey fein Herz for aller Sorgen frey, 

die Priefter vnd Münhig hielt er in Ehrn, 

doch khunt er ihnen die Platen fchern, 





Vmb Gelt und Guett ftuntt fein Verlangen, 
Was nuer Gelt trueg, thet er anfangen, 
mit feiner Statt er vi Neuerung anhub, 
biß fih Gott ins Mitt fchlug, 

Vnd forter zu Gericht den Wenzl Bifchoff, 
da er noch vill zu bauen hofft, 

in dem 1673er Jahr eben, 

Wolt die Feſtung zu pauen anheben, 

Hat ihn ein großer Stein erthrudht, 

den 6ten Jenner ganz ainig fchöch, 

Gott geb ihm das Himmelreidh. 


Alind. 


Die Niglauer mit ihren Schälieren, 

die Jeſuwither mit ihren Pantulieren, 

die Capuziner mit ihrem Mäfchieren, 

die Burger mit ihren Anggieren, 

die Baurn mit ihren Ramendieren, 

fambt des Pachuß Macht, 

Haben den Bifchoff Wenzl vmbs Leben bracht, 
Gott geb ihm eine feelige Nacht. 


Heim: Ehronit von lm. 


Nach der Handſchrift der Univerfitäte - Bibliothek zu Gießen (Nr. 552 
des Kataloge. Bl. 294 — 299), ohne Zweifel diefelbe, deren Wegelin 
in feinem Thesaurus rerum Suevicarum. Lindau, 1756. I. pag. CX., als 
zu den Handſchriften der Kraft'ſchen Bibliothek gehörig, gebenkt; die im 
Anhange mitgetheilten Lieder finden ſich in derfelben Handſchrift Bl. 5b ff. 
Eigentliche Veſchreibung, der Weitberühmten Aaiſerlichen reichſtadt Ulm, Wie 
Sie an dz Aloſter Reichenau, und wider darvon kommen If, auch wie le zerſt ort 
und wider erbaut worden, Und wie Sie hernadher an d3 Römifdhe Reich kommen, 
Wie auch von Ihrem guten Regiment, und Policey Ordnung, Alcz auf d3 kürtzeſt 
in teutfepen reimen verfaft und geflelt, durch Georg Branner von ausgfpurg 

Anno 1600 Jahr. 


3u lob Ulm der werbten Statt, 

Einem Erfamen weißen Rath, 
Auch einer löblichen gemein, 

Sp Hie in diefer Statt thut fein, 
WIN Jetzundt Flärlich anzeigen, 

Ihr loöblich thaten nicht verſchweigen. 
So vihl Ich hab von Ihr geleſen, 

Und bin auch ſelber darin geweſen. 
Wie mir dan in etlichen Jahren 

Vihl gudts alda Iſt widerfahrn, 
Von einem Rath und der gemein, 

Gott der will Ihr belohner fein. 
Bon Ihrem Erften Uhrfprung Schun, 

Will Ich Jetzunndt nichts melden thun. 
Sonder ih hab mir für genommen, 

Das fürnembfte zu überfummen. 








— 11 — 


Doch auff ds Kürteft fo ich Fan, 
Und fah im Gottes namen an. 
Das Ulm ein Alte Statt ſey, 
Iſt bey dem abzunemmen frey. 
Als man zehlet 600 Jahr 
Nach der gebuhrt Chriſti fürwahr, 
Haben die Ulmeriſchen Herrn 
Ein ſchoͤne Kirch gebaut zu Ehrn, 
Außerhalb der Statt wohl bekant, 
Zu Aller Hailg wardt ſie genant. 
Auch wahr die ſchönſte Kirch der Zeit, 
In dem gantzen Schwabenlanndt weit. 
Dan Sie kein Kirch in der Statt hätten, 
Sonder gar einſam leben thätten. 
Hielten ein files Regiment, 
Zebten von Ihrer Zins und rendt. 
Die handwerchhsleutt hielten fich haus, 
In der Vorftatt vor dem thor rauf. 
Doch auch mit Burger albereit, 
Undt underthan der Obrifatt. 
Das Regiment wehrt lange Jahr, 
Bis auf Kaifer Carolum zwar. 
Der Erft dis nahmens und regiert, 
Der die Statt erweittert und zirt, 
Und fich hernach ein @lofter eben, 
Geſchinckhet hatt und übergeben. 
Hied Reichenau, wie Ich verfteh, 
Lieg beim Eoftenter Bodenſee. 
Des Benedicter Ordens zwar, | 
Und fur zue vor aufflommen wahr, 
Wie wohl man meint die Ulmer wehrt, 
Haben folches felber begehrt 
An den Kayfer, d8 er fih gar 
Dem Cloſter übergeb fürwahr 
Mit al Ihrer Gerechtigkeit, 
Und vergaben all ihr freyheit. 
Aber es hatt fih wohl hernach 
Genugfam gereumwet biefe fach. 


— 112 — 


Das fie ſich alfo willigklich 
Dem Elofter undergaben ſich. 
Die Mündy wahren gar wohlgemuth, 
Hielten Hauß mit der Ulmer gutt. 
Sie banfhetirten tag und naht, 
Lebten In wohluft und In bracht, 
Undt thätten großen hochmut treiben, 
Darvon gar vihl währe zue fchreiben. 
Obſchon die Ulmer auff-ver Bahn 
Mit großem koſten hielten an. 
Auff Goncilien und Reichtägen. 
Bon Shrer alten freiheit wegen. 
So fönden fie doch den befchwerben 
Der Mönche gar nicht ledig werben. 
Das wehret etlich hundert Jahr. 
Entlich ſchichht es Gott wunderbahr. 
Dan Kaiſer Fridrich der tritt 
Machet fich ledig, loß undt quit 
Bon aller anfprach überal, 
Zerriß alle bünbtnus zue mahl, 
Und fie gants und gar abfolviert 
Bon diefem Flofter ob berührt. 
Do müflen fie dem Abt dargegen 
Ein grofe Summa gelt erlegen, 
Das Ihm die Ulmerifche herren 
Willig von herken gaben gern, 
Auff das fie num von foldher bürd 
Der möndhe erlediget würd, 
Was Ulm under diefer zeit 
Erlitten hab für Frieg und ftreitt, 
Und wie ſie ſchaden hatt genommen, 
Will ich gar Fürylich überfummen. 
Als Kaifer Heinrich der fünfft farb, 
Hertzogen Lotari erwarb 
Vom Papft die wahl zum Kaiſertumb. 
Jedoch etlih Eurfürften fromb, 
Wollen Herkog Conrad den Schwaben 
Zu eim Römifchen König haben. 








— ns — 


Lothari, der wolte nicht weichen 

Und hertzog Conrad auch beögleichen. 
Der Sache rüftet fich zue der woͤhr, 

Kam in fchwaben mit grofem Heer; 
Da Ihm etlich ftatt hulden thätten 

Und Ihn für Iren. König hätten, 
Das wolten die Ulmer nicht thun, 

Ihn gar für Keinen König bon, 
Sprachen, Conrad wahre Ihr König, 

Dem wollten fie fein underthänig. 
Des hätt der Sache Lotarius 

Ab den Ulmern ein verdrus, 
Und rüdhett für das Stättlein trußig, 

Belägertef grümmig und ſtutzig, 
Berbrandt und verhörgt die vorftatt, 

Und mit gewalt beftigen hatt, 
Er Fam mit feinem vold hinein, 

Erwürget vihl burger mit Bein, 
Vihl fieng er und thät vihl verjagen, 

Und fie gar Jämmerlichen plagen, 
Das Stättlein zerfchlaifft und -zerftört, 

Und es in grund und boden Fehrt. 
Als er nun meint, er hätt mit boden 

Sid) gnugfam an den Ulmer grocdhen, 
Zog er mit feinem Volckh wieder ab, 

Und fi wider zue Haufe gab. 
Der Bapft erfuhr dis und wahr fro 

Und ſchrib baldt dem Lotario, 
Weil es ihm wehr ſo wohl gelungen, 

Das er die Schwaben hat bezwungen, 
Daz er nad) Rom baldt kommen folt, 

Er Ihn zum Kaiſer Frönen wolt. 
Lotari machet fich darvon, 

Wolt vom Papft erlangen die kron, 
Jedoch lied e8 Gott nicht gefchehn, 

Starb under Wegen uhnverfehn. 
Als ſiech zue trug diefer tobtfall, 

Kamen einhellig zue der wahl 


“, 


- Den vor der PBapft-nicht haben wolt, 


1m — 


Die Eurfürften und wehlten gleich 


Hertzog Conraden zu dem Reich, 


- Das man Ihn dazu wehlen folt. 
Als der fromme fürft zum reich Fam, 
Er fi der Ulmer ſtarkh annam, 
Dieweil fie ihm gang uhngerfpalten 
: Traum. und glauben hätten gehalten, 
Und von feinet wegen beftritten, 
Auch gar grofen Schaden erlitten, | 
Derhalben der fromb Katfer theuwr, | 
Gab Ihr an gelt ein grofe fteur. 
Das fie fi) wiederumb erholten 
Und Ihr flatt wider bauwen follten, 
Schickht ihr auch etlich taußent man 
Zu Ihrem bauw, den fiengen6 an, 
Und madhten die ftatt gantz und gar 
Moch trey mal weitter ald fie wahr. 
Gab ihnen auch fondere freyhait 
Und privilegien der Zeit. 





Alſo nam dieſe Statt mit ruh 


Bon Jahr zue Jahren Immer zu. 
Under Kaifer Ludwig zugleich“ 

Kam fie an daz Römifche reich, 
Der that fie auch flattlich begaben 

Mit vihl freyhait, die fie noch haben. 
Darauff die Herren wohlbedacht. 

Ihren Schweerbrieff haben gemacht. 
Den die nachfommen hoch geehrt, 

Gebeſſert haben und gemehrt. 
Welchen man noch der ganten gmein 

Am Schweertag thut vorlefen fein. 
Hernach Kaifer Carol der Vierdt 

Sich auch mit Friegen wohl veriert.. 
Doch die Statt nicht vihl umb Ihn gab, 

Muft figloß wider ziehen ab. 
Nach diefem, wie Ich findt gefchrieben, 

Haben fich auch an fich geriben. 





— 18 — 


Der Hertzog auß Bayern desgleich, 
Und ein Hertzog auß Öfterreich, 
Bon Wiettenberg grauff Eberhart, 
Den man thet nennen mit dem bart. . 
Die fiegen der Statt vihl zue Laidt. 
Do wider alle bilfichkait. 
Einesmals ſich begeben hat, 
Dz die feindt zwaymal in die ſtatt 
Auff einen tag hinein fendt kommen 
Und durch verrätherey eingnommen. 
Aber die Ulmer wohl behergt 
Haben mit dem feindt nicht gefchergt, 
Und ſchlugen die feindt ohne grauß 
Zwaimal wider zur Statt hinauf. 
Und haben ritterlich gefämpft. 
AN Ihr feindt redlich gepämpfft, 
Die Alte Ulmer vor der Zeit 
Wahren gar wohl verdiente leit. 
Bei Kaiſer, König, Fürften, Herrn, 
Hielt man fie gar in hoher Ehrn. 
Die Statt in Ihrem wappen far 
Fieret ein Schwarter Adler Zwar. 
Wie dan ein Reichftatt führen Soll, 
Und Ihr derfelb gebühret wohl. 
Koch ein wappen halb Schwark und Weiß, 
Die Ihr gegeben wahr zum preiß. 
Bon Kaiſer Carlo Magno wehrt, 
Der fie mit begabt und verehrt. 
Ihn Ihrem Zirdh hatt fle Inn fum, 
Achtenthalb taufendt Schritt herumb. 
Mit ihren mauren Ift fie feft, 
Dazu verwahret auff dz beft. 
Mit bolwerckh und mit wafer graben. 
So Es umb diefe Statt thut haben. 
Die Iller und dz wafer blauw, 
Kommen bey der Statt In thonaw. 
Die fleißet hart an der Statt hin, 
Bringet der Statt nicht Fleinen gwin. 
g*r 


— 116 — 


Fünff große hauptihor die Statt hatt, 
Dardurch man reußet, fehrt u gatt. 
Sp Iſt die gang Stadt fürwahr, 
Sn vier Viertel getheilet zwar. 
Mitt Schöner gaßen überall, 
Der bey Achzig fein zuemal. 
Sie Iſt gezteret, alfo fein. 
AL gaßen durauß pfläftert fein, 
Auch hatt ed in der Statt vorauß 
Ein groß und wohlgerüft Zeighauß, 
Mitt aller Kriegs Munition, 
Dem feindt ein widerftandt zu thun. 
Fier waßerftuben es auch hatt, 
Darauß dz waßer In die Statt, 
Überall wirbt getheilet auß, 
Ein Seber ders begehrt zur hauß. 
Auch hatts In der Statt wohl befunnen, 
Biß zu 4 und ſechzig Schöpfbrunnen, 
Und vier und zwaindg röhrfaften fein, 
Welche ftehen auff der gemein. 
Durch diefe Statt ein waßer rent, 
Wie oben gmelt, die blauw genent, 
Iſt der Stadt mehr nutz weder Schabt, 
Und treibt acht und firtzig mihl rabt, 
Seg, Schleift, Walch, drey undt zwang greder. 
Hatt In der Statt Sieben bäbder, 
Darein dz gmeine Boldh thut gahn. 
Auch hatt e8 Sechs Schlag Flodh ſchein, 
Mehr hatt es Inn der Statt gemein. 
Sieben märfht darauff man kaufft ein. 
Brot, Korn, wein, filch, holy und Schmalk, 
Deßgleichen obs, Fraut, fleifch undt Salk, 
Was man in Ein hauß brauchet eben, 
Und der menfch darvon hatt zue leben. 
Keinen gröfern weinmardht e8 hatt 
Im teitfchlandt, als in dieſer ftatt. 
Weitter Ich euch Alhie bedeut, 
Hatt es vihl gewerb und handtwerchhsleit, 





— 117 — 


Die find außgetheilt fo weißlich 

In 19 Zünfften, merdh mid. 
Und daz Ich nicht mit Uhnvernunfft 

Thue Schreiben, daz Ift die gröſt Kunft. 
Der lein und gbarchet gwerb Ehrlich, 

Sp hatts In der Statt gar herlidh 
File Kauffleutt dardurch, die wahr wirt 

©efauffet und gar weit geführt, 
In fonderheit wirdt da gemacht 

Der befte Barchet, hoch geadht. 
Auch zarte Studh und Teinwat gutt, 

Die man audy mit verfchidhen th. 
Faſt Jedes handwerckh in der Statt 

Seine geſchworne Zunfftmaifter hatt. 
Weitter So thue Ich euch anzeig, 

Das Ich billich nit fol verſchweig, 
Dan dieſe Statt Iſt gar nicht fünfter, 

Darin ftett ein berliches münfter, 
Da dan dz Haylig Goͤttlich wort 

Wirt täglich predigt an dem ort, 
Auch die Haylige Sacrament 

Werden gang treuerlich außgefpent, 
Rah Chrifti wort und meinung recht, 

Geleich dem herren wie dem knecht. 
Hatt gar ein feines Kirchenwefen. 
So hab Ich In der Eronic glefen, 

Dz man an diefem münfter zwar 

Hab gebaumwt hundert und Elff Jahr, 
Bis ed Iſt worden gar vollenbt, 

Davon hatt man vihl gutts gewent. 
Namlich hatts Foft ohn alle Schulden 

Bis in Neun hundert taußent gulden, 
Dz Iſt für wahr ein große Summen, | 

Und Kein frembde huͤlff darzu kommen. 
In gantzer teutſcher Nation 

Sols kein groͤßre Pfarkierch hon, 
Ohn dz Straßburger Münfter zwar. 

Sp hatt man erft bey wenig Jahr 


— 118 — 


Aug Chriftlichem euffer bedacht, 

Ein fchöne Drgel hinein gmadht. 
Ein ganges werdh fchön außbefondert, 

Hat pfeifen ſiben Zehn hundert, 
Welche die kirch ‚gar herlich ziert 

Und Gott zu lob mit figuriert. 
Acht PBredicanten In der Statt 

Beſoldet ein Erjamer rath, 
Darunder ein Doctor hochgelert, 

In Heyliger Schrifft wohl bewehrt, 
Er war gebürtig von vilecfh (9, 

Hies her Johannes Befenbedh, 
Welcher auch Iſt mit feiner lehr 

Ein euffriger Prediger. 

Sechs Iateinifcher Ehlas fie haben 

Für Jung Stubierende Fnaben, 
Die man fein underrichten thut 

In Allen freuen Künften gutt, 
Deren man etlich mit der Zeit 

Auff hohe Schulen fchirfhet weit. 
Noch hatt ein weifer Rath zur handt 

Bey Sechzig Pfarren auff dem Land, 
Die Sie befolden und erhalten, 

Gott wol ob ihm mit gnaden walten. 
Waß anbelangt die Obrichkeit, 

Der Ich Jetzt meld in fonderheit, 
So erwehlt man in diefer Statt 

Ein und fiergig herren In Rath, 
Sechs und Zwaintig werben gezelt, 
Die man von gefchlechtern wolt, 
Darauß nembt man Zwen alte bern, 

‚Die fürnembfte der Statt mit ehrn 
Und taugenlich zum regiment, 

Die man die Eltern herren nent. 
Drey burg:n maifter erwöhlt man recht, 
Drie auch fein von guttem gefchlecht, 
Der ein Jeder ein gantzes Jahr | 

Allein Regieren thut für wahr, - _ 


— 198 — 


Und fein ampt treüwlichen verricht, 
Dem armen wie dem reichen fpricht. 
Die fünff Zehen thue Ich beveutten, 
Nembt man von gwerb und hantmwerdhöleuten, 
Und werden auß dem rath erwehlt, 
Die fürnembfte ämpter beftelt. 
Durch diefe herren obberüert 
Wirt Statt undt land gar wohl regiert. 
Dan ein Erfamer weifer Rath 
Ein fleißiges auffſehen hatt 
Auff feine burger allerftändt 
Mitt ordentlichem regiment, 
Und gutte adhtung-gibt mit fleiß, 
I keine falſche Sect einreiß 
Durch gſchwende practtic oder liſt, 
Wie mancher Statt geſchehen Iſt. 
Halten gar ſteuff ob gottes Wort, 
Welches Iſt Ihrer Seelen hort. 
Gutte Statut und Policey, 
Güttig ohn alle Tyranney. 
Auch hatt ein Rath mit Ihren Armen 
Ein groß mitleiden und erbarmen, 
Iſt Ihnen güttig und geneigt | 
Und Ihnen grofe hülff erzeigt. 
Ihre Underthanen alle zeit 
Stett fie bey mit gerechtigfait. 
Dargegen Iſt ein gmein wie billig, 
Eim rath gehorfam und guttwillig, 
Und Halten da einander Schuß, 
Darauf da wächts gemeiner nup. 
Dan Gott thut fie gar hoch begaben 
"Mit grofer reichtumb, die fie haben. . 
- Darumb ft die Statt hoch berümbt, 
Mit lob erböhet und verblümt. 
Durch diefen gutten gruch und Nam 
Wirt man Ihr oft neidig und gram. 
Wan Ihnen maß zu handen gath, 
AL woche dreymal halten rath 
Mitt leutten, erfahren und glert, 


L 


— 130 — 


Die Alle ſachen hoch und wichtig, 
Betrachten weißlich und fürfichtig. 
Dur weifen güttigen beſchaͤid, 
Der Statt fie offt erhalten frid. 
Was fie eim Schuldig fein von recht, 
Es fey gleich herren oder knecht. 
Halten Jeder nad) feinem ſtandt, 
Gwalt und Unrecht thun Sie niemandt. 
Dem Hayligen Römifchen reich, 
Auch Anderen Ständen desgleich, 
Hatt Ulm Alzeit ohngefpalten 
Beftändigliche treum gehalten; 
Deßhalben fie auch wirt zerftört 
Bon Lotario, wie gehört. 
Geſchehen bei fünffhundert Sahren, 
Noch ließ fie wahre treum nicht fahren. 
In allen ſachen Aidespflichtig, 
Blieb fie redlich, Standihafft, auffrichtig, 
Und thut auch niemandt Urfach geben 
Zue Krieg oder auffruhr darneben. 
Alſo habt Ihr von mir vernommen 
| Mitt wenig wort In einer Summen, 
Wie fi die Statt Ulm vorab 
Zu Jeder Zeit gehalten hab. 
Gott der ber wol fie noch hinfort 
Erhalten bey feinem reinen wort, 
Und wöll den Herren diefer Statt, 
Einem erfamen weifen Rath, 
Berleühen frid und einigfait, 
Wahre Forcht Gottes und Weißhatt, 
©Seelig und wohl zue regieren, 
Wie bisher Ihr regiment führen, 
- Daß ein rath und ganke gemein 
Einhellig und einträchtig fein, 
. Und ein ander nicht wiberftreben. 
Gott der herr woͤll vnß allen geben 
Rach dieſer Zeit dz Ewig leben. 
Amen. 








— 121 — 


Anhang. 


1. Ein Rüves Lied, 


wie ed vor der Statt Ulm Ao. 1552 Im Marggreuifchen Krieg 
iſt Zugangen. 


Als man Zehlt Funfzehenhundert 
Und Zwey und Funffzig Zar, 
Geſchach in der Karchwochen, 
Am Affter Montag zwar, 

Sah man vil Fahnen fliegen 
Bor Ulm umb diefe Statt. 

Sie khamen mit betriegen, 
Wolten die Statt befriegen, 

Wie man erfahren hat. 


Sie theten fich erzeigen, 

Als wolten fie freund fein, 

Und ob fie medhten eben 

Die Statt gfchwind nemmen ein. 
Doch thettens mit gwalt rennen 
Hinan An die Statt thor, 

Die Pferbt theten fie fpringen, 
Ob fie Uns möchten Abtringen 
Mit Gmwalt die Stattthor. 


Um halt Dich veft, 

Du wol erbautes Haus, 

Dir khammen vil frembve gäft, 
Die Dich) wend treiben Aus. 
Die Gäfl, die Uns Jez Fhommen, 
Die find Uns wol befanbt, 

Sie rüemen ſich die frommen, 
ihrem rom fein fie nachkhommen, 
Bewieſens mit der Schand. 


— 12332 — 


Bil Prieff detten fie fchreiben 

Zu band in Alleorih, 

Das Pabftumb zue vertreiben, 
Ufzurichten Gottes wordt. 

Mer ihre Brieff hört lefen, 

fie haben ein feinen fchein, 

der meint, er wurd genefen, 

ed wurdt khommen in ein rechtes weſen, 
Wie mecht und bad gefein. 


Run merdhet vorbas mehr, 
Mas ihr Lift Prieff inhalt. 

fie khommen mit großem heer, 
Wendt zwingen mit gemalt, 

. Und Berberben die Armen, 
Berbrinnen Land und Leuth, 
Das würdt fich Gott erbarmen 
Zu Difer böfen Zeit. 


D Morig, was thueftu machen 
Wol in dem Schwabenland 

mit Deine falfchen fuchen, 

ift Dir ein große fchand. 

Das Du thueft überziehen 

Das Heylig Romifch Reich, 
Was thueftu Dich bemichen, 
Wilt von dem Kayfer fliehen 
Zu der Kron in Srandhreidh. 


O Marggraff, was wilt Friegen 
Und weifcht fein Urfach gar, 
mit Deinen falfchen Liegen 
Betrügft ein große fchar, | 
Die Dir Alfam than ſchweren 
Und Deinem gangen Bund, 


.. Die wärftu AU verfüeren, 


Das will ich Dir probieren 
Und Alles madıen fundt. 


— 1933 — 


Zufamen band fie geſchworen, 
S'war ein große ſchar, 

Des Kayſers huld verlohren, 
Das fag ich euch fürwar. 

Der würdt euch gwißlich zwingen, 
Zu feiner rechten Zeit, 

mit feinen fcharfen Klingen, 

Sie lauffen ſchon Uf der Beuth. 


Ihr thettent weit ußfchreiben 
Den Reiches Fürften und Herrn, 
Ben euch folt man beleiben, 

Das Reich wolt ihr mehrn, 

Die Treyheit wider geben, 

Wie fie es vor gehabt, 

Das was nit Allen eben, 

Das Ewer Tyrannifch Leben, 

ift mir noch wol befhandt. 


Sch wolt nun gern hören, 

Wo Gott An einem orth 

fein Wordt Alß hies mehren 

mit Brand, Raub und Mord, 
Wie ihr Doch habt getrieben 

Vor Ulm umb die Statt, 

Weib und Kind habt ihr vertriben, 
Darumb hab ich8 ufgefchriben, 
Den Feind zu fpott und fchand. 


Vor Ulm haben fie gefchlagen 

ihr Wagenburg und gezelt, 

Moritz uß Sacfen lage 

- Bor Sefflingen in dem Feld, 

Der Marggraff lag in Geißwerdt 

mit feinem Kriegsvoldh und Heer, ° 

In der fchleicherbaim lag der von Heiderkh 
mit feinem gangen. Heer, 

Der thet. hart Ab Uns’ plagen, 

- Das wir Uns ftelten zur Wehr. 








— 12314 — 


Ihren Trommeter theten fie fenden 
gen Ulm wol in die Statt, 

man folt ihnen die Statt vfgeben, 
das war ihr befter Rhat. 

Die Herrn befannen fte nit lang, 
Und Namen die Brieff gleih An, 
thetens der gemein vorhalten, 

Da fchrüe Jung und Alte, 

Kein Wegs woltend ſie than. 


Als bald ein Rhat vernommen 
Der Burger manlich Herz, 

Da fchwuren fie zufumen 

Ein Ayd ohn Alle ſcherz, 

Bey einander zu bleiben, 

Auch laßen Leib und gueth, 

Die Fürſten zu vertreiben, 

Gott wollt und glüdh zufcheiben, 
Daz wir weren ihren Ubermueth. 


Ein Rhat thet gar bald fchreiben 
ein Prieff ins Lager fchon, 

bey dem Eyd wollen wir bleiben, 
Den wir hoben gethon. 

Den wir haben gefchworen 

Der Kayferliche Erone, 

Den Churfürften fahne, 

Wider den wollen wir nit thon. 


Ein ſchanz der Fendt thet machen 
Bor unferer Frawen Thor, 

Die Büchfen hört man Frachen, 
Uß der Statt ſchoß man vor, 
Wir theten zu ihn fchießen 

Wol in ihre fchanz hinein, 

Das ſie hart verbrießen, 

ihren Rhat theten fie befchließen, 
Wir Föndten nit lang da fein. 





— 1233 — 


Sie fingen Auch An zu ſchießen 
Kaum anderhalben tag, 

Pulffer wolt ihnen zerfchließen, 
Das war ihr gröfte Elag. 

Sie theten fie nit lang bfinnen 
Und hielten einen Rhat, 

ſchickten gen Augfpurg gefchwinde, 
Batten umb Kraut und Loth. 


Die Herrn von Augfpurg eben, 

gaben ihn bald Kraut und Loth, 

Das ihnen die Herrn von Ulm Zuvor geben, 
Zu beſchüzen Augfpurg die Statt. 

Alfo gaben die Augfpurger wider 

Das Pulffer unfern Feind, 

Das fie und fchießen nider, 

Sind das nit falfche freund. 


Als Augfpurg das vernommen, 
Das der Feind vor Ulm lag, 
theten fie bald herfhommen, 

Zu machen ein Vertrag, 

fie meinten, wir folten uns geben, 
Wie fle das hand gethan. 

Das war uns gar nit eben, 

fein Menſch fol das erleben, 

Zu grund wollen wir ehe gahn. 


AS die Augfpurger hörten, 

Das ſolches die Ulmer nit wolten than, 
nach ihren glatten worbten, 

Da gaben ſie zuverftahn, 

Das man uß Frandreich thet bringen 
Mol 1000 Mann, 

Damit werdt man und zwingen, 

mit großem Gefchüz umbringen, 

es werdt uns übel gahn. 





— 18 — 


Man thet ine bald verweiſen 

Die grob und ſchandelich thot, 

Wie fte unfern Feind than fpeifen 
mit unferm Kraut und Loth. 

fie kondtens nit widerfprechen, 

warb ine ein große fchand, 

manch Statt het foldhes than rechen, 
folts Foft han Leuth und Land. 


Daraus Fan man fein fehen 
Was uf Augfpurg Zu halten ift, 
Die guete Wordt than geben 
Und ftedhen voller lift, 
Erflären fie vor gueten Freund, 
Aber in ihrem Herzen 

feind fie die gröfte Feind, 
Darumb Ulm halt dich Veſt, 
Und gib gueth Achtung drauff, 
Das nit einniften folche Gäſt, 
Und ihrer werdt ein hauff. 


Als die red ward vergangen, 

fang bald ein Anderer an, 

Der Herr Pard haißen thet, 

Der gab auch zu verftahn, 

Kein Liecht derfften wir anzünden, 

man wurd an unfere Maur und Winden 
Feyr geben offenbahr, 

Das und würdt ſcheinen hell und Klar. 


Meinten mit folchen wordten 
Wolten fie uns ſchreckhen thon, 
Wo wir folches hörten, 

Würden wir uns geben jchon. 

fie meinten, wir folten weichen 
Bon dem gefchiwornen Ayd, 

Zu der Kron in Frandhreiche, 
Und zu Herzog Moriz Deögleichen, 
. Das fie und brediten in Laid. 





— 197 — 
Darnach fchieben fie gefchwinde 
Hinaus ind Lager fchon, 
ſprachen, ein Rhat fondt gar nit finden, 
Das fie fich geben thon. 
Doch wolt ein Rhat nit ſparen 
Kein gelt, was müglich wer, 
Vor ihre Landſchafft fürware, 
Die und Gott wölt bewaren 
Bor dem Tyrannifchen Heer. 


Als fie uß der Statt fhommen' 
Hinaus wider ind Veld, 

der Margraff das vernommen, 
Das ſie brachten Fein gelt, 

Das thet in fehr verbrießen, 

erft fing er an zu fchießen 

wol durch die Häufer nein, 

wer gern gewefen rein. 


‚Die Burger und Landtöfnecht eben 
ftellten fich dapffer zur Wehr, 

Wolten umb fein fchießen nichts geben, 
‚ noch umb fein großes Heer, 

man thet gar ſtarckh naus fchießen 
Zum Feind mit großer Macht, 

Das wolt in fehr verbrießen, 

Das man ihn nun veracht. 


Alfo wolt er gern zwingen 
Ulm, die werde Statt, 

Das fol ihm nit gelingen, . 
er mus werben zu fpott. 

Die von Ulm theten weren 
fein großen ‚Übermuth, - 

Bon der Statt mußt er feren 
mit feinem großen heer, 

Das war ihm nit wohlgemuth. 


— 198 — 


Als der Feind darvor gelegen, 
Achtag in einer Summ, 

mueßt ſich der Statt erwegen, 
Abziehen mit ſchlechtem rum, 

Und ſeinen Weeg thet nemmen 
Wol durch das Ulmer Land 

mit Brandfchäzen und Brennen, 
war im ein großer fchand. 


Alfo will ich befchließen 

Daß Lied in einer Summ, 

Den Marggrauen würbts verbrießen, 
Aber die Ulmer haben es rhum, 
Das fie fo fteiff gehalten 

Bey Kayferlicher Mayeftet, 

Gott wöl ihn länger walten 

Und geben fein Gottlich gnad. 


Bewar uns Lieber Gott 

Bor Feind und Feuersnoth, 

Dein wordt wolleft reichlich geben, 
Auch gefunden Leib Darneben, 
Das wir dir ewig dandhen, Ä 
Bon Deinem Wordt nit wandhen, 
fonder haben AU ein Acht 

Uf dein wordt, daß fehlig macht. 


Behüet uns lieber Gott 

Bor der PBabftlichen roth, 

Bor den Zwinglianer deßgleichen, 
Das fie uns nit erfchleichen 

mit ihrer ſchwermerey, 

Der Heylig Geift ſtehe Uns bei. 


Zum Befchluß wolle und Auch geben 
Fromb Oberfeit darneben, 

Die guet Regiment halten 

ob Jung und Auch ob Alten. 





— 139 — 


gib ihnen auch ein milte Hand, 

Zu helffen den Armen in Statt und Land, 

Uf das wir mit einander gleich, 

Bald Funfftig Erben Gottes reich. 

Amen, Amen, das werde war, 

Das Lied ift gemacht in dieſem Jar. A. 1552 


Ende des Marggräffifhen Liebe. 


2. Das BSelffenfteiner Lieb. 


Ich weiß mir ein feines Vogel Haus, 
Die Vögel lagen in der Laus 
Uf einem Felfen reine, 
Wolt ihr den Namen recht verftahn, 
fo heift es Helffenfteine. 


Zieht uß, zieht uß ihr Bögelein, 
Die Kinder von Ulm gehoren drein, 
es ift ihr Vätterlich Erbe, 
ift befier, ihr ziehet mit friven darvon, 
Dan das man euch verberbe. 


Die Vögel fprachen uß großem Zorn, 
Wir haben dem Marggrauen gefchworn, 
Des haben wir bißher genofle, 

Dieweil wir nun das Leben han, 
fo bleiben wir in dem Schloße. 


- Die Vögel haben ein Ander getröft, 
Wir haben gar ein veftes Neft, 
Darin wöllen wir bleiben, 
fhommen bie von Ulm mit ihrem gwalt, 
fo laßen wir und doch nit vertreiben. 


Die von Ulm khommen Jez daher 
mit einem Kayferifchen Heer, 


mit manchem frommen Lanbtöfnedhte, 
Die Ulmer erfchinen vor dem Schloß 
Und wolten Ritterlich fechten. 


Es geſchach an einem Freytag frue, 
Da rudhten wir zum Schloß hinzu, 
Das Läger thet man fchlagen, 
Die im Schloß fchoßen zu Uns heraus, 
Wünfchten und ein gutten Tage. 


Wir lißen Alle ding wol geweilen, 
Und wolten mit dem Gefchüz nit eylen, 
Biß es und war gelegen. 

Das verzog fich biß uf den Mitag, 
thet man guet fuesbell geben. 


Herr Sebaftian Bößerer rith mit und auß, 
er wolt auch fein bey diſem ſtraus, 
Das haben wir wol gefehen, 
ed war fein Ulmer groß noch Fein, 
er thet fi des Mannes freuen. 


Der Bößerer hat ein LandtöfnechtHerz, 
Er ift vor mehr geweft beim fcherz, 
darbey laßt er fich finden, 
man ſchoß ind Lager wie man wolt, 
Bon und wolt er fich nit wenden. 


Das Rob er auch billich Hat, 
Der Herr, von wegen der Ritterlichen That, 
Die er Alda hat getrieben. 
Er ift der Ulmer Batter giveft, 
ift Algeit bey in blieben. 





Eonrath von Bemmelberg unfer Ohriſt war, 
er ift auch geweßt bey diſer gfar, 
ed ſey gleich früe oder fypatte, 
er ftund felbft herzhaft bey dem Gefchäz, 
gab manchen gutten Rhate. 





— 181 — 


Der Obriſt war ein tapffer Mann, 
er war Alzeit zuvorderſt bran, 
ift bei den Ulmer beftanben. 
Gott wol ihm geben glüdh und Heil 
in Teütſch und Welfchen Landen. 


Wir Ulmer wolten zum Obriften halten, 
Und wollen bie fach Gott laßen walten, 
bey ihm wollen wir bleiben. 

Und folt es foften Leib und gueth, 
Den Feind wöllen wir vertreiben. 


Al wir-dafür lagen zwen tag, 
Den 6. Auguft ich euch fag, 
thet der Feind heraus ſchießen, 
ein ſchus in einen Pulver Wagen, 
Da hört man manchen Burger Flagen. 


Der fchuß hat das Pulver angezündt, 
Foft manchen Burger Füeß und Hind, 
Das hab ich wol vernommen, 
frifeh und gefund gezogen uß, 
theild feind fie Lam heim khommen. 


Zwei Stüdh füert man ind Lager nab, 
Da Haubtmann Ulrich Reitter lag, 
mit feinen dapffern Landtöfnechten, 
Die lauffen uf den fcharmüzel uß, 
nach ehren wollen fie fechten. 


Die zwei Stüdh ſchoß man bald ab, 
Das es in dem Schloß erfchal, 
thet durch Das Schloß uftringen, 
Da kam bald die Berretberen, 
Der Feind wolts Weiler anzünden. 


Die im Schloß meinten in ihrem Sin, 
wan nun das gemelte Weiler brin Cbrenne), 
9% 


— 133 — 


fo mueßt man das Feur lefchen, 
Und fielen bald zu uns heraus, 
fie wolten uf uns trefchen. 


Ulrich Reitter von Bregiz, der Haubtmann, 
trib feine Soldaten dapffer an, 
thet ihnen dapffer zufprechen, 
Wir wollen gewinnen ehr und guet, 
Laßt uns nun Ritterlich fechten. 


Der Beind, der hat bald gnommen war, 
Das der Haubtmann war felber dar, 
floh bald von dannen wider, 
ed war dem Haubtman givefen ein freud, 
Weren fte beftendig bliben. 


Es fund und mocht aber nit fein, 
fie flohen in das Schloß hinein, 
Der Haubtmann wolt ihr warten, 
Das Spil hat er uf fie gemifcht, 
Und will felbft mit ihn Farten. 


Sein Knecht waren ganz unverzagt, 
ftunden alda mit ganzer macht 
Und wolten Ritterlich fechten, 
fie waren auch ganz wol gerißt 
mit fchießen und mit ftechen. 


Die Schügenmeifter theten nach ehren ftellen, 
ein jeder wolt das Schloß felb8 fellen, 
fie fchoßen mit ganzen giwalten, 
ein ſchuß gieng über den Andern aus, 
bis fie die Mauer ganz felten. - 


Sie wolten unfer darzu fpotten, 
Aber ihr Ubermuth ift nicht grhoten, 
ALS dan iſt das gemein fprichworbt, 
wier lagen ftardhen vor diefem Schloß 
Und fchoßen hinein an alle orth. 











Mir fchoßen nein mit heeresfrafft, 
ed wert biß uf den Sambßtag Znacht, 
Da ließ man bald umbfchlagen. 
Welcher under Wolffen von Homburg lag 
folt zu dem Fändlein traben. 


Mir zogen über den Proviantblaz alsgmach, 
Lagen an einem reinen bi ed wurd nacht, 
Demnoch theten wir ufbrechen, 

Zugen zu den Edenthuren hinan, 
den ſchaden wolten wir rechen. 


Die Bauren gruben die ſchanz mit gwalt, 
Aber die im Schloß vernommens alsbald, 
fie theten bald zu ihn ſchießen. 
©ott fei gelobt in ewigfeit, 
Der Feind mocht der fehüß nit genießen. 


Wir rucdhten mit dem Gefchüz Hinzu, 
Habens gericht bis an Morgen frue, 
Darnach hat mand abgefchoßen, 

Und fchußen bey der Wachtftuben nein, 
Das hat den Feind verdroßen. 


Die Maur warb verfchoßen überaus, 
die Vogel flohen felb8 doraus, 
ihr Neft warb ſchon zerbrochen, 
Der fpott ift ihnen glegen bar, 
wir waren ſchon gerochen. 


Sie zugen in das Weiler herab, 
da der Haubtmann von Bregez lag, 
fie wolten umb gnad werben, 
die Feind flunden in forgen groß, 
meinten, fte müeßten fterben. 


Er nam fie AU gefangen an, 
Uf das ihr Feiner nit entran, 


in einen Stadel lied er fie führen, 
mit Schügen ers verwachen lies, 
fein gnad Funden fie fpüren. 


Der Haubtmann von Bregets rith behend 
Zum OÖbriften Beßerer gefchwind, 
thet ihm die fach verfinden, 
ſprach: Herr, der Feind ſchon gefangen 
er ligt in meinen Händen. 


Der Beßerer ihm die Antworbt gab: 
Warumb habt ihr nit auf diſen tag 
Den Feind gefchlagen zu Todt gar, 
Das ihr wer Feiner Fhommen darvon, 
fo het man Fönden darvon jagen. 


Den 10. Augufti, ich euch füg, 
eben uf St. Lorenzen tag, 
fchendht man dem Feind das leben, 
Und lies fie wider zihen ab, 
mueßten und das Schloß eingeben. 


Den Feind macht man ganz werlos, 
nam ihn ihr wehr, hellenpart und gefchoß, 
mueßten als niderlegen, 

Stäblen namen fie in ihr Hand, 
das war ihr Spied und Degen. 


Und zogen damit uß dem Land, 
dem Marggrauen zum fpott und fchand, 
das hab ich wol vernommen. 

Alfo ift das Schloß Helffenftein 
Wider in der Ulmer Hand Fhommen. 


Als das Kriegsvolt von Ulm 6 Tag 
Bor ihrem Schloß Helffenftein lag, 
Hat mand dem Feind abtrungen. 
Acht Fändlein ift das Kriege Volckh geweft, 
Burger und Soldaten in einer Summen. 











Ihre Ohriften und Haubtleuth fein vorgemelt, 
Die mit gelegen fein im Feld, 
fie haben ſich wolgehalten. 
Darumb haben fie dad Lob darvon 
Bey Zungen und bei Alten. 


Alſo habt ihr in einer Summen 
Den Marggrewifchen Krieg vernommen, 
wie er fich vor Ulm hat gehalten, 
er bat nit Viel gewonnen darvor, 

Gott will unfer noch länger walten. 


Gott Halt und weitter in feiner Hand, 
Ulm die Stadt und ihr ganz land, 
Bewar auch unfer Obrigkeit 
Bor Feind und Feuer, auch allem Leib, 
Bon nun an bis in ewigfeit. 








— 136 — 


IV. 
Heſſiſche Heim: Chronik, 


Die heffiiche Reim Chronik erfcheint hier nach zwei Handfchriften 
abgedruckt, welche fich in der Gießer Univerfitätsbibliothef befinden und bie 
in meinem Catalogo Cod. Ms, Bibl, Acad. Giss. (Francof. ap. J. D. Sauer- 
länder 1840. 4.) unter Nro. 410 und All befchrieben find. Ich habe 
dort bemerft, daß diefe zwei Hanbfchriften von dem Abprude, welchen 
Kuchenbecker in feiner Analectis Hassiacis, Coll, VI. pag. 241 sqgq. 
mitgetheilt hat, abweichen. Diefe Andeutung war an bem genannten 
Orte genügend; bier muß ich jedoch bemerken, daß Kuchenbeder mit 
feinem Originale fehr willführlich verfuhr, indem er, wie es ihm eben 
zufagte, die Altern Formen änderte oder beibehielt, *) offenbar verberbte 
Lesarten von unmwifienden Abichreibern auf Treu und Glauben hinnahm, 
und einzelne Berszeilen fo wie ganze Abfchnitte aus Gründen, welche zu 
feiner Zeit für delicat oder politifch gelten mochten, für die wir aber fein 
Ohr mehr haben, unbedenklich ausſchied. So wollte er, wie es fcheint, 
der Welt ein Geheimniß daraus machen, daß Philipp der Großmüthige 
„neben feiner Gemahlin noch ein Cheweib nimpt.“ Unter unfern zwei 
Handfchriften ift Nro. 411 vffenbar die ältere, fchönere, genauere, daher 
fle auch unferm Texte vorzugsweife zu Gute gefommen iſt; Nro. 410 dagegen 
zeichnet fich durch eine nicht geringe Anzahl von Randnotizen aus, welche 
mit Auswahl in unfern Drud aufgenommen wurben. Die kurze Angabe 
des Inhalts, fonft am Rande bemerkt, von Kuchenbecker als Tertüber- 
ſchriften eingefchaltet, iſt als überflüfftg weggelaffen worben. 

Es wird faum zu ermitteln fein, von wem bie heififche Reim - Chronif 
verfaßt worden if. Leibfnecht nennt Schrätter; aber die Gründe für 
feine Anficht find nicht gewichtig genug. Unſre Handſchrift Nro. 610 hat 
auf dem Titelblatt den Namen ‚„Balentin Eckell“ und auf ver Rüdfeite 


*) In den erften Zeilen finden fih 3. B. folgende Verſehen: Beile 1: Bericht 
für Berichtt; 3.2: al f. als; 3.9: gefhah f. geſchach; 3. 5: 
zu weitläuffig führen, f. fo weittleuftig zu füben; 3.6: wollen 
zeigen an f. wöllen zeigen abn; 3. 8: fonderlide f. fonders 
richer; 3.11: wie ein Tafel f. in ein Taffell u. f. w. 





— 137 — 


diefes Blattes ift bemerkt: „Ob diefer Valentin Eckell, oder, wie er fonft 
genannt wird, Eccelius, Autor oder bloßer Pofleffor diefer Genealogie fei, 
ift wohl in Conflveration zu ziehen. Ich flatuire das erflere, weil Er 
folches felbft gefchrieben, und bis in das Jahr 1597 gehen auch die deutſchen 
Verſe dem Genio biefer Zeit conform.“ 

Die Heimath unfrer Handſchriften angehend, fo iſt Nro. 411 zufolge 
einer Bemerkung auf dem Titelblatte von Walter Baletſch im Jahre 1596 
zu Caſſel geſchrieben worden und gehörte „Friedrich von Hertings- 
hauſſen dem elttern,“ welcher ‚anderthalb Thaler“ für die Abfchrift 
zahlte. Der Kigenthümer der zweiten Handfchrift war, nach einer Notiz 
am Schluſſe derfelben, „Paulus Eberus Kittingenfis;" fie ift eine 
fpätere Abjchrift des Eckel l'ſchen Exemplare und fcheint Diefelbe zw fein, 
welche Rucdenbeder von Ayrmann erhalten hatte. 


Vorrede an den Lefer. 


Der Lefer wiſſe den Berichtt, 

das als ich anfing diß gedicht, 

der meinung eß gahr nichtt gefchach, 
So weittleuftig zu führn die fach, 
Hab allein wöllen zeigen ahn, 

wie regiert nacheinander han 

die furften vndt waß Ider hatt 
Berrichttet fonderlicher thatt, 

Solt furz dabey bemeldet fein, 

Alfo mans Fundt faßen fein 

gleich in ein taffell nach gefallen, 
fol war mein intent dazumahlen, 
Vnd weil ein brauch vnd gewonheit 
geweßen ift zu Iderzeitt, 

dad man in vnſer Teutfchen fprach 
In reimen gefaft folche fach, 
Drumb hab ich mirs gefallen lahn, 
Das ichs auch fo verfuchet han, 
wie wol aber vom erften gefchlecht 
Die ſchrifft gerathen kurz vnd recht, 
Doch als ich further fommen hinn 
zum brabantifchen Heßen bin 


Die luft vnd lieb zum vatterlandt 

mir dahin hat gefürt die handt 

das die fchrift worden viel zu groß 
Doc ich zum end zu führen befchloß, 
Weil ich fommen fo weith hinein 

vnd faft wider den willen mein 

Mit müch bracht ich zufammen diß 
Gar auß manicherley verzeichniß, 

‚Die ich mit vleiß von vielen jahren 
zufammen bracht, wo ichs erfahren, 
Vnd weil ich offt ongleicheit fanbt, 

fo habe ich den vleiß ann gewanth, 
Das ich almeg behalten das, 

welches der Warheit am nechften waß, 
Ob ichs nuhn nicht troffen alezeitt, 
Zu beßern du eß ſey bereit, 

denck das kein geſchichtſchreyber iſt, 
Ders troffen hab zu aller friſt, 

Ein Ider hatt bißweillen geirrt, 
Keiner noch alles treffen wirdt, | 
Drumb mein Vleiß verfteh recht und wol, 
Wie das ein biedermann thun fol, 
Viell furtreffliche Teuth) man findt, 
Die damit umbgegangen findt, 

Daß fie geſchicht vnd andere ding, 
welche zu achten nicht gering, 

zu dienen dem gemeinen man, 

Sn deutiche Verß gefaßet han, 

auch tft anfangs geweft der fitt, 

Das man anderft befchriben nit 
Berlauffen haͤndell vnd gefchicht 

Dan das man davon verß gedicht 
vnd ſolches in gemeiner fprach gethan, 
Wie die erempel zeigen ahn, 

Vnd Homerus, der große man, 
Bergilius auch hatt gethan 

Band fonft noch andre große leuth, 
Der büdjer wir noch leßen beut, 





— 19 — 


gemacht in ihrer mutterfpradh, 
den man mit ehre Fan volgen nad. 
Keyfer Carol der groß genant, *) 
der regiret hat fo viele landt, 
hat onder folcher ſchwerer laſt 
bißweilln wan er kunt haben raft 
feldft reimen gemacht vnd gebicht 
darin er alt vnd new gefchicht 
Gefaßei hatt mit guttem vleiß 
Weil ihm dan das zu rhum vnd preyß 
Inn den Eroniden wirdt gemelbt, 
So dirs dan au mir nicht gefelbt, 
vnd wilt nur ein fchmenfhumel feyn, 
von welcher nichts fan pleyben rein, 
fo wiß, das ich dein gar nicht acht, 
Und habe vmb deintwilln nicht gemacht, 
Ich habs allein gefchrieben mir 
Darumb gibt eß nichts zu fchaffen dir. 


Genealvogia 


und kurtze Chronik ver Landgrauenn, fo Duringen und Heſſenn bey- 
fammen vnter irrer regierung gebabtt. 


MUS taufend funf vnd zwanzig jahr 
nach Chrift geburt gezelet war, 

Herr Ludtwig genandt mit dem bart 
In Duringen vnd Hefjen warbt 
Der erft Landtgraff außerfohrn, 
Herzog zu Orliens geborn, 

Wilhelm fein eltiter bruder waß 
Das Landt zu Orliens befaß. **) 


*) Nicht Karl der Große, fondern Karl der Dritte ift Hier gemeint. 
(Rote Mi. 410.) 

*e) Sf der erſte Herzog gewefen, den zuuor warens nur Graffen von 
Orliens. (Note Mi. &10.) 


— 10 — 


Der großmechtig keyſer Eonradt 

zur ehe der mutter fchwefter bat, 
geborn von 8 großen Karlen ftamb, 
Darnach er Ludtwig zu im nam, 
beim Meinzer bifchoff im verfchaft 
Das er zum Biezthumb vnd herſchaft 
In Duringen vnd Heflen kam, 
Cecilien von Braunfchweig nam, 
Bon ihr ſechs fühn drey töchter zielt. 
Ludwig des vaters fiz behielt 
Hennrich der wardt Raspo genant, 
KRasperg von im fein anfang fandt, 
Taufend hundert vnd funffzig zwey 
geichrieben ward, daß wiß hierbey 
Als dießer ber zu Gutenspergk 
bewohnet hatt den veiten bergf, 

Vnd mit feiner mutter geftift, 

auch mit guitern herrlich begift 

den Anebergf zum Gotteshauß 

Hart bey Caſſell, ſolchs weißet auß 
Die freyheit fo keyſer Conradt 

dem gotteshauß gegeben hat, 

Vnd keyſer Friederich confirmirt, 

Als funffzig vier geſchrieben wirdt, 
nach tauſend hundert, wie gemelt. 
Der Dritt wardt Beringer gezelt, 
Von dem die Grauen kommen ſein 
Von Lohra, Berckla vnd Honſtein. *) 
Der Vierdt Otto ein margkgraff hieß 
Zu Heſſen. Er auch bawen ließ 

In der marck zu Heſſen ein ſchloß, 
Dort vff der Layn **) und nante das 
Marpurgf, welches ift der furftlich fiz, 
da die herren auch wohnen iz. 
Wilhelm und Seyb, die andern zwen 
waren marggrauen zu Duringen. 


*) Hoenflein (Mf. 410). Hohenſtein. 
=) Lahn. 





— 1411 — 


Ludwig der erft fohn vorgemelt *) - 
der ander lanbtgraff wirbt gezelt, 
der fpringer hieß auch fein zunam, 
den er von einem fprung befam, 
welcher von im gefchehen wahr 
mit grofier leibs⸗ vnd lebensgefahr 
vom hohen ſchloß Gebichenſtein 
darin er mußt gefangen ſein. 
Ein marggraffin zu Staden war 
ſein gemahl Alheidt, die gebahr 
Ludtwig den dritten vnd andre kindt, 
die ohne noth hie zu melden ſindt. 
1096. Ludewig der Dritt regiret hat 
loblich an ſeines vatters ſtat, 
von rath vnd that ſo tapfer war, 
Das ihn ſehr liebt keyſer Lothar, 
des tochter Hedtwig er auch het 
Vnnd von ihm kreig die dignitet *) 
das er vom grauenſtandt gemoͤrt ***) 
1120. Hinfurt eins furften tittel fürth, 
Vberkamb auch mehr Leuth vnd Landt 
Zu führen folchen fürftenftandt. 


Ludewig der Vird des vorigen fon 
nach Ihm das regiment nam an, 
Der eifern Landgraf hieß fein nam 
das ihm von der gefchicht herkam, 
weil er erft from vnd fimpel war, 
Das ihn fein volk verachttet gar, 
Vnd mit ihm trieben ihren fpott, 
da ers aber gemerdet hat, 

Gar bald er feinen muth gewenbt 
vnd gefurt fo fcharpf Regiment, 
Das er, die ihn ben vor veracht 
In gehorfam und furcht hatt bracht. 


*) Vmb das jar 1056. (Mf. 411.) 
*®) kriegt (Mi. 410.). Fünigs dignitet. (Kuchenb.) 
28) gemehret. (Mi. 410.) 


Ein ennd fo der Randtgraffen ſtamm 
Zu Durringen ond Heflen nam, 

Die beyde Lannd von Alters Jahren 
Biß auff die Zelt beyfamen warn. *) 


Genealo gia 


Vnndt kurtze Historia der Landtgrauen zu Heſſen. Itzigen Braban⸗ 
tiſchen Stambs, Aug Manncherley geſchriebenen VerZeichnüßenn 
zuſammen brachtt. 


Tauſend Zwei hundert vierzig acht, 
Doch Vngefehr die Jahrzahl bracht, 
Alls durch todtsfall gar abgingen 

Die Landtgrauen in Duringen, 

Da hub ſich großer ſtreitt vnnd Zank 
Vmb dieße Landt, das wehret lang, 
Die Landt auch ſelbſt wahrn in Zwietracht, 
Das hatt fie In groß Vngluck brachtt. 
Zu Mengen Margraff Henriih 

Die Landt wolt ziehen an fich, 

Weill fein Mutter ein ſchweſter zwar 
Landgraff Hennrichs deß Letzten war, 
Viell Duringer dem hingen ahn, 

Die Heſſen wolltens anderſt han. 

Vnd wahrn gemeint zu pleiben recht 
Bey dem heyligen Edlen geſchlechtt 
Der frommen Sanct Elisabeth, 

Vnnd damit folched ein furgang bet, 
Ein trefflich Bottfchaft han gefanndt 
Zu Ihrer tochter Inn Brabandt 

Frau Sophia der Herzoginn, 

Das die das Landt wolt nehmen ein, 
Dan vnter Ihren Zweyen Son, 
Wolten fie ein zum Herren han, 


*) Mi. 410 Hat diefe vier Verfe nach Zeile 10 der vorhergehenden Selte. 


1263. 


— 147 — 


Die. Werbung hört Sophia gernn, 
Vnnd that alsbaldt nach Ihrem begehen, 
Mitt Ihrem Jüngſten Sohnne fam, *) 
Vnnd das Landt zu Heſſen einnahm, 
Auch Durringen darku begehrth, 

Daß warth fie aber nicht gewehrt, 
Daher mann Krieg vnnd Vngemach 


In Durringen und Hefien fach, 


Bund dad mehret Neun ganzer Jaren, 
Biß das ein großed Volk verlohren, 
Gefanngen vnndt gefchlagen hart, 
Hertzog Albrecht von Braunſchweig wart, 
Der Kram Sophien Beyſtandt that. 
Vnndt Ihr den Krieg gefuret hat, 

Des Tochter fie Ihren Sohn verhieß, **) 
Auff Das er fie ohne Hülff nicht ließ, - 
AUS der ein Jar gefangen lag, 

Die fachenn famen zum DBertrag, 

Der wahrt alfo getroffen nuhn, 

Das Tram Sophien Jünger Sum, 

Das Hefien Landt Allein folt han, 

So fern biß an Creuzbergk hinan, 

Bon Durringen gahr treten ab, 

Das foldhes hinfurth der Meyßner hab, 
Dargu muft auch Herbog Albrecht, 

Das er fi) wieder Ledig macht, 

Bol Acht Taufent mark filbers fchon 
Dem Meyßner geben zur Ranzen, 
Darzu auch an der Werr achtt fchloß, 
Die mann zum Landt zu Heflen ſchoß, 
Das deſto baß der Fridt beftundt 

Vnnd der Herr feinn ſtandt halten Fundt, 
Vom Landt er die genohmen hatt, 

Sp balt nach Landtgraff Hennrichs tobt, 


*) Genant Henri. (Mf. 410.) 


**) Alii, Schweſter.“ Anno 1256. (Mf. 10.) 


10* 








— 148 — 


Aldendorff, Eſchwe, Burftenftein, 
Ziegenbergk, Wanfridt vnndt Bilftein, 
Auch Witzenhaußen vnndt Sonthra, *) 
Hieß die Graffſchafft an der Werra, 
Die Erbeinigung kam darzu, 

Das Welches Lanndt außſtierbet nuh, 
Solcheß wieder zum Anderen fall, 
Wie das iſt da verglichen all, 

Das Wapen ward ſo diſtinguirt, 

Der Heſſiſche Lowe ſollt ſein getziert, 
Am Haupt mitt einer guldenen Kron, 
Weill ſie Ihr geſchlechtt von Könnigen hon. 











Alls Fraw Sophia Krieg vnd Vehd 

Der Zeitt mit Margkraf Henrich het, 

Bey dem Biſchoff zu Meinz ſie ſucht 
Hülfflichen Beyſtandt vnndt Zuflucht, 

Die Stadt Wildungen auch zu Handt **) 
Sie Ihm verfeßt zum Vnderpfandt 

Für fehwerer Pfeng, Zweyhundert marf, 
Vnnd ob die Stadt wol offt vnd ftarf 
©efordert warth wieder zum Landt, 
Solches doch nie fein wirkung fandt. 

Alls Sram Sophia hatt erfahrn, 

Das In dem fpan gebawet wahrn, 

Viell Newer vnnd fehädtlicher ſchloß, 

Ein ſolches ſie vebell verdroß, 

Zoch hin vnnd ließ baldt reyßen ein, 
Hohenlindt vnnd den Weyßen ſtein, 
Bracht Reichenbach wieder zum Landt, 
Zwang die Herrn von Blankenſtein Zuhandt, 








*) Etliche gedenken nicht Sontra, Ziegenberg, Beilſtein, ſetzen aber 
Arnſtein und Bichſtein, melden auch nicht, daß fie zuvor zum Land 
gehörig geweſen, ſondern daß fie der Herzog von feinem Land habe 
geben müflen. (Mi. 410.) 


®*) Chronik Johan Riedeſels. (Mf. 411.) 


— 198 — 


Ein Newes Schloß, jen Blanfenflein, 
Fing fie auch an zu bawen fein, 
Welches auch daher den Namen fandt 
Vnnd die Newenburgf wardt genannt, 
Wieder das Meinzifche Schlog Melna, 
Die Bürftin auß dem grunde da 

Den Frawenbergk vfbawen that, 

Der daher auch den Namen hatt. 


Vmb die Zeitt fieben gutter Jahr, 

Vnnd das alle Ding fo wolfeyl wahr, 
Das man gahr Fein gefindt mochtt han. 
Mani Edler, auch manich Geiftlih man 
Auffſchutten muft fein adergangf, 

Darzu In gefindtd mangell drang, 

Die dorff auch Fundten haben Kein, 

Der In wollt Hutten Khue vnd fchwein. 


Taufent zweyhundert Sechbig Sar 

Vnd Eins, Schreib man, ald Marpurgk gar, 
Mit Fewer ift jämmerlich verbranndt, 
Darnach dasfelb Vnglück fie fandt 

Veber funffzig Acht Jahr hernach, 

Da man fie aber Brennen fach. 


Henrich der Herbog auß Brabant, 
Ders Kindt zu Heſſen wardt genannt, 
Vnndt wahr Sophien tungfter Son, 
Wie ich zuvor berichtet bonn, 

Der erft Landtgraff zu Heflen warth, 
Die Weftphelinge fchlug Er hart, 
AUS fie auß dem Stifft Paderborn 
Hierein ind Landt gefallen worn 

Mit großer macht, vnd Vnſerm Landt 
fehr grofien fchaden zugewandt, 

Vmb Wolfhagen vnnd Grebenftein, 
Auch Immenhaußen, Wie ich mein, 
Hundert funffzigk Er erft bracht vmb, 
Auch hundert zwanzigf gefanngen man, 


— 150 — 


Balt bey Cahrlskirchen wahrens in not, 
Das Ihr Vierhundert plieben todt. 


Zandtgraff Hennrich vmb dieſe Zeitt 
Bey Kitzingen gewan ein ftreitt, 
AUS er ein freunndt Im Branfenlandt 
Gebotten hatt die hülfflich Hanndt, 
Dieß gefchach auch vmb dieſe Zeitt, 
Wilhelm Diehtter die Brueder beydt 
Zu Bapenelnbogen Herrn, 

Sid untereinander verglichen gern, 
Das fie mit willen geteylet han, 
Ihr Landt dartzu dad Wappen fchon, 
Bon altem das wappen fo wahr 
Ein wiederfüchtig Lowen zwar, 

Bon Farben Roti im gulden Yelbt, 
Zur ſchäw Im ſchilde warbt geftelbt 
Bf dem Helm mann ein flugel fandt, 
Vnndt dießed man alda Zuhandt 
Alten Catzenelnbogen nant. 

Graf Wilhelm aber wahr fo wehrt 
Könnig Rudolfi, das er Im mehrt, 
Sein Wappen vnnd zwen flugel gab 
Vff feinen Helm, auch zuvor ab, 
Den Lowen Er Ihm zierren thet, 
Das er ein Blawe Sronne bett. 
New Catzenelnbogen ers hieß, 

Dieger Graff Wilhelm bamwen Heß, 
Auch Reichenbergk das gutte fchloß, 
Alfo ich findt verzeichnet daß. 


1277. Zu Meinz der Erzbifchoff wernner, 
Geborn zu Falfenftein ein Her, 
Landtgraff Hennrichen bradıt in Bann, 
Dem Lanndt ein Interdict legt an, 
Dad man darinnen im gemein 
AU Kirchen Empiter ftellen ein 
Vnnd gar fein Gottesdienſt oben follt. 
Der Fürft den Bifchoff funnen wolt, 





— 131 — 


Ob aber woll thedingens viel 

Geſchach, doch folches nicht heiffen will. 
Der Fürft im Bann war Sieben Jahr, 
Vnnd ald damit fein willen gahr 

. Der Erpbifchoff nicht Schaffen mocht, 
Balt er fich eind andern bedacht, 

Kam mit einem Heer an großer Zal, 
Legt ſich in Bufederthal. 

Der Landigraff nam zur Sachen rath, 
Vnnd zum Ergbifchoff fendten ihat 
Gar ein trefflich Legation, 

Das er deſſelben Gnade möchtt han, 
Collniſcher Pfening drey Taufent Pfundt 
Zu gebenn both, wan er nur Fhundt 
Mit feinn Landt kommen aus dem Bann, 
Vnd mit feinem Bölklein frieden han. 
Beym Bilchoff aber war fein gnabt, 
Der zog Sen Friglar in die Stadt, 
Darauß das Landt verheret mit grim. 
Dann eB war da ein herr bey Im, 
Bon Ziegenhein der Graff Gottfriebt, 
Vom Battenberge war auch mit, 
Graff Widdefindt von Wittgenflein, 
Die beidt woltten fein Selffer fein. 
Der gutt Fürft jagt fein Troft vff Gott, 
Allein manns Vollk im Landt vff bot, 
Waß nur ein fleden ober fchwertt 
Ertragen khundt muſt fein bewehrt, 
Mitt dem Volk ſich für Fritzlar macht, 
Bot an dem Ersbifchoff ein fchlacht, 
Dem heilgen man der Kampf gefelt, 
Führt feinn Vollck balt In das Feldt. 
AUS er da foviel Heflenn ficht, 

Die Flucht er balt vff Fritzlar richt. 
Die Burger meinten da im Rath, 
Kompt das Volk wieder In die Stadt, 
Sp müßen wir groß theurung han, 
Unfer Stadt aud) belagern lahn, 


1288. 


— 1583 — 


Kan vns auch, wie zuvor gefchehen, 
Das wir die Stadt verbrennen fehn- 
Drumb fchlugen fie balt zu Ihr thor, 
Das Bolt muft alle pleiben darvor, 
Den Ersbifchoff fie nur allein 

Mitt zwanzig Pferden ließen ein. 

Waß draußen pleib, hat große gefahr, 
Graben vnnd Zaun Ir Influcht war, 
Mandher verfroch fich wie ein Maus 
In dieß vnd Jenes Gartten hauß, 
Damit nuhr nicht die Mentziſch rott 
Vonn Heſſenn wurdt geſchlagen todt. 
Der Biſchoff balt ein Fridt bot an, 
Wie den der Lanndgraff felbſt wolt han, 
Muſt vff fein eigen Koſt vnnd Lohn 
Beſtellen ein Absolution, 

Dem Fürſten vnnd ſein gantzen Landt 
Alle ſchaden kehrn, ſo zugewandt, 
Bund all anſprüch ganz fallen lahn. 
Das Privilegium gewann 

Der Fürft auch, das Fein Bifchoff mehr 
Hinfurth Fein Stadt folt halten gar 
In des Laundts Städten wie zuuor, 
Dardurch das Arme Volk fehr hart 
Geſchindet vnd gefchaget ward. 

Das Schloß zu Caſſel ver Furſt macht *) 
Bnd wieder zu dem Lande bracht, 
Örebenftein, Ziernberg und Bielftein, 
Auch Immenhaußen, die da fein 
Zuuor dem Landt gewonnen ab, 

Aljo ich dads gelefen hab’. 

Im Schloß Marpurgf den großen Saal 
Diefer Fürſt bawet dazumal, 

Vnnd die Fürſtlich Capell aufricht 
Darzu hat er auch ſelbſt erdicht 


%) Umbs Jar 1280 ungevehrlich. (Mi. 411.) 





1292. 


— 153 — 


Den großen teich bey Sranfenberg, 
Bnnd denfelben gebracht ind Werk. 
Die Prediger Mönch der Herr auch hat 
Gebracht gehn Marpurgk in die Stadt, 
Vnd In eingeben ſtadt vnd Plan, 
Dahin ſie bald gebawet han. 

Volgents auch balt nach dießer Zeit 
In Heſſen bey Geyßmar ein ſtreit, 
Herr Gottfridt Graff zu Ziegenhain 
Den Weſtphelingen abgewam, 

Bey Zweyhundert gefangen hat, 

Ein kleine Zahl auch geſchlagen todt. 


.Als der Furſt auch viel Raubſchloß fach, 


Daraus. dem Landt viel ſchadt geſchach, 
Wolten Ihrn eigen willen han, 

Ihr Lehn vom Fürften nicht entpfahn, 
Der etlich auch geweßen feinndt 

Des Landes offentliche feindt, 

Etlich dafelb heimblich gethan, 

Balt fie der Fürft mit ftreit gewann, 
Etlich er gahr zu Grund brach ein, 
Etliche befegt er mit den fein, 

Vnter den warn der Honfelß Zwei, *) 
So Biell der Gutenberg auch frey, **) 
Kulfirchen, Landtsburgk, Blankenftein, 
Ruckerßhaußen vnd Pederheyn, 
Altenburgk auch dergleichen thut, ***) 
Der Keeßbergk vff der Eddern gut, 


Wolffeshaußen nicht weit daruon, 


Ulrichſtein, Ruddelßen auch ſchon, 


*) Honfeldt. (Mi. 410.) 
*%) Tempore Rudolphi Imperat. (Mf. 410.) 
98) Kann Altenburg vff der ſchwalm fein, neben Nieder Brff, wel 


cheß noch wüft liegt, wiewohl es auch A. vff der Edder fein kann, 
oder die Wüfle A. dei Nieverflein, wiewol daſelbſt ein ftatt gelegen fein, 


auch der Ort einen folchen großen raum Haben fol. (Mi. 410 1.411.) 


— 181 — 


Dem Ziegenberg vndt Eyfenbach, 
Dem Helffenbergk auch fo geſchach, 
Darzu kam Schwarzenbergf aud) dann, 
Diefe Schloß der Fürft all gewann. 
Darnach zu Meint Biſchoff Gerhardt *) 
DS Landt zu Heflen Vehdet hart, 
Dem nahm er mit Mennlicher fterd 
Den Heiligenbergk vnd Weidelbergf, 
Für Arnenbürgk auch gewonnen hatt 
Die Wenigbürgk, auch die Newſtadt 
Vnnd dann die Newenbürgf dartzu, 
Der Krieg warbt fo vertragen nuh, 
Das dem Bifchoff Die Hauße fein 
Zum theil balt wieder worden feyn. . 
Bey Landtgraff Hennrich diß geichach, 
Der Teich zum Srandenberg außbrach, 
Dem Klofter großen fchaden that, 
Biel Bäw Im weg geführet hat, 
Bor der Stadt auch die Ober Müll 
Durch dießes Waſſer gar hinfiell, 
Da ward ver Tamb flärder gemacht, 
Das er nicht mehr den ſchaden bracht. 
1301. Mit eignem Fewer genplich verbrant 
Das Cloſter Spiß Capell genannt, 
All Glocken vndt andern Zirath 
Durchs Fewer man da verlohrn hat, 
Von Dorreberg Zween Ritter warn, 
Die diß Kloſter geſtifft för Jarn, 
Herr Enngelboldt und Enngelberdt, 
Der Bruder Nam da ewig werth. 
Das Zahr dreigehnhundert vnd acht 
Landtgraff Heinrich fein Ende bracht, 
Der Fürft hielt Hoff eim König Gleich, 
Hatt Zwey Gemahl, Erft von Braunfchiweig, 
Alheit, darnach von Eleff: Mechtild, 
Bier Söhn vnnd Eieben töchter zielt, 


%) Here zu Cpſtein. (Mi. 311.) 





1312. 


— 155 — 


Die von Braunfchweig bracht ihm Zwen fühn, 
Die von Eleff Sieben töchter ſchön, 
Neben Zweien Söhnen gebahr, 

Die wurden Alle vermehlet zwahr, 
Agneß, das Hefflfche frewlein zart, 
Eim Burggraffen zu Nürnbergk wart, 
Elifabeth vertrauet ſchon 

Eim Graffen wardt zu Ziegenhan, 
Ein zu Waldecken warbt alda 
Bermehlet frewlein Sophie, 

Alheidt ward einem zu Hennenbergf, 
Die fünffte fol vermehlet fein 


Einem Graffen zu Ochfenftein, 


Die fechste ein Herrnn zu Görtz befam, 
Die Siebent ein zu Seyna nam. 

Bon den Sönnen Ru vollgen wirbt, 
Wie fie haben ihren ftandt gefuert. 


Dtto hatt an ver Layn regiert, 
Sohann das Land vmb Caſſel wirt, 
Dan alß Dtto die Wahl folt han, 
Hatt ers Ihm fo gefallen lahn, 

Dtto war der von Braunfchweig Son, 
Bon der von Cleffen war Soban. 


Sohan nahm Alheivt von Braunfchwig, 
Der Stabt Erfurt eu dient im Kreig 
Wieder Landtgraffen Yrieverich, 

Zu durringen balt Tegt er fich, 

Starb zu Eaffel, begraben wohl 

Zum Anenberg mit feiner gemahl. 
Heinrich, Ihr Bruder, jung verflarb, 
Ludwig zu Meintz Scholaster wardt, 
Auch Münfter In Zum Bifchoff wehlt, 
Bom Lande aber doch behelltt 
Marpurg, Biedenkop vnnd Wetter 
Für ſich zur Laibzücht, dießer Herr 
Bollendet auch vnnd bawet aus 

Zu Marpurgk In dem Yürftenhauß 


1310. 


— 156 — 


Den Saal vnndt die Cappell darzu. 
AUS die Bruder verfchieden nuh 
Ohnn Kinder all von dießer welbt, 
Vff Landtgraff Diten wieder fellt 
Das Land, das erd allein beheltt, 
Landtgraff Otto der erft genannt, 
Alheidt von Rauenfpurg befant 

Hat zum Gemahl, Bier Sön gewann, 
Hennrich, Ludwig, Ott und Herrmann, 
Kein tochter man befchrieben findt, 
Die von dem Herrn geboren find. 


Landigraff Dit hatt eine Reiß gethan 
Met eim Grauen zu Ziegenban 
Vnd mit eim Grauen zu Walded 
Gehn Rohm, dafelbft bracht er hinwegk 
Vom Bapft Magdepurg das Biltump, 
Das eß Dtto fein Sohnn befam, 
Welcher da bawet den Ditenftein, 
Vnnd nannt ihn nach dem Namen fein. 
Bon Heflenbergf Ritter Edart 

Bey fi) Zu rath vnnd finne warbt, 
Das er Landtgraff Otten mit fug 

Zu Lehen Wolderdporff vff trug. 
Dreigenhundert gefchrieben warbt 
Vnnd darzu Zwölffe, Als fehr hart 
Befchedigt vnnd verwüſtet gahr 

Allbie die Stadt Gutensperg wahr, 
Ob das von eignem Fewer gefchehn 
Oder von Kriegenott und Vehden, 
Dasfelb Ich nicht befchrieben findt, 
Da diße ding verzeichnett findt. 

An Rottenberg und Breitenbach 

Der Zeitt ein Verherung gefchach 
Bon Apten zu Fuld vnd Herfchfelbt, 
Wie ich in fchrifften findt bemelt. 

Zu Meinz Bifchoff Peter genannt, 
Landigraff Otten befriegt das Landt, 








— 187 — 


Demfelben Er zu Zehn mit fug 
Grunberg ond Frankenberg vfftrug, 
Doc der Vertrag lang wehret nit, 
Dan der Erzbifchoff hiltt fein Fridt, 
Weil ohn Kinder farb Fürft Johann 
Wollt er die Lehn eröffnet han, 
Landtgraff Ott Im antwort zu Hanbt, 
Das Nie gründtlich geteilet die Landt, 
Sondern allein wehre vermutfchart, 
Auch wehr die Regel viel zu hart, 
Das der ohn Erben geftorben hieß, 
Der einen Rechten Bruder Lie, 

Doch wolt ers han geftaltt zu rechtt, 
Zu den Stenden des Reichs fchlechtt, 
Daran wolt fich jenner nicht fern, 

Der Landtgraff muft fich feiner wehrn, 
Band traff den Erzbifchoff alfo, 

Das er Zu Lebt muft werben fro, 

Das er feinn fordern fallen ließ, 

Unnd den Krieg guittlich fühnen hieß. 
Zu Nafſaw auch Graff Hennrich thut 
Befehden Landigraff Otten gutt 
Darumb, dad er Im zu verdrieß 

Das Schloß Derrenbach bawen ließ, 
Derbalben verjagt auch der Graff 

Die vom Derrenbach vnd nieberwarff 
Ihr Schloß, gelegen bey, Herbronn, 
Vnnd darjegen auffbawett fchon 

Sein ſchloß, genanndt der Drimgenftein, 
Keiner wollt der geringfte feyn. 
Landtgraff Dit führet auch ein Krieg 
Wieder den Herzog vonn Braunfchwieg, 
Dan Gutenspergk, das Schloß vnnd Stadt 
Der Herzogf derzeitt Inne hatt, 
Darumb fiel Ihm Landtgraff Dtt ins Landt 
Biß gen Göttingen, dad außbrandt, 
Gudenspergk macht er wieder frey, 

Der Herr pracht auch wieder herbey 


— 1338 — 


Die Helfft an Borden, die zuuor 

Auch von dem Landte fommen war. *) 
Landtgraff Dit verordtnet fein, 

Das nicht mehr dan der eltift folt feyn 
Hinfüro Herr in Heflenlandt, 

Der die andern In ſchlechtem ftandt 

Mitt Rath der freundt verforgen folt, 
Das fie heiten Irn vnderhaltt. 

Kein Gefchlecht nie war fo edler Arth, 
Das nicht darin gefunden warth, 

Etwas fehl, mangel und vnrath, 

Wie man alzeitt erfahren hatt, 

‚Bund wie ein Leib gefundt vnd fchön, 
An fi gleichwoll hatt Eyfen ftohn, 

Alfo wo hohe gabenn findt, 

Dafelbft man auch gebrechenn finbt, 
Solches fi) ann Landtgraff Otten fandt, 
Der erftlich that fein Vatter andt, 

Vndt Ihn In Leydt ondt fehmerzen furth, 
Welches frommen Kindern nicht geburth, 
Denn ohne feines Vatters Wil vnndt rat 
Fraw Alheidt er genohmen hatt, 

Vnnd den Batter zum Zorn bewegtt 
Vnd fein Vngunſt damit erregt, 

Vnd ald der Batter auch Zuhandt | 
Nach feinem Bedunden theiltt das Landt, 
Vnndt wollte, das fein Son Johann 
Am felben foltt die Helftte han, 

Vnnd Dtt nach feinem Willen kießen ſollt, 
Welches theil er felber haben woltt, 
Woltt Erd nicht thun, ſprach Vatter mein, 
Woͤllet nur fein Zufrieden feyn, 
Hiernechft will Ich mich wohll vnd ſchon 


Saßenn mit meim Bruder Johan, 


*) Borden ift zuuor Halb Heſſiſch und Halb Ziegenhainifch geweien und 
mag vielleicht das Heſſiſche Theil der von Biegenhain zu ſich geriffen 
haben. (Mf. 410 und 411.) 








— 1898 — 


Deß Batterd Zorn, vnnmuth vnd Braft 
Hierdurch ſich mehret alfo vaft, 

Das Lanndtgraff Dit muft weichen auf, 
Beym Batter nicht dürfft fein zu Hauß, 
Zu Annenburgk und Ziegenhan, 

Muft er ein weyll feinn Herberg han, 
Darnach der Batter warbt tobt krank, 
Landtgraff Dtt da fich feumbt nit lanng, 
Innns Nidderlandt gehn Caſſel kahm, 
Vonn den Städtenn die Huldung nahm, 
Wandt fur, Wie ſeinn Vatter wehr todt, 
Welches Ihm dan auch beſtettigt hot 
Von Ziegenhan der Graff Gottfribt, 
Allein ſolches woltten glauben nit 

Die Stedt Milſungen, Rothenbergk, 
Hatten kein Luſt zu dieſem Werck, 

Auch Scharttenbergk vnnd Reichenbach, 
Von den allen kein Huldung geſchach. 
Da der Vatter wieder genaß, 

Der Sad) er nicht zufrieden waß, 

Beim Römischen Könnig, Adolff genannt, 
Hatt er fein Klag eingerwant, 

Darzu bey andern freundt vnd Herrn, 
Bon den er auch thet Huelff begehrn, 
Der König ſich der fach nahm an, 

Zog vber den von Ziegenhan, 

Mitt Landigraff Hennrich in dem Werf, 
Belegten fie den Stauffenbergf, 
Zwungen In, daß er hartt verfprach, 
Er wolt hinfurth In dießer ſach, 
Landtgraff Otten reden dahin, 

Das er abftund von feinem finn, 

Dem Batter wieder ftellt zur handt, 
Waß er eingenommen hatt vom Landt. 
Herr Dtt das Landt nicht gern wolt lahn, 
Die Städte aber hielten an, 

Sprachen, weill wir betrogen fein, 

fo wollen wir wieder laflen ein. 


Den Alten Herrn. Da Er das hört, 
Rahm Er zu finne dieße Wort, 

Macht mit dem Batter ein Bertrag, 
Mit einem Eydt thet Er Zufag, 

Das er woltt halten die Mutfchar, 

Der er vor nicht zufrieden wahr, 

Der Batter Ihm da vbergab 

Homberg an der Ohm vndt Biedenkop, 
Darvon Er fich erhaltten hot, 

Biß in des altten Herren tobt. 

Er hatt auch Biedenkop das Hauß 
Geſetzt auf den Bergk vornnen auf, 
Welches hinden vff dem Berg zunor 
Bon altem her geflanben war. 

Hernach hatt Er fehr wohl regiert, 

Die Bntertbanen gern gehört, 

Sen Kindern vergleichen beuohln, 

Das fie mit gnad regieren foln. 

Ein feine redt hat er gefuhrt, 

Das, wo er etwa witwer wurbt 

Vndt den flandt nicht Teufch halten Funt, 
Wolt er nicht in Vnzucht vnd fundt 
Bon feinem Gott fi} finden fahn, *) 
Wolt aber auch nicht wieder han 

Ein Ehegemahl vom Herrenftandt, 
Das nicht mit vielen Herrn das Landt 
Beichweret würdt. Drumb vff den Fall 
Wollt Er nehmen zum Ehegemahl 

Ein fromb Jungfraw vom Adbellſchlechtt, 
Bund Ihre Kinndt verfehen rechtt 

Mit Lehnſchafft und fonft geldt vnd hab, 
Das nichts am Fürſtenthumb ging ab. 


*) Wollt Got eß wehr auch fo gefinnt 
Das loße verhurt papiftifch gefindt, 
Und hielten vnzucht nicht fo fchlecht, 


So möchten fie Bot dienen reiht. (Mf. 411.) 








1327. 


— 161 — 


Dreigehnhunddert Zwanzig vnd Drey, 
Bon mir das auch berichtet fey, 

Sn dem Jahr Landtgraff Dit verfchiedt 
Vnndt zu Marpurg rubett in Friedt. 


Henri nad Landigraff Dit regirt, 
Dtt, fein Bruder, ein Bifchoff wirbt, 
Zu Magdeburg die Anndern Zween 
Werden mit Grabenftein verfehn, 
Vnnd Nordeden *) auch etlich geldt 
Hierneben ihm wirbt zugeftellt, 
Landtgraff Hennrich wardt wohl befandt, 
Vndt der Eyfern Landtgraff genannt. 
Dießer Landtgraff richtet Ind Merk 
Die Stiffte Caffel vnnd Rottenbergf, 
Ließ rodden, woe er Wueſtung fanbt, 
Vnnd mit dorffen beflert das Lanbt. 


Zu Meinz Erzbifchoff Matthias, 

Des Landis feindt und Verderber was, 
Den alten Zangf regt wieder ahnn, 
Der Lehn halb von Landtgraff Johan, 
Gedacht, wie er vertillget fchlechtt 


Die Herrn, vnnd ihr Landt an fich brecht, 


Biel ſchaden thet er in dem Landt, 
Vff eine Zeit fein Zeugk auch randt 
Für Marpurgk fing im thor die Leuth, 
Furth durch den Leyneberg die Peuth, 
Was da antroffen wardt von Vieh 
Han fie auch mitgenohmen hie, 
Mani Burger auß der Stadt da zoch, 
Bis gen Amenburg volgten nad), 

Die feindt hatten ein hinderhaltt, 

Mit Lift man thet fich wenden balt, 
Die Bürger wurten gefchlagen hartt, 
Gar mancher auch gefangen wart, 


*) Etlich fegen auch Homberg darzu. (Mf. 411.) 


11 


— 108 — 


Am Leineberg famen in nott 

Die Marpurger, viell plieben todt, 

Erſchlagen von der Meinzer roth. 

Der genant Biſchoff Matthias 

Hierauff ſehr ſtolz vnd trotzig waß, 

Das er die Heßen Plaget mehr, 

Gemeinen Ablaß verfhundiget Er, 

Das, wer den größten ſchaden thet, 

Sm Heflenlandt an Dorff vndt Städt, 

An Elöftern, Spitäln, Kirchen, Klauß, 

An Oloden vnd waß geweiht durchaus, 

An Priftern, Monchen und au Nenn, 

Dem feindt al fundt vergeben fchon, 

Berief damt ein groß Heerfarth, 

Darzu balt fein gefelle wart, 

Bon Naffaw Dilfenderg Graf Johan, 
1328. Die griffen ven Landtgraffen an. - 

Bey MWepflar wardt ein großer flreit, 

Darin tobt plieb zu beider feit, 

Manch Ritter gutt vnd graff Johann, 

Gefangen wardt manch Edelmann, 

Der große fchade aber zwar, 

Des Landgraffen zu Heflen war, 

Dep fchade, meint man, folt geftehn 

Zweimallhundert Taufend Floren. 


1335. Landtgraff Hennrih ein Menlich that, 
Ganz Ruhmblich auch begangen hatt, 
AUS für dem Schloß Eberftein 
Mit großer Macht gelegen fein 
Bon Braunfchweig die Herzogen all, 
Auß dem Feldt er fie jagt zumahll, 
Das Schloß er auch befpeißet Hat, 
Das es hett defto weniger mot, 
Hierzu er auch Einbed die Stadt 
Mit Stürmen hart befchebigt hat. 
1339. Vmb die Zeitt haben Vehd gefurt 
Ali 1328. Die beyde Herrnn auch von Trefurth, 








— ua — 


Geheißen Kriedrich vnnd Hermann, 
Vnnd In Düringen ariffen an, 
Dergleichen fie vff Meinz gethan, 

Auff dem Eichefeldt, griffen auch an 

Die Heflen bie aus Spunngenbergf, 

Das dan Ir wahr: Vnnd mit dem Werd 
Han fie die drey Furſten bewegt, 

Das fie fih fur Trefurth gelegt, 
Dafelbig auch gewonnen fchon, 

Band die Herrfchafft behalten bon, 
Muthwillen bringt ein ſolchen Lohn. 

Zu Meinz aud) der Biſchoff Hennrich 
Am Landtgrauen verfuchet fich, 

Vnndt wardt manch Rauffen vnnd gerenn, 
Da einer Lernnt denn anndern kenn, 
Landigraff Hennrih Hulff zu Im nam, 
Fur Halderßen bei Geyßmar Fam, *) 
Vnnd lag dafur ein gute Zelt, 

Biß ers endlih gewann mit Streit, 

Bund ließ es vmbreißenn zue gründt, 
Das man kaum fah, wo es vor flündt. 
Der Landtgraff von Düringen zwar, 
Ada bey Lanndtgraff Hennrich wahr, 
Auch der Hertzog von Braunfchweig gutt, 
Als er die vonn fich laſſen thut, 

Der Bifchoff mit großer Gewalt 

Kömptt in fein Stabt Fritzlar fo balt, 
Mitt errnft darauß die Heflen hehrt, 

Der Lanudtgraff fi auch dapffer wehrt, 
Ben Gudemsperg ein großer ftreitt **) 
Geſchach darein zu beider feitt, 

Viell plieben tobt, gleichwoll das Feldt, 
Der Landigraff da mit ehren behelt, 

Den Herrn von Birneberg Er fing, 
Dem Herrn von Thaun es auch fo ging, 


*) Halderſen zerflört, welches noch jezt ein Wuflunng if. (Mi. 410.) 
*s) Vielleicht des orthß, da es noch die Streit Heck Heift. (Mf. 610 u. 411.) 
11*® 


— 181 — 


Auch von dem Rein Biel Edlen mehr, 
Die bey dem Bifchoff wahrn im Hehr. 
Bifchoff Gerrladh, zu Raflaw Herr, 
Denn Heflen auch ward zu widder, 
Der Ihm doch hatt gehulffen auff, 
Wieder denn Vorigen Bifchoff, 
Doch man alfo ein Sune traff, 
Das dem Erzbifchoff der Landtgraff 
Vſfftrug zu Lehn den Kirchhain, 

Daßmal fie fo vertragen fein. 

1351. Der Zeitt die Edlen von Hopfelbt, 
In Vehden haben nachgeftelltt, 
Graf Johann Herrn zu Hadamar, 
Der dann einer von Raflam wahr, 
Bey Laynberg In gefangen han 
Vff Crucis tag, daher fie dann 
Gewachſen an Reichtumb vnd gut, 
Vnd vberfomen ſolchen muth, 
Dad fie balt hernach worden feindt 
Landtgraff Hennriche zu Heflen feindt, 
Viel ſchadens theten fie Im Landt, 
Dann es both ihn die huelfflich hand 
Ein Graff zu Naſſaw Tillenbergf, 
Darumb auch der Landtgraff mit flerd 
Thet wieder den Grauen einen Zugf, *) 
Den er bei Hohen Solms auch fchlugf, 
Geſattelter Pferd er gewann . 
Woll Siebenzig, und rüdt furth an 
Biß gehn Siegenn, thet ſchadens viel. 
So gehts, wer fein fridt haben will. 

1351. Bonn den Hunden umb dieße Frift, 
Der Faldenftein erbawet ift. 
Vmb dieße Zeitt auch das gefchach, 
Landtgraff Hennrich, Bifchoff Gerlach, 
Graff Dtt zu Wuldeden darbey, 

1354. Gwonnen vnnd behielten frey 


*) Etliche ſetzen biefen flreit im Jahr 1360. (Mf. 411.) 














1366 . 


— 165 — 


Stter das fchloß vnnd die Herrichaft, 
Damit die Boßheit wurdt geftrafft, 
Des Herrn von Stter, der on ſach, 
Seinen Bettern auff dem Hauß erftach, 
Damitt er wehr Herr allein, 

Das woltte vonn Gott geftraffet feyn, 
Ins Cloſter Heyna man ihn fendt, 

Da muft er bleiben biß anne enndt. 
Zu Meinz der Erzbifchoff Gerlach, 
Suchet auch abermall ein fach 

Zu Landtgraff Hennrich vnd fein Son, 
3u den wolt er ein Anfpruch bon. 
Alls das durch Ihr befehl vnnd rath 
Für Sramfenberg die Newe Stadt 
Gebawet wehr auff ſolchen Grundt, 
Welcher dem Bistum Meinz zuftundt, 
Zur Graffichafft Battenberg gehört, 
Auch daß fie an den felben Orth 
Gelegt hetten ein Halßgerichtt, 
Solches mehr des Stiffts wille nicht, 
ANS ſolches nun wardt zu recht geftellt, 
Ein ſolches Vrtheill ift gefellt, 

Wo der Bifchoff beweifen Fhundt 
Seine Lag mit Rechttlichem grundt, 
Vnnd möcht Ein Erbar Kundtfchafft Hann, 
Das die fachen fo wehrn gethan, 

So folten die Fürften ſchuldig feyn, 
Die Städt wieder zu fchaffen rein, 
AUS er aber folches nicht gethan, 

Ihr Stadt die Herrn behalten han. 
Der Zeitt zu Naſſaw Graf Johann 
Ein Newe Bürgf vff der Leyn wolt han, 
Da Er dan zu Kirchbergf mit Bug, 
Dort vndter Stauffenbergf vffichlug, 
Landtgraff Hennrich ſchickt aber hin, 
Die Bürd wieder ließ brechen ein, 
Vber Zwanzig Wehrhaffter Mann 
Darauff fie auch gefanngen han, 


— 16 — 


Der Graff der halben wardt fein Feindt, 
Sehr hart Bon Ihm befchenigt feindt, 
Die Armen Leuth Im Heſſen Landt, 
Das Dorff Lohra wardt auch verbrannt, 
Welches die Herrn hatten veft gemacht, 
Bor Hohem Solms er auch Volck bracht, 
Wit den Reichöftetten das zerbrach, 
Welches der Urſach von Ihm gefchach, 
Das eß ein Lehn vnnd offen Schloß 
Der Landigraffen zu Heſſen waß. 

Bon Meyßen Frau Elifabeth 

Zum Ehgemall Landigraff Henrich bett, 
Ihr Erfter Sohnn auch Hennrich hieß, 
Den Gott nicht lang im Leben Heß, 
Der annder Sohnn wahr Ott der dritt, 
Ders Batterd Todt erlebet nitt, 

Bonn Eleff Eliſabeth fein weib, 
Bnfruchtbar vnnd ohn erben pleyb, 

Zu Spangenberg fein Wohnung hett, 
Im Stifft Fulda hatt er gefehdt 

Den Abtt vnd dan den hellfern fein, 
AN ihre dorffer geefchert ein, 

Daher man fo viel wuflen findt, 

Die vmb die ſtadt gelegen findt, 

Darzu Ihm dann wahr furberlich 

Zu Meyßen Margfraf Friederich, 

Alda er auch Haunfeldt die Stadt 
Erobert vnnd geplündert hatt, 

Die Sad den Batter Fümmert faft, 
Das gefchehen war folch Vberlaſt 

Dem heyligen Mann, vnnd ließ ſich hörn, 
Die heyligen fich rechen gehrnn, 

St wachs, das wolln fie wieder han, 
Darumb fol man fie zufrieden Ian, 
Doch fchaffet er, dad man ein tag 

Zu Berrfa an der Werra pflag, 

Dahin der Abtt zu Herſchfeldt Fam, 
Auch viel Furften vnnd herrn zufam, 











— 167 — 


Die ſach allda wardt bey gethan, 

Das der ftifft Fuldt folltt wieder han 
Die Stadt Haunfeldt, AUS das geichach, 
Wahr aufigehoben dieße fach. 

Zu Spangenberg ftarb Landigraff Dtt, 
Wardt, wie man meint, mit gifft getobt. 
Drey töchtter raw Elifabeth 

Hierzu von Landtgraff Hennrich hett. 
Alheidt der Könnig zu Polen nam, 
Darzu fie durch ihr fchönheitt Fam, 
Eliſabeth Herzog Albrecht 

Zu Braunfchweig wardt vermehlet recht, 
Sutta plieben ift allein 

Vnndt fol endlich begraben feyn 

Zu Bambergf in Gottes Hauß, 

Wie die Verzeichnuß weyßet aus. 

Die Mutter, Sram Elifabeih 

Auch ein beſchwerlich Vnfall beit, 

Bey Ihrem Herrn fam In Verbachtt, 
Das fie die fach nicht recht gemacht 
Mit einem Diener, wie man fpricht, 
Sol Ihr ſolchs haben zugerichtt, 

hr Schwager, Lanndigraff Ludewig 
Hierüber hatt verfprocdhen fich, 
Landtgraff Hennrich, Ihr gemahl vnnd Herr, 
Daß er binfurth wollt nimmermehr 
Ihren Weiblichen Leib berührenn, 
Wiewoll er auch hernach wahrt fpüren- 
Ihr Unfchuldt, hildt er Doch fein wort, 
Kein Menſch khundt ihn bereden forth, 
Das er fich wieder zu ihr tbet, 

Wiewoll er felbft ein Rewen bett, 

Das ſolches Wort gejchehenn war. 

Vff ein Zeitt gefchach auch zwar, 

Das die Furftin gezieret ſchon, 

Für Ihrn Herrn vnnd gemahl ging hon, 
Bermeint er würdt fie nit verfchmahn, 
Kein gnadt wolt er Ihr aber han, 





— 108 — 


Sprach: Du bift zwar ein fchönes weib, 
Eliſabeth, aber Dein Leib 

Vonn mir wirdt vnberuhret ſeyn, 

Ich pleib bey den Wortten mein. 

Er meint, eines Fürſten Wort ſolt ſtohn 
Feſt wie das Evangelion. 

Ihr Vatter wardt der Sach bericht, 
Wollt ſie zu Caſſel laſſen nichtt, 
Verordnet ſie gehn Iſenach, 

Dar Jegen aber auch geſchach, 

Das Ihr tochter, Koͤnnigin Alheidt, | 
Auß Polen nahm Ihren abfcheidt, 
Gehnn Caſſel kamb, da fie auch ſtarb, 
Nachdem ſie auch Ungunſt erwarb 
Bey Ihrem Koͤnnig, bey dem ſie nit 
Khundt pleiben vnd leben in Fridt, 
Weyll er ſich Ehebruchs vndernahm 
Bund ihr derhalb war worden gram. 








Landtgraff Hennrichs Bruder Ludwig, 
Der fein Wohnung hatt zu Norbed 

Der Verzeichnung nach, follt allein 
Band ohne Eheweib geplieben feynn, 
Hattd aber darbey nicht gelahn, 

Sondern vff das er möchtt abeftahn 

Bon vnezucht vnndt Sundtlichem ftannt, 
Hatt er ſich auch zur Eh gewannt, 

Seim Bruder wohlt das leydenn nitt, 
Spra er, mein Bruder fey zufridt, 

So iſt beſſer, ich hab ein Weib, 

Dann das ich komb vmb Seel vnnd Leib, 
Vom Landt will Ich nichts mehr begehrn, 
Mein Notturfft wirt mir Gott befchern, 
Vnndt ob ich auch gleich Kinder ziell, 
Geiſtlich ich die doch machen will, 

Am Landt ſolln ſie Dich irren nit, 

Der Bruder ſo muſt ſeyn zufridt, 

Zur Ehe Margreth von Sponhein nam, 
Bon Ihr zwey fühn, ein tochter befam, 


— 198 — 


Der eine fohn, Dtt, fehr jung verftarb, 
Anngned, die tochter, Aptinn wardt, 

Sn Iſenach, zu S. Eathrein, 

Herman, der ander fon auch fein, 

Dem Batterlandt zum beften pleyb, 

Wie Gott die fach dann feltiamb treib, 
Der Batter hatt feinn Regiment, 
Drumb fo muft der Son fein ein ftubent, 
Damit er Inen geiftlich mechtt 

Vnnd fonft in Landten vnderbrechtt. 
.Der Sohn zu Pragg fo wohl ftudirt, *) 
Das er daſelbſt Magifter wirbt, 

Zu Trier vnnd Magdeburg er hatt, 
Jedes Ortts ein Banonicat, 

Darzu fein Vetter, Bifchoff Ott 

Zu Magdeburg, geholfen hatt. 

AN Lanndigraff Henrichs Sohn nun ſtarb, 
Mitt Zug vmbs Landt zu Heflen warb 
Sein Eydam, Herzog zu Braunfchweig, 
Der Schwehr war dazu wohl geneigt, 
Dieweill aber brachtt hinderung 

Mit Duringen die Erbeinigung, 

Der Hertzog auch trug ftolgen muth, 
Das Ihm die Heflen nicht wahrn gut, 
Beretten fie den altten Herrn, 

Das er fein Bettern ließ fordern, 

Seins Bruderd Sohn Landigraff Herrmann, 
Das er die Beiftlichfeit folt lahn, 

Vnnd nah Ihm Herr im Landte fein, 
Band hat das beft gewendtet ein, 

Zu gutter Yürderung der fach, 

Eckhart Röhrnfurth, wie man fpradh, 
AN Herzog Dit am Wilßperg tagt, 
Vnnd ihm das Landt fehr wohl behagt. 
Sein Haar er bin vndt wieder ftieß 
Vnd ſich in hochfarth hören Tieß, 


*) Gtliche- fagen, er hab zu paris ſtudirt. (Mi. 410 u. 411.) 





— 1230 — 


O wehren Zwey augen geichlaffen ein, 
Wollt ich ein reicher Yürfte feyn. 

AUS der Ritter von Röhrenfurth 
Darbey hielt und die Rede hort, 

Sprach er balt mit zornigem Muth, 
Herr darfür euch der Tenffel behut, 
Vnnd Gott fpahr ons in Geſunndhaitt 
Bnfern Alten Herrn lange zeit, 

Weiß neher Erben, denn Ihr felt, 

Zum Landt, ondt damit von Ihm reidt. 
Dem altten Herrn faget ahn, 

Wie fich erfrewet fein tochtermann 
Seins tod8, vnd Ihn darzu vermant, 
Das er hin nach feim Bettern jandt. 
Landtgraff Herrman verließ fein Staudt, 
Vnndt anber in das Heflen Landt 

Baltt zu feim Altten Bettern Tam, 

Mitt deß Rath auch ein ehweib nahmb, 
Darzu empfing er auch das Landt, 
Daher fich danıı groß Vnnglück fandt. 
Dan Herzog Dit von Braunfchwieg 

In großen Zorn fing an ein Krieg, 
Mit gar Vielen Er fich verbannt, 

Das man auch bey Zwey Taußent fanbt, 
Herrn, Grauen, Ritter, Edel vnndt Knechit, 
Die all zufammen ſchwuren rechtt, 
Fürften vnnd Stabt fie meiftern wehln, 
Das fie foln thun nach Ihrem gefaln, 
Hatten vntter fih ein Hauptmann, 
Wahr Graff Gottfrivt von Ziegenhan, 
Die hatten auch beſchloſſen ſchon, 

Was per ſollt an Heflen bon, 

Ihr nahm war Idermann befhandt, 

Die Sterner wurden fie genanndt, 
Trugen Gulden vnnd Silberne Stern 
Nach Ihres Hauptmanns Wappen gern. 
Landtgraff Herrmann viel Hohn vnndt fpott 
Don den Sterrnerin erlitten hatt, 











- 171 — 


Den Blöden Helfen fprachen bie, 

Vnd Baccalaurien wolten fte 

Reifig machen. Mitt Raub vnndt branbt, 
Wart fehr verterbt das ganze landt, 
Man meint, der Schadt fhundt an Floren 
Bierzig mahl Hundert Taufend flehen, 
Darzu In diefem Sterrner Bundt 

Der beft Adel Im Landte ftundt, 

Der Furft auch an fein Hoff mufl ham, 
Die den Sterrnern wahrn zugethan. 
Zu Marpurg in der Heffen Stadt, 

Der Furft felber ein redde that, 

Bey dem Kumpff off dem Marck gefchach, 
Daß man den Herren weinen fah, 

Den Stedten klagt er da fein nott, 

Daß er wohl mit einem heller brott 
Sein beften Adell fpeißen wolt, 

Der Ihm wahr plieben trew vnd holtt, 
Fragt, was fie wolten bey Ihm thun, 
Alls Ihm gutt Antwort wurden nubn, 
Vnnd mannicher Mann beiveget hart 
Mitt dem Fürftenn da weinen warbt. 
Zu Caſſell er auch pracht zuhandt, 

Die Stebt im Niederheſſenlandt, 

Die Stedt den Herren tröften wol, 

AN trew er bey Inn finden fol, 

Woln Ihm beyftehn mit Leyb vnd gut, 
Mitt Ihrer Hülff ſich wenden thut 

Der Fürft und den Adel fo dempfft, 
Daß er fih bald der Sternnen fchemptt. 
In dießer Vehdt fich viel begab, 
Darvon IH nun zu melden hab, 
Dießes doch dir ich frey befenn, 

Daß Ich nicht weiß, ob ich benenn 

Ein Ides an feinem rechtten Ort, 

Nach der Zeitt, wie. eß gangen furth, 
Die Berzeihnuß wahren manicherley, 
Darauß ich eß gebracht herben, 


— 172 — 


Befonders in Meldung der Jahr 
Ein fehr groß Mißhellung wahr, 
Darumb ich& in Ordnung bracht mit Müh, 
Vffs beſt ich Funt, wie es folgt hie. 
1368. In dießer Vehdt Bifchoff Gerlach 
Die Stedte Gutenspergk zerbradh, 
Hennen von Wehrner auch berebt, 
Daß er ihm vbergeben thet 
Die Weningburgf, aber das Schloß 
Wolt fich nicht laßen machen ploß. 
Eckbrecht vonn Grifft, ein Edler Helt, 
Der Amptmann, das manlich beheltt, 
Vnd als die Fürftinn, fraw Margreth, 
Den Amptmann für dem fchloß anredt, 
Das er dem feindt vffgeb Das Haus, 
Damit der fem zum Landt hinauß, 
Dem heldt gar nicht gefiel die ſach, 
Sondern mit Ernft zur fürftinn ſprach, 
Gned’ge Fraw, padt euch nur balt, 
Sonft ich euch gleich dem Feinde halt, 
Schieß vndt werf zu euch tapfer ein, 
In dießer nott folt nicht herein 
Auch mein gnediger Zurft vnnd Herr, 
Ob er gleich Itzt da felbert wehr, 
Zu Gott Ich das Vertrawen ftell, 
Das Ich meim Herrn erhalten will 
Die Schloß, biß eß wirbt wieder fribt, 
Allsdann will Ichs, vnnd zuvor nitt, 
Eintlieffern, wie ein Biedermann, 
So mufts der Bifchoff pleyben lahn. 








Bon Buchenaw Juncker Ebhart, 

Der die alte Ganß genannt warbt, 
Vnd fein Bruder Gottfchald genennt, 
Diefen war Rodenburgf verpfendt, 
Dartzu wahrn fie auch Amptleutt dar 
Vnnd heimlich in der Sterrner ſchar, 
Vnnd daß fie Vrſach möchtten han 
Zu Ihrem Herrn landtgraff Hermann, 





MWollten fie haben ihr Pfandtgelbt, 

Der Fürft hatts Ihn balt zugeftelltt, 
Damit fie plieben ohn Vrſach, 

Vnnd Er für Ihn behielt gemadh, 

Ind Herren Dienft fie gleichwohl wahrn, 
Deß er mehr ſchadt den nutz erfahrn. 
Ebhart hat Im em Dienft geleift, 

Mit Hundert Pferden nachgereift. 

Alls wieder heimfehrt diß Hofwergf, 

Da lagen fie zu Rodenbergf, 

Vnnd alls der Landtgraff nicht ſo balt 
Ihm zu gefchend ein Hengft zuftalt, 

Deß morgens Er Im liefern thet, 
Damit er anfpruch zu ihm bett, 

Woll fünfizig Pferdt, dingt wagen fchlecht, 
Im Hochmuth heim zu fuhren die Knechtt. 
Die altte Ganß nicht lang hernach 

Mitt großem Hoffwerd fich verfadh, 

Vff Rottenbergk ftund Im fein finn, 
Daß ers ohn geldt möcht nehmen in. 
Eins morgens frue Er& fo befteltt, 

Daß ein groß hauff off dem Feld heltt 
Hart für der Stadt. Er felbft mit Lift 
Fur die Porten geritten ift, 

Gleich a8 er noch wehr Amptmann dar 
Vnd vor fein brauch geweßen wahr. 

Er wehr auch fo gelaßen ein, 

Aber auf thet fein fenfterlein 

Der Pörtner, vnnd wardt gewahr 

Deß Hauffen, der vorhandten wahr, 
Rief Feindte Jo, verrathen Io, 

Die Burger zur Wehr famen fo, 

Das die alte Ganß muft fliegen dan 
Vnd nichts dan Schimpff zur Ausbeutt han. 
Damit er nun möcht vben rach, 

Grief er balt anderft an die fach, 

Sich zum Fürften in Meyſen macht, 

Ein großes Heer bey Ihm vffbrachtt, 


— u14 — 


Mitt dem er auch vor Caſſel rant 
Vndt fonft viel ſchaden that im Landt, 
Hiervonn fie auch gefungen han 
Ein altes Lied, das fing fo an: 
Die alte Ganß ging furn Marggrafen ftan, 
Run hörett lieber Herre, 
Der Lanndtgraff Kriegs euch viel embeut, 
Er wolt euch fehen gerne, 
Sleuch du dahin gutt Eberhardt, 
Lab dich fur Caſſel fchauen. 
Berg und Thal wirbt alles gahr voll, 
Biß an die Lichttenawe. 
Der von Lisperg Hilff auch hiergu, 
Vnndt ald das wahr vertragen nuh, 
Vnd der hiernach mehr Schaden that, 
Der Lanndigraff Ihn gefanngen hatt, 
Vnnd ein Contract mit Ihm gemacht, 
Das er die Herfchafft an ſich bracht. 


AUS auch einsmals Die Buchener, 
Mitt Raub ond Brandt befchedigt fehr 
Die Heflen unnd zogen zurüd, 

Den Heſſen da Gott gab das glüd, 
Das fie mit Vollg erreicht die feindt, 
Auch derer mechtig worden feindt, 
Hart fur Hersfeldt bey St. Niclas 
In wiedder abgeftrichen Daß, 

Was geraubtt hatt die loße Rott, 

Der Reuber viell gejchlagen tobt, 

Die anndern auch gefanngen han, 
Das Ihrer wening kommen barvon, 
Die Stadt Hersfelot ftill hierzu faß, 
Dan fte dem furften gunftig waß. 
AUS num der Feindt gefangen viel, 
Der Fürft feinen loß geben will, 
Weder vmb geldt noch eining gutt, 
Sehr hartt er fie auch haltten thut, 
Ließ fie legen Inn ſtoͤck vnnd thorn, 
Das Ihn beydt henndt vnnd Fuß erfrorn. 








— 175 — 


Manncher da Im gefenngniß ſtarb, 
Manncher auch jammerlich vertarb, 
Indem ließ Im der Furſt nicht wehrn, 
Wiewohls etlich nicht ſahen gerrn, 
Sprach, wehrenn fie plieben daheim, 
Vnnd mich onbefchedigt laßen fein, 
Wolt ich fie nicht geurfachtt han, 
Wie fie haben an mir geihan, 
Vnnd haben viell in dießer Rott 
Wollen reyßig machen im fpott 
Den Herren vnd Ihn Hoch verachtt, 
Die er fo vnreifig gemadhtt, 

Vnd In alfo gegurt die fporn, 

Das fie Leib, ehr vnd gut verlohen, 
Sie wehrenn Eddell oder Knecht, 
So hatt er fie bezahlett rechtt. 


Abermalld auch zur anderen Frift 

Die Bundögenoflen wahren gerüfl, 
Ind Heflenlandt fie zogen balt, 
Hatten verftedt ein Hinderhaltt, 
Kamen bei St. Niclas zufam, 

Vnd ald die Sach zum Rauffen Fam, 
Ob wohl erlegt vnnd gefanngen zwar 
Etliche aus der Buchner fchar, 

Die Heflen doch wehren erleget, 

Wo nicht Ihr ſchadt die Stadt bewegt, 
Das fte fih Ihr genohmen an 

Vnnd Ihn die Portte öffenen Ian. 
Die fache bracht den Sternern gorn, 
Die Hirfchfelder Ihr gunſt verlohen, 
Den gaben fie da große ſchuldt, 
Geſchadet man Shn haben foltt 
Wohl taufent marft, die fie erjagt 
Wollten haben vnd abgezwagt 

Dem Lanndtgraffen. Viel ſchaden hat 
Bon In erlitten dieße ſtadt, 

Vnnd mocht fie dießes helffen nitt, 
Das fie fich verantwortten Damit, 


1372. 


— 176 — 


Das wenn die Sierrner wehrn in not 
Vnd zu In kemen vff gnabt, 

Wolten fie die auch Iaflen ein, 

Das fie vnbeſchedigt möchtten fein. 
Spiß Eapell, auch das Elofter gut 

Der Sterrner Rotte plündern thut, 

Der vierzehndt vnnd funffzehende tag 
Im Augftmonat bracht dieße Plag, 

Alls man ſchreyb Dreyzehnhundert zwar, 
Darzu Zwey vnnd Siebenzig Jahr. 


Es habenn bey Lanndgraff Hermann 
Der Zeitt viell trew vnnd guts gethan 
Vier Edle Brüder von Reckrath, 

Die man alſo geneimett hatt, 

Apell, Hermann, Toldt vnnd Johann, 
Die wahren nicht mit den Sterrnern dran, 
Ihr Annſehen war nicht gering, 

Alls nun furlieffen dieße Ding, 

Durch die von Reckrath Itzt gemeldt, 
Ließ handeln mit der Stadt Hersfeldt 
Der Fürſt, das ſie der Sterrner ſchar 
Vmb ſeinett willen ab ſagtten gahr, 
Wie ſie vor hetten wohl gethan 

Bey Ihm vnnd feinen Vnderthan, 
Das wollt Er ſtets erkennen in gnadt 
Hin wieder bey In fru vnndt ſpat, 
Auff ſetzenn gern auch Leib vnndt gut, 


Die Stadt ſichs erſt beſchweren thut 


Vnndt Ihre notturfft wendet ein, 

AUS das ſte wehrn arm Leuttlein, 

Legen den Wolffen vor der thür 

Gleich wie die ſchaff, fiel auch ep für, 
Das die Herenn femen zum Bertrag, 
Dann würdts gehen ober Iren Krag. 
Doch weil fie wahrn dem Herrn geneigt, 
Sn auch viel Vberlaſt erzeigt 

Der Sterrner Rott, hatt man zuleht 

Die erklerung dahin gefeht, 








— 12 — 


Das, wan die Herrn wollten nit 

Hinder Ihnen machen ein Fribt, 
Sondern fie durchaus nehmen an, 

In Ihrem Fridt vnnd Vnnfridt han, 
Moltten fie fein der Sterrner feindt. 

AUS fie deß nun verfichert feindt, 

Den Sterrnern fie abgefaget han 

Vnd Ihnen viel ſchaden gethan, 

Bonn Ihn deß auch empfangen viel, 

Wie eß zugehett In folddem Sptell. 

Die weil dan nun der Sterrner ſchar 
Vielln Lanndt vnndt Leutten ſchedtlich wahr, 
In Durringen auch griffen zu, | 
Marggraff Balzer ſich einet nuh, 

Mit Lanndtgraff Hermann, vnnd die beydt 
Wieder fie wahrn zum ftreit bereit. 

Bey den Herrn auch Graf Ruprecht war 
Bon Naffam, dieße Herren zwar 
Belagertten Herzberg das fchloß, 

Welches daßmall daß von Lißpergf waß, 
Der auch wahr mit im Sterrner Bundt, 
Alls manns nicht gleich eroberun Fhundt 
Vnnd ein Bollwerd hatt zubereitt 

Vnnd darfur lag ein gutte Zeltt, 

Indeß fich auch beworben han, 

Die Sterrner, mit gar mannchem man *) 
Seinndt anfommen, vnndt folche macht 
Bor den Herzbergk haben gebrachtt, 

Daß fie dauuon getrieben balt 

Die Herren allefammt mit gewalt, 

Welche gen Herichfelot fur die Stadt 
Kamen, vnndt fich baten vff Gnabt 

Ein zulaßen. Die von Herfchfelot 

Ein Frag han an ihren Apt geftellt, 


*) Diß wirbt freylich gefchehen fein, ehe dann die Stadt berſchfel den 
Sternern abgeſagt. (Mſ. 411.) 
12 


— 178 — 


Ob fie die Herrn folln nehmen ein. 
Der Apt warff auff den Schepler fein, 
Darunter er ein Sterrnen trug, 
Sprad, das fag deinen Herrn mit Fug— 
Wiewohl fie nun ſolches erfahrn, 

Doch weill fie den Herrn günftig wahrn, 
Weill man auch deß Apti Vntrew fpürt, . 
Die Ebentheuer gemaget wirbt, 

Ihr ſchadt In fo zu Herzen ging, 
Das man fie In die Stadt empfing, 
ANS nun vfgingen der Stadt thor 
Wahren die feindt fo hart darvor, 
Das man fo fehr geylett hatt, 

Das vom gedrang viel plieben tobt. 
Dießer erzeigtten wollthat 

Die Stadt alßo genoßenn hatt, 

Das fie erlaungett die Freyheit, 

Das, waß die Burger nach der Zeitt 
Sinn Durringer und Meyſener Landt 
Kauffen würbten zu Ihrer Handt, 
Oder verfauffen, folches fol 

In frey gezimmen ohnne Zoll, 

Wie die Herrn das verbrieffet ſchonn, 
Hernach auch fefgehaltenn bon. 

Alls nun die Herren vorgemeldt 
Gewichen wahrn in Herfchfelbt, 

Die Sterrner mit großer Gewalt 

In Heflenn da furth zogen baldt, 
Veber Achtt Tage lagenn darinn 
Vnnd branndten biß Zehn Fritzlar hin, 
Weil auch Graff Ruprechtt zu Naſſaw 
Mit den Furften geweßen da, 
Durch Wilhelm, Eberhart, Dithern, 
Zu Catzenellenbogen Herrn, 

Der Thal zu Haddemar mit Lift 

Eind malld bey nacht erftiegen ift. 
Doc die Gemein zu Haddamar 

Allſo gehertzt vnnd mennlich wahr, 








— 1989 — 
Das fie balt greiff zur Wehr getroft 


Vnnd ſich vom Feindt felbf wieder loſt, 


Mitt ehrenn ſie denn wiedder außtreib, 
Daß ſie vor Im mit Frieden pleib. 
Der Apt trug auch ein groß Verdrieß 
Vnnd ſich mit Wortten hoͤrrenn ließ. 
Es hatt Im Herſchfeldt die Stabt, 
Geldes ein wagen voll geſchadt, 
Meint, hett man ſie nitt eingelahn, 
Er wollt woll wieder kriegen han, 
Alles, waß Im Duringer Landt, 

Die Herrn dem Stifft hetten entwandt, 
Wie woll man auch begriffen hatt, 

In der Herrn Richtung die Stadt, 
Der Aptt doch nicht zu ruhen dachtt, 
Biß er fie in Verberben brachtt, 
Einmals bett er beftalt das Bath, 

Am Sanct Bitalis abent fpat, 

Denn Bürgern er ein Imbs bereit, 
Ließ fie thun mit dem trund beſcheidt, 
Ließ Inn da tapffer fchenden ein, 

Biß das fie trunden worden feyn, 
Mitt den Bundisheren hatt er gemacht 
Ein Anfchlag, das in dießer nachtt 

Er mit Verreterey die fladt 

Gewinnen wollt, vnnd fchaffen rath, 
Den Burgernn nehmen guth vnnd Hab, 
Sein muthlein ann Ihn kuhlen ab 
Die Edlen trugen Boͤßen muth, 

Zu der Stadt Herſchfeldt Bürgern guth, 
Die Inn der Stadt gehabtt Ir Sütz, 
Hatten die auch verkauffet Ist, 

Den Bürgern vmb halb geldt gelahn, 
Meinten, fie wolltens ‚wieder han 

On Geldt und darzu auch noch fein 
Der Burger gütter nehmen ein, 
Darumb als fie verfaufft ihr Hauß 
Vnnd al Ir Nahrung bracht herauf, 


12* 


Balt allzumahl fie worden feindt 
Dießer ſtadt abgefagtte feindt, 

Die wahrn nemblich Die von Milurobt, 
Auch Aldenburgf vund Rummerobt, 
Auch Buchenaw vnnd Hattenbadh, 
Bon den von Haun auch folches gefchadh, 
Vnnd fonft von viellen andern mehr, 
AUS der beftimpt tag nun kam hehr, 
Daß fie zur fachen greiffen woln 
Vnnd die von Herfchfeld fterben foln, 
Vnnd vom Apt zum Tod wahrn geirendt, 
Wie man den Mißthetern einfchendtt, 
Der allein fromb vnnd weiße Gott 
Den Rath; gnebig zerftöret hatt. 

Ein Ritter wahr der Zeitt befhandt, 
Herr Simon von Haune benandt, 
Dem hatt die Stadt viell Liebs gethan, 
Darumb hatt er fich erbarmen Ian, 
Den Sammer, der Ir bereitt wahr, 
Darmitt er dem nun kehm zuuor, 

Mit fug erdachtt er dieße Lift, 

Das er auch Ihr feindt worden ift, 
Vnnd an dem Abent Sanct Vital 
(Da fie doch folten fterben all) 
Ihnnen gefchriebenn ein Behdebrieff, 
Darinn er fih dahin berieff, 

Daß er noch Inn derfelben nacht 
Ihnn ftehenn woltt mit aller madht, 
Sambt allen feinen Helffern guth, 
Mitt ernnſt vnnd rachieligem muth 
Nah Ihrem Leib auch guth vnnd ehr, 
Darnach fih Ihn zu richten wehr. 
AUS fie Friegen dießen Vehdebrieff, 
Den rath man balt zufammen rief, 
Beftellet allenthalben die wachtt, 

Vnnd der Sachen nahmen gutt Achtt, 
Sieben Berrether man auch fanbt 

In der Kemmoden des Dedhant, | 








— 181 — 


Der Albert von ber Thanne hieß 

Vnnd vff die Stadt hatt groß Verdrieß, 
Man auch des Apts Sohn Weygandt, 
Da vnnter den Berräthern fandt, 

Die wurbdenn balt gefchleifft zumal, 

Des abents auch entheuptet all, 

Man erwehret fich auch da der feindt, 
Der Biel wundt vnndt todt plieben feindt, 
Vnnd mit Schandten gezogen dann 

Zur Eichen fidy gewendtet han, 

Mit Berlet dem Apt, der da ſaß, 

Vnnd Einer von Völderßhaußen waß. 
Denn Anfchlag hatten fo gemacht 

Vnnd beyneben dem Apt erbachtt, 

Die Altte Gannß von Buchenaw, 
Gottſchalck, desfelben Bruder da, 

Darzu Werner vom Bualdenberg 

Hatt auch gerathen zu dem wergf, 

Auch vonn Schendwaldt, Friedrich der Herr, 
Zu Hirßfeldt Monch vnnd Spitäler, 
Dann auch herr Albert von der Tann, 
Welcher der Zeitt da wahr Dechan, 
Dartzu dann Fritz vonn Hattenbach, 

Der rott Monch auch wahr gutt zur ſach, 
Die brachten zu Hauff zu der Stundt 
Alles, was hört in der Sterner Bunndt, 
Die Herren zu Waldeck vnnd Lißpergk, 
Auch Ziegenhan vnnd Eyſenbergk, 
Hanaw vnnd ſonſt viell Herren mehr, 
Wahren beyſammen in dießem Hehr, 
Darzu auch viell Ritter vnndt Knecht 
Auß Buchen, Francken, Heſſen rechtt, 
Wederaw, Saxen vnnd Weſtphal, 

Die Im Sterner Bundt wahrn all, 
Dan auch der tobent Herzog Ott 

Viell Volks darzu geſchicket hatt. 

Aber Gott hulff Herrſchfeld der ſtadt, 
Das fie den fieg behaltten hatt. 


— 188 — 


Auch blieb da von Engern Ebhart, 

Der von der Mewer erfchoffen warbt, 
Woll durd fein ſtarcken Eyfenhutt 

Mit einem Bogen Armbruß gut, 

Bon dem neun Stedte dabeuohrn, 

Mitt khüner thurft erftiegen wahrn, 
Darumb man auch den Enfenhutt 
Amb Rathhauß hie auff henden thut. 
Der Aptt balt mit fein Helffern gut, 
Sanct Johannesbergk einnehmen thut, 
Vnnd dann Sanct Betersberg darbey, 
Die Stadt Daher befeindet nuh, 

Darvonn geichah jehr großer Schabt, 

Die Weinſtöck man verhawen hatt, 
Berbrennt mit fewer, zerfleifiht die frucht, 
Geſchendt auch wieder alle Zuchtt, 

Beydt Frawen vnndt Jungffrawen zartt, 
Monch vnnd Prieſter geſchmehet hart, 
Der Stadt allda geſchach groß leydt, 
Darvon fie dann zur ſelben Zeitt 
Vertarb vnndt die Vorſtadt verlohr, 
Darinn dasmahl mehr Volcks wahr, 
Dann In der rechtten altten Stadt 

Bmb der Herrn willen kam ſolcher ſchadt. 
Darjegen auch die Stadt Herßfeldt 

Gar ernſilich ſich zur Wehr geſtelltt, 
Dem Aptt vnnd dann den Helffern ſeyn 
All Ihre Dorff geaſchert ein, 

Daher man ſo viel wuſtung findt, 

Die vmb der Stadt gelegen ſindt, 

Der Apt hernach ſein ſtraffe fandt, 

Das er ſeinn Vbelthat erkant, 

Alls er iſt worden ſtiche blindt, 

Vnnd Inn dem Stifft ging wie ein Kindt, 
Muß vergeben die Aptey 

Vnd eim andern vflaßen frey, 
Von allen auch hoͤren viel Spott, 
Da rewett In fein Vbelthatt, 


vr 





Belandt, das ers, heit als verſchuldt, 
Darumb muſt Erd leyden mit gedultt, 
Wann Er ein fchufer hört etwan, 
Sprach Er In mit den Wortten an, 
So du bift ein Herßfeldifch Kindt, 

Vmb Gottes Wille mir verzeich die fünbt. 
An andern Ortten auch entitundt 

Dem Hefien lanndt vom Sterner Bundt 
Deß Schadenns vnnd Berterbens viel, 
Vnd trieben gar ein wuſtes ſpiel, 

Der Altte Furſt ein Vorſchlag thet, 
Damitt die Vehd ein ende hett, 

Soltt der Hertzog, ſeinn tochtermann, 
Ein theill vom Lanndte zu Heſſen han, 
Sprach, das Reitten muß ich nun ſpahrn 
Vnd In mein Ruh gehn Marpurgk fahrn, 
Landtgraff Herrmann gefeldt das nicht, 
Vnnd zu feim altten Vettern fpricht, 

Ob e8 ſchon heutt thut obel ftehn, 
Schier morgens kann es beſſer gehn, 
Herr Ott hat vns nie guts gethan, 
Darumb ſoll Er am Lanndt nichtts hau. 


Mitt Hülff der Waldeckiſchenn Herrn, 
Die fich Heßen gebrauchenn gern, 
Einsmalls die Sternner aus Weſtphaln 
Zu Branfenberg feint ein gefalln 

Bey tieffer nacht in die Newſtadt, 

Zu grundt man die geplundert hatt, 
Darnach mit Fewer geftedet an, 

Alls ſolches nun gefehen hann 

Die Burger in der altten ſtadt, 
Allsbaltt man außgelaßen hatt 

Waß von Frawen vnnd megten wahr, 
Daß ſie Ihnn hillffen tillgen gahr 
Das Fewer, das nicht alles verbrennt, 
Die Mannfchafft aber wahr behendt, 
Plieb in ver Stadt, hiltt gutte Wachtt. 
Run wahr der Anfchlag fo gemachtt, 


1373. 


— 181 — 


Wenn die Burger kemen herauß 

Vnndt wolten das Fewer leſchen auf, 
So wollten die Feinndt fallen hinein, 
Hatten an dreyen Ortten fein 

Die Lettern an die Mauer gerichtt, 
Meinten, eß foltt fie fehlen nicht, 

Da die Burger nun wahrn fo Flug, 

Das fie brauchtten ein folchen fug 

Vnd vff der Maurn wahrn in der Wachtt, 
Hann ſich die feindt hind ann gemachtt 
Vnnd die Lettern fo laſſen ftehn, 

Wie man deß Morgens hatt gefehn. 

Die Mennzifchen Sterrner auch han 
Biel Schadtens au Milnaw gethan, 
Den doch gefchach auch Wiedderſtandt, 
Durch Lanndtgraff Hermann auß dem Landt, 
Die Stadt Wetter verbrennet han 

Mit dem Stift, das nichts plieben ftahn. 
Vmb die Zeitt Brandenberg die Stadt 
Lanndtgraff Hennrich verpfendett hatt 
Hermann von Trefurt, eim Freyherrn, 
Der that die Stadt fehr hart befchwern, 
Seinn Diener wahrn muttwillig fafl, 
Theten den Burgern Vberlaſt. 

Wann manncher bey eim Burger zechtt 
Vnd foltt das gelag bezahlen rechtt, 

Thet er& mitt fehnarchen richtten auß, 
Schlug oftmals in fein eigen Hauß 
Einn arm Dann, darzu viel fchandt 
Wardt auch den Burgern zu gewandt 
An Ihrenn töchttern, Weib vnd megd, 
Wie folches gefindt zu leben pflegt, 

Vnd wann man fidh8 beym Herrn beclagt 
Wardt doch nichtt viel zur fach gefagt, 
Daher dann ein Bnwill jehr groß 

Sich zwifchen Herrn vnnd Stadt ergoß, 
Der Burger Viel wurden verjagtt 

Band fonft mitt Vnrechtt fehr geplagt, 








1373. 


— 185 — 


Der Herr auch Im furnehmen waß, 
Hinnden zu machen ann dem Schloß 
Ein Bort, da er fem auß vnd eim, 

Die Burger aber redtenn brein, 

Wollten folddes von Ihm gar nicht han, 
Haben bierumb auch machen lahn 
Zween Newe thurm da fur das Schloß, 
Darzu gefurtb ein grabenn groß, 

Der vom eime Thurm zum andern ging, 
Zu clagen man auch hartt anfing 

Beym Furften folchen Vbermuth, 

Der Fürſt mit Gunft. zulaßen thut, 

Das ettlihe Burger auß der Stadt, 

Die mann on fug vertrungen batt, 

Das fchloß heimblich erftiegenn han, 
Dasfelb mitt Bewer geftidet an, 

Das eß verbrennett gar zu grundt 
Vnndt der Herr da nicht plenben khundt, 
Sondern muft fich machen hindan, 

Vnd fie hinfurth zufrieden lahnn. 


Mieder die Landtgrauen entftundt 

Auch durch die von Naffaw ein Bundt, 
Geſellen von der Altten Minne 

Ihr nahm wahr, heiten im Sinn, 

Den Furften zu verhehrn das Landt, 

Weill bie durch Kauff brachtten zue Hanbt, 
Dreborff von einn von Naſſaw gut, 

Deß Vettern das verbrießen thutt. 

Graf Johann mit fein Bunndtsgeſelln 
Bor MWebflar thet mit ſchaden fellen, 

Der Landtgrauifchen Reitter viel 

Im Landt triebens ein wuſtes fpiell, 

In Ampten Gteßen, Blanfenftein, 
Königsbergf, Marpurgk, Hermanftein, 
Kaldern, Lohr, Biedenkop, Dautphe, 

Inn Hittenbergf geſchah mannchem wehe, 
Vnnd wo man fonft mehr khundt im Landt. 
Den Naſſawern zum Wiederftandt 


— 16 — 


Der altte Furſt da auch bawet bald 

Zu Ißmenrod vorm Hefienwalbt. 
Landtgraff Hennrich fein ende nahm, 

ANS die Zahl dreyzehnhundert Fam, 

Auch Siebentzig vnnd Sechs darzu, 

Zu Marpurg ſein Leib ruhett nuh, 

Der vber hundert Jahr gelebit, 

Weill nuh die Raſſawiſch Vehd noch ſchwebtt, 
Gehaltten ward ein guitlich tag, 
Ob man möchtt kommen zum Vertrag, 
Der Graff ein hartte Klage thet, 

Der Landtgraff Ihm geſchadet hett, 

Mehr dann hundertt taufent Sloren 
Wolt Ihm Dredorfis auch nicht geftehn, 
Der Landtgraff balt zur Antwort gab, 
Waß Hefien erlitten hab 

Bon Naſſawern, wehr noch viell mehr 
Band vierzig taufent mahl fo ſchwer, 

Wie die von Raflaw vor viel Jahrn 

Denn Heſſen gefehr vnndt ſchedtlich wahrn, 
Vnnd dem von Meinz hielff Graff Henri), 
Bey Seybrechtshaußen jammerlich 

Die Heſſen bringenn in große nott, 

Daß Ihr gahr mancher plieben tobt, 

Der ſchadt, meint man, foltt mehr Floren, 
Dann Bierzig hundert Taufent ftehn, 

Dem von Meinz balff auch Graff Johann, 
Daß er die Stadt Gießen gewann. 

Naſſaw auch dem zu Meinz beiftundt, 

Daß er die Heflenn vberwundt 

Bey Wetzflahr mit großer gewalbt, 

Den fchaden man da hoͤcher zahlt, 

Dan Zwey hundert taufent Floren, 

Wie dan droben auch iſt veriehn, 

Die von Naſſaw fur Jahren ſeyn 

Zu Allendorff gefallen ein, 

Das ann der Lomb genennet wirdt, 

Die Leuth beraupt vnd wegf geführt, 











1379. 


1380. 


— 3197 — 
Sechzehenn In Stödenn fterben lahn, 


Das muft man da vonn Nachbarn han. 


Alls fo eines Iden Klag furfamb, 
Die ſach man zum Vertrag vffnahmb, 
Vnd wart geftelltt Das ganze werd 
An Graff Johann von Eyfenbergf 
Vnd zu Naſſaw an Graff Ruprecht, 
Die Beydt habens erörttert vechtt, 
Das Dredorff plieb Lanndigraff Hermann, . 
So lanng ald wurdt Das Leben han, 
Graff Emrich, ders Ihm verfaufft Hett, 


Wann der nuhm mehr am Leben nitt 


Den Burften man alsdann mit Rechtt 
Annfprecden vnnd furnehmen möchtt, 
Vnd waß das wurde geben dann, 
Darbey follt man eß pleiben lahn. 


- Alfo wahrt verglichen die Vehd, 


Die man dasmal mit Naffaw bett. 


Balt ſich ein ander gefellfchafft fandt 
An der Leyn vnnd im Heſſen Lanndt, 
Mehr dann Zweyhundert Edlen warn, 
Kanten ſich die gefelen vem Horn. 
Bon In viel ſchadens Ir nachpar 
Erlitten bis ins dritte Jahr. 


Darnach ein gefchlechit vnndt Bundt 
Von Edlen an dem Rhein entſtundt, 
Die Grimmen Lowen nannten ſich, 
Wahren viellen Leuthen ſehr ſchedlich. 
Darzu In demſelbigen Jahr 

In Weſtphalen ein ander Bundt wahr, 
Beuohr in dem Stifft Paderborn, 
Die Fleckener fie genennet worn, 
Wutten auch biß inns dritte Jahr, 
Frandenbergk deß woll wardt gewahr, 
Der Stadt Bürger viel plieben tobt, 
Fur Furſtenberg kamens in mott. 








— 186 — 


Der altte Zurft da auch bawet bald 
Zu Ißmenrod vorm Heflenwalbt. 

Landtgraff Hennrich fein ende nahm, 
AUS die Zahl dreyzehnhundert Fam, 
Auch Siebentzig vnnd Sechs darzu, 


- Zu Marpurg fein Leib ruhett nub, 


Der vber hundert Jahr gelebit, 


Weill nuh die Naſſawiſch Vehd noch ſchwebtt, 
Gehaltten ward ein guitlich tag, 


Ob man möchtt fommen zum Bertrag, 
Der Graff ein hartte Klage thet, 

Der Landigraff Ihm geſchadet hett, 

Mehr dann hundertt taufent Floren 
Wolt Ihm Drebdorffs auch nicht geftehn, 
Der Landtgraff balt zur Antwort gab, 
Waß Heflen erlitten hab 

Bon Raſſawern, wehr noch viell mehr 
Vnnd vierzig taufent mahl fo ſchwer, 

Wie die von Naſſaw vor viel Jahrn 

Denn Heſſen gefehr onndt ſchedtlich wahrn, 
Vnnd dem von Meinz hielff Graff Henrich, 
Bey Seybrechtähaußen jammerlich 

Die Heffen bringenn in große nott, 

Daß Ihr gahr mancher plieben todt, 

Der fchadt, meint man, foltt mehr Floren, 
Dann Bierzig hundert Taufent ftehn, 

Dem von Mein; halff auch Graff Johann, 
Daß er die Stabt Gießen gewann. 

Naſſaw auch dem zu Meinz beiftundt, 

Daß er die Heflenn vberwundt 

Bey Wetzflahr mit großer gewaldt, 

Den ſchaden man da hoͤcher zahlt, 

Dan Zwey hundert taufent Floren, 

Wie dan droben auch iſt veriehn, 


Die von Raffaw fur Jahren ſeyn 


Zu Allendorff gefallen ein, 
Das ann der Lomb genennet wirbt, 
Die Leuth beraupt vnd wegf geführt, 


Sondern innerhalb Zweyer Fahr 
Wardt fie wieder zerbröchen gahr, 
Wie dann auch hundert Jahr zuvor 
Ein feft fchloß da gelegenn wahr, 
Welches feinn Vhr Eltter Vatter gut 
Gewonnen hatt mitt ftardem muth, 


. Rider gebrochen zu Grundt, 


1381. 


1385. 


Weill fchadt darauß dem Lanndt entftundt. 
Bon Elderdhaugen man auch fandt 

Drey Brüder, die wahren genannt 
Edhartt Ritter, Hennrich vnnd Churtt, 
Bon den auch Schadt erzeiget wurbt 

Dem Heflen Landt, drumb anf noth 
Lanndigraff Hermann gebawet hatt 

Vff der Leyn ein Hauß. wieder fie, 

Die Stureburgf nennt man es bie, 

Hart bey Eideröhaußen eß wahr, 


- Stund aber nicht ober ein Jahr, 


Da wahrtts mit Fewersbrunſt verhehrt, 
Vnnd gahr wieder zu Grunt zerftört. 
Hernach vber vier Jahr, 

AUS dieß gefchlechtt fehr fchentlich wahr 
Dem Gramwen zu Naſſaw Sarbrüd, 
Da nam derfelbig vff den Rugf 

Sein tochterman, den Graff Diethrn, 
Zu Catzenelnbogen Herrn, 

Zogen vohr Elckershaußen dar, 

Vnnd da Sturpurgf gelegen wahr, 
Schlugen fie Grauenef das Schloß, . 
Thaten darauß mitt Hunger groß 
Den von Elderöhaufen fo bang, 

Daß fie vffgabenn auß betzwanng 

Ir fchloß, welches warth gerißen ein, 
Sechtzehn mann darauff gefanngen feyn. 
Am erften tag Im Hemmonat 

Dießes fich fo begebenn hatt. 

Die Burgkleuth zu Melnaw befannt, 
Einnsmalls fur Marpurgf feinn gerannt, 


—- 109 — 


Die Burger fie gefangen han 
Vor der Stadt, andh eilich man 
Niddergefchlagenn in den thorm, 
Darzu dafelbft zween Burger worn, 
Die off dem Leynbergk litten nott 
Bnnd wurden geichlag zu tobt 
Bon eim von Löwenftein genant, *) 
Der damit wieder off Melnaw rant, 
Deß fchidt der Furſt ein Hehe daruor 
Dnnd ließ das fchloß belegen gahr. 
Aber vonn Hodfeldt Herr Gunthram 
Mitt ettlichen den Thurn einnahm, 
Die Heflen gewonnen das fchloß, 
Hetten auch baltt gemachet ploß 
Die Belagertten uff dem thorn, 
Dann die allbereit trunfen worn, 
Ihr eigen Neb, ein grub man macht 
Auch vnnter den thorn, Dad man dacht, 
Er mufte bald vmbfallen gahr, 
. Indeß ein groß Bold brachtten dar 

Die von Hofeldt vnnd Lowenfein, 
Von welchem abgetrieben ſeyn 
Die Lanndigrauiſchen mit gewaltt, 
Vnnd die Belagerung abgeftallit. 
Montags nach Palmen dieß geſchach, 
Montags nach Laurenntij hernach 
Durch die ſeinen Lanndtgraff Hermann 
Die frucht aber hat tretten lahn, 
Fur Amenburg vnd fur Melnaw, 
Sehr großer ſchadt geſchach allda. 
Dreitzehn hundert Achtzig vnnd Zwey, 
Von dießem Jahr berichttet ſey, 
Alls der achtt tag Im Hewmon wahr, 
Zu Meyßen Margkraff Balthafır 


*) Es wirbt vermudet, daß das Löwenſteiniſch Creutz vff dem Loynbergk 
hievon den namen hat. (Mf. 411. — Bon fpäterer Hand an ben 
Rand gefchrieben.) 











— 191 — 


Mit einem Kriegsvolck in Heſſen Fam 
Vnnd Eſchweg vnnd Sontra einnahm. 
Balt hernach, auch In dießem Jahr, 
Alls der ſechs vnnd zwanzigſt tag wahr 
Im Augſtmonat, da finng ſichs ahnn, 
Das Inn dem Lanndt gefehdet han 
Zu Mainz der Erzbifchoff Adolff, 
Wilchem dafelbft auch Fam zu Hülff 
Dtto, der Herzog zu Braunſchwieg. 
Den beyden halff auch in dem Krieg 
Der vorgedachtte Marggraue. 

Vnnd Mittwochens nach Bartboleme 
Das Schtoß Rottenderg vnnd die Stadt 
Dießes Hehr eingenommen hatt, 

Den nechften vollgenden Donnerftag 
Fur Melfungen der Hauffe lag, 

Die Stadt er auch des tags einnahm 
Vnnd Freytags auch für Caſſel Fam, 
Sonnabents der feindt ſchoß hinein 
Sehr groß vnndt ſchwere Büchßenftein, 
Auch ober funffhundert Bewer Pfeill, 
Lagen doch da nicht lange Weil, 

Vnd Montags nach Aegivit 

Balt Gutensperg ausbranten fte, 
Dinftag fie furth zogen fein 

Band gewonnen auch Niddenſtein, 
Deßgleichen fie daſelbſt auch ſchon 
Den Faldenftein gewonnen bon. 

Ein Sprichwortt warb, Bilchoff Kol, 
Der beiffett vmb ſich wie ein Wolff. 
Ob er zu Gutsperg ſchaden thet, 

Das Schloß auch gern erobert heit, 
Doch er allda in Wehr noch fandt 
Eckbrechtt vonn Grifft vorgenannt. 


Alls man Taußent dreyhundert zelt, 
Darbey Achtzig vnnd Fünff auch meldt, 
Dinſtags nach Sauct Franeisci tag 
Gar frue die Stadt Caſſel belag 


Zu Braunfchweig auch der Herzog Dtt, 
Welchen der Meyßner Hülffe that, 
Auch der Bischoff halff im ohn Zug . 
Zu Munfter vnndt zu Oßenbrugk, 
Darzu dann auch Churtt Spiegell zwar 
Beym Hauffen dießer Feindte wahr, 
Am Sechſtenn tag auch baltt hernach 
Das annder Lager man da ſach 
Schlagenn die Biſchoff Meinz vnd Cöllen, 
Die Stadt fie fampt gewinnen wöllen, 
Mitt Sturm fie die auch fallen ahn, 
Mußen fie aber pleyben lahn. 

Die Lanndtgrauinn auß der Stabt Fam 
Vnnd eine gahr ernnfte Redt furnahm 
Gegen den Herrn auß Meyßenlandt, 
Rückt Ihm auff, das er thet beuftandt 
Dem Bifchoff zu Meinz, der vnlang 
Zuuor Ihm heit gemachett bang, 
Dargegen aber da Ihr Herr 

Im beyftändig geweßen weht, 

Den wollt er verterben zu Handt, 
Sprach, Er bett fie gebrachtt ins Lanndt, 
Wolt Sie nun wieder jagen drauß, 
Vnnd reth Im nahe vberauß. 

Balt an Sanct Arnolfs tag gefchach, 
Das der Hauff fur Caffel auff brach, 
Vnnd vber wening tag hierauf 

Hatt gewonnen derfelbige Hauff 
Immenhaußen, unnd gahr verbrannt, 
Man vber hundert menfchen fanbt, 

Die vertorben in Fewersnott, 

Der Furft das hoch betramertt hatt, 
Darumb er fich dießen ganzen Tag 
Nichte fehen ließ vnnd verborgen lag, 
Der fonft teglich tretten zu tag 

Vnnder eim grünnen Srenzlein pflag, 
Darmitt fein onverzagtten muth 

Der fromme Furſt beweißen thut. 





198 — 


DB das man nuhn der feindt abfehm 

Vnnd das Lanndt nicht mehr Schaden nchm, 
Lanndtgraff Hermann verfprechen thut, 

Wohl Zwanzig taußent gulden gut, 

Zu Meinz dem Erzbifchoff zu Handt, 

Vnnd fest Ihm ein zum Vnterpfandt 
Zierenberg, Wolffhagen, Grebenftein, 
Hierauf fie abgezogen feyn. 


In dem vollgendenn Jahr hernach, 
Viersehn tag nach Oſtern geſchach, 

Das Stedtlein Ziegenhein mit Lift 

Eines Morgens frue erftiegen ift, 
Geplundertt vnndt gebrannt durchauß, 

AUS vonn der Mawerrn ganngen zu Hauß 
Die Wechtter, den Bürgern die feindt 
Baldt vff dem Half gemweßen feindt. 


Der Bifchoff balt wieder fug nam, 
Das er an Lanndtgraff Hermann Fam, 
Vnd Ihn mit vieller Ritterfchafft 
Gar ernftlich mitt dem Bann verhafft, 
Dem ganzen Lanndt auch in dem fpahn 
Ein Interdict Er leget an, 
Vmb eins Prouifors willn zur Heyd, 
Gerlach von Linffeldt, der die Zeit 
Sich zu demſelben Bifchoff that, 
Das Elofter auch befchedigt Hatt, 
Daber der Bischoff nahm Vrſach, 
Das er von Lanndigraff Herman fprach, 
Er bett verterbtt des Gottes Hauß, 
Wilcheß den Herrn fummert oberauß, 
Weill er ein trewer ſchirmer zwar, 
Vnd heger der Beiftlichenn wahr, 
Aber dem Bapft zu Rom Ero Flagt, 
Bott fich zu rechtt, 068 Im behagtt, 
Bey dem er auch erwerbet fchon 
Ein Bappftlich Abfolution. 

13 


1389. 


— 1a — 


Taufent dreyhundert Adhtzig Acht, 

Dieb Jahr genplichen Abgang bradhtt 
Den Wollgebohrnen Grauen zu Dietz, 
Weill Gerhartt ver letzt flirbet itzt. 

Die Graffchafft wahr fo reich vnndt gut, 
Das man fie die Zeit nennen thut 

Die Gulden Graffichafft, vnnd daran 
Das Wapen wahr alfo gethan, 

Zwen nieberfichtig Löwen gut 

Bon Golde man befinden thut 

Im rotten feldt Inn der ſchaw, 

Beydtt an Zungen vnnd Klawen blaw, 
Der Löwen ſchwennz feindt zertheilt gahr, 
Ein rotte Deck off dem hellem wahr, 
Darauff man zweem rott flugel fandt, 
Ein gulden Law darzwifchen ftanndt. 


Bon Biden auch ein Ritter gutt, 
Friedrich genant, verfauffen thut 
Lanndtgraff Hermann vmb dieße Zeitt 
An Woldersporff fein gerechtigkeitt, 
Nemblich die Helfft, darfur er balt 
Woll Neundthalb Tauflent gulden zahlt, 
Taufent drey hundert Achtzig Neun, 
Dißmall gefihrieben worben feyn. 


In dem Jahr Gudenspurg die ftabt 
Ir eigenn fewer verbrannet hatt, 

Der Funffzehnt tag im wein Monat 
Der Stadt diß Vnglück bringen that, 
Bonn alten Yahren ift die fag, 
Welches ich nicht gahr verfchweigen mag, 
Das dießer Zeit in Sieben Jahren 
Dieße Stadt dreymall Brunft erfahrn, 
Dardurch fie gahr zugrundt verbrannt, 
Vnnd Fommen zu geringem ftandt, 
Dann fie ettwann geweft zuvoren, 
Darzu die vorftadt gar verloren. 





— 198 — 


Herr Churtt Spiegel ein Ritter war 
Bun Teßenbergf, der's volgenbt jar 
Hartt bey der Liebenaw ohn Fug 

Ein Grauen von Schwarzberg erfchlug. 
Darzu auch in demfelben jahr 

Die ftatt Grünberg verbrant fchier gar, 
Bon eigenem Bewer gefchach der ſchad, 
Den fie dißmall erlitten hatt. 


Vmb die Zeit abermall entftundt 

In Heſſenn vnd Weftphalen ein bunbt, 
Viel edle zufamen gefhworen 

Vnd die Bengeler genennet woren, 
Weill fie bengell furtten zum ftreit, 
Thaten weitphalen und heffen leydt. 
Einsmals fie eingefallen warn 

Vffs bifchoffs landt zu Paderborn, 
Der von Bergen ein hertzog war, 
Vnnd nad) jaget der bengeler ſchaar, 
ſchlug fie vndt hundert gefangen nahm, 
Bonn denn er zu fchazung befam 

Bei dreyfig tauffent gulden, zwar 

Bon Patberg einer drunder war, 
Ettlich der Wöllff und Schaarenbergf, *) 
auch Hertingshaußen vnd Falckenberg, 
Spiegell vnd ander geſchlechte mehr, 
Die beſten Edeln vnd die Ritter, 

Doch pallt wieder wardt eingefallen 
Don den von Patberg in Weſtphalen, 
Auß Heflen auch vfftrieben warn 

Ein groffer Zeugf, Wagen und Kahrn, 
Drumb Landtgraff Herman verheret hat 
Der von Patbergf Gerichtt vnd ftabt, 
Ir beydt ſchloß aber nicht gewan, 

Für im ſie die behalten han. 


— — — — — — 


*) Bittel der Wolff zum Scharitenbergk. (Mſ. 410.) 
13? 


— 186 — 


Der altte Furſt da auch bawet bald 

Zu Ißmenrod vorm Heſſenwaldt. 
Landtgraff Hennrich ſein ende nahm, 

Alls die Zahl dreyzehnhundert kam, 

Auch Siebentzig vnnd Sechs darzu, 

Zu Marpurg ſein Leib ruhett nuh, 

Der vber hundert Jahr gelebit, | 
Weil nuh die Naſſawiſch Vehd noch fehwebtt, 
Gehaltten ward ein guitlich tag, 

Ob man möchtt fommen zum Vertrag, 
Der Graff ein hartte Klage thet, 

Der Landigraff Ihm gefchabet hett, 

Mehr dann hundertt taufent Floren 

Wolt Ihm Dredorffs auch nicht geftehn, 
Der Landigraff balt zur Antwort gab, 
Waß Heſſen erlitten hab 

Bon Naffawern, wehr noch viell mehr 
Band vierzig taufent mahl fo ſchwer, 

Wie die von Naſſaw vor viel Jahrn 

Denn Heflen gefehr vnndt jchebtlich wahrn, 
Vnnd dem von Meinz hielff Graff Henrich, 
Bey Seybrechtshaußen jammerlich 

Die Heften bringenn in große noit, 

Daß Ihr gahr mancher plieben tobt, 

Der ſchadt, meint man, foltt mehr Floren, 
Dann Bierztg hundert Taufent ſtehn, 

Dem von Meinz balff auch Graff Johann, 
Daß er die Stadt Gießen gewann. 

Naſſaw auch dem zu Meinz beiftundt, 

Daß er die Heſſenn vberwundt 

Bey Wetzflahr mit großer gewaldt, 

Den ſchaden man da höcher zahlt, 

Dan Zwey hundert taufent Floren, 

Wie dan droben auch iſt veriehn, 

Die von Raffaw fur Jahren feyn 

Zu Allenvorff gefallen ein, 

Das ann der Lomb genennet wirbt, 

Die Leuth beraupt vnd wegk geführt, 





1379. 


1 380. 


— 19 — 
Sechzehenn In Stödenn fterben lahn, 


Das muft man da vonn Nachbarn han. 


AUS fo eines Iden Klag furkamb, 
Die fach man zum Bertrag vffaahmb, 
Vnd wart geftelltt das ganze werd 


An Graff Johann von Eyfenbergf 


Vnd zu Naſſaw an Graff Rupreditt, 
Die Beydt habens erörttert rechtt, 
Das Dreborff plieb Lanndigraff Hermann, . 
So lanng als wurdt das Leben han, 
Graff Emrich, ders Ihm verfaufft Hett, 


Wann der nuhn mehr am Leben nitt 
Den Furſten man alsdann mit Rechtt 


Annſprechen vnnd furnehmen möchtt, 
Vnd waß das wurde geben dann, 
Darbey ſollt man eß pleiben lahn. 
Alſo wahrt verglichen die Vehd, 
Die man dasmal mit Naſſaw hett. 


Balt ſich ein ander geſellſchafft fandt 
An der Leyn vnnd im Heſſen Lanndt, 
Mehr dann Zweyhundert Edlen warn, 
Nanten ſich die geſellen vom Horn. 
Von In viell ſchadens Ir nachpar 
Erlitten bis ins dritte Jahr. 


Darnach ein geſchlechtt vnndt Bundt 
Von Edlen an dem Rhein entſtundt, 
Die Grimmen Lowen nannten ſich, 
Wahren viellen Leuthen ſehr ſchedlich. 
Darzu In demſelbigen Jahr 

In Weſtphalen ein ander Bundt wahr, 
Beuohr in dem Stifft Paderborn, 
Die Fleckener ſie genennet worn, 
Wutten auch biß inns dritte Jahr, 
Franckenbergk deß woll wardt gewahr, 
Der Stadt Buͤrger viel plieben todt, 
Fur Furſtenberg Tamens in nott. 


1380. 


1380. 


— 188 — 


Die von Patbergk thaten viel Leidt 
Derſelben Stadt zu dießer Zeitt, 

Vff ein Zeitt ſie gehanngen han 

An einem Baum ein armen man 

Vor der Stadt, alls er hut die ſchwein, 
Soltt das nicht große boßheit ſeyn. 

Ein Burger von der Haſen lauß 
Einsmals die Kuntſchafft brachtt zu Hauß, 
Das die von Patbergk in der Hardt 
Hiltten vff die Burger die Warth, 
Das fie zu fruer tage Zeitt 

Zum Ingriff wehren baltt bereitt. 

Die Burger wahren nicht vnklugk, 
Hiltten vff fie mitt guitem fug, 

Bingen herrn Friedrich von Patenderg, 
Den Ritter, vnd andere Hoffwerck, 
Dadurch alfo die Fleckener Vehd' 
Zerftört ward vnnd ein ende hett. 

Die feinen ſchickt Lanndigraff Herrmann 
Fur die Deußpurgf, die gewonnen han 
Den thal vnnd wegf, genohmen ghar 
Alles, waß da vorhanndten wahr. 
Danen fie furth gezogen balt 

Fur Marddorff, die frucht mit gewalt 
©etrettet, darnach für Melnam, 

Vnnd fur Hopfeldt gethan alfo. 

An Sanct Sohanned Abent es wahß, 
Des Teuffers, AUS gefchah das, 

Dan die Sundern von Hopfeldt han 
Bon Naſſaw Dillenburg Graf Johann 
Geöffenet Hotzfeldt das Hauß, 

Daß er viel Schadens thet darauf 

Am Heflen Lanndt, drumb man bat 
Geubett Rach mitt dießer thatt. 

Bey dießer Zeitt fich mehr zutrug, 

Das Lanndtgraff Herrmann auch auffhlug 
Ein Burd dorth off dem Weydelbergk. 
Nicht lanng aber ftundt dießes werd, 





— 1898 — 


Sondern innerhalb Iweyer Jahr 
Wardt fie wieder zerbrochen gahr, 
Wie dann auch Hundert Jahr zuvor 
Ein feit ſchloß da gelegenn wahr, 
Welches feinn Vhr Eitter Vatter gut 
Gewonnen hatt mitt ftardem muth, 


. Rider gebrochen zu Grundt, 


1381. 


1385. 


Weill fchadt darauß dem Lanndt entftundt. 
Bon Elderdhaußen man auch fanbt 

Drey Brüder, die wahren genannt 
Edhartt Ritter, Hennrich vnnd Churtt, 
Von den auch Schadt erzeiget wurdt 

Dem Heflen Landt, drumb auf noth 
Lanndtgraff Hermann gebawet hatt 

Vff der Leyn ein Hauß. wieder fie, 

Die Stureburgk nennt man es hie, 

Hart bey Elckershaußen eB wahr, 


“ Stund aber nicht ober ein Jahr, 


Da wahrtts mit Fewersbrunſt verhehrt, 
Vnnd gahr wieder zu Grunt zerftört. 
Hernach vber vier Jahr, 

AUS dieß gefchlechtt fehr ſchedtlich wahr 
Dem Gramwen zu Naflaw Sarbrüd, 
Da nam derfelbig vff den Rugk 

Sein tochterman, den Graff Diethrn, 
Zu Catzenelnbogen Herrn, 

Zogen vohr Eldershaußen dar, 

Vnnd da Sturpurgf gelegen wahr, 
Schlugen fie Graueneck das Schloß, 
Thaten darauf mitt Hunger groß 

Den von Eldershaufen fo bang, 

Daß fie vffgabenn auß betzwanng 

Ir Schloß, welches warth gerißen ein, 
Sechtzehn mann darauff gefanngen feyn. 
Am erften tag Im Hemmonat 


Dießes fich fo begebenn hatt. 


Die Burgkleuth zu Melnaw befannt, 
Einnsmalls fur Marpurgk feinn gerannt, 


190 j 


Die Burger fie gefangen han 
Vor der Stadt, auch etlih man 
Niddergefchlagenn in den thorn, 
Darzu dafelbft zween Burger worn, 
Die vff dem Leynbergk litten nott 
Band wurden gefchlag zu tobt 
Bon eim von Löwenftein genant, *) 
Der damit wieder vff Melnaw rant, 
Dep ſchickt ver Yurft ein Hehr daruor 
Vnnd ließ das fchloß belegen gahr. 
Aber vonn Hodfeldt Herr Gunthram 
Mitt ettlichen ven Thurn einnahm, 
Die Heflen gewonnen das fchloß, 
Hetten auch baltt gemachet ploß 
Die Belagertten off dem thorn, 
Dann die allbereit trunien worn, 
Ihr eigen Re, ein grub man macht 
Auch vnnter den thorn, dad man dacht, 
Er mufte bald vmbfallen gahr, 
Indeß ein groß Volck brachtten dar 
Die von Hopfeldt vnnd Lowenfein, 
Von welchem abgetrieben ſeyn 
Die Lanndigraniſchen mit gewaltt, 
Vnnd die Belagerung abgeſtalltt. 
Montags nach Palmen dieß geſchach, 
Montags nach Laurenntij hernach 
Durch die ſeinen Lanndtgraff Hermann 
Die frucht aber hat tretten lahn, 
Fur Amenburg vnd fur Melnaw, 
Sehr großer ſchadt geſchach allda. 
Dreitzehn hundert Achtzig vnnd Zwey, 
Von dießem Jahr berichttet ſey, 
Alls der achtt tag Im Hewmon wahr, 
Zu Meyfen Margkraff Balthapır 


*) Es wirbt vermudet, daß das Löwenfteinifch Creutz vff den Loynbergk 
bievon den namen hat. (Mf. 411. — Bon fpäterer Hand an ben 
Rand gefchrieben.) 











— 191 — 


Mit einem Krtegevold in Heffen fam 
Vnnd Eſchweg vnnd Sontra einnahm. 
Balt hernach, auch In dießem Jahr, 
Alls der ſechs vnnd zwanzigſt tag wahr 
Im Augſtmonat, da finng ſichs ahnn, 
Das Inn dem Lanndt gefehdet han 
Zu Mainz der Erzbiſchoff Adolff, 
Wilchem daſelbſt auch kam zu Hülff 
Otto, der Herzog zu Braunſchwieg. 
Den beyden halff auch in dem Krieg 
Der vorgedachtte Marggraue. 

Vnnd Mittwochens nach Bartholeme 
Das Schloß Rottenberg vnnd die Stadt 
Dießes Hehr eingenommen hatt, 

Den nechſten vollgenden Donnerſtag 
Fur Melſungen der Hauffe lag, 

Die Stadt er auch des tags einnahm 
Vnnd Freytags auch fuͤr Caſſel kam, 
Sonnabents der feindt ſchoß hinein 
Sehr groß vnndt ſchwere Büchßenſtein, 
Auch vber funffhundert Fewer Pfeill, 
Lagen doch da nicht lange Weill, 

Vnd Montags nach Aegidii 

Balt Gutensperg ausbranten ſie, 
Dinſtag fte furth zogen fein 

Vnnd gewonnen auch Niddenftein, 
Deßgleichen ſie dafeldft auch ſchon 
Den Faldenftein gewonnen bon. 

Ein Sprichwortt ward, Bifchoff Adolff, 
Der beifiett vmb fich wie ein Wolff. 
Ob er zu Gutsperg ſchaden thet, 

Das Schloß auch gern erobert hett, 
Doch er allda in Wehr noch fandt 
Eckbrechtt vonn Grifft vorgenannt. 


Alls man Taußent dreyhundert zelt, 
Darbey Achtzig vnnd Fünff auch meldt, 
Dinſtags nach Sauct Francisci tag 
Gar frue die Stadt Caſſel belag 


— 1929 — 


Zu Braunſchweig auch der Herzog Ott, 
Welchen der Meyßner Hülffe that, 
Auch der Biſchoff halff im ohn Zug . 
Zu Munfter vnndt zu Oßenbrugk, 
Darzu dann auch Ehurtt Spiegel zwar 
Beym Hauffen dießer Feindte wahr, 
Am Sechſtenn tag auch baltt hernach 
Das annder Lager man da fach 
Schlagenn die Biſchoff Meinz vnd Cößlen, 
Die Stadt fie fampt gewinnen möllen, 
Mitt Sturm fie die auch fallen ahn, 
Mußen fie aber pleyben lahn. 

Die Lanndtgrauinn auß der Stabt kam 
Vnnd eine gahr ernnfte Redt furnahm 
Gegen den Herrn auß Meyßenlandt, 
Rückt Ihm auff, das er thet beyftandt 
Dem Bilchoff zu Meinz, der vnlang 
Zuuor Ihm bett gemachett bang, 
Dargegen aber da Ihr Herr 

Im beyitändig geweßen wehr, 

Den wollt er verterben zu Handt, 
Sprad, Er heit fie gebrachtt ind Lanndt, 
Wollt Sie nun wieder jagen brauß, 
Vnnd reth Im nahe oberauß. 

Balt an Sanct Arnolfs tag geſchach, 
Das der Hauff fur Caſſel auff brach, 
Vnnd vber wening tag hierauff 

Hatt gewonnen derſelbige Hauff 
Immenhaußen, vnnd gahr verbrannt, 
Man vber hundert menſchen fandt, 

Die vertorben in Fewersnott, 

Der Furft das hoch betrawertt hatt, 
Darumb er fich Dießen ganzen Tag 
Nichtt fehen ließ onnd verborgen lag, 
Der fonft teglich tretten zu tag 

Vnnder eim grünnen Strenzlein pflag, 
Darmitt fein onverzagtten muth 

Der fromme Furſt beweißen thut. 


— 1983 — 


Vff das man nuhn der feindt abkehm 

Vnnd das Lanndt nicht mehr Schaden nehm, 
Lanndtgraff Hermann verfprechen thut, 

Wohl Zwanzig taußent gulden gut, 

Zu Mein; dem Erzbifchoff zu Handt, 

Vnnd fest Ihm ein zum Vnterpfandt 
Zierenberg, Wolffhagen, Grebenftein, 
Hierauff fie abgezogen feyn. 


In dem vollgendenn Jahr hernach, 
Viertzehn tag nach Oftern geſchach, 

Das Stedtlein Ziegenhein mit Lift 

Eined Morgens frue erftiegen tft, 
Geplundertt vnndt gebrannt durchauß, 

AUS vonn.der Mawerrn ganngen zu Hauß 
Die Wechtter, den Bürgern die feindt 
Baldt off dem Half geweßen feindt. 


Der Bifchoff balt wieder fug nam, 
Das er an Lanndigraff Hermann kam, 
Vnd Ihn mit vieller Ritterfchafft 
Gar ernftlich mitt dem Bann verhafft, 
Dem ganzen Lanndt auch in dem fpahn 
Ein Interdiet Er leget an, 
Vmb eind Prouiford willn zur Heyd, 
Gerlach von Linßfeldt, der die Zeit 
Sich zu demfelben Bifchoff that, 
Das Elofter auch befchevigt hatt, 
Daher der Biſchoff nahm Vrſach, 
Das er von Lanndigraff Herman fpracdh, 
Er bett verterbtt des Gottes Hauß, 
Wilcheß den Herrn kummert vberauß, 
Weill er ein trewer fihirmer zwar, 
Vnd heger der Geiftlichenn wahr, 
Aber dem Bapft zu Rom Ers Flagt, 
Bott fih zu rechtt, 068 Im behagtt, 
Bey dem er auch erwerbet fchon 
Ein Bappftlich Abfolution. 

13 


1389. 


— 1a — 


Taufent dreyhundert Achtzig Acht, 

Dieß Jahr genslichen Abgang brachtt 
Den Wollgebohrnen Grauen zu Dieb, 
Weill Gerhartt der lept ftirbet ist. 

Die Graffchafft wahr fo reich vnndt gut, 
Das man fie die Zeit nennen thut 

Die Gulden Grafffchafft, vnnd daran 
Das Wapen wahr alfo gethan, 

Zwen niederfichtig Löwen gut 

Bon Golde man befinden thut 

Im rotten feldt Inn der fchaw, 

Beydtt an Zungen vnnd Klamen blaw, 
Der Löwen ſchwennz feindt zertbeilt gahr, 
Ein rotte Ded vff dem hellem wahr, 
Darauff man zweem rott flugel fandt, 
Ein gulden Law darzwifchen ftanndt. 


Von Biden auch ein Ritter gutt, 
Friedrich genant, verfauffen thut 
Lanndtgraff Hermann vmb dieße Zeitt 
An Wolckersdorff fein gerechtigkeitt, 
Nemblich die Helfft, darfur er balt- 
Woll Neundthalb Tauflent gulden zahlt, 
Tauſent drey hundert Achtzig Neun, 
Dißmall gefihrieben worden feyn. 


In dem Jahr Gudenspurg die ftadt 
Ir eigenn fewer verbrannet hatt, 

Der Bunffzehnt tag im wein Monat 
Der Stadt diß Vnglüd bringen that, 
Bonn alten Jahren ift die fag, 
Melches ich nicht gahr verfchweigen mag, 
Daß dießer Zeit in Sieben Jahren 
Diebe Stadt dreymall Brunft erfahrn, 
Dardurch fie gahr zugrundt verbrannt, 
Bund kommen zu geringem ftandt, 
Dann fie ettwann geweft zuvoren, 
Darzu die vorftadt gar verloren. 





— 198 — 


Herr Ehurtt Spiegel ein Ritter war 
Bun Teßenbergf, der's volgendt jar 
Hartt bey der Liebenaw ohn Fug 

Ein rauen von Schwarzberg erfchlug. 
Darzu auch in demfelben jahr 

Die ftatt Grünberg verbrant fchier gar, 
Bon eigenem Fewer geſchach der fchad, 
Den fie dißmall erlitten hatt. 


Vmb die Zeit abermalf entftundt 

In Heflenn vnd Weftphalen ein bundt, 
Viell edle zufamen geſchworen 

Vnd die Bengeler genennet woren, 
Weil fie bengell furtten zum ftreit, 
Thaten weitphalen und heffen leydt. 
Einsmals fie eingefallen warn 

Vffs bifchoffs landt zu Paderborn, 
Der von Bergen ein herbog war, 
Brand nad) jaget der bengeler fchaar, 
flug fie ondt hundert gefangen nahm, 
Bonn denn er zu fchazung befam 

Bei dreyfig tauffent gulden, zwar 

Bon Patberg einer drunder war, 
Ettlih der Wolff und Schaarenbergf, *). 
auch Hertingshanßen und Yaldenberg, 
Spiegel und ander gefchlechte mehr, 
Die beften Edeln vnd die Ritter, 

Doch pallt wieder wardt eingefallen . 
Bon den von Patberg in Weftphalen, 
Auß Heflen auch vfftrieben warn 

Ein grofier Zeugf, Wagen und Kahrn, 
Drumb Landtgraff Herman verheret hat 
Der von Patbergk Gerichtt vnd ftadt, 
Ir beydt fchloß aber nicht gewan, 

Für im fie die behalten han. 


*) Eittel der Wolff zum Scharttenbergf. (Mf. 410.) 
13 * 


Die für Cafſel gelegen warn, 
Bon den hat man fo viel erfahrn, 
das man alda neun burger fandt, 
Die den herren gevehdt im landt, 
die ſtadt woltten verrahten han, 
die hatt der fürft richten lan. 


Einsmalls viell Edelen an der Loyn 
zu dienft einem herrn geweßen fein 
von Limpurgf, genant in Weftphalen, 
vnnd als fie da zugreiffen wollen 

zu Bergen vff der Herzog gutt, 

der berzog in nacheilen that, 

wirfft fie nieder bey Wippelfurth, 
maincher allda gefangen wurth, 

vonn Hozfeldt, Buhseck, Breidenbach, 
Milchling ond andern das gefchach. 


Nah Oſtern in dem may zehandt, 
fih abermall zufammen fandt 
Reiſiges zeugs ein große fchaar, 

die aus den Buchen fommen war 
vnd über landtgraff herman z0ch, 

mit nahm vnd brandt, verderbet hoch 
dad Hefienlandt ohn alle maß, 

den landtöfurften erbarmet dag, 
macht fich auff mit wehrhaffter handt, 
z0ch in entgegen in dem landt, 

bey Homberg er auch vff fie traff, 
ftreit mit inn vnd fie nieder warff, 
gefattelter pferd er gewann, 

fo da die feindt verloren han, 

über anderthalb hundert zwar, 

die ausbeuth da der Heflen war. 


Landtgraff herman bedacht die fach, 
wie er möcht weiter üben rad) 

an ettlichen der Buchener, 

die ihm Das landt verterbet zehr, 








— 197 — 


vnd weill im die von Haune dann 
für andern fehadens viel gethann, 
belagert er das ſchloß Hauned hoch, 
gewann ed vnd behielt e8 gar, 

« welcher ir verdientte ftraff war. 


Als man fchryeb vürzehen hundert Jahr, 
vnd der Dinftag vor PBfingften war, 
des erzftifftö zu menz vizthumb 

Mit dem grauen zu Walde Fam, 

Bon Hertingshaußen Friederich 

Zu den beyden gefellet fich, 

Vor Baflel fie inn großem Zorn 

den baumgarten vffbredden worn, 

der da hinter dem fchloffe lag, 

der hauff nichts mehr außrichten magf. 


Umb die Zeit böß regierung war 

im römifchen reich, daher fogar 

ein wildes weßen im fchwang ging, 
dann Keyſer Wenzel nur anbing 

der wolluft und ſich nicht annahm 
der regierung, daher auch Fam, 

das man ein Herzog zu Brunnſchwich, 
der genannt war herr Friederich, 

an feine ftatt dem reich fürftelltt 

vnd in zu einem Keyſer wehltt, 

der wurth am Pfingftabend zwar, 
als man ſchrieb vierzehnhundert jahr, 
hart beim dorff Flein Englis erfchlan, 
welches ein graff von Walde gethan 
mit hülff der edlen hie im landt 

vnd zu Menz vom bifchoff befandt, 
wilcher der wahl zufrieden nicht, 

auß altem haaß war zugericht. *) 
Der herr wollt fich nicht fangen lan, 
darumb fie in todt gefchlagen han, 


*) Alßo auch (aus, Kuchenb.) Haß wahr zugericht. (Mſ. 410.) 





Churfurſt Rudolff von Saren hart 
verwundt, darzu gefangen wart, 

zu Vehrden auch den bifchoff gutt 
in dießem ftreitt man fangen thut. 
von Anhaltt der fürft Sigemundt 
mit feiner fauft mannlich beftundt, 
ettliche fo in fielen an, 

die er erlegt vff dem plan 

vnd davon fommen faum felb dritt, 
die in dem ftreitt *) da plieben nit. 


Herzog Bernth ond herzog Hennrich, 
deß keyſers brüder, ruften fich, 
Meng vnd Waldecken man angreiff, 
des bruders todt zu rechen fleifl, 
Wurden verhert auch ettlich ortt, 
doch fonft nicht viel verrichtet wardt, 
dan in groß fehuldt die brüder beydt 
vber dem Frieg Tamen der zeitt, 
darüber die Aſſenburg wardt 

der ſtadt Brunnfchweig verpfendet bartt. 


Don Hertingshaufen einer hatt 
mit feiner fauft gefchlagen tobt 
den Kenfer, deß bruder gemelbt, 
demfelben alfo nachgeftellt, 

das er mit der zeitt griffen warbt 
end umb die that geftraffet hartt, 
vff vier redder wardt er gelegt, 
wie der Saren Ehronid anzeigt, 
herzog Hennrich in richten ließ 
vnd zur rach ſolchen ernft bewieß, 
die junfern auch von faldenberg 
wahrnn fürnehmblich bey dißem wergf, 
wie man im liedt vor zeiten fang, 
al8 dieß that gefchehen vnlanng. 


*) fi. (Mi. 410) 











— 189 — 


Als dieße böße that verricht, 
vnd nun ſo wahr kein Keyſer nicht, 
vnd daß ſpiel werden wolt ſo wüſt, 
das man ein andern wehlen müſt, 
vnd Pfalzgraff Ruprecht darzu kam, 
Landtgraff herman deß nutzen nahm, 
das er zimblich in friden ſaß, 
weill der Keyſer ſein ſchwager waß 
vnd ſeiner gemahln ſchweſter hatt, 
deshalben man in fürchten thatt. 
Alls dem fürſten on kindt vmbkam 
fein. erſt gemahl, *) er wieder nahm 
von Nurnberg Burggrauin Margreth, 
mit der er auch vier fühne heit, 
Friedrich, Hennrich, Herman, ich mein, 
in der jugentt geftorben fein, 
- LKudtwig allein erwachfen that. 
Vier töchter auch der furfte hatt, 
“ : 3Zwo man nit funng im leben heit, 
F Hießen Ann vnd Elifabeth, 
1402. vie ander zwo der furfte beidt 
vermehlet hatt vnd beygeleibt 
zweyen berzogen zu Brunnſchwich, 
Margreth wardt herzog Hennrich, 
Agnes aber Friegt herzog Dtt, 
damitt er wieder erleviget hatt 
Gutenßpergk vnd auch andre ftebt, 
die dan in der wehrenden Vehdt, 
darvohn gemeldet ift zuvohrn, 
dem fürften abgewonnen wahrn. 
1406. Darnach vonlangft nach diefer Friſt 
die Iandtgraffin geftorben tit 
zu Gutenßpergf dorth vff dem fchloß, 
ift fie ihrs elendtS worden loß, 
die Teich man baltt gehn Marpurg fuhrt, 
da fie zur erdt beftattet wurbt. 


*) Ettliche ſchreiben, die erfle fey eine von Naffau und Sarbruck gewefen, 
genannt Elifabeth. (Note Mi. ALT.) 


1410. Dem landtgrauen ein ander leidt 
zuftand auch baltt zu dießer zeitt, 
dann fein ſchwager pfalzgraff Rupert, 
bey dem ihm Gott hatt fridt befdhert, 
ift abgeſcheyden durch den tobt, 
daher der furft Freigt wieder nott. 
Zu Raffaw Dillenberg graff Johann 
den frieden ihm nicht lennger gann, 
nimbt wider in baltt für ein vehd, 
von Welterburg vergleichen thet 
herr Reinhart, vnd in dießem zorn 
die Hefien hartt betranget wahrn, 
für Marpurg eitwann rennen tbet, 
für Arandenberg vnd andere ftebt, 
Der von Raflaw, vnd fing die leuth 
in den porthen vnd hollet peut, 
wo er das vieh vnd ander guth 
im Heſſenlandt antreffen thut, 
ond weil zu menz ein Biſchoff faß, 
der auch einer von Naſſaw waß, 
ver Feind mit Gunft defelben herrn 
das landt ſehr vbel that verhehrn, 
Aug Melnau, Amenburg *) zumahl, 
auß Battenberg vnd Rofenthal, 

Auß der Rewftadt vnd Frizlar, 

Auß ſtadt vnd ſchloß was Menzifch war, 
deßgleichen denn auch Hoßfeldt. 

Hierzu haben ſich auch gefellt 

Graf Adolff von Naſſawiſchem bintt, 
Auch graff Hennrich von Walde gutt. 


2411. Bei dießer zeitt ſich auch zutrugk 
dießer vnrath vnd vnfug, 
das in dem landt ein edelman 
mit fein ganerben kam in ſpahn, **) 


2) Ameneburg. (Mi. 810.) 
2%) Kahm zu fpan. (Mi. &10.) 








gefefien im Buseder thal, 

Drumb erlangt er dazumahl 

Bon landtgraff berman ein: burdfeß 
zu Srandenberg, vnd als indeß 

off ires landtöfürften mandat 

die ftadt fich auffgemachet hatt 

mit fein dienern, den edelman 

zu hohlen vnd beleitten fchon, 

da fam bald dar die Menzifch fchaar, 
bei den auch dazugegen wahr 

des edelmans widerparth, 

die wurffen nieder vnd fchlugen hart 
die landtgrauiſchen diener all, 

auch die von Frandenberg zumahl, 
fehr großen fchaden nahmb die ftabt, 
den fie fehwerlich verwunden hatt. 


1412. Im jahr hernach bey tieffer nacht, 
die ſanct Benedicts tag herbrachtt, 
Bon Waldeck graff Hennrich gutt 
in die ftadt Kirchhain fallen thutt, 
nimbt alles, was er da finbt, 
darnach die ftadt mit fewer verbrint, 
nicht mehr dann zwey hauß pliben fan, 
darzu im dann geholffen han 
die zu Amenburg, ir nachparn, 
die gut zu diefen fachen warn. 

Im felden jahr auch das fürlieff, 
In Hefien thetten ein ingriff 

vnd wollten holfen gutte peuth 
ettliche ſchnaphan vnd reiftge leuth 
auß Waldecken vnd Collner landt, 
für Franckenberg der hauff ranth, 
greiff an vnd taſtet tapfer zu, 

als in die ſtadt ift fommen nu 
daß gefchrey, vnd die burgerfchafft 
die wehr mit eill zur fauft gefchafft 
vnd nachgefollget fie kommen feindt 
für Medebach an dieße feindt, 


heiten fie auch erlegt all, 

weil der nicht war ein große zahl, 
aber wie wohl man fi) verfadh 
alles gutts von den von Medebach, 


doch lieffen fie auß irer ftabt, 


die fchleg man zugefchlagen hatt 
hinten vnd fornen, vnd dem feindt 
geholffen, das gefchlagen ſeindt 

die Frandenberger vnd mit Kohn 
gefangen worden mancher man. 

Bei diefer zeit auch verbrant 

der graff zu Raffam genant 

"in dem gerichtt Blandenftein 

vnd wo ers fonft Fhundt mächttig fein 
ettliche dorff, der junge Herr, 
Landtgraff Ludwig, thett bitten fehr 
den Yerrn vatter, das er die ſach 
nicht hingehen laſſen wollt ohne rach, 
gutt leuth dem Findt geben den rath, 
das ers fo fürgenohmen hatt, 

der vatter höret des fohnes rebt 

vnd fich zum frieg ruften thett, 

das geftrafft wardt ſolch vbermuth 
der graffen, vnd an leib vnd guth 
ſchuz, ſchirm vnd frieden möchten han 
deß Furſten arme vnderthan, 

aber indeß der Furſt wardt ſchwach 
vnd kam in ein verzug die ſach, 

alls auch landtgraff herman verſchiedt, 
der krieg zu einem vergeß gerirth. 
Tauſend vierzehn hundert dreyzehn kam, 
als dieſer Fürſt ſein ende nahm, 

im mai der dreyandtzwanziget tag 
machet in loß von aller plag. 


Landigraff Ludwig der drit allein 
regierett nach dem vatter fein, 

in großer vnfchuldt viel erleitt 
der fromm vatter zu feiner zeitt, 








der im dan auch abging fehr baltt, 
da er allein funff jar wahr altt. 
Rah dem er nun vervormundt wahr 
das land muß leiden manch gefahr, 
von den Braunfchweigern vnd Weftphalen 
ward es zu mehr mahlen angefallen, 
dieß orttS auch wenig frieden wahr 
vor den Menzifchen aus Fritzlar, 

die Heſſen doch auch theten wehr, 
das die berrn nicht ſtets gingen lehr. 
Der herr ſelbſt zu regieren anfing 

fo baltt er ind achtzehent jar ging, 
weil er fehr weich vnd mager wahr 
drang in der vatter vff Fein lahr, 
mit ſtudiren in nicht wollt beichweren 
biß die Krefft Heiler Fommen wehren, 
vnd alß der nun fein ende nahm, 

er nicht zu Feiner fchule Fam, 

weder leßen noch fchreyben Fhundt, 
funft wahr er ein rechter außbundt, 
erzogen zu tugend vnd ehr, 
gerechtigfeit er liebet fehr. 


Zu Meißen Marggraff Friederich 

zu dem Keyſer verfugett fich, 

vom jungen fürften bracht die mehr, 
wie er ein kranker Früppel wehr, 
alfo fchebig und ungefundt, 

das er gahr nicht regieren Fhundt, 
derhalben er den Keyſer bath, 

das er in wollt aus milder genadt 
belehnen mit dem Heſſen landt, 

die weill er wehr der nechft verwandt, 
vnd dan auch in vorigen jahren 
die landt beifamen geweßen waren, 
deß wollt er fchaffen woll vnd baldt 
dem fchwachen herrn fein vnderhaltt. 
Der loblich Keyfer Sigemundt 

die fach betrachtt auß guttem grundt, 


1497. 


fagt, er woltt den herrn felber fehen, 
ehe dan ein ſolches folt gefchehen, 
fprach, ein iglich vnnflaͤttig kindt, 

es fey vonn phlegna oder Frindt, 
fambt jungen lappichten pferden 

mit erft nicht folln verfchmeht werben. 
Als diß erfuhr daß Heffenlandt, 

zum Keyſer man fehidt zu handt 

den jungen fürften woll geruft, 

Bier hundert pferdt er führen muf 
vnd ſelbſt empfahn das fürftenthumb, 


wilches er auch hatt regirt mit ruhmb. 


Sn Frizlar lag biſchoff Connrath, 

ein großes hoffwergf bey fich hatt, 
den jungen herrn angreiffen woltt, 
Meint, ein kindt in nicht beyßen foltt, 
aber der junge tapfre herr 

fein Heſſen auch bracht zur wehr, 
edel, vnedell fommen dar, 

doch der feindt hauff der gröfte wahr, 
der junge landgraff zue Heſſen ſprach, 
Meinem vatter von in leidt gefchacdh, 
weil er in zu ſchlecht vnd fromb wahr, 
würden fies auch an mir gewahr, 

wie ein Zinßmeyer Iderzeitt 

muß ich ihnen figen bereitt 

vnd meine arme Vnderthan 

mußten fie nehren, doch fein Fried han, 
heutt kandtgraff oder Feiner mehr, 
Sprach, wer ein trewer Heſſe wehr, 
ihm folgen folt. Hieb damit drauff, 
griff tapfer an der feindte Hauff, 

mit trew die Heflen folgten nach, 
baltt man die Menzer fliehen fach 
Für Frizlar vber bey Engliß hin, 

off Jeſpurg ftundt mitt fleiß ihr finn, 
Bierhundert pferd man da gewann, 
Auch zwei hundert reyfiger Mann, 








die Heflen Friegen gutte peuth 

vnd fommen wieder heim mitt freubt, 
daß wahr deß fürften erfte fahrt, 
darüber er gefürchtet wahrt, 

die Menzifchen vnd andern feindt 
zum fried von im getrungen feindt. 


Zu Naſſaw Dilinderg Oraff Sohann 
griff auch den frommen fürften an, 
Ein hoffmeifter der Tandtgraff hatt, 
den ihm der Graff abfangen that, 

ein Riedeſſell derfelbig war, 

thet ihm auch fonft viel fchadens zwar, 
drumb er ihm that ein widderſtandt, 
bie feinen ſchickt ins graffen landt, 

bie verhehrtten mit brandt vndt nam 
alles, waß ihn vff der trill fürfam, *) 
dem grauen wahr ein wahrnung bracht, 
drumb hat er fich gefaft gemacht, 
zufammen pracht fein vnderthan, 

die von Siegen vndt andere mann, 
alß das ihr wahr zweymal mehr 

an der zahl, dann daß heſſiſch hehr, 
damitt zeuchtt er den Heflen nach, 

ond bey Herborn im grundt Stippach 
hatt er die Heflen troffen an, 

als aber die gefehenn han 

den großen hauff vnd ihr gefahr, 

fo ihn alda fur augen war, 

han fie ein folchen lift erdacht 

vnd ein befondern hauff gemacht 

von fnaben und andern geſindt, 

fo fonft wehrloß geweßen findt, 

die fugt man in ein andern grundt 
vnnd fich zu wennden baltt befundt, 
entgegen zeucht man ſtracks dem feindt, 
deßgleichen herzu gerudt auch feindt 


*) Di der Dill. (Mi. 410.) 


die fnaben auß dem andern Thall, 

der einer ein Tromett erfchall, 

der von Naſſaw ward daß gewahr, 

meint er wehr nun verrathen gahr, 
fleucht baltt zu Herborn in die ftabt, 

feine Bauern man ba erfchlagen hatt, 

die reutter man gefangen nam, 

gar mancher in verwahrung fam 

zu Koͤnigspergk vnd Blandenftein, 

zu Biedenfopp vnd Marpurg fein 

al ſtoͤck vnd thurn gelegen voll, 

die heſſen da erlangten wol 

ein groß gewinn vnd reiche penth, 

die haar ließen des Grauen leuth, 

fein panter ward im abgewan, 

daß muft er da den Heffen Ian. 

zu Marpurg warbts gefticktt auß 

Beiß Menzifche inns tentiche hauß. 

Den heſſen das auch bracht ein freudt, 

das ſie fingen im ſelben ſtreitt 

Friz Galgenholz, ein reiſigen knecht, 

der ein geborner heſſe recht 

vnd des Grauen kundſchaffter wahr, 

von dem das Land liett groß gefahr, 

weill er verſchmizt vnd kundig faſt, 

vnd dem landt thet viel vberlaſt. 

Der junge landtgraff bracht ein ſchreck 

mitt dießem ſieg dem von Waldeck 

vnd andern, die im widder warn, 

das ſie ablegten ihre ſporn. 

Auß heſſen warn bey dießem werk 

der gutte herr Herman von Hornſpergk, *) 

Herr Herman Riedeßel darzu, 

Herr Werner von Elben volget nu 

vnd Herr Connrath von Waldenſtein, 

Die all Ritter geweßen fein. 


*) So beide Handſchr, Kuchenbecker hat „ Schweinsberg.“ 





— 907 — 


1435. Zn Saren Churfürft Friederich, 
dem wahr der Furſt auch behülfflich 
fampt deß Churfürften Bruder frey, 
Herzog Wilhelm, die Fürften drey 
mit den Graffen zu Schwarzberg fein, 
Auch Mansfeldt, Stolbergk und Honſtein, 
ball in Saren belagertt Han, 
ANS die ſtadt ftundt in bariem fpahn 
zu Magdeburgt mit dem Bifchoff 
fampt dem Capitel, die hieroff 
den Churfürſten geruffen ahn, 
das er in wollte beiftandt thun, 
am erften tag im Meymonat 
it man gerudt vor die ftadt, 
ob aber wol diefelb fehr hart 
belegert vnndt befchoflen wahrt, 
daßmahl man fie doch nicht geivan, 
muft im neft Die eull pleiben lahn. 


Landtgraff Ludtwig war fromb vnd weiß, 
der Fürſt des Frides man in hieß, 
Weill er Fridt lebt vnd fürbert fehr, 
bey iderman hatt lob vnd ehr, 

man wollt ihn zu einem Keyſer han, 
er wolls aber nicht nehmen an, 
wandt fur, die laft wehr im zu ſchwer, 
weill er ein vngelertter wehr, 

er wollt lieber mit nuz fur fein 

ein furftentbumb vnd lande Fein, 

fo ihm von elttern binterlahn, 

dan einem großen vbell furftahn. 


Die Grafffchaft Ziegenhain erwarb 
Landtgraff Ludtwig, ehe dan er ftarb, 
hiervon ich fo gefchrieben findt, 

daß vber meer gezogen findt 
Landigraff Ludtwig und Graf Johan, 
der wahr der lebt von Ziegenhan, 


zu befuchen daß Hallig Iandt, 

vnd alld man ſich wieder gewandt 
vnd in die ſtadt Venedig Fam, 

ein großer fauffman das vernahm, 
der da zuuor auff freyer ſtraß 
beraubt vnd geplündert waß 

von Graff Johan oder ben fein, 

wie das zu der Zeitt wahr gemein, 
gar offt erfucht hatt der kauffman 
den herrn, das er möchtt wieder han 
fein gut, das ihm genohmen waß, 
als nun nicht wollt gefchehen das, 
gutts wetters er erwartten thet 
hinter ein zaun, alls er nun hett 
erfehen die Gelegenheit, 

das vonder frembber obrigfeit 

er da ben eblen graffen fandt 

allfo in einem fernen landt, 

lanngt er in an vmb fein guth, 
vndt im groß fahr zurichten thut, 
das es auch darauff ftehenn thet, 
das Ihms fein Lebenn gulden hett, 
der graff den Furſten bath vmb troft, 
das er vom kauffman wurbt erloft. 
Der weife Furſt fie ondernam 
Vnd mit dem Fauffmann vberfam, 
für fein ſchaden im gab ſolch gelbt, 
daß er zufrieden warbt geftellt, 
dargegen ihm vertröftung thet, 

der graff, weil er fein erben bett, 
wollt er ihm helffen zu feim landt, 
als man wieber heimb kam zu Hand, 
der Furſt mit ihm handelt mit fug, 
das er der Zufag thet genug, 

vnd die fach dahin wurbt gericht, 
das er möchtt wiſſen ein bericht, 

mo er feins geldts wahrnehmen foltt. 
Bei dem grauen dazumahl viel golt 





— 209 — 


Henn vonn Werda, Nöding genant, 
der ſache ſich der vnderwandt, 
zwiſchen den beyden Herrn handelt, 
das der landigraff noch ettlich gelt 
dem grauen herauß geben hatt, 

darfur er im verkauffen that 

bie Grafſſchafft, doch mit dem beſcheidt, 
das er gleihwol feines Lebens zeitt 
diefelbig foltt behalten al, 

deßgleichen auch fein ehegemahl, 

die ein gräffin zu Walde wahr, 

die fach ward fo verrichtet gahr, 

das der Furft die graffichaft nahm ein 
da bey des Graffen lebenn fein, 

und weil Rödingf das beft gethan, 
das der kauff mocht ein fürgang han, 
der landigraff im gegeben hatt 

zu eim gefchend Ingenrobt, *) 

das ein wüftung zu dießer Frift 

War vnd nachmals gebamwet ift. 


Die Herrn aber von Hohenloh 

dieß kauffs wahrn gahr nicht froh, 
MWollten zur grafffchafft erben fein, 
vnd lange zeitt fich fperten drein, 

biß es nachmald Fam zum vertrag 

zu Wormbs vff einem Föniglichen tag, 
bey Landtgraff Hennrichs fohn, genant 
Wilhelm, der fich mit ihn abfanbt, 
mitt zweyen grafifchafften alda, 
Nemblich Ziegenhain und Nidda. 
Allſo das landt zu Heflen guth, 
Landtgraff Ludtwig vermehren thut, 
Lipp, Rittperg, Walde, darzu Bürn 
ihn auch zu einen lehnherrn erfhürn. 


*) Imgeroth. (Mi. 410.) Immenrobt. (Kuchenb.) 


14 


— 210 — 


Dem, Fürften bracht ein großes leidt, 
das ſchwerer Frieg zu feiner zeitt 

bey feiner gemahln brübern wahr, 
die ihr Iandt verterbet gahr, 

Wider einander feind geweſt 

vnd verwüftet ihr eigenn neft, 

zu farenn Ehurfürft Sriederich 

vnd fein Bruder Wilhelm, die fich 
durch böße Rath verhezen lan, 

das fie fich hart getrennet han. 

Der Fürft that feinem theill beiftandt, 
Groß müh vnd fleiß aber einwandt, 
das fie wieder worden vereint 

vnd die landt zu fried fommen feindt, 
neben im Marggraff Friedrich gutt, 
zu Brandenburgf das befte thut, 

der auch beyder herrn fchmefter hatt 
vnd zum Frieden thet hülff und rath. 


Bierzehnhundert vierzig vnd neun 
gezehlet ward, als zu Grebenftein 
graff Bernhartt von der Lipp mit fug 
dießem lanbtgraff Ludtwig vfftrug 

den Blumenberg, fein fchloß vnd fabt, 
vnd das wieder empfangen hatt 

von dem Fürften zu rechttem lehn, 

im Weinmonat ift eß gefchehn, 

vnd wahr der ein vnd zwanzigft tag 
als man dieße handlung verpflag- 


Sn der ſtadt Rohm das gulden jahr 
im nechft follgenden Jahr auch wahr, 
der Fürft dafelbft hin reyßen thut, 
auch fonft viel Fönnig und fürften gut 
auß teutfchen und fonft manchem landt, 
als die nun wahren all zur handt, 
der Babſt da für den andern allen 
zum landtgraffen hatt ſolch gefallen, 


— 1 — 


das er ihm vberſchicken that 
die roß, fo er geweyhet hatt, 
dan fein tugent vnd großer nam 
zu allen landten weitt auß fam. 


Zu dem auch alls dafelbig jahr 
Vierzehnhundert und fünffzig wahr, 
ftarb der lebt graff zu Ziegenhan 

und Nidda, mit namen Johan, 

gen Hayna man fein leihnamb bracht 
vnd fein grab bey fein vorfahrn macht, 
mit ſchild vnd Hellm man in einlegt, 
wie man in folchen fellen pflegt, 

vnd war das Wapen fo getban 

der gutten Graffſchafft Ziegenhan, 

in der mitt war getheilt der ſchildt, 
ein gülden feldt das vnterft hielt, 

das oberft theill waß ein ſchwarz feldt, 
darin wahr auch ein ftern geftellt 

von filber blank, der hatt ſechs ed, 
der Helm hatt auch ein gülden bed, 
darauff fah man zwen Flügel fchön 
auch in der mitt getheilet ſtehn, 

das vnterft theil auch gülden gahr, 
aber gahr ſchwarz das oberft wahr. 
Ein ſchwarzer Ziegenfopff zu handt 
zwifchen den Flügeln man auch fanbt, 
mitt fein vorberfüßen, die warn 

von filber, wie dan auch die Horn. 


Das Niddiſch Wapen fich fo hildt, 
mitten wahr auch getheilt ver fchifnt, 
das vnterſt theill auch gülden war, 
das oberft aber ſchwarz gahr, 
darinn ftunden zwen filbern ferne, 
der ider hatt achtt fpiten gerne, 
ein gülden ded der Hellm auch hatt, 
zwen Zlügel man darauff fehen that, 
14* 


— 11232 — 


die wahrn in ber mitten getheylt, 
vnd gülden war das vnterft feildt, 
das oberft ſchwarz von Farb zuhandt, 
zu iedem Flügel man auch fandt 
zwen fternen von achtt eden flahn, 
Alfo war diß wapen gethan. 


Landgraff Ludtwig auch Faufft zuhandt 
Aug Ernft vnd Hanf von Vpßlahr landt, 
Newen Gleichen, und was die beybt 
fonft hatten für gerechtigfeit 

an BBlarrifcyen Dörffern all, 

ond andern güttern dazumahl. 


Balt nach oder vor diefer zeitt, 

die ich dir drob hab angedeutt, 
Landgraf Ludtwig auch an ſich bracht 
das halb Schmalkalden mit bedacht, 
welches ihm von einer grauin zahrt, 
Bonn Hennenbergk verfauffet warbt. 


Bei diefer zeitt war auch im landt 
ein vehde, der Bundtsherrn genant, 
darinn viell edlen biefer ortt 
zufammen fich verbunden hortt 
wider Reinhartt von Dalwig gut, 
der hatt gahr einen großen Muth, 
darzu wahr fein gewaltt fehr groß, 
er bawett im zum ftarfen fchloß 
den Weydelberg, darauff er fein 
vermeintt in nötten ficher fein, 

aber das möcht ihn helffen nicht, 
zweymahl fehlt ihm fein zuverficht, 
das er verjagt war vor fein endt, 
wie ſich das glid dan offtmals wendt, 
vndt weill er hat ein ‚großes gutt, 
ein grauenftandt er führen thut, 
vom adell zwey oder drey 

hielt er ſtets in feinem hauße frey, 


— 213 — 


auch vber zwanzig reyßig pferdt 

hatt er vff feiner ſtrew genehrt, 

vnd war fein anfehen fehr groß, 

die andern edlen das verbroß, 

der wurden viel fein feindte gahr, 

Zohan Meypbug feins theild auch wahr, 
Bon Herttingehaußen Friederich 

zu den beyden gefellet fich, 

der wahrt gehawen in ein bein, 

das es muß abgelößet fein, 

von dem gaull er gerennet wart 

bei Elben, vnd verwundet hart, 

beym Riedtweg es geichehen thet, 

ond darüber entitundt die Vehd, 

die dan gewehret ein lange zeitt. 

Vnd wahrenn vff der andern feitt 

die von Elben und Faldenbergf, 

die Hundt waren auch mitt in dem wergf, 
die von Grifft und dan Hans von Born, 
die von Holzheimb der parth auch warn, 
eins theills Schennfen, auch Waldenftein 
diefes theilld da gemweßen fein, 

der edlen auch noch fonft viellmehr, 

wie die genant wahrn ohngefehr, 

den machten allen zu thun genug 

ver von Dalwig vnd Meyßenbugf. 


Vnd dießer Vnnrath da gefchadh 
den von Elben zu ſchad vnd rach, 
ir Dorff, Obern Vorſchuz genant, 
in dießer vehd warb abgebrant, - 
als vierzehnhundert fünffzig vier 
gefchrieben wardt, das fag ich Dir, 
den neun und zwanzigft im april 
mit dem brandt dieß dorff verfiel. 


Hernach am tag Elifabeth 
in dem jahr auch gefchehen thett, 


— 214 — 


daß dem von Grifft dad dorff Holzhauß 
mit dem firchoff verbrannt durchauß, 
befgleichen die feindt auch vier mann 
ond drei Fnecht da gefangen han, 

vnd trieb all dißen vungefug 

der gemeldt Johann Meyßenbug. 


Sn dem jahr fammen auch in nott 

vnd an ein morgen plieben tobt 

Hennrih Schennd vnd dan Hand von Born, 
Henn von Grifft vnd die bey in warn, 

am achtzehnten im brachmonat 


o pie gefchicht fich begeben hat. 


Zu Zufchen *) einer wahr genant 
Tanzglocke, vnd da wol befant, 

der hatt am frifchen pferdeßmiſt 
gemerdt vnd gefpürtt dieße geft, 

als im Hohnbergf nicht weit von dann 
fie zum angriff erwarttet han, 

vnd hatten fich gethan mit fug 

von ihren pferden zu der rug. **) 
Tanzglod dem Meyßenbug Fundfchafft bracht, 
daß er ſich in der fill vffmacht 

vnd überfiel die gutten leuth, 

ehe dann fie waren gerüft zum ftreit. 


Bey Torlen man monument findt, 
die in die flein gehawen findt, 

vnd thun andeuttung der gefchicht, 
davon ich jetzvndt hab berichtt. 
Der von Born wahr reich vberauß, 
dag warn er war in dießem flrauß, 
zu gefänngniß aenohmen an, 

hatt man von im woll mögen han 


*) Zifchen. ( Kuchenb.) 
**) zu ber ruh. (Mi. 410.) zum beirug. (Kuchenb.) 





ein groß geldt, wie man der zeit fprach, 
alls ſich begeben dieße fach. 


Daß dorff Elben auch groſſe nott 

in dießer vehd erlitten hat, 

die frucht wardt da geſchleifft zu grundt, 
kein vieh man nicht außtreiben kunth 
auß dießem dorff ein ganzes jahr, 

tag und nacht hatt man groß gefahr, 
zulegt dieß teil muft nehmen an, 

ein fridt wie jene parth wolt han. 


Alls funffzig ſechs gefchrieben wahren, 
nach taufend vnd vierhundert jahren, 
Herr Bernhartt von Buren mit fug 
landtgraff Ludtwigen auch auftrug 

das ſchloß vnndt dad ampt Ringellftein, 
waß darzu mag gehörig fein, 

vnd empfingd wieder zu erblehn, 

in der faften ift eß gefcheben, 

am mittwochen nach Deuli, 

deß magftu fein berichtet bie. 


Volgendts nach pfingften vff mittwoch 
Graff Curt von Rittpergf vollget nach 
dem fürften auch in gleichem werd, 

fein fchloß, ſtadt vnd herrſchafft Rittpergk 
mitt guttem willen vfftragen hieß 

vnd zu erblehen empfangen ließ. 


Bey dießer zeitt ſich mehr zutrug, *) 
daß landtgraff nicht ohn fug 
feindtlich mit hehrsfraft fich aufmacht, 
vnd ein groß vold zufammen bracht, 
für Grubenhagen darmit zogf, 

ein ganzen mondt auch da für lag 


*) Ettliche feßen dieß anno 1449. (Mi. All.) 


— 216 — 


"mitt zwen herzogen von Braunſchwieg, 
wahrn genant Wilhelm vnd Henrich), 
bey wilchen auch Brunfchwiegf die ftabt 
dagmahl die ihren hatt gehatt. 

Ehe man aber den fturm fürnahm, 
vonder die herrn ein irrung fam, 
wilcher vonder ihn haben follt 

daß hauß, welches man gewinnen woltt, 
die hautt hett man verfaufft ehe gern, 
ehe man geftochen hatt den Behrn, 

die herrn auch abgezogen fein 

alls man deß nicht Fam überein. 


Vnd vnter deß dieß alles geſchach, 
der fürſt bawet drey ſchloſſe hoch 

im landte nach dem namen ſein, 
die Ludtwigseck, vnd Ludtwigſtein, 
die Ludtwigsaw dan auch darzu, 

die genzlich iſt zerfallen nu, 

Bunder Hirſchfeldt dortt vff der Fuldt, 
den baw ich dir noch zeigen woltt, 
die Ludtwigseck erbawet iſt 

von den von Holzheimb zu der friſt, 
vnd dan von den von Wagenfurth 
vnd ſonderlich benennet wurdt, 

herr herman Ritter, vnd weil dan 
hierzu hatt hülff vnd beyſtand gethan 
Landtgraff Ludtwig, daher kam 
demſelben hauß dieſer nahm. 


Das edle vnnd tapfre geſchlechtt 

der Riedteßell iſt kommen rechtt 

durch kauf hernach zu dießem hauß, 
wie die verzeichnuß weyſen auß, 

weil dieß fromb adlig geſchlechtt 

Gott vnd gutte kunſt ehret rechtt, 
drumb hatt Gott daß auch hoch geziert 
vnd ihm viell ehr vnd gutt beſcheert, 





— 217 — 


iwer Gott und tugent ehren thut, 
dem vergilt ers mit ehr vnd guth. 


Der fürft auch bawet die Karthauß 
vnd die Nonnen trieb da herauß, 
der Eppenberg eB vorhin hieß, 

ehe man die Nonnen darauß ftieß. 


Brabant zu dieß zeit loiß *) ftarb, 
vnd landtgraff Ludtwig darumb wahrb,' 
Bord herzogs gewaltt von Burgundt, 
Darzu aber nicht kommen Ehundt, 
wol mit vierhundert pferden gutt 

der Fürft nach Brabant reifen thutt, 
brengt für, wie ihn das landt gebühr, 
weit fein gefchlecht vnd anfunfft rühr 
von den herzogen aus Brabandt, 
bierauff aber warth eingewandt, 

der tittel und wapen berührt, 

weill er das nichtt brabantifch führtt, 
noch hett den gülden Löwen fchon, 
drumb Fhundt er das landt nit hon, 
der Fürft hiergegen thett bericht, 

‚wie e8 bieruor wahr breuchlich nicht, 
daß einer thet mehr tittel führn 

dann er hett landt zu regiern, 
welches er dann aus erempeln gut 
anderer Fürften beweyßen thut, 

aber in folches nicht helffen muft, 

die reyß hett er gethan vmbſuſt. 


Ein felzam ebenthewer gefchach 
als er dieße fach trieb, auß Aach, 
daß ihm auch groß hinderung that, 
daß er nichts außgerichtet hat. 


Ein edler Graff bracht an beym rath, 
der Fürſt woltt verrathen die ftabt, 


*) loß. (Mf. 410.) 


— 218 — 


der rath das ann den Fürſten bradht, 
der Fürft gab anntwort mit bedacht, 
Ir lieben freundt, ich gahr nicht mein, 
das dießes ewer ernnit foltt fein, 

halt mich ja nicht für folchen mann, 
der ihm foltt fürgenohmen han, 

zu treiben folch onfürftliche that, 

mitt guttem glimpf antwort der rath, 
fie hetten ihn inn Fein verzicht, 
woltten ihm aber pergen nicht, 

das vff ihrem rathhauß nicht fehrr 
ein wollgeborner graue wehr, 

der folches von ihm fagen thet, 

ſich auch dahin ercläret hett, 

er wollts für ihm geftendig fein, 
darumb deucht fie es rechtt vnd fein, 
das er alda veranntwort ſich. 

Der Landtgraff handelt erbarlich, 
woltt nicht auff fich han folch verdacht, 
drumb er fich mit ihn baltt aufmacht 
vffs rathhauß, fur den Grauen trat, 
ver folch8 von ihm gefaget hatt, 

vnd für ihm wahr geftenndig noch. 
‚der Landtgraff fich verantwortt hoch, 
das ihms in finn nieh fommen wehr, 
309 ſich vff Sanct Elifabeth, 

das die ein folches zeichen thet, 

das der alsbalt rafent vnd toll 

da für dem vmbſtand werden fol, 
der vnrechtt bett in dießer fach, 
vonder ihn beydt. Allsbalt gefchach, 
daß der graff toll und rafent wardt, 
vnd dieße plag in traff fo hartt, 

das er fich rafet gahr zu tobt, 

diß wunderwerd beweget hatt 

daß mall die ganze ftadt zu Ach, 

das fie den Fürften tugent hoch 
erfennet vnd gepreißet han, 

vnd ihm groß ehr vnd ſchenck gethan. 








— 918 — 


Der graff fol einer, wie ich mein, 
von Hengeftbergf *) geweßen fein, 
vnd bei Herbornn mit graff Johann 
eine hartte fchlapp empfangen han, 
drumb er zum Heſſen trug ein haß, 
vnd vff den Fürften Dichttet daß, 
doch will ich Fein eydt fchiweren nicht, 
daß diß fey ein wahrhafft geichichtt, 
weils aber annder fagen wahr, 

hab ichs auch wollen fchreiben dar, 
der glaub ſteht einem idenn frey, 
hüt fih nur für abgotterey, 

das er fein göttlih Mayeftet 

nicht zufchreib Sanct Elifabeth, 
gewiß aber dem Herrn zu Ad 

ein auflauff vnd verath geſchach, 

wie eß aber zugangen ſey, 

da. bin ich nicht geweßen bei. 


Das glück dem herrn zu wider wardt 
das jahr zuuor, eh dan er ftarb, 

dan die Weftpheling fchad und leidt 
imggethan hatten zu der zeit, **) 
drumb ſchickt er ein hoffwerck dar, 
fein marfchald felber Heupmann war, 
herr Johann Meyßenbug genant, 

gut reifige leuth auß dem landt, . 
derfelbig marfchald zu im nam, 

als ed nun zu ein treffen Fam, 

die Hefien da ben flreitt verlorn. 

ond von Weftphalen gefchlagen warn, 
gefangen wardt manch gutt gefell, 
beydt edell und auch vnedell. 

der groß vndt flarde Weddekindt 

von Hohnfelg fih zum Feinde wendt 


*) Henneberg. (MI. 110.) 
*e) Sol freylich vffm Sindt: feldt gefchehen fein. (Note Mf. 411.) 


Hand von Dörnberg, er namb mit fich 
vnd fonft andere bracht auß dem ftich 
auch Herman von der Rabenam, 

der gutt pferdt hieltt auf der ftram, 
darzu Hennrich von Löwenftein, 

allhie auch mit geweßen fein. 

Alfo muften in ſchad vnd hohn 
daßmahl die guten Heſſen ftohn, 

das fonft nicht viel gefchehen zuuorn, | 
da fie mit ehrn beftanden worn. 


Der Fürft erfant, daß nun das glüd 
fih von ihm wenden woltt zurüd, 
darumb er ſprach, er woltt fih nun 
zu friebtlicher tagleiftung thun, 

das ftreitten further laſſen nach, 

aber bierauff gar baltt gefchach, 

das der fromb Fürft fein ende nam, 
vnd zu Marpurg fein grab befam. 


Das Landtvold aus wirdlicher that 
den frommen ihn genennet hat, 
taufend vierhundert fünffzig acht, 

biß jahr dem herrn fein ende brachtt, 
am tage Sanct Anthony 

. fein, eben nam ein ende bie, 

als er hatt ſechs vnnd funffzig Sahr, 
Vnnd lengers lebens wirdig war. 


Zu Meyßen Marggraff Friderich, 
Die Chur zu Sarenn bracht an fich, 
Deß Tochtter dießer FZurfte nahm, 
Hieß Anna, vnnd von Ihr befam 
Bier Sonn, Ludtwig, Hennrich, Herman, 
Sriedrichen, fie zu den bekam, 

Dießer Friederich baltt Jung verftarb, 
Herman Bifchoff zu Collen warbt, 


Homberg, Wilfungen, Biedenfapp, 
Vom Heſſen Landt man Ihm eingab, 
- Wie regiert Die andern Zween, 

Im volgenden Bericht wirft fehen, 
Ein Tochtter auch der Furfte hett, 
Ihr Rahm hieß Elifabeth, 

Graff Philips fie vermählet zwar, 
Zu Naffau vnnd Sarbruden wahr, 
Ludwig hatt zu Eaffel regiert, 
Henrich, Herr an der Layne wirbt, 
Wie vor feim enndt off folche maß 
Der Batter hat verorpnet das, 

Dann als die beyde Graffchafft fein, 
Zum Landt zu Heſſen fommen fein, 
Landigraff Ludiwig mit Eim bedacht, 
Zum Regierenden Herrn gemacht, 
Richt allein feinen Eltiften Sohn, 
Wie das fonft wahr gehaltten fchon, 
Sindt das der Erfte Landigraff Dtt 
Dießes alfo verorbtnett hatt, 
Sondern er meint nun In dem Landt, 
Zwenn khundten haltten furften ftandt. 


Ludwig von Wirttenberg, Mechtild 

Zur ehe bett, wahr ein tapfer Helt, 
Manlih Khun, ond von großem muth, 
Don Niemandts Leidt fein Vbermuth, 
Sazt Leichtlich auff fein Leuth vnd Lanbt, 
Der Ebentheuerifch warbt genant. 


Sein Schwager Pfalzgraff Friderich, 
Bei Ihm vmb Hulff bewarbe fidh, 

Zu Mein; wieder Bifchoff Diethert, 
Don Wilhelm er befehdet warbt, 

Der bitt der Furft In balt gewehrt 
Mitt dreyzehen hundertt reifiger Pferdt, 
Die thım auch da das beft im feldt, 
Das der Pfalzgraff den Sieg beheltt, 


1460. 


1462. 


Wahrn all gekhlaidt In Blau vnnd weiß, 
Feinn gleich getbeiltt mit guttem fleyß, 


Der Furft Ihm furgenommen hatt 

Zu vberfallen Einbed die Stadt, 

Aber deß worden balt gewahr, 

Herzog Albreddt von Braunfchweig zwar, 
Vom Grubenhagen auch darzu, 

Herzog Hennrich diefelben nub, 

Mit Hulff der Stadt Goßlar, Braunſchwig, 
Hildeßheimb, Göttingen zum Krieg 

Sich ruften ftard, drumb zuhandt 

Der Landgraff fich wieder gewandt 
Vnnd anheimb gezogen zurud, 

Woltt nicht ohn nott wagen das glud, 
Mitt dem Hauff der Im zu ftard wahr, 
Vnnd ſich fleden in die gefahr, 

Daß er nicht mehr dan ſchadt vnd Hohn 
Zur Auspeuth möchtt pringen baruon. 


Vmbs Biſtumb Meinz ein Krieg auch warbt 
Zwifchen dem Erzbifchoff Diethart, 

Der wahr von Eyfenberg ein Herr, 
Vnnd dan zwifchen Graff Adolff mehr, 
Zu Naffaw, ders Biftumb wolt han, - 
Hatts auch zu Rom erlanget fchon, 
Pfalzgraff Friedrich der halff Diethart, 
Der Graff von Kongftein Naßiſch wart, 
Vnnd alfo freundt wieder freundt wahr, 
Sanct Martins rock zerzaußten gahr, 
Damit Vehd, dan mit Dienften fein, 
MWie das Idem bequem wolt fein, 

Das macht der Bifchoff Heiligfaitt, 

Die anderft wahr gefchaffen weitt, 

Dan der Altten wilche fur Jahrn, 

Zu dießem Ampt gedrungen warn, 
Sanct Martin, Niclas, und Seuer, 
Vnnd wehr die feindt geweſen mehr, 








1464. 


1463. 


Solch muh und Zwanngk Albie derft man 
Mitt dießen Bifchoffen nicht han, 
Landgraff Hennrich ftundt Diethert bey, 
Landtgraff Ludwig halff Adolff frey, 
Verterbt die Graffihafft Eißenbergf, 

Kam darnach ein den Schenfbergf, 

Auch Geyßellwerder und Geyßmar, 

Vnnd waß ihm fonnft gelegen wahr, 
Landtgraff Henrich ſich auch nicht faumbt, 
Weilburg vnndt Battenbergf einumbt, 
Auch Roßenthall vnnd die Neuftadt, 

Dem Stifft man Izt bezahlett hat, 

Waß bie zu Gutenspergk zuuor 

Vnnd funft Im Landt getrieben war, 

Die ongebetten Dienfte fein 

Bonn Heflenn Izt bezahlet fein, 

Melnaw, Battenbergf, Roßenthal, 

Der Bifchoff zu Mein; dazumahl 

Dem Lanndtgraff Hennrichen verfchreib, 
Daher diß AUS bey Hefienn pleib. 


Bor Battenberg balt vif die Am, 

Die Weftphalenn famen zur fchaw, 
Griffen an mitt feindtlicher Handt, 
Vnnd hehreten mit Ram und Brandt, 


Ein Jar zuuor Frandenderg die Stadt 
Ein Nidderlag erlitten hatt 

An einem Berg, genannt die Heibt, 

Der bei dem Hallenberge leidt, 

Der fchad, den fle empfing, wahr groß 

An gefanngenen Harnnifch und Roß, 
Montags nad Reminiscere 

Der Stadt Frankenbergk gefchach diß Wehe. 


. Landtgraff Ludwig ftundt auch im Zorn, 


Mitt dem Bifchoff zu Paderborn, 
Graff Simon von Lipp er hieß, 
Mitt Ihm Er hart zufammen ftieß, 


Hans von Dörnberg, er namb mit ſich 
vnd fonft andere bracht auß dem ftich 
auch Herman von der Rabenam, 

der gutt pferdt hieltt auf der ſtraw, 
darzu Hennrich von Löwenftein, 

allhie auch mit geweßen fein. 

Alfo muften in ſchad und hohn 
daßmahl die guten Hefien ftohn, 

das fonft nicht viel gefchehen zuuorn, 

da fie mit ehrn beftanden worn. 


Der Fürft erfant, daß nun das glüd 
fih von ihm wenden woltt zurüd, 
darumb er fprach, er woltt fih nun 
zu friebtlicher tagleiftung thun, 

das ftreitten further laflen nad, 

aber hierauff gar baltt gefchach, 

das der fromb Fürft fein ende nam, 
vnd zu Marpurg fein grab befam. 


Das Landtvold aus wirdlicher that 
den frommen ihn genennet hat, 
taufend vierhundert fünfzig acht, ® 
diß jahr dem herrn fein ende brachtt, 
am tage Sanct Anthony 

. “fein, 2eben nam ein ende bie, 

als er hatt ſechs vnnd funffzig Jahr, 
Vnnd lengers lebend wirdig war. 


Zu Meyßen Marggraff Friderich, 

Die Chur zu Sarenn bracht an ſich, 
Dep Tochtter dießer Furſte nahm, 

Hieß Anna, vnnd von Ihr befam 

Dier Sonn, Ludtwig, Hennrich, Herman, 
Friebrichen, fie zu den bekam, 

Dießer Friederich baltt Yung verftarb, 
Herman Bifchoff zu Collen warbt, 








— 91 — 


Homberg, Wilfungen, Biedenfapp, 
Vom Heflen Landt man Ihm eingab, 
- Wie regiert die andern Zween, 

Im volgenden Bericht wirft jehen, 
Ein Tochiter auch der Furfte hett, 
Ihr Rahm hieß Elifabeth, 

Sraff Philips fie vermählet zwar, 
Zu Naſſau vnnd Sarbruden wahr, 
Ludwig hatt zu Eaffel regiert, 
Henri, Herr an der Layne wirbt, 
Wie vor feim enndt vff folche maß 
Der Batter hat verordnet das, 

Dann als die beyde Graffchafft fein, 
Zum Landt zu Heflen fommen fein, 
Landtgraff Ludtwig mit Eim bedacht, 
Zum Regierenden Herrn gemachtt, 
Nicht allein ſeinen Eltiſten Sohn, 
Wie das ſonſt wahr gehaltten ſchon, 
Sindt das der Erſte Landigraff Ott 
Dießes alſo verordtnett hatt, 
Sondern er meint nun In dem Landt, 
Zwenn khundten haltten furſten ſtandt. 


Ludwig von Wirttenberg, Mechtild 

Zur ehe hett, wahr ein tapfer Helt, 
Manlich Khun, vnd von großem muth, 
Von Niemandts Leidt kein Vbermuth, 
Sazt Leichtlich auff ſein Leuth vnd Landt, 
Der Ebentheueriſch wardt genant. 


Sein Schwager Pfalzgraff Friderich, 
Bei Ihm vmb Hulff bewarbe ſich, 

Zu Meinz wieder Biſchoff Diethert, 
Von Wilhelm er befehdet wardt, 

Der bitt der Furſt In balt gewehrt 
Mitt dreyzehen hundertt reiſiger Pferdt, 
Die thun auch da das beſt im feldt, 
Das der Pfalzgraff den Sieg beheltt, 


1460. 


1462. 


— 8 — 


Wahrn all gekhlaidt In Blau vnnd weiß, 
Feinn gleich getheiltt mit guttem fleyß, 


Der Furft Ihm furgenommen hatt 

Zu vberfallen Einbed die Stadt, 

Aber deß worden balt geiwahr, 

Herzog Albrecht von Braunfchweig zwar, 
Vom Grubenhagen auch darzu, 

Herzog Hennrich diefelben nub, 

Mit Hulff der Stadt Goßlar, Braunfdywig, 
Hildeßheimb, Göttingen zum Krieg 

Sich ruften ftard, drumb zuhandt 

Der Landgraff fi) wieder gewandt 
Vnnd anheimb gezogen zurud, 

Woltt nicht ohn nott wagen das glud, 
Mitt dem Hauff der Im zu ftard wahr, 
Vnnd ſich fleden in die gefahr, 

Daß er nicht mehr dan fchabt und Hohn 
Zur Auspeuth möchtt pringen daruon. 


Vmbs Biſtumb Meinz ein Krieg auch warbt 
Zwifchen dem Erzbifchoff Diethart, 

Der wahr von Eyfenberg ein Herr, 
Vnnd dan zwifchen Graff Adolff mehr, 
Zu Naflaw, ders Biftumb wolt han, 
Hatts auch zu Rom erlanget fchon, 
Pfalzgraff Friedrich der halff Diethart, 
Der Graff von Kongftein Naßiſch wardt, 
Vnnd alſo freundt wieder freundt wahr, 
Sanct Martins rock zerzaußten gahr, 
Damit Vehd, dan mit Dienften fein, 
Wie das Idem bequem wolt fein, 

Das macht der Bifchoff Heiligfaitt, 

Die anderft wahr gefchaffen weitt, 

Dan der Altten wilche fur Jahrn, 

Zu dießem Ampt gebrungen warn, 
Sanct Martin, Niclas, vnd Seuer, 
Vnnd wehr die feindt geweſen mehr, 


1464. 


1463. 


1465. 


Solch muh und Zwanngf Albie derft man 
Mitt dießen Bifchoften nicht han, 
Landgraff Hennrich ftundt Diethert bey, 
Landtgraff Ludwig halff Adolff frey, 
Verterbt die Graffichafft Eißenbergf, 

Kam darnach ein den Schenfbergf, 

Auch Geyßellwerder vnd Geyßmar, 

Vnnd waß ihm fonnft gelegen wahr, 
Landtgraff Henrich ſich auch nicht faumbt, 
Weilburg vnndt Battenbergf einumbt, 
Auch Roßenthall vnnd die Neuftadt, 
Dem Stifft man It bezahlett hat, 

Waß hie zu Gutenspergk zuuor 

Vnnd funft Im Landt getrieben war, 
Die vngebetten Dienfte fein 

Bonn Heflenn Izt bezahlet fein, 
Melnaw, Battenbdergf, Roßenthal, 

Der Bischoff zu Mein; dazumahl 

Dem Lanndtgraff Hennrichen verfchreib, 
Daher dig AUS bey Heflenn pleib. 


Bor Battenberg balt vff die Aw, 

Die Weftphalenn famen zur fchaw, 
Griffen an mitt feindtlicher Handt, 
Vnnd hehreten mit Nam und Brandt, 


Ein Jar zuuor Frandenderg die Stadt 
Ein Nidderlag erlitten hatt 

An einem Berg, genannt die Heidt, 

Der bei dem Hallenberge leidt, 

Der fchad, den fie empfing, wahr groß 

An gefanngenen Harnnifch vnd Roß, 
Montags nach Reminiscere 

Der Stadt Frankenbergk gefchach DIE Wehe. 


Landigraff Ludwig ftundt auch im Zorn, 
Mitt dem Bifchoff zu Paderborn, 

Graf Simon von Lipp er hieß, 

Mitt Ihm Er hart zufammen ftieß, 


— 22341 — 


Einer dem andern ſchaden thatt, 

Biß der Landtgraff befrieget hatt 
Mit Hereb Krafft dafelbe Landt, 

Die Liebenaw auch gahr außbrandt, 
Hellmarghaußen darzu gewan, 

Vnnd großen Edern mußt auch dran, 
Daß wardt alhie bejchädigett hartt, 
Der Kirchoff auch erobertt wahrbt, 
Furm Krudendberg man Erſtlich lag, 
Daß Ich hie nicht vergeffen mag. 
Hergog Wilhelm von Saren gut, 
Dem Furften hierzu leyhen thut 

Ein großen Zeug zu fuß vnd roß, 
Bey dem wahrn viel Herren groß, 
Graf Sigmundt von Gleichen beuohr, 
Herr Apell von Thaunrod aud) zwar, 
Die beidt der Herzog an fein ftabt, 
Zu Heuptleuthen veroͤrdnet hatt. 
Piel Behmen man Im Hauffen fach, 
Bon den grewlicher fchabt geſchach, 
Die Vehde werth ein gutie Zeitt, 
Der Stift fehr großen Vnrath leidt. 


Bollgents nicht lang nach dießem Ziell 
Entftund auch ein großer Vnwill 
Zwiſchen den beiden Landgrafen, 
Mann kam auch enttlich zun Waffen, 
Dan ob man viel taget am Spiß, 
Zum friedt es fich doch nicht anließ, 
Biß fie verterbt Ir Land vnd Leuth, 
Darnach hatt fie der Schimpff gerewt, 
Ir Zorn vnnd Vnwilln bin gethan 
Vnnd fich wieder vertragen lahn, 

In dießer Vehd begab fich viell, 
Davon ich fürzlich melden will. 


Graff Reinhartt von Wilnaw, der Lezt 
In dem gefchlecht, der war geſezt 








Zum Abtt gehn fulda in das Stifft, 
Denfelben Apt ein Behd betrifft, 
Mitt zwenn Brüdern vom Adel guth, 
Die man Riet Eſell nennen thutt, 
Vnnd hießen Jorge ond Hermann, 
Biel Leidts und ſchadens han gethan, 
Dem Aptt zu fulda vnnd dem Stift, 
Gar hartt man fie auch wieder trifft, 
Die Landtgrauen fich alda beid, 

Ind Spiel zumenngen wahrn bereibt, 
Landigraff Ludtwig thet ein beyftandt, 
Den Riedefeln zuuor genant, 

Dem Stifft ftundt Landigraff Henrich bey, 
Die Herren fich da zogen frey, 

Vmb Sancıt Bonofarius Kapp, 

Daß eß ohnn Löcher nicht ging ab. 


Landgraff Ludwig vnlangſt darnach 

Mit einem Hehr In die Buchen z0ch, 
Brandt aus Tafft, Raßdorff und Manßpach, 
Sonft viel dorffern auch fo geſchach, 
Gewan auch Stadt Geiß vff dießer farth, 
Die balth wieder erobertt wardt. . 


Indeß ein Hanndell auch wardt da, 
Balt zwifchen den von Buchena, 

Vnd Yörg von Boß wart eine Parth, 
Am andern theill gefunden warth 
Engelhartt, Hennrich und Caspar 

Bon Waldenftein, au) Simon zwar, 
Der wahr Landigraff Ludwigs Marfchall, 
Derhalben der furft dazumall 

Sich diefer Barth; genommen ahn, 

So thutt dem andern theill beyftahn 
Lanndtgraff Hennrich, und wuchs der neit 
Zwiſchen den Herrn vnd Brudern beybt. 


Wilhelm zu Saren der Herzog 
Sich zwifchen beyde Brueder ſchlug, 
15 


Das er dem Bnrath fem zuuor, 

Weil er Ihr Mutter Bruder wahr, 
Ein Tag er gehnn Hirfchfeldt beftimpt, 
Dahinn man allerfeitts anfömpt, 

Viel Grauen, Ritter, Adel, Knecht, 
Mitt den Herren fammen nicht fchlecht, 
Zwifchen den Herrn man Handlung plag, 
Mitt großem Koft, achtt ganzer Tag, 
Gar nichts aber wardt da verfchaft, 
Das zum frieden möchtt haben Krafft, 
Landtgraff Ludtwig fich dunden ließ, 
Das mehr dann Ihm feinn gunft beivieß 
Der Herzogf, feim Bruder Hennrid,, 
Dan ob derfelb erft fonnderlich 
Landtgraff Ludtiwigen gehapt wehrt, 
So hatt ſichs Doch etwaß verfherit, 
Weil der furft fo großen muth trug, 
Darzu dann auch gab großen fug, 
Das der furft nicht wolt achtten Hoch, 
Wie eß der Herzog gernne fach, 

Sram Eatharin von Brandenftein, 

Die deß Herzogs Eheweib muft fein, 
Vnnd da zuuor geweßen wahr, 
Sein Kebsweib, bey dem Leben zwar, 
Seiner Gemahll, fraw Annen gut, 
Die zu Behm von Königlichem Blut, 
Geboren war, vnnd DIE Vnluſt 

Bey Ihrem Leben leyden muft. 


Alls das Landtgraff Hennrich vermerft, 

Hat eß fein muth vnd freud gefterdt, 

Berhoft deß zu habenn genieß, 

Ob fich die fach zur Vehd anließ, 
Darumb er auch zu Marpurg macht 

Ein foftbahr vnnd herrlich faßnacht, 

Darzu Er dann mehrerteil3 ludt, 

Die Wedderawiſchen Grawen gut, 

Ein Bottfchafft er auch außgefandt, 

Eurten von Boineburgf genant, 





— 227 — 


Der Amptman war zu Romerobt, 
Vnnd zur faßnacht geladen hatt, 

Herzog Wilhelm vnnd zuuor an 

Hatt er befondern bitten lahn 

Fraw Batharin von Brandenftein, 

Das fie woltt mit Ihrm Herrn erfchein. 


Die Werbnung man mit freudt auffnam, 
Vnnd als die beitimpte Zeitt herfam, 
Mitt grofiem vnnd fürftlichem Pracht, 
Hatt fi) der Herzog auffgemacht 
Mitt feiner neuwen Gemahlin, 

Bon Brandenftein fraw Eattharin, 
Der Landigraf Im entgegen ſandt 
Churt von Boineburgk obgenandt, 
Biß jegen Herfchfelot zu der Stabt, 
Da er In angenommen hat, 

Bon wegen feines furften vnd Herrn, 
Hinder Sanct Petersberg nicht fern, 
Zu Herpfelot Im verfchaffen thet, 
Das er fein Bnverhalttung hett, 
Vnnd wo man durd) ein fleden zoch, 
Vier Grauen oder Ritter hoch, 

Die darzu wahrn verordnet fchon, 
Muften vonn Ihren Pferden ftohn, 
Neben dem wagen lauffen fein, 
Darinn faß die vonn Brandenftein, 
Bon Herffeldt fie gehnn Ziegenhan 
Deß andern Tags findt fommen an. 


Bonn dannen man gen Marpurg kahm, 
Landtgraff Hennrih da zu Im nam 

Sechs Hundert Pferbt, vorm Loynberg hoch 
Dem Herzogen entjegen zoch, 

Die geft zu empfanngen fchonn, 

AUS fie zufammen kommen nun, 

Das Frauen Zimmer zu demmahl, 

Grauin vnnd Edlen vberall 


15* 


— 228 — 


Muften auß Ihren wagen gehen 
Vnndt vff dem weichen Ader ftehen, 
Sich ſchawenn vnnd empfangen lahn, 
Wie die fürftenn gewonnhaitt han, 
Die Herzogin, fraw Gatharein, 

Mitt ſich hatt viel Jungfrawen fein, 
Woll vier onnd zwanzig an der Zahl, 
Die wahrnn in Rott geflaidett all. 


Alls man nuhn diß verrrichtet hatt, 

Zun Wagen man fi) wieder that, 

Zoch ein gahr mitt ftaptlichem Pracht 
Band hieltt herrlich die faßenacht, 
Herrlich thett mann bie geft tractiren, 
Auch Nennen, Tanzen und Thurnieren, 
Der Herzog vff der Kezerbach 

Scharff mit Hanßen von Dornberg ſtach, 
Vnnd als Inn Dornbergk rennet ab, 
Ein Braunen Henngft er Im baldt gab. 


AN die Faßnacht nun hatt ein endt, 
Der Herzog fich zu Hauße wendt, 
Der Obgemeltte Amptman Eurtt 
Im wieder zugegeben wurbdt, 

Der Im gehnn Herßfeldt gab geleidt. 
Bund alle Zehrunng machett queit. 


Landtgraff Ludwig achtetd nicht hoch, 
Vnnd mit zwey hundertt Pferden zoch 
Zu Anſpach zu Margfgraff Albrecht, 
Hielt auch mit Ihm die faßnacht recht, 
Vnnd mit vemfelben fich beſprach, 
Vmb Rath vnnd Hulff in feiner fach. 


AUS nun der Sommer herbey Fam, 
Der Hanndell balt fein anfanng nam, 
Am Spieß gehaltten wardt mand) tag, 
Darauff man Bnderhandelung pflag, 











Die Ritterfohafft zu beyder feitt, 
Denn friedt zu forbdern war bereitt, 
Hieltt als viell moglich wahr zurud 
Die Herrn, vnd wehret fur Unglud; 
Der Jegenn aber andern wahrn, 

Die hielffenn fchauben an dem Karn. 
Der eigen Nuz fie dahin brachtt, 

Das fie das Land wening bedacht, 
Vnnd zuuor anndern einer wahr, 
Den man das hieltt verbechttig gahr, 
Der wahr bey Lanndtgraff Hennrich groß, 
Depelben auch gahr wohl genoß, 
Vber den Landtgraff Ludtwig klagt, 
So offt man an dem Spiße tagt, 
Der furſt wahr vberauß bereth, 

Vnnd fein wortt allweeg ſelber thät, 
Sprach ettwan: Er kein Zweyfell trug, 
Wo dießer nicht macht vnngefug, 

Er vnnd ſein Bruder woltten fein 
Der ſachenn einns vnd Bruder ſein, 
Einsmalls Er thet von ſich bericht, 
Er wehr genungſam weyſe nichtt, 

Zu wiſſen, ob DER an der Layn, *) 
Oder feinn Bruder Herr möcht fein. 


ANS der annder Sommer her Fam, 

Der Bnwill Immer mehr zunahm, 

Die Bon Buchenaw vnnd Waldenftein, 
So hiebeuohr gemeldett fein, 

Sampt Gannerben vnnd Vneins wahrn, 
Der eine thaill Fein Vlaiß thet fpahrn, 
Biß eB dahin gerichtet warbt, 

Das Waldenftein onnd feiner Barth 
Vff einen tag wahrdt abgefagt, 

Vnnd offendtliche Vehd betagt 
Bon Lanndgraff Hennrich und dan nuh 
Vom Appt von Fulda auch darzu, 


*) 5. v. Dornbergk. (Mi. 410.) 


— 1939 — 


Bon Graff Wilhelm von Hennenbergf, 
Bon Gleichen thet dafelbige Werd, 
Graff Sigmundt darzu fich auch fügt, 
Bon Eyſennbergk Graff Ludewig, 

Brun, Edeler Herr von Quernfurth gutt 
Defelben tags dergleichen thutt, 

Auch anndere mehr, So das geichadh, 
Das man vf den tag fommen fach 
Wohll vierzehen Vehdbrieff, die da fein 
Vff einnen tag gelieffert ein, 

Bon Tromptern, Heroldt vnd Botten, 
Die all darauff befehl hatten. 

Simon der Zeitt von Hauße zwar 

Bey feim Herrn Landgraff Ludwig wahr, 
Aber Enngelhartt vonn Buchenaw 
Band dan under Simons Hausfraw 
Die Brief vonn Ihnn genommen an, 
Jun Speyß nnd trand gegeben han. 
Da Simon nuhn heim fommen war, 
Vnd diefe Sach vernohmen gahr, 
Sprach er mitt onuerzagttem muth, 

- Fur wahr mir dießes Leide thukt, 

Daß Iegenn mir woln Vehd vnnd Haß 
Meine Herrn vben, den Sch ſtezs waß 
Zu diennen willig vnnd bereitt, 

Do gefchicht eB zu Bieller Zeitt, 

Das feinned Herrn muß ein Knechtt 
Entgeldenn vnd genießen Rechtt, 

So fie mich dann verjagen wolln, 

Mitt Brieffens nicht allein thun folln, 
Eß wirdt noch mehr gehörn darzu, 

Dan zum Tanz ein Baar rothe fchu, 
Vnd warn auch mein gnediger Herr, 
Landtgraff Henrich nicht darunter wehr, 
Woltt der anndern Fein fchreden han, 
Doch will Ich Es Gott walden lahnn, 


Balt im vollgennden Herbſt hernnach, 
Ein große Bewerbunng geſchach 








— 23 — 


Bonn etlichen bemelttern Herrn, 

Die zum Krieg batten groß begern, 
Nemblih, Fuld, Hennberg, Eifenbergf, 
Die trieben daß feindfeelig werd, 

Vier taufent wollgerufter mann 

Zu Fuß vnnd Roß gefammlet han, 
Vnd damit balt fur Buchenaw 

Gar vnngewaret fammen zur ſchau, 
Vnnd wie der Zeitt wahr das gefchren, 
Die Beuth hattenns getheillett frey, 
Ehe fie geraubt, Buchenaw folt fein 
Dep Apts, Hennderg wolt nehmen fein 
Engelharte, vnnd Eißenbergf 

Wolt Simon han, durch dießes Werd. 
ANS die Herrn nun fommen an, 

Zur Buchenaw, Sie verfucht han 

Zu fturmmen ein fchlechtt hulzern Hauß, 
Konten aber nichts richtten auß, 
Zogenn mitt ſchaden wieder ab, 

Vnnd brachten Ir todten zu grab, 
Vnnd warn nicht mehr dan fechs Perſohn, 
Die dießes Hauß erhaltten bon. 


Lanndtgraff Ludtwig fich balt vfmacht, 
ANS Im dießes warth fur gebraditt, 
Den feinnen trewe Hulff zu thun, 

AUS die feindt abgezogen nuhn, 
Simon fein Herren fuchen thett, 

Daß er Hulff vnnd troft von Im Bett, 
Der Herr Im da begegenett fchon, 
Woltt ihn mitt trew entfeget bon, | 
Darzu er all fein Leuth vnnd Lanndt | 
Hatt auffgebotten, vnnd zur Handt 

Gen Buchenaw er auch furth fam 

Vundt der Wieder Parth teil einnahm, 

Stieß auf die erregett denn Streitt, 

Die aber baltt nach dießer Zeitt 

Da gleich woll wieder fommen ein, 

AN die Irrung verrichtett fein. 


2333 


Hierauff allsbaltt fih hart anließ 

Die Vehd, da ein furft zu uerdrieß 

Dem anndern zu jchaub, was er fhundt, 
Vnnd das fewer mehr zu brennen beftundt. 


Bon Buchenaw under Engelhart, 
Bonn fuldifchenn gefangen warth, . 
Vnnd mitt Ihm von Hornßperg Herting, 
Ettlichen Knechtten eß auch fo ging, 

Die anndern da enttritten fein, 

Han großenn fchimpf geleget ein, 

Dann auff zehenn man ftärder war 

Ihr Hauff, dann die fuldifche ſchar. *) 


Baltt vor oder nach der gefchicht 
Wardt auch ein Hanndell zugericht 
Mitt Hennrich von Grunperg eim Knechtt, 
Der dann wahr Ebentheurrifch rechtt, 
Der Edle Herr zu Naſſaw gutt, 

Dem Dillenberg gehörenn thutt, 
Lanndtgraff Ludtwigen immerdar, 

Gar woll geneigt vnnd günftig wahr, 
Landigraff Hennrichen das vertroß, 
Darzu feinen Hoffmeifter groß, **) 
Dem man zu der Zeitt gab die fehulbt, 
Das er die Herrn vermenngen foltt, 
Ein verdedt eßenn wirbt bereit, 

Daß der genannte Fnechtt vmb die Zeitt 
Iſt worden deß vonn Naſſaw feindt, 
Darzu Im dann geliehen feindt 
Ettlihe Reutter, Ihr Heuptmann zwar, 
Hellwig von Ruderßhaußen wahr, 


*) In etlidhen Gremplaren wirbt dies die Schoben Vhed genant, fol 
auch darbei geweßen fein Henri Zolner, ein from vffrichtig man 
vnd Reuttriſch, des ftiffts fuld feind, if gefangen worden von einem 
Grübbel ohne Fuß, Cuntz Glüntzing genannt, vnd dem Abt zu 
theil worden. (Mi. 410.) 

*#) 5. v. Dornbergf. (Mf. 410.) 








233 


Sie fielenn ind Dorff Ißmenrodt, 

Der Graue daß verfuntfchafft Kat, 
Vnnd hieltt auff fie wie man thun fol, 
Doc ließ er fie erft plundern woll, 
Darnach er frifch hinnder fie Fam, 

Sie erfollgett vnndt gefanngen nahm, 
Hennrich hatt er entthauptten lahn, 
Hetts Ruckerßhaußen auch gethan, 

Wo nicht gefchehen fo groß furbitt, 
Vnnd diß auch fich begeben nitt, 

Das die Honnfteinnifchen fich gewandt, 
Vnnd ein Knechtt Gotthart Silber genant, 
Gefangen hett in diefem Werd 
Machartum von Reiffenbergf, 

Den er mitt der gelubtte bandt 

Ann Junder Hand von Hanfteins Handt, 
Dep der felbig Knechtt woll genoß 
Machtt fi vnnd feinne gefellen loiß, 
Vnnd heit Reiffenberger gethan, 

Der Graff bett ihr mehr richtten Ian, 
Doch mancher alda Jahr vnnd tag 
Inn deß Grawe gefenngnus lag, 

Vnnd die fie hetten angehezt 

Vff den Graffen, alda zu Lezt 

Khunten weder mitt hulff noch rath 
Sie wieder bringen auß dem Badt, 
Dieß hielff all zu der furſten Vehd, 
Wie dan auch diß ſo vollgen thett. 


Herr Werner von Hanſtein genant 
Groß gnad bey Landtgraff Ludwig fandt, 
Der ſelb Ritter ein Vrſach nahm, 

Das er an Hann von Dornbergk kahm, 
Man meindt fie wehr nicht hoch gefchest, 
Doch wardt er auch feinn feindt zu Lest, 
Biel ſchadenns er Im offt gemachtt, 
Auch auff ein Zeit zufammen bracht 

Ein Hauffenn ftard bey Sechzig man, 
An Bawın, die Im wahrn vnderthan, 


Sein Reißig Tnechtt auch drunder wahrn, 
Einn Steinbuchs auch ließ mitt fich fahrn, 
Vor Frannckers Haußen alfo fam 

Vnd feinndtliche Handtlung furnamb, 
Weil eß ftehtt den von Dörnbergf zu, 
AUS er war vff der Vmbkehr nuh, 

Vnd trabt ein wenig von dem Hauff, 
Stießen Ihm etlich Reutter auff, 

Die alle Landtgrauiſch wahrn, 

Vnnd weill fie hatten Fein Erfahrn 

vom Handel, fhlugen fie Sn hart, 

Bon Eim er auch) gefangen wardt, 

Der Gilbert von Rordeden hieß, 

Vnnd In da angeloben ließ, 

Anns furften Landtgraf Ludwigs Handt, 
Da er die Schleg nun verwandt, 

Hann von Dornnberg In langt an, 
Das er wehr ein gefangner mann, 

Vnnd fein Bruder Bernnhartt genant, 
Hett Inn griffen zu feiner Handt. 

Herr Wernner das verneint vnd fprach, 
Er wahr vnuerfehner fach 

Gefchlagen, vnnd wehr da zur ftedt 
Gilbert, der Ihnn gefanngen bett 

Ann feines Herrn Landgraf Ludwigs Hanndt, 
Gilbert Im deß auch war befant, 

Aber die fach kahm zu eim tag, 

Den man in der Stadt Homberg pflag, 
Die furftenn wahrn beydt zur ftebt, 
Landtgraff Ludtwig einn Beyſtandt thet 
Herr Wernnern, vnnd Landtgraff Henurich, 
Deß annders thet annehmen fich. 

Fur den Furften ſehr hartte Wortt, 
Mann fie ein annder geben hortt. 
Dornberg fagt, fein Bruder wehr ſchwach, 
Bon deßwegenn woltt Er die fach 
Beweißenn mitt ftreittibarer handt, 

Herr Werrnern Er ganz willig fandt, 








— 2335 — 


Der fordert In -mitt Ernft zur fchlacht, 
Dar Jegen der ander einbracht, 

Weill man da hörtt, daß Herr Werner 
Landtgraff Ludtwigs gefangenner war, 
Vnnd er das ſelbſts mitt eigenem mundt, 
Vor allen offentlich geſtundt, 

Vnnd aber er leddig vnd frey, 

Der Halben eß Im vngewiß ſey, 

. Das er mit einm gefangenen man, 
Mitt freyer fauft einn Kampf folt han, 
Lanndtgraff Ludtwig mit fleiß zu het, 
Ließ fich außtrudlich hören zu Lest, 
Das Herr Wernner von vngefehr, 
Seinn gefanngener nuhr worden wehr, 
Begehrtt weder feinns Leibs noch gutts, 
Mer darzu dann auch dießes mutts, 
Das da die fchlachtt foltt fuhr ſich gehn, 
Solt er gahr frey vnnd leddig ftehen, 
Nichts aber darauß weitter warbt, 

Dan dad man keinn Bneoften fpart, 
Mitt tagleiftenn verlohr die Zeitt, 
Vnnd vmb fonft hatt Muh vnnd Arbeit. 


Da nuh alles nicht helfenn wolt, 

Kein trewer Rath mehr gelten folt, 

Der Herrn, freund, Landſchafft, Ritterfchafft, 
MWehren, nicht mehr muft haben Frafft, 
Wurden die Schreiben bey gethan, 

Vnnd das Werd felbft gefanngen ahn, 
Einner vber den andern z0ch, 

Das arm Vold mwardt verberbet hoch, 

Mitt raub vnnd Brandt gefchach vi fchabt, 
Ins eigen neft man fchmeyßen that, 

Eß feinndt Borden vnnd Schwarzenborn 
Berbrannd In dießer Herren Zorn. 


Lanndgraff Ludwig zum erften Tam 
Bund Borcken mitt gewaltt einnahm, 


— 936 — 
[2 


AUS Vierzehen Hundertt Sechzig Neun, 
Nach Ehrift geburth gefchrieben fein, 

Sm Jenner am Dreyzehen tag, 

Dießer furft Borden Erft belag. 

Am Sechzehenven ſchoß Er hinein, 

Groß vnnd gewalttig Buchßenſtein, 
Vollgenden tags zogen daruon 

Die Rittermeßigen Bordman, 
Bherließenn dem Hernn die Stadt, 

Die er alsbaltt eingenohmen hatt, 

Bald darnach kam Lanndigraff Hennridh 
Mitt großer gewaltt vnnd thett deßgleich, 
Vnnd iſt Landgraff Ludtwigs Marſchall 
Dar Innnen todt plieben dißmahll, 
Philips Braun er mitt Nahmen hieß 
Vnnd In der Stadt das Leben ließ, 
Am Zwanzigſten Im Jenner zwahr 

Iſt Lanndgraff Hennrich kommen dar, 
Vill vom Adell er gefanngen nahm, 
Vnnd vber achzig Pferd bekahm, 

Einn Herr dißmall ſteckt Borcken an, 
Der ander das zugrundt verbrann, 
Schloß vnnd Stadt gieng hie alles drauff, 
Beid Porthen warff man auch in Hauff, 
Vnnd bleib nicht ſtehn ein einige Hauß, 
Das hie nicht wurdt gebrennet auß. 


Lanndtgraff Henrich In dießem Zorn 
Mitt dem Bifchoff zu Paderborn 
Wieder fein Bruder fich verbandt, 
Vnnd halff dem, der dem Heſſen landt 
Alzeit gethan viel ſchadt vnnd Leidt, 
Alfo hiltt man hauß dießer Zeitt. 
Landgraff Ludtwig tregt tapfern muth, 
Dieß alleß nicht hoch achtten thut, 
Biel mehr fürchten In al fein feindt, 
Dan fie von ihm gefürchtett feind, 
Darumb wardt er im deutfchen Landt 
Der Freymuttig Landtgraff genant. 





— 937 — 
Weill auch die Bruder vnfreundtlich 
Im Stifft zu Fulda Drungen fi, - 
Wie folches hiebeuohr bemeltt, 
Vnnd mit Vmbſtenden iſt erzehltt, 
Landgraff Hennrich ſich machet auff 
Mit gutter Pferdt ein tapffern Hauff, 
Wendett fur dießen fug vnnd ſchein, 
Der Buchen woltt Er hulflich ſein, 
Ließ einfordern Hierßfeld die Stadt, 
Weil er darein ſein Ofnung hat, 
Solt In ohn allen ſchaden ſein, 
Wolt ſich ganz glaublich halten fein, 
Auch ſolt beid darauß und darein, 
Sein Bruder fur Im ſchadloß ſein, 
Nachdem derſelb der Elteſte wer, 
Vnnd alls dießer Stadt Verſpruchs Herr, 
Dar Innen auch die Offnung hett, 
Die ſach die Leutlein kummern thet, 
Wuſtenn nicht, wie ſies machten gut, 
Im Rath man etlich finden thut, 
Die Landigraff Hennrich mehr geneigt 
Dan feinem Bruder fich erzeigtt, 
Darumbs alſo geordtnet wardt, 
Das der Furſt bey der nacht einfahrt, 
Vnnd wardt fterder gelaflen ein, 
Dann eß woll hette follen fein, 
Vnnd man fich auch zu Im verſach, 
Seinner gethannen Werbung nad), 
Alls fie nun eingelaffen wahrn, 
Thaten fie fich balt zu den thorn, 
Die Stadt Herßfeld zu nehmen ein, 
Vielleicht auch gahr zu machen rein, 
Die Stadt aber hatts woll bedachtt, 
Vnnd fich alfo gefaft gemacht, 
Das allenthalben Ihre Wehr, 
Bonn gefchüz vndt Leuthen nicht wahr Iehr, 
Welches nicht wennig erfchredt Die geft, 
Drumb fie deft ſchmeidiger geweft, 


0 
— 238 — 


Dennoch mehr dan acht ganzer tag, 
Dießer Hauff Inn Hirſchfeldt lag, 
Vnnd trieben Muttwillens genug, 

Aber eß ſich mit gluck zutrug, 

Das bey Landigraf Hennrich aldar, 

Ein betagt vnnd weißer mann war, 
Von Herzog Wilhelm abgeſandt, 

Mit Namen Beſoldt Metſch genant, 
Alls der da ſelbs vernohmen hatt 

Waß Landtgraff Hennrich an der Stadt 
Da hatt fur ein gerechttigfeit, 

Rieth Er dem furften mit befcheibt, 

So er wolt bey furftlicher ehr, 
hienfurth pleiben vnnd leben mehr, 

So woltt Im Keinns Wegs zu ftehen 
Muttwillen an der Stadt zu begehen, 
Ein Burger wahr auch in der Stadt, 
Der ein fehr groß Vermoegen hatt, 
War anfehnlich, wigig vnnd Flug, 

Der brauchett allen glimpf vnd fug, 
Ein Zeit er mit deu Herrn rebt, 

Dan mit den Burgern auch fo thet, 
Ein Zeitt mit Ernft vnndt dan mit gutt, 
Das Mort vnndt Sammer warb verhutt, 
Sonnft wahr der Burger ernft begehrn, 
Deß Muttwillens fich zu erwehrn, 
Simon Gerwigf, fo hieß fein nam, 

Der hie dem großen Vngluck vorkam. 


Alls Landigraff Ludtwig warbt bericht 
Bon diefem Handel onnd gefchichtt, 
Hatt er fich kurz vnnd baldt bedachtt, 
Vnnd ein groß Volck zuſammen bracht, 
Vor Herſchfeldt bei Sanct Niclas zoch, 
Vnnd ſeinne Ofnung fordert hoch, 

Alls In Heſſen der Elteſte Herr, 

Dem Eyd vnndt Pflichtt geſchehen wehr, 
Der Er ſie dan erinnert hartt, 

Der gemeine mann balt willig wardt, 








Dann Er Im wahr fehr wohl geneigt, 
Wilches Lanndigraff Hennrich hart bewegt, 
Drumb er den Burgern milder wart, 
Diefelbenn auch thett bitten hart, 
Moltten fein Bruder nicht ein lahn, 
Kein ſchadt noch Leidt follten fie hahn 
Bonn Ihm und den feinen Nimmermehr, 
Die aber nicht geachttet wehr, 

Wo nicht der gut Simon Gerwich 
Bewehrt hett fo gar trewlih, 

Der Apt auch ſelbs, Ludtwig genant, 
Kam an das Niclas thor gerandt, 

Den Burgern werth vnndt ſtewrt mit vleiß, 
Sie Eyd vnnd Pflicht bedencken hieß, 
Damit ſie wehren zugethan 
Dem Stifft vnd Ihm, vnnd alſo han 
Die Burger da gethan gemach, 

Das nicht Blutvergießen geſchach. 


Landtgraf Hennrich begab die Stadt, 
Den mann baldt außgelaßen hat 

In aller ſtill durchs Johannes thor, 
Landtgraff Ludtwig wardts nicht gewahr, 
Biß er in ſeinn gewarſamb kam, 

Da Landigraff Ludtwig ſolches vernam, 
Woltt er auff die Stadt zornnig ſein, 
Aber Simon von Waldenſtein 

Neben andern das beſte thett, 

Sprach, weißlich ſich gehaltten hett 
Die Stadt, das ſie Inn ſolcher fahr 
Mitt fleiß dar fur geweßen wahr, 

Das furkommen ward kunftig Leidt 
Vnnd großer Schadt der Lanude beidt, 
Darauff der furſt ſein vngnadt 

Ließ fallen, vnnd Herſchfeldt der Stadt 
In gnaden ſtezt gewogen wahr, 

So lanng er In dem Leben wahr. 


Alls nun die Herrn vnnd Brüder beid 
Einander gethan ſchadt vnd Leid, 


— 2423 — 


Der wahr ſehr ſtarck muttig und groß, 
Der ehrenabbruch Ihn verdroß, 

Johann Bleiber, fo hieß feinn Nahm, - 
Vnnd wahr von guttem Edlem flam, 
Vmbſonnſt er nicht den nahmen furth, 
Er pleib, wie ſichs mitt ehren geburth, 
Da ein Redtlich mann pleiben foltt, 

Die That dem Nahmen vollgen woltt, 
Wen man nuhn geritten zu rath, 

Oder darvon geritten hatt, 

Daß Roß er feim Herrn bracht zur Rett, 
Darauff er dan beftellung bett. 
Einnsmahls eß ſich nun hatt gemadit, 
Alls er den Henngft feim Herren bradt, 
Des Erzbifchoff zu Colln Marfchall, 

Her Göz von Algeßheim, das mahll 

Hilt mit ſeins Herrn, deß Bilchoffs, Pferdt 
Bf der Stett, die Bleiber begehrtt, 
Bleiber fprach, reidt du balt hindann, _ 
Meinnß Herrn Pferdt geburt hie zuftahn. 
Der Ritter fprach mitt ſtolzem muth, 
Mein Herr ift Ehurfurft ond fo gut 
AUS Dein Herr, vnnd auch Ich ald Du. 
Bleiber mitt Zorn beweget nuh, 

Sprach, das leugſtu, fromb iſt mein Herr 
Vnnd worden nie kein Verretter, 

Gleich alls der Dein, vnd Du Bößwicht 
Verrathen haft vnd zugericht 

Curt von Patberg feinn Vngefell, 

Wie das dan weiß manch gut geſell, 
Vnnd deß bin Ich beſſer dan Du, 
Reidtſtu auch nicht von dannan nuh, 

So will Ich Dich weg treiben woll, 

Der Halß Dir darvon krachen ſoll. 

Mit ſchimpff der Ritter weichen muft, 
Darauf wer worden groß Vnluſt, 

Mo nicht der Furſt befreundt fo hoch, 
So freymuttig geweſen auch, 


— 241 — 


Die wahrnn mitt Harnfch fo wol geruft, 
Daß Iderman befennen muſt, 

Das Ihrs gleichen gar nicht mehr 

Vff dem Reichstag verhanden mehr. 


Zu Colln der Zeitt Bifchoff Rupert, 
Pfalzgraf bey Rhein, fich macht vnwehrt, 
Das Lannd vnd Etifft vbell regirtt, 
Vnnd manchen onbillich verirt, 

Bein Edlen fih woll lud zu gaft, 
Morgents woltt er frue kommen vaft, 
Mit Ihn ein gutte Suppen zehrn, 
Wan fie Ihn dan auffnahmen gehrn, 
So ftieß er ſie vnnfreundtfich auß, 
Kam ein, vnd behieltt Ihre Hauß. 

Ein Marfhal man auch bey Im fandt, 
Herr Göz von Algesheim genant, 

Der war zu dießen fachen gutt, 

Bud ſchickt fich In ſeins Hern muth. 


Ein Edler in Weftphalen faß, 

Ehurt von Patberg genenet waß, 

Der wahr jehr groß ftabtlich vnd reich, 
Bnud gehaltten ein Grauen gleich, 
Sein fraw wahr eine Yon Weftphaln, 
Fromb aber wahr fie nicht zumahln, 
Vnnd ein Verdacht der Vnnzucht trug. 
Herr Göz bey Ihr verſchuff mit fug, 
Das fie feim Herrn, dem Bifchoff, 
Berrith vnndt felbft thet geben vff 
hrs Junckers fchloß auß bößer arth, 
Vnnd Ihr Junder gefangen warth, 
Ir Kinnder auch geftoffen auß 

Vnndt beraubtt Ihre Vatters Hauß. 


Zu Regenspurg nun In der Stadt 
Landtgraff Ludtwig ein Diener hat, 
16 


— 242 — 


Der wahr fehr ſtarck muttig und groß, 
Der ehrenabbruch Ihn verbroß, 

Johann Bleiber, fo hieß feinn Nahm, 
Vnnd wahr von guttem Edlem ftam, 
Vmbſonnſt er nicht den nahmen furth, 
Er pleib, wie fich8 mitt ehren geburth, 
Da ein Rebtlih mann pleiben foltt, 

Die That dem Nahmen vollgen woltt, 
Men man nuhn geritten zu rath, 

Dder darvon geritten hatt, 

Daß Roß er feim Herrn bracht zur Rett, 
Darauff er dan beftellung bett. 
Einnsmahls eß ſich nun hatt gemacht, 
AUS er den Henngft feim Herren bradt, 
Des Erzbiſchoff zu Colln Marfchall, 

Her Göz von Algeßheim, das mahll 

Hilt mit ſeins Herrn, deß Biſchoffs, Pferdt 
Bf der Stett, die Bleiber begehrtt, 
Bleiber ſprach, reidt du balt hindann, 
Meinnß Herrn Pferdt geburt bie zuftahn. 
Der Ritter fprach mitt ftolgem muth, 
Mein Herr ift Churfurft ond fo gut 
AUS Dein Herr, onnd auch Ich als “Du. 
Bleiber mitt Zorn beweget nuh, 

Sprach, das Iengftu, fromb iſt mein Herr 
Vnnd worden nie fein VBerretter, 

Gleich all8 der Dein, vnd Du Bößwicht 
Berrathen haft vnd zugericht 

Gurt von Patberg feinn Vngefell, 

Wie dad dan weiß manch gut gefell, 
Vnnd deß bin Sch beffer van Du, 
Reidtſtu auch nicht von dannan nuh, 

So will Ich Dich weg treiben wol, 

Der Half Dir darvon frachen fol. 

Mit fchimpff der Ritter weichen muft, 
Darauß wer worden groß Vnluſt, 

Wo nicht der Furſt befreundt fo hoch, 
So freymuttig gewefen auch, 





Der Bifchoff aber fo verbaft, 
Vnnd vnwerth wehr gehaltten vaft. 


Da Lanndtgraff Ludtwig anheim Fam, 
Ein Kriegs Ruftung er Ihm fuhr nahm, 
Wieder den Aptt vnnd Stifft zu Fuld, 
Da er dann wennig ſchewen woltt, 
Das man dafelbft genohmen ahn, 

Ein tapffern vnnd firengen Heupman, 
Zu Hennenberg den Oraffen guth, 
Der Zurft diß nicht hoch achtten thut, 
Aber der tobt diß werd fur Fam, 

Dan der Furft balt feinn Ende nahm, 
Dorth inn dem Schloß Reichenbach, 
Da er ift plöglich worden ſchwach, 
Bey ettlichen auch wahr die Reth, 
Mit Sifft man Ihm vergeben hett. *) 
Virzehen Hundert Siebengig ein 
wurden gejchrieben, Wie Ich mein, 
Im Winttermont am fechiten tag, 
Muft er leiden des todes Plag, 

Das Jahr Hatt er dreißig und drey 
Vnd dann Neun Wochen auch darbey. **) 
Hett er foln lanngs Leben han, 

Viell großer Ding er noch gethan, 
Dan fur ein Furften wahr er guth 
Vnnd trug eins tapffern Heldenmuth, 
Ein groß trubnuß hatt. er gelahn 
Alln, die Im trewlich hiengen ahn, 
Aber fehr hoch erfrewet feindt 

AU feinne vnnd der feinnen feindt, 
Beuohr wardt deß erfrewett gar 
Landtgraff Hennrichs Hofmaifter zwar, 
Bey dem muft da auch fuchen gnadt 
Alleß was vor geliedett hatt 


*) Gtlichefeben: es fei ein gemein gerucht gewefen, er fol auß einer Spond⸗ 
flafche getrunfen haben, frank worben vnd geftorben feyn. (Mf. 410.) 
**) Etliche feben 19 Wochen. (Mf. 410.) F 
16 


— 244 — 


Der tapfer Furſt: Aber allein, 

Der ſtolz Simon von Wallenſtein *) 
Achttet nicht feiner gnadt vnd gunſt, 
Leidt druber auch viell Schadens ſunſt. 


Deß Furſten Kinnder noch Jung wahrn, 
Der Erſt Wilhelm nur von funff Jahrn, 
Der annder Wilhelm hatt nur drey, 
Der fraw Mutter man rieth darbey, 
Das ſie vff Ihrem wittwen ſtul 

Solt pleiben, vnnd regiren woll 

Das Lanndt an Irer Kinder ſtat, 

Vund Ihnen ſchaffen trewen rath, 

Dan ſie wehr ſelbſt der beſt Vormundt, 
Den man den Kindern gaben khundt, 
So lanng biß die erwachſen wehrn, 
Das khunt ſie thun mit gutten ehrn, 
Dieweill Ihr Herr Vnnrath vnd Vehd 
Vonn ſeim Bruder erlitten hett. 

Aber gleich woll ſie eß verſach, 

Das Ihr Schwager ſich vnterzoch 

Der Vormundtſchafft, und beyde Landt 
Sein Hoffmeifter hatt in der Handt, 
Vnd man alfo gehaltten Hauß, 

Das eß Viele ging zun augen auf. 


1472. Landgraff Hennrich bawet Fridwaldt, 
Brachs im grundt ab, weills wahr fehr altt, 
Vnnd macht darauf ein feines Hauß, 
Vmb der Jacht willen onnd vorauß, 
Das er mocht habenn Einen fchuz 
Gegen der benachpertten truz, 
Vnnd zu dem, das das groß gemeldt 
Deit befier wurd in fried geſtellt. 


Borzeitten wohnten da mit recht 

Vom Adel drey ehrlich gefchlechtt, 

Die man von Milnrodt vnnd Reckerodt, 
Auch Altenborgk genennet bat, 


*) Walbenftein. (Mf. 411.) 








1473. 


Die Erftenn Zwey ir teil balt han 

Ann die Landtgraffen fommen lahn, 

Das Dritte behieltt noch fein theill 

Ein Zeit lanng, darnach ward eß feill, 
Dann Neithart der Lest im gefchlecht 

Bon Altenborgf genennett rechtt, 

Im Haupt wahr nicht gahr wohl verwarth, 
Im Biertrinden aber gelartt, 

Darzu that im auch geldes nott, 

Darumb man in leicht berebet hatt, 

Das er feinn theill zu Kauff auch gab, 
Vnnd ſich dar vonn ließ legen ab, 

Bey Lanndtgraff Hennrich das geſchach 
Dur Haunß von Dörnnberg, wie man ſprach. 


Deß andern Jahrs vif Sanct Chattrin, 
Landtgraff Hennrich thet ſchicken bin 
Johann Schencken zu Schweinßberg gutt, 
Demſelben auch zugeben thut 

Juncker Petern von Biedenfeld, 

Denn er etlich Diener zuſteltt, 

Gibt ihn auch etlich ſchuzen zu, 

Vnnd die vonn Frandenberg auch nuh 
Muften mit zupferbt vnnd zufuß, 

Diefer Hanff in Weftphalen muß, 


- Bnd vben feindtfeelige Werd, 


Die Khue nemen furm Scharttenbergf. 
Dep wurden bie von Briln gewahr, 
Das Lanndt auch in der gegend zwar, 
Vnnd jagten frifch denn Heflen nach, 
Erlegten fie vnndt fingen auch 

Die beidt vom Adel obgemeltt, 

Die Srandenberger man auch felbt, 
Das fie fammen in groß befchwerbt 
An gefanngen, an Harnfch und Pferdt. 


Darnad in dem vollgenden Jahr 
Ein großes Heer verfammelet wahr, 


Fur Franckenbergk dorth vff der Schrauff, 
Das Landigraff Henrich auch bracht auff, 
Vnnd woltt damit ziehen vor Briel, 

Doch man den Scharttenberg annflell, 
Vnnd warff Niedder das Schloß zu grundt, 
Das man faum fach, wo eB vor ftundt. 


Lanndgraff Ludtwig, eh dann er ftarb, 
Mitt gutten fugen das erwarb, 

Das feinn Bruder Lanndtgraff Herman 
Seinn Stanndt in ehren auch mecht hann, 
Vnnd zum Bifchoff wahrth poftulirt 

Gen Hildepheim: Da er auch wirbt 
Guttwillig von der Ritterfchafft 

Genohmen ahn, vndt auß der Krafft 

Hatt er fchon inn das Schloß Stewrwald, 
Das man furs Haupt im Lande halt, 

Die ſach auch jonnft wahr richttig gahr, 
Alls aber nuhn verfcheiden wahr 
Landtgraf Ludtwig da, wie ich mein, 
MWoltt er nimmer ein Sare fein, 

Kam wieder inn dad Heflen Lanndt, 
Vnnd fein Wohnung fuchtt zuhandt 

Zu Colln, da er Thumbherr wahr, 

Vnnd hernach leidt fehr groß gefahr. 


Dan. da mann im Stifft fach vnd fpurt, 
Wie gahr ein böß Regirung furth 
Bischoff Rupertt, vnnd Allen vaft 

Sm Lande thet groß Wberlaft, 

Bey Ihm auch Fein ermahnung galt, 
Darumb Landt und Bappittel balt 

Mit Rath; Lanndigraff Herman verfohr 
Zu einem Adminiftrator. 

Den Bifchoff das verdrießen thet, 
Wardt vnrichtig und gahr vnftett, 
Bonn einem Orth zum andern z0ch, 
Auch Lannd vnd Leuth beirubet Hoch, 








1474. 


— 347 — 


Suchtt Hullff vnd beyftandt, wo er fhunt, 
Vnnd Herzog Carln vonn Burgundt 

Ein Hauff Picarder zu im fanbt, 

Durch die gefchach viell ſchadt im Landt, 
Dar gegen fprach Landtgraff Herman 
Sein Bruder Landtgraff Henrich an, 

Der zog balt mitt fein Heflenn furth, 
Die Stadt Linz vnnd foyft andre orth 


Mit macht er da gewonnen hatt, 


Im Stift gefchach fehr großer fchadt, 
Einner wider denn andern wahr, 

Das wehrt woll anderthalbes Jahr, 
Biel muhe, Arbeitt vnnd groß vnkoſt 
In beidenn theiln mann tragen muft, 
Viel plieben todt, Biel wurden wunndt, 
Der Hanndell fehr unnrichtig ftundt, 
Bor Linz Hanf vonn Dornbergf empfing 
Ein fchoß, der Im durch den Halle gieng, 
Zum Leben aber hatts fein nott, 

Dan er den ſchoß verwunden hatt, 

Die Vehde nahm fehr vberhandt, 

Bis der altt Bifchoff brachtt ins Landt 
Den Herzog Carlen von Burgundt, 

Der Ihm mit großer machtt bey ſtundt. 


Bon dießen beyden Herrn fehr hart 
Die Stadt Neuße belagertt wardt, 
Dan von dem Bifchoff bie zuuor, 
Vff die Landtfchafft geleget wahr 
Ein ſchazung, die fie dann auch gab, 
Neuß aber hatts gefchlagen ab, 
Vnnd damit in fo hartt bewegt, 
Daß er im Zorn fih da fur legt, 
Wardt aber gefchlagen hindann, 
Das wolt er nun gerochen han. 


Die Cöllniſchen vonn bießer that 
mitt dem Heſſiſchen Hiltten rath, 


— 210 — 


Zun fchoben fich verhezen lahn, 

Ir Land vnd Leuth verterbet han, 

Vnd ſich erzeigt vnbruderlich, 

Da wurden ſie bedencken ſich, 

Vnd kahmen zu eim Vertrag, 

Gutt vnd trew Vnderhandlung pflag 
Die Landtſchafft vnd die Ritterſchafft, 
Das der friden möchtt haben Krafft, 
Die Herrn zuſammen kommen ſein, 
Haben darzu geordinett fein, 

Ettlich vom Adell beider Landt, 

Bey dem man trew vnd Weißhait fandt, 
Die machten ein Vertrag vnnd ſcheidt 
Zwiſchen den Herrn vnd Brudern beidt, 
Wie dan die ſcheidt vor Handen ſindt 
Vnnd man fur augen ſtehen findt, 
Burckena vnd darzu fridtwaldt 

Ward Landtgraff Hennrich zugeſtaldt, 
Welches Landtgraff Ludtwig innen hatt, 
Wan auch Landigraff Herman war todt, 
Das Ampt Hombergk Er halb ſolt han, 
Darbey hatt man es pleiben lahn. 


Ein Reichstag balt nach dießer Friſt 
Zu Regenspurgk gehalten iſt, 

Dahin kam Keyſer Friderich, 

Die furſten all beſchreib zu ſich, 
Ihnen zu thun mit guttem fug 

Ein Vorſchlag von eim Krieg vnd Zug 
Wieder denn Feind der Chriſtenhaitt, 
Darzu er fie wöllt han bereitt, 
Lanndigraff Ludtwig dahin auch Fam, 
BVierhundertt Pferdte zu Im Nam, 
Die wahrn al fehr mwollgeruft, 

Rott Klaivung Ider fuhren muft, 
Alfo das er fur andern all 

Den Rhum vnnd Preiß hat dazumahl 
Bis der Ehurfurft zu Saren gutt 
Mitt feinem Bruder anfommen thut, 








— 21 — 


Die wahrnn mitt Harnfch fo wol geruft, 
Daß Iderman befennen muft, 

Das Ihrs gleichen gar nicht mehr 

Vff dem Reichstag verhanden wehr. 


Zu Colln der Zeitt Biſchoff Rupert, 
Pfalzgraf bey Rhein, fich macht vnwehrt, 
Das Lannd vnd Stifft vbell regirtt, 
Vnnd manchen vnbillich verirt, 

Bein Edlen fich woll [ud zu gaft, 
Morgentd woltt er frue fommen vaft, 
Mit Ihn ein gutte Suppen zehrn, 
Ban fie Ihn dan auffnahmen gehrn, 
So ftieß er fie vnnfreundtlich auf, 
Nam ein, und behieltt Ihre Haus. 

Ein Marfchal man auch bey Im fandt, 
Herr Göz von Algesheim genant, 

Der war zu dießen fachen gutt, 

Vnnd ſchickt fi In ſeins Hern muth. 


Ein Edler in Weſtphalen faß, 

Ehurt von Patberg genenet waß, 

Der wahr fehr groß ftabtlich und reich, 
Vnnd gehaltten ein Grauen gleich, 
Sein fraw wahr eine Yon Meftphaln, 
Fromb aber wahr fie nicht zumahln, 
Vnnd ein Verdacht ver Vnnzucht trug. 
Herr Gsz bey Ihr verſchuff mit fug, 
Das fie feim Herrn, dem Biſchoff, 
Verrith vnndt ſelbſt thet geben vff 
Ihrs Junckers ſchloß auß bößer arth, 
Vnnd Ihr Juncker gefangen warth, 
Ir Kinnder auch geſtoſſen auß 

Vnndt beraubtt Ihrs Vatters Hauß. 


Zu Regenspurg nun In der Stadt 
Landtgraff Ludtwig ein Diener hat, 
16 


— 212 — 


Der wahr fehr ſtarck muttig und groß, 
Der ehrenabbruch Ihn verbroß, 

Johann Bletber, fo hieß feinn Nahm, 
Vnnd wahr von guttem Edlem ftam, 
Vmbſonnſt er nicht den nahmen furth, 
Er pleib, wie ſichs mitt ehren geburth, 
Da ein Redtlich mann pleiben foltt, 

Die That dem Nahmen vollgen woltt, 
Wen man nuhn geritten zu rath, 

Dder darvon geritten hatt, 

Daß Roß er feim Herrn bracht zur Rett, 
Darauff er dan beftellung bett. 
Einnsmahls eß ſich nun hatt gemacht, 
Alls er den Henngft feim Herren bracht, 
Des Erzbifhoff zu Colln Marfchall, 

Her Gößz von Algegheim, das mahll 

Hilt mit feind Herrn, deß Biſchoffs, Pferdt 
Bf der Stett, die Bleiber begehrtt, 
Bleiber fprach, reidt du balt hindann, 
Meinng Herrn Pferdt geburt hie zuftahn. 
Der Ritter fprach mitt ftolzem muth, 
Mein Herr ift Churfurft ond fo gut 
Alls Dein Herr, vnnd auch Sch ald Du. 
Bleiber mitt Zorn beweget nuh, 

Sprach, das lengftu, fromb ift mein Herr 
Vnnd worden nie fein Verretter, 

Gleich all8 der Dein, vnd Du Bößwicht 
Verrathen haft vnd zugericht 

Eurt von Patberg feinn Vngefell, 

Wie das dan weiß manch gut gefell, 
Vnnd deß bin Ich beffer dan Dur, 
Reidiftu auch nicht von dannan nuh, 

Sp will Ih Dich weg treiben wol, 

Der Hal Dir darvon frachen foll. 

Mit fchimpff der Ritter weichen muft, 
Darauf wer worden groß Vnluſt, 

Wo nicht der Zurft befreundt fo hoch, 
So freymuttig gewefen auch, 








1: — 


Der Bifchoff aber fo verhaft, 
Vnnd vnwerth wehr gehaltten vaft. 


Da Lanndtgraff Ludtwig anheim Fam, 
Ein Kriegs Ruftung er Ihm fuhr nahm, 
Wieder ven Aptt vnnd Stifft zu Fuld, 
Da er dann wennig ſchewen woltt, 
Das man dafelbft genohmen ahn, 
Ein tapffern vnnd firengen Heupman, 
Zu Hennenberg den Graffen guth, 
Der Furft diß nicht hoch achtten thut, 
Aber der tobt diß werd fur Fam, 
Dan der Furſt balt feinn Ende nahm, 
Dorth inn dem Schloß Reichenbach, 
Da er ift plöglich worden ſchwach, 
Bey ettlichen auch wahr die Reth, 
Mit Sifft man Ihm vergeben bett. *) 
Virzehen Hundert Siebensig ein 
wurden gefchrieben, Wie Ich mein, 
Im Winttermont am fechiten tag, 
Muft er leiden des todes Plag, 
Das Sahr hatt er dreißig vnd drey 
Vnd dann Neun Wochen auch darbey. **) 
Hett er foln lanngs Leben han, 
Viel großer Ding er noch gethan, 
Dan fur ein Furften wahr er guth 
- Bund trug eind tapffern Heldenmuth, 
Ein groß trubnuß hatt.er gelahn 
Alln, die Im trewlich hiengen ahn, 
Aber fehr hoch erfrewet feindt 
AU feinne vnnd der feinnen feindt, 
Beuohr wardt deß erfrewett gar 
Landtgraff Hennrichs Hofmaifter zwar, 
Bey dem muft da auch fuchen gnabt 
Alleß was vor geliebett hatt 
*) Etliche ſetzen: es fei ein gemein gerucht gewefen, er foll auß einer Spond⸗ 
flaſche getrunfen haben, frank worben vnd geftorben feyn. (Mf. 410.) 
**) Etliche fegen 19. Wochen. (Mf. 410.) 16* 


244 


Der tapfer Furſt: Aber allein, 

Der ftolz Simon von Wallenflein *) 
Achttet nicht‘ feiner gnadt vnd gunfl, 
Leidt druber auch viel Schadens funft. 


Deß FZurften Kinnder noch Jung wahrn, 

Der Erf Wilhelm nur von funff Jahn, 

Der annder Wilhelm hatt nur drey, 

Der fraw Mutter man rieth darbey, 

Das fie off Ihrem wittwen ftul 

Solt pleiben, vnnd regiren wol 

Das Lanndt an Srer Kinder ftat, 

Vund Ihnen fchaffen trewen rath, 

Dan fie wehr felbft der beft Bormundt, 

Den man den Kindern gaben Fhundt, 

So lanng biß tie erwachſen wehrn, 

Das khunt fie thun mit gutten ehrn, 

Dieweil Ihr Herr Bnnrath vnd Vehd 

Bonn feim Bruder erlitten bett. 

Aber gleich woll fie eß verfach, 

Das Ihr Schwager fich vnterzoch 

Der Bormundtichafft, und beyde Landt 

Sein Hoffmeifter hatt in der Handt, 

Bud man alfo gehaltten Hauß, 

Das eß Viele ging zun augen auf. 
1472. Landgraff Hennrich bawet Fridwaldt, 

Brachs im grundt ab, weills wahr ſehr altt, 

Vnnd macht darauß ein feines Hauß, 

Vmb der Jacht willen vnnd vorauß, 

Das er mocht habenn Einen ſchuz 

Gegen der benachpertten truz, 

Vnnd zu dem, das das groß geweldt 

Deſt beſſer wurd in fried geſtellt. 


Vorzeitten wohnten da mit recht 

Vom Adell drey ehrlich geſchlechtt, 

Die man von Milnrodt vnnd Reckerodt, 
Auch Altenborgk genennet hat, 


*) Waldenſtein. (Mſ. 411.) 

















1473. 


— 115 — 


Die Erftenn Zwey ir teill balt han 

Ann die Landigraffen fommen lahn, 

Das Dritte behteltt noch fein theill 

Ein Zeit lang, darnach ward eß feill, 
Dann Reithart der Legt im gefchlecht 

Bon Altenborgf genenneit rechtt, 

Sm Haupt wahr nicht gahr wohl verwarth, 
Im Biertrinden aber gelartt, 

Darzu that im auch geldes nott, 

Darumb man in leicht beredet hatt, 

Das er feinn theill zu Kauff auch gab, 
Vnnd ſich dar vonn ließ legen: ab, 

Bey Lanndtgraff Hennrich das geſchach 
Durch Hann von Dörnnderg, wie man fprad). 


Deß andern Jahrs vff Sanct Ehattrin, 
Landtgraff Hennrich thet, ſchicken hin 
Johann Schenden zu Schweinfberg gutt, 
Demfelben auch zugeben thut 

under Betern von Biedenfeld, 

Denn er etlich Diener zufteltt, 

Gibt ihn auch etlich ſchuzen zu, 

Vnnd die vonn Frandenberg auch nuh 
Muften mit zupferbt vnnd zufuß, 

Diefer Hanff in Weftphalen muß, 


Vnd vben feindtfeelige Werd, 


Die Khue nemen furm Scharttenbergf. 
Dei wurden die von Briln gewahr, 
Das Lanndt audy in der gegend zwar, 
Vnnd jagten frifch denn Heffen nach, 
Erlegten fie vnndt fingen auch 

Die beidt vom Adell obgemeltt, 

Die Frandenberger man auch feldt, 
Das fie fammen in groß befchwerbt 
An gefanngen, an Harnfch und Pferdt. 


Darnach in dem vollgenden Jahr 
Ein großes Heer verfammelet wahr, 





Sur Brandenbergf dorth vff der Schrauff, 
Das Landtgraff Henrich auch, bracht auff, 
Vnnd woltt damit ziehen vor Briel, 

Doch man den Scharttenberg annftell, 
Vnnd warff Niedder das Schloß zu grundt, 
Dad man faum fach, wo eß vor ftundt. 


Lanndgraff Ludtwig, eh dann er ftarb, 
Mitt gutten fugen das erwarb, 

Das feinn Bruder Lanndtgraff Herman 
Seinn Stanndt in ehren auch mecht hann, 
Vnnd zum Bifchoff wahrth poftulirt 

Gen Hildeßheim: Da er auch wirbt 
Guttwillig von der Ritterfchafft 

Genohmen ahn, vndt auß der Krafft 

Hatt er fchon inn das Schloß Stewrwald, 
Das man fur Haupt im Lande halt, 

Die ſach auch fonnft wahr richttig gahr, 
Alls aber nuhn verfcheiden wahr 
Landtgraf Ludtwig da, wie ich mein, 
Woltt er nimmer ein Sare fein, 

Kam wieder inn das Heflen Lanndt, 
Vnnd fein Wohnung fuchtt zuhandt 

Zu Colin, da er Thumbherr wahr, 

Vnnd hernach leidt fehr groß gefahr. 


Dan, da. mann im Stifft fach und fpurt, 
Wie gahr ein böß Regirung furth 
Bifhoff Rupertt, vnnd Allen vaft 

Im Lande thet groß Vberlaſt, 

Bey Ihm auch Fein ermahnung galt, 
Darumb Landt vnd Kappittel balt 

Mit Rath Lanndigraff Herman verfohr 
Zu einem Abminiftrator. 

Den Bifchoff das verbrießen thet, 
Wardt vnrichtig vnd gahr vnſtett, 
Vonn einem Orth zum andern zoch, 
Auch Lannd vnd Leuth betrubet hoch, 








1474. 


— 247 — 


Suchtt Hullff vnd beyftandt, wo er fhunt, 
Vnnd Herzog Carln vonn Burgundt 

Ein Hauff Picarder zu im fandt, 

Durch die gefchach viel ſchadt im Landt, 
Dar gegen ſprach Landtgraff Herman 
Sein Bruder Landigraff Henrich an, 

Der zog balt mitt fein Heffenn furth, 
Die Stadt Linz vnnd fogft andre orth 


Mit macht er da gewonnen hatt, 


Im Stift gefchach fehr großer fchabt, 
Einner wider denn andern wahr, 

Das wehrt woll anderthalbes Jahr, 
Biel muhe, Arbeitt vnnd groß vnkoſt 
In beidenn theiln mann tragen muft, 
Viel plieben todt, Viell wurden wunndt, 
Der Hanndell fehr vnnrichtig ftundt, 
Bor Linz Hand vonn Dornbergk empfing 
Ein ſchoß, ver Im durch den Hals gieng, 
Zum Leben aber hatts Fein nott, 

Dan er den ſchoß verwunden hatt, 

Die Vehde nahm fehr vberhandt, 

Bis der altt Bifchoff brachtt ins Landt 
Den Herzog Earlen von Burgumbt, 

Der Ihm mit großer machtt bey ftundt. 


Bon dießen beyden Herrn fehr hart 
Die Stadt Neuße belagertt wardt, 
Dan von dem Bilchoff bie zuuor, 
Vff die Landtfchafft geleget wahr 
Ein ſchazung, die fie dann auch gab, 
Neuß aber hatts gefchlagen ab, 
Vnnd damit in fo hartt bewegt, 
Daß er im Zorn ſich da fur legt, 
MWardt aber gefchlagen hindann, 


. Das wolt er nun gerochen han. 


Die Cöllniſchen vonn dießer that 
mitt dem Heffifchen hiltten rath, 





— 98 — 


Vnnd andern, bie in flunden bey, 

Wie die fach fuhr zu nehmen fey, 

Im Rath man da befunden hatt, 

Das fich gehn Neuß foltt in die Stadt 
Selbft begeben Landigraff Herman, 
Welches er dan auch Fhunlich gethan, 
Mitt vielen ftreittbahren Heflen gut, 
Die trugen vnuerzagtten muth, 

Viell Edlenn und guit Reiftg Fnecht 
Zu bießen fachen wahren rechtt, 

Die Lanndtgraff Herman zu ihm nahm 
Vnnd ober Rein fur Neuße fam, 

Ehe danns der Herzog wahrd gewahr, 
Hatt man gefchifft mit großer fahr 
Der Stadt fo nache an dem Stein, 
Das mann ficher Fommen hinein, 
Vnnd ſich gewehrtt ein ganzes Jahr, 
So lanng die Stadt belagert wahr. 


Der Herzog greiff fie tapffer an, 

Das eß Foftet gahr manchen man, 
Geſchah auch mancher theurer fchuß, 
Daß man vmbfallen fehen muß, 

Der feften thurn woll Sibenzehen, 
Auch manchen ernften Sturm aufftehen, 
Darzu leiden groß Hungers nott, 

Alfo, das mann auch geßen hatt 

wol bey die Vierdthalb hundert Pferbt, 
Vnnd dieweil die befagerung wehrt, 
Plieben thodt Siebenhundert mann, 
Die In der Stadt geftritten haun, 
Darunter wahrn der Hefienn viell, 

Die auch auf festen in dem Spiel 
Zuuor die Edlen Helden gutt, 

Die man, wie vollgett, nennen thut, 
Der Edle Thiel von Falckenbergk, 
Henri von Vrff, ließen ihr ſterchh, 
Diedrich von Elben und Clauß Trott, 
Auch Jörg von grifft, find plieben todt, 














— 19 — 


Dietrich vnnd fridtrich Scheurnfchloß, 
©euettern, betraff auch das Loß, 
Johann Blieber, der ftarde Heldt, 
Darzu Adolff von Biedenfeldt, 
Bonn Eſchwege Junder Sohann, 
Ein Spiegel, muft dergleichen dran, 
Darzu kammen auch andere mehr, 
Das gezehltt worden ohngefehr, 
Woll zwöllf, oder wie etlich mein, 
Sollen auch wol Sechzentfein, 
Der Edlen Hefienn, die man hatt 
Degraben zu Neuß in der Etabt. 


AN die Sad auch wollt haben fahr, 
Weil an Kriegsleutten mangell wahr, 
Vnnd man allein noch vbrig hatt 

Ein halb thonn Pulluers in der Stadt, 
Bon der Stadt Eolln man Hulffe bath, 
Die auch trewlich baltt ſchicken thatt, 
Funff Hundert Sechzig man mit fug, 
Der Ider an ſeim Halle trug 

An Salpeter woll zehen Bfundt, 
Darauß man Bulluers machen khundt 
ol zwo und. dreißig thonnen gut, 
Indeß man auch Hulff fuchen thut 
Bey Keyfer Friedrich vnnd dem Reich, 
Die mitt Landtgraff Hennrich zugleich 
In großer Rüftung kommen an 

Vnnd ein frieden getroffen han, 

Das der Herzog ließ von der Vehd 
Vnnd mit fchaden abziehen thet, 

Alfo Freig die Stadt Neuße troft 
Vnnd ward mit großen ehrn erloft, 
Auch Landtgraff Herman vnd die fein, 
Nemblich Conrad von Wallenftein, 
Keivhart von Buchenaw, Ludwig Died, 
Apell von Geeußen, war auch mit, *) 


*) Diefe Zeile fehlt im Mf. 410. Kuchenb. hat „Gieſen.“ 


1476. 


1477. 


Darzu Johann vnd Ebert Had, 

Die Ich hie nicht verfehweigen magf, 
Geyß Hundt vnd Henn von Biedenfeld, 
Ber) den ich auch zwen Bruder meldt, 
Bon Efchwege, Heinz vnd Conradt, 
Churtt Noding vnd Henn von Schonftadt, 
Thim vnd Philips man da auch fandt, 
Bruder vonn Wildungen genandt, 
Henn Windolt, Herman von Romrodt 
Bey dem Hauff man auch funden hatt, 
Belten von Derrnbach da auch wahr, 
Vnd Hartradt von Alnhaußen zivar, 


Bon Hunveldhaußen auch Herman 


Hatt ſich bey diefen finden lahnn, 
Beydt vom Adel vnnd tapfere Knecht, 
Die ſich gehalten woll vnnd rechtt, 
Reben gemeltten da auch mehr 

Zogen auß Neuß mit großer ehr 

Mitt Ihrem Herrn Landtgraff Herman, 
Der auch pracht Lob vnd Preiß daruon. 


Balt ward angeſteckt vnnd verbränt 

Die Stadt frandenberg, oftt genandt, 

In Seh flunden wahre mit ihr auß, 

Das nicht pleib ſtehen ein einiges Hauß 

In der Altten vnd Neuen ftadt, 

Drey Kirchen auch verbrennet hatt 

Das fewer mitt ihren gloden all, 

Sanct Sörgenberg bleib dazumahl, 

Die Mol doch im Waſſer abbrant, 

Das man auch kaum den grundt noch fandt. 


AUS dießes all furober ging, 
Lanndtgraff Henrich auch baldt anfing 
An dem Schloß Wolderßtorff ein Baw, 
Mocht eB gahr auß dem grunde nam, 
Den thurn allein er ftehen ließ, 

Vnd ihn nach notturfft beßern hieß. 








— 4261 — 


Zu Marpurg auch in dem Jar han 
Die Kugel Bruder gefangen ahn 

Zu bawen, die das vorig Jahr 

Aus Munfter wahren fommen dar 
Vnnd von Landtgraff Henrich gefreit, 
Nach brauch und wahn derfelben Zelt. 


Bifchof Rupert verlohr die fchanz, 
Vnnd wahr nuhnmehr auch troftloß ganz, 
ANS feinn Bruder der Pfalzgraff ftarb 
Vnnd Ihm vaft Alle Hulff vertarb. 
Einsmalls er fich vffmacht allein, 
Woltt ungefennet reiten fein, 

mit fug vber den Wefterwalbt, 

Alls er nun fam gehn Dreborff balt, 
Einer vom Adel in erfant, 

Johan von Waldendorff genannt, 

Der trabt mit fug dem Bifchoff nad), 
Vnd ald von’ ongefehr geſchach, 

Das der Bifchoff den weg verlahr 
Im ſchne, der da gefallen wahr, 
Vnnd zuruck wieber fucht die ftraß, 
Der YJunder ihm begegenen waß, 
Bon dem er ba gefangen wurbt 
Band zu Landtgraff Hennrich gefurt, 
Der fchidet Ihn gehn Blandenftein, 
Vnnd ließ da gahr woll pflegen fein. 


Nun wahr die Sad alfo gethan, 
Das zum Biftum Landigraff Herman 
Muft han ein Confirmation, 

Drumb fchidt man ein Legation 

Bon gar tapfern Leuthen gehn Rom, 
Die aber den befcheibt befam, 

Wo nicht der altte Biſchoff mit rechit 
Entfegt, oder geftorben fchlechtt, 

Oper freywillig refignirt, 

So wurdt der Neue nichtt confirmirt. 


1479. 


Mitt Bischoff Rupert wardt geredt, 
Das er dahin bemwilliget, 

Mitt guttem Willen zu refigniren, 
Der Babft die fach thet commitiren, 
Den Apten zu Herfchfeldt und Heyn, 
Reben den foltt darbey auch fein 
Meufter des Ordens fanct Anton, 
Welche die Refignation 

Sollten ahnnehmen und empfahn, 
Wie fie dan ſolches auch gethan, 
Band vff ein Zeit geritten fein 

Vff ein wieße fur Blandenftein, 
Vnnd ftundt alda Bischoff Ruprecht, 
frey leddig vnverhaftet vechtt, 

vnnd thet die Vbergab frey 

deß Biſtumbs Collen, und hirbey 
Landtgraff Henrich auch ſelber war, 
Darzu auch ſonſt ein große ſchar 
Bon Edlen vnd von Knechtten gut, 
Bnnd hierauff auch erfollgen thutt, 
Das Lanndtgraff Herman confirmirt 
Vnd zum Biſthumb beſtettigett wirdt, 
Dem Er auch fürgeſtanden wohl 
Wie ein trewer Regent thun ſoll, 
Das eß wieder inn kurzer Friſt, 
In Wirde vnnd Reichthumb kommen iſt. 


Alls nun alleß in Fridt geſezt, 

Zu Cazenelnpogen der lezt 

Graff Philips da ſein ende nahm, 
Welches am tage Sanct Pantalion kam, 
Abents zwiſchen achtt vnd neun vhr, 
Landtgraff Hennrich wiederfuhr 

Sein Landt vnd Leuth, vnd großes gut, 
Welches man beym Graffen finden thut, 
An golt, ſilber, an fruchtt vnd wein, 
Welches der Furſt Alles ererbet fein, 
Weill er deß Graffen Tochtter hatt, 

Die Jahrzahl man da ſchreiben thatt, 











- 1480. 


Bierzehn Hundertt Siebentig Neun, 7 
Alfo findt ichs verzeichnet fein. 


In diefem Jahr ift auch verbrant, 
Allendorff an der Lomb genant, 
Dom Wetter warbts geftedet ahn, 
In dreyen flunden gahr verbrann, 
Am dritten tag im Auguftmohn, 
Den Schaden fie erlitten han. 


Sm felben Jahr Einbed die Stadt 
Ein Niedverlag erlitten hatt, 

Nach Cantate vff Mittwoch 

Von Heſſen iſt beſchediget hoch, 
Vierhundertt ſeindt Ihr plieben todt, 
Sieben Hundert man gefanngen hatt, 
Das hin vnnd wieder in dem Lanndt 
Man alle thorn voll liegendt fandt, 
Die geſchazt worden vmb groß gut, 
Geſtrafft wardt ſo ir Vbermuth. 


Balt in dem nechſt vollgenden Jahr, 
Deß Biſchoff Ruperts Zeit auch wahr, 
Das er beſchloß das Leben ſein, 

Im Lanndt vff dem Schloß Blanckenſtein. 


In dießem Jahr der Furſt beſtundt, 
Wieder zu bawenn auß dem grundt, 
Das Schloß Hauneck, welches dan wahr 
Zuuor, vnnd nemblid vor Eilff ar, 
Bon den von Buchenaw zerftört, 

AUS fie fi wieder ihn emport. 


Nach dießen Zeitten auch vnlang 
Landtgraff Henrich ift worden Frand 
In feim Schloß, Woleckersdorff genant, 
Zu Marpurgf er auch ftarb zu handt, 
ANS er hatt Achtt und Virzig Jahr, 
Deßmall auch diß die Jahrzahl wahr, 


Taufent Vierhundertt Achzig Drey, 

Von mir das ſo berichttet ſey. 
Lanndtgraff Herman, Biſchoff zu Colln, 
Dem wahrdt die Vormundtſchafft beuohln, 
Vnnd der hatt regiertt das Landt, 

Biß kommen findt zu Ihrem Verſtandt 
Die Herrn, von ſeim Bruder geboren, 
Sp der Zeitt minder jaͤrig wahrn. 


Landgraff Ludtwig von Fraw Machtildt 
Von Wirtenberg, im eheſtandt zielt 

Zwen Söhn, wahrn beydt Wilhelm genant 
Vnnd mit ihrn Namen wolbekant, 

Zu Spanngenberg der Eltter ſaß, 

Sein Weib Anna von Braunſchweig waß, 
Fünff Töchtter die Ihrem Herrn bracht, 
Keinen Sohn ſie aber haben mocht. 
Seinn Bruder zu Caſſell regirt, 

Wilhelm der Mitler genant wirdt, 

Fraw Mechtildt neben beiden Sohn 
Ihrem Herrn gebahr ein Tochtter ſchon, 
Anna derſelb Nam hieß, 

Die balt vnnd jung ihr Leben ließ. 


Landgraff Henrich Grauin Annam 

Zu Cazenellenbogen nahm, 

Die Im zubrachtt ihrs Vatterlandt, 
Auch Vier Söhn im gebahr zu Handt, 
Zwo Töchtter fie darzu gewan, 
Mechtildt die Freig Herzog Johann 
von Cleuen, vnd Ellifabeth 

Ein Graffen zu Naſſaw Dillnberg bett, 
Hieß auch Johan, der Söhne Zween, 
Friedrich, Hennrich, theten abgehn 

In erfter Sugent, vnd der dritt, 
Ludtwig, auch vberlebett nit 

Das vierzehent Jahr, ihm kam fein endt 
Zum Raufchenberg im ſchloß behendt, 


“- 








1492. 


1494. 


Der Biert vnnd einig erbe wahr, 
Landtgraff Wilhelm der Junger war, 
Namb Bfalzgraffin Elifabeth, 

Aber von ihr fein Erben bett. 


Alls Achzig Sehe die Jahrzahl machtt, 
Das Hauß Rußellsheim ift volnbracht, 
Darnach alls man fchreib Achzig Neun, 
Wurden gehamwen erftlich Stein 

Df dem Schloß Marpurgf zu dem Baw, 
Der darnach genant ift der Nam, 
Darnad im Jahr Neunzig vnnd Ein 
Soll der Hirfchfprung gefchehen fein, 

Sn der Hirſch Brunft off dem Burdwalbt, 
Bon Sechzig acht Schu, wie mans zalt. 


Dießer Furft nahm zum Erften ein, 
Zum Lande die Herrfchafft Epftein, 
Er Faufft auch Klingenberg zu Handt, 
Das eB dad mal fommen zum Landt. 
Landgraf Wilhelm ein befehl gab, 
Das man den Teich muft laßen ab 
Bey Franckenberg, welches dan zuuor, 
Sonft nie fein mahl geſchehen wahr. 


Alls man Taufent vierhundert zahltt, 
Auch Neunzig Funff da warbt gahr baldt 
Bon Keyſer Marimilian 

Ein groß Reichstag gefezt ahn, 

Zu Wormbs ind heiligen Reiche Stadt, 
Da man gefehen vnnd funden hatt 

Ein große Zahl Furftenn und Herrn, 
Vnnd alls die fach verrichttet wehrn, 
Daruımb der Tag wahr ahngefegt, 

Ließ fich der Keyſer dazulezt, 

In Keyferlicher Zirath fehenn, 

Vnnd die Herrn empfahen die Lehn, 
Damitt man zu brachtt etlich tag 

Vnnd gahr großer Herrligfaitt plag, 








— 938 — 


Nachdem nuh ettlich Furſten da 
Empfanngen ihr Regalia, 

Mit Fahnen vnnd ſonſt anderm Pracht, 
Wie manns in ſolchem Handell macht, 
Die zween Furſten zu Heflen gut, 

Die mann beidt Wilhelm nennen‘ thut, 
Nemblich der Mittler vnd Junger, 
Kommen auch gahr Statlich daher, 
Der Marſchall Johann Schend genant 
Mitt einem Rennfenlein Fam gerandt, 
Bonn weißer Barb darin gahr fein 
Daß Heſſiſch Wappen fundt allein, 
Vnnd mitt Reifigem Zeug, gahr fchon, 
Vmbrennett den Königlichen thron, 
Wie der Brauch vnnd gewonhaitt helt, 
Vnnd die beidt Furften hochgemelt 
Aus baldt darauff gefollget fein 

- Mit Steben Graffen fchoon und fein, 
Mitt Herrn vnd ihrer Ritterfchafft, 
Die Drey Hundertt Pferdt vbertrafl, 
Sie brachttenn mitt fi) Zwey Panter, 
Nach furftlicdem Sitt vnnd Manier, 
Das Erft von Solms Graff Philips trug, 
Waß roth vnnd groß mitt fehönem fug, 
Das Heffifche Wappenn mitten ftändt, 
Funff andere mann herumbher fanbt, 
Gazenelenpogen wahr das erft, 

Vnnd Ziegenhain darnach das nechft, 
Dann Waldeden vollget hernach, 

Diez vnnd Nidda man darnach fach, 
Das ander Panier, fo gannz rodt, 
Wahr die Blutfahn und beveut hot 
Nach gebrauch die Regalla, 

Das trug Graff Sohan von Nidda, 
Die Keyſerliche Mayeftatt, 

Die Furſten da belehnet hatt. 


Nun hatt eß den Brauch vnnd manir, 
Das nach belehnung die Panir 














— 2187 — 


Wurden geworffenn vndern Hauff, 
Der darbey ftundt vnnd warttet auf, 
Dann die Keyferliche Maieftat, 
Mehr dan Hundert Trabanten hatt, 
Die ftunden vmb den Koͤnigſtull hehr, 
Deßgleichen auch fonnft andere mehr, 
AUS Heroldt Stocknarnn vnnd gefindt, 
Wie man bey ſolchen Händeln findt, 
Die rapten fich dan vmb bie Fahn, 
Vnnd wehr das größt ſtuck gewahn, 
Der hatts: Vnnd dieweil aber zwahr, 
Das Heſſiſche das größt wahr, 
Bier mall größer dann anderer Herrn, 
Der Hauff daſelb thett Hoch begehrn, 
Ider fih vmb den Königftul trang, 
Vnd nach dem ſchönnen Panir rang. 
Vnnd ohngefehr wohll Sechzig mann, 
Zufammen fich verfprochen han, 
Sie woltens ganz bringen davon, 
Bund Ser feinn theill Haben dran, 
Berfauffen oder theilen fein, 
Wie das dan woltt am beften fein, 
Da mannd nun warff in bie Rappauß, 
Bber den Könnigftuel hinauf, 
Krigten ſieß baltt vnnd rudtens auff. 
Da fiel herzu der ganze Hauff, 
Woltts nieder reißen mit gewalt, 
Drey od vier mall gefchach es baltt, 
Das eß fchier wehr niedder getrudtt, 
Wardt allmall wieder aufgerudt, 
Die weill ſein Stanng auch ſehr lang wahr, 
Die Helbartten nichtt reichen dar, 
Vnnd wardt bey Allen ein groß geſchrey, 
Weß doch das fchönne Paner fen, 
Zu 2ezt aber die Kriegs Knechtt 
Machtten da ihre Spizen rechtt, 
Vnnd rungen durchs Volck mit gemalt, 
Ein rath wardt da gehaltten balt, 

17 





Die fach genohmen in bedacht, 

Waß man mit den ſchon Paner machtt, 
Vnnd ließen in das AU gefalln, 

Das fie eß famptlich opffern woln, 
Vnnd vnßer Lieb Fraw folts han, 
Drumb machtten fie ihr Orbinung ſchon, 
Gingen je Zwenn vnd Zwen beyfam, 
Die Trommelen man auch mit ſich nam, 
Vnnd brachttens mitt großen ehrn in Thumb, 
Da wardt eß auffgeftedt mit Rhum, 

Es volget nach ein große fchar, 

Auß allem Orth ein Zulauff wahr, 

Dan: einer meintt, der Keyſer kem, 

Der ander dacht, ich gern vernehm, 
Mohinn man prechtt das fchöne Panier, 
Mitt dem mann treibtt ein ſolch manler, 
Am Sechzehenden Im Hemwmonat 

Die gefchichtt fich begeben hatt. 


In dießem Jahr auch Roſenthall 

Biß vffs Schloß verbrant alzumahl, 

Das brachtt den Burgern großen ſchmerz, 
Vnnd wahr der Sechzend tag im Merz. 


Alls man Neunzig vnnd Sechs zahldt, 
Nah Mariä Reinigung baldt, 
Wilhelm der Junger mit bedacht 

Sich gahr ſtadtlich hatt auffgemacht 
Mitt Graffen, Rittern, Edlen, Knecht, 
Gen Heidelbergk geritten rechtt, 

Sein gemahll ihm da trawen lahn, 
Welcheß der Biſchoff von Wormbß gethan, 
Wilcher durch trawen Hand in Handt, 
Die Beide da ehelich verbandt, 

Der Herzog Joͤrg von Beyern frey, 
Iſt auch daſelbs geweßen bey, 

Am Zwölfften des mondts Februar, 
Johann deß Biſchoffs name wahr, 

Die Faßnacht vber er da lag, 

Durch auß biß vff den Aſchertag, 





— 259 — 


Da fih Pfalzgraff Philips macht auff, 
Mitt einem gahr ehrlichen Hauff, 
Sein gemahl, fein Tochtter, fampt den Son, 
Seinndt Alle mit gezogen fchon, 

Auch Herzog Jorg vorgenant, 

Vnnd dan Landigraff Wilhelm befant, 
. Die Alle findt gezogen hin, 

Gehen Wormbs zu der Sram Keyferin, 
Mitt ihr auch gehaltten Faßnacht, 
Brand fünff tage bey ir zubradht. 
Darnach ein Ider fam zu Hauß, 

Bon dannen er gezogen auf. 


Darnach in dem vollgenden Jahr, 
Dießer Furſt reformiret gahr, 

Zu Marpurgk vnnd zu Grünenbergf, 
Die Barfußer in ihrem werdh, 
Satzt obferuanten dahin nein, 

foltten beßer dann Ienne fein. 


In dießem Jahr er auch befchloß, 
Zwey Elofter, die vor wahren loß, 
Zum Heynichen vndt Wirrenbergf, 
Woltt damit thun ein hailiges Werd. 


Das nehft Jahr wilchs volget vf diß, 
Dießer Furſt ihm beylegen ließ 

Deß Churfurſten tochtter, ſein Brautt, 
Die im, wie gemelt, war vertrawt, 
Zu Franckfurth in deß Reichs Stadt, 
Hatt er einn ſchonnen Hoff gehat, 
Am lezten tag im Herbſtmonat. 


Alls man Tauſſent Fünf Hundert ſchreib, 

Der Furſt zum Rauſchenberg todt pleib, 

Der Siebenzehndt im Februar, 

Der tag ſeinns endts vnd Abſchiedts war, 

Der Jahr hatt er Zwanzig vnd achtt, 

Ein Halbeß auch darzu außbrachtt. 
17* 


AUS dießer Furft nun alfo ftarb, 
Vnnd fein erben zum Land erwarb, 
Wardt Landtgraff Wilhelm der Mitler, 
Deß gannzen Landts ein rechtter Herr, 
Drumb warth er mitt Rhumb befant, 
Bund der reiche Landtgraff gemant. 


Derſelb Wilhelm hatt abgebrant 
Dem Pfalzgrauen in feinem Landt 
Biel Dorff vnnd Stedt am Rein, 
Die mit Hehrs Krafft verterbet fein, 
Pfalzgraff Philips wahr in der achtt, 
Vnd all daß Seinne preiß gemacht, 
Biel Fürften ihn da fielen an, 
Woltten der Haut ein riemen han, 
Landigraf Wilhelm der einer waß, 
Die am Pfalzgraffen vbten Haß, 
Der Pfalzgraff hatt auß Vnbedachtt 
Den Furften vnd fein Volck verachtt, 
Der Kittelmenner acht ich Hein, 

Fur ihn werth ich wolf ficher fein, 
Sprach er, drumb muft Ider Kriegeman 
Ein weißen Kittel haben ahn, 

Der Kittel Heſſen kam fo viel, 

Daß der Pfalzgraff verlohr daß fpiel, 
Kürzlich will ich erzeelen die Neiß, 
Wie ich diefelb verzeichnett weiß. 


ANS man fchrieb Fünffzehen hundirt, 
Im Meymonat gefezet wirbt, 

Am Sieben onndt Zwanzigften tag, 
Lanndtgraff Wilhelm auß Marpurg 308 
Mitt großer Hereßkrafft nach dem Rein, 
Durch Frandfurth fie gerüftet fein 

Am viertten tag gezogen fein, 

Die Reis namb man nach Bmbftadt, 
Dem Herrn eß fo gefallen hatt, 

Die Dorff wurden AU abgebrant, 

Die man da vnder wegen fandt, 





— 261 — 


Zuftendig dem von Eifenbergf, 

Auch Hanam, Bobenhaußen merd, 
Bund dann auch dem Pfalzgraffen gutt, 
Die mann erftlich all plundern thutt, 
Furters Dinftags nach Trinitat, 

Der Landtgraff zoge fur Vmbſtadt, 
Gelegen in dem Odenwaldt, 

Hatt die Stadt auch gewonnen balbt, 
Bon Beumelburg Junder Reinhart, 
Zu bießem mahll erfchoflen wart, 
Gar Fein fohaden man da fonft nam, 
Darnach der Furſt fur Hanzheim Fam, 
Mar Graff Ludwigs von Löwenſtein, 
Diß Schloß er auch erobert fein, 
Vnnd den Flecken verbrant zumahl, 
Auch die Dorff fo drumb lagen all, 
Dergleichen auch Ozbergk geſchach, 
Der Furſt zoch furth nach Bidenbacdh 
Am Neundten tag im Brachmonat, 
All Dörffer er verbrennett hatt, 

Die er da vnder wegen fandt, 
Brachtt Bickenbach zu feiner Handt, 
Zu Erpach Schenden Eberhart, 

Das Schloß Schönnbergf verbrennet warbt 
Am dreyzehenden im Brachmonat, 
Bey Bennßheim ſich begeben hat, 
Der Fürft zu Heflen in das Feldt, 
Da warbt mit einem fchoß gefeldt 
Philips Fronhoͤber, vnnd pleib todt, 
Den Schaden man erlitten hatt, 

Das Elofter Lorfch man da gewan, 
Band die Dorff da herumb verbrann, 
Waß auch vmb Lindenfelß das fchloß, 
Vnnd fonft daſelbſt gelegen waß 

An Dorffern, das ift AUS verbrant, 
Groß Vnglück da die Bawrn befandt, 
Donnerftags nad; Sanct Viti tag, 
Das ich vom Hanndell fernner fag, 


— 303 — 


Vom Furften abgebrennett warbt 

Das neue Schloß in der Lorfcher Hartt, 
Wilches geweßenn ver Pfalz Lufthauß, 
Der Zorn da vber Im ging auf, 
Hierzu auch abgebrennett fein 

AU Dörffer am Reder und Rein, 

Die muften dran da in ey, 

Hinauff biß nur vff ein meill, 

An Heydelbergf, die feinne ftadt, 

Der Landtgraff auch gejaget hat, 

Mit gewaldt in der Lorfcher Harth, 
Bon Ihm alda gefangen warbt 

Ein Hirſch, zwey ſtück wilot, und ein ſchwein, 
Darnach erobert er den Stein, 

Die Schloß von ihm befezet wardt, 
Darnach er fih zum Reinne Fahrt, 

Vff Sanct Johannis Abent zwar, 

Der Furſt mitt ſeiner ganzen ſchar 

Iſt ankommen zu Weiſenaw, 

Vnnd hinuber gefahren vffs Gaw, 

Die Dorff daſelbs auch abgebrant, 
Vnnd ſich nach Obernheim gewandt, 
Nach Petri vnd Pauli er baltt, 

Deß nechſten Sontags mit gewalt 
Erobertt vnnd gewan die Stadt, 

Viell Schaden ſie erlitten hatt. 

Bf Sontag nah Sanct Vlrichstag 

Der Furſt ind Feldt bey Creuzberg *) noch zog, 
Welches gelegen ift vff der Rah, 
Montags allsbalt hat Er alba 

Das vefte Dorfl, Munſter genant, 
Gannz In dem grunde abgebrant, 

Sal, Ingelheim ins Fewer gefegt, 

Obern Ingelheim gebrantfchagt, 

Auch Winthernheim vnd der dorf viel 
Seinnd gebrantfchazt in dießem Spiel. 








*) So beide Handichriften. Kuchenb. „Creutznach.“ 





Nach der Apoſtell theilunng tag, 

Vff Mittwochen, ich fernner fag, 
Der Furſt ohn alle Hinderunng fein 
Iſt kommen wieder vber Rhein, 

AN er Jensſeitts mit großer fchar 
Zwanzig Bunff tag gelegen wahr, 
Große Herren große Feil auch han, 
Sonnft hetts der Furſte nicht gethan, 
Das er fein Zornn fo außgelahnn 
Vber fo manchen armen mann, 

Der im Keiner Fein: Leidt gethan, 
Doch woltt fie Gott fo ftraffen lahn, 
Vmb den ſie's wohl verbiennet han, 
Sein gerichtt Niemandt ftraffen Fan. 


Diefer Landtgraff Wilhelm erft nam, 

Bon Lothringen Sram Jolandam, 

ANS mann fchreib Vierzgehen Hundert Jar, 
Darzu Neunzig vnd Sieben zwar, 

Gehn Caſſell fte ihm wardt gebrachtt, 
Vnnd ein fehr ſchönner Hoff gemachtt, 
Ein Sohn Wilhelm fie ihm gebahr, 

Der doch nichtt lanng im Leben wahr, 
Vber Zwey Jahr die Furftin ftarb, 
Darumb er baltt vmb ein andere warb. 
Bonn Medelnburgf ein Herzogin, 

His Anna, ift gefuhrett ein 

Gehn Eafiel in die furftlich Stadt, 

Da mann fhon Hoff gehaltten hatt, 

AUS man fchreyb Bunfzehen hundert Jahr 
Vnnd der Zwanzigft im Weinmonat wahr, 
Der Gemahlin ein Ide brachtt, 

Dem Herrn ein Son durch Gottes macht, 
Der Erft ftarb baltt, Wilhelm genant, 

‚ Der ander Philips ift befant, 

Zu Marpurg ann Sanct Brirentag, 

Deß Morgens nad) dem Funfften fchlag, 
Im Funffzehen hundert Vierten Jahr 
Diefer Lanndtgraff geboren wahr, 





— 364 — 


Fünffzehen hundtert vnd Neun man zelt, 
Alls feinn Abfcheidt von dießer Weldt, 
Lanndigraff Wilhelm der mittler nam, 
Vnnd vom elendt zur Ruge Fam, 

Am Eilfften tag im Hewmonatt 

Starb er zu Caſſell in ver Stadt, 

Gehnn Marpurgf man fein Leichnam furth, 
Da er zur Erdt beftattet wurbt. 


Landgraff Philips, von dem ich melbt, 
Das ift der groß vnnd tapffer Heldt, 
Der mitt großer furftlicher that, 

Gahr nahmhafftig gemachet hatt 

Sich ſelbs vnnd dießes Furftenthumb, 
In aller Weldt mitt Preiß vnnd Rhumb, 
Sein Herr Vatter im abging baltt, 

Da er allein Funff Jahr wahr altt, 
Darumb in ſeinen jungen Jahrn 

Viell Anſtoß in dem Lande wahrn. 


Die Mutter woltt han das Regiment, 
Die Reth wahrn vntter ſich zertrentt, 
Etliche beygeſtannden ſindt 

Der Fraw Mutter vnd Ihrem Kindt, 
Den anndern das nichtt wahr im finn, 
Wahrn ander wo gerichttet hinn, 
Daher ſich ein Entporung fandt, 
Wahrd die Regenten Vehd genannt, 
Derbalb zu Wormbs vif dem Reichstag, 
Dem Kayfer Carolo anlag 

Die Butter vnnd etlich der Neth, 
Das Er mitt gnadt zulaßen thet, 

Daß der junge Furft an die Handt 
Die Regirung in diefem Lanndt, 

Fur ſich möchtt nehmen vor der Zeitt, 
Weill großer Verſtanndt und Weißheit, 
An ihm wardt albereit geſpurt, 
Solches vom Keyſer verſtattet wurdt. 














2065 


1518 AUS Zwen Herzogen von Braunfchiweig, 

Ali 1519. Mitt ihren Nachparn hatten Streig, 
Nemblich der Altt Herzog Erich, 
Vnnd der jung Herzog Hennrich, 
Der junge Furft in zum beyftandt, 
Taufent Achtt Hundertt Heſſen fandt, 
Vnnd als denfelben Spott und Hohn 
Bon Braunfchweigern warth ahngethon, 
Zogen fie wieder auß dem Feldt, 
Derhalbenn der Beinndt den Sieg beheltt, 
Die Braunfchweiger ihr Stolz vnnd Spett, 
So traff, daß ihr viel plieben tobt. J 


Zu Hildeßheimb Biſchoff Johann, 
Wilchem dißmall hatt Hulff gethan, 
Henrich zu Lunneburgk Herzog, 

Sehr hart ſie vff der Heyden ſchlug 
Zwen Herrn von Braunſchweig, wie ich mein, 
In dießem ſtreitt gefanngen ſein, 

Herzog Erich der Einne wahr, 

Der von Lunneburgk hielt ihn zwar 

In Zell biß Er ſich machet loiß, 

Groß Geldt gab, vnnd darzu drey Schloß, 
Herzogk Wilhelm der ander waß, 

Der beym Biſchoff gefanngen ſaß, 

Biß ſeinn Bruder, Herzog Henrich, 

An dem Biſchoff gerochen ſich, 

Vnndt mitt Herzogk Ehrichs beyſtandt 

In verjagt hatt auß dem Landt, 

Alls ers im vorigen Krieg gemachtt, 

Daß er kommen inns Reiches achtt, 

Von Lawenburg ein Herzog zwar, 
Geborn derſelbig Biſchoff wahr. 


In die Belagerung auch vor Peyn, 
Schickt der Furſt Hulff den Freunden ſein. 


1522. Der Edle Franz von Sickinngen, 
1523. Durch Vehd In ſchaden thet bringen 


-Die Stadt Wormbß vnnd den Stifft zu Trier, 
Auch Pfalz, Heflen, vnd andere mehr, 
"Bom jungen Furften ſprach mit Hohn 
Ein Kindt ich mitt eim Apfell ſoͤhn, 
Der junge Furft, auß tapferm muth, 
Zum Krieg fich baltt ruften thut, 

Seim Roß ein Apffel vff den ſchwanz 
vonn Goltt bandt, und fucht den Franz, 
Darzu Famen auch der Pfalzgraff, 
Vnnd dan zu Trier der Erzbifchoff, 
Zerfchoßenn ihm fein fchloße gutt, 

Ein Holz den Franz erfchlagen thutt, 
Sein Mutwill vnd fein großer Prachtt, 
Haben Ihn fo vmbs Lebenn bracht. 


1522. Bey Franzen die von Kronberg flahn, 
Darumb man auch ihr fchloß gewahn. 


1524. Chriftinam vonn Sachßen erborn, 
Zum Oemahl er hatt erforn, 
Ein Furftin tugentfamb vnd milbt, 
Ein außerleßen Weibeßbiltt, 
Gehn Caſſell man fie zu im furth, 
Ein trewe Landts Mutter fie wurdt, 
1525. Alls fich darnnach thet baltt herfur 
Die erfchredliche Bawren Vffrhur, 
Der junge Furft vaft der Erfte wahr, 
Der Angreiffen durfft dieße ſchar, 
Einn tapfer redt er da gefurth, 
Das fih ſolch Vffruhr nichtt geburt, 
Der redt fi) wundert mancher man, 
Vnnd griff den Feindt‘ veft khuner ahn. 


Beym Babft vnnd feinem falfchen thandt, 
Der Furſt erftlich Hieltt hartt Die Handt, - 
Deß Luthers glauben Lehr vnd ſchrifft, 
Hieltt er fur lautter Fezerifch gifft, 
Berfolgtt all die im hingen ahnn, 

Wardt aber balt ein ander man, 





1526. 


1527. 


1528. 


— 2367 — 


Alls er fo fchön in teutfcher Sprach, 
Das New Teftament vertiret fach, 
Vnnd dafelbig mit Vlaiß durch laß, 
Durch Gottes genadt er baltt genaß, 
Das er das Herz zur Wahrheit Fahrt, 
Vnnd wie Baylus befehret wardt. 


Ein Landtag balt zu Homberg hielt, 
Aln Mond vnd Pfaffen er befiehlt, 
Sie follten ficher kommen dar, 

Vnnd mitt Gottes wortt machen Elar, 
Das ihr fach darein fey gegrumdt, 
Vnnd Luthers Lehr fich Kezers fundt: 
ANS die gelarttien Monch im Lundt, 
Daſelbs nuhn wahren bey der Handt, 
Band nichtt bemwießen ihre fach, 

Auß Gottes wortt, auch das gefchach, 
Das viel dem Babftumb wurden gram, 
Vnnd vberhandt die Warhaitt nam, 
Daſelbs gefchloffen wardt mitt rath, 
Das man balt gahr abſchaffen that, 
Was nicht in der Schrifft wahr fundirt, 
Vnnd den Gottesdienſt reformirt. 


Weill der fromb Furſt auch wahrt gewahr, 
Das der Monch abgoͤttiſche ſchar, 
Wehrenn ein faull freſſig geſindt, 
Daraus der Weldt kein Nuz entſtündt, 
Vnnd ſolch Stiftung erſt wahrn gerichtt, 
Vff Schulen, darein man vnderrichtt 
Die Jugent: vnd dann furs Armuth, 
Derhalb hatt er das Cloſterguth 

Zu ſolchem brauch auch wieder brachtt, 
Einn hohe Schull furs Landt gemacht, 
Vnnd dan Vier hoher Hospittal 

Furs Armuth im Lannd überall. 


Balt der gutt Furſt berichtt empfengt, 
Wie ſich hetten zuſammen gehenckt 


1529. 


1530. 


1534. 


2068 


Etlich Biſchoff vnnd Papps Batron, 
Heimblich durch Conſpeiration, 

Mitt vnuerwarntem Vberfahll 

In vnnd ſein Landt zu tilgen all, 

Der Furſt nimbt da nicht lange Friſt, 
Mitt eill er in der Ruſtung iſt, 
Komptt balt mit großem Zeug zu Feldt, 
Der Bundtsherrn ſich da keiner meldt. 


Alls auch der Bappſt vnd ſein Patron 
Die wahrhaffte Religion 

Anfochtten harth mit Liſt vnd gewalt, 
Gedachten abzubringen balt 

Don der göttlichen Warheitt rein, 

AU die fie ahngenohmen fein, 


Beweiß der Furft ftandthafften muth, 


Sazt in gefahr Leib, ehr und gut, 

Mitt fein genoßen hatt gethan 

Die fehr fchönne Eonfefftion 

Zu Augspurg, in des Reiches Stadt, 
Fur Kayſerlicher Majeftat 

Band den Stenden Im Romifchen Reich, 
Bon der Er biß ans Endt nicht weich. 


Balt thut der Furft ein Fhune that, 

Der fi) manch man verwundert hat, 
Herzugt Vlrih von Wirtenberg zwar, 
Seinnd gannzen Landes vertrieben wahr 
Wohl Fünffzehn Jahr: König Ferdinand 
Dafelb Lanndt hatt in feiner Handt, 
Sein Freundt in haben all verlahn, 


Niemandt durfft fich feinn nehmen ahn, 


Landtgraff Philips, fein Vetter gut, 

Der faft eins tapffern Helden Muth, 
Macht fich fchnell auff mitt großem hehr, 
Schlegt die Königifchen auß der Wehr, 
Sagt fie baltt auß dem ganzen Landt, 
Stelletö dem Herzog wieder zur Handt, 
Brengt auch die fachenn zum Bertrag, 
Das er dad Lanndt behalten mag. 





1535. 


1542. 


1546. 


209 


Fur Münfter der Lanndigraff auch fanndt 
Sein Hüllff gannz willig vnnd behandt, 
Die Stadt mann da erobertt bot 
Wiedder die MWiedertauffer Rott. 


. Der Schmalkaldiſch Bundt fing auch an, 


Wolt diefen Herrn zum Hauptmann han, 
Das Ampt mitt dem Churfurften gutt, 
Zu Saren, er annehmen thutt. 


Wieder deß Türdenn Tyrannei, 

Der Furft auch fein Vold ſchickt frey, 
So offt die nott folches fordern thett, 
Der Keyfer auch Im Vorſchlag hett, 
Das er wolt prauchen zum Feldthern 
In dießem Krieg den Furften gehrn. 


AUS Herzog Henrichd zu Brunfchwig, 
Gemuth gerichttet wahr zum Krieg, 
Die reinne Lehr fehr feindtlich Haft, 
Den Bundtögenoßen thatt Bberlaft, 
Vnnd die Furſten angreiff mit ſchmach, 
Der Landtgraff in balt vberzoch, 
Berjagt ihn vnnd das Land einnahm, 
Vnnd alld der Herzog wieder fam 
Vber Drey Jahr mitt einem Hehr, 
Seins Landts woltt nichtt fein fluchtig mehr, 
Sonndern das wiebder han mitt ftreit, 
Landtgraff Philips wahr balt bereit, 
Mitt feinnenn Heflenn fam zur ftatt, 
Den Vatter und Sohn gefanngen hatt, 
Sein Bundtsgenoßen im ftunden bey, 
Allmall, der Churfurft halff ihm frey. 


Alls baltt in dem volgenden Jahr 

Der Krieg wieder denn Keyſer wahr, 

Der die Luttherifchen woltt zu grundt 
Thillgen, vnd den Schmallfalvifchen Bundt, 


— 270 — 


Lanndtgraff Philips zu Feldt Sich thutt, 
Vnnd der Ehurfurft zu Sachßen gutt, 
Mitt einem gahr trefflihen Hehr 

Die Herren geruft wahrn zu der Wehr, 
Aber der Krieg nichtt wol außfchlecht, 
Weil die Bundtsgenoßen wieder rechtt 
Richt Hiltten AU, wie fich8 gebuertt, 
Vnnd der Furſt nichtt allein regiert 
Den Krieg, vnnd man fein Bollge thatt 
Sein PVorfchlagenn vndt guttem rath, 
Daruber die ganz Sad turbirt 

Vnndt der Ehurfurft gefangen wirbt. 


Tenn Landtgraffen man vberredt, 

Das er ſich auch ergeben thet 

Vff gnadt dem Kevfer in fein Handt, 
Das vonuerterbet plieb fein Landt, 

Wie woll mann ihn vertröftet fein, 
Daß er nichtt foltt gefanngen fein, 
Doch die Verhafftung beyder Herrn 
Biß inn das Sechſte Jahr thet wehren. 


1552. Da hatt Lanndtgraff Wilhelm der Son 
Einne Bundinuß getroffen ſchon, 
Mitt dem Könnig auß Frandenreich, 
Mitt Herzog Morizen deßgleich, 
Bonn Sachßen, vnnd Marggraff Albrechtt 
Bon Brandenburg, die Herren redhtt, 
Ein großes Krieggsvold verfamlet han 
Bund Keyſer Karlen griffen ahn, 
Vnnd ihm der maſſen zugefest, 
Das er loißgebenn muft zu lezt, 
Die gefanngene Zurften beidt zu gleich, 
Vnnd darzu fchaffen in dem Reich, 
Dad man hinfurth foltt pleiben lahu 
Die Augspurgiſche Confeſſion. 


Alls Herr Philips wardt wiedder loß, 
In Fridt zu leben er beſchloß, 








— 271 — 


1553. Doch als Albrechtt von Brandenbergf 

1554. Der Marggraff ftundt in böfem werd 
Wieder Nurnnbergf vnnd andere Stedt, 
Darzu die Bifchoff Hardt befehdt 
Im Frandenlandt, onnd darzu Fam 
Das fi) dad Reich der fach annahmb, 
Herzog Moriz vnd andere Herrn 
Seinem Muttwillen folten wehrn, 
Lanndtgraff Philips auch Hat darbey 
Sein Marfchald vnnd ein Reutterey, 
Die wahrnn mitt in der großen fchlacht, 
Die bey Seibertshaußen geſchach, 
Da der Marggraff fommen in nott 
Vnnd manicher Heltt ift plieben tobt. 


1557. Die Irrung hatt er auch geftilt, 
Die fih vonn vielen Jahren erhieltt, 
Vmb Eazenelenpogen und Diez, 
Bey Heflenn vnndt Naſſaw biß te. 
1561. Darnach mitt Volckmarßheim der Stadt, 
Dießer Furft auch ein Srrung hatt, 
Der gab der altte Laew ein ruhr, 
Doch dieße Stadt auch baltt erfhur 
. Das Hauß Heffen zum ewigen fchuz, 
Wiedder all Irer Feinde truz. 


1562. Alls In Frannckreich vnder der Khron, 
Von wegen der Religion, 
Ein innerlicher Krieg auch warth, 
Vnnd der altt Furſt gebetten harth, 
Vmb Hulff vnd tröftlichen beyſtandt, 
Vonn den Herrn in jennem Landt, 
Die chriſtlich hattenn abgethon, 
Die Papiſtiſche Religion, 
Vnnd deßhalb wahrnn in Kriegsgefahr, 
Der altte Furſt ſchicktt ſein Marſchal dar, 
Friedrich vonn Rollßhaußen genant, 
Mitt großer Rüftänng in das Landt, 


— 17232 — 


Mann hatt ein große fchlacht gethan, 
Darinn ift pliebenn manicher man, 
Die Hefienn thatten große Wehr, 
Erwarbenn fieg, auch guth vnd ehr. 


An dig Herren Hoff geritten han 
Burften, Grauen, manch Evellmann, 
Auch andere anſehnlich PBerfohnn, 
Deutfcher onnd frembber Nation, 
Die hilttenn all ftadtlichen ftandt 
Bey dem Fürften im Heflenlanndt. 


Doch wie wir lefen in der fchrifft, 

Das wier all tragenn fundtlich gifft,. 
Vnnd ſehr groß ift menfchlich ſchwacheit, 
Der böße Feinndt auch ftezt bereitt, 
Vnns zu fuhren von rechtter Bahn, 
Daher gar offt nicht troffen han, 

Sehr hoch begabtt vnnd trefflich Leuth, 
Wie man das auch noch fpurett heuth, 
Dep hatt vnns Gott aud) furgefteltt, 
Zum Spiegell dießen thewrenn Heldt, 
Denn er ein ſelzambs Werd gethan, 
Daß inn gahr viel Jahren Fein mann 
Vnter denn Chriftenn hatt erfahrnn, 
Will mann nun nichtt die Warhait fparn, 
So muß man dad auch zeigenn an, 
Vnnd ift hierumb alfo gethann, 

Dem Furften, wie mann fagen will, 
Ein wichttige notturft fur fiel, 

Das er bey feiner Ehegemahlin, 

An der er doch hatt Fein miffalln, 

Zur Ehe auch noch einn anndere nahm, 
Die nicht wahr von furftlihem Stamm, 
Hiß Margreth vonn der Sale rechtt, 
Vnnd war von adellichem gefchledhtt, 
Mitt der zeugtt er woll Sieben Sön, 
Darzu dan au ein Tochtter ſchoͤn, 





— 273 — 


Diefelben er zu Graffen machtt, 

Vnnd in Sieben Empter zubracht 

Aug Nebenn Landen, die fur Jahrn, 
Zum Furftentbumb fonft fommen wahrn, 
Bon Diez ir Tiettell und Wapen war, 
Seinndt aber außgerottet gahr, 

Daß gefchlechtt wolit feinn Würzell han, 
Weill Gott hatt keinn gefallen dran. 
Der Fürft darneben auch gleich wohl, 
Mitt feinner furftlichen gemahll, 

Bier Furftenn guth geziehlett hatt, 

Den Er dann vorbehaltten that, 

Daß Heſſtſch Furſtenthumb allein, 

Ztelet auch ettliche Srewlein. 

Die Neben Ehe fol feinn gemachtt, 

Wie mir das gleublich furgebrachtt, 
Mitt bewilligunng der Furſtin, 

Die mann Dafelbft beredett hinn, 

Welchs daher deſt Teichtter gefchenn, 
Dieweill etlich Theologen, 

DIE Werd nichtt dauchtt verbamblich fein, 
Weil ed auß der Schrift hatt den fchein, 
Das die Vätter eß auch gethann, 

Vnd fie Gott vnuerdamptt gelahnn. 


Endtlich vonn dießem Jammerthall 


Der Furft verſchiedt chriftlich vnd wohl, 
AUS man zehldt Funffzehen Hundert Jahr, 


Auch Sieben vnd Sechzig furwahr, 
Am lezten tag im Merz Monnatt, 


Deß Abents nach Vierſchlagen ſpadt, 
Alls er hatt Drey vnnd Sechzig Jahr, 
Vnnd lengern Lebenß wirddig wahr, 
Zu Caſſell wardt fein Leich beſtatt, 
Gar manch mennſch die betrawert hatt, 
Vnd daß zwar nicht on groß Vrſach 
Im Lanndt ein groſſer Riß geſchach, 
18 


— 2A — 


Ein trewen Batter hatts verlohrn, 

Wie man findther wohl hatt erfahrn, 

Der arm Mann fühlts teglich mit nott, 
Vnndt klagt deß frommen Yurften thodt, 
Mitt Neglen ſoltt außgraben gehrn, 
Wennß müglich wehr den altten Herrn, 
Vnnſer Sündt brenngtt ſchwer Regiment, 
So leufft die Weldt auch faſt zum endt, 
Gott woltt vnns Allen gnedig ſein, 

Das wir mögen behalttenn rein 

Sein thewreß Wort, ob wir dan ſchon, 
Alhie ſoln Creutz vund Leiden bon, 
Nimpt ſolches doch Endt, wer dem Wort gleubtt, 
Der wirdt vffs Creuz dorth haben Freudt. 
Wir bitten Gott, er woltt regiern, 

AU vnnſer Furſten, das fie führn 

Das Regiment chriftlich vnnd wohl, 

Wie nach feim Wort gefchehen fol. 











| Zweite Abtheilung. 


Zur 


Nechts- und Sitten-Gefchichte 


des 


Mittelalters. 





I. 


Bon denen meiftern Des ſchwerts vnd 
freyfechtern. 


— — — ı 


Die hier abgedruckte Handſchrift fand ſich unter obigem Titel in einem 
Convolut Senckenbergiſcher Familienpapiere. Sie iſt auf Papier 
geſchrieben und enthält 26 Blätter, von denen 24b, 25 und 26 leer find. 
Nach einer Bemerkung auf dem Titelblatte flanımt die Abfchrift des Herrn 
von Sendenberg ‚‚ex codice Augustano in Bibliotheca Waller- 
steinensi Viennae, saec. XVI ineunctis in fol, partim pergameno partim 
chartaceo.” 





Ains Erfamen Raths difer Löblichen Statt Augfpurg 
Ordnung und Articul, wie es hinfüro bei den Maiftern 
des Schwert vnd Freyfechtern alhie in der KRitterlichen 
Kunft des Fechtend auf den Fechtfchulen, vnd fonft in 
anderwege gehalten werden folle, fo wolgebachter Rath auf 
der obgemelten Maifter des Schwerts und Freyfechter albie 
ondertbenig Suppliciren geordnet und fürgenommen. 

Erftlih von den geordneten Innhabern der Schulen 
und Irem Ampt, auch wie ed mit Zulaffung der Frembden 
gehalten werben folle. 


Stem es follen zu follicher freyen Ritterlichen Kunft zwei 
fechter, nemblich ain Maifter des Schwert und ain Freyfechter 
nebenainander allweg ain Jar oder folang ed ainem Erfamen 
Rath geuöllig zu Innhabern der Schulen yeorbnet und erwölt. 
werden. 


— 178 — 


Stem wann binfüro ain frembber Fechter, Er feye ain Maifter 
des Schwertd oder Freyfechter, ain fechtichul allhie Halten. will, 
Sol Er zuvor den zwen verorbneten Snnhabern der Schul an 
Aidsſtatt angloben, das Er von ainem reblichen Maifter des 
langen Schwertd oder Freyfechter (den Er mit namen anzaigen 
fol) gelernet hab, vnnd darzu den ermelten zwen verorbneten 
Innhabern der Schul ain gemaine prob des Fechtend zum wenigi- 
fien in drey wöhren, nemlich im Schwert Duffegfhen und Steeng- 
Hn gethan, dabey man abnemen fund, das Er ain Yechter ſey, 
nach follichen und zuvor nicht fol oder mag Ime von den 
Zwayen innhabern bey ainem Erfamen Rath allhie umb ain 
Schul anzulangen zugelaflen werben, doch foll er den Anfchlag . 
Zedel zuvor und ehe der angefchlagen würbt bie verordneten jnn⸗ 
baber der Schul fechen laſſen, damit derſelb befchaidenlich vnd 
niemandt zu Trug oder verflainerung geftelt fey. 


Bon dem lernen des Kechtens. 


Item es fol hinfüro kainem frembden Fechter, Er ſey ain 
Maifter des Schwerts oder Frenfechter ainicher Schüler zu lernen 
mit zugelaffen werden, dann mit bewilligung vnd vorwiflen ber 
verordneten innhaber der Schulen, vnd das er zuvor bie prob 
zum wenigiften in der obgemelten drey ftudh gethan hab. 

Item die hieigen Maiſter vnd freufechter ſollen ainicher 
Schüler zu lernen nicht.annemen, Er habe dann feinen Maifter 
bey dem er zuvormald auch gelernet völliglic vnd one alle Flag 
bezalt, wurde aber verfelbige Maiſter daruber ainen oder mer 
Schüler aunemen, der fol vmb jeden Schüler befonver ain gelbin 
in Ming zur Straff in die püchs zu bezalen ſchuldig fein. 


Nom fürftellen der Frenfechter. 

Nach dem bißher gepreuchig gewefen, das ain jeder. Freyfechter, 
ain Sreyfechter machen, vnd fürftellen mögen x. So foll es 
binfüro noch bey folcher ordnung bleiben, Allain wo ain folcher 
newer Freyfechter Schul halten wolt, oder wurd, Sol er fidh 
in demfelben mit der prob anfchlagen, vnd anderm bifer ordnung 
gemeß Halten, doch fol in ains jeden Frenfechter freyen willen 
fteen, ob Er ain anglobter Maifter des langen Schwert fein 
wöl oder nit. 








— 179 — 


Ben haltung der Schulen vnd welche echter im derfelben 
ainander vorgeen follen., 


tem wien, auch wann vnd wie sfft Yechtfchulen zuver- 
gonnen, fol ſolchs jederzeit bey ainem Erfamen Rath fleen, und 
daſelbs vergunftigung ausgepracht werben. 

tem wurde hinfüran ain frembber Maifter des Schwerts 
alher fommen, vnd Ime von ainem Erfamen Rathe albie auf 
fein anlangen Schul zu halten vergundt, fo fol Er hierinnen 
ainem hieigen Maifter des Schwerts vorgeen. 

Stem ain bieiger Maifter des Schwertd foll ainem frembden 
anglobten Maifter mit der Schul vorgeen. Es were dann fach, 
das der hieig Maiſter Ime ſolché mit guttem willen zugelaflen 
hette. 

Deßgleichen ſoll auch ain hieiger Anglobter Maiſter ainem 
frembden Freyfechter vorgeen. 

Vnd dann die hieigen Fechter als nemlich ain Maiſter des 
Schwerts ainem anglobenden Maiſter vnd ain anglobter Maiſter 
ainem Freyfechter vorgeen, Sy weren dann zuvor mitainander 
deßhalben güetlich verglichen. 


Ordnung vnd Articul fo fürohin auff den Fechtſchulen 
gehalten werden ſollen. 


Item es ſollen ſich hinfüro jederzeit die zwee verordneten inn⸗ 
haber der Schulen auff allen vergundten vnd gehaltenen Schulen 
befleiſſen, das jederzeit Sy bede oder zum wenigſten Ir ainer 
auf der Schul erſcheine; damit durch ſie ſampt noch zwayen 
fechtern ſo Sy jederzeit zu Inen zuberunffen macht haben ſollen, 
Aller widerwillen vnainigkeit, der ſich je zu zeiten vnder den 
fechtern mocht zutragen mit gepür nider geſtellt vnd abgelaint werde. 

12. Item ain jeder welcher Schul helt fol 15 krr. in die 
püchs alsbald zu bezalen fchuldig fein. 

13. Item die Spilleuth follen one gefchefft oder befelch des 
Maifters fo die Schul helt, das Spil nicht geen laßen. 

14. Item es fol Fainer dem fo ain Erfamer Rath Schul 
zubalten vergundt, vnd aufgezogen ift, khainen Schüler nider⸗ 
legen oder aufheben laffen, Ihme fey dann folliches von dem 
Maifter der die Schul belt guttwillig zugelaflen. 


15. Bnd wann alfo follidder Maiſter jo die Schul Kelt 
fampt feinem vorfechter die wöhren wie ſich gepürt nibergelegt 
vnd die Schul (gemaigem Geprauch nad) außgerüefft if, alß⸗ 
dann vnd zuvor nicht mag ain jeder Yechter nad) dem andern 
wie Ritterlicher Funft vnd Fechtens geprauch ift aufheben vnd 
foliches audy ain jeder Maifter feinen Schülern anzaigen vnd 
verkünden. 

16. Stem alu jeder Hechter fo auf die Schul kompt, fol 
binfüran mit ainer wöhr zwaimahl nicht aufheben Er were dann 
willens vmb den krantz zufedhten. 

17. Stem Da dann ainer dem andern in frevem fechten fein 
wöhr ergriffe, diefelbige halten vnd alfo auf jn fchlagen wurde, 
dem foll die Schul ain Jar lang verpotten, vnd nicht deſtweniger 
nach Gelegenheit der fachen in aind Erfamen Rath firaff fein. 

18. Wa auch hinfüran ainer oder mehr Fechter Sy feien 
wer Sy wöllen, vber, vonder oder fürgeworffen Stangen ſchlecht, 
der foll alßbald one alle mittel von Stund an fein wöhr Nider⸗ 
legen vnd ferner auf follicher gehaltner Schul, weber in Furgen 
noch langen wöhren auffzuheben nit macht haben. 

19. Begebe fi} dann, das fürohin hieige oder frembde Fechter 
auf ainiher Schul mit vnredlichen fluden auch vber hierjnn 
begriffne aines Erfamen Raths allhie und fonft gemeined fechtens 
gefeßte Ordnung vnd geprandy fechten wolten ober wurden, welches 
dann nicht zu klainer auffwiglung dient, fo follen hinfüro die 
Sunhaber neben Iren Beyftenden folliche fleiffige achtung haben, 
damit dergleichen vnredlichait fo der Ritterlichen freyen Funft 
zuwider, abgeftellt werde. 

20. tem es fol fhain Fechter hinfüro den andern auf freyer 
gehaltner Fechtſchul an feinen Eeren als mit gepürender Reuereng 
zu melden, Schelmen Dieb ober vergleichen 1. Freuenlichen 
antafchen, fchelten oder injurieren, da es aber darüber befchedhe, 
fo foll ain jeder vbertretter ain guldin Rheiniſch jn gold in 
gemainer Bruderfchaft Büchs alsbald umnableßli zu bezafen 
ſchuldig fain. 

21. Stem es follen hinfür die Innhaber neben Iren Bey: 
ftenden gueter fürfechung thun, damit bey den Fechten allerlay 
ungepürliche Reben fo etwa vormals von ettlichen bey den Fecht⸗ 
ſchulen gepraucht werben, mit freintlichen worten abgeftelt vnd 








— 8 — 


Inen folliches guetiger weiß vnderſagt werde, wo aber bey den⸗ 
felbigen guete wort nit helffen, ſonder fich follicher vnbeſchaidner 
reden ferner geprauchen wolten oder wurben, follen die innhaber 
fampt Iren Benftenden den Stattknechten darumben zufprechen, 
ſolliche vnbeſchaidne echter der gepür nach abzufchaffen, damit 
jederzeit folliche Ritterliche Funft jnn guiter Orbnung befchaiden- 
licher weiße erhalten vnd gemert werben möge. 

22. Item ed follen hinfüran auf ain Yechtfchul nit mer dann 
zwee maß wein getragen ‚werben. 


Don den Knaben fo die währen auf die Schul tragen. 


23. Stem der Schulhalter fol die Buben fo die möhren auf 
die Schul tragen jinnefonderhait zu bezalen vnd nit in gemaine 


Zech zurechnen fchuldig fein. 


Bon dem gewonlichen Gelt fo die Zufecher der fchnlen 
bezahlen follen. 


24. Stem ed fol hinfüran Fhainer fo die Schul belt wenig 
noch vil auf Die Schulen one Bezalung ded gewonlichen Gelts 
hinauf geen laßen, Er were dann willend mit den Fechtern ain 
freundtlichen Trunf zu thun, alsdann fol jme fein Gelt wieber- 
umb binauß gegeben werden. 

25. Es fol auch kain Schüler durchauß der auff die Schul 
zugeen Begert vnd nicht ficht mit Bezalung des gewonlichen gelts 
frey fein, hette Er aber gefochten ſoll jme von dem Schulhalter 
fein Gelt widerumb hinaus geraicht werben. 


Don der Zeh. 


26. Nachdem dann die Fechtichul abgezogen vnd die Zeh 
gehalten würdt, fol Hinfüran Fainer der Schul heit für ainichen 
Fechter dann allain für feinen vorfechter, die zwee Stattfnechte 
vnd für die Spilleuth zubezalen fchuldig fein, wo Er aber für Die 
Thürbietter oder andere die Zeh bezalen wolte, fol ed Bey 
feinem willen fteen. 

27. Item es fol hinfüro ain jeder fo die Schul gehalten 
die Zech. ſelbs vberfechen, vnd dermaſſen fleifiig darob halten, 
damit Fainer in der Zech vber 12 Kerr. mit verzere, wurde aber 


mehr darüber vertrundhen und der Schulhalter folliches vberfechen, 
fol Ers aus feinem Sedel zubezalen ſchuldig fein, damit grofer 
vberfluß vnd vbriger vncoſten abgeftelt und vermitten bleibe. 

28. Wolten dann nach ſolcher gehaltner und bezalter Zech 
ettliche Fechter ainen Nachtrunckh thun, das fol Inen auch, doch 
ainem jeden vmb fein Gelt zugelaften fein. 

29. Es fol auch fürohin Fainer der Schul gehalten auß dem 
Wirtshaus geen, Er habe dann zuvor den wirt one Clag bezalt 
vnnd zufriden gemacht. 


Don underhaltung der Schulwühren. 


30. Item die verorbneten zwen Innhaber follen alle wöhren 
fo zu den fechtfchulen gehören oder gepraucht werden fürohin in 
gemainer Bruderfchafft ond Irer verwahrung halten. 

31. Es mag auch hinfüran ain jeder Fechter dem von ainem 
Erbern Rath allhie Schul zuhalten vergundt und zugelaßen würbt, 
güette macht haben, feinem Gefallen nah, wa Er will außzu⸗ 
ziechen, jedoch das Er die wöhren fo gemainer Bruderjchafft zuge- 
hörig, den Innhabern alßbald nach gefchehenem abzug der Schul, 
widerumben zu Hauß an das gepürlidh Orth, da Er fy genom- 
men antworte, weren aber auff follicher Schulen aine oder mehr 
wöhren zerfchlagen, abgehamwen oder zertrümmert worden, So 
fol Er aldbald ohne alles mittel fchuldig fein one Leimen ober 
Schwaifien diefelben widerumben gang zu machen, damit bey 
gemainer Brubderfchafft jederzeit gutte gange woͤhren vorhan- 
den ſeyen. 


Straff diefer Ordnung. 


Stem ob fich ainer oder mehr difer Ordnung zuwider halten 
vnd ainen oder mehr Articul frevenlicher weiß vbertretten wurden, 
der oder diefelben follen ainem Erfamen Rath angezaigt werben, 
vnd alda ain jeder vmb fein vbertrettung nach geftalt der fach 


fein ftraff empfachen. 
Do hat ain Erfamer Rath Ime dife Ordnung jeders 
zeit zumindern zumeren oder gar abzuthun in Erafft haben⸗ 
der Obrigfait vorbehalten. 


Decretum Nativitatis Maria anno 1491. 

Auff dad die Dinge die da gefchechen nicht beflickt werben 
mit vergefien fo ſoll man das gebachtnus fterden vnd werig 
machen mit fchrifften darumb fo feind Haubtmann vnd gemaine 
Bruderfchafft vnſer lieben Frawen der Raine Zundfrawe Marta 
vnd des Halligen vnnd gewaltfamen Himelfürften Sanct Marren 
Einfamlichen mit wolzeitigen Berathen Muth jim verfamleten 
Capittl vberfomen vnd redlichen befchlofien gang fteth vnd veflt 
furtermehr von Einem jeden Fechmayſter der in bie obgemelte 
Bruderfchafft zu maifter gemacht zugelafien vnnd gehalten wurd 
alfo wie nachfteth zuhalten zuthun vnnd nach außmweyßung der 
ordnung gebotten vnd verbotten zu laßen bei peen vnd ftraffen 
hienach gefchriben, doch vorbehalten ainem Gapitel gemainlich 
nach gelegenheit vnd geftalt der zeit vnd der leude zu mindern 
zu meren vnd zu andern ungewarlich x. 

Zum Erften nach dem vnnd aud von Alter herfomen ift 
fo fegen ordnen vnd wellen wir dad man binfür allen fronfaften 
auf den Freitag vnd auff aller Seelen Tag fol in dem Cor der 
Cloſter gut zum Bredigern zu Franckfurth ain Selmefle thun 
halten durch ainen dafelbft Eonuens heren den ein Prior dafelbft 
zu jeder Zeit darzuthut ordnen auch auff den Nechften Tag nach 
onnfer Frawen Tag als fie geboren ward ein feelmeß leßen für 
der Bruder feel die in vnſerer Bruderfchafft verfchiden vnd abgan⸗ 
gen fein vnd alle glaubig ſellen. Des fol jne ein Haubtman 
der zu jederzeit in der Bruderfchafft ift zu ainer Ergezung der 
Andacht von einer jeden lefenden Meß Jars geben 4 $. Franck⸗ 
furter werung auff das folch meffen deſter Koblicher der Bruder: 
ſchafft auch deſter Erlicher vnd zu rechter Zeit gelegen werben. 

Auch fol der Sonfent nach Jers Eonfent und Elofier gewohn⸗ 
heit auff onfer lieben frawen Tag als fle geboren ward ein Meß 
im .&or von vnfer lieben Frawen auf den nechften Sontag daruor 
oder darnach von Sannt Marren vnd vnſer lieben Framen damit 
gedenden herlichen vnd zierlichen thun fingen vnd damit e8 deſter 
Erlicher loblicher vnd zterlicher mit allen feinen zugehörungen gleich 
aim hohen Fefte gehalten werben fo fol ain jeder Haubtman der je 
zu Zeiten ift geben 8 $. von einer jeden vote jetzt ſtet ſingenden meflen. 

Ittem dem @uftor foll der Haubtman wie vorgerurt alle Jar 
geben A Englifch zu Zone die Kerzen anzuzinden, und das grab 


der Bruderfchafft zuberaiten vnd andere Ding wes not were zu 
anbelogen ır. 

Sttem fol der gemelt Haubtman geben alle Jar 4 ß5. den 
menern die der Bruberfchaflt Kerzen Tragen auff Sannct Marle 
Madlene Tag au fo ein Mayfter in das Gapittel ver Lob: 
lichen Bruberfchafft vnſer lieben Frawen und Sannct Marren 
auffgenomen vnnd zugelaffen wurd Damit Er ſich nit durch unwi⸗ 
Benhait entfchuldigen möge mag man Ime biefe ordnung vnd gefeß 
leßen ober funft offenbaren laßen, ſich darnach wißen zuhalten 
vnd gehorfamlich one alle widerred vnd feumung zu erzaigen bei 
Bus vnd penen nach Gelegenhait der vberfarung wie hernach 
gefchriben fteth, und ein Capitel nach Gelegenhait der Zeit vnnd 
Perſon das zu jeder Zeit gut ift vnd dunckt ıc. 

Sttem alle ond jeden Mayſter die zu den gemelten zeitten fo 
man die fingende Meß, wie obftet thut zu Brandfurt fein follen 
zu opffer gehe als fich wol zimet welcher das mit thete, der folt 
der Bruderfchafft ein pfund war in die Bür bezallen. 

1. Auch were e8 das einer ober land feme, vnd nit bei der 
meſſ were der vnd ein jeblicher der Die Meß verfeumbt follen auff 
denfelbigen Tag Fain Schulgelt noch tail daran haben, es were 
dann dad Er fo Redlich fachen inn Tag bredite dad Ein Haubt- 
man oder wer auff dife zeit zu Frandfurt im Bapitl mit den 
Elteften werden Urſach vermerden das es mit Inn verachtung 
oder Frewfenlich fürnemend halben gefchechen were vungevarlidh 
auff der Bruder gut gedunden ıc. 

2. Auch ift geordnet vnd gemacht welcher Mayfter nicht fo man 
foldhe meß finge in frandfurter Terminei ift, der fol zu der buß das 
war ber vrjachen halben wie obfteth nit begwungen fein zu geben ıc. 

3. Auch fol das Schulgelt das von dem Volkh gefellet fo 
man Schul heit oder Maifter macht von Einem dem das ber 
Haubtman befüldht oder der Eltiſt Mayſter auff dann dabei fo 
der Haubtman nit da were empfangen, auch darnad) den Haubts 
man vberzalt ond Bey ein ander Behalten ond nit getailt werben 
bis an dem Nechiten Tag darnach fo ein jeder mayſter fein Rechen» 
fchafft gethan und auch alle feine ſchuld ganz und gar bezalt hat, der 
Bruderfchafft Auftend auch follen Die Mayfter onfer lieben Frawen 
fo man fchufe heilt auch ein Tail in die Byren geben an dem 
guten Tag vnſer lieben Frawen als fie geboren warb. 








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Zu Mercken. 


4. Sp man New Maiſter machen wil fo ſoll man ine vor 
menigchlichen fürftellen vnd fechten laſſen jn welcher werhe Er 
Begert Mayfter zu werben vnd die Mayfter follen auch alle mit 
Ime fechten jiglicher zum minften 2 oder 3 Geng vnd in offenlich 
vnd wol verfuchen vnd darnach zu Srem gut dunden zu Mayſter 
machen, vnnd alsdann fo der Mayfter auff des Schwert nieder: 
fniet fol Er vnſer lieben Frauen zwen ß. auff das Schwert 
opfern vnd legen, die hebt ain Haubtman auff, darnach ſoll 
man ne haimlichen verfuchen in dem Capitl darzu fol ber 
Haubtmann 2 oder 3 Mapyfter fchiden die Ine verficchen jn 
welcher Gewehr Er dann von denfelden Mayftern zugelaffen 
wurd darin fol man In Maifter machen und Er fich Einen 
Mayfter Schreiben und Nenen vnd nit weitter in feinen Brieff 
gefchriben werben. 

Auch fol man Fein Mayfter machen Er geb dann 2 ß. auff 
das Schwert als vorftet unfer lieben Frawen jn die Bruder- 
ſchafft vnnd Büren vnnd den Maiftern 3 $. die jn dann zu 
Maifter lafien vnd diefelben 3 ß. follen die Maifter mit dem 
Schulgelt mit einander theilen. 


Nota was einer geben muß welcher Mayfter nit mit 
dem Newen Mavfter one Urfach ficht fol Fain Tail daran 
haben ıc. 

5. Wann mann von der Schul geth zu dem Wein fo foll 
man den Newen Mayfter die vrien fihenden vnd fol funft auff 
das Zil kain andere Thail mit nemen ıc. 

Ob aber derfelben New Mayfter Einer herwider Teme vnnd 
wolt weitter mayfter werben den follen die. Maifter aber Fir- 
ftellen vnnd Fechten laſſen darum fol Er den Maiftern Ein Mas 
Maluafier geben doch fo fer, dad Er vor die 5 ß. bezalt habe ıc. 

Welcher aber in dem Kampff verfucht wolt werden das foll 
ftehen zu den Maiftern die in verfuchen was fie nennen wellen ıc. 


Allſo fol man Ein Hauptman Erwellen. 


Der Alt Haubtman fol die Erfte Köre haben vnnd darnach 
Einen yeglichen in ſonderhait haimlich fragen, vnnd den man 
wellet fol Er heimlich aufzeichnen, vnnd welcher dann die maift 


waal hat der fol 2 Jar Haubtman fein on alle wiberred vnnd 
Yuszngfh ꝛc. 

Darnach fol der Alt Haubtman dem Newen Angenden 
Haubtman Rechenſchafft thun in Beyweſen der Burgerfchafft vnnd 
dann die Brieder auch alleding Rechnen vnnd Bezallen vnnd 
dann dem Newen Haubtman die Laden mit den Schliffeln vber⸗ 
antwurten ıc. hinzuftellen mit Brieffen vnnd Anderm als her⸗ 
fomen ift ꝛc. Es foll auch Fainer vnnſerer Bruberfchafft ober die 
Laden gehn es feien dann 3 miteinander ıc. 

Sp foll man auch alle Ime Namen onnd Augifft in Schriff- 
ten haben x. 

Auch fol Ein jeglicher der Ein Vidimus von vnfere Kay- 
ferlichen Freyhait Brieffen nimet oder hat der foll das an feinem 
lesten End wider gehn Frandfurt in vnnfer Bruderfchafft - bei 
feinem rechten Eid vberfenden. Vnd feind diß die Mayfter die 
Bivimus darvon haben ı. Hans Dieterich von Meiningen, 
Hand Leygenberger, Ulrich Hol, Connrat von Webfeldt, Conrat 
Gerhart, Hanns von Babenburg, Petter Faull, Sebold Schilt- 
fnecht, Hand Bleicher, Vetter Schweizer, Diez Arnoldt, Better 
Weißkirch, Better Zaldner, Hanns von Rudiſhaim. Eonnrat 
©erbart zu difer zeit Haubtman vnfer lieben Frawen vnnd Sannt 
Marren Bruderfchafft hat gerechnet vnnd alle ding bezalt vnnd 
vberantwurt den Newen angenden Haubtman Hanns Leyzenberger 
von Niermberg in die Bür 26 ß. vnd zwen Poftulat vnd Ein 
Krone auf etlich albus vnnd klain Gelt in ein ſecklen ift gefchechen 
nach Natinitatis Marie Anno 1490. 

Ich Hanns Lengenberger zu der zeit Haubtman in Sannt 
Marr Bruderfhafft hab Rechenfchafft gethan und alle ding bezalt 
vnd vberantwurt dem Newen Angenden Haubtman mit namen 
Better Weißfirch in die Büren 42 ß. one pfanden vnd Schiiten 
auh ein Marr wigt 3 Lot vnnd ein Sedlen mit allerlai 
Minz ift gefchechen auff Afchermontag nad Natinitatid Marie 
Anno ıc. 1492. 

Anno 1494 hat Mayſter Petter Weißkirch Haubtman gerech⸗ 
net vnd bleibt ober alle außgab jn der Byr 34 ß. An golb 
Rheinifch 6 Poftulat Guldin vnd Ein Kron auch ain fchilt fteht 
5 ß. zu Pfand vnd ein Hein ſecklen mit gefammieter Minz vnd 
auch einen filbern Marren wigt 3 lot an filber vnd ift Maifter 





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weigand von Herborn zu Haubtman gemacht vnd benfelben vber- 
lieffert al8 gewonhait it, am Mitwuch nach Nativitatis Marie. 

Ittem Maifter weigant hat Rechenfchafft: gethan im 1496. 
Jar vnnd alle ding bezalt vnd hat Sebold Sciltfnecht dem 
jungen Haubtman vberliffert 42 ß. in Gold vnnd Ein Kron 
vnd 29 alb. vnnd ettlih allerlai Minz in Einem fedlin dabei ift 
geweien Petter Kaldner vnd Ulrich Hol, Anno 1498 ift Better 
Schweizer von Bern Haubtman worden fv hat .er von den May 
tern empfangen 46 $. in gold vnd bleibt in der Bür ein fhilt 
vnnd filbern Ketten, vnnd feind alle ding funft bezalt und auch 
die Bruder ded Conuents vnnd fobald 1 Kron vff die Engel 
geben zu machen. 

Anno 1500 hab ih Mayfter Hannd Hartman Haubtman 
gerechnet vnnd Bezalt Deögleichen auch die andern Mayſter. 

Ich Mayfter Better Baldner Haubtman der Brubderfchafft 
Sannt Mare hab empfangen im Jahr 1502 von Maifter Hanns 
Hartman Alter Haubtman 2 $. 4 Schwertgrofchen ıc. 

Sttem haben Wir die Manfter mit Namen Ich Better Fald- 
ner Haubtmann vnd jch Vetter Weißfirchen und Hans Hartman 
gerechnet mit dem Eufter onnd al ding wol bezalt mit Namen 
die Summa 3 $. vnd 5 ß. vnd ift noch im Sedel 16 alb. vnd 
ı 8. in Gold ıc. 

1504 fo ift blieben in ber Bür 2 Schült und 2 Marren 
vnd ein fchwarzer port mit gold vnd Silber befchlagen vnd 
11/4 $. 4 9 in gold. . 

Anno 1506 Ittem auff die Zeit haben Wir Maifter mit 
Namen Better Faldner, Better Weipfirch vnnd Eonnrad Lindner 
gerechnet mit dem Cuſter vnd im Bezalt 21, $. 

1508 Ich mayſter Hannd Hartman Haubtman in diefem 
Sar hab angenomen in vnnſer Lobliche Gefelfchafft mit namen 
Jerg Kefler von dem jch empfangen hab freundtlich 2 alb. vnd 
1, $. der da purtig ift von @igenbuehl ır. 

In difem Sar haben Wir maifter fampt dem Haubtmann 
Rechnung gethan vnnd Bezalt ift noch blieben jn der Bür 8 $. 
in Gold 2 Bazen. 

Anno 1510 Ittem haben wir die Maifter fambt Conrad Lind⸗ 
ner Haubtman gerechnet vnnd Bezalt vnnd ift bliben in der Bür 
6 $. an Gold und Einer an gelt 3 alb. 


Ittem nach der Rechnung die da gefchechen ift jo haben wir 
geliffert in die Bär und iſt bliben 16 $. an gold und 4 $. an gelt. 

1512. Sttem nach der Rechnung die da gefchedhen ift fo 
haben die Maifter vnnd Brueder verhenget vnnd erlaubt dem 
Haubtmann dad Er 6 $. 5 $. aus der Bür genomen zu ainem 
gemainen nuz. der Bruberfchafft außzurichten das im Befolcdhen 
ift vnnd feinen mit Bruder mit nam Herman Sybler vnd Eri- 
ſtiang von Dallenburg zu Eöllen. 

Sttem in der Faftmeß Anno 1513 haben bie mayſter auff 
dem Balm Tag mit Eonrat Lindhaimer Haubtmann der Bruder: 
fchafft onnfer lieben Yrawen vnnd Sannt Marren vergönnet die 
Bruder und Maifter vnſer Bruderfohafft mit Namen Hainrich 
verfidh und Herman Sydler Niclaus Weckmann vnnd gangolff 
Reppe das man foll geben vnnſerm Haubtman auß der Bür 
10 $. Reinſch was Er auß hat müflen geben vmb wegen willen 
der Brieff und Beftettigung. 

Vnſer Kayferlichen Freyhait und Bruderſchant halben mit fei- 
nem foften ıc. 

Ittem ift noch Aller Rechnung in der Büren bliben ıc. 

Anno 1514. Haben die Maifter fampt dem Haubtman geredj- 
net vnnd Bezalt ift in der Bür bliben 1 8. 2 alb. 1 9 mer 
1 Börtlin und Ein filbern Schilt ır. 

1516. Ittem hat maifter Conrat Lindner Haubtman gerechnet 
mit den Erbern Fechtmaiftern auff Montag nach des Hailigen 
Creiz Tag in der Herbitmeß gefullen vnd feind verbliben 4 $. 
an Silbern minzen vnd 6 alb. vnd 6 Binger Heller. 

Anno 1508. Hainrich Berfich Hat gerechnet vnd geliffert die 
Bür dem Newen Haubtman Hainrich Frandh 12 ß. an Gold vnd 
1 Dhucaten vnnd 15 ß. ann Ming 26 alb. vmb 1 $. gerechnet 
Befehen am Montag nach vnſer Frawen Geburt. 

1520. In der Erften Herbftmeß hat Hainrich Franck geredh- 
net vnd vberliffert Hainrich Spenglern die Bür darin 14 $. 
jn gold 1 Ducaten vnd 21 $. in Minz. 

Anno 1522. Hat der Haubtnan vnd die Maifter gerechnet 
vnd Bezalt vnd vberliffert dem Newen Haubtman Anthoni Refh 
in der Bür 4 ß. an gelt und 141%, $. in Gold 1 Ducaten, vnd 
ein ſilbern Dolch. 











Anno 1524. IH zu Einem Haubtman ermelt worden Maifter 
Hainrich Perfidh von Haidelbergkh. 

Sm 1530 Jar Ittem bin Ich maifter Laux Braun Burger 
zu Srandfurt zu Einem Haubtmann erwelfet worden. 

Ittem ift bey mir zu mayſter gefchlagen worden mit namen 
Caſpar Lauhiſch von Groſſen Slogen vnd wolff new von Deden- 
dorff vnd feind jr jeglicher 2 8. fchuldig bliben in die Gefellfchaft. 

Ittem in der Faſtemeß ift bey mir zu mayſter gichlagen 
worden Lienhart maller Schloffer von Augspurg ift 2 ß. in bie 
Geſellſchaft ſchuldig. 

Anno 1532 in der Herbſtmeß iſt bey mir Laux Braun maiſter 
worden Casſpar Acker ſtainmez von Straßburg vnnd Ludwig 
Stoll von Meinz vnnd Hannß Rorer von Baſſel vnnd bleibt 
ein jeder die 2ß. ſchuldig in die Geſellſchafft. 

Anno 1533. Iſt bei Mir Laur Braun zu mailter worden 
Thoma Freidandl) von Selen vnnd Hanns Fromer von Haibel- 
berg onnd Jerg Seybortt von Eypleben vnd Balthas Holzfchuher 
von Worms vnd ift jeder fein 2 8. in die Gefelfchafft noch 
ſchuldig. 

Ittem iſt in der Herbſtmeſſ bei mir zu Mayſter worden Jerg 
Hainrich von Niermberg Hannß puß von Etingen und Hand von 
Schorendorff vnd ift jeder 2 8. noch ſchuldig. 

Sttem im Jahr 1534 jft bei mir zu Maiſter gefchlagen wort: 
ten in der Faſtmeß mit Namen Fran Pellendorff von Ligntz 
vnnd Valtein Froſch von Wormbs und ift jeglicher feine 2 $. 
ſchuldig bliben jn die Gefelichafft. 

Anno 1534. ft bei mir Maifter Laur Braun zu maifter 
gefchlugen worden mit namen Blaßius Balten von Ravenfpurg 
ſeckler vnnd Paule Heuffer von Zwidaw vnd Wilhalm von der 
Burckh Faß Bender vnd ift jeder ain ß. ſchuldig ıc. 

Sttem in difem 1534. Jar ift in meiner Haubtmanfchafft in 
der Herbitmeß dad Meß Gewandt vnd alle wat darzu gehört 
von den Maiftern aus den Bloftern genomen worden vnnd haben 
die Mönch quittiert vnd feind diſe nach benennte Maifter zu diſer 
zeit babei gewefen, mit namen jch Laur Braun von Frandfurt 
Haubtmann, Anthoni Rafch von Niermberg, Thoma Freidandh 
von Collen Balthaffer Holsjchuher von Wormbs erg Senbert 
von Eißleben Jerg Heinrich von ſchwebiſchen Gmindt, Frank 

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— 290 — 
« 


Pfellendorff von Lignig Bleſſuus Baltin von Wormbs Paulus 
Heuffer von Zwickaw Wilhalm von der Burg ır. 

Vnnd haben mit ain ander Befchloffen dife nachuolgende Ord⸗ 
nung fteht vnnd veſtzuhalten und von fainen darwider gethan werden 
fol Es fei gleich wer er wel. Wer den Maifter verpflicht ift ıc. 

Ittem jm Sar 1536 tft bei mir Laur Braun gu maifter 
gefchlagen worden mit nam petter Gelindrot von Wormbs vnd 
ift feine 2 8. noch ſchuldig ꝛc. bliben. 

Ittem im Jar 1536 Bin jch Blafius Velten von Ravenfpurg 
feler Burger zu Wormbs zu Einem Haubtman Erwellet worden 
vnd ift mir fain Heller oder 9 noch Anderft vberliffert worden 
in der Laden dann ain bar fchwertter. 

Sttem ift bei mir Blafius Veltten jm Sar 1537 zu maifter 
gefchlagen worden mit namen Michelhaim von glauch plattner 
vnd iſt fein 2ß. ſchuldig bliben ꝛc. 

Ittem iſt bei Mir Blaſius Veltten jm Jar 1538 zu maiſter geſchla⸗ 
gen worden mit Namen Thomaſinger von Krembs kandengieſſer vnd 
Criſtoffel von Heiz Kürſchner und AU Baid je 2 6. ſchuldig bliben. 

Ittem iſt Bei mir Bleiſius Veltten jm 39 Jar in der Faſte⸗ 
meß zu maiſter geſchlagen worden mit namen Martin Jerg 
Taſchner Burger zu Franckfurt, zu Ehren geſchechen Margraff 
Johan von Brandeburg vnd Herzog Hanſen von Saxen Bruder 
des jungen Fürſten bleib feine 2 8. ſchuldig in die püren ꝛc. 

Ittem jm Jar 1539 auff Sontag vor Marie Geburt jn der 
Herbftmeß ift bei mir Bleifius Velten zu maifter gefchlagen 
Veltten MWolffach Schufter von Freiburg, Gilg Sedler von Preß⸗ 
burg Lorenz Komer von Zirch ein Keffler Sigmund mair von 
mein; vnnd patift Faßnacht von Oppenhaim SKirfchner vnnd 
fein AU 5 Ir 2 6. ſchuldig bliben in die Büren ıc. 

Ittem jm Jar 40 auff Sontag vor Marie Geburt ift bei 
mir zu maifter gefchlagen worden wolff Wernher von Blaw 
Burger zu Zwiden vnnd Hanns Kaubnefter Burger zu Franck⸗ 
furt bleiben alle Beide Ire 2 $. ſchuldig ıc. 

Sttem auff Sontag nah) Marie Geburt ift bei mir Bleſſtus 
Belltten zu maifter gefchlagen worden, Sebold Fifcher von Nierm- 
berg vnnd Wendel worm von Hailbrunn Pulluermacher Burger 
zu Wormbs vnnd ſeind jre 2-8. noch fehuldig bliben. 

Sttem jm ar 1542 auff Sontag vor marte Geburt ift zu 
maifter gefchlagen worden Beltten ſiechs von Bieren in Meiffen 








— 201 — 
Ein Schueknecht ſeines Handwercks bei vns dreien Maiftern mit 
Namen Patiſt Faßnacht von Oppenheim Hanns Kaub von Franck⸗ 
furt, Wendel Wormb von Hailbrun da haben wir kain Haupts 
man gehabt, auch ift der New Maiſter feine 28. in die Gefell- 
fchafft ſchuldig gebliben. 

Ittem ift zu Maifter gefchlagen worden Hans Kerburg von 
Creuznach ein Glaßer feind Handtwerds bei ons vff Sontag 
nah Mariä Geburt mit Namen Babtift Faßnacht von Oppen⸗ 
heim Hanns Kaub von Srandfurt Wendel Worm von Hailbrun 
allda haben wir kain Hauptman gehabt vnd iſt geſchechen jm 
Sar 1542 vnd jft feine 2 ß. ſchuldig bliben. 

Ittem haben wir einen Haubtman Erwelet mit Namben 
Hanns Kauben jm Jar 42 vff Montag nach Marie Geburt da 
feind wir bei Einander gewefen mit Namen PBatift Faßnacht von 
Dppenheim Wendel Worm Mertten Dafchner, Beltten fufB von 
Bieren Hanns Kerburg von Creyzburg vnd haben jn gewelt nit 
lenger dann 1 Jar ıc. 

Im Namen Gotted Amen zu grojfem Lob und Eren der Hals 
ligen Drifaltigfait vnd vff das hinfüro deſter fefter fleifiger vnnd 
orbenlicher diſe Freie Ritterlichen Kunft vnnd Kaiferlichen Frey⸗ 
heiten gehannd habt vnnd gebrauchen fol, fo haben dife Brüder 
der Kayferlichen Freihait des langen Schwerts jn Sannt Marr 
Bruderfchafft angefehen zu Erheifchung vnnd Nutzbarkeit folche 
Nachvolgende Ordnen zu befeftigen vnnd auch bei folchem zu 
bleiben laßen wellen vnnd follen Alle nachgefchribden Articul vnd 
Buncten Einem jeden Maifter firgehalten werden vnd follen auch 
bei peene vnnd ftraffen gehalten werden nad Erfantnus der 
maifter des Langen ſchwert vnd dariber folch vffgelegte firaff vnab⸗ 
feßlich zu bezallen onnd zugeben vnd ift ſolch Ordnung gemacht 
vnd Befeftiget worden Durch Diefe hernach gefchribne Maifter ift 
gefchechen jm 1534 Jar vnd tft zu der zeit Haubtman gewefen 
Laux Brau Kürfchner Burger zu Frandfurt. 


Hernach volgen die Meifter die folche Orduung befeftigen 
Anno 15834. 

Anthoni Rafch von Nürnberg, Thoma Freidanckh von Eöllen, 
Zaur Braun von Frandfurtt, Balthafar von Wormbs genant 
Holgfchuecher, Jerg Seifrid von Eifleben, Jerg Eisleben von 

19* 








Schwäbifchen Gmündt, Franzifeus von Ligniz, Blaſtus Veltten 
von Rawenfpurg, Paul Heuffer von Zwiden, Wilhalm von 
der Burdh. 

Ittem im Jahr 1536 haben diſe hernach gefchribne mayfter 
diefe Ordnung ernewert vond befeftiget ıc. 

Lucas Braun von Frandfurth, Theboldt Goldſchmit von 
Straßburg oder Thann ıc. 

Lienhart Maller von Augſpurg Blaftus Veltten von Ramwenf- 
purg, Paule Heuffer von Zwiden, Better Gelinbrot von Wormbe, 
Palthaſer Holzfihuher von Wormbs ıc. 

6. Sttem zum Grften fo @inem Haubtman Ein Rewer 
Maifter vorfeme vnd begert mayſter zu werden zuuor vnd das 
er vor offentlicher ſchul fürfteht, fo foll Sm der Haubtman zwen 
oder drey mayfter mit Ime heimlich fürftelen vnnd probiern, 
vnnd erforfchen nach den ſtucken wie hernach gefchrieben vnnd 
were ed ſach das Er folcher ſtuckh nit bericht were fo fol Er 
nit zu mayfter zugelaßen werben fo lang bis er folch ftudh Recht 
vnd Redlich vor dem Hauptman vnnd etlichen feinen Mitbrüdern 
die dann der Haubtman darzu erforfht, bewert hat, vnnd alß- 
dann fo Er fol ſtuckh gnugfam brobiert hat darnach fol Er 
vor ainer ganzen Gmein brobiert vnd beiwert werden und funft 
gar nicht zugelaffen werden foll. 

Zum Erften fol jn der Haubtnan verfuchen jn dem ſchwert 
onnd in der 5 verborgne Hawe erforfchen ald Einfach, Zwaifach 
vnd Draifach ond darnach in der andern wöre des Tußaden auch 
alfo Ddesgleichen- jn der dritten wöre der ftangen fol Er aud) 
verfucht werden, wie im fchwert. 

7. Zum Andern fol Er auch Brobiert werden in der Sechs 
Maifter Hawen Schweh vnd Sterdh vnd darnach Oberhaw 
Zoren Ort jm Trawer, darnach den krumbhaw mit Abſchneidung 
darnach Schiller mit Schottler darnach Zwirchhaw zucken vnd 
treffen darnach den Alber der Verſazung vnd die Brob in Dolchen 
ſeys vnd Bruch, zwen ſtich zu der ſeitten Linckh vnd Recht zu 
der Ober Bloſſe ꝛc. 

8. Ittem welcher Maiſter ſolch vorbenante prob vnd ſtuckh 
nit hette der ſoll an kainem Thaill des Maiſter Gelt oder Schul⸗ 
gelts haben, bis ſo lang vnd vil bis Er ſolchs gelernt ohn alle 
zu Rede kainen thaill neme ꝛc. 














— 293 — 


9. Ittem es follen auch alle mayfter die fehler haben von 
Einem Jeden fein gelt fo jme in dem Articuld Brieff angezaigt 
alle Meß gen Srandfurt dem Haubtman vberliffern, oder ſchicken 
bei feiner Trewe, vnnd welcher maifter ſolchs vberfüre ber fol 
nad Erfantnus der mit Bruder geftrafft werben ꝛc. 

10. Ittem fo Ein Newer Maifter fürften will vnd begert 
Maifter zu werden fol Er zuuor feine Articul vorbenent vor 
dem Haubtman genugfam beweren vnnd demnach fo fol er offent- 
lichen fürgeftellt werden vnnd jn feiner Funft vnnd Maifterfchafft 
gebrauchen vnnd brobiern laſſen vor aller menigelich vnnd 
welcher fein begert auff freyer mwalftat doch jnn freyer Funft dem 
felbigen fol Er zu willen werden vnnd mit Einem jeden zwen 
Geng one Abfchlag zu willen fein, vnnd ob es fach were das 
Er folch Funft gebraucht, vnnd vnuerlegt nach Erfantnus des 
Haubtmand vnd gemainer Maifter Beftat, als dann fol ain 
jeder Maifter Einen gang mit dem Schwert thon vnnd Ine wol 
verjuchen als vil Maifter fo vorhanden weren vnnd wer es fach 
das Er folh Mayfter der Kayferlichen Freihait gnugfam wider: 
ftandt, thette vnuerletzt fo fol Er darnach offentlich feinen Aid 
thun vor Allermenigclich ıc. 

Vnnd fol Im fürgehalten werden Articul onnd Buncten wie 
bernach volget onnd wa Es fach were das Er fich folcher Articul 
vnnd puncten wie hernach volgt nit wufte zu halten fo fol auch 
der vorbenant new maifter nit zugelaffen werben vnnd fol auch 
in folchen Niver Fnien zuvor 2 $. in gold auff das Schwert 
legen, ſolch zwen gold ß. fol der Haubtman zu dem Schulgelt 
legen vnd verforgen ıc. 

11. Ittem zum Erften fol Er Schweren wa Es fach were 
das Er zu Einem Eid Erfordert würdte benfelben mol zu 
bedrachten niemandt verecht zuthun weder durch Gabe oder 
anderft, Sonnder Allain der Gerechtigfait trewlich vnnd on alle 
geuerde beizufteen ıc. 

Zum Andern fol Er Schweren, das Er mit Fainer Leidht- 
fertigen Frawen nicht zu ſchaffen haben weile oder jm Lannd 
vmb zuziechen auch Fainem Meaifter diſe Kavferliche öreiheit 
geftatten zuuerhelffen zuthun geftatten ıc. 

Zum Dritten fo fol Er fchweren das Er mit kainem Leicht: 
fertigen Man nichts fol zufchaffen haben als mit namen Hender, 


— 29 — 


ſchinder Hurnwirt Hiepenbeder oder Irs gleichen auch feine 
Gemainfchafft zu Ine fuchen mit mwortten oder werden one vrſach 
oder alle geuerdt Außgefchloflen ıc. 

Zum Biertten vnnd zum lebten fo fol Er ſchweren feinen 
Mit Brudern beizuften, jn allen Erlichen fachen, nach Auß⸗ 
weißung des Articel Brieffs, was Er mit Recht verantwurten 
vnnd thun mag x. 

Sttem nach dem Allem fol Ine der Haubtman Maifter Schla- 
gen vnd foll auch der New kommendt beftanden maifter bei ſich 
haben onnd beruffen 2 oder 3 Gezengen was jm da furgehalten 
worden jſt ſolche kundtſchaft zu geben doch Faine vorbenennte 
Zeichtfertige zu nemen ıc. 

12. Ittem darnach foll der New kommend maifter Einen $. 
aufffegen an Minz oder Gold wie jm ſolchs gefellig zuthun ff, 
vnnd darnach foll Er Einen Eid zu Got dem Herren ſchweren 
fo fol im die Haimlichfait von dem Haubtman vnnd mit fampt 
Ettlicher wifender feiner Mit Bruder zugeftelt werben mit foldyer 
Ermannung des Aids fo Er gefchweren jft niemandts mitzuthai- 
len werber Batter, Bruder fchmeftern freund weib oder Kind 
oder feiner Greaturen, weder melden noch Schreiben oder Deitten 
weder in weid noch weg wie man es erdenden mag vber ſolchs 
Ermanen vorgemelt fol fie jm zugeftellt werden vnnd funft nicht x. 

13. Ittem es fol auch der newfommend maifter Fainen thaill 
an dem Maiftergelt over Schulgelt haben fo von jm gefallen jſt x. 

Sttem es follen auch die Maifter vie den New kommenden 
Maifter brobieren fouil Ir vorhanden feind folch Gelt vnnder 
Einander gleih zu thailen fchuldig fein ıc. 

14. Ittem ed foll auch Einem jeden maiſter das gelt fo er 
jun Büchſen fchuldig ift, von dem vorbenanntten ſchul oder 
maifter gelt von dem Haubtman ingehalten werben ald mit namen 
von den Sculern fo Er bei feiner Trew behalten mag nad 
Außmweißung des Articuld Brieff, vnnd was vbrig da were foll 
Einem jeden zugeftelt werden one alle hindernus doch alle geuerbe 
ausgeſchloſſen. 

15. Ittem es fol auch Ein jeder newfomender maiſter 2 $. 
jn die Büren geben das man die Kaiferlidjen Freiheit bamit 
erhalten möge x. 

16. Sttem es fol auch Ein jeder maifter mit dem Newen 


— 295 — — 


maiſter fechten vnnd Brobieren, vnd welcher nit mit jm Ficht Der 
ſoll kein thail am Maiſtergelt vnnd Schulgelt haben ıc. 

17. Ittem haben wir Einen Haubtman Erwelet mit Namen 
Hanns Kaub Neftler Burger zu Brandfurt auf Montag nah Marie 
Geburt Anno 1544. jm Beiwefen annderer mit Bruder mit Namen 
Martin Dafchner, Wolff Werner von Zwiden Hanns Kürmburg 
von Kreignach Jerg Deierle von Niernberg Jerg von Erdingen 
Nicleaus Beierbach Burger zu Brandfurt Syrt von Mengen 
Simon Spenger von Krembs Petter Burdhart von Freiburg in 
Bichtlannd Gerlach kammenſchlager wollenweber von Herboren ꝛc. 


Alfo fol man Einen Haubtmanı Erwellen. 


18. Sttem der abgende Haubtman foll die Erft Cöre haben 
vnnd darnach jeglicher mit Bruder alaine haimlich fragen, vnnd 
diefelben haimlich aufftzeichnen, vnnd welcher dann die mainfte 
wall bat der fol 2 Jar lang Haubtman fein one allen außzug 
vnnd widerred ıc. 

.19. Ittem darnach foll der abgeende Alt Haubtman Rechen⸗ 
Schafft thun im Beyſſen feiner mit Bruder vnd fol zuuor alle 
ding bezalen das Fein fchuld nach feinem Ampt erfunden werden 
aladann fol dem Newen Haubtman die Schliffel zu der Büren 
oder Laden Solchs hie. zuftellen mit Brieffen vonnd Andern So 
da dann verhanden ift wie dann von Alter berfomen vnnd 
gewaihet ift Es foll auch Fainer ober die Laden gehen es feyen 
dann 2 oder 3 mit einander es fol auch der Haubtman alle jn 
Nam vnnd außgab in Schrifften haben ır. 

Ittem jm Sar 1543. jft bei mir Hanns Kaub zu maifter 
gefchlagen worden mit Namen afper Steringer Kürßner von 
Erdfurt Lienhart Franfpurger Kürfner. von Minchen Jerg Deierle 
Nadler von Niermberg Niclas Beierbah Kürßner Burger zu 
Srandfurt und bleibt jeglicher feine 2 B. ſchuldig in die Büren ıc. 

Sttem ift bei mir Hanns Kaub zu mayfter gefchlagen worden Sirt 
Hautter von Meiningen Ein Kirfchner Gſell Better Purckhartt von 
Freiburg jnn vchtland vff fonntag vor marie gepurt Anno 1544. 

Ittem ift bei mir Hanns Kauben zu mayfter gefchlagen worden 
mit namen Gerlach Kammenfchlager von Herbern Ein mwöllen- 
weber vnnd bleibt ein jeglicher fein 2 ß. in die Bir ſchuldig 
gefchechen am Sontag nach Natiuitatis Marie ıc. 


⁊ 


— 206 — 


Ittem iſt bei mir Hanns Kauben Neſteller dieſer zeit Haubt⸗ 
man Burger zu Frankfurt zu maiſter geſchlagen worden mit 
namen lienhart Hoffer zu Wanzen ſchumacher vnd iſt dabei 
geweſen merten Jergen, Jerg von Erdingen Kürſchner von Meinz 
Niclas Beierbach Burger zu Franckfurt Soutag nach vnſer lieben 
Frawen Tag 1548 vnnd bleibt feine 2 ß. fchuldig in die Büren x. 

Sn der Herftmeß 1548. Iſt bei mir Hannd Kauben zu 
Mayfter gefchlagen worden, Sigmund Schamberger von Meinz 
Ein Huffſchmid vnd bleibt feine 2 B. ſchuldig ꝛc. 

Sttem haben wir Ein Haubtman erwelt mit namen Merten 
Jorger Dafchner vnnd gewefen Hans Kaub, Jerg von Erdingen, 
Lienhart von Wanzen Sigmund Schamberger von Mynchen Ein 
Huffſchmid Anno 1548. 

Ittem haben die Maijter erwelt cinen Haubtman mit Namen 
Hanns Kaub neftler Burger zu Frandfurt im ar 1549 vnd 
ift dabei gewefen Merten Sorgen Dafchner Burger zu Srandfurt 
Wendel Worm von Halbrun Buluermacher Ierg von Meinz 
Kürßner Sigmund fehamburger Hufffchmid von Meiningen ıc. 

Sttem hab ich maifter Hanns Kaub diefer zeit Haubtman zu 
maifter gefchlagen worden mit namen michel von Eiflersdorff 
Einer vom Adl Lienhart Konle von Dundlfpühl Ein Neftler 
Andread Benawiz fchumacher von Leifenedh Sebeſſer fchreiner 
von Erfurt vnnd Sriderich Herer Seybenftrüder von Wormbs, 
vnnd bleiben jeglicher feine 2 ß. fchuldig in die Büren ıc. 


Hanns Rlaub. 


Sttem ift bei mir zu maifter gefchlagen worden Ernft Barthel 
von Salfeld Ein Kürfner Eriftoffel Beem von Sannt Annaberg 
Ein Kirßner Hand Kolle von Schwebifchen Gmindt ein Kirßner 
Mathes Kirched von Baflı ein Kürffner vnnd Hanns Haiden 
von Rottenburg Ein Schreiner vnd bleiben alle 6 jre 2. noch 
ſchuldig in die Bür der Bruderfchafft. 

Baftle Grofch von Königsberg aus Preifen Jerg Groſch von 
Königsberg aus Preifen Duirinus Getlih von wiſeneck ein 
Duchknap. 

Ittem 1553 iſt maiſter worden Wolff Brand von Fridburg 
ein ſchreiner Geſell Enderis Kletich von Ertfurt ein Kuͤrſner, 
Jerg Fürſter von ſtreel, aus der Schleßnig Ein Kürßner. 











— 297 — 


Sttem ift bei mir erg Hangersdorffer zu maifter gefchlagen 
worden mit namen Bafpar Hans von Cöllen Ein Gewandmacher. 

Sttem Wolff Reich von Haidelberg Ein Buchbinder. 

Sttem maifter Herman weis von Eiſſenach Buchbinder in 
der Herbitmeß jm jar 1554. 

Ittem jm jar 1557 ift zu maifter gefchlagen Better miller 
von Eißfeld bei vnns maiftern mit namen patiit Kaßnacht, Hanns 
Kaub Bafpır Hanns da tft der Haubtman Franckh geweft das 
er nit hat fönnden komen vnd iſt auch der gefchlagen maifter 
feine 2 8. in die Büren ſchuldig bliben ıc. 

1560. Ittem Beltten Hauß von Elfeld Huffſchmidt Hanns 
Blattner vrmacher von Freiburg jn Breißgaw. 

Ittem Hainrich vrmacher jm Landzu Schoben vnnd feind all 
3 Iren 28. noch fchuldig in die Bür. 

1563. erg Bretter von Straffburg Ein Schreiner michel 
liebbrand von Rüttling Schreiner Eafper Gifer von Cellen, Ferften 
Bergfman von Braunfchweig ır. 

Ittem den driten feptembris feind zu maifter gefchlagen worden 
Niclas Hinner von Riermberg ein Kürfner vnd Bleße fletuer 
von Filach Ein Kirfhner Anthoni Zederfizer von Niermberg Ein 
Buchtrucker Gefel vnd der Erbar Niclaus Bierach hat dieſe 
odgemelte zu maiſter gefchlagen. 

Beyweſen des Erbarn Hanns Klaub vnnd petterdenfer von 
Vilſeckh gefchechen in der Herbftmeß Anno 1564. 

1565. 9. September. Sttem maifter worden Niclaus Koch 
Kürßner von Niermberg, melcher Kreyzinger von der ſeyden auch 
Ein Kürfchner und bleiben al Bald jre 2 $. fchuldig in ber 
Büren. 

Herbftimeß Anno 1566. Ittem an Tag maria Geburt ben 
8. September ift vor mir Jerg Hangersborffer von Erdingen 
Haubtman der Bruderfhafft Sannct Marx Erfchinen zu mayfter 
gefchlagen worden die Erbarn Hans probft und Kerſchgen Eifer 
von @ölen beid Burger zu Augſpurg Jers Handwerds ber 
Hanns Brobft Ein Haubenfchmid vnd der Kerſhgen Efer von 
Collen Ein Banzemacher ond tft dabei gemefen die Erbarn Eafpar 
Hand Burger zu Eöllen und Hans Kaub Burger zu frandfurt 
und Anthoni Zederfizer von Niermberg Burger zu meinz vnnd 
ift gefchechen wie obftett ꝛc. 


— 2985 — 


Sttem im Jar als man zalt nach Erifli Geburt jm 1566. 
Jar den 8. September fein vor mir erg Hangersdorffer von 
Erdingen vnnd Haubimann vber die gannz Bruderſchafft Sannt 
Marx erfchine mit namen Hand Kaub Burger in Frandfurt 
Eafpar Hanns von Kollen Ein Burger, Anthoni Ziderfezer 
von Niermberg Burger zu Meinz x. Hanns Brobft Burger zu 
Augſpurg ein Haubenfchmid vnd Kerfgen Efer von Cöllen auch 
Burger zu Augfpurg vund haben wir 6 maiſter Beichloßen vnud 
mit ganutzem Ernſt die new Kaiferliche priuilegia vnd Freihait 
ſtet vnd veſt zu halten vnnd gehalten werden ſoll, auch von 
kainem herwider gethan noch zuthun geſtatten werden ſoll ſo Lieb 
Einem jeden fein Er vnd maiſterſchafft fein wurdt. 

Erklih fol ein jeder fo maifter ift worden 2 ß. in die Bür 
legen damit faufft er ſich inn die Gefellfchafft, darnach fol Er 
He Herbfimeß fo manchen fchuler Er dann gelernt hatt von 
Einem jeden 2 9 in die Büren lieffern auch wann man Einen 
zu maifter fchlegt fol er 28. in Gold auff das Schwert legen, 
vnd Einen ß. für die Haimlichkait geben fol vnableßlich zubezalen 
serfallen fein, darnach wiß fih Ein jeder zu richten. Welchs 
Ich Jarg Haugersdorfier Haubtman dariber Einen veflen Aidt 
zu got gethan vber folchem Beſchlus flet vnd veftigilich zu halten 
vnd band haben ıc. 

Adi 15. September Anno 1566 if zu maifter gefchlagen 
worden mare wadt von Brumbt dabei ift geweien Hang Kaub 
Anton Zeberfeger vnd erg Hangersborfier. 

Hiemit Enndt ſich der Maifter des lanngen fehwert fchrifften 
was fie vir ordnungen zum Dail zu Frandfurth haben. 














II. 


Zur Geſchichte der Criminal: NechtS: 
pflege in den mittlern Zeiten. 


Bon den folgenden fehs Nummern haben fih 1, 2, 5 und 6 unter 
den von Sendenberg’fhen Papieren gefunden, 3 und & find aus dem 
Malaflz- Buche der k. bayerifchen Stadt Klingenberg entnommen. 


1. Bericht. 


Was jeder Grad der Peinligkeit oder Tortur in ſich habe und mie 
gefangene oder Inquifiten darnach ſcharff eraminiret werben. 


Das Terriren. 


Das Terriren wird alfo gethan, daß nemlich vor allen Dingen 
die, fo vor Gerichte fißen, dem Inquifiten beweglich zureden mit 
der warheit recht herauszugeben. Hernach werden dem Inqui⸗ 
fiten gütlich, doch in Beyſeyn des Nachrichters und feiner Inſtru⸗ 
menten gewiſſe Iuauifitional - Articul vorgehalten, darbey der 
Nachrichter dem Inquifiten ie zumellen, wo es nöthig, etwas 
zurebet, Daß er ja die warheit befennen und es nicht dahin 
fommen laßen folte, daß er fein ambt verrichten müße. — Wenn 
nun Inquiſit auch hierauff entweder gar nichts befennet oder doch 
gewiße fachen und puncta nur in das neinen ſetzen wolte und nichts 
befto weniger an ben Puncten oder umftänden viel gelegen, wird 
nachfolgender geftalt da8 Terriren vor die Hand genommen: Daß 

1. der Richter fagt: Weil nun Inquifit die Warheit nicht 
geftehen wil, wird er hiemit dem Nachrichter übergeben, daß er 
‚dem urtheil, wie ihme folches publiciret umd erfläret, ein gnügen 
tbun fol. Darauff denn | 

2. der Nachrichter dem Inquiſiten die Instrumenta, ‚und was 
er mit einem ieden zu thun pflege, vorleget und zeuget, auch darbey 


etwas graufamer die Instrumenta und deren wirfung befchreibet, 
alß fe fonften an fich felbften find. Darbey aber in feine wege 
unterläßet auch aus Gotteswort nach art und weife des delicti, 
fo begangen, Inquiſiten zu zufprechen. Wenn denn dieſes aud) 
nicht fruchten will, fo ftellet fich der Nachrichter 

3. alß wenn er Inquiſiten angreifen wollte und heißet ihn 
fich ausziehen. Diefes thut nun der Nachrichter bei 2, 3, mahlen, 
damit er fich defto eher entfeßen und die warheit ‚befennen möge. 


Grad der Tortur. 


Bey den rechten dreyen Graden der Tortur wird auch Diefeß, 
was ietzt gefaget, alle Zeit vorher verrichtet und kömmt nnr bey 
dem erften grad darzu, Daß 

1. der Inquifit nach nottdurfft von ihme felbft oder des Nach⸗ 
richter8 Knechten entblößet wird. 

2. Werden dem Inquiſiten die arme zurüd uff den Rüden 
gethan und ihme die Daumenftöde angeleget, doch daß Inquifit 
nur auff einem Stuhl fit und wird ihme wieder fowohl aus 
Gotteswort, alß auch anderen beweglichen Urfachen, fo aus den 
Acten genommen, fehr zugeredet. 

3. Wird auch der Daumenftod, wenn gütliche Worte nichts 
fruchten wollen, zugefchraubet. 

4. Wird die Schraube einmal. oder vier gelüfftet, damit die 
Daumen nicht bald verftoden, daß fie nichts mehr fielen. 

Diefer erfter Grad wehret ohne‘ das erfte terriren mit anlegung 
des Daumenftods und deßen auff und zumachung eine gute Stunde. 

Der andere Grad der Tortur, welcher auch ziemlichermaßen 
eraminiren heißt, wird alfo erequiret, daß 

1. Inquiſit durch fich felbft ober des Nachrichters Knecht bis 
auff das Hembde entblößet wird, nebenft abermahliger Vermah—⸗ 
nung, daß er Gott und der Obrigfeit die Ehre gebe und zu ber 
ſchärffe es nicht fommen laßen folte. 

2. Wird der Daumenftod, wie bei dem erfien Grad gebrauchet 
bey einer guten Stunde. 

3. Wenn auch folches nicht helfen wil, wird Inquiſit auf 
die Leiter geleget und der Daumenftod abgenommen, hergegen 
ihme die Hände mit einer Leinen, fo etwa fo did, alß eine Leine in 
einem Rehgarn zu feyn pfleget, gebunden und wiederum ermahnet. 








— 01 — 


4. Wird Inquiſit auf die Leiter geleget und ihme alfo ®e 
armen hinterwerts erftlich gelinde hinauff gezogen und alfo. eine 
ziemliche weile gelaßen. Dieſes wehret wiederum bey einer Stunde. 

5. und lestlih wird auch nebenft dem andern nur die eine 
Beinfchrauben angefebet, welche aber über Y, Stunde niemahls 
zubleibet, fondern offt gelüfftet wird. 

Diefer ander Grab der Tortur wehret wohl bey fteben oder 
acht Stunden lang, aber doch alfo, daß Inquiſit darzmwifchen bey 
einer Stunden immer ruhen und fich weiter bedenfen Tann. 

In folcher Bedenkzeit pflecht der Nachrichter Inquiſiten wie⸗ 
derum aus Gotteswort zur Buße zu ermahnen und mit ihme 
Bußpfalmen zu bethen, auch fonften nad) Urt -des Verbrechens, 
deßen er befchuldigt wird, und Degen umftänden mit guten und 
fcharffen Worten zu zureden. Und ift alfo ein Inquifit an einem 
Stüde drei oder vier Stunden nicht auff der leiter, fondern wird 
offt herunter gelaßen und alle Instrumenta von ihme abgenommen, 
wenn er faget, Daß er befennen wil. Befennet der Inquiftt aber 
etwas. und wolte wieder zurüd treten, fo wird das urthel an 
ihme erequiret, fo viel noch übrig iſt. 

Der höchſte Grad der Tortur ift, daß Inquiſit auff der Leiter 
in die Höhe mehr, alß bey dem mittelften grad gezogen und 
hernach beide Beinfchrauben, wenn das erfte nicht fruchten wil, 
angeleget werden. Letztlich wird auch darbey der Bor gebrauchet 
und ie zuweilen Inquiſit mit einem fleinen Spiefrüthlein auff 
die bloße Haut gefchmieflen. Bey den Heren aber wird das 
Räuchwerd, welches von Schwefel, Kampffer und Teuffelsdred 
zufammen gemacht, gebrauchet. Und wehret Diefe Art der Tortur 
24 Etunden. Den Heren werden auch bie Haare vom Kopffe 
und wenn fie hart verftodet und fich gar nicht befehren wollen 
am gantzen Leibe abgefchnitten. 

Referens faget, Er habe aber niemals, auch bey der höchften 
fcharffen Frage einige Brennende Echwefelfergen ihnen auff ben 
Leib trieffen laſſen, jo doch etliche Scharffrichter auch zuthun 
pflegten, denn es ftünde niemald im Urthel. Ingemein hatte er 
bey der Eraminirung befunden, daß es viel thäte, wenn Inqui⸗ 
fiten aus Gotteswort viel zugeredet und fie dahin gebracht wür⸗ 
den, daß fie nur einige geringe ftüde befennen müßen, alßdenn 
folgete hernach gemeiniglich das gantze geſtändnuß. 


— 393 — 
® Die Zurede aus Gotteswort thäte Nachrichter anders nicht 
als mit Bußpfalmen und Bußſprüchen, auch wie Gott gnäbig 
fey und fich über Bußfertige Sünder erbarme. Er bethe and) 
vielmahl mit ihnen, wie er denn alle Zeit ein Gebethbüchlein 
deshalben bey fi. Käme aber Inquiſit felbft auff einen Spruch 
oder Pfalm, fo belffe er ihme drein und applicire er folchen, fo 
guth er Fönne, auf diefen feinen Zuftand. 
Tantandem, H. R. Meßing, Scharffrichter. 


2 Copia Vhrtheils 


darinnen die Herrn Scabini Inenſes die Tortur befchrieben, 
wie folche vorzunehmen an Herrn Ambtmann zu Semar Johann 
Chriſtoph Wintern den 22. Jan. 1656 abgelafien. 


Demnach ihr Vnſern Bericht begehrt, wie die grady tortura 
gebührlichen in acht Zunehmen, So geben wir euch darauff Zu 
vernehmen, das die gelinde tortur oder der erſte Grad der pein- 
lichfeit darinnen beftehe, dad der Scharffrichter den Inquiſiten 
mag ausziehen, entblößen, Zur Leiter führen, die Zur peinlichfeit 
gehörige Instrumenta vorzeigen Vnd die nötig die Daumen- 
ftöde anlegen vnd damitt zufchrauben, auch wohl den Umbftändten 
nach mitt fchnüren den anfang machen, immaßen denn in denen 
Vhrtheilen, So auff die ergangene Inquisitionsacta eingehohfet 
werden, austrudlich vorgefchrieben wird, wie vnd vf weßmaßen 
der Scharffrichter Verfahren fol, welchem er gebührend nachzu⸗ 
fommen weiß. — Anlangende ferner den andern grad der Tortur 
iſt derfelbe, wann in denen Vhrteilen dieſe wortte,: „Ziemlicher 
maßen.” der Scharffen frage mittangehengt fein Zu verftehen vnd 
wird vff Richterliche ermäßigung des delicti befchaffenheit vnd 
der perjohnen gelegenheit nach vnterſchiedlich verrichtet. Vnd 
haben die Scharffrichtere ſolche Verſtanden von anziehung ber 
Schrauben allein, wann gleich Der gefangene weder gerenfet noch 
auffgezgogen worbten, bisweilen ven Inquifiten gefchnüret Vnd 
die beinfchrauben angelegt, auch iſt wohl der gefangene ziemlich 
gebunden vnd gefchnüret, auff die Leitter geleget vnd ihme bie 
Händte hinterrüdd in die Höhe geftredet vnd die Schienbein 
geſchraubt worbten., Vber dieſes hatt auch der Scharffrichter dem 














Inquiſiten Ziemlicher maßen gebundten vnd vff die leitter etwas 
gezogen, Teglich find dem gefangenen, wenn. er auff die leitter 
gebracht, die Schraubenflöd an die Bein gelegt er aber nicht 
ausgerecket oder gethenet wurden. Auch wirbt ſonderlich bey 
denen, fo der Hererey halber verdächtig, gebrauchet, das Sie In 
den Bock gefpannet worden, wie denn fonften denen Scharff- 
Richtern nicht Vnbewußt, wie vnd vf was maßen bie ziemliche 
fcharffe Frage pfleget erequiret zu werbten. 

Letztlichen ift zwar auch der dritte grab der tortur, fo aber 
felten erfant wird, das nemlich der ScharffRichter denen Inqui⸗ 
ftten neben vorgefesten peinlichfeiten, auch mitt dem feuer als 
angezundetem Schweffel vnd Kihn, auch mitt anderm gewoͤhn⸗ 
lichen fcharffen mitteln angreiffen mag, jedoch das dem Inquiſiten 
dadurd an feinem leben Fein ſchade Zugefügt werde, Vnd dies 
haben wir Euch auff eurer gethanes bitten ertheilen wollen. 


Signatum Ihena den 22. Januar Anno 1656. 


Verordnete Dechant, Senior vnd 
andere Doctores des Schöppen⸗ 
ſtuels zu Ihena. 

Ahn 
Hn. Ambtmann zu Hemar 
Chriſtoph Wintern. 


3 Actus Torturo. 


Anno 1629 den 12ten Juni ift Die allhier (Slingenberg) verhaf- 
tete Catharina, Jakob Jägers Ehefrau von Erlenbach in loco tor- 
turae vorgeforvert, zu Räumung ihres bößen Gewiffens, Eroͤfnung 
der Wahrheit, und Vermeidung widrigen Fals, gemiffer erfolgenver 
Pein und Marter, im Beften erindert und ermahnt worden, und 
hat man die, auf fie einfommende denunciationes nochmals ihr 
vorgelefen, davon fie geftändig geweſen, Hat doch ferner nicht 
heraus gewollt, ift ihr der Nachrichter mit Erplicirung feiner 
peinlichen Inftrumenten anfangs vor Augen geftellt worden, ala 
alle gütliche Vermahnungen noch nichts helfen wollen, feind ihr 
bie beeve Beinfchrauben unterfchiedlich angelegte worden; darauf 
hat fie Gebethen, man fol wieder aufmachen, wird darnach von 


— 3 — 


ihr gehen, und bat gefagt, fe hab den bößen Yeind in ihr 
Gefängniß gerufen, in Meinung er fol fie unterrichten, wie fie 
fagen follt, wär aber nicht zu ihr fommen; endlich der auf fie 
ergangene Befenntnife geftändig geweßt, und geantwortet, ja es 
fey gewiß wahr, daß fie Zaubern Fönnt, wüſt aber nicht wie. 


A. Urtheil. 


In peinlicher Rechtöfertigung fich erhaltend zwifchen des Hoch⸗ 
würbigften Fürften und Herrn Herrn, Georg Fridrichen, Erz 
bifchoffen zu Mainz, ded H. Römifchen Reichs durch Germanien 
Erzfanzler und Kurfürften, Bifchoffen zu Worms, unferes gnä- 
digften Churfürften und Herrn, Hochadlicher Herren, weltlicher 
Räthen, conftituitirtem Anwaldt als fisci procuratorem ex oflicio 
Kligern an einem Entgegen und wider Velten Knaffen zu Heu: 
bach, wegen hochverbothner, feines Alters im 20. ar, bero 
geübter zauberifcher Miflethat, und zum Vorderſten, dieweil er 
dem lieben getreuen Gott, feinem Schöpfer und Krlöfer, ab, 
hergegen dem feidigen Teufel, der ganzen Ehriftenheit Erbfeind, 
zu und beygefallen, fo er wider die Geboth des Allmächtigen 
Gottes, durch fulche feine bößen Thaten mißbraucht, und gehan- 
delt, damit feine arme Seele fehr. geängftigt und betrübet, Beflagten 
allhier, zugegen andern Theils 

Alfo auf Klag, Antwort, und alles gerichtliche Vorbringen, 
auch nothdürftige Erfahrung und Erfindung, fo deshalb alles 
nach laut Kaifer Carolus des fünften, auch des heiligen Reiche, 
und des Hochwürdigſten unſeres gnädigften Kurfürften und 
Herrn, Erzbifchoffen zu Mainz, und Kurfürftlicher Hochadelicher 
Räthe Verordnungen, auch des Hibelthäterd felbft eigenen gui- 
williger und peinlicher Befenntniß, Beſchluß der Sachen gejchehen: 

Erfennen Richter und Schöfen des peinlichen Gerichtd zu Klin⸗ 
genberg zu Recht, daß gegenwärtiger Velten Knaf, weil er zum 
vorberften Gott dem Allmächrigen ab, hergegen dem leidigen 
Sathan zugefagt, und durch deſſen Stiftung nicht allein Gott 
fein Schöpfer und Erlöfer heftig erzörnt, fondern auch feinen 
Nächten fehr befümmert, und feine eigene Seel heftig geängftigt, 
ihme zur wohlverdienten Strafe, und andern zu einem abfcheus 














lichen Eremple, heutiges Tags, durch den Scharfrichter an gewoͤhn⸗ 
licher Gerichtöftätte gefürt, lebendig mit dem Feuer hiengerichtet, 
und zu Afchen verbrannt. werde: 

Alles von Rechts Wegen. 


Begnadigung. 


Der Ehrenfefle und wohlvornehme Herr Wolfgang: Eyrich, 
Keller und Amtsverwalter Seiner Kurfürftlichen Gnaben, erfläret 
fih auf gefuchte Gnad und Milderung der Schöffen Urtheil, 
ertheilten und habenden Gewalt nad), daß gegenwärtiger Velten 
Knaff zuvor mit dem Schwerdt vom Leben zum Todt, hinge- 
richtet werden, und darauf der mwohlausgefprochene Endurtheil, 
ein völlige Benügen gefchehen folle, und das aus Kurfürftlicher 
Begnabigung und von Rechts wegen. 


5. Memorial, was in der Neitfchin Sinquifitions: 
Sache bifibero paffiret. 


Es find in diefer Sache zwar unterfchiedene Vornehme immis- 
eiret, jedoch die meiften auf Caution des arreſts erlaßen worden. 
Berwichene 19. Maii ift Engelfchall, fo vormals ein Kauffmann, 
nachmald bey gemachten Banferott einn servus der Neitzſchin 
worden, unter begleitung eines Fendrichs und Gorporald von 
Leipzig in Dreßden einbracht worden, dorffte derfelbe mit ver Zeit 
einen fchweren Proceß zu gewarten haben, ohngeachtet er die 
Vormals gemeine Eorrefpondenz ınit der Neibichinn allbereits 
verflucht und im Gegentheil vielmehr wünfchet, Dreßden demm 
Tage nicht gefehen zu haben. Dienftags hernach ift die Here 
auf Sprachwalde gleicher maßen eingezogen worden und erwartet 
man noch eine dergleichen aus dem Bambergifchen. Diefe haben 
allbereit ausgefagt, daB auf Eingeben der Neisihin Johann 
Georg den II und IV ums Leben gebracht worden fey. Der 
tigt regierende Churfürft Friedrich Auguſt habe auch allbereit 
fein theil empfangen und wurde es fo lange nicht mehr machen. 
Und ob man Zwart fchon etwas Von ihren Zauberftüden befum- 
men, fo hätte diefen generofen Herrn wieder Vermuthen eine bey 
ihm fonft ohngewöhnliche Melancholie befallen. Gott helfe, daß 

' 20 


— 3068 — 


ſich es beßern moͤge. Denen Churfürſtlichen und Hertzoglichen 
Gemahlinnen ſoll ihr Brod auch ſchon gebacken ſeyn und iſt 
hierinn die gewaltige Vorſorge Gottes zu rühmen, daß das Blat 
ſich alſo gewendet, der Urheber des Unglücks ſelbſt betroffen. 
Dieſe unglaubliche und ungemeine that hat ſich allbereit unter 
Regierung Joh. Georgen des III und Zwar aus dieſem Grunde 
entfponnen. Es ift 1689 unter währender Campagne Zhr. 
Hchſtl. Dchl. Hftfeel. und Iöhl. Andenkens Klagend vorgeftellet 
worden, wie der General Reutfch feine damals unter fih habende 
Hartfchierer gar nicht oder doch wenigftens fehr fparfam zahlete, 
zu dem Ende auch niemand darunter genommen, ed fey denn, 
daß ihme zum Recompens davon XV Ducaten ausgezahlt wur: 
den. Weilen denn S. Hftil. Diehl. vergl. Finances forthin nicht 
dalten wollen, ift obgedachter Reutſch feiner Charge entfegt 
worden. Es hat fich aber eben zu folcher Zeit Johann Georg 
der IV mit der verftorbenen fogenannten. Gräfnin von Rochlizz, 
des General Neutfchen® tochter wieder des Herrn Vaters willen 
ziemlich eingelafien ungeachtet Er Sichs wegen ded Herrn Bet: 
ters nicht fehr merden laßen. Eie die Neutfche Familie haben 
aber bald gemerdt, daß fie ihren Zwed erreichen würden, wenn 
der Herr Better Johann Georg der IH aus dem Wege geräumet. 
Und weil dem General Neutfh Bu einem Ehrenampte zu gelan- 
gen, alle Hoffnung abgefchnitten worden, auch Johann Georg IH 
ein Herr von gefunder Leibes-Conſtitution hat fie der teuffel 
dahin verleitet, ihn durch Zauberey umbzubringen, worzu fidh 
auch balde gelegenheit gefunden. Eie haben von dem Herrn 
einige Haare mit Wachs untereinander gemenget und darvong ein 
Bild männlichen Geſchlechts einer Hand lang formiret, ſolches 
an einem Epieß beim gemachten Feuer gebraten, dadurch fie dem 
Herrn unfüglichen Schmergen, mit Berfalung des Fleiſches und 
allen Leibed- Kruften gemacht und damit nad und nad Zu 
gewißen Zeiten continuiret, biß daß Bild am Spieße vom Feuer 
gänglich zergangen, alddann Er nothwendig fterben müßen. Bey 
diefer Schwächung haben Eie Ihm das fchmergen mindern oder 
mehren können. Sobald num der Herr aus dem Wege geräumet, 
haben fie nicht unterlaßen, eine übernatürliche lebe dem Ber: 
ftorbenen Churfürft Johann Georg dem IV beyzubringen, weldjes 
vermittelft eines Keßels, fo durch ein unauöfprechlicyes euer 














— 307 — 


in einem Gewölbe unterhalten worden ind Werf gerichtet babey 
nach ©elegenheit 3 bis 4 Perfonen fieden, und haben allemahl 
bie gewißen Merkmahler fehen fönnen, wann der Herr unluftig 
oder nicht paflabel iſt der Keßel übergelauffen, fo ift die gräfnin 
zu ihm gefommen, wenn e& ihr eingefallen, hat er ihr müßen 
beiwohnen und tft dergleichen gefchehen, wenn er bey der Churs 
fürftin gewefen, daß ihm angft und wehe worden biß Er zur 
Neutſchin gefommen, alsdann fich die Bungigfeit verloren. “Diefe 
und dergleichen Dinge find nunmehro am tage die Churfürftin 
und Hertzogin find ebenmäßig bezaubert, daß fte fein Kind zur 
Welt bringen fünnen, Nachdem nun diefe Familie gemerdet, daß 
mit Abfterben des Ehurfürften die Gräfinn fehr fallen würde, 
haben fie auch diefem vorzubauen gedacht, deßwegen eine Paſtete 
zurichten laßen, darinn von diefen 2 Perfonen das Bluth durch 
fprechen abgezogen und dahin disponiret, daß Keines ohne das 
andere leben können, geftalt, fobald die Verftorbene Perfohn zu 
faulen angefangen, bie andere nothwendig folgen mufte, wie fol 
ches der Ausgang, nachdem der Gräfinn Surg geöffnet worden, 
angenfcheinlich bezeuget. Bey Ihren Lebenszeiten hat fie der 
Berftorbene Churfürft nicht fattfam contentiren können, deßwegen 
fie denn ihre Kammerdiener, Laquayen und andere ftanphaffte 
Kerle zugelaßen, die mit Ihr ziemlich genau Zugehalten und ift 
Diefes nicht genug zu verwundern, wie durch Gottes fonderbare 
Schickung dem Herrn folches nicht hinterbracht worden. Es ift 
dieſes graufum genug, umb fo viel mehr, weil nicht allein Sie 
beyde, fundern das ganze unfchuldige Land ſolches endlich ents 
gelten müßen. Zumalen diefe regierfücdhtige das gantze Churfur- 
ftenthum in gänglichen Ruin zu bringen vorgehabt, welches aber 
der grundgätige Gott hintertrieben. Dann nachdem fie bey Ihr 
Kayſerl Muyeft. in den Fürftenftand erhoben zu werden, Durch 
den Churfürften Anfragung thun laßen, ihr aber ſolches abge: 
fehlagen worden, hat ſie vermittelft eined Böfewichts fich dahin 
verleiten laßen, daß fie noch einmal nebft einer großen Befchreis 
bung bey dem Kayſer angehalten nebft dem Anerbieten, fo fie 
ſolches erbielte, die Paͤbſtliche Religion anzunehmen und Ihr 
Chfſtl. Del. famt dem gangen Hof dahin zu bereden, welches 
auf Kayferl. Seiten auch beliebet worden und hat die Verwichene 
Dftertag bereits communiciren und als völlig regierende Churs 
20? 





— 308 — 


fürftin auf dem Echloße refidiren wollen. Es hat aber noch zuvor 
Mittwochs vor Oftern der große Gott Sie mit großer Confu⸗ 
fion Shrer Seelen vor Sein ftrenged Gericht gefordert. Nach⸗ 
folgende fiten im Etodhaus: 1) der Neisfchin Kammerfrau, 
2) der Cammerdiener, 3) Ihr Eecretary Engelichall, 4) die Ver⸗ 
walterinn, 5) ihr Advocat Arnold, 6) die alte Here auf dem 
Sprewalde, 7) Kühle, 8) eine Tretelfrau, 9) IV. IV. No. 14, 
11) Secret. Wagner von Rochlit, 12) Kohlenbergf, 13) Müller (9), 
15) die alte Reusfchin famt dem Duartiermeifter, 16) Gaßert 
und deßen Herr find mit der Wache auch anher gebracht. 


6 Blutbann:Eonceffion Earl des V. von Wolfen 
v. Nechperg auf Stadt und Schloß Seuchlingen. 
1549. 


Wir Earl der Fünftt von Gottes Gnaden Römifcher 
Kayßer, zu allen zeithen Mehrer des Reichs in Germanien, zu 
Gaftilien, Arragon, Leon, Beyder Sieilien, Serufalem x. Konig x. 
Bekhennen offentlih mit dieſem Brieff, und thun kundt aller- 
männiglich, daß vns vnßer, und des Reichs Lieber Getreuer 
Wolff von Rechberg fürgebracht, wie Er ein Schloß Heud- 
lingen an der Lein, im Landt zu Schwaben, und das Dorff 
darbey gelegen, mit allen Obrigfeiten, fein aigen und fonft Rie- 
mand dann Ihme, allein daß der Kirchen-fab, und Guetter in 
ſolchen Dorff von dem Stifft Ellwangen zu Lehen rühren, under: 
worffen, und zugehörig feyen, und ſich aber zu zeithen daſelbſt 
etlich übelthätig, und böße Muthwillig Handlungen begeben, bie 
umb des Koftens willen, fo Ihme, vnd feinen Vnterthanen zur 
ftraff derfelben (dieweil Er Fein hohes und Halsgericht an dem 
Orth hätte) darauff fehn möchten, vngeftrafft beliben wären, vnd 
damit dann binfüro folch Übelthätig, Mutwillig Handlungen und 
fachen, defto eher vermitten bleiben, und geftrafft werden, hat Er 
vnß darauf demüthiglich angerueffen, und gebetten, Ihme bierinnen 
gnädiglih zu fürfehen; Des haben Wir angefehen, ſolch fein 
demütbiglich Bette, auch die getreue Dienft, die fein vorforder, 
und Er vnß, vnd dem Heil. Reich in Mannigfältig Weeg, 
gethan, und bewißen haben, und Er fich hinfüro willig zuthun 








— 3089 — 


erbeut, und darummen auch gemeinen Nug zue guten, vnd zu 
ftraff des übels, mit wohlbedachtem Mueth, guten Rath, und 
rechtem wiffen, dem gemelten Hand Wolffen von Rechberg zu 
feinem Schloß Heuclingen dem Dorff dafelbft, Inn und vff 
derofelben Grundten, zur gehörigen, und Böden, Ein Hofgericht, 
ftot und Galgen aufzjurichten, gnädiglich gegunt und erlaubt, 
und den Bann dafeldft, über das Bluet, zu richten, zu Lehen 
gnädiglich verliehen, Gunnen, erlauben, und verleihen, Ihme 
folched alle8 von Römifch, Kayf. Macht wiflentlich in Crafft dieß 
Brieffs, alfo, dag Er auch Hochgericht, Stodh und Galgen, an 
dem Orth wie obfteet, aufrichten, und daſelb allzeith mit Ehr- 
barn, Taugenlichen, geſchickhten Leuthen befegen, auch Er und 
fein Lebens Erben, den Bann über das Bluth zu richten, zu 
ſolchen Hochgericht von Vnß, und dem Heiligen Reich zu Lehen 
haben und gebrauchen, und den Ehrbarn Berfonnen ihren Umbt⸗ 
leutben, die fie jederzeith darzu geſchickht, und nußlich zu ſeyn, 
bedundhen, verrer an ihr ftatt zu richten Befehlen, vnd daß 
alßdann diefelben ihr Umt Leuth, nach übelthätig verleümbten 
Leuthen, die Eie an den gemelten Orthen und ihren Zuegehö- 
rungen, grund und Boden, und fonft feinem andern Hochgericht 
vnterworffen ſeyn, betretten, greiffen, die annehmen, Beinlichen 
fragen und vff ihr jedes befantnuß, oder offenbahr mißhandlung, 
nach des Heiligen Reichs Recht und ordnung, ogentlich Richten, 
und ftraffen follen vnd mögen, von Allermänniglich vnverhindert, 
doch vnß vnd dem Heiligen Reich an vnſere Oberkeiten, und 
font Männiglich an feinen SHochgerichten und Rechten vnver- 
greifflich vnd vnfchädlich und auch alfo, daß der obgenant Hannß 
Wolff von Nechberg, feine Lehens Erben und Nachkommen, ſolch 
Bann, fo offt das zu Fall fomt, von vnß und vnſern NRachfom- 
men am Reiche zu Lehen empfahen, und darumb gemohnlich 
Pfliht und Eyd thon, jmmaſſen Er vns jebo gethon hat, und 
Er, feine Erben und Nachfommen, von Ihren Amtleuthen, den 
Sie venfelben Bann befehlen werden, auch nehmen follen, mit 
ſolchem Bann zu richten, zu handlen und zu voleführen, alß, 
gleich unpartheyifch Richter gegen dem Reichen, ald dem Armen, 
und dem Armen ald dem Reichen, und darinnen nit anzufehen, 
weder Lieb, Laid, Gab, Gunft, Forcht, Freundſchafft, Feindſchafft, 
noch jonft ganz Fein ander fach, fondern allein Gerechts Gericht 





— 310 — 


und Recht, als ſich gebührt, und Sie gegen Gott dem Allmädy- 
tigen am SJüngften Gericht verantwurtten wöllen, vngefährde; 
Mit Vrkundt dieß Brieffs beftegelt, mit vnſerm Kayßerlichen 
anbangenden JInnſiegel, geben in Unſer und des Reichs» Statt 
Regenfpurg am Acht und zwenfigften Tag des Monaths Aprilis 
nach Ehrifti vnſers lieben Herrn Geburth Fünffzehenhundert und 
im ein und vierzigften Unfers Kayßerthumbs im Ein und zwain- 
zigften vnd vnßern Reich im Sechs vnd zwaintzigſten Jahren. 








— all — 


m. 
Zur Sittengefchichte. 


1. Des Serren Fuckhers Schlafftrundh. 1629. 
GBandſchrift der Gießer Univerſitaͤts⸗Bibliothek. Nr. 552 des Catalogo.) 


Den 29. Jenner kahme der Herr Fuckher von Babenhauſen 
biehero, und Ffehret in der Eron ein, und ald er zue nacht ob 
der Malzeit etwas fröhlichd und trunden ward, gedachte er einen 
Sclafftrunfh zue thun, fehlet ihm aber umb ein gefpihlen, die 
den Schafftrundh mit ihm volzoge und etwas frölichd mit ihm 
wehre, fragete deromwegen den Haußfnecht, ob er ihm fein ſolche 
gefpielen wußte, die ihn Fonte frölich machen. 

Der Hausfnecht fprach zum Fuchher, er wufte dergleichen nit 
zu befemmen, der Fuckher fprach dem Haußfnecht zue, verhies 
ihm ein gutt trindgelt. Der Haußfnecht dachte es wehre baldt 
verdient, befahne fich fo lang bis ihme entlich des Schreibers im 
theuttfchen Hans fein frauw einfiele, der Hausfnecht nahm 
für, wo möglich ſolches trinfhgelt zue verdienen, machte fich heimlich 
hinterrudh des herren wirts zue der hindern Thür (da man 
pfleget den mift außzuetragen) hinaus, dan er gedachte, warn er 
folte die rechte thür öffnen, es möchte ihm nicht gelingen. 

Und als er für des Schreiberd in teutfchen haus, fein lofa- 
ment kahm, lit er an, die mägt gaben ihm zue antwort, der ber 
und fraum wehren nit daheim, fie feyen gaft, da gedachte der 
hausfnecht, er hätte feinen gang vergebens gethan, flundt vor 
dem haus, und befahne fih fo lang, ob er dz trindhgelt noch 
verbienen möchte, bis entlich den Schreiber mit feiner frauwen 
fih gegen dem hauß nahet. 

Der Hausknecht fich gar bald fahe und wurd hoch erfreut, 
gedachte bey ihm felbft, e8 wurde ihm gelingen, ging berowegen 


— 312 — 


dem herren und fraumen entgegen, redet den H. Schreiber an 
mit diefen worten: Wie ein frembder herr in der Erun lag, der 
währe aus feiner fraumen heimat, der hätte ihn hergefchidht, ven 
herren umb die fraumen anzufprechen, e8 hätte dem herrn ihr 
herr Batter etwas befohlen der frauwen aufßzurichten, zu dem hätte 
der herr ein Schreiben, an die frauwen, von ihrem herr Vatter. 

Der Schreiber fprach, muß es dan heutt fein, morgen ift 
auch ein tag. 

Der Haußfnecht ſprach, mein Herr, e8 hatt nit verzug bis 
morgen, der Herr wird morgen vor tag wider wedh. 

Der Echreiber fprah man wirdt ihm hart ein befonbers 
machen, und das thor vor tag öfnen. 

Der Hausknecht fprach, man wirbt in morgen früe vor tag 
zue dem einlas hinaus führen, wan dz nit wehre wurde ber Herr 
den Frauwen fo fpatt nit begehren. 

Die Frauwen fo fehon mit windhen und windhen wie aud) 
heimliches zuefprechen undrichtet ward, fagte: Mein Herr Ihr 
föndt euch die weil uf dz lotterbett legen, Ich will al8baldt wider 
da fein, und nur mit grofem verlangen fehen was mir der ‚Herr 
für ein bottfchafft von meinen leutten bringe. - 

Der Herr fagt: es Fehrt ein Ehrliche Frauw bey nacht in 
ihr haus, die Frau fprach: mein Herr Ich weis es wohl, ich 
will aber unfer magt und Magplein zue mir nemmen und ale 
baldt wider fommen. 

Der Herr Schreiber fahe gar wohl, dz fih die Frauw nit 
gern auffhalten lied, und müfte die Frauw wider feinen willen 
gehen laßen, dz er nur ein gutte ehe behalte, die Frauw nahme 
die Mägt zue ihr und zog mit dem hausfnecht fort, und als fie 
für die Cron kahmen führte fich der Hausfnecht zu der thür 
hinein, da er herausgangen, fie ſprach zue ihren mägten fie Sollen 
alda warten, fie wolle alsbald bey ihnen feyn. Der Hausknecht 
flopfet an des Herren Fudhers feinem Iofament an, ſprach gnä- 
Diger Herr ich hab euwer gnaden begehren nachgefebt. 

Man thet alsbaldt auff, Die fraum wurde gantz holdſelig 
empfangen. Der H. Fuckher und die fraum hielten ſich friſch, 
machten fich fröfich uud pflagen der Tiebe, fag ich des Schlauff- 
trundhs bis in die vierte ftundt. Der Schlafftrundh fchmedhte 
der fraumwen fv wohl dz fie das heimgehens, Ja Ihres frommen 








— 313 — 


herren® uf dem Totterbett gantz vergeſſen hätte und wurden ihre 
mägt, welche fo lang in der Fälte anff Die fraumen morten muften, 
jo uhnmwillig, fagten zuefamen, fie hätten der frauwen nicht vers 
trant dz fie ihrer fogar vergeflen, und nit etwan ein ftüdhlein 
brot oder tründhlein wein zufommen ließen, damit fie des 
Schlaufftrunckhs auch etwas genießen möchten. 

Und als der H. Bucher und die frauw dz Schlaufftrundhs 
felber uhrtrig wahren, gedachte die gutte fromme frau, erft an 
dz heim gehen, nahm valet vom herren, und verehret dem hauß⸗ 
fnecht 2 Ducaten, und al& fie zue den mägten heraus kahm, 
ginge fte al8bald heim, fraget underwegen die mägt wie vihl ed 
geichlagen. Da ihr die mägt dz anzeigen, wolte fie es nit glauben, 
faget ich hab vermeint Ich feye Fein ftundt da geweien. 

Und als fie heim Fam, wordt der H. Schreiber etwas zornigs, 
wolte wiffen was fie fo lang bey dem herren gemacht hätte. 

Die fraum gab dem herren kurtzen bericht, ſprach mein herr, 
Ich hab wahrhaftig vermeint Ich fey Fein flundt beim herren 
gewefen, zue dem hatt mich der herr nit wollen geben laßen, mid 
in Allem berichtet, wie ed meinen leutten ergehe, zue dem was 
hatt ſich der herr zue beflagen, Iſt es fchon fpatt, fo mag ber 
herr morgen defto länger aufiichlauffen. 

Der Her war noch nit zuefriden, fraget die mägt, was bie 
raum fo lang gemacht hätte, Die mägt, (welche ohne dz übel 
mit der fraumwen zuefriden währen) diemweil fie fo lang in der 
fälte ohne gefen und trund uf die fraumwen warten fagten: was 
wiffen wir darumb, was die fraum in den ftuben gemacht man 
hatt und nicht hineingelaflen. 

Da gedachte der H. Echreiber, er feye noch nit gnugfam 
informiret, fraget derowegen die fraumwen wider und fprach, wo 
dan dz Schreiben wehre, dz der herr von ihrem vatter gebracht 
hätte, die fraum fprach mein herr eben dz Iſt die uhrfach, dz 
der herr meiner felber begehrt hatt, er Hatte Fein Schreiben, 
darumb hatt er mich fo lang ufgehalten ; 

Der herr fagte, hatt doch der hausknecht gefügt er hab ein 
Schreiben. 

Die fraum forach, der hausknecht hatt e8 nit recht außgericht, 
hätte er ein Schreiben gehabt, fo hätt ich nit felber zue ihm 
kömmen börffen. 


Der herr fahe dz er nicht mit ihr außrichtete, lied es fein, 
gedacht ihm weitter nad. Des morgens gieng er ibn die Eron, 
gedacht die fach etwas befierd zue erkundigen, frauget den H. wirt, 
wz er heutt für ein frembden berren über nacht gehabt. 

Der H. wirbt fagte, er hätte niemandt übernacht gehabt als 
den H. Fuckher von babenhaufen, warn der H. Schreiber zu ihm 
wolle er feye in der hindern ftuben. 

Der Schreiber fagte, mein Herr wirt habt ihr dan feinen 
frembden herren über nacht gehabt, den man heutt vor tag beim 
einlas binausgelafien. 

Der H. wirt fagte Rein, 

Der Schreiber ſprach mein H. wirbt hatt doch geftern zue 
nacht gar fpatt ein hauffnecht mein fraumen hieher geholet, mit 
dem fürgeben, es wehre ein frembb her anß ihrer heimat da, der 
hätte ihr was von ihrem Batter außzuerichten. 

Der H. wirt fagt Ich weis nichts umb den handel. 

Der H. wirt lies feine beyde hauffnecht hinauff in die fiuben 
fordern, ſprach zue dem einen haſtu geflernt zue nacht des Herren 
frauwen bieher geholet. 

Der haußfnecht fagt ich weis nichts von ihr. 

Der H. wirt fagt zue dem andern haußfnecht, haftu dz geihan, 
der haußknecht fagt 3a, der H. wirt fagt wer hatt dir dz gefchafft, 
der Haußknecht fagt der H. Fuckher von Babenhaufen. 

Da gedachte der H. Schreiber, du haft mich geflern anderſt 
bericht, trätt uhnverfehens hinzu gab dem Haudfnecht wit ver 
fauft auch ein trindhgelt d3 er zue Boden fand. Der H. wirt 
fügt er wuſte gan nichts umb den Handel. 

Darauff ging der Schreiber zue der ftuben hinaus, da begegnet 
ihm der H. Fuckher, der kante den Schreiber. Der Fuckher 
ſprach zue dem Schreiber bog; woher du Mathes foh, wie kom⸗ 
men wir da zuefamen, mein wie Iſt dir geftern zue nacht dein 
weib beim kommen, ſehet die hundtsfud an, geflern zue nadht 
fhidht er mir fein weib, dz muß mir wohl ein fogenhutt fein 
und dreibet noch gröbere reden, die hieher nicht zue Schreiben fein. 

Der Schreiber erfchradh und wufte dem H. Zudher fein wort 
zue antworten, ginge glei im Zorn hin für den burgermaiſter, 
zeiget ihm diefen handel an. “Der burgermaifter fügt, er fönte 
dz nit verfchweigen und mufte des Ampts balber einen bef. rath 








— 318 — 


anzeigen, wie dan ſolches bernacher gefchehen; under wehrender 
rath holt man obgedachten hausfnecht auff dz rathhaus und legt 
ihn in den thurn, und hernacher den 7 (7) Bebruary verbatt 
man dem hauffnecht die ftatt ein Jahr lang. 

Wie fih aber der Herr Echreiber mit feiner tugendhafften 
fräuwen, und wer fonften darein zu reden verglichen, dz iſt mir 
uhn befannt, dan ich bin nicht bei dem vertrag geweien. Es 
dörffte aber niemand von dem handel reden oder fagen, und blib 
alß die gutt fromb fraum bey Ehren. 


2. Mandat des Stadtratbs von Ulm wegen 
überflüffiger Pracht. 


(Bandſchrift der Gießer Univerfitäts:Bibliothef. Nr. 551. Blatt 71— 73.) 


Es if offenbahr vnd befannt weldhergeftalten ein ehrfamer 
Math als ein hriftliche Obrigfheit aus guten getreuer vatterlicher 
vorforg vnd Wolmeinung, jetzt von etlichen Jahre hero, bei diefen 
fo fang vnd beharrlich obſchwebenden fehr fchweren, gefchwinden, 
bochgefährlichen und ohnerhörten laidigen Kriegen, theurung vnd 
Sterbsläuften feine liebe burgerfchaft, Innwohnter, und Angehörige, 
fowol ab offener cangel, durch deſſen getreue Lehrer und Prediger 
des wahren allein felig machenden Worte, ald durch unterfchiedt- 
liche fürhalt ernftlich erinnern, vond vermahnen laflen, Sich der 
hoffahrt vnd übermäffiger Pracht; in Klayder vnd andern 
Geſchmuckh zu enthalten vnd darin gebührend maß, burgerliche 
Ehrbarkait vnd befcheidenhait zugebrauchen, darauff auch die ohn⸗ 
zweifenliche gute hofnung gefchöpft, er follt und wurdt an gehor- 
famer folge und würdhlicher vollziehung, nicht ermangelt, fondern 
die fo vatterliche wolgemeinte vnd fo oft erholte trauberzige ermah⸗ 
nungen mehreren reöpect vnd Verfang erraicht haben; 

Dieweil aber dem entgegen vnd zuewider, wolgedachter ain 
erfamer Raht mit fonderem befrembven, betrücbnuß vnd mißfallen 
fehen vnd erfahren mueß, das neben andern vielfaltigen Sünden, 
Laftern, vnd Uippigkeiten, der überfluff, pracht vnd hoffart in 
Klaydern vnd andern gefehmudhen bei hohen, mittelmäfftigen vnd 
gemeinen perfonen vnd handwerckhsleuthen, fonderlich aber ver 





— 816 — 


weibsbilder, loͤdig Döchter, handwerdhögeföllen, mägden vnd bienft- 
potten von tag zue Tag, ie länger je mehr, ſteigen vnd überhandt 
nemmen will, Dodurch dann der Allmächtige güetige Gott zur 
Raech vnd Straf mehrens bewögt vnd entzündet, vnd der neben 
menſch nit wenig darob geärgert würdt; Alß hat demnach vor: 
wolernannter ein ehrfamer Rhat feine Tiebe Burgerfchaft, Inn: 
wohner und Angehörige durch dieſes offene Patent vnd mandat 
hiemit abermals ernftlich erinnern vnd vermahnen wollen, auch 
bis auf weitere anderwertliche verordnung hiemit ftatuirt, gefeßt 
vnd beuolen, das Yürnehme von Manns vnd Weibsperfonen 
verheirat oder lödige, bei hochzeit und .andern hohen feſſten ſich 
der ftattlichen, mit gold vnd filber geftüchte und gebrämte Män- 
telln, Klayder, Föftlichen rödhen, item aller Spütz an Krägen 
vnd handtazen, auch überfluffigen geſchmuckhs von Kötten, armbant, 
ringen vnd gürteln; 

Deßgleihen von mittelmäffigen vnd gemainen handwerchho⸗ 
leuthen, die verheurat vnd lödige mannsperſonen, handwerchhs⸗ 
geſöllen, Mäntel von Köftlichem tuech, breiten ſameten krägen 
vnd gebrämbten, braitin, ſeidenen borten, goldenen vnd ſilbernen 
Huetſchnüren, Klaid von gueten ſammet, Daffet, vnd anderm 
Zeug gemacht, item mit gulden vnd ſilbern borten vnd gallone 
verbrämbt, gulden vnd ſilberin ſpitzen an Hofenbändern, vergullt 
vnd verſilberte Degen, groſſ dünntüechene Kröß, vnd lange Über— 
ſchläg mit Spützen; 

Deßgleichen die weibsbilder und lödige Doͤchteren der jenkhen 
von Seidenrupff, vnd anderem ſeidinin Zeug, toppeltaffetes, vnd 
ſonſt von ſeidinim zeug gemachte für rheckh, rockh von Köſtlichen 
tuech, mit guet Sammetin, oder geſtückhte Prämen, geſtückhter 
oder braitſeidener borten, an den bruſtlein oder Müeder der 
ſchweren ſilberin oder vergulten gürtlen vnd meſſer, Sodann lange 
herabhangenden vnd umbgeſchlagenen ſilberin Köttinen, Silbern 
Meſſer, mit gantz ſilberin ſchayden, Silberin ſchlüſſelhaken, wie 
auch vielen ring an fingern vnd groſſen dünntüechenern Krägen. 
Item die dienſtbotten vnd Mägt allen Sammet, Sayde vnd 
andere ihnen ohngezümmender Klayder, deßgleichen ſilberne gürt⸗ 
tele, ſilbern meſſer vnd ſilbern CS chtäfielhafhen gar vnd gänglid 
enthalten ; 

hingegen aber fich mennighlich, verheürat und lödige Manns 





— 817 — 


und Weibsperfone, was ftındts, ehre und würde die fein, allen 
überfluff ond bracht meyden vnd fich gebürend maflen bürgerlicher 
Erbar vnd befchaydenhayt befleifiigen folle; dann da hinfüro 
Sich jemanden gelüften Iaffen, vnd vnderftehen würde, dieſem 
ernftlichen gebot vnd verbot, der Ehr — vnd Erbarkayt, auch 
feinem ftandt zuwider, an Gold, Silber, Gewanndt Sammer, 
Sayde, Saffet, und anderm gezeug, wie oben vmb etwas fpecificirt 
vnd bemammbfelt, fich übermäffig zu erzaigen, fo iſt verordnet 
vnd die anftalt albereit gemacht, das die Veberfahrenden nit allein 
bemerfht, aufgezaichnet, gehörigen orths angezaigt, vnd mit vnab- 
fälichen, ernftlichen ftraff angefehen, fondern auch denſelbigen 
die ohnpaffirlichen Klaider, Kleinoten, gürttlen, meſſer, fchayden 
vnd gewöhr, von laib abgenommen werden follen, mit dem auß- 
gedruckhten anhang, da fich einer oder der ander widder hirauff 
beftellte Perfonen einigen ohngehorſambs, gewalt, widerfaß- vnd 
thätfichfheit anmaflen wurde, Das gegen benfelben befundenen 
Dinge vnd vmbftände nach, ſchwerernſtlich und vnabläfflich ver- 
fahren werden, das eines Erfamen Rhats von Gott anuertrautes 
Obrighkeitliches Ambt, fehwerernftlich mißfallig, inn der That, zu 
verfpüren fein folle; 

Darnach wiffen fich meniglich zue richten vnd vor fbott, 
ſchaden vnd gefahr zue Hüetten. 

Decretum in Senatu Mittwochs den 28. Rovemb. ao. 1638. 


— 3816 — 


weibsbilder, lödig Döchter, handwerdhögeföllen, mägden vnd dienſt⸗ 
potten von tag zue Tag, ie länger je mehr, ſteigen vnd ũberhandt 
nemmen will, Dodurch dann ter Allmächtige güetige Gott zur 
Nach vnd Straf mehrens bewögt vnd entzündet, vnd der neben- 
menfch nit wenig darob geärgert würdt; Alß hat demnach vor 
wolernannter ein ehrfamer Rhat feine liebe YBurgerfchaft, Inn⸗ 
wohner vnd Angehörige durch dieſes offene Patent vnd mandat 
hiemit abermals ernftlich erinnern und vermahnen wollen, aud) 
bi8 auf weitere anderwertliche verorbnung biemit ftatuirt, gefebt 
vnd beuolen, das Fürnehme von Manns vnd Weiböperfonen 
verheirat over lödige, bei hochzeit vnd andern hohen fefiten fich 
der ftattlichen, mit gold und filber geftüfhte und gebrämte Män- 
telln, Klayder, Föftlichen rödhen, item aller Spütz an Krägen 
vnd handtazen, auch überfluffigen geſchmuckhs von Kötten, armband, 
ringen vnd gürteln; 

Deßgleichen von mittelmäfjigen vnd gemainen handwerdhs- 
leuthen, die verheurat und lödige mannsperſonen, handwerchhs⸗ 
geföllen, Mäntel von Köftlichem tuech, breiten fameten Frägen 
und gebrämbten, braitin, feidenen borten, goldenen vnd filbernen 
Huetichnüren, Klaid von gueten fammet, Daffet, vnd anderm 
Zeug gemacht, item mit gulden vnd filbern borten vnd gallone 
verbrämbt, gulden vnd filberin fpigen an Hofenbändern, vergullt 
vnd verfilberte Degen, groſſ dünntüechene Kröß, vnd lange UÜber⸗ 
fhläg mit Spützen; 

Deßgleichen die weibsbilder und Lödige Döchteren der jenfhen 
von Seidenrupff, ond anderem feidinin Zeug, toppeltaffetes, vnd 
fonft von ſeidinim zeug gemachte für rhedh, rodh von Köftlichen 
tuech, mit guet Sammetin, oder geftüdhte Prämen, geftüdhter 
oder braitfeidener borten, an den bruftlein oder Müeder ber 
ſchweren filberin oder vergulten gürtlen vnd mefler, Sodann lange 
herabhangenden vnd umbgefchlagenen fllberin Köttinen, Silbern 
Meſſer, mit gantz filberin ſchayden, Silberin fchlüffelhafen, wie 
auch vielen ring an fingern vnd groffen vünntücchenern Krägen. 
Item die bdienftbotten vnd Mägt allen Sammet, Sayde vnd 
andere ihnen ohngezümmender Klayder, deßgleichen filderne gürt- 
tele, filbern meſſer vnd filbern Echlüfielhafhen gar vnd gänplich 
enthalten ; j 

hingegen aber fich mennighlich, verheürat vnd lödige Manns 








— 317 — 


vnd Weiböperfone, was ſtandts, ehre vnd würde die fein, allen 
überfluff vnd bracht meyden vnd fich gebürend maffen bürgerlicher 
Erbar vnd befchaydenhayt befleifigen folle; dann da hinfüro 
Sich jemanden gelüften laflen, vnd vnderftehen würde, dieſem 
ernftlichen gebot vnd verbot, der Ehr — vnd Erbarfayt, auch 
feinem ftandt zuwider, an Gold, Silber, Gewanndt Sammet, 
Sayde, Saffet, und anderm gezeug, wie oben vmb etwad fpecificirt 
vnd bemammbfelt, fich übermäffig zu erzaigen, fo iſt verordnet 
vnd die anftalt albereit gemacht, das die Veberfahrenden nit allein ° 
bemerkht, aufgezaichnet, gehörigen orths angezaigt, vnd mit vnab⸗ 
täglichen, ernftlichen ftraff angefehen, fondern auch denfelbigen 
die ohnpaffirlichen Klaider, Kleinoten, gürttlen, meffer, fchayden 
vnd gewöhr, von laib abgenommen werben follen, mit dem auf- 
gedrudhten anhang, da fich einer oder der ander widder hirauff 
beftellte Berfonen einigen ohngehorſambs, gewalt, widerfag- vnd 
thätlichfheit anmaflen wurde, Das gegen benfelben befunvenen 
Dinge vnd vmbftände nach, ſchwerernſtlich und vnabläfllich ver- 
fahren werden, das eined Erfamen Rhats von Gott anuertrautes 
Dprighfeitliches Ambt, fchwerernftlich mißfallig, inn der That, zu 
verfpüren fein folle; 
Darnach wiſſen fich meniglich zue richten vnd vor fpott, 
fhaden vnd gefahr zue Hüetten. 
Decretum in Senatu Mittwochs den 28. Novemb. ao. 1638. 





— 318 — 


IV. 
Pas quille. 


1. Neichs Und Welt Spigel. 


(Handichrift der Gießer Univerſitaͤts⸗Bibliothek. Ar. 552 des Catalogs. 
Bergl. Pasquill. Tomi duo, Basil. 1546. 12. und Joh. Boigt, uber 
Pasquille ıc. in Fr. v. Raumer's bil. Taichenb. Jahrg. IX ©. 321 f.) 


Pabſt zu Rohm. 
Ich will dz gavftlich und weltlich Schwert, wider meine feinbt 
gebrauchen. 
Hertzog zu Fridland. 
Urban. Das man daß ſchwert einftedhe, dan wee daß ſchwert 
nimbt, der ſoll durch dz ſchwert umbkommen. 


Römifher Kayſer. 

Ich prosequire meine victorien, die mie Gott in meine 
händt gibt, biß ich außtilge, was mir und meinem hauß ſchaden 
lann König in Hiſpanien. 

Ich gedacht: es wehre nun alles ſchon im reich gewonnen, 
ſo merckh ich erſt, dz die würffel noch auff dem tiſch ligen. 


König in Engelland. 
Aller anfang iſt Swer. 
König in Dennenmardht. 
Daß fpil wirt erſt recht gutt, und ift mie faft feit, daß ich 
auffhören muß zu fpilen. 
| König in Schweden. 
Will meinen feinden under das geficht ſchmeißen. 








— 819 — 


König in Pollen. 

Es IR Gottes werdh. 

Khürf. zu Mayne. 

Ih ſihe dz man umb unfer gewant fpilet, wan ichs nur 
vorhero gewuft, dz die Kron Spanien, fo ein großes verlangen, 
nach unferm langen Churfürftl. rodh getragen fo wolt ich bey 
meinem Antecessore sollicitirt haben, dz ihre den feinigen vor 
feinem abfterben im teflament, vermacht haben folten. 


Churfürft zu Köllen. 
‘ch fürchte weder Beſſe noch bauwren. 


Churfürft zu Trier. 


Ich and). 
Ehur in Bayern. 
Jetzo waß es zeit dz man friedt machte, fo Fönt ich in meiner 
Oeconomia wohl beftehen. 


Chur zu Sadfen. 
Mit Cunctiren will ich die fach wider bringen. 


Chur zu brandenburg. 


Ich Swebe in der mitten, und weiß nit, wo ich mich hin⸗ 


winden fol. 
Rfalk sue Reumburg. 


Es ift ficherer mit worten zu Fämpfen, alß mit waffen. 


Sunger König in Dennenmardh. 
Ich ſchweig und gedende. 


| Erb Bifhoff zu Bremen. (9) | 
Es ift Layder ſchlecht beftelt. | 


Hertzog zu Mechelburg. 
Weil der Kayfer fo vihl fürften macht, und Teutfchland doch 
nit gröfer werden kundt, hätten wir leicht gedenckhen koͤnnen, dz 
die alten. fürften entlich den neumwen wurden Pla machen müßen. 


Hertzog Fridt. Ulrich zu Braunſchweig. 
Ich hab nichts warumb ich mich erfreuwen ſoll. 


Hertzog Ehriftian Lüeneburg. 
Wan wir alles gethan haben, fo müßen wir dannoch fagen, 
wir feyen uhnnüge Kuecht. 
Hertz. zu Pommern. 
Auß der tieffe habe ich Dich geruffen, aber du haft dich vor 
meinem gefchrey verborgen. 
Herpog zu Wiertenberg. 
Ich fürchte mich. 
Landgrf. Moriz zu Heffen. 
Ich bin ſchwartz geweſen, es finden fich aber Leuth, die wollen 
mich wider weiß machen. 
Zandgr. Georg zu Heffen. 
In unferm Lund gehets übel zue. 
Landgr. Wilhelm zu Heffen. 
Du haft darzu geholffen weidlich gnug. 
Fürſt Chriftian zu Anhalt der Elter. 
Ich bin fommen und habs gefehen, ich bin geflohen und feb 
Jetzund in der Einſamkeit. 
Herpog von Sauoia. 
Wer da will ein fchiffman werden, der muß fich nach dem 
wetter kehren. 
Hertzog von Lottring. 
Der weg zur tugent ift hart und fchweer. 
Herz. von Neuens (?). 
3u Gott und in harrn ftett mein troft. 
Pfalzgraff Friderid. 
Alles zu feiner zeit, wie ed nur mit gedult erwartet. 
Alt Margrauff von Durladı. 
Gutt verlohren, uhnverloren, Ehr verlohren alß verlohren. 
Venediger. 
Wir dandhen Gott dz H. May. noch nit kranckh ligt. 
Cardinal zu Rohm. 
Was wir lang erſchunden und erfchabt, dz will der teuffel 
uf einmahl davon führen. 











— 321 — 


Graumwbinder. 
Nimis secure AU zu ficher. 


Schweißer. 
Selig ift der man, der durch Anderleuth ſchaden witig oder 
ug werben Fan. 
Gubernator zu Maylandt. 
Wir erfreuen uns frembder Hilff, aber nit des uhndiscipli⸗ 
nirten Krigsvoldh. 
Soldaten in Graumbindten. 
Außer der reichd Coutribution ift fein heyl, den dort lebt 
man vom raub, und ift feiner vor anderm ficher, es fey gewonnen 
wie es wol, fo ſteths mir wol an. 


Hollender. 
Ey wie thun und die Spanifhe Zlotten fo wohl. 


Print Heinrih von Oranien. 
Friſch gewagt ift halb gewonnen, dem verzagten ift vihl glüdh 
entrunnen. . 
Generalftaden. 


Der Spannifchen Flotten gelt, bringt uns ſtaaden in dz felbt. 


Infanten zu Brüffel. 
Die Staaden hab ih zwar zu nachbawren, aber nit zu 


freinden. Ä 
Herzogenbufd. 
Mein Gott, mein Gott warumb haftu mich verlaffen. 
Weeſel. 


Stridh iſt entzwey und wir ſendt frey. 


Grauff Heinrich von Berg. 
Es iſt beſſer zuruckh kehren als übel leiden. 


Spinola. 
Mein glückh und Reputation lauffen mit einander darvon. 


Peter Hainz. 
Hyfpanier, im leben bin Ich dir ein Peſtilentz geweſen, Im 
fterben will ich dein todt fein. 
21 





Grauwen Haag. 
Dee Pallaft für den König in Dennenmardh if nun mehr 
vergeblich zugerüft. 


Hungern. 
Wir genüfen unferer freybeit. 
Böhm. 
Wir fein in vihler tribfehligfeit geweſen. 
Schleſien. 
Wir auch. 
Mehren. 
O des betrübten Zuſtands der provinzen und Länder. 
Laußitz. 


Zwiſchen hoffnung und forcht. 
Boͤhmiſche ſtändt. 
Die hoffnung betrug uns. 


Oſterreich. 
Es iſt mit unſerm thun verlohren, verdienen doch nur eytel 


zorn. 
Teutſcher Krieg. 
Indem fie einhellig ſtreitten, werden ſie all überwunden. 


Union. ® 


O Himmlifcher Batter; erbarm dich des Unions Kalb, welches 
auß übereylung deß todts, nit hatt können zu einem Ochſen 
- werden. 

Neformirte undere Pfals. 

Was ihorheit in dee Welt! meinſtu Catoliſche Obrifeit, dz 
du mir meinen alten Gott und vorigen lieben berren auß dem 
bergen gerißen: Rein trauwen, du haſt mich gequellet, wir 
wider von dem holender gequellet werden wie du mich mit liſt 
und Syncerations ftridhen gefangen, alfo will ich Dich auch im 
feſſel und band fegen helffen, dardurch wir und andere rebliche 
teutfchen, die alte freyheit wiederumb erwerben. 


Anſpach auß der höll. 
Jetzundt fchmelg, dz fpanifch gelt im feuwr. 











- 
— 3988 — 


Anſpacher Seel. 

O vatter Abraham erbarm »ich mein, ich leide pein in dieſer 
fiammen, und habe der brüder vihl, Ich bitte wich. fende ihnen 
Friderjeum, ihnen zu fagen, dz fie die ſpaniſche geſchenckh alles 
fleis flihen und meyden follen, Damit fie nit an diſen ort fommen, 
wo ich Sept bin. 

Alte Graff von Turm. 

O liebe gefellen, wir erinnern unß wohl deß gelitnen uhn⸗ 
glüdhs, haben wir aber dz gröfte überflanden, wirbt uns Gott 
auch auß dieſem helffen. 

Ernft Manßfelder. 

Durch vihl underfchinliche fäll, und wibermertigfeiten rennen 

wir dahin, dz und ruhe erzeigt wirbt. 


Kider Sächſiſch Kraiß. 
In der hoffnung und forcht, ift das eußerift dz man leben fol. 
Handelfee Stät. 
Auffrichtig gegen dem auffrichtigen, uhntreuts gegen dem uhn⸗ 
treumwen, alß vertreibt ein betrug den andern. 
Denenmärckhiſcher frid. 
Ey nicht wenig argwohn, und nachbendblicher als fpStlicher freudt. 


Denenmärckhiſche Reihftändt. 
Und unfer König überantworte fie dem peiniger. 


Niderſächſiſche Klag, auffden Deniſchen friden. 
Fürwahr wir werben nun nit eh heraußfommen, bis wir ben 


legten heller bezalen. 
us talionis. 


Wie man mir under die augen gangen, alſo will ich mich 
wider verhalten. 
Stral Sond. 


Der fchiffer hätt und bald unferen Syncerations Zaun über 
einen hauffen geworfen, und wan unfer ftatt nicht mit Tettenen 
wehrn an den himmel gebunden gewefen, hätte er fie längeſt 
nider gerißen. 

Magbdenburg. 
Sch hab es wohl gedacht, die reuw wurde auch einsmal an 


ung fommen. 
21 * 


Ertzſtifft Magdenburg. 

Heyliger Churfürft zu Sachſen, man fagt mein thurmfirdhen 
hätte Jetzt zwen Bifchöff, deinen und des Kayfers Sohn, Ich 
bitte dich gar von bergen fchön, fage mir weldyen under bifen 
zweyen folle ich für meinen Ertbifchoff halten. 

Neuwer Herbog zu Mechelburg. 

Ich hoff was befiers, Fan ich die Vaͤtter nicht bewegen, fo 
will ich den teuffel anruffen. 

Fürft von Egenberg. 

Mein verdinft beim Kayfer erforbert auch ein reichöfürften- 
tumb zu Recompens, will wirtenberg nicht Pfeiffen, fo hab ich 
doch ſchon dz maul gefpikt. 

Grauff von Lille. 
Dife Vers hab ich gemacht, ein anderer hatt das lob darvon 


gebracht. 
Graff von Collalto. 


Ach Gott wie ſend der feind ſo vihl. 
Bethlehem gaber. 
Verzeicht ein wenig, ich will bald kommen und auch mitſpilen. 


Türckiſcher Kayſer. 
Signoria haltet ein wenig, ich kan das Heil. grab auch nit 


umbſonſt hütten. 
Moscauiter. 


Die Neutralitet Iſt gefährlich. 
Türckh. 
Wir trauwen keinen syncerationibus. 
Tiberius suo Seiano. 
Difem fe ich weder zil noch zeitt, hab ihm mein ein reich 
ohne End gegeben. 


Synceratio. 


Das Pfeiffel gar lieblich fingt, bis ed den Vogel ind garn 


bringt. 
Soldaten im Reid. 
Ad Gott wie fiten wir unß fo frumb, und lamb, an der 
Gontribution Tafel, wan doch nur baldt dz Chur Sächfifche 
Eonfert möcht auffgetragen werben. 





— 3825 — 


Gatolifhe Liga. 
Unfere Feind haben augen, Sie glauben dy, was fie fehen. 
Ehurfürftl. Collegium. 
Fürwahr wir werden des rohms manglen den wir bey ber 
Posteritet haben follen. 
Teutfhe Freybeit. 
Ich reich die legte Delung. 
Ratio status. 
Sch erfrewe warn dus thuft, dan: alfo ftet mein ſchnit noch 
im graß. j | 
Der Praetext ded Rechtens. 
Ich gebrauch mich des gewalts und eifernen Zepters. 
Justitio. 
Sch bin under die Erden verborgen, bis der zorn fürüber gehet. 
Das Juſtinianiſche regt. 
Sagt mweinendt daß gilt nichts, und daß es fortgehen muß, 
wo es der gang hinführet. 
Das Neuwe Redt. 
Wie Sch will fo muß es fein. 
Der Religiongfrid. 
Ich bin auff die neyge kommen. 
Reihe Conſtitutiones. 
Daß gelt weicht dem Eifen. 
Augfpurgifche Confession. 
Ich bin nit mehr was ich geweſen bin. 
Teutſchland. 
O weh, o weh der groſen noth, der Religionsfridt iſt todt. 
Zufünfftiger reichsſstag. 
Wiltu nicht ſo muſtu. 
Malle Contenten Ihm reich. 
Ein grauſams wunderthier, dz ſeines gſichts beraubt iſt. 
Calvinisten ihm Reich. 
Ach Gott ſey unß armen Calveniſten gnädig. 


836 


Confiscatious Commissarius. 
Bir Jagen ihnen vihl grofen Schreiben ab. 
Deren Gütter confiseirt werden follen. 

Mit gefahr Haben wir gemacht grofen gewin, 
Wiſſen nicht wer ihn wird nemmen bin. 
Edictmader. 

Gar zu uhnzeittig. | 

Evangelifhe gemein. 
Mitten wir im leben fein, mit dem tobt umbfangen. 
Evangelifhe Reichſtändt. 

Haben wir dz gutte empfangen, warumb wolten wir dz böß 
auch nit ertragen. Die Kirch hats geben, die Kirch hats gnommen. 
Der Evangelifhen Chor, an Churf. In Sadfen. 

Heyliger Hand erg bitt für un. 

- Straßburg. 
Ich bleib daheim und verwahr meine Mauwren. 
Rürnberg. 
Auch unfer wis, will nichts fein nüß. 
Ulm. 
Auch unfer gelt, geib in die welt. 
Reichſtätt. 
Es iſt ſchwer den Contribuirenden auß dem gefaͤngnus antworten. 
Heil. Trey König. 
Der ftern will nimmer leichten. 
Briefter Johan in Gra. 
Kumbt her zu mir alle die ihr beladen ſeidt, ich will euch erquiden. 
Ingermandt Landen. 

Es ift noch raum in der herbergen. 

Nagel Neuw Accommodierte Shr Intention. 

Die verenderte unb uhngefpeifte Eatolifchen. 

Fürften. 

Wir haben die Allomodifche Religion an nemmen müſſen, 
wie fie gang und gebig ift, wir hoffen ob Gott will fie werde 
bald wider abfchlagen. 








— 31 — 


Jesuiten. 
Es ift Zeit dz wir unß mit einem gutten Viatico verfehen, 
dan wie doch mit unfern syncerationibus und heylfamen betrug: 
lichfeiten, nit mehr fort fommen fönnen. 


Gardinal Klöfpel. 

Ich hab alles zuvor gefagt, dz es alfo hergeben werde, warumb 
folgt man nicht. 

Monsier Bidhelhbering. 

Meine Herren verzeicht mird, dz ich fo lang aufgebliben bin, 
Ich wehre Tängft wider kommen, wan mid die sincerationes 
‚nit geftoblen hätten. 

Pluto Infernalis. | 

Hört auff ihr Purſch, Catoliſch und närrifch zu werben, ich 

fan fonften in der hoͤll nit Iofamenter gnug gefolgen. 


. Kamatira 
ein gemeine —* zue Praag angeſchlagen. 


(Handſchrift der Gießer Univerfitaͤts-Bibliothek. Nr. 552 des Catalogs.) 


Römiſcher Kayſer. 
Ich leg euch für feur unnd waſſer, leben unnd tobt, gute 
unnd böfes greifft zue welches Ihr wolt. 


Babft Baulns der fünft. 

Der Herr fprach zue mir fiehe ich leg mein wort in beinen 
Mund, fie haben dich hatt über Luhteraner unnd über Die König 
der Galviniften geſetz des du fie außreiteft verfiöreft unnd verderbeft 
unnd die Batolifche Religion baweſt unnd pflangeft. 


Erzherzog Ferdinant. 

Mir ift nun vom bapft zue Rohm aller gewalt geben, über 
das gante Teutfchland, derowegen hat mich auch Gott erhöht 
unnd den Namen geben des Römifchen Königs welcher nach dem 
Kayſer ift über alle man, das in dem Namen des Römifchen 
Königs alle Knie fih biegen der Catolliſchen, der Lutherifchen 
nnd Galviniften unnd alle Zungen befennen das Paulus ber 
fünfft fey in der Ehre Gottes des Vatters. 





— 3238 — 


Spanien. 
Wan ein Menfch fündigt wider feinen Nechften, fo Fan ihm 
gnebig fein, wan aber der Ergherzog fundiget wider den Pabſt 
zue Rohm wer will für ihn bitten. 


Srandhreid. 
Mit Still fein unnd hoffen werbt Ihr ſtarckh fein. 


Engelland. 
Gewalt mit gewalt zue vertreiben ift zue gelaflen. 


Bolen. 
Sch verfteh war einer zur herligfeit des Römijchen Könige 
gelangen will fo mus er des Pabſts guns haben, dieſelbe Hat 
mein Schwager erlangt die foll nit von Ihm genommen werden. 


Dennenmardh. 
Vergeltet der Statt Braunfchweig unnd den frey - Stätten 
in Sachſen Hamburg aufgenommen, wie fie meinem Schwager 
Heinrich Julio vergolten hat, und gebt ihnen zwifaltig nach ihren 


werdhen. 
Ihr May Herrn gebruodern. 


Heift unns nit uneinig fein fonder heift unns Mara bitter 
das den Allmechtig Gott mit bitterfeit fehr vollgemacht, wir 
gingen voll aufl, und der Pabft hat uns Lehr wider heim bracht. 


Benediger. 

Bey Uns ift Fein Anfehen der Religion welcherley dieſelbe 
feye, fonder Allerley Voldh fo Und forcht Ehrt und recht thuet 
der ift unfer Herzog und dem ganzen Collegio angenehm. 

Ehur Main;- 

So der Erzherzog den Ehurfürften zu Sachſen meinen Bruder 
Ergern wolt fo wolt ich nimmer mehr erwehlen uf das id 
meinen Bruder nit Ergerte. 

EölIn. 

Kötiget die Proteftirende hiehero zu Ihommen und mid) vor 

den Römifchen Konig zu erkennen. 


. Trier. 
Schlaget die Proteflirende tobt, und verheert ihre Gütter. 


— 3829 — 


Ehur Pfal;. 
In der freyheit, die uns Churfürſten frey gemacht willen wir 
beften, und uns fein Soch der Knechtöfchafft underwerffen lafien. 


Chur Sadfen. 

Sp und Teutfchen der Son Gottes frey gemacht hat, fo 
föndten wir recht und frey einen Romifchen König, ohne einiges 
eingeben des Römifchen Babft8 (als der in ein frembdes greifft) 
fonderlich durch unfer frey fein erwehlen. 


Chur Brandenburg. 
Die Römifchen ftellen mir difen König umbfonft für, in dem 
fie Lehren folcherley Lehr die nichts taugt. 


Bayer Fürlft. 
Herr dein Punbt hat 10 Pfundt gewonnen, ey du fromer 
fnecht, weil du getrem gewefen bift in Bezwingung einer Eleinen 
Reichs Statt foltu gewalt über 10 Stätt, fonderlich über Regen⸗ 


urg haben. 
ſpurg h Pfalz Newburg. 
Richtet nit vor der Zeit, biß das der herr khomme der Auch 
das Verborgene an das Liecht bringt und die Anſchläg der 
Herzen offenbahren thuet, alsdan würdt ein Jeder Lob und ehr 


haben. 
Herzog in Sachſen. 
Es iſt Leichter das ein Camel durch ein Nadel-Ehr gehe, 
dan das diſer Herzog zum Römiſchen König gelange. 


Landgraff in Heſen. 
Das Loß würdt ins ſchoß geworffen, aber es wurdt vom 
Herrn temperirt, und verricht. 


Erzbiſchoff von Salzburg. 
Ein Jede Pflanz, die des Römiſchen Pabſts Pflanz nit 
gepflanzt hat, würdt ußgereittet. 


Bahrn. 

So die frefler, die vom Adel, und underthanen Ergern, Ri 
fchneide fie ab und würff fie von dir, Es Aft dir beßer das du 
Schaden zum Leben eingeheft, van das vil Underthanen, fo mit 
Kezerey befchmeißt habeft und werdeſt in Das ewig feur gemworffen. 


— 330 — 


Wien. 
Rede nit vil wie die Luteraner fondern ſchlags zu Mundes. 


Würzburg. 

Hie feind Zwey Schwert, ded Babſts und des Keyſers, und 
ba man das drit bedarff, will ich daßelb hergeben, dan ich bins 
ſchuldig, und will dem Pabſt Julio Im Geifl, und in der 
warheit nachfolgen. 

Negenfpurg. 

Die gewaltigen berfihen, wie Bifchöfl, aber nit Alfo, fonder 

befieen, wan gleich der Lutheraner Proteftation, nit darwider 


wehre. 
Dillingen. 


Las uns hinaus gehen, und fehen was wir beiden Fönnen. 


Goftanz. 
Bin ich ein Mann Gottes, nnd ein Bifchoff, fo falle Fewr 
von Himmel, und verzehre die Kezer wie e8 Hußen, und Hieros 
nimum von Praag verzehrt hat. 


Bamberg. 

Wißt ihr nit, was Baifted Kinder die Sefuiter fein, der 
Kayſer hat den Erzherzog uß Ofterreich nit gefandt, das er bie 
Proteſtirende vertreibe, fonder das er fie Seelig mad), und die 
verlorne Geiſtliche Gütter in Gloftern mit großem gewin wiber 
den Türggen wider befhomme. 


Würtenberg. 
Alles was ihr wolt, das euch die Proteftirente than follen, 
das thuet ihnen auch. 
Eamergeridt.® 
Der Kayſer bat die Graunfchreiber grauen von Löwenftein, 
und Donawerbt die gerechten nit dumm Reichstag beruffen, fonder 
die arme Sünder. 


Stayer, Kernden, Erain. 
Bir fein mit unferm Romiſchen König uff unfern Goften 
über die Alpen, durch Schnee und Wafler gezogen, und er will 
uns dauoch, entrudhung der Lutherifchen Religion ußführen. 








— 331 — 


Augſpurg. 
Was der Kayſer eintweder Allein, oder mit den Churfuͤrſten 
ſchleißt und ordnet das thuet. 
Ulm. 
Mein Stund ift noch nit Fhommen. 


| Nürnberg. 
Schawet an die gütte und den Ernft Gottes. 


Rottenburg. 
Wol an fürdhtet Gott und ehret den König. 


Die Andere Lutherifhe Reichs-Stätt. 


Abba Lieber Batter, es ift Dir Alles möglich, nem difen 
König, und verfolger der Kürchen von uns hinweckh. 


Die Bäabftifhe Stätt. 

Auff dem Stuel Peter ſizt der Pabſt zu Rom, Alles was er 
euch ſagt, das haltet und thuet, aber nach ſeine Werckhen ſolt 
ihr nit thuen. 
Thonawerdt. 

Man hat in Schwaben ein Stim gehört, vil weinens und 
heilens, Thonawerdt beweint ihr SPBriefter, ihr flüchtige Burger 
und ihr Guet, daB die Landtsfnecht verzert haben, und wollen 
fie nicht tröften laßen, dan es war uß mit ihnen. 


Der Ehriften Hauff. 
Herr hülff uns wir verderben. 


Chriſtus. 

Ihr kleinglaͤubigen wie ſeit ihr ſo forchtſam, ich bin bey euch 
Alle tag, ich bin der Weeg die warheit und das Leben, wer mir 
nachfolget der wandlet nit in Fünſternus, aber doch haiſt es Ehe 
man zur Ehr Gottes kompt mus man zuvor Leiden, und wer 
ewig Jünger ſein will, der nimb ſein Creuz uff ſich und ſols 
mir nach. 


— 333 — 
3. Das katholiſche und lutheriſche Baterunfer. 


(1603.) 
(Handfchrift ver Gießer Univerfitäts- Bibliothef. Nr. 552 des Gatalogs.) 


Zu der Zeit ald Donauwerth von Bayerfürften eingenommen, 
ift das heylige Batter Unfer von deu Papiften vff volgende Weiß 
Gotts Tefterlich verfant worden wie hernach volgt. 


Bater Vnſer. Donauwerdt ift unfer 

Der du bift. Der Pfalzgraff ift übler chriſt. 
Geheilliget werdt dein Ram, 

Lauringen mues auch bald dran. 

Zu fomme vns dein Reid. 

Kördlingen fieht und auch gleich. 

Dein Wille gefchehe im himmel ald vff Erden, 
Vlm mued auch bald vnfer werben. 

Vnſer täglich Brod gib uns heüt, 
Gundelfingen ift audy nicht weit. 

Vnd vergib vnß vnſer ſchuldt, 

Popffingen ergib dich in geduld 

Wie wir vergeben vnſern ſchuldigern, 
Augſpurg vnd Biberach ergibt ſich gern, 
Vnd füre vns nit in Verſuchung. 
Schwäbiſchen Hal wir auch vber khommen 
Vnd erlöfe und vom Vbel 

Was ift Nürmberg mit ihrer Bibel. 


Run volfet das ander Vatter Bnfer fo ihnen die Lutherifchen 
gemacht haben. 


Bater Vnſer, 

Engelftatt ift vnſer 

Der du bift. 

Vff den Schellenberg ift man wol grüft. 
©eheiliget werde Dein Ram 

Am Rhein fommen die Lutherifchen zufam. 
3u fomm vns dein Reid). 

Scrobenhaufen vnd Straubing fieht und gleich. 
Dein WIN geichehe, 

Ihr Bayern feid nit zu gähe, 




















Im Himmel und vfj Erden. 

Aichftett muß auch vnſer werben. 

Vnſer täglich Brott gib uns heüt 
Windlingen liegt von Monchen nit weit, 
Vergib vns vnfer fehult | 
Pfaffenhaufen ergib dich mit geduld. 
Als wir vergeben 

Zu Kiebricht wollen wir wol leben. 
Vnſern fchuldigern 

Hohenwerth ergibt fih gern, 

Vnd füre uns nit in Verfuchung 
Kaifershaim gibt gute Landsknecht Fuchen, 
Sondern erlöfe ons von dem Bofen 
Freiſingen vnd Dillingen ift leicht zu leſen, 
Denn dein ift das Reich 

Die Sefuiter fehen dem Teuffel gleich, 
Vnd die Crafft, 

Sie haben nie nichts Gutes geſchafft 
Vnd die Herrlichkeit 

Der Hell iſt ihnen bereit. 

In Ewigkheit, 

Das iſt der letzt beſcheid. 


Amen. Amen. Amen. 





— ———— — — 


A. Das Spanniſch pater noster. 


(Handſchrift der Gießer Untverfitäts- Bibliothek. Nr. 103 des Catalogs. 
Blatt 29 — 308.) 


Bon Spannien vnd Spannifchen fitten 
Bewahr uns, herr, darumb wir dich bitten 
pater noster. 


Bon inen muftu geteufchet werben 

Auch verfpottet allhie auf erden 
qui es in coelis. 

Am Anfang könnten fie fich wohl wagen, 

Daß, welcher fie fiehet, muß fagen 


Sanctificetur. 


Anhang. 


Johann Pickel's Ehronik. 


(Handſchrift der Gießer Univerſitääts-Bibliothek, einem Sammelbande 
aus dem Nachlaſſe des Herrn von Senckenberg beigebunden und dem 
16. Jahrhundert angehörend. Das Ganze befleht, ohne das Titelblatt, aus 
15 befchriebenen Papier- Blättern in Fein Folio, welche die Weberfchrift 
haben: „Auszug aus den Gefchichten der chriftlichen Kung Furſten vnd 
Grauen der Länder Baiern, Oefterreich, Steyr, Kärnthen, Brain, Hifterreich, 
Tyrol, Sir, Sachſſen, Francken und Swaben, mit furker meldung wie 
diefe Fürften nad) einander geregiert, ir Regierung fich yederſeit verändert, 
die Zander getailt und etliche verfelben zu Furſtenthum erhept worden fein. 
Dur bannen Pickel zufamen verſamlet.“ Herr v. Sendenberg bemerft 
dazu: „Ex Monumentis Archivalibus . ,„ Auctor h. msc. non plane 
spernendus est.” ) 


Don vrfprung vnd herfommen der Ehriftlichen Kung furften 
Grauen ı. fo die Lannder Oſterreich, Steir, Kärnthen, 
Grain, Ifterreih, Tyrol ꝛc. den feinden abgetrungen, die 
erobert, ingehapt, und befeflen, mit kurzer melbung wie offt 
ſich folche potentaten verendert vnd die Zander getailt worden. 


Erſtlichs dieweil lauter befunden, daz die alten Kung aus 
Tranfreih vom Stammen der furften aus Baiern vnd pfaltz 
granen von Trier entfprungen, daz Land Baiern wie nachvolgt in 
Irn gewalt pracht vnd die Zander Ofterreidh, Steir, Kärnthen, 
Grain, ꝛc. daraus erobert vnd zu eim einzigen Reich gemacht, 
ift von nöten, zum vorberften von diſen furften in Baiern in 
furg meldung zu thun. 

Baiern. 

Namen der alten Regierenden furfter aus Baiern, fo vor der 
zeit Kaifer Carlen des grofien gelept haben. 

Theodo der erft hat gelept zur zeit Kung Dietrichen von 
Verona anno C. 500, ein Sun Kung Adalgerend in Baiern, 
hat die Romer aus den Landen ytzo Baiern genant mit gewerter 
hand getrieben vnd die Lantfchafft fo damals vnder benanten 
Dietricdeu von Verona Verwaltung an ftatt der Ro. Kaifer zu 








— 35 — 


Wellen wir nit werben gefchlagen, 
Müflen wir alsbald fagen, 
dimittimus. 
Das ift nit genug, fie thun einziehen 
Das gelt, fo wir haben geliehen 
debitoribus nostris. 
Erbarm dich vnſer, o herr, hierbey 
Und wehre inen fol Tyranney 
et ne nos inducas. 
Laß einen guten friden erfchallen 
Damit wir nicht thun fallen 
in tentationem. 
Bon den Spanniern und irem Schindt 
Bon iren weibern, Tnecht und khindt 
sed libera nos. 
- Sieh vns mit gnedigen augen an, 
Erlös ons auch all, weib vnd man 
a malo. 
Gib vns auch ein gutes ende 
Die Spanier aber fent in teufels hände. *) 
Amen. 
c 1 IC. 


*) Die beiden lebten Verſe find kaum zu entziffern, und bie Lefeart, 
welche hier angenommen worden, foll nicht als zuverläfftg gelten. 


\ — 336 — 


Anhang. 


Kobann Viel’ Ehronik. 


(Handfchrift der Gießer Univerfitäts - Bibliothek, einem Sammelbanbe 
aus dem Nachlaffe des Herrn von Sendenberg beigebunden und tem 
16. Jahrhundert angehörend. Das Ganze befleht, ohne das Titelblatt, ans 
15 befcdjriebenen Bapier- Blättern in Flein Folio, welche die Ueberfchrift 
haben: „Auszug aus den Geidhichten der chriftlichen Kung Furſten und 
Grauen der Länder Baiern, Defterreih, Steyr, Kärnihen, Erain, Hiſterreich, 
Tyrol, Börk, Sachſſen, Francken und Swaben, mit furker meldung wie 
diefe Fürſten nach einander geregiert, ir Regierung fich yeberfeit verändert, 
die Zander getailt vnd etliche derfelben zu Furſtenthum erhept worben fein. 
Durch hannfen Pickel zufamen verfamlei.“ Herr v. Sendenberg bemerft 
bazu: „Ex Monuments Archivalibus . „ Auctor h. msc. non plane 
spernendus est.” ) 


Bon vrfprung vnd herfommen der Chriftlichen Kung furften 
Grauen ı. fo die Lannder DOfterreih, Steir, Kärnthen, 
Grain, Sfterreih, Tyrol ıc. den feinden abgetrungen, die 
erobert, ingehapt, vnd befefien, mit Furzer meldung wie offt 
fich folche potentaten verendert vnd die Zander getailt worden. 


Erſtlichs dieweil Iauter befunden, daz die alten Kung aus 
Frankreich vom Stammen der furften aus Baiern vnd pfaltz 
grauen von Trier entfprungen, daz Land Baiern wie nachvolgt in 
Irn gewalt pracht vnd die Zander Oſterreich, Steir, Kärnthen, 
Grain, ꝛc. daraus erobert vnd zu eim einzigen Reich gemacht, 
ift von nöten, zum vorderſten von diſen furften in Baiern in 
kurtz meldung zu thun. 

Baier. 

Namen der alten Regierenden furften aus Baiern, fo vor der 
zeit Kaiſer Earlen des grofien gelept haben. 

Theodo der erft hat gelept zur zeit Kung Dietridden von 
Verona anno C. 500, ein Sun Kung Adalgerens in Baiern, 
hat die Romer aus den Landen ytzo Baiern genant mit gewerter 
hand getrieben vnd die Lantfchafft fo damals vonder benanten 
Dietrichen von Berona Verwaltung an ftatt der N. Kaifer zu 











— 397 — 


Eonftantinopel gewefen, eingenomen, welcher Theodo Anno C. 511 
mit tod verfchiven. 

Theodo der gros fein Sun zue Zeit Clodoven des Kungs in 
Sranfreich, jo den Chriftlicden glaußen anno C. 499 an ſich 
genommen. 

Theodo der Dritt des Namens der fürften aus Baiern hatt 

„mit fein zwaien Gebruedern von Sanct Ruprechten den chriftlichen 
glauben vnd tauff an ſich genomen vnd Saltburg daz biftumb 
in anfang pracht, geftorben anno C. 565. 

Theſſl, fo daz Elofter Weltenburg in Bairn geftifft, ein Sun 
Theodoni des dritten, damals ward Richartus der Kung Gothos 
rum mit allem fein vold zu chriftlichen glauben befert. 

Dieth der vierd mit tod verfchieden anno C. 617. 

Theffl der ander geftorben a. C. 650 hatt drei Sün, Gwinol⸗ 
dum, Theodonem den funfften fo Sanct Haymerann Elofter zu 
Regenfpurg zu pawen angefangen vnd Dietbrechten den dritten 
fein Sun verlafien, Aber Gmwinoldus hat den Stammen in 
Baiern erhalten vnd mit tod a. C. 695 abgangen, dem Dieth der 
fech8t fein Sun in der Regierung nachgefolgt, geitorben a. C. 708. 

Hugopertus ein Sun Theodoni des Vj. zu diefer Zeit ift 
daz biftum Friſingen durch Sanct Corbinian zu ftifften angefangen, 
a. C. 730. 

Vtilo der Sun Hugoperti fo Ofterhoven, ober und nid Altaich 
geftifft, gelept zur Zeit pipini des Kungs in Srandhreich, des 
vatters Kaiſer Barlen des grofien, geftorben a. C. 756. Dem 
hat Thefil der dritt nachgeuolgt, Im vnd fein Sun warb baz 
furftenthum Baiern von benantem Kaiſer Garlen dem erften wie 
nachuolgt entzogen. 

Franfreich. 

In obengefchriebener Zeit der verwaltung Theodorici des 
Romiſchen Stathalters im hailigen Reich haben fi) der Sicambri 
oder franzofen Kung, fo irn vrſprung aus Troia gehapt, vmb 
ander land, fo noch der Romer Profinz war, heftig angenomen, 
dann ald Huldrich oder Ehildericus der Kung (welches Vatter 
Merovicus zuuor Athilan der Hunter Kung in Niderland mit 
hilff Theodorict der Oftengothen Kung und der fürften der Teuts 
ſchen gefchlagen), der Römer Reich abgang an vil ander gefchehen, 
bat er fein zug aus den hintern Gallien wider die Römer in 

22 


Niderland mit hilff der fürften aus Baiern mit eim Krigsnoldh 
vberzogen, trier erobert ond einen groſſen Thail des Reinftroms 
vnd teutfchland in irn gewalt pracht, aber der Stam alls er bis 
in das 750 jar nad) Ehrifti geburt gewert hat er fein end genomien. 

Bud als Kaiſer Karl der gros, fo aus dem Stamen der alten 
furften von Bairn und pfalzgrauen von Trier fein herfommen, 
durch anrueffen des R. Bifchoffs wider Defiderium der Longe- 
barden Kung Krieg in Welichland gefüret, hat ſich Taſſtlo der 
berzog in Bairn, fo fi zu der Tochter Defiderii geeligt wider 
Corolum in Teutſchland auffgelaint und Iue mit hilff der Vngern 
vafft befchebigt vnd als Barolus Defiderium in den ellend getriben, 
bat er erft die handlung wider den furften aus Bairn furgenomen 
und ne fampt fein Sun in ein Elofter, dar In Sr leben zue 
enben verfperst, dad Land Bairn eingenomen vnd das fein Reich 
vnderwürffig gemacht, damit aber die Vugern difer Handlung 
halben nit vngeftrafft beliben, hat er wider die aus Baiern ſtund⸗ 
lich ein adhtjarigen Krieg fürgenomen, und die ans obern panonia 
bis under preöburg getriben, in Defterreich hat er wie nadhvolgt, 
den erfien Marggrauen geordnet, Bm aber Carolus nach vollen- 
dung vil lobwerbiger Handlungen mit tod verfchiden vnd zu Ach 
begraben worden, hat er dry Sün, nemlich Ludwigum, fo Ro. 
Kaifer worden, Barolum vnd pipinum verlaflen. 

Kaifer Ludwig der erfi dis namens vnd nachkom Kaifer Karls 
des groffen hatt alle Reich feines vatterd anno C. 814 erböweis 
an ſich gebracht und die Land Bairn, Sachſſen, Defterreidh, 
Steier, Karnthen x. geregiert vnd als er'in anno C. 840 mit 
t0d verfhiden vnd zu Meb in Sanct Arnolphs Kirdjen begraben 
worden, find die Lannd Bairn, Sachſſen, Ofterreich, Steir x. 
Ludwigum Kung in Baiern nach gehalten Schladht anno C. 842 
zue getailt, aber Karlman Kung in Baiern fein Sun bett mit 
vil gehäptnns fein Neid in Teutichlannd vor fein veinden 
beſchirmpt, etlich Stifft vnd Cloſter in Baira vnd Kärnthen hatt 
er laut briefticher vrkund geftifft vnd anders mit newen einfomen 
verfehen, ftarb in anno C. 880, der ein naturlieger Sun Arnel- 
phum fo nachmal® anno C. 896 NE. Katfer worden, Binder Im 
verlafien, welcher helff Babft Formofus nit wenig genofien Das 
In dan zu Zurderung der SKaifer Wahl mit wenig furdesfam 
gewefen, ift in anno 899 mit tod verfchieden. Dyſer Stam hatt 

















— 59 — 
x 


Balern und bie zuegehorigen Lannd nemlich Sachfien, Ofterreich, 
Steir, Kärniben, Branden, Swaben, Turingen, Maibfien, Mer- 
ben x., nit lennger dan Hundert Jar Ingehapt. Dan nad 
Anfterben Kaifer Arnolphs und Ehunrats des erften dis namens 
Ro. Kungs vnd letften aus diſem Kung flamen entfprungen, if 
der Stam der furften aus Sachfien in anno 960 in gros anſehn 
in Teutfchen lannden vnd zu der Kaiſerwürde komen vnd ſonnder⸗ 
lich hat Kaiſer Otho der gros zwen furſten aus Bairn Arnolphum 
vnd Eberhardum, ſo aus dem Stamen der Baieriſchen Kung 
geboren, des Lands Baiern aus genugſamen bewegenden vrſachen 
entſagt, dasſelb Land Baiern auff ſein Stamm gewandt vnd ſich 
vnd ſein Nachkomen die hoch oberkeit des ganzen Baieriſchen 
Reichs beuor behalten. Doch iſt von dieſem Stamen ber furften 
aus Baiern, ſo vertriben worden, die Veſſte Scheirn gepaut, die 
pfalzgraffſchafft wittelspach haben es fundiert. 

Heinrich Herzog zu Sachſſen benantes Kaiſers Otho des 
erſten Brueder ward das furſtenthumb Bairn verlyhen, hatt 
wider benanten Othonum fein Brueder des Kasfertbums halben 
Krieg gefuret, alls aber otho wider Ine vnd ſein anhang victori 
erhalten, bat er Krieg wider die Vnngern, fo Teutſchland wbers 
fallen, furgenomen vnd fie bei Augspurg mit hilf sanet ulrichü 
geichlagen, desgleichen er auch den framgofen des Ro. Reiche 
halben Winerftand gethon. 

Hainrich der ander benants Herzog Hainrichs bes erſten Sum, 
Herzog in Baiern, ftarb in auno C. 995, ligt zu sanct Hey- 
meran zu Regenfpurg, fein epitapbium ift Heinrici Rome Regis 
pater et defensor legs. Bavarus princeps cultus est hic 
dominus Heinzicus sepultus, hatt nach feinem abfterben hein- 
richen den andern feine Sün Herzogen zu Sachflen vnd baiern 
verlaſſen, welcher der erfi Rd. Kung von Churfurſten gewelt 
geweſſen vnd Heinricus ſecundus genant worden. 

Orſela fein Swefter was SKungin in hungern Stephans 
des Kungs gemahel, diſer Kaiſer ward canenifirt, Hat Babenberg 
geftifft und darzu Villach vnd ander gutter in Karnthen gegeben, 
geftorben in anno C. 1024. 

AS nun mit tödlichen abgang Kaiſer Heinrichen des andern 
den Herzogen zu Sachfien, Batern, Eruferftien in Karnthen vnd 
Grauen zu Babenberg die Oberfeit des Fuͤrſtenthums Baiern 

22* 


— 310 — 


mit allen zuegehorigen Landen dem Romifchen Reich wiederumb 
{edig worden, vnd heimgefallen, tft ſolches imperium an mitt 
auff die Herzogen zu Franden gefallen, dann Aventinus fest 
Kaiſer Heinrichen den dritten vnd vierten geborne Herzogen in 
Sranden in die Zal der Kung von Baiern, dem Chunrad den 
Sun Herzogen Ehunraden in Karnthen ward Baiern alfbald 
nach Kaifer Heinrichen des andern abgang zu Lehn verlichen, 
aber was danon vertriben, deshalb ſich Kaifer Heinrich obgenant 
fein vetter des baierifchen Reich vnnderfangen anno C. 1040. 

Aber Kaifer Heinrich der fünfft und Sun Kaiſer Heinridü 
des Vierten hatt das Land Baiern verliehen, welche dem Marg- 
grafen zu Afft vnd Grauen zu Altvorff vnd Amergew anno C. 
1071, im felben Sar ift er mit tob verfchiden und ain Sun 
Heinrich genant Herzog in Baiern verlaflen, ald nu der mit tod 
anno C. 1123 (1125 ?) abgangen, ward Heinrich fein Sun 
mit dem furftenthHumb Baiern, Sachſſen vnd Tuscia belehnt, fein 
Weip Juditha was Kaifer Fridrichii des erftien Mutter, Sophia 
marggrauin in Steir vnd Mechtilda Grauin zu hochburg vnd 
Sulzbach auch Ir Sweſter. 

So ward Herzog Heinrich der n dis namens der Sun nechſt 
genants Herzog Heinrichii von Kaiſer Fridrichii dem erſten big 
namens fein vetter aus gnugſamen vrſachen von Baiern vnd 
Sachſſen in Engelland vertrieben vnd allein die Pfalzgraffſchafft 
am Rein erhalten, nach diſem iſt daz furſtenthumb Baiern auff 
die furſten von Oſterreich wie nachuolgt gefallen. 

Heinrich Herzog zu Braunſzwig des vertriebenen Herzog 
Heinrichn von Baiern Sun iſt in anno C. 1215 mit tod ver⸗ 
ſchiden, feine Brueder Kaiſer otho der vierd, geſtorben anno C. 
1218 vnd wilhelm Herzog zu Braunſzwig, Im hatt die pfalz 
am Rein verlyhen Kaiſer Heinrich der 6 nach ſeim abſterben iſt 
die pfalz verlyhen worden durch Kaiſer Fridrichn den andern 
gebornen Herzog zu Swaben, vnd Herzog Ludwign dem erſten 
aus baiern, der ſeim Sun Herzog otho vermehelt hat Fraw 
Agneſen des obgemelten pfalzgrauen Heinrichen Tochter. 

Otho dem finfften dis namens pfalzgrauen zu Wittelspach, 
dem Vetter Herzog Ludwigen in Baiern yztgenent, ward durch 
ſeiner Ritterlichen gethaten willen, ſo er bey Kaiſer Fridrichen 
dem erſten in Krigshandlung geübt, daz Furſtenthumb Baiern 














— 31 — 


Anno C. 1180, all er dazſelb Land nach Vertreibung Herzog 
Heinrichs obgenant in fein gewallt pracht, verlyhn, damit ift daz 
Land widerumb auff den Stamen Herzog Arnolphen, ſo bieuor 
von Kaifer Otho dem grofien dauon vertriben ward gefallen. 

Otho der Vj did namens Herzog in Baiern verfchieden 
anno x. 1253. . 

Ludwig der ander Mechtild Kaifer Rudolfs tochter fein Gemahll. 

Kaifer Ludwig der vierd ligt zuMunchen, geftorben anno ⁊c. 1347. 

Stephan der andere und Elifabeth von Sicilien Kungin fein 
Gemahll, geftorbn anno ıc. 1375. 

Hans der ander, Gatherina von Gderz fein gemahl, geftorben 
anno x. 1397. 

Ernft, Elifabeth von Mayland fein Gemahl, geftorben anno ⁊e. 
1438. 

Albrecht der dritt geftorben anno ıc. 1460 Anna von Braun 
faweig fein Gemahl. 

Albrecht der vierb geftorben anno ıc. 1508, fein gemahl 
Kunigund Kaifer Frieprichen des dritten tochter. 

Wilhelm und Ludwig pfalzgrauen bei Rein berzogen in Baiern, 
Jacoba von Baden herzog Wilhelms gemahl. 


Defterreich. 

Kaifer Earl der gros Kung in Franfreih vnd Baiern hatt 
die march Ofterreich erftlich8 ald er die hunnen daraus vertriben, 
©erolten dem Grauen aus der Raichenaw, fein Swager zu regiren 
eingeben, welcher Gerolt nachmald von Vngern anno x. 799 
erjchlagen worden. 

Kaifer Ludwig der erft Kung in Frankreich vnd Baiern, bat 
Gerolten dem andern die marggraffichaft Defterreich verlyhn, der 
ift in anno ıc. 825 mit tod verfchieden. 

Ludwig Kung in Batern hat die Ofterreihifh March Marg- 
graf Wilhelmen verlyhen, geftorben in anno x. 882. 

Karlman Kung in Batern hat Engelſchalchen gedachtes marg⸗ 
graf Wilhelms Brueder in Ofterreich belehnet anno ı. 882. 

Kaifer Karl der dritt beualhe die Marggraffichafft Oeſter⸗ 
reich Erbo Marggraf wilhelms vnd feined Brueders Nachkomen 
anno ı. 888. 

Arriolph Römifcher Katfer Hat in Zeit feiner Regierung Graf 


— 313 — 


Engilvigen fein tochterman bie margrauefchafft Ofterreich zu regie- 
sen beuolben, dieweil aber berfielbe ans bewegenden vrfachen 
wiber entſezt, warb dafielb furſtenthumb herzog Leopolven dem erften 
von Ludwigen dem lettſten Baierifchen Kung verlyhen, welches 
marggraf Leopolden Gemahel Adlhait genant, was ein tochter 
Herzog Otho in Sachfien vnd Swefter Kaifer Heinrichn des erfien. 

Kaifer Ehunrat der erfi, Marggraf zu Oſterreich vnd herzog 
zu franfen. 

Rudigerus Marggraf zu Ofterreich zu Pechlar. 

Leopold der ander hat das furſtenthumb Defterreich von Kaifer 
Heinrich dem erften des namens, aber Aventinus der Baieriſch 
Gechichtfchreiber zaigt an, von Kaifer Otho den andern daz 
namens, zu Zehn empfangen. Er was ein Sun herzog Eber⸗ 
harten vnd Ennfl herzog Arnolffs in Baiern, die vefite Claudivii 
oder Melckh hatt er zum Land Oſterreich erobert, darzu ein fifft 
dafeldft gen Meldh mit 12 weltlichen chorherrn gethan. 

Heinrich Marggraf in Oſterreich obgenants marggraf Leopoldu 
des andern Sun hatt nad Abfterben feined Vattern daz Land 
Defterreidh 40 Far geregiret und fein Hofwefen zu Melckh gehal- 
ten, ward von Kaifer Heinrichen den andern nach feiner wider: 
fpenftigfeit zu gehorfam pracht, Sweinhilda fein Gemahl zu diſer 
zeit hat zu Sand Eolman fein letzte zeit in Ofterreich anno 1018 
befchloflen, Tigt zu Melckh begraben. 

Albrecht der Sun Heinrici hatt nach feinem Batter die Laud⸗ 
ſchafft Defterreich geregieret, zu feiner zeit haben die Bugern ſich 
wider petrum Irn Kung emport, derhalb Kaifer Heinrich der 
dritt mit hilff feiner Erbland vnd benants Marggrafe Albrecht 
wider die Bngern Krieg gefuert, aus dieſer vrſach Oeſterreich 
mit Krleg angriffen, die Statt Thuln durch die ungern gewonen 
vnd geplundert, Aber Marggraf Albrecht hatt mit Hilf Leopolden 
vnd Ernfin feinen Gebrneder daz land wider von den Vngern 
gewallt entzogen, fein hofweten hat er zu Meldh gehaltten, Wolhait 
peter des Kungs in Vngern Swefter fein Gemahel, anno x. 1058 
it er mit tob verfchiben. 

Ernft der Sun Alberti vorgenant hat aus Berbienft fein vnd 
feines Batters die Confirmacion über die Zwen Brief fo weilandb 
Kaifer Julius vnd Tyberius der Lantfchafft Defterreich gegeben, 
von Kaifer Heinrichn dem Vierdn erlangt, Mechtilda fein Gemahel. 














Zu feiner Zeit ward Petrus der ungarfch Kung vorgenant feins 
gefichtö beraupt, anno ıc. 1075 ift Erneftinus geftorbn. 

Leopold der Sun Ernefti hatt das Land nach Abgang feine 
Batterd 2 Jar Inngehapt, und mit Bratislaon dem Bohamifchen 
Herzogen, Ehunraden dem Marggrauen in Mehrn vnd den 
Baiern Krieg geübt von denen Er ſchadn empfangen, darzu Er 
ih auch mit Albrechten feim Brueder Jeer Baider Gemahel 
Halben mit Krieg aus muettwillig Handlung eingelaflen. 

Leopold der Vierd Leopoldi Sun fo Clofter newnburg vnd 
annder Cloſter geftifit, hat wider die Vngern fo ſpruch Zum 
Land Oeſterreich zu habn vermaint, Krieg geübt die von Im mit 
Hilff Poponi des Biſchoffn Zu Trier feind Bruders fchaden 
gelitten, Agnes Kaifer Heinrich des Vierden Tochter, fein Gemahel, 
vnd ald Er die furgenomenn Stifftung der Cloſter Zum thail 
pollendt, ift Er chriftlich anno ıc. 1137 verſchiden. 

Albrecht der eltiſt Sun Leopoldi Vogt der Stift feins Vat⸗ 
tern, hat nach abfterbn benants ſeins Vattern fich auch mit Krieg 
wider Bela den Bngrifchen Kung eingelafin, darnebnn auch 
Heinrich Herzog in Oeſterreich vnd Baiern fein Brueder Zway⸗ 
mal am Waſſer die Witter genant, ſich mit dem Vngriſchn Kung 
auch Otakern dem Jungk Marggrauen in Steir ſampt Boleslawn 
dem Bohamiſchen Herzogn fo ſpruch Zum Land Oeſterreich 
zu habn vermaint geſchlagn, Kaiſer Lotharen des dritten Tochter 
diſes Albrechten Gemahel. 

Leopold der Sun Heinrici des erſtn Herzogen in Oeſterreich, 
bat durch Kriegsübung die Wapen feiner Voreltern wie das auff 
difen tag vor augn, geändert, den Krieg mit dem Böhamifchn 
Herzogn, wie feine Voreltern NRitterlich geübt, fraum Helena 
Hern Genfa des anndern Kungs in Vngarn tochter fein Gemahel, 
mit deren Er neben Zwaien Sünen ein Tochter Kunigund genant 
gezeugt welche Herzog Dtafern dem Lesten in Steir vermahelt 
“aus diefer vrſach und freuntfchafft dad Land Steyr zum Haus 
Oeſterreich verordnet, dyſer Herzog Leopold ift an einem ſchaden, 
fo er an eim fchenfl empfangen, im tod verfchiden. 

Sridrich der Ehriftlich ein Sun gedachte Herzog Leopold hatt 
mit Hilff Herzog Leopoldn feind Brueders das Land Oeſterreich 
vor feinen Beinden vnd Widerwertigen Ritterlich beſchirmpt, ift 
im auno 1240 mit tob verfchiven. 


Fridrich ein Sun Herzog Lenpoldn nechft genant, der Streitpar 
und Tochterman eind Herzogn Zu Braunfchweig, Hatt neben 
Herzog Heinrichen von Medling feinem Brueder das Land Defter- 
reich bejefien, wider Ine Haben fich feine Dienftleut aufgelaint. 
Er hatt mit Wenceslaven dem Bohamifchen Kung Krieg furge- 
nommen, dad Land Grain und Meren hatt Er von fein anndern 
gemahel Zum Haus Oefterreich gepracht, damald ward ein thail 
an der Lantfchafft Steir dem Vngriſchen Kung zuegetailt, mit 
den Wienern hatt Er Krieg gefuert, ward mehrerthail des Lannds 
vertriben, doch daflelb Land wider erobert, nachmal von Kaifer 
frivrihen dem anndern freyhait erlangtt in einer ſchlacht hatt 
Er fein end genommen damit der manlich Stam difer furften 
abgangen. 

Gerdrut ein Muem Herzog frivrichen vorgenant ward erſtlichs 
aim Marggrauen in Merhen vermahelt, damit ift die feintichafft 
Zwiſchn Bohaim vnd Defterreich vergleicht als aber Jr gemahel 
mit tod verſchiden, hat Sie fi ir aim Marggrauen zu Baden 
vermähelt, der ein Sun fridrich genant verlaffn welcher fein 
mueterliche Lantſchafft Ingehapt, ward mit Conradino dem letzten 
fürften aud Swabn in Neapoli on Leiberbn enthaupt. 

Dtader Kung in Bohaim vnd Herzog in Merhen, hatt die 
Lantfchafft Defterreich und Eteir durch Heyrat mit Margrethen 
Herzog Heinrichs von Oeſterreich Tochter aus verwilligen gemai- 
ner Lantſchafft erlangt, aber Er ift von Rudolffen dem Rd. Kung 
in aim Veldſtrait erfchlagen worden, verhalb Oeſterreich vnd 
Steyr dem Reich als furftliche Lehen haimgefallen. 

Albrecht und Rudolfen den Sunen Rudolphi des Ri. Kungs, 
ward durch Bewilligung Churfurften furften und Stend im Ro. 
Neid) von benantem Ro. Kung Irem Batter die fürſtenthumb 
Defterreih vnd Steier Zu Lehn verluhn und Inen im Anno 1282 
Srer vorforvern vnd des Lands Oefterreich und Steir freyhaitn 
beftät. Dyſer Albrecht, ehe Er Ro. Kung ward, hatt wider den 
Biſchoff von Salzburg in Steier und Kärnthen Krieg gefuert, 
derhalb ſich die Lantfchafft Steir wider Ine Herzog Albrechten 
zum thail aufgelaint, ward in Anno 1308 von aim fürften ſeins 
gepluets im preisgew ertöt. 

Albrecht der annder diefes Namend Herzog zu Oeſterreich vnd 
Steir erfter Stiffter der Hohenfchuel zu Wien, fein Gemahl ein 


— 845 — 


Sräfin von Phirt, dyfer Zeit haben die Vnnderthanen zu der 
Graffſchafft Habspurg gehörig vom Haus Defterreich Iren nature 
lichn Herrichaften abzufallen angefangen, wider byfe Leopold ein 
Brueder deſſelben Albrechten Krieg geubt. Damals ift die Lant- 
[haft Kärnthen zum Haus Defterreich fommen. Anno 1326 
ift dieſer Leopold mit tod verfihieden, ligt zu Kungsfelden. 

Leopold ein Sun Alberti des anndern, hatt nach Abfterben 
ſeins Vatters Defterreich mit Albrechten dem dritten fein Brueder 
eingenommen. Zu difer Zeit hatt die Statt Wien groffen ſchaden 
von eim feur erlitten, alſo das fie mer dan halbs ausgeprant. 
Im vergangen Jar daruor was ein wolfail Sar in Defterreich 
da ein Mett Haber vmb 5 fl. der Wein ein fueder bey 4 Pfund 
vnd zum Höchften vmb 5 Pfund 3 vnd nachmals im dritten Sar 
ein fueder Wein omb A Pfund verfaufft ward. Zu dDiefer Zeit, 
Anno 1379, feind die Land Oſt Kärnthen Crain Tyrol 2. von der 
Lantfchafft Defterreich fampt allen andern obern Defterreichifchen 
Landen getailt worden, Damit ift Herzog Albrechten und feinen Erben, 
das Land vnd Herzogthumb ober vnd vnderhalb der End, mit 
fampt der veften Stett ond allen Iren zugehorningen, vnd Herzog 
Leopold und fein Erben das Land vnd Herzogthumb Steir fampt 
der Grafffchafft Görtz, Kärnthen, Erain, und die winbifch mardh, 
zu Portenaw Iſterich, vnd Medlickh, zu Velters, Seraval, vnd 
die Graffchafft Tyrol, dz Land an der Etſch vnd im Ynthal, zu 
der Grafichafft Habspurg, Phirt, Kyburg, Burgaw, zuegetailt 
worden in Anno C. 1379. 

Albrecht der vierd Diefes namens No., zu Vngarn vnd 
Bohaim rc. Kung, Marggraf in Mehren, fein Gemahel Elijabeth 
Kaifer Sigmunds Tochter, hatt Defterreich alls fein Erbfchafft 
nach abfterben Albrechten ſeins Vatters eingenommen vnd befefien, 
dagegen Herzog Ernft fein Better Kaifer Fridrich des dritten 
Vatter wie mit den zugehörigen Landen inngehapt, dieſer Kung 
Albrecht hatt Krieg wider die Huffiten vnd Terkh gefuert, geftorben 
im Ungarn Anno ıc. 1438. 

Ladislaus ein Sun Alberti des Ro. Kungs, hat in feiner 
Jugent die Reich vnd Lander Vngarn, Boham, Oeſterreich, 
Merhen ꝛc. alls ſein Erbſchafft eingenommen, ward doch, dieweil 
er ſein volkommen alter nit erraicht, durch ſeine Räth vnd Haupt⸗ 
leut geregiert, Bon ſeintwegen hat ſich vil Vnrue vnd widerwillen 


— 3116 — 


zwifchen ven Gliedern der Bngrifchen und Bohamifchen Reid 
vnd der Lantfchafft Defterreich wider Kaifer Fridrichen feim 
Bettern zuetragen, Aber zulettzt ift Labislaus in feiner Jugent 
zu Prag verfchieben. 

Friverih Herzog zu DOefterreih vnd Win Ro. Kung hat 
nach abfterben ſeins Bettern alle Defterreichifche Länder Erblich 
an ſich gebradjt, und die neben Nibrechten feim Brueder vnd 
Herzog Sigmunden von Oefterreih Grauen zu Tyrol feinem 
Bettern befefien, Aber Mathias der Sun Huniadi Orauen 
zu Biftrig ward von den Vngarn zu Kung ermwält, vmb das 
Bohamifch Reid hat Mathias wider Defterreidh Krieg gefuert, 
vnd Das Land befchedigt, Anno ıc. 1493 ift Kaifer fridrich mit 
tod verſchiden. 

Marimilianus der Sun friverict hat ſich in Zeit vnd Leben 
ſeins Herrn Vatters der Defterreihifchen Länder zu regieren 
vnnderfangen, vnd vil vnrue von flänmg, Staliänern, Benedigern, 
Schweizern vnd andern fein widerwertigen vnnd onnderthanen 
erlitien, vnd mit denen in manig Weg krieg gefuert, durch fein 
Hilf vnd Zuethun ward Philipus fein Sun zu frewlin Johanna 
von Gaftilia vermähelt, dadurch die Reich Sicilien, Neapolis, 
Gaftilia neben Burgund, Seeland, Hohland und Braband fo Maris 
milian durch Heyrat an fich gebracht auf fein Stammen gewent warb. 
Anno x. 1519 ift difer lobwürdig Kaifer mit tod verfchieden. 

Carolus der eltiſt Sun Philipi des Kungs in Eaftilia x. 
Ro. Kaifer vnd difes namens Erbfürft aller Reich und Länder 
feines Batters, hatt in feiner Jugent ſich nach abfterben Philipi 
der Reich vnnderfangen, vnd als Marimiliauus der Kaifer mit 
tod verfchieden, hatt aus feim Verordnen ferdinand fein Brueder 
fih aller Ober und Niveröfterreichifchen Länder zuregieren anges 
nommen, welches Regiment Gott lang erhalten wol. 

Ferbinanden pringen und Infanten in Hispanien ıc. vorgenant, 
feind bis auff dife Zeit viel Krieg von Gläubigen vnd Bngläus 
bigen zuhanden geſtoſſen, und als Er die Bngrif Cron durch 
vorig contract vnd Heyrat zu feim gepiet gezogen, iſt Im dar⸗ 
durch vil MWiderfiand durch Zuethuen der Grauen von Zip6 
Weinoda in Siebenburgen gefchehen, durch welches feine Erb⸗ 
länder nit wenig ſchaden erlitten, Aber Bohaim hatt er fridlich 
geregiert fein Zuefunfft in Defterreich ift in Anno 2c. 1520 gewefen. 








— M7 — 


Steyr. 
Kaifer Karl der grofe Kung in franfreich vnd Baiern. 
Kaifer Ludwig der erfi Kung in Baiern x. 
Ludwig Kung in Balern ıc. 
Karlman Kung in Baiern. 
Arnolf Romifcher Kaifer, Kung in Baiern. 
Ludwig Kung in Balern ıc. 

Uber der alten Marggrauen in Steir Gerzogen in Kärnthen, 
©rauen im Muerzthal, Hern Zu Eppenflein anfang vungeuärlicdh 
vmb die zeit Kaiſer Arnolffs Anno ıc. 900 oder dabey, Marggraf 
Dtader ver erft. 

Dtafer der annder difes namens bat vil mue von den Vngarn, 
als fy von Petro Irem Kung abgefallen, erlitten, vnd als die 
Vngarn die Drenis der Lantfchafft Oeſterreich vnd nachmals 
Steier in Regierung Kaifer Heinrich des dritten oberzogen, feind 
ſy von diſem Marggraf Otader bey der Statt Petaw ſeins 
gepiets anegriffen und der Vngarn vil erfchlagen worden. 

OZio Marggraf in Steir ein Sun Marggrauen Otackers des 
anndern. 

Dtader der dritt hat wider Wbrechten den Sum Leopolbi des 
milten mit Hilff Sobeslawen des Gerzogen in Boham in Oſter⸗ 
reich Krieg geübt, Adlpert Marggraf in Steir vnd Graf im 
Muerzthal fein Sun, dauon Ulrich furft von Karuthen nach 
abfterben Aronolph des Herzogen ir Herfommen. 

Leopold ein Sun Marggraf Dtaders, hat nad) Abgang feins 
Batterd das Land frivlich Ingehapt vnd iſt in Anno x. 1129 
mit tob verſchiden. 

Dtader ver vierd, Marggraf in Steir. Sophia Heinrichs 
des 9 Did namend Herzogen in Balern aus dem Stamme ber 
Owelphen geborn, Swefter, was fein Gemahel. Derfelben Sophia 
Sweſter Zubitha ift gewefen ein Mueter Kaifer frienrichen des erften. 

Diader der fünfft DIS namens Marggraf in Steir, warb von 
Kaifer frivrichen dem erften ſeim gepluetsverwantem freund zu eim 
Herzogen erhept zu Regensping Anno x. 1156. 

Dtader der lebt dis namens Herzog In Steir, Chunigunda 
Herzogin von Defterreich fein Gemahel, von dem if die Lantfchafft 
Steir mit Irer Zuegehörung zum Haus Oſterreich geordnet, des 
Briefs datum ſtet auff Sand Sorgen Berg bey Ens. 


Kärnthen. 
Kaifer Karl der gros Kung in franfreich und Baiern. 
Kaifer Ludwig der erft Kung in Baiern. 
Ludwig Kung in Baiern, Karlman Kung in Baiern. 
Arnolf Römifcher Kaifer, Kung in Baiern. 
Ludwig, Kung in Baiern. 

Arnolph vnd Berchtold Herzogen in Baiern, Defterreich vnd 
Kärnthen, haben die Hauptmannſchafft Kärnthen Rathold dem 
Grauen von der Sembra vnd Ehbenfperg verlyhen vmb bie Zeit 
nach Ehrifti Geburt 936. 

Arnolph Herzog in Baiern vnd Kärnthen ward vertriben, 
derhalb Batern mit allen zugehörigen Ländern auff den Sachſiſchen 
Stammen fommen. 

Heinrich Herzog. in Baiern vnd Kärnthen ein Sun Berchtolbi 
des Herzogen, bat der Lantichafft Kärnthen mit den Guetern 
Berengari, fo fich wider Kaifer Otho den groflen ver Kaiſer⸗ 
würd halber gefezt, gemert.. 

Ehunrat ein Sun Herzog Otho in franfen dem hatt Kaiſer 
Otho der grod die Lantfchafft Kärnthen zu lehen verlyhen, In 
Anno 2c. 1012 ift er mit tod verfchiden. 

Melpho der vierd dis namens Graf zu Altdorff und Amergew, 
bat nach difem Chunraden das Fürftentbumb Kärnthen zu Lehen 
empfangen, aber on Leiberben Anno ıc. 1055 verſchiden, Sein 
Sweiter Chunigund Marggraf Azo zu Aft gemahel, Ir Sun 
Welpho Herzog in Baiern. 

Chunrat vorgenants Herzog Chunrad Endel Herzog in 
Kärnthen, dem ward Kärnthen verlyhen, Geftorben Anno 2. 1057. 

Luitolff Herzog in Kärnthen, ein Sun nechfigenands Herzog 
Chunraden, on Leiberben Anno x. 1090 verſchiden. 

Marquardus Adalberoni oder Adalperti des Marggrauen 
Dtaderd in Steir des dritten Sun, warb nach abfterben Herzog 
Luitolffen in Kärnthen daſſelb furſtenthumb von Kaifer Heinrichen 
dem Bierden zu Lehn verlyhn, da er Ime Luitberga fein Tochter 
vermahelt, mit deren er 5 Leiberben nemlich Vlrichen patriarchen 
zu Aquilea, Otaferium, Hermann, Luitbolden vnd Heinrichen 
erworben, dyſer Marguardus ift von Salomon dem Bngrifchen 
Kung, als verfelb wider Geyfan vnd Ladislaum die Herzogen 
Krieg gefuert, zu Hilff zuezogen verwunt und gefangen worben. 


Heinrich der Sun Marquardt Herzog in Kärnthen vorlegter 
des Namens, hatt alls Er kain Leiberben hinder Im zuuerlaffen 
verhofft, das fürnemb Cloſter Sand Lamprecht in Kärnthen in 
Anno ıc. 1106 geftifft, alda Er auch nach ſeim Abfterben furftlich 
begraben worden. 

Anglpreht vom Stammen der Grauen zu Ortemberg in 
Kärnthen, Erayburg vnd Liebenam, pfaldgrauen vnd Lantgrauen 
in Batern, haben Iren anfang in Kärnthen und erftlich8 Traburg 
in Kärnthen in Ire gewalt pracht, vmb die Zeit nach Ehrifti 
geburt 1000 in Leben Kaifer Heinrichs des andern, Herzogen in 
Baiern, Erbfurften in Kärnthen vnd Grauen zu Babenberg, 
Graf Fridrich der erft Died namens in Kärnthen. 

Borgenanten Anglprechten ward Kärnthen das Fürftenthumb 
zu Lehn gelyhen, zur Zeit Kaifer Chunraden des dritten bie 
namens Rd. Kungs, Herzogen zu Swaben vnnd Francken, difer 
Angelprecht ift mit tod verfchiden Anno ıc. 1143. 

Vlrich benants Graf Angelprechten Sun Herzog in Klärnthen, 
Hartwig Bifchoff zu Regenspurg, vnd Angelbreht Marggraf zu 
Eraiburg vnd Sfterreich feine Gebrueder, hatt gelept vmb die 
Zeit 1164. 

Herman Herzog in Karnthen vnd Graf zu Ortemberg, Heinrich 
ſein Brueder iſt Zeug im Brief ſo von Kaiſer Fridrichen dem 
erſten ausgangen, dadrin gemelt das die Mark Oeſterreich von 
Baiern getailt vnd zu eim fonndern Herzogthumb mit etlichen 
Freyhaiten Anno ı. 1156 erhept, diſer Heinrich iſt im Mer 
ertruncken. 

Bernhart Herzog in Kärnthen vnd Graf zu Ortemberg, ein 
Sun Hermani, diſer Herzog Bernhart hat im Anno ıc. 1187 ein 
geihäfft zu vnferer Srawen im Sol in Kärnthen mit aignen 
Leuten gethan. 

Vlrich und Philipps die Sün Herzog Bernharten, dife Furſten 
haben mit Herzog Diadern Kung in Bohalm vnd Herzog in 
Defterreich ein Contract, damit Kärnthen zum Yürftenthumb 
Defterreich, wo fie on manliche Leiberben abfterben kommen folt, 
aufgericht vnd befchlofien vnd ift genanter Herzog Vlrich in 
Anno ıc. 1268 on Leiberben mit tod verfchiden, dergleichen auch 
Herzog Philip mit tod nachmals vergangen vnd zu Krems begraben. 

Mainharden dem Grauen zu Tyrol und Gortz Vogt der 
Kirchen Aquilegia, Trient vnd Briren, Stiffter des Gots Haus 


Stambs, hat Rudolffen dem Ro. Kung Hilf wider Diadern den 
Bohamifchen Kung Herzogen in Defterreich vorgenant, mit eim 
Kriegevold erzaigt, derhalb Ime vnd fein Erben von bifem 
Audolffen das Furſtenchumb Karuthen Auno x. 1286 verighen 
worden, bat Elyſabeth fein Swefter Albrechtien dem Ro. Kung 
Herzogen in Oeſterreich dem erſten des geſchlechts vermahelt, bie 
ligt bey Irem Batter zu Stambs Geftorben Anno x. 1313. 

Heinrich ver vierd Sun Herzog Meinharden in Kärntben 
Graue zu Tyrol, ward zu Kung in Bohaim erwelt, fein Gemahel 
Anna ein Tochter Wencedlai des Behamifchen Kungs, Anno x. 1330 
it difer Herzog Heinrich mit tod werfchieben ligt zu Staubs. 

Margaretha Herzogin zu Kärnthen Grafin gu Tyrol vub 
Goͤrtz, ein Tochter genants Herzog Heinrichen, genani fraw 
Maultaſch, Hat Iren Sig erfilihs in Zyrol gehapt und bie 
Lantſchafft Kärniben mit Krieg angefochten, von deren if Karuiben 
Erain vnd Tyrol zum Haus Defterreich Tommen. 

Erain. 

Bon Herfommen ver alten Hern ober Fürften in Grain, noch 
auch ob Ye darinn ainiche Sr Hofwefen gehapt, it mir nit wiflend, 
meins achtens dife Lantfchafft fey etwa-ain ſtückh zur windiſchen 
March oder Hifterreich gewefen, In der Vngriſchen Eronis wird 
gefunden, das die windifh March etwa zum Reich Dalmacie 
end Vngern gehörig gewefen fei, dan ed hab Zoomirus der 
Kung Dalmacie fein Potfhafft zum Kung in Vngarn verorbnet, 
welcher wider die Karner das ſy Ime die windifh March mit 
gwalt abtrungen hatten beflagt, derhalb ward dieſelb March 
widerumb durch die Vngern, dieweil Zoomirus der Kung ein 
geborne aus Vngarn zu eim Gemahel hatt vnd Im dieſelb 
March zuepracht an Dalmatien gepradht. 

Aber dife Gegenten Erain vnd Hifterreich hat nachmals Herzog 
Heinrich von Oeſterreich x. der lebt dis gefchlechtd von Agnefen 
Othoni des lethten Herzogen zu Hifterreih ıc. Tochter durch 
Heyrat zum Haus Defterreich vmb die Zeit 1248 gebracht. So 
haben ſich auch die alten Furſten von Defterreich allein Hern zu 
Grain vnd nit Herzogen daſelbſt gefchriben. 


Hifterreidh. 


In den Vngriſchen gejchichten wirt gefunden, das ein Herzog 
zu Meran Gotfrid genant zue Zeit Kaifer Chunrais des erſten 











— 331 — 


gewont hab, der ift von Vngarn erfchlagen worben, welches aber 
feine Boreltern oder ob der ainich Leiberben gehapt ift nit gewiß. 
Über der Anfang difes Stamens Herzogen zu Meran wurt von 
Auentini gefeht zue Zeitt Kaifer Heinrichs des erften, Graf 
Rathold vmb die Zeit 900 der erfte Graue zu Ander, Hohen⸗ 
wart vnd Wolfratöhaußen ıc. Sand Ratho fein Brueder, fo in 
Anno ıc. 958 mit tod verfchiden, ſetzt Auentinus in die Zal der 
Marggrauen in Defterreich, welcher fein Anfang vnd vrfprung 
von geburt vom Geflecht Caroli magni gehapt haben. Bud 
difer Sand Ratho ift ein Erbfurf in Baiern, Nordgew, Burgundt, 
Swaben, Sfterreich, Meran, Francken, Kärntben, Defterreich, ver 
pfaly am Rein, der Grafichaften Andechs, Vogtland, Tyrol vnd 
Görtz, welches Ime alles nad) Abgang des Kö. Stamens Caroli 
magni vnd feiner Erben Kung in Baiern nachgefolgt geweien. 
Ward ein Mönch im Clofter Werd in Baiern auf der Aw das 
Er geftifft hatt, alda Er begraben ligt, 

Frivrih ein Sun Ratholdi Graue zu Ander Wolfratshaußen, 
Hohenwart x. Hatt nach ſeim Abſterben ein Sun Aribo genant 
verlaſſen, 

Fridrich der annder ein Sun Aribonis geſtorben Anno ꝛc. 1020 
Hatt Soyn geſtifft. 

Luitbold der erſt geſtorben Anno ıc. 1039. 

Arnolffus geftorben Anno x. 1080. 

Berchtold der erft Sophia Graf Otho von Sultzbach des 
lettzten Tochter, fein Gemahel geftorben Anno x. 1151. 

Berchtold der annder ded namend Marggraf in Hiſterreich 
geftorben in Anno ıc. 1162. 

Berchtold der dritt, Hedwig fein Gemahel, geftorben in Anno 
ic. 1188. 

Berchtold der vierd Marggraf zu Hiſterreich ward von Kaifer 
Fridrichen dem erften auff eim Reichstag als Defterreid von 
Baiern getailt, zu eim Herzogen in Sfterreich erhept, Anno ıc. 1156 
Agnes Herzogin zu Öfterreich vnd Steir fein Gemahel, die ander 
nachnolgend Gemahl was Agnes ein Tochter Dedonis Marg- 
grafen in Meichfien. Geftorben Anno ıc. 1204 Mechtilda fein 
Sweſter, ward Graf Albrechten von Tyrol vnd Görg vermihelt, 
biefer Zeit ward Heinrichen dem letsten Grauen von Ander mit 
Gifft vergeben Anno ıc. 1228. 

Otho benants Herzog Berchtold vnd Agnes von Meichfien 


Sun, Pfalggraue zu Burgumdi, Herzog zu Iſterreich, Beatene 
Herzogin aus Sachfien fein Gemahl, Stiffter des Elofterd Lands» 
haim bey Babenberg, geftorben Anno x. 1234. 

Otho der letft ein Sun Othonis vorgenant geftorben Anno 
x. 1248, Agnes Herzog Heinrichen des Ietften Herzogen in 
Defterreich vnd Steir dis gefchlechts Gemahel fein Swefter, dyfer 
Zeit kam Iſterreich das Herzogthumb vnd Crain die Herfchafft 
zum Haus Oeſterreich vnd iſt mit diſem der Stamm der Herzogen 
von Meran vnd Hiſterreich mit ſchilt und Helm gar zergangen. 


Tyrol. 

Der Stamm der Grauen von Tyrol vnd Görk iſt aus dem 
Gefchleht der Herzogen zu Meran vnd SHifterreih vorgenant 
mueterhalb entfprungen, dan Albrechten dem eltern dis namens 
Grauen zu Tyrol vnd Görk ward Machtilda Marggraf Berchtold 
zu Meran ıc. des vierden Tochter vermahelt, mit deren er zween 
Sun Mainharden vnd Aldrechten den Jungren gezeuget, dyſer 
Albrecht der elter ift Kaifer Fridrich dem erflen dis namens im 
Zug wider die Stalianer zu Mailand Anno ıc. 1253 mit eim 
Kriegsvöldchen hilfflich vnd beyftendig gemwefen, ligt zu Stambs 
begraben. 

Mainhart der Sun Alberti Graue zu Tyrol und Börg der 
Kirchen Aquileja, Trient vnd Briren, Vogt, ward von Rudolffen 
dem Ro. Kung dad Land Kärnthen, wie vorftet, verlyhen, Sein 
gemahel Elifabeth Chunraden des Ro. zu Iheruſalem vnd Sicilien 
x. Kungs wittib, habe geftifft das Cloſter Stambs alda Sy 
begraben, Mainhardus geftorben Anno ıc. 1295. 

Heinrich der vierd Sun Herzog Mainharden in Kärnthen 
Graf zu Tyrol x. 

Margretha Herzogin in Kärnthen Grauin zu Tyrol genant 
Tram Maultafch, von deren Fam Kärnthen ond Tyrol zum Haus 


Oeſterreich. Gort 
D [2 


Die Graffhafft Goͤrtz iſt von alter von eim Furften aus 
Kärnthen zu Lehen verlyhen, welche Grauen auch Pfalgrauen 
in Kärnthen geweſen vnd fo aim Furft aus Kärnthen von ben 
pauersleuten vnd ganz gemain dyfer Lantſchafft auff dem Zollueld 
zu aim angeenden Zurften verwilligt und angenommen, hatt ain 
Graf von Goͤrtz als ein pfalzgraf fein fonnder Ampt gehapt. 

Albrecht der elter Graf zu Tyrol und Goͤrtz vorgenant. 




















— 353 — 


Albrecht der Junger Graue zu Görk ain Sun Alberti des 
eltern vnd Brueder Meinharbi, dyſer Albrecht der Junger hatt 
die Lehen der Graffichafft Görh von Meinharden dem Grauen 
zu Tyrol und Goͤrtz Herzogen in Kärnthen feim Brueder, wiewol 
onwillig entpfahn müflen vnd als derſelb mit tod verfchiden, 
hatt er drey Sün nemlich Heinrichen, Sohannem vnd Albrechten 
hinder Ime verlaflen. 

Albrecht der vorgenant ein Sun Alberti des Jungern hat mit 
ſeim Gemahl drey Sün nemlich Albrechten, Meinharden vnd 
Heinrichen gezeuget, welcher Heinrich ein ſonndern luſt zu ſchonen 
frawen pferden vnd hunden gehapt, vnd ſeim gemahel ſelten 
bey gewont, ligt zu Luentz bey den Carmeliten begraben. | 

Sohann der Sun Heinrici Graue zu Goͤrtz hatt Heinrichen 
fein Vatter im Schloes Hainfels in gefendnus enthalten, darinn 
Er mit tod verſchiden iſt. 

Ludwig Graf zu Goͤrtz iſt zu Wien mit tod verſchiden und 
zu Luentz bey feim Vatter begraben worden. 

Leonhardus auch ein Sun Heinrici Graf zu Goͤrtz hat zu 
Gemahl ein Grauin von Mantua, bey deren Er kain Leiberben 
Manſtamen verlaſſen, Aber ein Tochter welche Johanſen dem 
Grauen zu Otingen vermahelt worden, gezeuget, vnd iſt damit 
diſer Stam der Grauen von Goͤrtz gar zergangen vnd den Furſten 
von Oeſterreich, Herzogen in Kärnthen diſe Graffſchafft von dem 
lettzten Grauen laut brieflicher vrkund zuegeaignet. 


Sachſen. 


Nach abſterben Kaiſer Arnolphs und Chunrats des Rs. Kungs ır. 
dem erſten dis namens vnd letſten aus dem Ku. Stamen in 
Baiern von Kaiſer Karlen dem großen herkomend, vmb die Zeit 
nach Chriſti geburt 900 iſt der Stam der alten Furſten aus 
Sachſſen in gros anſehen in Teutſchen Lannden vnd zu der 
Kayſerwirde komen, die auch nach abgang der vorigen kung in 
Baiern dieſelben Lannder nemlich Baiern, OÖſterreich, Kärnthen, 
Francken, Swaben ꝛc. alls Kaiſer Otho der gros Arnolffen vnd 
Eberharten die Fürſten daraus getriben eingenommen vnd dieſelben 
Lannder meiſtails mit Furſten aus Irem Geſchlecht verſehen, welche 
Furſten aus Sachſſen Iren anfang vngeuerlich zur Zeitt Kaiſer 
Karls des groſſen in Anno ıc. 800 oder dabey vnd abgangen 

23 





— 351 — 


in Auno ıc. 1024 Kaifer Heinridy der annder di namens Herzog 
in Baiern Erbfurft in Oeſterreich vnd Kärnthen fo Babenberg 
geſtifft vnd darzu Villach in Kärnthen gegeben, ver leift dis 
geichlechts. 

Franden. 


Heinrich ein Sun Berchtoldi des Hergogen in Baiern, verwald 
in Kärnthen, hat zu feim tail den Stamen in Aranden neben 
Kärnthen auch erhalten, deſſelben Enidel Otho genant Auno x. 
955 daz Fürftenthumb Franden eingenommen. Solchs geſchlecht 
mit Kaiſer Heinrichen dem fünfften dis namens ſich geendet, aber 
fur dauor iſt Francken Chunraden dem Ro. Kung geboren von 
Hobenftauffen Herzogen zu Swaben durch vorgenanten Kaifer 
Heinrichen den fünfften verlyhen, aber bey diſem Geſchlecht nit 
lang beliben, Sonnvern bald zu aim Biftumb gemacht, So hatt 
bieuor Kaifer Heinrich der vierd aus diſem Gefchlecht geboren, 
daz Biſtumb Gurdh geftifft Anno x. 1072. 


Schwaben. 

Die macht der Zurften aus Sachſſen hat fi} als die Kung 
in Baiern vnd Tevtſchland vmb die Zeit anno ıc. 900 fich geendet, 
in Swaben auch erftredt, dan Luitolffen dem Sun Kaifer Otho 
des grofien ward Swaben verlyhen, geftorben in Anno ıc. 958. 
Dtho Herzog zu Swaben fein Sun der letſt dis gefchlechts 
geftorben in Anno ı. 982 nachmals Swaben an die Furften 
von Oeſterreich fommen fein foll. 

Die Jarzal in dem Herfommen der Freyberren von Hohen- 
ftauffen ift nit gewiß, Aber Her Fridrichen ward Swaben ver: 
Iyhn durch Kaifer Heinrichen den vierden, Kung in Baiern vnd 
Herzogen zu Sranden ald Rudolff der Herzog zu Swaben das 
Land in Anno ıc. 1080 verwirdht, dyſer Stam hatt fein end in 
Anno ıc. 1260, alls Chunradinus der letſt in Stalien enthaupt, damit 
fam Swaben zum Reich on verlyhen, dyſe Furften aus Swaben 
jfeind Kung in Sicilien, Sherufalem, vnd Reapolis geweſen, 
weldye Reich zum thail nachmals an Manfreven den natürlichen 
Sun Kaifer Fridrichen des anndern fommen .feind, von bifem 
Gefchledht der Stam Kaifer Karls des fünfften vnd Yerbinanden 
des Romifchen Kungs x. mueterhalb entfprungen- 








Dritte Abtheilung. 
a lugblätter 


23* 


1. Newe Mer von Erasmus Amman. (15921.) 


(Sechs Blätter mit Sign. aij, alij, atlij, ohne Cuſtoden und Blatt⸗ 
oder Seitenzahlen, in El. & Blatt 6 ift leer. Die Seite hat 33 Zeilen. 
Blatt 18 Hat einen Holzfchnitt, das alte Worms barftellend, vor deſſen 
Mauern fih ein „baur‘ und ein „reytter“ begegnen. Weber bemjelben 
finden ſich folgende Zeilen): 


All welt die fragt nad newer mer 
So fumpt ain baur von Wurns her 
Der ift fein Tag gewandert weytter 
Sagt newe mer auch difem reytter 
Zu lob und eer dem newen küng 
So lefent difen Spruch gering. 


Bl. 2% beginnt dad Gedicht, wie folgt: 


Hort hört was mich yetz frewen thut 
fo öfterreych das edel plut 

Sein ftamm vnd ölttern wol erfeßt 
darmit vns gott groß layd ergößt 
Hab wir ind Kayferd todt empfange 
jr habt ghört wieß ift zu ach ergangen 
Ain Frönter füng ain gwölter Fayfer 
der Türden ond der hayden rayſer 
Nach anzaygung vil prophecey 

ih hoff dann ain Concilij frey 

Werd ghalten yetz bey difem Füng 

got wol das jm vnd vns geling 

Daß er regier dad es gott gefall 

vnd wir gehorfamlich auch all 

Vom bapft herab ung auff den Hirten 
gayftlich, weltlich göft vnd wirten 
Wurd gmacht ain Reformacion 

als jch in menger red verfton 

Ain gutter anfang yetz in Sachfen 

ih main fant Pauls fey wider gwachſen 


— 358 — 


Die felbig glert wol redent zung 
verwarnet trewlich alt und jung 

Das fy fih Hütten thunt vor fchaden 

das vns die alten hondt beladen 

Das Conftantinus was anfang 

nun das jch von der lini nit gang 
Lateyn ond teütfch gar mengf fermon 

wie es folt in der welt fton 

Das pfrund vnd goB gab gleych wurd taylt 
Das wol die arm briefter haylt 

Die nit hand zu geben mut vnd fchub 
Zu Rom in der haylgen fchreyb ftub 

Da fih dann faulus iſt erftanden 

der yetz bey vnſer flatt und landen 

Ich forg des enttenerift vorlauffer 

Das waren geyh koch und einfauffer 
Nimpt geldt und will uns bye erfchreden 
vnd vns mit dem bann ain forg einfteden 
BIN hie bey und damafchga vinden 

ich Hoff fein bryeff vnd künſt werb blinden 
Was got den großen hat verborgen 

das reden yetz die klain mit forgen 

Es folt der groß pfaff nadent ſton 

das brüfterfchafft das ir folt bon 

Als im anfang der kürchen was 

vnd ich vom kayſer ſygmund laß 

Ja hettent fy die pfryend auß gunft 

fo mechtent ſy vns gen vmb funft 
Daruon dann Ehriftus hat gerebt 

D rom dad haflu für ain gſpett 

Seyd münich fend bäpft und bifchoff worden 
fo haftu gefreiet mengen orden 

Das dundt mich gutt in meinem fyn 

dar mit das beitler nit ent rinn 

Dan wellicher funft fain glimpf nit hat 
vnd alfo jung ſych picheren Iatt 

Darauf da werbent haylig leytt 

wie fünd ainr faften weil man im geytt 





— 359 — 


Kain krandenbauren glüd nit drüft 
dem vor hin nicht nit iſt geftüfft 

Dar vonder vindt man mengen man 
der ieh das füßen gſchwaetz vil Fan 
Glert warhaft zungen fan verlyegen 
Ober vnd under thon beiryegen 

Mit rom auff brüff paut mengk gophauß 
als wölt ain dantzhauß werden drauß 
Das mich gedundt an wappen ſchilt 
das an aim pfenffer wol erhält 

Sch wond es wer bie götlich zyer 

So ift e8 nun der welt hofiyer 

Ja chriſtus der hat felber geredt 
MWellicher linden klayder het 

Der wonet an der fürften hoff 

So tregts ietz an mengk grober ſchroff 
Bud wonent in der ſimoneyx« 

Mer oren hab der her hye bey 

Was auß dem glauben werben weil 
Ich glaub das menger bauren gfell 
Sey hayliger dan der im baret 
Mengk lift den layen wird vor giet 
Darumb fo pfchlyeflent ewren mund 
Vnd ewren beytel ettlich fund 

Gott ſchuf die brüſterſchafft on zoren 
Er hat ir kainen nie beſchoren 

Das het wir vns wol laun benyegen 
So derft man deſter mynder kryegen 
Doch welcher ſtudieret in aim orden 
Als zu wittenberg gehoͤrt iſt worden 
Der haylig gayſt wirckt groſſe thaten 
Die ſolt man mit leibs noturfft beratten 
Derfft in nit geben land vnd leydt 
alls dann geſchicht in dyſer zeyt 

Ain münich ſollt ware armut zyeren 
der adel ſolt die weltt regieren 

Das almuſen ſond ir recht auß tayllen 
Dar mit die glider criſte hailen 


— 30 — 


Vnd bawent digen tempel fchon 

da gott felb wil fein wonung bon 
Dan das ift ye die rede fein 

Er well bey vnſern Finden fein 

%a die vor alter vnd vor ingent 

Ir brot nit wol gewinen mugent 
Vnd ander gebredy mit warhait clagen 
Den felben fol man nicht verfagen 
Bnd folt fu vor aim bößern phüten 
So gat ed zu ed mecht offt plüten 
Es ift nit allmeg got dran bönt 

Das ainer in ain Flofter rönntt 

Vnnd fingt vnd lißt in ainem buch 
das er dar mit die narüng ſuch 

Wa mand von yayftlichayt wegen thet 
es börfft leycht beitens ald man feet 
Set fy den bettel hond angfangen 

ed wer in etwan fo wol gangen 

Das fy ſich bettels mechten maſſen 
ond ſich an wenig gnyegen laflen 

Als in der mwüftin Die altuaeter 

ye weng ainer het ye vefter beter 

Sy hettent nit vil hyenner ond hönnen 
ald man yetz thüt die gmelten kennen 
Es het ſy noch Fain bapft gefreyt 
darumb hat fy got hoch gedewrt 

Sr merdent wol das ich nit leüg 
johannes ift der ding ain zeüg 

Das ſchier nicht iſt in diſſer welt 
dann böß begirdt als er dann meldt 
Groß vntrew vnd mengf befier kauff 
ift yeß der welt ain gmainer lauff 
Gayſtlich vnd weltlich mit beladen 
das bringt dem hantwercks man groß ſchaden 
Das er fich deſter hoͤrtter nörtt 

vnd ſych des bettels kaum erwert 
Drinckt er in ſeynem hauß ain weinn 
man gündt jms nit vnd redt jm dreyn 


— 361 — 


Allſo thut man die ainnalt öffen 

ich Hoff das fchwert das werd fy treffen 
Das Fayßer ſygmund hat hin gledt 
ve kumpt ainer daruon man febt 

Des anfchleg fend nit leycht zuwenden 
er hat das fchwert zu bayden benden 
vnd will das fchleyffen auff dem ftain 
Der göttlich rat den jch dann main 
der Fayßer figmund thät auff weden 
wel in mit feyner ſtoͤrck beveden 

Als fampfon mit dem ößel bain 

das er den glauben phalte rain 
Goͤntzlich vor aller kaͤtzerey 

von öfterreych du edeld zwey 

Du bift für war die morgen rött 

der teütfch vnd welfchen als man febt 
Mit deyner zwy fehler dreyten kron 
hülff das all arbeyt iren Ion 

On allen irrung müg entpfachen 

welt dann dem aygen nutz verſchmachen 
Pylatus forcht den fayßer hart 

das hangt noch mengem in ſeym bart 
Las dicks nit tauren du edels plut 
thu alls ain gerechter richter thut 

Du wayſt das gſchryfft fagt zu der ftund 
vnd fpricht allfo der götlich mund 
Fürcht nit den der dir nympt den leyb 
ain güt gedechtnus dir nach fchreyb 
Du fehwert der gerechtigkayt ain rut 
thu eben wie der adler thut 

Melches feinr jung bat böß geftcht 

er phelts nit lang in feiner pflücht 
Allſo thu auch mit lechen leychen 

dem frummen abel nichts verzeyhen 
Laß fy brauchen jr ritter fpyl 

verzeucht mir ob ich red zü vil 

Mit ftechen dantzen vnd turnyeren, 
vnd ettlich durch den mittel fyeren 





— 3063 — 


Daruor die hoöroldt müflen ſchweygen 
dann nymant dar die warhatt gaygen 
Darumb dein ölttern hond geftryten 
vnd was fy fi dann hond erlütten 
Darff ich deine küngklich gnad nit nennen 
onuergefien thu fy kennen 

Ob ainer zü dir Fam in fchranden 
laß jm nach feym verdienen danden 
Sein ſchüldt vnd wappen anderft ferben 
Das Reichs adler von new außgerben 
das fich goß ſchwyer vnd ranberey 
Im haylgen Reych nit wohlfayl ſey 
des gleych wa man zutrinder vindt 
Das ift ein mutter aller fündt 
mannfchlacht vnd menge myfſſetat 
Dardurch abnemung auff erftat 

Das menger wirt dem vych geleych 

Es kumpt nit wol dem halgen reych 
wa feyne giyder werben ſchwach 

Der ding dein küngklich gnad nit lady 
Wa dir das fürgewäet wurd 

dann es ift ſayder chriftus burd 
Soliche fach kaum alfo gmain 

es folt als leycht ainr tragen flain 
Als das er dDrund on durſt vnd luft 
bie welt hat yetz ain follichen ruft 
Als ſam es auch ain handtwerck jey 
darumb du edler künig frey 

Wilt du dein feynden recht abfören 

fo thu follichen fachen wören 

Dein gnad verfchmech nit mein gebicht 
mit den zu brindern fchaffftu nicht 

Es bringt vnkeüſch hochmüt vnd ſchwür 
mengk redlich man dem macht es ier 
Nabuchodonaſſer bewärt 

deß gelaich wirt von dem lott gehert 
Wann dann die fach geböflert wur 
die fun ſtünd dir auch fill drey vr 











— 383 — 


Als Joſue in feinem ftreytt 

dar mit der zellet feine leytt 

Das gwan er audy gar lützel gunft 
was nit erfchlagen ward flarb funft 
Das thu du nit laß got an richten 
der Bibel buch die alten gfchichten 
Dar ab dein jugent näm erempel 

hab lieb dein vold als gottes tempel 
So Hilfft dir gott mit feiner krafft 
als beemundis brüderfchafft 

Bor zeytten gfchachen erlich fchlacht 
mit klainem vold die großen macht 
Gedion ain richter went erfent 

In etlich ſprach ain Herzog gnent 
Hatt mit dreyhundert mann erfchlagen 
ain großes hör als gichryfften fagen 
Hundert, ond xx taufent man 

ain king von oryent gethan 

Im buch der richter vindt man das 
das acht rapitel fuch fürbas 

Nun bitt ih dich du frummen gmayn 
laß dich vergnügen aller ain 

In difem zeyt deins aygen herren 

fo will dir gott gelüd hie meren 
Getrewer dienft vnd gehorfamfatt 
fpert auff den hymmel vnuerzayt 
Darumb Farol du edler Fing 

laß dir dein her zu ons fein ring 
AUS vns zu dir auff gütt vertrawen 
teütfchland thut genglich auff dich bawen 
So nun dir gmain dann gehorfam ift 
du darfft nit forgen arger lüſt 

Weder von alten noch von jungen 
traw nicht zu vil der ſchmaychler zungen 
Sp würt frau eer dan deinen fan 
auffrichten teütfcher natian 

Darzu helff dir die götlich krafft 

fant jörg mit feiner ritterfchafft 


Das du der gmain helffeft auß not 
wittwen vnd wayſen auch jr brot 
Raicheſt wie fant Oßwalds hend 
das ich mit meiner red zü lend 
Wünſch ich dir hailigen gayftes rat 
Eraßmus amman gefprochen hat 


Zu Augspurg. Im jar MDXXL 


2%. E&outrafactuer 


der Hifpanifchen und Engliſchen Armada, wie fie nf dem Britau- 
nifcden Meer einander angetroffen. Anno 1588. 9. Augufti. 


(Died if die Ueberfchrift eines fliegenden Blattes in Querfolie, mit 
nur einer bedruckten Seite. Unter der Ueberfchrift ein Holzſchnitt, vie im 
Schlachtorduung aufgeftellten Schiffe darfiellend und unten folgende Berfe): 


Das Riverlandt ein lange Zeit 
Mit feinem König heit ein freit, 
Der über drei vnd zwentzig jar 
Ohn vnderlaß getrieben war, 
Demnach aber ver König bett 
Daſelbſt fchier alle fefte Stebt 


Im wider zum geborfam bradht, 
Kam er jm fur, auch feine macht 
Zu Waſſer zuerzeigen bafbt, 

Macht ein Armada gros von gwalt, 
Geruſt von eitlich hundert fchiff 
Sept er ind hohe Meer fo tieff, 


Deßgleichen nie geſehen warn 
Bon gwalt in ettlich hundert jarn. 
Die zu Lißbona laden ließ, 

Vnd nach Englandt ablauffen hieß. 
Zweitaufent grober ftud fie heit 
Mit zwengig taufent man beſezt. 














Englandt der Geft nam wol in acht, 
Bund in der eill zufamen bracht 
Ein gleich Armad ſtatlich geziert 
Bud zum Sireit ſtarck vnd wol formiert 
Aufs wafler feht, damit ein ſchlacht 
Dem Feindt zu lieffern warb bedacht. 


Den Iten Augft der Drad anfieng 
Fünf brennend fchiff zufamen hieng, 
Diefelb ind feindts ſchlachtordnung bracht 
Damit zerirent jhr gantze macht, 
Darnach gieng erft der lermen an, 

Der drei tag weert ohn underfam, 


Deßgleichen faum gefchehen ift, 
Im Chriſtenthum zu einiger frift. 
Ein feindt feim feindt die fchiff abfieng 
Manch menſch dabei zu boden gieng. 
Die lufft kracht von der buren fchall 
Das Meer war blutroth überall. 


3. Rewe Zeitungen. (1600.) 


(Stugblatt, aus vier ganz bebrudten Blättern befichend, im FE. &. 
Titel: „Barhafflige Rewe Zeitungen von ſechs Perſonen — — von ber 
großen Rebellion vnd Aufruhr in Arabie, Kermania.” Augsb. bei Michel 
Manger. Auno 1600. Wir theilen hier nur das zweite und dritte biefer 


Bolfsgerichte mit.) 


1. 


Merkt auff, ihr Chriftenleute, 
Jung Alt Arawen vnd Man, 
Bon Aufruhr krieg vnd flreite, 
So fi thut fangen an, 

In dem turfifchen Reiche 

Hin vnd her, an vielen Ort, 
Wie ich melden gleiche, 
Welche vormals nie erhort. 


Dem Türken find abgefallen 
Viel Königreich vnd land, 
Morea, Ratolia zumalen, 
Arabia befannt 

Paslate, das Land Grimmen, 
Karmanta zugleich, 

einhellich zuſammen flimmen 
wider dad Türkiſch reich. 


Haben under ſich erforen 

ein ftreitbaren Held, 

von hohem Stamm geboren, 
der Ritterlich im Feld 

wider die Türfen thet ftreitten 
mit ganzer Gewalt und Madıt, 
mit in zu allen zeitten 

hielt er gar mandje Schlacht. 


Der Ritterliche Helde 

wird Cuſam Baffe genandt, 
hat mit gwalt im Felde 
viel fefte Stätt und land 
dem Türfen abgedrungen 
onterworfen irem bund, 
ihm ift gar vil gelungen, 
glüdlich zu jeder ſtundt. 


Alle Inful, groß vnd Fleine, 

zwifchen dem Fluß Eufferat, 

mit gwalt genommen eine 
im vnderworffen hat, 

zu jhm williglich ſich geben, 

all vmliegend land vnd Stätt 
vnd zu friſten ihr leben, 
daß jeder ſich errett. 


Bon ihrer macht vnd gewalt, 

fo fie führen im felbt, 

verfchonen weder Jung noch Alt, 
Eufam Bafla der Held 


— 367 — 


Mit zweimal hundert taufet 
viel Schlacht geivonnen hat, 
manchen Türfen darob graufet, 
feiner gern fich zu ihm naht. 


Warhafftig vnerlogen 

dies vergangen Jar 

Vil Baſſa wider ihn zogen 
mit großer Kriegesſchar, 
die hat er all erleget 
geſchlagen vnd zertrennt, 
feiner wider in ſich reget 
der feine manheit Fennt. 


Der Türk newlich thet fenden 
zwen Bafla wider in, 

mit großem Wolf behende, 

als fie Famen zu ihm bin 

vom Türfen, zu der flunde, 
fielen fie ab fürwar, 

mit dem Eufam fich verbunden 
famt aller Kriegesichar. 


Als der Bund war befchloflen 
einhellig an dem ort, 

freidig vnnd vnverdroſſen 
zogen ſie mit einander fort, 
vud haben eingenommen 

vil gewaltger ſtätt vnd land 
Natolien in ſummen, 
Armenia zu Hand. 


Damasco auch darneben 

vnd das Babyloniſch reich 
ſamt der hauptſtatt, merkt eben, 
vil andre ort zugleich. 

Das ich nit als kan melden, 

ſo ſie gewonnen han, 

ſie fahren fort die Helden 

vnd wollen nicht ablan. 


— 368 — 


Haben auch eingenommen 
Drfama die große ftatt, 
100000 perſonen in fummen 
man die geſchetzet bat, 

fo darin theten wohnen 

was fich weret, jung vnd alt, . 
den thet man nit verfchonen 
hibens nider mit gewalt. 


Als der Großtürf erfahren 
von den Baflen vorgemelt, 
fo ihm abgefallen waren, 
hit er wider fie zu Feld 
den Mehmet Bafla balve 
mit einer groffen fchar, 
der belegert mit gewalte 
die Stadt Vrfama zwar. 


Cuſam Bafla, ich fage, 

ber ritterliche Held, 

Im Juni, den dritten tage, 
thet ein außfall, ich meld, 
viel taufent Türfen erfchlagen, 
durch verräterei, mit gewalt, 
wirt er mit not vnd Flagen 
Bon Türfen gefangen bald. 


Gen Conftantinopel gefüret 
jämerlich hingericht, 

vom Türfen juftificiret 
zwen Tag, wie ich bericht, 
wird er da auß der Maflen 
gequeelet, gepeiniget fehr 
fein leben muß er laffen, 
in folcher Marter fchwer. 


Sein Volk hat auch befommen 
den verrähter wie ich fag 

vnd jm das Leben genommen 
mit vnerhörter plag, 




















in der flatt fich feſt gehalten, 
fih ritterlih zur wehr 
gefegt in der geitalten 

wider das Türfifch heer. 


Zum Öberften fie wöhlten 
des Cufanı Fanzler bald 

al ordnung wol anftellten 
zogen zu Feld mit gwalt, 
den Mehmet Bafla- gefchlagen 
zwei mal auffd haupt erlegt 
wie ich jetzund wil fagen. 

die wahrheit gewiß, und recht. 


Des Morgens frü vor tage 
rüdten zufammen die zwei heer 
griffen einander an ohn zagen 
mit ritterlicher wehr, 

da fing fih an ein ftreitten 

zu derfelbigen flund 

vil türfen auffallen feyten 
fach man gehen zu grund. 


Sie theten zufammen rennen 
mit folchem ernft zwar, 

‚ daß man nit kunnt erfennen 
wer freundt oder feindt war, 
fie theten fich ritterlich bräuchen 
die Auffrührer in der Schlacht, 
die Türken defielben gleichen, 
fechten ritterlich vnverzagt. 


Den Türfen war entfallen 
ihr muth vnd auch das herg 
wurden verzagt zumalen 

in diefem groben fcherg, 
haben die Flucht genommen 
nach dem Wafler gefchwind 
ihr gar ein grofle fummen 
darin ertrunfen find. 





— 370 — 


Die Zahl Fan man nit wiflen 
wie viel todt blieben find, 
doch iſt daraus zu fchlieflen 
auch zu erachten geichwind, 
ein ſolche Statt zu vmblegen 
mit rechter Friegedfchar 

nit wenig fan man erwegen 
jr bliben find darvor. 


So iſt die Statt entfeßet 
von dem Türfifchen Heer 
vnd blieben vnverletzet 
durch jhre ſtarke gegenwer, 
dieſe auffrührer ſchreiben, 
fie hoffen mit irer ſchar 
den Türfen zu vertreyben 
aus Aſia ganz vnd gar. 


Die Gnad geb Gott den Herrn 
daß die Prophecey werd war, 
dz türfifch reich nit wern 
lenger als taufend jahr, 
welche find vollendet 
bis auff ein Eurze Zeit 
zum end fein Reich fich wendet 
zum troft der Chriftenheit. 


Bil Königreich find zerftöret, 
findt man gefchrieben Flar 
verwüftet ond verhöret 
durch eigen Empörung zwar, 
alfo wirdt auch gefchehen 
diefem Türfifchen Reich, 
durch eigen auffruhr wir ſehen 
jet albereit zugleich. 

Amen. 


— 871 — 


2. 


Hort mir ein wenig zu 

was ich euch melden thu 

ein newes lied zu fingen 

das würdt mancher nit fro, 

wie Das. die jungen Meydlein mild, 
fie ftellen fich fo graufam wild, 
fürchte weder Leut noch Gott, 

das ift ein groſſer fpott. 


Kleiden fich fo onuerfchämpt, 

das mancher nicht gezimpt, 

in Sımmet vnd in Seiden, 

gar fchön muß fein verbrembt, 
man fans alles befchreiben nicht, 
wie fie auff Hoffart find abgericht, 
vom Kopff biß auff den fuß, 

jnen gar nit mangeln muß. 


Sie richten fich fleifftg zu, 

. mit leichten ſchmalen Schu, 
mit hoben Bantoflelen, 

das fein fie leiden fro, 

damit gehn fie Flip, vnd Hay, 
wie ein Zeltner feinen Trap, 
fie dendet fie fei die beft, 
vonder allen ihren Geft. 


Die Schürken lang vnd breit, 
find Föftlich ausgeneidt, 

einen fpringer darunder, 

auff das fie fcheinen weit, 

Seiden ſchnüren an die zöpff, 
damit bindn fie fich vm die Köpff, 
mit Borten mancherley 

dz dundt fie alles frey. 


924% 


— 373 — 


Ihr Kragen vnd Kröß gemein, 
muß Leinwand auß Holland fein, 
gar breit außgenähet 

mit fchöne Borten rein, 

die Reichen habens halber fug, 
die da habe Geltes gnug, 

der gemein Handwerdöman, 
möcht ſolches wol bleiben lahn. 


Hüpfch hauben mufens han, 

von Sammet vnn von Eeiden fihon, 
vor Zeiten thetend tragen 

die Edlen Perſon; 

jetzunder iſt So gar gemein, 

es tragens auch dinſtmeiddellein, 
Sie dunke ihn wol ſtahn, 

habe offt fein Hemmet ahn. 


Vor Jahren vnd alter zeit, 

waren auch rebliche Leut, 

theten nach ehren ftellen 

in aller Erbarfeit, 

fleiden fich nach ihrem Stand, 

nun hat es fich leider gar verwandt, 
man fent fein Burgerd Kind, 

für Edelleuten Gefchwind. 


@in Gürtel beichlage fchon, 

ein Beutel auch daran, 

mit gar vil Knöpffen, 

das dundet fie wol ftahn, 
Eorallen vmb die Hende weit, 
gar offt fie vor dem Spigel fteiht, 
befchawet fich hin vnd ber, 

wie ein Aff wunderbar. 


In der Kirch vngefähr, 

da fieht fie hin vnn ber, 
gar nicht thut fie merden, 
aufi des Pfarrers Lehr, . 











— 373 — 


wann fle dann kommen zu Hauß, 
fönnen ein jeden richten auß, 

ſo gar auß vbermut, 

ſeind ſelber offt nit gut. 


Mann ſicht es täglich nur, 

wenn etlich gehen herfür, - 

thunt fie gar bald lauffen, 

nach dem fenfter oder Thür, 

lachen eim jeden fpöttlich nach, 

dernach entftehet offt vngemach, 

es fommen wenig ®efellen over Knecht, 
die ihnen gefallen recht. 


Einer ift jhr nit zuband, 

die Naß tft ihm zulang, 

der ander auch deß gleichen, 
der hat ein krummen gang, 

der drit ift ihr viel zu ſchlecht, 
der virt fest fein Hut nit recht, 
der fünfft geht wie ein Bawer, 
der ſechsſst der ficht zu fawer. 


Der fibend ift zu wild, 

der tobet faufft vnn fpilt, 

fie wil gar eben haben, 

einen der jhr gefelt, 

fol pöttlich Mäplein Fed, 
fallen zum erften in den Dred, 
weil fie eid jeden ſchmächt; 

ed geſchicht ihnen eben recht. 


Auff der Gaſſen gehn fie glat; 
vnn ftellen fich gar gerad, 

im Hauß fo gehn fie fchleichen, 
fein Arbeit wil von Statt, 

wen fie follen zum Tante gahn, 
fein Teuffel fie da halten Fan, 
fie lauffen wild vnd Geil, 

biß fie befomme ihren theil. 





— 71 — 


Hat dann eine an der Stätt, 
Kleider nach fremder fitt, 

die andern wöllens haben, 

die Eltern babe fein frid, 

die Töchterlein müſſens auch fo Ban, 
vnd follen die Eltern betteln gahn, 
der Pracht muß gehen durchauß, 
haben offt fein Brot im Hauß. 


Noch muß ich melden ſchon, 
was etlihe Maidlein tvon, 
fremde Kleider teund entlehnen, 
wann fie zur Hochzeit gahn, 
fobald fie fomme zu Hauß, 
müflens fied wider ziehe auf, 
werden heimlich außgeladht, 
das ift ein Armer Bradht. 


Kompt den eine zu Schand, 

fo zeuchts in ein ander Land, 

vnd dunckt ſich vil befier, 

als ein fromme bekant, 

biß das kompt ein Henßlein gut, 
der nimpt ſie an mit freyem Mut, 
den fie vorhin verſchmächt, 

kompt jhr jtzt eben recht. 


Bnd fo die Hochzeit iſt gethan, 
hebt fi} dann ein Handel an, 
der Mann thut fich erft bevenden, 
was er hat geihan, 

er hat dz Kälblein mit der Kuh, 
noch ift er des gewins nicht froh, 
er kratzt auff dem Kopff, 

D wee mir arme Tropff. 


Was hab ich nun gethan, 
ih bin recht fommen an, 
wie Butter an der Sonnen, 


fo thu ih nun beftahn, 











— 375 — 


ih meint ich bet groß glüd vnd Heil, 
fo bin ich erſt and Narren Seil, 

ich darffs nicht Flagen trat, 

den Spott hab ih zum Schad. 


Deßhalben ihr Junge Leut, 

feht euch wohl für in der zeit, 

es ift bald zugefchlagen, 

dad lange Zeit geremt, 

nempt mit Ehren ein fromme fchlecht, 
naͤhret euch redlich vnd recht, 

das gefällt Gott allezeit, 

der helff vns in die Ewigkeit, Amen. 


— — 


A. Oſtende. (1001.) 


(Aus dem Flugblatte: Kurzer Extract vndt fumarifche Erzelung der 
ganzen Belägerung Oftende von anfang biff zum Ende.” (1603) &. Ohne 
Drudort und Jahreszahl. Ich habe zwei Abbrüde viefes Pamphlets vor 
mir, die ganz gleichlautend, aber in verfchtevenen Officinen gebrudt find. 
Beide haben 3 Blätter mit Sign. und Euftod., beiden fehlt das Titelblatt, 
welches dem einen Gremplare jedoch hantichriftlich vorgefeßt worden; bas 
Eremplar in größerem Drude (wahrfcheinlich das fpätere) hat am Schluffe 
ein Berzeichniß derer, welche von 1601 bis 1603 ‚binnen der Stadt Oftende 
todt blieben find; tie Anzahl verfelben ift 80, 928 (!?). Blatt 3 findet 
fi nachſtehendes: — . . Die in der Stadt . . bauchten ſich, der Erkherkog 
(Albert) Eönue fie nit vberwältigen vnd fireweten biefe nachfolgende Paß⸗ 
qnillen vberal auf): 


Ich Oſtende, ostendo, nicht zu fein Papaw 

Du Oſtende, ostendis, zu feyn gut Naſſaw, 

Die Oſtende, ostendit, feine Standthafftigfeit gut, 

Wir Dftendeners, ostendimas, zu haben guten mut, 

Ihr Oftendeners, ostenditis, zu jeyn Krieghsleut abgericht, 
Sie Oftendeners, ostendunt, Öftende zu verlaflen nicht, 

D OÖftende, ostende, Getrawigfeit biß zum end, 

Sp wird Oſtenden, ostendens, Vollſtändigkeit feyn bekendt. 


— 376 — 


5. Der Tartaren Einfall in Nußland. (1601.) 
(Flagblatt, 2 Blätter mit vollem Trud enthalten; das dritte Blatı 

fehlt, jeboch if das mangelnte Hantichririlih ergänzt. Titel: „WBarhafftige 
newe Zeitung, | wie tie Tartaren tem Großfürñen and ! ter Moßgamw . . 
in feine Lanbiichaft eingefallen . .” Berrudt zu Prag, bei Ichaun Kolb. 
Auno 1601. 8.) 

RA dem der Türden vnd Tarten ſchar, 

Seßunder fid) rüflen jmmerbar, 

die Ehriftenheit zu verberen, 

mit ihrer Macht vnd Tyranney, 

jhr Landiſchafften zu mehren. 


So hat ter Türckiſche Keiſer bloß, 

dem Tartariſchen Cam vnd König groß, 
zugeſchrieben der maſſen, 

Ihm hundert vnd dreiſig tauſendt man, 
ſolte zukommen laſſen. 


Wider die gantze Chriſtenheit, 

diß geſchah in gar geſchwinder zeit, 
Sie waren alle geworben, 

fie waren fo frech vnnd fo geil, 

fie wolten fein Han im Korbe. 


Sie fielen den Moßgawiter ins Landt, 

vnd trieben darin groß Sünd vnd Echandt, 
mit Weibern vnd Inngfrawen, 

fie übten folche Tyrannen, 

Gott fundt nit mehr zu ſchawen. 


Mm 16 Dörffern vnd Stättelein, 

die Leut zuſamen kuppelt groß vnd Hein, 
in die Häufer geſpert der maſſen, 

die ſteckten ſie mit Fewr an, 

mit einander verbrennen laflen. 


Diefer Jammer vnd Roth zu gleicher maß, 
fam für den König vnnd Fürften groß, 

in der Moßgaw gar geichwinde, 

Daß fie in feim Landt fo jchrödelidh, 
gehauft mit Mann, Weib vnd Kinden. 


— 877 — 


Vnd rüft fich geſchwinde in das Feldt, 
der kün vnd ritterliche Heldt, 

mit dreiſſig tauſend manne, 

ſie kamen geſchwind wol in das Feldt, 
die Tartarn rendten rane. 


Er hat mit ihm viel Feldtgeſchütz, 

damit bot er den Tartern truß, 

fie fiengen an zu ſcharmützelen onnd zu fchlagen, 
Man erlegt der Tartern ein groſſe Zahl, 

vnnd thet fie gar verjagen. 


Man fest ihn nad) ohn Vnterlaß, 

biß für ein feftung die ift groß, 

Lutz nennt man fie in dem Landte, 

es möcht wol fein manch ehrlich Man, 
dem fie wol wer befandte. 


Da faluierten ſich die Tartern ein, 
die Moßgawiter groß vnd Flein, 
Legten fich darfür gefchwinde, 

Mann fhoß biß auff den dritten Tag, 
da ergab fich das Iofe Gefinde. 


Mann fchoß, hieb vnnd flach auch alled tobt, 
da mufte das tyranniſch Blut, 

mit groſſem fchaden büflen, 

welches fie mit grofier Grimmigfeit, 

im Landt hetten vergoffen. 


Der Mofßgawiter zog bald weiter fort, 
big gen Cowitz die werthe Stadt, 
vnnd thet fich da verſchantzen, 

er pfieff ihn einen felgamen Reyen, 
fie wolten aber nicht tanten. 


Das Geſchütz pfieff ja ohn vnterlaß, 
mit ftürmen auch in gleicher maß, 
man wolte gar nicht nachlaflen, 
man ſchoß biß auff den fünfften Tag, 
da zog man auff allen Strafen. 


— 3738 — 


Da warb erobert die Statt gar feſt, 
es kamen gar ondandbare Geſt, 

ſie theten keins verſchonen, 

man hieb vnnd ſtach auch alles todt, 
ſo thet man den Tartern lohnen. 


Der Moßgawiter wolte weiter dran, 
vnd zog alsbald für Feßeran, 

da vor warn die Schantzen gegraben, 
es lagen Tartern drin ein groſſe fumen, 
die theten fi} heraufler wagen. 


Dann fie waren ftärder zu Fuß und Roß, 
dann der Zürft auß der Moßgaw groß, 
der thet ſich mit jhn fchlagen, 

das wert bis in die 6. ſtundt, 

die Tartern theten verzagen. 


Sie wichen gar bald auß dem Feldt, 
man rudet in jhr Schant vnnd Gegelt, 
vnnd thet drey ftüd auffftellen, 

man ſchoß vnd flürmet gewaltiglich, 
man thet die Mauren fellen. 


Da fchrey herauß das tartarifch Geſindt, 
fie wolten fich ergeben gefchwindt, 

man folt jhn friften ihr Leben, 

Inndem kams Kriegsvold inn die Statt, 
thet ihn den rechten lohn geben. 


Da ward als jämmerlich ermordt, 
es ift noch worden nie erhort, 

in etlich Hundert Sare, 

daß der Moßcoviter fo grofien fieg 
hatt wider der tartaren fchare. 





— 379 — 


6 Arm und reich. (1604.) 

(Ein einzelnes Blatt in breitem Bolioformat, die Rückſeite leer. Nach 
dem Titel kommen in vier Abtheilungen Holzfchnitte, die Hauptmomente 
der Grzählung darftellend. Der Titel it: „Ein Warhafflige erfchrödliche 
Geſchicht, fo ſich zwifchen liebhabenden Perſonen: Nämlich ei | nes reichen 
Kauffmanns Tochter und eines armen Goldſchmids-Sohn in diefem 1604. 
Jahr, ven 20. Tag Augufti, in | der Stadt Stargart, im Land Pommern 
gelegen, verlanffen und zugetragen, im Thon, Kompt Her zu | mir, fpricht 
Gottes Sohn ꝛc. Am untern Rande des Blattes flieht: Gedruckt zu Frank⸗ 
furt an der Oder bei Ricocalus Voltzen.“ Nicht ohne Intereffe dürfte 
die Bergleihung mit dem Volfsliede „Die arme Mayd“ (I. M. T. Lenz, 
gefammelte Schriften. Herausg. v. 2. Tied. III., 236) fein, welches 
als eine Nachbildung unferes Bebichtes zu betrachten ift.) 


Hr jungen Gſellen allzu gleich, 

vnd jhr Jungfrewlein Tugentreich, 
die nach dem Eheftand ringen, 
vermerdt ein tramrige Gefchicht, 

das Herz im Leib mir ſchier zerbricht, 
‚wenn ich darvon foll fingen. 


Wann man jemals gehöret hat, 
von einer fohrödlichen that, 

die hoch geweßt zu beflagnn, 

fo glaub ich dB vff diſer erd, 
fo erbärmlich8 gehört nit werd, 
wie ich jegt will fürtragen. 


In einer Statt Stargart genannt, 
in Bommern manchem wol befandt, 
war ein Kauffmann gefeflen, 

an Gelt und Gut vermöglich fehr, 
fein Mangel an zeitlicher Ehr, 

das machet ihn vermeflen. 


Der bett ein Tochter fchön vnd zart, 
vnd in lobtugentreicher Art, 

nicht baldt funden jhrs gleichen, 
berhalb jhr mancher Jüngling ſchoͤn, 
vmb fie zu werben thet nachgehn, 
vnd fonderlich von Reichen. 


DIE afiel dem Vatter herglich wol, 
die Mutter war auch Frewden voll, 
al8 fie das theten ſehen, 

verhofften durch das junge Blut, 

zu erhalten ihr Gefchledht vnnd Gut, 
aber hört was thet afchehen. 


Ein Goldtſchmid wohnt nit weit darvon, 
der heit ein fchönen jungen Sohn, 

der thet der Tochter gfallen, 

obfchon der reichen Süngling viel, 

ihr Huld fuchten durch Frewdenſpiel, 
liebt fie doch den ob allen. 


Auß grofler Lieb bey Tag vnd Nacht, 
ihr beever Herg auff Mittel tracht, 
wie fie zufamen kämen, 

damit beede in Lieb verwund, 
einander möchten thun zu Fund, 

der Lieb anfang zunemmen. 


Als die Magd vernam diefe That, 

gab fie darzu den beften Rhat, 

ſprach binden durch den Garten, 

fönd ihr in zu Nacht lafien ein, 

wann Herr vnd raw thut Gaft auß fein, 
ich will felbft auff jhn warten. 


Ad was für holdſelige Wort, 

in der Anfunfft waren gehort, 
feind jest nicht außzufprechen, 

vnnd obfchon Venus vnd jhr Kind, 
jhr beeder Herb mit Lieb entzünd, 
war doch feins Die Zucht bredyen. 


Doch damit beede nit vmbſouſt, 
zu lang erlitten ver lieb brunft, 
der Lieb möchtun genüffen. 
Berfprachnne in ehelicher pflicht, 
einander zuverlaffen nicht, 
thetens alfo befchlieflen. 


— 3851 — 


Auff daß die Verfprechung der Ehe, 
feins follt brechen nimmermehr, 
fondern ewig thet bleiben. 

Aug einhelligem Sinn und Mut, 
jedes mit feinem eignen Blut, 

dem andrn thet verfchreiben. 


Die Schrift in Silber gefaßt ein, 
hengt jebliches an den Halß fein. 
bei Tag vnnd Nacht zutragen. 
Damit durch dergleichen Antrieb, 
bei beeden vnvermeſſen biieb, 

Ihr Eheliches zufagen. 


Ru hört was der böß Feind erbacht, 
damit ein Bruch drein wurd gemacht, 
war dem Kauffmann fürhulten. 

Der Goldtſchmidt lebet in Armut, 

- fo bet fein Tochter groſſes Gut, 
drumb follt ers nicht lan walten. 


Der Kauffman fuchet Mittel viel, 
wie er zertrennen föndt diß Spiel, 
war der Tochter fürheben. 

Sie fol den Goldtſchmid fahren Ion, 
ber reich Stattfchreiber het ein Sohn, 
diefen wolt er ihr geben. 


Die Tochter nach der Weiber Sitt, 
der in die leng ift beftändig nit, 
volgt jhres Batters lehren. 

Hielt den Goldſchmid ihr zu fchlecht, 
wegen der Armut ihn verfchmächt, 
der doch war geweßt mit Ehren. 


Aber deß Goldſchmids Sohn das vernam, 
vnnd der Hochzeitlih Tag. herfam, . 

war er mit Leid befeflen, 

weil die Zeugnuß mit beeder Blut, 

nichts fol fein, wegen der Armut, 

vnd fie ihr Trew vergeflen. 





In Kümmernuß berglicher Bein, 

gieng er in ihren Garten ein, 

eben am felben orte, 

da ihr verfprechen gſchehen war, 

wand er die Händ raufft auß fein Haar, 
gebraucht Hägliche Worte. 


Ach ewiger getrewer Gott, 

fih an mein Sammer Leyd vnd Roth, 
onnd laß dich das erbarmen, 

fol ich fo gar verlaflen fein, 

von der Herballerliebften mein, 

der du doch liebft die Armen. 


Wie hat fie vergeflen an mir, 
den Eid verfprochen mir vnd bir, 
vor GOtt onnd der Welte, 
dardurd geführt in ewig Quel, 
mein arme vnnd jhr arme Seel, 
von wegen ſchnoͤdes Gelte. 


Die Rot fo auff mir ligt allein, 
die follt erbarmen einen Stein, 
vnd ein Felſen erweichen, 

aber O Lieb wie ift dein Herb, 
fo gar erbart in meinem Schmerg, 
von mir gichicht nichts vergleichen. 


D Mutter was bat bewegt dich, 
daß du auff Die Welt brachteft mich, 
onnd du Batter darneben, 

warvmb haft mich nicht vmbgebracht, 
in der Stund da mein ward gedacht, 
auff diefer Welt zuleben. 


Weil aber das nit gefchehen ift, 

fo klag ich dirs HERT Jeſu Chriſt, 
vber laut er war ſchreyen, 

ich bitt dich auch Vatter vorab, 

die That ſo ich jetzt vor mir hab, 
woͤlleſt du mir verzeihen, 





In Brmut fand er zu der Erd, 

309 auß der Scheid fein ſcharpffes Schwerb, 
fein Miſſethat zurechen, 

Haft du D Lieb vergeflen mein, 

fol mein Blut die Bezahlung fein, 

vnd thet fich ſelbs durchſtechen. 


Die leidig Gſchicht in kurtzer zeit, 

kam gar bis für die Hochzeit Leut, 
trawrig war es zu hoͤren, 

vnn als die Braut bey dem Tantz ſaß, 
ihr Hertz in aller Frewden war, 

thet fich die Rot erft mehren. 


Dann der Teuffel kam fichtlich bald, 

in eines reichen Manns Geftalt, 

in grünen Sammet gesjeret, 

auff das grewlichft der Braut zufprang, 
die Angft ihr vberall außdrang, 

ihr Gewiflen wird berühret. 


Du muft mit mir der Teuffel ſprach, 

in jmmer ewig Wehe und Ach, 

die Braut fieng an zu gelffen. 

D Wehe Vatter und Mutter mein, 
die Schuld iſt nicht mein, thut ewr fein, 
vnd fund ihr niemand helffen. 


Web Weh daß ich vergeflen hab, 

die Pflicht der ich dem Goldſchmid gab, 
das fälfchlih Hab gebrochen, 

durch meiner Eltern böfe Lehr, 

durch fein Armut ihn veracht fehr, 

deß werb ich jeßt gerochen. 


Der Teuffel fprang mit ihr zumal, 
in dreyen Sprüngen vbern Saal, 
und was er thet berühren, 

auß diefem ort ſchlug vngehewr, 
das blaw vnnd wild hoͤlliſch Fewr, 
thet fie alfo hinfuͤhren. 


Sn vier Stüden zuriß er die, 

als ob fie war gewefen nie, 

von oben an biß vonden, 

grewlich erfchrödlich zugericht, 

fein Menſchlich Geftalt an ihr nicht, 
fund mehr werden gefunden. 


Ihr Batter vnnd Mutter deßgleich, 
werden alsbaldt ein tode Leich, 
auff dem Dantzhauß verdarben, 
von wegen daß ſie jhrem Kind, 
verurſacht ein fo groſſe Sünd, 

deß jehen Todts fie farben. 


Die BVBerfchreibung mit ihrem Blut, 
fchön eingefaßt mit Silber gut, 
wird gfunden ohn verleßet, 

alfo diß erſchroͤcklich Schawſpiel, 
jungen Gſellen vnd Toͤchtern vil, 
zum Spiegel für war gſetzet. 


Deß Goldſchmid Leichnam vnd der Braut, 
die ſich ſo ſteiff hetten vertrawt, 

thet man in ein Grab legen, 

den Kauffmaun vnd Haußfraw ſein, 

leget man auch klaͤglich darein, 

O Herr laß dichs erbarmen. 


Ihr Chriſtlichen Eltern in gemein, 

die hoch oder nider Stands ſein, 

thut das recht Mittel brauchen, 

wann jhr ewer Kind verheuraten woͤlt, 
ſehet auff die Frombkeit nit auffs Gelt, 
vmb Gelts willen viel auch ſtraucheln. 


Ihr jungen Gſellen gleicher fahrt, 
vnd ihr Jungfräwlin ſchön vnd zart, 
thut dieſe Gſchicht betrachten, 

wenn in Eheſtand wollt tretten jhr, 
wider die Eltern nempt nichts für, 
es gilt nichts ewer gut achten. 


— ass — 


Den trewen Gott rufft erſtlich an, 

daß er euch bſcher fromb Weib vnd Mann, 
das zu Ehr ſeinem Namen, 

vnn daß hierinn für ewern Theil, 

geſucht werd ewer Seelen Heil, 

wer das begert ſprech, Amen. 


7. Rewe Zeituug. (16008.) 


(Flugblatt, vier vollgedruckte Blätter enthaltend. Titel: „Zwo wars 
hafftige und erfchröfliche, newe Zeitung . .” Gedruckt zu Bberlingen durch 
Georg Neuwkircher. 1605. 8. Wir theilen „das ander Liedt“ mit.) 


BON Erfchrödlichen Dingen, 

Wil ich jeht heben an, 

vnd euch die warheit fingen, 

Merdt auff ihr Frawen vnd Mann: 
So fi} den dritten Augufti zwar, 
in Preuſſen hat begeben, 

bewer in diefem ar. 


Ein Burger wol erfennet, 

zu Maryenburg der Statt, 
Arnold Jäger genennet, 

ein einigen Son er hat: 
Welchen er herglich lieben thet, 
Mas er nur thet begeren, 

von Eltern er als heit. 


Sie theten im zulaflen, 

al Schaldheit vnd Büberey, 

Drinn übt er fih ohn maſſen, 

ed fund ihm alles frey: 

Dann er bett Gelt vub Guts genug, 
mit Spielen, Praſſen vnn Sauffen, 
viel Gelt und Gut verirug. 


Ben ibn fein Batter vnd Mutter, 
zur Schul gefchidet han, 

lag er in folchem Luder, 

vnd wolt nicht darvon lahn: 

Er wuchß auff in groſſer vnzucht, 
übt ale Sünd vnn ſchande, 

ward Arg vnn gar verrudt. 


Der Batter ſolches fpüret, 

am But, weidh8 fehr abnam, 

das der Sohn warb verführet, 
darumb er zu jm fam: 

Sprach lieber Sohn du folt abſtehn, 
Bon deinem böfen leben, 

dir wirdts nicht fo nauß gehn. 


Du möcht mich gar verderben, 

bringen an Bettelftab, 

Dann wirftu nicht vil Erben, 

von aller meiner Haab: 

Drumh nimb dir für ein andern Einn, 
du folt fleißig Stubierun, 

die Boßheit legen Hin. 


Die antwort der Sohn thet geben, 
feim alten Vater fromb, 

folt ich in tramwren mein leben, 
verzehren wer mir fein Ruhm: 

Gib du mir Belt nach Dankig hin, 
allda wil ich Studieren, 

dahin fteht mir mein Sinn. 


So fomb ich dir auß dem Gefſichte, 
der Batter zu der fund, 

ließ feinem Sohu zu richten, 
Zehrung vnd Kleider was er fundt: 
Bud ſprach zu jm mein lieber Sohn, 
halt dich wol, fleißig Studiere, 
wann dir was wirbt manglen tbon. 


— 387 — 


So thu mir wider fchreiben, 

ih wil dir ſchicken mehr, 

von böfer Gſellſchaft thu bleiben, 
was anbetrifft linehr, 

Das folt du fleißig vnderlahn, 
halt di zu Erbarn Leuthen, 
das wird dir wol anftahn. 


Als er Brlaub in fummen, 

von fein Eltern genommen bett, 
ift er gen Danbig kommen, 

auff die Bniuerfitet: 

Ald er nun ward genommen auff, 
in die Schul von Profeſſornn, 

zu der Studenten hauff. 


Er thet ſich nicht befleiflen, 

in der Lehr und Studium, 

in feiner alten weite, 

fuhr er fort in ver Summ, 

deß Studierens acht er fich nicht viel, 
fleißig thet er fich üben, 

auf Würffel vnn fartenfpiel. 


Mit Iofen Gfellen und Huren, 
bat er in kurtzer zeit, 

feined Batterd Gelt ohn worden, 
das bracht ihm grofles leid. 

Ein Boten zu feim Batter bald, 
thet er mit eim fchreiben fenben, 
mehr gelt er ibm fchiden folt. 


Das bradyt dem Vatter ſchmertzen, 

das er fchon heit alls verthan, 

warb befümmert im Hertzen, 

doch fhict er feinem Sohn: 

Biderumb 50 Ducaten bar, 

thet jm darneben fchreiben, 

- ganh außtrücklich vnnd Far. 

25 * 


Bel er fo in kurtzen zeiten, 

50 Ducaten bar, 

hab verbraßt mit Iofen Leuten, 
welches in beiräbet gar: 

Doch anß grofier Vätterlicher trew, 
thu er ihm wider 50 fchiden, 

er follen denden darbey, 


Sich nicht laſſen verführen, 

durch Sfellichafft in Schwermeren, 
fonder fol fleiffig ſtudieren, 
daneben merden frey, 

wo er ſolches vbertretten wer, 

das Gelt onnüt verfchlemmen, 
wöll er ihm nichts fchiden mehr. 


Der Sohn gar nicht betrachtet, 
feines Batierd Lehr vnd Gebot, 
noch viel weniger achtet, 

daß er damit erzörnet Gott: 
Lebet alfo fidyer vnd frey, 

thete fleißig fort fahren, 


inn feiner Büberey. 


Tag vnd Nacht thet er leben, 

gleich wie zuvor im fauß. 

jeverman genug thet geben, 

der zu ihm in wirtshauß 

Kam vonn ihm gfellfchafft leiſten thet, 
das Gelt in dreyen Wochen, 

wider verfchlemet bett. 


Als er nun in foldyem leben, 

bett verthan Kleider Belt onn Gut, 
war er mit Angft ombgeben, 

in Trawren vnn Vnmuth: 
Berbracdht er etlich Tag fein zeit, 
von Dansgig thet er ziehen, 

in Jammer vnd Hertzenleid. 


— 389 — 


Kein Zehrung Gelt noch Kleide, 
het er mehr vberal, 

er dacht zeich ich bey zeite, 

zu meim Vatter jet zu mahl: 
So iſt e8 mir ein grofle fchand, 
zwey mahl hab ich verfchlemmet, 
was er mir hat gefandt. 


Fürwar ich darffs nicht wagen, 

wo fol ich aber hin, 

wem foll ich mein Noth Flagen, 

daß ich fo elend bin: 

Ich verthat mein Gut mit ander Leuth, 
jegund find ich fein Menfchen, 

die mir was wider geit. 


Mit folder Hag in fummen, 

für einen Wald zulekt, 

ift er mit trawren fommen, 

dabey fi} nider feht: 

Sein Hag die trieb er für fich forth, 
der Teuffel thet nit feyren, 

fam zu im an das orth. 


Thet freundlich zu ihm fagen, 
Süngling was leit dir an, 
weil du dich fo thuft Flagen, 
wann ich dir helffen fan: 

Bin ich dir gang willig bereit, 
der Jüngling jhm erzehlet, 

fein Jammer vnd groß leid. 


Der Teuffel zu der ftunde, 

ſprach trawre nicht fo fehr, 

id) mach mit dir ein Bunde, 

gib Dir auch weiß vnd Lehr: 

Daß du wider Friegft Gelt und Gut, 
Fanft zehren Praſſen vnnd Spilen, 
haben ein guten muth. 


Er ſprach ich folg dir gerne, 

wie fang ich& aber an? 

vnd thet fich ihm verfchweren, 

er ſprach du folt heim gan: 

Di verbergen in deind Vatters hauß, 
biß fie deß Nachts einfchlaffen, 

denn geh ohn allen grauß. 


Zu Beth thu fie erfchlagen, 

nimb etlich Gelt zu bir, 

thu dich nach Dantzig machen, 
verfchließ nach dir die Thür: 

Sp wirdtd gar niemandts jnnen nit, 
wann das Hauß wird verfchloffen fein, 
vnd mans bernach auff bricht. 


Sp man fie dann wird finden, 
im Bethe ligen Tod, 

da fan man nicht ergründen, 
wer fie ermordet hat: 

Dann ift das Gut allein deine, 
fo biftu felber Herre, 

kanſt allzeit Iuftig fein. 


Er folget deß Teuffeld Lehre, 

nad Maryenburg fich macht, 

er eylet mechtig fehre, 

vnd kam dahin zu nacht: 

Verkroch ſich in ſeins Batters hauß, 
als fie waren entſchlaffen, 

gieng er ohn allın grauß. 


In die Stuben thet ſuchen, 

die Schlüſſel an der Wand, 

die gehörten zur Kammer vnd Truchen, 
als er diefelben fand: 

Die Kammer er auffichliefien thet, 

fand fein Batter vnd Mutter, 

gar füß fchlaffen im Beth. “ 





— 31 — 


Der Boßwicht gar vermeflen, . 
gieng grimmig hin ohn grauß, 
der Teuffel bett in bfeflen, 

vnd zog ein Dolchen auß; 

fein Mutter lag vornen im Beth, 
die ftach er durch jr Hertze, 

ein ſtrick er bei jm bett. 


Thet in feim Batter legen, 
auch fchlaffend an den Half, 
thet in auß dem Beth ziehen, 
in der Kammer gleichfulß: 
Gar jämmerlichen auff vnd ab, 
biß daß er thet erworgen, 

vnd feinen Geift auffgab. 


Ein Magd wie ich euch fage, 

hört das gebümmel im Hauß, 

die auff dem Boden Tage, 

gieng zur Knechted Kammer hinauß: 
darum derfelben lagen zwen, 

thet ihn gar heimlich fagen, 

fie folten bald auffftehn. 


Es find gewiß verhanden, 

Dieb unten in dem Hauß, 

die Knecht geſchwind auffflanden, 
giengen hinab ohn granß, 

da bett er fidh gerüftet fchon, 
vnd etlich Gelt genommen, 

wolt Morgen mit darvon. 


Die Knecht wolten jhn fangen, 
ihm binden Füß vnd Händ, 

er ſaumet ſich nicht lange, 

mit den Dolchen behend: 

Er ſticht ſie beede an der ſtet, 
die Magd het ſolchs vernommen, 
zum Laden nauß ſchreyen thet. 


— 392 — 


Die Wächter das gfchrey vernahmen, 
ftieflen bald auff die Thür, 

viel Bold fieff da zufammen, 

griffen ihn an nad) gebür: 

Ward von ihn gebunden behend, 
vnd auch gantz wol verwahret, 

ohne Marter alled befendt. 


Das Vrtheil ward ergangen, 

von einem Weiſen Rath, . 
das man jn mit glüenden Zangen, 

fol reißen vmm die übelthat: 

Bon vnten auff alle Glieder fein, 

mit einem Rad abgflofien, 

Lebendig in flechten drein. 


Ir Eltern nembts zu Herten, 

die grewlich ſchröcklich That, 

ond halts nit für ein ſchertzen, 

letzlich es alſo gaht: 

Wann man den Kindern in der Jugent fein, 
zuleſſt allen Muthwillen, 

darauff erfolgt ſolch noth vnd pein. 


Ihr Kinder laßt euch ziehen, 

folgt ewer Eltern Lehr, 

thut alle Boßheit fliehen, 

ſo behüt euch Gott der Herre, 
Fürs Teuffels trug vnd liſtigkeit, 
für gfahr vnd Weltlich ſchanden, 
Bewahre euch Gott allezeit, Amen. 








— 393 — 


Ss. Mori; von Naffau: Dranien. (106085.) 


(Ein einzelnes fliegendes Blatt mit dem vollen Wappen bes Hauſes 
Dranien unter der Heberfchrift und zwifchen Str. 1, 2 und 11, 12. Die Rüds 
feite des Blattes ift leer. — Titel: Ein new vnd Chriſtlich Liedt, 
gemacht zu ehren vnd wol | gefallen dem Durchleuchtigen vnd Chriſtlichen 
Kriegsfürften Mauritio | Grauen von Naſſaw ꝛc., Wilhelms Prinzen von 
Branien (feliger Gedechniß) Lob | lichem fohne. 


Mit einem feften vertrawen 
auff got das höchſte gut, 
Mauritius von Naffawen 
fom ich das deutiche blut, 
O Niderlandt erforen, 

zu deinem heil vnd ſchutz, 
bin dir zu gut geboren, 
fuch nicht mein eigen nuß. 


- Als gute zweigen komen 
aus einem guten flam, 
von Prinz Wilhelm dem fromen 
auch Diefer zweig herfam, 
Sein blut hat er vergofien 
furs liebe vatterlandt, 
Ich wags auch vnverdroſſen 
vnd ſtells in gottes hand. 


Vors erſt hat mich erzogen 
der liebe vatter mein, 

zur gottesfurcht gebogen 
das junge zweigelein: 

Die waeffen haſt gegeben, 
das ſchwert in meine hant, 
deim feind zu widerſtreben, 
D edles Niderlandt. 


Richt nur dein thun vnd laeſſen 
nach gots geſetz vnd lehr, 

halt dich auf rechter ſtraeſſen 
Vnd geb kein misgang mehr. 


Die gerechtigfeit thu fuchen 
vor andre tugent all: 

den gwalt thut got verfluchen 
vor andre lafler all. 


SR fchon der feindt vermeflen, 
trugt auff fein große macht, 
thuts got dabei vergeffen, 
vnd vbt nur feinen pradit. 
So ift Sauld macht gebliben 
als ihn gots geift verließ, 
vom feindt wurdt er getriben 
ihm felbft das hertz abftieß. 


Tram nicht vff wehr vnd wachen 
noch vff dein eigen flerd, 

den hoffarth thut got ftraeffen, 
ein fein erempel merf: 

Wie gwaltig Fam geprangen 

des fpanifch Admirant: 

Wie bald wird er gefangen 

vnd fumpt in Geuſen hant. 


Zu Bliffingen vnd Endheufen 
vor yiten bat man gſehn 

wie das durch wenig Geufen 
genglich zu grund muft gehn, 
des Munde Armei fehr prechtig 
fein vold ging alf verlorn: 
Boſſuwer fluth gantz mechtig 
wirbt hingefuert gen Horn. 


Bon Newport bei den deunen, 

im feſten flanderen, 

wolt und der feindt vmbzeunen, 
wie thats veranderen; 

Weer ihm die ſchantz gelungen, 
als er wol hat vermeint, 

er beit vns gantz verfehlungen 

der große chriftenfeindt. 


Ohn gots hulff was gefchlagen 
der arme Geufen hauff: 

Gott ließ fie nicht verzagen 

fie fielen dapfer drauff. 

Das gſchutz Hort man da brummen 
vnd muft mandy ftolger belt 

vmb leib vnd leben fummen, 

der Geus behielt das velt. 


Nachmaels ohn alles trauren 
mein volck in brabant brach 

der feindt blib zwiſchn du mauren 
gtrawt jhm nicht zur ſchlacht 

zu ruck wir thaten traben, 
verſuchten unſer heil 

vnd legten vns fur den graben, 
die ſtat wirdt vns zu theil. 


Nur thut euch fleißig huten 

vor aller vngedult 

wans gluck widr Euch thut wuten, 
vmb Ewren ſunden ſchult, 

gott will damit probiren, 

ob Ihr mit vſtendigkeit 

fein wort thut continuiren 

in lieb vnd auch in leibt. 


Auch thut get fleißig Bitten 
furs gange Rafiawer gfchlecht, 
welch lang fur Euch geftritten 
vnd auch noch teglich fecht, 
Graef Philips iR geftorben 

bei Wefel in dem velbt, 

ein ewig reich erworben, 

der jung getrewe helbt. 


Seelandt Ihr infehn werthe, 
vnd frieslandt auserforn, 
auch Hollandt du vormehrte, 
ſtifft Vtrecht wolgeborn, 





— 396 — 


Die Ober Yffel fchone, 
fammt Gruningen jederzeit, 
auch gelderlant befchone 
fein trewe beftendigfeit. 


Seidt Ihr nu alle gefreiet 
von frembden fpanfchen joch, 
in vorfpurt wol gebeihet, 
So fuert zu hertzen doch 
vnd helfet gleicher gſtalte 
die ander provintzen gut 
aus der tyrannen gwalte 
ſetzt daeran leib vnd blut. 


An gottes wort thut halten 
jegtunt vnd alle zeit 

die lieb laßt nicht erkalten 

Ewr lampen macht bereit 

wan Ewr erloeſung nähet 

geruſtet jhr als dann 

mit freud entgegen gehet 

dem breutgam lobeſan. 


Was kunn vns doch abwenden 
von gott dem höchften gut 
fein hulff thut reichlich fenden 
dem der ihn bitten thut. 

ed muß bie ſeyn gelitten, 
ſpricht Ehriftus gottes john, 
wer frumblich bat geftritten 
entfengt des lebens Fron. 


Unterſchrift: MAVRITIVS VI MARTIVS et MARS 
VIVIT in ipso. Matthias Guadus caelabat ac Indeb. Anno 
salutis Co Dat Vt hoste M. 


9. Baverifche Gefchlechtstafeln in Meinen. 

(Acht und zwanzig Blätter in Flein Duodez, ohne Angabe des Druck⸗ 
ortes und Jahres, wahrfcheinlich. ver letzten Hälfte des ſechszehnten Jahr⸗ 
hunderts angehörend. - Mit Ausnahme von Blatt 264, 26 und 28, weldje 
ansgemalte Rappen enthalten, fieht man auf jedem Blatt (die linke Seite 
it durchgehende leer) einen Herzog oder Churfürften des genannten Hanfes 
mit feiner Gemahlin, theilweife fehr forgfam und nicht ohne Kunſt ane- 
gemalt, unter ihnen ihr Wappen, gleichfalls ſchön ausgeführt. Ueber den 
Miniatüren, wenn man bdiefe Bilder fo nennen will, ift der Rame ber 
Dargeftellten nnd unter ven Wappenfchilden jedesmal ein Bere. — Ic 
babe dieſe intereffante Sammlung in einem „Balatina‘“ überfchriebenen 
Handfchriftenbande, der Großherzog. Hofbibliothef zu Darmſtadt gehörig, 
©. 222 ff., gefunden. Die erſte Zeile iſt ſtets in rothen Letiern gebrudt. 
Der ganze Sammelband ift für die Geſchichte der Pfalz nicht unwichtig; 
auch Hinfichtlih der Trachten Deutſchlands im 16. Jahrhundert enthält er 
viele anziehende und vergleichenswerthe Darftellungen.) 


1. Dtto Pfalzgraf zu Wittelspach und Herzog zu 
Bayın. 1183. Agnes. 
Dtto zu Bayern Herzog was, 
Taufend hundertachtzig man laß, 
Sachſſen Landt hatt er in feiner Hand, 
Sein Weib Agnes von Scheyer genannd. 
2. Ludwig Herzog in Bayern. 1221. Ludimilla von 
Böhem Tochter. 
Ludwig deſſelben Dthen Sohn, 
Hatt zu eim Weib von König Kron, 
Ludimill die Tochter von Böhm, 
Er ftarb vor ſticho zu Kelheim. 
3. Dtto der erſte Ehurfürft. 1245. Gertraud Pfalbgräfin. 
Dtto der erft Pfalzgraf bey Rhein, 
Hett Pfalzgrafen heinrichs Töchterlein, 
Mit Mannheit ers alſo erfecht, 
Deß Reichs Chur bleib ſeinem Geſchlecht. 
4. Ludwig. 1285. Maria von Brab. 1256. Anna ein Koͤnigin 
in Polen. 1270. 
Ludwig ſein Sohn zwey Weiber hett, 
Maria von Brabant raumpt das Bett, 
Da nam er die andr wol bekandt, 
Anna ein Königin auß Polandt. 








5. Ludwig. 1290. Glifabeth zu Ungern Tochter. 


Ludwig ein harter ftolger Mann, 

Zum Weib man ihm auß Ungern gan, 
Elifabeth deß Königs Kindt, 

Zu Rürnberg ſtach ihn todt fein Feind. 


6. Otto. 1312. Agnes in Polen Tochter. 


Dito der hochgeborn von art 
Gen Ungern König gfordert ward, 
Da jhn vertriebe fein ſelbſt Land, 
Zu Polen er ein Köngin fand. 


7. Ludwig Ehurfürft. 1254. Mechthild von Habfpurg Tochter. 
Ludwig mit Hauß hielt Heydelberg, 
Er bett allein inn, ald ich merd, 
AU Bayerlaud, die Pfalg am Rhein, 
Sein Weib von Habfpurg Röm. Königin. 


8. Rudolph 1. Ehurfürft. 1319. Mechthild von Naſſaw 
Tochter. 
Rudolph fein Eohn die Chur befaß, 
Des Keyſer Ludwigs Bruder was, 
Sein Weib von Naſſaw Königs Kind, 
Der Pfaltz viel Weißheit daher dient. 


9. Adolph Churfürſt. 1327. Irmengard von Oetingen 
Tochter. 1389. 


Adolph zum Chur Fürft warb geborn, 
Mit Thorheit Hat er die verlorn, 

Sein Bruder Rudolph was der Werth, 
Bon Deting doch eins Weibs begert. 


10. Rudolph 2. Ehurfürf 1353. Anna in Kärndten 
Tochter. 1331. 


Rudolph der ander, Rudolphs Sohn, 
Ehur fein Gemahl auß Kierndten ſchon, 
Keyfer Karol, der vierbt, jhr heit, 
Den Rudolph auch erwehlen thet. 





11. Ruprecht Churfürſt. 1390. Elifabeth. 1382. Beatrix. 1395. 


Ruprecht, den man den rothen nannt, 
Die Pfaltz bracht er in guten Standt, 
Zwo Fürftin warn ihm außerforn, 
Bon Raumur, und von Bery geborn. 


12. Rupredt Churfürft. 1398. Beatrix, König in Sycilien 
Tochter. 1305 (!). 


Ruprecht von Hart, wad Elem genannt, 
Drei Streit ſich eins tags vnterwandt, 
Zween waren Gewinn, ond einer verluft, 
Bon Sprilien zur Königin gluft. 
13. Rupreht Römifcher König. 1410. Elifabeth Königin. 1411. 
Ruprecht, König deß Römifchen Reich, 
An würden hoch was hart fein gleich, 


Bon Rürnberg eine Burggräfin, 
Was fein vermehlte Königin. 


14. Ludwig Churfürft. 1436. Blanka Königin. 1490 (1) 
Mechtild. 1438. 


Ludwig der Bärtig, genannt Gotts freund, 
Hat in die Pfalt viel guts gegeunt, 
Vermehlt ein Engliſche Königin, 
Und von Saphoy ein Prinzeffin. 


15. Ekurwis Churfürſt. 1445. Margaretha in Saphoy 
Tochter. 1479. 


Ludwig, der Junge, alle Tugend voll, 
Groß Sach kundt er verrichten wol, 
Seinen fleiß leg er ſtettig dran, 
Fraw von Saphoy was ſein Geſpan. 


16. Friedrich 1. Churfürſt. 1476. 


Sriedrich der heit felten Fried, 

Drey Fürften er mit Sieg beftritt, 
Sehr reifen was feine kurtzweil, 

Die Pfaltz ermehret er viel Meil. 


17. Philippus Churfürft. 1508. Margar. Ludwig def 
Reichen. 1501. 


Bhilipp des jüngften Ludwigs Sohn, 
Hat die Pfalg wol regieren thon, 
Sein Gemahl vom Batter ein Bayrin, 
Auß Sachfen auch ein Herkogin. 
18. Ludwig Ehurfürft. 1544. Sibylla. 1509 (!) 
Ludwig, Philippi Sohn, regiert 
Loͤblich in Fried die Pfaltze ziert, 
Forcht feine Feind, vil Krieg legt er bin, 
Sein Gmahl auß Bayın ein Herpogin. 


19. Friderich 2. Churfürft. 1556. Dorothea Princeffin zu 
Dennemard. 


Friderich berühmt, werth vnd milbt, 
Fried macht, gut Regiment erhielt, 
Vieler gezänf bracht er zur ruh, 
Sein Gmahl jhm Fam auß Dennmard zu. 


2. Dtto Heinrih Ehurfürft. 1559. Sufanna Herzog 
Albrechts in Bayın. 1543. 
Dtto H. die Pfalg durch gotts gnad, 
Bond Bapſts Grewel erledigt bat, 
Sein Gmahl vom Hauß Bayern geborn, 
Marggraf Eafimir zuvor erforn. 


21. Fridrich 3. Ehurfürft. 1576. Marla vnd Amalia. 


Sriderich fromb und wol geübt 
In Gottes Wort, er hertzlich liebt, 
Sein erfted Gmahl ein Brandenburgrin, 
Bon Raumur d ander ein Gräfin. 


22. Zudwig Churfürft. 1583. Elifabeth und Anna. 


Ludwig nad) feinem Vatter werbt, 
Sn fried, führet er auch das Schwerbt, 
Sein erftd Gmahl war ein Landgräfin, 
Das Weib auß Oftfrieftland erlebt jhn. 


— 401 — 


23. Johann Caſimir Pfaltzgraf, vnd Adminiſtrator 
der Chur. 1592. Eliſabeth Herzogin aus Sachſſen. 


Johann Caſimir war Formund trew, 
An Tugend, Ehr und Mannheit frey, 
Eliſabeth ſein Gemahl genandt, 
Ein Hertzogin aus Sachſſenlandt. 


24. Friderich der 4. Churfürſt, fein Gmahl Loiſa Juliana 
von Vranjen. 


Friderich ein Churfürſt außerkorn, 
Von frommen Eltern ſo geborn 
Gott ſteh jhm bey mit recht vnd that, 
Daß er wandel auff rechtem pfat. 


Sein Gmahl Loiſa Juliana Hochborn, 
Von Vranien außerkorn, 

Ein Printzin, Herr, ſie ſegne du 
An Erben, Leben frewd vnd Rhu. 


10. Adler, Löwe und Noß, von Günther Strauß. 


(Acht Blätter in klein Quarto mit Signatur alj, a iij, bj, bij, bil] 
und Cuſtoden; die Seite mit 28 Zeilen, wo feine Signatur ift, fonft 26. 
Der Drudort if nicht angegeben. Das Papierzeichen ift ein Hund, welcher 
an einem Knochen nagt. — Sch habe das Gericht, deſſen Berfaffer ſich am 
Ende genannt hat, unter einem Convolut gefunden, das Herrn v. Sender 
berg gehörte. Der Einfluß, unter welchem dieſe Berfe gefegrieben wurben, 
ift nicht zu verfennen. Blatt 18 Hat folgenden Titel: „Gin luſtig new 
ge | dicht, von einem Lewen | Adler vnd Roß.“) 


Ein Lew, ein Adler und ein Roß, 
- Klagen einander vngmach groß, 
So fie umbgeben bat vnlangft, 
Das brengt ihn große not vnd angft 
Es ift ein gdich on allen neidt 
Wens gluſt vertreib damit die zeit. 


Blatt 16 ift leer; 2% beginnt das Gedicht. 


Neulich lag ich an eim morgen, 
In meim ſchlaffbet, gang vol ſorgen, 
Vmbgeben mit gedancken grod 
Wiwol mid nu das fehr verbroß, 
Zu fchlaffen hett ich feinen luft, 
Gar bald ich Da mein hembd erwuſcht, 
Das warff ich vber meinen leib 
Sihe auff der gaß, ein fhöned weib, 
Die was gefhmüdt gang adelich, 
Ihr gberb war hüſch und feuberlich, 
Im gang hielt fie recht ziel vnd mas 
Ich weis nicht abs ein Göttin was, 
uno, Benus, obver Pallas. 
Züchtig ihr anglein nider than 
Lies fie für fich, nicht vmbher, gan, 
Hett nach ihr gehn ein meiblein fein 
Das trug am arm ein koͤrbelein, 
Wie breuchlich ift im felben landt, 
Iren wegk fie zu dem thor auswandt. 
In dem fcheuft mir zu meinem hert 
Ein wunder ding, was mir nicht ſchert 
ch was betrübt, vnd gdacht bey mir 
Bon wannen fömpt dir ſolch begir, 
Ber hat fo fehr mein berg verwundt, 
Ich fah mich vmb bald zu der flundt, 
Bud warb gewar eins kindleins ſchon, 
Zwey fläglein bett es am ihm ſton, 
Sein anglein warn verpunden gar 
Eins bogens warb ich auch gewar, 
Sampt eim Töcher was voller pfeil; 
Ich dacht gar bald in großer eil, 
Fürwar e8 wird Cupido fein 
Kram Benus fon, das bulerlein, 
Zuhand das Findlein gang verfchwant 
Wie ih nu greiff mit meiner hand, 
An meine bruft, fo bald ich fand, 
Ein pfeil der flegft gang tief in wir 
Ich grieff ihn an, ein mal vnd zwir, 


— 103 — 


Berfucht ob ich denfelben möcht, 
Ausziehen, darmit er nicht bracht, 
Mir gros gefar, es was vmb fonft 
Dann mich drudt gar ein große bronft 
Darob ich gantz vnleiblich ward 
Macht mich bald auff, vnn fucht die fahrt 
Do gangen was das Freiwlein zart. 
Ich gdacht bei mir in meinem mut 
Möcht ich die finden wer mir gut, 
Ich fucht fie hin vnd fucht fie her 
Kein müh noch erbeit, was mir zu ſchwer. 
Das trieb ich faft den gangen tag, 
Doch gang vmb fonft, drob ich erfchrad, 
Mein berg mir gar vmbgeben warb 
Mit traurigkeit die plagt mich hart, 
In des fand ich ein füllen bron 
Stund dort, nicht fern von heller Son, 
An eim geheng mit fchaten, gan 
Bingeben, fur der Sonnen glang, 
Mit beuhmen viel, gantz wol ſtaffirt 
Ein wieß darbey, war ſchon geziert 
Mit blümlein hübſch, gar mancherley, 
Darumb hört ich der vogel gſchrey. 
Die Trofchel und die Radhtigal 
Die Amfchel macht ein füßen hal, 
Der Fink da fang fein reitherzu 
Die Lerch in alle he auff luh 
Schwang fidh doch bald hernieder fchon 
Vnd fang inn des ein füßen thon, 
Darzu der Henffling vnd der Zeis 
Die fangen hübſch ihr alte weis, 
Der Stiglig, was gan wol gezirt 
Lieblich darneben er hofirt 
Das alles gab mir große freud, 
Erleichtet mir meins bergen leid. 
Wie ich fo ſitz, entfchlum ih bald, 
Mich daucht, ich feh in frembder gſtalt 
Ein man, der gieng ſtracks gehn mir zu, 


26* 





— 19 — 


Im ſchlaff het ich gang wenig ruh, 
Er trug ein Bottenbüchs an ihm 

Ich dacht er wer (wie ih vernim) 
Der Götter Bot Mercurius, 

Behendt fpricht er zu mir al füß 
Was fchleffft du bie die gantze nacht, 

Steh auff, von fund am ich erwacht, 
Haft luſt zu hören newe mehr 

Der weis ich viel, ich fom itzt ber 
Bon frembden landen, fo gang weit 

Liegen von hinn, ich ward erfreut 
Sag ber, ſprach ich, was weiftu guts 

Zu fagen it, vom gemeinen nuß 
Bon fried vnd krieg in Deubfchem Land 

Er fieng bald an, vnd ſprach zu hand 
Hör feltzam ding, was ih Dir fg 

Bor wenig tagen es geſchach, 
Als ich durchwandert mandjed land, 

Zurfarn, was mir ſties an die hand, 
Da fam ich auff ein Wifen fchon, 

Die war geziert mit mancher blohm, 
Gelb, weis, rot, braun, in grünem gras 
Gang luſtig ſchoͤn faſt vbr die maß, 

Mittendurch hin ein waſſer rand, 
Viſchreich, vnd ſonſt zu aller hand 
Sachn vnd gewerb nur faſt dienſtlich, 
Ein ſchoͤne Brück darüber ſtrich, 
Gant ſtarck wol aus dem grund gefürt 
Bon einem vffr and ander rürt. 
Ein wald befchlos, die wieflen fchon, 
Rings vmb, ich fah von fern dort fion, 
Auff der wieſſn, drey fchöne gezelt, 
Hübfcher, hats nicht die gange welt, 
Zu förderfi das, fo mitten fund, 
Es was von güldem tuch gang rumd, 
Mit edlem gftein, geſchmückt fo faſt 
Darvon die finfter nacht erglaft. 
Saphir, Rubin, vnd Adamant, 


— A105 — 


Granat, Karfundel, vnd Achant, 
Türgkis, vnd ander ihr genoß, 

Pernlen die waren rondt vnd groß, 
Ich glaub es wer eins Königs fehag, 

Gar niemand war auff diefem plaß, 
Ich ſchlich vmbher und ſchawets gar, 

Drey Föftlich ſtül ward ich gewahr, 
In zelten ſtan, warn ſeuberleich, 

Geziert, von gold vnd ſilber reich, 
Der mitler ſtund etwas empohr 

Es waren etlich ſtuffn daruor, 

Ich gdacht was wird nur werden do, 

Ich forchtet mich, vnd was auch fro, 
Ich dacht es iſt dem Jupiter 

Zugricht vnd andern Göttern mehr 
Die werden halten einen Rath, 

Wie vns Homerus geſchrieben hat, 
Desgleichen ander Poeten mehr, 

Wie ich ſo ſtund, vnd wundert ſehr, 
Bald Höret ich ein gros gedhön, 

Bon Trummel, Pfeiffen, wunder fchön, 
Krumphörner und Bufaun, darzu 

Zinden, Ich dacht was mach ich nhu, 
Zufehen diefes ſeltzam gefchicht, 

War mir berd, fin, und mut gericht, 
Nahent am zelt, ward ich gewhar, 

Ein büfchlein did, ich dacht furwhar 
Da wilt du bald nu fchlieffn hinein 
Hörn vnd auch fehn, was da wird fein, 
Alsbald ich nur darein gefroch 

Vnd mir bereitet ein gutzoloch, 

So zeucht daher, mit groffem pracht 
Ein hauff der Thier, dem volget nach 

Ein Lew, was weis, bübfcher natur, 

Mit duplem ſchwantz, fein gang figur, 
Was ernft, und alles traurens vol, 

Dem volgen nach, ich fah es wol, ‘ 
Ein Adler Roth, zur rechten hand 








Ein Weiſſ Roß, het den Linden ftand, 
Sie waren all in ſchwartz bekleid, 
Recht wie man pflegt, zu tragen leid, 
Sie namen ein bie drey gezelt, 
Wie jedem mas loßment beftelt. 
Als der Lew ist gefefien was 
Auff feinen ſtuel, im grünen gras, 
Sy kömpt der Adler mit dem Roß, 
Was werden wolt wundert mich gros, 
Bald zu dem Lewen trattens Hin, 
Vnd neigten fich böfflich gen ihm, 
Der Lew gan freundlich fie empfleng 
Bald ieder nach feim ftuel hin gieng, 
Nieder zufigen was ihn gach 
Gieng an der Adler, rent vnd fpradh, 
Herr Lew du bift Kongh aller thier 
Hör’was ich traurig klage bir, 
Nicht für mich felbft fo gar allein, 
Sondern von wegen in gemein, 
Aller thier, die dir feind verwant, 
Sie alle feind dir wol befant, 
Mich dünckt ed wol mir gar nicht fügn 
Ihr namen all igund zu rügn, 
Gros leid vnd jamer ich dir Flag 
Die ich nie fühlet all mein tag, 
Vnd neben mir, die ander rott. 
Ach Bott, ich klag fehr vbern tod 
Der hat genomen kurtzer frift, 
Bon hinnen drauff geftanden ift 
AN vnſer hoffnung vnd auch trofl, 
Wir hofften durch ihn werbn erloft 
Vom fchwerbt vnd von des leben mund 
Ad Gott der iemmerlichen ftund, 
Die ons genomen hat den ſchatz 
Hilff Got, die böfe fund die hats, 
Gethan, das fchwarke haus gar frohn, 
Mit fein fünff gülden balden jchon, 
Iſt umbgefallen vnd gar zernicht 


— A107 — 


Das grüne krentzlein iſt verblicht, 
Darmit ift aller troft hinwegk, 

Ich förcht wir liegen gantz im dreck, 
Das ich mit zücht ist red fur dir 

Sonft wolt mirs nicht fo grob gebür 
Vnd das noch viel Heglicher ift, 

Ein ander hats Frenglein erwifcht, 
Das fein darmit gefchmüdet fchon 

Der flein, den vor die bawlent bon 
Berworffen, gan vnd gar veracht, 

Der ift worden mit grofler macht, 
Ein Edftein fchon, vnd bindt zuhauff 

Zwu maurn, trog der darwider lauff 
Die thier fo bey ihm gwohnet han 

Werben nhun al fallen daruon 

Auff ander weyd, es geht grait an, 
Wiewol ich glaub, es gieng zuhertzn 

Sm, do es fallen folt, mit ſchmertzu 
Sch acht es hetts auch gern verkomn 

Wenn ihm die zeit nit wer benhomn. 
Nach Gott herr Lew, das klag ich dir 

Von wegen mein vnd ander thier, 
Wüſt du zuſchaffen fried und gmach, 

Darmit würd graten vnſer fach, 
Das wir möchten behaltens gut 

Darzu bie ehr, freud und den mut, 
Gros Lob wir wolten fagen bir 

Darüber auch verehrn, glaub mir. 
Wie bald der Adler dis befchlos 

Da trat hinzu das Weiſſe Rofl, 
Vnd ſprach, herr Lew dir ift willen 

Wie ih mich, lang zeit hab aflifien, 
In deinem dinſt, vnd ander mehr, 

Zu eriagen gonft, gut vnd ehr, 
Dardurch mich nun vmbgeben hat 

Biel vngunſt, das gereicht zu fchad, 
Zu fchimpff und fpot mir armen thier 

Herr Lew, das Hag ich Gott und bir, 








Nun fo ſich zugetragen hat, 

Wie du gehöret haft, gros quat 
Das die fünff gülden balden fein 

Zu grundt vnd gang gefallen fein, 
Daran wir vormals Fonten lehn 

Die rüd, nun müflen wir ist gehn 
Nach andern, wiflen nicht nach wem, 

D wann der grofle Adler quehm, 
Bns hülff und beyftand Ieyften thet 

Ich forg aber, es ſey zu fpet, 
So wil mich auch fchier dunden eins 

Der Adler werd, der thuen keins, 
Wie vnſer hoffnung gftanden iſt 

Das wer mir erft ein ſeltzam lift, 
In Summa, mein Rofllein das bat 

Zuuor fpaeirt, bayds frü vnd fpat, 
An diefem Wafler auff vnd ab, 

Darmit die fach ich grichtet hab 
Zu vnſer aller nutz vnd ehr, 
Wens haus ein zeit noch beſtanden wer. 

Ach Gott ich bſorg mich nhun gar ſehr, 
Meim Röfllein ſey das futterlein 

Empfaln, das dündet mich nicht fein, 
Wann gſtanden wer, eine Kleine zeit, 

Das haus, fo ist zu boden leit 
Wir wölten noch haben gemacht 

Das mancher gweint der ifo lacht, 
Herr Lew, das ift die Klage mein, 

Sch bit, du wolft mit hülff erfchein 
Dir felbft, auch ons vnd vnſer rott, 

Die fogar faft erfchredt der tobt, 

Hilff nun es ift itzt zeit, vnd not, 
Hir auff der Lew fich Furg bedacht 

Wenig vmbfchweiff er darinn macht 
Vnd ſprach, Ihr treuen vnterthan 

Die Flag fo ich gehöret han, 
Erſchreckt hat mich, gleubt warlich mix, 

Nicht weniger, dann ander thier, 








— 41098 — 


Dann id} ein fonder neygung trug 

Zum gfallen haus, mit gutem fug, 
Hett ich gemacht gut vnterſchleiff 

Darümb groß leid mich ſchwindt ergreifl- 
So bald ich hört, das gfallen war, 

Es feylet nicht gar vmb ein har, 
Sch wer fur leid, gefalln dahin 

So gar, Frendt e8 mir, mut vnd fin, 
Ich dend, das michs geahnet hab, 

Als ich mein Rath gar neulich gab, 
Man folt des haufes nehmen war | 

Darmit es ftünd noch manches far, 
Mit hülff vnd Radt ich wolf faft gern 

Erfüllen, das ihr thut begern, 
Wenn mird nur müglich wölte fein, 

Wie aber ftehn die Sachen mein, 
Wiſt ihr zunor, darumb on not, 

Iſt ferners brichts, ich wolt der todt 
Hett ander thier gefreffen viel, 

Die mit vns treyben felgam fpiel, 
ur den ich mich auch bforgen mus 

Darmit fie nicht mit vberdrus 
Beladen mich, darumb ich fprich 

Ein ieder fehe ſelbs auff fi 
Dann weil mir felber rath, gebricht 

Weis ich der fach zubelffen nicht 
Doch wil ich gern der fachen nad) 

Gedenden, wie ich fan vnd mag 
Ap guter rath zufinden wer, 

Darmit euch blieben gut vnd ehr, 
So bald die red ihr endtfchafft nam 

Tratten die Thier, al drey zufam, 
Gantz naher in ein engen rath 

Der Leb ins mittel zwifchen trat, 
Er bhromt ihr jedem in ein ohr 

Ich Fonts nicht hören was es wohr. 
Ad ſchiedns von einnander bald 

Der Adler flog vber den wald, 


— A110 — 


Das Ro macht ſich auch auff die bahn 
Der Lew blieb in felm lager ſtahn, 
Als nun der Bot gefaget het 
Die gſchicht darob ich wundern thet, 
Sig vnd gedend den fachen nach, 
Was die Hiſtori auff ihr trag 
Den Botten wolt nuhn reden an, 
Do war er al bereit vom plahn, 
Als fund Ich auff, zur felben fahrt, 
Vnd fület das mir befier warth, 
Ich ging gang frölich wide zuhaus 
Das hat gefprochen Günther Straus 
Ans fchimpff, und gar niemand zu leid 
Gott helff uns alln zur feligkeit. 
Auen. 


11. Portraits und Ilnterfcbriften. 


Wilhelm von Erumbadı. 

(Haudſchrift aus der Hofbibliothel zu Darmflabt, bezeichnet: „‚Phile- 
sophi, Poetse” &c. W. v. Crumbach's Bildniß in Holzſchnitt, Darunter 
bie Berfe): 

Wer Grumbach in fein ftandt plieben, 
Bund hette Ihn nie laflen geliehen, 
Khayſer, Chur und furften zu verlegen 
Andere an Ihre ftatt zu ſetzen 

Auch nit gefaflet dieſen gedanken, 

Zu werden ein Herzog in Franfen, 
Hett Iandte vnd leute nit fo betrübt 
Rit ein flet Morden vnnd raub geübt, 
So Bing fein förper nit für Gothen 
Den Raben in viel ffüd zerfchroten. 


Georg Fürft zu Anhalt. (1565.) 
( Ebendaſ. deſſen Bild mit Wappen zur Linfen und ber Unterfrift): 


Seins Gleichn Hat man kaum gfunden 
In ſolchm fand der all tag vnd ſtunden 


— a1 — 


Gots Wort gepredigt hat in fein land 
Zu Daffay fein pfarr ift wol befannt 
Hat fein fürftennamen recht beweis tan 
Sein Bold lieblich vnd geiftlidh vorgftan. 


Nicolaus Graf von Serin. (1566.) 
(Ebendaſelbſt. Bild veffelben mit der Unterſchrift): 


Diff ift der fürtreffliche Man 
Graf von Serin fo lobefan, 
Des Römifchen Fayfers Haubtmann was, 
In allen landen fag ich das 
Sein thaten und fein tapfern nam 
Niemand Ihm auslefchen fan 
Mei er vmb Gotted Wort fo fehr 
Gefochten hat mit ſcharfer wehr, 
Wider des türfifchen Hundes Neidt 
Daß er geb früden der Chriftenheit 
Im fürfigelt dem veften Hauß 
Mitt Blut er feinen geift gab auf 
Zu beſchirmen die ganze Ehriftenfchar 
Sept er fein leben in gefar. 


Moriz von Oranien. 


(Tbendaſ., überfchrieben: ‚Belgien.‘ I. Blatt 2098. Kräflig ansges 
führter Kupferflich des Benannten von Caspar Bolzius, zur Linfen des 
Kopfes das Wappen von NRaffau -Dranien; über dem Bilde: „Mori; von 
Gottes Gnaden Prinz von Auranien, Graeff von Naſſaw, Capnelnbogen, 
Vianden ꝛc., Freyherr von Breda.“ Unterfchrift): 


Vor frembder Tyranney vnd gwalt 
Mein Vaterland in friedt erhalt 

Gott geb mir deine gnadt vnd ſegen 
Das ich nit weich von deinen Wegen. 


Audreas Ofiander. (1565.) 
( Ebendaſelbſt. Ohne Wappen. Unterſchrift): 


Oſtander thet die hoffart treiben 
lies nit bei S. paulus Worten bleiben 





— 413 — 


wolt andres von ber gerecdhtigfeit leren 
da tet ims der teufel gar verferen 

das es fchreflidh war zu hören fer 

wie von doctor maior feiner Werfen ler. 


Vitus Theodorus. 
(Shendaf. Rechts die Bibel mit einem Blumenkrauz, links eine Säule. 
Unterfchrift): 

Magifter Beit ein Predicant 

zu Rurnberg vnd der welt befannt 

der gotes wort hat trevlich tribn 

gelert gepredigt vnd gefchribn 

der nun verfchieden ift in got 

Dies leben verwechfelt mit dem tod. 


Johauu Mathefins. (1665.) 
( Ebendaſ. Oben: Ecce forent valles cum evangelio etc. Unterſchrift): 


Magifter Mathefi der from glerte man 
hats Iuthero auch nachgetan 

inn feinen fchriften wie man lift 
fchonnt nit des babſts zu aller frift 
hat in abgmalt mit all fein Waffn 

ift im ©. jochimstal entichlaffn. 


Sohaunes Agricola. (1565.) 
( Gbendaſ. Ueberfchrift: Joh. Agricola Dortor Eislebeu genannt: 

des churfürſten prebicant 
zu cöln an der fpre im thum. Unterſchrift): 

vil fprichwörter hab ich entedt 

diefelben gar fchön ausgelegt 

auf daſſ Das bös folt werdn vermiben, 

doch half ich das Interim ſchmieden 

wart aber im geift widrum fo flarf 

thet d beft predigten in der murd. 


Gerrgins Maior. (1565.) 
(Ebendaf. Ohne Wappen. Unterſchrift): 


Es wil im oft einer ein lob machen 
redet fremd vm göttlichen ſachen 


— 413 — 


bleiben nit bei fant pauli lehren 

dan fagen die zuhörer New mehren 
verfehren die welt wollen ganz vnd gar 
So geſchach oſtander vor etliche jar. 


Johaunnes Pfeffinger. (1565.) 
(Ebendaf. Ohne Wappen, aber mit Pfeffingers Monogram und der 
Sahreszahl. Unterfchrift): 
Pfeffinger der from alte greis 
folgt dem alte predgr im paradeis 
Gott welcher die erfte predigt that 
welchem Martin Iuther auch gefolget hat 
Acht nit der egenwillifchen lehr 
welche nur ergernis anrichten fehr. 


Erasmus Sarcerius. 
(Ebendaf. Ohne Wappen. Unterfchrift): 


Sarcerius dem melandhton auf erden 
gleich gelebt Hat mit Kleid vnd geberden, 
bat wider d hoffart heftig predigen tun 
fang zuerft Gott hat gebn fein evangelium 
wird om der warheit willen vertriben 

da r fein fchön kreutzbuch bat gefchrieben. 


Konrad Klingenbec. (1567.) 
(Ebendaf. Unterfchrift): 


Diefer Predicant ruht vmſtet 

den allerbeften ausfpruch het 

leret deutlich troftlich ond rein 

‚3 nurnberg die einfeltig gmein 
drum er das lob bhalten hat 
beim gmeinen man in gmelter ftat. 


Joachim Camerarins. 

Ebendaſ. ., die Handſchrift iſt bezeichnet: „Philosophi, Poetae, Musici, 
Pictores.” Blatt 10. Die Schrift über dem Holzſchnitte des gelehrten 
Camerarius lautet: Joachimus Camerarius | der hochberumbt | orator und 
Profef | for der Univerfität | zu Leipzigf. | Unter dem Bilde Tieft man): 


Hochgelert fein wol beredt vnn fromb 
Iſt das edleſt aller beit heiligthom 


— 414 — 


Damit man beid den predig ftul 
Berforgt dergleicher die hohe fchul 
Mit gotsmeffigen perfonen 

Die wird Ehriftvs ewig Fhronen. 


Johannes Brentius. (1570.) 
( Ebendaſelbſt. Ohne Wappen. Unterſchrift): 


Der weis chorrock oder leinewant 
Wird juſt ein mittelding genannt 
Dies tragen von adiaphoriſten 

Welche nu ſein die meiſten chriſten 
Sant paulus ſpricht halt ordnung fein 
Verſtehn ſies recht ſo las gut ſein. 


Cuspar Ernziger. (1571. 
(Ebendaf. Ueberſchrift: „Patres.“ Bild und Wappen. Unterſchrift): 


Der wolberedt und hochgelehrt 

Hat trewlich gottes wort gemehrt 
Drei ſprachen hat er im nuz gemacht 
Die fchäflein chriſti zu recht gbracht, 
Wie wol 8 de Wolf het verbrofien fehr 
Hat er gthan chriſtlich gegenwehr. 


JIshaunes Eck. 

(Ebendaſ. „bezeichnet: Antichr.“ Blatt 170. Die Ueberſchrift Blatt 169 
lautet: Joannes Eckius | Theol. D. Lutheri | antagonista pontifioius. | 
Blatt 170 iſt Es Bild in Holzfchnitt; zu den beiden Seiten des Kopfes 
fteht: Vera imago Johannis Eckii, Theologiae D. aetatis auno XLIII. 
1573; unter dem Bilde finden ſich nachflehende Reime): 


Eck ein großer Feind Ehrifti war 

Hat fehr verfolgt die chriſtlich Schar 
Mit Schreiben und unnugem gefchweg 
Bracht er die Einfeltigen ins ne 
Eifrig und 658 war all fein finn, 
Vergebs im Got er ift lang hinn. 








Vierte Abtheilung. 
Allegoriſch⸗Myſtiſches. 





I. 
Salvomönis Has. 


— — 


Aus der Pergament-Handſchrift der Gießer Univerſitäts-Bibliothek, 
Nr. 8764 des Catalogs, getreu abgedruckt. Das Manuſcript gehört dem 
13. Jahrhundert an und war früher im Befitze meines gelehrten Collegen 
und Freundes, des Dr. Locherer, aus defien Titerarifchem Nachlaffe ich es 
für die Univerfitäts- Bibliothek erfauft Habe. Diefe in vielfacher Hinflcht 
fehr wichtige Handfchrift wird nun, da ber zweite Theil (Marien Himmel: 
fahrt) in Moriz Haupt’s Seitfchrift für deutſches Alterthum, Bd. V. 
S. 515 —564 von Dr. Weigand, von welchem aud bie fprachlichen 
Anmerkungen zu Salomönis Hus herrühren, mitgetheilt worden, bie Her: 
ausgabe des dritten (des Chriftusbüchleins) aber durch Mori; Haupt 
nahe ift, bis auf die unvollfländige, von fpäterer Hand herrührende geiſt⸗ 
liche Ermahnung, ©. 272 — 276, bald vollftändig abgedruckt fein. Die ein- 
geflammerten Zahlen bezeichnen die Seiten der Handſchrift. Die Abfür- 
zungen find aufgelöft worden; nur einige find geblieben, wie ihe, xpe, 
(Jéſus Ehriftus), fee (fante) u. dergl., in welchen aber ber wagerechte 
Stri über he, p, ce, hier im Drude ausgelaflen if. Untrennbare Par: 
tifeln find, wo fie in der Handichrift von dem mit ihnen zuſammengeſetzten 
Worte getrennt ſtanden, mit dieſen im Drucke vereinigt. 


IS. 1.] Ferculum fecit sibi rex salomon delignis Iybani 
et cetera. *) Diſe rede ift Gefhriben in dem minne buoche. **) 
vnde -fhribit fie ons falomon. vnde tobit fih alfos. Salomon 
der zimberte ein bus. von dvrme gezivge. er dei daz holz houwin 
an dem berge der da heizit libanus. die fole warin filberin. die 
fhranfe von golde. die trappin warin pellil vare. vnde der 
efterih von minnen. an diſen wortin fo lerit der heilige geift. 


*) Hohelied 3, 9. 10. 
**) uo iſt in der Handſchrift o mit übergefchriebenem v. Bergl. aud 
buoche ©. 68 der Handichrift. 
27 


— 48 — 


geiftliche Iode. wiegetane wis fie folin vnde mogen arbeiten. 
nach rehter innefeit. vnde komin zu [2.] der ewigin felifeit. daz 
dot er bit fonf Dingen. die hie der heilige geift ſezzet. da falo- 
monis hos vone gemachit was. Daz eine was daz Holz. daz 
man biv. indem berge Iybano. vnde bezeichenit. die wirbefeit 
vnferd gelichniffes. Daz ander waren die filberinen fole. vnde 
bezeichenit die feltfeit unfer lofongin. daz drithe ed der goldine 
fhranc. vnde bezeichenit. daz gude bilde. vnſers herrin. anden 
wortin. vnde andeme lebene. Daz fierde was der pellil vare 
trappe. vnde bezeil3.Jchenit Die vollefomine manbeit. der goden 
lode. die vor vns fint gewefin. Daz fonfte was der efterich. der 
etvigen minne vnſers herren. Dife fonf dinc fol ein igelich menfe 
proven. der geiftliche werden wil. vnde geiftfiche gabe. vnde ſonder⸗ 
liche Beimlichfeit. von gode irfenin wil. wie getane wid. daz wil 
ich ioh fagen. alfe verre als ich ez von gode habin mac. vnde 
alle die ez horint. die folin biden got. bit mir daz er mine fine. 
vnde ir herze wolle irluchtin vnde inpengen. zo finer liebe. vnde 
[4.] zo ſime lobe. Ihv xpe ſhephere aller dinge. loſere aller 
ſondere. barmherziger vader aller diner kinde. irbarme dich vber 
mich. vnde vber alle die. die diſe rede inpahint demodefliche. vnde 
virlid vns die froht dirre lere. daz wier werliche von dinen 
wortin dich irfennen. vnde innefliche minnen. vnde ewechlihe 
dinen. vnde hie dine heinlichfeit irfrigen. vwade dines riches frovde. 
Mit dinen holdin. nach difeme libe beſizzen, daz virkich vns zv 
dime lobe andime namen. amen. 


Von der wirdekeit der ſelin. 
[5.] Ferculam *) fecit sibi rex salomon delignis Fhbani. 


Ru prove onde merfe. geiftficher menfche. diſe lere vnde wort. obe 


du wilt werden rechte geiftlich. vnde heimlichfeit vnde fonberlidhe 
gnade von gobe. irfrigen. Ich han dir gefaget daz ſalomon 
machte ein hus. von doreme gezioge. diz hvs biflu. vnde dine 
fela. **) da got inne wonit. vnde inne wonen fol. diz hos ift von 


*) Der Anlaut F fehr groß und mit Farben verziert, wie S. 1 ver Haudſchr. 
**) Die auffällige, oft rohe Endung a, wie hier in sẽla (welches althoch⸗ 
dentſch Elingt), bieten noch frowa anf S.7 und 11 dee Handſchr., tusse- 
reia 9, ira 11, daz fvnfta 12, der steiva 13, gnegita 36 (€. 36 


— A110 — 


Doreme geyivge. werte daz holz iſt Fomin von dem berge libano. 
Daz iR fo vile gefprochen. dv biſt geſhaffin. vırde ge[6.Jbilvet 
nad) gede. der ſich dem berge gelichit. wande daniel fehribet von 
ime. daz er fach einen flein. der wart gefniten von dem berge 
ane fhaden. vnde wohs an einen grogen berc. der ervolbe alle 
die werlt. Dirre ftein ift vnſer berre ihe xpc. der ane mannes 
heinlichkeit wart geboren. von der godes Fraft. von der reinen 
magit füncte marien. vonder daz holz gehowen wart. da dv ans 
diner jelen inpinge daz gelichnifle finer gotheit. vnde er anfiner 
lieben moder. liebe *) daz gelichnifie Diner [7.] menfbeide nam. 
nv geloobe mir. mahtu vnde kanſtu. vnde wiltu broven. die 
wirdekeit Diner fele. die got andich. eren hat gelegit. So vindeftu 
dar ane groge wirbefeit. dan abe din herze wirt enpengit. 30 
gsozer innefeit. wigetine wid daz prove. daz eine it daz din 
fele vnfondeklich ift. vnde ein geiftliche gefheifnifle. vnde ift gefazt. 
vnde gemachit. ein frowa vber alle vnfondeflidde creaturin gode 
gelich. vnde der engele genoz. eia no prove die groge wirbefeit. 
vnde la dir virſmahin der ſonſ8. Iden bosheit. eime guder hande 
menfhin. dem fol rehte virſmahen vnzoht. vnde wie mac grozer 
vnzoht geſin. wanne daz ſich ein Fonegin. bit eime vngeſlahten 
luderere virderbde. vnde ein ſhone menſhe. eime eſele gelich worde. 
alfo geſhit dir vil armer menſhe. wanne do dine ſele dem tivvele 
operis. vnde godes geſhefniſſe an dir virtilies. Daz ander iſt. 
dv folt prvvin daz bin ſele vndotlich iſt. vnde nimmer von pinen. 
joh von modin virwerden mac. wan abe iſt daz. wande for dem 
vndotliheme gode. der ſie [9.} vndotlich gemachit hat. nach ime 
ſelber. der da ewich vnde vndotlich iſt. were din ſele dothlich. 


aber ſteht genvgete) und beguvgeda 56, äne vorchta 21, minna 25, 
vber ima 64, &ra 48, 54 (2 mal), barmherzeklicha 48, wonvnga 6l, 
mensa Gl, die engela 82, shira 104, forna 112, danna 112, pre- 
digeta 118, wie wola 122, geneiyeta 151, herza 156, miurvwa 157, 
vrov wonna 157. Andere Beifpiele bietet die unbeendigte geiftliche 
Anfprache, mit welcher in der Handſchrift S. 272 von der 8. Zeile 
an (vergl. Haupt's Zeitjchrift für deutſches Alterthum V. 568) 
bis zu Ende der S. 276 von viel fpäterer Hand ausgefülli iR: gerna 
©. 273 (zweimal) und 276 (kaneben gerne), unsir herra 273. Da⸗ 
neben sä S. 276 (zweimal) ſtatt sö, wie ©. 272. 273. 275 ſteht. 
*) Ube. 
27* 








— 420 — 


fo en were fie nit godelich. *) eia geiſlicher **) menſhe. fit dem 
male din fele ift ewic. vnde vndotlich. fo minne nicht tuflereia. 
vnde vnreht. daz da ift zogenclich. So minne daz dv minnen 
maht. vnde minnen folt. daz ift got. der dich minnet ane vale. 
Daz dritte iſt dv folt proven. vnde merfe die wirbdefeit. Diner 
felen. man mach dir dine finne nemen. beide horen. vnde fprechen. 
vnde Dich dines felbes libed vn[LO.]geweldic ton. wan din herze 
ift ongebunden.. Dar vmbe mathtu dine gedenfe friliche jenden. 
indaz bimelriche. vnde indaz fegefivr. vnde 3v helle. vnde andaz 
ertriche. fivaz dv wilt. oder fienden. vnde fronden. dinen lieben 
fronden fendes dv bit gedenken. dines herzen boden. vnde lades 
ite. bit gervngen. vnde bringesd fie. mit der gehucnifie. vnde 
bruches fie mit der innefeit. eia geiftlicher menfhe. nv prove 
vnde merfe bit mir. die felifeit Die füge ift. an dirre friheit. vnde 
virſmahe die jondefliche [1L.] dinc. die dir benement diſe friheit. 
Daz virde ift. do folt proven diner felen Fraft. daz fie dime 
lichamen. daz leben gibet. onde in meifterit. vnde fin frowa if. 
Ro prove geiftlicder menſhe. war vmbe machtitu dich fo ſnode. 
vnde fo vnwert. vnde bewiftft din vnzuht fo fere. daz dv dinen 
fnecht. oder dine dirnen fo fere erift. vnde ira fo flizic bift. vnde 
diner jrowen fo vnflizie bift. die fo ſhone vnde jo edele. vnde fo 
wert ift. daz ift din fele. owe fuzer gut. no virlich vns die finne. 
daz wier vnfer felen fraft. [12.] vnde ir wirbefeit erfennen. bie 
mide bat fie noch eine craft. daz fie ſich mit godes kraft. allen 
irin vianden entfagen mac.. fie inwolle danne felbe mide volgen. 
geiftlicher menfhe. war vmbe infichteftu nith menlich. yit Dem 
male daz dich got. fo menlich hat gemachit. Daz fonfta if. vv 
merke diner felen finne. vnde ir wifheit. No füge mir warvmbe 
erfennent lude der jonnen fhin. vnde des manen fraft. vnde der 
iterrin licht. wene von deme vonder fheide. vnde vonder wiſheit 
ver felen. No fage mir wer in[13.]fennit der fleina. vnde der 
worze craft. wender felen under fheit. wer zemit daz wilde Dier. 
wende dez menjhen wiöheit. wer betrogit vnde vehit den wilden 
vogel. vnde wer geweldiget daz wilde tver. wen Dez menfhen vnder 


*) Dieſe Berfe und andere unten bie und ta vorfommende int robe 
Verſuche bes Brojaverfaflers. 
**) geiftlicher (vergl. Hahn's mittelhochdeutſche Grammatik. S. 33.) 


— a1 — 


ſheit. Ro ſage mir wer mach wiſzen. waz got oder boſe ſie. 
oder waz lobelich. oder vnlebelic fi. ime wone rehte finne bi. *) 
Ko merke danne liebe minne obe daz dir din fin ſaget daz dv 
diz dar von haſt. fo ſolt do den meiſter dirre gaben minnen. ber 
nach fo falt [14.] du prvven. vnde merfen. daz fefthe **) daz got. 
diner felen wirdefeit ane gewifet hat. Daz ift daz. daz got dine 
fele fo wert vnde fo edele gemachit hat. Daz fie rehte blitfhaft. 
oder frovde niet haben mac. ſiv en habe iren fheppere got. an 
dem vnde bit dem fv fich frowe. alfo fprichet fce avgpftin. 
Omnis copia que deus meus. et cetera. Daz quid aller der 
troft. der mir vzer gode kvmet. daz ift ein vndroſt. eia nv prove 
geiftlicher menfhe. Diner felen wirbefeit. daz got fül. vnde wilt 
felbe. vnde myz wein [15.] ir troft. eia reiner got. vnde milder 
Iheppere. vnde barmeherziger vader. nv erbarme dich vber mid. 
onde ober mine front. vnde virlich mir. von diner mildefeit. rehte 
wisheit. daz wir fonnen. vnde mogen irfennen. vnſer felen wir: 
defeit. onde dich dar vmbe zu rehte minnen. wende dar zu fint 
vnd gegeben der felen finne. vnde wie mohte groger wirbefeit fin. 
wene daz dv vns huft gegebin. geftlich vnde vndotliche vrſheit. ***) 
herfaf ober alle creaturin. vnde daz dv moft [16.] ir troft wejin. 
falt dv von deme dode genefin. F) herre von dene ewigen dode 
loſe fie. dorb dine vmbegriffenliche barmeherzefeit. vnde virlich 
indiner hulde felifeit. indime namen. amen. 


Di; ift von den filbern ſolin. 


Her nad jo ſalt do proven vnde merken. Daz falomon da; 
gezimbere hat gemath. vife filberine fvle. die fole bezechinent die 
wirdefeit onde felifeit. diner loſongen. die got hat an dich gele- 
git. die dv proven falt. daz machit dir fonderlichen innefeit. vnde 
bringet ovch [17.] fvz:feit. wigetane wis daz merfe. 

Di eine fol ift daz got dir zu eime loſere. vnde zu einer 
lofongen. gegeben hat finen fon. vnde nywet einen engel. oder 
einen arzengel. oder einen patriarchen. oder propheten. wene ihm. 
rpm finen fun. zware daz waz groge minne. vnde gunft. alfe 


*) Vergl. die Note zu ©. 9 der Handſchrift. 
*%) Lies: ſehſte. *#%) Lies: wisheit. 
+) Dergl. die Rote zu S. 9 der Handfchrift. 





— 492 — 


paulus ſprach. dar an iſt vns godes minne geoffen— 
baret. da wir ſondere waren da gab er vns ſinen 
fon. ihm rpm anden dot. Inhoc conmendat. et cetera. 
vnde fante johannes ſprach. Inhoc caritas dei non quod [18.] 
nos dilexerimus eum sed quod ipse prior dedit'nobis. et cetera. 
Dar ane fhinet goded minne daz wir in nywet 
von erefi minneten. wande er waz der minnen ane 
beginne vnde gab vns finen fon. ihm rpm zv eime 
Iofere vnfer fonden. No prove geiftlicher menfhe. diz iſt 
ein fhone fol. dar an fich din fele haben mac. vnde fal. merke 
dine wirdefeit. vn dine *) felifeit. ez ift vnde waz ein gro 
vnmogelich dinc. daz got dine fele wolde lofin. vnde reinigen. 
Mit finem blode. vnde geben fine fele vmbe Pi[19.]ne. vnde 
mit finer pinen vine virtriben. vnde dich vondeme dode bit fime 
dode lofen. werliche ez waz ein michel dinc. dar vmbe en foltu 
diner felen nivt affe Fleine achten. die got fo tivre hat erloft. 
onde dar vmbe er ein fo ture pant hat gegeben. dar vmbe falt 
dv nivt fie. vmbe fo Heine ſonde geben. kere dine finne dar wert. 
vnde merfe wie groze pine do erarnift. obe dv got onferen herren 
fo grozes. vnde fo lobeliches finges romift.. 

Daz ander ift. dv falt proven daz dir got bi dife fol Hat 
gel20. Iſazt. noh ein ander da mide er dinen geift ſterket. vnde 
dich zo der innefeit ladet. vnde werliche ez fol dir von rebte 
innefeit machin. Daz vnſeme lieben herren dar ane nit ingnvgita. 
daz er dir finen fon gab. zu eime lofere. er ingebe ovch dir. daz 
himelriche 30 eime erbe. Daz vriondit fante paulus. da er fprichit. 
der heilige geift. der vrfondet vunferme geiſte. Daz wir godes 
finder fin. vonde fin wir godes Finder. So fin wir doh fines 
riches erbe. vnde hvsgenoz fine lieben foned. Eia nv merfe 
geiftliher [21.] menfhe. Die groze gabe vnſers herren. er bat bir 
gemachit ein erbe fines riches. nit ertriches. wen dez himelriches. 
Daz inift nit zergenclich. wande ey ift ewic. nit Fleine vnde 
gro. da ift frovde ane maze. da ift leben an ende. jvgint an 
alder. fride ane trubenifie. ere ane haz. mimne aue vale. ficher- 
heit ane vorchta. foze gefellefaf der heiligen engele. frontfaf vnſer 
frovwin fente marien. godis werlich becantnifle. volle Fomen 


*) vnde dine. (Mit vn⸗ ſchloß bie Beile.) 


— 33 — 


mine. felic brohniſſe. vnde dar ane. wonne aller biitfaft. Ro 
werke geiftlicher menſhe. [22.] diz it daz riche Dar dv zv horie. 
vnde dar do zu bit erbe gemachit. No reinige dime brodegoome 
din herze. bit ganzer minne. der dir hat bereibit fo groge wonne. 
Dis ift danne die ander ſol. dar an fich din geift neigin fol. vf 
daz er wisheit inpahe. vnde bit gabin befte. 

Dar nad) fo ſaltu prowen daz get die troden ſol hie bi hat 
geſazt. da mit er dinen geiſt aber ſterket. vnde bir ſonderliche 
innekeit machit. her an daz er mit deme criſtenlichen glovbin. den 
er bir gegeben bat. [23.] mahete difin aller den zv guabin. 
allen finen Holden. Nv prove wie groze gnade. vnde liebe er an 
bewiftt hat. Merfe wie vile lebene. vnde geißlicher orbine. fi 
ander heiligen criftenheit. So prove me. wie manic gut menfhe 
jt dar ane. So prove vorebaz. wie manige togint. inden lvden 
ft. So prove vorbaz. wie manic got dinc. von difen Iuden gedath 
werde. vnde wie manic inneclich gebet. von Difen gefprohen werde. 
werliche das iſt ane maze. onde ane zal. Sich des biftu alles 
teilhaft. bit dem criftenlichen glovben. vnde [24.] bit der minnen 
dinez herzen. wande fce avyguftinus fprichet. Swanne ich an 
eim anderen da; minnen. daz an mir niet inift. fo wirt bit ber 
minnen fin gnade min. Nov prove geiftlicher menfhe. wer mar gebin. 
oder wer gibet. oder wer gab ie. fo groze gabe. vmbe fo Kleine dinc. 
daz ein menfhe haben mac. aller [ode gnade. vmbe Kleine binc. 
pnde vmbe reine minne. vnde wer bat diz gegeben. wene der ſoze 
got. von himelriche. vnde war vmbe. wen daz er Dich riche mechte 
aller guaben. vnde baz dv frol25. Jwe wordes vber alle fine gabe. 
Dwe vil armer. vnde .‚voh vil richer menfhe. obe dv wilt. nv 
prove diſſes frondes minna. vnde frontfaft. wie groz ez iſt. daz 
er gegeben hat. vnde ovh wie groz ez iſt. daz da vone formen mac. 
vude ovh daz. die minne noh grozer. vnde edeler iſt. danne vome 
ez Fomen iſt. werlicher Dinge. prvves dv wie groz der minnere 
iſt. vnde wie vunbegriffenlich ſine minne iſt. vnde wie groz die 
gabe iſt. Die er an diſen dingen. zu dir hat gedan. jo movſtu 
jehen mir daz dv in fon rehte minnen fokt. vnde [26.] alle dine 
liebe ferin 30 ime. der ſo groze liche Hat geferit zu bier. 

Her nach fo bat er bier vie vierden ful bi die Drittin gefagt. 
Dffe daz din herze deſte flarfer fi. vnde innefeit inpahe. Dan 
abe daz er dier dicke. finen lichamen gegebin bei. leider da ‘vo in 








— asa — 


ovch ſvndekliche inpinge. vnde ſwanne dv in geiſtliche bit dem 
prieſter inpingeiſt. vnde bit der innekeit dez herzen. inder meſſen. 
da dv fie horiſt. vnde war vmbe. Dar vmbe daz dir vor ber 
inpencnifle. der aplas queme. diner mifletat. vnde der troft dinis 
[27.] geiftes. vnde daz dv gefterfit wordes dines geifted. vnde 
daz dv gefterfit wordes wider dine beforongin.. Dv infennis 
da3 wol. daz dv fondie bifl. dar vmbe fo irfenne ovch daz tar 
ane. wie groz otmvdifeit daz fi. daz got vnſer berre bit der hime- 
liffin fpifin. fpifin wilt. vnde labin bit der engele brode. vnde 
prove ovh. daz dar ane. fre pavl fpridhit. fwer dit brot. vnwir⸗ 
defliche inpehit. daz iſt daz bit hovbit ſonden iſt. daz daz finen 
dot inpehit. vnde wer in wirdekliche inpehit. der da iſt ane 
hovbit fonde. den hilfet ſ28.) iz zu manigen dingen. Iz irlvhtit 
daz herze. vnde troſtit den Geiſt. Iz virtilijt ovch tegeliche fonde. 
vnde gibit craft. vnde vordniſſe zu den tigindin. vnde ſterket den 
menſhin wider bekorvnge. nv ſich wie groz ein dinc. dar vmbe 
fo radin ich Dir. dv alſo. daz Do diz brot bit wirdikeit inpahis. 
alfo verre alſo dv macht. fo flige dich. daz din herze reine fie. 
vnde din geift fenftemvdic. Din ſame wizzentheit. gode geradin. 
vnde gode innic. zo dime ebineriftin willic. fo irfrigifto felifeit 
vnde wirbifeit. 

Her nach fo jaltu prof29.]rin die fonfte ſol. Da mide er 
dinin geift ſterkit. vnde dich zu der innefeit manit. dar ane daz 
er dinin Ffnappin bat gebodin. daz fie din bineft fin. Daz fint 
die heiligen engele. den er dich bevolin bat. daz fie Din femerere 
fin. onde dich bewarin. daz fie dich von bofin vnrechter geifte 
gewalt bewarin. vnde daz fie dich zu goden tvgenden manin. vnde 
daz fie Dine innefeit. vnde gebeit bringen vor got vnſern berrin. 
alfe tobia fie gefach. da ter engel zu. ime jpradh.: da do dine 
almoſe gebe. vnde din gebet fpreche. da [30.] brabte ich ey vor 
got indaz himelriche. Rv merfe geiftlicher menſhe. her anbine 
wirbefeit. daz got dir hat gegeben. einen femerere.. den do niht 
Fleiden ioh fpifen in darft. wande er iſt din dineſt von gobe 
gebode. vnde Fan dir wole gedinen. von er die wisheit hat. vnde 
tut ez ouch gerne. wande er die rehte minne tregit. vnde mac 
iz wole wande got bit ime wonit. vnde *) bit gobe. eia geiftlicher 


®) Lies: vnde er. 





menfhe. no wis fofhe vnde reine. onde wol gezogin. vnde behalt 
bifin godis boden. dinen knecht. zu vrfonde. daz git [31.] dir 
godes holde. 

Her nach fo faltu provin. daz got hat dir an dinen zimber. 
bie fehftin ful gefazt. vffe daz din herze befte ftarfer werde. zv 
fime lobe. vnde fime dieneſte. vnde din geift me inpengit werde. 
zv finer minnen. dar ane hat er gefaget. er fi Din vader. vnde 
folet in ane fprechin. alfe dinen vader. vnde andime gebede. bar 
vmbe fprah er. wanne ir bedint. fo fprechint. pater nofter. 
daz quid got vader onfer. vnde ovch ander fma. *) ſprach er. 
ir infolit nivt fprechen. daz ir habit einen vader. indem [32.] 
ertriche. wande vwer aller vader dit indeme himelriche. Nv 
prove geiftlicher menſhe. dez biden ich. war vmbe wenifiu. 
wolde er. daz dv in vader namedes. onde dv fin Find weres. 
wan dar vmbe daz er dir offen barte. wie gros fin minne zu dir 
it. onde wie flizie er din ift. daz maht dv indem veberlichin 
namen vnde herren provin. No fih ob ein totlich menfhe. -fin 
fint fo leib **) hat. vnde fin fo flizie bift. daz er nivt beine finde 
virfagin mac. noh in virſagit aller der dinge. der ez zv finer 
jelif33.]feit gerit. wie mochte danne got von himelriche. finen 
finden virfagin. die er tvſint warbe lieber bat. er fpricher ***) 
dorh den prophetin yfalam. mac ein moder virgezzen ires einbor- 
nen kindes. ich inmac imer vdiefeine +) wis virgeszen niet. 
wene irfit mir an mine hende geihribin. dar vmbe geifllicher 
menfhe. wande din got fo vlizic iſt. fo wis fin flizie. vnde dv 
als daz int. wider finen vader don fal. wis ime gehorfam. 
onde vnderdenich. vnde minne in innefliche. vnde dine ime frvs 
mefliche. [34.] fo nemac ez dir nimmer miflegan. vnde fo falt dv 
an gode beftan. vnde befizgen hie bez herzen innefeit. vnde nach 
difime libe die ewigen felifeit. 

- Her nach prove die fiebinden fol. die er hat andinen zimber 

nefazt. offe daz dv deſte ftarfer wered wieder den fient. vnde 
ovch daz dv deſte menlicher. werbift 30 fineme binefte. Diele fol 
ift der otmvdige dineſt. Daz ime nivt dar ane genvgete. daz er 
bin vader was. vnde iſt me. er wolde bin knecht werben. vnde 
dir dienen an difeme ellende. Owe fvzer got [35.] von deme 


*) anderewd. *%) lich. *e) ſprichet. +) deleine. 


— 498 — 


hohen himele. vnde wer gefach ie fo groze otmodekeit. daz get 
fime gelichniſſe wolde dienin. offe daz fie irme fheppere. deſte wil⸗ 
lefliher dienetin. der herre wart dez knechtes kneht. Offe daz 
der net worde gro. vnde worde der herren genoz. eia nv 
prove waz got der herre ane hat bewilet. wer waz der dineſt 
man. daz waz got felbe von himelriche. der da ift ein herre. in: 
dem bimele. vnde in der erden. der otmodige ſich dar zu er bin 
fnecht wart. dar vmbe fo faltu proven fil36.Inen dineſt. wie 
getroweliche er dir bienete. daz er alles det dorch dine felifelt. 
onde dvrch dine hoffenunge. da mide prove. wie otmvbefliche er 
daz tede. wande er anbime dienefte. manige jmacheit leit. da mite 
prove wie innenflide er daz dede. vnde ovch wie minninkliche. 
wande dir dan abe fo groze feilifeit Fomin iſt. nv prove vber 
Tot mir. geiftlicher menfhe. der da weſen wil ein brot. vnde ein 
godes brot. wer dirre dieneft man fi. vnde wa er bir gebienet 
bat. onde diene ime otmvdefliche. vnde [37.] jo nvzliche. daz ime 
dar abe Lob Tomen moge.. vnde gedenfe daz bo ime dez ſholdic 
biſt. beide dar vmbe wende er dir gebinet hat. vnde dieniſtu ime 
bie. fo wil er dir dienen indeme Bimelriche. bit allen finen 
holden. ſich liebe nv haſtu fibben file. da der heilige abe 
ſprach. daz die wisheit machit ein hos. vnde zimberte daz wife 
ſiben ſole. alſe ich dir geſaget han. die wisheit dez hamelifſin 
vaderis. was vnde iſt vnſer herre ihe rpr. ber ein hvb andiner 
felen gezimberet hat. vnde daz geſ38. neigit offen ben ſole. alſe 
ich dier geſaget han. vnde werlicher dinge. wilt dv rechte prv⸗ 
sen. fo ſal ez mir vnde dier. von reche *) innekeit. vnde minne 
303 ime gebin. obe do ane ſiheſt. die ſiben wirdekeit. die er bir 
ane gelegit bat. alfe ich hie vore geſprochin han. % waz ein 
michel. vnde ein gros. **) daz er ſelbe wolde dich. bit fin ſelbes 
blvde loſin. vnde dich machin erbe. ſines riches. vnde ouch teil: 
ſam der gnaden machin. aller ſine holden. vnde diner ſelen ſpiſen. 
bit fime heiligen lichamen. vnde [39.] da bi ſinen engelen bevelhen. 
vnde ſelbe din vader weſen. vnde andiſeme ellende dir dienen. 
vnde wie mochte ie grozer mimne werden. O ſpozer milder get 
‚aller gode. bereihte *®*) vnſer gemvde. vnde virlich vns Die finne. 


*) rehte. WM) guöge. We) berihte. 


daz wir bich von bergen minnen. *) vnde gieb zu dinen gabin 
die annamelelt. vnde wone vonferen felen bi. daz wir behagin 
Bier an dime namen. 


- Dis iſt von dem goldinin ſchrauke. 


No han ich geſagit von del40. Ime holze. vnde von ben ſilbe⸗ 
rinen folen. daz iſt von den manicveldigen gnaden. die got an 
vnſer fele gelegit bat. beide an vnſerme gefhefnifle. vnde ande **) 
loſongen. nv folint ir proven vnde merken von dem golbinen 
fhrande. daz if vnfer herre ihe rpe. der filber goldin iſt. von 
der wisheit. vnde virgoldet alle dinc. bit finer gotheit. der hat 
vns einen fhranc gemadhit. bit fime heiligen bilde. fines libes. 
dar ane wier folin vnde proven mogen. wie getune [41.] wis wir 
leben folin. obe wier ein recht volle fomen leben. geiftliche hal⸗ 
den folin. des wir begerin. vnde ovch wir bar zu gebunden fin. 
vnde fagen ich ioh warombe. die gnade vnde die dinc. dan abe 
ich vor ivh gefprochen Han. die bewifent die wirdefeit. vndie ***) 
felefeit. dar ane wir gefaffin fin. vnde manet vns. zu der rehten 
leibe. +) vnde gibit den rehten minneren innefeit. vnde leret wisheit. 
dorch die fache. danne die ich geiprochen han. vnde ovch durch 
die anderen. die dar ane [42.] beflozzin fint. jo folen wir bie 
pa heizint geiftliche Iode. und dar ane fligen wie getane wis. wir 
vnſer leben vove ſezzen. dag got dar ame gelobet werde. wande i3 
Fomit dicke alfo. fwanne ein menſe denfit onde merkit. was got 
finer teten babe getan. vnde waz er ir felifeide Habe bereidet. da; 
fin herze wird inpengit. 30 gode. vnde daz er bie liebe. vnde bie 
minne gevafzet. daz er worbaz dienen wilt. alfer wande da ber 
getan haben. vnde fo wolder wizzen wie getane wis. er daz 143] 
don wolle. Fr) dag bewifet onfer herre. indeme dritten ftode. in 
deme goldinem fhrande. daz tft bi dem bilde fines rechten Tebenes. 
dar ane dv proven macht. geiftlicher menſhe. wie do leben falt. 
obe dv rechte andime Tebene werden wit. vier teil fint andeme 
geldintm ſhrauke. die dv provin falt. vnde ovch bi Den werfen. 
balden. Die nindefto andem bilde. vnſeres herren ihv. xpi. daz 


*) Vergl. die Note zu S. 9 ver Handſchrift. **) an ber. 
28) vnde die, (Mit uns fchloß die Zeile.) 
7) liebe. +) Das zweite l auf Maſur. 


— 138 — 


eine ift. die otmvdekeit. vnde volkvmen gehorfameleit. die er bewiſet 
an drin Dingen. dar ane. daz er finem [44.] vader gehorfam waz. 
von rechte wande er ober ima waz inder gotheit. onde dar ane 
daz er finer moter gehorfam waz. von minnen. die ime gelich 
waz Inder menfheit. vnde ouch dar ane daz er jofebe. vnde fee 
johanne baptiſte. vnder denic *) waz. von otmvdifeide. wande fie 
waren bit allen ftucfen. vndertenic. ime. fo prove her ane. wilt dv 
dines brodegovmin volgere wefin. fo falt do dez felben pflegin. 
dv falt dich othmvdigen vonder die. Die vber dich fint. daz fint 
ale die bezzer danne dv. oder [45.] wifer. oder me vollefomen. 
vnde den dv dine fele bevolhen Haft. diz iſt recht. da bi fo falt 
dv proven vnde merfen. vnde dich othmodigen vnde gehorfum 
weſin. den. die dier glich fint. vnde daz folt dv Don von minnen. 
daz faltv fo virnemin. daz dv fie trofted. vnde in helfes. an iren 
nodin. vnde in ooch intiwichift. da bide falt dv dich othmopigen. 
vnde gehorfam weſin. den die vnder dier fint. daz iſt recht oth- 
modekeit. wilt dv daz den. fo falt dv in etteswanne virfwigen. 
vnde ir frandeit miet [46.] in. vnde ir vnvollefominheit tragin. 
dife drio dine gebvdit got fante petre. vnde fprichet alſos. die Pie 
herſhaf obber habin. die folin gehorfam fin bit forchtin. daz ift 
mit flize daz eine. daz ander ift alfos. er fpridhit ir folit. iwer 
fele .Faftigen. vunde ewigen mit deme gehorfamedin. daz meinet er 
alfo. daz wir gehorfam weſin folin. von minnen. bie fein **) recht 
vber ons inhaben. von dem drittin fprichit er ovch. er fagit. ir 
folint iwer othmvdekeit bewiſin. vnde war ane mac ich baz. [47.] 
othmyvdekeit bewifen. wene daz ich gehorfam wefin. den die under 
mir fint. fich haſtu diz. vnde tuftu diz. fo ift fie andir gemahdhit. 
vnde volle brath. daz eine teil dez fhrandes. vnde an deſeme 
teile. fo mahtu vinden ovginweide. wanbe bir von diſen Dingen 
groze gnade kvmen mac. vnde mit dirre gehorfamedin. fo faltu 
ſigin vechtin. wider dine viende. vnde bewarit dich vor beforunge. 
vnde machint ovch Die werc. gode ane minne. Dis ift groge gabe. 
diez falto provin. [43.] an dem erftin ftuce. des lebenis vnſers 
herren ihv rpi. hernach fo faltu volgin der gehorfameden. daz 
vlizige werec. vnde getrowe dienift. daz vinbeftu ovch an vnſerme 
herren. wande er an allin finen werfin. fined vader lob. vnde 


*) Lies: vnderbenic. *%) dekein. 


era fterfete. vnde fine fienden was er getromwe. vnde wiber fine 
fiende. vnde fine. wider fachin. fo tet er inbarmherzeflicha. *) fich 
front alfo moftu don. wilt do godes folgere wefin. dv falt zu 
erift. den beften daz befte gebin. daz ift vnſer herre von himel[49.]- 
riche. dem faltu von erift. von dem herzen daz befte geben. daz 
ift Die mildefeit. wen fante pavle ſprichit. Dazfie vber alle dinc 
moge fin. wen fie gibet gnade. andifeme libe. vnde ouch nach 
difeme libe. Da mide fo faltu gode gebin. dine Fofefeit. von 
dime libe. wande fie virlihit vns derliche **) heimlichfeit. da mibe 
ſaltv ime von den werfen gebin den lob. fich daz ift daz befte. 
Daz vnſeren herren ane gebort von himelriche. dar nach fo faltu 
dime fronde von himelriche [50.] getrvwe fin. vnde infalt fie niet 
ihiere begebin. obe fie dier nit wol getromwe inwerin. dar nal) fo 
falt do barmeherzefliche bit den fronden varin. nv prove dife dinc. 
bifto gode vnſerme herren milde. der virlihit dir die gnade. biftu 
getrowe daz beheldit dich. an den gnaden. biftu barmeherzic. daz 
merit dir die gnade. nv prove dis ift daz ander. daz horit zu 
diſeme fhranfe. daz do fligie fift anden werfen. her nach fo volgit 
daz dritte. daz dv gedoldie fift. an dem vngemache. [51.] dar 
vmbe wilt dv dines Dinges flizie fin. fo moz din manie dinc 
genvzen. vnde dar zo fo ſaltu geboldie fin. vnde an drin Dingen 
_ fonderliche. do falt dine virholne. viende. gedoldekliche. vertragen. 
alfo lange bis fie got melde. oder daz fie fih felbe melden. alfe 
det vnſer herre ihe xpc. jvdad der fin virholne fint was. daz 
ander ift. dv folt din offenbare finde weder ſazin minnenfliche 
tovgin. vnde nivt dich zv hant forchtin. alfo vindiftu ovch an 
vnferme herren. ihv. xpo. [52.] daz er det bi den bofen pharife- 
win. vnde fhriebin. die ime wider waren offenbare. daz dritte ift. 
dv folt ovch gedvldic wefin. obe dich etteswanne. diner fronde 
bejwerit. alſo vindiſto ovh an vnferme herren. da in fine jongerin 
begebin hattin. an finer martelin. da tovgete er fich alfo. lange. 
biz fie aber wider quamen. dv; dv diz. vnde bifto her ane gedoldic. 
jo fomet dier trier hande gnade. dan abe. daz eine ift. die gedol⸗ 
defeit. beheldet dine fele an gnaden. onde bewart von [53.] ungna- 
den. daz ander fie gibit. dinin finnen die wishelt. daz tritte ift. 


*) in barmherzeflichn. 
”s) Bon fpäterer Hand au dem untern Rande der Seite gebeflert: dierliche. 








— DB — 


fie fobit bier groze frowbe. vnde troſt. bag «ine fprichet vnſer herre. 
Inpaciencia vestra. possidebitis anımas vestras. daz ander 
fprichit falomon. Qui paciens est mvita gvbernatur sapıentia. 
daz Pritte fpridyit aber ſalomon. vsque adtemplas *) svetimebit 
paciens. et posten reddicio jocvadidatis. daz qvid der gedoldige 
menſhe. fal ſich zo einen Romden fich doogin. wande got wilt bit 
frooden Ionen. ber nach 30 dem fierden ma[l54.]le **) fo jaltn 
do ***) Dich fligen. daz din leben werde fo vore ſezzet. daz iz moge 
gobe lobelich fin. vnde ovch dir vnde dime ebencriften nee ſi. 
vade dar zo horent ovch driv dinc. daz eine iſt die reineleit. dez 
herzen. vnde die rechte wiſzentheit. wande die liebe die gemein⸗ 
ſhaf. vnde reht era. vor gode vnſerme herren. dar vmbe ſprichit nee 
pavl. Gloria nostra hec est testimonium eonsciencie nostre. 
de +) lob vnde vnſer era. die liget andem orfonde onfer rehtin wizgent- 
beit. daz an[55.]der iſt, do falt dich fligen. angode five. fo volgit 
dir felde wide. alfo mienin mid). daz do folt dinen fliz- dar wert 
ferin. daz immer dine wort. an dime groze ſoze fin. vnde bime 
antwirte minnenkliche. vnde dine berefponge fenfmvdic. vnde in 
don tieneft beftefliche. bie mide fo machtu irfrigin gode five. Day 
Dritte iſt. do falt etteswanne. dinen fhaden Don. durh ander Tode 
willen. vnde vromen. vnde ovch onbroft. dorch iren droſt inpahen. 
das ſprichit falomon. der daz dot. daz da reht in. no merſ86. Ile 
aber mit mir geiſtlicher menſhe. nv die minne vnde die liebe. die 
dir got ſonderliche. aber andiſen dingen geoffenberit bat. damide 
daz ime niet dar ane begnogeda. daz er dir bewiſet bat. Die ſeile⸗ 
keit diner geſhefniſſe vnde diner loſpngen. offe dez wo dar ame 
irlentes. daz er din ganz front were. ber dir fo greze felikeit wo 
geferet Hat. vnde daz de dar ane provetis. daz Do ime vom rehte 
dinen foldes. vnde daz dvz froliche tedis. wande vo fo manic zeihen 
finer minnen hedid. vnde damide. vnde [57.] dar nad. fo bat 
er dir vore gelegit. daz reine bilde ſined lebines. da do ane merfim 
falt. wie getane wiz ++) ®o bin beiwengit lebin orbinieren ſoldes. 
obe do beginnende liebe inpangin babift. ze ſime lebene. vnde zu 


2) Eo die Handſchrift. 
**) fe if rabirt, ohne das die Stelle witer beichrieben wäre. 
»s8) So bie Haudſchrift. 
Y) de. 1) wie. 


fime Wienefte. do falt prowen vnde merkin dien fhrauc. vnde einen 
fogetanen. an din berze zimberen. vnde machin. daz iſt alfo vile 
geiprodhin. dv prove vnde merfe an dem bilde vnſers herren. vnde 
fere din eben dar nah. wilt do ein reht menfhe wein. alfo daz 
vo othasoneflif5ß.jche. vnde flizic an dem dineſte unfer& herren. 
vnde gedvldic. andem wider mode. der arbeide. vnde da mide nvcze 
an dem ebene. vnde daz dv diz getun mogefl. dar vmbe folt dv 
got biden. vnde fprechen bit mir. herre Eeifer onde Fonic. von 
bimelriche. vnde barmberziger vader. ſoze vnde reine. brodegovme 
der minnere der felen. gib mir Diner armin creatsrin. on Diner *) 
vngetrvwen tochter. daz ich noh dir getrvwe moge weſen. vnde 
alfa liebe. daz von mime lebene. din lob wer[59.]de gebreibet. 
vnde min felifeit werde gemerit wande fol ich Din volgerin wer- 
den. daz ich konne othmodic. vngehorfam **) jin. vnde flizic an 
dime bienefle. vnde daz vngemach gedvidefliche zu inphahine. vnde 
mir vnde anderiode. nvczefliche lebe. daz fol vnde mvz von dinen 
gnaden fin. vnde fomen. cia nv gnade mir gnediger got. dorch 
alle die guade. die do ie menſhen gegebe. gib mir daz ich fonne. 
vnde moge. dir aljo gedienen. daz min dieneft dir behage. vnf60.]de 
ih von difeme libe bit dinen hvlden vare. daz gib mir an dime 
namen. amen. 


Di; ift von deme trappiu Der gen fal zu dem guldenin 
ſhrauche. 

Ich han ivh gefagit. von dem ſhranke. ber nach fo volget 
der bimeltrappe. der was pellil vare. daz iſt daz heilige leben. 
vnde vollefomen. daz vnſer gefellen heiten. die vor ons fint geweſin. 
die Bat und ovch got zu trofte gegebin. vnde zu meiſterin gelazen. 
wande an irme lebene mogen wir vinden. wiegetane wis wier 
mogin vnde folin. [61.] 30 dem fhrande klimbin. wande fie lerint 
wie liche togende. wir von infolin ***) habin. indem vorgenclicheme 
lebene. wande fie die hiemeltrappin. miet. wer daz don wilt. ber 
mv; fridefamic fin. waude da mide irfrigit er got. wande godes 
wonvuga. fprichit der prophete. ift andem friden. nv prove geift- 
licher menfa. wiltn eine fridefamige confrientien irfrigen. vf daz 


5) vnde diner (vn⸗ ſchloß Die Zeile). 
6) vnde gehörfam (vn: ſchloß die Zeile), *®*) in folin. 





got mit mir wonin moge. fo foltu folgen mine® rades. vnde ton 
drv dinc. daz eine iſt. dv falt dine vzwendige finne wol F62.] 
beivarin. dar vmbe. wande fie fint vmbe daz herze. alfe der lant⸗ 
were. vmbe daz lant. oder die more. oder die porte vmbe die flat. 
vnde wanne der lant were *) wol bewart ift. jo mvgen bie [ode 
fi) deſte baz intaldin.**) vor irin vienden. alfo fügen ich dir 
geiftlicher menfhe. wanne dine fine wol bewart fint. vzewendich. 
fo machdv deſte baz bewaren. vnde deu beforungen wider fen. 
daz ander ift. dv folt vzer dime herzen werfin fridebrechere. daz 
ift ober mot. ***) vnde idel ere. zorn [63.] vnde haz. vnde geift- 
liche gire. der hohe mut. der ift ein roobere. der got rovben wilt 
finer eren. vnde da mide. fo robit +) er dich finer gnaden. aljo 
brichet den friden der hohemvt. inzwiſſin gode. vnde der felen. 
vnde dar vmbe fo falto in virwifen. wiltu den friden babin. dv 
folt ouch virtriben den zorn. von dem herzen. der ift ein morbere. 
wande er gnade andime herzen. den togindin machtin indeme 
herzen. vnde was der trappe pellilvare. wande fie namen der 
toginde gode war. vnde difen himeltrap[64.]pin falto haben. 
wilto gode behagen. daz ift fo vile gefprocdhin. dv folt din here 
nah iren togenden ferin. wilto dinen fhephere vollefliche erin. 
wiegetane wiz. ++) daz wil ich Dir fagen. alfe verre als ich ez von 
gode han. 


Diz ift von der heinliche godes. 


Daz eine ift der erfte grat. an dem trappen. danne vone wir 
vinden gefhriben. daz do provin falt. daz die heiligen waren gode 
heinlich. vnde got in waz heinlidh. alfo falt dv dich vligen dar 
ane. daz andiner felen dir werde Got heimlich. daz prove wige-[65.] 
tane wis dv ſalt don. alfe die dont. die eines tinges heinlifeit 
haben wollent. fie bodefeffent daz dinc. alfo falto bon. vnde 
jenden dine bodend ines herzen. daz fint Die gedenke. indaz himel- 
riche. 30 onferme herren. vnde prove jine groge oihmvbdefeit. die 
dv dar ane proven maht. al ein er hoch vnde wert fi. vber alle 
dine. idoch othmodiget er fidh. zu der reinen felen. damide zu dem 
ander male. fo faltu inzv +++) dir laden. mit der gerongen. vnde 


*) laniwere. *%) inthalvdin. - '#*%) obermpt. 
+) rovbit. FH) wis. HH) in w. 


— 433 — 


indanne *) zu dem dritten male. minnenfliche [66.] inphahen. 
onde ime dines herzen heimlichfeit offenbaren. vunde ovch ime 
Hleinode gebin. von dem herzen. daz ift allez din vngemach. zv 
fime lobe. fine minne dvftv. diz Fomet dir mit drier hande gna- 
ben. daz eine ift. iz erlochtet dir Die finne. vnde gibet bir ovch 
bie geiftlichen frovde. vnde fterfit dich wider vngemach. daz eine 
‚bewifet onfer herre. in Ivca. da infine **) zwolf jongerin haden 
nar ingebeden. vnde in twongen daz er bit inwere. ***) vnde da er 
zuzin qvam. vnde daz brot brach. da er[67.]lochter in irfinne. ****) 
ooch daz fie in irfanten. die in niet vor irfanten. daz ander 
bewifet vnſer herre. an einer anderen ftat. da er 30 finen jvngerin 
qvam. da fie beſlozzin warin. onder dem berge zw galilee. vnde 
‚trofte fie. vnde ftet da. daz fie gefroweit wordin. bit fime anege- 
fichte. daz dritte bewifet onfer herre. an einer anderen ftat. an 
iobe. der von godes befeintniffe. vnde von finer heinlichfeit. vollen 
‚mensliche fprac. +) fin vngemach fenftefliche. vnde gedoldekliche. 
droch. alfer felbe vrfvndit bit [68.] finen worten. an einer ftat. 
an finen buoche. ++) da er ſprach. etiam si occiderit me. et 
cetera. daz qvid. Joch ob mich got todin wolde. Doch fo mofte 
ich ime. wol getrvwin. No fage mir war abe quam. dife ficher« 
heit. werliche von der heinlifeit. daz bewifet er wol an einer 
anderen flat. da er ſprach. Joch weiz ich wole. aleine iz got 
noch virberge anſime herzen. er wil doch min bit gode gedenfen. 
ſich diz gab ime die heinlichfeit. daz er ficher waz. anfime vnge- 
mache. vnde iz gedoldekliche indrvc. vnde inpinc. [69.] 
(Die Ueberſchrift iſt in der Handſchrift ausgelaſſen.) 

Der ander grat andiſeme trappin. iſt daz dv haben ſalt einin 
othmodigen geiſt. daz vindeftv ovch anden heiligen. dauid ſprach. 
ich bin geothmodigit. an allen ftvdin. dar wir quamen. mit dime 
geifte. hvmiliatus svin vsquegvaque et cetera. alfo falt dv dich 
othmodigen. vfen. vnde innin. vnde diſe othmodikeit Fomit dir 
von drin Dingen. daz eine iſt. der menfhe fal zo allen ftonden 
gode jehen wirdefeit. vnde merfe daz er fait denfen. vnde ovch 


*) in danne. *#*) in fine. ***5) in were. ****) ir finne, 
+) menfchläche fprach (s fl. sch und c fl. ch f. Pfeiffer's Myftifer I. 373). 
tr) uo iſt in der Handſchrift v mit übergefhriebenem Fleinern 0. Umge⸗ 
fehrt, o mit übergefchriebenem v, fleht ©. 1 der Handſchrift. 
28 


allez daz. virholne [70.] wefin mac. indeme herzen. vnde horit 
die wort. vnde ovh fo irfenit er wol die tat. wie volfomin fie 
fi. dig othmodet den menfhen fere. daz ander iſt. er fal merken fine 
Erancheit. vnde onvollefoninheit. *) wie fil er virfomit finer rehten 
zit. onde daz felbe. daz er leiftit. wie vollinfomenliche er daz dot. daz 
dritte ift. er fal proven. daz diefein ander wec. inift zu den gnaden. 
wande die othmodekeit. wilt ein menfhe gnade an gode vinden. fo 
myz er fie fochin mit oth[71.]modefeit. dar vmbe fprichet die heilige 
ſchrift. Quanto magnvs hvmiliate inomnibus et coram altissimo 
invenies gratiam. Daz quid. fo dv hoher vnde werder bift. fo dv 
dich ie me othmodigen fult. fo vindifto gnade an gode. Av prove 
haſto des flis. vnde wilt dv wilzen. ob dv an diſin grat fomin 
ſiſt. Daz falto merfin an drin dingin. daz eine ift der othmv⸗ 
Dige geift. der inwilt nivt fich annemin fromver gnaden. daz er 
fih dar zo zode. daz an ime niet inifl. daz ander iſt die ſelbe 
gnade. die an ime [72.] ift. die virbirgit fie. fo fie ferrefte mac. vnde 
infochit dar ane die Feinin **) lob. vonde ***) virfmahet man fe. 
daz ift ir vrovde. daz dritte ift der othmvpigin geift. lidet vnde 
tregit gedvldefliche. obe man irgin fagit offen in fromde ſcholt. 
vnde gedenfit waz fin heilant ie geleit. daz waz von vnfcholt. nv 
fih danne geftlicher menfhe. dis iſt der ander grat. andem 
trappen. den dv vf ftigen falt. zo dem goldinin fhranfe. 


Don der demodikeide der herzen. 

Her nad fo faltv [73.] provin. den dritten grat. daz ift 
die innefeit dez herzen. die dv haben ſalt. vnde die dv vindeft 
an dinen vorvaren. den heiligen Ivden. die dir fin gelazen zv 
bilden. vnde falt dar vmbe haben die innefeit dez herzen. fich 
wilt dv fie danne haben. fo falto driv die ****) haben. Die an dem 
menfhen innefeit machint. daz eine ift. daz merfe waz got wonderis 
hat begangin. mit ime dar ane. daz er in wolde bilden. nach 
fih ſelbin. vnde daz er inhat getragen. an den fonden [74.) fo 
lange. vnde daz er in fo minnenkliche. von den fonden hat. vnde 
fo wirdefliche gezogin. vnde ovch fine gnade. dicke ane alle wirde⸗ 
feit gegebin. vnde finen fozen reinen lichamen. vnde manige ander 
gnade. dar abe ich vor gefprodhin han. indeme anebeginne. vnde 


*) „vn“ getrennt in der Handſchrift. 
**) dekeinen. **2) vnde. *0*4) dine. 





kvrzliche bie fal bedenkin. vnde merfen. waz ime got godes habe. 
getan. vnde gunfte habe gemifet. daz ander ift. er fal merfen vnde 
proven. waz got ime Fonfte hat bemifet. an den [75.] crcatorin. 
daz er dorch fine liebe. vnde zu einer minnen zeichen hat gemadhit. 
die fhonin fonnen. onde den manen. vnde das geſtirre. vnde daz 
ertriche. vnde dar inne manige fhone creaturen. Daz wazıer. 
vnde dar inne manigen feltfenin flis. *) den lvft. vnde dar 
inne manigen feltfenen vogel. fhone andem anegefichte. vnde fuge 
ander ftimmin. vnde wonderlich an der natvrin. daz fit alles dar vmbe 
gefhen. daz er den **) menfhen bewifete fine wishelt. vnde gude. 
vnde [76.) minne. die er 30 ime tregit. daz dritte iſt er ſal 
prouin. onde merfin. waz got ime geben wil. er merfe fo er 
verrefte kvnne. williche frovde ime got habe bereidit. indeme 
himelriche. da er gobez befenniffe windit. ***) vnde Forzliche aller 
frouden wonne. vnde alles jameris ende. No prove liebe diſe 
triv din. ****) vnde denfe die machint Dir innefeit. andem herzen. 
daz dv merkez waz got. dir godes hat getan. vnde ovch tegelis 
chez dot. an bir vnde och an anderin. vnde waz er Dir [77.] 
noch don wilt. nach difeme lebe. me hie fo ſaltv vorbaz merfin. 
daz man diſe innekeit proven fal. an drin Dingen. wande fie 
bringen den menfhen drierhande frucht. daz eine iſt. fie gibit dem 
menfhen. vnde machet Innefeit 30 deme dieniſte. vnde git maht 
vnde fraft. zu der arbeide. vnde troftit ovh den menfhen. indem 
wider mode. vnde vntrofte. vnde Dies. iſt ime wol troft. dar vmbe. 
wande ſwer fich othmodigen wil. von herzen. vnde vollefumens 
liche. der mo; virfmahit fin. vnde [78.] daz er danne troſt 
vinde. an finer virfmachnifle. fo bedarf er wol der innefeit die 
in Iobe. 
Di; ift von der fridefame conſeientie. 

Her nach fo fal volgen Die fridefame confeiencie. diz iſt der 
firede +) grat. indifeme himeltrappin. diz ift die fridefame confelens 
cie. die dv vnde ein igelich menfhe habin fal. vnde fanen bir 
war ombe. wer innefeit habin wil. der ſal vnde mvz gode heimes 
lich werden. vnde mordet. daz dir nivt fmaden inmac godez gnade. 
dv falt ovh virtriben den haz. wande er iſt ein deip. FF) der an 





*) fs (æ viſch), vergl. Pfeiffers Myſtiker I., 573. 
25) dem. **%) belentniffe vindet. 82*) dinc. +) vierde. ++) diep. 
26* 





[79.] den foden gnabe ftielit. wider godez gebot. dar vmbe bridhit 
er den friven. vnde machit daz vorloge diz fint die dinc. die dv 
virtriben falt. Die andime herzin machit den wider tracht. *) wen 
anders inmacht dv niet friden haben. daz.britte if. dv falt gode 
gedenfe haben. vnde begeronge. vnde guden willen den falty friften. 
vnde ovh forderen daz meinin id. haſdv dikeine togint. vnde 
innekeit. dar nach flize dich. daz die gnade werde gemerit. andime 
herzen. daz heldit den friden. Nv prove vnde [80] merke. irkri⸗ 
geftv den friden dez herzen. dan abe fomet bir drier hande gnade. 
vnde frocht. iz gibet Dir vzewendic rvwen. daz iſt einez. daz ander 
ift. er bringet got. an din herze. daz dritte ift. iz git dir zu den 
[open gnade. ma der fridefamige menfhe. vnde ſenfmodiger ift. 
der ift gode vnde den Ioden leib. **) vnde wert. ber vmbe fo 
falto geiftlicher menſhe. die ***) fligen dar ane. daz dv ein fride- 
fame herze gewinnift. daz ift ber firede +) grat. in der himel 
trappin. der zu deme goldinen [81.] fchranfe get. 


Diz ift von der kvnheit oder fidherheit oder fterche dez herzen. 

Her nad) fo volgit der fonfte grat. daz ift die Fonheit. vnde 
die manheit. daz dv Ffone vnde menlich weien falt. wider dinen 
vient. vnde wider fine beforunge. vnde dar zu manit Dich. daz 
eine ift. dv falt provin. daz der vient ftare ift. daz iſt der tivel. 
der dir niet me gefhaden mach. wan alfo vile. alfe do ime volgin 
wil. dar vmbe fo falto kvne wefen. daz ander ift. dv falt proven 
die helfe vnſers herren ihm rpm. daz er willic [82.] vnde ovch 
gehelfen wol mac. wande ime nieman geftriden mac. wander ober 
alfe dinc ift. dar vmbe fo falto Fone fin. daz dritte ift dv falt 
provin. die fraft. die got hat andie felin gelegit. daz die engela 
indeme himele. noh der tivel. inder heilen noch die lvde andem 
ertriche. nimer die felen mogen gevellin. indie fonde. do inwolles 
danne felbe mide volgin. vnde daz herze neigin. zu den fonden. 
dar vmbe fo ſaltv kvne wefin. me hie faltv ovch provin. daz dir 
dife fonheit. [83.] bewifet wir ++) an drin dingen. daz eine if. 
dv folt groges dinges gode getrvwin. daz ander iſt. obe do groz 
dine macht liven. dorch got. daz tritte. obe dv groz macht virmiden. 
dorch got. her ane machtv. vnde faltt+F) proven die fonheit dinez 


*) widertracht. **) lieb. *22) dich (vgl. Pfeiffere Myſtiker I., 573). 
T) vierde. +7) wirt. 
tTh) do nach ſalt iſt durch untergeſetzte Puncte getilgt. 


— 137 — 


herzen. vnde biz ift der fonfte grat. inder himeltrappin. hie fol 
volgen daz fefte. daz iſt die ftedifeit. daz dv ftede fift. an dime *) 
lobe. vnde andime lebene. vnde an dime dienifte. daz dvs imer 
flizie ſiſt. vnde allewege fligie. wie dv gode [84.] behageft. vnde 
fine heinlichfeit irfrigeft. onde fagen Dir war vmbe. daz ein ift. 
daz der menſhe. fhire virflefit inder arbeide. ob er einen ftedin 
mot niet inhat. Daz ander ift. er wirt fhere virmonden. von 
der beforungen. ob er darbit der ftedefeit. Daz dritte ift daz got 
nimanne inlonit. er fi ftedie. andeme dinefte. vnde dar vmbe faltv 
ſtedic fin. vnde diz ift der fechte **) grat. zv dem goldin fhrande. 
No prove vnde merfe geiftlich menſhe. daz tft der himel trappe. 
den dv [85.] habin falt. an dime herzen. wande aber dirre tvgende 
fraft. an dir niet if. dar vmbe falto bit mir biden. vnde fpre- 
chin ane. vondem alle Fraft Fomen iſt vnde komen fül. vnde biden 
in. daz er dinen fomer virfte. onde dine vnvollenfomenheit. ***) 
vf rechte bit finer gode. vnde fprich alfos. herre do da himel vnde 
erde haft gefhafin. vnde alle dinc. die da inne begriffen fint. dv 
fageft daz ich bien Dich. dv wolleft zuidegen ****) mich. No hore 
mich ich bidens dich. do bift der e[86.]wige got. dv bift die vnbe⸗ 
griffenliche wishet. +) dv bift die ware minne. dv bift riche vnde 
milde. dv bift gut vnde füge. dv bift recht. vnde bift barmherzic. 
dv bift getromwe front. vnde ein othmodic herze. ein minnende 
vader. vnde ein war nothelfere. no Hilf herre durch alle dine 
gude mir. Daz ich andir. vnde mit dir. moge virwinden. 
mine not. Gib mir herre daz ich Fonne. vnde moge. diſe werlt 
onde fire frovde. vnde iren troft virfmahin. Gib ovch herre mir 
von Diner wisheit. daz ich [87.] infenne dich vnde mich. waz Din 
wilfe fi. anderts fo inmac ich von jamere werden fri. Gib ovh 
herre mir von diner goude. ++) daz ich von allin minen finnen. FF) 
dich herre moze minnen. wande mir inwirt nimmer rehte frovde 
font. ich inwerde von rechter minnen wont. eia ewiger minnere. 
mache mines herzen finne. nach dir vnriwec. vnde daz ft min 


*) zift ause corrigird. **) fehle. ##*) „vn“ getrennt in der Handſchr. 
243%) zwidegen, d. i. willfahren (mir); fonft mh. zwiden. Vergl. das 
Adject. zweidig in Schmellers bayer. Mörterb. IV., 302. 
7) Kies: wisheit. Tr) Bor gode iſt „gnade“ durchgeftrichen. 
tt) Vergl. ©. 9 der Hanpfchrift Note *). 











rime. Owe frge berre. gib mime herzen. vnde der fele min. *) 
rechte minne dvrch die gude bin. daz do fift der [88.) holde herre 
min. vnde ich Die arme dochter din. daz ich dir behage. vnde an 
dinen hvlden Hinnin vare. Indime nımen. amen. 


Dis ift von dem efteriche der ewigen minne. die git freude 
vnde hochgemuot. *") 

Mit godes helfen. fo han ich geſprochin. von deme holz. 
daz da horit zu diſeme geftlihen ***) bes. vnde ovch von den 
filberin fvlen. onde von deme goldinen fhranfe. vnde orch von 
dem trappen. die daz zu ****) gent. nv fal ich fprechin von dem 
efteriche. der minnen. wande aber die [89.] minne aller toginde 
erone treit. vnde anfich alle vollefominheit hat. Dar vmbe fo 
beiehin ich daz diz. ober mine maht vnde kraft ifl. wande ich 
aber diz dvrch die godis minne don. dar vmbe fo fal mir got 
dar zu. Ich han is begonnen. dorch fine minne. daz ich ovch iz 
vollebringe. daz 3v 7) fül er irlochtin mine finne. wande id 
fliegie ++) bin. daz ich ez gerne lerin onde fagen. alfo verre alfe ich 
i3 von gode han. nv prove vnde merke geiftlicher menfhe. vnde 
godez [90.] brot. von dem efteriche der minnen. daz vier orbinin. 
alfe ſalomonis tempel hatte. vnde ein igelich orden. drierhande 
feine. vnde wiegetane wis. daz wil ich ich fügen. alfe iz von gode 
habin. nv ſich danne. daz der eine orden ift. die provnge Hr) 
dines minneris. vnde dines brodegovmes. vnde dar ane vindeflo 
drierhande dinc. die Tin herze folin. vnde mvgin von rechte inpen- 
gin. zo finer minnin onde liebe. daz eine ift die vollenfominheit. 17147) 
onde die volle aller gude. vnde to[9Ll.]gende. daz machto dar ane 
provin. daz von ber vberflvzzekeit finer gode. alle fondere gereiniget 
fint. vnde ovh alle lvde. vnde engele. andeme himelriche. gnaden 
gerichit fint. zware dv maht wole provin. wie vol er gnadin. 
ende gude ift. der alle heiligen. gnadin riche gemadhit hat. vnde 
dar vmbe nivt defte minre hat. vnde ovh wie volle fomen der f. 
von dez ober flvzzigin gude. vnde alle dinc gefaffin +++) fin. vnde 
ovh wie volle fomen der mv; wefin. vnde reine fin. der alle [92.] 


*) Eiche die Rote *) zu S.9 der Handſchrift. 
ss) uo iſt im der Handſchrift v mit barübergefeptem 0. #98) geiſtlichen 
838) — da ge u? +)= da ze u? 7f) Misie HF) provrage. 
irrt) das zweite o aus v corrigirt. +4447) gel@affen (vergl. 5 ſtatt sch 
in Pfeiffer's Myfifern I, 573). 


dine moz reinigen. vnde fal. nv prove alfos. fo ift der Dinge cin. 
daz dv merkin falt. an dineme minnere. die vollefominheit. aller 
Dinge. daz ander ift. do prove dirre gabin mildefeit. daz got wol 
mildefliche teilet bit den finen. das mac man dar ane merken. 
vnde provin. daz er finer frvnde herze tmingit vnde inpengit. 
vnde manit. day fie inbiden. vnde ovh bar ane. daz er ir herze 
reinige dar zv. daz er ingibet. *) vber daz dez fie inbident. daz eine. 
vnde daz erfte fprichet [93.] sancte avgvstinus alsvs. Privsqvam 
invocarem prevenisfi. et cetera. daz quid. e. ich Dich bede. fo 
queme dv zu mir. vnde mende mich. daz ich bede dich. vnde Dich 
ane rife. von deme anderen fprichet ovch fancte angvflin. vnde 
quid. devisti mvlta mala merita mea. et cetera. sequitur 
prevenisti mvlta bona merita mean. et cetera. daz fprichit. 
herre dv haft an mir virtiligit. manige vngnade. vnde haft mich 
gerichit bit Diner virdahtigin guadin. daz dritte mogen wir merfin. 
vnde provin. an falomone der wis 94. heit bat. dem got wisheit. 
vnde richtum. vnde herfaf. vber alle fin viende gab. nv fich alfve 
fo falt dv proven vnde merfen. daz got mildeflihe**) gibet. von der 
fole die an ime hat. vnde fal din herze inpengin. zv finer minnen. 
Daz dritte ift. daz dv ovh andifeme erften orden proven folt. daz 
fin gift groz Äft. daz mac man merfen dar ane. wander dem 
rvigen menſhen. gencliche ***) fine funde virgibit. vnde ovh finen 
dienesloden ****) werliche daz himelriche irlovbit. vnde ovh finen 
minnerin. vnde frovden min|95.]ninfliche vnde trveliche biwonit. 
daz eine ſprichet er dorch den prophetin. ezechielem. Inquacunque 
hora peccator. ingemverit et cetera. daz quid wanne deme 
ſonde. +) die fonde leit ſint. vnde fie in rvwint. fo wil ich ſie 
ime virgen. daz ander ſprichet vnſer herre an lvca. ecce dispono 
sicut disposvit pater meus et cetera. daz quid ich gebin ivch 
min riche. zu rehtem erbe. alſes mir min vader hat gegebin. daz 
er da fprichit in iohanne. vohiseum svm omnibus diebus vite 
mee et cefera. Daz quid ich. [96.] wil mit ivh wonen. alle 
wege lebendige lib. Die wile daz die werl ++) fteit. ja minneftv 
in. fo windeſtv +rF) vnde haft in. indem herzen. bit der innefeit. 


*) rüber: ingeben moge; ö und n find rabirt und corrigirt zu I und &, 
moge iſt durchgeftrichen.. **) 1 auf Raſur. 

44%) genzlihe. ##%4%) Dieneftlüten; (vergl. diene, Parz. 608, 3., 618, 20.) 
T) fundere. ++) werlt (vergl, vorhin diene.) 

ttt) vindeftü (w und I find in der Handfchrift in eins zufammengezugen). 


— 140 — 


vnde warheit. inden werfen ber rehtefeit. Ro prove minne alfos 
vindeftv driv dinc indem erftin ordine der minnen. dan abe din 
herze fal. vnde mac inpengit werben. obe dv proven vnde merfin 
wilt. vnde fanft daz er riche ift aller dinge. vnde daz er milde 
it ander gaben. vnde daz ez groz vnde michel ift. fwaz er gibir. 


Ton dem anderin orden der minuen. 

Her nach fo folen wir merfin. nach dem minnere vnde 
provin fine minne. dar nach fo vindeftv aber driv dinc. daz eine 
ift. daz do nie von dinge inwordes fozer geminnit. alfe von gode. 
daz mad) dv vnde ſalt dar ane provin. daz er alle creatorin bat 
dir gegeben. zu helfin Diner Francheit. vnde ovh fin engele. zu 
dienifte Diner mensheit. *) vnde finen lieben fon 30 trofte biner 
jamerfeit. Ro prove beran. fo falto provin rehte frontfaft. vnde 
minne. daz er nivt vor [98.] dier infparit. ern habe dierz ze 
gode geferit. her nach fo falto provin. andeme anderen ordine. 
daz dir nieman. noch fo file bewijen inmac. noch infal nach 
difeme libe. wande er ift der eine. der dich von alleme jamere 
lofen ſal. onde der dich aller gnaden riche madjin fol **) vnde 
der dich ewefliche behalden fal. Ro merfe daz andeme andern 
ordene. der minnen die dir got bewiftt hat. unde ovyh noch hvde 
dis tagis. bewifet. vnde noch bewifen fal. 


Von deme tritden ordin der minnen. 

Her nad) fo falto [99.] merfin. vnde proven. den dritten 
orden der minnen. der ift dar ane blanc. daz do nach dem min 
nere. vnde nach finer minnen merfen ſalt. die bihendekeit. vnde 
die wiöheit. 30 minnenne. daz mach to ***) vindin ovh vnde 
provin. an brin Dingen. eine ift daz dv in vindiſt. vnde vinden 
macht. vnde haben 30 allen ftonden. daz ander daz iſt day. daz. 
dv inhaben macht. nach dines herzen willen. nv fage mir indonfet 
dich diz niet ein wisheit. vnde ein ficherheit. vnde ein gereide 
dinc. daz do dinen [100.] front haben macht. ſwa dv wilt. vnde 
wanne dv wilt. vnde wa dv wilt. bit gebenfin. jo bodeſaffis do 
in. bit der innefeit. jo inpheifto in. bit der minnen. fo bebelpifto 
in. vnde wer mac dir virbieten. dv inmogis mol gevenfin. gerin 
vnde minnin. an allen ftevin. vnde fiondin. Ro prove diz if 
danne der dritte orbin. die gode flade zu minninne. dinen minnere. 


*) So auh S. 7 der Handfhrift (Bergl. Pfeiffer's Myſtiker I., 573.) 
+) fal. *2*) machtũ. 


— 11 — 


Von dem fierden orden der mynne. *) 


dar nach fo volget der virde ordin. daz ift die felifeit die 
der minnen volgit. dar ane fo machtv vindin [101.] driv dinc. 
daz eine ift. daz fie den geift dez menfhen irfrowint. war vmbe. 
werliche wande fie got bit ime hat. vnde doch hofenvnge bez 
himelriches tragint. wande fie alle arbeit. vnde pine diſſes libes 
fenfte donfit. daz ander ift do falt provin. daz diſe minne. machit 
daz herze gnaden riche. wande fie git den applaz der fonden. 
vnde git den vollen der toginde. vnde machit die fele frac. **) 
vnde dvhtit. wonder. wande fie machit von armvde richtom. 
von pinen [102.] frovde. von arbeide gemach. von fwacheiden 
ere. von dem dode den lib. wer gejadh. ie groger wonder. vnde 
feleflicher dine. nv fich geiftlicher menfhe. diz ift der efterich. dez 
hvſes. dan abe ich gefprodin han. daz vier orden an ime hat. 
vnde zwolf hande fteine. diz ift die ewige minne die ſich virhande 
wiz **®) bewiſet. vnde an zwelf ftode teilit. die din herze mogin 
inpengin. onde leren die rehte minne. obe dv Fanft offe daz ende 
ferin dine finne. +) Prove den minnere. der an ime. [103.] tregit. 
aller dinge wonne. fine minne ift ane maze. ane vnderlaz. ane 
anebeginne. vnde ane ende. Prove ovh wie gereide. wie wonninf- 
li. wie fenfte. wie ficher. wie fvze iz iſt. in zo minnenne. 
prove FF) wie groz. wie manicveldic. vnde wie ewic. vnde wie 
felige frocht fie bringit. fich ich han dir bit wortin. vil dinges 
beflogzin. mer kanſt dvz geprovin. fo mofto inminnen. von dife 
dinc alle fint geflozzin. daz ift onfer herre ihe xpe. der ftarfe. der 
wife der gude. der fhone. der ebele. der hohe. der [104.] werde. 
der riche. der milde. der fvze. der hobeſe. der othmwbdige. der 
barmeherzige. der rehte. der getrvwe. der nothelfere. der ware 
minnere. der vollefomin got. difen minne. wande dv inminnen 
folt. vnde minnen macht. wande dir fine minne bringet groze 
herfaf. difen falto minnen. von aller diner felin. onde fon alleme 
dime herzen. vnde von aller diner kraft. daz iſt wisliche. vnde ſozek⸗ 


*) Dieſe Ueberſchrift iſt von fpäterer Hand am Rande beigeſchrieben. 
x**) — gefund. Oder iſt ſtrac verſchrieben ſtatt „ſtare“, wie Marien 
Himmelfahrt V. 1086? 
***) wis. +) Vergl. S. 9 der Handfchrift die Note *). 
Tr) pro ift in der Hanbfchrift gekürzt. 


— 4143 — 


liche. vnde kreftekliche. alfo daz do niet fhira virzagift. vnde ovch 
troeliche. day do niet vor ime virfparift. minne toſto gelov:[1L05.] 
bifto mier fo fal er dier wonin bie.*) vnde nach difeme libe. 
falto bi ime virlibin. der helfe mir vnde dir. der vader. vnde 
der fon. vnde der heilige geift. amen. 

Diz ift von der meſſe. 

Diz ift ein bezeichenonge der heiligen meffen. diz erfte fint 
die gloden. die fint bezeichenit inder alden. e. bi den byfonen die 
man blis. fo fih daz folc. faminen ſolde. foman eine boſonen 
blis. oder zwo. fo bereide fich daz volc. vffe den wec. fo man 
danne alle die bufonen blis. mit ein ander [106.] indaz templvm. 
alfo folin wir criften Iode bit ein ande **) ton. fo man eine glodin 
tobit. fo folen wir vns bereiten. zu der kirchin. fo man die 
anderen lodet. fo folin wir balde gaben. offe den wer. fo man 
aber die glodin bit ein ander Ivdet. fo follen wir alle mit ein 
ander inder firdin fin. fo wir aber drin komin. fo folin wir 
hoze vor der ture lazen. beliben. allez vnſer geſheffede. vnde alle 
vnſer ſonde. wirin folin +) niet anders ton. wan bedin vnde 
biden. vnde loben unſeren herren. bit inneklicheme [107.] herzin. 
vnde ime dinen bit zuchtin. vnde ime flehin bit rivgeme herzen. 
vmbe vnſer ſonde. wierin ſolin F) mit niemanne redin. iz inſi 
danne. ehafte not. daz ſolen wir bit forzen wortin bon. vnde 
abir biden. vnde biden. wande der kor. vnde die khirche iſt fol 
dez heiligen geiſtes. vnde engele. vnde heiligen. vnde ſolin gnaden 
biden vnſerin herrin. von himelriche. vnde mine frowen ſante 
marien. vnde die lieben heiligen. vnde die lieben engele. die da 
engegenwortic fint. daz fie ſich vber vns. [108.]) irbarmen. vnde 
vns gnedic ſin. 

Ez +r) inſal nieman indeme kore ſin. die wil daz man meſſe 
finget. wene die. die godis tieniſt tont. wan fie iſt noch foller. 
des heiligen geiſtes. danne daz mere wazzeres. vnde die ſonne 
liehtes. vnde daz ertriche ſtobbis. vnde alſe fome man mochte 
gezelin. eine groze maze melis. noch fomer mochte man gezelin 
die ſelikeit. vnde die manicvalde gnade. die deme menſhen wider 
vert. inder heiligen meſſen. der mit rehteme glovbin. vnde bit 


*) bi. **) einander. +) wir inſolin. ++) E blan gemalt ohne 
Abſatz in der Handſchrift. 


— 143 — 


rehter [109.] andacht da fteit. vnde der menfhe inpehit zehen 
fonderliche gnade. die eine ift. daz ime got alle fine fonde virgit. 
die andere daz er den heiligen geift inpehit. daz dritte daz got 
dez menfhen gebet gerne horit. *) daz fonfte daz der menfhe. 
ficher wirt anfime ende. daz fehte **) daz fin fegefor. defte minre 
wirt. daz fibende. daz die engele gerne bi ime fint. daz achte daz 
er an togindin wechfit. daz nivnde daz der menfe ***) geftebigit 
wirt. anrehtime lebene. onde gereinigit wirt. anfelen vnde anlibe. daz 
zehinde daz fich vnſer herre. [L10.] gegin den menfin ***) frowit. 

Do +) der priefter fich gerwit. gegin der heiligen meffin. fo dedit 
er fin hovbit. bit eime linin buche. daz bit arbeide dar zu bracht 
ift. vnde heizet ein vmbral. daz bezeichenit. daz vnſer herre fine 
heilige gotheit. dacte bit der heiligen mensheit. ***) fo tot er danne 
die albin ane. die ift wit vnde lanc. vnde wiz. vnde bezeichenit. 
daz vnſers herren leben reine waz. vnde arbeitfam. vffe dem 
ertriche. der gortel bit den zwein ortin vorne niver. daz bezeihenit 
daz onfer herre fofe ***) waz. von ime felbin [III.] vnde von finer 
moder. der hant vane ander linfin hant. bezeichenit die temvdi- 
feit. onfer8 herren. fo legit er danne die ftolen vmbe. die ift lanc 
vnde hat ein croce. fo man ſie vnder den gortil ftozit. vnde 
bezeichenit die gehorfamefeit. vnſers herren. die er 30 fime 
vader hatte. vnde die lange martele. vnde die lange arbeit. 
die er leit. von dem male daz er geboren wart. biez ++) er an 
deme eroce ftarb. So tot er danne eine Fafogelin ane. bie ift 
allvmbe ganz. vnde ift gefhaffin alfe ein glode. vnde fie [112.] 
der prifter vf die arme gelegit. fo iſt fie gefhaffin alsein fhilt. 
einer bindene. der ander forna. vnde bezeichenit die groze minne. 
bie vnfer herre hatte zo dem menfhen. der forber fhilt. daz er 
vaht an dem Heiligin crvce. vor fine front. der hinder fhilt. daz 
er faht vor finen fiende. 

So hebit man danna die heiligen meffin ane. vnde fingent 
bie fore daz introitus. daz bezeichenit. daz die alden vedere rifen. 
Iheremias. vndi yfayas. herre. herre. Fom ber von himelriche. 
So get der priefter danne her vore. fo fingit man dann. Fyrieleifon. 


*) In der Handſchrift Feine Lücke, obgleich die vierte Gnade fehlt. 
*%) fehfte. xx**) Vergl. s flatt sch in Pfeiffer's Myſtikern I, 573. 
7) D blau gemalt ohne Abfay in der Hanpfchrift. 

Tr) biz (vergl. bie = bi ©. 105 der Handſchrift). 








— MA — 


[113.] daz fprichit. herre irbarme dich vber *) vns. daz finget 
man dan nion font. daz bezeichenit die nivn Fore inhimelriche. 
onde folin wir danne biden. vnſern berrin. daz wir fomin indie 
gefellefhaf. der nivn Fore inhimelriche. 

So ftet der prifter inmitten ingegin dem altere. daz bezei- 
chenit daz vnſer herre dorch alliz menslich fonne. geboren wolde 
werben. So finget dan der priefter. gloria in excelſis deo. daz 
bezeichenit daz ein engel. den hirtin Eonte. daz got geboren waz. 
So fin[114.]gint danne alle die paffin. vnde alle die ſholere bit 
ein ander. et interra pax h. daz bezeichenit. die fhar der engele. 
die da quamen. vnde alle bit ein ander fungin. gloria in excel- 
sis deo. vnde daz alles v8. 

Div zwei liht. die vffe dem altare fint. die bezeichenint. die 
zwene fterne. die da lvchtint da got geboren wart. der erfte lochte 
ober die Frippin. der ander den drin fonigen. die onferme herrin 
ir opper brachtin. So Ferit ſich danne der prifter vmbe. vnde 
fprichit daz got bit vns fi. fo wonfin wir [115.] ime danne. daz 
er mit ime fi. So liſit er danne die collectin. daz bezeichenit. 
daz vnſer berre. vor vns bebete. vnde finer heiligen trot mvder 
dinde. So lifet man dan die epiftelin. div fagit etveswanne. von 
der alden. e. ettiöwanne von ber nvwin e. daz bezeichenit. daz 
fce johannes waz geboren. vnde onh waz inder alden. e. vnde 
tovfte indem wazzere. nach der nowin. e. vnde vnferen berrin 
ihm rpm. predigete. der da brachte die nvwen e. vnde predigete. 
fermonite. alfo herzefliche fozefliche [116.] von ime. daz die jvdin 
fprachin. bifto felbe xpc. von deme do **) vns fagift. +) vnde 
predigis. nei fprach er ich en bin ez niet. er Fomet fhire. Ich inbin 
dez nit wirdic daz ich ime finen fohrimin FF) getorfte rvrin. Id 
bin ein flimme. daz ift alfe vile. gefprochin. als ober fpredhe. alfe 
ein Fleines ftimmelin. wider alder. werlde. noch Fleiner bin ich. 
wider deme der da kvmen fal. So finget man dan daz .grabal 
daz bezeichenit daz. daz vole dorch ſce johannes. predien fidh 
beferte. onde durch fine wort. gelovbeten [117.] an rpm. vnde 
frovtin ſich. 

So ſingit man dan allvia. daz bezeichenit. da vnſer herre 
prediende wart. daz fie ime danach volgetin. vnde do toſint warbe 


*) Zweimal ober in der Handſchr. **) An du noch ein v in ber Hanbfchr. 
7) Der Anlaut f aus g corrigiet. ++) ſchuochriemen. 


froower mworben. onde lobeten vnſern herren. vnde ſancte johannes 
fprach er ift ige vonder ivh. vnde ir Fennit fin nit. er zowgete bit 
finem fingere offin. vnde fprach diz ift daz lamp. daz aller der 
werlde fonde treit. bit deme fingere da bit er vnferin herren 
zuvete. den mohten die finende *) nit virtilien. noch virbrennen. 

So liſet man danne daz ewan[118.]geliom. fo feinit man 
fi. durch daz grozze wonder daz got alfe file zeichin dede. vnde 
alfo file heilikeide redte. vnde begine. vnde bezeichenit daz ewans 
geliom. daz vnſer herre bit fime fügen monde predigeta. Man **) 
folman ften bit grozin zochtin. vnde bit grogen flize. vnde die ftebe. 
vzer den hendin legin. vnde die mentel abe ziehen. vnde di hode 
von dem hovbete nemin. Die ftebe bezeichenint den friven. ben 
der menfhe fal haben indem herzin. Die mentele bezeichenint. [119.] 
waz ber menfhe vberolvzigiz vor der werlde habe. iz fi von gode. 
oder von befeinin dingin. daz fal er von ime ton. Die huode ***) 
bezeichenit. die vberige begeronge. die der menfhe lagen faul. 
vnſer herre predigete alfo fozefliche. vnde alſo herzefliche ſozekliche. 
daz nie menſhe alſe ſoze wort nie geſprach. oder nieman me mac 
geſprechen. vnde volgetim alſe vil lode nach. zu finer bredige daz 
vnmaze waz. Dar quamin die richen vnde die armen. vnde 
alle die lode. die von den grozin ſtedin. [120.] vnde von dem 
lande allen talbin. ****) alſo gerne hortin fie fine fozefliche wort. 
Da weih vonfer herre. vf daz mer. vnde vffe die infelin. vnde 
bredigete da allen deme folfe. dar F) nach finget man. credo in- 
vnum. daz bezeichenit. daz die lvde gelovbie worbin. von vnferd 
herren predigin. Dar nach finget man daz offertorium. daz bezei- 
henit. daz vnſer herre die fichin gefont machte. Die blindin 
gefehende. die lamin gende. die ftommen fpredhive. Fr) Die trr) 
tovbin horinde. die mifelfochtigin reine. vnde alfo manic groz 
zeichin. [121] daz ime alfo vil vmmeslichen volfiz nach volgede. 
Do man bereidet den Felch vffe den altare. dar nach opperent die 
ode. daz bezeichenit. daz diz volc opperte finen vngelovben. 


*) vienbe. **) Dan. 
*xx) Die Handfchrift hatte hode; o ift aber von gleichzeitiger Hand mit 
rother Farbe in v mit übergefchriebenem kleinern o corrigirt. 
****) allenthalben (vergl. intaldin ©. 62 der Handſchrift). 
+ Bor d Rafur. 717) ſprechende. 
ttr) Die Stelle des D ift Teer; der Buchſtabe follte blau eingemals werben. 


— 16 — 


onferme herren. vnde gloobic worden. Darnach inder ſtillin. 
daz bezeichenit. daz die vbelen joden. zu rabe gingin. vnde ſprachin 
waz folin wir don. er bat ize alde wer! *) anime. Da fprad 
einer der heiz kayphas. man fal in tobin. ez ift besser daz einer 
fterbe. dan alle die werl *) virberbe. 

Da gine vnfer herre. indie woftene vnde intweich ineine 
wile. [122.] Vnbe dar nach finget der prifter einen fanc. der 
bezeichenit daz vnſer herre quam. von der woftene ber zo vn®. 
Da ginc maria magdalena. vnde maria. vnde claitin. ime. daz ir 
broder lazarvs tot waz. vnde vnſer herre fpradh. forit mich bare. 
wie wola er doch wifte wa er lac. Da biz vnſer herre daz grab 
of brechin. vnde hiz den ftein abe nemin. vnde fprady lazarvs ftand 
vf. bit gebondin handin. vnde bit gebunden fozin. vnde vnfer herre 
hiez in inbinden. vnde az. vnde tranc. da bit lazaro. dez felbin 
tagis. Daz gefhacf **) [123] andem fritage. vor dem palmes 
tage. Da mam allis daz volc. von jervfalem. vnde volgetin ime. 
vil onmezliche vil (ode. So fingit man danne der fanc al ug ift. daz 
bezeichenit. daz vnſer herre quam. zu jerofalem geriven. vnde wart 
da alfe wole inpangin. vnde alfo herliche. daz ime nie fo groz 
ere irboden wart. offe dem certrihe, Dar nad vehit man die 
ftilfe ane. vnde neigit fich der prifter. vor den alter. daz bezeiche- 
nit. daz vnſer herre fin gebet Dede. vor finer heiligen martelin. 
da er fwizzete blodigen ſweiz. Daz erfte ge[124.]bet waz. vader 
mir bot martile vil we. vnde wil ich fie doch vil gerne liden. vor 
den menfben. daz ander daz er bat. vor fine joungeren. daz Dritte 
daz er bat. vor allez menslich Fonne. 

Dar nach fwaz der priefter nider neigit. ſich hine. er neigit 
ſich ber. er crvce hine er croce her. ober dem kelche. ein croce. 
vor dem kelche ein croce. langes eroce. lange martil. eroce. eroce. 
martil. martil. Alliz daz der prifter tot. biz er dar ane fomit. 
daz er vnferin herren bebit. daz bezeichint alliz die martel. Die 
vnſer berre da [125.] leit. von dem dvnristage. biz an den frie 
tac. +) zv mittemetage. So danne der prifter onferin herren vf 
hebit. daz bezeichenit. daz vnſer herre vf gehabin wart. vngetra⸗ 
gin +4) wart. andaz frone crvce. onde alfe obe der prifter ſpreche. 


*) werlt (ſtehe ©.96 der Handſchr.). s#) geſchach. 
+) feitac (vgl. bie=bi ©. 105 der Handſchrift; oder frietac? Grimme 
deutſche Mythol. SE. 112. 113 u. 278). 7) vnde getragen. 


— 447 — 


alfe ir in no ſehit. inminen handen. alſo geiſtliche wart er 
gemartelit vor alden lvden. daz ander alfe ob er fpreche. alje ich 
in inch noch hovde ovgin. alfe oveter alle tage finen water. fine 
heiligen fonfwonden. vnz an den jongiften dac. vnde ift ovch vor 
vns bidende. Drier dinge bidit vn[126.]fer herre. vnde manet 
in. fo der prifter onfer herren vfbebit. daz erfte daz erd dv dorh 
finer martel era. die er leit andem beiligin frone croce. vnde 
ſich vns felbe gebe. daz ander daz wir fin heiliges blyt. vnde 
finen heiligen lichamen inpahin. anvnſerme ende. bit rechteme glovs 
bin. vnde bit rehter bichten vnde bit warime riwin. Daz britte 
daz er ons gebe. die ewigen frovde. vnde die ewigen herfhaft. die 
er vns hat irarnit. bit finer heiligen martelin. andım heiligen frone 
croce. Dar nach ftrec[127.]fit der prifler die arme. vafte von ime. daz 
bezeichenit. day vnfer herre gedenet wart. andem frone crvce. daz 
man alles fin gebiene *) mochte han gegelit. dorh die hut. vnde 
waz er dar nach dot. daz bezeihenit alleg die martel. die vnſer 
herre leit. andem frone crvce. vnde dar nach bi einer wilen. 
fprichit der prifter ein wort. daz die Iode fine ftimme. horint. daz 
bezeichenit. daz vnſer herre dem fhechere alle fine ſonde virgab. 
fo ſolen wir vnſeren herren biden. bit rivgem herzen. daz er vns 
alle unfer jonde virgebe. vnde aber dar nach [128.] ſwaz der prifter 
bot. daz bezeichenit allez die martil vnſers herren. die er andem 
heiligen ervce leit. vnde ift allez vol des heiligen geiftes. vnde bidit 
alle; vor vns. Vnde dar nad) fprichet der prifter per omnia 
secula seculorum. amen. vnde die wort die er da nnefingit. die 
bezeichenint. daz vnſer herre love fhrei. andem heiligin crvce. Dar 
nach fo finget der prifter. pater noster. daz bezeichenit daz vnſer 
berre lange fhrei. jo er danne fprichit. intemptacionem. vnde danne 
fwigit. daz bezeichent. daz vnſerme lieben herren. fin heiligaz. **) 
ſoziz. reiniz herze brach. vnde vir[129.]fhit andem fronin ervce. 
So fprechint danne die forherren. sed libera nos amalo. amen. 

Daz bezeichenit daz alle creatore irfhrei. vnde irfhrafin. da 
vnſer herre virfchit. andem fronen croce. div fonne wart finfter. 
der mane virwandelde fich. daz geftirre virwandilde finen fhin. 
daz ertriche irbibete. die fteine zufpilden. vnde alle creatvre irfhrei. 
vnde die ombehenge zerifzen. die zo jervſalem indem templo hingin. 


*) gebeine. **) heiligez (vergl. die auslautenden a in ber Note **) 
©. &18). 





— 28 — 


vn *) dar nach Inder ftillin. fo der prifter ftille liſet. daz beze⸗ 
chint **). daz longinus vnfern herren. bot fladh. durch fine 
hei[130.]ligen fiten. infin ſozez herze. vnde ba flog vz wazzer vnde 
blvt. inder ſelben ſtille. iſt bezeichint. daz vnſer herre. abe dem 
heiligen croce. genvmen wart. vnde begrabin wart. inder felben 
ftillen. fo teilit der prifter die ovelatin indriv. ein teil wirfet er 
inden kelch. indaz bivt. daz bezeichint. daz vnfer herre fi da 
operit for die. die noch indem blode fint. daz fin ***) wir. die 
noch Iebint. Div ander zwei teil. vie legit er trodin. vffe bie 
patene. daz bezeichenit. daz fi) vnſer herre da opperit for die. 
die indem fege[131.]fivre fint. Daz dritte teil ovh vf der patenin. 
daz bezeichint. daz fich vnſer herre. da opperit. allem bimmelifim +) 
ber. 30 lobe onde zv erin. vnde zu frovpden. 

Dar nach finget man. agnus dei. dri ftont. daz bezeicdhint. 
daz vnſer herre andem dritten dage. vf ftont von dem tode. war 
got vnde war menfhe. daz er fine heilige trot mvder irfroote. vnde 
ir 30 dem erftin irfhein. vnde fich ir zovete. Marien magbalenin. 
vnde finen junge renalfe dide fo er wolde. fo fagetiz ir igelich dem 
anderen. vnde worden alle fro bit ein [132.] ander. vnde dar nad) 
inder ftillin. So nvzzet der prifter onfer herren. daz bezeichint. daz 
onfer herre az vnde dranc. nach finer heiligen vffir ſtandvnge. bit 
finen jongerin. vnde alle die menfhin. die inder kirchin. vnde inder 
criſtinheide fint. bit rechtim glovbin. vnde bit rechime ++) riwen. 
die werbent alle gefpifet. bit vnſerme herren. da bide daz in der 
prifter nimit. fo gefhit ime geiftlich reht. alfe einen menfhen. der 
eine fpife nozzit. bit dem mvnde. der mont wirt aleine niet gefpifet. 
die ovgen werbent ooh gefpifet. vnde daz [133.] hovbit. vnde die 
hende vnde die füge. vnde der mage. vnde die lebere. vnde Die aderen. 
vnde daz gebeine. vnde daz marf. vnde aller der lib. der wir +++) 
davone geforit. vnde wirt groz. vnde wehfit da vone. Der prifter 
inwirt niet alleine gefpifet. bit onferme herren. .bit ime werdint 
alle criftin Tode gefpifet. vnde inpahint alle vnſern herren. die bit 
rechtem glovbin. vnde bit warem rowen. inder criften heibe fint. 
vnde ift doch ein igelich. gelich groger. vnde Feiner. al da nach. daz 


*) Hinter vn (mit einem Ouerftrichlein über dem n) noch ein c, aber 
falſch. »x) begeichent. 

***8) ſint. (Vergl. werl ſtatt werlt, S. 96 der Haudſchr.) +) himeliſchem. 

tt) rehteme. +4?) wirt. (Vergl. werl ſtatt werlt S. 96 der Handfchr.) 


— 19 — 


ir lip bedarf. daz groge gelit. inpehit me ſpiſen dan daz Fleine. 
alfo if [134]. iz vmbe die lvde. die inder criſtenheide fint. als 
igelichiz ingegin vnſerme herrin geftellit ſich hat. dar nach wirt 
ime der himeliſhen fpifen. hat ein menſhe groge andacht. vnde groge 
minne. 30 gode. fo inpehit ig ovch groge gnabe. hat er kleine andaht. 
vnde Feine minne. er inpehit defte Feiner gnade. Iſt der prifter niet 
ein got man. fo geſhit ime als einen manne. der eine ſpiſe 
nvzzit. Dont ime die gene we. vnde fint ime bie bilrin fol. fo tut 
ime baz ezzin vil we. vnde ift ime vil herte. vnde vil for. Fomtt aber 
die fpife inden lip. fie tot [135] deme libe vilmole. vnde wirt da 
vone gefont. vnde wechftt. vnde wirt ftarc. vnde michel da vome. alfo 
gefbit dem prifter. ift er bit fonden bevangin. fo tont im die 
zene vil we. ift er mit totlihin fondin. bevangen. fo fin *) ime 
die bilrin. vil vol. fo nvzzit er vnſern herren. zv virtamniffe finer 
felin. vnde finez libes. aber biz ime fin ambit nit virbodin ift. alfe 
die lode. die fine mefle horent. die werdent alle gefpiftt. vnde werdent 
alle groz vnde ftare an ir felin. Unde dar nach finget man. daz 
commonio. daz bezeichenit. daz vnſer herre von ertriche zo. [136.] 
bimel for. Dar nach fo lifet man die collectin. daz bezeichenit. 
daz vnſer herre immer fit bidet. finen vader vor die menfheit. 
fit daz er 30 bimel vor. onde onh immer me bidende ift. biz an 
den jungiften dac. vor den menfhen. Unde dar nach fo Ferit fi} der 
prifter umbe. vnde qpit. ite miſſa eft. daz begeichenit daz vnſer herre. 
andem jongiftin. dage. herwider fomit. vnde er allen den banfit. die 
ime hant gebinit. vnde finen willen hant gedan. dar nach fo gibit der 
prifter den fegin. vnde get daz folc inbizen. Daz bezeichent. daz 
vn[137.]fer herre. die fine fegenet vnde danne fprichit. Fomint here. 
ir gefegetin inmines vaderriche. daz ivh von aneginne der werlde 
bereidet ift. ezzit vnde trinfet. bit dem vader. bit dem fone. bit dem 
heiligen geifte. die ewigen wirtfhaft. an ende. des mvze vns 
gonnin der vader vnde der fon. vnde der heiligeift. n. 

No iſt einer ſlachte Tode den wirt der meſſen ol. oder 
betalfe nivtes niet. den der meflen ein wenic wirt. daz fint bie 
lode. bie inder firchin belibint. biz man daz ewangelivm gelifit. So 
fint dan einer fhachte **) [138.] lvde. den der meffin nithesnit 
inwirt. Die einen daz fint die. inder kirchin ronint. vnde rebint. 


*) fint. Vgl. ©. 130 der Handſchrift. **) ſlachte (d. i. ſlahte). 
29 








— 1350 — 


vnde ongezogen fint. Die anderin daz fint die. inder kirchin flent. 
onde 30 banne fint. vnde ingobez dieniſt virboden ift. Die tritten daz 
fint die. die da virfmahint die heiligen meſſe. daz fie node dar 
foment oder nit dar infoment. fo ſiez wol modhtin geton. vnde fich ein 
Heiniz dine lazent irren. Die wierden *). daz fint Die. vnſers 
herren lichamen virfmahint. vnde drof niet inachtent. Pater nofter. 
qui es incelis. et cetera. Mine vil lieben. ir folint tegeliche biden. 
frobe vnde [139.] fpade. vnde alle zit fo ir mogit. imwer gebet bon 
30 gobe. daz ir da bit irwerbit. alle vwer nottorf. dez libez vnde 
der ewigen froovpen. Godes fon quam inbife werlt. vnde lerte vns 
ein Forg gebet. bit deme daz er wolde. daz wier irbeden. alle vnſer 
nottorf. dez *%) libez. vnde dez ewigen libez. diz gebet wirt geebbin 
mazit. einen wazzere. daz ein lamb moge wadin. vnde ein heffin 
tier moge fwimmin. diz gebet ift folich. daz iz ein igelich. menfhe. 
wole moge lernin. onde veftenin. onde einez igelichin wifen mannes fin 
ober treffin.. Min vil lieber got. dichte felbe diz gebet. vnde lerte 
[140.] vns diz gebet. vnde lerte vns dabit vf ftigin. zo den himeliſſen 
frovden. alfe bit einer leiteren. diſe leiterbonme dirre leiteren. iſt 
daz geiſtliche lebin. vnde daz gode werltliche lebin. Der inſiben 
ſprozin der bede. die gotliche wisheit. hat gewelzet. vil lieben 
brodere. ir ſient an dem erſtin ſprozzin. der leiterin. fo ir rvfin 
30 himele. Pater nofter. daz fprichit vader vnſer. vil lieben 
denfit waz ir fprechet. ir heizet got vweren vader. Si deus. pater 
noster. est tvnc estis fratres ihv xpi. que f) est filü +}) dei 
Iſt got vwer vader. jo fint ir brodere vnſeres herren. ihv rpi. der 
godis fon ift. vnde ob ir alfe die [141.] Fint dont. die werc bie 
vwern vader gevallint. fo inpahint ir ane zwivel. daz erbe von gode. 
bit vnſerme berrin. ihv rpo. dar nach fprechent ir alſos. qri. es. 
incelis. der dv da bift. inden himelin. alfo fprichit iz. vil lieben 
brodere. doch got allen talben fi. doch wonet er da inne. die da 
himele fint genant. wander fie irlochtit. forbaz mit finen gnaben. 
vil leiben HHH) nad) diefen wortin. wirt er gut zo manne. daz 
ir fint die himele. inden got gerochet zu fine. dar nach fprechent 
ir. Sanctificetvr nomen tvum. daz fprichet din name werde 
geheiliget. vil lieben godis namin. waz vnde ift alle [142.] zit 


°) vierten. *0) e aus i corrigirt. 
+) Bon fpäter verbeffernder Hand mit rother Dinte am Rande qui. 
Tr) Desgleichen filius. ir) lieben. 


— 451 — 


geheiligit. Godiz namen ift godis wort. Godis wort heizit 
vnfer herre. ihe xpc. der heizit vnſer vader. No bidet vnſern 
trechtin. daz er finen namen. daz ift vnſer herte ihv xpi. der nv 
vaber heizit alfo. an ivch werden wir geheiligit. daz ir bit goden 
werfin dez wirdic werdint. daz ir fine Find mogent geheizin werbin. 
von xpo. fint ir eriftin geheizent. vnde daz ir bit ime mogint werbin 
allein. dar vmbe bident Ir Die ewigen heilifeit. die ir bit ime 
mogint inpahin. infime riche. dar vmbe trebint ir vffe den anderin 
fproz[143.]3in. vnde fprechint alſos. adveniat regnum tuum. zv fome 
vns Din riche. daz er geroche an vns 30 virlibene. vnde mache vns 
wirdich Dinez riches. dar nach fegzent ir vwerin foz. an ben. titten 
ſtaffel. vnde fprechin *). fiat volvntas tva. sicut incelo et interra. 
daz fprichit Din wille werde hie inder erden. alfe da inden himelen. 
daz iſt alfo dir wol gevelit an dem himele. vnde anden engelen. 
alfo mvze dir hode wol gevallin. ander erden. daz do vns gelich 
machift den engelen. die da nie gefontin. dieſe driv gebet treffint 
30 gobe. aber die were da nach.gent. [144] treffint 30 der werlbe. 
bit den drin wortin. biden wier des himmelrichez. bit den werfin 
die Da nach gent. biden wier der Dinge. die und not fint indirre 
werlde. durch daz Flimbint ir an den werden **) grat. vnde 
rofin alfos. Panem nostrum cottidianvm da nobis hodie. daz 
fprichit. vnſer tegelich brot. virlich vns hvde. daz tegeliche brot. 
ift die lip naronge. dorch daz flehit ir gode. daz er ivch ane 
fonde virlibe Die lip naronge. ane die mensliche brodifeit. niet 
gewerin mac. daz tegeliche brot. wirt virnomen. o r vnſers 
her[145.]rin lichamin. vil lieben nv ſolent ir ic A herren. 
daz irs allis wirbie fit. fines Tichamen ob irs tegeliche 
inpahint. bit vweren monde. daz ir doch wirdic werdint iz tegeliche 
zv inpahene. bit dem monde der ewarde. daz brot bezeichent die 
geiſtliche lere. ane die div ſele. nit inmac gelebin. danne der lip 
ane fpife. der ſelin ane inmac nieman fomin. zv der himeliſſen 
heimode. den fonftin grat. begrifent ir. vnde fprechint. et dimitte 
nobis debita nostra sicvt et nos dimittimus debitoribus nos- 
tris. Mine vil lieben virgebint ir[146]den. die an ivh fondint. 
fo virgibit ioch got. waz ir wider ime tyt. virgebit aber ir niet. 







*) ſprechint (fl. fprechent). 
*#) Der lebte Strich des w ift aus i rabirt. Lies: vierden. 
29% 


— 482 — 


fo virgibit ivch got niet. vnde danne flochint ir ivch felben. bit 
difen *) worte. vnde bident got. daz er ivch niet virgebe. **) 
virfwigit ir aber; wort. fone irfollit niet Diz gebet. vnde bar 
vmbe wir niet ***) got vwer gebet niet. andeme jungeften 
grade. flent ir vnde rofint zu gode. Et ne nos inducas. intemp- 
tacionem. daz fprichet niet invirleide ons. indiefeine ****) bekorvnge. 
vil fhire got beforit. niman fo er alle herzen beforte befhovte. 
ein igelich wort [147.] beforit von deme tivele. vnde daz felbe 
gefhit von godis virhenceniffe. der tivel beforte den godin menffin. 
30 einer beweronge. obe der menfhe ime niet. ingehillet bit den 
fondin. wande fo der menfe ober windet. fo inpehit er Die crone 
des ewigen libez. durch daz bident vweren treithin. +) daz er ioh 
Inze beforet werdin. daz ir den fondin gehellit. daz ir aber wider 
fomit. an deme ftbindin fprozin ftent ir vnde ſprechint. Sed 
libera nos amalo. daz fprichit ledigit vns von allem vbele. daz 
tft von der hellin. vnde [148.] von allen den tingen. Die vns 
leident von der vinfternifle. dez ewigen dotez. vil lieben kint. bit 
diſeme gebede wirt ein fone. zwiſſin libe vnde fele. bit Difeme gebet. 
folin wier gedingen. den ewige lip. vnde fele. bit difeme gebet 
folin wir fomen. zu deme ewigen riche. amen. 

Da fprach vnſer herre. 30 der minnenden felin. dv edele min⸗ 
nende ſele. dich grvzit der himel herre. dv biſt ſere geminnet. von 
gode der engel herren. wie ich dich han geminnit. fos fal ih ez 
beginnen. Got wolde dorch dich menfhe werden. vnde [149.] 30 
bir 4 erden. ++) vnde geleget werdin ineine krippen. da 
worde dv Mir menſhe fippe. da ich die mensheit an mich nam. 
von einer Telner meide. wart ich geborin. Mit meitlicher milche. 
wart ich gezogin. Forzliche ich iz fagin. niet inwolde mir virs 
fmahin. daz ich dich bi mir mofte han. kvme han ich dich gelodit. 
mit manigen bergen blodez troppin manic veldic waz min not. dar 
nach leit ich dem bitterin dot. Fr}) von minnen wart ich virkovft. 
vnde [150.] wart ih vftrrF) geflovft. an ein eroce ſie mich hingin. 
min fpottin die da fore gingin. fie vingen mich als ein diep. 
daz waz mir alles durch dich Tiep. Sch bin geflagin vnde gewans 






*) diſeme. *8) „ge“ von fpäterer Hand am Rande eincorrigirt. 
1**) virnimet. *5**) in dekeine. ) teehten. 

TI) Reime wie ©. 9. der Handſchrift, Note *). 
Ttt) Reime wie ©. 9. der Handfchrift, Note*) TIrt) vf iſt in vſ corrigirt. 








— 153 — 


gen. *) vnde an daz crvce gehangen. Mit ‚nagelin geftodjin. 
Mit blode wol begozzen. nie inmohtin fie mich fo fere geftogen. 
daz ich din ovh mochte virgezzen. ſwi fere ich bit blode were 
begozzen. vaſte were dv inmime bergen beflogen. andeme croce 
wart ich fere gebenit. von miner fwere wil ich dir faLl51.]gen 
me. daz man allig min gebeine. mochte gezelit han groz. vnde 
feine **). 30 deme tode ich mich. geneigeta. niet inhat ich da 
ih) min blodegez hovbit vf. geneigeta. min hovbit hadin mir 
die dorne crone dorch ftochin. da qvam vz manic bivdis. zahir 
geflozzin. Min front cofte mich inontriwin. daz leit ich allez durch 
dich. no fich wie min front mich virriet. wie mir daz fper dorch 
mine fiten ginc. waz wiltv daz ich dier fage me. owe joh 
waz mir alfo we ***). da fie mich dorh die hen[152.]de ftachin. 
Gewapenit fte mich ſochtin. gebunden als einen fhechere. fie mich 
bine fortin. von minen fronden wart ich virlazin. min not waz 
alfe vmmazen +). die hende begonden fie mir binden. da’ 
begonde blot vz rinnen. fie faztin mir vf eine dorne crone. 
fih menſhe wie dv mir lonis. vnder bie fhechere wart ich 
irhangin. fie gaben mir zu trindene ezzic vnde gallen. fie befpitin 
mir daz antlogze ware. vnde zeftachin mir die foze gare. vnde vng⸗e⸗ 
foge waz min mot. vzer minir fitin goz ich wazzer [153.] vnde 
blvt. daz ich Dich gewofe. mir blotin mine foze. Mine foze vnde 
mine hende. liez ich mir drrch grabin beide. die fitin wol durch 
ftehin. da flozzin vg. Die bivbiz beche. da mit de ich dich 
geweffin han. dv bift min leibe FF) min trode. mir mac vfle 
der erbin. nimmer niet leib ++r) werbin. lieb von herzin jwere. 
dv aller liebefte. waz mac ich me gefprechin. dv bift min herze 
breche. min berze dir minne inbot. bit manigeme blodis tropin rot. 
diner minnen boden. warin blodis tropin. die vzer miner fitin 
flozzin. fi Eontin. [154.] dir den fmerzen. den ich anmime Trr+) 
herzen. leit. von diner minnen. die joden warin. mir grimme. 
Ir dikeiner mir intleim. Ich font alliz onde fiveic. vil vngefvge 
ir ſheldin waz. vber den engelen da ich faz. fi lobetin mich ende- 
liche. vnde diendin mir flizefliche. da ich vffe Die erbin quam. vnde 
die mensheit an mich nam. da mofte ich fheldin horin. fie fIvgin 


©) gevangen. **) Keime wie ©. 9 der Handſchrift, Note #) 
8%) Heime wie ©.9 d. Hoſchr. NRote*). +) Reime wie S.9 d. Hoſchr., Note*). 
tr) liebe. 7117) lieb. Tritt) Das auslautende e ift unterpunctirt. 








— 135 — 


mich an min orin. Ir igelich begonde mich rvgin. ir fpot was 
ongefoge. alfos habe mich dine minne betiwngin. an die fol wart 
ih alfein morbere gebunden. dar ane wart mir gegebin ma[155.F 
nic groz onde grimme flac. fie ingabin mir difeinen friden. bit bfobe 
was ich wol befigin. fich ich mofte mich felbe budin. daz croce 
tragin vffe mime rode *). den fie mir zeflagin hatin. alfes 
wolde ich dich menfhe holin. dvrch dich ingroge not. orfonde ift 
mir der bitter tot. wez min berze von dir infob. da ich an dem 
eroce flarb. dar nach fegetin fie mid) inein grab. da lac ich biz 
an den triiten dac. da irftont ich vil hohe. vber der engel Fore. 
laz mid) dine ftimme horen. fprich 30 getliche. vnde minnecliche. 
irfrowe mich mit dinen gudin. wer [156.] fan min endiz herza. 
daz dorch dich leit grozin fmerzin. vzer aller miner hantgetat. id 
dich menfhe irwelit han. do bift mir lieb. daz fie dir font von Diner 
minnen wart ich wont. ich waz din funic. vnde din herre. virgiz 
min menfhe nimmer mere. biz jprach vnſer herre. zu der minnen- 
den fele. antwirte **) deme himelifien herren. lieb vor alleme 
liebe. aller toginde ein fpigel. der engele herre. vnde got mid) 
hant dine ſoze wort. vber wonden fo fere. daz ich din nimmer 
- me. von liebe noch von leide. mich inmac von dir gefheiden ***) 
[157.] 30 dir haſtv mich gebunden. mit dinen bivdigen handen. 
der ich niet virgeszen mac. weder nach ****) joch tac. nie herze 
noch zonge. inmochte von dir gefpredhin. volle frontliche alfe wir 
zo rehte folden. von herzen blvme min rowa. aller vrovdin ein 
vrov wonna +). von der ich wider jongin. lieb vzer aller liebe 
irforn. von einer meide bift do geborn. minez herzin herre. vnde 
ber engel weide. wie lange folin wier +) fin gefbeiden. 30 +7) 
der rechtin minnindin felin. fprichit der rechte himiliffe herre. 
[158.] la rrr) mich menfhe geniezzin. daz ich dorch dine minne. 
vnde dine liebe. dem dode niet inplihin. fich wie mir mine wnden. 
mit biode waren beronnen. wie mich durch. mine hirne ſtachin 
der fronin dornin. Gedenkit mined blodigen ſweizes troppin. 


=) Reime wie ©. 9 der Handſchrift, Note *). 
*s) Am Rande mit grüner Dinte von fpäterer Hand: Anima resp. Kein 
Abfag in der Handſchrift. 
5%) Neime wie S.9 der Hanpidrift, Rote *). 
38%) nacht (d. i. naht), wie werl ſtatt werli. Siehe S.96 der Hanbidrift. 
7) Mythifche Perfonification? +) Kein Abfag in der Handſchrift. 
7117) Am Rande mit grüner Dinte von fpäter Hand jhe mit einem + über h. 


— 455 — 


Swanne ich zu dime herzen cloppin *). intrip mich niet vz von 
bier. joh bin ich Diner felen lip. zu allen zidin wartin ih 
din wanne dv 30 mir fomift. do flohis dannin. von allen dinen 
finnen. den der dich von her[159.]3en minnit. beide fpabe vnde 
frv. dine fonde mich. betrobent. owe menfhe waz wizefto mir. nie 
geminnete. ich vor Dich. joch bin ich iz got der gode. ber Dich 
geweſſin hat bit finem blode. war vmbe virtribifto mich. fo ich 
von herzen minnen did). von dinen ſonden Fere. zo gode dime 
herren. haſto gefondet vzer zale. ich wil iz lazin alle; varin. 
wildv dine funde miden. vnde inder bichtin niet wirfwigin. ich 
wil dich liepliche inpahen. die blodindin wonden min. bie inlazint 
mich niet virgezzen din. No bidin ich [160.] dich dvrch mine 
liebe. daz dv niemer von mir ingefliheft. ſwanne dv menfhe von 
mir geift. vnde alſo verre von mier fteift. fo fehe **) ich Dich 
alfo gerne. iz mochte dich irbarmen. zu allen ziden. wartin ich 
din. in minnen tovgin. Mine barmeherzigen ovgen. do flohift 
allez for mir. fo wartin ich allez nach dir. von mir dv niet 
fliehen infalt. ich were fwi do wolbift. do bit eime finde. ſoldis 
wonderis vinden. an mir harte vil. fich wie ich inder wiegin +) 
lac. beide nacht vnde dac. wolbiftv. aber truric weſin. gedenfen 
[161] an mine martele fore. die ich durch dich geliden han. alfe 
dv die horift fagin. wilt to aber wefen fro. wie ich nv ſizzen 
vber der engel for. daz ewige lob von in horin. waz dir werre 
clagiz do mir. ich buzin iz allez gerne dir. zu mir fere dinen 
mot. ich bin Din herre vnde ovch din got. dis Fr) fpradh die 
minnenbe fele. 30 irme lieben herren. die rehte minnende fele. 
fprichit 30 der engel herren. daz herze twingit Die zungin. daz ich 
ſprechin moz zo ftonden. nv in mac +++) ich niet vollin. alfe [162.] 
daz herze wolde. ich wil alle die lazin. die mir nahe vnde verre 
fint. ich wil dir volgin aleine. bit herzin ich dich meinen. joch 
wil ih mich aller der getroftin. din einez holde habin. allin 
minen fronden. wil ich wider fagen. front vnde fienden. ir folint 
got von hiemelriche. 444) imme herzin intwichin. daz wil aleine 
habin. dez inwil ich ime. niet virfagin. amen. 


“) Reime wie S. 9 der Handfchrift, Note *). *%) fche. 

T) Srimm’s Grammatik I. 3. Ausg. ©. 163. 

Tr) Am Rande mit grüner Dinte von fpäter Hand: Anima. Kein Abſatz 
in ber Handfchrift. Ttt) inmac. rTttt) himelriche. 


— —— 





II. 
Aus Dem „Wunnepaum Der minnenden ſel.“ 


(Handfchrift der Gießer Univerſttaͤts⸗Bibliothek, Nr. 879 des Kataloge, 
dem Ende des 14. Jahrhunderts angehörend. Die hier abgebdruckten Bruch⸗ 
Rüde beginnen Blatt 1 u. Bl.69b Zeile 13. Die Abkürzungen find ſaämmtlich 
aufgelöft.) 


Der minne pavm. 


[Bl. 1.1 SIch hebt hie der wunne pavm. den dev minnend Sel 
bie fol auf ſteigen. bis daz fi chumt zvo ir lib. Dev erſt und dev 
niderift wur dig pavmes ift der chnehtleich voricht. So dev 
fondig Sel got dannoch fürdjtet als ein chneht feinen herren. 
daz er fei in die ewigen angeft vnd not der helle vmb ir fünde 
verdbampne. Bon dire wurb entfpringt ein ander wurb. daz ift 
die rewe. an der hangent drev andrev würgelein. daz ift pitter- 
heit vmb die fünd. vnd verwibderong der fünd vnd der fürjaß der 
pvezzen. Dar nach entfpringet dev dritt wurtz dev hauget au ber 
erften. daz ift dev peiht. da hangent an drev würgelein. daz iſt 
verjehung ober peiht der herten dez myetes vnd dez werches. Dar 
nach get dev vierd wurg. dev auch ir vrfprinch von der erſten hat. 
daz ift dev wurg. an ber haftent avch drev würßelein. daz ift daz 
gebet. daz almvfen. vnd vaften. Co dann dev füntig fel ſich 
lang in difen würgelein gevebet. vnd wol dar inne 300 genimt. 
fo wirt fi dann wachfent. vnd zoo nement an der minne. vnd 
wirt dann den liben vnbewegenleich fvechent. vnd wirt ainer 
togent zvo der andern gent. vnd fteiget dann avf den erfien aft 
dig pavmes der minne. daz iſt geiftlfeichev vrevd. über fih mit 
got dar inne. Bud fpriht alfo. Swen bie gaiftleicher troft nert. 
den wirt der ge[2.]mahel zwent ob dem ftern. Dar nad) fleiget 
fi auf den andern aft. daz fint die minnefenften. und lat ir wol 
da mit fein. vnd fpriht. So daz hers in minnen fürftet fo dvrch 
vert der ſwaiz ofterwint. daz iſt der troft dez heiligen geifles. 
Hie wird fie denn den Lieben vngeftillichleichen fvechend. vnd 


— 7° —,. 


fleiget dann avf den fibenten aft. daz ift dev ſchawng ber ewigen 
ding. Vnd ir ift gar wol dar inne. vnd fpricht alfo ich ſchawe 
vnd erfiech dev ewigen dinch. vnd plifch ie zvo der oberiften fveg. 
Dar nach chomt fi anf den ahten aſt. daz ift verfmädh ir felbes. 
Wan fl dev minnent fel ie mer ber vberiften fvezz geleichet. fo fl 
ie mer ſich felben und allev dinch verfmahet vnd fpriht alfo. 
fwer alain wegert fo des daz er minnet. der enahtet weder fein 
felbes noh nihtes da if. Hie nach wirt fi in der minn walvnde. 
vnd den lieben in der walond minne vmbvahent. vnd fteiget 
dann anf den neunten aft. daz iſt von minn zerflieggen vnd 
zefmelten. vnd fpriht alfo er en han niht mit feiner minn niht 
entwalen. durch bez lieb die gemahel in minne hie zefmeldet. 
Dar nach chumt fi anf den zehenten aft daz fi daz von minne 
feiget. und wegert dez ie mer und mer. vnd fpriht alfo zvo ir felber 
begerd von minne ſich fwenn dev verftent den ſmakch feiner minne. 
hie nach vnd fi zarter minne ober wallend. vnd in den übergiejzen 
[3.] der minne fteiget fi auf den ainleften aft. daz ift daz gebreften 
vnd in der minnenden onmaht fpribt fi fo dem vlaifch gefpriftet 
gar jo wirt minnent dein mvot über die Ivoft wachfent. dar nah 
chvmt fi auf den zwelften aft. daz ift das enzvfchen. vnd in dem 
felben minne zufch. wirt fi vnd got ein dinch vnd ſpriht. Ich 
nütz die götleichen fvezz. vd trinch di himelifchen wein. Sand 
Bernhart fpriht. die fich 300 got cherent den weg gent niht wan 
dev war und dev oberift ſoezz. Sonder ez mvez3 fein daz dev rinde 
pöfer werch zeprochen werd. vnd erft dar nach dev felhe. daz iſt 
dev poͤs gewonheit. Vnd alfo chvmt man zvo der gewirde götleicher 
ſvezz. vnd ſpriht. owe gveter ihv ler mich dich ſvechen. erzaig dich 
mir daz ich dich vinde. Ich ench dich niht ſoechen. niht wan dv 
lereſt mich. Ich enmag dich niht vinden. niht wan dv zaigeſt 
dich mir. Er ſpriht fand Avguſtin. Owe welich ein guotev 
vnd zärtleichen gotleichev milt. daz er ſich der minnenden ſel dev 
in ſvochet vnd ſein begert. daz er ſich der vor verpirget. Vnd 
ſich ir avch enphremdet. Er verpirget ſich daz er von ir deſt 
innerchleich geſvochet werd vnd geſvohter mit vraͤvden fonden werd. 
vnd fonden er mit forgen wehabet werd. vnd auch wehabter niht 
lazzen werd. biz daz er mit der minnenden ſel in die chemenaten 
feiner minn gelainet werd. Es ſpriht aber her dv haft all mein 
pittercheit befprenget [4.] mit ainer vngehorter. vnd mit ainer 


— ASS — 

vngewonleicher fvoz. ob fi mir volpraht wirt. So enwaiz id} 
niht waz daz ewigen leben vrävden mvog fein ob er daz felb niht 
enift. Er foricht aber. daz gotes reich wirt bie geleichet dorch 
dev onmäzzigen vobong Dez hertz. vnd dorch dev hitigen wegird 
der fel. vnd durch die verwondervng zegänchleicher ding. vnd 
-fpriht aber o wol do minne. do alle zeit prinneft vnd erlifcheft 
nimmer. Dein got enzünde mich in deiner minne. Dein got 
gib dich mir wider. fich ich minne dich ob ez wenich ift chreftich- 
lei. Herr mvez ich minnen. Ich waiz wol daz mir übel ond we 
ift an dich. vnd niht an mir felben. fonder in mir felben. Vnd 
aller reichtom der mein got niht ift. der ift mir ein armvot. Er 
fpriht aber dv pift mein geding. mein guot. mein er. mein have. 
mein vaterlant. mein hail. mein liebt. mein leben. Her minn 
ich dich ain. ich volg dir ain ze ainen. “Dein minn ift vngedoltich. 
vnd noh enmag niht mazze fein an den zähern biz daz dev minn 
gegeben wirt daz ſi daz minnz. 

Wild do an geiſtlichen leben volchomen werden. fo folt dv 
difen fpiegel der hie gefchriben iſt. vor dir vil dikch anfehen. ez 
ift chorgleich mit worten übervaren. da folt dv dem finne nach 
gen. der an den worten leit. bez erften. Do folt dich vleizzen daz 
dein leben ordenleich fei gefeßet gegen got vnd gegen deinen eben 
chriften [5.] und gein dir felben. Gein got folt do ordenleich leben. 
Innen dich mit andaht. vnd avzzen dich mit gepet. Dein inner 
andaht leit an drein götleichen tvgenden. Daz ift gelavb vnd 
zvoverſiht und minn. Der gelavb ift daz dv gelavbeſt und erchenneft 
got ob allen Dingen. vnd ein ſchawer guoter Ding. vnd daz er Dir 
an aller feiner hantgetat mag getvon wol oder übel. vnd daz er 
doch niement übel toot. wan fwaz er tvot daz ift alles gvot. Vnd 
tvot er es auch Durch gvot. wan daz die fund das guot übel machent. 

Zooverfiht folt do zoo got haben daz er dir hie werd ze troſt. 
und dort ze ewigen Ion. vnd ſwaz do tooft daz folt dv allez tvon. 
auf deineselbes zvoverſiht. vnd folt deinen gedingen an dhein 
ander dinch legen. wan an in der dorch in. Minne folt dv zvo 
im haben über allev din. vnd vor allen dingen daz lert dich 
dev nator. wan ieglich dinch minnet. da ez von chomen iſt. ‘Dich 
lernent ez auch dein felbers finn vnd dein befcheiden verftandnüzz 
dev er dir hat gegeben zvo der natvr vor an anderr geichefte bai 
tyer vnd vilch. 


— ass — 


Swaz do minneſt daz tvo dorch in. und minn in von allen 
deinen ſinnen. vnd von aller tugent. vnd von allem deinem willen. 
Wie daz fet daz merch felber al8 vil dv möht. Wan man mag ez 
alles nit chürbleich bezaichen. Daz pet daz avswendich iſt geordent 
gegen got. daz lern an brein [6.] Dingen. Waz dv petteft daz iſt 
als vil. do folt petten ſwaz dir alles fvezzift ift. vnd dez dich 
aller maift Toft. Pater nofter oder. Ave Marla. oder den falter 
fefen. ober ſvozzer vnd freontleicher wort mit got reden. wie vil 
dez iſt. daz do dich niht felber nötteft vil Water nofter oder anderev 
pet zelefen. Wan als lang ond als vil daz daz hertz gewaifchet 
wirt ze andaht da von do troft enphaheft. welhen weiz do petten 
ſchülſt daz ift freuntleich. al8 ein vrevnt mit dem andern vnd 
diemvetichleich. daz du dich felber dvncheſt pös fein vnd vnwirdich 
alle8 dez got tvot erparmherkichleich gegen got. daz do gedencheft 
daz er dich wol gewern mag fwez dv gereft. und an allen Dingen 
dev bo tvoft fo vleizz dich daz dv daz aller fchirft tvoſt. da von got 
aller maift gelobet werd. Gegen deinem eben dhriften folt dv fein 
ordenleichen inmwendich vnd auzwendich. Inwendich mit gedultiger 
minn gegen dem gvoten vnd dem lieben fo dv fl gehaben möht. 
zefehen. zehörn. zereden. troft vnd ler pezzervng von im ze 
enphahen. Vnd von ir gveten pilde. daz do daz enphaheft mit ain- 
valtigem bergen vnd rainem bergen. Vnd got lobeft fo dv fein 
niht moht gehaben. daz dv denn gedoltich feift vnd lanchmvetich 
gegen dem übeln. vnd den laiden wiz mit minchleicher gedolt. fo 
dv ſeheſt iren posheit und ir gepreften. oder ob- dir iht laides 
von in gefchiht daz laͤid geboftichleichen [7.] alfo daz dev gedolt 
onbetwungen fei. vnd daz do doch minne 300 im habeft und im 
wol gvotes günneft. vnd für fev piteft. avzwendich folt do gegen 
dem lieben und dem gpyoten mit mädleicher und zühtiger vrowde. 
vnd mit mäzleicher und notdürftiger haimleich weder ze vil reden 
noch ze bel an worten vnd fiten. fenft gepärd haben vnd götleich. 
vnd alles daz got ze ern tvon. vnd deinen eben chriften ze nv& 
befcheidenleich milt fein ze lügel noch ze vil geben. vnd da ez aller 
nügift iſt vnd notourftigift fei an lieb vnd frontichaft ftät fein 
vnd befcheiden. vnd daz hertz ze frevel fei daz ez fih dann müg 
geprechen. fo ez dheins übeld werd gewar daz fi) dar vnder 
mifchen wil. Gegen den übeln vnd gein laiden auzwendich mit 
gebult. ſwaz fi tvon daz dich niht an get. vnd dir fait oder wider 


— 160 — 


mvot 6 von in widervert daz folt Do gebvltichleich vertragen. vnd 
folt ft onfchuldigen in deinem hergen. ob dv moht. moht dv fein 
aber niht unfchuldigen in deinem bergen. fo minne ez doch gein 
andern lävten fo dv mügeſt. vnd vleizz Dich daz dv in tegleichen 
gepreften minneft und bedecheit. da dv dez niht mügeft getvon. da 
la dir ez lait fein vnd pit für fev vmb iegleiches menfchen fait 
vnd vngemach folt do Laidich fein. vnd erparme dich. vnd fegleiche® 
frevntes vnd liebes vrowe dich. Do [8.] folt auch vnderweilen 
deines bergen vrid innern troft vnd andaht folt dv vnderweilen 
ſavmen durch avzzern vrid. Gegen dir felben folt do orbenleichen 
leben inwendich vnd auzwendich mit einem fenften leben vnd 
vridfamen bergen. Swie vil dv vngelauben von deinem lieben 
freont Böreft. oder von dir felben übeleiches oder vngewinleiches. 
Vnd feltfamer ding von gyeten oder von übeln lävten da von daz 
herg wirt beweget 300 vngebult. oder 300 vngveten vnfrid oder ze 
vorhten. da Ta fi zehant fo dv ez mit laid niht erwenden möht. 
vnd halt dich dar zvo als ez nie gefchahe. und wis vro ald da 
vor iſt ez aber ain dinch daz noch gefihehen fol. moht dv ez 
erwenden. daz tvo an deiner fel neit ſchaden fo moht dv wol 
volchomen werden. amen. 

Der gaiftlich menfch als der petten wil. fo fol er fein avzzer 
finne in fich ziehen. Vnd got vor feinem hertzen haben. vnd in 
anfehen mit den innern augen. Vnd fol petten mit difen togenden. 
Daz erft ift mit minn. mit diemvot. mit iamer. vnd mit fäomong 
mit vorbten. Daz ander ift mit minnender diemvot. mit offenvng. 
mit gelauben. mit lieb. Daz dritt ift mit lieht. mit raindheit. vnd 
mit verſtantnüzz. mit willen. mit lavtercheit. mit minnen der 
enphindung. Daz vierb ift daz dev fel vnd ber leip enpfahent 
ietweders nach feiner mazz. Daz fünft ift daz dev [9.] fel und der 
leip got in ſich ziehent. vnd daz got die fel und ven leip im 
machet. Daz fehft ift daz got den menfchen lert allev dinch minnen 
durch in. Vnd lieb haben vnd ern. vnd daz ez all menjcdhen 
triwer hat dann fi. vnd von allen Dingen dev vonder dem bimel 
fint. begert er lob vnd ere fagen der gvot dev an im if. Daz 
fibent ift daz got dem menfchen vnd dev fel in fich zeohet. vnd 
macht in rain vnd lavtter. vnd ainvaltich. vnd an übel lifte ald 
daz chindelein daz enwaiz für fich noch hinder ſich noch neben 
fih. noch über fich. noch vonder fich. gegen dem ſwert. vrowt ez 





— 461 — 


ſich. und lachet ald mär man im wil übel tvon fam wol. alfo ift 
der menfch nv worden mit got. daz er fich no vromwet' alles mer. 
vnd fieht als gern daz man lait tvot vnd vngemach. da vrowet 
fich fein ber gein. vnd der leip ift willich zu enphahen. Daz 
aht ift daz dev fel vnd der leip ertrinchent in got ald der men 
in dem wazzer. waz fchadet daz dem wazzer. ein tft niht deiter 
minner. wan ed hat den menſchen vnd daz wazzer. Da von er 
tronchen ift in im ald. éẽ. waz fchadet daz got. daz er fein gvot 
vnd fein genad. vnd feinen Himelifchen wunder in fein chind 
gevzzet. vnd in fein gemaheln die er von herken minnet. vnd fi 
in. Daz nevte iſt daz dev minne fit in der minne. vnd daz 
minne minnet dev minne. da benimt dev minne dem feib [10.} 
feiner chreft ein michel tail. ey ift aber fein wille.. Wan er hat 
da mit ein tail enpfangen. Hie entfpringet ein pronn von manich⸗ 
valten tugenden. der vaftt ift ftercher dann der tot. vnd dez fvezz 
ift foogger dann hönich. Vnd fo fein der leip vnd dev fel ie mer 
trinchent. fo ft ie Horter dürftet. daz mag ein degleich menich 
gern wizzen waz daz iſt. vnd wa der pronn ift. der in wizz der 
ge dar. vnd heb in auf vnd trag in mit im. wan er ift ring 
vnd fenft vnd leiht ze tragen. Daz zehent iſt. daz fich got ber 
fel und dem leib offent und beweifet vnd werihtet in vnd zaiget 
in den weg der tvgende. Vnd daz ez wol mügleich ift. daz dev 
minne enpfahe dev lavterheit dez lebend hie habet vrovd vnd 
vrovden vil nach manichvalt gefiht. da fieht dev lieb ben lieben 
an. vnd lvoget in den fpiegel dez vnergrvonten liehtes. nv broeve 
bei dem menfchen. fwenn er got mit im in dem bergen treit. er 
ge. er fte. er lig. er fiß. er chnie. er ezz. er trinch. oder ſwas 
er tvo. anders fo ift er in got. vnd got in im. da tft er dem 
menschen al& vndertan vnd al8 haimleich der fel. daz er in wol 
mag piten ſwes er wil. Aber fein will ift niht wan got. Vnd flieht 
in im wol wes er bitten fol. aber got erlät in niht er mvezz biten 







er zaiget fich ot als minnchleich vnd mit fogetaner diemveticheit 
jam ob er: necht [11.] fei. er fol in niht biten. got wil 
daz er im Owe herr dez wunders dez dein chint mit dir 
hat. Vnd modem menfchen der fich mit im ze einem chind in 


feinem bergen treit. Nv pifto vnſer vater. no pift dv vnſer bruoder. 
no pift do vnſer chneht. vnſer chint. vnſer lieber herr. nv mveſt 
dp immer gelobt fein. an ende. Amen. 


ki 








Non dreier lat ſchozzvng der fel. *) 


Er choſt mich mit dem chozz feined mondes, fprichet dev 
minnent fel. Dreier lat chvs mves die fel phlegen. die den mount 
chüzzen [70.] wil. Der erft ift 300 den fvegzen. Der ander 300 den 
ehenden. “Der dritt zvo dem mund vnſers herren. Difen hohen chvs 
ze dem mund fol niht Atfen **) dev fel div noch über laden ift 
mit fünden ond noch niht enpfonden hat. Der innern vrävd. Ich 
wil wifen ein flat dev wol weget der fel der alfo iſt. Si fol niht 
vröfeich auf ftan zve dem mvnd dez brantgomes. . Sonder ft fol 
mit vorhten ligen ze den foezzen dez firengen rihtärs. Vnd fol 
mit den offen fonder bei dem en die er an ſehen vnd niht ben 
himel. Säligeo fel. ſwer dv pift. diſev flat fol dir verfmahen vnd 
ſwach dünchen da die fünderinn ir fünd hin leit. vnd heilicheit 
an fit nam wundert dich mit welher wirdicheit. da waint fi pitter- 
leich vnd zoch tieff fänften von tieffem her&en. vnd wart innen 
alfo entzündet mit dem fewer der rve. daz fi avz fpei die gallen 
der fünden. da von half ir pald der himelifch art nach dirr fon- 
derinn pild. Too ovch do ftaeche [!] avf die erd. die arm vmbevach 
fein fvezz foon fi mit choffe begivz. fi mit zähern mit den dv dich 
mwafcheft mit in. vnd folt niht getürren dein antlüß avf haben 
300 got. vor ſcham vnd vor jamer. bis dv höreft von im. Dir 
fint vergeben deine fünd. bis do auf höreft ſtand avf gevangenen 
tohter von ſyon. fchüt dich von dem ſtavb. vnd folt Dich dez 
vleizzen. daz dv di fvezz ped chüffeft. Wan fälich ift den fel die 
paid fvezz chüzzet. Die fvezz vnſers herren. der ift ainer parmhertz. 
der ander daz vr[7l.]tail. Deo fel chüzzet ped fvezz. do bei div 
vorht hat zvo dem vrtail. und hat auch offenung zvo der parm- 
bergicheit. Da von ift niht chlainev froht an dem erften choy. 
fleig dich auch daz dv die fvezz paidey chüzzeſt mit famt. Giſt 
niht gvot daz man ainen fvez an den andern chüz}. trahtong 
des vrtails an di parmherg div follet Dich mit VMgelävbiger 
vorht vnd mit jämerleicher vorht in dem tüı ez zweifels. 
vnd laiſt do aber ze fer an die parmhertz an il zehant. 
fo velleft do in onrvech vnd in verfmähhnit. dein gebet 
jleb. dein werch träg. daz lachen breit. deineß Wort vnbebaht 
vnd vnſtät innen vnd avzzen. Da von folt dv vor avgen haben. 









*) Veberfchrift und Anfangebuchflabe roth. a*) (h)eiſchen. 











— 163 — 


div parmherg mit dem vrtail. rev vnd vorht ber fünden vor 
dem vrtail. vnd hoffe, feines antlüges von feiner parmherg. So 
chüzzeſt dv ped fuezz vnſers herren. fo dv alfo den erften chvs 
genimft bei den fvezzen vnſers herren. dennoch folt dv niht getürren 
anf ften zvo dem chvzz des mondes. fonder dir fol ein ſtaffel hin 
avf fein. Der mitter chvs den folt do nemen zvo den henden. Den 
folt do alfo erchennen. Sprichet unfer herr zvo mir. Dir fint ver- 
geben dein fünd. vnd lazz ich die fünd niht waz hilfet ez mich 
denn. Ich han den roch der fünd avz getan. tvon ich im wider 
an. fo hab ich gebreitet vmb fos. Dar vmb genveget mich niht 
mit den erften genaden. Daz mich die fünd rewent. Ich enpfalch 
auch die andern. Daz ich tve guetev [72.] wer. vnd niht wider 
her z00 den fünden. Diz if mir & ze biten vnd & ze enphahen. 
& ich 300 dem chüzz dez mvndes gabe. Ich wil niht gi 

werben. Ich wil pei zeinzen zoo nemen. Dv foeneft 

do die mazz behalteft. und hohen dinch über dich nit 

ift ein hoher ſprvnch von den fvezzen 00 dem mund 

vnzimleich. Die weil dv befprenget pift mit dem ftat 

So folt dv dheinen weiß weren. den heiligen mount. D! 

300 dem chvzz der hant. Wan div hant fol dich wi 

dich auf heben vnd anf rihten. Wie fol fi dich auf rihten. fo fi 
dir git da von do des chvzzes getarft gemveten. Waz ift dann 
ein enthebong von allen funden. vnd wirbigen froht der rve. Daz 
fint tavgenleichev werd. So dv dis gab enphaheft fo chüzz im 
die hant. daz iſt gib dir niht die er fonder feinem namen. Sag 
im genad vmb dein vergeben fünd. vnd vmb fein gegeben. genad., 
Nach difen zwain chüzzen getarft do grogger Ding gemveten. Wan 
als vil dv in dem lob. als vil wähfer do gein im an ber getorfl. 
Zwo hend der,heizzet ainev bev breit. vnd die ander bie ftarfch. 
Div breit ift daz er über flogzichleichen geit. Div ſtarkch ift. daz er 
gewaltiggleichen befchirmet daz er gegeben hat. Dv folt avch 


chüzzen o daz dv danchnäm feift. vnd erchenneſt [73.] 
einen m behaltär aller gvoten ding. Nv fehet von 
dem di von dem chvzz des monde. Er chügzt nid) 
mit dei monded. Wer fpricht daz. Dev bravt. Wer 
ift dev die nad) got dürft. Ez wurden nie fünd fo 
ſvezz n dt vnd braͤvtgom mit den fo eben avz geleit. 


wurd ! nd der von den zwain fint alev dinch gemain. 


— 14 — 


vnd niht aigens vnd niht ſchaidens under in. In iſt baiden 
ein erb ein havs. ein tiſch. ein vleiſch. v ſel haizzet willich⸗ 
leichen ein bravt. dev minnet. vnd dev Wen chvs aiſchet. Dev 
minnet. Si bitet niht freiheit. niht ler nor den chvs als ob fi 
ſprichet. Waz if mir in dem himel. vnd waz wolt ih an dich 
auf die erd. Si minnet chvsleichen div den fochet. den fi da 
minnet. vnd niht des er hat. Si minnet hillichleichen. war fi 
minnet niht in der begirong dez vleifches. Sonder in ber wegi- 
rong des geiftes. Si minnet haizz vnd fo trvnchen von minnen. 
daz fi niht gedencht an fein magenchraft. Er chüzzet mich mit 
dem chvzz feines mvndes ſprach fi. Sich welh ein haimleich 
chũzzen der fel. dev noh in dem vleifch ſavft nach got. Si begert 
der hoar vnd bitet dez fi begert. Vnd nennet in doch niht den 
ft enzweifelt. dez fi niht erchennet wol den fi 
ın fi fo difch mit im chofet. Da von fpricht fi niht 
jvzzt mich. Sonder der chugget mich [74.] mit 
8 mundes. den chvs bez mondes den fi alain 
jomen. Den erchenn an brein Dingen. daz erft ift 
sven in dez menfchen berg. Daz ander ift fo gotes 
ben lert. vnd im offent div dinch div im vor 
vnchvnt warn. ez fei an der ſchrift oder von den togenben. oder 
von folhen dingen. die fint daz ander zaichen. Daz dritt ift ein 
fonderleichev und ein ongefcheidenev zefummenmifchong. dez oberften 
liehtes. vnd des erläohten mvetes. So ſich got fo gar in div fel 
gevzzet. daz er mit ir iſt vnd fi mit im. fam daz Aifen in dem 
feiner. vnd daz fewer. in dem äyfen. Wan der got an haft ber 
ift ain geift mit im. Vnd daz ift daz dritt zaichen von dem chvzz 
des mondes. 
Bon ertnei drev zaichen. *) &x 
Di aber noch in pittercheit fint vmb ir fünd. vnd noch 
jämerleich bechort fint. die enfoechent niht den chvz. mp vmb⸗ 
halfong dez bräntgomes. Sonder ernei ire . in dem öl 
vnd in ber falben. O gooter jeſvs wie dik eı von grozzer 
pittercheit. So dv zvo mir chämt in dem gel ‚difch mich 
daz gebet verzweifelt enpfiend. Vnd lie mit von im 
vnd mit guoter zuoverfiht dez antlazzes. Den alfı feht. die 









H ueberſchrift und Initiale roth. 


— 465 — 


wizzen wol daz onfer herr jefus ein ardt ift der hailet Deu betrveb- 
ten berg. vnd vindet al ir wunden. Da von fpriht dev 
bravt. Daz der nam jefus ein ingegozzens öl ſei. Er lävchtet 
175.] fam daz öl toot. vnd fpeifet und falbet. Wa von wäneft 
dv daz fo manich erläoht berg fei. denn von dem namen jefu. 
Der nam jefus ift auch ein fpeiz. oder wirbeft dv als dikch 
gefpeifet fo dv gedencheft an jefum. Waz machet wider die mvden 
fonne fo fere. Waz fterfcht die tugent vnd haizzet wahfen die fit 
fo fer fo jefus alle fpeis der fel ift dürr fi en fte mit öl 
begözzen. Schreibes dv ez fmechet mir niht ich en les da jefum. 
difpenes dv vnd rihtes ez enget mir niht in. Ich enhör da 
jefum. Jeſus ift ein hönich in dem mond. ein fvezzer fanch in 
den orn. ein berev vrevp dem herken. Der nam jefus ift ein 
ertznei wirt ieman betrvebt. chomt denn jefus in fein her. Vnd 
fpringet im denn in den mvot zehant vlevhet aller trobfal. 
vnd chvmt wider allev vrevd. gevallet ieman in havbet fünd. vnd 
vallet da von in einen zweifel. rüret er jefum von hertzen an. 
er wirt zehant wider lebentich. chorgleich gefprochen der nam 
jefus ift ein letwari der fel. Div alle ir foch fmelher lai ft ift 
gefont vnd hailer iſt. Da von fol dir jefos all zeit in der ſchozz 
fein. all zeit in dem mond. all zeit in den henden. daz aller 
dein gedanch deineo werch allen deine wort in jefum gerihtet 
fein. Dez bitet er die bravt vnd fpricht. Leg mich als ein Infigel 
avf dein hertz. vnd auf dein arm. 

No find avch fümfeich laävt. Die in geiftleicher vebung mved 
find worden. vnd find gevallen in ein flebicheit. vnd in trä[76.} 
hatt. Vnd nement ab an dem geift. und gent troeb die weg vnſers 
herren. Vnd mürmelnt zvo alle dem daz ft tvon mvezzen. Vnd 
fivaz ft tvent daz toont fi mit dürrem hertzen. vnd mit trägem 
bergen. vnd chlagen naht vnd tag Fang. ſwenn vns folhes 
iht gefhiht er erparm fich dann über vns. vnfer herr jefvs. 
vnd gefellet fich 300 vns anf dem weg. da wir auf gen. Vnd 
beginnet mit vns reden. von dem himelreich. Vnd etemas vrö- 
leiched fingen von Dem gefang fyon. vnd von der ftat gotee. 
Vnd von vrevden der flat vnd von dem vrid. von der ewichelt 
div da iſt. Ich fag. diſev vroöleichen ſag beginnet der flafferinn 
vnd der trägen fel benemen all tracdheit von dem leib vnd von 
der hertzen vrageft dv aber wie dv mügeft wizzen. Wenn er mit 

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