Skip to main content

Full text of "Mittheilungen über meine Reise in der Colonia Eritrea(nord-abyssinien)"

See other formats


Google 



This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct 

to make the world's books discoverablc online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 

to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 

are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover. 

Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the 

publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prcvcnt abuse by commcrcial parties, including placing technical restrictions on automatcd qucrying. 
We also ask that you: 

+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain from automated querying Do not send aulomated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc 
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attributionTht GoogX'S "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct andhclping them lind 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of 
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe. 

Äbout Google Book Search 

Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs 
discover the world's books while hclping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll icxi of ihis book on the web 

at |http : //books . google . com/| 



Google 



IJber dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 
Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nu tzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch fiir Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen. 
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .corül durchsuchen. 




HOOVER INSTITUTION 
on War, Revolution, and Peace 



Jt" • 



u 



h 



•. 



/. 



This is an authorized facsimile 
printed by microfilm/xerography on acid-free paper 

in 1983 by 

UNIVERSITY MICROFILMS INTERNATIONAL 

Ann Arbor, Michigan, U.S.A. 



' Ji i;} • -^ - 










TT, '■ '• /*5 

» _ •••/■>•... - . ^y 



ittheilungeii J ^"^^^J^- 



Über 



meine Keise ^^ 

in der 




t^ Colonia Eritrea 

(Xord-Abj^ssinieii). 



Von 



Dr. Max Schoeller. 
// 





^^i^BU 




^fc. 



Herausgegeben im Selbstverlage des Verfassers. 



— ^^ 



Der Brirtig i»i dnn Otßeilate Vmherto /. /w Mossaua oagewnHäi, 



Berlin 1895. 

Druck der Noradeutsclion UuclKlruekvroi & VorlugHUtisUilt. 



u 



VORREDE. 

in den folgenden Mittheilangen ft1)«r meine Reise innerhalb 
der Grenzen der italienischen Kolonie in Nord-Abyssinien beabsichtige 
ich nicht eine erschöpfende Beschreibnng der von mir besnehten 
Länder, nnd der Xatar- nnd KultiirverhAltnisse derselben zn geben, 
anch mll ich keine Thatsachen als wissenschaftlich nnunistösslich 
lünstellen; zn solchem Zwecke wQixlen meine Vorkenntnisse auf den 
verschiedenen benihrten Gebieten nicht ansreichen. Fenier will ich 
nicht die Kritik der genauei*en Kenner des Landes gegen mich herauf- 
beschwören, ich. möchte überhaupt keine Kritik provoziren. W^as ich 
l)eabsiclitige, ist lediglich, denen, die sich für die Kolonie in be- 
sonderem Maasse interessiren, oder die eine ähnliche Kxpedition 
wie die meine, in derselben liegend planen, möglich.st das mit- 
zntheilen. was ich gesehen und gehört habe. Veranlasst zu der Heise 
doi*thin hat mich einestheils meine Absicht, eine giagdlichen und 
allgemein wissensclhaftlichen Zwecken gewidmetit Kxi^edition an der 
Ostkttste zu unternehmen, andererseits das besondere Interesse, 
welches ich tllr Abyssinien, nnd die it^ilienische Kolonie in diesem 
l^nde hegte. Ich wiederhole als(» nochmals, dass ich in keiner Weise 
lieanspruche, eine streng wissenschaftliche Schrift folgen zu lassen, 
sondern lediglich meinen I^^i-euuden und denjenigen, die der ('olonia 
Kiiti'ea besondei-e Beachtung schenken, meine kleinen Erlebnisse 
zu eraühlen. 

Gerade in diesem Augenblicke darf ich allerdings vielleicht 
hoffen, auch bei einigen fenier Stehenden in dem einen oder anderen 



_4_ 

Pankt« Bearhtang zn finden, da die letzten Ereigmisye und Kämpfe 
in der Kolonie besonders geeignet waren, die Aufmerksamkeit aller 
kolonialfreundlichen Kreise auf dieselbe zu lenken. Die Art und 
Weise, wie der dorti;?e Gouverneur, an der Spitze einer kleinen 
Truppe, den gewaltigen Massen der anstürmenden Feinde Schranken 
geset^O, muss Hochachtung und Begeisterung er\vecken. 

Nach kaum zehnjährigem Bestehen, aus kleinen Anfüngen nich 
entwirkeliid, hat nach Ueberwindung fast enlrttckend ersrlieint*nder 
Schwiei-igkeiten sich dort ein Bollwerk der Kultur aufgebaut, dem 
i-eiche Anerkennung von Jedem, dem es vergönnt gewesen, Zeuge 
jenes Werkes zu sein, zu Theil weitlen muss. Die dauernde Fest- 
setzung in Kassala, der Sieg von Coatit-Senafe wei-den, wie man mit 
mir erhoüen wii-d, einen schützenden Wall \m\ die Kolonie eirichten, 
und die Möglichkeit friedlicher Weiterentwickelung im Innern ver- 
btti-gen. Wer diese Kntwickelung gesehen, wird mit Italien jeden 
Zoll Landes betraueni, der der kulturellen Beeinflussung des Mutter- 
landes entzogen \Nii-d. Gerade der schnelle Fortschritt zu den jetzigen 
geoi-dneten Verhältnissen ist, glaube ich, sehr beachtenswerth; nmn 
hat mit Geschick LVl)ereilungen vermieden, dm-ch zweckmassige 
Maassregeln und dadiuxh, dass man auf die leitenden Stellen ge- 
eisrnete Persönlichkeiten brachte, das Vertrauen der . eingeborenen 
ßevr»lkernng gewonnen, und diese tllr die Aufnahme der Kultur 
empfanglich genmcht. Soweit mein lMv<cheidenes Uilheil über die 
Kolonie geht, glaul)e ich dei*selben ein günstiges Pi-ognostikon 
stellen zu können. 

Es ist mii* eine angenehme laicht, an dieser Stelle meinem 
Danke Ausdruck zu verleilien für die überaus liebenswüi-dige Auf- 
nahme, die ich in der Eritrea übei-all gefunden, für die gütige Unter- 
stützung, die Seine Excellenz, General Baratieri, als Gouverneur 
mir hat angedeilren lassen, und für die bereitwillige Hilfe der Kom- 
mandanten und Offiziere der Militär-Stationen, bei jeder nur möglichen 
Gelegenheit. 



UnermUdlich ÜMg iii unserem InteitiSMe war das Hans Bienen- 
feld & Ck). in Massana, dem wir in fi^leicher Weise fttr Beseitigung 
der verschiedenen kleinen unvenneidlichen Aei*gemis.se zu Dank 
verpflichtet sind, wie filr <iewilhrnng der weitgehendsten (last- 
f^'eundschaft. 

liast not least muss ich meines hochverehrten Freundes ]*ro- 
fessor 0. Schweinfurth gedenken, dessen liel)en8WÜnliger Kath ttl>er 
alle i'^Uhrnisse unbekannter Verhältnisse hinweg halt*, und dessen 
Begleitung ich aussennHientllch viel verdanke, zw viel, um es in einem 
kni*zen Dankesworte aasdrttcken ssu können. Alleitlings, Pix)fessor 
Seh wein t'nrth hatte früher schon die Kolonie besucht, und heute 
verm.'ig ich die Rmpfindnngen zu theilen, die ihn dorthin zurück 
gezogen. 

Max Schoeller. 



INHALT. 



VoiTede 3 

^fassaua-Keren 7 

Barka-Demlielas 47 

An-esa-Okule Knsai 115 

Kohaito . 107 

Znla-Kikkreise im 



^ • ^- 



w 



ittheiluiigeii 3 ^< %>>'•" 

meine Reise i-^ . ' • f 

in der <.' / • . ~\ / 





t^ Colonia Eritrea 

(Xord-Abj^Söinieii). 



Von 



Dr. Max Schoeller. 

// 





^fc. 



Herausgegeben im Selbstverlage des Verfassers. 



-. - - 



Der Brirng M äetu OsßeHale Vmberto /. in Massatia otigewandt 



Berlin 1895. 

Druck der NuruUeuischon Uiicli<lruokeroi Ik Vorlut^MUtistalt« 



<o 



•^ 



u 



^y 



V» 



:> 
> 

ä 

f 

• • 



VORREDE. 

in den folgenden Mittlieilangren ni)er meine Reise innerhalb 
der Grenzen der italienischen Kolonie in Nord-Abys^inien beabsichtige 
ich nicht eine erschöpfende Beschreibung der von mir besachten 
Länder, and der Xatar- nnd KultiirverhRltnisse derselben zn geben, 
anch will ich keine Thatsachen als wissenschaftlich nnunistösslich 
hinstellen; zn solchem Zwecke wüi*den meine Vorkenntnisse auf den 
verschiedenen berührten Gebieten nicht ausreichen. Ferner will ich 
nicht die Kritik der genaueren Kenner des Landes gegen mich herauf- 
1)€sch wölken, ich. möchte ilberhaupt keine Kritik provozii'en. Was ich 
1)eabsichtige, ist lediglich, denen, die si(!h für die Kolonie in be- 
sonderem Maa.s.se intei-essiren, oder die eine ähnliche Kxpedition 
wie die meine, in derselben (regend planen, mögli<'hst <las mit- 
zntheilen, was ich gesehen und gehört habe. Veranlasst zu der l^eise 
doi*thin hat mich einestheils meine Absicht, eine jagdli<'hen und 
allgemein wissens(*.liaftlichen Zwecken gewidmeter Kxpedition an der 
Ostküste zu unternehmen, andererseits das besondere Interesse, 
welches ich tllr Abyssinien, nn<l die italienische Kolonie in diesem 
liande hegte. Ich wiederhole also nochmals, dass ich in keiner Weise 
beanspniche, eine stj-eng wi.ssenscliaftliche Schrift folgen zn lassen, 
sondern lediglich meinen Ki'eunden und denjenigen, die der ('olonia 
Kntrea besondere Reacbtung schenken, meine kleinen Erlebnisse 
zu ei'zühlen. 

Gerade in diesem Angenblicke darf ich allerdings vielleicht 
hotfeu, auch bei einigen ferner Stehenden in dem einen oder anderen 



Pankt« Beachtung zn finden, da die letzten EreigmisHe nnd Kämpfe 
in der Kolonie besonders geeignet waren, die Aufinerksamkeit aller 
kolonialfi-eundlichen Kreise auf dieselbe zu lenken. Die Art nnd 
Weise, wie der dortige Gouverneur, an der Spitze einer kleinen 
Tmppe, den gewaltigen Massen der anstürmenden Feinde Schranken 
gesetzt, muss Hochachtung und Begeisterung erwecken. 

Nach kaum zelmjilhrigem Bestehen, ans kleinen AntUngen sirli 
entwirkelud, hat na<*h Ueberwindung fast enlrü<*keiid erscheinender 
Sclnvieiigkeiten sich dort ein Bollwerk der Kultur aufgebaut, dem 
i-eiche Anerkennung von Jedem, dem es vergönnt gewesen, Zeuge 
jenes Werkes zn sein, zn Theil weitlen muss. Die dauernde Fest- 
setzung in Kassala, der Sieg von Coatit-Senafe werden, wie man mit 
mir erhoffen wii-d, einen schützenden Wall \\m die Kolonie eirichten, 
und die Möglichkeit friedlicher Weiterentwickelung im Innern ver- 
büi-gen. Wer diese Kntwickelung gesehen, wird mit Italien jeden 
Zoll Landes betraueni, der der kulturellen Beeinflussung des Mutter- 
landes entzogen wii-d. Gerade der schnelle Fortschritt zu den jetzigen 
geordneten Verhältnissen ist, glaube ich, sehr beachtenswerth; mau 
hat mit Geschick Teliereilungett vermieden, dm*ch zweckmässige 
Maassregeln uiid dadtuxh, dass man auf die leitenden Stellen ge- 
eiprnete Persönlichkeiten brachte, das Veitrauen der . eingeborenen 
Beviilkernng gewonnen, und diese für die Aufnahme der Kultur 
empianglich gemacht. Sfjweit mein l)e«<cheidenes Ui-theil über die 
Kolonie geht, glaul)e ich dei-selben ein günstiges Pi*ognostikon 
stellen zn können. 

Es ist mir, eine angenehme Pflicht, an dieser Stelle meinem 
Danke Ausdruck zu verleilien für die überaus liebenswüi-dige Auf- 
nahme, die ich in der Eritrea überall gefunden, für die gütige Unter- 
stützung, die Seine Excellenz, General Baratieri, als Gouveinieur 
mir hat angedeilren lassen, und für die bereitwillige Hilfe der Kom- 
mandanten und Offiziere der Militär-Stationen, bei jeder nur möglichen 
Gelegenheit. 



Unernindlieli ÜMg in unserem Intei*esMe war das Haus Bienen- 
feld & Ca), in MasMaaa, dem wir in fi^leicher Weise ilir Beseitigung 
der verschiedenen kleinen nnvermeidliehen Aei*gemisse za Dank 
verpflichtet sind, wie tllr (lewährnnj? der weitjE^hendsten (-rast^ 
frenndscliafl^^. 

liast not least muss ich meine» hochverehrten Freundes ]*ro* 
fessfu* Ci. Schweinfurtli g^edenken, dessen liehenswih'digfer Rath i\ber 
alle i^'Ulirnisse unbekannter Verhältnisse liinweg half, nud dessen 
Begleitunjr ich nussen»rdentli(*h viel veittanke, t\x viel, um es in einem 
kurzen Dankesworte ausdrücken zu können. AUei'dings, Professor 
Schweinfnrth hatte früher schon die Kolonie besucht, und heute 
vermag ich die Rmi)findnngen zu theilen, die ihn dorthin zurück 
gezogen. 

Max Schoellen 



INHALT. 



VoiTeile 3 

Massaua-Keren 7 

Barka-Demlielas 47 

Anesa-Okule Knsai 115 

Kohaito . 107 

Znla-Kiirkivise im 







Massaia^-Keiren. 




im 29. Jannai* 181^4 landeten >vir im Hafen van Massaua, nach 

ll einer verliültnissniässi^ reclit kttlilen Falnt darcL das Botlie 
^feer an Bord der Ortijria. 

In meiner Gesellschaft befanden sich: Professor G. Schwein- 
fnrth, welclier bereits im vei-ganfrenen Sommer mir in freund- 
li<*hster Weise seine Theilnahme an dem beabsichti|^«n Besnche der 
italienisclien Kolonie in Xor<l-Abyssinien zugesagt hatte, und mein 
Freund K. Andersson. Ferner begleiteten uns A. Kayser, ein 
Züricher, der seinen \\'(»hnsitz seit längerer Zeit am Sinai auf- 
geschlagen hat, und <len Kuf eines ebenso tUchtigen Präparators 
wie giündlichen Thieikenners besitzt, und mein .läger Reich. 

Der erste Be.snch an Land galt dem (lonvenienr, dem < venera! 
Oreste Baratieri. dem Pi-ofesscir Schweinfurth vt»n .seinen 
früheren Heisen in der Kolonie her bekannt war. Daher konnte 
auch wohl der Empfang von Seiten des Gouverneurs gleich ein re<-.ht 
freundlicher, ja herzlicher genannt werden.*) IVof. Schweinfurth 

*) Ihis Bukanntscin Prof. Schweinfurtli's mit den Vcrhnitnisscn 
im<l mudssp'botidiMi Porsönlichkoiten in Massatin, und eini);t>ti i*unkten 
des Innern, kam der Kxpcditiun sehr /.u Statten. Icii war dniicr ausser- 
ordcnilii'h glQcklii'h, einen ebenso liebenswürdigen wie bedeutenden, und 
zuglcicli mehr oder wenij?er ortskundigen (iclehrteu iTir meine Zwecke 
(gewinnen zu können. Von den von uns berilhrten Punkten im Innern 
kannte Prof. Schw. ganx besonders Kereii und Acrur, war allerdings auf 
anderen Wegen dortliui gelaugt. 



8 

hatte on^r Eiiitrefien vorher brieflich angekikndigt, nnd auch von 
anderer Seite hatte man meine Expedition an maassgebender Stelle 
befürwortet Seine Kxcellenz erkläile sich in liebens^llrdigster 
Weise bei*eit, die Expedition in jeder Weise zn fUi-dem, nnd nns 
mit Rath and That zur Seite zn stehen. Wir waren eifrent zn 
hruen, dass ans nicht nnr der Besuch der Quellgebiete des o1>eren 
Barka, sondeni audi deijenige des Deml»e1as möglich sein wUixIe, 
um so melir, als der Teneute Oiardiiiö sich angenblicklich als 
Oi-donnanz-OfHzier der IVi-sou des Gouverneurs attadiii-t fand, der 
als Resident in jenen Gebieten die Regierung verti-eten, und den 
Dembelas. wo er mehnuonatlichen Aufenthalt genommen, kennen 
gelernt hatte. Vorher war gerechter Gnnid vorhanden, Ul)er die Mög- 
lichkeit eines Besuches dieser I^ndstnche Zweifel zn hegen, infolge 
des erst im vergangenen Dezember zurückgewiesenen Einfalles der 
Malidisten. Diese planten, wie man glaubte, einen erneuten Angi-ifl" 
gegen die Kolonie in alleniachster Zeit. Das Geröcht entbehrte 
allei-dings der Wahrscheinlichkeit, da Vei*stürkungen von Ouidunnan 
ausser nach der Regenpeiiode nur schwieng nach Kassila gelangen 
können, infolge eines mehilägijren Marsches durch im Sunnner 
wav^erlose Gegenden.*) 

Das auf der äussei-sten (Kstspitze von Tanlnt erbaute Palais 
des Gouvenjeurs ist ein in zierlichem maurischem Styl . aufgeführtes 
solides (lebiinde. In Ma.ssaim nennt man es wegen seines Styls 
sihlechtweg A\ sei-aglio-, Ks wuixle vor zwanzig .Tahren vcm dem 
damaligen . ilgyptischen Gunvenieur Arakel Bey. einem Neften 
Xu bar Paschas, erbaut. 

Tm eine knppelgewölbte Halle ginippiren sieh vier geniumige 
Stuben, auf der Aussenseite von einem gleichfalls solide gewölbten 
] togengange uiMgeben. zu dem von der Ijandungsstelle eine stattliche 
marmorne Freitreppe hinauftuhit. Die Halle gewährte duit-li ihren 
dekin-ativen S<'hmuck an den Wänden einen überaus malerischen, und 
beim Eintreten sofort das Auge fesselnden Anblick. Hunderte von 

•| Mittlonvfilo ist Knssala von dorn olTensiv voruelienilen General 
Hnratieri f;enominen wonloii. iiml rü^iton die MaluIistiMi in p^)M«:oni 
M.MussstJilic, tun nun iiirersiMts i;c^on die Kuluuio wieder vurziidrintfon. 



bunten Fahnen und Fähnchen, moii^t mit Koransprfk'hen bestickt, 
ferner Feldzeichen nnd Embleme verscliiedener Art, waren ttl)er 
den Tliftren zn git)8sen Ti-ophäen vereinigt, die von den statt- 
ts^ehabten Siegen über die Mahdu^ten Kunde gaben; iVir den <ion- 
vernementspalast ein stolzer Scinnnck. 

Ein zweiter Gang galt dem Hanse Biene nfeld S: Tomp., das 
!*rofessor .Schweinfnrth v<m seinen früheren nesnchen her ebenfalls 
kannte, und in welchem die dort wohnenden Heiren, Deutsche und 
Italiener, uns einen herzlichen Empfang zu Theil werden Hessen. 
Ich möchte nicht veifehlen. an dieser Stelle schon die Namen <ler 
Hen*en (iuaseoni nnd Buchs jra uz besonders heiTorzuheben. Wie 
früher s<'hon, bei (Gelegenheit der Anwesenheit von Professor 
Schweinfurth. erboten sich diese Herren anch jetzt wieder, den 
grossen Unbequemlichkeiten der Beförderung unseres umfangreichen 
(■lepäckes sich unterziehen zu wollen. Gerne nahmen wir die ge- 
botene ( Tastfreundschaft an, und that sächlich veibrachten wir den 
giös.sten Theil des 'l'ages in ihrem Hanse, odej- waren in Begleitung 
der genannten Heiren. die sich bemühten, nns den Aufentlijilt so 
angenehm wie mriglich zu ge.stalten. 

Massaua selbst besteht aus zwei Inseln nnd zwei Halbinseln, 
dl^ letzteren Abd-el-kadei* und (^herar genannt. Die am weitesten 
vorg»»lagerte Insel, das eigentliche Massana, an der wir landeten, 
nnd die mit Gherar den Hafen umschliesst, ist mit der zweiten 
— Taulut — durch einen breiten Steindamm verbunden, und jene 
In.sel wiedenun durch einen ebensolchen mit dem Festlande. Der 
letztere Damm dürfte eine Uinge von annähernd 1 km besitzen. Die 
eigentliche Insel Massana nmfasst das enropiiische Viertel mit 
mehreren sehr ansehnlichen I*rivat gebunden, die am gemauerten 
i^uai gegenüber der Halte.stelle der Dampfer Front machen, die 
(tendarmerie-Station. sowie am östlichen Ende die Hospitäler und 
die franzö.sische Mission; das jeben genannte Haus Bienenfeld & 
i'omp. liegt an dem nach Süden gekehrten Tfer. Taulut enthält 
aus.ser einem gi-c».ssen Eingeliorenendorfe den Palast des Gouver- 
neurs, die zwei „palazzi cohmiali" mit allen Administrationen, zwei 
selbst für europäisclfe Begrille ungeheure, eben erst fertig gestellte 



Gebancle, femer eine neue Kasenie der iUilieniscIien Trappen, nnd 
andere Regiernnjjsji^eMade. 

Diese Inseln gewähren einen eigenartigen, fesselnden Anblick 
durch die Mannigfaltigkeit der auf denselben vertretenen Ihissen, 
in denen Afrika mit den» so nahe gelegenen Asien verschmilzt. 
Man begegnet dort einem bunten Gemische von Küstenarabeni mit 
mohammedanischen und christlichen Abyssiniera, Somalis, Sudanern,*) 
Aeg>*ptern, und hamitischen Beduinen-Stämmen, wie Beni Amer und 
Ifabab. mit Indiern und den übrigen Asiaten verschiedenster Stämme 
und Religionen. 

1 )er Abend des zweiten Tages vereinigte uns bei einem kleinen 
Diner des (louvenieurs mit dem Obei-sten Arimondi, dem Hefehls* 
haber der italienischen Truppen bei Agoi-dat, dem vorhin erwähnten 
Tenente (üardino, und zwei Massana besuchenden sizilianischen 
Xobili. Colonel Arimondi, der übrigens wenige Tage später 
seine Betorderang zum (teneral erhielt, theilte mir in liebens- 
Avüi'digster Weise recht intei-essante Daten über die Schlacht bei 
Agordat im vergangenen Dezember gegen die Mahdisten mit, welche 
ith nicht verfehlen will, an dieser Stelle zu wiederholen.**) 

Bekanntlich waren die Derwis<'lif, 1()—12(KK) Mann zählend, 
bisAy:oi-dat vorgedrungen, und wurden hier von den Italienei-n auf- 



•) Man bojro^jrnet violfaoh in dotitsrhen Zeitungen der iloni Knglisclien 
utitlehnteu Schreibweise „Smlnneson**, die sirli fftr unseren Sprarhgebraucli 
in keiner Weise rechtfertigen lasset; denn das anibisihe Wiirt „Sudan" i»t 
sHbst sehen der ]*hinil eines Phirals. ^Sud** ist nauilith der l'hiral von 
^iswid^. und als Ländername gehraucht man den Ausdruck „Sudan** nur 
als pars pro toto, iJie eigentliclio liezeichnung lautet ^Uelletl-es-Sudan"*, 
d. Ji. das I^nd der Schwarzen. AI» si)rachUoh richtig für den deutschon 
(iebrauch kann •'\lso nur ^Sudaner^ gelten. Ks hat auch eine Zeit gegeiien, 
wo man „Japanese", „Jai»anoson" schrieb, doch ist man in dem (Srado, als 
sich die deutsclie Schreibweise von der Xachahmung der englischen, 
namentlich in der geographischen Xomenclatur, frcizunfachen bestrebte, 
davon inuuer mehr abgekommen. 

**) Danuils, iils icli einen Heriaht mit diesen Daten an die „Uerl. N. X.** 
sandte, der unterwegs* verhören ging, waren genauere Details über die 
Schlacht noch nicht nach Deut*>chland gelangt. Mittlerweile ist dies 
natürlich seit langem geschehen. 



gehalten nnd znr Schlacht g;ezwnngen, da man dai^ch ausgedehnten 
Knndschaftsdienst nocli gerade rechtzeitig Nachricht von dem Einfalle 
erhalten hatte. Di«; Italiener nnter dem Kommando Arimondi*H 
zählten 2000 reguläre und a— 400 irreguliii-e Truppen, welche zum 
Theü, um nach Agordat zu gelangen , 'rngesmUrsche von HO km aus- 
geführt hatten, euie Truppe 1*7) km in 48 Stui»deu. eine «taunens- 
werthe lieistnng. Die Schlacht selbst gestaltete sich nacJi sechs- 
stilndigem Kampfe günstig ilir die Italiener. Sie hatten ihre 
Truppen in lange dünne Si*liüt/enlinien entwickelt, und hracliteu 
hierdurch den I^'eind, der gewohnt war, gegen geschlossene Karrees 
der Knglilnder zu fechten, als(» seine ganze Kraft auf einen liestimmten 
l'nnkt zu konzentriren, vollkommen ausser Kassung. Zudem V(;t-]oren 
die Der^'ische >:leich Anfangs drei ihiei* liervorragen<lsten Führer, 
was die Unsicherheit in ihren Reihen vollendete. VWv einige Augen- 
blicke erschien das Resultat der Schlacht dennoch zweifelhaft, da 
bereits eine Batterie der Italiener genommen war. die gute militärische 
Erziehung der Eingelnirenen jed(»ch, die sich ebenso als tüchtige 
Schützen enviesen. als au<h Proben persönlicher Tapferkeit ab- 
legten, gCAvanu bahl wieder die l'eberliand. .»«odass die verhuenen 
vier Kanonen zurückerobert weiden konnten. Der Verlust auf Seiten 
der Mahdisten nach entschiedenem Kampfe war ein gr(»sser, und 
betrug, abgesehen von den Anfl'ihrern selbst, .-3200 ]ilann, während 
die Italiener I Kapitän. 2 TJeutenants, 1 italienischen l'nteroffizier, 
120 Reguläre un<l .'lO liregnläre einbüssten. rVrner wurde eine 
grOs.sere Zahl Mahdisten zu (gefangenen .genuicht. die wir später 
bei Keren in Ausübung ihrer Arbeiten zu beobachten (Gelegenheit 
hatten. Der gest^hlagene Feind zog sich in der Richtung naili 
Kas.sala zurück, und die Veifolgnng von Seiten der Italiener wuide 
zwei Tage lang fortgesetzt, um ihn womöglich von jener Stadt ab- 
zu.schneiden, was inde.'^sen nicht gelang. Hätte es ennöglicht 
wei-den können, so wurde Kassala mit I^ichtigkeit genommen, da 
nur eine Be.satznng von 1**«0 Hinten zur Vertheidigung dort zurück- 
geblieben war. Später, als die von Agordat flüchtenden Mahdisten 
Kassala eneicht hatten, war ein Angriff in Anbetraiht der grossen 
Teberzahl tlir den Augenblick unmriglieh. Mittlerweile ist nun jenes 



__12_ 

erste Bollwerk de« Sudans ohne jrrosse Verloste nnd Geldopfer ge- 
fallen, und das am Nächsten liegende Ziel zar Sichening der 
Kolonie mu'h der (ii-enze des Sudans hin en-eicht. Allerdings werden 
hieraus neu entstehen<le Verwicklungen der £rytraea nicht erspart 
bleiben. 

Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich bedam*e, dass die 
deutsche liegierung sich die Cielegenheit hat entgehen lassen, die 
von den Italienern gelangen genommenen Sudaner in ihrer Kolonial- 
armee zu verwerthen, umsomelu*, da die Sudaner als hervorragende 
S<ildaten bekannt sind, nnd es augenblicklich unmiiglich ist. solche 
auf andere Weise xn erlangen. Italien würde uns dieselben wohl 
iMMeil willigst abgegeben haben, da die < gefangenen so nahe der 
tirenzi» ihrer Heinmth nur zur Ijast fielen, wogegen in Ostafrika, 
weit vom Sudan entfernt, sie die liest en Dienste geleistet hätten. 
Der Itouverneur erwiderte auf eine dies betreuende Aeusserung, 
dass es nur der Stelhmg eines derartigen Antrages beduilt hätte. 

Nach dem Diner im Gouveniementspalaste begaben wii* uns 
in den daneben liegenden „Ceix'olo ufficiali'*, einen hübsch angelegten 
Kasinogarten mit IMUardsälen. einem kleinen Liebhabertheater etc., 
dicht am Ufer des ^leeres. Dort verbringen die Offiziere der Gar- 
nison nmnche Abendstunden, um durch die kühlere Meerlnft einigen, 
zwar geringen Schutz gegen die aussei-ordentliche Schwüle der 
ti-opischen Nächte zu fiiiden. Wenn auch die Temperatur als solche 
in Massaua zur Zeit unseres Aufenthaltes keine sehr hohe (+ 27 
bis 4-380 c.) war, so wii-d doch das Getuhl einer fast unerträglichen 
Hitze hervorgerufen durch die konstante Windstille, und speziell den 
^langel jeglichen Luftzuges bei Nacht, wodurch keinerlei Abkühlung 
gegen die Tagestemperatui* bemerkbar wird. Manchmal ist die Hitze 
zur Mittagszeit weniger drückend als des Nachts, weil bei Tage 
gewöhnlich eine eifrischende Brise von der See her weht, die selbst 
den gewaltigen Sonnenbrand weniger siuli*en lässt. Bei Nacht fehlt, 
wie gesagt, jeglicher Luftzug vollkommen. 

Es ist daher erklärlich, dass wir sobald als möglich ^[as.sana 
entfliehen wollten, um nach dem 1 Stunde per Bahn, oder 
27 Kilometer entfernten Saati überzusiedeln. Vorher onternahmen 



wir noch einen Jagdansflng im Boote nach der kleinen InKel Sclierh- 
Said, einem kleinen, kanm 2 km von Tanlnt entfernten Eilande, 
das fast ganz von kleinen verkrüppelten Bitumen mit schönem, 
glänzendem liOrbeerlaube (Avieennia) bestanden ist, deren Wurzeln 
zum Theile vom ^[(»ereswasser bespült werden. Sowohl die Insel, 
wie die seichten Bilnke rings herum waren bedeckt mit den mannig- 
faltigsten Wasser- und Sumpfvögeln, während sich in der Luft und 
über dem Wasser zahllose Mr>ven von vier verschiedenen Arten 
tummelten. Wir unterschieden auf dem Ufer der Insel grössei-e 
iniige von Brachvögeln. Bekassinen. Austerufischern, Regenpfeifein, 
Strandliiufern oic, und im seichten Wiisser Pelikane, Kostreiher, 
Seidenreiher, Zwergreiher, den grauen Kischreiher (A. atricnUh) 
und den sc.hwarz«*n Storch. In einigen Stunden einer recht unter- 
haltenden Jagd gelang es. fast die sämmtlichen Arten, zum Theil 
in grösserer Zahl, zu erlegen; zeitweise nmsste man im seichten 
Wasser einher waten, und so erwarteten wir jeden Augenblick ein 
unliebsames Bencontre mit einem der ausserordentlich zahlreichen 
Haitische. 

Die Bahn, welche das voihin envähnte Saati mit ^ilassana 
verbindet, ninnnt ihren Anfang auf der Halbinsel Abd-el-Kader, 
passirt Otnmlo, Monculo. letzteres mit der schwedischen Mission, 
vor 32 Jahren der Ausgangspunkt der Expedition des Herzogs 
Ernst von Coburg, und der Aufenthalt der Hei-zogin wähi-end 
der Daner der Expedition. Ferner lührt die Bahn bei der Stelle des 
unglücklichen Gefechtes von Dogali vorbei, wo eine kleine Schaar 
von 500 Italienern am 2<l Januar 1S87 von Bas Alnla. dem Feld- 
heiTU des Negus Johannes, vollkommen vernichtet wurde, mit 
Ausnahme eines einzigen, des Kapitiins ^lichelini, der die Nach- 
richt nach Massaua bringtMi konnte. Um einen Augenblick bei den 
Folgen dieses Gefechtes zu venveilen. so verstärkten noch in deui- 
sellMin Jahre die Italiener ihie Sti-eitkräfte bis zu 20 000 ^lann unter 
ungeheuren Kosten, und envarteten Johannes bei Snati. der mit 
TjOOOO ^fann hei-anzog. um bei Saberguma Wochen lang den Italienern 
gegenüber zu lagern. Alsdann zog er infolge der (Unmöglichkeit 
längerer Verpi-oviantimng wieder ab. 



14 

Die hier enväbnte Eisenbahn ist die eiiusige der Kolonie,*) 
abgesehen von einer Schma1»parbahn der Kttste entlang nach Arkiko, 
die jedoch in letzter Zeit ihren Betrieb eingestellt hatte. Sie ist 
vollständig militärisch organisirt^ >\ie sie auch speziell zum Tinippen- 
transpoi*te angelegt worden, steht Übrigens dem Publikum nach 
denselben TarifsUtzen zur Verfilgung. die filr die Bahnen in Italien 
(veltung haben. 

In Saati beabsichtigten wir, unser Gepäck fllr den Weiter- 
transport zu ordnen, und die Reisetilchtigkeit der Zelte und Ein- 
lichtungen einer mehrtägigen Probe zu unter>veifen, wählten hierzu 
einen hilbsch gelegenen Platz auf einer Anhöhe. vis-A-vis den beiden 
Forts. Bienen fei d S: Comp, haben dort eine kleine Baracke als 
Station für ihi-e Si)editionsgeschJlfte im Inneni erbaut, die den 
zuiuckbleibenden Koffern Schutz während der Daner der Ex- 
pedition gewahren sollte. Die Forts, Nord- und Südfort, liegen auf 
zwei entsprechenden Anhöhen, und zwischen ihnen, ebenfalls auf der 
Höhe, sind das Offizier-Kasino, ein kleiner Pavillon, und die Woh- 
nungen und Bureaus der Offiziere. Im übrigen besteht Saati aus 
den zwei Dörfern der dort stationirten Kompagnien einheimisrher 
Trui>pen. und aus dem etwas entferntei*en , ziemlich unbedeutenden 
Kingelwrenendorfe. Die beiden Kompagnien zählen je 194 „Indigeui**, 
unterstehend dem Kommando eines Kapitäns, zweier weiterer Offiziere, 
und einem italienischen Feldwebel. In ihren Dörfeni sind die runden, 
iiu Dache spitz zulaufenden Hütten in gerader, militärischer Linie 
angelegt, und zeigen eine bewnndernswilrdige Reinlichkeit; auf der 
einen Seite des breiten Mittelweges die Christen, auf der andei'on 
Seite die Mohannnedaner vei'einend. 

Der Kommandant der Garnison, Major Viola nte, empfing uns 
mit derselben freundlichen und offenen Liebenswllrdigkeit, die uns 
während der ganzen Expedition von allen italienischen Offiziei-en 
entgegen gebracht wui*de, und die uns den Aufenthalt in ihrem 
unbedingten Wirkungskreise so angenehm gestaltete. MajorViolante 

•) Augciiblicklicli wird eino Bahn Mussaua— Kassala Ubor Koron 
projektirt Das Projekt ist jo<1och noch nicht iibor das allererste StaUiuni 
hinaus. 



besass eine Liebe m seinen eingeboi*enen Soldaten, die un^mein 
sympathisch berührte, und er hält dieselben fi\r erg^eben, treu und 
anhänglich, glaubt auch, dasd sie den italienischen Offizieren zu- 
gethan sind. Hierfl\r spricht allerdings die Thatsache, dass nicht 
nur die Soldaten selbst, sondern auch ihre Familienangehörigen, 
den Kompngnlefl'ihrer als „Vater" «nroden. und seinen Hath selbst 
bei den geringfügigsten Pamilienangelogenheitcn einholen. 

Als wir Abends mit den Offizieren der Garnison im Kasino 
speisten, Axnide uns eine neue Ueberrasclmng durch das Blasen der 
Retraite. Auf acht Bläser der einen KoiMpagnie antwoilete dieselbe 
Zahl der anderen, und alle vereinigten sich darauf zu einer gemein- 
samen kurzen Sonati». Es wirkte in dortiger Tnigebung ebenso 
unerwartet wie erhebend, und täglieh erfreute uns diese Retraite, 
die wir in keinem anderen C-iarnisonorte wieder in gleich voll- 
kommener Weise ausgefübil hörten. 

Verschiedene Tage wai'en wii* an Saati gefesselt, und da es 
keinerlei luMVorragende Reize in landschaftlicher o<ler .sonstiger 
Beziehung bot, so wurden verschiedene kleinere Jagdausfli\ge 
unternommen. Die Beute fiel recht geling aus, und bestand nur 
aus Aasgeiern, Ciabi'lweiheii, h'atken. Nashornvögeln, Wachteln und 
einigen Hasen, wäliremi wir (lazelleii, Busrhböcke und .Schakale zu 
Gesicht bekamen. Trotzdem Iwreiteten uns diese AusHilge maiieh- 
nial mehr Wrgiiügen wie viele spätere, von thatsä<*hlichem Erfolge 
gekrJhite, da sie den Reiz der Neuheit hatten, und einige bunt- 
farbige kleinere Vogelarten zeigt«»», die, zum Theil noch neu, 
un.ser Interesse erregten. Die gesehenen (lazellen waren GauUa 
dorctu (Lichten»tein)f die .Scbakale die scliwarzrUckige Art. Canis 
variegatus (Hiipp.), und die erlegten Hasen der Leptu abystinicut 
(Ehrenberg). Dieser kleine Hase, von der Farbe unserer Kaninchen, 
zeichnet .sich durch ausserordentlich lange Tiöftel aus, die, .sehr 
dfmn und aufrecht stehend, der Sonne zugekehrt fast rosa er- 
scheinen. Das Thier hat. keineswegs die Behendigkeit der euro- 
päischen Spezies^ und wie diese die ausgespi-ochene Absicht, dem 
Menschen so weit wie möglich zu entfliehen, .^Jondern versueht stetj? 
nach ganz kurzem Laufe, sich unter einem Busche zu verbergen, 



^16 

und hier bewegungslos anficht sitzend sich dem Ange zu entziehen, 
dadurch dem Jäger bis auf geringe Kntfemnng die Annfthemng 
gestattend. 

Nach verschiedenen kleinen Ausflügen dieser Art trat in erster 
Linie die Xothwendigkeit an uns heran, die ei*forderliche Anzahl 
von Maulthieren für uns selbst und einen Theil der Begleitung zu 
b<*schafl*en. und da wir solche in Massnua und Saati nicht finden 
konnten, untenmhmen wir auf Anr«then des Herrn Buchs einen 
Ih'tt nach <ihinda. Doi-t, und in der l'mgebnng, wollten wir nach 
solchen recherchiren. An einem der nächsten Nachmittage filhrte 
ich das Projekt mit Andersson aus, und brach zeitic^ genug auf, 
nm vor Al»end Sabarguma. auf halbem Wege zwischen Saati und 
tihindn. zu erreiduMi. Die ei*st kürzlich angelegte breite Strasse 
überschreitet den ciira 4riO m hohen Berg Dig-Digta, und steigt 
darauf in eine weite Ebene zwischen Ailet und Sabarguma hinab. 
Die Kbene geniesst einen besonderen Bnf infolge der reichen 
Niederjagd, und mit Leichtigkeit erbeuteten wir eine grössere Zahl 
von Hasen, Perlliühnem etc. Anch eine grosse Mannigfaltigkeit der 
Taul)enarten. und ein sehr häufiges Auftreten einer Spezies von 
Honigsaugeni, schwai*z mit weissen Qnerbändern auf den Flügeln, 
war auffallend. 

Von dem giussen Leopai-denreichthume. durch den Sabai*guma 
und Ghinda eine gewisse Berüchtigtheit erlangt haben, umsomehr, 
als gerade in jenen Tagen verschiedene Menschenleben dem Raul)- 
t liiere zum Opfer fielen, bemerkten wir in Anl)etracht der Kürze der 
Zeit nirhts. Das einzige giössere Thier. welches ich sah, war ein 
iiesenhaftes Warzenschwein, dem ich plötzlich im dichten Gebüsche 
gegenüber stand, auf das meine beiden Sclu-ot Schüsse aber, wenn 
auch aus nächster Nähe, nur eine äusserst gelinge Wirkung hervor- 
brachten. Mein Büchsenträger hatte, da ich nur auf l^erlhühner 
jagen wollte, mit nur nicht gleichen Schntt gehalten. Die Nacht 
verbrachten wir in dem durch seine Fieber sehr ungesunden Sabar- 
guma. in einem für dortige Verhältnisse nicht üblen Wirthshanse 
eines. (kriechen, eine der höchst seltenen Schlafgelegenheiten unter 
festem Dache ausserhalb Mas8ana*s. Der Kitt nach (iJhinda am 



iiärhst^'n Moi'geii führte über den 8!K) in hohen Berg: LHni^olo, 
weh'her eine wunderhai*e Vegetation entfaltet hatte. Kin dichter 
Wald weissblühender Termmafia IWownel \vr»lhte sich über einem 
nndnrchdnn^rlichen Dickichte grosser Hiattptlanxen , darnnter die 
himmelblane Ciitoria, Im Timern <les Waldes ülierraschte nns eine 
piisse HctM-de der grangrüne)i Meerkatzen, die. bei nnserem An- 
blicke schlennigst von Ast zn Ast si»rinjreMd. das Weite snchten. 
K^ prelanp: nns dennoch, einijre der niedlichen Allen mit der Kujjel 
von den iiännien herabznholen. In leeren l^anmstihnmen nnd ant 
Felsen bansen nnzälibV»' Klippschliefer (Ili/rax), wer aber wnrde 
in diesem kleinen, zierlichen Thierchen mit den weichen (inmnii- 
pfoten einen Veiwandten der Vielhufer. oder y:ar des Nashorns ver- 
mnthen? 

Nach *JV«sli'ni'Mjrem .Marsche eri'eichten wir<ihinda..ni'spri'in^licli 
ein kleines Kinjjeborenendorf. wi*lches dnrch drei Kompagnien 
des Jhitaillons von Saati. die hier «rarnisonirt sind, eine jrrössere 
Ansdehnnng erlangt hat. Anf einem Hügel ist ein schwach be- 
festigtes Fort, in Frie<lenszeiten ohne Kanonen, in <ihinda wandten 
wir nns an einen Agenten des llan.ses Hienenfeld Ä- Comp.. 
der den Kinkanf der ^fanlthiere in di<* Hand nahm, nnd anch that- 
sächlich 7 Manlthiere besorfrt«'.- Die Thätijrkeit des dort stationirten 
lleirn lM^schränkt sich lediglich anf die rebernahnie v<»n Militär- 
transporten, da ein Handelsverkehr nicht existirt. 

Vor Anbruch der Nacht waren wir in Sabarjrnnm znrück 
nnd benntzten den nächsten Tag zn einem aluTmaligen .lagd- 
anstinge in der grossen vorhin erwähnten Ebene, diesmal in 
der Absicht, dieselbe in nördlicher Kichtnng bis zn dem vier 
Wegstnnden entfernten Ailet zn dnrdi.'itreifen. nm von dort ans 
nach »Saati znrückznkehien. l'nsere llotfnnng auf «Gazellen oder 
Hnschbr»cke (Antilope //emprirhä) «ring nicht in KrtTilbmg. dagegen 
fand ich in der Nähe eines kleinen, mitten in der Kbene gelegenen 
Doifes von wenijren Hütten, eine Kolonie der verschieden.^en (»eier. 
Von den sich nm die Feberreste <Ier geschlachteten oder gefallenen 
Thiere streitenden Vögeln erlegte ich einen Schopfjreier (Vultur 
ftccipHali»), ver.srhiedene Mönch<geier (\eophron pileatm), nnd eine 



18 

grusse Zahl Schiiiubsgeier (Neophron perenopUnu), feiner auf der- 
sell)en Stelle verschiedene Adler. 

Aflet ist ein grosses Dorf, lediglich von muselmilnnisclien £in- 
jreborenen bewohnt, ohne jejrliche IV^iniischung chri.stlicher Abyssinier. 
In der Nahe sind heisse ynellen, weh*he frfther als 'Jlienaen von 
Ailet eine bedeutende Kolle spielten, und denen die \vnnderbai*sten 
Heilkräfte gegen die Verschiedenart ijrsten Krankheiten zugeschiielien 
wurden; thatsächlieh liegen diese Thennen eine Stunde von Ailet 
in einer wunderbar hübschen Tnigebung. und haben la'i ihrem Aus- 
tritte aus der Ki-de eine Tenipenitur von ca. i>?>(*. I^i unserer 
Ankunft sahen wir zahlreiche Eingeborene in dem warmen Wasser 
baden, während Inr Europäer und privilegiile Farbige gegen ein 
Entgelt von 50 Centimes ein von lUentMifeld tV (Nimp. hei-genchteter, 
etwas abgetrennter Kaum reservirt ist. Es geholt hier/u einige 
hnndeit Schritte weiter auf einem Hiigel ein kleines Wohnhaus' und 
ein Ankleidezelt. Der Schutz und die Instandhaltung der Quelle .sind 
einem Wächter anveilraut, und auf diese Weise ist an dem Bade- 
orte nichts weiter auszusetzen, als dass er von keinem Mensvlien 
benutzt wird. Ailet besass früher eine franzi^sisehe Missionsnieder- 
lassung, welche vor 5 oder (» Jahren verlassen wurde, infolge der 
drei Monate im .lahie hier wie in Sabaiguma heiTschenden Fieber» 
die den Eui-opäern einen Aufenthalt geradezu nnmOgli^'h nmchen. 
Das Missionshaus steht verlassen und verfallen da, ist niu* noch 
aus }{uinen erkennbar. Als wir gegen Al>end narh Saati zunick- 
kehrten, führte der Weg durch eine tiefe schmale Schlucht (die 
«tiola di Ailef), zwisehen üi»pig bewachsenen ik'igketten hindarch, 
nnd durch das 'J'hal ^farphaim. tirosse Völker des Sandhuhns 
(PterocUt exustus), und Streifen -Flujrhuhns (heroclet Lichtensteinü) 
l)elebten die ebenen Stellen, und Eni - Eichhörnehen und Schakale 
kiYUzten den Pfad. 

In Saati erhielten wir am Nachmittage des nächsten Tages 
den Besuch des t Gouverneurs, dvs ('olonel Arimondi. und vieler 
Offiziere, die nach tihinda und von dort über Asmara nach Keren 
ritten, wohin auch die beiden in Saati stehenden Kompagnien am 
selben Tage abmarsrhirten, um sich an einer gi'össeren Trup|w*n- 



konzeiitintion ssn betheiligeu. FUr um begann die Zeit des Packents 
was um 80 mQlisamer war, al» ein Theil des Gepäckes in Saati 
znrOckblieb, drei Viertel des übrigen duix'b Kanieele nach Keren 
vorausgesandt werden sollten, und nur ein Viertel uns auf dem 
Mai-sche dorthin begleitete. Die Arbeit war eine Unsserst lang>vierige, 
bereits waren ans allen Kisten <Jegenst4lnde heransgenuninien, und 
nun niussten jene wieder auf das richtige Maass aufgelTittt 
werden, da die Trägerkisten an das ganx l)estinnnte Gewicht von 
221/2!^^ gebunden sind. Am Morgen des xum Aufbruche festgesetzten 
Tages sind an Stelle der angenonniienen Trüger kaum die Hiilfte 
erschienen, es hatte sich das Gerücht eines erneuten Einfalles der 
Derwische verbreitet, und Niemand wollte ins Innere. Nach langem 
Parlament iren, mehrstündiger Verzögerung, und durch die nunmehr 
beginnende Drohung des (lebranches des uns .später ab und /u 
lieb gewordenen Kurbasch, hatten wir gegen Mittag glücklich 
4 Kameele und (w Träger beladen, während das Gi*os des Gepäckes 
in den Händen des Herrn Uuchs zurück blieb, um alsbald na<'h 
Keren nachbel^iidert zu werden. \'on Her/en waren wir froh, diesem 
Saati den Kücken kehren zu k<)nnt*n, das durch seine tropische 
Temperatur, und seine geradezu unglaublichen Fliegen und sonstigen 
Schiuarotzerthiere begonnen hatte, unsere Sympatlüen zu verlieren. 
Die Absicht war, um nach Ken>n zu gelangen, jedenfalls nicht 
die grosse Stras.se Saati - (thinda - Asmara - Keren einzuschlagen. 
Sie ist von den Italienern in einer solchen Breite hergestellt, dass 
ein Artillerieverkehr ermr»glicht wird, und dient demgemäss zur 
KarawantMiverbindung zwischen K«»ren inid der Küste, ist also .sehr 
belebt. NN'oUten wir aussichtsvolle .Tagtlgelegenheit ünden, so niussten 
wir einen nördlicheren Weg über Ailet. Az-Siuma. (Vherghenvt, 
Maldi U.S.W., suchen. Diese Konto ist in der Luftlinie sojrar be- 
deutend kürzer, wie die grosse Strasse über Asmara. welchi» fast 
in einem spitzen Winkel verläuft, ist aber dennoch bedeutend zeit- 
raubender, da sie <len hohen Kand des Ciebirges bei Maldi zu über- 
steigen hat. und entweder ein eigentlicher IMad noch gar nicht 
existiil, oder ein sohlier, von den Italienein versuchweise augelegt, 
sich in endlosen Wiudhngen an di'U Hcrgabhängcn hinanfzieht. Auf 



.1* 



20 

alle Fälle lioteii diese (it^eiiden ein jrrnsserej» IiiteivKse als wie die 
Mll;;emein bekannte Strasse, wenn ftberhaupt Von einem weiter« 
jrebenden Interesse als fnr uns sellist. in einer, wenigstens in der 
Kolonie, Ix^kannten I?e<^on die Rede sein kann. 

His Ailet l)t*nnt%ten wir am ersten Tajre densellien Wej^, den 
wir sflion einmal passirt hatten, und der, wie 1>emerkt, fast die 
{^anze Xeit dmrli eine tiofe Si-hlurlit bis zur gi-ossen KWne iler 
Ax-Srlinma (ein arabisiiter Ilamiten-Stannu) biudurrlifi'ihrt. Die 
Vegetation allein Isit ein weitergehendes Interesse, nmsoniehr, als 
wir in der glürklirlien Lage waren, an der Seite des erfahrensten, 
um niiht zu sagen b»»sten Kenners der abyssiniscli(»n Flora zu 
sein, der nicht ermangelte, uns soviel wie möglieh mit den Kr/eng- 
nissen der IMIanzenwelt vertraut zu maelien. Zu Seiten des 
Weges sahen wir Acacia tfhucopfit/fla , die dornigt; Ihthuites aeijyp' 
tiaea und die immergrünen naisambäume (Coni/era ohytHiniea \i\u\ 
(\ o/ricona). Zwischen beivits vereinzelt «ul'tn»tenden Tamarinden 
giünte die für <lie 'riellandsiegionen typische Ifobera gfabra, von 
der genannten Ifahnitet si«-h lediglich duieh gri'issere Hlätter unter- 
s«-heidend. und ohne Domen, während dichtes ttestränch verschiedener 
tirewiaarten mit geniessbaren . süss schmeckenden lieeren den 
jioden l>edeckte, dazwischen eine wilde Kebenait, namentlich O'stu» 
fjutufrangularii. rnteibrochen wird die üppige N'egetation «lurcli 
die monotone vorhin erwähnte Kbene, jenseits derselben wir die 
nach («liinda fülirende Strasse verliessen. um in mehr nrirdliclier 
resp. nordwestlicher Kiciitung über eine niedrige Hügelkette lilnüber 
in eine weitere Kbene hinabzusteigen, wo zwischen d<M' Was>erst«»lle 
Mitschell und dem iMirfe der .\z-Schunm «las erste Nachtquartier 
aufgeschlagen wurde. Leider tiel es gleich recht mangelhaft aus, 
da die Träger erst bei vollkommenster Dnnkelhtit anlangten, und 
wir nur Zeit hatten, auf jeglichen Komfort v.*rziclitend. unsere 
Betten unter frei»'ni Himmel herzurichten. Kiw am Abend«» unter- 
nommener .Jagdstieifzng zeigt«» lediglich grosse Mengen des l>ick- 
fusses (Oedicnemns a/ßnit), von den AialM*rn Karawän genannt, und 
l>ei einbrechen<ler Dunkelheit am Wasser einfallende, nach Tausenden 
zählende Srhwärme des Sandhuhns und Streiti'U - Flughuhns. Die 



FallHii eit!;a1»en ein gut geflirlites Exemplar des scliwui-zrilckigeii 
Schakals (Canis variegatut). Dni'ch die Kiickkelir der Kamele nach 
Snati am nächsten Morgen, infolge der weiteren l-npassirbarkeit 
der Wege lur diese 'Hiiore, sahen wii* uns veranlasst, zuniu-hst nach 
Az-S<'hnnia xu reiten, um daseihst Mnulthiei-e und neue Träger 
zu rekrutiren. 

Ax-Scliunm ist ein kleines Nonia<lend(Mf, mit kreisifhiuig 
aneinander gereihten Hütten, in der Mitte ein freier (Matz, der 
dem Vieh als Aufenthaltsort tlir <lie Nacht dient, und durch die 
umliegenden lliittcn Schutz gegen die Kiiuherei<'n der llyiliien und 
r^eoparden bieten soll. 

Dinrh tlie Wrzögerung hlieh llir den Marsch nur noch kurze 
Zeit, und s<i kamen wir nur bis <;iiergherret. Wir folgten dem von 
Westen nach Osten tliessenden NN'assi'r Aqini tiliergherret. bis zu 
dem IMnikte. wo es aus dem Kelseu herausquillt, aber jedenfalls bis 
doiihiu schon uuterirdisch lliesst. Hier mussten wir higern. und 
verbrachten. <la in fliesen seewilrts gekehrten («ebirgsabfällen die 
Winterregenzeit bereits begonnen hatte, eine Nacht in strömendem 
Ifegen. 

l>er nä<'hste Tag sollte uns na<'h MIHI tühren. auf eben dem 
vorher erwähnten, kürzlich von den Italienern als Vorarbeit der 
grosstMi Strasseiwnlage gezogenen Versuchspfade. .lener ist 1 
bis H/j ui fireit. und zieht sich in Zickzacklinien an den Herg- 
ubhängen hin, eiuM weilen nur Illr ein Maulihier eben passiibur, 
einem entgegenkonnnenden ein Answelcheu Jedoch kaum gestattend. 
Ks ist der Weg einstweilen lediglich ein Versnchsobjekt, und wird 
ndt der Zeit wohl wie die Strasse über Asnmra entsprechend ver- 
breitert wenlen; wir haben später (Jelegenheit. beim Sattel (Sella) 
von Amlielaco auf jene Wegearbeiten zurückzukommen. In iler 
Höhenlage von < Miergherret .lM*ginnt die durch ihre Doppel- 
stacheln lästige Acac'ta meii/era aufzutreten, iu 'l*igre „quaddat^' ge- 
nannt. Nach dreistün<ligem Marsche über den Ausläufer des 
]>ebra-nuir hinüber, erreichten wir die F^bene vmi Salamona. 
einer wegen seiner prächtigen Vegetation, und seiner hohen 
liäume .sehr anziehenden Oertlichkeit. l>ie kleine Thalebene da- 



22 

bleibst wird von einem in dieser Zeit natilrlieh noch wenig: Wasser 
führenden Bache von Nonlen nach Sflden dnrchschnitten, nnd ist, 
sich in dersellien Richtang wie jener ei*streckend , von g;eringer 
Breite. Zn Seiten des I^lftsschens wachsen riesenhafte Sykonioren 
(Ficui tycomorut) mit Viele Meter im Tmfange messenden Stammen, 
die sich zu einer erstannlichen Höhe erheben, nnd in ihren Aesten 
zahh*eichen Meerkatzenfamilien, Xashonivojreln, nnd nnxähligen 
kleinen Vogelarten Olnlach gewähren; nel»en ihnen TrichiHa emetira, 
eWnfalls ein prächtiger Baum mit gi'ossen. nnssbanmailigen I^lättern. 
(icrade bei unserer Annähenuig passirte einer der nach Millionen 
zählenden lleuschrekenschwäime einen niederen gi*asbewachsenen 
Hügel, nnd es war ein lilr den .läger anmnthiges Bild, die I^Utt 
und die Bäume angefüllt zn sehen mit Tausenden von Uötelfalken, 
giosseren l**alken nnd Habichten der vei-schiedensten Allen. Gabel- 
weihen etc. im Vereine mit blaugrün schimmernden Amseln und 
kleinen Sing\*ogelii. alle viel zn eifrig mit der Vertilgung der 
gnissen fnsekten beschälltigt, um die gegenseitige FeimlschatY zu 
beachten. 

Jenseits der Ebene von Salamona flihrt der l^fad, in 
Schlangenwindnngen , ni»er <len Monte Osit in einer Hohe von 
SUO m, an liübschen giilnen. buschbestandenen Thälem vorbei, 
manchmal eine priichtige Aussicht gewährend. Zuweilen ist anch 
tür dortige Verhältnisse dichter Wald zu Seiten des AN'eges, mit 
reicher Blumenflora, vielen kleinen weissblühenden Orchideen 
(Ilabenaria), und den rankenden, zuerst von I^rofessor S<'hwein- 
furth vor 2 Jahren entdeckten Thumlergia Krythraea, mit grossen, 
präi-htig gelben Blüthen. Auf dem Hochplateau des Osit liegt das 
Thal Ain .mit einem Bache gleichen Namens in seinem runde, 
in dieser Jahreszeit mit nur wenig fliessendem AN'asser. Dort 
stehen eine Anzahl Strolibütten, die vor etlichen Afonaten den 
Wegearbeitern als Obdach gedient, und die wir nach aber- 
maligem dreistündigen Mai*sche, von Salamona aus gerechnet, er- 
i-eichten. Ausser vielen Meerkatzen sahen \nx etliche IkschbOcke, 
nnd vereinzelt Antilope taftatrix, von den Eingelwrenen „Sassa- 
genannt, an<'h am Bo<len zahlreiche Stacheln des liier ein- 



heimischen StachelHrhweineM. iHeser l'aukt, der fAr die nächsten 
Ta^ als Anfeiithaltsoii dienen Mollte, wird von den Eingeborenen 
Mlfil gt^nannt, ein Xanie, d4*r Übrigens anf den Karten nirht 
H^mrirt, nnd lirjft infol^^e seiner Höhe von cina 750 ni an der 
östlichen Abdaclinng des nordsibyssinisi-hen Ho<'hlandes, mitten 
in der Wintcrrcjrenperiodc. die lediglich in jenen Strichen mit 
jri-osser Intensität aiifzntreten pt1ej?t, nnd nns recht fiihlbar wurde. 
Nachdem es bereits während des Marsches zeitweilig heftig 
jren^gnet. dauerten die Niederschläge den ganzen Nachmittag. 
o!e Nacht u. s. w. ununterbrocln'U fort, um unser Zeltla^^er 
herum in kürzester Frist einen Sumpf bildend. Da auch 
die beiden nächsten Tage keine Resscrunjr zeigten, so 
konnten wir nur ahnen, wie wunderbar M'hön die <iegeiid 
mit ihrer üppigen \'eg(*tation und reichen l'autui, si>eziell was 
ilie Vogel weit anbelangt, bei klarem Wetter sein muss. Al»er 
je<le Aussi<»ht war verdeckt. Teberdies machte die Ül>erhand 
ntdimende Feuchtigkeit unserer sännutlichen Ausrüstnngsgegen- 
stände. speziell der Kleider und Schuhe, den Aufenthalt zu 
einem ziemlich ungemüthlichen. umsoniehr, als sich auch die 
Kinwirkuu}? der .Xässe auf den Gesundheitszustand der Europäer, 
nnd .selbst der Kingebnr«Mien bald bemerklich nmchte. 'Fagd- 
ansHüge in die prachtvollen Wälder blieben l»egreinicher Weise 
resultatlos. und ein («aiig durch den rrwald l»ei strimiendem Hegen 
konnte kaum als etwas Angenehmes gelten. Die (ilätte im Verein 
mit den Si'hlingpHanzen und dem dichten ttebüsche machen Itei 
dem IMirsc'hen ohne Wejr und Steg dieses beschwerlich und er- 
müdend, da ausserdem die meterhohen, manchmal mannshohen 
<testrüppe. <irä.sei- und Farren tVir ein V(»llk«»mnienes Dnrchnässt- 
wenlen Sorge tragen. 

Von der interes.santen. wie gesagt, .selten mannigfaltigen Vogel- 
welt, ülKr die wir nur einen geringen l'eberblick gewinnen 
konnten, fiel vor Allem der prächtige Helmvogel {Conjthaix leucotit, 
ItSpp.) auf. el>enso eigenailig durch sein dem Auerhahn 
oder Birkhahn ähnelndes (lebahren auf den Aesten, und seine 
hierb^'t hervorgebra<*Iiten gurgelnden Ii}iute, als durch seinen 



24 

prächtigen Anblick im Klage, dnnkelrotlie »Schwingen liei schwans- 
grftneni Gefieder, die Augen fesselnd. Sein Nest fwlwn wir in 
(lic]it«in Strnnchwerke, wenig horh Ül»er dem lioden, knnstlos 
zwisrhiMi Aesten hergei-ichtet, nnd die vielleicht 14 Tage alten 
•Tangen zeigten vollkoninien schwarze Federansätze. Ansserdem 
bemerkten wir eine (ilanzelster mit rostgelben Schwingen (Lampro- 
tomi» tenuirottris, Jl»pp,), die weissschwihizige nnd die schwäi-z- 
schwihizige Wittwe, sowie verschiedene Amselarten ( Iiihnorhffnehu$ 
albirostriif Itnpp,), <ilauzstauir (lAimprocoÜus chihfhaeu9, Ehrtnhtrtj, 
Urehm /?. n, Jl,), Ijamprotornh ruficentri», Jiupp,^ <JoldamseI ((frioin« 
moloxitOf Buffon) und Sehildamsel (i^onope erittatutt f^^pp,)* N'on 
Viei-füssleni viele Meerkatzen der vcn'her erkannten Art (Cerat» 
pithecut grUtovlridii, Desmar), einige Antilopen, deren Spezies i«'li 
nicht nntei-scheiden konnte, das bante Hörnchen (Sduru» MuWcohtr, 
Ji»pp.), nnd das KrdeichhOrnchen (Xtrus rutHus)^ welches ich 
zn weilen auf dicken Aesten Überhängender Ih'hnne fand, entgegen 
der Ansicht Hrehnis (Heise nach hiabesch), wonach dasselbe niemals 
Häume besteige. l)a.s Hörnchen Hess sich atleitlings bei heran* 
nahender Gefahr sofort auf den Hoden herabfallen. Kecht inter- 
essant ist das hiesige Vorkommen wilder Limonen, die identisch 
mit der in Aegypten kultivirten kleinfruchtiger Art sind, und viel 
za h.-infig auftreten, am in fri\herer Zeit durch Menschenhand 
angepflanzt zu sein. Die r'rrtchte haben die (trösse eines Taulien* 
eies, und ist hier wohl die einzige (tegend in der Kr.vtraea, wo 
Limonen wild wachsen. Höher hiimaf im Südwesten, auf tleni 
^[onte Savour, finden sich aasserdem wilde I^)mmeranzen in soh'her 
Zahl, dass Tenente Ferero zn Knltivirungszwecken 200 junge 
Stämme auspflanzen lassen konnte. Dort kann wohl ebensowenig 
von einer >'iiitnhrung durch ^fenschen die Rede sein. Die Heige 
in südlicher IMchtung nach Az-Teklesan hin, sollen gleichfalls vi<»h» 
wihle l*ommeran/eiibäume beherbergen. Ks könnte trotzdem zweifei» 
haft erscheinen, ob nmn es nicht mit verwilderten Knltnrptlanzungen 
zu thün habe, aber abgesehen davon, dass es kaum anzunehnuMi 
wäre, dass verwilderte Pflanzen in .so iviehem Maasse vorkommen, 
wie es hier der Fall, spricht anrli lllr eine ursprüngliche NN'ildlieit. 



das Vorkoninien iii gun/. hestiiiimteii HOlienlajireii: der Uiuone von 
700-1000 in, der Pommeranze von 1000 -- IWKMn. Schliesslicli 
}(liui1>e ii'li nicht, dass in fliesen tiefenden jemals eine höhere Kultnr 
bestanden Iiat, wenijrstens dürfte es schwer fallen, hieilllr in/end 
ein Anzeichen zu bemerken. 

Bei Filfil ist dei- Anfang der eigentlichen Bei-g:\*egetation. 
Aosser Sykomuren nnd Trichilia als Tferbäumen, sahen wir die mit 
i*ei'chen weissen BliUhen gesehmllckte Nuxia dentata ans dem Thale 
von (iliinda wieder, die nur in der Niihe des Wassers zn jretleihen 
scheint. Die (tebüsche hinstellen han|itsilclilich ans CariMa eduli», ül>er- 
laden von schwarzen Beeien, nnd der I'feil^^iftptlnnzederSomalistämmc 
(Aeokanthera), mit schrniem dauerblätteiigem Lorbeerlaube. iSchliesslirh 
landen wir dort zuerst den wilden Oeibaum (Oiea ehrytophyUa), 

Am 12. Februar reisten wir ^»•ejfen Alaldi weiter, zunächst 
nach Sella Ambellacco, das wir nacii siebenstUndi^^em ^larsrhe. 
stets in strömendem Kejr«*n, eireiditen. Trotz der verlulltnissmjlssij^ 
geringen Entfernung in der huftlinie« braucht man diese lange 
Zeit, da Sella Ambellacco in einei* Höhe von VM7 m liegt, wir 
demnach 1100 m zn steigen hatten. Dementsprechend zieht sich 
der italieni.sche \'ersnchsweg in zahllosen Windungen zunäch.st den 
Monte »Savour hijiauf. dann Über den Monte Ametin nach Sella Am* 
liellacco» während der frühere, allerdings äusserst steile Fnsspfad 
tast senkredit aufstieg. Stellenweise waren wir gezwungen, jenen 
alten Pfad zu benutzen, da der neue, in Folge des Uegens an 
mehreren Punkten einge.'stürzt, nicht mehr passirbar wai-. Leider 
hindetle anch auf die.sem Marsche der Kegen an dem (»enu.<«se 
der üppigen Vegetation. Der alte Pfa<l besonders führte durch 
meterhohe Stauden, weissbl übende Halsaminen (Jmpatiens thictorh), 
Lantana vibumoides mit blauen Rlüthen, die .^ehr häutige Krmigs* 
ker/e (Merhatntm ternacfia) und viele fassia. Ki'Wähnen miwlite ich. 
dass der Samen der Königskerze den Kingeborenen zum l^'iscli- 
fange dient, da tierselbe, ins Wasser geworfen, die Msclie, die 
davon fressen, betäubt, die dann an die Obertläche getrieben, ein- 
gesammelt weixlen; zu dem gleichen Zwecke dient der Samen der 
dort i^lM'nfalls vorkoiAmenden Tejihrosh Vu/eiü. 



_2ß_ 

lii Sella A)ubellacc6 blieben wir, da ^laldi, an dem gleich- 
namigen Berge in einer Thalmulde gelegen, ein nur zur Regen- 
zeit fest l»estehendt*r Ort ist, Anihellacc6 hingegen da« seit Knnsem 
fest bestehendes Hanptqnartier der doiligen W'egebanarheiterkolonie 
reprasentirt. l'nter Leitung des Tenente Kerero vom Henie- 
korps. zfililt jene angenb1ickli<'h. in K(»lge der eingeschränkten 
finnn/ietlen Znscliiisse Italiens, nur .'XN) an Stelle der fidheivu 
TW Mann, nnd besteht ans Kingeborenen unter italienischen l'nter- 
oftiziei-en. Die Thatigkeit der 'IVnppe richtet sich auf die- Ver- 
lin»iterung des Versuclisweges zu einer Heei-esstiasse, ein Werk. 
djLs mit den jn-r»sst»»n Srhwierijrkeiten zu kämpfen hat. Hei unsei-er 
Ankunft wuixle in der Dichtung nach Saati hin mit ilnsserster 
Anstrengung gearlK'itet und gespi-engt. Dieser schwierigste Theil 
der Strasse, war zur Zeit unseres Besuchs in der Richtung 
nach Saati A\ie nach Keren zu. auf eine Strecke von je 3 km 
völlig ffi-tig gestellt. Wenn die Arbeitei-zahl nicht b«»deutend 
verginsseit wii-d, wenlen noch Jahi-e vergehen, ehe dtos jetzige 
Pnijekt seiner Vollendung entgegensieht, lutei-essant ist, wie die 
einh«*ii«is<-he Bevölkerung zu den Wegeai-beiten herangezogen winl. 
Kiiiher mussten die Italiener die sänmitlichen Arbeiten in der 
Kolonie, wie Eisenbahnban, (^uai- und Strassen -Anlagen etc. duich 
italienische Arbeiter anfertigen lassen, natürlich unter erheblichen 
Kosten, jetzt hat sich hemusgestellt. hat der Versuch bewiesen, 
dass Einheimische, von wem'gen italienischen Werkmeistern aus- 
gewählt und angelernt, dassell>e, vielleicht in diesem Klima mehr 
leisten, wie weisse Arbeiter, dem Staate auf sohlie Weise bedeutende 
Kosten ersparend. Die Anlage der Strasse stüsst, wie erwähnt, dui-ch 
die Steigqng von 1'2()0 m bei 20 km Länge, auf nicht geringe 
Schwierigkeiten, nnd wir überzeugten uns, wie Felssprengungen, 
nnd recht schwierige Teberbrückungsarbeiten in hervorragender 
Weise von dem so organisirten Arbeit erkoii)s bewältigt wurden. 

Das Klima von Sella Ambellacco wies schon einen bedeutenden 
Fortschritt auf, da der Vormittag meist frei von Niedei-schlägen war, 
und man in dieser Zeit eine prächtige Aussicht von der Höhe herab 
auf die nieder gelegenen Thalregionen genoss. Gegen Mittag «Jiller- 



* diii^ trat wieder NVbel ein, und venlichtete Kicli im Tianfe des Xacli- 
mittags nnd der NVlit zn feinem SpHUiregen. Wir waren demnach 
an der (trenze der Winteii'egenpeHode, und wenijre Stunden weiter 
westlich finden Niedei-schliljre in dieser Jahreszeit nicht mehr statt. 
Diescll)en Ber}*:theile haben dort entgej!;engreset7.te .Tnhi'eszciten, je 
nach der Exposition zum Meere oder zum Binnenlande hin, wodnirh 
eine zweinmli}^e Kultur der Kelder auf der einen, sodann auf der 
andei-en Seite ermriirlirht wild, und <lie Xomadenstiimme foljjfen mit 
ihi*en lleerden den jeweilig? vom kejren befruchteten Lindstrecken. 
Auf tWr Höhe von fiust 2000 in ist vollkommene Hochland svej^^e- 
tatioii: <'/w, i^otea abijM'micay mit ^flössen Weissen HliUhen. ähnlich 
denjenljreii der I^ieonh, Kriea arborea, strauchartig wie in Süd- 
Kuropa, und KncUa Ketlau. Dodonaeä viacosa füllt die >(asse der 
(iebüsche aus, im ganzen Jahre, selbst \m der gi-össten Trockenheit, 
kleine grüne HlättcluMi zeigend. Kiiizelne wilde Dattelpalmen, uiul 
viele der priichtig blühenden Kandelabereuphoibieii verleihen der 
(t«»geiid einen eigenartigen, reizvollen Charakter. 

Tenente I^^erero empfing uns liebenswürdig, und lie- 
zengte uns die giösste (Gastfreundschaft, die mir um so will- 
k(»minener uml nothwcndiger war, als ich wahrscheinlich in Folge 
der grossen Nässe der letzten Tage, durch einen ziemlich heftigen 
Kieberanfall tlir kui*ze Zeit ans Lager gefesselt war. Später 
machten wir dann einige kleinere Jagdansflüge, und trafen ver- 
schiedentlich auf den prächtigen, unseren Hothhirsch an (Trr»s.<ie 
übertreffenden Strepaiceros oder Antilope Kudu, von den Einge- 
borenen ^Agasen" genannt, häufiger auf die Antilope «altatHr 
(Tigie ,,sassa"). Unserer (lemse vei-gleichbar, hat sie an den 
.schi-offsteu Steinabhängen ihren Standoit, und macht flüchtend 
auf jedem vorspringenden Felsblock in zierlichster Stellung Malt, 
um nach dem .läger zurückzuschauen. Schliesslich sahen wir den 
zierlichen Jhischbock (Antilope I/etnprichii), einen der kleinsten Ver- 
treter der Antilopenwelt in Afrika, und es gelang die Erlegung 
der Antilope decuhi (Heugliu, Heise nach Abyssinien. Hüppell. 
Neue Wirbelt liiere), mit eigenthümli<'her, strichartiger Zeichnung auf 
dem Itücken, ähnli<*fi wie bei der Antiloj^e scripta, und kur/em, 



28 

><clu-aulieuai't]g gewundenem Geh^ni, eine »Spezies, die ich allein 
von allen Antilopen spater nie wieder anp:etroffen habe, deren 
Verlireitangski-eis in dortiger Gegend mithin ein begrenzter ist. 
Vielleicht trafen wir anch im weiteivn Verlaufe der Kx|>eilition 
nicht mehr auf eine ühnliche Vegetation in entsprechender Höhen- 
lage, also nicht mehr auf die gleichen Existenzbedingungen. Kr- 
wälinen mochte ich nm-h, oder vielmehr frühere Angaben bestätigen, 
dass die WeilK'heii der erwähnten vier Antilopenallen keine 
Homer tragen. Von Kambthiereu war kein einziges häutig, am Tage 
unserer Ankunft sclioss Tenente Ferero einen Serval, dessen 
Voikommen in der (»ebii-gsgegend. mich erstaunte, da er auch in 
der Sprache der Kingeborenen als .Leopard der Kbene- bezeichnet 
wird; derJieopanl und der Gepard sollen selten auftreten, die Hyäne 
gar nicht. Die Vogelwelt wui-de <harakterisirt durch zahlreiche 
kolibriartige 1^'ormen (Sectarinla), wie wir sie nicht wieder in ähnlich(*r 
Anzahl erblickten, und welche die blühenden Stauden belebten. Nach 
Aussage des Herrn l^'erero sind hiei circa 10 verschiedene Arten 
vei-treten. 

Am 18. Febiiiar nahmen wir Abschied von unserem liebens- 
wüiiligen Wirthe, und folgten dem erwähnten l*fade in der Ri<*Jitung 
nach Keren. 3 km weit ist der Weg ausgebaut, und führt dann 
n<Hb einige Zeit dur<'h das Thal hindurch, ist auch weiter 
;rut passirbar. bis er. zur ,.('onea di Maldi- sich erhebend, 
schmal, kaum tK) cm breit zu wenlen beginnt. In m»rd west- 
lichem J^ojron nach Süden um d**n Monte Maldi herum, erreicht 
er jenseits des Monte (iraf-helas die «Sella Magasas" genannte 
Passhöhe. Der Versuchspfad nmsste dort' vcila.ssen werden, und 
wir ritten in südlicher ]?ichtung nach <lem Dtufe Taia, einige Kihi- 
meter von der Strasse entfernt, um auf Wasser tür die Nacht zu 
stossen. Stellenweise hatte die Höhe eine prachtvolle Aussicht 
auf das tiefer liegende 'l'hal gewährt, und man erblickte von 
vei-schiedenen Punkten aus, die nllmähliche stufenlonuige Ab- 
tiachung der Gebirge nach der Küste zu. Der I^»genzone waren wir 
enti-onneu. und der Himmel zeigte sich wieder wolkenlos. Zugleich 
war allerdings die i»räclitige Vegetation entscliwun<len, sowohl 



\ 



(Uwvh den Austritt huk der Re^enxoiie. als dinrli die p-usse 
Hölienlage. Nur mit llnssei-st li<htetii (iehrtlze und kleinen Mnnten 
w«i*en die Platemis bestanden, seihst, die Qnolqnal-Kii)diorliie, die 
noch kurz vorher tVlnnliche Wühler jrehihlet hatte, und uns 
dnreh ihre ivthen und jrrllien HllUhen entzikkte, trat zurück. 
Dort pfedeihen nur ilrei Ihiuniarten: oUa efirifsopfnjlh. Acacia etbaica 
und liarlteija ofeoulex, vojlkoniiucn fehlte das durch seine furcht- 
baren Stacheln überaus lästige IHerohbium laceran«. Zahlreiche 
Sassaantilopen waren bei nnspieni Anblicke die Herjre hinauf 
j^etlüchtet, und auf den Hlnthcn der Kuphorbien sasseii zierliche 
*rrüne. am Kopfe rolh jrezeichnete Pa]ia|^cien: möirlichcr Weis« 
Taranta. 

Tara, in einer llnlic v(in 22(>7 m auf dem Hochplateau lie^^end, 
ilas jranz bedeckt ist von j^elbcm vcibiannten (»rase, hat eine 
ausschliesslich christliche Einwohnerschaft, und besteht aus zwei 
jretrcnnten Dörfern, einem jrrösseren und einem kleineren, 
."lOO Schritte von einander entfernt. Das jrrössere macht einen 
wohlhabenden Kindrnck. und wir nahmen eine genaue Hesichtiprnn^ 
desselben vor. von dem ..Sihnm" «»der Scheich, wenn man ihn 
so nennen daif, ^etuhrt. Die Hütten sind autfaHend gross, und 
fest aus Holz und Stndi erbaut, nn'istens bestehi'n die Wohnungen 
ans einem Hofe, und in diesem rechts und links aus je einer 
geräumigtMi Hütte, eine für «leii Hausherrn, die andere lur die 
Frauen bestimmt. Hei dem Kintritte in das Innere gelangt man zn- 
niichst in einen griisseren Kaum, und dann in einen zweiten, nicht 
weiter abgetrennten, in dem das Kener brennt, und an der Seite die 
Lagerstätte des oder der HewidnuM" etwas erhöht erbaut ist. 
Licht erhalten die liänme. wie alle ähnlichen, lediglich dnr<'h das 
Feuer, und eventuell in jrerinyem .Maasse durch die nicht viMschliess- 
bare Thnre. D»*r Hof dient deuj Vieh als .Kufenthaltsort während 
der Nacht. Am späten AlnMide kamen «lie Kinwolnier tles Dorfes, 
.Mäinier. Weiber und Kinder, um uns eine Fantasia zu bereiten. 
Zwei Männer machten die eif«»iderliclie .Afusik auf zwei grossen. 
tronnnelähnli<'hen (M>fässen. und die übrigen, einen Kreis bildend, 
'klatschten den Takt •hierzu, hnliesem Kn-ise tanzten nachdem 



30 

Kh^ihmns der Tit)iiiiiielii. eiiiijre Mäituer mit lHiipmni«ii, j^netasteii 
Kewv^iiigeii, xnweilt»n kurze VeiTeiikniigreu de« OberkOrj)«!*» aws- 
führend. Fi*aiien wechselten mit iluien als nnd im A1lg;emeiiieii 
lM*stelit der Tanz ans einem gemesseneu Henimgehen im Kivise, 
mit fniiziOsen Krn-perlH»\ve«rnngen. 

Mit einigen Tlialern türstlioh lielobnt, xopren die Ia^üW. 
lielnedij^t ab. nnd wir waivn fix)li, in die Zelte ssniilckkehivn 
zu knnnen. da die Nacht emptindlich kalt war, tix>tz der hohen 
Tajjestemperatnr. I»er8i-heirh deslhirfes, dessen Ciunst wir durch 
dt'U 15akschis<h eines Maria 'I'heivsia Thalers gewonnen hatten, 
verliess sein Heicli, um uns einip:e 'l'age als Führer zu Itegleiten, 
nnd war schliesslich schwer zu bewejren, nns freiwillijr wieder zu 
verlassen. 

nie letzte Station Vor Keren. Halibaret, die nur noch in einer 
Hohe von 1.%'JO m, also bedeutend tiefer lie^rt wie Tani, wurde am 
nächsten Tage eireicht. Wir wählten den Weg am Monte Xahalo 
voibei. und gelangten so auf die bi*eite Strasse, die, wie schon envähnt, 
von Saati über Asnmra und Az-'I'edesan nach Keren fulirt. nnd die 
vollkommen ausgebaut, die besuchte Heeresstrasse bildet. Der Marsch 
«lauerte r» Stunden,, die Khtternung mag daher ca. 25 km betragen, 
da man für Träger nicht mehr als 4 km in der Stunde in 
«lebii-gsregionen annehmen daif. Halibaret, an einem kleinen 
lliessenden Hache gelegen, ist lediglich Station der Hecresstra sse. 
aus einer von einem (.^riechen gehaltenen Kantine, und wenigen 
Kingfborencnliütten bestehend. Das kleine i^ewässer des Haloa- 
tliales. das <ten (M't hatbkreistormig nmtliesst, nnd Wasser von 
voiziiglicher (/nalität enthält, ist ein /ulluss des Anseba. der* ca. 
2 km in West von Hatibai-et nach Norden strömt, um sich mit dem 
Harka zu vereinigen. Der Anseba ITilirt im Winter nur stellen- 
weise ein wenig Wasser, besitzt im Tebrigen äusserst romantische 
l' 1er Partien, mit Felsen von gii»sser Wildheit und Scln*ütt*lieit. er 
entwickelt an seineu l'fern eine ilppige Vegetation, riesengnisse 
Sycomorcn und AV«/W/«i afriama mit an langen SclnilliiMi herunter« 
liän;renden dunklen, iiurpurgetärbten Hlüthen. nnd meterlangen, ganz 
harten, wursttormitren Früchten. Die liüjrel im Fmkreise des Anseba, 



der fiouverneiir fnst alle eingelK)reiien Triipi^eii dei- Kiyti-aea nnd 
fast alle Offiziere dort versammelt, um ein drei\vOelientli(?lies 
Manöver ali/nliHlten. Sofort maditeu wir dem Oeneral ßaratieri 
nnseiYU B«»sneli, der uns ebenso wie der (Jenernl Arimoitdi 
frenndlidi (Miipfin?. dünn suchten wir die fi'an/r»siselie Mission 
auf; leider war der Bischof Mjcr. Cronzet, der kurze Zeit dort 
preweilt. wiedi»r ah^eieist. und alle Patres hatten ihm das (teleit 
pepreben. wii- tiafen also Niemand zu Hanse. ])\q Mission 
macht einen freundlichen Kimlruck. und anheimelnd war das 
iietühl. nach so lan«rer Zeit unter dem Kinflusse des Islams, am 
Abende die (ilocken der Mis>ionska|)elle läuten zu hören. Feh 
möchte j^lei<*h hier bemerken, dass die Mission auch an hiesij^er Stelle 
einen jrünstijren Kintluss auf die Kinjrcborenen auszuüben scheint, 
wie sie überhaupt wohl zu .\nfaujr der Besetzunjr der Krytraea 
durch di»* Italiener, diesen mit ihrem Ifathe zui* Seite g:estaiiden 
hat, ferner dass die Zahl der katholischen Kiujrel»orenen in der 
Kolonie bereits iWi\ Seelen beträ«rt, wenijrstens im Milrz dieses 
•.lahres betriiyr. Her Hath der Missionare wird den italienischen 
Ollizieren im Anfanjre von grossem Werthe jfeweseu sein, da die 
Patres das Land zum Tlieil schon seit .lahrzehnten bewohnt, und 
sich in die Hevölkeruuy: einjrelebt hatten. Was die italienischen 
Offiziere anbelan^^t. so erscheint wahlscheinlich, dass nicht 
stets dieselbe grosse Mäs.sijrnnp: «geherrscht hat, wie anpen- 
blicklich. es ist wohl un<lenkbar, wenn europäische Offiziere 
plötzlich zu einem schwarzen Volke hin versi*tzt werdiMi. welches 
sie behenschen sollen. I'iber das sie die weitjrehendste Macht be- 
sitzen. Jetzt jedenfalls, uml das möchte ich *?anz besimders betonen, 
begepnet man einer Mässiy:unp:. einem liebevollen Kiujrehen auf die 
KiirenthUiulichkeiteii des Volkes, welche un;rcmein syiupathisch 
berührt. Ks ist der Kall von <lem in jeder Beziehunjr hervorrapenden 
t^ouverneur herab, bis zu den junpen OtHzieren der Truppe, die mit 
jnosser Eneijrie und Tapferkeit, wie die letzten Krei2:nis>e bewii'sen 
haben, wahre üebi' zu dem ihnen anvi'rtrauten Lande verbinden, 
und aufrichtig bestrebt sind, dasselbe in seiner Kijrenart und seinem 
Bedürfnisse verstehen* zu lernen. 



a4 

Von dem Kiitj^egenkoiniiieii der Misnion gerne Gebraueli 
macheml, erfreuten >\ir nns an den vonsflfflicheu Geinnsen und 
Frttcliten des Missions<?artens, i<i»e/.iell an den Melonen ühnliclien 
rapa\*a, die aus Manritins hierher iniportirt, voi-zUprlieh zu jredeihen 
s<-heinen. Kartotteln und andeiv (»eniilse bilden einen Artikel auf 
dem reichhaltijren Markte Kei-en's, der fast alle IMiKlukte des Landes 
umfa.sj?t. Ks ist der einzijre gi-Hssere Punkt im Innern der Kolonie, 
und zu]u:leich die llaniitstadt des kleinen, nach dem letzten Zensus 
15320 Einwohner zählenden iJindehens der Hogos. l>ie letzteren 
sprechen eine eij^fiie hamitisehe Sprache, das s. g. ^hilin**. 

Vielleicht ist es von lulei-esse, an dieser Stelle die Statistik 
der jüngsten Volkszählung mitzutheilen. um hierdurch einen 
leichteren Kinhlick in die Verhältnisse der Kolonie zu ermöglichen. 

Popolazione dell* Eritrea, divisa per razze. per 

religione e per lingna: 

Kazze (nach Stämmen und Hasse): 

Hahah . . 21012 

(Küstenland) Samhar . . 14 818 

(Inseln) Dahlac . . 22^)8 

Saho . . . 8<X72 

Minilei-a . . 1 511» 

(Danakil) Dancala . . 13703 

Somala . . 250 

(Tigiinei) Tigiina . . tÄ)257 

Mensa . . 21Ni0 

Bogos . . . 15320 

IJeni-Amer . 20t»W 

(Stamme am oberen Barka) Baica ... JK-530 

(Sudaner) Sudan. . . nil8 

(übrige) Akra ... 9188 

Keligione: 

(Mohamedaner) Mnselmana . IM IKK) 

(Koptisch nionophysitisclie) Tiitta . . , t*»8r»27 

(If. Katholische) Catoliia . . «»«.n»3 

(übiijre) Altia . . . «07 



NaHi Sprache (Liiif^UM): 



(AraUisch) 


Ara1»e . . . 


5 lf>7 


(Tigiv) 


Tigiv . . . 


77 77«; 


(Tifi:iHi) 


TiprliriiH . . 


«•»■) 400 


(Amlmiisc)M 


Aiiiarica . . 


1 X}7 


(Ulni^e) 


Altra . . . 


41 2-27 



Totale M\n |M»iM»lazioiie 191 127 

Die;«* Kiiiwolnierxalil dni* Kolonit* ist eiiitf au^enblirklidi |^e- 
liiil^, da das Ijaiid <hirrli Krie;?«», Vfixiiiedfiie (lioleraepideiiiieii, 
Hnugersuotli in Iblj^«* diT sich wiiMlcrhohMiden \*i<»hsencheii. Wasser- 
mangel , Henschreckenplajre etc. de/iniirt woidcn. Es ist jedoch 
anzanehnien, dass uiitci' den jrcurdiicten Wrhältiiissen, welche jetzt 
iUierall Platz geg:ritleii haben, mit dem gn"»sseren Woldstande anch 
die Einwohnerzahl sich im l^aufe der Jahre stark vermehivn winl, 
stets vorausgesetzt, dass <las l»egonnene /ivilisationswerk nicht eines 
Tajres durch die in allzu grossen Afassen hereinhrechenden Mahdisten 
wieder vernichtet wird. 

In Keren beschlossen wir einige Zeit zu verweilen, und an 
einem der ersten Tage holte uns der (^ouverneur mit seinem Ad- 
jutanten Tenente <iiardino, und einer kleinen Eskorte zu einem 
Spazierritte nach dem Anseha. und flem d<»rt von ihm erbauten Fort 
ab. Jenes liegt auf einer Heighohe, cin-a 7 km von Keren entfernt, 
dicht an dem genannten Flusse, ist vor 4 Jahivn errichtet, und dient 
zum Schutze der an der Strasse gelegenen |H*nnanenten Wassei-stelle 
des Anseba. Das neue Fort erhebt, sich am linken Ffer des 'IMiales, 
das der angreifende Feind, eben des Wassers wegen, nicht zu um- 
gehen vermag. Es vertheidigt somit den Zugang iit'i:**^ den Westen, 
also gegen «lie Mahdisten. Auf der gegenüberliegenden rechten Seite 
des Anseba hatten die Aegypler seiner Zeit elienfalls ein Fort er- 
richtet, das gegen den Zugang' vtm Süden her, also gegen die.Vbyssinier, 
Fi*ont nmcht. Oa gegiMiwärtig das I^and in dieser liichtung in den 
Hunden <ler Italiener ist, wurde die ägyi»lische Anlag»* zwecklos, und 
musste das neue Fort erbaut wenlm. hie liegend bis zum Anseba 
hin war in dieser Jahreszeit vollkonnnen ödo. vertnM-knet, zeigte 
HaMMfi' Hfttl/iuhtfiii (tt*stviUh'\i «nd dürrem i^»»s\v\\c\\s kmv^ Sywv wav 



m 

Vegetation, ninsouiehn als das letzte Jahr aQ8sei*gew0liiiHcli tiDcken 
niid regenanii gewesen. Die iinn laulilosen Bämue, und das duivli 
die Sonne wie Heu gebleiclite Gras lassen eiratlien, wie üppig and 
wanderbar reich die Vegetation znr Regenzeit sein nmss, wo das 
(»ras mehr wie meterhoch steht. Keren hat nnr eine Regen periode 
im Spatsonnuor nnd Herbst, während im Apnl znweilen ehizelne 
seltene Niederschläge (die sogenannte klehie Regenzt»it) stattfinden. 
Während der Anseba anf einer knrzen Strecke nnr wenig Wasser 
zeigte, war der bei Keren entspringende Nebenltnss 1)ari etwas 
wasseneicher. nnd an diesem Ikiche entlang sind erstannlich wohl- 
gepflegte und frnchtbaiv (.»arten, die alles das erzengen, wais man 
selbst in Knropa nur erwart«*n darf, wenn auch erst in gennger 
3renge: Kartofteln. Artischocken, verschiedene Kohlarten. Spinat, 
Salat und vieles Ander«'. l»ort liegen auch die (iärten der fran- 
zri.sischen Mission nnd der (»arniNon, in denen soeben Versuche 
gemacht werden, Wein. Orangen nnd Zitronen zu kultiviren. Hs 
ist ein Ueweis. dass das Land noch vi**l produktiver gestaltet wenlen 
könnte, als es augenblicklich der Kall ist, sowie die nöthige Zahl 
der Bebauer vorhanden. Hevor <*ine solche Thätigkeit jedoch l)e- 
gonneu resp. vermehrt werden kann, müssen zunächst die Sti-assen 
vorhanden sein, die die Möglichkeit des Absatzes, z. H. nach 
Massana, sichern, da der Handel im Lande, resp. am Orte selbst, 
nicht genügen wüixle. Die Italiener In^zwecken daher zunächst den 
Strassenbau, nnd sodann .systematisch di«» l^esiedelnng und erhöhte 
Produktion. 

Wie erwähnt, fand augenblicklich ein Manöver der konzen- 
trii-teu eingeborenen Truppen statt, zu dem ebenfalls der Degatsch 
vim Okule Kusai. Hata Hagos*), mit <100 Irregulären. „Bande" 
genannt, ersVbicnen war. Der thatsäcliliehe Leiter der 'IVnppe 
i^t «Uerdintrs »ler dortige, das Protektorat an>übende italienische 
Resicbnt, Teumte Sanguinetti. Hata llajr'»?^. der als Mörder 
.»»eines Bruders, der Anhänger von Ras Alula zu werden beabsiilitigt 
hatte, in Abyssinien geärhtet war. wunle von den Italienern in der 

•) Es ist derselbe, «1er sloh kQnelirli empörte, und bei Hnlai ge- 
•iclilagen und getödtet %yiirde. 



Be1ien*8e1inii)( von Oknle Kusai iM^lassen, da sie seiner Ti'eoe 
sicher zu sein glaubten. Im 1<.ande ist er sehr ani^sehen, nud 
man bringt ihm unbintin^en (Gehorsam entgegen. Von grossem 
(»efolge lioglfitK, machte er uns seinen liesuch. leider wai-en 
wir g«M*ade abwesend. un<I als wir diesen Akt der Höflichkeit er- 
widerten, empfing er uns, von seinen sämmtliclu*n rnterbefehls- 
liabern nni<rcben, auf einem tepi>ichl»ed('('kten Angai*eb in freund- 
licher Weise. Kr ist ein schon bejahrter Mann mit angenehnren. 
alter enery^ischen Zügen, und von au Hallender (Grösse. Später, als 
wir sein Tiiuid. Okule Kusai. nml den llauptort desselben, Saganaiti, 
iM'snchten. hatten wir «ielejfenheit, ihn näher kennen zu lernen. 
Seine Truppe bot ein buntes Hild. sämmtliche Anführer in weiss 
und loth gt*streifte Schama gehüllt, mit laueren, stark gebogenen 
Srilwertern V(»u eiirenthümlirher l*'orm. in lothem liCilerfutteriile. und 
mit Itepetirrtiuten bewjiftiiet. llit'rzu haben diese das Hecht, einen 
sllberbeschhig«'nen. runden, /iendidi kleinen Schild V(»r sich hertragen 
zu lassen, ein alter Kriegers«limu<k. dessm Not h wendigkeit im 
Vereine mit den «iewehreii luaii nicht sofort einsieht. Die Truppe 
wuide durch junge, IC»- bis ITjähritre J{nr.*> lien jrebildet, ebenfalls 
mit dem beschriebenen Schwerte und Ifi'petirllinte. zum Theil aurh 
mit Schild bewatlnet, .seltener mit J^anzen. Die letzteren, mit ziemlich 
breiter, flacher Eisenspit/.e. zeichnen sich durch ein beschwertes 
Küssende mit s])iralfi'»rmig angeschmiedetem Kisenstreifen au.s. 
Die Schilde sind durchgängig ji US Khi.sspferd- oder Nashornhaut, der 
l{and ringsum zu einem Wulste umgebogen. Kine sohhe Bewaffnung 
ist den .sännntlichen von uns besuchten abvssini.schen Stämmen 
eigen, während die hamitischeu Nonmdcnvölker, wie Heni Amer, 
bei ähidicher Lanzeuform die geniden langen .sudani.schen 
Schwerter mit breiter Klinge führen. I*feil und llogen habe ich 
niemals zu <i(>si<'ht bekommen, au«'h niemals von deren <tebranch 
dort gehört. Zur Knmpletirung der liewatfnung mag noch ein 
INitronengürtel aus zum Theil dort aiigei*ertigtem, zuweilen ge- 
sticktem Stotte erwähnt werden, sowie ein knizes Me.sser von der- 
selben eigenthümlich geschweiften, beim Schwerte .schon er- 
wähnten lM>rm. • 



38 

Die gesammte Trappe, besonders die Indigeni, waren nach 
allen Erfordernissen der enropäischen Taktik geschult, nnd wir 
hatten Gelegenheit, eines Moi'gens das Manöver von der Zitadelle 
ans za beobachten, als gegen einen markirten Feind, der am Beirre 
Lalamba Aufstellnng genonunen, mit Kanonen nnd Infanterie scharf 
geschossen wurde. Die Tivtterzahl soll eine verhältnissmässijr hohe 
gewesen sein. 

In die Truppe sind SO der bei Agördat gefangenen Sudaner, 
welche sich hierzu freiwillig gemeldet haben, und sich branchbar er- 
wiesen, eingereiht worden, sie sollen sich auch bisher bewährt haben. 
Fast täglich passirlen wohl 100 der übrigen gefangenen Mahd ist en 
unter starker militärischer Bedeckung unser Lager, muskulös 
gebaute (gestalten, die zu Arbeiten wie Holztragen etc. Ver- 
wendung: finden. (Td-ade in den letzten Tagen waren einige 
Gefangene trotz der Beaufsichtigung entflohen, recht erstaunlich, 
wenn man bedenkt, dass sie trotz der anstrengenden Arbeit jeden- 
falls ein besseres Leben, und eine gir»sseie Sicherheit fiir dasselbe 
in der t Gefangenschaft geniessen. wie in ihrem eigenen Reiche. 

Die Mahdisten hatten bei diesem, ihrem letzten Einfalle ein 
anderes JVinzip verfolgt, wie bisher; während sie sonst in den 
I^~inde.n, die sie passirten, zu verwüsten, zu verbrennen, und zu 
morden pflegten, haben sie dieses Mal. wahrscheinlich durch den 
Einfluss gefangener ägyptischer Offiziere. I-iind nnd lieute geschont. 
Dadurch haben sie das IJecht eines nngelahrdeten Rückzuges er- 
worben, nnd thatsächlicli Hessen diejenigen Stämme, die bis zur 
liückkehr nach Kassala icissirt werden mnssten, den Feind unbe- 
hindert abziehen. Dem rmstinde mögen auch die Gefangenen das 
t gelingen ilirer Flucht zuzn&clireiben haben. Die Uebiigen zogen 
wahrscheinlich ihr jetzijres Loos der Freiheit vor. .so traf ich z. II. 
bei einem Ausfluge nach Sehah»t«'*, nach einem nächtlichen Ritte, 
am Morgen bei Sonnenaufgang zwei Abtheilungen Sudaner, von 
einem schwarzen Offizier und wenigen Mann geleitet, die sich so- 
eben zum Aufbruche rüsteten. Sie hatten Durrah dorthin gebracht, 
nml kehrten nnbeladen zurück: mit Stöcken bewaftnet. und in der 
zclnita«lien reber/.abl. würib' ihnen ein Entk<»nimen leicht jrewesen 



sein* sie ^nlien jedoi'li recht xufnedeii nnd fnedlicli ans, and 
(lachten, viellei<ht mit Ausnahme von einzelnen, nicht an Flacht oder 
einen (lewailtstreirh. Wohl werden sie lange Zeit gehraacht hal)en. 
sich davon zu ühcrzeugen, <Iass <'s mnglirh ist. einen gefanjr«»nen 
Feind am Lehen zu InssfUt um ilin ni<Misrh1i<'h zu l»ehandeln. und 
ich glau1»e. dass diese -MiMe von Seiten der Italiener von Wirkung: 
fiir die Zukunft sein kann. Wühlend ein strenges Vorgehen, hei- 
sjiielsweise ein Krsrhiessen der (iet'anjr^nen. die Ahneigung der 
sudanischen Bevölkerunjr gegen einen Krieg mit den Itaüoneni 
kaum veiinehren konnte, da sie nur gezwungen für den Klialita 
Ahdniahi in den Kampf gelit, so knnn die Milde andererseits, 
oder das Hewusstsein einer Garantie fi'ir das Lehen, den Feind 
zu einer 1 Desertion, einem Fehergeheu in grijsserem Maasse. ver- 
aidassen. Die Mahdisten hatten, wie es scheint, keine so menseh- 
liehen A!»siehten mit ihren tiefangenen, da zwei jetzt im .,('ercolo 
ntficiali" in Kereu aufbewahrte, hei Agoidat eiheutete Halsfesseln. 
Kisenstreifen um den Hals mit langen Ketten, dazu dienen sollten, 
gefangene italienisrhe (M'liziere na<li Khaitum zu hringen. Hei den 
i\ gefallenen mahdistisrhen Führern fand mau -'t l)iplome. <lte 
dieselben zu r^ouvenu'ureii vt»n Keren. Massaua und Snakin er- 
nannten. 

Hübsch war ein Ausflug, den wir gemeinsam mit Professor 
Schweinfnrth nach dem Monte lialaniba unternahmen. Dieser 
lh»ig erreicht mit der hrielisten seiner drei Spitzen 2(V18 m. und liegt 
' nonlwestlieh V(m Keren. bei >>*eitem die höehste Ih^rgma.s.se der 
ganzen Fmgebung. und daher von allen Seiten weithin sichtbar, 
sodass er Tagemär-Mlie lang die b'iehtnng V(»n Keren anzugeben 
v«'rmag. Kr besteht aus den drei erwähnten Spitzen, und zwischen 
diesen. viellei<dit 1.7) m unter der höchsten, ist auf einem kleineu 
Hochplateau ein kleines, stehendes Wasserbecken, aus dem eine kleine 
(/uelle entspnngt. Der Aufstieg daueit ziendich i>/2 Stunde. 

Auf den\ IMateau henscht zum Fnteischiede von Keren, und 
der ganzen Fmgebung weit und breit, eine prachtvolle, üppig«» 
Ve^retation, eben durch diese kh>inen (Vuellcheu bedingt; Aracht 
Setifffnt, jedoch ohn^ tiumml -.Misonderung. hlonpijros uirnpHi/tirmiM, 



40 

Maba ahtfuinka mit ]orbeenii*tigi*iii Danerlailbe, niul Entada ahguinha 
niit merkwui-diffen. }^*0}<seii, pnpieitinnneu HülNen, die in einzelne 
(ilieiler zeriaJlen. Teppitf wnrherte Caparia ptrtiei/oUa, ein sclilin- 
«^ender Donilmscli, der an allen Hänmen liocli eniiiorklettert. . und 
sie mit seinem l^nlie überdn-kt. Vcni den Kameelen genossen, 
führt er untelilbar den 'l'od lierl>ei, >Yeslialb der Weidejranjr der 
Kamele in solchen Höhen eine beständi<re Anfsu-ht durch die IWsitzer 
erheischt. In der Tiefe gedeiht <lie Pflanze glücklicherweise nicht. 
Sehr hriufig sahen wir auch Myrrhenhaume (Coni/era a/ricatia), die 
abt'r nicht ausgebeutet wenlen. Kinschnitte in den JJaum liefern 
das MviThenhar/. das xu Xahntiukturen benutzt wird, und im 
Alterthnme neben Jialsam zu den kostbarsten IVodukten Arabiens 
geholte. 

I>ie felsigen Abhänge, die von der kleinen Hochebene des 
Ih'unnens zu den Spitzen liinauflühren, sind bevölkert von Paaren 
der Sassa -Antilope und von grossen l*avianheenlen. die tüglicli zu 
drr (,|nelle zur Tranke hinabsteigen. Kine Jagd auf I*aviane 
ist ansseitirdentlich unterhaltend, und ich hatte hiei-zu verschiedent- 
lich (tfletrenheit, da die steilen Berge in der rmgebung von Keren 
v(»n zahlreichen l*avianen bewohnt werden. Die Nahe einer solclien 
Attenheenle ist zunächst unverkennbar, da die ganze Ciesells<-haft. 
bfim .\ublicke eines etwas fremdartiir aussehenden Menschen ein 
turchterliches Bellen und Heulen erhebt, an dem .\lle, Alt und 
.lang, 'l'heil nehmen. Beim Kallen des ersten Sehhsses wird der 
fJinn noch grösser, und ist erst ein Mitglied der Heen!«» ver- 
wundet, so kennt die Wuth keine tirenzen mehr. Stets in einer 
Kntfernnng von 1— 21W> Schritt vor dem .läger sich zurückziehend, 
machen die in ihrem weiss-graueii langhaarigen Mantel prächtig aus- 
sehenden alten Mänmhen immer wieiler Front, wüthend «las rie.sige 
(lebiss zeigend, um sich nur höchst widerstrebend weiter zurück- 
zuziehen, wenn er die Klinte erhebt, oder gar einen von ihnen vom 
Kelsen herunterschiesst. I He Weibchen, die.lungen auf dem Kücken, 
und die sch«»n selbst ständigen halberwacliseneii, werden auf der l^'lucht 
anfangs von den zwei bis drei alten Leitatfen gedeckt, bald jedoeh 
merken sie, dass die Absieht des Sehützen nur den alten MänncIuMi 



f^lt, und werden nun genidezu dreiKt, bleil)en nilii^ bis auf TiO Scluitte 
vor dem Menschen Kitzen, und hellen ilin tischst possirltch an. wahrend 
die Getllhrdcten sich etwas weiter xii rückziehen. Macht der .li^rer 
Miene, die .Fa^d anfzu^ceben. oder seiiuMseits den Uückzng anzutreten, 
so macht sotoi-t die «ranze Hecrdc Kehrt, und veifolj^t nun ihrei- 
seitM den Schützen, um l»is auf ^anz «rennte Entfernung, qnnsi 
ausreifend, heranzukonnncu. Es ist hicrhci nicht rathsaui, an einem 
1h*r«;ahhanse unterhall» <lcr Affen .sich aufzustellen, da, wvwu \vh 
auch nicht zu<reheu nu>hte, ilass die l*aviaue ^össcre Kelsslücke 
auf den Veifoljrer heruntiMWtllzen oder mit Steinen nach ihm 
weifi'U. sie «loch .iedeiifalls nicht uuahsiclitlich Steine hcialirollen 
las.*«en. Eine direkte (lefahr für den .fäjrer ist überhaupt hei der 
I*aviau.j{ijrd mit dei- Büchse nicht vorhanden, da die Atfcn diese zu 
sehr fürchten, für die Eiu^rchoreiien ohne Waffen hinjjejren maj;: <'in 
l^encontre mit aus«;ewachsenen Pavianen, deren (tehiss fast ;riösser 
und .stärker ist als dasjenige eines Leoparden, unter Umständen 
unliehsam ansfalhMi. IHe früheren Mittheilun^en. das.s die verwun- 
deten Affen von den übrijren hinwejrjretrajreii werden, um sie niclit 
in die Hände des .lä^rers «rerathen zu lassen, kann ich liestätigen, und 
ans diesem (trunde ist es .schwer, solche thatsächlich zu erbeuten. 
Sofort im l^'euer N'ereiulete werden meist liefen "gelassen, jedoch 
harrt man liei ihnen .so langte als ir<rend mö<^lich aus. Es ist dann 
leicht di(» Stelle des j^etödteten Exemplars ausfindij:: zu machen, da 
ein nnverkennliur penetranter <ieruch ilasselbe von Weitem verräth. 
Angeschossene Thiere zeigen nninchmal eine «rrosse Menschenähnlich- 
keit, ich bemerkte .solche, di»*, in den Vorderaim jreschossen, ihn wie 
ein Men.sch teuren die Ihiist anlehnten, und sah einmal ein besonders 
gi'osses Exem{)lar. das mit einem Schusse in den llintersrhenkel 
sich mit beidiMi Voiderarmen auf je ein junjjfes Aetichen stützte, inid 
sich V(»n diesen fortfuhren lies.s. dabei jene erbarmunjfslos ohrfeijrend. 
sowie sie nicht pinz ^enau nach seinen Intenthmen die l<*lucht 
lH»werkstellisten. reberhaui»t fuhren die Leitalfen ein strenges 
Kegiment in ihrer Ileerde, und vcM'schafTen sich durch regelrechte 
Si'hläge nnbedingten (iehor.sam. eben.«?o wie die Mütter ihre .fungen 
auf dieselbe \>*eise Erziehen, .sodass man von Weitem schon das 



42 

Henlen der liestrafteii Aeffclieh veniehiiien kann. Ich mOchte no<*li 
Wmerken, dnss andenveitijr ^efimdeuen Aii^Hlien zuwider, die 
Pamnmütter ilire .Tunjreii lediglich auf dem RlU-ken tni(?eu, während 
die ^feeikatzen dies an d<»r Brust tlinn. liäome liesteijren die 
Paviane nnjrerii. nur um Auj^srhan zu halten. Iiewe^en sich sonst 
stets anf Felsen. Allei-dinjrs erklettern sie Hüume, die ihnen 
esshare Friuhte lie!'e»-n. wie z. I^ den Zizy|»hus. Junge Pavii\ne 
wei-den leicht zahm, und «rewöhnen sich vollkommen an den 
Menschen. Ich verscliatt'ti* mir in Keren einen noch ganz jungen 
wcihh'chcn Pavian, di-r bald so zahm wui^e, dass er mich stets 
und ulicrall hin hcjrleitcte; auf dem Marsche folgte er meinem lieit- 
esel. dann und wann eim-n am Wejre stehenden Baum besteigend, 
um einiLre Friiclite ahzuiiHücken. sogleich aber mit allen Anzei«'hen 
^Tosser Angst, mich zu verlieren, mir wieder imcheilte. und auch anf 
der .Tajrd liantiy: an uu-iner Seite blieb. Ks war erstaunlich, wie 
das kaum einiire >(onate alte Thier selbst im Ti-abe meinem Maul- 
thiere foljren konnte, und wie es manchmal eine stundenlange Piirsche, 
tiline ein einziges Mal zurückzubleiben, aushielt. Die .Vngeliörigkeit 
zum Atlengeschlechte vergass ^Sitta" vollkommen, da sie selbst bei 
der .Ia«rd auf ihre V«'rwandten j«*ne vollständig vernachlässigte, uml 
nicht das gennjrste Interesse tür erlejrte Paviane zeigte. Auf 
meinen Kuf kam sie stets herbei, und Hess sich zu keiner Frennd- 
M-haft mit meinen Heisebegleitem bewegen, im tiegentheil. sie Hess 
nie eine «^ele^renheit vorübergehen, wo sie meinen schwarzen Diener 
in die Waden beissen konnte. Die Anhän<rlichkeit war so gii»ss, 
dass sie bei einem spätiM'en Ausflüge von Massana aus. in einer 
jnTisseri'U S«*g«*lbarke. sich zweimal von dieser ins Meer stürzte, 
um unserem IJuderboote schwimmend zu folgen, eine erstaunliche 
Tbatsadie, wenn man die fast uubesie<rbare .Vbueigimg der IV.viane 
y^etfeu das \Va>ser berücksiebt igt. Während Ich das scharfe (lesicht 
der Pavian«* nii*y:endwo hervoryrehoben g«'l'unden habe, niiWlüe Ich 
erwälin«*n. dass die zahme Aeffin. wenn sie angebunden im I-j\g«*r 
zurückblieb, und ich von der Pürsche heimkehrte, nuch bereits in 
einer Entfeniung erkannte, wo dies den Menschen noch ganz un- 
möglieh war (iregeu l bis 2 Kilometeil). Bei dem Herannahen der 



nbrigen EuropUr blieb sie voIlkoiiiniPii nibior, wäbi^tid 8ie in dem 
Momente, wo icb am Honssoiite anftnnchte, inifelilbAi* in ein lautes 
Iteschrei ausbrach, leb möchte das scharte Aujre der Paviane jmnz 
besonders hervorheben. 

In der NiUie von Keren vorkommende Antilo|)en sind Strepti- 
rerot Kudu, Antilope ialtatrir, sowie die kleine A. J/emprichiana, 
jrrössere l^aubtbiere der Leopard, Servalkatze, und die «jeHeckte 
HyUne. Keren ist das denklmr ireeijmetste 'IVrrain tür Hyänen 
und Aasgeier, die letzteren finden siiji in der Stadt und l'm- 
(^ebnng auf Schritt und Tritt, sich nni jeden am Hoden liegenden 
Abfall streitend, und gleich nach Kinl»rnrh der Nacht vernimmt man 
das widerliche (4i*heul der Hyänen, die von den BiM'gen hinab- 
steigen, und bis in das Innere d»*r Stadt und selbst der (Tt-höfte ein- 
dringen. Afanches Mal höiien wii- sie kaum einige S<'hritte von 
den Zelten, und sprangen auf, um sie zu verscheuchen. Als 
eines Tages ein Ksel als Aas ausgelegt wuide. gewährte er wenige 
Stunden darauf schon ein recht anziehendes Schauspiel. Kr war 
bedeckt mit allen möglichen < teiern ; <iänsegeier, die langen nackten 
Hälse schlangenartig vorstreckend, .schlugen, hiut kreischend mit 
den Flügeln um sich, während in respi'kt voller Kntfernnng ganze 
Schaaren von Schnmtzgeiern und IJaben abwarteten, bis ilie Teber- 
reste des ^^ahles ihnen zufallen würden. Einige riesige Ohrengeiei-, 
im liewnsst.«*ein ihrer überlegenen J\raft. sassen still daneben und 
.schauten zu.^bis sie Lust zum Seil »steingreifen verspüren würden. 
Kin Si-huss genügte, mehrere der grossen 'Hiiere zu erlegen. Den 
pra<htvollen TJinnuergeier bemerkte ich hier nicht. Von Adlern er- 
beuteten wir vers«'hiedene Arten, unter anderem den Schoiif-Adler, 
den ich dort zum eisten Male bemerkte, und der sein Stanib|uartier 
am .Vnseba zu haben scheint, wenigstens d«>rt häutig war. 

Klie wir Keren veriiessen, führte iHis ein dieitäylger Jagd- 
austtug nach Schalote. einem kleinen Meduinendorfe in südwestlicher 
Dichtung, etwas von der grossiMi Strasse nach Agordat seitabwärts 
gen Nord gelegen. Den Anlass hierzu gaben eiin'ge Kingeboretie 
des benannten Orte.s welche einen Leoparden in einer Falle zu 
haben vursraben. unfl uns aufforderten, sie zu begleiten, in der 



44 

Hotfhanir aaf weitere ^l)<*n>olcbe Jajnlbeate. Der Weg war ziemlich 
weit, an»! anser Kitt dauerte annähernd 8 Standen, zana4.'hst 
aof d»*r Stnv»s*» na«h A;2:»>nlat, dorch die Fels«4ehla«-ht de?« r>«>nsrtv 
lol«i5 zum B<v^thale hinunter. Bei Harad fanden wir einen 
Brunnen mir »»inem hänli:^ besuchten I-Asrerplatzr. und 1 kui 
t^iittVnit fin r>'>rf von w»*nüren Hütten. Weiterhin moss man 
•lunh eine ini)>v<e sandL'e, mit nie<ierem «Testrüpj» spärlich b»»- 
warhsene Kbene. nach den zwei kleinen Hüttenkomplexen von 
S*'hal«»r»^. Die Einwohn»*r d«>kamentiren auf den ersten Blick einen 
vnü den ul»ri::en IWain»*n abweichenden Typus und stammen thiit- 
>ä«-hli«-h aus d>»r « »e«j:**nd von Kas^ala. von wo aus sie vor n«>*h nicht 
langer Zt»it hif^rhr-r :rertfi»htr-t waren. IKe >[änner war»*n eifrn^ 
!»r strebt, dit* B«-iii Am«-r in ihrer vü^enartitTt-n H;u\rtracht zu imi- 
tir^*n. es ff^Ianir ihnen jed«>-h iut«>l:j:e d>^> kurzen wollijren Haares 
nur >rhr nnvollk«.»mmen. sie blieWn als Su«laner unverkennl»ar. 
Vrrs^hieilttne tietV. ipxw> Was-st^r tuhrende Brunnen lif«^n 1 km 
eiittVnit. und dienen dem zahlreii:hen KIein\ifh als Tranke. I>»»rt 
>«»llte au«'h die t'rajrliche Falle stehen, natürlich war sie leer. 

Ffir den zunickgele^en weiten Weg ents«:hadigte uns die 
in je»ler B^zi^huns an jagdlvarem Wöde reiche Eigene . und ab- 
ire>»'hen v^n einem bt»si)ndr'r5 starken B<>«'ke der pnl»-hti:ren. fast 
weissen AnriL^p^ S'mmtrm-pt, aby^siiiis^h -Arab*. in Beiiaui .öra" 
genannt, und einigen Gazella Laeciftt (Sufnt)^ abys>inis4.*h -S<>ka", 
in Bedaui -ürennäjeh". die wir erlegten, ergaben die Fallen am 
Wasser einen Le»>parien. eine gedeikte und eine gestreifte Hyäne. 
Merk^Hnii'j ist «las Zusammenlebten der beiden Hyänenarten an 
d-mselhen Ortr*. ila d«>rt. w.> «lie iredetkte Art auftritt, sie die 
etwa.s kl'^inere gestreitte zu venlräuir^'n prtegt. l>er Nonlen 
Afrikas i*t led:iglich d;is liebiet der ge>treii*ten Hyäne, die tpjpbM-hen 
Theile dvisjenige der gede<:kten. und in Abyssinien vereinigen si**h 
stellenweise l)ei«ie. wenn auch die u:eriei*kte in der Fritraea weit 

l>ie mitgetuhrten Fallen. <lie sich aiLs.s»*r»>nientlich gut be- 
währten, waren Tellereisen in stärkster AustTihrung. hinter die 
junie Zi«-gen in ein«-m lN»men verschlage angebunden wurden. 



suMia-v» diw Kaabt liier «fiu«^ >«*hmal»- «Vthian? üWt di»* Füllen hi!iw»:*tr 
(»as^iren mii:*s?e. IKe Hinge boren»*ii lie^limeu *i«:h dreier ver<«hie- 
dener Metho^ien zam r*e<>pdnientaiijre. I>ie erste Ut ein einl*ai:her 
«laadnitlsi.'her Ver^rhUir aa> di«'ken Stammen mit ein^-r Häujrethfire. 
welche liinonter tlVllt. uvnn »ler [«eopard eine inwen«iigr iinjr>*l»mid**ut' 
Zi»"j:>' ergr^^ift; di«? zw^^itr» li^st^'ht :\ns Aiwui laniren en^eu *»an'j:e. 
der durch schwer^ st»finstJkk«- h»*n:e!itellt wini. Am Knde des 
♦ »anffes innerhalb. Wrtntlet ^ii:h wie^lrrmu eine Zie?e. Per L*fiji»ard 
kriecht in die en^re ♦ »effnnii:r hin^-in. berührt einen Strick, der »»inen 
schwerv'n >tr-in gehalten hat. and i>t srinzlich anverl»?tzt tVst ein- 
?>»s<.'hlös>**n. Bei der drirtm Fansrviebi^ wird dit: Zir-ge auf dem 
.V>te eine> Baumes bt*t*e>ti:rt. r>a:* Kaiibthi^r ma^s. nm zn der- 
>elbea zu g>'lanü:^*n. diirvh eine S hlinire Uindarch. di*" s'wh am >einen 
KOrv**r leut. un»l Min H^'tab^|.riiigr*n »les L^'»panl»?n von selbst sich 
zuzieht. 

Die«iesr>*nd von S:hal"te besteht au> phanta>ti.>*h ge^taltt'ten. 
>chn>ltea «rranitkuppen. die >ivli vereinzelt aus der grossen Sand- 
e1»^ne erheben. 

Bei un*er»*i Ku«kkehr narh KVren hattr* der «i^uwrueur mit 
den fil>rigen Ot'tizier^-n das >[an«>ver«'ebiet l>ereits verbissen, und 
war narh Massana zurürkgekehrt. Hi^^nlurch war das mehi* »nler 
weniger int»»nsiv aati'etret»*nr' «Terü<ht. das> Keneral Baratieri 
s«»hon jetzt einen V«.rsr«»v^ g^gen den Sudan projektire. um. einem 
Einfalle der Mahdi^ten zuv.»rk'»mmen»l. ^i»'h in den IW>itz v.»n Kassala 
zu setzen. endglUtig dementirt. 

F> >tand nunmehr der K«»rt>etzung der Kei>e. resj». dem 
eigentlichen B*^giiine der Kxpetlirion n;uh rhatsAtdilich noch 
weniür l»e>U'liren «it-g^iid^n. nichts mehr im Weire. I>ir* Ab>irht. 
.V^'ordat mit *ein»-iii w^h tVi*«!ien Sihlarhrfelde rj). P^-z. K'^i) zu 
berühren, mu^^ren wir leider autVeb^ru. da eine h^^ftige Sea«he da- 
vlb^t an^'j:el»P"ü'-n war. uvl» her di^* meisten i*ter«ie und MaultluVre 
«ler d"itig^-ii «»e^r-iiij bereirs zum Opt'^^r getallen waren. I>er<»etahr. 
unsere R-iThiere zu v.-rUereii. durften wir un^ ni«-ht au^M-tz^'U. da 
wir k^*in^ Au^sirjir 'j:eh.il)r habt-n wiiplr^n. die>«-ll»en niserz^-n zu 
können. 



4ß 

Daher wurde lieschlossen, anstatt uach Westen bis Agordat, 
und alsdann sndlitli nach dem Denibelas nns zu wenden, sogleich in 
Mld- resp. sftdwestlit-her pei-ader Richtung eluen Weg nach Mai 
Mafales zn suchen. lVl)er die Mn$r1ichkeit eines soh'hen Marsches, 
wenijrstt*ns mit Kanieelen. konnten wir einigermaassen *<icheivs 
we<ler in Kei-en. nocli von d«*n eingelKH-enen Kameelti-eihem in Kr- 
fahrnng bringen. >ran glaubte jedoch, dass wir einige Tagenuh-sche 
weit Kanieele wUixlen lienntzen krninen. um alsdann dun*!i Tnlger 
das KxiKMÜtionsjrejiäfk auf die Hübe des i^ebii-ges hinauf brhigcn zu 
lassen. Wie sich in der Folge heraussteJlte, wäre auf eine derartige 
Aussicht wenig Verlass jrewesrn. da wii* in Mai Mafales Trilger 
in genügender Zahl schwerlich hUtten auttreiben kihineii. Die 
Kanitvlf, deren uns dit* an solchen ausserordentlich reichen Keni 
Amer l\7 verschati'ten, waren von jranz besonderer Vurzüglichkeit, 
und so verliessen wii- am \ Mäi-z mit 37 Lastthieivn, 14 Trügern 
und H eingeboi-eiien Difuern Keivii, wahrend mittlenveile die Sonnen- 
gluth in diesem heissen Striche fast unerträglich gewoixlen war. 



Barka-Dembelas. 



Wie damals, Uei dein Ausflüge nach Schalott^. stiegen wir 
in der ix)niantisc1ien honfrolobasschlnclit xuni Bo^nthale hinab, 
auf dem von (venera] narati<M*i nii^^Ie^tHi. verhUltnissmassinf 
gut unterhaltenen WVjre. luid winlerinn tolgten wir dem letzt- 
genannten Timh; bis kurz vor llagat. Hier, IT» km von Keren ent- 
fernt, verliessen wir die genannte Strasse, die west-slidwestlieh 
weiter tllhrt. in einem spitxen Winkel narh Süden hin. umkreisten 
den Sclialaknberg. und passiiten die sirb demselben im Westen 
anreihende Hügelkette auf dem llamamit genannten l^asse, 97(i m 
IUmm* dem Meeressj»ie;rel. .lenseits des Sattels zieht sieh das »VX) m 
breite Thal des Ks«*hra hin. und wir kreuzten es in südlicher Richtung, 
um ihm sodann nach SSW. zu foljren. Xu Seiten des jetzt triM'kenen 
JHnnsals Eschra ist verbiiltnis>mässig viel Kultur, grössere Strecken 
sind während der Regenzeit im August mit Dnrrali und Dnchn 
angebaut. Die «iegend erwies sich als wildreich, und zeigte 
ganze Hudel der Ant. LatripeH und einijre Sümmerinjrsantilopeu. 
Weiterhin v«*rbreitert sich die Thalebeue mehr und mehr, und 
im Osten sieht man den hoben, sebroüen . von allen Seiten un- 
verkennbar gezeichneten Zad-Amba mit seinem schier uier- 
reichlwren Kloster auftauchen. Das Iiiunsal, und das s<*lion breite 
Thal nimmt den Nam(*n Harbaru an, und mnn erblickt im Nord- 
westen die <ii*anitkcgel der vorher besuehten Beige von Schalot«*«. 
Während nach reehts, als«i naeh Westen, ein viel btttretener Weg 
abgeht nach Dega. der Residenz des JHgal (t Iber-Schechs) der Heni 



18 

Amer, liegen links in 80. und OSO. die iWhIer des Mohanied Ami 
und dei$ Ali Be<*liit. Bald daranf vei*einigt sieh der Ksclira mit dem 
Schetel. und dort ist ein allaliendlicli von Hunderten von Kameelen 
Uesnrhter I Bronnen, an dem wir das Ijiger autschlngen. Die Knt- 
tVniiing von Keinen mag /.iemlioli JK) km betrajren. 

Der Sehet ei, der auf den «stlicli gelegenen IWi-gen enl- 
>|inugt, hat seine I{ani»tnchtung von Ost nach West, und ver- 
einigt sieh weiter westlich mit dem vcni SO. nach NW. tiiessenden 
Mausura. auf den ieh später zurih'kkonnnen werde. Kr ist nach 
tlieser Vereinigung einer d^r hauptsächlichsten ZoHüsse des oheren 
Barka, fast als einer der Quelltlüsse zu l»ezeichnen. Zu. l)eideu 
S«M'ten des ti-ockenen rinssbettes stehen schlanke Dompalmen, 
deren zahlreirjie Früchte v<»n den KingelM>renen in reifem Zu- 
stande unter rmständen gern genossen werden, ja zur Noth als 
einzige Nahmng dienen können-. Ks ist aber nicht der Keni, welcher 
Wrwendung findet, sondern lediglich dit* fasenge Hülle, die. wenn 
sie rotli und reif ist. einen eigentlnnnlich süssen, dem Lebkuchen 
ähnlichen tieschnmck besitzt. Im IVbiigen war die Vegetation 
nicht sehr mainiigfaltig: viele Zizyphus. iunnei-grüne liosch Senr- 
;folengU nnd Salvadorageliüsche, deren Holz als ^.Zahnbürste des 
Pi-opheteu" im ganzen Orient hoch geschätzt wird. 

Der nächste Tag tührte an dem Chor Nchetel entlang zu der 
Stelle, wo er eine rein westliche Hichtung annimmt; wir bogen 
alsdann nach' Südwesten ab. Die liegend ist fast ganz flach, 
mit niederem lichtem Ihischwerke bestanden, und die Kulturen ver- 
schwinden mehr und mehr, trotzdem \vir ein fettes, vorzügliches, und 
sehr thonhaltigrs Krdn*ich vorfanden, das sich ganz bfsonders zum 
Anbau eignen würde. Am-h bezeugen die von der letzten Vegetations- 
peH'Klf noch* übrig gebliebenen dürren (»i-asbestände den Werth des 
KanMes tur Vi»*hzucht. Ks begetrneten uns grosse KMnderlit'rden di*r 
InMii Amer. deren Aussehen, ungeachtet der so dürftig ersrheinenden 
Weiden. ni<hts zu wünschen übrig Hess. Kin kleines Mütten- 
lager der Uvwx Amer, zu Dega gehörig, ebensn der betretene Weg 
vt»n «ierger und Addai naeh Dega bleiben hinter uns. nnd während 
im Süden die Herge Debr Xeheeb und <;iurgoli auftauchen, zwischen 



denen der Man.sura liindiurlitlieH.st, erreichten wir das 40 m breite, 
von Feli^en eng ein|^ei<cIilo.ssene Kinnsal des Kakera, eines kleinen 
Zuriasses des Mans^ira, und bald auch diesen selbst. Die Entfernung 
dieses unseres zweiten I^affei-platzes von dem vorhergehenden, betnig 
nngetiihr 15 km. Das TnM'kenbett des Mansura ist an dieser Stelle 
wohl 100 m breit, und xn beiden Seiten mit hohen Dompalmen dicht 
bestanden, das Wasser stand damals 0.5 m unter der OberHäche des 
(teiölles. Die Stelle des Ijjigers wurde durch die folgenden Berge 
bezeichnet: im 0. Debr Neheeb, SO. (iurgoh. NO. Zad-Amba, 
NNO. Schalaku, N. Schalote. .\uch diese (regend ist Hacli, und mit 
siiärlichem (iestrüppe bewachsen. Von lir»liciem Wilde zeigte sich 
nur die Antilope fAtenpe», dagegen erschienen viele Kiesentrappen. 

Der dritte Marschtag tuhrte südwestlich, nach dem 7 km ent- 
fernten grossen Chor Schegolgol. und zu dem Sitze des Schechs 
dei Salendoa, eines Zweiges der Beni Amer. Jeher Nomadenstamm 
wild von d(in Tigre sprechenden Nachbarn Az-Sala genannt, d. h. Ad- 
Tod-Ssala, im Hedaui, das die Salendoa selbst sprechen, Ssaleh- 
Ilendoa, d. h. Kinder des Ssalch. Auf Hilin, der Sprache der Bogos^ 
heissen .sie Hedareb, ein Wort, das in diesem Idiom eigentlich ,. Boden- 
bebauer" bedeutet. Wie die Salendoa sich mu* selten des Tigre 
bedienen, so entsprechen sie auch hiusichilich ihrer Sitten mehr den 
Hadendoa und den anderen echten Ilamiten. Sie haben dieselben 
mit Matten bedeckten Hüttenzelte wie Jene. In der Nähe des jen- 
seitigen l'fers des 100 m breiten Thahinnsals Schegolgol liegt das 
Dorf des Schechs der Salendoa, des Idris Omar, von dem wir 
Auskunft über den einzuschlagenden Weg erbitten wollten. Er kam 
zu unserer Haststelle am Tfer geritten, und empfing uns freundlich. 
Von ihm erfuhren wir, dass in der That ein für Kameele zugänglicher 
Aufstieg zum Dembelas vtuhanden sei. Der Weg führe, so hiess es, 
zum Ferfer. folge diesem jedoch'nicht. sondern besehreibe einen weilen 
Bogen nach Westen den Mai Athal hinauf iiacJj Mai Mafales. So 
konnten wir bis zu dem genannten Hauptorte von DtMubelas mit 
Kameelen reisen, waren also der höchst unangenehmen Kalamität 
überholMMi. in Kerfer die T^astthiere verabM-hieden zu müssen, und 
von Mai Mafales htr Träger zu besorgen, was eine immerhin 



selir zweifelhafte nnd jedenfalls langwierige Operation gewebten 
wäre. Der dii-ekte Weg. so wurdVi noch hinzagetllgt . sei änssei'st 
steil, und selbst für Maulthiere schwer passirliar. S<'hech Idris 
Omar gab ans 2 Führer mit. den Mohamed Oknd und Lebab 
Idris, zwei scheine Typen des Salendoastammes, wahre IVacht- 
exeniplare des Iau<rhaangen luiniitischen Redninenthuins. Zunächst 
geleiteten uns die Führer zu einer 8 km oberhalb gelegeneu 
Stelle des grossen Chores, welche den Namen Mantai llUnt. Port 
strömte zur Zeit unseres itesurhs (Mitte März) das Wasser 
eine kurze Strecke, zwar nur spärlich, oberirdisch und sichtbar, 
ein Tnistand, der die Oertlichkeit zu einem Sammeli»latz unzähliger 
Vogelschaaren gestaltete. Zweig-. I^ich- und Krtltauben. Sand- nnd 
Sireiten-Huffhühner, sowie IVrlhühner erlulheu in endlosen 
Schaaren die ganze Tnigebung. Der Leser wird sich von der 
unglaublichen Menge d^r Abends beim Wasser einfallenden Vögel 
kaum einen Hef^ntf macheu können: das Wasser selbst, sowie 
die rfer waren vollkommen bedeckt mit ihnen, ebenso die Häunie 
zu Seiten desThores. Es mag vielleicht die Vorstellung erleichtern, 
wenn ich erwähne, dass auf acht Schüsse ans gedeckter Stel- 
lung, bei l>ereits einbrechender Dunkelheit, nicht weniger als 
10 Stück fielen, inid dass am Morgen unseres Authruches von 
Mantai. lediglich während des Heiadens der Kameele. Anderssou 
und ich eine ganze Kame»*llast Perlhühner als Mnndvorrath lur die 
l^ute zusammenbrachten. Ausst^rdem wurden von grösseren Vier- 
iTisslern theils erlegt, theils gesehen: I^opard. gefleckte Hyäne, 
Warzenschwein. Stachelschwein, schwarzrückiger Sihakal, Kudu-, 
L'aevipes- und Sömmerinir -Antilope. Huschbock und Hase, von Vöjrehi 
ausser den erwähnten Hühnerarten: (taukler, Srhopfadler, verschie- 
deue andere Adler. Mrmch- und Schmutzgeier, ferner Habichte und 
Falken, weissbrüsliirer Kabe. Silberreiher, Kiesen- und Zwergtrappe. 
Während zu Seiten des Flussbettes in gewissen Abständen 
meterhohes dürres Steppengras und ziemlich lichtes Huschwerk 
den Hoden bedeckte, erschienen die unmittelbaren Ffer mit Dom- 
palmen. Sykomoren. Adansonieu nnd mit undurchdringlichem, un- 
gemein dichtem Sehilfgras, sowie wihlem Zuckerrohr bewachsen. 



Der Sdiegolgol ist als der eigentliche Olierlauf des Barka 
ZQ betrachten. Die heiden Qnellbäche, Dainanssengi und Leito, 
haben iin Ostlichen Denilielas und in Nordost -An-esa ihren Ur- 
sprung, und heissen nach ihrer N'ereinigung Ferfer. Der letztei-e 
nimmt den v<»n S\V. nach NO. tiiessenden Kazetai an einer 
„Mahaber", d. h. Zusanunenrtuss . genannten .*^telle von Westen auf. 
und iTihrt dann den Namen Schegolgul. JWi der Wasserstelle, wo 
wir lagerten, bei ^[antai. rtie>st der <'hur von SO. nach NW., der- 
selbe vereinigt sich mit dem vorher erwähnten Mansura. .schliesslich 
noch mit dem Hogu, und ist dann der Harka. Auf diese Wei.«<e 
glauben wir in die hydrograj>hischen Verhältnisse des oberen Ihirka 
einigermaasseii Licht gebracht zw haben, da bisher hierüber detinitiv 
Feststehendes kaum zu tinden war. die vorhandenen Karten al>er 
bedeutende Lücken und Widersprüche aufweisen. Allerdings dürfte 
auch jetzt noch .Manches einer weiteren Krfurschung überlassen sein, 
da es uns aus Mangel an Zeit in*<ht vergönnt war. für die südlichen 
Zuflüsse des llarka < genaueres als das oben Skizzirte festzustellen. 
Auf den Obt-rlauf des Kazetai werde ich noch zurückkommen. Die 
Verwirrinig. die in diesen hydrographisrhen Fragen obwaltet, wird 
überdies durch die Vieltaltigkeit der Namengebung vermehrt. Die 
einzelnen Wasserläufe oder Trockenbetten entbehren der allgemein 
giltigen Kollektivbfzeichnnng. sie haben stets nur l^okalnamen auf- 
zuweisen, die sich auf bestimmte r>ertliehkeiten b«*sthränken. und 
oft nur eine Ausdehninig von wenigen Kih>metern umfassen. 

In Mantai verweilten wir zwei Tage im Zeltlager. Wie er- 
wähnt, tloss damals der <'hor in dieser .lahreszeit kaum 100 m 
weit oberirdisch. Das Flussbett ist schmal, erbreitert .sich aber 
weiter oberhalb und lässt eine flache Ins«*! mit reberrestt-n von 
l>nchnkulturenfrei. l*arallel, in einem Abstände von eiin'ureu 
Kilometern, zieht sich eine vielleiiht '200 m hohe Hüg«'lkette 
hin, die von den Führern mit dem Namen Fehluib bez«'ichnet 
wurde. 

Auf dem Weitermarsche folgten wir der lilchtmig des Thors, 
die <turgohkette zur Linken, und die spärlich bewarhsenen 
rehbübhügel vor Ulis inid zur Hechten habend. Zunächst ging 



52 

e« auf dw iMiUile An-Am, am*h IVolie^^arit genannte Kiipi»e in 
SSW. xn. Am Fn«se des HüpreL« bt^traten wir M einer WasKer- 
stelle gleichen Namens wieder den C1it>r, und stiessen dort auf 
vei-s«'hie<lene (tirnttenspni*en, hauptsttchlich aber anf Führten nnd 
Losunj^ von Klephanten, die noch von der Zeit karz nach dem 
letzten Ref^enfall herstammen mnssten. Da sirh indess dan 
Patmii des letzteren nicht feststellen Hess, so war auch nicht 
^enau ei-sichtlich, wann die Elephanten die Gegen«l i»assii*t hatten. 
Jedenfalls scheint ein hantig heganjjener Wechsel zu Iwstehen. 
Weiter oberhalb erbreitert sich abermals der UniTh die Hüjrel 
einj^eengte Chor, nnd lässt eine grössere Insel in) Tmvkenbett 
frei, dann erreicht nmn wenige Kilometer südlich die Stelle des 
erwähnten Znsammentlusses (^lahabar)*) des Kazctai nnd Ferfer, 
also des Pnnktes, wo der Chor den Namen Schegoljrol annimmt. 
Das Wasser tliesst an jener Stelle so dicht nnter der ObertlUche, 
dass es mit den Händen aas dem Sande henor/ngral)en ist. Im 
Kazetai selbst ist ein kleiner Wasserid'nhl, cHclit vor der MUndnng 
desselben, wo wir im Sande einige Sparen (l*'nsseindri\cke) von 
Krokodilen bemerkten. Diese pflegen sich an .«solchen Stellen, wo 
das Was.<er sich am längsten erhält, in den Hoden einzugraben, 
um in einer Art von Winterschlaf <lie ti*ockene .Jahreszeit zu iilier- 
dauern. Verbindung mit der Oberwelt, und die erforderliche liUft 
\nrd ihnen durch eine kurze Hrdire ermöglicht. Obgleich der direkte 
Weg. d. h. die ITir die Kameele bequemste Strasse, in dem trockenen 
Bette des Kazetai aufwärts gelahrt haben winde, folgten wir doch 
zunächst auf eine kurze Strecke dem Ferfer. da dieser t»berhalb der 
Vereinigung einige Kilometer weit tliessendes Wasser clarboi. Der 
Chor, der an beiden Ufeibösthuiijren mit fast undurchdringlichem 
Schilfe und ' wildem Zm-kerrohr eingeta.sst ersrheint. ist sehr schmal, 
und stellte einen thatsächlich tliessenden \Vav\\ dar. «ler in jener 
Jahreszeit Menschen und Thieren gleich willkouniien sein musste, da 
meilenweit im Cmkreise kein Ti-opfen Wassers aufzutreiben war. Die 



•j Mababar lieisst in Tigriiyu überhaupt Vereinigung, mit diesem 
Worte werden auch «lie Volksversammlungen der Krwaohsenen t)ezeichnet 



Wa8Her8tellA Ferfer iNt frülior gcradexii l>erüliint ((eweKeti wegen 
ihres (Giraffen- und Kle|i1miitiMi-Koi<'1itlimiiff, aber hier wie lUicrnll. 
halwMi wUhrencliliM* letzten .Tnhre. flionnterden Kin^elKirenen liiiim*r 
mehr in <iebranrh koninienilen {«euiTwiiHen das hohe WiW ver- 
srhtuicht. NiM'h vor 2 .Tahron sind wiederholt itiraÜen erlepft 
worden, wir dn^ei^en fand<Mi nielit einmal ihre Spuren vor, nnd da^ 
hiltte doeli nnl^edinpft der l^'all sein müssen, uneh wenn die Thiere 
die ^lejrend nur während der Ife^^enzeit l»esnehten. l)ie zeit- 
weilige Anwesenlh'it der Klephanten Hess sicli ans iilteren Filhilen 
überall nachweisen. Diest» 'l'liiere legen allenlinjrs hei ihren 
\Vandernn;r<Mi ausserordeutlich giosse Streeken zurück, und be- 
rühren daher die versehiedensteii Punkte, während die <iiratle 
weniy:stens «-inige Monate hindurch als Standwild aulzntreten pHegt. 
Tiiser I'YilnuM* Mohamed Okud. der XeÜ'e des Scliechs Idris f)mar, 
liat vor ungetahr .rahrestVist hier eine junge (iiratfe gefangen, die 
er an den Thierhändler I«*rankoli in Keren verkaufte, ein (irieche, 
dem das Mo^ioptd auf wilde lebende Tbieic tür das tiebiet der 
Kolonie auf eine l?eihe von Jahren zuerkannt worden ist. Das in 
der <Tefangenschaft vollkommen zahm geworden«* Tliier ging leider 
zur Zeit unserer .Vnweseiiheit in Keren ein. Derselbe i*'ranko]i 
besass damals nm'h einen zahmen jungen Klephanten und 2Stransse, 
Welche ebenfalls kürzlich in dem angnMizenden Ijandstrich«' des 
Denilielas gefang«*n worden. 

Sogar das edelste der Kaubthiere, der liöwe, scheint die 
(legend, die durch sein häutiges Auftreten s<i zu sagen sprih'h- 
wörtlich gewonlen, verlassen zu haben, auch von ihm fanden wir 
keine Anzeichen mehr. Tieoparden und die gerteckte Hyäne waren 
natürlicli nicht selten, so nmsste uns der ersteie tür das Felden 
.*<eines edleren ttefiihrten entschädigen. «Glücklicherweise war die 
Kbene reich an den verschiedensten Antilopen, sowohl der Kndn 
und die Laevipes, als auch die dort zner.*<t, wenn auch nur ver- 
einzelt, auftretende Antihpe Montana fanden sich vor. fm Flus.sl)ette 
verrieth sich di(» Anwesenheit von Krokodilen, es war aus-sei-dem 
l)elebt von Fischieihern , Sei<lenreiliern, und dem zum ersten Male, 
nnd zwar häutig aufhvtenden Schattenvogel (Seopun timWetta), Der 



::: ■^-irA'i-'»^-*VC- 



54 _ 

Aliends am Wasser eiiifalleiulen zahllosen Pteroctes^^hwArme, und 
der nnendliclien Menp:e von Tauben, Frankolinen, Perlhnhnem, 
anch Adlern und Geieni der verschiedensten Art halie icli bereit* 
Knvahnun? ^ethan. Der Schinutxpfeier tritt allmühlich mehr in 
den Hintergrund, und wird ilunh den M^nchsgeier ersetzt, 
der im ganzen zentralen Afrika die Rolle des ei-stei-en lilK»r- 
nimmt. 

Reiclihaltig wie die Tliierwelt von Feifer envies sich auch 
die Flora. Die Dompalmen. die wir in den tiefer gelegenen 
Rejrionen hinter uns Hessen, weixlen venlnlngt durch grosse schone 
Tamnrihden mit zur Zeit i-eifen Früchten. Jetzt ausgetixM'knete, 
meterhohe Kompositen deuten auf eine A|)pi?:e Staudenvegt»tation 
in der Regenzeit, el)enso wie die jetzt stellenweise dnivli die 
Menschen niedergebrannten Andropogon- und Beckeropsis-(iräser, 
die an bevoi-zugten Stellen eine Höhe von nahezu 5ni erreichen 
können, rngefihr 3 Stunden von dem I^iiger am Feifer entfernt, 
stiess ich auf eini^re stagnirende Wassorpflitzen. die einem Chor 
namens Schensclielaje angehöi*en. dessen Zugehörigkeit, sei es zum 
olieren Feifer. oder zinn Kazetai. mir unklar geblielien ist. ÄFan 
gelanjrt dorthin in sihl westlicher liiclitung, anfangs durch ebenes 
Tcirain. dann über eine niedrige Hügelkette, die wahi-scheinlich 
mit der isoliilen Hergmas.s(». die uns mit dem Xamen Ks gr-h ssohi 
MonVir bezeichnet wurde, zusammenhängt, imd mit dieser vielleidit 
die Wassei-scheide zwisi-hen Feifer und Messiam bildet. Der Messiam. 
der am Xordabfall des Dembelas unter Adi IJban entspringt, und 
v<m SO. nach XW. Hiesst, soll in den Kazetai kurz vor dessen Ver- 
einigung mit dem Ferfer münden, und wird daher die eiwflhnt« 
Wasserstelle Schensclielaje wahrscheinlich dem t'licn- des Messiam 
angehören. 'Kine genaue geographische Klarlegung der Wasser- 
verhältnissein jenem Theile der unl)ewohnten (^renzwildni.ss zwischen 
Feifer, Mai-Athal und dem Xordabfall des Dembelas, sei späterer 
Forschung vorbehält»*!!. Der direkte, nur tili* Ti'äger und allenfalls 
für leicht Wadene Maiilthiei*e gangbai-e Pfad fuhrt in i*ein südlicher 
Richtung, kreuzt den Messiam, und steigt am .\bfall des Demlielas 
an einem genau in Xord von Mai Mafales gelegtMien Tunkte empor. 



JA 

Kr kann von Feifer au« in einem Tagfe xnrnckg^elegt weixlen, 
willirend wir einen /Jenilieh weiten l^jfen nnrli Westen zn !»e- 
Krlireiben hntten, nm eine KnnfYcre AtKlnrlinn^ (len IMateanabfalleK 
iMMintxen %n können. 

Mein ursprüngliches I»ix)jekt, mit einem llieile der Tjeute 
einen längeren Anfentlialt in Feifer zu nehmen, und spilter da» 
(iros di'r Karawane auf dem kürzeren Wege in Mai >rafa1es wie<Ier 
zn erreichen, gab ich in l«^>lge des niclit allza verlockenden 
Wildreiohthnmes anf, nnd enthob hienlnrch unsere schwarzen T^eib- 
trabanten einer grosst*n Sorge, da sie eine ganz l)esondei-e Fui-cht 
vor räH)»evis('hen rcbertallen hatten. In Mansnra wurde nümlich 
kurz vor unserem Kintrctlen ein Knabe sanniit des ihm anveilranten 
N'iehes von einer umherschweit'endcu Ihintb* geraubt, und Hütei* nnd 
Ht*erde blieben spurlos verschwunden. Ebenso diangen wähivnd 
unserer Anwesenheit in Kerfer [i{inl)er in das früher von uns 
besuchte Barbaru ein, und tö<lti*ten bei dem sich entspinnenden 
Kampfe drei Kinwohuer. Kin Aufgebot von '200 Mann Heni Aumm* über- 
nahm die Verfolgung, wir hörten nichts weiter von dem Resultate 
der rnternehmung. Man nahm damals an, dass diese IVbertalle 
von Haria oder gar von Hazen verübt wei-den, tiotzdem die Italiener 
die Oberhäuider dt»r erstereu sich verpflichtet haben, denen es aber 
schwer fallen dürfte, von ihren alten <iewolinlieiten abzulassen, 
leh werde später noch auf diese l^aria und Hazen, die sich selbst 
Kunawa nennen, zurück zukonnu«*n haben. 

In den nächsten Tagen passirten wir die unl)ewohnte Grenz- 
wildniss nach dem Dembelas hin ohne andere Watten, als die aller- 
dings ziemlich zalilreiclM*n Jagdgewehre, und ohne militäilsche 
Bedeckung, während unsere Kami'eltn'iber streckenweise ganz sich 
selbt überlassen blieben, niclit ein einziges <tewehr zu ihrer Ver- 
lugung hatten. Nach Ansicht der Kingeliorenen würde ein Durch- 
zug durch diese biegenden noch vor wenigen Jahren ganz un- 
ausführbar gewesen sein, eben mit Hück.**icht auf die ITebertjUle 
jener Haria. Hieraus ist ersichtlich. da.ss selbst die entfernteren, 
nicht mit italienischen Militärposten versehenen I^andstiiche durch 
die (Jkkupatiiui weseiitlich an Sicherheit der Verhältnisse gewonnen 



66 

haben. Uebrigeiis wurde ans in Keren, da wir selbst davon 
schwiegen, In keiner Weise die Erforderlichkeit einer niilitilnsrhen 
Ikdeckniig seitens der Lokal behOnlen nahe gelegt. Man hielt dns 
<ifienbar filr etwas ganz reberflilssiges. 

Der Mai-sch durch den unbewohnten Grenzstrich war keines- 
wegs betiuem. fast stets litten wir duivh dichü*s Dorngebüsch. über 
duix:h Nasse und Hitze geborstenes nnd zemssenes Eni reich, und 
dni-chweg ohne einen deutlich vorjrezeichneten Pfad. ZunHclist 
zum Kazetiii zurückgekehrt, folgten wir Im Durchschnitte der Kichtnng 
des Mussbettes von NO. nach SW., dann rein südlich, und schliesslich 
südöstlich. Der C'lu»r ist ein breites Rinnsal vtdler gi'osser Kiesel 
und Blöcke von (tranit oder tilinnnei-scbiefer. Ausser dem Kazetai, 
den wir viennal kreuzten, und der seinen Namen von Kazeh-Tama- 
nnde her hat. infolge der vielen grossen Bilume dieser Art. die seine 
l'fer beschatten, passirten wir den ziemlich breiten und tiefen (lior 
Bember, dann einen Heiluan genannten, sowie verschiedene kleinere, 
Wohl alles Zut1i'u<se. die der Kazetai von seiner rechten Seite auf- 
nimmt. 

Die t-iegend hat ein .sonderkires Gepräge. Sie ist nicht 
eigentlich bergig, aber noch viel weniger eben zu nennen; .soweit 
das Auge reicht, erblickt mau diesseits des Abtallvs am Fasse der 
Hochebeue eine nnregelmassige Hi'igelforniation, in welcher lang- 
gezogene Wellenlinien mit vereinzelten Kuppen abwechseln. Der 
Boden besteht in den Niederungen zum grossen Theile aus einem tief 
schwai-zbraunen Erdreiche, einzelne Stellen zeigen grosse Strecken 
zu Tage tretenden knolligen Kotheisensteins. Ent*<prechend dem 
fruchtbaren Grunde zeigt sich üppige Vegetition, dichtes meter- 
Imbes gelbes i^ras erfüllt die otfenen Stellen des Busch waldes von 

Acacia Mellt/era, von Zi:t/phuft iiretcia, Dichro$tachji et<*. 

Für den Fusswanderer. und nicht minder für den Reiter, ist 
diese Art sperrigen, und zum gix)ssen Theile nut scharfen Dornen 
bewehrten Buschwerks ein beständiges Hinderniss zum Fortkonnnen. 
Ulme Kenntniss des Pfades, dessen Merkmale dem Auge des Eui*o- 
piiers stets unverständlich bleiben, wäiv es durchaus unmöglich, 
sich zurecht zu linden, nnd nur streckenweise würden sich bahn- 



«ff 



brechende Elephantenwechsel darbieten, die er als Weg lienatzen 
konnte; 

Nach 8echs$ti\ndigem Marsche, bei einer 30 km von Feifer 
entfernten Wasserst »»lle, die von den Benl Amer „Otal", von den 
l)enibt*!as«*ni ^Tningna** ^nannt wii-d, wni-de gelagert. Jetzt befanden 
wir ans in einer Meereshöbe von nny:etillir l.-XK)m, nnd unmittelbar 
am Fasse der untersten Abfallslinie des Hochlandes von Demlielas. 
Kini},'e tief ein;?csrlinitte!ie, mit dielitcn Ctebftsrhen, zum Theil 
hohem Baumwnchse ertüllten Sehln<'hten brechen sieh Bahn zur 
Xiedernng des oberen Kazetai. und enthalten zwischen hohen Fels- 
wänden und gtu^isen Hiüekeii eine Anzahl der vortrettlirbsten 
Wasseransammlunpren, über die Menschen und Thiere, die auf dem 
l)esrhwerlirben Marsch In-i «grosser Hitze iUisseroi-dentlich gelitten 
hatten, begierijip hertielen. Kiiüjren liesonders ersehöpften IVagern, 
die weit zuribki?eblieben waren, musste Wasser in Schläu«-hen ge- 
sandt wei*den. 

Jagdbares Wild bekamen wir auf dem >rarsche wenig zn 
itesichte, ausser Antilope l^aevipts oder Montana nur die Uiesentrappe. 

Di'i obere Harka-Reipon ist naeh Pi-ofessor Si-h wein fürt h, 
dessen Bemerkunjren '^ ) i*il>fr den (Gegenstand ich an dieser Stelle 
wörtlich antülu-e, durch vin Gewächs ausgezeichnet, das in pHanzen- 
geogi-aphiseher Hinsicht t^in jnosses Interesse beansprucht. Ks ist 
eine Art wilder RaumwoUeiidtaude, die bisher als die einzige in 
wirklich wildem Znstande auftretende Art Baumwolle galt, sieh aber 
neuei-dings als der (Gattung l*'ngosia zngehöiig herausgestellt hat. 

Die 1 bis IVj m hohe Stande erinnert im allgemeinen 
Habitus an die Kulturl »aumwolle der alten AN'elt (^'. herhaccum, L.)* 
die in verwildertem Zustande sieb sowohl in Voi-derindien, als aueh 
in Zentralafrika voi-findet. aber stets die Nähe bewohnter Plätze 
sucht. An den Samen ist hier die Wolle wenig entwickelt, und 
hellbraun. l)le Blüthe ist weiss, am Grunde purpurn. Viellei<*ht ist 
die Art vom oberen Rirka, die merkwünligerweise ausserdem im 
Sennaar und am entgegengesetzten Knde von Afrika in .\ngola 



1111(1 Bengnela aufgefunden wni*de, im tropischen Afrika noch 
viel weiter verbreitet. Als ursprüngliche Stammpflanze der bereite 
den alten Aegyptt»rn (laut Gräberfunden) bekannt gewesenen Nutz- 
pflnuxe sie aufzufassen, wJire etwa*« sehr (lewagtes, so lange die 
(Tattungt*n Fugosia und Gossypinm im System auseiimnder zu 
halten sind. Im entgegengesetzen Falle würde sich diese wilde 
Raumwolle der Zahl derjenigen l*flanzenarten anreihen, die im 
frühesten Alterthum, wahrscheinlich durch den von den alten Süd- 
araheni. zugleich den rrhebem der Schift'fahrt auf dem indischen 
Ozean, im östlichen Afrika ausgeübten EinHuss, der indischen Welt 
zugetühit. und dort zu Kulturpflanzen umgestaltet wurden. Die 
her\'<UTagendsten Gewächse dieser Kategorie sind Heis, Sesam und 
vielleieht aurh Zuckenohr und Sorghum. Ks giebt aber ausserdem 
noch, heutiges Tages <iewachse, die im tropischen Afrika nur wild, 
in Ostindien aber nur kultivirt. und in beiden Hegionen in völlig 
identischer Foiin angetroffen weixlen, z. H. die lleckenpflanze 

Kuphorbta Tirucalfi, L.^ das essbare Knollengewächs Parhyrrhizu», 

Mfrendera, der Salliei der Indier u. A. Der < 'olocasia (C\ anthjuomm, 
Schott.), dieser alten Kulturptianze Indiens und der Tropenländer 
überhaupt, sei an dieser Sf< *.• eigens gedacht, da wir von dersellK'u 
an «ler (/uelle zu Otal ungeheui-e Massen antrafen, und zwar in den 
liesigsten IMattexemplaren , wie ich dei-en nie .so gi-osse auf den 
Feldern von Aej^-pten zu sehen bekommen, und nur in (^arten- 
anlagen als Zierptlanzen wahrgenommen habe. Die Colocasia wäi'hst 
vollkommen wild in den unteren Höhenlagen des <iebiet,s 
bis 1000 m; in deiselben Weise tritt .sie au<*h im glücklichen 
Arabien auf. — 

Hinter Otal begann der eigentliche Aufstieg, der nicht mehr 
wie vielleicht 200 m beträgt, und kaum ntMinbare Terrain- 
sehwierigkeiten selbst für Lastkaraeele darbietet, also jedenfalls 
bedeutend weniger direkte Steigung zu überwinden hat. wie der von 
Fert'er über <!en Messiam direkt nach Mai .Mafales hinauffulirende 
Pfad. Von der Höhe geniesst man einen weiten Ausblick in XO. 
bis auf den ZjuI Amba und die IVrge bei Kereii, das breite Kies- 
bett des ^Fai .\tbal mit seinen zablreiclien Nebenarmen zieht sich in 



einem Bogen nach \V. nnd X. hin, während zar Linken lanprgestreckte 
HtVhenabnille, die angeföhr von 0. nach W. streichen, den Linien 
der höchsten, znm Deinbelas emiwi^steigenden TeiTainansi'hwellnnpen 
/ii entsprechen scheinen. In SO. /.eigen sich die H^hen nnd 
Kuppen von Mai Malah's. Weiterhin n\hrt der Pfad in sUd- 
ö.stlicher Kiclitnng zu einer spärlich mit (rras bewaclisenen Fh'it'he 
hinab, an einer zweiten Anhöhe wieder hinauf, wo beginnende 
Anpflanznngen , abgcM'rntete T)urrahfelder, und Ueberbleibsel von 
])auniwol1kn1turen die Nähe nienschliclier Ansiedlungen verrathen. 
Die ei-sten Kinwohner, die. des Weges einherziehend, uns liegegneten. 
stutzten beim Anblick der unerwarteten Karawane, und niaditen 
>riene, davon zu laufen. Tiisere Ankunft war nämlich vorher noi'h 
nicht angezeigt worden, und die Dembelaser lebten bis v<»r 
Kurzem in beständiger Angst vor reberfällen und Uaubzügen seitens 
ihrer unversrdnilicheu I^'einde im N. nnd NW. Nur mit den zunächst 
anwohnenden Salendoa scheiuen sie in einem einigermaassen erträg- 
lichen Kinverständnisse gelebt zu haben; aber deren (Gebiet war 
von den Haria leicht zu umgehen, und noch leiditer von den Bazen, 
während die Malidisten, weun sie kommen wollteu, sich wenig 
um die Salendoa oder Heni .\mer gekümmert haben würden. 

Nach Uebersehreitung einer zweiten Thalsenkuug hatten wir 
immer noch in Ostsüdostrichtung zu den eigentürluMi Höhen von 
Mai ^fatales hinaufzusteigen, und .sandten, ehe wir den Ort betmten, 
den abyssinischen Dolmetscher Stefano voraus, worauf wir in dem 
Xonldorfe, der Kesidenz des Oberhauptes des Dembelas. von Aita 
ilaijelom emid'angen wurden. Er kam uns eine kurze Strecke 
entgegen, begleitet von einigen Unterchefs, Schildträgern, einem 
halben Dutzend Uewehrtiäger. und Priestern. In die runde dunkle 
Empfang-shütte geleitet, wurden wir unter dem unvenneidli<"hen 
Lulu-(tesclirei der ganzen weibliehen Bevölkerung mit Tetseh be- 
wiiHiet, und tauschten die erforderliche Zahl von Komplimenten mit 
Hilfe des Dobnetscheis aus. Den freundlichen Empfang verdankten 
wir dem eingehenden. dring(Mid gehaltenen Kmpfehlungjsbriefe des 
Teuente tiiardino, den wir in Massaua beim (^ouverneur kennen 
gelernt hatten. Tent'nte (ii ardin o hatte in seiner Ei«rensehaft als 



CO 

Kesident des Dembelas, als erster und einzi^r Vertreter der 
italiemschen Regieraiig. einige >[onate des vergangenen Jahres ini 
Lande zn?e1>raolit. er hatte aach als Erster eine Karte und eine 
Beschreibnnjr dieses (Gebiets zusammengestellt, die in der •Ki\ista 
Militare** des verflossenen Jahres zum Abdruck gelangten.*) Ihm 
sei an dieser Stelle nochmals mein Dank tur die so bereitwillige 
Krutlerunir unserer Plane ausgesprochen. 

Eine Einladung zum Aufenthalte im i:Jehr»t1e des Aita**) 
nahmen wir natürlich nicht an. ebensowenig die ITir unsere Auf- 
nahme freistehenden Hütten der ehemaligen italienischen Resident ur. 
sondeni wählten tur unser Zeltlager eine zwischen den drei Dr»rfein. 
aus denen Mai Mafales Wsteht. gelegene Thalsenknng. So hatten 
wir un\ uns herum auf je einer Bergkupi»e: im Norden die Residenz 
Ma-t^esa. im Westen Adi-Sogi\. und im Süden Adi-ttolgol. die 
beiden letzteren durch einen Bergrücken verbunden, schliesslirh 
in SO. einen niedrigen Hügel, mit dem auf seinem Kamme Wtind- 
lirhen Kirchenhaine, der Kirche, und dem Regrubnissplatze der Ort- 
s*haft. Wfihrend Lela <^esii die höchste Einwohner/alil aufweist, 
macht Adi «»olgol durch seine lan^rgesti-eckte Lige den grössten 
Eindruck, zusammen niögen die Dörfer weit über KW Seelen, viel- 
leit'ht deren *Ji*M. beherbei*g»'» 1^»^ U«Tgknppen. die eine Meere>- 
h«»he von annähernd 1HK> m haben, sind vi»llkommen nackt, ohne 
Häume. Sträucher. ja zur Zeit unseres Besuchs selbst jeglichen t^ras- 
wuchses entkleidet. 

nie Anlage der Porter auf dominii*enden. und eine unbe- 
schränkte Fenischau gestattenden Höhen entsprieht offenKir den 
strategi'ichen Erfordernissen. Bei den in Abyssinien übei-all gebräuch- 
lichen Razzias lindet man diese VerrHlunjr des Tentiins rings um die 



•) Inzwischon liat C'ap. Porini in der ^.Rivista MUitare" 15m eine da* 
tiobiot von Asma>a K»han»lolnJe. statistis«»h-historische .Skizze puMizirt. 
in wt'loh'T iiioli sehr aiistührliohe Daten über »lie Provinz l»onib»Ias vor- 
!in»Ifn. S. 9J— 107. 

•*) Aita beileutot in dor tigrini*oh»^n Mun-lart ..der Hohe", .,S. Hoheit*, 
«^s ist »las'it'H'e Wort. \vel«'he> im südlichen Abvüsinivn gleichfalls alü 
Titel aüjrew.indt. «Hato" lautot. Cai». IVrini ül«ersct/.t den Titel mit 
•si^nore". 



Ort .schatten fast allsreineiii, eI>eiiso wie die.se fast stets ant' Hüjreln 
mit mritrlichst Wschwerlichein Aufstiege ang^ele^ sind, um einen 
fi-eien Ueberblick anf den event. herannahenden Feind za ermög- 
lichen, nnd ihm die Annäherung zu erschweren. Befestigungen 
ii-gend weK-her Art finden sich daher nii*gendwo. Einen weiteren 
Faktor in dieser Bezieliung läMen die spärlichen Wassei-stellen. 
welche eben gerade in knapi» ansrci«hendem Zustande unterhalten 
werden, um dn^n IVdürinissen der Kinwnhner zu genügen, eintau 
die Wtrertende Anhöhe umzingelnden zahlreichen Feinde aber kaum 
auch nur für die kürzeste Zeit ausreichendes Wasser zu bieten im 
Stande wären. 

Die einzige A!»wechslung in dem eintönigen Oi-au von Mai 
Mafales gewährte der klein»* grüne Hain, in dt'^sen Mitte die Kiivhe 
liegt. I>ort fanden sich ausserdem Bäume der verschiedensten 
Art. welche, der wilden Fh»ra des Landes angeh«»rig. von den 
Priestern absichtlich zur Beschattung der «träber geschont, nnd als 
ein unantastbarer geheiligter IVsitz der Kirche betrachtet wnrden. 
lYof. Schweinfurth. der hier einige Kxemplare tür sein Herbarium 
einlegen w«dlte. war so höflich, bei den anwesen«len Priestern des- 
halb eiir»*ns um Krlaubniss einznkonnnen. Pie Kinwchnei-srhafi 
i^t der grossen Mehrzahl nach «hri.-tlirli. ab^r Mni Mafal««* behriberirt. 
wie viele der grö<^eren nrtM*haft»*n des PeinlM'ljis. zahlreiche vom 
Handwerk ehrlich lebende abvs>inis«-lie M«diamedaner. Fremde 
Sklaven. Sudaner, oder überhaupt erbte Neg»*r schienen jrar nicht 
vorhanden zu sein. 

Sofort, nachdem das Lager, das durch .Xnlegung von Wegen. 
Koch'itellen nnd d»'nrl. lur ein»*n länsreren Aufenthalt herseri«htet 
wurde. anfireM'hlniren war. machte un< .Vita Haij»*lom mit srros.-fm 
<^efolge seiner militäri<«In^n Trabanten, der vers«hiedenen l>nii'. 
ältesten, und einer Menge Volks seinen Besuch. Ks wnrden Hier. 
Holz. Ziegen und 1<^) Bn^de als r^eschenke tlargebra«ht. die er 
natürlich st-iueni I)t>rfe als K«>ntribution auferlegt hatte. 

-Aita~. Hoheit, ist also kein Titel im eigentlichen Sinne des 
Wortes, vielniehr eine Bezeichnung, welche viele <'hefs der Gegend 
für sich in Anspru«h nehmen, burch die Italiener zum ol>ersten 



02 

Chef von Deiiibelas erhoben, halien nie dem Atta Haijeloin noch 
uu'lit den 8einer Stelhni? ^ebuhi-enden Titel Kantiba ^geben, es 
wii-d dies wohl noch geschehen, falls er sich bewHhi-t. Der Vater 
Haijcloms, Aita Ar-Adom, war lediglich, wenn man so sagen 
daif, I^kalchef seines Heiniathsdoifes gewesen. Haijelom ist ein 
Mann in mittleren Jahren, von hoher imponirender Ciestalt, nnd 
angenehmen Gesichtszügen, bekleidet, wie alle, mit einer weiss 
nnd ix)th gestreiften Schamma, anch mit sehr vielen Amuletten 
Whangcn, eine Tracht, die ihn in keiner Weise von den Tnter- 
jrebcnen antei-scliei<let. Kr sowohl, wie anch diese kamen ihren, 
in dem Ihiet'e des (lonveniements anferlegten Pllichteii der (Jast- 
frcinidschat't bis /um Ict/.tcn Angenblicke mit der grössten Bereit- 
williirkeit !ia«*h, nnd hier, wie überall, genossen wir die JMÜchte der 
licht igen Taktik der Italiener, den Kiiropäer beliebt xn machen. 
In Dembelas scheint aber die mit (»ersünlicher Liebenswürdigkeit 
nnd (ierechtigkeit Hand in Hand gehende Energie des Tenente 
(iiardino. diesem Regierungsvertreter, die Sympathien ganz be- 
sonders gewonnen xn haben, man gedachte seiner mit der wärmsten 
Anhänglichkeit. 

Tnter der Hegleitniig des Aita zeichnete sich ein Mann durch 
ein langes rosafarbenes Tuch ans, das er in Form eines Turbans um 
den Kopf geschlungen. Ks bezeichnet das eine auf Lebenszeit 
gewonnene Ehrentracht wegen Erlegung eines Elephanten oder 
I/»wen, sie wird hier anch auf liiralfen und Khinozerosse ausgedehnt. 
Der also ausgezeichnete, als besonders kühn betrachtete Mann hatte 
einige Tage vorher eine (iinith* erbeutet, deren Schweif mir der 
.\ita als KliegtMiwedel zum (teschenk machte. 

IVbrigens scheint Mai Mafales über eine grOssere Zahl von 
Flinten zu verfügen, und jedenfalls die 15 von den Italienern dem 
Chef zuerkannten weit zu übersteigen. Vielleicht stammen die 
Warten noch aus früheren Zeilen, l'ns .M-hienen sie nach (lattung 
und Kaliber aus der ägyptischer. Eiioche her/.urühren. .Ms Gegen- 
geschenk für seine (laben überreichten wir dem .\ita itinen 
seliwarzen, roth getutteiteii uml gesäumten Maintel, mit eben- 
solcher Kapuze, ein Kleidungsstück, welches M den abyssinischen 



(« 



Gi-oMseii Miit eiiiij^er Zeit allgeineiii iu Anfiiahme gekoiiiiiieu 
iKt, unter UiiistHndeii denselben sogar vom Xegns bewilligt werden 
inus«. Einige Tage darauf erhielt er noch ein vernii-keltes l^rüsentir- 
brett, einen »Spiegel, ein Stück rothen Sammet, welche iiegen- 
stiinde säninitlich sein Wohlgefallen in hohem Maasse en-egten. lU*i 
scineji recht hantigen nesuchcn wnrde ihm reichlich von den zu diesem 
Zwecke mitgctührten Spirituosen vcugcsctzt, da diese jedwh. auch 
in den grösstcn Dosen verabreicht, keine Wirkung hervorbi-achten. 
ninsste allmählicli dazu iibergegangen werden, eine Art Schnai>s. 
extra dnj, aus reinem Spiritns, Nelken und gebranntem Zucker her- 
xustellen. Dieses (ictränk erlangte nun seinen vollsten Keifall, und 
nachdem er Jedesmal eine ganze Klasche davon getrunken, fand er 
den Schnaps von Tag zu Tag vorzüglicher. Die Ab.vsslnier scheinen 
gegen die Schürfe iler Speisen und < ietriinke vollktuumeu abgestumpfte 
Nerven zu haben. Hekannllich nehmen sie z. W. den. rot heu i'avenne- 
pfetler in giossen Mengen zu sich, er darf bei keinem ihrer <ierichte 
fehlen. Als seiner Zeit der Negus Johannes u. A. das Kauen des 
Tabaks verbot, benutzten sie so lange (»ewürznelken, bis die 
Meisten durch die an ihren Sihleimhäuten angerichtete Zerstörung 
sich die unangenehmsten Folgen zuzogen. 

Die Bewohner des Dembelas erfreuen sich' einer gewis.MMi 
Wohlhabenheit, ihre Häuser sind aus Stein errichtet, zum 
Theil rund erbaut, und mit spitzem strohdache versehen. Die 
rnter.schechs der einzelnen Dörfer besitzen an.ssei*dem giös-^^ere 
.steinerne, und theilweise sogar mit Steinen geileckte Wohnungen. 
In diese gelangt man durch einen Hof, aus welchem drei Kingilnge 
in drei verschiedene, votlkouinuMi get reimte Kiiume führen, eiiH*r 
lllr den Aufenthalt des Besitzers« der zweite als Schlalgennicli, und 
der dritte für.dii* Frauen. lii<"ht erhalten die am-h im Innern voll- 
konnnen aus Stein erbauten Wohnungen lediglieh durch die Thüre. 
in Folge dessen überall ziemliche Dunkelheit herrscht, die nur durch 
Talglichter i*twas gemildert wird. Hei ganz besonders Wohlhabenden 
führt aus einem jeden ( Jeinache dieser Häuser eine Thüre nach hinten 
in je einen Keller, bezw. in die unteiirdische Fortsetzung des an 
den Berg angelehnt«»n Bauwerks, und dort stehen in zwei Ueihen 



p*o.sse knigai-ti^e Gefasse, iiiaiiii.shoc)i, und «inen Quadratmeter 
im Dnh'hmesser haltend. Aas einem Geflecht von Sti*oh und 
'Hionenle pefonnt, waivn m meist mit Dunah pefiUlt. Die Be- 
sit/.er sdlcher Keichthümer waren Hympathisoh und wiinlig ans- 
seilende (ti\*ise, deren presammte Xarhkommensclmfl sich nm ihre 
Hütten ptippiit hatte. Im Allgemeinen habe ich die Wnhniehmnn^ 
prenuu'ht. dass die männlichen An^ehörij^en dieses Stammes nm so 
ansprechender nnd den Knmpäern ähnlicher werden, je illter sie 
sind, wozn auch die alsdann eintacher gestaltete, oder sich selbst 
iilicrlassene Haartracht beiträgt. Das Haar ist weder kraus, noch 
gdofkt, noch mit besondeivr KniKstt'ertigkeit geoi-dnct, .sondern 
wird einfach und kurz /.ugeschnitlen getragen; stutzerhafte Männer, 
jilier auch hervorragende Personen, nnd stets die Krauen, legen das 
Haar in unzählige kleine Flechten, die auf dem Kopfe fest ankleWn. 
und unterhalb des Hinterhauptes zusiimmengebnnden sind, um 
sodann nur nm-h wenige Zentimeter herab zu fallen. Bei festlichen 
Aufzügen, wenn Fnuien in vollem Staat und in grösserer Zahl zu 
sehen sind, erregt die Mannigfaltigkeit dieser Haaifrisuren, sowie 
die auf dieselbe verwandte Sorgfalt wirklich Staunen. Die nnvei*- 
hciratheten Mätlchen tragen den Hinterkopf glatt geschoi*en, während 
ringförmig nm di«*st»n die Haare in gleicher Weise geordnet sind, 
wie bei den verheiratheten Frauen. Die vorher so häutig erwähnten 
Heni Amer legen von allen beobjichteten Stämmen den giOssten 
Werth auf ihren Haarputz, der geschmackvoll nnd nicht nnsi'hön 
genannt werden muss. Kr entspiicht übiigens dem bei den meisten 
haniitischen Völkern an den westlichen Ufern des Hothen ^leeres 
auftretenden Typus. Auf der Scheitelhöhe des Kopfes als kom- 
pakte, aber lockenwellige Masse in die Höhe stehend, ist das 
Haar den Seiten entlang rundum gescheitelt, nnd hängt von d(ut 
entweder künstlich gewellt in langen Flocken, oder zu dünnen 
Zöpfen zusannnenir«*ilochten. lang herunter. Hinduix'h gesteckt tragen 
sie eine lange dünne, etwas geschweifte Haarnadel aus hartem Htdze, 
V\n eine smIcIm* Frisur herzustellen, bedarf es natürlich jedesnml 
längerer Zeit, stets hat die Arbeit, wie übrigens auch bei den vorher 
erwähnten al»yssinischen Frauen, von Dienern oder von Bekannten 



zu geKchehen. NH(*Iit8 schlafen sie, niii die Frisur iiiclit zu schädigen, 
auf HalskrUcken. die nach nnseren Regntfen natürlich das denkbar 
Höchste an Unl>eqneiuHchkHit lifisteii, durch i^ewOhnung aber anent- 
hehrlich werd<>n. Mir erscheint es n11erdin{?s fra^clich, oh die Leute 
dies wohl alhiilchtlich timn, oder nur dann, wenn sie ihrem Haar- 
pntxe eine p^anx bes(»ndtM'e Schonunp: nn^edeilien lassen wollen. 
Die Hftfiptsache ist jedenfalls, dass das Haar stets genüp^end ein- 
p;efettet ist. Der. <irad der Kinfettnnj? aber nrhtet sich nach der 
Wohlhabenheit. Man kann sich daher vorstellen, welche Mensfen 
von Fett, Oel oder l^utter von den Vornehmen als Kopfpomade ver- 
prendet werden. Hutter wird sehr hilntij? dein Hanimclfett voi->?e- 
zop^en. Sehlicsslii'h hat sich dies Fettqnantuni auch noch nach der 
Höhe der Festtaj^e zn richten, wol>ei zn bemerken ist, dass 
die.se bei den Abyssiniern etwas hautiger sind, als bei uns; man 
behauptet .sogfar. der ^fonat habe bei ihnen nur sechs eigentliche 
Arbeitstage, alles Uebrige .seien Festtage — oder doch wenigstens 
Fastentage. 

Was nun die Beschäftigungen der Bewohner von Mai Mafales 
betritt!, so leben dieselben grösstentheils vom Krtrage des Acker- 
baues; indess liegen die Felder weit von den Ortschaften ent- 
fernt in den Thälcrn. Zur Beaufsichtigung der Felder müssen 
während der Kulturperiode zum Theil provi.sorische Hüttenlager be- 
zogen werden. Gegenstand des Feldbaus ist hauptsächlich Duriah 
(Sorghum) und 15aumw(»lle, daneben in geringem ^[aasse Gerste, To- 
kusso und Tef. Hülsenfrüchte, sowie rotlier IMetler werden im 
tiegensatze zum übrigiMi Abyssinien nicht gezogen, da diese Kultnr- 
ai'ten nndir andauernde Feuchtigkeit erheist-lien. Baumwollban.^ 
sowie die weitere Verarbeitung der Bohbaum wolle wird in ans- 
gedehntem Maasse betiieben. wohl besonders aus dem Grunde, weil 
hier grosse Nachfrage ans den benachbarten Gegenden von Abyssinien 
herrscht. Da man die Standen nicht künstlich zu bewässern vermag, 
so erreichen dieselben nur eine sehr geringe Höhe, und wenn sie auch 
eine grosse Zahl von Frü<"hlen aufweisen, so geschieht das doch 
nur auf Kosten der (irOsse und dtM' Länge der Baumwollfaser, was 
natürlich die (jualitiit bedeutend herabmindeit. Trotzdem wurde 



m 

dadurch der Wohlstand der Gegend gehoben, denn ei$ findet ein nicht 
miWdeatender Handd init den inneivn Theilen von Abyssinien statt. 
Die Vielizudit scheint wenig aasgedehnt zu sein, ^ir sahen 
bei 3Iai Mafales nur vei*ein2eelte Ziefrenheerden; die Rinder weideten 
wegen des grossen WassermangHs in diesei* Jahreszeit in entfernten 
Tbälem, auf (Ti-ünden, di** von nu*bren*n Ortscbatten zngleieb %u 
diesem Zwecke in Anspnirh genoiinihMi wuixIiMi. Die <tewerbthätig- 
keil in Mai Mafa1t*s bfschriiukt sieb auf den t*igt*niMi IWdarf, auf 
die Hei-stelluug der Hütten und Steinbauten, auf vermittelst Beile 
bei-gestellte HalskiHeken. auf die hier ^Alga- genannten Angarebs oder 
13ettstellen, auf nementtber/ogene kleine Sessel, und korbartig ge- 
tlücbtene ovale oder runde Tische. Die vorher erwähnten gi'ossen 
krngfiirmigen Kornbehälter stellt man aas ungebi-anntem Thon. her. 
die giüsseren werden innen durch Flechtwerk xusannnengehalten. 
Andei-e lliongefasse, wie Kiilge, Schalen nnd dei-gl. sind so gut wie 
gar nicht vorhanden. Zum Ersätze dienen lediglich Ziegenschläuche, 
ebenso Flaschenkürbisse, die reichlich wild wachsen. Da auch Ki^rlie 
und Säcke fehlen, muss Alles, selbst Baumwolle, Butter etc. in 
Schläuche verpackt werden. Ebenso fehlen in den Häusern die 
Matten, die man durch Häute ersetzt, Lederriemen treten an die 
Stelle der Schnüre, die ans dem Baste der Adansonia gedreht 
wenlen. Dem Lande entgeht auf diese Art ein lukrativer Handel 
mit den nun nutzlos verschwendeten Hänten, der, wie die Ansfuhr- 
listen von ^ilassana und Abyssinien beweisen, bis auf den heutigen 
Tag sehr unbedeutend geblieben ist. IHugschaai-en, ans dem Holze 
des Combretum trichantum veifeiligt, bestehen aus einer einfarlien 
Spitze mit eisernem Sponi. Während 2 Ochsen ziehen, regiert ein 
Mann den Pting vermittelst einer stenerruderähnlichen Handhabe. 
Die erforderliche Schmiedearbeit wird an Ort nnd Stelle hei-gestellt, 
gleichfalls duivh mohamedanische <^ewerk^llMlte. Die wenigen hier 
bekannten eisernen (lerätlischaften sind Beil, Sichel, Ptiug nnd 
Hacke. Die Anfertigung des mannigfaltigen Silberschmuckes der 
Frauen hatten wir vei-schiedentlich t telegenheit, zu beobacliten. Jene 
Kunst wii-rf von wandernden Silberschmieden meist mohaniedanischer 
Konfession ausgeübt. Erwähnung veitlienen noch die hier zu l^ande 



bei Franen, nnd namentUch bei l'iiestenu im Gebinacli Yjefiudliclien 
Soniieiiscliinne, die aus einer auf» Zierlichste aus Stroh geflochteneu 
Scheibe an laiifi^eni Stih* l)esteh«Mi. VeiTsieiimgen mit rothem nnd 
8chwai*zem Cianie verleihen ihniMi ein hi\bsche8 Ansstehen. Die Banm- 
Wollweberei, dit* einzige ftwns ansj^4»dehntere Hausindastrie, ist 
voUkoninien in den Hunden von Mohaniedaneni. die vor den Häuseni 
an piiniitiven Webstühlen sitzend, ein ßiobes aber weiche» nnd ge- 
schmeidiges, natnrtarbipres (lewelw» hervorbringen. Einzelne eireichen 
ein feinei*es Pi'odakt, welches zu der mit breiter i-other Horte ge- 
zierten ..Schamma" der Vornehmen Verwendung findet. Grosse Aaf- 
merksamkeit wiitl schliesslieh de!' Herstellung ties ^Tet.sch" genannten 
Honigweins gewidmet, den die Hewidmer aus wildem Honig dnrch 
(lährnng heiTorbiingen , und der überall in Mengen getrunken 
.vinl. Das (betrank ist sehr nnglejch in seiner i.^üte, je nachdem 
mehr oder minder dem (ianm<Mi des KnropUers zusagend, aber 
in seiner äusseren Erscheinung fast immer trübe und unappetitlich. 
Bei dieser Gelege^iheit mrn-hte ich einen knizen Blick auf die 
gegenwärtige Bewatfunng der Abyssinier weifen, die durch das Ueber- 
handnehmen der Feuerwatten zum gi'Ossten Thejle auf dem Aussterbe- 
etut zu stehen scheint, und vielleicht bereits nach wenigen Jahi*eu 
verschwunden sein wird. Ein wesentlicher Bestandtheil sind die 
aus Büttel- oder Bhinozeiushaut hergestellten, stets kreisnmdeu 
Schilde mit zentralem Buckel. Eingepresste \'ei7Jernngen, meist in 
konzentrischer l*orm gezeichnet, bedecken die .Kussenfläche, die 
aus.serdem häufig mit verschieden geformten Silberjdatten und 
Knöpfen beschlagen ist. Der Band ist wulstig umgebogen nnd 
dadurch veitlickt. In der Tiefe des Bn«*kels steckt die Handhalie. 
Die .silberbeschhrgenen Schilde .sind mei.st ein IVnnkstück der Chefs, 
werden ihnen als Zeichen ihrer Wüixle von eigenen Knappen nach- 
getragen, prangen auch im Empfangsranme gewöhnlich an der Wand. 
Als Wehrwatt'e haben sie keine Bedeutung mehr, es .sei denn im 
Säl>elkampte gelegentlich eines Heiterangiittes. l)ie Säbel haben 
eine eigenthümlich geschweifte l«'orni mit plötzlich umgebogener 
Spitze, und stecken in rothen Lederfutteralen zum rmgürten. Die 
Hauptwatte nächst dem Gewehraberist die Lanze, deivn Schaft am 



?.• 



ß8 _ 

Kiide mit Eiseiistreiftii umwickelt, nud solcheiiprestalt ins (tleich- 
^ewicht gebi-acht ist. Die Laiixenkliiige hat lanzettförmig;« Gestalt, 
und ist stets mit erhöhter Mittelnpiie versehen. Kines Dolchmessers 
l)edienen sich die Abyssinier weniger als die Aralier an der Kilste 
oder die Xomadeuvölker, die stets ein solches von kurzer eigen- 
artiger Fonn, und mit stark gebogener Klinge am Ann oder im 
t-lürtel tragen. Die Beni Amer wie alle anderen liamitischen No- 
maden .stamme, sowie alle ursprünglich nicht rein ahyssinisciien 
Vrilkei-schaften. fuhren die ganz geraden langen Hitterschwerter 
des Sudan, die noch heutigen Tags so angefertigt weixlen, wie 
zur Zeit der Kreuzzüge. Die ahyssinischcn (^rossen haben <lie 
Schilde ganz besonders reich mit Silber verziert. Auf der Mittel- 
platte ist meist ein Kreuz angebracht, die Schwerter .sind am 
tiriße häuHg ebenfalls mit Silber au.sgelcgt, und hier bemerkte 
ich auf dem Knopfe nebcii anderen Ornamenten, einige Male das 
Kreuz. Bei einem vielgeimnnten Jäger in Mai Mafales war die 
Säbelscheide mit Silberringen geziert, die alle mit Kreuzen versehen 
waren, und jeder dieser Hinge sollte einem Stück der getiidteten 
gi'ossen wilden Thiere entsprechen. Die meisten Scheiden tragen am 
unteren Ende einen im rechten Winkel empoiragenden Ansatz, der 
in ein silbenies Rädchen ausläuft. Ks .scheint mir dies ein besonders 
charakteiistischcs Aferkmal llir den abyssinischen Säbel zu sein. Da.s 
aufwärts strebende, wie knickarti? abgebrochene Säbelende verleiht 
dem abyssinischen Krieger, wenn er also gegürtet einherschreitet, 
ein durchaus eigenartiges Au.ssehen. Tm Allgemeinen wird man 
die schönsten Prunk watfen nur bei dem ersten offiziellen Kmpfange 
zu Gesicht bekommen, später konniien dieselben meist nicht mehr 
zum Vorschein. 

Ihr Trinkwasser erhalten die Dörfer von Mai Mafales von ver- 
.«chiedenen Punkten in der Tiefe. Das nächste ist in der Schlucht tief 
unter dem Dorfe .\di Soga gelegen, und bietet nur kärglichen Krtrag, 
eine reichlichei-e Menge entliält der Mai IJale genannte Bach, den wir 
auf dem Marsche nach Mai ^fafales, vor Ersteigung der Hrdie, zu 
überschreiten hatten: weiter entlegenes ist im Mi.skil. eine Stunde im 
Süden, .schliesslich noch in dem gegen 2 Stunden entfernten Metenmiet. 



Heber dem 1 >oi'fe des Aita erhebt sich eine AnhOhe, an deren 
SQdabhang der Weg nach Adi-Finiie vorbeifHhrt. Hier befinden sich 
Ruinen eines früheren Dorfes (te.sait-es-8ekki, and man g;euies8t 
daselbst eine grossartii;e Kernsicht, die sich über die gesamiiite obere 
Harknregion erstrerkt. Man erblickt im Noi-den den Ferfer, den 
Schegdlgol, Mnntai, die Felsmasst*n von Srhalote und den Zad Amba, 
ferner den uarh dem Lande der Jtazen /.a m Westensich allmählich 
abtlaclienden Hergrürken, der die Wassersebeide zwischen ßarka nnd 
.\rareb, also /.wiscIkmi dem Ijothen und Mittelländischen Meere bildet, 
und der mit den Höhen von Mai Mafnles in Verbindung steht. Schliess- 
lich siebt man im Süden die Kbeneii d«'s Ambessa und Mareb, und 
die dahinter liegenden gewaltijren liei-gpartien, die nach Abyssinien 
hiniUtertlUiren. 

Die liandschat't Dembflas oder I>eka-Tesfa (Familie des Tesfa). 
mit einem Mächenranm von annähernd .-MMK) (/nadratkihmietern. zer- 
gliedert sich in fünf Provinzen oder lijind Schäften: Dembelas-tahtai, 
Kuno-Kedda, /aid-Akolom, Arrju^a nnd Deka-Taes. Nimmt man Dem- 
belas-tahtiii, das untere Dembelas, welches den nordwestlichen Theil 
bildet, als Ausgangspunkt, so liegt Kuno-Hedda im Osten, Arrasa 
nnd Deka-Taes hiervon im Snd<Mi, bis zum DlieK und der t Frenze von 
Sarae. Zaid-Akolom, der weitaus grö.sste, aber zugleich am wenigsten 
bevölkerte Distrikt, füllt den Süden des Dcmbelas aus, zwischen dem 
l'nterlanfe des Obel, dem Ambessa und dem Mareb, bildet demnach 
die (irenze nach der abyssinischen IV(»vinz Adi-Abo. nnd dem Ge- 
biete der liazeu. Dembelas-tahtai und Kuno-K*edda sind zusammen 
Aita Haijeloms (lebiet. Die gesammte i^evölkerung aller Distrikte 
bewohnt über 100 Dörfer (nach Perini 122), ist. wie es scheint, rein 
abyssinischen Trsprungs, und spricht lediglich Tigrinja (oder Tigrai) .*) 
Vor der italienischen Okkupation ist das Land mehr oder weniger 



*) (*ap. Per in i schut/t die Hevölkcriin;^ des Dorabelas auf 500 bi« 
COO Familien, wan nncli ihm höchstens 4000 Seeion ausmachen wurde. 
Nach ihm wäre die Hauptursncho «1er Entvölkerung der bis zur Ankunft 
der lUiliener beständi};o Zustand der inneren Anan^hie, und dann die letzte 
Ausjdrinderunf^ un«l Verwüstung; dos Gebiets durch Has Alula 1887. Ich 
persönlich halte die Kiuwoliner/.ahl lur höher. 



70 

selbststftndig gewesen, wenn auch zn Abyssinien gehörig, hat es 
dem äthiopischen Kaiser keine Steuern gezahlt.*) liiit den Itoria 
nnd Bazen im AVesten, jenseits des Unterlaufes des Aniltessii vor 
seiner Einmündung in den >rareh, leiten die Denibelaser in bitterster 
Feindschaft, da sie sich wohl im Hunde mit den Abyssinieni, an 
den früher häufigen Raz/ias gegen diese Stiinune betheiligt halien 
werden. Die Harhe ist nicht ansofeblielien, und noch bis in <lie neueste 
Zeit hinein todten diese nu»hamedanischen oder heidnischen Stumme 
jeden l^ewohner vom Stamme der Deka-rTesfa. dessen sie habhatt 
wenlen können. Von der anderen Seite darf in Folge des 
Verbots der Italiener nichts mehr geschehen, was zu irgend welchen 
Streitigkeiten Veranlassung geben könnte. Dembelas mag fliesen 
eni-opäischen Kinfluss wohlthuend empfinden, da es früher in der 
denkbar exponiilesten I^ige. abiresehen von dem seitens der eigenen 
abvssinisclien Stammesgenossen ausgeübten Druck, den Einfallen 
der Sudiiner (in späterer Zeit der Mahdisten) von der einen, und der 
Ilaria und Bazen von der anderen Seits stets ausgesetzt war. Die 
beiden letztei-en .sind nicht als identisch zu betrachten, es wohnen 
die Haiia hu Noitlwesten «ler Haxen. Letztere bilden nur einzelne 
Gemeinden nach Art vieler XegeiTölker, also lose Verbände, die 
dun-h die rMindesvertheidignng zusammengehalten wei-den, während 
die ca. ."jOOO Seelen zählenden Baria vei-schiedenen Chefs, deren Sitze 
Mogelo nnd Kuffit sind, unterstehen. Der hauptsächlichste Ort der 
Bazen ist Mai-Daro. der vom Mareb iir zwei Döifer gespalten wird; 
die Bewohner des Dorfes der Südseite, \ne überhaupt die Bazen 
jenseits des Mareb. zahlen, um ihre Sicherheit zu erkaufen, und von 
Bazzias der .Xbyssinier befreit zu bleiben, Tribut an die Pi-ovinz 
Adi-Abo, einen Distrikt von Schire. Die Baria sind bestimmt Moha- 
medaner. Von den Hazen glaubte man. dass sie noch Heiden mit 
ganz ei^entbümlichen (lebräuchen seien, meine später erwähnten He- 
gleiter, die Honi Amer, gaben mir aber die Versicherung, dass au<*h 



*) Nach Cap. Perini zahlte die Provinz Dembelas einem Krhisne 
des Kaisers Hasu II. (1729—1753) gemäss im Qnn/en an Tribut 4200 Maria 
Therosia-Thalor, au detvn .Statt auch «»in1u'imis»'hc naumw(»Ucnz«'Ugo ( t Ki*rj;i 
zu 2 Thriler gerpchnot) in Zahhin^ jfOp»]M»n weitloii konntt>ti. 



71 

die Baxeii Mohamedaner wflren, hWr mit den Matidisten ebensowenig 
Krenieiusanie Sache machen wollten, \We sie selbst Ks ist -erstaunlich, 
dass nber ein so kleines Völkchen so weni? Thatsächliches liekannt 
(geworden ist, aber die liaxen scheinen ein p:anz eif?enes Talent zn 
besitzen, anch ni<!ht einen einzigen Freund zu hal>en, und allen fremden 
Kindrin^liiigen ihr I^and nach Möglichkeit zu verschliessen, wenigstens 
wenn er ohne Überlegene bewaffnete Macht kommt; hierzu wird sich 
aller in Anbetracht des armen Landes kein angrenzender Stamm unter 
den jetzigen Verhältnissen liewogen fi'ihlen. 

In Folge der Fehden zwischen einzelnen kleineren Völker- 
schaften bleiben grosse Strecken Ijan<les der Ansiedelung und Be- 
Ijaunng vorenthalten, da die Verhältnisse es mit sich bringen, dass 
Terrainstreifen zwischen je zwei solchen Stänmien als <irenzwildniss 
belassen werden, die keiner von beiden Theilen zu betreten wagt, 
Kin Keisjdel hierflir ist die gänz1i<-h öde (hegend zwisrhen dem I^amle 
der Salend(»a und dem Denibelas auf der einen, zwischen Dembelas 
und den Hazen auf i\vr anderen Seite. Jene (tewolinheit ist so 
tief eingewurzelt, dass sellist unter den jetzigen absolut gesicheilen 
Verhältnissen diese Strecken immer noch nicht bebaut, sogar ge- 
mieden werden, doch ist zu lioftVn, dass wenn das Gefühl der 
Sicherheit im Ijanfe der Jahre ein allgemeines \\ird, die (Frenzen 
von beiden Seiten ininn*r niehi* erweiteil werden, und dass so die 
Fläche des bebauten l^andes zunehmen wird. Der (irund, wes- 
halb über den Dembelas bis zur /eit der italienischen Okkupation, 
eigentlich bis zum Tenente (liardino, nicht ganz ein Jahr vor 
unstTem Besuche, so gut wie gar nichts bekannt geworden, liegt wohl 
darin, dass es talschlicher Weise als ein undurchdringliches Sumpf- 
terrain verschrieen war. So ist auf der, auf < Grundlage aller bis dato 
zugänglicltiMi Kartenangal»en /usannnengestellten Tebersichtskaile der 
Krythraeischen Kolonie, der„<'arta diniostrativa della regione compresa 
fra Massaua, Keren. Aksum e Adlgrat**, das liebiet von Dembelas 
mit der Hezeichnung vi»rsehen: ..regione poco conoseiuta**, und da- 
neben steht: ,.Zona paludosa ove ha origine il F. Baraka. secondo 
le investigazioni di S. v. .Müller". Wahrscheinlich hal)en die Be- 
Hchterstatter dieses Keisenden die Oieirend zur Hegenzeit zu passiren 



72 

versncht, und das tavtss alleitlings eine höchst schwierige, ja fast 
nnmOgliche Aufgabe gewesen sein. Nördlich vom Mareb ist dann 
mich eine Mai*schroate von Plowden verzeichnet, mit einer etwas 
verworrenen Dai-stellnng des Oberlaufs des Barka, und Mnuxinger 
liess 18>V» das Dembelas im Süden. 

Am 14. März waren wir in >fai Mafales eingetroffen. AlsliaUl 
begannen wir uns im I^ande genauer umzusehen, und unternahmen 
zunächst einen eintägigen Ausflug zum Ambessa. Von der Höbe 
des Dorfes Adi-Golgol unterscheidet man beim Ausblick Utich Süden 
di-ei Tliäler, zwei derselben bieten .sieh in annähernd gleicher Knt- 
fernnng in SSW. und S\V. den Hlicken dar. Das dritte zielit sieh 
in weiter Ferne gen WSW. hin, und erreicht eine weit grössere Aus- 
dehnung. Das erste Ziel war die südlich gelegene Ebene Safa 

m 

(^ansai. Dort waren in It^tzter Zeit vei-schiedentlich Strausse bemerkt 
Worden, und unter Führung <ies alten ortskundigen Jägers Sascha 
iiailo-Miehael begaben wir uns auf diese höhere Vogeljagd. Nach 
einer Stunde des Abstieges gelangt man an den Hach Mai-Miskil, 
einen Nebentinss des .\mbessa, der, umgeben von dichtem liuschwerk 
und grossen Häumen, klares und fnsches Wasser führte, .fenseits 
ist die Iki-gkette Fi*kia-Keremo, und dahinter die Kbene gelegen, in 
der allerdings reiehlieh frische Straussenspuren sichtbar wan»n. 
leider blieben die Tbiei-e selbst, denen nachzuspüivu wir nicht 
genügende Zeit hatten, unsichtbar. Die Thalebene ist 7 bis 8 km 
lang, wenige Kilometer breit, und wird auf der anderen Seiti^ 
begrenzt dan*h die niedere Sababkette, über welche die hohen 
Dubanebei-ge, die die Wasserscheide zwischen Anibessa und Mareb 
bilden, hervori-agen; im Westen schliesslich erstrecken sich die Höhen 
von (iehan-Haret. (Zu bemerken ist, dass alle diese Xamen wie 
auch die folgenden, der 'IMgrinjasprache angehören.) Wasser tVdirte 
der Ambessa in «lieser Jahreszeit iinierlialb der Thalebene an zwei 
Punkten, ziemlich in der .Mitte, und an der westlichen Austrittsslelle. 
Von Antilopen sahen wir Antilope Kudu, Laecipet hnd Montana, 
ferner fand ich ein Skelett mit (lehörn der Pferdeantilope (lUppif 
tratptg liakeri), im Sudan als .\bu-.Maaref bekannt, es mochte schon 
manche .Fahre von der Sonne gebleicht wonlen sein. In den von uns 



hesnchten Gegenden, in deren NachbarKchaft ja Saninel Baker selYist 
nie zuerst entdeckt hatte, fand ich keine Anzeichen des Jetzigen 
Vorkommens dieser All. Vielleicht erscheinen die Thiere nnr zur 
Regenzeit, vielleicht sind sie pratiz znriickgewicheii; hüufig wird diese 
Antilope, wie es scheint, nirgends sein. 

An verschiedenen Stellen ist die Elieiie von ziemlich tiefen, 
sch«arf eingeschnittenen Rinnsalen durchquert. Sie ist dicht mit 
.\kazien, Zizyphns nnd anderem Dorngesträuch bewachsen, so dass 
ein rejrelrechter Prtrschjrang auf ziemliche Schwierigkeiten stiess. 
Man macht sich leicht anfänglich von der hiesigen Jagd einen etwas 
zu leichten Jh'giiti'. indem man sich der TUuschnng hin<riel)t. dass 
nmn nnr kurze Strecki'U zu gehen brauche, um stets in kleinen 
Zwischenniuiiien auf hohes Wild zu stossen. nnd dieses dann, weil 
unbekannt mit dem Schiessge wehre, mit Leichtigkeit erlegen zu 
können. In Nurdabyssinien, in der t'olonia Kritrea, ist dies leider 
durchaus nicht der Kall, nmn nmss weite Kutfernun^ren zurücklegen, 
um je nach der Heschattenheit des Termins, bnld hUuti<r«*r, bald 
seltener, iiberhaui>t nur eines Wildes irgend welcher Art ansichtig 
zu werden, nn<l dieses wird dann ebenso schnei] flüchtig, wie in 
Kuropa. Dem Pürschgange zur Verfoljrung stellen sich die lächer- 
liclisten Schwierigkeiten entgegen, jeder Strauch, jeder Kaum hat 
Dornen, und selbst die iiräser bohren ihre Spitzen in die Haut, 
oder haften als bestiindig kitzelnde Kletten in den Kleidern. Ihi 
entscheidenden Moment, vor dem Schusse, bleibt wohl gar noch Hut 
oder Rock in den Dornen hängen, nnd in Folge der heftigen 
Uewegnng zur Befreiung aus dieser dornenvollen rnmrmung flieht 
das Wild. Bei dem stechenden Sonnenbrande, den» stets wolken- 
losen Himmel, umschwärmen in niclit zu ahnenden .Mengen die 
Miegen den .läger. und setzen sich mit .sich nie verleugnender 
Sicherheit in Auge, Nase odi*r Ohren fest. Solche Fliegen 
können, glaube ich, selbst den rubigsten Menschen zur Verzweiflung 
bringen, so harmloser Natur sie auch sonst sein mögen, denn Stech- 
fliegen oder Mücken sah ich in dieser Jahreszeit fast nie. Kine 
dritte Komplikation ergiebt sich aus einem Fnistande, dem man in 
Kuropa Bechnung zu tragen nie gezwungen ist. es ist dies der an 



74 

vieleu Stellen nn^^eheaere V»>g;elreichtlinm. Ist man anf der Pürsche, 
so gehen gewiss alle 100 Schritte Tauben, Frankoline oder Perl- 
huhner mit grossem Lilrme anf, und die äsende Antilope wird von 
Weitem «rewamt. Die VOgel spielen dieselbe Rolle, wie die Sporen- 
kibitze in Aegj'pten, die der Warner. Schliesslich ist noch her>'or- 
znheben, dass der Antilopenreichthnm an sich durchaus kein be- 
sonders gi*osser ist, in einem miissig mit Hirschen, Rehen o<ler (lemsen 
bt\set/ten Keviere von Kumpa wird nmn auf einem ilhnlichen Art*a1 
zweifellos mehr Stücke der genannten Wildarten antretten, wie in 
dem von mir gesehenen Theile Abyssiniens Antilopen. Was den 
grossen Reiz der .lajrd ausmacht, ist ausser der Wildniss, der 
neichthum an Arten, wodurch bewirkt wird, dass man nie weiss, 
welcher Tliiergattung man im nächsten .\ugenblieke gegenüliei'stehen 
wird. Die eingeboreuen .fäger sind meistens auch nicht im Stande, 
vorlier begi*eiflich zu machen, auf welche .\rt Wild nmn zu lioflen 
hat. es iHM'uht auf der Mannigfaltigkeit der gebräuchlichen Sprachen. 
In jedem Dialekt fuhren die Thiere verschiedene Bezeichnungen. 
Einen weiter ausgedehnten, zwei wöchentlichen Ausflug lie- 
jranneu wir am 18. März, zur Kiforschung der Kinmündung des 
Ambessa in den Mareb, und wenn möglieh, zu. einem Besuche der 
Bazen. Ks war die Absicht, bei dieser Gelegenheit in der giussen 
Auibessa-Marebebeue, die uns als reich an gi'ossem Wilde der 
verschiedensten Art geschildert woi-den, der .lagd obzuliegen. 
Wählend IVofessor Schweinfnrth und mein inzwischen er- 
krankter und marschunfjihig gewoi-dener Jäger, im Lager von Mai 
Mafales znruckblieben, brach ich mit Andersson, Kaiser, 
verschiedenen .lagddieneni, und <i") Tnigeni dorthin auf. leider 
erschwerten die von Mai Mafales durch den Aita requirirten Träger 
lue Ausführung unseres Vorhabens in nicht unbeträchtlichem Grade. 
Die Leute waren das liastentragen nicht gewöhnt, auf der anderen 
Seite flösste ihnen ihr schlechtes Gewissen den Bazen gegenüber ein 
l»estnndiges Furcht- und Angstgefühl ein. Da aussei-dem die Zeit der 
zur Aussaat nötliigen Herriclitung der Felder herannahte, so lockte 
sie selbst die Aussicht auf höheren Trägerlohn nicht, und es war 
nur unter Aufbietung der äussei^sten Energie. znnäch.<!t von Seiten 



des Aita, und dAnn von nuHen^r eii^enen nWlfdicIi, dasH hW, znin 
Aushalten bewogen werden konnten. 

Der Weg: zur erwAhnten Kt>ene fiUirt wieder an dem 
Thale Gumfal und der Herp:knpi»e Safaraita-(iurma vorbei zum Mai 
^fisliil, welcher sich weiter unterhalb mit dem Am1)essa vereinig, 
wo dieser den Namen Mai Lam führt. Wir folgten inin in west- 
licher ]{ichtung thahibwürts dem Klnssliette, dessen rntenrrnnd 
von Schieferjrestein ^ebiUlet wird, und dessen Seiten ttppijf 
mit Aka/.len und Adansonien liestanden sind. Die einengeiulen 
Hügelketten weichen mehr und mehr zmUck, und nuin 1)etritt ein 
von den Kulturen tlvv Kinwohner von Mai Mafales bebautes 'IVrniin. 
Hahl sind es schnullen» Streifen, bald gi-össere l^'liichen. die sich 
hier ausbreiten: Durrah, Duchu und liaumwolle scheinen die 
llauiitprodukte /.u sein. Vm den Hoden stets produktiv zu er- 
halten, und ihn nicht frühzeitig; zu erschöpfen, auch die Anwendung: 
von Dun^nuitteln, die hier noch ni<'ht bekanut ist, entliehren zu 
können, winl er nur auf der Obertlilche wenige Zentimeter tief 
gelockert. Wo das Thal sich zu erbreitern beginnt, führt es den 
Namen Kgret Andit, weitiM-hin die erste kleine Kläche den Nan»en 
Lese, und bei der Kbene Melahesu, IV2 Stunden von Miskil entfei-nt, 
erreicht nmn den Knd[)unkt der Felderreihe. Im Süden des nach 
WSW. strömenden t'hors dehnt .sich die Hei'gkette Jleret Ojehan 
aus. und das Mussbett, wiihrend es breiter, flacher und sandiger 
winl, ninnnt die Namen Mai Dut un<l weiter unterhalb ^fai 
(lerat an. 

Drei Wegstunden von Miskil entfenit ist eine Wasserstelle, 
die ein für ^lenschen nur schwer genit^ssbares Wasser in einem 
Tümpel enthält. Dort lagerte ein Trupp von zehn Beni Amem, unter 
denen drei beritten waren. Die Leute waren auf einem .lagd- 
austiuge begritfen. und hatten soeben die Absicht gehabt, uns in 
^fai Mafales aufzusuchen. Sie stannnten zum Hieile ans dem 
früher berühiten Dorfe des Schechs Idris Omar, zum 'l'heil aus 
Dega. Das letztere Dorf war vor der Zt»it des Mahdismus nahe bei 
Kas.sala um (lior Haua.scheid gelegen, wurde dann von >fahdisten 
überfallen und zerstiirt, während die Kinwohner si<'h in die («egend 



76 

östlich von Schegolgol zuiUckxogeii, wo sie Dega gründeten. Der 
Stamm nennt sidi Si'lilechtweg Arab Dega, nnd ihr Schech ist zugleich 
Oberhaupt des ganzen 25000 Seelen /.Ahlenden Beul Amen'olkes, 
Idris Omar, dfs Dorfes Arko KalNii der Salendoa, ist demnach, wie 
«Ue ttbrijren Schedis der Theilstüninie. jenem Ctix)sssoliecli, der d«»n 
Titel Dfgal fiUirt, nntergeoi-dnet. 

Ks lag natürlich nahe, die I^ute, die seit Jahren mit der 
Oeilliehkeit und der .Iag<l vertraut sein wollten, fi\r nnseiv 
Zwecke in Anspruch %n nehmen, wobei hauptsäehlich die Möglich- 
keit eines Besuches der Ba/en in Betracht kam. Die TrMger aus 
Mai Mafales weijrerten sich ant das Entschiedenste, uns doUhin zu 
foljren, da, wie geschildert, in früheren Jahi-en die Bazen stets 
<»ege«staud der räuljerischen rel)erlalle seitens der Abyssiuier gt»« 
Wesen sind, an denen sich die Deka-'l'esfa betheiligten. Trotzdem 
<liese Raz/ias unter dem Trotektoi-ate Italiens sofort aufgehört, 
war die Feindschall wieder neu angefacht worden, als zwei 
Dembelaser in der (»egend von Mai Gerat durch Bazen ermoixlet 
wurden, eine That, die durch die Bestrafung der Uebelthäter 
seitens der Italiener bereits gesühnt woi*den. ITnser alter Bascha 
pei-sönlich hatte im Verfolge der Kreijrnisse, die wohl später eine 
Art Blutrache «rebildet haben, motten, eine Anzahl Bazen auf dem 
(Gewissen, und daher war .seine Weigerung, uns zu begleiten, wohl 
erklärlich. Nun hotnen wir mit Hilfe der Beni Amer unser Vor- 
haben ausführen zu können in der Annahme, dass die.se als Moha- 
medaner zu den Bazen freundschaftlicheiv Beziehungen haben 
würden. Die Annahme j^tellte .sich aber in der Folge als nicht zu- 
tretfend heraus, wenn auch keine direkte Feindschaft zwischen 
beiden Völkern bestand. Bazzias der Beni Amer hatten zeitweise 
wohl auch stattgefunden, und den Vei'sprechungen des Führers 
Ibrahim, die Sache zu vermitteln, folgte leider nicht die That. 
S<-hliesslich nach endlosem Hinundheii^erede kam eine Einigung zu 
Stande, und so konnten wir, um diesen Beni Amertnipp bereichert, 
nnsen-n Marsch ge^en den Mareb zu fortsetzen. 

Kaum waren wir aufjrebrochen, da kam einer unserer neuen 
Begleiter mit der Mittlieilung heran, er halte in einer Höhle ein 



Tliier bemerkt, das Zielen fraise, von der Cii'^sKe eiiiex MaiileselK 
sei, und auf Räume klettere. ?]in zweiter fügte liinzn, dass ein 
s(»1ches Thier )2:e\vOhiilich 120 Meter laug werde. Sehr begierig, dax 
Ungeheuer kennen m lernen, ritten wir doilhin, und fanden in 
einem hohlen lianme ein»* l^ieseiiNelihinge (h/tlmn ßthae), die duirh 
ein AsthKrh Miclithar war. .Mit vieler .Mühe, durch Kngel.Mi'hltsK«*, 
Ausrilucliern des Ikinnes u. d(*rg]. wurden wir der S<'hlange habhaft. 
Ks war übrigens ein kleines Kxeniplar, kaum 5 m lang, und 'St cm 
im rmfanjre. fls sei zugleich erwilhnt, dass dies die Stelle ist, 
wo der augenblicklich in Keren befindliche junge Eleplmnt im ver- 
gangenen .Tahi'e durch unseren Reni Amerfdhrer Ibraliim gefangen 
wnitle. Die <U*gend ITihrt den Namen Sufra Odubura, das Teirain. 
winl offener, und <lie begrenzenden Hügel markiren sich höher und 
.schärfer in ihren rmrisslinien. Kin riesig«*r hohler Ikobab, der 
5 m im Durchmesser hat, ist unter dem Namen Na<'hal-Dnma weit 
und breit bekannt. un<i dient den sich hier aufhaltenden Hin- 
geborenen während der l?ejrenzeit als Tuterschlupf und Wohnung. 
Er ist thatsächlich von einer ganz unjrewöhnlichen Grr»sse, und 
würde mindestens 2() Menschen zu beherbergen im Stande sein. 

Nach einst ündijrem I^itte taucht vor uns in weiter Kutfernung 
die liergkette Atte (lerinde »uf, während links ein Tlialeinschnitt 
den NanitMi Ilirsegede führt, und das Thal rechts von einem kui'zen 
Höhenzuge, Semelte. begrenzt ist. Der <»ual Semelte. ein Spitz- 
kegel, hebt sich ausserordentlich .scharf von der Kette ab, und 
nmcht sich durch seine charakteiisti.sche (lestaltang bis nach Mai 
Mafales hin bemerkbar. Der nächste Weg zum Mareb würde von 
hier durch, das Hirsegedethal zu dei- südlich vom Dubanejyebirge 
liegenden .Marebebene fllhn>n, wir beabsichtigten hingegen dem 
Laufe des Ambessa weiter zn folgen. Der direkte Wejr bis 
zum gi*08sen Mus.se mag nnjrefähr eine Tagereise betragen, der 
unsere war entsprechend weiter. Das Thal, welches wir passirten. 
heisst v(»m (Jual Semelte aufwärts Scliegalu.- abwärts .Mai Lam: «ler 
erstere Name kommt von einem Herge zwis<*lien Mai iierat und 
Dongollo, von ihm lint das Thal nn<l eine Strecke weit der Kluss 
den Namen. Das Trockenbett ist gt'gen <50iii breit, fVihrt Schiefer, 



78 

Gestein nnd weiiigr Ctnuiit, der angenscheiiiHcli vuu dem Dalmne- 
gebii-ge herabgesi'hwenimt ^ird. Hohe Domimimenbeiitände, die 
am Flussgebiete des Barka in so grosser Menge auftraten, feltlen 
liier vollkommen, und werden nur durch vereinzelte kleine Palmen 
und Gestrftpp ersetzt. 

Zwischen Mai Gerat nnd Mai Lam vereinigt sich der Chor mit 
dem DongoUo. welcher h^her Iiinauf Zefa Ganzai heisst, nnd von 
Metemmet herkommt. Der Olierlanf dieses wiederum lieisst Ambessa, 
und liien'on führt der ganze Fluss bis zur Mündung in den Mareb 
den auf den Karten gebrauchlichen Namen Aml>essa; es ist daher 
jener zweite <'lu)r als hau[)tsiichlichster (/uellHuss aniCUsehen. was 
vielleicht dun-h seine grossere Länge berechtigt ist, aber nicht 
<hiirh die gi-össere Hedeutung und Wassermenge, da den Ein- 
geborenen der Xame Ambessa thatsächlich unbekannt ist. In den 
Zefa (lanzai mündet der Zagareg, dessen (Quellen im Dnbane- 
gebirge liegen. Nach dreistündigem l\*itte. von Mai Gerat gerechnet, 
langten wir zu Mai I^im an. und dort ist das zwischen Felsen 
eingeklemmte Flussbett kaum einige Meter breit; dasselbe führt 
circa 1 km lang oberiixlisch fliessendes Wasser, während unterhalb, 
noch auf einer Strecke von km, vereinzelte Wasserstellen an- 
zutreffen .sind. 

Mi)i liam kann als das Ostende der grossen Ambessa-Mareb- 
ebene betrachtet werden, da es mit ihr durch eine .schmale Thal- 
weiterung Verbunden ist. Nach einigen. Jagdtagen verlegten wii* 
das I^'iger in die Kbene .sellist.' und hatten bier/u Scherbe t, die 
nächste Wasserstelle unterhalb des kontinuirlicheii Wasserlaufe.s, 
ausgewählt. Wir folgten d»Mn Chui-, der zunächst eini*n gi*ossen 
Jiogen nach S. beschreibt, dann nach W., schlies.s1icli nai'h N. und 
wieder iiach-W. tliesst. Am Fus.se des Sufra Gamis. 7 km von 
yU\\ l^im entfernt, bietet er die letzte Wasserstelle dar. Das 
itebii-ge tritt vollkommen zurück, und die «rros.se Kbene el (^edem 
Kaua dehnt .sich meilenweit aus. .sie steht aus.serdem mit Mai Lam 
noch dnnh das Thal Adarfena Kreba in Verbindung, das durch 
den t^auetiai yrebildet wird, einen Zufluss. der in der Nähe von 
Seherbet mit einem spitzen Winkel in den ^lai T^m einmündet. 



aller kein olierirdii<che8 \\ asMer zu flUii'eii »cheiiit. Dnrck voi-hiik- 
piesandte Führer ei'Aihren wir, dasM die Wasserntelle in Scherbet 
versiejrt sei. nnd niacliteu deshall» an einem (lolio genannten I*ankte 
Halt, 18 km von >fai I^aui entfernt. Der Versuch. dun*h Graben 
auf Wasser zu stossen, gehinu: in liescheidenem Maasse bei 2 ni 
Tiefe. Das antaii^s trinkbaiv Wasser wnixie abi*r in der Foljre, 
zuiual es sich in Unsserst {reringer Men^e vorfand, so schlecht, dass 
es kaum mehr als gentessbar zu erachten war. Auf diese Weise 
war uns ein längerer Aufenthalt etwas erschwert. Von jener Stelle 
sollte nach Angalie der Heni Anier der Mareb ciiva 4 Weg- 
stunden entfemt sein. Mai Dai*o eine kleine Tagereise, und der 
kleinere Ort Tule, gleichfalls im Gebiet der Hazen. einige Stunden 
weniger. Von einzelnen luselber^en innerhalb der KWne hat man 
eine freie Aussicht auf die.se Punkte, die durch eine hohe Berg- 
kette, aus einzelnen dicht /.usammen.<tehenden. sdn-utten Bergen 
am Horizonte nuirkirt w«»rden. Die Kbene. in der wir iilwr eine 
Woche verweilten, hat in der That eine ausserordentlich gvoase 
Ausdehnung, und erstreckt si«h bis zum (lebiete der Heni Aujer, 
bis zu den Hazen und bis fast an den Mareb, welchen sie jedoch 
nur durch das Hinr.sal des Ambe.ssa berülirt. Im jetzi<reii Augt*n- 
blicke war .sie bestanden mit abgedrnitem, gelbem (irase von ausser- 
ordentlicher Dichtigkeit nnd Höhe, untermengt mit Akazien in fast 
regelmä.ssig zu nennenden Zwischenräumen. Die Mäche wiixl im 
Tebrigen von einzelnen mehr <Mler weniger hohen Inselbei-gen unter- 
brochen, desgleichen von dem Hinnsale des Mai Lam und desiianetiai, 
deren Uferränder mit .schmalen Haumstreifen l>esetzt .sind. Der Holz- 
bestand entbehrt an solchen Stellen nicht einer gewissen Teppigkeit. 
namentlich stechen die zahlreichen stattlichen Tamarindenbünnie 
mit ihren dunkelgrünen und stets dichten Lanbkmnen lebhaft in 
die Augen. Der Boden ist auf Sihiitt und Tritt mit fusstiefen 
Kixispalten zeiiissen, eine Folge von abwechselndem Hegen und 
Sonuenglutb. Die von «len .lägern hervorgemfenen Ibände haben 
auf weite Strecken das Kidreich vollkommen entbl(>s>t. Am*h wir 
haben uns an diesem im ersten .\ngenblicke frevelhaft er.scheinenden 
Beginnen bet heiligt ,* nn<l manche (Tiasstrecken niedergebitinnt in 



80 

der Absicht. (1iese1lM;ii licht^^r und dem Wilde &U Nchliipfwiiikel 
weniger zngilii^lich zn inaclien. Das Abbi'emien hat indess auch 
sein Gates. An solchen Stelleu sprosst nämlich noch vor ]3e^nn 
der Reg^enzeit frisches Griin ans dem Ki-di-eiche hervor, und giebt 
dem Wilde neue Aesun«!:. den Vögeln Nahrung au Kerbthieren 
und dergleichen. Fast unmöglich ei*scheint es, dieses (»ras durch- 
dnngen zu wollen, oder in demselben irgend welcher Jagd obzuliegen, 
hatten nicht stets Eingeborene der umliejrenden Gebiete jene 
l>rände von Neuem angefacht. Allnächtlich sahen wir, sei es von 
der Seite 1er Razen, sei es von einer anderen her, den Himmel 
weithin genitliet. Dieses F'euer bii-gt auch keinerlei Gefahr für 

■ 

den Keisenden in sich, nur in .«ichmalen Streifen brennt das (tras 
vom Win<le getrieben, und erli^cht wieder, von einer kahlen Stelle 
aufgehalten, manchmal allerdings erst naeh Tagen. 

Auf verschiedenen Hügeln findet man (jräber, deren Ursprung 
sich schwer feststellen lässt, und deren Alter ebenso zweifelhall 
er.'ieheint. Vielleicht stammen sie zum gi'össten Theile von den 
Itazen. oder Beni Amer her, die jedoch beide nach Angalie 
der Eingeborenen an dieser Stelle niemals feste Wohnsitze gehabt 
lial>en sollen. Es .sind Gräber, denen die Nomaden die IWzeichnung 
-Megan" ertheilen. Sodann .sieht man andere, lagerähnliche 
Teberreste, „Bet-Bigu" genannt, angeblich von Flüchtlingen her- 
stammend, die aus der Gegend von Ka.ssala kamen, und die .später 
in die Heimath zurückgekehrt sind. ,,Het Bign** h^isst wahrscheinlich 
so viel wie ,,Haus der Bega*", und mit Bega bezeichneten die arabischen 
(leogi-aphen des Mittelalters alle nomadischen Ilamiten des südlichen 
Nnbiens. im (tegen.*jatze zu den echten arabi.s<'hen Stämmen, die von 
Asien eingewandei-t sind, und die arabische Spra<*he bewaihrt haben. 
Vielleirht deuten diese TelieiTeste auf ein sehr hohes Alter. Sehr 
bemerkenswerth ist. dass in diesem Striche die (^nnnniakazien eine 
reiihliche Harzausscheidung anfweisen, während in den übrigen 
«Jebieten der Erythraeischen Kolonie, trotzdem die nämliche 
Baumart (Acach Seyal) häufig vorkommt, nirgends eine Gummi- 
ansscheidnng wahi-znnehmen ist. Bekanntli<'h machte das Gumihi 
nrabicum einen der hauptsächlichsten Handelsartikel im äg^'p- 



tüfchen Sudan aiin, al8 Handel und Wandel daKelliRt noch nicht 
durch den Aufstand den Malidi zu CTtunde gerichtet war. Der von 
uns in ganz geringer ZHt, in wenigen Stunden angesammelte grosse 
Von*ath an Gummiknollen war von besonderer Reinheit, durch- 
sichtig und fast farblos, er konnte auf Zugehoi-igkeit zur besten 
Qualität Anspruch machen. Im Handel beissen die ans Gedaref, 
dem nächstgelegenen Ausfulii-zentrum herstannnenden Gummisorten 
„Talch" und „Gesirch'*. Diejenige, die wir sammelten, wird in die 
nämliche Kategorie gehören, aber jedenfalls die beste Qualität dar- 
stellen. Ich .sandte eine Probe hier\'on an den Gouverneur der 
Kolonie, behufs Weitergabe an die Kolonialabtheilnng der grossen 
Ausstellung, die im Sonnner des .Tnhres zu Mailand stattfand. Da 
das (lummi in so grosser Menge hier vorkommt, das Rinsjimmeln 
so b*irlit und schnell von Statten geht, so unterliegt es nicht dem 
geringsten Zweifel, dass sich ein schwunghafter Handel ermög- 
lichen Hesse, an den noch Nienmnd gedacht zu haben scheint. 

Zusammen betrachtet, mag sich wohl die gesannnte.Tagdansbeiite, 
die das nördliche Abyssinien darbietet, hier vorfinden; ausserdem mag 
zugleich ein Theil der Tliierwelt des Sudans in der grossen Kliene 
seine Existenzbedingungen antreffen. Ks sei mir daher gestattet, 
an dieser Stelle auf die allgemeinen .)agd Verhältnisse, wie sie das 
Gebiet der Kolonie darbietet, und auf die Thierwelt. die sie be- 
herbergt, näher einzugehen. Mag auch das Auftreten der einzelnen 
Arten in diesem (vebiet nirgends jene Mas.senhaftigkeit zur Schau 
stellen, welche uns in den Beschreibungen der Kafterngebiete Süd- 
afrikas oder der Massailänder in Biitiscli - Ostafrika mit so grossem 
Staunen erfüllt, so umfasst hier dennoch die .Tagd die höchst ent- 
wickeltsten, e<lelsten und zugleich die grössten Thiere der heutigen 
Schöpfung, vereinigt die vornehmsten Raubthieie und die grössten 
.\ntilopen, kurz alles, was die Xordhälfte von .\frika darzubieten 
im Stande ist. lirehm hat in seinem Buche „Ergebnisse einer Heise 
nach Habesch im Gefolge des Herzogs Ernst 18^>3" einen voll- 
kommenen reberblick über die im östlichen Tlieile der heutigen 
Erythraelschen l\olonie vorkonnuenden Thierarten gegeben. Dieser 
hervojragende Forst^ier aber war damals nur bis zum Distrikt der 



82 

Meiisa, landeinwärts also nicht viel über 50 km von der KOste, 
gelangt. In Folge des Vordringens der Eoropäer haben sich in- 
zwischen die Verhältnisse wesentlich zn Ungunsten des Wildes, nnd 
im Sinne einer Znrückdrängung dieses nach Westen hin geändert. 
Andererseits möchte ich anf der in der allgemeinen I^ndesknnde 
Afiikas von Professor Dr. Wilhelm Sievers gegebenen thier- 
geogi-aphischen Uebei-sicht von Atiika einige Kur\'en, z. B. der 
Elephanten und GiratTen, zu Gunsten Noi-d-Abyssiniens enveiteni. 

Um mit dem in unsei*er Ebene am Mareb interessantesten, « 
und zugleich vielleicht am jiäufigsten auftretenden .Tagdobjekte, dem 
8ti*ausse, zu beginnen, seien zunächst einige Daten über die Varietät 
verzeichnet. Das Weibchen ist in der Grundfarbe bräunlich rauch- 
grau. Rücken und Hals desselben sind hellgrau geperlt; die 
Schwingen grau mit weissen Kielen und weissem Kielfelde, die- 
jenigen der Finger etwas dunkler; die Steueifedern sind weiss, 
schmutzig angeflogen, auf der Unterseite schnmtzig weiss; die 
nackten Hautstellen erscheinen bläulich fleischfarben; die Krallen 
sind braun, die Iris dunkel nussbraun. Das ^lännchen ist scliwans 
mit weissen Schwingen und Steueriedern, Hals und Beine nicht 
deutlich roth wie bei dem nonlafrikanisiiien Sti-ausse. Jüngere • 
Weibchen sind durch eine mehr braune Färbung ausgezeichnet, und 
erscheinen weniger braungran geperlt wie die älteren. Im frühesten 
Alter sind die Jungen in der (iruudfarbe hellbraun, auf dem Kopfe 
rostroth, mit einem nackten Fleck adf deui Scheitel. Vom Hinter- 
haupte bis zum oberen Halsdrittel hinab verlaufen drei schwarze 
Längsstreifen, die sich von der bezeichneten Stelle an bis zum 
Schwänze in fünf weniger deutliche IJingsbinden auflösen. Die 
Flügel tragen drei schwai*ze Querbinden, auf der Brust und dem 
Halse sind jederseits mehreie schwai-ze liängstlecken, ebenso anf 
dem Schenkel. Sonderbar entwickelte Federgebilde finden sich auf 
der Hinterseite der Halsbasis, auf dem Rücken, am Schwänze nnd 
an den Hügeln. Diese bestehen in ihrem untersten Drittel ans 
einem nackten Kiele, der sich in mehrere Nebenfederchen tlieilt, von 
denen die äussersten zu zwei lanzettfVirmigen Borsten verlängert, 
das letzte Dritttheil der Fedeni darstellen. An der Vonlerseite der 



Halsbasis eni^'eitern sich diese Grebilde dagegen nur za einer halben 
Borate. Die nackten Hautstellen unter den Flflgeln, an der Brost 
und den Schenkeln haben eine schmutzig gelbe Färbung; Fttsse 
und Schnabel sind homweiss, die Krallen bitiun. Um die Pupille 
hennn schimmert die Iiis gelblich grau, gegen den Rand hin blass* 
blau. Die Eier sind glatt, mntt glänzend, cremefarben, nicht sehr 
dickschalig, und mit kleinen distanxirten dunklen Poi'en. Die Form 
ist sphärisch-oval, eine kaum wahrnehmbare VeijUngung ah der 
Spitze. 

Diese Straussenart ist in der Ebene verhältnissmilssig häufig, 
mi'isste aber bei der grossen Zahl von gegeu 12 Eiern, die das 
Weibchen legt, noch viel verbreiteter sein, wenn ihr nicht so 
viele Feinde nachstellten. Ausser verschiedenen Raubthieren, wo- 
runter Wühl die gefleckte Hyäne die schädlichste sein dürfte, da 
wir einmal im Magen eines solchen Thieres eine ganze Anzahl 
von Beinen und Füssen junger Strausse voifanden, erwachsen ihr 
auch noch Feinde in den einheimischen Jägeni, die die Federn 
auf den Markt nach Aden bringen, wenngleich ich nicht glaube, 
dass sie im Stande sind, ernstliche Lücken in die Reihen der 
Thiere zu reissen. Eine Jagd zu Pferde in dei* sonst gebräneh- 
lichen Weise durch Hetzen des Strausses Us zur Eimüdung, 
event. dui-ch relaisfiirmig aufgestellte Heiter ist viillig unan- 
wendbar wejren der Bodenverhältnisse. Die einzig mögliche Jagd- 
weise ist zunächst die Pürsche. und dürfte diese unzweifelhaft 
zum Ziele führen, wie mich die eifrene Eilahrung gelehrt hat, ob- 
schon sie äusserst schwierig in Ausführung zu biingen ist, in 
Folge des scharfen (lesiclites des Strausses, und der natui'gemäss 
gelingen Deckung in den von ihm bevorzugten Revieren. Will 
man sich nun auf die .lagd begeben, so besteigt man zuei'st den 
nächstgelegenen Inselbeijr oder Hiiizelhügel und hält Ausschau, 
reitet dann zum nächsten n. s. w. bis nian grasende Strausse er- 
blickt, worauf das Anpürsclien beginnt. Leider sieht man die 
vom Berge erspähten Strausse gewöhnlich niemals wieder. Ein 
Treiben würde zweifellos durch Anstellen der Eingeborenen und 
vielleicht zweckmä}«sig angelegte (trasbrände am ehesten zum Ziele 



<:• 



nUii-en, für ans erxiea sich dies, wie einige Verauclie zeigen, als 
Quausführbar in Folge der Indolenz der als Treiber verwendeten 
Trager, and darcb die zn geringe Zahl derselben. Schliesslich warde 
dann noch das Ansitzen beim Xeste erprobt. Dasjenige, welches 
ich fand, war ani einer kleinen Lichtang inmitten eines etwas 
dichter bestandenen Ten-ains angelegt, ohne jede weitere Xest- 
bildung. Eine einfache runde Vcrtietaiig im Sande enthielt die 
10 Eier. In anmittelbarer Nähe legte ich mich in einem Domen- 
stranche auf den Anstand, nnd wartete, bis. gegen Abend das 
Weibchen erschien, das Xest umschiitt, unsere Fnssspni'en bemerkte, 
und sich nicht mehr dazu entschloss, die Eier weiter zu bebrüten. 
Auf ein Erlegen des Weibchens hatte ich von vi>rn herein ver* 
ziehtet, da ich das schöner gefiirbte Männchen erwarten wollte, 
aber keines der beiden (-Jatten suchte das Xest wieder auf, el»en 
wegen der von uns hinterlassenen Fussspuren. Zwei Tage darauf 
fand ich 300 Schritt von der früheren Stelle entfernt, auf einer 
kahlen, gänzlich nnbewachsenen Stelle ein weiteres Ei dessell)en 
Straassenweibchens, und es mag dies wohl der (lewohnheit des 
Strausses entsprechen. na<-h Ikendigung des I^jrens im Xeste stets 
noch einige Eier zu veili-agen. Ich hatte Helegenheit. zn kon- 
statiren, dass noch während der Legezeit des Weibchens die Eier 
allnächtlich von dem männlichen Stransse bebrütet wurden, bei 
Tage dieses Geschäft jedoch den warmen Strahlen der Sonne ül)er- 
lassen blieb. Meist traten die Sti-ausse in kleinen 'JVupps auf, ge- 
bildet aus einem schwai-zen Stransse und zwei Weibchen. Das 
Fleisch hat einen unangenehmen Beigeschmack nach Moschus, ist 
aber, hiervon abjfest*hen, pfcniessbar, es eignet sich gai.z besonders 
zu Suppen. Die Eier, die uns in .Vnbetraclit einer gerade ein- 
getreteneu bemei'kenswertlicn Ebbe in den KücIienvonätli»*n sehr 
gelegen kamen, haben i*oh, wenn auch in jreringercm Maasse, den- 
selben Beigeschmack wie das Fleisrh, sind aber vor/.ügüch zn allen 
Mehlspeisen geeignet, und liefern ein übei-aus w<»hls<*hmeckendes 
Rührei. Ein Straussenei entspricht circa 21 Hübneifiern. Zwei 
eingefangene junge, vielleicht vierzeliutäjrijre Tliiere zeigten* keine 
besondere Scheu vor dem Menselien, verriethen aber auch keinerlei 



4 



85 

Ati3sei(;hen anch iinr der alleitfeHiifj^Mteii IntelH^nz. Als schwierig^ 
Mtellte Meli die Krnilhrnng dernellien heran«, da Nie, fiAcliRt 
wählerischer Xatnr, jode Nahruiipr nasser Konserven -Erbsen*) 
versclimiihten, nnd wir daher %ii ihren (lunston hieranf ver« 
xirhten mussten. Während der eine Iiald beim Transpoite ein« 
jcing, hanptsäclilicli wegen äusserer Verietennffen , wii-de der 
andere vollkonnnen znhni, lief nnt'li einif^en Wdclien schon an« 
Iiewacht in der Nähe der /(*Ue ninlier. niid ülnM-stand anch alle 
'l'ransporte zn Wasser nnd zu ]a\\\(W ohne irprend welche Kranklieits- 
ei*s('heinnnp:en, bis er plrttzlieh I»ei der Anssehittnnj? in Bremen 
an einem kalten Mor<ren einpfing. Im Ii^iger in Mai Lam 
Imtte ich sie eines Ta^i^es bei der Riiekkehr von der .Taj?d vor- 
gefnnden. Andersson war auf uiehreie Stransse gestossen, nnd 
bei dem Versnehe, eiue klein»» Treibjagd zn inszeniren, entkamen 
zwar die Alten, jedoch entdeckte vr eun'ge .Tunge, die nicht 
gleichen Schritt halten konnten. Nach kurzer Verfolgung er- 
reichte er sie. nnd konnte zwei mit Hilfe seines Heni Amerpferdes 
einfangen, und lebend ins Lager bringen. Die niedlichen Thiere 
wunlen in einen s<*linell hergestellton Käfig gesetzt, nnd nach 
Mai Mafales transportirt, wo sie in einer Umzännung untergebracht 
wni-den. 

Elephanten bekanien wir vielleicht in Folge der trockenen 
Jahi'eszeit, in welcher wir reisten, nicht zu Gesicht. Die Gegend 
von Mai Lam wird aber regelmässig von ihnen besucht, wohl 
der Wasserstellen wegen. In Mai liam selbst, bis zn der 
untersten, fi km entfernten Wasserstelle, war das Flus.sbett so- 
wohl wie einige Klephantenstrassen zu Seiten desselben, völlig 
bedeckt mit der Losung di»*ser Thiere. Sie gehörte den ver- 
schiedensten Xeitriiumen an, der grr»ss(e Theil Ntamuite von der un- 
mittelbar auf «lie Kegenzeit folgenden Epoche her, es fand sich alM»r 
vereinzelt auch .solche Losung, die bis in die jüngste Zeit reichte, 

*) fihonsd Hrhwiorig orschioii es, 8io xii tninkcu. Ab und zu nahmf^n 
hIo niuMgons von clon iliuon vorgoworfoiion, zuvor angufouühttiton und zer- 
Imcktou Krüuteni zu hiüIi, nriiui*n1li<'li \'un doni HU{;onnnnien Vogelkruat 
(Pötigtmum avieufair). » 



86 

die letzte mochte kaum 14 Ta^ alt gewesen sein.. Oberhalb von 
Mai Lam waren Anzeichen des Elephanten nar sehr spärlich 
vorhanden, ebenso unterhalb der letzten Wasserstelle, es ist dem- 
nach wahrscheinlich, dass die Thiere, von $. herkommend, das 
IHnssbett nur in der Xühe der Wasserstelle regelmässig besuchen, 
im Uebrigen durch Gebirgsthäler dorthin gelangen, und dann 
entweder nach S. oder AV. sich wendend zurückkehren, o<ler etwa 
dem Lande der Beni Amer zustreben, um die Wasser von Feifer 
oder von Negeb aufzusuchen. In der Ebene selbst Hessen sich 
nur Spuren vereinzelter Klephanteu ausfindig machen, die wohl 
Wasser im Ganetiai erhofft hatten. In den übiigen Theilen des 
italienischen Gebiets, im Distrikte von Mensa, zu Sabergunm, ja 
sogar bei Ginda sind dann und wann Elephanten gesehen und erlegt 
worden. So wurden beispielsweise im vei-gangenen Jahre bei Mensa 
sieben, und bei Maldi einer erlegt. Offiziere verfolgten sie, wo sie 
.sich zeigten, gewöhnlich mit Hilfe einheimischer Soldaten, und 
hierl>ei sollen alsdann nicht nur die Bullen, sondem auch Kühe und 
junge Thiere veniichtet woixlen sein. Da die Elephanten doi1 nur 
kleine Stosszaline besitzen, die von geringem Werthe sind, auch 
die Haut nur eine theilweise Benutzung ei-fiilirt, .so ist dieses 
Elephantentödten zu bedauern, umsomehr es gegenwärtig nur noch 
wenige Punkte giebt, an denen der Elephant sich in. dichter Weise 
der Küste zu nähern pflegt. Wenn ich auch keineswegs der Ansicht 
bin, die Jagd vollkonnueu zu verbieten, ao nuiss i<'h doch den Katli- 
schlagen meine vollste Zustimmung geben, die hinsichtlich dieser 
Krage von dem erfahrenen Sudanreisenden undThierliändlerMenges 
in einem an l*rofessor Seh wein fürt h gerichteten Schreiben vom 
November 189.'$ entluolten sind, und denen zufolge einestheils dem 
Verfolgen durch Soldaten ein Riegel vorgeschoben, andererseits der 
Abschuss möglichst auf alte Bullen zu Gunsten der Kühe und jungen 
Thiere beschränkt werden sollte. Dies würde auch im Interesse 
des in letzterer Zeit zu Tage getretenen Bestrebens /u wünsclu»n 
sein, den afrikanischen Elephanten in gleicher Weise wi.» den 
indischen dem Menschen nutzbar zn machen, wozu si.*1i die 
l'olonia Eritrea als Vei*suclisgebiet vorzüglich eignen wünle. Da 



87 

in Dentsch -Ostafrika Schntzmaassrej^eln ähnlich wie in Britisch- 
OHtafrika bereits ^etrofien sind, so hat sich der Schwann der vor- 
zn^Kweise englischen Jilger in den letzten Jaliren auf d&<i Somal- 
land konzentriH, und .doH hereits mit d«*n vorhandenen reichen 
Jagdbeständen in erschr(*rkendeni <Trade aufp^eränmt; es ist nan zu 
henhrhten, dass sicli diesei' Jä|^ers<*hwnrni hei der gilnstigen I^age 
der italienischen Kolonie, namentlich wsivh der Kinimlime von Kassala. 
Aber jene Gepjenden ergiessen wird. Welches rnheil diese Klasse 
von Jäpreni nnter dem Wilde des Somallandes angerichtet haben, 
wo anf 100 Meilen von der Ki'iste Kle[)liantcn vollkommen, das 
iibrige Wild fast ganz vernichtet wnrde, Ist allgemein bekannt. 
Solchen Jägern, die mit Hunderten von bewattneten Somal zur Jagd 
ausziehen, kommt es lediglich auf die Zahl der hingeniordeten 
Thiere an, und ich miichte wünschen, dass die Colonia Entrea von 
derartigen Besuchern verschont bleiben möge. Es mi'isste seitens des 
(louvernements rechtzeitig eine diesbezügliche Maassregel getroffen 
werden, ein Vorgehen, das ich nicht warm genug anrathen zu 
können glaube; entsprechende liest immnngen sind analog der Ver- 
waltung anderer Kolonien leicht zu treffen, auch scheint jetzt der 
Augenblick hierzu gerade der geeignete. 

Die ,. Imperial British East Africa ('ompany* hat unter dem 
5. Se[>tember ism eine Jagdschutzverordnung erlassen, welche die 
Ausübung der .lagd auf Elephanten, Rhinozerosse und grO.s.^^ei-e 
Antilopen innerhalb des iliier Veiwaltung untei-stehenden Gebietes 
nur auft^rund eines von der Osellschaft au.sgestellten Jagdscheines 
gestattet. Kür denselben ist «*ine tiebühr von 25 Pfd. Sterl. zn 
entrichten. Ei- »larf höchstens anf einen Zeitraum von 12 Monaten 
lauten, und ist un übertragbar. Vor Erhalt des Scheines ist ans.ser- 
dem eine Sicherheit von 100 Pfd. Sterl. zu leisten, die jedoch dem 
Jagd berechtigten zurü<*kerstattet wird, sobald er das Land verlässt. 
Wer ohne Jagds<'lu'iu die Jagd ausübt, verfällt in eine Geldstrafe 
nicht unter 150 Pfd. Sterl. t^anz untersagt ist das Tödten von 
Elephantenkülien. 

Die iiirallengrenze ist nach NO. hin etwas mehr vorzuHlcken, 
als wie Sievers dies auf seiner hauptsächlich nach Th. v. Meuglinfl 



88 

Angaben entworfenen Karte gethan, denn die Thiere besnclion in 
der Regenzeit die Ebene el Gedem Hana ständig nnd in grosser 
Zahl, wie die xalilreichen Spnran beweisen. Wiihi-end unserer 
Anwesenheit streifte nnr einmal eine Giraüe die Nfthe des 
f-iajjers, ohne dass wir dei^selben ansichtig wnnlen. Angcn- 
scheinlif'li bedarf das Thier des Wassers nar wenig, da im Um- 
kreise der Wasserstellen Mich nirgends Anzeirhen seiner Anwesen- 
heit beitierktich mnrhten, dngegen allenthalben in der Khene, 
wo die iienestiMi Spuren bis in den Januar hineinreirhen. Her 
uns beurleitende Mb^er liascha Ifabtu zeigte die Stelle, wo er 
noch im Februar eine Giraffe erlegt hatte, was duiTh Kn<M-lien- 
überreste erwiesen wurde. Kbenso war kurz vor unserem Ein- 
treffen ein gleiches lliier niiher liel Mai Afafales erjagt worden, 
dessen Schweif, wie erwähnt, mir Aita Haijelom als Fliegenwedel 
verehile. Nach Aussage der Beni Amer soll die GiraiTe sich in 
den Wintennonaten mehr nach dem (lebiete jener zurückziehen, 
was auch zutreffend ei-s<*heint, da wir 3 Stunden von Goho entfernt 
fnschere Spuren vorfanden. Alleixlings sahen ^^ir auch hier keines 
der Thiere selbst, doch wili-de dies wohl ein I^eichtes gewesen .sein, 
wenn uns die Zeit un<l die 'IVägerverhältnisse gestattet hätten, 
ihnen in der Richtung bis zum Negeb (Absturz) oder .nach Ferfer 
hin zu folgen. 

In früheren Zeiten, als die .Tagdverhältnisse unvei-gleichlich 
günstiger waren wie heute, wni-de Mai I^am häufig von Bütteln be- 
sucht, wie auch der Name Mai Lam ..Büffel wasser** bedeutet. Jetzt 
ist seit Jahren von diesen Thieren nichts mehr zu bemerken, eben 
so wenig wie von dem Rhinozeros, welches zwischen Miskil und 
Mai (lerrat früher nicht selten wnr. Der alte Jäger liascha 
Hailo-Michael besass eine ganze Sammlung eben dort erbeuteter 
Rhinozerosschwänze. Zur liegenzeit mögen sie heute noch am 
Afareb anzutreffen sein, wenigstens l)ehaupten dies die Kin- 
geborenen. Ks erscheint auch keineswegs ausgeschlossen, wenn niiui 
die gix)sse Anzahl dei aus Rhinozeroshaut verfertigten Schilde 
berücksichtigt, die sich überall im Lande vorffnden. Von Wildeseln 
will man in Mai Mafales nirhts geseheu oder gehört haben, trotzdem 



Professor Seh wein fnrth dieselben vor dreissig Jahren herwärt« 
auf dem Wege nach Kassaila, also ganx in der Nfthe der von an» 
liesQchten Gegenden, l>emerkt hat. Anch der veratorbene Sir Samnel 
Baker hat im dortigen Gebiete Wildesel erlegt Später erfahr ich 
in Assab, dass noch heutigen Tages \m Danakillnnde Wildesel 
vorknninien, ich kann aber diese Thatsache nicht verbilrgcn. Die 
gesnnmitc Xonlkilste d(*s Soniallandcs ist reich an solchen. 

Im AnscIilusH tin ilns hohe Wild mOchte ich des Warxeii* 
HcliwciticM (t*fiacfwrharruit AtUani, \{\\\\\\.) KnviOiiiung thiin« eines im 
ginixcii nordöstlichen Afrika verbreiteten Wildschweines von i-echt 
beträclitlicheti KrirperverhäUiiissen. Das Thier ist anch in besn<(ter 
Kbene von nns gesehen und eilejjt worden. Wenn .«selbst das Auf- 
treten des Warzenschweins ein /Jenilich allgemeines ist, so dürfte 
es nirgends hilufig zu nennen .sein, da wir es wohl .schon in der 
Kbene von Ailet und bei Schegolgol Mantai, aber immer nur ganz 
vereinzelt angetrotten hatten. 'IVotz gut sitzender Kugeln versucht 
das Thier .sich dem Schützen zur Welir zu .setzen, und bietet in 
dies«*r Stellung mit .seinem (lebräch, dem riesenhaften Kopfe, 
welcher fast ein Viertel des ganzen Köri)ers ausnmcht. nnd den- 
selben, von vorn gesehen, wie eine Maske deckt, ebenso mit .seinen 
müchtigen (Gewehren einen llir jeden .Fäger fess.elnden Anblick. 
Das Fleisch von jüngeren Exemplaren ist Wohlschmeckend, htit 
jedoch nichts mit un.serem europäischen Wild.schwein gemein, er- 
scheint vielmehr ganz hell, fast weiss zu nennen, und erinnert an 
Kalbfleisch. 

Lediglich der Xamensan.ilogie wegen envahne ich hier das 
Stachelschwein, de.s.sen Baue Überall zwi.schen Massaua und Keren 
im (iebirge, bei Schalote und hier wieder zwischen Ambes.sii und 
Mareb zu finden waren. Die Verbreitung des Thieres scheint 
mitbin in keiner Weise von den HOhenverhältnissen abhängig. 
SellKst in den höchsten liündestlieilen, z. B. bei Halai (2<XX) m). 
stösst nmn eben .so häutig danmf als ganz nahe beim Meei-e. 
in der Umgegend von Massaua. Das Ausgraben ist zeitraubend 
und mühsam, doch bietet der Hau in h'olge der Anlage ein Ik»- 
.sonderes lnteres.se. ,Die Uöhre ist weit genug, dass ein ^[ann hin- 



90 

einkiiechen kann, und der am Ende der AosgangsrOhre befindliche 
Kessel so gross, dass zwei Menschen zugleich in ihm Aufenthalt zu 
nelunen, und eine Wendung ausznfilhren vennOgen. Von dem Kessel 
aus zweiten sich wintere Röhren ab, die dem Tliiere als Wohnung 
dienen. Ks gewfthrt einen spasshalten Anblick, zwei Schwarze 
liinter einander wie Foxterier in einen solchen Bau einkriechen zu 
seilen. Beim Durchschlage muss man auf 2 bis 3 m Tiefe rechnen. 
I>as Stachelschwein ist ein vollkommenes Xachtthier, und schant 
'l'ags über Sand hinter sich vor den Eingang der Rühre, um mng- 
lirhst ungestört von fremden Eindringlingen zu bleiben. 

(Crosse Mannip:falti«rkeit legen die vorkommenden Antiloi>en 
an den Tag. Wir fanden und erlegten nicht weniger als 11 ver- 
schiedene Arten, und zwar eine Kuhantilope (Dubalis tora), dann 
Kndn- und Beisajintilopen, Sömmerings- und Dorkasgazellen, einen 
diesen letzteren ähnlichen Springbock, den ich im Museum fftr 
Naturkunde als Jjievipet bestimmt habe, dazu noch Klippspringer 
(Antilope taltatrix), Antilope dekula, die beiden sehr ähnlichen 
Antilopen Montana und Madoqua, nud schliesslich das Zwerg- 
böckchen, abgesehen von der r.nr im Skelett aufgefundenen Pfei-de- 
antilope. 

Die Steppenknhantilope, der „Tetel" der Aralier (BuhaVt 
tora), selir ähnlich dem südafrikanischen Hartebeest, ist nach 
(restaltung. und We.sen nicht gerade schön oder edel zu nennen, 
aber von beträchtlicher (^rö.sse, und in iliiem ganzen Verhalten 
nicht uninteressanit. Innerhalb des iüilienischen (lebiets kommt 
sie .sonst wohl nicht vor; ihr Verbreitungskreis hat eine süd- 
liche und westliche Richtung. Das Thier lebt gesellig, und 
wir sahen es in Trupps bis zu 10 Stück, Böcke, lliiere und 
Kälber zusammen, in den dichter mit Buschwerk bestandenen 
'l'heilen der KlM»ne. Sowohl diese Ti*upps wie einzelne alte Böcke 
si'heinen bestimmte Reviere einzuhalten. wenig.stens fand ich die- 
sellH*n stets in einem verhält nissnulssi^ kleinen Umkreise wieder. 
Gang und Galopp sind .schwertallig zu nennen. Die Farbe des 
Felles, hell i*ostroth in Ijcdergelb ttbei-gehend, verräth keinerlei 
Zeichnung, .selbst die Blässe an der Stirn fehlt, s(»wie der Spiegel. 



Das GehOrn der männlichen Rnhantilope ist weit geOffhet, 84*1ir 
kräftig, erst seitwärts), dann jäh rftckwärts gelingen, an der Banii« 
mit schwacli angedenteti^n, an der Spitze mit drei kräftig ann- 
^eprägttni Wülsten, die Rikk.seite fast eben and geglättet Das 
Thier hat ein bedeutend schwärheres, noch weiter geöffnetes, mehr 
nach ol)en strebendes niid sehr schwach rückwärts gebogenes 
(leliörn, dessen Wülste in gleicher Weise aasgeprägt ersclieinen 
wie bei dem männlichen Wilde; an d'^r Rasis sind die Iföriicr beider 
Geschlechter brcit«»r wie dick, <l. h. in der Kichtung von vorn nach 
hinten zusammengedrückt. Die Kuhaatilope ist leicht kenntlich 
durch den stark ansjreprägten Hrwkcr am Widerrist, die Grösse ist 
die eines mittelstarken Kotlihirsches. Die Jagd ist erfolgreich 
sowohl anf der Pürsche, da das Wild wenig Scheu vor dem Menschen, 
wenigstens vor demjenijren, der sich bis anf mittlei*e Büchsenweite 
nähert, zeigt, ferner IxMin Ansitzen an den ziemlich regelmässig 
besuchten Wasseistellen. Das Fleich ist zart und von angenehmem 
(leschmack. 

Nicht in der Kbene vorhanden, da sie nui* beigiges Ten-ain 
liebt, ist die Kuduantilope (Strepskeros Kudu), Das edle, dem 
Hirsche im Gebahren ähnliche Wild ist der Knhantilope an Grösse 
überlegen. Wir fanden den Aga.sen fast in allen bisher besuchten 
Theilen der Kolonie, wenn auch stets vereinzelt, so namentlich am 
oberen Mareb bei der Einmündung des Obel, im Gebiete von 
Arresä. Das Fell des Kudu zeigt fi\nf weisse Querstieifen anf 
grauwei.ssem (irunde, die sich je nach dem AUerszustaude mehr 
oder minder ausgeprägt zeigen. Das Weibchen trägt kein Gehöi*n, 
welches beim ausgewachsenen Bocke bis über 1 m liänge und gegen 
80 cm Spannweite erreichen kann. Die.se Antilope sucht ledigli(*h 
dichter bewachsene (^Jebirgsgegi'nden anf. und erschwert eine Pürsche 
durch seine scharf ausgebildeten Instinkte, überhaupt zeichnet sie 
sich durch eine grosse Scheu vor dem ^^enschen aus. Das wenig 
waidmännische Ansitzen am Wasser wird in diesem Falle auch am 
besten zum Ziele führen, ich habe es nie versucht. Tch sah die 
Antilope niemals in giö.<Jseren Trupps beisammen, stets vereinzelt 
oder nur zu Paaren. 



92 

Es Hegt die BefQrchtnng nahe, dass das prächtige Wild, 
welches vor noch nicht gar langer Zeit Qberall in grosser Zahl 
vorhanden war, in Folge der Nachstellungen, die es allenthalben 
erleidet, nllmiihlich ganz verschwinden wiixl, und ich glaube der 
Kolonie das Prognostikon stellen zu können, dass man in 10 Jahren 
auch nicht ein einziges Exemplar mehr innerlialb ihrer Grenzen an- 
treffen wii-d. In den Wachholder>VHldem der Tnigebung von Halai, 
wo sie fniher so hanfig waren, konnte ich auch nicht eine einzige 
Kudnantilope mehr zu (lesicht bekommen. Daher möchte ich es 
der Regierung an dieser Stelle nahe legen, Schntzmaassregeln 
zur Schonung «lurh dieses stolzen Bewohners der Wälder zu 
treften, ehe es zu spät sein wii-d. Den Europäern gegenüber 
würde dies leichter zu l>ewerkstelligen sein, als angesichts des 
unsinnigen Mordens der Eingeborenen; doeh Hessen sich viel- 
leicht nach Vorbild der nordischen Jagdgesetze, in der Weise 
Hestimiuungen treffen, die den Bewohnern eines Dorfes innerhalb 
einer gewissen Frist nur den Abschuss eines Bockes in dem um- 
liej^enden (Gebiete gestatten, den nicht im Doife ansässigen Jägern 
gar nicht. Dies ist nur ein Vorschlag, wie andere bessere, mit 
grösserer Aussicht auf Durchführbarkeit gemacht wei-den können; 
es soll dei-sell)e auch nur den Zweck haben, einen Schutz über- 
haupt anzuregen. 

Im Gobahren dem Kndn ähnlich ist die prächtig bunte, von 
Weitem fast weiss erscheinende, und etwas kleinere ßeisaantilope 
(Oryx Jieisa), die Wiederum die offene Kbene vorzieht. Sie ist 
noch voi-siclitiger als der Kudu, und daher schwieliger zu erlegen. 
Brehm fand dieselbe IHG'^ noch im Küstenland der Samchara, 
auf dem Wege von Massana zu den Mensa; heute ist sie dort nicht 
mehr anzutreffen, soll jedoch bei Suakin, in der Ebene von Tokar 
und am unteren Bjirka, nicht selten sein. Ich selbst Itcobachtete 
sie südlich von Massana in der Gegend von Zula, aber auch dort 
nur vereinzelt in dem offenen Stnclie zwischen Meer und (lebirge. 
Die Beisii versteht es, dem Menschen geschickt auszuweichen, und 
ist daher in <lem offenen Ten-ain schwer zur Strecke zu bnngen. 
Weiter südlich im liande der Danakil, unterhalb Assab, soll ihr 



Vorkommen uach Aasgag« der Eingeborenen ein ziemlich «!!• 
gemeines sein. 

Von Ga7«el1en Ut en die anf der ganzen Xoi-dhAlfte von Aftika so 
verbreitete DorkaK, welche anrh hier die I^ndMtHche der Kttste ent- 
lang bevölkert, alter nicht weiter nach dem Inneni zn vordringt, nnd 
namentlich nicht %nm Ifoclilandc emporsteigt. Dort wii-d sie ersetzt 
durch die Sömmenngsantilope, wek'Iie Hrehm anf seiner Keise nach 
Habescit iHG3 ebenfalls erlegt nnd lieschiieben liat. Ich halte die 
letztere keineswegs wie Brehm hänftg angetroffen, sogar nur 
äusserst vereinzelt, gerade/u selten, nnd es ist m«"ig1ich, dass die 
besondere Sfjienlieit dieses Tliieres bei dem weiteren Voixliingen 
der Knltnr da/n Veraiilassnng gegeben. Ich glaul>e. dass es als 
ein (ilUcks/iit'all zn betrachten ist. wenn man heute noch eine 
Sömmeviiigsantilope in jenen «hegenden zu erjagen vermag. Die 
prüchtig in weiss nnd matter Isabellfarlw» gezeichnete Antilope sieht 
von Weitem fast rein weiss ans. ist übrigens, was Hrehni nicht 
erwähnt, entschieden jrrösser wie die Dorkasga/elle, auch ist das 
(lehörn bei beiden (-Jescbleclitern bedeutend stärker, und leyert<önuig 
nach innen gebogen. Küppell erwähnt die Söuimeringsgazelle 
ebenfalls in seinem Zoologischen Atlas. 

Kine dritte .Vrt, welrhe wir häutiger, manchmal paarwei.se; oft 
aber auch in ganzen Rudeln, bei Schalote, in der FJiene von Bar- 
Imru, am Fei-fer nnd zwisrhen .\mbessa nnd Mareb antrafen, und 
welche sich zuweilen in der (lesellscliaft der snnnueringsantil(»|>e. 
wenn auch sehr viel bäuliger als difse. vorfand, erschien mir zuerst 
identisch mit dem Springbock. <ler Antilope hluchore von Südati-ika. 
Hrehm sagt in .s(*ineni 'l*hierleben. dass es nicht erwiesen ist, das» 
diese Antilope auch im Osten Afrikas oder gar im Norden vorkonnnen 
soll, die Färbung und Gi'össe stinnneu mit der erlegten ziemlich 
fiberein, beson<h»rs der breite nussbraune Streifen, der si<*h längs der 
Seite zwischen dem Oberarm und dem Oberschenkel erstreckt, und 
der charakti*ristiscli ist. Allerdings erinnere ich mich nicht, eine 
längs des Kückens, etwa in der Mitte desselben beginnende, durch 
Vei-doppelung <ler Oberhaut gebildete, mit sehr langen Haaren aus- 
gekleidete Faltt» Itemeikt zn IuiIkmi, welche bei heftiger Bewegung 



92 

Es liegt die BefQrchtnng nahe, dass das prächtige Wild, 
welches vor noch nicht gar langer Zeit Qberall in grosser Zahl 
vorhanden war, in Folge der Nachstellungen, die es allenthalben 
erleidet, allmählich ganz verschwinden wiixl, und ich glaube der 
Kolonie das Prognostiken stellen zu können, dass man in 10 Jahren 
auch nicht ein einziges Exemplar mehr innerhalb ihrer Grenzen an- 
ti-etlen wii-d. In den ^Vachholder^väldem der Umgebung v<m Halai, 
wo sie früher so häufig waren, konnte ich auch nicht eine einzige 
Knduantilope mehr zu (lesicht bekommen. Daher möchte ich es 
di*r Uejperung an dieser Stelle nahe legen, Schntzmaassregeln 
zur Sehonung auch dieses stolzen Bewohners der AN'äldei: zu 
tieften, ehe es zu spät sein wird. Den Euroiiäern gegenüber 
würde dies leichter zu l»ewerkstelligen sein, als angesichts des 
unsinnigen Mordens der Eingeborenen; doeh Hessen sich viel- 
leicht nach Vorbild der nordischen Jagdgesetze, in der Weise 
Bestimmungen treflen, <lie den Bewohnern eines Dorfes innerhalb 
einer gewissen Frist nur den Abschuss eines Bockes in dem uni- 
liejrenden i^ebiete gestatten, den nicht im Doife ansässigen Jägern 
gar nicht. Dies ist nur ein Vors«*hlag, wie andere bessere, mit 
grösserer Aussicht auf Durchführbarkeit gemacht wei*den können: 
es soll derselbe auch nur den Zweck haben, einen Schutz über- 
haupt anzuregen. 

Im (rebahren dem Kudn ähnlich ist die prächtig bunte, von 
Weitem fast weiss erscheinende, und etwas kleinere Beisaantiloi>e 
(Oryx BeUa), die wiederum die oftene Kl>ene vorzieht. Sie ist 
noch vorsichtiger als der Kndu, und daher schwieriger zu eiiegen. 
Brehm fa'nd dieselbe lHG.*i noch im Küstenland der Samchaia, 
auf dem Wege von Massaua zu den Mensa ; heute ist sie doil nicht 
mehr anzntrefteil, soll jedoch bei Suakin, in der Ebene von Tokar 
utul am tnitereu Itarka. nicht selten sein. Ich selbst lK*obnchtete 
sie südlich von Massaua in der Gegend von Zula, aber auch dort 
nur vereinzelt in dem offenen Striche zwischen Meer und (lebirge. 
Die Beisa vei-steht es, dem Menschen geschickt auszuweichen, und 
ist daher in dem offenen Terrain schwer zur Strecke zu bringen. 
Weiter südlich im Lande der Danakil, unterhalb Assab, soll ihr 



Vorkommen nach Aussage der Eingeboi'enen ein ziemUcli «11- 
«^ineines sein. 

Von Gazellen ist es die auf der ganzen Xoi*dliil1fte von Afrika 8o 
verbreitete Dorkas, welche anrh hier die I^iHlstriche der Kttste ent- 
lang bevölkert^ aber nicht \veit<T nacli dem Innern zn vordringt, und 
namentlich nicht znm Hochland** emporsteigt. Dort \vird sie ersetzt 
durch die SömmeringsantiU)|ie. welche Itrehm auf seiner Keise nach 
Kal)esc]i 1H63 elieiifalls erlegt und beschi-ieben hat. Ich habe die 
letztere keineswegs wie Brehm liUuHg angetrotten, sogar nur 
Äusserst veieinzelt. geradezu selten, und es i.-t möglich, dass die 
besomlere Schenlieit dieses T]ii<*res lM*i deui weiteren Vordringen 
der Kultur dazu Veranlassung gegeben. Ich glaube, dass es als 
ein (ilUckszutall zu betrachten ist. wenn man heute noch eine 
Sömmeringsantilope in jenen ttegenden zu ei jagen vennag. Die 
prächtig in weiss und ntatter Isabelllarbe jrezeichnete Antilope sieht 
von Weitem fast rein weiss aus. ist übrigens, was nrehm nicht 
erwähnt, entschieden «rrösser wie die Dorkasgazelle, auch ist das 
(lehörn l)ci beiden (leschlechtern bedeutend stärker, und leyerförmig 
nach innen gebogen. 1i tippe 11 erwähnt die Sönnueringsgazelle 
ebenfalls in .seinem Zoologischen Atlas. 

Kine dritte Art, welche wir häutiger, manchmal paarweise, oft 
aber auch in ganzen Uudeln, bei Schalote, in der Kbene von Har- 
baru, am Feifer und zwischen Ambossa und Mareb antraten, un<l 
welche sich zuweilen in der (Gesellschaft der Siinnneringsantilope. 
wenn au«li sehr viel häufiger als die.se. voifand. erschien mir zuerst 
identisch mit dem Spiinjrbock. der Antilope Kuchore von iSiUlatrika. 
Hrehm sagt in .seinem 1'hierleben, dass es nicht erwiesen ist, dass 
<lie.se Antilope auch im Osten .MVikas oder gar im Xorden vorkommen 
soll, <lie Käibnng und (iHlsse stimmen mit der erlegten ziendich 
ilberein, besonders der breite nnssbranne St reilen, der sich längs der 
Seite zwischen dem Obeiarm und dem Dherscbenkel «»rstreckt. und 
der charakteristisch ist. Allerdings erinnere ich mich nicht, eine 
längs des Kückens, etwa in der Mitte de.s.selben beginnende, durch 
Verdoppeinng der Oberhaut g«tbildete, mit sehr lanjren Haai-en au.s- 
gekleidete. Kalte bemerkt zn balM'u, welche» bei heftiger Bewegung 



94 

entfaltet werden kann. Die GebOrubildnn^ ist mit der Beschreibung 
HrebniM identisch, ist an Stiirke derjenigen der Dorkasgazelle 
gleich, also bedeutend schwacher wie bei der SOmmeiingsgazelle. 
Durch Vergleicliung der mitgebrachten Gehörne und Notizen 
konnte ich iiu Museum füi* Naturkunde die Art genau fests:tcllen. 
Es ist Gazelle Latviptt (sSund), welche im Bogoslande bereits nach- 
gewiesen wurde. 

Eine nicht häutige Antilope ans der Gattung dei* WaldbOcke 
(Trotjelaphus) ist die Antilope dekula, die ich nur ein Mal bei Am- 
bellaco sah und erlegte. Die der Antilope teripta der zentral- 
afiikanischen (Gebiete sehi* ähnliche Alt. unterscheidet sich imr 
durch eine etwas weniger deutlich ausgeprägte Sti-eifenzeichnung, 
konnte daher als eine von der Schin-antiloin; abzuleitende Fonn 
zu betrachten sein. Auch die HOnier, die imr das Männchen 
trägt, und die Körpei'grr)sse sind analog. Die Antilope dekula 
(Kuppeil, Nene Wirbelthiei-e) sucht dicht bewaldete, buschreiche 
Hügel und Thäler auf. und aus diesen Lebensgewohnheiten mochte 
es sich erkläi*en, dass wir sie später nicht mehr anzutreften Ge- 
legenheit hatten. Zu Filfil, wo in Folge des starken Regens eine 
rürsclie unnKiglidi war, glaulie ich das Vorkommen dieser Art 
aus eigener Wahrnehnunig konstatiren zu kOnnen. 

Zwei niedliche, einander ähnliche Zierböckchen sind die 
Antilope Montana (l^üppell, Zoologischer Atlas) und die Antilojie 
Madoqua (RQppelt, Xeue \Virbeltliiei*e). Injide von der (^ri»sse unseies 
Rehwildes. Trotzdem diese beiden I^uschantilopen im ersten Augen- 
blick gix)sse .\ehnlichkeit verrathen, da die kleinen knr/en. 5 bis 
10 cm langen Gehörne, die bei beiden nur die Männchen tragen, 
glatt, schwarz und in eine gerade, aufrechte Spitze auslaufend sind, 
so zeigt sich bei näherer Betrachtung dennoch eine gi'osse Verschieden-, 
heit. Hei Antilope M^ntaua, von den Eingeborenen ,.Telbcdu- oder 
-Delbedu" genannt, ist der Schädel oberhalb vor dem (iehOrnansatze 
konkav eingebuchtet, die Hürner sind weit auseinander stehend, am 
Ansätze nicht viel stärker als in der Mitte, an der Spitze ganz nn- 
Ijedentend nach vorn gebt »gen, die IMppen zahlreich, nicht gleich 
am Ansätze beginnend, tief eingeschnitten, bald wieder nach oben 



sich verlaufend. Bei Madoqna, der «.Midaque** der AbyKsiuier, int der 
Schädel schmal Kn-sammeii^edrückt. vor dem (4ehOmanKatze konvex 
aan^ebnchtet, die Oehöruf Kind eng xnMamnienstehend, ganz gerade, 
an der Wurzel stark vei*dirkt mit gleicrli am Ansätze beginnenden, alier 
weniger stark eingedrückten Hingen. Hin noch charakteristischere^i 
rnterscheidang^merkinal geben die beim Tel bedn auftretenden gi'ossen, 
unbehaarten und rnndlicli <lreiecki?en Ohrcndrttsen ab, während der 
Midaque diese nnter dei- Ohrbasis sitzenden Drüsen abgehen, dafilr 
aber je eine lange schmale, weniger sichtbare Thrünendrüse zu Seiten 
des Oberkiefers auftritt. Ausserdem ist die Färbung der letzt- 
genannten Art eine dunklere als l)eim Telbedu. und die Haltung 
weniger zierlich und graziös, sie sucht felsige, mit Sträncheni 
bewachsene (^ebirgsabliänge auf, wegen der in dem zerklüfteten 
Terrain leichter dargebotenen Deckung, wo sie sich dann möglichst 
unsichtbar zu machen bestrebt ist. während der Tell)edu die mit (vras 
l>ewachsenen Kbenen vorzieht, und .sich hier in otfenkundiger Weise 
bewegt. Heide beweisen zum rnterschiede von den übrigen Anti- 
lopen eine geringe Scheu vor dem Menschen. Während das 
Vorkommen, der Antihpe Montana bereits bei Ferfer begann, und 
dieselbe in der Kbene Ambessa-Mareb, wie auch an der Ol»el- 
mündung aiissei*ordentlich häutig er.scliien, beginnt der Verbreitungs- 
kreis der Mado(iua erst etwas .«südlicher, etwa bei Godofebissi, wo 
sie sodann gemeinsam mit der Telöedn, aber in geringerer Zahl an- 
zutrefien ist. Heide leben i»aarwei««e, und zwar der Telbedu, wie 
es scheint, in sehr treuer Khe, da ich sie geradezu niemals 
allein antraf. So ergiebig auch die Pürsche auf Huschanti1o|»en 
in Folge ihrer ginjssen Zahl an und tni* sirh ist. so gehen doch leider, 
wenn man gezwungen ist. ohne Hund zu jagen, die meisten an- 
geschossenen Exemplare verloren, da die Thiere fast innner im 
Stande sind, im krankge.schossenen Zustande noch eine kurze 
Strecke zu tli'ichten, und sich dann der Nachsuche in dem undurch- 
dringlich dichten tirase zu entziehen. Man wird auf solche Anti- 
lopen selten l>eim ersten Anblick zu .Schusse kommen, man thut 
gut. sie zunächst flüchtig werden zu lassen, um sich sodann an- 
zupürschen, da sie unbeschossen nie weiter als einige hundeit 



96 

Scbritte ^eben. Es gut die Regrel ebenfalls in Bezug auf Gazellen, 
kann alier auf den Kndu keine Anwendung finden. 

Zu erw'Abnen bleibt der Klippspringer (Oreotr*igu$ $aliatHx), mit 
seinem eigentbümlicben, anf den ersten lilick i-ebfarlienen, aber in 
Wirkliclikfit graugelb in der Weise melirten Felle; dass die grauen 
stan-en Haai*e alle in gelbe »Spitzen auslaufen. Diese ^Sassa** ge- 
nannte .\ntilope ents|»ncbt in ilu*er Lebensweise und dem allgemeinen 
Verbalten unsei*er (jemse, und ist fast mit absoluter Sicberbeit auf 
allen steinigen Abbangen. namentlich an den Felswänden enger 
Tlmler nnzutreften, wo sie von bervc-ragenden Voi*sprüngen aus 
rmsebau zu halten pHegt. Sie lebt ebenfalls paarweise. Ihr Cteliörn, 
das nur vom Bocke getragen wiixl, ist denjenigen der vorher ge- 
nannten Zierljocke ähnlich. 

Als letzte sei die kleinste und zierlichste Antilo|Hi angeführt. 
Es ist der an Köri)er nicht viel gi-össer als ein europäischer Hase 
erscheinende Zwergbuschbock (Ktotratpu HemprkhU)^ im gesammten 
erytraeischen Gebiet von den Eingeboi-enen ^Digdig" genannt. 
Das niedliche Thierchen triftt man überall, wo nur eiiüger- 
maassen seine Existenzbedingungen vorhanden sind, namentlich 
an bewachsenen Ufern kleiner Gewässer, und in bosketartig ge- 
schlossenen Einzeldickichten. Auch bei dieser Art besitzt nur das 
Männchen kurze schwai-ze Hörnchen mit schwachen Kingewnlsten. 
Der Zwei*gbuschb(»ck tritt stets paarweise auf. 

Alle kleinei*en Antilopenarten sind in verhältnissmässig grosser 
Zalü vorhanden, würden aber, da ihnen von den Eingeborenen 
gar nicht nachgestellt wii*d. noch viel häutiger vorkommen, wenn 
ihnen in den aussei-ordetitlich mannigfaltigen UaubthitTen nicht so 
viele Feinde . erwüchsen. Es^ überwi«'gen natüriich die kleineren 
Arten wie Schakale. Wildkatzen u. dgl.. aber auch liyänen und 
Leopaiden stellen ihnen nach, und stellenweise gesellt sich hierzu der 
Lowe. Alfred Rrehm hat noch bei hellem Tage den Löwen in der 
Samchani gesehen. Augenblicklich ist davon allenlings keine Kede 
mehr, doch hört man ihn noch allnächtlich bei Agordat am oberen 
Barka, und man würde ihn auch daselbst leicht bei nächtlichem 
Ansitzen am Wasser zu ei-legen «Mflegenbeit haben, l'ns war 



rfeli vertaufend. Bei MHdüqna. der «Mldaqu«- der Abysfluler, H der 
Scbüdel «•limal jtnsamiiiMigediflckt. v^r dpm «ieliömaiiKatM konvex 
■iiKmlmi-litet, dl« tiehnriii' Kind enjf zuHaiDiiii-nKtetiend, girni gttnule, 
an der Warzel stark vei-ditkt mitglelrlt nni Aiiüatüe beginiiünden, aber 
Wfiiigev stark eiiigedrilikti-ii Hingeti. Km iiorh cliarakteristiscliere« 
riitunichi-idan^merkiiial gel«» dif bi-iTiiTelWdn auftretenden grossen, 
uubeliaarteii und rundlich diTJHkiireii Olirciidi-llsfii ab, wähiwid der 
Midaque diese nntw der rDirliHsis sitzenden Drasen abgehen, dafür 
aber je eine lange schiiinle. weniger ^di-htluire TliiüiiendrÜNe xu rjeltmi 
de» Obeikiefifl-s anfiritt. Anss-rdeiu ist die I-'ärbnng der letzt- 
ceuaunteii Art eine itniiklere als 1>eiiu Telbedu. nnd dii- Haitang 
weniger zierlich nnd Kiaziüs. Sie snrht felsiee. mit StrHiiclieni 
liewBihseiie liebirgsjiMiäiige auf, wegen di-r in dem zerklortetea 
Teiraiii leii'liter dai';;<'lHiii'iien Iiei-kang. wo sie sich dann mjigliciist 
unKichibai- zu niaclieu besii-eM ist. wKlurnd der TelWdn die luit tJras 
bewai'liseiien Kbi'iu-n vorzieht, nnd sich hier in nit'enkuudiirer Weise 
liewegt. Iteide Ireweiseit zum l'nteriM'liiede von den Übrigen Anti- 
lopen eine gelinge SL-hen vor dem Menschen. Während das 
Vuikunmien . der .Ind/u/ir Moniuna Isireits Iwi Feilei' l)egann. nud 
diesellm in der Klieiie Amlressa-Marek wie aiiph mi der Oliel- 
inibidung aiiSNeroiTlenlliili liäuflg evseliien, beginnt der Veibivitungs- 
ki-eis der Jladoqna erst etwas .-lidliclii-r, etwa bei (iodofekssi, wo 
sie sodann gemeinsam mit der 'IVki-dii. aber in geringerer flahl an- 
zutreffen ist. Iteide leiten |iaar\vei*e, nnd zwar der Telbeiln. wie 
es scheint, in sehr treuer Khe, d» Ich .sie geradezu niemaky 
allein antraf. So ei^ebig auch die l'iir.sche «uf Bnscfaantihilw 
in Folge ihi-er giiissen Zahl an nnd filr si.-h ist, »u gehen doch leti 
wenn man gezwungen ist. ohne Hnnrt zu jagen, die lueixteu » 
Sresthosseuen F^em|ilare verloren, ila die Thiere fast i 
Stande .«ind, im ki'ankges'rlinsseneii Zustande n<H-h elnü 1 
Streeke zu HiUliteu, und üirh dann der Naihsm-he in dem u 
dringlich djc-liten Krase zu entziehen. Man wii'd auf sokha J 
loiwu selten beim ei-sten Anlilick zu Soliusse kommen, 
gilt, sie /unäclist tlilchlig wenieu zu las-sen, iini *ii|i sodann^ 
znpül'si'heii, da sie anbeseliossen nie weiter aN einige hntul 



ScbriU« geben. Ex gilt die Regel ebenfnlls in Bens uf Gudten, 
lunu «lier auf den Kadn keine Anvendang finden. 

Zn em'9hneD Meibt der Klippspringer (Ortobvgut talttiHx), mit 
winetu eigeiitliQmlicheii, naf den erKien Illlclt relifwlienen, über In 
Wirklii-bkfii grangelb in der Weine inelirteu Kelte: da«t ilie grnnrn 
Klaiivn Huai« alle in gelbe f^idtzeu an»lanfeii. Ttleiie pSaitga-' )»•• 
nannte Antilope enlvpriclit in ilii«r I^benswei.ie und deni nllguiueini'ii 
Verbalten nnKerer (ienise, ond ist fast mit nbsuluter Stflierbeit anf 
allen steinigen Abliüngen. numentlicli an den P'elNwSiideii eiip^r 
TliiJler atixntrellen, wo sie von lieno'Tagenden Voi's]>iikngen aux - 
l'ius<'han zu ballen pflegt. Sie lebt ebenfalls paam'elge. Ihr (.leltOni, 
das unr vuai Itoike getragen wird, i«t deiiiienigen der vorber ge- 
nannten ZierlKk'ke aiiiilicli. 

Als letzte »lei die kleiimle nnd Klevlirlinte Aiitiloiie angelUbrt. 
Kf btt der an Küviier nicht viel grOitser aU ein enroiiäiscber Hase 
er^ii-beinende J^wergliuscbbot-k (Ktotraffo* HimpHtliii), im gerammten 
er}-(raelsrlien Gebiet von den Ringeborenen „Digdig" genannt. 
Das niedtit-be 11iiei-chen Iriftt man Ubei-nlt, wo nnr elnfger- 
maassen seine Kiisteiizliedinfningen vorliaiiden uliid, namenllieh 
an tiewat'liseiieii Ufern kleiner (lewftxMT. niiil In lioskelartig ge- 
xeblosMtiien KinzeldickiibU-n. Aai-Ii t>ei dii-ser All besiiüt nar da» 
MäniH-lien knnx wbwai-ze H5ni<-)ien mit itehwaebeii Kingewnlslen. 
])er ZwergbiiKlibiirk tiltt stets (laarweise anf. 

Alle kkineren Antitopeiiarten mIikI iu verhalt tiisKniilijsig grosser 
Zalil vorliauiten, 
mr niclii nau 
ihnen in d>-u 
viel,- I-Vindit. 




iilieivn 
itlii'liciii 



97 

dieser einzige, fUr die L5wei\jagd sichere Aussichten darbietende 
Punkt leider verschlossen wegen der damals herrschenden Vieh- 
senclie, ich vermag dalier nicht zu belichten, in wie weit das 
häufig sein sollende Vorkommen den Tliatsachen entspricht Uns 
wurde von einem italienisclien Offizier eiyJihlt, der in der Um- 
gegend von Agordat allein willnvnd des letztveiHossenen Januar 
flinf Ijöwen erlogt haben wollte. In den übrigen, früher als haupt- 
• sÄchlichstes Revier bekanntt*ii ^-Jegenden, wie z. B. Ferfer, scheint 
der Löwe heutigen Tags gänzlich verdrängt. Hei Goho, in der 
Ambessaebene, fand ich frische Spuren einer ganzen Ij(hvenfamilie, 
und an der Einmündung desO>)el in den Mareb, in Airesa, schi'eckte 
uns das Gebrüll der Dhven Nachts ans dem Schlafe, auch fanden 
wii' dort am Morgen frische Spuren (li<'lit \m dem I^ger. Selbst 
stiess ich auf eine Ijöwin. die am hellen Tage dem Zerlegen einer 
zur Sti-ecke gebrachten Kudnantiloiie ans der Entfernung zuschaute, 
ich war aber in Anbetracht des sehr conpirten Terrains ausser Stande, 
einen sicheren Schuss auf dieselbe anbringen zu können. 

In der Erytraea wird der König der Thiere überall ersetzt 
durch den viel häufigeren, mordlnstigeren. und den Heei*den gefähr- 
lichen LeoiMiixlen, der mit ausserordentlicher Kühnheit überall ein- 
dringt wo es ihm möglich erscheint. Borite zu machen. Pemgemäss 
wählt er zum Standquartier vornehmlich solche Plätze, die bewohnten 
Orten benachbart, in der Nähe von Weidestellen gelegen sind, 
und richtet manchmal anhaltende und grosse Vei'wüstungen an. 
Die Eingeborenen stellen ihm natürlich mit grosser Erbitterung 
nach, umsomehr. als er da, wo er einmal Menschentleiscii gekostet, 
dieses jeder anderen Nahrung vorzieht, was durch vei*schiedene 
Fälle wähi*end meiner Anwt»senheit bewiesen wurde. Man llingt ihn. 
wo es angeht, mit Hilfe der früher erwähnten drei Meth(Mten. der 
Holz- und Steinfalle und der Haumschlinge. Wir hatten guten 
Elfolg mit unseren gi'osseii Tellereisen, da der T^eopai-d niemals, um 
sich daraus zu befreini. das . in dem I^ügel befindliche Hein ab- 
zubeissen pflegt, wie es das kleinere Haubzeug thut. Im (Tcgen- 
theil ist er stet.s bestrebt, mitsammt der Falle so weit wie möglich 

zu entkommen, unti das versucht er bis zu dem Momente, wo sich 

7 



98 

<ler Auker irgendwie festhakt. Bei der Xaeh^nche stOrzt er «ich 
regelmässig, so weit es ihm die Schwere der Falle erlaubt, auf den 
Verfolger, und man thut gut, eine gewisse Vorsicht zu beobachten. 
Der Leopard verfugt über eine ganz erstaunliche Kraft. Auch 
son^t trifft mau ihn zuweilen Tags über auf seineu Raubzügen an. 
«»der man tindet ihn in einem Busche oder zwischen Felsen ver- 
steckt, auf Beute lauenid. Alsdann kann er erlegt weiilen, da er 
sich, wenn angeschossen, fast immer dem Si'hüt/en stellt. Pas 
Haarkleid des lieoparden S4-heint hinsichtlith der Färbung, je nach 
dem iiebiete, in welchem er sich aufzuhalten ptlegt, ^stimmten 
Abänderungen unterwoH'en. IWwohnt er die heisse Kbene.- so ist 
dassell»e hell, fast nur weiss und gelb mit matter /eirhnung. hat er 
in l»ergigem. l»ewaldetem Terrain und bei gerinireren TemiH»ratur- 
graden seinen Aufenthaltsoll, si> ist das Fell l>edeutend dichter und 
länger behaart, ins Köthliche oiier Braune besonders auf dem Kücken- 
streifen übergehend, ül»erhaupt so viel dunkler, dass man oft geneigt 
ist, in dieser Abänderung eine eisrene Varietät zu vennuthen. 

Eine zweite Möglichkeit nach l>r. Male hie wäi-e, dass man 
es mit zwei verschiedfuen Lokalformen zu thun hat, wovon die 
hell getarbte, mit klt»int*n Flei'ken ge/.eirhnete. lediglich an der 
Küste auftritt, die dnnkU*re mit grosseren Merken hingegen dem 
Innern augehört, jedenfalls die Küstengebiitre nicht ribei>chreitet. 

Den Geparden odf r .lagdleopanlen lial»e ich niemals beobachtet, 
auch scheint dersell»»? nicht in die Fallen gehen zu wollen, nur ein 
einziges Exemplar, das von einem Eingelwrenen erlegt worden, 
wurde mir in Mai Mafales gebracht. Die EingeUnvuen nennen den 
Lei>p;irden «Nimr". oder ..itisela". die dunkelbraune, fast schwarze 
Varietät des zentral -abvssinischcn Flachlandes scheint innerhalb 
der Kolonie nicht voi-zukommen. 

Eine Wildkatze, die mit dem r.^»paixlen eine gewisse Aehn- 
lidikeit hat. wenn auch l»ei Weitem nicht die itn»sse envicht, ist 
der Ser>*al. der im südlichen Afrika vorkommt, aber auch im ge- 
sammten tropischen Gebiet des Welttheils und hier im Noixlosten 
bereits von Heu gl in Wobachtet woixien ist. Ich i^ersimlich fand 
ileu Serval Wi der Sella .\ml»ella»\», in Keren, in der Maivbeln^ne 



99 

and bei Godofela:^!. wo er auter anderem l)ei einer Antiloiienptti-Si'lie 
erlegt irni-de. Es stellte der Hand des dort konnnandireuden Ka- 
pitäns Folohi an einem Moi-gen zwei dieser Thiere im hohen CJrase, 
und beide konnten zur Strecke gebracht wei-den. In die Fallen 
ging der Ser\*al nicht, \ielleicht weil die Ziegen für ihn eine zu 
umfangi-eiche Beute ausmachten, vielleicht al»er auch, weil er minder 
beutegierig und moi-dlnstig ist als der Leopard. Jedenfalls wechselte 
in Goho allnächtlich ein Serval an unseren Fallen vorüber, ohne 
von denselben Notiz zu nehmen. Nach meiner Krtahrung nennen 
die .\byssinier das Thier «Newer-Golgol"; Brehm tührt diesen 
tipinisch-abyssinischen Namen tur den (leparden an. 

Von anderen Wildkatzen erlegte ich zwei .\rten, von denen 
die eine mit Fehs munieuhita (Rüpp.) identisch ist: dagegen ist es 
mir noch nicht gelunsren die andere zu klassiliziren. Felis mani- 
cuhita, von der (tK>sse des ägyptischen Sumplluchses, ist ganz 
ähnlich wie dieser gefärbt, auf dem Bauche schmutziggelb. ins 
Kiithliche hinüberspielend, auf dem Kücken grau mit dunklerer, 
rötlilich wellentormiger Zeichnung: ferner mit einem rothbraunen 
Streifen längs des Kückens, und einem dünnen langen, in eine 
schwarze Spitze auslaufenden Schwänze, der am Ende drei schwarze 
Kingel oder Querbindeu liat. Hie Vorderextremitäten zeigen diese 
ijuerbinden ebenfalls, die hinteren weniger deutlich ausgeprägt. IHe 
zweite Art ist kleiner. schmutzigweis> bis ockergelb von Farbe, und 
schwach wellentVumig gezeichnet, mit dnnklerem Streifen läng* 
des Kückens, am Bau«he weisslich gelb, während der kürzere 
Schwanz drei schwar/e Querbindeu aufweist, und ein schwärzlicher 
King um den Hals herumgeht. Kine ähnlich gefärbte Katze hat 
Nowack als F, Hai^enbeckH beschrieben. 

.'Schliesslich sei erwähnt, dass die Fallen auf der Hochebene 
von Kohaito. also in einer H'»he von mehr wie 2j00ni. den Karakal 
(Caracal nuhicu*) ergaben, eine in hellbräunlichrotlic-r Färbung auf- 
tretende I-,uchsait. die im ganzen tropischen Afrika zu Hause ist. 

V«»n siigenannten Schleichkatzen wai*en aänfig die Zebm 

manguste (Crossarchus /tisciiUus), und die schlanke Matigaste (Iferpestet 

sracilis)f ferner eifte dem Ichneumon ähnlit-he und demsellien au 

7* 



100 

I I 

Grosse gleiclikomniende, unr heller gefärbte Art^ die diinrh eiueu 
«ehr buschigen, in eine weisse Spitze auslaufenden Schwanz aas- 
gezeichnet ist. (Ilerpestti alhieordal — ) 

An gleicher Stelle mOchte ich noch das Erdeichhom (Xenu 
rutilus) erwähnen, femer eine andere Art mit je einem weissen 
I^angsstreifen, der sich vom Halse Über den Oberarm bis zum Ober- 
schenkel hinzieht (Xerus leucumbrenut), und schliesslich das bunte 

Hörnchen (Xerus multicohr). 

Von Hyänen erbeuteten wir ebensowohl die gefleckte Uyaena 
crocuta, als auch die Streifenhyäne (Uyaena striata). Die erstelle 
war l)edeutend häufiger als die andere, deren Verbreitungskms 
sich ftber das nördliche Afiika erstreckt. Die gefleckte Hyäne, 
die beträchtlich grös.sei*e und stärkere Art, pflegt die gestreifte, je 
mehr man sich dem Aequator näheil, in immer vollkominnerem Grade 
zu verdrängen. Wir waren daher erstaunt, in Schalote und Ferfer 
beide Arten zu gif icher Zeit in den Fallen zu sehen. Sonst 
1)emerkten wir die gestreifte Hyäne nicht weiter, wogegen die 
andere nirgends in der Nähe menschlicher Ansiedinngen zu fehlen 
scheint. ^lit ziemlicher Sicherheit erbeutete man sie. sei es, dass 
die Fallen mit einem .-Vase in Verbindung gebracht waren, sei es. 
dass eine Ziege als I^^ckspeise diente. Keren ist ein von jenen 
Thieren ganz besonders bevorzugter Platz, dort kamen sie all- 
nächtlich bis in das Innere unseres Lagers. Bei Tage sieht man 
sie fast nie, bei Dunkelheit hingegen führen sie ihre Ueberfalle mit 
gi'osser Kühnheit, oft in grossen Hudeln zusammenjagend, auf Maul- 
tliiere und Kühe aus. In Feifer war ein Leopard im Tellereisen 
mittelst einer Ziege gefangen worden, und ti-otzdem derselbe sich 
wüthend gebärdete. war es einer Hyäne dennoch gelungen, die Ziege 
kaum 1 Fuss vor dem Rachen des lieopanlen zu entführen. Im Eisen 
gefangene Schakale wurden fast regelmässig von Hyänen weggeholt. 

Die Schakale. l>esonders die schöne schwarziückige Art, der 
Schabi-ackenscliakal (Canis variegatus), sind überall häufig, kommen 
aber in allen möglichen Variationen und Uebei-gängen vor, die an 
den. gewöhnlichen Schakal (Canis auretu) oder an deji Schakalwolf 
(Canis anthus) erinnern. 



101 

Hyänenhnnde (Canis pktus) faudeii wir nicht, ebensowenig die 
in Aeg}'pten und Xnbien 8o häafigen Fuchsarten. Nur auf einige 
Baue stiess«»n wir hier und da. wt^lche einer Art Fenek (MtgalotU) 
anzugeliören schienen. 

lieber die Atien, den Mantelpavian (Cynocephahn hamadryai) 
habe ich bereits in liezug auf die .Tagdweise Einiges mitgetheüt, 
ausser diesen sind es noch die Meerkatz(*n, die in gleicher Weise, 
wenn nurh nie in so grossen Schaaren, die Aeste der Bäume be- 
völkern, wie die Paviane die felsijjen Bergpartien. 

Kin «eigenartiges 'l'hierchen ist der Klippschliefer (Hyrax), 
Dieser kleinste Venvandte des Kliinozeros, eine sehr alterthümliche 
Konn, über d«»ren Stelhnig in dei- 'J'liierwelt noch nicht absolute 
Klarheit herrscht, ist mehr oder weniger UlM'rall. Er bewohnt die 
i^elsspalten und Klüfte ihm zusagend gefonnter Berge und Hügel 
in zahlreichen Trupps, und bietet leiclite I^eute. Tx^der ist sein im 
Uebrigen wohlschnn*ckendes und zartes Fleisch in Folge der vielen 
Bandwürmer und anderer Parasiten, die sie enthalten, nicht 
empfehlenswerth zum (lenusse. 

Voii anderen (-ies<'h<">pfeu erlegte ich eine Riesenschlange, die 
nicht häufig zu sein scheint, und nur 2 Mal iiberra.schte uns eine 
Giftschlange, (?) also ebenfalls ein seltenes Auftreten. Man darf 
aber die Jahreszeit nicht ausser .\cht lassen, in der wir rei.sten, 
eine Epoche der Knhe und ErtOdtnng der Natur, die deijenigen 
des Winterschlafes unserer nordischen Thiere entspricht. Krokodile 
wai-en, wie erwähnt/ in der tr(»ck<Mien Jahreszeit im Kazetai und 
Feifer; sie stallen häutig sein in einer Wa.sserstelle des Mareb nahe 
liei Godofelas.si. Zur Regenzeit spielen sie jedenfalls eine gi-os.se Rolle 
in sämmtlichen Flüssen Abyssiniens. 

Auf einem Inselberge in der Ebene el Gedem Baua sah ich 
auf dem Gipfel eine Röhre, und stiess bei dem Graben auf eine 
giusse liandschildkröte, die ihren Winterschlaf hielt. Der Schnabel 
war kni-z und etwas spitzer wie bei der Riesenschildkröte. Es war 
unmöglich, ein dem Thiere zusagendes Futter ausfindig zu machen. 
es also lebend zu erhalten. 

Von Fi.schen bemerkte ich in den zurückgebliebenen Tümpeln 



102 _ 

des Mareb Miglich den gewnlnilicben Wels, bis zu einem Fnss 
Tiilnge. Die Kinwobner fantren ibii dnrrb Vcrffifton des Wassers 
vermittelst giftiger Hanmrinde, dnrcb AuMstreuen von Samen der 
Tephroiia VogeW oder der abyssinlscben Königskerze (Verboicum 
ternacha), woraaf sie die an die Obertljlcbe getriebenen Fisebe in 
einfachster Weise einsammeln. Zur Mittagszeit ersebeinen die Welse 
ausserdem am Rande des Wassei-s am Tfer, und können leicbt mit 
stocken todtgescblagen werden. 

Ans der Vogehvelt müclite icb zunilcbst die gi-össte Art nacb 
d«*m Strausse, eine I^iesonti-appe (Ott» arab») bervorbeben. Icb fand 
sie in der Kliene des ^fausnra. in Scliegolgol Mantai, und spfiterbin 
auf dem >rai-scbe von Kerfcr nacb Otbal. Die Trappen waren ver- 
einzelt o<ler in kleinen Trupps, aber nicbt gerade selten, sodass es 
in F]i-staunen setzt, dass von ibrem Auftreten im dortigen Gebiet 
bisher .so wenijr l>ekannt jrewonlen. 

Die grossen Vögel sind sehr scheu, und daher schwer an- 
zupiirscben. Häufiger und allgemeiner ist die bedeutend kleinere 
Otts melanogaster (liilpp.)y die vereinzelt in den westliclien Tlieilen 
der Kolonie ihren Wohnsitz hat. Das Gefieder dieser Trappe kann 
na«-h Alter nnd Geschlecht sehr vei-schit*den sein. Das alte Männchen 
ist unter der Kehle, unter dem Hauche und unter den Flügeln 
kohlschwai-z, während das Weibdien an die.sen Stellen wie auf dem 
1 lacken eine isabellfarbige Zeichnung tragt. Das Kleid des jungen 
Mannchens ähnelt dem des Weibchens. Viel häufiger, und überall 
geradezu gemein, ist der auch in Aegypten und Nubien so verbreitete 
Dickfuss (Oedicnemus senegalemis). Vou Kibitzarten kommen Sporen- 
nnd liappenkibitz vor, ferner der europäische, Vanellua capella, und 
eine vierte .\rt, die ich leider nicht lN*stinnnen konnte, da das prä- 
parirte Exemplar verloi-en ging. 

Herren i)f ei fer und .\nsternfischer sind an den (vestaden des 
Kothen Meeres häufig. 

Besondei-s erjriebig war die Jagd auf ku1inari.sch venveith- 
bare Hühnerarteji. Sie fehlten nirgends, sodass sie auf der 
Suche, wie beim Ansitzen am Wassi»r bei einbrechender iMinkel- 
heit mit giosser Leiehtigkeit und in gi*osser Menge erlegt 



• - • tim ^ H tm* 



93 

Vorkommen nach Aussage der Eingeboi'enen ein asiemlich all- 
^meines sein. 

Von Gazellen ist es die auf der glänzen Xoi*dhAlfte von Afiika so 
verbi*eitete Dorkas, welche anrh hier die liaiidstriclie der Küste ent* 
lang bevölkert^ aber nicht weiter nach dem innem zu vordringt, nnd 
namentlich nicht znm Hochlande emporsteigt. Dort wird sie ersetzt 
duivh die Sömmeringsantilope. welche Hrehm auf seiner Keise nach 
Habesch 1HG3 eltenfalls erlegt und beschrieben hat. Ich habe die 
letztere keineswegs wie Brehm hiUifig angetroffen, sognr nur 
Husserst vereinzelt, geratlezu stalten, und es irt möglich, dass ilie 
besondere Srheuheit dieses Tliieres bei dem weiteren Vordringen 
der Kultur dazu Veranlassung gegeben. Ich glaube, dass es als 
ein (ilücks/.ttfall zu betiaeliten ist. wenn nmn heute noch eine 
Sonnneringsantilope in jenen (regenden zu erjagen vennag. Die 
prächtig in weiss und matter Isabellfarbe jrezeichnete Antilope sieht 
von Weitem fast rein weiss aus, ist iibrigens, was Brehm nicht 
erwähnt, entschieden jrn">sser wie die Dorkasgazelle, aueh ist das 
tiehörn bei beiden (-lesclileclitern bedeutend stärker, und leyerlcJnnig 
nach innen gebogen. Ki'ippell erwähnt die Sönimering.sgazelle 
ebenfalls in .seinem Zoologisehen Atlas. 

Eine dritte Art, welche wir häufiger, manchmal paarweise, oft 
aber auch in ganzen Hudeln, bei Si'lialote, in der Kbene von Har- 
l>aru, am Ferfer und zwisehen Ambossa und >[areb antrafen, und 
welche sieh zuweilen in der (lesellsehaft iler Sönnnenngsantilo|ie, 
wenn amh sehr viel häufiger als die.se. vorfand, erschien mir zuerst 
identisch nn't dem Sprinjrbock. der Antilope Kuchore von Südafrika. 
Hrehm sagt in seinem TliierleWn. dass es nicht erwiesen ist. dass 
die.se Antilope anidi im Osten Afrikas o<ler gar im Xoiden vorkommen 
soll, di«» Kärbung und (irösse stinnnen mit der erlegten ziendich 
überein, beNonders der breife nussbraune Streifen, der sieh längs der 
Seite zwisehen dem Oberarm und ileni Obersriienkel erstreckt, und 
der cliarakterisfiseli i>t. Allerdings erinnere ich mich nieht, eine 
längs des nückeiis. etwa in der Mitte desselben beginnende, durch 
Veiiloppelung der Oberhaut gtdiild«>te, n»it .sehr langen Haaren au.»«- 
gekleld«?te. Falte l»omerkt zu haben, welche bei heftiger Bewegung 



94 

entfaltet werden kann. Die GebOrnbildan^ tet mit der Besclireibiing 
UrehniH identisch, ist an Stürke deijenigen der I)orkasg:axelle 
gleich, also bedeutend )ich\vAcher wie bei der S/immeringsgaxelle. 
Dnrch Vergli^ichnng der mitgebrachten GehOme nnd Notizen 
konnte ich im Mosenm für Naturkunde die Art genau fests:te]len. 
Es ist GazeUc Laecipe» (Sund), welche im Bogoslaude bereits nach- 
ge^\ieseu %\*urde. 

Eine nicht häutige Antilope aus der Gattung der Waldböcke 
(Tragtlaphus) ist die Antihp$ dekuh, die ich nur ein Mal l>ei Am- 
bellaco sah und erlegte. Die der Antilopt $eripta der zentral- 
afiikanischen (^ebiete sehi* ähnliche Art. unterscheidet sich nur 
durch eine etwas weniger deutlich ausgeprägte Sti-eifenzeichnung, 
konnte daher als eine von der Schin-antilope abzuleitende Form 
zu beti*achten sein. Auch die HOnier, die nur das Männchen 
tragt, und die KOrpei-gi-Osse sind analog. Die Antilope dekula 
(Kuppel 1, Neue Wirbelthiei-e) sucht dicht bewaldete, buschreiche 
Hügel nnd Thäler auf. und aus diesen Lebensgewohnheiten mochte 
es sich erkläi-en. dass wir sie später nicht mehr anzutreften Ge- 
legenheit hatten. Zu Filfil, wo in Folge des starken Regens eine 
Tursche unmöglich war, glaulie ich das Vorkommen dieser Art 
aus eigener Wahrnehnmng konstatiren zu kOnnen. 

Zwei niedliche, einander ähnliche Zierböckchen .sind die 
Antilope Montana (Küppell, Zoologischer Atlas) imd die Antilope 
Madoqua (Ruppell, Nene Wirbeltliiei-e), l»eide von der (Grösse unseres 
Rehwildes. Trotzdem diese beiden Buschantilopen im ersten Augen- 
blick gi'osse Aehnlichkeit verrathen. da die kleinen kurzen. 5 bis 
10 cm langen Gehönie, die bei beiden nur die Männchen tragen, 
glatt, .schwai-z und in eine gerade, anfrei-hte Spitze auslaufend sind, 

* 

so zeigt sich bei näherer Ketrachtnng dennoch eine giosst^ Verschieden-, 
lieit. Hei Antilope Montana, von den Eingeborenen ,.'relbcdir oder 
-Delbedu" genannt, ist der Schädel oberhalb vor dem («ehüruansatze 
konkav eingebuchtet, die HOrner sind weit auseinander stehend, am 
Ansätze nicht viel stärker als in der Mitte, an der Spitze ganz un- 
bedeutend nach vorn gebogen, die Rippen zahlreich, nicht glei<*li 
am Ansätze 1>eginnend. tief eingeschnitten, bald wieder nach oben 



96_ 

sich verlaufend. Bei Madoqna, der ^Midaque^ der Aby88iuier, int der 
Schädel schmal ztisammeii^edrückt. vor dem <ieliOnianKatze konvex 
ans^elmrlitet, die Gehönic Kind eng xusamnienstehend, ganz gt^rade, 
an der Warzel stark vei-dickt mit glei(!]i am Ansätze beginnenden, alier 
wt^niger stark eingedrückten Hingen. Hin noch charakteristischeres 
Unterscheidungsmerkmal geben die beim Telbedu auftretenden gi*ossen, 
unbehaarten und rundlich dreieckijren Ohrcndrttsen ab, wähi-end der 
Midaque diese unter der Ohrbasis sitzenden Drüsen abgehen, datllr 
aber je eine lange schmale, weniger sichtbare 'HirUnendrüse zu Seiten 
des Oberkiefers auftritt. Ausserdem ist die Färbung der letzt- 
s:enannten Art eine dunklere als lieiin Telbedu. und die Haltung 
weniger zierlich und grazir»s. Sie sucht felsiqre. mit Sträucheni 
bewachsene (lebirgsabliänge auf, wegen der in dem zerklüfteten 
Terrain leichter dargebotenen l)e«-kung. wo sie sich dann möglichst 
unsichtbar zu machen bestrebt ist. während der Tell>edu die mit (^ras 
bewaclisenen Kbenen vorzieht, und sich liier in otfenkundijrer Weise 
bewegt. Beide beweisen zum rnterschiede von den übrigen Anti- 
lopen eine geringe Scheu vor dem Men.schen. Während das 
Vorkommen, der Antilope Montana 1)ereits bei Ferfer l»egann. und 
dieselbe in der Kbene Ambessa-Mareb. wie auch an der Ol»el- 
mündung aussei-ordentlich häufig erschien, beginnt der Verbreitungs- 
kreis der Madoqua erst etwas .südlicher, etwa bei (To<lofelassi, wo 
sie sodann gemein.sam mit der Telö»*du, aber in geringei-er Zahl an- 
zuti*etten ist. Beide leben paarweise, und zwar der Telbedu, wie 
es seheint, in sehr treuer Ehe, da icli sie geradezu niemals 
allein antraf. So ei-giebig auch die Pürsclie auf Buschantiloj»en 
in P'olge ihrer grossen Zahl an und tlir sii-h ist. so gehen doch leider, 
wenn nmn gezwungen ist. ohne Hund zu jagen, die meisten an- 
geschossenen Exemplare verloren, da die Thiei-e fast innner im 
Stande sind, im krankgeschossenen Zustande noch eine kurze 
Strecke zn flüchten, und sich dann der Nachsuche in dem undurch- 
dringlich dichten <«rase zu entziehen. Man wiixi auf solche Anti- 
lopen selten 1>eim er.sten Anblick zu Schusse kommen, man thut 
gut. sie zunächst Hüehtig werden zu la.ssen. um sich sodann an- 
znpürs<*hen, da .sie unbe.schos.sen nie weiter als einige hnndeit 



96 

Scliritte gehen. Es gut die Regel ebenfalls in Bezug auf Gazellen, 
kann alier auf den Knda keine Anwendung finden. 

Zn envaUinen bleibt der Klippspringer (Oreotragui satiairix)^ mit 
seinem eigenthümlichen, anf den ersten HHck rehfarlienen, aber in 
Wirkliclikfit grangelb in der Weise inelirten Felle; dass die granen 
staiivn Haare alle in gelbe ^^pitzen anslaufen. Diese ^Sas^a** ge- 
nannte Antilope entspricht in ilti-er Lebensweise and dem allgunieinen 
Verhalten nnsei^r tjemse, und ist fast mit absoluter Sicherheit auf 
allen steinigen Abhängen, uiimentlich an den Felswänden enger 
Thaler anzutreften, wo sie von hervo'Tagendeu VorsprUngen au« 
Tuischan zu halten pflegt. Sie lebt ebenfalls paarweise. Ihr GehOrn, 
das nur vom Bocke getragen wird, ist demjenigen der vorher ge- 
nannten Zierliocke ähnlich. 

Als letzte sei die kleinste und zierlichste AntiloiHs angeführt. 
Es ist der an Körper nicht viel gi-össer als ein eni'opäischer Hase 
ei-scheinende Zwergbuschbock (Seotragtu Uemprichii)^ im gesammten 
erytraeischen Gebiet von den Eingeboi*enen ^Digdig" genannt. 
Das niedliche Thierchen tiiftt man überall, w*o nur einiger- 
maassen seine Existenzbedingungen vorhanden sind, namentlich 
an liewachsenen Ufern kleiner Gewässer, und in bosketartig ge- 
schlossenen Einzeldickichten. Auch liei dieser Art besitzt nur das 
Männchen kui-ze schwai*ze Hörnchen mit schwachen Kingewulsten. 
Der Zwei-gbuschbock tnlt stets paiirweise auf. 

Alle kleinei-en Antilopenarten sind in verhältnissmässig grosser 
Zalil vorhanden, würden aber, da ihnen von den EingelM)renen 
gar nicht nachgestellt wii*d, noch viel häufiger vorkonnnen, wenn 
ihnen in den ausseit)nlentlich mannigfaltigen liaubthicren nicht so 
viele Feinde . erwüchsen. Ks überwiegen natürlich t\U*. kleineren 
Allen wie Schakale. Wildkatzen u. dgl.. al»er auch Hyänen und 
Leoi>anlen stellen ihnen nach, und .stellenweise gesellt sich hierzu der 
\J)\\'e. Alfred Brehm hat noch bei hellem Tage den Löwen in der 
Samchara gesehen. Augenblicklich ist davon allerdings keine Bede 
mehr, doch hört man ihn noch allnächtlich bei Agordat am oberen 
Barka, und man würde ihn auch daselbst leicht bei nächtlichem 
Ansitzen am Wasser zu eiiegen «ielegenheit haben, l'ns war 



97 

dieser einzige, ftlr die LAwei^jagd sichere Aussichten darbietende 
Punkt leider verschlossen we^eu der damals herrschenden Vieh- 
seuche, ich vei*roag daher nicht zu berichten, in wie weit das 
häufig sein sollende Vorkonnnf'n den Thatsachen entspHcht. Uns 
wui'de von einem italienischen Offizier ei'ziUilt, der in der Um- 
gegend von Agordat allein willnvnd des lct%tvei*f1os.senen Januar 
fllnf Tjöwen erlegt haben wollte. In den übrigen, früher als hanpt- 
• sächlichstes Revier bekannten (hegenden, wie z. B. Ferfer, scheint 
der Löwe heutigen Tags gän/.lirli veixlrUngt. Hei Goho, in der 
Ambessaebene, fand ich frische Spuren einer ganzen Löwenfamilie, 
und an der Einmündung desO>)el in den Mareln in Airesa, schitickte 
uns das Gebrüll der Löwen Nachts ans dem Schlafe, auch fanden 
wii* dort am Morgen frische Spiu'en dicht \m dem fiager. Selbst 
stiess ich auf eine Ijöwin. die am hellen Tage dem Zerlegen einer 
zur Sti-ecke gebrachten Kuduantilope ans der Entfernung zuschaute. 
Ich war aber in Anbetracht des sehr coupirten Teri-ains ausser Stande, 
einen sicheren S<huss auf dieselbe anbringen zu krmnen. 

In der Erytraea wird der König der Thiere überall ei-setzt 
duiTh den viel häufigeren, mordlnstigeren. und den Heerden gefahr- 
lichen Leo|mrden, der mit ansseroi-dentlii-her Kühnheit überall ein- 
dringt, wo es ihm möglich erscheint. Honte zu machen. Demgemäss 
wählt er zum Standquartier vornehmlich solche Plätze, die l)ewohnten 
Orten benachbart, in der Nähe von Weidestellen gelegen sind, 
und richtet manchmal anhaltende und grosse Veinvü-stungen an. 
Die Eingeborenen stellen ihm natürlich mit grosser Erbitterung 
nach, nmsomehr, als er da, wo er einmal Mensrhentleis(*ii gekostet, 
dieses jeder anderen Nahrung vorzieht, was durch vei-schiedene 
Fälle während meiner Anwesenheit bewiesen >N'ui-de. Man fängt ihn. 
wo es angeht, mit Hilfe der früher erwähnten drei MethtNten, der 
Holz- und Steinfalle und der Haumschlinge. Wir hatten guten 
Erfolg mit unseren gi*ossen Tellereisen, da der Leopaid niemals, um 
sich daraus zu befreini, das . in dem Hügel befindlirhe Hein ab- 
zubeissen pflegt, wie es das kleinere Raubzeug thut. Im (-iegen- 
theil ist er stets bestrebt, mitsannnt der Falle so weit wie möglich 

zu entkommen, untl das versucht er bis zu dem Momente, wo sich 

7 



9g 

<ier Anker iipfnd^ie festhakt. Bei der Xachsache «tOrzt er »ick 
regelmässig, so weit es ihm die Schwere der Falle erlaubt, auf den 
Verfolger, und man thut gut, eine ge^i.<se Vorsicht zu beobachten. 
Der Leopard verfugt über eine ganz erstaunliche Kraft. Auch 
son^t trifft mau ihn zuweiten Tags &ber auf seinen Raubzügen an, 
«»der man findet ihn in einem Busche otier zwischen Felsen ver- 
steckt, auf Beute lauentd. Alsdann kann er erlegt wenien, da er 
sich, wenn angeschossen, fast immer dem Schützen stellt. Das 
Haarkleid des lieoparden S4*heint hinsirhtliiii der Färbung, je nach 
dem iiebiete. in welchem er sich auf/nhalten pflegt, ^stimmten 
AlWinderungen unterworfen. Bewohnt er die heisse Kl>ene. so ist 
dassell»e hell, fast nur weiss und gelb mit mattf r /eii-hnung. hat er 
in bergigem. l»ewaldetem Terrain und bei geringeren Tem|H»ratur- 
graden seineu Aufenthaltsoll. si> ist das Fell Wdeutend dichter und 
länger behaart, ins Rothliche o^ier Braune besonders auf dem Kücken- 
streifen übergehend. üWrhaupt so viel dunkler, dass man oft geneigt 
ist. in dieser Abänderung eine eigrene Varietät zu vermuthen. 

Eine zweite Mi^clichkeit nach Dr. Mate hie wäre, dass man 
es mit zwei versi^hiedenen l^>kaIfonuen zu ihun hat. wovon die 
hell getarbte. mit kleinen Flecken ge/.eithnete. lediglich an der 
Küste auftritt, die dunklere mit grosseren Fleeken hingegen dem 
Innern angehört, jedenfalls die Knstengebiige nieht ül»ei>chreitet. 

Den Geparden ixier .lagdleopanlen lialn» ich niemals beobachtet, 
auch scheint dersell»»? nicht in die Fallen gehen zu wollen, nur ein 
einziges Exemplar, das von einem KingeK^renen erlegt worden, 
wurde mir in Mai Mafales gebracht. Die Eingeln^renen nennenden 
Lei^p;irden «Ximr-. oder -itisela". die dunkelbraune. f;ist schwai-ze 
Varietät des zentral -abyssinisrhen Hachlandes scheint innerhalb 
der Kolonie nicht vorzukommen. 

Eine Wildkatze, die mit dem I^>pai"den eine gewisse Aehu- 
liclikeit hat . wenn auch l»ei Weitem nicht die lirT^sse erreicht, ist 
der Ser>*al. dei* im südlielien Afrika vorkonnut, aber aneh im ge- 
sammten tropischen Gebiet des Welttheils und hier im Noi-dosten 
bereits von Heuglin l>eobathtet wonlen ist. Ich i^ersrmlich fand 
•IfU Serval Wi der Sella Aml>ella»*o. in Kei*en. in der MaivbelN^ne 



99 

nnd bei Godofela^si. wo er auter anderem M einer Antiloiieniiüi-si'Iie 
erlegt, miitle. Es stellte der Hund des dort konunandirenden Ka- 
pitäns Folchi an einem Moi-geii zwei dieser Thiei-e im hohen Grase, 
und beide konnten zur Sirei-ke gebracht weitlen. In die Fallen 
ging der Serval nicht, \ielleicht weil die Xie<ren lllr ihn eine zu 
unifangi*eiche Beute ausmachten, vielleicht al>er auch, weil er minder 
beutegierig und mordlnstig ist als der Leojmrd. Jedenfalls wechselte 
in Goho allnächtlich ein Serval au unseren Fallen vorüber, ohne 
von densell»en Notiz zu nehmen. Nach meiner Krl'ahrung nennen 
die Abyssinier das Thier «Newer-Golgol"; Brehm tuhrt diesen 
tip-inisch-abyssinischen Namen tür den Geparden an. 

Von anderen Wildkatzen erlegte ich zwei Arten, von denen 
die eine mit Feüs manicuhito (Rupp.) identisch ist: dagegen ist es 
mir noch nicht geluujren die andere zu klassitiziren. /•>/« mani- 
cuiitta, von tler (i rosse des ägyptischen Sumpllnchses, ist ganz 
äliulich wie dieser getürbt. auf dem Bauche Sihnmt ziggelb, ins 
HiUhliche hiniiberspielend. auf dem Rücken grau mit dunklerer, 
röthlich wellentVumiger Zeichnung: ferner mit einem rothbraunen 
Streifen längs des Kückens, und einem dünnen langen, in eine 
schwarze Spitze auslaufenden Schwänze, der am Ende drei schwarze 
Ringel otier Querbiudeu hat. I>ie Vorderextremitäten zeigen diese 
Querbinden elienfalls. die hinteren weniger deutlich ausgeprägt. Die 
zweite Art ist kleiner. sihmutzig\veis> bis ockergelb von Farbe, und 
schwach wellentV»nnig gezeichnet, mit dunklerem Streifen läng* 
des Rückens, am Bauche weissliih gelb, während der kürzere 
Schwanz drei schwar/e t^nerbinden aufweist, und ein schwärzlicher 
Ring um den Hals herumgeht. Eine ähnlich gefärbte Katze hat 
Nowack als F. Haijtnbtckii beschrieben. 

Schliesslich sei erwähnt, dass die Fallen auf der Hochebene 
von Kohaito. also in einer H«»he von mehr wie 2jO0ni. den Karakal 
(Caracül nuhicuf) ergaben, eine in hellbräunliclnotlier Färbung auf- 
ti-etende Luchsait. die im ganzen tropischen Afrika zu Hanse ist. 

Von sogenannten .Schleichkatzen waren ääufig die Zebra 

manguste (Crouarchut /tttciatus), uud die schlanke Mangaste (l/erpeatet 

gratilit), ferner eifte dem Ichneumon ähnliclie uud demsellien au 

7* 



100 

I 

Grosse gleiclikonimende, unr heller gefärbte Art. die diiR'h eiuen 
«ehr boschlgen, in eine weisse Spitze auslaufenden Schwanz aus- 
gezeichnet ist. (Ilerpestti alhieordal — ) 

An gleicher Stelle mOchte ich noch das Erdeichhom (Xenu 
rutilus) erwähnen, femer eine andere Art mit je einem weissen 
I^angsstreifen, der sich vom Halse über den Oberarm bis zum Ober- 
schenkel hinzieht (Xems leucumbrenug), nnd schliesslich das bunte 
Hörnchen (Xerui multicolor). 

Von Hyänen erbeuteten wir ebensowohl die gefleckte Ifyaena 
crocuta, als auch die Streifenhyäne (Ilyaena striata). Die erstelle 
war bedeutend häufiger als die andere, deren Verbreitungski*eis 
sich über das nördliche Afiika erstreckt. Die gefleckte H^'äne, 
die beträchtlich grössei-e und stärkere Art, pflegt die gestreifte, je 
mehr man sich dem Aequator näheil, in immer vollkommnerem Grade 
zu verdrängen. Wir waren daher erstaunt, in Schalote und Ferfer 
beide Arten zu gif icher Zeit in den Fallen zu sehen. Sonst 
bemerkten wii- die gestreifte Hyäne nicht weiter, wogegen die 
andere nirgends in der Nähe menschlicher Ansiedlungen zu fehlen 
scheint. >Kt ziemlicher Sicherheit erbeutete man sie. sei es, dass 
die Fallen mit einem Aase in Verbindung gebracht waren, sei es. 
dass eine Ziege als I^)ckspeise diente. Keren ist ein von jenen 
Thieren ganz besonders bevorzugter Platz, dort kamen sie all- 
nächtlich bis in das Innere unseres Lagers. Bei Tage sieht man 
sie fast nie, bei Dunkelheit hingegen führen sie ihre Ueberfälle mit 
gi'osser Kühnheit oft in grossen Hudeln zusannnenjagend, auf Maul- 
tliiere und Kühe aus. In Ferfer war ein Leopard im Tellereisen 
mittelst einer Ziege gefangen worden, nnd ti-otzdem derselbe sich 
wüthend gebärdete, war es einer Hyäne denn(»ch gelungen, die Ziege 
kaum 1 Fuss vor dem Rachen des lieopanlen zu <*ntiühren. Im Eisen 
gefangene Schakale wurden fast regelmässig von Hyänen weggeholt. 

Die Schakale, besonders die sehöne schwarzrückige Art. der 
Schabi-ackenschakal (Canis variegatus), sind übeiall häufig, kommen 
aber in allen möglichen Variationen nnd Uebei-gängen vor, die an 
den. gewöhnlichen Schakal (Canis auretu) oder an den Schakalwolf 
(Canis anthus) erinnern. 



101 

Hyänenhnnde (Canis pktua) fanden wir nicht, ebensowenig die 
in Aeg>'pten und Xubien ho hänfigen Fuchsarten. Nur anf einige 
Baue stiesst^n wir hier und da. welche einer Art Fenek (MegahUt) 
anzugehören scliienen. 

lieber die Atien, den Mantelpavian (Cynocephaht» hamadrya$) 
liabe ich bereits in Itezug anf die Jagdweise Einiges mitgetheilt, 
ausser diesen sind es noch die >reerkatzen, die in gleicher Weise, 
wenn nnch nie in so grossen Scliaare«, die Aeste der Bäume be- 
völkern, wie die Paviane die felsijcen Bergpartien. 

Kill eigenartiges Tliierchen ist der Klippschliefer (Hyrax), 
Dieser kleinste Verwandte des Uhinozeros, eine sehr alteithUmliche 
Imhih, über deren Stellung in der 'J'hierwelt noch nicht absolnte 
Klarheit herrscht, ist mehr oder weniger rib«*rall. Er bewohnt die 
1^'elsspalten und Klüfte ihm ansagend gefonnter Bei-ge und Hügel 
in zahlreichen Trupps, und bietet leichte Beute. Tieider ist .sein im 
Uebrigen wohlschmeckendes und zartes Fleisch in Folge der vielen 
Bandwürmer und anderer Parasiten, die sie enthalten, nicht 
empfehlenswert]! zum (lenusse. 

Von anderen (-leschöpfen erlegte ich eine Riesenschlange, die 
nicht häufig zu s<'in scheint, und nur 2 Mal üben*aschte uns eine 
Giftschlange, (?) also ebenfalls ein .seltenes Auftreten. Man darf 
aber die .lahreszeit nicht ausser Acht lassen, in der wir i*eisten, 
eine E|)Oche der Knlie und Krtödtnng der Xatur. die deijenigen 
des Winterschlafes unserer noidischen Thiere entspricht. Krokodile 
waren, wie erwähnt, ' in der trockenen Jahre.szeit im Kazetai und 
Feiler; sie .st>llen häutig .sein in einer Wa.sserstelle des Mareb nahe 
l»ei Godofelassi. Zur Kegenzeit spielen sie jedenfalls eine giusse Rolle 
in .sämmtlichen Flüssen Abyssiniens. 

Auf einem Inselberge in der Ebene el Gedem Baua sah ich 
anf dem Gipfel eine Rrdire. und stie.ss bei dem Graben anf eine 
giusse Landschildkriit«», die ihren Winterschlaf hielt. Der Schnabel 
war kurz und etwas spitzer wie bei der RiesenschildkrOte. Es war 
unmöglich, ein dem Thiere zusagendes Futter ausfindig zu machen. 
es also lebend zu erhalten. 

Von Fis<*hen bemerkte ich in den znrückgebliebenen Ti\mpeln 



102 

des Mareb Miglich den gewnlinlicben Wels, bis zu einem Fnsfi 
Tiilnge. Die Kinwobiier faiifren ihn dnrrh Vergiften des Wnssers 
vennittelst giftlgiM' lianmi-indc, durch Ausstreuen von Samen der 
Tephroiia Vogetii oder der abyiisinlschen KOnig;skerze (Verhoicum 
ternaeha), worauf sie die an die Obertiache g^etriebenen Fische in 
einfachster Weise einsammehi. Zur Mittagszeit erscheinen die Welse 
ausserdem am Ksinde des Wassers am Tfei*, und können leicht mit 
stocken todt^esclilagen werden. 

Aus der Vogehvelt möchte ich zunächst die gi*össte Art nach 
dem strausse, eine IMescnti-appe (Otit arah») hervorhel>en. Feh fand 
sie in der Kl)enp des Mansnra. in Scliegolgol Mantai, und spfiterhin 
auf dem .AFai-sclie von Ferfcr nach Othal. Die Trappen waren ver- 
einzelt oder in kleinen Trupps, aber nicht gerade selten, sodass es 
in Ei*stannen setzt, dass von ihrem Auftreten im dortigen Gebiet 
bislier so wenig bekannt gcwonlen. 

Die grossen Vögel sind sehr scheu, und daher s<-hwer an- 
znpurschen. Häufiger und allgemeiner ist die bedeutend kleinere 
Otts meianogaster (Riipp.), die vereinzelt in den westlichen Theilen 
der Kohmie ihren Wohnsitz hat. Das Gefieder di«*ser Trappe kann 
narh Alter und Ge.*iclilecht sehr ver.«<chifden sein. Das alte Männchen 
ist unter <lcr Kehle, unter dem Hauche und unter den Flügeln 
kohlschwai-z, während das Weibchen an diesen Stellen wie auf dem 
liüeken eine isal>ellfarbige Zeichnung trägt. D&< Kleid des jungen 
Männchens ähnelt dem des Weibchens. Viel häufiger, und überall 
geradezu gemein, ist der auch in Aegypten und Xubien so verbreitete 
Dickfuss (Oedicnemus senegalemis). Von Kibitzarten kommen Sporen- 
nnd r.appenkil>itz vor, ferner der euiopäische, Vanellun capella, nnd 
eine vicHe Art, die ich leider nicht Wstinunen konnte, da das prä- 
parirte Exemplar verloren ging. 

Kegenpfeifer und Austernfischer sind an den (testaden des 
Kotlien Meeres häufig. 

Besondei-s ergiebig war die Jagd auf kulinaris(*h venverth- 
bare Hühnerartep. Sie fehlten nirgends, .sodass sie auf der 
Suche, wie bein^ Ansitzen am Wa.ssi*r bei einbrechender Tmnkel- 
heit mit grosser Lei<rlitigkeit und in gi*osser Menge erlegt 



werden konnten. Kh war in evsUtr Linie bei dem nubinclien Perl- 
linline der Fall, da» in rciclien <Je8ellMc1iaflen bin zw Handerten 
nnznin^fft^n ist. Von I^Vanc/OlIncn nnteiwliicden wir vier Arten, 
welche übii^ens im Geg:ensat%e xnni Perlhniin und den Mughtthnem 
nie in nnmittelbarer Nähe 'von Wasserpliltzen bemerkt wurden. 
Das gi"ö8ste Francolinhnhn. das doppelt gespornte FraneoUnut »harpH 
(Grant) ward nur in der (»egend von Kohaito angetroffen, allgemeiner 
waren FrancoUnu» Clappertom und **mv illniliclie Art, wahrscheinlich 
guHurali». Diis rothkehlige I*Vancolin (liemütea leucoicepu*, Gray) 
gleicht in seinem (lebahren dem finopäisrhen Hebhnhn, nur bevor- 
zugt es unter allen rnistäiiden die mit (lestrüuch bewachsenen 
Strecken. SHn Vorkommen scheint kein allgemeines, sondern mehr 
lokal lieschränkter Xatni* zu sein, wie in Arresa und bei (vodo- 
felassi. 

Von s(rhmackhatlestem Wildpret waren unter den verschiedenen 
Hühnerarten die klein(*n l'lughühner. unter denen ich Pterochs exuttus 
und /*teroetes Lichtensuinü wahrnahm, die gemeinsam in grossen 
Flügen gegen Abend beim Wasser einzufallen pflegen, und nach 
kaum einer Minute ebenso schnell wieiler verschwinden wie sie ge- 
kommen sind. Solche Schwürmc* ziililen manchmal nach Hunderten, 
und es genügte ein Mal ein einziger Schuss in der Dämmerung, um 
dreizehn der Thiere auf ein Mal zu erlegen. Hei 'l'age findet man 
sie auf sandigen Kbeneu zerstreut, sie sind aber schwer zu entdecken 
durch ihr dem jioden voUkomnuMi gleichfarbiges Federkleid. 

Bei der reichen Knt Wickelung, die die gefiederte Welt in 
Abyssinien gefunden, kajin die Menge der Haubvögel nicht über- 
raschen. Obenan stehen die tieier, von denen der Schmutzgeier 
mehr an dei* Küste, der Mi'inch.Kgeier im Innern des I^andes zu 
Hau.se ist. Sie m^hmen alle freien I Mütze in den Döifern für sich 
in An.sprucli, JiedtM'ken dieselben geradezu, um die Rolle von 
Strasseumnigern zu spielen. 

Der einzige Vertreter jener Vogelklasse, der nach meiner Auf- 
fassung ein .\nrecht auf die Bezeichnung edel verdient, i.st der 
prä(*htig gefärbte liämmergeier, der nicht häufig ist, und nur auf 
dem IMatean voll Kohaito erlegt wurde. Die Jagd wird dadurch 



104 

erschwert, dass er kein Aas annimmt, sondern nur auf lebendes 
Wild stösst. Er ist in dieser Beziehung unter den Geiern der 
einzige, denn kaum hat man ein Aas ausgelegt, so ist es schon 
der (it*gensUnd eines anziehenden Kampfes, der sich in kurzer 
Zeit zwischen den enviihnten Schmutz- und Münchsgeiern, zwischen 
dem schön gezeichneten Sj»erbergeier ((»i/ps HSppelW), und den 
riesigen Ohrengeieni entspinnt. Von den letzt geimnnten ist der 
erste dem Gänsegeier nahe ver>vandt, und zeichnet sich durch 
seinen langen nackten Hals aus, der zweite erreicht eine höchst 
ansehnliche Grösse, ist wohl überhaupt dei gewaltigste unter den 
dortigen ]\aubvöge1n. Der Kopf wint an Umfang demjenigen eines 
einjährigen Kehes kaum nachstehen. 

Die Raubvögel 1»ei ihrem gemeinsamen Krasse zu beobachten, 
ist interessant und nicht schwieng, da sie den Menschen, wenn der- 
selbe vorsichtig auftritt, in der Hitze des Kampfes kaum bemerken. 
Ein Schuss genügt dann manchinal. zwei oder <lrei der grossen Geier 
zur Sti-ecke zn bringen. 

Den Sekretär erlegten wir in «ler Nähe von Godofelassi, einer 
der wenigen l*nnkte des (vebietes, an denen dei"selbe beobachtet 
woi-den ist. 

Adlerai-ten sind in Abyssinien . ebenfalls zahlreich veilreten. 
Envähnen will ich nur den schönen Schopfadler, der vom Ara- 
bessa bis zum Mareb nii-gendwo selten ist, femer einen prächtigen 
t^aukler mit intensiv kastanienbrauner bis rother Zeichnung. Ijetz- 
terer ist sehr scheu, und nur beim Einfallen am Wasser zu erlegen, 
jener viel vertrauter, er kann .sogar als der dem Menschen gegen- 
ülier furchtloseste unter allen Adlei-ailen bezeichnet werden. 

Die Falken. Habichte und Weihen sind zu mannigfaltig und 
zu artenreich, uni sie an dieser Stelle besprechen zu können. 

Von Enlen war es lediglich der afrikanische Kleckenuhu (liuim 
lacteus, S(epfi), ,.Gunga" in Tigiinja genannt, der mir zu (lesichte 
kam, sowie der kleine Uhu (Bubo cinerascens). 

Der Sumpf- und Wasservögel habe ich bereits bei Massaua 
gedacht, ich ziehe es vor, anf dieselben auHi fernerhin nur ge- 



106_ 

leg^ntlich, and je nach dem Orte ihres Vorkommens aafmerksam 
zu machen. 

80 bleiben noch die kleineren VOgel zn besprechen, and hier 
hat uns znnilchNt eine eij^entliilmliche (tinpiie zu lieschllftif^tMi, die 
dtT Gegend ihr besonderes (tHpiiljjfe aufdrückt. Die Nashorn\%e1 in 
ihren Vertretern sind ülierall: auf dem Jioden, in Strüucheni und auf 
den BRnmen, aiiflallend lUuvh ihren anverhUltnissmilssii; entwickelten 
Schnabel, durch ihre gering:«? Scheu vor dem Menschen, überhaupt 
durch ihr sonderbares, oft scherzhaftes (leliahren. Der grösste ist der 
majestätisch einherschreitende, „Aba (iumba**, der srhwarze Homralie 
der Al»yssiiiier (Uucorax abyainicu»). In der XUhe von bewohnten 
Plätzen, und überall, wo er vom Menschen Verfolgnng«'n zu erwarten 
hat, ist er äusserst scheu, anderwärts wiederum, namentlich falls er 
noch keine Schuss wallen kennen gelernt, zeigt er ein entgegengesetztes 
Verhalten. In Abyssinien soll er ab und zu als Haust liier ge- 
halten werden und dann vollkommen zahm sein. Ich selbst heilte 
einen ange.scho.ssiMien Aba (iumba aus, und dieser zeigte .sich den 
Men.schen gegenüber ziemlich zutraulich, er schnappte niemals nach 
einem seiner Pfleger, wogegen er Hunden gegenüber sich recht jäh- 
zornig äussei-n konnte, (ilücklich bis Kuropa gebracht, veiendete 
mein Aba Tiumba nach kurzer Zeit in Folge einer Erkältung. Die 
übrigen viel kleineren Nashornvögel sind Toccu$ natutus, Toceu* 
eri/throrhynchus, Toccus Jfemprichii (Ehrenberg) und der gelbschuäblige nur 
zwi.schen Kohaito und Msyo bemerkte fhieeros flaviroHtri» (Hupp,), 
Ausser diesen gehören zu den auffallendsten Krscheiimngen unter 
der Vogelwelt der Krythraea, der prachtvolle Helmvogel (Curythaix 
leucotia) und der Pisangfresser (Scfnzurbis zonums). 

Einige wenige l'apageienarten seien noch erwähnt. In den 
Ebenen des obei-en Harkas tritt sehr häufig der Halsband.sittig auf 
(Piiittaeut dociUn), Der Piittacus Meyeri (H'lpp.)^ ebenso der kleine 
gil\ne Papagei mit intensiv rother Zeichnung zwischen Schnabel und 
Augen, und einem eben.so gefärbten S(;linabel (Atjapomii tarantae), 
liewohnt dieselben Striche, wo die vielen Domiialmen erwünschte 
ZuttudititöUitUtn gewähren. 

//?// Aehi-e imii die.ser, ineAueu\laRv\\w\vYifvv^«vv v^^wX^wvA^^w 



106 

Abschweifung zn anserem Lager in Goho zarQck. Zunächst hatte 
ich im Sinne, dasselbe fQr einige Zeit an den Mareb zu verlegen. 
Rei diesem Vorhaben stiess ich auf den entschiedensten Wider- 
istand seitens der Dembelaser. Es bestehe bei ihnen der Glaube, 
so behaupten sie, dass wer die Nacht am Mareb znbiinge, in der- 
selben von Gott getOdtet werde. Meine Absicht wäre im Ausführungs- 
falle die gewesen, die Träger am Mareb zurückzulassen, und mit 
den Beni Amer nach dem zunächst gelegenen Dorfe Tule der liazen, 
und von da ans bis zu dem grOssei'en Mai Daro vorzudringen. Aber 
amh die Beni Amer, mit Ausnahme des Ibrahim, weigerten sich 
schliesslich, mich zu begleiten, Ibrahim allein erschien uns wenig 
zuverlässig. Ich mnsste daher vorläufig von dem geplanten Besuche Ab- 
stand nehmen, trotzdem ich der festen Ansicht bin, dass die Bazen 
keinerlei Feindseligkeiten gegen uns Europäer im Schilde gefilhil, 
im .schlimmsten Falle ihr Dorf bei unserer Annäherung verlas.sen, 
an einen Ueberfall nicht gedacht hal)en würden. Diese meine 
Ueberzeugung nützte leider wenig, denn elienso fest waren unsere 
Begleiter in dem entgegengesetzten (ilauben, allein aber war ein 
<iang dorthin unmöglich. St^hr gerne würde ich Einiges Ül>er das 
interessante, mit allen andern Stämmen verfeindete, und aul sich 
allein angewi<*sene Volkchen aus ihrem eigenen Munde eifahren 
haben, denn nirgends weniger als in diesem Falle schien es eine 
leichte Aufgabe zu sein, Wahrheit von Dichtung zu trennen. Das 
einzige, was mir indess zu thnn übrig blieb, war eine List, duiTh 
welche ich den Muth der Träger zu heben vermochte, die ausser 
den Bazen noch einen aby.ssinischen Deseilehr (d. h. 'ein mit den 
ihm von der italienischen Begierung anvertrauten Gewehren und 
I^enten durchgegangener C'hef) fürchteten, der mit seiner Räuber- 
bande etwas oberhalb am Mareb hausen sollte. Ich gab vor, den 
Mareb nur gelegentlich eines .Tagdausfinges zu besuchen, um ihn 
soweit als möglich zn begehen, immer in der geheimen Hoffnung, 
auf diese Weise unvorhergesehen mit Bazen zusammenznstossen. 
Eines Morgens brachen wir mit den Beni Amer und einem Theile der 
Träger zum Mareb auf, gingen den Mai Lam in westlicher Richtung 
hinunter, und fanden beim Platze Scherbet (Tigrinja: ^Sada. U^\i8i**\ 



107 

eine ausgetrocknete WasnerBtelle, die in Mhei-en Jalti'en das 
Wasser den Winter ftber gehalten hatte, unp^efilhr 200 m o1)erhalb 
der Mnndung des vorher erwähnten Gauetiai. Das HosHliett 
wird breiter, nnd es beginnen zu Seiten des Rinnsals wieder 
Dompalmen. Bei einer Hiegfon^ des f'hors nach SW. stossen wir 
phU7.1irh auf Bazen, die bei nnserem Erscheinen srhlennigst die 
i^'lucht ei-greifen. Ein flli'chterliclies (teschrei der Unsrigen versucht 
diesellien znm Stehen zu bewegen, aber eifolglos, sie waren in der 
nilrlisten Sekunde verschwanden, auch meine vorausgesnndte Spitze 
war nicht im Stande gewesen, dieselben zu umgehen, (iteich darauf 
kamen wir an eine Wasserstelle Mareb-Rnti. und da fanden 
wir frische von den Bazen gegrabene Brunnen, die gutes \\'asser 
enthielten. wUhreiid von >[enschen nur Fussspuren* sichtbar waren, 
die allei'dings darauf schliessen Hessen, da.ss sich das liUger mit 
Weil»ern, Kindern und Vieh in der Nähe befand. Während die von 
uns gesehenen Männer entftolien, hatten sich die übrigen wahrschein- 
lich im hohen (trase. versteckt. Nach dreistündigem Marsche, von 
(voho gerechnet, g:elangten wir an den Eintluss des Ambessa oder 
Mai Ijam in den Mareb. Die Stelle wird angezeigt durch einen 
Hain von schönen Dompalnien, leider etwas zerstört durch einen 
Brand, der bei nnserem Eintreffen noch nicht erloschen war. Der 
Mareb tliesst hier nach NW., dann nach N., hat ein .sehr .schwaches 
(iet^llle, und llllirt im Bette felntiu Sand. Die Breite des Rinnsals 
nmg ungetlUir <K) bis 70 m betragen. Otlenes Wasser zeigte er auf 
den besuchten Sti-ecken nicht. Bald Hessen .sich wieder einige Bfizen 
blicken, al»er auch sie ergriffen unverzüglich die Flucht, und konnten 
ti-otz aller Mühe und aller Zurufe nicht veranlä.sst werden. Halt zu 
maclien. Wir gaben daher bald die zwecklose N'erfolgung auf. 

Die Ebene erstreckt sich nicht bis an das Trockenbett des 
^fareb, vor der Einmündung des ^iai Lam rücken die Bei^gketteu 
näher zusammen, und schliessen den Mareb von beiden Seiten eng ein. 
Wir ritten einige Kilometer hinunter und ebenso weit hinauf, später 
wollten wir durch Ueberschreiten der Hügelkette die Ebene wieder 
gewinnen. 

Von der ^ründ\ing des Ambessa aus gesehen, He^ südlich der 



106 

Berg Mofta Ukai, von den Beni Anier „Debret Kareb" genannt^ der 
dorch seine Höhe das umliegende Gebirge bedeutend Qberragt. Der 
Mareb beschreibt nngefär 3 km oberhalb von Mareb Nnss eine scharfe 
Hiegung nach O., ond dort verliessen wii* ihn, um nach NNO. Qber 
i'oapirtes, Anfangs mit Fächerpalmen, später mit Akazien liestnndenes 
Tenain den liöhenzup: ftbersteigend, nach Scherbet zurttckzakehren. 
Die Mareliregion erscheint mit ihren theitwcise Hchroflen nnd steil 
abfallenden Ikrgi)ai1ien wie geschaffen, die Ikwohner zu isoliren nnd 
ihr («ebiet nn/.ugänglich zn machen. Tr(»tzdem hatte dieser Anstlng den 
Mntlt meiner Tesfa sichtbar nen belebt, so dass ich am Abende darauf 
fiist ein Opfer ihrer Waghalsigkeit geworden wäre. Als ich 'näm- 
lich spät heimkehrend einige Schüsse auf eine gerteckte Hyäne ab- 
jregeben hatte, sttinut«*it sie von allen Seiten herbei, in der Meinung, 
die liaxeii .seien gekommen, und man müsse mich aus ihren 
Händen befreien. I/cider war das Strohfeuer am nächsten Morgen 
wieder verram*ht. Selbst mit ttewalt vermochte ich nicht die 
freute länger zurückzuhalten, ich musste mich also wohl oder (ibel 
bis auf Weiteres mit diesem kleinen Stücke des Mareb begnügen, in 
der HfHiiiung. bald mit anderen Trägern zuiilckzukehren, oder da 
auch dies nicht gelang, ihn an einer anderen Stelle zu besuchen. 

Die Temperatur bei Uoho mochte im Durchschnitt .-Jö— iJ8® (*. 
l>etragen haben, der Himmel war daliei zeitweise bewölkt, es er- 
folgten aber keine Niederschläge. 

Am 20. Mäi*z kehrten wir nach Mai Lam, und am 90. nat^h 
Mai Mafales zurück. 

Hevor ich diesem Ort den Hucken kehre, möchte ich auf die 
Kirche und ihre Ausstattung zurü(*kkomnien. Die Kirche flihil 
den Namen „Kedfin-emheret**, d. h. Gelöbniss der Barmherzigkeit, 
und ist auf einer in der Mitte zwischen den Dörfern gelegenen 
Bergkuppe erbaut, umgeben von einem Haine angepflanzter Euphor- 
bien, die einer ,.Kontsc.heb**« genannten Art C-^. TYrucoWO angehören. 
Kine niedere Umfassungsmftuer schliesst den geweihten Kaum mit 
den l^änmen von der Aussenwelt ab. Der Eintritt, wenigstens in die 
ausseien Häume, ist allen Christen, .sowohl Männern, wie Weibern 
und Kindeni erlaubt. Eine kleine Priesterwohnung liegt neben der 



Kirche. Die Gesanimüsali) der in Mai Mafales thfltigen Priester koU 
zehn betragen, darnnter ein „Mernhir" oder Oberpriester, der in 
{n*ö8seren KiiTlien „Abat** genannt wird. Die abyssinischen Priester 
tragen in ihrer (Tesaninitheit als Mnsseres Merkmal eine ehemals 
gelbe Filxkappe, am die /aweilen ein l'urban gewickelt wii*d; in 
der Hand haben sie stets einen Rit'genwedel. Ein gi-osses Messing- 
krenx. das Sistrnm, eine Srhellengabel, genan von der alten 
(testalt des dem Knltus der Isis entnommenen Instrnments, dient den 
I^'iestern, um sich mit demselben bei den rituellen Tänzen zw 
akkompagniien. Auch der Sonnenschirm gehört /.n den nnver- 
meidlichen AusstHttnnfrsstürkeu, durch die nmn den l*riester von 
Weitem erkennt; als letztes daif nicht vergessen wei*den die 
nie aus ihren HUnden weichende Sannnelbüchse tllr OJeld. Den 
unteren Kangstnfen ist das Ifeirathen bis zu ihrer Weihe gestattet, 
späterhin krmuen sie die Krlaubniss hierzu nicht mehr erlangen, 
daher auch eine zweite Meirath i»ach dem Tode der ersten Kran 
nicht wieder eingehen. Ks sind dieselben Vorschi iften, die in allen 
orientalischen Kirchen dVltung haben. Die WlU-den vom Menihir 
und Abat an aufwärts unterliegen dem obligatorischen Zölibat. In 
den Hof räum der Kirche, welcher mit verschiedenen Bäumen 
bepflanzt ist, und zugleich als Reei-digungsplatz dient, tritt mau 
durch ein genmuertes viereckiges ('lemach. an dessen Wänden 
ringsherum eine Sitzrampe verläuft. Ks ist der Anfenthaltsranni 
fTir von dem Priester unterrichtete Schüler, für gewohnlich alier 
wii*d die Schule im Freien abgehalten. Die Kirche selbst ist ein 
steinerner mit Lehm beworfener Itnndbau mit kegelförmigem Spitz- 
dach aus Sti-oh. In ganz Aby.ssiiiien er^setzen gro.<«se balkenftninige 
Steinblöcke die (blocken. Sie .sind vermittelst Baststricke lose an 
einem Holzgestell, gewöhnlich zu vieren aufgehängt, und wei*den 
mit einem kleinen .steine, den nmn in der Hand hält, an- 
geschlagen. Die Steine bestehen aus eiiu'r harten Schiefer- 
masse vcni hellgrauer Kärbinig. und .sind von solcher Klangfarl»e, 
-dass die lieiden oberen fast gleich gestimmt sind, die unteren 
aber je ««ine Oktave höher nnd eine Oktave tiefer stehen. Der 
Priester schlägt zaerst den tief gestimmten Stein, dann die beiden 



110 

in ^[leieher Tonhöhe, die sich aber wie Dur zu Moll verhalten, 
schliesslich den hohen und wieder den tiefen, in dieser Weise fort- 
fahrend. Der helle Klang, der von den Steinen ansgreht, ist ausser* 
ordentlich weithin veniehmbar, und dient zum Versammeln des 
Volks, er enunert an den von einem Glaspokiil ausgehenden Ton, 
wenn man mit dem Fingerknöchel daran schlügt. Solche Stein- 
prlocken sind noch heutigen Tags im Peloponnes im (Tebrauch. und 
werden daselbst «Salandria** genannt. Auf welche Alt dieser 
lirauch sich nach Abyssinien verbreitet haben mag, ist ein 
KiitlK^l, denn das Christenthum stammt nicht aus der giiechischen 
Welt, sondern von Aegypten. Die Klingsteine weitien nicht -etwa 
in bestimmten Lageni anstehend vorgefunden und gebrochen, viel- 
mehr ist ihr Erwerb vollständig Sache des Zufalls. Man findet die 
Blöcke in den Thäleni zwischen anderen derselben Art, die ton- 
los sind. Durch Abschlagen von Stücken verändert sich die Ton- 
art des klingenden Steinbalkens, oft aber verliert derselbe dadurch 
überhaupt seinen Ton. Ks ist zu verwundern, dass die vielen Reise- 
beschreibungen und Schilderungen, die Abyssinien zum Gegenstande 
haben, dieser steinernen Toninstrnmente niigends ausführlich und 
oft kaum andeutungsweise Erwähnung thun. 

Beim Betreten des Hundbans hat nmn ein zweites steinernes, 
aber vierkantig angelegtes Gemach vor sich, das lingsum von einem 
ungefalu* 2 m breiten Rundgang umgeben ist. Die Aussen wand des 
Innenbaus, der den nur für die Prie.ster bestimmten 'Hieil des 
Heiligthums dai*stellt, ist geweiht, und auf der ganzen Fläche mit 
allegorischen, ausseist farbenprächtigen IMldern bematt, die von 
der Hand des selir geschätzten al>yssniischen Kirchenmalers 
Alka Lukas aus Adbara 'herstammen, und vor fünf Jahren, 
gelegentlich der Kircheni-euovatioii angebracht wurden. Solche 
Malereien geben Zeugniss v»>ii der naiven religiösen Auffassnn*?s- 
weise der Abyssiiiier, und bieten hierdurch Interesse genug, um 
ein näheres Kingehen darauf zu gestatten. In meiner Beschreibung 
der Gemälde folge ich natürlich den mir von den Priestern ge- 
srebenen Erklärungen. Rechts von der Eingangsthür zum Aller- 
heiligst »-ii selten wir zunächst einen italieni^ichen Offizier, Tenente 



111 

Giardino soll es vorteilen, mit dem Bimba^ch Gualgja, welch* 
letzterer die Kosten des Malers j^etragen, beide amgeben von 
abyssiiiischen Soldaten, und daneben eine Kirche, einige Frauen 
und der Ras Uelde-Michael. Hierüber schwebt die Jungfrau 
Maria mit dem Christusktnde, bewai'lit von den Fürzengeln Michael 
und (labriel; die Geburt rhristi ist dar^festeltt in Verbindung mit 
einem Ochsen und einem Ksel. Tuter diesem Bilde folgt Christus 
am Kreuze und ('linstus nach der Kreuzabnalime, beides in einiger- 
maassen korrektei- Auffassnug. Auf der anderen Seite der Thtir 
ist St. (ieorg auf weissem Rosse, im Begiifte den Drachen zu 
tftdten, von ('hristns. der über ihm schwebt, gesegnet. l)uirh den 
Kampf befreit er ein in der nebenstehenden Palme sitzendes Kind, 
das dem Drachen zur Nalirnng geweiht war. Samuel erscheint ritt- 
lings auf einem liöwen. und darunter stellen die abyssinischen 
Nationalheiligen Tekla Hnimanot und (lebre Menfes-Kedns mit 
Fli^geln und liCOparden. NN'eiter folgen einige Mäi-tyrer zu I*fei-de, 
St. Georg. Merkurins. riaudins, Theodorns und l^'asilides, alle mit 
Ki*euz. I^anze und Schwell ausgerüstet. Die beiden oberen Kcken 
zeigen die Taufe (*hristi durch .lohannes, den Heiland im Wasser 
voller Fische stehend, ferner die drei Heiligen Anania, Asaria und 
Misael. .lene Mäilyrei- haben in ihi-er Begleitung viele Krieger, 
liöwen und .schwarze \egei-. werden aber nicht von ihnen veriblgt. 
.sondern haben sie, wie gesagt, als Hegleitsmannschaft. Der oben- 
genannte ßimbaschi (Sei'geant) mit vielen Soldaten reitet darunter 
auf blauem Ksel unter einem riesigen schwarzen Sonnenschinne, 
ferner sind hier die 12 Apostel theilweise auf den Füssen, theil- 
weise anf dein Kopfe stehend, theilweise liegend, also in höchst 
maleris<'her Grupiurung gezeichnet, in der Mitte .Johannes, dem anf 
Befehl der zweiten Frau des Herodes der Kopf abgeschnitten ist, 
letzterer si-hwelrt seinerseits in der Nähe umgekehrt in der 
Lutt. Weiterhin ist eine Ki»isoile aus den letzten Guerillakriegen 
der Italiener. Der Deserteur Barambaras Ilma, auch Lfgg 
llma genannt, der sich im Diibanegebirge verschanzt hatte, wird 
mit seinen Leuten in einer Schlacht durch den Italien ergebenen 
Chef von DemlM*san, den Degjatsch Hadege "Ambessa vernichtet. 



Gegen Unna leitete im Jalire 1800 der Kapitän Fara die Opera- 
tionen mit Erfolg. 

Hieran schliesst sich ein selir verschiedener Gegenstand 
an: Cluistns mit seinen 12 Aposteln. Ostern feiernd, alle mit Palm- 
zweigen in den Händen, dabei der anf einem Stahle sitzende gegen- 
wäilige Memhir von Mai Mafales. Rs schiesst soeben ein Soldat anf 
einen riesengi'ossen Elephauten, eine Reihe weissgekleideter Jung- 
frauen steht mit schwarzen Sounenscliirmen daneben, ehie ganze 
Schaar von Heiligen, Pantaleon, Licanns, Gerima, Guba, Afsie, Alief, 
Siema, Imata, Aragnui hat weiterhin Anfstellung genommen. YjH 
seien römische Heilige, erklärten die Priester, keine abyssinischen ! 
Die \ierte Seite des Innen baiies zeigt die Dreieinigkeit, versinnbildlicht 
durch drei weissbärtige Greise, es folgt die «Tnngfrau Maria, luxuriös 
gekleidet, mit einer Krone auf dem Hauiite und auf einem Fauteuil 
nihend. dann der Degjatsch Katie .lesus. zwei Elephauten zugleich 
tödtend, wovon der eine auf dem. zweiten steht, der auf dem 
Kücken liegt. Der letztgenannte Chef hat als Vasall der Italiener 
znei-st für diese Keren besetzt, er ist später aber aus mir unbe- 
kannten Griinden eingekerkert woi*den und dann gestorben. Neben 
Kafle Jesus hält Cliristus das hiW'hste (lericht ab, und sehen wir 
die Beerdigung Maria, fenier David mit der Harfe, schliesslich 
den si*hwai-zblau gefärbten Obersten der Teufel (der Teufel erscheint 
nach den Gesetzen der abyssinischen Kii*cheinnalerei steti« blau), 
gehörnt und mit riesigen Zähnen, er ist l>egleitet von seinen Sol- 
daten, ehemals sündigen Menschen. 

Es sind dies die Gemälde, -die die Wände des inneren 
Kaumes nach aussen hin zielen, und die Zeugniss ablegen von 
der eigenthümlichen Versrhmelzung der widersprechendsten Vor- 
stellungen, dit' in den Köpfen der Abyssinier vor sich gehen. 
Die Vermengung der kirrhlichen Welt mit den neuesten Voi-gängen 
der Profa n gesell ichte, die inneihalb dieses afrikanisclfen Gottes- 
hauses vor sich geht, erinnert unwillkürlich an unsere alten 
Kirchen, t\W noch im vorigen Jahrhundert einen Tummelplatz 
für die we1tIiclM»ii Kitelkeiten unserer .\dels. und Patrizier- 
gesclilecliter alijraben, indem man keinen Anstand daran nahm, die 



113 

daraaf lieastt^Jiclien Bildiiinse and Wap|)eiiKchilder ülierall au fi^e- 
weihter Stätte anfzaliRiigen. 

Die Kü'chenbilder von Mai >[afales liefern solcUei'gestalt eine 
interessante Verkörpemng der nenen (beschichte dieser Gegenden 
nnd der hineii»ragt»ndeii Ereignisse nnd Personen. Die Farben 
stehen ohne jeglifhe Vennittelung neben einander, and entbehren 
namentlich der .Schattenzeichnnng. wol>ei die Heiligen nnd ihr 
(lefolge stets en face, die Feinde stets im Pi-ofil gemalt sind. Die 
Todten werden mit geOtl'neten Aagen. alier mit nicht aasgemalter 
l*npille dargestellt. .Tesus sahen wir in dem linken Anne der 
Maria, die Abyssinier scheinen sich also hieran gewöhnt zu ha1»eii; 
seiner Zeit, das heisst vor etwa 400 Jahren wnixle der erste 
italienische Maler, der es wagt*», das Christnskind mit der nn- 
reinen linken Hand in JlerUhrnng zw bringen, gelyncht. 

Zu dem also geschmückten Panme, der iibrigens noch mit 
einem %nm Schutze der bemalten Anssenwände angebrachten, nnd 
dieselben von olien bis nnten verhüllenden Vorhang von dickem 
Haumwollenstoft* einheimischer Fabrikation bedeckt ist, führt eine 
stets geschlossene Tliür. Im Tniieni verdeckt ein roth und weiss 
gesti-eit^es Tuch den Altai*, einen einfachen Holzbau, auf dem 
die tlir die Sakramente bestimmten <iegenstiiiide. Kelch nnd Teller, 
soi'gsam aufgehoben werden. Ileim t Gottesdienste tlihren die Priester 
einen eigentliümlichen Tanz auf. Sie zeichnen sich im Tebrigen nicht 
durch besonders vortheilhaftes Henehmen ans. sind wohl auch in 
ihren unteren Kangstufen nicht im Besitze einer besonders hohen 
sozialen Stellung, wenngleich sie als Rathgeber, Aerzte n. s. w. dienen 
können. 

In gi'osser Zahl erschienen während des Aufenthaltes in Mai 
Mafales aus Nah und Fern Kranke aller .\rt im I^ger. um Hilfe 
zu erbitten, die wir ihnen, soweit möglich, bereitwilligst angedeihen 
liesstMi. Am häutigsten begegneten wir Wunden an den Beinen, eine 
Krankheit« die häutig anftritt. und welche die Kingeborenen . wie 
das auch die Negervölker in Zentralafrika nnd im ägyptischen 
Sudan behaupten, dem feuchten <j rase in der Regenzeit zuschreÜNMi. 
Das IVliel lieginnt'mit einem leichten Schnitte an der l*erse, nnd 



114 

vttnsekil allmälich die IWine inelir und mehr, da es an detdiiüxirendeii 
Mitteln dnrcliaosf fehlt. Mit Sabliiuatwasser iv*urden wahre Wander* 
kuren bewirkt. 

Während unserer Abwesenheit hatte Professor Schweinfnrth 
einige kleinei*e Ausflöge auf dem direkten Wege nach Ferfer, sowie 
nach Meteniniet unternommen. Der erstere führtl^ ihn Qber die im 
Norden von I^la Gesa lieflndliehe Hohe an dem jenseitigen Abfalle 
entlang in dsLS Tlml des Messiam. Soweit man .^inen I^auf von der 
Höhe mit den Blirken veii'olgen kann, flieset dieser ßiieh in noi*d- 
nordwestlicher Richtung. Der Abstieg beträgt öOO— <JCK) m und ist 
etwas beschwerlich in F'olge des losen t^erolles, das denselben 
bedeckt. Im Tebrigen ist er aber nicht allzu abschüssig. Ik'im 
Aufstiege bewältigt mau die Hohe mit einei)t guten Maulthici-e in 
gerade einer Stunde. Vom l'fer des Haches Messiam bis zum 
Reginn des Ansteiges gebniucht nnut eine halbe Stunde. Das Rinn- 
sal führt aut kiesigem Gnnide an verschiedenen Stellen fliessendes, 
oder z^iischen GranitblOcken stagnii-endes Wasser, es bildet wohl 
einen Jer Quellttusse des Kazetai. Der Pfad nach Ferfer verlässt 
den Messiam bald wieder auf dessen Ostseite, und berUhrt auf 
halbem Wege die Wasserstelle Schenschelajeh. 

Um zu dem erwähnten Metemmet zu gelangen, steigt man 
nach Miskil herab, und folgt dann einem Seitenznflusse nach SSO. 
hinauf, worauf man nach einst findigem ^[ar.sch die in einer Ebene 
gelegenen Kulturen erreicht, die sich längs des Thalbettes hin- 
ziehen. Das Wasser ist in einem ca. 20 m breiten Rinnsjile entlialteu, 
und zwar gehört dieser Wasserlaut zu d**i» Hanpt(|ue11rtus.se des auf 
der Kaile als Anibessa v»*i-zeichneten Flusses, der sich, wie erwähnt, 
mit dem Miskil vereinijrt. Die Ffer sind wie in Ferfer mit dichtem 
Schilfe und wildeia Zuckerrohr, streckenweise mit einem iJickicht 
baumartiger Rizinusstaudeii und hoher /%r«y*/i/7</ npinnM bewachsen. 
Dort ist der Sannnelplatz und Winteraufenthaltsoit der Heeiden von 
Mai Mafales. Die Felder am rechten l'fer jreliöreii zum Doife 
Kenan Koba, also zum Dembelas, diejenigen am gegenüber liegenden 
linken d<igegen zum Distrikt von Arresa. Metemmet ist lediglich 
der Name der Wassei*stelle. 



115 



Arresa^^kütle Kisai. 



Der C. Apill war iiIn Tag des Anflirnclie» von Mai MafaU)» 
festgesetzt. Mit Andern höh und Kaiser wollte ich zunftchH 
nach Mai Harisch. als /wisrhenstation fllr Arresa, für welchen 
Platz ich einen Empfehlungsbrief des Tenente Giardino Im*- 
sas8, und wo ich manches Interessante auch in jagdlicher Be- 
ziehung zu finden hoffte. l»i*ofessor Schwein furth mit dem GroK 
lieahsichtigte, um den Tmweg nicht mitzumachen, in einigen 
Tagen direkt nach Godofelassi zu niarschiren. Mein Anfluuch vei^ 
ui-sachte nicht gelinge Schwierigkeiten, und war fl\r den Aita ein 
höchst peinlicher Moment. Er vermochte nur mit grrtsster Mi\he 
in Folge der lievorstehenden, durch die Jahreszeit gebotenen Feld- 
arbeiten Leute überhaupt zu Träjrei-diensten zu bewegen; ich war 
aber keinesfalls gesonnen, meinen Auflirnch zu verschieben, und so 
gab es denn einen lllrchteilichen Trubel: Der Heherrscher des 
Dembelas nimmt seine Zuflucht zum Kurbatsch. wii- schimpfen, Pro- 
fessor Seh wein furth sucht, wie stets, abzuwiegeln, zieht sich 
aber bald bei dem Uirme hinter die schützenden Wände seines Zeltes 
zurück, alles veiuf«'blirli. die TiCUte bleiben renitent, verschmähen 
die unbequenn'U l^asten: Eini;*e suchen sich mit den leichtesten 
Stücken davon zu niaclicn, oder balgen sich darum, zum gr(»ssen 
Aerger des Aita. Schlies.^jlich müssen wir alle Maulthiere, und die 
zur pei-srmlichen Bedienung bestimmten Leute, Maulthierknechte, 
*lagdbnrschiMi und dergl. bepacken, um wenigstens mit den verfüg- 



116 

liaren 20 Trägern, sowie den Lastthieren, die wir später znrück- 
senden können, ein Fortkommen zn versuchen. Im Ganzen be* 
Möthigten uir 150 Träger. Wir hatten daher nach Verabschiednng 
der Kameele Boten zur Anwerbung neuer Träger nach Asniai-a ge- 
sandt. Letztere aber verspäteten sidi in P'olge eines Missverständ- 
nisses. Bis nach An*esji war der Pfad ein i*echt schlechter, und die 
nachlässig bedienten Manltliiere verlomi immer wieder ihiv liHsten, 
die jedesmal von neuem gesrhnüii und anfgehiden werden mussten. 
Es sei aber hier gleich hervorgehoben, dass die aibyssinischen Maul- 
thiere, wenn sie von geübten T-enten lieladen und getrieben wei*den, 
das vortrefilichste Beförderungsmittel von Toasten abgeben, und auch 
auf den schwierigsten Wegen in stets gleichmässiger,. ziemlich be- 
schleunigter Gangart einherziehen, ja fast tral>en. Ihr Fortkomujen 
auf einigermasscn horizontalen Wegstrecken lieträgt zum mindesten 
r> km die Stunde. Die Maulthiere haben vcu- andei-en Thieren den * 
grossen Vorzug, dass. wenn einmal die Ladung gut iui Gleich- 
gewichte geschnürt ist, jene stundenlang sich selbst überlassen 
bleiben können, von nur wenigen Treibern ans der Entfernung über- 
wacht, während Esel, Ochsen und Kameele eine beständige Beauf- 
sichtigung und zahlreiche Treiber erheischen. Den Maultliieren ist 
auch vor allem der Instinkt eigen, bei umfangreichen Ijasten den 
gegenseitigen Anpi-all zu vermeiden, und beim Pas iren von Fels- 
wänden, oder beim Durchgang durch Engen und BUk'ke stets die 
lichtigen Abstände innezuhalten. Auf dem Pfade nach AiTesa waren 
aber der Hindernisse zu viele. 

Der Weg führte durch das Xoitldorf von Mai Mafales, 
Lela Gesa, dann über die Wasserscheide, die im Xoi-dosten 
in Fonn eines langen, schmalen Grates auftritt, l)ei mehreren 
tiefen mit Qnolqual - Euphorbien bestandenen Schluchten vorüber. 
Schiefergestein mit einem Verwitterungsmantel röthlicji gelben 
Thones steht überall zn Tage. Der Grat ist an manchen Stellen 
kaum 3 m breit, und man geniesst eine prächtige Fernsicht, 
rechts gen Süden auf das 'i'hal Gumfal. links auf die zum Ferfer 
und Schegolgol hinabillhrenden Kinnsale, auf die Ebenen des 
Kazetai und Mahabar. Deutlich treten am Horizont weit im NNO. 



117 _ 

der Zad Amba, und die da» ßognthal nmg;ebenden Bei^e hervor, 
während die mehr benachbarten HnhenzAge durch eigfenthttm- 
liehe, glatt horizontale Abrasionsflächen ausgezeichnet erscheinen. 
Adiliiban, ein kleines, anf hohem unzugänglichem Bergplateau 
gelegenes Doif, bleibt nahe am Wege links liegen, und wir reiten 
auf der WasseiScheide bergab, bei Adi Finne vorbei. Der l*tad, 
anf dem wir uns liefinden, ist /ugleieh derjenige, der nach Asniara 
lllhrt. DeuMiili tritt das (lestein auf, aus dem der dnnkelliranno 
und der rothe Thon sich bi1<len, und welehes ein mit llranneisen- 
Steingängen dunthzogenes Porph.vrgestein zu sein scheint, zuweilen 
sieht man auch ein ziegelrothes oder gelbes (ianggestein, durchzogen 
von Quarziidern. Zwischen hohen Felsen versteekt, liegt in einer 
Schlucht eine kaum für Menschen iM'UUtzliare, aber von Vieh- 
heerden aufgesiirhte Wasseistelle, an der wir gegen Mittag halten. 
Weiter tlllirt tWv Weg in nünliicher, dann in östlicher Kichtnng 
zu einigen wenigen lliltten, die das Dorf Sabam Ouila vorstellen. 
fHiher, wie die vielen Häuserruinen beweisen, ein ziemlich be- 
deutender Ort. Auf hoher Hergspitze thronend, erblickt man Adi 
Athal, zu ihm gehören die mageren, soeben frisch beackerten 
liändereien zu Seiten des Weges. Sie sollten mit Gerste, Dnn-a 
(Soi-ghum) und Dagussa (Kleusine) bestellt wei-den. Eine charak- 
teristische liandmarke zeigt sich zur Rechten, ein jäh hervor- 
tretendes, Duala genanntes. Felshorn von phantastischer Gestalt, 
Wir stiegen jetzt zu einem Thale hinab, das. zum Stromgebiet des 
Ambessa gehOiig. in dem kleinen Dugale genannten Rinnsale eine . 
kümmerliche Wasserstelle aufzuweisen hatte. Die Einwohner der 
beiden, anf hohen Bergen liegenden Dörfer Adi Bari und Adi 
<iulgul beziehen aus dem engen und wasserarmen Brunnenlocli 
ihren ganzen Hedai-f. Ks müssen sehr schwenviegende, für uns 
Europäer zu schwierig verständliihe, strategische Beweggründe 
vorgelegen hal>en, die diese mangelhafte Anlage bewirkten. Da 
das vorhandene Was.ser schnell ausgeschöpft war, und das Ab- 
waiten einer erneuten Füllung des Brunnens durch Nachsickeni 
.sehr zeitraubend erschien, mussten wir. ohne I^ute und Tliiei'e 
/^fnttgeiid abffeh'änÜt zu haben, uns \jtv\<i wv^^x ^^\ W\^v^ 



118 

machen. Unter den Stranch- and Baoimarten, die das Thal eif Ollen, 
spielen die Akazien (A. Sejfal, A. ttmgtr^ und A. alMa) eine her- 
vorragende Rolle. EigenthQmlich missgestaltete nnd verkrüppelte 
Astbildangen, sogenannte ^Hexenbesen** sind an ihnen ilberall xu 
erblicken, hen'orgemfen duiTli die Einwirkungen einer paiti- 
sitischen PilzaiL Sie geben den Bäumen ein frenuiaitiges 
Aussehen. 

Endlich gegen 7 Uhr Aliends langten wir bei dem Tix>cken- 
bache Mai Hariscli an. und fanden einen verhiiltnissmilssig ti(*fen 
nnd wasson*eichen Brunnen, der im Kie.sbette des Uinnsals ge- 
graben war. Meine Kamwane hatte sich untenvcgs beträclitlii'h 
vei-grössei-t, wir wai*en auf K» neue Träger, nUnilich der llälfle 
der in Asmara angeworbenen, gestossen, und ich hatte sie sofort 
nach y\i\i Harisch mitgenonnnen, um sie am nächsten Morgen 
gegen die Leute ans >[ai Mafiiles auszutauschen. Bei der ersten 
Wasserstelle sass am Bninnenrande des Aitas holdes Töchterlein 
unter rothem Sonnenschinne, voller finsterer Itachegedanken gegen 
den vertiossenen Gatten. Kaum 12 Jahre war sie alt, und schon 
hatte sich die junge ]*Vau vtm ihrem Gemahle nach einjähriger Ehe 
trennen müssen. Jetzt wollte sie nach Asmara, um dem Gerichts- 
bote daselbst die finanzielle Begelung ihres Scheidungsantrages zu 
unterbreiten. Eine recht niedliche, zarte Erscheinung war die 
i-eichUch aber geschmackvoll mit Schmuck beladene Dame; in eine 
weisse .Schamma mit breiten i*othen Streifen gehüllt, bewegte sie 
sich unter dem grossen rotlien Schirme, den ihre Dienerin .sorgsam 
über ihr auszubreiten beflissen schien. Da wir für eine Strecke 
denselben \N>g hatten, forderte ich sie galanter NN'eise auf, sich 
uns anzuschliessen. Später stiess auch der Aita. der seiner Tochter 
ein würdiges Geleit bieten wollte, mit gi'ossem Gefolge nnd Soldaten 
zu uns. .Sclilie.sslich kam noch der alte Ba.scha Abdu mit seiner 
Eliegattin des Wegs einhergezogen. Nach 30jähriger Ehe Wcir 
es ihnen plötzlich klar geworden, da.ss .sie eigentlich nicht zu 
einander passten; sie hatten daher den Entschluss gefasst, sich 
gleichfalls scheiden zu la.ssen. Als Personen von Stand verfügten 
sie ebenfalls über ein stattlicbes Gefolge, und .so bot denn un.sere 



119 

Kai-^wane ein sehr buntscheckiges and belebtes ßild dar, das 
viel Anziehendes hatte. An der Spitze schritt ein an demselben 
^forgen von mir in Dienst genommener Abyssinier, Lig Hailu 
mit Namen, der aus der Gegend von Adna stammte. Sein Vater 
hatte, wie das Wort Lig (vielleictiit mit Piinz zu vergleichen) an- 
deutet, zu den (Trossen des Ijandes gehftrt, war aber durch Ras 
Alnla seines Kigenthunis bt^i-aubt. und von Haus und Hof vei-trieben 
wonlen. Hailu war ein Mann von hnponirend hohem KOrperwuchs, 
und seine Gesichtsbilduiig gab ein feingeschnittenes» fast klassisch 
zu nennendes IVoHl zu erk4Minen, In seine weissi-othe Schamma 
gebullt, iMit er l>ei seiner stolzen Haltung eine hervorragend schöne 
Krsrheinnng znr Schau, leb habe nie einen Karbigen von so 
edlen Manieren und so anspreebendeni Aeussern gesehen. Die 
lliuire, 1)is in den Nacken und in die Schliifen hinein in kleine 
Fle(*liten getlieiit, gingen allmählich in einen feinen schwarzen 
Hart über, eine eigenartige und wirksame Haartracht. Hailu 
sollte mir als roari**r und als lh*anftiiigter zu besonderen Mel- 
dungen dient'U, und ich bildete mir ein, dass er nicht wenig dazu 
beitrug, diMi (-ilanz unseres Anfznges durch seine Gegenwart zn 
vermehren. 

Am .\bende, im gemeinsamen I^agerplatze, erwarb ich die 
(lunst der geschiedenen jnngen lM*au durch ein Stlick prachtvollen 
blauen Sammte.s, auch lud ich .sie ein, mit ihrem Vater an unserem 
Tische IMatz zu nehmen. Ticider sprach der Aita dem Alkohole 
etwas zu rt»ichlicli zu, und tauchte die Tochter zu viele Zucker- 
.stückchen in den Cognac, In'ide verliessen unsere Ge.sellschafl früher 
als .sie es vielb'iclit vorher beabsichtigt hatten, um sich dem noth- 
wendig gewoi-ileuen Schlummer hinzugeben. 

Der nächste Morjren brat-hte uns nach Verabschiedung von 
den Keisejretalirtt'U bald an die Grenze vom* unteren Dembelas. 
Das Dorf Mai Haris4-h war liier das letzte, und zugleich auch von 
allen, die wir gesellen, das einzige, welches statt auf dem Rücken 
eines Berges, am Fns.se dess**lben, im Thale des Abake gelegen ist, 
das noch dem Stromgebiet des Ambessa angehört. Viele Perlhühner 
und Frankoline bevl^lkerten die Thalebene, und die mit Baumwolle 



120 

oder Durra bebauten Ackerflächen, ebenso die Granitberge, die 
einen anderen Cliarakter annehmen, als die bisher überschrittenen 
.Schiefei-gebirge. Während dort die grasigen Abhänge mit kleinen 
Trüramei-platten besät erscltienen, ragen hier überall an den schwach 
bewaldeten Gehangen gi*osse schwarze FelsblOcke hervor, die ab and 
zn treppenartig in die Höhe fi'ihren. Hinter dem Chor >[alat Mentali 
begann der Aufstieg in ostlicher und südöstlicher Hichtung; er ist 
geologisch sehr interessant Zunächst geht der Granit in rothes Por- 
phyrgestein über, dann treten durch den grossen Gehalt an Feldspat 
stark verwitterte, vielfach zerbröckelte Felsstrecken auf, und schliess- 
lich sind auf der Höhe eisenschüssige Gesteine, zum Theil Stock- 
und Ganggi-anite. ausgebreitet. Eine höchst eigenthümliclie lava- 
artige Struktur lässt sich an den Felspartien unterscheiden. 

Nach 31/2 stundigem Marsche lagern wii* V-j Wegstunde vor 
Arresa auf dem Hochplateau, und senden den Dolmetscher Step hano 
mit dem Briefe des Tenente Giardino an den Distnktsclief 
voraus. Als Stephano zurückgekehrt, wird in vorzüglichster 
Onlnung. acht (iewehilrager voran, auf Airesa losmarscliirt. Der 
Clief kam au«h alsbald sehr feierlich, mit gi-osscm Gefolge, uns 
entgegen gezogen. Xarli erledigter Begrüssung nimmt er einem 
^oldciten die Miute aus der Hand, um sie selbst zu schultern, 
gleichsam zu unserem persönlichen Ehrengeleit. Diese interessante 
Landessitte bezweckt den Beweis der Dienstwilligkeit zu erbringen. 
Wii- eiNuchten ihn natürlich sofort, die IHinte zuri'ickzugeben, und 
folgten ihm in sein Haus, vor welchem mit Gewehren bewaftnete 
Krieger in tadelloser Haltung Aufstellung genommen hatten. 

In dem rnnden Empfangsranme hatten wir zunächst, wie 
immer, die erforderliche Zahl von Komplimenten auszutauschen, 
alsdann wurde der Reihe nach aas einem grossen trüben Glase 
Honigwein getrunken, und schliesslich verabschiedeten wir uns, 
um auf einem freien Platze dicht beim Dorfe das Lager aufzu- 
schlagen. Wie in Mai ^fatales, .so wurden auch hier G<*schenke 
ausgetauscht, von Seiten des Chefs bestanden dieselben in einer 
Ziege und 50 Broden, unsere (labe war ein schwarzer Tuc.Uuiautel 
von dei- bereif/? beschriebenen kvi. 



121 

Der Beherrscher des Distrikts Arresa ist zor Zeit Gngasmatsch 
Kaffai. Gngasmatsch liiesseii nrsprfinglich die Tnipi^enchefs, die 
im Lager die rechte Planke des Xegus oder Ras einnahmen, 
während die im gleichen Range stehenden Chefs der linken Flanke 
(trasmatscli genannt worden. Späterhin sind alsdann diese Bezeich- 
nangen nnrh als dauernde Titfl in Anwendung gekommen. Kaffai, 
früher Lig Kaffai, Sohn des Aita Gebra Maskel, desertiiie 
seiner Zeit mit 50 Soldaten vom Könige Johannes, und floh nach 
Keren, wo er sich den Italienern anschloss. Diese ernannten 
ihn zum (tiigasmatsch von Arresa. Er bezieht jetzt ein Monats- 
gehalt von 40 Thal(*rn, und das liand zahlt seine geringen Steueni 
«lirekt an die itulii-nische Kolonial regierung. Früher regierten d(»i*f 
zwei Zweige derselben Familie, und theilten die ' Kinkünfte unter 
sieh. Kaffai geluh-t der einen Linie an, die andere würde reprä- 
sentirt durch Aita Uandaf rasch, dann durch Lig Asgadom. 
der im Kampfe KasAluhrs gegen die Aegypter bei Saati fiel. 
Sein ältester Sohn winl. da man wnhrseheinlicli seinerseits Ver- 
mtli fürchtet, von den Italienern bis heute noeli in AFassaua ge- 
fangen gehalten. Dei* jüngere Hrnder, ein rerlit angenehmer, 
beseheidenei* junger Afensi-h, hat .seinen Wohnsitz in .Vrre.sa, und 
besuchte uns wiederliolt. 

Kaffai ist eine nicht unschöne Erscheinung, mittelgross von 
Wuchs, und mit angenehmen Zügen. Kr spricht in aftektirt nach- 
lä.ssiger Wei.se, und hält dies für sehr voniehm. Den Italienern 
i.st er ebenso wie der Aita durchaus ergeben, allenlings aus leicht 
erklärlicben <i runden. 

Der pistnkt Arresa erstreckt s! h zwischen d«fm Oberlaufe de« 
Ambessa und dem Obel, ungefähr bis zu des.<;en Einmündung in den 
Mareb. Der Hauptort gleichen Namens weist nugenblieklich kaum 
einige Hundert Seelen auf, zahlreiche Häusen*uinen zeigen aber, dass 
er .seiner Zeit bedeutend bevölkeiter gewesen. Ein zweites kleines 
Doif, Hundert Schritte weiter gelegen, ist ebenfalls bedeutung.slos. 
Der Wohlstand sclieint nichf so gross wie in Mai Mafales, anderer- 
seits wiitl man mehr Hansind n.strie gewahr, namentlich mehr 
Baumwollvei-arbeitung in den Wohnungen. Fast überall finden sieh 



122 . 

Anzeichen hiervon, doch scheint mir der hohe Werth der Baum- 
wolle ein Zeichen dafQr, dass die Anpflanzong noch nicht allgemein 
geworden, und der Handel eine lokale Begrenzung erfuhrt Als 
Preis eines nicht grossen Bündels zum Welien fertiger Wolle wurden 
mir 5 Thaler bezeichnet. Die Webstühle gel»en dieselbe Form zu 
erkennen, wie in Mai Mafales. 

Der hauptsächlichste Keichthum von Arresa besteht in Heerden 
von schönem st<arkem Buckel vieh; auch linden. Ochsen mit Erfolg 
zum Tragen Venvendung. Die Hütten sind massiv mit Bruch- 
steinen aufgefühil, die durch einen aus Lehm und. Asche her- 
gestellten Zement gebunden werden. Gedeckt sind die kleinei*en 
durch spitze Kegeldächer aus Stroh, die grösseren Häuser haben 
tiache Terrassen, und sind mit dicken Stämmen der Kölqualeuphorbie 
und Krdanfschüttung belegt. Die auf einer kleinen Anhöhe in Gestalt 
eines Kechtecks angelegte Kirche besitzt nichts bemerkenswerthes, 
und ist von einer Hecke gelb blühender Stachelfeigen umgeben. 
Diese Pucculanten haben sich erst im I^iufe der letzten Jahre im 
I^nde eingebüi-gert, hauptsächlich in Folge der. dnrcli seit 30 Jahren 
in Okule Kusai thätige französische ]iIissionare angelegten Pflan- 
zungen. Die Cacteen sind bekanntlich eine der afrikanischen Flora 
durchaus fremde Pflanzenklasse, die ursprünglich auf den ameri- 
kanischen Kontinent beschränkt war. Jetzt beginnen sie sich auch 
in Xordabyssinien zu verbreiten, nachdem -sie seit einigen Jahr- 
hunderten bereits in den Mittelmeerländeni eine zweite Heim'nth er- 
worben, und diesen Gebieten einen neuen VegetutionsKte.mpei auf- 
geprägt haben. 

Da die Umgegend von AiTesa kahl und zu längerem Aufent- 
halte nicht sonderlich verlockend erschien, so benutzten wir die bis 
zum Weitermarsche freibleibende Zeit zu einem Ausfluge nach 
dem nördlich gelegenen berühmten Kloster Debra Mercurios. Der 
Weg führt an dem obersten Abrissgebiete der gi'ossen Ebene 
Nachram Simm entlang, passirt eint* Anhöhe, von welcher aus in 
NNW. die ..Knda (Kloster) ^larianr genannte Gianitkuppe sichtbar 
wird, und steigt in ein Seitenthal der genannten El)ene hinab. 
Dort ist in einer Fels.spalte, im giauen Gi*anite, die Wasser- 



stelle Mai Bakesfe von einem gi'ossen Darobauine (Fkm voMta) 
lieschattet. Reichliche Tropfsteinbildang bezeichnet den Ursprnng 
der Qaelle, and bekleidet die Wand des Felsens, an dem das 
Wasser herabrieselt. Weiter geht's ttber einen kleinen HQgel 
mit dem Dorfe Adi Menschockt während auf einer zweiten 
Anhöhe Adi Ssamia sichtbar i»t. In der jenseitigen kleinen Kbene 
springt plötxlich einer jener lanp:ohrigen Hasen vor uns auf, die 
wir seit Ailet vermisst hatten. Für eine halbe Stunde konnten 
wir uns nun dem Vergnügen der für Afrika eigentlich nicht 
sehr interessanten Hasenjagd hingeben. Es galt das Interesse 
der Küche, und eine Abwechselung des täglichen Speisezettels mit 
Antilopen und Hühnern. Die einzige IJeberraschnng, die unser Koch 
uns im übiigen zu bieten vermochte, bestand darin, dass er heute 
erst Antilope und dann Huhu, morgen aber erst Huhn, und dann 
die Antilope auftragen liess. 

.lenseits des Thaies, hinter einem felsigen Rinnsale, steigt der 
Weg zum Kloster empor, ziemlich steil, und für Maulthiere etwas 
beschwerlich. Die Gegend ist geologisch und mineralogisch inter- 
e.ssant. Von der P^bene aus erscheint das Aufsatzgebirge in 
der Ferne als dunkle Hasalt schiebt, es tritt in mannshohen 
Sjlulen auf; thatsiichlich ist es jedoch eiii altes, stark venvitteites 
Kroptivgestein mit viel Qnarzgehalt, welches als letztes Ver- 
witterungsprodukt die schwarze, bebanungsHihige Ackererde bildet. 
Heim .\ufstiegc ist dann ein n)thes (langgestein im grauen tiranite 
intensiv in die Augen sjiHngend, das ans Quarzkönieni mit rofher 
eisenhaltiger Bindemasse besteht; stellenweise tritt auch sehr 
reichhaltiges Eisenerz auf. Kiii uns ebenso neu wie aufHUlig er- 
scheinendes Gewächs trat hier in Gestalt eines entblätterten, mit 
dicker Korkrinde versehenen Hänmcheiis auf, dessen feaen*othe 
Blüthentranben weithin leuchteten, die Erythrina tomentoMo, von den 
Eingeborenen ,.Sogante** genannt. 

Das Kloster Debra MercuHos selbst, wenn es überhaupt den 
Namen eines solchen verdient, liegt auf einer ausgedehnten Iloch- 
eliene, und ist mit einem kleinen Dorfe verbanden. Die Entfernung 
von An*esa beträgt 4' Wegstunden. In den Klosterhof tVihrt i*!»» 



124 

kleines, mit Stroh gedecktes Portal, anter dem die abyssiniscbe 
(Blocke, die hekannten vier SchieferblAcke, anfgeliAngt sind. Die 
Kiirlte ist ein ^icenlumiges rechteckiges GebAude, mit primitiv roh- 
geformtem SAnlenparistyl. das Sanktoarium im Innern von einem 
breiten Gange umgeben. Die Anssenwand des Allerheiligsteu ist 
mit Bildern überladen, die jedoch meist religiöse Gegenstände xnr 
Darstellnng bringen, and die Person Cliristi betreffen, ohne Bei- 
mischaiig weltlich profaner oder geschichtlicher Ereignisse und Per- 
sonen. Weiter ins Innere durften wir nicht eindringen, doch sah 
man abermals zwei ineinander geschachtelte Räume, der erste für 
die Priester, der zweite für den ^lemhir. Der im innersten Raum 
angebrachte ^fessstuhl sieht einer chinesischen Tragsänfte nicht un- 
ähnlii'h, und hat eine in Meterhohe angebrachte verschliessbare 
Oeffnung, die natürlich mit den verschiedenen hintereinander 
jie«,'enden Thüren kori'esiwudirt. Eine giosse Zahl voluminöser 
steh- und 'IVagpauken lässt darauf schliessen, dass hier, wie 
ül»enill, der eiibnlerliche Ulrm einen nicht zu unterschätzenden 
l*'aktor bei Ausülmng des t"»ottes<Henstes ausmacht. Das Kirchen- 
geliäude repräsentiil so ziemlich d<ns ganze Kloster, es finden 
sich ausserdem nur noch in einer Ecke des Hofes einige Hütten, 
die zur Zubereitung der Mahlzeiten, zum Mehlmahlen, und für die 
sonst eiforderlicheu Arbeiten bestimmt sind. Die Schlafräume 
der MOnche liegen ausserhalb der rmfassungsmauer, und sind 
in roher Weise je mit einem Ang«ireb (Bettstelle) und Betstuhl 
ausgestattet. Der ^lemhir allein verfügt über einige Luxusgegen- 
stände, man gewählt da beispielsweise drei grosse Tetschbecher, 
die auf häufig wiederkehrenden Durst schliessen lassen, ferner ein 
Schwert und einen Sonnenschirm. Augenblicklich sind, in dem 
Kloster 25 Mönche ansässig, in gelbe oder weisse Tücher gewickelt, 
und mit gleichfarbigen Mützen bezw. Filzkappen versehen. Mönch 
zu weiden, erfordert nicht viel, lediglich ein Erlernen des lje.sens 
und Schreibens; ist diese Bildungsstufe gUbtklich erreicht, so voll- 
zieht der Abuna, der oberste Bischof in Aksum, die Weihe. Ebenso 
geringe Schwierigkeiten bietet der Austritt aus dem Kloster, zu 
welchem Behufdie Absicht genügt, einen anderen Lebensberuf ergreifen 



125_ 

za wollen, wenn von einem solchen in diesem Lande die Kede 
Kein kann. Da» Kloster hatte, ofTen ffestanden, bei seiner alten 
Ilerilhmtheit unsere Erwartungen einigennassen getünscht. 

Von dem Hochplateau von Arresa aus sieht man deutlich am 
Horizonte die Berge von Adua, und etwas weiter rechts die in der 
(tegend von Aksuni gelegenen Hergspitxen, die sich wie zwei nach 
verschiedenen Richtungen ragende Nasen ausnehmen. 

Zunächst planten wir nun einen erneuten Besuch des Mai*eh 
nnd seines Ne1>enHusses Obel. (ingasmatsch Kaffai. der uns zu 
begleiten beabsichtigt hatte, wurde rechtzeitig krank, nnd so ver- 
absdiiedeten wir uns, nahmen aber einige Sohlaten als PTihi*er mit. 
Als Abschiedsgeschenk wurde uns nocli ein faules Straussenei mit 
vieler Feierlichkeit ilberreicht. I^'ast hätte sich der Autlu'uch aber- 
mals verzögert, da es den Trägern beliebte, plötzlich gleichfalls zu 
erkranken, es stellte sich aber bald als (iruud hemus, dass sie 
irrthibnlicherweise ganz ausbezahlt waren, und sich daher durch 
keinerl(*i Soldriickstände zu einem loyalen Verhalten uns gegen- 
über veranlasst salien. Ks niusste ein 'l'heil des (leldes schleunigst 
von dem Ktuporale zurüc.kgefordeit weitlen. worauf alle ebenso 
schnell wieder gesund wurden. 

Am ei*sten Mars<-htage gelangten wir nicht sehr weit; nach- 
dem wir in das 'Hial Mai Feilt i im SSO. hinab gestiegen waren, 
lageiien wir bereits nach 2 Stunden bei Mai Dmoku, einem zmn 
Sti-omgebiete des Obel gehraigen. von hohen und .schroft* abfallenden 
Felsufeni umgel)enen Kinnsale. Nachts über war es empfindlich 
kalt; das Thermometer zeigte kaum S^ (\ 

Der nächste Marschtag führte über einen Bei-grücken in das 
llial von Sabra liamet hinab, durch dichtes (-Jesträuch von Acmia 
SitOicaf nntermiscilt mit vereinzelten Kuphorbien und Aloes, strwken- 
Weise auch mit sehr dichtem (iraswnchs. Wir folgten weiterhin einer 
schmalen Thalschlucht Mai (iehai. die sich etwas unterhalb mit dem 
Chor Adzahit vereinigt. Die Ffer sind felsig, nnd von mit (tängen 
eines .st-hwar/en rrgesteins, stellenweise auch mit weissen Quaiv.« 
ädern durchzogenem (iraiiit gebihlet. Die Flora der Kbene ^ird 
durch grosse Adansonien Charakter isiil. Sehr zahlreiches, meist 



126 

alleitiiu^ krapi>elhaftes Ziz>'phusgesträttch bedeckt die auch stellen- 
weise mit Durra und Baumwolle bebauten Flächen. Zur Linken 
be^enzen die Thalebeue von Sabra Hamet die hohen Gebirgszüge 
Dekai Tas und Merei M(»bkul ^[ai Hesan, zur Rechten eine etwas 
niederei-e Hügelkette mit den DTiiieni Adi Bai und Adi Wnssech. Die 
Kinwohner beider OrUs'-haften holen ihr Wasser aus einem Brunnen 
in deui ti-ockenen Flussbette Klauet Gausa. An dieser Stelle 
rasteten wir einijje Stunden wähi-end d(*r Mittagszeit. Am Xach- 
luittage wollten wir noch Mai Aini am unteren Obel erreichen, mussten 
aber schon einige Stunden vorher Halt machen. Die Dunkelheit 
war hereingebriK'hen, und die Tragerkolonnen nach dem Ostündigen 
Marsche zu ermüdet, um noch die annähernd 12 Kilometer bis 
zum Obel zurücklegen zu kOnnen. So blieben wir. denn in dem 
breiten sandigen Trockenbette eines Ssagla (Sycomore) genannten 
Haches die Nacht über, .ohne jegliches Trinkwasser. Ich selbst 
hätte eine solche Ktapiteneintheilung gern vermieden, es war aber 
schliesslich die Schuld der Führer, und so mussten wir uns fügen. 
Die Nacht war, abgesehen von den zu Halai verbrachten, eine der 
kältesten, die ich im Gebiete der Kolonie erlebt habe, da das Thermo- 
meter wohl nur wenig über 3® Wärme aufzuweisen vermochte. 

Den Mai Ssagla hatten wir am Nachmittage bereits einmal 
übei-schritten. als wir über einen kleineu Hügelzug. Namens Arei, 
der die Thäler Membelach und Aslioh von einander trennt, zur Kbene 
hinabstiegen. Die Vereinigung von Membelach und Ashoh bildet 
eben später den Mai Ssagla. Das Thal war reich an Ptlanzen- 
wuchs. und mit einer ebenso mannigfaltigen Thierwelt ausgestattet. 
Airtilojien. Perlliühner, Frankoline etc. gab es in Menge. Am nächsten 
Tage no<*h Mai .\ini zu besuchen, erschien zwecklos, da der Mai-eb 
selbst, dem wir so .schnell wie möglich zustrebten, uns fast ebenso 
nahe geschildert wurde wii* die genannte Wasserstelle im l'nterlaufe 
des Obel. Die beiden dem Wassi*r benachbarten Döifer Debra Silas.si 
und Del)ra Mariam würden uns voraussichtlich nichts Neues ge- 
boten halM'n. Der Wassermangel zwang uns dazu, vor allen r>ingen 
auf die Krreicliung des nächsten Brunnens bedacht zu sein. 

Zunächst «relangten wir an diesem Tage in eine gro.sse Kbene. 



127 

die eine gewisse Aehiilichkeit mit der Ambessa Marebregion hatte, 
in der That aber weit kleinere Verhältnisse attfv>ies. Jene E1>ene 
wird dnrch das Thal des Ol)el gebildet, der sich 4 km westlich von 
nnsei*em T^agerplat/e mit dem anch Erhib Hosa genannten Mai Ssagla 
vereinigt, nni sodann bis zn seiner Einmündung in den Mareb die 
Bezeichnung Mai Aiui %u tllhren. Bald ki*euzten \nr den Oliel 
selbst. Seine Ufer überraschten durch so wunderbar Üppigen 
Baumwuchs, wie wir seit Salomuna oder F>ifer nicht wieder an- 
getn»tten hatten. That sächlich lässt sieh die Vegetation an Teppig- 
keit mit dei jenigen des erstgenainiten Ort4*s vergleichen, alier 
\Vährend es dort am ostwärts gekehrten (»ehänge des Hochlandes 
ganze Landstriche waren, die im üppigsteii (jrrün prangten, ist es 
hier nur ein schmaler Streifen, und anch dieser in solcher Fülle wohl 
nur an den Stellen vorhanden, wo der OI»el am längsten das Wasser 
behält. Prachtvoll hohe, nach belaubte Bäume, fast bis zur hallten 
H<ihe mit Schlingpflanzen behängen, wölben sich in vollster l'eppigkeit 
über grünendem, fast niidurchdriuglicliem rnterlntlze. wo Antiloi»en, 
Meerkatzen, Buschböcke und Vögel aller Arten und Farben ihr Wesen 
tiviben. Ich betone ausdrücklich die in wirklich fnschem Laub- 
schmuck prangenden Oertlichkeiten. da sie in der jetzigen Jahres- 
zeit zu den .seltenen Ausnahmen gehören. Im Winter kann nmn 
tagelang reiten, ohne einen ein/igen grünen Baum, oder auch nur 
ein einziges fnsches Blatt zu erblicken. Hier haben die Sonnen- 
strahlen im Verein mit der alles eitödtenden Trockenheit dieselbe 
Wirkung, wie in Europa die Kälte, und einen absoluten Stillstand 
im Wachsthum zur Folge. Vor l^gii: i der l^egenzeit rafft dann 
die Natur ihre letzten Kräfte zusammen, um dem fallenden Regen 
die bereits fertig gestellten Knospen entgegen zu bringen. Nach 
der Regenzeit sinken Eide und F^Hanzen jäh zurück in ihren sonnigen 
\Vinter.schlaf. ii^mge durften wir uns übrigens der grünen Heirlich- 
keit ni«-ht erfreuen, nach hundert weiteren Schritten war alles vorülier. 
Nun nmssten wir einen Höhenrücken hinauf, die Was.sei*scheide 
zwischen Obel und Mareb. von wo ans nmn die Dörfer Adi Gudada 
und I )ebra Mariam, hoeli olien anf dem Berge, alter noch durch tiefe 
Thühr ^tfti-emit, und in viel höhei*er liage, a\ß \v\v, liefen sah. 



128 

Jenseits der PasshOhe konnten wir eine beträchtliche Strecke 
dem Fliissbette des Ereba Walkait folgen. Dieser Fluss strOmt 
dai-chschnittlich in südlicher Richtung dem Mareb zu. Das an* 
stehende Gestein besteht aus grauem, sehr viel Hornblende und 
iilimnier fuhrenden Granit, daxwischen treten schwarze Gänge von 
imrplmischem Charakter auf. Nach sechs.stündigem Mai*sche hatten 
wir den ^fareb erreicht, einige Kilonieter oberhalb der Einmttndung 
des Obel. und an einer .Stelle, wo der Fluss eine .«schilfbewachsene, 
in der Kegen/eit überHuthete Insel freilässt. Doit stiess man bei 
1 m unter dem Sande auf gutes und reichliches Trinkwasser. Als 
wir uns nach unseren Leuten umsahen, und die Lasten ordnen 
wollten, fanden wir nur die GewehitrÄger vor, die jedenfalls das 
lur uns Kui'üpäer bestinnnte Wasser unterwegs heimlich selbst 
gf tiiinken hatten, sonst Niemand mehr. Schliesslich kam ein einzelner 
Träger an. und erzahlte, dass alle seine Kameraden untei'M'egs aus 
Wassermangel liegen geblieben seien, und nicht weiter kannten. 
Ks mnsste ihnen nun Trinkwasser entgegen gesandt wei'den, und 
dann langten sie endlich in der Nacht bei uns an. (-ililcklicher- 
weise war eine Antilope erlegt worden, und so konnten wir 8ti\cke 
davon, auf lieissen Steinen genistet, mit rothem l*fel!er verzehren, 
was übrigens nicht viel ül»ler war, als wenn unser sogenannter Koch 
dasselbe (»eschäft iii einer lYanne, ntit etwas nach Ziegenscblauch 
schmeckendem Fette besoi-gt hätte. .Tedenfalls waren wir glück- 
lich wieder am Mareb, und zwar an einer Stelle, die zwischen 
der ülarschroute von Mnnxinger. und derjenigen von i*ai'kyns 
ISJrl in der Mitte liegt, ziemlich beträchtlich unterhalb des 
Karawanenweges (^odot'elassi-Adua. Am liebsten wünle ich dem 
Mareb bis nahe «lodofelassi stromaufwäits gefolgt aehu aber es 
schien meine Bestimmung nicht zu sein, die Eiforscbung dieses 
Flusses in intensiverem ^Faasse loi-dern zu können. AMedemm 
stellten sich bei dem Mangel an Zeit und Trägern unüberwindliehe 
Schwierigkeiten uns entgegen. Die Ortsunkenntniss der von An-esa 
mitgegebenen Führer war geradezu erstaunlich, sie behanjiteten, 
von den I^indsrhaften olierhall) des liagers nicht die g;m\wöst!^. 
Ahnaiig y.n hnheiu auch Hesse sk\i^\ema\\^ tv\\^«tv^^««^\^^**^'^'^'^- 



plätxe kenne. Es snchten diese Leute einen ganxen Tag nnt^rhalb 
des Lagei*s nach offenen THnkiilAUen, während kaum 2 km olier* 
halb der Insel der Mareb that.sächlich eine ganze Strecke weit o1»er> 
irdisch fliessendes Wasser filhrt. ^lan kann hieraus entnehmen, wie 
wenig bekannt der I'^lnss einstweilen noch sein mag, andei*erseit8 
aber legt diese Unkenntniss auch Zeugniss ab von der Indolenz der 
HevOlkerung. Selbst der (tiigasnintsch wusste augenscheinlich nichts 
von dem Wasservorkomraen, er machte übrigens auf unsere Bitte 
um Fuhrer die ganz charakteristische Bemerkung, dnss nur Diebe 
und I^nber an den Mareb gingen, dass aber anständige Leute dort 
nichts zu suchen hätten, er besitze glücklichenveise keine Unter- 
thanen, die daselbst Bescheid wiissten. Nach unserer Ikrechnung 
wiiixien, wenn wir den Mareb in schnellster (^angart bis in die (hegend 
von (lodofelassi herauf geritten wären, in Anbetracht des stellen- 
weise jedenfalls schwierigen Terrains, und der völligen Unkenntniss 
der Führer, mindestens acht bis zehn Tage erfoitlerlich gewesen 
sein, hierzu aber reichten die mitgeführten Vorräthe nicht mehr aus. 
Eine, weitere M^^glichkeit bot sich, dem Flussbette bis zu dem 
I^unkte zu folgen, wo die Kara\Va neust rassc dasselbe kreuzt, um 
dann nach (lodofelnssi abzubiegen. Im Vergleiche hierzu bt*an* 
siu'Uchte aber das noch sehr wenig bekainite Obelgebiet mehr 
Interesse, da die grosse abyssinische Heei-esstrasse allzu bekannt 
ist. Ehe wir daher durch Kohain und Sarae zurückkehlten, 
benutzten wir die Tage unseres Aufenthaltes auf der Insel, 
uns über die Flussverhältnisse in der Umgebung des Lagei*s 
zu Orientiren. Der Mareb bildet die von beiden Seiten nach 
Möglichkeit gemiedene (tietize. zwischen dem noch zur Kolonie 
gehörigen Kohain, und der äthioiiischeii Pi-ovinz Schire. Ein hoher 
(Gebirgszug folgt auf der abyssinisdten Seite dem I^aufe des Flusses, 
und richtet in seiner Wildheit ein natürliches Hinderniss zwischen 
den beiden Ländern auf. Wo dann weiter oberhalb am Flusse die 
Bei-ge etwas zurücktreten, wiid die frei gelassene Flä«:he jäh ab- 
geschnitten durch ein Felsgebii-ge. Madaban Tabor, das ganz unver- 
mittelt, mit seinen charakteristisch nackt schroften Formen, den 
übrigen Höhenzügen Senkrecht vorgelagert ist. I)er Mareb wird 

9 



diu-cli dasi»ellH! zu einer kleinen unfrei^ilHgen Schwenkang nach 
Osten gezwangen. Zwischen Madaban Tabor nnd dem Lageii>1atze, 
also anf einer Strecke von annähernd 20 km, ist die Richtung des 
Flusses eiiic nordwestliche, dann korze Zeit eine rein nördliche mit 
kleiner Schwenkung nach Osten, es folgt hierauf wieder die nord- 
westliche Richtung. 

In der bereits schon erwähnten „(*arta diniostrativa^ des 
Jahres 1888 ist die kleine Insel und Madaban Tabor OIe<lehai 
Tabor) eingezeichnet, auch wfu-de die spätei*e Richtung des Mareb 
nach XW. mit unseren I^obachtungen in etwa Übereinstimmen; die 
Entfernungen von der Einmündung des Obel in den Mai'eb und 
Debra Mariam einerseits, von der Karawanenstrasse (Rundet -Adua 
andererseits, sind jedoch irrthrnnlich. Die Obebnündung ist bedeutend 
näher, die Strasse nach Abyssinien beträchtli(*h weiter zu denken, 
auch der grosse Bogen des Mareb hat eine andere Gestalt. Auf der 
Karte des Tenente Giardino. sowie auf derjenigen des Capitano 
Ciccodicola ans dem Jahre 1892, die wolil die zuletzt erschienene 
ist, und sehr \iel Licht in die Verhältnisse bringt, sind die zwischen 
Arresa und Godofelassi v(m mir besuchten Gegenden noch nicht 
eingetragen. Aus diesem Grunde möchte ich bei den letzteren 
etwas länger verweilen. 

Das Flussbett des Mareb, der weiter unterhalb den Namen Gash 
führt, ist theils sandig, theils steinig nnd durch Felsen eingeengt. 
Die Breite mag durchschnittlich 25 m betragen, unterhalb der Insel 
beträchtlich mehr, ist aber an den einzelnen Punkten ziemlich ver- 
schieden. Die Ufer sind zu den Seiten dicht mit 3 m hohem Schilf 
und mit wildem Zncken*ohr bewachsen, zuweilen breitet sich das 
Röhricht bis zu 100 Schlitten im Durchmesser aus und ist alsdann 
völlig unpassirbar.- Reitet man flussaufwärts, so stösst man 2 km von 
der Insel auf zu Tage tretendes Wasser, das zur Zeit unseres Besuchs 
(Mitte April) auf einer Strecke von 8 km bald im Sande schwach 
fliessend, bald zwischen Felsen stagnirend angetrollen wui-de. Weiter 
oberhalb soll, soweit die Eingeborenen sich erinnern konnten, ober- 
iniisches Wasser nicht vorkommen, wenigstens nicht innerhalb der 
nUliereii rmgebung. Daher vereinigt auch das hiesige Wasser einen 



wonderbgi'en Reichtlinm an Sampf- nrtd WasseiTögeln, sowie an 
Thiereu jej^licher Alt. In bautem Durcheinander, und auf der 
knnsen Strecke zusammengedrängt, fischten in dem seichten Wasser 
nebeneinander der ^iarabn, der weisshalsige Storch (Ciceonia epi§» 
copu8)f Silberreiher, der abyssiiiisclK* graue Fischreilier, Seiden- 
reiher und Purpurreiher. Dazwisclien in trüge Iluhe versunken, 
sassen auf Bäumen oder am Uferrande Zwei-gi-eiher, Nachtreiher 
und der Schattenvogel, während sich vereinzelte Zwergscharbenund 
(traufischer hinzugesellten. Die prächtige Xilgans strich paarweise 
ül>er das Wasser dahin, und war hier bei Weitem nicht so scheu, 
wie auf dem grossen Strome, dem sie den Xamen verdankt. Dickfuss. 
Strandläufer und Kibitze vei-schiedcner Arten flogen auf, wo anch 
immer man sich dem Wasser näherte, Schmarotzermilane. Raubadler 
(A. rapax) und Circattus pectoralu, ein Schlangenadler, umkreisten 
hoch in den Liiften die Stelle. Perlhühner oder Frankoline Hessen 
vom Ufer ans ihren Lockinif ertönen. In seltener Zahl schaukelte 
die giangiüne ^leerkatze in den Zweigen, und von den Bergen 
herab erscholl das Bellen der Paviane, deren zahlreiche Trupps 
durch den ungewohnten Anblick der .Tüger in hohem Grade alannirt 
wurden. Von Antilopen fehU.e die Kuhaulilope gänzlich, ebenso- 
wenig fanden wir Spuren von Elephanten oder Giraffen, sie scheinen 
den Mai*eb in dieser Gegend nicht aufzusuchen, wie anch die Strausse. 
Hier ist mehr der Tummelplatz für (Tcbirgsthiere, also für Baub- 
thiere aller Art, für die Kudnantilope, und die A. Montana, 

Gelegentlich einer Morgenpürsche bot sich mir (Telegenheit, 
verschiedene Gattungen von grossem Wilde in unmittelbarer Folge 
nebeneinander beobachten zu können. Eine solche .Tagd«^pisode 
bietet ein Bild von dem Zusammenleben der Thierwelt in jagdlich 
noch jungfräulichen Gebieten. Der Hei*gang war folgender: 

Eine Telbednantilope wechselte an mir vorüber, erhielt einen 

gut sitzenden Schuss, eLtkam aber. Auf der Xachsuche sehe 

ich plötzlich, 200 Schritte weiter, zwei prachtvolle Kuduantilopen 

die jenseitige Wand einer engen Schlucht hiimuf flüchten. Eine 

Kugel streckt die grössere, einen starken Bock mit circa zwei 

Fuss langem Gehörn, nieder. Es war ein herrlicher Anblick, 

9* 



132 

die sUttliclieii Tliieit*, denen ein enropHischer Hitvcli an GrOMte 
kaam gleich kommt, anf dem Rande der Bih^cliung nach mir aus- 
spähen zu sehen. Während nnn meine Leute zurQckblieben, um 
den Kndn zu zerlegen, folgte ich, mit der Büchse auf der Schulter, 
allein der Sjmr des geflüchteten Thieres, und stiess hierbei ganz 
nn vermittelt nach kaum weiteren 200 Schritten auf eine I/>wln. die 
hei meinem Anblicke in langsamen Bogensprüngen davoneilte. 
Augenscheinlich hatte sie dem Ausweiden des Bockes zugeschaut, 
und von mir ei^t Notiz genommen, als ich kaum noch fünf 
Schiitte Abstand von ihr hatte. I^eider war meine Büchse nicht 
gespannt, auch nicht sofort zur Hand, und so vermochte das 
Ranbthier dank dem hohen Grase, und dem stark coupirten 
Terrain zu entkommen, elte ich einen Schuss anzubringen im 
Stande war. Der Versuch, dui-ch Xacheilen die Löwin zum 
Stehen zu bringen, erwies sich als erfolglos, sie war ver- 
schwunden. Der Richtung folgend, bemerkte ich fast auf der- 
selben Stelle, noch zwei Telbeduantilopen, auf die ich einen 
erfolgi'eichen Schuss abgeben konnte. Von den Antilopen blieb 
die eine im Fener. 

Diese kleine Episode, die sich auf einer Strecke von kaum 
1000 ]iletem abspielte, zeigt, wie wenig Notiz die verschiedenen 
Wildarten zuweilen von einander nehtnen, wie nahe zusammen sie 
vorkommen können, und wie wenig Wirkung oft selbst mehrere 
Schüsse her\'oi'znbringen vermögen. Der Löwe scheint übiigens in 
dieser (hegend am Mareb noch ziemlich heimisch zu sein, jedenfalls 
hauste daselbst zu jener Zeit ein Löwenpaar. Während der Nacht 
wurden wir vei-schied entlich durch «-lebrüll, aus den nahen 
abyssinischen Bergen lierschallend, aus dem Schlafe geweckt, und 
am ^forgen fanden, wir die fiische Fährte eines starken männlichen 
Löwen, der dicht beim I^ger den (.'bor gekreuzt hatte.. Die ver- 
steckte Wasserstelle eines kleinen Seitenthaies wies einen aus- 
gesprochenen Wechsel nach, mit Spuren bis in die allerjüngste Zeit. 
Leider -erlaubte es unsere Zeit nicht, länger am Maieb zu verweilen, 
die Nothwendigkeit der Abreise nach. Kuropa rückte immer näher 
heran, und wir wollten vorher die Ruinen von Koloe besuchen. 



m 

Am 14. April veiiienften wir den Mareb, marschirten in nonl- 
westHcher Richtung^, nnd erreichten in 5 Stunden das t1uMs1)ett de» 
Obel. Der Abend brachte ein st^ukes (iewitter mit gelingen Nieder- 
schlägen. Am zweiten Tage folgten wir dem liaufe de» l^lnsses 
aufwärts, in dem gegen HO Schritte breiten, sandigen, annähernd 
nur 3 m in dii» breite Ebene, die den Thalgrund vorstellt, ein- 
geschnittenen Kinnsale. F'iendig begrttssten die Träger nach einigen 
Stunden die ei*ste ^^'asserstelle, wir hatten die Nacht vorher wieder 
ohne Wasser xnbringen miissen. 

Aehnlich wie der Mareb. Hiesst auch der Obel einige Kilometer 
weit oberirdisch, in Form eines schmalen, zu beiden Seiten mit 
hohem Sehilfe und TaniariskengestriuK'h bewachsenen Bächleins. 
Wasservögel gab es hier erstaunlicheiweise gar keine, viele Spuren 
im Sande deuteten aber darauf hin, dass das Wasser von zahlreichen 
Viehheeiden, und in nicht geringerem (ii-ade auch \o\\ Antilopen 
verschiedener (i rosse besucht zu werden pHegt. Ks werden dies 
voniehmlich die Kudu und ^[ontana gewesen sein, die Laevipes- 
gazelle wurde schon seit dem ^fareb vermisst, während sie sonst 
sich gerne mit der letztgenannten zusannuefi zeigte. Antiloi»en 
jeder Art müssen einen verhältnissmässig beschränkten Verbreitungs- 
kreis, . oder vielmehr ein lokal beschränktes Vorkommen haben, 
Stellen, wo eine (iattung, sclmif abgegrenzt, neben der anderen 
lebt. Ein allmählicher Tebergang tiiidet, glaulte ich, wenigei- als 
bei anderen Tliieren statt. Das grr»ssere oder geringei'e Hednrfni.s8 
nach Wasser mag hierbei eine Hauptrolle spielen. 

Nach Aussage der Eingeborenen soll der Obel in seinem Ober- 
laufe zu dieser .Jahreszeit kein offenes Wassi*r weiter fiUiren. Wir 
gelangten nun zu der Stelle, wo er sich aus den Quelltiussen ^iai Marah 
nnd Mai (lodinah zusammensetzt, und verblieben in dem ersteren, am 
in dessen Hette so weit wie möglich hinaufzugehen, jedenfalls bis in sein 
oberstes Abrissgebict. Sodann nmsste auf steilem i'fade die erste Ter- 
rasse der Wasserscheide zwischen Kohain und Saiae erstiegen weixien, 
die nach längerer rnterbrechung wieder Schieferformationen dar- 
bot. Die obei-ste Terrassenschicht besteht zum grössten Theile ans 
schwarzem, in hexaediische Säulen abgesondertem Emptivgestein. 



ia4 

Die Hnhe gewahrt eine herrliche Aussicht anf die ThlUer des 
Obel und Mareb, sowie anf die Berge von Adna nnd Aksnm. Leider 
trübten schwere Genvitterwolken die Femsicht, nnd dazn kamen 
so heftige Winde, dass die Maulthiere Mi)he hatten, anf dem 
schmalen Pfade festen Fnss zn fassen. Jenseits, durch' ein enges 
Thal getiennt, liegt das hohe und schi-offe (Tcbirgsplateau Maragus, 
ein Xame, den anch der ganze hochgelegene liandstnch ffiliil. dien 
angelangt, überra^schte uns vollkommene Dnnkelheit nnd ein so 
heftiger Kegenschaner, dass wir uns znm l^leiben ent^chliessen 
nmssten, nm so mehr, als jeder der Führer einen anderen Weg 
als den lichtigen bezeichnete. In dem dni-chnässten hohen (^rase 
hatten wir ein ziemlich ungemüthliches Nachtlager gefunden, 
schliesslich aber trafen die Träger, duirh das Fener herbeigelockt, 
zum grOssten Theile wieder ein, um die Kalamität zu hel)en. 

Am näcltsten Tage waren wir nach r»stündigem Marsche in 
(lodofelassi. und wieder mit I*i*ofessor Schweinfurth nnd dem 
<7i*os der Expedition vereinigt. Unterwegs hatten wir die Dörfer 
Maadieh, Medjedjah. Abarhat und Adi Hasera passirt, unsei'C 
Marsclirichtnng war NO. gewesen, und die Vegetation hatte haupt- 
sächlich Akazien gezeigt, die hier, wie in der zuletzt besuchten 
Marebgegend, keinen («uinmi absondern, (todofelassi selbst ist ein 
armseliges, offenbar in letzter Zeit herabgekommenes Dorf, aus einer 
geringen Anzahl zerstreut liegender Hütten bestehend, die mit 
kegelturmigen Dächeni vei'sehen, nnd mit Stroh gedeckt .sind, wie 
die „TokuP des Sudan, während die Häuser in Denvbelas, Arresa 
nnd Kohain, weil aus Stein aufgefülnl, eine höhere Kulturstufe zu 
bezeichnen scheinen. 

Wir befanden uns wieder innerhalb des direkten Okkupations- 
gebietes der Italiener, das durch die Militärstationen bezeichnet 
wii*d; Dembelas und An-esa, Kohain etc. lagen ausserhalb. Dort 
war zur Zeit unseres Besuches auch kein die Regierung vertretender 
Resident ansässig, man konnte es eher ein Pi'otektionsgebiet, und 
zwar ein abgabenpfiichtiges nennen. Das nächste Ziel der Reise, 
Oknle Knsai, trat bis vor Kurzem ebenfalls aus dem Militärringe 
heraus, .letzt hat es einen Militärposten (Presidio) zu llalai. 



185 

Uebrigens benass 68 seit der ßesetzang des Hochlandes seinen 
Htündigen italienischen Residenten zu Saganaiti. 

Professor Schweinfnrth hatte das Lager zn Füssen des aof 
einem Hügel, an einer frfther darch eine Kirche eingenommenen 
Stelle, angelegten Forts von Adi Ugri aufgeschlagen. Er war auf 
direktem Wege von. Mai MafnleH dorthin gezogen, nnd l)eschreibt 
seinen ^farsch folgendennassen: 

Wilhrcnd meine (]iefilhrten am Ol)el nnd am oberen Mareb 
der Jagd oblagen, zog irh mit dem (^ros der Karawane ostwärts 
nach Adi Ugri. einem neuerdings von den Italienern 4 km im 
S. von (lodofelassi Imsetzten Foi-t. Es hatte sdi wer gehalten, die 
nOthige Zahl von Trägern zusannnen zu bringen, da uns von dem 
85 km entfernten Asniara nui- IK) derselben geliefert werden konnten, 
in ^Fai Mafales aber berufsmässige Träger überhaupt nicht auf- 
zutreiben, »ille übrigen Einwohner mit I*flügen der Felder be- 
schäftigt waren. Mit vieler Mühe wurden noch einige Esel und 
ein Dutzend Leute herbeigebracht. Einige 30 Lasten mnssten 
zurückgelassen, nnd nachträglich von Adi Ugri abgeholt weMen. 
Der Weg tührt in vorhenschend ristlicher Richtung, und innerhalb 
des (lebietes von Dembelas Tahtai, stets auf dem Rücken der Was.ser- 
s(!heide zwischen Harka und Mareb (bezw. Ambes.sa) über Adi 
Liban, Adi Finne, Adi Bari, Mai Harisch nach dem am eigentlichen 
Urspi-ung des Ambessa, 3 km südlich vom Kloster Debra Menmrios*) 
gelegenen Adi Qomoschio, wohin wir am zweiten ^larschtage 
gelangten. 

Dieses Dorf war in Folge der letzten Uholeraepidemie so 
dezimirt worden, dass von den meisten Häusern nur noch Ruinen 
übrig geblieben waren. Wegen des ül»eraus s<;hle<'hten THnk- 
Wassers, das aus einer als Viehtränke benutzten flachen Pfütze, 
einem wahren Sulplatze, geholt werden musste, zog ich es vor, mit 
der Karawane einen Umweg nach XO.zu machen, nach dem 6 km 
entfernten Adi T.schondog. Vor Adi Qomoschio breitet sich an 
dem gegen X. gelichteten steilen Absturz eine ungeHlhr 4 qkm 



•) Siolio Solle 12.*«. 



136 

weite Ebene ans, die das schönste schwarzbraane Erdreich anfweist« 
das .sich der Landwirth nur wünschen kann. Im NO. vom Dorfe 
gelangen wir znr Wasserscheide, die den obersten Zutliiss des 
Aiiibessatliales vom Messellem trennt, einem Wiesenbache, der 
gegen NW. zum lieito (Ferfer) und lUrka abfliesst. Um die kleine 
l'.asshöhe zu übei'sclireiten, auf deren Ostseite der Messellem fliesst, 
mussten wir am Sfidabhang einer eigenthümlich geformten Granit- 
kuppe vorbei, die im NO. von Adi QomoscMo, und etwa IV3 km 
entfernt liegt, und die vorhin erwähnt« Hochfläche nach dieser 
Ri<-htung bejn*enzt. Diese Kuppe wurde uns mit dem Namen Enda 
Mariam bezeichnet, obj^leich ein Kloster dieses Namens gegenwäilig 
hier nicht vorhanden zu sein scheint; eine sehr grosse Pavianheerde 
hauste auf der Höhe. 

Von Adi Qoiuoschio lagen die nächsten Nachbardörier, Adi 
Ssub'a und Adi Ssami-a, das ei-ste in SW. und etwa in 2 km Abstand, 
das letzte 1 km in SO. T)en Mcssellem erreichten wir beim Dorfe 
Adi Gulti. und gleich darauf kam Adi Tschondog. Diese Landschaft 
bezeichnet nach drei Seiten liin wichtige Wassei-scheiden, nicht nur 
nadi N. und W. hin diejenigen gegen den Barka und Am1>essa* 
^Fareb. .sondern auch nach S. gegen den Obel. Weiter nach 0. zu 
erliebt sicli. das isolirte Mei-ginassiv des Dabanmtta, von wo aus noch 
weiter nach 0. Tliäler ibren Trspinng nehmen, die in den obersten 
^lareb auslaufen. Die Sohle des Thaies des Messellem ist mit dem 
typisch dichten Kasenwuchs bedeckt, der in diesem Uindei-striche 
die rtachen Hoclilandstliäler in der Nähe von Wasserscheiden (2200 m) 
cliarakterisirt, und entliält in einigen Erdnssen. sowie in einer Kette 
von grösseren 'l'eichen beständiges Wasser (Wiesenwasser), von 
vorzüglicher I^'schalFenheit. Auf der linken westlichen Thalseite, 
gegenüber Adi tiuUi, ist eine Stelle, wo ein eigenthüniliches, asch- 
graues, feinkörniges I^avagestein an.steht, das in aufi*echt stehenden, 
senkrechten Hundsäulen gegliedert und abgesondert ist. Das vor- 
heiTschende Gestein Ist stets geschichteter Thonschiefer, der an 
vielen Stellen sehr eisenschüssig wird, ^\'iederholt stösst man auch 
auf ganze I^ager von sehr reichen Eisenerzen. Der Hildnng des 
Laterit srheinen sich klimatische Hindernisse entgegen zu stellen, 



187 

obgleich sonst alle Bedingungen %n demselben vorhanden sein mAgen. 
Zwar ist die Scheidung von Regen- and Trockenzeit hier eine sehr 
aasgeprHgte, aber die grOsste Wilrme fällt nicht mit den stärksten 
Niederschlägen zusammen, sondern gehört der Trockenperiode des 
Jahres an. T^etzterer Tm.stand scheint die nächste Veranlassung 
zu der Abwesenheit des Laterits in den nordabyssinischen (-tebieten 
gegeben zu haben. 

Die Bildung des schwai-zbraunen Erdreichs, welches wii* auf 
unserer Reise znerst in der dem oberen Barka angehörigen Niederung 
nördlich von der Wasserstelle Otal antrafen, seheint mir an das 
Auftreten eines sehr feinkörnigen und festen schwar/en basischen 
IMagioklasgesteins von porphyrischer Struktur gebunden; denn ich 
fand die Erde stets von der charakteristischen <*])okoladefarbigen 
Beschalfenheit, als Verwitterungsprodukt zwischen den losen Stücken 
des gen<annten (testeins, da wo es an die Obertiüche ti*at, und den 
Hoden mit kleinen aber stets kantigen, oft rhomboedrisch gestalteten 
Trümmerstücken bedeckte. So namentlich am Nordabt'alle des 
Dembelas j»egen den Messiam zu, am Maulthierpfade nach Feifer, 
wo das obere Drittel des Abstieges von dieseia tiestein einge- 
nommen wird. 

An der Zusammensetzung des festen Rasens, der die Thal- 
sohle des Messellem deckte und einem reichen und gut gepflegten 
Viehstande als vortreffliche Weide zu dienen s<'heint, betheiligen 

sieb vorzugsweise die (iräser: Themtda tnandra. F., Arialida adoensis, /l., 

Cjfnodon Dartfflon, L. (diese europiUsclie Art bildete die Hauptmasse), 

ferner Cfdoiis ahyisinicay l/., Audropoßon Schimpfri, U.y SporobolMi 
indirus, R, Br, und Setarea aurea, //. 

Das Nachtlager .von Adi Tschondog ist mir unvergesslich 
wegen einer kleinen Kiiisode, die viel Licht auf die neuen Zustände 
in der Er^lraea zu weifen schien. Der Oifschef (Schum) wies mir 
bei seinem unter Mitbrin^ung von Broden für die Träger, von Honig 
und dergleichen (lastgesi'lrenken vollzogenen Antnttsbesuch, zwei 
Zettel vor, die ich Anfangs für Empfehlungsbriefe hielt; dieselben 
entpuppten sich al)^r als regelrechte Stenerquittungen für das Doif 
und für seine lVM*son, ausgestellt von dei* zuständigen Behöi-de zu 



Asmara. Das Steoererheben war in dieser Gegend angeblich etwas 
ganz Nenes, noch Ungewohntes. Die Dembelaser rühmten sich, nie 
und Niemandem Stenem bezahlt zu haben, selbst nicht dem Xegns 
Xegest Johannes*). Und nnn kam ein Ortschef, nm mit seiner 
Steuerqaittang selbstgefällig zn prunken! Denn etwas anderes war 
mit der Vorweisung der Zettel nicht bezweckt In dem stolzen 
Nachweis, dass sie ihren Verpflichtnngen gegen die Regienmg 
nachgekommen seien, lag eine offenkundige Billigung der be- 
stehenden VerhRltnisse, und daran knüpfte sich das Bewusstsein, 
dass sie als Steuei-zahler ein Ani'echt auf den Schutz der Regierung 
hätten. Diese Scheine gestalteten sich gleichsam zn einem Talisman 
gegen die Ranbeinfälle der Bnzen oder gar der Mahdi.<tten. Die 
Einwohner weixlen jedenfalls schon davon gehöii haben, dass Italien 
zum Schutze der im Westen des (Gebiets bedrohten Völkei'schaften 
wiederholt und mit vollem Eifolge seine Trupi>enmacht aufgeboten 
hatte, bisher aber glaubten sie vielleicht doch befürchten zn müssen, 
dass gegebenen Falls dieser )i\irksame Schutz von den Launen und 
dem guten Willen des jeweilig in Betracht kommenden Platz- 
kommandnnten abhängig sein könnte; jetzt aber, mit dem Schein 
in der Hand, hatten sie ein Recht, solchen zu fordem. So erwies 
si.'h diese im Allgemeinen nicht als Wohlthat der Kultur angesehene 
Einrichtung hier als ein förderndes Kulturelement, Ordnung und 
ein geregeltes Leben verbürgend. Es darf übrigens nicht ausser 
Acht gelassen werden, dass die Achtung und das Zutrauen, »deren 
sich die bereits seit mehreren Jahren funktionirenden Gerichte er- 
freuen, wesentlich das ihre dazu beigetragen haben, der Steuer- 
erhebung die Wege zu ebnen. Solche Gerichte bestehen im Hochland 
zu Asmara und Keren, weixlen vom Platzkommandanten präsidirt, 
und beobachten bei völlig öffentlichem Verfahren ein möglichstes 
Eingehen auf die bestehenden Satzungen, namentlich der christlichen 
Abyssinier und der Mohamedaner. Gewählte eingeborene Beisitzer, 
der Ortschef, Geistliche beider Religionen, Kaufleute dienen dazu. 



*) Dieser Angabo widerstreiten dio in der Arbeit des Cnp. Perini 
gegebenen statistischen Daten. Nach Cap. Perini: .Siehe Seite G9 
Anni. '2. 



189 

diese Aufgabe tn erleichtern. Der Gerichtstisch trügt eine Tafel 
mit dem in italienischer, amharischer nnd arabischer Schrift wieder- 
gegebenen Wahlspruch, der alle italienischen Gerichtshöfe eiert: 
„Das Gesetz ist ein gleiches fllr Alle", 

Auf dem Weiteraiarsche nach Osten hatten wir, um die grosse 
Strasse wieder zu erreichen, das Messellemthal sttdwArts bis zu 
seinem Urspiting etwa dkm weit hinaufzugehen. Von der Höhe der 
Wasserscheide ans sah man in sildliclier und Ostlicher Richtung auf 
eine sehr merkwUi*dig zenissene Bodengestaltung hinab, und auf 
nach verschiedenen Seiten auseinnndei-gehende Thalsysteme. In O. 
erhob sich, einer Riesenburg vei'gleichbar, die gewaltige, aus i'egel- 
milssig horizontal gelagerten Hionschiefern gebildete l^rgnmss« die 
nach dem an ihrer Ostseite befindlichen Kloster Dnbanmtta (abgekürzt 
aus Enda-Abba-Matta) genannt wird, nach Anderen SsemAssim heisst^ 
nnd die von Godöfelassi ungetahr 22 km entfernt ist. Dieser 
isolirte Bergstock, der nach albm Richtungen weit sichtbar ist^ mag 
die umliegende Gegend; die mindestens 2000 m ^^eel*eshOhe hat^ 
um ungefähr .-300 m Überragen. Von der erwAhnten Höhe aus ge« 
wahrte man diesseits des Dabamatta, gleichfalls in ristlicher Richtung, 
und zwar aus einer Thalsenkung hervorragend, welche, soweit das 
Gesichtsfeld reichte, durch die, dieselbe nach Westen und nach Osten 
abgrenzenden Kämme nnd Hergi'ücken angedeutet war, drei au.<tser* 
ordentlich eigentliümlieh gestaltete schwarze Felsmassen, die in der 
Richtung nach 8. oder nach SO. stark ilberhingen, den schiefen 
Thürmen von Pisa gewissermassen vei*gleichbar. Diese schrägen 
Felskämme ragten nur ungefähr 100 m Über die sie um- 
gebenden Felsrücken ans der Tiefe eines unserem (Gesichtskreise 
entzogenen Thaies empor. Mein Gewährsmann nannte sie MbA 
Hellabich. 

Ich bedauere unendlich, durch den Dmng der mich damals in 
Folge des Trägermangels umgebenden Verhältnisse nicht in der Lage 
gewesen zu sein, einen genaueren Einblick in diese hochinteressante 
Gegend nehmen zu können. Der direkte Weg von Asmara nach 
Dembelas oder nach Anesa filhrt durch dieselbe mitten hindüixh. 
Hier harrt eine wichtige geogiaphische l^'rage noch der I^sung, 



140 

namtlrh diejenige, welche darch Tli. v. Hengllit'i Angitbe*) eine« 
Vulkans „mit Krater, f'aldera niid pjraDiidsIem Emptionsk^ Im 
^ntram" hetrorgernfea worden ist Nach v. Heogtin soll dlewr 
auf der Ost^eit« des Daluimntta bellndliehe Vulkan dea Namen „Az 
Stfliemer-" t&hKa. Rohlfa alier, der 1880 dicht an dem Dabnmnlta 
vorbeikam, vemioclite weder diesen Namen noch das Vorhandensein 
rines \'nlkan!<, wenigstens keines tliütig;Gn, in Erfahrung zu zielien.**) 






Ueber verscliiedene, rarhemchend in sfld westlicher Richtung 
abgehende lliäler nnd dazwisthenl legende Hohen von liOO bis ilOO m 
schreitend, gelangten wir, bei den Döifern Adi Besä, Dheirebicn, 
Uako Rassi lin NO. von diesem vorbei, wi> itt'i- Weg von Ant'sa 
sich mit dctn vorigen vci'einigtl, (<uschet oud Mal LiIkiss vorbei- 
kommend, nach 4^4 Wegstunden von Adi t^mvschio zu dem 
Küdabfall des Dabanintlabeiges, nalie bei dem kleinen Dorfe 
tTDemerd (2 km weiter im Norden nnd h<*iher am Berge lag 

*) V. Heuglin, Heise 1E63 S. 134; ferner SleiiJner in: ZeiUchrift flir 
alts^m. Knlkuuüe XII S. 334. 

**) ßoliirs. Meine Mission 5. 154. Nach SUndners Ilericht, an boroiti 
angi-i^betier .Stell?, »illlo ilcr Vulknn seit UeiuUal ^l<>%3t^v1>Al^%\^'^c«^^% 



_141 _ 

Adi Schimabtn). Am Kesseleinbinch einer nach Westen und 
SSW. tief abfallenden Schlacht, betraten wir die Wasserscheide 
der znm oberen Marob bei Godofelassi, nnd der zum Obel nnd 
znm Mareb von Kohain abgehenden Thftler. Dabei bezeichneten 
dichte Rasenflächen den Ursprung eines anderen Thaies, das ans 
über Adi Mognanti in SO. und SSO. nngefUhr 12 km weit bis 
zum Fort Adi Tgri auf ebener Wiesenfläche liinabgeleitete. Die 
weite Ausdehnung des schwnr/en Erdreirhs hatte schon auf der 
letzten Wegstrecke, seit Adi Tschondog. meine Bewunderung eri'egt. 
Viele Dörfer, die am Wege Lagen, hatten durch die Drangsale der 
letzten Jahre, namentlich in Folge der durch Ras Alula veranlassten 
Raub- und Vennchtungszüge, dann aber auch durch Cholera, Vieh- 
seuche, Heuschrecken und >risswuchs, kurz und gut, durch alle nur 
denkbaren Uebel und Landplagen, einen gi-ossen Theil ihrer Be- 
wohner, ja vielleicht alle wattenfähigen Männer eingebilsst, andere 
(wie z. B. Adi Besä an der (tienze von Dembelas) erschienen gänz- 
lich verlassen, und dichter Graswuchs war in den Thälem an die 
Stelle ehemaliger Ackerflächen getreten. Zwischen den Grasbttscheln, 
die von keiner Viehheerde abgeweidet wurden, sah man überall das 
üppige schwarze Erdreich hervorstechen. Diese die Thalnmlden be- 
deckenden Allnvionen, haben im Distrikt von (Todofelassi eine noch 
grössere Ausdehnung genonnnen. 

Bei einem neu angelegten schönen Ziehbrunnen, neben dem 
sich eine von den eingeborenen Soldaten der Garnison besorgte 
Ziegelbrennerei befand, hatte ich dicht unter dem Fort Adi Tgii 
auf der Xordseite das Lager aufschlagen lassen. Kapitän Folchi, 
der durch langjährigen Aufenthalt mit Land und licpten ver- 
traut gewordene Konnnandant des Platzes, eben.so .sein Stellvertreter, 
Tenente Anghera, hatten uns bereits während unseres Aufenthaltes 
in Mai Mafales durch Zu.sendungen verschiedener Art viele (tefiillig- 
keiten erwiesen: jetzt war ihre lieben.swüi*dige iMihrung und Ge- 
sellschaft für uns von besonderem Werth. da es in der Umgegend 
von (lodofelassi vieles zu sehen gab, was die Aufmerksamkeit des 
Kolonialfreundes ganz besondei*s zu fes.seln vei-sprach."* 

]{ei Godofelas.'^ ist eine der drei Vei snchsstatitmen, die der 



_142 

mit der Leitang der italienischen Kolonisation in der Erytraea be* 
anftragte Baron L. Franchetti hat anlegen lassen. Die erste in 
Asmara, im Jahre 1891 gegründet, liat eine Höhenlage von 2900 m, 
die beiden anderen in Gnra nnd Godofelassi liegen etwas niedriger, 
und haben die massige mittlere Jahreswärme von drca + 18<> C 
Sie datiren ans dem Jahi-e 1802. Die italienische Kolonisation ist 
mit ihren Versuchen langsam nnd zielbewnsst vorgegangen, sie stützt 
sich in allen Punkten auf gemachte feste Erfahrungen, nnd hütet 
sich ängstlich vor Uebei-eilungen irgend welcher Natur. In Italien 
wie überall, hat man in vielen Kreisen die Kolonialversuche miss- 
tranisch nnd mit Zweifel liinsichtlich des Erfolges beobachtet, ein 
Misslingen irgend welcher Art würde daher von gi'ossem Xachtheile 
für das allgemeine Interesse gewesen sein, das man im Lande der 
Sache entgegenbrachte. Baron Franchetti will die Erjiraea nicht 
als Ablenkungsgebiet für den grossen Strom der Auswanderer be- 
trachtet wissen, welches Vorgehen eine Verdrängung der Eingeborenen 
und ihrer Rechte im Gefolge haben würde. Die Hauptstütze der 
Kolonie soll in nationalökomischer Hinsicht der Eingeborene sein 
und bleiben. Auch vor übertriebenen und gewagten Expeiimenten 
mit intensiver Plantagenkultur ist er in Anbetracht der nicht sehr 
bedeutenden finanziellen Mittel, welche Italien in das Ausland ab- 
zuführen in der Lage ist, auf der Hut gewesen. Jahrelange, genan 
angestellte Versuchsknlturen sollten zunächst ergeben, in)i\ieweit der 
Boden in der Lage ist, einen europäischen Kolonisten zu ernähren, 
und ein wie grosser Landkomplex hierzu ei*foi*derlich sein würde. 
Solchen Versuchen dienten die Stationen in erster Linie, späterhin 
wurde dann ganz besondere Sorgfalt auf die Auswahl der Ansiedler 
vei-wandt. Es sollten keine verkommenen oder ihren Lebensbenif 

• 

verfehlt habenden Individuen sein, sondern tüchtige Baneiiifamilien, 
die durch die Arbeit ihrer Hände das zu leisten im Stande wären, 
was zu unabhängigem Forikommen geboten erscheint. Franchetti 
selbst hat sie aus dergrossen Zahl derzur Auswanderung sich Meldenden 
herausgewälilt. Die Bedingung, die ihnen die Regierung stellte, 
betraf zunächst eine Verpflichtung auf 5 Jahre. Sie erhielten .15 bis 
20 Hektar bestes Ackerland kostenlos, und eine auf 10 Jahre giltige 



Abgabenfi*eilieit vom 1. Janaar 18IM ab worde ittr diesen Gi-nndljesitz 
gewählt. Ferner g;ab die Regierung ihnen, aosser kostenfreier Rei^e- 
beföi-demng, alles im fremden Lande Erforderliche: Zagvieh, Geschirr 
ond Gespann, Ackergeräth, Saatkorn and für die erste Zeit der 
Ansiedelang freie Lebensnittel und Wohnang. Freie Rückfahrt 
wurde erst nach 5 Jahren und nach Erfüllung ihrer Verpflichtungen 
zuerkannt, um solchen Elementen die Mriglichkeit der Ansiedelung 
abssuschufiden, die keine ernsten Absichten veifolgten. Die vom 
Staate ausgelegten grossen DetrUge tllr die genannten Anschaffungen 
müssen natürlich im Laufe der Zeit ssurückgezahlt werden, und zwar 
geschieht das in der Weise, dass vom zweiten Jahre ab die Hälfte 
der Ernteerträge, bis zur Tilgung des Darlehens, der Regierung veiiUllt. 

In (lodofelassi hatten unter diesen Bedingungen die Bebauung 
der Ländereien 10 Familien mit im Ganzen Ol Köpfen übernommen, 
die auf einem kleinen Hügel in der Nähe von Adi Ugn, vorläufig 
in geräumigen runden Kugelhütten abyssinischer Art untergebracht 
waren. Die Bedingung der Abtretung des halben Ernteertrages 
erscheint nicht so drückend, wenn man bedenkt, dass Ländereien 
von der vorher bezeichneten Grösse in einem Durchschnittsjahre 
in der Lage sind, einer Familie von G bis 7 Personen Lebensmittel 
auf 2 Jahre zu gewähren, und wenn man weiter berücksichtigt, dass 
die Versuchsstation aus ihren Vorräthen die nicht selbst angebauten 
Lebensmittel und nöthigsten Verbrauchsartikel (z. B. Salz) den An- 
siedlern zur Verfügung stellt. Ausser den angegebenen Familien 
hat ein junger Italiener, Gilardi, sich dO Hektar von der Regierung 
kostenfrei, jedoch mit der Verpflichtung zum Bodenzins überweisen 
lassen, und hat mit Hilfe von 5 seiner Landsleute eine kleine Muster- 
wirthschaft gegründet. 

Der im ersten Augenblicke sich ergebende Einwand, da.ss es 
den Kolonisten nicht möglich sein düi-fte, baare Geldmittel zur Be- 
friedigung aller jener kleinen Bedüifnisse zu erwerben, die das Kultur- 
leben mit sich biingt, kommt in Fortfall, wenn man berücksichtigt, 
welche Dimensionen der Handel aus dem Innern nach Massaua bereits 
heute angenommen hat, und wie viele kleine Karawanen fast täglich 
sich zur Küste hinb^*egen. Die stets wachsende Zunahme dieser 



iilMMiMtittIMMiMiMiiil 



144 



Haudelsbewegunpr giebt eine Tendenz sn erkennen, die zu den bevten 
Hofinangen berechtigt. Der italienisdie Kolonist ^Ird der erste 
sein, der hiervon Vortheil ziehen kann, denn to wird ihm 
nicht schwer fallen, f&r den Markt allerhand kleine Produkte 
za liefern, nach denen besondere Nachfrage ist, wie z. B. Tabak, 
verschiedene Gemüse und Fruchtsorten, Kartoffeln, Gewürze und 
dergl Tenente Anghera in (^odofelassi hat gelegentlich der wegen 
des Waffen- und ^lunitionsschmuggels gebotenen Untersuchung der 
Karawanen in den 9 Monaten, von Juni bis März 1894, die folgenden 
Waarenbewegungen festgestellt: 



Nach Massaua: 


Maulthierlasten 


Kiisso 


3 


Häute 


44 


Wachs 


36 


Kaffee 


588 


Elfenbein 

• 


24 


Nach Abyssinien: 




.Seidenzenge 


7 


Petroleum 


7 


Alkoholische Getrftnke 


80 


Durrakoin 


80 


Baumwollstoffe 


216 


HohbaumwoUe 


205 


Tabak 


62 



Es ist zu l)emerken, dass in diese Zeit die unwegsamen Monate 
der Regenperiode liineinfallen, während derer keine Karawanen gehen. 
Rechnet man ein Viertel mehr für die 3 übrigen Monate, so ergiebt 
sich z. B. eine Ausfuhr über ^^assaua von 50000 Kilogi*amm Kaffee, 
in Kaii-o i\'urde 'der Markt werth des abyssinischen Kaffees.zu 11 Piaster 
die Oka angegeben, gegen 13 bis 14 für den echten Mokka, einem 
Werthe von 100000 bis 150000 Francs entsprechend. Unter der 
Annahme, dass auf dem anderen Hauptwege über Majo mindestens 
dieselbe Kaffeemenge ihren Weg findet, resnltirt eine (lesammtausfuhr 
im Werthe von 200000 Francs, dies einem ganz minimalen Betrage 
gegenüber, den man früher angenommen, und den noch die „(.'ommissione 



„»II ^ ' -j^f^S^i'f^^ 



'r^rsTr. 



145^ 

dlnchievta^ aaf nur einige 20000 Francs beraclmet hatte. Die Kolo- 
nbteii halben also jedenfalls die Möglichkeit, Produkte fttr die Ans- 
fahr nebenher anznbanen, ebenso wie fttr die Bedtlrfnisse der auf 
denkbare Zeiten noch erforderlichen Besetzungstmpiien, und können 
sie anf diese Weise ihrem (leldbcdüifnisse abhelfen. Während der 
Monate, in denen die Bebauung des Bmlens in Wegfall kommt, kann 
die in Abyssinien noch ganz nnbekainite Korbflt^chterei und Töpferei 
/u einem Nebenerwerbt* fuhren, der ausserdem im Interesse der 
Kolonie ist, damit die werthvi llen Häute weniger von Kingeliorenen 
selbst verbraucht werden, sondern ihi-e Bedeutung im Ausfuhrhandel 
einnehmen, die ihnen gebührt. 

Die Vei-suchsstatiou in (todofelassi erscheint etwas get^hitlet, 
da die Lage unmittelbar am Kingaugsthore zum äthiopischen Reiche 
ist. Andererseits lässt sich aber von dort aus, weil an der gi'ossen 
Heerstrasse gelegen, eine grrissere Einwirkung auf das eigentliche 
Abyssinien erhotieu, auch erscheint gerade hier die Höhenlage, sowie 
die überaus fette, thouhaltige and stellenweise bis 2 ni dicke 
Ackerkruste allen Anbauvei-suchen ganz besonders günstig. 

Wasser findet sich bei Ji m 1'ietV, und ausserdem in einer zum 
Tränken des Viehes ausreichenden Menge das ganze «lalir hinduitii 
in einzelneu Krdiissen des Thalgrundes, die während der Begenzeit 
tliessende Bäche siud. 

Versuche werden gemacht mit der Anpflanzung von Ai»fel-, 
Birn-, Kirsch- Pfirsich-, Feigen-, .Tohanuisbi-o«!- und MauHieerbäumen, 
ferner von Oliven, Kiefern (l\ Pinea und /'. fAtrh-h), Oypressen, 
si)eziell aber von Weinstöcken, ilercn Anbau in giösserem Maasse 
lietrieben weitlen .soll, und die hier bereits im zweiten Jahre Ertrag 
liefern können. In gb'ich voizüglicher Weise gedeihen alle 
europiiisclieii (lemüse, namentlich auch Kai-totfeln und sogar Erd- 
beeren. Von di*n Hau)it Produkten, Weizen, (lerste, Bohnen. Erbsen 
und Linsen, liegen in den grossen Magazinen der Station stets Vor- 
rät he zur Vertheiluug an die Kolonisten bereit. Das Ergebniss 
an Weizen soll 800 kg''') vom H(?ktar im Durchschnitt betragen halK*n. 

^ A/.so zwischen /7,j iin«l W bl, was iVm V>\vvc\\v«\v\\\vv¥k«itVt%,'^ vV«% 
HWjuf/M w Aegj'ptcn ^'foicJiküiiiint. 

Vi 



146_ 

Ne>'>en dem Ackerbau mrü g;it)s8er AVerth anf die Vielizncht 
gelegt Es wurden vor einigen Jahro^ 20 Romaguastiere ein- 
geführt. Leider ki-Onte der Erfolg nicht die BeniQhungen, eine Senche 
raffte die Stiere zum grössten Tlieil im ersten Jahre schon hinweg, 
die flbngen siechten hin. offenbar, weil sie sich an das fremdartige 
t^rasfatter nicht zn gewöhnen vermochten. Bessere Resultate wui-den 
mit Schafen erzielt, die sich gut zu halten, und auch zu vermehren 
scheinen. Der augenblickliche Besitzstand l»eträ^ annähernd 
.-KX) Stuck. Die Erfahrung mit den Stieren deutet wieder dai-anf 
hin, dass es stets empfehlenswerther ist, einheimische Rassen zu 
veredehi. als Versuche mit der Einführung neuer europäischer Arten 
anzustellen. Das Rindvieh hat allenlings augenblicklich im liimde 
selbst einen ungewr»hnlich hohen Marktwerth, in Folge der Seuchen 
«ler vergangenen Jahre, die stellenweise bis (X) pt 't. des Besitzstandes 
der Einwohner hinweggeraff't haben. Schutzimpfungen, wie sie 
bereits seit zwei Jahren in allen südafrikanischen (Tebieten, sogar 
in Maschonalaud und bei uns in Südwestafrika mit Eifolg geübt 
wei-den. scheinen hier noch nicht versucht worden zu sein. Wenn 
auch in Folge der Theuemng die. Kosten nicht bedeutend gemindert 
werden, so könnte es trotzdem empfehlenswerther sein, her\'or- 
i-agende einheimische Thiere anzukaufen, um dieselben im Hinblick auf 
eine vei-edelte Nachzucht zu verwenden. Dieselbe Regel des Verlwsserns 
einlieimischer Produkte, und des Verharrens l>ei ihrer Vei-werthung 
lässt sich, glaube ich, mit gewisser Berechtigung auch auf Boden- 
eraeugnisse anwenden. 

Die Versuchsstation, eine Mu.steranstalt ihrer .\i-t, ist der 
Obhut eines Hauittmanns der (irenietruppe in Angelegenheiten der 
Kat^isteraufnahme. eines technischen und ftnanziellen Direktors, und 
eines landwiilhschaftlichen Leiters anvertraut. Im Traufe der Zeit 
.sollen in der ganzen Kolonie Katasteranfnahmen stattfinden, zur 
Festsetzung des Im* die italienischen Ansiedler frei bleibenden Areals. 
Man will kein den Eingeliorenen rechtmässig zukommendes Land 
expi-opiiiren. An verlassenem, hen-enlosem. oder völlig nn1>ebant 
gebliebenem .\ckerboden ist, wie bereits angedeutet wuixle, l'eberfluss. 

Im OSO. von Adi ITgi-i, eiww \^Vv\\ ^\\V\v\\\V> \ccv>\\^ '«e^ 



147 

Seiteiithal des MHreb, Mai Knnmiel, seinen ürspining. Dort ist ein 
ei^ebiges Kalkvorkonimen, nnd die ^statione agiicola** hat an jener 
Stelle filr ihre Bauten einen Kalkofen errichtet. Kalk als Sediment- 
gestein fehlt in der Kolonie niit Ansnahme der Kftste vollkommen. 
Elienso wie in einigen anderen Stellen der Erj'traea. liei Ginda nnd 
Asniara, tritt der Kalk in j?h»iclier Weise wie in den vnlkanischen 
Distrikten Stidarabiens nur lokal, in p'nnp:er Ansdehnnng auf, als 
Krzeujrniss der Quellenthätigkeit. Ks hat sich genau am Ti-spi-nnge 
des Thaleinhruches. vermittels einer hervoi^ieselnden Quelle, der 
Kalk als 'l^ravestin gebildet. Das Wasser fliesst über moosl»ekleidete 
senkrechte Wände herab, nnd man sieht deutlich das Entstehen der 
verschiedeniMi Tropfsteingebilde (poröse Massen, Röhiren, Stalactiten, 
HlattabdrUcke etc.), je nach den lM>rmungen, welche die Pflanzen- 
welt als (iruudlage des Voigangs, an den einzelnen Stellen auf- 
zuweisen hat. 

Bei (-iodofelassi ist der <t raswuchs der Steppe vielfach mit 
Ah€ Comperii dur-chsetzt, während die Aloe Abyasinira verschwindet. 
Die letztere liefert kein Aloe, hingegen kann aus der ersteren dni-ch 
Abschneiden der Blätter der Saft mit Leichtigkeit ausflies.sen 
gelassen und angesammelt werden. Der moo.sgiüne dicke, und sofort 
eine bräunliche Farbe annehmende Saft lässt sich an der Sonne bis 
zur haizartigen Konsistenz eintrocknen. Ein Kilogiamni des auf 
die.se Weise .s<'hnell da rgi'st eilten Aloe wurde präparirt, liehnfs 
Einsendung an die Ausstellung in Mailand. Mit der Zeit kann Aloe , 
ein mehr oder weniger wichtiges Ausfuhrprodukt filr das Mutter- 
land weiden, eben.'<o wie das Gummi arabicum, ferner Ebenholz, nnd 
das aus dem in Dembelas und im Bogoslande in ungeheui-en 
Mengen wild wacthsenden Andropogon zu gewinnende Gras- oder 
Citi-onellanl. 

Vorher hal)e ich schon ei wähnt, dass unsere Zelte einige Kilo- 
meter von Godofelassi entfernt, am Fu.s.se des Forts Adi Tgii anf- 
ge.Kchlagen wonlen. Das Foit ist besetzt durch eine Kompagnie 
von IW regulären Indig(*ni, befehligt von 3 italienischen Offizieivn, 
Die von einer Mauer umgel»ene Plattfonn auf der Spitze des Hügels 

Ist geräunu'g angelegt, enthält das kleine Kasino, das anch xa 

10* 



148 

(ienditssitzinigen liestiuinite ßi\ivaa, die Wobnuugeii der Offi^dere, 
nnd die Pulverkammer. Zu letzterer dient die ehemalige Kirche 
von Adi Ugri. An Gesdi&tzen be«tzt da« Fort 3 Mitrailleuseu, 
dei*en Bedienung, ^ne ich mich Überzeugen konnte, die einheimiKchen 
Soldaten meisterhaft verstehen. Ebenso wie die italienischen Offiziere 
in allen Thcilen der Kolonie, waren auch hierKapitün Folchi und 
Tenente Anghera von ge>\innender Lielienswftixligkeit, und von 
dem weitgehendsten Entgegenkommen. Ein vergnügter Abend in 
dem kleinen, mit T^eoiianlentVOIen ausgestatteten Kasino gehörte zu 
den angenehmsten Stunden, die ich in der Kolonie verlebt halie. 

Alle die, die Knlturflächen von Godofelassi umgebenden Hügel 
und Anhoben sind von vollkommen horizontal gelagerten Sdiichteu 
gebildet, die mit hartem Hasaltgestein oder mit basaltischen Tüllen 
abwechseln. Das Gebiet von (lodofelassi besteht nach IJaldacci's 
Hencht (S. 52. 53) günzlich aus diesen Felsarten. 

Jagdlich würde (-»odofelassi als das Eldorado des die Bequem* 
lichkeit liebenden Schützen zu bezeichnen sein. Eine Pürsche bei 
Sonnenaufgang in dem dicbt bei dem Fort sich ersti-eckenden 
niederen Gestrüpp war eluMiso unterhaltend wie ergiebig. Wir 
übten sie fast Jeden Morgen aus, und kamen nie nach Hause, oline 
2 bis .-J.Telbedu- o<ier >ladoquahntilopen. und einige Zwei-gtrappen 
erlegt zu baben. Einmal wurden bei solcher Gelegenheit vor dem 
Hunde des Ifauptmanns zwei Serval, ein andei-e« Mal die vorher 
erwähnte, noch unbestimmte helle Wildkatze erlegt. 

Xach einigen, in Godofelassi sehr angenehm verbrachten 
Tagen, war der Augenblick des Weitennarsches herangek(mnnen. 
Durch die fortschreitende Bebauung des IMens zeigten die 
EingelMirenen mehr und mehr Abneiginig, ilire Heimstätten zu 
verlassen, und es winde geradezu unmöglich, die erfoiderlichen 
150 Trägerlasten zu gleicher Zeit zu beföi^dern. Wenn auch die 
VoiTäthe an I^bensmitteln atlmälilich beträchtlich sich vennindert 
hatten, so waren an ilire Stelle die Pllanzensammlungen von 
Pix)fessor Schweinfurth, sowie meine zoologische Ausbeute an 
Fellen, (-rehönien, Schädeln nnd Vögeln, schliesslich Watten und 
ähnliche (legenstände des einheimiscben Knnstfieisses getreten. Es 



149 

ergchien daher zweckiiiAssig, dass icli mit der «inen Hälfte der 
Expedition vonius niariicliirte, mid Pn)fes.sor Schweinfnrtli mit 
dem anderen Tlieile nachfolgte. Als wir am 19. April Godofe1a.s8i 
verlassen wollten, kann man sich nnsere Ueberraschung denken, al« 
die znh*tzt mitgefllhrten 70— HO meist aus Asmara stammenden Ti-ilger, 
wJlhrend der Nacht ohne Ausnahme spurlos versehwunden waren, 
wir somit ziemlich allein dastanden. Die Ti-äger hatten so^ar den 
fllr mehrei'e Tage rückst ihidij?en IaAiw im Stidie gelas.sen, so giuss 
war ihn» Kile jrcwi'scn, v<»n uns loszukonnucn. Ks war wiedenun 
der lichenswUidigiMi Ifilf'c des KapitUns zu venlanken, dass Trftger, 
Maulthien» und Kscl viclh»icht etwas zwanjrsweise und mit Hilfe 
von Soldaten rekrutirt wunleu. wodurch wir dann in die Moglidikeit 
versetzt waren, den pi-ojektiJten Authruch hewerkstelligen zu kOnnen. 
Anderenfalls würde es zur Heschattunjr tVisi'her Trilgerkräfte von 
.sehr entlejrcnen IMätzen her vieler Wartetajj^e he<1urft halien. 

In iMiltre der Verz<ij?erung mussten wir bis in die Naclit hinein 
in XO. marschiren. Einige Wegist uuden von Adi rjrri in 0. ent- 
fernt, hatten wir bei dem fast ausjrcstorlMMien und verlassenen 
Dorfe von Amba Sareb. einen j^ejren *200 m tiefen Abstieg zu 
der Niederung des Mareb zu bewerkstellifren. Wir lagerten schon 
bald in der Nilhe des Dorfes SchehU auf einem kleinen Fels- 
plab'au. einer Art Vcnstufe. die den Tebergang zu der wenig aus- 
gedehnten Kbeue bildet, die sich längs dem .\bsturz des engeren 
Man'bthales hinzieht, dessen Ibeite ungefähr 3 km betnigt. In der- 
selben beschleunigten Weise zu marseliiii»n wie bisher, war mir 
vorhlnfig in l^'olge einer schon seit einiger Zeit andauernden, an 
Dysenterie erinnernden Krscheinnng unmöglich gemacht. Der Al»- 
stieg zum Afareb selbst am nüchsten Tage bereitete den Aianlthieivu 
ziemliche Schwierigkeiten, da er steil über jähe Felsblik'ke hin- 
nnter tührt. Das Bett des Arareb ist kaum 10 m Ineit, und voller 
Blöcke und grobem Geröll. Es flUiit ehi wenig stagnii-endes, aber gutes 
Wasser, und dürfte für den (leologen von besonderem Intei-esse sein, 
da der Fluss ans seinem obersten yuellgebiete die verschiedensten und 
mannigfaltigsten (-iestein.«<arten herabschwemmt. Jenseits erhebt sich 
eine HtK'hfläche, mit dem den höchsten Punkt bezeichnenden Dorfe 3lai 



160 

Hotha, von wo ans Gnm skhtlmr \^1rd. Vor diesem grossen Dorfe 
liegt im Westen die schon erwähnte zweite italienische Versnchs- 
Station, mit nach enropHischem Muster angelegten Knltnren. Die 
Versnchspflanzen sind so ziemlich dieselben nie in Godofela^si. 
In voi-zfiglich organisirter Weise stiessen hier, an der Grenze von 
Oknle Knsai. uns entgegen gesandte »Soldaten der in-egulÄren. al>or 
in italienischem Solde stehenden ßamla «Hfses Gebiets zu uns, zur 
Ablösung der i'egulai-en Imligt'ni von Godofelassi, die irh jedoch 
ebentalls einstweilen l>ei mir behielt. 

Das Doif (^ura liegt auf einer Anhohe, und ist ten-assenfönuig 
gebaut, d. h. die tlachdachigeu Hauser sind mit der liitckwand * an 
den aufsteigenden Hei-g angelehnt. Die jkuart ist die für diesen 
I^iudestheil besonders tyi»is<-he. aus Stein hergestellte Hütten mit 
erdbedeckten Dachflächen. 

Wir befinden uns jetzt in Okule Knsai, das von einem rein 
abvssinischen Stannne bewohnt wird. In früheren Zeiten war Gum 
ein noch giösserer und sehr bevölkerter J*latz. Die ('holeraepi- 
deinien der letzten Jahre. Trockenheit und Hungei'snoth halien die 
Hevölkerung deziniirt. und zur Auswanderung gezwungen. Gura, so 
wunle mir gesagt, soll heute nur noch 150 erwachsene männliche 
Bewohner aufzuweisen haben. Der erste Besuch galt, um den 
Ort in Augenschein zu nehmen, der Kirche. Sie bot nichts neues, 
war theilweise bemalt, und der innner noch den Drachen erspies.sende 
Heilige Geoi-g durfte nicht fehlen. Weithin schallender Gesang er- 
tönte aus der Vorhalle, in der soeben die Taufe eines Kindes voll- 
zogen wurde. Der kleine Guraner wurde thatsächlich getauft, d. h. 
von den beiden fungirenden, mit rothen ^tänteln bekleideten Pn'estern 
giündlich gewaschen, und dann an den die fünf Sinne charakte- 
risirendvu Krirpert heilen mit einem in heiliges Salböl getauchten 
Stabe berührt. Der Priester singt hierbei eine gewisse Litanei, in 
deren Kefrain die anwesenden Elteni und übrigen Geistlichen ein- 
stimuKMi. Eingeleitet wird die Zeremonie durch Verlesen einiger 
Seiten aus der heiligen Schrift, den Schluss bildet das übliche 
rmliängen d"V blauen Halssclinur, als Zeichen der Angehörigkeit 
zum abvssinischen Cliristcntlnnue. 



Ein Besuch lieim Dotfchef („Sclmm-Adi*') enthalte mir da» 
Innei'e d(*r gerUniin>eii Hütten, die im Uebi-ig;en denen von Mai 
Mafnies gleiclisfostellt sind. 

AnntUiernd vier Marschstnnden von Gnra entfernt liegt 
Saganaiti. I)i»r Weg fniirt an dem ebenfalls terrassenfOimig an- 
gelegten >raaral)a vorlw»!, das in dem vegetationslosen sandigen 
Ten*ain ungotiihr den Kindrnck eines ägyptischen I>orfe.s gewährt. 
Dieser wird noch erhöht durch einen weissen mnden. aber schlanken 
mehrstöckigen Ban, der die Wohnnng des OrtsolMM'hauptes ist, aber 
in Aegypten niilM*dingt filr eine Ai-t Minai'et angesehen werden 
würde. 

Saganaiti ist die Residenz des bereits l»ei Keinen envähnten 
Dedschiatscli Bata-Hagos. des Herrschers von Oknle Knsai*), 
anssenhMu des italienisclien Residenten. Tenente Sanguinetti. 

Okide Knsai besass Knde des Jahres \B^^> «ach der Schätzung 
von Kap. Perini zwischen TiO und TiOOOO Einwohner, von denen 
gegen 7000 sich zur römisch-katholischen Kiirhe bekannten, nnd 500 
Mohamedaner waren. 

Die Provinz ei*streckt sich in der Hauptnchtung ca. 120 km 
von XW. nach S\V. hin, im Süden von deV zum Königreich Tigi*e 
gehörigen Ih'ovinz Aganie begrenzt, nnd unifas.st 286 mehr mler 
weniger grosse Dörfer. Die an die italienische Kolonial regierang 
entn<'hteten Abgal»en betragen gegenwärtig jährlich 42000 Fir.s. 
Bata-Hagos bezieht ein massiges Monatsgehalt, nebenbei natürlich 
Ikv.üge nicht offizieller Art. von zivilrechtlich streitenden Parteien, 
bei denen er Scliiedsricliter ist etc.. sowie für 8^15 Mann von ihm 
ständig nnterhaltener irregnh'irer Banda Sold und Munition von der 
R(>gierung. Ansserdeni kann Okule Knsai mit Leichtigk(*it 100t) 
weitere Bewaffnete ins Feld stellen» da sich im I^iinde gegen 
2000 Gewehre in Piivatbesitz befinden sollen. In Keren nahmen 
Ende Kebnuir des Jahres 500 Soldaten, unter Anführung de« 
Dedschiatscli an den gemeinsamen Tebungen der Tinppenkonzen- 
tiation Theil. Sie wurden sehr gerühmt, und sollen in der ,\usübnng 

^) Wir rol|;on dor iiiif unHoren KnrUsii cingoliHrgortiMi St'lireibwoiNO« 
Knp. J'oi'iiii ridirnil>t nAccIicIu-Uii/tM^ (Ooutsrli: AkkoI('*-Ouziii.) 



152 

ihres xnilitHriscIien Berufes den Indigeni eifrig: nachstreben. Die 
vor der Schlacht bei Agordat aosgeftihrten Tagesmärsche halten 
seiner Zeit allgemeine Be^mnderung her\*orgerüfen. 

Bei Genchtsverliandlangen zi\ili-echtlicher Xatnr ist der Re^i- 
dtMit die hölierc Instanz über der Entscheidunj? des Dedscliiatscb, l»ei 
strafreclitlidien Sachen erkennen die Gericbtsliöfe von Asmani nnd 
Keifn in allen das Gebiet der Kolonien lietreffenden KilUen, 
mit Ansnahme von Massana, wo nar italienische (.-leridit^barkeit 
besteht. 

unter Xegus Johannes war Bata-Hagos Anfuhi'er von 
:KX) Raubeni in den hiesigen Bei-gen, nnd erbitterter Feind von 
Ras Alala. Seinen Binder Hess er eimoitlen, weil er sich mit 
dem genannten berühmten abyssinischen Heerfühi'er vereinigen 
wollte. Dm-ch diese That gerieth er in Acht und Bann. Als die 
Italiener in das Land kamen, .schloss er sich ihnen, als den natür- 
lichen Feinden Ras Alula's an, und wurde zum Dedschiatsch 
von ganz Okule Kusai ernannt. Später trat er zur katholischen 
Kirche über, zu welcher sich ein gi'osser Theil der Bevülkernng 
des Tandes bekennt. Kr ist ein ^fann in den fünfziger Jahren, 
mit ei-giantem Haar inid v(»n enistem Aeusseren. Er soll im I^nde 
liedeutendes (irnndeigenthnm lH*sitzen. nnd über einen giussen Vieh- 
stand veifägen. .Man si-hien aber höheren Orts mit ihm nicht mehr 
zufrieden zu sein. au«*h hatte es den Anwliein, als ob Bata-Hagos,*) 
der schnell gealtert war. sich mit jedem Jahre nntahiger zeigte. 

*) Inzwischen hat ihn ein trapschos Oeschiok oreilt. Am 14. Do« 
zeinber 1804 li<*ss er plot/lich, man weiss nocli nicht aus weleliem Grunde, 
den Lieutenant Sanguinetti, niitsanimt den zwei italienischen Telo- 
2;raphi>ten, die in Sapmaiti stationirt waren, gefangen nehmen, und die 
Kriegstromrael rühren. Vier Tage später, als er mit seinen zahlreichen 
Mannschaften das von einer Kompagnie vertheidigte llalai angriiV, fand er 
nach mehrstündigem und licftigem Kazupf gegen die zum Entsätze herhei- 
eilcnden Truppen seinen Tod. Uas I^nd wurde mit Leichtigkeit ent- 
waffnet, und der Fric<le baM wiederhergestellt. Die Zuverlässigkeit der 
eingeborenen Regulären, die bei dieser Gelegenheit gegen die eigenen 
Lantkleute fwhten mussteu, bewahrte sich aufs Glänzendste. Die ge- 
fangenen Italiener habt*n übrigens keine Unbill erfahren, sie sollten nur 
als Geiseln die;je/i. 



153 

AnR allem, was man in Sa^anaiti wahrnehmen konnte, schien 
Mich zu ei*gel>en, da^s die Zivilisation bedeutende Fortschritte 
g^emacht hat. Die stattliche, von Weitem fast enropftisch aus- 
sehende KiiThe der katliolischen Mission, vei-schiedene neue und 
mit Soi-jffalt anfgeftihrten Hänser, l)esonders aber die 'IVlej^phen- 
linien, welche die Verbindung mit Halai, Asmara nnd ^lassaua her- 
stellten, sprechen für den Fortschritt. * Heerstrassen, wie sie im 
Norden der Kolonie bis Keien liin j^elcgt wenlcn, sind allei'dinj?s hier 
noch nicht vorhanden, es wii-d aljer nur eine Fraj^e der Zeit nnd 
der Finanzlage sein, wann die schwellenden Projekte realisirt 
wei-den können. Die 1\»le{rraphenverbindnnßr. welehe vollkommen 
militärisch ^ehnndhabt wird. ermötcHchte den direkten <^eidlN'zu^ 
von Massana her über Asnmra. Ks war dies eine «n-osse Krleieh- 
terunjr. wenn man bedenkt, wie seliwer die mitznfuhrenden Tlialer- 
kisten wojren, nnd wie un<(ern sie v(m den Trilfrern anfireiiommen 
wurden, auf deren Schultern sie unvfrkennbai-e ^lerkmale xmück- 
liessen. 

Tenente San;;ruinetti war von jrleicher Freundlichkeit wie 
seine Kameraden an den übrigen Stationen, und ermö{rliclite durch 
sein Khisclireiten, diejeni^^e Zahl von Trfljreni und Kseln nach Adi 
IVri zurück zn senden, die erfonlerlich war. nm l*rofes.Mir 
Schweinfnrth von dort ab/uliolen. Mehr und mehr verursachte 
diese Frajre Schwierigkeiten, und wurde die Anwendung ein«'r Art 
Zwauffsrekrutirung und Hedeckung zur Xotliwendijrkeit. Nach 
einijfen Tajreii befand sich Pi-ofessor Schweinfnrth wie<ler Ik*! 
uns. Die Zwischenzeit hatten wir zu einem Besuche der Mission 
und (h»s Dorfes Akrur iNMiutzt. das v<ni erhrditem Interesse war, da 
Professor Schweinfnrth sich zwei .lahre vorher dort einijfe 
Monate zu botanischen Studien aufgehalten hatte. Die damals g<*- 
wonnenen Kindrm*ke hat dersellie in einem IS!»2 in der „Zeitsi-hi-ift 
tllr Krdkunde" im Druck erM'hienenen Vortrajre nie<|erjrelegt. D«»r 
diivkte Wejif iN^ansprncht 1 Va Stunden, fiihit alier sehr steil zu dem 
nng<*ftihr 400 m tiefer gelejr(*nen Akmr hinab. Die Vejretation war 
noch ziemlich prün und ansprechend, es hat el»en die hiesi<re (lejarend 
i'iuv kM\w fVrtlijafii-si-egenpernH\e. .Www "\sV »Axw \^\\\m\\W- 



IM 

mRs^ig kleine Ansiedinng, nnd eigentliümlich liegen die Hftnser 
zwischen gi-ossen Felsbiflcken versteckt. lin l'ebrigen niaelit e» 
einen anspi-eilienden Kindi-nck, ist sanber nnd wohlhabend, der 
«nite Einflnss der Ijaz^iristenmissicm ist deutlich ersichtlich. Xnn 
ist durch ein Bi^eve des Papstes, nach lÄngei-en Verhandlungen, die 
franzosische Mission in der Kolonie aufgelöst, und duix-li die Er- 
richtung einer eigenen apostolischen Prafektur filr die Erj'traea, mit 
nur italienischen Pnesteni, ersetzt woi-den. Zur Zeit unsei-cs Besuchs 
bestand sie noch aus Missionaren nnd Brüdeni der französischen 
I^izzaristcn. Ks gab in der ganzen Erytraea bisher nur drei Priester 
italienischer NationalitUt. von denen fibngens der eine, der der 
französischen Mission angehört hatte, kurz vor unserer Ankunft ge- 
storben war. Aeusserlich nichts weniger als gi-ossartig in die 
Augen tretend, oder gar ansprachsvoll angelegt, zeigt eine kleine 
atis I^hni und Steinen erbaute Kiix-he, und ein zusauinienhängender 
Komplex quadratischer, niederer, mit Lehm gemauerter Steinhiitten, 
dem Ankommenden den .Sitz der Missionsthätigkeit. Um so ange- 
nehmer wird er aber berührt sein, im Innern einfache wohnliche, 
nach ein-opäischer -\.i1 eingerichtete Zimmer zu finden, im Hesitze 
von freundlichen und gastlichen (leistlichen, die alles aufbieten, 
dem Fremden den Aufenthalt angenehm- zu gestalten. Ohne uns 
lange fiberreden zu lassen,. folgten wir der Aufforderung, am Essen 
theilzunehmen, welches, leider sei es gesagt, viel, viel besser war, 
als das Kesultat unserer eigenen Kiiche. Der als Kcwh fungirende 
Bruder tierhard ist ein aus Honn gebüiliger Deutscher, der 
aus Anlass des Kulturkampfes ausgewiesen, sich nach Paiis wandte, 
und nun seit 17 Jahren in der Kolonie als Missionar tliätig ist. 
tiern blieben wir auch die Nacht, und holten von unseren Wirthen 
manches Interessante über Land und Leute. Einer derselben, der 
P. Picard blickte auf eine Thätigkeit von 28 Jahren zurück, 
und es war nur natürlich, wenn er vertraut mit allen Eigt'nthüm- 
lichkeiten des Volkes und seiner JSprache, grossen Einfluss auf das- 
selbe auszuüben vennochte. 

Sämmtliche Einwohner vonAkrur sfnd römisch-katholischer 
Konfessio;), ebenso fast alle nm\\e^^^\^\^Tv ^x\^v\y»S\>t\i v^sww v^^kniä». 



165 

18 Dörfer), wozn namentlich anch Saganaiti, der Hanptort, za 
rechnen ist. Die katholische Mission scheint von günstigstem Ein- 
flasse ttberall da zn sein, wo sie sidi eintiürgort, und hat jedenfalls 
grossen Antheil an den zivilisatorisclicn Errnn^^enschaften des Landes. 
Eine friedliche, dauernde Einwirkung derselben Persönlichkeiten anf 
diesellm Umgebung muss sich tiefer in das Naturell der zu ver- 
edelnden Menschen einpriigen, als es bei hiinfig wechselnden Beamten 
der Fall sein kann, die mehr od(*r weniger die PHicht haben oder 
zu haben glauben, ihren \\'rinsc1i(^n diktatorischen Xachdruttk zu 
verleihen. Die Missionare haben hier/u nicht die Macht, es ent- 
spricht anch nicht dem Charakter ihrer 'l'liAtigkeit, und sie wirken 
daher mehr als vermittelnde l^lleniente. Ich erwähne dies niclit im 
Hinblick auf die Erytiaea, da hier von den Ofrtzicren versöhnende 
Prinzipien verfolgt werden. Es heii-scht dort allgemein das Be- 
streben, .sich mit den Eigenthrimlichkeiten der Eingeborenen .so viel 
wie möglich vertraut zu nmchen, anf dieselben langsam und dnnrh 
(liite, alleixlings ohne Schwäche, einzuwirken. Die zu weit gehende 
Beeintlussung der .Missionsthütigkeit durch OfHzit*re und Keanite 
ist ein IMinkt, in dem in anderen Ixolonien vi(d gesündigt 
winl. Ich kann mir nicht denken, dass .sich .Missionare irtrendwo 
heute noch politi.scher l'^inmiscliung schuldig machen, es wäre ein 
zu unkluges Vorgehen, als dass es den Ansrliein der Wirklichkeit 
be.säs.se. Ausnahmen (rganda z. fi.) mögen auch in die.sem l*^alle 
zur Bestätigung der Ilegcl dienen. 

Eine Errungenschaft der neuen Präfektur in der Erytraea i.st, 
da.ss die italieni.sche Sprache mein* als es bisher während der fitin- 
zö.sischen Mission der VixW sein konnte, zur <ieltun? kommen wii'd; 
die Sprache aber ist stets ein starkes Bindemittel von kultui-eller 
Bedeutung. 

Teber die protestantische .schwedische Mis.sion zu uilheilen. 
bin ich nicht in der Lage, da ich mit ihr niemals in Berillirnng 
g<*konnn<*n bin, ihre Thätigkeit .sch<'int ungeachtet der vortrett'liclu'n 
und in hervorragender Weise befähigten Männer, di«» in ihr thätig 
sind, hinter derjenigen der I^zzaristen zurückzustehen. Aber anch 
die schwedischen Afi.s.si(»nare, ind(>ni sie ihre ^"»glinge zur Arbeit 



16g 

«nnbalt^n, haben die kolonisAtorischen Bestrebnngren der letzten Zeit 
in hohem Grade geföi-deit. Der Kapitün Manfredo Camperio« 
einer der tonanj^ebenden Kolonialfivnnde Italiens, geht in seiner 
Rewundernnpf dieser Schweden so \vi»it, dass er das A'eriangen stellt, 
man sollte die staatlich untei-stiitzten landwirthscbaftlichen Versuchs- 
stationen ihrer Leitung anvertrauen. V^ ist vielleicht intert*ssant, 
hier einige Worte Professor Schweinfurth's über die ML*<sionen, 
anlH.«<lich seines lÄÖ der Tolonia Eritrea abgestatteten Gesuches, 
aus einem in demselben Jahre in der (lesellschaft für Erdkunde zu 
IVrlin gehaltenen Vortrage anzuführen. Er sagte damals: 

Die fianzösische I^nzzaristenmission in der Eiytraea ist gegen- 
wärtig bestrebt, durch Aufnahme von lMesti»m italienischer Xatio- 
nalitiit sich mehr den politischen Bedrirfniss«»n der (Tcgenwart an- 
zupassen. In Italien thut man eben l'nreeht, wenn man sie, ans 
Unkenntniss der Verhältnisse, i»olitischer rmtriebe zum Xachtheile 
Italiens bezichtigt. Nichts liegt ihnen ferner als das. Im (»egen- 
theil behaupten die Patres in Aknir, dass ohne ihre Mitwirkung 
die Provinz Okule Kusai niemals italienisch geworden wäre. Freilich 
sind die italienischen (')fHziere umgekehrt wieder der ^feinnng, die 
Mission wiire länjrst durch die Assaorta venuchtet worden, wenn 
Italien nicht daselbst für geordnete Verhältnisse gesorgt hab«'n 
wurde. Dem sei nun. wie ihm wolle, die katholisch«' Mission hat 
entsrliiedeii grosses Ans(»hen in diesem Ijandestbeile. Hata-Ha«ros 
selbst ist katlioliseh gewonlen, und in Saganaiti wii*d eine solide 
neue Kirche gebaut. Achtzehn Döifer bilden zur Zeit in Okuh» 
Kusai ebenso viele katholische «gemeinden, denen eingeliorene Pfanvr 
voretehen, meist Zöjrlinjre der Mission, oder doch unter .\ssistenz 
von Hilfsgeistlichen dieser Kategorit» fungirend. In den Schulen 
winl keine fremde Si)rache gelehil. und eingeborene Lehrer unter- 
richten neben den Patres, alle in Tigrinja. Nach Allem, was ich 
wahi-genommen, gehen diese Missionare mit gi-oss<»r Mässigung und 
Besonnenheit vor. Sie lassen den Eingeborenen ihren alten Ritus, 
andern nichts «m den stundenlangen Hymnen, an den wochenlangen 
Fasten, sie respektiren die alte Kirchensprache des I^nndes. und 
nehmten kein Dorf in ihren Uenieindeverband auf, wo sich nicht 



157 

die Gt*t$aniiiitlieit der Bewohner fUr den Austritt um der abyiwinitfchen 
Lande8kiix*lie erklärt. Wem sie an Neuem liinzufttgen ist dasjenige, 
worauf es gerade ankonnnt, wenn die ^iissionen einen Fortschritt 
der alltremeinen fiesittung bewirken sollen: Ordnung und Dis/Jplin, 
Schule und Arbeit. An (iläubigkeit lassen die Abyssinier iiicliti« 
zu wünschen, nur am Halten der i^elmte sehr vieles. Der iiiK)sto- 
lische Vikar, Monsignor Cronzet in ^fassana, schätzte, eine 
oftenbar viel zu hoch fregnffene Zifter, dii* Seelenzahl seiner Diözese 
auf aOOOO, welche sich auf Kereii (Bogos), auf das fast durchweg 
katholische Az Tedesan (Dembesän) und auf Oknle Kusai ver- 
tlieilen. 

Jagdlich ist die Oegend von Akrur bekannt durch die sehr 
zahlreichen Leoparden«, die in den felsigen CiebirgskUlften zwis<*hen 
Jiier und Saganaiti hausen. Nirgends sieht man Klippschliefer in 
grösseren Mengen, als in dieser pittoresken Granitregion. Den 
grössten und am prächtigsten gezeichneten Leopai-den, den wir 
auf der ganzen Expedition erlieuteten, fingen wir hier, und 
zwar gerieth er um die Mittagszeit in die Falle. In Folge des 
kühleren Klimas, und des Aufenthaltes im (lebirge, war er besonders 
dunkel und langhaarig, auch von einer exceptionellen Grö.sse. Bei 
unserer Annähei'ung liclitete er sich mit wüthendem Gebrülle senk- 
recht in die Höhe, und er hätte si(!h ungefähr aus der Falle befreit 
und auf uns gestürzt, wenn ich nicht noch gerade rechtzeitig ihn 
durch einen Schnss in die Brust niedergestreckt hätte. Noch 
vor wenigen Jahren waren die Berge um .\knir herum von Kndu- 
antilopien bevölkert, erstaunlicherweise halMMi die Viehseuchen, die das 
Land so oft betrotten, auch den Kudu hinweggeraftt.*) Gänzli<'h aus- 
gestorben ist er jedoch noch nicht, so dass hin und wieder einzelne 
gesehen wei*den, namentlich, in den n(»rdwärts zum Aligede ab- 
gehenden gi'ossen Gebii-gsthälern. In dem Monate Vor unserem 
Besuche in der Mission hatte einer der Brüder, als er sich nach 

*) Ks ist diesolbo Krscheimiii»; wie in Ostafrika, wo HufTel und 
Flonontilopon cbonfallj^ »Ion ViohRoiu'lipn thoilweiso erlegen sind. 



158 

8ag:aiiaiti begeben wollte, am Fasse des ßergabfalles, welcher zwischen 
beiden Orten zn erklimmen ist, sich unerwartet einem mächtigen 
LOwen gegenüber gesehen, der ihn glücklicherweise jedoch in Gnaden 
seines Weges ziehen Hess. 

Erwähnen möchte ich noch, dass ans anf dem Eückmarsche 
von 8a<ranaiti ein Hagelschaner ttliennschte. der zn den inten- 
sivsten gehfTi-t, die ich je. erlebt habe. 

P. Picard sammelt alle Insekten, dei'en er seit langen Jahi-en 
habhaft, werden konnte. Kr sendet diesell>en an Sammler nach 
I*aiis. Nach dem was ich siih. wii-d die Wissenschaft durch manche 
noch nnbekannte All liereichert wei-den. 

P. Picard erzählte auch, dass ganz nahe bei Aknir, anf dem 
im Süden des Doifes gelegenen Bei-ge Berille jene Klingsteine ge- 
funden wei-den, die in der abyssinLs<*hen Kirche als Glocken Ver- 
wendung finden. Die Oertlichkeit soll sich auf dem Kamme des 
Bei-ges befinden, über der Was-serstelle von Mai Schegla, und daselbst 
sollen die tönenden Sdiiefer als Felsen anstehen. Diese Angabe 
widei-spricht anderen Erkundigungen, denen zufolge die tonenden 
Steine ganz willküilich unter den Geröllmassen der Bergschluchten 
aufzufinden wären, und ilir Klang nur abhängig sei von der Zu- 
fälligkeit ihrer äussei*en Gestaltung, welch letzterer Umstand aller- 
dings dadurch bewiesen zu sein scheint, dass die SteinlHöcke sehr 
oft jeden Klang einbüssen, nachdem ein Stück von ihnen abgeschlagen 
wurde. 

Anf einem Höhenzuge hinter Aknir soll (?) ein reiches Vt»r- 
konnneii von Ku[»fererzen sein, ausserdem ist dicht an der Stra.vse 
nach Saganaiti schon vor mehreren Jahren metallisches Silber, mit 
wenig (^old gemischt, im Granite aufgefunden worden. Der Ent- 
decker der Metall« soll bald darauf gestorben sein, in jüngster Zeit 
hat man die Angelegenheit wieder aufgenommen, und es weixlen 
Versuche angestellt, um den Prozentsatz der vorhandenen Mel- 
metalle im Gestein festzustellen. Eine rationelle Ausbeutung muss 
jedoch fast als ausgeschlossen betrachtet weixlen, wenn man die in 
allen Jahreszeiten unzulänglichen Wassennengen berücksichtigt, die 
für einen soh.-lien Minenbetrieb unbedingt ei-fovdevlvdv ^j^v^ ^'^5c?^vj>^., 



159 

Nach der Rückkehr von Aki-nr veriiest^eii wir Uald Sagauaiti« 
nm nach dem 3 Standen entfernten Halai ülierznsiedeln. Professor 
Schwelnfurth blieb zunächst zurück, da die Trftgerfrage wiedenun 
Sch\s1erigkeiten verni-sachte, und am Tage des Auflinichs nur an- 
nfthenid die Hälfte der I^ute zur Stelle wawn. Auf dem ]ilarsche 
wuitlen die Dörfer Adi Ciofoni und Dejrjrera passiit. Die bei Sajranaitl 
auffallenden (Tranitbllkke mit sehr vielen Feldspatkrystallen von 
seltener GWlsse weichen der Schieferformation, und botanisch inter- 
essant sind Oelbäume, und. prachtvolle wilde Rosensträucher, die von 
weissen, angenehm duftenden Hli'ithen bedeckt sind. Stellenweise 
war der I*frtd so tief in das harte Knheich einjreschnitten, dass 
Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, hiei'zu eiforderlich gewesen 
sein müssen, selbst dann, wenn in der Regenzeit der Weg sich in 
einen reissenden Bach verwandeln sollte. Es mag sein, da.ss hier 
eine Verkehrsstrasse aus der alten Zeit von Adulis vorliegt. Der 
Kapitän Ritncci, Kommandant des Presidio von Halai war uns eine 
Stunde weit entgegengeritten, und bewirthete uns bei der Ankunft 
liebenswttnlig mit einem bereitstehen<len Frühstücke. Halai «"streckt 
sich über 2 Kuppen eines langen Hügelrückens, auf der einen nach 
Westen gelegenen, ist das Kingeborenend<»i-f, mit der neu erbauten 
katholischen Kii-che, auf der östlichen Kuppe das Militärlager 
mit den Wohnungen der Offiziere, der Telegiaphenstation, einer 
Kantine etc., daneben das Dorf einer Indigenikompagnie. Eine 
Verschanzung »»der ein Verhau war nicht vorhanden, wohl al»er 
ers<'hien der Garnison sort dui'ch die nach allen Seiten abschüssigen 
(tesenke in hinreichend geschützter I^iige. Die Zelte schlugen 
wir in SW. am Fusse des zweiten Hügels auf, fa.st ül>er dem 
Ursprung einer tiefen Fels.schlucht, mit einer Quelle von tadello.ser 
Reinheit. 

Die Umgegend von Halai ist hi ihren (-iebii'gsformationen 
wunderbar iiittoi-e.sk und wild gestaltet. Im S. oder SW. werden 
die Berge so .schmff und steil, wie wir sie nie bi.«<her gesehen, 
die Abhänge bedeckt mit verkrüppelten Olivenbäumen , und 
zwischen niedei-em Bns<*hwerk wachsendem Wachholder, Alh»s wie 
in tiefer Trauer mit ehiem Schleier von Fletrhtenmoos l^edeckt. Man 



IflO 

kOiiuti* sich wivftxt d(Mikf II in ein Vnix)|iflii<clieM H<M*lig«bii'gif, enith 
l»aist'lie rnki-duter wachem an den Feldrainen, und mau sciu'eitet 
ilber We^eiich nnd Hiitentasche. Der anheimelnde Eindruck wiitl 
noch verstärkt durch das RlOken der KtUie und das ^[eckem 
d**r ZiejTf«, das, vermischt mit dem Gesang: der Hirten, aus der 
Thal.sohle heraufdringt, die \ne ein grüner Faden sich duifh die Land- 
schalt liindmrhwindet. Gen S. und 8W. die prachtvollste Fernsicht, 
bis XU den Bei-gen von Adua hin. eine wildromantische Gegend mit 
einzelnen schn>ff heiTorti-etenden ganz kahlen Kuppen. Die frische 
l^uft der Höhe von 2000 m wirkt bei leicht bedecktem Himmel 
wunderbar eifrischend, und jeden Augenblick glaubt nmn, dem Auer- 
halni, dem Hii'sclie oder Gemsbock zu begegnen. Dann bricht plötz- 
lich die Sonne zwischen den Wolken hervor, und ihi*e stechenden, 
wenn auch nicht mehr so glühenden Strahlen tTihren rasch zurück 
in die Wirklichkeit, in die Tropen. 

Nahe beim Presidio, unter dem Westende desselben, ist eine 
(irube, die schneeweisses Kaolin enthält, mit welcher Masse. die 
Häuser der Offiziei-e und das Magazin getüncht wuixlen. 

Wild giebt es imr in geringer Menge, und nur vereinzelte 
Antilopenailen pflegen bis zu dieser Höhe von über 2o00 m empor- 
znsteigeu. Für die Sassa ist die Gegend ein Eldorado, auch der 
Kndn besucht gern diese I^gen. Den niedlichen gi'ünen Sittig 
hatten* wir im Tliale zurilckgelnssen; es vertritt ihn der kleine itjth- 
kopfige grüne Paprfgei. der uns von Sella Ambellaco her bekannt ist. 
IVrlhühner nnd Frankoline wenlen seltener, alwr zaiillose Ra1>en 
nmscliwäniien die Berghänge, und ein vei-einzelter Tjämmergeier 
zieht seine Ki-eise hoch in <len Lüften. Selbst der I-eopai-d steigt 
nicht genie so hoch empor, nur die unvermeidliche Hyäne und der 
Schakal verkünden ihre Anwesenheit durch nächtliches Geheul. Die 
Nächte sind ziemlich kalt, und während der hier verlebten Tage, 
Ende Ai>ril, regnete es häufig, zeitweise sogar mit Hagel ver- 
mischt. Im 0. und NO', von Halai begegnet man dei*selben Vege- 
tation wie an der andei-en Seite, verkrüppelten abgelebten Oel- 
bännien und gi-össerem Wachholder, alle an den Spitzen abgestorben, 
und mit herabwallendem Flechtenmoose dicht behangen. Nicht der 



_161 

fifDriiiflfHtc XachwnchH Hclieint vorhanden, die WAIdei* rnftMiten an* 
widennflich d«m Anssterben anheimfallen. 

Von einem erhöhten Pankte genienst man anch hier eine wander» 
volle Anssicht nach 0. nnd 80. >rehr wie .1000 m tief sieht man 
«enkrecht hinab in das Haddasthal ^fahio, nnd dahinter eiiiebt 
«ich ebenso senkrecht der Benrabfall oder die Kette von Giraat 
nii'gai'o. Nach XO. nnd SO. zieht dieselbe sich halbkieisföimig 
hemm, ganz kahl kaam ein Ranm oder Strauch ist za entdecken. 
.Tenseits geht es scheinbar wieder el)enso schi-oft l)ergab, and 
geschlossen wii-d der Honzont dnrch ein noch höheres Gebii'ge. 
Famni genannt. Die ganze CJegend. speziell die die.sseitigen Bei*ge, 
niHssten das Ideal nicht nnr derSass«. sondeni anch des Kndu sein, 
aber ti*otzdeni erscheint alles wie aasgestorben. Dem sicheisten 
Veniehnien nach, war fiilher das Gegentlieil der Fall, aber ein- 
heimische JHger haben alles vernichtet oder vertrieben. Gerade 
diesen Pnnkt hatte ich im Ange, als ich dem Gonvernement in An- 
betracht der Schwierigkeit, manchmal das weibliche Wild von den 
HOcken zu nnteischeiden, nnd speziell im Hinblick auf die Ein- 
gelwrenen. das .Tagdsdiutzgesetz Norwegens, wie dieses fl\r die Elche 
liesteht. anempfahl. 

In Halai war mittlei-weile der Vorabend des Ostersonntagex 

herangekommen, nnd den ganzen Nachmittag verkündeten von der 

Kirche herab die anstatt (ilocken gesclilagenen Steine. Pauken inicl 

lange Hr»rn<'r das bevorstehende Fe.st. Abends b(*geben sich alle 

Gläubigen in die Kirche, uiid bringen dort die Nacht zu, so gebietet 

es der Gebrauch, die Katholiken in die ihrigo, die Kopten in die 

aby.ssinische Kirrhe. .Teder ist fi*oh. dass das SötAgige Fasten za 

Ende, wäln*end des.sen Fleisch, Milrh nnd Butter verboten sind, und 

l)efindet sich in der vei-gnilgtesten Stimmung. Die Festgewänder 

weixlen gewa.schen, und bei jedem Schritte in der Nttlie des Dorfe.n 

tritt man auf ausgebreitete Wüschest ilcke hOchst einfacher Natur. 

An den Festtagen er.scheiiien die Glaubigen festlich gesilimib'kt, so 

am Palmsonntage mit einem Fingerring, der eine «hrtn geflochten« 

pymmidenfönnige Verzieiung trägt, am Ostermittage mit einem 

gi'ünen Binsenstreifen um das Haar. Sonst bemerkt nmn wenig V(»n 

11 



Iß2 

eiuer Feier, mir ertönen den ganzen Tag die Pauken, und gegen 
Abend macht »ich die Wiiknng deä reichlich genossenen Tetsch 
f ülilbar. Man veminmit vom Dorfe her den betäubenden Lftnn der 
Fantasia, 

Dif Einwohnei-zahl desEingelK)i'enendoifes mag gegen 300 Seelen 
Iwiti-ageu. Nur wenige dersell)en sind ^loliamedauer. Die Hanser 
\\a\m\ die ei?:enthfnnliche Form von Okule Kn.sai. Die Hinterwand 
nnd die Seiten sind ans lielmigemSner, der voi-dere Wobiiranni lUnft 
in eine Art ganz offener Vei-anda ans. indem das. flache IVn-assen- 
dadi weit voi*springt. nnd von einer Reihe von Pfiihlen und Holz- 
saulen getragen wii-d. Rs fiel uns ganz l>esondei*s die Abneigung 
der Kiuwolmer gegen den Verkauf ihrer Produkte auf. Ks ist 
in der ganzen Kolonie, elienso wie es im übrigen Afrika der 
Fall sein soll, trotz der gi-ossen Menge KiUie und Ziegen, eine 
absolute rnmOglichkeit. durch fiiedlichen Ankauf auch nur die 
geringste Quantität Milch zu erhalten. In Dftrfem mit HlUmeni 
in Menge waren Flier nicht zu haben, und selbst die Ver- 
jiroviantirniig mit Dun-a und Gei-ste machte Schwierigkeiten 
dort, wo l)edeutend mehr vorhanden war, als der persrtnliche Oe- 
bianch eifoi-deile. In vielen Fällen beduifte es der zwangsweisen 
Vermittlnng der Doifchefs oder gar der italienischen Offiziere, um 
Killkäufe zu Stande zu bringen. Auss«»r in Keren nnd zu (lodofelassi, 
haben wir nirgends in den zum (lebiet derKolnnie gehörigen Dörfern 
einen Tages- oder Wochenmarkt abhalten sehen. 

Die . Fi-auen tragen in Halai zuweilen loses, gewelltes, auch 
manchmal gescheiteltes Haar, «las nie weiter als h(k*hstens zur 
Schulter herabreiclit, eine Haartracht, die ich nur in Saganaiti und 
hier l>e(>bachtet habe. Die Männer stecken durch das ziemlich kurz 
gelockte Haar als Haarnadel zuweilen einen braunen. fiacheUf 2 cm 
breiten Pfeil, der eingeschnitzte Verzierungen trägt. 

Es war nnsero Absicht, von Halai aus das durch seine Alter- 
tliümer unsere Neugierde aufs Höchste spannende Hochplateau von 
Kohaito zii besuchen. Wir wählten hierzu den Weg sttdwäi-ts über 
Takonda l)ezw. Adi Qaieb. Da nur ein Theil des Gepäckes er- 
fonlerlich war, so übergaben wir den Rest dem Komnmndanten, der 



im 

mit gewohnter LielM>nMWÜi*digkeit dieMe GepflckKtUeke nach Mahio 
liel^ixlern za laKiKen vernprach. Mahio ist der der Kü-ste nächstgelegene 
Punkt an der XAveiten grossen Handelnntrasse nach Ab3'fi8inien, wo 
ein Wochenniarkt abgehalten wii-d. und die aus dem Innern komm«fnden 
Kaniwanen hünfig ihre Waaren umladen. Von Massana sollten 
Kameele heoixleit werden, um nach der I?Qckkehr von Koliaito das 
ganze (^epäck nach dir Küste zu liefihtleni. Der Weg von Halai 
UHi'h >rahio lieansprucht In^i ganz geringem At)stande in der Luft- 
linie, einen Abstieg von «'^Vs Stunden, und ist so steil, dass MhuI- 
thiere ihn nur nn*t der grössten Schwierigkeit an einigen Stellen 
iK'schiviten können. In der genannten kurzen Zeit mnss man 
l.VK) m herabsteigen. Bis vor kurzer Zeit war Mahio Sitz einer 
italienischen MVtegiaphenstation, sowie der jetzigen Kompagnie voii 
Ifalai. und es sollte von den dur<*hziehenden Karawanen Zoll Er- 
hoben wei'den. Dieselben nahmen jedoch sofort sämmtlich den 
anderen Weg Ülier Godofelassi. und so wui"de die Station wieder 
aufgehoben, mit dem Telegi-aphen nach Halai verlegt, und auf jede 
Zollerhebung Vei-zicht geleistet. Vm den Aufl)ruch zu ermöglichen, 
wurden mit vieler ^fühe noch Ksel und ^faulthiere aufgetiiel>en, 
und dem Kiipitain sei an dh*ser Stelle norhmnls Dank filr seine 
Bemühungen ausgesprocln»n. .\uf dem Marsche narh Kohaito pas.sirten 
wir zunächst das Dorf Uwn, P/.j Stunden von llalai entfernt, und 
stiegen von da aus gegen Süden inelnstaik zerklütletes. etwa JXlOni 
tiefes Thal hinab, welches, ..Berheiinef* mit Namen, sich spater 
allmälich erbreiteit. Das Haddasthal blieb zu unserer Linken. 
Die Gegend scheint ihre bizarre Kontiguration alten tektonischen 
Störungen zu verdanken, und ist bemerkenswerth durch einen weissen 
<Mier rothen Sanilstein. der allen diu'ch gerade Thiller von eir.ander 
isolirten Bei-gpartien aufgesetzt ist. Ks ist der sogenannte Adigerat- 
Sandstein, der immer dem Thonschiefer aufliegt. Beim Abstiege 
war die Vegetation arm und nur durch Akazien vertreten, weiter 
thalab winl sie i-eich an wilden Bösen, Königskerzen, Wachholder- 
bäumen, und einer eigenen Kalendioe (h\ Svhmpmi). Der Wej? 
lllhrt dann durch ditt Grasniederung Selablbba, wo wir an einem 
schönen Wiesen wasser rasteten, steigt zu einem früher giösseivn. 



164 

jetzt fast piuz verlasseneu Doife eiuiior, nam«ii}( HanwtlsMO, und 
weiter südöstlich durch die Gebirge hindurch gelangt man znni 
Dorfe Hauatu, das ah einem zum Haddas abgehenden Qnerthale 
gelegen ist. Nach fünf ständigem l^rarsche von Halai aus kamen 
wir nach Adi Qaieh, und stiegen, von dem GrasmatKch Baram- 
barassTakie. dem Herrn des Orts, geleitet, zu dem nahen Wiesen* 
thale des ol>eren Haddas hinab, um daselbst zu lagern. Das von 
einem Bache dnrchflossene. mit schönem Basenwuchs bedeckte Thal, 
war der Sammeliilatz von Hasen, Schakalen, I*avianen, und den ver- 
schiedensten Wassenögeln. Eigentlich sind es zwei Thüler, die durch 
eine kleine AnhOhe von einander getrennt sind, und fllr eine Strecke 
parallel neWnehiander fliessen. Dort erlegten wir NilgUnse, die 
erstaunlicherweise bis zu dieser H(*>he emporsteigen, ferner eine weiss 
und schwarz gefärbte Ente, mit grünem, weiss eingefasstem Spiegel, 
nnd den Ibi» cantncuhta (Rtlpp,)y ein höchxt eigenthümliches Ge* 
schöpf. Zuerst sahen Wir den Ibis vereinzelt bei Halai, und im 
hiesipren Tliale strich er kettenweise mit gänseailiger Flugi-ichtung 
dem Wasserlanfe entlang. Trotzdem «ler Vogel augenscheinlich auf 
Sumpfnahrnng angewiesen ist. triflt man ihn doch da. wo er ehi- 
mal anftntt, überall, sogar. auf Feldern und auf Berggehiingen, er 
M-heint aber Hr»henvogel zu sein, da i<-li ihn. wie gesagt, nur in 
Halai und Kohaito voifand. Von Natur sehr scheu, drü<'kt er sich 
fest au den l^oihMi, ist daher schwer zu sehen und zu erlegen. Die 
stinnne des Ibis während des Fluges ist krächzend, sehr heiser, dem 
Rabenschi-ei nicht unähnlich. Unter den VieI1u^^lenl variiit bei 
dieser Höhe der Schakal etwa-s von den vorher angetrolfenen Exem- 
plaren, er ist giösser und fahler gefärbt. Auch Paviane gab es in 
unzähligen Schaaren. 

.lenseits des Thaies, wo wir die Nacht zubrachten, er- 
hebt sich, wie senkrecht auf dem Tiitei-gi-nnde aufgemanert, 
das Hochplateau von Kohaito, abschüssig nach allen Seiten, eine 
wahi-e Felsenbüi-g der (4iganten. Die Häuptlinge der beiden benach- 
barten Döifer Takonda nnd Adi Qaieh waren ül)er die Gegend un- 
gefähr dei-selben Ansicht, wie der Gngasmatsch Kaffai in An-esa 
über den Mareb, als er bedauerte, ülier den Huss lei<ler nicht 



oHentirt sein za kennen, da doilhlii keine auMtAndlg^eu Leute gingen^ 
Hondeni imr Diebe und Rüaber. Trotzdem brachten wir allmfllicli 
in Krfabrung, dass bis zu den Rainen, die nieh an! dem Hocliplatean 
befinden soHten, zwei Wege flUnen. Hin «ehr steiler Aufstieg in öst- 
lielier Richtung beanspruchte 2 Stunden, der andere bequemere, auch 
filr liastthiere gangbare, mit einem Tmwege nach XO. 31/3 Stunden. 
Die Trilger und Ksel Hessen wir den letzteren Weg einschlagen, 
und stiegen selbst den steileren direkten Pfad zu dem Plateau des 
hohen Tafelgebirges emiKu*. Augenscheinlich datirt er aus alter 
Zeit, ist früher auch wohl Inviter nn<l zugänglicher gewesen; jetzt, 
von i«Vlsblr>cken theilweist« verschüttet, dnknmentirt e]* nur nwh 
stellenweise seinen Trspi-ung von Menschenhand, dmcli einige often- 
bar künstlich hergestellte Si-huttlMischungen . die man v<»r Jahr- 
hunderten in den Kelsen hineingehauen. Oben angelangt, wühlten 
wir als Lageri^latz eine klehie (irasHilche zwischen i* eisen, dicht 
bei den reberresten dreier Tempel, die von iler Stelle des beendigten 
Autstieges ungefähr eine Stunde in nonl «ist lieber Richtung entfenit 
sind. Der Boden des IMateaus ist bede«-kt mit zersetzten Stein- 
.scherben des Adigeratsandsteiiis, aut dem Wachholderbäume von 
theil weise gewaltiger (Irösse. un<l gewiss sehr hohem Alter müh- 
sam ihre Nahrung suchen, über und über behangen mit ellenlangem 
gi'auem Itnrtmoose. 



IßT 




Von Alters her war es bekannt, dass die Bewohner von Adnlis 
(jetsst Zula) einen Somnieranfentlialtsort auf dem benachbarten 
Hochlande hatten, der, sclion von l^tolomens eni'ähnt, Koloe genannt 
wnnle. Drei Tageinilrsche von Adulis Hege er entfernt, anf dem 
Wejre vom Rotlien ^leere nach dem Innei*n von Abyssinieii. Später- 
liin sclieint dann Koloe in Vergessenheit gerathen zu sein, bis 1800 
der (iraf Stanislaus Rnssell, französischer I^Vegattenkapitiln, 
fast xntattig anf dem Hochlande von Kohaito verschiedene TelK'r- 
reste von alten Bauwerken entdeckte, die ei- keinen Anstand nahm, 
mit der ehemaligen SommeilVische der A<luliter zn identiflziren. 
Viele Jahre wnrde anch hiervon nichts bekannt, da Tomte Russell 
bald daranf, gelegentlich eines Besuchs von Vera Cruz, deui Melier 
erlag, und erst 1H84 sein Reisewerk durch <^. Th armes derOetfent- 
lichkeit*) übergeben wurde. Nur sehr kurze Zeit hatte Russell, 
der den Aufstieg vom Meere her genommen, sich auf Kohaito anf- 
halten können, nnd <las Wasserbecken, das <irab. verschie<lene 
Tempel etc., von denen später noch die Rede sein wird, auch In- 
schriften auf Felsen vorgefunden. Kr ist übei*zeugt. in den 
Ruinen von Kohaito das alte Koloe vor sich zu haben, nnd findet 
eine übeiTaschende .\elinlichkeit zwischen den hier vorhandenen 
Ueberbleibseln, und den an d(>r Stelle des alten Adulis (erhaltenen 
'rrlhnmern. Ich nuiss gestehen, ich finde diese Achnlichkeit nicht 

*) Uiio tiiiHMion «m Alo'M^'inie. PnnH. IMun. 1884. p. f»4. ii», 71— 8a 



168 

so gross, ich glaube eher, man moss zavor von der Zusammenge- 
hörigkeit der beiden Orte gehOrt haben, um sie als unzertrennlich 
betrachten zu können. Russell war übrigens nicht- mehr als zr^'ei 
halbe Tage an Ort und Stelle. 

18^ kehrte Theodor Beut von Aksum über Takonda 
und Halai von seinen, archäologischen Forschungen ge\^idmeten 
Streifzügen durch Xoi-dabyssinien zur Küste zurück, hörte unterwegs 
von auf Kohaito befindlichen Huinen, und l)esuchte sie. Er wusste 
nichts von der Beise Ru.sseirs, und glaubte der Erste am Platze 
zn sein. Seineu Aufstieg nahm der englische Forschungsreisende von 
Takonda aus, wie wir; er fand das Wasserbecken, auch einige der 
Tempelkapellen. und reiste sehr bald nach Halai zurück, auf dem- 
selben Wege hinabsteigend, den auch wir später nach Majo ein- 
schlugen. Die ^faasse, die Beut seinen Beobachtungen zu Grunde 
l«»gt, und die Beschreibung z. B. des Sammelbeckens sind mir nicht 
ganz verstandlich. 

Wir haben uns Kohaito etwas genauer angesehen als die 
l»eiden genannten Reisenden, und möglichst genau alle Reste von 
< Gebäuden, Inschnften u. s. w. ausgemessen, gezeichnet, photo- 
graphiil und. beschrieben, die wir im Verlaufe eines Aufenthalts von 
zehn Tagen daselbst ausfindig zu machen vermochten. So sind auch 
wir Wühl zn der Teber/engung gekommen, dass man es hier mit 
nichts anderem, als dem Koloe der Aduliter zu thun habe, alier 
erst nach genauer Erwägung aller Verhältnisse. Es entspricht die 
I^e ziemlich genau den alten .\ngaben, und die Lage der Ruinen 
und Tempel lässt darauf schliessen, dass jene eher einer Villenstadt, 
einem Komplexe nebeneinander liegender getrennter, als Sommer- 
frtsche dienender Besitzungen angehörten, als einem stadtailig ge- 
liauten Orte. Das Klima Kohaitos würde ausserdem sehr zu Gunsten 
der Wahl eines dei-ai-tigen Sommeraufenthaltes spi-ec'hen, da die 
2G00 m hohe Lage eine jederzeit gemässigte Temperatur verbürgt. 
Kohaito war nicht nur das nächstgelegene, sondern zugleich auch 
das durch die grösste Aleereshöhe ausgezeichnete Hochland, das von 
Adulis ans in einem Tagesmärsche erreicht werden konnte. 

Wir haben nun hinsichtlich der auf Kohaito befindlichen 



Ueberreste alter Baulichkeiten zanftchst drei yersehiedene Zeit- 
Perioden zn unterscheiden: 

I. Die des alten Wasserbeckens Ssaftra aus sabäischer 
Zeit, bis 600 vor Chr. hinaofreichend. 

II. Die der kleinen Tenipelbaaten, einiger Häuser etc., 
1. bis 4. Jahrhundert nach Chr., Zeit von Adulis. 

III. Die der Felsinschrit'ten, des Grabes, und wohl einiger 
der vorhandenen Hansbauten, 4. bis <*. Jahrhnndeit 
nach Chr. 

Zur Orientirung verweise icli auf den hier beigetUgten, von 
Professsor Schweinfurth entwoifenen Situationsplan, der von 
uns auf Kohaito ausfindig gemachten Alteilhfinier. 

(Karte siehe am Seliluss.) 

Unser Lager ist auf demselben ziemlich im Mittelpunkte der 
Tenii)elkapellen gelegen, etwa 7 km in NO. vom Doife Adi Qaieh 
entfernt, den Abstand in der Luftlinie gerechnet. In NW. von 
diesem Punkte ist xnnUchst die grossartigste, der alten Anlagen 
zu er>vühnen, das Wasserbecken mit einem gemauerten Damme 
aus grossen Quadern. Ks ist eine monumentale Anlage allerarsten 
Hanges, und von aussei'Oitlentlirhen Dimensionen; ein Bassin, das 
durch eine natilrliche kleine Terrainsenknng, eine Mulde, gebildet 
wird, und bei dem das Krdreir.h der Vorderwand und der gefiihi-deten 
Theile der sildristlichen Kcke. durch massive Mauern aus behauenen 
Blicken gestiltzt wird. Wozu die Anlage gedient hat, bleibt immer- 
hin unaufgekläH, da die nahe Felsschlucht zu jeder Jahreszeit 
genügendes Trinkwasser fUr die Menschen enthält. Als Viehweide ist 
die Gegend nur xur Hegenzeit geeignet, und dann ist überall Feuchtig- 
keit in Uebertluss vorhanden, also auch zum Trünken des Viehes mochte 
dieselbe nur in nebensÄchlicher Weise Venvenclung gefunden haben. 
Bewässerungszwecke konnten — und hienn muss den Beut* sehen 
Angaben aufs Entschiedenste widersprochen wei*den — nicht ver- 
folgt wei*den, da hier/n keinerlei anbaufähiges I^and vorhanden 
ist, und die einzigen grOnen Wiesenstreifen h^Uier gelegen sind, \iie 
das wenig uuifangreiAie, und nur ans der nächsten l^mgebung 



170 

Wasserznflnss erhaltende Resenroir. Es kann demnach nor eine 
Badeanlage gewesen sein^ zu welcher zwei Zogilnge liineinftlhrten. 
Dem Urspmnge nach, werden wir das Bauwerk als altarabisch zu 
betrachten haben, da ähnliche Anlagen im südlichen Arabien in 
grossem Maassstabe erhalten geblieben sind, die Idee derselben 
also schon als arabisch hingestellt werden kann, während sich 
bei den Griechen, oder den ihrem Kulturkreise angeh^higen Völkern, 
solche nirgendwo linden. Die Anlage erweist sich zudem als ein Luxus- 
bau, ^ne ihn nur die Laune eines fiber billige Arbeitskräfte ver- 
fugenden Despoten zu ersinnen vermocht hat. Ein gewöhnlicher 

• 

Badeteich wäi*e mit geringerem Aufwände herzustellen gewesen. 
Die vorspnngenden, als 8tufen dienenden eingenmuerten Blöcke an 
der Dammmauer eiinnern genau an ähnliche Einrichtungen, die an 
allen alten Terrassen des südlichen Arabiens behufs leichteren 
Auf- und Absteigens angebracht sind. Es ist daher anzunehmen, 
dass die Tempel und Wohnhäuser erst später hinzugetreten sind, 
durch ein neues Volk, wahrscheinlich durch die als Kaufleute in 
Adulis angesiedelten Fremden, die die Reste alter Zeiten schon 
vorfanden, und, clai-an anlehnend, ihre Villen für den Sommer- 
aufenthalt daselbst erbauten. Die kleinen Tempel veixlanken ihre 
Ranart jedenfalls der vom griechischen Geiste beeiiitlussten Ge- 
schmacksrichtung jener Zeit. Gegen Xationalgi'iechen spricht der 
unreine architektonische Styl, und au«*h die auf dem IMateau 
überall fehlenden Thonscherben. die sich doch sonst überall in 
grosser Menge doil vorfinden, wo jenes Volk Wohnsitze gehabt hat. 
Gel und Wein, sowie eine Menge zum verfeinerten Lebensunterhalte 
dienende Voiräthe wui-den in Thongefässen , Krügen, Amphoi-en 
und dergl. aufbewahrt, wähi-end die afrikanisch - arabische Welt 
sich, Nne das bis auf den heutigen Tag der i^^all ist, mit Schläuchen 
aus Thierhaut behalf, sodass wenig Thonscherben als Zeugen ihre« 
dauernden Aufenthalts übrig blieben. Allerdings war der Boden 
einer kleinen Trümmerstätte im Thale, am F'usse des Abstieges mit 
solchen Scherben bedeckt Ich werde später hiei-auf zurückzu* 
kommen haben. 

Die hier gegebene Sitnationsskizze des von den Abyssinierh 



„Staft«", TAD deit AMAorta n^Aßra" genannten alten Rarnuel- 
bsckens, gibt die «-iclitig8t«n UngcniuatMiie tn erkennen. 




Cumlttelliav uel)fii itt>iit Itassiii, au dettNen Örtlicher Keke, 
xtand ein GeWlitde. de««'« (iiniidiiinncri) fbeflweise erhalten ge- 
blieben sind, niid ein Ueviert von In m daiNrcllen. letztere find 
nicht ans dm gi^ts^en (jnnileiii nnrgeflHa-t. luindern aus kleinen, 
daix-h «Ine ]HiideniUK>« (Tlmn) verbundenen Steinen. l>ie m- 
geliünenen .Snndsteinqnadein iIps J[nuerdainmes dagef^en sind 
durclisclinittlicti 4ü t^ni liocli, 40 ciit In-eit. niid lils 85 cm lang, 
also von xieinUch grosÄen Dimensionen. Die pflssten eiTeklioii 
ai^r I/> m I,ilnge. .Jede Steinlage nIcIIi liier eine nnr wenig 
xui-ücktretenile Stufe dni', die mit Kwisclien die Qnadem eingescho- 
benen Scbiefei'stiliken iincU oben nbsHiHesst. Waliisiliclnlieli diente 
diew Eiitschaltnng zum Ansgleii-Iien der etwas nngleicli üngelinnenen 
Steine in der llumonfidliiiie. .^iissei-deni waifn an dem 'S in 



172 

langen mittleivri, rwischen den l>eidcn Zagilngen gelegenen Theü 
des Manerdammes, eine Anzahl hen*orstehender Qoadern ein- 
gelassen, die als Stnfen zum Hinabsteigen dienen mnssten. Diese 
Stufensteine bilden vier Reihen, den Qnaderlagen entsprechend, 
und im Winkel von ('^^ hinabführend; sie sind in de»- Weise an- 
gfonlnet, dass ilu'e Flucht an der Mauer zwei neljen einander 
gelegene Dreiecke bezeichnet, die unten mit ihren Basen zusammen* 
stossen. Zwei in der Mauer sichtbare Oeftnnngen zu Seiten der 
Stufenreihen, ur*d 4,75 m breit, scheinen von Zugängen hei-zurühren, 
die als abschüssijre Kämpen, etwa zum bequemen Tränken der- 
Thiere, zum Wasser hinabführten. Eine noch stehen gebliebene 
Seitenmauer im östlichen Flügel bestätigt eine solche Annahme. 
Obgleich nun das Hassiu, das an den übrigen Seiten duich Ucitür- 
licbe Felsen geschlossen, oftenbar zum Aufsammeln von RegenwasseV 
diente, so sind diese Oeftnnngen doch jedenfalls nicht, wie Th. Beut 
meint, als Schleusenthore aufzufassen. Das Wasser kann selbst im 
tiefsten Theil der Mulde kaum jemals höher als 4 m gestanden 
haben — für gewölinliih wiixl sein Stand 2 bis IV2 m gewesen sein. 
Nach Angabe der KingelK)renen lullt sieh das Becken gegenwärtig 
nur in sehr regenieiehen Jahren, und nur zum Theil, hält aber als- 
dann das Wasser auch das ganze Jahr. Wenn man das Volumen 
des Beckens nach veischiedenen Methoden annäheiiid bei-echnet hat, 
so gelangt man zu dem Ergebniss, dass dasselbe im Maximum nie 
mehr als GOOO cbm Wasser enthalten haben kann, eine tlir Be- 
wässernngs- und Anbauzwecke jeder Art unznivichcnde Menge. 

In Folgendem gebe ich eine Skizze des Mauenlamnies, so wie 
er von der Innenseite des Bassins gesehen, erscheint. 

(Sioho Abbihliiii^' Seito 171) 

Ein Blick auf den Situationsplan zeigt, dass ausser dieser 
Anlage, noch vier von einander getrennte (^ruppen von Ruinen- 
stätten vorliegen. Den Mittelimnkt bilden die UebeiTeste zalili^eicher 
zusammenhängender Tempelchen oder Kapellen, und anderer nicht 
mehr auf ilu^e einstige Bestimmung znrückzutUluender Gebäude. 
Doli wii*d voraussichtlich das alte Koloe gewesen sein. Eben der 
Umstand, dass sehr \iele Tempel vorhanden, und wenn auch zerstreut, 



sie doch verhält ni8Mmä88ig^ nahe xn-sainineiiliegeii, läsest es ver- 
luuthen, da keine Stadt im »Sinne dieses Wortes dort gesUnden 
haben kann. Eher mag; es sich hier nm eine Vereini^ng von 
Villen i-eicher Adniiter Kanflente handeln, deren jeder seine eigene 
Temi>elkapelle besass. Glitten dnrchschnitten wird die Stätte duirh 
ehie 100 ni tiefe Felsschlucht, die sich nach SO. hin enveiteil nnd 
vertieft, nach NW. hingegen in ihi-en» oberen Theilc sich bis zu 
dem Niveau der IMateauhölie eibebt. nnd auf eine Kntfenmng von 
mehi-eren Kilometern als tlacher Wiesenstreifen angedeutet ist. Am 




Ostrande jener Einsenkung zeigten nns die Fnhi*er ein Orab, das 
wegen seiner Krenze nicht der Zeit von Adnlis angehören kann, 
sondeni als ein altchristliches Deiiknml ei*sclieiut. 

Die Temi)elbant4^n stammen nun zweifellos von der adulitischen 
Zeit her, denn sie erscheinen V(»llkommen vom griechischen Geiste 
inspirirt, wenn sie auch dniH*hans keine rein giiechischen Foimen 
aufweisen. Die Kolonie von Adulis mag zunächst von den Aeg>'pterii 
der Ptolemäerzeit gegrüiulet worden sein, sein Handel zog al^er 
sehr bald giierhische V^nflente doitliin. die wie liberall gix)ssen 
Einflnss auf die bihlenden Kunst«» ausübten. Ich werde die bemerkens« 



i74_ 

weilhereii Tenii»el einzeln, nnd nach ihren Ranmverhältnistten be- 
sollreiben. Unter den ftbrigen, aof der Terrainskizze verzeichneten 
Pnnkt4*n von archäologischer ßedentnng, sind die Stadtminen von 
Tinba, am Xordende des Eschkakessels, femer einzelne grössere 
Wohiiprebande n^nllii'h von Koloe. nnd schliesslich die altchristlich 
äthiopischen Felsinschrilten im Kessel von Adda-Alanti hervor- 
znheben. 

Der 1)estcrhaltene Tempel \\e^ annähernd 200 Schiitte in 
NO. vom (^rabe, anf dem Plane ist er mit II bezeichnet. Die >ier 
noch vorhandenen Säulen, die auch die einzigen sind, die er be- 
sessen hat, stehen auf einer erhöhten rechteckigen Plattform, auf 
die man anscheinend nur von den schmalen Ost-West gekehrten 
Seiten aus gelangen konnte. Der innere Tempelranm war anf einer 
weiteren, ebenfalls rechteckigen Terrasse aufgebant, zu der sechs Zu- 
gänge, je zwei an den langen, je einer an den kurzen Seiten hinauf- 
führten. Ob die ersteren vier mit Treppen versehen waren, mag 
daliingestellt bleil>en. zu bemerken war von solchen nichts mehr; 
hingegen sind Stufen der .\ufgänge an den l>eiden kurzen Seiten 
theilweise erhalten, namentlich auf der Ostseite. Die in der Gmnd- 
rissskizze ausgefühilen Linien zeigen das thatsächlich noch Sicht- 
bare, während die punktiHen Striche zur Ergänzung hinzugefügt 
wurden. Rings umgeben war der Tempel, von einer Umfassungs- 
mauer. Sie ist aus kleinen, dun*h eine Bindemasse gehaltenen 
Steinstücken nach .\rt der Hänseneste hei'gestellt, während die 
Temi)el aus gi-osseri Sandsteinquadem massiv erbaut sind. 

Die fiberall umherliegen<Ien. wie künstlich zugehauen aus- 
sehenden giossen vierkantigen Felsstücke, die dem Boden das Aus- 
sehen eines Triimmeifeldes verleihen, mögen seinerzeit bei ihrem 
unbegrenzten Vorhandensein die Baulust angeregt, jedenfalls in 
hohem Grade gefordert haben. Jener widerstandsfähige Sandstein, 
der dementsprechend auch zu den Bauwerken verwandt worden, 
hat lange der Verwittemng getrotzt,- Schliesslich haben ihn üppige 
Fh»chtenwuchemng. und atmosphärische Zersetzung dennoch theil- 
weise veniichtet. Ein Beweis für das hohe Alter der Huinen. 

Die Tempelsäulen sind im (Jinei-sclniitt quadratisch, messen 



42 cm im DtirchmeKser; die Höhe iHt nicht mehr liestiminlmr. 
Die Säulenkaiiten sind abgestutzt, and zwar sind die schmalen 
Abstumpfungsflftchen des Tempeln II konkav ausgeinndet; dasselbe 
ist bei den Säalen des Tempels III der Fall, wMhrend sie l>ei den 
Abiigen eben sind. Sämmtliche Kapitale des Tempels II sind leider 
abgebit>chen. 



T 



"J 



N 1t,s!" 






e, 



1 



3 



20 



'2« 



j o *» o , 



6, 



ii«. s 



j::::";.-::i 



w 



Die Lange der nntei*en, liez. äussei'en Plattform lietiügt 11,75 m, 
die Breite 0,00 m, die ^VerliAltnisse der inneren Plattform sind 
6,15 X V^ n>t der Kaum zwisthen den 4 Säulen ist 3,20 zu 2,25 m. 



m_ 

Dicht hinter dem Iwitchriebeiien Tempel Int In NO. ein 
anscheinend Ähnlicher, fast gänzlich zerfallener Bau, der eine 
einzige, im unteren Theile noch stehende Sftnle aufweist Wie 
der vorige, scheint derselbe anf einer kleinen Anhöhe erhant. 
Ferner sind in der Xälie zahlreiche, gfftnzlich zerfallene Wohn- 
lianser. anf der Karte mit XVII verzeichnet, die einen lieträcht- 
lic'hen Raum liedecken, nnd in den MatterUasen noch deutlich 
walinielnnbar sind. Die Gebüude sind sammtlich mit ihren Länpt- 
axen von 0— W orientii*t. Dieser Ruinenkomplex bildet in Folge 
der SHiuttanhäutnng einen l'iO m langen, von X nach S gestreckten 
flachen Hügel, zu dem von der Sndseite her Stufen hinaufzuführen 
scheinen. Die Eingeboi-enen (Assaorta) nennen den Platz Dabl»^i- 
Maddah. und hier mag das Verkelirszentrum, etwa der Markt 
der ausgedehnten „Villenstadf* Koloe, wenn dieser modei-ne Aus- 
dru<k gestattet ist. gewesen sein. Auf der. Westseite des Ruinen- 
k«»iu|>lexes XVll ist ein ehemaliges Wa.sserl»ecken XVI, das l»e- 
scla'i(bM)e Verhält uisst» zu erkennen giebt, ftlM*r dessen Verwendung 
alH*r /u öttVntliclien Zwet-ken die Lagen von zugehauenen grossen 
Steinen, die'dieKhifassung dai-stellten. keinen Zweifel obwalten lassen. 

^TiOSclintte westlich vom I^ager, auf dei*sellH*n Seite der Wasser- 
.M'bliulit. sind die Tebeneste von 3 nahe lieieinander gelegenen 
'rtMn|»elkai>cllen bemerkbar. Von diesen gewährt die mit V be- 
zeicimete, anf einer kleinen Erhöhung gelegene, einen maleiischen 
Anblick. 4 Siinlen sind n<»ch vollkommen erhalten, aufrecht stehend, 
und zum Hieil mit Kapital, eine ist abgebrochen, nnd 3 sind 
ningestur/t. sodtiss der Tempel 8 Säulen, 4 an jeder langen Seite, 
erkennen lässt. Xo<-h theilweise gut erhaltene Plattfornmmnein 
zeigen dieselbe rechteckige F'onn, nnd die.sellwj Gi'Uppirung der 
Zugänge wie beim Tem|»el TI, jedoch ist nur eine Ten*asse vorhanden, 
die auf dei* Südseite und nach Osten dem Verfalle getit)tzt hat. 
Man sieht dort Lagen von regelmässig zugehauenen Steinen ftlwr- 
einander. von denen je 2 mit schmalem Treppenabsatze über dem 
unteren Paaiv nach innen zurückspringen. 

Ein <10 Schritte danelien stehender Tempel VI mit nur 2 Säulen 
ist quadratisch, und scheint mehrei'e Umfassungsmauern gehabt zu 



177 



lialien. Dem vorxllglich erlialton« Kapital, welche« wir in demHelben 
vorfanden, wird durch die folgende Skizze wiedergegeben. 




KüiMt von quadratischer Gestalt, ohne Abstunipfking der Kanten, 
und dreifach gegliedert. 

Alle übrigen Tempelreste anf dem Sitnationsplane sind %n 
wenig erhalten, als dass ich auf sie näher eingehen könnte, sie 
lassen anch nichts von dem vorher Gesagten abweichendes erkennen. 
Das Vorhandensein von steinernen Deckbalken ist an keinem der 
(iebiUide zn verninthen, <la si<;h nirgends Ueberreste derselben 
ansfliidig marhen lassen. T)ie v(»n den Steinpilastern getragenen 
Decken niö^en mit »Seliieferplatteu gede(!kt gewesen sein, wa» 
wenigstens fUr eine später zn erwälmende Stelle am nordwestlichen 
Fusse des Hochplateaus anzunehmen ist, oder mit Holz und Stix)h. 
Die Decken ruhten jedenfalls anf Holzbalken, da heute noch das 
ganze Phitean mit einem lichten Wachliolderhaine uralter Stämme 
bewachsen ist, und es in dieser Gegend wohl nie an langem, geradem, 
und starkem Raiiholze gefehlt haben wii-d. 

Wendet man sich imch Norden, und folgt man dem den OWr- 

lauf der Si'hlncht (birst ei Ien(hm Wiesenthaie, so findet nmn in einem 

Abstände von kaum 1 km nrndÜrh V(mi Damme Ssafra die Mauern 

eines grtisseivn \V(»hnhauses VIII, die in gutem Zustande der 

Erhaltung sind. Das Haus war auf einer kleinen Felsanhöhe nahe 

dem Westrande des Wiesenthaies erbaut, und ich glaulje, dass es seine 

Entstehung aus der a1tchristH<!hen Zeit herleitet: Die Konstruktion 

ist sehr einfach, ein rechteckiger . Bau von 9,80 m X ^»,70 m, der 

im Inneni durch eine Querwand in 2 verschieden grosse Käume 

getheilt ist. Die Mauer;i 1»estehen ans zum Tlieil zugehauenen 

kleinen Steinen, die vermittelst Thoneiile zusannuengefilgt sind. 

VI 



178 



IVskm nördlich dieser Hansmine sind TrQmmer des grossen, 
leider nur schlecht erhalten gebliebenen Tempels m. Von 8 Sänlen, 
die zu 4 und 4 anf jeder Seite gestanden haben, sind nnr noch 
theils abgebrochene aufrechtstehende Fussstücke, theils umgeworfene 
Schäfte, oder allein daliegende Kapitale vorhanden. Die genaue 
Form der gegenwartig einen Flügel darstellenden Teirassen ist 
nicht mehr zu erkennen, jedoch zeigen die Ecksteine das Vor- 
handensein derselben an. Andere Steine veiratheii Stufenlagen. 
.Jedenfalls war die Rampe, die auf der äusseren Tenitsse um die 
innere herumfühile, erstaunlich schmal. Eine Umfassungsmauer 
von OG cm Dicke, ist noch auf 3 Seiten theilweise sichtbar, 3 kleine 
nereckige, sieh dem Tempelbau unmittelbar anschliessende Gebäude, 
sind jedenfalls Wohnhäuser gewesen, 2 ebensolche kreisrunde Stein- 
lagen liedenten vielleicht die Reste ehemaliger Kegelhtttten für das 
Vieh, \ielleicht auch Bininnenanlagen. 



I 
I 
I 

I 

L. 



• 
I 
I 
I 

I 
.J 



N 






o 



\\o 



I I ^* 
I I 

i ! 



. I 

^^ I I 
I I 



lil:.: 



I 



I 



ii 



W 




I 
I 



I 





179 



Oaiu in der NAhu finden rieh Trilmmer ein«« 17 m lauReii, 
nnd 13 m breiten WolmhauRes IX, mit 75 cm dicken Siuiern. Alle 
diese ManerreHte der alten WohnlifliiMer ze\gtin 1di nntenten Thdle, 
nnlie Qber dem Roden, eine VeHlrkiin)!, der BuNnlttlieil i>princt mit 
einer xrhnialen Kante vor, wudmi^li eine grOH»ere HaUlMrkeJt et- 
Keniift warde. 

Dos letzte GeliAude X in iiOiillicher Rlililnni;. </■ km vnm 
Tempel III entfeiitt, mnui von liesonderer Ansdelmanir geweiwn 



m\ 











1 1 


1 














[ 






. •■^ . 









Min. Am den vorliandenen Itesten lAsKt sich noch hent« der fimtil- 
rirw mit einiger Siclu-i-lieit konKtniiren. \^' war anscheinend da« 
Wohnluns, während T eine Tenassi- davstellte, mit dem «nf der 
Ostseite gelegenen Treppen« iifgaiige F. Die Tennsse war voll- 
kommen ansgetiiaHert nnd nicht liltei'deckt, zeigt wenigHten» keine 
Ansätze von über die Mache beraDsiHgeiiden Seitenwänden. Ans 
diewiu Ornnde glaiilie icli «l^n anf f\w Terrasse schliessen z« 
dflrfen. Wie das WnlinliiinN hiennit verbtinikn, ist leider nicht 
erkennbar, doch wiiil jedenfalls eine Veibindung bestanden haben. 
13- 



180 



Der Abi»taud a ist 4 m, b 17 m, das U«biige steht lii«nsa iin Ver- 
liältuiäse. Die im Grandiisse ausg^eflUlten Flächen zeigen die noch 
aufrecht stehenden Maneiti^ das Uebrige ist znr Vervollständigung 
hinzugefügt. 

Wahi-scheinlich \vird auch dieses Gebäude auf die altchiistliche 
Zeit zurückzufüliren sein. 

Als eines der interessantesten Denkmäler von Köhaito muss 
schliesslich noch das vorher erwähnte Grab hervoi-gehoben werden. 
Es ist dicht an dem Ostrande der Schlucht gelegen, in den Felsen 
hineingehauen, und mit einem Aussenbau von grossen Quädeni. Der 
zu den Grabnischen herabtührende Schacht ist dui*ch Anfmauerung* 
vcnuittclst jrrosser starkt»r I$lr>cke nach olien zu verlängert. 



Pnjyr^ 



»?»- «^.-r-w». 



4m* ««f ■ w^wjpw. i) » t ' 1. »% ■,.<. j >ii»«.|.irn*w>gi> ^r . 



4: 

I 

1 






*7V-v^< 




1'.* 



-— Jl 






^^^■. % 




Das Gi-ab war 0— W orientirt. 

a springt gegen b beträchtlich vor, von b aus steigt man 
hinab, und c ist ein aufgelageiter grosser Stein, offenbar der letzte 
übrig gebliebene von einer gi-össeren Zald, die die Decke dar- 
stellten. Die Assaoi-ta haben behufs Enichtung von Leoiianlenfallen 
mehrere der gi-ossen Steine verschleppt, sodass zu hotten steht, dass 
man gelegentlich der Ansfindigmachung dieser Theile, noch auf 
Inschriften stossen wiixi, die zu dem Grabe gehOi*en. Den Tiängs. 



181 



Mlinitt de» Graben xeigt die nachfolgende Skizxe, nnd die hanpt- 
sAchlicIiHten MaaxHe »ind daselbst verzeichnet. Die Gesammttiefe 
betnlgt 3.80 m, die Dimensionen des Schachtes sind 0,85 X 1*40 m. 
In den Seitenwllnden befinden sich kleine Einschnitte xnm Einsetzen 
des Fasses Wim Hinabsteigen, nnd 24 cm ül)ev der unteren Schncht- 
mi)ndnng dient eine ans dem Felsen voispringende Leiste znm Auf- 
legen eines Decksteines, den wir nicht mehr voi-fanden; dns Grab 
war eben nach olK»n, abgesehen von dem einen quer ttliei'gelegten 
Steinblock, otten. In der Tiefe ist ein gi-osser freier Ranm. mit 
<»7 und 70 cm breiten Giabnisdien an jeder Seite, die zum Auf- 
nehmen der.SHrge Ik»zw. Körper bestimmt waren. 




LUngsRchnitt durch die Orabonlage. 

Die Tiefe der zw^ Nischen oder Grabföcher beträgt 0.^ m, 
die liAnge 1.82 ni. Auf dem Grunde des (4rabes fanden sich, nach 



182 



gef«e1iebener Freilegnng and Ansräaninng desnelben, Ueberreste von 
langen Holzbolilen, die entweder den Särgen, oder einem Bretter« 
vei-sclila^e angehört haben mOgen, der in einer Bi^ite von 48 cm 
zu Seiten der beiden Grabfiicher angebracht war, gleich den Seiten- 
wänden eines Bettes. Aus dem Fels ausgehauene vertikale Rinnen, die 
5 cui tief, 7 eni breit und 48 cm lang sind, wei-den an den betreffenden 
Stellen sichtbar, und lassen keine andei*e Deutung zu. Schliesslich 
befindet sich noch zu Seiten der Senkung je ein eingemeisseltes 
Loch, ähnlich den zum Absteigen bestiunnten, und zwar auf gleicher 
H«>lie mit der Oberfläche des Mittelstückes. 

Au der Vorder- und der Rückwand des Schachtes sieht man, 
in Mannshöhe vom Giunde, je ein in den Felsen gearbeitetes Onm- 
uient. Es sind Kreuze, wie sie bei chiistlichen Stelen der ei*sten 
Jahrhunderte n. Chr. häutig vorkommen, und die wir Hakenkreuze 
nennen. 





Kreuz der Westseite. 



Krcuss der OstKcite. 



Sie haben uns dazu bewogen, anzunehmen, dass da«» Grab 
seinen Urspning ei-st dem 4. bis 6. Jährhundert n. Chr. ver- 
dcinken kann, während die starke Ver>ntterung, und die Bauart in 
Quadern, tür die ältere vorcluistliche Zeit sprechen wüi-den. Es Ist 
immerhin nicht ausgeschlossen, dass die Kreuze später hinzugefügt 
worden, da. wie in Aegypten so auch hier, alte Tempel in christliche 



188 



Kirchen nrngiewaiidelt wnixlen, und alte Grabanlagen wiederholt ihre 
InsaHHen gewechselt haben können. 

Auf einem der Qnadem de« Grabes befand sich ein dem 
griechischen m Ulniliches Z<*ichen links von einem Hakenkreuze. 




Ware es auf der gegenüberstehenden rec^hten Seite angebracht 
gewesen, so hätte es, hi Verbindung mit dem Kreuze, unfehlbar als 
ein griechisches o», als Gegenstück zn dem a auf der anderen Seite 
angesehen werden müssen, weil dies bei allen Grabstelen der alt- 
chnstlichen Zeit üblich ist. Um diesem Räthsel ein Ende zu machen, 
wurde ein Abklatsch genommen, und an Pi-ofessor D. H. Müller in 
Wien gesandt, welcher erklärte, dnss das fragliche Zeichen nur als 
der Schlussbuchstnlie {tra) eim*s altgriccJiischen Wcnles betrachtet 
werden könne. Der auf der rechten «Seite des Buchstabens befind- 
liche Punkt würde dem vorhanden gewesenen Trennimgszeichen 
angehört haben. Ein weiterer, gleichfalls zum Oberbau des Felsen- 
grabes gehöi-iger Stein trug das folgende Ornament am Kopfende, 




welches in seinem Charakter unverkennbare Anklänge an die In- 
Schriften von Adda Alauti verräth. 



Bei Ansrännmiig: des Grabes .stiessen nvlr aaf ein Gemisch von 
Schutt, Steiiigei-ölU nnd Ueben*esten menschlicher Skelette. Alles 
wurde herausgeholt und draussen sorgtliltig soi-tirt, worauf im Grabe 
selbst nichts mehr zm-ftckblieb, es waren also keine Steinsäi'ge vor- 
handen. Diejenigen, die. zuletzt ihre Todten dort, bestattet, hatten 
somit den ursprünglichen Inhalt ausgeraubt, und an Stelle der Säi-ge 
70 Leichen der Ihi-igen gesetzt. Von 70 Schädeln waren 31 wohl- 
erhalten, zum Theil noch mit Unterkiefer. Sie wui-den soi-glilltig 
vcri»ackt. und Professor Virchow tür das KOnigl. Pathologische 
Institut nach Herlin gesandt. Verschiedene Arten von Sdnnuck- 
sa<hen lagen zwischen dem Schutte vei-streut, geflochtene Schnüi*e * 
aus kleinen bunten Glasperlen, wie sie heute noch an einigen 
Orten zum Verzieren der Gefasse venvandt wei-den. Die kunst- 
vollen Perlenschnüi-e sind um einen geflochtenen Lederstreifen ge- 
wickelt, und werden auf diese Weise ziemlich umfangreich. Ferner 
fanden wir lederne Anunnge, halbmondttn-mige Ohrringe von Messing 
in jeder Grösse und Dicke, .^^chliessli^h lilngliche, cylindrische und 
prismatische, ziemlich regelmässig zugeschlittene Achat- und Qnai^z- 
perlen der nmnnigfaltijrsten Form, sowie einzelne farbige Glas- 
l>erlen. Muschelschnitte u. dei-gl. Kleine Fetzen eines groben Baum- 
woll- und eines blauen leinenartigen Stofles sind in etwa analog 
jenen, die heute noch von den Frauen der nnrdabyssinischen Stämme 
getnigcn wt*rdcn. Theilweise waren die bunt durcheinander ge- 
würfelten Skelette kniluellVtrmig in durch Kiemen zusannnengeschnürtH 
Häute verpackt, nach .Art einigei heidnischer X»'gervölker, mit 
geknickten Extremitäten. Der Zustand der Erhaltung einiger, noch 
mit Haaien vei-sehener KOrpeneste lässt auf kein sehr hohes 
Alter scliliessen: docli ist die Zahl der Jahrhunderte schwer anzu- 
geben, in Anbetracht der absolut trockenen, und regensicheren Unter- 
bringinig der Leichen in dem alten, vielleicht schon wiederholt aus- 
geplünderten und benutzten Felsengrabe. Ferner sprechen die 
Skelette ITir Gleichaltrigkeit der Bestattung. Schwierig ist es, da» 
Volk zu nennen, dem die Todten angehört haben, denn nui* schwer 
sind die .Schädel zu definiren. Zunächst übertnftt die Zahl der 
männli<lien dit-jenige der weiblichen, wähi-end Kinder nur vereinzelt 



186 

vorkommen. Unter den niAnnlicIien Scliltdeln waren verHchiodenn 
mit vems'achsenen Lttcken der zwei mittleren oberen SchneidezUlme, 
was für die Sitte des Ansbrecliens aiescr nach dem ersten Zaiin- 
Wechsel spricht, ein Brauch, der von vielen echten Nt*^er\'«nlkem 
am oberen Xil und Bahr-el-(Thasal geübt wird. Andei-erseits fanden 
sich an einem Schädel Haare vor, die den Beweis lieferten, dass 
jene nictht der Xegerrasse angehr>rt haben konnten. Die Haare 
waren glei(*hniässi(^ lockif?, schlicht anj,'eordnet , und denen der 
abyssinischen Rassen entsprechend, durchaus nicht wollijf, oder in 
bllschehwiser (iruppiiun;? anjccbracht. Demnach waren die Srhildel 
also nicht Abyssiuier oder Assaorta wej;:<*u der ausj^ebroelienen Zahne, 
nie.ht Dinka. Schilluk etc. wegen der Haare, weder ^fohauiedaner, 
noch Christen in 1^'olge der Bestattungsweisc. 

I^eider war nicht nachzuweisen, ob ausser einem noch voll- 
kommen erhaltenen Packete, in dem die Jjeiche in znsamnien- 
geschnttrter und zusammengeknickter Gestalt begiaben worden, also 
mit gebrochenen (iliedmaassen, noch andere Uhnliche vorhanden 
gewesen sind. Ein w<*iteres Lederimcket zeigte. nAiiilii'h aus- 
gestreckte (TÜeder, sodass immerhin die ]irr)glichkeit vorhanden 
ist, dass bei dem ei-steren die (lebeine bereits im Skelettzustande, 
gebrochen, hineingeschniirt wurden, in welchem I'alle die Körper 
nachträglich hierher übergetuhrt .sein müssten. .\ugenblieklic.li 
birnnspruehcn die .\ssaorta (Saho) das (irenzland V(m Kohaito, 
wenngh'ich sie es nur während der Uegeii/eit zu besurheu pllegen. 
Sie sind Jedoch Mohamedaner, \\\u\ s(»uiit kann die llegräbnissstätte 
nicht von ihnen herrühren. Naeh den Aussagen der Assaorta 
wurden die vor ihnen in hiesiger (iegend angesessenen Bewohner 
Ssalaua genannt; jene seien durch ihre Einwanderung nach dem 
Innern verdrängt woitlen. wären aber Christen gewesen. Wahr- 
scheinlich war es ein hamitischer Stamm, der hier seine Todten 
zuriickliess, vielleicht ein (^allavolk. Die Ssalaua mögen ihre Todten 
zu einer Zeit in dem (trabe untergebracht hab(>n. wo sie noch nicht 
Christen gewesen. 

Um einige Bemerkungen über die Assaorta beizufügen, so 
sei bemerkt, dass dieselben ein kleines, theilweise nomadisirendes 



hamitisckes Volk mohamedanijscher Religion sind, welches an der 
nordO.«tlicben Ecke des abyssinischen Hochlande«, nnd im Tieflande, 
das dieser Ecke bis an die Meeresk&^te vorgelagert ist, seine Wohn- 
sitze bat. In ihren mizugänglicben Bergen haben sie lange Zeit 
jeder Verfoignng getrotzt, nnd ihre Kanbzfige zani Schaden der 
durchziehenden Karawanen bis fast nach Arkiko hin ausgedehnt. 
Erst in allerletzter Zeit sind sie dnrch die Italiener thatsächlich 
unterworfen, nnd auf ihi'e Wohnsitze beschrankt worden. 

Professor Seh wein fürt h, der noch einige Tage nach unserer 
Abreise auf dem Plateau von Kohaito verweilte, wo eine, namentlich 
hinsichtlich der Verbreitungsgi-enzen, sehr interessante Flora seine* 
Aufmerksamkeit vollauf in Anspruch nahm, hat an einer, den tiefen 
Gebirgskessel von Adda Alauti im obersten Theil einschliessenden 
Felswand, eine Anzahl sehr merkwürdiger Inschriften aufgefunden, 
die hier in Facsimiles wiedergegeben sind. 



I. 





II. 



mpA 



y7Ch 



187 




V. 



^ÄZ7^ 




IV. 



\P 




VI. 



V5|<5 



Das nach allen 'Seiten mit jähen Steilwänden zar Tiefe ab- 
stürzende Koliaitoplatean wies in der Nähe nnsere-s Tigers zi»'ef 
solcher Kessel auf, deren malerische Gmssailigkeit sich mit nnans« 
inschliehen ZUgen unserem Gedächtnisse eingeprägt hat, nnd die in 
Ruroi)a vielleicht nirgends iliresgleichen finden. 

In XO. von unserem Lager, und kaum V2 ^^^ von der Wasser- 
schlucht entfernt, ött'nete^sich der Kessel von Andall unseren stau- 
iieinleii nJicktiL Die denselben i\ac\\ aW^w '?>n\«v\ Vl\\m^^ViÄSfe\A«^ 



Steilwände ftind nnhezu 1000 m liocli, i^'Alirend die gesammte Tiefe 
des Kessels loCO in betifigt. Dieser Andallkessel ist an seinem 
Urspninge fast kreisföimig gestaltet, hat nahezu IVj km im Durch- 
messer, und ottnet sich nacli 0., um alsdann in NO. zum Tlial von 
Koniailo hinabzulTihren. 

Weit kleinei-e VerliUltnisse zeigt der Kessel Adda Alauti, der 
nach Pi*ofessor S ch \v ein fürt h in SSO. von unserem Tanger, und in 
einem Abstände von IV2 km gelegen ist. Seine Tiefe betnlgt 
immt-rliin jregen DOO ni. Die oberen Steilwände des Kessels sind 
nus ft'sten Scliii'ffni von grauer und gelber Färbung gebildet, die 
hi«'r wif nnderwäils die Unterlage des Sandsteines darstellen.* 
I )ie Lokalität der Inschriften befindet sieh auf der nordwestlichen 
Srite des oberen Kesselrandes. Grosse Höhlen sind auf der gegen- 
überliegenden Steilwand der Ostseite; das wiixl die Stelle sein, wo 
dfi* Comte St. Russell die alten Tnschritten entdeckte, deren er 
Erwäbnung tbut. Wir sind leider ni<!ht dahin gekommen. 

Professor Schweinfurth zählte an der von ihm besuchten 
Lokalität 15 beschriebene Stellen. Die in Mannshöhe angebrachten 
Insfbiiften sind in den Thonsehiefer roh gemeisselt, und von riesigen 
Dimensionen. Sit? stellen allerhand barocke '\ erschnöikelungen in 
Veibindnng mit ätliiopischen Sehriftzügen dar. Das dem alten 
Symb<»l des sogen. Nilschlussel entstammende altkoptisehe Krenz 
mit dem Ringe ist an zwei Stellen deutlieh ausgeprägt. Die Insclirift 
No. 5 wird seascligebi gelesen, wobei hervorzuheben Ist, dass das 
wie eine 3 aussehende Sehnftzeichen für sich dem sabäischen Alpha- 
. b<*t angehört, und dass dasselbe bei der Hildung des Aethiopi.schen 
.sich später anders gestaltet hat, ein Beweis von dem hohen Alter 
der .Sclirift, die sehr wohl aus dem 5. oder G. Jahrhundert her- 
st;immen durfte. Bekanntlich wii*d allgemein angenommen, da.ss 
die Einführung des C'hristenthums in Abyssinien bereits im 4. Jahr- 
hundert erfolgte. Auf einer anderen dieser Schnörkelschriften hat 
sich ein gewisser Johannes genannt, und auf Xo. 2 einer, der sich 
Arkeia nannte, ein „Begeios", als ein dem Begastamme angehönger 
^lann, ein Völkername, der auch in den Axumitischen Inschriften 
vorkommt 



Am 4. Mai trennte ich mich in Koliaito von Prof. Schwein- 
furth, der noch bi» zum 10. des Monats verweihm wollte, um aln« 
dann über Massaua sofort nach Aegypten znrQckzukehren. Ich 
beabsichtigt« hingegen von >raS8aua ans einen Besuch von Zala. 
dem alten Adulis, und zuletzt als Abf$chluss meiner diesjährigen Reise 
eine Besichtigung von Assab. Dalier schlugen wir, d. h. ausser mir 
Andersson, Kaiser und Reich, mit dem grösseren Theile des 
Gepäcks, die direkte Strasse nach Afai Hio ein, und stiegen in noitl« 
westlicher Richtung zu der Thalebene hinunter. Der Abstieg war 
von wesentlich geringerer Steilheit als der Aufstieg, derselbe geschah 
auf einem Wege, der die deutlichsten Spui*en seines Trsprunges 
aufweist. Menschenhände haben ihn vor langer Zeit kunstvoll an- 
gelegt, heute ist er von SteingerOll überschüttet, und mit (lesträuch 
überwuchert. Auf dem Ifuchplateau entspringt der kleine Dinda- 
bach. gerade an der Stelle den Ilerg verlassend, wo unser Pfad 
beim Abstiege mündete, und str(*bt alsdann dem grünen Wiesenthaie 
zu. Die Uferböschungen sind dort durch Mauern an den Stellen 
lockeren Erdreichs gestützt, mid hierdnifh sollten wohl die etwas 
höher liegi*nden Aerki*r der ersten Ansietller vor der rntenninirung 
geschützt werden. Abernwls befindet man sich auf einer alten 
Kulturstätte. Auf einem Hüjrel zur Linken di*s Dinda werden 
Ueberreste eines Tempels sichtbar, bestehend aus zwi'i Säulen- 
stücken mit konkav abgestniuptten Kanten, und mit denselben 
Kapitalen, wie wir sii* oben auf dem Plateau kennen gelernt. Khemals 
waren vier Säulen vorhanden, und dieselbe, schon beschriebene 
Terras.senformation zeigte sich auch hier. Rings nm das, durch 
den Tempel gebildete erhöhte ^littelstück. liegen zahlreiche Stein- 
haufen im Gebüsche versteckt umher, mit ^fühe kann man einen 
zweiten Tempel, und die Reste ganz kleiner Wohnhäuser erkennen, 
oder vielmehr errathen. Es sind dieselben Ruinen, die Th. Beut 
bei seinem, auf dein gleichen Wege vollzogenen Ab.stiege gefunden; 
ich möchte hier aber nicht wie dieser Forscher von einer Stadt 
reden, höchstens von eint»ni sehr kleinen Dorfe, oder von einer 
Haltestelle vor dem Aufstiege. 

Mehr wie ihre Zugehörigkeit zu der Epoche der Tempel, Kapellen 



and Häuseireste auf dem Plateau vermOg^en diese formlosen Stein* 
häufen uicbt zu venathen; sie bieten uns aber eine Gewähr dafAr, 
dass wir in der That auf cer eliemals \iel besuchten alten Karawanen* 
Strasse Adulis-Koloe liinabjrestiegen sind. Zahllose Scherben von 
Thongefassen der mannigfaltigsten Fonn, und ebenso verechieden 
hinsichtlich ihrer Dicke und Färbung, bedeckten den Boden, fanden 
sich zwischen dem SteingerOll verstreut. Bei den meisten ttber>vog als 
(Trundfarbe das matte Roth des gebrannten Ziegeltliones, jedoch 
kamen alle möglichen Nüanciiungen vor, und fast alle zeigten Ver- 
zierungen primitiver Natur. Auf einer Scherbe fanden sich 2 Buch- 
staben einer Inschrift, die vielleicht auch nur als Oniament gedacht* 
waren. Viele Getässe hatten Henkel, oder wenigstens solche ver- 
tretende Ansätze, femer kurze Fusskränze. Sie wraren wohl zum 
Tlieil ohne Anw-endung der Drehscheibe hei-gest eilt, worden, und es 
scheint vielleicht die Annahme berechtigt, dass sie ein Erzengniss 
des Kunstileisses der damaligen Landesbewohner ausmachen. 

Eine verhältnissmässig bedeutende Menge glatt gespaltenen 
schwarzen Schiefers schaute ans den Tiümmera heiTor, und da 
solcher an dieser Stelle anstehend nicht angetroffen wird, so kann 
er nur zur Bedeckung der Häuser gedient haben, also von weither 
dorthin gebracht worden sein. 

Auf Seite 191 gebe ich einige Zeichnungen von Bi*uchsti\ckeh 
der Scherben. 

Ich denke mir nun,- dass dies der Ort w^ar, wo die Anwohner 
der Küste, angelockt durch die grftnen Wiesen des Dindathales, 
ihre ersten Hütten in dortiger Gegend erbauten. Später werden 
dann, angezogen durch die auf dem Plateau schon vorhandenen 
Monumente altarabischer Zeit, wahi*scheinlich auch dui*ch die Tra- 
ditionen eines daselbst befindlichen Heiligthums, einige reiche 
Familien auf den stets kühlen Hohen ihre Tempel und Sonnner- 
villen enichtet haben, die nun ihrei^eits eine gi-össei-e Besiedelung 
nach sich zogen. 

Nicht ausgeschlos.sen ist auch eine zweite Deutung, nämlich 
die, dass die wohlhabenden Bewohner von Koloe, ihre Heerden nebst 
Hütein am Fusse des Bei-ges bei den Tränk- und Weideplätzen 



191 



zurttckzniatwen pflegten, wodnrch die kleine Niederlassung rootivirt 
erscheint FQr einen solchen Ursprung wQrde die Kleinheit der 
Hänser sprechen, wie die gi*osse Zahl der Scherben, die oben fehlen. 
Die begüterten Familien mOgen sich mehr der Metallgefössfi bedient 
hal)en, wogegen die Hirten, zur Aun)ewahrung und weiteren Ver- 
arbeitung der Milch, Schläuche und zahlreiche Thongefässe im 
Gebrauch hatten. 





Verzierungen 





Richet Slüdc 





Scherbe mS Buditlaben 




Unterhalb des ehemaligen Dorfes, iind jenseits des Dinda* 
baches, sind grosse Terrassenanlagen, die theilweise durch Mauern 
gestutzt werden. Vielleicht waren dort die Gärten der oben wohn« 
haften Familien augelegt, die durch die Bewohner des unteren 
Dorfes gepflegt wurden. 

Von dieser letzten der Ruinenstätten filhrt der Weg bis 
Mai Hio ununterbit)chen im Thale bei*gab, und zwischen hohen 
Gebii-gsabfüUen dahin, bis er schliesslich auf die grosse Karawanen* 
Strasse eiumUndet, welche das Haddasthal darclizieht. Filr Maid* 



192 

tJiiere ist der Pfad ^ii^bar, wenn ancli an einzelnen SteUen nicht 
eben beqnem. In Mai Hio sind z\vei feste Steinlianten Qbrig geblielien 
ans der Zeit der Besetzung dnrch die Kompagnie von Halai, femer 
beherbei-jren einzelne elende Hütten etliche Assaortafamilien. Der 
3Iai*s(h von Kohaito heninter hatte 5 Stunden beansprucht. Die 
bestellten Kameele fanden wir vor, und konnten sie sofort mit dem 
gesainiiiten (repäcke beladen, um so schnell wie möglich Massana 
zu eneichen. 

Der nächste Tag flUirte in Gstttndigem Ritte dni-ch das tief 
ehip:escliinttene Haddastlutl. l)ezw. dnrch den Schnmfaito genannten 
Tht'il desselben, bis zu der Dabarai genannten Stelle. Am Abende 
passiiten doi-t bei unserem Lagei-platze endlose Reihen von Kameelen, 
Mault liieren und Eseln, die zum Theil unter militärischem Schutze 
iiatli Abyssinien hineinzogen, die Karawanenst'-asse. Sie ist nicht 
gerade sehr zum Mai-srhe einladend^ geht dui*ch ein Flussbett, voll 
boch anfjr»*srliritteten Steingerölls, durch das Jeder, so gut er kann, 
sich sfiiien We^ babiuMi muss. mn je imch der ^fenge des gefallenen 
liN'gens. mehr oder weniger oft durch das Wasser zu waten. Zur 
Zeit uuseivs Durchzuges war dies nur auf einer sti-ecke von 5 km 
erforderliih. 

Zwei ^larschstunden des folgenden Tages brachten uns bis Ha- 
manio. zu einem Brunnen mit schlechtem Wasser, der den Vieli- 
heerden einiger Assaorta als Tranke diente. Ein Weitennai-sch 
bei Tage war zunächst wegen der gi-ossen Hitze unmriglieh; gegen 
Abend brachen wir aber wieder auf, und langten, da unterwegs 
nii-gends Wasser mehr zu finden war, nach einem standhaften Dauer- 
iiiarselie von 55 km, rtlier Arkiko wieder in Massana an. Es war 
der Morgen des* 7. Mai; 



193 




•• 




In Ma88Hua hatten wir nun noch ungefUhr zehn Tage bis zur 
Abfahrt des Dampfers vor ans, niid konnten somit in aller Ruhe 
den projektirten Ausüng nach Znla nnternehmen. Xatttrlicher Weise 
interessirte es uns, die Ruinen von Adolis mit denjenigen von Kohaito 
zu vej'gleiohen, um vielh»icht einen Schlnss auf di«? Gleichaltiigkeit 
ziehen zu können, (lenie hätte ich die zuologisch so hitei-essanten 
Dahalak- (oder Daldak-) inselii zu jrh'iflier Zeit aiif^resucht, unsere 
Hoffnung auf ein Danipt'hoot gin;r jedooh nicht in Erfilllun^r. und so 
uuissten wir ans Mangel an Zeit verzichten. Das geniiethete SegellKwt 
war selbst bei den günstigsten Windverhältnissen nicht in der Lage, 
uns weiter wie nach der Ihicht von Znhi zu bringen. Die Hen*eu 
Huchs und Ferchel machten den Ausflug mit, und so segelten wir, 
reichlich veri»roviantirt, bei gutem \\'inde gen Süden. Bei Anbruch der 
Nacht wuixle am l^ande kampirt, ziemlich halbwegs, und wie alles 
Schöne, so waren auch die. peinliclien Schwankungen des Rciotes 
bald vei-gessen. l^i Sonnenaufgang pürschten wir am Strande, und 
eine Dorcasgazelle, verschiedene Mamingos. Purpuneiher, Seiden- 
reiher etc. fielen uns zum Opfer. Die Ihicht war dann bei günstigem 
Winde bald erreicht, und wir legten bei ^falkattos an, dem Tferplatze 
flir Zula. Ris vor nicht gar langer Zeit standen auch am Tfer Hütten 
eines Doifes, sie sind vollkommen Verschwunden, nur ein vereinzeltes 
Wächterhäuschen ist geblieben, dessen Rewohner bei Ankunft des 
Bootes sofoi-t mit Stolz eine grosse italienische Flagge hissten. An 
derselben Stelle, wo wir das Boot verliessen, um mehr wie hundert 

13 



IMetfr dutx-h das Meer watend, das Ufer za erreichen, landeten 
meiner Zeit die englischen Truppen, um sich gegen Abyssinien in 
Bewegung zu setzen, und hatten bis nach Zula hin eine Schmal- 
spmbahn angelegt. Die in das Meer hinauxgebante «Terlängernng 
der Anlage ü^t heute noch sichtbar, und Trümmer eines umgestürzten 
Wagens ragen aus dem Wasser hervor. 

An I^and galt unser Besuch zuuHchst dem Schech des in einer 
Stunde zu eireichenden Znia, der uns, Dank einem Biiefe des 
Gouverneurs, fieundlich empfing. Er war ein schon recht bejahiler, 
b'ebenswürdiger Herr, den Europäern gewogen, und bezeugte sein 
Wohlwollen durch das Geschenk eines Schafes, das wii* entsprechend . 
enviderten. Zula ist wie die ganze Küste mohamedanisch, macht 
einen wohlhabenden Eindruck, und scheint zahlreiche Einwohner* 
Schaft zu besitzen. So bald wie möglich suchten wir die Huinen 
von Adulis auf, die von Zula eine halbe Stunde entfernt sind, bei 
gleichem Abstände vom Meeiv. Leider findet sich nur noch, ein 
gix)sser Trümmerhaufen vor, oder besser gesagt vei'scliiedene 
solche, an deren denkbar gi-ündlichster Vernichtung die Moha- 
medaner nach Möglichkeit mitgewirkt haben, da sie ihre Begi'äb- 
nissstatte genau auf der althistorischen Stelle errichteten, um 
die irgendwie veinvendbaren Steine' benutzen zu kOnnen. Ohne 
ii'gend\ne Tempel oder Häuiierformen noch erkennen zu 1a.ssen, 
liegen oder stehen eine kleine Zahl von Säulenbmchstücken und 
einzelne Kapitale umher. Die Gestein.sform ist nicht mehr der helle 
.Sandstein von Kohaito, sondeiii ein schwarzes, poröse-s, und stark 
verwittertes Eruptivgestein. Die Fonn der Säulen ist dieselbe, 
und speziell finden sich die gleichen konkaven Schnittflächen wie 
auf Kohaito, dagegen sind die Kapitale nur zweifach abgesetzt, 
nicht wie dort dreifach. Es ist dies Alles, was von dem alten 
Adulis heute noch zu erkennen und zu berichten ist. Dass eine 
Nachgrabung mehr zu Tage fördern würde, ist wohl möglich, aber 
immerhin sehr zweifelliaft. Wir kehrten ziemlich enttäuscht, und 
ohne unsere Kenntnlss wesentlich bereichert zu haben, zur Küste 
zurück. Ueber die geheimnissvolle Inschrift hatten wir nichts zu 
erfahren vermocht. 



195 

« 

Die noch verlUgfbar« Zeit konnten wir iu der Nähe der 
LandQD8:88telle zur Jag^ verwenden, und »pürten Dorcangazellen, die 
prächtige Beisaantitope, femer in dem einige Kilometer breiten DOneu- 
»treifen zwischen Meer und Gebirge Hasen und Schakale. Ich glaube 
auch eine kleine Schaar gefleckter Hyänenhunde gesehen zu haben, 
da es mir aber nicht gelang, ein Exemplar zu erlegen, kann ich es 
nicht als Thatsache hinstellen. Der Vogeh-eichthum in dem seichten 
rferwasser ttliertraf alles bisher besehene. Die Möven wflrden, 
wollte man sie zühlen, nur mit dem Maassstabe von Tausenden zu 
messen gewesen sein, und selbst filr den Seidenreiher z. B. hätte 
man niit der Zehnerskala l)eginnen müssen. Vermischt waren jene 
mit Scliaaren des schwarz und weissen lieiherlänfers (Dromat 
ardeoh), des weisskehligen Meeireihers M« gularii), des Purpur- und 
abyssinischen grauen Fischreihers, des schwar/en Storches, und des 
seltneren U)tteli*eiliers. Pelikane lagen bewegungslos zwischen den 
Sandbänken, oder zogen .schweif äl) igen Mnges dahin, der ganze Strand 
war vollkommen mit Vögeln bedeckt, die sich nicht verscheuchen 
Hessen, oder da, wo sie es thaten, durch ihre grosse Zahl sofoil sich 
\*ieder ergänzten. Solch* ergieinger Vogeljagd frOhnten wir bei 
fast unglaublicher Hitze einige Zeit, und suchten dann unser Boot 
wieder auf, um nach vielstUndiger Fahrt bei vollkomniener AN'ind- 
stille in Massaua zu landen. 

Am 14. >[ai in der P'rühe dampfte der Steanier von Massaua 
ab, und wir verliessen die Stadt mit den (lefühlen herzlichen 
Dankes gegen den lieben.swilnligen (louvernenr Haratieri. den 
General Arimondi, der uns noch das (veleite an Boitl gegeben, und 
gegen die Herren des Hauses Hienenfeld & Cie., von deren Gast- 
freundschaft wir wiederum' den ausgiebigsten Gebranch hatten machen 
dürfen. Auf dem Wege nach Aden landeten wir noch einmal zu 
kui-zem Halt an der afrikanistrhen Küste, in As.sab, der ältesten 
italienischen [Besitzung. Assab ist stark befestigt, liegt im (iebiete 
der i*tinakil. uiid zeigt ein vollkommen verschiedenes Gepräge von 
Massaua. Die Gegend veri'äth eine spärliche Vegetation, schroff 
abfallende, massig hohe, kahle Berge, der Kiistenstrich ist etwas be- 
wachsen. Palmen sind vofheirschend, die in Massaua und Umgebung 

13* 



fast vollkommen veiinisst n-nrden. Der kanptsächlicIiMte kmidel 
der Stadt lie^ in den Händen von Indiem oder Joden, die einen 
vollkommenen Bazar eröffnet haben. Die Danakil selbst sind 
Mohamedaner, and ich sah verschiedentlich eine starke Tätowimng 
des Leibes unterhalb der Brust. Bei den Weibern sind die Haare 
kunsitvoll j^eordnet, die dünnen Flechten tragen sie langer, vde die 
meisten vorher gesehenen Stämme. In den Waffen erinnern sie an 
«lie benachbarten Somalis, nur sind die Speere massiver, und reichlicher 
mit Messingdraht nunnckelt, die ^fesser sind kurz, am Ende der 
Scheide mit einem Messingknopfe versehen. Die Schilde ahnein den- 
jenigen der Assaoita, haben \ne dort nach auswärts umgebogene 
Ränder. Aeussei-st meik würdig ist der Krauenschmuck. an jedem 
Ohre hängen zwei 10 bis ir» vm lange ^^essingglocken, auf der Stirne 
liegt eine verzierte Messing|»latt4?, und die Arm- und Fussgelenke 
trajreu dicke hohle schlangenlDrmige Messingreifen. Halsverzierungen 
sind wie bei den Ai-aberinnen Perlenschnure. Die Wohnungen der 
Danakil werden aus trockenem Schilfe oder ans Gras erbaut, sind mit 
einer aus demselben Material vertertigten Umfassung umgeben, und 
zuweilen in einer Weise verziert, die fast an indische oder chinesische 
Formen erinueni könnte. 

Z\i meinem gi-össten Bedaueni war es mir nicht vei-gönnt, 
weitere Beobachtungen, als die angegebenen ganz fluchtigen, über 
das interessante Volk der Danakil anzustellen, ich hoffe aber bei 
meiner nächsten Reise dieselben zu vervollständigen, und weitere 
über die reinen Abyssinier nnd die Galla hinzuzufügen. 

Die Rückreise erfolgte über Aden und Suez. 







I 
in 



15 



m 
ra J 



To avoid f ine, this book should b% raturned on 
or befor» the date iaat atampad balow 



IT 3' 



DT 377.8321968 




3 6106 081 468 709