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Boston
Medical Library,
19 BOYLSTON PLACE.
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MITTHEILUNGEN
des
Wiener mefliciniichen
herausgegeben vom
P räsidium
und redigirt vom Vice-Präsidenten des Collegiums
Dr. Leopold Hopfgartner.
XL Band'
Wien 1885.
Gesellschafts-Änchdruekerei, Wien, III. Erdbergstrasse 5.
Verlag des Collegiums.
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Namens verzeich niss.
Seite Seite
Dr Adler Hans . 76, 130, 266, 294 Dr. Grtinfeld Josef .... 128, 267
„ Adler Heinrich . 167, 252, 267 „ Härdtl August. 4
„ Adler Sigmund.136 „ Hajek Salomon.107
„ Albert Eduard 59, 76, 144, 22l, Dr. Haller Karl.20, 77
247, 267, 275, 309 „ Halporn Heinrich . .128, 200
„ Allmaver Friedrich.59 „ Hartl Adolf f.184
„ Anden Julius . . . .24, 32, 40 „ Hartmann Jonas.236
„ Anthofer Karl ..76 „ Haschek Jakob. .... 131
„ Arlt Ferd., sen. . 108, 144, 234 „ Hauke Ignaz f.46
„ Bamberger Heinrich 160, 219, 275 „ Haumeder Robert.276
„ Barth L. 166 „ Hauser Ferdinand.46
„ Basch Samuel. 314 „ Heim Josef, . 59, 76, 109, 110,
„ Batsy Franz . 59, 76, 107, 294 130, 266, 267, 275
„ Bauer Moriz .... 38, 52, 63 „ Hein Isidor f . . .34, 76, 150
„ Baurnfeind Ferdinand . . 252 „ Heinemann Leopold . . . 59, 63
„ Bayer Josef ...... 88 „ Hoffman Adolf . .110, 128, 133
„ Benedikt Moriz. 267 203, 266, 281, 294
„ Billroth Theodor.144 „ Hoffmann Josef I.. . . 152, 196
„ Bisenz David. 252 „ Hoffmann Josef II.236
„ Böhm Carl . ..4, 77 „ Hofmann Eduard . . . . 4, 152
„ Braun Gustav ... 136, 152 „ Hofmokl Johann . . . 68, 122
Ing. Breyer Friedrich.155 „ Hoisel Josef.128
Dr. Bum Anton. 269 „ Hopfgartner Leopold 32, 76, 81
„ Chimani Franz ..... 212 184, 196, 204, 293
„ Dittel Leopold 128, 136, 202, 203 „ Innhauser Franz -204, 280, 282
„ Doll Eduard.81 „ J. 0. S.20, 136
„ Dorfwirth Josef. 131 „ Ivänchich Victor ... 76, 202
n Eibensteiner Ignaz f 152,184,293 „ Jarisch Adolf, . 14, 22, 76, 169
n Engel Christian +. 262 182, 185, 200
„ Engländer Max.12 „ Jarisch Ferdinand .... 128
„ Englisch Josef. 282 „ Jelinek Edmund . 9, 238, 272
„ Erdmann Robert + . . . . 160 281, 282
„ Fellner Leopold. 4 „ Juriö Theodor.65
„ Felsenreich Anton . . 76, 131 „ Kainzbauer Josef.76
„ Fischer Eduard. . . . 204, 294 „ Kallay Adolf.128
Herr Fleischl Karl.166 „ Kämmerer Emil 32, 252, 254, 267
Dr. Freund Joachim. 35 280, 281
„ Frey Moriz. 265, 267 „ Karajan Ludwig . . .196, 267
„ Friedinger Karl. 32, 55 „ Kernecker Johann. . .128, 156
„ Friedländer Samuel .... 128 „ Khautz Anton . . 76, 81, 156
„ Frisch Anton sen.212 „ Klein Ludwig . 59, 63, 76, 203
„ Frisch Anton jun 109, 110, 130 „ Koblitz Theodor.12
_I_ T_n a nn 17-1_TT._l . 0/1
„ £ ruouuauor uuouuiau . . o«, t / „ rvuuu ...
„ Fuchs Ernst . . . 88, 176, 252 „ Koller Ruppert.76, 81
„ Fürth Ludwig 12, 69, 63, 77, 81 „ Kowalski Heinrich 137, 156, 161
„ Gabler Franz. 76, 131 166, 173, 177, 190, 314
„ Gauster Friedrich.281 „ Krahulec Samuel.204
„ Gerstel Adolf. 202 „ Kramer Emanuel.81
„ Gersuny Robert 28,107, 131, 166 „ Kratschmer Florian . .218, 243,
„ Glax Julius. 219 273, 286, 301
„ Gnändinger Hugo.136 „ Kraus Bernhard . 14, 110, 156,
„ Grabacher Anton.12 166, 314
Ing.Gravö H.. .. 153 „ Kubinger Josef. ... 59, 108
Dr. Gruber Alois 59, 63, 265,279, 294 „ Kumar Albin .76
„ Gruber Josef. 204, 219 „ Lammasch Franz f . . . . J08
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r
IV
Seit« Seite
Dr. Langer Karl.152 Dr. Röll Moriz . . ..196
„ Langer Peter.81 „ Rokitansky Karl.131
„ Lanyi Johann .... 128, 160 „ Rollett Emil . • ... 167
„ Latzei Ignaz. . 286 „ Rüben Karl ... . . .136, 267
„ Lauterstein Simon. .76, 203 „ Salzer Friedrich.196
„ Lazanski Adolf f.20 „ Schaffer Johann.236
„ Lederer Isidor.107 „ SchandlbauerHans30,76,131, 198
„ Lichtenstadt Sigmund . . 296 „ Scheff Michael.131
„ List Josef . 236 „ Schein pflüg sen.107
„ Löffler Adolf . • 128, 156, 267 „ Schenk Samuel 76, 266, 267, 275
„ Löw Anton. 34, 128 „ Schindler-Barnay K. 220 i
„ Ludwig Ernst.184 „ Schlager Ludwig + . . 152, 165 *
„ Lütkemüller Johann. . . 76 „ Schlosser Anton + .... 128
„ Mangold Heinrich. . . 296 „ Schmerling Rainer .... 76
Frau Mankiewicz Henriette .166 „ Schmid Gregor.128
Dr. Mauthner Ludwig .... 76 „ Schmidt Nikolaus.236
„ Mayer August.152 „ Schneider Franz . . 166, 196
„ Mayer Karl. 276 „ Schneller Josef +11, 59, 63, 110
„ Mayrhofer Hermann .... 116 n Schnitzler Andreas . . 59
Herr Medinger Eduard .144 „ Schnitzler Johann. .4, 270, 272
Dr. Meyer Arthur.107 „ Schöfer Hans 124, 138, 145, 157
„ Meynert Theodor . 59, 196, 267 166, 314
Ing. Minister Josef.155 „ Schönhöffer Karl 219, 236, 294
Dr. Mittler Paul. 81, 128 „ Schreiber Josef.162
„ Modry Moriz. ... 136, 203 „ Schrötter Leopold 60, 76, 130, 267
„ Monti Alois. 34 279, 280 .
„ Mosetig Albert.212 „ Schwarz Israel . . .59, 63, 265 *
„ Mühlrad Ignaz f.176 278, 280
„ Müller Franz.88 „ Silberer Samuel.186
„ Müllner Franz.12 „ Späth Josef . . .28, 162
„ Munk Julius . . . 204, 252, 294 „ Spitczer Ludwig.136
„ Mysz Eduard.108 „ Spitzmüller Julius . . 59, 204
„ Neuhold Florian . . . 252, 276 „ Svetlin Wilhelm.77
„ Nödl Ferdinand.81 „ Sztankov&nsky Johann . . 107
„ Nusser Eduard .152 „ Trafoyer Alois.296
„ Obersteiner Heinrich jun. . 76 „ Treschl Josef.116, 184
Herr Odelga J . . 314 9 Turkiewicz August . . 8 1 , 128
Dr. Oppolzer Theodor.136 „ Ultzmann Robert . ... 152
„ Oser Leopold 104,112, 126, 276 „ Unterholzner Balthasar . . 81
„ Pechlaner Arthur 34, 46, 59, 77 „ Urbantschitsch Viktor . . 236
„ Pernitza Emil . ... 81 „ Vogl August. 152, 176 I
Herr Petzold J.107 „ Waldhäusel Ignaz.167 l
Dr. Pfleger Ludwig. 252 „ Weichselbaum Anton . 2, 6, 76 }
„ Pfost Viktor. 144 107, 156, 166, 236, 314
w Pichler Wilhelm . . .76 „ Weinlechner Josef .... 196
„ Pokorny Wilhelm. 252 „ Wenderich Ernst + ... 116
„ Polansky Franz. 265 „ Weyda Hieronymus . . . .116
„ Popper Heinrich .... 59, 63 „ Widerhofer Hermann . . . 196
„ Quiquerez Eduard ... 296 n Wiener Joachim + .... 152 I
„ Raith Josef. 220 „ Winternitz David. 76, 136, 294 |
„ Rechinger Karl f. ... 116 „ Winternitz Wilhelm. . . . 203
„ Reder Albert. 107, 221 w Wittelshöfer Richard 205,214, 229
„ Redtenbacher Leo ... 59, 76 n Wollner Karl.59
„ Reitter Karl. 81, 279 „ Zavisics Severin f .... 144
„ Resch Ernst . . . 204, 236, 294 „ Ziffer Emil .46
„ Richter Max. 236 „ Zontides Demeter.128
„ Robinski Severin . . . . 45 „ Zuska Friedrich .... 276
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Sachregister.
Seite
Adler’s neuer Medicinalkalender 1886 . 167
Adressübei reichung an Dr. B. Kraus.76
Aerztlicher Bericht des Maria Theresien-Frauen-Hospitals
in Wien.46
„ „ des Sofien-Spitales in Wien.167
Antrag wegen Verlegung des Beginnes des Unterrichtes in
Volksschulen.278
Antiseptik beim Impfen, über,. 38, 52, 63
Asyle für Säuglinge und Kinder sind anzustreben ... 30
Asylverein für arme kranke Kinder in Ischl. . . . 144
Aufnahmen. 34, 76, 107, 204, 219, 276
Auszeichnungen 4, 12, 34, 59, 76, 88, 107, 116, 128, 136
144, 160, 176, 196, 212, 219, 275
ßalneologische Section, Antrag wegen Errichtung einer. . 203
Bericht über den Heilerfolg bei den von Wien nach Baden
und Grado entsendeten scrophulösen Kinder . . . 9, 281
„ über die Thätigkeit des Collegiums im Jahre 1884 90
Bisenz’sches Stipendium.35, 131
Büttner’sches Stipendium.276
Carolinen-Kinderspital . 107, 144, 166, 314
„ „ Jahresbericht 1884, Beilage ad XI.
Chirurgie, ein Blick auf den gegenwärtigen Stand der . . 223,
247, 309
Cholera, über Aetiologie und Prophylaxis der 137, 156, 161, 173
177, 190
Comit6 für die Verlegung der Ferien.110
„ für die Verstaatlichung der Findelanstalt.32
„ für die Wiener-Neustädter Tiefquellen-Wasserleitung 155, 166
„ für Standesinteressen . ..128
„ zur Berathung wegen der Ueberbürdung der Schüler in
Mittelschulen.266
Curbedürftige Collegen, für.252
Curortenachricht.167
Dermatologische Heilmethoden, über 14, 22, 169, 182, 185
200
Domicil-Aenderung.116
Einladung der Section für öffentliche Gesundheitspflege 1, 13, 29
61, 117, 197, 220, 237
„ zur ausserordentl. Generalversammlung des Collegiums 48
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VI
Seit«
Einladung zur ordentl. Generalversammlung des Collegiums . 60
„ zur ordentl. Generalversammlung des Pensions-
Institutes .36, 47
„ zur ordentl. Generalversammlung des Unterstützungs-
Institutes .48
„ zur ordentl. Generalversammlung der Witwen- und
Waisen-Societät.35
„ zur wissenschaftlichen Versammlung 1, 5, 21, 29, 37
49, 77, 89, 213, 221, 237, 253, 277, 297
Emmerich’sche Heiratsstiftung.212
„ Stipendium.276
Ernennungen. 12, 59, 76, 152, 176, 236, 314
Fachreferate in den wissenschaftlichen Versammlungen . . . 213
Freiplätze in Curorten.136, 152
Generalversammlung, ausserordentliche, des Collegiums . . 57
„ „ ordentliche des Collegiums.75
n » „ „ Pensions-Institutes . . 78
„ „ „ „ Unterstützungs-Institutes 62
„ „ „ der Witwen- und Waisen-
Societät .58
Geschäftsrathssitzungen 45, 77, 131, 202, 203, 275, 293, 294
Grado, Seehospiz in,.9, 34, 55
Harnuntersuchung, über klinische.2, 7
Hoden, über abnorme Lagerung des.282
Hopfgartner-Feier.192
Hygienische Untersuchung der Fette, über die, 218, 243,
273, 286, 301
Hy rtl-Jubiläum.69
Infectionskrankheiten, über die Aetiologie und pathologische
Anatomie der,.2, 6
Internationale hygienische Ausstellung in London . 14
Jubiläen. 20, 46, 128, 252
Juschitz’sches Stipendium.131, 276
Kriegsstiftung. 88, 204
Leichen Verbrennungs-Apparat. Demonstration eines Modelles 20
24, 32, 40
Leichenverbrennung, Ueberblick über den gegenwärtigen
Stand der Frage der..11, 18
Malaria, über die Resultate der neueren Untersuchungen über 124
138, 145
Milchsäurebehandlung im Kehlkopfe, Rachen und in der
Nase, über die,. 238
Mosing’sches Stipendium. 46, 204
Neurosen des Magens, über.104, 112, 126
Notizen 4, 12, 20, 28, 34, 46, 59, 76, 88, 107, 116, 128, 136
144, 152, 160, 166, 176, 184, 196, 204, 212, 219, 236
252, 275, 296, 314
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VII
Seite
Novitäten, mediciniscbe.88
Oberster Sanitätsrath.152, 166
Pensions-Institut . 12, 46, 196, 286, 276
Perlach’sches Stipendium.276
Personalnachrichten . 28, 34, 128, 136, 184, 219
Personalstand des Pensions-Institutes.84
„ „ Unterstützungs-Institutes, Beilage ad VIII 1
Petition um dieselben Notificationsnormen in Ungarn, wie in
Oesterreich.133
„ um Verstaatlichung der Findelanstalt.132
Pneumonie und deren Behandlung, über.50
Preisausschreibnng über das beste Modell einer transportablen
Lazareth-Baracke.85
Preisschrift, gekrönte.88
Prophylaxis der Cholera, zur,.219
Prttfnngs-Conimissäre.196
Rechnungsabschluss des Pensions-Institutes.82
Rechnnngsausweis des Collegiums.94
Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben des Unterstützungs-
Institutes, Beilage ad VIII. 5
Sabitz’sches Stipendium.276
Sanitätswochenstatistik der österreichischen Städte . . . 296
Schlesischer Bädertag.296
Schulferien, zur Verlegung der, . . . 107, 109, 110, 118, 129
Section für öffentliche Gesundheitspflege 9, 18, 30, 55
106, 109, 110, 137, 153, 198, 217, 252, 254, 278
Singerstiftung. . . 236
Sterbefälle 20, 46, 108, 116, 128, 144, 152, 160, 176, 184
252
Stipendien... 35, 46, 276
Stumpf sches Stipendium.131, 276
Syphilis maligna mit seltenen Localisationsformen,
ein Fall von.267
Tuberculose, Bericht Uber die Frage der Sammelforschung
über.67
Tumoren der Harnblase, über.205, 214, 229
Ueberbürdung der Schüler an Mittelschulen .... 254
Uebersiedlungen..108, 236, 296
Unterstützungs-Institut. . .12, 59, 136, 152, 204, 236, 276
Vermächtniss.184
Vermögensstand des Unterstützungs-Institutes am 30/6 1885 168
Verzeichniss der Functionäre des Collegiums für das Jahr
1885/86 . 114
n der Mitglieder der Section für öffentliche Ge¬
sundheitspflege .116
„ der Spenden für den Vivenot-Verein. . .251, 295
Vivenot-Verein . 107, 234
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VIII
S«it«
Wie können kürzlich entbundene Mütter besser ge¬
schützt werden?.198
Wiener-Neustädter Tiefquellen-Wasserleitung. ... 153
Wissenschaftlicher Ausschuss. 107
Wissenschaftliche Versammlung am 15. December 1884 . 2
„ „ „ 5. Jänner 1885 . . 6
» „ „19.14, 22
„ „ „ 9. Februar . 38. 52, 63
„ „ „ 23. „ u. 23. März
104, 112, 126
„ „ » 9. März.50
„ „ „ 13. April 169, 182, 185
200
„ „ „ 27 „ 205, 214, 229
„ „ „ 20. October . . 221, 247
„ „ „ 9. November . 238, 269
„ „ „ 23. . 267, 282
Witwen- und Waisen-Societät .197
Wohnungsveränderungen 4, 28, 35, 46, 76, 128, 136, 152
184, 204, 212, 220, 236, 252, 276, 290, 314
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. Ausgegeben am 14 Jänner 1885 ]Nr. 2
MITTHEILÜNGEN
des
ioeilicinlsclien Dictorii-Golliiins.
E , ■■■■ — ... 1 ISÜL'." -■.
zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
hre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In-
h dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
mrfc in der Medioin. Buchhandlung Toeplitx & Deuticke
ormals Carl Czermak), Wien, I M Sohottengasse 6.
nd Zttsendongen an die Redaetion: Wien, Kanzlei des Wiener med.
Id der Witwen- and Waisen-Societät, Rothenthnrmstrasse 28.
ftung. — Wissenschaftliche Versammlung am 5. Jänner 1885. — Ueber
^Untersuchung. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung
»er 1884, von Herrn Docent Dr. R. v. Jaksch. (Schluss.) — Section für
fdheitspflege. Sitzung am 7. Jänner 1885. Bericht des Herrn Dr. E. Jelinek
(erfolg bei den im Sommer 1884 von'Wien nach Baden und G rado entsendeten
S.-R. Dr. v. Schneller über den gegen wärtigej*-iOIWJi <^er Frage der
Innung. Dr. J. A n d e r 1 demonstrirt einen Feudföestatlutrgd^pparat nach
fr. Siemens. — Notizen.
Einladung
zu der
tag, Gen 19. Jänner 1885,
um 7 Uhr Abends,
im
e der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
»senschaftlichen Versammlung.
Programm:
’orstellung von Kranken. *)
•ocent Dr. Adolf Jarisch: Dermatologische Heil-
i. Mit Demonstrationen.
'r. Bernhard Kraus, Chefredacteur der „Allgemeinen
sdicinischen Zeitung“: Bericht über die internationale
she Ausstellung in London, als Vertreter des Wiener
den Doctoren-Collegiums.
e P. T. Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankheits¬
tellen.
v. Schmerling, Dr. Franz Batsy,
. Präsident. Secretär-Stellvertreter.
auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind,
tritt zu den wissenschaftlichen Versammlungen jeder¬
zeit gestattet.
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VIII
Saite
Wie können kürzlich entbundene Mütter besser ge¬
schützt werden?.198
Wiener-Neustädter Tiefquellen-Wasserleitung. ... 153
Wissenschaftlicher Ausschuss.107
Wissenschaftliche Versammlung am 15. December 1884 . 2
„ „ „ 5. Jänner 1885 . . 6
» w »19.14, 22
„ „ „ 9. Februar . 38, 52, 63
n » „ 23. „ u. 23. März
104, 112, 126
* „ „ 9. März.50
„ „ , 13. April 169, 182, 185
200
„ „ n 27 „ 205, 214, 229
„ „ „ 26. October . . 221, 247
„ „ »9. November . 238, 269
» , » 23. , . 267, 282
Witwen- und Waisen-Societät .197
Wohnungsverändernngen 4, 28, 35, 46, 76, 128, 136, 152
184, 204, 212, 220, 236, 252, 276, 296, 314
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Id. Ausgegeben am 14 Jänner 1885 Kr. 2
, MITTHEILUNGEN
des
ir mefliclnisciteii Doclflran-CoHninms.
Kien zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
i Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In-
nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 36 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
amerirt in der Medioin. Buohkandlung Toeplits & Deutioke
(vormals Carl Csermak), Wien, I., Schottengasse 6.
m and Zusendungen an die Redaetion: Wien, Kanzlei des Wiener Med.
and der Witwen- and Waisen-Societät, Rothenthamstrasse 28.
tnladung. — Wissenschaftliche Versammlung am 5. Jänner 1886. — Ueber
^Harnuntersuchung. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung
»eember 1884, von Herrn Docrnt Dr. R. v. Jak sch. (Schluss.) — Section für
esuudheitspflege. Sitzung am 7. Jänner 1885. Bericht des Herrn Dr. E. Jelinek
Heilerfolg bei den im Sommer 1884 von Wien nach Baden und G rado entsendeten
O.-S.-R. Dr. v. Schneller über den gegenwäHige^gMIMh^er Frage der
ffbrennung. Dr. J. Anderl demonstrirt einen Feurfrbestafurrrgd^gtparat nach
»m Fr. Siemens. — Notizen.
Einladung
zu der
»tag, den 19. Jänner 1885,
um 7 Uhr Abends,
im
ale der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
' I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
iissensehaftiichen Versammlung.
Programm:
Vorstellung von Kranken. *)
Docent Dr. Adolf Jarisch: Dermatologische Heil-
len. Mit Demonstrationen.
Dr. Bernhard Kraus, Chefredacteur der „Allgemeinen
medicinischen Zeitung“ : Bericht über die internationale
ische Ausstellung in London, als Vertreter des Wiener
ischen Doctoren-Collegiums.
Die P. T. Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankheits-
sustellen.
R. v. Schmerling, Dr. Franz Batsy,
Präsident. Secretär-Stellvertreter.
, auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind,
Zutritt zu den wissenschaftlichen Versammlungen jeder¬
zeit gestattet.
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VIII
Wie können kürzlich entbundene Mütter besser ge
schützt werden?.
Wiener-Neustädter Tiefquellen-Wasserleitung. . . .
Wissenschaftlicher Ausschuss.
Wissenschaftliche Versammlung am 15. December 1884 .
„ „ „ 5. Jänner 1885 .
19 1
„ „ „ 9. Februar . 38, 5
. . « 23. , u. 23. Mar
104, 112
» . » 9 - März ....
■ * , 13. April 169, 182
„ „ , 27 _ 205, 21-
„ „ „ 26. October . . 22
„ ' _ 9. November . 23
n 23. „ . 26
Witwen- und Waisen-Societät.-
Wohnungsveränderungen 4, 28, 35, 46, 76, 128, 13
184, 204, 212, 220, 236, 252, 276, 20
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XI. Bd. Ausgegeben am 14 Jänner 1885 Nr. 2
Vi MITTHEILUNGEN
des
Wiener liliciiiukii Dictiru-Cilliiiiu
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement fllr Nichtmitglieder des Collegiums im In¬
lande 3 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. - 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man pränumerirt in der Medioin. Buohbandlung ToeplUs de Deutioke
(vormal8 Carl Czermak), Wien, I. f Sohottengasae 6.
Zisckriftei and Zttseiduigen an die Redaetioi: Wiei, Kaixlei des Wieier ned.
Doet.-Coll. and der Witwen- and Waisen-Societät, Rothenthnrmstrasse 28 .
Inhalt: Einladung. — Wissenschaftliche Versammlung ain 5. Jänner 1885. — Ueber
klinische Harnuntersuchung. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung
am 1. December 1884, von Herrn Docont Dr. R. v. Jak sch. (Schluss.) — Section für
ftffentl. Gesundheitspflege. Sitzung am 7. Jänner 1885. Bericht des Herrn Dr. E. Jelinek
über den Heilerfolg bei den im Sommer 1884 von Wien nach Baden und Ürado entsendeten
Kindern. O.-S.-R. Dr. v. Schneller über den gegenwärtigm^)MMN^er Frage der
Leichenverbrennung. Dr. J. A n d e r 1 demonstrirt einen FeudrbestatUrt'grXp parat nach
dein System Fr. Siemens. — Notizen.
Einladung
zu der
Montag, Gen 19. Jänner* 1885,
um 7 Uhr Abends,
im
Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
Programm:
]. Vorstellung von Kranken. *)
2. Docent Dr. Adolf Jarisch: Dermatologische Heil¬
methoden. Mit Demonstrationen.
3. Dr. Bernhard Kraus, Chefredacteur der „Allgemeinen
Wiener medicinischen Zeitung“: Bericht über die internationale
hygienische Ausstellung in London, als Vertreter des Wiener
medicinischen Doctoren-Collegiums.
*) Die P. T. Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankbeits-
falle vorzustellen.
Dr. R. v. Schmerling, Dr. Franz Batsy,
Präsident. Secretär-Stell Vertreter.
Aerzten, auch wem sie nicht Mitglieder des Collegiums sind,
ist der Zutritt zu den wissenschaftlichen Versammlungen jeder¬
zeit gestattet.
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6
In der wissenschaftl. Versammlung am 5. Jänner 1885
setzte Prosector und Docent Dr. A. Weichselbaum seinen in
der letzten Sitzung begonnenen Vortrag „lieber die Aetiologie
und Anatomie der Infectionskrankheiten H fort und bespricht
zunächst in eingehender Weise die septicämischen und
pyämischen Processe, sowohl die bei Thieren künstlich er¬
zeugten, als auch die bei Menschen vorkommenden. Koch
konnte bei Thieren drei Arten von Septicämie erzeugen, von
denen jede durch einen specifischen Bacillus ausgezeichnet ist. Was
die menschliche Septicämie betrifft, so kann man bei ihr
drei Kategorien unterscheiden. Die erste umfasst die durch
Resorption chemischer Fäulnissproducte hervorgerufenen Processe,
die zweite und dritte dagegen jene, bei welchen Mikroorganismen
eine ursächliche Rolle spielen, und zwar handelt es sich bei
der zweiten um Päulnissbacterien, bei der dritten dagegen um
specifische Mikroorganismen.
Bei der Pyämie konnten bisher von Rosenbach und
dem Vortragenden zwei Arten von Coccen rein cultivirt werden,
der Streptococcus pyogenes und der Staphylococcua aureus.
Letzterer kommt auch bei der acuten Osteomyelitis, bei manchen
phlegmonösen Processen, Furunkeln und acut entstandenen
Abscessen vor, und zwar entweder allein oder gepaart mit dem
Streptococcus pyogenes oder dem Staphylococcus albus.
Das Erysipel unterscheidet sich von den übrigen Wund-
infectionskrankheiten durch eine bestimmte Art von Coccen,
welche zuerst von Fehl eisen rein gezüchtet worden waren.
Dieser konnte auch durch Uebertragung solcher Culturen auf
Thiere und Menschen echtes Erysipel erzeugen.
Bei der croupösen Pneumonie wurden schon vor
einiger Zeit von mehreren Forschern Coccen nachgewiesen.
Allein erst durch die jüngsten Untersuchungen Friedlände r’s
ist es erwiesen worden, dass in einer gewissen Anzahl von
Fällen croupöser Pneumonie eine durch Kapseln charakteri-
sirte Art von Coccen anzutreffen ist, die Friedländer auch
cultivirte und durch Einbringung solcher Culturen bei Thieren
Pneumonie und Pleuritis hervorrufen konnte. Es gibt aber noch
Fälle von kroupöser Pneumonie, bei denen man die Kapsel-
coccen vermisst und auch andere Culturen erhält; das Pneumonie¬
gift scheint daher kein einheitliches zu sein.
Der Vortragende bespricht weiters die F e b r i s
recurrens und die Cholera und widerlegt die gegen die
Koch’sche Entdeckung des Kommabacillus aufgestellten gegen¬
teiligen Behauptungen.
Zur zweiten Gruppe der Infectionskrankheiten (durch
Schimmelpilze bedingt) rechnet er die Actinomycosis und
die Pneumomycosis aspergillina, von denen erster©
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7
durch den Strahlenpilz, letztere durch den Aspergillus fumigatus
veranlasst wird.
Endlich wird in Kürze die dritte Gruppe der Infections-
krankheiten erwähnt, nämlich jene, bei denen bisher entweder
gar nicht oder doch nicht mit Sicherheit Mikroorganismen als
Ursache nachgewiesen werden konnten.
Während des Vortrages, sowie nach dem Schlüsse des¬
selben wurden die Reinculturen der besprochenen pathogenen
Mikroorganismen und mikroskopische Präparate der letzteren
demonstrirt.
Ueber klinische Harn-Untersuchung.
Vortrag, geh alten in der wissenschaftlichen Versammlung am 1. Deoember 1884
von Dooent Dr. R. v. Jak so h. (Sohluss.)
Sehr interessant, aber wegen ihrer geringen Empfindlichkeit
gleichfalls nur dann zu empfehlen, wenn der Harn äusserst
reich an Aceton ist, ist die Probe, die Penzoldt für den Nach¬
weis des Acetons im Harndestillate angewendet hat und die auf
die von Bayer und Drewsen entdeckten Eigenschaften des
Acetons beruht, mit Ortbonitrobenzaldehyd in alkalischer Lösung
Indigo zu liefern.
Man führt die Probe in folgender Weise aus. Einige
Krystalle von Orthonitrobenzaldehyd werden in heissem Wasser
gelöst; die Flüssigkeit trübt sich beim Erkalten milchig, in¬
dem sich Aldehyd abscheidet; man setzt dann die auf Aceton
zu prüfende Flüssigkeit hinzu und macht mit Natronlauge
alkalisch; falls dieselbe Aceton enthält, wird die Lösung gelb,
dann grün und nach wenigen Minuten scheidet sich Indigo ab.
Wohl zu unterscheiden, meine Herren, nicht nur in
chemischer, sondern auch in klinischer Beziehung, ist von der
Acetonurie die Diaceturie. Wir verstehen darunter das Auf¬
treten von Acetessigsäure, (CH S , CO, CH a , OOOH), im Harne.
Zunächst ist hervorzuheben, dass ein solcher Harn die
Leg al’sche Acetonreaction, desgleichen auch das Destillat des¬
selben sämmtliche Acetonreactionen enorm deutlich gibt; die
acetessigsauren Verbindungen geben nämlich sämmtliche Re-
actionen des Acetons vielleicht deshalb, weil diese Körper sehr
zersetzlich ist und bei Hinzufügen von Reagentien, Säuren, als
auch Alkalien sie sich rasch unter Bildung von Aceton zersetzt.
Trotzdem gelingt es leicht, den Nachweis zu liefern, ob
ein Harn Acetessigsäure enthält. Falls dies nämlich der Fall
ist, hat er die Eigenschaft, mit Eisenchloridlösung versetzt, eine
bordeauxrothe Farbe anzunehmen. Hinzufügen muss ich noch,
dass die Eigenschaft eines Harns, sich mit Eisenchlorid roth zu
färben, nicht ohne weiteres beweisend ist für die Anwesenheit
von Acetessigsäure im Harne, indem bisweilen in demselben
Körper auftreten, welche sich ähnlich verhalten.
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8
Zu diesen Körpern gehören aus der Reibe der Fettkörper :
das Rhodankalium, die ameisensauren und essigsauren Salze,
aus der Gruppe der aromatischen Verbindungen das Phenol
und die Salicylsäure. Die violette Färbung der Carbolsäure
wird wohl niemals so leicht Veranlassung zu einer Täuschung
geben können, da ja nach den bekannten Arbeiten von Bau¬
mann dieselbe nur als Aetherschwefelsäure im Harne erscheint,
eine Substanz, der bekanntlich eine solche Reaction mit Eisen¬
chlorid nicht zukommt.
Anders jedoch verhält es sich mit dem Rhodankalium,
den ameisensauren und essigsauren Salzen, welche eine mehr
oder minder intensive Rothfärbung mit Eisenchlorid zeigen.
Die Färbungen nun, welche die Salze der Ameisensäure
und Essigsäure mit Eisenchlorid darbieten, lassen sich leicht
von der durch Acetessigsäure bedingten unterscheiden, indem
diese Substanzen weder aus angesäuertem noch aus unange-
säuertem Harne in Aether übergehen.
Die Salicylsäure und das Phenol gehen in Aether über.
Schüttelt man dann einen solchen Aether mit Eisenchlorid, so
treten in den untersten von Eisenchlorid gebildeten Schichten die
oben angeführten für jene Körper charakteristischen Färbungen auf.
Rhodankalium zeigt ein anderes Verhalten, der Rhodan¬
wasserstoff tritt auch in Aether über, setzt man aber einem
solchen Aetherextrakt Eisenchloridlösung zu und schüttelt, so
entsteht sowohl in der Aetherschichte, als in der Eisenchlorid¬
schichte die dieser Substanz eigene Rothfärbung. Lässt man
solche Aetherextrakte, welche die Phenol-Salicylsäure oder
Rhodanwasserstoffreaction geben auch wochenlang stehen, so
tritt in der Farbe der Reaction nicht die geringste Aenderung ein.
Werden Harne, welche eine der obgenannten Substanzen
enthalten, gekocht — nach Zusatz von Eisenchlorid — so wird
dadurch die Reaction nicht wesentlich geändert.
Die ameisensauren und essigsauren Salze hingegen ent¬
färben sich beim Kochen und lassen einen rostfarbenen Nieder¬
schlag fallen.
Ganz anders verhält sich die Acetessigsäure; Kochen des
Harns, desgleichen Zusatz starker Säuren bringt die Reaction
mit Eisenchlorid zum schwinden; extrahirt man einen Harn,
der Acetessigsäure enthält, mit Säure, extrahirt mit Aether,
und fügt man dann Eisenchlorid hinzu, so entsteht im Aether-
extract eine Rothfärbung, die aber schon nach kurzem Stehen
verschwindet.
In dieser Weise ist es nicht schwer, die Acetessigsäure
zu erkennen«
Finden wir einen Harn, der sich sehr reich an Aceton
erweist, der weiterhin mit Eisenchlorid sich rothfärbt, bei dem
ferner die Reaction im Aetherextrakte rasch oder beim Kochen
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9
des Harns sofort schwindet, so enthält der Harn Acetessigsäure
und wir haben es mit einer Diaceturie zu thun.
Nicht unerwähnt kann ich lassen, dass nach neuen Unter¬
suchungen von Minkowski und Külz eventuell im diabetischen
Harne eine solche ßeaction auch durch Oxybuttersäure bedingt
sein kann, da auch dieser Körper, allerdings nur in concentrirten
Lösungen, eine dunkelrothe Färbung mit Eisenchlorid gibt.
Zum Schlüsse möchte ich noch betonen, dass nach Unter¬
suchungen, welche ich in der letzten Zeit angestellt habe,
der Harn, falls er Acetessigsäure enthält, stets kein freies
Aceton enthält.
Man ist also berechtigt, dieAcetonurie und Diaceturie
vom chemischen Standpunkte zu trennen; aber man muss diese
beiden Processe auch klinisch trennen, wie ich wegen der vor¬
geschrittenen Zeit nur ganz kurz erwähnen will, die Acetonurie
oder besser gesagt: die Ausscheidung von Aceton kommt bei
Processen vor, die meist gutartig verlaufen; die Diaceturie ist
nicht nur als eine gefährliche Gomplication acuter Krankheiten
aufzufassen, sie zeigt uns nicht nur an, dass der Process sehr
schwer verlaufen wird, sondern sie tritt auch in einer Reihe
von Processen auf, die, so viel man bis jetzt weiss, stets unter
schweren Coma letal endigen.
Ich erinnere an das Coma diabeticum, weiterhin an die
Fälle von letalem Coma bei Carcinom. Die vorgeschrittene
Zeit verbietet mir, diesen Gesichtspunkt weiter auszuführen;
erwähnen will ich noch, dass ich gerade aus neuester Zeit Er¬
fahrungen habe, welche den von mir betonten Unterschied
zwischen Diaceturie und Acetonurie neuerdings bekräftigen.
Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Sitzung am 7. Januar 1885.
Vorsitzender O.-S.-R. Dr. Josef R. v. Schneller.
Dem Programme gemäss erstattete Herr Dr. Edmund
Jelinek, Assistent im Wiener Stadtphysicate, einen Bericht
über den Heilerfolg bei den im Sommer 1884 von Wien nach
Baden und Grado entsendeten scrophnlösen Kindern.
Den Bemühungen des Wiener Gemeinderathes ist es ge¬
lungen, im vergangenen Sommer im Badner Spitale für
scrophulöse Kinder 12 Plätze zu erwerben, welche dreimal
während des Sommers in einem Turnus von je 42 Tagen be¬
setzt werden können. Als die Verhandlungen beendet gewesen,
war jedoch die Saison so weit vorgeschritten, dass nur der
zweite und dritte Turnus in Betracht kommen konnte. In dem
zweiten, von Ende Juni bis Anfangs August, wurden 10 Kinder,
6 Knaben und 4 Mädchen, im dritten, bis Mitte September,
12 Kinder, 6 Knaben und 6 Mädchen im Alter von vier bis
elf Jahren dahin entsendet. Ferner hat mit Rücksicht auf die
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10
hohe Bedeutung der See - Hospize für die Heilung der Scro-
phulose, besonders für die torpide Form derselben, das Stadt-
physicat sich veranlasst gesehen, in einer Eingabe an den Ge-
meinderath diesem an’s Herz zu legen, dass auch in dieser
Beziehung bei uns etwas geschehen möge. Es ist nun den an-
erkennenswerthen Bestrebungen der Herren Gemeinderäthe Prof.
Suess und Bacher gelungen, in dem schon seit mehreren
Jahren bestehenden See-Hospize zu Grado im Küsten-
lande (unweit Görz) 20 Plätze auf die Dauer von fünf Jahren
zu erwerben. Die Einrichtung dieser Anstalt ist in jeder Hin¬
sicht eine musterhafte, die Verpflegung und Ueberwachung der
Kinder eine tadellose.
Die Seebäder werden daselbst zweimal täglich genommen.
Die Besetzung erfolgt nur einmal während des Sommers. Der
Aufenthalt währt von Anfangs Juli bis Ende August. (50 Tage.)
Die Kosten betragen 1 fl. per Kopf und Tag.
Die Kinder, 9 Mädchen und 11 Knaben, im Alter von 6
bis 14 Jahren, unternahmen die Reise unter Begleitung einer
männlichen und einer weiblichen Aufsichtsperson.
Bei der vom Stadtphysicate vorgenommenen Auswahl der
Kinder wurden im Ganzen und Grossen die torpiden Formen
für Grado, die erethischen für Baden bestimmt. Die Kinder
wurden vor ihrer Absendung und nach ihrer Rückkehr ärztlich
genau untersucht, gemessen, gewogen und die Befunde sorg¬
fältig verzeichnet.
Es ergab sich nun, dass der günstige Einfluss in Bezug
auf das Allgemeinbefinden, Allgemeinaussehen und die Körper¬
gewichtszunahme sich in Grado in bedeutend höherem Masse
geltend gemacht hatte, als in Baden, indem dort Körpergewichts-
Zunahmen bis zu 7 1 /* Kilo, hier nur bis zu 3 Kilo erzielt wurden.
Insbesondere musste bei den aus Grado zurückgekehrten Kin¬
dern das kräftige, wettergebräunte Aussehen vortheilhaft auffallen.
Was die Krankheitserscheinungen betrifft, so zeigte sich
der günstige Erfolg der Badner Cur vorzugsweise bei vereitern¬
den Drüsenschwellungen, Haut und Weichtheils-Ulcerationen,
chronischen Nasen-Eczemen, Hornhaut-Trübungen acuten und
subacuten Periostitiden, weniger bei chronischen Gelenks -
und Knochen-Affectionen, die mehr durch den Aufenthalt in
Grado günstig beeinflusst wurden. Grado war ferner von ent¬
schieden günstigem Einflüsse auf indolente Halsdrüsenschwellun¬
gen, Blepharadenitiden, Anschwellungen der Nase und Lippen,
die in manchen Fällen ganz geschwunden waren.
Dass vollständige Heilungen trotzdem nur spärlich ver¬
zeichnet waren, ist bei dem kurzen (42-, resp. 50tägigen) Auf¬
enthalte leicht begreiflich, aber entschiedene Besserung war in
allen Fällen zu constatiren, insbesondere bei Weichtheils-Ulce¬
rationen und eiternden Knochenaffectionen die Heilungstendenz
eine auffallende.
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11
Der Gesundheitszustand der Kinder während ihres dortigen
Aufenthaltes war bis auf ein Mädchen, bei dem sich Lungen¬
spitzen Infiltration entwickelt hatte ; immer ein vortrefflicher.
Es müssen daher die Resultate im Ganzen als vollkommen
befriedigende bezeichnet und kann nur der Wunsch ausgespro¬
chen werden, dass einerseits möglichst vielen solchen Kindern
diese Wohlthat zu Theil werde, andererseits die Möglichkeit
geschaffen werde, in entsprechenden Fällen die Aufenthaltsdauer
zu verlängern und die Absendung der Kinder bis zur erfolgten
Heilung wiederholen zu können.
Bei der sich hieran anknüpfendeu Debatte bemerkte Herr
Dr. Th. v. Juri6, dass er Grado aus eigener Anschauung
genau kenne, dass das, obwohl über eine Viertelstunde vom
Orte entfernte Seebad durch den feinen Wellsand manche Vor¬
theile biete, die Einrichtungen daselbst aber Vieles zu wünschen
übrig lassen. Das Schlimmste sei jedoch, dass die dortige Ge¬
gend als Fiebergegend bekannt sei und dass die Einwohner
vom August an ein Seebad nicht mehr nehmen, weil sie sonst
sicher fieberkrank werden. Primararzt Dr. Markbreiter be¬
stätigt, gleichfalls aus Erfahrung, dass der ganze Landstrich
um Aquileja herum an Malaria leide. Die beiden Herren
Physicatsadjuncten DDr. Löffler und Schmid äussern sich
dahin, dass an den zurückgekehrten untersuchten Kindern keine
Spuren derartigen Einflusses wahrgenommen wurden. Sanitäts¬
rath Stadtphysicus Dr. Kämmerer erklärte, er sei bei der
Wahl des Ortes nicht befragt worden, er glaube, aber und
Prof. v. Schrötter stimmt bei, dass B Oesterreich herrliche,
leicht erreichbare Küstenstriche besitze, die zur Benützung als
Seebäder vorteilhafter seien als Grado. Dr. Löffler zieht
aus diesen Mitteilungen den Schluss: Die Commune Wien
möge im Falle der Errichtung von See-Hospizen
auf eigene Kosten in der Wahl der Oertlichkeit
die grösste Umsicht walten lassen.
Bevor noch Herr Phil. Dr. Julius Ander 1, Ingenieur
aus dem Hause Friedrich Siemens, den Feuerbestattungsapparat
demonstrirte, gab O.-S.-R. Dr. v. Schneller einen Ueberblick
über den gegenwärtigen Stand der Frage der Leichenverbren¬
nung. Diese Art der Leichenbestattung kam in den letzten Jahr¬
zehenten meist dann in Verhandlung, wenn grosse, verheerende
Kriege stattfanden oder Epidemien herrschten, besonders solche,
bei denen noch an der Leiche die Uebertragung von Infections-
stoffen gefürchtet wurde. Ueberdies wurde sie in allerneuester
Zeit selbst von Gemeinden in Anregung gebracht, bei denen
sich in Folge der Zunahme der Bevölkerung oder wegen steten
Näherrückens neuer Wohngebäude an die Begräbnissplätze die
Nothwendigkeit herausstellte, neue grosse Friedhofsanlagon zu
machen, deren Beschaffung aber theils wegen Mangels an ge-
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12
eigneten) Terrain, noch mehr * aber an Geldmitteln nur sehr
schwer und mit grossen Opfern ermöglicht war.
Was die Leichenverbrennung auf dem Schlachtfelde be*
trifft, so fielen die Versuche im letzten deutsch-französischen
Kriege bei Metz und Sedan nicht günstig aus. Die Verbrennung
mittelst Reisig in Gräben war höchst oberflächlich, sie war
mehr eine Verdampfung der enthaltenen Flüssigkeiten, im Innern
der Leichen fand kaum eine Veränderung statt und übelriechende
Gase verbreiteten sich weithin. Man sann daher auf bessere
Verbrennungsmethoden und auf der Wiener Weltausstellung
1873 stellte Prof. Brunetti aus Padua ein Modell für einen
Leichenverbrennungsapparat aus.
Im darauffolgenden Jahre gründete Dr. Eligius Hacker
in Wien einen Verein für Leichen Verbrennung. Mittlerweile
wurde 1874 in Dresden ein Versuch gemacht, mittelst des
Siemens’scben Regeneratorofens eine Thierleiche zu verbrennen,
(welchem auch der damalige Wiener Stadtphjsikus, S.-R.
Dr. Innhauser beiwohnte), der die zufriedenstellendsten Re¬
sultate ergab. Er lieferte den Beweis, dass hiebei alle foetiden
oder gesundheitsschädlichen Emanationen beseitigt erscheinen.
Nachdem diese Frage befriedigend gelöst war, wurde die
Feuerbestattung im n.-ö. Landessanitätsrathe Gegenstand der
Verhandlung. Prof. Dr. Nowak als Referent und der Landeß-
sanitätsrath mit ihm äusserten sich über dieselbe bei Beob¬
achtung der nöthigen Cautelen in vollkommen zustimmendem
Sinne. Das Wiener St^nhydikat^erklärte diese Art der Be¬
stattung 1874 als die ratiqfrullWw^tl 1 en sanitären Anforderungen,
sowie der Pietät und denr religiösen Cultus entsprechende Be¬
seitigung der Leichen. Als 1874 Dr. Pichl im Wiener Ge-
meinderathe den Antrag auf facultative Leichenverbrennung
stellte, hatte unser hochverehrtes Mitglied Regierungsrath
Prof. Dr. Schlager das Referat. Die Aeusserung fiel voll¬
kommen zustimmend aus, ebenso 1876 die der Wiener Fried¬
hofscommission des Gemeinderathes. (Schluss folgt.)
Nächste Sitzung der Section Mittwoch den 4. Febrnar 1885.
Notizen.
Auszeichnung. Dr. Max Engländer in Wien wurde durch die Ver¬
leihung des Offioierskreuzes des königl. serbischen Takowaordens ausgezeichnet.
Ernennung. Der Privatdocent an der Wiener Universität, Dr. Ludwig
Fürth wurde zum Mitgliede des n.-ö. Landessohulrathes ernannt.
Unterstätzangsinstitut. Dem Unterstützungsinstitute haben gespendet:
Dr. Theodor Koblitz eine Notenrente per 100 fl. Dr. Anton Grabaoher
10 fl. ö. W. und k. R. Dr. Franz Mü l Ine r 5 fl. ö. W. baar.
Pensionsinstitut. In der Ausschussitzung am 30. v. M. wurde Anton
Mayerl, k. k. Stabsarzt i. P. als ordentliohes Mitglied aufgenommen.
Briefkasten« Dr. 6 . H. in C. Der Jahresbeitrag für das Collegium
beträgt 5 fl.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin. •Doct.-Coll. — Verantwortlicher Redacteur;
Dr. L. Ilopfgartner. — Gesellschafts-Buchdruckerei, Wien, III., ErclbergsiradseS,
M’-
* ; . V
.DigV Iby Google
XI. Bd. Ausgegeben am 29. Jänner 1885 Kr. 3
MITTHEILUNGEN
des
Wimr iiiiciiiKiti Dictorii-Golliiins.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen and darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Oollegiums im In¬
lande 3 fl., nach dem Auslände 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — 30 Pfjg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prfinumerirt in der Medioin. Buohhandlung Toeplits & Dentiobe
(vormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuschriften mid Zusendungen an die Redaetion: Wies, Kaiilei des Wiener Med*
Doet-Coll. und der Witwen- and Waisen-Societät, Rothenthirmstrasse 23*
Inhalt: Einladung. — Wissenschaftliche Versammlung vom 19. Jänner 1886: Bericht des
Dr. Bernhard Kraus, über die internationale hygienische Ausstellung in London. —
Docont Dr. Adolf Jarisch: Dermatologische Heilmethoden Mit Demonstrationen. —
Section für öffentliche Gesundheitspflege. Sitzung am 7. Jänner 1885. O.-S.-R. Dr. R. v.
Schneller: Ueber den gegenwärtigen Stand der Frage der Leichenverbrennung. (Schluss.)
Dr. J. A n d e r 1 demonstrirt einen Feuerbestattungs-Apparat nach dem Systeme Fr.
Siemens. — Notizen.
Einladung
zu der
IVIi ttwoe 1», den -4. Febrnar,J8,85
um 7 Uhr Abends,
in der
Kanzlei des Wr. med. Doct.-Coll., I., Rothenthurmstrasse 23,
9tattfindeuden
Sitzio der Section für öfeitlicli Gudieitsieoe.
Programm:
Welche Art von Asylen ist für Säuglinge und Kinder
anzustreben und wie können erst kürzlich entbundene
und deshalb noch nicht erwerbsfähige Mütter am Besten
geschützt werden? Von Herrn Dr. Hans Schandlbauer.
Dr. Josef R. v. Schneller ,
Obmann.
Aerzten, auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind»
ist der Zutritt zu den Sitzungen der Section für öffentliche
Gesundheitspflege jederzeit gestattet.
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14
In der wissenschaftl. Versammlung am 19. Jänner 1885
referirte Dr. Bernhard Kraue, Chefredacteur der „Allgemeinen
Wiener medicinisehen Zeitung“, über die internationale
hygienische Ausstellung in London, bei weicherer
als Delegirter des Collegiums fungirte.
Dr. K r a u s gedachte zunächst der Schwierigkeiten seiner
Mission und betonte, dass ihn nur Beine intimen Beziehungen zu
den wissenschaftlichen Capacitäten Londons, so wie sein öfterer
Aufenthalt in London, namentlich auf dem letzten internationalen
medicinisehen Congresse, bei welchem er auch die Ehre hatte,
das Wiener medicinische Doctoren-Collegium zu vertreten, in
die Lage versetzten, der ihm gewordenen Mission gerecht zu
werden. Dr. Kraus erwähnt in Kürze die Grossartigkeit der
Ausstellung, die Ausstellung der Nahrungsmittel, der Wohnungen,
der Wasserversorgung, der Kleidung etc. etc., und übergibt zum
Schlüsse dem Vorsitzenden Hofrath Dr. v. Schmerling einen
ausführlichen, 57 Bogen umfassenden, ausser den vorerwähnten
besprochenen Capiteln auch noch die Schulhygienie, die franzö¬
sische Abtheilung, die Ambulanzen und die Feuerbrigade er¬
schöpfend behandelnden Bericht. Dr. v. Schmerling nahm
den Bericht für das Archiv des Collegiums mit bestem Danke
entgegen, welchem Danke auch die Versammlung einmüthig
zustimmte.
Sodann hielt Docent Dr. Adolf Jarisch seinen an¬
gekündigten Vortrag:
Ueber dermatologische Heilmethoden.
Geehrte Versammlung! Das Thema, welches den
Gegenstand meines heutigen Vortrages bildet, ist ein eminent
praktisches und dessen Wahl entspricht, wie ich glaube, dem
Programme, wie es für die Vorträge in diesen Versammlungen
entworfen wurde.
Wie aber für jede practische Bethätigung die Theorie
erst die gesunde Grundlage schafft, so wird uns auch das
Gebiet, auf welchem wir uns heute bewegen werden, zu theo¬
retischen Seitenblicken führen müssen. — Schon die Frage
nach dem Umfange unserer Therapie und nach deren Angriffs¬
punkten nöthigt uns zur Rücksichtnahme auf theoretische Be¬
trachtungen.
Ich habe meinen Vortrag betitelt: „Ueber dermato¬
logische Heilmethoden“ — selbstverständlich können
hierunter nur jene Behandlungsweisen verstanden werden, wie
sie uns heute thatsächlich zu Gebote stehen; — die heutigen
Heilmethoden müssen aber keineswegs die Heilmethoden für
alle Zukunft bleiben, — eine spätere Zeit und tiefere Einsicht
in das Wesen der Hautkrankheiten könnte immerhin zeigen,
dass die heutigen Methoden keineswegs den Anspruch auf den
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15
Namen Heilmethoden verdienen, wie ja auch schon heute —
ich nehme keinen Anstand, dies auszusprechen — die in vielen
Fällen recht armseligen Erfolge die Berechtigung zu diesem
Namen in Zweifel ziehen lassen.
Prüfen wir die heutigen Behandlungsmethoden auf ihren
Umfang, so sehen wir, dass entsprechend der heutigen Auf¬
fassung der Mehrzahl der Hautkrankheiten als localer Uebel
auch die Therapie eine locale ist, dass ihr wichtigster Angriffs¬
punkt an der Haut selbst gelegen ist.
Hebra war es, welcher an Stelle einer blinden, durch
irrige Meinungen und ich möchte sagen durch inhaltlose Schlag¬
wörter beherrschten Behandlungsweise eine zielbewusste locale
Therapie setzte, und der Fortschritt, welcher hierdurch erzielt
wurde, war ein erstaunlicher und bleibender. — Mag die Be¬
handlung der Hautkrankheiten eine Entwicklung nach welcher
Richtung immer hin erfahren, die topische Behandlung, deren
Principien wir eben Ilebra verdanken, wird nimmer entbehrt
werden können.
Etwas Anderes ist es freilich, wenn wir uns fragen, ob
die topische Behandlung in allen Fällen ausreichend sei. —
Ich glaube, dass diese Frage, trotzdem wir ja heute eigentlich
über keine anderen als locale Heilmethoden verfügen, doch
keine müssige sei. — Die Erkenntniss des Umfanges unseres
Könnens macht nicht nur unser Handeln am Krankenbette zu
einem zielbewussten, sie schafft nicht nur die Sicherheit, welche
die Kenntniss des Umfanges unseres Wissens gewährt, sie er¬
öffnet vielmehr Gesichtspunkte, von denen aus eine gedeihliche
Entwicklung der Hautkrankheiten zu gewärtigen ist.
Die Richtung, in welcher sich diese Fortentwicklung be¬
wegen wird, lässt sich heute allerdings noch nicht bestimmen;
dies kann aber die Erkenntniss nicht hindern, dass die topische
Behandlung für eine Reihe von Hautkrankheiten nicht aus¬
reichend sei.
Ich nenne nur den Pemphigus, die Acne, die Psoriasis,
die Prurigo, ja selbst manche Fälle von Eczem — und man
wird mir zugeben müssen, dass die heutigen Behandlungsweisen,
so Erspriessliches sie auch leisten mögen, doch keinen Anspruch
erheben können, Heilmethoden genannt zu werden.
Wenn wir uns demnach die Frage stellen: was leistet
die heutige Therapie der Hautkrankheiten, so müssen wir die
Antwort im Allgemeinen dahin formuliren, dass sie gewisse
Zustände in der Haut zu beeinflussen im Stande ist, dass sie
durch Beseitigung gewisser secundärer Zustände, welche wieder
schädlich zurückwirken, die Heilung fördert, dass aber die
innern Ursachen zu beseitigen, die Disposition zu stetem Auf¬
tauchen neuer Erkrankungsherde zu eliminiren ausser dem
Bereiche ihrer Macht liegt. — Wir besitzen keine specifischen
Mittel, wir heilen kein Eczem als solches, keine Psoriasis,
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keine Prurigo u. b. w. — was wir aber vermögen, das ist die
Beseitigung ihrer einzelnen Manifestationen oder wenigstens
der durch diese hervorgerufenen secundären Zustände. Die
Behandlung der Hautkrankheiten ist demnach eine rein symp¬
tomatische, nach allgemeinen Gesichtspunkten geübte. So zahl¬
reich auch die insbesondere in der Neuzeit empfohlenen Mittel
und Methoden sind, sie lassen sich sämmtlich unter diese
Gesichtspunkte bringen und wirken wohl auch sämmtlich nach
allgemeinen Principien.
Es ist eine durchaus irrige Auffassung unserer heutigen
Therapie der Hautkrankheiten, wenn man in einem bestimmten
Falle von der Wahl eines bestimmten Mittels alles Heil er¬
wartet; alle Mittel sind gut in der entsprechenden Weise an¬
gewendet und alle und jedes Mittel kann schlecht wirken,
wenn das Gegentheil stattfindet. — Im Allgemeinen vermögen
wir ja ohnedies nicht mehr, als die Bedingungen herzustellen,
unter denen die vorliegende Erkrankung von selbst heilen
kann, wenn sie will; directe Heilmittel besitzen wir ja, wie
ich schon hervorgehoben habe, nicht. — Also nicht in dem
Suchen nach stets neuen localen Mitteln, nicht in der Auf¬
bauschung des dermatologischen Heilapparates zu jenem enormen
Umfange, wie ihn die Neuzeit hervorgebracht hat, liegt der
Schwerpunkt der Behandlung, sondern, wie uns dies Hebra
gelehrt hat, in der consequenten eisernen Durchführung einiger
weniger, aber als zweckmässig erkannter und erprobter Ver¬
fahren und in der Methodik.
Die geübte, von allgemeinen Grundsätzen geleitete Hand
wird in der Behandlung der Hautkrankheiten mit nur einigen
wenigen Mitteln mehr leisten, als die ungeübte mit der ganzen
materia medica.
Fragen wir uns nun nach den allgemeinen Grundsätzen
der Behandlung, so müssen wir als ersten und obersten, wenn¬
gleich von negativer Natur, den Grundsatz anführen, dass mit
Ausnahme nur einzelner weniger Fälle jede Reizung zu ver¬
meiden sei. Die Erfahrung lehrt uns nämlich, dass die kranke
Haut auf jeden Reiz von genügender Intensität im Sinne der
bestehenden Erkrankung reagirt. Wir sehen beim Eczem in
Folge von Reizung neue Ausbrüche erfolgen, wir sehen aber
auch bei Psoriasis, bei Pemphigus in gewissen Stadien der
Syphilis und bei einer Reihe anderer Dermatosen, die Mani¬
festation derselben sich an Stellen der Reizung localisiren.
Nun liegt, meine Herren, die Sache keineswegs einfach
so, dass wir zwischen absolut reizenden und absolut nicht rei¬
zenden Mitteln zu unterscheiden hätten, wir sehen vielmehr,
dass hier die Individualität des Patienten und das Krankheits¬
stadium in erster Linie entscheidend wirkt. In einem Falle er¬
zielen wir mit einem bestimmten Mittel ganz ausgezeichnete
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Resultate, im zweiten Falle rufen wir mit demselben Mittel
Reizung hervor.
Nun können die hier in Betracht kommenden Momente
wohl nicht Gegenstand einer allgemeinen Erörterung sein, wohl
aber die Anführung jener Methoden und Mittel, welche erfah-
rungsgemäss am wenigsten reizend wirken. Ich werde sogleich
auf dieselben zu sprechen kommen.
Als weitere oberste und wichtigste Principien der Behand¬
lung der Hautkrankheiten sind anzuführen: Erweichung,
Deckung und Maceration — und mit ihrer Nennung bin ich
bei einem Gebiete angelangt, auf welchem die neuere Dermato-
therapie unzweifelhafte Fortschritte zu verzeichnen hat. So
gross auch die Zahl der in neuerer Zeit empfohlenen Behand¬
lungsmethoden ist, sie entsprechen sämmtlioh einem dieser drei
genannten Principien, sie leisten sämmtlich in einer dieser
Richtungen das Gleiche und wirken, wie ich glaube, eben dadurch,
oder wenigstens in erster Linie Erspriessliches.
Bis vor Kurzem standen uns als Deck- und Macerations*
mittel fast nur die Fette und die mit ihrer Hilfe bereiteten
Salben zu Gebote. Es ist nun nicht zu leugnen, dass auch mit
den Fetten und Salben ganz ausgezeichnete Resultate zu er¬
zielen sind — und Hebra hat sie uns ja thatsächlich zu
erzielen gelehrt. Auf der anderen Seite lässt sich jedoch nicht
verkennen, dass dem Gebrauche der Fette mannigfache Nach¬
theile innewohnen. In erster Linie wirken die Fette nicht ganz
reizlos, selbst dann nicht, wenn sie in ganz frischem Zustande
auf die Haut gebracht werden, denn sie zersetzen sich namentlich
bei längerem Gebrauche auf der Haut von selbst. Als weiterer
Uebelstand des Gebrauches der Fette ist der anzuführen, dass
sich deren Application nicht gerade auf die kranken Stellen
beschränken lässt, sie diffundiren in der Umgebung und rufen
dort, vielleicht lediglich als Macerationswirkung Reizung der
gesunden Haut hervor. Ganz besonders tritt aber diese unan¬
genehme Nebenwirkung in jenen Fällen ein, wo die Fette nur
als Yehikel zur Aufnahme gewisser, an den kranken Haut¬
stellen ausgezeichnet wirkender, die gesunde Haut aber reizender
Mittel, dienen.
Ich erinnere in dieser Beziehung an die mit Ghrysarobin
bereiteten Salben, welche, wenngleich in manchen Fällen von
ausgezeichnetem Erfolge begleitet, in anderen so schwere com-
plioirende Erscheinungen hervorrufen, dass sie heute von fast
allen Dermatologen mit heiliger Scheu gemieden werden.
Dass die Application der Fette und Salben complicirte
Verbände, die die Bewegung behindern, erfordert, dass der
Geruch der Fette und Salben bei längerem Gebrauche für den
Patienten und seine Umgebung höchst lästig wird, ist wohl von
untergeordneter, aber nicht zu unterschätzender Bedeutung. Die
neueren Methoden der Behandlung zielen nun sämmtlich dahin,
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die Fette zu eliminiren und deren macerirende und deckende
Wirkung durch andere Mittel zu erzielen. (Fortsetzung folgt.)
Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Sitzung am 7. Januar 1885.
(Schluss.)
1883 stellte der Abgeordnete S t e u d e 1 beim Reichsrathe
den Antrag auf gesetzliche Zulassung der facultativen Leichen¬
verbrennung und 1884 brachte Dr. Portugall daselbst einen
vollständigen Gesetzentwurf betreffs Zulassung und Regelung
der Feuerbestattung ein, der noch der Erledigung harrt.
Auch das Wiener med. Doct.-Coll. hatte sich erst vor
Kurzem bei Gelegenheit der Yorschlage für die sanitäre
Wei te ren twickl ung Wien’s (vide Mittheilungen von 1884,
Nr. 6) dafür ausgesprochen.
Als im Jahre 1883 in Frankreich die Besorgniss der Ein¬
schleppung der Cholera von Aegypten aus bestand, kam diese
Angelegenheit wieder auf’s Tapet und obwohl der internationale
Hygiene-Congress zu Genf 1882 sich einstimmig dafür aus¬
gesprochen, mit Rücksicht auf den grossen hygienischen
Nutzen die Regierungen zu ersuchen, der Feuerbestattung be¬
sonders zur Zeit schwerer Epidemien kein Hinderniss zu be¬
reiten, machte doch Brouardel im öff. Gesundheitsrathe in
Paris Bedenken dagegen geltend, die sich auf die Aehnlichkeit
der Cholera mit Arsenik- und Sublimatvergiftung, somit auf
eventuell bei der Unmöglichkeit der Exhumation unentdeckt
gebliebene Vergiftungen, dann auf die Umständlichkeit und
längere Dauer der Manipulation beziehen.
So steht die Sache theoretisch und akademisch betrachtet;
es existirt auch eine bedeutende Literatur über diese Ange¬
legenheit.
Stellt man sich aber auf den praktischen Standpunkt,
so ist es interessant, wie die seit Jahren bei uns so vielfach
ventilirte Frage anderwärts durch einen einfachen Bürger zu¬
erst zur thatsäohlichen Durchführung gelangte.
Am 22. Jänner 1874 starb nämlich in Mailand ein Seiden¬
fabrikant Namens Albert Keller, der in seinem Testamente
den Wunsch aussprach, dass seine Leiche verbrannt werden
solle. Falls die Behörden keinen Einspruch dagegen erheben
und Alles für künftige Fälle geordnet sei, möge aus den vor¬
handenen Geldmitteln des Nachlasses am Mailänder monumen¬
talen Friedhofe ein Bau für Feuerbestattung aufgeführt werden,
damit auch Andere davon Gebrauch machen können. Die
Behörde erliess daselbst eine eigene Verordnung zur Regelung
der facultativen Feuerbestattung, und Kelle r’s Erben, welche
dessen einbalsamirten Leichnam indessen in einer Gruft bei¬
gesetzt hatten, machten es sich zur Pflicht, den Willen des
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Erblassers zu erfüllen. So steht nun auf diesem Friedhofe
ein tempelartiger Bau, in welchem die Leiche Keller’s am
22. Jänner 1876, also gerade 2 Jahre nach seinem Tode, mit
allem religiösen Ceremoniel im Feuer bestattet wurde.
Bald darauf erschien eine italienische Broschüre*), welche
die Geschichte, sowie die Art der Herstellung dieses Baues,
durch Zeichnungen und Pläne illustrirt, enthält, worüber ich
in einer Sitzung des Obersten Sanitätsrath es im Mai 1876
referirte.
Der Mailänder Bau wurde nach den Angaben Polli’s
und Clericetti’s ausgeführt; die Verbrennung geschah da¬
mals durch mit atmosphärischer Luft gemengtes Leuchtgas,
dessen Flammen die auf einem Roste befindliche Leiche von
allen Seiten umgaben. Als ich 1882 im Juli die Anstalt be¬
sichtigen wollte, war sie gerade nach einem anderen Systeme
im Umbau begriffen. Wie ich daselbst vernahm, werden
monatlich einige Leichen, die theilweise aus dem Auslande
kommen, im Feuer bestattet.
Seitdem wurden aber in Gotha und Zürich, ferner be¬
sonders in Italien: in Lodi, Yarese, Cremona, Bologna und Rom,
dann in Portugal, wo die Regierung die Initiative ergriff (freilich
durch Yerbrennung der bereits 5 Jahre beerdigten Leichen),
also vorzüglich im Süden, in katholischen Ländern, durch die
Leichenverbrennungsvereine ähnliche Anstalten errichtet, die,
wenn auch langsam, doch beim Publikum sich Eingang ver¬
schaffen. Auch dort sind durch behördliche Normen die
Bedingungen festgesetzt, unter welchen die Feuerbestattung
Anwendung findet.
Sie ist überall nur facultativ, wird von den betreffenden
Yereinen vorgenommen und darf in solchen Fällen, wo
die Todesursache ungewiss oder das Ableben unter ver¬
dächtigen Umständen, plötzlich oder gewaltsam erfolgte, nur
mit Bewilligung der Gerichtsbehörde vollzogen werden. E a
lässt sich daher bei Beachtung bestimmter Vor¬
schriften und bei gut geregelter Todtenbeschau
vom sanitätspolizeilichen Standpunkte gegen die
Feuerbestattung keine begründete Einwendung
machen; sie ist vielmehr als nicht obligatorisch
nur zu empfehlen. Bei der stetigen Zunahme der
Bevölkerung und dem Mangel geeigneter Begräb-
nissplätze wird sie in der Zukunft sich von
selbst als nothwendig herausstellen.
Die nach dem Systeme Fried. Siemens hergestellten
Leichenverbrennungsapparate bieten noch den grossen hygieni¬
schen Vortheil, dass die Verbrennung in verhältnisemässig
kurzer Zeit, 1 1 / A bis 2 Stunden, in vollkommener Weise bis
*) Siehe Mittheilungen des Wiener med. Doot,«Coll 1876, Nr. 13.
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auf den Aschenrest, d. i. den 18. Theil des Cadavers und ohne
Entwicklung übelriechender oder für die Umgebung schädlicher
Oase stattfindet.
Herr Dr. J. Anderl demonstrirte nun das nach
diesem Systeme sehr schön ausgeführte Modell
eines solchen Apparates, in welchem die Leiche, ohne mit
den Flammen in Berührung zu kommen, durch bis auf 600—800° C.
erhitzte Luft bis auf den Aschenrückstand gänzlich vernichtet
wird und hiebei gewiss alle ihr etwa anhaftenden Infections-
stoffe vollkommen zerstört werden. Er erklärte dessen Function
und verlas zugleich ein bei einer Feuerbestattung in Gotha
aufgenommenes höchst interessantes Protocoll, aus welohem die
von 5 zu 5 Minuten eintretenden successiven Veränderungen
des Cadavers in der Hitze ersichtlich werden.
Die erste Herstellung und die den gerechten Anforderungen
der Pietät entsprechende Ausstattung eines solchen Apparates
sei wohl kostspielig, allein bei grösserer Theilnahme des
Publicums und etwaiger Benützung desselben von Seite
öffentlicher Krankenanstalten oder zur Zeit epidemischer
ansteckender Krankheiten würden sie bald hereingebracht sein
und die Einzelbestattung auch geringere Kosten verursachen.
Den klaren Auseinandersetzungen des Ingenieurs Dr.
Anderl folgte Beifall und Dank der Versammlung.
Notizen.
Jubiläum. Am 24. d. M. feierte der em. Primarius des allgemeinen
Krankenhauses, Regierungsrath Dr. Carl Haller, in yoller Rüstigkeit sein
öOjähriges Dootor-Jubiläum. Das Collegium ehrte den Jubilar duroh Ueber-
sendung eines Gratulationssohreibens.
Unterstütz UUgS-lnstitut Dem Unterstützungs-Institute wurden unter
der Chiffre J. 0. S. 40 fl. 5. W. baar gespendet.
Sterbefall. Am 19. d. M. starb in Neu-Strakonitz in Böhmen Dr» Adolf
Laäansky. Er war am 12. Jänner 1824 zu Holkowitz in Böhmen geboren,
wurde am 31. Deoember 1852 in Wien zum Dootor der Medioin promovirt
und gehörte dem Collegium mit einer kleinen Unterbrechung seit 3. Jänner
1860 als Mitglied an. — Friede seiner Asohe.
AJUUUUUUUIAAAAAAAJUUUUUAIAJUUUULAAAAAAAAAAAAAAA/'
Institut für schwedische Heilgymnastik und Massage
des
Dr. Ludwig Jelinek
IX., Maximilianstrasse 7, Mezzanin.
Yyyyyyyyyyvyyyyyyyyyyiyivyyyyyyyyyyyyyyyyyyv
Die nächste Nummer erscheint am 5. Februar 188&.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin. Doct.-Coll. — Verantwortlicher Redacteur:
Dr. L. Hopfgartner. — Gesellsehafta-Buebdruckerei, Wien, III., RrdbergstraeseS.
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XI. Bd. Ausgegeben am 5. Februar 1885. ÄTr. 4
MITTHEILUNGEN
des
ffiomr iefliEiniscjiBn DoctorBa-ColleiinBü.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In¬
lande 3 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man pränumerirt in der Medioin. Buohhandlung Toeplltz Dentlcke
(vormals Carl Czermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuschriften and Zusendungen an die Redaction: Wien, Kanzlei des Wiener med.
Doet-Coli. und der Witwen- und Waisen-Soeietät, Rothenthnrmstrasse 23.
Inhalt: Einladung. — Wissenschaftliche Versammlung vom 19. Jänner 1885: Docont Dr.
Adolf Jarisch: Ueber dermatologische Heilmethoden Mit Demonstrationen. (Fort¬
setzung.) — Ueber Leichenverbrennung, insbesondere über die Einrichtung und Function
des Feuerbestattungs-Apparates nach System Friedrich Siemens. Vortrag, gehalten in
der Sitzung der Section für öffentliche Gesundheitspflege am 7. Jänner 1885 von Ph. Dr.
Julius Anderl, Ingenieur aus dem Hause Fr. Siemens. — Notizen.
Einladung
zu der
Montag-, den 9. Februar 1885,
um 7 Uhr Abends,
im
Saale der, k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
Programm:
1. Vorstellung von Kranken. *)
2. Docent Dr. Adolf Jarisch: Dermatologische Heil¬
methoden. Mit Demonstrationen. (Schluss.)
3. Prof, Dr. Leopold v. Schrötter: Ueber Pneumonie.
*) Die P. T. Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankheits¬
fälle vorzustellen.
Dr. R. v. Schmerling, Dr. Carl Reitter,
Präsident. Secretär.
Aerzten, auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind,
ist der Zutritt zu den wissenschaftlichen Versammlungen jeder¬
zeit gestattet.
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lieber dermatologische Heilmethoden.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 19. Jänner 1885
von Dr. Adolf Jarisch.
(Fortsetzung).
Den ersten Schritt in dieser Beziehung verdanken wir
Unna, durch Einführung der sogenannten Mullpräparate. Die
Elimination der Fette war wohl nicht in der ursprünglichen
Idee Unna’ö gelegen, der nächste Zweck, den er verfolgte,
war, wie er sich ausdrückte, absolute Ruhe der Haut, Fern¬
haltung der Kleiderreibung, vollkommener Abschluss der äusseren
Luft und ihrer seoretzersetzenden Wirkung herbeizuführen.
Diesen Indicationen suchte Unna durch Herstellung eines Sal¬
benmullverbandes als Occlusiv-Verband zu entsprechen; als
Grundlage desselben diente ungestärkter Mull, welcher durch
geschmolzene Salbenmassen gezogen wurde, als deren Consti-
tuens Hammeltalg diente, und welche analog der H e br a’schen
Diachylonsalbe, der W i 1 s o n’schen Salbe etc. zusammengesetzt
waren. Die vom Apotheker Beiersdorf in Altona erzeugten
Präparate sind ausserordentlich schön, sie haben den Vortheil,
dass sie, wie sie aus der Apotheke bezogen werden, ohneweiters
applicirt werden können, einen wesentlichen Vorzug gegenüber
den Salbenverbänden kann ich aber nicht erkennen, da die
Fette nicht eliminirt sind und da mir der Hammeltalg als kein
sehr geeignetes Constituens erscheint, indem er in der Kälte
starr ist und einen sehr niedrigen Schmelzpunkt besitzt, dem¬
zufolge in der Wärme sehr leicht zerfliesst und hierdurch an
macerirender Wirkung hinter den festeren Fetten zurücksteht.
Hingegen muss man dies gegenüber den vor einiger Zeit
ebenfalls von Unna eingeführten Guttapercha - Pflastermullen
einräumen, bei denen Fette ganz eliminirt sind und denen
Guttapercha und Gummi als Klebemittel und Constituens dient.
— Die Reinlichkeit in der Appliation der Guttapercha-Pflaster¬
mulle, ihre vorzügliche Klebekraft, die Eigenschaft grosse Quanti¬
täten wirksamer Stoffe, wie Zink, Theer, Salicylsäure, Pyrogallus-
ßäure, Quecksilber etc. aufzunehmen, machen sie zu sehr brauch¬
baren Präparaten für die topische Behandlung der Hautkrank¬
heiten, namentlich in Fällen circumscripter Erkrankung.
Ein Uebelstand, allerdings rein äusserlicher, aber bei aus¬
gedehnterer Anwendung und in der ärmeren Praxis schwer¬
wiegender Natur, bilden ihre nicht unbedeutenden Kosten. —
Meines Wissens ist eine genaue Anleitung zur Herstellung der¬
selben noch nicht erfolgt, und so sind wir genöthigt, dieselben
zu importiren, was ihren schon an sich hohen Preis be¬
deutend erhöht.
Der Vollständigkeit halber muss ich noch hervorheben,
dass auch die Guttapercha-Pflastermulle zuweilen bei etwas
empfindlicherer Haut — zufolge ihrer ausgezeichneten Klebekraft,
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hier kehrt sich ein sonstiger Vortheil in einem Nachtheil um
— nicht immer reizlos wirken.
Eine weitere Methode, welche von dem Gebrauche der
Fette als Deckmittel und Constituens Umgang nimmt, ist die, von
Piek empfohlene, der Application der Gelatine.
Die allgemeine Vorschrift, welche Pick angegeben, lautet:
Gelatinae albae siccae 50*00.
Aq. destill. 100*00.
Solve in balneo aquae et sub assidua
agitatione adde Chrysarobini, Pyrogalloli, Acidi
salicyl. q. suff. (je nach dem Percentgehalte,
den man für den gegebenen Fall wünscht). Mis-
cellam repone, refrigeratum detur ad chartam
ceratam.
Die Bereitung der Arzneigelatine kann mit Leichtigkeit
an allen Orten vorgenommen werden und dieser Umstand, so¬
wie die Möglichkeit einer viel ausgedehnteren Anwendung, im-
plicirt einen Vorzug derselben gegenüber den Pflastermullen. —
Die Application wird in der Weise vorgenommen, dass man die¬
selbe, welche in erkaltetem Zustande eine erstarrte Masse dar-
stellt, in einer Schale, welche in heisses Wasser gestellt wird,
zum Schmelzen bringt und dann mittelst eines Borstenpinsels
auf die kranken, von ihren Krankheitsproducten befreiten Stellen
aufträgt. Ich werde auf dieses Verfahren im speciellen Theile
meines Vortrages, in welchem ich die Therapie der am häufig¬
sten zur Behandlung kommenden Hautaffectionen, also des Ec-
zemes, der Psoriasis und der Prurigo besprechen werde, zurück¬
kommen. — Nur muss ich auch hier gleich einer Unannehm¬
lichkeit bei deren Application Erwähnung thun, welche darin
besteht, dass sie einiger Zeit bedarf, bis sie an die kranken
Stellen antrocknet, wodurch die Kranken genöthigt sind, längere
Zeit hindurch entblösst zu bleiben. — Dem Uebelstande, dass
die auf der Haut angetrocknete Gelatine sich stark retrahirt,
die Beweglichkeit, namentlich um die Gelenke hindert und ein-
reisst, begegnet Pick dadurch, dass er nach dem An trocknen
der Präparate eine ganz geringe Quantität Glycerin aufstreicht,
wodurch die Elasticität der Gelatine gewahrt bleibt. — Unna
lässt der Gelatine selbst Glycerin zusetzen, wodurch jedoch das
Antrocknen des Präparates noch länger verzögert wird.
Als weiteren Ersatz für Fette, als Macerationsmittel uiid
Vehikel, insbesondere für Salicylsäure, empfiehlt Pick das
Seifenpflaster. Ich werde bei der Behandlung des Eczemes auf
die ganz ausgezeichnete Wirkung des Salicylseifenpflasters zu
sprechen kommen.
Ein weiteres Mittel, welches sich zur Aufnahme von Me-
dicamenten und deren Application auf die Haut vorzüglich eignet,
hat uns Auspitz kennen gelernt — es ist das Traumaticin.
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Ich werde von diesem Präparate bei Besprechung der Therapie
der Psoriasis zu handeln haben; für jetzt will ich nur hervor-
heben, dass ein Vorzug desselben der Gelatine gegenüber in
dem raschen Antrocknen und der grossen Einfachheit seiner
Application besteht, dass es aber, was die Reizlosigkeit anlangt,
der Gelatine nachsteht.
Zum Schlüsse dieser allgemeinen Besprechung muss ich
noch der durch L a s s a r eingeführten Pastenbehandlung, welche
bei allen entzündlichen Hautkrankheiten recht gute Dienste
leistet, Erwähnung thun. Die von Lassar zunächst als Zink-
amylumpasten empfohlenen Präparate wirken als rasch antrock¬
nende, nicht reizende Deckmittel unter Umständen ganz vor¬
trefflich. Die Lassar’sche Verschreibung lautet:
Rp. Oxyd. Zinci
Amyl. pur. aa. 5*00
Vaselin. 10*00.
M. f. past.
Ich werde auf die Pastenbehandlung zurückkommen und
wende mich nun zum speciellen Theile meines Vortrages und
beginne mit der Therapie des Eczemes. (Fortsetzung folgt.)
lieber Leichenverbrennung, insbesondere Uber die Ein¬
richtung und Function des Feuerbestattungs-Apparates
nach System Friedrich Siemens.
(Bei Vorführung eines plastischen Modells.*)
Vortrag, gehalten in der Siftiung der Seetion für Sffentliehe Ge¬
sundheitspflege am 7. Jänner 1885 von Ph. Dr. Julius An de rl, Ingenieur
aus dem Hause Fr. Siemens.
Geehrte Anwesende! Es fällt mir die ehrende Auf¬
gabe zu, in Ihrem hochgeschätzten Kreise über das Thema
der Leichenverbrennung, so weit es sich um die Technik der
Verbrennung durch Brennmaterialien handelt, das Wesentlichste
vorzuführen und dürfte insbesondere eine eingehendere Bespre¬
chung der in ihren Vorzügen bisher noch unerreichten Feuer¬
bestattungsmethode nach Fried. Siemens, Ihr Hauptinteresse
in Anspruch nehmen.
Was die Leichenverbrennung im Allgemeinen betrifft, so
sehen wir, mit einem Blicke in die Vergangenheit, dass dieselbe
durch längere Zeit bei vielen Völkern in sehr ausgedehnter
Weise zur Anwendung kam, bei einzelnen gegenwärtig noch
im Gebrauche steht und macht sich in neuester Zeit selbst bei
uns eine mächtige Strömung in der öffentlichen Meinung zu
ihren Gunsten geltend.
*) Das Modell des Verbrennungs-Apparates ist zur beliebigen Besich¬
tigung ausgestellt im Ausstellungslooale des teohn. Bureaus Fr. Siemens,
I., Opernring 21. Geöffnet von 2 bis 8^3 Uhr Abends.
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Einfache und erhabene Vorstellungen liegen auch dem
Verbrennen zu Grunde. Das Feuer war dem Mensohen vom
Anfänge her heilig; man glaubte die Seelen der Abgeschiedenen
zu versöhnen und zu beruhigen, wenn man sie des ihnen ge¬
bührenden Feuers theilhafyig werden liess. — Nach dem Leichen¬
brande bewahrte man die Asche in Krügen auf und übergab
dieselben der Erde, so dass auch der Erde Genüge gethan
wurde. Die Leichenverbrennung war ferner verbunden mit dem
Hegen der Brandstätte und mit der Bergung der Knochen.
Von den Völkern, bei denen in früherer Zeit Leichen¬
verbrennungen allgemein stattfanden, sind zu nennen: die
Griechen, die Kleinasiaten, Römer, Etrusker, Ger¬
manen und Juden.
Jedoch ist das Begrabenwerden nie ganz ausser Gebrauch
gerathen, sondern neben dem Verbrennen für einzelne Zustände
beibehalten worden; besonders bei Krieg und Seuchen musste
bei der damaligen Verbrennungsmethode von der Leichen¬
verbrennung fast gänzlich abgesehen und zur Beerdigung ge¬
schritten werden.
Herrschende Männer und Krieger wurden stets unter
grossem Pompe verbrannt, hingegen Frauen, Kinder, Unfreie
der Erde übergeben.
Im Allgemeinen überwog unter den Heiden des Alter¬
thums bei weitem das Verbrennen der Leichen. — In der
heutigen Welt hat längst das Begraben über das Verbrennen
den Sieg davongetragen. Chinesen, Mohamedaner, Christen
beerdigen ihre Todten. — Wohin das Christenthum drang, da
erloschen vor ihm alle Leichenbrände.
Die Leichenverbrennung findet sich jetzt nur noch bei
einzelnen Stämmen Indiens — so bei den Hindoos, Sikhs —
einigen kleinen Gebirgsstämmen am Himalaya und an der
Grenze von Birma. — Jedoch nur Anhänger des Wischnu, die
höheren Kasten: Bramanen, Krieger, verbrennen Leichen; die
übrigen begraben oder überlassen sie dem Prasse wilder Thiere
oder werfen sie in den heiligen Ganges.
Nach diesen einleitenden Worten gehe ich nun zur
medicinischen Bedeutung der Verbrennung über. — Wenn wir
dieselbe würdigen wollen, so müssen wir uns zunächst mit
ihrer Aufgab e und Art derAusführung vertraut machen.
Aufgabe derVerbrennung ist, sämmtliche organische
Bestandteile des Körpers in äusserst kurzer Zeit durch den
Sauerstoff der Luft unter dem Einflüsse einer hohen Temperatur
in ihre einfachsten, flüchtigen Verbindungen zu überfuhren, in
Kohlensäure, Wasser, freien Stickstoff, sowie ge¬
ringer Mengen schwefeliger Säure und Ammoniak.
Es ist also fast dasselbe Ziel, das auch bei der Ber^Idng
der Leiche in die Erde angestrebt wird, nur dass bei der Ver-
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brennung diese Umwandlungen in kürzester Frist herbeigeführt
werden sollen.
Soll nun die Verbrennung an die Stelle des Begrabens
treten können, so müssen einige Bedingungen erfüllt sein, die
theils aus Pietäts-, theils aus Gesundheitsrücksichten gestellt
werden, und zwar:
1. Darf dieselbe keine Erscheinungen zeigen, die dem
Gefühle der Pietät entgegen sind.
2. Muss sie rasch und vollständig sein.
3. Sollen die Ueberreste ein reines, gefälliges Aussehen
haben und nur einen kleinen Raum zum Aufbewahren einnehmen.
4. Darf durch dieselbe die nächste Nachbarschaft nicht
die geringste Belästigung erfahren.
5. Soll sie keine grösseren Unkosten verursachen als
die Beerdigung.
Wir wollen nun sehen, auf welche Weise diese Bedin¬
gungen erfüllt werden können.
Man wird vielleicht die Möglichkeit in Betracht ziehen, die
Verbrennung oder Mineralisirung der Leiche unter dem Einflüsse
oder wenigstens unter der Mitwirkung geeigneter Chemikalien her¬
beizuführen, ja von Seite eines gewiegten Fachmannes wurde
behauptet, auch unter Anwendung einer geschmolzenen Masse,
in der der Körper sich sofort entzündet (wahrscheinlich Salpeter)
die Verbrennung sehr rasch und vollkommen zu bewerkstelligen.
Allein bei den hier in Frage kommenden Körpern : 8 ch w e f e 1-
säure, Aetznatron, Salpeter etc. ist die zurückbleibende
Masse eine derartige, die theils wegen ihres Aussehens, theils
wegen ihres entweder stark sauren oder stark alkalischen Cha-
racters sich nicht zur Aufbewahrung eignet, auch ist die Zer¬
setzung selbst von der Entwicklung übelriechender Gase
begleitet.
Es bleibt somit nur die Verbrennung durch Brenn¬
materialien übrig.
Die Technik der Verbrennung durch Brennmaterialien kann
nach folgenden vier Hauptsystemen ausgeführt werden:
1. Die Verbrennung im offenen Feuer auf Scheiter¬
haufen; dieselbe war, wie bekannt, im Alterthume üblich, und
steht gegenwärtig noch in Indien im Gebrauche. Diese Art der
Verbrennung kann jedoch keiner weiteren Beachtung gewürdigt
werden, da dieselbe trotz der riesigen Material-Verschwendung
nur eine unvollkommene ist und unter lästiger Rauch- und Ge¬
ruchentwicklung vor sich geht; ihr Anblick kann kaum ein
schöner genannt werden; ebenso wird die Trennung der Leichen¬
reste vom Brennmateriale kaum möglich.
2. Die Verbrennung in mehr oder weniger offenen
0 e f e n, wobei der Leichnam mit dem Brennmateriale in Con-
tact bleibt. Der Sarg wird auf den mit Brennmaterialien be¬
deckten Rost gestellt. Der ganze übrige Raum des Ofens um
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den Sarg herum und über denselben mit Brennmaterial ange¬
füllt. Die Entzündung findet Ton oben her statt und brennt die
Flamme nach unten, so dass die Verbrennungsgase durch das
glühende Material hindurchstreichen müssen, wo sie vollständig
verbrennen und schliesslich durch den Kamin entweichen,
welcher durch einen Feuercanal, der beiläufig 30 cm. unter dem
oberen Ende des Ofens ausmündet, mit diesem verbunden ist.
Auch hier liegt, nebst vielen anderen Uebelständen, die Schwierig¬
keit vor, die Asche des Cadavers herauszunehmen.
3. Als eine weitere Art der Leichenverbrennung ist die
in Muffelöfen vorzunehmende. Muffel sind dünnwandige,
ovale, cylindrisch-längliche Röhren oder Räume aus feuerfestem
Materiale, die vom Feuer umspült, zur Rothglühhitze gebracht
werden. Das hintere Ende derselben ist permanent durch eine
Wand geschlossen. Bei Zutritt der Luft in das Innere erfolgt
eine ziemlich rasche Verbrennung und Einäscherung, besonders
wenn Luft schon im stark erhitzten Zustande in die Muffel ein-
treten kann, was mit einer zweiten Gasretorte, mit der den
Feuergasen noch anhaftenden Wärme zu erzielen ist.
Die Procedur im Muffelofen erfüllt jedoch auch nicht alle
jene Bedingungen, die an eine vollkommene Leichenverbrennung
im modernen Sinne gestellt werden; so ist der Flammenofen,
besonders der nach System Siemens weit einfacher und wirk¬
samer, da eine Retorte viele Schwierigkeiten bietet und sich
eine Verbrennung in der Retorte auch gar nicht im Grossen
ausführen lässt — viel langsamer und unvollkommener vor sich
geht, sowie die Gewinnung der Asche wegen der schwereren
Zugänglichkeit unpractisch wird. Auch lässt sich die Retorte
nicht schnell genug in Betrieb und Benützung setzen, weil man
bekanntlich lange Zeit nöthig hat, um dieselbe anzuwärmen.
Auch dürfte eine einmal benutzte Retorte kaum wieder benützt
werden, was die Kosten einer Einzelverbrennung wesentlich
steigern müsste.
4. Ich komme nun auf die Verbrennung in Flammen¬
öfen zu sprechen, wobei die Leiche nur mit der Flamme, also
mit den aus den Brennmaterialen entwickelten brennbaren
Gasen in Contact bleibt und nicht mit diesen selbst in Berührung
tritt. Bei den Flammenöfen unterscheidet man zunächst den
Feuerherd und den Caloinir- oder Verbrennungsraum; dieser
letztere wird von den Flammen des im Feuerraume erzeugten
Feuers durchstrichen und in eine möglichst hohe Temperatur
versetzt.
Die Bedingung für die vollkommene Leistungsfähigkeit
dieser Art Apparate ist aber eine Verbrennung ohne Rauch-
und Russentwickelung und bei vollkommener Ge¬
ruchszerstörung.
Die Erfahrungen der Feuerungstechnik haben durch
practische, wie theoretische Beweise schon längst festgestellt,
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dass die Verbrennung von organischen Körpern, zu denen auch
die Leichen zu zählen sind, nur dann rauch- und geruch¬
los und in jeder Beziehung vollkommen zu er-
reichen ist, wenn Sauerstoff, also die atmo¬
sphärische Luft, in genügendem Masse und im hoch¬
erhitztem Zustande unbehindert zutreten kann.
Die besondere Verwendbarkeit der hocherhitzten Luft beruht
auf deren ausserordentlicher Fähigkeit, in diesem Zustande
chemische Verbindungen einzugehen, d. h. zu verbrennen. Mit
der erhöhten Disposition der heissen Luft zur Verbrennung,
nimmt die Vollkommenheit des Verbrennungsprocesses zu und
so ist es ganz erklärlich, dass durch geeignete Anwendung von
erhitzter Luft, die Bildung von Rauch und Russ verhindert und
vollkommene Geruchszerstörung bewirkt wird.
Dem Zwecke entsprechende Flammenöfen müssen daher
nach dem Gesagten nicht nur den Calcinirraum aufheizen,
sondern in demselben auch reichliche Mengen überhitzter,
weissglühender, durch Vorwärmung gewonnener Luft eintreten
lassen. — So beruhen die Verbrennungsapparate von Polli
und Brunetti mehr oder weniger auf diesem Principe, be¬
sitzen jedoch wegen allztITRcher Verwendung von Metall inner¬
halb des Calcinirraumes nicht die gewünschte Dauerhaftigkeit.
Erst Herrn Friedrich Siemens ist es gelungen, einen
Flammenofen zu construiren, der durch seine Einfachheit und
Zweckmässigkeit von keinem anderen Systeme auch nur an¬
nähernd erreicht wurde. — Bevor ich in die Einzelheiten des
Siemens’schen Apparates übergehe, will ich vorerst mit einigen
Worten das Princip desselben deutlicher hervorheben.
Bei dem Siemens’schen Apparate tritt zwischen der Flamme
und dem zu verbrennenden Cadaver ein sogenannter Vorwärmer
(Regenerator), welcher die von der Flamme abgehende Hitze
an sich nimmt und in grosser Menge aufspeichert, um sie in
geeigneter Zeit an die den Vorwärmer durchstreichende Luft
abzugeben, welche alsdann stundenlang im hocherhitzten, über¬
schüssigen Maasse ohne irgend welcher Beimischung von Ver-
brennungsproducten in den Calcinirraume zur eigentlichen Ver¬
brennung eintritt. Nach deren Beendigung kann der Vorwärmer
in ganz kurzer Zeit wieder auf die Anfangstemperatur gebracht
werden, so dass es möglich ist, eine zweite Verbrennung der
ersten rasch folgen zu lassen. (Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Personalnaehricht. In dem Befinden des Hofrathes Prof. Dr. Josef
Späth, der am 27. v. M. einen apoplektisohen Anfall erlitt, ist eine an¬
dauernde erfreuliohe Besserung eingetreten.
Wohnungsverändernng* Prim. Dr. Robert Gersuny wohnt I., Grill¬
parzerstrasse 11 und ordinirt yon 3—4 Uhr.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin. Doct.-Coll. — Verantwortlicher Bedacteur:
Pr. L. Uopfgartner. — Gesellsehat'ts-Buchdruokerei, Wien, III., ErdbergstrasseS,
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KI. Bd. Aasgegeben am 19. Februar 1885 5fr. 5
MITTHEILUNGEN
des
Wiener nsiiciiisciei Bictorii-Colleiius.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen and darüber, an
SO Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In¬
lande 3 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Kammern 26 kr. = 50 Pfg.— Inserate
15 kr. = 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man pränumerirt in der Medioin. Buohhandlung Toeplits & Dentieke
(vormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuehriftei and Zusendungen an die Redaetion: Wien, Kanzlei des Wiener med.
Doet-Coll. und der Witwen- und Waisen-Soeietät, Rothenthnmstrasse 28.
Inhalt: Einladungen. — Section für öffentliche Gesundheitspflege. Sitzung am 4. Februar
1885. Vortrag von Herrn Dr. H. Schandlbauer: Welche Art von Asylen ist für
Säuglinge und Kinder anzustreben? — Ueber Leiehenverbrennung, insbesondere über die
Einrichtung und Function des Feuerbestattuugs-Apparates nach System Friedrich S i e m e*n s.
Von Ph. Dr. Julius A n d e r 1. (Fortsetzung). — Notizen. — Einladung zur VIII. ordentlichen
Generalversammlung des Pensions-Institutes. .
Einladung
zu der am
Montag, den 23. Februar 1885, um 7 Uhr Abends im
Saale der k. k. fiegellschaft der Aerzte, I., Universitätsplatz 2, stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
Programm:
1. Yorstellung von Kranken.*)
2. S.-R. Dr. Leopold Os er: Ueber Neurosen des Magens und deren
Behandlung.
Dr. R. v. Schmerling , Dr. Karl Reift er,
Präsident. Secretär.
# j Tfie P. T. Hprren College» werden ersucht, interessante Krankheitsfälle vorzustellen.
-L.. |tn y- zh ---
.'/• <>. Einladung
i zu der am
Mittwoch, den 4. März 1885, um 7 Uhr Abends
in der
* Kanzlei des Wr. med. Doct.-Coll., I. Rothenthnrmstrasse 23, stattfindenden
Sitzung 0er Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Programm :
1. Entwurf einer Petition an den hohen Reiohsrath, betreffend die
Wleder-Uebernahme der n.-ö. Landesfindelanstalt in die Verwaltung des
Staates. Bericht des hiezu gewählten Comit6s, bestehend aus den Herren DDr. :
Dir. C. Friedinger, S.-R. E. Kämmerer und Bez.-A. L. Hopfgartner.
Ref. Dr. H. Schandlbauer.
2 . Wie können kürzlich entbundene und deshalb noch nicht erwerbs¬
fähige Mütter besser geschützt werden? Vortrag des Herrn Dr. Hans
Sohandlbauer.
' Dr . Josef R • v • Schneller , Obmann.
Die Einladung zur General - Versammlung des Pensions-
Institutes befindet sich auf der letzten Seite.
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Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Sitzung am 4. Februar 1885.
Vorsitzender O.-S.-R. Dr. Josef R. y. Schneller.
Herr Dr. Hans Schandlbauer hält den angekün¬
digten Vortrag über den ersten Tbeil der Fragen: Welche Art
von Asylen ist für Säuglinge nnd Kinder anznstreben and
wie können kürzlich entbundene nnd desshalb noch nicht er¬
werbsfähige Mütter am besten geschützt werden?
Er bespricht zuerst die Sterblichkeitsverhältnisse der Kin¬
der im ersten Lebensjahre in Frankreich und Deutschland und
bedauert bei Oesterreich, dass hier keine Evidenzhaltung und
Controle der Wartekinder, wenn sie nicht öffentlichen Anstalten
angehören, vorhanden sei; sein Hauptaugenmerk richtet er auf
die Verhältnisse der niederösterreichischen Landes-Findelanstalt,
wo der Percentsatz 66*7 Percent der Kinder im ersten Lebens¬
jahre (25 Percent sämmtlicher auf 10 Jahre verpflegter Kinder)
im Jahre 1868 auf 39*2 Percent, im Jahre 1883 auf 10 9 Per¬
cent gefallen ist. Er spricht den Wunsch aus, dass bei der
Percentbestimmung die lebensunfähigen Kinder nicht in Rech¬
nung gezogen werden.
Redner erwähnt nun die Einrichtungen in Ländern, wo
keine Findelanstalten bestehen und lobt die Armen- und Schutz¬
gesetze für die Kinder, ebenso auch die Mittel, um dem Uebel
der unehelichen Geburten im Principe zu steuern.
Surrogatanstalten der Findelanstalten seien die Krippen ;
auf Privatwohlthätigkeit gegründet, genügen sie — in Wien 12
mit Raum für 200 Betten — keineswegs dem Bedürfnisse der
Armuth, zumal sie nur während des Tages die Kinder in Schutz
nehmen, die Mütter unehelicher Kinder meist arme Dienst¬
boten sind.
Referent erinnert ferner an den Entwurf des damaligen Stadt¬
armenarztes und gegenwärtigen Statthaltereirathes, Dr. L. Ritter
v. Karajan im Jahre 1866, Asyle (Kinderbewahranstalten) in
jeder, auch der kleinsten Gemeinde zu errichten; das Gute,
eine Heimat dem Kinde zu schaffen, war lobenswerth, die Aus¬
führung musste an den enormen Kosten scheitern.
Der Plan aus dem Jahre 1877, in Niederösterreich bei
60 Asyle zu schaffen, war nicht annehmbar, theils der Kosten,
theils der Erziehung und Heimatslosigkeit der Kinder wegen.
Nachdem die Findelanstalten Russlands und Frankreichs be¬
sprochen wurden und deren Zusammenhang mit den jeweiligen
Gesetzen des betreffenden Landes, erklärt Referent als das
beste Asyl die niederösterreichische Landesfindelanstalt, jedoch
zeitgemäss reorganisirt.
Fehler derselben: Sie ist wohl für die dem Lande
Niederösterreich angehörigen Kinder ausgezeichnet eingerichtet,
die Gebäranstalt wird aber von sämmtlichen Reichs-
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Angehörigen, meist armen Dienstboten, aufgesucht, die für
ihre Kinder nicht sorgen können. Mähren und Tirol verweigert
die Aufnahme, Böhmen und Schlesien nehmen die Kinder nach
dem sechsten Lebensjahre zurück, Krain und Kärnten m dem
ersten Lebensjahre.
Diesem Uebelstande der ungleichmässigen Fürsorge kann
nur ein alle Länder gleich bindendes Reicbsgesetz oder eine
Reichsanstalt mit den trefflichen Einrichtungen der Landes¬
anstalt abhelfen.
Fehler sind ferner die Uebergabe der Kinder in die Pflege
der eigenen Mutter und so die Unterstützung des Ooncubinates,
ferner das Recht derselben, braven Pflege-Eltern zu jeder Zeit
das Kind wegzunehmen.
Die Anstalt selbst entspricht in baulicher Hinsicht ganz
und gar nicht den Anforderungen der Jetztzeit, wo man
wenigstens separirte Krankenzimmer, Zimmer für an Blen¬
norrhoe erkrankte Kinder, Badezimmer für Ammen etc. ver¬
langt. Hoch zu schätzen ist die strenge Auswahl braver
Pflegeparteien, die desto besser, je höher die Entlohnung.
Nach dem beifällig aufgenommenen Yortrage beantragt Re¬
ferent : „Die Section für öffentliche Gesundheitspflege möge eine
motivirte Eingabe an den Reichsrath richten des Inhaltes, dass
die nieder-österr. Landes-Fin delanstalt von der
Verwaltung des Landes in die des Staate s über¬
gehe, damit sie nach den Ideen des erhab enen Stif¬
ters ein allen Reichsangehörigen gleich zugäng¬
liches Asyl werde.
In der nun folgenden Discussion ergreift zuerst der Director
der niederösterr. Landes - Findelanstalt, Dr. Friedinger das
Wort, preist die auch jetzt noch mustergiltigen Einrichtungen des
grossen Kaiser Josef; er erwähnt seine heute mit dem besten
Erfolge gekrönten Bemühungen, für die Kinder zu sorgen, und
schliesst seine Ausführungen in Hinweis auf Mähren, dass eben
nur eine Reichsanstalt auf die musterhafte Einrichtung der
Landesanstalt aufgebaut, dem Zwecke, für alle Kinder der ver¬
schiedenen Provinzen zu sorgen, genügen könne.
Dr. Hopfgartner warnt, ohne sachliche Beweise zu
haben, das Land Mähren wegen Verweigerung der Aufnahme
seiner unehelichen Kinder in die Findelanstalt zu beschuldigen;
es müssten jedenfalls statistische Daten vorliegen, in wie weit
Kinder geschädigt wurden.
Referent erwidert, es wäre schwierig, den Beweis zu lie¬
fern, da ja über solche Wartekinder keine Controle vorhanden
sei und die raffinirte Art, durch die systematische Verab¬
reichung unzureichender Nahrung und Vernachlässigung den
frühzeitigen Tod herbeizuführen, sich jeder Aufsicht entzöge.
Bei der nun folgenden Abstimmung wird der Antrag des
Referenten angenommen und zur Ausarbeitung desselben ein
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Comit6, bestehend aus dem k. k. Sanitätsrathe, Stadtphysikus Dr.
Kämmerer, Director Dr. Friedinger, Yicepräsident des
Collegiums Dr. Hopfgartner und dem Antragsteller als Refe¬
renten, gewählt.
Ueber Leichenverbrennung, insbesondere Uber die Ein¬
richtung und Function des Feuerbestattungs-Apparates
nach System Friedrich Siemens.
Vortrag, gehalten in der Sitzung; der Section für öffentliche Ge¬
sundheitspflege am 7. JSnner 1885 von Ph. Dr. Julius Ande rl, Ingenieur
aus dem Hause Fr. Siemens.
(Fortsetzung).
Der eigentliche Yerbrennungsraum des Apparates soll
während der Aufheizung des Vorwärmers nur schwach erhitzt
werden und soll eine leichte und rasche Aufnahme des Leich¬
nams ohne Belästigung der Umgebung und nach Beendigung
der Verbrennung eine leichte, rasche und vollkommene Samm¬
lung oder vielmehr Entnahme der Asche gestatten.
Diese Methode der Leichenverbrennung beruht auf aus-
schliesslicherVerwendung hocherhitzter, in überschüssigem Maasse
zutretender Luft, nicht auf Verwendung von Flamme, die ein
sauerstoffarmes, unter Umständen sogar sauerstofffreies Gebilde
ist; lässt man daher irgend eine Flamme direct auf den Leich¬
nam gehen, so strömen auf denselben heisse Verbrennungspro-
ducte ein, allein ein nicht genügender Ueberschuss von noch
unverbrauchtem Sauerstoff, und ich wiederhole, um einen Leich¬
nam möglichst rasch und vollständig zu verbrennen, muss ein
grosser Ueberschuss von Sauerstoff auf denselben bei hoher
Temperatur einwirken.
Nunmehr übergehe ich zur speciellen Beschreibung der
Siemens’schen Verbrennungsmethode an der Hand des hier aus¬
gestellten Modelles.
Die Einrichtung ist hier derart zu denken, dass der eigent¬
liche Verbrennungs-Apparat sich im Erdgeschoss befindet. Im
ersten Stockwerke bitte sich eine schöne, dem Zwecke entspre¬
chende Leichenhalle vorzustellen, in welcher ein mit Versenkung
ausgestatteter Katafalk placirt ist; derselbe entzieht den darunter
befindlichen Ofen mit dem zum Einbringen des Verbrennungs¬
objectes besonders gebauten Wagen, dem Anblicke der in der
oberen Halle befindlichen Personen.
Der ganze Apparat besteht:
1. Aus dem Gaserzeuger mit dem Gaszuleitungscanale.
2. Aus der Vorwärmekammer.
3. Aus der Verbrennungskammer mit dem Thonroste.
4. Aus dem Aschenraume mit dem zum Schornsteine füh¬
renden Canal.
5. Aus dem Schornsteine.
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Letzterer wird entweder entsprechend verkleidet oder ist
durch das Gesammtbanwerk verdeckt.
Der Gaserzeuger ist ein Schacht, welcher ausserhalb
des Apparates liegt und in welchem durch entsprechende Auf¬
schüttung und Anfeuerung des Brennmateriales (am besten
Braunkohle) brennbares Gas gewonnen wird, um durch den Gas¬
zuleitungscanal unter den Vorwärmer geleitet zu werden, wo
es alsdann bei gehörigem Luftzutritte entzündet wird. Diese
Art von Fenerüng (Gasfeuerung) empfiehlt sich vor Allem aus
Gründen der Sparsamkeit, da bei derselben schlechtes (also
billiges) Brennmaterial gut verwertet werden kann, ohne den
Heizeffect zu beeinträchtigen und weiters wird, was nicht minder
wichtig, eine möglichst russi ;eie Flamme erzielt.
Das erzeugte Heizgas gesteht der Hauptsache nach aus
Kohlenoxyd, Stickstoff, sch reren und leichten Kohlenwasser¬
stoffen, Wasserstoff- und 'V isserdampf und geringen Mengen
von Kohlensäure, schwefelij r Säure u. s. w.
Der Gaskanal bildet i Verbindung zwischen Gaserzeuger
und Ofen, sowie zwischen Men und Schornstein der Schorn-
steincanal die Verbindung 1 rmittelt.
Der Vorwärmer bi eht aus einer mit entsprechenden
Ein- und Austrittsöffnungen ersehenen, aus feuerfesten Ziegeln
gemauerten Kammer, welch derartig (gitterartig) mit eben sol¬
chen Ziegeln ausgesetzt ii dass neben einer grossen freien
Ziegeloberfläche zahlreiche. *sagen für die hindurchstreichende
Flamme, Gas oder Luft ge det werden. Diese Ziegelmassen
nehmen die Hitze der durcl reichenden Flamme oder vielmehr
Verbrennungsgase auf, um i dann wieder an die durchstrei-
chende Luft je nach den vers< edenen Stadien des Verbrennungen
processes abzugeben.
Die Verbrennung* mmer besteht aus einem durch
feüerfeBte Wände gebildeten 1 ume mit horizontalem Thonroste.
Durch die hier an der Stirns e befindliche, mit Thonmaterial
ausgefutterte iMre wird di zu verbrennende Leiche einge¬
bracht. |
Der unter der Verbrennt gskammer befindliche Aschen¬
raum zieht sich von allen Se m trichterförmig zusammen, so
dass die ABche in das Gefäss illen muss und mit diesem he*-
ausgenommen werden kann. L *r Aschenraum steht durch den
Canal, den Sie hier sehen, mit rem Schornsteine in Verbindung.
Der Verbrenhungsprocess geht nun folgendermasseü vor
sich: Nachdem der Gaserzeuger mit Brennmateriale gefüllt
und die Gasentwicklung eingeleitet worden ist, strömt das Gas
durch den (mit einem Ventil regulirbaren) Gascanal in den
unteren Theil des Vorwärmers, wo dasselbe mit der, durch
den (ebenfalls mit einem Veütil regulirbaren) Einlass hier ein-
strömenden atmosphärischen Luft verbrennt. Das so gebildete
Feuer durchstreicht von unten nach oben den Vorwärmer und
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gibt die gesammte Hitze an die die Kammer füllenden Ziegel¬
massen ab. Die abziehenden Yerbrennungsproducte entweichen
durch die Oeffnungen der über einander geschichteten Ziegel-
massen, durchstreichen in fast abgekühltem Zustande die Yer-
brennungskammer, den darunter befindlichen Thonrost, den
Aschenfall und gelangen durch den von letzterem abgehenden
regulirbaren Schornsteincanal in den Schornstein.
Nach einigen Stunden, je nach der Stärke des Feuers,
ist die Yorwärmekammer genügend erhitzt und kann, wenn
dieselbe der ganzen Länge nach hellroth und die Yerbrennungs-
kammer schwach rothwarm geworden ist, die Yerbrennung des
Körpers beginnen.
Nachdem der Körper vermittelst der Yersenkung aus der
Halle herabgelassen und erstere vermittelst eines dem Publikum
unsichtbaren Mechanismus geschlossen worden ist, wird die den
Yerbrennungsraum abschliessende Thüre geöffnet.
Der Körper wird hierauf, mit oder ohne Sarg, mittelst
mechanischen Vorrichtungen in die Yerbrennungskammer hinein¬
gelegt und diese wieder geschlossen. Eine Berührung des Sarges
oder der Leiche nach dem Herablassen ist somit unmöglich
gemacht. (Sohluss folgt.)
Notizen.
Auszeichnungen. Prof. Dr. Alois Monti erhielt den königl.-serbischen
. Takowa-Orden III. Klasse und Dr. Anton L Ö w in Wien den Danebrog-
Orden UI. Klasse.
Personalnachrieht. Der Primarius des Krankenhauses „Rudolfstiftung“
Dooent Dr. Isidor Hein wurde in gleioher Eigenschaft in das allgemeine
Krankenhaus übersetzt.
Aufnahmen. In der Qeschäftsrathssitzung am 11. d. M. wurden die
DDr. Justinian Fröschau er, Adjunot am k. k. Thierarzneiinstitute in Wien,
und Arthur Pechlaner in Kirohberg am Wagram als ordentliche Mit¬
glieder in das Collegium aufgemommen.
Wissenschaftliche Versammlung am 9. Februar d. /. Das Programm
für die wissenschaftliche Versammlung am 9. d. M. musste geändert werden
und hielt Herr Dr. Moriz Bauer einen Vortrag über die Antiseptik
beim Impfen, der demnächst vollständig in diesen Blättern erscheinen wird.
Seehospiz in Grado. Die küstenländisohe Statthalterei hat aus Anlass
der in der Sitzung der Section für öffentliche Gesundheitspflege am 7. Jänner
1885 sich an den Berioht über den Heilerfolg der vom Wiener Gemeinde-
rathe in das Seehospiz in Grado im Küstenlande entsendeten sorophulösen
Kinder anschliessenden Debatte (siehe Mittheilungen des Wiener med. Doct.-
Coll., XI. Bd., Nr. 2, pag 11) Erhebungen über die GesundheitsVerhältnisse
des genannten Curortes vornehmen lassen und das Resultat derselben im
Nachstehenden anher mitgetheilt:
„Die Insel Grado, beiläufig 8 KUometer in der Luftlinie vom Festland
entfernt, hängt mit diesem durch Lagunen zusammen, welohe nur zur Ebbe¬
zeit über das Meeresniveau sioh erheben und alsdann dem flüchtigen Touristen
als Sumpf oder Morast erscheinen, ja ihm vielleicht umsomehr als solcher
imponiren, als sioh an ihrem Ende die bekannte Fiebergegend vom Belvedere
ansohliesst. Die Insel selbst ist somit ringsum vom Meere umflossen,
versorgt sich bezfiglioh des Trinkwassers aus Cisternen, und die Conservirung
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dieser, sowie die Qualität des hinlänglich vorhandenen Trinkwassers sind
tadellos. Diese Verhältnisse waren auch bei der Gründung des die edelsten
Zwecke erstrebenden Kinderhospizes im Jahre 1873 massgebend und deren
Niohtvorhandensein würde die Statthalterei genöthigt haben, die Errichtung
des Institutes zu untersagen und es würden ebenso in der Folgezeit wahrge¬
nommene sanitäre Gebreohen sie bestimmt haben, das Ansuchen des Comitd’s
um Forderung seiner Bestrebungen zur Hebung und Erweiterung der Anstalt
bei dem hohen Ministerium des Innern nicht zu befürworten. Mit Rücksicht
auf die erwähnten Zeitungsnachrichten wurden jedoch im allgemeinen Interesse
neuerdings die Gesundheitsverhältnisse in Grado einer genauen Prüfung
unterzogen. Es bestätigte sich hiebei die hier längst bekannte Thatsache,
dass endemische Fieber in Grado nie existirten und dass die
wenigen zeitweise daselbst beobachteten Intermittensfälle arme Fischer be¬
treffen, welohe jahraus jahrein in primitiven Hütten an den sumpfigen
Niederungen nächst Belvedere hausen und von da aus ihr mühsames Gewerbe
betreiben. Es zeigte sioh ferner, dass die mittlere Sterblichkeit im letzten
Decennium bei einer Bevölkerung von 3200 Einwohnern, deren Erwerb meist
ein höchst schwieriger und unsicherer ist, 26 2 pro mille beträgt; dass in
diesem letzten Decennium mit Ausnahme der im Frühjahre 1884 vorge¬
kommenen Blattern keine epidemischen Krankheiten herrschten, sowie dass
laut der veröffentlichten Jahresberichte des Comitö’s während des 12jährigen
Bestandes des Seehospizes von 445 in Cur gewesenen Kindern kein einziges
von einem interourrirenden Leiden befallen wurde.“
Wir behalten uns vor, in einer der nächsten Nummern unserer Zeit¬
schrift die von einzelnen Mitgliedern in der Section für öffentl. Gesundheits¬
pflege gegen die Salubrität Grado*« gefallenen Aeusserungen eingehender zu
erörtern.
Kundmachung. Aus der Dr. Anton Bisenz’sohen medio. Faoultäts-
Stiftung sind die aufgelaufenen Interessen per 140 fl. zu gleichen Theilen an
zwei österreichische israelitische unbemittelte fleissige Doctoranden der Medioin
an der k. k. Universität zu Wien zu verleihen. Zum Genüsse dieser Stiftung
sind vor Allem Anverwandte der Familie Bisenz und Grünholz, sie mögen
wo immer gebürtig sein, berufen. Von den Nichtanverwandten haben die in
Nikolsburg, dann die in Mähren überhaupt geborenen Competenten den
Vorzug vor Jenen, welche in andern k. k. Kronländern gebürtig sind. Die
Bewerber haben die bei Stipendiumsverleihungen überhaupt vorgeschriebenen
Dooumente und ausserdem eine vom Decane der medic. Faoultät in Wien
ausgestellte Bestätigung über die abgelegte erste strenge Prüfung in Betreff
des dabei erhaltenen Calculs ihrem Gesuohe beizusohliessen und dasselbe
beim Wiener medic. Dootoren-Collegium (I. Rothenthurmstrasse Nr. 23) bis
längstens 6 . März d. J . 9 Mittags 12 Uhr, zu überreichen. Nur die mit
einem legalen Armutszeugnisse versehenen Bewerbungsgesuche geniessen
die Stompeifreiheit.
WohnungsVeränderung. Dr. J. Freund wohnt IX. Währingerstrasse 76.
Die ordentliche Generalversammlung
der
Witwen- nnd Waisensocietät
des
Wiener medicinischen Doctoren - Collegiums
findet
Montag, den 2. März 1885, Abends 7 Uhr
im
Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte
I., Universitätsplatz 2, statt.
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Einladung
zu der Freitag den 20. März 1885, Abende 7 Uhr im
Sitzmaale des fr. med. Doct.-Coll., I.. ßotbentlmrmstr. 23
stattfindenden
VIII. ordentlichen Generalversammlung
des Pensions-Institutes des Wr. med. Doct.-Coll.
PROGRAMM:
1. Rechenschaftsbericht des Präsidenten im Namen des Ver¬
waltungs-Ausschusses über die Thätigkeit des Pensions-Institutes
im Jahre 1884.
2. Bericht des Cassiers über die Vermögensgebahrung im
Jahre 1884 und Beschlussfassung über den Antrag der Revisoren
auf Ertheilung des Absolutoriums.
3. Wahlen: a) von fünf Mitgliedern des Verwaltungs-Aus-
schusses; b) von fünf Ersatzmännern; c) von drei Revisoren.
Als Mitglieder des VerwaRung8-AU88ChU8868 fungiren:
Dr. Hans Adler, Präsident. Dr. Joh. Länyi v.
Dr. Josef Hehn, Präsident-Steil- Dr. Ferdinand Much.
Vertreter. Dr. Johann Polacsek.
Dr. L. Hopfgartner, Cassier. Dr. Heinrich Popper.
Dr. Franz Batsy. Dr. Josef Scholz.
Dr. Carl Jarisch. Dr. Augustin Turkiewicz.
Dr. A. Kh autz v. Eulenthal. Dr. Balth. ünterhoizner.
Dr. Emanuel Kramer. Prof. Dr. Jos. Weinlechner.
Als Ersatzmänner fungiren:
Dr. Fürth Ludwig, Dr. Langer Peter, Dr. Nödl Ferdinand, Dr. Per-
nitza Emil und Dr. Reitter Carl.
Als Revisoren fungiren:
Dr. Eduard Doll, Dr. Ruppert Koller, Dr. Paul Mittler.
Die mit gesperrter Schrift gedruckten Ausschussmitglieder haben nach
§ 46 der Statuten auszutreten, sind aber wieder wählbar.
Dr« Hans Adler,
d. z. Präsident.
Dr« Heinrich Popper, Dr« Leop. Hopfgartner,
d. z. Schriftführer. « d. z. Cassier.
Behufs Richtigstellung des Mitglieder-Verzeichnisses,
welches mit der nächsten Nummer ausgegeben wird, werden die
geehrten Herren Collegen ersucht, eventuelle Titel- oder Woh¬
nungsänderungen rechtzeitig der Kanzlei des Collegiums, I., Rothen¬
thurmstrasse 23, bekannt geben zu wollen.
Herausgeber und Verleger: Wiener medioin. Doct.-CoU. — Verantwortlicher Bedacteor:
Dr. L. Hopfgartner. — GeseUschafts-Buohdruokerei, Wien, 111., firdbergatra*ie8.
Digitized by LaOOQle
Kr. ö
XI. Bd. Ausgegeben am 5 März 1885
HITTHEILUN6EN
des
Wieuer leiicliisclmi Boclormi-Collmioiü.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein gauzer Rogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In.-
lande 3 fl., nach dem Auslände 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man pränumerirt in der Mediein. Buohhandlung ToeplUx Deuüoke
(vormals Carl Cxermak), Wien, I M Sohottengasse 6.
Zuschriften und Zisendangen au die Redaetion: Wien, Kanzlei des Wiener Med*
Doct.-€oll. und der Witwen- and Waisen-Societät, Rothentharmstrasse 23*
inkalt: Einladung. — Ueber Antiseptik beim Impfen. Vortrag, gehalten in der wissen*
. schaftlichen Versammlung am 9 . Februar 1885 von Dr. M. Bauer. — Ueber Leichenver*
brennung, insbesondere über die Einrichtuug and Function des Feuerbestattungs-Apparates
nach System Friedrich Siemens. Von Ph. Dr. Julius A n d e r l. (Schluss). — Aus dem
Geschäftsraihe. — Notizen. — Einladungen.
Einladung
zu der
Mon tag, den 9. Klaras 1885,
um 7 Uhr Abends,
hn
Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
Programm:
1. Vorstellung von Kranken. *)
2. Professor Dr. Leopold Schroetter: Ueber croupoese
Pneumonie und ihre gegenwärtige Behandlung.
*) Die P. T. Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankheits¬
fälle vorzustellen.
Dr. R. v. Schmerling,
Präsident.
Dr. Carl Reitter,
Secretär.
Die Einladung zur ordentlichen Generalversammlung des
Pensions-Institutes befindet sich auf der vorletzten, die Ein-
t ladung zur ordentlichen Generalversammlung des Unter-
stfitzqngs-Institutes und zur ausserordentlichen General¬
versammlung des Collegiums auf der letzten Seite.
Hleia eine Beilage s Mitglieder-YeraeiclmlM,
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38
Ueber Antiseptik beim Impfen.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 9. Februar 1885
von Dr. Moriz Bauer.
Die Antiseptik, die grösste Errungenschaft der modernen
Heilkunst, hat bald nach ihrem Auftauchen, von ihrem ursprüng¬
lichen Gebiete der Chirurgie ausgehend, in die verschiedensten
Disciplinen der Medicin Eingang gefunden; ihr Werth ist im
Steigen begriffen, seitdem das Mikroscop einen Einblick in eine
ganz neue Welt von Organismen, die den Lebensprocess be¬
drohen, eröffnet hat.
Es ist daher zu verwundern, dass ein chirurgischer Ein¬
griff in den Organismus, wie das Impfen, der sich, was unser
Zuthun anbelangt, rein äusserlich abspielt, noch so wenig aus
dem Vortheile der Antiseptik Nutzen gezogen, trotzdem die
Schädlichkeiten, die dabei mit unterlaufen, bekannt sind und
auf anderen Gebieten der Chirurgie mit Erfolg bekämpft werden.
In der ganzen Literatur über Variola und Vaccination,
selbst der jüngsten Zeit, ist über eine systematische Antiseptik
nichts zu finden.
Weder die Mitarbeiter an den grossen Encyklopädien
noch die Impfspecialisten sprechen sich über diesen Gegenstand
aus und Versuche, die über die Einwirkung der Antiseptik auf
die Lymphe gemacht worden, tangiren den Impfprocess als
solchen nicht, sondern haben nur die Conservirung der Lymphe
im Auge.
Auch bemerkt man selbst in den hervorragendsten Impf¬
instituten von Deutschland und Holland als Schutzmassregeln
bei der Impfung nur Beobachtung grosser Reinlichkeit und Des-
infection der Kalbspusteln und der Instrumente.
Ein Experiment, welches Sacco in Mailand noch in der
J e n n e r’schen Zeit am Anfänge unseres Jahrhunderts angestellt,
könnte als ein Versuch zur Abhaltung äusserer Schädlichkeiten
von der PuBtel angesehen werden. Er bedeckte nämlich ein¬
zelne Pusteln mit einem Uhrglase und beobachtete den Unter¬
schied in der Entwicklung zwischen bedeckten und nackten
Pusteln; er fand dabei, dass der Process rascher verlief, ohne
Krustenbildung und mit oberflächlicher Narbe.
In jüngster Zeit empfiehlt Häger das Rei ssn er’sohe
Impfpulver mit Sublimat zu imprägniren, um auf diese Weise
etwa andere darin vorkommende Pilze zu zerstören und die
Lymphe dadurch aseptisch zu machen, aber ein Versuch eines
antiseptischen Schutzverbandes beim Impfen wurde, so viel mir
bekannt, bisher nicht gemacht; doch sagt O.-M.-R. Pfeifer in
seinem jüngsten Werke: „Heute hat die Impfpraxis darnach zu
streben, die Infection durch Erysipelas zu vermeiden und jeder
kleine Fortschritt in dieser Richtung ist dankbar zu
begrüssen“ und S.-R. Os er in seinem Referate über die
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Notwendigkeit eines neuen Impfgesetzes in Oesterreich: „Der
Agitation gegen die Impfung kann man den Boden entziehen
durch Einführung der animalen Yaccination und durch
strenge V orsichtsmassregeln zum Schutze gegen
Wundkrankheiten. Diesem Zweige des Impfwesens hat
der Staat seine specielle Aufmerksamkeit zu widmen und mit
einem neuen Gesetze müsste auch eine neue Impfpraxis in’s
Leben treten tt ; auch Dr. Lothar Mayer verlangt unter Anderem
in seinen Vorschriften zur Impftechnik, dass der Impfarzt dahin
wirke, den Impfling gegen contagiöse Einflüsse, sowie die Impf¬
pustel gegen Insulte zu schützen.
Ich habe nun diesen Gegenstand zum Objecte einiger
Versuche gemacht, deren Resultate ich mir erlaube als vor¬
läufige Mittheilung Ihnen zur Eenntniss zu bringen.
Die Impfung, insbesondere die Kuhpockenimpfung, hat bei
uns, nach einem längeren Zeiträume des Verfalles, in den letzten
Jahren einen lebhafteren Aufschwung genommen; in Wien
speciell hat die Einrichtung der unentgeltlichen öffentlichen
Impfungen und die Errichtung zweier Institute für Kuhpocken¬
impfung der Verbreitung derselben in allen Schichten der Be¬
völkerung bedeutenden Vorschub geleistet, und viele Aerzte, die
früher zu den Impfgegnern gehörten, sind durch die überraschen¬
den Erfolge der Zwangsimpfung in Deutschland Anhänger der¬
selben geworden. Seit dem Erlasse des deutschen Impfgesetzes im
Jahre 1874 und der strammen Durchführung derselben ist die
Sterblichkeit daselbst fast gleich Null und in ganz Hessen z. B.
kam, wie mir O.-M.-R. Re iss ne r mit Stolz sagte, seit 1873 kein
Blatternfall vor; eine vor zwei Jahren sporadisch auftretende
Variola war nachweislich durch Hadern eingeschleppt und blieb
vereinzelt. Solchen Thatsachen gegenüber muss das Argument
der Impfgegner bezüglich der zweifelhaften Wirkung der
Vaccination verstummen.
Anders verhält es sich mit der Beschuldigung der Ge¬
fährlichkeit der Impfung. Die Furcht vor der Uebertragung ge¬
wisser Krankheiten, wie der Syphilis, Tuberculoseund Scrophulose
hat seit den mikroscopischen Errungenschaften der letzten Jahre
auch bei den Impffreunden Berücksichtigung gefunden und trau¬
rige Erfahrungen, wie die eines vielbeschäftigten, sehr gewissen¬
haften Arztes in Köln, welcher von einem genau untersuchten,
gesund und blühend aussehenden Kinde abimpfte und auf eine
grosse Anzahl von Personen, darunter seine eigene Familie,
Syphilis übertrug, oder ein ähnlicher Fall des früheren Ober¬
impfarztes in Hamburg sind geeignet, den Impfgegnern schwer¬
wiegende Argumente zu liefern.
In den letzten Jahren findet darum auch die Impfung mit
Kuhpocken immer grössere Verbreitung, weil bekanntermassen
die Uebertragung von Syphilis und Scrophulose dadurch voll¬
ständig ausgeschlossen ist, auch Tuberculose bei Rindern in
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40
dem Alter, in welchem sie zur Impfung benützt werden, höchst
selten vorkommt und bei irgend welchem Krankheitsverdaohte,
durch eine Untersuchung des getödteten Kalbes vor dem Ge¬
brauch der Lymphe, jede Uebertragung ausgeschlossen wer¬
den kann.
Die einzige begründete Anfechtung der Impfung kann nur
darin bestehen, dass durch Verunreinigung der Lymphe oder
der Impfwunde Exantheme, welche die Heilung verzögern, und
das mit Hecht gefürchtete Impf-Erysipel entstehen können.
Ueber die Eintheilung und das Wesen der Exantheme
findet man bei den verschiedenen Autoren verschiedene Auf¬
fassung.
Professor Gamberini in Florenz beschreibt als Impf-
Exanthem die Roseola vacc., das Erysipel, das ImpfgeschwQr, die
Gangraena vacc., dann eine Art Hydroa, und sieht die Ursache
derselben in der Zersetzung des Eiters.
Director Frieding e r unterscheidet Roseola vacc. und
Lichen vacc. und hält ein Exanthem für ein Zeichen einer
kräftigen Reaction.
Steele erklärt dasErysipel als durch äussere Einwirkung
und Reize entstanden, und Bohn spricht sich in seiner aus¬
führlichen Abhandlung noch dahin aus, dass bei jeder legitimen
Impfung ein Erysipel aus der normalen Kuhlymphe entstehe und
dass die schweren Fälle durch verunreinigte Lymphe und stumpfe
unreine Instrumente verursacht seien; wir wissen erst seit
Fehleisen’s gründlichen Untersuchungen, dass es durch Ein¬
wanderung des Erysipelcoccus entsteht.
Als Impf-Erysipel ist jede ungleichmässige, wandernde, von
der Impfwunde oder den Pusteln ausgehende Entzündung anzu¬
sehen und die Schwere des Falles hängt von der Menge der
aufgenommenen Coccen ab; in den vier Fällen, die Sinnhold
als Früh-Erysipel beobachtet, standen auch die Erkrankungen
im Verhältnisse zur Menge der eingeführten Lymphe.
(Fortsetzung folgt.)
Ueber Leichenverbrennung, insbesondere über die Ein¬
richtung und Function des Feuerbestattungs-Apparates
nach System Friedrich Siemens.
Vortrag, gehalten in der Sitzung der Seetion für öffentliche Ge-
znndheitzpflege am 7. Jänner 1885 von Ph. Dr. Julius Ande rl, Ingenieur
aus dem Hause Fr. Siemens.
(Schluss.)
Nachdem man den Apparat noch kurze Zeit in oben be¬
schriebener Thätigkeit belassen hat, sohliesst man, entsprechend
der Grösse und Beschaffenheit des Körpers, etwas früher oder
Bpäter das betreffende Gasventil und damit den Gaszufluss ab,
während man das Luftventil ganz öffnet. Es kann dann athmo«
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41
sphärische Luft in ungehindertem Maasse in den Vorwärmer
eintieten.
Diese Luft erwärmt sich bis zur Temperatur der den Vor¬
wärmer füllenden Ziegelmasse (ca. 7—800° C.), also unter
Umständen bis zur Weissgluth, und trifft in diesem Zustande
den an der Oberfläche ausgetrockneten Leichnam, wodurch
eine rasche und vollständige Verbrennung desselben bewerk¬
stelligt wird.
Da die Leiche auf dem Thonroste liegt und die erhitzte
Luft von oben nach unten denselben durchstreichen muss, so
kommt jeder Theil des Körpers mit der heissen Luft in gehörige
Berührung und unterliegt daher der vollkommensten Verbrennung.
Da ferner Luft in beliebigem Ueberschusse vorhanden ist, so
können sich auch bei richtiger Regulirung keine übel¬
riechenden Oase entwickeln; ausserdem können und müssen
die Zugverhältnisse derart regulirt werden, dass irgend welchen
Oeffnungen an den Thtiren oder dem Mauerwerke keine Oase
entströmen, sondern nur Luft von aussen in dieselben eindringen
kann, welche nebst den Verbrennungsproducten und der über¬
schüssigen heissen Luft durch den Aschenraum, Schornstein¬
canal und Schornstein entweicht.
War der Vorwärmer genügend heiss, so findet eine voll¬
kommene Verbrennung einer Leiche in ca. l 1 /* Stunde statt.
Durch eine in der Thür befindliche kleine Oeffnung beobachtet
der bedienende vereidete Beamte den ganzen Process und re¬
gulirt denselben nach diesen Beobachtungen. Ist die Verbrennung
beendet, so werden Gas-, Luft- und Schornsteinventile wieder
in ihre frühere Stellung gebrächt, das Aschengefass mit der
Asche herausgenommen und diese dann in demselben oder in
einer Urne beigesetzt.
Da die Knochen in kleine Stücke zerfallen und die Roste
nach oben zugeschärft sind, so können auf denselben keine
Ueberreste liegen bleiben, sondern müssen alle in obengenanntes
Gefäss der Asche herunterfallen, welches nach dem Heraus¬
nehmen durch ein neues ersetzt wird.
Während dieser Zeit des Herausnehmens der Asche
(ca. eine halbe Stunde) wird der Vorwärmer wieder entsprechend
Torgewärmt und ist dann der ganze Apparat zu einer neuen
Verbrennung bereit.
Die Bedingungen, welche zu erfüllen und welche auch
vom ersten europäischen Congress der Freunde der Feuerbe¬
stattung adoptirt worden sind, bestehen darin, dass
1. die Verbrennung rasch vor sich geht.
2. Dass dieselbe sicher und vollständig ist und dass nicht
etwa nur ein Halbverbrennen oder Verkohlen stattfindet.
3. Daßs der Process in decenter Weise und nur in be¬
sonderen, ausschliesslich für die Verbrennung menschlicher
Leichen bestimmten Oefen vollzogen werde.
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42
4. Dass dabei keine die Nachbarschaft belästigenden
Verbrennungsproducte, übelriechende Dämpfe etc. auftreten.
5. Dass die Asche untermischt, rein und weisslich
aussieht und das Sammeln derselben leicht und rasch aus¬
führbar ist.
6. Der ganze Apparat, wie auch die Verbrennung selbst
möglichst billig ist und
7. Dass ohne wesentliche Unterbrechungen und Kosten¬
aufwand mehrere Verbrennungen hinter einander stattfinden
können.
Ich glaube die Ueberzeugung aussprechen zu können, dass
diese Bedingungen allen civilrechtlichen und ästhetischen An¬
forderungen entspricht.
Gestützt auf die vielfachen Verbrennungen von Thier-
cadavern und von menschlichen Leichen darf ich wohl be¬
haupten, dass die obigen Bedingungen durch das System
Friedrich Siemens vollständig erfüllt worden sind und dass
dasselbe hierin von keinem der bisher bekannt gewordenen
Systeme der Leichenverbrennung auch nur annähernd erreicht
worden ist.
Ueber die Vollkommenheit der Verbrennung im Siemen-
schen Apparat sind vielfache Versuche angestellt worden. Es
warf sich seinerzeit die Frage auf, ob nicht, namentlich in der
ersten Periode des Processes durch die starke Hitze des Ofens
eine solche Menge trockener Destillationsproducte gebildet
werden, dass dieselben zumTheile unverbrannt in den Schornstein
abziehen. Es war von grösster Wichtigkeit, über diese Frage
Aufschluss zu erlangen, weil, wenn trockene Destillationspro-
ducte unverbrannt durch den Schornstein abziehen, eine In¬
ficirung der Luft durch dieselben unvermeidlich ist. Eine
Sicherheit über diesen Punkt erlangte man durch Unter¬
suchungen der aus dem Verbrennungsofen abziehenden Gase,
die durch eine geeignete Vorrichtung auf gefangen werden.
Aub den Untersuchungen der Verbrennungsgase ging hervor,
dass die Verbrennung der Cadaver in dem Leichenverbrennungs-
ofen eine so vollständige war, dass selbst der Stickstoff des
verbrennenden Körpers in die elementare Form übergeführt
wird ; man constatirte einen vollständigen Mangel von Ammoniak¬
salzen, und konnte überhaupt nur Sauerstoff, Kohlensäure, Stick¬
stoff (und sehr geringe Mengen schwefeliger Säure von dem
Brennmaterial stammend) nachgewiesen werden. Die Gase sind
frei von jedem empyreumatischen Gerüche, vollkommen farb¬
los und noch so sauerstoffreich, dass ein glimmender Spahn
längere Zeit darin fortbrannte.
Um das Ihnen nun vorgeführte Bild einer Leichenver¬
brennung in dem Siemens’schen Apparat zu vervollständigen,
erlaube ich mir, das Protocoll über eine in Gotha jüngst
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stattgehabte Feuerbestattung einer Frau, zur Verlesung zu
bringen.
Protocoll über die Feuerbestattung derFrauT. H.
Anheizung des Apparates 2 Uhr Nachmittags.
Ofentemperatur bei Einbringung der Leiche ca. 750° C.
7 Uhr 26 Min. Einführung der 110 Pfund schweren Leiche in
die Verbrennungskammer, in einem leichten
fichtenen Sarge ohne Deckel.
n 28 „ Fleischtheile des Gesichtes verkohlt.
„ 20 j, Schädel liegt frei.
„ 31 „ Linker Oberarm abgebrochen inmitten des
oberen Knochens.
„ 32 * Linke Hand fallt ab.
„ 34 „ Rippenbau oben frei. Schädel blättert.
„ 35 „ Rechter Fuss fällt ab. Das Mark brennt mit
lebhafter Flamme aus den Knochenröhren.
„ 36 „ Rechter Unterarm fällt ab, Lunge verkohlt,
deckt die untern Weichtheile der Brust.
„ 38 „ Beckenknochen links frei.
„ 39 n Beckenknochen fällt nach links über. Herz
unter der Lungenkohle deutlich erkennbar.
„ 43 „ Die Herzkohle beginnt lebhafter zu glühen.
, 45 „ Beide Unterschenkel abgefallen.
„ 50 „ Rechter Unterkiefer abgebrannt. Rippen biegen
sich wie elastisch hakenförmig nach innen.
„ 56 „ Tibia und Fibula rechts noch zusammenhängend,
linker Oberschenkel nach rechts aufwärts ge¬
bogen und über dem Knie gebrochen.
„ 58 „ Exarticulation der Reste des linken Oberarmes.
Baucheingeweide erscheinen sämmtlich verkohlt.
„ 4 „ Linker Unterkiefer fällt ab. Rechter Oberarm
ebenfalls. Zähne im Oberkiefer deutlich zu sehen.
Leber liegt rechts als schwarze Kohle ziemlich frei.
„ 7 „ Vordere Becken- (Scham-) Knochen zollweit
getrennt.
„ 9 „ Schädel brennt im Innern lebhafter.
„ 11 * Die obersten Rippen fallen zusammen.
8 „ 17 „ Hirn erscheint nach Abfallen des Stirnknochens
als schwarze Kohle. Lunge an der linken Seite
zur Asche gebrannt. Milz erscheint in schwarzer
Kohle.
8 „ 25 „ Schädel vom Rumpfe getrennt.
8 „ 29 „ Leber ruht auf Theilen der Wirbelsäule rechts
und verkohlt immer noch langsam. Linke Becken¬
hälfte abgetrennt.
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44
8 Uhr
32 Min.
Rechte Beckenbälfte fällt nach vorwärts und
Theile der Glutaeen werden frei, die nun leb¬
haft zu brennen beginnen.
8 „
34 „
Rückenwirbelsäule zum grössten Theile zerfallen.
Zähne vom Ober* und Unterkiefer noch zu er¬
kennen.
8 ,
40 ,
Verbrennung der rückständigen Milz, Leber und
Hirntheile. Der rechte Schenkelsitzmuskel scheint
nahezu in Asche verwandelt.
8 ,
50 „
Schädel ist in seinen Nähten zerfallen. Leber
und Hirn als hellgefärbte Asche rückständig,
zerfallen und gleiten als letzte Reste in das
untere Gewölbe hinab.
Das Feuer erlischt. Die Verbrennung ist vollendet. Hier¬
auf wurde der Asohenfall geöffnet und die Asche, zum grössten
Theile ganz kleine Knochenstückchen, herausgenommen und
in einem Gefässe untergebracht.
Gewicht des Rückstandes: circa 1*5 Kg.
Dauer der Verbrennung: 1 Stunde, 24 Minuten.
Zur Anheizung und Verbrennung wurden im Ganzen
ca. 2 Kg. Holz und ca. 10 Centner böhm. Braunkohle zum
Preise von 3*5 Mark gebraucht.
Anknüpfend 'an das eben Vorgebrachte, drängt sich die
Frage auf, ob nicht etwa bei Einwirkung einer höheren Tempe¬
ratur als etwa 7—800° C. die Verbrennung eine raschere
wäre, als sie es ohnedies schon ist, wenn man bedenkt, dass
der thierische Organismus 60—70 Procent Wasser enthält.
Bei in dieser Richtung angestellten Versuchen stellte es sich
heraus, dass die Fleischtheile zwar ungemein rasch ver¬
schwanden, der phosphorsaure Kalk der Knochen aber ging
eine Art Verbindung (Verschmelzung) mit der Kieselsäure des
Ofenbaumateriales ein; es lässt sich somit nur eine gewisse
Temperatur in Anwendung bringen, um auch die Einäscherung
der Knochen herbeizuführen.
Der Anblick einer Leichenverbrennung im Siemens'-
schen Apparate macht durchaus keinen verletzenden Eindruck,
die Verbrennung erscheint geradezu schön, da sonst keine
Flamme, als die des brennenden Leichnams im Verbrennungs¬
raume sichtbar ist.
Oftmals hatten Laien Gelegenheit, die Zerstörung oder
besser gesagt, die Verflüchtigung und den Zerfall des Körpers
zu beobachten. Dabei konnte man bemerken, dass der ganze
Vorgang auf keinen der Zuschauenden, selbst auf die nicht,
welchen der Anblick von Leichnamen ungewohnt ist, irgend
einen verletzenden oder sonst unangenehmen Eindruck gemacht
hat. — Von irgend einer sonstigen Belästigung irgend eines
Sinnesorganes war absolut nichts zu bemerken.
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•15
Hiermit glaube ich den Gegenstand meines Vortrages
zur Genüge erörtert zu haben* und habe zum Schlüsse noch
Fölgendes zu erwähnen:
Die Wirkung der Vorwärmung mancher Gasarten, nament¬
lich der Luft, ist auf technischem Gebiete als höchst nutzbringend
und fordernd allseitig anerkannt. Durch dieselbe sind bereits
namhafte hygienische Erfolge erzielt; aber erst der Zukunft
Wird es Vorbehalten bleiben müssen, den vollen Werth des
Vorwärmeprincipes für hygienische Zwecke festzustellen und
nutzbringend anzuwenden. Es wird dies in dem Haasse der
Fall sein, als sich die allgemeine Erkenntniss von der hohen
Bedeutung der hoch erhitzten Luft und ihrer Erzeugungsweise
in weiteren Kreisen mehr und mehr Bahn bricht. — Dass
meine heutigen Erläuterungen zur Erreichung dieses Zieles
beitragen mögen, ist mein aufriehtiger Wunsch.
Aus dem Geschäftsrathe
Sitzung vom 17 . December 1884 . Vorsitzender: Viceprä-
aidsnt Dr. Hopfgartner. Anwesend: Secretär-Stellvertreter
Dr. Batsy und 14 Geschäftsräthe.
Dr. Batsy bringt die Einläufe zur Verlesung:
1. Die Verwaltung des Spitales der israelitischen Cultus-
gemeinde in Wien sendet den Bericht für die Jahre 1873—1883.
2. Die Direction des k. k. allgemeinen Krankenhauses in
Wien sendet den Jahresbericht vom Jahre 1883.
3. Dr. Severin Robinski, practischer Arzt in Berlin,
sendet das vpn ihm herausgegebene Werk: „Zur Kenntniss der
Augenlinse und deren Untersuchungsmethoden.“ (An sämmt-
liche Absender Dankschreiben beschlossen).
4. Die österreichische Gesellschaft vom rothen Kreuze
hält Anfrage, ob und welche Collegiums-Mitglieder im Falle
eines Krieges an der von der genannten Gesellschaft zu er¬
richtenden Kranken-Haltstelle am Wiener Nordbahnhofe ärzt¬
lichen Dienst wachen. (Veröffentlichung in den „Mittheilungen“
beschlossen).
5. Die Steueradministration Wien überschickt die Steuer¬
abschreibung für den verstorbenen Kanzlisten Lorenz P a n z n e r.
(Zur Kenntniss).
6. Medicinalrath Dr. Alois Aitenberger dankt für die
ihm zu seinem 50jährigen Doctor-Jubiläum überreichte Adresse.
(Zur Kenntniss).
7. Das kaiserlich deutsche Reichsgesundheitsamt sendet
ein Dankschreiben für die überschickte Broschüre: „Die Tu-
berculosen-Debatte im Wiener medicinischen Doctoren-Colle-
gium“. (Zur Kenntniss).
Das Ansuchen des k. preuesischen Oberstabsarztes a. D.
Br. v. Min et um Aufstellung einer Commission aus Mitgliedern
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46
des Collegiums zur Controle der Ersten Wiener Kindermilch-
Anetalt, Ottakring, Hauptstrasse 217, wird abschlägig beschiedqn.
Dr. Emil Ziffer, Brunnenarzt in Qieichenberg, wird als
ordentliches Mitglied in das Collegium aufgenommen,
Dr. Batsy überreicht das Präliminare pro 1885. Das
Präliminare wird genehmigt und beschlossen, bei der General¬
versammlung den Jahresbeitrag pro 1886 wie bisher mit 5 fl.
zu beantragen.
Schliesslich verliest Dr. Adolf Hoffmann sein Referat
bezüglich der Nostrification ausländischer Aerzte, welches ein¬
stimmig angenommen wird.
Notizen.
Jubiläum. Hofrath Professor Dr. Jose! Hyrtl feiert am 23. d. M.
sein 50jfthriges Dootor-Jubiläum.
Pensions-Institut In der Ausschuss-Sitzung am 24. Februar d. J.
wurde Dr. Arthur Pechlaner als ordentliches Mitglied aufgenommen.
Maria-Theresien-Frauen-Hospital. Wir entnehmen dem Berichte dieses
unter der Leitung des Prof. Carl Freiherrn v. Rokitansky stehenden An¬
stalt pro 1884 folgende Daten: Das Ambulatorinm war im genannten Jahre
von 806 Frauen besuoht; in der Station verblieben vom Vorjahre 8 Kranke,
im Jahre 1884 wurden 117 Kranke aufgenommen. Von diesen wurden ge¬
heilt 91 (72*8 °/ 0 ), gebessert 19 (15 2 °/ (> ) und nngeheilt 5 (4 °/ n ) Kranke
entlassen. Gestorben sind 3 (2*4 °/ 0 ). Es verblieben somit am Schlüsse des
Jahres in Behandlung 7 (5 6 °' 0 ) Kranke. Operationen wurden im Ganzen
86 ausgeführt, darunter 4 Ovariotomien (2 Mal Cyste des reohten Ovaritums,
1 Mal des linken Ovariums und 1 Mal des linken ligamentum latum), welche
sftmmtliche geheilt wurden.
Kundmachung. Es sind drei Gottfried Mosing’sohe medici-
niBche Faoultäts - S tipendien von je jährliohen 84 fl. Oe. W in
Erledigung gekommen und vom Beginne des Studienjahres 1884/85 zu ver¬
leihen. Zum Genüsse dieser Stipendien sind nur wirklich arme Studirende
der medicinischen Facultät an der Wiener Universität, und zwar nur Na-
tional-Ungarn, Oesterreioher oder Tiroler berufen. Allfällige Bewerber haben
ihre mit den Studien-, Mittellosigkeits- und Schutzpooken-Impfungs-Zeug-
nissen belegten Gesuche, welche der gesetzlichen Stempelpflioht nur dann
nioht unterliegen, wenn sie mit einem legalen Armutszeugnisse instruirt
sind, beim Präsidium des medioinisohen Doofcoren - Collegiums in Wien,
1. Rothenthurmstrasse 23, bis 16. März 1885 einzureiohen.
Sterbelall. Am 24. Februar d. J. starb der dirigirende Primararzt des
Kronprinz Rudof-Kinderspitales im III. Bezirke, Docent Dr. Ignaz Hauke.
Er war am 15. October 1832 zu Betzdorf in Schlesien geboren, wnrde am
1. März 1858 zum Dootor der Medicin promovirt und war Mitglied des
Colleginms seit 22. Ootober 1862. Friede seiner Asche!
WohnungsVeränderung. Der erste Hausarzt der Versorgungsanstalt
der Stadt Wien in Mauerbach i. P., Dr. Ferdinand Hauser, wohnt III.,
Erdbergerlände 6.
NAAAAAAAAAAAAAAAAAAA A AAB A AAAAJUUUUUUUUU U UUU U LJ k /"
i Institut für schwedische Heilgymnastik und Massage
des
Dr. Ludwig Jelinek,
IX., Maximilianplatz 7, Mezzanin.
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47
Einladung
cu der Freitag den SO. März 1885, Abends 7 Ubr im
Sitzwaale des fr. led. M.-Coll., I., RotMnmstr. 23
stattfindenden
VIII. ordentlichen Generalversammlung
des Pensions-Institutes des Wr. med. Doct.-Coll.
PROGRAMM:
1. Rechenschaftsbericht des Präsidenten im Namen des Ver¬
waltungs-Ausschusses über die Thätigkeit des Pensions-Institutes
im Jahre 1884.
2. Bericht des Cassiers über die Vermögensgebahrung im
Jahre 1884 und Beschlussfassung über den Antrag der Revisoren
auf Ertheilung des Absolutoriums.
3. Antrag des Ausschusses: Herrn Hofrath Prof. Dr. Josef
Hyrtl anlässlich seines 50jährigen Doctoijubiläums zum Ehren-
mitgliede zu ernennen.
4. Wahlen: a) von fünf Mitgliedern des Verwaltungs-Aus¬
schusses; b) von fünf Ersatzmännern; c) von drei Revisoren.
Als Mitglieder des Verwaltung8-AU88ChU8868 ftmgiren:
Dr. Hans Adler, Präsident. Dr. Joh. Länyi v.
Dr. Josef Heim, Prftsident-Stell- Dr. Ferdinand Much.
Vertreter. Dr. Johann Polacsek.
Dr. L. Hopfgartner, Cassier. Dr. Heinrich Popper.
Dr. Franz Batsy. Dr. Josef Scholz.
Dr. Carl Jarisch. Dr. Augustin Turkiewicz.
Dr. A. Kh autz v. Eulenthal. Dr. ßalth. CJnterholzner.
Dr. Emanuel Kramer. Prof. Dr. Jos. Weinlechner.
Als Ersatzmänner ftmgiren:
Dr. Fürth Ludwig, Dr. Langer Peter, Dr. Nödl Ferdinand, Dr. Per-
nitza Emil und Dr. Reitter Carl.
Als Revisoren ftmgiren:
Dr. Eduard Doll, Dr. Ruppert Koller, Dr. Paul Mittler.
Die mit gesperrter Schrift gedruckten Ausschussmitglieder haben nach
§ 46 der Statuten auszutreten, sind aber wieder wählbar.
Br. Hans Adler,
d. z. Präsident.
Br. Heinrich Popper, Br. Leop. Hopfgartner,
d. z. Schriftführer. d. z. Cassier.
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vf •%
48
✓
£-
f-j
v
fiinladuu^
zur
ordentlichen General - Versammlung
des Unterstützungs-Institutes
welche Montag den 16. Märs 1889, um 6 Uhr Abends
im Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte, I., Umveroitäta-
platz 2, abgehalten wird.
PROGRAMM:
1. Bericht des Präsidenten Dr. R. v. Schmerling über die Lei¬
stungen des Institutes im Solarjahre 1884.
2. Bericht des Cassiers Dr. Reitter über die Verraögensverh<-
nisse im abgelaufenen Jahre.
3. Wahl von 4 Mitgliedern des Ausschusses.
4. Wahl von 3 Rechnungsrevisoren. Derzeit fungiren die Doctoren :
. Fürth Heine mann und Klein L.
. .. Als Mitglieder des Ausschusses fungiren derzeit: Die Doctoren :
G er s tl Adolf, Grilbör Alois, H a s c h e k Jacob, Heim Josef, Hoff-
mann Adolf, Mittler Paul, Nuss er Eduard, Sc he ff Michael,
R. v. Schneller Josef, Schwarz Israel, Wollner Carl. — Eine
Stelle ist durch das Ableben des M.-R. Dr. Georg Preyss unbesetzt.
Die Träger der fett gedruckten Namen sind zum Austritte
bestimmt, aber wieder wählbar ; dessgleichen ist an Stelle des ver¬
storbenen Dr. Preyss eine Neuwahl vorzunehmen.
Dr. JEt. V . Schmerling , Dr. Reitter ,
Präsident . Secretär.
■ NJ ^^ igADI j yft
zur
ausserordentlichen Generalversammlung
des Wr. med. Doct.-Coll., welche Montag den 16. März 1885
Abends 7 Uhr, im Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2, stattfindet.
PROGRAMM:
1. Antrag des Geschäftsrathes : Herrn Hof rat h Prof. Dr. H y r 11
,. -anlässlich seines SOjährigtn Doctor-Jubiläums zum Ehrenmitgliede
zu ernennen.
2. Bericht des wissenschaftlichen Ausschusses, betreffend die Frage
der Sammelforschung über Tuberculose. Referent Primär. Dr.
Johann Hofmockl.
Dr. JB. v. Schmerling, Dr. Reitter ,
: * ‘ Präsident. Secretär.
Die
ordentliche Gencralveraam nlnug
des Wiener med Doctoren-Collegiums
findet Montag, den 30. März 1885, um halb 7 Uhr Abends im
Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte statt
Herausgeber und Verleger: Wiener mediein. Doct.-Coll. — Verantwortlicher Bedacteur:
Pr. L. Hopfgartner — Gesellschafts-Buchdruckerei, Wien, III., Erdbergstrasee8.
Digitized by CjOOQle
Jfr. 7
XI. Bd. Aasgegeben am 19 März 1885.
MITTHEILUNGEN
des
Wiener ■iggijKlii DictürBi-CillipiMs.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
30 Bogen im Jatyre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In-
lande 3 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. = 50 Pfg. — Inserate
i ■ . 16 kr. — 30 Pfg. für die. durchlaufende Petit-Zeile.
Man prftnumbriyi in der Medioin. BuohhandltiXg Toeplitz <t DOutiolie
(yormalf? Carl Ciermak), Wien, L, Sohottongaese 6.
Zuschriften und Zusendungen an die Redaction: Wien, Kanzlei des Wiener med.
Doet-Ooll. und der Witwen- und Waisen-Societät, Rotlienthnrmstrasse 23«
Inhalt: Einladung. — Wissenschaftliche Versammlung am 9. März 1885. Vortrag von
Prof. Dr. Sehr ötter. — Ueber Antisepiik beim Impfen. Vortrag, gehalten in der wissen¬
schaftlichen Versammlung am 9. Februar 1885 von Dr. M. Bauer. (Fortsetzung). —
Section für Öffentliche Gesundheitspflege. Sitzung am 4. März 1885 Ueber den günstigen
Heilerfolgjbei den im Sommer 1884 von Wien nach Grado entsendeten scrophulösen Kindern. —
Ausserordentliche Generalversammlung des Doct.-Coll. — Ordentliche Generalversammlung
der Witwen- und Waisen-Societät. — Notizen. — Einladung zur ordentlichen Generalver¬
sammlung des Doct.-Collegiums.
Einladung
zu der
Montag, den 2 3. März 1885,
um 7 Uhr Abends, >
im
Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
Programm:
1. Vorstellung von Kranken. *)
2. Sanitätsrath Docent Dr. Oser: Ueber Neurosen des
Magens und ihre Behandlung.
*) Die P. T. Herren Callegen werden ersucht, interessante Krankheits¬
fälle vorzustellen.
Dr. R. v. Schmerling, Dr. Carl Reitter,
Präsident. . Secretär.
Aerzten, auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind,
fst der Zutritt zu den wissenschaftlichen Versammlungen jeder¬
zeit gestattet.
Die Einladung zur ordentlichen Generalversammlung des
Doctoren-Collegiums befindet sich auf der letzten Seite.
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In der wissenechaftl. Versammlung am 9. März 1885
stellte Professor Schrötter ein 23jähriges Mädchen vor,
welches seit einem Jahre über ziehende Schmerzen vom rechten
Hypochondrium nach abwärts klagt. Als Ursache wurde eine
walzenförmige, ungemein bewegliche, über der Symphysis oss.
pub. liegende Geschwulst entdeckt. Der Vortragende zeigt, wie
man erst nach den verschiedensten diagnostischen Irrfahrten
durch die Sondirung der Ureteren durch Dr. Pawlik zur rich¬
tigen Diagnose gelangen konnte. Die Sonde drang nämlich in
beide Ureteren weit über die genannte Geschwulst hinaus vor,
wodurch bewiesen war, dass es sich nicht um eine bewegliche
Niere oder Hydronephrose, sondern um eine vom Genitale aus¬
gehende Geschwulst handelte.
Ferner stellt der Vprföag#SÄ^lühendes, kräftig ge¬
bautes, junges Mädchen^yor, nwtN^^nsi^sJIämpfung des Per¬
cussionsschalles an linken Lungenspft^ vorne und rück¬
wärts, bronchialem Ainrnen^und ^cansonisendem Rasselgeräuschen
daselbst. Schrott engstem aie'DlagnoBe am chronische Pneu¬
monie, welche Annahme insoferng^Jbestätigt/wurde, als sich in
dem nur unbedeutenahn^Soiitum Jtm&jifuberkelbacillen vor¬
fanden.
Schrötter geht nun zum eigentlichen Gegenstände seines
Vortrages über, erwähnt, dass bereits Prosector Dr. WeicIl¬
se lbaum über den Pneumonie-Coccus gesprochen und den¬
selben in der Gesellschaft demonstrirt habe. Schrötter weist
darauf hin, dass schon seit geraumer Zeit Alles dahin gedrängt
habe, die croupöse Pneumonie zu den Infectionskrankheiten zu
rechnen.
Schon Skoda hatte gesagt: „Am wahrscheinlichsten ist
es jedoch, dass irgend eine organische oder selbst eine organi-
sirte Substanz in den thierischen Körper gebracht, auch Pneu¬
monie zu erzeugen vermöge.“ Der Vortragende führt hierauf
die Gründe an, die Skoda und später Jürgensen zur Be¬
gründung dieser Ansicht angegeben haben.
Die Entdeckung Friedländers muss nun mit den
früheren Anschauungen in Einklang gebracht werden.
Vor Allem, meint Schrötter, dass es doch nicht gut
angehe, den Goccus als die alleinige Ursache der so verschie¬
denen, klinischen und anatomischen Formen der Pneumonie zu
betrachten, weist darauf hin, dass entschieden andere Ursachen,
wie in die Luftwege eingedrungene fremde Körper, die Durch-
schneidung beider Vagi, Pneumonie hervorrufen können.
Von den Symptomen bespricht Schrötter vor Allem
das Fieber, verweist auf seine in den Sitzungsberichten der
Academie der Wissenschaften publicirte Arbeit und hebt hervor,
dass neben den Haupttypen von Wunderlich gerade in thera¬
peutischer Beziehung die Kenntniss des Höhestadiums mit be-
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deutenden Intermissionen, auf welchen Typus er aufmerksam
gemacht hatte, von Wichtigkeit sei.
Der Vortragende bespricht ferner den Schmerz, das
Geräusch des gesprungenen Topfes und das Vor¬
kommen von rein blutigen Sgutis in der Pneumonie und
erwähnt hiebei die Differential - Diagnose zwischen Pneumonie
und haemorrbagischem Infarct.
Bei der Diagnose hält sich Schröttter vollständig an
die von Skoda eingesetzte Lehre und macht nur noch auf das
Vorkommen des charakteristischen Coccus oder der Koch’schen
Bacillen in differential-diagnostischer Beziehung aufmerksam.
Von Complicationen erwähnt Schrötter nur der
Pericarditis und des chronischen Alcoholismus. Bei ersterer ent¬
wickelt Schrötter die Ansicht, dass es sich bei der Angabe des
so häufigen Vorkommens der Gomplication der Pericarditis mit der
Pneumonie gewiss nur um einen Irrthum in der Diagnose, so¬
wohl im Befunde der Percussion als der Auscultation handle.
Bei der Prognose erwähnt Schrötter, dass die Pneumonie in
jedem Stadium, selbst bei schon eingetretenem Lungen-Oedem,
selbst bei Abscessbildung und Gangrän heilen könne und führt
einen Fall der jüngsten Beobachtung an, wo ein grosser Abscess
im rechten Unterlappen, bei dem schon ein operativer Eingriff
geplant war, zur vollständigen spontanen Heilung kam.
Bei der Therapie macht Schrötter darauf aufmerksam,
dass man nach der Friedländer’schen Entdeckung vor Allem
daran denken müsse, die Entstehung der Pneumonie zu ver¬
hindern, und zieht eine Parallele mit dem Typhus.
Der Vortragende preist die grossen Verdienste Skoda’s
um die Behandlung der Pneumonie, wie er nach eingehender
Prüfung der verschiedensten Kurmethoden endlich jede speci-
fische Therapie verworfen und die symptomatische Behandlung
als die einzig richtige aufgestellt habe.
Schrötter hält an diesem Standpunkte fest, und hebt
hervor, dass bei aller Wichtigkeit einzelner Symptome, wie des
Fiebers, der Action des Herzens, doch auf kein Symptom allein
das Hauptgewicht zu legen sei. Schrötter bespricht die ver¬
schiedenen Methoden der Entfieberung, lobt unter den verschie¬
denen internen Mitteln das Antipyrin als ein ziemlich sicheres
und vollkommen unschädliches Mittel.
Sch rot ter legt ein Hauptgewicht auf die gute Ernährung
des Kranken, hält unter den Stimulanzen starken Thee mit
Rothwein oder Rum, namentlich in der Spitalsbehandlung für
das Zweckmässigste.
Die Venaeseotion wird verworfen, da sie jedenfalls die Re-
eonvalescenz erschwert, und soll nur angewendet werden, wo es
sich um rasche Entlastung des Herzens handelt, wie sie in
keiner anderen Weise herbeigeffthrt werden kann.
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52
Ueber Antiseptik beim Impfen.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 9. Februar 1885
von Dr. Moriz Bauer.
(Fortsetzung.)
Am häufigsten tritt das Erysipel in den Findelhäusern auf,
aber Mortalitätspercente von solcher Höhe, wie sie in früheren
Zeiten aus dem 8t. Petersburger Findelhause mitgetheilt wurden,
dürften wohl heutzutage nirgends mehr Vorkommen. Die späteren
besseren Verhältnisse daselbst ergaben noch eine Sterblichkeit
von 3*6 Procent aller Geimpften, und erst Fröbelius ver¬
mochte durch Abstellung gewisser Uebelstände im Verlaufe
von 5 Jahren diese Ziffer auf 1*1 Procent herabzudrücken.
In unserem als Musteranstalt berühmten Findelhause
kommen nach Mittheilungen des Dr. Friedinger keine Ery¬
sipelfalle vor, wohl aber etwa 3 Procent anderer Exantheme,
wie oben erwähnt, ohne nachtheilige Folgen.
Schwerere Fälle ereignen sich bei uns wohl nioht häufig,
und von Todesfällen ist mir aus den letzten Jahren nichts be¬
kannt. ; aber aus dem Jahre 1877 berichtete Regimentsarzt Dr.
Schipek über abnormen Verlauf bei Impfungen, wo bei vier
Soldaten nach der Impfung Pyaemie und der Tod erfolgte, bei
Dreien eiteriger Zerfall des Zellgewebes, bei einem Phlegmone
mit nachfolgender Gangraen; mit derselben Lanzette und Lymphe
wurden noch andere geimpft, welche nicht erkrankten.
In Preussen sind im Jahre 1880 9 Todesfälle an Impf-
Erysipel vorgekommen und es ist wahrscheinlich, dass, wenn
bei uns die Ziffer der Impfungen erheblich steigt oder gar die
Zwangsimpfung eingeführt würde, wie sie schon 1873 vom Lan-
dessanitätsrathe gewünscht, 1879 vom Wiener Magistrate bean¬
tragt und von S.-R. Dr. Oser in seinem Referate befürwortet
wurde, auch bei uns die Verhältnisse in dieser Richtung un¬
günstiger werden. Uebrigens ereignen sich auch bei unseren
jetzigen nicht ungünstigen Verhältnissen jährlich einzelne Fälle
von durch Complicationen verzögertem und erschwertem Impf¬
verlaufe. Viele Eltern gehen bei uns noch immer mit Bangen
an die Impfung ihres Kindes und wir Aerzte können für den
ungefährlichen Verlauf dieser an und für sich unbedeutenden
Operation, die normaler Weise ohne nennenswerter Belästigung
vor sich gehen sollte, nicht so garantiren, als wenn es sieh
um die Exstirpation einer kleinen Geschwulst handelt; Sinn-
hold sagt: das Impfen kann trotz der grössten Gewissenhaftig¬
keit des Arztes nicht nur das Leben des Impflings bedrohen,
sondern auch für den Ruf des Impfarztes von höchster Be¬
deutung werden.
Nach den bekannten Wirkungen der Antiseptik steht nun
zu erwarten, dass bei ihrer Anwendung auch auf diesem Gebiete
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der Erfolg nicht ausbleiben wird, wenn sie nur mit Genauig¬
keit und Consequenz durcbgeführt wird.
Wenn an eine strenge Antiseptik beim Impfen gedacht
wird, so stellt sich zunächst die Nothwendigkeit heraus, eine
von Verunreinigungen freie Lymphe darzustellcn.
Das Wesen des Vaccine-Coccus ist vom deutschen Reichs¬
gesundheitsamte noch nicht sicher constatirt; aber verschiedene
Forscher haben sich in dieser Richtung präciser ausgesprochen;
so haben Klebs und Eohn schon vor 12 und 10 Jahren
diesen Coccus beschrieben und auch in den neueren Werken
über Spaltpilze figurirt er schon mit einer genauen Beschreibung.
Der Merkwürdigkeit halber möchte ich nur die Beobach¬
tungen T 8 c h a m e r’s erwähnen, welcher bei seinen Unter¬
suchungen fand, dass Vaccine und Variola durch einen iden¬
tischen Pilz verursacht werden, der sich auch in der Natur auf
den Fichtennadeln vorfinden soll; der letztere soll bei Impfver¬
suchen sich gleich verhalten mit dem aus dem Pustelinhalte
der Vaccine gezogenen Pilze; der Pilz der Varicella soll der¬
selben Classe angehören, jedoch eine eigene Species darstellen.
Die von mir unter der freundlichen Anleitung des Herrn
Prosectors Dr. Weichselbaum angestellten Versuche ergaben
folgende Resultate:
Man findet am häufigsten kleine, runde Körperchen, so¬
genannte Sphaerococcen, entweder einzeln oder in Gruppen zu
zweien oder zu vieren (Klebs) beisammen, welche durch ihre
Anordnung den Eindruck machen, dass die Einzelngebilde durch
Theilung der viertheiligen Coccen hervorgegangen sind.
Anderseits findet man Anordnung in Häufchen- oder in
Kettenform (Kohn). Meines Erachtens stellen die viertheilige
und die Kettenform verschiedene Entwicklungsstadien desselben
Coccus dar. Ich fand dieselben Gebilde auch bei Varicella, und
zwar die viertheiligen Coccen in dem durchsichtigen Bläschen¬
inhalte einer dreitägigen Varicella, und in dem eitrigen Inhalte
am fünften Tage die Kettenform. Da ich die letztere Form vor¬
zugsweise in älterer, theilweise schon unwirksamer Lymphe
fand, erstere aber in wirksamer, frischer, so vermuthe ich, dass
zumeist die ersteren culturfähig sind und dass die Unwirksam'
keit der Lymphe davon abhängt, dass unter günstigen Bedin¬
gungen der Coccus in den Capillarröhrchen seine Entwicklung
bis zu dem Stadium durchmacht, wo die Productivität auf hört.
Neben diesen in ihren verschiedenen Arten noch nicht diffe-
renzirten Coccen findet man auch einzelne Bacillen. Eine
absolut reine Lymphe, welche nur den einen Vaccine-Coccus
enthält, dürfte einstweilen überhaupt nicht herzustellen sein,
bis es nicht gelingt, eine durch verschiedene Generationen
hindurch gesäuberte Reincultur zu züchten. Nun haben Quist
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H
in Hel^ingfare und Jjawr^nce Hamilton in jüngster Zeit
ihre Versuche über günstige Züchtungserfolge des V&ocine-Coceufl
veröffentlicht, aber wir müssen wohl erst weitere BestätiguDgen
abwarten. Bis dahin handelt es sich für uns darum, eine
möglichste Reincultur auf dem lebenden Nährboden des Kalbes
zu erzielen. Es scheint nun, dass der Lebensprocess selbst eine
gewisse Säuberung besorgt und Beimischungen nur in einzelnen
Generationen Vorkommen, dann allmälig zu Grunde gehen,
um wieder anderen Platz zu machen, während der Vaccine
Coccus durch seine Tenacität alle Nebengebilde überdauert.
Es erscheint jedenfalls geboten, bei der Abnahme der
Lymphe vom Kalbe die möglichste Reinlichkeit und aHe anti¬
septischen Vorsichtsmassregeln zu beobachten, um so vielleicht
mit der Zeit tadellose Lymphe zu erhalten. Es muss die Luft
möglichst rein gehalten werden, die Hände und die Instrumente
des damit Beschäftigten müssen gut desinficirt sein, besonders
aber muss die Reinigung und Desinfection der Pusteln und
ihrer Umgebung eine gründliche und genaue sein.
Bei Conservirung der Lymphe sollen die Behälter steri-
lisirt und ein Verfahren eingehalten werden, welches der Ent¬
wicklung der Pilze am wenigsten förderlich ist. Da nun Feuch¬
tigkeit, Wärme und Sauerstoff Hauptbedingungen dafür sind,
so müsste für möglichste Abhaltung dieser drei Factoren gesorgt
und Antiseptica in entsprechender Stärke der Lymphe zugesetzt
werden.
Bei der Uebertragung der Lymphe auf das Kind handelt
es sich hauptsächlich darum, der Entstehung eines Früh-Erysipels
bei Gelegenheit der Impfung und eines Spät-Erysipels, wenn die
Pustel platzt oder aufgerieben wird, durch antiseptische Vor-
bauung zu verhüten. Da schon eine seichte Excoriation genügt,
um die Lvmphräume blosszulegen, in welchen nach Fehleisen
der Erysipel-Coccus Gelegenheit zur Weiterentwicklung findet,
so muss erstens die Impfung selbst unter antiseptischen Cautelen
geschehen und zweitens durch einen aseptischen Verband der
Zutritt von schädlichen Coccen verhindert werden.
Zur aseptischen Impfung ist zunächst die Desinfection des
Impf-Instrumentes und des kindlichen Armes erforderlich.
Bei der Wahl eines Impfinstrumentes war die Möglichkeit
der leichten gründlichen Reinigung zu berücksichtigen und war
ferner zwischen der Schnitt- und Stichmethode zu entscheiden.
(Schluss folgt.)
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Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Sitzung am 4. März 1885.
Vorsitzender O.-S.-R. Dr. J. v. Schneller.
Nachdem der Vorsitzende mitgetheilt hatte, dass Herr
Dr. Carl Priedinger, Director der n. ö. Landesfindelaflstalt,
als Mitglied in die Section eingetreten, kommt er auf die in der
Sitzung vom 7. Jänner 1. J. gemachten Bemerkungen betreffs
der hygienischen Verhältnisse Grado's zurück. Es wurde näm¬
lich damals aus Anlass des Vortrages des Dr. Edm. Jelinek,
Assistenten im Wiener Stadiphysikate, über den günstigen Heil
erfolg bei den im Sommer 1884 von Wien naeh Grado entsen¬
deten scrophnlSsen Kindern, von Herrn Dr. Th. v. Juri 6 er¬
wähnt (vide Mittheilungen des Wr. med. Doct.-Coli, vom
14. Jänner 1885, Nr. 2), dass er Grado aus eigener Anschauung
kenne, die Gegend daselbst aber als Fiebergegend gelte. Diese
Aeusserung ging in die politischen Blätter über, habe jedoch
später von den dortigen Behörden Widerspruch erfahren. So
zuerst unterm 3. Februar von dem k. k. Bezirksarzte Dr.
L. Berger in Gradisca, welcher dem Dr. Jelinek die Be¬
hauptung in den Mund legt, die Insel Grado sei in Folge weit¬
reichender Versumpfung ein sogenanntes Fiebernest. Nun hat
aber Dr. Jelinek kein Wort in dieser Beziehung geäuesert,
vielmehr gesagt, dass er die Gegend aus eigener Anschauung
nicht kenne und die Untersuchung der Kinder bei ihrer Rück¬
kunft keine Spuren von etwa überstandenem Fieber ergab.
Unterm 9. Februar erschien in den öffentlichen Blättern
und auch in unseren Mittheilungen am 19. Februar Nr. 5
eine Emanation der küstenländischen Statthal¬
terei, worin es heisst, dass auf der Insel Grado endemische
Fieber nie existirten und dass die wenigen, zeitweise daselbst
beobachteten Intermittensfälle arme Fischer betreffen, welche
an den sumpfigen Niederungen nächst Belvedere (am Fesfande
nördlich von Grado) hausen und von da aus ihr mühsames Ge^
werbe betreiben.
Vorsitzender ersucht nun den anwesenden Herrn Dr. von
Juriö, über diese Angaben eine Aeusserung abzugeben. Der¬
selbe erklärt, er könne nur wiederholen, dass der eigentliche
Badeplatz schön und durch den feinen Wellsand des Grundes
zum Baden sehr einladend sei, er habe erst körzlich von voll¬
kommen verlässlicher Seite erfahren, dass allerdings seit der
Zeit, als er dort gewesen, die Fieber auf Grado weit seltener
geworden sind und dass die Finanzwache aus Besorgnis vor
Einwirkung der Malaria daselbst nicht mehr so oft gewechselt
werden müsse, wie früher; wie er aber höre, werde dort
im August aus Furcht vor dem Fieber nicht mehr gerne ge¬
badet. Uebelstände seien aber die zur Zeit der Ebbe eintreten-
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den übelriechenden Ausdünstungen (auch in der Nähe des
Kinderasyls), der Mangel an Schatten und an gutem Trinkwasser,
was bei der dortigen Hitze im Sommer um so bedauerlicher
erscheine,
Auch sei damals, als er Grado das letzte Mal besuchte,
der Zustand der Aborte ein sehr schlechter gewesen.
Nach seiner Ansicht erfülle also Grado nicht die Bedin¬
gungen, die man an einen Gurort zu stellen berechtigt sei. Die
Ursache übrigens, wesshalb die Gesundheitsverhältnisse in letzter
Zeit sich daselbst gebessert, seien ihm unbekannt; vielleicht
werde er bald wieder Grado selbst besuchen und der Section
hierüber Mittheilung machen.
Vorsitzender bemerkt, dass nach den Angaben eines sehr
verlässlichen Kenners des Landes Görz und Gradisca des
emer. Präsidenten der k. k. statistischen Centralcommission,
C. Preiherrn von C zornig, in seinem 1873 in Wien er¬
schienenen Werke die südwestlichen Tiefebenen Gradisca’s, d. i.
die Niederungen von Monfalcone und Cervignano, Aquileja mit
inbegriffen, bis an die Küste theilweise, wenn auch minder als
früher von Wechselfiebern heimgesucht seien. Es rühre dies
daher, dass früher lange Zeit die ins Meer fallenden Ge-
wässer sich selbst überlassen, keinen geregelten Abfluss hatten,
stagnirten, ihr Wasser mit dem Meerwasser vermengten und
die Luft im hohen Grade verunreinigten. Unter der Kaiserin
Maria Theresia wurden zur Abhaltung des Meerwassers Dämme
gebaut, die Flüsse theilweise regulirt, ihre Ufer versichert und
dümpfe trocken gelegt. Später geschah wieder weniger für die
Assanirung der Gegend, in neuerer Zeit aber mehr. Diese In-
salubrität betrifft aber vorzugsweise nur die sogenannte Terra
ferma. —
Was das Trinkwasser auf Grado betrifft, so mag es
wohl, falls es ganz reines Cisternenwasser ist, relativ genügen,
allein gutes Quellwasser wird es nimmer ersetzen. Es sei in
den Regenwasser-Cisternen, die eben in jenen Lagunengegenden
eine Nothwendigkeit sind, die grösste Reinlichkeit zu beobachten,
die aber nach seinen Erfahrungen (wenigstens im Oriente) oft
im hohen Grade vermisst wird. Dort werde dieses übel¬
schmeckende Wasser meist nur mit Gitronensaft oder Wein
gemischt getrunken. Gutes Trinkwasser sei aber gewiss für ein
Kinderhospiz ein sehr wesentliches hygienisches Moment.
Vorsitzender erinnert sich einer vor Jahren stattgefundeuen
Berathung, wo es sich darum handelte, die herrliche, tropischer
Vegetation sich erfreuende, damals im Privatbesitze befind¬
liche Insel Lacroma in Dalmatien als klimatischen Curort zu
empfehlen. Nebst der unsicheren und beschwerlichen Verbindung
derselben mit dem allerdings sehr nahen Festlande war der
Hauptgrund, dass man sieh massgebenden Orts für jene Um-
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st<ung nicht aassprechen konnte, der, weil daselbst als Trink¬
wasser bloss Cisternenwasser vorhanden ist.
Hierauf referirte Herr Dr. H. Schandlbauer Namens
des hiezu gewählten Comitäs (Obmann Herr Director Dr.
C. Friedinger) über den Entwurf einer Petition an den h. Reichs¬
rath um Wiederübernahme der n. ö. Landesfindel¬
anstaltin di e Verwaltung des Staates, welche von
der Section einhellig angenommen wurde.
Schliesslich hielt Herr Dr. Schandlbauer den angekün¬
digten Yortrag über Asyle für Wöchnerinnen bis zur
Erlangung der Erwerbsfähigkeit, welchem eine Dis-
cussion folgte. Ueber beide Gegenstände bringen wir demnächst
Näheres.
Nächste Sitzung Mittwoch den 8. April 1885.
Die ausserordentliche Generalversammlung des
Collegiums
fand am 16. März d. J., 7 Ubr Abends, im Saale der k. k.
Gesellschaft der Aerzte, unter dem Vorsitze des Präsidenten,
Hofrath Dr. R. R. v. Schmerling statt. Nach Eröffaung der
Versammlung nahm Secretär Dr. Reitter das Wort zum
ersten Punkte der Tagesordnung in folgender Weise :
„Hoohansehnliohe Versammlung!
Am 23. d. M. begeht ein Mann sein SOjähriges Dootor-
Jubiläum, der unter den Gelehrten als unerreichter rhetorischer
Meister gilt, zn dessen Hörsaale während seiner Lehrthätigkeit die
Studenten und Aerzte mit Begeisterung strömten und dessen
Worten sie mit Bewunderung lauschten. Ebenso gross aber wie in
der Beredsamkeit, ist dieser Heros der Wissenschaft in der ana¬
tomischen Technik. Die von ihm dargestellten Präparate sind die
Werke einer genialen Künstlerhand, sie geben aber auch Zeugniss
von einer nimmer erlahmenden, ewig schaffenden Arbeitskraft. IJnd
was diese Arbeitskraft geschaffen hat in Wort und Schrift, ist ein
bleibender Besitz der Wissenschaft geworden.
Es gibt ausser Hyrtl keinen Anatomen, dessen Lehrbuch
eine so grosse Anzahl von Auflagen erreichte, von denen mehrere
erst nach seinem Abgänge von der Lehrkanzel erschienen und hoffent¬
lich noch erscheinen werden; der beste Beweis, dass das Gute un¬
vergänglich ist. Moleschott sagte bekanntlich von diesem Bnohe,
dass man es ähnlich, wie Goethe’s „Wilhelm Meister 41 alle paar
Jahre aufs Neue durchlesen müsse, um mit bereicherter Kenntnis®
und gereifter Erfahrung dem geistvollen Werke immer neue an¬
regende Seiten abzugewinnen.
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Was Professor Hyrtl in der descriptiven, topografischen und
vergleichenden Anatomie, was er als Gelehrter, Lehrer, Präparator,
Sprachforscher u. s. w. geleistet hat, ist Ihnen, hochverehrte Herrn
Collegen, einerseits bekannt und andrerseits würde meine Fähigkeit,
eine erschöpfende Darstellung zu geben, nicht ausreichen.
Aber, meine Herren, alle diese Eigenschaften Hyrtl’s sind
es nicht allein, die mich bewogen haben, dem Gescbäftsratbe des
Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums den Antrag vorzulegen :
Hofrath Prof. Dr. Hyrtl zum Ehrenmitgliede zu ernennen, son¬
dern seine seit Jahren dem Collegium dargebrachte Liebe und Hoch¬
achtung, seine wahrhaft rührende Humanität für unsere socialen
Institute.
Hyrtl ist immer der wahrhafte Freund und Wohlthäter
unseres Collegiums und wird es immer bleiben. Das Collegium hat
nun in dankbarster Anerkennung diesem echten Freunde und Be¬
schützer im Laufe der Zeit alle jene Ehrenbezeugungen erwiesen,
die es auszutheilen in der Lage ist. Ich erinnere an die Auf¬
stellung seiner wohl getroffenen Büste, die Prägung einer Hyrtl-
Medaille etc. Es bleibt uns nun nur eine Auszeichnung übrig, um
unserem so hochverehrten Mitgliede abermals unsere unwandelbare
Dankbarkeit und Hochachtung zu beweisen, ihm anlässlich des am
23. März 1885 stattfindenden 50jährigen Dootor-Jubiläums die
Würde eines Ehrenmitgliedes zu ertheilen.
Der Geschäftsrath bittet Sie, diesen Antrag anzunehmen.“
Die Versammlung erhob unter Beifall den Antrag des
GeschäftsratheB einstimmig zum Beschlüsse und wird das dies¬
bezügliche Diplom Herrn Hofrath Hyrtl am 23. März d. J.
überreicht werden.
Sodann referirte Primarius Dr. Hofmockl im Namen des
wissenschaftlichen Ausschusses betreffs der Frage der Sam¬
melforschung über Tuberculose. Das Referat, welches
einstimmig angenommen wurde, erscheint demnächst vollinhaltlich
in diesen Blättern.
Oie ordentliche Generalversammlung der Wltwen-
und Waisen-Societät
wurde am 2. März d. J. im Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte
unter dem Vorsitze des Präses Dr. Theodor Jurid von Lavandal
abgehalten. Nach Verificirung des Protokolles der Generalversamm¬
lung von 8. März 1884 erstattet der Vorsitzende den Geschäfts¬
bericht für das abgelaufene Jahr. Die Societät hatte am Schlüsse
des Jahres 1884 356 Mitglieder. Pensionen ä 660 fi. wurden an
131 Witwen und 3 Waisengruppen ausbezahlt. Das Gesammtver-
mögen, bestehend aus 5 schuldenfreien Wiener Häusern, Staatsobliga-
tionen, Staatslosen, Eisenbahnprioritäten, Wiener Communal - Anlehen,
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*■’ Pfandbriefen der öst-err. Bodencreditanstalt, verhypothecirten Darlehen
$ und Einlagen in die Escomptebank betrug 2,388.477 fl. 97 kr.
* nnd verzinste sich mit 5°/ 0 . Dr. Eisenschitz wünscht, dass die
1854er nnd 1860er Lose, die sich gering verzinsen, verkauft werden
nnd dafür sich besser verzinsende Papiere gekauft werden. Nachdem
die DDr. Hopfgartner, Reitter und L. Klein zu dieser
Angelegenheit gesprochen, wird der Antrag dem Ausschüsse zur Be¬
schlussfassung überwiesen. Dr. Hopfgartner erwähnt noch des
50jährigen Doctor - Jubiläums des Präses der Societät aus welchem
Anlasse der Gemeinderath dem Jubilar die grosse goldene Salvator-
Medaille verlieh, das von Künstlerhand geschaffene Bildniss des
Präses im Sitzungssaale zur bleibenden Erinnerung angebracht wurde
und Se. Majestät zu Folge Allerhöchster Entschliessung vom 30. Sep¬
tember 1884 dem Dr. Theodor Juiiö den Adelstand mit dem
Ehrenworte Edler und dem Prädikate von Lavandal allergnädigst
zu verleihen geruhte.
Dr. Hopfgartner erstattet sodann den Rechnungsbericht
und die von Professor Hessler verfasste wissenschaftliche Bilanz.
Nach dieser betrugen die Prämien-Reserven für versicherte Witwen -
und Waisen - Pensionen 1.007*097 fl., für laufende Witwen- und
Waisen-Pensionen 914.342. zur Sicherstellung einer Pension von
660 fl., der Reservefond betrug Ende 1883 336.237 fl. 46 kr., es
verbleibt somit ein Ueterschuss von 130.801 fl. 51 kr.; davon
wurden über Antrag des Ausschusses 10% dem Reservefond zuge¬
schrieben, so dass eine Ersparniss-Reserve per 117.721 fl. 36 kr.
für das Jahr 1885 übertragen wird. Nach Ertheilung des Absolu-
toriums und Genehmigung des Voranschlages für das laufende Jahr
wurde zu den Wahlen geschritten. Es wurden gewählt: zu Aus¬
schüssen die DDr. B a t s y und Spitzmüller; zu Ersatzmännern
die DDr. Heim und Redtenbacher und zu Censoren die DDr.
Fürth und W o 11 n e r.
Notizen.
Aaszeiehinng. Se. Majestät haben dem Polizeibezirksarzte Dr. Andreas
Schnitzler bei seinem Uebertritte in den Ruhestand den Titel eines kaiser¬
lichen Käthes allergnädigst zu verleihen geruht.
Ernennung. Dr. Friedrich Allmayer wurde zum Hofarzte ernannt.
UHterstätznngsinstitnt In der Generalversammlung des Unterstützungs-
Institutes am 16. d. M. wurden zu Ausschüssen die DDr. Gr über Alois,
Popper, R. v. Schneller, Schwarz Israel und zu Revisoren die DDr.
Fürtb, Heinemann und Klein Ludwig gewählt. — In der Ausschuss¬
sitzung am 10. d, M. wurden die DDr. Arthur Peohlaner und Josef K u-
binger als Mitglieder aufgenommen. — Der Vioepräsident des Collegiums
Prof. Dr. Eduard Albert hat dem Unterstützungsinstitute 200 fl. Noten¬
rente und Hofrath Prof. Dr. Theodor Meynert eine Silberrente von 100 fl.
gespendet.
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60
Einladung
%T zu der am
* * • Montage den 30. März 1885
. ^Abends halb 7 Uhr, im Sitzungs-Saale der k. k. Gesellschaft
* der Aerzte, I., Universitätsplatz 2,
f stattündenden
ordentlichen Generalversammlung
1 / des
V Wiener medic. Doctoren-Collegiums.
PROGRAMM:
I. Wahl: a) des Präsidenten und zweier Yice-Präsidenten auf ein Jahr;
b) des Secretärs- und Cassiers-Stellvertreters in einer Person
auf drei Jahre;
c ) von acht Mitgliedern des Geschäftsrathes auf die Dauer
von drei Jahren, und eines Mitgliedes auf die Dauer eines
Jahres (Ergänzungswahl);
d) von acht Mitgliedern des wissenschaftlichen Ausschusses
auf drei Jahre;
e) zweier Mitglieder der Verwaltung des Stifft’schen Fondes
auf Lebensdauer.
II. Lesung des Protocolles der letzten ordentlichen General¬
versammlung vom 31. März 1884.
III. Bericht des Präsidenten über die Thätigkeit des Wr. med.
Doct.-Coll. im Jahre 1884.
IV. Bericht des Cassiers über die Vermögens-Gebahrung im
Jahre 1884.
V. Beschlussfassung über den Antrag der Rechnuugs-Censoren
auf Ertheilung des Absolutoriums.
VI. Genehmigung des Voranschlages für das laufende Jahr und
Festsetzung des Jahresbeitrages für das Jahr 1886.
Mitglieder des Geschäftsrathes sind die Herren DDr: Adler Hans,
Adler Sigm., Anthofer, Bauer Moriz, Grüufeld, Heim, Hoffmann Adolf,
Kainzbauer, Kapper, Kernecker, v. Khautz, Kienast, Klein Ludwig,
Koller, Lerch Alex, jun., Löffler, Mittler Paul, Much, R. v. Schneller,
Turkiewicz, Winternitz D., Wollner.
Mitglieder des wissenschaftlichen Ausschusses sind die Herren DDr.:
Adler Hans, Prof Auspitz, Batsv, Bergmeister, Englisch, Fürth, Grünfeld,
Hajek, Hein Isid., Herz Max, Honnann E, Hofmokl, J arisch Adolf, v. Jurte
Gustav, Kumar, Prof. Mauthner, Prof. Neumann, Prof. Ob er st einer,
Prof. Reder, Redtenbacher, Prof. v. Rokitansky, Prof Schnitzler,
Prof. v. Schrötter, Wintemitz D.
Die Träger der mit gesperrter Schrift gedruckten Namen haben nach
§ 15 und 16 der Statuten auszutreten; sind aber wieder wählbar.
Der Sitzungssaal der k. k. Gesellschaft der Aerzte wird bereits um
6 Uhr Abends zum Behufe von Wahlbesprechungen geöffnet sein.
Hofr. Dr. R. R. v. Schmerling, Dr. Karl Reitter,
Präsident. Secretär.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin. Doct.-Coll. — Verantwortlicher Redacteur:
Pr. L. Hopfgartner. — GeseUsobafts-Buehdruekerei, Wien, III., ErdbergstrsMeS.
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XI. Bd. Ausgegeben am 2. April 1885
Är. 8
MITTHEILUNGEN
des
Wiener meOmuisciieü Doctoren-ColUiiinffls.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber big ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In*
lande S fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prftnumerirt in der Medioin. Buchhandlung Toeplitz & Denüeke
(vormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuschriften und Znseidungen an die Redaction: Wiel, Kanilei des Wieier med.
Doct.-Coll. und der Witwen- und Waisen-Sodetät, Rothenthurmstrasse 23.
Inhalt: Einladung. —- Generalversammlung des Unterstützungs-Institutes. — Ueber Anti“
septik beim Impfen. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 9. Fe¬
bruar 1886 von Dr. M. Bauer. (Schluss). — Bericht über die Frage der Sammelforschung
über Tuberculose. — Hyrtl-Jubiläum. — Ordentliche Generalversammlnug des Wr med.
Doct.-Coll. — Notizen.
Einladung
zu der
Mittwoch, den 8. Apr*i 1 1885
um 7 Uhr Abends,
in der
Kanzlei des Wr. med Doct.-Coll., I., Rothenthurmstrasse 23,
stattfindenden
Sitzii Ir kill for litt isitMsAo.
Programm:
Ueber die Resultate der neueren Untersuchungen
über Malaria. Von Herrn Dr. Hans Schöfer, k. k. Regimentsarzt.
Dr. Josef R. v. Schneller ,
Obmann.
Aerzten, auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind,
ist der Zutritt zu den Sitzungen der Section für öffentliche
Gesundheitspflege jederzeit gestattet.
Die nächste Nummer erscheint am 9. AprU 1885.
Hiezu eine Beilage.
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Die Generalversammlung des Unterstützungs-Institutes
fand am 16. März 1885, um 6 Uhr Abends, im Saale der
k. k. Gesellschaft der Aerzte unter dem Vorsitze des Präsi¬
denten Hofrath Dr. R. R. v. Schmerling statt. Nach Er¬
öffnung und Begrüssung der Versammlung verlas der Vor¬
sitzende folgenden Bericht:
Sehr geehrte Herren Mitglieder des Unterstützungs-
Institutes des Wr. medic. Doctoren-Collegiums!
Anlässlich des 25jährigen Bestehens und — wir dürfen mit
Genugthuung sagen — des Gedeihens unseres Institutes wurde eine
historische Darstellung der Entwicklung desselben, gegründet auf
genaues Actenstudium, von Herrn Dr. Alois Gruber verfasst und
an alle Mitglieder versendet.
Ebenfalls zur Festfeier wurde ein Bild, zusammengestellt aus
den Photographien der Gründer des Institutes, in dem Secretariats-
Zimmer des Collegiums zur Erinnerung angebracht.
Eine Anzahl von grossmüthigen Spenden ist auch anlässlich
der Jubelfeier eingelangt, so von den Herren DDr. Bastler,
Lancz von Lanczos-ker und Nusser je eine Silberrente
k 100 fl., von den Herren DDr. Hans Adler, Ferdinand Bern-
hart, Adolf Hoffmann und Eoblitz je eine Notenrente
k 100 fl., von Herrn Medicinalrath Dr. Aitenberger eine Noten¬
rente k 1000 fl., von Herrn Prof. Dr. Ritter von Brücke eine
ungarische Goldrente k 100 fl., von Dr. Johann Nep. von Hein¬
rich ein Creditlos, Nr. 43, Ser. 3817; ferner baar von Medic.
Drs. Gattin Frau Henriette Hoffmann 100 fl., Hofrath Prof.
Dr. Billroth 100 fl., Hofrath Prof. Dr. Carl Braun von Fern¬
wald 100 fl., Prof. Dr. Gustav Braun 50 fl., Prof. t Dr. Kainz¬
bauer 10 fl., Dr. Franz Koch 2 fl. und Prof. Dr. Monti 10 fl.
Ferner spendete Dr. Oscar Rom ich zwei Noten-Renten
k 1000 fl.
Indem ich im Namen des Institutes diesen edlen Spendern
bestens danke, bitte ich zum äusseren Zeichen des Dankes sich von
den Sitzen zu erheben. (Geschieht.)
Wie erwartet, waren die Aufnahmen in diesem Jahre gering.
Sie betreffen die DDr. Buchmüller, Maenner und Stern
Julius.
Durch den Tod entrissen wurden uns nebst dem allseitig so
hochverehrten, für das Institut seit langen Jahren so überaus
tbätigen Vicepräsidenten Dr. Preyss noch die Herren DDr. Hold,
Karväsy, Laäansky, Reis Sigm., Sch oder, Steininger
Julius, Wenzel Johann und Prof. Z e i s s 1.
Lassen Sie uns durch Erheben von den Sitzen das Andenken
dieser Collegen ehren. (Geschieht).
Der Stand der Mitglieder war am 31. December 1884 —273.
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0$
Das Gesammtvermögen betrug Ende December 1884 127.050 ft.
55 kr., wovon auf den Stammfond 81.324 fl. 48 kr. und auf den
disponiblen 45.726 fl. 07 kr. entfallen.
Seit dem Inslebentreten des Institutes am 6. Februar 1859
bis Ende 1884 wurde an dauernden und vorübergehenden Unter¬
stützungen ein Gesammtbetrag von 54336 fl. 54 1 /* kr. ausbezahlt,
wovon 4479 fl. 80 kr. an fünfzehn Petenten auf das Jahr 1884
entfallen.
Der Ausschuss hat acht Sitzungen abgehalten, in welchen die
Aufnahms- und Unterstützungsgesuche erledigt wurden ; ebenso
wurde eine Scontrirung der Handkassa vorgenommen urd dieselbe
richtig und übereinstimmend mit der Strazza gefunden, worüber das
Protocoll vorliegt; ebenso wurde in meiner Gegenwart und in An¬
wesenheit der Schlüsselbewahrer und Rechnungs-Censoren eine ein¬
gehende und vollständige Scontrirung und Durchsicht aller Effecten
vorgenommen und Alles in Ordnung gefunden.
Auf Grund dessen, und nachdem die Rechnung sammt allen
Belegen von den Censoren geprüft worden, hat der Ausschuss, ent¬
sprechend dem Anträge der Censoren, in dei Sitzung vom 10. März
dem Rechnungsleger, Cassier Dr. Reitter, das Absolutorium er-
theilt und bitte ich, dies zur Kenntniss zu nehmen.
Cassier Dr. Reitter verlas sodann den detaillirten
Rechenschaftsbericht (siehe Beilage), worauf die Wahlen vor¬
genommen wurden. Es wurden in den Ausschuss die DDr.
Gruber Alois, Popper, R. v. Schneller und Schwarz
Israel und zu Revisoren die DDr. Fürth, Heinemann und
Klein L. gewählt.
Ueber Antiseptik beim Impfen.
Yortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 9. Februar 1885
von Dr. Moriz Bauer.
(Schluss.)
Nach meinen Beobachtungen in den holländischen Impf¬
instituten, wo nur mittelst Stich geimpft wird, würde sich diese
Methode wegen der Kleinheit der Wunde und wegen der ge¬
ringen Ausdehnung der Pustel besonders empfehlen. Ich habe
auch in diesen Instituten, trotz der grossen Anzahl der Pusteln
auf jedem Arme, sehr gute Erfolge bei inässig starker Reaction
gesehen. Aber abgesehen davon, dass wir auf diese Methode
hier nicht eingerichtet sind, bedarf die conservirte Lymphe, die
bei uns zumeist gebraucht wird, einer grösseren Contactfläche,
wenn gute Erfolge erzielt werden wollen. Ich habe mir daher
ein Instrument coDstruirt, welches beide Yortheile möglichst ver¬
einen soll; es soll damit eine kleine runde Excoriation auf
der Haut hervorgerufen werden, die gross genug ist, um eine
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genügende Menge von Goccen aufzunehmen und doch keine zu
grosse Pustel bildet. Es ist, wie Sie hier sehen, eine Impf¬
spatel *) mit etwa ein Millimeter breiter Schneide, mit gut abge¬
stumpften Seitenrändern und etwa vier Millimeter breiter oyaler
Yerreibungsfläche und entsprechend langem Stiele ; das Instru¬
ment ist gut vernickelt und hat keine Fugen. Diese Spatel
wird bei der Verwendung mit der breiten Schneide senkrecht
auf die Haut aufgesetzt, und wird durch eine leichte, rasche
Drehbewegung eine je nach Eraftanwendung mehr oder weniger
tiefe runde Excoriation von kaum einem Quadrat-Millimeter
hervorgerufen. Es genügt schon eine leichte Drehung, um so¬
viel von der Epidermis abzuschürfen, dass das Rete Malpighii
erreicht wird. Eine tiefere Einwirkung ist nicht wünschens¬
werte Blutaustritt findet bei leichter Handhabung nicht statt
und die Haftung ist dieselbe wie bei dem Schnitte oder
bei linearer Abschürfung, die ebenfalls mit demselben Instru¬
mente ausgeführt werden können. Die Kinder reagiren dagegen
nicht mehr als gegen jedes andere Verfahren und verhalten sich
ganz ruhig; für Erwachsene ist die Impfung damit, wenn auch
nicht schmerzhaft, doch empfindlicher als der Schnitt.
Ich möchte ferner noch eine für uns neue Einführung
besprechen, die für die Durchführung der Antiseptik angezeigt
erscheint, nämlich die, nur einen Arm zur Impfung zu benützen.
Dieser Usus wird seit jeher von Dr. Voigt in Hamburg
geübt, und wie ich mich an den Impflingen daselbst überzeugte,
mit voller Berechtigung. Dr. Voigt setzt immer auf dem linken
Arme neun kleine Schnitte in je drei Reihen, und ich habe trotz
der grossen Anzahl der Pusteln keine stärkere Reaction ge¬
sehen, als etwa bei uns vorkommt. Dem Kinde erwächst daraus
der Vortheil, dass es auf einer Seite ruhig liegen kann und
dass die Pusteln vor äusseren Insulten besser geschützt werden
können, dem Arzte der Vortheil der rascheren Manipulation.
Ueber die zur Schutzkraft nöthige Anzahl der Insertionen
sind die Ansichten heute noch nicht geklärt. Burchart und
Devosky halten schon eine Pustel für ausreichend. Eulen¬
burg und S p a m e r meinen, dass die Schutzkraft der V accine
in bestimmter Beziehung steht zum Quantum der einverleibten
Lymphe, dass auch die Disposition hiebei massgebend ist und
dass Control-Impfungen vorgenommen werden sollen; Biedert
macht die Schutzkraft nicht von der Quantität, sondern von der
Qualität der Lymphe abhängig; von den meisten Autoren werden
sechs als ausreichend angesehen, obwohl einzelne bis zu 60
verlangen. In Holland sind je fünf Stiche auf jedem Arme
üblich, von welchen durchschnittlich 8 ] /a aufgehen. Bei einer
*) Das Instrument ist von Thürriegl angefertigt.
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Anzahl von unter fünf werden gewöhnlich am Revisionstage
Control - Impfungen vorgenommen, die manchmal noch einige,
aber mangelhaft entwickelte Pusteln liefern.
Ich habe bei dem Ihnen vorzuführenden Kinde mit meinem
Instrumente die bei uns übliche Zahl von vier Pusteln nur auf
dem linken Arme gesetzt und würde keinen Anstand nehmen,
auch enventuell mehr zu appliciren.
Das Impfinstrument muss vor dem Gebrauche in 5pro-
centiger Carbollösung gelegen sein.
Der Arm des Kindes wird mit 1 p/m Sublimatlösung ge¬
waschen und nach Einwirkung derselben durch einige Secunden
wieder abgetroeknet; auch Waschungen mit 3—5 Prooent Car¬
bollösung, letztere in gleichen Theilen Glycerin und Wasser
gelöst, wurden, ohne dass das Kind reagirte, gemacht und ohne
dass die Haftung der Lymphe beeinträchtigt worden wäre; ja
in einem Falle, wo ich zur Controle auf dem einen Arme Car-
bolwaschung vornahm und auf dem andern nicht, war unter
sonst gleichen Bedingungen die Impfung nur auf dem desin-
ficirten Arme aufgegangen.
Es werden nun in der oben angegebenen Weise auf dem
linken Arme eine beliebige Anzahl von Excoriationen gesetzt, die
Lymphe in entsprechender Quantität aufgetragen, mit der Spatel
gut verrieben, dann der äussere Oberarm mit einfacher oder
Carbol-Watta in breitem Umfange bedeckt und eine entsprechend
breite Gaze- oder Calicotbinde bis über die Schulter angelegt;
zur Fixirung kann man eine vom linken Oberarme über die
rechte Schulter führende einfache, oder eine über die linke
Schulter und unter dem rechten Arm führende Achter-Tour
anwenden, welche an der äusseren Seite des Verbandes endet,
worauf das Ganze an entsprechenden Stellen mit einigen Sicher¬
heitsnadeln befestigt wird; es können auch noch andere ganz ,
einfache Verbände in der Art von dreieckigen Tüchern oder
Schulterkappen, aus verschiedenen Stoffen und mit Bändern
versehen, verwendet werden.
Dieser Verband wird am vierten Tage abgenommen und
kann das Kind am fünften und sechsten Tage gebadet werden.
Zur Revision halte ich den sechsten Tag am geeignetsten.
Die Resultate der Haftung können schon sicher constatirt wer¬
den und gewöhnlich hat bis dabin auch keine Verletzung der
Pustel stattgefunden, so dass durch einen neuerlich angelegten
Schutzverband eine mechanische Reizung oder Infection derselben
verhütet werden kann; daneben ist aber dann noch eine zweite
Revision zwischen dem 10. und 12. Tage angezeigt.
Nach den statistischen Ausweisen von Rauchfuss kann
das Impf-Erysipel vom 1. bis 23. Tage der Impfung entstehen;
am häufigsten zwischen dem 9. bis 12, Tage, so dass schon in
Rücksicht auf diese Eventualität ein zweiter Controltag einge¬
führt werden sollte. Nach directen Mittheilungen des Herrn
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Directors Friedinger bestand unter seinem Vorgänger noch
die Uebung einer zweiten Controle am 12. Tag und in Baiern
vor Einführung des Impfzwanges eine solohe am Ende der
dritten Woche.
Für den achten Tag kann eine besondere Qualifioation
zur Revision nioht geltend gemacht werden, da er nur zur Con
statirung des Erfolges dienen kann und die Reaction noch nicht
auf ihrem Höhepunkte angelangt ist.
Ich halte überhaupt den Usus eines einzigen Revisions-
tages nicht für rationell, weil dem Impfarzte Gelegenheit zur
Beobachtung des ganzen Impfverlaufes gegeben sein soll.
Bei der Anlegung des Verbandes am sechsten Tage ist
darauf Rücksicht zu nehmen, dass beim Platzen der Pustel die
Watta leicht ankleben könnte und dadurch Veranlassung zu
mechanischem Reize gegeben wäre; diesem Uebelstande wird
abgeholfen, wenn man zwischen die Watta und die Pustel eine
massig dicke Lage von fein zerkleinertem Gazestoffe oder Charpie
(Häcksel) bringt, welches mit folgendem Pulver imprägnirt ist:
Zinci oxyd. 2, Acid. salicyl. 0.20, Alum. plum. 10; dieses Pulver
hebt die Reibung auf und hat eine trocknende Wirkung; haften
einzelne Fasern der Zwischenlage dennoch an der Pustel, so
findet doch wegen des lockeren Gefüges keine Zerrung statt.
Unter diesem Verbände vergrössern sich wohl die Pusteln,
aber sie zeigen, wenn er gut angelegt ist, ausser der legitimen
Areola keine andere Umgebungsröthe, welche nur durch
Reibung und mechanische Insulte hervorgeru¬
fen wird.
Die Pusteln sollen nicht geöffnet werden; ist es dennoch
zur Gewinnung von Lymphe unerlässlich, so geschehe dies nicht
nach dem siebenten Tage, wo auch schon unbedeutende Reize
. Reaction hervorrufen, und soll dabei in zartester Weise und mit
sehr seichten Stichen vorgegangen werden.
Bei der zweiten Controle ist die Häcksel-Zwischenlage zu
wechseln und verbleibt der Verband gewöhnlich bis zum Ende
der dritten oder vierten Woche, wo der Impfprocess be¬
endet ist; bei starker Absonderung aus der Pustel kann eventuell
eine nochmalige Erneuerung der Zwischenlage nöthig werden.
Die scheinbare Umständlichkeit des Verfahrens verschwin¬
det, wenn man einmal darauf eingerichtet ist und einige Uebung
besitzt; Vortheile dieser Methode sind, dass die Kinder selbst an
den Fiebertagen nicht übermässig unruhig sind, dass der Arzt
mit Sicherheit einen guten Verlauf der Impfung in Aussicht
stellen kann und dass durch die Beseitigung jener Nachtheile,
welche von den Impfgegnern geltend gemacht werden, die Be¬
theiligung des Publicums an der Impung sich voraussichtlich
immer reger gestalten wird.
Ich behalte mir vor, Ihnen über meine weiteren Erfahrungen
an einem reicheren Beobachtungsmateriale wieder Mittheilungen
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zu machen und möchte mir zum Schlüsse nur die Bitte erlauben,
dass jene Herrn Collegen, welche geneigt sind, Versuche nach
meinem Principe anzustellen, mich von ihren Beobachtungen
gefälligst in Kenntniss setzen mögen.
Bericht Uber die Frage der Sammelforschung Uber
Tuberculose,
erstattet vom wissenschaftlichen Ausschüsse des Wiener
medic. Doct.-Coll. in der ausserordentlichen General-Ver¬
sammlung am 16 . März 1885 .
Zu Beginn des Jahres 1883 hat die „British medical Asso¬
ciation* den Gedanken gefasst, verschiedene Krankheiten, wie Tuber¬
culose, Pneumonie, Syphilis, Gicht, acuten Rheumatismus und In¬
fluenza in Bezug auf ihre Entstehung, Ansteckung, Vererbung,
Heilung etc. näher, als dies bisher geschehen ist, zu ergründen,
und glaubte dies dadurch zu erreichen, dass sie an alle ihre Mit¬
glieder diesbezügliche schriftliche Fragen richtete. Durch die ge¬
naue Beantwortung derselben glaubte die Gesellschaft ein so grosses
statistisches Material zu gewinnen, dass daraus dann gewisse
Schlüsse für die nähere Erkenntniss dieser Krankheiten gemacht
werden könnten.
Es wurden auch zu Anfang des Jahies 1883 solche Frage¬
bogen betreffs der Tuberculose an sämmtliche Mitglieder der „Bri¬
tish medical Association“ versendet. 1078 Antworten sind erlangt
worden. 673 davon waren einfach mit „Nein“ bezeichnet, von dem
Reste waren 261 bestätigende, 105 negative und 39 zweifelhafte
Beobachtungen.
Im gleichen Sinne liess auch der Verein für innere Medicin
in Berlin einen ähnlichen Fragebogen bezüglich der Tuberculose
an seine Mitglieder circuliren.
Auf dem im August 1884 in Kopenhagen abgehaltenen inter¬
nationalen medic. Congress wurde desgleichen die Wichtigkeit der
Sammelforschung anerkannt und ein Comite ad hoc eingesetzt.
In Oesterreich wurde diese Frage schon im October 1883
durch Prof. Schnitzler in der medic. Presse angeregt und am
14. October 1883 erschien in diesem Blatte ein Quästionär über
die Heredität, Contagiosität und Heilbarkeit der Tuberculose, welches
die Aerzte aufforderte, die im Questionär vorliegenden Fragen zu
beantworten.
Es sind circa 50 Antworten im Ganzen aus den verschie¬
denen Theilen Oesterreichs und eine aus dem Auslande eingelaufen,
— eine für Beantwortung so wichtiger Fragen gewiss viel zu
kleine Zahl.
Im April 1884 forderte daher Prof. Schnitzler bei Gelegen¬
heit der Tuberculosendebatte das med. Doct.-Coll. auf, sich als Cor¬
poration dieser wichtigen Frage anzunehmen, und es wurde daselbst
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der Beschluss gefasst, die weitere Erörterung der ganzen Angele¬
genheit dem wissenschaftlichen Ausschüsse dieses Collegiums zu
übertragen.
Dieser Ausschuss wählte zu dem Behufe ein Comitd, welches
nach mehrmals abgehaltenen Sitzungen, auf Grund eines vom Herrn
Primarärzte Dr. Hofmokl erstatteten Referates, zu Schlussfol¬
gerungen gelangte, welche in folgenden Anträgen gipfeln:
1. Die Sammelforschung über die Tuberculose soll mit allen
möglichen Mitteln und im grösstmöglichen Masstabe angestrebt
werden.
2. Die Art der Sammelforschung geschieht durch kurze und
fachgemässe Beantwortung eines eigenen, vom Comite ad hoc ver¬
fassten Fragebogens.*)
3. Die Versendung dieser Fragebögen an die einzelnen prac-
tichen Aerzte geschieht im Wege der ärztlichen Verbandsvereine
der diesseitigen Reichshälfte. Der Zweck dieses Modus ist der,
* Das Formulare eines solchen Fragebogens lautet folgendermassen:
I. Angaben, welohe ant den Kranken selbst Bezug haben.
1. Des Kranken Name (oder dessen Initiale), Gesohleoht, Alter, Stand, Be¬
schäftigung, Lebensweise, Wohnort und Wohnung.
2. Ueberstandene Krankheiten vor dem Auftreten der Tuberculose.
3. Dauer der Krankheit.
4. Begründung der Diagnose, mit möglicher Angabe, welohe Organe tuber-
culos erkrankt sind.
6. Verlauf und Ausgang.
II. Zur Heredität der Tuberoulose des Kranken.
1. Gegenwärtiges Alter des Vaters, der Mutter.
2. Sind, resp. waren die Eltern blutsverwandt?
3. Welche Krankheiten (Pneumonie, Pleuritis, Emphysem, Scrophulose, Syphilis,
Rhaohitis, Keuchhusten, Masern, Diabetes, Nervenleiden und Knoohen-
krankheiten) überstanden die Eltern des Patienten vor und nach der Ver¬
ehelichung?
4. Wann und woran sind eventuell die Eltern des Patienten gestorben?
5. Welohe Krankheiten und Todesursachen kamen unter den nächsten Ver¬
wandten des Patienten vor?
III. Zur Contaglosltät der Tuberoulose des Kranken.
1. Wann und woduroh (ob durch Personen, durch Nahrung, wie Milch
schwindsüchtiger Ammen, perlsüchtiger Thiere u. dgl, durch Wohnung,
Kleidung, Bett etc.) soll die Uebertragung der Tuberoulose stattgefunden
haben ?
2. Wann zeigte sich die Tuberorlose deutlich bei der inficirenden Person und
nach welcher Zeit des Contaotes mit derselben erkrankte die inficirte Person ?
3. Sind andere Entstehungsursaohen entschieden auszusohliessen ?
IV. Zur Heilung der Tuberculose des Kranken.
1. Seit wann oder wie lange wird ein Stillstand oder eine Heilung der
Tuberculose beobachtet, und durch welohe klinische und physikalische
Erscheinungen kann dies begründet werden?
2. Welohe Ursachen sind es, welohe mit Wahrscheinlichkeit die Heilung
herbeigeführt haben (ob klimatische Ourorte, Medicamente, Wechsel des
Wohnortes, Aenderung der Lebensweise etc.)?
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damit diese Fragen in den Vereinsversammlungen des öfteren be¬
sprochen werden und dadurch eine regere Theilnahme unter den
einzelnen Mitgliedern geweckt werde, als dies bisher geschehen ist;
4. Die schriftliche Beantwortung der Fragebögen kann von
den einzelnen Mitgliedern geschehen, entweder auf dem directen
Wege an das Centralcomitö für Sammelforschung in Wien (Prof.
Schnitzler), oder durch den Vorstand des betreffenden Vereins¬
verbandes.
5. Practischen Aerzten, welche keinem Vereinsverbande an¬
gehören; werden auf Verlangen vom Central-Comitö direct die Frage¬
bögen zugesendet.
6. Da zur Lösung der ganzen Frage es gewiss von hoher
Wichtigkeit wäre, dass die Beantwortung derselben Fragebögen auch
von den öffentlichen Staats- und Landes-Krankenanstalten geschehe,
so wäre dies am geeignetsten im Wege der diesen Anstalten Vor¬
gesetzten Behörden anzustreben.
Das Ceiitral-Comitö
für Sammelforscbung über Tuberoulose in Wien,
I., Bothenthurmntrase 23. Kanzlei des Wiener med. Dont.-Coll.
Hyrtl-Jubiläum.
Am 23. März d. J. waren es 50 Jahre, dass Prof. Hyrtl
den medicinischen Doctorgrad erlangte. Es ist wohl selbstverständlich,
dass die grosse Zahl Reiner Schüler und Verehrer, die Gelehrten
aller Länder, academische Körperschaften und wissenschaftliche Ge¬
sellschaften, Städte und Gemeinden die Gelegenheit benützten,
um den greisen Gelehrten mit Anerkennung und Ehren zu über¬
schütten.
Von den vielen Deputationen erwähnen wir die von Eisen¬
stadt, der Geburtsstadt Hyrtl’s, die von Perchtholdsdorf und Otta¬
kring, deren Ehrenbürger der Jubilar ist, die der zoologisch -
botanischen Gesellschaft, der Aerztevereine von Baden und Oeden-
burg; ferner die Deputation des academischen Senates und des
Wiener medicinischen Professoren-Collegiums, bestehend aus dem
Rector Prof. Dr. Zschokke, Decan Prof. Dr. Vogl, Prodecan
Prof. Dr. G. Braun und Hofrath Dr. Meynert.
Rector Zschokke richtete an Hyrtl eine lateinische An¬
sprache folgenden Inhaltes:
„Der aoademisohe Senat hat mich in inniger Verehrung für den ehe¬
maligen berühmten Lehrer und Reotor, welcher die Universität gerade vor
zwanzig Jahren bei ihrer 500jährigen Jubelfeier so würdig vertreten, beauf¬
tragt, ihm zu seinem heutigen Ehrentage die ergebensten Glückwünsche
zu überbringen. Zehn Lustren sind bereits vergangen, dass die Alma mater
die Laurea des Dootorhutes auf das Haupt des greisen Jubilars gelegt. Mit
wenigen Worten lassen sich die zahllosen Werke, die Sie als Gelehrter durch
Wort, That und Schrift zur Ehre der Universität geliefert, nioht schildern.
Es gereicht mir zur Ehre, der Dolmetsch dieser aufrichtigen Gefühle zu se in
und ich knüpfe daran die Wüosche: Gott wolle Sie noch recht viele Jahre
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erhalten, auf dass das Bewusstsein Ihrer verdienstvollen Thaten die übrigen
Jahre Ihres Greisenalters versüsse ! a
Hyr tl umarmte tief ergriffen den Sprecher, und dankte,
natürlich gleichfalls lateinisch, folgendermassen;
„Es gereicht mir zur grössten Ehre und Freude, dass der aoademisohe
Senat auch in meiner stillen Zurückgezogenheit an mich gedacht und dass
der Kector der Universit&t selbst sich zu mir hieher begibt. Es ist mir dies
der sicherste Beweis, dass ich — wenn man jetzt noch meine Mühen und
Arbeiten anerkennt — als Professor nicht umsonst gearbeitet habe. Ich habe
stets mit warmer Liebe und Verehrung der Alma mater gedient und wünsche
von Herzen, dass dieselbe immer mehr erstarke, blühe und gedeihe und dass
jedes Ungemach ihr ferne bleiben möge. Ich bringe mein Hoch aus auf die
Alma mater, auf deren geehrten Senat, seinen ehrwürdigen Rector, die
Professoren und die aoademisohe Jugend ! Ä
Decan Prof. Dr. Vogl überreichte nun das Jubiläumdiplom
der Wiener medicinischen Facultät.
Sodann erschienen nebst anderen noch die Deputationen des
medicinischen Unterstützungsvereines und des Deutsch-österreichischen
Lesevereines.
Auch die Verlagsbuchhandlung Braumüller hatte dem Jubilar
eine freudige Ueberraschung bereitet, indem sie die 18. Auflage
von Hyrtl’s Anatomie veranstaltete.
Nachmittags kamen die Deputationen des Wr. med. Doct. Coli,
des Pensions-Institutes und der ärztlichen Bezirks-Vereine, und
zwar: Vicepräsident Dr. Hopfgartner (Dr. R. v. Schmerling
war dienstlich verhindert und Prof. Albert verreist), Secretär-
Stellvertreter Dr Batsy (Secretär Dr. Reitter war durch seine
Reconvalescenz verhindert) und die DDr. Hans Adler, Bauer,
Grünfeld, Heim, Heinemann, Hoffmann Adqlf, Hru-
besch, Kainzbauer, Kapper, Kernecker, v. Khautz,
Kienast, Koller, Kramer, Löffler, Mittler, Pernitza,
Pfleger Ludwig, Popper, R. v. Schneller, Scholz Josef und
Wo 11 ner. Der ersteren Deputation hatte Stadtphysikus Dr, Käm¬
merer sich angeschlossen.
Vicepräsident Dr. Hopfgartner, welcher die Deputation
des Wr. med. Doct.-Coll. führte, hielt folgende Ansprache:
Hochverehrter Herr Jubilar! Als ich am 8. Deoember 1880
die Ehre und das Glück batte, als Vertreter des Wiener medicinischen Doc-
toren-Collegiums Sie, hochgeehrter Herr Professor, begrüssen zu dürfen, aus
Anlass des in Körper- und Geistesfriscbe erreichten 70. Lebensjahres, da
lautete beim Abschied allgemein der begeisterte Wunsch „Auf Wiedersehen
beim 50jShrigen Doctor-Jubiläum. Zu unser Aller Freude ist dieser Wunsch
heute in Erfüllung gegangen.
Abermals ist mir die ehrenvolle Aufgabe zu Theil geworden (wegen
dienstlicher Verhinderung des Präsidenten), Ihnen, theuerster Gönner und
Freund des Wiener med Doct.-Coll., Namens dieser Körperschaft, am heu¬
tigen Fest- und Jubeltage die ergebensten, aufrichtigsten, innigsten Glück¬
wünsche darzubringen.
Mögen auoh am heutigen Tage glänzendere Namen, illustre Corpo-
rationen, berühmte Gelehrte ihre Gratulationen achtungsvollst dargeb rächt
haben, eine innigere Verehrung, eine grössere Liebe können sie nicht auf¬
weisen, als die unserer bescheidenen Institution.
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Mögen Andere in Ihnen, würdigster Jubilar, den Gelehrten, den For-
scher, den Anatomen, den Künstler, den Linguisten, den Redner u. s. w.
preisen und ehren, für uns sind Sie noch viel mehr, denn Sie sind unser
Gönner und Freund.
Die Erinnerung dieser unserem Collegium so gütig und so liebens¬
würdig bewiesenen Gunst, der liebevollen Theilnahme an unseren Instituten
wird nicht blos in scriptis fortleben, sondern lebendig sich fortpflanzen, so
lange der Name Hyrtl genannt wird, und das wird ewig geschehen.
Zum bleibenden Zeichen der ausserordentlichen Hochachtung,
Verehrung und Liebe zu unserem berühmten, hochherzigen Freunde hat
das Wiener medioinische Doctoren-Collegium Sie znm Ehrenmitgliede er¬
nannt und darüber diese Urkunde ausgestellt
Der Text des künstlerisch ausgefertigten Ehrenmitgliedsdiploms
lautet:
„Das Wr. med. Doct. Coli, hat Herrn Hofrath Prof. Dr. Jos. Hyrtl
zur Feier Beines 50jährigen Doctor-Jubiläum« wegen seiner ausserordentlichen
Verdienste auf dem Gebiete der Wissenschaft und Humanität, speoiell aber
für seine zu allen Zeiten bewiesene besondere Liebe und Vorsorge für das
Collegium in der ausserordentlichen Generalversammlung am 16. März 1885
zum Ehrenmitgliede ernannt.“
Hyrtl dankte tief bewegt in längerer Rede, die hauptsächlich
in folgenden Sätzen gipfelte: Er sei ein alter, einsamer Mann, der
vergessen von der Welt seine Auflösung erwartet, ein morscher
Stamm stehe er da, bis der letzte Windetoss ihn fällt. Wenn etwas
in diesen trüben Umständen geeignet ist, noch Leben und Freude
in ihm zu erwecken, so sei es die Anerkennung seiner geringen
Verdienste, die einem so Unwürdigen von einer so alten, hochan-
sehnlichen Körperschaft, wie das Wiener medicinische Doctoren-
Collegium, welches eine so grosse Zahl tüchtiger und ausgezeichneter
Männer in sich fasst, zu Theil geworden ist. Er schildert die
Verdienste der practischen Aerzte um die leidende Menschheit,
preist den ärztlichen Stand als den höchsten und schliesst mit der
Bitte, den sämmtlichen Collegen seinen Dank auszudrücken und
ihm ein freundliches Andenkeu zu bewahren.
Hierauf überreichte der Präsident des Pensions - Institutes
Dr. Hans Adler das Ehrenmitgliedsdiplom. Der Wortlaut desselben
ist folgender:
„Das Pensionsinstitut des Wr. med Doct.-Coll. hat in seiner am 20.
März 1885 abgehaltenen VIII. ordentlichen Generalversammlung beschlossen,
Sr. Hoch wohlgeboren den Herrn Dr. Josef Hyrtl, k. k. Hofrath und Pro¬
fessor, wirkliches Mitglied der Academie der Wissenschaften, Ritter hoher
Orden etc., zum Ehrenmitgliede zu ernennen, was durch dieses Diplom beur¬
kundet ward.
Indem das ergebenst gefertigte Präsidium sich beehrt, diesen von der
Generalversammlung gefassten Beschluss mitzutheilen, kann es sich nicht
versagen, Ihnen, hochgeehrter Herr Hofrath, namens des Pensions-Institutes
zur seltenen Feier Ihres heutigen 50jährigen Doctor-Jubiläums die aufrichtigsten
und hochachtungsvollsten Glückwünsche darzubringen.
Der geniale Arzt und Forscher, der grosse Anatom, der unübertroffene
Lehrer, der gefeierte Redner, der gelehrte Schriftsteller, der wohlwollende
Freund des Wr. med. Doot.-Coll., der grossmüthige Wohlthäter, Gründer
und jetziges Ehrenmitglied unseres Pensions-Institutes, unser Allen unerreich¬
bares Vorbild Hyrtl lebe hoch!“
72
Hy rtl dankte, indem er sagte, er freue sieh, einem so wohl¬
tätigen Institute anzugehören, er beglückwünsche die Mitglieder
zu dem bisherigen schönen Erfolge und er hege nur den Wunsch,
dass das Pensions-Institut durch die Stürme, die sicher kommen
werden, in seiner wohltätigen Wirksamkeit nicht gehemmt und
erschüttert werde.
Hierauf beglückwünschte die Deputation des ärztlichen Ver¬
eines der südlichen Bezirke Wiens den Jubilar. Obmann Dr. Scholz
hielt folgende Ansprache:
„Hochgeehrter Herr Professor! Vor Jahren, als wir noch auf
den Schulbänken vor Ihnen sassen, hatten wir wenigstens 5mal in der Woche
das Vergnügen, Sie zu sehen und Sie zu hören.
Immer seltener werden jetzt die Gelegenheiten, bei denen wir vor 8ie
hintreten können und uns freuen an Ihrem Anblick, an Ihrer Bede, um
Ihnen wieder die Versicherung unserer Dankbarkeit, unserer Anhänglichkeit
zu geben.
Heute vor 50 Jahren sind Sie Dootor geworden — eine schöne Spanne
Zeit — auch wir sind Dootoren geworden, es ist freilich noch nicht so lange
her, aber ein Hy rtl ist Keiner yon uns geworden und wird es auch nicht
— auch nicht nach hundert Jahren. — Das Dootorat, für Viele das Endziel
ihres Strebens, war für Sie nur eine untere Stufe, von der aus Sie durch
rastlose Arbeit Tag und Nacht, Jahre hinduroh eine Höhe persönlicher und
wissenschaftlicher Vollendung erreichten, wie sie nur wenigeu Sterblichen
gegönnt ist. Nicht reden will ioh hier von Ihren wissenschaftlichen Leistungen,
nicht von Ihrer Kunst in der Anatomie, das predigen in allen Zungen der
gebildeten Welt Ihre Werke, das lehren in allen anatomischen Cabineten
Ihre unerreichten Präparate.
Aber reden will ich von Ihrer Kunst des Lehrens, wie Sie es ver¬
standen, dem spröden Stoffe Leben einzuflössen, wie Sie es verstanden, den
trockensten Gegenstand interessant zu maohen, wie Sie, ein Dichterim Fluge
Ihrer Gedanken, ein Künstler in der Gestaltung des Lehrstoffes, ein Meister
der Bede, der seinesgleichen nicht findet, herrschten über Inhalt und Form
wie ein König in seinem Beiche, die Schätze Ihres Wissens vor uns dummen
Jungen ausbreiteten und uns theilnehmen Hessen an Ihrem unerschöpflichen
Beiohthume.
So haben Sie die Begeisterung für unsere Wissenschaft in uns geweckt,
welche heute noch vorhält und uns die Lasten unseres Berufes ertragen hilft.
Darum sind Sie uns unvergesslich, darum freuen wir uns, wenn wir
wieder zu Ihnen kommen, darum hängen wir Ihnen an, jetzt wie vor Zeiten.
Es ist eine alte Geschichte — sie klingt schon fast wie ein Märchen
— wie ein gewaltiger Herrsoher eine mäohtige Handelsstadt lange vor der
Hansa, wenn ich mioh reoht erinnere, hiess sie Barmen, bekämpfte, eroberte
und dem Erdboden gleiohmaohte. Nur die Mauern des Domes blieben stehen.
Als nun der Herrscher durch die trümmererfüllten, rauchenden Hallen schritt,
sohrieb er an die Wand: „Vestigia leonis . M Und diese Worte sollen Jahr¬
hunderte lang stehen geblieben sein.
Anders Sie, Herr Professor! Ein Löwe auf Ihrem Gebiete, zerstörten
Sie nicht, Sie bauten auf. Sie legten in unseren Herzen den Grund zum
Tempel der Wissenschaft, Sie entzündeten die heilige Flamme der Liebe zum
Lernen und Wissen, die heute noch nioht erloschen ist.
Auch über uns Bind schon die Jahre gekommen, unsere Haare werden
grau, unser Scheitel kahl, aber Ihre Worte sind in uns noch unvergessen,
Ihre Lehre noch immer lebendig — Vestigia leonis.
Als wir zuletzt vor Ihnen standen, konnten wir uns niohts besseres
wünschen, als dass es uns nooh oft vergönnt sei, zu Ihnen zu kommen. Auoh
heute sagen wir das Gleiche: bleiben Sie uns noch lange erhalten, rüstig
und munter an Geist und Körper.
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73
Wir, ein Verein praotisoher Aerzte, können Ihnen nichts bieten an
Ehre und Würden, aber unsere Dankbarkeit, unsere Anhänglichkeit und
unsere Verehrung bringen wir Ihnen, diese werden wir Ihnen bewahren fort
und fort, und diese Versicherung bitten wir Sie von uns freundlich entgegen¬
zunehmen, M
Dr. v. Khautz verlas die lateinische Adresse der Aerzte
Steiermarks, auf welche Hyrtl lateinisch in seiner gewohnten
clasßischen Weise antwortete.
Dr. Löffler sprach für den ärztlichen Verein des dritten
Bezirkes. £r sagte:
„Wir Aerzte, die wir im Allgemeinen als Materialisten verschrieen
sind, haben uns die Ideale unserer Jugend und das Gefühl für alles Edle
und Erhabene zu bewahren gewusst. Ein solches Gefühl ist es auch, welches
uns heute hier zusammengeiührt hat, das Gefühl der Liebe, der Verehrung
und Dankbarkeit für unseren edlen und erhabenen Lehrer und Meister.
Wenn man fragt, warum wir und Alle, die das Glück hatten, Ihre Schüler
zu sein, Ihrer in unwandelbarer Liebe zu gedenken, so ist die Antwort
darauf, weil Sie unsere erste Jugendliebe gewesen sind.
Als wir in einem Alter, in welohem man am empfindlichsten ist für
das begeisternde Wort, in das Studium der Medioin eintraten, da waren
Sie es, hochgehrter Herr Professor, der uns mit Ernst und doch wieder
mit heiterem Sinne empfangen hatte und der es, wie kein Zweiter, die Be¬
geisterung für unsere Wissenschaft in unseren Herzen anzufaohen, verstan¬
den hat. Und darum lieben wir Sie.
Wir verehren in Ihnen die Zierde der Wissenschaft, der Wiener
Schule und des Vaterlandes, und wir sind dankbar dafür, dass es uns
vergönnt war, Sie gehört zu haben und heute wieder in unserer Mitte zu
sehen
Möge unser Wunsch in Erfüllung gehen, dass es Ihnen noch lange
vergönnt sein möge, auf Erden zu wandeln. u
Prof. Kainzbauer sprach namens des Vereines der Aerzte
des I. Bezirkes in wenigen schlichten Worten.
Hy rtl dankte kurz jedem einzelnen Redner und zum Schlüsse
Allen insgesammt in der herzlichsten Weise.
Bei dem hierauf stattfindenden Festmahle sprach Vicepräsident
Dr. Hopfgartner den ersten Toast auf den Jubilar, als Freund
und Gönner des Collegiums. O.-S.-R. Dr. R. v. Schneller sagte
in Hinweisung auf die zahlreichen Auflagen von H y r t l’g Anatomie,
er sei so glücklich, Hyrtl 50 Jahre zu kennen, er müsse aber
bekennen, dass ihm der Jubilar ganz wie eine unveränderte Aus¬
gabe von damals erscheine. Er habe ihn, als Hyrtl noch Prosector
war, als Lehrer gehabt und er erinnere sich noch mit Begeisterung
an dessen anregenden Vortrag, sowie an die wunderbare Präpa¬
rationsmethode, er habe die Anatomie zu einer wahren scientia
amabilis gemacht. Sechzehn Jahre später, als Decan des Doc-
toren - Collegiums der Wiener medicinischen Facultät, habe ihn
Hyrtl in das bis dahin noch von wenigen betretene Heiligthum
des Museums für vergleichende Anatomie geführt und da sei er ent¬
zückt gewesen von der Fülle und Schönheit der Präparate, sowie
von dem ästhetischen Sinne in der Aufstellung. Er erhebe daher
sein Glas auf Hyrtl, als virtuosen Techniker und unerreichten
Künstler in der Darstellung anatomischer Präparate.
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74
Es sprachen noch Dr. Grünfeld auf die BibliothekaHyrt-
1 i a n a, Dr. Scholz auf die alte medicinische Schule und deren
Vertreter Hyrtl und Dr. Popper auf die ars medica.
Hyrtl, der den ganzen Abend trotz der Strapazen des heu¬
tigen Tages bei vortrefflicher Laune war, hielt zum Schlüsse mit
dem ganzen Zauber seiner Rhetorik folgenden geistvollen Trink¬
spruch :
„Die geistige Ueberlegenheit eines Staates, und nur diese ist der
Masstab für die Schätzung und Beurtheilung seiner Macht; denn Macht ist
an sich nichts Grosses und niohts Edles; sie kann es erst werden duroh die Art
ihres Gebrauches, wenn dieser duroh den Geist der Intelligenz getragen und
geleitet wird. Ohne diesen Geist kann die Macht wohl die halbe Welt
erobern, aber beglücken kann sie dieselbe sioher nicht; das hat der leuch¬
tende Finger der Weltgeschichte zu allen Zeiten aufgezeiohnet. Nicht duroh
seine Millionon Soldaten, nicht duroh den Reiohthum an den fürchterlichsten
Zerstörungsmitteln des Krieges, nicht duroh den Schatz der Staatsschulden,
ebensowenig als duroh die Praoht seiner Paläste soll der Kaiserstaat eine
Grossmacht werden, er soll es werden duroh den geistigen Aufschwung, ohne
welchen es niohts Grosses gibt auf Erden. Dass dieser Aufschwung von den
Sohulen, in erster Linie von den Hochschulen ausgehen muss, wer wollte es
bezweifeln ? — Wenn sie neben dem Zwange des Lernens auch die Entwick¬
lung des Denkvermögens in’s Auge fassen, wenn man sie nicht als Mitthei-
lungs-Anstalten des Wissens betrachtet, sondern wenn sie als Sohulen der
Charaktere jenes Geisteslioht ausstrahlen, welches unser heissgeliebtes Vater¬
land von der Demüthigung befreit, sich gelehrte Männer, Professoren, Prä¬
sidenten der Aoademien der Wissenschaften unter den Ausländern suchen
zu müssen, und es vielmehr unter den Söhnen des Landes die Besten und
Würdigsten finden lässt.
An die Männer und die Jünger der Wissenschaft richtet sioh die Hoff¬
nung, dass dieser geistige Aufschwung sich verwirkliche, wenn sich zur Kraft
auch der Wille gesellt, hoffend und vertrauend auf den mäohtigen Genius,
der über den Menschen waltet.
Und so erhebe ich mein Glas auf den geistigen Aufschwung
in Oesterreich!“
Endloser Jubel und Beifall folgte diesen mit hehrer Begeiste¬
rung und jugendlichem Feuer gesprochenen Worten, und beim Ab¬
schiede war der Wunsch ein allgemeiner, recht bald den „Einsiedler
von Perchtoldsdorf “, den alten, doch ewig jungen Hyrtl, den un¬
vergessenen Lehrer und Freund, wiederzusehen.
Prof. Hyrtl sendete dem Collegium folgendes Dankschreiben:
Inclyto Medicorum Viennensinm Collegio Salntem.
Spectabiles, Amplissimi, Meritissimi, Viri.
Non qui diu, sed qui utiliter vixit, is bene vixisse dicendus
e8t. Vita longa, quae labentibus annis sponte venit, inglorium
naturae donum est; — vitam utiiem autem, quae aliis inserviendo
consumitur, summa laude dignam esse, mecum omnes consentiunt.
Medicorum vita, quae ad levandam mortalium miseriam diu
noctuque excubat, cum gloria brevis esse solet, paucique quibus
semisaecularis viret Laurus Apollinea! Ex quorum numero me
quoque esse, raro Superum favore mihi contigit. Decem abhinc
lustris, Doctoris medicinae gradum nactus fui. Diem festum, qui
tantum mihi tulit honorem, post seculum dimidium senis oculi
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renascentem aapiciunt. Salve Bis redivivum jubar, aeternae noctis
umbra brevi extinguendum! Luci tuae splendorem addant amicorum
et collegarum laeta faustaque vota, ore et calamo undique ad me
delata. Inter quos favoris et benevolentiae dulcea nuncios, Vestrae
ad me datae gratiosae literae, quibus me in numerum Sociorum
Vestrorum, honoris causa electorum, adscriptum esse comperi, primum
tenent locum.
Dignemini itaque Collegae amicissimi, me non ex more, sed
ex animo, subjectissimae devotionis officium scriptis agere verbis,
gratasque meas, imo pectore surgentes, prothyme accipite.
Opto et exopto, ut Supremus re rum humanarum Arbiter, Yos
cunctoa omni prosperitate et vitae decore, meritorum Vestrorum
digno premio, cumulare velit.
Valete et in posterum favete
Vestro addictissimo
Dabam in Foro Sancti Bertoldi Jos. Hyr11.
IX Calendarum Aprilis
MDCCCLXXX V.
Dem Pensions-Institute dankte Prof. Hyrtl in folgendem
Schreiben:
Spectabiles, Clarissimi, Meritissimi Collegae!
Quum ea dona mortalibus gratissima esse soleant, quae inex-
pectata offeruntur, ita mihi quoque nihil jucundius evenire potuit,
quam a Vestro laudabili et summe benefico Instituto in numerum
sociorum honoris causa electorum, adscriptum fuisse. Gratiosis et
amicis Diplomatis Vestri verbis, me valdopere commotum sentiens
grates meas non ex more sed ex animo manantes obsequiose Vobis
persolvo, simulque exopto, ut salutaria et liberalia Vestra conanima
ad levandas Collegarum senio confectorum curas, faustissimo coro-
nentur effectu.
Valete et favete semper Vestro
Jos. Hyrtl
(fere ooeous, ideo verborum parons)
Ccallegii medici Viennensis Inclyto praebendorum annuorum pro Collegia
Veteranis.
Prof. Hyrtl hat sich auch bei Gelegenheit der Feier seines
5C^jährigen Doctor-Jubiliäums neuerdings als hochherziger Gönner
de^ Collegiums und dessen wohlthätiger Institute erwiesen. Er spen¬
dete nämlich dem Unterstützungs-Institute und dem P e n-
%\^>ns-Institute jo eine Silberrente von 1000 fl.
Die ordentliche Generalversammlung des Wiener
medicinischen Doctoren-Collegiums
fand am 30. März 1885 im Saale der k. k. Gesellschaft der
Aerzte unter dem Vorsitze des Präsidenten Hofrath Dr. Rainer
R. v. Schmerling statt. Der Vorsitzende eröffnete um 7a 7 Uhr
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die Versammlung und verlas den Bericht über die Thätigkeit
des Collegiums im Jahre 1884, welcher demnächst in den
Mittheilungen erscheinen wird. Cassier Dr. Reitter erstattet
«odantr, den Bericht über die Vermögens - Gebahrung des
Collegiums und der von diesem verwalteten Ponde und
Stiftungen. Derselbe wird zur Renntniss genommen und dem
Rechnungsleger über Antrag des Censoren Dr. W ö 1 f 1 e r
und des, da der zweite Censor Dr. Nagel dermalen nicht in
.Wien ist, vom Geschäftsrathe provisorisch gewählten Censors
Dr. M. S c h e f f einstimmig das Absolutorium ertheilt; desgleichen
wird der Voranschlag für das laufende Jahr genehmigt und der
Jahresbeitrag pro 1886 mit 5 fl. festgesetzt. Nachdem noch
kaiserl. Rath Dr. Modry im Namen der Versammlung dem
Präsidium, sowie dem Geschäftsrathe und dem wissenschaftlichen
Ausschüsse für deren unermüdliche Thätigkeit und deren genaue
und gewissenhafte Geschäftsführung den wärmsten Dank aus¬
gesprochen hatte, wurde das Scrutinium vorgenommen:
Es wurden gewählt: Hofrath Dr. R. R. v. Schmerling
zum Präsidenten, zu Vicepräsidenten Dr. Hopfgartner und
Prof. Dr. Albert, zum Secretär- und Cassier - Stellvertreter
Dr. B a t s y; zu Geschäftsräthen die DDr. Adler Hans,
Anthofer, Heim, Kainzbauer, v. Khautz, Klein L.,
Lütke müller, Schum mit dreijähiiger und Dr. Lauter¬
ste in mit einjähriger Functionsdauer; zu Mitgliedern des wissen-
sctraftfichen Ausschusses die DDr.: Hein Isidor, J a r i s c h
Adolf, Kumar, Prof. Mauthner, Prof. Obersteiner,
Red t en bacher, Prof. v. Schrott er und Weichselbaum
und zu lebenslänglichen Mitgliedern der Verwaltung des Stifft’sehen
Pondes die DDr. Koller Rupert und Winternitz David.
Notizen.
Auszeichnung. Dr. Viktorv. Ivänohioh wurde durch die Verleihung
des Ordens der eisernen Krone 3. Klasse ausgezeichnet.
Ernennung. Prof. Dr. S. Schenk wurde zum auswärtigen correspon-
direnden Mitgliede des „Circolo Medioo Argentino“ in Buenos-Ayres ernannt.
Aufnahmen. In der Geschäftsrathssitzung vom 18. März d. J. wurden
die DDr. Docent Anton Felsenreich und Hans Sohandlbauer in Wien
und Dr. Franz Gabler in Graz als ordentliche Mitglieder in das Collegium
aufgenömmen.
Adresse an Dr. B. Kraus. Am 20. März überreichten Präsident Dr.
R. v. Schmerling, Vizepräsident Dr. Hopfgartner und Secretär Stell¬
vertreter Dr. Batsy dem Chefredaoteur der „allgemeinen Wiener medioinischeu
Zeitung“ Herrn Dr. Bernhard Kraus in dessen Wohnung, I., Rathhaus¬
strasse 17, in Ausführung eines Beschlusses des Geschäftsrathes eine
künstlerisch ausgestättete Adresse für dessen umfangreichen Bericht über die
hygienische Ausstellung in London, bei welcher Dr. Kraus als Delegirter
des Collegiums fungirte, sowie für sein stetes Eintreten für die Interessen
des Collegiums und des ärztlichen Standes. Dr. Kraus, der tief gerührt war,
dankte für die ihn so auszeichnende Anerkennung und bat zugleich diesen
seinen Dank auch den Mitgliedern des Geschäftsrathes zu übermitteln.
Wohnung8Veränderung. Dr. Wilhelm Pichler wohnt IX. Berggasse 8.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin. Doct.-Coil. — Verantwortlicher Bedacteur:
Pr. L. Hopfgartner. — Gesellscbafts-Bucbdruckerei, Wien, III., Erdbergetra&se8,
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XI. Bd. Ausgegeben am 9. April 1885
»r. 9
MITTHEILUNGEN
des
Wiener meilicinisclien Doctorei-Colleiinis.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen and darüber, an
90 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Oollegiums im In¬
lande 3 fl., nach dem Anslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man pränumerirt in der Medioin. Buchhandlung Toeplita <t Deutlek«
(vormals Curl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuekriftei ui Zaseadaage« u die BedMtioi: Wie«, Kutlei des Wieier ued.
Deet-Coll. ud der Witwe«- ud Waisea-Seeietdt, Rotbentharustresse 28.
I«halt: Einladung. — Aus dem Geschäftsrathe. — VIII. ordentliche Generalversammlung
des Pensions-Institutes. Rechnungsabschluss des Pensions - Institutes. Personalstand des
Pensions-Institutes. — Preis-Ausschreibung. — Notizen.
Einladung
zu der am
Montag, den 13. April 1885, u m 7 Uhr AbefflTs im
Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte, 1., Universitätsplatz 2, stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlnng.
Programm:
1. Vorstellung von Kranken.*)
2. Herr Docent Dr. Adolf J arisch: Neuere dermatologische Heil¬
methoden, (Fortsetzung.)
Dr. R. v. Schmerling , Dr. Karl Reitter,
Präsident. Secretär.
*) Die P. T. Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankheitsfälle vorzustellen.
Aus dem Geschäftsrathe.
*
Sitzung vom 11. Februar 1885. Vorsitzender: Präsident
Dr. R. R. v. Schmerling. Anwesend: Vicepräsident Dr.
Hopfgartner, Secretär Dr. Rei11er und 14 Geschäftsrathe.
Der Secretär theilt die Einläufe mit:
1. Regierungsrath Dr. Karl Haller sendet ein Dank¬
schreiben für das ihm zu seinem 50jährigen Doctor - Jubiläum
überreichte Gratulationsschreiben. (Zur Kenntniss).
2. Director Prof. Dr. Böhm sendet den Bericht der
Krankenanstalt „Rudolfsstiftung“ in Wien pro 1883.
3. Doc. Dr. Fürth spendet der Bibliothek sein Werk:
„Die Erkrankungen des Nabels bei Neugebornen*.
4. Dr. Wilhelm S v e 11 i n spendet der Bibliothek den Bericht
über die Geschichte und Thätigkeit seiner Privat-Heilanstalt
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für Gemütskranke auf dem Erdberge zu Wien, anlässlich des
50jäbrigen Bestandes und der Uebersiedlung derselben in das
neue Anstaltsgebäude III. Leonhardgasse 3 und 5. (Für sämmt-
liche Spender werden Danksohreiben beschlossen).
Hierauf werden die DDr. Pechlaner Arthur in Kirch-
berg am Wagram, und Justinian R. y. Prosohauer in Wien
als ordentliche Mitglieder in das Collegium aufgenommen.
Nach längerer Debatte ward der Med. Dr. Witwe Frau
Anna Bielz ein Vorschuss in der Höhe von 100 fl. ä conto
der ihr gebührenden Interessen aus dem beim Collegium er¬
liegenden Capitale bewilligt.
Dr. Kernecker stellt den Dringlichkeitsantrag, dem
Chefredacteur der „Allgemeinen Wiener medicinischen Zeitung“
Herrn Dr. Bernhard Kraus in Würdigung seiner erspriess-
lichen Tbätigkeit als Delegirter des Collegiums bei der hygie¬
nischen Ausstellung in London, sowie in Berücksichtigung seines
diessfälligen umfangreichen Berichtes, nebst dem gebührenden
Danke auch ein sichtbares Zeichen der Anerkennung zu
votiren. Es wird einstimmig beschlossen, Herrn Dr. Kraus eine
Dankadresse zu überreichen.
Zum Schlüsse bringt Secretär Dr. R e i 11 e r zur Kenntniss,
dass Professor Hyrtl am 23. März d. J. sein 50jähriges
Doctor-Jubiläum feiert und beantragt, Professor Hyrtl aus
diesem Anlasse zum Ehrenmitgliede des Collegiums zu ernen¬
nen. Dieser Antrag wird unter Beifall einstimmig zum Beschlüsse
erhoben und hierauf die Sitzung geschlossen.
VIII. ordentliche Generalversammlung
des Pensions-Institutes des Wiener medic. Doctoren-Collegiums,
abgehalten am 20. März 1885 im Sitzungssaale des Collegiums.
Präsident Dr. Hans Adler: H ochgeehrte Herr en!
Ich erlaube mir, Sie aufs Herzlichste zu begrüssen und die
VIII. ordentliche Generalversammlung des Pensions-Institutes
zu eröflnen, indem ich den Herrn Schriftführer bitte, das
Protocoll der letzten Generalversammlung zu verlesen.
Herr Dr. Popper verliest das Protocoll und da Niemand
gegen die Richtigkeit desselben eine Einwendung erhebt, wird
dasselbe verificirt.
Darauf trägt der Vorsitzende folgenden Rechenschafts¬
bericht vor:
Geehrtes Pensions-Institut des Wiener medi¬
cinischen Doctoren-Collegiums!
Auch das letzte Verwaltungsjahr war ein für unser Institut
äusserst günstiges, indem dasselbe während dieses Zeitraumes Ge¬
legenheit hatte, sich zu kräftigen, zu vergrössem und zu consoiidiren.
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Die Zahlungen wurden von Seite der Herren Mitglieder auf
das Pünktlichste geleistet und nur ein Mitglied musste ausgeschlossen
werden, da es seinen statutarischen Verpflichtungen nicht nach¬
gekommen ist. Es scheint sehr nothwendig und im Interesse des
Gedeihens des Pensions-Institutes, wenn die Statuten voll und ganz
gehandhabt werden. Wir erfreuen uns dagegen des Beitrittes von
fünf neuen Mitgliedern ; es sind dies die Herren Doctoren: Prof. Albert
Eduard, E c k h a r t Wilhelm, Prof. Ludwig Ernst, Stabsarzt M a y e r 1
Anton und Pechlaner Arthur.
Den schönsten Beweis und die beste Anerkennung für die
Bestrebungen des Pensions-Institutes können wir darin erblicken,
dass Nichtmitglieder die Zwecke desselben neuerlich durch Zuwen¬
dung namhafter Beträge förderten und auf diese Weise auch den
Aufbau desselben wesentlich befestigten. Als erster in der Reihe
ist zu nennen Dr. Victor v. Ivänchich, seit Langem bekannt
nicht nur als ausgezeichneter Operateur und über die Grenzen
unseres Vaterlandes rühmlichst genannter Fachmann, sondern auch
als grossmüthiger Wohlthäter seiner Gollegen. Um unser Institut aber
hat er sich ein weiteres unvergängliches Verdienst dadurch erworben,
dass er gelegentlich seines 50jährigen Doctor - Jubiläums 5000 II.
baar dem Pensions - Institute widmete. Der Verwaltungsausschusa
hat nicht ermangelt ■ i dem Jubilar mündlich und schriftlich für diesen
ausserordentlichen Beweis seiner Gewogenheit zu danken. So prangt
der Name Victor v. Ivänchich für immerwährende Zeiten neben
dem Josef S k o d a’s, und werden wir in diesen beiden ersten
„Stiftern“ des Pensions - Institutes stets auch unsere grössten
Wohlthäter verehren.
Der so hochverdiente, ehemalige Decan des Doctoren-Colle-
giums, Medic.-Rath Dr. Aitenberger, welcher schon seit Jahren
unser „Gründer“ ist, spendete aus gleichem Anlasse, wie Ivän¬
chich, dem Pensions-Institute neuerlich den Betrag von 200 fl.
Noten-Rente. Der Verwaltungsausschuss dankte dem hochverehrten
Freunde unseres Institutes und erbat die Fortdauer seiner Gewogen¬
heit. Eine dritte Spende wurde uns durch die Witwe des vor
Jahresfrist verblichenen Vice-Präsidenten des Doctoren-Collegiums,
Med.-Rath Dr. Preyss zu Theil, die im Sinne und Aufträge des
Verewigten dem Pensions-Institute eine Notenrente im Betrage von
200 fl. übergab. So hat Preyss seine Zuneigung dem Pensions-
Institute, von der er in den letzten Jahren so vielfache Beweise
lieferte, noch über’s Grab hinaus geschenkt. Dem Danke» den wir
der geehrten Frau Medicinalräthin im Namen des Institutes aus-
sprachen, konnten wir nur die Versicherung hinzusetzen, dass das
Pensions-Institut seinem „Gründer“ Dr. Preyss stets ein dank¬
bares Andenken bewahren werde.
Das löbliche Wiener medic. Doctoren-Collegium hat seinen
mächtigen Schutz und Schirm auch in diesem Jahre unserem Pen¬
sions-Institute geliehen und alle Verwaltungsauslagen bestritten.
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Der Verwaltungsausschuss war stets eifrig bemüht, die Inter¬
essen des Institutes zu fördern. Es wurden eine grosse Anzahl von
Hauskaufanträgen in Erwägung gezogen, leider zerschlugen sich die
Verhandlungen über einen Satzposten, da nach dem Gutachten des
Rechtsconsulenten die Bedingungen für eine Pr imoloco-Sicherstellung
nicht erfüllt werden konnten. So blieb noch immer nichts übrig,
als alle Capitalien in Papieren anzulegen und besitzen wir mit
heutigem Tage ein Vermögen von 212.900 fl. Nominale, und zwar:
Renten im Betrage von. 189.200 fl. Nominale
Erste Ungar.-galizische (Lupkower)-Prioritäten 21.600 „ „
Letztere wurden nach einem Beschlüsse des Ausschusses vom
8. April 1884 zur Capitalsanlage benützt, der dahin lautete, es
seien von nun ab, da wir schon Notenrenten im Betrage von
163.800 fl. Nominale besassen, Prioritäten zu kaufen, welche Staats¬
garantie gemessen, insofern sie mindestens 5°/ 0 Zinsen tragen. Da
die Lupkower seit Mitte Jänner über Pari stehen, musste von da
ab wieder Rente gekauft werden. Noch bis heute war es mög¬
lich, alle Einkäufe mit 5procentiger Verzinsung an*
zulegen und wird der Ausschuss stets bestrebt sein, diese Be¬
dingungen der Statuten einzuhalten. Der Verwaltungsausschuss hat
ferner ein eigenes Finanz-Comite bestellt, welches auch das ständige
Referat über die einlaufenden Realitätenanbote übernommen hat.
Es besteht dermalen aus den Herren DDr. Carl Ja risch, von
Lanyi, in Vertretung des letzteren v. Khautz und Dr. Hopf-
gartner. Wir haben so einen kurzen Ueberblick über die Thätig
keit des Ausschusses gegeben, welcher gleichzeitig einen Einblick
in die Art der Geschäftsführung gewährt.
Es erübrigt uns noch, der ausserordentlichen Verdienste zu
gedenken, welche sich der Cassier Dr. Hopfgartner ununter¬
brochen um die Administration des Vermögens erwirbt, der hierin
und in den so mühsamen Einzelnberechnungen für jedes Mitglied
von Herrn Dr. Batsy in bewährter Weise unterstützt wird. Die
Generalversammlung wird diesen beiden, ihres schweren Amtes un¬
entgeltlich waltenden Functionären den Dank gewiss nicht ver¬
sagen.
Heuer hat auch das Pensions-Institut zum ersten Male dar-
gethan, welchen Werth dasselbe als Sparverein und weiche Bedeu¬
tung dasselbe für die Witwen und Waisen der Mitglieder besitzt,
indem die Witwe und der hinterlassene So hn unseres ver¬
storbenen Mitgliedes Dr. Haus v. Hausen die Eintrittstaxe von
120 fl. und 25 vierteljährige Prämien a 65 fl. 12 kr., in Summe
daher den Betrag von 1748 fl. baar ausgezahlt erhielten, ein Vor¬
gang, wie er nur von wenigen Versicherungsgesellschaften eingehalten
werden kann. Das Jahr 1885 aber wird dadurch auch bemerkens-
werth, dass zwei Mitglieder, die Herren DDr. Eckhart und M a y e r 1,
obwohl erst jüngst eingetreten, in den Genuss ihrer Pension
treten und als mit Schluss des Jahres auch Dr. Hopfgartner die
erste Rate seiner Rente einziehen wird. So sind die Hoffnungen.
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81
'welche die Aerzte in das Pensions-Institut gesetzt, bereits in Er¬
füllung gegangen nnd kann es von nun ab an reger Theilnahme
in eollegialem Kreise unserem jungen Institute gewiss nicht fehlen!
Zum zweiten Punkt der Tagesordnung, Bericht über die
Vermögensgebarung, ertheile ich nunmehr das Wort dem Herrn
Cassiere Dr. Hopfgart ne r.
Gassier Dr. Hopfgartner verliest hierauf den Cassa-
bericht, sowie die Revisions- und Scontrirungsprotocolle.
Präsident Dr. Adler: Ich ersuche die geehrte General¬
versammlung, dem Anträge der Revisoren entsprechend, das
Absolutorium zu ertheilen. (Geschieht).
Wir kommen nun zum dritten Punkt der Tages¬
ordnung. Es liegt der Antrag des Ausschusses vor: Herrn
Hofrath Prof. Dr. Josef Hyrtl, der seit Jahren sich um unser
Institut besondere Verdienste erworben und unser Gründer ge¬
worden , anlässlich seines 50jährigen Doctor-Jubiläums zum
Ehrenmitgliede zu ernennen. Sie werden mir jede fernere Be¬
gründung erlassen. Der blosse Name Hyrtl erweckt in uns
allen, die wir uns mit Freuden zu seinen ehemaligen Schülern
bekennen, ein solches Gefühl der Dankbarkeit, der Begeisterung,
dass wir auch als Mitglieder des Pensions-Institutes uns glück¬
lich schätzen, ihm und dem Genius der medicinischen Wissen¬
schaft, dessen hellste Yerkörperung Hyrtl für uns stets bleiben
wird, den Tribut unserer unwandelbaren Liebe und Verehrung
durch die Verleihung der höchsten Ehre auszudrücken, die das
Institut verleihen kann! (Allgemeine Zustimmung.)
Meine Herren! Ich danke Ihnen vom ganzen Herzen und
bitte Sie, dem Ausschüsse zu gestatten, dem hochverehrten
Herrn Hofrathe das Ehren-Diplom im Wege einer Deputation
zu überreichen.
Wir schreiten nun zu den Wahlen und ersuche ich die
Herren DDr. Batsy und Heim das Amt der Scrutatoren zu
übernehmen. (Die Wahl vollzieht sich.)
Es erscheinen gewählt zu Ausschüssen die DDr.: Hopf¬
gartner, v. Khautz, Kramer, Turkiewicz und Unter-
bolzner; zu Ersatzmänner die DDr.: Fürth, Langer,
Nödl, Pernitza undReitter, und zu Revisoren die DDr.:
Doll, Koller und Mittler.
Meine Herren Mitglieder! Ich danke Ihnen im Namen der
Gewählten für das neuerlich in sie gesetzte Vertrauen. Das
Pensions-Institut, das nach achtjährigem Bestände so bedeutende
Erfolge aufzuweisen vermag, das sich eines solchen Vertrauens
erfreut, wird auch in aller Zukunft gedeihen!
Der Präsident des Collegiums, Hofrath Dr. R. Ritter v.
Schmerling, gibt in längerer Rede seiner Freude über das
Gedeihen des Institutes Ausdruck, worauf, nachdem über An¬
trag Dr. Burghardt’s dem Präsidium und dem Ausschüsse
der Dank votirt wird, die Versammlung geschlossen wird.
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82
Rechnungs-
des Pension« - Institutes des Wiener
Einnahmen
I
1
fl.
kr.
fl.
kr.
fl.
kr.
Prämienfond:
J
Einzahlungen der Mit¬
glieder .
Gewinn beim Verkaufe
14270
30
der Lemb.-Czernow.
Prioritäten ....
145
50
Interessen der Werth-
papiere.
6164
47
20580
27
Riekve rsicherungsfond :
Einzahlungen der Mit¬
glieder .
Gewinn beim Verkaufe
1551
74
der Lemb. - Czernow.
Prioritäten ....
53
70
Interessen der Werth-
papiere.
977
82
2583
26
Roservefond:
Geschenke u. Beiträge .
Interessen der Werth¬
3267
32
papiere .
Interessen des Grün-
163
68
dungsfondes ....
177
91
3608
91
Gründnngsfond:
Geschenke.
2292
78
2292
_78
29065
22
Vermägensstand Ende 1883
Prämienfond.
103985
41
Rückversicherungsfond .
16768
97
1
Reservefond.
2358
97
Gründungsfond ....
2884
80
125998
ü
Summe . .
155063
37
Stempel-Conto:
Einzahlungen der Mit¬
21
glieder ......
127
21
127
Hauptsumme . .
155190
58
Digitized by LjOOQle
83
Abschluss
med. Doct.-CJoll. am 31. December 1SS4.
AuM^abeu
fi.
kr.
Nominal werth
Courswerth
Ende 1884
fl.
kr.
fl. '
kr.
Rückversicherungsfond:
Der Witwe des Dr. Haus
v. Hausen.
1748
—
Stempel-Conto:
Unmittelbar entrichtete
Gebühren.
119
81
Dem Reservefonde über-
wiesen.
7
40
Vermögensstaml
Ende 1884.
Prämien fond:
Notenrenten 4*2°/ 0 . .
103547
—
143000
117689
—
Erste Ungar. - galizische
Eisenbahn-Prioritäten
20422
20
20600
—
20558
80
Verkehrsbankeinlage. .
596
48
596
48
596
48
Rückversicherung«fond :
Notenrenten 4*2°/ 0 . .
15620
95
21600
17776
80
Erste ungar. - galizische
Eisenbahn-Prioritäte n
980
—
1000
—
998
—■
Verkehrsbankeinlage. .
1003
28
1003
28
1003
28
Reservefond:
Notenrenten 4*2°/ 0 . .
5174
45
6700
— j
5514
10
Silberrenten.
223
50
300
—
250
20
Verkehrsbankeinlage. .
569
93
569
93
569
93
Gründlings fond:
Notenrenten 4*2% • .
4851
6300
—
5184
90
Notenrente österr. 5°/ 0
194
30
200
—
194
30
Verkehrsbankeinlage. .
132
28
132
28
132
28
Hauptsumme . .
155190
58
,202001
97
170468
07
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Google
84
PersonalstanfI des Pensions-Institutes
des Wiener medicinischen Doctoren-Colleginms im Jahre 1885.
YerwaltnngtaniBclim:
Dr. Hann Adler, Präsident.
Dr. Josef Heim, Präsident-Stellvertreter.
Dr. Leopold Hopfgartner, Kassier .
Dr. Franz Batsy. Dr. Johann Polaczek.
Dr. Karl Jarisch. Dr. Heinrich Popper.
Dr. Anton Khautz von Eulenthal. Dr. Josef Scholl
Dr. Emanuel Kramer. Dr. Augustin TurklewiOZ«
Dr. Johann y. Länyl. Dr. Balt. Unterholzner.
Dr. Ferdinand Much. Prof. Dr. Josef Welnleohnor.
Ersatimftnner:
Dr. Ludwig Fürth. Dr. Emil Pernltza.
' Dr. Peter Langer. Dr. Karl Reltter.
Dr. Ferdinand NÖdl.
Revisoren:
Dr. Eduard Doll Dr. Rupert Koller. Dr. Paul Rüttler.
Ehrenmitglieder des Pensions-Institutes:
Dr. Josef Hyrtl, k. k. Hofrath und em. Professor .
Dr. Rainer Ritt. y. Schmerling, k. k. Hofrath, Präsident des Wr.medic . Doct.-CoU.
Stifter:
Dr. Josef Hyrtl, k. k. Hofrath und em. Professor, fl. 1000 8ilberrente und
fl. 300 Notenrente.
Dr. Victor v. Ivänchlch, fl. 5000 baar.
Dr. Josef Skoda +, k. k. Hofrath und em. Projessor, fl. 2000 Noten-Rente.
Gründers
Dr. Aitenberger Alois, k. k. Medicinalrath, fl. 500 Noten-Rente.
Dr. Hofmann Edler y Hofmannsthal, Sigmund fi fl. 300 Noten-Rente.
Dr. Preyss Georg f» k. k. Medicinalrath, fl. 200 Noten-Rente und fl. 100 baar.
Dr. Schneller Jos. Ritter y., k. k Obersanitätsrath, fl. 600 Noten-Rente.
Dr. Zalgmondy Adolf f? k. k. Primararzt, fl. 300 Silber-Rente.
Förderer:
Dr. Adler Hans, fl. 100 Noten-Rente. Lamatsoh Karl, Apotheker, fl. 25
Aerztllcher Verein der südlichen Be- (jährl. Beitrag).
zirke Wiens, fl 100 Noten-Rente. Dr. Much Ferd. fl. 100 Noten-Rente.
Aerztllcher Verein des II. B. fl. 50 baar. Dr. Reder Albert, Professor, fl. 200
Altenberg Felician, Apotheker fl. 10 baar.
(jährlicher Beitrag). Scharrer Konrad, Apotheker, fl. 25
Fidler J , Apotheker, fl. 25 (jährl. (jährl. Beitrag).
Beitrag). Dr. Sohmarda Ludwig, Professor,
Dr. Funk M. f, Docent, fl. 100 Notenr. fl. 100 baar.
Dr. Haller Karl, Reg.-R. und em. Dr. Vlvenot Rudolf Ritter v. +, k. k.
Primararzt, fl 100 Noten-Rente. Hofrath, fl, 100 Noten-Rente.
Helder Johanna, Frau, fl. 269 baar. Dr. Zontides Demeter, fl. SO baar.
Dr. Helm Josef, Primararzt, fl. 100
Noten-Rente.
Mitglieder die Herren Doctoren:
Adler Hans. Bars Sigmund. Baurnfelnd Ferdinand,
Adler Sigmund. Bartok Stefan y. Bernbart Robert.
Albert Eduard. Batsy Franz. Blooh Moritz.
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85
Bänlsch Emil.
Buohmiiller Anton.
Burghart Josef.
Chiari Karl.
Christian Eduard.
Chrobak Rudolf.
Connerth Karl.
Doil Eduard.
Dorfwirth Josef.
Eckhart Wilhelm.
Engländer Max.
Englisch Josef.
Fink Yincenz.
Frisch Anton, Ritter v.
Förth Ludwig.
6erl Gustav, R. v.
Gersuny Robert.
Gunz Willibald, v.
Györy v. Hadudvar Alb.
Helm Josef.
Herkules Karl.
Hesky Gustav.
Himmel Eduard.
Hoisel Josef.
Hopfgartner Leopold.
Huttenbrenner Andreas.
Ritter von.
larUch Adolf.
Jari8Ch Ferdinand,
larisch Karl.
Khautz v. Eulenthal Ant
Kobiitz Theodor.
Koller Rupert.
Kramer Emanuel.
Langer Peter.
Länyl Johann v.
Lerch Alexander.
Uchtneckert Anton.
Llebl Josef.
Löw Franz.
Löwy Emil.
Ludwig Emst.
Mauritz Josef.
Mayer Augustin.
Mayerl Anton.
Mittler Paul.
Mosetig A., R v. Moorhof.
Muoh Ferdinand.
Nlcoladoni Karl.
Nödl Ferdinand.
Obersteiner Heinrich.
Peohlaner Arthur.
Pernitza Emil.
Pfleger von Lindenfeld
Ferdinand.
Pinsker Arthur.
Polacsek Johann.
Pol&k Adolf.
Popper Heinrich.
Preleutner Florian.
Pupplni Horatio.
Raab Wilhelm.
Rauchegger Josef.
Reitter Karl.
Robi08ek Salomon.
Rossiwall Edmund.
Rupprecht Martin.
Russegger Hugo»
Schmidt Richard.
Schmitt Josef.
Scholz Josef.
Schopf Franz.
Schroff Karl, R. v. jun.
Seng Josef.
Seng Viktor.
Sieber Karl.
Sobotka Ignaz.
Speri Johann.
Staininger Karl.
Steinberger Ignaz.
Stern Adolf
Stern Julius.
Stieger Hermann
Stigiitz Moriz. .
Swoboda Karl.
Turkiewioz Augustin
Unterhoizner Balthasar.
Waneck Wilhelm.
Wasserburger Franz.
Weigl Michael.
Weil Karl.
Weiler Alois.
Weinberg Jakob.
Weiniechner Josef.
Wei88 Josef.
Wiesinger Edmund.
Wonka Franz.
Preis-Ausschreibung
für das beste Modell einer transportablen Lazareth-Baracke.
Ihre Majestät, die deutsche Kaiserin, Königin von Preussen, geruhte
der vom 1. bis 6. September 1884 in Genf tagenden dritten internationalen
Conferenz der Gesellschaften vom rothen Kreuze die Summe von 5000 F r o 8.
und eine Goldmedaille zur Verfügung zu stellen, mit der Bestimmung
für eine den Zwecken des rothen Kreuzes dienliche Preisausschreibung. Im
Aufträge und Kamen obgedachter Conferenz eröffnet nun das internationale
Comitö einen Conours für das beste Modell einer transportablen Lazareth-Baracke.
Programm.
I. Allgemeine Bestimmungen.
a) Die Baracke soll vor Allem zu plötzlichen Improvisationen dienen,
sei es auf dem Kriegsschauplatz, sei es bei im Hinterlande ausgebrochenen
Epidemien.
Sie muss ebensowohl als Theilbestand einer grösseren Spitalseinheit,
als auch mit ihrem Zubehör als selbständig Ganzes fungiren können. (II. 5).
b) Die Baracke muss in allen Theilen so construirt sein, dass sie
1. leioht auseinander genommen werden kann,
2. sich ohne Schwierigkeit von einem Orte zum andern transportiren
lässt, sei es auf Haupt- oder Hebenstrassen, sei es auf Eisenbahnen,
3. dass die Wiederaufriohtung und Instandsetzung zur Aufnahme vo n
Kranken und Verwundeten rasch stattfinden kann.
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Die Baracke soll ein dauerhaftes Obdach sein, dessen Theile fest an¬
einander gefügt, allen Unbilden der gemässigten Zone, besonders der Gewalt
des Sturmes widerstehen können
c ) Die Einrichtung der Baracke muss derart sei, dass man sich der¬
selben im Sommer und Winter gleiohmässig bedienen oder sie wenigstens
ohne Schwierigkeit dem Dienste im Winter anpassen kann, wobei das Gewicht
des Schnees und die anderen Wechselfälle der kalten Jahreszeit in Betracht
zu ziehen sind.
Für den letzteren Fall sollen die für eine Ueberwinterung zu treffenden
Vorkehrungen von den Conourrenten ihrer Ausarbeitung separat beigefügt
werden,
li. Besondere Bedingungen.
a) Das zur Verwendung gelangende Materiale muss für den Hegen
undurchdringlich sein und nach Möglichkeit auch unverbrennlioh; wenigstens
muss man die Baracke leicht vor Feuer schützen können (mettre ä Väbri du
feu). Die Wahl des Materiales ist übrigens dem freien Belieben der Con-
currenten überlassen, nur muss man Wände und Fussboden leicht reinigen
(dhinfecter) können.
b) Die Grössenverhältnisse betreffend, muss jede solche Baraoke wenigstens
zwölf Betten aufnehmen können, wobei für jedes Bett wenigstens 12 Kubik¬
meter anzunehmen sind.
Das Zubehör betreffend, genügt ein Abort, entweder unter einem Dache
mit der Baracke oder als selbstständiges Nebengebäude. In letzterem Falle
muss man den Abort nach Aufstellung der Baracke rasch aufsohlagen, und
mit letzterer in Verbindung bringen können.
c) Um die Aufstellung der Baraoke zu erleichtern sollen sich die Be-
e fand theile derart aneinanderfügen lassen, dass weder zur Errichtung noch
zum Abnehmen besondere Fachleute benöthigt werden.
Auch muss den die gleiche Verwendung am Gebäude findenden Theilen
eine gleichmässige Form und Grösse gegeben und auf möglichst geringe
Versohiedenartigkeit der einzelnen Baubestandtheile gesehen werden.
Der Fussboden soll aus gehobelten Brettern bestehen, die beim Dariiber-
schreiten nicht zittern und mit dem Erdboden nicht in direoter Verbindung
stehen.
Die Zwisohenlage (Polsterhölzer) zwischen dem Erdboden und der Diele
aus gehobelten Brettern muss den Nägeln im Fussboden genügenden Raum
bieten, (sie dürfen nicht vorstehen), wenigstens dann nicht, wenn die Umstände
die Anwendung von Parquetten (plancher tout fait) nicht gestatten sollten.
Die Lüftung (Ventilation) muss eine ausreichende sein, auch bei ge¬
schlossenen Fenstern und Thüren im Winter. Die Wahl des zweckmässigsten
Systems ist den Conourrenten anheimgestellt.
Die Heizung soll zur Winterszeit im Innern der Baracke eine Temperatur
von circa 15° R. oder 18*75° C. geben und würde es sich empfehlen, die
Heizung womöglich auch zu Ventilationszwecken zu gebrauchen.
d) Kosten und Gewicht. Angesiohts der grossen Zahl von Baracken,
deren eine Armee bedarf, und des Vortheils, Baulichkeiten zu haben, die
man ohne Bedenken nach längerer Benützung aufgeben kann (sacrifier), soll
auf möglichst geringes Gewicht und Billigkeit gesehen werden.
e) Form und Darstellung des Projects. Die Conourrenten können die Pläne
der Baracken in natürlicher oder auf ein Fünftel reduoirter Grösse vorlegen.
Wenn sich die Baracke aus einer bestimmten Anzahl gleicher oder
ähnlicher Theile zusammensetzt, steht es den Erbauern frei, statt des ganzen
Gebäudes nur einen Bruchtheil desselben auszustellen, vorausgesetzt, dass
aus dem letzteren die Vorstellung vom Ganzen möglich ist. Diese Begünstigung
ist aber nur für Pläne und Modelle in natürlicher Grosse und nicht für
verkleinerte zulässig.
Jeder Theilnehmer hat den Plan des Gebäudes als Ganzen mit Quer-
und Längsschnitt nach dem Massstabe V» vorzulegen, ferner besondere
Pläne für jeden Theil der Construction, für das Beheizungs- und Lüftungs-
87
System, die Zusammenfügung ( mode d’assemblage), den Abort eto, entweder
in natürlicher Grösse, oder je nach den Dimensionen des darzustellenden
Objectes nach den Massstabe von V 5 oder Vto
Der Plan muss die Aufstellung der Betten ersichtlich maohen.
Beizufügen ist eine genaue Beschreibung des ganzen Gebäudes, in
französischer, deutscher, englischer oder italienischer Spraohe. Diese Be¬
schreibung soll sich erstrecken : auf das in Verwendung kommende Materiale,
auf die Bestandteile und Details der Construction, sowie auf die zur Zer¬
legung, Transportirung und Wiederaufriohtung nötigen Handgriffe mit
Angabe der für die Aufstellung notwendigen Zeit. Sie soll ferner die
Beweggründe enthalten, welche den Autor bei der Wahl der Constructions-
art und des Materials geleitet haben.
Es ist wünschenswert, dass der Autor etwa mögliche Verbesserungen
seines Systems angebe, die vom Verwendungsort und vom Klima abhängen
können, sowie auch der grösseren oder geringeren Leichtigkeit der Material -
Beschaffung und endlich anderer von der jeweiligen Oertliohkeit abhängiger
Besonderheiten gedenke.
Die Beschreibung sei vervollständigt durch eine annähernde Berech¬
nung des Kostenpunktes und Gewichtes der Construotion, durch eine tech¬
nische Darstellung der Durchschnitte der Hauptpartien des Gebäudes, und
endlich durch eine fachliche Beurteilung des Beheiz ungs- und Lüftungs-
Apparates.
Die Conourrenten sind ermächtigt, ihre Projeote nur durch Pläne
zur Darstellung zu bringen, welchen aber eine beschreibende und erklärende
Begleitsohrift beizulegen ist. Sie haben sich in diesem Falle nach den
oberwähnten Regeln für die zu liefernden Pläne und Begleitschriften zu richten.
Preisbewerber, die nur Pläne eingeschickt haben, dürfen nur auf
eine ehrenvolle Erwähnung refleotiren, ohne Anspruch auf den Preis von
5000 Francs.
III. Organische Bestimmungen.
a) Die Preisbewerber haben ihre Arbeiten bis 1. September 1885 nach
Antwerpen zu senden, wo sie vom 10. bis 20. September öffentlich ausgestellt
werden. Der nötige Raum wird von der Stadt Antwerpen oder von der
belgischen Regierung unentgeltlich zur Verfügung gestellt.
Die Bewerber müssen die Einsendung ihrer Arbeiten vor dem 15. Juli
anzeigen, -und zwar unter der Adresse : Commissariat gtnSral du gouvernement
beige pour l’exposition d’Anvers, 10 a, rue de la Loi , ä Bruxelles.
Wegen sonstigen Informationen wende man sich direct an das „Inter¬
nationale Comite des rothen Kreuzes in Genf“.
Die Concurrenten können ihre Projecte vom 22. September an Zurück¬
nahmen. Die nach einer Frist von vierzehn Tagen noch nicht zurückge¬
zogenen Ausstellungsgegenstände werden Eigentum des Central - Comitös
vom belgisohen rothen Kreuze.
b) Als Schiedsrichter fungiren die Herren:
Prof. Dr. v. Langenbeck wirklicher geheimer Rath und General¬
arzt ä la suite (Deutschland).
Dr. Coler, Generalarzt (Deutschland).
Prof. Dr. Baron Mundy (Oesterreioh).
Albert E llissen, Ingenieur, Secretär der französischen Gesellschaft
vom rothen Kreuze (Frankreich).
Prof. Dr. Longmore, General - Chirurg der englischen Armee in
Netley (England).
Commandeur Dr. Bar off io, Oberst, Medicinal-Inspeotor (Italien).
Dr. Casten, General-Secretär der niederländischen Gesellschaft vom
rothen Kreuze (Niederlande).
Dr. Berthenson, Ehrenarzt Sr. Majestät des Kaisers, Director des
Baraokenspitals Ihrer Majestät der Kaiserin in Petersburg (Russland).
Gustav ( M o y n i e r, Präsident vom internationalen Comitö des rothen
Kreuzes in Genf.
Digitized by
88
c) Dieses Preisriohter-Amt wird entscheiden, ob eines der aasgesteIl¬
ten, Projecte des Preises yon 5000 Fr. and der goldenen Medaille würdig ist.
Dieser Preis ist untheilbar, und kann nicht getrennt verliehen
werden; er wird überhaupt gar nicht zuerkannt, wenn das Preisriohter-Amt
keine der Arbeiten für würdig erklärt.
Der Jury steht das Hecht zu, ehrenvolle Erwähnungen zu ertheilen.
Die Jury wird an das internationale Comitö einen genauen Happort
über seine Thätigkeit erstatten, und seine Beschlüsse eingehend motiviren.
Dieser Rapport wird im „Bulletin international de la Oroix rouge“
veröffentlicht werden.
Das Ergebniss der Preisbewerbung wird von Seite des internationalen
Comitös an alle Central-Comitös des rothen Kreuz es bekannt gegeben werden.
Für das internationale Comite vom rothen Kreuze:
Sekretär . Moynier, Präsident.
Notizen.
Auszeichnungen. Se. Majestät hat zu gestatten geruht, dass der Direotor
des Thierarznei-Institutes in Wien, Prof. Dr. Franz Müller, den kgl. serbi¬
schen St. Savaorden 3. Classe und der Professor am genannten Institute
Dr. Josef Bayer denselben Orden 4. Olasse annehmen und tragen dürfen.
Gekrönte Preisschrift. Unser Mitglied Dr. Ernst Fuchs, Professor
an der Universität Lüttich erhielt für seine Arbeit: „Die Ursachen und
die Verhütung der Blindheit“ den von der „Society for the prevention
of blindness“ in London ausgeschriebenen Preis von 2000 Fros. Diese Schrift
ist nunmehr auf Kosten dieser Gesellschaft im Druck erschienen.
Kriegsstiftung. Aus dem Erträgnisse der Stiftung des Wiener medi-
cinisohen Dootoren - Collegiums zur Erinnerung an seine im Jahre 1866 statt¬
gehabte ärztliche und anderweitige Hilfeleistung für die Verwundeten der
k. k. Armee sind zwei bedürftige Individuen, welche während des Krieg es
1866 in der k. k. österr. Armee dienten und durch Verwundung oder andere
Unglücksfälle während des Feldzuges invalid geworden sind, mit je
65 fl. zu betheilen. Aerztliohe Individuen, welche obiger Bedingung ent¬
sprechen, haben, besonders wenn sie erwerbsunfähig sind, den Vorzug. Dies-
fällige Bewerber haben die mit einem legalen Armuthszeugnisse und dem
duroh ihre Vorgesetzte Militär-Behörde bestätigten Nachweise ihres
invaliden Zustandes belegten ungestempelten Gesuche im Wege der betreffenden
k. k. Militär-Commanden oder der Ortsbehörden bis längstens
10. Mal 1885 an die Kanzlei des Wiener medioinisohen Doctoren-Collegiums,
l. , Rothenthurmstrasse 23 franco zu überreichen. Alle im Privatwege oder
nach dem 10. Mai einlangende Gesuche können nioht berücksichtigt werden.
Medicinische Novitäten. Die Verlagsfirma J. F. Richter in Hamburg
kündigt soeben ein neues höchst interessantes Werk: „Ueber elephan-
tiastisohe Formen“, herausgegeben von Geh. Rath Prof. Dr. Esmarch
in Kiel und Dr. D. Kulenkampff in Bremen an. Das betreffende Werk
in gross Quart wird zum ersten Male eine umfassende und vergleichende
Darstellung der so hochinteressanten, in vielen Punkten nooh dunkeln Krank¬
heits-Gruppe bieten und zur Erläuterung eine Menge Bildertafeln und Text¬
illustrationen bringen. Dass es sich hier um eine ganz hervorragende und
für alle Mediciner hochwichtige Novität handelt, ist bei dem berühmten
Namen des Mitherausgebers nioht anders zu erwarten und wollen wir daher
nicht verfehlen, an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen Der Preis
für das oomplete Werk ist auf 60 Mark fixirt, jedoch werden bis Ende Juni
d. J. von allen Buchhandlungen Subsoriptionen zum Preise von 50 Mark
entgegengenommen. — Gleichzeitig ist in demselben Verlag in Commission
ein interessantes Werk von Dr. M. Vogel in Hamburg „Zymotische
Skizzen“, Gährungspilze, Krankheitspilze, mit vielen Heliotypen (Preis
7 Mark 50 Pf.) erschienen.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin. Doct.-CoU. — Verantwortlicher Bedacteuf:
Dr. L. Hopfgartner. — Gesellschafts-Buchdruckerei, Wien, III., Erdberfstrasae8.
G. Ador,
Digitizi
XI. Bd. Ausgegeben am 23. April 1885. Nr. IO
MITTHEILUNGEN
des
Wiener mefliciniscliBa Docloreu-ColHomms.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
SO Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement fUr Nichtmitglieder des Collegiums im In*
lande S fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man pränumerirt in der Medioin. Buohhandlung Toeplitx & Denticke
(vormals Carl Ciermak), Wien, 1., Schotteogaase 6.
Inschriften nnd Zusendungen an die Redaction: Wien, Ranslei des Wiener med.
Ooct.-Coll. nnd der Witwen- und Waisen-Societät, Rothenthurmstrasse 23.
Inhalt: Einladung. — Bericht Uber die Thätigkeit des Doctoren-Collegiums im Solar¬
jahre 1884. — Lieber Neurosen des Magens. Vortrag, gehalten vom Primararzt s.-R
Dr. L. Os er- — Section für öffentliche Gesundheitspflege. Sitzung am 8 April 1885. —
Notizen.
Einladung
za der
Montag, den 27. April 18 ^ 5.
um 7 Uhr Abends,
im
Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
Programm:
1. Vorstellung von Kranken. *)
2. Dr. Richard Wittelshöfer: lieber Tumoren der Blase
und ihre Behandlung.
*) Die P. T. Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankheits¬
fälle vorzustellen.
Dr. R. v. Schmerling, Dr. Carl Reitter,
Präsident. Secretär.
Aerzten, auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind,
ist der Zutritt zu den wissenschaftlichen Versammlungen jeder¬
zeit gestattet.
Digitized by CjOOQle
Bericht über die Thätigkeit des Doctoren-Collegiums
im Solarjahre 1884.
Erstattet in der ordentliohen General - Versammlung am 30. März 1885
vom Präsidenten Dr. Rainer R. v. Schmerling.
Ho ch an 8 e hnli che Versammlung!
Zum 10. Male seit dem Bestände des Wiener medicini-
schen Doctoren-Collegiums bin ich in der ehrenvollen Lage
über die Thätigkeit dieser Körperschaft einen Jahresbericht zu er¬
statten. Ich kann abermals eine erfreuliche Rückschau halten, denn
durch das eifrige, pflichttreue Verhalten der Functionäre sowohl,
als der geehrten Mitglieder des Geschäftsrathes ist eine ganz be
deutende Arbeitslast erledigt worden, ist doch z. B. die Anzahl
der Geschäftsstücke, welche einliefen und zur Erledigung kamen, 297.
Das abgelaufene Jahr könnte man fast ein Jubeljahr nennen,
da 7 Mitglieder ihr 50jähriges Doctor- Jubiläum feierten. Am
14. Jänner Medicinalrath Dr. Preyss, unser so hochgeschätzter
langjähriger Vicepräsident, dessen Wirken und selbstlose Thätigkeit
Urnen allen im Gedächtnisse ist. Von allen Seiten, selbstverständlich
in erster Linie vom Collegium, wurden ihm wohlverdiente Ovationen
bereitet. Leider überlebte er diese Freude nicht lange, denn schon
am 8. April starb dieser Veteran im 74. Lebensjahre.
Um sein Andenken zu ehren, wollen wir uns von den Sitzen
erheben ! (Geschieht.)
Am 24. Februar fand abermals eine Jubelfeier statt; sie galt
dem verdienstvollen Präses der Witwen - und Waisen Societät
Dr. Theodor Jurie , der aus diesem Anlasse von Sr. Majestät durch
die Verleihung des Adels geehrt wurde. Die Societät hat damals
das Bild des Gefeierten durch Künstlerhand malen lassen, und
dieses wohlgetroffene Portrait ist zur Erinnerung in dem Sitzungs¬
saal angebracht.
Sodann folgte als Jubilar Hofrath v. Schmerling. Di© im
grossartigen Maassstabe bei der Festfeier in der Aula und bei dem
im Cursalon stattgehabten Banquette bereiteten Ovationen werden
mir immer in angenehmster Erinnerung bleiben.
Weitere Jubiläen feierten Dr. David Winternitz, langjähriger
Geschäftsrath und früherer Redacteur der Zeitschrift für practische
Heilkunde; Prof. Dr. Johann Dlauhy, Operateur Dr. Victor v.
Ivänchich, der grosse Gönner unseres Collegiums und Medicinal¬
rath Dr. Alois Aitenberger, ein Gründer und Förderer unseres
Unterstützungsinstitutes.
Der unerbittliche Tod entriss uns leider viele liebe und
werthe Collegen, der Wissenschaft gar manche Zierde.
Es starben ausser dem schon erwähnten Dr. Preyss: Dr.
Franz Friedrich, Dr. Johann Au lieh, Dr. Moritz Fried, Dr.
Josef Haus v. Hausen, Dr. Julius Steininger, Dr. Leopold
Mayer, Dr. August Stainer, Dr. Johann Wenzel, Dr. Theodor
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91
Müller, Dr. Sigmund Reis, Hofrath v. Vivenot, Prof. Eduard
Jäger, Docent Dr. Julius v. Massari, Geschäftsrath Dr. Alexander
Karväsy, Primarius Dr. Michael Karg, Prof. Herrmann v.
Zeissl, Dr. Johann Rom bauer, Dr. Johann Scho der und
Dr. Josef Schönbeck.
Auch unser langjähriger treuer Beamter Panzner starb in
diesem Jahre. Lassen Sie uns auch dieser Verstorbenen Andenken
durch Erheben von den Sitzen ehren. (Geschieht.)
Aufgenommen wurden 13 Mitglieder; Ausgetreten sind
2 Mitglieder, es blieben am Ende 1884 675 Mitglieder
Aus der Öffentlichen Thätigkeit des Geschäftsrathes und Prä¬
sidiums ist besonders kervorzuhebea: Die Ueberreichung der vom
Geschäftsrathe beschlossenen Petition wegen Begünstigung der
Honorarforderungen im Concursverfahren an Se. Excellenz den
Minister Praäak, welcher seine Unterstützung versprach. In der
später erfolgten Zuschrift behält sich das Justizministerium vor,
diese Petition einer weiteren Würdigung zu unterziehen.
In der Angelegenheit der Errichtung eines Asyles für Brust¬
kranke empfingen Se. Excellenz Ministerpräsident GrafTaaffe und
Se. Excellenz Statthalter Baron Possinger eine Deputation, be¬
stehend aus dem Präsidenten Dr. v. Schmerling, Professor v.
Schrötter und Hofrath Skoda, welche das Referat des Comitös
zur Errichtung eines Asyles für Brustkranke in der Nähe Wiens über¬
reichten. Beide Staatswürdenträger zeigten Interesse für die Sache.
Das sachlich vollendete Referat des Herrn Prof. v. Schrötter,
'welches nach eingehender Berathung dieser Frage von dem dazu
gewählten Comitd angenommen wurde, ist Ihnen allen aus den
Mittheilungen bekannt. Die Frage der Ansässigmachung ausländischer
Aerzte in Oesterreich, namentlich in den grossen Städten und
Curorten, wurde, nachdem Prof. Albert die Debatte darüber durch
einenVortrag eingeleitet, dem Comitö für Standesinteressen überwiesen,
und liegt als Resultat eine vom Geschäftsrathe an das Unterrichts-
Ministerium zu richtende Petition gegenwärtig zur Uebergabe vor.
Eine fernere, sehr wichtige Frage wurde in Berathung ge¬
zogen, nachdem Dr. Löffler einen Antrag eingebracht hatte be¬
züglich der Modalitäten, unter welchen in Zukunft das gerichtliche
Verfahren wegen angeblicher Kunstfehler der Aerzte stattzufinden
hätte. Auch darüber sind die Berathungen geschlossen und liegt
die entsprechende Petition vor an das Justizministerium, es möge
im neuen Strafgesetze dafür Vorsorge getroffen werden, dass das
Urtheil eines Richters über angeschuldete Kunstfehler der Medicinal-
personen nur auf Grund eines Gutachtens der medic. Facultät ge¬
fällt werden könne.
Bezüglich der wissenschaftlichen Thätigkeit verweise ich auf
die Durchführung der Tuberculosen-Debatte, welche nunmehr durch die
vom wissenschaftlichen Ausschüsse angeregte Betheiligung an der
Sammelforschung für Infectionskranheiten ihre Fortsetzung findet.
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92
An den wissenschaftlichen Vorträgen betheiligten sich: Primarius
Dr. Hein, Dr. Kowalski, Dr. Hajek, Prof. Beder, Prof.
W i n t e r n i t z, Prof. C. v. B o k i t a n s k y, Prosector Dr. We i c h s e 1-
baum, Dr. Hauke, Dr. Babl, Dr. Adolf Ja risch, Prof. Kaposi,
Prof. Schrotter, Prof. Schnitzler, Dr. Frey, Primär. Dr.
Gersuny, Dr. Gauster Fritdr., Dr. Grün fei d, Dr. Hans
Adler, Prof. Mauthner, Prof. Albert und Dr. v. Jak sch.
Dass so viele hervorragende Meister des Wissens sich an
unseren wissenschaftlichen Versammlungen betheiligten, ist in erster
Beihe den liebenswürdigen Bestrebungen des Herrn Obmannes
Prof. Dr. Beder zu verdanken.
Ich spreche allen diesen Herren hiefür den freundlichsten
Dank aus, und verspricht auch heuer die wissenschaftliche Thätig-
keit eine sehr rege zu bleiben.
Eine lebhafte Thätigkeit entfaltete die unter der bewährten
Leitung des Obersanitätsrathes Dr. Bitter v. Schneller stehende
Section für öffentliche Gesundheitspflege. Ich erwähne aus dem
reichen Materiale: Prof. v. Schrötter hielt einen Vortrag über
die weitere Entwicklung Wiens in sanitärer Beziehung; Prof. Lud¬
wig: Ueber die Untersuchung des Weines; Ingenieur Brey er: über
den Micromembranfilter; Dr. Löffler: Ueber Prophylaxe gegenüber
der Tuberculose; Dr. Loebl: Ueber die Nothwendigkeit der Ver¬
pflichtung der Friseure und Baseure, ihre Utensilien einer wirksamen
Desinfection zu unterziehen; Dr. Kr at schm er: Mittheilungen des
deutschen Beichsgesundheitsamtes; eine Discussion über die hygieni¬
schen Maassnahmen zur Bekämpfung der Cholera (beantragt von Dr.
Frey); Dr. Isidor Hein: Ueber den Einfluss der neuesten Forschungs-
Ergebnisse auf unsere Anschauungen über Entstehung, Verbreitungs¬
weise und Verhütung der Cholera; Dr. Kowalski: Ueber die
Methode der Untersuchung auf niedere Organismen mit specieller
Berücksichtigung der Cholera; Dr. J e 11 i n e k: Ueber Erkrankungen
der Perlmutterarbeiter.
Was unsere Stiftungen und Stipendien betrifft, so wurden in
diesem Jahre neu ausgeschrieben: 1 Büttneraches jährlich 40 fl.,
1 E m e r i c h’sches 70 fl., 1 P e rlach’schee 80 fl., 1 Güntner-
sches 300 fl., und 2 Plätze der Kriegstiftung zu je 65 fl.
Verliehen wurden; 1 Heiratsausstattungs-Stiftung per 74 fl.
17 kr., ferner je ein Stumpf-, Emerich-, Büttner, Sey-
f e r t h- und Günthner-Stipendium.
Aus dem Stiftungs vermögen des Dr. Joh. Nep. Huber
wurden 8000 fl. Notenrenten in Verwahrung genommen, ebenso
als Depot 2000 fl. 1860er Lose, welche letztere aber über Ableben
der Nutzniesser schon wieder an die Erben zurückgestellt wurden.
Aus
dem
S t i f t’schen Fonde wurden
vertheilt
258 fl.
n
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W e 1 l’schen „ „
H
100 ,
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der
Kriegsstiftung „
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Seyfert - Stiftung „
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420 ,
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93
Aus der Singer - Stiftung wurden vertheilt 805 fl.
„ „ Herzfelder- „ „ „ 84 „
„ dem Colleg.-Aushilf sfon d e „ „ 88 „
„ der M o 8 i n g - Stiftung „ „ 336 „
Hier sei der gvossherzigen Spende von 1000 fl. Notenrente
dankend gedacht, welche Dr. Theodor v. Jurid dem Stift’schen
Fonde widmete, und ebenso der Spende des Dr. v, Ivanchich,
welcher grossmüthig dem Collegium 1000 fl. baar schenkte.
Zu Superintendenten wurden gewählt:
Für die Gü n tn er-Stiftung Dr. Hans Adler.
„ „ S a b i t z- „ Dr. v. K h a u t z.
Als Mitglied des Curatoriums der S i n g e r - Stiftung Dr.
Ludwig Klein.
Was das Comite für Wahrung der Standesinteressen betrifft,
so hat es jene Vorlagen, die bei der Thätigkeit des Geschäftsrathes
bereits besprochen wurden (Nostrification und Fall Dr. Spitzer)
einer eingehenden Berathung unterzogen und die entsprechenden
Referate dann zur Besprechung und Beschlussfassung dem Ge-
schäftsrathe vorgelegt.
Das Caroline Riedl’sche Kinderspital entfaltete wie bisher
eine erspriessliche Thätigkeit.
Um unsere Institute mit kurzen Worten zu charakterisiren,
sei angeführt, dass das Unterstützungs-Institut das Jahr 1884
schliesst mit einem Vermögen von Nominale:
Stammfond .fl. 81.127.—
Disponibler Fond.. 45.939.99*5
Die Witwen- und Waisen-Societät „ 2,388.487.97 Curswerth bei
356 Mitgliedern.
Das Pensions-Institut hat Vermögen Nominale 202.001 fl.
97 kr. bei 103 Mitgliedern.
Gestatten Sie mir nun, meine sehr verehrten Herren Col-
legen, dass ich im Namen des Collegiums allen jenen Herren,
welche in was immer für einer Weise für die Interessen des Col¬
legiums erspriesslich wirkten und dasselbe würdig vertraten, den
aufrichtigsten Dank abstatte.
Nun ersuche ich den Herrn Cassier, der hochgeehrten Ver¬
sammlung den Voranschlag der Einnahmen und Ausgaben für das
laufende Jahr und den Rechnungsbericht für das verflossene vor¬
zutragen, die Protocolle der Herren Censoren, welche die Rech¬
nungen eingehend geprüft, die Kassen scontrirt und Beides richtig
befunden haben, auch ihrerseits zu prüfen und dann über Antrag
des Geschäftsrathes den Rcchnungslegern das Absolutorium ertheilen,
den Voranschlag für das laufende Jahr genehmigen und den Jah¬
resbeitrag für das Jahr 1886 wie bisher mit 5 fl. festsetzen zu
wollen.
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94
Summarischer
des Wiener medieinisehen
Soll für das
b
■
Vermögensatand am 31. Deoember 1883:
Papier
Baar
o
0_
fl.
fl.
kr.
1
Noten-Renten.
17000
2
Yerkehrsbank-Einlage.
900
27
.
Neue Einnahmen:
3
Interessen.
768
88
4
Aufnahmstaxen.
330
5
Effecten.
649
56
6
Jahresbeiträge.
.
#
3425
7
Geschenke.
1000
#
8
Guthaben des Bibliotheks-Conto .
#
36
45
9
Guthaben der Singer-Stiftung .
.
164
77
10
Guthaben der Leitner-Stiftung.
.
oo 5
18549
83
5725
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,
1. S1
—1
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ft’sc
lier
VermSgensatand Ende 1883:
6212
91
Neuer Empfang :
1
Die vom Sooietfttsprftses Dr. Th. y. Jurid ge¬
spendete Notenrente Nr. 573503 vom 1. No¬
vember 1868 .
1000
2
Interessen.
291
90
3
Einlage in das Yerkebrsbank-Buoh ....
154
54
.
4
Herausgenommen aus der Yerkehrsbank . .
•
112
05
7367
45
403
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Nb
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1 l’scher
Vermögensstand Ende 1883:
2417
75
Neuer Empfang:
1
1
Interessen.
.
96
60
2
Einlage in das Yerkehrsbank-Buoh ....
23
io 1
3
Herausgenommen aus dem Yerkehrsbank-
Buohe.
•
J
120
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2440
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68
—
95
Rechnungs-Ausweis
Doetoren-Colleg i u m s
Jahr _ Haben
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Papier
Baar
(A
£
Ausgaben:
fl.
kr.
fl |
kr.
l
Per Saldo 1883.
25
66
2
3529
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s|
Journal „Mitteilungen* 4 .
1569
82
4
Effecten .
.
422
16
5
Für das Pensions-Institut ..
91
31
Yermögensstand am 31. December 1884:
Noten-Renten .1
18200
1
Verkehrsbank-Einlage .
349
83
86
34 ä
18549
83
5725
Aushilfs-Fond.
Ausgaben :
1
Unterstützung an 11 Witwen u. 1 Waise .
•
258
2
Herausgenommen aus der Verkehrsbank . •
112
05
•
8
Einlage in das Verkehrsbank-Buoh ....
•
145
96
Saldo am 31. Deoember 1884:
Noten-Rente, vinoulirt Nr. 104547 u. 107093
5750
•
•
Noten-Rente Nr. 573503 . .
1000
•
•
•
Silber-Rente, vinoulirt Nr. 35694 ....
200
•
•
Verkehrsbank-Einlage ......
305
40
7367
45
CO
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erstützungs-Fond.
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Ausgaben:
1
Unterstützung an 13 Witwen u. 2 Waiseu
•
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2
| Einlage in das Verkehrsbank-Buoh ...
116
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3
! Herausgenommen aus dem Verkehrsbank-Buoh
22
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•
Saldo am 31. Deoember 1884:
Noten-Rente Nr. 107094 vinoulirt ...
1 900
•
•
Silber-Rente Nr. 31185 vinoulirt ...
1400
•
Verkehrsbank-Einlage ..
118
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| 216
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Spi
aransky-Fond.
Ausgaben :
1
Unterstützung an 5 Witwen und 2 Waiseu
•
•
87
2
Einlage in das Verkehrsbank-Buoh ....
21
3
Aus dem Veikehrsbank-Buoh herausgenommen
24
Saldo am 31. Deoember 1884:
Silber-Rente Nr. 31227 und 36715 vinoulirt
2000
Verkehrsbank-Einlage .. -
93
36
*
2117
36
108
-
igiti | )y ([
Pott-Br
96
Vermögenstand Ende 1883:
Neaer Empfang:
1 Interessen.
2 Einlage in das Verkeil rsbank-Buch
1097
53
42
46
88
1143
91 42
Digitized by
Wr. med. Doctoren-Collegiums.
Ausgaben:
Unterstützungen an 2 Patental-Invalid en . .
Retourporto an 21 Bewerber.
Einlagen in die Verkehrsbank.
Herausgenommen aus dem Verkehrsban k-Buohe
Saldo am 31. December 1884:
Noten-Rente, vinoulirt Nr. 16945 ....
Noten-Rente, vinculirt Nr. 107092 ....
Verkehrsbank-Einlage...
sehe Stiftung. _
Ausgaben:
1 Insertion in die Wiener Zeitung.
2 Pensionen an 4 Witwen.
3 Einlagen in das Verkehrsbank-Buch . . . •
Saldo am 31. December 1884: |
1 Schuldschein, intabulirt auf dem Hause 18
in Gumpendorf.. . . 6300
Noten-Renten, vinculirt Nr. 103793 u. 107091 3200
Ve rkehrsbank-Buch-Einlagen .... . . 8l6 75
_ 10316 75
sehe Stiftung.
Ausgaben:
Leibrente an Major v. Singer im I. Semester
Unterstützungen an 9 Witwen und 1 Waise
Dem Advokaten Dr. Pawlik seine Expensnote
Herausgenommen aus der Verkehrsbank . . 118 44|i
Grabausschmückung.
Porto...
Saldo am 31. Deoember 1884: i
1 SK galiz. Grundentlastungs - Obligation
vinculirt Nr. 6017 A. 7000
1 St. Silber-Rente, vinoulirt Nr. 36370 . 1900
Noten-Rent,vincul. Nr. 2446 2,38620,117065 13300
Verkehrsbank-Buch-Einlage n
Saldo.
584 56
sehe Stiftung. _
Ausgaben:
1 Einlage in das Verkehrsbank-Buch
Saldo am 31. Deoember 1884:
Noten-Rente, vinoulirt Nr. 107095
Verkehrsbank-Einlage.
1000 .
143 91
1143 91
97
Haben
Baar
fl. kr.
130 .
2 10
66 15
198 25
1
420
59
480
75
730
110
6
164
1086
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Post-Nr
98
VIII. Dr. Heinrich
Vermö gensstand Ende 1883: 2141 57
Neuer Empfang:
1 Interessen.
2 Einlage in die Verkehrsbank. 48 84
3 Herausgenommen aus der Verkehrsbank . . .
_ 2188 41
«
i
X. Fränkisches
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Herzfelder’s Stipendien-Stiftung.
1.
M
Papier
Baar
•
Ausgaben:
kr.
A.
l
Stipendium an 1 Mediciner.
Saldo am 31. Deoember 1884;
•
84
Noten-Rente, yioulirt Nr. 103707 ....
2000
.
#
Verkehrsbank-Einlagen.
118
08
•
2118
08~
84
• 1
Wr. med. Doct.-Collegiuns.
1
2
3
Ausgaben:
UnterstQtznng an 1 Dootor, 4 Witwen n. 2 Waisen
Einlage in die Yerkehrabank.
Herausgenommen aus der Yerkehrabank . .
Saldo am 31. Deoember 1884:
Noten-Rente Nr. 239861 und 239865 . . .
V erkehrabank-Einlagen.
46
2000
142
41
88
42
2188
iL
130
.
Legat.
Ausgaben:
Augensoheinkosten and Grabausschmüokang
Einlage in die Verkehrabank.
Saldo am Sl. December 1884:
Noten-Rente Nr. 58993.
Verkehrebank-Einlage.
1000
959
1959
01
01
8
33
42
00
Leitner-Stiftung.
Ausgaben:
1
Einlage in die Yerkehrabank.
Saldo am 31. Deoember 1884:
•
•
46
76
Galiz. Grundentlastungs-Oblig. Nr. 13663
1000
.
9
Einlage in die Yerkehrabank.
Baar.
301
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46
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XII. Dr. Mühl-
| Papier
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I A-
kr.
fl.
kr.
1
336
-
336
.
Vermögeesstand Ende 1883:
Neuer Empfang:
Interessen..
XIII. Bibliothek*
371
71
36
45
13
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29
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’för
•
•
79
70
.
.
i 60
• •
50
414
m
■
Vermögens stand Ende 1883:
Neuer Empfang:
Interessen der Einlagsbüoher . . . .
Einlage in die Verkehrsbank . . . .
prac tische Heilkunde“
Dotation.
XIV. Gottfried
Vermögen88tand Ende 1883:
12033
14
.
.
Neuer Empfang:
i
Interessen .
456
72
2
Einlage in die Verkehrsbank.
167
82
12200
96
456
72
XV. Eduard Medin
ger-Stifl
tung
für
Vermögenestand Ende 1883:
463
72
•
Neuer Empfang:
1
Interessen.
12
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2
Interessen des Sparkasse-Buches.
6
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.
3
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•
23
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470
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101
hauser-Conto.
Pott-Nr.jj
Ausgaben:
Der Witwe Mühlhauser die Zinsen.
Saldo am 31. Deoember 1884:
8 Noten-Renten k fl. 1000 .......
Papier j
Baar 1
fl.
fl.
kr.
1
Fo
8000
336
8000
.
336
.
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Ausgaben:
1
Tisohler-Reohnung .
19
80
2
Drucksorten .
10
40
3
Buchhändler-Rechnung.
36
30
4
Buchbinder-Rechnung.
29
60
5
Bücher-Transport.
4
50
6
Herausgenommen aus der Verkehrsbank . .
79
70
7
Einlage in die Verkehrsbank.
.
.
29
60
Saldo am 31. Deoember 1884:
Sparoassebuoh-Einlage Nr. 105243 . . .
229
74
.
.
Verkehrsbank-Einlage Nr. 13G52 ....
105
•
Baar.
20 1
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64
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Mo
sing-Stiftung.
Ausgaben:
i
Stipendien an 4 Mediciner.
336
,
2
Einlage in das Verkehrsbank-ßuoh ....
,
120
72
Saldo am 31 Deoember 1884:
1860er Lose, 8 Stück ä fl. 100, vinoulirt .
800
,
#
Silber-Rente, 1 Stück ä fl. 800, „
800
Noten Renten, 2 Stück ä fl, 4600, „
9200
N.-o. Grundentlastungs-Obligation „
100
Einlage in die Verkehrsbank Nr. 5289 . .
1300
96
•
12200
96
456
72
das
Caroline Riedl’sche Kinderspita
tl.
-1
Ausgaben :
1
Bandagen-Rechnung .
.
36
2
Herausgenommen aus der Verkehrsbank . .
23
40
.
Saldo am 31. Deoember 1884:
Noten-Rente, yinculirt, Nr. 30124 . . . .
200
Noten-Rente Nr. 38467 .
100
.
i
Sparcassebuch-Einlage Nr. 340505 ...
146
72
•
470
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36
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102
XVI. Dr. Bielz-
Vermffgensstand Ende 1883:
N euer Empfang:
I Interessen ..
Papier
Baar
fl.
kr
ti.
kr.
2550
•
i
107
10
2550
107
u[
XVII. Dr. Johann Nep.
Neuer Empfang:
1
2
3
8 Stück Noten-Renten k 1000 fl.
4 Stück 1860er Lose k 500 fl.
Interessen.
8000
2000
416
10000
416
Dr. v. Schmerling,
Präsident.
Revidirt und
Dr. Bernhard VPölfier, Rechnungscensor.
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103
Conto.
Ausgaben:
Papier
|j A. | kr.
ßaar
fl !
kr.
11 Der Witwe Bielz die Zinsen.
Saldo am 31. Dezember 1884:
2 Noten-Renten ä 1000 fl., 5 ä 100 fl. und
1 per 50 fl.
2550
107
10
2550
107
10
H uber-Stiftung.
Ausgaben:
1
An Frau Angeline Soherhant ein 1860er Los i
für sich und ein 1860er Los für Frau
Franziska Tamarsik ausgefolgt.
1000
#
.
2
j An Herrn Dr. Deutschmann noe der Erben
2 1860er Lose ausgefolgt.
1000
,
.
3
Dem Herrn Baurath Soherhant die Zinsen der
,
40
#
4
Demselben die Zinsen der Noten-Renten . . 1
.
27
34
5
Herrn Baurath Soherhant für Dr. Kienböck i
und Carl Tamarsik.
132
20
6
Dem Herrn Dr. Deutsohmann für die Erben ,
.
.
8
46
7
An Herrn Baurath Soherhant die Interessen
j
der beiden Stiftungen für den Carl Tamarsik
141
89
8
An das Bezirksgericht Obernberg für die
Erben der Therese Hörmanseder die ent¬
fallenden Zinsen.
.
66
11
Saldo am 31. December 1884:
2 Stück Noten-Rente Nr. 133304 u. 133305
ddo. 1. Februar 1884 & 4000 fl., vinoulirt
8000
•
•
|
10000
416
1
Di*. Reittei*,
Gassier.
richtig befunden:
Dx*. A. Scheff, pr. Reohnungsoensor.
Digitized by LaOOQle
104
Ueber Neurosen des Magens.
Vortrag, gehalten in den wissenschaftlichen Versammlungen am 23. Februar
und am 23. März 1885 vom Primararzt S.-R. Dr. Leopold Oser.
Eines der schwierigste^, aber practisch wichtigsten Capitel
in der Lehre der Magenkrankheiten bilden jene functioneilen
Erkrankungen der Magennerven, für welche uns heute noch
keine pathologisch-anatomischen Grundlagen bekannt sind. Mit
besseren Mitteln arbeitende Methoden werden sicher das ana¬
tomische Substrat liefern. Einstweilen muss man sich an die
klinischen Erfahrungen halten, die mit Evidenz beweisen, dass
man viele Irrthümer und Fehler begeht, wenn man bekannte
anatomische Thatsachen auf differente klinische Bilder über¬
trägt. Solche klinische Bilder geben die Magenneurosen, die
man häufig fälschlich unter gewisse substantielle Erkrankungen
der Magenschleimhaut subsumirt. Die Magenneurosen lassen
sich in Motilitäts-, Sensibilitäts- und Secretionsneurosen ein-
theilen. Es gibt sicher auch vasomotorische und vielleicht auch
trophische Neurosen. Da ist unser Wissen aber noch Null. Das
von Stiller gewählte Eintheilungsprincip in idiopathische,
reflectorische und durch Neuropathien bedingte, hat Oser des¬
halb nicht acceptirt, weil bei dieser Darstellung Wiederholungen
unvermeidlich sind, und weil man in vielen Fällen unmöglich
angeben könne, in welche der drei Reihen eine bestimmte
Neurose gehört. Bei dem heutigen Stande unseres Wissens
müssen wir oft froh sein, wenn wir überhaupt die Diagnose
„Neurose“ machen und eventuell noch die Art bestimmen
können. So wichtig das ätiologische Moment sei, so seien wir
doch nicht so weit, es als Grundlage eines Systems benützen
zu können. Der Vortragende zeigt dies im Detail an einem
Beispiel.
Bevor er zur Darstellung der einzelnen Motilitätsneurosen
übergehe, berichtet er über den heutigen Stand unseres physio¬
logischen Wissens über den motorischen Nervenapparat und
resumirt die wichtigsten Resultate seiner experimentellen Arbeit
über die Innervation des Pylorus. Die damals gefundenen That¬
sachen wurden durch neue Versuchsmethoden bestätigt und
erweitert.
Die Motilitätsneurosen selbst lassen sich in zwei Gruppen
abtheilen, die erste umfasst die Neurosen, welche auf eine
Verminderung, die zweite Gruppe solche, welche auf eine
Vermehrung der motorischen Kraft zurückgeführt werden
können.
In die erste Gruppe gehört: 1. die Rumination, die
wahrscheinlich auf einer Parese der Cardia beruht, jedoch zeigt
Oser an der Hand einschlägiger Beobachtungen, dass aueh
eine Steigerung der Magenperistaltik selbst dabei im Spiele ist.
Er schildert die verschiedenen Formen dieser Neurose, belegt
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105
sie durch Krankengeschichten und theilt seine Erfahrungen
in Betreff der Behandlung mit. Die milderen Formen können
durch energischen Willen, Trockendiät, passende Lagerung nach
dem Essen, auch durch Faradisation der Cardia heilen. Schwerere
Formen führen zu complicirten Neurosen und können tödtlich
enden. Os er erzählt einen einschlägigen Fall. Ein achzehn-
jähriges, einer neuropathischen Familie entstammendes Mädchen
bekam Aufsteigen der Speisen in die Mundhöhle. Anfangs
waren damit keine Unannehmlichkeiten verbunden. Später
dauerte die Rumination durch drei bis vier Stunden nach den
Mahlzeiten, so dass die Kranke durch dieselbe sehr erschöpft
wurde. Sie konnte die einmal sehr stark sauer gewordenen
Speisen nicht wieder schlucken und ging in ihrer Ernährung
rasch zurück. Eine zweimonatliche mechanische Behandlung
brachte Besserung der Neurose, so dass die Kranke durch
rechte Seitenlage die Rumination unterdrücken konnte. Nach
einigen Monaten neuerdings Verschlimmerung, Kräfteabnahme.
Alle möglichen Curen blieben ohne Erfolg. Es hatte sich in¬
zwischen ein Vomitus nervosus entwickelt, so dass die Kranke
fast Alles unmittelbar nach dem Essen erbrach. Faradisation
der Cardia, mechanische Behandlung, Kaltwassercur, die ver¬
schiedensten Diätformen ohne allen Erfolg. Zum Schluss Phthisis
und Tod.
2. Die Insufficienz des Pylorus. Nach einer histo¬
rischen Einleitung schildert Oser diese von Ebstein zuerst
genau studirte Neurose und resumirt und kritisirt die Angaben
Ebstein’s. Der Vortragende erwähnt die Beziehungen zu
Darmerkrankungen, zur beweglichen Niere, und weist auf die
diagnostische Wichtigkeit des Nachweises einer Pylorus -
Insufficienz hin. In Betreff der Diagnose dieser Neurose ver¬
teidigt er die Methode der Luftaufblähung des Magens gegen¬
über den Angaben Schütz’ und zeigt die Zweckmässigkeit
der schubweisen Aufblähung mittelst Kohlensäure an der Hand
von Beobachtungen.
3. Gastroplegie oder musculäre Insufficienz des Magens.
0. Bkizzirt kurz jene Fälle von Magenerweiterung, die auf rein
neurotische Grundlage zurückzuführen sind.
In die zweite Gruppe gehören:
1. Krampf der Cardia. V. berichtet über den gegen¬
wärtigen Stand der physiologischen Frage des Cardiaverschlusses
und über seine mit Mikulicz ausgeführten ösophagoskopischen
Untersuchungen. Einen Krampf der Cardia kann man bei der
Sondirung des Oesophagus und bei der mechanischen Magen¬
behandlung zuweilen constatiren. Er erzählt von Stiller’s und
von eigenen Beobachtungen über diese Neurose.
2. Krampf des Pylorus. Er kommt als Reflexkrampf
bei Fissuren am Pylorus, wahrscheinlich aber auch aus anderen
Ursachen vor. Oser berichtet über einen beweisenden Fall
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106
und hebt die Bedeutung dieser Neurose zur Erklärung mancher
Formen von Dyspepsien und auch von Magenerweiterung hervor.
3. Gastrospasmus. Die Frage, ob es einen andauern¬
den tonischen Magenkrampf gebe, ist noch nicht entschieden.
Der Vortragende zeigt die Schwierigkeiten des Nachweises
trotz der Analogien im Darm und Uterus und ist der Ansicht,
dass in den weitaus meisten Fällen eine Sensibilitätsneurose
zu Grund liege.
4. Peristaltische Unruhe. Kussmaul verdankt
man die Kenntniss dieser Neurose, und Oser bringt ein detail-
lirtes Resume der Arbeit Kussmaul’s und schildert seine
eigenen Beobachtungen namentlich in Bezug auf die peristaltische
Unruhe des Darms, die er deshalb hier behandelt, weil gerade
diese Neurose häufig Veranlassung zur Verwechslung mit Magen¬
katarrh gibt. Er schildert eine Reihe neuerer Beobachtungen,
die seine früheren Anschauungen consolidirten. Er hat in den
letzten Jahren eine grössere Anzahl von Fällen gesehen, bei
welchen die Kranken meist an heftigem, anfallsweisem Auf-
stossen litten. Bei der Auscultation des Abdomen fand er an
den verschiedensten Stellen ein fortwährendes Sausen, Blasen
und Pfeifen. Trotz häufiger und anhaltender Untersuchung fand
er den Darm niemals in Ruhe, auch viele Stunden nach den
Mahlzeiten nicht. Das ätiologische Moment dieser Neurose ist
ihm nicht bekannt. Er fand sie bei Hysterie und Neurasthenie,
aber auch allein und ohne nachweisbare Reizherde.
(Schluss folgt.)
Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Sitzung am 8. April 1885.
Vorsitzender O.-S.-R. Dr. R. v. Schneller macht die
Mittheilung, dass dem Beschlüsse der letzten Sitzung gemäss
der Entwurf der Petition an das hohe Abgeordnetenhaus um
'Wiederübernahme der n.-ö. Landesfindelanstalt in
die Staatsverwaltung im Geschäftsrathe des Collegiums
vorgetragen und nomine collegii einstimmig angenommen wurde.
Nachdem aber mittlerweile die Sitzungen des Abgeordneten¬
hauses vertagt worden waren, konnte die Petition bisher nicht
überreicht werden.
Hierauf erwähnte der Obmann, dass ihm bei Gelegenheit
der Discussion über G r a d o der Gedanke gekommen sei, eine
Anregung zur Bearbeitung des Themas über Malaria zu geben,
nachdem gerade in neuester Zeit über diesen Gegenstand Unter¬
suchungen von A.Vogl, Jilek,Klebe,Tommasi-Crudeliu. A.
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vorliegen, welche unsere Kenntnisse zu erweitern geeignet sind.
So viel er sich erinnere, sei über Malaria in öffentlicher Sitzung
seit dem Vortrage des Prof. Dr. Th. Helm, Director des allg.
Krankenhauses in Wien, darüber nicht gesprochen worden. Der¬
selbe demonßtrirte damals eine Fieberkarte der österr. Monarchie,
welcher die im Jahre 1861 vom Kriegsministerium herausge¬
gebene Sanitätskarte nebst erläuternden Bemerkungen zu Orunde
gelegen ist. Vorsitzender habe nun den ihm in dieser Beziehung
empfohlenen Herrn Regimentsarzt Dr. Hans Schöfer ersucht,
dieses Thema zum Gegenstände eines Vortrages zu machen*
und wie der Erfolg lehrt, entsprach derselbe mit grosser Be¬
reitwilligkeit diesem Ansuchen, wofür er ihm schon jetzt den
verbindlichsten Dank ausspreche.
Dr. Schöfer hielt hierauf den höchst beifällig aufge¬
nommenen Yortrag: Ueber die Resultate der neueren
Untersuchungen über Malaria, der vollständig in diesen
Blättern erscheinen wird.
Notizen.
Auszeichnung. Dem Brunnenarzte in Karlsbad Dr. Johann Sztanko¬
win sky wurde der Titel eines königlichen Käthes verliehen.
Aufnahmen. In der Geschäftsrathssitzung am 15. d. M. wurden die
DDr. Isidor Lederer in Wien und Arthur Meyer in Steinach am Brenner
in Tirol als ordentliche Mitglieder in das Collegium aufgenommen.
Wissenschaftlicher Ausschuss. In der Ausschusssitzung am 18. d. M.
wurde Prof. Dr. Reder zum Obmann, Dooent Prosector Dr. Weiohselbaum
zum Obmannstellvertreter und die DDr. Batsy und Hajek zu Schriftführern
gewfthlt.
Karolinen-Kinderspital. Durch Herrn Primarius Dr. Gersuny haben
dem Medingerfonde zur Anschaffung von Bandagen und Apparaten die Herren
J. Petzolt 300 fl. Silberrente und Dr. Soheinpflüg sen. 100 fl. 5. W.
baar gespendet.
Zur Verlegung der Schulferien. Das Collegium hat in dieser Angelegen¬
heit folgende Eingaben an das Unterrichtsministerium gerichtet: n Hohes k. k.
Ministerium für Cultus und Unterricht! Der Gesohäftsrath des
Wiener medioinisohen Doctoren-Collegiums hat in seiner Sitzung am 15. d. M.
den einhelligen Beschluss gefasst, an das hohe k. k. Ministerium die ergebene
Bitte zu stellen, in Angelegenheit der Ferien Verlegung für dieses Jahr vorläufig
keine Aenderung eintreten zu lassen. Es werden bisher von den verschiedensten
Seiten so vielerlei Gründe für und gegen die Verschiebung angeführt, dass
ein gründliches, wohldurohdaohtes und auf reele Beobachtung gegründetes
Urtheil nicht sogleich abgegeben werden kann, namentlich wo es sich, wie hier
um die Interessen der Lehrer, Sohüler und Eltern, um sociale u. hygienische
Verhältnisse handelt. Das ergebenst gefertigte Wiener medicinische Docioren-
Collegium, welches diese Frage eingehend berathen will, bittet daher für dieses
Jahr eine Aenderung noch nicht eintreten lassen zu wollend
Unterstätzungsverein für Witwen und Waisen jener Mitglieder
des Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums, welche in die Witwen-
und Waisen-Societät nicht einverleibt sind. Hofrath Professor Dr. R.
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108
y. Arlt Ferdinand ist in der jüngst abgehaltenen Generalversammlung
dieses Vereines einstimmig zum Präses dieses Vereines gewählt worden,
und hat die Leitung desselben am 7. April d. J. übernommen. Dieser
Verein besitzt dermal» ein Stamm vermögen von mehr als 61.600 fl.,, aus
dessen Interessen sammt den Beiträgen von oiroa 200 ständigen Mitgliedern
Aerzten und Nichtärzten, alljährlich bei 3000 fl. an hilfsbedürftige Witwen
und Waisen nach Mitgliedern des Wiener medioinisohen Doctoren Collegiums
zur Vertheilung gebracht werden. Wir freuen uns über die Fortschritte dieses
Vereines und wünsohen demselben eine gedeihliche Weiterentwicklung um
so mehr, da seine Bestrebungen in den humanitären Institutionen des Collegiums
eine Lücke ausföllen, mit den diesbezüglichen Bemühungen des Collegiums
parallel laufen, und die Betheiligung von recht vielen Niohtärzten an dem
edlen Werke recht erwünscht ist. — In derselben Generalversammlung wurde
dem Vicepräses Adolf Woda, welcher während der langwierigen Krank¬
heit und seit dem Ableben des sei. Hofrathes Dr. Rudolf R v. Vivenot
die Präsidialgesohäfte mit vorzüglichem Erfolge geführt hatte, in ehrender
Anerkennung seiner grossen Verdienste eine Dankadresse votirt.
Sterbefälle. Am 7. April d. J. starbin Wien Dr. Franz Lammasoh,
Mitglied des Verwaltungs-Comites des Karolinen-Kinderspitales. Er war am
30. November 1811 in Wien geboren, wurde am 25. Mai 1836 in Wien zum Doctor
der Medizin promovirt und war Mitglied des Collegiums seit 15. Januar 1836.
Dr. Lammasoh hat sioh um das Zustandekommen des Karolinen-Kinderspitales
im Sinne der Stifterin Frau Karoline Riedl, deren Schwager er war, grosse
Verdienste erworben und hat seine Fürsorge für das genannte Spital auch
dadurch bewiesen, dass er demselben 1000 fl ö. W. legirte. Ausserdem be-
daohte er in seinem Testamente das Unterstützungsinstitut, dessen Gründer
er war, und den „Unterstützungsverein für Witwen und Waisen jener Mit¬
glieder des Wiener medizinischen Doctoren-Collegiums, welche nicht in die
Witwen- und Waisen-Sooietät ein verleibt sind“ mit je 500 fl. ö. W. — An
demselben Tage starb Dr. Ferdinand Czeoh in Wien. Im Jahre 1821 in
Neurausnitz in Mähren geboren, wurde er am 2. März 1855 in Wien zum
Doctor der Medizin promovirt und gehörte dem Collegium seit 13. März
1855 an. — Friede ihrer Asohe.
Uebersiedlungen. Dr. Josef Kubinger ist von Obernberg am Inn in
Tirol nach Hallstatt in Ober-Oesterreich als k. k. Salinenarzt und Dr. Eduard
Mysz von Wien naoh Kronstadt in Siebenbürgen übersiedelt
Briefkasten. Dr. H .... 1 in Wr. N. Jahresbeitrag pro 1885 erhalten.
f C o n c u r T
W Die
f Stelle des Primär - Arztes im Kronprinz Rudolf-
4 Kinderspitale in Wien,
^ III., Landstrasse, Kleingasse Nr. 7,
4 ist zu besetzen.
1 Die Bewerber um diese Stelle, welche ein Ehrenamt und mit
f welcher auch die administrative Ober-Aufsicht über die Anstalt ver¬
bunden ist, wollen ihre Eingabe nebst Belegen bis längstens 1. Mai 1885
an das Verwaltungs-Comit? des Kronprinz Rudolf-Kinderspitales im
Gemeindehause des III. Wiener Gemeinde-Bezirkes Landstrasse leiten.
Mehljährige Kinder-Heil-Praxis ist unerlässlich.
Wien, im April 1885.
Das Verwaltungs-Comite
des Kronprinz Rudolf-Kinderspitals in Wien.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Eedacteur:
Dr. L. Hopfgartner. — Gesellschaft 8-Buchdruckerei, Wien, III., ErdbergstrasseS,
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XI. Bd. Ausgegeben am 7. Mai 1885
Kr. 11
MITTBEILUNGEN
des
ffleier leiitliiitlei Doctoren-Golleoims.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
30 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In¬
lande S fl., nach dem Auslände 6 Mrk. — Einzelne Nummern 35 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prämunerirt in der Medioin. Buchhandlung Toeplit« Deutieke
(vormals Carl Ciermsk), Wien, I., Sohottengaase 6.
Zuschriften und Zusendungen an die Redaetion: Wien, Kanalei des Wiener Med.
Doet-Coll. and der Witwen- and Waisen-Societfit, Rothenthmrmstrasse 23.
Inhalt: Section für öffentliche Gesundheitspflege. Sitzungen am 22 und 29. Apiil 1885. —
lieber Neurosen des Magens. Vortrag, gehalten vom Primararzt s.-R Dr. L. Os er.
(Fortsetzung). — Verzeichni s der Fttnctionare des Collegiums für das Jahr 1885/86. —
Verzeichnis der Mitglieder der Section für öffentliche Gesundheitspflege. — Notizen.
Die nächste .
wissenschaftliche Versammlung
findet im October statt.
Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Sitzung am 22. April 1885.
Vorsitzender O.-S.-R. Dr. R. v. Schneller theilt mit,
dass Herr Primararzt Dr. Jos. Heim als Mitglied in die Sec¬
tion eingetreten. Gegenstand der Verhandlung sei die Dis-
cussion über die von dem Vereine „Die Real¬
schule“ angeregte P rage der Verlegung der Mittel¬
schulferien auf die beiden Monate Juli und August,
statt vom 16. Juli bis 15. September.
Der Geschäftsrath hatte in seiner Sitzung vom 15. April,
als ihm diese Frage vorgelegt worden, beschlossen, an das hohe
Unterrichtsministerium die Bitte zu stellen, in der Angelegen¬
heit vorläufig keine Aenderung eintreten zu lassen, und zugleich
den Gegenstand der Section für öffentliche Gesundheitspflege
zur eingehenden Berathung abgetreten.
Indesö habe Herr Prof. Anton R. v. Frisch schon am
12. April einen diesfälligen Vortrag als Substrat einer Dis-
cussion angemeldet.
Prof. v. Frisch hält nun denselben; dieser schliesst mit
den Anträgen, sich auszusprechen: 1. Die Zeit vom 1. bis
15. September ist für die körperliche und geistige
Erholung unserer Schuljugend nicht zu entbehren
und 2. für einzelne, besonders heisse Tage der
ersten Julihälfte möge die hohe Unter richte ve r-
Hiem eine Beilage.
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waltung durch Einführung der imdeutschenReiohe
durch lange Zeit üblichen sogenannten Hitzferien
Abhilfe treffen.
Dr. v. Schneller, welcher der Frage, wie sie oben ge¬
stellt wird, keine so schwerwiegende Bedeutung beimisst, hält
aus sanitären, theils auf meteorologischen Beobachtungen und
theils auf Erfahrungen der praktischen Aerzte beruhenden Grün¬
den die Verlegung der grossen Ferien auf Juli und August für
entsprechender; dieselben beständen auch in dieser Weise in
Westgalizien und Ungarn.
Ebenso bringt Dr. Bernh. Kraus eine Reihe von Anträgen,
die in dem Ausspruche der Zweckmässigkeit der Verlegung der
Ferien auf diese zwei Monate gipfeln.
Statthaltereirath Dr. R. v. Karajan, der die Zeit vom
1. bis 15. Juli unter den hiesigen klimatischen Verhältnissen
für den Unterricht minder geeignet erachtet, findet es auch vom
Standpunkte der Hygiene, die doch eine präventive sei, nicht
für angemessen, durch die Hitze des Juli eine Schädlickeit zu
setzen, die erst im September ihre Sanirung findet; besser sei,
ihr von Vorneherein zu begegnen.
Städt. Arzt Dr. Heinrich Adler fasst die Frage dahin:
Ist die erste Hälfte Juli bei uns mehr zum Unterrichte oder
zur Erholung und Ruhe geeignet; dann glaubt er, möge man
sich nicht auf die Mittelschulen beschränken, sondern auch die
Volksschulen miteinbeziehen.
Prof. Dr. Exner plaidirt für den Antrag Frisch’s und
bemerkt, dass die Ferien der Volksschulen nicht einbezogen
werden sollen, da bei der Mittelschule, um die es sich hier
handelt, andere Verhältnisse obwalten.
Primararzt Dr. Heim, der anerkennt, dass die erste Hälfte
Juli zum Unterrichte weniger geeignet, wäre nicht gegen die
Verlegung der Ferien auf Juli und August, jedoch möge dann
die Verlängerung derselben bis Mitte September eintreten.
Schneller und Prim. Dr. Frey sprechen noch für die
Verlegung und gegen die Verlängerung, und schliesslich wird
der Antrag Dr. Adolf Hoffmann’s, auf Einsetzung eines
Comite’s, angenommen. In dasselbe werden berufen die DDr.
von Frisch, Heim, Ad. Hoffmann, Bern. Kraus und
v. Schneller.
Sitzung am 29. April 1885.
Vorsitzender: Sanitätsrath und Stadtphysikus Dr. Emil
Kämmerer.
Referent über die F e rienver 1 egungsfrage, Dr. R. v.
Schneller, schickt voraus, dass das Comitö am 25. April sich
durch seine Wahl zum Obmann und die Wahl des Dr. Heim
zum Schriftführer constituirt habe. Nach einer Debatte über die
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Grundsätze des zu erstattenden Berichtes wurde Schneller
zum Referenten bestimmt und am 28. April das Elaborat vom
Comite per majora angenommen.
Dr. Schneller liest nun das Referat mit dem Anträge:
Die Section möge sich gegenüber der massgeben¬
den Behörde dahinaussprechen, dass vom sani¬
tären Standpunkte aus die Zeit vom 1. bis 15. Juli
zum Uuterrichte minder geeignet und die Ver¬
legung der Mittelschulferien auf die beiden Mo¬
nate Juli und August als empfehlenswerth er¬
scheint.
Bei der Discussion hierüber wünscht Prof. y. Schrötter,
die Angelegenheit möge von einem höheren Gesichtspunkte aus
behandelt und das gesammte Erziehungs- und Schulwesen, dann
die Ueberbürdungsfrage in Betracht gezogen werden; ferner
bespricht er die Vortheile yon Gartenanlagen bei den Schulen,
den Nutzen der Feriencolonien u. s. w. Er betrachte es für
ein würdiges Object der Erörterung für die Section, wenn sie
diese Dinge Yentiliren möchte. Er halte das englische Erzie¬
hungs- und XJnterrichtssystem, wobei dem Körper mehr Rech¬
nung getragen werde, für zweckmässiger. Er hätte auch nichts
gegen die Verlängerung der Ferien.
Prim. Dr. Heim stimmt jener Ansicht bei. Sanitätsrath
Dr. Innhauser will, dass im Referate, dem er Yollkommen
beistimme, auch erwähnt werde, dass bei den langen Tagen im
Juli und August selbst bei der Hitze die Morgen- und Abend¬
stunden vollständig zur Erholung benützt werden können.
Von mehreren Seiten (Kraus, Frey, Innhauser, Gruber u.
A.) wird nun die en bloc - Annahme mit dem Amendement
Innhauser’s und dem Zusätze, dass die Section bereit sei,
die Schulfrage auch nach anderen Richtungen hin zu erörtern,
beantragt. Der Referent stimmt den Ausführungen Professor
SchrottePs betreffs des Studiums der Sohulfrage bei, meint
aber, dass wir eher an’s Ziel kommen, wenn wir die Fragen
trennen, als wenn wir sie cumulativ behandeln; eine concrete
Frage liege vor und er glaube nicht, dass wir bei ganz o b j e c-
tiver Behandlung nach längerer Zeit zu einem anderen Re¬
sultate kommen werden. Was das englische Schulsystem betrifft,
so müsse er sagen, dass, so weit er England kenne, die dor¬
tigen Verhältnisse im Ganzen von den unseren bedeutend ver¬
schieden sind und im Zusammenhänge beurtheilt werden müssen.
Eben so sei es auch die Universitäts-Organisation. Was dort
vielleicht bei reichen Leuten passe, sei nicht immer auf uns
anwendbar. Wir seien mehr auf die deutschen Schuleinrich¬
tungen angewiesen. Die Volksschulen habe er nicht einbe¬
zogen, weil die Ministerial - Verordnung für sie 6wöchentliche
Hauptferien festsetzt und ihre Vertheilung innerhalb des Jahres
der Bezirks-Schulbehörde überlässt. Endlich spricht sich Re-
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ferent entschieden, gegen die proponirte ununterbrochene
Ferien-Dauer von 11 Wochen für die Mittelschulen aus.
Bei der Abstimmung wurde der Antrag des Comite’s,
nämlich die Verlegung der Mittelsohulferien auf
die beiden Monate Juli und August zu empfehlen,
von der Section mit den oben erwähnten Amen¬
dements mit allen Stimmen gegenjene der DDr.
Hans Adler, v. Frisch, Heim und v. Schrott er, welche
ein Separa tvotum anmeldeten, angenommen; ebenso
wurde beschlossen, falls der Gesohäftsrath dem Gut¬
achten der Seetion nieht zustimmt, ihn zu er¬
suchen, selbes dem hohen Unterrichts-Ministerium
als den Ausdruck der Ansichten derselben über die
Ferienverlegungsfrage mit zu unterbreiten.
Nächste Sitzung Mittwoch den 3. Juni 1885.
lieber Neurosen des Magens.
Vortrag, gehalten in den wissenschaftlichen Versammlungen am 23. Februar
und am 23. März 1885 vom Primararzt S.-E. Dr. Leopold Os er.
(Fortsetzung.)
5. Eructatio. Physiologisch ist immer Luft im Magen,
und es gelang Os er niemals, sie vollständig aus dem Magen
zu entfernen. Das Aufstossen kommt auch in der Breite der
Gesundheit, namentlich bei Raschessern und nach Einnahme
gashaltiger Getränke vor. Er schildert die verschiedenen
Formen der Neurose und spricht, die Arbeiten Weissgerber’s
und Stiller’s resumirend, über die Quellen der Gasentwicklung
im Magen. Er glaubt, dass in sehr vielen Fällen die Luft in
den Oesophagus aspirirt und in den Magen durch Peristaltik
des Oesophagus getrieben werde. Os er ist der Ansicht, dass
durch gesteigerte Peristaltik des Magens bei normalem
Cardiaverschlu8s das Austreiben der Luft geschehe. Die Therapie
dieser Neurose ' biete wieder grosse Schwierigkeiten. Durch
mechanisches Herausholen der Luft hat er keine Erfolge er¬
zielt. Wenn der Reizherd nicht aufzufinden und zu eliminiren
sei, bleibe nur die übliche Therapie der Neurosen, über welche
noch ausführlicher später gesprochen wird, die aber leider oft
im Stich lasse.
6. Vomitus nervosus. In Anbetracht der vorgerückten
Zeit hebt Oser nur einige Momente hervor. Zunächst referirt
er über die neue, sehr interessante Arbeit Hegar’s, welche
die Beziehungen der Sexualerkrankungen zu den Neurosen
behandelt, und zeigt, wie wichtig diese Gesichtspunkte auch für
die Diagnose, Prognose und Therapie der Magenneurosen sind.
Zu den Reizherden, welche auch das nervöse Erbrechen aus-
lösen können, ist auch die Nervenzerrung durch eine dislocirte
Niere zu zählen. Mit einem kurzen Resumö über den derzeitigen
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Stand der Therapie des Vomitus nervosus schliesst er die
Besprechung der Motilitätsneurosen und wendet sich zum
zweiten Tbeile seines Vortrages, zur Besprechung der
II. Sensibilitätsneuroseu. Unser physiologisches Wiesen
über die sensiblen Nervenbahnen ist sehr rudimentär. Im Allge¬
meinen nimmt man an, dass in, den Bahnen des Vagus und
Sympathicu8 die sensiblen Fasern verlaufen. Der gesunde Magen
ist ein empfindungsarmes Organ, selbst das Schmerzgefühl ist
kein lebhaftes, wie man nach Verletzungen der Magenschleim¬
haut constatiren kann. Auch das Localisationsgefühl ist gering.
Wird eine Sonde in den Magen eingeführt, so fühlt sie der Kranke
deutlich im Pharynx und im Oesophagus, sehr undeutlich im
Magen. Das Temperaturgefühl im Magen ist ein unklares. Der
gesunde Magen hat nur zwei Empfindungen, das Hunger- und
das Sättigungsgefühl, die wir in den Pylorustheil verlegen, der
überhaupt der empfindlichste Theil des Magens ist.
Die Symptome der Sensibilitätsneurosen bilden die
subjectiven krankhaften Empfindungen, die man in zwei Reihen
bringen kann.
1. Veränderungen der physiologischen Empfindungen:
a) Fehlen des Hungergefühls, Fehlen des Sättigungsgefühls,
Fehlen jener Empfindung, die wir Appetit nennen, welche den
auf irgend eine Nahrung angewandten Hunger darstellt. Os er
schildert die verschiedenen Formen der Anorexie, die als Fleisch¬
eckel, als Eckel vor jeder Nahrung ein Symptom der Hysterie ist.
b) Das Hungergefühl kann als Schmerz, als Druck auftreten.
c) Steigerung des Hungergefühls als Symptom der Boulimie.
2. Pathologische Empfindungen, die in unzähligen Varianten
Vorkommen:
a) Temperatur*- und Bewegungsgefühle, die der Vor¬
tragende in den verschiedenen Arten, belegt durch Kranken¬
geschichten, vorführt.
b ) Uebelkeit und verwandte Empfindungen, als Gefühl des
Nagen?, des Flauseins u. s. w., als Defaillance.
c) Druckgefühl namentlich während der Functionsruhe.
d) Schmerz in den verschiedenen Formen der Gastrodynie
und Gastralgie.
Als besondere Sensibilitätsneurosen von zwar nicht scharf
begrenztem, aber doch eigenthümlichem Charakter hebt 0 s e r
hervor:
«) die Hyperästhesie mit Druckgefühl nach jeder Nahrungs¬
einnahme. Diese Neurose gibt leicht Veranlassung zur Ver¬
wechslung mit Magenkatarrh. Er erzählt mehrere einschlägige
Fälle. Namentlich bei geistigen Arbeitern oder im Verlauf der
Anämie jugendlicher Individuen entwickelt sich die Neurose,
die, wenn nicht richtig erkannt, arge Dimensionen annehmen
kann. Solche Kranke müssen in der Regel trotz der Beschwer¬
den zum Eesen gebracht werden, wenn Heilung eintreten soll.
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Ein Theil der Fälle von nervöser Dyspepsie nach Leibe
gehört hieher.
b) Die Hyperästhesie mit heftigem Schmerz naeh jeder
Nahrungseinnahme, zuweilen auch bei Druck von aussen, nicht
zu verwechseln mit der Epigastralgie. Os er erzählt einen Fall
von Hysterie, bei welchem nach jedem Bissen eine heftige
Cardialgie auftrat. Plötzlich verschwand die Cardialgie und es
trat wieder die Hysterie in anderer Form auf.
c) Die Hyperästhesie auf den Reiz der Salzsäure, wie
Talma solche Fälle mittheilt.
d) Yon den Gastralgien verdient die von Romberg und
Oppolzer als Neuralgia coeliaca bezeichnete besonders her*
vorgehoben zu werden, insoferne als dieselbe in schweren, oft
durch Wochen andauernden Anfällen auftritt, in der Regel nur
eine schlechte Prognose zu lässt und oft als der Ausdruck eines
sich entwickelnden Centralleidens aufzufassen ist. Os er erzählt
mehrere markante Fälle, die tödtlich verliefen. Im Ganzen hat
er bisher sechs Fälle beobachtet. Er rechnet auch die Ton
Leyden hervorgehobenen Fälle von periodischem Erbrechen
oder Gastralgien hieher. (Bohlass folgt.)
Verzeichniss der Functionäre des Doctoren-Collegiums
für das Jahr 1885/1886.
P rftsiden t:
Dr. Rainer Ritter von Schmerling, k. k. Hofrath.
Yice-Präsidenten:
Dr. L. Hopfgartner, k. k. Bezirksarzt. Dr. Eduard Albert, k. k. o. 5. Univ.-Prof.
Seoretär und Cassier:
Dr. Carl Reltfter.
Seoretär- und Cassier-Stellvertreter:
Dr. Franz Batsy.
Biblio thekar:
Dr. Gustav v. Pernhoffer.
Reohnungs-Censoren:
Dr. Eduard Nagel. Dr. Bernhard Wfflfler.
Gesohftftsrathes sind die Dootoren:
Mitglieder des
Adler Hans. 8
Adler Sigmund. 3
Anthofer Carl. 8
Bauer Moriz. 1
GrQnfeld Josef. 3
Helm Josef. 8
Hoffinann Adolf . 1
Kalnzbauer Josef . 8
Kapper Simon.®
Kernecker Johann. 3
v. Khautz Anton. 8
Kienast Franz. 1
Klein Ludwig. 8
Koller Rupert . 1
Lauterstein Simon . 1
Lerob Alexander jun
Löffler Adolf. 3
Lütkemöller Johann.®
Muoh Ferdinand. 1
Schneller Josef, R.
Schum Hans. 8
Turklewloz Augustin. 1
Wlnternltz David. 1
Wollner Carl. 1
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Mitglieder des wissensohaftliohen Ausschusses sind die
Doctoren:
Adler Hans. 1
Auspitz Heinrich, Prof. 1
Batsy Franz. 2
Bergmeister Otto. 2
Englisch Josef. 2
Furth Ludwig. 2
Grünfeld Josef. 2
Hajek Salomon. 1
Mitglieder des Unterstützungs - Instituts-Ausschusses sind
die Doctoren:
Gerstel Adolf. 1 HofTmann Adolf. 1 ScheflT Michael. 1
Gruber Alois. 8 Mittler Paul. 2 Schneller Josef, E. y. 8
Haschek Jakob. 2 Nusser Eduard. 1 Schwarz Israel. 8
Hein Josei. 2 Popper Heinrioh. 8 Wollner Carl. 2
Die Ziffern *, *, 8 , nach den Hamen der Gewählten bezeichnen die
Zahl der Jahre der Functionsdauer und haben die mit 1 Gezeichneten im
nftohsten Jahre auszutreten, sind aber wieder wfthlbar.
Lebenslängliche Mitglieder der Verwaltung des Stifft’sohen
Fondes sind die Dootorent *
Aitenberger Alois, Hoffbiann Adolf, Jurl6 Theodor v., Koller Rupert,"
Schneller Josef E. y., Winternitz Dayid.
Zur Yertheilung der Interessen dieses Fondes ist noch der jeweilige
Protomedious zuzuziehen. — Diese Commission yertheilt auch die Interessen
der übrigen Fonde des Collegiums.
Lebenslftngliohe Mitglieder des Curatoriums der Singer’sohen
Stiftung sind die Doctoren:
Chrastlna Johann, Haschek Jakob, Klein Ludwig, Schneller Josef, R. v.,
Spitzmüller Julius.
Die Seyfert’sche und die Bisenz’sche Stiftung yerleiht der
Gesohftftsrath, die letztere über Vorschlag des israelitischen Predigers.
Die Dr. Bleil’sohe Stipendium- Stiftung wird von dem jeweiligen
Pr&sidenten des Collegiums und von dem jeweiligen Dekane des Wr. med.
Profes8oren-Collegiums abwechselnd verliehen.
Das Dr. Gorisohek’sohe Stipendium und die Kampfl’sohen
Stift plfttze, je einen im Taubstummen- und im Blinden-Institute, yerleiht der
jeweilige Präsident dos Collegiums.
Superintendenten der Stipendien-Stiftungen.
a) Auf Lebensdauer:
Dr. Adler Hans für die Güntner’sohe.
Dr. Haschek Jakob für die Stumpfsohe und die Emmerioh’sohen.
Dr. Hopfgartner Leopold für die Dr Y. Eff enberger’schen.
Dr. Innhau8er Franz für die Per 1 ach’schen und Mosing’sche.
Dr. v. Khautz Anton für die Sabitz’sche.
Dr. Klenaat Franz für die B üttner’schen.
Dr. Schneller Josef, R. v., für die Jusohit zische.
Dr. Winternitz David für die Dr. Heinrioh Herzf elder’sohe.
b) Auf die Dauer von 5 Jahren von 1881 ab:
Prof. Dr. Gräber Josef für die Kriegsstiftung des Collegiums«
Hein Isidor. 8
Herz Max. 1
Hofmann Eduard, Prof. 2
Hofmokl Johann. 1
Jarlsch Adolf. 8
Jurl6 Gustav, v. 1
Kumar Albiu. 8
MauthnerLudwig, Prof. 8
Neumann Isidor, Prof. 2
Obersteiner H., j., Prof. 8
Reder Albert, Prof. 2
Redtenbacher Leo. 8
Schnitzler Joh., Prof. 1
Schrütter L. R. v ., Prof. 8
Welchsolbaum Anton. 8
Winternitz David. 1
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Mitglieder der Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Obmann:
O.-S.-R. Dr. Josef R. y. Schneller.
Obmann -8 teil Vertreter:
8.-R Dr. Kämmerer Emil, Stadtphysikus.
Schriftführer:
Dr. Adler Heinrich, städt. Arzt. — Dr. Pfleger Ludwig, Primararzt.
Adler Hans.
Adler Heinrich.
Adler Sigmund.
Anthofer Carl.
Bardas Moriz.
Batsy Franz.
BergmeUter Otto.
Böhm Carl.
Chiarl Hans.
Dräsche Anton.
Ehrmann Ignaz.
Fink Yincenz.
Frey Moriz.
Friedinger Carl.
Frisch Anton, R. y., jun.
QaÜ8ter Friedrich.
Gold Adolf.
Gruber Alois.
Gruber Max.
Qrünfeld Josef.
Haller Carl.
Helm Josef.
Hein Isidor.
Hoffmann Adolf.
Hoffmann Josef I.
Hofmann Eduard, R y.
Hopfgartner Leopold.
Innhauser Franz.
Juriö Theodor Edl. v.
Kainzbauer Josef.
Kämmerer Emil.
Kapper Simon.
Karajan Ludwig, R. v.
Kehl Alois.
Kernecker Johann.
Khautz v Eulenthal Ant.
Kiemann Franz.
Klena8t Franz.
Kohn Emanuel.
Bernard.
r Peter.
Lewy Eduard.
Löbl Josef.
Löffler Adolf.
Ludwig Ernst.
Mandelbaum Emanuel.
MarguÜ68 Joachim
Markbreiter Josef.
Mayer Josef August.
Meynert Theodor.
Mittler Paul.
Mükisch Moriz.
Pernhoffer Gustav v.
Pfleger Ludwig.
Polak Jakob.
Polansky Franz.
Pellender Ferdinand.
Raab Wilhelm.
Radda R. v. Boskowsteln«
Ernst.
Reder Albert.
Reltter Karl.
Riefler Franz.
Rokitaneky Carl, F. v.
Roth Ignaz.
Schäfer MiohaeL
Schenk Samuel.
SchifTmann Ignaz.
Ludwig.
"'öChmiU Gregor.
Schneider Franz.
Schneller Josef, R. v.
Scholz Josef.
Schrank Josef.
Schrötter Loop., R. v.
Schwarz Israel.
Spitzmöller Julius,
Tuschak Leopold.
Ullrich Albert
Unterholzner Balthasar.
Vogl August.
Weich8elbaum Anton.
Weles Josef.
Wimmer Johann.
Winternltz David.
Zontide8 Demeter.
Notizen.
Auszeichnungen. Dem Yioepräses der Witwen und Waisen Sooietät
Hof- und 8taatsarchivar Dr. Hieronymus W e y d a wurde der Titel und Charaoter
eines Regierungsrathes verliehen und der Curarzt in Gries Dr. Hermann
Mayrhofer wurde zum königl. preussischen Sanitfitsrathe ernannt.
Sterbefälle. Am 27. April d. J. starb in Wien Dr. Emst Wende rieh.
Er war im Jahre 1820 in Trebitsoh in Mähren geboren, wurde am 22. April 1850
in Wien zum Doctor der Medizin promovirt und gehörte dem Collegium seit
9. August 1853 an. — Am 30 April d. J. starb in Wien Dr Carl Reohinger.
Am 20. November 1829 in Graz geboren wurde er am 28. Oetober 1856 in
Wien zum Doctor der Medizin promovirt und war Mitglied des Collegiums
seit 7. Jänner 1863. — Friede ihrer Asche.
Domicil-Aenderuiig. Sanitätassistent Dr. Josef T r e s o h 1 ist von Deutsoh-
Landsberg nach Graz übersetzt worden und wohnt dort Sohilleratrasse 15.
--*-————————————————————————- 1 .. ■■ ' !-
Herausgeber und Verleger: Wiener xnedioin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Redacteur;
])r. L. Hopfgartner. — Gesellsebafts-Buchdruckerei, Wien, III., Erdbergstrasse8,
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XI. JBd. Aasgegeben am 21. Mai 1885. Sr. 12
MITTHEILUNGEN
des
ffiBBor ifliicnnsRjmt PoctoreB-CBllBiinrns.
Erscheint jeden ««reiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen and darüber, an
SO Bogen im Jahre. —■ Ganzjähriger Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums Im In¬
lande 3 fl., nach dem Auslände 6 Mrk. — Einzelne Hämmern 26 kr. = 60 Pfg. — Inserate
15 kr. — 90 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man pv&munerirt in der Medioin. Buchhandlung Tospliti dfc Mealkke
(vormals Carl Caermak), Wien, I., Sohottengasse 6*
Zutkriftea mii Zmseaiaagen ai die Bedaetiea: Wie*, Kuxlei de« Wieaer aied.
Doet-Coll. aad der Witwe*- nad Waisea-SeeietSt, RotheatharaetraMe 28.
ilhait: Elnleatang. — (Machten de« Beet. f. Cffentl. OeaundfceiMpSege de* Wr. med. Sr.-
Coli, über die Rückverlegung der Ferien an den Mitte lachulen auf die Zeit vom 1. Juli bis
31. August,erstattet in der Sitzung am 29. April 1885. Ref. O.-S.-R. Dr. Jos. R. ▼. S chne 11 er.
— Ueber die Resolute der neueren Untersuchungen über Malaria. Vortrag, gehalten in
der Sect f. Offentl. Gtosundheitspfl. des Wr. med. Dr.-Coll am 8. Apsil 1885. Von Dr.
Hans Scb&fer, k. k. Regimentsarzt. — Ueber Neurosen des Magens. Vortrag, gehalten
von Primär. Dr. L. O s e r. (Schluss). — Notizen.
Einladung
ztt der
Mittwoch, den 3. Juni 1885
um 7 Uhr Abends,
in der
Kanzlei des Wr. med. Doct.-Coll., I., Rothenthurmstrasse 23,
stattfindenden
Programm:
Ueber Aetiologie und Prophylaxis der Cholera auf
Grand eigener Erfahrungen and Untersuchungen. Mit
Demonstrationen. Von Herrn Dr. Heinrich Kowalski, k. k.
Regimentsarzt.
Dr. Josef D. v. Schneller ,
Obmann.
Aerzten, auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind,
ist der Zutritt zu den Sitzungen der Section für öffentliche
Gesundheitspflege jederzeit gestattet.
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Gntaohten
der Section für öffentliche Gesundheitspflege des Wiener
medicinischen D octoren-Collegiums
Aber die Rückverlegung der Ferien an den Mittelschulen
auf die Zeit vom 1. Juli bis 31. August,
erstattet io der Sitzung am 29. April 1885.
Referent Obersanitätsrath Dr. Jos. Ritter v. Schneller.
Die Frage der Mittelschulferien mit Rücksicht auf die Zeit,
in welche sie zu fallen haben, wurde bei uns bisher auf sehr
verschiedene Weise gelöst. So fielen sie noch vor wenigen
Decennien auf die Monate September und October, so dass das
Schuljahr mit 1. November begann und bis Ende August, ja
bis in die ersten Tage des September dauerte. Hierauf wurden
die Ferien auf die Monate August und September verlegt, bis
sie nunmehr seit 1875 für die meisten Kronländer und auch für
Wien betreffs der Mittelschulen vom 16. Juli bis 15. September
fixirt wurden; nur in Bozen, Meran, Westgalizien dauern sie vom
1. Juli bis 31. August. Ebenso in Ungarn.
Es ist kein Zweifel, dass alle diese Bestimmungen nach
reiflicher Erwägung der Verhältnisse und, da mit der Unter-
richts-Ministerial-Verordnung vom 26. März 1875 zugleich für
einzelne Kronländer abweichende Normen aufgestellt wurden,
mit Rücksicht auf deren besondere Bedürfnisse erflossen sind.
Ja in Bezug auf die jetzt bei uns geltende Ferialzeit von Mitte
Juli bis Mitte September wird vielleicht die Vermuthung
gestattet sein, anzunehmen, dass sie die Frucht eines Compro-
misses darstellt und dem Streben entsprang, verschiedenen
diametral sich entgegenstehenden Anforderungen zugleich zu
genügen.
ln jüngster Zeit nun macht sich bei uns, namentlich durch
die Petition des Vereines „Die Realschule“ an das hohe Unter¬
richts-Ministerium, eine Strömung geltend, welche als Ziel die
noch weitere Rückverlegung der Ferien, und zwar auf die
Monate Juli und August ausgesprochen hat und dasselbe mit
verschiedenen sanitären und didactischen Gründen zu stützen
bemüht ist.
Aus den bisher angeführten Daten tritt unverkennbar der
leitende Gedanke hervor, die Zeit der Ferien mehr auf die
Periode der heissen Jahreszeit zu verlegen.
In dieser Frage vom sanitären Standpunkte ein Gutachten
abzugeben, erscheinen wohl die practischen Aerzte vor Allem
berufen und wenn es auch nahezu unmöglich erscheint, diesen
Gegenstand ganz losgelöst von der pädagogischen und didactischen
Seite zu behandeln, war die Section für öffentliche Gesundheits¬
pflege des Wr. med. Doct.-CoIl, doch bemüht, sich in dieser
Hinsioht auf das Alleruothwendigste zu beschränken und die
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Frage der Ferienverlegung, wie es in der Eingabe
des Doctoren-Collegiums an das hohe Unterrichts-Ministerium
vom 19. April 1. J., Z. 110, in Aussicht gestellt wurde, ein¬
gehend zu berathen.
Den Aerzten, welche gewohnt sind, in ihrem Wirken viel¬
fältige physikalische Behelfe zu benützen, wird es in erster
Reihe darauf ankommen, meteorologische Anhaltspunkte zu
gewinnen. Deren liefert uns die hiesige k. k. Centralanstalt
für Meteorologie zur Genüge und in vollendeter Weise. Sie sagt
uns auf Grundlage lOOj&hriger Beobachtungen, dass für Wien
die Temperaturmittel für Juni 18*8, Juli 20*5, August 19*7 und
für September 15*9 Grad Celsius betragen. Für unseren
Zweck noch bessere Aufschlüsse, als die Monatsmittel geben
die Tagesmittel, die gleichfalls bekannt sind. Die grösste
Hitze föllt durchschnittlich zwischen dem 15. Juli und
15« August, die heissesten Tage (21 Va C.) zwischen dem 30. Juli
und 4. August, die heisseste Tageszeit im Sommer zwischen
2 und 4 Uhr.
Nach den für eine Reihe von 18 Jahren zusammengestellten
^tägigen Beobachtungen steigt vom Anfänge Juli bis zur Mitte
August die Temperatur mit unbedeutenden Unterbrechungen
constant, von da an aber sinkt sie gleichfalls mit geringen
Schwankungen fortwährend bis in den September hinein.
Die mittlere Temperatur vom 15. bis 30. Juni bewegt sich
zwischen 18 und 19° C. t die vom 1. bis 15. Juli zwischen 18 5
und 20*0° C., jene vom 1. bis 15. September zwisohen 18 bis
unter 15° C., der Unterschied beider beträgt daher in ihrem
mittleren Maximum und Minimum über 5°.
Die Differenzen zwischen Stadt und Land betragen in
Wien und Umgebung im Sommer um 6 Uhr Morgens 11, um
2 Uhr Nachmittags 2*5, um 10 Uhr Abends 1*0° C., um welchen
Betrag die Landluft kühler ist.
Die Eenntniss dieser klimatischen Elemente ist zur Be-
urtheilung des Gegenstandes absolut erforderlich, weil damit
positive unanfechtbare Prämissen geboten werden.
Und schon die einfache Betrachtung der angeführten That»
saohen dürfte jedem Unbefangenen, wenn er es nicht schon
selbst verspürt, den wissenschaftlichen Beweis liefern, dass die
heisseste Zeit des Jahres in die Monate Juli und August
fallt. Hiezu kommt, dass die angeführten Temperaturen sich
bloss auf die äussere Luft beziehen, während die in den oft
überfüllten Schulräumen jene noch bei Weitem übersteigt. Es
gilt dies bei der jetzigen Einrichtung, insbesondere von der
ersten Hälfte Juli, zn welcher Zeit auch während des ganzen
Schuljahres eine ausgiebige Ventilation am schwierigsten durch'
fahrbar ist. Dieser Einfluss der hohen Temperatur äussert sich
aber auch bei den Schalem durch vermehrten Blutandrang nach
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dem Gehirne, Schwindel, Naaenblnten, Anfälle von Ohnmacht,
Ueblichkeiten u. dgl.*)
Oer naohtheilige Einfluss der Hitze äusiert sich aber gerade
am Ende des Schuljahres am stärksten und findet hiezu bei
den Schülern, welche sich im Angesichte der bevorstehenden
Gassificirung oder Maturitätsprüfung mit Ausseraehtlassung jeg¬
licher Erholung während längerer Zeit übermässig geistig an¬
gestrengt haben, einen sehr fruchtbaren Boden.
Mit der geistigen Ueberspannung geht die körperliche
Abspannung gleiohenSohrittes und das Resultat ist bei schwächeren
Naturen gänzliche Erschöpfung. Es wäre also erwünscht, wenn
der eine schädliche Factor, wenn eohon nicht gänzlich eliminirt,
doch in seiner Stärke gemildert werden könnte und dies dürfte
am besten daduroh geschehen, dass der Juli aus der Schulzeit
ausgesohieden wird und das Ende des Schuljahrs mit dem Ende
Juni nusammenfällt.
Ein weiteres Correotiv in sanitärer Beziehung läge auch
darin, dass während der wärmeren Jahreszeit der Unterricht
in den Hauptfächern auf die Vormittagsstunden beschränkt oder,
wenn die ortsüblichen Verhältnisse es gestatten, der Beginn der
Schule auf eine frühere Morgenstunde verlegt würde.
Allein wenn gleich selbst von den Anhängern der jetzt
geltenden Ferienordnung der naohtheilige Einfluss hoher Tem¬
peraturen auf die Gesundheit der Schuljugend im Allgemeinen
zugegeben wird, so glauben sie ihn doch daduroh wesent¬
lich gemildert, dass nach ihrer Ansicht in den letzten zwei
Wochen also vom 1. bis 15. Juli ohnehin in den Schulen nicht
mehr viel geschehe. Die Classification sei im Wesentlichen
festgestellt, es werde in der letzten Zeit nicht leicht etwas
daran geändert und während der Maturitätsprüfungen, bei
welchen die Professoren interveniren, entfielen ohnehin die Vor¬
träge derselben und somit an mehreren Tagen der Schulbesuch.
Ebenso wird angeführt, dass die zahlreichen Gesuche, um die
Schüler noch vor dem Semestralabsohlusse aus der Schule zu
nehmen und sie aufs Land zu bringen, ja in geeigneten Fällen
ohnehin gerne bewilligt werden.
Diese Motive sprechen aber eher für den Wegfall dieser
15 Tage im Juli und dafür dass in den letzten 14 Tagen des
*) Anmerkung. Der unsterbliche Sohdpfer der medioinisohen Polizei
als Wissenschaft, Peter Frank, iusserte sich vor mehr als 100 Jahren über
unsere Frage folgendermaßen: Wäre es nicht, dass die gewöhnliche Herbst¬
schulenfeier zugleich für die Erholung der Lehrer und manohmal zu gewissen
ökonomischen in diese Zeit fallenden Verrichtungen bestimmt wäre, so würde
ich, hauptsächlich wegen der Gesundheit, rathen, diese Aussetzung der Lehre
in die heissesten Monate des Jahres zu verweisen, in welcher Lehrer und
Sohüler so viel von der schmachtenden Hitze auszustehen haben und der
Vortrag der Wissenschaften überall durch natürliches Gähnen unterbrochen wird.
J. P. Frank, System einer vollständigen medioinisohen Polizei. 2. Band,
8. Auflage. Wien 1786. S. 616.
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121
Juni bei minder hoher Temperatur jene Geschäfte leichter und
mit geringerer Störung des eigentlichen Unterrichtes vollzogen
werden könnten.
Die Gegner der Verlegung der 8chulferien behaupten aber
zugleich, obwohl sie im Principe zugeben müssen, dass die heisse
Jahreszeit zum Studium minder entsprechend sei, dass auch zur
Erholung die heissen Tage nicht geeignet erscheinen. Ja sie
sagen (der Verein „die Mittelschule“), dass der Theil der Schul¬
jugend, welcher den Sommer in der grossen Stadt zu verbringen
genöthigt war, von dieser Zeit nicht viel mehr als Hitze, Dunst
und Staub gehabt habe. Sollen diese Schüler dann Ende August
oder Anfangs September in die Schulstube hinein, so seien sie
allerdings beklagenswerte Denn nur die ersten 15 Tage des
September mit der frischeren reinen Luft und mit der Mög¬
lichkeit, sich während des ganzen Tages im Freien aufzuhalten,
sowie grössere Spaziergänge zu machen, bilden den gedeihlichen
Abschluss der ganzen Erholung.
Nun wer wird es leugnen, dass in unseren Gegenden der
Monat September in der Regel zu den angenehmsten Perioden
des Jahres gehört? Allein der Beweis, dass gerade die ersten
15 Tage des September für die Erholung nicht zu entbehren
und die vorhergegangenen 6 Wochen für diese nahezu verloren
sind, wird schwerlich gelingen!
Bei der Annahme zweimonatlicher Schulferien spitzt sich
die Frage folgendermassen zu: Eignet sich die heisseste Zeit
des Jahres mehr zum Unterrichte oder mehr zur Ruhe
und Erholung? Die Antwort hierauf wird kaum zweifelhaft
sein. Jeder fühlt es und die tägliche Erfahrung in jener Zeit
gibt die passende Antwort Und es ist auch leichter, für die
Erholung in den Ferien Kühlung zu suchen, als für die Schule.
Ist es vom hygienischen Standpunkte, und dies ist der
unserige, besser, am Ende des Schuljahres durch den Schul¬
besuch während der von Tag*zu Tag zunehmenden Hitze zwischen
1. und 15. Juli bei den ohnehin schon ermüdeten Schülern
(denn um diese handelt es sich ja in erster Linie), einen ge¬
sundheitlichen Nachtheil zu setzen und dafür in den ersten 14
Tagen des September ein Correctiv zu suchen, oder ist es
zweckmässiger gleich von Voraeherein durch Wegfall der ersten
Hälfte Juli eventuellen Nachtheilen zu begegnen? Diese Frage
ist zugleich die Erwiederung aif den von gegnerischer Seite
aufgestellten Satz, „es sei eine ernste Sache unserer ohnehin
überangestrengten Jugend 25 Percent der Erhclungszeit zu
verschlechtern, um dadurch 5 Percent der Unterrichtszeit zu
verbessern.“ Uebrigens würde daraus als Postulat der Hygiene
nur folgen, die Ueberanstrengung der Jugend zu vermeiden
und eine kürzere, besser eingetheilte Ferienzeit, etwa im
September, zu bestimmen.
Was halten die practischen Aerzte für vorteilhafter, dass
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die so häufig im Winter und Frühjahre von Krankheiten — es
seien hier nur die acuten Hautauschläge, die Diphtherie, die
Bronchialkatarrhe angeführt — befallenen und an ihren Folgen
leidenden Schüler zeitlicher in die freie Luft und auf das Land
kommen, oder dass sie, 14 Tage lang den Qualen der Hitze
ausgesetzt, jenes oft so dringend nothwendige Heilmittel erst
später gebrauchen ? Dass endlich die eigentliche Cursaison auch
für die Jugend in den Juli und August fällt und namentlich
das Schwimmen und der so nützliche Gebrauch kalter Bäder in
diesen Monaten weit eher zulässig sei als im September, weiss
jeder Laie. Ebenso gestatten die längeren Tage jener Periode
die bessere Ausnützung der kühleren Morgen* und Abendstunden.
Durch die in den letzten Decennien durchgeführte Ver¬
besserung der sanitären Zustände Wiens, durch die Ver¬
mehrung und sorgfältigere Erhaltung der öffentlichen Gartenan¬
lagen, wird bei uns der Aufenthalt auch für jene weit angenehmer,
die nicht in der Lage sind, eine Sommerfrische zu besuchen
Bei den ungemein vermehrten und billigen Communicationen
in die so nahe herrliche Umgebung Wien’s, wie dies keine
zweite Grossstadt bietet, wird auch den Minderbemittelten jener
Genuss nicht gänzlich versagt sein.
Das halb continentale Klima Wien’s mit seinen Extremen
zu ändern liegt freilich nicht in unserer Macht und daher sind
wir ausser Stande, selbstverständlich unter Beibehaltung der
zweimonatlichen Feriendauer, sowohl den Unterricht als die
Ferien in eine angenehme kühle Zeit zu verlegen.
Man kann aber mit Hecht annehmen, dass die Schüler
Ende Juni, wo die hohe Temperatur erst beginnt, weniger er¬
schöpft sein werden als bei der steigenden Temperatur Mitte
Juli, dass die Gesuche um frühere Entlassung aus der Schule
nur höchst vereinzelt Vorkommen werden, ferner dass jene bei
normalen Gesundheitsverhältnissen während der zwei Monate
Juli und August sich genügend ahsgeruht und erholt haben,
sowie dass sie bei der in der ersten Hälfte September stets
sinkenden Temperatur in ungeschwächter Kraft die Schule fort¬
besuchen werden. Es ist auch nicht bekannt, dass in jenen
Ländern, in welchen die Ferienzeit die Monate Juli und August
umfasst (z. B. Westgalizien und Ungarn), die körperliche und
geistige Erholung der Jugend eine unzureichende und ihre
Lernfähigkeit Anfangs September eine mindere sei. Wie bereits
erwähnt, fehlt es aber nicht an Beispielen der Schädlichkeit
der hohen Temperatur gegen Ende des gegenwärtigen Schul¬
jahres. —
Nachdem selbst einzelne Vertreter der jetzt geltenden
Ferienordnung die Nachtheile derselben, sowie die Zweckmässig¬
keit des früheren Beginnes der Ferien nicht in Abrede stellen,
gleichwohl aber die erste Hälfte September für die Erholung
als unentbehrlich erklären, geht ihr Wunsch dahin, die Zeit
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der Ferien noch um 15 Tage zu verlängern. Die Ferien würden
dann vom 1. Juli bis 15. September zu dauern haben.
Hiegegen sprechen aber zahlreiche Gründe und zwar nicht
blos moralische, die uns als Familienväter wohl nicht minder
berühren, sondern auch sanitäre.
Es ist vielleicht nicht überflüssig, zu erwähnen, dass Schul¬
männer ersten Banges (Bonitz*) sich selbst gegen Ferien,
welche ununterbrochen zwei Monate dauern, als der Ent¬
wicklungsstufe der Besucher der Mittelschule für nicht ange¬
messen und weder durch ein physisches noch geistiges Bedürfhiss
gerechtfertigt, erklären. Wie wenig in den Ferien, oder dass
eigentlich in der Regel Nichts geschieht, wissen wir ja Alle! Nun
sollen noch 15 Tage dazu kommen und damit 77 Tage, d. i.
nahezu der vierte Theil des Jahres ohneUnterbrechung dem
Müssiggehen gewidmet werden! Es wäre dies mit Rücksicht auf
die ohnehin bestehende Indolenz und Scheu vor geregelter Arbeit,
die erst vor Kurzem in unseren Yertretungskörpern den Anlass
zu einem hierauf bezüglichen Gesetze geboten, nicht ohne Ge¬
fahren für die sittliche Entwicklung der Jugend, besonders in
den Städten. Bei den in unseren Ländern üblichen, zahlreich
eingestreuten Ferial- und Festtagen, gibt es ohnehin während
des Schuljahres mehr Ruhepunkte als anderwärts, ein Umstand,
der sich selbst in national-öconomischer Beziehung und gerade
nicht zu unserem Gunsten geltend macht.
Allein auch vom ärztlichen Standpunkte fallt schwer in
die Wagschale, dass unter der Voraussetzung derselben Menge
des Lehrstoffes seine Bewältigung dann in noch um 15 Tage
kürzerer Zeit vollzogen sein muss und die jetzt schon von vielen
Seiten behauptete Ueberbürdung relativ gesteigert wird.
Dann ist nicht ausser Acht zu lassen, dass übermässig
lang dauernde Ruhe bei der heranreifenden Jugend noch mehr
als bei Erwachsenen zur Erschlaffung führt, und erfahrungs¬
geinäss auch der Geist, sowie der Körper durch Uebung gestärkt
wird. Es liegt eben in der geordneten Arbeit ein mächtiges,
gesundheitliches Moment, was bei Aerzten, ja bei denkenden
Laien eines Beweises wohl kaum bedarf. Eine ununterbrochene
Kühe von 11 Wochen steht auch nicht im Verhältnisse zur
vorausgegangenen Anstrengung. Nur in dem harmonischen Ver¬
hältnisse zwischen Arbeit und Erholung ist aber die geistige
und leibliche Wohlfahrt des Menschen gelegen. Diese Harmonie
aber anzustreben, eine zweckmässige Vertheilung des Unter
richtes und der Erholung herzustellen, ist ein Ziel, des Schweisses
der Edlen werth, und eine Aufgabe, sowohl für den Arzt, als
den Lehrer!
*) Entwurf der Organisation der Gymnasien und Realschulen in Oester¬
reich. Wien 1849. 8. 8 und 40.
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124
DieSection für öffentliche Gesundheitspflege
des Wiener medicinischen D octoren-Collegiums
glaubt hiemit einen kleinen Theil dieser Aufgabe
dadurch gelöst zu haben, indem sie sich, gestützt
auf die oben entwickelten Gründe, dafür aus¬
spricht, dass, vom sanitären Standpunkte aus be¬
trachtet, die Zeit yom 1. bis 15. Juli zum Unter¬
richte minder geeignet, und die Verlegung der
Mittelsohul-Ferien auf die beiden Monate Juli
und August als empfehlenswerth erscheint. —
Schliesslich beabsichtigt die Seotion das ge*
sammte Gebiet der Schulhygiene in den Bereich
ihrer Erörterungen einzubeziehen.
lieber die Resultate der neueren Untersuchungen Qber
Malaria.
Vortrag, gehalten in der Seotion für öffentliche Gesundheitapflege de* Wiener
medicdnisohen Doctoren-Colleginms am 8. April 1885 yon Dr. Hins Sohö fe r.
k. k. Regimentsarzt.
Alle bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen, welche
über die Natur der Malaria-Krankheiten gemacht wurden, weisen
mit grosser Entschiedenheit darauf hin, dass die eigentliche Ur¬
sache derselben im Boden derjenigen Localitäten zu suchen sei,
in welchen diese Krankheiten in grösserer Anzahl Vorkommen.
Wenn man den Umständen und Factoren nachgeht, weiche dem
supponirten Erreger des Malaria-Processes zu besonders gün¬
stigem Gedeihen verhelfen, so muss nach völlig übereinstimmen¬
den Angaben zunächst auffallen, dass Malaria-Krankheiten vor¬
zugsweise in solchen Gegenden endemisch herrschen, wo die
physikalische Beschaffenheit der Bodenoberfläche an sich oder
der unter derselben befindlichen Bodenschichte ein schnelles Ab-
fliessen des Wassers verhindert.
Am entwickeltsten finden sich solche Verhältnisse in Sumpf¬
gegenden, und hier zeigt es sich, dass die Malaria dann am
intensivsten auftritt, wenn in trockenen Jahreszeitea der Boden
nur mit einer dünnen Schichte von Wasser bedeckt oder stellen¬
weise blosgelegt ist, während, so lange der Sumpfboden ganz
unter Wasser gesetzt ist, die Production der Malaria ganz gering
ist oder fehlt; deshalb finden wir auch nicht in allen Sumpf¬
gegenden Malaria und besonders in den heissen Klimaten gibt
es grosse Sumpfstrecken, welche davon ziemlich frei sind.
Andererseits aber tritt die Malaria nicht nur in Sumpf¬
gegenden, sondern auch in wasserreichen Niederungen, die häufig
Überschwemmungen ausgesetzt sind, auf, in denen ein rascher
Abfluss des Wassers in Folge ihrer tiefen Lage nicht statt-
finden kann. Solche Verhältnisse finden wir im Thon- oder
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Ailuvialboden; derselbe enthält immer genügend Feuchtigkeit
wenigstens in den tieferen Schichten.
Unter Umstanden tritt aber die Malaria auch auf anschei«
nend sehr trockenem Boden auf, wenn unter der oberfläch¬
lichen porösen Bodenschicht© eine zweite undurchlässige Schichte
gelegen ist, und so können Malaria-Herde auch auf hoch¬
gelegenem Terrain, geradezu im Gebirge Vorkommen. Sie be¬
stehen beispielsweise in den toscanischen Apenninen in einer
Höhe von 1100', in den Pyrenäen in 5Ö00', in Peru in
10 bis 11.000' Höhe. In Italien insbesondere befinden sich nach
approximativer Berechnung zwei Drittheile der Malaria-Gegenden
Auf Hügeln und selbst in Gebirgen.
Die Erfahrung lehrt also, dass Malaria erst dann auftritt,
^rsnn die oberflächlichen Bodenschichten soweit austrooknen,
dass der atmosphärischen Luft der Zutritt zum Boden bis zu
«iner gewissen Tiefe gewährt wird, bis zu jenen Bodenschichten,
^reiche auch in der heissen Jahreszeit ihre Feuchtigkeit be¬
wahren. Der Zutritt der atmosphärischen Luft ist von solcher
Bedeutung, dass ein alter Malariaboden durch natürliche oder
künstliche Aufschüttungen zugedeckt, also gleichsam vergraben
werden kann und keine Malaria erzeugt so lange die über¬
deckenden Auflagerungen eine hinreichend compacte Schiohte
bilden; dagegen tritt Malaria wieder auf, wenn der Sumpf¬
boden nur durch eine dünne, lockere Bodenschichte von der
Atmosphäre getrennt ist, wenn durch irgend eine Veranlassung
eine directe Verbindung der atmosphärischen Luft mit den ms
krischen Bodenschichten wieder hergestellt wird, wenn die¬
selben z. B. in Folge von Umgrabungen oder Erdarbeiten bloss-
gelegt werden.
Von diesem Gesichtspunkte aus ist das Auftreten der
Malaria beim Bearbeiten sog. jungfräulichen Bodens, bei Bahn¬
kanten, Hafen bauten, beim Anlegen von Fortifieationen und dem
damit verbundenen Aufwerfen und Durchwühlen des Bodens zu
betrachten.
Solche and ähnliche Beobachtungen lehren, dass der Ma¬
lariakeim im Boden hafte, sie machen aber auch ersichtlich,
dass es der Vermittelung der atmosphärischen Luft bedarf, da¬
mit er sich entwickeln oder wenigstens sich verbreiten könne.
Die Malaria-Prodnotion kann also fast überall stattfinden, in
sumpfigen Gegenden wie auf scheinbar sehr troekenem Boden,
auf Boden, welcher sehr reich ist an organischen, fänlnissfahigen
Stoffen, wie auf solchem, der davon nahezu frei ist.
Das Wort „Malaria“, schlechte Luft, wurde fast überall
angenommen, um damit die Ursache der Wechsel- und perni-
ciösen Fieber zu bezeichnen; in Folge der neueren Unter¬
suchungen verbinden wir damit die Bezeichnung eines Agens,
welches jede Bodengattung infioiren kann, welches immer deren
geologische Zusammensetzung sei.
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126
Die Production der Malaria findet indessen nur unter ganz
bestimmten Bedingungen statt, und es sind in dieser Beziehung
drei Factoren, durch deren Zusammenwirken das Gift entsteht:
1. Eine ziemlich hohe Temperatur,
2. Anhaltende, massige Feuchtigkeit des Bodens und
3. Zutritt der atmosphärischen Luft zu den feuchten Boden*
schichten.
ad 1. Bezüglich des Einflusses der Temperatur sei er¬
wähnt, dass Malaria meist nicht jenseits des 63° nördlicher und
des 57® südlicher Breite vorkommt; von hier gegen den Aequ&tor
zeigt sich allmälige Zunahme der Krankheit nach Intensität und
Extensität. Hiebei ist nicht so sehr die mittlere Jahrestempe¬
ratur als vielmehr die mittlere Sommertemperatur massgebend;
ist nämlich die mittlere Sommertemperatur in einer Gegend,
wo sonst häufig Malaria vorkommt, ausnahmsweise niedrig
(unter 20° C.), so bleiben die Malariafieber.aus oder sind ge¬
ringer als sonst, steigt die Temperatur, so treten sie wieder
intensiver auf. Bei uns fällt das Auftreten der Krankheit ia
die Sommermonate: in Brood z. B. wird die Höhe im August
erreicht Ein achtjähriger Durchschnitt der Erkraukungsziffern
in den verschiedenen Monaten ergibt, dass dieselben im Februar,
März, April am geringsten sind (4*6% 0 ), am höchsten mit
59‘8°/ 00 im August. In Essegg fällt nach einem 28iährigen
Durchschnitte die Höhe der Erkrankungen mit 53'3 0 /o 0 des Prä¬
senzstandes in den September. In Pola hat das Fieber erst im
October die grösste Extensität; die meisten primären Fälle er¬
scheinen zwar ebenfalls im August, aber bekanntlich sind die
Fieber in Pola viel bösartiger und recidiviren bis October
wiederholt. (Fortsetzung folgt)
Ueber Neurosen des Magens.
Vortrag, gehalten in den wissenschaftlichen Versammlungen am 23. Februar
und am 23. März 1885 vom Primararzt S.-R. Dr. Leopold Oser.
(Schluss.)
Ueber die Ursache der Sensibilitätsneurosen spricht
Oser im Detail, und zeigt, dass sie oft als Ausdruck von Central-
leiden oder als Symptom allgemeiner Neuropathien, insbesondere
der Hysterie und Neurasthenie aufzufassen sind. Die neueren
französischen Arbeiten über Hysterie liefern ein reiches Materiale.
Auch durch Erkrankungen der peripheren Nerven und beson¬
ders häufig reflectorisch werden Sensibilitätsneurosen ausgelöst.
Der Vortragende beleuchtet die Beziehungen zu gewissen
Constitutionsanomalien und Intoxicationen als Quellen der
Gastralgien.
In Bezug auf die Diagnose muss zunächst entschieden
werden, ob der Sitz der Neurose wirklich im Magen sei. Verwechs-
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lungen mit Hyperäithesien der Haut, mit MuBkelrheumatismus,
mit den Gürtelschmerzen bei Tabes müssen vermieden werden.
Als Anhaltspunkte für die Erkenntniss der Sensibilitäts-
neurosen ergeben sich:
1. Integrität der Verdauung.
2. Fehlen jeder objectiven Veränderung am Magen.
3. Die Symptome treten meist in der Functionsruhe auf.
4. Gleichzeitig bestehen andere Neurosen oder Zeichen
von Centralleiden, Schmerzpunkte, oder es sind Reizherde nach¬
weisbar, von denen reflectorische Neurosen ausgehen können.
5. Der Einfluss psychischer Momente. Das wechselvolle
unberechenbare Erankheitsbild, das meist nicht die Constanz
der Erscheinungen wie bei essentiellen Magenleiden darbietet,
6. Os er bespricht die Unterschiede zwischen Hyper¬
ästhesie und dem Wundschmerz, welche leicht verwechselt
werden können, und zeigt die Zweckmässigkeit des Versuches
einer Ulcuscur in zweifelhaften Fällen.
In Bezug auf die Therapie wird zunächst die Wichtig¬
keit einer causa len Therapie betont, und auäeinandergesetzt,
dass jede andere Therapie nur ein Errathen und Probiren dar¬
stellt. Die mechanische Therapie, wie sie bei verschiedenen
Formen vorgeschlagen wird, hat nach 0 s e r keinen Erfolg. Nur
die Application des constanten Stromes kann manche Anfälle
von Gastralgien coupiren.
III. Secretionsneurosen. Nach Auseinandersetzung des
physiologischen Theiles der Frage bespricht 0 s e r die Momente,
welche vom klinischen Standpunkte für die Existenz von Secretions-
neurosen sprechen. Die Seoretionsneurosen fuhren zur Dyspepsie,
worunter er nur die objectiv gestörten Verdauungsvorgänge
verstanden wissen will, nicht die subjectiven Empfindungen.
Es wäre besser, wenn man den Ausdruck Dyspepsie vermeiden
könnte. Wir brauchen aber ein Wort für jene aus verschiedenen
Ursachen sich entwickelnden objectiven Verdauungsstörungen,
die Oser näher beleuchtet, und die er als hämatogene,
myogene und neurogene Formen von Dyspepsie bezeichnet.
Wirkliche Secretionsneurosen stellen Rossbach’s Gastroxynsis
und die von Reich mann publicirten Fälle dar. Solche neuro¬
gene Dyspepsien finden sich häufig in Folge psychischer
Ueberanstrengung, bei Hysterie, Neurasthenie u. s. w. Oser
fährt eine Reihe einschlägiger Fälle aus seiner Beobachtung vor.
Die Diagnose bietet grosse Schwierigkeiten wegen der
leichten Verwechslung mit Katarrhen, die sich leicht auf dem Boden
der Dyspepsie entwickeln können, indem die abnormen Ver-
dauungsproducte gerade so auf die Schleimhaut als Reiz ein¬
wirken können, wie faules Fleisch oder ranziges Fett. Nur
durch längere eingehende Beobachtung ist die Unterscheidung
möglich, und der Vortragende theilt die Anhaltspunkte für die
Diagnose mit.
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128
Im Anschluss* an die bisher geschilderten Neurosen spricht
Oser einige Worte über vasomotorische Neurosen, die sicher
existiren, die wir aber nicht zu erkennen vermögen. Die Magen¬
blutung als Ersatz der Menstruation sei eine solehe Neurose.
In einem Resumd fuhrt Oser an, dass die bisherige Dar¬
stellung nur die Bedeutung eines Schema habe, dass im Leben
die Neurosen nebeneinander bestehen, und die combinirte
Neurose die Regel sei. Die meisten der mitgetheilten Neurosen
seien combinirte Neurosen und auch L e u b e*s nervöse Dyspepsie
eine solche Combination, deren es viele gebe. Es combiniren
sich die Neurosen nicht nur untereinander, sondern auch mit
den essentiellen Magenkrankheiten, und am häufigsten sei die
Neurose ein Symptom einer mehr weniger ausgebreiteten Nerven-
affection.
Der Magen steht ja im innigsten Rapport mit den ver¬
schiedenen Organen, und die Wechselbeziehungen zwischen
Magen euerseits und Hirn, Psyche, Herz, Niere, Uterus, Haut
u. s.'W. •Andetejps’eits, Wechselbeziehungen, die sicher durch das
Nerven3^smr > regulirt werden, spielen in der Pathologie des
Menschen eine hervorragende Rolle.
Notizen.
Aifflsielumgei» 8e. Majestät haben zu gestatten geruht, dass der
Brutmenant in Karlsbad, Dr. Adolf KAIlay, den ottomanisohen Medjidie*
Orden 3. Oiasse., der Sanatoriumbesitzer in Wien Dr. Antou Löw, des
Ritterkreuz des dänischem Danebrog-Ordeas und den» praktische Arzt kt Wien,
Dr. Demeter Zontides, das Ritterkreuz des griechischen Erlöserordeas,
annehmen und tragen dftrfe
Perssnaluathrkhton. Prof. Dr. L> R. y. Dittel wurde Freitag den 15. d.
ans Anlass seines 70. Geburtstages durch das Präsidium des Collegiums und
dea Pensions-Institutes beglückwünscht. — Der landsehaftliohe Bvunnenarz t
Dr. J. Hoi sei hat seine Praxis in Rohitsch-Sauerbrmnn wieder ausgenommen.
Jubiläum. Dr. Heinrioh Halporn feiert am 25. d. M. sein 50jähriges
Dootov-Jubiläum.
Comitd ftr Staadefliiteresseu. In der Gesohäfts rathssitz ung am 6. d. M.
wurden die DDr. Grünfeld, Roffmann Adolf, Kerneoker, Löffler,
Mittler Paul, Schmid Gregor und Turkiewiecz neuerdings in dieses
Comitd gewählt.
Sterbefall. Am 20. April d. J. starb in OlmUtz Stabsarzt Dr. Anton
Schlosser. Er war am 26. December 1829' in Brüx in Böhmen geboren,
wurde am 7. Mai 1854 in Wien zum Dootor der Medioin promovirt und war
Mitglied des Collegiums seit 9. Februar 1858. — Friede seiner Asche.
Wohnaugsveräuderungeu. Dr. S. Friedländer wohnt: I., Tiefer
Graben 86. — Dr. Ferdinand Jarisoh wohnt: I., Teinfeltstraase 8. —
O.-ßt.-A. Dr. Johann v. Länyi wohnt: I., Schwarzenbergplatz 5.
Herausgeber und Verleger: Wiener medidn Doct.-Coll, — Verantwortlicher Redaotonr:
Pr. L. Hopfgartner. — Geflelliohafts-Buohdruokerei, Wien, III., Brdbergatrasae 9 ,
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Mr. 13
XI. Bd. Ausgegebeu am 4. Juni 1885.
MITTHEILUNGEN
des
Wieier meilicinisclien Dictirii-Collioins.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In¬
lande 3 fl., naoh dem Auslände 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. = 50 Pfg. — Inserats
15 kr. 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man pr&nnmerirt in der Medioin. Buohhandlung Toepllts & Deutieke
(vormals Carl Cxermak), Wien, I., Schottengnsse 6.
Zuschriften nid Znsendnngen ai die Redaetion: Wien, Kanlei des Wiener Med»
Doct-Coll. und der Witwen- ~md Waisen-Societkt, Rotheatb ärmst rasse 28«
Inhalt: Separatrotum in der Ferienfrage. — Aus dem Geachäftsrathe. Sitzung vom
18. Marz 1885. — Notizen.
Separatvotum in der Ferienfrage.
Die Gefertigten bedauern, dem von Herrn 0 -S.-R. Dr R.
y. Schneller in der Section für öffentliche Gesundheitspflege
erstatteten Referate über die Verlegung der Schulferien, obwohl
dasselbe eine grosse Zahl sehr wichtiger und beachtenswerter
Ausführungen enthält, nicht znstimmen zu können und beehren
sich, folgendes Separatvotum vorzulegen:
Es möge im Sinne des Geschäftsrathbeschlusses des
Doctoren-Collegiums ein auf statistische Daten und erschöpfende
Erhebungen über alle die Ferienfrage vom sanitären Stand¬
punkte betreffenden Verordnungen und Kundgebungen gegrün¬
detes Memorandum ausgearbeitet werden.
Dieses Memorandum habe die gesammte Ferienfrage
an den Volks- und Mittelschulen in Oesterreich mit besonderer
Berücksichtigung der Verhältnisse Wiens zu behandeln und
sind dabei folgende Punkte in’s Auge zu fassen:
1. Die Ferien sind vom ärztlichen Standpunkte aus als eine
zur Erholung unbedingt nothwendige Unterbrechung des Unter¬
richts zu betrachten und muss dem entsprechend für dieselben
diejenige Zeit gewählt werden, welche für die Erholung am
geeignetsten erscheint.
2. Bei Bestimmung der Ferialzeit ist diejenige Zeitperiode
genau zu bestimmen, in welcher vom. sanitären Standpunkte aus
der Schulbesuch als nachtheilig erklärt werden muss.
3. Als die sowohl der ersterwähnten, als auch der zweiten
Anforderung entsprechendste und daher für die Ferien geeignetste
Zeit muss die Zeitperiode vom 1. Juli bis 15. September be¬
zeichnet werden. Es wären daher die bisher bestandenen Ferien
um 2 Wochen, d. i. vom 1. bis 15. Juli zu verlängern.
4. Ausser den Hauptferien wären auch die iu das Schul¬
jahr fallenden kleineren Ferien (Weihnächte-, Oster-, Semestral-
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Ferien etc.) insbesondere bezüglich ihrer zweckmässigen Ver-
theilung einer genauen Erwägung zu unterziehen. — Es wäre
hiebei namentlich hervorzuheben, dass die zahlreichen einzelnen
Ferialtage für die Erholung ziemlich bedeutungslos sind, dass
hingegen eine Verlängerung der in ziemlich regelmässige Zeit¬
abschnitte fallenden Weihnachts- und Osterferien nicht nur für
die Erholung sehr wichtig wäre, sondern auch die einzige Mög¬
lichkeit bieten würde, die bei dem häufigen Auftreten von In-
fectionskrankheiten, namentlich in den unteren Classen, noth-
wendigen sanitären Massregeln durchzuführen.
5. Da sich bei Bearbeitung der Ferienfrage nothwendig
auch ein eingehenderes Stadium der Ueberbürdungsfrage er¬
geben muss, so wäre auch diese letztere in den Bereich der
Erörterungen zu ziehen. Insbesondere wäre in dieser Beziehung
festzustellen, ob nicht eine Verlängerung der Studienzeit an den
Mittelschulen (um ein Jahr) sich als nothwendig erweist.
6. Alle mit den erwähnten Punkten im Zusammenhänge
stehenden Fragen der Schulhygiene sollen in möglichst präciser
Form in dem Elaborate erörtert werden (nämlich: Errichtung
von Feriencolonien, Kindergärten, Kinderspielplätzen im grossen
Masstabe, zweckmässig überwachte Beschäftigungs - Anstalten
für die Kinder während der Ferienzeit etc.)
Die für diese Punkte zu erbringenden Nachweise müssen
aus dem vorhandenen einschlägigen Materiale geschöpft werden.
Als solches Materiale haben zu dienen:
a ) Die bestehenden Verordnungen über die Ferialzeit in den
Ländern Oesterreichs, sowie auch aller übrigen Staaten, wo¬
möglich mit der Begründung, warum die Ferien in die be¬
treffende Zeit verlegt worden sind;
b) Tabellen über die Temperatur- und meteorologischen Ver¬
hältnisse ;
c) Tabellen über die Häufigkeit des Auftretens gewisser Krank¬
heitsformen in den für den Unterricht bestimmten Zeit¬
abschnitten und ihre Abhängigkeit von den meteorologischen
Verhältnissen;
d) genaue Erhebungen über die von den Schülern und Lehrern
während des Schuljahres zu 'leistende Arbeit (Anzahl der
täglichen Unterrichtsstunden, Schul- und Hausarbeiten etc.);
e) genaue Erhebungen über die Prüfungen und die Zeit, wann
dieselben zu machen sind;
f) soweit es möglich ist, alle die erwähnten Punkte berühren¬
den officiellen und privaten Kundgebungen.
Mit der Ausarbeitung dieses Memorandums ist ein aus
5 Mitgliedern bestehendes Comite zu betrauen, welches sein
Elaborat dem Geschäftsrathe des Doctoren-Collegiums vorzu¬
legen hat.
Prof. Schrötter m. p. Prof. Frisch m. p
Dr. Hans Adler m. p. Dr. Heim m p.
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131
Aus dem Geschäftsrathe.
Sitzung vom 18. März 1885. Vorsitzender: Präsident Hof¬
rath Dr. R R. von Schmerling. Anwesend: Vicepräsident
Dr. Hopfgartner, Secretär Dr. Reitter, SecretärstellVer¬
treter Dr. Batsy und 13 Geschäftsrathe.
Der Secretär bringt die Einläufe zur Kenntuiss: 1. Dr. Ger-
ßuny ersucht um Aenderung der Statuten des Carolinen-Kinder-
spitales in dem Sinne, dass der Primarchirurg ständiges Mit¬
glied des yerwaltungsausschusses sei. (Wird Dr. Kernecker
zum Referate zugewiesen.) 2. Die küstenländische Statthaltern
ersucht um Richtigstellung der in Nr. 2 der „ Mittheilungen“
ausgesprochenen Ansichten über das Seehospiz für scrophulöse
Kinder in Grado. (Ist geschehen in Nr. 5 der „Mittheilungen.“)
3. Prof. Dr. Karl Freih. v. Rokitansky zeigt brieflich an,
dass er eine eventuelle Wiederwahl in den wissenschaftlichen
Ausschuss nicht anzunehmen in der Lage sei. (Zur Kenntniss.)
4. Dr. Dorfwirth in Ried übersendet einen an einen dortigen
Advocaten eingelangten Prospeot eines Medecinae-Doctors in
Wien mit der Frage, was das Collegium dagegen zu thun ge¬
denke. (Wird dem Comite für Standesinteressen zugewiesen.)
5. Die Scontrirungscommission des Collegiums übergibt das
Protokoll über die am 10. März d. J. vorgenommene Cassen-
scontrirung. (Zur Kenntniss.) Der Secretär übergibt die Rech¬
nung des Collegiums und über die von demselben verwalteten
Fonde pro 1884. Da der eine gewählte Censor Dr. Nagel derzeit von
Wien abwesend ist, wird zur Prüfung der Rechnungen an dessen
Stelle Dr. M. S c h e ff provisorisch gewählt, worauf die DDr. Anton
Felsenreich und Hans Schandlbauer in Wien und Dr.
Franz G a b 1 e r in Graz als ordentliche Mitglieder in das Collegium
aufgenommen werden. Hierauf wird über Vorschlag des Super¬
intendenten Dr. H a s c h e k das erledigte Stump Psche Stipen¬
dium jährlicher 63 fl. dem Mediciner Max Munk; über Vor¬
schlag des Superintendenten O.-S.-R. Dr. R. v. Schneller
das erledigte Juschitz’sche Stipendium jährlicher 68 fl. dem
Mediciner Franz Stip an verliehen. Um das Bisen z’sche
Stipendium haben sich beworben Moriz Bauer und Isak
Fritsch. Da in diesem Jahre 2mal 70 fl. zu vergeben sind,
so könnten beide Petenten bedacht werden. Nachdem aber der
Superintendent Dr. Jellinek nur Herrn Isak Fritsch in
Vorschlag gebracht hat, wird der Secretär beauftragt, bei dem
Superintendenten geschäftsmässig anzufragen, ob sich derselbe
mit der Verleihung der weiteren 70 fl. an Herrn Moriz Bauer
einverstanden erklärt und ist in diesem Falle der Secretär er¬
mächtigt, den Stipendiumsbetrag Herrn Moriz Bauer auszu¬
folgen. (Einverstanden.)
Hierauf verliest O.-S-R. Dr. R. v. Schneller folgende
Petition der Section für öffentliche Gesund*
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132
heitspflege über die V e r 8 t a a 11 i e h u n g der
niederösterreichischen Findelanstalt.
Hohes Abgeordnetenhaus!
Die Findelanstalt wurde von Kaiser Josef II. als Asyl für
uneheliche und verlassene Kinder ohne Unterschied der Religion ge¬
gründet; von braven Eheleuten auf dem Lande erzogen, sollten sie
nützliche und gesittete Staatsbürger werden.
Durch das Reichsgesetz vom 29. Februar 1868, Nr. 15 — in
diesem Jahre ging die Findelanstalt in die Verwaltung des Landes
Nieder-Oesterreich über — erhielt jedes Kronland das Recht, jeder¬
zeit die dahin zuständigen Kinder aus der Anstalt zurückzufordern,
falls der Gesundheitszustand derselben den Transport erlaubt.
Diesem Gesetze zufolge übernehmen Böhmen und Schlesien
ihre zuständigen Kinder am Ende des sechsten, Kärnten und Krain
am Ende des ersten Lebensjahres, Tirol und Mähren verweigern
die Aufnahme.
Mütter unehelicher Kinder, welche nach Nieder-Oesterreich
oder nach solchen Kronländern zuständig sind, die dem nieder-öster¬
reichischen Landesfonde die Verpflegskosten ersetzen, sind durch die
trefflichen Einrichtungen der Landesanstalt geschützt, aus Noth
oder Furcht vor der Schande Verbrechen gegen ihre Kinder zu
begehen.
Die Hälfte der Unglücklichen, welche die Räume des Gebär¬
hauses aufsuchen — meist Arbeiterinnen und arme Dienstboten —
ist nicht nach Nieder-Oesterreich zuständig; vielen davon obliegt
nun, nachdem sie dem geburtshilflichen Unterrichte gedient, bei
kargem Dienstbotenlohne die Erhaltung des Kindes.
Wie oft in solchen Fällen durch Verabreichung schlechter
Nahrung und absichtliche Vernachlässigung der Tod herbeigeführt
wird, entzieht sich jeder Controle, weil diese nur für Findelkinder
vorhanden.
Deutlich sprachen in letzter Zeit die Gerichtsverhandlungen
wegen Kiudesmord und Kindesweglegung, welche die traurigen Con-
sequenzen der Aufnahmsverweigerung der Kinder in die Findel¬
anstalt enthüllten.
Aber auch die sechsjährige Verpfiegsdauer gereicht den Kin¬
dern zum Schaden; in die Zuständigkeitsgemeinde gestellt, werden
sie als Last lieblos behandelt, während die Mehrzahl der Findlinge
bei zehnjähriger Verpflegung bei den Pflegeeltern eine Heimat
findet.
In dem körperlichen und geistigen Gedeihen der armen Kinder
ist auch hier ein Stück socialer Frage zu lösen ; ein Reichsgesetz
gleichverpflichtend für alle Kronländer oder eine Reichsanstalt mit
den trefflichen Einrichtungen der Landesanstalt könnte der ungleichen
Fürsorge abhelfen, denn nur das Reich besitzt die Gewalt, die
Kosten für die Erhaltung der Kinder einzutreiben.
In Erwägung dieser Umstände erlaubt sich das Wiener medi-
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133
cinitche Doctoren-Collegium an den hohen Reichsrath die Bitte zu
richten, es möge die nieder« österreichische Landes-Findelanstali von
der Verwaltung des Landes in die des Staates wieder übergehen,
damit sie nach den Ideen des erhabenen Stifteis ein allen Reichs¬
angehörigen gleich zugängliches Asyl werde.
Dr. v. Schneller betont^ dass diese Petition von Abge¬
ordneten Dr. Heilsberg befürwortet wird und empfiehlt dem
Geschäftsrathe dieselbe zur Annahme. (Einstimmig angenommen.)
Desgleichen wird der von Dr. Löffler als Referenten ver¬
fasste Entwurf einer Petition an das hohe Justiz¬
ministerium, eventuell an den Reicherath, über das
gerichtliche Verfahren wegen angeblicher Kunst¬
fehler der Aerzte nach dem vom Geschäftsrathe bereits
genehmigten Referate*) einstimmig und mit Beifall angenommen.
Schliesslich wird die von Dr. Adolf Hoffmann verlesene
Petition, dahinlautend, dass auch in Ungarn bezüg¬
lich der Nostrification fremdländischer Aerzte
strenge vor gegangen werden möge, angenommen. Die
Petition lautet:
Rohes k. k. Unterrichts-Ministerium!
Angelockt durch den ungeahnten glänzenden materiellen Er¬
folg, welchen hieher berufene Kliniker erlangten, wurde im vorigen
Jahre bei vielen Aerzten aus dem deutschen Reiche der Wunsch
geweckt, in Oesterreich, insbesondere in dessen grösseren Städten,
berühmten Curorlen, hauptsächlich aber in der Residenzstadt Wien,
behufs Ausübung der ärztlichen Praxis sich niederzulassen und haben
sie auch ihre diesbezüglichen Nostrificationsgesuche eingereicht.
In Folge dessen hat das hohe k. k. Ministerium des Unter¬
richts sich bewogen gefühlt, an die Wiener medicinische Facultät
den Erlass ddo. 30. April 1884, Z. 7266, zu richten, in welchem
die Einhaltung der strengen Prüfungsnormen bei Erlangung des
Medicinae-Doctor-Diplom8 in Erinnerung gebracht und gefordert wird.
Ob propter hoc, ist schwer zu erweisen, allein Thatsache
ist, dass nach kurzer Zeit diese Gesuche wieder zurückgezogen
worden sind.
Wiewohl nun hiedurch die grosse Besorgniss der einheimischen
Aerzte, welche in ihrer Existenz sich bedroht sahen, momentan
theilweise geschwunden ist, so hält es dennoch der Geschäftsrath
des Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums, dem die Wohlfahrt
der einheimischen Aerzte am Herzen liegt, für seine Pflicht, die
hohe Regierung auf jene Momente aufmerksam zu machen, durch
welche der ärztliche Stand Oesterreichs von der ausländischen Con-
currenz, möge dieselbe woher immer kommen, gründlich und dauernd
geschützt werden könnte.
Der Geschäftsrath des Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums
gründet dieses Ansuchen auf die Erkenntniss und Ueberzeugung:
*) 8iehe Mitteilungen, Band X, Nr. 15. pag. 204.
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134
I. Auf den wesentlichen Unterschied in Beziehung der Be*
deutung und des Werthes der Diplome. Was nämlich die von
den Universitäten des deutschen Reiches ertheilten Diplome betrifft,
so sind dieselben nicht gleichwertig mit denen unserer inländischen
Universitäten.
II. Wird den österreichischen Aerzten die Ausübung ihres
Berufes in Deutschland fast unmöglich gemacht.
III. Besteht in Oesterreich nicht nur kein Mangel, sondern
vielmehr ein Ueberfluss, und zwar gerade dort an practischen
Aerzten, wo die Ausländer sich niederzulassen die Absicht an den
Tag legten.
ad I. Wie allbekannt, ist die Ausübung der ärztlichen Praxis
in Oesterreich ausschliesslich an den Besitz des Medicinae-Doctor-
Diploms, wie des Magister- oder Patron-Diploms der Chirurgie ge¬
bunden, welche man jedoch nur nach mit gutem Erfolge abgelegten
strengen Prüfungen als Geleitschein für diesen Lebensberuf erhält.
Wer somit ohne den Besitz eines solchen Documentes in
Oesterreich die ärztliche Praxis ansübt, wird als Curpfuscher be¬
trachtet und im Betretungsfalle bestraft
Anders in Deutschland. Dort ist die ärztliche Praxis nur dem
Gewerbegesetze unterworfen und kann Jedermann ohne den Be¬
sitz eines ärztlichen Diplomes ohneweiters anstandslos prakticiren.
— Nach § 29 der Gewerbeordnung für das deutsche Reich kann
nämlich Jedermann an jedem Orte Heilkunde ausüben.
Der Doctorgrad wird in Deutschland blos zur Erhöhung des
Ansehens in dem Berufe, somit nur als Titel und Würde erworben,
keineswegs aber, dass hiemit auch ein grösseres Wissen oder die
ausschliessliche Befähigung und Berechtigung zur ärztlichen Praxis
beurkundet werde. Daher werden die erforderlichen Examina da¬
selbst bei Einheimischen nur oberflächlich und auch nachsichtsvoller
abgehalten.
Es liegt also klar zu Tage, dass die ärztlichen Diplome des
deutschen Reiches nicht gleichwerthig mit den österreichischen ge¬
halten werden können.
ad II. In anderen Ländern, wie in England und Frankreich,
hütet man mit der grössten Eifersucht und Strenge die einheimischen
Interessen und wird dort zur Ausübung der ärztlichen Praxis der
Ausländer überhaupt nicht zugelassen. Erst jüngst haben publi-
cistische Organe über neuerliche, dies bezweckende Agitationen der
Studenten in Paris Mittheilung gemacht.
Ebenso aber übt man auch in Deutschland die grösste Strenge
bei jedem Versuche eines Ausländers, daselbst ärztliche Praxis aus¬
üben zu wollen.
Wenn daher überall so strenge vorgegangen wird, so ist gewiss
nur recht und billig, dass auch unsere Regierung ihre Staats¬
angehörigen in derselben Weise und mit derselben Strenge vor der
aus dem Auslande sich heran drängenden Concurrenz nachdrüok-
lichst schütze.
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Allerdings hat schon das hohe k. k. Unterrichts-Ministerium
in dem obcitirten Erlasse sich von dieser Anschauung bestimmen
lassen; allein die in diesem Erlasse ausgesprochene weise Vorsicht
kann und wird dennoch jederzeit von ausländischen Bewerbern in
so lange vereitelt werden, als die bisherigen Massnahmeu blos auf
Cisleithanien sich beschränken und nur daselbst Geltung haben.
Es könnte ja ein jeder ausländischer Nostrificationswerber
leicht an irgend einer Universität der anderen Reichshälfte sich ein
ärztliches Diplom erwerben und mit demselben, da es mit den
unseren gleichberechtigt ist, in Cisleithanien practiciren.
ad. III. Der etwaige Einwand, dass Oesterreich Mangel an
Aerzten leide, weil es noch auf dem Lande und in Gebirgsgegen¬
den oft an Aerzten fehlt, ist ganz unrichtig und hinfällig. Denn
«in absoluter Mangel an Aerzten besteht keineswegs in Oesterreich
und nur in der ungleichmässigen topografischen Vertheilung der
Aerzte liegt die einzige Ursache des scheinbaren, darum blos
relativen Mangels an Aerzten, welchem jedoch der Staat und das
Land durch die so dringend Dothwendige Errichtung des Institutes
der Communal Aerzte sofort und ohne die von uns gefürchtete In¬
vasion ausländischer Aerzte abhelfen könnte.
Die Berufung einer anerkannten Capacität aus dem Auslande
auf eine inländische Lehrkanzel kann unmöglich Anlass bieten, der
fremden Concurrenz Thür und Thor zu öffnen.
Aus den vorstehenden Gründen ergibt sich also bis zur Evi¬
denz, dass der Geschäftsrath des Wiener medicinischen Doctoren-
Collegiums durchaus nicht in engherziger Weise dem Genie und
wirklichen Talente entgegenzutreten sucht, sondern dass es ihm nur
einzig und allein darum zu thun ist, die einheimischen Aerzte vor
der Ueberfluthung der ausländischen Aerzte zu schützen.
Der Geschäftsrath des Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums
erlaubt sich daher die ergebenste Bitte :
„Das hohe k. k. Unterrichts-Ministerium geruhe nicht nur
auf die rigoroseste Ausführung seines Erlasses an sämmtlichen
inländischen Universitäten zu verharren, sondern geruhe auch
bei derhohen königl. ungarischen Regierung dahin
zu wirken, dass in den Ländern der ungarischen
Krone dieselben Nostrifi cationsnormen, wie sie in
dem obcitirten Erlasse ddo. 30. April, Z. 7200 ver¬
ordnet werden, daselbst ebenfalls gesetzliche
Geltung erlangen, da*s auch dort den 5ostrification*weroern
gegenüber im Sinne diese« Erlasses die größtmöglichste Strenge
beobachtet werde.“
\
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Notizen.
Auszeichnungen. Se. Majestät hat dem Professor Dr. Gustav Braun
den eisernen Kronenorden 3. Klasse and dem Regierungsrathe Professor
Dr. Theodor Ritter v Oppolzer den Titel und Charakter eines Hofrathee
zu verleihen geruht.
Per80nalnachrichten. Dr. Hugo Gnändinger wurde zum dirigiren-
den Primarärzte des Kronprinz Rudolf-Kinderspitales im III. Bezirke ernannt.
— Dr. Sigmund Adler, Mitglied des GescbÜftsrathes, hat sich am 25. v. M.
mit Frl. Melanie Weintraub vermahlt.
Unterstützungs-Institut Unter der Chiffre J. 0. S., unter welcher im
vorigen Jahre dem Unterstützungs-Institute 40 fl. gespendet wurden, wurden
dem genannten Institute neuerlioh 60 fl. gespendet.
Freiplätze iu Cnrorten. Der Gesohättsrath hat in Anbetracht der oft
drückenden Verhältnisse der kranken, curbedürftigen Mitglieder desselben den
Besohluss gefasst, an die Eigenthümer von Cnrorten, an die Badeverwaltungen
umHHaJeSfzta sich mit der Bitte um Verleihung von Freiplätzeu zu wenden
uftd did* Gewährung derselben ehemöglichst dem Wiener medio. Dootoren-
Collegium bekannt zu geben, damit es in die Lage versetzt werde, die Ver¬
leihung an die Petenten rechtzeitig vornehmen zu können.
Die blosse private Bekanntwerdung dieses Beschlasses genügte, das«
bereits zwei Mitglieder des Collegiums in generösester Weise je zwei Frei¬
plätze stifteten.
Herr Dr. Modry, kais. Rath und Curarzt in Roznan, verpflichtete
sich nämlich während der Cursaison vom 1. Juni bis Ende August zwei
kranken und curbedürftigen Mitg liedern des Wi ener medio.
Doctoren-Collegiums durch je sechs Wochen, Einen nach dem Andern,
freie Wohnung und vollkommen freie Verpflegung, sowie Befreiung von allen
Curauslagen anf seine Kosten zu gewähren.
Desgleichen hat Herr Professor Dr. Wilhelm Winternitz zu Gunsten
der Mitglieder des Wiener medic. Dootoren-Collegiums zwei
Freiplätze in seiner Wasserheilanstalt zu Kalten leutgeben in folgen¬
der Weise gestiftet:
So lange das Etablissement nnter seiner Leitung steht, verfügt das Prä'
sidinm des Wiener medio. Dootoren-Collegiums alljährlich vom 15. April bis
31. Mai und vom 1. September bis 15. October über je einen Stiftungsplatz
für eines seiner Mitglieder oder für einen von demselben empfohlenen
Collegen.
Ein solcher Stiftungsplatz umfasst freie Wohnung, Verköstigung und
Bäderbenützung, sowie ärztliche Behandlung.
Die Verleihung der Freiplätze erfolgt durch Dr. Winternitz über
Vorschlag des löbliohen Präsidiums des Wiener medio. Doctoren-Collegiums.
Der bisher in der genannten Anstalt geübte Usus, dass jedem hier in
Cur befindlichen Medicinae-Doctor der Gebrauch der Bäder, sowie die ärzt¬
liche Behandlung unentgeltlich zu Gebote steht, wird durch die obige Stif¬
tung nioht tangirt.
Professor Dr. Leopold Bit. v. Dittel hat zu dem zu gründenden Bade-
curfonde 100 fl. ö W. baar gespendet.
Dieses edle Vorgehen wird gewiss auoh andere glücklich situirte Collegen
und Curortebesitzer zu Aehnliohem bestimmen.
Wohnnngs - Veränderungen. Dooent Dr. Emanuel Kohn wohnt I.,
Universitätsstrasse 11 (*/ a 2— 1 / a 3). — Dr. Karl Rüben wohnt I., Gisela¬
strasse 9 (2—3). — Dr. S. Silberer wohnt I., Hoher Markt 13. — Dr. Lud¬
wig Spitczer wohnt I., Wipplingerstrasse 32*.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doot.-Coll. — Verantwortlicher Bedactenr:
Dr. L. Uopfgariner. —- GeseUacbatta-Buehdruokerei, Wien, III, Brdbergstrasse 8.
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XI. JBd. Aasgegeben am 18. Juni 1885. Nr. Id
MITTHEILUNGEN
des
Vieler lediciiisclien Doctorei-Golloiiins.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen nnd darüber, an
30 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In*
lande 3 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Mao prSnumerirt in der Medioin. Buchhandlung Toepliti & Dentioke
(vormals Carl Csermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuehriftei nid Zusendungen ai die Bedaetioi: Wiei, Kaiilei des Wieier aed«
Deet-Coll. and der Witwei- nid Waisen-Seeietät, Betheithimstrasse 28.
1b halt: Section für öffentliche Gesundheitspflege. Sitzung vom 3. Juni 1885. — Ueber
die Resultate der neueren Untersuchungen Über Malaria. Vortrag von Dr. Hans Sohöfer,
k. k. Regimentsarzt. (Fortsetzung.) — Notizen. ‘ *
Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Sitzung am 3. Juni 1885.
Vorsitzender O.-S.-R. Dr. J. R. v. S ch n e 11 e r theilt mit,
dass der Bericht der Section über die Rückverlegung der
Ferien in den Mittelschulen vom Gefcchäftsrathe nahezu
einstimmig angenommen und nomine collegii bereits dem hohen
Unterrichtsministerium vorgelegt wurde; ferner dass Herr R.-A.
Dr. H. Kowalski seinem Ersuchen um Bekanntgabe der vor
Kurzem von ihm in Paris gemachten Erfahrungen über Cholera
mit lobenswertester Bereitwilligkeit entsprochen habe.
Derselbe hält nun den in unserer Zeitschrift demnächst in
extenso erscheinenden Vortrag über Aetiologie und Pro¬
phylaxe der asiatischen Cholera auf Grund eigener
Erfahrungen und Untersuchungen. Am Schlüsse demon-
strirt Dr. Kowalski noch zahlreiche K o c h’sche, F i n k 1 e r’sche
und Deneke’sche Bacillen in Reinculturen auf Koch’scher
Nährgelatine, Agar-Agar, Blutserum, sterilisirter Milch, auf
Kartoffelschnitten und in der Gartenerde.
Auf den mit lebhaftem Beifalle und Danke aufgenommenen
Vortrag folgte eine kurze Debatte, in welcher Prof. Ritt, von
Frisch unter Anderem gegenüber Kowalski die Leichtig¬
keit des Nachweises der Cholerabacillen betonte und besonders
darauf hinwies, dass die zahlreichen Cursisten Koch’s in kurzer
Zeit in der Lage waren, die verschiedenen Arten der Komma¬
bacillen von einander zu unterscheiden. Dr. Kowalski wieder¬
holt hierauf noch einmal, dass nach seiner Erfahrung, die doch
eine reiche sei, in einzelnen Fällen der bestimmte Nachweis
der Koch’schen Cholerabacillen Schwierigkeiten biete.
O.-S. R. Dr. R. v. Schneller bemerkt, dass bei dem
Umstande, als es gegenwärtig immerhin möglich sei, dass die
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138
Cholera unsere Grenzen überschreitet, die grösste Aufmerk¬
samkeit auf das Vorkommen der ersten verdächtigen Fälle er¬
forderlich und dass es sicli hier im höchsten Interesse des
öffentlichen Gesundheitswohles darum handle, mit aller Sicher¬
heit die Natur der ersten Erkrankungen zu constatiren, denn
nur davon allein hänge ein erfolgreiches Einschreiten ab. Die
Verantwortlichkeit der dazu berufenen Organe macht es aber
gerade jetzt, da mehrere comabacillenähnlicbe Formen bekannt
sind, sehr erwünscht, dass jene sich derselben vollkommen bewusst
seien und die Sache eher schwerer als zu leicht nehmen.
Stadtphysikus- Stellvertreter Dr. Löffler erkennt die
Unzulänglichkeit unserer bisherigen DeBinfectionsmethoden an,
vindicirt dem Eisenvitriol wenigstens desodorisirende Eigen¬
schaften und den Vortheil der Beruhigung des Publicums.
Nächste Sitzung Mittwoch den 7. October 1885.
Ueber die Resultate der neueren Untersuobangen Uber
Malaria.
Yortrag, gehalten in der Seotion für öffentliche Gesundheitspflege des Wiener
inhdiöiniflohen Doctoren-Collegiums am 8. April 1885 von Dr. Hans Sohöfer,
k. k. Regimentsarzt.
(Fortsetzung.)
Im Winter treten nur Recidiven auf und so bringt der¬
selbe bei uns wenigstens eine Assanirung mit sich, die rein
thermischer Natur ist, bedingt durch die blosse Erniedrigung
der Temperatur unter das für die Malaria-Entwicklung erfor¬
derliche Minimum von 20° C.; erhebt sich aber auch im Winter
in südlichen Ländern die Temperatur über dieses Minimum, so
beobachten wir häufig ein explosives Auftreten der Krankheit.
Der zweite zur Entwicklung der Malaria im Boden uner¬
lässliche Factor ist der Zutritt der atmosphärischen Luft
zu den malarischen Bodenschichten. Wenn in Niederungen häufig
Wässer austreten, die viel Erde mit sich führen, und diese ab¬
setzen, so entsteht hiedurch nach und nach eine Bodenerhöhung,
die, wenn sie dick und dicht genug ist, der Luft den Zntritt zu
den bedeckten malarischen Erdschichten abschneidet und da¬
durch die Entwicklung der Malaria sistirt. Es ist das eine As¬
sanirung, die manchmal ohne Hinzothun der Menschen geschieht,
eine Assanirung atmosphärischer Natur. Werden umgekehrt
durch Erdarbeiten solche alte, vergrabene Malariaherde blos-
gelegt, so treten die Fieber wieder auf. — Wir können daraus
den Schluss ziehen, dass der Malariakeim zu seiner Entwicklung
des Zutrittes der atmosphärischen Luft bedarf, dass er ein
aörobier (luftlebiger) Organismus sei.
Mit der Bedeutung des Luftzutrittes zu den malarischen
Bodenschichten hängt die Bedeutung der Bodendurch-
feuchtung zusammen. Das Auftreten der Malaria m ver-
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m
hältnissmässig trockenen, hochgelegenen Gegenden, lehrt uns,
dass ein sehr massiger Grad von Feuchtigkeit für die Er¬
zeugung der Malaria hinreicht.
Fällt durch lange Zeit kein Regen, so dass d®* Boden,
durch Verdunstung alle Feuchtigkeit verliert, so hört auch die,
Production der Malaria auf und so können ganz entschiedene,
Malariaböden während der ganzen Dauer eines heissen uudj
trockenen Sommers ungefährlich bleiben — es ist dies eine
natürliche, hydraulische Assanirung — aber plötzlich zu einer
Malaria-Explosion Veranlassung geben, nachdem sie durch, einen
Regen von nur kurzer Dauer befeuchtet worden sind.
Bei uns sind ein wasserreicher Frühling und Sommer mit
darauffolgender Hitze für die Malaria günstige Momente; ist
der Boden vor Eintritt der heissen Jahreszeit styrk mit RcgQn.
durchtränkt worden und wird er dann einer höheren Temperatur
ausgesetzt, so dass er in den oberen Schichten austrook;net, so
beginnt ihre Entwicklung. In einzelnen Fällen gelingt es, ein
directes Abhängigkeitsverhältniss der Höhe der Endemie von
der Menge der atmosphärischen Niederschläge naohzuweiaen;
so ist es in Pola bekannt, dass die Verbreitung und Bösartig¬
keit in geradem Verhältnisse steht zu der daselbst im ver¬
gangenen Winter und Frühjahre gefallenen Regenmenge; nicht
als ob die grössere Wassermasse an sich hiebei von direktem
Einflüsse wäre, sondern nur insoferne, als die Feuchtigkeit des,
Bodens dann länger anhält und damit die Endend*
In den Jahren 1863, 1864 und 1866 waren in Pola grosse
Fieberendemien — von 1000 d es Präsenzstandes erkrankten
bis 880 ;*) die beiden in unmittelbarer Nähe der Stadt gelegenen
sumpfigen Thalmulden, die von jeher aU Fieberherde galten*
wurden deshalb canalisirt — 1870 war die Arbeit beendet.
Das Fieber sanl^ auf 85°/ 0 o un d erhielt sich so trotz verschieden
hoher Regenmengen in den folgenden Jahren. Mit der Vernach¬
lässigung der Canäle entstand wieder Versumpfung und der
Einfluss der jeweiligen Regenmenge machte sich sofort wieder
geltend, trotz anderer in bester Absicht vorgenommener Ver¬
besserungen und Vorkehrungen, wie Anpflanzungen, Sanitäts-
zubusse etc. Mit der Zunahme des Regens im vorhergegangenen
Winter und Frühjahre stieg die Malaria, sie stieg aber auch
mit der Deteriorirung der Canäle, denn 1878 und 1880 war
weniger Regen qh 1873 und 1874, als die Canäle noch gut
functionirten, aber trotzdem m e hr Fieber.
Dieses Beispiel zeigt zugleich, dass die für kurze ftqit
vorübergehende Aufhebung der Malaria-Production im Boden
nicht genügt, um die Ursache derselben, d©ü Krankheitserreger,
im Boden vollständig zu vernichten; derselbe befindet eich viel¬
mehr in einem latenten Zustande uud kann seine verderbliche
*) Jilek, Verhalten des Malariafiebers in Pols.
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140
Wirkung wieder entfalten, sobald die zu seiner Entwicklung
erforderlichen Bedingungen wieder hergestellt sind.
Bei den von Menschen unternommenen Assanirungen ma¬
larischer Localitäten war bisher die Ueberzeugung massgebend,
dass Malaria sich nur in sumpfigem Boden entwickle oder an
Orten, die Sumpfen analog sind, dort, wo Wasser nicht ab-
fliessen kann, dort, wo massenhaft organische Ueberreste sich
langsam zersetzen. Seither genügte es, um zu assaniren, den
fortwährenden Abfluss des Wassers zu begünstigen und zu re-
guliren, also nur den einen Factor zu eliminiren.
In der That kann man nicht an thermische Assanirungen
denken, wie solche die Natur im Winter bewirkt, weil wir die
Wirkung der Sonnenstrahlen nicht abschwächen können und
so bleibt uns nur ein Einfluss auf die beiden anderen genannten
Factoren.
Die Systeme der hydraulischen Assanirungen sind sehr
verschiedenartig, denn das Problem, die Feuchtigkeit während
der heissen Jahreszeit aus dem Boden zu entfernen, lässt je
nach der Beschaffenheit des Terrains verschiedene Lösungen
zu; offene und geschlossene Gräben können den Zweck er¬
füllen, die grossen Wassermassen vom malarischen Boden ab¬
zuleiten; in anderen Fällen ist es die eigentliche Drainage des
Bodens, durch welche unterirdische Wässer angesaugt und ab¬
geführt werden; dadurch fällt das Grundwasser, so dass es
während der heissen Jahreszeit nicht mehr die malarischen
Bodenschichten, die der Einwirkung der atmosphärischen Luft
ausgesetzt sind, erreichen und feuoht erhalten kann.
Die Drainage ist keine moderne Erfindung; die Römer
kannten sie ebenso gut oder besser als wir und legten in locke¬
rem, leioht zu bearbeitendem Boden Thonröhren, wie wir es
heutzutage thun; in festem Gesteine aber legten sie ein System
von Drains an, über dessen Mächtigkeit und Ausdehnung man
heute staunt. Die ganze römische Campagna wird zu beiden
Seiten des Tiber von alten, vulkanisohen Kratern eingeschlossen,
die in beträchtlicher Höhe gelegen und von denen einige jetzt
Seen sind, andere geschlossene Becken bilden. Das Wasser
dieser Seen und Becken dringt in die permeablen Lagen der
Wände und des Grundes dieser Krater ein, gelangt in den
unter der Campagna gelegenen Grund und bildet hier aus¬
gedehnte, unterirdische Wasserflächen; es findet eine wahre
Einpressung von Wasser unter hohem Drucke in den römi¬
schen Untergrund statt, das Wasser steigt, da die römischen
Hügel niederer sind, als die betreffenden Wasserreservoirs, in
diesen empor und hält den Boden der Hügel feucht, unabhängig
von jedem Regen. Nun findet man in den Hügeln kleine
Tunnels, horizontale Stollen von etwa 1*5 Meter Höhe und
0*5 Meter Breite, welche seinerzeit zur Entwässerung dienten,
heutigen Tages aber durch die Sedimente des Wassers theil-
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141
weise verstopft sind. Die Bedeutung dieser sogenannten cunicu-
lären Drainage, die in mehreren, bis fünf über einander liegen¬
den horizontalen Eanalnetzen bestand, für die Entwässerung des
römischen Untergrundes ist nicht zu verkennen.
Rein hydraulischer Natur sind auch die Assanirungen, die man
dnrch die Entwaldung malarischer Gegenden erzielt. Während
man früher von der luftreinigenden, filtrirenden Wirkung der
Wälder in Bezug auf die Malaria sprach, dringt gegenwärtig
immer mehr die Ueberzeugung durch, dass, da mit der Ent¬
waldung das Hinderniss der directen Wirkung der Sonnenstrahlen
auf den Boden entfernt wird, es gelingen kann, in der heissen
Jahreszeit in Gegenden mit dünner Erdschichte alle Feuchtig¬
keit zu beseitigen und damit deren Salubrität zu verbessern.
So lange man die Natur der Malaria in den „miasmatischen,
fauligen Ausdünstungen der Sümpfe“ suchte, hatte diese Vor¬
stellung von der schützenden, luftfiltrirenden Kraft der Wälder
einen ähnlichen Sinn, wie die Anpflanzungen von Eucalyptus,
deren kräftiges Aroma die miasmatischen Ausdünstungen zer¬
stören sollte. So günstig rasch wachsende Pflanzen auf die
Entwässerung des Bodens je nach den örtlichen Verhältnissen
wirken können, so waren doch die Erfahrungen mit Eucalyptus
in Pola und Italien nicht befriedigend. Die Pflanzen sind sehr
empfindlich und leiden leicht durch Fröste; wachsen sie rasch
empor, so werden sie durch Winde zerbrochen, auch sind sie
theuer und von einer specifischen Einwirkung kann schon gar
keine Rede sein, da es in Australien ganze Eucalyptus-Wälder
in Gegenden gibt, wo die Malaria endemisch herrscht. Nach
ihrem Werthe können wir sie also nicht höher schätzen, als
wasserabsorbirende Anpflanzungen überhaupt, wie Sonnenblumen,
Indianer-Reis etc.
Die hydraulischen Bonificationen des Bodens haben, auch
wenn sie noch so vollkommen sind, nicht immer dauernden Er¬
folg, weil die zur Malaria-Production nöthige Feuchtigkeit nur
eine sehr geringe zu sein braucht, so gering, dass die Erfolge
durch unbedeutende Ereignisse, welche dem Boden einen mittleren
Feuchtigkeitsgrad verleihen, zerstört werden können. Man be¬
müht sich deshalb in verschiedener Weise, bei Assanirungen
auch auf den dritten Factor, den Zutritt der Luft zu den
malarischen Bodenschichten einzuwirken, resp. denselben zu ver¬
hindern. Oft hat man durch Bodenaufschüttungen den Zweck
erreicht, indem man die tieferen Gründe mit Erdreich ausfüllte,
das aus salubren Localitäten stammte. Es gibt aber auch Bei¬
spiele von mehr localen Assanirungen, bei denen das hydraulische
mit dem atmosphärischen Princip mit gutem Erfolge verbunden
wurde; das auffallendste bilden die neuen Quartiere auf dem
Viminal in Rom.*) Derselbe liegt zwischen dem Esquilin und
*) Tommasi-Orudeli: La produotion de la malaria. Vortrag auf
dem internet, medio. Oongress zu Kopenhagen 1884.
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142
Quirinal, wo alljährig viele schwere Fieberfalle Vorkommen.
Wollte man annehmen, dass das Krankheitsgift von den Küsten¬
sümpfen her durch die Winde nach Rom gebracht würde, so
könnten locale Assanirungen der römischen Hügel keinen Erfolg
haben, nimmt man aber an, dass die Malaria autoohthon ent¬
stehe, für welche Anschauung besonders Tommasi-Crudeli
eintrat ; so konnte man hoffen, dass durch entsprechenden Unter¬
bau der Häuser, Canalisirung und gute Pflasterung der Strassen
der neue Stadtheil hygienisch günstig angelegt, vor Malaria
würde geschützt werden können. Diese Voraussetzung hat sich
in ausgezeichneter Weise bewährt, indem die neuen Quartiere
bisher sehr gesund, von Malaria frei sind.
Durch derartige Massregeln, hydraulische und atmo¬
sphärische Assanirungen wird nun allerdings der Malariaheerd
nicht ausgelöscht, das latente Leben der Keime kann Jahr¬
hunderte lange dauern, allein trotzdem bleibt die Malaria-Ent-
wioklung unbestimmbar lange aufgehoben, wenn die Gesammt-
heit der Arbeiten mit Verständnis durchgeführt ist und die
Sorglosigkeit der Menschen nicht den Effect zerstört.
Derartige, wie die bisher genannten Erfahrungen ver-
anlassten nun seit langem Pathologen und Hygieniker zu Unter¬
suchungen über die Natur des krankmachenden Agens im Ma¬
lariaboden. Lange bevor die parasitäre Natur anderer Infections-
krankheiten vermuthet und erkannt wurde, hatte man bei der
Malaria die Idee, dass das Gift von lebenden Organismen ge¬
bildet werde. Die genannten Eigenthümlichkeiten, unter denen
es sich im Boden von der verschiedensten geologischen Zu¬
sammensetzung bildet, Hessen es nicht wahrscheinlich erscheinen,
dass dasselbe etwa ein Product der im Boden stattfindenden
chemischen Gegenwirkungen sei; es wäre unverständlich, dass ein
Boden von der verschiedensten chemischen Zusammensetzung
stets dasselbe chemische Product liefere. Dagegen lässt sich die
beständige Identität desselben leicht begreifen, wenn man einen
organisirten Keim als Krankheitserreger annimmt, welcher die zu
seiner Vermehrung nöthigen Bedingungen in verschiedenem Boden
finden kann und von hier seinen Weg in den Organismus nimmt.
Die Untersuchungen über den supponirten Krankheits¬
erreger waren lange Zeit ohne Erfolg; daB Vorurtheil, dass der¬
selbe nur in Sümpfen entstehe, veranlasste die Forscher, sich
ausschliesslich mit den niederen Organismen der Sümpfe zu
beschäftigen, und so kam es, dass ieder irgend eine andere
Algengattung als die Malariaursache bezeichnete, jene, die er
gerade am häufigsten in dem Sumpfe fand, au dem er seine
Untersuchungen anstellte.
Ein Wendepunkt in der Geschichte der Aetiologie der
Malaria trat erst in der neuesten Zeit ein, nachdem man sich
durch Studien über die Bedingungen der Malaria-Entwickelung
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148
von dem Sumpfvorurtheile befreit batte und als die Hilfsmittel
der mykologischen Forschung vollkommener wurden.
Im Jahre 1879 nahmen Klebsund Tommasi-Gru-
deli*) die Untersuchungen in der römischen Campagne auf
und dehnten sie auf Boden, Wasser und Luft in sumpfigen und
nicht sumpfigen Gegenden aus; sie waren die ersten, welche
sieh bemühten, den Krankheitserreger zu isoliren und mit dem¬
selben Malaria an Thieren zu erzeugen versuchten — mit
welchem Erfolge, soll in Kürze angeführt werden.
Yon der Ansicht ausgehend, dass die betreffenden Mikro¬
organismen im Schlamme von Seen und im Boden von Malaria¬
gegenden enthalten sein werden, versuchten sie, dieselben daraus
zu gewinnen und zu züchten. Sie brachten mit einer Nadel
eine sehr geringe Menge Schlamm von den Ufern des Capro-
lace-Sees in eine Glasröhre mit Hausenblasen-Gallerte; den
nächsten Tag schlossen sie eine kleine Menge dieser Cultur in
eine mikroscopische Luftkammer mit ringförmiger Rinne ein und
fanden darin Stäbchen, welche an beiden Enden je ein glän¬
zendes Körperchen enthielten; nach drei Tagen waren die Stäb¬
chen nicht mehr zu finden, dagegen gegliederte Fäden, deren
grössere Glieder ebenso zwei oder auch nur ein endständiges
Körnchen zeigten. Bei wiederholten Versuchen erhielten sie immer
dieselben Formen, und deshalb verwendeten sie eine solche
Cultur von Schlamm in Hausenblasen-Gallerte zu Thierversuchen.
Ein Kaninchen bekam 0*6 ccm. subcutan; gleich nach der In-
jection trat Temperaturerhöhung auf, am 2. Tage war die Tempe¬
raturunter der als Normaltemperatur angenommenen von 39*5° C.,
am 3. Tage leichte Erhöhung, am 4. Fiebertemperatur, ebenso
am 5. Tage, sodann wurde sie normal und blieb es in der Folge.
Einem zweiten Kaninchen spritzten sie 1*5 ccm. Wasser ein,
welches in dünner Schicht über Schlamm vom Caprolace-See
gestanden war; die Flüssigkeit enthielt rundliche, glänzende
Körperchen, die sie als Sporen betrachteten. Gleich nach der
Injection trat Temperatursteigerung auf, am 2. Tage war die¬
selbe subnormal, am 3. leicht, am 4. stark erhöht, ebenso am
5. und 6. Tage; das Fieber wurde demnach continuirlich, das
Thier sodann getödtet. Die Injectionsstelle zeigte eine binde¬
gewebige Schwiele, die Umgebung war ödematös und in dieser
serösen Flüssigkeit fanden sie dieselben rundlichen, glänzenden
Körperchen, wie im injicirten Schlammwasser. Eine Probe des
Serums wurde in eine mikroscopische Luftkammer eingekittet
und enthielt nach 24 Stunden lange, gegliederte Fäden, deren
Glieder an ihren Enden ebenso je eine Spore zeigten, ferner freie
Sporen. Das Kaninchen bot ausserdem starke Milzvergrösserung,
Pigment und Sporen in der Milz dar; letztere züchteten sie in
derselben Weise zu Fäden heran.
*) Archiv für exper. Pathologie und Pharmakologie XI.
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144
Aus dem ersten Yersuohe darf man wohl nicht mehr
schliessen, als dass auf die Injection von Hausenblasen-Gallerte,
der eine geringe Menge Schlamm zugesetzt war, wiederholt
Temperatursteigerungen auftraten, von denen das Thier sieh
bald wieder erholte. Aber auch im zweiten Falle trat nicht
intermittirendes Fieber auf, sondern dasselbe wurde continuir-
lich, bis das Thier getödtet wurde. Grosses Gewicht legen die
beiden Forscher auf die Milzschwellung und Pigmentbildung in
der Milz, sowie darauf, dass der Organismus dieselben Körper¬
chen enthielt wie die verwendete Injectionsflüssigkeit; indessen
dürfen wir wohl mit Bestimmtheit annehmen, dass das Wasser,
welches über Schlamm gestanden, sehr zahlreiche und ver¬
schiedenartige Keime enthielt, dass daher nicht reines Material
injicirt wurde und aus der fteaction des Thieres bestimmte
Schlüsse nicht gemacht werden können. (Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Auszeichnungen. Professor Dr. Eduard Albert erhielt das Ritter¬
kreuz des griechischen Erlöser-Ordens; Hofrath Professor Dr. R. v. Arlt
den persischen Sonnen- und Löwen-Orden dritter Classe; Hofrath Professor
Dr. Theodor Billroth die grosse goldene Kolane nebst Stern des portugisi-
schen St. Jakobs-Ordens für Kunst und Wissenschaft.
Carolinen-Kinderspital. Für den Medinger-Fond zur Anschaffung
von Bandagen und Apparaten für arme Kinder spendete Herr Ed. Medinger
durch Prim. Dr. Gersuny 4 Coupons 1860er Lose im Werthe von 24 fl.
Asyl-Verein für arme, kranke Kinder in Ischl. Schon im Jahre 1883
war es durch die Bemühungen des Dr. Victor Pfost in Ischl und des dor¬
tigen Bürgermeisters Herrn Franz Koch mit dem Gemeinderathe von Ischl
möglich geworden, kranke und reoonvaleszirende Kinder aus dem Carolinen-
Kinderspital in Wien die Cur gebrauchen zu lassen. Aufgemuntert durch
den guten Erfolg hat Herr Dr. Pfost mit anderen edlen Menschenfreunden
und der Gemeindevertretung von Ischl den „Asylverein für arme
kranke Kinder“ gegründet. Am 6. August 1884 wurden die Statuten ge¬
nehmigt und am 27. September über Antrag des unentgeltlich ordinirenden
Arztes Dr. Pfost die Bewilligung zur Verabfolgung von Medicamenten,
Bäderzusätzen und Wein an arme kranke Kinder im Asyllocale ertheilt.
Das Asyllocale befindet sich im Zahlstocke des Krankenhauses von Ischl, in
welchem die Gemeindevertretung in gewohnter Liberalität die Looalitäten
unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat. Se. Majestät der Kaiser, Ihre
Majestät die Kaiserin, Ihre kaiserliche Hoheiten Frau Erzherzogin Valerie
und Erzherzog Ludwig Victor haben dem jungen Vereine namhafte Spenden
zugewendet und betrug das Stiftungsvermögen Ende 1884 850 fl. Dessgleiohen
ist die Zahl der Mitglieder des Vereins in steter Zunahme, so dass das Jahr
1884 mit einem Vermögen von 890 fl. 62 kr. abschliesst. Mögen die Bestre¬
bungen der edelmüthigen Gründer des Vereins andauernden Erfolg haben
und möge durch reichliche Spenden recht vielen armen, kranken Kindern
in dem heilkräftigen Ischl ihre Gesundheit voll und ganz werden.
Sterbefall. Am 15. d. M. starb in Wien Dr. Severin Zavisics. Er
war zu Alt-Kanizsa im Jahre 181*7 .geboren, wurde in Wien am 4. Mai 1841
zum Med. Dootor promovirt und war Mitglied des Collegiums seit 10. Ootober
1853. — Friede seiner Asche.
Heraasgeber and Verleger: Wiener medicin. Doct.-Coll. — Verantwortlicher Bedactenr:
Dr. L. Hopfgartner. — Gesellschafts-Buchdruckerei, Wien, III., Brdbergstrane 8.
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XI. Bd. Ausgegeben am 2. Juli 1885.
Kr. 15
MITTHEILUNGEN
des
Wiener meilmiscliei Dictiren-Gelliiinis.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Oollegiums im In¬
lande 3 fl., nach dem Anslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. == 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prftnumerirt in der Medioin. Bnohhandlung Toepllta Deuticke
(vormals Carl Czermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuschriften nnd Znsendnngen an die Redaetion: Wien, Kanzlei des Wiener med.
Doet-Gell. nnd der Witwen- nnd Waisen-Societät, Rothenthnnnstrasse 28.
Inhalt: Ueber die Resultate der neueren Untersuchungen über Malaria. Vortrag, gehalten
in der Section für öff ntliche Gesundheitspflege des Wiener medicinischen Doctoren-
CollegiumB am 8 April 1885 von Dr. Hans Schöfer, k. k. Regimentsarzt. (Fortsetzung
und Schluss). — Dr. Isidor Hein f — Notizen.
Ueber die Resultate der neueren Untersuchungen über
Malaria.
Vortrag, gehalten in der Seotion für Öffentliche Gesundheitspflege des Wiener
medioinisohen Doctoren-Collegiums am 8. April 1885 von Dr. Hana Sohöfer,
k. k. Regimentsarzt.
(Fortsetzung und Schluss.)
Die genannten Forscher untersuchten auch die Luft über
Malaria-Boden und fixirten deren Keime mittels eines Venti¬
lators auf Glasplatten, die mit Glycerinleim bestrichen waren,
Theilchen, die sie davon abnahmen, übertrugen sie in gekochten
Harn, der eine geeignete Nährlösung bilden sollte, und es ent¬
wickelten sich in demselben ebenso lange gegliederte Fäden,
deren Glieder Sporen enthielten, anscheinend dieselben
wie in der Schlammcultur.
.. Ein Kaninchen bekam eine Spritze der Flüssigkeit sub-
cutan und da es darauf nicht reagirte, eine zweite; es trat
sodann eine 24 Stunden dauernde Temperaturerhöhung auf,
nach zweitägiger normaler Temperatur stieg sie wieder auf 40°
und erhielt sich mit geringen Schwankungen noch durch drei
Tage auf dieser Höhe, bis es getödtet wurde. Bezüglich dieses
Fiebers sagen Klebs und Tommasi, dass der quartane
Typus in den quotidianen überging, wobei jeder Anfall etwa 24
Stunden dauerte. Auch hier war die Milz um das dreifache
vergrössert und die Lymphe enthielt angeblich Sporen, dennoch
aber können wir den Versuch nicht als gelungen betrachten,
da das Fieber thatsächlich nicht intermittirte.
Aus diesen und einer Reihe weiterer Versuche mit ähnlichen
Resultaten schlossen Klebs und Tommasi, dass sie aus dem
Boden und den über demselben befindlichen Luftschichten einen
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bestimmten Bacillus gewonnen haben, welcher selbst oder dessen
Keime auf Thiere übertragen wirkliche Malaria erzeugte; da
sie die Keime, Sporen dieses Pilzes im Organismus wieder¬
fanden und in Culturen wieder zu sporenhältigen Bacillen
züchten konnten, betrachteten sie ihn als den Krankheits-
Erreger und nannten ihn Bacillus Malaria e. Aus den kurz be¬
schriebenen Versuchen bekommen wir jedoch keineswegs den
Eindruck, dass die Krankheitssymptome, welche die Thiere dar¬
boten, mit den Anfällen wirklicher Malaria, wenigstens wie sie
beim Menschen zur Beobachtung kommen, identificirt werden
können. Dagegen erhielten sie allerdings aus den Keimen des
Rohmaterials eine bestimmte Bacillengattung und nach den
Abbildungen und Beschreibungen erhielten sie dieselben Ba¬
cillen aus Keimen, die sie in den getödteten Thieren fanden.
Sie hatten ihre Versuche im Frühjahre angestellt, zu welcher
Zeit Malaria noch nicht herrschte, und nahmen an, dass die
Entwicklung der Keime zu Bacillen im Boden erst in der
heissen Jahreszeit stattfinde, und diese Vermuthung scheint
durch die Untersuchungen von Ouboni und Marchiafava*)
bestätigt worden zu sein.
Diesse fanden im Schlamm und Wasser eines Teiches in
Ostia im Sommer dieselben Bacillen, die Klebs undTommasi
aus Keimen des Bodens und der Luft gezüchtet hatten.
Ihre Thier versuche (an Hunden) ergaben nicht bestimmtere
Resultate, als die angedeuteten, dagegen ist ihren Unter¬
suchungen des B1 ute8 Malariakranker, das sie durch Ein¬
schnitte in die Haut und aus der Milz mittels einer Pravaz’schen
Spritze gewannen, eine wichtige Bedeutung beizulegen. In dem
beim Eintritte des Kältestadiums entnommenen Blute fanden sie
constant Bacillen meist mit zwei endständigen, manchmal auch
noch mit einer medianen Spore, manche Bacillen waren mit
einer Reihe von Sporen angefüllt, bestanden aus einer Sporen¬
kette. Beim Ansteigen der Temperatur des Fiebernden wurde
die Zahl dieser Bacillenformen geringer, dagegen fanden sie
freie Sporen, oft in grosser Anzahl, wie sie sagen, in weissen
Blutkörperchen eingeschlossen. In der Abnahme des Fiebers
waren dann nur Sporen zu finden. Mit dem bloss sporenhältigen
Blute versuchten sie Culturen in Hausenblasen-Gallerte und er¬
hielten nach 2—3 Tagen wieder reichliche Bacillen-Entwickelung.
Das Verhältnis wäre dann ähnlich wie bei Recurrens,
wo man die Spirochäte zu Beginn des Anfalles in grosser Anzahl
im Blute findet, mit dem Verlaufe desselben aber seltener und
in der fieberfreien Zeit gar nicht.
Cuboni und Marchiafava erklären die von ihnen im
Blute gefundenen und aus dem sporenhältigen Blute gezüchteten
Bacillen für identisch mit denen, die Klebs und Tommasi-
*) Archiv f. exp. Pathologie u. Pharm. XIII.
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147
C r u d e 1 i aus Keimen der Erde malariseher Gegenden gezüchtigt
hatten.
Dieser Befund der Blutuntersuchung wurde bald darauf
von Peroncito, Tommasi-Crudeli und L a n z i bestätigt;
letzterem gelang es ebenfalls, aus dem sporenhältigen Blute
gegliederte Fäden, Bacillenketten, zu züchten.
Hieran reiht sich ein Befund der Blutuntersuchung von
Prof. Marchand, der vielleicht auch deshalb von besonderer
Bedeutung ist, weil er bereits im Jahre 1876, vor den ersten
Arbeiten von Klebs und Tommasi, gemacht und notirt
wurde. Die Eigenthümlichkeit des anfallsweisen Auftretens des
Wechselfiebers Hess es ihm wahrscheinlich erscheinen, dass hier
ein ähnliches Verhältnis wie bei Recurrens obwalten dürfte,
d. h. dass der supponirte Microorganismus nur während des
Anfalles auftrete und nach demselben verschwinde. In einer
während des Froststadiums entnommenen Blutprobe fand er
rundliche, glänzende Körperchen, einigemale zwei bisquitförmig
an einander hängende kugelige Körperchen, die er für zweifel¬
lose Microorganismen hielt, ferner 4- bis 5mal stäbchenförmige
Körperchen mit leicht angeschwollenen Enden, deren längsten
ungefähr die halbe Länge des Durchmessers der rothen Blut¬
körperchen hatten und Eigenbewegung besassen; im Schweiss-
stadium entnommene Blutproben zeigten nichts von diesen Ge¬
bilden. Form und Grösse der Stäbchen stimmen mit den Ab¬
bildungen, die Cuboni und Marchiafava gaben, anscheinend
vollkommen überein.
Im Laufe des Jahres 1880 unternahm es Ceoi, die
biologischen Verhältnisse der aus malarischer Erde gewonnenen
Microorganismen festzuatellen. Die Resultate seiner sehr umfang¬
reichen Untersuchungen sind kurz folgende:
Erde aus malarischen Gegenden, welche nicht in künst¬
lichen Aquitrinen cultivirt, d. h. feuchter Wärme unter Luft¬
zutritt nicht ausgesetzt worden war, enthielt nur Sporen. Das
Verweilen malarischer Erde in künstlichen Aquitrinen bewirkte
die Entwicklung vieler Schistomycetenarten, welchen Umstand
die früheren Forscher nicht erwähnen. Durch Temperaturen um
100° C. wurden sämmtliche zur Entwicklung gelangten Spalt¬
pilze getödtet, die Keime dagegen blieben am Leben; durch 100°
übersteigende Temperaturen erlitten die Keime eine Verzögerung
in der Entwicklung, welche der Temperaturhöhe proportional
war, durch Temperaturen um 180—190° wurden alle Keime
malarsicher Erde getödtet.
Bezüglich seiner Thierversuche gibt C e c i an, dass er bei
Kaninchen und Hunden wiederholte, intensive Fieberanfälle
intermittirenden Charakters erhielt, doch machen die betreffen¬
den Fiebercurven keineswegs den Eindruck, als handle es sich
um wirkliche Malaria mit einem bestimmten Typns. Auch die
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148
zwangsweise Einathmung zerstäubter malarischer Erde erwies
sich bei Hunden wirkungslos.
Bezüglich der Einwirkung des Chinins auf die Sporen
kam er zu dem Schlüsse, dass Lösungen von 1 :800 deren
Entwicklung verhindere.
Auch Rozsabegyi*) gelang es, aus malarischer Erde«
die aus verschiedenen Theilen Ungarns stammte und ib der er
nur Sporen fand, in Culturen Bacillen zu züchten, die er mit
den von den früheren Forschern gefundenen identifioirte. Er
beobachtete an ihnen Vermehrung durch Theilung, aber auch
unter anderen Bedingungen das Auswachsen zu Fäden, die sich
gliederten, und deren Glieder zwei endständige Sporen bildeten.
Eine wiohtige Bedeutung legen die verschiedenen Forscher
dem Auftreten von Pigmentbildung bei, bekanntlich eine
Erscheinung, welche nicht ausschliesslich den schweren, perni-
ciösen Formen eigenthümlich ist, sondern auch in leichteren,
intermittirenden Fällen von längerer Dauer regelmässig statt-
findet. Als Bildungsherd hatte man bisher die Milz angesprochen,
und zwar in Folge der bedeutenden fluxionären Hyperämie
während der Paroxysmen durch Austritt von Blutkörperchen
durch die Gefässwände; von der Milz aus sollte die "Verbreitung
des Pigments auf embolischem Wege erfolgen. Indessen sprach
schon der Umstand, dass die oft bedeutende Grösse der Pigment-
Schollen in den Hirngefässen die Möglichkeit einer Passage
durch das Capillarsystem der Leber und Lungen ausschliessen,
dafür, dass es auch im Blute selbst entstehe.
Durch neuere Untersuchungen von Marchiafava und
Cell i**) sind nun über die Pigmentbildung neue Beobachtungen
gemacht worden. Sie Hessen Blut von Malariakranken in dünnen
Schichten auf Deckgläschen eintrocknen, färbten sodann mit
Methylenblau und fanden bei der Untersuchung normale, rothe
Blutkörperchen, welche keinen Farbstoff angenommen hatten,
daneben aber andere, in welchen intensiv blau gefärbte Körperchen
hervortraten, ferner solche mit grösseren, blau gefärbten Partien
und in diesen letzteren Körnchen oder Schollen von Pigment;
manchmal war das ganze Blutkörperchen in einen schwach blau
gefärbten, rundlichen Körper umgewandelt, der mit Pigment¬
schollen angefüllt war. Untersucht man das Blut ohne irgend
welchen Zusatz, so erscheinen in einzelnen Blutkörperchen
blasse Flecke, anscheinend dieselben, welche Methylenblau auf¬
nehmen und welche Pigmentkörner enthalten; diese Flecke sind
in anderen grösser, bis das ganze Blutkörperchen aus einer
farblosen Masse mit Pigmentschollen besteht. Es ist also kaum
zu zweifeln, dass es sich hier um parasitäre Elemente (Sporen)
handelt, welche die Blutkörperchen angreifen und die Um-
*) Biologisches Centralblatt 1883.
**) Fortschritte der Medicin, I.
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149
Wandlung des Hämoglobins in schwarzes Pigment verursachen.
Dafür spricht, dass die Körperchen in ihrer initialen Form sich
gleichen, dass sie mit Anilinfarben scharf gefärbt werden und
es ist wahrscheinlich, dass dieselben durch Verschmelzung
grössere, verschiedenartige Formen annehmen, da sich diese
ebenfalls blau färben, und in diesen erfolgt die Pigmentbildung.
Die Entstehung des Pigmentes bei der Malaria findet also im
circulirenden Blute, und zwar im Inneren der rothen Blut¬
körperchen statt.
Aus diesen meistens nur in ihrer Hauptsache angeführten
Untersuchungen geht hervor, dass von einer Reihe von For¬
schern im Blute Malariakranker während des Froststadiums
Bacillen von characteristischer Form gefunden wurden, die an
ihren Enden kleine Anschwellungen, Sporen, tragen. Gegen
das Ende des Froststadiums vermindert sich die Zahl der
Bacillen, dagegen finden sich jetzt freie Sporen, deren Zahl
gegen das Schweissstadium zunimmt, bis in diesem blos Sporen
Vorkommen. Die Angaben der Autoren stimmen also darin über¬
ein, dass es sich um einen Bacillus handelt, welcher im Blute
zur Zeit des Anfalles, und zwar gegen das Ende des Frost¬
stadiums, Sporen bildet. Bis jetzt können wir nur mit grosser
'Wahrscheinlichkeit annehmen, dass dieser Organismus zum
Wechselfieberanfalle in einer Beziehung steht.
Mehrere der genannten Forscher batten auch im malarischen
Boden, im Schlamme von Sümpfen und in der Luft Sporen ge¬
funden und zu Bacillen cultivirt, die sie mit den im Blute ge¬
fundenen für identisoh erklärten. Aus den in Kürze mitgetheilten
Bemühungen derselben — die Namen Klebs, Tommasi-
C r u d e 1 i etc. haben in solchen Angelegenheiten doch Ansehen
— ist nur die eine, weil immer wiederkehrende Beobachtung
mit etwas grösserer Sicherheit hervorzuheben, dass gewisse
Mikroorganismen im Malariaboden Vorkommen und dass die¬
selben auch in verschiedenen Organen von Thieren nachzu¬
weisen waren, welchen eine kleine Partie eines solchen Bodens
eingeimpft worden war. Dass gerade dieser Mikroorganismus
die Ursache der Malariaerkrankung sei, können alle bisher
zu diesem Behufe angestellten Versuche keineswegs erweisen
und auch das genaueste Studium der über die diesbezüglichen
Untersuchungen vorliegenden Berichte und Protokolle kann
dem Leser keinen allseitig befriedigenden Eindruck verschaffen.
Hier fehlt nicht blos das eine, und zwar ganz allein ent¬
scheidende Argument in der Kette der Schlussfolgerungen, auf
welchem der Nachweis, ein bestimmter Organismus sei pathogen
und der Erzeuger einer bestimmten Krankheit, beruht, es ist
dies das Thierexperiment; es fehlt auch in rein bacteriologischem
Sinne die vollauf überzeugende Darstellung, dass man die be¬
treffenden Mieroorganismen in Reineulturen zur Verwendung
gebracht hat
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150
Es ist allerdings bisher auch nicht gelungen, beispielsweise
bezüglich des Typhus und der Cholera den letzten entscheidenden
Beweis zu erbringen, dass die als diese Erankheitsprocesse ver¬
ursachenden, namhaft gemachten Mikroorganismen bei den ver¬
schiedenartigsten Yersuchsmodificationen, unter denen sie ver¬
schiedenen Thieren einverleibt wurden, die betreffende Er¬
krankung hervorrufen; die vielfachen sonstigen Beweise jedoch,
dass in den von diesen Krankheiten heimgesuchten Körpern
und nur in diesen eine ganz bestimmte Art von Mikroorga¬
nismen unter allen Umständen nachweisbar bleibt u. dgl.,
haben es doch zu einem hohen Grade von Wahrscheinlichkeit
erhoben, dass man die Krankheitserreger thatsächlich vor sich
hat und nur das letzte Glied der Schlussfolgerung, die Ueber-
tragbarkeit, deswegen noch ausständig ist, weil die Thierspecies
noch nicht bekannt wurde, welche sich zur Vornahme solcher
Untersuchungen eignet.
Was man angesichts der neueren Forschungen über In-
fectionen an den Arbeiten über Malaria, denen hiedurch ihr
Verdienst nicht geschmälert werden soll, vermisst, das ist der
Versuch, den angeschuldigten Krankheitserreger rein zu züohten
und dessen Lebensbedingungen vorläufig genauer zu ermitteln.
Gerade hier zeigt sich die Ueberlegenheit der für solche Unter¬
suchungen durch Koch eingeführten Methode. Von Sehlen
machte in neuester Zeit den Versuch, die im Blute Malariakranker
gefundenen Mikroorganismen nach derselben zu cultiviren;
nach den bisher vorliegenden Berichten sind jedoch aus seinen
Untersuchungen bestimmte Schlüsse nicht zu machen.
Es ist zu hoffen, dass geradeso wie die Frage der Aetio-
logie des Abdominaltyphus, welcher ja ebenfalls schon lange
von Kl ebs und seinen Schülern auf Grund ihrer Untersuchungen
als durch einen bestimmten Mikroorganismus verursacht ange¬
nommen wurde und durch die Anwendung der Koch’schen
Methode einen bedeutenden Schritt nach vorwärts gemacht
hat, auch die Erforschung der Malaria-Erkrankungen von dieser
Untersuchnngsmethode, welche nun allgemein zur Geltung ge¬
kommen ist, einen grossen Gewinn werde ziehen können*
Dr. Isidor Hein f.
Am 19. Juni 1885 verschied hier nach dreitägiger Krankheit Dr.
Isidor Hein, k. k. Primararzt und Dooent an der Wiener
Universität, ein strebsamer Arzt, ein stiller und charaktervoller Mann.
Am 22. Jänner 1840 in Wien geboren, absolvirte er die med. Studien
an der Wiener Universität and wurde daselbst im Jahre 1868 zum Doctor
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151
der Medicin und Chirurgie promovirt; ein Jahr darauf wurde er Mitglied des
Doctoren- Collegiums der medioinischen Facultät. Bald wurde er Seoundararzt
im allgemeinen Krankenhause, wo er sich durch eifrige, treue Pflichterfüllung,
duroh grösste Humanität gegenüber den Kranken im hohen Grade auszeichnete.
Dort wurde er durch längere Zeit mit der provisorischen Leitung ver¬
schiedener AbtheilungeD, so auch der Augenkranken- und der psychiatrischen
Abtheilung betraut. Nach dem Austritte aus dem Spitale erhielt er die
Armenarztesstelle im IX. Bezirke und hatte hier insbesondere bei Gelegenheit
verheerender Epidemien, so einer Cholera- und Blatiernepidemie, Anlass, sein
reiches Wissen und Können im Kreise der armen Bevölkerung zu erweitern.
Trotz der aufreibenden Thätigkeit und des geringen Lohnes in dieser Stellung
fand erdoohMusse, literarische Arbeiten zu liefern, die allenthalben Anerkennung
fanden. Diese waren auch Mitursache, dass Hein 1881 zum Primarärzte in
der Krankenanstalt Rudolfstiftung ernannt wurde. Hier war der Ort, wo sein
Forsohertrieb ausreichenden Spielraum zur Bethätigung fand. Originalarbeiten
von ihm aus jener Zeit sind: „Ueber das Yerhältniss zwischen Tast- und
Gehörwahmebmungen u ; „Ueber Bestimmung der Herzgrösse mittelst Palpation" :
„Ueber schwaohe Percussion und ihre praktische Yerwerthung“; „Ueber die
Cheyne-Stokes’sche Athmungsform“. Ferner schrieb Hein: „Ueber die Beurtei¬
lung des Werthes der Impfung auf Grund neuer Beobachtungen"; „Ueber den
gegenwärtigen Stand der Yarioellafrage und seinen Einfluss auf die Vorkehrun-
gen gegen Blatterninfeotion“, endlich zahlreiche oasuistisohe Mittheilungen für
die Beriohte der beiden Krankenhäuser, in denen er wirkte, die alle von hoher
diagnostischer Befähigung, vorzüglicher Darstellungsgabe und gründlichem
Wissen Zeugniss gaben. Hein trug diese Arbeiten theils in den Yersammlungen
des Wiener medioinisohen Doctoren - Collegiums und der Gesellschaft der
Aerzte vor, tbeils erschienen sie in verschiedenen in- und ausländischen Fach¬
zeitschriften, eine auch in den Sitzungsberichten der kais. Aoademie der
Wissenschaften in Wien.
Als 1880 im Dootoren-Collegium die Seotion für öffentliche Gesundheits¬
pflege ins Leben trat, ward Hein eines der eifrigsten Mitglieder derselben
mit Wort und That Aus dieser Zeit stnmmen seine Abhandlungen: „Ueber
Massregeln gegen Alkoholmissbrauch“; „Ueber einen Fall von Trichinose“, der
muthmasslioh sein Entstehen dem Genüsse von trichinenhaltigem Pferdefleisch
verdankte. Als im Collegium die grossartig angelegte Tuberculosen - Debatte
die Geister wach rief, brachte auch Hein seine gereiften Ansichten über Diagno¬
stik und Pathologie jener Krankheitsform zum Ausdrucke. Dass er aus Ueberzeu-
gung ein begeisteter Anhänger der neuen Lehre über Tuberculose war, liess sioh
von einem so hoch begabten, dem Fortschritte ergebenen Manne, wie Hein war,
erwarten. Im Rudolfspitale widmete er eioh unter der Leitung unseres Meisters
der Bakteriologie, Weichsel bäum, diesem schwierigen Studium, zu welchem
er mit seiner Ruhe und Exactheit besonders geeignet war. Ihm gelang es,
im extrabirten Milzblute eines Typhuskranken die oharacteristischen Typhus¬
bacillen naohzu weisen.
Als Apostel der Lehre Koch’s, hielt er in der Section für öffentliche
Gesundheitspflege im vorigen Jahre einen sehr interessanten Yortrag über
den Einfluss der neuesten Forschungen auf unsere Anschauungen über Ent-
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152
stehung, Verbreitung^weise und Verhütung der Cholera. Und noch in den
letzten Monaten beschäftigte er sich mit Auffindung der den Blattern eigen¬
tümlichen pathogenen Organismen.
Im Jahre 1884 habilitirte sich Hein an der Universität als Docent
für klinische Propädeutik. Seine gründlichen Kenntnisse, der klare, präcise
Vortrag und das von aller Selbstüberhebung freie Wesen, welches seinen
Aeusserungen das Gepräge der Wahrhaftigkeit aufdrückte, qualifioirten ihn
vorzugsweise zum klinischen Lehrer; dieses Ziel zu erreichen, war auoh
Hein’s höchstes Streben. Mit der Annäherung an dieses Ziel stand er aber
auch am Ende seiner Laufbahn. Man kann wohl sagen, dass mit diesem
tüchtigen Manne zugleich schöne Hoffnungen in’s Grab versenkt wurden!
S.
Notizen.
Ernennungen. Die Privatdocentotr* Dr. Johann Hofmockl und
Dr. Robert Ultzmann wurden zu ausserordentlichen Professoren der Chirurgie
an der Wiener Universität ernannt.
Unterstütznngsinstitat. Prof. Dr. Gustav Braun hat dem Unter
»stützungsinstitute 50 fl. ö. W. baar gespendet.
* ' Oberster Sanitäter ath. Zu Mitgliedern des Obersten Sanitätsrathes
wurden die bisherigen Mitglieder, und zwar die Professoren Hofrath Dr.
Langer R. v. Edenberg, Hofrath Späth, R R. Schlager, Ed. R
v. Hofmann, Vogl und Drasohe und die DDr. Josef Hoffmann,
Nnsser und Obersanitätsrath R. v. Schneller für die Dauer von 3 Jah¬
ren ernannt.
Freiplätze in Cnrorten. Dr. Josef Schreiber in Anssee hat sich
bereit erklärt, einem bedürftigen Mitglied© des Collegiums in seiner Curanstalt
„Alpenheim“ in der Zeit vom 1. Mai bis 15. Juni jeden Jahres einen voll¬
ständigen Freiplatz, ferner vom 15. Juni bis 1. October 2 Collegen un¬
entgeltliche Benützung der Bäder, der Inhalationen und der heilgymnastisohen
Apparate und vom 1. October bis 1. Mai einem Collegen nebst unentgelt¬
licher Wohnung, eine bedeutende Ermässigung für Verpflegung und Bäder*
zu gewähren. Die Zuwendung irgend einer der obgenannten Begünstigungen
steht ausschliesslich dem Wiener medicinisohen Doctoren-Collegium zu.
Sterbefälle. Am 12. Juni d. J. starb in Kaltenleutgeben Dr. Ignaz
Eibensteiner. Er war am 12. Februar 1832 in Knittelfeld in Steiermark
geboren, wurde am 12. Juli 1859 zum Dootor der Medicin promovirt und
gehörte dem Collegium seit 12. October 1864 an. — Am 18. Juni d. J.
staib in Wien k. Rath Dr. Joachim Wiener. Er war am 25. September
1824 zu Prag geboren, wurde am 8. December 1860 in Pest zum Döctor
der Medicin promovirt und war Mitglied des Collegiums seit 20 Deoember
1882. Friede ihrer Asche.
Wohnniig8Veränderung. Polizeiarzt Dr. Augnst Mayer wohnt VII. Neu¬
baugasse 5.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Redact«ur:
Dr. L. Hopfgartner. — Gesellschafts-Bachdruckerei, Wien, 111., Brdbergstrwse 3.
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XI. Bd. Ausgegeben am 16. Juli 1885. Nr. 16
MITTHEILUNGEN
des
WUner gtemciniscliei Dictirii-Gilliiins.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen nnd darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Oollegiums im In¬
lands S fl., nach dem Auslände 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = ßO Pfg. — Inserats
15 kr. == SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prünumerirt in der Medioin. Buohhandlung ToeplMm A Dentieke
(yormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuehriften nnd ZHsendnngen an die Redaetioi: Wie®, Kaulei des Wiener nied.
Doet-Cell. nnd der Witwen- und Waisen-Soeietät, RotMenthnrastrasse 28.
Inhalt: Section für öffentliche Gesundheitspflege. Ausserordentliche Sitzung am 8. Jul!
1886. Discussion über die Wiener-Neustädter Tiefquellenleitung. — Betrag zur Aetiologie
and Prophylaxe der asiatischen Cholera. Vortrag, gehalten in der Section f. Öffentl. Ge¬
sundheitspflege am 3. Juni 1885 von Dr. H. Kowalski. — Notizen.
Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Ausserordentliche Sitzung am 8. Juli 1885.
Vorsitzender O.-S.-R. Dr. R. v. Schneller widmet dem
Andenken des vor Kurzem verstorbenen, so ausgezeichneten
Mitgliedes der Section, Dr. Isidor Hein, Primararztes und
Docenten, einen ehrenden Nachruf, wobei die Versammelten,
als Zeichen der Zustimmung, sich von den Sitzen erheben.
Vorsitzender bemerkt hierauf, dass den Anlass zur gegen¬
wärtigen Sitzung eine Anregung des Herrn Dr. B. Krau 8 geboten,
welcher dafür hielt, dass die nun in Discussion stehende Wiener-
Neustädter Tiefquellenleitung einen würdigen Gegen¬
stand der Berathung der Section bilden dürfte. Dies habe er
allerdings zugeben müssen. Nachdem aber dieselbe Frage auch
in der Gesellschaft der Aerzte Gegenstand der Berathung sei,
habe er anfänglich gezögert, das Thema auf’s Programm zu
setzen. Da indess der Gegenstand wichtig genug ist, so ein¬
gehend als möglich berathen zu werden und er ein warmes
Interesse hiefür bei den Mitgliedern voraussetze, so habe er die
heutige Sitzung einberufen, die durch den zahlreichen Besuch
die Richtigkeit seiner Annahme darthue.
Der gütigen Vermittlung des Dr. Kraus verdanke er es
auch, dass die von ihm geladenen Herren Ingenieure H. Grave
und Jos. Minister heute erschienen und Herr Oberinspector
der k. k. Staatsbahnen Arthur Oelwein, der seine Abwesen¬
heit entschuldigte, ein schriftliches Gutachten über das Project
eingesendet.
Nachdem das seiner Gonoeption und Durchführung nach gross¬
artige und der Stadt Wien zu ewigem Ruhme gereichende Werk
der Hochquellenleitung, welches zur Verbesserung der Sanitäts-
Hiera eine Beilage: Prospect von Adler-Bttrner’s Medieinal-
Kalender.
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Verhältnisse Wiens so mächtig beiträgt, hinsichtlieh der Quantität
die Erwartungen nicht erfüllte und namentlich die an Bevölke¬
rung riesig zunehmenden Vororte an dieser Wohlthat nur zum aller¬
geringsten Theile participiren, musste man auf die Erhöhung
der Menge des Wassers bedacht sein. Diesem Streben verdankt
das Pottschacher Schöpfwerk seine Entstehung, das in Zeiten
der Noth die fehlende Menge an Hochquellenwasser zu ersetzen
bestimmt ist. Allein was an Quantität gewonnen wird, geht au
Qualität verloren, sobald letzteres mit dem Pottschacher Grund¬
wasser gemengt wird. Für die Vororte ward aber dadurch auch
nicht gesorgt und diese bilden doch mit Wien zu¬
sammen eine hygienische Einheit.
Es folgte nun das Project der Wienthal-Wasserleitung, die
jedoch mehr für Nutzwasser geeignet betrachtet wurde, und end¬
lich die sogenannte Wiener-Neustädter Tiefquellenleitung, über
welche erst vor Kurzem Herr Reg.-A., Docent Dr. F. Kr ats c h-
mer, unterstützt von den kartographischen Ausführungen des
Herrn Ingenieurs H. Gravö in der Gesellschaft der Aerzte
einen interessanten und lichtvollen Vortrag gehalten hatte. Zur
Prüfung des Projects wurde dort ein Comitö gewählt. Wenn
nun unserseits auch ein Comite gewählt wird, so kann, sobald
beide in ihren Anschauungen coincidiren, der Ausspruch nur an
Gewicht gewinnen; weichen sie von einander ab, so wird eine
Ueberprüfung beider vielleicht das Richtige treffen.
Schneller verliest nun das Gutachten Oelwein’s,
welches besonders mit Rücksicht auf die Aeusserung des Ober-
Bergrathes Dr. Stur sich dahin ausspricht, dass die tägliche
Menge von zwei Millionen Eimer ohne nachtheiligen Einfluss
für die heutigen Grundwasserverhältnisse auch in den trocken¬
sten Perioden entnommen werden kann, und dass das Project
technisch vollkommen ausführbar sei.
Es ergreift Herr Civil-Ingenieur H. Grave das Wort und
erläutert mit Zuhilfenahme sehr übersichtlicher Pläne und Karten
das Project. Er erblickt in dem in den Tiefen des Stein¬
feldes bei Wiener-Neustadt enthaltenen Wasser nur den Ueber-
schuss des von den Hochquellen nicht sonst verwendeten Wassers,
das nach den chemischen und mikroscopischen Untersuchungen
Nowak’s und Kratschmer’s in der Qualität dem Hoch-
quellenwasser sehr nahe kommt, noch etwas mehr Kohlensäure
enthält und in seiner Temperatur und gleichmässigen Menge
den Anforderungen entsprechen wird.
Oberhalb Wiener-Neustadt, wo der Grundwasserstrom eine
Breite von nahezu 12 Kilometer hat, soll ein Saugstollen ein¬
gelegt werden, was jedenfalls einem Schöpfwerke, wodurch die
Filtrationsverhältnisse so bedeutend gestört werden, vorzuziehen
ist; von da gelangt das Wasser in ein Reservoir und so weiter
mittelst Rohrsträngen nach Wien. Mit der Hochquellenleitung
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zusammen gerechnet, wird der Bedarf Wiens und seiner Vororte
dadurch vollkommen gedeckt sein.
Bei der Discussion, an der sich die Herren DDr. Kern¬
ecker, v. Khautz, A. Hoffmann, W eichs el bäum,
Löffler und Kowalski betheiligten, wurde die Qualität des
Wassers in der dortigen Gegend besprochen und besonders
darauf hingewiesen, dass in Wiener-Neustadt und Umgebung,
so wie in Emmerberg, Neuen Welt an der Abdachung der
Hohen Wand das Wasser wohl klar und frisch, allein dem
Geschmacke nach nicht gut sei; es seien mehrfache Vor¬
erhebungen, dann Untersuchungen des Trink Wassers erforderlich
und auch der Gesundheitszustand der dortigen Anwohner mit
Rücksicht auf den Zusammenhang mit dem Wassergenusse zu
prüfen. Im hohen Grade erwünscht wäre es wohl, wenn die
Menge des Hochquellenwassers durch Einbeziehung neuer gleich¬
wertiger Quellen, die seinerzeit in Aussicht gestellt wurde,
um Bedeutendes vermehrt und jenes Tiefquellenwasser näher
seinem Ursprünge gewonnen werden könnte.
Ingenieure Gravö und J. Minister erklären die mindere
Qualität des Wassers in Wiener-Neustadt und Umgebung durch
die Rückstauung des Tiefwasser Stromes, der bei Wiener-Neu¬
stadt vorüberfliesst, sowie durch rein locale Verhältnisse in den
Pumpbrunnen.
Ingenieur F. B r e y e r äussert sich dahin, dass Hochquellen¬
wasser allein für Wien und Vororte nie genügen werde. Nach
seiner Meinung müssen sich bei Prüfung der Qualität des Wassers
die chemische und mikroscopische Untersuchung mit Bezug auf
das Vorkommen pathogener Organismen gegenseitig ergänzen ;
aber auch die Provenienz sei von entscheidender Wichtigkeit.
Ihm erscheine der Untergrund des Steinfeldes wie ein Schwamm
und nachdem das Wasser doch hie und da zu Tage tritt, ferner
kleine landwirtschaftliche Colonien, Versitzgruben u. s. w. da¬
selbst sich befinden, könne dasselbe in Bezug auf Reinheit den
Vergleich mit dem Hochquellenwasser nicht aushalten. Indess
trete er in Ermangelung etwas Besseren für das Project ent¬
schieden ein; jedoch sollte das Pottschacherwerk aufgegeben
und das Tiefquellenwasser nie mit dem der Hochquellen vermengt,
sondern es solle eine separate Wasserleitung gebaut werden.
Ingenieur M inist er widerlegt die Ansicht Breyer’s be¬
treffs der Verunreinigung des Wassers aus technischen Gründen
und durch Hinweis auf die Analysen. Nach Schluss der Debatte
wurde den Herren Ingenieuren von der Versammlung für ihre
Intervention der Dank ausgesprochen und ihre Erklärung, der
Section, wenn es gewünscht wird, weitere Aufschlüsse zu geben,
mit besonderer Befriedigung aufgenommen. Hierauf sprach sich
die Section einhellig für die dringende Nothwendig-
keit der Vermehrung der Hochquellenleitung aus
und wählte nach dem Anträge Dr. B. Kraus* ein Comitä von
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8 Mitgliedern, und zwar die DDr. Prof. D ras che, G.-R. Kern-
ecker, G.-R. v. Ehautz, Reg.-A. Kowalski, Chefredaoteur
B. Kraus, Stadtphysikus - Stellvertreter Löffler, Reg.-A.
Schöfer und Prosector Weichselbaum.
Das Comite oonstituirte sich sofort und wählte Weichs © 1-
baum zum Vorsitzenden, Kernecker und v. Khautz zu
dessen Stellvertretern und Schöfer zum Schriftführer.
Die nächste Comitösitzung findet Donnerstag den 16. Juli statt.
Beitrag zur Aetlologie und Prophylaxe der asiatischen
Cholera
nit besonderer Berücksichtigung der Eoch’schen Konun&baeillen
auf Grund eigener Untersuchungen.
Vortrag, gehalten in der Section für öffentl. Gesundheitspflege des Wr. med.
Doctoren-Collegiums am B. Juni 1885 yon Dr. Heinrich Kowalski, k. k-
Regiments arzt.
Eine wesentliche, wenn auch schwierige Aufgabe der
öffentlichen Gesundheitspflege ist, die Entstehung der Seuchen
zu verhüten, und wenn das nicht gelungen ist, die Ausbreitung
derselben einzusohränken. Um dieser Aufgabe gerecht zu wer¬
den, ist vor allen Dingen eine genaue Kenntniss der Ursache
und der Verbreitangsweise der Epidemie nothwendig. Nur unter
diesen Verhältnissen ist ein einheitliches und zielbewusstes Vor¬
gehen, eine nützliche Prophylaxis möglich. Die Ansichten über
die Entstehung und Ausbreitung der epidemischen Cholera waren
ausserordentlich divergent und das Wesen der Krankheit so gut
wie unbekannt.
Der Sanskrit weist schon die Cholera als eine Krankheit
hohen Alters in Indien nach, aber erst von Dorta’s Zeiten 1 )
haben wir eine fast ununterbrochene Kette von europäischen
Beweisen für ihr Vorhandensein. Dorta spricht von ihr nicht
als von einer neuen und unbekannten Krankheit, sagt, dass sie
am heftigsten im Jnni und Juli auftrete, erwähnt die landes¬
übliche Behandlung, die sich von der gewöhnlichen der Ein¬
geborenen heutigen Tages kaum wesentlich unterscheidet und
führt zwei Namen für dieselbe an: mordshi oder mordeshin
und haohaiza, welche Bezeichnungen noch heute in Indien
überall bekannt sind. Als heftige Epidemie begegnet sie uns
an zahlreichen Punkten Indiens bereits im vorigen Jahrhunderte.
Von allen in der letzten Periode der Geschichte der Cholera
aufgeführten Gegenden nimmt das Delta des Mahannuddy, noch
mehr aber das des Ganges die erste Stelle unter den Ausgangs¬
punkten und Quellen der Krankheit ein. Die Cholera verlässt
seit Anfang dieses Jahrhunderts Calcutta nie. Es gibt keinen
*) Doctor Garcia Dorta: Coloquios dos Sim. ples. Goa 1568.
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Monat, wo nicht Todesfälle vorkämen. Nach H.M. Macpherson 1 )
kamen in Calcutta bei einer Bevölkerung von 400.000 Einwohnern
vom Jahre 1840 bis 1860, also in 20 Jahren, 92.520 Todesfälle an
Cholera vor. Im Jahre 1817 brach eine heftige Epidemie im Gan¬
gesdelta in der Stadt Jessore aus, die auch für Europa verhängniss-
voll werden sollte; dieselbe breitete sich nach allen Richtungen aus
und drang 1823 bis zur Mündung der Wolga nach Astrachan
vor. 2 ) Im Jahre 1829 erschien die Seuche in Orenburg; im
Jahre 1830 rückt dieselbe aus Persien und Orenburg in das
Innere von Russland ein, um sich über das übrige Europa und
Amerika auszubreiten.
Gegen 20 Millionen Menschenleben hat dieser Seuchenzug
geraubt. Seit dieser Zeit ist Europa nur durch wenige Jahre
von der Seuche verschont geblieben und die meisten Gress¬
städte haben bereits viele Epidemien durchzumachen gehabt. —
Wien zählt beispielsweise bereits zehn Cholera-Epidemien 3 )
und verlor gegen 20.000 Menschen an dieser Seuche.
Wenn wir die zahlreichen literarischen Arbeiten über die
Cholera durchmustern, die seit dem ersten Erscheinen der¬
selben in Europa veröffentlicht wurden, so kommen wir zu
der Ueberzeugung, dass die wahre Ursache dieser Krankheit
wohl vermuthet, das Wesen derselben jedoch unergründet war.
Die Cholera wurde theils für ansteckend gehalten, theils
— durch ein Miasma entstanden — für nicht ansteckend erklärt.
Die Contagiositätslehre ist alt; Anfänge derselben findet
man schon bei Moses, der unreine Krankheiten unterschied
und gegen den ansteckenden Aussatz hygienische Massregeln
verordnete. Im Anfänge des vorigen Jahrhunderts hatte
Lancisi gelehrt, dass die Luft der Sümpfe bei Rom zahl¬
reiche Keime, die er für Thiere hielt, enthält, und seitdem
wurde die Theorie des Contagium vivum wiederholt von
Linnö, Kant, Schönlein, Ehrenberg u. A. vertheidigt,
fand aber gerade in den Tagen des Aufschwunges der Mikro¬
skopie entschiedenen Widerspruch, weil man vergebens nach
den parasitischen Keimen gesucht hatte.
Unter Miasma verstand man flüchtige Ansteckungsstoffe,
welche ausserhalb des menschlichen Körpers sich an bestimmten
Orten bilden, sich der Atmosphäre mittheilen und entweder
nur auf kleine Strecken weiter verbreiten, also mehr local
bleiben, oder auch nach allen Richtungen fortgetrieben werden
*) Die Cholera in ihrer Heimat, von Dr. John Macpherson, früherem
General-Inspeotor der HoBpitäler der Engl. - Bengal. Armee, vormals am
Allg. Krankenhause zu Calcutta. In’s Deutsche übersetzt von Dr. E. Velten,
prakt. Arzte und Badearzte zu Aachen, 1867.
2 ) Die epidemische Cholera, von Dr. Anton Dräsche, Docenten der
speciellen Pathologie und Therapie an der Wiener Universität etc. Wien, 1860.
') 1831/32, 1882, 1837, 1848/49, 1849, 1850, 1854/55, 1855, 1866,
1873/74.
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158
und ihre Tour sogar um den ganzen Erdkreis machen können.
Das Miasma, in den menschlichen Körper eingedrungen, mache
denselben krank, könne Bich aber nicht vervielfältigen und einen
anderen anstecken. — Liebig meinte, die Gontagien seien in
Umsetzung begriffene, eiweissartige Körper, welche ihre Um¬
setzung auf analoge Stoffe im Organismus übertragen. — Die
Münchener Beobachter der Cholera-Epidemie im Jahre 1854
fanden, dass das Choleragift in steter Umsetzung begriffen sein
müsse und die Gährungstheorie vortrefflich auf die Cholera passe.
Nach v. Pettenkofer sollte sich die Propagation des
Choleragiftes in der Weise machen, dass Choleradejeote eine
durchlassende, poröse, von Grundwasser verlassene Boden¬
schichte antreffen, die mit dem Dejecte als Ferment denjenigen
Stoff producire, welcher in der betreffenden Bodenschiohte sich
fort verbreitend und in irgend welcher Form emporkommend
die darüber Wohnenden cholerakrank mache.
Seit Pasteur die lebenden Keime in der gewöhnlichen
Luft gefunden und gezeigt hat, dass die Fermente aus Keimen
bestehen, fällt die Fermenttheorie mit der Parasitentheorie auch
in Bezug auf die Contagienlehre zusammen. Die Ueberzeugung,
dass in den contagiösen Producten fremde Lebenskeime ge¬
funden werden müssen, hat eine Berechtigung erlangt.
Beale und Klob haben Bacterien in den Ausleerungen
Cholerakranker gefunden, die sich aber auch in anderen Pro¬
ducten vorfanden und die Bedeutung, die man diesem Befunde
beilegte, abschwächten.
Wenn auch das Choleragift selbst unbekannt war, so war
man — durch die Erfahrung belehrt — in der Ansicht einig,
dass dasselbe kein in Europa einheimisches Product sei, und
niemals bei uns autochthon entstehe, sondern aus Asien importirt
werde und ein besonderer, specifischer, reproductionsfähiger
Krankheitserreger sein müsse. Es ist begreiflich, welch* grosses
Aufsehen die Nachricht in der ganzen civilisirten Welt machte,
als Robert Koch als Leiter der deutschen Cholera-Commission
diese Entdeckung des lang gesuchten Cholerakeimes veröffent¬
licht hat.
Der durch seine exacten Untersuchungsmethoden und durch
zahlreiche epochale bacteriologisohe Arbeiten rühmlichst be¬
kannte Forscher erklärte bei der ersten Berliner Choleracon-
ferenz im Juli des Jahres 1884: 1. dass er eine durch ihre
charakteristischen Eigenschaften leicht erkennbare Bacterienart,
die er Kommabacillus nannte und die sich von anderen Bacterien
unterscheiden lässt, gefunden hat; 2. dass diese Kommabacillen
niemals bei der Cholera fehlen; 3. dass sie nirgends anderswo
Vorkommen und 4. dass die ganze Cholera-Aetiologie, soweit
sie uns bekannt war, durchaus im Einklänge mit den Eigen¬
schaften dieser Bacillen sich befindet, dass somit diese Bacillenart
im ursächlichen Zusammenhänge mit dem Choleraprocesse steht.
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159
Directe Beweise konnte Ko eh keine erbringen, nachdem
Infectionsversuche an Thieren durchwegs ohne Erfolg waren.
Er glaubte deshalb, dass sämmtliche Thiere, welche mit den
Menschen gewöhnlich in Berührung kommen, für Cholera immun
seien und dass ein richtiger Choleraprocess bei ihnen nicht
künstlich erzeugt werden könne.
Die Untersuchungen von N i c a t i und Ritsche und später
von Robert Koch, van Ermengen und Anderen haben gezeigt,
dass unter gewissen Bedingungen auch bei Thieren pathologische
Processe durch Einverleibung dieser Baciilenart in den Darm
hervorgerufen werden können. Die Versuche sind jedoch keines¬
wegs als abgeschlossen zu betrachten und noch weniger als
überzeugend zu erklären.
Während der Conferenz hat R. Koch die diagnostische
Bedeutung des Kommabacillus hervorgehoben und die Be¬
hauptung aufgestellt, dass in Zukunft selbst in leichteren Fällen
und in den Anfangsstadien der Cholera die Diagnose wird ge¬
macht werden können. Die Untersuchungsmethode sei leicht,
man braucht die Nährgelatine, die käuflich zu haben ist, nur
zu erwärmen, mit einem Schleimflöckchen aus der Dejection
zu mischen und auf eine Glasplatte auszugiessen. Die Platte
wird dann unter eine Glasglocke gebracht oder in Ermangelung
einer solchen zwischen zwei aufeinandergedeckte Teller gelegt.
Eines besonderen Wärmeapparates bedarf man zur Herstellung
der Kulturen nicht, die Sommertemperatur im Zimmer genügt
immer, um die Kommabacillen zum Wachsen zu bringen. Nach
24 Stunden sind die Kulturen so weit gediehen, dass eine
sichere Diagnose gemacht werden kann. Koch hoffte, dass,
wenn sich die Untersuchungsmethode erst eingebürgert hat,
später jeder Physikus eine solche Untersuchung wird machen
können! Es wurden auch zu diesem Zwecke im k. Reichs-Gesund¬
heitsamte zu Berlin bacteriologische Unterrichtskurse für deutsche
Medicinalbeamte inaugurirt und später 150 Cursisten in die
Untersuchungsmethoden eingeführt.
Ausserordentlich richtig präcisirte die Sachlage Prof. R.
Virchow, indem er erklärte, „dass wir schon seit Decennien
in der bestimmten Erwartung waren, es werde gelingen, einen
bestimmten Organismus zu finden, weil die ganze Geschichte
der Cholera, die Art ihrer Verbreitung und Uebertragung un¬
verständlich würde, sobald man nicht auf ein wirklichen Ens
vivum zurückgehen durfte. Daher sei schon in früheren Epi¬
demien bei der Frage der Desinfection dieser Gesichtspunkt als
massgebend betrachtet worden. Es sei die Wahrscheinlichkeit
eine ausserordentlich grosse, dass gerade dieser Organis¬
mus, den Koch in gewissen Choleradärmen fast in Rein-
culturen vorgefunden hat, der richtige sei. — Die Frage,
ob es eine andere Krankheit oder einen anderen Zustand
gäbe, wobei im Menschen der gleiche Bacillus vorkömmt,
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160
wird wahrscheinlich noch Jahre lang in suspenso bleiben und sich
nicht augenblicklich definitiv lösen lassen. — Die praktische Hand*
habung der Sanitätspolizei wird wenigstens vorläufig davon aos-
gehen müssen, und, wie sie früher schon das Ens vivum vorauszu¬
setzen hatte, so jetzt den Bacillus als dasjenige Ding zu be¬
trachten haben, gegen welches wesentlich die Massregeln zu richten
sein werden. Gleichviel, welcher Einwand auch erhoben würde,
werden selbst Diejenigen, welche die Möglichkeit einer weiteren
Beweisführung noch offen halten, sich doch vorerst so verhalten
müssen, als wenn die Sache schon wirklich in aller Form Rech¬
tens erledigt wäre.“
Kurze Zeit nach den K o c h’schen Veröffentlichungen über den
Cholerabacillus fand Dr. Maddore einen Kommamikroben
in einem Wasserbehälter, Mal lass er wohlcharakterisirte
Kommaformen mitten unter vielen anderen Organismen in
dysenterischen Entleerungen, Straus und Roux im Schleime
der vagina von Weibern, die an Leucorrhoe leiden und in der
schleimigen Ausscheidung des Uterus einer Frau, welche ein
entstehendes Epitheliom des Cervix hatte. Auf der Naturforscher-
Versammlung in Magdeburg berichteten Finkler und Prior
über Befunde von Kommabacillen in den Stuhlgängen bei Cholera
nostras. Kurz nachher erschien eine englische Publication von
Levis, in welcher das Vorkommen von gekrümmten Bacillen
und Spirillen in den Mundflüssigkeiten als ein normales ange¬
zeigt wird. Deneke ia. Göttingen fand bei Untersuchung eines
schon längere Zeit aufbewahrten Käses Kommabaoillen, die mit
den Koch’schen die grösste Aehnlichkeit haben!
Alle diese Angaben haben einen grossen Werth; denn
würde es gelingen, den Koch’schen Kommabacillus unabhängig
von der asiatischen Cholera zu finden, so würden dadurch alle
Behauptungen Koch’s bezüglich der Ursache der Cholera in
Frage gestellt werden. Deshalb erscheint es nöthig, recht zahl¬
reiche Nachuntersuchungen zu machen, um jeden Zweifel in
dieser wichtigen Frage zu beseitigen!
(Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Auszeichnung. Se. Majestät haben allergnädigst zu gestatten geruht,
dass der k. k. Leibohirurg, Oberstabsarzt 2. Classe Dr. Johann v. Lanyi
das Commandeurkreuz des griechischen Erlöserordens und den montenegrini¬
schen Danilo-Orden S. Classe annehmen und tragen dürfe.
Rectorwahl. Zum Reotor der Wiener Universität für das Studienjahr g
1885—86 wurde Hofrath Prof. Dr. Heinrich Bamberger gewählt. f
Sterbefall. Am 29. Juni 1885 starb in Eger der kaiserl. Rath und
dortige Bezirksarzt Dr. Robert Erdmann. Er war am 9. März 181$ in
Kaplitz in Böhmen geboren, wurde am 28. Ootober 1839 in Wien zum Doctor : :
der Medioin promovirt und war Mitglied des Collegiums seit 20. Juni 1872. :
— Friede seiner Asche. ■
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Bedacteur: j|
Pr.„L. Uopfganner. — GeselUchafts-Buchdruckorei, Wien, III., Brdbergstrasae 8.
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XI. JBd. Ausgegeben am 30. Juli 1885. Nr. 17
MITTHEILUNGEN
des
Wiener metUcinischen Dittini-Cilliiliii
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In-
lande 3 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. = SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prftnnmerirt in der Medioin. Buchhandlung ToeplMx «fc Deutlek«
(vormals Curl Csermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zischriftei nid Ziseiduigen ai die Redaetioi: Wiel, Kaiilei des Wieier Med.
Doet-Coll. nid der Witwei- md W&isen-Soeietät, Rotheithanastrasse 28.
Inhalt: Beitrag zur Aetiologie und Prophylaxe der asiatischen Cholera. Vortrag, gehalten
in der Section für öffentl. Gesundheitspflege am 3. Juni 1885 von Dr. H. Kowalski.
(Fortsetzung.) — Prof. Dr. Ludwig Schlager f. — Notizen. — Vermögens-Stand dea
Unterstützungs-Institntes des Wr. med. Doct.-Coll. am 30 Juni 1885.
Beitrag zur Aetiologie und Prophylaxe der asiatischen
Cholera
mit besonderer Berücksichtigung der Koch’schcn Kommabacillen
auf Brand eigener Untersuchungen.
Vortrag, gehalten in der Section für öffentl. Gesundheitspflege des Wr. med.
Doctoren-Collegiums am 8. Juni 1885 von Dr. Heinrich Kowalski, k. k.
Regimentsarzt. (Fortsetzung).
Um mir mein eigenes Urtheil bilden zu können, habe ich
mich entschlossen, das Auftreten der letzten Epidemie in Paris
zu Ende des Jahres 1884 zu meinem Studium zu verwenden,
loh sah mich dazu umsomehr veranlasst, da ich bereits seit
Jahren mich mit bacteriologischen Untersuchungen befasste und
auch im Sommer 1882 im k. deutschen Reichsgesundheitsamte
die K o c h’schen Untersuchungsmethoden kennen gelernt hatte.
In 24 Stunden war ich reisefertig und konnte durch besondere
Begünstigung der oberstmilitärisohen Sanitätsbehörde am 12.
NQvember 1884 Wien verlassen und am 14. November Paris
erreichen. Von Sr. Excellenz dem Herrn k. k. österreichischen
Gesandten in Paris, Grafen H oy o s, an die betreffenden compe-
tenten Persönlichkeiten empfohlen, wurde ich auf das Liebens¬
würdigste von Prof. Straus, dem Leiter der französischen
Cholera-Commission im Jahre 1888, empfangen. Derselbe stellte
mir sofort sein Laboratorium zur Verfügung und führte mich bei
seinem Lehrer Prof. Pasteur und dessen Assistenten Herrn
Dr. Roux ein. Ich war glücklich, dass ich gerade mit den
competentesten französischen Forschern bezüglich der Unter¬
suchungen der Cholera verkehren konnte. Es gereicht mir zum
besonderen Vergnügen, denselben meinen besten Dank auch an
dieser Stelle ausdrücken zu können.
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162
In den Pariser Spitälern babe ich noeh zahlreiche Cho¬
lerafälle angetroffen and konnte mir für meine Untersuchungen
gerade die geeigneten Fälle aussuchen. Ich war in der Lage,
gleich im ersten Cholerafalle, den ich zur Untersuchung bekam,
zahlreiche Kommabacillen zu finden, welche auf mich einen
grossen Eindruck machten.
Auch die Culturen gelangen vollkommen, nur wenn zu
viel Material in die Gelatine hineingebracht wurde oder die
Temperatur 26° C. überstieg, sind die Platten flüssig und die
Gelatine trüb geworden; mikroskopisch untersucht, bestand eie
beinahe nur aus Kommabacillen.
Die isolirten Colonien auf Platten, sowie Stichculturen in
der Nährgelatine waren den Angaben Koch’s, die er über diese
Bacterienart während der ersten Cholera-Conferenz in Berlin
gemacht hatte, bis in die kleinsten Kennzeichen entsprechend.
Auch Kartoffelculturen hatten dasselbe Aussehen gehabt, wie R.
Koch sie beschrieben hat.
Durch besondere * Güte des .Herrn Dr. Roux kam ich in
den Besitz einer Bacterienart, die er von Prof* Finkler er-
halten und reingezüohtet hatte.
Dieselben habe ich nach vielen Paralleluntersuchungen ,
als den Kosh’schen Bacillen ähnliche, aber nicht identische —
dem Herrn Prof. Straus . und Herrn Dr. Roux gegenüber
— erklärt und bei meinem ersten Vorträge über diesen Ge¬
genstand im wissenschaftlichen Vereine der Militärärzte der (
Wiener Garnison Ende Jänner 1885 hervorgehoben. Dieselben
entsprachen eben nicht ganz der Beschreibung R. Koch’s.
Es möchte zu weit führen, wenn ich über alle Cholera¬
fälle referiren wollte, die ich zur Untersuchung bekam, ich be¬
schränke mich daher nur darauf, Ihnen in Kürze die Art und
Weise der Untersuchung, sowie die Resultate meiner Arbeit
mitzutheilen.
Ich suchte mir auf den Choleraabtheilungen zuerst solche «
Fälle aus, bei denen die klinische Diagnose unzweifelhaft war
und zwar im Stadium algidum. *
Von diesen entnahm ich mit einer unmittelbar vorher aus- i
geglühten und nacher abgekühlten Platinnadel ein kleines %
Schleimpartikelchen aus den Entleerungen und brachte dasselbe
auf eine sterile Koch’sche Nährgelatine in ein Reagensgläschen i
hinein. — Im Laboratorium wurden nachher gewöhnlich drei [
Stichculturen, je eine in einem Reagensgläschen, und mehrere i
Platten-Culturen angefertigt und. nach 24—48 Stunden oder ^
je nach der Zimmertemperatur auch nach längerer Zeit unter- %
sucht. Aus dem Rest des ursprünglichen Sehleimpartikelchens i|
wurden sogleich mikroskopische Präparate angefertigt, mit wässe- iij
riger Fuchsinlösung oder auch anderen Anilinfarben gefärbt und ;
mit R e i c h e r t’s Oel-Immersionslinse (V20) und entsprechender L
A b b e’scher Beleuchtung ohne Blenden untersucht.
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163
Die Colonien auf Platten wurden bei lOOfacher Vergrösse-
rung und leichter Abblendung auf ihre Form, Umrandung,
Farbe, Liohtreflex sowohl bei scharfer Einstellung als auch bei
leicht gesenktem oder etwas gehobenem Tubus gemustert und
die Beweglichkeit der Bacillen in einer Colonie theils ungefärbt,
theils durch Zugabe einer Spur wässeriger Fuohsinlösung gefärbt,
mit Oel-Immersion beobachtet.
In 27 Fällen, die ich im Verlauf von 5 Wochen im
algiden Stadium untersuchen konnte, war es mir möglich, theils
sofort mikroskopisch, theils durch Culturen Kommabacillen
und Spirillen nachzuweisen. — In 5 Fällen von diesen,
konnte ich gleich zu Beginn des Choleraanfalles, bei denen
die Entleerungen noch faeculent, dünnflüssig und deutlich gallig
gefärbt wareq, auch Kommabacillen auffinden. — Es war aus
dem makroskopischen Aussehen der Entleerungen unmöglich zu
bestimmen, ob dieselben Kommabacillen enthalten oder nicht.
Im Reactionsstadium war der Befund der Untersuchung
sehr unsicher, weil entweder die Kranken durch längere Zeit
keine Entleerungen hatten, oder weil in den Entleerungen
Kommabacillen nicht mehr constant anzutreffen waren. — Nur
in wenigen Fällen konnte ich selbst am 6. and 8. Tage nach
dem Eintritte des Fiebers poch Kommabacillen finden.
Von den 27 Fällen, bei denen ich während ihrer Krankheit
Kommabacillen nachweisen konnte, sind 16 zur Obduction gelangt.
Von diesen sind 2 nach 24 Stunden
« 5 „ 2 Tagen
w » 9 ® n 4 9
n n 9 2 „ 5 „
M » n 1 t» * 6 „
1 7
* » « x , » 1 9
v) 7 ? Tj I T> 12 r und
* n 9 1 * 15 « gestorben.
Kurze Zeit nach dem Tode (3—9 Stunden) wurde bei
der Autopsie unter möglichster Einhaltung antiseptischer Cau-
telen der Darminhalt für Culturen und sofortige mikroskopische
Untersuchung verwendet und kleine Stücke vom Darm und
von den inneren Organen in absolutem Alkohol zur weiteren
Untersuchung für Schnittpräparate aufbewahrt.
Im Darminhalte dieser Leichen wurden in 10 Fällen
durch Culturen Kommabacillen nachgewiesen; in 2 Fällen gingen
die Platten durch einen unglücklichen Zufall zu Grunde und
wurden aus Vorsicht sofort vernichtet; in 2 weiteren Fällen
wurde der Darminhalt irrthümlich mit absolutem Alkohol über¬
gossen und konnte für Culturen nicht verwendet werden. In
den letzt erwähnten 4 Fällen waren Kommabacillen jedoch
mikroskopisch nachweisbar. Im Darminhalte von den am 13.
und 16. Tage Gestorbenen wären Kommamikroben weder
mikroskopisch, noch durch Culturen nachweisbar.
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164
Von den in Alkohol gehärteten Präparaten wurden kleine
Stücke in Celluloidin eingebettet, mit einem Mikrotom Schnitte
angefertigt, durch 24—48 Stunden in wässeriger Methylenblau¬
lösung gefärbt, sodann auf einem Objectträger ausgebreitet,
mit absolutem Alkohol entwässert, mit Xylol aufgehellt und in
Canadabalsam eingelegt.
Celluloidin habe ich desshalb gewählt, um dem Einwande
zu begegnen, den Prof. Klebs u. A. erhoben haben, dass die
Kommabacillen vielleicht mechanisch in die tieferen Schich¬
ten der Schleimhaut hineingedrüokt werden.
Es stellte sioh heraus, dass es nothwendig war, recht viele
Schnitte anzufertigen, weil aus einem Stüoke Darm nur in wenigen
Präparaten zahlreiche und schön gefärbte Kommabacillen zu
finden waren. Jedenfalls ist die Färbungsmethode Schuld daran
und namentlich das nothwendige Entwässern mit Alkohol, welcher
auch die Kommabacillen spurlos verschwinden machen kann.
Es wurden in 8 Fällen Kommabacillen im Ileum und
Colon in der Darmwand angetroffen.
Oberhalb der muscularis Mucosa sind dieselben immer am
schönstenund charakteristischesten anzutreffen; an der Oberfläche
der Mucosa sind sie mit zahlreichen Coccen, kurzen, dicken und
dünnen geraden Bacillen, und mehrgliedrigen Fäden gemengt,
wenige* deutlich zu sehen. Unter der muscularis habe ich in
keinem Präparate dieselben gefunden — ebensowenig in den
inneren Organen angetroflen.
Erwähnenswerth erscheint mir der Befund von zwei Cholera-
Fällen, die nach einer Transfusion gestorben sind, namentlich
von einem, der im algiden Stadium in 36 Stunden und drei
Sitzungen 6 Liter einer-Transfusionsflüssigkeit (1000 Gr. Aqua
dest., 5 Gramm Salis culinaris, 10 Gr. Natri. sulfur.) in die Blut¬
bahnen erhalten hat und am dritten Krankheitstage gestorben
ist. Bei diesen fand ich beinahe in allen Organen, namentlich
in der Leber und Milz, Lymphdrüsen und besonders in den
Nieren zahllose Coccen und kurze, ziemlich dicke, gerade Bacillen
sowohl in den Blutgefässen, als auch im Parenchym dieser
Organe.
Um mich über das Yorkommen der Kommabacillen in
den inneren Organen und im Blute noch genauer zu orientiren,
habe ich kurze Zeit nach dem, im algiden Stadium der Cho¬
lera erfolgten Tode die Leiche eines 10 Monate alten Kindes
und eines über 40 Jahre alten Mannes untersucht.
Unter Einhaltung aller von Koch verlangten Yorsichts-
massregeln habe ich aus dem Herzkammerblute, aus der Milz,
Leber, den Nieren und aus dem Darminhalte, Stichkulturen in
je 3 Reagenzgläschen mit Ko cbischer Nährgelatine angefertigt.
Nur die aus dem Darminhalte zeigten kräftige Colonien mit
Kommabacillen, die übrigen sind in beiden Fällen steril geblieben.
Das Blut hatte eine ziemlich saure Reaction gezeigt.
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165
Als Control-Untersuchungen, ob nicht auch bei anderen
Krankheiten — unabhängig von der Cholera — K o c h’sche Ba¬
cillen zu finden wären, habe ich bis dato nachstehende Fälle
geprüft: 2 Fälle von Dysenterie — 5 Fälle von akuten Darm¬
katarrhen — 1 Fall von Cholera nostras mit günstigem Ausgange
— 2 Fälle von Pneumonie mit lethalem Ausgange — 4 Fälle
von chronischer Darmtuberculose— 5 Fälle von tödtlioh abge¬
laufenem Typhus und 1 Fall von Morbus Brigthii mit profusen
flüssigen Entleerungen.
ln allen diesen Fällen ist es mir nicht gelungen, unter
sonst gleichen Verhältnissen Koc h’sche Kommabacillen zu finden.
(Fortsetzung folgt.)
Ludwig Schlager war am 19. August 1828 in St. Florian in Ober-Oester¬
reich geboren, absolvirto die medioinisohen Studien an der Universität zu Wien
and wurde daselbst 1852 zum Dootor promovirt. Seiner Neigung folgend,
trat er bald als Seoundararzt in die niederdsterreichisohe Landes-Irrenanstalt
ein, wo er sich nebst dem praktischen Dienste in der Anstalt dem eifrigen
Studium der Psychiatrie widmete. Als militärärztlicher Funotionär machte
er den österreichisch-italienischen Feldzug 1848/49 mit, weshalb er die
Kriegsmedaille .erhielt. In das Doctoren-Collegium der me<Jioinischen Facultftt
würde Schlager 1857 aufgenommen, hielt daselbst seinen ersten psychia¬
trischen Yortrag und war Mitglied des Gesohftftsrathes durch eine Reihe von
Jahren. Hier schon ragte er hervor durch Ueberzeugungstreue und Gewis¬
senhaftigkeit, sowie durch ein besonderes administratives Talent. Als im
Jahre 1860 von Seite des Wiener Landesgerichts Präsidiums an das Colle¬
gium die Aufforderung erging, demselben behufs gerichtlicher irrenärztlicher
Untersuchung besonders befähigte Persönlichkeiten in Vorschlag zu bringen,
wurde nebst kais. Rath Dr. Flechner auch Schlager genannt. Beide wurden
hohenorts aoceptirt und der Erfolg zeigte, dass die Wahl eine glückliche war.
Duroh fortgesetztes Studium, durch Beobachtung zahlreicher und
schwieriger forensischer Fälle von Geisteskrankheiten bereicherte er sein
Wissen wie Wenige in diesem Fache. Sohlager machte auch wiederholt
Reisen nach Deutschland, Frankreich, England, Schweden, Norwegen, Hol¬
land und Belgien, mit besonderer Rücksicht auf die Einrichtung der Irren¬
anstalten, der Asyle für Idioten, Schwachsinnige u. dgl. daselbst. Insbesondere
fühlte er sioh von Scandinavien angezogen, dessen biedere Bewohner zugleich
seinem eigenen Charakter am meisten zu entsprechen schienen, und es war
einer seiner letzten, leider nicht erfüllten Wünsche, jenes Land noch einmal
besuchen zu können.
Im Jahre 1865 wurde Schlager a. ö. Professor der Psychiatrie und
im November 1870 übernahm er die Leitung der psychiatr. Abtheilung des
k. k. allgemeinen Krankenhauses; im Jahre 1873 zuqi Director der n.-ö.
Landesirrenanstalt und später zum Regierungsrathe ernannt, setzte er mit
Energie und Erfolg die Bemühungen seines Vorgängers Spurzheim zur
Durchführung der freien Behandlung der Irren (des no restraint Systems)
fort. Duroh eingehende Besichtigung fremder Anstalten und ihrer baulichen
Anlagen erwarb er sioh grosse Kenntnisse in dieser Beziehung und wurde
häufig als Experter bei derlei Neubauten befragt. Nioht stets wurden aber
seine Rathschläge befolgt, was Sohlager besonders beim letzten Zubaue
zur n.-ö. Landesanstalt bedauerte. Schlager veranstaltete 1874 und 1878
166
Ausstellungen in der Irrenanstalt von Arbeiten der Pfleglinge, von Bau*
plänen und diversen auf das Irrenwesen bezüglichen Gegenst&nden. Am
Irrenärztecongress im n.-ö. Landhause 1878 war Solllager dessen Prä-
sident. Er gründete 1874 aus dem Erträgnisse der Ausstellung einen Fond,
dessen Zinsen zur Schaffung einer Bibliothek für die Geisteskranken und yon
Bildungsmitteln, ferner zur Einrichtung Yon Werkstätten für die Irren, zu
dem Unterrichte in der Landwirtschaft eto. bestimmt sind. (Jetzt ist dieser
von ursprünglichen 50 fl., von Schlager zu diesem Zwecke vorgestreckt,
auf 7000 fl. gestiegen.) Auf die zweckmässige Anlage, Einrichtung und Ver¬
waltung, sowie die Pflege in derlei Anstalten legte Sohlager mit Recht das
grösste Gewicht und seine reiche literarische Thätigkeit gab dieser An¬
schauung beredten Ausdruok. Die meisten seiner Aufsätze erschienen iu der
„Zeitschrift der Gesellschaft der Aerzte u , dann in der „österr. Zeitschrift
für praktische Heilkunde.“ Die Anlage von Irrenoolonien, sowie die Ver¬
fassung eines Gesetzes zum Schutze der Irren, wie diess in anderen vorge¬
schrittenen Staaten der Fall ist, bildeten den Gegenstand seines unausge¬
setzten ßtrebens. Eine seiner letzten Arbeiten im Obersten Sanitätsrathe,
dessen Mitglied Schlager seit 1876 war, betraf noch diesen Gegenstand.
Sohlager war Mitglied der Gesellschaft der Aerzte und auoh früher Mit¬
glied des Wiener Gemeinderath es, wo er sich besonders um die sanitären
Interessen der Stadt und durch den Entwurf der Instruction für einen Ge¬
sundheitsrath hoch verdient gemaoht. In der Seotion für öffentl. Gesundheits¬
pflege des Doctoren-Collegiums war er durch drei Jahre Obmannstellvertreter
und nahm tbätigen Antheil an deren Verhandlungen, z. B. über Alkoholismus,
Asyle für schwachsinnige Kinder. Seit einem Jahre kränkelte er und war
von einem Nieren- und Blasenleiden ergriffen. Zuletzt suchte er in Wildbad
Gastein Hilfe, wo ihn nach kurzem Aufenthalte der Tod am 24. Juli 1885
ereilte. Mit ihm wurde ein wissenschaftlich hoch gebildeter, humaner, sehr
gewissenhafter und streng rechtlicher Mann dem irdischen Dasein entrissen,
Notizen.
K&rolinen-Kinderspital. Zur Vermehrung des Medinger-Fondes
spendeten Primarohirurg Dr. Gersuny 80 fl. Oe, W. und duroh Vermittlung
desselben Herr Carl v. Fleisohl 25 fl. uud Frau Henriette M ank iewi cz
50 Mark (Einlösungswerth 30 fl. 6ff kr.)
Oberster Sanitätsrath. Zu den bereits gemeldeten Ernennungen für
den Obersten Sanitätsrath ist nachzutragen, dass der Professor der allgemeinen
und pharmaceuti8cheu Chemie Dr. L. Ritter Barth von Bartenau zum
aufcserordentlichen Mitgliede desselben ernannt wurde. — Bei der Constituirung
am 18. Juli wurde Ministerialrath und Sanitätsreferent Dr. Franz Schneider
zum Präsidenten und O.-S-R. Dr. Jos. R. v. Schneller zu dessen Stellver¬
treter gewählt.
Das Comitd für die Wiener Nenstädter Tiefquellen - Wasserleitung
versammelte sich unter dem Vorsitze des Pros. Dr. Weich sei bäum voll¬
zählig am 16. d. M. und wählte die DDr. Sohöfer und Kowalski zu
Referenten für die chemisch-bakteriologische Untersuchung des Wassers und
Dr. B. K r a u 8 für die rein sanitäre und technisch - ökonomische Seite der
Frage. Gelegenheit hiezu zu bieten, haben sich die Herrn Ingenieure Grave
und Minister bereit erklärt. In der Debatte wurde darauf hingewiesen,
wie es allerdings das Wünschenswerteste wäre, die Hochquellenleitung als
solche durch Einbeziehung neuer Quellen zu completiren, so dass sie auch
der Menge nach allen Antordei ungen für Wien und die Vororte entspreche.
Naohdem dies aber, wie es scheint, nioht erreichbar, und das filtrirte Donau¬
wasser, obwohl zu industriellen Zwecken am meisten geeignet, als Trinkwasser
nioht zu empfehlen ist, so sei die Wiener-Neustädter Tiefquellenleitung, welche
der General-Kriegsoommissär Streffleur bereits vor 25 Jahren empfohlen,
ins Auge zu fassen. Zu einem gründliohen Ausspruohe hierüber seien aber
nooh Vorerhebungen über Qualität, Härtegrad und Temperatur desselben an
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zahlreichen Stellen durch einen längeren Zeitraum erforderlich, ferner über
die Constanz der Menge, endlich über die sanitären Verhältnisse der Bewohner
jener Gegend, insoweit sie mit dem Genüsse des Wassers daselbst im Cau-
salnexu8 stehen. Wäre schon das Comitö vielleicht nicht in der Lage, alle
diese Fragen in vollkommener befriedigender Weise zu läsen, so würde es
doch ein Verdienst desselben sein, jetzt schon auf die etwa bestehenden
Lücken in den Voruntersuchungen hinzuweisen.
Garortenachricht. Dr. Ignaz Waldhäusel hat seine Ordinations¬
anstalt im Curorte Tobelbad wieder eröffnet und ordinirt dort täglich von
6—7 Uhr Abends.
Erzherzogin-Sofien-Spital in Wien. Der V. Jahresbericht des unter der
Direction des Primarius Herrn Dr. Emil ßollett stehenden Erzherzogin*
Sofien-Spitales, VII. Kaiserstrasse 7, der uns soeben zugekommen ist, weiset
für das Jahr 1884 einen Belag von 40 Stiftbetten aus und wurden daselbst
361 Kranke während 11.974 Verpflegstagen für Rechnung der Stiftung be¬
handelt. Ausserdem hat die Anstalt in die wegen Fondsmangel bisher noch
nicht zur Benützung gelangten Räume 363 Kranke vom k. k. allgemeinen
Krankenhause gegen Vergütung der Selbstkosten in Pflege und Behandlung
übernommen, welobe eine Verpflegsdauer von 11.187 Tagen erforderten. Die
durchschnittliche Verpflegsdauer betrug 31*26 Tage. Das Sterblichkeitsperzent
stellt sich — mit Ausschluss der an Tuberculose Verstorbenen auf 8*43°/ 0 .
Die Verpflegskosten stellen sich per Kopf und Tag auf rund 1 fl. 11 kr. und
wurden für die Stiftung theils durch den Ertrag des Stiftungsvermögen, theils
durch Spenden und Subventionen gedeckt. Einen besonderen Aufschwung
nahmen die beiden Ambulatorien, indem das medicinische Ambulatorium von
1498 Personen, das chirurgische von 955 Personen, zusammen von 2453 Per¬
sonen (gegen 1403 des Vorjahres) aufgesucht wurden. Die ordentlichen Ein¬
nahmen der Stiftung betrugen 26.099 fl. 35 kr., darunter Verpflegskosten des
k. k. allgemeinen Krankenhauses per 11.900 fl, die Ausgaben 26.101 fl 13 kr.
An Vermögen besitzt die Stiftung nebst den Spitals-Gebäuden sammt Garten,
281.956 fl. 43 kr., worunter auoh das im Jahre 1884 zugewiesene Marie
Mandel li-Brett sch neide rasche Stiftungscapital per 16.100 fl.
Neuer Medicinal-Kalender für. Oesterreich auf das Jahr 1886. Heraus¬
gegeben von Dr. Heinrich Adler, städt. Bezirksarzt in Wien. Cassel, Verlag
von Theodor Rischer, XVIII und 152 8. nebst einem Beilagsheft. Wir
glauben von einer eingehenden Besprechung des vorliegenden Jahrganges
dieses bereits bestens accreditirten Kalenders füglich Umgang nehmen zu
können; derselbe empfiehlt sioh neuerdings duroh seinen reichen und ge¬
diegenen, dem Bedürfnisse des Praktikers vollauf entsprechenden Inhalt, sowie
durch elegante und handliche Form. Durch Wegfall des, die Sanitätsgesetze-
Verordnungen u. s. w. enthaltenden Bandes, welcher nunmehr separat ersoheint
und für die Besitzer des früheren Jahrganges ohnehin entbehrlioh ist, hat
auch der Preis dieses, mit allen ähnlichen Unternehmungen bestens concur-
rirenden Kalenders eine namhafte Rednction erfahren.
Zur Beachtung . Da nach § 7 Alinea 3 der Statuten
die Jahresbeiträge in den ersten 3 Monaten des laufenden Jahres
einzuzahlen sind, so werden jene Herren Collegen , welche mit
ihrem Beitrage für das Jahr 1883 per 3 fl. noch im Rück¬
stände sind, höflichst ersucht, denselben baldmöglichst zu entrichten .
Desgleichen werden auch jene Herren Mitglieder des Unter¬
stützungs-Instituts, welche ihren Jahresbeitrag per 6 fl. für das
Jahr 1885 , der nach § 6 der Statuten im Monate Jänner zu
berichtigen ist, noch nicht beglichen haben, in ihrem eigenen Interesse
höflichst ersucht, denselben baldigst an die Kanzlei des Wr . med.
Doct.-Coll. (/ , Rothenthurmstrasse 23) gelangen zu lassen, was am
einfachsten und sichersten mittelst Postanweisung geschehen kann .
Dr. Rainer R. v. Schmerling , Dr. Karl Reitter ,
Präsident. Kassier,
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XI. JSd. Ausgegeben am IS. August 1885. Mr. 18
MITTHEILÜNGEN
des
Vimr ■iliciiiicliii Dictorei-Golliiins.
Ersoheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In¬
lande 3 fl., nach dem Ausland« 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. = 50 Pfg. — Inserat«
15 kr. = SO Pfg. für die durchlaufend« Petit-Zeil«.
Man prftnnmerirt in der Medioin. Buohhandlung Toepllti & Deatioke
(vormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuchriftei und Zmseidtigen ai die Redaetioi: Wiei, Kanilei des Wieier aei.
Doet-Coll. und der Witwen- und Waisen-Soeietät, Rothenthnmstrasse 28.
Inhalt: Ueber neuere dermatologische Heilmethoden. Vortrag, gehalten in der wissen*
schädlichen Versammlung am 13. April 1885 von Dr. Adolf Jarisch. (Fortsetzung.) —
Beitrag zur Aetiologie und Prophylaxe der asiatischen Cholera. Vortrag, gehalten in der
Section für öffentl. Gesundheitspflege am 3. Juni 1885 von Dr. H. Kowalski. (Fortsetzung.)
— Notizen.
Ueber neuere dermatologische Heilmethoden.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 13. April 1885,
von Dr. Adolf Jariseh.
(Fortsetzung.*)
Unter Eczem verstehen wir, wie ich ja nicht des Näheren
aaszuführen habe, einen oberflächlichen Entzündungsprocess der
Haut, bei welchem es zur Bildung von Knötchen und Bläschen,
zur Exsudation an die Oberfläche und secundälS^ur Bildung
von Krusten und Schuppen kommt. — Es ist nun, meine Herren,
die Frage Gegenstand eines alten und gerade in der neueren
Zeit wieder lebhafter geführten Streites, ob mit den sichtbaren,
auf der Haut localisirten Erscheinungen die Summe der krank¬
haften Vorgänge erschöpft, das Eczem demnach eine reine
Hautkrankheit und dessen Heilung der localen Behandlung zu¬
gänglich sei, oder ob es nur das Endglied und die Manifestation
einer Summe von pathologischen Zuständen des Gesammtorga-
nismus, ob es ein constitutionelles Leiden sei. Beide An¬
schauungen finden ihre Vertreter und sie bilden seit Langem
den Zankapfel, insbesondere zwischen der Wiener und der
französischen Schule.
Der Streit ist nicht nur von theoretischer, er ist auch von
practischer Bedeutung, indem ja von dessen Entscheidung die
Methode, der Umfang und die Angriffspunkte für die Therapie
bestimmt werden. Es würde mich zu weit führen, wollte ich
auf die verschiedenen Argumente hier des Näheren eingehen,
wollte ich vor Allem eine Excursion in das Nebelland des
Arthritismus und Herpetismus der französischen Schule unter-
*) Siehe Mittheilung Band IX., Nr. 3, pag. 14.
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170
nehmen, oder wollte ich der Behauptung des amerikanischen Der¬
matologen Bulcley nachgehen, das Eczem sei ein krankhafter
Zustand des ganzen Systemes, eine constitutionelle Krankheit,
deren äussere Zeichen die Hauterkrankung sei, wie die Gelenk¬
entzündung bei der Gioht; aber meiner Anschauung möchte ich
Ausdruck geben, dass für eine gewisse Zahl von Fällen der
krankhafte Process mit den krankhaften Vorgängen in der Haut
nicht erschöpft sei und dass in diesen Fällen die rein locale
Therapie nicht ausreichend sei.
Meiner Meinung nach darf die Frage nicht so gestellt
werden, ob das Eczem schlechtweg eine locale oder constitutionelle
Krankheit sei — die Forschung wird vielmehr die Lösung der
Frage anzustreben haben: Welche Eczeme sind rein localer und
welche allgemeiner Natur.
Ich glaube, dass Jeder, der über ein grösseres Beobach¬
tungsmateriale verfügt und dasselbe objectiv und frei vom Drucke
der Schule beurtheilt, anerkennen muss, dass das, was man auf
Grundlage gewisser äusserer Analogien als Eczem schlechtweg
bezeichnet, keineswegs stets ein und derselbe Process, ein Vor¬
gang von stets gleicher Bedeutung und Dignität sei. An Stelle
der Discussion mit labilen Argumenten muss vor allem die Auf¬
findung solcher Merkmale treten, welche die Unterscheidung
der Eczeme und ihre Eintheilung ermöglicht.
Eine solche Eintheilung hat nun auch schon Auspitz
in seinem Systeme der Hautkrankheiten in wohl berechtigter
Auffassung und Erkenntniss versucht, indem er ein Eczem unter¬
scheidet, das einen einfachen Entzündungavorgang, welcher sieh
lediglich in der Haüt abspielt, darstellt, zum Unterschiede von
dem sogenannten Eczema angioneuroticum, welches eben auf
dem Boden einer allgemeinen Störung in der Innervation der
Gefässe zu Stande kommt. Wenn ich nun auch, meine Herren,
rückhaltlos anerkennen muss, dass dieser Eintheilung that-
sächliche Vorgänge zu Grunde liegen, so kann ich doch auf
der anderen Seite nicht verkennen, dass sie bislang zu
einer practischen Verwerthung nicht geführt hat. Fehlt es uns
auch nicht an Criterien zur Unterscheidung der einen oder
anderen Art, so bedürfen sie doch noch der klinischen Prüfung,
Erweiterung und Ergänzung. Es gibt typische Fälle und ihre
Beobachtung ist es auch, welche mich ganz und gar für die
Alispitz’sche Auffassung eintreten lässt, aber sie sind höchst
selten und dazwischen liegt die übergrosse Mehrzahl jener
Fälle, welche sich einer diesbezüglichen ßeurtheilung bis heute
noch entziehen.
Für die Beurtheilung, Prognose und auch für die The¬
rapie wird es aber von wesentlicher Bedeutung sein, ob wir
es mit einem rein localen Vorgänge zu thun haben oder ob
er sich auf dem Boden gestörter Innervation, oder — um
mich vorsichtiger auszudrücken und nichts zu impliciren, will ich
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171
lieber sagen — innerer Präparation abspiele. — In* ersteren
Falle werden wir erwarten können, dass die rein locale Be¬
handlung — insoweit sie auf den Krankheitsvorgang m der
Haut selbst einzuwirken vermag — zur Heilung führen wird,
während bei jenen Formen, die ich eben voyläufig und kurzweg
mit Auspitz als angioneurotische bezeichnen will, insolange
jeder localen Therapie trotzen werden, insolange die ihnen zu
Grunde liegende tiefere und allgemeine Störung fortwirkt. —
Und gerade, meine Herren, die Fälle, die ich hier im Auge
habe, sind solche, bei welchen die allgemeinen Principien
der Eczembehandlung fast gar nioht oder nur in sehr be¬
schränktem Mausse zur Anwendung kommen — sie zeichnen
sich durch fort und fort in kürzeren oder längeren Pausen
erfolgende Eruptionen aus. — Die Haut selbst ist bei diesen
Fällen gar nicht einmal so schwer verändert wie bei echten
chronischen Eczemen. Die Krankheitserscheinungen gehen in
der Regel, wenn nicht etwa äussere Reizung stattfiadet, von
selbst zurück nur lassen die fort und fort auftretenden Re^
cidiven die Rückkehr zur Norm nicht zu. In diesen Fällen,
meine Herren, sind wir mit unserer Therapie bald zu Ende —
unsere locale Therapie ist nioht im Stande, diese Eruptionen
aufzuhalten.
Es ist eine ganz richtige, am Krankenbette gemachte Er¬
fahrung, dass wir in vielen Fällen durch die Behandlung der
secundären Krankheitszustände beim Eczeme, also durch die
symptomatische Behandlung auch das erreichen, dass die Nach¬
schübe seltener werden und endlich aufhören — in den secun¬
dären Zuständen sind eben Bedingungen für die Fortdauer ge¬
geben — für die Fälle, von denen ich aber jetzt spreche, trifft
diese nicht zu; die sich fort und fort wiederholenden Erup¬
tionen beherrschen das ganze Krankheitsbild. Verbietet sich
aber bei allen Formen von Eczem im Eruptionsstadium jedes
energischere Eingreifen und speciell jedes macerirende Ver¬
fahren — und die Maceration spielt ja bei der Eczembehand¬
lung die hervorragendste Rolle — so gilt dies in noch viel
höherem Grade von jenen Fällen, die ich eben mit Auspitz und
der Kürze halber als angioneurotische bezeichnen will. Bei
diesen findet sich die Haut in einem so merkwürdigen Zustand
der Irritabilität, dass jedes Verfahren — und sei es das
mildeste — Reizung bewirkt, und so ist man genöthigt, wollte
man die Therapie auf looale Eingriffe beschränken, die Hände
in den Schooss zu legen und rein exspectativ zu verfahren;
unsere locale Therapie ist in diesen Fällen meist gar nicht
anwendbar. — Ich habe in der letzten Zeit einen Fall dieser
Art beobachtet und die durch Monate fortgehenden Eruptionen
haben mir, aber auch dem Patienten, die Ohnmacht unserer
rein localen Therapie vor Augen geführt Dass in diesem Falle
eine Angioneurose vorlag, dies bewiesen die fortwährend sich
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172
ändernden Qualitäten des Pulses, dies bewiesen die sich ab¬
wechselnden Zustände von Melancholie und nervöser Aufregung
— entsprechend der Innervationsstörung in beschränkten Gefäss-
gebieten — dies bewiesen aber auch die recht häufig zu beob¬
achtenden flüchtigen und in ganz kurzen Interwallen mit Anä¬
mien abwechselnden Hyperämien circumsoripter Hautstellen.
Angesichts dieser Symptome kann wohl an der Gegenwart einer
Angioneurose nicht gezweifelt werden und ich darf mit Rück¬
sicht auf den continuirlichen Wechsel im Füllungsgrade der
Gefässe innerhalb des eczematösen Gebietes, dem sich in der
Regel neue Eruptionen anschlossen, die begründete Vermuthung
aussprechen, dass der locale Vorgang der Knötchen, Bläschen¬
bildung, des Nässens an circumscripter Stellen, wie es eben
das Eczem ausmacht, durch diese Innervationsstörung der Ge¬
fässe bedingt war. — An Berechtigung gewänne diese Auf¬
fassung noch, wenn man den Erfolg der mit Herrn Docenten
Dr. Fritsch eingeleiteten Therapie verwerthen wollte; nach
länger fortgesetzten Gebrauch von Ergotin traten nicht nur die
beängstigenden Erscheinungen allgemeiner Natur, welche eben
auf die Innervationsstörung der Gefässe zurückzuführen waren,
zurück, sondern es wurden auch in gleichem Schritte die eczema¬
tösen Eruptionen seltener, und verloren an Intensität und Aus¬
dehnung.
Ich habe nun bei diesem Falle nicht darum verweilt, um
dem Gebrauche des Ergotins bei Eczemen schlechtweg das
Wort zu reden, es war mir vielmehr darum zu thun, an einem
drastischen Beispiele zu zeigen, dass es Eczeme gibt, die jeder
localen Therapie trotzen und erst dann zur Heilung gelangen,
wenn gewisse, oder ich sage bei dem heutigen Stande unseres
Wissens vielleicht besser ungewisse Krankheitszustände des Orga¬
nismus beseitigt sind.
Aus dem Gesagten ergibt sich aber, wie ich glaube, meine
Herren, der Zweck desselben: Die Nothwendigkeit aufzuweisen,
die Fälle, die wir heute noch schlechtweg als Eczeme benennen,
zu sichten und zu trennen — mit dem Generalisiren entfernt
man sich, wie ich glaube, mehr und mehr von der eigentlichen
Aufgabe.
Das Ergotin wurde vor einiger Zeit von Lewin in warmer
Weise empfohlen, während von andern, so von Köbner, der
Gebrauch desselben in energischer Weise zurückgewiesen
wurde; der Schlüssel zur Erklärung der sich schroff gegenüber-
stehenden Anschauungen könnte sehr wohl in dem Umstande
gegeben sein, dass auf der einen Seite die Erfolge, auf der
anderen die Misserfolge dieser Medication generalisirt und eine
Unterscheidung der Krankheitsfälle nicht angestrebt wurde. —
Was soll, was kann das Ergotin leisten bei einem localen Eczeme,
wo der ganze Krankheitsprocess sich lediglich in der Haut
abspielt — verständlicher wäre aber die Wirkung desselben in
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173
Fällen, denen, wie supponirt, eine allgemeine Störung der
Innervation der Gefässe zu Grunde liegt.
Wenn ich mich bei dem Vorhergehenden, meine Herren,
länger aufgefalten habe, so mag dies die Wichtigkeit des Gegen¬
standes, die ich ihm beimessen muss, rechtfertigen. — Als ein
Ergebniss des Gesagten haben wir aber auch die Grenzen kennen
gelernt, über welche hinaus eine locale Therapie zu wirken
nicht vermag. Zum Tröste will ich aber gleich beifügen, dass
die grosse Mehrzahl der Eczeme innerhalb dieser Grenzen
falle und einer topischen Behandlung ganz und gar zugäng¬
lich sei. (Fortsetzung folgt.)
Beitrag zur Aetiologie und Prophylaxe der asiatischen
Cholera
mit besonderer Berücksichtigung der Eoch’schen Kommabacillen
auf Grund eigener Untersuchungen.
Vortrag, gehalten in der Section für öffentl. Gesundheitspflege des Wr. med.
Doctoren-Collegium8 am 3. Juni 1885 von Dr. Heinrich Kowalski, k. k.
Regimentsarzt.
(Fortsetzung).
Wenn ich auf meine Untersuchungen zurückblicke, so finde
ich dieselben im Wesentlichen im Einklänge mit den Behaup¬
tungen Koch’s und kein Befund ist geeignet, um einen wesent¬
lichen Einwand gegen die letzteren erheben zu können.
Was die Differentialdiagnose zwischen den einzelnen
morphologisch beinahe gleich aussehenden Kommabacillen an¬
belangt, so finde ich dieselbe keineswegs so leicht, als sie hin¬
gestellt wird. Jede dieser Arten lässt sich mit den besten
Mikroskopen, schärfsten Immersionslinsen bei günstigster Be¬
leuchtung nur schwierig und nicht in jedem Präparate sicher
unterscheiden. Grössere Differenzen geben wohl die Gelatinculturen.
Die Form der Stichculturen allein kann jedoch nicht als sicher,
charakteristisch bezeichnet werden, denn die sogenannte Luft¬
blase an der Höhe einer Stichcultur ist unter gewissen Be¬
dingungen bei allen drei Arten zu beobachten, sowohl bei den
K o c h’schen, als F i n k 1 e r-P r i o r’schen, als D e n e k ersehen, die
hier berücksichtigt werden müssen, da die anderen auf der Gelatine
nicht wachsen. Sicherere Anhaltspunkte lassen sich gewinnen,
wenn man in der Lage ist, alle drei Arten zu gleicher Zeit,
bei constanter Temperatur und auf vollkommen gleichem Nährboden
beobachten zu können. Auch von Plattenculturen lässt sich
ähnliches sagen.
Die Colonien auf Erdäpfelschnitten geben wohl auch Anhalts¬
punkte für die Differenzirung derselben, treten aber erst am
8. bis 4. Tage deutlich und charakteristisch auf, wenn die
Temperatur mindestens über 20° C. beträgt.
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Ich stehe daher auf dem Standpunkte, dass es wohl möglich
ist, die einzelnen Kommamikroben von einander zu trennen, dass
diese Unterscheidung im speciellen Falle jedoch mit Schwierig¬
keiten verbunden ist, welche sogar die Sicherheit der Diagnose
beeinflussen können, desshalb eine Täuschung zumal bei man¬
gelnder Uebung in der Beobachtung nicht ausgeschlossen ist.
Ich halte den Vergleich des Nachweises von Cholera¬
mikroben mit dem Nachweise von Tuberkelbacillen als nicht
ganz stichhältig, und die Feststellung der Diagnose in einem
speciellen Cholerafalle für möglich, jedoch unter den gegen¬
wärtigen Verhältnissen als viel schwieriger und zeitraubender
als bei der Tuberculose. Zur letzteren brauche ich eine halbe
Stunde, zur ersteren mitunter mehrere Tage.
Ich hoffe ein anderes Mal eingehender auf die obarak*
teristischen Merkmale dieser Kommamikroben zurückzukommen,
umsomehr, da nach meinem Dafürhalten Differenzen zwischen
den einzelnen Forschern bestehen.
Wenn ich auch ein Anhänger der Constanz der Formen
von niederen Organismen bin und an eine Umwandlung und
Anpassung an ihren jeweiligen Nährboden im Sinne Naegelis
und Buchne r’s nicht glaube, so wollte ich mich doch überzeugen,
wie es mit den Cholerabacillen steht. — Ich bin in der Lage,
Reinculturen K o c h’scher Bacillen von vier verschiedenen Cholera¬
kranken zu demonstriren, die untereinander vollkommen gleich
sind, die bereits in der 40. Generation (Ueberimpfung) gerade so
aussehen, wie sie sich vor über 5 Monaten in der ersten Gene¬
ration dar boten. — Wenn ich keine genaue Controle ihrer Ab¬
stammung geführt hätte, wäre es mir jetzt unmöglich, diese
Abstammung zu bestimmen.
Auch durch oftmaligen Wechsel ihres Nährbodens haben
sie an ihren Eigenschaften nichts eingebüsst. Ich habe dieselben
in alkalischer 20% Gelatine, auf K o c h’scher Fleischinfuspepton-
Gelatine (Koc h’scher Nährgelatine) und Agar-Agar, in alkalischer
Fleischbrühe, steriler Milch und Caffee, auf gekochten schwach-
sauren Kartoffelschnitten und starrem Blutserum, im Wiener
Hochquellen-, destillirten und Canal-Wasser, in Strassenkoth
und Gartenerde gezüchtet; die Form ist unter allen Verhältnissen
gleich geblieben.
Ein eingliederiger, convex-concavor Bacillus erscheint als die
jüngste Form ; ein etwas stärker gekrümmter Kommabacillus aus
einem oder zwei Gliedern bestehend, eine mehrgliederige S-Form
und ein wellenförmiger, vielgliederiger Faden, auch Spirille
genannt, sind die Formen, unter welchen der Koc h’sche Bacillus
sich präsentirt. — Ausserdem erscheinen noch einzelne, unregel¬
mässig gequollene Kugeln und Trümmer abgestorbener Bacillen,
welche durch ihre Unregelmässigkeit und schlechte Färbung
auffallen.
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175
Alle dieöe Formen lassen sich sehr schön beobachten,
wenn man eine Colonie im hängenden Tropfen eintrocknet und
dann gefärbt untersucht.
An der Peripherie der leicht buchtigen, runden Colonie
trifft man zahllose, nur kurze Bacillen, in einiger Entfernung
auch die mehrgliederigen Spirillen und gegen das Centrum zu die
unregelmässigen Trümmer
Die Constanz der Form in engen Grenzen und die Lebens¬
weise dieser Bacillen stimmt auffällig mit der Constanz der ein¬
zelnen Cholerafälle auch innerhalb gewisser Grenzen überein.
R. Koch kann vorläufig Recht haben, wenn er behauptet,
dass die ganze Aetiologie der Cholera mit den Eigenschaften
seiner Choleramikrobe ungezwungen im Einklänge steht.
Wenn die bacteriologischen Studien und die Resultate der¬
selben nicht steril bleiben sollen, so müssen dieselben auch prak¬
tische Folgen haben, die bis in die letzten Consequenzen aus¬
genützt werden sollten.
Koch empfahl als hygienische Massregeln das Austrocknen
der inficirten Gegenstände, überhitzte Wasserdämpfe und Carbol-
lösung. Das erstere, weil er bei seinen Untersuchungen ganz
richtig gefunden hat, dass die Choleramikrobe keine Dauerform
besitzt und auf Deckgiäschen eingetrocknet, kein Leben mehr
zeigte. Das zweite und dritte war offenbar nur ein Analogie¬
schluss aus seinen zahlreichen Untersuchungen anderer patho¬
gener und nicht pathogener Organismen.
Ferner gab er die Grenzwerthe der Entwicklungshemmung
auf das Wachsthum der Kommabacillen für mehrere Mittel an. Da
er dabei nicht diejenige Concentration berücksichtigte, die noth-
wendig wäre, die Kommabacillen sofort zu tödten, so hatte
ich den Eindruck, dass Koch bemüht war, die Mittel anzu¬
geben und deren Concentration, welche in rationeller Weise
bei der Therapie berücksichtigt werden sollten. Ich wurde in
dieser Annahme noch bestärkt, als Koch das Kupfersulfat in einer
Lösung von 1 : 2500 als eine Lösung von ziemlich kräftiger
Wirkung hinstellte und hinzufügte, dass „wenn man ausrechnen
wollte, wieviel Kupfersulphat man geben müsste, um die Komma¬
bacillen nur am Wachsthum im Darmkanale zu hindern, so
würde man doch zu Quantitäten kommen, die man einem
Menschen nicht mehr geben kann“ etc. Es wurde unter Anderem
auch Sublimat, als ein Mittel, welches sich allen anderen über¬
legen zeigte, erwähnt, und eine Lösung von 1 : 100.000 als
entwicklungshemmend angegeben u. s. w.
Um mich über die Wirkung der einzelnen Mittel auf di©
Widerstandsfähigkeit der Kommabacillen zu orientiren, habe ich
vorläufig nachstehende Mittel in folgender Weise geprüft:
Einer 8 bis 30tägigeD, kräftigen Reincultur von Oholera-
bacillen wurden mit sterilen Pipetten zwei Cubikcentimeter ent¬
nommen und in einem sterilen Reagenzgläschen und sterilem
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Wattapfropfe mit der zu untersuchenden Lösung zusammen¬
gebracht und durch 10 bis 30 Secunden geschüttelt. Nach 5
bis 10 Minuten, dann nach 15 bis 20 Minuten, weiter nach
einer Stunde, dann nach 24 Stunden und eventuell auch nach
48 Stunden wurden je 3 Reagenzgläschen mit Kooh’scher Nähr¬
gelatine geimpft, gleich nach der Impfung einer Temperatur von
25° C. im d’A r s o n v a loschen Thermostaten ausgesetzt und
nach 24 bis 48 Stunden die Entwicklung der Reinculturen
beobachtet.
Die Temperatur von 25° C. wurde deshalb gewählt, weil
erstlich bei noch höherer Temperatur die Nährgelatine leicht
flüssig wird und die Untersuchung trübt, ferner weil bei dieser
Temperatur die Kooh’sohen Bacillen sehr üppig und schnell
wachsen und schliesslich weil die stärksten Cholera-Epidemien
bei einer Temperatur von durchschnittlich 22 bis 25° C. und
höher angegeben werden.
Zur Controle wurde die zu untersuchende Lösung auch
auf andere Organismen untersucht und die entwickelte Cultur
genau mikroskopisch controlirt.
Ich habe auf diese Art erfahren können, in welcher Zeit,
wie und in welcher Concentration das betreffende Mittel auf
das Leben der Choleramikrobe einwirke. (Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Auszeichnung. Se. Majestät haben den o. 5. Professor der Pharma¬
kologie an der Wiener Universität Dr. August Vogl den Orden der eisernen
Krone III. Classe allergnädigst zu verleihen geruht.
Ernennung. Se. Majestät haben mit Allerhöchster Entschliessung vom
30. Juli d. J. den Professor der Augenheilkunde an der Universität LUttioh,
Dr. Ernst Fuchs zum ordentliohen Professor der zweiten Lehrkanzel und
Klinik für Augenheilkunde an der k. k. Universität Wien allergnädigst zu
ernennen geruht.
Sterbefall. Am 8. d. M. starb in Mödling Dr. Ignaz Mühlrad. Er
war am 15. December 1836 zu Triesch in Mähren geboren, wurde am
14. April 1862 in Wien zum Doctor der Medicin promovirt und war Mitglied
des Collegiums seit 19. Februar 1862. — Friede seiner Asche.
Zur Beachtung • Da nach § 7 Alinea 3 der Statuten
die Jahresbeiträge in den ersten 3 Monaten des laufenden Jahres
einzuzahlen sind, so werden jene Herren Collegen , welche mit
ihrem Beitrage für das Jahr 1885 per 5 fl • noch im Rück¬
stände sind, höflichst ersucht , denselben baldmöglichst zu entrichten.
Desgleichen werden auch jene Herren Mitglieder des Unter¬
stützungs-Instituts, welche ihren Jahresbeitrag per 6 fl. für das
Jahr 1885 , der nach § 6 der Statuten im Monate Jänner zu
berichtigen ist, noch nicht beglichen haben, in ihrem eigenen Interesse
höflichst ersucht, denselben baldigst an die Kanzlei des Wr . med.
Doct.-Coll. (I., Rothenthurmstrasse 23) gelangen zu lassen, was am
einfachsten und sichersten mittelst Postanweisung geschehen kam .
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Bedacteur:
Dr. L, üopfgartner. — Geaellachafts-Buchdruckerei, Wien, III., Erdbergstrasse 8,
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XI. Äd. Ausgegeben am 27. August 1885. Mr. 19
MITTHEILÜN6EN
des
Wiener Beüiciniscliei Doctoren-Colleoinins.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nicbtmitglieder des Collegiums im In*
lande 8 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prftnnmerirt in der Medioin. Buohhandlnng Toepllti & Deatioke
(vornmls Carl Ciermak), Wien, L, Sohottengasse 6.
Zisekriftoi »»I Zmsendnngen an die Redaetioi: Wien, Ksnslei des Wiener Med.
Doet-Cell. nnd der Witwen- und Waisen-Soeietät, Retkentknrastrasse 23.
Inhalt: Beitrag zur Aetiologie und Prophylaxe der asiatischen Cholera. Vortrag von Dr.
H. Kowalki. (Fortsetzung.) — Ueber neuere dermatologische Heilmethoden. Vortrag;
gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 13. April 1885, von Dr. Adolf
J a r i s c h. (Fortsetzung.) — Notizen.
Beitrag zur Aetiologie und Prophylaxe der asiatischen
. Cholera
mit besonderer Berücksichtigung der Eoch’scheu Kommabacillen
auf Brand eigener Untersuchungen.
Vortrag von Dr. Heinrich Kowalski, k. k. Regimentsarzt. (Fortsetzung).
Die folgende Tabelle gibt uns einen Ueberblick über die
verwendeten Mittel und ihre Wirkung auf die Reinoulturen von
Cholerabacillen. Zur Erklärung der Zeichen sei hinzugefügt, dass
+ eine kräftige Entwicklung einer Cultur bedeutet, d. h. dass
das mit der Reincultur zusammengebrachte Mittel keine wesent¬
liche Einwirkung auf die Cholerabacillen haben konnte und die
letzteren kräftig zur Entwicklung kamen, sobald sie unter günstige
Verhältnisse gebracht wurden; ffl, wo nur eine Behinderung der
Entwicklung auffällig war und bloss einzelne Colonien zur Ent¬
wicklung kamen, die sich als runde, bläschenartige Colonien
präsentirten und die B a b e s mit Cysticercusblasen verglich. Man
muss annehmen, dass bereits zahlreiche Keime abgetödtet
wurden, dass aber noch viele zurückgeblieben sind, die sich
entwicklungsfähig zeigten. Es ist das durchaus nicht die Grenze,
wo man mit der Desinfection zufrieden sein könnte. Bei einem
reproductionsfähigen Organismus muss alles bis auf die letzten
Keime vernichtet werden, wenn ein Wiedererwachen vermieden
werden soll; das Zeichen — bedeutet, dass keine Cultur zur
Entwicklung gelangte, und die Nährgelatine steril blieb, mit
anderen Worten: dass eine^vollständige und sichere Desinfection
erzielt wurde, dass sämmtliche Keime so vollkommen vernichtet
wurden, dass sie selbst unter den günstigsten Verhältnissen nicht
mehr zur Entwicklung gelangen konnten. Erst diese Grenze
kann bei der Desinfection berücksichtigt werden.
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178
Name des
verwendeten Mittels
Art der Verwendung
In einer Concen-
tration vor dem
Vermischen mit
der Cultur
Sublimat.
in wässeriger Lösung zu
gleioben Tbeilen mit einer
Reinoultur geschüttelt,
nachher abgeimpft, ergab
1 : 100000
1 : 50000
1 : 10000
1 : 1000
1 : 500
Carbolaüure
dto
1 : 100
2 : 100
3 : 100
4 : 100
6 : 100
10 : 100
Cr«?NNOl
dto.
1 : 400
1 : 200
1 : 100
Salzsfture
dto.
1 : 200
1 : 100
3 : 100
5 : 100
10 : 100
Schwefelsän re
dto.
1 : 200
1 : 100
2 : 100
Kalium liyperman-
ganleum
dto.
1 : 300
1 : 100
Chinin, sulfluricum
dto.
1 : 200
1 : 100
Kali elilorlenm
dto.
1 : 100
2 : 100
Calcium hypochlo-
rosum, in der Apotheke
frisoh bereitete Lösung
dto.
1 : 100
2 : 100
10 : 100
Calcium hypochlo-
rosnm, von Reg.-Arzt
Dr. K ratsch mer bereitet
und die Menge an wirk¬
samer freiem Chlor be¬
rechnet
dto.
1 °/ 00 freies Chlor
2°/oo n n
3°/oo y, r
4°/ 00 r> n
10°/oo « „
CitronensafH;
frisch ausgepresst aus einer
mittelgrossen Citrone, zu
gleichen Theilen mit einer
Rein - Cultur geschüttelt,
nachher abgeimpft, ergab
ohne Ver¬
dünnung
j pur
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179
nach
5-10
Minuten
15—20
Minuten
60 Min.
24 Std.
48 Std.
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Name des
verwendeten Mittels
Art der Verwendung
In einer Conoen*
tration vor dem
Vermachen mit
der Cultnr
Acetum pyro-
lignognm
1 Theil mit 5 Theilen Rein-
oultur geschüttelt
ohneVerdünnung
pur
dto.
zu gleichen Theilen mit einer
Reincultur geschüttelt
dto.
Kalilauge der Wä¬
scherinnen
dto.
-
dto.
2 Theile mit 1 Theil einer
Reincultur geschüttelt
Natron-Seife
(Ölsaures Natron)
wässerige Lösung, zu glei¬
chen Theilen mit einer Rein¬
cultur geschüttelt, nachher
abgeimpft, ergab
1 : 100
2 : 100
4 : 100
Alkohol
dto.
10 : 100
20 : 100
30 : 100
40 : 100
60 : 100
absolut
Rother Wein
i
dto. J
pur
Weisser Wein
dto. J
dto.
Tokajer 8buttig
dto. |
Alkohol 1510°/ o
Zucker 4'54 „
Säure 0*87 „
Extraot 7*68 „
nach der Unter¬
suchung von Dr.
Kratschmer
Eigenvitriol
2 Th. Reincult. m. 1 Th. Lösung
dto. 2 dto. |
dto. 8 dto.
dto. 4 dto.
dto. 10 dto.
geschüttelt, nachher abgeimpfd
ergab |
gesättigte,
wässerige, frisch
bereitete Lösung
181
nach
5—10
Minuten
15—20
Minuten
60 Min.
24 Std.
48 Std.
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I
(Schloss folgt.)
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Name des
verwendeten Mittels
Art der Verwendung
In einer Conoen-
tration vor dem
Vermischen mit
der Cultur
Acetum pyro-
lignosum
1 Theil mit 5 Theilen Rein-
oultur geschüttelt
ohne Verdünnung
pur
dlo«
zu gleichen Theilen mit einer
Reincultur geschüttelt
dto.
Kalilauge der Wä¬
scherinnen
dto.
-
dto.
2 Theile mit 1 Theil einer
Reincultur geschüttelt
Natron-Seife
(Ölsaures Natron)
wässerige Lösung, zu glei¬
chen Theilen mit einer Rein¬
cultur geschüttelt, nachher
abgeimpft, ergab
1 : 100
2 : 100
4 : 100
Alkohol
dto.
10 : 100
20 : 100
30 : 100
40 : 100
50 : 100
absolut
Rother Wein
dto.
pur
Weisser Wein
dto.
dto.
Tokajer 8 buttig
i
dto.
Alkohol 1510°/ o
Zucker 4*54 „
Säure 0*87 „
Extraot 7*68 „
nach der Unter¬
suchung von Dr.
Eratschmer
Eisenvitriol
2 Th. Reincult. m. 1 Th. Lösung
| dto. 2 dto.
dto. 3 dto.
| dto. 4 dto.
I dto. 10 dto.
geschüttelt, nachher abgeimpft
| ergab
gesättigte,
wässerige, frisch
bereitete Lösung
181
nach
5—10
Minuten
15-20
Minuten
60 Min.
24 8td.
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1
(Schlüge folgt.)
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Ueber neuere dermatologische Heilmethoden.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 13. April 1885,
von Dr. Adolf Jarisch.
(Fortsetzung.)
Wenn ich nun in die Besprechung der localen Therapie
des Eczemes eingehe, so kann es wohl nicht in meiner Auf¬
gabe liegen, die grosse Zahl von Mitteln und Mittelchen, welche
gegen Eczem empfohlen und angewendet werden, anzuführen,
es wäre dies ebenso langweilig als, wie ich glaube, nutzlos.
Ich habe es schon im Eingänge meines Vortrages hervor¬
gehoben, dass nicht in der Zahl der Mittel, sondern in der Me¬
thodik, in der symptomatischen Behandlung, in der Anwendung
und Befolgung allgemeiner Principien der Eernpunkt einer
erfolgreichen Therapie gelegen ist; und dies gilt ganz besonders
von der Therapie des Eczemes. — Habe ich als obersten und all¬
gemeinsten Grundsatz bei der Behandlung der Hautkrankheiten
betont, dass Reizung im Allgemeinen zu vermeiden ist, so möchte
ich diesen Satz bei der Behandlung des Eczemes auf das Nach¬
drücklichste wiederholen und nur jene Fälle ausnehmen,
welche eigentliche und eminent chronische, soharf umschriebene
Eczeme darstellen, bei denen es zu secundären Veränderungen
im Cutisgewebe gekommen ist. Bei allen andern Formen wird
aber das reizloseste Verfahren die besten Resultate erzielen.
Der Forderung, nicht zu reizen, werden wir aber nicht allein
durch die Vermeidung absolut reizender Mittel genügen — die
sind ja von vornherein ausgeschlossen — wir werden vielmehr
die Irritabilität der Haut, sowohl in Bezug auf die Individuen
als in Bezug auf die Erankheitsstadien, in Rechnung ziehen.
Die grösste Irritabilität treffen wir aber beim acuten
Eczeme, demzufolge alle Mittel und Methoden zu vermeiden
sind, welche eine energischere Wirkung ausüben, welche maceriren.
Da dem acuten Eczem ein typischer Verlauf zukommt,
so wird sich aber unter diesen Verhältnissen ein exspectatives
und möglichst indifferentes Verfahren am besten empfehlen und
dieses besteht allein in der Anwendung von Streupulvern, in der
Separation der sich berührenden Hautpartien durch dasselbe
und durch eingelegte Watte und Charpiebaumwolle, und erst
wenn die Erscheinungen, welche eben die Acuität des Leidens
verrathen, der Schmerz, die Schwellung, die rasche Eruption
zahlloser und gleiohalteriger Bläschen und Blasen zurückgegangen
sind, dann erst werden die Mittel gute Dienste leisten, welche
eben durch den jeweiligen Zustand der Haut indicirt sind.
Wir haben im Eczeme eine Erkrankung, bei welcher es zum
Auftreten zerstreuter Knötchen kommt, die eich allmälig in
Bläschen verwandeln. So lange diese Enötchen und Bläschen
zerstreut stehen, so lange sie nicht confluiren, liegt kein An¬
lass zu besonderen Massnahmen und speciell zur Maceration
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183
vor — die Mehrzahl derselben kommt von selbst zur Rück¬
bildung, sobald nur Reize abgehalten werden. Eine Maceration
in diesen Fällen hat in der Regel das Auftauchen neuer Knötchen
und Bläschen und deren Confluenz zur Folge. Gegen alle
papulösen Eczeme empfiehlt sich das Trockenhalten am besten
und die papulösen Formen sind es, bei welchen die Lass ar’sche
Zink-Amylumpaste, welcher nach Angabe des Autors zweck¬
mässig 1—2 Percent Salicylsäure beigesetzt werden, eingerieben
und, mit Amylum bedeckt, vorzügliche Dienste leistet — und
durchaus nicht als specifisches Mittel, sondern lediglich als
nicht reizendes und Reize abhaltendes, trocknendes Deckmittel.
Je mehr sich die Ueberzeugung festigt, meine Herren,
dass wir specifischer Mittel gegen das Eczem entbehren, dass
das Eczem caeteris paribus von selbst heilt, sobald nur die
Bedingungen — ich spreche von jenen Eczemen, die innerhalb
der besagten Grenzen fallen — durch Abhaltung von Reizen
und durch Beseitigung secundärer, schädlicher Einflüsse erfüllt
sind, desto grösser wird die Beschränkung und umso besser
caeteris paribus, die Heilresultate.
Secundäre, schädliche Einflüsse sind aber durch die An¬
häufung der Krankheitsproducte über den erkrankten und näs¬
senden Stellen gegeben, sie sind gegeben durch den chemischen
Einfluss ihrer Zersetzung und durch den mechanischen der
Trockenheit. Hier sind nun alle jene Mittel von gutem Einflüsse,
welche die Krankheitsproducte erweichen; hieher gehören eben alle
macerirenden Mittel, die Salben, die Mulle etc. und jene werden
am besten wirken, die erfahrungsgemäss am wenigsten reizen;
und in dieser Beziehung möchte ich auf das im allgemeinen
Theile meines Vortrages Gesagte hinweisen. An dieser Stelle muss
ich aber besonders die ausgezeichnete Wirkung des Pick’schen
Salicylseifenpflasters an unbehaarten Stellen erwähnen.
Ich glaube, meine Herren, dass die Erfolge, die mit dem
5, 10 — ISprocentigen Salicylseifenpflaster nicht zu erzielen
sind, auch mit keinem anderen der zahllosen antieczematösen
Mittel erzielt werden können — nicht weil ich meine, dass
der Salicylsäure oder dem Seifenpflaster eine specifische Wirkung
zukomme, wohl aber weil in demselben eines der am wenigsten
reizenden Macerationsmittel gegeben ist.
An behaarten Stellen wird man allerdings von den neueren
Mitteln keinen Gebrauch machen können, hier sind wir auch
noch genöthigt, zum Zwecke der Maceration von den alten
Mitteln Gebrauch zu machen, also von den flüssigen Fetten,
dünneren Salben, wie etwa der 4°/ 0 Salicylsalbe, Borsalben etc.
Ein nach dem Vorgänge Hebra’s ziemlich allgemein
gebrauchtes Verfahren bei Eczemen des behaarten Kopfes sind
Waschungen mit Wasser, Seifen und speciell dem Seifengeist.
Hebra hat durch viele Jahre hindurch dieses Verfahren bei
allen Eczemen des Kopfes angewendet und erst in den letzten
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184
Jahren hievon Umgang genommen, weil es eich herausgeetellt,
dass das, was man nach Seifenwaschungen bei Ecaemen an un¬
behaarten Hautstellen wahrnehmen kann, auch bei solohen am
behaarten Kopfe eintritt, nämlich das Weiter schreiten des
Eczemes. Waschungen mit Wasser, besonders aber mit Seife
üben unzweifelhaft einen Reiz, der bei gesunder Haut aller¬
dings keine anhaltende Wirkung ausübt, bei eczematöser Haut
aber hinreicht, um die Ausbreitung des Eczemes zu bewirken.
Im Allgemeinen empfiehlt es sich, meine Herren, von
dem Gebrauch des Wassers und der Seifen bei der Behand¬
lung der Eczeme abzusehen, da man ohne dieselben auskommt
und nur zu häufig durch dieselben Verschlimmerung eintreten
sieht. Ich will damit nicht gesagt haben, dass Seifenwaschungen
mitunter nicht dienlich sind; dies ist aber nur bei exquisit
chronischen scharf umschriebenen Eczemen, bei denen eine be¬
deutende Verdickung sämmtlicher Hautschichten vorliegt, der
Fall. In diesen Fällen ist überhaupt ein mehr reizendes Ver¬
fahren geboten, hier leisten Schmierseifeneinreibungen, der Ge¬
brauch der Wilkinson’schen Salbe, Waschungen, vortreffliche
Dienste; in allen Fällen jedoch, wo noch die Tendenz des
Eczemes vorliegt in der Peripherie weiterzuschreiten — und
diese verräth sich durch das Auftreten und Vorhandensein
neuer Eczemknötchen in der Peripherie der ursprünglichen
Herde — in allen Fällen, wo noch eine erhöhte Reizbarkeit
besteht, und dies ist bei allen Eczemen der Fall, die nicht in
die^Kateeorie der eigentlich chronischen gehören, wirken Seifen-
was^MögeSii^/der Regel schädlich, sei es, dass sie mit der
einfacthMüSahifiierBeife, dem Seifengeist oder mit medicamentösen
Seifen, der Theer- oder der Naphtolseife vorgenommen werden.
(Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Personal nach rieht. Vizepräsident Dr. Leopold Hopfgartner vollendet
heute sein 60. Lebensjahr. Das Collegium, die Witwen- und Waisensooietät
und das Pensionsinstitut werden ihn in feierlicher Weise beglück wünschen.
Vermächtnis« Der am 12. Jnni d. J. in Kaltenleutgeben verstorbene
Dr. Ignaz Eibensteiner hat dem Unterstützungs-Institute, dem Pensions-
Institute, dem Collegium-Aushilfsfonde, dem Vivenot-Vereine und dem Caro-
lineu-Kinderspitale je 100 fl. in Baarem testirt.
Sterbefall. Am 17. d. M. starb in Kohlhof in Nieder-Oesterreich Dr. Adolf
Hartl, Leibarzt des Fürsten Esterhdzy. Er war im Jahre 1815 zu Alt-Raussnitz
in Mähren geboren,' wurde am 27. Juni 1848 in Wien zum Medioinae Doctor
promovirt und war Mitglied des Collegiums seit 18 März 1855. — Friede
seiner Asohe.
Wohnangsveränderungeii. Professor Dr. Ernst Ludwig wohnt Ober-
Döbling, Hirschengasse 72. — Stabsarzt i. P. Dr. Anton Mayerl ist von
Triest nach Wien übersiedelt und wohnt UI. Parkgasse 11. — Dr. Josef
Tr esc bl wohnt in Graz, Fliegenplatz 2.
Herausgeber und Verleger: Wiener medidn. Doct.-CoU. — Verantwortlicher Bedaetenr:
Dr. L. frHptyartner. — Gesellichafta-Bnchdruokerei, Wien, UI., Brdberfstrasae S.
Digitized by
Google
XI. Bd. Ausgegeben am 10. September 1885. Är. SO
MITTHEILUNGEN
des
Wiener medicinisclien Hoctoren-Golleoinrns.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In»
lande 3 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 36 kr. = 50 Pfg. —- Inserate
15 kr. = 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prftnumerirt in der Medioin. Buohhandlung Toepliti <fc Deatieke
(vormals Carl Csermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuschriften wt4 Imsendangen am die Redaetiom: Wien, Kanzlei des Wiener »ed.
Doct-Coll. und der Witwen- und Waisen-Soeietät, Rothentknrmstrasse 23.
Inhalt: Ueber neuere dermatologische Heilmethoden. Vortrag, gehalten in der wissen¬
schaftlichen Versammlung am 13. April 1885, von Dr. Adolf Ja risch. (Fortsetzung.) —
Beitrag zur Aetiologie und Prophylaxe der asiatischen Cholera. Vortrag von Dr. H.
Ko walki. (Schluss.) — Hopfgartner-Feier. — Notizen.
Ueber neuere dermatologische Heilmethoden.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 13. April 1885,
von Dr. Adolf Jarisoh.
(Fortsetzung.)
Hat nun das Eczem unter dem consequenten, macerirenden
Verfahren jene Form angenommen, welche das squamöse Eczem
ausmacht, dann ist es an derZeit, zu jenem Mittel überzugehen,
welches noch immer als das wirksamste im dermatologischen Heil-
achatze bezeichnet werden muss, zum Theer. So vielfach die Bestre¬
bungen bisher auch wa,ren, den Theer seiner unangenehmen Neben-
eigenschaften wegen durch andere Medicamente zt^rsete^^
so müshen wir doch sagen, dass sie bis heute von KÜHGfn
Erfolge gekrönt waren. Der Versuch Kaposi’s, den Theer durch
das Naphtol zu ersetzen, muss als missglückt angesehen werden
— etwas näher trat Pick der Lösung dieser Aufgabe durch
den Gebrauch der Salicylgelatine. — Auf Grundlage der Erwägung,
dass die Wirkung des Theers sich im Wesentlichen auf zwei
Momente zurückführen lasse, erstens auf den Umstand, dass
der Theer ein vorzügliches Antisepticum, zweitens dass er ein
vorzügliches Deckmittel sei, zufolge seines Gehaltes an harzigen
'Bestandteilen, welche die Eigenschaften besitzen, an der Ober¬
fläche der Haut zu vertrocknen, demnach eine schützende
Decke zu bilden, unter welcher die Epitelregeneration sich un¬
beanstandet vollziehen kann — auf Grundlage dieser Erwägung
versuchte Pick die Salicylgelatine, welche ebenfalls beiden
Indicationen zu entsprechen vermag, in jenen Fällen, wo die
Theerapplication am Platze ist, nämlich beim squamösen Eczem.
Wenn ich nun auch anerkennen muss, dass mit der Sali¬
cylgelatine gute Erfolge zu erzielen sind, so kann ich dieselbe
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Google
186
doch — was die Raschheit, und insbesondere die Haltbarkeit
des Erfolges anbelangt — und diese letztere macht den Theer
eben zu dem ausgezeichneten Mittel, als Ersatzmittel nicht an-
sehen. Der Theer bleibt meiner Ansicht nach in der Therapie
des Eczems unerreicht und unverdrängt.
Ich wende mich nun zur Besprechung der Therapie der
Psoriasis, welche in der neueren Zeit mannigfache Fortschritte
zu verzeichnen hat.
Fragen wir uns auch hier nach dem Umfange unseres
therapeutischen Könnens, so lautet die Antwort noch weniger
tröstlich, als beim Eczem.
Unsere heutige Therapie der Psoriasis ist ganz und gar
ausser Stande, die Krankheit als solche zu heilen, die unter
Umständen fort und fort auftretenden Recidiven zu verhindern,
und ihre Wirksamkeit beschränkt sich lediglich auf die Be¬
seitigung ihrer einzelnen Manifestationen. — Es ist eine merk¬
würdige und kaum zu erklärende Thatsache, dass wir im Ar¬
senik wohl ein Mittel besitzen, welches von Innen heraus, schon
bestehende Plaques und Efflorescenzen zur Rückbildung zu
bringen vermag, das aber Nachschübe zu verhindern nicht im
Stande ist.
So zahlreich die Bestrebungen auch waren, Licht und
Verständniss in diese so häufige Erkrankung der Haut zu
bringen — wir sind nach wie vor um keinen Schritt weiter
gekommen. Ob wir nun mit Hebra den localen Vorgang, als
der Entzündung vergleichbar ansehen, oder ob wir mit Aus¬
pitz in ihr eine paratypische Verhornungsanomalie erblicken —
für die Kenntniss des Wesens der Krankheit, ihre Aetiologie
haben wir hiedurch so gut wie nichts gewonnen.
Wir sind heute, wie vor Decennien, genöthigt, trotz der
Kenntniss ihrer mangelhaften Erfolge, zur rein localen Therapie
zu greifen, welche nicht mehr leistet, als eben bestehende
Efflorescenzen zur Abheilung zu bringen. Die Fortschritte der
Therapie beziehen sich auch nur auf den rascheren Erfolg des
einen oder anderen Mittels, auf die grössere Leichtigkeit der
Application, auf den Umstand, dass mehrere der neueren Mittel
sich durch Geruchlosigkeit auszeichnen, wodurch die ambula¬
torische Behandlung leichter möglich wird, aber nicht auf den
dauernden Erfolg. Wohl gibt es Fälle, welche nach Anwendung
unserer heutigen Therapie gut werden und geheilt bleiben —
die grosse Zahl jener Fälle, welche aber trotz der sorgfältig¬
sten Behandlung stets neue Recidiven aufweisen, zeigt, dass
dies nicht durch dieselbe bewirkt war. — Konnten wir bei
der Behandlung des Eczems rationell Vorgehen, wussten wir,
wenigstens in gewisser Richtung, was wir mit unserer Behand¬
lung thun und anstreben, so stehen wir der Psoriasis gegenüber,
auf dem Boden reiner Empyrie. Lediglich auf empirischem
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187
Wege und durch Zufall wurde jenes Mittel gefunden, welches
den Anstoss zu einer gänzlichen Reformation der Psoriasisbehand¬
lung gab, nämlich das Chrysarobin. Das Chrysarobin kam zu¬
nächst als 10—20 Procent Salbe zur Verwendung und die Er¬
folge, welche an den einzelnen Plaques mit diesem Körper erzielt
wurden, waren geradezu überraschende. Allmälig kamen aber
auch die Nachtheile der Application dieses Präparates in Salben¬
form immer deutlicher und erschreckender zur Kenntniss, be¬
stehend in der Reizung der bisher von Psoriasisplaques ver¬
schont gebliebenen Haut, in entzündlicher, zu Cornealgeschwüren
führender Reizung des Auges, in der Verfärbung von Haut und
Haaren, bis sich allmälig die Erkenntniss einstellte, dass das
Chrysarobin in Salbenform nicht anwendbar sei. Ein guter Er¬
folg wurde mit einer weit grösseren Zahl von Misserfolgen
erkauft. — Die durch Chrysarobin hervorgerufenen Entzündungen
der Haut blieben aber nicht bedeutungslos für die ursprüngliche
Erkrankung, es trat nach Ablauf derselben das ein, worauf ich
schon im allgemeinen Theile meines Vortrages hingewiesen habe,
die Haut antwortete auf die Reizung im Sinne der bestehenden
Erkrankung, es bildete sich aus einer Psoriasis nummularis und
guttata eine Psoriasis universalis heraus. Unter diesen Ver¬
hältnissen war es begreiflich, dass ein Mittel, welches zwar so
überraschend schnelle Erfolge nicht erzielte, aber immerhin viel
schneller wirkte als die gebräuchlichen Methoden, und welchem
vor Allem die intensiv reizende Wirkung des Chrysarobins ab¬
ging, dasselbe allmälig verdrängte; es war die Pyrogallussäure,
welche ebenfalls in Form einer 10—löpercentigen Salbe ange¬
wendet wurde. — Absolut reizlos war zwar die Application
dieses Mittels auch nicht, indem sich auch bei ihm in einzelnen
Fällen Erytheme leichteren Grades einstellten, doch hatte man
hier in dem zeitweiligen Aussetzen des Medicamentes und in
dem Trockenhalten der Haut ein Mittel zur Hand, um diese
unangenehmen Nebenwirkungen zu paralysiren. — Die Erfolge,
welche an der Wiener dermatologischen Klinik, von welcher
der Gebrauch der Pyrogallussäure eingeführt wurde, erzielt
wurden, waren sehr zufriedenstellende, ja in vielen Fällen ganz
ausgezeichnete.
Da zeigte sich auch hier, dass dem Menschen nichts Voll¬
kommenes wird; — von der Breslauer dermatologischen Klinik
wurde ein Vergiftungsfall mit Pyrogallusäure gemeldet, welcher
tödtlichen Ausgang nahm. Das Medicament war zwar unzweck¬
mässig und unter Bedingungen angewendet worden, unter denen
eine massenhafte Resorption des Medicamentes stattfinden konnte
— immerhin musste aber dieser Fall, welchem sich später noch
2 oder 3 Fälle, wenn auch nicht mit tödtlichem Ausgange zu¬
gesellten, eine gewisse Aengstlichkeit in der Application der
Pyrogallussäure erzeugen und zur Vorsicht mahnen.
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186
doch — was die Raschheit, und insbesondere die Haltbarkeit
des Erfolges anbelangt — und diese letztere macht den Theer
eben zu dem ausgezeichneten Mittel, als Ersatzmittel nicht an-
sehen. Der Theer bleibt meiner Ansicht nach in der Therapie
des Eczems unerreicht und unverdrängt.
Ich wende mich nun zur Besprechung der Therapie der
Psoriasis, welche in der neueren Zeit mannigfache Fortschritte
zu verzeichnen hat.
Fragen wir uns auch hier nach dem Umfange unseres
therapeutischen Könnens, so lautet die Antwort noch weniger
tröstlich, als beim Eczem.
Unsere heutige Therapie der Psoriasis ist ganz und gar
ausser Stande, die Krankheit als solche zu heilen, die unter
Umständen fort und fort auftretenden Recidiven zu verhindern,
und ihre Wirksamkeit beschränkt sich lediglich auf die Be¬
seitigung ihrer einzelnen Manifestationen. — Es ist eine merk¬
würdige und kaum zu erklärende Thatsache, dass wir im Ar¬
senik wohl ein Mittel besitzen, welches von Innen heraus, schon
bestehende Plaques und Efflorescenzen zur Rückbildung zu
bringen vermag, das aber Nachschübe zu verhindern nicht im
Stande ist.
So zahlreich die Bestrebungen auch waren, Licht und
Yerständniss in diese so häufige Erkrankung der Haut zn
bringen — wir sind nach wie vor um keinen Schritt weiter
gekommen. Ob wir nun mit Hebra den localen Vorgang, als
der Entzündung vergleichbar ansehen, oder ob wir mit Aus¬
pitz in ihr eine paratypische Yerhornungsanomalie erblicken —
für die Kenntniss des Wesens der Krankheit, ihre Aetiologie
haben wir hiedurch so gut wie nichts gewonnen.
Wir sind heute, wie vor Decennien, genöthigt, trotz der
Kenntniss ihrer mangelhaften Erfolge, zur rein localen Therapie
zu greifen, welche nicht mehr leistet, als eben bestehende
Efflorescenzen zur Abheilung zu bringen. Die Fortschritte der
Therapie beziehen sich auch nur auf den rascheren Erfolg des
einen oder anderen Mittels, auf die grössere Leichtigkeit der
Application, auf den Umstand, dass mehrere der neueren Mittel
sich durch Geruchlosigkeit auszeichnen, wodurch die ambula¬
torische Behandlung leichter möglich wird, aber nicht auf den
dauernden Erfolg. Wohl gibt es Fälle, welche nach Anwendung
unserer heutigen Therapie gut werden und geheilt bleiben —
die grosse Zahl jener Fälle, welche aber trotz der sorgfältig¬
sten Behandlung stets neue Recidiven aufweisen, zeigt, dass
dies nicht durch dieselbe bewirkt war. — Konnten wir bei
der Behandlung des Eczems rationell Vorgehen, wussten wir,
wenigstens in gewisser Richtung, was wir mit unserer Behand¬
lung thun und anstreben, so stehen wir der Psoriasis gegenüber,
auf dem Boden reiner Empyrie. Lediglich auf empirischem
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es voriiegen, in Fällen von ausgedehnter Psoriasis wird
ohl den anderen Methoden den Vorzug geben.
3 Anwendung der Gelatine, des Tfauipaticins und der
hapflastermulle ist aber nur an unbehaarten Stellen
ur den Kopf sehen wir uns noch immer genöthigt, von
Mitteln oder Methoden Gebrauch zu machen. Das
ist wegen der Gelbfärbung der Haare von vorne-
'dilossen, die Pyrogallussäure leistet jedoch in Form
tigen Salbe recht gute Dienste,
aem wir nun über zwei Mittel verfügen, welche, wie
^dint, eine specifische Wirkung auf den localen Vorgang
a Psoriasis ausüben, fragt es sich, ob wir durch die Anwen¬
dung derselben des Theers entrathen können.
Nnn, meine Meinung geht dahin, dass der Theer auch
heute noch bei der Psoriasisbehandlung nicht entbehrt werden
könne. So raseh auch die einzelnen Plaques unter Chrysarobin
oder Pyrogallol verschwinden können, so lehrt doch die Erfah¬
rung, dass alsbald an Ort und Stelle wieder neue Efflorescenzen
auftauchen, die Wirkung demnach keine sehr haltbare ist. Haltbar
wird sie erst durch die nachträgliche Application von Theer. Die
Dauer der Theerapplication ist allerdings eine viel kürzere
und kann sich auf einige Tage beschränken, aber ich halte
denselben für nicht entbehrlich Und würde in jedem Falle, so¬
bald die Erscheinungen der Psoriasis geschwunden sind, die
nachträgliche Application von Theer durch einige Tage hin¬
durch empfehlen. — Eine Frage haben wir uns noch zu stellen,
nämlieh oo die neueren Methoden der Psoriasisbehandlung in
allen Fällen anwendbar seien. Nun, meine Herren, auch für
die Psoriasis gilt das allgemeine Prinoip, dass jedes Verfahren
zu vermeiden ist, welches reizende Wirkung hervorruft. Nun
sehen wir, dass die Reizbarkeit der Haut Psoriasiskranker sehr
verschieden ist, dass bei dem einen Chrysarobin und Pyrogallol
nicht reizt, während es beim anderen Erytheme und Eczeme
und in zweiter Linie wieder Psoriasis hervorruft. Diese Ver¬
schiedenheit der Reizbarkeit bezieht sich aber nicht nur auf
verschiedene Individuen, sondern auch auf verschiedene Stadien
der Krankheit. Und in dieser Beziehung glaube ich von dem
Gebrauche dieser ^Mittel bei acuten Fällen von Psoriasis ab-
rathep zu sollen. Ich glaube in solchen Fällen mit einfachen
Mitteln, einfachen Fetteinreibungen oder der Application einer
4procentigen Salicylsalbe unter gleichzeitiger interne? Anwendung
von Arsenik weit bessere Resultate erzielt zu haben, als mit
der Anwendung des in diesen Fällen fast constant reizenden
Chrysarobins und Pyrogallols. (Sohluss folgt.)
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Die durch Jahre fortgesetzten Beobachtungen haben nun
gezeigt, dass die universelle Anwendung der Pyrogallussäure
und besonders deren Anwendung bei universeller Psoria¬
sis, wo in der Haut die Bedingungen für die Resorption des
Medicamentes viel bessere sind, nicht gefahrlos sei, dass aber
die beschränkte Application von keinerlei Nachtheilen be¬
gleitet sei.
Ich muss gleich hier mit Rücksicht auf die gleich zu be¬
sprechenden, weiteren Applioationsmethoden hervorheben, dass
die Application des Chrysarobins und der Pyrogallussäure in
Salbenform rascher zum günstigen Ziele führt, als die Präparate,
in welchen das Fett durch eine andere Vehikel ersetzt ist.
Die mannigfachen Vortheile, welche sich aber aus der Elimi¬
nation des Fettes ergeben und auf welche ich nicht zurückzu-
kommen brauche, lassen dieselben als wesentliche Vervoll¬
kommnungen ansehen. — Zunächst war es wieder Pick, welcher
die Verwendung der Gelatine als Vehikel für das Chrysarobin
empfahl und hiedurch dasselbe eigentlich erst anwendbar machte.
Wie für das Chrysarobin stellte sich auch für die Pyrogallus-
säure die Gelatine als sehr geeignetes Vehikel heraus. Beide
Körper werden im Mischungsverhältnisse von 1 : 10 angewendet.
Vortrefflich eignet sich auch das von Auspitz empfohlene
Traumaticin, das wohl nur als Constituens für Chrysarobin an¬
gewendet werden kann — Pyrogallussäure misoht sich mit dem
Traumaticin nicht. Will man diese in Verbindung mit Trauma
ticin anwenden, dann eignet sich das von Besnier angegebene
Verfahren, welches darin besteht, dass eine 20°/ 0 aetherisohe
Pyrogallussäurelösung auf den Plaques oingerieben und nach
dem Vertrooknen des Aethers mit Traumaticin eingedeokt wird.
Die Behandlung der Psoriasis mit Chrysarobin- und Pyro-
gallolgelatine und die Application der genannten Stoffe mit
Traumaticin muss wegen der Reinlichkeit des Verfahrens,
wegen der Reduction der reizenden Eigenschaften dieser Körper
auf ein Minimum und wegen der Elimination der Fette, als
ein entschiedener Fortschritt bezeichnet werden.
Ich habe bereits im allgemeinen Theile die Art der Appli¬
cation dieser Mittel erörtert und kann diesbezüglich auf das
Gesagte verweisen.
Die auf die Plaques aufgetragene Gelatine und das Trau¬
maticin haften 1, 2, 3 Tage und damit werden die lästigen
Manipulationen, welche früher bei dem Gebrauche der Salbe
täglich 2mal vorgenommen werden mussten, auf ein Minimum
reducirt.
Eines Verfahrens zur Application des Chrysarobins muss
ich noch Erwähnung thun; es ist die Application desselben mittelst
des Guttaperchapflastermulles. Diese Anwendungsweise des
Chrysarobins eignet sich aber nur in Fällen, wo vereinzelte
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Ptoquues vorliegen, in Fällen von ausgedehnter Psoriasis wird
man wohl den anderen Methoden den Vorzug geben.
Die Anwendung 4er Gelatine, des Tyauieaticins und der
Guttaperchapflastermulle ist aber nur an unbehaarten Stellen
möglich; für den Kopf sehen wir uns noch immer genöthigt, von
den alten Mitteln oder Methoden Gebrauch zu machen. Das
Chrysarobin ist wegen der Gelbfärbung der Haare von vorne-
berein ausgeschlossen, die Pyrogallussäure leistet jedoch in Form
einer lOpyocentigen Salbe recht gute Dienste.
Nachdem wir nun über zwei Mittel verfügen, welche, wie
es scheint, eine specifische Wirkung auf den localen Vorgang
bei Psoriasis ausüben, fragt es sich, ob wir durch die Anwen¬
dung derselben des Theers entrathen können.
Nun, meine Meinung geht dahin, dass der Theer auch
heute noch bei der Psoriasisbehandlung nicht entbehrt werden
könne. So rasoh aueh die einzelnen Plaques unter Chrysarobin
oder Pyrogallol verschwinden können, so lehrt doch die Erfah¬
rung, dass alsbald an Ort und Stelle wieder neue EfSorescenzen
auftauchen, die Wirkung demnach keine sehr haltbare ist. Haltbar
wird sie erst durch die nachträgliche Application von Theer. Die
Dauer der Theerapplication ist allerdings eine viel kürzere
und kann sich auf einige Tage beschränken, aber ich halte
denselben für nicht entbehrlich tmd würde in jedem Falle, so¬
bald die Erscheinungen der Psoriasis geschwunden sind, die
nachträgliche Application von Theer durch einige Tage hin¬
durch empfehlen. — Eine Frage haben wir uns noch zu stellen,
nämlieh oo die neueren Methoden der Psoriasisbehandlung in
allen Fällen anwendbar seien. Nun, meine Herren, auch für
die Psoriasis gilt das allgemeine Prinoip, dass jedes Verfahren
zu vermeiden ist, welches reizende Wirkung hervorruft. Nun
sehen wir, dass die Reizbarkeit der Haut Psoriasiskranker sehr
verschieden ist, dass bei dem einen Chrysarobin und Pyrogallol
nicht reizt, während es beim anderen Erytheme und Eczeme
und in zweiter Linie wieder Psoriasis hervorruft. Diese Ver¬
schiedenheit der Reizbarkeit bezieht sich aber nioht nur auf
verschiedene Individuen, sondern auch auf verschiedene Stadien
der Krankheit. Und in dieser Beziehung glaube ich von dem
gebrauche dieser ^Mittel bei acuten Fällen von Psoriasis ab-
rathen zu sollen. Ich glaube in solchen Fällen mit einfachen
Mitteln, einfachen Fetteinreibungen oder der Application einer
4procentigen Saüoylsalhe unter gleichzeitiger interne? Anwendung
von Arsenik veit bessere Resultate erzielt zu haben, als mit
4er Anwendung des in diesen Fällen fast oonstant reizenden
Chrysarobins und PyroguHols. (SoJiIum folgt.)
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Beitrag zur Aetiologie und Prophylaxe der asiatischen
' Cholera
mit besonderer Berücksichtigung der Eoch’schen Kommabacillen
auf Grund eigener Untersuchungen.
Vortrag von Dr. Helnrloh Kowalski, k. k. Regimentsarzt. (Schluss).
Die Wirkung der schwefligen Säure wurde durch nach¬
stehenden Versuch geprüft. Drei Reagenzgläschen mit je 20
Cubikcentimenter einer kräftigen Reincultur von Koch’schen
Kommabacillen wurden in einen nach oben offenen Glassturz
gebracht und zwei derselben mit Wattapfropf und eines* ohne
Wattapfropf gelassen. Der Glassturz wurde mit einem Drahtgitter
geschlossen, ober demselben Schwefel in Stangen verbrannt,
und der ganze Glassturz mit schwefliger Säure erfüllt. Nach
24 Stunden wurden aus jedem Reagenzgläschen drei Impfun¬
gen gemacht und alle zeigten kräftige Gulturen von Komma¬
bacillen, zum Zeichen, dass die Gholeramikroben durch schwef-
flige Säure in 24 Stunden nicht vollkommen abgetödtet wurden.
Es war deutlich sichtbar, dass die Proben aus der offen gelas¬
senen Cultur bedeutend schwächer als die aus den mit Watta-
propf bedeckten waren, wo die schweflige Säure eigentlich keine
Wirkung entfalten konnte.
Ich hätte gerne die Wirkung einer gesunden Magenflüssig¬
keit untersucht, hatte aber bis jetzt keine Gelegenheit; ich
hoffe es bald nachholen zu können. Ich vermuthe, dass ein
gesunder Magen durch seine sauren Producte selbst grössere
Mengen von Kommabacillen wird zerstören können. Es ist mir
unbekannt, ob und unter welchen Verhältnissen der Mageninhalt
neutral oder gar alkalisch reagirt, dann wäre mir auch eine
Disposition oder relative Immunität eines Individuums einiger-
massen erklärlich.
Es erübrigt mir, noch den Einfluss der Temperatur zu er¬
wähnen. Derselbe ist im hohen Grade interessant. Kräftige
Reinculturen von Kommabacillen durch mehr als drei Wochen
einer Temperatur von 7° bis + 2° C. ausgesetzt, blieben noch
leben8- und entwicklungsfähig, nach weiteren vier Wochen
waren sie steril.
Bei einer Temperatur von 0° bis + 10° Cels. scheint ein
vollkommener Stillstand im Wachsthume der Culturen zu be¬
stehen, selbst nach vielen Wochen war keine Vergrösserung der
Culturen bemerkbar. Zwischen + 10° und + 15° C. wachsen
Stichculturen so langsam, dass eine solche 14tägige Cultur
einer 12 bis 24stündigen Cultur bei 25° C. entspricht. Zwischen
+ 15° und 20° C.’ ist das Wachsthum bereits in 24 bis 48
Stunden sichtbar, bei 25 0 C. wird eine Stichcultur schon
nach 6 bis 12 Stunden sichtbar. Zwischen 25 und 40° C. ist
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die Controle schwer, aber das Wachsthum ausserordentlich
üppig. Eine Temperatur von 40° bis 45° C. wird noch durch
einige Zeit vertragen. Bei einer Temperatur von mehr als 45°
C. sterben sie bereits langsam ab. Kräftige Culturen gehen bei
einer Temperatur von 50 bis 60° C. in kurzer Zeit zu Grunde.
Bei 70° C. sterben sie sofort ab.
Stuhlentleerungeo von Cholerakranken in einem offenen
Glasgefässe aufbewahrt, ohne Zusatz einer Nährsubstanz, nur
yor dem Austrocknen geschützt, enthielten noch nach 4 Wochen
zahlreiche Spirillen und Kommabacillen, die sich leicht mikrosko¬
pisch nachweisen Hessen und reingezüchtet werden konnten.
Nach acht Wochen habe ich aus denselben keine Cultur
Ton Kommabacillen mehr gewinnen können. Kräftige Culturen
auf einer Nährgelatine — bei einer Zimmertemperatur zwischen
10 und 25° C. gehalten — sind noch im sechsten Monate
lebens- und entwicklungsfähig. Nach Koch und Babes gehen
die Kommabacillen im Kloakeninhalte bereits nach 24 Stunden
zu Grunde. — Auch im destillirten und im Wiener Hochquell-
wasser starben sie naoh kurzer Zeit ab.
Ein Blick auf obige Tafel genügt, um den Gedanken auf-
kommen zu lassen, dass wir in unseren früheren Epidemien
nur wenig desinficirt haben! — Es wurden viele Mittel als
Yermeintliche Desinfectionsmittel angewendet, welche sich auf
das Wachsthum der Choleramikroben indifferent zeigen, wie
Seifenlösung, schwache Kalilauge, Eisenvitriol, Kali ohloricum,
schwache Chlorkalklösung, schwacher Essig, rother und weisser
Wein, 30 Prooent Alkohol; selbst der alkoholreiohste Tokayer
erwies sich für die Entwickelung der Cholerabacillen vollkommen
indifferent. — Es hat auf mich sogar den Eindruck gemacht, dass
die Colonien durch eine Weinzugabe noch kräftiger wuchsen.
Zur Desinfection geeignet können erst jene Mittel be¬
trachtet werden, welche sofort und sicher alle Cholerakeime
vernichten. Als solche erwiesen sich Sublimatlösung von
1 : 500, Carboilösung 1 : 50, Cressol 1 : 100, Schwefelsäure
1 : 100, Salzsäure 3 : 100, Chininum sulfuricum 1 : 100, Alcohol
40:100, Kalium hypermanganicum 1 : 100, Acetum pyroligno-
Bum purum, Calcium bypochlorosum in einer Lösung, die we¬
nigstens 4 pro mille freies Chlor enthält, selbstverständlich bei
gleicher Yolummenge der zu desinficirenden Flüssigkeit, die als
Reincultur von der stärksten Infectiosität betrachtet werden
könnte.
Yon einem guten Desinfectionsmittel muss man verlan¬
gen, dass dasselbe womöglich sofort und sicher wirke, dass
es oonstant wirksam bleibe, relativ billig zu bekommen und
leicht zu handhaben wäre. Unter dieser Yoraussetzung und
nach den Ergebnissen meiner Untersuchung, die durchaus nicht
als abgeschlossen und noch weniger als erschöpfend zu be-
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trachten ist, wären die flüssigen Desinfectionsmitte], mit denen
die Manipulation überall und leicht möglich ist, als die zweck¬
entsprechendsten zu bezeichnen. Die flüchtigen Mittel sind
minder verlässlich und höchstwahrscheinlich auch entbehrlich,
da die Contagien nicht gasförmig die Luft imprägniren und
Spuren, die hinaufgesohleudert werden, bald austrocknen und
keiner weiteren Desinfection bedürfen. — Das Austroeknen wäre
nur dort zulässig, wo keine Desinfeotionsmittel aus irgend einem
Grunde angewendet werden könnten. Während einer feuchten,
regnerischen Jahreszeit benöthigt ein beschmutztes, nasses
Leintuch mehr als 24 Stunden zum Austroeknen und während
dieser Zeit ist eine Vermehrung und Verschleppung der Keime
möglich.
Ueberhitzte Wasserdämpfe sind umständlich und vielleicht
auch entbehrlich.
Bei Nahrungs- und Genussmitteln ist die hohe Temperatur
natürlich das sicherste Abtödtungsmittel.
Von der grössten Bedeutung ist es aber, dass wir uns
nioht hauptsächlich auf die Desinfection der Kanäle verlegen,
sondern unseren Desinfections-Apparat besonders in der Um¬
gebung der Cholerakranken selbst verwenden.
Es kommt ausserordentlich viel darauf an, „wie“ wir die
Mittel ausnützen, welche als sichere Abtödtungsmittel betrachtet
werden können. — Der Erfolg ist hauptsächlich, wenn nieht
ausschliesslich, von der Exactheit der Desinfection abhängig.
Durch einfache Ueberlegung und Berücksichtigung der
Ergebnisse der neuesten Forschung können wir uns ungezwungen
manche Thatsachen bezüglich der Aetiologie der Cholera er¬
klären, die uns bis dato räthselhaft waren. Auch lassen sich
Anhaltspunkte sowohl für die Therapie, als auch für die Pro¬
phylaxe gewinnen.
Ich glaube, dass wir durch bacteriologisohe Studien
zahlreiche Anhaltspunkte gewinnen, um unsere Thätigkeit gegen
die Entstehung und Ausbreitung der Seuche sicherer, zielbe¬
wusster und vielleicht erfolgreicher zu gestalten, als es bis jetzt
der Fall war.
Es gereicht mir sehliesslich zum besonderen Vergnügen,
constatiren zu können, dass die competenten Sanitätsbehörden
in Wien die Wichtigkeit der bacteriologischen Studien anerken¬
nen und ihnen ihre besondere Aufmerksamkeit zuwenden.
Hopfgartner-Feier.
Am 27. v. M., an welchem Tage Vicepräsident pr. Leopold
Hopfgartner sein 60. Geburtsfest feierte, empfing derselbe in
seinem Tusculupa in Grinzing von Nah und Fern vop Collegpn und
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Freunden die ehrendsten Auszeichnungen. Eine wahre Sturmfluth
von Briefen, Telegrammen und Karten ging über den Gefeierten
nieder und gab beredtes Zeugniss von der Hochachtung, von der
Anerkennung und von der Liebe, deren sich Freund Hopfgartner
bei Allen, die ihn kennen, und wer kennt ihn nicht, erfreut. Um
die Mittagsstunde erschien die Deputation des Gollegiums, be¬
stehend aus dem Vicepräsidenten Prof. Dr. Albert, dem Secretär
Dr. Reitter und dem Secretär-Stellvertreter Dr. Batsy, welche
Dr. Hopfgartner nomine collegii begrüsste und eine geschmack¬
volle Adresse überreichte. Die Adresse lautet:
Euer Hochwohlgeboren!
Hochgeehrter Herr Vioepräsident!
Dem innersten Drange unserer Herzen folgend, erscheinen wir an dem
Tage, an welchem Sie durch die Vollendung des 60. Lebensjahres in eine
neue Periode Ihres irdisohen Daseins treten, um Ihnen sowohl im eigenen
Namen als auch im Aufträge des Wiener medioinisohen Doctorencollegiums
den pflichtschuldigen Tribut wohlverdienten Dankes darzubringen und unsere
aufrichtige Verehrung zu bezeigen Auf diesen Dank, auf diese Verehrung
von Seite Ihrer Collegen haben Euer Hoohwohlgeboren während der
eben abgeschlossenen Lebensperiode den vollsten Anspruch erworben.
Im Jahre 1849 promovirt und im Jahre 1850 in das Dootorenoollegium
der Wiener medioinischen Faoultät aufgenommen, haben Euer Hoohwohl¬
geboren schon unter der früheren Organisation des Collegiums duroh Ihre
eifrige Betheiligung an den Versammlungen und duroh Ihr wirkungsvolles
Eingreifen in die Debatten die Aufmerksamkeit der Collegen auf Ihre Per¬
sönlichkeit zu lenken verstanden ; daher sind S i e sohon in den fünfziger
Jahren in das damals mit höchst wichtigen Agenden betraute „Comitö für
sanitätspolizeiliche Gesetzübetretungen“ gewählt und mit dem verantwort¬
lichen Amte des Schriftführers betraut worden.
Im Jahre 1859 haben sioh Euer Hoohwohlgeboren an der
Errichtung des Unterstützungsinstitut es lebhaft betheiligt, sind demselben
sogleich als Mitglied, später auch als Gründer beigetreten und im Jahre 1865
in den behufs Revision der Statuten verstärkten Ausschuss gewählt worden,
bei dessen Berathungen Sie abermals als Schriftführer fungirten.
Vermöge Ihrer regen Betheiligung an allen humanitären und patrio¬
tischen Unternehmungen erfreute sioh das Dootorenoollegium auch im Jahre
1866 anlässlich seiner grossartigen Hilfeleistung für die Verwundeten der
kaiserlichen Armee Ihrer eifrigen und aufopferungsvollen Mitwirkung.
Nach Ihrer im Jahre 1862 erfolgten Berufung in den Jahresaussohuss
des Doctorenoollegiums der medioinisohen Fakultät gewann die Ueber zeugung
von der Gediegenheit Ihres Charakters und von Ihrem hervorragenden
Adininistrationstalente eine grössere Ausdehnung, wozu Ihr von gründlicher
Sachkenntnis zeugendes Hervortreten in der Witwen und Waisen-Societät
des Dootorencollegiums, erst als Mitglied des Ausschusses, bald auch als Mit¬
glied der Direction, wesentlich beigetragen hat. Ihre Berufung zum Stell¬
vertreter des Notars während dessen langer Erkrankung in den Jahren 1872
und 1673 ist der prägnanteste Ausdruck und der beredteste Zeuge für das
Ihnen zugewendete grosse Vertrauen und für die auf Ihre Thatkraft ge¬
setzten Hoffnungen, welche vollständig zu rechtfertigen, Ihnen durch die
damaligen Zeitverhältnisse bald Gelegenheit geboten ward.
Die bis nun ununterbrochen währende Glanzperiode Ihrer ruhm¬
reichen Thätigkeit beginnt im Jahre 1873 nach der Ausscheidung des Doctoren¬
oollegiums der medioinisohen Fakultät aus dem Verbände der Universität.
Nach dem am 11. April 1873 erfolgten Hinsoheiden Ihres unmittelbaren
Vorgängers mit der Fortführung der Kanzleigeeohäfte des Collegiums betraut,
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haben Euer Hoohwohlgeboren bei der dureh das Universitätsgesetz vom
27. April 1873 eingetretenen Auflösung des früheren Collegiums und Abolirung
seiner bisherigen Einnahmen mit sehr grossen Schwierigkeiten zu kämpfen
gehabt, um den Uebergang aus dem alten Zustande in die neuen Verhältnisse
glücklich durchzumachen; durch Ihr kluges Vorgehen und durch Ihre
besondere Geschicklichkeit in der Verwaltung haben Sie zur Sammlung der
Collegen unter die gemeinsame Fahne und zur Wiederaufriohtung des Dootoren-
oollegiums wesentlich beigetragen* In Folge Ihrer bei dieser mühevollen
Neugestaltung bewiesenen Gesohäftskenntniss und Berufstreue sind Sie im
Jahre 1874 zum ersten Seoretär und Cassier des reorganisirten Doctoren-
oollegiums einhellig gewählt worden.
Von diesem Zeitpunkte an bildet Ihre Wirksamkeit im Collegium
eine zusammenhängende Kette von hochverdienstliohen Leistungen, so dass
Euer Hoohwohlgeboren — sohon früher eine edle Zierde des alten
Collegiums — von dessen Neugestaltung an als eine feste Säule dieser
Corporation dastehen. Einen vollgiltigen und unumstösslichen Beweis für die
Wahrheit dieser Behauptung liefert die in den Annalen des Collegiums ver¬
ewigte Thatsaohe, dass Euer Hoohwohlgeboren seither bis zu Ihrer
freiwilligen Resignation wiederholt zum Seoretär und Cassier des Collegiums,
ferner zum Cassier des im Jahre 1877 gegründeten Pensionsinstitutes, im
Jahre 1880 zum II. Vioepräsidenten des Collegiums, im Jahre 1882 zum
Superintendenten der Dr. Effenberger’schen Stipendienstiftung und im Jahre
1884 zum I. Vioepräsidenten gewählt worden sind, in allen diesen ehrenvollen
Stellungen das in Sie gesetzte Vertrauen auf das Glänzendste gerechtfertigt
haben, sioh in Folge Ihres ooncilianten Wesens und Ihrer Liebenswürdig¬
keit im Verkehre der wärmsten Sympathien und der treuen Anhänglichkeit
aller Ihrer Collegen erfreuen.
Wir sohätzen uns glücklich, Euer Hoohwohlgeboren heute bei
diesem solennen Anlasse ausser der vollen Anerkennung Ihrer verdienst¬
vollen Leistungen im Interesse des Wiener medioinisohen Doctorenoollegiums
auch unsere persönliche Ergebenheit aussprechen zu können, und hegen in
den freudig bewegten Herzen insgesammt den innigen Wunsoh, dass Ihnen
für alle zukünftigen Tage Ihres Lebens die bisher ungetrübte Frische des
Geistes und ungeschwäohte Rüstigkeit des Leibes erhalten bleiben möge.
Zugleich bitten wir Sie, auch fernerhin unserer Corporation Ihre vorzügliche
Aufmerksamkeit zuzuwenden, die Interessen des Doctorenoollegiums mit dem
bisherigen Eifer wahrzunehmen und dessen verschiedene Institutionen mit
Ihrem Einflüsse, mit Ihrer Thatkraft zu fördern, uni selbst aber mit
Ihrer collegialen Freundschaft zu beglücken, unser Vorbild und Rathgeber,
unser Leiter und Führer zu bleiben bei Förderung der Wohlfahrt des
Wiener medioinisohen D octor e ncoll egiunjs.
Namens der Witwen- undWaisen-Societät des Colle¬
giums überreichten O.-S.-R, Dr. R. y. Schneller und Dr. Alois
G r u b e r eine künstlerisch ausgeführte Adresse mit folgendem
Wortlaute:
Hochgeehrter Herr College!
Wenn am heutigen Tage, an welchem Sie Ihr 60. Lebensjahr vollenden,
von allen Seiten die herzlichsten Glückswünsohe Ihnen dargebracht werden,
so tritt auch an die Witwen- und Waisen-Societät des Wiener medioinisohen
Dootoren-Collegiums die in hohem Grade ehrende Pflioht heran, Ihrer heute
in wohlerworbener Liebe, in wohlverdienter Dankbarkeit zu gedenken.
Unvergänglich sind Ihre grossen Verdienste, die Sie seit einer Reihe
von Jahren um unser Institut sich erworben, unvergleichlich der emsige
Eifer und die seltene Pflichttreue, mit welcher Sie der Sooietät sowohl als
Mitglied des Ausschusses, wie als Aotuar-Stellvertreter und seit 12 Jahren
als Cassier in selbstlosester Weise Ihre Dienste weihten.
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Dieser Ihrer hervorragender Eigenschaften eingedenk, begrüsst Sie
an dem heutigen festlichen Tage die Witwen- und Waisen-Societät des Wiener
medicini8ohen Dootoren-Gollegiums als eines ihrer treuesten Mitglieder, zu
welchem die Liebe tief in unser Aller Herzen wurzelt, dessen rastloses
Wirken und Sohaffen immer unvergessen bleiben wird.
Einmütbig ist derWunsoh, der uns Alle stets beseelt, und welchen wir
heute bei diesem feierlichen Anlasse in Worte kleiden, dass Sie, hoohgeehrter
College und Freund, in körperlicher und geistiger Frische die Früchte eines
wohlangewandten Lebens geniessend, noch viele, viele Jahre, an der Seite
I hrer edlen Gattin, im Kreise Ihrer Familie, unter uns weilen mögen als
leuchtendes "Vorbild, als Zierde unseres Standes.
Dieser Deputation schlossen sich die Vertreter des Pensions-
Institutes, die DDr. Much, Kramer und Po pp er an, welche
ein reich ausgestattetes Begriissungsdiplom folgenden Inhaltes über¬
reichten :
Im Namen des Pensions-Institutes des Wiener medioinisohen Dootoren-
Collegiums beehrt sioh das gefertigte Präsidium, den hoohwohlgebornen
Herrn
Dr. Leopold Hopfgartner,
Vicepräsidenten des Wiener medidnisohen Doctoren-Collegiums und Cassier des Pensions-
Institutes etc. etc.
zu seinem 60. Geburtstage auf das Herzlichste zu beglüokwünsohen.
Nicht nur die Empfindungen der aufrichtigsten Freude sind es, die
uns heute beherrschen, wenn wir Dich, unseren lieben und allzeit getreuen
Freund und Collegen so jugendlich frisoh an Geist und Körper vor uns sehen
— nein, auch die Gefühle des innigsten, des grössten Dankes bringen wir
Dir an Deinem heutigen Festtage tiefbewegten Herzens entgegen. Ist es doch
Deine Mühe, Deine Arbeit, Deine Liebe und Freundsohaft für die
Collegen, Deine wahrhaft edle Gesinnung, welohe die Errichtung unseres
Pensions-Institutes ermöglicht hatten. Mit jugendlicher Begeisterung hast Du
der Gründung dieses Institutes Deine besten Kräfte geweiht und vorzüglich
Deiner unvergleichlichen, selbstlosen, nach jeder Richtung ausgezeichneten
Thätigkeit ist es zu danken, dass heute sohon, nach kaum zehnjährigem Be¬
stände, das Pensions-Institut unter den humanitären Institutionen des Doo-
toren-Collegiums einen ersten Rang einnimmt.
Wenn Du mit dem heutigen Tage — das erste von den Mitgliedern
unseres Institutes, die demselben seit seiner Gründung angehören — in
die Reihe der Pensionäre eintrittst, so möohte uns wohl ein Gefühl der
Webmuth beschleichen, dass die nimmer rastende Zeit auch Dich in ihrem
Fluge mit sich gerissen. Aber mit froher Zuversicht erfüllt uns Deine unge¬
schwächte Manneskraft, mit der Du uns heute entgegentrittst. Wissen wir
doch, dass Deine alte Liebe und Anhänglichkeit an unser Institut nicht
erkalten wird, und desshalb hoffen wir auch mit Sicherheit auf die Erfüllung
unserer Bitte, dass Du unserem Pensions-Institute auch in Zukunft ein
wahrer Freund und treuer Berather bleiben wirst.
So empfange denn, D u lieber, guter Mann aus treuer Freundeshand die
herzlichsten und besten Glückwünsche für Dein ferneres Wohlergehen. Möge
es D i r und mit Dir auch uns vergönnt sein, dass wir D i r noch recht oft
unsere Verehrung und Dankbarkeit, wie heute entgegenbringen können.
Das walte Gott!
Nachdem noch Dr. Popper Namens des Vereins der Aerzte
der südlichen Bezirke Wiens, O.-S.-R. Dr. R. v. Schneller, als
Obmann der Section für öffentliche Gesundheitspflege, und Dr.
R e i 11 e r für den ärztlichen Verein des III. Bezirkes die Glück-
196
wünsche dargebracht hatten, sprach Dr. Hopfgartnei, der früher
jeder einzelnen Deputation gedankt hatte, nochmals tief bewegt in
herzlichen Worten seinon Dank aus. Die Anwesenden besichtigten
sodann das dem Gefeierten vom ärztlichen Vereine des II. Bezirkes,
dessen Obmann Dr. Hopfgartner ist, gespendete Album mit den
Photographien sämmtlicher Vereinsmitglieder, worauf ein Dejeuner
die Anwesenden vereinte, bei welchem manches Gläschen eines vor¬
trefflichen „Grinzingers“ auf das Wohl Dr. H o p f g a r t ner’s,
seiner liebenswürdigen Gattin und seines herzigen Töchterleins ge¬
leert wurde. B.
Notizen.
Anszeichnung. Be. Majestät haben dem Ministerialrathe und Sanitäts¬
referenten im Ministerium des Innern, Dr. Franz 8 c h n e i d e r, als Ritter des
eisernen Kronenordens 3. Classe den Ritterstand allergnädigst zu ver¬
leihen geruht.
Pensionsinstitut. Der Vicepräsident des Collegiums und Cassier der
Pensionsinstitutes, Herr Dr. L. Hopfgartner, hat aus Anlass der
Vollendung seines 60. Lebensjahres dem Reservefonds eine Notenrente per
100 fl. gespendet.
Medicinische Rigorosen. Der Minister fär Cultus und Unterricht hat
im Einvernehmen mit dem Ministerium des Innern für die an der Wien er
Universität im Studienjahre 1885/86 abzuhaltenden medioinhcheu Rigorosen
folgende Funotionäre bestellt: 1. Als RegierungBoommhsäre: dea Ministerial*
rath im Ministerium des Innern Dr. Franz R. v. 8 o h n e i d e r, den Statthalter ei-
rath Dr. Ludwig v Karajan, den Direotor des allgemeinen Krankenhauses,
Ober-Sanitätsrath Dr. Josef Hoff mann und den emeritirten Director des
Wiener Thierarznei-Institutes Hofrath Dr. Moriz Roll; 2. ah Coexaminator
für das zweite medicinische Rigorosum: den ordeqtliohep , Uuiver^täts-
Professor Hofrath Dr. Hermann Widerhofer und ak/desjtöi §t^faaj#fcter
den ordentlichen Universitäts-Professor Hofrath Dr. \Thro<to£ r t;
3. als Coexaminator fär das dritte medioinisohe RigoiSäfiji“ • t&®!# /aus30r *
ordentlichen Universitäts-Profe3sor Dr. Josef Weinlechner* H tirrfd l:iP als dessen
Stellvertreter den ausserordentlichen Universitäts-Professor Dr. Friedrich
Salzer.
Zur Beachtung. Da nach § 7 Alinea 3 der Statuten
die Jahresbeiträge in den ersten 3 Monaten des laufenden Jahres
einzuzahlen sind, so werden jene Herren Collegen , welche mit
ihrem Beitrage für das Jahr 1885 per 5 fl. noch im Rück¬
stände sind, höflichst ersucht , denselben baldmöglichst zu entrichten .
Desgleichen werden auch jene Herren Mitglieder des Unter¬
stützungs-Instituts, welche ihren Jahresbeitrag per 6 fl. für das
Jahr 1885 , der nach § 6 der Statuten im Monate Jänner zu
berichtigen ist, noch nicht beglichen haben , in ihrem eigenen Interesse
höflichst ersucht , denselben baldigst an die Kanzlei des Wr. med.
Doct.-Coll. (/., Rothenthurmstrasse 23) gelangen zu lassen, was am
einfachsten und sichersten mittelst Postanweisung geschehen kann.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin. Doct.-Coll. — Verantwortlicher Bedactaur:
Dr. L. Hopfgartner. — Gesellschafta-Buchdruckerei, Wien, III., Erdbergstrasse 8.
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XI. JSd. Aasgegeben am 24. September 1885. JSr. 21
MITTHEILUNGEN
des
Wiener aediciDiscliBD Dnctnran-CollBBiais.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In¬
lande 3 fl., naeh dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prftnumerirt in der Medioin. Buchhandlung Toeplitx & Deulieke
(vormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zischriftei mid Zmseidmgeii ai die Rodaetioi: Wiea, Kaiilei des Wieaer med.
Doet-CoH. nid der Witwen- and Waisen-Soeietftt, Rothenthmrmstrasse 23.
Inhalt: Einladung. — Witwen- und Waisen-Societät des Wr. med. Doctoren-Collegiuma. —
Wie können kürzlich entbundene und desshalb noch nicht erwerbsfähige Mütter besser
gesohtltzt werden ? Vortrag gehalten iü der Sectfo'n für öffentliche Gesundheitspflege am
4. März 1885 von Dr. Hans Sohandlbauer. — Ueber neuere dermatologische Heil¬
methoden. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 13. April 1886,
von Dr. Adolf Jarisch. (Schluss.) — Aus dem Geschäftsraum. — Notizen.
Einladung
zu der am
Mittwoch, den 7. October 1885, um 7 Uhr Abends
in der
Kanzlei des Wr. med. Doct.-Coll., I. Rothenthurmntrasse 23, statt findenden
Sitzung der Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Programm t
Beitrüge zur hygienischen Untersuchung der Fette mit besonderer
Berücksichtigung der Butter. Von Herrn Dr. Florian Kratsehmer, k. k.
Regiments-Arzt und Universitfltsdooent. +
Dr. Josef R. v. Schneller, Obmann.
Witwen- und Waisen-Societät des Wiener medicinischsn
Doctoren-Collegium8.
Die Witwen- und Waisen-Societät des Wiener medicinischen
Doctoren-Collegiums beabsichtigt zum Behufe der Erleichterung
des Eintrittes in diese Gesellschaft in Zukunft auch Mitglieder
mit der Einzahlung auf halbe Pensionen für ihre Witwen-
und Waisen aufzunehmen und hat desshalb die nöthigen Be¬
rathungen begonnen.
Die geehrten Societäts-Mitglieder werden desshalb ersucht,
etwaige diessfallige Vorschläge binnen 2 Monaten der Direction
der obgenannten Societät gefälligst zukommen lassen zu wollen.
Dr. Gerstl , Dr. Th. Jur iS 9 Dr. Hopfgartner,
Actuar. Präsident. Cassier .
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198
Wie können kürzlich entbundene und deshalb noch nicht
erwerbsfähige Mütter besser geschützt werden?
Vortrag, gehalten in der Seotion für offentliohe Gesundheitspflege am
4. März 1885 von Dr. Hans Sch an dl bau er.
Dr. Schandlbauer besprieht die Art und Weise, wie
am 10. Tage nach erfolgter Entbindung die Wöchnerinnen von
der Gebäranstalt in die Findelanstalt gestellt werden, tadelt die
karrenartigen Wägen, in welchen dieselben, preisgegeben dem
Spotte der schaulustigen Menge, geführt, und fordert, dass auch
für sie gleiche Humanität wie bei Verbrechern geübt werde.
In der Findelanstalt werden die passenden Wöchnerinnen
als Ammen zurückbehalten; die grosse Mehrzahl, hagere, ab¬
gezehrte Gestalten entlassen, um sich bei geschwächtem und
kranken Körper ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Am
schwersten werden die armen, mährischen Dienstmädchen be¬
troffen, denen auch noch die Sorge um die Erhaltung des
Kindes obliegt. Seitdem die Armuth immer grössere Kreise
zieht, ist auch die Zahl der verheirateten, armen Frauen und
Witwen eine ziemlich grosse, die aus Mangel an guter Unter¬
kunft und Subsistenzlosigkeit die Räume des Gebärhauses auf¬
suchen.
Die Nothwendigkeit einer Fürsorge für diese armen Ge¬
schöpfe ergibt sich aus folgenden Gründen:
1. Ein über 10 Tage dauerndes Zurückbalten im Gebär¬
hause — zur Zeit des Stifters Josef II. blieben sie 14 Tage —
würde eine Ueberfüllung der karg zugemessenen
Räume nach sich ziehen;
2. die Lebensbedingungen, unter welchen diese Unglück¬
lichen ihre definitive Heilung abwarten können, sind sehr
missliche;
3. aus der bekannten Thatsache, dass fern von ihren
Lebensgewohnheiten die Reconvalescenten besser gedeihen und
4. als wichtige prophylactische Massregel, weil ja durch
die richtige Fürsorge eine Menge Folgekrankheiten verhütet
werden, wodurch diese Wesen wieder dem Armen- und Kranken-
hausfonde zur Last fallen.
Die Fürsorge kann 1. in eine geschlossene und 2. in eine
freie eingetheilt werden.
1. Unter geschlossener Fürsorge versteht der Vor¬
tragende die Errichtung einer Anstalt, die er mit dem Namen
„Wöchnerinnenheim“ bezeichnet; er bespricht ähnliche Anstalten
in Frankreich — als Musteranstalt das Asyl im Vesinet, wo
350 Betten für reconvalescente Frauen und eine eigene Ab¬
theilung für Wöchnerinnen vorhanden ist.
Officielle Aufenthaltsdauer sind 14 Tage; die Verlängerung
auf 4 Wochen kann leicht jeder noch nicht vollständig gesun¬
den Frau bewilligt werden.
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199
In England sind die Wöchnerinnen in den Reconvales-
centenhäusern mit anderen Frauen zusammen; seit neuerer Zeit
strebt man in diesem mit mustergiltigen Einrichtungen dieser
Art so reich gesegneten Lande für dieselben eigene Anstalten
zu errichten.
Es ist bekannt, dass seit Jahren der n. ö. Landesausschuss
sich mit dem Gedanken trägt, anstatt der seit 100 Jahren be¬
stehenden, eine neue, den wissenschaftlichen Erfordernissen der
Neuzeit an gepasste Gebär- und Findelanstalt zu erbauen.
Fflr diese Anstalt — ein Hauptmittel der Bildung der
Aerzte — kann nur der Raum in der Nähe der Universität in
Anspruch genommen werden. Um aber diese Anstalt gegen
Ueberfüllung zu schützen und der Nothwendigkeit der Fürsorge
Genüge zu leisten, wäre es dann erforderlich, fern vom Dunst¬
kreise der überfüllten Stadt, vielleicht auf den Abhängen des
Galizynberges ein Wöchnerinnenheim zu errichten, dessen Ver¬
waltung sich im Tochterverhältnisse zu der Hauptanstalt befände.
Wenn die Erbauung der von allen Seiten schon längst
als nothwendig erkannten Gebär- und Findelanstalt spruchreif
geworden, behält sich der Sprecher vor, durch Schrift und
Wort auf die Ausführung dieses „Heims“ zu dringen.
2. Die freie Fürsorge durch Geldspenden würde erreicht
durch Vereine, wie sie im Musterlande der Humanität, in
England, so häufig existiren; die Schwierigkeit, in unserem
Lande solche zu gründen, schreckt ab und es ist jedenfalls als
Krystallisationspunkt für derartige Bestrebungen der durch des
Stifters rastlose Thätigkeit im Sammeln zusammengescharrte
„Fr i e ding er Fond für besonders arme, von schwerer Krank¬
heit genesene Wöchnerinnen“ anzunehmen.
Der Fond besteht aus 30.000 fl. Obligationen, Werth¬
effecten 1578 fl., 1007 fl. im Baaren; dazu kommt die Hegele-
stiftung von 20.000 fl.; ausserdem soll nach einem Todesfälle
ein Capital von 20.000 fl. und die Erträgnisse eines Hauses zu
erwarten sein.
Die Summe, die alljährlich zur Vertheilung kommt, beträgt
rund 2000 fl. ; bei einer Anzahl von 9000 Wöchnerinnen, die
sammt und sonders den ärmsten Ständen angehören und falls
nicht krank, am 10. Tage nach der Entbindung ihr Brod ver¬
dienen sollen. Auffällig ist in dem letzt veröffentlichen Verzeich¬
nisse der Vertheilung die Anzahl der betheiligten verheiratheten
Frauen, welche aus Mangel das Gebärhaus aufsuchen und die
grosse Zahl der nach Mähren zuständigen Dienstmädchen, die
dadurch vom ersten Mangel geschützt wurden.
Die Wege, diesen Fond und dadurch die Summe der
Vertheilung zu vergrössern, würden folgende sein:
1. Durch Zuhilfenahme der Presse, die an passender Stelle
die öffentliche Wohl thätigkeit anregen kann. Beweis dafür ist
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200
die jedesmalige Zunahme der Spenden, so oft ein Berieht des
Findelhauses veröffentlicht wird;
2. durch Spenden von Seite der Sparcasse, die ja durch
die Einlagen der armen Leute moralisch verpflichtet wäre, aus¬
giebige Mittel diesem humanen Zwecke zur Verfügung zu stellen;
3. ein ausgiebiger Goldregen könnte auch hervorgerufen
werden durch eine Lotterie mit Hilfe der Regierung wegen
Stempelfreiheit und des n. ö. Landesausschusses wegen der
Geldverwaltung, ohne Kosten zu verursachen.
Der Aufruf hätte sich vorzüglich an die Frauen zu wenden,
die durch die Unterstützung dieses Unternehmens einen ge¬
wichtigen Antheil ihrer Schuldigkeit an diese Wesen abzahlen
würden. Die Gebäranstalt ist durch die grosse Anzahl der die¬
selbe aufsuchenden Frauen ein gewaltiger Hebel der Wissen¬
schaft der Aerzte; sie gibt diesen Gelegenheit, eine tüchtige
Ausbildung im Geburtsfache zu erhalten und indirect tragen sie
bei, die in ihren Lebensstellungen glücklichen Frauen mit
tüchtigen Geburtshelfern zu versorgen, Dank den verdienstvollen
Cursen, die auf den Leibern dieser armen Weiber gelesen werden.
Wer soll die Spenden vertheilen, damit in Ruhe und ohne
Sorge diese armen Frauen ihre definitive Heilung abwarten
können?
Diejenigen Professoren, Assistenzärzte und Beamten, welche
in directem Umgänge mit ihnen sind, sehen oft schon aus der
Art der Kleidung, der zerrissenen und schlechten Windeln die
Nothdurft; sie allein hätten zu bestimmen, welchen die leitende
Direction der Anstalt Hilfe angedeihen lassen soll.
lieber neuere dermatologische Heilmethoden.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 13. April 1885,
von Dr. Adolf Jarisch.
(Schluss.)
Wenn ich nun, meine Herren, zum Schlüsse auf die
Therapie der Prurigo in Kürze eingehe, so muss ich voraus¬
schicken, dass ich diese Krankheit nicht därum in das Bereich
meiner Besprechung gezogen habe, weil wir über neue Behand¬
lungsmethoden mit wesentlich besseren Erfolgen verfügen, son¬
dern aus dem Grunde, weil sich gerade bei dieser Erkrankung
klar erkennen lässt, was wir durch unsere heutige Therapie
leisten und was noch aussteht, und weil sich auch hier zeigen
lässt, dass die Behandlung im Wesentlichen auf die Befolgung
der allgemeinen Principien hinausläuft, wie ich sie im Eingänge
meines Vortrages erwähnt habe. Wir haben in der Prurigo
eine Erkrankung vor uns, bei welcher die Grunderscheinungen
in der Bildung von derben, intensiv juckenden, hauptsächlich
an der Streckseite der Extremitäten localisirten Knötchen be¬
stehen. Diese Knötchen sind unzweifelhaft Projectionen von
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301
Innen heraus, auf deren Deutung und Mechanismus ieh hier
nicht weiter eingehen will. Alle weiteren Erscheinungen sind
secundär und haben mit dem Wesen der Prurigo nichts zu
schaffen, indem sie lediglich auf die Insulte zurückzuführen sind,
welche die stark juckende Haut treffen. Wir finden als com-
plicirende und secundäre Krankheitsyorgänge alle Formen von
Eczem und Dermatitis — und unsere ganze Therapie ist ledig¬
lich auf die Bekämpfung dieser letzteren gerichtet und vermag
nichts gegen die Qrunderscheinung der Prurigo. Die Eruption
der charakteristischen Prurigoknötchen dauert fort und fort und
die Prurigo muss als unheilbare Erkrankung angesehen werden
— einige Fälle im Eindesalter etwa ausgenommen, in welchen
sich die Bedingungen wohl von selbst noch ändern können. —
Späterhin haben wir von unserem Eingreifen nicht mehr zu er¬
warten als die Beschränkung und Abheilung der secundären
Zustände und die Besserung sowohl des objectiven wie sub-
jectiven Befundes, welcher eben durch diese Zustände bedingt
ist. Und fragen wir uns, nach welcher Richtung unsere Therapie
eingreift, so können wir die Antwort dahin formuliren: Das Ge-
heimniss der Prurigobehandlung, wie sie uns heute zu Gebote
steht, liegt wieder in der Maceration. Mit jedem macerirend
wirkenden Mittel erzielen wir bei Prurigo den Erfolg, welcher
überhaupt zu erwarten steht; sei es dass wir die Behandlung
lediglich mit Wasser, theils in Form von Umschlägen, theils in
Form von protrahirten Bädern durchführen, sei es dass wir
Kautschuk-Umhüllungen oder Fette und Salben zur Anwendung
bringen — im Wesen leisten wir immer dasselbe, nämlich
Maceration.
In neuerer Zeit wurden zwei Mittel gegen Prurigo ange¬
wendet, ein innerliches das Pilocarpin von 0. Simon und
Pick, und ein äusserliches das Naphtol von Kaposi; über
beide Mittel lauten die Berichte günstig.
Das Pilocarpin wurde zweimal täglich in der Dosis von
1 Centigramm von Pick in Tropfenform, von Simon in Form
subcutaner Injectionen einverleibt. Beide Autoren stimmen
darin überein, dass schon nach wenigen Tagen das Jucken ab¬
nahm — dass aber bei der ausschliesslichen Pilocarpinbehandlung
die Behandlungsdauer auch 3, 4 bis 6 Wochen in Anspruch
nahm, also ebenso lang, wie bei den bisherigen rein äusser«
liehen Behandlungsmethoden mit Solut. Vlemingk, Theer, nassen
Einwieklungen, Bädern etc. — Eine Combination der Pilocar¬
pinbehandlung mit äusseren Mitteln führte aber ungleich schneller
zum Ziele und Pick sieht es als feststehend an, dass das Pilo¬
carpin eine entschiedene Wirkung auf die pruriginöse Haut
ausübt, indem es deren functioneile Thätigkeit, insbesondere
die secretorische und zwar sowohl der Schweissdrüsen, als auch
der Talgdrüsen steigert und durch Erhöhung des Stoffwechsels
die Aufsaugung der in die Haut gesetzten Exsudate befördert.
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202
In allen von Piek behandelten Fällen traten später, als
dies bei der localen Behandlung der Fall zu sein pflegt, Re-
cidiven ein und keine der eingetretenen Recidiven in den 23
Fällen hatte die Intensität der früheren Erkrankung erreicht;
Pick sprach die Hoffnung aus, dass vielleicht eine noch länger
fortgesetzte Darreichung des Mittels eine noch dauerndere Be¬
seitigung der Krankheit herbeizuführen geeignet ist, ob nicht
die weiteren Recidiven immer geringfügiger werden, um end¬
lich gänzlich zu erlösohen. — Seit den Publicationen Pick’s
und S i m o n's sind nun aber mehrere Jahre verflossen, und bis¬
her wurde kein Fall von dauernder Heilung durch Pilocarpin
bekannt.
Das von Kaposi empfohlene Naphtol, welches in Form
einer 3—5procentigen Salbe eingerieben wird, hat die Zahl der
gegen Prurigo günstig wirkenden, äusseren Mittel vermehrt,
ohne jedoch bezüglich der Recidiven mehr zu leisten als diese.
Die Vorzüge der Naphtolanwendung bestehen in der grösseren
Reinlichkeit des Verfahrens und in dem weniger intensiven
Gerüche, als dies bei dem Theer der Fall ist. Der Gebrauch
des Naphtols vereinfacht in Fällen mittleren Grades die
Prurigobehandlung, indem es zumeist hinreicht, dass die Kranken
nach einem länger dauernden Bade mit einer 3—5°/ 0 Salbe
eingerieben werden — aber wie gesagt, in Bezug auf die
Grunderscheinungen leistet das Naphtol gerade so wenig als
die alten Mittel.
Wir verfugen sonach auch bei der Therapie des Prurigo
über keine causale, sondern nur locale, rein symptomatische The¬
rapie und diese läuft, wie gesagt, auf die Befolgung der allge¬
meinen Principien hinaus, welche ich im allgemeinen Theile
meines Vortrages hervorgehoben habe.
Aus dem Geschäftsrathe.
Sitzung vom 6. Mai 1885. Vorsitzender: Vicepräsident
Dr. Hopfgartner. Anwesend: Secretär Dr. Reitter, Se¬
cretär'Stellvertreter Dr. Batsy und 16 Geschäftsräthe.
Der Secretär beantragt, Professor Dr. Leopold R. v.
Dittel zu seinem 70. Geburtsfeste durch das Präsidium
mündlich, und Dr. Heinrich Halporn zu seinem 50jährigen
Doetor-Jubiläum schriftlich zu beglückwünschen (einstimmig
angenommen) und bringt die Einläufe zur Kenntniss : 1. Der
ärztliche Verein des II. Bezirkes bittet um Veranlassung der
Publicirung sämmtlicher auf die Schulhygiene bezügl. Verord¬
nungen. (Wird Dr. Kernecker zum Referate übergeben.)
2. Die DDr, v. Iväncich und Gerstl senden Dankschreiben.
(Zur Kenntniss.) 3. Hof- und Gerichtsadvocat Dr. Stöger
bittet um Aenderungen des Statutes des Karolinen Kinder-
spitales in der Weise, dass der jeweilige Primarchirurg stän-
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digea Mitglied des Verwaltungs-Comites sein möge. (Wird Dr.
Kernecker zum Referate überwiesen.)
Dr. Kerneoker referirt für das Comite für Standes¬
interessen betreffs der Zuschrift des Dr. Dorfwirth in Ried
wegen‘eines marktschreierischen Prospeotes eines Wiener Medi-
cinae Doctor, dass das Collegium das Vorgehen des Dr. v. H.
missbillige und demselben schon vor mehreren Jahren die an¬
gesuchte Aufnahme in das Collegium verweigert habe und dass
die ganze Angelegenheit dem Stadtphysicate zur weiteren Amts¬
handlung zu übergeben sei. (Einverstanden.)
Dr. Adolf Hoffmann berichtet ausführlich über das
Anerbieten des Dr. Kallay in Karlsbad bezüglich eines Frei¬
platzes für kranke und dürftige Collegen; begründet, wie noth-
wendig die Stiftung von Freiplätzen in Curorten überhaupt
wäre und proponirt, dass vom Geschäftsrathe das Anerbieten
des Dr. Kallay dankend angenommen werde, dass sich der
Geschäftsrath an die Eigenthümer von Curorten, an die Bade¬
verwaltungen und Badeärzte mit der Bitte um Verleihung von
Freiplätzen, desgleichen an die Eisenbahn-Directionen um
Ertheilung von Freikarten wenden möge. Dr. Heim bemerkt,
dass Dr. Sztankovansky schon vor längerer Zeit bei der
Badeverwaltung in Karlsbad diese Angelegenheit in Anregung
brachte, und will, dass sich das Collegium nur an die Bade¬
ärzte wende. In gleichem Sinne sprechen die DDr. Hans Adler
y. Schneller, Kapper und Kernecker.
Dr. Lauterstein motivirt und beantragt die Bildung
einer balneologischen Section, welcher Antrag vielseitig
unterstützt wird. Ueber Antrag des Dr. Kernecker wird
das Referat einem Comite zugewiesen, in welches die DDr.
Hoffmann, Adolf Klein und Lau t er st ein gewählt werden.
Sitzung vom 27* Mai 1885. Vorsitzender: Präsident Hof¬
rath Dr. R. v. Schmerling. Anwesend: Vicepräsident Dr.
Hopfgartner, Secretär Dr. Reitter, Secretär-Stellvertreter
Dr. % Batsy und 14 Geschäftsräthe.
Dr. Reitter theilt die Einläufe mit: 1. Prof. Dr. Leo¬
pold R. v. Dittel spendet dem neu zu gründenden Bade-
Curfonde 100 fl. Oe. W. baar. (Dankschreiben.) 2. K. R. Dr.
Mo dry stiftet 2 Freiplätze in Ro2nau für mittellose, cur-
bedürftige Collegiumsmitglieder; desgleichen 3. Prof. Dr.
Winternitz ebenfalls 2 Freiplätze in Kaltenleutgeben. 1 ) 4. Der
von der Stifterin Frau Therese Singer testamentarisch er¬
nannte Vertreter der Annuallegatare der Dr. Singer-Stiftung,
Hof- und Gerichtsadvocat Dr. Pawlik hat einen durch das
Ableben einer Nutzniesserin zu Gunsten der Stiftung freigewor¬
denen Betrag per 5000 fl. Notenrente aus dem Depositenamte
*) S. Mittheilungen. Band XI, Nr. 13, pag. 136.
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204
behoben und veruntreut. Das Präsidium erstattete über Be¬
schluss des Curatoriums der Singer-Stiftung am 23. Mai die
Strafanzeige und wurde in Folge derselben Dr. Pawlik noch
an demselben Tage verhaftet.
Sodann wurde über Antrag des Superintendenten Dr.
Innhauser ein erledigtes Mosing’sches Stipendium dem
Mediciner im 3. Jahrgange Hofmann Josef und über Antrag
des Superintendenten Prof. Dr. Josef Gruber die Kriegsstiftung
den 2 Invaliden Karl Haas und Ludwig G a 1 o v i c s verliehen.
Der Secretär empfiehlt die definitive Anstellung der beiden
provisorischen Kanzlisten, die zur Zufriedenheit ihr Amt ver¬
sehen. (Angenommen.)
O.-S.-K. Dr. R. v. Schneller legt als Referent der
Section für öffentliche Gesundheitspflege sein Referat über die
Ferienfrage vor. Yon der Verlesung wird Umgang genommen,
da dasselbe in den Mittheilungen 1 ) bereits pnbUcirt ist.
Die DDr. Hans Adler, Prof. Frisch, Heim und Prof. v.
Schrötter melden dagegen ein Separatvotum 3 ) an. 'Nach
längerer Debatte, an der sich die DDr. Löffler, Hoffmann
Adolf, Heim, v. Schneller, v. Khautz betheiligen, wird
der Bericht der Section für öffentliche Gesundheitspflege an¬
genommen.
Dr. Kernecker referirt über die Eingabe des ärztlichen
Vereines des 2. Bezirkes. Dr. Heim macht aufmerksam, dass
Erlässe existiren, die den Privatärzten gar nicht bekannt ge¬
geben werden und wünscht eine diesbezügliche Ergänzung des
Referates. Schliesslich wird nach dem Referate des Dr. Kern¬
ecker beschlossen, die aus Anlass des Ablebens des Dr.
Lammasch nothwendige Statutenänderung des Karolinen -
Kinderspitales wegen Wahl eines Mitgliedes und zugleich auch
dahinwirkend, dass der jeweilige Primarchirurg ständiges Mit¬
glied des Verwaltungs-Comitös sein möge, dem Präsidium im
Einvernehmen mit Dr. Stöger zu überlassen.
Notizen.
Aufnahmen. In der Geschäftsrathssitzung am 9. d. M. wurden die
DDr. Eduard Fischer und Julius M u n k in Wien und Dr. Ernst y. Res ob,
Gemeindearzt in Bolkäcs in Siebenbürgen als ordentliche Mitglieder in das
Collegium aufgenommen.
Unterstiitzungsinstitut. Vioeprftsident Dr. Leopold Hopfgartner
hat aus Anlass der Vollendung seines 60. Lebensjahres dem Unterstetzungs
in s ti tute eine Noten re üte yon 100 fl gespendet
Wohnungsveränderung. Dr. S. Krahulec wohnt III., Hauptstrasse 83.
Dr. Julius Spitzmüller wohnt VIII., Buohfeldgasse 1.
>) S. Mittheilung XI Band, Nr. 12, pag. 117. 2 ) S. Mittheilungen,
XI. Band, Nr. 13, pag. 130.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Bedaeteur:
Dr. L. Ilopfgartner. — Geaellsohafts-Buohdruokerei, Wien, III., Erdbergstrasse 3.
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XI. JBd. Ausgegeben am 8. October 1885. Ir. 99
MITTHEELÜNGEN
des
Wiener igfliciiiscM Doctorn-Cnllegiiis.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Oollegioms im In¬
lande 3 fl., nach dem Auslände 6 Mrk. — Einzelne Wammern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
16 kr. — 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prftnnmerirt in der Medioin. Buohhandlung Toeplite Ä Dentleke
(vormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 3.
Zmsehr ifteii mid Ziseidugen ai die Bedaetioi: Wiei, Kaulei des Wiener Med.
Doet.-Coll. und der Witwen- und Waisen-Societät, Botkentknmstrasse 23.
Inhalt: Ueber Tumoren der Harnblase und ihre Behandlung. Vortrag, gehalten in der
wissenachaftl. Versammlung am 27. April 1886, von Docent Br. Richard Wi ttel s hö fer.
— Notizen
Ueber Tumoren der Harnblase und ihre Behandlung.
Vortrag gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 27. April 1885
von Docent Dr. Richard Wittelshöfer.
Der sehr ehrenden Einladung, mich an der Reihe von
Vorträgen, die Ihr Vorstand veranstaltete, zu betheiligen, Folge
leistend, glaube ich vor Allem darauf hin weisen zu därfen, dass
es sich bei all’ diesen um referirende Darlegung des erörterten
Themas handeln sollte. Nicht Mittheilung neuer Erfahrungen
und Beobachtungen, nicht Darlegung neuer Forschungsresultate,
sondern der derzeitige Standpunkt ist es also, den ich zu er¬
örtern habe; und so mögen auch meinem Vortrage keine weiter
gehenden Erwartungen entgegen gebracht werden.
Ich habe die Tumoren der Harnblase als Thema gewählt.
Dies geschah, weil einerseits gerade in der neuesten Zeit die
einschlägigen Erkrankungen und ihre Behandlung Gegenstand
der besonderen Beachtung geworden sind, andererseits aber
die in mancher Richtung noch unklaren Verhältnisse derselben
zu einer näheren Beschäftigung mit diesen Fällen besonders
einladen, deren Diagnostik und Therapie in mancher Bezie¬
hung noch der wünschenswerten Bestimmtheit entbehrt, da
ja im Allgemeinen die Krankheiten der Harnblase eine ge¬
wisse Reihe von Symptomen bieten, welche sehr verschiedenen
Fällen gemeinsam sind und sich andererseits in gleichartigen
sehr wechselnd verhalten. Wir können darum von vomeherein
gewisse Symptomencomplexe aufstellen, die in wechselnder
Combination und Intensität allen Blasenkrankheiten, ja allen
Erkrankungen der Harnwege überhaupt zuzukommen pflegen.
Es sind dies die Erscheinungen der Blasenreizung, bestehend
in Urindrang, Schmerzhaftigkeit, dann die Erscheinungen der
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Blasenentzündnng, Trübung des Urins, Beimengung von Schleim
oder Eiter oder Blut, erschwerte Urinentleerung u. dgl. Nur
eine sorgfältige Prüfung wird in vielen Fällen uns dahin
führen, die Entscheidung bestimmt fällen zu können. Ganz be-
sonders aber sind es die Tumoren der Harnblase, die auf dem
Wege der klinischen Beobachtung eine präcise Diagnose gerade
nur in dem einen seltenen Falle gestatten, wo es gelungen ist,
histologisch zweifellos Bestandtheile eines Tumors in dem
Urine vorzufinden.
Die Tumoren der Harnblase gehören im Allgemeinen
schon desshalb zu den nicht häufig beschriebenen Fällen, weil
ihre Constatirung intra vitam selten eine sichere ist und weil
oft solche Fälle lange Zeit hindurch als chronische Cystitiden
behandelt wurden und zum Tode geführt haben mögen, ohne
dass die Diagnose präcise zu stellen gewesen wäre.
Die meisten Autoren halten sich daher in dieser Bezie¬
hung sehr reservirt, und so konnte es geschehen, dass z. B.
Soemmering überhaupt die Existenz des Blasenkrebses be¬
zweifelt; bekanntlich theilt auch Klebs in seinem Handbuche
diese Ansicht. Ghopart hat einen einzigen gesehen, ebenso
Desault. Einzelne ältere Chirurgen erwähnen allerdings der
Blasentumoren; nachdem aber das Auffinden eines Tumors in
der behufs Steinschnittes geöffneten Blase geradezu als Miss¬
erfolg angesehen wurde, weil ja ein Stein gesucht und nicht
gefunden worden war, so ist es bei dem mehr handwerkmässi
gen Betriebe des Steinschneidens in älterer Zeit begreiflich,
dass solche Fälle, die dem Renomme gar bedenklich schaden
konnten, nicht veröffentlicht worden sind. Doch bemerkt
FL eiste r in seiner Chirurgie, dass der berühmte Steinschneider
C o 1 o t sein Apparatus magnus mit Erfolg „bei Blasentumoren“
an wendete, und an einer anderen Stelle schreibt er, dass das
Fühlen einer Verdickung in der Blase vopa Mastdarme aus
nicht immer ein Stein, sondern auch eine „Verhärtung in der
Blase“ bedeuten könne.
Neben zahlreichen fragmentarisch erwähnten und für
eine genauere Beurtheilung nicht verwerthbaren Fällen hat
allerdings speciell die französische Literatur im ersten Drittel
dieses Jahrhunderts eine Reihe sorgfältigerer Bearbeitungen dieses
Themas aufzuweisen: so Civiale, dann Dechamps (1824).
Die englische Literatur culminirt in zahlreichen in den
einzelnen Zeitschriften und in den Berichten der wissenschaft¬
lichen Gesellschaften verstreuten Mittheilungen, während die
deutsche mehr in allgemeineren Angaben der Lehrbücher meist
nach fremden Quellen besteht.
Nach der gebräuchlichen Terminologie werden die Tu¬
moren der Harnblase in gutartige und bösartige unterschieden,
eine Terminologie, welche bekanntlich in der Homöoplasie und
Heteroplasie ihre anatomische Begründung sucht. In diesem
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207
Sinne hat Rokitansky, der die Tumoren der Harnblase in
seiner pathologischen Anatomie sehr kurz behandelt, eine von
der Schleimhaut oder vom submukösen Gewebe ausgehende,
mehr oder weniger papilläre Form (Blasen Polypen) entgegen¬
gestellt dem Carcinom, welches als medullärer Zottenkrebs
oder seltener als medulläre oder faserkrebsige Degeneration
der Blasenwand selbst auftreten kann. Thompson, der bei
der Eintheilung vorwiegend von den Fällen seiner reichen Er¬
fahrung ausging, unterscheidet:
1. Den einfachen Schleimpolypen, der, analog dem wei¬
chen Nasenpolypen, aber blos bei Kindern Vorkommen soll;
er selbst hat einen am Lebenden beobachtet.
2. Das Zottenpapillom, welches sich durch feine, in lange
Fimbrien ausgehende Papillen charakterisirt, welche auf einer
derberen Basis gruppenartig auftreten. Die Blase enthält nach
ihm meist nur Einen solchen Tumor.
3. Das Fibropapillom, ein faseriger, aus glatten Muskel¬
fasern und Bindegewebe bestehender Tumor mit minder ent¬
wickelten Zotten, als bei der früheren Form. Diesen homöo¬
plastischen Formen reiht T o m p s o n eine Uebergangsform an,
wo eine fibröse Grundsubstanz in mehr oder minder unregel¬
mässiger Weise von Zellen durchsetzt ist, die Oberfläche von
Pflasterepithelien bedeckt und manchmal mit Zotten besetzt
ist; doch sei in manchen Fällen auch nicht ausgeschlossen,
dass die Zellen in der Grundsubstanz eine entzündliche Infil¬
tration zu bedeuten haben. Als heteroplastische Nebenbildun¬
gen nennt er das Epitheliom, das Sarkom, den Faserkrebs,
das medulläre Carcinom, selten das Melanom und anhangs¬
weise erwähnt er des Dermoids. Yon allen diesen Formen ist
der papilläre Tumor der häufigste, sowohl in seiner zottigen
als in seiner festeren Form. Eine andere, der Schule Guyon
entstammende Eintheilung rechnet als gutartigeTumoren:
das Papillom, das Myxom, das Fibrom, das Myom; als bös¬
artige: das Epitheliom, den Medullarkrebs, den Scirrhus, den
Colloidkrebs, das Sarkom. Eine aus Olshausen’s Schule ent¬
stammende Dissertation von Rauschenbusch nennt Fibrome,
Sarkome, Myome, Carcinome und Zottengeschwülste, welch’
letztere die häufigste Form bilden. Diese kommen als Zotten¬
krebs, als fungöse Tumoren, Papillome etc. in der ganzen Lite¬
ratur vor, obwohl man sehr fehlen würde, wollte man jede
Blasengeschwulst von zottigem Baue gleichstellen. Man möge
daher genau den wirklich carcinomatösen Zottentumor als
Zottenkrebs bezeichnen, jeden anderen aber Papillom schlecht¬
weg nennen.
Im Ganzen ist es aber doch recht schwierig, eine voll¬
ständig anatomische Classification der Blasentumoren zu geben,
und die einschlägigen Arbeiten, so von V i r c h o w, Roser,
Billroth, Yolkmann, Kocher in Deutschland, dannHar-
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208
rison in England, Guyon mit seinen Schülern in Frank¬
reich, Gross und Stein in Amerika und manch’ andere
bieten doch mehr einzelne Beiträge zur Kasuistik als das er¬
schöpfende Material einer genügenden Eintheilung. Im Allge¬
meinen mag nur die Eintheilung der Blasentumoren betont
werden, dass sie unbeschadet ihrer verschiedenartigen histolo¬
gischen Zusammensetzung die Form von Polypen, Auswüchsen,
unregelmässigen Vegetationen, warzenartigen Hervorwölbungen
haben und mehr minder dem sogenannten Blumenkohlgewächse
ähnlich werden können; ausserdem kommen gelegentlich Cysten,
dann teleangiektatische Tumoren vor. Auch ein Enchondrom
findet sich in der Literatur.
Was nun die Statistik der Blasentumoren betrifft, so sind
nach der Arbeit von Stein von 90 Fällen 60 gutartige Papil¬
lome, 15 Myxome, 15 Fibrome genannt, woran sich 3 Myome
reihen, von denen Volkmann eines und Hans Chiari zwei
(an der Leiche) gefunden hat. Tompson hat in der Statistik
der ersten exstirpirten Fälle 8 Papillome, 3 Epitheliome und
einmal eine Hypertrophie des submukösen Gewebes gefunden,
Unter einer grösseren Anzahl von ihm in Museen geprüfter
Präparate hat er 60 sogenannte gutartige gegenüber 40 bös¬
artigen gefunden. In einer Arbeit, welche Ferrö 1880 in
Paris veröffentlichte, hat dieser 145 Fälle bösartiger Geschwülste
mitgetheilt, von denen er in 82 die anatomische Definition
geben konnte; davon entfallen 39 auf das Medullarcarcinom,
7 auf Scirrhus, 5 auf die Epitheliome, 3 Sarkome, 1 Colloid-
tumor, 27 Zottenkrebse ohne nähere Angabe. Eine Zusammen¬
stellung von Sperlich (Berlin 1883) enthält als Zottenfibrom
und Papillom 42, als Medullarkrebs 19, als Krebs im Allge¬
meinen 24, als Scirrhus 6, als Schleimpolyp 10, als Myom 6,
als Sarkom 7, als Fibrosarkom 6 Fälle, also 114 Fälle, wovon
49 oder 42°/ 0 Carcinome. Im Ganzen kommen jene Tumoren,
welche anatomisch als gutartig bezeichnet werden, jedenfalls
häufiger vor, was aber seinen Grund darin haben mag, dass
dieselben viel früher und viel häufiger zu schweren Störungen
zu führen pflegen und andererseits durch das Vorwiegen aus¬
giebiger Blutungen viel häufiger die Aufmerksamkeit auf sich
lenken, als dies gerade bei den sogenannten bösartigen Tumoren
der Fall zu sein pflegt, welch 7 letztere weniger dem Chirurgen,
als dem Anatomen Unterkommen.
Es ist nun nicht ohne Bedeutung, die Form, in welcher
die Tumoren aufsitzen, und den Ort ihres Sitzes in Rücksicht
zu ziehen. Namentlich wird es sich darum bandeln, ob der
Tumor ein mehr minder frei in das Blasenkavum vorspringender
polypenartiger ist, oder ob derselbe eine mehr infiltrirte Form
darbietet, welches Verhältnis für die Therapie von entschie¬
denster Bedeutung ist und worauf wir noch zurückkommen
werden. Was den Sitz anbetrifft, so ergibt eine der erwähnten
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209
Arbeit von Ferrö entnommene Statistik, dass der Fundus der
Blase am häufigsten von Tumoren besetzt ist und im Allge-
meinen die unteren Antheile, sowie die Umgebung der Urete-
reneinmündungen vorwiegend dabei betheiligt ist. Jene Statistik,
die 87 constatirte Fälle umfasst, ergibt für den Fundus 26,
die Rückwand 17, die Umgebung des linken Ureter 8, des
rechten 5 Fälle, während die vordere Wand, die Seiten, der
Scheitel der Blase, sowie der Blasenhals nur in einzelnen
Fällen betroffen sind. Diffuse Yertheilung von Tumoren erwiesen
8 Fälle. In ähnlicher Weise lauten andere Statistiken, und eine
sehr fleissige These von Pousson in Paris, welche im vorigen
Jahre erschienen ist, beschreibt in Kürze 16 Museumspräparate,
die im Allgemeinen ein ganz ähnliches Resultat ergeben. Der
Fundus und das Trigonum sind im Allgemeinen der vorwie¬
gende Sitz von Tumoren der Blase; ein für operative Eingriffe
nicht zu unterschätzender Umstand. Was die Art und Weise
des Aufsitzens der Tumoren betrifft, so ergibt die eben er¬
wähnte Zusammenstellung von Museumspräparaten, dass in 13
von 18 Fällen der Tumor mehr oder minder gestielt war. Einen
interessanten Fall hat Gersuny mitgetheilt, wo ein gestielter
Blasentumor derartig in einem Divertikel sass, dass seine Ent¬
fernung unmöglich war. Bei allen Tumoren der Blase ist auf¬
fallend das Freibleiben der Drüsen im Becken und in der
Leiste; damit mag auch die Thatsache Zusammenhängen, dass
primäre Blasentumoren in der Regel isolirt gefunden werden.
Blasentumoren können sehr lange bestehen, ohne zu schweren
consecutiven Entzündungen in der Blase und in den übrigen
Harn wegen zu fuhren, welch* letztere eben nur als Folge der
etwaigen Urinverhaltung, Stauung und damit zusammenhängen¬
der Cystitis, Pyelitis, Hydronephrose bestehen können.
Fragen wir nun, in welcher Weise sich die Blasentumoren
klinisch äussern, welche Symptome sie darbieten ? Vor Allem
müssen wir jener Zustände gedenken, welche etwa durch voll¬
ständige Verstopfung der Ureterenmündungen oder des Blasen¬
halses bedingt werden, die als allmählig zunehmende Harn¬
stauung, dann Hydronephrose, Urämie etc. auftreten werden,
falls nicht früher Hilfe gebracht wird. So wird ein Fall erzählt
von Stanley, wo sich ein polypöser Tumor bei einem 30
Monate alten Kinde so vor die Urethra legte, dass das Uriniren
sich auf stetes Tröpfeln beschränkte; Pressen vermehrte selbst
verständlich die Anurie, weil der Polyp mehr angedrängt
wurde. Ein Urinabszess am Nabel durch den offen gebliebenen
Urachus führte zur Bildung einer Urinfistel. Weiter ist hervor-
zu heben die Hämaturie, welche oft das einzige Symptom eines
bestehenden Tumors ist und es lange Zeit bleibt. Ein von
Marie Heim-Voegelin beschriebener Fall ergab ein Bestehen
gelegentlicher Blutungen bis auf 26 Jahre zurück: es war ein
gestielter Tumor in der Blase einer Frau, der exstirpirt wurde.
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210
Thompson gibt als unterscheidendes Merkmal für die
Blasentumoren an, dass bei den bösartigen Tumoren die Blutung
spät und in geringem Maasse auftrete, während die gutartigen
polypösen Tumoren die Blutung als frühestes Symptom zeigen.
Wenn die Neubildung vorwiegend aus zarten, fadenförmigen
Papillomen besteht, so ist die Blutung eine mehr continuirliche,
frei abfliessende, während bei den fibrösen Formen, wo die
Structur fester ist und die Zotten ganz fehlen, oder doch wenig
entwickelt sind, die Blutung geringer zu sein pflegt. Wenn der
Urinstrahl ohne blutige Beimengung beginnt, oder nur leicht
blutig tingirt ist und erst zu Ende hellrothe Färbung zufolge
Beimengung frischen Blutes auftritt, so wird man von vorne-
herein die Quelle der Blutung in der Blase vermuthen müssen,
und nunmehr wird man die specielle Veranlassung zu suchen
haben. Pousson legt wie G u y o n einen gewissen diagnostischen
Werth darauf, dass die Hämaturie bei Tumoren besonders des
Nachts und ohne irgend welche veranlassende Momente, Be¬
wegungen oder dgl. auftrete, was differential-diagnostisch zum
Unterschiede vom Blasenstein wichtig sei; überhaupt sind diese
Blutungen unabhängig von Ruhe oder Bewegung, Anstrengung
oder sonstigen äusseren Einflüssen und bieten ein oft sehr rasch
wechselndes Bild. Im Allgemeinen sind diese Blutungen auch
von einer längeren Dauer, wenn sie auftreten, als dies bei
Stein* oder Nierenerkrankungen der Fall ist. Ferner treten sie
unabhängig von Schmerzen auf, und es lässt sich über die
Häufigkeit ihres Auftretens keinerlei Regelmässigkeit beobachten.
Die Menge des dem Urine beigemengten Blutes, das etwaige
Vorfinden von Blutklumpen in länglicher oder bandförmiger
Form u. s. w. bieten nichts Charakteristisches. Eine eigen-
thümliche Erscheinung hat Ult zmann angegeben, der auf die
Fibrinurie hin wies, welche in einer nur leichten Färbung des
Urins mit sehr bedeutender Beimengung gerinnbaren Plasma’s
besteht, und welche auf einer Stauung in den Papillen beruht,
die nicht bis zum Bersten der Gefässe, aber doch zur Trans¬
sudation von Blutserum führt. Abgesehen von diesen blutigen
Intervallen pflegt der Urin bei dem Blasentumor, wenn es nicht
zu heftigen consecutiven Cystiditen gekommen ist, was allerdings
bei längerem Bestände kaum ausbleibt, rein zu sein; nur
manchmal finden sich demselben Fragmente von Gewebsfetzen
beigemengt, die unter Umständen eine sehr grosse diagnostische
Bedeutung bekommen können. Allerdings wird das Auffinden
von epithelartigen Zellen allein uns in den seltensten Fällen
die Möglichkeit geben, das Vorhandensein oder gar den näheren
histologischen Character des Tumors absolut sicher zu bestimmen;
anders aber, wenn wir Gewebsfetzen, Zotten oder dgl. Element©
zu untersuchen bekommen, welche den Character histologischer
Bilder zu bieten im Stande Bind, und es können sogar gelegentlich
solche Fragmente sich in einem Urin finden, der noch nicht
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211
durch blutige Beimengung den Verdacht auf Bestehen eines
Tumors erweckt hatte. In diesen Fällen wird man allerdings
mit der Diagnose zurückhaltend sein und die Bestätigung in
mehrfacher Untersuchung suchen. Nebst der Blutung kommt bei
Tumoren in Betracht die Schmerzhaftigkeit, nach Thompson
bei gutartigen der Blutung nachfolgend, bei bösartigen eines
der ersten Symtome. Der Schmerz kann ein ganz verschieden¬
artiger sein: bald im Zusammenhänge mit Urinentleerungen
auftretend, bald von der Blase aus weithin ausstrahlend in
die Nierengegenden hinauf, in die Glans penis, an das Peri¬
neum u. s. w. zeitweise stärker auftretend, zeitweise nach¬
lassend, oder auch längere Zeit vollkommend aussetzend.
Die Schmerzempfindung überhaupt hängt begreiflicherweise sehr
wesentlich von der Individualität des Betroffenen ab und unter¬
liegt daher sehr grossen Schwankungen; jedenfalls können
Blasentumoren eine sehr bedeutende Grösse erreichen, ohne
irgend welche Schmerzempfindung zu verursachen. Viel mehr
noch als der Schmerz werden aber die Kranken durch ein an¬
deres Reizsymptom der Blase gequält, es ist dies der unauf¬
hörliche Urindrang, welcher sie zwingt, sowohl bei Tag, als
namentlich auch des Nachts in halb- und viertelstündigen Inter¬
vallen, ja vielleicht fast continuirlich Urin zu lassen; das Pressen
der ohnedem entleerten Blase bedingt wieder von Neuem das
Auftreten heftigen Urindranges, ein Zustand, der bei Tag und
besonders bei Nacht durch die Qual der Schlaflosigkeit gerade¬
zu unerträglich wird und häufig eine Hauptursache des schweren
Herabkommens dieser Kranken ist. Dabei ist ein ganz ver¬
schiedenes Verhalten der Blase zu constatiren ; bald ist dieselbe
krampfhaft um den Tumor contrahirt, bald wieder ist sie in
gewissem Grade paretisch, und nur eine erhöhte Ausdehnung
verursacht die geschilderten Beschwerden, die namentlich in
der ersteren Reihe fast continuirlich sind. Das Einführen eines
weichen Katheters wird über dieses Verhalten Aufschluss geben
können. Wo diese Parese besteht, also immer eine gewisse
Urinmenge in der Blasse stagnirt, da kommt es auch am
leichtesten zu den consecutiven Cystitiden.
Eine rein mechanische Stauungsursache kann in dem Sitze
der Geschwulst liegen, wenn die Urethra davon mechanisch
verstopft wird, was, wenn der Tumor langgestielt und mehr
flottant ist, immer nur die Entleerung bis auf eine gewisse
Menge gestattet — ähnlich dem Verhalten eines Ventilschwimmers
in einem Wasserreservoir. Solche mechanische Verschlüsse können
auch bei starkem mittleren Prostatalappen zur Rentention führen
und gelegentlich diagnostische Schwierigkeiten bereiten; ich
bemerke hiezu, dass von Herrn Prof. v. D i tte 1 jüngst ein solcher
mittlerer Prostatalappen exstirpirt wurde.
Haben wir auf diese Weise die Symptome erwähnt, welche
uns auf die Vermuthung eines Tumors führen, so handelt es
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212
sich jetzt darum, die präcise Diagnose desselben festzustellen,
was durch die physikalische Untersuchung geschieht. Der erste
Schritt hiezu wird ein mit Vorsicht ausgeübter Katheterismus
sein. Ein in die Blase eingefübrter Metallkatheter von nicht
allzu grosser Krümmung wird uns vor Allem darüber belehren,
ob nicht etwa in der Harnröhre selbst der Grund der Er¬
scheinungen liegt, namentlich Stricturen und Prostatahyper¬
trophie werden da in’s Auge zu fassen sein. Ist der Katheter
in die Blase eingedrungen, so wird bei vorsichtigem Vorwärts¬
führen möglicherweise sich der Tumor sofort dadurch bemerk¬
bar machen, dass wir vor dem Katheter ein weiches verschieb¬
bares Hinderniss bemerken, oder auch, dass eine Drehung des
Katheters auf ein Beiseitegle iten d es Schnabels deutet, wor
durch wir auf ein Vorhand^fTsenT^einer Unebenheit in der
Blase aufmerksam werden. Stein können wir schon durch die
Weichheit des Anfühlens, sowie auch dadurch ausschliessen,
dass die betreffende Unebenheit nicht an der tiefsten Stelle der
Blase sich befindet.
Allerdings darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass
auch eine Verkalkung eines Tumors, oder wenigstens ober¬
flächlicher Kalkniederschlag auf demselben gelegentlich vor¬
kommt, andererseits aber ein Stein in einem Divertikel oder
in einer Falte einer balkigen Blasenschleimhaut so versteckt
sein kann, dass er sich weich anfühlt, so dass dieses differen¬
tielle Moment vollkommen täuschen kann.
(Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Auszeichnung. Se. Majestät haben allergnädigst zu gestatten geruht,
dass der a. o. Professor der Chirurgie an der Wiener Universität, Primararzt
Dr. Albert Mosetig R. v. Moorhof, den königlichen serbischen St. Sava-
Orden 2. Classe annehmen und tragen dürfe.
Emerich’sche Heiratsausstattung. Aus der Franz Emerich’sohen
medioinisohen Faoultätsstiftung ist eine Ausstattung im Betrage von 72 fl.
66 kr. ö. W. für arme, züchtige und ehrbare Jungfrauen, welche sich ver¬
ehelichen wollen, zu vergeben. Die mit dem Taufsoheine, dem Sitten- und
Armuthszeugnisse belegten Gesuche sind längstens bis 15. November 1885
beim Wiener medioinisohen Dootoren-Collegium, I. Rothenthurmstrasse Nr. 23 zu
üherreiohen.
WohnungsVeränderungen. Dr. Franz Chimani wohnt VIII. Buchfeld¬
gasse 19 und ordinirt in seiner orthopädisohen Anstalt I. Hessgasse 7 von
10—12 Uhr. — Generalstabsarzt a. D. Dr. Ant. R. v. Frisch wohnt I. Landes-
gerichtsstrasse 18.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Redacteur:
Dr. Ti. Hopfgartner. — Gesellsebafts-Buebdruckerei, Wien, III., Brdbergotrasse 8.
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XI. Bd. Aasgegeben am 22. October 1885. Nr. 23
MITTHEILUNGEN
des
Wiener meflmnistben Ditiim-Cilliilm
firsebeint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Oollegiums im In*
lande 3 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prfinumerirt in der Medicin. Buchhandlung Toepllti & Deutloke
(▼ormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zisekrifteu mid Zmseiduigen an die Redaettoi: Wien, Kamlei des Wiener Med.
Doct.-Coll. und der Witwen- und Waisen-Soeietfit, Rothenthnmstrasse 23.
Inhalt: Einladung. — lieber Tumoren der Harnblase und ihre Behandlung. Von Dooent
Dr. Richard Wittelshöfer. (Fortsetzung.) — Sectio; für öffentliche Gesundheits¬
pflege. Sitzung am 26. October 1885. — — Notizen. — Einladung.
Einladung
zu der am
Montag, den 20 . October 1885
um 7 Uhr Abends
im Saale der; Gesellschaft der
I,, Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Yersammlnng.
Programm:
1. Vorstellung von Kranken.*)
2. Herr Prof. Dr. Eduard Albert: Ein Blick auf den heutigen Zustand
der Chirurgie.
Dr. Jß. v. Schmerling , Dr . Karl Jteitter ,
Präsident. Secretär.
*) Die P. T. Herren Gollegen werden ersucht, interessante Krankheitsfälle vorzustellen.
Fachreferate in den wissenschaftlichen Versammlungen
des Wiener med. Doctoren-Collegiums.
Mit dem Yortfage des Herrn Prof. Albert beginnen wir
die medic.-Chirurg. Fachreferate, welche im abgelaufenen Studien¬
jahre an jedem Vortragsabende einp zahlreiche und aufmerksame
Zuhörerschaft zu fesseln im Stände waren. Obgleich eine hin¬
reichende Zahl werthvoller \orträge schon früher angemeldet
waren, hielten wir es für zweckmässig die zahlreichen neueren
Arbeiten über die Cholera, die, w$nn auch gegenwärtig ziemlich
IS* Dl® Einladung znr Sitzung der Seotion für öffentliche Gesupd-
heitsfiege befindet sieb auf der letzten Seite.
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milde auftretend, aus Europa noch nicht verschwanden ist,
zuerst zur Sprache zu bringen, und mit den älteren Erfahrungen
zu vergleichen. Herr O.-S.-R. Dr. R. v. Schneller und Herr
Prof. Dr. R. v. Frisch werden im Laufe des Monates Novem¬
ber sich dieser Aufgabe unterziehen. Die Gegenstände der
übrigen Fachreferate werden bekanntgegeben, sobald ihre Rei¬
henfolge festgestellt ist.
Der wissenschaftliche Ausschuss.
Ueber Tumoren der Harnblase und ihre Behandlung.
Vortrag gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 27. April 1885
von Docent Dr. Richard Wittelshofer. — (Fortsetzung).
Lassen wir den Katheter in der Blase und gehen wir
mit dem Finger der anderen Hand in das Rectum ein, so
werden wir manchmal zwischen Katheter und Rectum gerade¬
zu im Stande sein, Verdickungen der Blasenwand oder deutlich
differenzirbare Tumoren zu constatiren. Entfernen wir nunmehr
vorsichtig den Katheter, so wird das Fenster seines Schnabels
möglicherweise uns Gewebsfragmente bringen, welche die
Diagnose bestätigen, oder doch wahrscheinlich machen. Hat
man den Patienten narkotisirt, so kann man, mit der einen Hand
ober der Symphyse tief eindringend, mit der anderen Hand im
Rectum, die Blase zwischen den beiden Händen fühlen, und
nicht selten auch dadurch werthvolle diagnostische Befunde
constatiren, ein Verfahren, welches besonders von Volk mann
warm empfohlen wurde. Wir dürfen nicht jener Fälle vergessen,
wo bei Frauen die günstigeren anatomischen Verhältnisse ein
spontanes Hervordrängen polypöser Tumoren aus der Harnröhre
ermöglichen, wobei dann selbstverständlich die Diagnose weder
Schwierigkeiten, noch Zweifeln unterliegen wird. Ist dies nicht
der Fall, so wird uns bei Frauen die Untersuchung per vaginam
dieselben Dienste leisten, wie die Rectaluntersuchung bei
Männern. Nicht selten hat man, durch eine Verwechslung mit
Stein veranlasst, einen Lithotriptor in die Blase eingeführt und
gelang es, mit demselben Gewebsfragmente zu erhalten; ein
Vorgehen, das sich aber wegen der leichten Möglichkeit der
Verursachung von Blutungen und selbst tiefer gehender Ver¬
letzungen nicht empfiehlt. Was das Gefühl der Verdickung der
Blasenwand betrifft, so darf man allerdings, namentlich bei
älteren Leuten, niemals die Möglickheit einer Hypertrophie der
Blase in Folge von Urinbeschwerden ausser Acht lassen und wird
nur dann einen Tumor annehmen dürfen, wenn diese Ver¬
dickung eine auf einen verhältnissmässig kleinen Theil be¬
schränkte, mehr oder minder deutlich circumscript fühlbare ist.
Aber alle diese Untersuchungen werden uns möglicherweise
nicht die wünschenswerte Sicherheit schaffen können, und es
ist daher dringend geboten, einen Weg zu suchen, auf dem wir
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in die Lage gesetzt werden, direot uns von dem Zustande des
Blaseninneren zu überzeugen.
Dem Chirurgen stehen in solchen Fällen zwei Organe zur
Verfügung; der Gesichtssinn und das directe Tastgefühl. Dem¬
entsprechend sind es zwei Methoden, welche speciell in der
letzten Zeit Gegenstand der Erörterung und der Versuche ge¬
worden sind. Erinnern wir uns an mehrfache Höhlen des
Körpers, die direct zugänglich sind: die Mundhöhle, der Rachen,
das Rectum, die Scheide, so wissen wir, dass wir uns in
Krankheitsfällen bemühen werden, den Zustand derselben mit
dem Auge entweder einfach, oder unter Zuhilfenahme von
Spiegeln zu constatiren, während wir in anderen Fällen durch
das Einführen des Fingers uns die Ueberzeugung von solchen
Verhältnissen schaffen werden, welche dem Gesichte unzugäng¬
lich sind. So auch die Harnblase.
Was die weibliche Harnblase anbelangt, so bereitet die
directe Untersuchung keine wesentliche Schwierigkeit. Die all-
mälig forcirte Dilatation der Urethra gestattet nicht nur nach
Einführung von Speculis mit unserem Auge weit vorzudringen,
sondern es ist möglich, durch dieselben auch den Finger ein¬
zuführen und die innere Oberfläche der Blase zu betasten.
Anders die weit längere, mehrfach gebogene, enge Harnröhre
des Mannes. Man hat nun Apparate construirt, welche die
Schwierigkeiten auch hier überwinden sollten, indem man
katheterförmige Instrumente eingeführt, deren mit einer Linse
verschlossenes Lumen den freien Anblick einerseits gestattete,
während andererseits eine mit diesem Katheter selbst in geist¬
voller Weise verknüpfte elektrische Lichtquelle das nöthige
Licht in der Blase selbst gab. Es sind dies die von Nitze und
Leiter angegebenen Endoscope, welche speciell als Cysto-
scope für die Blase mehrfach in Anwendung gekommen sind. Es
ist nun zweifellos, dass wir in zahlreichen Fällen in der Lage
sind, durch dieses Endoscop nicht nur den Zustand des Blasen¬
inneren im Allgemeinen zu sehen, sondern speciell auch einzelne
Stellen genau zu prüfen, und Tumoren, namentlich solche poly¬
pöser Form, sicher unterscheiden können. Wenn also für solche
glückliche Fälle in der That das Endoscop von sehr bedeuten¬
dem Werthe ist, so dürfen wir doch nicht ausser Acht lassen,
dass eben nur die positiven Befunde beweiskräftig sein können,
denn auch dem geübtesten Auge wird möglicher Weise Manches,
was in der Blase ist, entgehen; diese oder jene Stelle wird
überhaupt nicht in’s Sehgebiet des Endoscops kommen, und
ein negativer Befund wird daher niemals zur Ausschliessung
eines Blasentumors berechtigen dürfen. Hiemit allein ist schon
auf das Ungenügende der endoscopischen Untersuchung für
unsere Fälle hingewiesen, wir müssen aber weiter bemerken,
dass die Untersuchung mit dem Cystoscop auch noch dadurch
erschwert wird, dass dasselbe nur in einem reinen Medium klare
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Bilder gibt; eitrig oder schleimig getrübter, oder hämorrhagischer
Urin werden daher entweder überhaupt das Endoscop unbrauch¬
bar machen, oder wenigstens die klaren Bilder nicht geben
können; dabei wäre zu bedenken, dass gerade in den hier ein¬
schlägigen Fällen die Einführung und das längere Zeit noth-
wendige Liegenbleiben des Instrumentes in der Blase nicht
ohne Schmerz und sonstiges Unbehagen des Patienten, sowie
ohne Blutung durchführbar zu sein pflegt. Wir müesen auch noch
in’s Auge fassen, dass das Endoscop ein sehr umständliches,
leicht in seinem Betriebe unterbrochenes Instrument ist, welches
beständiger Aufsicht und einer sachverständigen Hand bedarf,
um nicht eine möglicherweise sehr bedenkliche Functionsstörung
zu erleiden; dass es andererseits sehr kostspielig ist und die
Verwendung desselben nach Häufigkeit und Erfolg in keinem
Verhältnisse steht zu den damit zusammenhängenden Unbequem¬
lichkeiten und Kosten, so dass es zwar dem über ein grosses
Materiale verfügenden Specialisten, oder einer grossen Kranken¬
anstalt, nicht aber den practischen Aerzten im Allgemeinen, oder
den Leitern von kleinen chirurgischen Abtheilungen zugänglich
sein dürfte. Alle diese Bedenken, wenn sie auch zum Theile
rein äusserlicher Natur sind, dürfen doch nicht bei Beurtheilung
des Cystoscops nach seiner rein practischen Seite ausser Acht
gelassen werden. Selbstverständlich bin ich weit entfernt, die
damit faotisch erzielten Erfolge läugnen oder herabsetzen zu
wollen. Professor v. D i t tel hat wiederholt die genaue Diagnose
des Vorhandenseins, sowie des Sitzes und der Form der Blasen¬
tumoren damit zu machen vermocht, auch Andere haben es
gut zu verwertben verstanden; so ist der Fall von Fillen-
baum bekannt, wo er ein in der Blase zurückgebliebenes
Stück eines Katheters damit fand. Nur die Aufstellung des¬
selben als ein allein genügendes und allgemein verwerthbares
diagnostisches Hilfsmittel für Tumoren der Blase möchte^ich
aus den eben erwähnten Gründen nicht zugeben.
Wenn wir daher in vielen Fällen darauf verzichten müssen,
durch die natürlichen Oeffnungen uns ein Bild über das Blasen¬
innere zu verschaffen, so ist der Gedanke naheliegend, uns
einen einfacheren, kürzeren, geraden Weg in die Blase zu
bahnen und damit, indem man die Verhältnisse des weiblichen
Geschlechtes nachahmt, die Möglichkeit einer genauen Unter¬
suchung des Blasencavums sich auf blutigem Wege zu schaffen.
Die Eröffnung der Harnblase gehört ja zu den ältesten Ope¬
rationen, welche seit vielen Jahrhunderten geübt wurde, nament¬
lich in solchen Gegenden, wo viele Steine Vorkommen. Nach
den Berichten des C e 1 s u s, der bekanntlich um die Zeit Christi
lebte, hat schon im Jahre 318 v. Chr. Amonius einen Stein
mit einer Zange gefasst, ihn zerstückt und entfernt; wenn auch
nicht die Operationsmethode davon angegeben ist, so ist doch
zweifellos, dass dies nur durch eine blutige Eröffnung der
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Blase geschehen konnte; und aus dem Jahre 150 v. Chr.
finden wir in dem indischen Werke Ayur-Weda schon eine
genaue Beschreibung einer Steinschnittmethode, welche uns
ebenfalls von Celsus überliefert wurde. Speciell die Eröffnung
der Harnröhre von der Mitte des Perineums und das Ein¬
dringen von da in die Blase ist eine der ältesten Steinoperationen
und musste zweifellos ohne besondere Nachtheile von jeher aus¬
geführt worden sein, da ja das Steinschneiden eine in Händen
professionsmässiger Handwerker liegende Verrichtung gewesen
ist, und daher eine als gefährlich bekannte Methode wohl kaum
ausgeführt worden wäre.
Sir Henry Thompson, welcher von jenen Fällen aus¬
geht, in denen, sei es in Folge Diagnoseirrthums oder aus an¬
deren Gründen, der Medianschnitt gemacht war, bei welchem
Anlasse sich Tumoren der Blase constatiren Hessen, unternahm
es als Erster, die Boutonniöre geradezu nur zu diagnostischen
Zwecken auszuführen, um durch die gesetzte Wunde in die
Blase einzudringen und den Zustand derselben beurtheilen zu
können. Gefahr bringt diese Operation bekanntlich nicht mit
sich, ihre Ausführung ist technisch nicht schwer und auch für
den Mindergeübten leicht durchführbar; sie hat aber den grossen
Vorzug, dass auch in jenen Fällen schwerer Blasenerkrankungen,
wo diese irrthümlicherweise auf Tumoren zurückgeführt wurden,
die Anlegung der Perinealfistel als ein ausgezeichnetes Diagnose¬
mittel einerseits die Abfuhr des Urins und seiner etwaigen Bei¬
mengungen, andererseits auch das Einführen medicamentöser
Lösungen erleichtet und dadurch, wie dies speciell einige von
H o r o y i t z aus Professor v. D i 11 e l’s Klinik veröffentlichte
Fälle gezeigt haben, die Heilung befördert.
Wenn daher Mancher sich dadurch abgeschreckt fühlen
würde, dass er einem Patienten einen operativen Eingriff
empfehlen solle, der möglicherweise zwecklos ist, so kann er
sich damit beruhigen, dass, wenn auch der erwartete Effect
nicht eintritt, diese an und für sich geringfügige Operation vor¬
aussichtlich zur Linderung oder Heilung des Leidens in hohem
Grade beitragen wird. Ausserdem präjudicirt die Anlegung
dieser Perinealfistel in keiner Weise ein nach Constatirung
des Befundes etwa wünschenswerth erscheinendes anderes Be-
handlungs- oder Operationsverfahren, sondern sie wird stets
eine wünschenswerte Ergänzung sein, welche die Nachbehand¬
lung, namentlich bei etwaiger Anwendung des hohen Stein¬
schnittes, ganz wesentlich fördert und unterstützt. (Schluss folgt.)
Section für öffentliche Gesundheitspflege¬
sitzung am 7. October 1885.
Vorsitzender Ober-SanitätsrathDr. R. v. Schneller theilt
der Versammlung mit, dass die Section seit ihrem letzten Bei-
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sammensein in Regierungsrath Prof. Dr. Ludwig Schlager
ein hervorragendes Mitglied durch den Tod verloren habe, worauf
die Anwesenden zur Ehre seines Andenkens sich von den
Sitzen erheben.
Ferner wurde eröffnet, dass aus Anlass der Feier des
60. Geburtstages unseres geehrten Vicepräsidenten und Mit»
gliedes der Section, Dr. L. Hopfgartner, der Obmann der¬
selben in ihrem Namen denselben beglückwünscht habe.
Hierauf hielt Herr Dr. Florian Kratschmer,
k. k. Regimentsarzt und Docent für Hygiene an der Wiener
Universität, einen freien Vortrag über die hygienische
Untersuchung der Fette mit besonderer Berücksichtigung
der Bntter. Er hält Mittheilungen über Verfälschung von
Nahrungsmitteln zur Zeit für sehr nothwendig, um die
praktischen Aerzte, welche während der Studien keinen Unter¬
richt in der Hygiene gemessen, auf ihre Wichtigkeit aufmerk¬
sam zu machen. Unter den Lebensmitteln seien es besonders
die Fette, welche schon desshalb, als ihre Toleranz bei den
verschiedenen Menschen eine höchst verschiedene ist, ganz im
Gegensätze zu den übrigen Nahrungsmitteln eine besondere
Aufmerksamkeit verdienen. Nach seinen zahlreichen Erfahrungen
seien die Fette in den Gasthäusern meist Collectivsubstanzen
und zweifelhaft in B v ezug auf Provenienz, Alter und bereits
stattgefundene Verwendung, daher zumeist geeignet, Verdauungs¬
störungen zu erzeugen. Kratschmer theilt dann die Methode
mit, wie Fett aus Fettgewebe hergestellt wird. Der Gebrauch
in Haushaltungen Fettgewebe zu kaufen und das Fett auszu¬
schmelzen, sichern wenigstens die Provenienz. Kratschmer
gibt dann die Eigenschaften guten Fetts an und bemerkt, dass
bei uns die meisten Fälschungen bei Butter und Schweine¬
fett stattfinden, wahrscheinlich, weil sie die verbreitetsten
seien. Im Grossverschleisse sei dies selten der Fall, desto mehr
aber im Kleinverschleisse, es seien ihm Fälle vorgekommen,
wo reine Butter durch 100 Procent anderer Fette ersetzt war,
also die sogenannte Butter kein Atom Butter enthielt. Die
natürliche Farbe der Butter ist im Winter mehr blassgelb;
ausser den unschädlichen Färbemitteln derselben fand man in
Paris die Butter mit dem giftigen Victoria- Orange- und Chrom¬
gelb gefärbt. Aehnliche Fälschungen gelten vom Schweinefett;
so wurde aus Amerika nach Europa unter dem Namen Schweine¬
fett eine Substanz eingeführt, welche Palmöl, Wasser und Hammel¬
talg enthält. Kratschmer schildert darauf die Methoden, um
die Fette, welohe chemisch Glycerinäther-Arten sind, auf ihre Echt¬
heit und Güte zu untersuchen. Hiebei komme nebst dem äusseren
Ansehen der Färhe, Consistenz, dem Gerüche (auch beim Ver¬
brennen) u. s. w. der Schnvalzpunkt in Betracht. Dieser sei
aber mit Vorsicht aufzunehmen, weil die Schmelzpunkte der
verschiedenen Fette einander sehr nahe liegen. Um die Butter
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219
von anderen Fetten zu unterscheiden, würde er die Methode
Kotodorfer’s in Fiume jener von Hehn er vorziehen.
Auch die Unterschiede des specifischen Gewichtes im
heissen und kalten Zustande, sowie die mikroscopische (minder
beweiskräftige), dann die Untersuchung im polarisirten Lichte
seien zu Hilfe zu nehmen.
Der Vortragende kommt dann auf die Kunstbutter
(bei uns als Sparbutter bekannt) zu sprechen, welche seit der
Belagerung von Paris in den Handel gebracht wurde; es ist
dies Kalbsfett, aus welchem durch hydraulischen Druck zuerst
der grösste Theil des Stearins abgepresst und das weichere
Olein und Margarin mit Milch abgemischt wird, um ihm einen
Buttergeschmack zu verleihen.
Kratschmer rügt schliesslich die bei uns übliche
Bezeichnung der geschmolzenen Butter mit dem Namen Rind¬
schmalz, das denn auch oft genug mit Talg und verschiedenen
Oelen gemengt sei.
Die Versammlung zollte dem so zeitgemässen und interes¬
santen Vortrage auch den lebhaftesten Beifall.
Wir hoffen, demnächst den Vortrag in seiner Gänze unseren
Lesern mittheilen zu können.
Notizen-
Auszeichnungen. Hofrath Prof. Dr. y. Bamberg er und Prof. Dr.
Josef Grub er erhielten das Commandeurkreuz des griechischen Erlöserordens.
Aufnahme, ln der Gesohäftsraths Sitzung am 14. Ootober d. J. wurde
Dr. Carl Sohönhöffer, Gemeindearzt in Trumau in Nieder-Oesterreioh, als
ordentliches Mitglied aufgenommen.
Personalnachricht. Professor Dr. Julius Glax practioirt während der
Winter-Saison in Abbazia.
Zur Prophylaxis der Cholera. Wir erhalten folgende Zuschrift: Der
organische Des in fections-Ap parat. Nachdem es erwiesen ist, dass
die Commabaoillen als lebende mikroscopisohe Organismen der athmosph&ri*
sehen Luft beigemisoht sind, und mit dieser in den menschlichen Organismus
gelangen, was selbstverständlich auf dem kürzesten Wege nur durch die
Einatmung geschehen kann, so ist es nothwendig, da die Commabacillen
ausschliesslich nur im menschlichen und nicht auoh im tbierisohen Orga¬
nismus entdeckt wurden, dass wir unsere besondere Aufmerksamkeit auf den
Unterschied zwischen der menschlichen und tbierisohen Athmungsweise
hinlenken.
Die lungenathmigen Thiere athmen ausnahmslos alle bei geschlossenem
Munde nur durch die Nasenöffnungen, weiche sich von denen des Menschen
duroh eine verhältnissmässig grössere Geräumigkeit auszeichnen. Der Mensoh
dagegen, der duroh das Sprechen und andere Lungenanstrengungen einen
hochgesteigerten Verlust von Athemluft erleidet, sucht diesen durch unmittel¬
bare Mundathmung zu decken und vernachlässigt gänzlich das Athmen duroh
die Nase.
Während bei der Mundathmung die atmosphärische Luft unverändert
in ihrer natürlichen Beschaffenheit sammt den beigemisohten fremdartigen
Stoffen eingeatbmet wird, erleidet dieselbe bei der Nasenathmung eine be¬
deutende Modification. Die grossen Räumlichkeiten, die sich zwischen
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220
der Torderen und hinteren inneren Nasenöffnung ausbreiten und das Labyrinth
bilden, die durchlöcherten Plättchen des Siebbeines, die Siebbeine
und knorpeligen Nasenmuscheln, die Nasensohleimhaut, welche
die ganze innere Oberfläohe aller Knochen des Labyrinths überzieht, der
grosse Reiohthum an Schleimdrüsen, die am mächtigsten in der
eigentlichen inneren Nasenhöhle, und zwar hier so bedeutend sind, dass sie
an einzelnen Stellen eine fast liniengrosse Drüsensohiohte bilden und die die
ganze Oberfläche der Schleimhäute feucht zu erhalten vermögen; alles
dieses weist deutlich darauf hin, dass dieses Organ neben dem, dass es
als der Sitz des Geruohsinnes fungirt, eine noch höhere, für Erhaltung der
Gesundheit und des Lebens wichtige, physiologische Bedeutung hat.
Dadurch, dass es eine Ablagerung der Rieohstoffe und aller fremd¬
artigen schädlichen Potenzen vollzieht, die Athmungsluft vollständig reinigt
und desinfioirt, bildet es einen natürlichen Desinfeotions-Apparat.
Der Mensch besitzt an dem Apparate ein sehr taugliches Schutzmittel
gegen Ansteckung vor der Cholera und vor allen in der Luft schwebenden
Contagien, wenn er die richtige Athmungsweise, bei sorgfältig geschlossenem
Munde durch die Nase vollzieht.
Diese meine Ansicht, die ich im populären Style geschrieben, in einem
Tagblatte („Extrablatt“, 25. Juni d. J ) veröffentlichte, sehe ich schon nach
einigen Monaten andererseits durch eine vertrauenswerthe Autorität sehr
nachhaltig vertreten.
In der „Neuen illustrirten Zeitung“ (Nr. 2, 1886) schreibt Professor
Dr. Ludwig Büchner über die Athmung: „Noch wiriuamgr jß|r ^mögliche
Reinhaltung, der Athmungsluft ist die Befolgung der aU^nTteae^X^ms man
nicht durch den Mund athmen soll, sondern durch die Nat b e ^ dfän innere
vielverz'weigte Schleimhaut die Mehrzahl jener in der Luft schwebenden
Körperohen zurüokhält. Nicht mit Unrecht haben daher die Engländer ein
Spriohwort: „Schliesst euren Mund und rettet euer Leben.“
Dr. Josef Raith ( Wien).
Wohnungsveränderrnng. Kaiserlicher Rath Dr. Schindler-Barnay
wohnt I., Wipplingerstrasse 6.
Einladung
zu der am
Mittwoch, den 4. November 1885, um 7 Uhr Abends
in der
Kanzlei des Wr. med. Doct.-Coll., I. Rothenthurmstrasse 23, stattfindenden
Sitzung der Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Programm s
1. Wahl des Obmannes, des Obmann-Stellvertreters, dann des Schrift¬
führers und dessen Stellvertreters auf ein Jahr.
2. Discussion über folgende Fragen: a) Lät-st sich im Allgemeinen
eine dem Gesundheitswohle der Schüler nachtheilige geistige Ueberbürdung
namentlich an unseren Mittelschulen nachweisen? b) Wenn dies der Fall, ist
sie in der Menge oder in der Natur des Lehrstoffes begründet, oder trägt
vielleicht die Eintheilung und Methode des Unterriohtes daran Schuld? Sind
noch andere ausserhalb der Sohule liegende Ursachen vorhanden? c) Wie
ist diesem Uebelstande ohne Beeinträchtigung des zu erzielenden Bildungs¬
grades abzuhelfen?
Dr. Josef H. v • Schneller , Obmann ,
Aerzten, auoh wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind, Ist der Zutritt
zu den wissenschaftlichen Versammlungen und zu den Sitzungen der Seotlon
für öffentliche Gesundheitspflege jederzeit gestattet.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Bedacteur:
Dr. L. Uopfgartner. — Gesellschafts-Buchdruokerei, Wien, 111., Krdbergatrasse 8.
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XI. Bd. Aasgegeben am 5. November 1885. Nr. 21
MITTEILUNGEN
des
Wiener ■iliclilsckii Dictirn-GilleiiiBs.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
30 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im Iu-
lande 3 fl., feaoh dem Auzlande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 36 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prftnumerirt in der Medioin. Buohhandlnng Toeplita & Deuticke
(vormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zmaekriftei mnd Ztseidtigen an die Redaetioi: Wien, Kanilei des Wiener Med.
Doet-Cell. nnd der Witwen- und Waisen-8eeiet&t, Rethenthnrastrasse 28.
Inhalt: Einladung. — Wissenschaftliche Versammlung am 26. October 1885. Eröffnungs¬
ansprache des Prof. Dr.Reder. Vortrag von Prof. Dr. Albert: Ein Blick auf den gegen¬
wärtigen Zustand der Chirurgie. — Ueber Tumoren der Harnblase und ihre Behandlung.
Von Docent Dr. Richard Wittelshöfer. (Schluss.) — Unterstützungsverein für Witwen
and Waisen. — Notizen.
Einladung
zu der am
Montag, den O. November 1885
um 7 Uhr Abends
im Saale der k. k. Gesellschaft der lernte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
. Programm:
1. Vorstellung von Kranken.*)
2. Herr Assistent Dr. Jellineok: Ueber Milohsäurebehandlung im
Raohen, dem Kehlkopfe und der Nase.
B. Herr Prof. Dr. Anton R. v. Frisch: Neue Baoterienfunde mit
Demonstrationen
Prof.\ Dr. E. Albert , Dr . Karl Keitter,
Vio ^-Präsident. Secrelär.
*) Die P. T. Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankheitsfälle vorzustellen.
Wissenschaftliche Versammlung am 26. October 1885.
Der Obmann des wissenachaftlichen Ausschusses, Prof.
Dr. Red er, der den Vorsitz führte, eröffnete dieselbe mit
folgenden Worten:
Hochgeehrte Versammlung!
Es sei mir gestattet, unsere Vorträge mit einigen Worten
des Dankes einzuleiten gegen jene Männer, welche im abge¬
laufenen Studienjahre unsere wissenschaftlichen Versammlungen
durch ihre gewählten Vorträge belebten.
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222
Ale der wissenschaftliche Ausschuss im vorigen Herbste
die Einführung medicinischer Fachreferate statt der bisher
üblichen Vorträge beschloss, waren wir weit entfernt, über¬
spannte Hoffnungen auf das Gelingen dieses Unternehmens
zu setzen.
Wir haben damals die Gründe dieser Massregel in einer
Zuschrift an die Mitglieder des Doctoren-Collegiums dargelegt,
konnten uns aber die Schwierigkeiten nicht verhehlen, welche
die Durchführung einer neuen Gepflogenheit im Gefolge
haben musste.
In der That, wie vielfach sind die Männer in Anspruch
genommen, an die wir zur Erreichung unseres Zieles mit einer
wahrhaft nicht geringen Forderung heranzutreten genöthigt
waren; und wenn es uns gelang, sie zu einem grossen Opfer
von Zeit und Arbeit zu vermögen, werden die practischen
Aerzte nach den Mühen des Tages in hinreichender Zahl er¬
scheinen, dass der Vortragende die Anerkennung eines lebhaften
Zuspruches finde?
Der Erfolg hat unsere Erwartungen übertroffen. Eine
stattliche Reihe von Vorlesungen, nicht nur getragen durch den
Namen ihres Autors, sondern voll anregender Wirkung durch
den reichen belehrenden Inhalt und die Bemeisterung des
Stoffes, zierten unsere wissenschaftlichen Abende.
Die Herren Professoren Albert, Mauthner, Oser, v.
Schrott er, und die Docentett V. Jak sc h, J arisch, Weichsel¬
baum, Wittelshöfer wussten im Laufe des Winters nicht
nur stets ein zahlreiches und aufmerksames Publicum zu
fesseln, sondern auch in hohem Grade belehrend und anregend
auf dasselbe zu wirken. Es sei Ihnen hiermit der Dank der
Zuhörer und insbesonders des wissenschaftlichen Ausschusses
öffentlich ausgesprochen.
Einen schweren Verlust hat das medicinische Doctoren-
Collegium, haben insbesondere unsere Vorträge erlitten durch den
Tod unseres hochgeachteten Collegen des Primararztes Dr. Isidor
Hein, eines strebsamen Forschers und tüchtigen Arztes, der
mitten in seiner ehrenvollen Laufbahn unterbrochen wurde.
Sit ei terra levis!
Unseren Dank müssen wir ferner dem Präsidium der k. k.
Gesellschaft der Aerzte aussprechen für die bereitwillige Ueber-
lassung des Saales, der unseren Anforderungen und Wünschen
vollkommen entspricht.
Auch in diesem Jahre sind wir in der Lage, gleich werth¬
volle und unserer besonderen Aufmerksamkeit würdige Ab¬
handlungen Ihnen vorzuführen und hat Herr Professor Albert
die Güte, diesen Cyclus von Vorlesungen heute zu eröffnen.
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223
Hierauf hielt Professor Dr. Albert nachfolgenden an¬
gekündigten Vortrag:
Ein Blick auf den gegenwärtigen Zustand der Chirurgie.
Die geehrte Leitung dieser wissenschaftlichen Abende hat
den Wunsch ausgesprochen, den heurigen Curs mit einer allge¬
meinen Betrachtung zu eröffnen; da die Chirurgie da» führende
Fach in der Medicin geworden ist, glaube ich dem ausge¬
sprochenen Wunsche nachkommen zu können, wenn ich einen
Blick auf den heutigen Zustand unserer W issenschaft werfe.
Es ist aber auch ein anderer Grund, der für dieses Thema
spricht; er liegt in der Thatsache, dass wir jetzt zehn Jahre
Antisepsis in Wien hinter uns haben, in welchen zehn Jahren
sich eine Wandlung in unserer Wissenschaft vollzog, wie sie
die ganze Geschichte des Faches nicht kennt.
Dass ich bei diesem Ueberblicke mich auf das Wesent¬
lichste beschränken und hauptsächlich die W 7 iener Verhältnisse
berücksichtigen werde, liegt schon in Rücksicht auf die kurze
mir gegönnte Zeit in der Natur der Sache.
Wenn man den gegenwärtigen Zustand der chirurgischen
Praxis in’s Auge fasst, so drängt sich ein Eindruck auf, den
ich am besten durch ein Bild veranschaulichen möchte.
Wie ein siegreicher Feldherr im übereilten Vordringen
Truppen vorrücken lässt, die er nachher zurückziehen muss,
eben weil ihre Positionen nicht haltbar sind, wobei einzelne
umzingelt werden und Heeresabtheilungen verloren gehen; so
scheint es auch, dass in den zehn abgelaufenen Jahren zuviel
Wagnisse geplant und unternommen wurden und dass in den
letzten zwei oder drei Jahren auf vielen Punkten ein theilweiser
Rückzug angetreten wurde ; es scheint mir, dass wir uns jetzt
auf feste Positionen zurückgezogen haben und dass wir in der
nächsten Zukunft uns damit zu beschäftigen haben werden,
diese Positionen zu erweitern, zu verstärken und nach allen
Richtungen hin fester zu gestalten.
Erinnern wir uns doch an die ersten Anfänge der Anti¬
sepsis bei uns ! Ich möchte mir diesfalls zu bemerken erlauben,
dass Weinlechner und ich es gewesen sind, welche in
Oesterreich allen voran eine lebhafte Agitation für die Antisepsis
in’s Werk gesetzt haben.
Welche Zweifel sind uns gegenüber erhoben worden! Viele
der älteren Herren haben behauptet, die Antisepsis sei nur
eine neue Mode, eine Geschmacksrichtung, die bald wieder
verschwinden werde! Wie hat man uns für leichtgläubig, ja für
verführt gehalten! Das war der schwer zu überzeugende Kriticis-
mus der Wiener Schule! Heute ist bei uns in Oesterreich die
Antisepsis auf allen Schulen längst durchgeführt.
Dass die Antisepsis bei uns so festen Fuss gefasst hat,
ist sehr erfreulich und um so höher anzuschlagen, als sie im
Lande, wo sie geboren wurde, noch heutzutage fast gar nicht
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224
geübt wird und sieh dort in einem Zustande unbegreiflicher
Vernachlässigung befindet.
Einer meiner Schüler, der halb Europa bereiste, um die
verschiedenen Behandlungsmethoden in den Krankenhäusern an
Ort und Stelle kennen zu lernen, schilderte uns unlängst die
Eindrücke, die er in London empfangen. In England wird die
Antisepsis nur von Li st er und dem Kreise seiner Anhänger
ausgeübt, bei der Mehrzahl und selbst bei angesehenen Fach¬
männern hat sie noch keine Anerkennung gefunden, vielleicht,
weil jene Herren an einer allzu grossen Selbstgenügsamkeit
leiden. Das war der Eindruck, den der junge Mann empfing;
er hat es auch gar nicht begreifen können, wie z. B. Thompson
bei einer Wunde, die geradezu trostlos aussah, mit dem Aus¬
sehen zufrieden war und gar keine Ahnung hatte, dass die
Wunde in einem Zustande sei, der bei uns nicht mehr Vor¬
kommen darf. Wenn es sich nur um eine Geschmacksache
handeln würde, so könnte man Herrn Thompson und ähnlich
Denkenden bemerken, es sei sonderbar, wenn Jemandem die
hottentotische Venus besser als die mediceische oder capitoli-
nische gefalle, aber es handelt sich hier um objective That-
sachen der Wissenschaft und eine Ignorirung der Erfolge der
Antisepsis ist heute als eine auf ungerechtfertigter Vornehm-
thuerei beruhende Nichtbeachtung der wissenschaftlichen Er¬
rungenschaften zu bezeichnen.
In Frankreich findet die Antisepsis jetzt einigen festen
Boden in Paris und Lyon. In Paris selbst geht es noch ziem¬
lich traurig zu. Auch hier finden sich Praktiker, welche meinen,
dass die Erfolge ihrer Cataplasmen nicht gar so schlecht seien.
Eine Gruppe jüngerer Fachmänner ist es, welche in Paris für
die Antisepsis kämpfen. Ein sehr erfreulicher Fortschritt liegt
darin, dass, nachdem die Klinik von Gosselin in die Hände
von Trölat überging, die letztere gegenwärtig nach den Prin-
cipien der modernen Chirurgie eingerichtet wird.
Es wird also an der Facultät in Paris eine obligate Lehr¬
kanzel vorhanden sein, von welcher aus die Antisepsis gelehrt
wird, eine Schule der Antisepsis für die französische Jugend.
In Deutschland hat die Antisepsis das grösste Verständ-
niss gefunden. Kurz nachdem sie durch Schulze bekannt ge¬
macht worden, fand sie zwei sehr energische Apostel an
Nussbaum und Volkmann und es existirt heutzutage
keine Klinik, wo nicht die eine oder die andere Form der
Antisepsis methodisch — auf dieses letzte Wort will ich ein
besonderes Gewicht legen — durchgeführt wird; denn was
Methode betrifft, kommt ja kein Volk den Deutschen gleich.
Wenn man auch sagen muss, dass die Antisepsis in
Deutschland und bei uns, was Spitäler, Kliniken etc. anbelangt,
hoch ausgebildet ist, so kann man doch leider nicht sagen, dass
sie, bei uns wenigstens, schon in Fleisch und Blut gedrungen
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sei. In der grossen Praxis ist sie nicht so gang und gäbe, wie
eie sein sollte und könnte, und vornehmlich mag daran die
Schuld liegen, dass die Beobachtung der antiseptischen Mass
regeln von den Praktikern, eine ganz eigene Uebung erfordert;
namentlich ältere Praktiker, welche den Unterricht in der
modernen Chirurgie nicht geniessen konnten, finden sich nicht
in jenem Masse zurecht in welchem es wünschenswert wäre.
Ich weiss auch nicht, wie unsere Schüler sich einmal benehmen
werden, ob die jetzige Art des Unterrichtes genügen wird, da*
bei der ungeheuren Zahl der Schüler eine Einübung derselben
während des Studiums nicht möglich ist. Leider ist auch in
den letzten Jahren ein sehr ernster Uebelstand eingetreten, den
man nicht für denkbar gehalten hätte: Die grossen Kranken¬
häuser in Wien haben keine Aspiranten. Also auch die spätere
praktische Einübung der jungen Doctoren im Spitalsdienste
selbst erscheint leider reducirt.
Eine Abhülfe lässt sich vielleicht darin erleben, dass eine
Professur für Verbandlehre errichtet worden ist, deren Ver¬
treter mir gegenüber die Absicht ausgesprochen hat, die Anti¬
sepsis auch practisch einzuüben.
Wenn aber die Antisepsis einmal wirklich in allen Sphären
Eingang gefunden haben wird, wenn sie einmal wirklich durch¬
gedrungen sein wird, dann werden wir überall jene Siege er¬
reichen, die wir schon heute in der Schule und im Spitale
erreicht haben.
Wenn Sie mich fragen, wie sich die neuen antiseptischen
Verbandmethoden gegenüber dem ursprünglichen Lister’schen
verhalten, so muss ich sagen, dass ich eine Reihe derselben
gründlich durchgeprüft habe, aber keine kenne, welche dem
Lister’schen vollkommen gleicht; wenn es einen ausgezeich¬
neten Verband giebt, so ist es der Jodoform-Verband. Doch
scheint es mir, dass wir unter der häufigen Anwendung des¬
selben auf einem Punkte angekommen, wo wir sagen müssen:
„Es lässt sich ja noch etwas besseres erreichen“. Angenommen
wir amputiren eine Mamma, oder setzen eine Höhlenwunde durch
Exstirpation irgend eines Tumors, wir nehmen nun einen Ballen
Jodoform-Gaze, geben ihn in die Wunde, geben Watta darauf
und versorgen mit Binden. Wir kommen nach sechs, sieben
Tagen wieder und finden den Patienten ohne entzündliche
Reaction, ohne Fieber etc., wir nehmen den Verband herab
und sehen die Wunde im schönsten Zustande, herrliche Granu¬
lationen, mässige Eiterung, und überdies der Eiter von einer
ganz ausgezeichneten Beschaffenheit, so dass wir uns sagen
können, es geht eine Eiterung vor sich, wie sie nicht besser
gedacht werden kann. Alein bei dieser aseptischen Eiterung,
bei dieser Secretion eines normalen Eiters, beim Mangel jeder
örtlichen Reaction ist doch nicht dasjenige erreicht, was uns
allen als höheres Ideal vorschwebt; und dieses höhere Ideal
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wäre die prima intentio. Wo diese zu erlangen wäre, müsste
man unbedingt jene Methode vorziehen, die es erlaubt die
Wunde sofort zu nähen und der Heilung per primam inten-
tionem zuzuführen.
Her Jodoformverband hat namentlich dort einen ausge¬
zeichneten Erfolg, wo der L i s t e r 9 sehe Verband nicht ausreicht,
in Körperhöhlen, in der Mundhöhle, Nasenhöhle. Der Jodoform¬
verband ist aber der Einfachheit seiner Anwendung wegen be-
* rufen, dort Grosses zu leisten, wo die Verhältnisse so schwierig
sind, dass man sich mit der aseptischen Eiterung zufrieden
geben muss, vor Allem also im Kriege. Unser Collega Mosetig
hat sich da Verdienste erworben, die sich in einem nächsten
Kriege klar herausstellen werden.
Von Wiener Verhältnissen redend, kann ich nicht ver¬
schweigen, dass wir hier vielfach eine Errungenschaft vernach¬
lässigen, von der man es am allerwenigsten vermuthet hätte.
Ich meine das Catgut, welches in der letzten Zeit nicht mehr
in der verdienten und begründeten Wertschätzung gehalten
wird; es wird sich bei einem anderen Punkte heraussteilen, wie
beklagenswerth diese Aenderung war; ich bin nicht der einzige
der es beklagt, dass Catgut nicht mehr im früheren grossen
Massstabe angewendet wird, diese Empfindung haben auch noch
andere, ich sehe und höre, dass in den letzten Monaten wieder
viel nach Catgut gerufen wird.
Die Grösse des Lister’schen Gedankens ist seine Frucht¬
barkeit. Sowie sich nach Lister eine ungemeine Zahl antisep¬
tischer Verbände entwickelt hat, so hat sich eine ganz wich¬
tige Unterscheidung herausgebildet zwischen „Asepsis 4 * und
„Antisepsis“.
Ursprünglich hat Antisepsis die Summe aller jener Mass¬
nahmen bezeichnet, die Lister angab, um die schädlichen
Wirkungen der Mikroorganismen zu verhindern. Heute soll das
Wort Antisepsis nur mehr in dem Sinne gebraucht werden,
dass man damit die Summe aller jener Massregeln bezeichnet,
die gegen eine schon septische Wunde ergriffen werden.
Wenn ich also bei der Operation Karbolsäurespray auf
eine Wunde einwirken lasse, so handle ich nach dem heutigen
Standpunkte aseptisch, denn wir lassen durch diese Massregel
die Infeetionfäulniss gar nicht aufkommen, während ich als anti-
septische Handlungsweise jene bezeichnen würde, die mir dazu
dient, die bereits vorhandene Infection wiederum unschädlich zu
machen.
Sie können mir allerdings sagen, das sei nicht ganz halt¬
bar und nur in der Theorie wol auseinander zu halten, aber in
der Praxis bilde das keinen Unterschied, denn dadurch, dass
ich die s u p p o n i r t e n Keime tödte (Spray, Irrigation der
Wunde, Waschen der Hände, der Instrumente u. s. w.), bevor
sie noch ihre“schädlichen Einwirkungen entfalten konnten, handle
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ich eigentlich antiseptisch und das Resultat sei Asepsis. Doch,
meine Herren, es handelt sich nicht um die Operation allein.
Es handelt sich auch um andere Massnahmen. Wenn ich ein
Spital ausgezeichnet einrichte, so ist das Asepsis. Ich handle
aseptisch, wenn ich eine Klinik so einrichte, dass die unver¬
letzten Menschen, denen noch keine Wunde gesetzt ist, in
einem ganz eigenen Operationslocale operirt und diejenigen
Kranken, die schon mit einer eiternden jauchenden Wunde
behaftet sind, ganz abgesondert in einem anderen Theile des
Gebäudes mit Hilfe anderer Instrumente, anderer Hilfspersonen
verbinde und operire und in keine Berührung mit den
Kranken der ersten Kategorie bringe. Und da stehen wir in
Wien vor grossen Schwierigkeiten!
Was für eine Mühe hat es nicht gekostet, meinen Ope¬
rations-Saal so zu verlegen, dass er halbwegs den Anforderungen
der Antisepsis entspricht; einen zweiten zu verlangen, fallt mir
auch gar nicht ein; denn ich weiss, welchen Hindernissen ich
begegnen würde. 1 )
Ein zweiter Punkt, den ich nun streifen möchte, ist die
Blutsparung. Niemand wird die Bedeutung dieser Es-
march’schen Methode verkennen, aber Jeder hat die Em¬
pfindung, dass sie uns doch eine kleine Enttäuschung gebracht
hat. Viele Chirurgen machen auch jetzt noch Amputationen
ohne Blutsparung aus dem einfachen Grunde, weil die Nach¬
blutung aus dem Parenchym gewöhnlich bedeutend sind. Es
kommt allerdings viel darauf an, an welcher Stelle die Am¬
putation ausgeführt wird.
Ich habe die Erfahrung gemacht und Prof. D i 11 e 1 hat
sie mir seinerseits bestätigt, dass bei Anwendung des E s-
march’schen Schlauches insbesondere bei der Pir ogo ff sehen
Operation die Nachblutung eine sehr bedeutende zu sein pflegt.
i) Früher war der Operations-Saal im ersten Stooke und die Studenten
und ambulanten Kranken mussten zwei Krankenzimmer passiren, um dahin
zu gelangen. Die Studenten im dritten Jahre hören Anatomie und seciren
wegen des Rigorosums, sie würde» mir also alle mögliohen anatomischen
Efüuvien in den Kranken-Saal mitbringen. Jetzt ist der Hörsaal unten und
jeder Operirte kommt sofort in den ersten Stock und nur so lässt sich jede
Berührung mit den Studenten sowohl als den Ambulanten vermeiden; wenn
auch die Studien darunter leiden sollten, so steht doch die Humanität höher
und so lange der Student Anatomie hört und seoirt, darf er in keine Be¬
rührung mit dem Kranken-Saal kommen.
Ich weiss nicht, liegt der Grund in diesen Massnahmen, dass ich eine
so auffallende Besserung im Wundverlaufe in den letzten paar Jahren zu
beobachten Gelegenheit habe. Diesbezüglich will ioh anführen, dass Amputationen,
Beseotionen und ähnliche Operationen in der vorantiseptischen Periode eine
enorme Sterblichkeitsziffer zeigten. Unter offener Wundbehandlung erlagen
50 Prooent dieser Operation. In der Zeit der beginnenden Antisepsis sank
die Mortalitätsprocentziffer auf 14, und seitdem ich die oben angeführten
Looalveränderungen durohgeführt habe, wobei jetzt die operirten Kranken
in keine Berührung mit Ambulanten und Studenten kommen, ist die Mortalität
auf 2 Procent gesunken.
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Man bann die Nachblutungen auch bei anderen Operationen nur
durch zahllose Unterbindungen der kleinsten noch sichtbaren
Gefässe vermeiden. So wird aus der Es mar ch’ sehen Klinik
selbst berichtet, dass bei Oberschenkelamputationen mitunter
30 bis 40 Ligaturen nothwendig sind. 1 )
Von diesem Uebelstande abgesehen, müssen wir uns freuen,
welcher Fortschritt durch die Blutsparung gemacht wurde und
schon der nächste Krieg wird die Grösse des Erfolges einaehen
lassen; denn mit dem Schlauche kann ein einziger Arzt Ampu¬
tationen ausfuhren, die er früher niemals ohne Gehülfen hätte
machen können. Durch die Gombination der Antisepsis mit der
Blutsparung hat sich bei Esmarch sogar eine eigene, hoch
entwickelte Technik ausgebildet; es herrscht dort ein solches
Ineinandergreifen aller Behelfe, dass man förmlich hinreisen
muss, um die Sache durch die eigene Erfahrung zu lernen;
wie man einst den Steinschneidern nachreiste, um ihre Opera¬
tionstechnik kennen zu lernen.
Man kann bei dem Kapitel der Blutsparung nicht vor¬
übergehen, ohne des Infusionsrummels zu gedenken.
Sowie am Beginne der siebziger Jahre, um mit L a n d o i s zu
sprechen, eine Mania transfusoria bei einzelnen Chirurgen aus-
gebrochen war, so haben wir in letzter Zeit — leider auch in
unserem, durch Nüchternheit einstens so ausgezeichneten Wien
— mehrere Ausbrüche des Delirium infusorium beobachtet.
Sowie man einstens glaubte, durch Transfusion menschlichen
oder thierischen Blutes Sepsis, Erysipel, Leukämie u. dgl. heilen
zu können, so glaubt man jetzt, man brauche bei acuter und
sogar auch chronischer Anämie nur 1 Liter Wasser und einige
Körnchen Kochsalz, um dem Kranken aufzuhelfen. Auf meine
Veranlassung hat Dr. May dl diese Frage im S t r i c k e r’ sehen
Laboratorium eingehend geprüft. Seine tüchtige Arbeit wird
nun von allen Seiten bestätigt und diese allgemeine Ueberein-
stimmung der Resultate führt die überschwänglichen und von
vorneherein bizarren Hoffnungen auf den Boden nüchterner Er¬
wägungen zurück.
Sowie bei gewissen tiefen Erkrankungen des Organismus,
die zu einer Erkrankung der Blutmasse führen, die Transfusion,
resp. Infusion einer Quantität gesunder Blutmasse erfolglos
bleibt, so scheint es auch Individuen zu geben, bei denen die
Antisepsis nicht verfängt.
Wenn nämlich auch die Infection von aussen verhindert
werden kann, so gibt es auch Fälle, wo das Individuum selbst
die Bedingungen eines septischen Vorganges in sich trägt.
D umreich er hat an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass
nicht nur die Wunde in Betracht zu ziehen ist, sondern dass
*) Esmarch kommt aber dadurch in Widerspruoh mit sich selbst,
da er behauptet, man müsse die Einführung von Fremdkörpern in die Wunde
naoh Möglichkeit vermeiden, wenn eine rasche Heilung erfolgen soll.
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es auch Kranke gibt, bei welchen eine eigentümliche Indivi¬
dualität auf die Art und Weise der Secretion einen Einfluss nimmt.
(Schluss folgt.)
Ueber Tumoren der Harnblase und ihre Behandlung.
Vortrag gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 27. April 1885
von Docent Dr. Richard Wittelshöfer. — (Schluss).
Die Technik dieser Explorativincision ist diejenige der
Boutonniöre, des medianen Perinealschnittes auf der gefurchten
Leitsonde, in deren Details einzugehen hier wohl nicht notwendig
ist. Ist die Wunde gesetzt, was meist mit nur unwesentlichem
Blutverluste geschieht, so handelt es sich nur darum, die Unter¬
suchung des Blaseninneren vorzunehmen. Zu dem Behufe wird
der Untersuchende den Zeigefinger der linken Hand durch die
Perinealfistel in die Blase einführen, während er selbst mit der
rechten Hand, oder noch besser ein Assistent die Blase über
der Symphyse, wie bei der Rectaluntersuchung erwähnt, mög¬
lichst tief herabdrücken wird, was namentlich bei der durch
die Narcose erfolgten Erschlaffung der Bauchmusoulatur leicht
und ausgiebig gelingt. Nunmehr kann der tastende Zeigefinger
in der Blase die innere Oberfläche nach allen Dimensionen hin
befühlen, wird Unebenheiten, Verhärtungen u. dgl. fühlen und
dann sich über das Vorkommen pathologischer Producte nicht
nur im Allgemeinen versichern können, sondern auch Umfang,
Ort, Art des Aufsitzens, Grösse, Consistenz, Beweglichkeit voll¬
kommen bestimmen können; ja es wird unter Leitung dieses
eingeführten Fingers möglich sein, eventuell sofort zur Be¬
seitigung derselben zu schreiten. Diese Untersuchungsmethode
hat allerdings den von mancher Seite hervorgehobenen Fehler,
dass man das Blaseninnere nicht übersehen könne, wenn man
aber überlegt, wie viel uns das Tastgefühl bei diesen und
ähnlichen Untersuchungen lehrt, wie wir gewöhnt sind, durch
Betasten Schlüsse über den Zustand auch solcher Körpergegen¬
den, die unserem Auge nicht zugänglich sind, zu machen, wenn
wir weiters namentlich bedenken, dass gerade die wichtigsten
Veränderungen der Oberfläche mit dem Tastgefühle ebenso gut
constatirt werden können, wie mit dem Auge, so wird uns
dieser Einwand um so weniger behindern können, als ja gar
nicht ausgeschlossen ist, dass man durch diesen bequemen und
kurzen Zugang direct genügend Licht in das Innere der Blase
durch Reflectoren und Specula werfen und dadurch, wenn es
nothwendig erscheinen sollte, dasselbe sogar dem Auge zugäng¬
lich machen könnte.
Auf diese Art habe ich in Kürze jene Hilfsmittel er¬
wähnt, welche uns zur Verfügung stehen, um ein möglichst
deutliches Bild des Blasencavums zu bekommen, speoiell in
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Bezug auf das etwaige Vorhandensein eines Tumors. Ist nun
ein solcher vorhanden, so fragt es sich nunmehr, auf welche
Weise derselbe zu behandeln wäre, d. h. wie wir denselben
entweder entfernen oder doch die dadurch bedingten Beschwer¬
den beheben können. Die Behandlung wird zwei Richtungen
einznschlage* haben; die erste besteht in der rein palliativen
Beseitigung der Beschwerden; dies wird der Fall sein, wo ent¬
weder diese Beschwerden einen so hohen Grad erreichten, dass
sie allein genügen, ein Einschreiten nothwendig zu machen,
namentlich wenn der körperliche Zustand des Patienten da¬
durch so weit heruntergekommen, dass momentan an ein radi-
cales Eingreifen nicht zu denken ist. Die zweite ist die radi-
cale Beseitigung des Tumors und damit zusammenhängend die
vollständige Herstellung des Patienten. Was die Erleichterung
des Zustandes betrifft, so haben wir zu berücksichtigen den
Schmerz, den Urindrang und die Hämaturie« Den Schmerz
werden wir isolirt in der gewohnten Weise nur dadurch be¬
seitigen können, dass wir durch Einführung von Opiaten in
Form von Suppositorien oder durch Anwendung des Morphin
dem Kranken Beruhigung zu schaffen suchen werden. Ausser¬
dem sind namentlich bei geringeren Graden Umschläge ent¬
weder mit feuchter Wärme oder sogenannte Dunetumschläge
manchmal von recht gutem Erfolge.
Was den Urindrang betrifft, so gibt es kein besseres
Mittel, um Abhilfe zu schaffen, als indem durch continuirliche
Abfuhr des Urins jeder Contractionsreiz der Blase vermieden
wird. Man wird daher dem Patienten entweder nur zeitweise
oder für .beständig einen weichen (Nelaton-) Katheder einfüh¬
ren und hiedurch in der That ein Nachlassen des Dranges er¬
zielen. Sind die Beschwerden von einer secundären Cystitis be¬
dingt, so wird man die Behandlung dieser zugleich veranlassen,
indem man sowohl innerliche Mittel, namentlich Chlorkali, Ter¬
pentin, gewisse Mineralwässer, so das Biliner, das Vicbyer
Wasser und andere an wendet, als auch eine kräftige Local¬
therapie mit Ausspülungen mit sehr schwacher Carbolsäure-
lösung, hypermangansaurem Kali, Salicylsäure, Argent. nitricum-
Lösung u. dgl. einleitet. Was die Hämaturie betrifft, deren
isolirte Stillung allerdings nur momentan gelingen kann und
einer radicalen Heilung selbstverständlich nicht gleichzusetzen
ist, so wird man durch Ruhe, Eisumschläge, ferner durch den
sowohl innerlich als auch local angewendeten Gebrauch von
blutstillenden Mitteln, namentlich Liqu. ferri aesquichloy., trach¬
ten, der Blutung Herr zu werden. Auch eine Irrigation mit
Tannin^ oder Alaunlösungen w ild nicht selten zum Ziele führen.
Wir werden uns aber trotzdem niemals von dem Gedanke»
losmachen können, dass die Stillung der einzelne# Symptome,
so sehr sie auch dem Patienten Erleichterung schaffen kann,
doch nur ein rein momentanes Eingreifen bedeutet, welches
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vor früher oder später wiederkehrendem Auftreten derselben
in keiner Weise schützen kann.
Auf welche Weise nun können wir da radical eingreifenP
Jeder Tumor im menschlichen Körper indicirt selbstverständ¬
lich eine sofortige Entfernung. Nun wissen wir zwar, dass
eine Reihe von Tumoren, namentlich die Carcinome und ge¬
wisse Sarkomformen, trotz ihrer Entfernung keineswegs für ein
vollständiges weiteres Freibleiben des Organismus Bürgschaft
geben. Seit überhaupt solche Operationen gemacht werden,
seitdem wird auch die Frage ventilirt, ob man operiren soll,
trotz dieser möglicherweise bevorstehenden Reeidiven und Me¬
tastasen. Jene Frage wird uns auch bei den Tumoren der
Blase bewegen; auch da werden wir, wenn wir einen bösarti¬
gen Tumor nachgewiesen haben, uns mit Rücksicht auf den
concreten Fall klar werden müssen, ob der allgemeine Zustand
des Patienten einerseits und die ihm durch den Tumor ge¬
machten Beschwerden andererseits eine Operation für wünschens-
werth oder nothwendig selbst dann erscheinen lassen, wenn
wir der Ueberzeugung sind, dass wir doch nicht den ganzen
Tumor zu entfernen im Stande sind. Dies ist der Fall bei
jenen breit aufsitzenden, mehr oder minder bis in die
tieferen Schichten der Blasenwände infiltrirten, meist carcino-
matösen Tumoren, welche einer radicalen Entfernung nicht zu¬
gänglich sind. Wir können nur dadurch ihr allzu üppiges
Wachsthum beschränken, dass wir ihre Oberfläche entweder
mechanisch mit dem scharfen Löffol oder mittelst der Glühschlinge
zu entfernen suchen, und andererseits durch geeignete Mittel,
wozu in erster Linie die Drainage gehört, gegen eine Wieder¬
kehr der Beschwerden möglichste Vorsicht treffen. Für diese
Fälle hat man, wie überhaupt für die Exstirpation von Tumoren,
in der letzten Zeit mit Vorliebe den hohen Blasenschnitt em¬
pfohlen, und in der That spricht die grosse Oeffnung und die
damit bedingte breitere Zugänglichkeit, sowie das manchmal
deutlicher mögliche Uebersehen des Tumors und seiner Gren¬
zen für seine Anwendung. Es würde mich zu weit führen, die
Vorzüge und Nachtheile des hohen Blasenschnittes überhaupt
und namentlich seine Gefährlichkeit zu erörtern, die von man¬
cher Seite wegen der Nähe des Peritoneums und der Möglich¬
keit von phlegmonösen Wundentzündungen im Beoken-Zell-
gewebe zufolge Urininfiltration verpönt wird, während Andere
im Vertrauen auf die Sicherheit sorgfältiger Antisepsis und
einer unter deren Schutz angelegten sorgfältigen Blasennath
diese Gefahren vollkommen zu vermeiden hoffen. Jedenfalls ist
es vorwiegend eine Frage der individuellen Ueberzeugung und
namentlich der persönlichen Erfahrung und Uebung; die Sta¬
tistik weist bei den Anhängern jeder Ansicht schon darum
günstige Erfolge nach, weil ja eben die grössere Uebung und
Erfahrung in einer Methode zu ihrer Vervollkomnung und zur
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Verbesserung ihrer Resultate fährt. Aber auch wenn der hohe
Blasenschnitt gewählt wird, hat die vorher zu Untersuchungs-
Zwecken angelegte Perinealfistel keinerlei Nachtheile, sondern
die dadurch sehr günstige Drainage wird auf die Heilung der
Bauch- und Blasenwände nur vom besten Einflüsse sein; auch
können durch Perinealfistel und Urethra Irrigationen vorge¬
nommen werden, ohne dass die Bauchwunde in Mitleidenschaft
gezogen wird; jedenfalls wird aber in einer sehr grossen An¬
zahl von Fällen die operative Behandlung von nicht radical
zu exstirpirenden Tumoren dieser Art von der Explorativinci-
sion aus möglich sein. Viel wichtiger ist uns jene Reihe von
Tumoren, wo wir eine wirkliche, gründliche Entfernung er¬
reichen können. Es sind dies jene, die mehr weniger deutlich
gestielt in der Blase aufsitzen, wobei ihre histologische Zu¬
sammensetzung nur von secundärer Bedeutung ist. Die ersten
Blasentumoren, welche als solche exstirpirt wurden, waren bei
Frauen vorgekommen, wo sie durch die Urethra sichtbar ge¬
worden und dann entfernt wurden. Auch Steinschnitte in Folge
falscher Diagnose führten gelegentlich zur Auffindung und
Entfernung eines Tumors, welche Fälle sich lange Zeit der
genaueren wissenschaftlichen Publication aus schon erwähnten
Gründen entzogen. Der Erste, der einen Blasentumor mit Ab¬
sicht und Vorbedacht exstirpirt haben dürfte, ist Warner,
der im Jahre 1747 einer Frau nach Spaltung der Urethra
einen grossen Polypen herauszog. Die späteren französischen
Chirurgen, namentlich Civiale, Le Roi, Mercier und An¬
dere haben, nachdem die Anwendung des Lithotriptors zum
Fassen und Zerkleinern von Steinen üblicher geworden war,
mit solchen auch papillomatöse Tumoren zu entfernen vermocht,
wenngleich dies zumeist unabsichtlich oder zufällig geschah ;
denn bis in die jüngste Zeit war eine gewisse Scheu gegen
eingreifende operative Verletzungen der Blase bei den Chirur¬
gen geblieben, welche in den mannigfachen Gefahren derselben
und namentlich in den traurigen Resultaten von Blasenver¬
letzungen ihre Begründung hatte. Im Jahre 1875 exstirpirte
Hofrath Billroth bei einem 12jährigen Kinde ein Myom der
Blase, wobei er erst den Perinealschnitt und, nachdem dieser
nicht genügte, den hohen Blasenschnitt ausführte. Dieser von
Gussenbauer in Langenbeck's Archiv beschriebene
Fall eröffnete geradezu eine neue Aera in dieser Richtung,
nämlich dem zielbewussten Exstirpiren von constatirten Tumoren
der Harnblase. Volkmann in Halle operirte das nächste
Jahr einen grossen Blasentumor bei einem 54 Jahre alten
Manne, der aber nach drei Tagen starb. Im selben Jahre heilte
Kocher in Bern durch Perinealschnitt und energische Aus¬
kratzung einen 38jährigen Mann, der 2 Jahre hindurch furcht¬
bar gelitten hatte.
Von nun an bemächtigten sich die Chirurgen Deutsch-
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lande, Englands und Amerikas, und später noch, seit etwa 3
Jahren, jene Frankreichs des Gegenstandes und zahlreiche Mit¬
theilungen kasuistischer Natur trugen zur steten Erweiterung
des Materiales bei.
Eine von Pousson mitgetheilte Tabelle umfasst 35
Operationen bei Männern, 35 bei Frauen. Im Ganzen 21 Hei¬
lungen bei Männern, 22 bei Frauen, und in mehreren wesent¬
liche Besserung. T o m p s o n hat unter 20 eigenen Operationen
13 Heilungen, wobei aber einige spätere Recidiven auftraten.
Die Art und Weise, wie gestielt aufsitzende Tumoren
entfernt werden, kann verschieden sein. Das blosse Fassen
mit einer starken Zang^ und Abdrehen des Tumors, wie es
To mp so n empfiehlt, das Umlegen einer kalten Schlinge des
Ecraseurs, Abbinden mittelst Ligatur, die Anwendung der Gal¬
vanokaustik , endlich die Exstirpation mittelst Messer. Alle
diese Modificationen wurden angewendet, wofür nicht nur die
persönliche Yorliebe des Chirurgen, sondern namentlich auch
die Verhältnisse des Tumors, namentlich seines Stieles, und
der Umfang seiner Basis entscheidend in die Wagsohale fallen.
Ja manchmal gelingt es sogar, blos mit dem Fingernagel die
Geschwulst auszulösen und zu entfernen.
Diese Tumoren werden wohl meistens von der Perineal-
incision aus vollkommen abgetragen werden können, und die
Möglichkeit, an die Explorativ - Incision sofort in geeigneten
Fällen die radicale Exstirpation zu fügen, ist jedenfalls mit
ein Grund, die Exploration auf diesem Wege, wo es immer
thunlich erscheint, anzuwenden. Was das Alter betrifft, in
welchem solche Operationen vorgenommen wurden, so zeigt
eine in der mehrfach benützten These gegen Pousson ent¬
haltene Statistik über 59 Fälle, dass fünf unter 5 Jahren Ope-
rirte sämmtlich gestorben sind, von 10—12 Jahren drei ge¬
heilt, von 20—30 vier geheilt, einer todt, 30—40 fünf geheilt,
fünf todt, 40—50 acht geheilt, vier todt, 50—60 vier geheilt,
sechs todt, 60—70 sechs geheilt, acht todt, 70—80 zwei ge¬
heilt. Im Ganzen muss man daher sagen, dass die chirurgische
Behandlung von Blasentumoren im Allgemeinen und nament¬
lich von gestielten nicht nur sehr häufig eine radicale Heilung er¬
zielt, sondern auch in jenen Fällen, wo dies nicht möglich ist,
eine Erleichterung der Beschwerden und wenigstens Verlänge¬
rung des Lebens mit sich bringt, was namentlich in den Jahren
des höheren Mannesalters der Fall ist. Die Perinealincision
bei inoperablen Garcinomen muss gerade so berechtigt er¬
scheinen, wie etwa die Anlegung eines künstlichen Afters beim
Carcinome des Colon. Hieran reiht sich eine Operationsmethode,
welche in ihrer Technik und in ihren Erfolgen ungleich schwie¬
riger ist. Es ist dies die Resection eines Stückes der Blase.
Am letzten Chirurgen-Congresse noch hat Sonnenburg in
Berlin Erwähnung gethan eines bereits veröffentlichten Falles,
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wo er von einer carcinomatösen Blase die ganze vordere Hälfte
exstirpirt hatte und die Blase gerade nur zu einem Verbin*
dungscanal zwischen Ureteren und Urethra geworden ist. Eine
Reihe von experimentellen Arbeiten in dieser Richtung, nament¬
lich von Gluck und Fischer und Anderen, hat die Berech¬
tigung dieser Operation zweifelsohne dargethan. Ihre Bedeu¬
tung liegt auch darin, dass Sie bei raschem und energischem
Einschreiten für Fälle von Blasenruptur uns die Möglichkeit
erfolgreichen Eingreifens gezeigt hat. Im Uebrigen liegen irgend
welche weitere Erfahrungen darüber noch kaum vor. Jeden¬
falls wird man nicht ausser Acht lassen dürfen, dass eine solche
Operation ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten bietet. So wird
es uns schwer sein, die Grenzen des gesunden Gewebes zu
bestimmen und darin zu operiren; die Gefahren einer Ver¬
letzung des Peritoneums, der Ureteren, der Samenbläschen (
der Vasa deferentia dürfen nicht ausser Acht gelassen werden,
und endlich sind ja die Fälle, um die es sich da handelt,
meist schon in einem so herabgekommenen Zustande, dass der
Chirurg wohl nur selten sich zu einem solchen Eingriffe ent-
schliessen wird.
Ich glaube so in Kürze die Blasentumoren in ihrer Be¬
deutung, sowie die Mittel, die wir za ihrer Behandlung haben,
erwähnt zu haben. Der Gegenstand zeigt in interessanter
Weise, wie unter dem Einflüsse der gegenwärtig ganz geänder¬
ten Wundheilungsverhältnisse die Chirurgen das Gebiet ihres
Einschreitens immer weiter und weiter mit gutem Erfolge aus¬
dehnen, er zeigt, wie es jetzt möglich geworden ist, einer
ganzen Reihe schwer Leidender Rettung zu bringen, welche
in früherer Zeit ohne genügende Hilfe bleiben mussten.
Unter8tützung8verein für Witwen und Waisen
jener Mitglieder des Wiener medicinischen Doctoren-
Colleginms, welche in die Witwen- und Waisen-Societät
nicht einverleibt sind.
Der seit dem Ableben des Hofrathee Dr. v. Vivenot unter
meinem Präsidium stehende „U n terstut zun gsverein für
Witwen und Waisen jener Mitglieder des Wiener
medicinischen Doctoren-Collegiums, welche in die
Witwen- und Waisen-Societät nicht einverleibt
sind“, hat die schöne, aber schwierige Aufgabe, Mittel zur Unter¬
stützung für die im Titel bezeichneten Personen, welche ihrer Er¬
nährer grösstentheils frühzeitig beraubt und in der grössten Nothlage
hinterlassen wurden, durch Sammlungen unter Aerzten und Nichtärzten,
unter wohlthätigen Herren und edelmüthigen Frauen aufzubringen.
Obwohl durch die seit 26 Jahren unermüdlich fortgesetzten
Bestrebungen der Vereinsleitung zu dem gedachten Zwecke ein
Fond von mehr als 60.000 fl. zusammengebracht worden ist, so
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kann dennoch die einer Witwe oder Waise gewährte Gabe per
Jahr nicht höher als mit 40—60 fl. ausgemessen werden, indem
sich die Anzahl von hilfsbedürftigen und an den Verein heran¬
tretenden Witwen und Waisen von Jahr zu Jahr vermehrt und in
den letzten Jahren bereits die Zahl von 50 Personen weit über¬
schritten hat, dagegen die Anzahl der beitragenden Mitglieder durch
Ableben nicht selten eine empfindliche Verringerung erfährt.
Behufs Linderung der Nothlage und besserer Unterstützung
der meiner besonderen Fürsorge anvertrauten Witwen und Waisen
meiner Collegen erhebe ich nun meine Stimme und bitte Aerzte
und Nichtärzte, Herren und Frauen mich bei der Erfüllung meiner
schwierigen Aufgabe durch hochherzige Spenden zu unterstützen,
dem Vereine als Mitglieder mit jährlich 3 fl. und aufwärts
oder als Gründer mit 50 fl. oder mehr beizutreten.
In erster Linie appellire ich an die gütige Mit¬
wirkung meiner Herren Collegen bei der Auf bringu ng
der Mittel zur Unterstützung der hilfsbedürftigen
Angehörigen unseres Standes, der mittelos hinterlassenen
Witwen und Waisen unserer durch einen frühzeitigen Tod hin¬
gerafften Collegen und Freunde. Mögen sie im Vereine mit mir
gegen die "Verstorbenen einen Act der Pietät dadurch üben, dass
sie die traurige Lebenslage der von denselben unversorgt hinter¬
lassenen Witwen und Waisen erleichtern helfen !
In zweiter Linie richte ich meine Bitte an jene
Witwen von Aerzten, welche in der Lage sind, zur Linderung
der Noth ihrer Schicksalsgenossen Etwas thun zu können. Mögen
sie alljährlich von ihrem gesicherten Einkommen einen Theil
opfern zu Gunsten der Witwen und Waisen jener Männer, welche
Collegen und Freunde ihrer Gatten gewesen sind!
Vorzüglich aber riehte t ich die Bitte des Ver¬
eines an jene Personen des nicht ärztlichen Publicums,
welche die Mittel und das Herz haben, unverschul¬
detes Elend ihrer Mitmenschen zu mildern. Die meisten
der jungen Männer, welche sich dem ärztlichen Stande widmen,
sind Von Haus aus unbemittelt; nur wenigen derselben ist es mög*
lieh, sich in den ersten Jahren ihrer Praxis so viel zu erwerben,
dass sie im Falle ihrer bereite erfolgten oder in Aussicht genommenen
Verehelichung für die materielle Stellung ihrer Familien die nöthige
Vorsorge treffen können (durch sichere Capitalsanlegung, durch Ein¬
kauf in eine Pensions- oder Rentenanstalt). Leider gab es und gibt
es noch immer einige Aerzte, welchen es früher oder später möglich
ist, diese Vorsorge zu treffen, welche aber, obwohl sie die Gefahren
kennen, die das Leben der practischen Aerzte in auffallender
Weise bedrohen, aus Mangel an Vorsorge für die Zukunft die
nöthigen Schritte zur Assecurirung ihrer Familie unterlassen. In
solchen Fällen sind es die (zumeist) schuldlosen Witwen und Waisen,
welche in’s Elend gerathen und welche einer wenigstens zeitweiligen
Unterstützung dringend bedürfen.
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Indem der Unterzeichnete im Namen des Vereines an den
Wohlthätigkeitssinn des geehrten Publicums appellirt, verpflichtet
er sich feierlich, bei der Verwendung der ihm anvertrauten Bei¬
träge nach bestem Wissen und Gewissen vorzugehen, die einlaufen¬
den Gesuche sammt Beilagen (Zeugnisse über Mittellosigkeit, Trauungs-,
Todten- und Geburtsschein etc.) umsichtig zu prüfen, bei der Zu¬
erkennung von Unterstützungsbeträgen streng nach den behördlich
sanctionirten Statuten vorzugehen und am Schlüsse jedes Ver¬
waltungsjahres den hochverehrten Gönnern des Vereines eine genaue
Einsicht in das Ge bahren des Vereines gedruckt vorzulegen. An¬
meldungen zum Beitritte als unterstützende Mitglieder, sowie zeit¬
weilige Spenden für diesen Verein werden gegen Empfangsbestätigung
entgegengenommen: von dem Präses Dr. Ferd. Bitter v. Arlt
(Bellariastrasse Nr. 12), dem Vicepräses Adolf Woda (Kärntner¬
strasse Nr. 30), dem CassenVerwalter Carl Lamatsch (Apotheker,
IV., Wiedner Hauptstrasse Nr. 16) und dem Vereins-Secretär
Dr. Alois Gruber (VIII., Feldgasse Nr. 15/17.)
Präsident des Vereines:
Dr. Ferdinand Ritter von Arlt,
k. k. Hofrath und emeritirter Professor,
Notizen.
Ernennungen. Die Dooenten Sanitätsrath Dr. Leopold Oser and
Dr. Viktor Urbantsohitsch jun. wurden zu ausserordentlichen Professoren,
un d zwar Ersterer für interne Medioin, Letzterer für Ohrenheilkunde ernannt.
Unterstützungs-Institut. In der Ausschuss - Sitzung am 28. Ootober
d. J. wurde Dr. Ernst von Besch als ordentliches Mitglied angenommen.
— Dr. Max Bichter, Chefarzt der Südbahn, hat dem Unterstützungsinstitnte
eine Noten reute von 100 fl. gespendet ^ ^
Pensionsinstitnt. In der Aussohuss-Sitzung am 22. v. M. wurden die DDr.
Josef Li81 und Karl Sohönhöffer als ordentliche Mitglieder aufgenommen.
Singerstiftnng. Aus dem Erträgnisse der Dr. Josef Singer’sohen
Stiftung ist von dem Wr. medio. Doot.-Coll. an eine arme bejahrte Witwe
oder an eine schon gegen 50 Jahre alte verwaiste, arbeitsunfähige Tochter
eines Dootors der Medicin, weloher an der Wiener Universität den Dootor-
grad erlangt hat und nicht Mitglied der medio. Witwen- und Waisen-Sooiet&t
in Wien war, eine jährliche Unterstützung im derzeitigen Betrage von 80 fl.
ö. W. auf Lebensdauer zu verleihen. Die Bewerberinen um diesen lebens¬
länglichen Stiftungsplatz haben ihren Tauf- oder Geburtsschein, dann den
Todtenschein ihres Gatten oder Vaters, dessen Originaldiplom über den an
der Wiener Universität erlangten medio. Doctorgrad und ein legales Armuths-
zeugnisi ihrem 'Bewerbungsgesuche beizusohliessen und dasselbe längstens
bis 17. November 1885 behn Wiener medio. Doct.-Coll., I. Kothenthurm¬
strasse 23, im 3. Stook zu überreichen.
Uebersiedlnngs-Anzeige. Dr. Johann Schaffer ist von Eibiswald in
Steiermark nach Graz übersiedelt und wohnt dort Lessingstrasse 6.
WohnungsVeränderungen. Dr. J. Hartmann wohnt I. Lobkowitzplatz
1; Dr. Josef Hoff mann wohnt I. Führi'chgasse 1; Dr. Ignaz L a t z e 1 wohnt
VIII. Florianigasse 3; Dr. Nioolaus S o h m i d t wbhnt IV. Starhemberggasse 20;
Proseotor Docent Dr. Anton Weiohs el bau m wohnt IX. Porzellangasse 18.
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Bedaeteur:
Pr. L. Hopfgartner. — Gesellachafts-Buchdruekerei, Wien, III., Erdbergstrasse 8.
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XI. Bd. Ausgegeben am 19. November 1885. JVr. 25
MITTHEILUNGEN
, des
Wiener mciMscM jjwtmijjjijliii
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen and darüber, an
20 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Collegiums im In-
lande 3 fl., nach dem Auslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. = 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zelle.
Man pränumerirt in der Medioin. Buchhandlung ToeplUa & Deutioke
(vormals Carl Ciermak), Wien, I., Schottengasse 6.
Zisehriften «id Zusendungen au die Redaction: Wien, Kanzlei des Wiener med.
Doet-Coll. und der Witwen- und Waisen-Societät, Rothenthurmstrasse 23.
Inhalt: Einladungen. —Wissenschaftliche Versammlung am 9. November 1885. Vortrag des
Herrn Dr. Edmnnd Jelinek. Ueber die Milchsäure-Behandlung im Kehlkopfe, Rtchen
nnd in der Nase. — Ueber die hygienische Untersuchung der Fette mit besonderer Berück¬
sichtigung der Butter. Vortrag, gehalten in der Section für öffentltche Gesundheitspflege
am 7. October 1885 von Dr. Fl. Kratsohmer. — Ein Blick auf deu gegenwärtigen
Zustand der Chirurgie. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am
26. October 1886 vouProf. Dr. Albert (Fortsetzung)— I. Spendenverzoiotmiss. — Notizen.
Einladung
zu der am
Montag, den 23 . November 1885
um 7 Uhr Abends
im Saale der k k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
Programm:
1. Herr Dooent Dr. Joaef QrUnfeld: Vorstellung eines Kranken.
2. Herr Primararzt Doo. Dr. lo$ef Engllsoh: Abnorme Lagerungen
des Hodens in diagnostischer Beziehung.
Prof. Dr . JE. Albert , Dr. Karl Reitter 9
Vice-Pr äsident. Secretär.
Einladung
zu der am
Mittwoch, den 2. December 1885, um 7 Uhr Abends
in der
Kanzlei des Wr. med. Doct.-Coll., I. Rothenthurmstrasse 23, stattfindenden
Sitzung der Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Programm:
Bericht des Comitäs über die Wiener-Neustädter Tiefquelienleltung.
Dr • E. Kämmerer, Obmann-Stellvertreter.
Aerzten, auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind, Ist der Zutritt
zu den wissenschaftlichen Versammlungen und zu den Sitzungen der Section
für öffentliche Gesundheitspflege jederzeit gestattet.
Hieiu eine Beilage: Prospect zu Dr. Adler 9 » neuen Medieinal-
Kalender.
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Wissenschaftliche Versammlung am 9. November 1885.
Vortrag des Dr. Edmund Jelinek:
Ueber die Müchsäure-Behandlung im Kehlkopfe, Rachen
und in der Nase.
Ich war durch die besondere Güte des Herrn Prof.
Schrötter, welcher mir mit der liebenswürdigsten Bereit¬
willigkeit das Materiale seiner Klinik und das des ^aryngologischen
Ambulatoriums zur Verfügung stellte, in der Lage, die Milch¬
säure, welche zuerst Krause in Berlin bei Larynx-Tuberculose
anwendete, in ausgedehntem Maasse zu erproben und will in
Folgendem die Resultate meiner Beobachtungen mittheilen.
Die Idee, die Milchsäure bei Larynx-Tuberculose anzu¬
wenden, schöpfte Krause, der sie zuerst empfahl, aus der von
Mosetig gemachten Beobachtung, dass die Milchsäure
krankes (lupöses) Gewebe verschorfe, gesundes aber intact
lasse. Auch bezüglich der Schleimhaut des Larynx, des Pharynx
und der Nase steht es fest, dass die Milchsäure bei kurzdauern¬
der Einwirkung, resp. Einpinselung die gesunde Schleimhaut
nur vorübergehend afficirt, aber niemals verschorft, dass die¬
selbe aber erkrankte, infiltrirte und exulcerirte Partien verschorft.
Es geschieht die Verschorfung nicht in stürmischer Weise,
sondern allmählig nach Massgabe des Eindringens der Flüssig¬
keit in die Gewebe. Diese Eigenschaft zeichnet die Milchsäure
in hervorragender Weise vor allen anderen Aetzmitteln aus;
aber ausser dieser sohätzenswerthen Eigenschaft scheint sie,
wie ich später zeigen werde, auch resorbirende Eigenschaften
auf hyperplastische Gewebe zu zeigen; endlich soll dieselbe
wie Sorman und Brugnatelli durch Impfversuche nach¬
gewiesen haben wollen, im Stande sein, die Ansteckungsfahig-
keit der Tuberkelbacillen hintanzuhalten.
Milchsäure stellt bekanntlich eine farblose, syrupdicke
Flüssigkeit von intensivem, aber nicht unangenehm saurem Ge-
schmacke dar. Wird dieselbe auf gesunde Schleimhautpartien
verrieben, so erzeugt sie vorübergehende Röthung, nachfolgende
epitheliale Trübung, aber keine Verschorfung. Auf die Schleim¬
haut eines gesunden Larynx eingepinselt, erzeugt sie nicht das
Gefühl von Brennen, sondern heftigen Hustenreiz, ziemlich
starke Glottiskrämpfe. Auf ein Gewebe gebracht, das der Schleim¬
haut beraubt ist, erzeugt sie lebhaften Schmerz. Es sind also
3 Momente: 1. Schmerz, 2. Hustenreiz und 3. Glottiskrampf,
welche insbesondere bei der Application der Milchsäure im
Larynx wohl zu berücksichtigen sind. Da die Individualität
sehr verschieden ist, ist es geboten, mit schwachen, wässerigen
Lösungen anzufangen und immer ganz leicht zu pinseln. Ich
nehme zuerst 20%, dann 50°/ 0 , 80°/ 0 und schliesslich concentrirte
Säure. Das ausgebreiteste Feld für die Wirkung der Milchsäure
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bietet die Larynx-Tuberculose and wir werden hier bezüglich
der Wirkung der Säare zu unterscheiden haben: 1. von der
Schleimhaut bedeckte, 2. der Schleimhaut beraubte, also in-
filtrirte, geschwellte und ulcerirte Partien. Bei succulenten und
ödematösen Partien werden wir sehr leicht einen Schorf er¬
zielen, was bei den derb infiltrirten nicht der Fall ist.
Bei Geschwüren werden wir im Ganzen unterscheiden die
Zugänglichkeit, Ausdehnung und die Umgebung. Die ödematösen
Schwellungen machen dem Arzte und dem Kranken am meisten
zu schaffen, denselben konnte man bis jetzt mit keinem Mittel
beikommen; und man war froh, im Cocain ein wirksames
Palliativ vorgefunden zu haben. Bei diesen Schwellungen leistet
Milchsäure am meisten; wenn man diese mit 20 bis 50°/ 0
Lösung bepinselt, bekommt man einen ziemlich derben Schorf,
der am 2. bis 3. Tage geschwunden ist, worauf man die Ein¬
pinselung wiederholt.
Schon nach der ersten Einpinselung scheint eine Ab-
schwellung im geringen Maasse einzutreten; etwa nach 3 bis
4 Tagen kann man schon eine merkliche Abschwellung con-
statiren. Ich möchte einen hieher gehörigen Fall erwähnen,
welcher eine Frau betrifft mit Infiltration beider Lungenspitzen
und hochgradiger Schwellung im Larynx; die Frau war trachco-
toinirt und zwar war die Indicatio vitalis eingetreten; der
Larynx war vollständig undurcbgängig. Ich entschloss mich zur
Milcbsäurebehandlung; als schon die Einpinselung einer 20°/ 0 igen
Lösung starke Schmerzen verursachte, pinselte ich später unter
Cocain mit einer concentrirten Lösung, und zwar energisch.
Am 5. Tage konnte man schon einen Theil der Aryknorpel
mit ziemlich starkem Schorfe bedeckt und die hintersten Partien
der epiglottischen Falten sehen. Schlingbeschwerden bei weitem
geringer; nun musste ich einige Tage pausiren. Als ich die
Kranke am 10. Tage wieder sah, war ich von den unterdessen
vor sich gegangenen Veränderungen angenehm überrascht;
Schwellung im Larynx soweit zurückgegangen, dass man das
Larynxmnere sehen konnte, die Epiglottis auf den 4. Theil
ihres Volums reduzirt, hatte nahezu normale Gestalt, dasselbe
bei den Aryknorpeln, Glottis ziemlich weit, und konnte die
Kranke bei geschlossener Canüle ganz gut athmen. Das Larynx-
innere war von Granulationen ausgekleidet. Der Zustand besserte
sich rasch, und am 20. Tage der Behandlung konnte die
Canüle entfernt werden. Die Kranke erlag später dem Fort¬
schreiten des Lungenprocesses.
Viel langsamer geht die Geschichte bei derben Infiltraten;
hier ist man nicht im Stande, einen ausgiebigen Schorf zu er¬
zeugen, weil die Flüssigkeit nicht so gut in die Gewebe ein¬
dringt, doch kann man oft in 6—8 Wochen die Schwellung zum
Schwinden bringen.
Bevor ich auf Geschwüre übergehe, möchte ich einige
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Betrachtungen darüber anstellen, warum es so selten gelingt
tuberculöse Geschwüre zur Heilung zu bringen. Weil sie nicht
rationell behandelt wurden, nicht rationell behandelt werden
konnten. Bei einem tuberculösen Geschwür der äusseren Haut
wird man durch Aufstreuen von Jodoformpulver, Bepinseln mit
Carbollösung oder Touchiren mit dem Lapisstift Heilung
nicht erzielen. Wenn wir aber die Ränder abtragen, den Grund
energisch auslöffeln und die kranke Umgebung bis in’s gesunde
Gewebe hinein entfernen, dann sind wir berechtigt, Heilung zu
erwarten.
Dieselben Bedingungen müssen auch bei Geschwüren im
Larynx vorhanden sein, um Heilung verlangen zu können. Die
obenerwähnte mechanische Entfernung des kranken Gewebes
können wir nun im Larynx nicht anwenden, obzwar schon dies¬
bezügliche Versuche gemacht wurden; aber wir können die
Milchsäure anwenden, welche krankes Gewebe zerstört und
gesundes intact lässt. Die bisherigen Aetzmittel konnten nicht
genug energisch angewendet werden, weil sie auch gesundes
Gewebe nicht schonen, und doch nicht genau looalisirt werden
können, aber bei unzugänglichen tiefgreifenden Geschwüren ist
man nicht im Stande, die Milchsäure in der geeigneten Weiso
anzuwenden. Endlich muss noch erwähnt werden, dass es nicht
genügt, das erkrankte Gewebe zu zerstören, es muss in ebenso
gründlicher Weise entfernt werden, was im Larynx auch nicht
immer möglich ist.
Aus dieser Betrachtung wird sich schon a priori ergeben :
1. Dass voraussichtlich nicht in allen Fällen von Larynx-
Geschwüren Heilung zu erzielen ist.
2. Welche Fälle es sind, in denen wir eine möglichst
günstige Wirkung von der Milchsäure erwarten können.
Es sind das frische, kleine, günstig gelegene Geschwür©
mit gesunder Umgebung, bei Individuen, welche noch nicht zu
sehr herabgekommen sind, weil fortgesetzte Milchsäurebehandlung
eine gewisse Resistenz des Organismus beansprucht. Nach
meiner Erfahrung bieten die besten Chancen Geschwüre an
den Stimmbandrändern, weil diese dem Pinsel energischen
Widerstand entgegensetzen und die Entfernung des verschorften
Gewerbes dadurch leichter möglich ist. Ich habe gesehen, dass
scheinbar ganz seichte Geschwüre nach der zweiten Einpinselung,
wobei der Schorf der ersten entfernt wurde, viel tiefer wurden,
dann sich aber nicht mehr vergrösserten und nach 2—3 Wochen
Vernarbung zeigten.
In ungünstigen Fällen, bei alten ausgebreiteten Geschwüren,
geht die Sache anders, da habe ich nach dreimonatlicher Be¬
handlung oft keine Heilung erzielt. Doch niemals bemerkt man
ein Weiterschreiten des Prozesses, der Geschwürsgrund reinigt
sich unter Granulationsbildung und die Kranken machen ent-
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aehiedene Angaben über Besserung des Allgemeinbefindens, was
man oft auch objectiv constatiren kann.
Ist die Reaction des Kranken als massig bekannt, so kann
man energiseh bis zur Blutung pinseln; ich beobachtete, dass
die Reaction bald abnimmt und man dann mit concentrirten
Lösungen anstandslos pinseln kann.
Bei anderen Larynxerkrankungen habe ich die Milchsäure
nicht angewendet, ausser zur Cauterisation der Ansatzstelle
von entfernten Tumoren, was viel bequemer ist als mit Argentum
nitricnm. Durch Milchsäure werden auch ziemlich exacte Blut¬
stillungen erzielt. Auf den Pharynx übergehend, will ich zuerst
die Wirkung bei der Pharyngitis gangraenosa erwähnen. Eine
33jährige Frau war auf Zimmer 51 der zweiten medicinischen
Abtheilung des allgemeinen Krankenhauses aufgenommen worden.
Prof. Schrötter sagte zu mir (es war gerade in der ersten
Zeit meiner Versuche mit der Milchsäure): „Wenn dieselbe
etwas leistet, so könnte sie es hier am besten beweisen. w Ich
hatte aber keine rechte Lust anzufangen; ich sah eine hoch¬
gradig anämische abgezehrte Frau, die kaum sprechen konnte
und einen intensiv foetiden Geruch verbreitete. Die Unter¬
suchung zeigte, dass die Schleimhaut der rechten Pharynxwand,
der Epiglottis, rechten Vallecula und der Boden der Mundhöhle in
eine gangränöse Gewebsmauer umgewandelt war.
Die Kranke war in Folge der hochgradigen Schlingbe¬
schwerden und daraus resultirendem Nahrungsmangel äusserst
herabgekommen. Wegen des stetigen Fortschreitens des Proceses
entschloss ich mich doch zu einem Versuch. Die Schmerzen
nach der ersten Einpinselung waren so gross, dass ich gar
nicht denken konnte, die Kranke werde sich der Behandlung
unterziehen. Doch wiederholte ich nächsten Tag die Pinselung.
Nun hatte ich einige Tage keine Gelegenheit die Kranke zu
sehen. Als ich wieder aufs Krankenzimmer kam, machte sie
mir Vorwürfe, dass ich sie vernachlässige und bat mich die
Einpinselungen täglich fortzusetzen, denn sie fühle sich jetzt
viel besser. Das erste was ich bemerkte war entschiedene Ab¬
nahme des foetiden Geruches, dann sah ich die gangränösen
Partieen allseitig von einem rothen Demacrationsrande umgeben.
Durch diesen Erfolg ermuthigt setzte ich die Pinselungen forfc
und zwar täglich und nach dreiwöchentlicher Behandlung war
die Kranke geheilt. Auch in anderen Fällen trat bald Demar-
cation, Abstossung des Gewebes und Ausheilung ein.
Diese Erfolge müssen jedem den Gedanken nahelegen
das Mittel bei der Diphteritis des Pharynx zu benützen. Dies
geschah schon früher, aber blos mit 3°/ 0 Lösungen. Einige
hatten ganz günstige Erfolge. Es scheint mir dringend wünschens-
werth, dass solche Versuche mit 50—80% Lösung im ansge¬
breiteten Massstabe angestellt werden.
Gute Erfolge hatte ich bei Pharyngitis granulosa,
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wo bei energischer täglicher Pinselung mit concentrirter Lösung
nach circa 4 Wochen die Granula schwanden. Bei der Pharyn¬
gitis sicca erzielt man leichtes Auflösen und Entfernen der
Borken. Auch bei Pharyngitis hypertrophica lateralis habe ieh
ein baldiges Abschwellen der geschwellten Partien gesehen.
Yon der Rhinitis hypertrophica gilt dasselbe. Bei der Rhinitis
scrophulosa sicca konnte ich ebenfalls Ablösender Borken erzielen;
die Wiederbildung wurde verlangsamt und hörte bald ganz auf.
Erwähnen will ich noch die gute Wirkung der Milchsäure
auf den Übeln Geruch, der bald verschwindet. Hier genügt es
aber nicht, wenn die Nase in der gewöhnlichen Weise ausge¬
pinselt wird, sondern es müssen Tampons, welche mit Milch¬
säure getränkt sind, eingefuhrt und eine Stunde liegen gelassen
werden. Sehr günstige Erfolge hatte ich bei Rhinitis ulcerosa
mit Bildung von leicht blutenden Granulationen Wenn man
nur eine feine Sonde in den unteren Nasengang einführen kann,
so umwickelt man sie mit Watte, tränkt mit Milchsäure und
führt sie ein. Nach einigen Minuten wird sie entfernt und man
hat einen von verschorftera Gewebe ausaekleideten Gang. Dann
werden immer dickere Tampons eingeführt.
Fasse ich die Resultate meiner Untersuchungen zusammen,
so muss ich sagen: Milchsäure ist kein Specificum gegen Larynx -
Tuberculose, aber hier leistet sie weit mehr als alle anderen
bekannten Mitteln.
In den Anfangs-Stadien und bei beschränkter Ausdehnung
der Erkrankung kann man Heilung erzielen. Ob diese eine
dauernde ist, kann ich vorläufig noch nicht sagen, doch hebe
ich hervor, dass, solange die Milchsäurebehandlung anhielt, ioh
niemals Weiterschreiten des Processes oder das Auftreten eines
neuen Krankheitsherdes beobachtet habe, und ich bin überzeugt,
dass man manchen Kranken durch diese Behandlung vor der
Tracheotomie wird bewahren und manchen Kranken von der
Canüle befreien können, die er sonst Zeitlebens hätte tragen müssen.
Auf das Fortschreiten des Lungenprocesses bat die Milch¬
säure nach den bisherigen Erfahrungen keinen Einfluss. Wenn
man aber bedenkt, dass es zweifellos Fälle von Larynx-Tuber-
culose gibt, wobei eine Erkrankung der Lungen noch nicht
nachgewiesen werden kann, und nach der jetzigen Auffassung
die Lungen er krankung wahrscheinlich auf die Infection durch
den Larynx zurückzuführen ist, so kann man die Möglichkeit
nicht von der Hand weisen, dass man in solchen Fällen bei
frühzeitiger Behandlung des Larynx eine Infection der Lunge
vielleicht zu verhüten im Stande sein werde. loh muss daher
sagen, dass wir die Milchsäurebehandlung als eine wesentliche
therapeutische Errungenschaft bezeichnen müssen und ich glaube,
dass unsere bisherige Erfahrungen in hohem Grade geeignet
sind, zu weiteren ausgedehnten Versuchen anzueifern.
(Schluss folgt.)
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243
lieber die hygienische Untersuchung der Fette mit
besonderer Berücksichtigung der Butter.
Vortrag, gehalten in der Seotion für öffentliche Gesundheitspflege am 7. Oc-
tober 1885 von Dr. Fl. Kr at schm er, k. k. Regimentsarzt, Dooent für an¬
gewandte medio. Chemie und Hygiene.
Unsere Erfahrungen über die Assimilirbarkeit der Fette
nöthigen uns zu der Annahme, * dass unsere Verdauungsorgane
gegen diese Nahrungsstoffe weit empfindlicher reagiren, als
gegen andere — insoweit als eine solche Empfindlichkeit nach
dem Gefühle des Wohlbefindens abgeschätzt werden darf.
Wir konnten es sonst gar nicht verstehen, warum viele,
ja die meisten Personen gegen das mit den Speisen aufgetischte
Fett eine gewisse Vorsicht, um nicht zu sagen, ein Misstrauen
an den Tag legen.
Dieses Misstrauen, welches in gleicher Weise gegen das
Vorgesetzte Fett wie gegen die Fähigkeit der eigenen Ver¬
dauungsapparate, denen es überwiesen werden soll, gerichtet
ist, lässt sich am besten und deutlichsten in einer allgemeinen
Außspeisungsanstalt wahrnehmeD.
Nur Wenige von den Gästen verzehren das Fleisch mit
dem anhängenden Fette und sammt der begleitenden Fettbrühe
mit jenem Wohlbehagen, welches im Augenblicke des Genusses
aus einem kräftigen Hungergefühle und dem Bewusstsein zu¬
gleich entspringt, dasselbe in ganz rücksichtsloser Weise be¬
friedigen zu dürfen.
Die grosse Mehrzahl 4er Besucher beneidet diese wenigen
Glücklichen ob ihrer tadellosen Verdauungswerkzeuge und geht
in der Befriedigung ihres Nahrungsbedürfnisses weit vorsichtiger
und ängstlicher zu Werke. Das Fleischstück wird aus der be¬
gleitenden Sauce auf einen anderen Teller herausgehoben und
alles Fett fein säuberlich davon weggeschnitten.
Zum Theile lässt sich diese ängstliche und geringschätzige
Behandlung eines so werthvollen Nahrungsstoffes aus der eigen¬
tümlichen Beschaffenheit des sogenannten „Gasthausfettes“ er¬
klären. Es ist dies nämlich gewöhnlich eine Art Collectivsubstanz
von verschiedenartiger Zusammensetzung, in welcher Fettsorten
von verschiedener Herkunft und macherlei früherer Verwendung
vertreten sind. Jedoch auch in häuslicher Kost und bei pein¬
licher Beobachtung in der Zubereitung der Speisen kann man
sich der Wahrnehmung nicht verschliessen, dass nicht Jeder
jedes Fett gleich gern geniesst und zwar zumeist deshalb, weil
es ihm erfahrungsgemäss nicht gleich gut bekommt.
Wir müssen daraus schliessen, dass die Breite der Ver¬
träglichkeit auch sonst guter Verdauungsorgane gegen mancherlei
Fettarten nicht allzu gross ist. Dass in dieser Hinsicht schwäch«
Hoher Ausgerüstete — Stadtbewohner stellen hiezu ein reich-
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244
lieh es Contingent — unter dem Einflüsse weit grösserer Empfind¬
lichkeit zu leiden haben, ist bekannt.
Ebenso bekannt ist es, dass Verdauungsstörungen, welche
in dieser oder jener Weise durch Fette hervorgerufen sind,
unter höchst unangenehmen Erscheinungen verlaufen und recht
lange andauern. All dies zusammengenommen erklärt wohl zur
Genüge die Aengstlichkeit, mit welcher viele Personen den Ge¬
nuss fetten Fleisches und fetter Gerichte vermeiden.
Darnach lässt sich wohl auch ermessen, dass der Ver-
derbniss, Verunreinigung und Verfälschung der Fette eine sehr
wichtige hygienische Bedeutung beigelegt werden muss.
Will man gutes, reines und appetitliches Fett darstellen,
so muss hiezu das Fettgewebe der betreffenden Thiere in mög¬
lichst frischem Zustande verwendet werden. Dass das Thier
gesund und gut genährt gewesen sein muss, versteht sich von
selbst. Das beste Fett erhält man aus den reichlichen Fettab¬
lagerungen an verschiedenen Stellen der Bauchhöhle.
Wiewohl das zwischen Muskel und Sehnen und unter der
Haut befindliche Fett in seiner chemischen Zusammensetzung
keine Unterschiede gegen das Bauchhöhlenfett aufweist, so ist
es erfahrungsgemä8s gewöhnlich weniger wohlschmeckend, was
sich wohl zum grossen Theile daraus erklärt, dass es nicht so
rein abpräparirt werden kann und das mit Haut-, Muskel-Fetzen
und dergleichen Beimengungen mehr-weniger vermischte Fett¬
gewebe beim Ausschmelzen ein Fett liefert, welches von jenen
Beimengungen, insbesondere wenn sie einer zu hohen Temperatur
ausgesetzt waren, einen differenten Geschmack annimmt.
Ueberhaupt wäre dem Vorgänge bei der Fettschmelze
mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als dies für gewöhnlich zu
geschehen scheint. Das hinreichend zerkleinerte Fettgewebe
muss in reinen Gefässen so zerlassen werden, dass partielles
Anbrennen durch zu hohe Temperaturen vermieden wird; das
gewonnene Fett muss in reinen Gefässen und in entsprechen¬
den Localitäten aufbewahrt werden.
Es wurde früher betont, dass das Fettgewebe in möglichst
frischem Zustande zur Verarbeitung gelange. Diese Forderung
ist für die Erzielung einer tadellosen Waare sehr wichtig. Das
Bindegewebe, in welches das Fett eingelagert ist, geht leicht
in Zersetzung und Fäulniss über und noch leichter und schneller
verderben jene Fettabfälle, an denen Muskel-, Sehnen-, Haut¬
partikel und dergleichen hängen. Das Fett besitzt bekannter-
massen in hohem Grade die Fähigkeit, Gerüche, resp. die
diesen Gerüchen zu Grunde liegenden Substanzen anzunehmen und
es ist fraglich, ob solche Gerüche bei der Temperatur des Schmelz-
processes wieder vollkommen ausgetrieben werden können; dass
das längere Lagern des Fettgewebes auf die Qualität des daraus
geschmolzenen Fettes nicht günstig einwirken kann, ist gewiss.
In der That wird auoh in kleinen Haushaltungen gewöhn-
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lieh der nöthige Bedarf an Fett durch Ausschmelzen frischen
Fettgewebes dargestellt; es geschieht dies weniger aus Rück¬
sichten der Preisverhältnisse — denn das Fettgewebe wird ge¬
rade so theuer bezahlt wie ausgeschmolzenes Fett — als aus
einem gewissen Argwohn gegen käufliche Fettsorten. Dieser
Argwohn mag in den meisten Fällen unbegründet sein; man
kann sich ja auch nach Aussehen, Geruch und Geschmack von
der tadellosen Qualität des käuflichen Fettes selbst überzeugen;
— allein ein Punkt bleibt immer unsicher, woher das Fett
eigentlich stammt.
Es mag vielleicht scheinen, dass derartige Erörterungen
überflüssig und selbstverständlich sind — sie sollten es auch
wirklich sein. Ich kann aber dem gegenüber versichern, dass
ich Fette und darunter nicht etwa blos solche, welche sozusagen
zom internen Gebrauche in Gasthäusern letzter Kategorie zur
Verwendung gelangen, sondern auch solche, welche öffentlich
verkäuflich gewesen sind, zu Gesichte bekommen habe, deren
Beschaffenheit unsere Vorstellungen über Fette geradezu ver¬
höhnt. Es waren dies graugelbliche, schmierige, von Unreinig¬
keiten, welche sich schon dem oberflächlichen Anblicke ver-
rathen, reichlich durchsetzte, übelriechende Massen von kratzen-
dem, eckelerregenden Geschmacke, welcher sehr lange im
Gaumen und noch länger in der Erinnerung haftet. Wenn man
diese Fettsorten zerlässt, so setzen sich Unreinigkeiten in ge¬
radezu erstaunlicher Menge und von der verschiedenartigsten
Beschaffenheit in dem verflüssigten Fette zu Boden.
Mehr-weniger angebrannte und verschrumpfte Gewebstheile,
Blutgerinnsel, Haarbüschel, Sand- und Kohlepartikelchen, Holz¬
fasern u. dgl. bilden die Zusammensetzung einer solchen Ab¬
lagerung. Wenn man solches Fett mit Wasser bei entsprechen¬
der Temperatur durchschüttelt, absitzen und erkalten lässt, er¬
scheint das unter der erstarrten Fettkruste sich abscheidende
Wasser trübe und gibt mit N e s s 1 e r ’ schein Reagens eine
mehr-weniger deutliche gelbe bis gelbröthliche Färbung und
auch einen derartigen gefärbten Niederschlag zum Zeichen, dass
stickstoffhaltige Zersetzungsproducte darin gelöst sind. Mitunter
kann man auch beobachten, dass das Wasser, welches mit den
Fetten durchgeschüttelt worden ist, eine saure Reaction an¬
genommen hat.
Darum ist es doch nicht so ganz überflüssig, die Forde¬
rungen auszusprechen, welche eine Fettwaare erfüllen muss,
nm als zum Genüsse zulässig erklärt werden zu können: Das
Fett muss von weisslicher bis gelblicher Farbe, in seinem Ag¬
gregatzustande gleichmässig, frei von jeder verunreinigenden
Beimengung sein; sein Geruch habe mit Ausnahme des eigen¬
tümlichen, durchaus nicht unangenehmen Sondergeruches,
welcher nahezu jeder Fettart zukommt und meist nur von em¬
pfindlichen Geruchsorganen wahrgenommen wird, nichts Auf-
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fälliges, namentlich muss jeder faulige and ranzige Geruch
fehlen; — und sein Geschmack sei milde, angenehm, ohne jed¬
weden Beigeschmack, durchaus nicht kratzend. Es muss bei
massiger Wärme zu einer klaren, mehr-weniger gelb gefärbten
Flüssigkeit zergehen, in welcher keinerlei Aufschwemmungen
wahrzunehmen sind; auch nach längerem Stehen darf sich ans
der warmen Flüssigkeit kein Bodensatz abscheiden. Wasser,
welches mit dem Fette durchgeschüttelt wird, muss klar bleiben
und ausser Salz, wenn es sieb um gesalzenes Fett handelt,
nichts lösen ; es muss neutral reagiren und darf durch Nessler’-
sohes Reagens nicht getrübt werden. Es verdient bemerkt zu
werden, dass sich die Wahrnehmungen bezüglich des Geruches
und Geschmackes in höherer Temperatur — also im ge¬
schmolzenen Zustande des Fettes — noch deutlicher offenbaren,
als im festen.
Diese Eigenschaften muss man bei allen Fettarten unbe¬
dingt verlangen; nur bezüglich des gleichmässigen Aussehens
ist eine kleine Einschränkung zu machen, welche besonders
hervorgehoben zu werden verdient. Die geschmolzene Kuh¬
butter — von anderen Fetten ist dergleichen bis jetzt nichts
bekannt geworden — scheidet bei längerem Lagern eine ölartige
Masse ab, während der übrige feste Antheil eine körnig krystal-
liuische Zusammensetzung aufweist. — Schon Chevreul hat
auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und angegeben, dass
sich eine derartige Trennung eines öligen von einem talgartigen
Theile in der geschmolzenen Euhbutter schon bei 17° C. be¬
merken lässt.
Es könnte nun geschehen, dass der ölige Antheil allein
oder die geBammte halbflüssige Masse den Verdacht einer
Fälschung mit fremden Fettarten rege macht und es ist dies
auch schon vorgekommen. Man muss sich jedoch hüten, aus
einem solchen Aussehen allein über ein fragliches Fett abzu-
urtheilen, bevor nicht die eingehende chemische Untersuchung
darüber entschieden hat.
Ausser den allgemeinen, auf möglichste Reinheit und Un~
Verdorbenheit Bezug nehmenden Eigenschaften kommen für
gewisse Fettsorten noch die charakteristischen Merkmale ihrer
Echtheit in Betracht.
In dieser Hinsicht kann in sehr hervorragender Weise
nur die Butter, hie und da auch das Schweinefett praotisoh
Gegenstand einer Prüfung werden; andere Fettarten scheinen
entweder seltener Verfälschungen zu unterliegen oder aber
macht man sich, falls dies ja geschieht, nicht viel daraus.
Enten- und Gänsefett, welches von vielen der Butter gleich-
gehalten oder sogar unter Umständen vorgezogen wird, bat
bisher zu Klagen über stattgehabte Verfälschung kaum Ver¬
anlassung geboten.
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Es ist schwer zu entscheiden, ob dies dem ganz charakte¬
ristischen, leicht kenntlichen Geschmacke dieser Fettart oder
ihrem immerhin seltenerem Vorkommen gegenüber der Massen-
haftigkeit der übrigen Fette oder endlich dem Umstande zu
danken ist, dass Liebhaber sich dieselbe gewöhnlich selbst aus
erster Quelle beschaffen. (Fortsetzung folgt.)
Ein Blick auf den gegenwärtigen Zustand der Chirurgie.
Vortrag gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 26. Ootober 18S5
▼on Prof. Dr. E. Albert.
(Fortsetzung.)
Wie leicht zum Beispiel ein Diabetiker Brand bekommt,
wie leicht es bei Greisen zu Gangräna senilis kommt, wissen
wir ja alle; ebenfalls müssen wir nach einzelnen Erfahrungen
annehmen, dass bei manchen Blasen* und Nierenerkrankungen
der Kranke von dieser Seite her inficirt ist und nun die Anti¬
sepsis, die bei einer an ihm vorgenommenen Operation tadellos
durchgeführt wird, dennoch fehlschlagen kann. Denselben Ein¬
druck bekommt man in einzelnen Fällen, wo der Exstir¬
pation eines jauchenden Krebses oder Sarkoms trotz aller Vorsicht
rasche Sepsis folgt. 1 )
Wir kommen naturgemäss auf die tuberculösen Menschen
zu sprechen.
Zu gleicher Zeit, als die Pathologie der Tuberculose einen
völligen Umschwung erfahren hatte, zeigte sich auch in der
chirurgischen Therapie der tuberculösen Localerkrankungen ein
plötzliches Schwanken. Allerdings war es unabhängig von jenem
Umschwünge in der Theorie eingetreten, wurde aber von dem¬
selben nachträglich beeinflusst und wird es allem Anscheine
nach noch mehr werden. In der wichtigsten der hieher fallenden
Fragen, in der Frage der Gelenksresectionen habe ich mich
vor einigen Jahren geäussert; leider haben einige auswärtige
Collegen übersehen, welches Gewicht ich darauf lege, ob es sich
um Kinder oder um Erwachsene handelt. Ich unterlasse es beute
in dieses verwickelte Thema einzugehen; aber es war mir eine
grosse Genugthuung, als später auch Volkmann das Bekenntniss
machte, die von ihm am Knie resecirten Kinder würden ihm,
wenn sie sich um ihn versammeln würden, wahrscheinlich eine
Katzenmusik darbringen. Trotzdem steht die operative Praxis
bei tuberculöser Caries heute noch in ausgedehnter Thätigkeit.
■ *) loh habe durch Amputation bei noch fortschreitendem Greisenbrande
nooh keinen Menschen retten können und mich nooh letzthin bei einem
Falle, wo wegen fortschreitender Gangrän am Fussrücken die Amputation
des Oberschenkels in der Mitte auf Rath eines Collegen unternommen worden
war, überzeugen können, dass der alte 8atz, in solohen Fällen nicht zu
amputiren, wohl begründet sei. Bei aller Strenge der Antisepsis wurde die
00 entfernt angelegte Amputationswunde gangränös und die Kranke starb.
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Es werfen sich hier viele andere Fragen auf.
Soll man bei Tuberculose des Nebenhodens castriren? Soll
man die tuberculöse Mastdarmfistel spalten P Soll man die cariösen
Rippen reseciren ?
Während viele Chirurgen sich diese Frage gar nicht stellen,
sondern unbedingt operiren — und ich habe vielfache Gelegen*
heit gehabt, die traurigsten Resultate solcher namentlich von
einzelnen deutschen Chirurgen unternommenen Operationen nach¬
träglich zu sehen, — finden sich andere, die sich schon be¬
sinnen, einen grossen kalten Abscess zu spalten. 3 )
Man sieht also, dass auf diesem Gebiete die diametralsten
Gegensätze in der Praxis angetroffen werden. Mit einem Worte:
Die Chirurgie der tuberculösen Processe ist heute das dunkelste,
das verworrenste Capitel des Faches.
Die Therapie der Carcinome bildete in dem letzten
Decennium den Gegenstand mehrfacher Discussion und ausge¬
zeichneter statistischer Berichte. Sie erinnern mich, meine Herren,
an die bedeutende Wirkung, welche in der Mitte der 70ger
Jahre die Publication von Winiwarters grossem, ein höchst
bedeutendes Material umfassendem Werke machte.
Es wurde dort berechnet, dass ein Drittel der Fälle von
Carcinom heilbar sind. Es fanden sich Leute, welche sagten:
„Jetzt endlich wissen wir, dass die Carcinome in einem Drittel der
Fälle heilbar sind! Wenn man aber zusieht, wie diese Berechnung
zu Stande gekommen war, so stellt sich die Sache etwas anders
dar. Es wurde die Annahme gemacht, dass man ein Carcinom
für definitiv geheilt ansehen kann, wenn es ein Jahr lang nach
der Operation noch nicht wieder erschienen war. Wir müssen
hier vor Allem das Brustdrüsencarcinom im Auge haben. Sowie
einst die Histologie des Carcinoms insbesondere aus der Unter¬
suchung der Brustkrebse hervorging, so beziehen sich die heutigen
Discussionen über die Prognose fast ausschliesslich auf das
Mammacarcinom. Es war hiebei recht einseitig vorgegangen.
Wie lässt sich die Sache strenger anpacken ? — Man muss
sich in diesem Falle erst die Frage vorlegen, „wie lange dauert
das Leben einer Frau, die an Carcinom leidet und nicht operirt
wird, vom Beginn der Krankheit bis zum Tode? Und wie lange
dauert das Leben, wenn sie operirt wurde ?
Seinerzeit wurde nach den statistischen Untersuchungen in
England festgestellt, dass der Lebensrest eines Krebskranken vom
Beginne der Erkrankung bis zum Tode beiläufig 3—4 Jahre dauere
(Paget und Sibley). Strenge genommen, wäre also eine Radic&l-
heilung nur dann anzunehmen, wenn es nach 3—4 Jahren zu
constatiren wäre, dass keine Recidive und keine Metastase vor-
2 ) Ich weiss nioht, wie Lister heute über die Spaltung grosser tuber-
oulöser Absoesse denkt; aber ich meine, dass seit seinem Pariser Vorträge
auch ihm manche bittere Enttäuschung nioht erspart blieb.
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handen ist. Aber selbst dann wäre noeb ein Bedenken zu
erheben, ob nicht durch die Operation ein Hinausschieben der
Recidive oder der Metastase erfolgt und ob die Kranke wirklich
definitiv getheilt ist.
Nun macht Y olkmann folgende Annahme: Wenn nach der
Operation ein volles Jahr verflossen ist, ohne dass die sorg¬
fältigste Untersuchung ein örtliches Recidiv, Drüsenschwellungen
oder Symptome innerer Erkrankung nachweisen kann, so darf
man anfangen zu hoffen, dass ein dauernder Erfolg erreicht
werden wird.“
Man darf anfangen zu hoffen! Das unterschreibe ich voll¬
ständig. Aber schon 6 Jahre später liegt aus der Y o 1 k m a n n’schen
Klinik ein Bericht vor, in welchem Dr. Sprengel mit Emphase
sagt: „Aber wir nehmen wiederholt Anlass, davor zu warnen y
ein operirtes Brust-Carcinom zu früh als geheilt zu betrachten.
Ohne Zweifel kommen sehr späte Recidiven nicht ganz so selten
vor, als bisher angenommen wurde.“
Auch das unterschreibe ich vollständig. Ich habe Recidiven
und Metastasen am Schlüsse des 3. Jahres nach der Operation
eintreten gesehen. Bill roth sagt aber: „Wenn durch die Unter¬
suchung eines erfahrenen Chirurgen constatirt wird, dass ein
Jahr nach Heilung der Operationswunde keine Recidive wahr¬
nehmbar ist, so kann man sicher sein, dass die Kranke als
radical geheilt angesehen werden kann.“ Diese Ueberzeugung
theile ich nicht.
Heute noch sind die definitiven Heilungen des Brustkrebses
die grössten Seltenheiten. Was wir gewonnen haben, ist das,
dass wir jetzt die Spätrecidiven häufiger sehen, d. h., das wir
die Recidiven hinausschieben. Mehr nicht nach meiner Erfahrung.
Es ist dies gewiss eine Errungenschaft. Wir verdanken sie der
Antisepsis, weil wir in der Lage sind, die Totalexstirpation des
Organs und die Ausräumung der Achselhöhle, auch wenn in der
letzteren keine Drüsenschwellung wahrnehmbar ist, ohne be¬
sondere Gefahr vorzunehmen.
Aehnliches gilt von den krebsigen Erkrankungen mancher
anderen Organe. Summa summarum: ein Fortschritt ist erzielt
worden, aber es gibt in der Kunst Grenzen.
In der Chirurgie derBlutgefässe hat die Antisepsis
die meisten und tief greifendsten Yeränderungen zu Stande
gebracht.
Welche Unsumme von Methoden sind für die Operation
der Yariocele erfunden worden! Sie alle vor dem Examen zu
erlernen, war eine Aufgabe, und doch hat man selbst der mil¬
desten derselben nachsagen müssen, sie schütze nicht vor dem
Eintritt der Pyämie! Ich lege kein Gewicht darauf, dass gerade
diese Operation wieder aufgenommen werden konnte; ich lege
auch kein Gewicht darauf, dass man heute schadlos Yarices
operiren kann, aber ich lege ein Gewicht darauf:
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1. wie man heute Blutungen aus der Wunde behandelt;
2. wie man jetzt die Continuitätsligaturen ausführt;
3. wie heute grosse Geschwulst - Operationen ausgeführt
werden.
Wie schwierig war oft die Frage, ob bei einer vorhandenen
Verletzung die directe Unterbindung in der Wunde, oder die
Continuitätsligatur gemacht werden soll. Denken wir an jene
Zeiten, wo z. B. eine Verletzung des Hohlhandbogens diese
Schwierigkeiten aufwarf; man konnte bei der Aufsuchung des
Gefässes in der Wunde, vielleicht die Sehnenscheiden spalten,
vielleicht eröffnete man dabei ein kleines Gelenk, da kam dann
Eiterung und Pyämie dazu. Man unterband deshalb lieber die
Radialis und Ulnaris. Durch Eröffnung collateraler Wege kamen
dann häufig Nachblutungen zu Stande. Man unterband also noch
die Cubitalis; abermals Nachblutung. Man ging also noch weiter
hinauf und unterband die Axillaris. Solche Vorkommnisse muss
man erlebt haben! Heutzutage gibt es keinen anderen Grund¬
satz als das Gefäss in der Wunde unterbinden; indem ich die
Wunde antiseptisch angreife, eventuell auch den E s m a r c h’schen
Schlauch anlege, kann ich jede Arterie aufsuchen und unter¬
binden, und das Spalten der Sehnenscheiden hat gar keine
Bedeutung. Wir unterbinden heutzutage fast ausnahmslos in der
Wunde. Der Esmarch’sche Schlauch und die Antisepsis setzen
uns auch in den Stand, jene Fälle, wo durch den subcutanea
Riss einer Arterie ein Aneurysma spurium diffusum entsteht und
Gangrän der Gliedmasse droht, direct anzugreifen, — eine
Frage, die Prot v. Wahl in sehr gelungener Weise behandelt.
Werfen wir einen zweiten kurzen Blick auf jene Frage,
welche in früheren Zeiten mit grossem Eifer behandelt wurde,
aber jetzt auch gegenstandslos geworden ist. Ich meine die
Frage der Nachblutungen bei der Continuitäts - Unterbindung
grosser Arterienstämme. Man hatte da oft die verhängnissvollsten
Nachblutungen! Man bat sich gefragt, von welchen Bedingungen
wohl diese Erscheinung abhängig sei. Ein Umstand schien auf
die Spur zu leiten; es hiess, die Unterbindung der Subclavia
an der ersten Rippe, dann jene der Femoralis in der Leisten¬
gegend führen häufig zu Nachblutungen, weil das Stellen sind,
wo die Arterien am Knochen aufliegen. Wo sich ein schöner
Thrombus bilden soll, muss von allen Seiten frisches, kräftiges
Gewebe vorhanden sein, der Knochen bildet das aber nicht.
Ferner hatte man grosses Gewicht darauf gelegt, dass die Unter¬
bindung an einer solchen Stelle angelegt werde, dass der nächste
oberhalb abgehende Ast in ziemlicher Entfernung liege, damit
sich ein langer Thrombus bilde. Unter Anwendung solcher Er¬
wägungen dachte man daran, z. B. die Unterbindung der Femoralis
unterhalb des Leistenbandes gänzlich aufzugeben und sie durch
die weit schwierigere Ligatur der Iliaca ext. zu ersetzen.
Die antiseptische Unterbindung mit Catguttführt zu keinerlei
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Nachblutungen; man kann die Wunde auch vollständig nähen, wenn
die Arterie oberflächlich liegt, nahezu, d. h. bis auf eine Drain-
steile, wenn sie tief liegt und alle die früheren Erwägungen haben
heute keinen Sinn mehr. (Schluss folgt.)
I. Verzeichniss
derjenigen P. T. hochherzigen Herren und Frauen, welche dem
,Unterstützungsvereine für Wit wen und Waisen jener
Mitglieder des Wiener medicinischen Doctoren-
Collegiums, welche in die Witwen- undWaisen-Societat
niAt einverleibt s i n d tt , im Jahre 1885 durch gütige Spendung
der nebenstehenden Beiträge als Mitglieder und Gründer bei¬
getreten sind.
Herr Dr.
n n
» n
W »
»
» Dr.
» »
Frau
Herr
» Dr.
Frau
*
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Herr Br.
» i»
n »
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Frau
n
Frau
Herr Dr,
n
. Dr.
n
Frau
tt
Adam Josef, pract. Arzt .
Arlt Ferd. R. v., k. k. Hofrath und emer.
Universitätsprofessor.
B rücke Ernst, R., k. k. Hofrath und Universitäts-
professor ..
Chiari Ottokar, Univ.-Docent.
D e m s k i Georg, Baumeister.
Denk Carl, Augenarzt in Linz . ..
Dietl Ferd., pract. Arzt.
Eybl Marie, Med. Dr.’s-Witwe.
Fi8eher Carl, Edler von, königl. Ungar. Rath.
Fleischl Ernst, Edler von Marxow, k. k. Uni¬
versitätsprofessor .
Ferstler Katharina, Med. Dr.’s-Witwe . . . .
Fleischmann Alida, Med. Dr.’s-Witwe . . .
Fröhlich Mari6, Med. Dr.’s-Witwe.
S. C. M., Privatier.
Gelnio Josef, pract. Arzt.
Gerber Ludwig, Privat.
Gö gl Johann R. v., Mitglied des h. Herrenhauses
Goldschmidt Moritz R. v.
Goldschmidt Julius R. v..
Gotthardt Mathilde, Med. Dr.’s Witwe . . .
Hoffman ns tha 1 Wilhelmine, Edlev., Med. Dr.V
Witwe.
Hebra Johanna Edle von., Med. Dr.’s und Prof.-
Witwe.
Hei dl er C. v. in Marienbad.
Heit Samuel, Kaufmann.
Jarisch Philipp A., k. k. Leibzahnarzt . . .
Klaar Jacob, Zahnarzt.
Lichtenfels Lidwina, Freiin von., Med. Dr’s
und Primararztes-Witwe.
Lin har dt Marie, Med. Dr.’s-Witwe . , . . .
fl,
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10
5
5
3
3
3
3
10
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Frau Muhr Marie, Med. Dr.VWitwe.„ 3
Herr Dr. Markbreiter Josef, k. k. Primararzt . . . . „ 100
„ Mitis Georg Freiherr von, Excellenz . . . . „ 3
„ Mauthner Ad. Ig. R. y. Markhof.. 5
„ Dr. Müller Adolf, Zahnarzt.„ 53
„ „ Mauthner Julius, a. ö. Universitätsprofeasor . „ 5
Frau Mauthner Marie, Fabriksbesitzers-Gattin. . . „ 3
Herr Dr. Mandl Moritz, pract. Arzt.„ 3
„ „ N othn ag el Hermann, k. k. Universitätsprofessor „ 200
„ „ Pfab Josef, k. k. Hofzahnarzt.„ 10
„ „ Richter Maximilian . . . . . „ ^00
Frau Rosswinkler Franziska, Stabs-Arztes-Witwe w 5
Schiffner Ludovika, Med. Dr.VWitwe . . . „ 20
n Schlesinger Emilie, Med. Dr.VWitwe . . . „ 5
n Yi venot Mathilde Edle von, k. k. Hofraths-Witwe „ 3
r Watzke Anna, Med. Dr.VWitwe.„ 3
„ Zsigmondi Irma, k. k. Primararztes-Witwe . „ 3
Herr Dr. L a m m a s c h Franz, pract. Arzt in Wien, hinterliess
dem Vereine ein Legat von.„ 500
Der Unterzeichnete erfüllt eine angenehme Pflicht, indem er
allen obgenannten P. T. Wohlthätern für die diesem Vereine ge¬
widmeten Spenden und Beiträge den wärmsten Dank abstattet, und
ersucht zugleich im Namen des Vereines um fernere Unterstützung.
Dr. Ferdinand R. v. Arlt ,
k. k Hofrath und emer. Universitätsprofejsor,
Präses des Vereines.
Notizen.
Jabiläum. Dr. Florian Neu hold feiert am 22. d. M. sein 50jährigQ8
Dootor-Jubiläum
Section für öffentliche 6e§undheitspflege. ln der Sitzung am 4. No¬
vember d. J. wurden O.-S.-R. Dr. Josef R. v. Schneller zum Obmann,
Stadtphysikus S-R. Dr. Emil Kämmerer zu dessen Stellvertreter und die
DDr. Heinrioh Adler, städtischer Arzt, und Prim. Ludwig Pfleger zu
Schriftführern per aoclamationem für ein Jahr wiedergewählt.
Für curbedürftige Collegen. Die Direction der k. k. Südbahn hat in
hochherziger Weise sich bereit erklärt, sämmtliohen mittellosen Mitgliedern
des Collegiums, welche aus Gesundheitsrücksichten einen an der Streoke
dieser Bahn (mit Ausschluss der Localstrecke) gelegenen Curort aufzusuohen
genöthigt sind, volle standesgemässe freie Fahrt zu gewähren.
Sterbefall. Am 10. d. M. starb in Wien Dr. Christian Engel. Er
war am 17. August 1818 zu Dürrn im Grossherzogthume Baden geboren,
wurde am 22. Juli 1856 zum Doctor der Medioin promovirt und war Mitglied
des Collegiums seit dem Jahre 1856. — Friede seiner Asche.
Wohnangsveränderungen. Dr. Ferdinand Baum feind wohnt I.,
Sohottenhof. — Dr. David Bisenz wohnt IX., Porzellangasse 31a. — Prof.
Dr. Ernst Fuchs wohnt IX, Alserstrasse 30 (3—4). — Dr. Julius Munk
wohnt IX., Kinderspitalgasse 6. — Dr. Wilhelm P okorny wohnt I., Botrner-
gasse 15 (4—5).
Herausgeber und Verleger: Wiener medicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Redaetenr:
Pr. L. Ilopfgartner. — Qeaellaohafta-Buohdruokerei, Wien, 111., Erdbergatraaae 8.
XI. Bd. Ausgegeben am 3. December 1885 5fr.
MITTHEILUNGEN
des
ffiener neiliciiilscliei Docioren-Colleninms.
Erscheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen and darüber, an
SO Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Oollegiums im In¬
lande 3 fl., nach dem Anslande 6 Mrk. — Einzelne Nummern 25 kr. = 50 Pfg. — Inserats
16 kr. = 30 Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prfinumerirt in der Medioin. Buohhandlung Toeplits & Devtiflke
(vormals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengaase 6.
Zischriftez mid Zusendungen an die Eedaetioa: Wien, Kanzlei des Wiener Med.
Doet-Coll. and der Witwen- and Waisen-Soeietät, ßothenthnrMstrasse 28.
Inhalt: Einladung. — Section für öffentliche Gesundheitspflege, Sitzung am 4. November 1886
Discn88ion in Betreff der Ueberbürdung der 8chüler an Mittelschulen in Deutschland ge
pflogenen Verhandlungen, eingeleitet von S.-R. Dr, Kämmerer. — Wissenschaftliche
Versammlung am 23. November 1885. Ein Fall von maligner Syphilis mit seltenen Looali-
sationsformen Vortrag von Doo. Dr. J. Granfeld, — Wissenschaftliche Versammlung
am 9 . November 1886. (Schluss ) — Ueber die hygienische Untersuchung der Fette mit
besonderer Berücksichtigung der Butter. Vortrag von Dr. Fl. Kratiohmer. (Fort-
setsung.) — Notizen.
Einladung
zu der
Montag, den 7. December 1885,
um 7 Uhr Abends,
im
Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung. ;
Programm:
1. Vorstellung von Kranken. *)
2. Herr Dr. Julius Heitzmann: Ueber Endometritis.
*) Die P. T. Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankheits¬
fälle vorzustellen.
Prof. Dr. E. Albert, Dr. Carl Reitter,
Viee-Präsident. Secret&r.
Aerzten, auch wenn sie nicht Mitglieder des Collegiums sind,
ist der Zutritt zu den wissenschaftlichen Versammlungen jeder¬
zeit gestattet.
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254
Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Sitzung am 4. November 1885.
Der Obmann - Stellvertreter S.-R. Dr. Kämmerer er¬
öffnet die Sitzung in Vertretung des erkrankten Obmannes
Ob .-S.-R. Dr. R. v. Schneller. Die bisherigen Functionäre
der Section werden für die Saison 1885/86 per acclamation
wiedergewählt.
Es folgt hierauf die Discussion über folgende Fragen:
a ) Lässt sieh im Allgemeinen eine dem Gesundheitswohle
der Schüler nachtheilige geistige Ueberbürdung namentlich
an unseren Mittelschulen nach weisen P
b) Wenn dies der Fall, ist sie in der Menge oder in der
Natur des Lehrstoffes begründet, oder trägt vielleicht die
Eintheilung und Methode des Unterrichtes daran Schuld?
Sind noch andere ausserhalb der Schule liegende Ursachen
vorhanden P
c) Wie ist diesem Uebelstande ohne Beeinträchrigung des
zu erzielenden Bildungsgrades abzuhelfen P
Die Verhandlung wird durch den Vorsitzenden S.-R. Dr.
Kämmerer durch folgende Darstellung der in Betreff der
Ueberbürdung der Schüler an Mittelschulen in Deutsch¬
land gepflogenen Verhandlungen eingeleitet:
Soviel mir bekannt, hat sich vor Allem die Versammlung
des „Deutschen Vereines für öffentliche Gesundheitspflege b zu
Nürnberg im Jahre 1877 in eingehender Weise mit der Frage
beschäftigt, welchen Einfluss die heutigen Unterrichtsgegen¬
stände in den Schulen auf die Gesundheit des heranwachsenden
Geschlechtes ausüben.
Welche Gesundheitsstörungen thatsächlich bei der Schul¬
jugend zu beobachten seien und in welchem Zusammenhang
dieselben etwa mit bestimmten Einflüssen der Unterrichtsweise
stehen, das ist damals durch Finkelnburg’s Referat so ein¬
gehend und erschöpfend dargelegt worden, dass seither nicht
viel weiteres Material hinzugekommen ist.
Weniger in’s Einzelne gingen die Vorlagen und die Be¬
rathungen bei der Frage nach der Heilung, in welchen
Richtungen nämlich Reformen des Unterrichtswesens nothwendig
und möglich seien. In dieser Beziehung beschränkte sich die
Versammlung auf die allgemeinen Forderungen: Verminderung
des Lehrstoffes, Beschränkung der täglichen Unterrichtszeit und
der häuslichen Arbeiten, mehr harmonische Ausbildung.
Ein Theil der Reformfrage: die Zahl der Schulstunden
und die Vertheilung auf die Tageszeiten wurde auch auf die
Tagesordnung der Vereinsversammlung zu Dresden im Jahre
1878 gesetzt Der Hauptreferent, diesmal ein Schulmann (A1 exi),
führte aus, dass eine Herabsetzung der Unterrichtszeit nicht
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255
cur vom hygienischen, sondern auch vom pädagogischen Stand*
punkte gefordert werden müsse und gefordert werden könne,
ohne die Bildungshöhe und die Leistungsfähigkeit unserer Na¬
tion zu schädigen.
Seit der Nürnberger Vereinsversammlung ist nun dieser
Gegenstand in ganz Deutschland in Fluss gerathen und nach
Prof. Baumeisters Ausspruch gibt es wohl keine deutsche*
Volksvertretung, welche nicht in den letzten Jahren — zum
Theile wiederholt — die Ueberbürdung betont und Abhilfe
verlangt hätte.
Auch der Einwand zieht nicht mehr, dass unsere Erfah¬
rungen auf diesem Gebiete noch vielfach der statistischen
Grundlagen entbehren und deshalb unsicher seien; denn wenn
man bei jeder hygienischen Frage erst auf eine ausgiebige
Statistik warten wollte, so hiesse das die Reformen auf unbe¬
stimmte Zeit vertagen. Gerade hier ist die Summe der Einzel-
erfahrungen, namentlich bei Aerzten, aber auch bei Eltern und
Lehrern so gross, dass die massgebenden Instanzen nicht nur
berechtigt, sondern auch verpflichtet sind, baldmöglichst Ab¬
hilfe zu schaffen.
Einem so allgemeinen Verlangen haben sich denn auch
die Behörden nicht länger entziehen können, und so haben denn
erfreulicher Weise in fast allen grösseren deutschen Staaten
amtliche Verhandlungen stattgefunden. Ihre Ergebnisse
datiren sämmtlich aus der Periode eines Jahres, nämlich vom
Jahre 1882 an, sind aber zum Theil bis jetzt noch nicht ab¬
geschlossen.
Sachsen. Unter dem 4. u. 10. März 1882 hat das
königlich sächsische Ministerium für Cultus und Unterricht
Generalverordnungen an die Directoren der Mittelschulen er¬
lassen. Die Vorschriften des Ministeriums beziehen sich durch¬
wegs auf Lehrziele und Lehrmethode der Mittelschulen,
ohne das Zeitmass der Schulstunden, der Hausaufgaben und
andere Einrichtungen zu berufen. Es ist darin anerkannt, dass
diß Forderungen der Hygiene sich nicht auf gewisse äussere
Massregeln beschränken können, sondern sich nothwendig in das
pädagogische Gebiet hinein tief erstrecken müssen. Eine scharfe
Grenze zwischen den beiden Gebieten bestehe nicht, vielmehr
wird die rechte Schulweisheit auf dem Grundsätze: mens sana
in corpore sano beruhen müssen.
Preussen. Der Minister der Unterrichtsangelegenheiten
hat am 31. März 1882 eine Circularverfügung an die Directoren
sämmtlicher Mittelschulen hinausgegeben, betreffend die Ein¬
führung revidirter Lehrpläne. Im Allgemeinen werden dabei
mehrere Gefahren der Ueberbürdung erörtert, welche aus dem
Fachlehrersystem, aus der Entwicklung der philologischen
Wissenschaften, aus der Abfassung mehrerer Uebungsbücher,
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256
aus der Ueberfüllung der Schalen, aus der rasehen Verwendung
der Lehramts-Candidaten hervorgehen.
Elsass-Lothringen. Am 11. April 1882 veranlasste
der k. Statthalter v. Manteuffel eine Untersuchung über
wünschenswerthe Reformen auf dem Gebiete der Unterrichts-
Verwaltung, da in den bisherigen Regulativen für die Mittel¬
schulen die Frage nicht genügend zur Geltung gelangt sei,
wie viel Anstrengung der Jugend zugemuthet werden könne,
ohne dass die körperliche Gesundheit und geistige Frische
Noth leidet.
Das betreffende Gutachten zerfällt in verschiedene Ab¬
schnitte : Zeitm&8@ der Schulstunden und Hausaufgaben, körper¬
liche Uebungen, Schutz des Sehvermögens, bautechnische Ein¬
richtungen. Die practische Schlussfolgerung wurde in 24 Thesen
zusammengestellt. Das Strassburger Gutachten kam in den Buch¬
handel und machte in ganz Deutschland verdientes Aufsehen,
indem es zum ersten Male sämmtliche Richtungen der Schul¬
hygiene gemeinsam behandelte.
Hessen. Die grossherzoglioh hessische Regierung hat in
den Jahren 1877 und 1881 Weisungen über das Maximum der
häuslichen Arbeiten gegeben und im Jahre 1882 eine gemischte
Commission zur Berathung dieser Frage bestellt. Der diesbe¬
zügliche Bericht findet an der bisherigen üblichen Zahl der
Unterrichtsstunden keinen Anstand; sehr eingehend aber
beschäftigt er sich mit den körperlichen Uebungen, mit
den technischen Einrichtungen zum Schutze des
Sehvermögens, ferner mit einer Verminderung
der Lehrziele in den wichtigsten Unterrichts-
Gegenständen, mit verschiedenen Einzelnheiten
der Lehrmethode mit organisatorischen Maas-
regeln der Schulaufsicht und Schulverwaltung.
Baden. Ueber Auftrag der Regierung wurde im
März 1885 eine betreffende Vorlage ausgearbeitet. Die Arbeit
erstreckt sich auf das Zeitmass für Schulstunden und Haus¬
arbeiten, einige Punkte der Lehrmethoden, köperliche Uebungen,
Schutz des Sehvermögens.
Württemberg. Auch hier kam die Ueberbürdungsfrage
auf dem Landtage zur Sprache.
Die Aufgabe der Schulen, besonders der Gymna¬
sien, muss nicht bloss im Einlernen einer Summe von Kennt¬
nissen, sondern in der Uebung und Stärkung der Geisteskräfte,
sowie in der Erziehung des Charakters erkannt werden.
Prof. Baumeister erörtert in seinen bekannten dies¬
bezüglichen Referaten in der Vierteljahrschrift für öffentliche
Gesundheitspflege die Ursachen der Ueberbürdung in
folgendem Auszug:
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257
Zeitmass für Schulunterricht und Hausarbeit.
Durchsohnittliohes Zeitmass in Stunden pro Tag:
Die Summe der obligatorischen wöchentlichen Unterrichts¬
stunden exclusive Turnen liegt bei den deutschen Mittelschulen
zwischen den Grenzen 227 und 298, die Zahl der Lateinstunden
variirt zwischen 71 und 90.
In Oesterreich Latein = 50 Stunden.
"Vor dem Jahre 1888 schwankte die Stundenzahl zwischen
261—309.
Das Strassburger Normale =- 264.
Lehrmethode.
Um das Zeitmass von Schulunterricht und Hausunterricht
zu reduciren, müssen die Z i e 1 e in einem oder mehreren Lehr¬
gegenständen herabgesetzt, beziehungsweise die Pensa ver¬
einfacht werden.
DieHygiene fordert Abstellen jeder Ueber-
bürdung uni zwar in voller Uebereinstimmung
mit der ri chtigen Pädagogik, deren System mit
auf der Hygiene beruhen muss. Wo und wie aber
nun die Lehraufgabe reducirt wird, das ist nicht
mehr Sache der körperlichen Gesundheitspflege.
Die Schularbeiten mit ihren künstlich gestellten
Angeln, Fangnetzen und Fallen erzeugen im Schüler die ängst¬
liche Fimpfindung gequälter Arbeit statt des frohen Gefühles
des Könnens. Aufregung hindert ruhiges Denken, nervöse
Abneigung ist nur zu oft die Folge. Die ganze Ein¬
richtung dient mehr zur Uebung in Geistesgegenwart und Schlag¬
fertigkeit, als zum Beweisen der Kenntnisse.
Massenhafte Vorbereitung für Prüfungen.
Namentlich die Maturitätsprüfung sollte Gegenstand der
hygienischen Fürsorge sein.
Die Vorbereitungen darauf erzeugen nicht selten eine so
colossale Ueberanstrengung, dass dauernde Nachtheile für die
Gesundheit eintreten.
Ferner ist Arbeitswechsel sehr wichtig.
Ueber füll ung der C lassen. Als hygienische Uebel-
stände entstehen hieraus schlechte Luft und Ueber-
hastung beim Unterrichte.
Classen
Untere
Mittlere
Obere
Preussische Anstalten Strassbnrger Anstalten
Schule
Haus Zusammen
Schule
Haus
Zusammen
50—0*3
2 7*0—7*3
4*3
1*3
5*6
6*3—5*7
3 8*3—8*7
4*7
2*0
6*7
5*3—6*7
4 93—9*7
5*3
2—3
CO
ao
1
op
b-
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258
Das mechanische Aas wendiglernen ist gut, aber
es darf nicht mit unverstandenen und unverständlichen Dingen
betrieben werden, sonst wird es zur Marter, zur übermässigen
Anstrengung des Organs, demnach auch zu einem hygienischen
Fehler.
Altersstufe für Sprachunterricht.
E 8 ist verkehrt, mit zwölfjährigen Knaben
gleichzeitig drei fremde Sprachen eingehend gram¬
matisch zu betreiben.
Der Unterricht in fremden Sprachen soll nicht stärker
gehäuft werden, als dass nach je zwei Jahren eine weitere Sprache
begonnen wird.
Es müssen nicht Alle Alles lernen.
Zwar soll Allen auf den Mittelschulen Gelegenheit
geboten werden, die Geisteskräfte nach jeder Richtung zu
wecken, zu erproben und zu üben, aber es sollte nicht Jeder
zu der gesammten Quantität vom Unterrichtsstoff genöthigt sein.
Es muss besser individualisirt werden.
Körperliche Uebungen.
Die hohe hygienische Bedeutung derselben ist uns wohl
Allen klar. — Turnunterricht.
Ausflüge unter Führung eines Lehrers sind sehr zweck¬
mässig. Aber man muss sich gegen die bisherige Uebung der
Tagesausflüge, welche die ganze Schule oder jede Classe
ein- oder zweimal jährlich zu unternehmen pflegt, aussprechen.
Hier soll denn gleichsam eingebracht werden, was das ganze
Jahr hindurch durch Mangel an Bewegung gesündigt worden,
und das abbetzende Tempo der geistigen Thätigkeit überträgt
sich auf das Marschiren. Häufiger anwendbar erscheinen Nach¬
mittagsausflüge, vortreffliche Gelegenheiten, neben der körper¬
lichen Uebung zum peripathetischen Unterricht.
Schwimmen obligatorisch. Viertelstündige
Unterrichtspausen.
Medicinisches Gutachten in Preussen
vom Jahre 1888.
Zunächst wird in demselben der Begriff „Ueberbürdung“
erörtert
Bei der Ueberbürdung in den Schulen handle es sich
wesentlich um Nerventhätigkeit und beinahe ausschliesslich um
Gehirnthätigkeit; daher die Frage so aufzufassen sei, ob die
von den Schülern geforderte Gehirnarbeit, sei es dem Masse,
sei es der Dauer nach, zu gross sei.
Hier liege vor Allem die Schwierigkeit der ver¬
schiedenen Begabung vor, und es müssen einerseits die be¬
sonders Begabten, andererseits die geistig Schwachen in Ab-
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259
rechnuDg gebracht werden und es kann sich nur darum handeln,
ein wie grosser Antheil von den Schülern mittlerer Be¬
fähigung Zeichen der Ueberbürdung darbietet.
Für solche Ausscheidung gebe es aber keine objectiven
Grenzen und die Deputation erklärte, dass für ein streng
wissenschaftliches Gutachten über die Ausdehnung einer
Ueberbürdung die Unterlagen fehlen.
Man könne aber die Nachtheile der Ueberbürdung an
den Mittelschulen nach dem Verhältnisse beurtheilen, in
welchem ähnliche Nachtheile bei jungen Leuten anderer Kate¬
gorien hervortreten.
In dieser Richtung ist nun das Verhältnis der
zum Militärdienst untauglich befundenen Schüler
wichtig.
Nach einer Mittheilung des preussischen statistischen
Bureau’s waren im Laufe von fünf Jahren 80 Procent der zum
einjährigen Militärdienste berechtigten jungen Männer un¬
brauchbar, während von den übrigen Untersuchten nur 45 bis
50 Procent theils zeitig, theils bleibend untauglich erklärt
wurden.
Der Selbstmord unter den Schülern.
Das preussische statistische Bureau hat für die Periode
1869—1881 nachgewiesen, dass, obwohl die absolute Zahl der
jugendlichen Selbstmörder männlichen Geschlechtes im Alter
von 10—20 Jahren beträchtlich zugenommen hat, nämlich von
165 auf 260 im Jahre, diese Zahl doch mit dem Anwachsen
der Selbstmorde überhaupt im Einklänge steht. Jugendliche
Personen sind unter den Selbstmördern heute relativ genau
ebenso stark vertreten, wie früher.
Die Geisteskrankheiten unter den Schülern.
Dieses Moment ist durch die bekannte Schrift des Directors
Dr. Hasse in den Vordergrund getreten. Derselbe will die
Erfahrung gemacht haben, dass Schüler der oberen Gymnasial-
classen unverhältnissmässig häufig durch Ueberbürdung in Geistes¬
krankheit verfallen.
Kurzsichtigkeit.
Diese ist unter den Schülern der Mittelschulen ungleich
weiter verbreitet und wächst schneller an, als in den parallelen
Altersclassen der sonstigen Bevölkerung.
Congestionen zum Kopfe, Kopfweh, Nasen¬
bluten.
Diese kommen ebenfalls häufiger unter den Schülern der
Mittelschulen vor als bei anderen.
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260
Zum Schlüsse möchte ich mir noch erlauben, einen kurzen
Auszug des oben citirten vortrefflichen Referates
Finkelnberg’s den geehrten Herren mitzutheilen.
Finkeinberg sagt:
So weit sich das Problem um die Gesundheit des
heranwachsenden Geschlechtes bewegt — und nur diese ist ja
hier unser Gesichtspunkt — kann die Lösung nur durch eine
nüchterne Analyse der wirklich vorliegenden Erfahrungs-That-
sachen geschehen, also durch Beantwortung folgender Fragen:
1. Welche Gesundheitsstörungen beobachten wir thatsäcblich
bei unserer Jugend als vorherrschend während der dem Schul¬
unterrichte gewidmeten und während der unmittelbar darauf¬
folgenden Jahre?
2. Welchen Causal-Zusammenhang vermögen wir zwischen
diesen Gesundheitsstörungen einerseits und bestimmten Ein¬
flüssen des Unterrichtslebens andererseits gewiss oder wahr*
scheinlich nachzuweisen ?
3. Welche unserer ganzen Generation anhaftende physische
oder psychische Schäden sind auf Schul-, resp. Unterrichts¬
einflüsse zurückzuführen ?
4. In welchen bestimmten Richtungen sind Reformen des
Unterrichtswesens nothwendig und möglich, um die erwiesenen
Uebelstände zu beseitigen oder doch auf ein möglichst geringes
Mass zurückzuführen?
Die erste Frage betreffs des thatsächlichen Vorkommens
der angeblich oder wirklich mit dem Unterrichtsverfahren zu¬
sammenhängenden Gesundheitsstörungen wird eine endgiltig
befriedigende Antwort nur durch methodisch erhobene Massen¬
beobachtungen, durch eine wohlorganisirte Gesundheits¬
statistik der Schuljugend erfahren können, welche zu¬
sammen mit einer allgemeinen Todesursachen-Statistik
für Stadt und Land nach einzelnen Lebensjahren den einzig
sicheren Massstab für die wirkliche allgemeine Gesundheitslage
der lernenden Jugend gewähren wird, während über die Körper¬
beschaffenheit der aus dem Schulleben her vor gegan¬
genen Altersclassen keine bessere Aufklärung möglich sein
wird, als vermittelst einer vollständigen Recrutirungs-Statistik
mit Berücksichtigung aller messbaren Kraft- und Gesundheits-
Verhältnisse und mit besonderer Beachtung des Freiwilligen¬
institutes, wie eine solche Statistik schon vor zwei Decennien
von Virchow als wichtigste Grundlage biostatistischer Forschungen
neben den Erhebungen bezüglich des schulpflichtigen Alters
klar hingestellt worden ist.
Dass uns aber der Mangel einer solchen Statistik nicht
abhalten darf, aus den bis jetzt zu Gebote stehenden Einzel*
erfahrungen möglichst rationelle Schlussfolgerungen für Wissen¬
schaft und Leben zu ziehen, ist hier wie in jedem anderen
Bereiche des ärztlichen Wissens selbstverständliche Forderung.
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261
Wenn man nun einen musternden Blick auf die Reihe
jener Gesundheitsstörungen wirft, für welche bis jetzt durch die
ärztliche praktische Erfahrung, hie und da auch durch statistische
Beiträge ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Schulleben
anerkannt ist und wenn man bei denselben die Frage zu be¬
antworten sucht, inwieweit jener Zusammenhang dem Unterrichts¬
system selbst und nicht etwa bloss den davon trennbaren
äusseren Uebelständen, unzweckmässigen Schulräumen,
schlecht construirten Bänken u. s. f. zuzuweisen sei, so begegnet
uns zunächst an deren Spitze als eine auch statistisch bereits
am bestimmtesten messbare Gruppe:
1. Die Störungen des Sehorganes, u. zw. als
leitende Grundform die Kurzsichtigkeit.
In dieser Richtung sind die eingehenden Untersuchungen
C o h n’s in Breslau und, wie ich hinzufügen will, die des Professors
Reuss in Wien zu erwähnen.
2. Die Kopfcongestionen, welche ihren vornehm-
lichsten subjectiven Ausdruck finden in den bekannten S c h u 1-
kopfschmerzen. Lehrer und Aerzte kennen gleichmässig
aus fast täglichen Beobachtungen an Schulkindern, Gymnasiasten,
Pensionatsschülerinnen etc. jenen mitunter sehr heftigen und
tiefen, den ganzen Kopf und besonders den Scheitel ein¬
nehmenden, häufig zum Nacken ausstrahlenden Schmerz, mit
welchem sich meist eine tiefe Rothe des Gesichtes und der
Augen, immer aber eine solche der Ohren verbindet und
welcher die daran leidenden Schüler unlustig oder bei heftigem
Grade ganz unfähig zu geistiger Arbeit, gemüthsverstimmt und
theilnahmslos macht.
Häufig besteht dabei 3. Neigung zum Nasenbluten.
Jeden etwaigen Zweifel über die Herkunft des Leidens hebt diecon-
stante Beoachtung, dass absolutes Fernhalten vom Unterrichte
das beste Heilmittel ist. Becker zu Darmstadt fand, dass unter
3564 Schülern und Schülerinnen sämmlicher öffentlicher Schulen
zu Darmstadt und Besungen an Kopfweh litten974 = 27*3°/ 0 ,
an Nasenbluten 405 = 11*3°/ 0 . Die höchsten Ziffern für Kopf¬
weh fanden sich bei Schülern einer Privatanstalt 63*3% und
bei den Primaclassen 80-8%,
In der polytechnischen Schule zu Paris wurden innerhalb
drei Jahren unter 586 Schülern ärztlich behandelt an
Cephalalgie 156.
In Neufchatel fand Guilleaume unter 791 Schülern
des College Municipal, einer von Yarentrapp als hygienisch
vortrefflich eingerichtet beschriebenen Anstalt, 296 — also über
40% — welche häufig an Kopfweh litten, u. zw. unter den
Mädchen 51%, unter den Knaben 28%. Häufiges Nasenbluten
fand er bei 155 Eleven — 21% (häufiger bei Knaben, 22%,
als bei Mädchen, 20%). Zur Erzeugung dieser Kopfcongestionen
tragen offenbar mehrfache Ursachen vereint bei.
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362
Vor allem erzeugt eine über die Norm gehende active
Thätigkeit irgend eines Organes eine stärkere Blutüberfüllung
der Schlagadern — active Congestion. Dazu kommen aber beim
sitzenden Schüler noch Momente, welche den Blutrückfluss
vom Kopfe zum Herzen hemmen — sogenannte passive Con¬
gestion — auch die zu langsame und zu oberfläch¬
liche Athmung, welche sich mit allen geistigen Anspannungs¬
zuständen, insbesondere aber bei gl eichzeitig zusammengedrückter
Haltung verbindet, gibt eine wesentliche Ursache für diese
Congestion ab. Die chronischen Nachwirkungen dieser Zustände
lassen sich noch keineswegs vollständig überschauen, nament¬
lich gilt dies von den congestiven und nervösen Erkran¬
kungs-Zuständen im späteren erwachsenen Leben.
Die Mittel da gegen ergeben sich von selbst :Viel weniger
Sitzen und viel weniger geistige Fixirung, dafür in
der gewonnenen Zeit viel mehr freie Bewegung für
Körper und Geist, besonders aber für ersteren.
Von grosser Bedeutung sind 4. die Störungen der Ver-
dauungsorgane. Darnieder liegen der Esslust und Verdauungs¬
kraft, Unregelmässigkeit der Ausleerungen und die rasch sicht¬
liche Rückwirkung dieser Störungen auf die allgemeine Ernährung
und Blutbildung (Blutarmuth—Scrophulose) für die Häufigkeit
dieser Störungen ist nur ein einziger statistischer Beleg, u. zw.
in den Berichten über die polytechnische Schule zu Paris, in
welcher binnen dreier Jahre unter 586 Schüler nicht weniger als
296 an Krankheiten der Verdauungsorgane behandelt wurden.
Die Rückwirkungen des übermässigen Sitzlebens machen
sich nicht blos bezüglich der Verdauungsorgane, sondern auch
bezüglich der tiefer abwärts gelegenen Unterleib8-
und Beckenorgane geltend, u. zwar als Unregelmäs¬
sigkeit deB Blutumlaufes daselbst, welcher von ganz
besonderer Bedeutung bei dem weiblichen Ge*
schlechte ist.
Es ist noch eine Richtung anzudeuten, in welcher die
nachtheilige Rückwirkung des heutigen Schullebens auf die
Beckenorgane sich ausspricht, die die vorzeitigen, für den
Körper ebenso schwächenden, wie für das sittliche Be¬
wusstsein der Unterliegenden verhängnissvollen
Anreize, deren unreifes und stärkeres Auftreten unter dem
Einfluss anhaltenden Sitzens bei einem das Interesse wenig
fesselnden Unterrichte notorische Erfahrungsthatsache ist. Schon
die Alten wussten kein kräftigeres Präservativ als einen energischen
Blut- und Nervenreiz nach den Muskeln hin ableitende und den
Körper ermüdende Gymnastik in Verbindung mit kalten Bädern,
also Schwimmen.
Ferner Erkrankungen der Brustorgane; nament¬
lich Lungenschwindsucht, durch langen Aufenthalt
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in geschlossener, mit Ausdünstungsstoffen, Staub etc.
beladener Luft.
Der berühmte englische Statistiker John Simon sagt in
einem amtlichen Berichte: „In dem Masse, wie die Bevölkerung
eines Distriktes zu irgend welcher colleetiver Beschäftigung
in geschlossenen Räumen hingezogen wird, in dem
gleichen Masse wächst — bei übrigens gleichbleibenden Ver¬
hältnissen — das Contingent der Lungenleiden unter den Todes¬
ursachen in einem solchen Districte. Der Mangel an Ventilation
erzeugt Phthisis.“
Diese Sätze bestätigt H a v i 1 a n d in seinem verti efflichen
Werke über die Geographie der Krankheiten in England, in
dem er anführt, dass auf dieselbe Zahl von Personen im Alter
von 15 — 55 Jahren, auf welche in ackerbautreibenden Districten
100 Todesfälle von Phthisis kamen, sich auf die Fabriksdistricte
überall weit höhere Ziffern, 218—220, und 263 in Manchester
ergaben.
Mittel dagegen: Ausreichende Ventilation, Reinigung
von Staub etc., viel weniger Sitzen, viel mehr Körper¬
bewegung, insbesondere solche Bewegungen, welche mit kräftiger
Ausdehnung der Brust verbunden sind.
Der Gesangunterricht kann in dieser Hinsicht
wohlthuend wirken.
Als weitere Schulkrankheit ist die seitliche Ab¬
weichung der Wirbelsäule zu bezeichnen.
Die ursächliche Beziehung dieser Difformität zum Schul¬
leben ist fast allgemein anerkannt, ebenso, dass fehlerhafte Ein¬
richtung der Subscellien einen grossen Theil der Schuld daran
tragen.
Ob aber auch die idealste Construction der Subsellien
und die bestimmtesten Vorschriften betreffs des Körperhaltens
beim Sitzen und Schreiben u. s. f. es dahin bringen werden, dieses
Uebel, welches unter 100 Fällen 80—90 Mal während der Schul¬
jahre seine Entstehung nimmt, dieses seines Charakters als
Schulübels zu entkleiden, das darf noch bezweifelt werden.
Das allzulange zwangsweise Ruhig- und Stillesitzen beim
wachsenden Kinde trägt nothwendig dazu bei, die Rücken¬
muskulatur zu erschlaffen.
Mittel dagegen: abermals viel weniger Sitzen und
viel mehr körperliche Bewegung.
In psychiatrischen Fachkreisen hat man seit längerer Zeit
schon sich der Einsicht nicht verschliessen können (siehe
Petition des Vereins deutscher Irrenärzte an das preussische
Unterrichtsministerium), dass unser bis jetzt herrschendes
Unterrichtssystem mit einer gesunden Entwicklung des geistigen
Organes schwer vereinbar sei.
Zum Schlüsse stellt Finkelnburg folgende ärztliche
Forderung auf, welche den Reformaufgaben unserer päda-
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gogischen Welt nothwendig als Wegweiser zu dienen haben
werden:
1. Die unserer Jugend schuldige Rücksicht auf Gesund¬
heit der Augen, auf freien Blutumlauf der Kopf-, Brust- und
Unterleibsorgane, und auf harmonische Entwicklung des ge-
sammten Organismus, erfordert eine erhebliche Abkürzung
der Unterrichtsstunden überhaupt, wie insbesondere der
mit Lesen und Schreiben auszufüllenden, sowie eine möglichste
Einschränkung und häufige Unterbrechung der sitzenden Körper¬
haltung.
2. Auch behufs der für die Gesunderhaltung der Lunge
erforderlichen Beschaffung reiner Athemluft ist eine allstünd-
liche Unterbrechung des Schulunterrichtes durch viertel¬
stündliche H in auslassung der Schüler zur freien
Körperbewegung und frischer Luft während gleichzeitiger
giündlicher Lüftung der Schulräume nothwendig.
3. Zur Gewährung der für eine gesunde Körperentwicklung
erforderlichen Muskelübungen sowohl zwischen den übrigen
Ur terrichtsstunden wie während besonderer Turnstunden ist
die Beschaffung eines hinreichend geräumigen freien Platzes
und einer gedeckten Halle bei jeder Schulanstalt ein unab-
weisliches Bedürfniss, und zwar im gleichen Grade für die
weibliche wie für die männliche Jugend.
4. Eine physiologisch richtige Erziehung des geistigen
Organes ist mit der gegenwärtig herrschenden Ueberfülle des
Untenichtsstoffes und mit der jetz : gen Art des Unterrichtsganges
unvereinbar und es ist zur Veihütung der üblen Folgen, welche
daraus für die Gesundheit des Nervensystems und insbesondere
für die Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft des geistigen
Organes entstehen, sowohl eine Verminderung des Lehrstoffes
wie eine sich den natürlichen Entwicklungsgesetzen des kind¬
lichen Alters richtiger anpassende Lehrmethode dringend er¬
forderlich.
Durch welche Einzelreformen in unserem Unter¬
richtssysteme diesen Anforderungen gebührende Rechnung
getragen werden könne und müsse, insbesondere, welche Lehr¬
fächer in den verschiedenen Unterrichtsanstalten abgekürzt,
verdichtet oder auch ganz ausgeschlossen werden sollten, oder
endlich durch welche verbesserte Lehrmethoden es auch
ohne Verkürzung der Lehrziele zu ermöglichen sein werde,
die erforderliche Einschränkung der Unterrichtszeit durchzuführen,
diese und ähnliche Ausführungsfragen zu beantworten, kann
nur unseren pädagogischen Fachmännern Vorbehalten bleiben.
5. -R. Dr. Kämmerer stellt schliesslich den Antrag: Die
geehrte Versammlung möge ein Comitö wählen,
welches mit den zur Beantwortung dieser Frage
nöthigen Vorarbeiten und Erhebungen zu be¬
trauen wäre. Dieses Comitö hätte zu bestehen:
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aus Kinderärzten, Augenärzten, Psychiatern und
Internisten.
In der Discussion ergreift zunächst das Wort:
Prim. Dr. Frey. Die Erfahrungen des Redners gehen
dahin, dass in den Mittelschulen, sowie in den Bürgerschulen
eine Ueberbürdung der Schüler nicht stattfindet. Die häufig
vorkoinmenden krankhaften Erscheinungen, die auf geistige
Ueberanstrengung der Kinder bezogen werden können, werden
mit Unrecht der Schule zur Last gelegt, die einzige Schuld
trage die Eitelkeit der Eltern, welche die Kinder schon im
frühesten Alter mit zu vielen Lehrgegenständen belästigen, wie
modernen Sprachen, Musik u. s. w. Ueberhaupt kommen die
Kinder viel zu frühzeitig in die Schule und in die Mittelschule
werden zu viele Kinder geschickt, ohne dass man auf ihre Be¬
fähigung Rücksicht nehmen würde. — Die Massenausflüge der
Kinder seien in Wien wegen verschiedener Unzukömmlichkeiten
abgestellt worden.
Dr. Alois Grub er constatirt zunächst die in den letzten
Jahren beobachtete Zunahme der Kurzsichtigkeit in den Mittel¬
schulen; die Kinder kommen zu frühzeitig in die Schule; sie
müssen oft Dinge auswendig lernen, die sie noch nicht verstehen;
das viele Auswendiglernen von Gedichten sei überflüssig: es
sollte das Yerständniss mehr gefördert und der Anschauungs¬
unterricht gehoben werden. Den zahlreichen Uebelständen in
der Schulhygiene könne nur durch eine ärztliche Schulinspection
abgeholfen werden, worauf Redner schon in den 1860er Jahren
aufmerksam gemacht hat. Allerdings trage neben der Schule
auch das Elternhaus manche Schuld: der Ehrgeiz und die
Eitelkeit der Eltern. Insbesondere möchte Redner aus den
Volksschulen das Zeichnen und die schiefe Schrift verbannen,
indem er auf die so häufig vorkommenden Verkrümmungen
der Wirbelsäule hinweist. Der Unterricht sollte vom sechsten
Lebensjahre an facultativ und erst vom achten an obligatorisch
sein. Auch die Lehrbücher tragen viele Fehler: der Druck sei
zu klein, die Bücher seien nicht nach den Principien der
Mnemotechnik eingerichtet; endlich könnten viele Lehrgegen-
stände in den Volksschulen dadurch entfallen, dass man die
betreffenden Materien, so insbesondere Naturgeschichte als Lese-
übungsstücke aufnimmt.
Dr. Polanski weist darauf hin, dass die lateinische
Sprache, die früher in den höheren Schulen Unterrichtssprache
gewesen sei, heute nicht mehr die Bedeutung habe, wie ehedem;
mehr noch gelte dies von der griechischen Sprache. Beide Ge¬
genstände sollten daher aus der Reihe der obligaten Lehr¬
gegenstände gestrichen werden.
Dr. J. Schwarz hält als Ursache der unstreitig vor¬
handenen Ueberbürdung den Unterricht durch Fachlehrer; jeder
Lehrer hält sein Fach für das wichtigste und stellt demgemäss
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überspannte Anforderungen an die Schüler. Nicht das Eltern¬
haus trage Schuld an der Ueberbürdung — denn man darf
nicht blos von den oberen Zehntausend sprechen — sondern
wirklich die Schule.
Dr. Hans Adler führt aus, dass die Erkrankungen an
den Augen zunehmen, seitdem in den Schulen an die Schüler
höhere Anforderungen gestellt werden. Für die Stadt Wien
stehen leider keine ausreichenden statistischen Daten zu Gebote,
weil die Untersuchung der Augen der Schüler in Wien auf
Hindernisse Seitens der Behörden stosse. Die ersten Augen¬
untersuchungen in den Schulen rühren von Jäger aus dem
Jahre 1861 her, auch v. Reuse hat während einiger Jahre
die Augen der Schulkinder untersucht. Die Untersuchungen des
Redners, die seither auch von anderen Autoren bestätigt worden
sind, haben ergeben, dass Taubstumme nicht kurzsichtig werden;
bei diesen wird nämlich der Anschauungsunterricht mehr gepflegt,
wie bei anderen Schülern. In den Volks- und Mittelschulen
nehmen die Lehrer zu wenig Rücksicht auf die Organisation
des Kindes; sie indiyidualisiren nicht; es wird vielerlei gelehrt,
aber nicht gründlich, Wien ist besonders reich an kurzsichtigen
Schülern; die Kurzsichtigkeit nimmt von Classe zu Claase zu.
Prof. Schenk weist aus der grossen Zahl der in den
Lehrbüchern vorkommenden Fremdwörter, welche die Schüler
zu bewältigen haben, die Ueberbürdung derselben nach. Die
Ueberbürdung sei eine Thatsache, welche dringend der Abhilfe
bedarf; in wiederholten Erlässen habe das Ministerium diesem
Umstande Rechnung getragen, aber noch nicht in ausreichen¬
dem Masse.
Prim. Dr. Heim constatirt gleichfalls das Vorhandensein
einer Ueberbürdung der Mittelschüler; dieselbe liegt in der Methode
des Unterrichtes; über diese zu urtheilen, sei Sache der Päda¬
gogen. Gegenwärtig müsse der Mittelschüler, um den Lehrstoff
zu bewältigen, täglich 4 Stunden zu Hause arbeiten, memoriren
u. s. w., dazu komme die für Musik, Turnen, für das Hin- und
Hergehen beim Schulbesuche nöthige Zeit, für die Erholung
bleibe also nicht genug Zeit übrig. Man müsse entweder den
Lehrstoff so fixiren, dass er keine Ueberbürdung des Schülers
mit sich bringt, oder die zur Verfügung stehende Zeit festsetzen
und darnach den Lehrstoff einrichten, eventuell die Dauer des
Gymnasialunterrichtes von 8 auf 9 Jahre erhöhen.
Dr. Adolf Hof mann constatirt gleichfalls eine Ueber¬
bürdung an den Mittelschulen und macht darauf aufmerksam,
dass dieselbe mit der Ferialfrage in innigem Zusammenhänge stehe.
Die Debatte wird sonach abgebrochen und ein Comitä
zur Berathung und Berichterstattung über den vorliegenden
Gegenstand gewählt. Dieses Comite, welches das Recht hat,
sich durch selbstgewählte Mitglieder zu verstärken, besteht aus
den Herren: Dr. Hans Adler, Dr. Heinrich Adler, Prof
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Albert, Prof. Benedikt, Dr. Frey, Dr. Heim, S.-R. Dr.
Kämmerer, Statthalterei-Rath Dr. v. Karajan, Dr. Löffler,
Hofrath Prof. M e yn e r t, Dr. Rüben, Prof. Schenk und
Prof. v. Schrotter.
Wissenschaftliche Versammlung am 23. November 1885.
Docent Dr. Josef Grün fei d hält den angekündigten
Vortrag:
Ein Fall von maligner Syphilis mit seltenen Localisations-
formen.
Der vorzustellende Fall verdient aus mehrfachen Gründen
eine ausführliche Mittheilung, Einmal handelt ec sich hier um
Spätformen von Syphilis, die relativ kurze Zeit nach statt¬
gehabter Infection auftraten. Sodann betraf die Affection ver¬
schiedene Organe, die nur selten den Sitz tardiver Syphilis ab¬
geben. Und endlich waren es auch diagnostische Momente, die
in diesem Falle eine besondere Aufmerksamkeit in Anspruch
nehmen.
Der 39 Jahre alte Patient stellte sich dem Vortragenden
kaum 4 Monate nach erfolgter Infection mit einem pustulösen
und einem Kleinknötchen-Syphilid am Stamme vor, welche
Form mit erodirten und exsulcerirten Papeln der Mundschleim¬
haut, namentlich des weichen Gaumens, ferner mit Pusteln am
behaarten Theile des Kopfes einherging. (8 Februar). Die ziem¬
lich schwere Erkrankungsform erheischte eine gründliche locale
und allgemeine Behandlung, in Folge deren die Erscheinungen
vollkommen schwanden. Nach kaum drei Monaten kam es zu
einer Recidive, bestehend in rupiaähnlichen Geschwüren am
linken Unterschenkel nebst zerfallenden Papeln an beiden
Tonsillen. (15. Mai.) Während der Dauer der Behandlung dieser
beiden Affectionen, von denen namentlich die letztere ziemlich
schmerzhaft war, kam es zu einem Hordeolum am rechten
Oberlide. Das nicht weiter beachtete Gerstenkorn, das unter
stürmischen Erscheinungen sich geltend machte, nahm jedoch
nicht den erwarteten Verlauf, es kam nicht zum Durch¬
bruch, ebensowenig zur Abnahme der hochgradigen Schmerzen
und der Schwellung. Die in Folge dessen vorgenommene ge¬
nauere Inspection ergab, dass an dem rechten oberen Augenlide
unterhalb der umgestülpten, sonst glatten Conjunctiva tarsi eine
steilrandige, abgeplattete, 1 Cm. im Durchmesser haltende,
kreisrunde, mit dem Mittelstücke des Lidknorpels zusammen¬
hängende, median und kaum 1 mm. vom Lidrande entfernt
stehende derbe Geschwulst vorhanden war. Die Oberfläche
derselben zeigte eine nahezu seichte Rinne, die etwa dem
verticalen Durchmesser des Kreises entsprach und eine zweite
auf diese senkrecht stehende einem rechten Radius correspon-
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268
dirende Rinne. Die benachbarte Conjanctiva zeigte vermehrte
Röthung und waren die Mei bom’schen Drüsen stark geschwellt.
Es war nun klar, cUss es sich in diesem Falle um einen
vom Lidknorpel ausgehenden Gummaknoten handelte, um eine
Tarsitis gummosa. (13. Juni.) In diesem Stadium dernon-
strirte ich den Kranken mehreren Collegen, unter And. Herren
Docenten Dr. Bergmeister und Klein. In den nächsten
Tagen kam es an der Oberfläche des Knotens zum Zerfall, der von
der oben angedeuteten Rinne seinen Ausgang nahm und all-
mälig zu einer Depression und zu einer Excavation Anlass
gab. Auf Inspersion von Jodoform blieb das Geschwür rein, es
kam zur Resorption des Knotens und erfolgte die Vernarbung
innerhalb vier Wochen. Mittlerweile aber etablirte sich am
unteren Lide des linken Auges ein neues subconjunctivales
Gumma. (24. Juni.) Zunächst sah man einen schmutzig grauen
erbsengrossen Fleck an der Bindehaut, dessen Umgebung zum
Theile blutig suffundirt war. Der Knoten erlangte hier keine
grössere Ausdehnung, es kam zum Zerfall und später zur Re¬
sorption und Benarbung.
Gleichzeitig mit der Lidaffection klagte der Kranke über
Schmerzen im Urethralcanal und Ausfluss. In der That con-
statirte man einen scheinbaren Tripper, wiewohl von einer
diesbezüglichen Infection keine Rede sein konnte. (17. Juni.)
Die sofort vorgenommene endoskopische Untersuchung der
Harnröhre ergab die überraschende Beobachtung, dass es sich
um vier zum Theile ausgedehnte gummöse Geschwüre
der Harnröhrenschleimhaut handle. Es fand sich näm¬
lich 5y 2 Cm. vom Orificium ext. ein 15 mm. langes, die rechte
und untere Wand, zum Theile sogar die ganze Peripherie der
Schleimhaut betreffendes, speckig belegtes, scharfrandiges Ge¬
schwür mit festhaftendem Eiter und unebener Fläche. Weiter
nach vorne, etwa 4 Cm. vom Orificium ein zweites Ge¬
schwür von 1 Cm. Länge, zum Theil sich gabelförmig spaltend.
Ausserdem war noch 8 Cm. und 2 1 / 2 Cm. vom Orificium je ein
hanfkorngrosses Geschwürchen zu beobachten. Ueber Form
und Ausdehnung der den Durchmesser des Tubus übertreffenden
Geschwüre verschafft man sich durch Combinationsbilder leicht
einen sicheren Begriff.
Auf locale Behandlung (Jodoform-Inspersion, Aetzung mit
Lapislösung) kam es in verhältnissmässig kurzer Zeit zur Heilung
der Geschwüre, deren endoskopischer Befund begreiflicher Weise
je nach dem Verlaufe der Form sehr variirte. Geschwüre
syphilitischer Natur wurden bisher auf endoskopischem Wege
nicht gesehen. Es ist dies also der erste Fall, bei dem diese
Form in vivo zur Beobachtung kam. Denn es ist zu bemerken,
dass am Cadaver syphilitische Geschwüre sowohl, als auch von
solchen herrührende Narben wiederholt gesehen wurden. Vor
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einigen Jahren wurde ein Fall letzterer Art von Professor
v. Dittel in der Gesellschaft der Aerzte deinonstrirt.
Noch eine dritte Erkrankungsform seltener Art stellte sich
bei unserem Kranken ein. Es war dies eine Funiculitis
gummosa der linken Seite (30. Juni). Der ganze Samenstrang
war verdickt und sehr schmerzhaft. An einzelnen Stellen war
eine knotige Verdickung wahrzunehmen. Der längste und mäch¬
tigste Knoten befand sich in der Mitte. Geschwulst und Schmerz -
haftigkeit dauerten etwa 14 Tage und verschwanden alsdann
ohne Complication.
Yon den anderen Spätformen der Syphilis, die in diesem
Falle auftraten, sei eine Perforation des weichen
Gaumens zu erwähnen (29. August), die unter stürmischen
Erscheinungen verlief. Das bezügliche vereiternde Gumma sass
näher zum Pharyngealraum, so dass von der Mundhöhle aus
die Schleimhaut unverändert erschien, bis es zum Durchbruch
kam. Weiters waren und sind noch dermalen mehrfache Haut-
gummata an der linken oberen und unteren Extremität zu
beobachten.
Derzeit ist folgender Status vorhanden: Eine strahlige
Narbe an der Conjunctiua des rechten oberen Lides mit einem
zackigen Defect am Lidrand und eine Narbe der Conjunctiva
am linken unteren Lid. Von aussen sind keine Veränderungen
wahrzunehmen. In der Urethra sieht man mit dem Endoskop
einzelne narbige Stellen von geringer Dimension, ferner hie und
da kleine Zipfel der Schleimhaut und endlich ein Klaffen der
Schleimhautwandung, wie solches bei Stricturen vorzukommen
pflegt, wiewohl eine Verengerung des Harnröhrenlumens nicht
vorhanden ist. Weiters sind die benarbte Perforation des weichen
Gaumens und mehrere der malen noch in Exulceration begriffene
Hautgummata zu constatiren.
Wissenschaftliche Versammlung am 9. November 1885.
(Schluss.)
Dr. Bum : Anknüpfend an die Ausführungen des
Herrn Vorredners möge es mir gestattet sein, einige Worte über
die Anwendung der Milchsäure auf locale Tuberculose des
Unterhautzellgewebes und der Lymphdrüsen fallen zu lassen.
Die Thatsache lag nahe, die Milchsäure bei fungösen
Erkrankungen zu versuchen. Herr Dr. Jelinek hat zwischen
der Anwendung der Milchsäure auf äussere Wunden nnd
äussere Geschwüre und der Anwendung dieses Mittels im
Larynx einen bedeutenden Unterschied gefunden, weil 1. für
die Wunde, für das Geschwür nicht Ruhe hergestellt, 2. weil
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der Einfluss der äusseren Luft nicht verhindert werden kann;
dazu kommt noch, wie ich glauben möchte, 3. dazu, dass es
nicht möglich ist, im Larynx das Mittel in genauer Dosirung
zu geben, während der Chirurg bei Behandlung eines fungösen
Geschwüres, z. B. der äussseren Haut, die Dosirung in seiner
Hand hat.
Die Zeit ist bereits zu weit vorgerückt, als dass ich noch
auf Technik und Casuistik näher eingehen könnte ; nur erwähnen
möchte ich, dass die Milchsäure das Evidement mit dem Volk-
mann’schen Löffel zu ersetzen im Stande ist bei fungösen Gra¬
nulationen, um Fistelgänge wegzuschaffen, Geschwüre zu reinigen
etc. Die Anwendung des scharfen Löffels ist keine grosse
Operation, aber bei messer-, hier richtiger löffelscheuen Patienten
wäre die Milchsäure-Pasta vorzuziehen. Bezüglich des Näheren
möchte ich auf eine demnächst erscheinende Brochüre aufmerksam
machen und jetzt bloss folgende Punkte formuliren:
1. Die Milchsäure zerstört nicht, gleich den Causticis
xät Freund und Feind ohne Wahl, krankes und gesundes
Gewebe, sondern beschränkt sich auf die gründliche Zerstörung
fungöser Granulationen.
2. Sie erfüllt daher die Indication des scharfen Löffels
vollständig und mit grösster Sicherheit.
3. Local-Recidiven habe ich nach der Anwendung der
Milchsäure auf Fungositäten niemals beobachtet
4. Da die Milchsäure auf Epidermis, sowohl gesunde als
kranke, einen destruirenden Einfluss übt, muss die Umgebung
des fungösen Herdes durch ein für das Präparat undurchdring¬
liches Medium (Traumaticin) geschützt werden.
5. Von den verschiedenen Formen stark tuberculöser Procesae
eignet sich das Ulcus fungosum für die exacte Einwirkung der
Milchsäure am besten. Es ist daher die Umwandlung der anderen
Formen der Processe, des Abscesses, der Fistel u. s. w. in ein
Ulcus mit Vortheil anzustreben.
Prof. Schnitzler bemerkt zunächst, dass die Behand¬
lung speziell der Luftwege mit Milchsäure nicht so neu ist,
wie dies jetzt allgemein hingestellt wird. Die Milchsäure wurde
schon vor mehreren Jahren wegen ihrer resolvirenden Eigenschaft
besonders von Weber, Steiner, Monti, Mackenzie u.A.
gegen Croup und Diphtheritis empfohlen. Das Mittel wurde
meist in 3—öpercentiger Lösung zur Inhalation verwendet.
Fortgesetzte Versuche haben jedoch bald gezeigt, dass die
Milchsäure bei Croup und Diphtheritis nicht mehr wirkt, als
die vielen anderen gegen diese Krankheit gerühmten Mittel. —
Als nun in jüngster Zeit die Milchsäure neuerdings von zwei
verlässlichen Beobachtern, von Mosetig und von Krause,
gewissermassen als specifisches Mittel gegen tuberculöse Er¬
krankungen empfohlen wurde, nahm auch der Vortragende die
Versuche wieder auf und er hat die Milchsäure bei den ver-
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schiedensten Erkrankungen der Luftwege, namentlich aber gegen
Kehlkopftuberculose vielfach angewandt, ohne jedoch
in das Lob, das dem Mittel von dem Vortragenden gezollt wird,
einstimmen zu können.
Schnitzler hat über seine ersten diesbezüglichen Ver¬
suche bereits am 20. September d. J. in der Section für
Laryngologie der deutschen Naturforscher - Versammlung in
Strassburg berichtet und er kann über die Wirkung der Milch¬
säure nur wiederholen, was er schon damals sagte. Bei den
leichteren, nicht weit vorgeschrittenen Formen
der Larynxphthise kann man durch Bepinselung mit Milch¬
säure Besserung, zeitweilig auch vorübergehende Heilung
erzielen; bei den schwereren Formen der Larynx-
tuberculose nützt jedoch das Mittel nichts, ja durch
zu starke Reizung kann es, wie jedes andere Aetzmittel,
selbst schaden.
Die Bepinselung, namentlich mit etwas concentrirter Lösung
(der Vortragende hat 25, 50 und 75percentige Lösung und
endlich reine Milchsäure angewandt) verursacht bei den meisten
Patienten sehr heftige Schmerzen und er kann daher das Mittel
bei empfindlichen Kranken nicht empfehlen, am wenigsten aber
gegen das Schluckweh der Phthisiker. Gegen dieses qualvolle
Symptom haben wir im Cocain ein ausgezeichnetes Mittel, mit
dem wir thatsäcblich die Schmerzen lindern, während diese
durch die Milchsäure meist noch gesteigert werden. Wenn
der Vortragende auch nicht so weit gehe, wie Lublinski,
Böcke r und Hey mann, die jüngst in einer Discussion der
Berliner medicinischen Gesellschaft zu dieser Frage das Wort
ergriffen haben und die der Milchsäure bei Kehlkopftuberculose
jeden Werth absprechen, so muss er doch auch auf
Grund seiner Erfahrungen und Beobachtungen erklären, dass
er von Blei, Wismuth, von der Borsäure zum mindesten die
gleichen, von dem Jodoform aber weit bessere Erfolge ge¬
sehen hat.
Prof. Schnitzler benützt diesen Anlass, um nochmals auf
die heilsame Wirkung des Jodoforms bei Kehlkopftuberculose
aufmerksam zu machen. Er wendet das Mittel nunmehr seit
fünf Jahren an und er kennt keines, das diesem in der Wirkung
gleichkäme. Die einzige lästige Eigenschaft des Jodoforms, der
unangenehme Geruch, lässt sich nach seinen Erfahrungen am
besten durch einen Zusatz von gebranntem, fein pulveri-
Birten Kaffee decken, und nachdem Kaffee nach den Unter-
Buchungen von Oppler auch antiseptisch wirkt, so ist der
Zusatz von Pulv. Coff. doppelt gerechtfertigt.
Prof. Schnitzler verwendet jetzt zu Insufflationen bei
Kehlkopftuberculose zumeist Jodoform, Coff. tost, subtil, pulv.,
aa. 5-0, Ol. Menth, pip. gtt. V.
In dieser Zusammensetzung ist der unangenehme Geruch
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des Jodoforms durch den angenehmen Geruch des gebrannten
Kaffees und des Pfeffermünzöls vollständig eliminirt. Ja die
meisten Kranken finden das Mittel in dieser Form sogar recht
angenehm; dabei ist die Wirkung bei Kehlkopfphthise eine
oft überraschende.
Endlich machte Prof. Schnitzler auf ein neues Jod¬
präparat, auf das Jodol, das 89 Percent Jod enthält und
vollständig geruchlos ist, aufmerksam. Er hat das Jodol
bei Larynxphthise bereits wiederholt angewandt; doch sind
seine bisherigen Versuche noch zu spärlich und die Zeit
der Anwendung eine zu kurze, um schon ein Urtheil über den
Werth des Mittels abgeben zu können; er behält sich vor,
üher die diesbezüglichen Resultate später zu berichten.
Dr. Jelinek: Die Zukunft wird es lehren, welche Wirkung die
Milchsäure hat, ob sie mehr leistet als andere Mittel. Ich habe,
glaube ich, durch die Art und Weise, wie ich die mechanische Wir¬
kung der Milchsäure dargestellt habe, es ziemlich plausibel gemacht,
dass man von vorneherein geneigt sein wird, die Milchsäure zur
Heilung von tuberculösen Geschwüren für geeigneter zu halten als
alle anderen Mittel und ich habe durch meine Mittheilungen nur
zu ausgedehnten Versuchen anspornen wollen. Herr Prof.
Schnitzler hat ganz richtig bemerkt, dass tuberculöse Ge¬
schwüre im Larynx spontan ausheilen, das habe ich aber auch
gesagt, aber es ist ein grosser Unterschied, ob man diese Heilung
in hundert Fällen einmal beobachtet oder ob man sie in allen
günstigen Fällen unter seiner Hand vor sich gehen sieht von
dem Zeitpunkte an, wo man mit den Einpinselungen begann,
etc. Es ist kein Zweifel, dass die Milchsäurebehandlung schmerz¬
hafter ist als die mit anderen Mitteln, dass sie heftige Glottis¬
krämpfe hervorrufen kann; deshalb muss man eben immer mit
schwachen Lösungen beginnen. Ich habe mit 20°/ 0 Lösung niemals
bedeutende Reactionen gesehen, überdies hat man ja im Cocain
ein geeignetes Linderungsmittel. Bezüglich der Schlingbeschwerden
habe ich die Consistenz der Schwellung und nicht die Grösse
betont und eine Schwellung, welche noch so gross ist und noch
so grosse Schlingbeschwerden hervorruft, nimmt schneller ab,
wenn sie die geeignete Consistenz hat, die Milchsäure aufzu¬
nehmen, als eine derbe Infiltration, auch wenn diese kleiner ist.
Das liegt eben in den physikalischen Verhältnissen. Der Schmerz¬
haftigkeit wegen hat sich von den 50—60 Patienten (genau
weiss ich die Zahl nicht) nur einer der Behandlung entzogen.
Mögen diese Mittheilungen bewirken, was ich wünsche und
hoffe, dass mit der Milchsäure ausgebreitete Versuche gemacht
werden.
Diesen Ausführungen gegenüber erinnert Prof. Schnitzler
an den von ihm in der k. k. Gesellschaft der Aerzte vorge¬
stellten Fall von hochgradiger Kehlkopf- und Lungentuberculose,
bei dem Prof. Billroth wegen tuberculöser Kehlkopftumoren
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und der dadurch bedingten Erstickungsgefahr die Tracheotomie
machte und bei dem Schnitzler dann die tuberculösen Tumoren
mit der Kehlkopfguillotine entfernte, die tuberculören Geschwüre
mit Jodoform behandelte, wodurch es dann möglich wurde, die
Canüle zu entfernen. Der Kranke wurde, wie sich viele der
Anwesenden wohl erinnern dürften, noch ein Jahr später in
dieser Versammlung als „Erfolg der Jodoformbehandlung u
vorgestellt.
Was schliesslich die Empfehlung Dr. Jelinek’s betrifft,
bei Diphtheritis mit concentrirter Milchsäure zu bepinseln, so
warnt Prof. Schnitzler davor, diphteritische Kehlkopfschleim-
haut mit Aetzmitteln zu bepinseln, da leicht hochgradige Glottis¬
krämpfe eintreten können, die den Zustand nur verschlimmern
und die Gefahr erhöhen können.
Dr. Jelinek : Bezüglich des zuerst erwähnten Falles möchte
ich blos bemerken, dass ja die tuberculösen Tumoren im Larynx
abgetragen wurden und schon dadurch Luft geschaffen worden sein
musste. Betreffs der Diphtheritis ist es mir gar nicht eingefallen,
die Milchsäure im LaryDX und insbesondere bei Kindern zu
empfehlen, sondern blos bei Diphtheritis des Pharynx.
Ueber die hygienische Untersuchung der Fette mit
besonderer Berücksichtigung der Butter.
Vortrag, gehalten in der Section für öffentliche Gesundheitspflege am 7. Oo-
tober 1885 von Dr. Fl. Kr at so hm er, k. k. Regimentsarzt, Dooent für an¬
gewandte medio. Chemie und Hygiene.
(Fortsetzung.)
Das Schweinefett scheint Beimengungen und Fälschungen
schon mehr ausgesetzt zu sein. In neuerer Zeit sollen grosse
Sendungen amerikanischen Schweinefettes in Europa zum Ver¬
kaufe gelangen, welche nur ein Gemisch von Oleomargarin
mit Palmfett und anderen fetten Oelen darstellen sollen, in
welches noch dazu beträchtliche Qnantitäten von Wasser in-
corporirt worden sind. Da das Fett Wasser sehr schlecht bindet,
so werde ihm zu diesem Zwecke früher etwas Aetzkalk oder
Aetznatron zugesetzt. Eine derartige Fälschung und Verunreini¬
gung müsste sich beim Schmelzen des Fettes leicht erkennen
lassen, indem sich das Wasser hiebei abscheidet und nach dem
Erstarren der Fettmasse gut von ihr trennen lässt und im Falle
wirklich Kalk oder Natron zugesetzt worden wäre, dieses
Wasser eine mehr-weniger intensive alkalische Reaotion auf¬
weisen müsste. Sehlimmer steht es jedoch mit dem Nachweise
einer Beimischung fremder Fettarten.
Welchen Aufschluss hierüber die Bestimmung des Schmelz¬
punktes, sowie des specifischen Gewichtes zu gewähren im Stande
ist, davon wird noch später die Rede sein.
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Vorläufig sei bemerkt, dass die Pharm&oopoea germanica
in ihrer „Editio altera u über das Schweinefett folgende Be¬
stimmung enthält:
„Wenn man swei Theile Schweinefett mit zwei Theilen
Liquoris kali cauetici und einem Theile Spiritus so lange kocht,
bis die Mischung klar geworden ist, so müssen dieselben nach
dem Verdampfen auf dem Wasserbade eine weiche Seife zu-
rücklassen, welche in 50 Theilen warmen Wassers und 10 Theilen
Spiritus löslich sein soll“
Ferner wird angegeben, dass das Schweinefett weniger
flüchtige Fettsäuren enthält, als im Oleomargarin enthalten
sind. Zur Neutralisirung der aus 5 Gr. Schweinschmalz ab-
destillirten, flüchtigen Fettsäuren sind 0 6, für die aus derselben
Menge Oleomargarin erhaltbaren flüchtigen Säuren 1*95 Kbcm.
Vi 0 Normallauge erforderlich.
Das hervorragendste und allgemeinste Interesse hat seit¬
her bei allen Untersuchungen der verschiedenen Fettarten die
Butter in Anspruch genommen. Sie erfreut sich wegen ihres
Wohlgeschmackes und ihrer allgemein leichten Verdaulichkeit
der grössten Beliebtheit und steht daher am höchsten im Preise,
woraus sich die Verlockung zu ihrer Verfälschung von selbst
erklärt.
An dieser Fettart sollen nun die Methoden, über welche
wir bisher zur Untersuchung der Fette verfügen, vorgeführt
werden.
Für jede derartige Untersuchung ist es zunächst noth-
wenig, die fragliche Fettart oder Fettmisehung von zufälligen
oder absichtlichen Beimengungen, welche nioht Fett sind, zu
befreien.
Bei ungeschmolzener Butter ist dies geradezu unerlässlich,
da sie auch nach sorgfältigster Bereitungsweise immer noch be¬
trächtliche Mengen fremdartiger Stoffe, Eiweisskörper, Wasser,
Salze u. dgl. in sich einschliesst. Zu diesem Zwecke muss die
Fettart bei gelinder Temperatur zerlassen werden, wodurch
nicht fettige Beimengungen sich als Bodensatz abscheiden. Das
klare, obenauf stehende Oel ist unter entsprechender Obsorge
noch zu filtriren, damit es die letzten Reste anhängenden Wassers
abstreife. Die Art und Menge anderweitiger Substanzen ist im
Allgemeinen hiebei leicht zu ermitteln und als Beimengung in
Rechnung zu stellen.
Seit jeher wird bei Fettarten die Bestimmung des Schmelz-
und Erstarrungspunktes vorgenommen. Die mannigfaltigen Modi-
ficationen einer und derselben Methode zielen alle dahin ab,
mit möglichster Präcision den Moment des Flüssig-, respective
Starrwerdens mit Rücksicht auf die hiebei beobachtete Tempe¬
ratur festzustellen.
Die Methode ist allerdings unvollkommen, jedoch nicht
in dem Masse, dass sich daraus allein die Differenzen, welche
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275
in den Angaben der Schmelzpunkte verschiedener Fette be¬
stehen, erklären lassen. Einen grossen Einfluss scheint das
Alter einer Fettart auf ihren Schmelzpunkt in dem Sinne zu
haben, dass es denselben mitunter beträchtlich höher rückt.
Während z. B. der Schmelzpunkt frischen Hammeltalges
mit 47°, der Erstarrungspunct mit 36° angegeben ist, soll alter
Hammeltalg erst bei 50*5° schmelzen und bei 39 5° erstarren.
Frische Euhbutter schmilzt bei 31—31*5°, ältere bei 32*5°, die
erstere erstarrt bei 19—20°, letztere bei 24°. Noch grössere
Unterschiede werden vom Palmkernfett angeführt. Frisch und
weich schmilzt es bei 30°, erstarrt bei 21°, hart schmilzt das¬
selbe bei 36° und erstarrt bei 24°, altes Fett schmilzt bei 42°
und erstarrt bei 38°.
Inwieweit wiederholtes Umschmelzen einer und derselben
Fettart oder Mischung derselben mit anderen den Schmelzpunot
beeinflusst, darüber liegen bisher keine Angaben vor, es ist je¬
doch ohne Weiteres anzunehmen, dass im Allgemeinen ein Ge¬
misch aus bei verschiedenen Temperaturen schmelzenden Fett¬
sorten einen höheren, respective niedrigeren Schmelzpunkt haben
wird als seine einzelnen Componenten. Bedenkt man ferner,
dass die Unterschiede im Schmelzpunkte bei gewissen Fettarten
nur unbedeutend sind, dass z. B. Schweineschmalz bei 41*5—
42°, Rindertalg bei 42*5—43°, Kunstbutter bei 30°, echte Butter
bei 31—31-5° schmilzt, so ergibt sich wohl, dass wir die Schmelz¬
punktbestimmung einer Fettart in der Reihenfolge der übrigen
Prüfungsmethoden nicht ausser Acht lassen dürfen, da sie uns
wenigstens innerhalb weiterer Grenzen zu orientiren vermag,
ein sicheres Urtheil jedoch über die Echtheit eines Fettes werden
wir uns nach dem Ergebnisse der Schmelzprobe allein nicht
bilden können. Zu älterer Kuhbutter könnte eine beträchtliche
Menge von Kunstbutter gemischt werden, ohne dass sich dies
im Schmelzpunkte über die für echte Butter angegebenen Werthe
hinaus bemerklich machen würde, ja es lässt sich ganz gut der
Fall denken, dass beispielsweise eine Fettmischung den Schmelz¬
punkt des Schweinefettes besitzt, ohne auch nur eine Spur von
diesem selbst zu enthalten.
(Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Auszeichnungen. Prof. Hofrath Dr. y. Bamberger wurde zum aus¬
wärtigen Ehrenmitgliede der königlichen medicinischen Aoademie Belgiens
und Prof. Dr. Schenk zum Mitgliede der kaiserlichen Leop. Carol.
Aoademie der Naturforscher gewählt.
Ans dem Geschäftsrathe Der Geschäftsrath hat in seiner Sitzung am
25. v. M. Über Antrag des Primarius Dr. Heim einhellig den Beschluss ge¬
fasst, dem Vizepräsidenten Prof. Dr. A.lbert für sein mannhaftes Eintreten
für die Interessen der praotischen Aerzte in der Sitzung des medicinischen
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276
Professoren-Collegium am*21. v M. den wärmsten Donk und die rollst« Ab¬
erkenn ang aaszuspreohen.
Aufnahmen, ln der Gesohäftsrathssitzung am 25. y. M. wurden die
DDr. Robert y. Haumeder, Sanitätsassistent bei der Bezirkshauptmannsohaft
Hernals, and Fritz Zuska, Landesgeriohts- und Polizeiarzt in Brünn, als
ordentliohe Mitglieder in das Collegium aufgenommen.
Unterstiitzangsinstitat. Dr. Florian N e u h o 1 d hat aus Anlass der Feier
seines 50jährigen Doctorjubiläums dem Unterstützungsinstitute 200 fl. Oe. W.
baar gespendet.
Pensionsinstitüt. Dr. Florian N e u h o 1 d hat aus Anlass der Feier
seines 50jährigen Dootorjubiläums dem Penaionsinstitute» 100 fl. Oe. W. baar
gespendet
Erledigte Stipendien. Vom ersten Semester des Studienjahres 1885/6
*ngefangen, sind nachstehende medioinische Facultätsstipendien zu verleihen:
l: Zwei EmerloH’sche Stipendien jährlioher je 70 fl., für welche Wiener
Bürgersöhne von was immer für einer Studienabtheilung, in deren Abgang
aber andere arme Studenten, insbesondere Wiener, dann Schlesier berufen
sind. Der Genuss dauert sieben Jahre. 2. Ein Perlach’sches Stipendium
in dem Betrage jährlicher 80 fl. für einen armen Studirenden der Medioin aus
Oesterreich auf die Dauer yon fünf Jahren. 3. Ein Sabltz’sohes Stipendium
jährlioher HO fl. für einen an der Wiener Uniyersität studirenden Hörer
der Medicin, welcher aus Kärnten, Fiume oder Umgebung gebürtig ist,
auf die Dauer yon fünf Jahren, wenn nicht früher die Studienyollendung er¬
folgt. 4. Ein Stuaprsches Stipendium im Betrage jährlicher 63 fl. für einen
Hörer der Medioin auf die Dauer yon fünf Jahren. Bei der Verleihung dieses
Stipendiums wird yorzugsweise auf solohe Competenten gesehen werden, welche
aus Franken gebürtig sind, in Ermangelung soloher auf Bewerber, die der
rheinischen, und in Ermangelung derer auch auf solche Bewerber, die der
österreichischen Nation angehören. 5. Ein lu8Chitz’sohes Stipendium jährlicher
68 fl , wozu an der Wiener Uniyersität studirende Hörer der Medioin von
was immer für einer Nation berufen sind, und 6. vom 2. Semester des
Studienjahres 1884/5 angefangen, ein yon Sigmund Johann Büttner gestiftetes
Stipendium in dem erhöhten Betrage jährlioher 40 fl. für an der Wiener Uni¬
yersität studirende Hörer der Medicin. Die Bewerber um diese Stipendien
haben ihre mit dem Tauf- und Heimatscheine, dem Impfungszeugnisse, dann
dem Mittellosigkeitszeugnisse, ferner mit den Studienzeugnissen der beiden
letzten Semester und insofeme ein besonderes Vorzugsrecht geltend gemaoht
werden will, mit den diesfälligen Beweisen belegten Gesuche, welohe nur in
dem Falle, als sie mit einem legalen Armuthszeugniss belegt sind, der Stempel¬
pflicht nicht unterliegen, bis längstens 20. December, beim letztem Stipendium
jedoch bis 27. December 1885 bei dem medicinisohen Dootoren Collegium in
Wien zu überreichen. Die Bewerber haben überdiess ausser den erwähnten
Zeugnissen sich noch mit der Bestätigung ihres yorgesetzten Deoanates und
Professoren Collegiums über ihre Würdigkeit zur Erlangung eines Stipendiums
auszuweisen.
Wohnnng8Yer&nderiing. Dr. Carl Mayer wohnt IV., Gusshausgasse. 8.
Behufs Richtigstellung
des
MT- Mitglieder-Verzeichnisses
welches mit der ersten Jänner-Nummer ausgegeben wird, werden
die geehrten Herren Collegen ersucht, eventuelle Titel- oder
Wohnungs-Aenderungen rechtzeitig der Kanzlei des Collegiums,
I., Rothenthurmstrasse 23, bekannt geben zu wollen.
Herausgeber und Verleger: Wiener medioin Doot.-Goll. — Verantwortlicher Bedactenr:
Pr. L. Hopfgartner. — Oeiellscbafts-Bucbdniokerel, Wien, III., Brdbergatraate I.
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GoO£
XI. Bd. Ausgegeben am 17.December 1885. Hr. 27
MITTHEILUNGEN
des
Wiener meflicijüscjiei DeclnrBn-Coll»oinm&
Erscheint jeden mweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen and darüber, an
90 Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Niohtmitglieder des Oollegiams im In¬
lande 3 fl., naeh dem Auslände 6 Mrk. — Einzelne Nummern 95 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Man prUnumerirt in der Medioin. Bnohhandlung Toeplitx & Deuttake
. (vormals Carl Ciermak), Wien, I., Schottengasse 6.
Zuschriften und Zmsendnngen an die Redaktion: Wien, Kanzlei de» Wiener Med.
Deet-Cell. and der Witwen- und Waisen-Soeiet&t, Rothentharmstrasse 28-
Inhalt: Einladung. — Vorläufige Anzeige. — Section für öffdntliohe Gesundheitspflege.
8itzung am 3. Deoember 1885. — Wissenschaftliche Versammlung am 28. November 1885.
Ueber abnorme Lagerung des Hodens. Vortrag von Prim. Dr. J. Engli sch. — Ueber die
hygienische Untersuchung der Fette mit besonderer Berücksichtigung der Butter. Vor¬
trag von Dr. Fl. Kratsohmer. (Fortsetzung.) — Ans dem Geschäftsraum. — II. Spenden-
rerzeichniss. — Notizen.
Einladung
zu der am
Montag, den 21 . December 1885
um 7 Uhr Abends —
im Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
Programm :
1. Vorstellung von Kranken.*)
2. Herr Dooent Dr. Anton Felsenreioh : Ueber Blutungen in der Naoh-
geburtsperiode und im Woohenbette.
*) Die P. T. Herren Oollegen werden ersucht, interessante Krankheitsfälle vorzustellen
Prof. Ihr. JE. Albert , Dr. Karl ReMter,
Vice-Präsident. Secretär.
Vorläufige Anzeige.
Im Laufe des Monates Jänner wird Herr Professor
Dr. Oberateiner über Psychosen in Folge von Iuto-
xicationen, und Herr Doc. Dr. Bergmeister über In-
t<> xications-Amblyopi en und Amaurosen vortragen.
Die beiden Yorträge stehen in organischem Zusammenhänge.
178
Section für öffentliche Gesundheitspflege.
Sitzung am 2. Deoember 1885.
Der Obmann-Stellvertreter S.-R. Dr. Rammerer eröffnet
die Sitzung (in Vertretung des erkrankten Obmannes Ob.-8.-R.
Dr. R. v. Schneller).
I.
Dr. J. Schwarz bespricht die Nothwendigkeit, den Be¬
ginn des Schulunterrichts für Kinder von 6—10 Jahren yoh
8 Uhr auf 9 Uhr Morgens zu verlegen und hält diese für dringlich
nothwendig. Der Vortragende weist auf die VolksschulVer¬
hältnisse Deutschlands und der Schweiz hin, welche im Ver¬
gleiche zu unseren für uns ungünstig erscheinen, und deutet die
Fürsorge des ungarischen Unterrichtsministeriums für die sani¬
täre Ueberwachung der Schule an, welches obligaten Unter?
rieht in der Hygiene schon an den Volksschulen durch dazu
eigens vorbereitete Aerzte anordnet, für welche eigene Uebungs-
lehrcurse in Budapest und Klausenburg seit September d. J.
eingerichtet worden seien.
Seit ca. 15 Jahren seien unsere Schulzustände, zu welcher
Zeit ein hiesiges medicinisches Blatt Anregungen hiefür ge¬
geben, in Besserung begriffen. Es besteht zwar Schulzwang in
Gisleithanien, dieser setzt aber doch voraus, dass die Ver¬
pflichtung für die Behörden bestehe, die Schulhygiene zu fordern.
Der Arzt müsse eine Lanze dafür einlegen, das zarte Kind vor
schädlichen Agentien zu schützen.
Ein ruhiger Schlaf, und zwar bei heranwachsenden Kindern
eine Hirnruhe von 9—10 Stunden sei nothwendig.
Referent schildert die Schädlichkeiten bei kürzerer Nacht¬
ruhe : Kopfweh; unruhige Träume, es komme dazu noch Furcht
vor dem zu spät in die Schule Kommen, welches bisher vom
Lehrer gerügt und bestraft wird. Das Kind wird unter diesen
Verhältnissen mit der Zeif körperlich schwach und nervös. Bei
9—lOstündigem Schlafe steht es morgens frisch und munter
auf und wird, insbesondere, wenn es ganz gewaschen wird,
widerstandsfähiger werden. Unter gegenwärtigen Verhältnissen
wachse eine verkümmmerte Generation heran.
Durch die Verlegung des Sehulbeginnes von 8 auf 9 Uhr
erfolge kein Zeitverlust, da die kräftigeren Kinder ja besser
den Lernstoff verarbeiten werden. Schon Dr* Friedr« Falk
habe in Deutschland die Verlegung des Beginnes der Schul¬
stunde in den Volksschulen von 8 auf 9 Uhr im Winter für
die grösseren Städte und eine sanitäre Ueberwachung der
Schulen gefordert, während wieder Dr. Baginsky die Schul¬
verhältnisse auf dem flachen Lande in dieser Hinsicht in Be¬
tracht gezogen hat. Referent selbst habe im Jahre 1871 Grund-
züge einer Schulhygiene herausgegeben.
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279
Prof. t. Schrötter macht aufmerksam, dass jetzt ein
günstiger Zeitpunkt für die Verwirklichung der vom Herrn Refe¬
renten verlangten Verlegung der Schulstunden vorhanden sei,
da der gegenwärtige Unterrichtsminister vom Landesschulrathe
diesbezüglich Erhebungen pflegen lässt. Prof. v. Schrötter
hält für zweckmässig, dass der Vortrag des Referenten in Druck
gelegt und an sämmtliche Landesschulräthe von ganz Oester¬
reich versendet werde. Er weist auch auf andere Desideria
hin, u. A. dass die letzten 14 Tage der Schulzeit als definitive
Ferien angenommen werden sollen und die Aufnahmsprüfung
zur Mittelschule an’s Ende des Semesters verlegt werde, damit
die Volksschüler die Ferien ungestört und unverkürzt gemessen
können. Auch für Durchführung dieser Punkte scheint gegen¬
wärtig eine günstige Stimmung zu herrschen.
Dr. Alois Gruber erklärt sich mit der Verlegung des
Schulbeginnes in den Volksschulen von 8 auf 9 Uhr einver¬
standen, sowie mit dem Abdrucke des Vortrages. Die ärztliche
Thätigkeit solle jedoch schon früher beginnen. Er habe am
heutigen Tage zwei Schulen in einem Vororte Wiens besucht
und bedauernswerte Zustände gefunden } ungesundes Aus¬
sehen vieler Schulkinder, mitunter ein schlechteres, als in den
Kinderspitälern. Er fand, dass schwerhörige und kurzsichtige
Kinder einen unzweckmässigen Platz einnahmen, da die Rinder
nach dem Alphabet situirt waren. Auch fand er ein blödes
Kind in der Schule. Blöde sollten überhaupt nicht in die all¬
gemeine Volksschule geschickt werden. Schon bei der Schul¬
beschreibung sollte die ärztliche Thätigkeit beginnen. Kinder
sollten mit 6 Jahren noch nicht in die Schule gehen, besonders
wenn diese mehr als 10 Minuten vom Elternhause entfernt
liege. Ist der Weg noch weiter, sei es eine Grausamkeit, er¬
frorene, durchnässte, oft noch zu schwache und den Kinder¬
krankheiten zu sehr ausgesetzte Kinder in die Schule zu
schicken. Im Winter bleiben ohnehin 20% aus der Schule
weg, 10—20% müssen repetiren, der Schulzweok aber soll bei
Allen erreicht werden, was nur möglich ist, wenn nicht zu
viele Kinder, d. i. höchstens 50 auf Einen Lehrer kommen,
auf dass genügend individualisirt werden könne.
Dr. Grub er schlägt vor: 1. eine ärztliche Untersuchung
der Kinder bei der Aufnahme in die Schule; 2. obligate Auf¬
nahme erst mit dem vollendeten 7. Lebensjahre.
Dr. Reitter weist auf seine Erfahrungen als Obmann des
Ortsschulrathes im HI. Bezirke hin, wornach manche Eltern
ihre Kinder schon mit 4 und 5 Jahren in die Schule bringen
wollen, und derjenige Arzt angefeindet wird, welcher dem Ver¬
langen der Eltern, ein für die Aufnahme günstiges Attest aus¬
zustellen, nicht nachkommt. Ein unter 6 Jahre altes Kind wird
im III. Bezirke in die Schule nur aufgenommen, wenn ein ärzt¬
liches Zeugniss die genügende körperliche Tüchtigkeit bestätigt.
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280
Dr. Reitter drückt den Wunsch aus, es möge der Vortrag
des Dr. Schwarz auch an die Orts- und Bezirksschulräthe
gesendet werden.
San.-R. Dr. Kämmerer erinnert an die sogenannten
Strassburger Thesen und die preussischen Anträge, worin der
Schulbeginn mit dem vollendeten 7. Lebensjahre zur Sprache
gebracht worden ist, ferner dass wie vor Jahren so auch jetzt
vom Wiener Stadtphysikate viele auf die Schul-Hygiene bezüg¬
liche Anträge gestellt worden seien. Er macht weiters aufmerksam
auf die seit Langem bei schwächlichen und überbürdeten Schul¬
kindern beobachteten krankhaften Erscheinungen, wie den be¬
kannten Schulkopfschmerz, oberflächliches Athmen, Kurzsichtig
keit, Schiefwerden der Wirbelsäule, Magenbeschwerden und Ner¬
vosität. Die ärztliche Schulinspection sollte durch einen eigens
hiezu angestellten Arzt vorgenommen werden.
San.-R. Dr. Innhauser wünscht, falls die weitere Ver¬
breitung des Vortrages beabsichtigt sei, dass auch auf da9 flache
Land Rücksicht genommen werde. Die Kinder auf dem Lande
müssen oft um 6 Uhr Morgens sich schon auf den Weg zur
Schule machen. Der Beginn des Nachmittags Unterrichtes um
1 Uhr sei unzweckmässig und möge auf 2 Uhr verlegt werden.
Dr. Schwarz: Dem Herrn Ober-San.-R. Dr. R. von
S chneller sei man Dank schuldig für die von ihm geschaffene
Section lür öffentliche Gesundheitspflege, da nur hier solche
Themata besprochen werden können. Eine ärztliche Schul¬
inspection sei in Deutschland schon längst eingeführt, die Kinder
werden beim Eintritte in die Schule nach Körpergrösne und
anderen Eigenschaften geordnet.
Prof. v. Schrötter: Es möge nicht nur auf Wien,
sondern auf ganz Oesterreich Bedacht genommen werden. Es
solle kein Nachmittags-Unterricht stattfinden und solle überall
die Schulzeit der in Wien üblichen gleichgestellt werden. In
dem Bestreben für Schul-Hygiene soll in Wien besonders viel
gearbeitet werden, da die Herren Collegen auf dem Lande
weniger frei sich bewegen können und weniger Einfluss besitzen.
Es mögen Vereine unterstützt werden, welche den Schulkindern
Mittags wenigstens Suppe verabfolgen.
Er beantragt schliesslich: der Vortrag des Dr. J. Schwarz
möge in Druck gelegt werden; die Versammlung spreche sich
für die Verlegung des Schulbeginnes in den Volksschulen von
8 auf 9 Uhr aus mit dem Zusatzantrage des San.-R. Dr. Inn¬
hauser, der Nachmittags-Unterricht möge später beginnen;
und es möge auch des Antragstellers eigene Erklärung Erwähnung
findendes sei wünschenswert!!, dass der Nachmittags-Unterricht
gänzlich entfalle.
Diese Anträge werden von der Versammlung einstimmig
angenommen.
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281
II.
Dr. E. Jelinek schildert den Carerfolg bei den in
diesem Jahre von der Commune Wien naoh Grado gesendeten
Kindern. Es wurden 60 Kinder (30 Knaben und 30 Mädchen)
dahin abgeschickt, nachdem der Magistrat an die Amtsärzte
das Ansuchen gestellt hatte, geeignete Kinder namhaft zu
machen. Dieselben wurden im Physikate ausgewählt, gemessen
und gewogen. Als massgebende Indication für Grado erschien
torpide Körperconstitution. Jede Affection der Respirationsorgane
wurde als Ausschliessungsgrund betrachtet, da eine solche für
den Gebrauch der Seebäder sich nicht als günstig erwies. Es wurden
als geeignet angesehen: Indolente Knochen- und Gelenks¬
erkrankungen, Blepharadenitiden und Hornhauttrübungen.
Zur Eiterung hinueigende Geschwülste wurden für Baden
bestimmt, ebenso chronischer Rheumatismus, Hautausschläge,
Hautgeschwüre und Infiltrate.
Die Heilresultate waren in Grado eine Gewichtszunahme
bis zu 5 7 Kilo, in Baden bis zu 5 Kilo
Als wünschenswerth erschien es, in manchen Fällen die
Curdauer zu verlängern, was leider nur in einem Falle mög¬
lich war.
Ob die Eifolge dauernd seien, könne gegenwärtig noch
nicht gesagt weiden. Dr. Jelinek weist auf die geringe Zahl
der Kinderspitäler hin. Die vorhandenen Kinderspitäler reichen
kaum für die acuten und unabweisbaren Fälle hin. Sehr nothwendig
wäre die Aufnahme solcher Kinder, welche einer orthopädischen
Behandlung bedürfen. Diese können nirgends untergebracht
werden und werden zu Krüppeln. Wenn ein neues Kinder¬
spital errichtet wird, sollte auf dieses Moment Gewicht gelegt
werden.
Dr. Ad. Hoffmann erwähnt die von Prof. Albert im
Vereine der Aerzte des I. Bezirk angeregte Idee, Seehospize
zu errichten. In Wien existiren 60 000 ecrophulöse und rhachi-
tiscbe Kinder, welche in den Kinderspitälern keine Aufnahme
finden. Die Statuten des Yereius für Gründung solcher Hospize
seien am 9. November genehmigt worden. Es wird beabsichtigt,
Kinder auf 5 bis 6 Jahre in ein Seehospiz zu schicken.
San. R. Dr. Kämmerer weist hin, dass im Schosse des
Wiener Gemeinderathes Ed. Suess und Bä eher schon An¬
fangs 1884 die Gründung eines Seehospizes, resp. die Unter¬
bringung scrophulöser Kinder in dem bereits in Grado be¬
stehenden, angeregt haben.
Dr. Friedr. Gauster spricht sich für die vorzügliche
Wirkung des Aufenthalts in gewissen hochgelegen Gebirgsgegen¬
den für scrophulöse Kinder aus. Es komme zwar keine Ge¬
wichts-Zunahme des Körpers zu Stande, welche auch nicht das
allein Massgebende für den Curerfolg sei, aber der Gesundheits-
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282
zustand werde auffällig 1 und nachhaltig gebessert. In Davos
existiren eigene Anstalten für scrophulose Kinder und es werden
daselbst bessere Resultate erzielt als am Meeresufer. Er be¬
schäftige sich schon seit 17 Jahren mit dem Studium der
Wirkung hochgelegener Gebirgsgegenden auf gewisse Krank¬
heitsformen.
San.-R. Dr. Innhauser weist auf die enorme Zunahme
der Scrophulose selbst auf dem Lande hin, in Gegenden, wo
vor 50 Jahren dieselbe noch sehr selten beobachtet wurde. —
Es mangle bei uns an der ausreichenden Zahl von Wohlthätern,
um die von dem Vorredner besprochenen Hospize am Meere
und im Hocbgebirde zu errichten und zu erhalten, auch werde
den ärztlichen Anregungen in Gisleithanien von Seite selbst
gebildeter, höherer Kreise wenig Aufmerksamkeit geschenkt,
im Gegentheile zu Ungarn.
Dr. Jelinek erwähnt zum Schlüsse, es sei im Gegen¬
sätze zu den im vorigen Jahre gehegten Besorgnissen bei
keinem der 60 heuer nach Grado gesendeten Kinder Malaria
beobachtet worden, auch sei an den 445 in Grado seit 1873
verpflegten Kindern kein Fall von Malaria vorgekommen.
Die Versammlung spricht sich sowohl für die Zweck¬
mässigkeit der Seehospize, als auch der in geeigneten Hoch¬
gebirgsgegenden aus.
Wissenschaftliche Versammlung am 23. November 1885.
Primär-Arzt und Docent Dr. Josef Englisch hält einen
Vortrag:
Ueber abnorme Lagerung des Hodens.*)
Findet sich ein Hoden an einer anderen Stelle als im
Grunde des Hodensackes, so ist seine Lagerung abnorm (Ectopie.)
Nach der Ursache unterscheidet man Ectopie congenita, trau¬
matica und die Inversio. Letzteres bezeichnet die Drehung des
Hodens um eine seiner Achsen. Nach der Dauer ist die Ectopie
eine permanente oder eine vorübergehende. Den wichtigsten
Eintheilungsgrund gibt aber die Stelle, an welcher der Hoden
liegt. 1. Ectopia intraabdominalis, a) pararenalis primaria,
b) Ectopia iliaca; 2 Ectopia inguinalis, a) interna, b) interstitialis,
c) externa; 3. Ectopia extra abdominalis, a ) scroto-femoraüs,
b) perinealis, c) femoralis, d ) parainguinalis. Als ein wesent*
liches Zeichen muss angesehen werden, dass der abnorm ge¬
lagerte Hoden von einer Haut bedeckt ist, welche nicht die
Eigenschaften des Hodensackes zeigt, d. h. ohne Runzeln und
Falten und ohne Erscheinungen der Zusammenziehung der
Tunica Dartos.
*) Ausführliche Darstellung in der Wiener Klinik, Novemberheft 1886.
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283
Die häufigste Form der Verlagerung ist die in der Falte
zwischen Hodensack und Oberschenkel (Ectopia cruralis) und
wird meist übersehen, da sie die wenigst auffallende ist. Selbe
kommt meist doppelseitig vor.
Von der Verlagerung am Mittelfleisohe (Ectopia perinealis)
wurden bis jetzt folgende Fälle beobachtet: Hunter 1, Cur¬
ling 8, Ricord 2, Vidal 2, Ledwich 1, Godard 1,
Zeise 1, Förster 1, Müller 1, Bryant 1, Szymanouskj
1, Baer 1, Adams 1, Hill 1, Owen 1, Stockes 1, Wag-
staffe 1, Annadale 1, Adams 1, Flaganan 1, Kur a-
vagew 1, Mayer 1, Marschal 1, Friedinger 1, Hum-
phery 1, Hutchinson 2 Fälle. Die merkwürdigsten Fälle
sind die von Godard, Förster und Müller, in welchen
man genau die Entwicklung der Ectopia perinealis durch die
Ectopia scrotifemoralis beobachten konnte. Nach Godard
dauerte das Herabsteigen 25 Jahre, nach Förster 5 Monate
(3. bis 25. Lebenswoche), nach Müller 11 Monate. Dazu
kommen noch vier eigene Beobachtungen.
4.K. Adolf, Commis, auf Saal 3 vom October 1884 bis April
1885 in Behandlung gestanden, zeigte folgenden Genitalbefund:
Das Glied und der Hodensack normal entwickelt. Die
rechte Hodensaokhälfte leer, die Raphe nach links verschoben.
Der linke Hoden ziemlich gross, der Nebenhoden entsprechend,
der Samenleiter dünn, die Venen des Samenstranges ziemlich
stark entwickelt, nicht stark ausgedehnt. Von der äusseren
Oeffnung des Leistencanals zieht rechts ein länglicher Wulst
bis 3 Cm. vor dem After, dessen Jhinteres Ende sich eiförmig
verbreitet, so dass nach einwärts vom aufsteigenden Sitzbeins-
a.ste eine 5 Cm. lange, im vorderen Theile 2 Cm., im hinteren
^ Cm. breite Geschwulst deutlich hervortritt. Die Haut über der
graozen Falte normal, behaart, aber ohne Runzeln und der des
Oberschenkels gleichend. In dieser Geschwulst liegt der 5 Cm.
tange und 2 Cm. Querdurchmesser haltende rechte Hoden, dessen
Zweier Rand nach unten und etwas nach vorne sieht, dessen
^«ide Flächen nach rechts und links gekehrt sind, wobei die
Laogenachse mit der Sagittalebene einen nach vorne offenen
Winkel von 20° bildet. Der Nebenhoden liegt nach oben, ist
entsprechend entwickelt. Der Samenleiter dünn, der Samenstrang,
dessen Venen nur mässig entwickelt sind, lässt sich in der
Falte deutlich bis zur äusseren Oeffnung des Leistencanales
verfolgen. Die Vorsteherdrüse für sein Alter und seine Grösse
mässig entwickelt. Die Samenblasen wegen Infiltration des um¬
gebenden Zellgewebes nicht unterscheidbar. Der rechte Hoden
ist kleiner als der linke, weicher, lässt sich leicht verschieben,
kehrt aber wieder an seine alte Stelle zurück, ohne irgend eine
Einziehung der Haut wahrnehmen zu lassen. Die specifische
Druokempfindliohkeit des Hodens war links stärker. In der
öesc3hlechtsfunction keine auffallende Störung.
284
Seltener kommt die Ectopia cruralis vor and kann auf
zweierlei Weise entstehen: 1. der Hoden wird nach seinem
Austritte aus dem Leistenoanale a) durch die Entwicklung
(Baer 2 Fälle, Strohmayer 1), b) durch eine mechanische
Einwirkung auf die Gegend der fovea ovalis an der vorderen
Fläche des Oberschenkels verschoben oder 2. der Hoden tritt
durch den Schenkelcanal herab, wobei er a) in der Bauchhöhle
zurückgehalten war(Vidal de Carsis, Amioourt, Hey*
felder, Curling, Hyrtl, Förster) oder b) nach seinem
Durchtritte durch den Leistencanal zurücktrat und später die
Bauchhöhle durch den Schenkelcanal verliess. (Scarpa,
Eckart.) Die Fälle in 1 a) sind mit Eingeweidebrüchen ver¬
bunden, die folgenden nicht immer.
Es wurden zahlreiche Theorien für die Entwicklung der
einzelnen Verlagerungen aufgestellt. Für den Mittelfleischhoden:
mangelhafte Entwicklung und Beschaffenheit des Hodensackes,
abnorme Beschaffenheit des Mittelfleisches, fehlerhafte An¬
haftung der Gubernaculum Hunteri, Abweichung der Raphe.
In Berücksichtigung der vorliegenden Fälle kann es keinem
Zweifel unterliegen, dass die Ursache in einer fehlerhaften
Intention während des Herabsteigens liegt, welche durch Fehler,
mangelhafte Entwicklung des Hodensackes unterstützt wird.
Die Verlagerung durch den Schenkelcanal erfolgt in
zweierlei Weise. Der Hoden wird, wie bei Verlagerung der nur
theilweise mit Bauchfell überzogenen Organe mit diesem ver¬
schoben, d. h. die Verschiebung erfolgt wie bei Eierstock¬
brüchen, Blinddarm- und Blasenbrüchen. Im zweiten Falle
bildet sich zuerst ein Bruohsack, in welchen der an einem
langen Mesorchium befestigte Hoden vorfällt.
Die Diagnose des Mittelfleischhodens wird sich in steter
Berücksichtigung des Hodensackes und dessen Leere und der
genauen Untersuchung der Geschwulst an der wir immer Hoden,
Nebenhoden, Vars deferens genau unterscheiden können, selbst
ergeben.
Die Verwechslungen, zu welchen der Dammhoden Ver¬
anlassung geben kann, sind: Periurethrale Abscesse, Ge¬
schwülste am Mittelfleische. Die Verwechslung mit Entzün¬
dungs-Processen ist um so leichter, wenn eine Entzündung des
Hodens oder Nebenhodens besteht und Ri cord war nahe
daran, in einem solchen Falle einen Einschnitt zu machen und
nur die Besichtigung des Hodensackes ergab den Irrthum.
Entzündung des Schwellkörpers der Harnröhre nehmen die Mitte,
die der C o w p e r’schen Drüsen jene des Trigonum bulbo-urethrale
ein. Eine Verwechslung mit Cysten wird besonders möglich sein,
wenn sich in der Scheidenhaut des Hodens Flüssigkeit ange¬
sammelt hat. Zu den gefährlichsten Irrthümern gehört das Nicht-
erkennen von in der Richtung des Mittelfleisches entwickelten
Brüchen. Sind dieselben reponibel, so wird die Art des Ver-
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285
Schwindens, des Wiederbildens, die Lage der Bruchpforte vor¬
züglich mit gleichzeitiger Rectaluntersuchung Aufschluss geben.
Anders verhält es sich bei eingeklemmten Brüchen und bei
solchen Netzbrüchen kann die Diagnose selbst unmöglich sein.
Da wir bei Geschwülsten am Mit! eifleische immer den Hoden-
sack genauer besichtigen, so wird ein Fehlen des Hodens von
selbst leichter auffallen.
Ist der Hoden aber auf der vorderen Fläche des Ober¬
schenkels gelagert, so ist eine irrige Diagnose umso leichter
möglich, wie die Erfahrungen beweisen. In jenen Fällen, wo
der Hoden den Leistencanal verlassen hat und unter der Haut
ausgewichen ist, kann der Samenstrang, längs welchem ein
Wulst gegen die äussere Leistenöffnung zieht, oder wenn ein
Eingeweidebruch besteht, die Richtung des Hervortretens und
Zurückweichens die Vorlagerung anzeigen. Schwieriger wird
die Diagnose schon, wenn Einklemmung besteht. In diesen
Fällen wurde der wahre Character der Geschwulst erst bei der
Operation erkannt. Ist der Hoden dagegen unter dem Pou-
part’schen Bande herabgetreten, so ist die Aehnlichkeit eines
Bruches, besonders eines Netzbruches durch die Fortsetzung
der Geschwulst in die Bauchhöhle noch grösser. Doch wird eine
genaue Berücksichtigung des Verhältnisses des Hodens zum
Nebenhoden Aufschluss geben. Ist aber in Folge des Herab-
tretens eine traumatische Orchitis vorhanden, so kann diese
eine gewisse Reihe von Einklemmungserscheinungen hervor-
rufen und der Bruchschnitt gemacht werden. Weniger leicht
wird die Verwechslung mit geschwellten Leistendrüsen sein.
Anders dagegen bei entzündeten Hoden oder Nebenhoden. Da
sich die Entzündung rasch auf die Umgebung ausbreitet, so
weiden die Umrisse undeutlicher.
Was die Zeit des Auftretens der Vorlagerungen des Hodens
anlangt, so können diese zu jeder Zeit entstehen und Mayer
beobachtete die Entwicklung des MittelÖeischhodens erst im
53. Lebensjahre. Die Zeit, welche z». B. ein Mittelfleischhoden
zum Herabsteigen braucht, ist sehr verschieden und kann selbst
viele Jahre (Godard 25 Jahre) erreichen. Beim Schenkelhoden
treten ähnliche Verhältnisse ein, wie beim Eierstockbruche,
wenn er durch den Schenkelcanal herabgestiegen ist.
Die Behandlung des Mittelfleischhodens besteht in der
Mehrzahl der Fälle in der Abhaltung von Schädlichkeiten.
Nur im Falle der Degeneration oder bei heftigen Beschwerden
kommen im ersten Falle die Exstirpation, im zweiten die
Reposition in dem Hodensacke, und wenn diese misslingt, die
Entfernung in Anwendung. Beim Schenkelhoden versuche man die
Reposition, und ist diese gelungen, so genügt ein einfaches
Bruchband. Gelingt sie nicht, so wird ein Bruchband mit hohler
Pelette dem Hoden den nöthigen Schutz geben und die Unan¬
nehmlichkeiten beseitigen, weiche beim Schenkelboden heftiger
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286
sind als bei jeder anderen Verlagerung des Hodens ausserhalb
der Bauchhöhle.
Ueber die hygienische Untersuchung der Fette mit
besonderer Berücksichtigung der Butter.
Vortrag, gehalten in der Seotion für öfifentliohe Gesundheitspflege am 7. Oo-
tober 1885 von Dr. Fl. Kratsohmer, k. k. Regimentsarzt, Dooent für an¬
gewandte medio. Chemie und Hygiene.
(Fortsetzung.)
Ein grosser Werth wird auf die Ermittlung des speeifisehen
Gewichtes gelegt, insbesondere, wenn die Frage entschieden
werden soll, ob echte Butter vorliege, da dieser Fettart unter
den gewöhnlichen das höchste Gewicht zukommt.
Nach Bell beträgt das specifische Gewicht des Butter¬
fettes bei 37*8° C. 0-911— 0*913, während dasselbe von den
anderen thierischen Fetten zwischen 0*9028—0 9046 schwanke.
Nach Casamajor ist das specifische Gewicht der reinen
Butter bei 15° C. 0*926 = einem Spiritus von 53*7°/ 0 , das
specifische Gewicht des reinen Oleomargarin 0*915 = einem
Spiritus von 59*2°/ 0 . In Spiritus von 55°/<» welcher ein speci-
Ü8ohes Gewicht von 0*9234 besitzt, muss demnaoh unverfälschte
Butter untersinken, während Oleomargarin, auch wenn es bis
zu 7s echte Butter enthält, schwimmt.
In neuerer Zeit wird das specifische Gewicht von Fetten
gewöhnlich bei 100° C. in eigens für diesen Zweck construirten
Wasserbädern bestimmt. Bei dieser Temperatur besitzt:
Reine Butter das specifische Gewicht
▼on 0 865—0*868
Kunstbutter „ „
9
, 0-895
Rindsfett „ „
n
„ 0-860
Hammelfett „ „
n
„ 0-860
Schweinefett „ „
r>
, 0-861.
Wie schon bemerkt,' lässt sich aus so nahe an einander
liegenden Werthen nur für die Erkennung echter Butter einiger
Gewinn ziehen und auch dies nur unter genauester Beobachtung
aller für so feine Messungen nothwendigen Cautelen. Das In¬
strument an und für Bich, der jeweilige Barometerstand, der
Einfluss der Capillarität, das Ablesen können die so geringe
Grenze in der dritten Decimale soweit verschieben, dass das
Urtheil nicht mehr genau ausfällt. Adolf Meyer hat schon auf
diese Umstände hingewiesen und zur thunlichsten Vermeidung
der aus ihnen fliessenden Fehlerquellen eine besondere Ablese¬
vorrichtung für das Fettaräometer angegeben. Aber selbst ein
tadelloses Instrument und fehlerfreie Handhabung desselben
würden nicht ausreichen, Butterfett von anderen Fettarten durch
das specifische Gewicht unterscheiden zu wollen, wenn sich
eine Mittheilung von Muter bestätigt, nach welcher das bei
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287
der Reinigung des Baumwollsamenöles abgeschiedene Stäarin
fast genau dasselbe apecifische Gewicht besitzt, wie Butterfett
und wirklich zur Verfälschung des letzteren bereits Verwendung
findet.
Auf dem Principe der Bestimmung des specifischen Ge«
wichtes ist der sogenannte „Margarimetre“ begründet, dessen
Aräometer in 11 Grade getheilt ist, von denen der Nullpunkt
reine Butter, jeder weitere Grad 10°/ 0 fremdes Fett anzeigen
soll. Das Instrument soll in Paris im Gebrauche stehen.
Auch die mikroscopische Untersuchung kann unter Um¬
ständen zur Erkennung der Echtheit des Butterfettes dienen.
Man hatte nämlich die Beobachtung gemacht, dass mikroscopische
Fettsäure-Krystalle sich häufig in den verschiedenen geschmolzenen
Fettarten vorfinden, in ungeschmolzener Kuhbutter hingegen
nicht. In neuerer Zeit ist diese Beobachtung dahin erweitert
worden, dass allerdings in frischer ungeschmolzener Kuhbutter
niemals Krystalle nachzuweisen sind, dass sie sich aber einfinden,
wenn die Butter älter wird, und dass auch im Rahme solche
Krystalle mitunter anzutreffen seien. Wichtig ist ferner die An¬
gabe, dass alle geschmolzenen Fette bei der Untersuchung
mittelst polariBirten Lichtes glänzend, ungeschmolzene Kuhbutter
hingegen dunkel erscheint. Bleibt demnach das ganze Gesichts¬
feld dunkel, so liegt reine Butter vor; für jede anderartige
Wahrnehmung ist keine sichere Auslegung möglich.
Ferner wird die Entstehung des wohlriechenden Butter¬
säureäthers beim Koohen eines Gemisches von Butter, Alkohol
und verdünnter Schwefelsäure für die Erkennung der Anwesen¬
heit von Butterfett benützt, wobei nur zu bemerken wäre, dass
in älteren Fettmisohungen, in denen wirklich Butter vorhanden
iat, dieser Geruch nicht immer auftreten soll. Als ein sehr ein¬
faches Mittel, Butter von Talg zu unterscheiden, respective die
Anwesenheit des letzteren in einem Fettgemische nachzuweisen,
^Ihat Hager vorgeschlagen, einen Baumwolldocht mit dem be¬
treffenden Fette zu tränken, nach dem Erstarren des Fettes
den Docht anzuzünden und die Flamme nach kurzem Brennen
&Q8zublasen: Bei Gegenwart von Talg (Kunstbutter) tritt der
ganz charakteristische Geruch eines ausgeblasenen Talglichtes
deutlich hervor, während Butter bei der gleichen Behandlung
einen Geruch verbreitet, welcher sioh kaum von jenem der
gebratenen Butter unterscheidet.
So werthvoll eine oder die andere der vorgeführten Prü-
fdngsweisen unter Umständen sein mag, so ermöglichen sie
doch nur meist eine qualitative Beurtheilung einer zu begut¬
achtenden Fettprobe und lassen mehrweniger den Charakter
einer rationellen Untersuchungs - Methode — namentlich in
chemischer Beziehung — vermissen.
Als daher im Jahre 1874 von einem englischen Parlaments-
inflMchusse, welcher über die Abfassung eines Gesetzes bezüglich
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288
der Fälschung von Lebensmitteln berieth, eine grosse Anzahl
von Chemikern darüber einvernommen wurde, inwieweit die
verschiedenen Untersuchungsmethoden von Nahrungs- und
Genussmitteln sichere Resultate liefern und mit Bestimmtheit
den Nachweis einer stattgehabten Fälschung zu erbringen ver¬
mögen, da mussten sich alle diese Chemiker bezüglich des
Butterfettes dahin erklären, dass es bis dahin keine Methode
gebe, welche auf wissenschaftlichem Wege durch ein chemisches
Verfahren die Echtheit oder Fälschung der Butter mit Sicherheit
feststellen könnte.
Zu derselben Zeit war H e h n e r schon mit vorbereitenden
Untersuchungen über die Zusammensetzung des Butterfettes im
Vergleiche zu anderen Fettarten beschäftigt, welche ihn bald
dahin führten, eine wissenschaftliche chemische Prüfungsmethode
für Butter auszuarbeiten.
Bevor ich jedoch auf die Darlegung dieser Methode und
die Modificationen, welche sie im Laufe der Zeit erfuhr, sowie
endlich noch anderer, schliesslich von demselben Grundgedanken
hergeleiteter Methoden eingehe, wird es sich zum besseren
Verständnisse empfehlen, das für unseren Zweck Wichtigste
über die Zusammensetzung und Eigenschaften der Fette voran-
zuBohicken.
Die Fette sind Verbindungen fetter Säuren mit dem
Glycerin; der Chemiker nennt sie Aether. Wir kennen eine
ganze Reihe fetter Säuren r welche alle nach der Formel
C„ H 2n 0 2 gebaut sind. Jede nächsthöhere Säure unterscheidet
sich von der ihr unmittelbar in der Reihe vorangehenden um
ein Mehr von C H 2 . Je höher also eine Säure in der Reihe
steht, desto mehr hat sie Kohlenstoffatome und desto grösser
ist selbstverständlich ihre Aequivalentzahl.
Von diesen fetten Säuren kommen für unsere Zwecke nur
einige in Betracht. Es sind dies vor allem die Margarin- oder
Palmitinsäure C 16 H 32 Ö 2 , die Stearinsäure C 18 H 36 0 2 und die
Oelsäure, welche eine etwas weniges von der allgemeinen Formel
abweichende Zusammensetzung hat C 18 H Zi 0 2 .
Diese drei fetten Säuren bilden die Grundlage fast aller
Thier- und Pflanzenfette und kommen in vielen Thierfetten
ausschliesslich vor, so zwar, dass diejenigen, in denen die Oel¬
säure vorwiegt, eine mehr weiche, ölartige, diejenigen, in denen
die Margarinsäure und insbesondere die Stearinsäure vorherrscht,
eine festere talgartige Consistenz haben.
Das Butterfett, d. h. das aus der Kuhmilch gewonnene
Fett, enthält jedoch neben diesen genannten drei fetten Säuren
von so hohem Aequivalente noch Säuren mit weniger Kohlen¬
stoff-Atomen, also von einem weit geringeren Aequivalent. Es
sind dies hauptsächlich die Butter säure C 4 H s 0 8 , die Capron-
säure C 6 £f ia 0 2 , die Caprylsäure C 6 H u 0 2 , die Caprinsäure
C 10 #20 di© Lnurin- oder Lauro-Stearinsäure C l2 H %i 0*.
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289
Aus den Eigenschaften dieser fetten Säuren ist besonders
wichtig hervorzuheben, dass die mit einer geringen Anzahl von
Kohlenstoff-Atomen bei gewöhnlicher Temperatur Flüssigkeiten
darBtellcn, sich bei der Destillation verflüchtigen und in heissem
Wasser leicht lösen, während die mit einer hohen Zahl von
Kohlenstoff-Atomen bei gewöhnlicher Temperatur fest bleiben,
sich nicht verflüchtigen und sich auch nioht in Wasser lösen.
Selbstverständlich besteht hierin, wie überhaupt bei solchen
Classificationen der Naturkörper, keine scharfe Grenze.
So sind beispielsweise die Capryl-, Caprin- und Laurin¬
säure schon feste Körper, lösen sich aber doch noch, wenn
auch namentlich die letztere schwierig in heissem Wasser.
Erst die Margarin-, Stearin- und Oelsäure sind als im
Wasser vollständig unlöslich und als nicht flüchtig anzusehen.
Die Butter unterscheidet sich demnach von den übrigen
Fetten dadurch, dass sie einen gewissen Antheil flüchtiger, im
Wasser löslicher, fetter Säuren enthält, welche den übrigen
Fetten nicht zukommen.
Es fragt sich nur, ob dieser Antheil ein genug grosser
sei, um daraufhin eine brauchbare Methode der Untersuchung
ausarbeiten zu können.
Nach einer älteren Mittheilung von Bromeis sollte die
Menge der Buttersäure, Caprinsäure etc. in der Butter gegen¬
über den anderen Säuren kaum 2°/ 0 betragen. War diese An¬
gabe richtig, dann war aus diesem Verhältnisse der fetten
Säuren für die Auffindung einer Methode der Analyse nichts
zu gewinnen, denn so geringe Mengen mussten ja nahezu inner¬
halb der Fehlergrenzen der Untersuchung fallen.
H e h n e r prüfte nun diese Angabe, was bis dahin nicht
geschehen war, und fand bei der Untersuchung zahlreicher
Buttersorten, dass dieselbe unmöglich richtig sein könne.
Die ersten Resultate seiner Untersuchungen waren folgende :
1. Die Menge der flüchtigen Säuren in der Butter ist
weit grösser, als sie von Bromeis angegeben wurde u. zw.
beträgt dieselbe etwa das Vierfache jener Angabe.
2. Die Menge dieser flüchtigen Säuren in der Butter ist
sehr constant und nahezu unabhängig von der Varietät der die
Milch liefernden Kühe, ihrer Futterart, der Jahreszeit und der
Bereitungsweise der Butter. Diese Gonstanz Jst wohl keine ab¬
solute, die Schwankungen jedoch bewegen sich innerhalb sehr
enger Grenzen und es lässt sich leicht eine Minimalzahl auf¬
stellen, unterhalb welche die flüchtigen Säuren in der Butter
niemals herabsinken.
3. Das Alter der Butter, ihr in Folge dessen verändertes
Aussehen, ihre Zersetzung — es wurde frische, ranzige und
schimmlige Waare untersucht — ist ohne merklichem Einfluss
auf das Resultat der Analyse. Dies ist insofern© von grosser
Bedeutung, als dem Chemiker zur Constatirung des Sachver-
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halte« oft genug die Butter sohon im Zustande der Zersetzung
in die Hände gelangt.
Diese Errungenschaften waren wichtig genug, um zu
weiteren Versuchen aufzumuntern, ob sie nicht für eine wissen¬
schaftlich genaue Untersuchungsmethode zu verwerthen seien.
Die Deduction war nun eine ziemlich einfache. Ich muss
bei ihrer Auseinandersetzung nochmals auf die Aequivalent*
zahlen der Fette zurückgreifen.
C b H 6 (C 1b H s i 0 2 ) 8 = C 6l H 9Q 0 9 = Tripalmitin od. Trimargarin = 806
C b H 6 (C 18 H b6 0 2 ) 3 = C 67 H ll0 0 2 = Tristearin = 890
0$ -®r (0i8 -^38 0a)s ~ 0ß7 -®io 7 02 = Triolein === 884
Diese Zahlen sind alle drei sehr hoch und verhältniss-
massig nicht weit auseinanderliegend; zwischen den beiden
letzten besteht in der That nur eine höchst geringfügige
Differenz. Bedenkt man nun, dass der Antheil, welchen in diesen
Zahlen das überall gleiche Glycerin hat (41) gegen jenen, welcher
auf die fette Säure fallt, fast yerschwindend klein ist, so muss,
wenn man aus diesen Zahlen die Menge der Fettsäuren auf
100 Theile berechnet, für jede der drei obigen Formeln nahezu
die gleiche Ziffer herauskommen. In der That berechnet sich
aus 100 Theileu Tripalmitin ein Gehalt von 95*28% Palmitin¬
säure, aus 100 Theilen Triolein 95*70% Oelsäure und aus 100
Theilen Tristearin 95*73% Stearinsäure.
Wenn demnach die gewöhnlichen Fettarten, mit Ausnahme
der Butter, nur aus einem Gemische der drei obigen B'ettsäuren
bestehen, dann muss die Menge derselben bei allen Fettarten
eine ganz gleiche sein, u. zw. etwas über 95%, im Durch¬
schnitte 95*5% betragen.
Von der Richtigkeit dieser Ueberlegung konnte man sich
leicht durch den Versuch überzeugen. Wenn man die Fette mit
Kali- oder Natronlauge kocht, dann drängen diese stark basischen
Körper das Glycerin von den fetten Säuren ab, mit denen sie
sich nun selbst zu Salzen, den sogenannten Seifen verbinden.
Aus dieser Verbindung können die fetten Säuren durch Zusatz
einer Mineralsäure wieder befreit und wenn sie, wie im vorliegenden
Falle, unlöslich sind, leicht gesammelt und bestimmt werden.
Es zeigte sich nun wirklich, dass aus den Fetten nach
dem oben geschilderten Vorgänge die berechnete Menge von
Fettsäuren erhalten wird.
Da in der Butter, wie bereits mehrfach erwähnt, eine
gewisse Menge von flüchtigen Fettsäuren vorkommt, so lag zuerst
der Gedanke nahe, diese flüchtigen Säuren dadurch direct zu
gewinnen und zu bestimmen, dass man nach der Verseifung
das Gemisch der Destillation unterwirft. Es ergaben sich jedoch
hiebei Schwierigkeiten im Verfahren, welche Hebner voran-
lassten, von dieser Bestimmungsart abzusehen.
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Da also die flüchtigen Säuren direct nicht leicht zu be¬
stimmen waren, so kehrte man den Versuch nach der anderen
Seite und suchte die Menge der nicht flüchtigen Säuren fest¬
zustellen.
Es wurde schon früher bemerkt, dass die flüchtigen Fett¬
säuren im heissen Wasser löslich, die nicht flüchtigen aber un¬
löslich sind. Diese unlöslichen Fettsäuren mussten somit nach
geschehener Verseifung durch Säurezusatz abgeschieden, auf
einem gewogenen Filter gesammelt, daselbst sorgfältig durch
Waschen mit heissem Wasser von noch anhängenden löslichen
Fettsäuren befreit, getrocknet und deren Gewicht ermittelt
werden. Auf diese Weise wurden zahlreiche echte Buttersorten
untersucht mit der Modification, dass nach Turner's Vor¬
schlag zur Verseifung des Fettes alkoholische Lauge verwendet
wurde, wodurch der Process ungemein erleichtert und be¬
schleunigt wird.
Hehn er fand nun, dass die Menge der unlöslichen Fett¬
säuren in der Butter 86 5—87-5°/o betrage und meinte, dass
man höchstens 88°/ 0 als obere Grenze ansetzen könne. Werden
mehr als 88°/ 0 fette, unlösliche Säuren gefunden, so ist die vor¬
liegende Butter mit anderen Fettarten gefälscht, deren Menge
sich nach folgender Erwägung leioht berechnen lässt:
Gesetzt, es wären 92°/ 0 unlösliche Fettsäuren gefunden
worden. Die Menge dieser Säuren bei gewöhnlichen Fetten
beträgt 95*5°/ 0 , bei der Butter in Maximo 87*5°/ 0 , die Differenz
zwischen beiden demnach 8; im gegebenen Falle beträgt diese
Differenz 95 5—92 = 3*5. Das letztere Fett ist mit x fremden
Fetten vermengte Butter — ein Fett mit 95 5°/ 0 unlöslichen
Fettsäuren ist ein Fett, welches keine Butter enthält, oder,
anders ausgedrückt, eine Butter, welche mit 100°/ o fremdem
Fett versetzt ist.
Bald nachdem H e h n e r seine Methode auch in Deutsch¬
land veröffentlicht hatte, kamen von allen Seiten Mittheilungen
über die Wahrnehmungen, welche man bei ihrer Anwendung
gemacht hatte. Natürlich erschien sie ja in Anbetracht der
Wichtigkeit des Gegenstandes von allgemeinstem Interesse.
Die meisten dieser Mittheilungen verhielten sich im Ganzen
zustimmend zu der Richtigkeit der Methode. Von Sachsse
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kam eioe Bestätigung der Angabe, dass dieselbe auch noch
auf schimmelige und ranzige Waare anwendbar sei, von Dietzel
und Kressner, dass das flüssige Oel, welches sich aus ge¬
schmolzener Butter absondert, ganz gleich wie der feste Rück¬
stand zusammengesetzt sei, und dass ferner auch im Rüböl,
Palmöl, Mohnöl und Sesamöl die Menge der unlöslichen fetten
Säuren 95 — 95 6°/ 0 betrage, demnach auch eine Fälschung der
Butter mit Pflanzenfetten nach H ehn er ’s Methode als Fälschung
überhaupt entdeckt werden könne,
Von Fleischmann und Vieth, sowie von Heintz
kamen einige Bemängelungen der Hehner’schen Methode. Die
beiden ersteren sind bei einer Milchwirthschaft angestellt,
repräsentiren also gewissermassen die Altera pars bei dem
Streite um die Richtigkeit der durch die Methode nachweisbaren
Verhältnisse. Nach ihrer Angabe betrage mitunter auch in
echten Buttersorten die Menge der unlöslichen Säuren über
88 %; nach unten sei die Grenze richtig, d. b. wenn die Menge
der unlöslichen Säuren nicht mehr wie 86 5—87*5% ausmache,
liege unbedingt echte butter vor, die obere Grenze müsse man,
wenn man dem Producenten und Verkäufer nicht unrecht thun
wolle bis gegen 90% hinaufrücken. Uebrigens sei die Methode
doch etwas complicirt und namentlich das Auswaschen der
löslichen Fettsäuren sehr schwierig.
Dies bestätigte auch Heintz, welcher darauf hinwies,
dass namentlich dann, wenn in der Butter manchmal Laurin¬
säure vorkomme, das Auswaschen fast unmöglich werde, da
diese Säure sich schon sehr schwierig auch in heissein Wasser
löse. Heintz schlägt nun vor, die Menge der flüchtigen, resp.
löslichen Säuren direct zu bestimmen u. zw. durch Titrirung.
Der ganze Vorgang würde sich dann so gestalten: Man ver¬
seift die Fettprobe mit einer genau zugemessenen Menge alko¬
holischer Kalilösung von bekanntem Gehalte, zerlegt mit einer
genau bekannten Menge von Schwefelsäure. Die unlöslichen
Fettsäuren scheiden sich ab und stören, wie sich Heintz durch
besondere Versuche überzeugte, durch ihre Anwesenheit das
Titriren nicht im mindesten, die flüchtigen, resp. löslichen
Säuren sind in der Flüssigkeit sammt der bekannten Menge
überschüssig zugesetzter Schwefelsäure gelöst und werden durch
Natronlauge zurücktitrirt, von der gesammten Menge der freien,
gelösten und durch Titrirung ermittelten Säuren die bekannte
Menge Schwefelsäure abgezogen — der Rest sind dann die
flüchtigen Säuren, um die es sich hier handelt. Indess ist auch
hier der Uebelstand schwer zu vermeiden, dass ein Theil der
schwer löslichen fetten Säuren mit den ganz unlöslichen sich
abscheidet und so der Bestimmung entgeht.
Reichert brachte bald darauf jene Methode, nach welcher
ursprünglich Hehn er hatte Vorgehen wollen, die er aber wegen
der Schwierigkeit der Destillation der flüchtigen Säuren aufgab,
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293
zur Ausführung. Reichert beseitigte jene Schwierigkeiten da*
durch, dass er während der Destillation Luft durch den Apparat
* leitete. Nach ihm erfordern die aus 2 5 6r. Butter abdestillirten
.flüchtigen Säuren 13 Kbcm. einer l / 10 Normalnatronlösung und
eine Butter ist als gefälscht zu betrachten, wenn auf die ange¬
gebene Gewichtsmenge weniger als 12 5 Kbcm. Vio No rmal-
natron für die Sättigung der daraus abdestillirten flüchtigen
Säuren verbraucht werden. Es ist zu bemerken, dass die An¬
gaben Reichert’s nach seiner Methode, welche entschieden
die genaueste ist, da sie die flüchtigen Säuren direct und voll¬
kommen isolirt bestimmt, mit den Angaben Hehner’s gut
übereinstimmen,
Das Princip also, darüber kann kein Zweifel sein, auf
welchem die Butteruntersuchung beruht, ist vollkommen richtig.
— Kleine Schwankungen mögen mitunter Vorkommen, welche
man zu Gunsten des Producenten interpretiren wird, wenn man
ihm nicht Unrecht thun will.
Allein alle die vorgeführten Methoden sind denn doch
j etwas umständlich und nehmen viel Zeit in Anspruch. Bei
hygienischen, zumal Nahrungsmittel-Untersuchungen siod aber
lang dauernde Methoden und Proceduren sehr misslich. Hier
sind rasch und leicht ausführbare Methoden, selbstverständlich
unbeschadet der erforderlichen Genauigkeit, ein dringendes
Bedürfnis.
Köttstorfer hat sich daher nach meinem Dafürhalten
ein grosses Verdienst erworben, dass er die Butteruntersuchung
ebenfalls auf Grund des bereits früher als durchaus richtig be
' zeichneten Principes wesentlich vereinfacht hat.
(Sohlu8B folgt.)
Aus dem Geschäftsrathe.
Sitzung vom 9. September 1885. Vorsitzender: Vizepräsident
Dr. Hopfgartner. Anwesend : Secretär Dr. R e i 11 e r, Secretär-
Sfcellvertreter Dr. Batsy und 10 Geschäftsräthe. Der Vorsitzende
constatirt, dass die Versammlung nicht beschlussfähig ist.
Der Secretär theilt die Einläufe mit:
1. Vicepräsident Dr. Leopold Hopfgartner hat aus
Anlass der Vollendung seines 60. Lebensjahres dem Unter-
etützungsinstitute eine Notenrente per 100 fl. ö. W. gespendet.
(Mit Beifall und Dank zur Kenntniss genommen)
2. Herr S. Mühlrad zeigt das Ableben seines Bruders,
des Collegiummitgliedes Dr. Ignaz Mühlrad an.
3. Die n.-ö. Statthalterei hat anher eröffnet, dass der
am 21. Juni 1885 verstorbene Dr. Ignaz Eib e liste in er
dem TJnterstützungsinstitute, dem Pensionsinstitute, dem Colle-
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gium-Aushilfsfonde, dem Vivenot-Vereine und dem Karolinen-
Kinderspitale je 100 fl. baar testirt habe.
Angesichts der Dringlichkeit werden schliesslich die
DDr. Eduard Fis oh er und Julius Munk in Wien und
Dr. Ernst von Resch in Bolkdcs in Siebenbürgen sub spe rati
als ordentliche Mitglieder in das Collegium aufgenommen.
Sitznng vom 14. October 1885. Vorsitzender: Präsident
Dr. R. R. v. Schmerling. Anwesend: Secretär Dr. Reitter,
Secretär-StellVertreter Dr. Batsy und 18 Geschäftsräthe. Der
Geschäftsrath erklärt sich mit der in der vorigen Sitzung sub spe rati
erfolgten Aufnahme der DDr. Eduard Fischer, Julius Munk
und Ernst von Resch einverstanden und nimmt Dr. Carl
Sehönhöffer, Fabriks- und Gemeindearzt in Trumau in
N.-Oe., als ordentliches Mitglied in das Collegium auf.
Der wissenschaftliche Ausschuss hat einen Antrag auf
Aenderungen der „Mittheilungen“ in Wesen, Form und Perio-
dicität eingebracht. Der Tenor des Antrages geht dahin, dass
das Journal 4mal monatlich ausgegeben werde und die jeweiligen
Vorträge in extenso oder im Auszuge, je nach dem Wunsche
des Vortragenden, aber stets in einer Nummer ohne Fortsetzung
zum Abdrucke kommen sollen. Auch sollen die wissenschaftlichen
Versammlungen jeden Montag mit Ausnahme des ersten in jedem
Monate, der für die Section für öffentliche Gesundheitspflege
reservirt bleibt, abgehalten werden. Nach kurzer Debatte, an
der die DDr. Reitter, v. Khautz, v. Schneller und
Lauterstein theilnehmen, wird einstimmig beschlossen, ein
Dreier-Comitö zu wählen, welches über diesen Antrag zu refe-
riren habe. In dieses Comitö werden die DDr. Adler Hans,
Batsy und Winternitz David gewählt. Der Zusatzantrag
des Dr. v. K h a u t z, dass sich dieses Comitö durch Mitglieder
des wissenschaftlichen Ausschusses verstärken möge, wird ein¬
stimmig angenommen.
Hierauf bringt Dr. Adolf Hoffmann das Referat des
Curorte-Comitä’s zur Verlesung und wird oonform demselben be¬
schlossen, dass das Comitä zur Gründung von Freiplätzen in
den Curorten aus dem Geschäftsräthe nahmhaft verstärkt werden
soll und bei den Eisenbahnen die nothwendigen Schritte zur
Erwirkung von Freikarten zu obgedachten Zwecken eingeleitet
werden sollen. Der Antrag Dr. Hei m’s, auch an die Badever¬
waltungen Schreiben um Verleihung von Freiplätzen abgehen
zu lassen, wird ebenfalls angenommen.
Der Secretär legt das Manuscript einer von Dr. Alois
Gr über verfassten Schrift, betitelt „Das Wiener medi-
cinischeDoctorencollegium, dessen Organisation, \
Besitzstand, humanitäre Institute und besondere >
Rechte“ mit dem Anträge vor, dieselbe auf Kosten des I
Collegi ums in Druck legen zu lassen, da durch die Publieation
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dieser Schrift die Zwecke des Collegiums gefördert werden
könnten. Der Oeschäftsrath erklärt sich im Principe mit der
Pnblication zu Beginn des nächsten Jahres einverstanden.
II. Verzeichniss
derjenigen P. T. hochherzigen Herren und Frauen, welche dem
*TJnterstützun gsvereine für Witwen und Waiien jener
Mitglieder des Wiener medi cinisohen Bocteren«
Collegiums, welche in die Witw en- und Wai sen-So eiet ät
nicht einverleibt sind“, im Jahre 1885 als Mitglieder und
Gründer die nebenstehenden Beiträge grossmüthig gespendet haben.
Frau Back Pauline, Med. Dr.’s-Witwe.fl. 3
Herr Br. Bar das Moritz, praet. Arzt.„ 3
Frau Dumreicher Franziska, Freiin von, k. k. Hof-
raths-Witwe . . . . .. . 5
Herr Eggerth Karl, Eigenthümer des Eszerhazybades „ 50
Herr Br. Fritz Nikolaus, em. Assistent der Augenheilkunde „ 4
„ „ Gnändinger Hugo, praot. Arzt.„ 3
„ „ Goldberger Moritz, pract. Arzt.„ 3
Frau Günther Friederike, Med. Dr.’s-Witwe. . . . „ 15
„ v. Gunz Marie, Primararztens-Witwe.„ 3
„ Hei der Marie, Med. Dr.’s-Witwe.„ 3
Herr Dr. Heinzei Ludwig, pract. Arzt.„ 3
„ n Hofmann Adolf, pract. Arzt.„ 50
„ * Ja risch Ford., Med. Br. u. Zahnarzt . . . . „ 5
„ „ v. Ldnyi Johann, k. k. Oberstabsarzt . . . . n 3
„ „ Lauterstein Simon, Leiter des Eszerhazybades n 5
a „ Lenk Franz, Med. Br., fürstl. Leibarzt . . . . 9 10
„ n Lichten stadt Sigmund, Badearzt.„ 3
„ „ Lostorfer Adolf, pract. Arzt.„ 3
Fram Münch Amalia, Med. Dr.’s-Witwe ...... „ 3
Herr Pr es sl Johann, Eigenthümer des Eszerhazybades „ 50
„ Br. Be der Albert, k. k. Universitäts-Professor . . „ 5
Frau Bombauer Snsanna, Med. Br.’s-Witwe . . . 9 3
Herr Br. Bollet Emil, Spitaldirector.. 50
„ Selaczeck, Inhaber der Firma Dr. Josef Gölis
Nachfolger.. 10
9 Springer Max, Freiherr v., Grosshändler . • „ 100
9 Br. Stohl Lukas, pract. Arzt . . .. a 3
„ Sehre dt Leopold, Hausbesitzer.„ 2
* Br. Schopf Franz, Primaraarzt. n 3
FZeisal Babette, Edle v., Universitätsprefessors-
Witwe. n 5
Mine von den obengenannten Witwen hat dienern Vereine ein
ansehnliches Legat gütigat zuwenden zu wollen erklärt.
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Der Unterzeiebnete erfüllt eine angenehme Pflicht, indem er
allen P. T. Wohlthätern dieses Vereines den wärmsten Dank ab¬
stattet und ersucht zugleich im Namen des Vereines um fernere
Unterstützung.
Hofrath Dr . Ferdinand R. v. Arlt,
Präses des Vereines.
Notizen.
Sanitftts-Wochenstatistik der österreichischen Städte. Vom Jänner
1886 angefangen werden Sanitäts-Wochenberichte der österreichischen Städte
veröffentlicht werden. Dieselben werden NaohWeisungen aber die Zahl der
Geburten, über die Todesfälle und deren Ursaohen und detaillirte Berichte
Aber die infectiösen Krankheiten enthalten. Die erste Anregung zu dieser
wichtigen Neuerung ging vom O.-S.-R. Dr. R. v, Sohneller aus, welcher
den Hofrath Inama - Sternegg vermochte, die Einführung derselben
durohzusetzen. *
XIV. schlesischer Bädertag. Am 5. December er. fand in Breslau der
XIV. schlesische Bädertag Btatt, an welohem folgende Tagesordnung zur Er¬
ledigung gelangte: 1. Constituirung des Bureaus und Antrag um Aufnahme;
2. Almanaoh-Angelegenheit, Berichterstatter: Bürgermeister Dengl er-Reinerz
und Dr. B r e h m e r - Görbersdorf; 3. Petition auf Erlass einer Polizei-
Verordnung wie Blatt 32/33 der XIII. Bädertags-Sohrift, für die Regierungs¬
bezirke Liegnitz und Oppeln, Berichterstatter: Dr. Adam-Flinsberg; 4. Ueber
Kefyr-Kuren und deren Einführung in Bädern, Berichterstatter: Dr.Brehmer-
Görbersdorf; 5. Cur-Taxen der sohlesisohen Bäder, Berichterstatter: Bürger¬
meister Birke-Landeok; 6. Restaurationswesen (S. 78 XIII. Bädertag),
Berichterstatter: Bürgermeister D e n g 1 e r - Reinerz; 7. Witterungs .Vergleiche,
Berichterstatter: Dr. Adam-Flinsberg; 8. Welchen Nutzen gewährt der
Bädertag? Berichterstatter: Dr. Brehm er-Görbersdorf; 9. Unfall-Ver¬
sicherung der Bäder, Berichterstatter: Bürgermeister D engl er-Reinerz;
10. Honorar-Frage, Berichterstatter: Geh. Sanitätsrath Dr. Scholz- Oudowa;
11. Curorte und Sommerfrischen, Berichterstatter: Lieutenant Haneke-
Langenau; 12. Hausirer-Wesen in den Bädern (8. 81 XIII. Bädertag), Be¬
richterstatter: Bürgermeister Den gl er-Reinerz; 13. Erledigung der Be¬
schlüsse des XIII. Bädertages, Berichterstatter: Bürgermeister Dengler-
Reinerz; 14. Rechnungslegung, Berichterstatter: Bürgermeister Dengler-
Reinerz; 15. Allgemeine Mittheilungen. — Die Verhandlungen werden
vom Vorsitzenden bearbeitet und künftiges Frühjahr im Druck erscheinen.
Wohnungsveränderungen. K.-R. Dr. Sigmund Lichtenstadt wohnt
I. Wallfisohgasse 8. — Dr. Eduard Quiquerez wohnt IV. Fleiohmanng. 1. —
Dr. Heinrich Mangold, Curarzt in Füred am Plattensee, wohnt während
des Winters Budapest, V. Waitzner-Boulevard 58.
Uebersiedlnng. Dr. Alois Trafoyer ist nach Innsbruck abersiedelt
und wohnt dort Rudolfstrasse 4.
Behufs Richtigstellung
des
WT* Mitglieder-Verzeichnisses -a*
welches mit der ersten Jänner-Nummer ausgegeben wird, werden
die geehrten Herren Collegen ersucht, eventuelle Titel- oder
Wohnungs-Aenderungen rechtzeitig der Kanzlei des Collegiums.
I., Rothenthurmstrasse 23, bekannt geben zu wollen.
Heraasgeber und Verleger: Wiener medicin Doot.-Coll. — Verantwortlicher Bedaetear:
Br. L. üopfgartner. — GeseUsehafts-Bnohdraekerei, Wien, in., BrdbergetnMM 8.
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I
XI. Bd. Allsgegeben am 31. December 1885. Jfr. SB8
MITTHEILUNGEN
des
fimr MBiliciBiscliBn PoclorBii-tiDlIeiuims.
fineheint jeden zweiten Donnerstag ein halber bis ein ganzer Bogen und darüber, an
SO Bogen im Jahre. — Ganzjähriges Abonnement für Nichtmitglieder des Oollegiums im In*
lande 3 fl., naeh dem Auslande 6 Mrfc. — Einzelne Nummern 26 kr. = 50 Pfg. — Inserate
15 kr. — SO Pfg. für die durchlaufende Petit-Zeile.
Mao prftnumerirt in der Medioin. Buchhandlung Toepliti & Dentieke
(yonnals Carl Ciermak), Wien, I., Sohottengasse 6.
Zuekriftei md Zasendungen ai die Red&etioi: Wie», Kaailei des Wieier Med.
Oect-Coli. ud der Witwen- und Waisen-Soeiet&t, Rothenthnrastrame 28.
Inhalt: Einladung. — Dr. Josef Ritter von Schneller +. — Ueber die hygienische Unter-
»uchung der Fette mit besonderer Berücksichtigung der Bnttec. Vortrag von Dr.
Fl. Kratschmer. (Schluss.) — Ein Blick auf den gegenwärtigen'Zustand der Chirurgie.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 26. Octotter 1885 von Professor .*
Dr. E. Albert. (Schluss.) — Notizen. V - '
Montag, den 4. Jänner ^
findet ’
keine wissenschaftliche Versammlung V
statt.
Einladung
zu der
Montag, den 11. Jänner 1886,
um 7 Uhr Abends,
im
Saale der k. k. Gesellschaft der Aerzte,
I., Universitätsplatz 2,
stattfindenden
wissenschaftlichen Versammlung.
Programm:;
1. Vorstellung von Kranken.*) •• •
) t . . ,^ err Professor Dr. Heinrich Obersteiner: Ueber
| Intoxications-Psychosen. 1 '
; fälle Herren Collegen werden ersucht, interessante Krankheits-
vorzustellen.
Prof. Dr. E. Albert,
Vice-Präsident,
Dr. Carl Reitter,
Öecretär.
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298
Dr. Josef Ritter v. Schneller f.
O.-S.-R. Dr. Josef Ritter v. Schneller ist am 20. d. M.
in Wien gestorben. Mit ihm ist einer der edelstdenkenden und
ritterlichst gesinnten Menschen, der zartfühlendsten und urbansten
Aerzte, der unermüdlichste Vertreter der Würde und Rechte
des ärztlichen Standes, der eifrigste Vorkämpfer auf allen
Gebieten des öffentlichen Gesundheitswesens, ein warmer För¬
derer und Freund wissenschaftlicher und humanitärer Bestre¬
bungen dahingeschieden.
Seine aufopfernde, überaus segensreiche Thätigkeit im
Interesse des Doctoren-Collegiums während vierzig Jahren ist
uns allen bekannt, und sein Verlust für dasselbe vorerst gar
nicht zu ermessen. Es kann hier heute nur eine kurze Auf¬
zählung der wichtigsten Daten aus des theuren Verblichenen
reichem Lebenslaufe gegeben werden. Er wurde am. 9. Mai 1814
zu Wien geboren, absolvirte die medicinisohen Studien an der
Wiener Universität, wurde im Jahre 1840 zum Doctor med.,
im Jahre 1841 zum Doctor chir. promovirt und war Mitglied
des Collegiums seit 20. October 1840. Im Jahre 1842 begleitete
er als Reisearzt den Erzherzog Carl Ferdinand sammt Ge¬
folge nach dem russischen Hofe in Petersburg, wo er während
des mehrwöchentlichen Aufenthalts viele Spitäler und Humani¬
täts-Anstalten besuchte. Er wurde vom Kaiser Nikolaus I.
besonders ausgezeichnet. 1849 wurde Schneller zum
Decan des Doctoren - Collegiums erwählt, lehnte aber 1852
die ihm wieder angebotene Wahl ab. Wahrscheinlich brachte
ihn, den eifrigsten Vertheidiger der Rechte des medicinisohen
Doctoren-Collegiums in Wort und Schrift, die schon damals
stark bedrängte Situation desselben in Collisionen. 1857 wurde
er zum Obmann des wissenschaftlichen Ausschusses im Doctoren-
Collegium gewählt. Im selben Jahre bereiste er auf offiziellen
Antrag die bedeutendsten österreichischen Bäder in Böhmen,
Mähren, Schlesien und Ungarn, erstattete nach seiner Rück¬
kunft dem Minister Bach hierüber eingehenden Bericht und
wurde vom Kaiser mit dem Titel eines Medicinalrathes aus¬
gezeichnet. Im Jahre 1861 wurde Schneller zum Präses der
Witwen- und Waisen-Societät auf fünf Jahre gewählt; 1866
erfolgte seine fast einstimmige Wiederwahl, welche er jedoch
dann im Jahre 1871 entschieden ablehnte. Im Jahre 1862 bereiste
er Deutschland, Belgien, England, Frankreich und die Schweiz,
1867 Italien, 1872 die Türkei, Griechenland, Kleinasien und
Egypten, 1881 berührte er Berlin und Kiel auf einer Reise
nach Dänemark, Schweden und Norwegen. 1882 besuchte er
Südfrankreich und Spanien. Auf jeder dieser Reisen besichtigte
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299
er die wichtigeren Humanität® - Anstalten und beobachtete er
eitrigst alle sich darbietenden sanitären Verhältnisse. Im Jahne
1868 werde er zum Vorstand der Holg er’schen Armen Stiftung
gewählt. 1869 wurde Schneller vom Minister Giskra zur
Enquete über die Reformen des gesammten Sanitätswesens zu¬
gezogen, im Jahre 1870 vom Grafen Ta affe in den obersten
Sanitätsrath berufen, 1876 vom obersten Sanitätsrathe zum Re¬
ferenten über Mineralquellen und Bäder am internationalen
statistischen Congress zu Budapest und vom Minister zum De-
legirten auf demselben bestimmt. Das Comitä zur Wahrung der
Standes-Interessen im Doctoren-Collegium wählte ihn 1878 zum
Obmann. 1879 wurde er zum Stellvertreter des Vorsitzenden
im obersten Sanitätsrathe ernannt und erfolgte die Wieder¬
ernennung unter steter Anerkennung seiner Verdienste nach je
drei Jahren. 1880 wurde auf seine Anregung die Section für
öffentliche Gesundheitspflege gegründet und er selbst zu deren
Obmann gewählt. Ausserdem war Schneller Mitglied des
Geschäftsrathes, des Ausschusses des Unterstützungs-Institutes,
Altersausschuss der Witwen- und Waisen-Societät, Mitglied des
Curatoriums der Singer-Stiftung und des Stifft’schcn Fondes
und Snperintendant der J u s c h i t z’schen Stipendien - Stiftung.
1882 wurde Schneller von Seiner Majestät in Aner¬
kennung seines höchst verdienstvollen Wirkens auf dem Ge¬
biete des öffentlichen Sanitätswesens der Orden der eisernen
Krone III. Classe verliehen. Anlässlich dessen spendete
Schneller dem Doctoren - Collegium, dem Unterstützungs-
Institute und dem Pensions-Institute desselben, ferner dem Ca-
rolinen-Kinderspitale eine Gesammtsumme von 2400 fl.
Seine Schriften, Vorträge und Anträge im Obersten
Sanitätsrathe, im Doctoren-Collegium und dessen hygienischer
Section, in der Gesellschaft der Aerzte, auf dem Gebiete der
Medicin und öffentlichen Gesundheitspflege sind derart zahlreich
und vielseitig, dass sie hier kaum gestreift, geschweige don*
aufgezählt werden können. Sein Haupt-Augenmerk war in der
ersten Zeit seiner ärztlichen Thätigkeit den Wirkungen der
Arzneimittel, später den Infeetionskrankheiten, Pest, Cholera,
insbesondere aber der Variola, resp. der Frage der Impfung
und Revaccination zugewendet, bezüglich welcher er einen
Impfgesetzentwurf im Jahre 1873 dem Ministerium das Innern
überreichte. Ausserdem wendete er der Schulhygiene und der
Frage der Wasserversorgung lebhaftes Interesse zu.
Noch am 7. October d. J. präsidirte Schneller der
Sitzung der Section für öffentliche Gesundheitspflege und veran¬
lasst e für den 4. November die Discussion über Ueberbürdung
in Mittelschulen, welcher der Verewigte wegen seiner Erkran¬
kung nicht mehr beiwohnen konnte. Schon längere Zeit hatten
ihm ein Lungenemphysem und zeitweise stärkere Herzpalpita-
tionen Beschwerden verursacht, doch lies® er za keiner Zeit
o
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300
und nirgends merken, dass seine bis dahin so kräftige, niemals
ermüdende Kprper-Constitution geschwächt sei.
Vom 20. October d. J. an im Zimmer zurückgehalten,
verfolgte er selbst während der Zeit der Verschlimmerung seines
Leidens alle Vorkommnisse und Bestrebungen auf dem Gebiete
des öffentlichen Gesundheitswesens mit grossem Interesse und
sehnte sich mit Ungeduld nach der Zeit, wo er wieder selbst¬
tätig würde eingreifen können zur Förderung des öffentlichen
Gesundheitswohles.
Eine scheinbare Besserung seines Leidens kam in der
zweiten Hälfte November zu Stande, doch vom 13. December
an verschlimmerte sich sein Zustand derart, dass er ihn selbst
als einen nahezu hoffnungslosen auffasste.
Schon im October trat eine beschleunigte Herzaction auf,
mit zeitweiser leichter Unregelmässigkeit der Contractionen und
wechselnder Reinheit des ersten Herztones. Vom 13. December
an machte sich eine Erkrankung der Niere mit starkem Eiweiss-
Verlust bemerkbar.
Am 20. December war eine leichte Parese der links¬
seitigen Extremitäten aufgetreten. Das Bewusstsein hatte sich
bis zu dem am selben Tage 2 Uhr Nachmittags erfolgten Tode
ungetrübt erhalten.
Das feierliche Leichenbegängnis fand am 22. d. M. statt
Die Leiche war in seiner Wohnung, IX., Lichtensteinstrasse 4;
eine grosse Anzahl prachtvoller Kränze, so vom Obersten Sanitäts-
rathe, vom Doctoren-Collegium und seiner hygienischen Section,
von der Witwen- und W aisen-Societät, den Stiftungen (deren
Vorstand der Verewigte gewesen) und vielen Verwandten und
Freunden desselben wurden auf den Sarg niedergelegt.
Die Einsegnung fand in der Votivkirche, die Bestattung
am Hietzing er Ortsfriedhoie an der Seite seiner Gattin statt,
welche dem Verewigten von 1856 bis zu ihrem Ableben im Jahre
1878 als innigstergebene Lebensgefährtin zur Seite gestanden war.
Nebst den leidtragenden Verwandten und dankbaren Clienten
hatten sich der gesammte Oberste Sanitätsrath, eine grosse Zahl
von Mitgliedern des medicinischen Doctoren-Collegiums, der k. k.
Gesellschaft der Aerzte und anderer wissenschaftlicher und
humanitärer Corporationen eingefunden.
Eine ausführlichere, den grossen Verdiensten des unver¬
gesslichen Mannes entsprechende Anführung seiner Leistungen
und Vorträge, sowie eine Betrachtung seines in die Geschichte
des Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums und der öffent¬
lichen Gesundheitspflege der letzten vier Decennien tief ein¬
greifenden Wirkens möge nach Sichtung des überreichen, an
vielen Orten zerstreuten Materials unternommen werden.
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801
Ueber die hygienische Untersuchung der Fette mit
besonderer Berücksichtigung der Butter.
Vortrag, gehalten in der Seotion für öffentliche Gesundheitspflege am 7. Oc«
tober 1885 von Dr. Fl. Kr at so hm er, k. k. ßegimentsarzt, Dooent für an¬
gewandte medio. Chemie und Hygiene.
(Schluss.)
Seine Erwägung ist folgende: Da in der Butter auch
Säuren von dem Kohlenstoffgehalt Cu, abwärts bis C 4 Vorkommen,
Säuren, welche demnach ein viel kleineres Aequivalent haben,
als die Palmitin-, Stearin- und Oelsäure, so folgt daraus, dass
eine gewisse Menge Butter mehr Säuremolecüle enthalten muss
als die gleiche Gewichtsmenge eines anderen Fettes. Wenn
man daher die Fette genau mit Kalihydrat verseift, d. h. eben
die darin enthaltenen Säuremolecüle mit der nöthigen Menge
von Alkali absättigt, so wird eine Gewichtsmenge von Butter
weit mehr Alkali zur Sättigung erfordern, als die gleiche Ge-
wichtsmenge eines anderen Fettes. Die einschlägigen Versuche
bestätigen diese Voraussetzung. Wenn man echte Butter ver¬
seift, so erfordert jedes Gramm im Durchschnitte 227 Milligr.
Kalihydrat, während je 1 Gr. Schweine- oder Rindsfett oder
Oel, u. s. f. im Durchschnitte 195-5 Milligr. beansprucht. Der
Vorgang bei dieser Untersuchungsmethode ist folgender:
Die geschmolzene Butter wird sorgfältig filtrirt unter den
schon einmal erwähnten Cautelen, von diesem vollkommen reinen
und wasserfreien Butterfett eine kleine Menge, 1—2 Gr., in
einem Becherglase abgewogen, hiezu eine genau gemessene,
jedenfalls überschüssige Menge alkoholischer Kalilauge von be¬
kanntem Gehalte gebracht, mit einem Uhrglase bedeckt und
auf dem Wasserbade verseift. In einigen Minuten ist der Process
zu Ende und im Becherglase befindet sich eine vollkommen
klare, gelbliche Flüssigkeit von angenehmem Gerüche. Man titrirt
nun mit Salzsäure zurück und erfährt die Menge von Kali¬
hydrat, welche zur Verseifung der aufgewendeten Buttermenge
nöthig gewesen ist und kann sich leicht berechnen, wie viel
davon auf 1 Gr. Butter kommt. Beträgt die Ziffer mehr als
227 Milligr. so liegt sicherlich reine Butter vor. Bei einer
Ziffer unter 220 Milligr. ist der Verdacht einer Fälschung be¬
gründet. Der approximative Zusatz fremder Fette berechnet sich
ähnlich, wie dies bereits früher auseinandergesetzt wurde:
227 — 195 5 : 227 — n = 100 : a;
x = (227 — n) 100
31-5
x = (227 — n) 3-17
Gegen diese auf demselben Principe beruhenden, durch¬
wegs rationellen Untersuchungsmethoden machen sich nach zwei
ganz entgegengesetzten Richtungen hin Beschwerden laut. Einer-
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303
seits die, dass die für unverfälschte Butter aufgestellten Grenz-
werthe für Producenten und Verkäufer allzu streng und hart
seien, andererseits die Klage der Analytiker, dass auch nach
diesen Methoden bis zu 20°/ 0 und darüber an fremden Fetten
unentdeckt bleiben. Diese Mängel kleben jedoch nicht an den
Methoden als solchen, sondern sie sind durch die Breite des
natürlichen Verhaltens des zu untersuchenden Productes bedingt;
iie haften demnach jeder der besprochenen und — nochmals
sei es betont — auf demselben Principe gewachsenen Methoden
an. Es ist daher schwer zu verstehen, warum besonders in den
Schriften deutscher Nahrungsmittel-Chemiker gerade der Kötts-
torfer’schen Methode diese unvermeidlichen Mängel aufgehalst
werden.
Wir wollen diese Einwendungen gegen die Methode an
der Hand der neuesten Erfahrungen in Erwägung ziehen und
stellen die Beschwerde der Producenten und Verkäufer über
allzugrosse Strenge der Grenzwerthe voran. Nach diesen Be¬
schwerden sollen, wie dies schon früher berührt wurde, un¬
zweifelhaft echte Buttersorten Vorkommen, welche weniger
flüchtige oder mehr unlösliche fette Säuren enthalten, als nach
den Grenzwerthen gestattet wäre.
Nun hat schon Hehn er nach seinen zahlreichen Unter¬
suchungen die oben citirte Angabe machen können, dass die
Menge der flüchtigen Säuren im Butterfett unabhängig sei von
der Varietät der Thiere u. s. w.
Turner hatte längere Zeit eine Kuh ausschliesslich mit
Leinkuchen gefüttert, um die günstigsten Bedingungen für die
Production hochatomiger Fettsäuren in der Milch — die Formel
der Leinölsäure ist C 19 H 28 0 2 — zu setzen. Trotzdem war das
Milchfett dieser Kuh in seiner Zusammensetzung, wenigstens
was die Menge der flüchtigen Säuren betraf, ganz gleich mit
anderem Kuhmilchfette.
In neuester Zeit hat Muni er in dieser Angelegenheit
interessante Mittheilungen gemacht: In dem städtischen Labora¬
torium für Nahrungsmittel-Untersuchung in Amsterdam erwiesen
die im October 1881 eingelieferten Butterproben einen auffallend
geringen Gehalt an flüchtigen Fettsäuren, einen viel geringeren,
als er von H e h n e r für echte Butter angegeben worden war,
so dass man alle diese Buttersorten für gefälscht hätte erklären
müssen. Dieselbe Beobachtung wurde aber auch an Butter von
angeblich zweifelloser Echtheit gemacht. Daraufhin beschloss
Muni er, die Sache ein ganzes Jahr hindurch zu verfolgen
und jeden Monat einige als zweifellos rein bekannte Butter¬
proben zu untersuchen. Es stellte sich hiebei heraus, dass in
den Monaten October bis inclusive Jänner diese Buttersorten
den geringsten Gehalt an flüchtigen Säuren besassen und dass
im Februar eine bedeutende Steigerung derselben eintrat, welche
bis August anhielt und dann wieder abnahm.
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303
Eine ähnliche Beobachtung wurde auch schon früher ein¬
mal von B i r n b a u m gemacht, welcher bei Butteruntersuohungen
im October die Menge der unlöslichen Fettsäuren etwas ver¬
mehrt gefunden hatte. Muni er kommt auf Grund dieser Be¬
obachtungen zu dem Schlüsse, dass man die untere Grenze der
in echter Butter enthaltenen flüchtigen Fettsäuren nicht für ein
ganzes Jahr gleich, sondern für jeden Monat entsprechend ver¬
schieden feststellen müsse, um dem Producenten nicht Unrecht
zu thun.
Bei dem Versuche einer Erklärung der beobachteten Er¬
scheinung hebt Munier zunächst hervor, dass die Ernährungs¬
weise der Milohthiere hierauf kaum einen wesentlichen Einfluss
laben könne, da schon im Februar, zu welcher Zeit die Kühe
noch auf dasselbe Stallfutter wie im December angewiesen
seien, eine deutliche Zunahme der flüchtigen Säuren im Milch¬
fette zu constatiren ist. Insofern allerdings sei eine Wirkung
der Ernährungsweise wahrzunehmen, als alle Stoffe, welche das
Trockengewicht der Milch erhöhen, also namentlich die Protein-
stoffe, die Zusammensetzung der Butter in günstigem Sinne
beeinflussen. So erzielten Weiske, Schrodt und Dehrael
durch die Fütterung einer Ziege mit Fleischmehl für die un¬
löslichen Fettsäuren den niedrigen Gehalt von 84*9%, wobei
die Milchmenge von 739 auf 1054 Gr. und der Fettgehalt der¬
selben von 2-7 auf 3*14°/ 0 gestiegen war.
Turner habe allerdings bei Fütterung mit Oelkuohen nur
8&3°l 0 von unlöslichen Fettsäuren erhalten; erwäge man aber,
dass Oelkuchen, abgesehen vom Fettgehalte, ein sehr nahrhaftes
proteinreiches Futter sind und dass demnach die betreffende
Kuh bedeutend besser genährt wurde als sonst, so sei das Er¬
gebnis sehr natürlich. Verfüttere man dagegen Oelkuchen „in
normalem Quantum“ — dieser Ausdruck ist in seiner Bedeutung
nicht recht verständlich — so bleibe die Zusammensetzung der
Butter unverändert. Diesbezüglich ist ein Versuch von Bern-
trop gemacht worden. Die Kuh, welche im Jänner Oelkuchen
erhielt, gab ein Milohfett, welches sich in seiner Zusammen¬
setzung von jenem anderer Kühe im selben Monate nicht
unterschied, d. h. ebenfalls einen geringen Gehalt an flüchtigen
Fettsäuren besass.
Nach Munier fällt das Ansteigen der flüchtigen Fett¬
säuren im Milchfette mit dem Beginne und ihr Absinken mit
dem Ende der Lactationsperiode zusammen. Diese Vermuthung
klingt sehr wahrscheinlich und verlockend. Dessenungeachtet
wird man eine weitere Verfolgung dieser interessanten Beob¬
achtungen an geeigneten Stationen unter den grössten Vorsichts¬
maassregeln für sehr erwünscht halten müssen, ohne deshalb
der Richtigkeit der Muni erhöhen Angaben im Mindesten
nahe treten zu wollen. Unter diesen Vorsichtsmaßregeln ist
nicht blos die genaueste Vertrautheit mit der Methode, nach
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304
welcher die Untersuchung gepflogen wird, zu verstehen, sondern
auch die absolute Gewissheit, dass das untersuchte Fett that-
s&chlich reines Milchfett sei. Diese absolute Gewissheit kann
man nur dann haben, wenn man sich das Fett aus der Milch
selbst dargestellt, resp. sich auch von der Kuh selbst be¬
sorgt hat.
Denn wenn man sich damit zufrieden gibt, „als rein be¬
kannte K Buttersorten zu solchen Untersuchungen zu ver¬
wenden, so kann es trotzdem Vorkommen, dass diese „als rein
bekannten“ Butterfette dann und wann gefälscht sind und das
Zusammenfallen des Endes der Lactationsperiode mit der Ver¬
schlechterung der Butter Hesse sich möglicherweise auch nach
derselben Erfahrung erklären, nach welcher in schlechten
Weinjahren mehr Kunstwein erzeugt wird.
Ich für meinen Theil habe bezüglich solcher „als rein
bekannter 11 Buttersorten eigentümliche Erfahrungen gemacht.
Aus kleinen Gebirgsdörfern habe ich wiederholt Butterproben
erhalten, welche seit jeher als echt gegolten hatten und welche
ich nach der Untersuchung hätte als gefälscht bezeichnen
müssen. Auch in mir regte sich dann der Gedanke, ob die
aufgestellten Grenzwerthe nicht doch vielleicht zu streng seien;
daneben unterliess ich jedoch nicht , entsprechende Nach¬
forschungen zu pflegen, welche meistens zu dem ganz un¬
zweifelhaften Ergebnisse führten, dass die Butterfälschung auch
in kleinen Ortschaften recht schwunghaft betrieben wird. Die
Kunstbutter macht eine Reise aus der Stadt aufs Land und
kehrt, mehr weniger, mitunter auch gar nicht mit echter Butter
gemischt, wieder dahin zurück und die Methode der Unter¬
suchung behält doch zuletzt Recht.
Um mich auch bezüglich etwaiger Aenderungen in der
Zusammensetzung zu verschiedenen Jahreszeiten einigermassen
zu informiren, habe ich viele Untersuchungen mit Butter ange-
stellt, welche ich selbst aus der Milch dargestellt hatte. Ich
nahm zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Stallungen in
Wien Milchproben von Thieren ab, welche wohl unter ver¬
schiedenartigen, im Allgemeinen aber sicherlich nicht unter
den günstigsten Ernährungsverhältnissen standen. Hier war
eine Verschlechterung des Milchfettes im Sinne unserer Unter¬
suchungsmethode am ehesten zu erwarten. Ich habe aber bei
diesen Prüfungen die von Köttstorfer gemachten Angaben
durchwegs bestätigt gefunden und mir ist bis jetzt kein Kuh-
milchfett vorgekommen, welches bei der Verseifung von 1 Gramm
nicht mindestens 220 Milligr. Kalihydrat beansprucht hätte. Ich
habe ferner auch andere Milchfette vom Schafe, von der Ziege,
vom Hunde und vom Menschen mittelst dieser Methode geprüft
und bisher ganz ähnliche Verhältnisse wie für Kuhmilchfett
gefunden. Es scheint demnach, als ob gerade das Fett, welches
die Milchdrüse absondert, bei allen oder den meisten Säuge-
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305
thieren ziemlich gleiche Zusammensetzung besitze und sich von
den Fettablagerungen an verschiedenen Stellen des Körpers
wesentlich durch den beträchtlichen Gehalt an flüchtigen Säuren
unterscheide.
Um übrigens über die hier berührten Verhältnisse eine
genügende Sicherheit zu erlangen, müssen wohl noch umfassen»
dere Untersuchungen gemacht werden.
Der Einwand der Analytiker, dass durch die angeführten
Untersuchungsmethoden einige Procente fremden Fettes dennoch
verborgen bleiben können, ist vollkommen richtig, denn ein
Gemisch von 80 Theilen einer Butter, welche zum Beispiel
für je 1 Gr. bei der Verseifung 230 Milligr. Kalihydrat be-
nöthigt und 20 Theilen anderen Fettes, von welchem das
Gramm 195*5 Milligramm verlangt, beansprucht im Ganzen
80 X 230 + 20 X 195*5 = 22310, also für 1 Gr. 2231 Milligr.
und liegt sonach nooh innerhalb der für reine Butter aufge«
stellten Grenzen. Diese Unzulänglichkeit der Methode, welche,
wie bereits bemerkt, durch die Veränderlichkeit des Naturpro-
ductes bedingt ist, müssen wir eben vorläufig hinnehmen; sie
kommt jedenfalls dem Producenten und Verkäufer zu Nutze.
Daher ist das Verlangen ein unbilliges, bei der Berechnung
der Procente fremden Fettes in der Butter nicht die Mittelzahl
227, sondern die unterste Grenzzahl 220 zu Grunde zu legen.
So lange diese untere Grenzzahl nicht nach unten überschritten
wird, gilt ja die Butter als echt und ist keine Percentberech¬
nung von Nöthen; wenn dies aber der Fall ist, dann liegt
vorläufig der Schwerpunkt der Beurtheilung darin, dass eben
eine Fälschung stattgefunden hat; ob gerade so und so viele
Procente fremden Fettes hiezu gedient haben, damit nimmt es
wohl weder der Betrüger noch auch der Betrogene so genau.
Es versteht sich von selbst, dass neben oder vor den
chemischen Untersuchungsmethoden auch die Prüfung mittelst
des Geruchs- und Geschmacks-Sinnes nicht zu verabsäumen
ist. Ein empfindliches und geübtes Geruchs- und Geschmacks¬
organ wird in den meisten Fällen echte Butter von gefälschter
zu unterscheiden im Stande sein. Allerdings laufen die Vor¬
kehrungen, welche beispielsweise bei der Sparbutter-Fabrication
getroffen werden, darauf hinaus, auch fein entwickelte Ge¬
schmacksorgane irre zu führen.
Nach dem Verfahren von Mege-Mouriez, welcher zur
Zeit der letzten Belagerung von Paris dieses Product darstellte
und dafür vom Magistrate von Paris mit der grossen goldenen
Medaille ausgezeichnet wurde, wird frischer, gereinigter Rinds-
-und Kälber-Talg fein zerhackt, durch hydraulische Pressen vom
festeren Stearin befreit und die weicheren Bestandtheile des
Talges, Olein und Margarin werden hierauf mit Milch behandelt
oder, wie der Kunstausdruck lautet, „verbuttert“, um ihnen
wenigstens eine Eigenthümlichkeit des Butterfettes, den Milch-
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306
gesohmack sozusagen anzudichten. Das fertige Produot kommt
in Frankreich unter dem Namen Oleo-Margarine in den Handel.
Es wäre sehr gut gewesen, wenn man diesen Ausdruck
auch im Deutschen beibehalten hätte, wenn er auch ein fremd¬
ländischer ist; zum Mindesten aber hätte man bei seiner
Uebersetzung das Wort „Butter* grundsätzlich vermeiden sollen;
denn ob vor diesem Worte noch die Silbe Spar- oder Kunst¬
steht und ob diese Kunst eine Wiener oder Frankfurter oder
Züricher oder welche immer sei, das Produot wird dadurch
doch zu einer Gattung Butter gestempelt, was es doch nun
und nimmermehr ist. Wenn manche Nahrungsmittel-Chemiker
von diesem Kunstwerke aussagen, dass es «ganz dieselben
Fettsubstanzen enthält wie die wirkliche Butter und sich von
dieser äusserlich nur durch den weniger rahmartigen Geschmack
unterscheide, dass ferner die Sparbutter nicht allein billiger ist
als die echte, sondern nooh den Vortheil hat, weniger leicht
ranzig zu werden“, so wird dennoch vielen Chemikern und
Nicht-Chemikern eine so hohe Meinung von der Kunstbutter
kaum beigebracht werden können.
Ich wenigstens vermag mich zu einer solchen Begeisterung,
wie sie in den obigen Worten zu Tage tritt, nicht aufzu¬
schwingen und ein strenger Richter möchte wohl behaupten
dürfen, dass solche Manipulationen, wie sie bei der Darstellung
der Oleo-Margarine gebräuchlich sind, nur bezwecken, das
Publicum irre zu führen und zu über vortheilen. Der Producent
wird sich natürlich damit vertheidigen, dass er ja seine Waare
als Kunstbutter verkaufe, dass es eigentlich nur Ehrgeiz von
seiner Seite sei und er ein Uebriges thue, wenn er dieselbe
mit dem möglichst angenehmen Geschmacke, wenn auch nur
zum Zwecke einer holden Sinnestäuschung, ausstatte. Hierin
liegt ein wunder Punkt von ziemlich weitgreifender Bedeutung.
Der Producent im Grossen declarirt ein Erzeugnis» als Kunst-
product, weil er es nach dem Gesetze muss; er stattet dieses
Kunstproduct jedoch möglichst mit solchen äusserliohen Kenn¬
zeichen aus, dass man dahinter ein Naturerzeugniss anzu¬
nehmen förmlich gezwungen wird. Dieses Kunstproduot geht
nun durch die Hände der Zwischenhändler; auf diesem Wege
streift es, da ja Jeder daran verdienen will, den Zusatz „ Kunst“
ab und steigt in den Rang eines Naturproductes und wird dafür
auch bezahlt.
Das ist so bei der Kunstbutter, das ist so beim Kunst-
weine und überhaupt bei jedem Kunsterzeugnisse, welches man
durch allerhand Raffinerie dem reinen Naturproducte möglichst
ähnlich machen will.
Das Publicum kommt übrigens derartigen Bestrebungen,
welche auf seine Uebervortheilung angelegt sind, oft bereit¬
willig entgegen oder es wehrt dieselben wenigstens nicht kräftig
genug ab. Es kauft zum Beispiel für Butter ganz gern ein
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307
Product, welches allerdings sehr frisch aussieht und angenehm
schmeckt, aber bis zu 30% und darüber an Wasser enthält.
Man bezahlt hiebei reichlich V 4 des Gesammtge wichtes Wasser
mit dem Preise von Butter, und zwar in Anbetracht des schönen
Aussehens durchaus nicht mit einem niedrigen Preise.
Etwas Aehnliohes ist bezüglich der Farbe der Butter zu
bemerken. Im Sommer ist das Milchfett von Kühen, die sich
viel im Freien aufhalten, gelblich gefärbt. Diese Färbung scheint
ihren Ursprung einem ähnlichen Vorgänge zu verdanken, nach
welchem im Sommer auch eine stärkere Pigmentirung der Haut
zu Stande kommt. Im Winter hingegen ist auch die beste
Originalbutter kaum gefärbt und trotzdem wünscht sie das
Publicum gelb zu haben: kein Wunder, dass man ihm den
Gefallen thut und zu künstlichen Färbemitteln greift. So lange
dieselben aus Safran, Saflor, Gelbholz, Curcuma, Ringelblumen
u. dgl. bestehen, liegt nicht viel daran, obwohl solche Zusätze
zum Mindesten überflüssig sind; es soll aber in Paris der Zu¬
satz von Chromgelb und Victoria-Orange zu diesem Zwecke
constatirt worden sein. Durch solcherlei giftige, gesundheits¬
schädliche Beimengungen geht die Butterfärberei über die
Grenzen eines harmlosen Scherzes hinaus.
Für die hiesigen Verhältnisse kann ich nach meinen Er¬
fahrungen sagen, dass man echte Butter glücklicherweise genug
erhalten kann, wenn man von den grösseren Firmen in den
Markthallen kauft; im Kleinversohleisse jedoch stehen die
Sachen im Durchschnitte nicht so günstig, da erhält man oft
Buttersorten, welche wirklich mit 100% fremden Fettes ver¬
fälscht, also gar nicht Butter sind. Ungefähr ebenso schlecht
ist es mit der Waare bestellt, welche hier unter dem unglück¬
seligen Ausdrucke „Rindschmalz 41 verkauft wird. Hier versteht
man nämlich unter diesem Ausdrucke merkwürdigerweise ge¬
schmolzene Kuhbutter.
Man kann sich denken, wie sehr mit dieser Bezeichnung
Missbrauch getrieben wird, so zwar, dass dieses Wiener Rind¬
schmalz sehr oft wirklich nichts anderes ist als Rinderfett,
aber nicht Rindermilchfett. Bei der Untersuchung solcher „Rind-
schmalz“proben nach dem Kö ttstorfer’schen Verfahren kann
man oft genug die Wahrnehmung machen, dass der Verbrauch
von Kalihydrat für 1 Gr. Fettmischung niedriger ausfällt als
die für reines Rinder- oder Schweinefett angegebene Durch¬
schnittsziffer von 195*5 Milligr. Zur Herstellung solcher Fett¬
gemische sind offenbar auch Oele, wie Rüb- und Sesamöl in
Verwendung gekommen, welche in der That bei der Verseifung
eine noch geringere Menge von Kalihydrat benöthigen, als
Schweinefett, Rinderfett, Oleomargarine u. dgl., worauf übrigens
ebenfalls Köttstorfer bereits hingedeutet hat
Der Ausdruck „Rindschmalz“ in der Bedeutung für un-
geschmolzenes Butterfett, wie sie hierorts beliebt wird, sollte
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308
behördlich abgeschafft oder auf den richtigen Begriff in un¬
zweifelhaft deutlicher Weise zurückgeführt werden; in solchen
Fällen ist die Zweideutigkeit nicht genug zu verpönen, einem so
zweideutig benannten Producte lässt sich auf gesetzlichem Wege
gar nicht beikommen.
Anderweitige Zusätze von Butter und sonstigen Fettarten
scheinen nach meinen bisherigen Erfahrungen am hiesigen Platze
nur höchst selten yorzukommen. Ein so beträchtlicher Salzzu¬
satz zur ungeschmolzenen oder geschmolzenen Butter — bei
anderen Fettarten ist ein solcher überhaupt nicht üblich —
dass er das Gewicht der Waare merklich beeinflussen sollte,
würde schon den Geschmack derselben sehr erheblich ver¬
schlechtern; mir ist hierorts aus eigener Erfahrung Derartiges
nicht bekannt geworden.
Interessant ist eine Angabe Ton Zanni, dass in Constanti-
nopel unter dem Namen „sibirische Butter" ein mit Butter-
säure gemengtes Fettgemisch marktgängig sein soll. Diese
Thatsche wäre so recht geeignet, das emsige Bestreben der
Fälscher zu bekunden, auch nach ihrer Weise den neuesten
wissenschaftlichen Anschauungen und Untersuchungs-Methoden
Rechnung zu tragen; eine solche Fälschung wäre aber leicht
zu entdecken. Diese sibirische Butter wäre zuerst sorgfältig
auszuwaschen, im Waschwasser müsste man die Buttersäure
finden und das gewaschene Fett wäre sodann weiter zu unter¬
suchen.
Endlich kommt bei der hygienischen Prüfung der Fett¬
arten noch ihr Gehalt an freien Fettsäuren oder wie dies auch
ausgedrückt wird, ihre Rancidität in Betracht.
Eine geringe Menge freier Säuren ist beinahe in jedem
Fette nachweisbar, ohne dass dieselbe unseren Geschmack und
unsere Verdauung zu afficiren vermöchte. Beides ist der Fall,
sobald die Menge dieser freien Säuren wie z. B. beim soge¬
nannten Ranzigwerden erheblich zunimmt' empfindliche Personen
werden hievon eher und schwerer betroffen als solche, welche
sich robuster Verdauungsapparate erfreuen.
Nach allgemeinen Erfahrungen scheint ein Fett mit 8°
Säure an der äussersten Grenze der Zulässigkeit zu liegen und
bei einem Mehrgehalte an freier Säure würde demnach das Fett
schon als ungeniessbar zu bezeichnen sein. Ein Säuregrad be¬
deutet hier den Verbrauch von 1 Ebern. Normalalkali für die
Sättigung der in 100 Gr. Fett enthaltenen freien Fettsäuren.
Es liegt sehr nahe, sowie die Butter auch die verschiedenen
Käsearten, welche, da sie doch aus der Milch herstammen,
auch deren Fett, sonach reines Butterfett enthalten sollen, auf
die Qualität dieses Fettes zu prüfen. Da das Resultat der an¬
geführten Untersuchung» - Methoden, wie allerseits constatirt
wurde, für Butter durch die Veränderungen bei längerem Liegen
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309
nicht beeinflusst wird, so darf dies wohl auch vom Käsefett
angenommen werden.
Nach Langfurth soll Eidamer Käse im Handel vor*
kommen, dessen Fett sich bei der Untersuchung nach R e i c h e r t’s
Methode wie Oleomargarine verhält, u. zw. sollen es die äusseren
Partien eines solchen Käses gewesen sein, während sich das
Fett der inneren Schichten als Butterfett erwies.
Ich habe bis jetzt bei der Untersuchung verschiedener
Käsesorten am hiesigen Platze das Fett derselben nach der
Köttstorfer’schen Methode stets als Butterfett nachweisen
können.
Ein Blick auf den gegenwärtigen Zustand der Chirurgie.
Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung am 26. Ootober 1885
yon Prof. Dr. E. Albert.
(Sohluss.)
Bemerkenswerth sind auch die Erfahrungen über die Unter¬
bindung einzelner verrufen gewesener Gelasse. Sie erinnern
sich vielleicht noch, was Hyrtl in seinen Vorlesungen immer
sagte : die Vena femoralis unterbinden und den Kopf abschneiden
ist dasselbe. Nun, es ist allerdings richtig, dass manchmal nach
Unterbindung der Vena femoralis an der unteren Extremität
kein Collateralkreislauf eintritt; aber in der Mehrzahl der Fälle
entwickelt er sich doch und es tritt keine Gangrän ein; ich
habe solches selbst gesehen. Ebenso war die Ligatur der Poplitea
verrufen; man dachte, es müsse eigentlich Gangrän eintreten.
Ich habe schon zehn, zwölf Centimeter lange Stücke dieses
Gefässes resecirt, und auch hier ist keine Gangrän eingetreten.
Viele Chirurgen haben schon ganze Strecken der A. und V.
femoralis gleichzeitig ohne Gangrän der Glieder resecirt. Die
Collateraleinrichtungen sind viel mehr entwickelt, als wir je
gedacht haben; das haben wir unter der Antisepsis gelernt.
Die antiseptischen Mittel erweiterten namentlich das Gebiet
der Geschwulstoperationen insofern, als die Resection grosser
Venenstämme, die an den Tumor fixirt sind oder in denselben
eintauchen, kein Bedenken mehr verursacht. Ich verweise dies¬
bezüglich auf die tieferen Halssarkome, auf die Sarkome der
Extremitäten, auf die Operation vorgeschrittener Brustdrüsen-
carcinome, bei denen die Achseldrüsen die Vena subclavia
umwuchern. Leider paralysirt die maligne Natur dieser Tumoren
die Dauerhaftigkeit der Erfolge.
In Bezug auf die Aneurysmen wäre die häufigere An¬
wendung der Methode von Antyllus hervorzuheben. Schon
Dumreicher hat sofort nach der Einführung der Blutsparung
ein Poplitealaneurysma nach Antyllus operirt und ich habe in
einer Reihe von Fällen ebenso operirt. Ich muss aber betonen,
dass die Methode nur dann mit der Continuitätsligatur oberhalb
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310
des Ameurysmae rivalisiren kann, wenn zur Ligatur das Catgut
genommen und unter Liste r’sehen Cautelen die Verkleinerung
der Höhle durch Naht Torgenommen wird.
Die alte Chirurgie hatte den grössten Respekt vor der Er*
Öffnung der Körperhöhlen, der Gelenke, der Sehnenscheiden,
und diese Scheu war wohlbegründet; denn in den Höhlen gingen
die Zersetzungen vornehmlich vor sich.
Wie sinnreiche Vorrichtungen hat man nicht ersonnen um
den Eintritt von Luft bei der Punction der Brusthöhle zu ver¬
hindern? Ich erinnere Sie nur an den Troisquart, den unsere
grossen Lehrer Skoda und Schuh construirten!
Wie gross war die Furcht vor einer Eröffnung des Peri-
tonaemus! War ja die Ovariotomie ursprünglich als eine extra-
peritonaeale Methode concipirt; wurde ja darum bei der Hernio-
tomie die extraperitonaeale Methode als eine unschädlichere
angesehen. War ja diese Scheu vor der Eröffnung des Perito-
naeums so gross, dass man z. B. bei Extirpation der Sarkome der
Bauchdecken die Operation lieber unvollendet liess, als dass
man sich entschlossen hätte, die Bauchhöhle zu eröffnen, wenn
der Tumor mit dem Peritonaeum verwachsen war. Heute er¬
öffnet man aber die Bauchhöhle, nur um die Untersuchung besser
vornehmen zu können, um mit der Hand einzugehen und so
die Verhältnisse klarzulegen.
Ich bitte zu denken, wie selbstverständlich es heutzutage
ist, bei einem subcutanen Trauma des Schädeldaches, wo die
Arteria meningea media durch einen Knochensplitter zerrissen
wurde und man die Verletzung in vivo diagnosticirt, was ja
auch nicht gar so schwer ist, — einzuschneiden, zu unterbinden,
Knochenstücke zu entfernen, die Coagula auszuräumen und die
etwa zertrümmerten Gehirnpartien mit einem Antisepticum zu
bepinseln; denken Sie daran, wie unbedenklich es heutzutage
erscheint, Chondrome und Sarkome der Rippen unter eventueller
Eröffnung der Pleura zu entfernen, und erinnern sie sich an
den Fall von Thier sch, der um ein solches Chondrom aus¬
zurotten, es zunächst bis zum Niveau der Rippen abtrug und
dann schichtenweise tiefer ätzte. Er glaubte unter dem Einfluss
des AetzmittelB werde die Pleura parietalis mit der Pleura
visceralis verwachsen; es trat wie vorauszusehen, Pneumo-pyo-
thoraxund lethaler Ausgang ein. Nach derselben Methode versuchte
vor Jahren auch Billroth die Operationen und hatte denselben
Erfolg. Stellen Sie dem gegenüber die berühmten Operationen von
Kolaczek und König! Dass man Rippengeschwülste unter
Resection entfernt, das Herz bloslegt und dabei der Pyothorax
verhindert wird, das zeigt sehr deutlioh, welcher Umschwung des
Denkens und Handelns eingetreten ist und wie an solchen That-
Sachen neuer Muth erwächst.
Wie selbstverständlich es heutzutage ist Gelenke zu er-
öffnen, um eine Gelenksmaus, wenn sie sehr lästig wird, heraus*
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311
znnehmen, wissen Sie alle. Ich habe eine ungemein grosse Zahl
tob Arthrophyteo herausgenommen, keinen einzigen Fall ver¬
loren. Ich habe bei solchen Operationen auch Höcker an den
Gelenkflächen abgemeisselt, habe gestielte Excrescenzen abge¬
tragen, ohne je einen Unfall zu erleben 1 ).
Nunmehr wende ich mieh zur Chirurgie der inneren
Organe. Ich will auf die Chirurgie des Gehirns nicht näher
eingehen; nur so viel sei mir gestattet, zu bemerken: Man
kann unter strenger Antisepsis Splitter entfernen, die Hirnhäute
lüften und etwa zertrümmerte Theile des Gehirnes abtragen,
aber im übrigen ist, so viel ich glaube, noch keine besondere
Hoffnung in der Gehirn-Chirurgie vorau dringen, denn das Gehirn
ist wirklich ein sehr vulnerables Organ und bei aller Asepsis
nnd Antisepsis sehen wir Entzündungen und verwandte Substanz-
Umänderungen des Gehirns eintreten.
Die in der Yisceralhöhe des Halses gelegenen Organe,
der Kehlkopf und die Schilddrüse hat die neuere Chirurgie
vollends erobert.
Die durch Czerny angeregte und durch Billroth das
erste Mal ausgeführte Kehlkopfexstirpation ist vor den Fort¬
schritten der Antisepsis entstanden und hat von denselben
nur wenige Yortheile. Leider ist auch hier die häufigste In-
dication der Krebs und leider die besten Resultate auch nur
temporär.
Hingegen schien die Kropfexstirpation eine durch die
Antisepsis für immer gesicherte Zukunft zu haben. Da handelt
es sich um keine Dyskrasie; da sind keine Recidiven zu
fürchten; der Erfolg ist ein schlagender und ein grosser. So¬
weit ich die Quellen kenne, war ich der erste, der diese
Operation unter antiseptischen Cautelen und mit dem Bewusstsein
machte, dass diese früher so gefürchtete, nur ab und zu
geführte Operation — hat ja Lin hart dieselbe einen chin|jM
gischen Mord genannt — nun in den Kreis der typischem
Operationen aufgenommen werde. In der That ging es so. KeinM
Operation beweist den enormen Fortschritt, den der Muth der
Chirurgen gewonnen, den die Technik des Messers gemacht.
*) Wenn man eine 10jährige Rückschau hält, so drängen sieh Einem
einzelne Ereignisse und die Empfindungen, die man d&bei hatte, mit neuer
Klarheit auf. Einer meiner ältesten Collegen in Innsbruok war gerade über
die Gefahrlosigkeit der Arthrotemie ä ciel ouvert — wie die Franzosen die
jetzige Operation recht schön bildlich benennen — am meisten erstaunt und
diese Thatsache überzeugte ihn von der Treffliohkeit der Antisepsis. Einige
Jahre nach der Einführung der List erhöhen Methode exstipirte ich dem
Sohne desselben Collegen eine Gelenksmaus. Der Patient verlangte die Ope¬
ration unter der Bedingung, dass der Vater nichts davon erfahre. Nicht nur
hatte ich den Muth, auf diese Bedingung einzugehen, sondern es stellte sieh
heraus, dass der Yater nachträglich, als er von der Operation erfuhr« nicht
im mindesten erregt wurde. Man denke an die frühere Zeit. Ich glaube
nicht, dass irgend ein Arzt früher gestattet hätte, dass man seinem Sohn ein
Kniegelenk eröffne.
Die Erfolge der Kropfexstirpationen waren in der That höchst
bemerkenswerte Aber sowie die Technik des Messers nicht den
Umfang der Chirurgie überhaupt bestimmt, so zeigte sich hier insbe¬
sondere, dass die exact ansgeführte Operation, die tadellose Heilung
der Wunde und die Sicherheit vor Recidive noch immer nicht
den Begriff des dauernden Erfolges erschöpft. Es zeigte die
Erfahrung, dass diese so brillante Operation Misserfolge ganz
neuer Art nach sich ziehen kann: Verblödung, Cachexia
strumipriva, hartnäckige Catarrhe der Luftwege, zu denen sich
Tuberculose hinzugesellt. Wir mussten zum Rückzuge blasen
und die Totalexstirpation durch die bescheidenere, aber wie es
scheint, ungefährlichere Partialexcision ersetzen. Hat uns eine
gewisse Zahl von Misserfolgen auf den geheimnisvollen Zu¬
sammenhang der Schilddrüse mit fundamentalen Functionen des
Organismus gewiesen, so war andererseits der häufige Eintritt
der Tetanie ein Gegenstand des Forschens in anderer höchst
interessanter Richtung. Gewiss werden hier theoretische Re¬
sultate wichtiger Art zu Tage gefördert werden.
In der Chirurgie der Bauchorgane hat nicht die Antisepsis
allein, sondern der Etfolg Spencer-Wels’ auf dem Gebiete
der Ovariotomie jenen ungeahnten Umschwung herbeigeführt, ^
den wir heute constatiren können. Vor Allem ist es der Magfen-
darmcanal, der heute zahlreichen, schwierigen -und erfolgreichen
Operationen unterworfen werden kann. Ich glaube, dass die
Wiener Chinurgievfaier<fast, voransteht.
Am Magen ist die künstliche Fistelbildung — Gastrostomie
— von mir allein in einer so grossen Zahl vorgenommen
worden, wie früher Decennien hindurch nicht von allen
»Chirurgen der Welt zusammen. Die Operation ist heutzutage
-altoemein verbreitet. Bei Oesophaguskrebs leistet sie nur soviel,
den Kranken vor der besonderen Todesart, dem Ver-
■gern und Verdursten, rettet. Bei der Narbenstrictur des
■psophagus lässt sich aber ein unvergleichliches Resultat er¬
gangen. Meine Herren! Sie erinnern sich vielleicht noch an einen
Knaben, den ich in der Gesellschaft der Aerzte vorstellte; er
hatte schon Hungerdelirien und kam erst durch die nach der
Operation eingegossene Milch zur Kraft des Lebens zurück;
die Magenfistel wurde geschlossen, nachdem der Oesophagus
einer Dilatationsbehandlung unterzogen worden war und der
Bursche lebt heute, schluckt auf normalem Wege und seine
Fistel ist geschlossen. Durch die Operation wurde ihm thatsäch-
lieh das Leben gerettet. Ein zweiter Fall liegt jetzt auf der
Klinik und andere Chirurgen haben ähnliche Erfolge errungen.
Die technisch grossartige Operation der Pylorusreaection
von Billroth zeigt uns weiter ebenfalls ein Zurüekgehen auf
das Gebiet des Nichtübersohwängliohen. Wenn auch Billroth
weder der erste ist, der diese Operation erdacht, noch der erste,
der sie ausgeführt hat, es gebührt ihm doch ünlaugbar das
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Verdienst, sie methodisch entwickelt und in die Praxis einge¬
bürgert zu haben. Die Operation wird unter Einhaltung strengerer
Indicationen dauernd im Besitze der Chirurgie bleiben. Aber
man übertrieb im Anfang! Welche absolut aussichtslose Fälle
hat man da nicht operirt? Heute muss man sagen, dass die
Pylorussecretion bei kleineren, sehr schön beweglichen Tumoren
mit jenem Erfolge wird ausgeführt werden, der bei Carcinomen
zu erwarten ist. In gewissen Fällen wird man die Wölfl er’sche
Gastroenterostomie machen. Bei Narbenstricturen wird vielleicht
hie und da ein glänzendes Resultat erzielt werden können.
Auch auf dem Gebiete der Darmresectionen hat die
Wiener Chirurgie in mancher Beziehung eine gewisse Führung
übernommen.
Dumreicher’s und DittePs Initiative in der Resection
des gangränösen Darmes bei der Brucheinklemmung und bei
dem widernatürlichen After hat überall Anklang gefunden; doch
ist man in der letzten Zeit auch hier zurückgegangen, insofern
als man die primäre circuläre Darmnaht bei gangränöser Schlinge
aufgab und erst secundär den etablirten widernatürlichen After
operirt. Czerny's Darmresectionen bei Carcinom gaben zu
einer Thätigkeit Initiative, von welcher Aehnliches zu bemerken
wäre wie von Billroth’s Pylorusresection. |
May dl, dessen Monographie über den Darmkrebs eine )
Lücke ausfüllte, hat sich das Verdienst erworben, eine Methode J
der Colotomie anzugeben, welche wohl allgemein angenommen \
werden wird. §
Die Chirurgie der Leber ist über ihre selbstverständliche j
Beschränktheit kaum hinausgetreten; die Echinococcen und die j
steingefüllte Gallenblase sind ihre einzigen zulässigen Objecte. \
Auch die Chirurgie der Milz hat keine bemerkenswerthen Er- \
rungenschaften aufzuweisen. Hingegen hat die Chirurgie der
Niere eine stattliche Entwickelung erfahren; ich verweise dies- J
bezüglich auf die letzte Zusammenstellung von Gross.
Die Chirurgie der Blase befindet sich im Zustande einer
wohlverdienten Reform. Meine Agitation für den hohen Blasen-
schnitt erlangte die Zustimmung der massgebendsten Fach¬
genossen.
In der Therapie der Blasensteine hat zwar die durch
B i g e 1 o w eingeführte Litholapaxie das Gebiet des Steinschnittes
wesentlich eingeschränkt; aber sie hat gerade die alten Me- j
thoden in den wohlverdienten Ruhestand versetzt und duldet j
neben sich gerade nur den so lange gefürchteten hohen Schnitt j
und für gewisse Fälle den Medianschnitt. Dass der hohe Schnitt
die Chirurgie der Blasentumoren zu einer gewissen Entwicke¬
lung bringen wird, ist aus dem massgebenden Urtheil von Fach¬
meistern, wie Dittel undGuyon, zu entnehmen; sonderbarer
Weise bleibt Thompson in der Unklarheit und Unsicherheit
älterer Methoden befangen. J
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314
Von der grossartigen Entwickelung der Chirurgie der
weiblichen Sexualorgane will ich hier nicht sprechen;
ihr Zustand, an dem wir Chirurgen mit den Gynaekologen gleiche
Freude gemessen, ist zu bekannt.
Es bleiben noch die grossen Fragen der Resectionen und
Amputationen an den Gliedmassen. Gurlt’s mustergiltiges Werk
über Resectionen der Gelenke bei Schussverletzungen enthält auch
schon die Grundlinien einer in den nächsten Kriegen zu befol¬
genden antiseptischen Resectionspraxis.
Bei Tuberculose der Gelenke hat man von der Resec¬
tionspraxis an den Kindern sehr traurige Resultate erlebt und
König’s Beobachtungen über die Spätfolgen an resecirten
Kindergelenken sind zu einer ernsten Warnung geworden. Ich
habe in dieser Beziehung meinen Standpunkt gewahrt und ihn
nicht verlassen. Bei Tuberculose der Gelenke an Erwachsenen
hat die von mir zuerst ausgefübrte isoüite Kapselexstirpation
Eingang in die Praxis gefunden. Die ganze Methodik der heu¬
tigen Resectionen tuberculöser Gelenke ist auf ihrer Berück¬
sichtigung gebaut; sonst hatte man ja hinter allerhand kunst¬
vollen Schnitten das Geheimniss des Erfolges gesucht und vor¬
nehmlich die Abtragung der Knochen im Auge gehabt. Heute
bleiben die Knochen sehr häufig stehen oder werden nur aua-
gehöhlt; aber die Kapsel wird entfernt; die Motive zu den
alten Incisionsrichtungen sind entfallen. Während derart die
traumatischen und die pathologischen Resectionen eingeschränkt
wurden, sind die orthopädischen zu einer ungeahnten Entwicke¬
lung gekommen; dies ist der Antisepsis allein zu verdanken;
man denke blos an die Tarsectomie bei Klumpfuss.
Dass wir heute so viele Amputationen mit prima intentio
heilen sehen, das ist wohl eine der grössten Thatsachen, die
wir erleben konnten. Jeder grosse Krieg der Zukunft wird die
Grösse dieses Fortschrittes in immer glänzenderem Lichte
erscheinen lassen. Die Zahl der Amputationen wird zwar immer
geringer werden, aber die nicht zu vermeidenden w r erden gefahr¬
los und schmerzlos Überstunden werden.
Notizen.
Ernennungen. Der Prosector des Rudolfsspitales in Wien, Dooent
Dr. Anton Weichsel bäum, wurde zum ausserordentlichen Professor der
path. Anatomie ernannt. — Die Referenten in der Wiener-Neu städter-Tief-
quellen-Wasserleitungs-Frage, die DDr, Kowalski, Bernhard Kraus und
bohofer wurden zu correspondironden Mitgliedern der geologischen Reiohs-
anstalt ernannt.
Karolinen - Kinderspital. Für den Medinger - Fond spendeten Fran
Wilhelmiue Hall und Herr Odelga durch Vermittelung des Primar-
chirurgen Dr. Robert Gersuny je 25 fl. Oe. W.
WohnungsVeränderung. Professor Dr. Ritter y. Bas oh wohnt IX.,
Liohtensteinstrasse 22. {3 —4.) — O. S.-R. Professor Dr. Drasohe wohnt
I., Wollzeile 4. (4—5.)
Herausgeber und Verleger: Wiener wedicin Doct.-Coll. — Verantwortlicher Redacteur:
Br. L Hopfgartner. — Geseliscliafts-Buchdruckerei, Wien, III., Erdbergstrasse S.
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Wiener medicinisches Doctoren-Collegium.
Verzeichniss der Mitglieder
des
Wiener medicinischen
©octorea-Collegiums
im Beginne des Jahres
Ansgegeben am 5. März 1885.
Wien 1885.
Eigenthum de» Collegiums.
Ge»elUcU*/U-Bucl» lrucJcarel, 111. Erdberg«tima«c 3.
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Erklärung der Abbreviaturen.
Bemerkung. Jene Herren Doctoren, deren Namen mit einem o be¬
zeichnet sind, sind Mitglieder der Witwen- und Waisensocietüt, Jene mit
einem * Mitglieder des Unterstützungs-Institutes, und die mit - Mitglieder
des Pensions-Institutes des Collegiums.
Erklärung der Ziffern und Zeichen
a) Die römischen Ziffern bedeuten die Bezirke.
b) Die arabischen die Sprechstunden.
A. = Augenarzt.
A. A. = Armenarzt.
A. A. A. = Armen-Augenarzt.
A. Z. = Armen-Zahnarzt.
B. A. — Badearzt.
Bahn-A. — Bahnarzt.
B. CH. A. = Bahn-Chefarzt.
Bez. A. = Bezirksamt.
Bez. W. A. = Bezirks-Wundarzt.
Ch. A. = Chefarzt.
Com. A = Communalarzt.
D. = Director.
DOC. = Docent.
Dr. Ch. = Dr. der Chirurgie.
Dr. Chem. = Dr. der Chemie.
Dr. g. H. = Dr. der gesammten Heil¬
kunde.
6 . = Geburtsarzt.
G. A. — Gerichtsarzt.
6. Ph. = Gerichtsphysikus.
G. St. A. = General-Stabs-Arzt.
H. A. ■= Hausarzt.
Hof-A. = Hof-Arzt.
Hof-Z-A. = Hofzahnarzt.
H. R. = Hofrath.
H. S. R. = Hof-Sanitätsrath.
K. 6 A. = Kreisgerichtsarzt.
K. Ph. = Komitats-Physikus.
k. R. = kais. Rath oder königl. Rath.
Kr. A. = Kreisarzt.
L. A = Leib-Arzt.
L. 6. A. = Landes-Gerichtsarzt.
L. S. R. = Landes-Sanitätsrath.
L. W. A. = Leib-Wundarzt.
M. Ch. = Magister der Chirurgie.
Min. R. = Ministerialrath.
M. R. = Medizinalrath.
M. Jh. = Magister der Thierheilkunde.
0. == Operateur.
0. A. — Oberarzt.
Ord. A. = Ordinirender Arzt
0. S. R. = Ober-Sanitätsrath.
O. St. A. = Ober-Stabsarzt.
P. Ch. = Patron der Chirurgie.
Pf. A. = Primararzt.
Prof. = Professor.
Pros. = Proseotor.
R. A. = Regimentsarzt.
R. R. = Regierungsrath.
Sal. A. = Salinenarzt.
Sect. R. = Seotionsrath.
Sp. D. = Spitalsdirector.
S. R. = Sanitätsrath.
St. A. = Stabsarzt.
Stadt. A. = städtischer Arzt.
Stadt. Bez. A. = städtischer Bezirks-
Arzt.
I St. Ph. = Stadtphysikus.
St. R. = Statthaltereirath.
St. W. A. = Stadt-Wundarzt.
Th. = Thierarzt.
2. = Zahnarzt.
Rechts-Consulent:
Herr Dr. Carl Kohn, Hof- und Gerichtsadvocat, I., Esslinggasse 13.
Anmerkung.
Gleich nach der nächsten Generalversammlung, in welcher Neuwahlen
für die ausscheidenden Mitglieder der verschiedenen Ausschüsse vorzunehmen
sind, wird ein besonderes Verzeichniss aller Funotionäre des Collegiums pro
1885 in den Mittbeilungen erscheinen.
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Verzeichniss der Mitglieder
des
Wiener medicinischen Doctoren - Collegiums.
Präsidium.
Präsident: °Herr Dr. Schmerling , Rainer, Ritter von (Dr. Ctl., A.),
k. k. H.-R. und erzh. L.-A. I., Albrechtgasse 1, im
Palais Erzherzog Albrecht (4 N. M.).
Vice-Pr äsident: J-Herr Dr. Hopfgartner Leopold (Dr. Ch. 6.),
k. k. Bez.-A., II., Circusgasse 3 (7 -8 u. 2—3).
Vice-Präsident: °-Herr Dr. Albert Eduard (Dr. Ch., 6.), Prof.,
IX., Maxiuiilianplatz 7 (3 — 4).
Secretär u. Cassier: J-Herr Dr. Reitter Carl (G.), III., Custozza-
gasse 2 (1—2).
Secretär- und Cassier - Stellvertreter: Herr Dr. J »Batsy Franz
(Dr. Q H.), IV., Favoritenstrasse 6 (2—3).
Ehrenmitglieder.
Se. königl. Hoheit Carl Theodor, Herzog in Bayern, Doetor
der Heilkunde.
Virchow Rudolf, k. preuss. Geheimrath und Professor.
Ordentliche Mitglieder.
Die Herren Doctoren:
0 Aberle Karl (Dr. Ch. 0.), R.-R. u. em. Prof., I., Bäckerstrasse 8.
0 Adam Josef (Dr. Ch., G.), IX., Liohtensteinstr. 56 (7—8, 1—2).
I-Adler Hans (Dr. Ch., 6.), A. A. A. und Leiter der Augen¬
abtheilung im Wied. Spit., IV., Favoritenstrasse 2 (2—V*4).
* Adler Heinrich (Dr. Ch. G.), städt. A., II., Ferdinandstrasse 4.
mAdler Sigmund (G.), III., Radetzkystrasse 1 (2—3).
* Aitenberger Alois (A.), k. k. M.-R., I., Opernring 15.
°mAlbert Eduard (Dr. Ch. G.), siehe oben.
$ Alexowits Eraest Stefan (Z.), I., Graben 28.
0 Allmayer Friedrich (Dr. Ch. G.), I, Seilerstätte 5.
* Altmann Karl (Dr. Ch., G.), VI., Gumpendorferstrasse 95.
Anthofer Karl (Dr. g. H.), I., Bräunerstrasse 11.
* Arlt Ferdinand sen., Ritter v. (Dr. Ch., A.), H.-R. u. em. Prof.,
I., Bellariastrasse 12 (11—12, 2—3).
0 Arlt Ferdinand jun., Ritter v. (Dr. Ch. A.), Docent, I., Bellaria¬
strasse 12 (8—9, 12—1).
Ameth Franz, Ritter v. (Dr. Ch., G.), I., Kolowratring 14 (3—4).
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Q Auchenthaler Franz (Df. Ch. G.), L.-A., I, Habsburgergasse 9.
0 Auspitz Heinrich (Dr. Ch., G.), Prof, und Pr.-A., I., Himmel-
pfortgasse 5 (2—4), an Sonn- und Feiertagen (11—12).
Bamberger Heinrich v. (Dr. Ch., G.), H.-R. u. Prof., I., Lich-
tenfelsgasse 1 (10—11).
0 Bardach Max (Z), I., Brandstätte 8 (9—2 t 3—5).
* Bardas Moriz (Dr. Ch.), II., Ob. Donaustr. 105, Negerleg. 6 (2—4).
I-Bars Sigmund (Dr. Ch., G.), Sechshaus, Hauptstrasse 41.
mBartok Stefan v. (Dr. Ch., G.), Klausenburg in Siebenbürgen.
Bartsch Franz (G.), I., Lichtensteg 2 (3—4).
Basch Samuel Ritter v., Prof., VIII., Florianigasse 8. (Im
Sommer Badearzt in Marienbad.)
$ Basslinger Ignaz (Dr. Ch., G.), städt. A., VI., Kasernengasse 14.
Bastler Anton Dominik (Dr. Ch.), I., Krugevstrasse 8 (7—9 u. 2—4).
ImBatsy Franz (Dr. g. H.) (Siehe Seite 3).
* Bauer Moriz (Dr. Ch., G.), V., Mittersteig 20 (2—3).
Baum Sigmund (Dr. Ch., G ), I., Esslinggasse 13.
0 Baumgarten Anton (G), Pest, Radialstrasse 30, in Ungarn.
°mBaurnfeind Ferdinand (Dr. Ch., G.), I, Franziskanerplatz 6 (3—4)
Bayer Josef (Dr. g. H.) Prof., III., linke Bahngasse 7.
$ Behsei Anton (Dr. Ch., A., 6.), e. R.-A., VI., Dreihufeisengasse 11.
% Benedikt Moriz (Dr. Ch ), Prof., I., Franziskanerplatz 5 (2—4).
Berger Emanuel Edler v. (Dr. g. H.), VII., Kaiserstr. 7 (3—4).
Berggrün Maxim. (Dr. Ch., G.), II., Ferdinandstrasse 4 (3—4).
J Bergmeister Otto (Dr. Ch., G.), Doc., I., Schottenring 2 (2—4).
0 Bematzik Wenzel (Dr. Ch., G. A.), R.-R. u. em. Prof., Wien,
VIII., Florianigasse 33.
% Bemhart Ferdinand (Z.), I., Singerstrasse 8 (9—3).
-j Bernhart Robert (Dr. Ch., G.), II., Novaragasse 15 (1—2 nur
an Wochentagen).
* Bemheim Fried. (Dr. Ch., G.), Fünfh., Schönbrunnerstr.20(4—5).
Bettelheim Karl, Doc., I., Nibelungengasse 4 (2—3).
Bielka August, Ritter v. (Dr. Ch., G.), L.-A., I., Stallburg (3—4).
0 Billroth Christian Theodor (Dr. Ch.), H.-R. u. Prof., IX., Alser-
strasse 20 (3—4).
0 Binder Leopold (P. Ch.), Gross-Becskerek in Ungarn.
* Bisenz David, I., Gonzagagasse 7 (10—4).
mBloch Moriz in Prag, Schwarze Gasse 7.
0 Blum Emanuel (Dr. g. H.), II, Praterstrasse 32 (3—4).
* Blumenfeld Eduard (G.), VI., Mariahilferstrasse 59 (1—2).
0 Böhm Karl (Dr. Ch., G., A., Z. und 0.), Professor und Sp.-D.,
III., Rudolfstiftung (2—3).
mBönisch Emil (Dr. g. H.), VI., Mariahilferstrasse 19 (1—2).
* Born Anton (Z.), A.-A , VI. Gumpendorferstrasse 117,(2—3).
* Bortstieber Ludwig, Waag-Neustadl in Ungarn.
0 Borysikiewicz Michael, Doc., VIII., Alserstrasse 7.
$ Brandlmayer Michael (Dr. Ch,, 0.), Linz, Franz Josef-Platz 1,
in Ober-Oesterreich.
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Braun Ernest M. sen, I., Kohlmarkt 11 (3—4).
Braun Ernest jun., Pr. A. ? VIII., Laudongasse 12 (V^S—4).
0 Braun Gustav (G.), Prof., I., Seilerstätte 1 (3—4).
$ Braun Hermann Maxim. (Dr. Ch., G.)> L» Elisabethstr. 12 (3—4).
0 Braun Karl, Bitter v. Fernwald (Dr. Ch., G.), H.-R. u. Prof.,
VIII., Laudongasse 12.
Brenner Franz (Dr. g. H.), L.-S.-R. u. Pr.-A., Brünn in Mähren.
Breuning Gerhard v., (Dr. Ch., G., A), e. R.-A., I, Seiler-
stätte 13 (2— V 2 3).
Briess Adolf (Dr. Ch., G.), I, Adlergasse 1 b. (1—3).
Britto Hugo, Ritter v. (Dr. Ch., G.), B. W. A. u. Bahn-A., IX.,
Harmoniegasse 9 (2—3).
$ Brücke Ernest, Ritter v., H.-R. und Professor, IX., Währinger-
strasse 11 (2—3)
0 Brühl Bernhard Karl (M. Th.), Prof., IX , Grünethorgasse 3.
Brum Ignaz (Dr. Ch., G.), II., Untere Donaustrasse 27 (2—3).
Buchheim Eduard, I, Canovagasse 3 (2—3).
*-Buchmüller Anton (Dr. Ch., G .), Donawitz in Steiermark.
* Burger Emanuel (G.), I., Wollzeile 20 (10—12 u. 2—4).
*-j Burghardt Josef (Dr. Ch., G ), IV., Taubstummengasse 6 (3—4).
0 Chiari Hans (Dr. g. H .), Prof, in Prag.
°mChiari Karl (Dr. Ch.), VII., Mariahilferstrasse 28.
0 Chiari Ottokar (Dr. g. H.), Doc., I., Elisabethstr. 14 (7 a 3— 1 /%4i).
* Chimani Franz (Dr. g. H.), I., Hessgasse 7 (10—12).
* Chmel Karl, VII, Mariahilferstrasse 110 (12—2).
* Chrastina Joh. (Dr. Ch., G.) ; R. R., VIII., Florianigasse 46.
0 Christen Julius (Dr. Ch., G.), Pr.-A., Budapest in Ungarn.
mChristian Eduard Karl (Dr. Ch., G.), IV., Favoritenstrasse 20.
(Montag, Mittwoch und Freitag 3—4).
°mChrobak Rudolf (Dr. Ch., G.), Prof., I, Br&unerstrasse 9 (2—3).
Clar Konrad in Graz. (Im Sommer B.-A. in Gleichenberg).
°~Connerth Karl (Dr. Ch., G.), Bistritz in Siebenbürgen.
* Czech Stefan, II., Schiffamtsgasse 18.
* Czuberka Karl (Dr. Ch., G ), Baden in Niederösterreich.
0 Dänischer Karl, Ritter v. (Dr. Ch.), H.-R. u. Prof., i. P., Innsbruck.
Deimel Sebastian (Dr. Ch., 0.), B.-W.-A., VIII., Josefstädter¬
strasse 11 (1—2).
Demi Arnold (Dr. Ch. G.). Hietzing, Hauptstr. 5, in N.-Oest.
* Descovich Jos. (Dr. Ch., G.), VI. Mariahilferstrasse 19.
Deutsch Jakob, Budapest.
0 Dietl Ferdinand, II., Untere Augartenstrasse 3 (2—3).
* Dines Leon (Dr. Ch., G.), städt. A., IX., Berggasse 5.
Dinstl Ferd. (Dr. Ch., G., A., 0 ), e. Pr.-A. IV., Hauptstr. 22 (1—2),
$ Dittel Leopold Ritter v. (Dr. Ch., G., A., 0.), Prof., IX, im
allgemeinen Krankenhause ('/ 2 11—12).
* Dlauhy Johann, em. Prof., IX., Spitalgasse 5 (9—1).
°mDoll Eduard (Dr. Ch., G.), L.-G.-A., VIII., Josefstädterstr. 20/22.
* Donnau Johann (Dr. b. H.), IV., grosse Neugasse 15,
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*mDorfwirth Job. (Dr. Ch., G., 0.), G.-A. u. Bahn-A., Ried io Ob.-Oest.
J Dostal Heinrich, I., Bingerstrasse 14 (2—4).
Dräsche Ant. (Dr. Ch.,G.), Prof. u. Pr.-A., I. f Wollzeile 23 (4—5).
Dreyhann Leopold, VI., Magdalenenstrasse 52.
°mEckhart Wilhelm, pens. St.-A., III., Stanialausgasse 6.
* Eder Albin (Dr. Ch., G.), k. R., YIII., Langegasse 53 (8—12).
Effenberger Jos. (G.),k. R., Bez.-A., Hietzing, Hetzendorferstr. 58.
$ Egger Gustav Arnold (Dr. Ch., G.), IH., Hauptstrasse 116.
(Im Sommer in Franzensbad),
* Ehrenreich Ludwig, Szirak in Ungarn.
* Ehrmann Ignaz (Dr. Ch., G.), städt. A., II.,Praterstr. 41 (1—4).
* Eibensteiner Ignaz (Dr. Ch., G ), Mürzzuschlag in Steiermark.
* Eichhorn Friedrich (Dr. Ch ), Linz, Fadingerstr. 15, in Ob.-Oest.
0 Eisenschitz Ignaz (Dr. Ch.), Docent, I., Salzgriess 10 (2—3).
Elbogen Hermann, B.-A. u. A.-A., Meidling 57.
0 Elias David (G.), II., Praterstrasse 13 (12—2).
* Elsenwenger Alexander, (Dr. g. H.), IX., Nussdorferstr. 20.
$ Engel Christian (Z.), VII., Neubaugasse 17 (1—2).
* Engel Karl (Dr. g. H.), VII., Neubaugasse 17.
0 Engelhardt Ludwig, (Dr. Ch., G ), I., Kärntnerring 8 (2-3).
Engelsberg Ludwig, V., Margarethenstrasse 66 (1—3).
Engländer Ignaz, (Dr. Ch., G.) ; I., Kärnthnerstr. 18 (9—12 u. 2—5).
Engländer Max, II., Taborstrasse 5.
*- Englisch Josef, (Dr. Ch., G.), Pr.-A. und Doc, I., Michaeler-
platz 6 (4—5).
0 Erdmann Robert, k. R. und Kr.-A., Eger in Böhmen.
0 Exner Sigmund, Prof, IX., Schwarzspanierstrasse 3.
0 Fabricius Josef (Dr. Ch., G.), Krajowa in Rumänien.
* Fallenbock Wilhelm, II., Dammstrasse 17 (4—5).
* Fanto Moriz (Dr. Ch., G.), I., Bäckerstrasse 1 (12—2).
0 Federn Salomon (Bunzel-Federn), I., Rothenthurmstr. 22 (3—4).
Fellner Leopold (Dr. Ch., G ), I., Grünangergasse 2. (Im Sommer
Brunnenarzt in Franzensbad.)
Ferroni, Edler v. Eisenkron, Wenzel (Dr. Ch.), k. R., Pr.-A., I.,
Mölkerbastei 12 (12—4).
g Fieber Karl(Dr. Ch., G., 0.), Doc., VI., Mariahilferstr. 37 (2—3),
Fink Theodor (G.), I., Kolowratring 12 (2—3).
%mFink Vincenz (Dr. Ch., A., G.), Stadt- und G.-A., Jamnitz
in Mähren.
g Fischer-Colbrie Karl (Z.), I., Herrengasse 1 (10—1, 3 — 4).
g Fischer Herrn. (Dr. Ch .), Com. u. Pr.-A., Penzing in N.-Oest.
Fidschi Ernst, v., Prof, IX., Währingerstrasse 11.
* Förster Leop. (Dr. Ch-, G.), Bahn-A., Leoben in Steiermark.
* Frank Emanuel (Dr. g. H.), I., Heiligenkrenzerhof.
Freund Joachim (Dr. Ch., G., 0.), IX., Währingerstrasse 76.
« Frey Moriz (Dr. Ch., G., A.), Pr.-A., I., Rothenthurmstr. 24 (2—4).
Fridinger Karl (Dr. Ch., G„ 0.), D. d. Gebär- u. Findelanstalt,
YIII., Alserstrasse 21 (2—3).
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Friedenthal Ludwig, III., Pragerstrasse 9 (1—3). (Im Sommer
Brunnenarzt in Karlsbad Böhmen).
Friedländer Samuel, I., Wipplingerstrasse 22 (2—3).
Friedmann Sigismund (G.), k. R., B.-A., I., Opernring 3 (1—3).
(Im Sommer in Vöslau-Gainfahrn).
0 Frisch Anton een., Ritter v. (Dr. Ch., G., A), pens. G.-St.-A M
VIII., Alserstrasse 25 (2—3).
°mFrisch Anton jun., Ritt, v., Prof., VIII., Josefstädterstr. 17 (2—3).
Frisch Joh. (Dr. Ch., G ), Dornbaeh, Hauptstrasse 48.
Frölich Ernst Hilarius, I., Ballgasse 4 (1—3).
$ Froschauer Franz, VI., Millergasse 10 (2—3).
Froschauer Justinian, Ritt. v. (Dr. Ch., ,M. G., dipl. Tb.),
III., Linke Bahngasse 7.
0 Fuchs Ernest (Dr. g. H.), Prof., Lüttich, rue Fusch 13, in Belgien.
0 Fünkh Kajet. (M. Ch., G., 0.), Hof-A., im Lustschlosse Schönbrunn.
0 Fünkh Hermann (Dr. g. H), Bez. A., Penzing, Parkgasse 64.
%mFürth L., Doc., I., Rothentburmstrasse 23 (2—3)
Gassner Karl (Dr. Ch., G.), I., Bauernmarkt 3 (2—4).
J Gauster Friedr. (Dr. Ch., G., 0.), Ch.-A. der k. k. Direction für
Staatseisenbahn-Betrieb, VI., Engelgasse 1 (4—5).
Gehringer Heinrich (Dr.Ch., G.), Berndorf in Nieder-Oesterreich.
$ Gelmo Josef (Dr. Ch.), IV., Margarethenstrasse 36.
* Gerhold Anton (Dr. g. H.), VI., Magdalenenstrasse 29.
%~Gerl Gust., Ritt. v. (Dr. Ch., G., 0.), Unterwalteredorf in N.-Oe.
J Gerstel Adolf Heinrich (G ), Actuar der Witwen-Socität, I.,
Judenplatz 2 (2—3)
-i Germny Rob. (Dr. Ch., G., 0.), Pr.-A., I., Grillparzerstr. 11 (3—4).
Glattauer Berthold (Dr. g. H.), II., grosse Sperlgasse 2.
Glax Julius, Prof, in Graz, Goethegasse 19. (Im Sommer in
Rohitsch Sauerbrunn).
* Gnändinger Hugo (Dr. Ch., G.), I., Schottenring 17 (2—3).
Gold Adolf (Dr. Ch., G.), Hof-A., I., Färbergasse 3.
* Gold Alexander (Dr, Ch., G.), HI., Hauptstrasse 105 (2—3).
0 Goldberg Adolf (Dr. Ch., G.), II., ob. Donaustrasse 47 (1—2).
* Goldberger Moriz (Dr. Ch., G., A.), II., ob. Donaustrasse 105 (3—4).
% Goldschmid Jak. (Dr. Ch., 0., G.), VI., Esterhazygasse 18 (2—3).
Gollmann Wilhelm (Z.), I., Tuchlauben 18 (12—4).
Grabacher Ant. (Dr. Ch .), k.R. u. Bez.-A., Krems, Kircheng. 1, in
Nieder-Oesterreich.
* Gross Emil (Dr. g. H.), Rückersdorf in N.-Oest.
Gross Jakob Leopold (G.), I, Bognergasse 2.
S Gruber Alois (Dr. Ch., G.), VIII., Feldgasse 15/17 (1—2).
$ Gruber Josef (Dr. Ch., G.), Prof., I., Freiung 7 (1—3).
0 Gruber Max (Dr. g. H.), Prof., Graz.
% Grünfeld Josef (Dr. Ch., G.), Doc., I., Schottenring 10 (11—3).
0 Gubatta Karl (Dr. Ch., G ), k. R., Bez.-A,, Leoben in Steiermark.
ifGunz Willibald, Edler v., (Dr. Ch.), IV., Hauptetrasse 29.
tt Gusbeth Eduard, Kronstadt in Siebenbürgen.
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8
Guttman Simon ( 6 .)» I-, Salzthorgasse 7 (12—2).
%-Györy Albert, Edler v. Nadudvar, (Dr. Ch., G., 0.), k. R., Do-
cent, 1., Rauhensteingasse 3 (3—4).
4 Habit Karl (Dr. Ch. G.), Doc., I., Weihburggasse 4 (3—4).
0 Hadinger Georg (Dr. Ch., G.). Czeicz in Mähren.
Haefelin Adolf, Oberlaa in Nieder-Oesterreich.
Haefelin August, Oberlaa in Nieder-Oesterreich.
Haerdtl August, Freiherr v. (Dr. Ch., G.), B.-A., in Salzburg.
(Im Sommer in Wildbad Gastein).
Hajeh Salomon (Dr. Ch., G.), II., Praterstrasse 42.
* Haller Karl (Dr. Ch., G.), R.-R., VIII., Skodagasse 4a (2—4).
Halpom Heinrich ,(G.), HL, Obere DonaustraBse 95
$ Hamburger Bertbold (Dr. Ch-, G.), II., Ferdinandstrasse 11,
Praterstrasse 22 (1—3).
Hammerschmidt Anton, I., Babenbergerstrasse 9 (10—2, 4—8).
* Hartl Adolf, I., Wallnerstrasse 4 (2—4).
Hartmann Jonas, I., Seilergasse 11 (1—3).
* Haschek Jak. K. (Dr. Ch., G.), L.-G.-A., III., Ungargasse 3 (2—3).
0 Haupt Martin Gottfried (Dr. Ch., G.), Bistritz in Siebenbürgen.
J Hauschka Josef Dominik, Ritter v. (Dr. Ch., G., A.), e. Prof.,
VIII. , Piaristengasse 9 (2—3).
0 Hauser Ferdinand (Dr. Ch., G.), pens. H.-A. der Versorgungs-
Anstalt der Stadt Wien in Mauerbach, Nieder-Oesterreich,
III., Erdbergerlände 6.
0 Hebra Hans, Ritter v. (Dr. Ch.), Doc., IX., Marianengasse 10.
0 Heidler Karl, Ritter y. Egeregg (Dr. Ch., G., A.), pens. G.-St.-A.,
IX. , Währingerstrasse 22 (1—2).
$ Heigel August (Dr. Ch. G.)» Guttenbrunn in Nieder-Oesterreich.
Josef (Dr. Ch ), dirig. Pr. A. im 8t. Josefs Kinderspitale,
Chefarzt der k. k. Theresianischen Academie und H.-A. im
k. k. Taubstummen-Institute, IV., Favoritenstr. 15 (V 2 2—Vaä).
Hein Isidor Julius, Pr.-A., IX., Nussdorferstrasse 39 (1—2).
* Heinemann Leopold (Dr. Ch., G.), I., Schottenhof (1—3), (Im
Sommer in Ischl).
Heinrich Johann, Edler v. Oraorovitza (Dr. Ch., G., A), II. 9
Kleine Stadtgutgasse 9 (Römisches Bad).
J Heimei Ludwig (Dr. Ch., G., A.), A.-A.-A., VII., Kircheng. 3.
(V—V,3).
0 Heitzmann Julius (Dr. Ch., G.), IX., Universitätsstr. 6 (12—1)
0 Heller Camillo, Prof., Innsbruck in Tirol.
* Heller Franz (Dr. Ch., G.), I., Kohlmarkt 5 (12—3).
0 Heller Moriz, I., Fleischmarkt 12.
^Herkules Karl (Dr. Ch ), IV., Fayoritenstrasse 25.
J Herrmann Franz Josef (Dr. Ch., G., Z.), I., Graben 31 (9—4).
0 Herrmann Jos. (Dr. Ch., G., Z.), Pr.-A., I., Wallfisehg. 6 (11—1).
Hertzka Hermann (Dr. fl. H.), I., Hohenstaufengasse 6 (2-3).
% Herwirsch Karl, Kr.-G.-A, und städt. Bez.-A. in Wiener-
Neustadt.
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$ Herz Maximilian, II., Praterstrasse 25 (2— 1 / 2 4).
0 Herz Moriz (Dr. Ch., G.)* IV., Heumühlgasse 5 (3—4).
°*Hesky Gustav (Dr. g. H.1, Weidliugau, Hauptstrasse 24, N.-Oest.
0 Hickel Karl (Dr. Ch., G., Z.), Bahn-A. in Wr.-Neustadt, Fraueng. 2.
* Htldwein Albrecht (Dr. Ch., G ), II., Unt. Augartenstr. 15 (2—4),
- Himmel Eduard (Dr. Ch.), IX., Maxmilianplatz 10 ( 2 — 3 ).
Hink Wilhelm (G.), III., Ungargasse 8 (2—4).
$ Hirsch Karl (Dr. Ch., G.), Bez.-W.-A., VI., Nelkengasse 2 .
0 Hitschfeld Josef in Salzburg, Weiserstrasse 12.
Hittnern Theodor, Ritter v. (Dr. Ch. G ), k. R., Lainz in N.-Oest.
0 Hladny Ernst (Dr. g. H.), Sollenau in N.-Oesterreich.
0 Hlawaö Julius, Edler v. Rechtwall (Dr. Ch. f G., A ), St. A., in Graz.
0 Hlawatsch Paul (Dr. g. H ), Werk-A., Trzynietz in Schlesien.
Hock Jakob (Dr. Ch., A.), Doc., I., Universitätsstrasse 4 (2—4).
daselbst; in der allg. Poliklinik (V 2 IO—11).
Höffinger Karl (Dr. g. H.), Curarzt in Gries bei Bozen. (Im
Sommer Brunnenarzt in Gleichenberg).
Hönigsberg Paul, Meran in Tirol. (Im Sommer in Gleichenberg).
$ Hoffmann Adolf (Dr. Ch., G.), I., Hoher Markt 11 (2—4).
0 Hoffmann Josef (Dr. Ch., G.), O.-S.-R. und Sp.-D., IX., im
allgem. Krankenhause.
* Hoffmann Josef (Dr. g. H.), I., Lobkowitzplatz 3 ( 2 —3).
0 Hofmann Eduard, Ritter v., O.-S.-R. u. Prof., IX., Petrarka-
gasse 6 .
Hofmokl Johann (Dr. Ch., G., 0.), Pr.-A. u. Doc., III., Rudolfs¬
gasse 15, ord. I., Helferstorferstrasse 9 (2V 2 —4)
- Hoisel Josef (Dr. g. H.) R.-A. und B.-A., Cilli in Steierm. (Im
Sommer in Rohitsch Sauerbrunn).
%~Hopfgartner Leopold, (Dr. Ch. G.). (Siehe Seite 3).
Horinek Alois (Dr. Ch., G.), pens. R.-A., Olmütz in Mähren.
0 Hornung Johann, D. der Landes-Irrenanstalt in Ybbs, N.-Oest.
J Huber Lorenz, (Dr. Ch., G.), Bahn-A., Ernstbrunn, N.-Oest.,
Stat. Ladendorf.
Huber Sebastian (Dr. Ch., G.), Meran in Tirol.
0 Husserl Heinrich J. (Dr. Ch., G.), S.-R., Jägemdorf in Schlesien.
°mHüttenbrenner Andreas, Ritter v., Doc u. dir. Pr.-A., I.,
Rauhensteingasse 1.
* Hyrtl Jos. (Dr. Ch.), H.-R. u. em. Prof., Perchtholdsdorfin N.-Oest.
J Illing Ferd. (Dr. g. H.) S.-R. u. Bez.-A., Troppau in Schlesien.
0 Innhauser Franz (Dr. Ch., G., A.), L.-S.-R. u. em. St.-Ph., I.,
Bräunerstrasse 7 (7*3 —7a4).
* Ivanchich Victor v. (Dr. Ch.), V., Wehrgasse 23 ( 12 — 1 ).
Jacobovics Maximilian Moriz (G.), I., Wollzeile 27 (10—11).
Jama Rudolf, VII., Halbgasse 25.
•Jarisch Adolf (Dr. g. H.), Doc., I., Giselastrasse 6 ( 2 —4).
mJarisch Ferdinand, I., Bognergasse 15.
•Jarisch Karl (Dr. Ch., Z.), I., Helferstorferstraue 4 (3 — 5).
* Jelinek Lambert (Dr. q. H.), VI., Brüokengasse 16 ( 2 —4).
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* Jelinek Ludwig (Dr. fl. H.), IX., Maximilianplatz 7.
0 Jendrassik Andreas, Prof, in Pest.
0 Jurii Theodor, Edler von Lavandal (Dr. Ch., G., A.), Präses
der Witwen-Soe., I., Bellariastrasse 6.
0 Jurii Adolf, Edler von Lavandal (Dr. Ch., G.), Bez.-A., VII.,
Neubaugasse 80 (8—4).
* Jurii Gustav, Edler von Lavandal (Dr. Ch., G., 0.), Doc., I.,
Tuchlauben 8 (3—4).
* Kaczander Moriz, I., Wipplingerstrasse 25.
* Kainzbauer Josef (Dr. Chem.), e. Prof, und k. R., I., Woll-
zeile 31 (2—4).
Kallay (Kohn) Adolf, I., Gauermanngasse 2 (Im Sommer
Brunnenarzt in Carlsbad).
$ Kämmerer Emil (Dr. Ch., 8., 0.), 3. R. u. St.-Ph., I., Kleppersteigg. 5.
0 Kaposi Moriz (Dr. Cb., 8.), Prof., IX., Alserstrasse 28 (2—4).
Kapper Simon (6.), I., Köllnerhofgaase 3 (2—3).
$ Kapsammer Joh. Georg (6), k. R. u. em. Bez.-A., VII., Floriani-
gasse 22 (7—8 V., 2—3 N.).
0 Karabaczek Julius (Dr. g. H.), VII., Eirchengasse 10.
0 Karajan Ludw., Ritt. v. (Dr. Ch., 6.), St.-R., I., Fleischm. 1 (3—5).
0 Kassowitz Max (Dr. Ch., 6.), I, Steindlgasse 2 (3—4).
Kattinger Karl (Dr. Ch., 6., 0.), IV., Karolinengasse 19 (3—4).
* Kehl Alois (Dr. Ch., 6.), Simmering, Hauptstr. 47, in N.-Oest.
Keller Alois (Dr. Ch., 6.), VI., Mariahilferstrasse 51 (1—2)
Kernecker Johann (P. Ch., 6 ), IX., Hahngasse 9 (2—3).
•Khautz v. Eulenthal Anton (Dr. Ch., G., 0-). VI., Mariahilfer¬
strasse lb (1—3).
Kitmann Franz (Dr. Ch., G.), Pr.-A., VII., Schottenfeldg. 43.
Kimast Franz (Dr. Ch., G.), A.-A., u. Bez.-W.-A. III., Haupt¬
strasse 51 (7—8, 2—3).
Kink Heinrich (Dr. Ch, 6.), städt. Bez.-A., Graz, Griesgasse 36,
in Steiermark.
Klein Ludwig, II., Ob. Donaustr. 105, Negerlegasse 6 (1—2).
Kless Victor (Dr. Cb., 6.), IX., Harmoniegasse 1.
Klodiianowsky Andreas, Alexandrien in Egypten.
Knechtl Karl, Com.-A. in Traun, Ober-Oesterreich.
Kner Max (Dr. g. H., Z.), III., Ungargasse 9.
■Koblitz Theodor (Dr. Ch., 6 ), IV., Hauptstrasse 69 (3—4).
Koch Ferdinand (Dr. Ch, 6.), I, Opernring 5 (11—3).
Koch Karl Gideon (Dr. Ch., 6.), pr. Bez.-A., X., Himbergerstr. 40.
Köhler Franz, III., Ungargasse 31 (3—4).
König Wenzel, IV., Favoritenstrasse 18.
Koepl Gustav, Ritter v. (Dr. Ch., 6 ), k. belg. L.-A., Graz,
Beethovenstrasse 20.
Köstenhand Eduard, Vü., Neustiftgasse 103.
Koffend Josef Karl (Dr. Ch.,6., A.), Ottakring, Ritterg. 22 (t — 3),
Kohn Emanuel (Dr. Ch., 6.), Doc. u. städt. A., VIH., Alser¬
strasse 11 (2—3).
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J Kohn Israel (Dr. Ch., G.), II., Praterstrasse 28 (12—2).
{ Kohn Josef, VII., Bur^gasse 54 (2—3).
* Kolisch Emanuel (Dr. Ch, G), I., Tuehlauben 7 (2 — 4).
"-Koller Rupert (Dr. Ch., G , A.), Pr.-A., I., Hoher Markt 13 (12—2).
* Konrad Karl (Dr. Ch., G.), VIII., Mariatreugasse 6 (1—2).
Kornfeld Josef (Dr. Ch., G.), I., Schottenring 30 (2—4).
Kosak A. Romeo, (Dr. Ch., G.), Baden in Nieder-Oesterreich.
0 Kostial Theodor (Dr. Ch., G ), R.-A., Iglau in Mähren.
$ Kottowitz Gustav, Edler v. (Dr. Ch., 6), B.-A. (Im Sommer
in Ischl, im Winter in Arco)
% Kotzbeck Josef (Dr. Ch ), G.-A., Radkeraburg in Steiermark.
Krahulec Samuel (Dr. fl. H.), III., Kleingasse 7.
0 Krainer Josef, Mistek in Mähren.
*»Kramer Emanuel (Dr. Ch., 6.), IV., Hauptstrasse 54 (2—3).
S Kraus Bernhard, I., Rathhausstrasse 17.
0 Krischke Ferd. (G ), Vfislau, Maithal 3, in Nieder-Oesterreioh.
* Kriiek Vincenz (Dr. Ch., G.), Siechenanstalt in Prag.
Kronser Viktor Nikolaus (Dr. Ch., G.), herzogl. Anhalt. S -R.,
Graz, Postgasse 5. (Im Sommer in Carlsbad.)
* Krlek Franz (Dr. fl. H.), VI., Wallgasse 13.
Kubasta Ernst (Dr. Ch., G .), H.-A. im Bürger Versorgungshause,
IX., Währingerstrasse 35 (1—2).
0 Kubinger Josef (Dr. fl. H.) Obernberg am Inn, Ober-Oesterr.
* Küchler Franz, B.-A. Luhatschowitz in Mähren.
Kugel Hermann, X., Himbergerstrasse 58.
$ Kumar Albin (Dr. Ch-, G., 0 ), Pr.-A. IV., Favoritenstr. 8 (2 — 4).
* Kupferschmid Adalbert (Dr. Ch.), Mürzzuschlag in Steiermark.
0 Lackenbacher Ignaz (Dr. fl. H.), III., Schützengasse 2 (2—3).
0 Ladenbauer Valentin (Dr. Ch., G.), VII., Lerchenfelderstrasse 13.
$ Läufer Vincenz (Dr. fl. H.^), VII., Mariahilferstrasse 12.
Laib Johann Nep. (Dr. Ch., G.), III., Hauptstrasse 9 (4—5).
* Lainasch Franz, VIII., Auerspergstrasse 9 (2—3).
0 Ldncz v . Länczos-K&r Ferd. (Dr. Ch., G., A.), königl. Rath,
Veszprim in Ungarn.
0 Langer Karl, Ritter von Edenberg, H.-R. u. Prof, IX.,
Währingerstrasse 11 (1—2).
%mLanger Peter (Dr. Ch., G.), III., Beatrixgasse 11 (2—4).
mLänyi Johann v. (Dr. fl. H., 0.), O.-St.-A., L.-W.-A. u. em.
Privat-Doc., VII., Hofstallstrasse 1.
0 Latzei Ignaz, I., Landesgerichsstrasse 10 (3—4).
0 Laufberger Wilhelm, Turnau in Böhmen.
* Lauterstein Simon, leitender Arzt der Wasserheilanstalt Ester¬
hazybad, VI., Kasernengasse 26 (3—4).
* Lederer Ignaz, VII., Burggasse 61 ( 1 /s2—V23).
Lehofer Josef, VII,, Mariahilferstrasse 8 (1—2).
Leidesdorf Max (Dr. Ch ), Prof., Ob.-Döbling, Hirschengasse 71.
%mLerch Alexander jun. (Dr. Ch., G.), II., Karmelitergasse 12.
(12-3).
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12
0 Lerch Johann Alexander sen., A.-A. und Ord.-A. im Sp. der
Barmherzigen, II., Taborstrasse 14 (2—3).
Lewy Eduard (Dr. Ch., G.), Doc., III., Radetzkystr. 8 (1—2).
Libochowitz Moriz, II., Taborstrasse 27 (1—3).
*mLichineckert Anton, Bahn.-A., Zwittau in Mähren.
mLiebl Josef (Dr. Ch., G., 0.), Brixen 27 in Tirol.
Liechtenstadt 8., I M Maximilianstr. 7. (Im Sommer in Marienbad.)
* Lipthay Johann v., K. Ph., Gran in Ungarn.
* List Josef (Dr. g. H.), Retz in Niederösterreich.
* Löbl Josef (Dr. Ch., G.)> I, Landskrongasse 1.
* Löffler Ad. (Dr. Ch., G.), städt. A., I, Wipplingerstrasse 32.
Loew Anton (Dr. Ch.), IX., Mariannengasse 20.
mLöw Franz, IV., Hauptstrasse 47 (2—3).
Löw Pinkas (Dr. g. H.), Kremsier, Mähren.
Löwi Hermann (G.), II., Novaragasse 20.
$ Löwinger Moriz, Lainz in Nieder-Oesterreich.
* Löwy Adolf (Dr. Ch., G ), Bez.-A., Modos in Ungarn.
°*Löwy Emil (Dr. g. H.), Marienbad in Böhmen.
0 Loidold Johann, VIII., Strozzigasse 37 (1—2).
0 Lorinser Friedrich Wilhelm (Dr. Ch., G., 0.), L.-S.-R. u. Sp.-D.,
IV., Favoritenstr. 30 (nur Mont., Mittw. u. Freit. 3—4).
0 Lostorf er Adolf (Dr. Ch.), I., Spiegelgasse 4 ( l / a l — V a 4).
0 Lott Gustav (Dr. Ch., 6.), Doc., I., BäckerBtrasse 7 (3—4).
°- Ludwig Ernst (Dr. Chem.), Prof., VIII., Albertgasse 1.
Lütkemüller Johann (Dr. g. H.), Primararzt, IV., Favoriten¬
strasse 4 (2—3).
5 Lunzer Josef (Dr. Ch., G.), Bahn-A., Krems in Nieder-Oesterreich.
Luiinsky Anton, Mödling, Pfarrgasse 16 in Nied.-Oest.
* Machold Josef, HI., Gärtnergasse 15 (1—3).
J Maenner Carl (Dr. g. H.), St. Peter in der Au, N.-Oe.
Mandelbaum Emanuel (G.), I., Franz Josefs-Quai 33.
* Mandl Moriz (Dr. Ch., G.), I., Mariengasse 4 (12—3).
* Mangold Heinrich, B.-A., Pest, VII., Ilollögasse 8, in Ungarn.
J Marenzeller Adolf, Edler v. (G.), I., Donnergasse 1, Neuer
Markt 5 (3—4).
Margulies Joachim (Dr. Ch.), B.-A., I., Schottenring 24 (2—3).
(Im Sommer in Franzensbad.)
* Markbreiter Josef (Dr. Ch., G., A.), Pr.-A., I., Wipplingerstrasse 20
(9-10).
Markbreiter Philipp (Dr. Ch.), II., Cirkusgasse 2 (2—3).
Matzal Theodor (Dr. Ch. G.), St.-A., I., Börseplatz 10.
Matzel Albert (Dr. Ch , G-. A.), I., Kohlmesserg. 8 (*/,3—4).
°mMauritz Josef (Dr. g. H.), Kapfenberg in Steiermark.
0 Mauthner Ludwig (Dr. Ch., G., A.), Prof., I., Lugeck 3 ( 1 / a 12—1).
Mayer Angelus (Dr. Ch., G.), I., Boguergasse 2 (1 - 3)
■ Mayer August (Dr. g. H.), Bez.-W.-A, V., Hundsthurmerstr. 34.
$ Mayer Karl (M. Ch.), IV., Alieegasse 14 (2—3).
«mMayerl Anton (Dr. Ch.), St.-A., Casa Geiringer 550, in Triest.
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13
* Mayersberg Heinrich (Dr. Ch., G.). IV., Mayerhofg. 8(2—3*/,).
% Mayr Theodor (Dr., Ch .), in Wiener-Neustadt.
* Mayr Wilhelm (Dr. g. H.), Bez. A. Rohrbach in Ob.-Oesterr.
0 Mayrhofer Hermann (Dr. Ch., G., 0.), Gries-Bozen in Tirol.
* Mayrhofer Karl (Dr. g. H ), Ried in Ober-Oesterreich.
Meschorer Emil, I, Reichsrathsplatz 3 (3—4).
0 Meynert Theodor (G.), H.-R. u. Prof., IX., Pelikang. 12 (2—4).
$ Mikulitsch Johann (Dr. g. H.), Prof, in Krakau.
Mittler Albert (Dr. g. H., Z.), I., Stefansplatz 2.
*■ Mittler Paul (Dr. Ch., G ), I., Elisabethstrasse 16 (2—3).
Modos Stefan v. (Dr. Ch., G.), I., Kärnthnerring 13 ( l / 2 1—2).
* Modry Moriz (Dr. Ch.), k. R. I., Schottenbastei 4. (Curarzt in
Roinau).
0 Molin Franz, e. Prof., I., Johannesgasse 18 (2—4).
Monti Alois (Dr. Ch., G.), Prof., I, Teinfaltstrasse 7 (10—12).
Morawetz Josef (Dr g. H.), St.-Ph. Königinhof, Böhmen.
- Mosetig Albert, Ritter v. Moorhof (Dr. Ch., G., 0.), Pr.-A. und
Prof, I., Fleischmarkt 1 (2—3).
0 Mraiek Franz (Dr. g. H ), Doe., I., Freiung 7.
J mMuch Ferd. (Dr. Ch., G , A., 0.), IV., Favoritenstr. 11 (3 — 4)
J Mück Alois (Dr. Ch., G.), A.-A., IV., Favoritenstrasse 44.
0 Mückisch Moriz (Dr. Ch , G.), Bez.-A., VI. Hofmühlgasso 15.
Mühlrad Ignaz (Dr. Ch., G .), I., Franz Josef-Quai 25 (2—3).
0 Müller Franz (Dr. Ch ), Prof, und D. im Thierarznei-Institut,
III., Linke Bahngasse 7 (11 V.).
* Müller Israel, Mislitz in Mähren.
Müller Moriz (Dr. g. H ), I., Operngasse 6 (2—3).
0 Müllner Franz (Dr. Ch .), k. R., II., Lilienbrunngasse 9.
0 Mysz Eduard (Dr. Ch. G. A. 0.), VII., Siebensterngasse 27.
Nader Josef (Dr. Ch.). Graz, Göthestrasse 42.
J Nagel Eduard (Dr. Ch., G.), I-, Fleiscbmarkt 14 (2—3). (Im
Sommer B.-A. in Trentschin-Teplitz in Ungarn.)
Namors Ignaz (Dr. Ch., G.), Jessenitz in Unterkrain.
$ Nesper Eugen (G.), VI., Bainabitengasse 12 (2—3),
* Neuhold Florian (G., A), I., Bäckerstrasse 3 (3—4).
J Neumann Isidor (Dr. Ch., G.), Prof., I., Rothethurmstrasse 29
(Val—7a 3).
0 Neuner Ferdinand (Dr. Ch.i 0.), St.-Ph., Tulln in N. Oest.
mNicoladoni Karl, (Dr. Ch ), Prof, in Innsbruck, Bahnstrasse 28.
Nied Leopold (Dr. g. H.), UI., Erdbergstrasse 36.
0 Nitsche Theodor (0.), Zeltweg in Steiermark.
mNoedl Ferdinand (Dr. Ch., G.), IX., Mariannengasse 24 (12—2).
$ Nusser Eduard (Dr. Ch., G., 0.), O.-S.-R. und em. St.-Ph., VIIL,
Alserstrasse 51, Feldgasse 23.
Oberit Johann (Dr. Ch.), I., Stefansplatz 5 (11—3).
% Obersteiner Heinrich sen. (Dr. Ch., G.), I., Hohenstaufeng. 9.
&*Ober8teiner Heinrich Benedict jun. (Dr. Ch.), Prof., Ober-
Döbling, Hirschengasse 71.
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«*© **© © _ *© o *© O ©*© 1 *©
14
$ Oettinger Karl, Pr.-A., IY., Karlsgasse 2 (Montag, Mittwoch u.
Freitag 3—4).
Oppolzer Theodor, R. v., R.-R. u. Prof., YIII., Alserstr. 25 (3—5),
$ Ornstein Leopold (G.), HI-, Hauptstrasse 90 (2—4).
Ö8er Leopold (Dr. Ch , G.), L.-S.-R. u. Pr.-A., I., Neuthorg; 20
(v. 2—4 daselbst; in der allg. Poliklinik v. 9—10).
* Oszwald Anton (P. Ch., G.), IH., Salesianergasse 33.
0 Paltauf Christian, B.-A„ Graz, Franzensplatz. (Im Sommer in
Neuhaus bei Cilli.)
* Passauer Moriz (Dr. Ch., G., 0.), I, Goldschmiedgasse 2 (2—4).
* Patzauer Armin (Dr. g. H ), I., Bognergasse 11.
•Pechlaner Arthur (Dr. g. H.), in Kirchberg am Wagram.
* Pernhoffer Gustav v. (Dr. Ch., G.), städt. A., IV., Hechteng. 9.
mPernitza Emil (Dr. Ch., G., 0.), Bahn-A., IV., Favoritenstr. 2
(V a 4—V a 5).
Pescha Wladimir (Dr. g. H ), VI., Mariahilferstrasse 87.
Peschka Johann, III., Pragerstrasse 14 (1—2).
Pfleger Ferd. v.Lindenfeld, (Dr.Ch.,G.), Bahn-A., Meidling in N.-Oe.
Pfleger Ludwig (Dr. Ch. G. 0.), Pr.-A., IX., Spitalgasse 23.
Pfost Viktor (Dr. g. H.), Sal.-A., Ischl in Ober-Oesterreich.
Pichler Johann (Dr. Ch., G., 0., Z.), I., Stefansplatz 6 (10—2).
Pichler Wilhelm, B.-A., II., Praterstrasse 35 (12—2). (Im
Sommer in Karlsbad).
Pillitz Benjamin (Dr. Ch., G.), G.-Ph., Veszprim in Ungarn.
Pins Emil (Dr. g. H.), I, Gonzagagasse 1 (2—3).
•Pinsker Arthur (Dr. fl. H.), ü., Josefinengasse 1.
Pleischl Theodor (Dr. Ch., G.), I., Kärnthnerstrasse 8 (2—4).
Pleniger Andreas, Ritt. v. Heilbrunn (Dr. Ch., G., 0.), R. R. u.
Pr.~A # , III., Heumarkt 23.
Pöll Eduard (Dr. Ch. G.), Hernals, Kirchengasse 40.
Pogamik Anton (Dr. Ch., G., A.), I., Kohlmarkt 16 (12—2).
Pokorny Wilhelm, I., Naglergasse 29 (1—3).
■ Polacsek Johann (G.), VI., Getreidemarkt 17 (2—4).
Polacsek Moriz, (Dr. fl. H), VII., Zieglergasse 2.
*Poldk Adolf, I., Maxmilianstrasse 4. (Im Sommer in Mödling).
Polak Jakob (Dr. Ch., G.)» L* Bibergasse 1 (2—3). (Im
Sommer in Ischl.)
Polansky Franz (G.), 1, Strobelgasse 2 (7*3—7a^)- (I m Sommer
in Ro2nau und Ehrenbürger daselbst).
Politzer Leopold Maximilian, Prof., I., Tuchlauben 7 (2— 4).
Pollak Moriz (Dr. g. H.), Währing, Wildemanngasse 29.
Pollak Otto (Dr. Ch., G.), I., Schottenbastei 14 (3— 4).
Pollak Sigmund (Dr. Ch., G.), Ober-Döbling, Hauptstrasse 74
in Nieder-Oesterreich.
Pollender Ferdinand (Dr. Ch., 0., G.), Bez.-A., IV., Margarethen*
strasse 4 (4—5).
*mPopper Heinrich (Dr. Ch., G.), prov. Bez.-W.-A., IV., Haaptitr 6.
Posteiberg Arnold, I., Schulerstrasse 8 ( l /*l—5).
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15
°mPreleitner Florian (Dr. Ch., G., 0.)? Bez.-A., Grossenzersdorf
in Nieder-Oesterreich.
0 Profanter Johann, Sal.-A„ Sugatag in Ungarn.
Puchly Constantin, IX., Währingerstrasse 56 (Mittags).
**Puppini Horatio A. (Dr. fl. H ), Bahn.-A., X., Himberger-
strasse 35 (2—4).
0 Putz Jakob (Dr. fl. H ), Kr.-A., Bega Sz. György in Ungarn.
0 Quass Rudolf (Dr. Ch.), Doc., Graz, Paulusthorgasse 3.
0 Quiquerez Eduard (Dr. Ch.), Pros , IV., Theresianumg. 13 (2—3).
I-Raab Wilh. (Dr.Ch.,G., 0.), A.-A., YI., Stumperg. 2 (8—9, 2—3).
* Rabatz L. (Z.), k. R. u. H.-Z.-A. I., Goldschmiedg. 1 (9—5).
0 Radda Ritter v. Boskowstein Ernest (Dr. Ch., 6., Th.), Ord A.
a. d. k. k. Rennweger Tabak-Fabrik, III., Lagergasse 1 (3—4).
* Raith Josef (6.), V., Hundsthurmerstrasse 7 (2 l / 2 —4).
°mRauchegger Josef (Dr. Ch., G.), Bez.-A., Neunkirchen in Nieder-
Oesterreich.
Rechinger Karl (Dr. Ch.), I., Friedlichstrasse 6 (1—2).
Reder Albert (Dr. Ch., 0.), pens. St.-A. u. Prof., I., Herrngasse 12.
Redtenbacher Leo (Dr. Ch., G., 0.), A.-A., I., Schottengasse 2.
Reiner Michael (Dr. Ch., G.), VII., Schottenfeldgasse 84 (1—3).
Reisinger Eduard, IX., Berggasse 11 (3—4).
Reismann Philipp (Dr. Ch. G.), IV., Kettenbrückengasse 8 (1—3).
■ Reitter Karl (G.), (s. S. 3.)
Rembold Otto (Dr. Ch., G., A .), Prof, in Graz., Recbbauerstr. 28.
Richter Benedict, VIII., Josefstädterstrasse 11 (Montag, Mitt¬
woch, Freitag 4—5).
Richter Max (Dr. Ch., G.), B. -Ch.-A., I., Fleischmarkt 17 (vom
October bis Juni Val Nachm.)
Riedel Johann, Ritter y., k. span. L.-A., Madrid in Spanien.
Riefler Franz X. Jos. (Dr. g. H.), I., Tuchlauben 7, (Montag,
Mittwoch und Freitag 2—4).
Riegler Leopold (Dr. g. H.), Bahn-A., Wölkersdorf a. d. Staats¬
bahn in Nied.-Oest.
mRobiscek Salomon (Z.), I., Maysedergasse 5.
Röchelt Emil (Dr. g. H.), B.-A., Meran in Tirol.
0 Roll Moriz Friedrich (Dr. Ch., G.), H.-R. und em. Prof.,
IX., Petrarkagasse 1.
0 Rogenhofer Karl, Mauthhausen a/d. Donau in Oberösterreich.
0 Rokitansky Karl, Freiherr v. (Dr. Ch., G ), Prof., D. des Maria
Theresien Frauen-Hospitales, I., Kärntnerring 2 (Va^—Va^).
Rokitansky Procop, Freih. v. (Dr. Ch., G.), Prof., in Innsbruck.
0 Rollett Alexander, R.-R., Prof., Graz, Harrachgasse 21.
Rollett Emil (Dr. Ch., G.), Doc., Dir. Pr. A., I., Giselastrasse 2
(von 3—4 daselbst; in der allg. Poliklinik von 1—2).
Bomich Oskar (Dr. fl. H.), IX., Nussdorferstrasse 74.
0 Rosenthal Moriz (Dr. Ch., G.), Prof., I., Krugerstrasse 12 (2—4).
%mRossiwall Edmund (Dr. Ch., G.), IV., Margarethenstrasse 2.
(2-3).
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16
$ Roth Ignaz (Dr. Ch., 6.)? I.» Himmelpfortgasse 7.
Rüben Karl (Dr. Ch.), I., Maximilianstrasse 9.
Rudnik Moriz (Dr. Ch., G.), Storozynetz in der Bukowina.
Ruff Josef, Stuttgart, Königstrasse 66.
* Rumbold Josef (Dr. Ch., 6., A.), Tarvis in Kärnten.
*mRuprecht Martin (Dr. Ch., G., 0.)? Pressburg, Klarisseng. 137
in Ungarn.
%mRussegger Hugo, Weyer in Ober-Oesterreich.
0 Riehaczek Karl, Ritter v. (Dr. Ch., G., 0.), Prof, in Graz,
Stempfergasse 4.
Sakelaridee Demeter (Dr. g. H.), I., Schellinggasse 6.
0 Salzer Friedr. (Dr. Ch., G., 0.), Prof., IX., Alserstrasse 4 (2—3).
* Samek Emanuel (G.), Hietzing, Platz 3, in Nieder-Oesterreich.
J Sauer Johann (Dr. Ch., G-, 0.), Krems in Nieder-Oesterreich.
$ Schaefer Eduard, (Dr. Ch., G ), e. Prof., Furth in Nied.-Oesterreich.
Schaefer Michael, III.. Hauptstrasse 56 (1—2).
0 Schaffer Johann B. (Dr. Ch., G.), Eibiswald in Steiermark.
Scharf Josef (Dr. Ch., G.), H.-A. d. mähr. Land.-Irrenanst. in Brünn.
* Schauer Joeef (Dr. Ch., G ), IV 7 ., Favoritenstrasse 14.
* Scheff Michael (Z.), A.-Z., I., Rathhausstrasse 3 (11—1).
0 Scheffer August, IX., Alserstrasse 14 (1—3).
0 Scheidl Anton (Dr. Ch., G.), Gaming in Nieder-Oesterreich.
Schell Mathias, III., Ungargasse 3 (2—3).
$ Schenk Samuel, Prot., IX., Währingerstrasse 11.
u Scherer Ferdinand, Ritter von (Dr. Ch., G. A ), H.-R. Graz,
Tunnelplatz 5.
% Schider Eduard (Dr. Ch., G.). (Im Sommer B.-A. in Wildbad-
üastein. In den Wintermonaten Curarzt in Arco, Südtirol.)
* Schiffmann Ignaz (Dr. Ch., G ), städt. A., VII., Mariahilfer-
strasse 28 (V* 2—3).
Schindelka Hugo (Dr. g. H.), III., linke Bahngasse 7.
Schindler-Barnay K., k. R., B.-A. in Marienbad,I., Nibelungeng. 15.
* Schipp Johann, Bahn- A.,Btucka. d. Leitha in Nieder-Oesterreich.
J Schlager Ludwig (Dr. Ch.), R.-R., Prof. u. D. d. n.-ö. Landes¬
irrenanstalt, IX., Lazarethgasse 14 (3—4).
Schlesinger Benedict Josef (Dr. Ch., G.), I., Jasomirgottstr. 8.
0 Schlesinger Moriz (Dr.Ch.,G ), A.-A., Fünfh., Schönbrunnerstr. 61.
0 Schlesinger Wilhelm (G.), Doc. I, Tuchlauben 7.
J Schlosser Anton (Dr. Ch., G.), St.-A. in Olmütz, Oberring 6.
0 Schmerling Rainer, Ritter y. (Dr. Ch., A.), H.-R., (s. S. 3.)
J Schmid Adolf, I., Giselastrasse 9 (1—2).
* Schmid Gregor, (D. Ch. G.) städt. A., III., untere Viaduktg. 3.
*-Schmid Richard (G.), Pitten in Nieder-Oesterreich.
Schmidt Nicolaus (Dr. Ch., G ), IV., KarolinengasBe 18.
*~Schmitt Josef, Simmering 48, in Nieder-Oesterreich.
0 Schneider Franz, Min.-R. und Prof., IX., Berggasse 10.
I Schneller Josef Ritt. v. (Dr. Ch.), O.-S.-R., IX., Lichtenstein¬
strasse 4 (2—3).
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17
J Schnepp Moriz M. (Dr. g. H.), IX., Porzellangasse 25.
0 Schnitzler Andr., (Dr. Cb., 0 ), Bez.-A., IX., Lackirerg. 4 (7—8).
* Schnitzler Johann, R.-R. und Prof., I., Burgring 1 (von 2—4
daselbst; in der allg. Poliklinik von 8—9).
Schoberlechner Wilhelm (Dr. Ch., 6 ), A.-A, IX., Alserbach-
strasse 13 (2—3).
0 Schönfeld Ernest, Freih. v., (Dr. Ch., G.), VII., Zieglergasse 1.
Scholz Franz (Dr. Ch , G., 0.), Pr.-A. ; I., Bräunerstr. 10 (2—3).
'•Scholz Josef (Dr. Cb., G., 0.), IW, Waaggasse 1
•iSchopf Franz (0.), Pr.-A., VI., Mariahilferstrasse 113 (2—3).
0 Schott Ferdinand (Dr. Ch., 6.), Prof, in Innsbruck.
0 Schrank Josef (Dr. Ch., G.), k. k. B.-A., VIII., Josefstädter¬
strasse 53.
Schreiber Josef (Dr. Ch., G.), Doc. Aussee in Steiermark.
Schrötter Adolf (Dr. g. H.), I. Rudolfsplatz 6.
Schrötter Leopold, Ritter v. (Dr. Ch., G.), Prof., IX., Mariannen¬
gasse 3 (3— ± l U).
J Schroff Karl Damian, Ritter sen. H.-R. u. e. Prof, in Graz.
•Schroff Karl, Ritter v., jun. (Dr. Ch , G.), Prof, in Graz, Burgg. 17.
0 Schuber Hermann (Dr. Ch, G., A ), VIIL, Wickenburggasse 24
(1—3). (Im Sommer B.-A. in Hall, Ober-Oesterreich.)
0 Schuck Johann Nep., Unt. St. Veit, Kircheng. 41, in Nieder-Oest.
* Schum Johann (Dr. Q. H.), VII., Kaiserstrasse 37 (2—3).
£ Schuscha Franz (Dr. g. H.), Bez.-A., Weiz in Steiermark.
0 Schuster Hermann, R. v. (Dr. Ch. G.), A.-A., I. Wollzeile 6.
0 Schwartzer Franz (Dr. Ch.), k. R. in Ofen.
* Schwarz Felix, (Dr. g. H ), II., Czerningasse 4
5 Schwarz Israel (Dr. Ch., G.), H., Czerningasse 4
Seegen Josef, Prof., I., Liebenberggasse 7 (4—5).
0 Seeger Ludwig (Dr. Ch., G.), ord. A. im Wiedner-Sp., I,, Loth¬
ringerstrasse 3.
Seidl Edmund (G.), III., Marokkanergasse 3 (3—5).
°mSeng Josef (Dr. Ch., Z.), I., Tuchlauben 5 (9—5).
°-Seng Victor (Dr. Ch., G., 0.), Chef.-A. der I. k. k. priv. Do-
nau-Dampfschifffahrt-Gesellschaft. L, Tuchlauben 21 (2—3).
Sentinella Franz (Dr. Ch., G.), I., Hoher Markt 12.
$ Seyberth Karl, VII., Lindengasse 30.
°mSieber Karl (Dr. Ch., G.), Salzburg, Mirabellenplatz 7.
Siebner Wilhelm, I., Rothenthurmstrasse 37.
Silberer Samuel (Z.), II. Praterstrasse 36.
* Singer Emerich (Dr. Ch., G.), Troppau in Schlesien.
Singer Kaspar, I., Bräunerstrasse 10 (10—2, 4—5).
Skofitz Adolf, I., Rauhensteingasse 1 (10—1, 3—5).
'•Sobotka Ignaz (Dr. g. H.), IV., grosse Neugasse 2 (2 — 3).
J Spängler Alois (Dr. Ch., 0.), Stadt Steyr, Stadtplatz 20 in Ober-
Oesterreich.
$ Späth Jos. (Dr. Ch., G.),H.R.,L.-S.-R. u.Prof., IX., Maxmilianpl. 10.
*mSperl Johann (Dr. Ch., G v , Teesdorf in Nieder-Oesterreich.
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18
Spitczer Ludwig (Dr. Ch., G) I., Parisergasse 4 (2—4).
0 Syitzmüller Julius (Dr. Ch., G.), YIII., Buchfeldgasse 2 (2—3).
$mStaininger Earl (Dr. Ch., G.), Bez.-A., Mattighofen in Ob.-Oest.
0 Standhartner Jos., Pr.-A„ IX., im allg.Krankenh. (10—11, 5—6).
mSteinberger Ignaz (Dr. Ch., G.), Bez.-W.-A., II., Circusg. 23.
Steinschneider Jakob (Dr. Ch., G.), I., Seitenstetteng. 5 (2-4).
0 Stellwag v. Carion Karl (Dr. Ch., G. A.), H. R. und Prof., I.,
Helferstorferstrasse 4 (2—3).
$ Stenzl Anton (Dr. Ch., G.), R.-A., IX., Alserbachstr. 4 (2—4).
l^Stern Adolf (Dr. Ch., G.), Oberleutensdorf in Böhmen.
*mStern Julius (Dr. Ch., G ), Bahn-A., Simmering, Hauptstr. 102
in Nieder-Oesterreich.
Stern Samuel (Dr. Ch., G.), Prof, II., Ferdinandstr. 22 (1—2).
°~Stieger Hermann (Dr. Ch., G.), k. R., Sal.-A., Ischl in Ober-
Oesterreich.
- Stiglitz Moriz (Dr. Ch., G.), IV., Pressgasse 15 (7—8, 3—4).
* Stöckl Alois, Ritter y. (G.), III., Erdbergstrasse 1 (3—4).
0 Stöger Georg (Dr. Q. H.) dirig. Pr.-A. im allg. Erankenhause in
Stockerau, Nieder-Oesterreich.
Stöhr Josef, Bahn-A., I., Lothringerstrasse 1 (2—3).
Störck Karl (Dr. Ch. G.), Prof, I., Wallfischgasse 9 a (2—4).
0 Stohl Lucas (Dr. Ch., G.), I., Neuer Markt 7 (1—2).
J Streintz Josef Anton (Dr. Ch., G., A.), in Graz, Burgring 16.
* Suchy Julius (Dr. Ch., G., A.), St.-Ph. und Ord.-A. im Sp. der
barmherzigen Schwestern, Kremsier in Mähren.
Süsz Sigmund (Dr. Ch., G.), VIII., Alserstrasse 31.
-Swoboda Karl, (Dr. Ch.) Pottendorf in Niederösterreich.
0 Szkala Bartholomäus (Dr. Ch. G.), VIII., Florianigasse 46 (2—4).
Szongott Theodor (Dr. g. H.), I., Franzensring 22.
* Szöts Josef, Edler v. Incsel (Dr. Ch., G., A.), R. A., I., Tiefer
Graben 37 (1—4).
Sztankovansky Johann v. (G.), B.-A., IX., Schwarzspanier¬
strasse 4. (Im Sommer in Carlsbad, Böhmen.)
Taussig Wilhelm, I., Rothenthurmstrasse 19 (2—4).
0 Teleky Hermann (Dr. Ch., G.), I., Strobelgasse 2 (3—4).
$ Tennhardt Christian, VI., Gumpendorferstrasse 10 (1 - 2).
Trafoyer Alois (Dr. Ch., G.), Hernals, Hauptstrasse 44. (1—2).
* Treschl Josef, (Dr. g. H.), Sanit.-Assist. Deutsch-Landsberg
in Steiermark.
%*Turkiewicz August, II., Grosse Pfarrgasse 23.
J Tuschak Leopold (Dr. Ch., G.), III., Rennweg 37 (2—3).
* Ullrich Albert, (Dr. fl. H ), Neulerchenfeld, Hauptstr. 25. (2—3).
Ulrich Franz (Dr. Ch., G., 0.), Min.-R., Ober-Döbling, Annag. 6.
0 Ultzmann Robert (Dr. Ch., G., 0.), Doc., VIII., Alserstrasse 7
(2—3 daselbst; in der allg. Poliklinik 11—12).
°"Unterholzner Balthasar (Dr. Ch., G.), dir. P.-A. im Leopoldstädter
Kinderspital, I., Rothenthurmstrasse 19 (Dienstag, Donners¬
tag, Samstag 2—3).
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0*0 # * ®* * O * CH* ®*©# * 0*0* ©* * * ®*
19
0 Uragg Heliodor (Dr. Ch., 6.), Graz. Griessgasse 1.
0 Urbantschitsch Alois sen. (6. Th.), R.-R. Ord.-A. im Sp. der
Elisabethinerinnen, III., Hauptstrasse 26 (3—4).
0 Urbantschitsch Victor jun., Doc., I., Parkring 2 (11—1 und
2-*/t4).
* Urbaschek Felix., B.-A., IX. Brünnlbad. (Im Sommer in Mürz¬
zuschlag, Steiermark.)
0 Valenta Alois (Dr. Ch. 6., A.), R.-R. und Prof, in Laibach.
0 Verson Heinrich (Dr. Ch., G.), Prof, in Padua.
Veth Felix (Dr. g. H.), Aussee in Steiermark.
Vogl August (Dr. Ch., G., A.), Prof., IX., Petrarkagasse 1.
Wackenreiter Georg (Dr. Ch. G.), prov. B.-W.-A., VII., Burg¬
gasse 25 (2—3).
Waginger Karl (G.), VIII, Piaristengasse 10 (2—3).
Wagner Josef (M. Ch.), VII., Neubaugasse 64 (1—2).
Wahrmann Sigmund (Dr. Ch., G.), I., Wollzeile 29 (8—9, 3—4).
Waldhäusl Ignaz (Dr. Ch. G.), Graz, Franziskaner platz 10
Walser Franz (Dr. Ch., 0.), Doc. und Pr.-A. im Barmher-
zigen-Spitale in Graz, Albrechtgasse 8.
Walter Kaspar, II., Untere Donaustrasse 33 (2—3).
*Waneck Wilhelm (Dr. fl. H.), IV., Favoritenstrasse 28. (3—4).
» Wasserburger Franz (Dr. Ch., G.), Braunau in Ober-Oesterreich.
Weichselbaum Anton (Dr. fl. H.), Pros., IX., Garnisongasse 8.
■ Weigel Michael, Hernals, Kirchengasse 25 (2—3).
Weil Heinrich, Ritter v. (Dr. Ch., G.), k. R., D. d. orthop.
Heilanstalt in Währing, Cottagegasse 3 (3—5).
'Weil Karl, Prof, in Prag, Mariengasse 25.
'Weiler Alois (Dr. Ch., G).. V., Kettenbrückengasse 1 (2-3).
• Weinberg Jakob (Dr. Ch., G.,) VII., Stiftgasse 1 (1—2Va)«
Weinke Franz sen., I., Tuchlauben 7 (2—4).
Weinke Franz Eduard jun., (Dr. fl. H.), VI., Liniengasse 5
(Dienstag, Donnerstag, Samstag 2—4).
'Weinlechner Josef (Dr. Ch., 0.), Prof., IX., Alserstrasse 4
(2-3).
Weintraub Salomon (Dr. Ch. G.), II., Praterstrasse 33 (7*2—3).
Weiser Karl, k. R., VIII., Laudongasse 34 (3—4).
Weiss Abraham (Dr. Ch., G.), I., Kohlmessergasse 8 (12-2).
Weiss Adalbert (Dr. Ch., G.), III., Salesianergasse 8 (2—4).
o m Weiss Josef (Dr. Ch., G.), I., Wipplingerstrasse 20 (1—3).
0 Weiss Simon (Dr. Ch., G.), I., Gonzagagasse 9 (12—1). (Im
Sommer Brunnenarzt in Gleichenberg.)
0 Wellenthal Johann (Dr. Ch., G., M. Pharm.), Bez.-A., Hart¬
berg in Steiermark.
0 Welponer Aegidius, (Dr. fl. H.), Prof, in Triest, Cors. Stadion 8.
Wenderich Ernst (Dr. Ch., G., 0.), VI., Mariahilferstrasse 41.
* Wertheim Gustav (Dr. Ch., G.), Pr.-A., u. Prof., I., Werder¬
thorgasse 4 (1—3).
* Widenhorn Josef (Z.), VII., Neustiftgasse 22.
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20
0 Widerhofer Hermann (Dl*. Ch.), Prof., H.-R. und L.-A., I., Plan¬
kengasse 3 (3-4).
Widl Karl (Dr. Ch., G.), VII., Neustiftgaaae 129 (1—2).
Wiener Johann Joachim, k. R., I., Wollzeile 35.
» Wiesinger Edmund (Dr. Q. H., Z.), IV., Hauptstrasse 6. (9—5)
Wilhelm Josef (Dr. Ch., 6.), Bahn-A., II., Leopoldgasae 24.
Wimmer Johann (Dr. Ch., G., 0.), pr. Bez.-A., Vlft., Georga-
gaaae 1 (V 2 3—4).
Winiwarter Alexander, Ritter v. (Dr. Ch., G.), k. belg. Prof.
Lüttich, rue St. Veronique 29, in Belgien.
Winiwarter Felix, Ritter v., (Dr. g. H), Oberhollabrunn,
Niederöaterreich.
Winternitz David, I., Salvatorgasse 8 (3—4).
Winternitz Wilh. (Dr. Ch., G.) ; Prof., k. R. u. B.-A., I., Helfera-
torferatraase 9 (in d. allg. Polikl. v. 10—11). Im Sommer
in Kaltenleutgeben.)
WitlaUl Andreas, S.-R. u. Bez.-A., VIII., Piariateng. 17 (2—3).
Wölfler Bernhard (Dr. Ch., G.), k. R., Währing, Israeliten«
Spital (9 — 10).
Wolf Josef, Bahn-A., Floridadorf 161 in Nieder-Oesterreich.
Wolfenstein Nathan (Dr. Ch.), Bez.-A., Auspitz in Mähren.
Wolfram Johann Nep. (Dr. Ch., G.), Traiamauer in Nieder-Oeat.
Wolfsgruber Johann, Bahn- und B.-A., Gmunden in Ob.-Oeat.
Wollner Karl (Dr. Ch ), VII., Burggaaae 20 (2—3).
Wonka Franz, (Dr. B . H.) A. A. II. Grosse Sperlgaaae 21 (2—3).
Wschiansky Karl (Dr. Ch.), VIII., Josefatädterstr. 30 (i—3).
Würstl Johann (Dr. Ch., G.), I., Wipplingerstrasse 31 (Montag,
Mittwoch, Freitag 3—4).
Würstl Karl, I., Mölkerateig 13 (2—4).
Würtzler Ladislaus, (Dr. g. H.), III., Erdbergstr. 29 (9—10).
Zanchi Josef, Ritter v. Catto und Linchenberg, IV., Margarethen¬
strasse 40 (1—3).
Zavisics Severin (Dr. Ch.), I., Seitenstättengaase 5 (1—3).
Zbofil Bartholomäus (Dr. fl. H.), Leiter der Pockenabtheilung
im Communalspitale, X. ; Triesteratraaae.
Zechmeister Franz, (Dr. Ch., G.) Esseg in Slavonien.
Zeissl Maxm. Michael v. (Dr. g. H ), IX., Maxmilianplatz 11.
Zemann Adolf, (Dr. g. H.), IX,, Mariannengasae 32.
Zenker Rudolf, VI., Mariahilferstraase 63 (2—3).
Zickler Julius, Teusing in Böhmen.
Ziffer Emil (Dr. g. H.), Gleichenberg in Steiermark.
Zipfel Franz (Dr. Ch., G), II., Taboratrasse 14 (3—4).
Zontides Demeter (Dr. Ch., G.), I., Weihburggasse 26.
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Beilage zu den „Mittheftlangen des Wiener medicinisehen Doctoren«
Collegftums“. 1185. XI. Band, Nr. 8.
"jhtsmtal- uml thrmä^imtaml
des
Unterstützungs-Institutes
des
Wiener medicinisehen Doctoren-Colleginms
am Schlüsse des Jahres 1884.
V ervraltung.
Präsident: Dr. Rainer Ritter y. Sohinerling.
Secretär und Cassier: Dr. Karl Reitter.
Ausschüsse.
Die P. T. Herren Doctoren:
Gerstel Adolt
Gruber Alois.
Ha8Chek Jakob.
Heim Josef.
Holtmann Adolf.
Mittler Pani.
Eine Stelle war durch das Ableben des M.-R. Dr. Preyss unbesetzt.
Rechnunff»-Cen«oreii.
Die P. T. Herren Doctoren:
Nu88er Eduard.
SchefT Michael.
Sohneller Josef, R. v.
Schwarz Israel.
Wollner Carl.
Fürth Ludwig. Heinemann Leopold. Klein Ludwig.
Gründer dem Institutes
unter Anführung der von selben erlegten Grttndungs-Capitalien
Die P. T. Herren Doctoren:
Adler Hans 100 fl. N.-R.
Aitenberger Alois 1000 fl. 5°/ 0 Obi.
1000 fl. N.-R.
Artl Ferd. sen., Ritter v., 200 fl. in
Creditlosen.
Bastler Anton D. 100 fl. Silber-Rente.
Bernhart Ferd. 100 fl. Noten-Rente.
Billroth Christian Theodor 100 fl.
baar.
Blumenfeld Eduard 100 fl. Notenrente.
Braun Carl Ritt. v. Fernwald 100 fl.
baar.
Brücke Ernst, Ritter von, 100 fl. 5°/ 0
Obig, und 100 fl ung. Goldrente.
Dittel Leop. 200 fl Noten-Rente und
300 fl. Silber-Rente.
Dlauhy Johann 500 fl. 5°/ 0 Obi.
Eichhorn Friedrich 500 fl. 5°/ 0 Obi.
Gerstel Adolf 100 fl. Noten-Rente aus
Anlass seines 50jährigen Doctoren-
Jubiläums.
Gewinner des Haupttreffers bei der
dritten Ziehung der Donau-Dampf-
schifffahrts-Lose 100 fl. 5°/ 0 Obi.
Gruber Alois 100 fl. 5°/ 0 Obi.
Ha8Chek Jakob 100 fl 5% Obi. und
180 fl. baar.
Heinemann Leop 200 fl. N.-R. aus An¬
lass seines 40jähr. Doctor-Jubiläums.
Heinrich Johann Edler v. Omorovitza
100 fl. Creditlose.
Hoffmann Adolf 100 fl. Noten-Rente.
Hoffmann Henriette 100 fl. baar.
Hopfgartner Leop. 100 fl. Silber-Rente.
Hyrtl Josef 1000 fl. baar.
v. Ivänchich Victor 500 fl. 5°/ 0 Obi.
Kainzbauer Josef 100 fl 5°/ 0 Obi.
Koblitz Theodor 100 fl. Noten-Rente.
Lackner Karoline. Med Dr. Witwe
200 fl N.-R. nach dem Ableben ihres
Gatten des Herrn Dr. J. N. Lackner.
Lamma80h Franz 100 fl. 5 u / 0 Obi.
2
Lanosv. Lanczos-kerFerd. lnofl.S.-R. Sohroff Carl sen., Ritter v., 1000 fl.
Lederer Ignaz 100 fl. Noten-Rente. 5°/ 0 Oblig.
LSschner Josef, 500 fl. 5°/ 0 Obi. Schüok Johann, 100 fl. Noten-Rente
Neuhold Florian 100 fl. 5°/ 0 Obi. Skoda Franz, Ritter v., 500 fl. und
Nu88er Eduard 100 fl. 5°/ 0 Obi. und 400 fl. Noten-Rente an seinem 81.
100 fl. Silber-Rente. Geburtstage.
0ber8teiner Heinr. sen. 200 fl. 5% Obi. Streintz Jos. Ant. 100 fl. 5% Oblig.
Oberateiner Heinr. jun. 300 fl. N.-R. Wölfler Bernhard 100 fl. Noten-Rente.
Romiqh Oskar 2000 fl. Noten-Rente. Würstl Johann 200 fl. 5°/ 0 Obi. und
Schneller Josef, Ritter von, 300 fl. 25 fl. baar.
5°/ 0 Obi. und 1000 fl. Noten-Rente. Zipfel Franz 100 fl. baar.
Soholz Franz 100 fl. baar. Zontides Demeter 100 fl. baar.
Wohlthäter: Die Doctoren: Braun Gust. 50 fl., Kainzbauer Jos 10 fl , Koch
Ferd. 2 fl., Leroh Joh. A. sen. 20 fl., Mont! A. 10 fl., Reder Albert 20 fl.
Anmerkung: Die nachstehend verzeichneten, seither verstorbenen
Gründer hatten dem Institute als Gründungscapital zugewendet, nämlich die
P. T. Herren Doctoren:
Creutzer Ludwig 100 fl. 5°/ 0 Oblig.
Dumreleher, Freih. v. Oester reicher,
Johann 500 fl. 5°/ 0 Oblig.
Elfenberger Vincenz 200 fl. 5°/ rt Obi.
und bei seinem Ableben ein Legat
von 1000 fl. in Grundentlast -Oblig.
Götz Josef 200 fl. 5°/ 0 Oblig.
6ranich8tätten ßigm. 100 fl. N.-R.
Gulz Ignaz 300 fl. 5% Obligat, und
bei seinem Ableben ein Legat von
500 fl. Noten-Rente.
Güntner Franz, Ritter v., 1000 fl. 5°/ 0
Oblig. und aus Anlass seines 50jähr.
Doctor - Jubiläums 2000 fl., dann
noch zum 60jähr. Doctor-Jubiläum
1000 fl. Silber-Rente.
Haller Moriz 100 fl. baar.
Hebra Ferd. sen. Ritt, v., 500 fl. 5°/ 0 Obi.
Helder Moriz 500 fl. 5°/ 0 Oblig.
Herz Rudolf 100 fl. 5% Oblig.
Herzfelder Heinrich 500 fl 5°/ 0 Obi.
und bei seinem Ableben ein Legat
von 500 fl., resp. nach Abzug der
Uebertragungsgebühr 450 fl. baar.
Huber Joh. N. 100 fl. 5°/ 0 Oblig. und
100 fl. Noten-Rente anlässlich seines
50jährigen Doctor-Jubiläums.
Kirschnek Carl 300 fl. baar.
Klucky Josef 100 fl. 5°/ a Oblig.
Lackner Michael 100 fl 5°/ 0 Oblig.
Leitner Gustav 100 fl. 5°/ 0 Oblig.
Lemberger Ignaz 100 fl. 5°/ 0 Oblig.
Michalek Johann 100 fl. 5°/ 0 Oblig.
Mitterbauer Anton 100 fl 5°/ 0 Oblig.
Nadler Franz Xav. 100 fl. 5°/ 0 Oblig
Oppolzer Joh. sen. 1000 fl. 5 u / 0 Obi.
v. Patruban Carl 200 fl. 5% Oblig.
Peters Legat 100 fl. baar.
Pltha Franz, Frh. v., 200 fl. 5°/ 0 Obi
Preyss Georg 200 fl. 5®/ 0 Oblig. und
100 fl. Noten-Rente.
Prinz Franz 210 fl. baar.
Raimann Evarist 1000 fl. 5% Oblig.
und bei seinem Ableben ein Legat
von 200 fl. baar.
Redtenbacher Wilh. 200 fl. 5°/ 0 Obi.
und überdiess legirte derselbe in
seinem Testamente seine ausstehen¬
den ärztlichen Honorare, welche
auch vom Hm. Testaments-Executor
Dr. jur. Ritter v. Luschan im Ge-
sammtbetrage pr. fl. 1369 92 an die
Institutscasse abgeführt wurden.
v. Reider Johann bei seinem Ableben
ein Legat von 1000 fl. baar.
Romich Johann 100 fl. Noten-Rente.
Rosswinkler Anton 100 fl. 5°/ 0 Obi.
Ro8wadow8ky Ferdinand, Ritter von,
200 fl. 5°/ 0 Oblig.
Satter Joh. Nep. 100 fl. 5°/ 0 Oblig.
Sohäfer August 100 fl. 5°/ 0 Oblig.
Sohlesinger Her. 100 fl. 5°/ 0 Oblig.
Schuh Franz 500 fl. baar.
Seeburger Joh., Fr. v., 1000 fl. 5°/ 0 Obl.
Seng Franz 500 fl. 5% Oblig., ferner
aus Anlass seines öOjähr. Doctor-
Jubiläums 500 fl. 1860-Lose; endlich
bei seinem Ableben ein Legat von
1000 fl. Noten-Rente.
Sigmund R.v. Illanor Carl 500 fl. 5% Ob
Skoda Josef, 4000 fl. 5°/ 0 Oblig. und
zweimal je 2000 fl. Noten-Rente,
zusammen 8000 fl.
Sobotka Ignaz 100 fl. 5°/ 0 Oblig.
Strauss Franz 100 fl in Baarem und
aus Anlass seines 50jähr. Doctor-
Jubiläums 200 fl. 5% Oblig.
Striech Florian 500 fl. 5°/ 0 Oblig.
Ungenannt bleiben wollender Wohl¬
thäter 300 fl. in Baarem.
Yivenot Rud R. v., 100 fl. Silb.-Rente.
Weil Wilhelm 1000 fl. 5°/ 0 Oblig.
Zeis8l Hermann 100 fl, 5°/ 0 Oblig.
Zsigmondy Adolf 200 fl. Silber-Rente.
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3
Adler Hans
Adler Heinrich
Altenberger Alois
Alexovlts Ernst
Aitmann Karl
Barda8 Moriz
Bars Sigmund
Bassllnaer Ignaz
Baby Franz
Bauer Moriz
Beheel Anton
Benedikt Moriz
Bergmeieter Otto
Bernhart Ferdinand
Bernheim Friedrich
Bi8enz David
Blumenfeld Eduard
Born Anton
Borstieber Ludwig
Brandlmayer Michael
Braun Hermann
Buchmöller Anton
Burger Emanuel
Burghardt Josef
Chimanl Franz
Chmel Carl
Chrastina Johann
Czeoh Stefan
Czuberka Carl
De 800 vich Josef
Dine8 Leon
Dittel Leopold
Dlauhy Johann
Donnau Johann
DorfWirth Josef
D08tal Heinrich
Eder Albin
Egger Gustav
Ehrenreioh Ludwig
Ehrmann Ignaz
Eibensteiner Ignaz
Eichhorn Friedrich
Elsenwenger Alexander
Engel Carl
Engel Christian
Englisch Josef
FallenbSck Wilhelm
Fanto Moriz
Fieber Carl
Fink Vincenz
Fischer-Coibrie Carl
Fischer Hermann
Förster Leopold
Frank Emanuel
Frsy Moriz
Frosohaser Franz
Mitglieder.
Die F. T. Herren Doctoren
Förth Ludwig
Gau8ter Friedrich
Gelmo Josef
Gerhold Anton
v. Gerl Gustav
Gerstel Adolf
Gnindinger Hugo
Gold Alexander
Goldberger Moriz
Gold8Chmldt Jakob
Gross Emil
Gruber Alois
Gruber Josef
Grönfeid Josef
v. Gunz Willibald
v. Györy Adalbert
Haefelin Adolf
Haefelln August
Hamburger Berthold
Hartl Adolf
Hausohka Jos.Dom , R v.
Heigl August
Helm Josef
Heinemann Leopold
Heinzei Ludwig
Heller Franz
Herkules Carl
Herrmann Franz Joset
Herwirsoh Carl
Herz Max
Hildwein Albrecht
Hirsch Carl
HofTmann Adolf
Holfmann Josef II.
Hopfgartner Leopold
Huber Lorenz
Illing Ferdinand
Jama Rudolf
Jelinek Lambert
Jelinek Ludwig
Kaczander Moriz
Kainzbauer Josef
Kallay Adolf
Kämmerer Emil
Kapsamer Joh. Georg
Kehl Alois
Keller Alois
Kerneoker Johann
v. Khautz Anton
Kienast Franz
Kink Heinrich
Klein Ludwig
Kless Victor
Knecbtl Car)
KtbiHz Theodor
Ktoh Ferdinand
Köhler Eranz
Köstenband Eduard
Kofffend Josef
Kohn Emanuel
Kohn Israel
Kohn Josef
Kolisoh Emanuel
Konrad Carl
Kotzbeck Josef
v. Kottowitz Gustav
Kramer Emanuel
Kraus Bernhard
KFiiek Vincenz
Kriek Franz
Köchler Franz
Kumar Albin
Kupfer8Chmid Adalbert
Lammasoh Franz
Langer Peter
Lauterstein Simon
Läufer Vincenz
Lederer Ignaz
Leroh Alexander jun.
Llchtneokert Anton
v. Llpthay Johann
List Josef
Löbel Josef
Löffler Adolf
Lövy Adolf
Löwinger Moriz
Löwy Emil
Lunzer Josef
Machold Josef
Maenner Carl
Mandl Moriz
Mangold Heinrich
v. Marenzeller Adolf
Markbreiter Josef
Mayer Carl
Mayersberg Heinrich
Mayr Theodor
Mayr Wilhelm
Mayrhofer Carl
Mikulitsch Johann
Mittler Paul .
Modry Moriz
Much Ferdinand
Möck Alois
Möller Israel
Nagel Eduard
Nesper Eugen
Neuhold Florian
Neumann Isidor
Nied Andreas
Nasser Eduard
Osttlager Carl
4
Qrn8teln Leopold
Oszwald Anton
Passauer Moriz
Patzauer Armin
v. PernhofTer Gustav
Pernltza Emil
Piohler Johann
Pin8ker Arthur
Polaozek Johann
Pollak Moriz
Pollendar Ferdinand
Pollitzer Leopold
Popper Heinrich
Pupplnl Apollonius
Raab Wilhelm
Rabatz L.
Raith Josef
Roder Albert
Reiner Michael
Relsinger Eduard
Reismann Philipp
Reitter Carl
Riefler Franz
Riegler Leopold
Rossiwall Eduard
Roth Ignaz
Rumbold Josef
Rupreoht Martin
Ru8segger Hugo
Samek Emanuel
Sauer Johann
Sohaefer Eduard
Schauer Josef
SohefT Michael
Sohenk Samuel
Sohlder Eduard
SchHTmann Ignaz
Schipp Johann
Schlager Ludwig
Schlesinger Moriz
Schlosser Anton
Sohmld Adolf
Sohmid Gregor
Schmidt Josef
Schmidt Richard
Schneller Josef, Ritt. v.
Schnepp Moriz
Schnitzler Johann
Scholz Josef
Schum Johann
Schuscha Franz
Schwarz Felix
Schwarz Israel
Seyberth Carl
Singer Emerich
Sobotka Samuel Ignaz
Spängler Alois
Spith Josef
Speri Johann
Staininger Carl
Stenzl Anton
Stern Adolf
Stern Julius
v. Stöckl Alois
Streintz Josef Anton
Suchy Julius
v. Szöts Josef
Tennhardt Christian
Treschl Josef
Turklewioz August
Tuschak Leopold
Ullrloh Albert
Urhasohek Felix
Veth Felix
Wackenreiter Georg
Waginger Carl
Wagner Joset
Waldhäusel Ignaz
Waneck Wilhelm
Wasserburger Franz
Weigel Michael
Weil Heinrich, Ritter v
Weiler Alois
Weinberg Jakob
Weinke Franz
Weiniechner Josef
Weintraub Salomon
Weise Abraham
Weiser Carl
Wertheim Gustav
Widenhorn Josef
Wiesinger Edmund
Wilhelm Josef
Wimmer Johann
Witlaöil Andreas
Wolf Josef
Wälfler Bernhard
Wollner Carl
Wschianski Carl
Zanchy Josef, Ritter v
Zavisics Severin
Zenker Rudolf
Zickler Julius
Zipfel Franz
Zontides Demeter.
280
3
Summa ... 283
9
1 10
273
Stand der Mitglieder am 31. December 1883
neu zugewachsen
gestorben . .
ausgetreten. .
Stand am 31. December 1884
Leistungen des Institutes.
Seit dem Inslebentreten des Institutes, 6. Februar 1859 bis inclusive
31. December 1884, wurde an Unterstützungen oder Aushilfen ein Gesammt-
betrag von 54.336 fl. 54*5 kr. an 205 Herren Mitglieder in 808 Fällen vertheilt.
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RECHNUNG
über die
Einnahmen und Ausgaben
des
Unterstützungs - Institutes
des
Wiener medicinischen Doctoren-Collegiums
im Jahre 1884.
Digitized by LaOOQle
6
Rech-
ttber
Einnahmen nnd Ansgaben des Unterstützungs-
Soll vom 1. Januar bis
Post
i
Bur
Papier
fl.
kr
fl.
kr
A. Stammfond.
1
Vermögensstand am 31. December 1883
37
-
75419
18
Za wachs:
2
An Aufnabmstaxen-Conto:
von 2 Mitgliedern ä 30 fl. ... 60.—
von 4 Mitgliedern Ratenzahlungen 24.—
84
—
3
An Geschenke-Conto:
von 3 Mitgliedern.
246
45
4
An Effecten-Conto.
—
—
| 5905
30
B. Disponibler Fond.
i
6
Vermögensstand am 31. December 1883 .
230
25.
40428
48
Zuwa chs:
6
An Interessen-Conto.
5235
67
7
Altersnachzahlung ..
312
—
8
An Geschenke-Conto:
Geschenke von 16 Mitgliedern . .
3479
70
9
An Effecten-Conto.
—
—
5297
59
10
Jahresbeiträge der Herren Mitglieder:
!
von 2 Mitgliedern pro 1883 . . 12
i
„ 281 „ „ 1884 . . 1686
!
1
„ 8 „ „ 1885 . ._48.
1746
I
Summen . . .
11371
07 [
127050
55
Digitized by
Google
7
iiung
die
Institutes des Wiener med. Doctoren-Collegioms
inel 31. December 1884. Haben
j Post
Baar
J Papier
L §•_
kr.
fl.
kr.
A. Stammfond.
1885
65
B. Disponibler Fond.
1
Per Unterstützungs-Conto:
Dauernde Unterstützung an 1 Mitglied
400.—
Vorübergehende Unterstützung an
14 Mitglieder in 21 Fällen . . 4079.80
4479
80
,
Per Regie-Conto:
r
Drucksorten (Jubiläums-Brochüre, Jahres-
Rechnung), Kanzlei bücher, Porti, Stem¬
pel etc.
467
89
3
1
Per Effecten Conto.
4521
29
•
Vermögensstand am 31. December 1884:
a) des Stammfondes ... .
b) des disponiblen Fondes.
~ 16
44,
_,i
81324
45726
48
07
Summen . . .
11371
07}]
127050
55
I
Digitized by
8
Stand des Gesammtvermögens.
Nominal¬
werth
Canrswertk
an
31. Deeenber
1884
fl.
kr.
fl.
kr.
Stammfond.
Notenrenten.
54700
—
44831
35
Oest.-ung. Bank-Pfandbriefe.
100
—
102
80
5 °/ 0 Grundentlastungs-Obligationen.
16200
—
16339
20
5°/ 0 Silber-Prioritäten der österr. Nordwest-Eisen-
bahn.
4800
—
4915
20
ö°/o Wiener Communal-Anlehen-Oblig.
2000
—
2040
—
4°/ 0 1860er Lose.
2500
—
3365
25
5°/ 0 Donauregulirungs-Anlehen-Oblig.
200
—
200
—
4°/ 0 Triester Los.
50
—
50
-
Creditlose.
200
—
352
—
St. Genois-Los.
40
—
50
75
Verkehrsbankbuch Nr. 3053 . ...
337
—
337
—
Baal*.
—
—
—
—
Disponibler Fond.
Noten-Renten.
39400
—
32359
80
Silber-Renten.
4400
—
3654
40
Creditlos...
100
—
176
—
Ungar. Goldrente .
100
—
96
15
Verkehrsbankbuch Nr. 4057 . . . .
96
37
96
37
„ „ 4111 .
501
18
501
18
„ r 1595 .
1326
—
1326
—
Baar.. • •
16
44,
16
44,
Hauptsumme . . .
127066
99,
110859
89,
Hievon gehören dem Stammfonde.
81127
—
Dem disponiblen Fonde.
45939
99,
Wien, am 31. December 1884.
Dr. Rainer Ritter y. Schmerling, Dr. Carl Reitter,
d Z. Präsident d. Z. Secretär und Cassier.
Verlag des Wiener mediciniachen Doctoren-Collegiuma. (Dr. R. v. Schmerling).
Gesellachafta-Buchdruckerei, Wien, III. Erdbergstraaae 3
Digitized by LaOOQle
Beilace «« den „Mittheilunne.. de« Wiener medlelntecben Doetoren-
B«u«ce *<< “ Collegium«“. 1»»». XI. Bund, Hr. 11. _ ■
Fünfter
für das Jahr 1884.
"VermögensÄtand.
Das Haus, Wien, IX., Schubertgasse Nr. 2
sammt Garten nach oiner Abschreibung von
A.
kr.
41507
Die Spitalseinrichtung sammt Wäsche im Werthe
2800
—
204 Donauregulirungs-Lose nominal per . . .
Die vinculirten Obligationen der Notenrente:
20400
Nr. 25702, ddto. 1. November 1879 per .
400
—
Nr. 27026, ddto. 1. Mai 1880 nom. per .
45950
—
Nr. 27032, ddto. 1. Mai 1880 per 1 . . .
2700
—
Nr. 42302, ddto. 1. Mai 1884 per ( . . .
(Bettstiftung des Industriellenballes)
1800
—
Nr. 117972, ddto. 1. Februar 1880 per .
(Bettstiftung der Schwestern Fröhlich)
3000
—
Nr. 28881, ddto. 1. November 1880 per .
400
—
Nr. 117010, ddto. 1. Februar 1880 per .
400
—
Nr. 37601, ddto. 1. November 1882 per .
500
—
Nr. 41604, ddto. 1. November 1883 per .
200
—
Baarschaft..
732
13
Zusammen . . .
Ausserdem die vollständige Einrichtung der
Capelle sammt Altar, Altargeräthen und
Messgewändern.
Als abgesondertes Stiftungsvermögen besteht der
Ed. Medinger’sche Fond zur Verabreichung
von Verbandzeug an arme Kinder, und zw. l
120789
13
Notenrente per .
300
—
und ein Sparcassabüchel per.
i 146
72
Zusammen . . .
446
72
Digitized by LaOOQle
2
Jahres-
des Verwaltung»-
Einnahmen.
fl.
kr.
Baarer Restübertrag aus dem Jahre 1883. . .
564
55
Zinsen von Werthpapieren des Stiftungscapitales
3349
70
Beiträge des Vereines zu den Regiekosten, ein¬
schliesslich der durch denselben übermittelten
Spenden Sr. Majestät des Kaisers pr. 200 fl.
und Ihrer Majestät der Kaiserin pr. 100 fl.
und Sr. Excellenz des Herrn Statthalters pr. 50 fl.
800
Beitrag des Landes Niederösterreich für 1884 .
200
—
Jahresbeitrag der Gemeinde Wien.
800
—
Beiträge der Ersten österr. Sparcasse ....
850
—
Spende des Comitö’s des Industriellen-Balles zur
Ergänzung der Bettstiftung.
1500
—
Spende der Frau Therese Mayr, Hofbaumeisters-
Witwe.
50
—
Beitrag der israelitischen Cultusgemeinde . . .
30
—
Beitrag der Gemeinde Heiligenstadt.
20
—
Beitrag der Gemeinde Währing.
20
—
Spende des Gesangvereines „Eichenkranz“. . .
11
—
Verpflegskosten-Ersätze von dem Allg. Kranken¬
hause, von der N.-Oe. Landes-Findelanstalt
und von Zahl-Pfleglingen.
1898
10
Ergebnisse der im Spital aufgestellten Sammel¬
büchse .
53
44
Spende aus dem Ertrage des Armenballes des 5
IX. Bezirkes . . ..
100
—
Spenden aus dem Medinger - Fonde und von
.
17
Fräulein Joachim.
—
Zusammen .
10263
79
Digitized by LaOOQle
3
i
,!
H
Rechnung
Comit^’i 18 84.
Ausgaben.
A.
kr.
Gehalte.
1074
—
Löhne . . , .
893
25
Beköstigung für Kinder und Personale ....
3235
18
Beheizung.
219
54
Beleuchtung.
213
86
Wäschereinigung.
497
04
Medicamente, Verbandstoffe, Anschaffung und
Reparatur chirurgischer Instrumente ....
787
86
Drucksorten und Kanzleibedarf.
86
68
Grundsteuer und Wassergebühr ......
54
73
Instandhaltung des Instituts-Gebäudes und Gartens
593
21
Nachschaffung von Einrichtungsstücken ....
117
38
Abschlagszahlungen für neue Oefen.
125
—
Sonstige Regieauslagen.
315
69
Zins für den Linienwall.
40
—
Feuerassecuranz für das Spitalsgebäude ....
12
76
Zinsen von der Satzpost der Sparcasse ....
52
43
Stempel- und Porto-Auslagen.
19
12
Spende des Comitö’s des Industriellen-Balles, bei
der k. k. Landeshauptcasse zur Vermehrung
des Stiftungscapitales erlegt.
1500
_
Zusammen .
9837
75
Werden den Einnahmen mit.
10263
79
die Ausgaben mit . ..
9837
75
entgegengestellt, so verbleibt für das Jahr 1885
ein Activ-Uebertrag von.
426
04
Digitized by LaOOQle
4
Jahresrechxmng
des Vereines zur Erhaltung und Forderung des Caroline Riedl’sehen
Kinderspitales
für das Jahr 1884.
Obliga-
Ba&rsch&ft 1
TT.inn q hman
tionen
fl.
fl. |
kr.
Saldo vom vorigen Jahre, baar.
960
18
„ „ „ „ in Notenrente . . .
Spende Sr. Majestät des Kaisers.
8500
200
Spende Ihrer Majestät der Kaiserin.
100
—
Spende einer unbekannten Dame durch Herrn
Ignaz Gerstle.
Spende Sr. Excellenz des Herrn Statthalters von
Niederösterreich.. .
1000
50
Einzahlungen der Gründer und Mitglieder . . .
371
—
Coupons von 9500 fl. Rente.
399
—
4 Percent Zinsen der fructificirten Baarvorräthe
46
—
Spende des Gesangvereines „Eichenkranz“ . .
11
29
Zusammen . . .
9500
2137
47
Aasgaben.
An die Direction zur Vertheilung an Reconvales-
centen gemäss Widmung der unbekannten Dame
42
An das Verwaltungs-Comitä einschliesslich der
Spenden Sr. Majesät des Kaisers, Ihrer Maje¬
stät der Kaiserin, des Herrn Statthalters und
des Gesangvereines „Eichenkranz“ als Regie¬
beitrag ausgefolgt.
811
29
Spesen der Generalversammlung.
8
72
Remuneration an den Spitaldiener für die Ein-
cassierung der Mitgliederbeiträge.
10
_
Zusammen . . .
872
"öT
Werden den Einnahmen per.
9500
2137
47
die Ausgaben im Betrage von.
872
01
entgegengehalten, so ergibt sich ein Cassarest
in Notenrenten.
und im baarem Betrage von.
9500
1265
46
Digitized by LaOOQle
5
I. Personalstand des Verwaltungs-Comite.
Vorstand:
Herr Dr. Josef Stöger, Ersatzmitglied des Reichgericlites, Präsident
des Disciplinarrathes der n.-ö. Adovcatenkammer.
Comit 6-Mitglied er:
Herr Ignatz Gerstle, Bezirksvorstand, Gemeinderath, Ritter des Franz
Josef-Ordens.
„ Dr. Robert Gersnny.
„ Dr. Andreas Ritter von Hüttenbrenner.
„ Dr. Kemecker, Gemeinderath, Ritter des Franz Josef-Ordens, zu¬
gleich Hausökonom des Spitales.
„ Dr. Franz Lammasch.
„ Michael Oerley, Bezirksvorstand-Stellvertreter.
„ August Stoeger, k. k. Landesgerichtsrath.
„ Dr. J. Spitzmüller.
Schriftführer: Herr Dr. Kantor.
II. Verein zur Erhaltung und Förderung des
Spitals.
Vorstand:
Herr Ignatz Gerstle, Bezirksvorstand etc. (wie oben).
Cassaverwal ter:
Herr Max Gerstle, Bauholzhändler, Chef der Firma Gerstle & Co.
Ausschuss-Mitglieder:
Herr Dr. Carl Gilge, Realitätenbesitzer und Gemeinderath.
„ Dr; Andreas Ritter von Hüttenbrenner.
„ Dr. Kernecker, Gemeinderath, zugleich Hausökonom des Spitales.
„ Ferdinand Dehrn, Architekt.
„ Franz Löblich, Reichsraths-Abgeordneter, Gemeinderath.
„ Michael Oerley, Bezirksvorstand-Stellvertreter, Möbelfabrikant.
„ Franz R. v. Singer, Buchhändler und Buchdrucker, Gemeinde¬
rath, Ritter des Ordens der eisernen Krone.
„ Dr. Josef Stöger (wie oben).
„ Bernhardt Emdt, k. k. Hof-Hafner, Gemeinderath.
Dirigirender Primararzt: Herr Dr. A. R. v. Hüttenbrenner.
Chirurgischer Primararzt: Herr Dr. Robert Gersuny.
Secundarärzte: Herr Dr. Elsenwenger, Herr Dr. Kantor.
Hausmutter: Frau Ludmilla Peschka.
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6
Aerztlieher Bericht.
1 Statistik.
Im Jahre 1884 wurde 4956 Kindern ärztliche Hilfe geleistet
Ambulatorisch behandelt und unentgeltlich mit den nöthigen
Medicamenten versehen wurden. 4788
Geimpft. 50
Im Spitale verpflegt.. . 118
4956
Von den im Spitale verpflegten Kindern waren verblieben
vom Jahre 1883 . 11
neu aufgenommen.. ♦ 107
118
Es waren ferner dem Geschlechts nach:
Knaben.. 60
Mädchen. . . 58
118
Der Religion nach:
Katholiken. . .. 111
Protestanten. 1
Israeliten. . . 6
118
Dem Alter nach:
Bis zu 2 Jahren 6; von diesen starben. 2
von 2 bis 4 r 26; „ r „ 7
r 4 r 8 „ 52; r r „ fr
„8 r l2 „ 30; r r „ 1
«1^ » » » .. " *
118; von diesen starben. 1®
davon sterbend überbracht. 2
Von den 118 im Spitale verpflegten Kindern wurden:
(Jeheilt entlassen. 77
Gebessert. 12
Gestorben sind. 1fr
Verblieben mit Ende 1884. » ♦ 1fr
118
Es waren ferner:
Von der N.-Oe. Landes-Findelansalt zugesendet
Vom Allgem. Krankenhause.
Zahlende Kinder.
10
66
2
78
Zahl der Verpflegstage.
Jänner 350, Februar 345, März 340, April 359, Mai 429, Juni 435,»
Juli 221, August 418, September 396, October 394, November 393
December 411; Summa 4491.
Digitized by LjOOQle
7
Zusammenstellung der Wohnorte sftmmtllcher Patienten.
Name des Wohnortes
Im
Spitale
verpflegt
Ambu¬
lanten
Vom I. Bezirke.
_
12
„ H. „ .
2
227
n DT n ..
2
3
» iv. » .
2
5
n V. , .
2
2
„ VI. „ .
—
4
„ vn. „ .
—
5
„ vm. „ .
2
12
„ ix. „ .
61
2817
r> X. n . .
2
5
Von Währing.
20
984
„ Unter-Döbling.
1
51
„ Ober-Döbling.
5
220
„ Sievring.
—
22
„ Grinzing..
—
7
„ Heiligenstadt.
—
157
„ Nussdorf..
—
78
„ Hernals.. ...
4
112
„ Ottakring..
—
10
„ Neulerohenfeld.
1
9
„ Gersthof.
2
29
w Meidling.
—
7
„ Fünfhaus.
4
9
n Sechshaus...
—
3
„ Rudolfsheim.
1
3
„ Weinhaus.
—
15
r Jedlesee ..
1
2
„ Ober-St-Veit.. .
—
1
„ Gaudenzdorf.
—
2
„ Hütteldorf.
1
„ Klosterneuburg.
1
4
„ Korneuburg.
—
2
n Langenzersdorf...
—
1
„ Neu-Erlaa.
—
1
„ Leopoldau.
—
1
„ Kirchberg.
—
1
w St. Andrä-Wördern.
—
1
n Weissenkirchen.
—
1
„ Tulln.. .
—
1
„ Türnitz.
1
3
„ Gainfam.
1
—
„ Ruprechtshofen . ..
1
—
n Pottenbrunn.
—
1
n Sömmerein..
—
1
„ Kleinstättelsdorf.
—
1
„ Neuhäusl..
—
1
„ Tegernsee.
—
1
„ Urfahr.
1
—
„ Znaim. .
—
. 1
h Tyroau (Ungarn).
1
1
M Johannesdorf (Ungarn) ..
-
1
| Summa .
118
4838
Digitized by LjOOQle
8
II. Bericht
über die im Jahre 18S4 behandelten Krankheiten.
Krankheitsformen
pitale
S 1
Jis
|öS!
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I
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Abgang
1
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s|
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tg
3
.o
a
<
I. Allgemeine
Ern&hrungs-St&rungen
Rhachitis.
Craniotabes.
Anaemia.
Chlorose ......
Leucaemia.
Scrophulose.
Morb. maculosus Werlhofi
Nutritio superflua. . .
„ imperfecta . .
Debilitas vitae....
Scorbut .
Hydrops universalis. .
II. Infectlons-Krank*
Helten.
Scarlatina ......
Hydrops post Scarlatinam
Morbilli ....
Variola ....
Varicella ....
Lues hereditaria .
Diphtheritis . . .
Typhus abdominalis
Intermittens . . .
Condylomata lata.
III. Erkrankungen des
Nervensystems.
Meningitis basilaris tuberc.
Hydrocephalus.
Microcephalus.
Eclampsia neonatorum. .
Fürtrag . .-1 2| 2| l|-
205
19
34
8 |
1
28
3
2
15
71
1
41
*27
*2
*68
*3
14
191
*17
*4
19]
48
1
2
-| 1 | 1 |—| 1 | 561
* Wurden der häuslichen Pflege überwiesen.
f
|
i
i
i
i
Digitized by LjOOQle
9
Krankheitsformen
Spitsle
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Abgang
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i
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I
inf.
's
Uebertrag
Convulsiones
Chorea minor
Epilepsia . .
Hysteria . .
Hemiplegia .
Paralysis facialis
„ spin. ext.
Hyperaemia cerebri
Neuralgia intercostalii
Ischias. . .
Pleurodynia .
Lumbago . .
Cardialgia .
IV. Erkrankungen der
Athmungsorgane.
Coryza.
Ozaena.
Tonsillitis.
Hypertrophia tonsillar.
Angina catarrhalis .
„ disseminata.
Laryngospasmus . .
Laryngitis catarrhalis
„ crouposa.
Influenza.
Catarrhus bronchial is
Bronchitis simplex .
„ suffocativa
Pneumonia crouposa
„ catarrhalis
Pleuropneumonia . .
Pleuritis.
Inflltratio pulmon. .
Empyema ....
Pertussis.
Fürtrag
i i
|2l|l5|l3
561
3
3
3
3
2
1
6
3
1
2
2
2
26
11
81
18
60
31
9
47
4
14
204
261
6
86
118
10
11
74
2
99
11
1 l|-|—| 7| 3| l| l|l770
Digitized by LjOOQle
10
Krankheitsformen
Im Spitale
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Abgang
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. 20 °
a
3
•c
I
"3
a
<5
Uebertrag . .
Haemoptoe.
Emphysema pulmon. . .
Corpus alienum in naribus
V. Erkrankungen der
Circulationsorgane.
Vitium cordis . . .
Palpitationes cordis .
Lymphadenitis. . .
Lymphangioitis . .
Hyperplasia gl. colli
„ gl. bronch
Varicocele ....
Ulcus varicosum . .
Varices.
VI. Erkrankungen der
Verdauungsorgane und
ihrer Adnexa
öoor.
Stomacace . . .
Gingivitis....
Stomatitis aphthosa
„ catarrhalis
Pitiriasis Irnguae .
Ulcus sublinguale
Anchyloglosson .
Parotitis ....
Catarrhus ventriculi
„ intestinorum
„ gastrointestinor.
Cholera infantum.
Enteritis follicularis
Singultus ....
Corp. alienum in oesophago
Strictura oesophagi . . .
Fürtrag
21
15
13
11
1770
2
2
7
1
22
2
16|
2
1
9
3
30
26
3
21
20
3
2
19
14
138
148
43
1
23
2
2
4
l| I|2l|l6|l3|l2| 1| l|-1 7| 3| l| l|2338
Digitized by
Google
11
Krankheitsformen
Im Spitale |
Im Ambulatorium
4 * •*
~ ©
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Zuwachs
Abgang |
Verblieben mit
Ende December
1884
sl
3«
Ä
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3
1 $
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3
a
3
geheilt
gebessert
ungeheilt
gestorben
Knaben
Mädch.
Knaben
Mädch.
Knaben
Mädoh.
Knaben
Mädch.
Knaben
Mädch.
Knaben
Mädch.
Knaben
Mädch.
U ebertrag . .
Diverticulum oesophagi. .
Byspepsia.
Colica flatulenta ...
Obstipatio.
Peritonitis.
Perityphlitis].
Icterus neonatorum
„ catarrhalis . . .
Meteorismus.
Fistula rectovaginalis . .
Prolapsus ani.
TftPniii
1
1
21
16
13
12
l
l
—
—
7
3
l
l
2338
1
56
78
14
2
5
2
6
1
1
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14
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1
1
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11
2
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—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
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—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
Oxyuris vermicularis . .
Hernia umbilicalis . . .
„ inguinalis ....
„ cruralis ....
VII. Erkrankungen der
Harn- und Geschlechts
organe.
Ren mobilis .
T^vanrift
—
—
—
—
—
—
—
_
—
_
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
—
Phiivmflifl
Morbus Brightii ....
Epididymiti8 .
Tuberculosis testis . . .
TTvHrnp.p,1ft
—
—
'
—
—
E
—
—
Galactostase .
Mastitis .
Vulvitis
—
—
—
—
—
—
—
—
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Fluor vaginalis ....
Balanitis .
Condylomata acuminata .
—
—
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—
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Fürtrag . . | l| l|21
|16|1B|12
—
—
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"T|
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2605
Digitized by LjOOQle
Krankheitsformen
Im Spitale
Uebertrag . .
VIII. Hautkrankheiten.
Eczema.
Intertrigo.
Sudamina.
Erythema nodosum . . .
n fug»» ....
„ artificiale . .
„ p. vaccination.
Ecthyma.
Eczema marginatum . .
Herpes zoster.
„ labialis ....
1 121161312 1 l\—\—\ 7 3 1 12605
I— I— I 1 3 1 B
- 7 3 7 3
- 2 2 2 2
Seborrhoea capillitii. . .-11
Urticaria- 5
Prurigo..1 — 1-10
Psoriasis..1-1-1
Pemphigus- 5
Scabies.. 7 3 7 3- 65
Erysipelas.. 2 2 2 2- 18
Phlegmone- 26
Abscessus- 57
Exulcerationes--— 17
Lupus- 2
Rubeola- 1
Pediculosis- 1
Calvities- 1
Petechiae- 1
Sycosis ment- 1
Furunculosis- 25
Anthrax- 1
Panaritium.—--11
Onychia. 3
Perniones - - 1
Fürtrag . .| 1 l|3l|26|23 2l| 1 2-7| 3 1 13026
Digitized by LjOOQle
13
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Spital«
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Krankheitsformen
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Omphalitis.
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1
Corpus alienum sub cuti
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—
3
IX. Erkrankungen des
Auges und Ohres.
Contusio bulbi .
Oedema palpebrarum . .
o
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Ectropium .
1
24
Blepharitis ciliaris . . .
1
1
Conjunctivitis catarrhalis .
„ crouposa. .
78
2
.
19
Blenorrhoea conjunct. . .
„ neonatorum .
Pterygium ..
9
—
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—
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V
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25
Herpes conjunctivae. . .
1
1
„ corneae ....
185
Keratitis parenchymatosa
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1
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1
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471
„ vasculosa . . .
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„ ulcerosa . . .
1
1
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Prolapsus iridis . . . .
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Hypopium .... . .
2
12
Maculae corneae . . . .
Leukoma .
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JStaphyloma anticum . .
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Iritis . . ..
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Corpus alienum in cornea
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Phthysis bulbi.
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TVarhrnn
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Glaucom . . _
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Epiaclftritia
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Cataracta zonularis . . .
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Trichiaaia
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Dakryocystitis.
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Strabismus convergens. .
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Myopie.
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Hordeolum . , t
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Otitis externa.
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„ media.
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Otorrhoea ......
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27
Perforatio membr. tympani
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Schwerhörigkeit ....
2
Accumulatio caeruminiß .
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7
Corp. al. in meat. aud. ext.
—
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2
X. Erkrankungen der
Gelenke, Muskeln und
Sehnen.
Rheumatismus articulorum
_
1
1
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3
Synovitis.
1
1
Hydrops praepatellaris .
2
Hydrops subpatellaris . .
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3
Abscessus periarticnlaris .
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2
Gonitis.
—
1
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Coxitis.
—
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Cubitis.
2
Genu valgum.
2
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„ valg. d. et. gen. var. sin.
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1
Pes planus.
3
„ calcaneus.
_
2
Rheumatismus musculor.
10
Caput obstipum ....
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2
Contractura genu. . .
1
1
1
„ manus . . .
Tendovaginitis.
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Abcessus congest. . . .
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„ musc. psoas. . .
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n tonsillaris
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„ retropharyngealis.
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Ruptura musc. sternocleid
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Krankheitsformen
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Uebertrag .
XI. Erkrankungen der
Knochen.
Periostitis ....
Ostitis ossis petrosi
„ femoris . .
„ hallucis . .
Caries multiplex, .
„ vertebrarum.
„ ossis petrosi
„ costae . . .
„ ossis maxillar sup
» , . infer
„ huineri. . .
„ cnbiti . . .
„ metacarpi et carpi
„ fibulae. . .
„ tarsi . . .
„ scapulae . .
„ et periostitis dent
Necrosis femoris . .
Spondylitis ....
Scoliosis.
Curvatura rhacbit.
Spina ventosa . .
Ostoemyelitis fern.
cruns
XII. Verletzungen.
Vulnus lacero-contusum
n scissum
„ caesum
» punctum
* morsum
Contusio . . .
Combustio . .
Fürtrag
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Uebertrag . . 3 755473834 4 8-11 5 5 7 4608
Fractura claviculae . . .- 8
„ humeri . . . .- 3
„ antibrachii . .-14
„ ulnae . . . .- 1
„ radii . . . .- 6
„ femoris . . .- 7
n i
„ tibiae . . . .- 1
Infractio antibrachii. . .- 2
„ femoris . . .- 1
Luxatio humeri . . . .- 2
» radii -- J
„ pollicis . . . .- ^
n coxae congenita .- 1
Subluxatio antibrachii . .- 1
„ digiti indicis .- 1
Intoxic. cum kaliscaustico .-2 — 1-1 — 1
„ c. ac. hydrochlor.- 1
XiII. Neu- und Miss¬
bildungen.
Epispadie.1-1-—
Atherom- 4
Verrucae- 5
Unguis incarnatus . . .- 1
Struma- ®
Lymphoma..1 1 1 1-1®
Angioma- 3
Tumor cavernosus . . .- 4
Naevus vasculosus . . .- 3
Polyp, narium- 1
„ in meatu audit. ext.- 1
Adenom- 1
Molluscum- 1
Ganglion- 4
Ranula- 2
Osteoflärcoma -- - - — —-1
j ~Fttrtrag . .| 4 7|5848)41 B5| 4 8|-|ll| 5| 7|472«
— 111 1
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Krankheitsformen
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Im Ambulatorium
Verblieben mit
Ende December
1883
Zuwachs
Abgang
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geheilt
gebessert
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Mädch.
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Uebertrag . .
Tumor hepatis ....
Encephalocele.
Elephantiasis pedis. . .
Difformitas pollicis . . .
Labium leporinum . . .
„ et palatum fissum
Palatum flssum ....
Syndactilie.
Dens 8uperfluus ....
XIV. Status febrilis . .
XV. Sine morbo . . .
XVI. Ad observationem
Geimpft.
4
7
58
48
41
35
4
8
—
—
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5
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* Wurden der häuslichen Pflege zugewiesen.
Verzeichniss der im Jahre 1884 vorgenommenen Operationen:
(Primarchirurg Dr. Robert 6ersuny.)
Abraseo corneae.6
Tonsillotomie.9
Tracheotomie.15
Exstirpation von Lymphomen . . 2
„ „ Atherom ... 1
n v Angiom .... 1
„ „ Epitheliom... 1
Injection eines Angioms .... 1
Cauterisatio „ „ .... 6
„ „ Naevus vasculosus. 1
Staphylorrhaphie.1
Resection von Rippen.2
„ des Hüftgelenkes ... 1
„ des Kniees (partiell). . 1
Amputation des Oberschenkels . . 1
Ignipunctur des Trochanters. . . 1
Drainage des Ellbogengelenkes . 1
„ „ Hüftgelenkes ... 1
„ „ Kniegelenkes ... 1
Spaltung von Retrophanyngealabscess 2
Unterbindung der Arteria ulnaris . 1
Osteotomie wegen Genu valgum . 1
Infraction und Redressement wegen
rbachitischer Knochenverbiegung 8
Tenotomie der Achillessehne. . . 2
Myotomie am Sternocleidomastoideus 1
Punction einer Hydrocele. ... 1
Sequestrotomie.1
Grössere Evidements cariöser Kno¬
chen und Gelenke.15
Einricht, von Oberarmverrenkungen 2
Einrichtungen von Knochenbrüchen 40
Ueberdies wurden noch zahlreiche Evidements von degenerirten Lymphdrtisen und
Rnochencaries, Spaltungen und Auskratzungen von Abscessen, Zahnextractionen, Extrac¬
tionen von Fremdkörpern vorgenommen und zahlreiche Gyps- n. andere Verbände angelegt.
Verlag des Wiener medieinisehen Doctoren-Coüegiums. (Dr. R. v. SchmerUng.)
Gesellschafts-Bnchdrnckerei, Wien, III. Erdbergstrasse 3.
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