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Full text of "Flora oder Botanische Zeitung ?welche Recensionen, Abhandlungen, Aufsa?tze, Neuigkeiten und Nachrichten, die Botanik betreffend, entha?lt /herausgegeben von der Ko?nigl. Botanischen Gesellschaft in Regensburg."

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oder 


"Botanische Zeitung 


„Herausgegeben 
von 


der königl. bayer. botanischen Gesellschaft 


in Regensburg, 


Eilfier Jahrgang. 
Erster Band 


Mit 8 Bogen Ergänzungsblättern , ı Bogen Beilage 
und einer Abbildung. 


ai N a Auen 


Regensburg, 1828. 


ihrem 
würdigen Mitgliede, 


dem 


Haiserl, Oesterreichischen General und Briga- 
dier u, s. w., Inhaber mehrerer hohen Orden und 
Mitgliede mehrerer gelehrten 
Gesellschaften, 


Freiherrn von Welden, 


widmet 


gegenwärtigen Band der Flora 


die 
königlich bayer. botanische Gesellschaft 


in Regensburg. 


Flora 
oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 1. Regensburg, am 7. Januar 1828, 


Ueber Fiola canina und montana Linn. Von 
Herrn Hofrath und Professor Dr. Koch in 
Erlangen. 

CVorgelegt in der Sitzung der botanischen Gesell. 

schaft am sten December ı827.) 


D. Verwandten der Fiola canina bilden eine 
natürliche Gruppe in der ziemlich artenreichen 
Gattung Fiela. Das Natürliche liegt hier in der 
grofsen Achnlichkeit der Arten in allen Theilen 
des Gewächses, aber grade defswegen sind auch 
dergleichen Gruppen so arm an unterscheidenden 
Kennzeichen; und wenn nun die dabin gehören. 
den Arten nach einem feuchten oder trockenen, 
sonnigen odor beschatteten Standorte, oder in ei- 
nem verschiedenen Boden, im Sande, Lehm oder 
Halk, oder nach der Höhe des Wohnortes über 
der Meerosfläche, auch in ihrer Gestalt noch Ab- 
änderungen erleiden; so wird die'Schwierigkeit, 
eine richtige Kenntnifs derselben zu erlangen, um 
desto größser, und dergleichen natürliche Grup- 
pen, oder auch ganze natürliche Gattungen sind 


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2 


es, üher deren Arten die Botaniker nicht einig. 


werden können. Jeder hat hierüber seine eigenen 
Meinungen und Ansichten die man ihm. lalsen, 
wenigstens nicht mit heftigem Eifer bestreiten 
mufs, denn mit der Zeit, nach fortgesetzten Be- 
obachtungen dieser Pflanzen an verschiedenen 


Standörtern, oder nach Empfang von mehrern in- , 


structiven Exemplaren von solchen die man le- 


bend zu beobachten nicht Gelegenheit hat, ändert . 


man nicht selten selbst seine Ansichten, und tritt 
nun einer Meinung bei, die man. früher bestritten 
hatte. Dies ist mir öfters wiederfahren ; ich bin 
dadurch gegen Andere sehr tolerant geworden, 
babe auch meine frühern Ansichten sodann willig 
bei Seite gelegt, und die spätern, wo es nöthig 
war, als die für den jetzigen Standpunct.richti- 
geren öffentlich anerkannt, obgleich ‘das. Scheiden 
von einer oft. mit vieler Mühe errungenern An- 
sicht zuweilen etwas schmerzlich ist, allein für 
den Schreiber der allgemeinen Flora eines Reiches 
halte ich dies für eine unerlälsliche Eigenschaft. 
Die mancherlei Ansichten der vorzüglichen 
Botaniker. unserer Zeit über Fiole.canina ‚und 
montana hier zusammenzustellen, ist der Zweck 
der gegenwärtigen Abhandlung... Es..wird sich 


daraus ergeben, dafs diese gewils: trefflichen Pflan- . 


zenforscher weder darüber einig sind, welche For- 
-men zu einer der beiden Arten gerechnet, . noch 
darüber, welchen von diesen Formen ‚vorzugs» 
weise die erwähnten Namen beigelegt werden 


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mäülsen. ‘ Man sollte denken, dafs über eine so 
gemeine. Pflanze, wie Fiola canina, keine. Mei. 
tiungsverschiedenheit mehr statt finden hönne, aber 
das ist Keinesweges der Fall, und eben so ver- 
hält es sich mit der im. Allgemeinen seltnern 
Viola montana, » 

DeCandolle,*) welcher.das. Linnei sche Her- 
barium verglich, versteht unter seiner Fiola canina« 
im Prodromus I. p. 298. die P. sylvestris ‚Hit. ‚und 
bringt die /\. ericetorum Schrad, von welcher Linn 


"höchst wahrscheinlich die, Diagnose :seiner Yiola 


canina ‚nahm, als Abart'.zu U. ‚lancifolia .Thore, 
(der Abart . oder der Hauptart, welche die P. 
pumila des Prodromus bildet). 'WVenn, aber .auch 


‚die 7; sylvestris im Linneischen: Herbarium . als 


P. canina befindlich ist, .so. kann man doch be- 
haupten, dals Linne seine Diagnose nicht von 
dieser, sondern von jener Pflanze nahm, :welche 


:DeCandolle zu einer andern Art als, Abart 
‘setzt, Linne nennt die Blätter seiner F. canina 


*) Man wird es mir nicht als Mangel an Achtung deuten, 
wenn ich’ vor den Narnen ‘der noch lebenden verdien- 
“ten Männer, deren ich hier erwähne, das Wort Herr 
weglasse und auch keine Titel hinzusetze; bei Verstor- 
benen ist dergleichen ohnehin nicht gebräuchlich; wir 
sprechen von Dioscorides,, Bauhin, Linne, nıcht 
von Hın, Dioscorides, von Hrn. Bauhin,, von Hrn, 
Ritter von Linnd, und doch achten wir diese’ grös- 
“ sen Männer sehr hoch. Es 'schlen? Mir wicht passend, 
dem. eihen Namen das Wort’ Her vorzusetzen und bei 


dem andern .wegzulaßsen. :: , 


A2 nz 


oblongo-cordata, dergleichen besitzt die X. eri- 
cstörum; die der Y. sylvestris sind eher lato - cor- 
data und an manchen Formen reniformi - cordata 
zu nennen. Dals Linn die P. sylvestris, welche’ 
‚wenigstens in Deutschland gemeiner als Y. erice- 
iorum ist, kannte, daran läfst sich gar nicht zwei- 
feln, und es ist auch zu vermuthen, dafs er die 
Y.-arenaria auf seinen Reisen und Exkursionen 
. sahe, aber er trennte beide von seiner /. canina 
nicht, wie das auch ein halbes Jahrhundert spä- 
ter noch nicht geschahe. Auch wir (Mertens. 
und Koch) glaubten, als wir den zweiten Theil 
der Flora Deutschlands herausgaben, die 7. syl- 
‚vestris Mit, von P. canina Reichenb. nicht speci- 
fisch trenrien zu dürfen; jetzt, nach fortgesetzten - 
Beobachtungen im Freyen, scheint mir diese T’ren- 
‚nung nöthwendig, ungeachtet’ man bei: Durchsicht 
der Herbarien manche Exemplare trifft, . welche 
:man nicht leicht unterbringen kann; die Veilchen 
‚gehören: zu den Pflanzen, welche lebend bestimmt 
und erkannt werden müssen, 
Sehr zu bedauern ist, dafs DeCandolle, 
welcher, wie oben gesagt, das Linneische Her. 
barium verglichen hat, unter seiner Fiola mon- 
tana drei verschiedene. Arten zusammenstellt. 
Die Abart &, oder die 'Hauptart (Prod. I. p. 209.) 
‚bezieht sich nach meiner Ansicht auf 7. stagnina, 
die Abart ß. ist ohne Zweifel die F: persieifolia, 
‚(Reichenb. Iconogr. fig. 210.) die Abart 9. die pra- 
tensis M. et R., die Abart $. übergehe ich, weil 


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‚sie dem Vfr, selbst zweifelhaft ist. Ich bemerke 
noch, dafs ich hier, wie in’der ganzen Abhandlung, 
mich blofs auf. die Diagnosen, Beschreibungen und 
Abbildungen beziehe; und keine Rücksicht auf die 
beigesetzten Synonyme nehme. Die bei der Abart 
a. angeführte Y. strieta« Hlornem. gehört nach ei- 
nem Exemplar von Hornemann selbst zu P. 
persicifolia Reichb. und in der Engl. bot. .t, 445- 
ist unverkennbar die Y.laneifoli@ Thore dargestellt; 
doch dergleiehen Bemerkungen liegen hier ausser 
meinem Zwecke. - Sollten die oben angeführten 
drei Arten im Linneischen Herbarium unter F: 
moniang beisammen liegen, was allerdings statt 
finden kann, da man sie zu Linn€’s Zeiten noch 
nicht geschieden hatte, so ist und bleibt die Lin- 
neische F. montana. eine nicht. ‚auszumittelnde 
Species. nn 

Wahlenberg, der sonst so gläckliche Er- 
klärer Linne's, nimmt ebenfalls die Y. sylestris 
für Linn&'s Y. canina an und hält die U. cenine 

Reichb. für Linne&’s montana; eine Ansicht, der 

ich früher auch einmal zugethan war, die ich aber 

später wieder verliels. Diese Ansicht Wahlen- 
berg's geht aus seinem neuesten schätzbaren Wer. 
ke, der Flora suecica deutlich hervor, ‘In dem- 
selben befinden sich -vier verwandte Arten: 1. die 

Y. persicifolia, ganz ohne Zweifel die Reichen 

bachische, Die ’Blüthen heifsen, dilute caexules- 
centes, fere. ut in sequente, der lacten, ;a. eine 

‚P. lactea,. deren varietas m, die pratunsis M. 


6 


et K. ist, nach einem von Fries an Mertens 
als F’. lacteu gegebenen Exemplare, und deren var. 
ß. zur Y. stagnina gehört; Mertens erhielt von 
Hartmann als 7. persicifolia Fries, den W ah. 
lenberg citirt, die siagnina.. Wenn. aber auch 
Wahlenberg unter der var. ß. eine Form .der 
P. pratensis mit breitern etwas 'herzförmigen Blät- 
tern versteht, so ändert dies hier nichts in der 
Sache. Die Blüthen ‚heifsen semper lacteae vel 
dilutissime caerulescentes. 8. eine P. canina, 
diese ist, wie die Beschreibung in der Flora upsa- 
liensis ‘und in der Flora suecica zeigt, die I. 'syl- 
vestris Kit, hit welcher in der Flora sueeica ‚die 
W. arenaria DeC. verbunden wird. Die „folia 
/eordata “‘ im Gegensatze der „folia cordato - ob- 
longa“ der Y. montana und die „stipulae ple- 
raeque_ scariosae‘“ zeigen deutlich, dafs die [4 
\ canina  Reichbeh.” nicht- gemeint 'seyn: Kann. Die 
di varietas: ß. arenaria wird definirf: tota puberula 
etiam fructu, foliis brevioribus subreniförmibus. 
Das bezieht sich. ohne allen Zweifel auf: 7%, are- 
naria DeCand., obgleich dieses Synotiym nicht da-' 
bei steht, Die varietas Y. sylvatica Fries 'ist-nach 
einem Exemplare von Fries selbst eine grölsere 
Form der sylvestris. Die var. $. kenne’ich noch 
nicht, aber es läfst sich doch nicht annehmen, dals 
sie länglicht- herzförmige Blätter habe, ‚denn das 
stünde mit der ganzen Darstellung der Species im 
Widerspruch. Die vierte Art, welche Wahlen- 
‘berg. aufführt, ist nun die Yiola monfdna;: und 


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7 


diese kann der Beschreibung nach keine andere 
seyn, als die U. canina Reichbeh. und zwar die 
Abart luoorum, die auch Laestadius, von des- 
sen Exemplaren ich drei verglichen habe, als 7. 
montana aus Lappland mitbrachte. Wahlenberg 
nennt im Gegensatze mit P. canina die Blätter 
seiner montana „cordata sursum oblonga“ und 
in der Beschreibung ,„folia cordata et tam lata 
ac praecedentis, sed sursum magis elongata, flores 
fere sätaratiores, quam in: praecedente, itaque 
cum lactifloris 964. 965. (der persicifolia ynd pra«. 
tensis) .cdmparari non potest, “ Unter allen ver- 
wandten: Veilchen ist. die Y. canina Reichbeh. die 
einzige,; worauf das hier gesagte pafst, denn diese 


. hat: ünter: den verwandten Arten die am gesättig.- 


sten blau gefärbten Blumen, . ihre ‚Blätter sind so 
breit als an . arenaria, und bei größsern Exem- 
plaren so breit als an F. sylvestris, aber in beiden 
Fällen länger herzförmig. Gegen diese hier vor. 


‚getragene Ansicht kann man einwenden, dafs Rei- 


chenbach durch Fries ein lappländisches Exem- 
plar, von Wahlenberg,. selbst.gegeben, erhielt, 
welches fig.207. in der Iconographie abgebildet ist, 
und nicht hieher, sondern zu den lactifloris ge- 
hört, Hier bemerke ich, dafs das von Fries an 


Meichenbach mitgetheilte blühende Exemplar 
‚keins derselben seyn kann, welches Wahlenberg 


selbst sammelte, denn _dieser fand. seine Pflanze, 
wie aus. der Flora lapponica exhellt, im Sommer- 
kleide ohne Blüthe, das benannte Exemplar muls 


8 


darum von einem andern Botaniker gesammelt 
worien seyn, und hier konnte bei dem Sammler 
oder bei Wahlenberg selbst, oder bei Fries 
eine Verwechselung untergelaufen seyn, wie es in 
andern Dingen bei uns allen auch schon gesche- 
hen ist. | 

Ungeachtet ich nın Wahlenberg darin hei- 
stinne, dals X. sy Ivestris Kit. und F. canina Rchlg. 
zwei verschiedene Arten bilden, so kann ich doch 
darin nicht beistimmen, dafs erstere die Linnei- 
sche 7% canina, letztere die Linn, 7", montana 
sey. Ich bin, wie ich schon oben bemerkte, 
der Meinung dafs Linnd die 7. syluestris und 
zanina Fehljr. kannte, dafs ihm auf seinen Reisen 
und Exkursionen die #. arenarta auch vorgekom- 
men seyn max, dafs er aber alle diese Formen 
nicht specifisch trennte, jedoch die Diagnose sei- 
ner F. canina nicht von sylvestris und arenaria, 
sondern vun ranına Rehb. nahm; der Ausdruck: 
folia oblongo-cordata kann sich nur auf letztere 
bezichen, Die steifaufrechte 7. persicifolia, pra- 
densis und sugsine, die sämmtlich in Schweden 
wachsen, konnten ihm auf seinen Reisen nicht 
entgangen seyn, daraus bildete er nach meiner 
Meinung 7°. montana, und eine derselben liegt, 
wie DeCandoll’s Prodromus heweilst, als 7. 
montana in seinem Herbarium, 

Besser in den Primitiis florae galiciensis 
und Marschall von Bieberstein in der Flora 
tauricy = caucasica führen, wie Wahlenb. die 7. 


y 


syivenris ala canine L. auf, nur verbinden sie die 
F, arenaria damit nicht; die A. canina H:hb. tra- 
gen sie unter dem Namen 7”, lancifolia vor. Der 
freundschaftlichen Güte von Besser verdanke 
ich eine Anzahl Exemplare der Y', lancifolis, die 
ganz sicher zu J. canina Rehl. gehüren, so wohl 
zu dervar. lucorum als der ericetorum; aber dafs 
dieser vorzügliche Botaniker auch einmal ein 
Y:xemplar der von Neichenbach abgebildeten 
F. montana, (die ich jetzt zu F. stagnina ziehe) 
als lancifolia gab, daran zweifle ich nicht, da beide 
Veilchen früher nicht gehörig geschieden waren, 

Wallroth, dieser scharfsichtige Beubachter, 
verbindet in den Sched, criticis die F, caunina 
Erchb. mit 9. syluesiris unter dem Namon cunins, 
die persiöifcha Rıhl. wird unter diesen Namen, 
vorgetragen. 

Schlechtendal in der sehr vorzüglichen 
Flora berolinensis verbindet nicht nur 7. eanins 
Rehb. und sylvestris it. sondern auch F. urenaria 
unter 9. cuninsa Die #. persicifolia Rchb, wächst 
nicht im Gebiete dieser Flora, 

Gmelin im Suppl. der Flora badensis verei- 
nigt mit Y. canina die sylvestris, die canina Rehb, 
und die arenaria DeC. Derscibe hält die F, per- 
sicifolia Rehb. für montana L.; die dagnina wird 
als besondere Art betrachtet, und eben so die F. 
pratensis, welche von ihm persicifolia genannt wird, 

Römer und Schultes in ihrem schätzba. 
ren Werke, desıen Fortsetzung wir jetzt wieder 


10 


zü hoffen -haben, führen '.die F, canina und sylve- 
stris als besondere Arten auf und noch ausserdem 
die. P..neglecta Schmidt, womit sie, wie.die bei- 
gesetzte ‚Bemerkung: stipulae fuscae, 'flores magni 
dilute.coerulei anzeigen, die /’. Riviäan«, Rehb, ver- 
stöhen. .Die in diesem Werke historisch aufge- 
nommene 7..litioralis Spreng. , welche zu P. eri-. 
cetorum gehört, hat der Autor nun ‚selbst in .sei- 
nem ‘Syst, :vegetab.. übergangen. Die. F. monian« 
bei-R. et‘. halte“ich, !nacdh: der in der österrei- 
chischen: Flora gegebenen. Beschreibung: für. die 
Wahlenbergische,. nämlich für W, 'canina::lu- 
corum Rehb.; die 'V. persieifolia Rechb.: ist. as v. 
strieta' Hornem;: aufgeführt; 
. "Sprengel verbindet im Syst. veget. die P. 
syloestris..und veriestorum..unter canina. und. trennt 
die canina lucorum als F. laneifolia Besser. Un- 
ter! W°. imontana ‚scheint X. persicifolia Rehb: und 
unter Fü: persieifolia die. F:; pratensis: ME eb Ei. 
verstanden. en ten. 
Host in der: ‚Flora ‚austr. unterscheidet. aus- 
ser einer F. canina,.worunter wahrscheinlich; syl- 
vestris Fit, verstanden wird; noch die /..areneria 
DeCand.; die Y. inontäna ‚scheint die W.ahlen- 
bergische zu seyn; 7. persicifolia. Kehb. wird 
unter‘ diesem Namen aufgeführt. 7 
"Böth'in seinem. neuesten. Werke: Enum, pl. 
ph. ‚Germ.- versteht ‘unter 7. caninä die F.:sylve- 
stris Rit. 5 trennt davon die.arenaria DeCand;, führt 
die F. canina. Relib. als F. erieetorum ‚Schraäd. :auf 


‘ 41 
und äie Pr. ‚Persieifolia 'Rchb. als montana. Die #: 
persicifolia, des Tentam. Fl. ‚germ. ist als Synonyra 
zu P. lactea Y. (der V. pratensis M. ei R. ) gebracht, 

In der neuesten von. Wimmer "und, Gra- 
bowski herausgegebenen. sehr "gelungenen Flora 
silesiaca tragen die Vflr. folgende Arten vor., ur 
v. urenaria. 23V. canina Rehb, . 8. v, ‚sylwestris 
Lamarck.. A Pv. stagnina Kit; 1. "nach, IM. ei cR., KIEA 
pratensis, M. et K. in der Anmerk kung. 2 ‚zu F. mon- 
tana. 6. ‚diese v. montana, die sich durch. brei- 
tere, an der Basis seicht horzförmige Biätter von 
Fr. ‚pratensis , unterscheidet ‚und 7. I. persicifolie 
Roth., „eigentlich ‚Reichenb., dessen ‚Abbildung un- 
yerkennbar i ist. ‚Die Rotbische, gehört, wie oben 
bemerkt wurde, . nach dem. Autor selbst: zu Fr. ‚pra- 
tensis M. et K. Die hier aufgestellte _ Bm ontand 
halte ich jetzt nach einer Anzahl von Exemplaren, 
die ‚ich, der freundschaftlichen Güte von Günther 
verdanke, für eine Abart der pratensis mit ‚brei- 
tern an der Basis seicht herzförmigen’ Blättern. ’ 

Zieht man ‚das bisher“ "Vorgetragene, kuiz, ZU- 
sammen, so ergiebt sich ungefähr folgendes { “ “ j 
Bu Die Viola canind, welche Rei chenbach un- 
‚ter. ‚diesem Namen dargestellt hat, ist die Linnei- 
sche ‚gleichen. Naniens ‚und muls von Pi syloestris 
und arenaria getrennt, werden. (Reichenb., "Wim- 
mer et Grabowski) Allerdings müssen "diese, Ar- 
ten getrennt werden, ‚aber, die. Pr syWwestris ist die 
wahre. ‚Linneische canina,_ die Reichenbachi- 


sche muls r. ‚Jancifolia, heilsen, (Besser, M Bie- 


\ 


12 
stein) ; sie mufs 7. ericelorum heifsen, NN 
sie mus‘ 2 montana heilsen, <Wählenberg, R. 
et, ‘Sch, Host); sie ‚muls 7, lancifolia Besser -heis- 
‚sen, nachdem man die ericetorum davon getrennt 
hat, (Sprengel) ; ; die ericelorum (die canına Rchb.) 
s mufs zwar von 'sylvestris getrennt, aber als Abart 
unter ‚lancifolia Thore gebracht werden, (DeCand.) 

„Viola canina und sylestris bilden nur eine 
Art, (Wallroth) v. canina, sylvestris und arenaria 
bilden nur eine einzige Art (Schlechtendal, Gmelin). 

n Piola sylvestris ist die eigentliche canin« 
Lien., wenn man ‚davon die arenaria und noch 
eine‘ Art, welche P. lancifolia Besser, oder mon- 
tane, oder ericeforum Zu nennen ist, trennt, (De- 
Candolle, Besser, M. Bieberstein, Host, Roth.); 
sie ist allerdings die 7. canina L. wenn man die 
'Y. arenaria damit verbindet, (Wahlenberg) ; sie 
ist die P. canina L, wenn man die Y. arenaria 
davon ausschlielst,, aber die 7. ericetorum, damit 
verbindet (Sprengel). . 

„Die Fiola sylwesiris ist eine eigene Art und 
mufs so heifsen, und man muls eine 7. arenaria 
davon trennen, aber man muls auch noch eine 
Riviana und sylvestris und eine rupestris von are- 
naria trennen (Rchb. R. et Sch.) 

„Die Viola montana Linn. ist in der 7. per- 
sicifolia Rehb. zu suchen (Roth, Sprengel. 2 Jal 
‚wenn man damit noch 7. pratensis M. et K, und 
"stagnina Kit. verbindet, (DeCandolle, ); , die P. 
montana IL. findet man in einer andern "Pflanze, 


nach der Abbildung in der 7. stagninia) (Reichb.); 


15. 


man findet sie in der 7. canina Rehb. (Wahlen-. 
berg, R. et Sch. Host.) ünd die persicifolia Rehb. 
mus diesen Namen behalten (Wahlbg. Host.); der 
Name P. persicifolia muls auf. 7. pratensis. M...et 
K. übertragen werden, weil die Y. persicifolia 
Rehb. die Linneische 7. montana ist, (Roth); 
weil die persicifolia Rehb. weder die montana L. 
noch die ächte persicifolia ist-(R..et Sch.). 

Wer wird diese Meinungen und' Ansichten. 
nnter einen Hut bringen ? .. 

Nun zum Schlusse noch einige Worte über 
Reichenbachs Darstellung der mit 7, canına 
verwandten Arten, womit ich auch meine Ansich- 
ten darüber verbinden will. .Wer etwas schönes 
und ungemein treues über diese Veilchen sehen 
will, mufs die von Reichenbach in der: Icono- 


graphia gelieferten Abbildungen betrachten. Fig. 


142 bis 149. F. arenaria, von der ich die 7, ru. 
pestris fig. 141. nicht specifisch verschieden halte, 
Fig. 150 bis 154. 7. canina, auch nach meiner 
Ansicht diejenige, von welcher Linne seine Dia. 
gnose nahm, und der man, wenn der Name nicht 
.ganz cassirt werden soll, auch diesen lafsen muls, 
Fig. 200 und 201. P. sylvestris LaM. diese halte 
ich jetzt auch von 7. canina verschieden, kann 
aber davon die 7. Riviniana fig. 202 und 203 nicht 
specifisch trennen. _ Fig. 204 eine schöne Dar- 


‚stellung der larcifolia Thore.. . Es thut mir leid 


dafs diesem Namen’in unserer (M. et K.) Flora 
der Vorzug nicht gegeben wurde. Fig. 203. und 
.206..7. Ruppi. Die‘ hier vorgestellte ‘Pflanze 


4h 

hälteich' für die schmalblättrigste Abart von 7. 
danina Rehb. : Diese aufr&chte Abart wächst nicht 
än’ keschatteten Orten, ‘sondern auf guten’ Wald- 
wiesen, die jedoch kein hohes: Gras erzeugen. . 
Figl 207: P. montana, .Diese Figur ziehe ich 
der: kleinen Nebenblätter wegen zu F siagnina; 
ich.habe‘ wach Vergleichung sehr vieler Exem- 
plare gefunden, dafs (leider) die Gestalt der Blu- 
menblätter und die.Länge des: Sporns nicht ganz 
constant sind. Die 7. stagnina und prafensis 
‚kommen mit rundlichen und: länglichen Blumen- 
‚blättern vor, und auf Stengeln: aus einer Wurzel 
‚fand ich Blüthen, deren Sporn nur so lang als 
die Anhängsel des Kelchs, und andere, bei denen 
er'noch einmal so lang war. Fig. 208. Die hier 
‚gegebenen Figuren ziehe ich jetzt alle zu Y. pra- 
tensis M. et K.; die Figuren der Blätter b. :d. e. f. 
‚gehören der Hauptart an, die Re: 9. und das Haupt- 


‘ bild der Tafel. der’ Abart mit an der: Basis seicht 


‘herzförmigen Blättern. - Fig. 209 und 2i0, eine 
schöne Abbildung der 7. persicifolia, die nach mei- 
ner Meinung diesen Nahmen behalten mufs, bis es - 
ausgemacht ist, dals Linne’s montana hieher gehört, 
oder bis man sie "allgemein für dieselbe ange- 
nommen hat, Da wir. letzteres aber schwerlich 
erleben werden, sö.wollen wir den ‘Namen persi- 
eifolia einstweilen beibehalten. n 

I Man ‘glaube nicht, dafs die Einführung. des - 
Namens.. Fiola pratensis. der Eitelkeit. seinen. Ur- 


“ P . . ® f “ 
‘sprung zu danken hat, um ein mihi-oder vielmehr 


ein’ nobis mehr.in die Welt hineinzuschicken; 


715 
ohne diesen Namen wäre es ‚schlechterdings un- 
möglich gewesen, mich hier verständlich „zu .ma- 
chen, Man weils nicht. inehr,, welche Pflanze man 
für P. lactew nehmen. ‚soll. Unsere vr praiensis 
ist die PM. lactea der meisten Autoren, aber, die 
Y. stagnina. hat wahrscheinlich den Namen herge- 
geben, denn diese hat die eigentlichen flores lac- 
teos. (Von weifsblühenden Abarten, die bei an- 


dern Arten, z. B. der odorata, palustris, areneria 


us. w. vorkommen, kann hier, wie begreiflich, 
die Rede nicht seyn). Die in der engl Bot. abge- 
. bildete und von Smith beschriebene lactea ist die 
F. lancifolia Thore, und diese. hat blaue Blumen. 
Smith sagt zwar (Flor. brit, 1. p. 248.) die Blu- 
‚men seyen an ‘der in den Garten gebrachten Pflanze 
blau geworden, ich für meinen Theil glaube aber, 
dafs sie schon in der Wildnifs blau ‘waren, Die 
Engländer verwechseln Y. lancifolia Thore, praien- 
sis und stagnina. „Fiola lactea ex systematicorum 
recentium studio titulus vagus factus est, fere ut 


montana auetorum.* Wallroth Sched. erit. p. 100, 


* * 


Nicht. leicht hätte der laufende Jahrgang der. 


Flora zweckmälsiger eröffnet werden können, äls 
mit dem vörstehenden Aufsatze unsers kenntnifs- 
reichen Collegen Koch, da in demselben nicht 
nur für den gegenwärtigen Stand der systemati- 
‚schen Botanik wahrheitsvolle Darstellungen ent- 
halten 'sind, , sondern auch Fingerzeige zu ander- 
weitigen Ansichten sich daraus ergeben, die, als ein 
Wort zu seiner Zeit, volle Würdigung verdienen, 


‘ 


| B 


16 


"Wenn es augenscheinlich ist, dafs die Bilder 
‚einiger Piolae von den jetzt lebenden Botanikern | 
eine mehr als zehnfache Erklärung erleiden, und 
die Erfahrung lehrt, dafs ein gleiches Verhältnifs . 


‘noch bei mehrern andern Gattungen. z. B. Vero- 


‚nica, Mentha, Thymus, Myosotis, Verbascum, deöni- 
"tum, Rubus, Rosa, der Gräser und Laubmoose nicht 
zu gedenken, statt findet, so möchte wohl auch zur 
Beseitigung so verschiedener Ansichten, eine zweck- 
"mälsige Vereinigung derselben als’ sehr wünschens- . 
'werth erscheinen, — Eine solche” "Weröinigung 
‘würde aber ohne Zweifel um so sicherer herbei- 
‘geführt werden können, je mehr die Untersuchun- 
gen ohne Vorurtheile und Nebenabsichten unter- 
‘nommen und die verschiedenen Meinungen con- 
sequent und um so mehr ohne alle Anmafsung 
vorgeiragen würden, als sie oft noch in tiefes 


"Dunkel gehüllt sind, überhaupt aber die Wahr- 


‚heit, die unser aller Ziel ist, nur durch ruhige 
Besonnenheit sich erproben läfst, und Niemand 
‘die gröfsten Machtsprüche für baare Münze auf. 


nehmen wird, wenn sie nicht durch wiflige Gründe 
"unterstützt werden. ” 


Mögen wir also immerhin die angetretenen 


Wege der Erforschung, so verschiedenartig sie 


auch seyn mögen, ruhig und bedachtsam fortsetzen 
und dann der Hoffnung leben, dafs früher oder 
später ein erwünschtes Ziel um so mehr ‚erreicht 
werden könne, jemehr wir alle Nebenwege zu 


"beseitigen suchen werden. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, 2, Regensburg, am ı4. Januar 1828. 


Ueber die Bewegung der Pflanzensäfte; erster Brief 
an den Hrn. Prof. DeCandolle in Genf 
ven Hrn. Prof. Schultz in Berlin. 


Naeh der Rückkunft von meiner Reise säume 
ich nicht Ihnen den Verfolg der Resulfate pflan- 
zenphysiologischer. Betrachtungen mitzutheilen, 
worüber ich so glücklich war bei unserer Zusam- 
menkunft in München mit Ihnen zu sprechen. Ich 
kann davon nicht anfangen, ohne Ihnen nochmals 
die freudigen Erwartungen welche ich von dem 
Erfolg meiner Bekanntschaft mit Ihnen für die 
Wissenschaft kege, andererseits aber auch das 
Bedauern auszudrücken, dafs ich nicht längere Zeit 
so glücklich seyn konnte unsere angefangenen ge- 
‚genseitigen Mittheilungen mündlich weiter fortzu- 
setzen. Es kann wohl für die Verbreitung der 
Kemntnifse jener Erscheinungen von denen wir 
sprechen, im Auslande, kein glücklicheres Ereig- 
nils seyn, als dafs Sie, dessen geistreiche Be- 
‚ handlung der Botanik überall bekannt ist, sich 
für die Sache interessiren wollen, 


vo B 


18 | | ee 


Sie wissen; dafs ich nach Verschiedenheit 


der Erscheinungen der Säftebewegungen in den 


Pflanzen zwei Haupttypen, nach denen die Funk- 
‘tionen der Pflanzen ausgeübt werden, unterschei- 
de: den einen bei denjenigen niederen Pflanzen 
welche, Sie Zellenpflanzen (plantes celluleuses) ge- 
nannt haben, und welche ich in Rücksicht ihrer 
Funktionen plantae axylae, holzlose Pflanzen nen- 
‘ne. Den anderen Typus bei den 'höheren. Pflan- 
zen, Ihren Gefäfspflanzen (plantes vasculaires) 
welche ich Holzpflanzen (plantae xylinae) genannt 
habe und zu welchen die Jussieu’schen Mono- 
und ‘Dieötyledonen mit Einschluls der Farren ge- 
hören. 

‘In beiden Formen sind die Lebensfunktionen 
zusainmengesetzter als man neuerdings geglaubt 
hat, so dafs man, 'eben so wie"in demi 'organi- 
schen Leben‘ der. 'Thiere,. überall -die Funktion 
der Assimilation, die Funktion .der Circulation 
und die Funktion der Bildungen unterscheiden mufs, 
indem bei keiner Pflanze die rohe eingesogene 
Nahrung unmittelbar zur Ernährung. und Bildung 
verwendet wird. . i 

Es ist aber die Ausübung dieser drei Funktio- 
nen in den 'beiden geniannten-Pflanzenklassen ver- _ 
schieden, dergestalt,. dafs bei den :Holzpflanzen 
(plantes sylines) für jede der drei:Funktionen be- 
sondere innere Organe vorhanden - sind: nämlich 
ı) für die Assimilation des rohen Pflänzensaftes ; 
das Holz, vorzüglich die Spiralgefälse desselben, 


8 


19 


2) für. die Circulation, ‚wodurch die Bildungen 
‚bewirkt werden: 'die Rinde, und vorzugsweise 
die Gefäfse der Rinde, welche ich Lebensgefäfse, 
vasa laticis, nach dem Liebenssaft (latex) der sich 
darin bewegt, genannt habe. 3) Das Zellgewebe, 
von welchem man die vasa laticis, welche bisher 
damit vermengt waren, wohl unterscheiden muls, 
ist das Organ der Bildangen, Sekretionen z. E. 
des Harzes, der aetherischen Oele etc, welche 
Dinge. durchaus keine Lebens- Bewegungen 'zei- 
gen. Zugleich ist das Zellgewebe der Grund und 
Boden, worin die übrigen Organe liegen und die 
Vermittelung des Zusammenhanges der Pflanzen- 
organisation. 

‘In jedem, "einzelnen Gliede der äussern Pflan- 
zentheile (Wurzel, Stengeletc.) sind jene inneren 
Organe und Functionen enthalten, und die Ver- 
schiedenheit dieser äusseren .Pflanzentheile beruht 
auf einer blofsen Formveränderung durch Meta. 
'morphose der sich über einander entwickelnden 
Glieder, wobei eine oder die andere der inneren 
Functionen überwiegend hervortreten kann, (z. E. 
die Assimilation in der Wurzel), ohne dafs ‚jedoch 
die.anderen fehlten. Die übereinander hervor- 
wachsenden Glieder und Zweige sind blofse Wie- 
‚derholungen einer im Wesentlichen immer glei- 
chen äusseren Gliederung, aber die ganze Pflanze 
‚hat in .ihren verschiedensten äusseren Theilen 
wesentlich dieselbe innere Organisation. "Wurzel 
„und ‚Stengel unterscheiden ‚sich. nur der ‚Form 


Ba’ 


x 


20 


nach durch die verschiedenen Medien worin sie 
wachsen, und können überall in einander über- 
gehen (Umkehren der Bäume), weil in jedem 
Gliede die wesentlichen inneren Gegensätze (Or- 
gane) der Vegetation enthalten sind, durch wel- 
‘che die äusseren Glieder sich entwickeln. Ein 
einziges Stengelglied reicht darum hin, das We. 
sen der Vegetation innerlich kennen zu lernen, 
denn die ganze Pflanze enthält nichts als Wieder- 
holungen derselben Gliederung in verschiedener 
äusserer Form, In diesem Sinn kann ich wohl 
mit Recht behaupten, dafs Wurzel, Stengel, Blät- 
ter keine wesentlichen Organe der Pflanze seyen, 
sondern Formverschiedenheiten der äusseren Glie- 
derung, die überall die gleichen inneren wesent. 
lichen Organe hat. Eine ganze Pflanze ist in die- 
sem Sinne eine Sammlung sich selbst gleicher 
Glieder, welche eben so gut von einander äusser- 
lich getrennt und für sich fortleben können, wenn 
die äussern Bedingungen günstig sind. 

Die Spiralgefäfse und Lebensgefäfse sind im 
Zellgewebe verschieden, bei den verschiedenen - 
Pflanzenordnungen dieser Klasse gelagert und zer. 
tbeilt: bei der einen findet sich im Stengel ein 
Holz - und Rindenkörper, und da bei diesen die 
ursprüngliche Gliederbildung im Alter verschwin- 
det und sich Holz- und Rindenringe bilden, so 
nenne ich diese: Ringpflanzen (p. annulaires), dies 
sind Ihre Exogonen. Die anderen behalten die 
Gliederbildung durch das ganze Leben und erhal. 


21 


ten ihre äussere Festigkeit durch die Hnotenbil- 
dung, daher ich sie Hnotenpflanzen (p. noueuses). 
nenne. Dies sind ihre Endogonen ohngefähr. 
Bei den Ringpflanzen ist die innere Organisation. 
vollkommener, bei den Knotenpflanzen unvollkom- 
mener, indem sich die zerstreuten Gefäfsbündel 
noch nicht zu einer Einheit verbunden haben. 
Auf diese Abtheiliigen lege ich nur in so fern 
Gewicht um die Erscheinungen der Säftehewegun- 
gen besser erklären zu können. 

Diese drei Funktionen für welche bei den 
Holzpflanzen innere getrennte Organe vorhanden 
sind, vereinigen, sich bei den holzlosen Pflanzen 
(p. axylae) in den Verrichtungen , eines durchaus 
einfachen Gewebes, oder vielmehr in diesem ein-. 
fachen gleichförmigen Gewebe sind die: dreierlei. . 
Organe und Funktionen der Holzpflanzen noch 
unentwickelt enthalten. In diesem Betracht ist das 
Gewebe dieser Pflanzen nicht mit dem Zellgewebe‘ 
der höheren Holzpilanzen zu vergleichen, welches 
das blofse Organ der Sekretionen ist und darum 
habe ich es unterschieden unter dem Namen des’ 
Schlauchgewebes (contextus utriculosus), und nenne 
die einzelnen:Zellen in deren jeder wie in der gan- 
zen Pflanze, die Lebensbewegungen vor sich gehen: 
utricalus (Schlauch). Zu diesen Pflanzen gehören, 
mit Ausnahme der Farrenkräuter, alle Acotyledo=. 
nen, welche keine Spiralgefäfse haben. WVo eine 
sichtbare Saftbewegung statt findet, wie in der 
Chara, der Caulinia, der Yallisneria spiralis, vielen 


22 
"Pilzen, da geht sie überall ganz auf dieselbe 
Weise wie in der Chara vor sich, nur dafs die 

Schläuche kürzer oder länger und blofs über oder 
auch nebeneinander gelagert sind; nämlich eine 
Drehung (Rotation) der Safımasse in ‘jedem auf 
allen Seiten verschlossenen Schlauch. 

“ Es’kann nicht meine Absichy, seyn, die genann- 

ten Funktionen bei diesen zwei. grofsen Pflanzen- 
Klassen nach allen Beziehungen hin dürchzugehen, 
sondern. ich wünsche nur diejenigen Erscheinun- 
gen im ‘Zusammenhange kurz darzustellen, von 
denen.ich bei der Entwickelung des Systems der’ 
Pilanzenphysiologio ausgegangen bin, Dieses sind’ 
nun die Säftebewegungen zunächst für sich. Ich 
hätte also besonders von zwei Hauptformen der 
Säftebewegungen, nämlich bei den holzlosen Pflan- 
zen und bei den Holzpflanzen zu sprechen, und 
da bei. den: Holzpflanzen wieder die Bewegung 
des Holzsaftes von der Bewegung des Lebenssaf- 
tes zu unterscheiden ist, so entstehen hier wieder 
zwei ‚Abtheilungen : ‚Bewegung des Holzsaftes und 
Bewegung des Lebenssaftes in der Binde. 


.. ı. Die Funktionen der. Holepflanzen. 


& ‚Die Bewegung des Holzsaftes. (der Lorhipfe) 
(succ. zylinus). - 
' Auf die Bewegung dieses Säftes” in"den Bäu- 
men bezieken sich die älteren Beobächtunigen von 
Hales, Duhamel 0) Fr: Ps 


Ich will nur die Eigenschaften dieses‘ Safıks 


25 


berühren ‚wodurch sich. derselbe, von: dem. Lebens- 
safte unterscheidet.. u ni 

ı. Die Menge ist. so ‚grols,; dafs. man sie. ‚mit 
der geringen. Quantität Lebenssaftes, in der Rinde 
nicht vergleichen kann..:: Aus, einem, Ahornbaum 
(Acer saccharinum) fielsen..in. ‚Zeit ‘von „einigen 
Wochen gegen 100 Pinten ;; aus, einer: Betula. alba 
täglichimelirere Quart, etwas verschieden, nach der 
Vegetationsperiode, dem Alter, der Witterung.ete. . 

.. 2«..Dier :Saft ist höchst, verdünnt, so dafs in 
einer':.grafgen- Menge. wenig feste T’heile ‚gelöst 
sind.: „Nach Vaugualin. geben; 128 Unzen.Safı 
von Fagus:ylvatia.nur. 5-6. Gran trockenen Rück- 
stand... 06: Binten -Lymphe-von..4eer saccharinum 
gehen: hur..5'}5. Zucker. „Der „Lebenssaft ‚der 
FPünde ist Viel concentrirten;;- eo ne KErHy 

..3; ‚Aus diesem Grunde - schadet ein n. grofser 
Verlust an Holzsafi.den Pflanzen wenig, so dafs 
schon. Buühamel behauptete, dals diejenigen 
Weeinreben; ::welche ‚viel tbränen, eben. so gute 
Frauben bringen; als diejenigen. welche nicht 
thränen. . Der Verlust. einer geringen Menge Le-. 
benssaft aber schadet den Pflanzen. nach. meinen 
‚Beobachtungen bedeutend, .. 

4: Die Bestandtheile des Holzsaftes haben « eine 
stark "öxydirte; Beschaffenheit, so.dafs sie.fast blofs 
‚aus ‚Hohlensauren und Zucker 'mit. wenigen Salz- 
tbeilen-welche in verschiedenem Boden verschieden 
'sind,.bestehen. Hierin finden :sich im Besondern 
:bei verschiedenen Familien ..und Arten. geringe 


Pr 


z6: 


mit‘ "der -Pflanzennakrung, eine: sehr analoge Be- 
schaffenheit haben, 2: E.: in ein Gemenge: von Gal- 
kussäüre,. welche mit.der Kohlensäure. fast gleiche 
Bestandtheile hat, und’ wenig Eisen, oder in Lah- 
mustinkiur, ‚so bemerkt: man immer, .dafs nur .die 
Spiralgefäfse des Holzes die Flüfsigkeit ‚einsan- 
gen und: fortleiten;:.wagegen. das Zellgewehbe und 
die’ Rinde ‚mit. den Lebensgefäfsen.ni6-aus : der 
gefärbten: Flüfsigkeit. etwas einsaugen.. Dafs die- 
ses Experiment die Pflanze krank'macht,.ist rich- 
tig aber’es, ist:.darum: immer das.kranke Leben 
und keine physikalische: Aktion‘ wirksam; ...Denn 
wenn!man-einen.lebendenPilz,. bei dem die ganze 
Örkanisktion aus: einem ‚gleichen Gewebe besteht, 
in gefärbte Flüfsigkeir setzt, so wird auch von 
demigänzen Gewebe:dieselbe eingesogen; und der 
ganze: Pilz färbt sichj: da doch bei’ den:Holzpflan- 
en nur:das Holz: alsüdas: Assimilationsorgan die 
Farbe aufnimmt; und'die.Rinde ungefärbt bleibt, 
Dies ist der Verschiedenheit der: Funktionen. die- 
‚ser:versehiedenen Pflanzen ganz angemessen, und 
beweist‘, dafs bei’ beiden. die Einsaugung’der ge- 
-färbten' Flüfsigkeit,'eine Lebensthätigkeit ist; ‚weil 
‚sich, wenn es eine:'physikalische- Aktion: wäre, 
"äuch ‘die Rinde der-Holzpflänzen färben 'müfste. 
ı ı Der... Holzsaft' ist: demnach. die‘. noch:: rohe 
Pflanzennahrung, doch auf dem Uebergange zur 
innern ‚Organisation und nicht, mehr eine: rein 
-themische Auflösung der Kohlensäure: in. Wasser. 
“Denn die Köhlensäure ändert sich zum Theil in 


gr 


Zucker üm, und desto mehr j je mehr er‘ siehe ‘den 
Blättern nähert. Hiermit‘ stimmt die starke Ah.” 
sorption des Sauerstoffs' durch | die’ Wurzeln ünd} 
das Holz überein, ' u ar wralao zul 5° 
"Diese Vorbereitung zur Ofgehtnii erh 
die role Pflanzennahrung ; welche 'im Kkohlensau: 


rem Wasser’ vorzüglich‘ besteht; durch die‘ Süores 


tionen der "Würzel, :oder derjenigen‘ Theile weld 


che aus‘ "der Luft oder’ dem’ Boden die Nahrung‘ 
Einsäugen: ‘Dürch diese Sectetiönen, welche difrch! 
die Hääre' der Würzel vorzüglich" abgeschiedeh' 
werden,. ekomnt der Holzsaft,'wie die‘ hierische” 
Nahrung: durch den Speichel}; "eine Riektüde, zur 
lebendigen‘ inneren’ Organisation, 'rioch rüherläie 
die 'ihnere Gestaltüng: im 'Safte: begonnen” Kat, 
worin auch zugleich die vorzüglichste Ursache: det 
Anziehung’ der Nahrung 'von Aussen und der Ein« 
saugung begründet ist. Mu 
Der Hölzsaft erhält bei seinem Uebergange 
in die Lebensgefäßse der Rinde eine doppeite 
Veränderung: ; “ 
= 1 eine quantitative, oder mittelst der Ausdün. 
stung wodurch die wälstigen‘ Thöile des Holzsaf- 
tes verflüchtigt, die festen aber zurückgehalten und 
concentrirt werden. Diese Äusdünstung ist eine 
Lebensthätigkeit ünd keine physikalische Austrock- 
nung, denn sie steigt und fällt mit dem Grade 
der Lebensthätigkeiten' "und kann durch Erregung 
‘derselben mittelst Licht "und. Wärme nur ‚be- 
stimmt-werden, EEE 


IN 


28. 


. 2. eine qualitative Veränderung, durch die 
Bespiration. :Die ‚sehr oxydirte Lymphe. wird 
durch ‚Ausscheidung (Separation) des Sauerstoffes 
in den Blättern desoxydirt ‘und, der Saft mehr 
kohlenhaltig. Daher hängt auch diese Aktion der 


* Ausscheidung des: Sauerstoffs durch die’Blätter mit 
_ der Lebensthätigkeit Zusammen, ünd wie "schon 


Senebier und nach ‚ihm. Saussure zichtig be- 


Menge. der Kohlensäure, ist, welche man der Pflan- 
ze als, Nahrung, darreicht..... Die chemischen Ver- 
wandtschaften werden hier durch die Liebensthätig- 
keit überwunden, ‚damit: die Pflanze den Stoff in 
sich lebendig verarbeiten kann. Darum ist diese 
Desoxydation nicht alleinige Ursache der Entste- 
hung des Lebenssaftes,. sondern durch sie wird 
der Nahrungsstoff _blofs so „lebendig, verarbeitet, 
dafs eine innere Gestaltung. und selbstständige Be- 
wegung in ihm entstehen kam, welches die Haupt- 
eigenschaften des Lebenäsaftes sind. 

Bei denjenigen Pflanzen, welche keine Blätter 
haben, kann der Holzsaft überall durch die, ‚grünen 
Pflanzentheile in die Lebensgefälse der „Rinde 
übergehen, so dafs also. ‚die Blätter kein alige- 
meines Organ der Respiration sind, sondern nur 
vorzugsweise bei einigen Pflanzen diese Verrich- 
tung, übernehmen, : (Beschlufs folgt.) 


1]. Ueber Cerastium repens und tomentosum L.; von 
‚Hrn. Prof. Tausch in Prag. re 
In den neuesten Pflanzensystemen. von, denen 


. 29, 
Herren DeCandolle und Sprengel’ wird: 'Ce- 
rastium repens. .L. als Synonym zu C. arvense ge. 
bracht, was man unmöglich billigen kann, ‘wenn 
man die Synonymie von Linne berücksichtiget. 
Die Synonymie ist aber bei einem so ausgezeich- 
neten Systematiker wie Linn& von einer solchen 
Wichtigkeit, dafs, wenn sie hinreicht, eine Pflanze 
eruiren zu können, selbe weit, geltender als. des- 
sen Herbar selbst angesehen werden muls, theils, 
weil wir ohne diefs zu beobachten bei allen un. 
sern Systemen, nie auf einen sichern Grund bauen 
können, theils weil Linn& selbst nicht alle von 
ihm aufgestellten Pflanzen besals, und selbe blofs 
auf Autorität seiner Vorgänger annahm. In die- 
sem letztern Falle scheint sich Linne-mit C; to- 
mentosum befunden zu haben, unter welchem. er 
zwei verschiedene von C. Bauhin beschriebene 
Pflanzen zusammenstellte, wovon die erstere Bau. 
hin blofs aus dem Garten kannte, die andere 
aber, eine vielleicht noch heute nicht wieder auf. 
gefundene Art, in Granada wildwachsend angab. 
C. repens hingegen ist aus den Synonymen Lin- 
nes, wenn man das von Vaillant zu C. arvense 


gehörige .ausschliefst,. vollkommen zu erkennen, : 


und ist das 'heute allgemein angenommene €. to- 
‚mentosum Aut... Die ältesten Autoren bestätigen 
dies um so.mehr, da sie die Pflanze wegen ihrer 
zerschlitzten Blumenblätter zur Gattung Lychnis 
zählten. Die runden Kapseln, welche Linne bei- 
den zugetheilt, finden sich auch nicht bei andern 
Arten, welchen er.sie zugedacht hat, und er 


\ 


ee TTN 


‚30: 
. scheint;sie.blofs yon-dem.allerdings runden Frucht. 
.knoten-entlehnt zu haben. So lange ich mich er- 
ÄNNETE,, wurden in Prager Gärten zweierlei C. to- 
. mentosum. 'kultivirt, .die sich beide in grolse dichte 
Rasen ausbreiten, und von weiten durch ihre Far- u 
be :auszeighnen; indem ;nämlich das eine schnee. 
"weils, mit ungleich 3—4 theiligen Blumenblättern,. 
.das andere aber grauwollig ist, mit höhern Sien- 
‚geln, breitern am Rande zurückgerollten Blättern, 
„gröfsern Blumen, und regelmäfsigen verkehrt herz- 
‚förmigen - Blumenblättern. «, Das erstere ist ohne, 
Zweifel ;C. repens L., ‚das andere, welches wahr- 
‚ scheinlich :auch 'aus dem südlichen ‚Europa her- 
.. stammt, dürfte, in so fern ‘es der, Banhinischen 
..Bescehreibung am nächsten kömmt, C. tomentosum 
genannt zu werden verdienen. 
- Cerastium repens: caulibus -repentibus: floriferis 
' .erectis, foliis Jinearibus obtusis planis pedun- 
“ eulisque” dichotomis ‚multifloris. tomentoso- la- 
- . natisincanis; :petalis dissectis calyce duplo Ion- 
- gioribus; capsula calyce sublongiore, . 
i. \ Lychnis incana repens. C. Bauh. pin. 206. 
“0 3C. repens.. Lin.. ‚spec. 628. (excl. syn. Faill, ) 
:C. tomentosums "Cand. prodr. 1 p a8. (excl. 
om Lin.) i E 
Observ. Licet forma‘ koliorum: praeeipue sur- 
 eulorum: ‚ad spathulatam accedat; .tamen hie cha- 
‚racter nisi distinclissimus ı sit, in Alsineis. nullius 
est momenti, cum fere. in omnibus, plus, minusve - 
appareat. u ‘ ve 


N 


51 


‚Cerastium :tomientosum: caulibüs repentibus:: flori- 
feris. erectis,. foliis.lineari - langeolatis.'acutis, 
margine ileviter revolutis' pedunoulisque dicho- 
tomis multifloris tomentoso:- lanatis canis; ‚pe- 
talis obcordatis calyec duplo: longioribus; ap- 
sula. calyce sublongiore, . BE 

C. tomentosum a. Linn. spec. 630... 

C. Biebersteinit. Cand. prodr. 1. 7.4182, 

Differt a C. repente inprimis .colore. indumen- 
ti, caule elatiore, foliis acutis, 'surculoruni lineari- 
lanceolatis, caulium floriferorum:ex ovato «ilanceo. 
latis margine revolutis, pedunculis minus ramosis, 
floribus fere duplo majorıhus, et petalis aunquan 
-dissectis. er 


® 


.C. grandiflorum W. et BE. magnitudine Aorum 


huic simillimum; sed differt. caulibus valde:nödosis 
‚suffruticulosis, tomento potius ‘floccoso, ‘'quod:cul- 


tura perit; foliis angustissime Jinsaribus . ‚elongatis 


rigidis reflexo - palentibus. 
1, Correspondenz. 

Auf meiner diesjährigen Reise nach Italien. und 
der Schweiz kam ich gegen das Ende des Augustes 
über Villach, Spital und Obervellach auch nach 
‚Heiligenblut, wo-ich den berühmten Pasterzenglet- 
Scher besuchte, und dann über Winklern nach 
Lienz zurückkehrte, um von dort wieder: auf Bo- 


tzen, Trento, Parozine, nach Venedig zu geben, 


Weiter setzte ich die Reise nach Yerona, zum 
"Gardasee nach Mailand, -Como, zum Lago mag» 
giore, über den Simplon nach ‘Martigny und-Cha- 
mouni fort, ‚und: so ‘über, Genf, Bern und Basel 
zurück. Ungeachtet die Jahirszeit: sehr vorgerückt 
war, so fand ich doch noch manches Pflänzchen, 
Freilich mufs ich bei meinen Herbstreisen auf 


32 


‘Orchideen und Gräser Verzicht leisten; nur um 
die Gletscher, die Pasterze 2. B. und das Mer de 
glace am Mont. blanc habe ich noch einige ge- 
funden, : Es machte ‘mir ‚geüfses Vergnügen, die 
Flora um die Pasterze mit der Flora um den Gla- 
cier du Bois (gewöhnlich Mer de glace genannt) 
‚zu vergleichen, die sich. allerdings’ sehr ähnlich 
‘sind, nur mit dem Unterschiede dafs in der einen 
Gegend das häufig ist, was in der andern selte- 
ner vörkommt, und umgekehrt. \ 
Ich habe die beiden Arten von Pirus, wovon 
ich Ihnen einst schrieb -(Man vergl. die Flora von 
. 1827.. 8, 217.) auf dieser Reise bestimmt verschie- 
den gefunden, die eine nämlich mit unten 'abge- 
rundeten Zapfen (Pinus rotundata), die andere mit 
unten verschmälerten (Pinus sylvestris). Baron von 
Jaequin gab mir in Wien (denn ich gieng von 
Berlin auf Wien und von dort über Leoben und 
Klagenfurt nach Villach) .eine Nachricht, die alles 
aufklärt. -Jacguin der Vater nämlich hielt die _ 
"österreichische Schwartzföhre, welche man später 
Pinus Pinaster nannte, welche aber Host mit Recht 
als eigne.Art P. austriaca (warum nicht nigricans?) 
aufführt, für Linne’s Pinus sylvestris. ‘Als er nun 
einen wahren Pinus sylvesiris aus dem Gebirge er- 
hielt, liefs er ihn als P. Mughus abbilden, den. 
‚man nun für-den Krumholzbaum in den Gegen- 
‘den hielt, wo P. sylvestris L. gemein ist. Haenke 
‚zeigte, dafs der Krumholzbaum des Riesengebirgs 
nicht P, Mughus Jacq. sey, und Willdenow folgte , 
ihm in.den Spec. plantarum, aber was Pinus Mug- j 
hus eigentlich sey, wulste man nicht, und er hlieb 
bis jetzt ein wahres Räthsel. _ 


Berlin. _. : Link 


Flora 
oder 


Botanische Zeitung. 


% 


Nro 3. Regensburg, am 2ı. Januar ı828. 


Ueber die Bewegung der Pflanzensäfte; erster Brief 
an den Hrn. Prof. DeCandolle in Genf 
von Ein. Prof. Schultz in Berlin, 

(Beschlufs. ) 


'B. Bewegung des Lebenssaftes. 


: Dee. Säfte, ‘welche seit Malpighi unter 
dem Namen: suceus proprius vereinigt. sind, ent- 
halten zweierlei ganz verschiedene Dinge von de- 
nen der eine der Lebenssaft ist, zu dem insbe- 
sondere der Milchsaft vieler Pflanzen gehört; die 
anderen aber, wie die Harze, aetherischen Oele, 
sind Secretionen und todte Absätze ohne alle Be- 
wegung in geschlossenen Zellenhölen vorhanden. 
Der Lebenssaft unterscheidet sich von den Secre= 
tionen durch seine innere Gestaltung und Rügel- 
chenbildung, so wie durch seine Gerinnung ähn- 
lich dem Blute der. Thiere, sobald: er abstirbt. 
Oft ist er in Form des Milchsaftes von mancherlei 
Farben, von dem sich aber Uebergänge zu dem 
ganz ungefärbten, opaken finden. Wie die Lym- 
phe sich nur im Holze, so findet sich der Lebens- 


C 


54 


saft nur in der Rinde der Bäume, oder bei den! 
krautartigen Theilen in den Gefälsbündeln an der 
äusseren Seite derselben, nie in den Zellen, oder 
in Gängen. 

Dals Gefäfssystem des Lebenssaftes (vasa lati- 
eis) bildet gegliederte cylindrische Röhren, wel- 
che aus einer so zarten Haut bestehen, dafs sie 
ganz durchscheinend ist, und öfters den Schein 
veranlafst, als ob der Saft ohne Gefälse in den 
Zwischenräumen der Zellen läge.. Aber sehr 
leicht kann man sie durch Maceration der Theile 
absondern, wo sie denn den geronnenen Lebens- 
saft noch enthalten, z. B. bei den Umlelliferen, 
den Feigenbäumen etc. Die Gefälse haben ohnge- 
fähr die Gröfse der Spiralgefälse, und ihre Glie- 
der, welche durch offene Knoten zusammengehängt 
sind, erscheinen kürzer oder länger nach der 
Kraft womit die Pflanze gewachsen war. Vermit- 
telst dieser Gliederbildung anastomosiren auch 
mehrere nebeneinander liegende Lebensgefälse. 
Sie liegen wie.die Spiralgefäfse in Bündeln dicht 

zusammen und nicht durch Zellgewebe getrennt, 
entweder in der Rinde, oder an der äussern Seite 
der Spiralgefäfsbündel. on 

Die Haupteigenschaft dieser Gefälse ist ihre 
grolse Zusammenziehungskraft besonders in den 
jungen Trieben worin die Bewegung an’ stärksten 
ist, däher sie sich hier nach dem Austliefsen des 
Saftes zu einer dichten gedehnten Masse zusam- 
menziehen, worin man die Höle kaum erkennt, 


55 


Im Alter verlieren sie diese Bewegung und blei- 
ben ausgedehnt auch nach dem 'Ausfliefsen des 
Saftes. ö 
Der Lebenssaft zeigt innerhalb der Gefäfse 
in der lebenden Pflanze eine doppelte Bewegung: 
ı) eine strömende Bewegung, 2) eine innere Be- 
wegung in der: Substanz durch die Bewegung 
der Kügelchen, z— 

‘ Die innere Bewegung der Kügelchen sieht 
man nur im hellen Licht und diese ist es beson- 


ders, welche viele für eine Täuschung gehalten. 


haben, welche die Richtigkeit der strömenden Be- 
wegung ‘anerkennen, Indessen habe ich nach 
6jähriger Beobachtung mich --hinreichend - über- 
zeugt, "dafs ‚diese, innere Bewegung wirklich exi- 


stirt und den Grund der strömenden Bewegung - 


enthält. Ich beziehe mich dieserwegen auf die 
polemische Schrift: Ueber den Kreislauf des Saf- 
tes in den Pflanzen, erläuternde Bemerkungen. Ber- 
lin 1824. In dem hellen gefärbten Lebenssafte 
sieht man im Schattenlicht gröfsere Körper in ei- 
ner durchscheinenden Flüfsigkeit schwimmen ; die- 
ses sind Luftblasen von verschiedener Grölse, 
ohne alle innere Bewegung. Bei hellerem Licht, 
(was man aber um deutlich zu sehen nicht mit 
einem Hohlspiegel, sondern mit einem Planspie- 
gel aufwerfen mufs) sieht man auch in dem hel. 
leren Theil des Saftes worin die Luftblasen schwim- 
men, eine innere Gestaltung. und Bewegung, wel- 
che höchst beständig und eine herrliche Erschei- 


C2 


re N 


56 


nung ist, Die Bewegung besteht in einer 'Ver- 
einigung und Trennung der Kügelchen unterein- 
ander, woraus der Saft durch und durch besteht. 
Am befsten sieht man diese innere Bewegung an 
‚dem eben ausgeströmten Lebenssafte, oder in 
dem Safte der Wurzeln der Chara. 

Die strömende Bewegung beobachtet man am 
besten in durchsichtigen Platten, welche man pa- 
zallel mit dem Laufe der Lebensgefälse aus der 
Rinde oder einem Blattstiel z. E. vom Feigen- 
oder Ahornbaum, oder. einer Doldenpflanze, ab- 
schneidet, Doch bemerkt man sie auch in un- 
verletzten dünnen Blättern vom Schöllkrauie und 
anderen Pflanzen, wenn man sie mit dem Sonnen- 
licht mittelst eines ebenen Spiegels beleuchtet, 
weil die Theile im Schattenlicht undurchsichtig 
sind. Aber in fein abgeschnittenen Platten von 
Feigenbäumen , oder. Ahornbäumer (deer platanoi- 
des) sieht man die Strömung auch im.Schattenlicht. 

Die Ströme der nebeneinanderliegenden Ge- 
fäfse geben in auf- und absteigender Richtung. 
Man sieht, je nachdem der Theil weniger oder 
mehr verletzt ist, oft 10 - ı2 Ströme in entgegen- 
gesetzten Richtungen nebeneinander hinströmen, 
Die auf und absteigenden Ströme’ sind einander 
ganz gleich und nicht wie etwa Venen und Ar- 
terien verschieden, Sie gehen auch durch die 
Anastomosen der Gefälse von, Stelle zu Stelle in 
einander über, so dafs der aufsteigende Strom in 
den absteigenden übergeht und umgekehrt. _ Zu- 


57 


j 

weilen sieht man drei bis vier nebeneinanderlie- 
gende Ströme anastomosiren, 'so dafs sie nur 
theilweise in einander übergehen, und sich gegen- 
seitig vermengen, am deutlichsten in der Rinde 
junger dhorntriebe im Frühling. So bilden sich 
lauter Hıeisbewegungen welche alle unter einan- 
der zusammenhängen. Es gehen also die auf- 
und absteigenden Ströme nicht- ununterbrochen 
von der Spitze der Zweige bis zur :Wurzel, son» 
dern durch die: innere Gliederung kehren sie im- 
mer in einander um und sind überall in jedem 
Theil abgeschlossen. Diese. Bewegung ist im 
Wesentlichen in allen Pflanzentheilen in den Sten- 
geln, - Yurzeln, Blättern,: Blumen und Früchten 
dieselbe,‘ nur mit geringen Verschiedenheiten, 
welche von der Lage der Gefälse‘ in ‚Hosen ver- 
schiedenen Theilen herrühren. 

Die Schnelligkeit der Bewegung ist nach der 
Vegetationsperiode verschieden. Am grölsten 
im Frühling bis gegen die Mitte des Sommers, 
langsamer gegen den Herbst; aber sie dauert auch 
mitten im Winter: fort, nur sehr langsam. _ Die 
günstige oder ungünstige Witterung hat grofsen 
Einflufs auf diese Bewegung, nach langer Trocken» 
heit ist sie langsam, nach Regen sehr lebhaft. 

An: den Stellen wo die Gefälse durch den 
Schnitt verletzt sind, Tliefst der Saft aus; wenn 
aber sonst ein Hindernils" den Strom aufhält, so 
dehnt sich das Gefäls aus und: der Saft sammelt 
sich an. ; 


Beim Absterben' bemerkt man zuweilen vor 
dem Stillstehen ein Hin - und Herbewegen, eine 
Oscillation ; aber-ein wirkliches Rückwärtsströmen 
in demselben Gefäfs findet sich nicht, sondern die 
Richtung der Ströme. ist höchst bestimmt, und 
häufig sieht man den Saft.von der Stelle, wo das 
Gefäls durchschnitten ist ab, nach dem "andern 
Ende an welchem es verschlossen oder wenigstens 
unverletzt ist, hinströmen, wenn der Strom diese 
bestimmte ‚Richtung ‚hat... Hiervon .allein hängt 
es ab, -ob der Saft an .der verletzten: Stelle aus- 
fliefst, Häufig sieht-man an einer abgeschnittenen 
Platte die auf- und absteigenden Ströme so in 
einander übergehen dafs sich einer oder mehrere 
abgeschlossene Kreise bilden, in denen sich der 
Saft sehr lange bewegt; anstatt dafs wenn viel 
Gefäfse verletzt sind, der Saft bald ausflielst und 
die Bewegung aufhört. ... . 

‚Man bemerkt nichtmehr auf- als. absteigende 
Ströme, ‚sondern beide. sind im Allgemeinen in 
gleicher Anzahl-vorhanden. - ı 

. Dessen ungeachtet ist’ es möglich und wirk« 
lich, dafs die ganze Saftmasse durch die. ‚Anasto- 
mosen der auf- und absteigenden Ströme in ei- 
ner absteigenden Richtung zur  WWVurzel hin be- 
griffen. ist; indem die: verschiedenen zusammen- 
hängenden Kreise, einer in den :anderen den 
Saft. entleert, in dem Malse als er.aus-den un- ' 
teren weiter zur Wurzel hin bewegt oder zur 
Nutrition verbraucht wird. Doch kömmt.es hier 


S 


39 


ganz auf die Richtung der Lebensthätigkeiten an 

“und der Saft kann eben so gut an einer und der- 
selben Stelle eirkuliren, ohne weiter auf- oder 
abzusteigen, wie es im Herbst und im Winter 
der Fall zu seyn scheint, wenn kein bedeutender 
Einflufs aus den Blättern statt findet, 

Obgleich nun im Zusammenhange aller Pflan- 
zentheile auch die Säftebewegung durch die Ana- 
stomosen der Kreise in der ganzen Pflanze ZU= 
sammenhängt, so ist es dennoch möglich und 
wirklich, dafs nach der Trennung einzelner Theile 
die Säftebewegung in denselben abgeschlofsen und 
selbstständig. fortdauert, wie es oft in abgeschnit- 
‚tenen Lamellen unter dem Mikroskop der Fall 
ist‘, - Hiermit stimmt die Erscheinung von der 
Fortdauer der Vegetation in. jedem getrennten. 
einzelnen Pflanzentheil überein. “ 

Es giebt also keinen nothwendigen Zusammen« 
hang der Säftebewegung durch die ganze Pflanze 
wie bei dem höheren Thiere .die Blutbewegung 
mittelst eines Centralorgans im ganzen Körper 
zusammenhängt, Sondern die Saftbewegung in 
den Pflanzen ist an jeder Stelle dem ganzen gleich, 
‚und .gleicht der Blutbewegung im peripherischen 
oder Capillargefäfssystem der Thiere, Ich unter- 
"scheide nämlich bei den höhern Thieren den Ge- 
gensatz ‘von peripherischer und centraler Blut- 
bewegung, In den niedersten. 'Thieren wie in 
den Pflanzen findet sich selbst eine peripherische 
Blutbewegung ohne Centrum, später bildet ‚sich 


40 


ein Centrum, und dann bilden die grofsen Gefälse, -_ 
welche von der Peripherie zum Herzen gehen, 


‘die Radien wodurch das peripherische System mit 


dem centralen zusammenhängt. Diefs habe ich 


in Meckels Archiv für Anatomie und Physiologie 


1826. 4 Heft. auseinandergesetzt, um das Verhält- 


‘nils .der Circulation in den Pflanzen zu der in 


den Thieren zu erklären. Ich nenne darum die 
Bewegung des Lebenssaftes im Gegensatz der Ro- 
tation bei den holzlosen Pflanzen eine Cirkulation, 
und im Gegensatz der centralen Cirkulation bei 
den höhern Thieren eine peripherishe Cirkulation, 
indem in den anastomosirenden Gefälsen der latex - 
in Kreisen bewegt wird welche kein Gentrum haben. 

Es findet also auch bei den Pflanzen kein 
Rückfluls des Saftes zu dem Respirationsorgan 
statt, sondern der auf- und absteigende Saft hat 
ganz gleiche Beschaffenheit und cirkulirt blols um 
sich überall zu verbreiten (Natur d. leb. Pflanze 
ister Th. 2ter Absch. 2ies Kap.). 

Sie sehen also, dafs diese Cirkulation selbst- 
ständig in der Rinde vor sich geht und keinen un- 
mittelbaren Zusammenhang weiter mit der Bewe- 
gung des Holzsaftes hat, . Die Erscheinungen sind 
also ganz verschieden von den Vorstellungen, . 
welche man sich früher von einer Cirkuülation in 
den Pflanzen gemacht, nach denen angenommen 
wurde, dafs die aufsteigende Bewegung. im Holz 
und die absteigende in der Rinde ein zusammen- 
hangendes Ganze äusmachten, so dafs der abstei- 


Hi 


gende Rindensaft wieder ins Holz übergehe und 
sufsteige um in der Rinde wieder abzusteigen 
us. w. und dafs auch ein wesentlicher Unter- 
schied zwischen der Cirkulation der Pflanze und 
der höheren Thiere statt findet, obgleich beide 
schon bei den Insekten in einander übergehen. 
Welches ist die Ursache dieser Saftbewegung? 
Die starke Kontraktion der (efälse hat ohne Frage 
einen Einflufs auf den gleichmäfsigen Cours des 
Saftes besonders bei der Anfüllung und Entlee- 
vung der Gefäfse. Das Ganze wird dadurch im 
Gleichgewicht und im Schwung erhalten; aber die 
Bewegung kann dädurch nicht erzeugt werden, 
denn die Kontraktion kann die bestimmte unver- 
änderliche Richtung der Ströme von der ich ge- 
sprochen habe, nicht hervorbringen, sondern. der 
Saft müfste sich mechanisch dahinbewegen wo er 
hingedruckt würde, 
» Ich glaube, dafs der wahre Grund der strö- 
menden Bewegung in jener inneren Bewegung der 


Saftsubstanz zu suchen ist wovon ich gesprochen-- 


habe. Die Saftkügelchen ziehen sich zugleich in 


einer bestimmten Richtung gegen die Gefälswan- 


‘dung an, und da alle Kügelchen untereinander 
lebendig zusammenhängen, so mufs dieses die 
strömende Bewegung ursprünglich erregen, wel- 
che denn durch die Kontraktion der. Gefälse unter- 
stützt wird, Darum fängt auch mit der inneren 
Bewegung zugleich die Strömung an, und beide 
kören zugleich auf, : Diese innere Bewegung ist 


. 


(a 


42 


überhaupt die ursprüngliche bei aller Saftbewe- 
gung und in denjenigen Pflanzen, in denen keine 
strömende Bewegung mehr zu finden ist, noch al. 
lein bemerkbar, so dals die ganze Triebfeder der ° 
Bildungen und Bewegungen darin zu suchen ist, 
Die Ursache dieser Cirkulation kann nicht in phy- 
sikalischen Aktionen liegen, denn sie steigt und 
fällt mit den Graden der Lebensthätigkeiten, und 
wozu soll man zu fremden Ursachen seine Zu- 
flucht nehmen wenn man in dem Saft selbst den 
Grund seiner Bewegung findet. 

Zu der Zeit wenn sich der Saft am’ schnell- 
sten bewegt,. in den jungen Trieben, findet man 
daher eine sehr lebhafte deutlich sichtbare Wech- 
selwirkung zwischen den zarten Gefälsen und dem 
Lebenssaft, wodurch letzterer sich selbst in der 
Richtung der Ströme vorwärts schiebt und durch 
den Schwung der lebendig elastischen Gefäfse im 
Schwung erhalten wird. .Die ätherischen Oele, 
Harze, das Gummi u. s. w. sind Sekretionen, wel- 
che aus dem Lebenssafte gebildet werden, sind 
in Zellengängen und dem Zellgewebe überhaupt 
enthalten und haben keine Bewegung, weder eine 
strömende noch eine innere „Bewegung ihrer 
Substanz. 


Um Sie nicht zu ermüden,; und wbil ich jetzt 


mit der Herausgabe eines Werks über die Fort- 
pflanzung der Gewächse: beschäftigt bin (dem 2ter 
Bande des Buchs über die Natur der lebendigen 
Pflanze) so erspare ich mir einige Bemerkungen 


45 


über die rotirenden Säftebowegungen bei den 
holzlosen Pflanzen: bei der Chera und den Na- 
jeden für einen folgenden Brief. Da bei allen 
diesen Pflanzen die Bewegung im Wesentlichen 
derjenigen bei der Chara und Caulinia gleich ist, 
und diese seit Corti, wie ich glaube, in Frank. 
reich ziemlich bekannt ist, so werde ich nur 
über die Bedeutung dieser Bewegungen, über die 
Entwicklungsstufen dieser verschiedenen Arten 
der Säftebewegungen und über ihr Verhältnifs 
zu der Bewegung des Liebenssaftes der Holzpflan- 
zen, so wie über die Fortpflanzung der Gewächse, 
nach meinen neuesten Untersuchungen, einige Be- 
merkungen machen, um auf diese Gegenstände 
die: Aufmerksamkeit zu lenken, 
Ich benutze diese Gelegenheit n. s. w. 
Berlin. . Dr.C H. Schultz. 
II. Ueber eine neue Gaitung aus der Familie der 
Lorantheen; von J. Preilsler, kaiserl. königl. 
Fiscal - Adjuneten in Prag. 
CVorgelegt in der Sitzung vom 3. Oct. ı82Y.) 
j Unter den, von Hrn. Sieber aus Martinique 
gebrachten Pflanzen, befindet sich eine ausgezeich- 
'nete neue Pflanzen- Gattung, auf welche mich Hr. 
Professor Tausch, der sich mit den von Herrn 
Sieber gesammelten Pflanzen auf das Eifrigste 
beschäftiget, aufmerksam machte, ' deren nähere 
Untersuchung gewils jeden Besitzer der Sieber- 
schen Sammlung willkommen, seyn wird. 
Die bekannten ‚Verdienste des Herrn Prof, 


hu 


Tausch um die Pflanzenkunde als Lehrer und 
Schriftsteller, dürften meinen Wunsch rechtferti- 
gen, seinem Andenken diese neue Pflanzengat- 
tung zu widmen. 

Tauschia: Calyx urceolatus 6 dentatus superus. 
Corolla, tubulosa 6fida, basi staminifera. Stamina 
42. Antherae 2-rostres: rostris poro dehiscentibus. 
Stylus et sigma simplex. Bacca sieca 6-locularis, 
loculis polyspermis. 

Tauschia hederaefolia nobis. 

Murcgravia umlbellata Sieber Fl. Martin. ex- 
sie, suppl. n. 38, \ 

Ein klimmender, ganz unbehaarter Strauch, 
der mit Marcgravia umbellata nichts als den Blü- 
thenstand gemein hat. Er steht der Gattung Lo- 
ranihus am nächsten, und bildet in Linne’s Sy- 
steme in der Dodecandria Monogynia eine eigene 
Section: corolla monopetala, JFructu infero. Die 
Zweige gebogen, gestreift, purpurroth. Die Blät- 
ter abwechselnd, ziemlich gedrängt, 'eyförmig, man- : 
nigmal fast rundlich, 2°” lang, kurz zugespitzt, 
ganzrandig, lederartig, 7-gnevvig, wovon die mitte 
leren Nerven über dem Blattstiele entspringen, und 
überdiefs noch mit Queradern durchstrickt sind. _ 
Die Blätter haben viel Aehnlichkeit mit denen der 
blühenden Hedera Helix, Die Blume gipfelständig. 
in einer aufsitzenden, einfachen, nakten Dolden- 
traube, Die Blamenstiele einblüthig, abwechselnd, 
ziemlich gedrängt, fast gleichlang, rund, gefärbt, 
an der Spitze scheibenartig erweitert. Der Kelch 


vollkommen urnenförmig, gefärbt, dick, lederartig, 


45 


die Mändung desselben mit 6 kurzen, breiten, 
stumpfen, gleichen Zähnen besetzt. Die Blumen- 
krone obenstehend, röhrig,. fast doppelt so lang 
als der Kelch mit btheiligem Saume, der sich spä= 
ter zurückschlägt; die Abschnitte desselben gleich, 
zugespitzt, sehr dick, und an der innern Seite 
ausgehöhlt, in welchen Höhlen die Staubbeutel 
vor der Entfaltung liegen. Die Staubgefälse aus 
der Blume hervorragend, immer ı2, im Grund 
der Blumenröhre befestigt, Die Staubfäden kurz, 
breit, nach oben schmäler und am Rande gewim- 
pert. Der Staubbeutel unbeweglich, mit dem Rü- 
cken aufsitzend, zfächerig. Die Fächer desselben 
frei abgesondert, und nur bei der Einfügung des 
Staubfadens verbunden. _ Die einzelnen Fächer 
flach, zusammengedrückt, eyförmig, an: der Spitze 
‚verdünnt, und gleichsam in einem Schnabel endi- 
gend, der an der Spitze mit einer runden Mün- 
dung aufspringt. Der Fruchiknoten liegt im Grund 
des Kelches eingesenkt, die obere Fläche dessel- 
ben konkav, aus deren Mitte der Griffel hervor- 
kömmt. ‘Der Griffel walzenförmig, gestreift, fast 
gefurcht, aus der Blume hervorragend. Die Narbe 
einfach, stumpf. Der Fruchtkelch etwas grölser 
als der Blumenkelch, übrigens in der Form un. 
verändert, Das Fruchtgehäuse trocken, nicht auf- 
springend, regelmäfsig 6fächerig, mit einem freien, 
mittelständigen Saamenboden, der eyförmig und 
platt zusammengedrückt ist, versehen. Die Saa- 
men dicht an einander liegend, sehr klein, ‚eckig, 
"gelbbraun, 


BR 


/ 


46 


I. :Ueber Verbascum. thapsoides L. von Hrn. Prof, 
Tausch in Prag. 


Verbascum thapsoides: foliis oblongis acuminatis 
erenatis leviter tomentosis, subtus canescenti- 
bus: superioribus decurrentibus; panicula ter- 
minali, florum fasciculis remotis pedunculatis, 
laciniis calyeinis linearibus, antheris aequalibus. 

V. Thapsi Linn. sp. pl. 1669. (cum Syn. ei deser. 
opt.) | 

V. thapsoides Willd. sp. pl. 1. p. 1001. (Linn. re- 
_ petens) nec herb. | 

Ich war so glücklich diese von Autoren von 
jeher bestrittene und aufgesuchte Pflanze in Böh- 
men aufzufinden, und kann den scharfsichtigen 

Linne nicht genug bewundern; indem alles, was 

er darüber sagt, von Wort zu Wort zutrifft, ja 

sogar ihre Entstehung aus 7. Eychnitis und Thap- 
sus L. höchst wahrscheinlich i ist,. da sie Charaktere 


‘von beiden an sich trägt, so selten, und auch von 


mir nur in Gesellschaftivon #. Lychnitis, Thapsus, 
cuspidatum und dessen Varietäten gefunden wurde. 
Linne vergleicht sie richtig wegen der Stellung: 
und Kleinheit der Blumen mit P. Lychnitis, und 
hielt sie schlüfslich sogar für eine Varietät des- 
selben, indem er die Bildung der Blume der der 
Blätter vorzog; indels so wahr es ist, dafs sie 
viel mit 9. Lychnitis übereinstimmt , so steht sie - 
doch dem Y. Thapsus L. dem ganzen Habitus 

nach bei weitem näher, und könnte, eher für eine 
Yarietät desselben angesehen werden, Vebrigens 


AT 


würde es jetzt sogar schwer seyn den wahren 
Vater der Pflanze anzugeben, da immer mehrere 
Perbascum beisammen stehen, die itzt getrennt, 
früher bei Linne unter Thepsus: foliis de- 
currentibus, vereiniget . waren. . die Pflanze 
aber wirklich ausgezeichnete Charaktere darbie- 
tet, wodurch sie sich von den übrigen leicht. un- 
terscheiden lälst, und ihre Hybridität nicht gänz- 
lich erwiesen ist; so verdient sie als Species im 
Systeme beibehalten zu werden. 

Die Wurzel etwas ästig, 2jährig. Der Sten- 
gel 3— 4‘ hoch, aufrecht, gerade, rund und nur 
von der herablaufenden Blattsubstanz etwas eckig, 


kurz. und dünnfilzig. Die Blätter stehen ent- 


fernter als bei Thapsus, näher beisammen ala bei, 
Yychnitis, sind runzlich, beiderseits von, sternför=- 
migen Haaren dünnfilzig, unten weilsgrau , die 
Haare sind viel kürzer als bei Thapsus, daher die 
Blätter auch viel dünner,. doch sind sie länger 
und deutlicher und nicht fast staubförmig wie: bei 
Lychnitis. Die untersten Stengelblätter sind läng- 
lich - lanzettförmig spitzig, fein und ungleich ge- 
kerbt, gegen den Grund sehr verdünnt, und eben 
so wenig streng genommen gestielt als bei, Thap- 
sus, aufsitzend und fast etwas herablaufend. Die 
höhern! Stengelblätter nehmen nach und nach an 
Länge ab, gehen aus der länglichen. Form in die 
"eyförmige über, und sind weniger deutlich ge- 
kerbt, .oft fast. ganzrandig,: aber länger zuge- 
spitzt, und sind deutlich, doch kürzer herablau. 


fend, als bei Thapsus. Die Endrispe ist gerade, 


DT ng 


48 


über ı’ lang, unten ästig, die Aeste abwechselnd 
aufrecht, viel kürzer als der Hauptstamm, wenig- 
stens bei aufblühenden Exemplaren, wie die mei- 
nigen sind. Die Blumen stehen büschelweise, und 
bilden ährenförmige Trauben. Die Büschel sind » 
bis gegen 1o-blüthig, von linienförmigen kürze- 
ren Nebenbhlättern unterstützt, und deutlich von 
‚einander getrennt, Der Kelch ist weilsfilzig, im 
"Verhältnis zu Y. Thapsus sehr klein, doch fast . 
doppelt so grofs und etwas kürzer gestielt als bei 
Lychnitis, die Lappen desselbeu linienförmig, spi- 
tzig. Die Blumenkrone kaum gröfser als bei 
‚Lychnitis, gelb, aussen filzig, mit zugerundeten 
Lappen. Die Staubfäden alle bärtig, die Bart- 
haare sehr blafsviolett, die Staubbeutel alle gleich, 
nierenförmig. Die Fruchtknoten eyförmig weils- 
filzig, der Griffel verlängert mit keulenförmiger 
Narbe. 
VW. Correspondenz, 

Um mir einen neuen Vorrath von Mimosa ar- 
'borea einzulegen, besuchte ich verflossenen Som- 
mer einen Geistlichen, in dessen Garten grolse 
Bäume davon stehen, welche zur Blüthezeit ei- 
nen unbeschreiblich schönen Anblick gewähren, 
und die Luft mit Wohlgeruch erfüllen, Im Ver." 
laufe unsers Gespräches ergab es sich aber, dals . 
‘der gute Mann diese seine Bäume für Linden ge- 
halten, und da er oft von der heilsamen Wir- 
‘kung der Lindenblüthen gehört, schon seit Jah-: 
'ren die Blüthen davon sammelt, und sich und 
Andern bei Unpäfslichkeiten Thee davon kocht, 
und zwar, wie er mich versichert, mit dem besten 
‚Erfolg. 
Treviso, F. Mayer, 


.F lo Tr a 


oder 


Botanis che Zeitung 


r 


Neo. 4. Regensburg, am 08, Januar 188. 
D — —— ze + 
L Deutsche PrTENREITEIE 
BF Hortus regius botanieng berolinensis. deseripfus. a ab 
Henr. Frider. Link etc. Tom. I. Berolini 
‚apud ‚G. ‚Reimer, ag 384 8. Preis all. 
24 kr): 2 


N Sep 


Uranus i ist der botanische Garten bei 
Berlin! .einer der- -schätzenswerthesten in Europa, 
wir mögen nun den Umfang desselben, verbünden 
nit zahlreichen und zweckdienlichen Glashäusern, 
die Anzabl der Pflanzen, die durch Reisende in 
allen Welttheilen fortwährend herbeigeschaft wer-' 
den, oder das dabei angestellte Personal in Be- 
tracht ziehen. Die bisher über denselben er- 
schienenen Willdenowi schen und Linkischen 
"Werke hahen zur nähern Kenntnifs der Pflanzen- 
- welt sehr viel beigetragen, und gewils wird das 
vorliegende, welches mit Recht dem Schöpfer und 
Beschützer dieser Anstalten, dem Königl. Mini. 
ster Freilierrn’ von Altenstein’ gewidmet ist, 
in seiner Vollendung ein höchst brauchbäres bo- 
tanisches Repertorium zu allen Zeiten seyn und 
bleiben, wofür sowohl die zweckmäfsige.Anord- 


D. 


50 om “ 
nung des Ganzen, als die Behandlung der einzel. 
nen Materialien sichere Bürgschaft leistet. 

Rec. denkt. dafs, wenn die Behörden des ‘. 
Görtens nach dem Ziele ätrebten, alljährlich den 
Inhalt desselben möglichst zu verändern und zu 
vermehren, und dieser eben so oft in Nachträge- ' 
bänden mitgetheilt würde, daraus am Ende eine 
Flora mundi entstehen könnte, die gewissermas- 
sen allen so betitelten Species plantarum und Sy- _ 
'stemata' "yegetabilium vorzuziehen, seyn würde, da 
in "diesen nicht selten die Vf.) von Pflanzen, wie 
der Blinde: von der Farbe urtheilen müssen und 
dadurch oft handgreiflich die dubia eher vermehrt. 
als verfindert werden. 

‚Mit diesem glaubt Rec. die Vorsteher allge- 
meiner Bibliotheken, die nur gewohnt sind bota- 
nische. Werke mit ‚den eben genannten Titeln 
beizuschaffen, auf dns. gegenwärtige insbesonders. 

. aufmerksam machen zu ‚müssen, denn Botaniker 
von Profession werden von selbst zugreiffen, ‘In 
dieser Ueberzeugung mag uns eine vollständige 
Anzeige dieses Werks erlassen und es hinläng- 
lich seyn, im Nachstehenden vorzüglich. nur an« 
gehende Botaniker und die Liebhaber. vaterländi- 
scher Gewächse ing Auge zu fassen, _ on 

‚Die in der Enum, ‚plant. horti reg. botan. 
berolin. altera (Berlin 1822 — 23,)_ aufgezählten 
Pflanzen waren entweder nur namentlich yerzeich- 
net, oder mit kurzen Bemerkungen begleitet, ‘die 
nun jm gegenwärtigen Werke mit. Beifügung der 
seit jenem Zeitraum hinzugekommenen nach Gat- 


‚ai 


„tungen und Arten bestimmt und nach eigener An- 


‘sicht und Untersuchung. charakterisirt sind, denen 
noch Ueberwinterung, Dauer und natürliche Wohn- 
örter beigefügt werden, wodurch nicht nur den 
Vorstehern hotanischer. Gärten, ein trefiliches 
Handbuch dargereicht,, sondern. auch selbst die 
Wissenschaft vielfältig bereichert wird, 

In der Vorrede spricht sich der Vf, auf fol- 


. gende Weise, aus, die seine Ansichten darthut, 
und, vorzüglich in unsern Zeiten Beherzigung ver- 


dient: „Specie distinetas putavi plantas omnes 
facie ‚Uversas, de quibus non constat eultura mu- 
tatas' esse; nec dubito plures cultura ‚mütatas irn, 
sel facilius est species gmittere non rite separa- 


tas quam dirimere in unam cönjunotas et confu- 


sas. Genera multa admisi et nova addidi, dam 
multo facilius est speciem dignoscere ubi plura di. 
stincta sunt genera characteribus certis, quam ubi 
pauea et magna incerto modo distincta. * 

Wir erinnern hierbei noch an die Mönchi- 
sche Sentenz: „Malo millia genera rite determi. 
nata perscrutari ex iisque plantam ignotam erusre, 
quam ex quinquagintis male ‚descriptis‘ et accu- 
mulatis plantis unam exquirere. * - 

‚Uebrigens sind die Pflanzen in diesem 'Wer- 


ke, wie es auch bei Anordnung derselben in bo. 


rum“. sagt der Vfr. „in ordines naturales manu- 


tanischen Gärten unerläfslich ist, niach natürlichen 
Ordnungen aufgeführt: „dispositio enim planta- 


ductio est ad veram plantarum cognitionem“* dem 


= Da 


TI 


52 


wir, aus voller Veberzeugüng um so mehr bei. 
pflichten, als sich der Vfr. bemübhet hat, die’ Cha- 
raktere derselben „genau zu entziffern und zu 
bestitimen. . 

“Schon dieser erste Band, der- gleichsaim ein 
in, sich "äbgeschlossenes Ganze, die Gramirieae, Oy-, 
peroideue und Typhoideae enthält, ist für diesen 
Zweig der Botanik von höchster Wichtigkeit, nicht 
nur in Anordnung des Ganzen, als besonders in 
 Behandlüng 'einzelier Glieder, wie‘ 'sich im’nach- _ 
stehenden aus einigen Beispieleri er geben. wird. 


- } ? 


Classis 1 Endogencae. Divisio L 
"Parallelinerviae. Ordol. Gramineae: 
Caulis nodis integris clausis protuberantibus, 
Folia vaginata, vagina soluta. Perigonium exter- 
num (gluma) e bracteis vaginaceis (valvis) dua- 
bus alternis,' interdum, valva defieit. ‚Perigonium = 
 internum (glumella), e bracteis vaginaceis (valvu-, : 
lis) duabus .alternis facie oppositis; ;. 'interdum val- 
‚vula deficit. ‚Parapetala 2 — 3. Stamina 3 au. 
' rarius 2 er 1. Styli ı aut 2. rarius 3. "Seminium 
e Pexidio 'cum semine arcte connato; 'embryo ex- 
tra albumen, intra vitellum. 
Sectiol. Spicatae terminales, 
..  Inflorescentia ‚spicata aut racemosa terminans 
‚(aulem) monoclina. Spiculae uni.- 'multiflorae Yil- 
.. Jis non cinctae. ‚Plosculi structura similes. 
Familial. Ophiurinae. 
Inflorescentia rachi non dentata. ‚Spiculae TR" 
cheos excayationibus inclusae. Be 


55 


Nun’ -fölgen die Gattungen Ophiurus, - Psilurus 
und Lodiculäria’'nach ihren Characteren und unter- 
gestellten ‘Arten, Ophiurus subulatus ist Monerma: 
subulata Beawv,‘ Steudel et Hochst. Enumeratio in 
addendis p. O. incurvatus ist Roitboella ineur- 
volta B. oder Lepturus incurvatus Trin, 'St. et’ 
Hochst. 1. e. p- 18. Noch gehören zu dieser Gat- 
tung Rottboellia filiformis’ et pannonica Willd. 

“ Zur Gattung Psilurus kommt Nardus 'aristala 
L. oder Asperella nardiformis Host als Ps. nardai- 
des Trin. „Agrost., 03. ’ 
j Bei Aegilops triuncialis benierkt der Vfr., dafs 
de. triaristata MW. ‘davon nicht verschieden zu 
seyn "scheine, und de. ‚eylindrica Host sey de. cau- 
data L. Zu Agropyr: um willosum kommt Triticum 
villosum Beauv. oder Secale villosum Linn.; Triti-' 
cum repens ist ebenfalls ein Agropyrum, wie noch 
mehrere andere species Tritici. Festuca loliacea' 
Schrad. (elongata Ehrh.) wird als Brachypodium' 
loliaceum aufgeführt; auch Bromus pinnatus, phoe- 
nicoides R. 5. sylvatieus und Pluckenetü All. ge-' 
hören zu dieser Gattung, so wie Br. Pluckenetii‘ 
Host. als Brächyp. Hostii aufgestellt wird. ° Bro=. 
mus distachyos L. ist Trachynia distachia Link. 
Poa disticha Wulf. die neuere "Botaniker. zu Ses-' 
leria brachten, ist zu einer eigenen Gattung, Oreoch- 
loa, erhoben, die folgende Kennzeichen führt; 


in Oreochloa Link. 
Inflorescentia ‚racemosa rachi.non excisa. Spi»: 


5%: 


culae:multiflorae, Gluma bivalvis, ‚valvae subae- 
quales muticae, flosculis inferioribus paulo- brevio- 
res dilatatae. Glumella bivalvis, valvulae subae- 
quales mutici basi margine non involutae, 
. Poa loliacea Huds. kommt ebenfalls zu einer 
zieuen Gattung: Caiapodium. nn 
Die Michauxische Gattung Trichodium ist 
wieder mit Agrostis vereinigt; und die Arten: al- 


pina und rupestris sind nach der ältern Benen- , 


nung aufgestellt, wobei wir doch lieber den na- 
turgemäfsern Darstellungen von Mertens und . 
Hoch gefolgt wären. Agrostis. ‚spica venti und in- 
terrupta kommen dagegen zu einer neuen Gattung: 
Anemugrostis. _Bei der seltenen Schmidtia subtilis 
wundern wir uns billig, dafs die treffliche Kupfer- 
tafel in Flora 1819. ı. nicht citirt worden ist. 
Agrostis, Calamagrostis Linn. oder Arundo ‚speciosa@ 
Schrad. bildet eine eigene Gattung : Lasiagrostis. 


Die Gattung Calamogrostis ist beibehalten. Arun- - 


do arenaria L. und 4. baltica Schrad, kommen 
zur Gattung Ammophile. Danthonia provincialis 
DeC. wird wieder zu 4vena, als 4. calycına Pill. 
gebracht, Auch Aira subspicata L. kommt zu der- 
selben Gattung, dira caespitosa Linn. wird eine 
eigene neue Gattung: Campella, und ira canes- 
cens als Corynephorus canescens nach Beauv. auf- 
' geführt, auch dieses Schriftstellers Ärrhenatherum 
für Avena elatior L. beibehalten. 4irochloa, aber-' 
mals eine neue Gattung, die Po« eristata und des- 
sen Varietät Fioeleria glauca DC. ingleichen RK. 


4 


t 


95 


vallesiace,, hirsuta und noch einige ‚ausländische. 
‚Arten in sich fafst. Festuca decumbens L. die ei- 
nige zu Danthonia rechneten . ‚ist- hier Triodia, de- 
cumbens Beaw. 3 
Bei Festuca sind die Arten tenuifolia und 
ovina nach Schraders flor, germ, aufgestellt; 
zu ersterer kommt F. ovina M. et Koch, und zur 
zweiten dessen F, duriuscula und vallesiaca so 
wie’ F. intermedia R. et S. F. strieta Host, F. ni- 
tida und hirsuta Kitbl. Festuca pallens,'glauca, al- 
pina und vaginata bestehen als eigene Arten. Fe- 
stuca myurus aber, bromaides und ciliats bilden 
mit: einigen ausländischen Arten die Gmelini- 
sche Gattung Yulpia, ..Cynorurus durus L., Poa 
rigidaL., und Triticum maritimum. gehören zur Gat« 
tung Scleroohloa. Die Gattung ‚Schoenodorus c 8) 
begreift Festuca rhaetica M. et RK. in sich. "Zu 
Poa trivialis kommt Poa pratensis'Roth und P. du- 
bia Leers; zu P. aspera Gaud. P. caesia Smith, und 
zu P. pratensis wird P. trivialis Roth gerechnet, P. 
palusiris Roth wird hergestellt und P. fertilis Host 
und serotina Gaud, sind S$ynonyma davon. Zu 
Poa serotina kommt Poa nemoralis Gaud. M. et. A. 
Poa glauca Smith ist eigene Art, zu welcher ‚P, 
. nemorglis caesia Gaud. M. et Koch gerechnet wird. 
Zu P. annua kommt P. supina Schr, als. Varietät 
und P. cenisia.der Enum. alter. .kommt mit P. vi- 
vipara zu:alpina. P. badensis ist eigene Art, und 
P. thermalis Pers, ‚P. eollinz Hast und P. alpine, 
badens.. M. et Fi. sind ‚Spnopya davon. Die Gat- 


56. 


tung Eragrostis isi beibehalten; zu ihr gehören 
Briza und Poa Eragrostis L. und P. pilosa L. Pa- 
nicum, hirtellum Wulf. (undulatifoliim Ard.) macht 
eine eigene Gattung Orthopogon aus. 

“ Am’ Schlusse dieser Ordnung fügt noch der 
vo observationes in ordinem näturalem graminea- 
vum bei, die wir zum Nachlesen nachdrücklich 
empfehlen müfsen, indem hier nicht nur die ein- 
zelnen Theile der Gräser erklärt,’ sondern auch 
die Familien nach: ihren. Charakteren vollständig 
erläutert, und. sach den’ Sectionen „yorzeichnet 
sind, e 

' Der Ordo sectndüs enthält die Cyperoidine 
mit dem Charakter : caulis nodis integris clausis 
non protuberantibus. Folia vaginata! vagina so- 
luta non fissa. Perigonia e bracteis alternantibus, 
facie non oppositis, glumäs formantibus univalvio, 
raro 'glümella triphylla. Amphispermium. 

Sectio 1! Genuinae. Flores monoclini. Am- 
phispermium peridio cum testa. intime connato, 
nucleo cum membrana intima soluto (caryopsis). 
Embryo extra albumen ad basin nuclei. 

Die erste (neue) Gattung Streblidie enthält 
Schoenus ferrugineus L. in sich, der also hier ge- 
nerisch von Sch, nigricans, der seine Gattung bei- 
behält, getrennt ist, 

"Blysmus, eine zweite neue Gattung für Schoe- 
mus compressus L. und Sch. rufus Schrad. Es fol- 
gen. Rhynchospora (fusca et alba) und Eleocharis; 
letztere mit den bekannten Arten nach R. et Schül- 


a ee ee 


IRTFE 


a TTZ 


97T 


tes, denen noch Scirpus- cespitosus und paueiflorus 


zugesellt sind.‘ Eleogiton, die dritte neue -Gättung‘ 
für ‚Seirpus fluitans L. und. Se. .parvulus R..e Sch., 
M. et R.— Isolepis und Fimbristylis mit den be- 
kannten Arten, dann Dichroma, Cladium, endlich 
Seirpus, Cyperus u. s. w.; unter letzterm hat Sär- 
pus (Isolepis R. ei Sch.) Michelianus L. -Platz'ge= 
funden. Zu Cyperus fuscus kommt virescens Kro-. 
ker als Varietät, und zu C. glomeratus L. C. aus 
stralis Schr. als Synonymum. Eriophorum‘ wincht 
den Beschlufs der ersten Section. : 
Die Sectio secunda: 'Flores diclini, ampkisi 
permium caryopsis, embryo extra albumen; begreift 
Elyna, Kobresia, (Gattungen : “die nach unsrer"An- 


- sicht mit Recht getrennt sind) und Cärex in sich. 


Wir theilen von diesen so nahe verwandten Pilan- 
zen die Gattungscharaktere mit: "I „ud 
Elyna: Spica terminans subcomposita. Oli 
ma univalvis fulciens flosculum masculum et fe: 
mineum. Glumella univalvis. Setae hypogynäe. 
aullae. Caryopsis subtrigona. Stylus tripartitus, 
Kobresia: Spica terminans composita, spicae 
laterales aggregatae superne masculae inferne fe- 
mineae. Gluma univalvis. Glumella masculorum 
nulla,-femineorum bivalvis. Setae hypogynae nul- 
lae, "Stylus tripartitus. Caryopsis subtriquätra. 
Carex: Spieae diclinae aut androgynae. Glu- 
ma univalvis; Glumella nulla. :Setae hypogynae 
nulläe. Stylus bi-tri partitus, Perigynium apsuli- 
forme saryopsin includens. Zn 


® 


58 


... „Bei der Aufzählung von 84 Arten der Gat- 
tung Carex sehen .wir es ungerne dafs die höchst 
wichtige und so genau unterscheidende Section 
nach der Theilung des Griffels nicht. allgemein 
benutzt ist, da ihr die Unterabtheilung nach der 
Bekleidung der Früchte füglich hätten unterge- 
stellt werden können. 

. Wir geben zuförderst von dieser Gattung ein 
Muster der Behandlung, da.diese ganz das We. 
sentliche der Arten auffafst und genau mit unsern 
Arisichten übereinstimmt, wornach dann Bemer- 
kungen .über einzelne Arten folgen mögen: . 

* Carex dioica, (subgenus ı. spica terminans dioi- 
ca) caulis subtriqueter laevis. Folia angusta laevia. 
Valvae ovales obtusae. Stylus bipartitus.. Peri- 
gynia errecta oyalia nervosa obtusata superne 
margine serrulato-seabra, C. .dioica L. PP. spec, 
17.2072. W.E.'S..65. En. alter. 2. 378. Schkuhr 
Car.:p, 7. t. 4. fa4...Hab, in .pratis palud. Europ. 
borealis et mediae %. D. Valyae fuscae, nervo 
basi virescente, Perigynia obscure fusca. 

Bei Carex pyrenaica führt der Vfr. C. spicata 
Schkuhr, die bekanntlich bei Halle wächst, nach 
Sprengel's Vorgange, als Synonymum an, unge- : 
achtet Wallroth die Pflanze in dieser Hinsicht 
an Ort und Stelle genau untersucht, vollständig 
beschrieben, und mit jener fast gar keine Aelın- 
lichkeit gefunden hat. Und wären gleichwohl 
beide Pflanzen eine und dieselbe Art, so hätte 
doch billigerweise neben dem „habit. in pyrenaeis“ 


. | 59. 


auch ‚das prope Halam saxonum, gesetzt wer- 
den müssen. Indessen ist hiebei in Betracht‘ 
zu ziehen, dafs es nach Wahlenbergs Flora 
lapp. p, 250 zwei Pflanzen dieses Namens gebe, 
die C. pyrenäica vera Wahl. und, ©. pyrenaica 
Jalsa? DeC. die eine Abart von C. dioica (C. Da- 
valliana?) zu seyn scheint, wohin allerdings die 
Hallische Pflanze gehören möchte, wenn sie nicht 
einen Sspaltigen Griffel’ hätte. 

€. stenophylia Wahl. „‚habit. in alpints Earop. 
mediae.. Es ist dies aber keine. Alpenpflanze, 
da sie, unter andern, an grasigten Hügeln bei 
Wien, sogar bei Pest im Sande wächst. — Ne- 
ben C, Schoenoides Host. wird auch C. divisa Good. 
als verschiedene Ast aufgeführt, deren Identität 
doch fast allgemein angenommen ist. Wir wol- 
len aber hier den Vrf. aufs Wort glauben, da 
seine Angaben auf eigene ‚Untersuchungen und 
Vergleichungen beruhen werden, obwohl wir die 
angegebenen Charaktere neben einander gestellt, 
ziemlich übereinstimmend finden. — Ob EC. ne- 
morosa Lumn. und die Pflanze dieses Mamens hei 
Rebentisch einerlei seyen, müssen wir bezwei- 
feln, da wir die Abbildungen bei Host und 
Schkuhr sehr verschieden finden; letztere wird 
zwar bier nicht eitirt, wohl aber Willdenow, 
der sich auf dieselbe beruft. — Bei C. muricata 
und einigen folgenden Arten ist bei der Ausmes- 
' sung der Blätter:  folia lin. et parum ultra long«. 
dieser Druck- öder‘ Schreibfehler statt lata, sto-- 


x 


0° 


hen geblieben, den jeder Leser leicht selbst ver- 
bessert., _ Obwohl in unsern Zeiten diese C. mu-' 
ricata "nicht mehr mit C. stellulata, wie früher ge- 
schah, verwechselt wird, so scheinen dennoch bei 
derselben. noch nicht alle "Zweifel gehoben zu 
‘ seyn, und unsers Vrfs. Angaben von „,‚spicae *) 
inferne praesertim laxae , bractea foliäcea ‚ple- 
rumque hulla, stehen mit den Angaben einiger 
andern Schriftsteller (Willden. Wahlenb.) im’ 


wirklichen "Wiederspruche, — - .Bei C. stellulata 
ist, dem Wohnorte „in; Europae graminosis‘« noch‘ 
et fossis paludosis beizüfügen.‘— Bei ‘C. bicolor 


ist wohl nur aus Versehen die unter ihr stehende 
Abtheilung: spica terminalis andregyna, reliquae 
femineae nicht über dieselbe gesetzt worden. Auch 
scheint das ‚„caulis scaberrimus ‘* bei dieser Art, 
wie bei einigen anderm, als iomentosa, muricata, 
norvegica,. Teporina, anzudeuten, ‚däfs die Carices 
durch Kultur an Rauhigkeit zunehmen, da die 
Halme dieser Arten im wildwachsenden Zustande’ 
mehr oder weniger glatt sind. — Bei C. atrata 
scheinen die Angaben „caulis scaber; perigynia 
demum atrata“ anzudeuten, dafs des Vrfs’ Pflanze 
C. atrata dubia Gaud, Agr. II p. 118. he C. 


u. 


D 


aterrima Hopp. sey.. 


u Der. Vfr. braucht das Wort spiöne gegen den bisheri- 
gen Spräuchgebrauelı statt spiculae, mufs aber selbst 
fühlen, dafs damit nichts verbessert sey, da er genüthigt 
ist bei andern Anlässen z, B. bei O. vulpina, : .NEIMOTOSA, 
stiputa, von einer spica generalıs und spica Partialis 
zu sprechen. 


-.Reo.;hät mit Vergnügen die Herstellung der 
c thuringiaca Willd, gesehen, 'und wünschst, dafs 
sie nun auch am natürlichen Standorte ‚möchte 
wieder ‚gefunden werden — C;, flacca Schreb., 
warum nicht C. glauca Scop.? :besonders. da C. 
mazxima: Scop. mit Recht den’spätern Benennun- 
genipendula und .Agastachys vorgezogen ‚worden, 
wie: C. leptostachys dem strigosa, .leporina' dem obe- 


'lis, humilis dem clandestina und auf ‚solche Weise 
-rühmlichst das Pıioritätsrecht beobachtet ist... 
. Bei .C.: extensa ist dem . Wohnort ‘vorzüglich in 
, maritimis' beizufügen, - weil das auf die Kultur 
- Einflufs 'hat.;—=. _C. Oederi ist gegen des so ge- 


nauen Bessers Darstellungen wieder zu C. fliava 
geäogen, «mit der. Angabe dafs es: die’ Individuen 
seyen, die „in paludosis gramine breyi tectis‘ 
wachsen, womit aber noch nicht bewiesen “ist, 
warum sie im Juli und August blühe, da jene im 
Mai da ist. 

Carex corsicana ist eine neue Art, die sich 
von der ihr ähnlichen C. distans. durch „perigy- 
nium subglobosum inflatum nitidum * unterschei- 
det. — C. alba „folia filiformia.“ Diese Angabe 
von fadenförmigen Blättern scheint zu beweisen, 


' dafs der Vfr. bei der Beschreibung .nur die Halme 


dieser Pflanze vor sich hatte, denn. ‚dafs die zahl. 
reichen folia radicalia cespitem efformantia, pla- 
na, linearia sind, ist schon an gut getrockneten 
und. stark geprefsten Exemplaren zu ersehen. 
Von C.-sirieta fand‘der-Vfr. eine Varietät mit 


,valvıs obtusissimis -rotundatis fusco-nigris, Ca- 
:rina latiore, viridi; an species peculiaris, C, ob- 
»tusivalvis? “ Wir bemerken hiebei, dafs auch C. 
‚ eaespitosa auf diese Weise abandere: ,„squamae 
.ovatae acutiusculae, sed variant nec infrequenter 
. obtusae;* Good: in Römers Arch. II. 2. 184. , 
Die Sectio tertia Typhoideae: flores diclinae, 
-gluma nulla, glumella triphylla aut hujus loco 'se« 
.tae, enthält anhangsweise die Gättungen Typha und 


„‚Sparganium. „Die nachgetragenen Observationes 


. in .ordifiem .Cyperoidearum müssen: wir ebenfalls 
“nachdrücklich zur eigenen Nachlese empfehlen. 
‚Der Fortsetzung dieses trefflichen Werkes sehen 
. wir mit grofser Erwartung entgegen. 

_%. Naturgeschichte der Flechten. Nach neuen Nor- 

- men und in ihrem Umfange bearbeitet von F. 

WW. Wallroth ete. - Ein fafslicher Unterricht 


zum ‘Selbststudium der . Flechtenkunde. 2ter . 


Theil. Physiologie und Pathologie des Flech- 
tenlagers. Frankf. a. M. 1827. j 


In diesem Bände tritt die Lehre des. Vfrs. , \ 


. jenes tiefschauenden Beobachters, schon deutlicher 


- an’s Licht, Nur die Erwartung der baldigen Fort- 
‚setzung und die dadurch gehoffte Erleichterung. 


der Darstellung des reichen Inhaltes vermögen 

uns, die ausführliche Anzeige des interessanten 

. Werkes ferner zu verschieben, 

. 3. Mantissa in volumen tertium systematis vege- 
tabilium Caroli a Linne ex editione Joan 
Jac. Roemer.et Jos. Aug, Schultes et 


:63 


Iul: Herm, Schultes. Stuttgardiine sumt, 
"I. G: Cottae ıdon -- 0. BR 


4. Reichenbach’s neue Bearheitung der Gattun- 


gen Aconitum und "Delphinium, 6 16 Heft, 
womit dasselbe‘ geschloösen worden. 


. Gemeinnülziges Handbuch der. Gewächskunde, wel« 
ches mit Ausnahme der 24sten Klasse‘ des 
Linn. Systems die wilden Gewächse:- ‚Deutsch- 
lands enthält, und von den ausländischen die. 
jenigen welche dem Arzt und Apotheker, dem 
Färber, Gärtner und Landwirth Nutzen brin-. 
gen, "yon 'Dr.. J. Ch. 'Mössler. Zweite Auf. 
lage, nach den neuesten Ansichten der Wissen. 
sckaften” ungeärbeitet; Yormehrt, und mit ei-. 
‚ner ‘Anordnung’ der bekannteren in. und ause 
ländischen Pflanzengattungen nach den natür- 
lichen Verwandtschaften versehen von Dr. BE. 
G. Ludwig Reichenbach, Hönigl. Sächs, 
Hofraihe u. 8. w Altona bei J. Fr, Ham. \ 
merich 1827. “. 


. „Ieones plantarum rariorum ‘et rite minus cpgnir 
 tarum indigenarum exolicarumque. ‚Auctore 

"Ludw. Reichenbach, Dr. et Prof. Dres- 
dens. Cent. quinta, . Dee. 41 — 46... .. 

. Joannes. Hedwig species muscorum frondo- 

sorum, edit. Schwägrichen. Suppl.II Vol.=. 
Sect. da. Lipsiae sumtu J. A. Barth ı807. 


. System der ‚Garten-Nelke,. gestützt auf das all- 
gemein geltende. Weismantelsche Nelken -Sy- 


u 


:6A * 


‚stem,‘ nebst einer, angehenden Blumenfreunden 
gewidmeten, möglichst vollständigen Anleitung 
‚zur Erziehung, Wartung und Pflege der Nelke‘ 


und. einem Anhange über die Kultur einiger 
andern Lieblingspflanzen. Mit einer nach der 
Natur gemalten Nelkentabelle. Berlin 1827. 


‚Kerner werden nächstens innerhalb Bayern fol- 
gende wichtige Werke erscheinen: 
4. de Martius, Icones selectae plantarum. erypto- 
.gamicarum 'quas in itinere per Brasiliam col- 
- legit etc. fol. r 
. . Dies bildet die Fortsetzung der Nova genera 
‚ei species desselben Vfrs, 
‚2. Zuccarini, Flora der Gegend von München. 
... Ist.als Vorläufer einer Flora von Bayern zu 
‚betrachten, bei deren. ‚Herausgabe _ der Vfr. sich 
‚der: Unterstützung, von.-Seiten ‚der Regierung zu 
erfreuen hat. 
3. Linns, systema. "Vegetabilium ete, Editio API. 
cur. Schultes. Pol. YIL. 


a 


” In der Flora 1827. EB. IL. Beil. 1. bittet man folgende - 
sinustörende Druckfehler zu Avesbessern: 


‚9. 25. Z. 21. statt Fächer lies -Sachen. 

— 31. — ı.v,u, statt acaulis }. äcaulia. 

— 54. — 5. statt hier lies. hin. : 

— 59..— 3. u. 1. v, u. statt Brachydontium 1. Brachyodon. 
— 56, 1. v. 0. statt T. fissidens lies Fissidens. 
56. — 20. statt floridum lies flavidum. . 

— 59. — 7. statt der lies den. , 

— 687 35. statt operculo lies opere, .& 

— 69. — 25, statt diese innern lies .die „ÄUSSETN. - 

— 71. 22. statt Apparate lies Aggregate, R 
— 73. — 27. statt aber lies oben. 

— dr, — 5, statt yerticfet lies verliert. 


Flora 


oder 


Botanis che Zeitung, 


Nro, 5. Regensburg, am 7. Februar 1828. 
if. rin — nee 


I, Hydrurus erystallophorus, eine, neue Süfswasser 
 Alge Deutschlands; von Hrn, Prof. Schübler 
in Tübingen. 
(Dem Hauptinhalte nach vorgetragen in der Ver- 
sammlung der deutschen Naturforscher und 
Aerzte in München am 22. Sept. 1827. 5, Flora 
Ball 8.608) 
(Hiezu die Abbildung von Hydrnrus erystallophorms.) 


Ia habe die Ehre hier den Naturforschern 
eine Pflanze aus der Familie der Algen vorzule- 
gen, welche in pflanzenphysiologischer Beziehung 
eine nähere Beachtung verdient, während sie zu» 
gleich eine noch nicht beschriebene Art der Flora 
Deutschlands, insbesondere Würtembergs, bildet 
und in dieser Beziehung für specielle Pflanzen. 
kunde noch ein besonderes Interesse besitzt. 

Die Pilanze entwickelt sich im Grund langsam 
fliessender Wasser, welche ihr Beet im Jurakalk 
der schwäbischen Alp eingegraben haben ; sie be. 
festigt sich im Grund dieser Wasser auf dem Ge- 
rölle des Jurakalks; ich fand sie auf diese Art 


“ E 


\v 


66 


zuerst im Juni 1821 in der Blau bei Blaubeuren 
in geringer Entfernung von dem Ursprung dieses 
Flusses aus dem Blautopf, einer trichterförmigen 
tiefen Kluft des Jurakalks, aus welcher die Blau- 
sogleich als ein kleiner Flufs heryortritt. Herr 
Prof. Hochstetter fand sie voriges Jahr auf 
ähnliche Art in der Lauter bei Lautern und Herr. . 
lingen, während sie sich in demselben Sommer 
auch in der Blau in grolser Menge. entwickelt 
hatte; unter ähnlichen, Verhältnifsen findet sie 
sich in der Echaz. zwischen Reuttlingen und 
Pfullingen. Bu 

Die gleichförmigere Temperatur, welche diese 
Gebirgswasser sowohl während der wärmern als 
kältern Jahrszeit besitzen, und der kalkreiche‘ 
Untergrund dürfte auf ihre Bildung und ihr viel. 
leicht mehr lokales Vorkommen nicht unbedeuten- 
den Einflufs haben. 

Die Pflanze hat ein polypenartiges Aussehen, 
sie besteht aus einer einförmigen, grünlichen gelee- 
artigen durchscheinenden Mafse, ohne alle Ab- 
theilung von Zellen, Röhren oder Kammern dex 
höhern Pflanzen, auch in ihren feinern Verzwei-. 
gungen läfst sich keine Spur der gliederartigen. 
Abtheilungen der Conferven bemerken; ihr Haupt» 
stamm ist cylindrisch,. dicht, voll, ı Zoll bie £ 
Rufs, zuweilen selbst gegen ı Fufs lang und ı 
Linie. bis gegen £ Zoll dick, an seinen Seiten. se- 
tzen sich nnr hie und da einzelne Aeste ohne. 
Ordnung an, an seinem Ende theilt er sich im' 


67 


vollkommen entwiekelten Zustand der Pflanze quirl« 
oder quastenförmig. in viele Aeste, welche hie 
und da Verengerungen zeigen und sich selbst wie- 
der in 2, 3 ünd oft mehr Aeste theilen, die ganze 
Pflanze kann gegen 2 Schuh lang werden; stellen. 
weilse findet man an den Aesten dichte Quirle 
vieler Fäden und proliferirende Aeste, von wel- 
chen sich einzelne oft sehr verlängern und sich 
dann nach ähnlicher Ordnung aufs Neue verästeln. 
Die feinen Endigungen der Fäden erscheinen un. 
ter dem Mikroskop nie spitzig, sondern stumpf 
abgerundet, eben so erscheinen die Winkel, un. 
ter welchem sich die Aeste an den Hauptstamm 
ansetzen und $ich zertheilen, nicht spitzig, sone 
dern stümpf: ausgerundet. 

Im Querdurchschnitt sind Stamm und Aeste 
gewöhnlich rund, jedoch nicht gleichförmig. dick, 
oft sind sie wulstartig aufgetrieben, Gedärmen 
‘ähnlich mit Anschwellungen und Verengerungen 
versehen; zuweilen schlitzen einzelne Aeste und 
Stämme der Länge nach, wenn sie etwas ge» 
drückt werden, als hätten Peripherie und Centrum 
eine etwas verschiedene Consistenz; die Ober- 
fläche /grölserer Stämme zeigt oft höckerartige Er« 
habenheiten, welche nicht selten traubenförmige 
und kugliche Formen annehmen, .' Beiliegende 
Zeichnung giebt ein näheres, Bild der Pflanze in 
natürlicher Grölse. . Unten ist die Pflanze mit ei« 
ner Wulst auf Steinen befestigt; Stamm und 
Zweige stehen nicht senkrecht, sondern verbrei= 


E ea 


68 


ten sich mehr horizontal nach der Richtung des 
fliefsenden Wassers. , . 

Aus’ dem Wasser genommen ist die Oberfläche 
der Pflanze sehr schlupfrig und glänzend, ihre 
Farbe ist ein in’s Bräunliche fallendes Grasgrün, 
an dem Hauptstamm ist die Farbe gewöhnlich 
blässer in kleinen Paıthien und Durchschnitten 
angesehen fast farblos durchsichtig, an den dün- 
nern Zweigen geht die;Farbe mehr in's Trübgrüne 
über, unter Wasser liegend erscheint sie dunkler, 
. Gruppen dieser Alge aus einiger Entfernung an- 
gesehen. erscheinen grünlichbraun. 

Die ganze Pflanze hat frisch aus dem Wasser 
genommen einen starken widrigen eigenthümlichen 
Geruch; er hat einige Aehnlichkeit mit dem von 
Fischen, welche in Faulnifs überzugehen anfan- 
gen, auch faulenden Vegetabilien im Grund ste» 
bender Wasser ist er/etwas ähnlich, .der Geruch 
ist weniger stark als der von Batrachospermum 
moniliferme, aber widriger als bei diesem; wird 
das Wasser, in welches man diese Alge etwa in 
Gläsern aufbewahrt, häufig gewechselt, so verliert 
sich dieser Geruch nach und nach ganz, auch bei 
dem Trocknen der Alge verschwindet er völlig. 

Ihre Constistenz ist ungeachtet der gallertar- 
tigen Beschaffenheit und ungemeinen Biegsamkeit 
gröfser als man erwarten sollte; sie reifst nicht 
leicht, "Sie läfst sich in Wasser mehrere Wochen 


und Monate lang in Gläsern auch während der 


wärmern Jahrszeit erhalten, ohne zu faulen oder 


dr 


F 
zu schimmeln, Bei. einzeinen Pflanzen, welche 
ich vom Juli bis September in einer Flasche Was- 
ser aufbewahrt hatte, bildeten sich bei: warmer 
Witterung. gegen Ende des Septembers auf ihrer 
Oberfläehe viele polypenartige Infusorien, welche 
sich als orticellen erwiesen, und nun die Ober- 
fläche der Pflanzen belebten; ihre gestielten trich- 
terartigen Becher erhoben sich ‘unmittelbar aus 
der gelesartigen’Mafse und zogen sich oft wieder 
in. diese zurück; sie zeigten sich. ähnlich denen 
welche sieh zuweilen entwickeln, wenn Klaister 
mit Wasser infundirt wird; mit dem Eintritt von 
kühler Witterung. verschwanden diese Yorticeller 
wieder; und die Pflanze selbst hatte noch zu Ende 
Oktobers keine wirkliche Zersetzung erlitten, '' 

In der Siedhitze erleidbt die frische Pflanze 
keine wesentliche Veränderung, sie löst sich im 
siedenden WVasser nicht auf, sie gerinnt nicht, 
wenn sie auch Stunden lang gekocht wird, sie er- 
hält dadurck nur eine etwas blässere Farbe und 
verliert etwas an ihren Festigkeit; in WVeingeist 
gelegt erhält sie nach und nach eine weifßsliche 
‚geronnenem Eyweifs ähnliche Farbe, wobei- sie 
noch. etwas. durchscheinend bleibt, sie läfst sich 
auf diese Art ai? besten in ihrer ganzen Form 
erhalten; in kaustischen Alkalien erweicht'sie sich 
‚ung löst sich in ihnen. in der Siedhitze auf. 
Trocknen läfst sie sich. schwer, und um sie einzu< 
legen, gelingt. es am 'besten, sie unter Wasser auf 
. Papier auszubxeiten, etwas.an der Luft abtrocknen. 


\ 


j 


“ 


) 


2 


7a 


zu lafsen und sie dann mit einem aten mit Wachs 
getränkten Papier gelind zu pressen; sie wird da- 


‚durch platt, klebt wie angeleimt auf dem Papier, 


und behält eine grüne Farbe; durch Wasser läfst - 
sie’sich nicht mehr aufweichen, wie dieses bei al- 
len Süfswasseralgen der Fall ist. — 284 Gran der 
frischen Pflanze, welche ich vor dem Wägen 6 
Mihuten anf trockenes Fliefspapier gelegt, und so 
weit sich dieses thun liefs, damit abgetrochnet 
hatte, liefsen beim völligen Abtrocknen in mäfsi- 
ger Wärme nur 5, 7 Gran feste. grüne Substanz 
zurück ; die Pflanze enthält daher im frischen Zu- 
stand 98 p. Cente Wasser und nur 2 p. Cente 
wirklich organische Substanz. 

Zwischen dieser gröfsern ästigen Alge findet 
wan nicht selten einzelne einfachere Stämme mit 
sehr wenig oder auch gar keinen Aesten, deren 
Oberfläche bald mehr glatt bald höckerig ist, diese 
einzelnen Stämme erreichen oft eine Länge von ei- 
nigen Zollen bis a —und ı4 Schuh bei einer Dicke 
von ı— 3 Linien. Man könnte sie für eine beson- 
dere Art halten, wahrscheinlicher sind es blo[s junge 
Exemplare derselben Pilanze, oder solche, welche 
durch gedrängtere Stellung weniger Aeste ansetzen | 
oder auch ihre Aeste durch irgen@einen Zufall ver« 
loren haben; vielleicht dafs die Verengerungen und 
Einschnürungen, welehe die Aeste nicht selten 
zeigen, die Stellen sind, an welchen sich einzelne 
Aeste ablösen; die höckerartigen Erhabenheiten 
könnten theila. Beste von Zweigen seyn, :theils 


74 


Anfangspunlite,. an welchen sich. neue ‚Asste al. 
setzen - 

Im Innern der Hauptstämme der gallertarti- 
gen Malse sowohl der ästigen als einfachen Pflän- 
zen bemerkt man 2 verschiedene Arten von Hör. 
nern, grölsere weisse eckige von deutlich. erystal- 
linischen Formen, welche schon für das blofse 
Auge als weisse Körner sichtbar sind und klei- 
nere blofs durch das Mikroskop erkennbare ab- 
gerundete eyförmige Körperchen, welche selbst 
bei ı4ofacher Vergröfserung ihres Durchmessers. 
nur die Gröfse erreichen, wie sie Fig, 2 und 3 
der beiliegenden Tafel darstellt. Die erystallisir. 
sen Hörner. finden sich vorherrschend in dem 
Haäuptstamm und den gröfsern Aesten, gewöhnlich 
liegen die einzelnen Körner $, & bis ı Linie von 
einander entfernt; in sehr dicken Stämmen stehen 

sie dichter und bilden selbst zusammenhängende 
Reiben, etwa Rudimenten oder Knochenpunkten 
des Hauptstamms einer sich bildenden Wirbel. 
säule vergleiehbar; je dünner die Aeste werden, 
desto. seltnex finden sich in ihnen crystallinische 
Hörner, sie fehlen ganz in Aesten und dünnern: 
Zweigen, welche nur eine £ Linie Durchmesser 
besitzen. - a 
“ Die Kleinern rundlichen Körner finden sich 
amı häufigsten i in den feinern Endigungen der As- 
ste, gewöhnlich erhalten diese dadurch eine dunk« 
lere trübgrüne Farbe, bei starken Vergröfserun« 
gen exscheinen diese einzelnen eyförmigen Körs 


72. 


perchen im Sonnenlicht klar und durchsichtig; im . 
Hauptstamm in der Nähe der erystallisirten Kör- 
perchen sind sie seltner, eine Anordnung in Rei- 


hen läfst sich bei diesen kleinen Körperchen ge- ' 


wöhnlich nur in den feinern Spitzen, nicht aber 
in den Hauptstäimmen bemerken, 

Untersucht man die erystallinischen Körner nä- 
her durch das Mikroskop, se zeigen sie sich ge- 
wöhnlich wieder aus. vielen kleinen eckigen unre- 
gelmäfsigen zuweilen Rihomböedern und Teträedern 
‚etwas ähnlichen Körnern zusammengesetzt; ihre 
Totalform ist höchst manchfaltig, oft kehrt die Form 
einer viereckigen, oft aber auch einer 3, 5—6 
eckigen sternartigen Figur wieder; Fig. 9 und ı0 
zeigt die Formen einzelner dieser Orystalle bei 
ı4omaliger Vergrölserung, Fig. 4— 8 sind unyoll- 
kommener ausgebildete Crystalle. — Dem unbe- 
waffneten Auge erscheinen diese Crystalle oft als 
kleine VVürfel, die sich jedoch durch das Vergröfse- 
rungsglas immer wieder aus vielen kleinen Crystal- 
len zusammengesetzt erweisen.— Unterwirft man’ 
die Crystalle einer chemischen Untersuchung, so 
verhalten sie sich als kohlensaure ‚Kalkerde; wird | 
die Pflanze im. frischen Zustand in etwas ver- 
dünnte Salzsäure gelegt, so bemerkt man in kur- 
zer Zeit eine Entwicklung von Lufthläschen, die 
Pflanze bläht sich bedeutend auf, ‚wird leichter 
als WYasser, auf dessen Oberfläche sie nur schwimmt, 


während sie im natürlichen Zustand unter Was- .: 


sor sinkt, bei zunehmender Luftentwicklung sam- 


nn 


melt sich die: Euft blasenförmig im Innern‘ des 
Stammes und durchbricht zuletzt dessen Oberflä. 
che; die Gasentwichlung hört auf, so wie die ery- 
stallisirten Körner aufgelöst sind, 


Die kleinern eyförmigen Körper erleiden durch 
die Säure keine Veränderung, sie sind die Spo- 
ren der Pflanze, Die übrige geleeartige "Mafse 
der Pflanze erhält durch die Einwirkung der Säure 
gewöhnlich eine reinere hellgrüne ‚Farbe, ofine 
jedoch dadurch ihren Zusammenhang zu verlieren. 


Vergleicht man die Kalkerystalle dieser Pflanze 
mit denen: der unorganischen Natur, so unterschei- 
den, sie sich von diesen durch weniger. regel- 
mäfsige, oft etwas. abgerundete Formen, die Cry- 
stallisationskraft der Halkerde scheimt hier schon 
durch die Vegetation der Pflanze. eine Störung 
und Abänderung erlitten zu haben. — Vergleicht 
man sie mit den Formen, unter welchen sich die 
kohlensaure Kalkerde in den Korallen ahsetzt, so 
zeigen sich in diesen niedern thierischen Organi- 
sationen, ihrer mannigfaltigen ästigen Formen un. 
geachtet, in der Anordnung der einzelnen Kalk- 
theilchen schon völlig abgerundete Formen, welche 
mit den .orystallinischen Bildungen in: dieser Alge 
keine Achnlichkeit haben, wie mir dieses meh- 
tere angestellte. ‚mikroskopische, Untersuchungen 
zeigten, 


Es könnte die Vermuthung entstehen, ob nicht 
das Wasser, i in welchem. sich diese Pilanze findet, 


Ku 


ah on 


schon: viele kohlänsaure HKalkerde aufgelöst ent. 
halte; dieses ist jedoch nicht der Fall. Das Was: 
‚ser. der Blau und Lauter setzt an den Ufern die. 
ser Flüsse keinen Kalktuff ab; das des ersteren 
Flusses, wird. selbst längst in Blaubeuren als gu- ' 
tes Trinkwasser benützt, eine nähere Untersuchung, 
zeigte mir, dafs ein Pfund dieses Wassers zu ı6 
Unzen nur ı,7 med. Grane fixe, gröfstentheils 
aus kohlensaurer Halkerde bestehende Stoffe ent- 
hält, dafs daher sein Ralkgehalt geringer ist, als‘ 
bei vielen unserer Quellen und Flufswasser, wir 
müssen vielmehr dieser Pflanze selbst die Fähig- 
keit zuschreiben, den von ihr aufgenommenen 
kohblensauren Kalk, wieder in krystallinischen For- 
men abzuscheiden. — Mehr als das WVasser - 
selbst dürfte der Untergrund, auf dem die Pflanze 
wurzelt, zur Aufnahme von Halkerde beitragen; 
da ihr Stamm auf Geröllen des Jurakalks befesti- . 
get ‘ist, so könnte sie diesen etwas kohlensaure 
Halkerde 'entziehen; die Härte,und Dichtigkeit 
dieser Gebirgsart widerspricht dieser Annahme 
nicht, indem die Kolkerde überhaupt nur im. 
chemisch aufgelösten Zustand in das innere der 
Pflanze aufgenommen werden kann, und die Pflan- 
zen die Fähigkeit zu besitzen scheinen, diese ' 
Tirde ‚aufzulösen und. während ihrer Vegetation 
zu äbsorbiren, so wenig dieses auch bis jetzt che- 
misch genügend erklärt ist; es erinnert dieses ar 
die gleichfalls noch nicht gehörig erklärte Eigen- 
schaft einiger Mollufsken sich in die dichtesten 


“5 
Kalkfelsen einzugraben; "und diese oft wirklich 
zu durehbohren?) a 
Es sind bereits schon bei einigen ändern 
Pflanzen Absonderungen von 'kohlensaurer' Kalk 
erde in cerystallinischen Formen, ebenso von -ein- 
zelnen anderen Salzen nachgewiesen, bekannt ist 
dieses namentlich bei verschiedenen Chara-Arteus 
in diesen Fällen setzt sich jedoch die Kalkerde 
an die Wände der einzelnen Röhren oder-Zellen 
und ihr Absatz ist oft mehr Incrustationen zu ver- 
gleichen, womit‘ jedoch die erystallinischen Bil- 
dungen dieser Alge keine Aehnlichkeit besitzen. 
»— Die Entstehungsart ‚der -sogenannten - Kokos- 
steine. ist. noch höchst räthselhaft, sie bestehen 
nach einer neuern Untersuchung yon Vauiquelin 
aus reiner kohlensaurer Halkerde (Schweiggers 
Jahrb. der Chemie Bd. 20. Jahrg. 1827 p. 1325). **). 
*) Nach den Beobachtungen meines verehrten Freundes 
Hra. von Martens ((Heise nach Penedig. +. Thl, 8, 
340. Ulm. 1824.) erfolgt zwar dieses Bohren bei PAo= 
las Dactylus L, wirklich auf mechanische, Weise; bei. 
“einigen andern völlig -glatten' Schaalthieren (bei Myrilus 
lithophagus L. Fenus, lithöpaga. Retz und. Gastro- 
chaena cuneiformis Spengler) lälsı sich jedoch diese. 
Eigenschaft nicht auf mechanische Art erklären, ‘es. 
könnte dabei sehr. leicht zugleich ein chemischer Akt, . 


eine Art Absaugen und Auflösen des kohlehsäuren Kalks 
vor sich ‚gehen. Ze ;E Be 


“*) Man ‚vergleiche damit,. was wir in-dem unter der Presse 
befindlichen isten Hefte der botanischen Literaturblät= 

;»; ter über den am vor. kuizem wau Raspail bei der 
Pariser Akademie gehaltenen Vortrag „berichten .werden,, 
wonach ex die Rhaphides von DeGandolle (Organo- 

. graphie, vegetale Liv. I...Chap. ZIEL) für regelmäfsige 
tetraädische Krystalle kleesauren Kalkes erklärt, und 
deren Vorkommen fast ih allen'Pflanzen vermuthet«. Bi 


De Pa 


76 


. Die Ablagerungen von. Rieselerde, weiche in 
manchen Schilfarten, im Bambusrohr, in der Tee- 


"iona grandis und einzelnen Palmen schon hie und 


da beobachtet wurden, reihen sich gleichfalls bie- 
her, es muls jedoch künftigen Untersuchungen - 
vorbehalten bleiben, ob auch bei diesen Seere- 
tionen von Hieselerde crystallinische Formen in 
der lebenden’ Pflanze zu Stande kommen, 

Ueber die Benennung und Einreihung der 
Pflanze in die Reihe der, vegetabilischen Organi- 


‚sationen. erlaube ich. mir Folgendes zu bemerken: 


Die Pflanze. gehört nach ihrem. ganzen Bau 


- in die Familie der Algen, in die Abtheilung Nos 


tocinae. Sie lälst sich zunächst in die vonSpren- 
gel aufgestellte Gattung Coccochloris einordnen, 
deren Charaktere nach diesem Schriftsteller sind: 
Mafsa. gelatinosa granulis globosis farcta, oder, 
da diese Gattung noch sehr verschiedene Pflan- 
zen in ‘sich enthält, näher in die in neuern Zei- 
ten: von Agardh in seinem System« algarum 
Lundae 1824 aufgestellte Gattung Hydrurus, des- 
sen charakteristische Merkmale sind: Frons gela- 
tinosa, filis coadunatis hyalinis granula_ elliptica 
seriatim conlinentibus composita., Agardh setzt 
n diese Gattung 2 Arten:' Hydrurus VPaucherii und 
penicillatus. Erstere setzt er mit Ulva foetida 


_Waucher Tab. 17. Fig. 3 und mit Conferva ‚foe- 


tida Pillars Tab. 56. synonym, deren Abbildun- 
gen Agardh bei dieser Art näher citirt,, Ich 
verglich in dieser Beziehung die Abbildungen 


72 


und Beschreibungen von diesen beiden Schrift: 


. ‚stellern ; sie passen jedoch nicht auf unfere Pflanze, S 


Nach beiden erreicht Hydrurus P, aucherii nur eine 
Länge von ı—2 Zollen, nach Vaucher besitzt 
sie nur wenige Seitenäste, ihr Hauptstamm ist dünn, 
hat ‚einer Conferve ähnlich nur einen Durchmesser 
von etwa $ Linie; Villars gibt ihr gar keine 
Seitenäste, nd charakterisirt sie als eine conferv« 
flamentis crassis vermi-formibus fluitantibus et 
gelatinosis. Sehr junge, unvollkommen entwickelte 
Exemplare unserer Pflanze könnten daher mit 
der von Villars erwähnten Pflanze Aehnlichkeit 
haben. Agardı charakterisirt ‚sie, Vaucher's 
Abbildung entsprechend, auf Tolgende Art: 

Fronde compacta tandem apice in ramos 3 gra- 
ciles secedens. 

Die 2te Art Hydrurus penicillatus hat "nach 
Agardh als charakteristische Merkmale eine 
frons tota in ramos excentricos penicillatos diyisa, 
sie unterscheidet sich von unserer Art sehr durch 
viele feine haarartige Fäden, womit die Ober- 
fläche der Pflanze bedeckt ist, auch sie erreicht 
zur eine Länge von 2—3 Zollen.. 


"Bei unserer Pflanze ist die Bildung von Cry 


stallen im Innern des geleeartigeri Hauptstamms 
eine auffsllende, in pflanzenphysiologischer Bezie- 
hung merkwürdige Erscheinung, die ‘bis jetzt bei 
keiner Pflanze dieser Familie nachgewiesen wurde, 
‚Ich erlaube mir daher zu ihrer Bezeichnung die 
Benennung enystallophyrus in Vorschlag zu brin- 


PP 


78 


gen; sollte sie. auch nicht immer die Eigenschaft 
besitzen, Crystalle in ihrem Innern zu entwickeln, 
so zeigt sie dieses wenigstens in ausgezeichnetem 
Grad, sobald sie sich unter den obenangegebenen 
Verhältnissen entwickelt; unter den vielen Exem- 
plaren, welche ich zu untersuchen Gelegenheit 
hatte, fehlten bei. keinem diese Crystalle. 
Nehmen wir als charakteristische Merkmale 
der „Gattung Hydrurus eine, ‚frons ramosa gelati- 
nosa granulis elliptieis. farctä, während die Gat« 
tung Palmella 48- eine 'gelatina expansa wel glo-. 
bosa , ‚besitzt , so würden die Charaltere ‚dieser 
Art seyn: " 
"  H. fronde toruloso- cylindrica ramis lateralibug 
terminalibusque multoties divisis. 

a) ramosus, ramis simplicibus, dichotomig,, 
frichotomis vel etiam vertieillatim divisis. 

» simplex, ramis nullis vel brevibus truncatis. 

“ Observ. In individuis hucusque observatig 
eönstanter erystalla calcarea in malsa frondis in- 
clasa, *) 

„. Erklärung der Abbildung. **) = 

Die Hauptfigur stellt die Pflanze in natürlicher 

Grölse vor, sie ist, nicht selten noch gröfser, oft 


6 


*) Eine Nachschrift des Vfrs. folgt dem nächsten Blatte. ö E 
"*%. Herr v. Martens in Stuttgart hatte auf ‚mein - Ersu- 
chen die Gefälligkeit, die Pflanze ‚unter seiner Leitung . 
„mach frischen Exemplaren, welche in einem, Gefäls mit 

» Wasser nach Stuttgart geschickt wurden, nach der Na- 

4 wmr-zeichuen und lithographiven zu lafsen, seiner sorg-. 
et mikroskopischen Untersuchung und Verglei- 
chuug vielef Pflanzen verdanke ich zugleich verschie- 


dene der vorstehenden Beobachtungen, — Herr Du 


u) 


ag 


aber auch kleiner; die Form und Zahl der Aeste 
ist sehr manchfaltig, oft findet man Exemplare 
mit weniger Aesten, nicht selten findet man blos 
einfache Stämme von 3 bis ı Schuh Länge, die 
sich nur an den Spitzen etwas verästeln,’ die re< 
gelmälsig proliferirende und quirlförmig- Sich thei- 
lende Nebenäste scheinen nur bei. völlig ausge- 
wachsenen Exemplaren vorzukommen "Gina Juli 
dieses Jahrs erhielt ich deren mehrere, während 
drei Monate früher im Mai fast blos einfache 
Stämme gefunden wurden, im ‚August war die 
Pflanze schon wieder seltner, im September wur= 
den blos noch einzelne einfache Stämme gefunden, 
im . Oktober konnte keine Spur mehr von der 
Pflanze “entdeckt werden.) Fig, 1. A, ist 'ein 
Querdurehschnitt des Hauptstamms der Pflanze 
in natürlicher Gröfse, in ihm liegen einzelne Ory- 
stalle, wie sie bei feinen Quer - Durchschnitten 
des Hauptstamms grosser Pflanzen dem blossen 
Auge gewöhnlich erscheinen, Fig. ı. B. zeigt die 
vergrölserte Spitze eines Endzweigs der Pflanze 
a von oben angesehen, die Oberfläche hat- immer 
etwas welliges, unebnes, einzelne Crystalle und. 
Sporen sind durscheinend; die für das 'blofse 
Auge feinen Spitzen endigen sich stumpf, wenn. sie 
unter das Microscop gebracht werden. Fig. = 
und 3 stellt: die eiförmigen Sporen selbst‘ vor, bei 
einer Vergrö ölserung von 140 im Durchmesser. 


Schw arz, als Künstler und ‚genauer Pflanzenzeichner. \ 


bekannt, scheute keine Mühe, sie der Natur getreu nach, 
«. vollständigen ausgewachsenen Exemplaren darzustellen. 


N 


80 


"Fig: 4-8 sind bei derselben Vergrölserung 
kleinere ‚unvollkömmener entwickelte Crystalle, 
Fig: 9 und ı0 stellt vollständiger entwickelte . 
Crystalle vor, die dunkele Stelle in der Mitte der 
gten-Figur sind die mehr im Schatten befindlichen 
nach oben gerichteten Theile des Crystalls. 

I. Eine neue Erdbeeren-Art. 

In der Frauendorfer Gartenzeitung wird ver- 
schiedentlich einer neuen Erdbeere erwähnt. Da 
ich dieselbe sehr häufig in dem Garten meines’ 
Nachbars, des Kriminal-Richters Rose, wiewohl 

eultivirt, beobachtet, so habe: ich sie untersucht 
und folgende Meikmale an ihr gefunden, -' 

Fragaria aliena Weihe. Calice fructifero et 
pube petiolorum patente, pedunculorum erecto, 
foliis grosse serratis supra pilosis subtus glaucis 
sericeis; flagellis nullis. 

Niemals bekommt diese Erdbeere eine Spur 
von einem Ausläufer, sie ist nicht viel grölser als 
unsere gewöhnliche Fragaria semperflorens, Ihre 
Früchte sind eyförmig mit abstehendem Kelch. Sie ' 
palst sich gut zu Einfassungen, weil sie nicht krie- 
chende Stolonen hat. Uebrigens empfielt sie sich 
weder durch reichen Ertrag.noch durch den Wohl. 
geschmack ihrer Früchte. Man hält Frankreich 
für ihr Vaterland, was aber ungewils ist, Eine 
Bastarde ist sie nicht, denn. sie bleibt sich Immer 
gleich. Ihre Merkmale unterscheiden sie hinläng« 
lich von allen andern Arten. Daher bitte ich Sie,‘ 
dieselbe so in’s Publikum einzuführen durch Ihre 
Flora. Im nächsten Herbst will ich Ihnen gute‘ 
Exemplare schicken, 


Dr, Weihe . 


‚Flora 


oder 


Botanische Zeitung 


Nro. 6. Regensburg, am 14. Februar 1828, 


Bemerkungen über einige Arten der Gattung Paeo- 
nia; von Hrn. Prof. Tausch in Prag. 
(Vorgelegt in der Sitzung der’botanischen Gesell- 
. ‚schaft vom 4%, Noy, 1827.) 


D.:. älteren Botaniker trennten schon meh- 
rere Arten von Paeonia;, die aber schon damals 
mannigfaltig verwechselt, und bis heut zu Tage 
trotz den Forschungen der neuesten Botaniker 
noch nicht gehörig auseinander gesetzt wurden, 
Selbst Linne falste nach der von ihm angege- 
benen: Synonymie, die bei Systematikern vorzugs- 
weise zu berücksichtigen ist, unter P. officinalis 
&. 2 Ärten zusammen, ohne einer dritten,zu er- 
wähnen, die er bestimmt wegen. ihrer allgemei- 
nen. Verbreitung: in Gärten kannte, und mit!unter 
den beiden erstern begriff, und seine P. offieina- 
lis ß. ist P.'corallina Reiz, Mehrjährige Beobach- 
tungen, und .eine genaue Vergleichung der Syno- 
nymen setzen mich in den Stand, folgendes: hier-- 
- über mitzutheilen, oa 


F 


2 


82 


1, Paeonia offieinalis: herbacea; capsulis recur. 
vatis tomentosis; foliorum segmentis inaequaliter 
laciniatis } laciniis oblongo - lanceolatis laevibus 
‚subtus glaucescentibus pilosiusculis. “ 

P. foemina altera. Dod. pempt. 195. ic. 

P..foemina Lob. ic. 682. observ. 389. ic. 
advers. 305. i 

P. rubra flore simpliei. Besl. eyst. vern. ord. 6, 
fol. 15. f 1. 

P. communis' v. „. foemina C, Bauh. pin. 323. 
(exel. pl. syn.) 

. Promiscua. strictiore folio J. Bauh. hist. 3. 
P 193. (excl. syn.) 

P. foemina folio strictiore. Maris. hist. 3. 5. 12 
1.1. f. 7. 

P. prima. Trew hort, nit. 2. t. 166. 

P, offieinalis &. Jeminea: Soli oblongis. Linn, 
sp. pl. 747. (excl. syn. Fuchsi. >“ 

P. tatarica Mill, die. n. 5. DeCand. syat, 
veg. 1. p- 502. 

P. peregrina var. Y. DeCand. sysh, veg. 1. p 390. 

* flore pleno. 

P. folüs difformiter Iobatis puhescentibus, mil ' 
ic. 2. p 56. 6. 208%. 

Habitat in pratis montosis umbrosis Europal, 
Floret ineunte Majo. 2%. 

In botanischen Gärten kömmt diese mit. der 
folgenden vermischt gewöhnlich ‚als die einfache - 
P. offieinalis, die sie auch zu Folge der Synony- 
mie ist, vor, Die Knollen der Wurzel sind rund- 


85 


lich, ‚der Stengel 2’ hoch, grün, unbehaart. Die 
Stengelblätter 5— 6, aufgerichtet, 2 mal 3 theilig, 
die Abschnitte ungleich .zeriheilt, die Lappen läng- 
lich- lanzettförmig spitzig, "gegen den ‘Grund 
ziemlich breit, oben - lichtgrün, unbehaart, glatt, 
unten graugrün mehr oder ‘weniger behaart, so 
wie P. corallina, die auch falsch in den neuen 
Systemen mit unbehaarten Blättern charäkterisirt 
wird.. ‚Die Endblume licht Ppürpurroth, 68 
blättrig, die Fruchtknöten 2 — 4 aufrecht mit: der 
Spitze abstehend weifsfilzig, die Kapseln zurück- 
gebogen. Die Narben: bogenförmig, purpurroth, 

2. Paeonia' promiscua: herbacea; capsulis re- 
curvatis ‚tomentosis; foliorum segmentis ‚inaequa- 
“liter. laeiniatis: . laciniis -lanceolatis subacuminatis 
rugosis subtus glaucescentibus pilosis, \ 

Paeonia Trag. stirp. 581. ie. ' 

P. foemina. Fuchs hist. 202. ic. Math. comm, 
595. ic. 

P. foemina prior Dod. pempt. 194. ic. 

P. promiscua s. neutra Lob. ic. 683. obs. 390. 
ic. adv. 305. ’ 
: , P. peregrina fire e coccined. Besl.: est vern, 
6. fol. g. f 1. 

P. foentina flore simplich Tabern. st: 121. ie 

P. foemina altera C. Bauh.. pin. '323. 

P. foemina vulgatior J. Bauh. hist. 3. 402. ic. 

'P. foemina v, communis.'Moris. hist: 3. p. 757. 
v. 12. & 1. f.:6. Tourn. ınst. 274. 

P. Rore simplici rubro Knorr del. 1. t. RE 


F2 


84 


P. foliis difformiter lobatis. Hall, helv. 311. .' 
> ‚feminea. Mill. diet, n. 2. 
P. offieinalis ferninea. Hniph. ectyp. 
P. offieinalis Bull. herb. 1.101. 
P. peregrins var. «. DeCand, syst. veg. 1. 
390. (excl. plur. syn. Zu 

.* flore pleno. 

P. flore pleno purpurascente- papaverino, Moris.: 
hist. 3. p. 455. 12. wi. Ri. major:. laci- 
nis foliorum elongatis hirsutiusculis, 

:.P. hirsuta Mill. diet. n. a. 

: Habitat in pralis montosis nemorosis Europae, 
eodem iempore cum P. officinali florens. 2%. 

Ausser den länglichen Knollen der WVurzel 
‚unterscheidet sich diese Art von der vorherge- 
henden durch einen höhern Wuchs, gröfsere dunk- 
lere Blumen, und'vorzüglich durch die schlaffe“ 
ren Blätter, deren‘.Lappen länger, mehr zuge- 
spitzt, am Grunde sehr verdünnt sind, und schon 
an der obern' Fläche fast‘ graugrün, und durch 
Vertiefungen: der: Queradern. xunzlich, an der un- 
tern Fläche hingegen weit mehr behaart sind. 
Die Blattstiele und der.abere' Theil des Stengels 
sind behaart. Die Fruchtknöten schneeweilsfilzig 
2 — 4 aufrecht, die Närben spiralförmig gedreht. 
Die Kapseln zurückgekrümt. 

3...Paeonia festiva: ‚herbacea; capsulis erectis 
‚tomentosis ; foliorum segmentis inaequaliter laci- 
niatis: laciniis confertis oblongo- lanceolatis utrin- 

. que glahris, 


85 


. P. semine plenae nata värielas. Clus. hist. 1. 281. 
P. offieinalis flore simplici. DeCand. vl weg: 
1. p. 301. (excl. syn.) 
*) flore pleno; major et minor! 
P. foemineae multiplex flos. Dod. pempt. 195. 5 ic. 


P: foemina polyanthos Lob. ic. 697. ‚obs. 391. 
adv. 305. 


- P. foemina multiplex Tabern. hist. 1172. ie, 
P. polyanthos flore rubro Besl. eyst. vern; ord. 
6. fol. ft 
P..foemina flore pleno rubro majore et mi- 
nore C. Bauh. pin. 327. MMoris. hist. 3. p. 455. 
12.6 1. f 13. J. Bau. hist. 3. 4093. et 494. 
P. ‚flore plenorubro major. Weinm, hist. &, zze.fıb. 
P. foemina Blachw. t. 65. Finorr. del. 1. i, Rz: 
P. foemina var. f. "pl. "Mill. diet, n.2.,. 
P. offieinalis Retz obs. 3. p. 35. (excl. Linn.). 
Yilld. sp. pl. 2. p. 1221. (excl. pl. syn.) 
P. offieinalis 8. flore pleno rubro, Milld. 
eu. h. berol. p. 572. 
P. offieinalis flore pleno. DeCand. syst. veg. 
1. p- 389° (excl. pl. syn.) 
ß. versicolor. j 
*) flore pleno carneo demum exalbido; ma- 
jor et minor: 
P. flore pleno incarnato. Besl, erst: vern. ord, 
6. fol. 7. f. 4. 
P. exalbida plena minor et major. Clus. 5. hist, " 
280. C. Bauh. pin. "327. oo 
P. flore pleno incarnato et albo. Maris. hist, 3 
pie 


86 


P. offieinalis y. flore pleno albido rubro, 
Willd. enum. h. berol. p. 572. 

** variegata : flore pleno albo - striato: (ix 
differt, ab. 8.) 

P. quinta. Clus. hist. 1. 280. 


P. flore variegato C. Bauh. pin. 324. Moris., 


hist. 3. p. 458. 

' Colitur vulgatissima in hortis Europae et Ja- 
poniae floribus plenis, imo in pomarüs' quasi spon- 
tanea, sed vix Europae indigena. %. 

Wurde zu allen Zeiten mit P. offieinalis und 
prömiscua verwechselt, von welchen sie sich auf 
den ersten Blick auffallend unterscheidet. Die 
Lappen der Blätter stehen gedrängter, sind stei- 


fer, stumpfer, dunkelgrün, unten bläfser unbe- 


haart, aber niemals graugrün, und weit weniger 
riechend. Die Blume ist blutroth und blüht spä- 
ter. Mit einfacher Blume scheint sie bei den Al- 
ten nur Clusius, der sie aus dem Saamen der 
gefüllten erzog, gesehen zu haben. 

4. Paeonia Iusitanica: caule herbaceo humili ; 5 
capsulis tomentosis erectis; foliorum segmentis 
multifidis: laciniis ovalibus obtusis subtus glauces- 
eentibus pilosis. 

P. quarta aquilinae folio. Clus, hist. 1. 289. 

P. pumilis Besl. eyst.,vern. ord. 6. t. 14. fı 3 

P. aquilinae folüs C. Bauk. Pin. "323, "Moris. 
hist. 3. 454. 


P. Iusitanica:, foliis lobatis, lobis ‚ovatis’ in- - 


ferne incanis, min. diet. n. 6. 


# 


’ 


87 


"7 paradöxa 4. DeCand, prodr. .syst. weg, 1 
Pr 66. (ezel. syn.) 

* flore pleno. 

P. humilis Hort. Prag. 

Die gefüllte Varietät ist in den Prager Gär- 
ten von jeher als P. humilis kultivirt geworden. . 
Der Stengel ist gewöhnlich ı Schuh hoch, die 
Blume dunkelpurpurroth klein, die Abschnitte der 
Blätter 5— theilig, die Lappen oval, gedrängt, 
oft fast wellenförmig. 

9. Paeonia humilis: herbacea; germinibus to- 
mentosis; foliorum segmentis. multifidis: lacinlis 
anguste - lanceolatis subtus cano- villosis. 
 P. hispanico serine nata s. 2. Clus. hist. 1. p. 279. 

P! pumila femina Lob, ic. 683. f. 1. 

P. tenuis laciniata sublus pubescens flore ‚pur- 
pureo. C. Bauh. pin. 323. 

P. femina hispanica pumila Park. herb. 1379. 
Moris. hist. 3. p. 455. s. 12. £.1. f. & 

P. humilis Reiz obs. 3. p. 35. Willd. sp. pl. 2. 
p. 1222. DeCand, syst. veg. 1... p. 392. (gxel. 
syn. Besl) 

_ Habitat i in Hispania, 2. 

_Willdenow und DeCandolle scheinen 
diese Art weniger gekannt, und mit P, Iusitanica 
verwechselt zu haben, und daher mögen ihre.Dia- 
gnosen so unbestimmt seyn. ' Die’ Pflanze ist wohl 
der P. offieinalis am nächsten verwändt, unter- 
scheidet sich aber durch die mehrmal zerschnit- 
tenen fast Smal — 3zähligen Blätter, und: ihre 


D 


sehr schmalen unten stark behaarten Blättchen, 
Die Fruchtknöten sind aufrecht, ob es die Ka- 
pseln auch bleiben oder nicht, ist mir unbekannt; 

6. Paeonia eretica: herbacea; ‚germinibus 5 to. 
mentosis; foliis ternatimsectis, segmentis 5-nato- 
pinnatifidis, Jaciniis lanceolatis acuminatis basi de- 
currentibus utringue glabris, 

P crelica. Clus. hist. 1. p. 281. DeCand. syst. 
veg. 1. p 304. N . 

P. folio subtus incano flore albo ». pallido, C. 
Bauh. pin. 323. 

- Habitatin montibus Sphakeoticis Cretae Sieber. 2. 

- Steht der P. anomala L. am nächsten. Der 
Stengel ist aufrecht unbehaart. Die Abschnitte 
der Blätter 5-zählig, die Lappen alle ganz lan- 
zeitförmig lang zugespitzt ganz unbehaart, unten 
etwas blässer aber nicht graugrün. Die Blume 
weils, (Sieber) die Fruchtknoten 5 aufrecht 
weilsfilzig, die Narbe bogenförmig purpurroth. 

6. Paeonia corsica: herbacea; germinibus gla- 
hris erectis; foliis biternatimsectis, laciniis inte- 
gris ovatis acuminatis subglaberrimis. 

P. corsica Sieb. Pl. cors. exs. 


P. paradoxa ß- leiocarpa Decand, prodr. 1. 


p. 66.2 


Habitat in monte Cagna ad Porto vecchio in 
Corsica, 2%. 


‚Der P. albiflora Pall. am nächsten. Die Blät- 


ter sind zmal 3zählig, die Endlappen wieder 3- 
zählig, alle Lappen sind unzertheilt und zugespitzt 


69 


eyförmig, die obersten oft länglich, unten. blässer 
nieht graugrün, und fast ganz unbehaart. Die 
Fruchtknöten schlank aufrecht unbehaart, Die 
Blume grofs purpurroth, Die Frucht unbekannt. 


I. Zweiter Bericht vom ökonomisch - technisch - na- 

turhistorischen Reiseverein im Königreich Sachsen. 
(Vergl. Flora Nr. 29. S.' 470.) 

Lissabon den ı5, Mai 1827. 

Vorgestern bin ich aus den Gebirgen von 
Cintra zurückgekehrt. Obwohl es während der 
drei Tage meines dortigen Aufenthalts unaufhör- 
lich regnete, so habe ich doch so fJleifsig als 
möglich gesammelt und eine grofse Anzahl hüb- 
scher Sachen. mitgebracht. 

Die Gebirge bestehen aus Granit, welcher 
auch überall in losen Blöcken herumliegt. Nur 
am Fufse der Berge wachsen Oelbäume, Kasta- 
nien, Eschen und vorzüglich Rorkeichen. Dann 
folgen die Strecken welche mit Eriken und Ci- 
sten geschmückt sind; unter ihnen eine kleine 
Eichenart, nur 2 — 3’ hoch, welche, gleich den 
kleinen Arten von Rhododendron in den deut- 
schen Alpen, hier über weite Strecken sich aus- 
breitet. Ich hielt sie für Quereus humilis und 
fand sie noch blühend. Ausserdem aber sammelte 
ich hübsche Sachen aus den hier in so grolser 
Mannigfaltigkeit wiederkehrenden Gattungen Li- 
naria, Silene u. a., auch eine Fuinaria, Anagallıs, 
Pedieularis, eine der schönen Orchideen mit gros- 


‘ 


Aa 0. — 


90 

sen behaarten Blumen, Cynoglossum lusitanicum, 
Stauracanihus aphyllus, Grammitis leptophylla und 
einige Moosarten. Im höheren Theile des Ge- 

birges ist Pieris dquilina vorherschend. Die Flora 
an den Mauern in den Dörfern, welche so oft 
charakteristisch ist, hat hier ein vorzüglich lieb- 

liches Ansehen, denn unsre schönen Gartenpflan- 

zen: Valeriana rubra, Digitalis tomentiosa, Antir- 

rhinum majus, Cotyledon Umbilicus entkeimen und 
blühen hier ‚ohne menschliche Pflege und Aus- 
‚ smat,; mit Polypodium vulgare und Grammitis Ce- 
ierach freundlich gruppirt; von letzterer 'bemerke 
ich jedoch weniger hier als in Italien. In rudera- . 
is erscheint hier die Flora in bekanntem Ge- 
wande, und so wie fast überall zeigen sich hier 
unsre kleinen Malven mit Brennesseln, Täschel- . 
kraut und gutem Heinrich gemischt, nur anstatt 
Hyocyamus niger blüht hier Hyoscyamus albus. 
Mancherlei sammelte ich indessen auch, über des« 
sen Bestimmung erst Ihre Untersuchung entschei- 
den mag. 


Dritter Bericht u, s. w. 
Funchal auf der Insel’Madeira d. 6. Juni 1827. 
Am. ı. Mai segelte ich von Lissabon ab und 
traf schon den a5. hier in Madeira ein. — Die 
Stadt Funchal, die einzige der Insel, liegt an der 
Küste gegen Süden und ist von hohen, fast his 
nach oben bebaueten, mit Landhäusern besetzten 
Bergen umgeben, hat meistens niedrige Häuser 


91 


und enge Strafsen. Die Häuser der Kaufleute 
sind von herrlichen Gärten umgeben, und hier 
mablt sich zuerst die Natur der fremdartigen 
Tropen. Kaffeebäume liefern ihren Besitzern die 
selbst erbaueten Bohnen, Yerbena« triphylia, deren‘ 
zarten Wohlgeruch man bei uns an der in Blu- 
mentöpfen befindlichen Pflanze geniefst, erhebt 
sich hier als Baum, und baumartig ihrem Na- 
men entsprechend, senkt die schöne Datura ara 
borea ihre grofsen Trompetenblütben weils durch 
das grüne Laub hindurch leuchtend, herab. Die 
Beete schmücken zwar unsre gemeinsten Garten- 
blumen, Nelken, Levcojen, gemischt mit Pelargo- 
nium zonale, Scabiosa atropurpürea; Rosen und Cen- 
taureen, aber überrascht weidet sich der Blick 
endlich an Hecken von Fuchsia coccinea mit le- 
bendigen Guirlanden der blauen Passiflora durch- 
zogen und geschmückt mit zahlreichen Blüthen 
dieser schönsten Liane. Man hat hier auch Kir. 
schen, Apricosen, Aepfel und Birnen, indessen 
ist alles Obst weit schlechter als bei uns, da man 
nichts veredelt. Mehr als alles aber gewähren das 
Tropenbild die Bananen und Palmen. Vor jedem 
Bauernhause steht die herrliche Musa paradisiaca 
und besser als das übrige Obst erquickt ihre 
Frucht den lechzenden Gaumen des Wandrers, 
Dattelpalmen und die schlankern Kokos erheben 
sich stelzer über die Häuser der Kaufleute und 
bieten überaus mahlerische Gruppen, die 'man 
selbst sehen .muls -um sie recht zu empfinden, 


02 


Eine besondere Erquickung gewährt‘ noch der 
Genufs des frischen Zuckerrohrs, welches gleich- 


falls auf dieser glücklichen Insel gebauet. wird. 


Das gröfste Uebel ist auch hier, wie in Por- 
tugal, die übermäfsige Theuerung, so dafs man 
gar nicht weniger kennt als £ Testao, ungefähr 
a Ggr. nach unserm Gelde. Das meiste kosten 


mich die Führer, deren ich immer einen haben 
mufs, da ich Botanisierkapsel, Papier und Instru--- 


mente zum Insectenfang nicht allein tragen kann; 
und keiner geht unter einen spanischen-Rthl. den 
Tag. — Bis jetzt habe ich vorzüglich-die Berge 
um die Stadt durchstrichen, wo man immer eine 


bis anderthalb Stunden zu gehen hat bis man aus. 
den Weinbergsmauern und Feldern in die freie 


Natur kommt. — Vorgestern bin ich von einer 
viertägigen Exkursion in das Innere der Insel. 
zurückgekommen. _. Ich wohnte in einem Dorfe 
von ungefähr ı5 Hütten, 5 Meilen von der Stadt, 
bei einem Bauer an den mich ein hiesiger Kauf. 
mann gewiesen hatte. Zur Fortschaffung von Pa- 
pier, Fangapparate und der frugalen Lebensmittel 
mufste ich einen Esel nebst Führer nehmen und 


2 spanische Thaler zahlen. Die Wege wurden. . 


durch die entsetzliche Hitze noch beschwerlicher- 


und ziemlich ermüdet kam ich Abends in meiner- 


Wohnung an. Diese hatte 4 Wände, eine Bank 
und als Bett noch einen Bündel von Spartium Jun-. 
ceum. Eine Oeffnung ohne Thür führte in das 


enstossende Zimmer der Familie, wo Vater und 


v 


95 


Mutter, a nackte Kinder,. nebst 4 jungen Schwei. 
ner, a Katzen und einer Menge Hühner sich her. 
aumtummelten, und gewöhnlich in corpore mir ih- 
ren Besuch machten, so dafs ich Noth hatte meine 
‚gesammelten Sachen vor ihren Untersuchungen zu 
‚schützen... Sobald die Pflanzen von dieser be. 
»schwerlichen Exkursion trocken sind, gehe ich 
‚nach den pico Ruivo, dem höchsten (gegen 7000). 
‚Berge, der Insel, dann aber nach Ribeira da Fa- 
‚nella und Porto Monis, den nördlichsten Punkten 
der Insel, Gegenden die, nach einstimmiger Aus. 
‚sage, noch kein Fuls eines Fremden jemals be. 
treten hat. i Friedrich Holl, 


N. S.‘ Da von,Dresden. aus, der Zweck: in 
Absicht auf Verbreitung botanischer und zoologi- 
scher Schätze, noch nicht besuchte Gegenden berei- 
sen zu lalsen, und die Resultate dieser Reisen auf 
eine für ‘diejenigen welche daran Theil nehmen 
wollen, möglichst billig- und leichte Weise zu 
vertheilen, fest, im Auge behalten wird, und be. 
reits mehrere von jenem Zweck lebhaft beseelte 
Männer, kräftig’ für denselben’ wirken, so läfst 
sich erwarten, dafs auf diesem Wege manches 
aufgefunden. werden wird, was zu Erweiterung 
oder Befestigung unserer Kenntnilse über die 
Floren und Faunen der bereisten Länder. beitra- 
gen, ‚und unsre Sammlungen durch interessante 
Gegenstände vermehren kann. 

Eine der wichtigsten dieser Unternehmungen, 
ist uns erlauht,. schon jetzt vorläufig zu erwäh- 


O4 | , 


D 


nen, da bereits die Resultate zu unsrer Ansicht 


zu gelangen beginnen. Sie ist das Werk des 
‚Hrn, Director Blochmann, nach dessen Plane 


Hr. Dr. Hering, Lehrer der Naturgeschichte an .. 


der Blochmannischen Erziehungsanstalt, in Ge- 


‚sellschaft des Hrn. Med. Cand. Weigelt, eines - 


kenntnifsreichen Botanikers, im verflossenen Jahre 
unter den günstigsten Umständen nach Surinam rei- 
sten, und in Guiana einen längern Aufenthalt zu 


machen gesonnen sind. Beide sind innig ergrif- 
fen von Eifer für ihre Forschungen, von Liebe 


für die Wissenschaft, und von dem WVunsche 


durch gehaltvolle Sendungen ihren kräftigen Wil 


len zu bethätigen. Bereits ist die erste Sendung 
angelangt, und hat sich in Beziehung auf Aus. 
‘wahl und Zubereitung der Exemplare, so wie auch 
in Rücksicht auf Haltüng während der langen 
‚Seereise, als vorzüglich bewährt, Von Pflanzen 


wird diese erste Sendung etwa 100 Species in - 
solcher Anzahl enthalten, dafs von ihnen eine An- 
zahl geschlossener Fascikeln ausgegeben werden, 


können. Diese erste Centurie enthält grölsten- 
theils Gewächse der niedern Familien, Pilze, Flech- 


ten, Moose, Farren, Gräser, unter letztern auch ° 


blühende Bambusa! Der Preis für eine Centurie 
‚ist vorläufig auf 8 Rthir. nebst 4 gr, Emballage 
(portofreie Einsendung oder Anweisung)‘ ange- 
‚schlagen worden. Mit dem Monät Januar hofft 
man die Centurie an die Abnehmer vertheilen zu 
können, früher können jedoch keine weiteren An- 
fragen beantwortet werden, bis alles. zur Versen- 


95 


dung vorbereitet ist, Alle drei Monate folgt 
eine nene Sendung. 

Ueber einen andern Plan in Beziehung auf 
die letzten, noch unbesuchten Provinzen der deutscher 
Flora, hoffen wir bald etwas: ausführlicheres mit- 
theilen zu können. 

Hr. Dr. Schubert befindet sich als Arzt in 
Rufsland, in gleichfalls naturhistorisch noch gänz- 
lich unbekannten Gegenden. Er schrieb zum 
letztenmale aus Orel im Gouvernement an der 
Occa und Desna, wo er sich schr wohl befand, 
und von zoologischen und botanischen Gegen- 
ständen reichlich umgeben war 

Dresden. -CR— LR 

I. Gosrsapon den A 

Ich würde Ihnen schon längst’ die Früchte 
meiner vorjährigen Beobachtungen gesandt haben, 
wäre die Zeit minder turbulent, und könnte man 
ungestöhrt an einer Arbeit bleiben, so mufs ich 
also schon noch verschieben, was ich so gerne 
noch im frischen blühenden Andenken gefertiget - 
hätte. .... Es mag wohl unter die Eigenheiten 
unserer Zeit:gehören, dafs seit 6 Tagen Helleborus 
hyemalis und ‚seit gestern Renurculus rutaefolius 
(der.als anemonoides irrig beschrieben) in meinem 
‘Gärtchen im Freyen blüht, während H. niger schon 
dem '27. December blühte. — Künftige Ostern Err 
scheint das 4te Heft von Dr. Pohl’s Prachtwerk 
über Brasilien; auch dessen Reischeschreibung ist 
schon sehr weit, vorgerückt. ’ 

Wien. v. Welden. 


\ nn " PP Fee 


06 


Sechswöchentliches Verzeichni/s der eingegangenen 
Gegenstände. 
A. Geschenke, welche der. Gesellschaft verehrt worden. 


x. Für die Bibliothek. zu 
Hr. Dr. Bischof. Die kryptogamischen Gewäch- ° 
se us. w. ıste Lieferung, ı828. 4. mit. 
6 Tafeln. . 
Hr, Baron v. Ferussae, Bulletin universel. Sept. 
und Oct. 1837. 


Hr, Prof, Kaulfufs. Das Wesen der Farren. 
kräuter u. 's. w. iIste Hälfte 1827. 4. mit ei-. ' 
ner Tafel. at 


Hr. Mohl. Ueber den Bau und das Winden der 
Ranken und Schlingpflanzen. 1827. 4. mit 
ı2 Tafeln, 

2.:Für den Garten. 

Hr. Dr. Wiegmann. Saamen künstlich erzeug- 
ter Bastardpflanzen. 

B. Beiträge für die Flora. 

Hr. Adjunct Preilsler. Nachtrag zur Gattung 
Tauschia, 


Hr. Reg. Rath Ritgen. Einige Bemerkungen 
über den Bau der Pflanzen, besonders in 
Vergleich mit dem der Thiere. 


Hr. Hofrath Schultz. Bemerkung zu Fürn- 
rohr’s Recension von Walker - Arnott's 


Moossystem. 
Hr. Prof. Tausch. Ueber Hieracium und einige 
verwandte Gattungen. — Ueber Arnica. und. 


Doronieum — Ueber die zweifelhaften Pflan- 
zen der Flora Bohemica Schmid®s, 


Ur. Hofrath Trinius. Hrn. Raspail’s Gegenbe- 
merkungen u. s. w. und Beantwortung derselben. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 7. Regensburg, am 21. Februar 1828, 


I. Deutsche Literatur, 
Enumeratio plantarum Germaniae Helvetiaeguae 
indigenarum seu Prodromus guem synopsin plan- 
tarum Germaniae Helveliaeque edituri botano- 
philisque adjuvandam commendantes scripserunt 
E. Steudel et Ch. F. Hochstetter. Stutt- 
gardtiae et Tubingae sumtibus JG. Cotta 
1826. 8. s | 
(Vrgl. Flora 1827. 2. S. 497. ff) > 


Vor Zeiten hiel[s es, Tadeln sey leichter 
als besser machen, aber das hat sich gewaltig ge- 
ändert. Man kann jetzt leichter zehn Bücher 
schreiben als eines rezensiren, denn es hat sich 
in allen Wissenschaften und zum Theil ganz vor- 


*) Wir theilen um so, lieber diese ate Kritik einer allge- 
mein verbreiteten und geschätzten Schrift mit, als wir 
dadurch die Letztere als die Grundlage "und den An- 
knüpfungspunkt fernerer Rerichtigungen der deutschen 

“ Flora aufzustellen, und auch aus andern deutschen 
Ländern gleich genau und speciell begründete Angaben 
zu erhalten hoffen, wie sie nunmehr über Bayern und 
die Alpen geliefert worden. E. 


98 


züglich in unsrer Botanik bei Beurtheilung der 
Tagesliteratur eine Höflichkeit oder Lauheit oder 
Feigheit eingeschlichen, welcher der Einzelne 
nur schwer entgegentreten kann. Die meisten 
Kriliken neuester Zeit sind Inhaltsanzeigen in 
schale Lobsprüche eingebunden und ‘der Tadel 
. erscheint höchstens wie zwischen die Blätter ge- 
legtes Seideripapier.. Und leider ist man diese 
Art schon so gewohnt worden, dafs das schlechte 
Zutrauen der Einzelnen zu den Einzelnen, wel- 
ches von jedem glaubt, er schätze seine Persön- , 
lichkeit, seind individuelle Meinung "höher als die 
Wahrheit und könne über eine zweckdienliche 
Applikation des errare humanum bitter und böse _ 
werden, gar nicht mehr bemerkt, vielweniger die 
darinn verstockte Beleidigung gerügt wird. Die 
Regel des geselligen Lebens, Schwächen und Feh- 
ler andrer freundlich zu ertragen oder zu verber- 
gen ist auf diese Weise sehr irrig auf den wis- 
senschaftlichen Verkehr übertragen worden, wo 
nur aufrichtiges Streben, die Wahrheit nach be. 
ster Üeberzeugung und ohne Ansehen der Person _ 
geltend zu machen, den Beurtheiler leiten soll, 
Freilich ist in keiner Wissenschaft der Tadel so 
‚direkt und defshalb so herb, nirgens höflich um- 
schreibende Mifsbilligung "weniger möglich, als in 
der Naturgeschichte, wo es sich stets um Fakta 
handelt, aber nirgens ist auch Aufdeckung: began- 
gener Irrthümer nöthiger als gerade hier, wo 
jede unangefochtene Erfahrung sogleich ins grofse- 


99 


Buch eingetragen und als gültig fortgeführt wird, 
donec probetur contrarium. Aufrichtigkeit gegen 
sich und andre ist darum der erste Grundsatz 
aller Naturforschung. Denn ist es nicht z. B. 
gröfstentheils übelverstandne Schonung der Ein- 
zelnen, welcher wir die Mässe schlechter Arten 
verdanken, die in einer Gottlob schön fast: vor- 
übergegangenen Periode aufgestellt, noch jetzt in 
unsern Pflanzensystemen und Floren spucken ? 
Ernstlicher Widerspruch, aufrichtig und treu zu 
rechter Zeit ausgesprochen, hätte gewifs gleich 
anfangs diese Verirrung in der Geburt erstickt 
und viel vergebliche Mühe und zum Theil auch 
bedeutender Geldaufwand wären vermieden wor- 
den, eine Menge angehender Naturforscher wä- 
ren nicht auf den Abweg gerathen, auf welchen 


das Beispiel nahmhafter Vorgänger und unyer-' 


zeihliche Eitelkeit sie geführt haben. 
Wozu diese Diatribe hier dienen soll? Ge 


wifs nicht zur Einleitung oder Entschuldigung der ‚ 


folgenden Bemerkungen über das obenangeführte 
Werk, denn wer, wie die Hrn. Verfasser in der 
‘Vorrede es thun, selbst so aufrichtig zu Diskus- 
sion ‚und Mittheilung auffordert, den verletzen 
auch sicherlich freundlich gebotene Zweifel und 
Bemerkungen nicht! Aber ich glaube, es sey ein 
Interesse der WVissenschaft gerade jetzt diese 
Schwäche unsrer Kritik zu berühren; ich glaube 
meine Ansicht hierüber offen aussprechen zu 
müfsen, um nicht mifsverstanden zu werden und 


Ga 


Pe 


100 


»icht für anmassend zu gelten, wenn ich in Zus 


kunft mir hie und ’da ein freyeres, VVörtlein er. 


rn 


lauben sollte, als es der herrschende Ton jetzt 


gestattet. Hanc veniam damus petimusque vi- _ 


eissim ! 
Um nun aber auf obenangeführte Enumera- 
tio zu kommen, so war es gewifs eine glückliche 


Idee der Hrn. Verf., welche die Herausgabe einer 


Jlora germanica. vorbereiten, ein solches Namens- 
verzeichnils voranzuschicken und damit zugleich 


‚ zu Beiträgen und Berichtigungen für ihr grösse- 
“ res Werk aufzufordern. Aber mir scheint, die 
Arbeit hätte, um den erwarteten Nutzen vollstän- 


dig zu gewähren, kritischer behandelt werden 


sollen. Die Herren Verfasser sind vor allem of-- 


fenbar über das, was sie als Gattungen und Ar- 


» 


Üu 


Bi 


ten wollen gelten lafsen, mit sich selbst noch 


nicht im Heinen, Sonst wären, was zuerst die Gat- 
tungen betrifft, nicht z. B. bei den Gräsern und 


überhaupt in. den ersten Hlassen mehrere neuer - 


gebildete, zum Theil wirklich unnöthige Gattun- 


gen aufgenommen, während in den folgenden Klas-' 


sen auch die nothwendigsten Trennungen unter- 
blieben sind. Wir finden unter den Gräsern die 


Gattungen Mibora, Calamagrostis, Psamma, drun- _ 


do, Imperata, Heteropogon, Hierochloa, Catabrosa, 
Gaudinia, Glyceria, Lamarkia, Brachypodium 'eie, 


deren manche wohl noch der Sichtung bedürfen, 


während später z.B. bei den Umbelliferis Koch’s.. 


treffliche Anordnung dieser Familie gar nicht .be- 


. 


£ 


101 


achtet, die Pomaceae alle unter Pyrus und Mespi- 
lus zusammengeworfen, die DeCandolle’schen 
Gattungen der Cruciferae, so wie die Richardi- 
schen der Orchideen nicht berücksichtigt, und Rham- 
nus, Paliarus und Ziziphus, Cistus und Helianthemum, 
Geranium und Erodium, Fumaria und Corydalis, 
Astragalus und Orytropis, Hedysarım und Onobry- 
chis etc. ungetrennt gelalsen sind! Rücksichtlich 
der Arten ist vorzüglich in den schwierigeren 
Gattungen gleiches Schwanken sichtbar. Bei Poa, 
Festuca, Triticum, Plantage, Myosotis, Phyteuma, 
Compenula, Gentiana, Ornithogalum, Epilobium, 
'Saxifroga, ‘Dianthus, Silene, Digitalis; Leontodon, 
Hieracium, ı Salix etc. sind sicherlich zu viele Ar- 
ten aufgenommen, bei Rosa, Rubus, Aconitum, Thy- 
mus, eben so viele unhaltbare beibehalten als ver- 
worfen, bei Soldanella, Ranunculus u. a. dagegen 
gute. Species als Varietäten bei Seite gesetzt wor- 
den, dabei sind die für unhaltbar angegebnen nicht 
auf die Species reduzirt, zu welcher sie gehören, 
sondern in Noten nur überhaupt als Gerümpel 
angegeben worden. Wir mülsen daher auf Kritik 
der Gattungen und Arten im Allgemeinen so lange 
verzichten, bis die Herren Verfasser in ihrem 
gröfserern Werke uns ihre. Ansichten bestimmt 
ausgesprochen haben. 

Auch den Umfang oder vielmehr das Ge- 
biete des Werkes können wir nicht ganz billigen. 
Es soll Deutschland und die Schweiz umfassen, 
und wir finden dem zu ‘Folge die Pflanzen. aus 


{y 


r 
t 


102 


Wallis, und nach den jetzt herrschenden Begrif- " 
fen über die Gränzen Deutschlands auch die aus 
dem Liitorale und einem Theile von Dalmatien 
aufgenommen. Wird uns aber nicht auf diese 
Weise das Bild der deutschen Flora ganz verän- 
dert und getrübt ? Ich glaube mich defshalb auf 
dem Aufsatz beziehen zu dürfen, welchen ich bei 
Gelegenheit von Hrn, Prof. Schüblers Abhand- 
lung über die, pflanzengeographischen Verhältnisse 
Deutschlands eben jetzt in der Heriha gegeben 
habe,. und worin ich zu’ erweisen‘ hoffe, dafs, 
wenn wir natürliche Gränzen und innere Einheit 
für unsre deutsche Flora gewinnen wollen, das. 
Rheinflufsgebiet derSchweiz zwar noch zu Deutsch- 
land gezogen, der ganze südliche Alpenabhang 
dagegenn als der Flora des Mittelmeers angehö- 
rig, davon getrennt werden müsse, 

. Weiter glaube ich, dafs wir vor allem rück- . 
sichtlich :des Vorkommens und der speciellen 
Standorte der einzelnen Arten, jetzt in unserer , 
deutschen Flora genauer als bisher verfahren müs- 
sen, sonst wird uns die Zusammensetzung dersel- \ 
ben nie deutlich werden. Dazu lafsen sich, was 
Deutschland ausser den Alpen betrifft, die gros- 
sen Flufsgebiete am besten benützen, die uns über 
die Verbreitung gewils mehr Aufschlufs geben, 
als die Aufzählung aller deutschen Provinzen (die 
sämmtlich keine natürlichen Gränzen haben), in 
welcher eine Art gefunden worden. Es mufs da- 
bei bemerkt werden, ob eine Pflanze in diesen 


103 


Flufsgebieten allgemein verbreitet oder sporadisch 
nur an gewisse Stellen gebunden sey, ob noch :be- 
sondre Bedingungen des Standortes zu ihrem Vor- 
kommen nöthig, ob sie auch auf den Trageplä- 
tzen sich finde, wie weit sie über die Meeres- 
fläche sich erhebe u.’s. w.*) In den Alpen gel- 
ten die gleichen Forderungen, nur ist hier noch 
zu bemerken, dafs bei genauer Erforschung ge- 
wisse Gebirgsknoten gefunden werden dürften, 
von welchen die Verbreitung vieler Pflanzen nach 
bestimmten Richtungen ausgeht. So sind z. B. in 
den westlichen Alpen dichemilla pentaphylla, Lu- 
zula luteo, Ranuneulus Thora, Astrantia minor, Ert- 
nus alpinus; Achillea nana: und macrophylia, Pri- 
mula villosa, Laserpitium hirsutum, Bupleurum stel- 
latum, Viola cenisia u, s- w. ausschliefslich ‘oder 
doch vorzugsweise zu Hause und laufen in„Tirol 
mit dem Gebirgsstocke des Ortler aus, Dagegen 
scheinen Potentilla nitida, Ranunculus hybridus, 
Gentiana imbricata, Sazifraga Burseriana, Primula 


. “2. . & 
longiflora und carniolica, Braya alpina, Juncus ca- 


staneus, Draba Sauteri u. 8. w. vorzugsweise dem 


Glöcknergebirge mit seinen Nebenketten anzuge: 


hören und sich nach Kärnthen hin zu verbreiten, 


*) Interessant wäre es auch, bei den Saatpflanzen u. 508. 
Unkräutera statt des vagen hab. inter segetes oder in 
ruderatis, oultis, sichre Standorte anzugeben, wo sich 
dahn gewils von manchen nöch der Zentralpunkt oder 
wenigstens mit der Zeit die Richtung ihrer Verwilde- 
ruug und Verbreitung "susmitteln liefsen, 


v 


zung 


104 


während das Thal der Eisack und Etsch beide 
Formationen scheidet, Auch auf das Vorkommen 
auf den angelehnten Halkreihen oder auf der 
mittlern. Urgebirgskette mufs genau geachtet wer- 
den. So kommen z. B. meines Wissens Trifo- 
lium. alpinum, Senecio incanus, Linnaea borealis, 
Pedicularis asplenifolia u. a. nie auf der nördli- 
chen Kalkreihe vor. Um dieses durchzuführen, 
mülsen aber auch die Angaben der Standorte in 
Specialfloren, und in den periodischen Schriften, _ 
vorzüglich in der botanischen Zeitung genauer u 
- benützt werden, wodurch, noch viel Material zu 
gewinnen ist, 

Wichtig wäre es vorzüglich auch bei den 
Alpenpflanzen, die Art ihres Vorkommens schär- 
fer zu bezeichnen als bisher geschehen. Habitat 
in alpibus ist gewöhnlich alles, was gesagt wird, 
aber die Standorte auf Alpen sind fast noch man- 
nigfaltiger als in der Ebne und es erleichtert 
nicht allein das Finden einer Pflanze sehr, wenn 
man weils, unter welchen näheren Bedingungen 
sie zu wachsen gewohnt sey, sondern es ge- 
hört wesentlich mit zur Kenntnifs ihrer Entwick- 


lungsgeschichte. *). Darum mufs dann auch mit. 


in Wen möchte man aber lieber.zu solchen Angaben auf- 

fordern, als den so vielfach vertrauten immer rüsti- 

‘ gen Alpenwanderer, unsern Hoppe, dem Alpina so 

schöne Kränze geflochten hat. Er könnte vieles in die- 

ser Beziehung erläutern, möchte er einmal zusammen- 

stellen, was beinahe 4ojährige Erfahrungen in seiner 
zweiten Heimath ihn gelehrt haben! j 


f 105 
den Bezeichnungen “der Standoite strenger ver- 
fahren und diese nicht‘ so oft verwechselt werden. 
Z. B. Plantae subalpinae und montosae gelten häu- 
fig als synonym, mit grofsem Unrecht. .Plantae 
subalpinae sind solche, die entweder von den Al- 
‘pen sich weiter in die Niederungen verbreitet 
haben oder wirklich nur in den untern Regionen 
der Alpenkette zu Hause sind, aber sich aus dem 
Bereich der Alpen nicht entfernen. P. moniosae 
sind solche, die sich an allen Bergen von gewis- 
ser Höhe, auch wenn sie nicht die Alpenhöhe er- 
reichen, finden lafsen, und defshalb quch an den 
Abhängen und am Fufs der Alpen vorkommen, 
ohne daran gebunden zu seyn. Zu erstern gehö- 
ren z. B. Gentiana wsaulis, Gypsophila repens, Bart- 
sia alpına, Tozzia alpina, Pedieularis Sceptrum, 
Chondrilla praenanthoides, Dryas octopetala, Vero- 
nica urticifolia, Hierac, staticaefolium, saxatile, Crepis 
alpestris, Thesium rostratum ete., zu den letzteren 
Picia pisiformis, sylvatica, Laserpit. latifolium, de- 
thusa Meum, Phyteuma spicatum, Veronica montana, 
Galium rotundifolium, Ribes alpinum, Lonicera ni- 
gra, Lilium Martagon, Draba aizoon, .Dentaris 
bulbifera, Trifolium rubens, Cnicus eriophorus efe. 
Die Strecke des nördlichen Deutschlandes, wo 
manche subalpine Pflanzen ausser dem’ Bereich 
der deutschen Alpen und ohne Bezug zur Kurve 
der Schneelinie sich wiederholen, giebt keinen 
triftigen Einwurf gegen diesen Satz, denn die- 
selben Ursachen, 'welche die Granitblöcke Skandi- 


100 


naviens über jene Ebenen ausstreuten, haben auch 
für die Verbreitung dieser Pflanzen aus den 
schwedischen Gebirgen (der eigentlichen Nords - 
gränze unsrer deutschen Flora) hier gesorgt. 

Ich erlaube mir nun, auf einzelne kleine Be: 
merkungen überzugehen, die mir bei Durchle- 
sung der Enumeratio einfielen : Blitum adde Bl, 
chenopodioides, um München häufig auf Schutihau- 
fen, an Strassenrändern, aber sicher nur Abart 
von Bu virgatym mit fleischlosem Helche, wie 
man. oft beide Formen in Gärten an einem und 
demselben Stocke triff. Fraxinus Ornus häufig 
im Etschthal. Peronica aphylia durchaus nicht 
blo[s in summis alpibus, sondern gemein auf äl- 
len Alpen wo der Holzwichs aufhört. 7. austria- 
ta; die bayerische Pflanze, die Hr. von Schrank 
aufführt, ist I. deritata Schmidt, diese aber gewils . 
keine Spielart von P. Teucrium L., P. serpylli- _ 
Jolia wächst wenigstens bei uns, nicht sowohl in 
humidis umbrosis, als in pratis, pascuis siccis aut 
humidis. Paederota Ageria geht auch, wenn gleich 
selten, durch ganz Tirol bis an die ‚Schweiz. 
Pinguieula alpina ‚geht so weit in die Ebene als 
P. vulgaris, und ist z. B, im bayrischen Flach- 
lande gemein. Ebenso Utrieularia iniermedia in 


turfosis paludosus, Seirpus cespitosus nicht nur in 


paludosis subalpinis, sondern wohl eigentlich‘ in 
turfosis, da er gewöhnlich die Grundlage des 
Torfes macht, "Leersia oryzoides, gewifs nie in 
ogris. Pariecum glabrum nicht Linn., sondern 


107 


Gaudin; Linne unterschied oder kannte die 
Pflanze noch nicbt. Arundo ligula Elsmann in 
Flora 1, 1. ist durch Schreibfehler aus Jrundo lit- 
torea entstanden, wie ich gewifs weils. Bei Hie- 
rochloa australis und borealis verdient Erwähnung, 
dafs beide zwar in Bayern aber nicht zusammen 
vorkommen, erstere ist nur um Regenshurg in 
den Donauniederungen, letztere auf den Hochebe- 
nen um München und gegen die Alpen. Jvena 
airoides gewils nicht © sondern 2. Bei Aven« 
planiculmis adde um Heiligenblut auf Wiesen, 
dvena Scheuchzeri in der ganzen Alpenkette ge- 
mein. . Av. sempervirens adde: in alp. Algoviae, 
Melica ciliata nicht leicht in ruderatis, wohl aber 
in rupibus. praesertim calcareis !- Molinid caerulea 
warum nur in humidis argillaceis, sie ist allent- 
halben auf feuchten Wiesen gemein! Poa distans 
ist Q und bei uns nicht in pascuis humid,, son- 
dern ad vias et muros. P, Eragrosiis gewils nur 
©. P. flexuosa und minor häufig auch auf den 
Kiesbetten der bayrischen Flüsse, P. hybrida um 
Erlangen, die P. sudetiez der Flor. Erlang. Fe- 


siuca amethystina der Flor. bav, ist F. vallesiaca, 


Globularia .nudicaulis nicht in umbrosis, sondern 
in pascuis alpinis. Den Fundorten von ‚Scabiosd 
canescens adde: in pascuis siceis. Scabiosa lucid« 
ist wohl nur Alpenform von Sc. columbaria, aber 
holosericea Bertol. ist himmelweit von beiden ver- 
schieden.. Sc. ochroleuca ist nicht Art, maritima und 


urcanica sind synonym, d, b, ‘Sc. maritimu Wulf. 


FT. 


108 
nieht Linne (die gar nicht hieher gehört), Man 
sehe darüber Koch deutsche Flora p. 757. Gal. 
baldense um München in lapidosis Isarae insulis. 
Plantago hungarica ist nur Spielart von lanceola- 
ta. Epimedium alpinum schwerlich in den Kärnth- 
ner Alpen. Cornus suecica ist durchaus nicht 5 
sondern %. Myosotis strieta Link wird zugleich 
als Varietät von MM. arvensis und als eigne Art 
aufgeführt. MM. ‚lithospermifolia Reichenb. gehört 
zu alpesiris, strigulosa, repens, laziflora zu palustris. 


Cerinthe minor ist A oder gar %. Pulmonaria. 


tuberosa Schrank ist P. mollis Polf., erstere da- 
her zu streichen, bei mollis aber der Standort in . 
Bavariae alpinis et subalpinis beizusetzen. Für 
Asperugo procumbens möchte: in ruderatis ad vias 
wohl kein ursprünglicher Standort seyn. In Fran- 
ken und Bayern wächst sie an schattigen etwas 
feuchten Stellen steiler Abhänge. Primula caly- 
eina Gaud. gewils nie in agris Helvet. Austr, 
Sie ist wie alle ihre Verwandten eine Felsen- 
pflanze der höheren Alpen. Die verschiedenen‘ 
Soldanellen sind gewifs bessere Arten als viele 
Rubi, Rosae, Aconita u. s. w. welche die Hrn. 
Verfasser aufgenommen haben. Cortusa Mathioli 
adde; in fertilibus pascuis alpinis Algoviae. Man- 
dragora offieinalis ist sicherlich nirgends in Salz- 
burg. Campan. lilifolia ist nicht in Bayern. Lo- 
nicera eoerulea adde: et in turfosis Sueviae. prope 
- Memmingen, Rhamnüs alpinus möchte sich schwer- 
‚lich in Fränken und Hessen finden. Ah, infecto- 


m 


4109 
rius. ist. nicht von saxalılis verschieden. Thesium 
ebracteatum adde: in Germania boreali. Die Her- 
niarien, besonders H. alpina nur als Spielart von 
glabra« oder vulgaris Spreng. zu betrachten möch- 
te vielen Widerspruch finden! Gentiana aestiva 
sicher nicht Art, eben so wenig als argulosa, uli- 
ginosa und uniflora, Allium Schoenoprasum L. 
ist vermuthlich gar nicht in Deutschland wild. Al- 
les was ich noch unter diesem Namen von deut- 
schen Exemplaren gesehen, ist A. sibiricum, wel- 
ches allein auch in den Bayrischen und Salzbur- 
ger Alpen sich findet. Hemerocallis flava adde: 
in humidis -nemorosis Monach, Juneus sphaero- 
carpus Nees gehört gewils zu J. Tenageja. Die 
. Abart von Luzula .albida muls der Priorität we- 
gen L. rubella Hoppe nicht cuprina Rochel heilsen, 
Luzula sudetica und multiflora sind so gut nur 
Spielarien von campesiris als erecta und pallescens. 
Bei Loranthus europaeus ist der Standort in sylvis, 
sepibus, vermuthlich durch Verwechslung angege- 
ben. Er kömmt bekanntlich nur auf Quercus au- 
striaca und pubescens parasitisch so wie Fiscum 
vor. Rumez arifolius adde: in saxosis alpium, wo 
er öfters mit R. digynus verwechselt. wird, der 
nie in subalpinis sondern stets nur auf den höch- 


sten Alpen vorkömmt. Epilobium Fleischeri ist ge- - 


wifs nichts als ein ' verkümmertes E. rosmarinifo- 
lum. Daphne striata adde: ubique in alpibus 
editioribus; 

“ CBeschlufs folgt.) 


110 
I. Nachtrag ‚zur Gattung Tauschia; von Herrn . 
Fiscaladjuncten J. Preifsler. 
(Vorgelegt in der Sitzung vom 6. Febr. 1. J. vrgl. 
Flora 1828, S. 43.) 

‚So eben erschien hier die von mir beschrie- 
bene, und der k. botanischen Gesellschaft längst 
übergebene Tauschia von Hrn. Dr. Presl „Epi- 

'stola de Symphysia, novo genere plantarum“ als 
Symphisia beschrieben, und vom ıo0, Jan. 1837. 
wahrscheinlich vordatirt, Abgesehen hievon scheint 


sich der Herausgeber in jenen Ansichten über.. ' 


diese Pflanze übereilt zu haben, da dessen gene-. 
rische Darstellung der Pflanze in der Natur unbe-. 
gründet ist. 

Denn fürs erste ist die Blumenkrone dieser . 
Pflanze eine regelmäfsige ı-blättrige röhrige 6- 
theilige Blumenkrone, deren Saum später sogar 
zurückgeschlagen, wie bei einem vollkommen ent- 
wickelten Exemplar zu sehen ist, .und nicht. 
verwachsen und mützenförmig, wie Hr. D. P. 
wahrscheinlich nur an einem Frucht - Exemplar, 
und einem mit unentwickelten Blumen, gesehen ha- 
ben. mag, bei denen die Lappen,, weil sie dick 
und lederartig sind, wohl etwas fester zusammen 
halten, aber bei gehöriger Aufweichung' sich auch 
deutlich trennen lafsen. Auf diese Art mülsten 
die meisten holzartigen Rubizceen und Lorantheen, 
mit denen. die Pflanze in. der Bildung der Blume: 
die gröfste Aehnlichkeit hat, mützenförmige Blu-, 
menkronen haben, wenn sie nämlich noch nicht 
gänzlich entwickelt sind. Es wird demnach der 


111 


Gattungsname der Symphysia gerade von einer Ei- 
genschaft der Pflanze entlehnt, die ihr gänzlich 
fehlt, oder wenn man will, fast allen Pflanzen, 
zukömmt, was mir so vorkömmt, als wenn man 
die kurz ausgebrüteten daher blinden Singvögel, 
oder neugeborne Miu.s für wirklich blind aus- 
geben wollte, 

Fürs andere werden die 12 Staubfäden, die 
wirklich die Staubbeutel an ihren obern Enden 
tragen, und am Grunde mit der Blumenkrone zu- 
sammenhängen, da sie sich stets mit derselben 
verbunden von dem Kelche ablösen, unrichtig für 
paräpetala, die am Blumenboden stehen sollen, 
angesehen, und’ ganz unverständlich wird im Cha- 
racter differentialis: gesagt „Antherae parapetalis 
affıxae“ und in Charakter 'naturalis, „Parapetala 
receptaculo inserta. Stamina epigyna.“ Ueber 
diels lehrt die Erfahrung, dafs parapetala bei 
einblättigen Blumenkronen nur auf der Blumen- 
krone selbst, nie am Blumenboden vorkommen. 

So ist auch die Darstellung des Staubbeutels 
falsch, denn dieser ist fast doppelt didyma zu 
nennen, denn beide Fächer sind gröfstentheils 
frey, und nur am untern Theile, wo sie am Staub- 
faden aufsitzen, verbunden, der. Körper dersel- 
ben ist. eyförmig, flach zusammengedrücht, nach 


oben verdünnt, und in den Schnabel, der an Län- 


ge nur den dritten Theil des Körpers beträgt aus- 
laufend, der Rand desselben wird von einem di- 
“ eken Wulst, ‘der die Höhle der Anthere bildet, 
umgeben, welcher freylich bei dem Querdurch- 


112 


schnitte in jedem Fache zwei Löcher zeigt, ohne : 
dafs wirklich.zwei Höhlen vorhanden wären. $o-.\ 
gar den Blüthenstand finde ich unrichtig bestimmt, _ 
denn solcher ist eine einfache Doltentraube, und 

keine, Traube, Nebenblätter fehlen aber gänzlich 

Was endlich die Bestimmung der natürlichen Ord.- . 
nung anbelangt, so glaube ich, dafs einzelne Cha. 

raktere dieselbe, nie bestimmen können, ohne den , 
Totalhabitus in Anschlag zu bringen, nach wel- 
cher die Pflanze unter die Caprifolia Juss. genera 
plantarum p. 234 gehört, und zwar den Lorantkur- 
nahe zu stehen kömmt, unter deren letztern schon 
einige mit ähnlichen Staubbeuteln vorkommen, 
und andere wieder die Staubfäden sehr tief am 
Grunde der Blumenkrone zusammenhängend haben, 


Prag den 20. Dec. 1827. 


%* 
* 


* 

: Obgleich die Menge der Materialien für die 
Flora und der zufällige Mangel eines für einen 
kleinen Aufsatz passenden Raumes uns in die ın- 
angenehme Notihwendigheit versetzte, den Ab- 
druck der oben erwähnten mit Schreiben des 
Vfrs. vom ı3. Sept. v. J. an die botanische Ge- 
sellschaft übersandten Beschreibung der Gattung 
Tauschia zu verschieben , so ist dennoch das Da- 
tum derselben durch die in der Flora oben $: 48. 
hinzugefügte Porlage in der Sitzung der botanischen 
Gesellschaft vom 3. October v. J, hinreichend, ger 
sichert; er fragt sich demnach, ob Hr. Dr. Presl 
eine eben so öffentliche Gewährschaft für sein 
früheres Datum atfweisen könne, Die Rede 


EN 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro 8. Regensburg, am 28. Februar 1828, 


I. Die Königl. botanische Gesellschaft hat in ihrer 
Sitzung vom 2. Jänner I. J. ‚Folgende Mitglieder 
aufgenommen. 

Ehrenmitglieder: 
Freiherr Leopold, von Buch, Königl. Preuss, 
Kämmerer in Berlin. 


Herr‘ Präsident und Professor 'A. Pr. DeGän- 
dolle in Genf. : 


Herr Baron von Ferussac, General _Direotor 
des Handels und der Industrie von Frankreich, 
Herr Staatsrath v. Hazzi, Präsident des land. 
wirtiischaftlichen Vereins in München. 
Freiherr Alexander v. Humboldt in Berlin. 
Freiherr Joseph Franz y. Jacquin, Prof. der 
Botanik und Chemie an der-Universität zuWien. 


‚Herr Prof. Antoine Lorent de Jussieu, or- 


‚dentliches Mitglied der königl. Akademie in 
Paris. 


Herr Jean Baptiste Monet de la Marck, . on- 
dentliches Mitglied der Känigl, Akademie in 
Paris.. 

Herr Chevalier S onlange- ‚Baudin, Präsident 
der Linneischen Societät in Paris. 


H 


? 


PER 


a1” 


Correspondirende Mitglieder. 
Herr Prof. Ad olph Brongniart in Paris. 
—— Patiimonialrichter Forster in Etterzhausen 
bei Regensburg. 
— Dr, Georg Fresenius in Heidelberg, . 
— Grabowski, Apotheker in Oppeln. 
— Dr. Siegmund Graf, Apotheker in Laibach, 
— Prof, Haberle, Director des botan. Gartens . 
in Pest. 


— Prof. Hladnick, Director dcs botan. Gar- | 


tens in Laibach. 
— Ferdinand Hauser, Apotheker i in Villach, 
— Dr. Friedr. Gottlob Hayne, Prof. der 
Botanik an der Universität zu Berlin. 
= Dr. Hesselbach, Prosector und Conserva- 
tor der philosophisch- medizinischen Gesell- 
schaft in Würzburg. 
— Dr. Georg Jaeger in Stuttgardt, 
— Dr. Hittel in München. 
— Dr. Hugo Mohl in Stuttgardt. » 
‚.— Dr. Meyen in Bonn. 
— Prof, Petter in Spalato i in Dalmatien. 
— Prof. Raspail in Paris. 
— Prof. Dr. G. Schübler in Tübingen. 
'— Dr. C. H. Schultz, Prof. an der Universität 
zu Berlin, 
— Seits, botanischer Gärtner: i in München, 
— Landkammerrath Waiz in Altenburg. 
— Waizner, Kaufmann in Salzburg. : 


115 


Herr- Friedn. Walter; : Obergärtner in ‚Cun- 
nersdorf. 

„— Dr. Friedr. Wimmer, Prof. an der Uni. 
versität in Breslau. - 


II. Bemerkungen zu meiner Sammlung von Grä- 
sern ; von Hrn. Dr, Weihe in Herford, 

In den Beilagen zur Flora Jahrgang. 35. 
zweiter Band S. 38. ff, habe ich ausser einigen 
Berichtigungen meiner herausgegebenen Gräser 
auch den Inhalt der drei letzten Hefte angezeigt. 
Da nun immittelst wieder zwei Hefte fertig ge- 
worden sind, so will ich deren Inhalt hier noch 
nachtragen. 

 BBtes- Wet te. 

Crypsis aculeata, Scirpüs Rothi, Seirpus irique- 
ter, Schoenus ferrugineus, Cladium germänicum, 
Luzula nivea, Poa humilis, Lagurus ovatus, Andro- 
pogon Gryllus, dvena tenuis, drundo strieta, drun- 
do Halleriana, 4. Epigeios, A. subulata. Hordeum 
Zeocriton, Hordeum vulgare, Hordeum distichon, Tri- 
licum atratum, Carex axillaris, Carex: firma, Carex 
capillaris, Carex Heleonastes, Carex brachystachys, 
Carex acuta var. polyandra, Carex nemorosa var. 
minor. : , “ 

== l4tes He ft. 

Cyperus, rhenanus, Cyperus esculentus, Scirpus 
Lejeunei, Seirpus compactus, Seirpus compactus var. 
monostachys, Luzula flavescens, Luzula congesta, 
Elyna spicata, Alopecurus utrieulatus, Lolium mul- 


” n 2 


116 


tiflorum, Cynosurus echinatus, Arundo varia, Liber- 
tia arduennensis, Panicum miliaceum, Pan: itali-° 
cum, Bromus grossus, Bromus patulus, Poa disti- 
chophylla, Poa compressa var. erecta. Festuca pu- 
mila, Festuca vaginata, Festuca heterophylla, Triti- 
cum platystachyon, Carex virens, Carex paludosa 
var. minor. 

Ueber einige Nummern dieses letzten Heftes 
mufs ich ‚einige Erläuterungen hinzufügen: Der 
niedliche Cyperus rhenanus „wächst zu Burtscheid 
bei Aachen und ist theils mit Cyperus longus L. 
theils mit badius Desf. verwechselt. Herr Prof, 
Schrader, dem ich denselben mittheilte, erkannte 
ihn einstweilen für eine neue Art an, und nannte. 
ihn: rhenanus. u 

Der Scirpus Lejeunei mihi, ist ebenfalls au 
der flora spadana, und mir durch die Güte des 
Hrn Dr. Lejeune zu Theil geworden. Ich de- 
finire ihn folgendermalsen : 

Scirpus Lejeunei. Culmo acute triquetro laxius- 
culo, lateribus duobus excavatis. Anthela glo- 
merata subcomposita; spiculis ovatis aggre- 
gatis; involucro diphyllo; glumis muerona- 
tis, emarginatis, punctatis, pellueidis, fimbria- 
tis, laciniis obtusis; stigmatibus duobus; an- 
theris glabris; radice repente. 
Der Halm ist 2 Fuls hoch, scharf 3kantig, 

mit 2 hohlen und einer "kaum erhabenen Seiten 
fläche, grasgrün, von schlaffer Consistenz, hat am . 
Grunde ein häutiges, braunes Kurzes, schuppiges 


117 


und etwas über. demselben hinauf ein braunes 
oder grünliches, bis drittehalb Zoll langes, drei- 
kantiges, hohlkehliges Blatt,‘ und endiget-als un- 
terstes Hüllblatt in eine zwei Zoll lange, eben» 
falls hohlkehlige Spitze. Die Spirre besteht an 
den meisten Exemplaren aus einem sitzenden, 
vielährigen Knaul, über welchem sich indessen 
bei einigen Exemplaren noch ein einzelnes ge- 
stieltes Aehrchen, und über. diesem noch ein et- 
was länger gestielter Knaul erhebt, dessen. Stiel- 
chen entweder glatt oder mit einigen Zähnchen 
versehen. ist;;. Sie wird von zwei Hüllblättchen 
‚gestützt, wovon das Obere. nur kurz ist und kaum 
‚ ‚die. Länge. ‚des Hnauls : erreicht, ‚Die Aehrehen 
sind eyförmig und, büschlig gehäuft, , Die Bälge 
sind von weifslich.- grüner Farbe, -länglich- rund, 
vorn ausgerandet, gefranzt, länglich-punctirt, spreu- 
artig, durchsichtig, mit einen grünen Mittelnerven, 
‚der in,einen gezähnelten mucro ausläuft. Die 
Seitenfezzen sind rundlich; der Narben zwei; die 
‚Grundborsten sind zottig, mehrentheils zu. vieren; 
die Nufs ist-plattgedrückt; die Wurzel Kiriechend. 
Bei dieser ‚Gelegenheit: muls ich auch noch 
einmal:: ‚auf den Scirpus zurüichkommen, . den. ‚ich 
‚unter Nr. 255 meiner. Gräser zuerst als ‚Triqueler 
‚ausgab, hernach aber für Duvalit bielt. rn, 

‘, Herr: 'Siekmann, in: "Hamburg. theilte,; mir 
selbigen. gütigst. mit,, ‚als an, der Elbe wachsend. 
Auch..dieser ist noch’ neu und ‚unbeschrieben, , da- 
her ich .ihn, als ‚Scirpus, Hoppii einzuführen ge- 


1iö 

denke, um an Ho ppens Verdienste um die Grä- 
ser ‘überhaupt: und die Scirpen insbesondere zu 
‚erinnern, . Seine Definition würde etwa diese 
seyn. ze 

5 Säirpus Hoppi Weihe. Culmo semitereti strieto 


'hasi foliato, -Anthela composita subglomerata; 
spiculis ovatis fascieulato - - aggregatis; involu= . 


‘ ero diphyllo; glumis' emarginatis, fimbriatis, 


'laciniis: obtusis rotundatis cum Mmuerone sca- . 


‚berrimis, stigmatibüs duobus, antheris glabris; 
 radice‘ 'repente, 

‚ Der Halm ist'a Fuls hoch; halbrund, steif, 
Akon, rait einer flachen und einer eckig erhabe- 
nen 'Seitenfläche. Er ist hell oder meergrün, 
hat ani Grunde ein braunes, kleines, schuppiges, 


etwas höher hinauf aber ein 4 bis 5 Zoll langes, 
'halbrundes hohlkehliges Blatt, und endigt als un- 
erstes 'Hüllblatt in_ eine Azöllige, schmale, eben-. 


falls ‚halbrunde, hohlkehlige, steife Spitze. Von 


‘der’ "zweiblättrigen Hülle erreicht ‘das unterste . 


Blättchen die Länge der Spirre. ‘Diese ist zu- 
"sammmengesetzt aus büschelig- gehäuften und ein- 
fachen Aehrchen. Die Knäuel sindbei schwachen 
Exemplaren einfach und sitzend ‚' bei -vollkomme- 
nern aber zusammengesetzt, und auf eckigen, glät- 
ten oder schärflichen Stielchen.: “Die Achrehen 


sind’ eyförmig , einzeln’ und büschelig gehäuft, 


'härtlich und von rotlibrauner Farbe, “ Die Bälge 


sind länglich - rund, vorn ausgerandet, mit 'stum- 


‘pfen Fetizen, wimperig, gefranzt; scharf puneirt 


! 


11) 


‚mit einem rothbraunen Mittelnerven, der in ei. 
ne mit scharfen Punkten oder Häckchen dicht be- 
setzte Spitze ausläuft. Der Narben sind zwei; die 
Staubbeutel glatt; die Nüsse plattgedrückt; die 
Wurzel kriechend, Er wächst mit Seirpus Rothi 
zusammen. 

Das Lolium multiflorum ist ein ausgezeichnet 
schönes Gras, und wohl noch Wenigen bekannt, 
Obgleich Mertens es nicht in die Flora germa- 
nica aufgenommen hat, so zweifle ich doch nicht, 
‚dals es in Deutschland wachse. Sprengel hält 
es zwar für eine Varietät von Lolium perenne, 
‚aber. es ist eine einjährige Pflanze mit aufrech- 
‘ten Halmen, die nur am ‘Grunde niederknieen. 
Es erreicht eine Höhe von 3 Bis 4 Fußs, 

Bei dieser Gelegenheit gereicht es mir auch 
zum Vergnügen meinen geehrten Lesern die Nach. 
richt aus der Linnaea mitzutheilen, dafs Hr. Prof. 
"Link meine Festuca loliaces, die ich im ersten 
Hefte meiner Gräser gegeben habe, und an wel- 
cher, wegen der oft mangelnden zweiten Klappe, 
manche irre geworden seyn mögen, ebenfalls zu 
"Loliam gezogen hat, und zwar als Lolium Festu- 
 caceum. In der That ist. auch der ganze habitus 
“und modus crescendi der eines Lolii. Es bilder 
“dichte, ausdauernde Rasen mit unzähligen "Hal- 
men, welche alle an der Erde liegen und sich 
nur während des Blühens etwas aufrichten. Es 
hat wie. ‚Lolium | ‚perenne oft eine mehr oder „We= 
niger gusammengesetzte Achre, Die zweite Kelch- 


La ‘ 


120 


klappe besteht mehrentheils nur aus einem seiten- 
ständigen Spitzchen, was noch dazu meistens fehlt, 
oder nur an den obersten Aehrchen sichtbar wird. 
Man unterscheidet es in diesem Falle vom Lolio 
perenni, dem es ungemein ähnlich ist, durch die 
‚spieula subsessilis. Es bleibt aber immer ein sel. 
tenes und schwer aufzufindendes Gras. 

Auch mit der Libertia hoffe ich meinen geehr- 


ten Abnehmern ein Vergnügen zu machen. Auf N 


den ersten Blick sollte man sie für einen Bromus 

halten, so "täuschend ähnlich sieht sie. demselben. 

Sie wurde zuerst im Bilsthum Lüttich unter Ge- 
treide entdeckt und dem Doctor Lijeune mitge- 

theilt, der sie anfangs für eine neue Calotheca 

hielt und unter dem Namen: Calotheca bromoides 

beschrieb, hernach aber seinen Irrthum einsahe 

und sie als ein neues Genus, der verdienten De- 

moisell Libert zu Ehren Libertia arduennensis 

nannte, unter welchen Namen ich sie hier vor- 
läufig wiedergebe. Ob sie den Namen Libertia . 
behalten werde, wird die Zeit lehren. Herr Pro- 

fessor Sprengel hat nämlich schon ein Genus‘ 

Libertia aus Pflanzen constituirt, die sonst zu Si- 


 syrynchium gehörten, womit aber Herr Dr. Le- 


‚jeune aus gewissen Gründen unzufrieden, lieber. . 
“sein neues Gras der Demoiselle dedieiren wollte. 
Man sieht daraus dafs die Franzosen viel galanter 
sind als wir Deutschen! 
Da ich früher für Festuca heterophylia eine. 
langblättrige Waldform von Festuca rubra göge- 
ben hatte, so gereicht es mir zum ı Vergnügen, 


i 
2 


0 121 


bier die, wahre Pflanze .nachliefern zu können, 
die. ich aus dem Unterharz. durch Hrn. Apothe- 
ker Hampe erhielt. 

Carex virens Lam. et DeC. ist zu .deutlich 
von Carex muricata verschieden, theils durch die 
Zahl der Aehrehen, tbeils durch die Länge der 
Blätter, durch den habitus und modus crescendi, 
als dafs ich dieser Trennung meinen Beifall. ver- 
sagen sollte. Sie wächst an den VVällen und san- 
digen Wegrändern um Herford in ungemein dich- 
ten Rasen und in unendlicher Menge, bei weiten 
häufiger als Carex muricata, 

Meine Carex paludosa var. minor würde nie- 


‚mand für Carex paludosa "wieder erkennen ,,.der 


sie mit grolsen, fetten Exemplaren dieses Grases 


“vergliche. Ob sie in dieser Gestalt. vielleicht bei 


den Autoren die Carex Kochiana bildet?.. . 


% 
x # 


Die vorstehende Bestimmung zweier neuen 
Seirpus Arten von Hrn. Dr. Weihe zeigt aber- 
mals, dafs im Felde der Botanik von einem auf« 
merksamen Beobachter ‘noch immer etwäs zu ent- 
‘decken sey. Erinnern. wir uns dafs in neuern 
‚Zeiten Seirpus multicaulis, uniglumis,: Dwvalii, Ro- 
thi, die von allen Botanisten‘ als ächte ‚Species 
anerkannt, entdeckt worden sind, so’ läfst sich 
kaum zweifeln: dafs -dieses Feld ganz erschöpft 
‚seyn sollte, zumal i im nördlichen Deutschlande wo 
diese Gattung von ausgedehnten Moorländern so 
sehr begünsigt wird. 


Hr. Dr. Weihe’ hatte die Güte. mir ein 


122 


paar. Musterexemplare zuzusenden, und ich zwöifle 
Keinen Augenblick dafs sie als währe Species be» 
stehen werden. Ich werde diese Musterexemplare' 
in Sturms Flora abbilden lafsen, und sie dann 
. in unser Central - Herbarium niederlegen, damit 
"jeder Botaniker Gelegenheit habe sie zu’ sehen 
und zu prüfen. Die erste Pflanze ähnelt sehr 
dem Se. mucronatus, aber beim ersten Blick unter- 
\ scheidet sie sich durch die sehr kurze grade. 
‘ ‚Spitze des- Halms, Ein denkender Botaniker 
möchte ‘noch .wohl bemerken dafs eine im äusser- 
sten Süden von Deutschland %): wächsende seltene 
Pflanze, nicht grade auch im äussersten nördli- 
“ "ehen vorkomme, und es steht nun weiter 'zu. 
"untersuchen, ob die bei Erlangen wachsende Pflän- 
-ze, die ich längst bezweifelt habe, **) nicht etwa 
eher zu: Se. Lejeunü WW. als zu Se. mucronatus 
‚gehöre. Der Seirpus Hoppü erhält sich zu Se 
:Tabernaemontani, "wie Se, Duvali zu $. lacustris, - 
"und wenn. bei dieser: Gattung die Durchschnitte 
der Halnie‘ als wesentliche Kennzeichen  betrach- 
tet ‘werden, 'so wird sich, auch 'diese‘ Species 
schon ohne Rücksicht auf ‚Zergliederung der ein- 
- zelnen: Fruchttheile, die-in Sturms Flora wer“ 
den gezeichnet: werden, erhalten, Bu 
Regensburg. N . Prof: Dr. Hoppe. 


9 "Vergl, auch M, et Koch Deutsch, Flora I. are Abıll. 
. 8: 459. Zeile 5. 


B “ In M. et Koch Dentsch. m. Lo Zeile 21, wird, zwar 
behauptet, dass Rliode- diese Pflanze bei Erlangen 
selbst ‚gesammelt habe, allein Rhode .'war. Anfangs 
April in Erlangen und der Seirpus Blühet im Juli und 
August, / ze 


123 


IL Deutsche Literatur. - 
Einumeratio planfarum - Germaniae Helvetiaeque 
“indigenarum, seripserunt E: Steudel et Ch. 

F. Hochstetter. j {(Beschlufs.) 

Sazxifraga sponhemica und eondensata Gmel.' 
gehören wohl als Abarten' zu $. decipiens Ehrh. 
aber weder zu S. hypnoides L. noch Lapeyr., die 
beide sehr verschiedene Arten sind. : S.' uni- 
Flora Sternb. gehört ebenfalls zu $. decipiens. 
Gypsophile repens, adde: et in lapidosis ad #lumi- 
num ripas Bavar. Eigentlich ist die Pflanze auch 
hd, da die liegenden Stengel i im 'Frühiahre wieder 
auschlagen. Dianthus Armeria. ‘durchaus- nicht : 'blofs 
in arenosis sterilibus. :Er wächst z. B. um.Er- 
‚langen nie im-dört nur ‚allzuhäufigen Sande, son- 
dern stets auf dem schweren Thonboden der An- 
höhen. D; asper. Willd. ist von sylvaticus Hoppe 
und collinus Kit. D. erubescens T'rrev. von mon- 
speliaeus L. nicht verschieden. Bei Saponaria 
‚oeymoides heifst es: in petrosis umbrosis, subäl- 
'pinis, ° So viel ich diese Pflänze kenne, gehört 
"sie zu denen, ‘welche zwar 'häufig in den unteren 
Regionen‘ des Alpengebirges aber stets’ nur am 
“Fufs der: Hauptalpenkette, - nie äuf den "Gipfeln 
eigentlicher. freiliegender Voralpen vorkommen 
und von da gegen die Gipfel anhalten, ja sogar 
häufiger Werden, so dafs man annehmen mufs, sie 
sey- auf Hochalpen- zu Hause und von da in die 
Niederungen gewandert. : ‚Ihr Standort ist also: 
in alpibus editioribus, saepe in valles adjacentes 


1 24 


descendens. 4renaria bwarica ist gewils nicht in 
Bayern, sondern nur am südlichen. Alpenabhange 
zu Hause.. Einige wollen behaupten, die Pflanze 
sey nur eine südliche derbere Form von Moeh- 
ringia muscosa. Dann wäre wohl möglich, dafs 
Jungermann einmal eine solche Form auch in 
‚Bayern gefunden bätte, .wo .die Stammpflanze so 
‚häufig wächst, Ich hatte noch nicht Gelegenheit, 
sie frisch zu untersuchen. .drenaria lanceolata ist 
‚nicht in Krain, sondern bisher ‚allein auf der. 
‚Seiseralpe in(Tirol; von mir gefunden worden, 
Cherleria, sedoides ‚wächst auf allen etwas hohen, 
‚gerade nicht nur den höchsten Alpen, imbricata 
dagegen selten und auf den höchsten Spitzen 
Kärnthens und Tirols. Sedum atratum ist an 
‚steinigen Stellen auf allen Alpen gemein. : SS Tu 
bens selten in den Alpen, dagegen in den Sude- 
„ten häufig. - $. villosum ‚ist nicht 2. sondern ©. 
S. annuum häufig in Tirol auf freiliegenden Fels- 
blöcken, Amygdalus nana nicht blofs ih Austr. 
.calid. quasi sponte; er zieht von Ungarn längs 
‚der; Donau, bis gegen Bayern herauf. : Pyrus cha 
. maemespilüs nirgens als .in den Alpen, also auch 
‚nicht in montosis. : Pyrus. torminalis Ehrh. ist sy-. 
‚nonym mit Mespilus torminalis L., daher einer. von 
beiden zu streichen, ‚Spiraea hyperieifolia. nicht 
-% sondern h Pot. Brauniane nicht blofs ad .nives 
perennes alp,, sie kömmt auf fast. allen . bayeri- 
‚ schen Alpen, wo nirgends Scbnee liegen bleibt. 
vor. Pot. fruticoos 4) nicht 4%. Dryas octopetals, 


125 


adde: in glareosis alpium, nec non in lapidosis 
ad flum. ripas Bavar. super. Papaver nudicaule 
‘nicht & sondern %, kömmt aber gewils nicht in 
Deutschland vor, Dafs Cistus oder besser Helianth. 
alpesire nicht in Sachsen wachse, ‘sondern dort 
nur H. vineale vorkomme, hat schon Reichen- 
bach gezeigt. Hel. guitatum, adde:' et in insula 
Norderney. C. salvifolius nieht. Q sondern %. 
Anemone alpina und apüfolia sind gewils nicht 
specie verschieden. Zu An. Halleri gehört höchst 
wahrscheinlich auch die 4. patens Pahlenb. Car- 
path., die nur durch den Mangel der starken Be- 
haarung sich’ auszeichnet. 4. hortensis schwerlich 
‚wild in der Pfalz. 4. pafens adde: in 'Bavar: 
‚ Paseuis., 4A. vernalis kömmt wenigstens in Bayern 


nur in pascuis montosis vel subälpinis vor; im - 


nördlichen Deutschland wird sie jedoch nach ei- 
nigen Floren in sylvis acerosis gefunden, daher 
vermutblich durch Druckfehler der Standort der 
Hrn. Verfasser in sylvis arenosis. Ranune. hybri- 
dus ist sicher eigne Art und kömmt allein ‘in den 


österreicischen und tirolischen Alpen, der ächte 
Thora aber nur in der Schweiz vor. Lavandula‘ 


spica auch in der. Rheiopfalz und in Tirol. Be- 


. 


tonica Alopecuros wohl nirgends in montosis Germ. 


med, sie kömmt nicht ausser den Alpen vor. 
Phlomis tuberosa häufig auch in der Schweiz. 
Thymus subcitratus Schreb, wurde von diesem 
Autor zuerst in der Flora. von Erlangen aufge- 
führt, darum müfste dieses Standortes vor al- 


126 


B . ’ 
ien erwähnt werden, wenn anders die Art halt. 
bar wäre. , Thymus, vulgaris schwerlich in colli- 
bus siccis Germaniae. Die Prunellen sind doch 
gewils nicht als Arten zu trennen, Bartsia al- 
pina ist nicht © sondern %. Pedieularis flammea 
L. ist in den deutschen Floren zu streichen, was 
wir haben, ist P. versicolor Wahl. die denn auch 
auf den bayerischen Alpen vorkömmt. Antirrki- 
num alpinum ist %p nieht A. 4A. bellidifolium 
kömmt auch .in der. Rheinpfalz vor. ‚Die Seorö- 
phularien sind wohl. alle %. ‚Limosella aquatioa 
ist Q'. nicht %. Lepidium alpinum adde:-et in l- 
pidosis ad fluminum littora Bavar. Subularia 
aquatieca nicht in inundatis, sondern in piscinis 
et lacubus "submersa. Camelina saxatilis gewils 
nur J? oder gar @), aber nie 4. Nasturtium lip- 
picense nicht, verschieden von pyrenaicum. - Bei 
Arabis alpina in rupibus adde: et in glareosis al- 
pium, , Geran, roberlianum ist A. ‚Malva Morenü 
ist ‚gute Art.’ Genista anglica und diffusa sind h, 
Vicia bithynica findet sich nicht in Bayern.. Yici« 
dumetorum ist nicht sogar häufig in dumetis, .se- 
pibus, sondern eher nur in dumetis subalpinis 
und kaum in Nortdeutschland. - 7, Iute« auch in 
Krain gemein. Cytisus alpinus sicher eine gute 
Art, Astragalus alpinus ist Phaca astragalina, ‚Die 
beiden Doryenien sind sicher gute.Arten. Seörzor 
nera purpurea und rose@ sind nach Original- Exem- 
plaren durchaus nicht verschieden. ‚Lactuca pe, 
-rennis wohl nie ad margines agrorum, in apricis ‚ 


Dar 


f 


127 


u, 8;.w, In Franken und Tirol findet sie sich 
gewöhnlich in !lapidosis vel in fissuris rupium, 
Prenanihes chondrilloides. besser Chondrilla prenan- 
thoides, adde: frequens in lapidosis ad flum. ripas 
Bavar. super. Die 6 Leontodon. Arten wären bes. 
ser in eine vereinigt, Apargia crispa Milld. wird 
als Art und zugleich als Abart von 4. hispida auf. 
geführt! Hyoseris foetida kömmt gar nicht auf Al. 


pen, sondern nur in nemorosis subalpinis längs 
4 


der ganzen Alpenkette vor. Hypochaeris maculata 
ist 0A, aber schwerlich ad vias zu treffen! Carduus 
. Personata eigentlich nicht in alpibus, sondern. in 
nemorosis subalpinis, ist. aber nicht Jg", sondern 2, 
Cnieus praemorsus ist Bastard zwischen Cn. rivu- 


luris und oleraceus, dabei ist ersterer nicht von 
Cr. salisburgensis verschieden. Artemisia vale- 


siaca auch auf der Seiseralpe in Tirol. sSenecio 
incanus in alpibus adde: Helvet., Tirol., denn 
in Kärnthen kömmt unsres Wissens die Pflanze 


nicht vor, so wie $. uniflorus bisher nur in der 
Schweiz gefunden worden. Bei Chrysanihemum 


adde: Chr. uliginosum W, H. ad vipas Danubii 
prope Irlbach Bavar. Achillea nana in summis 
alpibus adde: Helvet, Tirol. oceid,, da. die Pilan- 
ze sich ‚nur wenig aus der Schweiz nach. Tirol 
ausdehnt. In Bayern ist. keine. Orchis tephrosan- 
thos bekannt, ‘welche von O0. militaris verschieden 
wäre. Elyna.carieina uhd-spieeta sind bei Cl IH. 
ord, I, aufgeführt, erstere in alp, Carniol. letz- 


tere in alp. Styr. Austr. Salisb. Helv. Bei CL XX, 


128 


ord. II: kommen'sie wieder als Cobresia carieina 
in prätis alp, carinth. und seirpina in pratis 'al- 
pium austral. vor! Carex capitata kömmt im Allgau 
auch nicht in alpinis, sondern‘ wie um München 
in turfosis, und erst im südlichen Tirol in alpi«, ' 
nis udis vor. Carex cespitosa nicht sowohl in pas 
Judosis turfosis als in pratis et pascuis humidius. 
eulis. C. distans nicht in paludosis sondern in 
pascuis. Carex firma ubique in alpibus. Urtica 

Dodartii ist nicht in Bayern. Ouercus apennina . 
ist nicht, von Ou. pubescens so wie ‘von Qu. Toza 
verschieden. “ Betule ovata nicht Jacg. sondern 
Schrark und in subalpinis Bavar,, Austr. Carinth. 
PinusCembra nicht blofs in alpinis montosis region. 
austr,; am nördlichen Alpenabhang in Berchtolds- 
gaden sind vielleicht die meisten Exemplare die 
jetzt noch existiren. Salix Russeliana ist zugleich 
als Spielart von S. fragilis und‘ dann- wieder als 
eigne Art aufgeführt. -Dr. Zuc carini. 


Yon Nees v. Esenbedks des. jüng.. off 
einellen Pflanzen sind das ı6te und ıyte Heft und 
von. dessen Sammlung schönblühender ' Gewächse 
sind bisher.4 Hefte erschienen. . ’ 

Zu Ostern werden’in Berlin die Fortsetzung 
von den Abbildungen: duserlesener Gewächse des 
Hönigl. botanischen Gartens von Link ‚und Otte 
unter dem Titel: Neue Pflanzen u. s. w. in Heften 
zu 6 Tafeln in 8. so wie der zie Band von Schultz, 
die Pflanze und das Pflanzenreich, erscheinen 


n 


Flora 


oder 


Botanische ‚Zeitung, 


Nro. 9 Regensburg, am 7. März 1828, 


I. Ueber die verschiedenen Arten der Säftebewegun- 
gen in den Pflanzen. Zweiter Brief an den 
Hın Prof. DeCandolle in Genf, von Hın. - 
Prof. Schultz in Berlin. 


In fahre fort Ihnen von ‚meinen Untersu- 
chungen der. Säftebewegungen' Nachricht zu ge- 
ben. .Ich..habe bereits von der Bewegung des 
‚Holzsaftes und der peripherischen Zirkulation 
des Lebenssaftes gesprochen und bemerke nur 
noch dals man die letztere, um sie bestimmt von 
der Blutbewegung bei den höheren Thieren zu 
unterscheiden: Cyklose, dder das Kreisen nennen 
kann. Jetzt habe ich noch zu reden: 


Yon der Rotation der Saftmane bei den holzlo- 
sen Pflanzen. 

‘Wie. nur ein einfaches Gewehe den Bau die- 
ser Pflanzen. bildet, so findet sich auch nur eine 
Saftmafse welehe, in den verschiedenen Schläu- 
chen dieselbe ist, anstatt dafs bei den Holzpflan- 
zen zweieilei verschiedene Säfte, der Holzsaft 
und der Lebenssaft sich bewegten. Die Saft- 


I 


150 

ur \ 
mafse bei den holzlosen Pflanzen ist in jedem 
Schlauch in einer drehenden Bewegung, einer 
Rotation, um ihre Axe, begriffen, welche nur nach 
-Verschiedenheit. der. Form der Schläuche oft eine 
in die Länge gezogene Richtung annimmt, so dafs 
es das Ansehen hat als ob. die Saftmafse neben 
ihrer Axe auf- und absteige. Corti nannte die- 
ses ebenfalls Cirküulation, und ich bin ihm in möi- 
nem Werk, über die Natur der lebendigen Pflan- 
28, in dieser Benennung ‚gefolgt, obgleich schon 
Fontana die Natur dieser Bewegung sehr richtig‘ 
als eine radförmige, drehende Bewegung bezeich- 
net hatte. Ich halte es jetzt für durchaus noth- 
wendig. die verschiedenen Arten der Säftebewe- 
gungen durch bestimmte Namen zu unterscheiden 
und nenne daher ‘diese Bewegung eine Rotation. 
Die Untersuchung .der Entstehung dieser Bewe- 
‚gungen rechtfertigt diese Benennung, da sie über- ' 
all von einer - einfachen Drebung der Saftmafse 
um ihre Axe.in einem kugelförmig'runden Schlauch 
‚anfängt, selbst in denjenigen Fällen, wo sich spä- 
ter die Rotation mit. der Ausdehnung der. Schläu- 
‚che stark in die ‚Länge zieht. 

Höchst merkwürdig ist in diesem. Betracht die 
Entstehung der VVurzel und Ringelzweige aus den 
‚Anoten der Charen, die sich vorzüglich deutlich 
‘an den Wurzelknoten einjährigen: Pflanzen der 
Chara vulgaris beobachten läfst..  ! 

‚Man bemerkt namlich an den Knoten, welche 
sich durch ‚eine fulsförmige Einlenkung der En- 


131 


den der Schlauchglieder bilden (Natur der -lebendi- 
gen. Pflanze Th. I. p. 353. Tab. 2. fig. 3.) in der 
. Zeit, wo sich von dem_.EÄnoten aus neue Zweige 
bilden wollen, zuerst runde blasenförmige’Schläu- 
che die sich ‚nach und nach mit Saft im Innern 
füllen, worin. besonders viele Luftblasen bemerk- 
bar sind. Diese Saftmafse in dem ganz kugelför- 
migen blasenartigen: Schläuchen fängt nach und 
nach an sich in eine im strengsten Sinn des Worts' 
um seine Axe drehende Bewegung zu versetzen, 
dergestalt dafs anfänglich in der Axe selbst sich 
die Seiten.der drehenden Mafse unmittelbar be- 
rühren, - - Später bildet sich in. der Axe ein hel. 
ler Baum um den sich: die Saftmalse dreht... In 
dem. ‚Maalse. als dieses ‚geschieht, entwickelt sich 
auf den äussern Seiten.des kugelförmigen Schlau- 
ches ein kleiner Fortsatz durch Ausdehnung .der 
Schlauchwand von Innen, und nun geht während 
der fortgesetzten Drehung der Saftmafse ein Theil 
des Saftes, der an die Verlängerung des, ursprüng- 
lich ganz runden, inneren Raumes durch ‚den Sei- 
tenfortsatz vorbeigieng, in diesen Fortsatz hinein, 
steigt. auf einer Seite desselben in’ die Höhe, 
kehrt an .der Spitze desselben um und ‚geht. auf 
der..andern Seite in.den runden großsen Raum des 
Schlauches zurück, 

‚Die .Beobachtung der Bewegung in. die Seir 
tenverlängerung. des runden Schlauches ‚wird da« 
durch erschwert, dafs anfangs die Luftblasen wel- 
che in der Saftmalse. schwimmen und. an denen 


'Ia 


152 


die Strömung. und Drehung so leicht zu erken- 
nen ist, nicht in die Seitenverlängerung über« 
gehen, sondern blofs der ganz durchscheinende 
Saft selbst, welcher wie er in der Wurzel einge- 
sogen ist oft noch keine deutliche innere Gestal- 
tung hat, woran man ihn im hellen Licht sonst 
deutlich genug erkennt. . 

Die Bewegung oder vielmehr die Verlänge- 
rung der rotirenden Saftbewegung, in den Sei- 
tenfortsatz der Schlauchhöle wird, wie es scheint, 
anfangs blofs. durch. die Rotation der mit Luft- 
blasen erfüllten Saftmafse hervorgebracht und be- 
dingt, denn sie hört auf sobald die Rotation auf- 
: hört; aber nicht umgekehrt, denn man sieht die 
f Rotation häufig für sich fortdauern, während der 
verlängerte Fortsatz verletzt und seine Bewegung 
aufgehoben ist, _ ' 

In der weiteren Entwickelung dehnt sich je- 
ner Seitenfortsatz des kugelförmigen Schlauches 
zu einer cylindrischen immer länger werdenden. 
Röhre, einen wirklichen Wurzelzweig, aus, wor- 
in der Saft auf- und absteigt, so dals an seinem 
freien Ende einfach die absteigenden Ströme: in 
die aufsteigenden übergehen, während an dem 
mit dem kugelförmigen' Schlauch, am Ursprunge 
zusammenhängenden Ende die auf--und äbstei- 
genden Ströme in die sich dort immerfort‘ dre- 
hende Saftmalge auf einer Seite. übergehen und 
auf der anderen daraus wieder entstehen. Indem 
Maafse als-der cylindrische Schlauchfortsatz sich 


135 


in die Länge ausdehnt wird er auch dicker und 
anstatt dals anfangs blofs der durchscheinende Saft 
ohne Luftblasen einströmte, sieht man allmählig 
aus dem rotirenden Theil Luftblasen mit in den 
Fortsatz übergehen und in demselben Maalse ge- 
winnt auch die innre Organisation der Saftsub- 
stanz selbst so viel, dals sie nicht mehr ganz hell 
und durchscheinend, sondern wolkig getrübt und 
consistenter schon im Schattenlicht erscheint, so 
dafs man nun bei heller Beleuchtung die innere 
Hügelchenbildung und Bewegung sehr deutlich 
und immer zunehmend beobachtet. 
. Nach und nach gewinnt die Ausdehnung des 
‚Schlauchfortsatzes in die Dicke. so. viel, dafs sie 
dem Umfange des kugelförmigen Ursprunges gleich 
kömmt, und alsdann ist die Bildung eines neuen 
Seitenzweiges an der VVurzel vollendet. Die an- 
fangs blofs mit dem Saft in der Kugel rotiren, 
den Luftblasen verbreiten sich allmählig durch 
die ganze Ausdehnung des cylindrischen Schlauch- 
fortsatzes-und man findet endlich, dafs die in dem 
langen Schlauchgliede auf- und absteigenden Strö- 
me an dem Ursprunge in dem kugelförmigen 
' Theil ebenso einfach in einander übergehen, als 
am entgegengesetzten Ende, so dafs nun die ganze 
einfache: Rotation sich in eine Längsbewegung 
- aufgelöst hät, in welcher die rotirenden Seiten so 
lange gegen einander in entgegenigesetzter Rich- 


tung vorheiströmen bis sie an die Enden des ver- 


längerten Schlauchs in einander umkehren, ‘ 


e 


154 


“ In demselben Maafse als sich nun die ur- 
sprüngliche Rotation in eine solche Längsbewe- ' 
gung aufgelöst hat, sieht man mitten zwischen 
den beiden Strömen an den Seitenwänden des 
Schlauchs durch Anhäufung der Luftblasen zu sol-. 
chen Haufen, dafs sie nicht nebeneinander vor. 
beiströmen können, sich jene ursprüngliche Ro." 
tation wiederholen, indem sich zwischen den bei« 
den Strömen eine kugelförmige Mafse von’ Bla. 
sen um die Axe dreht indem sie von dem abstei- 
genden Strom 'abwärts von dem aufwärts gehen- 
den aufwärts auf derselben Stelle gedreht‘ wird. 
Dieses ist von Amici bereits und in näherer Be- 
trachtung des Ursprunges dieser Drehung der 
Safımafse von mir ausführlich beschrieben wor- 
den. (Die Natur der lebendigen, Pflanze I. Th. Ss 
346. 347. Tab. II. fig. 8. a.) Die Wiederholung 
jener ursprünglichen Drehung der mit Luftblasen 
erfüllten Saftmafse ist darum höchst merkwürdig, 
weil sie eigentlich der Ursprung und das Prinzip ; 
der Saftbewegung in den Schläuchen 'der holzlo- 
sen Pflanzen überhaupt ist, und man daran sieht, 
dafs auch da wo sich die Saftbewegung durch 
Dehnung der Schläuche von der ursprünglichen 
Rotation zu entfernen strebt, immer wieder je 
‚ner Ürtypus in secundären Rotationen zurück kehrt, 
"" "An den Stengelgliedern derjenigen Chara- 
‚Arten, welche keine äusseren grünen ‘Schlauch- 
häute ‚haben (Nitella dgardh) sieht man jene Ent 
stehung der Saftbewegung in den langen Schläi: 


° 185. 


chen aus einer ursprünglichen Rotation ebenfalls 
sehr deutlich. .Ueberall entstehen die neuen 
Schlauchglieder an der Spitze und in den Ach- 
seln der älteren in Form runder Schläuche in de- 
nen der Saft zuerst in drehender Bewegung be- 
griffen ist. Diese kugelförmigen Schläuche dehnen 
sich aber sogleich in ihrem ganzen Umfange in 
die Länge aus, nicht erst durch Seitenfortsätze, 
wie bei den Wurzeln. Die Rotation zieht sich 
also auch unmittelbar in die Länge indem sich 
das Centrum oder vielmehr die Axe der drelien. 
den Saftmalse welche ursprünglich durch eine 
zunde Luftblase im Mittelpunkt des Saftes gebil- 
det. ist, zwischen. den hin‘- und zurückbewegen- 
den Saftströmen. ‘in. die”Länge" zieht und eine 
Scheidewand zwischen beiden Strömen bildet wie 
ich es in meinem Werk über die Natur der’le- 
bendigen Pflanze beschrieben habe, Dieser saft- 
leere, mit Luft erfüllte und daher ganz durch. 
eichtige Raum, um den sich die rotirende Saft- 
mafse wie um ihre Axe dreht, ist von verschie- 
‚dener Ausdehnung und Form ‚nach der Verschie- 
‚denheit der Schläuche worin sich der Saft dreht. 
Sind die Schläuche mehr oder weniger:rund wie 
in‘ den Blättern der Caulinia, den Zweig- und 
Blattspitzen der Chara, so erscheint auch''diese 
Axe rund, doch von gröfserer oder geringerer 
Ausdehnung bei verschiedenen 'Pflanzen und‘ in 
ihren "verschiedenen Alterszuständen. Bei. den 
Blattspitzen der. Chara bleibt. oft nur ein: kleiner 


156 


Raum in der Axe übrig; in den Schläuchen der 
Blätter bei Caulinia aber bildet die ärehende 
Saftmalse oft nur einen dünnen. Streifen um. "die 
‚sehr ausgedehnte Axe. . Sogar. der grölsere und 
geringere Saftreichthum. der Pflanze macht darin , 
eins Verschiedenheit. 

Sind die Schläuche und somit die rotirenden 
Saftströme in die Länge gezogen wie in den lan. 
gen Gliedern der Chara, 5o bildet die Axe ei- 
nen langen Lufistreifen. zwischen den aneinan.. 
der vorbeifliefsenden Strömen, 

“ Jene stufenweise innere Organisation der: 
Saftmafse ist von grolser Wichtigkeit. Man 'be- 
obachtet besonders deutlich in den verschiedenen 
kleinen und gröfsern Wurzelzweigen, dafs der 
durchscheinende Theil des Saftes worin. die Luft- 
blasen schwimmen. keinesweges. überall gleich . 
consistent und getrübt erscheint; sondern in den . 
feinsten Zweigen ist er fast ganz durchscheinend 
und. wasserhell, ‚während er in den gröfseren bei 
weitem wolkiger und trüber consistenter erscheint, ' 
so dals man die innere Kügelgenbildung schon: . 
bei einem mäfsig hellen Schattenlicht erkennt, - 
Es ist dieses dem Uebergang des. Holzsaftes in, 
den Lebenssaft ‘vergleichbar, so dals+die Saftbe- 
wegung in den verschiedenen Stufen der Wurzel- . 
vermeigung in dieser Beziehung. das Verhältnils 


zen darstellen. Nämlich i in den feinsten: Wurzel-, 
zweigen ist: der eben .eingesogene rohe Saft noch 


18% - 
gestaltlos wie der Holzsaft und durch die Verar- 
beitung mittelst der Luft ynd durch die Knoten 
wieder in den obern Theilen höher organisirt. 
Darum kann sich der Saft. auch ursprünglich in 
den feinsten WVurzelverzweigungen noch nicht 
von selbst bewegen, sondern in diesen feinen Ver- 
längerungen von den kugelförmigen Schläuchen 
der Knoten aus, wird die hin- und hergehende 
Bewegung durch die Rotation der Saftmalse am 
Ursprunge einzig und allein erregt und befördert, 
bis dafs er eine höhere Organisation und innere 
Gestaltung angenommen hat, Das Prinzip der 
euf- und absteigenden Bewegung liegt in der 
Rotation der Säfte in dem. ursprünglichen Hugel- 
schlauch, 

Ich habe bereits in meinem Werk, die Na- 
tur der lebendigen Pflanze (p. 365 — 370.) durch 
Versuche über die Einsaugung gefärbter Flüssig- 
keiten durch die Wurzel der Chara vulgaris ge- 
zeigt, dals ungeachtet des Mangels unmittelbarer 
Verbindung zwischen den in nebeneinanderliegen- 
den Schläuchen rotirenden. Safımafsen dennoch , 
ein Uebergang des Saftes aus. den unteren in die 
oberen. Schläuche statt finde und zwar.nur des- 
jenigen. Theils des Saftes worin die Luftblasen 
schwimmen, während diese selbst durchaus nicht 
aus, dem Bereich ihres Schlauches hinaus kom. 
men, Es geschieht dies durch die WVechselwir- 
kung mittelst der inneren Bewegung der Saftsub- 
stanz durch die Scheidewände in den Kooten, wel- 

che die nebeneinanderliegenden Schläuche trennen, 


158 


5% Dieses ist zugleich, wie ebendaselbst ausein. 
andergesetzt worden, das Mittel wodurch der rohe 
eingesogene Saft höher organisirt und innerlich 
gestaltet wird, bis er sich innerlich selbst be- 

“ wegt. Die in dem Saft enthaltenen Luftblasen . 
werden weiter verarbeitet und assimilirt mittelst 
der organischen Thätigkeit, und so erreicht erst 
in dem ersten Knoten durch die Rotation der 
Saftmafse in den kugelförmigen Schläuchen der 
rohe eingesogene Saft seine erste Verarbeitung 
und Gestaltung nachdem er durch die feinsten 
Wurzelschläuche bis dahin geführt worden. 

So wie nun das Wachsthum und die Entwi- 
ckelung neuer Schlauchglieder bei den Charen 
ursprünglich von einer einfachen Rotation- des 
Saftes in einem kugelförmigen Schlauch beginnt, 
so geht umgekehrt: bei der Saamenbildung dieser 
Pflanze die Bewegung in den langen Schläuchen 
durch Verkürzung derselben wieder in die ur- 
sprüngliche Rotation zurück und der Saame selbst 
ist ein blofser mehr oder weniger kugelförmiger 
Schlauch, dessen Haut mit einer undurchsichtigen 
kalkartigen harten Rinde umkleidet ist. Um den 
Saamen legen sich mehrere lange spiralförmig ge- 
'wundene Schläuche in Form einer Haut und bil- 

den eine Art Fruchthüllee Der Blumen. oder 

Fruchtstiel worauf die Frucht sitzt, ist ein kugel- 

förmiges Schlauchglied. In allen diesen Theilen 

findet sich im Wesentlichen dieselbe Rotation 
der Saftmasse. In dem Fruchtstielschlauch drelit 


139 


sich der Saft unmittelbar rund um seine Axe, 
In den langen Schläuchen welche die Fruchtlülle 
bilden indem sie sich spiralförmig um den Saa- 
men winden, geht die in die Länge gezogene Ro: 
tation wie in den Stengelgliedern vor sich, was 
man besonders deutlich an den kurzen Endglie- 
dern derselben sieht welche i in Form einer Narbe 
die Frucht krönen. 

Die sogenannte Saamenbildung bei den Cha- 
rer ist also durchaus nur eine Metamorphose des 
Wachsthums, der individuellen Entwickelung, und 
durch die Rückkehr der verlängerten Schläuch- 
glieder in die Kugelform so wie der in die Länge 
gezogenen Rotation in die kreisförmige, runde, 
bedingt. Die, aus spiralförmig um die Saamen 
gewundenen Schläuchen gebildete; äussere Haut 
ist ganz dieselbe, wie sie auch als Ueberzug des 
Stengels bei vielen Charen-Arten gefunden wird 
und blofs durch die Verkürzung des Axenschlau. 
ches (des Saamens) mit mehr zusammengedräng- 
'ten Windungen entstanden. Es ist also noch 
keine geschlechtliche Keimbildung, sondern eine 
blofs individuelle Vermehrung. Die Staubfäden 
haben nicht die Bedeutung geschlechtlicher Dif- 
ferenz‘, sondern bilden blofse Uebergangsstufen 
zur Spiralgefäfsbildung im Innern. An den jün- 
geren Früchten wo die Spiralwindungen um den 
Saamen durch die äussere Haut noch’ mehr in 
die Länge gezogen sind, ist die äussere Aehnlich- 
keit mit einem gewöhnlichen Stengelgliede nicht 


4 
. 


a u 


110 


zu verkennen; da auch bei diesen die Schläuche 
der äusseren Haut mehr oder weniger spiralför- 
mig gewunden erscheinen, besonders an Chara hi. 
spida und vulgaris. . 

Was im Saamen vorgeht, entzieht sich unmit- 
telbar der Beobachtung während die Frucht reif 
ist, wegen des undurehsichtigen harten Ueberzu- 
ges. Aber auch hierüber giebt die Beobachtung 
des Keimens der Saamen hinreichenden Auf. 
schlufs. Wir kennen. längst durch Vaucher's. 
schöne Arbeit "über das Keimen der -Charen die 
Entwickelung einer einzigen Pflanze aus einem 
Saamen, anstatt man dieselbe früher noch für eine 
Frucht gehalten hatte, worin viele Saamenkörner 
enthalten seyen. Kaulfufs in Halle. hat diesel- . 
ben Beobachtungen wiederholt. 

Beide Beobachter sind auf die äussere Ent- 
wickelung der Theile sehr aufmerksam gewesen; 
aber man vermifst noch den eigentlichen inneren . 
Grund der Entwichelung, insofern er mit der 
Rotation der Saftmafse im Kern zusammenhängt. 
Auf diesen Umstand bin ich insbesondere beim 
Beobachten der Saamen keimender Chara -Arten 
aufmerksam gewesen und ich habe gesehen, dafs 
der innere Grund, das Prinzip, der ganzen Ent- 
wickelung durch die Rotation ' der Saftmalse. in 
dem Schlauch, welcher den Saamen darstellt, ZU 
suchen ist. ; 

Im reifen Saamen bemerkt man nur dafs der 
an der Basis des Saamens sitzende kugelförmige 


1lı 


Blumenstiel eine einfache Rotation der Saftmafse 
zeigt, "und diese erhält sich ‚oft noch einige Zeit | 
nach dem Abfallen der äusseren Schlauchhaut wäh- 
rend der nackte Saame allein zurückbleibt. Im 
Saamen selbst verbirgt‘ die undurchsichtige Haut 
des Schlauch eine mit ‘vielen Luftblasen verse- 
hene Saftmalse ganz ähnlich den küglichen“ 'Schläu- 
chen an den Wurzelknoten, wie man” jedoch nur 
beim, Oeffnen des Saamens bemerken kann. Beim 
Keimen aber entwickelt sich aus dem runden 
Saamenschlauch ein ähnlicher Fortsatz als bei der 
Entstehung der‘ Wurzelzweige aus den Knoten. 
Sobald, diese Verlängerung. erscheint, öffnet sich 
der harte Ueberzug . des Saamens, etwas und der 
ganze darin ‘enthaltene Schlauch läfst sich mit &i- 
niger Behutsamheit''hervorziehen. "Alsdann be- 
merkt man deutlich dafs der Saame aus einem ku- 
gelförmigen Schlauch gebildet ist in welchem die 
Saftmafse sich ebenso wie in allen übrigen Thei- 
len i in einer Rotation befindet. 

“Von dieser Rotation aus geht eine Vexlänge:. 
vung beim Keimen’ durch einen Fortsatz’ der als 
das erste. Glied der keimenden Pflanze erscheint, 

Es’ ist von grolsem Interesse zu. wilsen, aber 
wohl‘ unmöglich an normal gebildeten Saamen zu 
beobachten, ob’ während der Ruhe des Saamens 
in Winter die Rotation. der 'Saftmalse immer 
fortdauert ode? zur ‘Rule kömmt und erst im 
Frühliug beim Keimen wieder anfängt. “In den 


Schläuchen der Wurzeln und Zweige habe ich zu ' 


B 


142 


“allen Zeiten ‚des ganzen Winters, die Bewegung 
beobachtet; ; aber ich habe auch, bemerkt, dafs in 
einigen Zweigen und ganzen Pflanzen die Bewe-. 
gung eine lange Zeit des Winters still ‚stehen 
kann,, und dafs sie im Frühling doch wieder an- 
fängt und die Pflanze weiter wächst. Es könnte 
also ähnlich der periodischen Ruhe in anderen 
trockenen. Saamen auch bei, den Charen die Ro- 
tation im Saamen im Winter aufhören. 

‚Sobald, beim Keimen .der Charen-Formen der 
erste Fortsatz, ‚entwigkelt. ‚ist, sieht man auch'i in 
diesem: den Theil, ‚der rotirenden Bewegung wel« 
cher ‚nicht dem Auge. entzogen. ist, und fürs erste 
wird die Bewegung in diesem ersten Keim- Fort. 
satz durch die Rotation im Saamen bedingt, eben 
so wie die Bewegung in den feinsten Wurzel- 
schläuchen durch, die Rotation . der Saftmalse 
in. dem. kugelförmigen. ‚Schlauch ‚am ‚ Ursprunge 
hervorgebracht ‚wird. 

“" Bald’ aber bildet sich‘ auf den ersten. Fortsatz 
an der Spitze des Keims ein neues kugelförmiges 
Schlauchglied worin ebenfalls alsbald die Rotation ' 
"beginnt durch welche sich das Schlauchglied ver 
Jängert. An dem Knoten durch welchen beide 
ursprüngliche Schlauchglieder verbunden sind, ent: 
wickeln sich nun ‚sogleich. ‚seitwärts auf dieselbe 
Weise abwärts. steigende. . Wurzelschlauchglieder 
ünd in demselben Maafse ‚geht auch die Glieder- . 
bildung z noch oben weiter. 


x 


Beschluß folgt.) 


145. 


II. Nachschrift zur Abhandlung: über Hydıyrus .ERy 
 stallophorus; von Hrn. Prof. Schübler,- 8. 
‚oben 'Nr. 5.5 im December 1827. 

Ich hatte die obenstehende Abhandlung schon 
zum Druck abgeschickt, als. ich, die neuesten Blät- 
ter der Flora erhielt, in welchen Agardh seine 
im letzten Sommer in Deutschland neu ‚aufgefun- 
dene Algen aufzählt ; unter ihnen findet sich auch 
(8.635. Ir. 40. der Flora) ‚eine Conferva orystalli- 
fera mit dem Charakter filis capillaribus simplici- 
bus eryställiferis implexis, articulis diametro ses: 
quilongioribus. Es könnte die. Vermutbung ent- 
stehen, ob dieses nicht dieselbe oben beschriebene 
Pflanze ‚sey5. vergleicht man, jedoch die Charak- 
tere von beiden, so kann es nicht zweifelhaft seyn, 
dals beides 2 ganz verschiedene / Pflanzen . sind, 
Ueber die nähere Beschaffenheit, Form: und Be- 

“standtheile der Crystalle dieser Conferve theilt 
uns vielleicht Hr. Agardh. später nähere Nach- 
- richten mit.s 
Ich ergreife diese Veranlassung zugleich ioch 
einer Beobarhtung zu erwähnen, welche ich seit- 
her an ‚diesem Hiydruris ‘machte. Ich besitze noch 
gegenwärtig, ein 6 Zoll Tanges Exemplar dessel- 
ben nebst mehreren ‚Bruchstücken seiner Aeste, 
welche ich seit dem Juli. in einem Glas. in NWas- 
ser aufbewahrte, welches alle. 2-3. Wochen mit 
frischem.Brunnenwasser gewechselt würde. Schon 
gegen’ Ende Octobers. hatte ich bemerkt, dals die 
Sporen, welche. im’Sommer eine mehr 'kugliche 
Form hatten, mehr länglich eiförmig ‘waren; die 


ahl 


Längen - Dimension schien nach und nach immer 
mehr zuzunehinen, und nun ist die geleeartige 
Masse der. ‚ganzen Pilanze statt der frühern mehr 
zundlichen und rundlich eiförmigen Sporen mit 
vielen nadelförmigen Körperchen durchsezt, wel. 
che mit der Echinella acuta Lyngbye’s völlig über- 
einkommen; sie ‘besitzen bei derselben Vergrös. 
serung, unter welcher die auf der Tafel enthal- 
tene Sporen gezeichnet. sind, die Länge von ei- 


ner Linie bei einem Durchmesser von etwa ; en 


Linie, entsprechend dem. frühern Durchmesser 
der Sporen. — Die hie. und da im Hauptstamm 
eingewachsenen Crystalle erhalten nach und nach 
völlig abgerundete Kanten und werden kleiner. — 
In dem den Hydrurus zunächst umgebenden. Was- 
ser bilden sich zugleich grünliche Flocken der 
priestleyischen grünen Materie (Protococeus. viridis 
Agardk und Priestleya botryoides Meyen) die‘ sich 
auf Kosten dieser Alge, deren feinere Zweige 
längst zersägt and, zu ‚entwickeln. scheinen, 


Anfra g e 

Carex varia Hoc. ‚gram. austn. tab. 80. wird 
im Hoffm. bot. Taschb. 1804. p. 224, für C. Frigida 
Al. erklärt; Sprengel vereinigt sie im Sys 
veg. III. 820. mit, C. ‚Firma Host.; Pollini in 
Flora Per. III. 79. eitirt sie zu c. sernpervirens 
Yil.; Willdenow Speo.IP.-274. und Schkuhr 
Riedgr.' Nacht. 63. bringen sie zu: C. Jer rugine0. = 
Welche Ansicht.ist die richtigste, und wie kommt 
es, dafs über eine gemachte Abbild, in folio so ver. 
schiedene ‚Urtheile gefällt werden ? ? 


Flo ra 


‚oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 10. Regensburg, am ı4. März. 1828. 


I. Botanische Bemerkungen; vonHrn. Dr. Trachsel. 
(Beschlüfs von Nr, 31. des Jahrgangs 1827.) 


Aüs DeCandolle *) könnte man schlies- 
sen dafs allös was man in der Schweiz für Ranun- 
culus polyanthemos gehalten habe, sein’ R. nemoro- 
sus sey., Beide finden sich, ‚Jedoch auf der Stock- 
hornkette, Ersterer in Triften am 'Neunonenberg, 
und Letzterer in Wäldern am Guoringel, aber 
beständig in Gesellschaft von R. lanuginosus und 
R. repens. 

Von Galeopsis ochroleuca Lam, findet man so 
wohl Exemplare mit rosenrothen ‚als mit gelben 
Blüthen, und zwar auf der gleichen Stelle: in ver- 
schiedenen Jahren. Jener Name ist defswegen 
nicht gut gewählt, | 

‚Fortgesetzte Beobachtungen haben mich über- 
zeugt dafs Euphrasia offic. Hayne, Euph. Rostko- 
viana Ejusd. und Euph. minima DC. zu einer 
Art gehören. Auf Wiesen und guten Aeckern 


®) Syst. nat. I. 279 und 280. Prod. I. 59. 


R 


146 


‘ ” i” I 


"erscheint die Pflanze als E. Rostkoviana *) auf 
sterilen Hügeln wird selbige zu E. offic. und wei. 
ter hinauf, oft schon auf Höhen von 3000 bis 
4000 Fufs, ‚erscheint die niedliche gelbblühende 
E. minima, die ich von den Piemonteser Alpen 
"auch violet blühend vor mir habe;— alles indes- 
sen mit so vielen Modificationen und Uebergän- 
gen dafs sich nirgends die Gränzen zu Species 
ziehen lalsen, | 

Pedicularis atrorubens Schleich. **) ‚unterschei- 
det sich von P. reculita durch den verlängerten 
nicht abgestuzten Schnabel, der mehr. sichelför- 
mig ist als bei P. sudetica, von der sie sich fer- 
ner noch durch gröfsere stärker getheilte Blätter 
unterscheidet. 

Seit mehren Jahren fortgesetzte Beobach- 
tung mehrer Arten von Draba hat mich überzeugt, 
dafs es eine nirgends unterbrochene Reihe von D. 
tomentosa Wahlb. bis zu D. nivalis Willd. giebt. 

"In den Spalten kahler Felsen der mittlern Alpen- 
region erscheint die Pflanze gröfser aber stärker 
selbst bis auf die Schötchen behaart. — .D. ia 
mentosa.— Weiter hinauf, wo schon mehr Feuch- 
tigkeit herrscht, wird selbige kahler,. schmächti- 
ger, zuweilen ästig.— .D. stellata Jacg. = Noch . 
weiter hinauf bedarf die Pflanze nun noch weni- 
ger Härchen, und ist sehr schlank: D: hirta Lin. 


*) Nach Exemplaren aus Stettin, 
”*) Ped, pennina Gand. 


\ 


147 


die ich von sehr geschickten Botanikern bald für 
D.stellata und bald für D. nivalis erhalten habe, —. 
Letztere ist endlich als Gletscherpflanze klein, 
niedrig, die aufsteigenden Stengelchen selten mit 
mehr als einem Blättchen versehen. - Will man 
indessen die nun einmal angenommenen Benen- 
nungen beibehalten; so darf man sich »icht wun- 
dern, wenn die gleiche Pflanze unter verschiede. 
nen Namen eursirt, . on 

Eben so verhält es sich mit D. contorta und 
D. confusa Ehrh. Letztere besitze ich von Tho« 
mas, und als D. ircana von Schleicher. Sie ist 
nebst den Schötchen, ‚die ‚bei jenen völlig glatt 
sind, etwas dichter behaart. . Alle:übrigen .Merk« 
male die DeC. *) angiebt, -kommen. beiden Arten 
in gleichem Grade zu, D. tontorta: steht an der 
westlichen Mauer des Gantenisch, wo sie, ob. 
schon der Abendsonne ausgesetzt, doch die mei- 
ste Zeit von den Dünsten und Wolken bedeckt 
ist, in die sich der gewaltige Fels zu hüllen 
pflegt. +; 

Ueber Erophila praecox- DeC.,##) die in der 
Schweiz eben so wenig selten ist als in Deutsch- 
‚ land, sind-noch nicht alle Zweifel gehoben. : ‚Die 
Pflanze. blüht bei 8 Tage später. als E. vulgaris 
dicht darneben, die Schötchen Fast, kreisrund, die 
Blätter selten gezähnt; allein ich fand sie bestän- 

” Syst, nat. ‚an Bug — 369. 
**) Erophila spathulata Lang. nach Original-Exemplaren. 


R2 


ı 


148 


dig auf Felsen oder Mauern wo sie sehr wenig 
Erde hatte — Ganz kleine Exemplare von E. 
vulgaris zeigen keine Annäherung zur Schöttchen- 
form zu E. praecox. — Versuche mit Saamen 
sind mir bis dato nicht gelungen. 
Wenn sich Sinapis orientalis von S. arvensis 
nur durch die rückwärts stehenden Borsten 'der 
Schoten unterscheidet, so mülsen beide Arten 
ohne weiters verbunden werden, indem man von 
letztrer Pflanze mit eben solchen Schoten, in 
trocknen Sommern, ganze Aecker voll findet. u 
Wie es andern Botanisten mit dem Aufou- 
chen der Polygalae gegangen seyn mag, wünschte 
ich sehr zu erfahren. Mich hat eine sorgfältige 
Untersuchung, Reichenbachs Abbildungen in 
der Hand, und im Besitze zahlreicher, zum Theil. 
selbst gesammelter, zum Theil von herühmten 
Botanikern erhaltener Exemplare überzeugt, dafs 
die mehrsten der neu aufgestellten Arten nicht 
haltbar seyen, und dafs die Gebilde, die man zur 
Unterscheidung derselben benutzt hat, nicht alle 
zu diesem Zwecke taugen. So nähern sich die’ 
sogenannten äussern Kelchblättchen fast mehr 
der Blatt- als der Blumenbildung, und haben 
defswegen keins bestimmte Grölse, noch vielwe- 
niger die eigentlichen. Blätter. 

Standort und Jahrszeit schaffen von P. vulga- 
ris und P. amara fast zahllose Formen, von de- 
nen jedoch selten eine auf die vorhandenen Ab- 
bildungen und Beschreibungen in allen 'Theilen 


149 


palst. Man ,muls defswegen entweder eine Poly- 
gala eirca amarella, P. circa austriaca etc! anneh- 
men, oder die Arten ins Unendliche vermehren. — 
Trifolium caespitosum Reyn, und T. repens Lin. 
finden sich am Guoringelberge dicht beisammen, 
unterscheiden sich aber so deutlich, dafs kein 
Verdacht entstehen kann als ob Ersteres eine Al- 
penform von Letzterer seye..- ° 
Hieracium valde- piloum Pill. und, H: 'den- + 
tatum Hopp. ist dieselbe, für ein Habichtskraut 
noch erträglich von H. villosum verschiedene, Art. 
Der letztere Name jener Pflanze obgleich der 
Neuere, giebt weniger zu Irrthum Anlafs, um so 
mehr als auch eine bessere Diagnose damit ver- | 
bunden ist*) als bei Persoon **) und He-. 
getschweiler ***) aus denen niemand klug 
wird, nur mufs es nicht heifsen „caule unifloro“, 
weil Exemplare mit zwei Blumen gar nicht sel- 
ten sind. AN 
Leontodon palustre DeC, ist gewils eine gute 
Art. Ein auf einen gutgedüngten Acker verirr- 
tes und’ dort zum Riesen gediehenes Exemplar 
hat die eigene Lage und Form der äussern. 
Kelchschuppen völlig beibehalten, freylich nicht 
auch die Form der Blätter, auf die aber bei. Lö- 
wenzahnarten wenig zu geben ist, * 


”) Z. B, bei Bluff und Fing, Flora germ, II. 288, 
*") Syn. Plant. II. 374. _ 
=“) Flor. heiw II. 176, 


150 


Wodurch sich Artemisia Wulfeni Schleich. ®) | 
von .d. Mutellina Willd. unterscheiden soll, wülste 
ich 'nicht abzusehen, denn 3fingerige Stengelblät. 
‚ter finden. sich auch bei grofsen Exemplaren von 
‚dieser. Hingegen wülste ich Artemisia helvetica 
-Schl. #*) mit keiner mir bekannten Art zu veibin- 
den, bemerke aber dafs ich von A. campestris,' did 
hier nicht vorkömmt, nur noch wenige Exemplare 
gesehen, habe, : . 

- Dale: Chrysanihemum montanum All. ‚bloß 
eine, Alpenform von C. ‚Leucanthemum sey, wird 
man 'auf dem Standorte dieser äusserst vielgesul- 
teten Pflanze zur Genüge überzeugt. 


Wenn Pyreihrum Halleri VPilld. und P. ah 
num DeCand. zwei verschiedene Pflanzen :sind, 
so ist mir die eine davon völlig unbekannt, ‚ob- 
schon ich eine Menge, zum Theil selbst gesan 
melter ‚Exemplare, aus "verschiedenen Schweizer- 
alpen vor mir habe. — Folüs radicalibus pinnati- 
‚fidis und Fol.. inferioribus' pinnatifido.- dentatis, oder 
Fol. radioalibus petiolatis semipinnatis läfst sich «be- 
quem auf alle anwenden. Von den Stengelblättern 
sind gewöhnlich die untern gezähnt und den Wut- 
zelblättern ähnlich,. die obern ganzrandig linien- 
förmig ; der Unterschied ‘besteht. nur in etwas 
mehr oder weniger — übrigens ist wohl keinem 
Botaniker unbekannt dafs die Blattform bei, Chry- 
santhemum, wohin jene beide’ wenigstens ‚als Ver- 
wandte gehören, äusserst unbeständig.. sey- 


*) Nach Original- Exemplaren. ° **) Ebenfalls, 


151 


Den bei Fingerh, und Bluff neu aufge- 
führten Arten von Erigeron könnte ich noch mehr 
aus meinem Herbarium beifügen, die nirgends 
passen wollen. Ob dies aber für die Botanik vor- 
theilhaft seyn werde, bezweifle ich, um so mehr 
da ich nicht anzugeben wülste, welche Kennzei- 
chen man, als auch nur einigermafsen standhaft, 
dabei zu Grunde legen’ müfste. — Betten wir 
den Glauben an das Daseyn der Arten ‘in der 
Natur, durch sorgfältige, unbefangene Begründung 
derselben, mit ihm retten wir vielleicht auch den 
historischen Theil der Botanik, der unter der Last, 
seines Reichthums einzustürzen droht. 

Mit Seriecio Doronicum Linn; bin ich noch im- 
‘mer nicht im Reinen. Was iman so nennt, ist 
freilich nicht Cineraria spatuluefolia: Gmel. wie ich 
einst irriger Weise glaubte, aber von C. auran- 
tiaca DeC. und C. campestris Retz. u. a. ist diese 
Pflanze blo[s zur Noth als Art, keineswegs aber 
als Gattung verschieden, auch hat sie keinen dop- . 
pelten Kelch, und nicht selten 4 bis 5 Blumen 
auf einem Stengel, . 

Was Schleicher für Arnica glacialis kiebt, 
ist A. Clusüi All. Erstere Pflanze hat sich in der 
Schweiz, meines Wissens, noch nicht vorgefunden. 
Indessen steht ein Exemplar meines Herbariums, 

von dem ich,aber nicht mehr weils ob ich es aus 

den Alpen des Gasternthals, oder von den Pie- 
monteser Alpen habe; ‚derselben näher als A. 
scorpioides.- 


4152 


a Ueber die verschiedenen Arten der Säftebewegun-. 

. gen in. den Pflanzen ; von Hrn. Prof. Schultz, 

(Beschlufs der vorherigen Nro.) 

‚ "Wenn man, die Rotation der Saftmalse in 
.den Schläuchen der holzlosen Pflanzen mit der 
peripherischen Cirkulation in den höheren Holz- 
pflanzen vergleicht, so bemerkt man zunächst, 
‚dafs die Rotation des Saftes die Funktionen der 


verschiedenen inneren Organe höherer Pflanzen, 


nämlich zugleich .die-Assimilation, die Cirkulation 
und die-Funktion des Zellgewebes in sich vereint. 
Denn wir sehen die rohe Nahrung bei den Cha- 
ren (und Pilzen, Moosen, Flechten) unmittelbar 
von den Schläuchen worin der Saft rotirt, einge- 
sogen werden und in die Saftmalse übergehen 
und so von einem Schlauch zum anderen weiter 
aufsteigen, während. er zugleich darin höher or-, 
ganisirt wird, wogegen die Einsaugung bei. den 


Holzpflanzen nur durch das Holz, die Cirkulation . 


nur in. den Lebensgefälsen der Rinde bewirkt 


wird. Dies habe ich anderswo (die Natur der. 
lebendigen Pflanze S. 383 —- 388.) ausführlicher 


auseinandergesetzt, 


Weiter aber setzt die abgeschlossene Rota- 


ton der Saftmalse in jedem einzelnen Schlauch. 


eine unvollkommenere Organisation des Ganzen 
‚einen Mangel an innerem Zusammenhang der ver- 
schiedenen inneren Glieder voraus, so dals bier 
eigentlich jedes. einzelne Schlauchglied die ganze 


Pflanze im Wesentlichen repräsentirt.._ Bei den, 


155 


höheren Pflanzen ist wenigstens die Verbindung 
der drei inneren organischen Systeme in jedem 
äusseren Gliede nothwendig um das Ganze.zu re- 
präsentiren, aber bei den holzlosen Pflanzen fehlt 
durchaus jene innere Einheit der Theile, ‘indem 
sich in jedem einzelnen Schlauch das Leben des 
Ganzen im Wesentlichen darstellt‘. Wirklich sind 
auch die sogenannten Saamen dieser Pflanzen, z. 
E. der Pilze, Charen, Flechten, weiter nichts als 
einzelne von allen übrigen isolirte Schlauchglie- 
der, welche wieder zu ganzen Pflanzen erwach- 
sen. Die Cirkulation bei den Holzpflanzen hängt 
wenigstens unmittelbar ‚durch die Anastomosen 
der Gefälskreise in den verschiedenen Pflanzen. 
theilen zusammen, und. es kann der Saft. von ei- 
nem Ende der Pflanze bis zum andern durchströ- 
men, wenn die Richtung der Thätigkeiten es so 
bestimmt ; aber bei den holzlosen Pflanzen ist 
ein blo[s vermittelter Zusammenhang durch die 
Wechselwirkung der Saftmalse in den nebenein- 
anderliegenden Schläuchen.. Ein Zusammenhang 
wie er sich ungefähr zwischen dem System des , 
. Holzsaftes und dem des Lebenssaftes findet, so 
dafs also der Zusammenhang verschiedener. inne- 
rer Organe der höheren Pflänze unter‘ den glei- 
chen "Organen (Schläuchen) bei den niederen 
vorkömmt. Es hängt damit zusammen, dafs der 
Saft in den Lebensgefäfsen der Holzpflanzen über- 
all eine gleiche ‘Organisation hat; wogegen in 
den unteren‘ Wurzelschläuchen der holzlosen 


Or 


154 


Pflanze der Saft unvollkommener organisirt ist 


als in den oberen Stengelschläuchen. 

Die Farrnkräuter sind die tiefsten unter den 
Holzpflanzen bei weichen noch eine Trennung 
der inneren Organe in Assimilations-, Cirkula- 
tions- und Zellensystem vorhanden ist. Die Naja- 
den scheinen die ausgebildetsten unter den holz. 


losen Pflanzen wo noch eine Rotation der Säfte 


im Innern der einzelnen Schläuche statt findet. 


‚Hier tritt jedoch 'ein merkwürdiges VWVechsel. 


verhältnifs in’ den Stufen der Ausbildung des In» 


dividuums und der Blumen - und Fruchtbildung ein, 


Bei den Farrnkräutern nämlich ist eine ausgebil- 


detere individuelle Organisation, aber die Fort- - 


pflanzung steht auf einer niederen Stufe, inden 


keine Blumen vorhanden sind, noch ähnlich als 
‚bei den Moosen. Die Najaden hingegen haben 
‚zum Theil Blumen und eine, Fortpflanzungsart | 


der höhern Pflanzen; aber ihre individuelle Or- 
ganisation ist wie bei den holzlosen Pflanzen. 


Auf den Uebergangsstufen sehen wir hier also .. 


nicht ein Gleichgewicht in der gegenseitigen Ent- 
wickelung aller Theile sondern ein Uebergewicht, 
ein Schwanken,. theils auf der Seite der indivi- 


“ duellen Bildung theils auf der Seite der Gene- 


rationswerkzeuge, Und so sind denn die Ueber- 


gangsstufen in der Entwickelung dieser verschie-' 
- denen Pflanzen von noch gröfserer Merkwürdig- 
keit. Wir seben nämlich beim Keimen der Farın- 

kräuter, dals zuerst holzlose Pflanzen ohne alle 


155, 
Spiralgefäfßse aus einem einfachen Schlauchgewebe 
zusammengesetzt entsteben s6 wie die Saamen 
derselben keimen. Darauf glaube ich vorzüglich 
aufmerksam machen zu müfsen, dafs erst in ‘der 
Stufe der Entwickelung, wenn das erste wirkliche 
Blatt zum Vorschein kommt, sich Spiralgefäfse in 
der keimenden Farrnkrautpflanze bilden‘; “woge- 
gen die ursprünglichen Wurzeln und Blattheile 
aus einfachen Schläuchen zusammengesetzt sind, 
Dagegen sehen wir in den Generationswerkzeu- 
gen der Najaden eine Andeutung zur Spiralge- 
fäfsbildung während in der individuellen Pflänze 
"dergleichen noch nicht vorhanden sind. $o ent. 
stehen eine Art Spiralgefälse” in den sogenannten 
Antheren der Charen und -in- den Staubgefälsen 
bei Najas, während sonst in diesen Pflanzen nir- 
gends Spiralgefälse zu finden sind, so dals’also 
die Najaden von der unvollendeten individuellen 
Entwickelung zu der vollendeteren Ausbildung 
in den Generationswerkzeugen hinstreben, wo- 
gegen die höher im Individuellen ausgebildeten 
Farrnkräuter in den Generationswerkzeugen auf 
‘eine niedere Stufe der Bildung zurücksinken, aus 
welcher sie sich erst beim ‚Keimen wieder zu: er- 
heben streben.‘ 

Die Erscheinung der Spirelgefäfse bei den 
Charen ist bereits von vielen Beobachtern bemerkt, 
aber die eigentliche Bedeutung, derselben als Ue. 
bergangsstufe zu höherer Entwickelung in den 
Generationsworkzeugen. "hatte’ man zeither nicht. 


156 


‚eıkannt. ‚Dieses, so wie das Verschwinden der 


Spiralgefäse in der Frucht und Saamenbildung bei . 


den Farrnkräutern, ist ein wichtiges Moment in 


der Entwicklungsgeschichte der inneren Pflanzen. 


‚organisation. Ich glaube dafs durch die gegebene 
Analyse allein der wahre Gang der Natur er- 
rathen ist. 
Il. Correspondenz. 


Als ich im October vergangenen Jahres von, 
meiner ‚Reise zurückkehrte, machte ich von Cob-+ 


lenz aus ‚noch ‘eine sehr interessante Excursion 
‚über den, so berühmt gewordenen Laacher - Sea 


nach dem Aarthale. Zwar ist eine Fulsreise i in 


dieser Gegend nicht so interessant wie in der 
Schweiz und Italien, indem man sich sogar die nö- 
thigften Lebensmittel mitnehmen mufs, aber meine 
Mühe wurde in vieler Hinsicht sehr gut belohnt, 
Mehr als jemals fühlte ich mich auf dieser Reise 
einsam und entfernt von Bekannten, denn der An- 


blick des Laacher-Sees ist ergreifend; unerwar- 


tet tritt eine Wassermasse in den Kreis des Be« 
obachters, der einsam durch freundliche aber 
stille und verlassene Waldungen daherkam. . Eis 
nen Kessel von ungeheurer Grölse sieht man vor 
sich, dessen Inhalt bei der leichtesten Bewegung 


der Lüfte, gegen den halb verwitterten Rand. 


schäumt und braust, Ueberall erblickt man Trüm- 


mer der Vergangenheit; uralte und neuere Ueber 


bleibsel liegen neben einander, und eine üppige 


Vegetation verdeckt die erzählenden Ufer, Neben‘ 


D 


! 


° 


157 


den vielen vom Wellenschlag ausgeworfenen Pflan- 
zen bemerkte ich die schöne Chara tenuissima 
Dev. (Ch. hyalina DeC.), die Chara aspera, in 
deren Haaren, die für Nebenblätter zu :halten 
sind, ich ebenfalls das herrliche Phänomen der 
kreisenden Saftbewegung beobachtete, 'ünd noch 
andere mehr bekannte Arten’ dieses Geschlechts. 
An einigen Stellen des Ufers waren alle Gegen- 
stände mit einem braun. röthlichen Schleim be- 
deckt, dessen Natur ich nicht vollkommen erfor- 
schen konnte, da die mikroskopischen Beobach- 
tungen im Freyen äusserst schwierig sind, doch 
schien es mir eine neue Species der Agardhschen 
Gattung Protocoecus zu’seyn. Auf den aus: den 
Wellen hervorragenden Trafsformationen fand ich 
aber eine krustenartige 'Alge, die in jeder Hin. 
sicht eine neue Gattung darstellt, und deren ge. 
naue Auseinandersetzung ich im nächsten Bande 
der Acta C. L. C. liefern werde. Ich hätte viel- 
leicht noch viel Neues 'an diesem Orte vorgefun- 
den; wenn mir ein längerer Aufenthalt daselbst 
vergönnt gewesen wäre, ’ 

In dem schönen Aaarthale fand ich das Was- 
ser in vielen Gräben mit ungeheueren Massen der 
Spirogyra princeps „erfüllt, von denen ich etwas 
zur Untersuchung mit nach Bonn, meinem dama- 
ligen Aufenthalte nahm. Diese Individuen ent- 
hielten keine von jenen merkwürdigen Bildungen, 
die ich in der. Abhandlung im 4ten Heft der Lin- 
naea beschrieben habe, und die offenbar für Ge- 


138 


häuse eines sich entwickelnden Infusoriums zu hal- 
ten sind; auch waren sie nicht im Zustande der 
Conjugation. Ich legte die mitgebrachte Masse 


von .Spirogyren in eine offene Schaale mit fri-: 


schem Wasser, und als ich am andern Morgen 
die Conferven. besah, ‚so fand ich, dafs sie an vie- 
len Stellen der Schaale sich i in, grolser Masse in 
die Höhe, weit über .die Oberfläche des Wassers 


gerichtet hatten. Die hervorstehenden Häufchen. 


wıren ebenfalls etwas spiralförmig. gedreht, und 
liefen ganz spitz ‚aus. Das Erheben dieser, Con- 
‚ferven dauerte noch 48 Stunden lang fort, da wa 
ren die äussersten Spitzen schon ı5 Linien hoch 
über die Oberfläche des Wassers getreten, und 
begannen nun, vermöge ihrer eigenen Schwere 


umzufallen, ganz besonders hkogen die Spitzen 
um. ‚Nach Verlauf von 8 Tagen, wurden in einer 


Nacht sämmtliche, Conferven schwarz ‘gefärbt, und 
mit. Entwickelung eines. entsetzlichen Gestankes, 
wie wenn Thiere :verfault wären, waren sie in ei- 


nigen Tagen schnell verfault. ' Eine Erscheinung . 


die mir sonst niemals vorgekommen ist. 


\ fi . x . ws 
— nn „Sie werden sich noch der Au- 
genblicke erinnern, in denen wir uns über die sy- 


stematische Anordnung der Flechten, unterhielten. 


Ich trug Ihnen damals die Ansicht vor, dafs, wie 
ich glaube, die Sporen der Flechten, durch ihre 
regelmäfsig erscheinende Form selbst als ein si- 


cheres und ganz heständiges Merkmal. bei der Bil- 


159: 


dung der Gattungen benüzt werden mülsen. Sie 
‚erwiederten mir damals, dafs Ihnen Ihre Unter- 
suchungen kein beständiges Resultat hierüber ge- 
geben hätten, und Sie betrachteten überhaupt 'die 
Sporen der Flechten gleichsam. als todte Infuso- 
rien. Ich nehme mir jetzt die Freiheit, Ihnen 
hierüber 2 Beobachtungen mitzutheilen, über die 
ich selbst in grofses Staunen gerieth, und an de- 
ren Richtigkeit! Sie nicht zweifeln dürfen. Ich 
sah nämlich bei der Untersuchung der Form der 
Sporen an mehreren hundert Arten von Flechten, 
dafs sich einmal einige Sporen von sStereocaulors 
paschale und auch von Peltidea canina mit freyer, 
selbstständiger. Bewegung: begabt zeigten ; über 
eine Stunde habe ich diese Bewegungen beobach- 
tet und mich vollkommen überzeugt, däfs keine 
äussere Ursache diese Bewegung erzeugte, bei .al- 
len ührigen Flechten, und auch an den Genann- 
ten habe ich zu einer andern Zeit niemals ähn- 
liche Bewegung gesehen. Es waren also diese 
wenigen Sporen, die mir vorkamen, gleichsam als 
noeh lebende. Infusorien zu betrachten. ‘“... 
Berlin, . . Dr. Meyen. 
DE BE 2 
" Ohne auf meine bezogene: Aeusserung, die 
Spore sey ein todtes, oder vielmehr ein leblo- 
ses Infusorium, grofses Gewicht zu legen, glaube 
ich dennoch hier bemerken: zu müfsen, dafs diese 
Ansicht und die sich daran schliessende Beobach- 


160 


tung Hrn. Meyen’s keineswegs der Erfahrung . 
“einer wirklichen Fortpflanzung der Art durch die. _ 
selbe Spore entgegensteht. Ist es erst erwiesen, 
dafs: auf der untersten Stufe des organischen Le- 
- bens die Monade wechselnd Thier und Pflanze 
seyn kann, so kann auch auf der höhern Stufe, 
wo der individualisirte Saame noch dieselbe Mo- 
nade darstellt, ein Anklang des thierischen Le- 
bens in demselben erscheinen. Nachdem man aus 
den 'Algen lebende Infusorien bervortreten und 
selbst. deren Identität mit den eingeschlossenen 
Hörnern beobachtet hat, so liegt bei den Flech. 
ten jene Analogie noch näher, da die Letztern 

mit Recht an Licht und Luft erstarrte Algen ge- 
nannt werden, und auf diese Weise ein zwischen 
Tod und Leben wechselndes und 'schwankendes 
Daseyn fristen. Auffallend ist es bei diesen, dafs die 
eiförmigen mit zahlreichen Bläschen gefüllten oder. 
gegliederten und zelligen Schläuche Aehnlichkeit 
mit vollkommenern Infusorien haben, wenn. man 
von den, im Zustande. der Ruhe kaum sichtbaren, 
Mund. und Bewegungsorganen der Letztern: ab- 
sieht. Nees v. Esenbeck der jüng. sah selbst. 
„ aus der Moos- Anthere zahllose Infusorien hervor- 
gehen: man könnte eben so die Entwickelung be- 
stimmter Infusorien in den, Aufgüssen verschiede- 
ner Pflanzen, ohne Gährung, und manche andere - 
Erscheinung zu Hülfe ziehen; — doch man ver- 
folge erst die Beobachtungen. (vgl. auch botanische 
Liter. Blätter. Hefe 1b, 5. 80.) E, 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung, 


Nro. ı1. Regensburg, am 2ı, März 1828, 


Die botanischen Gärten Italiens; von Hrn. Dr. 
Brunner. (Beschluß. vgl. 1827. S. 616.) 


Bologna 


Dieser älteste Musensitz des heutigen Eu- 
ropa,. obschon. von seinem ehemaligen Glanze sehr 
heruntergekommen, kann es denn doch für die 
wissenschaftlichen Anstalten mit jeder italienischen 
Universität aufnehmen. Die meisten derselben 
befinden sich im Universitätsgebäude selbst, oder 
doch ganz nahe dabei; nur der botanische Garten 
liegt in einer etwas entlegenen Vorstadt des weit- 
läufigen Bologna. Seine unregelmäfsig Seckigte 
Gestalt vergilst sich bald über der Eleganz und 
Nettigkeit des ringsum einschlielsenden eisernen 
"Gitters und der sogleich in die Augen fallenden '' 
"musterhaften Ordnung des Ganzen, . Doch welch’ 

einen Abstand fand ‚ich zwischen ihm und jenem 
vor kaum einer Woche verlalsenen ‘Garten zu 
Pisa, als ich in. Gedanken den Maafsstab des Cli- 
ma’s anlegte, Kümmerlich schleppen, in enge Kü- 
bel geprefst, Chamaerops und Phoenix, nebst allen 


L 


un 


162 


dort im Freyen wuchernden Fettgewächsen heis- 
ser Zonen, . ihr krankes Leben dahin, denn hier, 
wo das Thermometer im Winter bis — g° R. fällt, 


hält auch kein Agrumen- kein Oliven- und kein 


Ceratonienbaum im Freyen aus. Mit dem Norden 
vertrauter muls der hiesige Pflanzen - Erzieher zu 
desto umfassendern Glashäusern seine Zuflucht 
nehmen. Im F'reyland steht ein Linnäisches Sy- 


stem zum Behuf des Unterrichts, zwar gerade. 


nicht sehr reich an Arten, aber denn doch zum 
vorliegenden Zwecke vollkommen genügend und 
sorgfältig bestimmt. Ein ansehnliches Exemplar 
von Saccharum Ravenrae entwickelte eben seine 
Blumenbüschel. Unter den zahlreichen Topfge- 
wächsen sah ich hier die Mutterpflanze jener oben 
cM. 1827. p. 586.) beschriebenen Yanilla planifolia 
Andrews. zu Florenz, Epidendrum elongatum W. 
aber mit Saamenkapseln, Erythrina Corallodendron, 


ein armsdicker Stamın welcher sonst alle Jahre blüh- 


te, aber jetzt noch gar keine Miene dazu machte, 
der schon von Bruce (Reise nach Alyfsinien Vol, 


IV. Tab. 20 ) abgebildete Desmanthus einereus, i 


dessen Blüthen das seltene Schauspiel zweier ganz 


verschieden gefärbter Blumen an ein und dem- 
selben Büschel, darbieten, Desmantkus virgalus, 
Helicteris Ixora, die schöne Parkinsonia aculeala, 


Piper pereskiaefolium, Myrtüs Pimentg, und endlich 


die grofsblühende Fackeldistel (Cactus. grandifle- 


rus) mit 3 eben sich aufschliefsenden prachtyol- 


len Kronen. Das geräumige Haus in mehrein 


163 


Abtheilungen, welches. erst seit ein Paar Jahren 
steht, wird "bei der aus allen Gärten Europens 
stets zuwachsenden Menge von Pflanzen bald 
zu enge werden, und es wurde bei meinem Da- 
seyn schon von beträchtlichen Erweiterungen gr 
sprochen. ’ . 

Der botanische Gaxten von Bologna streitet 
mit demjenigen von Pisa und Padua um den Vor- 
rang des Alters. Der Streit verliert sich allzus 
weit in die graue Vorzeit, um bestimmt geschlich- 
tet zu werden; alles was .man darüber weils, be- 
ruht auf blofsen Muthmafsungen. In Monti’s In- 
dices botaniei (Bononiae 1753.) steht eine kurze 
Geschichte des Bolognesergartens. Vor: .ı500 *) 
gab es’ “durch ganz Italien. keine öffentliche Gär- 
ten, wohl aber schon ähnliche Privatanstalten, 
Luca Ghini war Lehrer der Pflanzenkunde zu 
“ Bologna im Jahr 1524. Die berühmten italieni- 
schen Botaniker damaliger Zeit, Aldrovandi, 
Anguillara, Matthioli, Caesalpin waren 
seine Schüler, zu. deren Unterricht er wohl eines 
(wenn schon nicht öffentlichen?) Pilanzengarteng 
bedurfte. Ghini ward hierauf von Cosmus-L 
nach Toscana berufen, wo er. den Pisanergarten 
(welcher demnach wohl.der älteste: öffentliche Gar- 
ten Italiens wäre) und denjenigen zu Florenz stif« 
tete, Anguillara gründete den Garten zu Padua 


N Nachstehend Notiz verdanke ich der gütigen Mitthöin 
Yung des Hrn, Prof. Bertoloni, - 


L 2 . \ 


\ 


164 


und Aldrovandus den’öffentlichen zu Bologna, 
worauf, ‚so sagen die Anwälde des Bolognesischen, 


wohl nicht alle Schüler Ghint’s zugleich ver- 
fallen seyn würden, hätten sie nicht ein sehr deut- 
liches Vorbild an jenem ihres Lehrers vor Augen 
gehabt, wozu denn noch kömmt, dafs in Bologna 


bald nach dem Jahr 1200 und früher als ander-, 


wärts die Wissenschaften wieder aufzuleben be- 


gonnen hatten; der heutige Garten indessen, .in.. 
seiner gegenwärtigen Gestalt, besteht nur erst. 


seit 10 Jahren und wurde aus 2 alten: vereinzel- 
ten Anstalten gebildet. 

“ Gegenwärtiger Vorstand desselben ist Prof, 
Antonio Bertoloni, Verfasser der kleinen im 
Jahr 1802 zu Genua erschienenen Schrift: Plan- 
‚tae Genuenses, der Decades plantar, rarior. Italiae,. 
der Amoenitates italicae u.a m. Ein vertrauter 
Freund des berühmten DeCandolle sieht e 
diesem durch seinen jovialen zwangslosen Umgang 


sehr ähnlich, und gehört üherbaupt zu jener lie-. 


benswürdigen Klasse von Menschen mit denen 


man in der ersten Viertelstunde eben so vertraut 


wird, als wäre man seit Jahren ihr Bekannter. 


Bertoloni bearbeitet gegenwärtig ein längst ver- | 


milstes Werk, nämlich eine allgemeine italienische 
Flöra, wozu die Materialien zugleich mit den Ori- 
ginal- Handschriften der vorzüglichsten "Pflanzen- 
kenner in ein besonderes Herbarium niedergelegt 
werden; um als Typus der darauf sich bezielienden 
Beschreibungen zu dienen. Da er den Apennin 


- 105 


Ober- Italiens und .die Apuanischen Alpen seiner 
Vaterstadt Sarzanna $ründlich ‚kennt, bestätigte er 
mir, was ich theils immer gehört, theis selbst er. 
fahren hatte, dafs nämlich Lombardie und Toscäna 
im allgemeinen zu .den pflanzenarmen Ländern 


gehörten und die höchsten” Spitzen des Apennins, 


zwischen Florenz und Bologna. nicht wie unsere 
Alpen auf der’ Südseite, sondern. vielmehr. nach 
Norden hin, mehreres Interessante .darböten, in- 
dem jenseits Sonnenglut und Regengüfse alles ver- 
dürben, was sich nicht mit dem blofsen nakten 
Gesteine begnüge. Jene Gebirge aber, welche 
‚den weltberühmten Marmor in ihrem Schoose 
tragen und gleichsam eine für‘ sich. bestehende 
Hette. bilden, nähren, nach Hın. - Bertoloni's 
Versicherung, eine Menge der: seltensten, Gowäch- 
se, die man auf dem eigentlichen Apennin ver- 
geblich suchen dürfte. *) Selinum rigidulum Pi. 
Stellaria Saxifraga Bert. Silene lanuginosa Bert. 
Astrantia pauciflora (wohl eine Abart der minor 2. 
Pimpinella Tragium, Stachys recta B., Aquilegia 
pyrenaica DC. FPedicularis tuberose DC., .drenarie 
liniflora, F aleriana samatilis, Galium pyrenaicum, 
Daphne glandulosa, Saxifraga atrorubens, (welche 
indessen der S. autumnalis gewaltig ähnelt) Globu- 
laria incanescens , Santolina leucantha, Lithosper- 


.*)  Conf. Blora Alpium apuanar. in. den’ obenerwähnten 


Ameenitatibus pag. 317. welche zugleich eine umständ 


liche Beschreibung dieses merkwürdigen Gebirgestocks 
enthält, - R 


% 


166 


'mum graminifolium Viv. Asperula longiflora Re 


Sch. und endlich die schöne Scabiosa holosericea : 
'Bertol., besitze ich durch Hrn. Bertoloni’s gü- 


. tige 'Mittheilung als jenen ‘Gegenden, da er sie 


‚dort vor kurzem 'erst.in Begleitung seines ‚Soh- 
nes gesammelt‘ hatte, 

Hrn. Bertoloni’s "reichhaltiges Herbarium, 
enthält unter andern Merkwürdigkeiten auch das 
Fruchtexemplar des Myroxylon peruiferum aus 
Westindien, von welcher Pflanze Er zuerst *) den 
Beweis führte dafs dieser Baum nicht unter die 
Leguminosen gehöre, wie man nach Linne's 
Autorität bisher glaubte, indem die Frucht keine 
Hülse, sondern eine eigentliche Flügelfrucht (Sa- 
mara) sey. Um seine Exemplare gegen die Ver- 
heerungen der Insekten :zu schützen,“ pflegt‘ Er 
dieselben mit einer Auflösung von Sublimat zu. 
bestreichen, wäs’sie wohl allerdings schüzt, Zur 
‚gleich‘ aber sa "brüchig macht, dafs das Mittel bei« | 
nahe schlimmer wird als das Uebel 'selbst. „ 

‘Da’ die "zum Unterhalt des Gartens angewie- . 
'sene Summe: vollkommen ausreicht, so bedarf man 


‘hier nicht, wie in Pisa,’ des Pflanzenhandels, wel. 


cher doch eigentlich keiner öffentlichen "Anstalt 


dieser Art geziemt, 


8 Ferr @ ro. zur 
‚Dieser vormalige Wohnsitz. der. gebildeten 
Ka, eines Tafso"und eines Ariost besitzt, als _ 


®) Amoenitat. Jtal. Tab. I. pag. 26. Baer 2 


167 


‚ 
Ueberreste glorreicher Jahrhunderte, ein sehr wohl. 
‚versehenes Lycaeum, und es ist eine gute Vorbe- 
deutung für den aufgeklärten Geist seiner Ein. 
‚wohner, dafs sie sich auf ihr höchst sehenswer- 
thes Musäum so vieles ‚zu. gute zu. thun scheinen, 

Im anstolsenden kleinen von den akademischen 
Gebäuden ringsum eingeschlossenen botanischen 
Garten steht ein sehr elegantes neuerbautes Treib- 
haus, und eine Sammlung von Fettpflanzen welche’ 
ich hier wirklich so vollständig nicht erwartet bat- 
te; überdies noch Zygophyllum Fabago, Arum Ss- 
guinum, Phytolacca abyssinica, Pothos lanceoleta, 
und einige andere Gewächse in Blüthe. Cam- 
‚pana ist Vorsteher:des Gartens ‚und. Lehrer. der 
Botanik: am Lycäum, ‚Ich ;hatte aber das Vergnü- 
gen nicht, ihn ‚kennen ‚zu. lernen und ihm meine 
angenehme. Ueberraschung zu bezeugen, die ich 
hier ganz unerwartet. empfand, Das viele Gute 
welches Hr. Bertoloni von diesem. Gelehrten 

"gesagt hatte, trug nun ‚desto mehr bei, mein Be. 
dauern über seine, Abwesenheit und meine kurz 
Zugemessene Frist.zu erhöhen. 

Sehnsucht. nach der. Heimath. nach bald, 69 
natlicher Abwesenheit; die fast erdrückende Menge 
der neuen: Gegenstände. vor. ‚deren gehörigen gei- 
stigen Verdauung. mir. ardentlich ‚bang zu werden . 
anfieng; -ein. angenehmer, Reisegesellschafter wel- 
cher ebenfalls eilte die. Schweiz zu erreichen; al. 
les dies war .Schuld dafs ich weder Padua (über 
‚dessen botanischen Garten von Martens in 


168 


‘seiner kürzlich erschienenen Reise nach Venedig 


ausführlichen Bericht erstattet) besuchte, noch 
den Gärten von Modena und Parma mehrere Auf. 
merksamkeit schenken honnte. Hr. Jan, Aufse- 


'her des letztern, dem ich mündlich empfohlen . 


war, war kurz zuvor abgereist, was ich um so 
mehr bedauerte, da sich sonst: kein vernünftiger 
Mensch vorfand, mir die Anstalt zu zeigen. 
9 Pavia 
Nach einem abermaligen. kurzen Abstecher 


“auf” Genua wendete ich mich gegen Pavia, der. 
'reichsten besuchtesten und wohl vielleicht‘ best 


organisirten Universität Oberitaliens. Alle öffent- 


lichen Anstalten und Sammlungen tragen das Ge- 


präge einer fürstlichen Pracht, und grofse Erin- 


nerungen knüpfen sich ’an die Hör- und Kranken- 


'säle wo einst ein Tissot, Peter Frank, Mös- 
“eati, Scarpa die Heilkunde lehrten. 
"Der in der Vorstadt gelegene botanische Gar- 


“ten ist geräumig, wohl unterhalten und wie mit 
“ schien, ziemlich pflanzenreich. In der Mitte ste- 


hen, in Einem Gebäude vereinigt, die Wohnung 
"des Lehrers, des Gärtners und der Hörsaal für 
“die Vorlesungen. Einige hübsche Exemplare ex0- 
“tischer Gewächse als: 'Costus arabicus dev sich zür 
“Blüthe anschickte, Nelumbium 'speciosum dessen 
" Blumenknospen neben den' schildförmigen- zirkel- 
runden Blättern aus dem Wasser des‘ jEopfes 80 
eben hervorragten, das gröfste aller in’ "Freibhäu- = 
sern mir bekannten Exemplare von Phoenix, eit 


‘ 


PR 


169 


mit reifen Saamen: beladener Sabal: 'acaulis, eine 
sehr hübsche Cycas revoluta und Laurus Camphora 
so schön als man ihn irgend im Topfe ziehen 
kann, verdienen allerdings hier eine Erwähnung. 
Die Eintheilung. der Freylandpflanzen ist die alte 
Linnäische. Was aber dem Garten ein sehr nied- 
liches Aussehen giebt und ich sonst nirgends ge- 
sehen zu haben mich entsinne, sind die eleganten 
brusthohen Zäune von Thuja orientalis, deren 'hell- 
grüne flache Zweige sich hiezu ganz vorzüglich 
eignen. Lehrer der Botanik ist Abt Domenico 
Nocca (dessen Name ich indessen mit Befremden 
unter den Professoribus emeritis lese) von wel- 


chem wir.eine Flora Ticinensis zu erwarten haben, 


0.10 Mayland 
Auffallend wenig sehenswürdiges besitzt. die 


‘reiche grofse und betriebsame Hauptstadt 'Insu- 


briens, Den botanischen Garten habe ich. zwar 
nicht gesehen, wie ich aber höre soll sogar vie- 


"3es nicht daran und seine Lage übel gewählt seyn, 


Zehn‘ Miglien ‘von Mayland: liegt Monza, das 


"Lustschlofs des Vicekönigs. , Eine schnurgerade 
-ununterbrochene Allde von Robinien. und -Platä- 
nen, welche für einen Fufsgänger wirklich tödtend 


D 


Jangweilig werden mufs, führt bis nahe daran, in- 
dem sie, nach Ueberschreitung des. grolsen Tieino- 


“ Canals und der als Corso dienenden Glacisprome- 
“'nade, die fruchtharste aber. zugleich prosaischeste 


Fläche von ‘ganz ‚Italien durchläuft. Ist man an 


- Ort und Stelle,‘ dann beugt die Strafse in geradem 


: Winkel rechts. um,. und der. zuvor. verdecht ge- 


170 
hliebenie wirklich höchst imposante Pallast, steht" 
"auf einmal vor Augen. Sein Inneres konnte ich 
mir denken, zudem war es wegen Anwesenheit 
des Erzherzogen nicht sichtbar. Die Gärten ent. 
halten viele und mitunter selbst recht seltene Ge- 
wächse in gutem Zustand, doch vermilst man 
schon hier sehr die ächt italienische Freygebig. 
‘keit und Freundlichkeit der. Gartenaufseker. Der 
Park ist weitläufig ‘mit vielem Geschmack ange. 
legt und vorzüglich gut. unterhalten. Wasser stür« 
‚zen: über: künstliche Felsparthien und lafsen durch 
ihren breiten-aber ‚dünnen Strahl ganze Gruppen 
von Hortensien hervorschimmern. WMagnolien; 
Cypressen und Steineichen bilden kleine‘ Hayne 
mitten aus dem :grünen schwellenden Hasen, doch 
‚überall: ist die Aussicht einförmig, nichtssagend, 
unbefriedigend, die ansehnlichen Wasser. trübs 
und: das Ganze steif. 0 
11, Borromäische Inseln. . m 
Die. letzten Kunstpflanzungen der. schönen 
Halbinsel, ‚welche‘ den nordischen Wanderer, wenn 
er sie zuerst. betritt, mit Eintzücken füllt und 
ihn da.ein Hesperien. träumen lälst, wo jene gol- 
dene Acpfel noch der sorgsamsten Pflege bedür- 
-fen, Isola bella, dem Festland. nahe gelegen, be- 
‚suchten wir zuerst... 

- Ehedem kaum zur Hälfte: so > großs, wurde sie 
-von.ihrem ersten notorischen Besitzer Vitaliano 
Borromeo mittelst einer Reihe aus den Fluthen 
des Sees selbst kühn aufgeführter Gewölbe er- 
weitert, Eine breite steinerne Treppe empfängt 


171 
den Anlandenden und führt ihn gerade zu in den 
Schlofshof, von wo eine zweite Treppe südwärte 
zuin obersten Plateau der Teerrafsen ansteigt. Hier 
stehen mehrere ausländische Bäume, welche, ob- 
gleich noch jung, das Hlima ‘dennoch recht. gut 
zu vertragen scheirien, als Laurus Sassafras, L« 
indica, Ligustrum japonieum, 'Mespilus japonica, 
Datura arborea, Crataegus glabra, Gardenia Kori- 
da, Aristoielia Maqui, Lagerströmia indica; eine se- 
rade nicht blühende Metrosideros, u. a. m: 

Auf der gegen Westen gelegenen Terrafse, 
(auf deren Hintermauer die Glashäuser sitzen) 
entdeckt man zuerst eine’ ganze Allee von Aedeia 
Julibrissin, tiefer ein Parterre mit vielen-jüngen. 
grofsblühenden Magnolien bepflänzt, welches mit 
der Zeit 'ein einzig schöner Ruheplatz zu werden 
verspricht. In den künstlichen"Grotten 'stehen, 
hinreichend geschützt gegen plötzlich eintretende: 
Herbstfröste, mehrere südliche Fettpflanzen, als 
Cacti, Mesembryanthema, ja selbst ein drum Colo-. 
casia, welcher dem letzten kalten Winter glücklich, 
widerstand. ı ‘Auf dem Mauern umher wuchern 
Agave und: Cactusstauden und zwischen ihren Ri- 
tzen. drängen sich Büsche ‚von 'Teucrium Marum, 
Oxalis cornieulata und Capparis spinosa hervor. " 

Die östliche Terrafse der Insel beschattet ein 
dunkler Hayn. Den Abliang Zieren prachtvolle 
Büsche von Hortensien mit. ihren tausenden von: 
Blumenkugeln in unendlichen Schattierungen von 
Weils bis ins reinste Himmelblau Ein grofser 
Diospyros Lotus steht, ganz nahe dabei, Mitten 


112 
aus dem Gebüsch erheben sich zwei riesenmäs. 
sige Lorbeerstämme, wie man sie selbst im wär. _ 
mern Italien selten trifft, deren einer 8 der an... 
dere aber 9 Fufs im Umfang mifst und jeder zwi. 
schen 80— 90 Fufs Höhe besitzt. Ihr Alter. wird 
zu 600 Jahren angegeben (wo liegen wohl die 
Documente?) indem sie schon längst gestanden 
haben sollen, bevor die Insel ihre heutige Gestalt 
und Bestimmung erhielt. j 
Zwischen beiden Seitenterrafsen erhebt sich 
in:ı1 treppenförmig übereinander steigenden Stu- 
fen, die pyramidenartige Südfronte oder der ei- 
gentliche berühmte Orangegarten. Auf. ihrer Spi- 
tze steht eine geschmacklose Trophäe von Stein 
nebst Bildern von den allersonderbarsten For 
men, an deren Stelle die kupferne Biesenstatue ' 
‚des Carlo Borromeo auf dem Hügel bei Arona 
‚wohl füglicher wäre angebracht worden. Wie 
bei uns die Pfirsichspaliere, so sind hier Pome- 
ranzen - und Citronenbäume mit goldenen Früchten 
beladen, welche aber nie süls werden und bloß 
zur Zierde dienen. Die Aussicht von der unter- 
sten Terafse am Schatten der dortigen Agrumen- 
bäume über den Seespiegel hin ist wirklich zau- 
berisch, | 
Der Obergärtner klagte bitter über die‘ un 
.geheure Menge von Fledermäusen, welche gleich 
‚nach Sonnenuntergang aus den Gewölben ‘der Ter- 
zafse herbeistürzten und nicht blofs durch ihres 
‚häfslichen Geruch, sondern vorzüglich durch ihre 
‚Gefräfsigkeit, eine wahre Plage dieses Ortes w& 


” 


173 


ren. Noch hat‘ kein Versuch sie auszurotten ge- : 
lingen wollen. 

An der Nordseite der Insel endlich liegt der 
Wohnpallast derBorromäer, nahe dabei und hart 
über der Landungstreppe, das Wirthshaus. Jener 
ist im nämlichen steifen altfränkischen Styl. ge- 
baut und ausstaffirt, den man an Genua’s-Prunck- 
gemächern verabscheut, und steht mit der herr- 
lichen zwanglosen Natur, welche man aus jedem 
Fenster wahrnimmt, im seltsamen Widerspruche, 
Einige hübsche Gemälde lombardischer Meister, 
söhnen indessen. mit dem Geschmacke der Eigen- 
thümer einigermalsen aus. Das befste am gan- 
zen Gebäude: ist noch das niedrige und kühle 
Rez de Chaussce, nebst" seinen vielen zusammen- 
hängenden Zimmern, deren Wände, Fufsboden 
und Decke mit lauter bunten Steinchen geschmack- 
‚voll ausgeziert sind. Noch war ein Flügel des 
"Pallastes, welcher mehrere grolse Conversations- 
säle aufnehmen soll, nicht vollendet und es stand 
weiter nichts als die vier nakten Mauern. Blofs 
zwei Monate des Jahres hindurch bewohnen die 
Glieder der Borromäischen Familie, einer der 
reichsten und: angesehensten. Maylands, ihre Inseln, 
deren jährliche ordentliche Unterhaltungskosten, 
nach Aussage des Obergärtners, sich auf weniger 
nicht als 20000 Franks belaufen sollen. Denn be-. 
kanntlich werden alle Orangenspaliere den Win- 
ter über mit Planken bedeckt und mittelst ange- 
brachter Oefen gegen. den Frost gesichert. Nur 
etwa eine Stunde weiter nach Osten hin und die 


17% 
' Inseln des langen Sees, welche jetzt gerade am. 
Ausgang des Alpthales von Domodofsola und also 
im Bereich der eisigen Gletscherwinde des Sim. 
plon liegen, hätten ein unendlich milderes Klima, 
Eine ‘kleine halbe Stunde östlich liegt Isola 
madre. Was dert die Kunst gethan, schaflte hier 
die Natur, daher es denn auch unter den Reisenden 
allgemeine Sitte geworden ist, letzterm Eilande den 
Vorzug zu geben. Auch ich würde nicht anstehen, 
diese Ansicht zu theilen, wenn nur nicht ihre au- 
genscheinliche Vernachläfsigung zum Vortheilih- 
rer Nebenbuhlerin das Ungezwungene beinahe 
ins Unordentliche ausarten liefse. Am natürlichen 
Umfang beträchtlich gröfser als Isola bella stellt 
sie einen dichten Hayn von Cypressen, Steineis 
chen, Hirsch- und andern Lorbeer, Erdbeerbäu- 
men, Fichten, Haynbuchen u. s. w. dar. Pfanen 
und ‚Fasane beleben die Büsche, hinter Dratbgit- 
ter erblickt man chinesische Enten nebst allen 
Ärten von Singvögeln und eine über den See 
herwehende Kühle erquickt unbeschreiblich. Un- 
ter dem Peristyl des ziemlich zerfallenen WVohn- 
hauses, welches der Castellan ganz allein bewohnt; 
hängt als Trophäe der dürre Blumenstengel einer 
hieselbst zur Vollkommenheit gelangten Jgaw 
americana, an deren Anblick’ ich mich nun weide- 
te, da doch Umstände und Jahreszeiten nicht ge- 
wollt dafs ich diese Riesinn des Südens Iebend 
sehen sollte, . 
Müller, (Briefe über: Jtalien 1824 3. 5. #1) 
führt Oplismenus unduletifolius Röm. ‘ei Schult. als. 


175 


ein südamerikanisches hier in Menge verhreitetes 
-Gras an, wulste aber wahrscheinlich nicht dafs 
‚dieselbe Pflanze unter dem Namen Panicum undu- 
latifolium in den Thälern Oberitaliens längst be= 
kannt ist.. 

Auf der südwärts gelegeneh Terrafse stand we- 
nig bemerkenswertbes, ausser einem schönen eben 
blühenden Exemplar von Andropogon s. Saccharum 
Ravennae, und einem Bogengange von Citronenspa- 

‚lieren, unter dem wir unser Schiff wieder fanden. 

Den meisten Reisenden sind die Borromäen 
eine Vorhut des reizenden Südens ganz geeignet, 
die Begierden zu entflammen, die Neugier zu 
spannen oder doch ‚wenigstens einen ‘Begriff da- 
von: zu geben; mir ‚waren sie ein trauriger Nach- 
hall von Genülsen, auf die ick: gänzlich ZU „Ver- 
zichten im Begriff stand. Schweigend und nach» 
denkend schlug ich daher den finstern Alpenweg 
zum wundervollen Simplonberge ein und befand 
mich schon am folgenden Tage auf vaterländischem 


Boden zu Brieg im Lande der ehrlichen Wallisen. 


} * Pu 2 


Soviel über die Gärten Italiens. Im Rück« 
blick auf das Gesagte sehen wir hier ein herrli- 
ches Klima, welches alle auch die’ leisesten ‚Be« 
mühungen nicht blofs verschwenderisch. lohnt, son- 
dern manchen Mifsgriff des Menschen 'unaufge- 
fordert, verbessert, dort aber Sorglosigkeit, Leicht- 
sinn, Unwissenheit; yielen guten Willen bei Ein. 
zelnen, aber Mangel an durchdachtem Plan und 
Leitung von oben; rasche, doch übelverstandene 
Thätigkeit oder gedankenlosen Schlendrian, weil 


} 


476 


das Neue im allgemeinen weder geliebt noch auf. 
gemuntert wird; grofse Liberalität und Zuvor 
kommenheit von Seite der Vorsteher gegen den 
"wissenschaftlich gebildeten Fremden, aber mit. - 
unter schmutzige Geldgier der Unterbeamten, end- 
lich gediegenen Scharfsinn und- philosophischen . 
Blick neben unverkennbarem Hang zum alther- 
kömmlichen, wenn es auch im übrigen ceivilisir 
ten Europa aus triftigen Gründen längst beiseits - 
gelegt wurde. 
Wem-es also darum zu thun ist, die Natur 
selbst in. ihrer Werkstätte zu hbelauschen,. ihre 
unerschöpflichen Hülfsquellen zu würdigen und 
ihre Macht zu bewundern, der reise ungesäumt 
nach Italien, denn er wird von dort reichlich be- , 
lohnt zurückkehren. Wer dagegen hohe Kunst 
in Behandlung exotischer Gewächse oder proteus- 
artiger Zierblumen sucht, neue Species aus en" 
fernten Weltgegenden, welchen noch kein Syste- 


‚matiker ihre Stelle angewiesen , beisammen zu 
‚treffen.hofft, wird sich unstreitig in England, Frank. 


reich und Belgien besser gefallen. Ernste Spe- . 
lation ist einem feurigen Italiener zuwider, dio 
Hülfsquellen zu kostbaren Expeditionen fehlen ihm 
lieber wirft er sich in den Schoos seiner eigenen 
üppigen Natur, welche ihm allein redlich scheint, 
und überläfst die Kunsttreiberey demjenigen, des- 
sen frostiger Himmel aus der Noth eine Tugend, 


‚schafft. Lebe wohl, schönes Hesperien, auch 
ich sah Deine Reize, sah Deine Mängel, doch dein 


Andenken wird ewig bei mir fortdauern, und nie 
werde ich aufhören Dir es zu verdanken , went 
ich ein umsichtlicherer gründlicherer Verehre 
der Natur geworden bin. . 


« 
\ 


Flora 


oder . 


Botanische Zeitung. 


Nro, ı2. Regensburg, am a8. März 1828. 


0 


I. Ueber Arnica und Doronicum; von Hrn, Prof. 
Tausch. 0 
CVorgelegt in, der Sitzung der botanischen Ge- 
sellschaft vom 6. Febr. 1828.) 


0" ausgezeichnet. drnica montana in ihren 
"medizinischen Wirkungen ist, eben so ausgezeich- 
net: steht sie im Systeme als Gattung, und viel- 
leicht die meisten ihr beigesellten Arten, wenig- 
stens die in Europa wachsenden, mülsen davon 
getrennt werden. Da sich aber bei letzteren hin- 
sichtlich ihrer Synonymie bei den verschiedenen 
Autoren manche Jsrungen vorfinden,. so glaube 
ich, ein :nicht unnützes Unternehmen auszuführen, 
wenn ich selbe mit den ihnen verwandten syate-. 
matisch durchgehe. en 
oo. "Arnica. 

.Arnica : ‚Anthodium cylindraceum, squamis 
duplici. ordine. ‚aequalibus (diseum. aequantibus). 
Floseulis radii staminihus -5 castratis,. Receptacu- 
lum planum hirtum. Pappus, pilosus. sessilis. | 

Hieher gehören . 4. moniana und alpina L. 


(angustifolia P hl, Zu 
M 


18 = 


Das walzenförmige Anthodium, welches bei 


: den Compositis stets von grofser Wichtigkeit ist, 


biethet auch hier einen leicht in die Augen fal- 
lenden Charakter dar, diese Gattung von dem 
verwandten Doronicum zu trennen, so wie auch 
die unfruchtbaren immer leicht aufzufindenden 
Staubfäden der Strablblühmchen. 
Doronicum (4rmicae et Doronici spec. I 
Milld. Spr.) 
Doronicum : Anthodium patens squamis du- 
plici ordine aequalibus (disco longiorihus). Flos 
euli radii 2, rarissime staminibus 5 castratis. Ber | 
ceptaculum elevatum hirtum. Semina pappo pi» 
loso. sessili instructa, radii nonnunquam pappo 
destituta. (Flores speciosi patentissimi, radix. plm 
minusve dulcis.) , 
a. Doronicum: semina omnia papposa, x& 
ceptaculum convexum. \ 


1. D. Clusi: caule ı-floxo, foliis ovatis ' ob» 


longisve, radicalibus petiolatis, caulinis alternis 


semiamplexicaulibus remote dentatis dentieulatisve. 
0. villosum: caule foliisque villosis. 
D. alpinum pulmonariae aureae folio_ hirsulo 
‚flore singulari. Pluck. phyt. t. 242. f 5 
Arniea Clusit, All, ped. n. 345. £. 17. fı % 

. Arnica Doronicum. Jasg. austr. 1. t, ‚92. (opt) u 
Wulfen in Jaog. coll. 1: p. 255. Willd, spec, 5 
P- 2108. (excl. syn. Barr. ad Senecionem Doroni- 
cum ß..arachnoideum Ten. spectante). Sud, helv: 
2 p- IR. . u: 


on 


479 


ß- glabratum: caule foliisque glabriuscnlis. 
y. integrifolium: foliis denticulatis aut inte- 


gerrimis. (@, et ß.) 


 (@) D. II, austriacum -I. Clus, hist. 2. p- 17. 


D. longifolium hirsutie asperum, Bauh. pin. 


185. Moris. hist. 3. s, 7. t. 24. 57. 


D. species ex horto Ferrariensi. J. Bauh, hist. 


3. part. 1. p. 10. 
Arnica folüs aliernis ovatis integerrimis. Hall, helv. 
n. 91. (aHall. e sola auct. Scheuchzeri adducta.) 


Arnica Clusü var., All. ped. t. 17. f. 2. 
: (8.) Aeconitum Pardalianches, Gesn. ie. aen. 


66 | 


Arnica ‚glacialis, Jäcg, ic. rar. 3. 586. Wul- 


n in Jacg. coll. 1. p. 232. (excl, syn.) „Mill, 
spec. 3. p. 2100. Cexel. syn. Olus.). 


H. in alpibus Helvetiae, Delpbinatus, Pede- 


montii, Austriae, Styriae, Carinthiae 2f. 


Eine sehr wandelbare Pflanze, wie ich an 


Hunderten von Exemplaren bei Sieber zu be. 
obachten Gelegenheit hatte. Die Wurzel ist bei 
allen Varietäten mehr oder weniger süls, der 
Stengel oft.kaum fingerlang, oft schuhlang, immer 
ı .blüthig, mehr oder weniger beblättert, meistens 
wenigblättrig, die Blätter länglich oder eiförmig, 

- ganzrandig, gezähnelt, - oder ‚meistens mit ent« 
ferntstehenden gröfseren Zähnen besetzt, die Sten- 
gelblätter mehr oder weniger deutlich den Sten- ‘ 
gel halbumfassend, manchmal sogar fast nur auf- , 


M2 


180 ° 


sitzend, Der Ueberzug sehr wandelbar, oft. wol- 


lig, oft glatt. Wulfens A. glacialis ist eine glatte 
ganzblättrige Varietät, bei der die Stengelbläuer 
weniger umfassend fast aufsitzend sind. 


2. D. Halleri: caule ı-floro; foliis argute 
»dentatis: radicalibus subcordato.- ovatis, caulinig’ 
ovatis, inferioribus petiolatis, superioribus am-,. 


plexicaulibus. 


dconitum Pardalianches. Gesn. ic aen. & 6. 


f. 33. de. 
Arnica folis ulternis serralis, Hall. helv, n.; 89. 


Arnica, scorpioides Linn. spec.-1246: (excl, SYR. 
et B.) Wulfen in Jacgq. coll. 1. p. 225. Pill. delph, 


3. p.209. illd. spec. 3. p. 2108. (excl. omn. syn, 


praeter Hall. et 8. ad Senecionem Doronieum spe» 
etante) Lam. et DeCand. france. 4. 1. p. 176. ‚Suß, 


Helv. 2. p. 1090. 


‚Habitat in alpibus Helvetiae, Delphinatus, “ 


rinthiae ingue 'montibus Corsicae. 2. i 
Der Stengel ist viel stärker und mehr heblät« 
tert als bei der vorigen, manchmal nach Wulfen 


a — 3 blüthig, ich sah ihn stets ı 1 .blüthig., -Die: 
Blätter und Blumen gröfser, erstere grols scharf 


und ziemlich ‚gedrängt gezähnt, die untern Sten- 


gelblätter lang gestielt: ohne Blattstielohren, die 


obersten 2 — 3 den Stengel breit umfassend. 


Linn hat die Pflenze gewifs’ nicht gesehen, und. u 
- Yerbindet ‚sie,vermöge der Synonymie. mit. D.scor- 


pioides Wild. und Senecio Doronicum. 


3. D. Jacguini: caule sub 1..floro; 5 foliis sor- 


181 


rato.dentätis, Inferioribus cordatis auriculäto » pe- 
tiolatis, superioribus amplexicaulibus. 

D. IV. styriacum. Clus. Rise. 2: p. 17. co. ic, 

D. iatifolium flore magno. Bauh. pin. 185. 
Moris. hist, 3. 5 7. &. 27. fi 13. 

D. Jolio lato, flore magne. J. Bauh. hist: 3 patt. 
1. p. 17. 0. i. ' 

 Aster scorpioides. Scop. carn. 2. p- 169. (Open, 
pl. Autor.) " 

Arnica scorpioides. Jacg. aust. 4. p. 26. t. 349. 

H. in.alpibus Carinthiae, Styriae 2%. 

Der Stengel ist höher und stärker als bei. der. 
vorigen, sehr oft 2.- blüthig,. - Die. Wurzel- und 
untern Stengelblätter : ‚sind. tief herzförmig, . die 
Blattstiele der untern. sind nicht allein geöhrt, 
sondern oft am Rande auch gezähnt, Die Abbil- 
dung von Jacg. drückt den Habitus wohl aus, 
die Blätter und Blumen sind aber um die Hälfte 
zu klein, vorgestellt, die von Clusius bleibt. noch 
immer die befste, obwohl die Blattohren weniger 
deutlich erscheinen. 

‚Alle diese 3 Arten habe in den Strahlen. ‚ 
blümechen nach eigenen Untersuchungen, . und de- 

‚nen von Wulfen und Scopoli' keine unfeucht. 
baren Staubfäden. . .. 0.0. 2. 

4. D. corsicum.: eorymbo: swicte, paucifloro; 15 
foliis daulinis confertis ‘oblöngis ‚dantatis amplexi- 
caulibus glabriuseulis, 

" B: uniflorum. 


182 


"Arnica corsica Loisl. Lam. et DeC. Franc. % 
% 
p. 875. 
‚ H. in Monte-rotondo Corsicae. 2. 


Steht dem Habitus nach dem D. austriacum 


Jaeg. am nächsten. Die Stengelblätter sind alle 
den Stengel umfassend, selbst die untersten sind 
wohl am Grunde etwas verschmälert, aber eigent- 
lich nicht gestielt, die obersten sind manchmal 
fast ganzrandig. Die äussere Reihe .der Blätter 
des Anthodium ist öfters kürzer äls die innere, 


3 


Sie ist unter ällen hier angeführten Arten die ein- 


zige, die in den Strahlblumen unfruchtbare Stauh- 
fäden hät. 

b. Pardalionches: semina radii epapposa, re- 
ceptaculum conoideum, 


5. D. austriaceum: floribus corymbosis; folis- 


caulinis confertis dentieulatis birtis: superioribus 


ovato - oblongove - spathulatis amplexicaulibus, in- 


ferioribus auriculato - petiolatis. 

D.VII. austriacum III. Clus. hist. 2. p. 19. Cuit. 

D. maximum folüs caulem aplewantibus Bau 
pin. 185. Moris. hist. 3. p. 127. s. t. t. 24. fi Ar 

D. maximum foltis Hposeyami u. J Baul 
hist. 3. part. 1. p« 18. 6. ic. 

D. Pardalianches &. Linn. spec. 1247: 

D. austriaeum Jaeg. 2. p. 18. £. 130. mild: 
seo. 3. p. 2114. 

.B. glabratum: folüs glabriusculis. Wahlb, Carp 
n. 273. . 

H. in montosis sylvaticis Sylvae Bohemicae, in. 


, 183 


subalpinis Austriae, Hungariae, Garinthiae, Salis- 
hurgi. 22. 

6. D. Pardalianches:. eaule eorymiboso moi. 
floro subhirsuto ; foliis profunde cordatis obtusis 
‚denticulatis glabriuseulis, superioribus amplexicau- 
libus, inferioribus petiolo vaginantibus, 

D: latifolium. Clus. hist. 2. p. 16. c. ie. bon, 

Adconitum Pardalianches minus Maith. com. 263. - 
primum Dod. pempi. 434. 

D. tertii varietas Lob. ic. 640. obseru. “370. 
adv. 290. = 

D. primum. Tabern. hist. 2. p- 16. 

D. radice scorpii C. Bauh, pin. 184. (partim) 

'D.: Pardalianches- ‘ß- Linn. spec. 1247. (e dia- 
gnosi et 'synon.) \ 

D. macrophyllum Bernhard, Zink enum. ‚ kort. 
berol. 2. p. 337. 

H. in alpibus Helvetiae (Cluss5 > 2 

7. D. Matthioli: caule paucifloro, pedunculis 
elongatis; foliis amplexicaulibus, inferioribus au- 
riculato - petiolatis, 

deonitum Pardalianches_ Theophrasti. Maith. 
eomm. 763. c. ic. | : 

 D. Pardalianches teriium. Tabern. hist, 981. 
Matthioli Tabern. ic. 580. 

"D. radice scorpii C. Bauh. pin. 184. partim) 

D. minus rotundifelium Barr. ic 1149. 

D. Pardalianches. Jacgı austr. p. 26. t. 350. 
Copt.) Pilld. spec. 3. p- 1213. (exel. plur. syn.) 

H. in montosis 'silvatieis Germaniae, subalpi- 
‚nis Austriae, Helvetiae, Italiae, Galliae. 2. 


‚184 


.!B. v. Jaeguin bemerkte sehr wohl, dafs er 
nie eine so reiehblüthige Pflanze finden konnte, 


„wie.sie Clusius bei D.latifolium darstellte, und 
‚dies’ist auch wirklich ein gleich in die Augen 


fallender Charakter, der D. Pardalianches von: D. 


Matthioli trennt. Ze 
. 8. D..orientale: caule corymboso patulo; fo- 
liis glabriusculis, radicalibus subrotundo - cordatis 
acutis dentatis, caulinis obtusis denticulatis, supe- 
rioribus amplexicaulibus, inferioribus petiolatis. 
— D..orientale, Milld, enum. hart, ‚berol. p- 898. 
H. in Gaueaso. ap 


Fast unbehaart, der Stengel höher, vielblü- , 


thiger mit abstehenden Blumenstielen, die obern 
Blätter sehr breit, die untern lang gestielt mit 
kleinen Blattstielohren. 


9. D. Columnae: caule sub ı -Noro; foliis ta- 


dicalibus subrotundo-eordatis acutis angulato - - den- 


tatis glabriusculis, eäulinis amplexicaulibus, 


D. nigra radice campoclarense. Col, | 2. 
p. 36. ic. 


Arnica cordata Wulf. in Roem, Arch. ER 2 


208. Pers. syn. pl. 2, p. 453. 
D. Columnae. Ten. neap. 2, P. 220. 2 
Habitat in subalpinis Austriae, Italiae, 2 
Die Wurzelblätter sind ausgezeichnet, klein, 


ihr Durchmesser kaum ı Zoll übertreffend, grofs 


und Äast recbteckig gezähnt. 
10, D. caucusieum: caule sub ı-floro pauci- 


folio; foliis glabriusculis obtusissimis obtuse-den- 


TE er 


185 


tatis, ' radicalibus reniformibus, caulinis aiplexi- 
ealibs, un © ee 

'D. caucasium M.B, taur. 'caue. n. 1755. 

H. in Caucaso, 2, '.: 0 2 u “ 

Eine kleine Art mit kaum schuhlangen 2 - 
blättigen Stengel. Die WWVurzelblätter sind kaum 
zollbreit, stumpf 'gezähnt, fast gekerbt. Ich“kann 
sie mit D. orientale, wie letzteres in Gärten‘ kul- 
tiyirt wird, nicht vereinigen. . 

ı2. D. scorpioides: .caule paucifloro, foltisque 
pilosis, radicalibus subcordato - ovatis subnervosis 
remote dentatis, caulinis oblengis denticulatis am- , 
plexicaulibus, inferioribus aurieulato - petiolatis. 

dJeonitum Pardalianches Plinü, Maik; ‚com, 
763. alterum. Dod. pempt. 454... 

D. brachiata radice. Lob. ic. 649, db 370. 

D. Pardalianches II. Tabern, hist, 991. Plinis 
icon. 580. 

D. radice seorpü brachiata. C. Bauk, pin. 187. 

D. plantagineum. Roth germ. 2. p. 322. 

D. scorpioides, Wild, spec. 3. p. 2114. (excl 
syn, praet, Roth.) enum. hort. berol.. p. 898: 

HA. in montösis Angliae (Lob.) ‚Germaniae 
(Roth). 2%. 

Steht dem D, plantagincum am nächsten, und 
unterscheidet sich vorzüglich davon durch die 
breit - eiförmigen fast herzförmigen- ‘gezähnten 
Wurzelblätter, durch die umfassenden Stengel- 
blätter, und die grofsen Blumen, die selbst grös- 
ser sind, als bei D. Maithioli, . 


u 


186 


12. D, plantagineum: caule seabro paucifloro, ‚ 


peduneulis elongatis; foliis oblongis acutis ner. 
vosis. remote denticulatis; radicalibus in petiolum 
decurrentibus, caulinis somianplesioaulibua sub- 
integerrimis. 

"D. minus offieinarum. Lob ie. 648. 

D. angustifolium Clus. hist. 2. p. 16. 


D. plantaginis folio. C, Bauh, pin. 187. Mori, 


hist, 3..p. 128.578 24f. 9. 
D. ‚plantagineum Linn. spee. 1247. Willd. spee 
3. p. 2115. 
H. in montosis silvaticis Galliae, Hungariae: %. 
Bei verschiedenen Autoren scheinen unter 


diesen Namen verschiedene Pflanzen beschrieben " 


worden zu seyn, meine ist aus Ungarn von Hrn. 


Dr. Sadler, und entspricht den angeführten Ab- 


bildungen. 


Bellidiastrum. (Doroniei spec. L, Arnicae 


spec. W.) ' 
Bellidiastrum; Aythodium patentissimum squa- 


mis dupliei ordine aequalibus. Flosculi radii % 
(absque staminibus castratis.) Receptaculum pla- 


num nudum. Pappus pilosus sessilis.. 


1247. 
Arnica Bellidiastrum® Willd. spec, 3. p. 2109. 
H. alpibus et subalpinis, 2, 

I. Bemerkungen über Aquilegia bicolor Ehrh. und 
Persoon; von Hrn. Fiscal Adjuncten Preifsler. 


A. bicolor Ehrk, ist von der A, bicolor Pers. 


| 


| 


d 


B. Michelü. Doronicum Bellidiostrum L. en 


187 
höchst verschieden. ‘Beide findet man in:.den 
neuesten Systemen: fast übergangen. Ich kultivire _ 
beide seit mehreren Jahren, und sie zeigten stets 
dieselbe und sehr auffallende Verschiedenheit.. 4, 
bicolor Ehrh. Beitr. 7. p. 146. ist dieselbe Pflanze 
die La Marck und DeGandolle als A. sibiriea 
beschrieben haben. Der ıblüthige Stengel, der 
überhaupt bei Aquilegien ein sehr trügliches Kenn- 
zeichen ist, mag wohl bei einzelnen wildwachsen- 
den Exemplaren, so wie auch bei 4. alpine, pyre- 
naica und selbst der vulgaris angetroffen werden, 
ist aber gewils in den meisten Fällen, wie bei 
der kultivirten ‚Pflanze vielblüthig.  Diese- Art 
zeichnet sich durch ihre langen dünnen geboge- 
nen Nectarien ‘und die Glätte aller Theile aus, 
steht aber der 4. vulgaris am nächsten. 

A. bicolor. Pers. verdient wegen der ausge- 
zeichneten Schönheit ihrer Blumen den vom Au- 
tor zuerst gewählten Namen 4. speciosa um so 
mehr, da DeCandolle seine 4A. speciose syst. 
veget. in Prodromus zurücknahm, 

A. speciosa: calearibus breyissimis incurvis, 
staminibus stylisque aequalibus, limbum 'corollae‘ 
obtusissimuim aequantibus; floribus polygynis, cau- 
le humili paucifloro ;--foliorum laciniis, anguste - 
dentatis.. 

A. vulgaris $. speciosa‘ dit. Fiew. 2, p. 247. 

A. bicolor Pers. syn. 2: pP. 85» ‚Habitat in Si- 
biria 2% 

Der Stengel: ist schwach, kaum ı Schuh hoch, 


/ 


Fe 


188 


wenig” beblättert, an der Spitze etwas weichhaa. 
vig, & -Sblütbig, ‘Die Blätter sind sehr zart, und 


_ haben: viel Aehnlichkeit mit denen der 4. alpina 


L.,. sind doppelt 3zählig, oft ist das Endblatt 
‚ganz, daher sagt Persoon „folia ternata gemi- u 
na“, die Abschnitte sind mit schmalen länglichen 
stumpfen Zähnen eingefalst. Die Blume grofs, 
sehr lichtblau, der Saum der Blumenblätter sehr 
breit lichtgelb. Die Staubgefäfse sind mit den’ 
-Pistillen- von gleicher" Länge, doch kaum so lang 
als der, Blumensaum: Die. Pistille. wechseln in 
der Zahl, doch’ sind immer wenigstens 8 — ı2 
vorhanden. Die Kelchblätter sind eiförmig, ziem- 
lich spitzig und etwas länger als der Blumensaum, 
Die Kapseln sind fein behaart, der Saame nicht 
glänzend, wie bei den übrigen Arten, Von A 


‚alpinz unterscheidet sie sich leieht durch die sehr _ 


kurzen. gebogenen Sporne.: Blüht in den Mona- 
ten :Junius: und Julius, daher viel später als allo_ 
bekannten’Arten dieser Gattung. Die, seit 18jäh- 
riger Kultur aus Saamen, ihrer Schönheit wegen, 
erzogenen hunderte von Exemplaren, "bHeben stets. - 
der Mutterpflanze gleich, die ich aus einem Han- 
delsgarten in Dresden bekam, welches für die 


‚Selbstständigkeit dieser Pflanze der sicherste Be- 


weis ist. 


UL Literaturblätter für reine .und angewandte Bo- 
tanık, Zur Ergänzung der Flora, herausgege- 
ben von der königl. botanischen Gesellschaft. 

Das erste Heft ist'nunmehr im Buchhandeler- 


189 


schienen. Es enthält in etwa ı00 Artikeln eine 8y- 
stematisch geordnete Uebersicht der neuesten Ar- 
beiten der verschiedenen Nationen auf dem Ge- 
sammtgebiete der Botanik, welche, die blofsen An- 
zeigen ausgenommen, dem VVesentlichen nach, genau 
und ausführlich mitgetheilt sind, so, dafs sie ohne 
Herbeiziehung des Originals weiter verarbeitet wer- 
den können. Der gesammte Inhalt der reinen Bo- 
tanik zerfällt in drei Abtheilungen, je nachdem das 
Pflanzenreich in seiner Gesammtbheit, oder in sei- 
ner Zerlegung nach Familien, Gattungen und Ar- 
ten, oder endlich die Pflanze als Individuum be- 
trachtet wird. - Unter den Abhandlungen zeichnen 
sich aus: die. detaillirten Untersuchungen von. 
Mirbel über die Verbreitung der Phanerogamen 
in der alten Welt mit Tabellen über die Zahl 
der Arten und das Vorkommen sämmitlicher Bäume 
dieser Erdhälfte, ferner die Untersuchnngen von 
Cambessedes über die Flor des Mitielmeers 
und der balearischen Inseln, v. Ramond’s über 
die des pic-du- midi, Lindley's über die 
Verbreitung der Orchideen, Wallich’ s über die 
Flor von Ava, von Desmazieres, de Maison-. 
neuve, de Brondeau und Beck in Nordame- 
xika über verschiedene Cryptogamen; ferner die 
von Trinius in Petersburg eingesandte Kritik 
von Raspail’s Agrostographie, die Beobach- 
tungen von Bonaster, DeCandolle, Tur- 
pin, Raspail, Schübler, ‚Agardh und 
Meyen über die krystallinischen Bildungen, in 
den Pflanzen; die Versuche von .Mulder über 


Ä 


a 


190 


die Einwirkung der Gifte auf sogenannte Sinn- 
pflanzen, die von Mayo, Burnett, Lindsay 


und Dutrochet über die Bewegungen derselben | 


Pflanzen, endlich der Inhalt der neuesten Abhand. 
lungen der Londoner Gartenbaugesellschaft, wel- 
che zum Theil mit vergleichenden und kritischen 
Bemerkungen begleitet sind. Da der Redaction 
eine vollständige Sammlung der naturhistori. 
schen Zeitschriften des Auslandes zu Gebote steht,. 
so konnte immer das Interessantere ausgewählt 
werden, wobei dieselbe nicht blos den Botaniker 
vom Fache, sondern auch im Allgemeinem Kenner 
und F'reunde der Naturkunde zu berücksichtigen 
suchte. Zugleich können diese vierteljährigen Be- 
richte als ein fortlaufendes Complementair - Jour- 
nal zu jedem guten Handbuche der Botanik be- 
trachtet werden, da keine erhebliche Leistung der 
Zeitgenossen auf dem Gebiete unserer Wissen- 
schaft dariiin übergangen werden soll. 

IV. Correspondenz. 

Ich habe angefangen, die Hnospen der bei 
uns im Freyen ausdauernden Holzarten zu unter- 
suchen und aus ihrem Durchschnitte, der Haltung, 
der jungen Blätter und der Narbe des vorjähri- 


gen abgefallenen Blattes Charaktere zur Unter- 


scheidung der Bäume und Sträucher im Winter 


zustande zu entwerfen. Ich habe dabei soviel 
Mannigfaltigkeit gefunden, dafs ich mir mit Aus |; 


nahme weniger Gattungen getraue, dieses durch 
alle durchzuführen, wobei sich auch für Pflanzen- 


0 191 


physiologie viel wichtiges ergiebt. _ Ich’ lalse | ge- 
genwärtig alles in der Art abbilden, dafs ‘ein 
Zweig jedes Baumes im Winterzustande, das ent-, 
wickelte Blatt im Umrisse, dann vergröfsert der 
Aufrifs und Durchschnitt der Knospe und eines: 
einzelnen Blättchens, auch wo es thunlich, des 
Blüthenstandes gegeben wird. Drei solche Ab. 
bildungen sollen eine Tafel in grofs 4to, 6 solche 
Tafeln aber ein Heft bilden. Das erste Heft, mit 
lateinischem und deutschem Texte soll bis Ostern 
erscheinen, Nächstens werde ich hierüber Ihnen 
eine ausführlichere Ankündigung zuschicken, 
München, i “. Zuccarini, 
V. Frühlingsblumen um Regensburg, 
: Vor Mitte Febr. 1. J. kamen nach gelinderm 
Wetter schon einzelne Frühlings - Blumen eben 
mit den Blüthen- Köpfen hervor, als mit dem ı3. 
Frost und Schnee eintrat, und damit alle Vege- 
tation bedeckt wurde. Bei heiterm Himmel fielen 
zwar in den folgenden Tagen einige Nachtfröste 
ein, aber bei Tage war warmer Sonnenschein, 
“mit dem sich der Schnee verlor, und die Vegeta- 
tion sich wieder erhob. Montags den 25. Febr. 
blüheten Alnus glutinosa, und an grasigen Orten - 
Bellis perenris vollkommen. Am 29. zeigten sich 
schon Gruppen von Galanihus nivalis und ein-. 
zelne Blüthen von Leucojum vernum. 
Unter abwechselnden Frost, Schnee und Re- 
genwetter, war am g. März wieder völliges Thau- 
„wetter eingetreten, Am ı2. März, einem sehr 
schönen Frühlingstage, blüheten Corylus Avellane, 


192 


Erica herbacka, ‚dnem. Pulsatilla und Seilla bifolia; 
und einige Blüthenknospen an, Daphne Mezereum 


kamen zum ‚Aufbruch. Am ı5. erschienen noch - 


Hepatica triloba und Veronica agresti, Am 24, 
‚. blübten Tassilago Tarfara, Scilla bifolia, Erophila 
vulgaris, Daphne Mezereum und Erica herbacca, 
., Aus Salzburg schreibt Hr. Apotheker Bern. 
hold unterm 28. Febr., dafs Helleborus niger und 
viridis, Galanthus nivalis, Leucojum vernum und 

Hepatica iriloba in der Blüthe stehen, : 


Sechswöchentliches Ferzeichni/s der eingegangenen 


vn Gegenstände.  -  -: 
A, Geschenke, welche der Gesellschaft verehrt worden. 


Hr. Baron v. Ferussac, Bull. universel. Dec. 1827. 
Hr. Dr. Lachmann Floravon Braunschweig 1827, 
Ar. Prof. Meyer. .De Houttuynia atque Sauru« 
reis diss. 1827. , nr 
Hr. Dr. Presl. Epist. de Symphysia. 1827. 
Hr. Prof. Reichenbach. Handbuch der Ge- 
wächskunde von Mölsler. ate Aufl. 1827. 
Hr. Hofgärtner Seitz. Katechismus der Obst 
.  baumzucht. 1828. . 
Hr. Graf Sternberg. Beliquiae Haenkeanad 
fasc. I... 1827. . 
B. Beiträge für die Flora, ur 
Hr. Löhr. Reise durch das Berner-Oberland u. s. Wı 
Hr. Müller. Auszug aus Moris stirp. sardoarum 
- Blenchus. oo 


Hr. Prof, Hochstetter. . Nachschrift zu dem 
Vorherigen, ö 


\ 


Hr, Prof. Schul iz. Drittes $ chreiben an Hm. D e 


“—" Candolle. 
Recensionen von obigen Religu. Haenkeanis, von 
:; Reichenbach’s. Illusiratio generis. dconilt, 
‘ Becker’s Flöra der Gegend um Frankfurt am 
Main, von Mayer’s Supplemente zur Bio 
logie des Blutes und des Pflanzensaftes und 


von Seitz Katechismus, der Obstbaumzucht.. _ 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, 13, Regensburg, am 7. Äpıil 1828, 


I, Ueber die Bewegung der Pflanzensfte, Erstes 
Schreiben von Hın. Prof. DeCan dolle in 
Genf an Hrn. Prof. Schultz in Berlin. 


vel. Flora 1, J. Nr. 9. S. 129.) . 
: Genf den 3. ‘Januar 1828, 


..... Ipre Beobachtungen erscheinen mir 
von hoher Bedeutung, und’haben für mich um so 
mehr Interesse, einerseits, da Sie mir die Erschei. 
nung an einigen Pflanzen gezeigt haben und an-" 
dererseits, weil die Theorie, welche. ich mir von. 
diesem Gegenstande gebildet hatte, sich der Ih." 


rigen sehr nähert. Im’ Jahr ı803 legte ich der . 


Akademie der Wissenschaften'zu Paris eine Dar- 
stellung von der Ernährung der. ‚Pflanzen vor, 
welche, (bis auf die Erscheinung ‘der Cyklose, 
welche damals: unbekannt war) mit Ihren Ansich- 
ten übereinstiinmt. Diese Arbeit "wurde- auszuge- 
weise gedruckt in den Gründsätzen der Botanik 
weiche einen Theil ‘des ersten Bandes der flore 
francaise ausmachen, "Wenn Sie einmal darauf 


. er Le Leni 
aufmerksam seyn werden, so'werden Sie, wie'ich 


N 


\ 


un 


De 


194 


glaube, eine grofse Analogie finden. In meiner 
ersten Arbeit hatte ich den Nahrungssaft oder das : 
Blut: der Pflanzen (Ihren Latex) von dem Cam. 
bium und dem succus proprius unterschieden, 
Man machte mir darauf viele Einwürfe, und ich 
änderte diese Meinung und liefs sie zweifelhaft 
in Betreff der eigenthümlichen Säfte. Sie haben 


nun ein ausgezeichnetes und deutliches Mittel ge 


funden wodurch man diese verschiedenartige Säf- 
te unterscheiden kann. Aber erlauben Sie dafs 
ich frage, ob die Bewegung der Cyklose sich in 
allen Gefäfspflanzen findet? Sie nannten mir nur 
bis jetzt Beispiele unter denjenigen Pflanzen de- 
ren Lebenssaft mehr oder weniger undurchsichtig . 
ist, wie das Schölkraut mit gelben Lebenssäft, 
den Feigenbaum mit weilsen, den Spitzahorn mit 
opalfarbenem. Ist es dasselbe bei denen, deren 
Lebenssaft vollkommen durchsichtig ist? Diese 
Frage nach der Allgemeinheit ist wichtig, denn 
wenn die Erscheinung nicht allgemein wäre, so 
könnte man annehmen, dafs sie einen Saft beträfe “ 
der nicht das Blut repräsentire; ist sie aber all- 
gemein, so mülste man schliefsen dafs der Saft. 
welcher die Erscheinung zeigt ein Nahrungssaft. 
oder vegetabilisches Blut sey. a. Haben Sie et- 
was ähnliches unter den wahren Monocotyledonen 
gefunden, und wenn sie die Cyklose auch bier ent- 

deckt haben, in welchen Organen,? Diese Frage 
ist auch von Wichtigkeit um die vorige Frage auf- - 
zulösen, denn der in den Blättern ausgebildete 


um. 


195 


Saft inufs auch bei den Monocotyledonen auf ei- 
nen ähnlichen Weg, als bei den Dicotyledonen 


von Ihnen beobachtet ist, absteigen, wenn die Er- 


scheinung der Blutbewegung ähnlich seyn soll. 
Auf jeden Fall aber billige ich. gerne Ihre 

Benennung: Cyklose, um die Erscheinung zu be- 

zeichnen, welche Sie mir gezeigt haben, und um 


sie von einer wahren Cirkulation zu unterschei« 


den. Aber nicht so nöthig erscheint es mir ein 
anderes Wort für die Charen zu gebrauchen: Ich 
habe noch eine Frage. Haben Sie diese Bewo- 
gung unter den Acotyledonen gesehen, in irgend 
einer Art welche zu,den Moosen, Lichenen, Pil- 
zen gehört? oder ist. die Erscheinung nur in den 
genannten Pflanzen. . Alle ‘diese Fragen haben den 
Zweck zu dem Resultat zu führen, ob die Erschei- 
nung allgemein oder besonders ist, ‘und einen 
Saft betrifft, der dem Blute ähnlich oder eigen- 
thümlich ist. Niemand besser als Sie selbst wird 
diese Fragen lösen können, sei es nun durch Be. 
obachtungen welche Sie schen gemacht haben, 
oder durch andere welche Sie in Zukunft noch 
machen werden, denn ‘ich hoffe dafs Sie weit ent- 
fernt seyn werden eine Reihe yon Beobaehtungen 
aufzugeben welche zu so bedeutenden. Resultaten 
führen müfsen. Sein Sie überzeugt dafs ich ein 
grofses Interesse daran nehme und mit Aufrich- 
tigkeit der Mühsamkeit Ihrer Arbeiten Gerechtig- 
keit widerfahren lafse. So wie der Frühling die 
"Vegetation von Neuem beleben wird, so werde ich 


Na 


En 


LT 


196 


mich bemühen selbst diese Erscheinungen zu 
untersuchen. “ 


Genf den 3. Jan. 1828, DeCandolle 


Drittes Schreiben von Hrn, Prof, Sch ultz, in 
Berlin an Hrn. Prof. DeCandolle in Genf. 


Ich habe mit vielem Vergnügen gelesen was 
Sie im ersten Bande der flore francaise über die. 
Actionen der innern Organe, besonders über die 
Säftebewegungen, so weit die Erscheinungen damals 
bekannt waren, gesagt haben. Was wir jetzt nä- 
her kennen, haben Sie damals als nothwendig vor- 
ausgesagt, p. 184. „Au reste comme le nom du 
suc propre a.&t€ donnd ä des liquides fort hete- 
rogenes quant a leur nature, leur position et leur 
eours, et avant qu’on eüt pense a distinguer les 
secretions d’avee le fluide nourricier, je n’asevois 
affirmer que tous ces sucs color&s appartiennent 
ä& la möme classe.‘“ Diese Verschiedenheit - der 
Secretionen von dem Nahrungssaft (Latex) habe ich 
dadurch auf das Bestimmteste gezeigt, indem eine 


Art des suce. prop., der Latex, sich in den Ge- .. 


fäfsen bewegt und das Phänomen der Cyklose 
zeigt, während die Secretionen (Harze, aetherische. 
Oele, Gummen) keine Bewegung und innere Or- 
ganisation zeigen und in geschlossenen Hölen des 
Zellgewebes eingeschlossen sind, welche gar keine 
Achnlichkeit mit den Gefäfsen des Lebenssaftes _ 
haben. (Natur der lebend. Pflanze p. 509. 530. 662) 

Es giebt drei wesentlich verschiedene Säftearton in, 


1 97. 


den Pflanzen, ı) den Holzsaft, 2) den Lebenssaft, 
3) die Secretion des Cambium ist eine junge Bil- 
dung erzeugt ‘aus dem Latex, woraus sich nun 
Holz und Rindeschichten bilden. 

‘ Im Uebrigen konnte das was Sie über die le- 
bendigen, organischen Ursachen der Säftebewe- 
gungen (flore frangaise 161. 164. 174.) gesagt ha- 
ben, allein schon dienen, alle die Vorstellungen 
zu widerlegen, welchen man von den Ursachen . 
der Cyklose in unsern Tagen vorgebracht hat, in- 
dem man glaubt dieselben in elektrischen und phy- 
sikalischen Kräften zu finden. Es ist nicht möglich 
die Ursachen einer Erscheinung anzugeben, bevor 
man die Erscheinungen selbst nieht gründlich ken- 
nen gelernt hat, denn die Ursachen können nicht 
ausserhalb der Erscheinung liegen, und darum 
mülsen wir bemüht seyn, das Phänomen der Cy« 
klose selbst erst kennen zu lernen, bevor wir von 
den Ursachen sprechen. Sie sehen wohl ein, dafs 
ich diefs besonders gegen Hrn. Datrochet sage, 
welcher glaubt, dals den lebendigen Säftebewe. 
gungen eine elektrische Kraft zum Grunde liege, 
weil, nach seinen Versuchen in "todten Membranen, 
zwei chemisch verschiedene Flüfsigkeiten die Mem- 
bran bald von aussen nach innen, bald von innen 
noch aussen, gemäfs ihrer chemischen Verschie- 
denheit durchströmen! 

Sie, nachdem Sie die Erscheinung der Cy- 
close deutlich beobachtet haben, werden nicht glau- 
ben, dafs das elektrische oder chemische Durch- 


198 


strömen todter Flüfsigkeiten durch todte Mem. 
brarien damit Aehnlichkeit hat, denn die todten 


. Flüßsigkeiten sind chemische Auflösungen, ohne in.‘ 


nere Gestaltung; abar der Latex zeigt eine orga 
nische innere Gestaltung und Bildung von Kügel-. 
chen, welche nicht nach chemischen Gesetzen die 
Membran durchdringen. 

Ich zweifle nicht, dals die physikalischen Ver- 
suche des Hrn. Datrochet richtig sind; aber es 
ist übereilt, zwei Phänomen, die sich wie Leben 
vom Tode unterscheiden, zu vergleichen und .gar 
noch zu glauben, dafs das 'Todesphänomen dem 
Leebendigen zum Grunde liegen sollte. | 

Die Versuche des Hın. Datrochet haben 
unsere Kenntnils des Phänomens der Cyklose und 
der Säftebewegung in den Pflanzen überhaupt 
durchaus nicht weiter gebracht, im Gegentheil 
verhindert, denn die periodisch steigenden und 


‚fallenden Grade der Lebensthätigkeit (Erregung) 


müfsen von den ewig und permanent gleichwir- 
kenden physikalischen Gesetzen unterschieden, 
nicht damit verglichen werden,. und ich könnte 
eben so gut Hrn. Datrochet entgegen sagen, 
dafs alle elektrische Erscheinungen nicht elektrisch 
sondern lebendig wären. ae 

‚Ich wünschte wohl, dafs- ie diese Meinung, 


.. zur 'öffenlichen Kenntnifs brächten, um Hrn. Da- 


trochet, dessen Talent für genaue Beobachtun- 
gen ich sehr hoch schätze, zu bewegen, das Phä-, 
nomen der Cyklose selbst genauer zu untersuchen 
und dann die Ursachen aus dem Phänomen selbst 


. 199 
und nicht aus andern physikalischen Versuchen, die 
himmelweit davon verschieden sind, zu erklären. 

Das allgemeine Streben, welches man auch in 
Deutschland bemerkt, die lebendigen Erscheinun- _ 
gen auf physikalische, elektrische Ursachen zu- 
rückzuführen ,. ist eine falsche Richtung, welche 
die Kenntnifs mehr verwirrt als aufklärt, denn 
indem man glaubt die verschiedensten Lebensphä- 
nomen auf eine einfache Art erklärt zu haben, 
hat man nichts erklärt, und ist von ihnen gänzlich 
abgekommen, unterdessen, dafs man ihre besonde- 
ren Eigenschaften näher hätte untersuchen können. 

Die Fragen, welche Sie mir proponirt haben, 
sind von viel’ gröfserer, Wichtigkeit als die Frage 
ob die Ursachen der Bewegung elektrisch sind 
oder nicht, und durch Beantwortung, solcher. Auf- 
gaben wird die wahre Kenntnils solcher Erschei- 
nungen weiter gebracht. 

ı) Sie fragen ob das Phänomen der Cyklose 
allgemein sey, oder ob es nur einigen Pflanzen 
zukomme? Ich habe es jetzt bereits in’ fast al. 
len natürlichen Familien, wenigstens in einigen 
Arten, gefunden; aber es finden, sich häufig ei- 
nige Arten einer und derselben Gattung, worin. 
ich es nicht habe beobachten können, wogegen 
ich bei anderen Gattungen in allen Arten die ich 
untersuchte es gefunden habe. Auch giebt es 
natürliche Familien, bei denen man es in einigen 
Tribus sehr gut, in anderen weniger deutlich be- 
‚ obachten kann. So beobachtete ich es z. E. bei al- 
len Gattungen und Arten von Papäverassen und Um- 


— 


200, 


Fr 


belliferen. Aber in der Familie der Urticeen hahe 
ich es in den Maulbeer- und Feigenbäumen wohl : 
deutlich, aber nicht in der Gattung Urtica selbst :' 
beobachten können, obgleich mir ein Freund, der 
sich mit dergleichen Beobachtungen beschäftigt, 
versichert, es auch bei U. urens und dioica gese- 
hen zu haben. Ferner bei der Gattung Acer sind: 
einige Arten (d. platanoides) die das Phänomen 
sehr deutlich zeigen, andere (pseudoplatanus), in de- 
nen ich es nicht habe beobachten können. Eben so: 
erscheint die Cyklose bei Convolvulus, Ipomasa, = 
Campanula. Die Abtheilung der Cichoraceen unter 
den Syngenesisten zeigt das Phänomen sehr deut- 
lich, auch einige Carduaceen (Cnicus), aber von 
den Radiaten habe ich es nur in wenigen be- 
obachtet: Silphium, Tussilago. Ich kann aber- dar- 
um nicht behaupten, dafs die Cyklose in denjeni- 
gen Pflanzen worin ich sie nicht habe beobach- 
ten können, auch nicht existirt, im Gegentheil ist 
es währschei lich, dafs man noch genauer die 
Umstände kennen lernt unter ’denen es zu be- 
obachten ist; denn was merkwürdig ist, diejeni- 


‘gen Arten und Gattungen in denen ich es noch 


nicht gesehen habe, zeigen nichts destoweniger. - 
ganz und gar dieselbe innere Organisation und 
Gefäfsbildung wie diejenigen i in denen ich es be- 
obachtet. Man sollte glauben, dafs ganz dieselbe 
innere Organisation auch ähnliche Lebenserschei-:. 
nungen yoraussetzt,. Die Säfte in den Lebensge- 
fäfsen sind niemals ganz durchsichtig wie der 
Holzsaft, sondern zeigen selbst in den Fällen’ wo 


201 


ich ihre Bewegung nicht beobachtete, eine mehr 
oder weniger trübe Farbe, Was die Analogie 
des Lebenssaftes mit dem Blute betrifft, so glau« 
be ich kann diese nicht von der Allgemeinheit 
oder Besonderheit der Cyklose, sondern allein von 
der Qualität und inneren Organisation des Le- 
benssaftes abhängig seyn. Dieser Saft zeigt aber 
die innere Organisation und Kügelchenbildung 
des Blutes und gerinnt auch beim Absterben wie 
das Blut, etwas wodurch er sich von allen übri- 
gen Säften der Pilanzen unterscheidet, und darum 
hinreichend als den Nahrungssaft charakterisirt, 
Auch muls ich bemerken, dafs ich im vergange-. 


nen Sommer mich sehr wenig mit dergleichen 


Beobachtungen beschäftigt habe, weil ich meine 
Aufmerksamkeit auf das Studium der Fortpflan- 
zung gerichtet hatte und dafs ich die.Kenntnifs 
der Eigenthümlichkeiten der CGyklose in den ver- 
schiedenen Familien noch gar nicht als abgeschlos- 
sen betrachte. 

2) Unter den Monocotyledonen habe ich die 
Cyklöse sehr deutlich beobachtet, bei allen Alis- 
ma, drum und Caladium- Arten, ferner bei sehr 
vielen Aloe-Arten, Allium Agapenthus; "unter den 
Gräsern nur beim türkischen Waizen. Jedes ein. 
zelne Gefäfsbündel besteht hier aus zwei Parthien, 
von denen der innere Theil die Spiralgefäfse, der 
äussere die Lebensgefäfse, von denen der Dico- 
tyledonen nicht verschieden, enthält, worin die 
Bewegung vor sich geht, ähnlich als in den Blatt- 
stielen und Stengeln der Dieotyledonen, welche 


202 


einzeln liegende Gefäfsbündel haben. Bei den ° 


Arum - Arten habe ich es in den Blattstielen, bei 
Alisma und Aloe in den Stengeln und Blumen- 


stielen und bei Zea in den Stengeln gesehen, 


weil sich die anderen Theile nicht eigen, solche 


Lamellen die mit den Gefälsen parallel gehen, ab-. 


'zuschneiden. Bei 4loe ist die Bewegung auffal- 
lend langsam, aber in sehr starken Strömen. Je. 


‚des einzelne Gefäfsbündel der Monocotyledanen 


repräsentirt einen aus Holz und Finde bestehen- 
'den Stamm der Bäume. 

'Sie sehen, es sind besonders diejenigen Pflan- 
zen, welche Milchsaft enthalten, worin man es 


deutlich beobachtet, und ich mufs bemerken dals. 


die Existenz des Milchsaftes viel allgemeiner ist als 


man ds bisher geglaubt hat; aber der Milchsaft , 


in “den jungen Trieben beim Feigenbaum und 
Maulbeerbaum und auch in der VVurzel dieser 
Pflanzen erscheint nicht weils sondern ganz opack, 
‚und doch beobachte ich die Bewegung. Die Aloe- 
Arten haben auch keinen Milchsaft, und doch sieht 


man die Bewegung sehr gut, wie auch in denjeni-' 


gen Doldenpflanzen welche keinen Milchsaft ha- 
ben. Der Latex braucht also nicht immer Milch- 


- 


saft zu.seyn, und es zeigen sich viele Uebergänge 


von dem Milchsaft zu den blofs trüben Lebens- 


‚säften. Es scheint dafs sich in den kräftig wach- | 


senden jungen Trieben Milchsaft bildet, wenn die 


ältern Theile einen opaken Lebenssaft enthalten. 


Gewifs ist der Latex in verschiedenen Zuständen 


der Pflanze von verschiedener Beschaffenheit. Man . 


203 
ist zuweilen betroffen, in einer Pflanze ‘Milchsaft 
zu finden, bei der man ihn’ in andern Zuständen 
nicht gefunden hatte, und umgekehrt sucht man 
ihn in Pflanzen welche ihn ‚enthalten öfters im 
Alter vergebens, 

Es ist merkwürdig, dafs in den Tropen sehr 
viele Pflanzen Milchsaft enthalten, während bei 
uns’ weniger vorkommen. Man beobachtet zwar 
in den hier gezogenen tropischen Feigenbaum. die ' 
Bewegung viel langsamer als bei den einheimi- 
schen Doldenpflanzen ; aber ich glaube doch dafs 
in den Tropengegenden selbst sich noch manche 
schöne Entdeckungen’ durch Beobachtung der Cy- 
klose wird machen lafsen, auf jeden Fall wird die 
Energie der Bewegung viel g gröfser seyn. 

Bei den Doldenpflanzen mufs man nicht die 
Milchgsfäfse mit den Harzgängen verwechseln, 
welche beide nebeneinander liegen. 

3. Wünschen Sie dafs die Bewegung in den 
'Charen und Caulinien auch unter dem Namen Cy- 
klose begriffen werden soll oder unter dem Na- 
men Cirkulation? Sie ist von beiden gleich v ver- 
schieden. 

Bei den Pilzen zeigt sich an Sirygites mega- 
locarpus (Aspergillus laneus Link) nach Ehren- 
berg’s Beobachtung, ein Strömen des Inhalts nach 
der Copulationsstelle der Schläuche. In dem 
Mycelium (sogenannte Wurzeln) mehrerer Aga- 
riei lactiflui (A. deliciösus) beobachtet man eine 
Bewegung. Bei anderen, deren Säfte ganz durch- 
'sichtig‘ sind (4garlcus imuscarius, procerus, camps- 


\ D 


20h 


stris) habe ich es versucht, die Säftebewegung 
nach der Einsaugung gefärbter Flüssigkeiten zu 
beobachten, welches in mehreren Fällen gelun- 
gen ist, Der Saft ist schon in den feinsten Ver. 
zweigungen der Charawurzeln so durchsichtig und 
gestaltlos, dafs es schwer ist die Bewegung zn se- 
‚hen, obgleich sie vorhanden ist, und dies scheint: 
auch der Grund bei vielen der gröfseren Pilze 
‚zu seyn, warum man in den ungefärbten Saft keine 
Bewegung bemerkt. In dem Laube der Flech- 
ten und dem Stengel der Moose habe ich nicht 
Bewegung beobachtet; aber eine langsame Bewe- 
gung in den Schläuchen der Wurzel dieser Pflan- 
zen, wenn ich sie in gefärbte Flüssigkeit gestellt 
hatte. Diese Beobachtungen hatte ich vor 2 Jah- 
ren gemacht und denke sie im nächsten Sommer, 
wo ich mich wieder mehr mit Verfolgung dieser 
Beobachtungen beschäftigen werde, zu wiederholen, 

‚Aber alle diese Bewegungen müfsen von der 
Cyklose wohl unterschieden werden, denn .an« 
‚statt bei den Gefäfspflanzen zweierlei Bewegun- 
gen verschiedener ‚Säfte im Holz und in den Le- 
bensgefäfsen der Rinde vorkommen, findet sich 
bei den Charen, Pilzen ete..nur eine Art des Saf« 
tes und eine Bewegung, welche durch die Bewe- 


gung (Drehung) in jedem geschlossenen Schlauch 


von der Cyklose gänzlich verschieden ist, Es ist 
also nicht eine allgemeine Art der Bewegung in’ 
allen Pflanzen, sondern zweierlei ganz verschie- 
dene Form, und von diesen möchte ich nur die 
Cyklose mit der Blutbewegung in den niedern 


Tr m 


205 


Thieren vergleichen, aber die Rotation in der 
Chara hat: gar’ keine Analogie mit allen 'bekann- 
ten "Säftebewegungen in den T'hieren, sondern 
scheint den Pflanzen allein eigenthümlich Ich 
glaube darum dafs, wenn Sie diesen Unterschied = 
betrachten, Sie diesen oder einen andern Namen 
zweckmälsig finden werden. In der Bewegung 
bei den Charen vereinigen sich die beiden ver- 
schiedenen Bewegungen der Gefäfspflanzen. — Ich 
bin mit vorzüglicher Hochachtung der Ihrige 
Berlin d. 21. Jan. 1828. Dr. Schultz. 
II Ueber Arenaria bavarica und Möhringia 
INUSCOSA, = 
Vor mehreren Jahren, als ich unweit Bassano 
die Grotten von Oliero besuchte, ‚fand ich zum 
ersten Male die Ar. bavarica an einer. Felswand, 
wo sie in dicken Büscheln ‚aufsafs. Indefs war 
die Pflanze zum Theil verblüht, und von der Sonne 
so ausgedörrt und gebrechlich gemacht, dafs ich 
nur wenige Exemplare sammelte, und Hrn. Gra- 
fen Parolini, welcher auck Botaniker und Ei- 
genthümer dieser Gegend ist, bat, im künfti- 
gen Jahre bessere Exemplare für mich einzu- 
legen. Indessen schickte ich nebst vielen an-' 
dern Pflanzen auch eines jener unvollständigen 
Exemplare'ian Bertoloni in Bologna, welcher 
es richtig für Ar. bavariea erkannte, und mich 
noch um mehrere bat, Im künftigen Sommer er- 
hielt ich von Parolini die erbetenen Exemplare, 
deren habitus mir allerdings verschieden von der 
vorjährigen Pflanze schien, indem alle Theile fei-' 


r - 


206, | | . 


nor, mehr in die Länge gezogen und grüner wa- 
ren, was ich jedoch der Jugend der Pflanze und _ 
irgend einem klimatischen Einflulse zuschrieb, 
und ohne weitere Untersuchung einen ziemlich | 
grofsen Basen zertheilte und abermals an Berto. 
loni sandte, Nicht gering war meine Verwunde. 
zung als dieser mir zurück schrieb, ich hätte ihm 
Moehringia muscosa geschickt! Ich untersuchte 
nun meine Exemplare, fand an den wenigen vor=. 
handenen Blüthen Klasse, Ordnung, Petalen und . 
Kelch, wie es sich. für: ‚eine Arenaria geziemt, und 
scickte zum dritten Male, von demselben Rasen an 
Bertoloni, welcher, indem er nun die Aechtheit 
der Pflanze anerkannte, zugleich betheuerte frü- 
her Moehringia erhalten zu haben. 

Im vorigen Jahre besuchte ich den Baldo, und 
sammelte an den Felsen und Mauern bei der Ma- 
donna della Corona abermals die Arenaria, wel- 
che hier ihre eigentliche Formi zu haben scheint, 
Die Blätter sind dick und fleischig wie die eines 
Sedurhs, die Blumenstiele ebenfalls verdickt, kurz, 
meistens gepaart, die ganze Pflanze gedrängt, ver- 
worren, sehr gebrechlich, beim Trocknen ‚gelb 
werdend, wie alle Pflanzen mit fleischigen Blät- 
tern und Stengeln, 

Die bisher schon bemerkten Verschiedenheiten, Be 
verbunden mit dem was sich mit Bertoloni er- 

' eignet. hatte, veranlafste mich genauer nachzufor- 


schen. . Ich gieng demnach in diesem Sommer 


neuerdings über Bassano, Oliero nach Valstagno, 
von wo aus ein, in jeder Hinsicht höchst merk- 


207 


würdiger Weg, nur für Fufsgänger und Saum- 
thiere gangbar, durch eine mehrere Stunden lange 


Feisschlucht in die Sette Comuni führt; eine Ge- .. 


gend welche durch Hrn. Grafen von Sternberg. 
schon berühmt gemacht worden ist. Auf diesem 
ganzen Wege sammelte ich nun sowohl Aren. ba- 
varica als Moehringia, fand aber Erstere, je nach-' 
dem sie an schattigen oder sonnigen, an trocknen 
oder feuchten Felswänden wuchs,‘ je nachdem sie 
mehr oder minder Erde zum wurzeln hatte, in so 
verschiedenen Formen, und so wesentlichen Ab. 
weichungen welche sich auf die Zahl der Petalen, 
der Staubfäden. und, Griffel erstreckten, dafs ich 
am Ende nicht mehr wufste ob ich drenaria oder, 
Moehringia‘ gesammelt hatte, ‚Was ich nach ge-. 
nauer Untersuchung sehr vieler Exemplare fand, 
ist folgendes, n 
Die Arenaria bavarica findet sich in Exempla- 
ren von 2 Zoll Länge bis zu = Schuh, wo sie dann’ 
in höchst verworrenen Flechten von den Felsen 
herab hängt: Ihre Blätter sind meist kurz und. 
fleischig wie die eines Sedum’s, finden sich aber. 
in allen Debergängen bis zur Länge und Feinheit - 
der Blätter welche gewöhnlich Moehringia hat; 
der Stengel ist bald in kurze hin. und hergebo-. 
gene Glieder getheilt und verdickt, bald fein und 
gestreckt: die Blüthen stehen oft einzeln, oft ge. 
paart, oft zu drei an bald kurzen bald sehr langen 
Stielen: Kelch- und, Kronblätter sind sehr ver- 
schieden an Länge. Endlich aber finden sich an 
denselben Exemplaren welche übrigens noch ganz‘ 
den Habitus der Arenaria haben einzelne Blumen 
welche vollkommene Moehringien sind; häufiger 
“ Lan 


208 | 06 


aber findet man an Exemplaren welche schon ganz 
und gar den Habitus der Moehr, haben, Blumen 


- welche noch vollkommene Arenarien sind, und än. 


demselben gemeinsthaftlichen Stiele welcher 2 Blu., 


men trug; war dieser Unterschied vorhanden. 


‘Wollte ich nun die Moehringia besonders be- 
trachten, so würde ich eben so zur Ar. bavar. ge- 
führt werden, wie ich bei dieser auf jene gekom.., 
men bin, : Zwischen der Gestalt der Staubfäden, 
der Griffel, der Kapsel, der reifen Saamen, habe 
ich bei keiner der Formen den geringsten Unter- 
schied gefunden. Wenn ich nun nach allem Ge- 


‘sagten noch bedenke wie allein die Mochringia an 


ihrem Platze dasteht, wie unbeständig aber bei , 
den Arenarien überhaupt die Zahl der Staubfäden, 
und mehr noch der Griffel ist; wenn ich ferner 
sehe wie Balbis schon eine zweite lMoechr. un: 
terscheidet, welche Loisel: M. sedoides nennt 
und folia subovata, brevissima, carnulosa hat; wie 
ferner Seguier seine Moehr. unter dem Namen 
Alsine tenuifolia muscosa mit-5 Blumenblättern ab- 
bildet, und wie endlich die Wandelbarkeit der Ar. 
bavarica auch schon den Irrthum mit Ar. obiusa 
‚di. veränlafst hat: so kann ich kaum daran zwei- 
feln dafs beide Pflanzen nicht speciell verschie- 
den sind. 

Während ich diese meine Bemerkungen mach- " 
te, erfuhr ich zufällig dureb Hrn. A. Braun es 
habe bereits jemand die gleiche Idee gehabt diese 
beiden Pflanzen zu vereinigen ; ; ich bin daher sehr 
begierig zu erfahren in wie weit unsre Beobach- 
tungen sich begegnen, und überhaupt was kom- . 
petentere Richter davon halten werden. . 

Treviso im Sept, 1827. : F. Mayer, 


r.lora 


‚oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, 14. Regensburg, am ı4. April 1828. 


I. Deutsche Literatur. 

ı. Flora: Silesiae; scripserunt Friedr. Wimmer 
(Gymnas. Fridr. Vratisl, Collega) et H. Gra- 
bo.wsky (Pharmacopoeus Oppoliensis). Pars 
prima Cl, I— X. cum tabula Uhograpt on 

; Vratiglaviae apud Guileim. Th. Korn. 1827 

.. 446.8. 8° Zn 


Bee; 'ernpfindet allemal ein IARESSEN 
gen, wenn ibm eine neue Provinzial - Flora unter 
die Hände kommt, weil er den Werth derselben, 
in der Voraussetzung, dafs der oder die Verf. die 
betreffenden Gewächse im frischen Zustande un- 
tersucht, zu wiederhohltenmalen beobachtet und 


ihre Wohnorte an Ort und Stelle selbst er- 


forscht haben, a priori zu schätzen weils, des 
Nebenumstandes nicht zu gedenken, das jedes die-' 
ser Werke’ einige schlummernde Talente weckt 
und damit immer neue Priester der Flora gebil- 


det‘ werden. Hätte Rec. in- seinen: Hinaben - Jah- 


ren ein ‘solches Buch von seiner Vaterstadt vor- 
gefunden, so würde er öhrie Zweifel zehn Jahre 
früher sich der Botanik gewidmet und dadurch 


‘oO 


210 Bu 


für seinen Theil Gelegenheit gefunden haben, ei. 
nen der pflanzenreichsten Distrikte des deutschen 
Yaterlandes’ nicht ohne Interesse zu durchwan- 
dern, was ihm wahrscheinlich jetzt auf immer ver- 
sagt seyn .dürfte, 
Wenn wir uns im Vorstehenden veranlafst 
sahen, schon im Allgemeinen ein günstiges Urtheil _ 
über eine Provinzial-Flora zu fällen, so hat uns 
die vorliegende noch auf mehrfache Weise dazu 
in Anspruch genommen,’ Die Arbeit von Män- 
nern die für ihren Gegenstand ‘mit eben so yiel- 
Enthusiasmus erfüllt, als‘ mit. Kenntnifs Für den- 
selben bereichert sind, und den Geist der Wis- 
senschaft inne haben, kann nicht mittelmäfsig seyn, 
und muls zu grofsen Erwartungen berechtigen, = 
‚Ausserdem ist eine Elora von Schlesien, wie schon‘ 
ein anderer Rec. in diesen Blättern geäussert hat, 
um so erwünscebter, als ‚dies Land von bedeuten- 
den Bergen 'begränzt, und mit manchexlei Grund . 
und Boden begabt, Mannigfaltigkeiten darbietet, 
die auf.die Vegetabilien desselben nicht ohne Ein- 
flufs bleiben können. Auch ist begreiflich, dafs 
in einer jeden neuen Flora, die Irthümer der äl- 
teren, Berichtigungen und Erläuterungen finden. 
Boch wir wollen versuchen, unsern Lesern, durch 
Aushebung einiger Stellen der Vorrede, die An. 
sichten der Verf, darzubringen, und, durch. nähere . 
Angaben. aus dem Buche „selbst. unser Urtheil zu 
reehtfertigen. . 2, gi 
„Disposuimus Stirpes. patriae "nostrae syıte- . 


“ 


‘ 


211, 


mäte Linneano, mutatis 'jis, quae: mutanda "esse 
aetatis nostrae docti fere consentiunt,-in hae ipsa 
re optimos secuti auctores, : Generum .eam potis- 
simum curam gessimus, uf non Omnia recenter ex- 
structa adoptaremus, sed quae admittenda, quae 
reiicienda essent, ipsi dijudicaremos. . Characteres 
eorum essentiales tantum exhibuimus, quum ejus- 
raodi Flora, ut nostra est, potissimum speciebüs, 
quae sunt naturae, cognoscendis inservire debeat, 
generum vero quae ab hominibus sunt detecta et 
partim inventa, accurata cognitio aliam operam et 
longiora auxilia requirat. . . . . Quod ad species 
earumque äifferentias adhibet, duplex fere est‘ra- 


‚tio quam hujus aetatis docti sequuntur. Quorum 


quidem ii nobis semper valde peccasse visi sunt, 
qui suarum observationim nimii amatores novas, 
ut vocabulo perapto utar, fabricare species stu- 
dent; neque latet nos, ‘quod apud multos eam non 
effugiemus reprebensionem, quod nimium alteram 
rationem secuti simus, quae disjuncta conciliare 
et conjungere amet. Sed quae hac de re plura 
et longiora essent disputanda in alium locum di. 
stulimus ; monitos tantum esse lectores volumus 
nos hae.in’re nihil temere fecisse, sed- ‘quiequid 
novi. protulimus et mutavimus observatione niti, 
quae quum deesset libere sumus inseientiam con- 
fessi. Ante omnia autem studuimus ut quam ac- 
curatissime omnes a nobis observatas' varietates 
vel formas pröponeremus..quas immerito vulgo 
negligi et flocci haberi putamus. Üt enim multum 


02 


212 


«sonferunt.ad cognitionem probam et idoneam spe- ' 
‚eierum, itd quandam faciunt hujus studii quod .eir. 
«a cognoscendas desceribendasgue stirpes versatur, 
conjunetionem cum interiore scientia,, quae plan- 

‘tarum naturam structuramque sive. physiologiam; 
'quam vocant, attingit, 

Die, nach dem Linneischen Systeme aufge- 
zählten, Pflanzen sind zuförderst nach ihren Ord. 
nungen tabellarisch, mit den eigenthümlichen Cha. 
‚rakteren, "verzeichnet, ‘wovon nachstehendes zum 
"Beispiele dienen, und aus welchen die Zweckmäs. 
‚sigkeit des Plans der Verf., auf Bestimmtheit und 
Kürze gegründet, hervorgehen mag, 


| Cl. I. Diandria, ZZ 
Ordo I. Monogynia, 
a. Flores incompleti. 
Perigonium monophylium, Utrr- 
calus 1-2. spyorms . .. .. Lemna, 
Perig. nullum. Nux eompressa 
‚spice alata » oo. 20,» . Fraxinus 
b. Flores completi. _ Zu 
& Fruotus tectus. . oo. 
Corolla infera regularis e 00. Ligusirum. 
irreguläris quadrifida, lacinia in- 
Ama angustiore . 2... . „"Veronicd., 
quadripartita, bilabiata . ., . Gratiola, 
. bilabiata, calcarata, cal, 5hdus Pinguieula.- we 
; personata, calcarata, cal. die 


Phylu 0 a. 'n Uirieularia. \ 


$ 


213: 
R. ‚Fruetus. nudus.. „ DER Ba 
‚Corolla irregularis auaduihdes lobo« 


superiore emarginata: We. E Lyoopü.. } 
‘ bilabiata. Anthom bieomais‘ ee „Salvia. 
: „Lemnan.n.ew de 


Perianthium spathaceuim inembranaceuni;: ‚Ann. 
therae biloculares.. Stigmä patelliforme, .. ‚Urrieu- 
lus submonospermus (Najades»Spreng.).: vo 

ı. Lemna tricules L. dreifache Wasserlinss:, 
foliis. petiolatis lanceolatis. proliferis: „Lin. Spee.: 
pl. p. 1376. Maithuse. Enum, 245. Krök. Sil.-p. 20.. 
Cent pl. Sil. 8. : In aquis et fossis. Jun. Ol we. 

. Bei den Trivislnamen. ist: das Prioritätsrecht: 
gewürdigt und der Name des Autors beigesetät;. 
neue.oder seltene ‚Pflanze sind, , neben‘ den Dia. 
gnosen, noch- durch’ vollständige Beschreibungen; 
erläutert; letztere: bei: gemeinerh mehrioder: we« 
niger abgekürzt, aberall-aber ist die. ‚Natur- zum. 
Vorbilde: gewählt worden. u" a iatepfn 

Mit grofser Sachkenntnifs sind Unteraxten und. 
Modificationen ausgeschieden. und. kenntlich'ige«. 
macht;. erstere durch Nebenberiennungen :und:Nes, 
bencharaktere.; letztere ‚durch” Buchstaben;..und. 
kurze: "Andeutungen. Dieses so wohl, als eine zeit-. 
gemälse, ‚Aufstellung der ‚Gattungen, dürfte nicht, 
wenig .zu einer wünschenswerthen Vebereinstim- 
mung in allen ähnlichen Schriften beitragen. 

‘ Nach diesen. allgemeinen. Darstellungen mag; 
es uns. erlaubt seyn noch. einige 'Einzelnheiten. 
auszuheben, um dadurch den Lesern :die Ueber- 


Da RG 


21% . 


ı 


zeugung su geben, dafs diese Flora sehr reich 


an nützlichen Bemörkungen sey und als Muster- 


buch angesehen werden. könne. 
‚Veronica maritima wird .als eine schmahlblät- 


trige Varietät von F. longifolia angegeben; auch 


V. media‘'sey zweifelsohne davon nicht verschie- 
den; auch. nicht'in: Schlesien gefunden worden, 
P. incana Hrok. sey:nur ein Monstrum von P. 


spieatä.... Die ‚hier aufgeführte Peronica alpine 


scheint.suns nicht: die: ächte Art dieses Namens, 
sanidern. 'P.. iniegrifolia Schr. zu seyn... P. Bux- 
baumii ‚Ten. ist mit Recht als eine ursprüngliche 
deutsche Pflanze bezeichnet, die überall. ge- 
mein ists © Er 
-..iPaleriana saxatilis Firok. ‚wird. zu 7. dioica 
gebracht. und darf also aus‘Schlesien ‘nicht mehr 
zu der ächten Pflanze: citirt werden... Crocus: ver- 
nus=-:Corollae-violaceae:apud nos, bestätigt Trat- 
tinnicks Ansicht, dafs die: Varietäten dieser Art 
nie‘ untereinander':wachsen.: Dagegen kommen 
Gladioliscommunis und imbrieatus L. (Gl. neglectus 
Schult;) untereinander. vor; werden aber sehr be- 


stimmt: für ächte Arten- erklärt, Seirpüs, uniglu- 


mis wird zwar als Art- aufgeführt, aber doch für 
Abart erkannt. Seirpus 'ovatus Ehrh. lege Roth: 


““  Agrostis rupestris All: wird, nach DeG; und 


Hochs Vorgange, als die ächte Pflanze dieses Na« 
mens, ‘und nicht als alpina, die im Riesengebirge 
nicht wächst; hergestellt, und damit eine Note in 
Schrad. fl. germ.:202. berichtigt, Koeleria glauca, 


Kr 


afs 
die in der Enumer. als Varietät aufgenommen, 
ist als selbstständige Art wieder hergestellt wor- 
den, Von Myosotis . sind. die meisten deutschen 
Arten, bis auf M. laxiflera 'und strigulosa Reichb: 
die zu palustris gezogen ‘werden, als selbststän- 
dige anerkannt. Eine Note, zu leichterer Unter- 
scheidung der Arten dieser Gattung, wird den 
Liebhabern derselben angenehm seyn: „Bonam 
ad dignoscendas species hujus generis affines n0- 
tam praebet styli longitudo qui nuces nune 'non 
sequat (M. arvensis et sparsiflora), nunc aequat 
(M. hispida caespitosa et intermedia), nunc ca- 
Iycem dimidium aequat (M. sylvatica, alpestris), 
nune ‚ealycem. aequat vel paulum superat (M. pa- 
lusiris et versicolor).. “ \ : 
Pulmonaria azurea Bess. die einst. ‚als ‚eigne 
Gattung angesehen wurde, ist hier eine schmal- 
blättrige Varietät von P. angustifolia L. Andro- 
sace Chamaejasme Wulf. wird mit A. obtusifolia 
als identisch erklärt. Bekanntlich sind die Mei- 
nungen hierüber noch getheilt. Dasselbe gilt von 
Iysimachia paludosa, die hier als Varietät bei L. 
vulgaris steht. Zu Campanula rotundifolia wer- 
den C. linifolia und pusilla Haenk. ebenfalls als 
Abarten gezogen, was bis jetzt noch unsern eige- 
nen Ansichten entgegensteht; dagegen pflichten 
wir den Vfen. bei, wenn sie €. Thaliane Wallr. 
wieder zu C. boroniensis L. bringen. Hyoscymus 
agrestis W. K. soll von H. niger nicht specifisch 
verschieden seyn. Die Gattung Viola ist sohr 


‘ 


216 


fleifsig, und ganz mit unsrer Ansicht, übereinstim. 
wiend, bearbeitet. Eben so erscheint uns die Ver. 
einigung von Chenopadium viride und album ganz 
zweckmälsig. 

Die Dolden. 'sind nach Hochs neuester An. 


ordnung rangirt. Unter ihnen ist 'Cicuta angusti-.\ . 


folia wahrscheinlich eine sehr gute Art, dagegen 
mag Pimpinella © dissecta als Abart bestehen können, 
Die Gattungen. Junceus und Luzula sind ge- 
® 
twennt und ihre. Arten sehr gut unterschieden. 
‚ Bei J. ist.es merkwürdig dafs. der. sonst gemeine \ 
J. obtusiflorus Ehrh. in Schlesien zu fehlen scheint, 
Bei Luzula spadicea ist das beigesetzte L. ver. 
muthlich ein Druckfehler. Die Angabe des Wohn- 
ortes in M. et K, deutscher Flora wird dahin be«. 
richtigt dafs sie auf der Babin Gurra,. nicht auf 
dem Riesengebirge wachse. Ob aber die "hier 
aufgestellte Art die wahre Pflanze dieses Namens, 
oder die vermeinte Abart y. die geglättete in M. 
et Koch deutscher Flora sey, lälst sich darum nicht 
entzifern, weil die Vfr. das unterscheidende Kenn- 
zeichen ‚, vaginis ore barbatis, dafs sich bei erste- 
ver Art allzeit, bei letzterer niemals findet, mit 
Unrecht als veränderlich angeben. "Lizula sudetica 
FWilld. erscheint hier als var, $. nigricans, von Z, 
campestris. Rumex arifolius All. wird als Varielas 
d. zu R. Acetosa gesetzt; desgleichen Yeratum Lo- 
bellanum zu F. album. Das hier aufgeführte Epilo- 
bium angustissimum Ait. ist ohne Zweifel die ächte 
Pflanze, obwohl der Wohnort zu E. rosmarini- 


“- 


I I a 


Jolum Häenk. hinzudeuten scheint. Zu E. ‚eriga- 
nifolium ziehen die Vie. 'E. alsinagfolium. 'nöch 
mit einigem Zweifel, weil "äs Beschreibung nicht 
genau zutreffe. an 
Arbutus Uva ‚Ursi hat den Namen Arclösta- 
phylos offieinalis, nach Ädanson, erhalten. _ Von 
Pyrola sind alle deutsche Arten aufgeführt. ‚Alsine 
media L. koramt als Stelläric media Smülh, 1 in der 
10ten Klässe vor." NE 
Zu, den seltenen Gewächsen des Bezinkö? die: 
ser Flora rechnen wir Peronida integrifoliä‘ "ind 
bellidiöides, Yaleriana 'tripteris, _ Montia minor; 
Rhynchospora Fusce, Cperüs Michelichais, Eriopho- 
rum et Phleum alpinum,, „Agrostis üpestris,‘ ' Pöß 
laxa, aspera, et hybrida, Festuca varia,' "Seubiosd 
lueida, Asperula rivalis, "Alchemilla fissa, Androsaöe 
Chamaejasme, Primulu minimie, "Soldanella | alpina, 
Campanula barbata, Lonicera nigr a, Rhamnüs’se! 
wahlis, Evonymus verr ucosus, Ribes petrasum et dl: 
pinum, Viola biflora, Thesium'alpinum, Swertia 
perennis, Gentiana punstala; "Phyteuma' Hallert, 
Dondia: Epipactis, Laserpitium Archangelica et’ jru- 
tenicum, Meum Athamantiicum et Mutellina, :Pleuro- 
'spermum. ausiriacum, Streptopus: amplesifolie, Jun- 
ceus trifidus,.: „Luzula spadicea, Rumex alpinus,. Epi- 
lobium trigonum et origanifolium, Ledum palustre, 


'Pyrola media et chlorantha, Saxifraga umbrosa, 


nivalis, .kirculus, bryoides .ed moschata, Gypsophile 
Jestigiate, Cerastium| ‚alpinum , Sedum Rhodiola, 
collinum et rubens. 


Vorzüglich aber sind es zwei neu bestimmte 


m _r 


218 


Arten, die dieser Flora zur Zierde gereichen, näm- 
lich Anihriscus. alpestris et Conioselinum Fischeri, 
die. durch Charaktere und Beschreibungen kennt- 
lich‘ gemacht werden. Die erste Pflanze ist nach. 
M...et H. Deutschl. Flora, Chaerophylium alpinum. 
Yill, und eine blofse vavietas alpina von Anthris- 
cus sylvestris Hoff. (Chaeropkylium_ sylvestre L ) 
die aber nun von den Vfrn. als eigene Art, mit 
nachstehender Diagnose, aufgestellt wird: Folüs 
bipinnatis,. foliolis, ex basi ovata longe. Tanceolatis 
äneisig. vel’ ineiso-serratis,, laciniis oblongo - lan- 
ceolatis acutis dentato.- ‚serratis, umbellis ‚termina- 
jibus: ‚pedunculatis, pedunculis apice 'nudis, frueti- 
bus oblongis glabris rostro quadruplo longioribus, 
stylis gynobasi longioribus. Habit. in sylvaticis 


et: herbidis subalpinis: an der Abendlehne. des 


kleinen, Teichs Im Riesengrunde im Rüiesengebir- _ 
ge; auf der hohen Mense in der Grafschaft Glatz, 
und. am hohen Ball im. Gesenke, ‚Jul. ‚Aug. 2, 
‚ Wenn wir den Vfrn. in Aufstellung dieser. 

Pflanze als eigene Art beipflichten,. so sind wir 
gleichwohl mit Zuziehung der varietas @. fructi« 
bus hing.inde granulatis vel aculeolatis (Chaero- 
phylium nemorosum Bieb. Anthriscus nemorosa 
Spreng. syst.) die wir ebenfalls für. eine gute Art 
halten, nicht einverständen, _ 

\ . Die zweite Pflanze, Conioselinum 'Fischeri, ist 
c. tataricum Fisch. ‚Cat. hort. Gorenk. ‘und wurde‘ 
den Virn. von Koch in litters vermuthlich erst 
nouerlichst, . da dieser sie in seiner. Flora‘ noch 


® 


219: 


nicht aufgenommen hat, als Ligusticum, Conioseli, 
num bestimmt. Die Gattung wird folgendermaas- 
sen charakterisirt: Fructus utringue bialatus, plano 
commissurali- angusto. - Carpellum jugis 3 dorsa- 
libus alatis, 2 lateralibus latius alatis. Valleculae 
multivittatae. - Petala. obgordata lobulo inflexo, 
Die Art erhält, als die einzige bis’ jetzt. bekann- 
te, keine Diagnose, ist aber sehr vollständig 'be- 
schrieben.‘ Habitat in montanis herbidis,, ‘auf 
dem Leiterberge und Heilberge im Gesenke, Jul; 
Aug. 2%. 

‚Diese Entdeckung eines neuen Bürgers unse- 
rer vaterländischen Flora istschätzenswerth, und 
ein Gegenstück des von Hrn, Hladnik auf’dem 
Groskahilenberge bei Laybach.. entdeckten Ligusti- 
cum carniolicum Host. ' ‚Die. lithographirte Tafel 
enthält das  wohlgetroffene Bildnifs des’ verdien- 
ten Jgnatius Seliger, als Beweils der dankba- 
ren Nachkommenschaft, was sehr zu billigen ist, 
Ein Register der Gattungen, das. wahrscheinlich 
dem sten Bande beigegeben wird, hätte füglich 


m schon dem erstern angehängt werden können, 


. Agave ämericana und ‚Sternbergia lutea; als 

neue Beiträge zu Deutschlands Flora. 

Zu Ende des Monats Juli bis beiläufig zur 
Hälfte Augusts blühete in Rovigno ' (Arupinum in 
Jstria) eine hesondere Pflanze, welche von Leu- 
ten dieses Ortes für eine Aloe succotrina gehal- 
ten wurde.. Der Seltenheit des Falles und der‘ 


‚seltenen-Schönheit dieser Pflanze wegen, machten 


N —— 


220 


diese Leute einen Aufsatz, und dieser wurde un- 
ter dem Artikel „Mancherley‘“ in dem Triester 


Beobachter vom 7. August Nr. 29. eingerücht. Es ; 


heifst darin, die Pflanze befinde sich in einem städ« 
tischen Garten, auf einer gegen Mittag, gelegenen 
Anhöhe, ohne den geringsten Schutz gegen Kälte, 


Ihr Stamm habe am ı3. Mai 1827 angefangen sich 


aus dem Mittelpunkt der Pflanze zu entwickeln 
ünd sei bis zum 20, Juli 5 Klafter 4 Fufs und 8 
Zoll gewachsen: sie schlielsen ‘hieraus, ihren ge- 


machten Beobachtungen zufolge: es sey dies eine 


Aloe succotrina. 


" Auf meiner im Monat September nach Istrien 


unternommenen Exkursion, welche besonders die 


Meeresgegenden zur Beobachtung der Algen be- 


traf, und von deren Erfolg ich nächstens, zu. 


gleich mit der gegenwärtig unternommenen Är-. 


beit, Bericht erstatten werde, versäumte ich nicht, 
Rovigno zu besuchen; um daselbst nebst andern 
Geschäften auch diese Pflanze wahrzunehmen. . 


Obgleich die Pflanze nicht.mehr in der Blü« 
the stand, so war doch noch immer ihr Anblick - 


auffallend schön, und voll von Saamenkapseln, 
auf welchen sämmtlich noch die Krone und die 
Staubfäden zu sehen waren.. 

‚ Der Standpunkt der Pflanze war nahe bei ei- 
nem aufgeschichteten Haufen Steine, in dem, am 
höchsten gelegenen Theile des Gartens; der Gar- 
ten lag nahe bei der Stadt gegen Mittag und hatte 


auf der Nord. und WNordostseite einen unbeden- - 


\ 
. 


224 


tenden mit Oliven und andern Obstbäumen be- 
setzten Hügel. 2 
Wie man mir sagte, war die Pflanze ganz 
sich selbst überlafsen, und Niemand weils, dals 
sie eingepflanzt worden wäre, man dürfte sie so- 
nach als wildwachsend betrachten, wiewohl man 
ihren Ursprung dem Zufall zuschreiben. ‚mäfste, 
da nirgends in dieser Gegend eine solche weiter 
anzutreffen ist, ’ un 
Die Pflanze beschattete mit ihren Blättern 
und Ausläufern einen kreisförmigen Raum von 
mehr als 2 Klaftern im Durchmesser. Ausserdem 
folgt hier ihre Beschreibung : . 
Folia radicalia lanceolata, divergentia, nume- 
rosissima, carnosa, ‚canaliculata, glauca, rigida, 4 
pedalium longitudinis et. ultra, 6—8. pollicares 
lata, margine dentato-spinosa, sensim- angustiora 
in spinam lesiniformem fuscam, acutam terminantia. 
Scapus squamosus, squamis aridis, siceis, lignosus, 
erectus, medietati ramosus, ı8 — ı9 pedalium 
magnitudinis, basi 8 — 9 pollicares transyersim 
‘“ erassus. MHami alterni, ramuli capsulas ferentes, 
:erectas ad formam racemi; rami inferiores, lon- 
giores, superiores gradatim angustiores, ‚zegula- 
rem pyramjdem formantes. Flos superus; corolla 
in capsulis exsiccata monopetala, tubulosa, limbo 
partito; filamentis tubo insertis, tubum' valde su- 
perantibus, ‚Capsula oblonga, trigona, secta tri. 
locularis, polysperma; seminihus veniforme - -squa- 
mosis marginatis, 
Man sieht aus (dem angeführten deutlich, dafs 


222 

diese Pflanze nicht zum Genus Aloe gehört, 
wohl aber zu Agave und zwar eine Agave ameri- 
can« ist; ich fand defshalb mich bewogen, um dem 
Publikum ‘den Irrthum zu benehmen, dem zu wi- 


'dersprechen, was der Triester Beobachter damals 


in dem Artikel ‚, Mancherley ‘ gesagt hatte. 

Es interessirte mich, zu wilsen, ob die Saa. 
men reif werden würden, und ich empfahl einem 
meiner ‚Freunde und Kollegen darauf aufmerksam 


'zu seyn. . 
""Als-dieser aber fortwährend unreife Kapseln ab» 


fallen sah, dachte er selbst daran, mehrere von der: 


Pflanze abzubrechen und auf Steinen der Sonnen- 


hitze auszusetzen, welches auch zum Theil seine- 


Hoffnung und meine Wünsche krönte, und unter 
den vielen in einer Kapsel befindlichen Saamen 
wurden mehrere zur Reife gebracht, Einige 


derselben schickte er mir zu, die übrigen behielt . 


er, um zu versuchen, ob sie aufgehen würden; 


dasselbe habe auch ich mir vorgenommen und. 


werde nicht unterlafsen, von dem: Ausgang, dieses 
Unternehmens, Nachricht zu geben. 

Es war dies nicht die einzige interessante 
Pflanze, welche ich bei dieser Gelegenheit an- 
sichtig wurde, denn dicht an den Mauern dessel- 
ben Gartens blühete, zwischen den Spalten der 


daselbst befindlichen Kalkfelsen, auch dmaryllis 


lutea (Sternbergja lutea Fier.), eine Pflanze deren 
Wildvorkommen mich in- Erstaunen setzte, und 
von welcher meine Begleiter sagten, dafs sie sich 


hie und da auf ihren bei der Stadt gelegenen = 


225 


Feldern zerstreuet finde und ihrer leichten Fort- 
pflanzung wegen den Arbeitern beschwerlich falle. 

Dies war noch nicht alles, denn auf den Mau- 
ern desselben Gartens fand ich auch .Capparis spi- 
nosa mit Früchten, wiewohl in geringer "Menge 
besetzt. Ein einziges Exemplar fand ich blühend, 
und diese Blüthe war auch eine verspätete. '' 

Diese Pflanze wurde noch von Niemand als 
Scopoli auf den alten Mauern von Duino gefun- 
den, an einem Orte den ich defshalb oft ohne Er- 
folg besucht habe. *) 

Im April desselben Jahres gelang es mir, an 
den Strafsen, ebenfalls bei Rovigno, die Lycopsis 
JMülleri zu‘ finden, deren Vaterland in der Aus- 
gabe des Systema vegetabilium von Sprengel 
mit einem ? angemerkt ist. (2) L 

Istrien both mir auf jeder meiner Exkursio- 
nen etwas Interessantes dar, ich zweifle daher 
nicht, dals eine kleine Flora davon von Interesse 


seyn würde, 


Triest. Dr. Biasoletto. 


IL. Anfrage 
Valeriana tuberosa Linn., foliis radicalibus 


"oblongis obtusis integerrimis, caulinis pinnatifidis 


linearibus, -corymbo compacto, radice tuberosa. 
Sprengel syst. a. pP 141. 


“\ Dafs Capparis spinosa schon bei Botzen vorkommt, ist 
bekannt; vielleicht war auch die ebenda von Hrn, Zue- 
‚garini beohachtete Agava (Flora 1822. I. 5. 264.) eine 
A. american. ' j E 


22h 


‚Valeriana italica ‚LaMarck, foliis radicalibus’ 
oblongis remote dentatis pinnatisque, caulinis pin- 
natis lanceolatis integerrimis, panicula corymbosa, 
radiee tuberosa, lc. = 

Valeriana ‚pinnatifida Ruiz et Pav., foliis ra u 
dicalibus lanceolatis integerfimis, caulinis pinnati« 
hais, laciniis serratis, floribus corymbosis, radice 
tuberosa, 1. c. 142%, 

Valeriana Dioscorides Smith., foliis -omnibus 
pinnatis, radicalium foliolis ovatis repando- denta- 
tis, Caulinorum Yinearibus, radice tuberosa, le. 

‚Sind diese vier Pflanzen ächte Species 2 

IV. Correspon den. 

Von dem in Brasilien zurückgebliebenen. Na | 
turforscher Hrn. Natterer sind nach langer Er- 
wartung wieder Briefe aus Villa bella vom 28. Mai 
1827 eingetroffen. „Er "hatte das Unglück erfah- 
ren, seinen unzertrennlichen Begleiter, den Jäger 
Socher, am ı3. Dec. 1826. zu St, Vincente, 15. 
Meilen von Villa bella, an einem bösartigen Nerven- 
fieber zu verlieren. Der Verlust. dieses treuen 
Gefährten, der alle Reisemühseligkeiten mit ihm 
getheilt und ihn in allen seinen Leistungen thätig 
unterstützt'hatte, bestimmte Hın. Natterer, seine 
‚Rückreise zu beschleunigen; .er, wollte über den 
‚Guapore und Madiera nach dem Amazonen Strom 
sich wenden, wo er Hrn, von Langsdorf, der seine | 
Farth über den Topajos gemacht hatte, zu begeg- 
nen, und ‚noch in diesem Jahr sein Vaterland zu 
erreichen hofte, - 


Prag, ., \ Graf Sternberg. 


Flora 
oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 18. Regensburg, am 21. April 1828. 
—— I. 


1, Einige botanische Bemerkungen in einem, Schrei- 
ben an Hrn. Prof. Hoppe; von Hrn. Hofrath 
‚Koch in Erlangen. 


Di. schöne Poa aus dem Salzwasser bei 
Triest ist eine Mittelart. zwischen .P, maritima und 
P. distans. - ‘Von ersterer unterscheidet sie. sich 
durch die fehlenden Ausläufer und dadurch, dafs 
sie wie alle perennirenden Gräser mit faseriger 
Wurzel in dichten Rasen wächst; von letzterer 
unterscheidet sie sich dadurch, dals die Rispen- 
äste nach dem Verblühen aufrecht an der Spindel 
“ anliegen, und nicht von der Spindel in einem stum- 
pfen Winkel abgehen und abwärts gerichtet. sind, 
Diese Pflanze erscheint in einer grölsern und in 
einer Eleinern Abart, Letztere hat Müller in 
Istrien gesammelt und der Reiseverein als P. fe- 
stucaeformis ausgetheilt, und von ersterer befin- 
den sich 3 Exemplare im Mertensischen Her- 
barium, 2 wilde aus Dalmatien und ı aus dem 
Wiener botanischen Garten, welche nach dem, ei- 
genhändig von dem verstorbenen Dr. Robde ge- 


Pr 


226 


schriebenen Zettelchen, dieser von Dr. Host 
selbst unter dem Namen P. festucaeformis erhalten 
‚hat. Es scheint aber, dafs Host später eine an- 
dere Pflanze so nannte, und unter diesen Namen 
beschrieb, denn was von der Beschreibung aus 
den Gram. austr. (die wir hier nicht besitzen und 
die ich jetzt nicht vergleichen kann) in R, et $, 
ausgezogen ist, und was dieser berühmte Botani- 
ker im seiner vor kurzem erst erschienenen Flor. 
austriaca von der P. festucaeformis sagt, bezeich- 
net eine Pflanze mit kriechender Wurzel, mit Hal- 
men, welche aus ihren untern Gelenken Wurzeln ° 
und Äeste treiben, und von welchen nur wenige 
kurze aufrecht stehen, mehrere aber von andert- 
halb Fuls Länge und darüber niederliegen, oder 
‚schief aufsteigen, und mit Kelchen und Kronklap- 
pen, welche am Rande gewimpert, und von wel- 
chen die letztern auf dem Rücken steifhaarig Chi- 
spidae) sind. Davon findet sich bei der von Il. 
nen gesammelten und bei der von Dr. Host frü- 
“her mitgetheilten Pflanze nichts. Auch Link in 
seinem hortus regius botanicus.berolinensis, ei- 


‘ nem vor kurzen ‚erschienenen ganz vorzüglichen 
Werke, dessen Fortsetzung ich mit wahrer Sehn- - ' 


‘sucht entgegen sehe, nennt die Po« fesiucaeformis, 
‚gerade wie die Poa maritima, stolonifera, 'erwähnt 
‚aber yon den valyulis ciliatis dorso hispidis nichts. 
Auch diese Pflanze des Berliner Gartens, die mir 
ebenfalls unbekannt ist, kann nicht die von Ihnen 
gesammelle seyn, von Schiede aber, dessen Güte : 


’ 227 
ich eine schöne Sammlung von österreichischen 
Pflanzen verdanke, erhielt ich sie unter dem neuen 
Namen Poa halophila mit der Bemerkung auf dem 
beiliegenden Zettelchen: radix 'minime repens, 
Unter diesem Namen werden wir (M. et K.) sie 
in unserer Flora nachtragen, 'und äuch jetzt wol- 
len wir sie schon P. halophila Schiede benennen. 
Früher glaubte ich hiezu die Glyceri@ capillaris 
MW ahlberg ziehen zu müfsen, von welcher Mer- 
tens einige Exemplare aus Schweden erhielt, die 
aber noch wenig entwickelt sind, und deren Ri- 
‚spen mit ihrem untern Theile noch in der ober- 
sten Blaitscheide stecken. Wahlenberg bringt 
jedoch in der Fi. Suec. p- 60. diese Glyceria ca- 
pillaris zu Poa distans und die Festuca capillaris 
Liljebl., die davon synonym seyn sollte, zu Poa 
maritima, welche letztere er, aber gewils mit Un- 


recht, für eine Abart der P. distans ansieht. Die: 


‚erwähnten Exemplare der Gl. capillaris zeichnen 
sich durch ein fetteres Ansehen und durch gröfsere 
Aehrchen vor der gewöhnlichen Poa distans aus, 
(vielleicht die Einwirkung des Seewassers) so dafs 
ich veranlalst wurde, sie für P. halophila zu hal. 
ten. Wie sie sich nach dem Verblühen verhält, 
weifs ich nicht, aber ich hätte nach nicht ganz 
vollständigen Exemplaren über ein Gras kein Ur- 
theil fällen sollen. Ich will hiemit meinen Hrn, 
Kollegen diese goldne Regel ans Herz legen. 
Link beschreibt im Hortus regius eine Poa 


glauca Fl. Dan, t. 064, die wir auch im hiesigen . 


Pa 


A 


N L__ 7 


N 


] 


228 


Garten kultiviren und die ich jetzt ebenfalls für 
eine gute Art halte, Sie hat im verflossenen Som. ı 


‚mer zum, ersten male geblüht, und sich von den 


meergrünen Formen der Poa nemoralis, die wir 
ebenfalls kultiviren, ausgezeichnet. Sie unter. 
scheidet sich davon durch stumpfere Blüthchen, 
steifere Rispe, durch ein längeres, jedoch wie 
bei Poa pratensis abgestutztes Blatthäutchen, durch 
stumpfere Blätter, vorzüglich aber durch ein breit- 
liches stumpfliches oberstes Halmblatt, welches 
-beträchtlich kürzer als seine Scheide ist, worin 
sich die Pflanze der P. praiensis nähert, von der 
sie sich schon durch die fehlenden Ausläufer, die 
bei jener stets vorhanden sind, deutlich unter. 
scheidet. Die hechtblaue. Farbe macht keinen 
Unterschied, die P. pratensis kommt eben so vor, 
und es sollte mich nicht wundern, wenn man eine 
grasgrüne P. glauca entdeckte. WVas ich hier 
aber über die Kennzeichen dieser Pflanze sagte, 
soll übrigens nicht als genaue Beschreibung gel- 


‚ten; dazu muls ich die verwandten Arten noch . 


einmal lebend vergleichen, wozu ich im verflos- 
senen Sommer keine Zeit, und wegen steter Kränk- - 
lichkeit auch keine Lust hatte. Zu der gegenwär- 
tigen Poa glauca Fl. Dan. gehört die Poa nemo- 
ralis $. caesia unserer (M. et K.) Flora, I. Th. 
$. 619. wir haben aber, als wir diese Abart auf- 
nahmen, auch Exemplare der P. rzemoralis y. da- 
mit verwechselt. Wir folgten bei Anordnung der, 
drei letzten Abarten dieses vielgestaltigen Grases 


ganz der dgrost. helvet. von Gaudin; weil wir 
über diese Abarten keine eigene Beobachtungen 
anstellen konnten, Gaudin aber verwechselt eben. 
falls Formen der Abart y mit $, wie seine Be- 
schreibung zeigt; ihm waren damals die Kennzei- 
chen der P. glauca ebenfalls noch nicht klar. 

Unsere Abart d. cuesia der P. nemoralis mufs 
demnach weggestrichen und als eigene Art, als 
P. glauca Fl. Dan. aufgeführt werden; denn das 
von uns angeführte Synonym aus Wahlenberg 
carpath. gehört nicht hieher, sondern zu P. caesia 
Sm., aspera Gaud., wie aus der Fl. suecica die- 
ses Autors: zu ersehen ist, wo die P. glauca ß. 
‚der Fl Lapp. (die P. glauca Florae Carpathorum,) - 
'zu dieser Pflanze ’gezogen wird. Von P. glauca 
Fl. Dan. habe ich bisher blofs Exemplare aus dem 
Lüttichischen gesehen, sie wird sich aber wohl 
auch noch anderswo in Deutschland vorfinden, 
wenn man einmal auf die oben angegebenen Kenn- 
zeichen achten wird, Die P. caesia Sm. Fl. brit. 
wurde aber, so viel ich weils, bisher noch nicht 
‘in Deutschland gefunden, Bemerken mufs ich 
noch, dafs neben der P. glauca Fl. Dan., eine 
varietas glauca der P. nemoralis unsere war. y. 
fortbestehen mufs, denn die P. nemoralis ändert 
ebenso meergrün ab, wie die ?. pratensis, die P. 
compressa und andere Gräser. ‚Schöne Exent- 
plare dieser P. nemoralis glauoa verdarke ich Ih. 
rem Wohlwollen,.“.. 

Smith verbindet nun in der Engl. Flora, 


De 


DE 


250 


L Th, S, ı28,. seine in der Flora britanica aufge- 


stellte Poa caesia als Abart ß. mit der P. glauca, . 


aerstört demnach selbst sein eigenes Werk; def. 
wegen wollen wir den Namen P. aspera Gaud, 
vorziehen, um nicht fortwährend 'erläuternde Er- 
klärungen der anzuführenden Benennung beifügen 
zu mülsen. 

Ueber die Namen der drei in den niedrigen 


Gegenden von Deuschland vorkommenden Arten 
‚von Festuca mit zweiöhrigen Blatthäutchen und 


faseriger Wurzel, der F..ovina, duriuscula und 
heterophylia Cunsrer Flora) können’ die :Botaniker 
noch immer nicht einig werden. Link nennt im 


Hort. reg. mit Schrader diejenige Pflanze, ‘die 


in unserer Flora Festucz ovina heilst, F. tenuifolia, 


eitirt aber F. ovina Linn., ohne jedoch den Grund 
enzugeben, warum der Linneische Namen nicht, 
‚gelten soll. Die andere gröfsere gemeine Pflan- 


ze, die wir F, duriuscula Poll. nennen, heifst- im 
Hort. reg. nach Schrader F. ovina, (aber nicht 
ovin® Linn.) damit ist die F. valesiaca Schleich. 


verbunden. Der letztern. Ansicht, stimme ich 


jetzt vollkommen bei. 
Wahlenberg in der Flora suecica be- 
schreibt als F. ovin Linn., (wenigstens unter der 


Hauptart, der Abart &.) die F. tenuifolia, unsere ' 

ovina, citirt aber dazu. die F,; duriuscula unserer _ 

Flora und setzt male! hinzu, 
Dieses male ist hier nicht gut. angewandt, denn 


Woahlenberg’s Pflanze, die Hauptart, ist genau 


251 


das, was Schrader tenuifolia heilst, und was wir 
- (mit Wahlenberg) F. ovina nennen, und unsere 
F. duriuscula gehört als grasgrüne Abart zu Wah- 
lenbergs F. glauca. Die Ausdrücke bei F. ovin« 
in der Fl, suec. p. 62: „gramen primarium (die 
Hauptart) fere totum, etiam culmis subsetaceum, 
vix pedale, läfst nicht den mindesten Zweifel, dafs 
hier die F. tenuifolia verstanden sey. Vebrigens 
gab uns gerade Wahlenberg die Veranlafsung, 
Schraders F. ovina in unserer Flora F. durius- 
cula zu beäennen, einen Namen, den wir aller. 
dings nicht hätten wählen sollen, denn es scheint, 
als ob dieser Name zum Theil die Ursache der 
bisher fortdauernden' Verwirrung sey. Wahlen- 
berg hat in der Flora carpathorum eine F\ duri- 
uscula, die er panicula patente et folüs subfilifore 
mibus von der mit einer panicula centracta et fo- 
. liis setaceis versehenen F. ovina unterscheidet. 
Diese F. duriuscule kann keine andere Pflanze 
seyn, als die duriuscula Poll. (M. et. K.) die ovin« 
Schrader et Link. Dies wird noch dadurch ausser 
Zweifel gesetzt, dals Wahlenberg als Abart 9, 
‚anführt: foliis duriusculis glaueis, und als Synonyme. 
‚hinzugefügt: IF. glauca LaMarck illustr. Nr. 1034. 
Schrad. germ. I. p. 322. Bessler Galic. Nr. 122. 
F' pallens: Host. 'gram. 2. p: 63. tı 88. ‚Demnach 
ist: die Abart ©. oder die Hauptart nicht meer- 
grün, und demnach auch ausser Zweifel mit unse- 
rer F.-duriuseula identisch, die ich auch nur für 
eine grasgrüne Abart von F. glauca halte, oder 


| 


252 


umgekehrt, diese für Abart der F. duriuscula, da 
e3 gebräuchlich ist für die Hauptart bei den Grä- 
sern die grasgrüne Form und für die Abart die 


meergrüne zunehmen. Wahlenberg fügt noch’ 
hinzu: „habitat 8. in rupibus calcareis siceissi- - 


mis regionum planiorum et ad radices montium 


alpiumque frequenter ; unde in prata duriora des-. 


cendere et in «. mutari mihi videtur. Letzteres 
verhält sich nach meiner Beobachtung ganz sicher 
so. Auf diese Wahlenbergische Authorität, 


dafs die benannte Abart &, die grasgrüne Form, 


die F. duriuscula der Schrader und Linn&'s sey, 
wählten wir diesen Namen, fügten aber doch, um 


alle Verwechselung zu vermeiden, Pollichii 
hinzu, da Linne in seinen spätern Schriften die’ 
F. heterophylia damit verwechselte, oder vielmehr . 


die auf trocknen sonnigen Plätzen wachsende, 
mit starren Blättern versehene Abart derselben, 
statt seiner frühern F, duriusceula aufführte. Ich 
würde vorschlagen, die beiden Namen F. ovin« 
und F. duriuscule ganz wegzustreichen, erstere 
tenuifolia zu benennen, und letzterer einen neuen 
Namen zu geben, aber das kann nioht viel helfen, 
da die Botaniker.noch ganz und gar nicht einig 
sind, was eigentlich zu jeder der beiden Arten 
gerechnet werden mufs. Um bei den oben ange- 
führten beiden grofsen Botanikern stehen zu blei- 
ben, so stimme ich Link bei, dafs die F. vale- 


siaca Schleich. blols als Abart der F. duriuscula. 


Poll. (ovina Schrad.) anzusehen ist, aber ich stimme 
u 


D 


un mn m nn 


233 


auch Wahlenberg bei, dafs dazu noch die FE 
glauca und pallens mit allen in unserer Flora be- 
nannten Abarten und Formen als Abarten gevech- 
net werden mülsen, obgleich sich mehrere der- 
selben durch den Samen in ihrer ursprünglichen 
Form fortpflanzen, wie unsere Hunde und Katzen- 
racen, unsere Bohnen und Erbsen. Schon als un- 
sere Flora niedergeschrieben würde, war ich die- 
ser Meinung, sie wurde aber nicht bestimmt vor- 
getragen und diese Aeusserung auf eine andere 
Zeit verspart, weil, wenn man zur Gewohnheit 
gewordene einer gewissen Authorität genielsende 
Dinge angreift, man das ganze Publikum an den 
Hals bekommt; und in der Botanik geht es ‚ge- 
rade so wie anderwärts. Die F. duriuscula der 
Flora carpathorum hat Wahlenb erg in der Flora 
suecica weggelafsen. 

Die F. duriuscula der spätern Linneischen 
“Schriften, die auf einem sonnigen nicht beschat- 
teten Orte wachsende F. heterophylla, wird nicht 


im Berliner Garten kultivirt, auch Waklenberg. 


erwähnt ihrer in seinen Schriften nicht, sie ist 
wenigstens in vielen Gegenden eine seltene Pflan- 
ze, in vielen gar nicht zu Hause. . 

ı Was aus der Festuca. alpina, Halleri, violasen 
und rigrescens im Garten werden kann, weis ich 
noch nicht. Alle Gräser, welche aus den Ballen ei- 
nes Transportes von Alpenpflanzen, die ich vor 2 
Jahren aus den Salzburger Alpen erhielt, hervor- 

. sprofsten, pflanzte ich auf eine Rabatte. Was nir 


254 


im ersten Jahr F. nigrescens schiefi, ist im zweiten 
zu F. rubra geworden. Andere Stöcke haben im 
verflossenen Sommer noch nicht geblüht. Durch 
das ebengesagte will ich jedoch nicht behaupten, 
dafs die F. nigrescens eine auf Alpen vorkommende 
Form der F. rubr& sey, dieses erfordert eine 
gründlichere Untersuchung. 


II Bemerkungen über Iris florentina, und Mentha 
sativa L.; von Hrn, Prof. Tausch. 


. Untersucht man die älteren im Systeme auf- 
gestellten zweifelhaften Arten genauer, so findet 
man den Grund davon meistens darin, dafs eben 
diese Pflanzen der grofse Linne selbst nicht ge- 
nau kannte, und dieselben blofs zu Folge der äl. 


teren Synonymie annahm, und daher auch weniger . . 


genau charakterisiren konnte. So verhält es sich 
- auch mit der Iris florentina und Mentha sativa, . 
Geht man bei allen derlei Pflanzen auf die älteste 
Synonymie zurück; so lafsen sich meistens alle. 
"Zweifel hierüber lösen. | 

Obwohl man in allen Gartenkatalogen die L. 
‚florentina verzeichnet findet, so ist die.darunter’ver- 


standene Pflanze keine andere, als die in Plenk’s - . 


Of. Pfl. t. 35. vorgestellte, deren Wurzel zu ver« 
‚schiedenen Jahreszeiten ausgegraben und getrock«-, _ 
net immer weich, fast schwammig, und von der 


harten schweren geruchvollen in Apotheken ver- 


käuflichen Veilchenwurz sehr verschieden ist. An- 
dere Versuche belehrten mich, dafs unter allen - 


2a 


den in’ unsern Gärten vörkommenden Arten nur 
die Iris pallida Lam. eine der verkäuflichen Veil- 
chenwurz vollkommen gleiche VWVurzel besitze, und 
dals man daher auch einen tüchtigen Grund habe, 
selbe für die wahre I. florentina officinarum an- 
zusehen. Vergleicht man aber die im hortus 
Eysteit., der nebst C. Bauh. pin. als die einzige 
Quelle dieser Pflanze anzusehen ist, gegebene Ab- 
bildung und kurze, aber sehr gute Beschreibung 
der I. florentina mit der I: pallida (I. illyrica hort. 
Eystett.); so ersieht man auch wirklich, dafs er- 
stere nur eine weilsblühende Varietät der I. pal- 
lida ist, die sich. zu einander gerade so verhal- 
ten, wie die 'weifsblühende I. „florentina Plenk’s (d. 
‚florentina, ß. Linn.). zu der in Gärten häufig vor- 
kommenden I. hortensis latifolia C. Bauh. (T. hor- 
tensis Tausch.), die man gewöhnlich. aber falsch 
als I. germanica (Plenk Of Bf. t. 34.) kultivirt. 
Es wird sich demnach die Synonymie auf folgende 
Art ordnen lafsen. 

Iris florentina: (illyrica): barbata; caule mul. 
tiflloro foliis altiore; floribus subsessilibus, spatha 
arida .(alba) biflora, perigonit laciniis subconcolo- 
ribus planis: reflexis rotundato -spathulatis, tubo 
longitudine germinis sulcati. . 

T. dilute coerules involucro albo. Tab. hist. 
1035. ic. I. Bauh. hist. 2. 716. ic 
. I. illyrica Besl. eyst. vern. ord, 3. fol. 4. 35 

C. Bauh: pin. 31. 
I. major latifolia III. et IV. Clus. hist, 1. 218. 


236 - 


I. hortensis pallide coerulea. C. Bauh. pin. 31. 

I. dalmatica major el damascena polyanthos. 
C. Bauh. pin. 31. 

- I. hortensis latifolia violacea. Knorr del. t. L.1. 

I. pallida Lam. ene. 3. p. 282. Wüld. pR0: 1. 
230. ‘Red. Lil. 7. t. 366. 

I. pallideooerulea Pers. syn. pl. 1. p. 51. 

I. odoratissima Jacg. Schoenb. 1. pP 5.60. 

ß. minor. . 

I. horiensis pallide coerulea involuero albo minor. 
Tourn? inst. 358. 

I. major latifolia XXIV. Chus hist. 1. P- 223. 


I. peregrina odore Oxyacanthag, C. Bauh. pin, 31. 
Y. alba: perigonii Jaciniis reflexis lacteis, ere- _ 


tis niveis, (Besl ) 

I. florentina. Besl. eyst. vern. ord. 8. Fol 4 
f- 2. (e. ic. et * bon.) 

I. alba florentina. C. Bauh, pin. 31, Moris. 
hist. 2. p. 351. 4.6.5. f. 5. 


I. florentina ‘«. Linn. spec. 55. (excl, syn. Mill. 


ad I. ochroleucam spect.) 
Die Wurzel ist von allen Arten die grölste, 


die Blätter die breitesten, und die Blumen die, 


wohlriechendsten. Die obern Blumen sind auf- 


sitzend, die untern kurz gestielt. Die weilsblü« - 


hende Varietät scheint aus den Gärten ganz ver- 
schwunden zu seyn, und die verkäuflichen Wur- 
zeln, die vorzüglich aus Illyrien und Dalmatien 
kommen sollen, rühren höchst wahrscheinlich auch 
nur von der blaublühenden her. I. florentina Re- 


237 
doute Lil. 1. t. 23. scheint wegen der krautarti- 
gen Blumenscheide nicht hielier zu gehören, 

Iris hortensis: barbata; caule multifloro foliis 
altiore; floribus pedunculatis, spatha marcescente 
ı-flora, perigonii laciniis discoloribus oblongis 
crenulatis erectis undulatis, tubo germine 3-gono 
striato longiore, 

I. latifolia vulgaris eoerulea. Besl. eyst. vern. 
ord, 8. fol. 5. f. 2 

I. latifolia major vulgaris obsoleta Clus, hist, 
1. p. 224. 


I, hortensis latifolia, C. Bauh. pin. 31. Finipk. 
Cent. 


I. germanica. Plenk, t. 34, Vahl erium. 2. p. 126. 
ß. alba : perigonü laciniis reflexis lacteis, 
erectis niveis. 
I. sativa floribus niveis Matth. comm. 
I. nostras vulgaris candidis floribus Lob. ie. 59. 
I. alba et florentina. Tab. hist. 1034 — 1035. 
I. hortensis alba germanica. C Bauh. pin. 31. 
‚I. flore albo. I. Bauh. hist. 2. 719. 
I. latifolia major vulgaris alba, Clus, hist, 
1. 224. 
- I. alba florentina. Knorr. del. t. L. 7. 
I. florentina Plenk. t. 35. Blakw. &, 414, 
I, florentina Q. Linn. speo. 55. - 


Mentha sativa, die ich durch viele Jahre im 
Graf Ganalischen Garten, aus dem sie auch an 
andere Gärten abgegeben wurde, beobachtete, ist 
eine höchst ausgezeichnete Art, die man nach 


238 


Geruch und Geschmack leicht ‘für eine der edel. 
sten Münzen ansehen mufs, und die die Alten 


eben defswegen M. saliva prima, auch wohl co-- 


rona Veneris nannten, und von der M. crispa L; 
(M. sativa aliera) gehörig unterschieden. Be- 
rücksichtigetman die Synonymie von Linn; so 
ist kein Zweifel, dafs er diese unsere, wie es 
scheint, sonst in Gärten sehr gemeine, später 


aber seltener gewordene Art meinte, obwohl die 
‚Diagnose, da Linn selbst die Pflanze nicht 


kannte, nicht ganz treffend ist. Desto glücklicher 
war C. Bauhin; dehn eine trefflichere Phrasis, 
als er gab, findet man im ganzen Pflanzensysteme 
nicht, und es-ist kein Zweifel, dafs unsere Pflan- 
ze die den Alten wohl bekannte M. sativa ist. 


Mentha sativa: floribus verticillatis, calycibus: 
hirsutis;5 folüis petiolatis cordatis nudulatis caule- 


gue decumbente villosis. 
mM. sativa prima, Fuchs hist, 2 288. ic, bom. 
M. prima, Dod. pempt. 05. i 


M. vulgata serpens rolundiore fotio pulegü Sore. 


Lob. adv. 218, hist. 271. 
M. cruciata Lob, icon, "807. .n 
M. sativa crispa. Dalech. lugd. 671. ia 
M. cerispa verticillata C. Bauh. pin, 227. "Besl, 


eyst, aest. i. 5. f. ı. Rai hist. 'ı. p. 531. Tourm 


inst, 180, 


.  M. erispa verticillata Folio rotundiore I. Baul 
hist 3. p. 215. 


M. erispa, Park, theat, 32. ic. 
M. sativa Linn. spec. ed 2. 805. 


’ 259 

Das Vaterland ist. so wie von der M. crispe 

L *) unbekannt; beide wurden von den ältesten 
Zeiten her in Gärten gepflanzt, wovon aber die 
erstere später fast gänzlich verlohren gieng; denn 
schon Rai gesteht, dafs man zu seiner Zeit diese 
Pflanze nicht kannte, Morison gab mit ihrer 
Phrasis die MM. rubra Sm. Miller gedenkt ihrer 
nicht einmal. In den neuern Zeiten stellte Smith 
eine M. sativa auf, von der er aber selbst muth- 
masset, dafs sie von der M. hirsuta nicht hinläng- 
lich unterschieden sey. Von späteren Autoren, 
die diese Pflanze als wildwachsend beschrieben, 
und sich die. M. sativa Flor. dan. t. 794, die 
nichts anderes als M. arvensis L. ist, zum Vor- 
bilde nahmen, karin hier keine Rede seyn. Diese 
Art hat eine weit mehr kriechende Wurzel, als 
lie übrigen; denn die Ausläufer derselben sind 


3 — 4 Schuh lang. Der Stengel ist sehr ästig, 


kurz, und am Grunde liegend, Die Blätter ha- 
ben die gröfste Aehnlichkeit mit denen der M. 
erispa, nur sind sie gestielt, und die sehr kleinen 
Blumen sitzen in dichten kopfförmigen Quirlen 
in den Blattachseln. In Hinsicht. des .Geruches 
und Geschmiackes übertrifft sie die IM. .crispa an 
Vortrefflichkeit bei weitem. ' 


*) Obwohl man das Vaterland der M. erispa in Sibirien, 
Schweiz und Deutschland angiebt; so findet man dies 
uUngegründet, wenn man über die ersteren weiter nach- 
sucht, und was Deutschland betrifft, so wird darunter 
die M. herejnica verstanden, die aber von der crispa 
genugsam verschieden, und in unsern Gärten auch satt» 
sam bekannt ist, 


0 


240 


. .M. dentata Moench unterscheidet sich durch . 
den unbehaarten Stengel und Blätter, die eiför- 
mig, und fast lang zugespitzt sind, durch gewim. 
pexte länger gestielte Blumenkelche, und durch 
einen Zwar starken, aber fast widerlichen Geruch, 


DM. Correspondenz. 


».... Noch angenehmer war mir aber die 
Nachricht, dafs Sie und die verehrte Gesellschaft 
ich bereitwillig der Aussaaf meiner Bastardpflan- 
zen ‘unterzogen haben, und, dafs Sie zu Ende . 
‚dieses Jahres so gütig seyn wollen, die Resultäte 
Ihrer Beobachtungen bekannt zu machen. Mir 
ist dieses von hohem Werthe, denn man’ fängt‘ 
schon an von Entarten zu sprechen. Entartet 
ist streng genommen ja jeder Bastard, und wenn. 
man es so nimmt, so kann der Mulatte, beson- 
ders aber mulus und hinnus, entartet genannt wer- 
den. Ein anderes wäre es, wenn meine Bastard- 
pflanzen nur von der mütterlichen Form abge-. 
wichen wären, und nicht die Kennzeichen des 
Vaters dabei bösässen. In meinem Briefe an den 
Hrn. Prof. Hoppe habe ich schon einige Saamen 
übersandt, und sende einliegend noch einige, die 
gewils auflaufen werden; ...Meine Abhandlung *) 
wird in Berlin, mit Noten\von Hrn. sch. Rath 
Link versehen, abgedruckt werden. ...,- 

Braunschweig. AF Wiegmann Dr. 


*) Die ‚von der Berliner Akademie gekrönte „Preisschöft | 
über die Bastarderzeugung, Die Red, 


Flora 


oder \ DE 


Botani sche Z eitung: 


Nro, 16. Regensburg, - am 28. April 1828. 


J. Einige Bemerkungen über den Bau der Pflanzen, 
besonders im WVergleich mit dem der Thiere; 
von Hrn. Prof. Ritgen in Giefsen. 


D:. Eigenthümlichkeit alles Lebens ist freie 
Selbstäusserung. Dieser Drang nach selbstthäti- 
gem Bestehn kommt in den’ verschiedenen Rei- 
chen der: gesammten Natur verschiedentlich zu 
Stande: am unvollkommensten in der 's. g. todten, 
am vollkommenster in der s. g. lebenden Na. 
tur. In der lebenden Natur ist wiederum diese 
Steigerung der freyen Selbstbestimmung, welche 
erst mit der gelingenden willkürlichen Bewe- 
gung, mit der äusserlich gesonderten Abgeschlos- 
senheit des betreffenden Einzelnwesens und mit 
‚dessen innern Einigung ihr Höchstes erreicht, 
eine niedere und höhere. In der Pflanzenwelt 
gelangt nämlich die Selbstbewegung nur zu ge- 
ringen Aeusserungen 2. B. dahin, dafs die Pflan- 
ze sich aus dem Samenkorn oder der Enospe in 
Stamm,-Aeste, Zweige, Blätter, Blumen allmälig 
entfaltet; dals die freyen Theile des Gewächses. 
sich dem Lichte entgegenwenden; dafs die Ran- 


2u2 ö 


ken sich an fremde Gegenstände anschlingen; dafs 


die Staubfäden mitunter ihre Staubbeutel der Narbe 
annähern; dafs die Staubbeutel und die Samen- 
kapseln von selbst aufspringen; dafs manche Pflan- 
zen, z. B. einige Mimosen, ihre: ausgestreckten 
Blätter auf äussere Reitzung oder periodisch sen- 
ken oder erheben u, 8. w. Indessen. kommt es 
in der Pflanzenwelt doch nie zu einem willkür. 
lichen Ortswechsel, geschweige denn zu andern 
höherri Aeusserungen freier Beweglichkeit. In 
Ansehung der räumlichen Selbstständigkeit, als 
eines völligen gesonderten Abgeschlossenseins, 
hat es die Pflanze noch nicht weiter gebracht, 
als dals dieselbe von dem mütterlichen Boden der 
Erde oder einer andern Pflanze mit ihrem bei 
weitem grölsern Umfange sich abzusondern ver- 


mag; indessen bleibt sie dennoch stets durch den- _ | 


jenigen Theil damit’ verbunden, den man die Wur- 
zel nennt. Diese Verbindung mit dem mütter- 
lichen Boden besteht theils in mechanischer, 'theils 
in stoffiger Beziehung, indem die Pflanze vom 
Boden ‚so wohl getragen und gehalten wird,- als 
auch von ihm aus wenigstens die gröbere Nah- 
rung unmittelbar erhält. Dagegen ist in der 
Thierwelt der freye ‚Ortswechsel,. so wie höhere 
willkürliche Bewegung . "bei allen höhern Thieren 
gegeben; auch kleben. nur wenige der niedern 
Thiere an dem Boden fest und beinahe alle er- | 
halten.ihren gröbern Nahrungsstoff nur mittelbar, 
meistens nach, vorheriger Umwandlung in Pflan- 


245 


zen oder Thiere, yon. der Erde. .Zur höchsten 
Vollkommenheit kommen indessen alle diese Vor- 
züge erst im Menschen. In Ansehung der innern 
Abgeschlossenheit oder Einigung erreicht wieder- 
um nur der Mensch das Maximum. In den Thie- 
ren mit grolser Hirnkommissur, ferner in denen 
ohne grofse Hirnkommissur, sodann in denen, 
welche statt des Gehirns mit blofs zerstreuten 
Ganglien versehn. sind und endlich in denen, wo 
kein Nervengebilde gesondert von dem übrigen 
gleichartigen Bestande aller Theile zu unterschei. 
den ist, nimmt die innere Einigung stets mehr 
und mehr ab, so dals zuletzt die einzelnen Theile 
eines. Thiers beinahe als eben so viele einzelne 
'Thiere. nahe neben: einander. leben: so schwach 


ist nur 'noch der Verband der Theile zur. Ge- 


sammtheit eines einzigen Thies. In der Pflan. 
zenwelt aber besteht diese Aggregation der ein- 
zelnen Theile mit schwacher Einigung zum Ge- 
sammmtleben des Pflanzenindividuums noch mehr 
als in der niedern Thierwelt und gerade bei den 
höbern ‘Pflanzen nimmt dieses Verhältnils zu; so 
dafs dieselbe den eigenthümlichsten innern Cha- 
zakter ‚der Pflanzenwelt ausmacht. Bei den 
Pflanzen besteht eben so wenig eine gesonderte 
Nervenbildung ' wie bei den niedersten T'hieren. 
Es fragt sich aber, ob die Pflanzen nicht etwas 
besitzen, welches dem Nervensystem im weitesten 


"Sinne des VWVorts ‚entspricht. . Es ist der Anfang 


jedes durch. Zeugung. entstehenden Thiers eine 


. Q2 | 


EG 


hl 


gestaltlose breiige Mafse, welche, durch die Ner- 
venwirksamkeit der Zeugenden vermittelt, eine 
Befähigung zur selbstständigen Entwicklung. in 
den vollkommnen Bau des erwachsenen Thiers 
erhält. Dieser erste breiige Anfang ist also ein 


nervenbelebter, ist Nervenbrei. In diesem Ner- 
venbrei bildet sich, wie wir es vom bebrüteten. 
Ei wissen, zunächst eine besondere Nervenregion, . 
dann ein gesondertes Nervengebilde als Rücken-. 
mark, um ‚welches: hin erst später alle übrigen u 


Theile. entstehn), . indem von dem nunmehr beste- 


henden Nervengebilde, welches sich zugleich stets 


weiter entwickelt, der noch unverbraucht vorhan- 


dene Breistoff zu besondern Gestaltungen  be.. 


stimmt wird. Die Nervengebilde sind diesemnach 
als Richtungen oder Wege zu betrachten, in wel- 
chen die bildende Selbstwirksamkeit des‘ neuen 


Geschöpfs sich. dem noch ungebildeten Stoffe mit-. 


theilt, aus welchem dann theils Nerven, theils 
Häute, Knorpel, Knochen, Muskeln u. 's, w. 'her- 
vorgehn. Der Anfang .dieser einzelnen Theile ist 
also wiederum ein Brei, welcher von einem frü- 
her vorhandenen Nerven beseelt wird, daher Ner- 


"venhrei. Sind die. Theile eines Thieres gebildet,. 


so ist dennoch eine ‚stete VWViederbildung- dersel- 
ben unentbehrlich, weil: in jedem‘ Augenblicke 
eine Wiederzersetzung des Gebildeten statt "hat: 


Diese :Wiederbildung geschieht wiederum aus. ei- 


nem gestaltlosen Stoffe, denn hätte er eing Ge- 


stalt, und behielt er diese bei, so könnte er.die. 


| 245 


l 
Gestalt ‘der zu- ersetzenden Y'heile-nicht anneh-. 


“men, weil.er sonst‘ zwei verschiedene Gestalten. 


zugleich haben inülste, . Es ist daher einleuch- 
tend, dafs der Stoff, woraus, ‚die fortgehende Wie- 
derbildung jedes Theils geschieht, ein gestaltloser 
Brei seyn müsse, Da nun dieser Brei. wiederum 
durch die bestehenden Nerven zur Umwandlung 
in den zu erneuernden 'Theil zu dessen Gestaltan- 
nahme durch Beseelung bestimmt werden mufs, 
so ist wiederum der stete Anfang jedes forter- 
hbaltenen Theils nervenbelebter Brei, oder Nerven- 
brei.“ Dieser Brei, den man Blutbrei nennen 
mülste,.. wenn man nur ‚darauf. Rücksicht zu neh- 
men.hätte, dafs er aus. dem. Blute - entsteht, . ist im, 
ganzen Thierleibe verbreitet... In denjenigen Thie- 


. zen, bei :welchen weder bestimmte Richtungen oder , 
Wege unterscheidbar sind, in welchen der ge-‘ 


meinsame Nahrungsstoff sich als Flüfsigkeit- sam- 
melt und bewegt, noch auch andere Richtungen, 
in denen die belebende Wirksamkeit thätig. ist, 
wo, also der weiche, Thierstoff durchaus gleich- 
artig-ist,.da ist dieser: ‚allgemein .: als ‚nervenbeleb- 
ter: Brei, ‚oder Nervenbrei anzusehn. (weshalb ich 
auch *) vorgeschlagen habe, diese niedersten Thie- 
re,, oder. Halbthiere:- ‚Nervenbreithiere ‚(Panneuro- 
bia) zu nennen). 


Ä 


Fragt man, wie ein: ohne Zeugung. durch Be- 


Kr 


un” 5% rn R 5 ja 
*% M. ss die & Schriften. dir näturforschenden Gösellichatt 
zu, ‚Marburg, Kae) er: ‘ e. ai 


er 


| 


E 


246 , 


gattung, 'Theilung u. 8. w., ganz von selbst ent«- 
stehendes Thier beginne; ; so mufs wiederuin noth. 


wendig ein formloöser, beweglicher, daher wei- 
cher‘ Stoff, somit ein‘ Brei als Anfangsstoff an-" 


genommen werden, welcher mit Selbstständigkeits- 
trieb begäbt: ist, sich also so verhält, wie der 
nervenbelebte Brei in Thieren, welche Nerven. 


' besitzen. .. 


‚In dem gedachten Sinne kann also gesagt. 
werden, ‘dafs jedes Thier und jeder Theil dessel- 
ben äus Nervenbrei entstehe; - : 

In diesem weitesten Sinne den Begriff von 


Nervenbestand genommen, als allgemeinen Träger ' 
der ‘"Urlebenswirksamkeit, kann man auch behaupten, " 
dals ‘die Pflanze Nervenbrei besitze. Die ohne 


Fortpflanzungsakt von selbst ‘entstehende Pflanze 
ist also anfangs ganz -Nervenbrei. ‚Dasselbe ist 


der Fäll mit dem Anfange“ des: Pflanzenemibtyo’s 


und mit dem Anfange des‘ 'Knospenkeims oder. der 


Spore und endlich auch mit der Iinospe; Sobald. -; 
aber aus.'dem ersten Nervenbrei die ersten Pflan- 


zentlieile sich zu entwickeln anfangen, zieht sich 
der für die Weiterbildung dieser und für die erste‘ 
Bildung der übrigen Theile als’ Anfang, dienende 
Nervenbrei miehr.auf besondere Gegenden zurück. 


In Bezug auf diese Gegend, wo sick der - 


stete.Hauptvorrath von Nervenbrei sammelt; be 
steht ein auffallend entgegengesetztes Verhalten 


in der Thierwelt und in der Pflanzenwelt. _ Dort 


zieht sich der Nervenbrei in die Wiefe zurück, 


} 
a, 


ah 


hier lagert er sich 'an. der Oberflä icho; so dafs 
man’ die’ Geschöpfe‘ der "Thierwelt ‚Innennervenge- 
schöpfe (Entoneurobie),; die Geschöpfe der Pflah- 
zenwelt Aussennervengeschöpfe ‚(Epineurobia) nen- 
nen könnte. "Zwischen ‘diesen Entoneurobien und 
Epineurobien stehn also die Panneurobien, die Ge- 
schöpfe der geiteinlich s. €. Zoophytenwelt i in der 
Mitte, und bilden’ so den Anfang der Thier- und 
Pflanzeriwelt zugleich, also den Anfang der 'ge- . 
sammten 'lebönden Natur. 

'Da in den höhern Thieren und Pflanzen das 
ganze Geschöpf ‚nicht blofs aus Nervenbrei, son- 
dern auch aus andern Theilen besteht, ‘so ver- 
dient dieser Unterschied unter herrenbreiigem 
und’ nicht nervenbreiigem - Bestande näher be- 
trachtet zu ‘werden. j 
' Der gröfste Gegensatz unter dem breiigen 
und nichtbreiigem Bestande bildet sich durch das 
Erscheinen einerseits eines starren und anderseits 
eines flüchtigen Bestandes,. welcher dort als Ske- 
letbildung, hier’ als Wärmeerzeugung. sich i in 'sei- 
nen äussersten Extremen zeigt. 

‘Das Skelet im 'Thiere ist dis Gesammtheit der 
am meisten ruhenden Theile seines ganzen Be- 
standes, ° ' "Vollkommen bewegungslos kann "kein 
Punkte zum ändern im lebenden Geschöpfe seyn. 
Die Starrheit des Skelet's beruht nur darauf, dafs 
die dasselbe bildenden Punkte höchst langsam ihre 
Lage gegeneinander ändern und die Härte dessel- 
ben berult noch insbesondere: därauf, dafs solcher, 


nn 


218 


r 


sich gegenseitig, höchst träge bewegender Punkte 


sehr viele in, einem geringen. Faume zusammen 
sind.. Die Bildung. des Skelet’s aus dem Nerven- 
brei kann also nur dadurch vor ‚sich gehn, ‚dafs, 


die flülsigen Theilchen- ‚sich zu. dichtern Pünkt- . 


‚chen zusammenziehn und dals. dieser Pünktchen 


sich sehr viele zu- dichten gleichartigen Maj/sen, \ 


die man Finorpel.nennt, vereinigen, Aus diesen 
gleichartigen dichten Mafsen kann. dann die Fino- 
chenbildung als das Maximum der starren Bildung 
hervorgehn. Dies geschieht. aber nicht durch 
gleichmäfsige Zusammenziehung, sondern durch 
Zusammenziehung und Ausdehnung zugleich, näm- 


lich nebeneinander. Es bilden sich nämlich hier- . 


durch Höhlen mit VWVänden oder. Pfeilern, ‚welche 
eine grölsere Härte zeigen, als die vorhergehende 


Knorpelmafse. . In diesen Wänden; und Pfeilern 


ist sogar die, Gleichförmigkeit meistens. verloh- 


ren. gegangen, indem sich einzelne Stellen zu. har- 
ten Körnern und Körnchen zusammengezogen. har 


ben, ‚welche dort freye Räume zwischen sich: las- 
sen, wo sie sich nicht. gegenseitig berühren. 


Diese Mafsen von gleichartigen , ‚Pünktchen 
und diese. Gebäude von gesonderten. ‚Körnchen. \ 


xuhn nicht vollkommen, indem sich ‚die "Pünktchen 
und Körnchen, wenn gleich sehr langsam, doch 
nicht- minder wirklich aus dem Nervenbrei bilden, 


D 


vom Wervenbrei ‚sich entfernenden, Partikeln. wer 


’ 
s 


mithin in irgend, ‚einer ‚gewissen Richtung, von - 
dem Vorrathe des. Nervenbrei’s :abgehen. .Die so: 


249, 


den nach und nach durch später gebildete weiten. 
geschoben und. so rückt ‚die Reihe - von ‚festen 
Theilchen sich gegenseitig, fortdrängend . voran, 
Hierdurch wird das Wachsthum des Skelets be- 
dungen. Dieses würde indessen in’s; Unendliche 
fortwachsen, wenn nicht eine Anordnung bestän- 
de, durch welche diesem Fortwachsen Gränze ge- 
setzt wird: durch Wiedererweichung des, Starren 
und, durch ‚allmäligen Uebergang des Erweichten 


in eine, rückgängige Fortbewegung, welche, „wegen 


des. ‚weichen Zustandes der Theile leichter und 
schneller. ‚erfolgt, als diefs i in. der Region des Star. 


'ren geschah. . 


; Aus ‚demjenigen, was. "über "die Bildung. ‚der 


harteb-Theilo aus dem Nervenbrei. gesagt. ist, er- 


giebt. sich. von selbst eine Vorstellung. ‚von ‚der 
Bildungsweise der halbharten Theile... . 

....In:der höhern Thierwelt, wo die Nerven. "die 
Tiefe einnehmen, legen sich die starren Bild: 


‚gen. gleich Hüllen um die Neryen her; in. der ‚hö- 


hern Pflanzenwelt liegt, "umgekehrt den 'Nerven- 


brei. umfangend um, das Holzskelet, ‚oder ‚allge- 


meiner ausgedrückt,,. um ‚das ‘Höhlenshelet, her und 


hat selbst . ‚nur eine schwache: Hülle über. sich: : 


nämlich . die. äussere Rinde, welche gröfsten Theils 
als einfach vertrockneter.. Neryenbrei, zu, '"betrach- 
ten ist, ‚Das Höhlen - „oder ‚sogenannte.. ‚Zellenske: 


let der Pflanzen . ish. bei. der Mehrzahl derselben 
‚sehr, bedeutend. weicher, als, das Skelet der Thie- 


Te. „Das. ‚Innenskelet, der, Pflanzen, nimmt, an Dich- 


v 


950 


tigkeit und Härte gegen die Mitte hin stets 'ab, 
Das Wachsthum des -Pflanzenskelets aus dem Ner- 
venbrei ‚geschieht deshalb, weil der Nervenbrei 
dasselbe umgiebt, durch umkreisende Auflagerung 
neudr starrer Schichten auf und um den bereits 
vorhandenen Bau, Eine rückführende Umwand- . 
lung, daher eine Wiederverflüssigung des Skelets 
hat ‚allerdings auch in der Pflanzenwelt statt, al- 
lein weit unvollkommner als in der Thierwelt, ' 
In: jeder Zelle des ‚Skelets hestelit höchst währ: 
scheinlich, wie aus dem: ‚Verkalten i in den“ Charen 
zu vermuthen 'ist, 'ein Kreislauf des darin enthäl. 
tenen Flüfsigen oder Flüchtigen; allein kein sol: 
cher allgemeiner Kreislauf besteht. Die allge. 


meine Bewegung des Flüfsigen geht, im " Stamme 


wenigstens im allgemeinen nur aufwärts, eihpe- 
ziodisches Zurücksinken abgerechnet: Die Ge- 


gend’ der allgemeinen Säftebewegung ist die‘ Aus- 
senseite der Skeletzellen, - welche bei Zellen; die 


von ‘andern umgeben 'sind, nur in den Zwischen- 
zäumen frey ist, wo eine Zelle nicht“ unmittelbar 
an: die'ändere anliegt. Eine allgemeine in’ 'sich 
zurückkehrende kreisförmige Säftebewegüng, ein 
eigentlicher Kreislauf, ‘hat also in der Pflanze 

nicht statt. An der allgemeinen Säftebewegung 


nach‘ aufwärts, am Säftesteigen mit‘ zwischentre- 
tönden® 'Sinken, also am allgemeinen Säfteschwan- 
'ken, nimmt das ganze Pflänzenskelet Theil; so 


dafs‘ dadurch ein Zumischen des verflüfsigten Star- 
xen jeder’Zellenwand zum steigenden oder sinken- 


‘ 


! 


251: 

den allgemeinen Säfteschwall’ geschieht. Die Pflan.. 

zen haben daher nur eine allgemeine Säfteschwan« 
kung, neben einer besondern Säftekreisung in je- 
der Skeletzelle, welche beiden Säftebewegungen 
nicht unmittelbar miteinander in Zusammenhang 
stehn. Dagegen hat das höhere Thier einen all- 
gemeinen in sich geschlossenen - Säftekreislauf, 
welcher neben ällen festen Theilen’ her sich be/ 
wegt und einen allgemeinen Stoffeumlauf,; welcher 
alle festen Theile betrifft, sich‘ an den Säftekreis« 
lauf unmittelbar anschliefst und mit ihm erst zum 
wahren Kreislauf wird, Bei dem Thiere bildet 
der Säftekreislauf, für sich einen; engeren Kreis, - 
als der Gesammitkreislauf, welcher durch die An- 
schlielsung des‘ Stoffeumlaufs entsteht, Es giebt 
also eine dreifache Bewegung” im Innern des’thie- 
rischen Bestandes: ı) einen Säftehreislauf, 2)- ei- 


nen 'örtlichert ‚Stoffeumlauf yori "Blüt aus zum "Bigt 


zurück, und“ Sy einen’ allgemeinen Stoffekreislauf 


- durch die Vereinigung der ‚beiden erstern. ° "Ih 
"der Pflänze besteht! \)" ‚ein örtlicher «Säftehreis: 


lauf; 2) ein allgemeiner Säfte: 'duf- und ‚Ablauf, 


'S) ein allgemeiner Stoffeweiterlauf, indem das durch 
Zersetzung der" Skeletstheile gewonnen werdende 


Flüfsige mit der allgemeinen’ auf. und absteigen. 
den Säftämafse Weiter Bielst. 

‚In die Bewegung ‘des Stos' des Thiers und 
der. Pflänze, ‚greift noch die von’ ‚aussen! kommendö 


- "Aufoahrie und nach‘ aussen’ gehende Ausscheidüng 
desselben ein; ‘wodurch also noch ein Einlauf und 


v 


252 


‚duslauf. entsteht,. welche beide sich auf flüfsige, 


feste (d. hs halbfeste) und flüchtige Stoffe be- 


ziehen. 
. Der Einlauf geschieht in der Pflanze durch 


’ Wurzeleinsaugen, Rindeneinsaugen und Blattein- ° 


saugen (oder Einathmen); der Auslauf durch Aus- 


athmen, Ausschwitzen ‘und Abwerfen- von Rinde, 


Das Abwerfen ‚von: Blättern ist auch als eine Art 
von.Verlust zu betrachten, wiewohl es durch ein, 


dem. Ausathımen ‚und ‚Aussehwitzen- gerade entge- 


gengesetntes Sehrumpfen m zu Stande kommt. 


[4 


KIEL LEE Bu  (Fortserzung folgt) 


IL Berichtigungen. 


er In der Recension von Walker- Arnott Ss 
Disposition, methodique .des especes de ‚Mousses: (Flore 
1827...Beil. 1.). hat Hr. Fürnrohr mich zweier 


Irrthümer . ‚beschuldigt , .deren ich mich jedoch, 
wie ‚ich glauben. darf, _ nicht ‚schuldig gemacht: 


habe. ‚Er ‚sagt daselbst p- 64., dafs ich die ‘ächte 
Barbula. ‚obtusifolia Schwaggr. verkannt und eine 
Form von B. unguiculata damit verwechselt habe; 
allein mein. :Moos entspricht nicht nur ‚vollkom- 
men. der yom Hrn, Prof. Schwaegrichen ge- 


gebenen Beschreibung, und. ‚Abbildung , “sondere. 


derselhe hat auch die. Güte, ‚gehabt meine Exem- 
plare. mit: den seinigen‘ : zu vergleichen,. und hat 
sie, als riehtig.. bestätigt! "Wenn. ‚Hr. Fürnrobr 


die Blätter . dieses Mooses abgerundet - stumpfe 


nennt, so gilt dies nur von einigen. derselben, 


253 
Ya ö 

besonders von’ der unteren Stammblättern 5 ; die 
obern sind nicht 'selten durch den vortretenden 
“ Blattnery kurz - stachelspitzig, wie das nicht nur 
in der erwähnten Abbildung (Hedw. Spec. musc. 
Suppl. I. tab. 51.) die fig. 4. 5. und 6, deutlich 


zeigen, sondern auch von Hrn, Schwaegrichen 


selbst in.der Beschreibung angedeutet wird, wo. 


er sagt: folia ‘obtusa, aut rarius brevissimo mu- 
erone & nervo retro presso ornata. Vebrigens 
steht diese Species der B. unguiculata allerdings 
am nächsten, und ob nicht die eine in die andere 
durch. Mittelformen übergehen könne, das will 
ich weder verneinen noch: behaupten; dies kann 
erst nach Auffindung von Vebergangsformen ent- 


schieden werden ; einstweilen aber steht’ diese . 


Art so ausgezeichnet da, dafs sie sich. von allen 
übrigen Arten dieser Gattung auf den ersten Blick 
deutlich genug unterscheidet. Es ist daher schwer 
einzusehen, wie Hr. W. Arnott die B. obtusifol. 
mit B. revoluta Schrad. vereinigen und dann so- 
gar noch meine B. Hornschuchiana dazu bringen 
konnte ;’ich kann mir indessen diese Zusammen- 


‚stellung gern gefallen lafsen, indem dadurch die: 
Eigenthümlichkeit der letzteren nur um so deut- 


licher. hervortreten muls, denn diese und B.ob- 
tusifolia sind, wie’ man zu sagen pflegt, e qua- 
drato entgegengesetzt. . Von B. Hornschuch, habe 
ich späterhin noch ‚so instructive Exemplare auf- 


gefunden, dafs-ihre Verschiedenheit von B. revo-. 


luta dadurch ausser allem Zweifel gesetzt wird, ı 


L 


N 


LU? 


Weiterhin, p. 75. sagt Hr. Fürnrohr, dafs .. 
ich. auf eine ‚ihm unbegreifliche Art Bryum ery- 


throcarpon für eine Varietät von Br. carneum hal- 


te; mir ist dagegen unbegreiflich;wie Hr. Fürn- 


rohr mich so hat milsverstehen können! In.der °. 


‚Flora Stargard.. Suppl. I. p. 84. habe ich ja, ‚nach- 
dem ich zuförderst die Diagnose von Br. carneum 


erweitert und so den Unterschied ‚beider Moose 


‚noch mehr hervorgehoben hatte, das ‚Br. eryihro- 


‚carpon ‚Schwaegr. ausdrücklich als. eigene Art auf- 
geführt! Diese. beiden so verschiedenen. Species 
zu vereinigen, konnte ‘mir wohl nicht in den 


Sinn kommen; wohl aber habe ich a. a. O. ge- 


gesagt, dafs Br. erythrocarpon Brid., ‚welches .von 
Schwägrichen als Synonym zu seiner Species 


gezogen wird, nicht dazu gehöre, sondern eine. 
‚Varietät von Br. carneum sey, die ich als B. pu- 
“ sillum aufführte; und eben dieses habe ich in 
meinen Observ. bryologie. (Syllog. bot. T. IL) 


‚wiederholt. Es handelt sich hier also nur davon, 
‚dafs die beiden gleichnamigen Moose von Bridel 
und Schwägrichen zwei ganz verschiedene Spe- 
cies. sind, was Hr. Fürnrohr übersehen hat; 
dafs dem aber so. sey, dals "kann ich durch. au- 


.thentische Exemplare jederzeit darthun. Auch 
‚hat.ja Hr. von.Bridel selbst. (Bryol. univers. I. 
Pr. 654 u. 671.) beide, Moose, geschieden, indem 


er. zu.seinem Br. eryihroo. das Br. carneum, 


pusillum ‚Fl. Starg. eitirt-und die: Schwägr. Sp \ 


cies Br. sanguineum nennt, _ 


255 


Vebrigens fühle ich mich der Hrn. Verfas- 
ser für seine gründliche und lehrreiche Recen- 
sion, so wie für die ‚männliche, Vertretung der u 
deutschen Bryolegen gegen die Anmaassungen des 
Hrn. Walker- Arnott sehr verpflichtet... -Waa 
die auffallenden Behauptungen des Letztern be=. 
trifft, so werde ich in. der Fortsetzung ‚meiner 
Obs. bryolog. Gelegenheit ‚haben einige dersel. 
ben näher zu würdigen; es gehört eben nicht 
viel dazu,. um dasjenige, was Andere mühsam ge- 
schieden und sorgfältig auseinander gelegt haben, 
hastig wieder durcheinander. zu werfen. Ich,bin 
zwar ganz "und gar: nicht. geneigt: alle: ‚die neuge- 
schaffenen Species ‚der. letzteren. Zeit ‚in, Schutz 
zu. nehmen oder zu vertreten,. vielmehr habe ich 
selbst manche zurück. zu .nehmen;: die. ich nach 
Auffindung mehrerer Exemplare und bei sorgfäl- 
tiger Beachtung der verschiedenen Standorte nur 
als Uebergangsform erkannte; wenn aber der 
Antagonism, der sich in dem wechselseitigen Con« 
trahiren und Distinguiren kund giebt, der Wis. 
senschaft wahrhaft. förderlich. werden soll, so 
mus bei den Reductionen mit mehr Sorgfalt und 
Umsicht verfahren werden ; es müfsen alle Mittel- 
oder Uebergangsformen. vorliegen und zur nach 
genauer. Vergleichung. derselben, :nicht.. aber nach 
oberflächlicher “Aehnlichkeit entschieden werden, 
vor allen. aber sollten Despotie und Willkür aus- 
geschlossen bleiben, . Vorzüglich sollte man hei 
auswärtigen Moosen, wovon inan gewöhnlich nur 


256 


wenige Exemplare, ünd auch diese oft unvoll- 


ständig 'exhält, in seinem Urtheil vorsichtig seyn 
und -—— was ich schon’ einmal in diesen Blättern - 


bei Gelegenheit der Weiden erwähnte — der 
Systematiker sollte es sich nicht erlauben nach ı 
oder 2 Exemplaren eine neue Species zu be. 


stimmen, oder eine bekannte zu redueiren. Mir 


ist daher auch, bei übrigens gleichen Verhältnis- 
sen, das Urtheil des Floristen, der die Menge 
von Exemplaren vor, sich hat und das Vorkom- 
men, so‘ wie- ‚die ‚Standorte gehörig würdigen 


kann, ‘immer mehr werth, als das, des Systemati- 
kers, — Mögen nur die deutschen Bryolögen - 


sich durch solche Machtsprüche nicht irre führen 


lafsen, sondern vielmehr in ihrem bekannten Fleifs . 
und in sorgfältiger Beachtung, der abweichenden 


Formen fortfahren, eingedenk der Sentenz: qui 

bene distinguit bene doc. 
Neubrandenburg im, Januar 1828. 

Dr. Schultz. 


2 „Neben seiner Tab. 33. fig. 1. zeichnet Mi- 
cheli fig. 2. eine zweite ähnliche Art (von Carex 
pulicaris), die auch männliche Blüthen auf der Spi- 


. .tze der Aehren, aber mehrere Aehren auf einem 
Halme trägt. Diese Art scheint sehr merkwürdig . 
zu seyn, wird aber nirgends eitirt, und ist, wie 


es scheint, bis jezt noch nicht entziffert worden.* 


Hoppe Caric. p. 7.— Ist: Carex Gynomane Berl: 
-Vergl. Pollini Flora Peron TIL. p. 95. 96. “ 


f . 
” i 


Flora 
. oder 


Botanische Zeitung, 


Nro, 17. Regensburg, am 7. Mai 1828. 
nl — Clin pp - 


L. Botanische Notizen 
gesammelt auf einer Reise im Herbst 1827. 
(Aus einem Briefe des Hrn. Prof. Hornschuch 
in Greifswald an Hrn. Prof Hoppe.) 
„(Fortsetzung von’ Jahrg. 1827. $. 746.) 


Von Brzezina begleitete mich der edle Graf 
nach Prag, wo’ er auch bis zu meiner ‚Abreise 
nach Wien zu verweilen die Güte hatte. _ Meine 
Aufmerksamkeit war besonders auf das böhmische 
National-Museum gerichtet, und unser erster Be- 
‚such galt daher diesem. 

Bekanntlich hat sich unter der Benennung 
einer K. böhmischen Gesellschaft der MWissenschaf-, 
ten, im Jahr 1818 ein Verein patriotisch gesinn- 
‚ter Männer gebildet, dem sich viele aus den er- 
sten und reichsten Familien des Landes: ange- 
schlofsen, und dessen Streben unter andern auch 
darauf gerichtet ist, Sammlungen von allen böh- 
‚mischen Naturproducten anzulegen und die zu de- 
ven wissenschaftlicher Benützung nöthigen litera- 
rischen Hülfsmittel herbeizuschaffen. Sämmtliche 


'R 


258° ’ " 

Ausgaben werden durch freiwillig geleistete Bei- 
träge bestritten, deren reichlich ausgefallene Unter- 
zeichnung den schönsten Beweis von dem Patrio- 
‘tismus der böhmischen Grofsen liefert. Viele 
liefsen es jedoch nicht bei der Leistung dieser 
jährlichen Beiträge bewenden, sondern schenkten, 
alles was sie für die Sammlungen passendes be. 


salsen, an diese. Auf diese Weise kam es, dafs 


Letztere gleich bei ihrer Entstehung sehr bedeu- 
tend wurden und viele Seltenheiten enthielten, 
jetzt aber zum Theil schon zu einer Bedeutung 
"und Vollständigkeit angewachsen sind, die in Er. 
staunen seizen, wenn man die Kürze der seit ih- 
rer Begründung verflossenen Zeit bedenkt. Un- 
ser edler Freund ist auch hierin mit gutem Bei- 


spiel voran gegangen, indem er dem Museo nicht 
allein seine grolsen Pflanzen- und Mineralien. ' 


sammlangen, sondern auch seine ‘ganze, an böh- 
mischen und naturhistorischen Werken so über- 
aus reiche Bibliothek zum Geschenk machte, des-' 
sen Werth sehr bedeutend war. Das Präsidium 


der Gesellschaft übernahm bei der Begründung . 


derselben der damalige Oberstburggraf von Böh- ı 
men, Graf Kolsowrat- Liebsteinsky; der” 
es auch bis zu seiner Versetzung nach Wien be- 
‚hielt; nach seinem Abgang wurde es unserm ed- 
len. Freunde übertragen der es noch gegenwärtig 
führt. Die Gesellschaft besteht jetzt aus dem, 
Präsidenten, den 8 Mitgliedern des Verwaltungs 
ausschusses, 120 wirkenden, 4ı ‚beitragenden. und 


| 


| 


| 
| 


oo "259 


% 
35 Ehrenmitgliedern,' unter welchen die Herren 
Blumenbach, Jaequin, Göthe, Berzelins, 
Martius, Schrader, 'Nees von Esenbeck, 
Nilson u. m. a. -— Zur Aufstellung der Samm- 
lungen werden die Räume des Gräfl, Sternberg’. 
schen Palais auf dem Rihatschin benützt, die dazu 
trefllich geeignet sind. Der östliche Flügel des- 
selben enthält die nach Mohs, System ‚geordnete 
oryktognostische Sammlung, der ‚nördliche: die 
zoologische, der westliche die Bibliothek und die 
botanischen Sammlungen, die untere Etage des 
südlichen nimmt die äusserst sinnreich und zweck. 
mälsig. geordnete. topographisch - geognostische 
Sammlung und die Wohnung des Aufwärters ‚ein. 
In der- oberen Etage dieses Flügels befindet sich 


die Wohnung des, als Custos bei der‘ botanischen Ba 


und zoologischen Sammlung angestellten, durch 
treffliche Arbeiten den Botanikern rühmlichst be- 
kannten, Hrn. Dr. Prefsl jun. 

Gleich beim Eintritt gelangten wir auf einen 
Vorplatz wo die auf der Herrschaft des gegen- 
wärtigen Präsidenten und durch denselben aufge- 
fundenen fossilen Baumstämme‘ gleichsam einen 
vorweltlichen Wald bilden. In dem Zimmer rechts 
. finden sich die übrigen Originale zu des Grafen 
„Versuch einer geognostisch - botanischen Darstel. 
lung der Flora. der Vorwelt,‘ von welchem Wer- 
ke ein Exemplar zum Vergleich ünd zur Benü- 
tzung hier aufgestellt ist, Die Anordnung der 
Familien und Gattungen dieser höchst merkwür 


‚Rz 


. 260 i 


digen, und in Hinsicht ihrer Vollständigheit ge. 
wils einzigen Sammlung ist mit Berücksichtigung 
‚ihres geognostischen Vorkommens geschehen, und 
‘zwar in folgender Ordnung: die Pflanzenverstei. 
:nerungen der älteren Steinkohlen und der sie be- 
gleitenden Formationsglieder, die Versteinerun: 
gen des Quadersandsteins, des bunten Sandsteins, 
‘der Mergel- und Braunkohle und der jüngsten 
Formationen über die Kreide und unter dem Plä- 
ner, so dafs alle diese Versteinerungen eine, mit 
dem ersten Auftreten der Vegetabilien beginnende 
und mit den neuesten Formationen unserer Erd. 
rinde schliessende, fortlaufende Reihe bilden, 'de- | 
ren letzte Glieder sich unmittelbar an die jetzf 
bestehende Vegetation anschlielsen. Gewifs wird 
niemand diese Ueberreste einer vor Jahrtausen- 
den unsere Erde behleidenden, dann untergegan- 
genen und aus 'dem Schoofse der Erde theil- - 
weise wieder an's Licht geförderten Vegetation 
ohne reichen Genufs und mannigfaltige Belch- 


"zung betrachten. 


Das Herbarium zerfällt in vier Abtheilungen. 
Die erste derselben enthält ein allgemeines Her- 
barium dem das ungefähr 9000 Arten betragende 
Sternberg’sche Herbarium zum Grunde liegt,‘ 
das bisher dureh reiche Beiträge ihm mangelnder - | 
Pilanzen sehr ergänzt und: vermehrt ‚wurde,‘ Die j 
zweite Abtheilung bildet das böhmische Herbarium, 
aus den Sammlungen des Grafen Berchtbold, 
des Buchhaltungsbeamten Seidel und des Hin, 


261 


Jos. Konrad: zusammengesetzt, Die dritte ent- 
hält die Pflanzen, welche Haenke auf seiner. 
Entdeckungsreise mit Malespina gesammelt und 
die Gesellschaft käuflich an sich gebracht hat 
Die Schätze dieser Sammlung sind es, mit, wel- 
chen das. botanische Publikum durch ein eigenes, . 
von der Gesellschaft unternommenes, ‚Werk: „Re. 
liquiae Haenkeanae,“ von welchem bereits zwei 
Lieferungen erschienen sind, bekannt gemacht 
wird. Die vierte Abtheilung endlich enthält das 
Herbarium des Grafen Waldstein, in welchem 
sich die Originale zu dem von ihm und dem Prof. 
Kitaibel herausgegebenen Prachtwerke: „Plan- . 
tae rariores Hungariae“ finden und dieser Samm- 
lung einen ‚elassischen- Werth‘ verleihen. Die 
Bibliothek ist in einem hohen, ovalen Saale, in 
Repositorien von polirtem Eichenhelze, aufge- 
stellt. Auf ein Drittheil der Höhe ist der Saal 
von einer Gallerie von gleichem Holze mit einer 
eisernen Brustwehr umgeben, zu der aus dem 
Saale Treppen führen Die"Werke im gröfsten 
und grölseren Format sind in den Repositorien 
unterhalb der Gallerie, die 'Octavbände oberhalb. 
derselben aufgestellt. Die Zahl der gedruckten, 
Bücher. ‚beträgt gegenwärtig etwas über 8000 Bän- 
de.. Der gröfste Theil derselben - gehörte dem 
Grafen Sternberg, der sie, wie bereits er- 
wähnt, dem Museo schenkte und noch jetzt jähr- 
lich einige Tausend Gulden C. M. zur Complet- 
tirung derselben verwendet. Man findet defshalb 
in dieser reichen Büchersanmlung die neuesten 


a . 7 


‚ 262 


Prachtwerke, fast sämmtliche die Naturgeschichte: 
zum 'Gegenstande habenden Zeitschriften des In. 
und Ausländes, selbst Amerika’s, so wie über- 
haupt alle in diesem Fache der Wissenschaft -, 
neuerlichst erschienenen, bedeutenderen Werke, 
Von den ältesten botanischen Büchern besitzt die. 
Bibliothek: Cantapritanus, übersetzt von Ma ge 
burg; das Buch der Natur, Augsburg ı475 mit 
Holzschnitten in 4.5 Cubae herbarices. Deutsch. 
Mainz 1485 in 4. Herbarices Pataviae, 1485 in 4 
Garcia d’Orto, elosquios dos simples. Goa 1568. 


An’4.— An neuen sehr seltenen und kostbaren 


Büchern: Hypolite Ruiz. et Jos. Pavon. 


flora Perwiana et Chilensis. Madrid ı798. Fol. 


min., eines von den ı2 illuminirten Prachtexem- 
plaren; Jacquin flora dustriaca. Viennae 1773. 
Fol. maj., ebenfalls eines von den ı2 illuminir-. 
ten Prachtexemplaren. Plants of Coromandel'by 
William Roxburg. Lond. 3795, ‚Fol. max. 
Sämmtliche Werke von Humbold, Bonpland 
und Kunth, Die Prachtausgabe der Flora Tau- 
rico - Caucasica von Marschall von Bieber- 
stein im gröfsten Rojal - Folio. Die Deseriplion 
de V’Egypte, seconde edition u. n. &. 

Zur Seite ‚des Bibliotheksaales befindet sich 


das Zimmer für die Aufbewahrung der Urkun- 


den .und Handschriften, unter welchen letzteren 
auch der Herbarius des c hristannus von, 
Prachatitz. . 
An dem Hrn. Hanka besitzt die Gesellschaft ' 
einen sehr kenntnifsreichen Bibliothekar.  -- 


’ 


nn Tr n. 


205 


. Die Gesellschaft hält i in hestimmten Zeiträu. 
men ihre Sitzungen. und zwei Zeitschriften, eine 
in deutscher und die andere in czezischer ‚Spra- 
ehe, machen das Publikum mit ihren Leistungen 
bekannt und die Resultate ihrer Bemühungen zu. 
einem Gemeingute. Auch die Sammlungen. wer- 
den wöchentlich einmal dem Publiko geöffnet und 
der zahlreiche Besuch an diesen Tagen zeugt von 
dem regen Interesse, welches das Publikum be- 
reits an dieser Anstalt nimmt. — Möge ferner 
der Segen des Himmels auf diesem Institute ru- 
hen, das aus so reinen Absichten gegründet und 
für Böhmen von grolser Wichtigkeit ist. 


.. Von. dem: Museum-aus besuchte ‘ich in Beglei- 
tung des Hrn. Dr, Pref[sl jun.,. dem ich für seine 
vielen mir bewiesenen Gefälligkeiten bier öffent- : 
lich zu danken mich verpflichtet fühle, den be- 
nachbarten Fürstlich- Lobkowitzischen Gar- 
ten, dem der wackere Skalnick, als. Gärtner 
vorsteht. Leider! trafen wir. diesen nicht zu 
Hause, doch hatte sein Sohn die Güte uns den 
Garten zu zeigen. In den Gewächshäusern sahen 
wir manche seltene Pflanze, besonders unter. den 
vielen aus Saamen. den der unglückliche. Sieber 
von seiner letzten Reise. mitgebracht oder durch 
seine Reisenden erhalten hatte, Die Sammlung 
an Hauspflanzen ist überhaupt nicht unbedeutend, 


“und obgleich die Häuser nicht ganz zweckmäfsig 


gebaut sind, ‘so zeigen die Pflanzen doch eine, 
Yon ihrer ‚zweckmäfsigen Behandlung zeugende, 


ER, um 


a 


204 

Gesundheit und Frische, Hr, Skalnick ist auch 
als glücklicher Cultivateur der Alpenpflanzen be- 
kannt, deren Cultur im flachen Lande sich so 
viele Schwierigkeiten entgegenstellen. Ich sah 
bei ihm eine 'nicht unbedeutende Sammlung die- 
ser Gebirgsbewohner, die erst neuerlichst noch 
durch eine Sendung des in Salzburg garnisoniren- 
den Prinzen von Taxis vermehrt worden war 
und manches in den Gärten Seltene enthielt. Der 
Garten, dem Hr. Skalnick vorsteht, ist übrigens 
sehr ausgedehnt und besonders an Gehölzarten 
sehr reich, die sehr geschmackvoll und zweck-' 


mäfsig gruppirt seyn sollen, welches ich jedoch 


nicht aus eigener Anschauung berichten kann, in-- 
dem mir die Zeit nicht gestattete mich selbst da- 
von zu überzeugen. . 
Hr. Prof. Mikan war leider! nicht anwe- 
send, da ihn ein sehr schmerzhaftes Gichtübel . 
noch in den Heilquellen von Töplitz festhielt. 
Hr. Dr. Prefsl übernahm "es daher auch’ gütigst 
mich nach dem botanischen Garten zu begleiten; 


der ausserhalb der Hleinseite von Prag hartam 
linken Ufer der Moldau liegt. Diese Lage wird 


zuweilen für denselben sehr verderblich, indem 
er"bei hohem Wasser der Ueberschwemmung aus 
gesetzt ist. Die älteren Häuser sind unzweck- 
mäfsig, aber zwei neuere, erst kürzlich erbaufe;. 
lafsen nichts zu wünschen übrig und enthalten 
viele interessante Pflanzen, unter welchen sich 
gleichfalls, wie in allen hiesigen Gärten, viele 
aus Saamen von Sieber erzogen, befinden, von 


265 
denen noch manche zweifelhaft sind, Der Garten 
selbst ist von bedeutender Gröfse und reich.an 
Landpflanzen; auch traf icb in demselben eine 
nicht unbedeutende Sammlung von Alpenpflanzen, 
die überhaupt sich hier einer besondern Vorliebe 
zu erfreuen haben, Der botanische Gärtner, Hr. . 
Hoborsky, ein sehr glücklicher Cultivateur, 
zeigte uns mit grolser Gefälligkeit alles, was ich 
zu sehen wünschte, unter andern auch die Ein- 
richtung der neuen, noch nicht ganz vollende- 
ten Wasserleitung. 

Grofsen Genufs gewährte mir der Besuch des 
Fürstlich Salmischen Gartens in der Neustadt. 
Der Besitzer ‚desselben hat ihn dem Publiko ge- 


‘öffnet, jedoch mit der Beschränkung, zu der ihn 


unangenehme Erfahrungen gezwungen haben, dafs 
nur diejenigen Zutritt haben die eine Erlaubnils- 
karte abgeben, welche man jedoch ohne den ge- 
ringsten Anstand auf desfallsiges Ersuchen unent- 


‘geltlich in des Fürsten Palais erhält, Der Gar- 


ten ist zwar nur klein, aber äusserst geschmack. 
voll angelegt und gut erhalten und macht einen 
sehr angenehmen Eindruck. Ueberall tritt einem 
Ordnung und Reinlichkeit entgegen und an der 
Zusammensetzung der Gruppen ist bei den ein. 
zelnen dazu verwandten Sträuchern die Wirkung 
derselben in der Gruppe, als einem Ganzen ge- 
hörig berücksichtigt. Die geräumigen Glashäuser 
sind bis auf eine kleine Abtheilung derselben, 
sogenannte, kalte Häuser zur Aufnahme der Cap- 


‘und neuholländischen Gewächse bestimmt, an wel» 


# 


266 


-chen der Garten besonders reich ist und in die- 


ser Hinsicht alle übrigen Gärten in Prag über- 
trifft, Dieselbe Ordnung und Reinlichkeit, die- 
selbe geschmackvolle Gruppirung, welche im Gar. 


ten so erheiternd auf das Gemüth des Besuchen- _ 
den wirken, finden sich auch in ‘den Häusern, und: 


die Auswahl der Pflanzen zeugt von einem sehr 
ausgebildeten Schönheitssinn. Ich gestehe daher 
offen, dafs dieser Garten einer derjenigen ist, die 
mir unter allen denen, so ich gesehen, das meiste 
Vergnügen gewährt haben, Wie ich gehört, in- 
teressirt sich besonders die Fürstin für densel- 
ben, die auch in der Oelmalerei eine ausgezeich- 


nete Künstlerin ist. In der Gemälde-Gallerie der 
patriotischen Freunde hatte ich Gelegenheit zwei 


Blumenstücke in Oel von.ihr zu sehen, die mich 
durch ihre geschmackvolle Anordnung, so. wie 
durch ihre Treue und Frische des Colorits zur 
Bewunderung hinrifsen, und die sich den besten 
Leistungen der besten Meister in diesem Fache 
der Kunst, z. B. denen eines Völker in Berlin, 


an die Seite stellen dürfen. Das fröhliche Ge- - 
deihen der Pflanzen zeugt von ihrer zweckmäfsi-. 
gen Cultur, und es tbat mir sehr, leid den Herrn ; 


Gärtner des Fürsten, da er eben abwesend war, 
nicht kennen lernen zu können, Ich empfehle, 
den Besuch dieses Gartens jedem Blumen - und 
Gartenfreund der nach Prag kömmt, indem er 
wirklich ein Muster in seiner Art ist. . 
Die ‘übrigen sehr zahlreichen Gärten in und 


um Prag zu besuchen, erlaubte mir die Kürze _ 


267 
meines Aufenthaltes daselbst nicht, Ihre Zahl ist 
sehr grofs, indem in Böhmen kein Landhaus der 
Reichen und Grofsen des Landes ohne einem 
schönen Garten ist, Doch wurden mir'‘die, von 
mir besuchten, als die vorzüglichsten genannt. 

Von den übrigen Botanikern in Prag lernte 
ich noch den Hrn. Prof. Prefsl, Hrn, Dr. Ko. 
steleky, der sich mit der Herausgabe einer cry- 
ptogamischen Flor Böhmens beschäftigt und Hrn. 
Opitz kennen. Letzterer ist noch immer mit 
der Ausbreitung seines Naturalien - Tausch - Insti- 
tuts sehr eifrig beschäftigt und seine desfallsigen 
Bestrebungen ohne Rücksicht auf'Gewinn, verdie- 
nen Anerkennung. Hr Dr. Mann war verreist. 

(Fortsetzung folgt. J 
U. Ueber eine neue Art der Gattung: Gentiana; 
von K. B. Prefsl, M.D. 

Es ist ein glücklicher Zufall zu nennen, wenn 
jemand in einer Gattung, die der Gegenstand einer 
Monographie und vielfältiger Untersuchungen ge- 
übter Botaniker war, und durch’ die Schönheit der 
Farben und Gröfse der. Blumen die Aufmerksam- 
keit jedes Pflanzenliebhabers- anzieht, wenn in ei«- 
ner solchen Gattung eine neue Art entdeckt wird, 
die in Deutschland und wahrscheinlich ‘auch in 
der Schweiz wild wächst, bisher aber immer über- 
sehen ward. Solch eine Art ist die von mir auf- 
zustellende neue Art von Gentiana, die mit der 
Gentiana acaulis in: allen Merkmalen bis auf den 
Kelch vollkommen übereinstimmt, -und in allen 
Herbarien Prags mit der Gentiana acaulis ver- 


D 


nn SEE 


268 


mischt'war. Der Kelch .dieser neuen Gentiane ist 
so auffallend verschieden, dafs ich nicht anstehe; 
an der Selbstständigkeit dieser Art zu zweifeln, 
um so mehr, da in der Gattung Gentiana die Form 
des Kelches einen eigenen Werth hat. Ich will 
nun zu der Diagnosirung und Beschreibung meiner 
neuen Art schreiten und bei Gelegenheit eine ge= 
treue Abbildung dem botanischen Publikum vorle- 
gen, um die Aufmerksamkeit der Botaniker auf den 
Gegenstand gegenwärtigen Aufsatzes zu ziehen. 
‚Gentiana exeisa. . 
G. corolla campanulata quinquefida caulem 
uniflorum quadrangulum subaequente, laciniis ca- 
Iyeinis hastatis, sinubus truncatis, foliis trinervis, . | 
infimis lanceolatis. 
Habitat in alpinis et subalpinis. Austriae in- 
ferioris (mons Sehneeberg), Salisburgi (mons Un- 
tersberg). 4. - 
Excepto calyce Gentianam acaulem exactissi- 
me refert. — Radix perennis fibrosa obliqua fa- . 
vescens amara. Caulis tri - quadripollicaris qua- 
drangulus glaberrimus : inferior decumbens, Cica-. 
tricibus a foliis delapsis plus minus copiosis mu _ 
nitus, flavescens aut fuscescens; superior erectus; 
basi rosula foliorum vestitus, reliqua altitudine tri- 
bus paribus foliorum foliatus. Folia opposita gla- 
berrima trinervia acuta, basi brevissime connata? 
infima in rosulam congeste ‚Patentissinia sesqui- 
pollicaria lanceolata, reliqua multo minora ovata 
erecto - patentia distantia. Flos inter supremum 
par foliorum.sessilis, semper solitarius, 26-27 
lineas longus, erectus. Calyx campanulatus guin- 


209 


quefidüs, lacinüis dentiformibus hastatis acuminatis, 
i. e. ex angustiore: basi in ovatam figuram dilata- 
tis, interstitiis inter lacinias seu sinubus unam li- 
neam longis recto-truncatis. Corolla campanulata 


quinquefida, tubo basi. flavescente apice caerules- : 


cente, fasciis quinque flavicantibus caeruleo- pun- 
etatis, laciniis ovatis acutis vel acutiusculis, erenu- 
latis vel integerrimis, patentissimis, elegantissime 
caeruleis, fauce nuda. Stamina quinque, flamentis 
a lata basi in apicem angustissimum attenuatis, mar. 
gine membranaceis, antheris linearibus in tubum 
stylum amplectentem connatis. Stigmata flabellata 
crenata. Capsula calyce duplo longior, acuminata, 
teres, bivalvis; unilocularis, polysperma, 

,  Differt a Gentiana acauli laciniis calicinis ‚ha- 
statis (non 'lanceolatis eontiguis); ; Interstitiis seuw 
sinubus rectis truncatis, (non acutis). 

II. Ueber Draba ciliata Scop.; von Hrn, Prof. 

Tausch in Prag. ° 

Eine höchst ausgezeichnete Pflanze, die ich 
schon längst aus Schmidt’s Herbar aber ohne 
I!Schötchen kannte, die neuerlich von Hrn, Sieber 
von Scopoli’s Standorte dem Monte Nanas aber 
auch ohne reife Schötchen &ebracht wurde. : Sie 
mufs zu Folge der von Hrn. DeCandolle ange- 
nommenen Eintheilung eine eigene Section der 

Gattung bilden, die der Aizopsis am nächsten steht, 

und gleichsam den Uebergang von dizopsis zu den 
übrigen Sectionen bildet, und sich folgend charak. 
terisiren läfst: Aizodraba: foliis coriaceis carina- 
tis, caule folioso, ' -Sloribus albis, 'siliculis lineari » 
lanceolatis ** *, stylo brevissimo. 


je 


4 


di 


270 


D. eiliata: foliis obovatis carinatis aculis in- 


‚tegerrimis nitidis eiliatis, caule glabro folioso, 


petalis calyce plus duplo longioribus, 
D. ciliata Scop. Fl. carn. cum. ic. bon. 
Der Stengel ist zoll- bis spannenlang mit 3— 6. 
abwechselnden eiförmigen aufsitzenden Blättern 


besetzt. Die Wurzelblätter rosenförmig zusam. . 


mengehäuft, unter denen sich immer abgestorbene 
vorjährige befinden. Die Doldentraube bis 8 - blü- 
thig, die Blumenstiele so lang als der. stumpfe 
Keleh nach und nach sich verlängernd. Die Blu- 
menblätter grols, verkehrt eiförmig. Die Staub- 
gefälse etwas länger als der Kelch. Das unreife 


Schötchen ist sehr schmal länglich unbehaart, mit 
einem sehr kurzen dicken Griffel und ausgeran- 


deter Narbe versehen. 
IV. Correspondenz. 

Ueber Ranunculus anemonoides Zahlbr. theile. 

ich folgendes mit. Es war den vielfältigsten Nach- _ 


suchungen der eifrigsten neuern Botanikern nicht 
gelungen den Ranunculus ruiaefolius, Baron Ja- 


quin, Vater, als in der Umgebung des Schnee- 
berges einheimisch beschrieben, aufzufinden, als 
vor mehrern Jahren der sehr emsige Hr. Zahl- 


bruckner, der botanischen Welt seit länger vor- 


theilhaft bekannt, auf einer Reise aus der Gegend 
von Guttenstein in Oesterreich nach Maria Zell, \ 
unweit Rohr auf einem niedern Wiesengrunde, 

der sich längst bewaldeten Höhen hinanzog, eine 
blühende Pflanze beinahe noch vom Schnee be- 
deckt wahrnahm die dem ersten Anblick, der Blü- 


271 


thezeit und dem Standorte nach für eine Anemone 
gehalten werden kennte, und von der er in der 
Eile, nur wenige Exemplare mitnahm, Bei nähe- 
ser Untersuchung fand .es sich, dafs die schön 
blühende Pflanze indels nach der Fructification und 
der Petala basi squama nectarifera ganz bestimmt 
zu den Ranunculen gehöre, aber mit keiner der 
bestehenden Arten zusammen zu räumen: seye. 
Er ward demnach gewifs sehr zweckmälsig R. ane- 
monoides getauft, eine Erwähnung erschien in der 
Flora ı823 pag. 400 und eine Abbildung im Jahr 
1826 im 46. Heft von Sturm'’s Flora Deutsch. 
lands. _Wir weisen auf beides zurück, ohne uns 
in eine Kritik einzulalsen, da der Zweck dieses. 
Aufsatzes mehr eine, geschichtliche Darstellung, 
seyn soll. Die Pflanze ward nun bekannter, ob- 
gleich ihr Standort nur auf jene Stelle beschränkt . 
war, und die frühe Blüthenzeit manchen abschre.-. 
cken mulste, in eine waldige noch ganz öde Ge- 
gend eine weite Reise zu machen, um selben le- 
bend zu haben. Hr. Z. selbst verfehlte sie einige 
Male, und fand sie erst im April vorigen Jahrs 
auf der Stelle wieder, wo er sie zuerst gesehen, 
allein doch gröfstentheils verblüht; er schrieb eben 
auch diesem frühen Verblühen die seltene Auffin- 
dung, zu, denn die Blätter werden später von dem 
heranwachsenden Grase so versteckt, dals die 
Pflanze ohne Blüthe kaum mehr 'aufzufinden ist. 
Von dieser zweiten Entdeckung her besitze ich 
mehrere getrocknete Exemplare und ein Duzend 
lebende Pflanzen, die jetzt eben blühen, ‚und .da- 


ar? 


her. genauer beobachtet werden könnten. Die, 
Blumenknospen treiben früher als die Blätter ent- 
wickelt sind; erst wenn die Blüthe vorüber ist, . 
gehen diese auseinander, werden dann sehr grolßs , 
und grünen bis im Herbste, wo die Pflanze ein- 
zieht, um schon im Mai und April ihre Blüthen 
wieder anzusetzen. Diese sind theils hoch rosen- 
roth, theils weifslicht, ich habe von 7 bis zu ı3, 
länglichte Petalen an meinen Pflanzen, die am 
obern Rande etwas abgestumpft, selbst eingekerbt 
"sind; oft hat eine blühende Blumenkrone einen 
Zoll im' Durchmesser, immer treibt eine Pflanze 
nur eine Blume. — In der Beschreibung von R, 
rutaefolius in Sprengels letztem System ist 
schon erwähnt, dafs er polypetalus seye. Ich habe . 
diese Pflanze von verschiedenen Standorten, sie 
gleicht dem AR. anemonoides, von den südlichen 
Tyroler Alpen, aus dem Iudicarien und aus der 
Val Sagana, auch hier kömmt die Pflanze als sub- 
alpina, nicht nahe an den Gletschern, vor. Allein 
wie verschieden ist R. rutaefolius mit 5 rundli- 
‚chen Blumenblättern, Blüthe und Blätter zugleich 
entwickelnd, der’auf der Pasterze, am Venediger, 
und im nördlichen Tyrol vorkömmt. Vielleicht‘ 
dürfte also der Standort, hoch oben oder tief un- 
ten, auf die so grofse Verschiedenheit der Pflan- 
ze.den gröfsten Einflufs nehmen, und die ‘hohen 
Richter müfsen nun entscheiden, ob sie zweierlei 
"bleiben, oder wieder. eins werden solle. Ich hoffe 
vielen guten Saamen zu erhalten, der dann noch 
mehr bewähren wird, was Rechtens seye. 
Wien den ag. Febr. 18626. ° : vW elden, 


FIo ra 


y 


i oder 


\ 


Botanische Zeitung. 


Nro, ı8. Regensburg, am ı4. Mai 1828, 


I. Deutsche Literatur. 


ı. Flora der.Gegend um Frankfurt am Main von 

-Johannes Becker u. s. w. Erste Abthei- 

lung Phanerogamie. Frankfurt a.M. ı828, bei 
Ludwig Reinh erz 558 S. in &. 


IB dem Maafse wie sich mit dem Beginn 


: des laufenden Jahrhunderts die Botanik überhaupt 
und der systematische Theil derselben insbeson- 
dere einer ausgezeichneten Theilname erfreuet 
hat, sind auch die Hülfsmittel, die von allen Sei- 
ten dem Anfänger entgegen treten, zu einem ho- 
hen Grade von Vollständigkeit gediehen. Mit 
dem Catechismus der Botanik und dem Nomen- 
elator botanicus beginnend, erheben sich bis zum 
vollendeten Systema vegetabilium so viele Staf« 
feln, dafs der Wandrer überall Anhaltspunkte fin- 
det, um mit grölster Bequemlichkeit im Gebiete 


der Botanik fortschreiten zu können. Die Pro-_ 


vinzialfloxen, die.theils der allgemeinen Flora von 
Deutschland zum Grunde liegen und derselben 


besonders in geographischer Hinsicht förderlich 


Pe ng 


arh 


Yy 


werden, sind nicht minder geeignet, den Anfän- 


ger zugleich in Theorie und Praxis zu leiten, 


wozu nun, auch die vorliegende sehr bequem ein- 


gerichtet ist. Sie beginnt mit einer Einleitung 


in das Linneische System, verzeichnet dann 
nach demselben die sämmtlichen im Bezirke von 
Frankfurt vorkommenden Gattungen nach ihren 
Charakteren. Hierauf folgt eine Andeutung über 
das natürliche System mit ebenmäfsigem Ver- 
zeichnifs der Arten sammt ihren. Diagnosen nach 
deri Familien; die'mit den. Najaden: beginnen und 


den Rosaceen schliefsen, so dafs der Anfänger 


doppelte Belehrung findet und auf zweierlei We. 


gen seinem Berufe entgegen geführt wird. Die 


Ausführung des Ganzen ist dem Verf. sehr ge- 
lüngen, indem er in Bildung der Gattungen mit 


Vermeidung der Sübtilitäten die in neuerer Zeit, 


bei Gräsein, den Syngenesisten und andern Fa- 


milien stätt gefunden haben, eirien sehr atspre= 


chenden Mittelweg eingeschlagen hat. Ueber die 


Arten ist zu bemerken dafs sie weben den latei- 
üischen und deutschen Trivialnamen mit vollstän- 
diger Diagnose, einigen Citaten, besonders vön 
Abbildungen, dann mit Angabe der Wohnörter, 


Blüthezeit und Däuer versehen sind. Einige“ 


örst neuerlichst bekannt gewordene Pflanzen sind 


erisig aufgespürt, und selbst einige neue Arten. 


und Halbarten entdeckt worden, darüber wir. ee 
niges bemerken wollen : 


Cares murteala ß. interrupla Wallr.. c. öl | 


er 


275. 


rens DeC.) ist ganz richtig, C.. loliacea Schreb, 
aber nicht divulsa, die davon wesentlich abweicht, 
Corex arenaria und Buxbaumii gehören zu den 
allerdings seltenen Arten und ist vermuthlich der 
Bezirk dieser Flora ihr südlichster. Standort. 
Bei ©. strictia möchten wir dem Verf. noch wie- 
derbolte Beobachtungen anempfehlen. Es scheint 
uns nämlich, dafs das bei dieser Art wie bei C, 
paludosa sehr charakteristische Gewebe, welches 
die untern Blattscheiden nezartig überzieht, nicht 
von der Zerreissung derselben entstehe, sondern. 
ein eigenes Wesen ausmache. Auch die Hinfäl. 
ligkeit der Früchte ist uns noch nicht ganz klar 
geworden, . Carex Oederi ist sicher ‚eine. eigene 
Art; eben: so C. Hornschuchiana die: hier unter 
ß. Hoppeana als Unterart von C. fulva. aufgeführt 

wird. Sollten dem Verf, die wesentlichen Ver- 
schiedenheiten dieser Arten entgangen. seyn? C. 
Kochiana mit “sehr dünnen lockern weiblichen 
Aehren‘ kann unmöglich eine Yarietät von €. 
paludosa seyn, und würde wohl eher zu C, acute 
Good, die Curtis früherhin C. gracilis nannte, 
gehören, wenn die Anzahl der Narben, die der 
Verf. fast.gänzlich aus der Acht gelassen ‚hat, 
dieser Ansicht entsprächen. 

Die gemeinen Ornithogalen finden wir mit, 
Recht nach den Linneischen und ältern botani- 
schen Schriften, (nicht nach dem L. Herbario) als 
O. luteum, Persoonii, (besser sylvaticum) und agvense 
aufgeführt. Eine neue Art dieser Gattung, die; 


52 


276 


wohl noch genauerer Beobachtung bedarf, wird 0. 
simplex genannt und folgendermaafsen definitt: - 


Wurzelblätter 2 -— 3-rinnig, schlangenförmig ge- 


krümmt, von ungleicher Länge, kabl; Schaft ein-. 


fach, einblumig, kahl, ohne Hülle; äussere Blumen- 


blätter 7nervig, innere önervig; Zwiebel klein, ein- 


zeln, wobei wir die Angabe der Figur von Blättern 
und Blumenblättern ungerne vermissen. Diese An- 


gabe von äussern und innern Blumenblättern steht: 
auch mit dem Gattungscharakter dasie Blüthenhüllen 


genannt werden im Wiedersprüch.— Polygonum 
Bellardi ist ohne Zweifel für die Gegend des 


mittlern Deutschlands eine wahre Seltenheit. Die 


verschiedenen neuerlichst aufgeführten neuen Ar- 
ten dieser Gattung sind wieder als Varietäten zu 
P. Hydropiper, mite und Lapathifolium zurüchges 
bracht. — Bei Rumex kommt R. S$teinii als neie 
Art vor, die in Geigers’ Magazin beschrieben 
seyn soll — KEuphrasia nemorosa Bull. ist wohl 
dieselbe mit E. salisburgensis Funk. — Nepeta ci» 


'triodora ist in Verglöichung von N. Cataria nicht 


vollständig genug charakterisirt. — Die Gattung 


Mentha ist sehr fleifsig bearbeitet, und neben 


mehrern Unterarten (von M. arvensis nicht weni- 
ger als 7.) sind 2 neue Arten folgendermaalsen 
verzeichnet : 

Mentha villosa, Stengel straffzottig , Blätter 


eirund am Grunde und der Spitze ganzrandig, in | 


der Mitte einfach sägezähnig, auf beiden Seiten 


nebst den Stielen zottig, abwärts nach, und nach 


277 


. kleiner werdend; ‚Blumenquirie kugelrund bis in 


die Spitze fortlaufend : die untern sehr kurz ge- 
stielt; Kelche und Blüthenstielchen dicht zottig ; 


"Staubgefäfse kürzer als die Blume, 


. Mentha crenatq, Stengel einfach oder ästig, 
niedrig; Blätter kurzgestielt, zottig, auf beiden 
Seiten punktirt; die untern sehr klein, kreisrund, 
ganzrandig, die obern eirund, stumpf, seicht ge- 
krebt; Kelche zottig, am Grunde bärtig'; Blüthen- 
stielchen häckerig; Staubgefäfse kürzer als die 
Blume, 

Von Lamium finden sich die 3 Arten L. ma. 
eulaium, ‚laevigatum und rugosum' nach Rchbch. 
Icon, i. 215 — 217, verzeichnet. — Campanula 


uniflora (linifolia Haenk,.), C. carnica Schied, und 


C. Baumgarienii Beck. (C. linifolia Baumg. in 
Flor. transylv. C. rotundifolia d. lancifolia M. et 
X.) sind wie C, glomerata und eggregata noch 
näherer Beobachtung durch Cultur zu empfehlen. — 
Auch unter Achilles findet sich eine neue, Art: 
4. sylvatica, Stengel zottig, gefurcht, ästig; Blät- 
ter verlängert, doppelt gefiedert: Fiedern entfernt 
stehend, verlängert, gleichbreit: Fiederchen 2 — 
$spaltig, lanzettlich; Mittelrippe geflügelt. ‚mit 
den Fiedern, von gleicher Breite; Wurzelblätter . 
fast vom Grunde aus mit Fiedern besetzt; Blü- 
then in zusammengesetzter Doldentraube mit fast 
kahlen Deckschuppen. 
Syrenia Biebersteinii Andrz. ist wohl als ein 
Beitrag zur Flora germ. ‚anzusehen, — Kine Mit-.: 


Er 


278 


telart zwischen Papaver Rhoeas und dubium wird 
mit dem Namen P. intermedium als neue Art auf. 
gezählt. Von Polygala werden P. buxifolia, oxy- 
ptera, comosa und vulgaris nach Reichenb, auf. 
gestellt, dessen P. uliginosa aber für P. amara L, 
erklärt. — Unter dem Namen Orobus graminifo- 
lius wird der O. linifolius Reich. in Herb. eit. Fl. 
als eigene Art beschrieben. — Von Trifolium 
aureum Pollich wird T. agrarium L. als synon, 
aufgezählt; warum aber nicht umgekehrt? Uns 
wundert dafs bei dieser Gattung Sturms Deutschl, 
Flora nicht benüzt ist. — Neben Stellaria media 
Sm. (Alsine media L.) ist Stellaria neglecta Meihe 
als wahre Art aufgestellt, die sich besonders durch 
ı0 Staubgefäfse und grössere Blumenblätter aus- 
zeichnet, auch im Winter nicht vorhanden ist, — 
Sempervivum globiferum auf Mauern u, s, w. ist 
ohne Zweifel S. hirtum. — Von Rubus sind ı7 
Arten nach Nees und Weihe 9, und von Rosa 
30, nach verschiedenen Schriftstellern aufgeführt; 
unter leztern eine neue; Rosa tenuis, Keldhröhre 
länglich - eiförmig, nebst dem Stiele häckerig- 
drüsigt, gefärbt; Abschnitte lang zugespitzt, drü- 
sig, van gleicher Länge der röthlich - weilsen 
Blume; Blättchen eiförmig, ungleich - sägezähnig, 
gewimpert, oben kahl, unten flaumhaarig grat- 
grün; Nebenblätter schmal, gleichbreit, drüsig 
gewimpert; Blattstiele stachelig, häckerig- dıt- 
sig; Stengel dünn, warzig; Frucht birnförmig, 
roth, u ' 


27) 


Einige Nachträge und Verbesserungen danı 
ein vollständiges Register machen den Beschlufs 
dieser Flora die unstreitig den besten Provinzial. 
Floren zuzuzählen ist, und sowohl von Anfängern 
als Geübtern mit Nutzen gebraucht werden wird, 


2. Katechismus der Obstbaumzucht von Carl 
Ludwig Seitz, königl. bayer, botan. Gärt- 
ner etc., mit 5 Kupfertafeln. München 1828. — 
100 Seit, nebst 3 Seit, Vorrede und Inhalts. 
Anzeige, 2 Seiten Erklärung der Kupfertafel, 
und 6 Tabellen, welche ein Verzeichnils der 
Obstarten enthalten. — 8, 


Ein sehr gutes, schr praktisches Buch, das 
bald in die Hände aller Eigeuthümer van kleinen 
Landgütern, und Verwalter von grössern zu kom- 
men verdient, indom die Obstbaumzucht ein land. 
wirthschaftlicher Artikel ist, welcher in schr vie- 
len Gegenden zu sehr vernachläfsiget wird, über- 
all Platz findet, keine grosse Mühe macht, nur 
einige Aufmerksamkeit und einige Uebung in den 
Handgriffen fordert, welche man sich an wildem 
Gesträuche leicht verschaffen wird, und bei alle 
dem dem Landmanne noch manches Stück Geldes 
abwirft. WVenn sie hier oder dort mifslingt, so 
kömmt es nicht sowohl von dem unfreundlichen 
Hlima her, als weil man sich nicht genug mit der 
Sache selbst bekannt gemacht bat, oder sich in 
den Kopf setzt, gewisse zärtliche Obstsorten in 
rauhen Klimaten zu ziehen, 


280 | L 


. Herr $. hat auf alles Rücksicht genommen, 
Um seinen Unterricht für jedermann, auch den 
gemeinsten Landmann, deutlich und leicht ver. 
ständlich zu machen, hat er ihm die katechetische 
Form gegeben, welche um jede Besonderheit be- 
“sonders fragt, und jede Frage kurz befriediget, ' 
hat sich durchaus auf die Erfahrung und: auf die 


Ausübung versuchter Obstgärtner und auf die ei... 
gene gestützt, alles überflüfßsige Theoretisiren . 


vermieden, und einer Deutlickkeit im Vortrage 
beflissen; die nichts zu ‘wünschen übrig läfst. Se 
kam’es, dals"der Gegenstand, über welchen sich . 
Mancher sehr weitläufig würde verbreitet haben, 


in ein ganz kleines und wohlfeiles Buch zusam- _ 


mengedrängt werden konnte, ohne weder an Deut- 
lichkeit noch an Vollständigkeit zu verlieren. 

Das Buch ist in sieben Kapitel abgetheilt. -Die. 
beiden ersten umfassen das Allgemeine, die Defi. 
nition der Sache, den Nutzen dieses landwirth- 
‚schaftlichen Zweiges, seine Hindernisse, und 
wie diesen abzuhelfen sey; was eine Obstbaum- 
schule sey, und wie sie beschaffen seyn solle, — 
Im dritten Kapitel wird nun von der Erziehung, 
Vermehrung und Veredlung der. Obstbäume ge- 


handelt; die Erziehung und Vermehrung vermag 
auf viererlei Weisen geschehen: ı. durch Saa- 


men, 2..durch Ableger, 3. durch Stecklinge, und 
4: durch WVurzelbruten; hier. ein sehr genauer 
‚Unterricht über die Saamen, ihre Gewinnung, 
Aussaat, fernere Behandlung der jungen Bäumchen 


F 


ET 


281 


in den auf die’ Saat nächstfolgenden Jahren, Die 
erste Fortpflanzungs - Weise, giebt nur die Art, 
z. B. den Birnbaum, .aber nicht gerade die Salz- 
burger-Birne, wenn etwa die Saamen von dieser 
Sorte genommen sind, gleichwohl ist es besser, 
wovon auch die Ursachen angegeben sind, :wenn 
man die Saamen von veredelten Bäumen nimmt, 
in diesem Falle geschieht es öfter, dafs. bereits 
der aus dem Saamen gewachsene Baum zwar nicht 


‚dieselbe, wie der Mutterbaum, aber doch immer 


noch eine gute Obstsorte bringt, nichtsdestowe- 
niger ist es immer. besser und sicherer, wenn 
man ihn zu seiner Zeit veredelt. Die Vermeh- 
rung nach den drei übrigen Weisen ‚giebt alle- 
mal dieselbige Sorte, von welcher die Mutter ist, 
geht aber nicht bei allen Arten von Holzgewäch- 
sen gleichgut an; diese Arten werden dann auf- 
gezählt, und gelehret, wie man sich dabei zu ver- 
halten habe. 

Nachdem nun der Sämling (das. aus dem 


‘Saamen erwachsene Bäumchen) 'heran gewachsen 
. ist (darüber wird genauer Unterricht ertheilt), 


wird es veredelt, das ist, ein Zweig (ein Reis) 
oder eine Hnospe (ein Auge) von einer edeln 
Sorte mit ihm in Verbindung gebracht, was beim 
Reise durch Pfropfen (Pelzen), beim-Auge durch 
Oculiren geschieht. Das Propfen geschieht ent- 
weder in den ganzen Spalt, oder in den halben 
Spalt, oder zwischen’ die Rinde. Sorgfältig wer- 


‚den die Benehmungsweisen bei allen diesen Me- 


282 


thoden angegeben, und überall wird auf alle Um- 
stände genau aufmerksam gemacht, Das Ablacti. 
ren oder Absäugen ist selbst eine Art des Pfro« ; 
pfens, ist aber nur möglich, wenn sich beiderlei 
Bäume’so nahe sind, dals ihre Aeste ohne vom 
Stamme getrennt zu werden, einander so ‚genä- 
hert werden können, dafs sie sich wechselweise 
berühren. Es geschieht auf zweierlei Weise: 
a) durch ein Pfropfen in den halben Spalt, oder || 
b) .durch Copuliren, worüber ebenfalls die nöthir 
ge Anleitung’ bereits gegeben worden ist, Vor" 
theile dieser Verfahrungsart, wie 'sie vorzuneh- 
men sey, und was man dabei zu beobachten habe, 
— Indem bei allen diesen Geschäften den Bäu- 
men wnerläfslich Wunden gemacht ‚werden müs-’ 
sen, so werden auch Vorschriften gegeben, gute \ 
Sorten von Baumwachs anzufertigen, wodurch, : 
wie durch Pflaster, sowohl die Luft von der 
Wunde abgehalten, als die getrennten Theile bes- 
ser zusammengehalten werden. Zu diesem Kapi-. - 
tel gehören auch die vier beigefügten Kupfer» 
tafeln, welche den Schnitt sehr deutlich lehren 
(die fünfte Kupfertafel gehört lediglich zum Titel- 
blatte). — Das vierte Kapitel giebt Unterricht, 
wie man die 'veredelten Bäume ferner noch ie‘. 
der Baumschule zu behandeln hahe. e 

‘. Nicht leicht kann ein junger:Baum an. dem 
Platze, an welchem er veredelt worden ist, sie 
hen bleiben; die aus Saamen gezogenen Wild- 
linge, auch wenn sie noch in ihrer frühen Jugend 


285 
versetzt worden sind, stellen meistens. noch zu 
nahe beisammen, um sich nicht selbst einander 
zu: verdrängen. Hier kömmt es nun darauf an, 
was man ihnen für eine Bestimmung zu geben 
belieben wolle. Sie ‚sollen entweder zu Hoch. “ 
stämmen erwachsen, oder 'werden als Zwergbäu- 
me gezogen. Die Anzucht zu Hochstämmen: ist 
für den gemeinen Mann aus allen die vortheilhaf- 
teste, weil ‚sie ihm die wenigste Mühe : macht, 
diese Bäume überall stehen können, nicht nur in 
eingeschlossenen Gärten, sondern auch wohl im 
Freyen, wenigstens in der Nachbarschaft des Wohn- 
hauses. ‚Aus diesem Grunde wird hier für. diese 
Anzucht-ein sehr sorgfältig und genau bearbeite- 
ter Unterricht ertheilt. . Die Zwergobstbäume sind 
solche, deren Stamm wenigstens niedrig. gehalten 
wird, wozu man verschiedene Gründe hat, welche 
auch aufgezählt werden, sie bedürfen vieler. und 
sorgfältiger Wartung, fordern einen sachkundigen 
Gärtner oder Liebhaber, und sind. aus, diesem 
Grunde nur für Gärten ‘und ‘Zwinger geeignet, 
nicht für das Freye, . Gleichwohl werden auch 
für diese Baumzucht alle nöthigen Regeln vorge 
"tragen, und überall Beispiele von den Obstsorten 
angeführt, welche sich für die verschiedenen Ar- 
ten von Zwergbäumen schicken, deren eigentlich 
vier sind: a. Pyramiden. oder Rockenbäume, die 
von der Erde .bis zum Gipfel so regelmälsig in 
die Höhe ‘wachsen, dafs sie eine mehrseitige Py- 
xamide vorstellen; ». Kesselbäume, deren Krone 


284 


eine kesselförmige Vertiefung hat. 3% Kugelbäu. 
me; ‚auch sie sind eine Art Kesselbäume, aber 


die Kronen sind oben nicht weit offen; wie die 


Kessel, sondern nähern sich mehr. der Kugelform; 


“endlich 4. Spalier- oder Wandbäume, dahin ge. -. 


hört vorzüglich die Weinrebe, die nicht nur in 
unsern kältern Klimaten, sondern selbst in dem 
südlichen Tyrol als Wandbäume (in Tyrol- in 
den dortigen Weingärten auf sogenannten Pergolen 
(Lauben), am vortheilhaftesten erzogen werden, 

Die Bäume, sie mögen nach einer Art, nach 


welcher man will, gezogen werden, mülsen nicht : 


nur ihrer durch Hagelschlag oder auf andere 
Weise sehr beschädigten Aeste und Zweige ent- 


lediget, sondern sollen, wenn sie reichliche \ 
Früchte tragen sollen, jährlich kunstmäfsig be- 
schnitten werden. Es ist aber schwer die Re-- 


geln dieser Kunst in ein ordentliches System zu 
vereinigen; gleichwohl wird im sechsten Kapitel 
alles gesagt, was man zu wissen nöthig hat; die 
verschiedenen Vorkommenheiten lafsen sich nie- 
mal anders als durch mehrjährige Uebung lernen, 


welche man sich selbst geben wird, wenn.man. 
sich an die Vorschriften des Buches hält, sein 


Verfahren damit vergleicht, und sowohl das Ge- 


lingen als das Mifslingen der beobachteten Hand- ” 
griffe mit den hier angegebenen Warnungen ver 


gleicht, 


Die Bäume sind als organische Körper "eben 
sowohl Krankheiten ausgesetzt, als die Thiere,- 


! 


L 


285 


nur sind. sie. gewöhnlich, wern man "das. Uebel‘ 
nicht zu weit hat um sich greifen lafsen, leichte 
zu heilen. Hier werden die gewöhnlichsten mit 
ihren Mitteln angegeben, die gewifs helfen .wer- 
den, wenn man sie da, wo sie angezeigt sind, 
rechtzeitig anwendet. 

Weil Hr. S. bei Bearbeitung dieser Schrift 
vorzüglich Bayern'im Auge gehabt hat, der gröfs- 
te Theil des Hezatkreises ohne. dies "Bayerns 
Obstgarten ist, der Ober- und Untermainkreis, 
so wie der Rheinkreis WVeinländer sind, wo so 
gar Mandeln und Pfirsiche als hochstämmige Bäu- 
me. wachsen, so ‚begnügt er sich für den Isar-. 
Kreis, Ober- und Unter .- Donau -Kreis, dann den 
Regenkreis, und noch. ‚besonders für diejenigen, 
gebirgigen Gegenden, welche schon. durch ihre 
Lage ein rauhes physisches Hlima haben, diejeni- 
gen Obstsorten anzugeben, die für sie besonders 
geeignet sind; mit Hinweglassung jedoch derjeni- 
gen Gewächse, die ohne weitere Cultur überall 
fortkommen, z.B. die Haselstauden, Ribesbeeren, 
Brombeersträuche. 

Wir danken Hrn. Seiz für diese so gemein- 
nmützige Arbeit, und wünschen sie recht bald’ in 
die Hände jedes für seine Vortheile. aufmerksa- 
men Landbesitzers. En 727 


U Berichtigung. 


Carex Bertoloni, Schk,, Sprengel, Möfsler, Bluff 
- el’ Fingerhuth, Steudel es Hochst. (C. cuspidata Bertol.) 


286 


wird in Hopp. Carie, p. 12. als eine für Deutschl. 
Flora noch zweifelhafte Pflanze angegeben. Zu. 
gleich ‘wird sie daselbst unmittelbar neben Cerex 
Schoenoides Host gestellt und von beiden Arten: be. 
merkt, dafs solche mit Schoenus compressus habi- 
tuelle Aehnlichkeit hätten. VVenn nun hieraus die 


Verwandtschaft beider Carex- Arten schon einiger- 


maalsen hervorgeht, so wird. die Identität derselben 
in Pollini Flora Veron. (II. p. 96: sub: C. divisa,) 


gradezu erklärt und G. Bertolonii nur als eine in 


statu:macriori befindliche C. divisa Good; (C. Schoe- 
noides Host) angegeben. Da sich. diese Angabe 
durch Vergleichung der Schkuhrischen Zerglie- 
derungen vollkommen bestätigt, so unterliegt es 
gar keinem Zweifel, dafs C. Bertolonii wieder ge- 
strichen werden mülse. 


A, Geschenke; welche der Gesellschaft seit Ende März 


verehrt worden. . 


Die Ei, Leopold. Akademie: Nova Acta Acad. GC 
“2. C. Naturae Curiosorum, T. XII. 2. 1827. 
Hr. Graf C. Sternberg: Haidinger’s Be- 


schreibung des Sternbergits. 1827. 


Hr. Dr. Detharding: Conspectus ‚plantarum 


magniducatuum Megalopolitanorum phaneroga- 
‘ marum. Rostochii. 1828, 


Hr. Staats - Central - Gasse - Officier Klier: Anlei: 
tung zur Cültur der Pelärgonien. Wien 1826. . 
nebst den lebenden Exemplaren. von 20 negen, 


Pelargonien.. tn 


287 


Hr. Pfarrer Schärer: Lichenum helveticorufe: 


‚spieilegium: Sectio IL 18328. nebst Lich. 
helvet. exsice. Fasc. VII et VIIL' 

Ferner giengen für den Garten Glashauspflanzen 
‚aus den Königl. Gärten zu München. und Nym- 
pfenburg, so wie Saamen aus denselben, aus 
dem Hofgarten in Würzburg, dem K. K. bo- 
tanischen Garten in Wien, und vom RK 


Obristen Baron v. Welden ein, wogegen 


andere seltnere Saamen zum "Theil yon Alpen- 
pflanzen abgegeben wurden, 


B. Eingegangene Manuscripte, welche noch nicht 
abgedruckt worden. 


Hr, Prof. Dierbach: Ueber das Vaterland des 


 Acorus Calamus, ° 


Hr, Rittmeister. v. Flotow: ; Lichenologische Be- 
merkungen. 


Hr, Funk: Wanderung nach dem Wormserjöch, . 


Hr. Dr. Meyen: Beobachtungen über die porö- 
sen Gefälse u. a. 

Hr. Präs. Nees von Esenbeck: Bemerkungen 
über Sieber’s Agrostothek, 

Er. Prof. Nees v. Esenbeck d, jüng.: Hrn. 
Wirtgen's Blüthenkalender von Koblenz. _ 

Hr. Prof. Schultz: Veber die Organisation des 
'Stempels. 

Hr. Fr. W. Schultz: Nachtrag. ‚zu deh Bemer- 
ckungen über Schäfers 'Frierische Flora. 

Hr; Prof. Tausch: Diagnoses plantarum minus 
cognitarum e ‚Flora Siberica Gmelini.. — 
Diagnoses nonnullarum Solidaginis et Helian« 


Ö 


FR 


258 


thi specierum.—- Botanische Beobachtungen, 


— ‚Ueber einige merkwürdige Pflanzenab. _ 


änderungen. x 


Recensionen von Meyer’s Diss. de Houttuynia 


BEBEEEREEEEREEEEEEEEEER EHER. S 


Irıı 1} 


und Hedwig, Species muscorum suppl. II, 


Druckfehler, 
durch Krankheit des Redacteurs veranlaßst, 


97 Z. 8 von oben statt helvetiaequae lies helvetiacgue. > 


08 — 16 v. o. statt verstockte 1. versteckte. 

= — 19 v. 0. statt verbergen ist 1. verbergen, ist. 

99 — 17 v. o. statt unyerzeihliche 1. verzeihliche. 

— — 5, v. u, statt ein 1. im. . 
— — 4v. u. nach Wissenschaft setze ein Comma. 
100 — ı v. 0. statt anmassend 1. aumaassend. 

ı0ı —bv.o. Paliarus und Zizipkus 1. Paliurus und 

Zizyphus. 

7 Y. 0, statt Orytropis 1. Oxytropis. 

— —5Yv. u. statt Gebiete 1. Gebiet. 

202 — ı6 v. 0. statt dagegenn 1. dagegen, 

ı05 — 3 u.gv. o. montosae l. monianae, 

106 — ı5 v. u, nach V. Teucrium L. setze ein Punkt, 
— — 10 v. u, nach wachse setze ein Comma, 
107 — 6 v. o. nach Bayern ein Comma, 

— — 1 v, u, Statt urcanica 1. ucranica. 

125 — ı5 v. u, nach collinus Kit. ein Comma. 
1A — gv. u, statt chamaemespilus 1. Chamaemespilus., 
— — 4v. u. nach D ein Punkt, 

— — iv. u. stait fruticoca 1. fruticosa. 
a25 — 7 v. u. statt spica l. Spica. 

127 — 3 v. o. nach chondrilleides ein Comma, 

128 —5v. o. statt Allgau l. Algau, 

195 = 10 v. 0, statt : 1. . 

196 — i6 v, o, statt n’asevois 1. n’oserois. 

197. — 9 v. 0. statt welchen 1, welche .. 
197 — ıı v. u. und in der Folge statt Datrochetl. 

Dutrochet. 

202 — 5 y. o. statt eigen 1. eignen. , x 
209 — 4 v. o. nach enthalten ein Comma. I 

.— 9 v. 0. statt Feigenbaum ]. Feigenbäumet+ 

— — 15 v. 0, statt Entdeckungen 1, Entdeckung. 

204 — 9 v. o. statt den I. dem, 

— — j1 y. u. nach anstatt setze hinzu dafs. 

— 2 vu, statt Form 4, Formen, er 


% 


“ 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung 


Nro, 19. Regensburg, am aı. Mai 1828,. 


Siebers Agrostothek. 


Ic bin von mehreren Freunden aufgefor- 


‘ dert worden, meine Nomenclatur der von Hrn. 


Sieber. veranstalteten Sammlung ausländischer 


Gräser, ‚Cyperaceen, Restiaceen und, Juneineen be- 


kannt zu machen, weil über die verbreiteten 


Exemplare dieses Herbariums verschiedentlich Ir- 
rungen obzuwalten schienen, 


Obwohl nun die etwa eingeschlichenen Ir- 


xungen durch ein solches, nur von einigen mir 
bekannt gewordenen Exemplaren hergenommenes 


Verzeichnils kaum aufzuklären seyn dürften, so 
finde ich doch in den, vor kurzem erschienenen, 


Nächträgen zu Hrn, Prof. Sprengels Ausgabe, 
‚des Linneischen Systema Vegetabilium, welche 


die zweite Abtheilung des vierten Bandes bilden, 


“eine nähere Veranlassung, meine Benennung der 
‚in dieser Agrostothek enthaltenen Pflanzen durch 


den Druck in so weit zn fixiren, dafs dieselben 
vor Mifsdeutungen sicher seyn mögen, 


Bei aller Gerechtigkeit närälich, welche wir ° 


T \ 


En 


5 


290 . ; 


en) ... u Pr PRAER 


der fast bewunderungswürdigen Genauigkeit in der 


Zusammenstellung der Sieberschen Herharien 
widerfahren lafsen müfsen, dürfen wir doch von 
derselben nicht das Wunder erwarten, dals ein 


Mann nach fremden Bestimmungen die schwierig. 


sten, sich untereinander höchst ähnlichen, oft nur 
durch mühsam aufzusuchende Merkmale unter- 
scheidbaren Pflanzenarten stets richtig genug Son«- 
dern und unterscheiden werde, ‘um nicht hie und 
da.-einmal unter derselben Nummer eine verschie» 
dene Art zu liefern, sey's.nun eine. in dem Ver« 


zeichnifs gar nicht enthaltene, oder nur eine 86. 


gen eine andere umgetauschte. Daher denn aüch 
alle Citate von Sammlungen getrockneter Pflan. 
zen, die ein Andrer bestimmt, ein Andrer .zu- 
sammengetragen hat, stets etwas Unsicherers. mit 
sich führen und wahrgenommene Unrichtigkeiten 
des einen Exemplars weder dem Bestimmer, noch 
‚dem Anordner, noch auch den übrigen Exempla- 
'ren der Sammlung selbst zum ‚gerechten Vorwirf 
'gereichen können. ns 

Dieses einleitungsweise zu erinnern, "schien 
‚nöthig, da Hr. Prof. Sprengel diese, bisher noch 


nicht einmal durch meine Anerkennung beglaubig:. ’ 


‚te Bezeichnung einer kleinen Pflanzensammlung 

vorzugsweise vor allen meinen übrigen botani- 

‚schen Arbeiten werth gefunden hat, in seinem be 

zühmten Werk beleuchtet zu werden. 
Bonn den 20. April 1826. 


Nees von Eoonbeck | 


20 


‚4. Rhynchospora 'laxd R. Br. 

2 Fimbristylis gracilis R. Br. 

3. Schoenus melanostachys R. Br. statu incom- 
pleto. An. nov, 5.2 

4. Cladium glomeratum R. Br. 

5. Clodium dubium N. ab E. panicula coarctata 
ramis spieiformibus, spieulis eapitato - conge- 
'stis trifloris, culmo foliisque compressis,. cau- 
linis distantibus yagina brevioribus, 

Syn. Spr. S. W. IV. 2. p. 2i. 

Ist vielleicht nur Spielart von Cladium glo- 
meratum. R. Br., von welchem es sich blofs durch 
eine kleinere Rispe und zusammengedrückte Blät. 
ter unterscheidet: Die Schüppchen- der Aehrchen 
'sind bei den 'beiden genannten Arten, wie ‘hei 
Cladium teretifoium R..Br., gewimpert.. Der 
Halm ist nicht rund, wie ihn Sprengel aaO, 
bezeichnet, sondern zusammengedrückt,. Er hat 
‘zuweilen mehr, als ein Blatt, und die Kürze: die- 
ser Blätter ist besonders charakteristisch, 

6. Clodium teretifolium R. Br. ? 

Sprengel citirt diese, von mir als zweifel- 
haft bezeichnete Art, :zu Cl, schoenoides R. Br. 


oder Schoenus acutus La Bill., culmo nudo Folüs- 


que spaihague compressis, welcher Charakter so 
wenig, als die Figur Labilleardieres ‚auf unsere 
Pflanze pafst. Die. Definition von Cladium tereti- 
Jolium R. Br. pafst wörtlich, und die Stellung bei 
Clad. : glomeratum. und Junceum stimmt ebenfalls 
überein. Sollte sich ergeben, dals unsere Be- 


T'2 


n_ 


u _ 


292 


stimmung dennoch unrichtig wäre, so würde.die. 


Sieber’sche Pflanze als eine neue Art dieser 
Gattung aufgestellt werden mülsen. 
7. Schoenus brevifolius R. Br. 
8. Restio complanatus R. Br. 
9. Lepidosperma lineare R. Br. 


Die Blätter zeigen bei unsern Exemplaren" 


kaum einige Schärfe an den Rändern, 
10. Lepidosperma gladiatum R. Br. 
11. Cladium Flum R. Br. ? 


Die panicula Joliata und die spieulae subu- 


Zatae scheinen noch immer für diese Art zu ent« 
scheiden. Unser Exemplar ist übrigens unvoll- 
kommen, und wir wollen nicht mit Bestimmtheit 
widersprechen, wenn Hr. Prof. Sprengel a.a.0. 
dieses Citat zu Cl. decompositum zieht. ‚Sollte 


aber dieses eben genannte nicht eine ‚kleinere 


Form von Cl. Filum seyn ? a 

12. Die Fructification fehlt gänzlich, und die 
hie und da vorkommenden gröfsern spiculae 
scheinen monströse Bildungen zu seyn, .; 

An Cladii Species ? 

13. Gahnia psittacorum V. 

14. Carex longifolia R. Br. 

15. —— adpresa R. Br. 

16, —— striata R. Br. 

17..Juneus plebejus R. Br. 

18. Schoenus falcatus R. Br. 2 


19. Schoenus abbreviatus N. ab E. culmo. simplici . 
compressiusculo basi monophyllo folüs Alifor- | 


N 


° 293 
mibus laevibus, hreviori; ; vaginis nudis, pani- 
eula. bifida. folium involucrale aequante, spi- 
eulis: geminis brevibus unifloris, squamis qua- 
tuor. subaequalibus margine nudis, -nuce ru- 
&ulosa. ., 

Mit Schoenus punctatus R. Br. verwandt, 
aber hinlänglich ausgezeichnet, Der dünne Halm 


ist fingerslang, doppelt kürzer, als die Blätter, 


das Wurzelblatt mit eingeschlossen. Die Rispe 
theilt sich gabelförmig, und der längere Ast meist 
noch. einmal. Jeder Ast trägt gewöhnlich zwei 
Paar Aehrchen, eins am Grunde, das andere an 
der Spitze. Diese -Aehrehen (wir sahen nur sol- 
che mit reifer Frucht) bestehen aus 4 fast gleich-, 
langen, lanzettförmigen , Pfriemenförmig_ 'zuge- 
spitzten, gekielten,. nervig gestreiften,. abstehen- 
den, braunen, kahlen Schuppen, von denen die‘ 
obere am Grunde die Frucht umfalst. Drei lange 
Staubfadenträger, ohne Antheren, geben den 
Schein einer Borstenhülle. Der Griffel hat drei 
Narben. Die Nufs ist dunkelgrün, fast rund, 
feingrubig, und hat eine stumpfe runzlige Warze, 


wo der Griffel abfiel. — Die untern Scheiden 


sind lebhaft parpurviolett. 
‚-20.. Isolepis riparia, R. Br.“ 

Durch einen Schreibfehler war diese sehr 
ausgezeichnete Species in dem Sieber'schen 
Verzeichnifs unter Eleocharis gestellt worden, 
welches wahrscheinlich. Hrn, Prof, Sprengel 


veranlalste, sie zu Eleocharis seiacea R. Br. (Scir- 


f 
Wu 


A 


20% 


F 3 


Brownä Spr.) zu. ziehen. (S. 8.9. IF. 2. p 27) 
Da wir die Species mit R. Br. bezeichneten, so . 
hätte, weil es keine Eleocharis riparia R. Br. giebt, u 
der Blick auf Isolepis oder Seirpus fallen: sollen, 
bevor die Bestimmung mit einer andern unrichti- 
gen vertauscht worden wäre. ' 
21. Isolepis prolifera R. Br. 
22. Cyperus teiraphyllus R. Br. 
25. — — gracilis R. Br. . 
24. Eleocharis recurvata N. ab E. spica disticha. 
ovata, culmis setaceis quadrangularibus recur« 
vis, vagina oblique truncata mutica, 'setis hy- 
pogynis 5—6 longitudine caryopseos irigonae 
basi corticatae, apice nudae. 

Observ. An proprii generis, ob caryopsin 
ad apicem fere involucro pallido arcte adnato 
punctato margineque repando desinente tectam; 
ex quo apex caryopseos trigonus, acutus, fusces+ 
cens prominet? Habitus fere Eleocharitis acieula- 
ris, magisque etiam Eleocharitis setariae R, et Sch., 
seu Cyperi setacei Reiz. 

Hr. Prof. Sprengel sagt a. a, 0. pP 
„Ad Sc. retrollexum Poir. var. Eleocharis recur- 
vata Nees in.Sieber Agrost. n. 24. Nov. Hol.“ 

Ich zweifele sehr, ob dieser Scirpus aus 
Porto-Ricco hieher.zu rechnen sey. Der unsrigo 
hat einen Culmus quadrangularis ; dieser soll ei- 
nen Culmus angulatus subieres haben. Von den 
Fructificationstheilen ist gar nichts ‚gesagt. Ich: 
glaube also, dafs die Culmi et folia recurva allein 


5 


® n 


u 295 
nichts entscheiden, und dafs eine genauere Unter- 
suchung nöthig sey, bevor man sagen könne, dafs 
in diesen so zart nüancirten Gattungen .eine aus 
den entlegensten Regionen herstammende Form 
Abart einer andern sey. 0 

25. Carpha deustä R. Br. N. u 
Observ. Fasciculus sapituliformis bast i invo- 
lucratus involucro bivalvi subulato, basi dilatata 
scariosa fasciculum involucrante, valvula inferiori 
fasciculo longipri. Squamae similes breviter mu- 
cronatae spicularum sesstlium divisiones distin- 
guunt. Spatha propria bivalvis, tristachia, valvis 
seu squamis carinatis - JJanceolato - ‚subulatis fuscis 
margine luteis. „‚Spieulae- lanceolatae, compressae, 
distichae, uniflorae; squamis 4 inferioribus sen« 
sim paulo minoribus . lanceolatis . apice subulatis 
fuscis, carinatis, basi membranaceis ; ; duabus inte- 
rioribus minoribus inaequalibus membranaceis a 
quarta squama inclusis. Setae hypogynae tres lon- 
gitudine staminum, apice paullulum dilatatae et 
planiusculae, infra apicem fuscescentes, scabrae, 
basi villoso - plumosae, filamentis cohaerentes, Sta- 
mina-tria, quorum unum interdum sterile filifor- 
me; fertilium filamenta brevia, lutescentia; ‚an- 
therae lineares, erectae, apice subulatae, Iuteae. 
Stylus staminibus et setis longior, filiformis ; stig- 
mata tria, filiformia, decidu.. Germen. tenue, 
oblongum. Fructus deest. _ 
‚Adnot. Genus Carpha habita quodam sin- 


gulari Hyrideis accedit, 


Te u 


296 


26. Chaetöspor@' ‚villose N. ab E. (Schoenus oil: : 
losus R. Br. 

Wir haben in allen Exemplaren drei kurz 
Setas hypogynas gesehen, und bringen daher diese. 
Species zu Chaelospora. Gewöhnlich sind die 
spieulae subbiflorae. Dann ist aber nur das End- 
blüthchen vollkommen ; das zunächst vorherge- 
hende hat ein unfruchtbares Pistill und keine oder 
undeutliche setas hypogynas, 

Chaetospora pedicellata R. Br, ist vielleicht 
nur Spielart der Ch. villose. 

‘27. Chaetospor& imberbis R. Br. 
28. Chorizandr& Cymbaria R. Br. 
29. Isolepis nodosa R. Br. 
Syn. Scirpus globosus Spr. S. V. IV. 2, P- 27, 
30. Schoenus imberbis R, Br. 
31. Chaetospora turbinata R. Br. 
32. Lepyrodia strieta R. Br. 
33. Restio australis R. Br. A 
34. —— tetraphyllus. La Bill. 
35. Caustis uneinuta N. ab E. ramis ramulisque - 
recurvatis, floribus pentandris, 

Synon. Caustis recurvata Spr. S. P. IV, 2 
p- 26. 

Wir wissen nicht, ob durch unsere oder 


durch eines Abschreibers Schuld der Gattungs- . 
name Restio statt Caustis in die Siebersche 
Nomenclatur gekommen ist. -In unserm Exemplar z 


der Agrostotheca ist die Species als Caustis unei-. 
nata bezeichnet, Vermuthlich entstand die Irrung . 


297 


daher, dafs die. Nummern $3 und 34 Restio’ heis- 
sen,.und dann Nr. 35. darunter fortlaufend einge: 
tragen wurde, statt dafs.Nr. 35 und 37 den .ge- 
meinschaftlichen Namen Caustis hätten: ‚erhalten 
sollen. 
36. Caustis pentandra R. Br. N 
37. Caustis uncinata N. ab E. Paar. ß. tenulor.s S 
38. In der Bestimmung der Sieber’ schen Agro- 
stothek nannten wir diese Pflanze: Lepiocar- 
pus squarrosus, amentis, alternis remotis.ses- 
silibus, squamis cuspidatis, inferioribus bi- 
trilloris, ' 

„ Wenn es wirklich. nach Sprengels S.P, 
IV. 2. p. 36. der Restio lateriflorus R. Br. ist, .wor- 
an wir noch zu zweifeln “wagen, so würde diese 
Art zu Leptocarpus, nicht aber; mit Sprengel 
a. a. O., zu Lepyrodia gebracht werden mülsen. 

30. Restio erispatus R. Br. 

40.. — dimorphus R. Br. A 

4. —  cinerascens R. Br. 

42, — tropieus R. Br. nach Spr. 8. P. IF. 

2. p. 26. Uns noch zweifelhaft, 

‚45. Lepidosperma flexuosum R. Br. 

44. Restio dimorphus R. Br. 

45. Schoenus erieetorum R..Br. 

.46. Lapeyrodia gracilis R. Br. 

@7. Restio gracilis R, Br. D 
48. — pallens R.Br. 

' 49. Lepidösperma Alforme La Bill. Spr. 8. V. 
 IW.'2.p. 26. 


En 


208, 


- Wir ‚hätten diese Exemplare für eine ver. 
kümmerte: Form des Lepidosperma tetragonum La 
Bill. :halten mögen, weil R. Br. das L. filiforme 
La Bill. zu seiner ganz verschiedenen L. flexuose 
vergleichsweise zieht. Vielleicht ist es eine eigno 
Art: culmo subtetragono bisulco, foliis tetragonis 
unisulcatis, spica ärcta composita. 

50. Anarihria: gracilis R. Br. 2 
. ‚51. Lapeyrodia hermaphrodita R. Br. 
52, Zoysia pungens R. ‚Br. 
55, Cenchrus australis‘ R. Bro _ 
54. Andropogon refractus R. Br. ; 

Ein Anatherum Pal. de Beauv. 

55. Aristida (Chaeiaria) ramosa R. Br.. . 
56. Anisopogon avenaceus R. Br. 

57. Danthonia pilosa R. Br. “ 
58. Festuca littoralis R. Br.. a 
59. Stipa pubescens R. Br. ’ N 

Herr Prof.'Sprengel beschreibt diese in 
dem S. #. IV. 2. p. 31. ‚unter dem. Namen ‚Stipa 
udis als eigne Art, und schreibt ihr Calyces acu- 
minatos zu. Wir müssen daher vermuthen, dafs 
unter der Zahl 59 in der Agrostothek zwei Arten 
liegen, denn unsere Exemplare stimmen in allen . 
Stücken, und besonders durch die Glumas trun- 
catas parum erosas mit R. Browns St. abe 
cens genau überein . . ... ee 

60. Stipa mollis R. Br... 0.200.505 
61. Anthesieria australis R. Br. 
2. Spinifex hirsutus R. Br. A 


299 


63.  Süpa mieranihd' Cäv-:aristis nudis ‚Perian-. 
io sübsessili 'glabro .“yix‘triplo. longioribus, 
glumis inaequalibus‘ ‚lariceolatis . mueronatis, 
panicula; läxa ramis fasciculatis” rarioribus, 
culmo gracili ramoso, yaginisque Iaevibnt, fo- 
liis planiusculis scabris, ' 

jan Stipa verticillata N. ob E, aristis. nudig- po- 
“ rianthio ‚pubescente sessili multo: longionibus,,. 
glumis aequalibus, mucronatis linearibus, : pa- 
nicula subverticillata, ramis ‘capillaribus. con- 
fertis, culmo ramoso follisque planiuscalis x ri- 

‚ gidis scabris. _ 

Eu Syn. Stip& verticilinta, Spr. S.V: W 2, p 30. 

65. Holeus parviflorus R. Br... : R 

st nach unserer Gattungsbestimmung. ein 
Trachypogon, aus der Abtheilung, zu welcher An- . 
dropogon Gryllus und acicularis gehören. (Genus 
Chrysopogor Trin.). Bei der hier genannten neu- 
holländischen Art konnten wir keine zweite Klap- 
e des fruchtbaren Blüthebens entdecken; die un. 
tere Klappe ist bis zum Grunde so schmal, dafs 
sie eine einfache Granne vorstellt, Die gleich- 
nervige flache Kelchspitze hat nach der Spitze zu 
6,— die ungleichnervige hat drei vollständige 


m” 
\ 


‚Nerven. 


66. Stipa pubescens R. Br. Zr a 
6. Panicum effusum R..Br. 


68. Isachne australis R. Br: 


69. Panicum marginatum R. Br. 
20. Agrostis rara R. Br. 


300 


71. Panicum sirietum R. Br. 
22. — —  subiile R. Br. ’ 
73. Orihopogon imbecillis:R. Br. - 
’ 24. Eragrostis (Poa) inierrupta R. Br. 
Pi FPoa plebeja R. Br. 
76. — laevis R. Br. . 
27. Wir hatten dieses Gras für eine schmäch. 
tige Poa australis R. Br, gehalten. Hr. Prof, 
Sprengel erklärt sie in dem 8.F. IV. 2 
p- 35. für eine neue Art, die er Po« Siberia- 
n& nennt, und sie 'so definirt : t 
P. paniculae nutantis‘ ramis Hexuosis: 50A- 
bris, spieulis coloratis, flosculis liberis remotius- 
culis irinervis acutiusculis carina scabris, foliis 
Aliformibus angulatis, ligula rulla, | 
Ohne nun die geringste Wichtigkeit,auf un- 
sere frühere Vermuthung zu legen, und dem ver- 
dienten Reisenden die ihm zu Ehren genannte 
Species wohl gönnend, bemerken wir nur,. dafs 
die Diagnose auf jeden Fall anders lauten müsse, 
um ‘diese Grasart zu unterscheiden. Wir wür- 
den, mit Bezug auf die Flora Novae Hollandiae, 
setzen : Be 
P. (Sieberiane) : panicula effusa vel subco-.. 
arctata erecia, vamis capillaribus, spiculis 4—5.- 
floris ovatis, glumis scabris, perianthii valvula ex- 
teriori basi barbulata quinguenervi;. foliis. Klifor- 
mibus scabris, ligula brevissima truncata, culmis- 
caespitosis. , ae 
78. Sporobolus elongaltus R Br. 


301 


70. Eragrostis ((Poa) tenella: R. Br... 
- 80; Briza virens L. 
81. Agrostis aemula R Br... - . re 
82.- Stipa ramosissima Trin. (Urachne r ramosissi« 
ma Tr. de Gram. wnifl. et sesquifl;).-... 
83. Danihonia semiannularis R. Br. 
84. — paradona RB. Br... 
‚Sprengel sagt am angeführten. Orte bei 
unserm Citat:. Stipa, sphalmate seribae forte: u, 
s. w. In unserm Manuscript, welches, für. Hrn, 
Sieber abgeschrieben wurde, steht deutlich : 
Danihonia paradoza R. Br. Hrn. Siebers Exem. 
plare gehören übrigens zu einer. Spielant; Aoseu- 


lis glumam aequantibus, 


. 85. Danthonia pallida R. Br. 
86. Agrostis erinita R.. Pr. . 
87. Anisopogon avenaceus R. Br. u 
88. Hemarthria compressa R. Br. 
89. Echinopogon ovatus Pal. de Beaw, 
' 90. Panicum strietum R. Br. 
91. Po& polymorpha wär, f.'R. Bra 
02. Danthonia pallida R: Br. 
93. Andropogon acieularis R.. Br. 
94. Diplachyrium rarum N. ab E. 
Char. Gen. 
Spieula. uniflora., Calyx bielumis, ealyculo 
brevissimo .biglumi 'ciliato suffultus et ex hoc de. 
ciduus. ° Glumae subaequales, nervosae, candato- 
setigerae, validae. Flosculus glumis brevior, bi- 
valvis, valvula inferiori herbacea multinervi com- 


% 


508% 
'pressa ex apieb. bidentato ‘setüligera;; -süpertori 
‚‘breviori tompressa. _ Lodieulae . membranaceae, 


truncatae. Gexmen oylindricum; styli duo;. stig- 
ahata asporgilliformia. ‚Caryopsis libera. . . } 


Racdmus laxus, basi subramosus,.apice simplex, 


Diplachyiium‘'rarum N. ab :E.  culmo .'sub: 
ramoso, foliis planiusculis scabris, igula obsoleta. 
& Syri. Bolypogon simplex. Spr. S..V. IV. 2, p. 30 
„: Podosasmon in N. ab. Ei in: En: Agrostoth. Sieb: 
Due ‚Net 94°. BEE when 
se Wir würden noch Ainzuziehen:: u 


"Per rara R. Br. Nov. Holl. I. p. 127. (p- 28 


ed.’ nosir.) wenn wir nicht in diesem Fall.an- 
nehmen mülsten, dafs diesem scharfsichtigen 
Botaniker die.beiden kleinen accessorischen 


Kelchspelzen und..die, freilich sehr kurze, 
Borste des untern: Kronklappe. entgangen 


seyen . .e. 

2 Die. „Beschreibung und Abbildung der. Bi- 
thentheile von Xystidium. maritimum Trin. (Fund 
Agrostogr. pi: 102. 6. II), welche der Hr. Verf. 
selbst in den Gramm. uniflor. et sesquifl. p- 171 
für eine Perotis, und zwar‘ eben für Perotis rara 
RB. Br. erklärt,. stimmt :bis auf. die. Seta des F' Flos- 
culi ganz genau mit unserm. Exemplar überein, 
und: die Figur ‚scheint am : Grunde des Kelchs 
die "beiden kleinen gewimperten Schüppchen zu 


"errathen,- ! ee 
‚Sollten diese Schüppehen den Gattung Pero-. 


‘ts wirklich zukommen, :s0 würde das kleine, Borst- 


nn 


503 


chen des’ Blüthchens keinen’ "Grund übgeben, un- 
"sere Gattung Diplachyrium ‚beizubehalten, sondern 
sie müfste mit Peratis und Aystidium zusammen- 
fliefsen, was uns schon jetzt das Wahrscheinlich, 
ste dünkt, . 

Mit Podosaemum Desv. ( Trichochloa. Deb., ; 
Mühlenbergia Trin., "Podosaemum, Trickochloa und 
Tosagris Pal. de 'Beaw.) stimmt ünsere. Species 
mehr durch die künstlichen Merkmale ihres Gat- 
_tungscharakters, als durch ihren Bau überein, ob- 
wohl sie ebenfalls zu den Agrostideae gerechnet 
werden mufs,. wohin wahrscheinlich auch die Gat- 
tung. Perötis gehört,‘ die von Kunth den Saccha, 
zineen zugeordnet " wurde. «Es ‚darf nicht unbe. 
rührt: bleiben, dafs die Exemplare dieses Grases '' 
in der Sieber’schen Agrostothek meist sehr Ale 
vollständig sind, und nur- wenige, die wir sahen, 
einige vollständige Aehrehen zeigten. 

95. Triticum (igroppram Pal. ‚de ‚Beau, ) sca- 
: brüm RB. Br. 

0. Rhynchospora aurea_ 2 ahl. 

97. Seleria capillaris R. Br. 

. Die Blätter sind nicht „Sadenförmig, wie 
es bei Sprengela. a. ©. p. 318 heifst, ‚sondern 
‚schmal linienförmig. Die schmale Rispe ist ‚nicht 
immer nickend. i 

08. Scleria Flagellum Sun. 
99. — -— latifolia Sw. 
100. m _ « margeritifera Wild. 
N : “  CBeschlafs folgt} 


304 


11, Nachträgliche Bemerkungen zu meinem Aufsatze . 


s « über die Fegetation Italiens ira Nro. 40. u. F 
der Flord vor 1826. 

Seit der Zeit als ich vorbenannte Bemerkun« 

‚gen. niederschrieb hat sich manches geändert, wo» 
von ich folgendes nachzutragen für zweckmäfsig 
‚grachte, 
2... Ad .pag. böı. Savi’s botanicon etruscum das. 
ich als unvollständig. und bunt durch einander ge- 
‚worfen erwähnte, ist, seither durch Herausgabe ei- 
nes iten Bändchens geschlossen worden. Durch 
ein „General - Register ist nun auch Ordnung und 
Methode ins Werk gekommen, 

Ad. pag. 652. Die Flora sicula von Preßl 
war ebenfalls, als ich meinen Aufsatz schrieb, noch 
nicht "herausgekommen. v 

In meinem frühern Aufsatze über Ostia (Flora 
1825 p. 469.) merkte ich als bei der Ponticelli‘ 
d’ostia wachsend Aster Tripolium mit ? an. Da die 
Pflanze damals ohne Blüthe stand und ich sie frü- 


‚her nie gesehen hatte, konnte ich sie unmöglich ° 


kennen, seither aber habe ich mich überzeugt 
dafs es Inula erithmoides gewesen sey. Hieher 


gehört auch noch die seither bestimmte“ Anthemis 


Cota. Im nämlichen Aufsatze p. 485. liols ich 


'mich durch ein Parere des übrigens hochverdien- 


ten, aber als Mensch auch menschlicher Irrthümer 
fähigen Prof, Bertoloni zu "Bologna verleiten, 
die im Sande bei Fiumicino gefundene Anthemis 
für.4. punctata zu erklären. Spätere Vergleichun- 
gen haben mich überzeugt: dafs diefs Irrthum, , und 


‘die Pflanze vielmehr die ihr übrigens ‚sehr ähn« 


liche A. maritima sey 
Bern . Dr. Brunnen. 


Flora 


oder. 


Botanische Zeitung. 


Nro. 20. Regensburg, am 28. Mai 1828, 


1 Einige Bemerkungen über den Bau der Pflanzen, 
von Hrn, Prof. Ritgen in Gielsen. 
CFortsetzung.) 


Di. meisten Pflanzen bestehn, nach dem Mu- 
ster der "Urwirbelgeschöpfe, nämlich der Crinoiden, 
aus. Wirbeln‘, deren Vereinigungs- . oder ‚Gelenk- 
gegend Finoten genannt wird, Eine Reihe aufein- 
anderstehender Wirbel macht den Stamm. , Von. 
den Gelenken der Stammwirbel (also von den 
Stammknoten) nehmen peripherische Wirbel ih: 
ren Anfang, welche entweder in die Fläche sich 
ausbreiten und alsdann Blätter genannt werden, 
oder welche dieselbe rundstabige Gestalt wie der 
Stamm haben und dann 4este heilsen. Die Aeste 
hestehn wiederum, .dem Stamm entsprechend, aus 
einer Reihe aufeinanderstehender Astwirbel, an 
deren Gelenken (Astknoten) wieder Blattwirbel 
oder ‚Zweigwirbel entspringen. Jeder Zweigknoten 
dient ‚wiederum dem Wirbel eines oder mehrerer 
Blätter zum Anfange. Der obere Endwirbel des 
Stamms, des Astes, Zweigs trägt, ausser einem 
Blatie, ‚die Wirbel der Blume. Diese besteht zu- 


U 


“nächst aus; dem Haupt- Mittel- oder Mutterwirbel, 5 


306 


welche als Fruchtboden mit Stempel und Narbe, 
erscheint; und aus den Nebenwirbeln. Die Ne. 
benwirbel bestehn von unten aufwärts zunächst 
"aus einer gewissen Zahl von Blattwirbeln, welche 
man zusammen Kelch nennt, Auf die Kelchwirbel 
folgen die Kironenwirbel oder Blumenblätter; dann 


erscheinen die Staubwirbel, welche unten als.Staub» 


‚Jfäden oben als" Staubbeutel gebildet sind. Der der 
Erde angehörige. Theil der Pflanze besteht aus 
Wurzelwirbeln, die dem Stamm, den Aesten und 
Zweigen entsprechen. Die Endwirbel der Wur- 
‚zel sind die Saugwirbel. j 

Man muls in Bezug auf die Bildung; dieser 
Wirbel festhalten, dafs der Anfang mit einem 
Stammwirbel gemacht wird, welcher an einem Ende 
‚den Mutterwirbel, am andern Ende den Saugwir- 
bel und seitwärts die ersten Blattwirbel trägt; 
und dafs die übrigen Wirbel zwischengeschoben 


und umgelegt werden. Indessen wachsen die 


"zwischengeschobenen Wirbel in der Regel schnel- 


ler und vollkommner aus, als der. rudimentöse 
Anfang. des Mutterwirbels. Die Zwischenschie- 
bung der Sekundärwirbel zwischen den Stamm- 
wirbel und Mutterwirbel geschieht in steigender 
‘ Reihefolge vom Stamm her. Der erste Stamm- 


ı wirbel trägt die Huchenblätter, dann folgen ein 
öder mehrere Träger: ‚der Wurzelblätter, weiter- 


kin die übrigen Tragwirbel; ' ‚endlich folgen die 


Nebenwirbel der, Blume und am. spätesten bildet 


Fr 


307 


. ‚sich der. Mutterwirbel völlig. aus, in dessen: Inne. 
‚rem sich die mehr oder weniger entwickelten An. 
fänge der Primärwirbel der neuen Pflanze, . als 
Samenkorn oder Sporen entwickeln. Zwischen 
Stammwirbel und Saugwirbel geschieht das Zwi. 
sehenwachsen der Wurzelwirbel ebenfalls vom 
Stammwirbel aus fortschreitend, 


Es ist bereits an einem andern Orte *) ge- 
sagt worden, dafs ich in der Familie der Urge- 


schöpfe ‚den Pentakriniten mit Stammausstrahlungen 
für den Urrepresentaten des Pflanzenreichs in 


der Meerestiefe ansehn zu müfsen glaube. Das 


erste frei in der Luft erscheinende Pflanzenge- 


bilde dürfte daher diesem Urbilde’ möglichst ähn- 
lich seyn. Eine solche Achnlichkeit ‘zeigen am _ 


vollkommensten die Schachtelhalmgewächse. - Bei 
diesen sind die Wirbel denen der Urwirbelthiere 
noch am wenigsten unähnlich, Es sind nämlich 
'hohle Zylinder, an deren obern Enden die Blatt. 
ausbreitungen noch am schwächsten zu Stande 
kommen. Die kleinen Blättchen umgeben jeden 
Wirbelkopf des Stamms als ein kleiner Strahlen- 
kreis;. die Wirbel der Aeste entbehren dieses 
Blattkranzes schon mehr oder ganz, Der Kopf 
‘der weiblichen Pflanze ist aus Flachwirbeln ge- 
‚ bildet, gleich dem Kelche eines Marsupiten; nur 
‚ ist er nicht offen wie dieser, sondern geschlossen, 
‚Die. gröfste Unähnlichkeit, verglichen mit den 


aA, oT u a = R 
U2 


mn 


i 


308 


Urwirbelgeschöpfen, zeigen die Pflanzen der höch- 


sten Stufe,. die mit Blättern versehenen Bäume, . 


Bei diesen ist die Gliederung in Wirbel mög. 
‘Jichst verschwunden. Zwar stehn die Blumen 
und Blätter noch als Wirbel da, welche an den 
Zweigen angelenkt sind; allein der Stamm zeigt 
keine Gelenke in seinem Innern mehr und die 


 Aeste entstehn aus ihm seitlich so, dafs dadurch 
weder für den Stamm, noch für den Ast ein ab. ; 
setzendes Gelenk, ein n förmlicher Hnoten, zu se 


hen ist, 
Hier drückt also ’eine durchlaufende Sire- 


cküng ohne Unterbrechung den Charakter des in- 
nern Baues aus, während bei den Equisetaceen " 


noch die vollkommeuste Auf- und Aneinanderrei- 
hung von Wirbelkugeln statt hat, welche. nach 
und nach zu weniger oder mehr gestreckten Zy- 
lindern auswachsen, Die intermediäre Form zwi- 


schen der geraden ‚Linie der Faser und zwischen 


‚der Querfläche, die das zylindrische Wirbelglied 


‚schliefst, ist die zu einem fortlaufenden Zylinder - 


‚gewunden aufsteigende Faser. Die Erscheinung 


(des Spirallaufs vermittelt also den Uebergang von 


‚der Zylinderschliefsung durch Quereinlegung des 
Hnotens zu der Schliefsung des Zylinders durch 
extreme Streckung in: die gerade Faser, wodurch 


nothwendig die: Innenhöhle des Zylinders. ganz: 


verlohren geht.. ‘ 
Aus diesem- Verhältnils wird die Nothwendig- 
heit einleuchtend, dafs in der Mehrzahl der Pflan- 


509° 


zen die 'Spiralform i in den mannigfaltigsten Aeus- 
‚ serungen erscheinen mülse,. indem der interme- 
diären Bildungen stets mehr sind, als ‘der Ex. 
tremtypen. 
Es ist höchst anziehiend, wahrzunehmen, wie 
die Spiralwindungen sich von der wagerechten 
oder queren Richtung allmählig mehr und mehr 
zu der senkrechten oder geraden erheben. In: 
den Palmen ist die geringe Erhebung der Spiral- 
windungon recht äuffallend in dem Ansatz der 
Blätter sichtbar. Blatt folgt ganz nahe an Blatt 
und dessen’ Ansatz umfängt den ganzen Stamm in 
beinahe ‚wagerechter Riöhtung: ‚nur sehr. "wenig 
mit ‚den ‚äussersten Umfassungsenden sich‘ erhe-, 
bend „an, "deren Gränze' die’ Mittelgegend_ des. 
neuen Blatiknotenrings sich wieder anreiht. Die 
abfallenden ‚Blätter zeichnen so durch ihre Ab- 
fallsnarben eine Spirale auf ‚der Rinde des frei- 
gewordenen Stamms , welche  Narbenzeichnuhg 
beim Fortwachsen der Palme vom untern Stamm- 
ende aufwärts sich stets. mehr. und mehr ver- 
flacht. 
Bei den höhern Pflänzen "erheben sich die 
einzelnen "Blättansätze ebenfalls in einer Spiral- 
„windung; ‚dasselbe gilt von den -Kelch- und Blu- 
 mienblättern. ' "Selbst bei: den, Ansätzen’ der Staub- 
fäden kommt hier’ oft ein ‚sölches ‚gewundenes Auf. 
. steigen vor. 
Die Blätter selbst winden sich, wenn ihrer 
mehrere sind,’ spiralförmig um einander, oder 


& 


31 0 


jedes. Blatt windet sich in sich selbst schnecken- 


artig zusammen. Dasselbe gilt von den Schutz-,, 
Kelch- und Kronblättern, so wie von den Staub- 


fäden. 


‘Im Innern der Pflanzen kommt es zu einer 


reichhaltigen Wiederbolung des Spiraltypus durch 


die Bildung der Spiralfasern und der aus ihnen, 


gestalteten langen Gänge. , 


Diese, aus Spiralwindungen gebildete Gänge. 
‚ sind Luftgänge: Athmungswege. In den Enkrini- 
ten findet man ihr Vorbild. Betrachtet man zB, 


den Strahlenwirbel‘ eines Pentakriniten , so findet 
man alle durchbohrt. Diese fortlaufenden Durch- 


bohrungen oder Gänge treten so zusammen, dafs 


ihrer nur fünf bleiben, welche durch den "Haupt- 


wirbel (des,Magens) laufen und sich durch alle. 


Stammwirbel fortsetzen, wo sie mit den feinen 


Gängen zusammentreten, welche zwischen je zwei 


Wirbeln strahlenförmig von aussen nach innen 


laufen. Dies sind die Athimungsröhren des Ur-. 


geschöp fs. 


Die Durchschnittsfläche des Stamms eines: 


HKürbisses zeigt. einen Bau, welcher .dem, des 
Stammwirbels eines Pentakriniten so ähnlich ist, 
dafs man ‚die. ‚Zeichnungen davon z. B. in HKie- 
ser’s Mem.'s. borg. d. pl. Fig. 27, 29, 32, 35 
für Pentakrinitenwirbel halten sollte, Der Unter- 
schied besteht hier nur darin, dafs die Pflanze 
mehr Längenröhren hat, indem deren stets meb- 
rere nebeneinander zusammenliegen, und indem 


die Regiorien für diese Gangbündel zahlveicher 


[4 


mr nen 


„sr 
‚ sind, denn in dem Hürbisstamme sieht man derer 
in jedem der. fünf Aussenwülste und in’jedem den. 
fünf Innenwülste. In den höhern Pflanzen nimmt, 

- die Menge der Luftgänge stets zu. 

‚Die Luftgänge in den Pflanzen entstehn an-. 
fangs: als geschlossene Ringe, als wahre Wirbel. 
Erst nach und nach senken und erheben sich. je 

. zwei Ringe so zu einander, dafs sie sich, an -ei- 
nem : Punkte berühren und endlich zu Spiralen: 
umgestalten. BR 

‚In Ansehung des Baues des innern Pilanzen- 
gewebes ist, abgesehn, von den Luftgängen und, 
Säftegängen,- ganz besonders zu bemerken, dafs 

_ der Darmschlauch der: Enkriniten hier zuerst ver-, 
lohren geht, indem bei.der Pflanze im Gegensatz 
gegen .däs ‘Thier der Ansatz der Theile nicht von- 

Innen gegen die äussere Oberfläche hin,. ‚sondern; 
von der äussern Oberfläche her. gegen die. Mitte. 

' hin: geschieht. Anfangs läuft zwar noch eine; 
Mittelhöhle als Mittelröhre durch die ganze Län-. 
ge des. Pflanzenstammes, entweder in runder oder 
fünfeckiger ' Gestalt ; später ‚schliefst sich diese 
Mittelröhre an die.Enden der Wirbel, welches. 
die Knoten sind. Noch später in der fortlaufen- 
den Reihe höher entwickelter "Pflanzen schliefst 
sich auch die Mittelröhre, welche.noch innerhalb 
des. Verlaufs: jedes einzelnen Wirbels, ‚nämlich 
zwischen je zwei Knoten; zurückblieb. 

Das feste Gewebe der Pflanzen: besteht aus: 
Hügelchen, welche zu Fasern und Blätichen. ver-. 

“einigt' sind, wodurch Zellen oder Röhren gebildet 


x 


312 


werden; ‘Dig Zellen sind ursprünglich «sämmtlich _ 
: Hohlkageln, später legen sich diese Hohlkugeln 


gegenseitig möglichst nahe an einander, welches 
am vollkommensten durch die Annahme der Ge- 
-stalt des Sechsecks‘ ‚geschehen kann und daher 


geschieht. Die Röhren in den Zwischenräumen 


der Zellen sind entweder einfache Zylinder, wie 
man die Säfteröhren zur grobstoffigen Ernährung 
. findet, oder sie sind ring oder schneckenförmig 
gebaut, in welcher Gestalt die Luftröhren zum 


Athmen, also zur, feinstofügen Ernährung VoX« 
kommen. a A 


Was die Zahlenverhältnifse in der Pflanzen- 
welt betrifft, so ist die Zahl 5 mit ihren Wieder- . 
holungen ı0 u. s. w. die bei weiten. vorherry- 


schende, und die Zahl.2; mit ihren Verdopplun- 
gen 4; 8,12, u. s.'w.,'nebst der Zahl 3, mit ih- 
ren 'Vervielfachungen 6,:9 u. s. w.. halten ‚vereint 
nieht einmäl der Mächtigkeit der Zahl 5 das’Gleich- 
gewicht. Dieses Verhältnifs giebt sich besonders 
in ‘der Zahl der Staubfäden, der Blumen. und 
Kelchblätter, weniger in der Spaltung des Stam- 
mes in, Aeste, dieser in Zweige u, s. w. ind: in 
. der Zahl der ‘Blätter: kund, . ’ 


Dieses "Verhältnifs .scheint mir. folgenden: 


Grund zu haben. . Ich habe in meinem Yortrage, 
womit ich die Versammlung der Aerzte und Na- 


turforscher zu München einige Augenblicke. Zu 


unterhalten: die Ehre hatte, zu zeigen gesucht, 
dafs in der Reihenfolge des Auftretens einer'ge- 
wissen Zahl zusammengehörender organischer Bil- 


so allgemein ‘durchgreiffend erscheint. 


315: 
dungen der" Anfang: stets“ mit einer Bildung mitt- 
lerer Art. gemacht werde, welche in sich die'Sum-: 
me aller Typen in nuce enthält, "deren extreme: 


Ausprägung ‚die spätern  Gestaltungen’ verwirkli-" 


chen. So ist 5 die einfache Summe aller Bildun.: 
gen ‘aus 2 und 3. : Hiermit‘ hängt .es Zusammen;! 
dafs in den Urgeschöpfen, den Crinoideen;;' eben‘ 
weil sie die ersten lebenden'"Geschöpfe; "daher; 
die intermediäre' oder indifferente Anfangsforma- 
tion aller spätern Bildungen sind, die Fünfzahl! 

: In sofern nun die Pflanzenwelt verglichen 
mit der Thierwelt auf der niedern Stufe der-Ent«-- 
wicklung steht, in sofern mufs auch der-Haupt:- 


typüs-der Pflanzen ein. niederer seyn, ‚somit. der’ 


Anfangsformätion, "wie" sie in den Urgeschöpfen“ 
statt hat näher stehn. Da‘ nun in diesen - die» 
Fünfzahl den Hauptbildungstypus bestimmt, soier-: 
klärt sich hieraus die gröfsere Seltenheit "der: 
Wirksamkeit‘ der Zahlen 2 und 3 in:.der' Pflan-’ 
zenwelt;”üund: die. gröfsere Mächtigkeit der Zahlen 


3 und besonders 2 in derThierwelt. Am selten: 


sten ist in der Pflänzen:- und: Thierwelt das. Er- 
scheinen ‘der Zahlen 7, 11, 18; 17,19, U. wi; 


‘welche als Verbindungen (Summen) verschieden 


ner Grundzahlen- erscheinen. 
: Nach dem Gesetze, dafs in:den höhern orga- 
nischen Foren die Mannigfaltigkeit stets zu, und 


die Gleichförmigkeit stets abnehme, verliert sich 
diejenige Gleichförmigkeit des Baues, welche män- 


Symmetrie nennt, ‚stets mehr und mehr. : In den 


' 
sl nn | 
meisten Thieren findet man daher nur.noch die 
Gleichheit, von ‘Rechts und Links,. also nur in 
‘ zweifacher. Zahl: mit wenigen Ausnahmen (z. B.- | 
‚kei den. Brust- und Baucheingeweiden).. In.den | 
Pflanzen dagegen, als niedern Erzeugnissen, der. 
lebenden Natur, kömmt. die Symmetrie. in 3facher,. 
‚noch mehr in 4facher, am meisten in öfacher und 
in derjenigen Wiederholung vor, welche aus der 
Vervielfachung jeder. dieser Zahlen entsteht. Nur. 
die- höchsten. Pflanzen streiffen die Fesseln der 
Symmetrie , ab und zeigen in der Gestalt ihrer, 
Wurzeln, ihres Stamms,, ihrer Aeste und Zweige, 
so wie im innern Bau ihrer Zellen und Röhren 
eine Unregelmäfsigkeit. Indessen in den Blu. 
men‘, welche die Gestalt: der Urgeschöpfe, . der. 
Enkriniten nämlich, so. treu wiederholen, erfolgt 
diese Ungebundenheit nicht, sondern - es bleibt, 
stets eine Symmetrie, wenn. auch nur .die einfach- 
ste 'yon.Rechts und Links bestehn: welche letz-. 
‚tere Anordnung.aber in den Blumen ‚schon. sehr 
auffällt, ‚dafs man eine nur zweiseitig symmetti-. 
sche Blume eine unregelmälsige nennt. ‚Am: häu« - 
figsten kommt die blofs zweiseitige Symmetrie. in 
den Blättern vor und diese. werden mitunter völ-. 
lig unregelmäfsig, - 
Ueber das Eingreifen. der Spiralform i in, üe 
Symmetrie, ist bereits im Eingange geredet worden. 
Eine besondere. Betrachtung - verdient das 
Verhalten des:Baues der. Pflanzen in. Bezug auf 
Entfaltung 'einerseits nach der Richtung der Brei- “ 
te, anderseits ‚nach der Richtung d der Länge, . 


‘315: 


Die Entfaltung der. Pflanze nach‘ der Breite: 
kommt besonders in den Blattgebilden, d. h...in. 
.den eigentlichen Blättern, sodann in den Schutz-. 
blättern, den Kelchblättern und Blumenblättern. 
zu Stande. Die Ausbreitung in eine einzige ebene: 
oder wenig gebogene Fläche, also ohne, oder’mit; 
geringem Faltenschlag ist die einfachste Art Ober« 
fläche zu gewinnen. Bei den Thieren,. als’ hö«: 
hern Geschöpfen, ist daher der Faltenschlag im 
. den Membranen und in der Drüsenbildung als: 
weniger einfache Anordnung, die häufigere. Zwar. 
ist in den Kiemen mancher Thiere die einfäche- 
Blattform. noch beibehalten, allein diese Tiere: “ 
gehören zu den niederem, Eu 

Der allgemeine Gegensatz. unter Pflanze: und: 
Thier als unter einem niedern und. ‚höhern: ‘(Ges 
schöpfe, giebt sich in Ansehung der Blätter auch 
dadurch kund, dafs das Thier zu einer vielfachen: 
Aeusserung der Bewegung gelangt, während die: 
Pflanze in dieser Beziehung ' höchst beschränkt. 
is. Was die äusserliche Bewegung betrifft, so: 
ist diese bei den Thieren eine aktive und meist: 
willkührliche. Die Blätter mit ihren Stielen, wel-- 
che den äussern Gliedmaaflsen der Thiere in ge- 
wisser Beziehung entsprechen, werden aber nur- 
meistens passiv durch den Wind u, dgl. bewegt, 
und nur wenige Blätter bewegen sich auf äussern 
Reiz, oder ohne diesen periodisch, aber immer 
_ unwillkührlich. In Ansehung der innerlichen Be«- 
wegung sind es die Blätter, in welchen besonders: 
‚die Saft- und Luftbewegung geschieht, Da. diese: 


316. 


nach Aussen von den Pflanzen liegen, so Zeigt. |; 


dies eine niedere Stellung in Vergleich mit den 


höhern Thieren an, wo Herz und Lungen ins In- 


nere aufgenommen sind. Sodann ‚müssen die Blät- 


‚ter .der. Pflanzen zugleich als Extremitäten.und - 


als Lungen dienen, während in den meisten und 


ohne: Ausnahme in allen höhern Thieren, Extre- . 


mitäten und Lungen gesondert bestehn. 
‘ Die Blätter machen übrigens nur einen Theil 


des gesammten Hautsystems ‚der Pflanzen aus, in, 


dem. dazu auch die ganze Oberfläche des Stamms, 
der. WYürzeln, Aeste und Zweige gehört. . Dieses 


ist. bei. den. Pflanzen eigentlich nur ein äusseres, 
vr. 


während in den Thieren, als Anordnung mannig- 
faltigerer Art, ein äusseres und ein inners Haut- 
system besteht, 

«Die Entfaltung nach der Länge geschieht bei‘ 
der Pflanze: äusserlich durch die Streckung in 
"Stamm;.VVurzeln, Aeste, Zweige, Blattstiele, Staub- 


fäden, Griffel, Banken, Rindenbesatz, Dörner u 
dgl.; innerlich zunächst “dürch die Verlängerung . 


der. Zellen, und zwar ‚am vollkommensten bei 
derjenigen Strecking’ derselben, wodurch .die sehr 
in..die Länge gezogenen Zellen .zu Bast - und. 
Holzfasern ‚werden; sodann ‚durch die Bildung 
‚der. Luftgänge mit ringförmig oder spiralförmig 


gebauten VYänden, endlich durch. die Bildung der, 


Gefäfsröhren für die Säfte,. wo eine Zelle in. die 
andere so übermündet, dafs dadurch ein fortlaufen- 
der Kanal entsteht. In Ansehung‘ der äusserli- 


ehen Streckung mag manche Pflanze es manchem ° 


\ 


317 


Thiere zuvorthun, da z. B...die Zahl der Extre. 
mitäten meistens geringer als die”der Aeste und 
Zweige eines Baumes sind; in Ansehung der in. 
nerlichen Streckung bleibt aber die Pflanze weit 
hinter dem Thiere zurück, indem die Bast- und 
Holzfasern innen stets mehr oder weniger hohl 
bleiben, während die feinere Muskelfaser voll- 
kommen dicht ist. Vergleicht man aber die Spi- 
valfaser mit der Muskelfaser, so. hat diese wieder- 
um die Streekung in gerader Richtung voraus; 
indessen giebt es auch HKreismuskelfasern. 

Wo. sich die Entfaltung nach der Länge und 
nach der Breite das Gleichgewicht halten, da ent- 
stehn Zellen. _ “Diese sind daher das einfachste 
und niederste Gebilde in der lebenden‘. Natur. 
Daher ihre grofse Häufigkeit in. den Pflanzen. 
Das Zellgewebe in den Thieren zeigt dadurch 
eine höhere Stufe verhältnifsmäfsig zu dem der 
Pflanzen an, dafs es eine freye unregelmälsise 
Gestalt, hat, ' während die meisten Pflanzenzellen 
an. den regelmäfsigen Typus des Sechsecks ge- 
bunden sind. Uebrigens enthalten. die "Zellen des. 


 Pflanzenzellgewebes bald.serösen Dunst, bald Se- 


rum, bald einen festern Inhalt und haben 'so Ana- 


"logie: mit den Zellen des thierischen Zellgewebes. 


Es ist diesemnach auf die mit serösem Dunst an- 
gefüllten Zellen. des Pflanzenzellgewebes wohl 
kein gröfserer Werth, als auf die des eben so 
angefüllten thierischen Zeligewebes zu legen, und 
von diesen s. g. Luftbehältern gar keine höhere 


Bedeutung zu erwarten, als von jeder. andern 


318 


N 


Zelle auch,’ wäs auch ‚dadurch ausser Zweifel gun 


. 'setzt wird, dafs sie sämmtlich ausser unmittelba- 


rer Verbindung mit den-Luftgängen stehn. Da 
bei’ den Pflanzen, im geraden Gegensatze mit der 


“ Anordnung in den Thieren, das Höhere stets nach ° 


‘Aussen, das Niedere nach Innen liegt, so haben 
gerade die grofsen leeren, d. h. mit Pflanzen- 
dunst angefüllten, Räume des s g. Marks die al« 


ler geringste Bedeutung i in der Pflanze. Das s.g. 


Mark verdient also am allerwenigsten eine Ver- 


‚gleichung mit dem Inhalte einer thierischen- Rü- 
cken- Wirbelsäule. (Fortsetzung folgt.) 


I. Correspondenz, 


Zugleich theile ich Ihnen eine, wie ich glaube 
nicht ganz uninteressante Beobachtung für die 
Flora mit, gewissermaafsen eine Prolepsis, eine 
vorschnelle Ausbildung des Embryo noch inner- 
halb seiner Saamenhäute. Ich wollte im vorigen 
Monat den Saamenbau der Cistinden untersuchen, 
‚und:wählte dazu eine anscheinend ziemlich reife, 
doch an: der Basis noch nicht ganz abgetrocknete 


Rapsel des Cistus cretieus, die ich im Gewächshause 


am Stamme fand.: ‘Indem ich das erste Saamen- 
_ korn, welches. völlig reif zu seyn schien. dureh- 
schneiden wollte, fand ich es sehr weich; der 
' Schnitt drang’ nicht ‚ganz durch, und eine zellig 
schleimige Maafsd trat hervor, ohne ‘dafs an den 


Saamenhäuten irgend etwas zurückblieb; Ich hielt 
sie für das noch nicht erhärtete Albumen , und 


freuete. mich der Gelegenheit, den. Embryo viel- 


ı 


> | | 000309 


leicht auf sehr früher Stufe der Entwicklung. be« 
obachten zu können. Als ich aber däs’ schlügrige 
Albumen mit einer Nadelspitze nur wenig drückte, 
trat der Embryo hervor, nicht unentwickelt, son- 
dern vielmehr weiter entwickelt, als-er-jemals-in 
dem Saamen einer Cistinee beobachtet: ist. "Er 
war von ungewöhnlicher Gröfse, wenigstens im 
Vergleich mit Gärtners Abhildung'und den Em- 
bryonen einiger anderer Cistusarten, die mir noch 
frisch zu Gebot standen. Die spiralförmig ge- 
wundenen Kotyledonen, die bei jenen Arten mit 
ihren Rändern ziemlich fest gegeneinander liegen, 
so dafs oft einige Gewalt nöthig ist, um sie zu 
trennen, öffneten’sich von 'selbst, sobald der Em- 
bryo entblölst war, und die obere, aufliegende Ko- 
tyledo schlug sich sogar zurück. “Beide waren, 
nebst dem Stielchen, gesättigt grün, nur die äus- 
serste Spitze des Radicularendes, war weils, et- 
was schwammig aufgetrieben, und löste sich nicht. 
vollkommen rein von dem sie umgebenden Schleim 
des Eiweifskörpers ab, Spaltöffnungen fand ich 
nicht auf den Kotyledonen. Alle übrige Saamen 


‚derselben Frucht, deren ich keinen ununtersucht 


liefs, befanden sich in demselben Zustande. ‘Ob 
es dieser Pflanzenart eigenthümlich ist, den Em- 
bryo schon in den Saamenhäuten so weit auszu- 
. bilden, weils ich nicht, da ich leider keine zweite 
_ Frucht dieses 'Cystus mehr fand. "Wahrscheinlich 
war ‚es aber: eine Mifsbildung. Interessant scheint _ 
sie mir, 'theils- wegen der'grünen Färbung’ der 


520 


Kotyledonen vor dem Zutritt der Luft, die frey- 


lich bei einigen Pflanzen normal ist, theils und. 


vorzüglich wegen der vorausgeeilten Entwicklung 
‚des. Embryo, der gleichsam in seinem eignen Al. 
‚bumen unter den Saamenhäuten schon angefangen 
“hatte zu keimen, wofür mir kein Parallelfall be- 
‚kannt ist, Denn das Keimen der Saamen in. ge- 
schlossener Frucht, doch mit Zerreissung ‚der 
‚Saamenhäute gehört nicht ‚hierher. 
‘ Von hier kann ich Ihnen nur melden, dafs 
‘der' mir anvertraute Garten fröhlich gedeiht. 
:Durch die Güte so vieler Gartendirectoren ist die 
: Zahl der lebenden Pflanzen in diesem letzten Jahr 
-nur um etwas weniger als 1000 Arten gestiegen. 
:So sehr .ich mich ihnen allen verpflichtet fühle, . 
:so bin ich doch den meisten Dank unstreitig Hrn. 
Staatsrath Ledebour schuldig, für seine unge-. 
mein reiche und interessante Saamensendung: aus 
Barnaul. In diesen Tagen erhielt ich auch durch 
"die gütige Vermittelung eines Freundes eine Saa- 
. mensendung über England aus Kalkutta, zwar nür . 
wenig über 50 Arten, doch äusserst seltne Pflan- 
zen, meistens neue Arten von Wallich. ‚Alle 
Saamen waren in Kohlenpulver verpackt, nur. ei- 
zige derselben, die ich, nachdem sie ein Paar 
Tage in Wasser gelegen, öffnete, hatten sich völl- 
"kommen frisch erhalten. Ich. weifs nicht, ob diese 
Art der Versendung aus sehr entfernten Rändern 
gewöhnlich ist. u eat 
Königsberg in Preussen. Ernst Me eyan. 


x 


Flora 


‘oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, aı. Regensburg, am 7. Juni 1828. 


I. Botanische Beobachtungen, von Herrn Professor 
Tausch, 
(Vorgelegt in der Sitzung der botanischen Ge- 
sellschaft vom 2. April 1828.) 


/lemätis maritima L. Eine heut zu Tage 
noch zweifelhafte Pilanze, die man neuerlich zur 
C. flammula L. zog, während sie,Linn& selbst 
mit C. recta verglich. Nach der Beschreihung und 
dem Standorte Linne’s ist kaum zu zweifeln, dals 
C. maritima etwas anderes als C. argustifolia Jacg. 
sey; indessen kömmt in Gärten eine Pflanze vor, 
die allen Forderungen Linnes entspricht, und 
für ©. maritima L. ausgegeben werden kann, 

C. maritima: caule' erecto herbaceo; foliis 
pinnatisectis, segmentis lanceolafis utrinque atte- 
nuatis integris 3=lobisque : superioribus lineari- 
bus; corymbis laxis, sepalis spathulatis. 

Glaberrima. Caules plures e radicg evecti, 


‘demum nonnunquam uti in C. recta flexuosi de- 


cumbentes. Folia 5-nato,. pinnatisecta, Segmentis 
petiolatis 3-nerviis basi attenuatis inaequalibus, 
in superioribus linearibus integris, in inferiori- 


m 20 


322 


. bus saepe 3-fidis. Corymbi terminales et axilla. 
res subfastigiati, laxiores, et flores majores ac: 


in C, recta, sepalis 3 5 obtusissimis apice la: 
tioribus,' u 
Diese Pflanze wurde von längst her im Ca- 
nalischen Garten als C. flammula kultivirt, von 
welcher sie sich auffallend durch den aufrechten 


. krautartigen Stengel, durch weniger zusammenge- 
setzte Blätter, 2-'I3mal längere am Grunde sehr 


verdünnte Blättchen, durch die fast gleichhohen 
Doldentrauben, und durch ‘die grössern spathel- 
förmigen Kelchblätter unterscheidet. Von C. reöta 
der sie am nächsten steht, unterscheidet sie sich 
kürzlich, wenn man die Diagnose derselben fol- 
gend ändert: 


C. recta: caule erecto herbaceo; foliis pih- j 


natisectis, segmentis ovatis acuminatis integerri- 


: mis; corymbis densis, sepalis oyalibus, 


'2. Teuerium L. Wurde von Moench sehr 
richtig in Teucrium und Seorodonis abgetheilt, 
Ausserdem werdient noch 7. Laxmanni generisch 
getrennt zu werden. Um diefs darzuthun, will 


ich die Gattungscharaktere dieser drei Gattungen 


angeben. 


Teucrium : Calyz 5. dentatus, Corollae I 


bium. inferius 3- - fidum, superius profunde %- ‚par- 
titum ' deelinatum, Stamina | In fissura labit 'supo- 
rioris ascendentia, 

‚Phlebognthe, Bi 
bium inferius 3- - Partitum, lobo' medio obcordato, 


FRE 


., Calyx 5- dentatus. . 'Corollae Br 


% 


323 
superius aullum;: Filamenta sübulata in - Hissura. 
tubi corollae .ascendentia, . - . u. 

P. Laxmanni. Herba habitu Sidertit, odore 
nauseoso, Be 

Scorodonia: Galyx 2- Tabiatus; labio superiore 
ovato integro. Corollae labium inferius 3- parti- 
tum, superius iruncatum emarginätum, ' Siamina 
in rima labii superioris ascendentia. . 

3. Prenanthes chondrilloides L. wurde in ya. 
lars iter t. 1. sehr richtig als Chondrilla prenan. 
thoides dargestellt, und doch in Spreng. syst. vegel. 
wieder als Prenanthes aufgeführt, Sie stimmt im, 
Gattungscharakter vollkommen mit Chondrilla Jun-. 
cea zusammen, und zwar ist das Anthodium. sim. 
plex, 8- phyllum, basi calygulatum, 'receptaculum 
nudum, pappus duplex : exterior membranaceus 
calyciformis, interior stipitatus 'Ppilosus bei beiden 
vorhanden. Andere Arten mögen wohl nach 
Sprengel ein Anthodium 4-phyllum haben, da 
man auch bei anderen Gattungen dergleichen Ver- 
doppelungen der Blüthentheile . ‚nicht selten an. 
triff, . Die Gattung Prenanthes L. gehört über- 
haupt zu den künstlichen Gattungen, die verschie. 


‚ denartige Pflanzen enthält, die blofs nach’ der 


Zahl der Blümchen bestimmt wurden, Diels er- 
bellet am besten aus dem unbestimmten Gattungs- 
charakter derselben bei verschiedenen Autoren, 
Der in dem nenesten Systeme Sprengels ge- 
gebene‘ Charakter palst vorzugsweise auf P. mu- 
ralis Du, - ‚dem andere Arten als. P. viminea, 'ra-' 


x2 


1. N, 


324 


7 


mosissima, acanthifolia und spinosissima. haben nicht ' 


nur das Änthodium imbrieatum basi ventricosum 
sondern auch: den ganzen .Habitus.. von Lactuca, 
andere ‘Arten haben sogar aufsitzende Haarkro- 


nen, und sind wohl. schwerlich von Sonchus zw 


trennen. 


4. Picris-hieracioides L. ändert wie‘ in Hiera- 
cium mit gezähnten und ganzrandigen Blättern. _ 


Beide kommen um. Prag‘ vor, und die letztere. ist 
P. ruderälis Schmidt und Milld. ur 

: 5. Hieracium 'Sprengeridnum. L. (Crepis Spren- 
geriana Willd. Crepis rhagadioloides Jacg. et Willd.) 


und Crepis rhagadioloides L. gehören zur Gattung ' 


Picris, und verhalten sich gerade so zu einander - 


wie Picris hieracioides zu P. ruderalis. Beide 


brachte Sieber aus Creta und Aegypten, und 


hinsichtlich des Ueberzuges sind sie sehr verän- 


derlich, so dafs manche Exemplare vollkommen 


glatte, andere hingegen henckerige Blätter haben, 
sö sind auch die Blätter an ihrer Basis nicht i iM« 
mer spifsförmig, sondern nur tmfassend, 


6. Carduus ‚arabicus Jacg. wächst nach Mori. 


son, der in ‚seiner Historia pl. 3. p. 154. & Lu 


i. 30. f. 15. eine gute Abbildung hat, in Sicilien 
und Italien, und ist gewils Carduus. australis L. 
Auch Carduus acanthoides .J. Bauh. hist: 3. pi 56. 
scheint hieher zu gehören. 


7. Carduus. Acarna L. (Cnieus Milld... Carline: 
M. » Bieb.) ‚steht. der Gattung Carlina am näch-. 


x 


2 


a} 


3 


‘sten, und kann füglich für eine eigene Gattung‘ 


angesehen, und folgend charakterisirt werden :' 
 Chamaeleon :: Anthodium involucratum imbri=' 
catum ‚''squamis spina ramosa terminatis, interio-: 


“ ribus subradiantibus. ‘ Flores flosculosi. Recepta- 


culum setosun. Pappus- plumosus „sessilin, ‚Se- 


' mina nitida. - 


Chamaeleon Acarna. : Eabitat in Gallia: Au«- 
strali (Sieb.). © Z— Er 

8. Certaurea strobilacea Scop. ist C. caloce- 
phala FPilld. 
9. Salsola Kali und Tragus. Beide, werden 
häufig’ verwechselt, und deren Bestimmung nach. 
allen bisherigen Systemen ist äusserst: unsicher, 
Pallas, dem.man auch wirklich beipflichten soll» 
te, verband beide als Varietäten, ‚setzte sie aber 
nicht deutlich genug auseinander. In dem neue- 
sten Sprengelischen Systeme werden nur ein- 
zelne Varietäten beider bezeichnet, die freylich 
sehr kontrastirend zu.seyn scheinen, aber in der 
Natur nicht. immer so angetroffen werden; 'denn 
beide kommen unbehaart und scharfhaarig,. mit 
liegenden und.aufrechten Stengel, mit gefärbten 


‚und ungefärbten, gröfseren und kleineren Kelch- 


flügeln vor. ' Beide sind polygamisch, und'zwar 


"haben. die 2 Blumen grofse ausgebreitete Frucht- 


kelehflügel, und. die Fruchtkelche ‚derselben fallen 
leicht-ab, die 'Y! Blumen haben kleinere fast rand- ° 
förmige Flügel, ‚und deren Fruchtkelche sind an 
die 3 sie. unterstützenden Nebenblätter angewach- 


‚ 


326° u 


sen, und nur hierin läfst sich ein sicherer Cha- - 
rakter, ‘der 'beide unterscheidet, bemerken, dafs 
nämlich. bei S. Kali die meisten Blumen \2 und 
deren Helche abfallend, bei: $. Tragus hingegen, 
die. meisten Blumen 9, und ihrer Kelche ange- 
wachsen sind, ferner wächst $. Kali an Mauern, 
Hügeln, sandigen und unfruchtbaren. Stellen, $, 
Soda hingegen am Littorale, und zeichnet sich - 
überdiels durch dickere fleischigere Blätter, und 
vielmal gröfsere entfernter stehende Fruchtkel- 
che aus, - 
8. Kali: hexbacea patula glabra hirtave; fo- 
lüs subulatis spinosis; calycibus solitariis, piers- j 
que A:. fructiferis alatis deciduis. 

Tragon Matihioli. Lob. obs. 463. (c. ic, bon ) 

!,Drypis Theophrasti Tab. hist. 423. _ - 
ı  Rali. spinosum cochleatum.- C. Bauh. pin. 280. 
8, Hali Linn. spec; 322.. Plenk of &. 1m 
8. rosacea Cav.\ie. t. 286. 
"8 Kali var. Pall, illusir. p. 56. = 28 et 129. f. 1. 
Br Tragus. Pohl. boh. n. '404. . Presl ezech. 
24.413. | 


Be: Henuifokia : B Koliis. suhlliformi - ‚subulatis 
elongatic. ’ 

$. rosaceu Schkuhr Handb. Ip. 125.1. 73 

. Planta admodum varians, ut in uno eodemque 
oco decumbentem, erectam, 'glabram,. et, hirtam, 
erassifoliam et tenuifoliam, . porro calycibus fructi« . 
feris decoloribus, flavescentibus, purpurascentibus, 
imo et duplo majoribus observare: liceat. 


327 
Solsola Tragus: herbacea patula,-glabra. hir. 
tave; foliis subulatis spinosis; calycibus solitariis, 
plerisque RA: fractiferis ovatis alato - - marginatis 
persistentibus. 
Tragon Maith. com. 658. Tab. hist. 1081. 
Kali spinoso affinis. C. Bauh. p. 289. . 

. Tragus spinosus Matthioli s. Kali spinosum. J. 
Bauh. hist. 3. p. 706. (* bon.) . 
8. Tragus. Linn. speo. 322. (excl, yyn. 'Tourn. 
et Tab. ad $. Kali spect.) 

8. Kali a.  glabra ei ß. hispida. Forsk. aegypt. 
arab, p. 54. 

SS Kali var. ‚ponticd Pal. last P 3 2 
-f 2% 3,485 
Ex Hittorali, "Austeiano, Sicilia, Corie, Healia 
et Aegypto habeo. a 
-11. Plantago Lagopus L. wird i in Spreng, syst. 
veget. fragweise zu P. lusitanica L. gezogen; ich 
"besitze beide, erstere aus dem südlichen Frank- 
“reich von Marseil, die andere aus Palästina und 
botanischen Gärten, und mufs sie für verschieden 
halten, und zwar; _":. 
1. P. Lagopus (L. speo, 165 ): foliis lanceola- 
tis ‚argute dentatis subvillosis ; scapo angulato ; 
spica ovata demum oblonga albo - villosa, bracteis 
Ovatis acutis. 
"P. angustifolia paniculus Lagopi.: :C. Bauh. 
pin. 180. prodr. 98. lMorisor hist, 3, 5. 8. t. 10. 
F 13. ‚(bona). 
 Folia: 3- et tö- nervia, nec enervia, sed n ner. 


m 


8 


vis. facie vix prominentibus, Spica albo - villosa, 


nee sordescens P, lusitanicae. 


“2. P. lusitanica (L. spec. 1667. Barr. ie. 745.) 
foliis oblongis lanceolatisve denticulatis glabrius- 
culis; scapo angulato; spica oblonga villosa, brac- ° - 
teis oblongis acnminatis. 


ß. angusüifolia: P."pseudolusitanica. Roem, ei 


Schult, syst, veg. 3, p 121. dr subcaulescens:' (&. 
“et ß.) caule abbreviato, scapis lateralibus. Folia 


in uno geodemque ‚specimine saepe 3 - et 5 -nervia, 

12. Euphorbia linearifolia Willd. (linifolia Jaeq.) ' 
ist der E. spinosa L. so sehr verwandt, dafs man 
sie leicht für eine einblüthige Varietät der. letz- 
tern ausgeben könnte. 

13. Carex Sieberi Opiz von Sieber am Glock: 
ner gesammelt, ist C, Davalliana Smith. var. an-. 
drogyna, spica basi Y7, und um so mehr für Va- _ 
xietät zu halten, da ich auch yon dort ganz of 
und 2 Aehren besitze, und dergleichen Abwei- 
chungen auch bei anderen Arten vorkommen. 


14. Carex vaginata Tausch. kömmt nicht allein - 
im Riesengebirge vor, sondern auch in Island; es 
befindet sich nämlich ein Exemplar von dort in 


' Siebers Herbar,,. welches ihm unter dem Namen 


C. flava® mitgetheilt wurde. 
15. Phyteuma Sieberi Spr, syst. veg. 1. p. 724 


 Reichenb, ic. rar. t.. 214. ist dieselbe Planze, 5 
‚die Villars in der Flora delph, 2. p-Sı7.tm 


als ‚Ph. cordafum bekannt machte, und ist zugleich: 


. | 529 
Rapunculus comosus - Scop. carn. 1. p 156 Die: 
Wurzelblätter sind bei manchen Exemplaren. so 
gut 'herzförmig, wie bei Ph. Scheuchzeri ‘und ande- 
ren, und ich besitze Exemplare, die der Villar- 
sischen Abbildung so ähnlich sind, als ob selbe 
von jenen entlehnt worden wären. ‘Der: Haupt- . 
charakter liegt nur in den scharf gezähnten eyför«. 
migen obern Stengelblättern und‘ Nebenblättern, 


U, Siebers Agrostothek . 
(Beschlufs.) 


101. Mariscus parviflorus N, ab E. spieulis bie 
Mori, squamis quatuor imbricatis, prima ee 
secunda fertilibus. nervosis, tertiä sub ‚apice 
constricta, umbella indirisa, capitulis conicis 
sublobatis, involucro: polyphylio - longissimo " 
foliisque margine scabris. Ba 

Adnot, Spieulae in capitulis dense eonge- 
stae, ovatae, compressae, singulae, binae vel ter- 
nae basi stipatae squamis duabus suboppositis ro- 
tundatis membranaceis. ' Squamae spieularum ca- 
rinatae, obtusae: 'duae inferiores fertiles, nervo 
carinali crasso apicem versus hispido praeditae ; 
tertia et quarta steriles, laeves; illa sub apice 
constricta, haec paullo brevior, obtusa. Stigmata 
tria,_ Umbellae radii inaequales, vix semipollicares. 

Diese Art hat ungemein viele Achnlichkeit 
mit Märiscus conicus R. Br. und dürfte vielleicht, 


“mit dieser Pflanze verbunden, zu einer eig- 


nen Gattung erhoben werden können. Die klei- 


550 


nen, fast. kegelförmigen, Köpfchen, welche die 
kurzen ‚und unter sieh ungleichen Strahlen der 


Dolde ‚endigen, sind eigentlich als zusammenge- - 


setzt.zu betrachten, denn die (übrigens sehr dicht 
gedrängten) Aehrchen stehen am Grunde des Köpf- 
ehens zu dreien, ‘dann zu zweien, und endlich. 
einzeln. Iede dieser Parthien ist unterhalb yon 
awei fast gegenüberstehenden rundlichen häutigen 
‚Schüppchen gestützt, welche man den besondern 


‚Hüllchen der‘ doppeltdoldigen Arten dieser Gat- 


tung vergleichen kann, und man könnte daraus die 
Vermuthung ableiten, dafs unsre Pflanze zu Ma 
riscus conicus R. Br. gehöre. 

Setzen wir nämlich: R. Brown: habe, ‚eine 
Form vor sich gehabt, wo die Spiculae des Höpf- 
chens alle einzeln gestanden, und (wie dieses auch 


bei den einzeln stehenden immer der Fall ist) 
’ mit den.beiden Schüppchen am Grunde umgeben 


gewesen seyen, wo ferner jede Spicula nur ein-- 


"blüthig gewesen und nicht die erste sondern die 


zweite unfruchtbare Schuppe unter der Spitze 
eingeschnürt gewesen sey, so hätten wir ganz se 
nau den Mariscus conieus. R. Br. Wir'wollen aber 
lieber hier erklären, dafs wir dergleichen Ausle- . 
gungen keiner Aufmerksamkeit würdigen und der 
spielenden Phantasie derer überlafsen, die da, 


: glauben, sich auf diesem Wege zu einer philoso-. 


phischen Naturbetrachtung zu erheben. Wir glau-, 
ben dagegen,.. daß R. Brown. seine Species so 
gesehen. habe, wie er sie beschrieben, wir aber 


551 


haben die unsrige 50 gesehen, : wie wir‘ 'sie bien 
beschreiben. Wir halten_ daher. beide für ver. 
schieden und ahnen ein Naturgesetz,. -das auf sols 
chem Wege Arten schafft ; Spielarten vielleicht, 
das werden die weiseren Nachkommen enthüllen, 
Wenn ‚dagegen Hr. Prof. Spreng el S,.ys 
IV. 2,.p. 29. sagt: „ Mariscus Paryiflorus. Nees 
in Sieb, Agrost. Nr. 101. ad exemplar,. quod vidi, 
nondum adultus; varietas esse M. laevigati, BR. et 
Sch. (M. laevis H, et B.) videtur, qui igitur et 
in Nova Hollandia provenit‘* so verweisen wir 
defshalb zuvörderst auf Humb. Nov. Gen. et Sp, 
pl. L p 172., "bemerken nur noch, dafs unser 
Exemplar völlig ausgebildete Fructifioationstheile, 
auch sonst nichts verkümmertes ‚zeigt, i und erlau- 
ben uns dann die ‚Frage: ob es a a ©; ‚nicht 
hätte heifsen sollen: qui igitur et in Nova Bol. 
landia provenire videtur ? 
102. Ayllingia monocephala V. 
103. Cyprus Sieberianus Spr. S. v. IP. 2. p. 29: 
" In unserer Bezeichnung der Sieber’schen 
Agrostotheoa hatten wir frageweise diese Art für 
Cyperus mierocephalus R. Br. gelten lafsen, ob- 
‚ wohl die Form der Spiculae etwas widersprach. 
Wir besitzen kein Original-Exemplar des Cype- 
rus inierocephalus, wie wir bei Hrn. Prof. Spren. 
gel voraussetzen dürfen, und lafsen ‘also diese 
neue Species als unzweifelhaft gelten, müssen je- 
doch bemerken, dals wir an unsern Exemplaren 
nie, zwänzigblüthige, : wie. Hr. Prof. Sprengel 


f 


110. Cyperus lueidus:R. Br. ? ? 


532 


sagt, ‚sondern nur 5- bis höchstens: ı4- blüthige u 


Aehrchen ‚fanden, Die Aehrehen liegen aber.in - 
. den Köpfchen sehr dicht übereinander, oo 
"104. Mariscus rigidus Spr. 8. v. IV. 2. p. 9. 

‘In dem uns zur Bestimmung mitgetheilten - 
Exemplar der Agrostothek lag unter dieser Num- 
imer ein kleines Exemplar der Carex inversa R. 
Br., welches ich irrig für eine neue Art hielt, 
und C, Sieberi nannte. In spätern Nummern der 
Agrostothek, wie z. B. Nro. 3ı1., welche ich nın 
vor mir habe, fehlt diese Species ganz. , Wir 887 
ben diese Bestimmüng demnach lediglich aufHın. . 
Prof. Sprengels Autorität, ‘ 

105. Cyperus flavescens L. R. Br. 
"106. ——" venfrieosus R. Br. 

107. —— artieulatus R. Br, 

108. Seleria Pygmaea R. Br, 

Hr. Prof. Sprengel ($S. v. IV. I. p. 313) 
sagt: Sel. pygmaea Nees in Sieb. Agrost, n. 100. 
eadem cum cl. tenui Reiz, videtur. WVenn dieses 
der Fall wäre, so wäre es nicht meine 'Schuld, 
da Hr, RB, Brown diese Species aufgestellt hat, 

109. Cyperus littoralis R. Br. 

Ist, wie Hr. R. Brown selbst‘ erinnert, :w wohl 
‚mur Spielart des C. rotundus Lin. oder hewasior 
hing Roith. 

In einigen Exemplaren der Agrosthotek.. In 
‚andern dagegen liegt unter Nr. 110. ein Exemplar 


En" 


des Cyperus venustus R. Br.’ mit, etwas. mehr Zus 
sammengesetzter Infloreseenz, 

111. Cyperus verustus R. Br. 

112. .—— rotundus R. Br. Zr 

113. Fimbristylis parviflora R, Br... 

11 u iristachya R: Br. 

115. Eleocharis gracilis R. Br. 

116. Rhynchospora (?) ienerrima N. ab‘ EB, Cox 
rymbis alternis pedunculatis 'paucifloris; ro- 
stello obtuso exsulco caryopsi rugosa bre- 

. ı viori, culmo trigono foliisque filiformibus lae- 
vibus, ‚setis hypogynis nullis. 
Spr. S. v. IV. 2. p. 26. 

Der Mangel. der Setao. «hypogynae und ‚der 
kürzere, nicht zweispitzige sondern. stumpf- ärei= 
zähnige Schnabel der Frucht widersprechen dem 
Charakter der übrigen Rihynchosporen; auch der 
Gesammthabitus weicht ab. Die Exemplare, wel- 


‘che ich untersuchte, sind aber nicht vollständig 


genug, um einer neuen Gattung zur Grundlage 
dienen zu können.‘ 
117. Fimbristylis striata Labill, Spr. S. © IV. 
2 P- 26. 

Als ich (im Jahr 1826.) die Sieber’ sche 
Agrostothek bestimmte, hatte ich keine Henntnils 
von dieser Labillardierschen Species, und 
nannte daher diese Pflanze im Herbarium F. ob» 
tusifolia. Der eckige (stumpf- und verschoben- 
vierseitige) Halm unsers Exemplares stimmt nicht 
ganz mit der hier citirten Diagnose. 


| 


a 


554 


118. Urochloa panicoides Pal. de Beaw. (Setaria, 


“ pilifera Spr. S. v. IV. 2. p. 33.) 
Wer Urochlea zu FPanricum stellen win, 
mag es thun. Wer aber Setaria von Panicum 


trennt, darf dieses Gras nicht zu Setaria bringen, 


denn die Härchen unter den Aehrchen haben hier 


‚ nichts mit dem sogenannten Involucrum der Se- 


tarien’ gemein, 


119. Panicum procumbens N. ob E. 


"Nach unserer Bestimmung in der nächstens 


erscheinenden Abtheilung der Flora Brasilide des ' | 


: Hrn. von Martius, welche die Gräser enthält. 


120. Panicum airoides R. Br. 
121. — — polygonalum Schräd. 


- 12%, — — Grichodes Var. o. N. ob E FM 


Bras. ined. 
: 123. Paspalus compressus Fl. 
' 124..Chloris radiata Sw. 
. 125. Eleusine indica P. de B. 
426. Leptochloa virgata P. de B. 
127. Paspalus eonjugatus Fl. 
. 428. Panicum frondescens Meyer Esseg. 
129. Anthephora elegans Schreb. 
: 136. Manisuris granularis P. de B. 


'+.181. Leptochloa filiformis Jacy. 
7 133. Panichm maximum Jaeg.: u 


..133. Coix lacrima Lin. 

: 134. Panicum pallens Sun 

IBBR 61:70 Eragrostis tephrosanthos Schult,. 
136, m alla 


335 


137. Paspalus saccharoides N. ob E, Fl. Bras, 
ined. (Saccharum polystachyum Sw.) 


‘138. Anatherum bicorne P. de B. 


139. Gynerium saccharoides H. et B. EL 

140, Sorghum halepense Pers. 

Ein Trachyopogon FI. Bras, ined. 

‚141. Scleria latifolia Sw. ? 

142. .Panicum colonum Lin. in einigen Exem- 
plaren, in andern Panicum affıne N. ab E. 
Fl. Bras. ined., P. beckmanniaeforme Mik, 
Trin. ’ 

143. Paspalus panieulatus El. Var. ß. piliger... 


144. Panicum divaricatum Lam. Var. ß- rigens. 
Fl, Bras, ined. 


145. Cyperus subulatus R. Br 
146. Rhynchospora gracilis Yahl. 


FE 


I Nekrolog. 


Am 7. Januar starb zu Gotha der geheime 
Legationsrath Samuel Elias von Bridel-Bri- 
deri in seinem 67sten Lebensjahr, Er war zu 
Cressig im Kanton Waad geboren und leitete frü- 
her die literarische Bildung der verstorbenen 
Hergoge August und'Friedrich von Sachsen- 
Gotha. Er hat sich grofse Verdienste um’ die 
Pflanzenkunde durch mehrere sehr schätzbare 
Schriften über die Moose erwörben. Zuerst be. 


- gann er im Jahr 1797 mit dem ersten Theile sei- 


ner Muscologia recentiorum wovon bis zum Jahr 


® 


nn 


356 


1812 4 Theile erschienen; dann folgten mehrere, 
Supplement-Bände, deren vierter auch unter dem 


Titel: Methodus noya muscorum, zu Gotha 1819 


besonders ausgegeben wurde, Die Krone sei. 


ner Werke aber ist die erst im verflossenen Jah. 


re glücklicherweise beendigte Bryologia universa, 


die unter ı36 Gattungen alle bekannten Moose 


. der ganzen Welt aufstellt, und als das wichtigste 
und vollständigste Werk;: so je über Moose em. | 
schienen ist, angesehen werden kann. Bridel. 


legte zuerst mit der gröfsten Umsicht und Scho- 


nung die Hand an das grofse Werk einer neuen all . 
gemeinen Moosgeschichte nach Hedwigs"Grund- 


sätzen, von dessen Geist er beseelt wär. Grolse 
Belesenheit, Fleils im Zusammenstellen des G£- 
lesenen, reiner Natursinn ohne Anmassung und 


Pedanterey und die Gabe eines anmuthigen flies- 
senden Vortrags in dem Organ der lateinischen. 


Sprache sind die Zierden seiner Werke wie die 
Jetztwelt darüber ausgesprochen hat, und welche 
die Nachwelt in völliger Wahrheit zu würdigen 
sicherlich nicht anstehen wird, Bridel wird 


zu allen Zeiten in der Mooskunde den Ruhm be- . 
haupten, welchen sich ‚der unvergefsliche Fabri- 


cius ‚in der ‚Entomologie erworben hat, der 


‚ ebenfalls mit einer Entomologia systematica. in 6 


Theilen CHafniae 1792 — 1794.) begann ‚und mit 
dem Systema Eleutheratorum beschlofs, das je- 
doch an gediegener Gelehrsamkeit dem Bride- 
lischen Werke weit: nachstehen 'mufs, 


# 


£ 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 22. Regensburg, am ı4. Juni 1828. 


Deutsche Literatur. 
Reliquiae Haenkeanae, seu Descriptiones et icones 
plantarum, quas in America meridionali et bo- 
reali, in insulis Philippinis et Marianis collegit 
Thaddaeus Haenke, Philosophiae Doct., 
Phytographus. Regis Hispaniae, ‚Cura Musei- 
‘Bohemici. Fascieulus II. -Cum Tabulis XII. 
aeri ineisis. . Pragae apud J, G, Calve ıday. 
fol. $5. 85 — 148, 


RB, ; ist eine tröstliehe Trscheinung { für die 
Freunde der scientis amabilis, dafs dieses Werk, 
‘ welches der Banks der österreichischen Monar- 
chie, und Böhmen’s Lambert und Delessert, Graf 
Caspar von Sternberg, so zu sagen aus dem 
Schiffbruche für sein Vaterland und für dieMensch- 
heit rettete, so raschen und kräftigen Schrittes 
vorwärts schreitet. E 

Es war ein Glück, dafs der ruhige, stille und 
‚treue Beobachter .der Natur, der seine. Jugend 
am Riesengebirge, an dem Schneeberge bei Wien 
“und auf den norischen Alpen, sein. männliches Al- 
. ter, nachdem er mit :der letzten spanischen Ex- 


x - 


Er 


338 


pedition dio Welt umsegelte, am Fulse der Cor. 


dilleras de los Andes: dem Dienste der Flora‘ 


weihte, dafs der, ‘wahrhaft gute, Haenke nach 


seinem. Tode einen Gönner fand, den er auch in. 


seinem Leben an Grafen C. v. Sternberg si. 


“her gefunden haben würde. Denn Alles Gute 


und Schöne fördert, auf seiner nun bald mehr als 
13 Lustra langen Laufbahn dieser edle Grolse, 
der nur an Jahren dem Greisen- Alter nahe, an 
Körper und Geisteskraft noch das Feuer des 
Jünglings- mit der Stärke des‘ Mannes unä der 
Weisheit des Alten zur schönen ‘Trias in sich 


"vereint; der jetzt noch kraft- und geistvoll arbei- 
tet, und, während er die Schätze der Unterwelt 
und der Vorzeit seinen Zeitgenossen schenkte, und . 


kein Pflänzchen seines eigenen Vaterlandes über- 


sah, auch die Gewächse der fernsten Welttheile : 


seiner Aufmerksamkeit interzieht. Wie viel hat 
Oesterreich überhaupt, Böhmen insbesondere, und 


.. wie viel hat die Botanik aller Welttheile und aller 


Zeiten unserem Grafen Sternberg zu danken! 


i Sein Stern wird nie verlöschen in dem alten Ster- 
'nen.-Schilde der, Sternberge, die die Gränzen: ih- 


ves Vaterlandes eben so sehr gegen Osten erwei- 
terten, wie er, und sein edler seliger Bruder, das 


Gebiet der Wissenschaften ; und wenn auch mit. 
ihm’ seine Linie erlischt, so wird sein Stern nie- 


bleichen, und der Böhme wird dankbar auf sein 
Grab schreiben: - 
/ micat inter. omnes 
"Gaspari sidus, velut inter. ignes 


r 


‚luna minores. 


8509 

Haenke's Reliquien -erwecken in uns noch 

das Andenken an einen änderen "um: die österrei- 
chische Monarchie und um die VVissenschaften über- 
haupt, vorzüglich aber um- die Botanik, hochver- 
dienten Mann ; das Andenken ’an’' den Sänger 
des Hymnus an' Flora und 'Ceres, .des sel. Baron 
von der Lühe. .Dieser Vortreffliche *) war es; 
der Haenke’n vorzüglich unterstützte; und /die- 
sen armen, in Oesterreich verkannten, "Böhmen - 
durch herzliche Theilnahme an dem Schicksale 
desselben selbst den herzlosen Diplomaten so 
achtbar zu machen wulste, dals Haenke endlich; 
dem spanischen ‚Gesandten empfohlen , die Reise 
um die Welt‘ auf spanischen Schiffen. machen 

konnte. 
Wovon der Lühe das Werk beginnen‘ und 
Sternberge es vollenden helfen, da kann Un: 
sterblichkeit dem Schöpfer desselben nicht feblen, 
Es war eine in vielen Hinsichten glückliche 
dee die Bearbeitung einzelner Theile dieses Wer- 
kes an verschiedene Botaniker 'zu übertragen, je 
nachdem sie sich vorzugsweise mit diesem oder 
jenem Gegenstande beschäftigen. Wir dürfen 
durch diese Einrichtung nicht nur überzeugt seyn, 

j . 

-*) Einer schönen Idee dieses vortreflichen Mannes ver 
daukt Oesterreich den dex-österreichischen Flora aus» 
“ schließslich gewidmeten Garten im Belvedere, weichem 
Hr. ‘Dr. Host vorsteht, dem von derrLühe, so wie 
Haenke’n seine Laufbalın öffnete. Vergl. Schultes 
“ Donanfahrten 2 Th, Stuttg, u. Tübing. bı Cotta 5, 46br 


Y2 


7 


ET 


340 


Aufs: dasselbe räsch fortschreiten ‚wird, sondern 
dürfen auch. etwas, Gediegeneres erwarten, als ein - 
Einzelner. in, allen Zweigen zu leisten ‘nicht im. 
Stande. wäre. : Einen unwiderlegbaren Beweis der ' 
Vorzüge dieser Bearbeitung giebt: uns ‘auch die- 
ses. Heft, in welchem .die Juneaceen von. Hrn. 


Ernst Meyer, Professor 'zu Königsberg, dem 


berühmten Monographen. dieser Familie, bearbei- - 
‚ tet.;sind, „ Der. Einwurf, „dafs durch die Arbeiten - 
Einzelner das Ganze. an Gleichförmigkeit verliert, 
werdient ‘keine Beachtung wenn man dagegen die . 
grofsen Vortheile in Anschlag bringt, die: daraus. 


entspringen, und wenn man sieht, .dafs jeder Mit- 


arbeiter von'dem eifrigsten Streben die Wissen. :- 


schaft zu fördern durchdrungen ist, 
: Dieser Heft ist, wie-der erste, nach- dem na- 
türlichen Systeme abgehandelt, und enthält durch: 


gehends Monocotyledonen:; Wir. sind den natür-’ 


lichen Systemen nichts : ‚weniger als, abgeneigt, 
glauben aber, dafs wir,: bei unserem jetzigen Wis- 
sen, ‚noch. nicht den Vortheil daraus. ‚ziehen. kön- 


nen, den! wir von-einem Systeme zu fordern ‚he- 
rechtigt sind. Wir sind durch die vielen ver: - 


schiedenen Familien, womit man uns überschwemmt 


hat, ohne bestimmte Charaktere für, dieselben an- 


zugeben, 'so- weit gekommen, dafs es oft leichter 


ist die. Gattung, als die Familie zu bestimmen. = 


Abgesehen hiervon ist die Zusammenstellung ‘nach 
der wahren Natürlichkeit auch .noch immer ‚weit 
zurück, wie wir uns überzeugen können. wenn 


P 


341. 


wir sehen, dafs Tofieldia zu den Colchieaceen ge- 
hört;- wenn ein anderer behauptet: Nartheeium . 
‚stehe nahe an ..Nepenthes, Tacca gehöre zu. der 
Familie der Nareissen u. dgl: Doch wir wollen 
diesen alten Streit, . den. jeder- nach ‚seinem Gut= 
‚dünken entscheiden mag, ‚nicht wieder anregen, 
und unseren Lesern lieber über das viele Neue 
und Gute, welches in diesem Hefte enthalten ist, 
referiren. : Wir halten es 'zur Beurtheilung des-. 
selben am besten, die Definitionen der neuen Ar 
ten und Gattungen im Auszuge mitzutheilen, 
'8. 85. beginnt mit einem neuen Potamogeton? 
Potamogetor montanum :Presl ; foliis natantihus,- 
ovali-elliptieis, utringue "obtusis, multinervibus, 
coriadeis; vaginis petiolo aequilongis; pedunculis 
incrassatis ; . nucibus. angulatis.  Valde affine P. 
nalante, sed multo minus; dein differt longitudine 
petiolorum, vaginarum et pedunculorum, foliorum 
. forma et nucibus. In montanis chilensibus. . $. 86. 
bringt aus der Familie der Najadeae: 'Tristichia 
bifaria Presl; foliis bifarlis, votundatis. In insulis 
Philippinis. .. Ein schöner ‚Beitrag zu dieser in- 
teressanten Gattung. $S. 87. enthält von’ Juncagi- 
.neen blofs Triglochin striatum Ruiz et. Pav. mit 
folgender. Diagnose: foliis teretibus; ‚spicä longi- 
tudine scapi; fructu subgloboso; Capsulis 3.: Der 
Br, Verf. zweifelt selbst an der Idendität seiner 
Pflanze mit jener, die Ruiz et Par. beschrieb; 
‚ wir theilen nieht blofs seinen Zweifel, sondern 
halten’ sie.durch die stielrunden Blätter, die Länge 


ET 


FE 


342, 


des. Schaftes und der Aehre und dureh die Frucht | 
für verschieden von Trigl. striatum und Trigl. 
montevidense, welches auch in Brasilien vorkommt, 


und kaum mit Trigl. striatum zu vereinigen. ist, 
wie Chamisso ‚und Schlechtendal in ihrer 
interessanten Linnaeca wollen. $. 88. Butomeae, 
Limnocharis Haenkei Presl; foliis rotundatis; scapo, 
paniculato,; floribus vertieillatis; petalis calyce 


‚duplo majoribus, Eine noch zweifelhafte Art, da 
Hr. Presl selbst bemerkt; Planta dubia respeotu 


fructifigätionis, forte novum genus, Habitus Alis- 


matis Plantaginis; flores, stamina et ovaria Lim-: 


nocharis, _S. 89. Damasonium, lancifolium PBresl ; 
foliis lanceolatis, petiolum aequantibus, 'natantibus; 


petalis sessilibus. Ad portum Sorzagen in insula 
Luzon. Sowohl von D. indieum als D. ovalifolium . 


verschieden, S. 90. Podostemeae. Lacis foenicu- 
lacew Mart,, aus Martius und Humholdt be- 
kannt. S. gı. beginnen .die ziemlich zahlreichen 
Orchideen, welche Hr. Presl nach den von. R. 


Brown gezogenen Grundlinien der Bearbeitungs- _ 


‚art dieser schwierigen Familie beschrieb. Hale- 
naria linifolia Presl; scapo paucifloro; foliis lineari- . 


lancealatis; sepalis äntegris; labello lineari-oblon- 


g0, integerrimo, basi angulato; bracteis oyario 


longioribus. In Peruvia ad Huanocco, Ophrys 
pubescens Presl; spicä laxiusculä; bracteis ovario . 


longioribus; ‚sepalis 3 enterioribus scabris, el 
labello integro, avato, concavo - carinato; ovariis 
rhachique glanduloso- puhescentibus. In. Peruyia 


345 


ad Huanoeoo, $. 93. .Ophrys parviflora Presl; 
spicä laniusculä; bracteis ovario aequilongis, se- 
palis 3 inferioribus angustioribus extus pubescen- 
tibus ; labello integro.ovato, concavo-Carinato. In 
montanis Peruviae ad Huanocco; Gymnadenia 
bracteata Presl; labello perianthis longiore, lineari- 
oblongo, apice bifido: laciniis denticulo interstine- 
tis,' basi sacoato -calearato; bracteis flore 2-3-plo 
longioribus; foliis ovato -lanceolatis, obtusis. Vom 
Noolka- Sund. "Diefs ist R. Brown’s Hoabenaria 
bractsata oder die Orchis bracteatis Müblenb. in 
Willden. Species pl. $, 93. beginnt die Abthei- 
lung der Epipactgen mit Spiranthes peruviana Presl; 
‚spicä subtortili; bracteis' flori aoquilohgis ; ; labelld 
‚väto, 'crenato, concavo »carinato; foliis petiolatis, 
lanceolatis, acutis; tuberibus oblongis. In mon- 
tanis Peruviae ad Huanoceo. Nun folgen mehrere 
neue Genera, deren Beurtheilung wir einstweilen 
suspendiren zu müssen glauben. - Cyelopogon. 
Perianth: ringens, trisepalum: depalis’ = inferiori- 
bus linsaribus deflexis;.superiöre erecto, apice 
tridentato Ce sepalis.-3 connatis. constante). Label- 
lum patens, oblongum, concavum, basi processu 
+trilobo stipatum, apicem versus atienuatum, apice 
‚in laminam  spathulato - sutrotundatam’ planam di- 
‚ latatum. Gynostemium stipitatum. Anthera sub- 
terminalis, persistens, loculis approximatis. Pal- 
linis massae, pulvereae: ‘Herba in radieibus para- 
-sitica; ‘radice tuberosa.. Folia mere radicaliä, ob- 
liqua, :Scapus vaginatus. Spica lawiuscula; ‚Flores 


5hk 


parvi: Cyelopogon ovalifolium Presl. TE XL £ı, 


In montanis Peruvise, S. 94. Microchilus. Pe- 
zianthium subringens, 3-sepalum; sepal, 2 late. 
ralibus{lineari-lanceolatis; sepalo superiore erecto 
oblongo tridulato (e 3 sepalis connatis enato). La- 


-bellum sepalis 'longius subpendulum angustum, 


apice dilatatum, bilobum, basi calcaratum, - calcare 


serotiformi. Gynostemium sessile. Anthera ter- 


minalis, lanceolata, acuminata, 2-locularis; loculis 
äpproximatis, gynostemio et antice stigmate invo- 
lucrata. * Pollinis 'massae pulvereae. Bhizoma 


‘ elongatum repens. Folia lata. Scapus basi folio- 
sus, Spica linearis elongata. Flores parvi. Ova- 
-rium oblongum. Miecrochilus major Presl; stig-. 
mate integro: calcare ovarii longitudine; folüis 
lanceolatis. In montanis ad Huanocco. ' Mieroch. 


minor: Presl; stigmati bifido; avario calcar duplo 


‚superante;  foliis ovali - ellipticis. In montanis 


ad Huanoceo,. $. 05. ‚Stenoptera. Perianth. erecto- 
Patens, resapinatum, 5-sepalum; sepalis exterio- 
Fibus , pubescentibus: a superioribus lanceolatis: 


inferiore angustiore deflexo-patente; 2-interiori- . 


bus anguste linearibus apice latioribus. Labellum 
oblongo -lanceolatum. Gynostenium erectum, sti- 
Pitatum, planum. Anth. terminalis:-loculis appro- 


ximatis, Stigma erecto - patens, ‘oblongum, apite . 
relusum, mucronatum. Poll. massae: pulvereae. 
- Planta terrestris ? Stapus erectus, foliosus, Folia 


plana ‚lata, Flores laxe spicati, parvi, Ovarium 


oblongo‘.. lineare, . Stehoptera : peruviana. „Presl; 


x 


345° 


T. XIV.‘ Sarcoglotiis Presl.‘ Pexianth. vingens, 5- ' 


sepalum: sepalis 3 superioribus lineari-lanceolatis; 


3 lateralibus deflexo-arcuatis- conformibus.: Labell.. 


erecto -patens, basi processu dupliei  ovato -lan- 
ceolato, acuminato”complicato stipatüim;: Jameinä' 
pendulä rotundatä integrä, incurvo - acuminatä, 
Gynostemium stipitatum lingare. Anthere’termi- 
nalis 2-locularis, Pall. massae pulvereae. : Herba 
in radicibus parasitica.. Tubera fasciculata, -Folia’ 
radicalia lata. Scapus vaginatus, Flores magni 
speciosi,. Ovarium oblongum. Sarcogloitis spe- 
ciosa Presl. T. XV. $. 96. folgt die Section der 
Epideudnae,; deren Anfang eine neue Gattung 


“ macht!. Schismoceras.  Perianth, resupinatum, 5= 


sepalum; sepalis 3 exterioribus -ovatis acatiusculis, 
illorum 2 inferioribus obliquis, basi inferiore’ con- 
natis et saccatis; sepalis 2 inferioribus minoribus 
tenerioribus lanceolatis. Labellum erecto. patens; 
oblongum, apice triangulatum, 'supra membranä 


‚cuniatä appressä apice liberä bilobä stipatum. Gy- 


nostemum breve crassum. ' Anthera terminalis, 


aperculata, laculis approximatis. Pollinis massae 2 


cereaceae. Herba parasitica? Scapus erectus im« 
bricatus foliis distichis vaginatis cum vaginis ar- 
tiöulatis. Flores terminales -inglobulum, congesti, 


'parvi, Bracteae involuerantes multifidae, läcinies 
setaceis.. Ovarium oblongum, Schismoceras di- 


stich@ 'Pres! Tab. XII. f. 2. In insula Luzon, 
S, 97. Elleanthus. Perianth. tingens, 5 - sepalum ; 


sepalis 3 exterioribus 'ovato- lanceolatis, 2 interio- 


vn 


Dan FERIEN (a 


340 ' 


ribus linearibus apice et basi incrassatis breviori- 


nostemium ereetum, antice sulco exaratum. An. 


thera sessilis deeidua ;- operculo horizontali 'cur- ° 


' vato tecta,. loculis approximatis. Poll. massae 4? 


cereaceae, Herbae parasiticae. Rad, intricatae, " 


Scapi folioso, simpliges. Folia elevato - neryosa, 
Spiea. terminalis pauciflora; disticha; rhachi fle- 


xuosa. „Bracteae magnäe flores involucrantes et 


‚bus. ‚Labellum paulo longius, laneeolatum, "Gy- 


ällis longiores. Ovarium subobliquum, Ellen 


thus Jinifolius. . Prest ;. ;. foliis. linearibus, carinatis, ' 
nervoso =striatis, apice tridentatis ; spica recta 
In montanis, Peruviae ad Huanooco. Elleanth. “ 
lancifolius Presl; foliis lanceolatis; acuminatis, pli- u 
cato-nervosis, serrulatis; apice tridentatis; spiea 


borizontali. In Guayaquil, S.98. Cymbidium ra- 
inosissimum Presl; foliis radicalibus elongato -lan- 
ceolatis, acutis, basi canaliculatis; scapo elongato 
yamosissimo, In Chili vel Peruvia? Weicht durch 


eine nicht concare Unterlippe,. etwas von der Gat«. 


tung ab, Bletia stricta Presl; ‚foliis radicalibus li- 


neari- lanceolatis, acutis, planis, tricastatis; Scapo u 
stricto,; ‚vaginato, erecto; floribus laxe spivatiss 
labello trilobe: lobo medio abeordato erenulato; \ 
. ealcare incurvo brevi; sepalis aequalibus. In in- , 
süla Luzon. S. 99. ‚Bletia ciliat« Presl; scapo fo- . 


liosa,. simpliei, foliis lanceolatis, plicatis; racemis 


 axillaribus, folio brevioribus; labello integro, Cie 
liato,;. calcare nullo;. sepalis aequalibus. In mon-' 
tanis Peruviae-.ad Huanocco., .Oncidium 6bövd- - 


B 


347 
tum Presi; bulbo lanceolatö ad ’basin scapi;5. sca- 
po panieulato ; floribus erectis; pedunculatis ; la. 
bello obovato, integro; gynostemio apice triden- 
tato rostrato; rostro rotundato. In. Mexico. S. 100. 
Epidendrum bracteolatum. Presl; bulbo: elongato; 
sulcato; foliis oblongo -lanceolatis,. obtusis, car-. 
nosis; scapo tereti, simplici; spicä laxä; . bracteis 
ovatis, minutis; labello obeordato, erenulato, In 
Guayaguil. Epidendrum Haenkeanum Presl; .sca- 
po simplici; foliis ovato - lanceolatis, nervosis, 
acutis; paniculä basi ramosä; sepalis patentissi- 
mis: exterioribus oblongo-lanceolatis, acutis; in- 
terioribus lineari - spathulatis ; labello 3 -lobo:: lo- 
bis lateralibus rotundatis, miedio. minore ‚emärgi- 
nato. In. montanis ‚Peruviae. Epidendrum ibag- 
uense Humb. et Bonpl. aus Beru bei Huänocco, 
S. 101. Epidendrum dichoiomum Presl; scapo 
erecto, superne vaginato, apice dichotomo ; foliis 
oblongis, obtusis, carnosis ; floribus laxe spieatisz 
sepalis deflexis; labello. trilobo. imbriato :  lobis 
lateralibus rotundatis : medio obcordato, retuso, 
In montanis ad Huanocco. Vanilla odorata Presi; 
foliis. lineari-lanceolatis, acutis, nervosis; capsu- 
tis. lineari - lanceolatis longitudine foliorum. . Von 


Jan. angustifalia und planifolia durch Blätter und 


Kapseln verschieden. Die Kapseln besitzen selbst 
noch nach 36 Jahren den angenehmen Vanille- 
Geruch in einem hohen Grade. ' $. ı02. Dendro- 
bium: carnosum Presl; acaulo; foliis lanceolatis, 
acutis, ö- cortatis ;. scapo simplici; floribus laxe 


548 


spicatis ; sepalis linearibus acutis; labello triloho: 
lobo medio oboyato 'carnoso verucoso. In mon- 
ianis ad Huanocco, Dendrobium mexicanum Presl; 


acaule; foliis lanceolatis, acutis, 7-nervibus; son- » 
po simplici; foribus spicatis; sepalis 3 exteriori- 
“bus lanceolatis. acuminatis : interioribus oblongis ' 
minoribus; labello leviter trilobo: lobo medio 


undulato, disco. verrucoso. In Mexico. Dendro- 


bium. nutans Presl; acaule; foliis lanceolatis utrin- 


que attenuatis 7-nervibus; scapo ‚simpliei, vagi- 
nato: spica terminali simpliei, :nutante; sepalis 
'sequalibus, oblongis, obtusis; labello integro: un- 
dulato apice emarginato, hbasi extus angulato. In 
insula Luzon. S. 103. Stelis connata Presl; folio 
oblongo-lanceolato, obtuso coriaceo, spicä solitariä 
duplo breviore; floribus secundis, subsessilibus, 
erectis; sepalis exterioribus ovatis, subaequali- 
bus, glabris:; superioribus ultra nudium connatis, 
nervosis, interioribus labelloque Junatis. In.mon- 
tanis ad Huanocco: sStelis. alba Hymb. und .Bonpl. 
Den Beschlufs dieser zahlreichen und so sehr 


bereicherten Familie macht die Gattung Aoronia: 


Perianth, ringens, 2.sepalum: sepalis subaequa- 
libus, ‚patentissimis. Labellum sepalis brevius, 
ad basin usque bipartitum; segmentis liberis li- 
nearibus longissima . acuminatis. Gynostemium 
‚erectum, apice dilatatum, ‚cordatum, convexum; 
‚inelinätum Anthera sessilis, deeidua opexenlata, 
Pollinis . ‚massage -et Cereaccae, Herba Parasitica ? 


Scapus erecius, apice monophyllis.. Folium. latum; 


« 


P} 


540 


planum. -Spica terminalis, laxa.. - Plores purpuras«. 
centes: medii. - Oyarium ‘oblongum, glabrum, Ae- 
ronia Phelangifore Brest :;In montänis ad Hua. 
nocco. .$. 105. folgen ‚nun '.die Musaceen, ent- 
haltend. Heliconia, subulata ‘Ruiz und, Pavor und 
Heliconia ‚flexuosa Presl; caule .erecto, folioso; fo- 
liis oblongo-lanceolatis, acuminatis, basi rotunda- 
tis;spicä flexuosä, bracteis distichis, lanceolatis, . 
apice lingulatis. In Mexico et Guayaguil,. Eine 
noch zweifelhafte Art, da die Blüthentheile der- 
selben unbekannt sind; sie kommt der .Helic. lin- 
gulata am nächsten, . S. 106.. Seitamineae. Sie 
sind, sehr zahlreich, ‚ enthalten viel Neues und 
sind‘ von:Hrn. Dr.. C. B. Presl ausgearbeitet. - 
Canna' indica. L,..von. den ‚‘Marianischen Inseln. 
Canna‘ pedieellata  Presl ;. corolla limbi interiorig- 
laeiniis oblongo-lanceolatis, -limbo exteriore bre- 
vioribus; ovariis elliptieis; floribus pedicellatis ; 
£oliis. lanceolatis. Chili. $. 107. Maranta arun- 
dinacea L., Marania Jaequini Röm, et Schult. 
aus Mexico und Guayaguil, und Maranta Slexuo- 
sa Presl;. caule rainoso, nodoso; foliis longo pe- 
tiolatis,- ovatis, acutis, glabris; floribus laxe pani- 
Culatis; ‚xhachi flexuosä, pubestente,. ad nodos 
villosä. .* :Guayaguil. Noch zweifelhaft, da ‚die 
Blumen fehlen, $. 108. . Calatea Casupito.. Hr. 
Presi folgte ‚hier mit Recht Hrn. v. Meyer, 
der.in seiner‘ Flora. Essequeb. Jaequin’s Maranta 
Casupito Jacq. ‚zuerst hierher stellte. (vid, Röm. 
et Schult, Syst.“ veg. Mant. I.) Calathea fasoivu: 


= 


350 


läta' Presl; foliis ovato - lanceolatis, acuminatis, 
glabris; subtus’pruinösis; spieis fasciculatis; brac-. 

teis ovatis, pubescentibus. In Insula Luzon, 
S. 109. Phrynium capitatum L., Alpinia? spieate . 

Presl; 'spica terminali, ovato-oblongä, nutante; 
bracteis ovato - lanceolatis, obtusiusculis, -tomen- 
tosis, imbricatis; foliis sessilibus, oblongo - Ian- 
ceolatis, Mexico. Hr. Presl zweifelt wegen 
Mangels der Blüthen an der Gattung dieser Pflan- 
ze, die der Alpinia Antillarum ähnlich seyn soll, 

S; 110% Alpinia, malaccensis Roscoe von der Insel ' 
Luzon; Alpinia mollis Presl; racemo terminali, 
päniculato, velutino; capsulis pubescentibus; foliid 
lanceolatis, utrinque attenuatis, subsessilibus, sub- 
tus sericeis. Insula Luzon. Habitus Alp. Allug- 
has. Alpinia brevilabris Presl; racemo pahiculato; 
labello ' corollä breviore, 4-lobo: lobis 'lineari- 
kanceolatis;‘ capsulis glabris; foliis ‘oblongo’-lan- 
veolatis, utringue attenuatis, glabris, sessilibus, 
T. XV. Insula Luzon. Von der sehr ähnlichen. 
Alp. Allughas durch die Unterlippe verschieden 
S, aıı. 'Eine neue Gattung : Lepiosolena.- Cab, 
tubulosus, "bidentatus., Cor. longissime "tubulosa, 
tripartita, aequalis, patens. Labellum majus pl 
num pendulum integrum, Anthera duplex; an. 


. theris-apice divergentibus. -Filamentum brevissi- 


mum, antherä brevius, basi. postice squamä oratk 
diäphanä munitum, Stylus filamento longior, erec- 
tus, Stigrna infundibuliforme, ceiliatum. : Caps 
3-locularis. Leptosolene Haenkei‘ Prest- T. PS 718 


‚ 


05 
In insula Lugon, Cosius "pulverulentus Presl; spicä 
oyali, nutante; bracteis ovato - sybrotundis, retu- 
sis, mucronulatis, scabris; foliis oblongo - lanceo- 
latis, acuminatis, subtus pulverulentis.. Mexico, 
Dem €, spicatus ähnlich, S. ı12.. Costus hirsutus 
Prest; spieä subglobosä; bracteis oyatis, glabris, 
apice lanceolatis, reflexis hirsutis ‚capsulä ca« 
Iyce coronatä longioribus; folüis oblongo - lanceo- 
latis, acuminatis, utrinque. vaginisque hirsutis, 
In Mexico, Dem C. comosus ähnlich. Amomum 
parviflorum Presl; spieis subradicalibus; labello 
oblongo, verrucoso-cristato, apice bilobo; bracteis 
ovatis, acuminatis, tomentosis flore paulo brevio- 
ribus; foliis breviter petiolatis, lanceolatis, utrin« 
que attenuatis, mit der Varietät. 8 bifidum:- spicä 
dichotomä; beide von der Insel Luzon,.. .S. 11% 
Eine neue, zu Ehren des Grafen Kolöwrat- 
Liebsteinsky genannte Gattung: Kolowratia, 
Cal. tubulosus, cylindricus, 2- 3 - dentatus, caly- 
calatus, superne longitudinaliter fiseus. Cor.'tri= 
partita; laciniis inaequalibus. . Labellum erectum, 
apicem versus patens, trilobum, basi utrinque 
dente auctum. Anthera duplex, Filamentum. pla« 
num, latum, antheris longius apice rotundatum. 
Stylus Niliformis. Stigma infundibuliforme. Caps. 
lineari - lanceolata, acuminata, biloculari. 3- - sper- 
ma. Sem, linearia, Caulis erectus, vaginis folio- 
rum distichorum obteetus. Racemus terminalis, - 
simplieissimus, pendulus; floribus solitarüs, -dis 
‚ stantibus, bracteatis, speciosis, ringentibus. Caps. 


552. 


‘ Än pericarpio coriaceo 'inclusa. Genus Heleniae 
affine, -Kolowretia elegans Presl. Tab. XX. In. 


sula ‚Luzon. 8. 114, Helenia ruf@ Presl; la. 
“bello emarginato, mucronulato;  foliis lanceolatis, 
 acuminatis, ‘calycibus capsulisque hirsutis; stylo 
glabro, T. XXL. Insula Luzon. S. 116. Globba 
Marantina L. aus Luzon. Globba parviflora Presl; 
antherae appendicibus 25 paniculä terminali, mul- 
tiflorä; pedicellis simplieibus, unifloris; foliis 
lanceolatis, acuminatis, sessilibus. In Insula Lu- 


zon. 8, 116: Pontedereae.. Pontederia. azurea Swartz _ 


aus Guayaguil. Pontederia sagittata Presl; folüs 
sagittatis, obtusis: lobis divergentibus, rotunda- 
tis; petiolis aequalibus; floribus spicatis. . Me- 
xico. Heteranthera reniformis Ruiz. et Pav. . .S; 
217. Irideae von Hrn. Dr. Presl bearbeitet. 
Cipura -humilis Humb. et Bonpl. Sisyrinchium 
Cervantesü E. Meyer; caule simpliei, ancipite; 
spathä multiflorä; pedunculis elongatis; perian« 
thii laciniis obovatis, mucronatis; capsulä subtur- 
binat&, E. Meyer ad Herbarium Cervantesiü, 
Mexico. S. 118. Sisyrinchium junceum E. Meyer; 
caule teretiusculo; spathae valvula exteriore, elon-; 
. gatä, rectä; floribus pseudo.. lateralibus, In ‚Cor: 


dilleris Chilensibus, Sisyrinchium iridifolium B. 


et Bonpl. und Sigfrinchium palmifolium L., beide 
von Huanocco sind bekannt, 
(Bestälal folgt.) 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung 


Nro, 23. Regensburg, am 2ı. Juni 1828. 


1. Ueber die Organisation des Stempels in den Blu 
men; von Hrn, Prof. Dr. Schultz in Berlin. 


S wie man in neuerer Zeit überhaupt die 
Aufmerksamkeit vorzugsweise auf die Bildung der 
. Blumentheile durch Metamorphose der individuel. 
len Pflanzentheile gerichtet und mit grolser Sorg- 
falt die äussere Entwickelung dieser Theile‘ durch 
‚Vergleichung verschiedener normaler und abnor- 
“ mer Formen verfolgt hat, — so ist diefs auch ins- 
besondere mit der Betrachtung der Stempelbil- 
„dung der Fall gewesen und wir verdanken in die- 
sem Betracht, besonders einigen französischen 
Botanikern, wie Turpin und DeCandolle, sehr 
 lehrreiche Bemerkungen, Ueber das Studium der 
äusseren Formentwickelungen aber ist die weitere 
Beobachtung der inneren Organisation der Stem- 
pel durchaus vernachläfsigt worden und. in der 
‚mangelhaften Kenntnils der wahren Organisation 
der Stempel scheint besonders der Grund man- 
.. cher Streitigkeiten über die Keimbildung der 
Pflanzen zu liegen, welche am Ende auf leere 


354 


Urtheile über Dinge deren centrale und substan. 
tielle Beschaffenheit man noch ganz und gar nicht 
eingesehen hat, hinaus laufen... Ich wünsche hier 
-ohne mich auf den’ Zusammenhang der Organisa- 
tion des Stempels mit dem Verlauf der Thätig- 
keiten hei der Befruchtüng einzulalsen, einige 
Beobachtungen, welche ich in dem zweiten Bande 
meines Werkes: die Natur der lebendigen Pilanze, 
"angedeutet habe, über den fraglichen Gegenstand 
- mitzutheilen, und die Aufmerksamkeit. insbeson- 
dere der deutschen vaterländischen 'Beobachter' 
"auch auf diese Seite der Betrachtung hinzuleiten, 
"Was ich hier über den Bau des Stempels zu 
sagen wünsche, betrifft insbesondere die obere 
Endigung und den Uebergang desselben in die 
Bildung des Griffels und der Narbe, und es sind 
hauptsächlich zwei Dinge die ich hervorheben 
möchte, nämlich ı.”den Ursprung des Griffels 
und der Narbe, und 2. deren innere Struktur, 
4. Ursprung des Griffels und der Narbe. Nie- 
mand zweifelt daran, dafs der Griffel überall als 
eine blofse Verlängerung des Fruchtknotens zu be- 
trachten ist und dafs sein Ursprung mithin natür- 
lich an demjenigen Theile des Fruchtlnotens, zu _ 
suchen ist, von welchem der Griffel aus demsel- 
ben aufsteigt: Allein der wahre Ursprung des 
Griffels ist in dieser allgemeinen Ansicht‘ durch- 
aus ‚noch nicht erkannt, und diels um so weni 
ger,. äls i in Betreff derjenigen Theile des Frucht- 
‘knotens, welche zur ‚Griffelbildung beitragen, bei 


355 


den verschiedenen Familien eine grolse Verschie- 
°denheit statt findet, indem die Natur bei ‘der 
Griffelbildung wie bei der Bildung aller übrigen 


- Theile nicht immer auf dieselbe Weise zu Werke 


gebt und es ganz verschiedenartige Theile des 
Fruchtknotens sind, aus denen der Griffel und die . 
Narbe sich bilden. So viel mir bekannt ist, hat 
‘bisher noch niemand diesen Gegenstand zur Spra« 
che gebracht und in diesem Betracht hoffe ich 
Entschuldigung zu finden, wenn ausser den zwei 
Hauptformen der Griffelbildung in Betreff seines - 
Ursprunges, welche ich jetzt andeuten will, noch 


‘andere späterhin entdeckt‘ werden sollten, 


"Der: Griffel ist immer. ‘durch Theile welche 
zum Fruchtbüllensystem gehören gebildet, aber 


‚auf ganz verschiedene Art; nämlich entweder 


‚durch eine Verlängerung der künftigen Frucht. 


. hüllenklappen über die Saamenträger und die 


Höle des Germen’s hinaus; oder durch eine Ver- 
längernng der Saamenträger selbst über die Frucht- 
hüllenklappen hinaus, wobei erstere ihren Weg 


durch eine an der Spitze der Fruchtknotenhöle 


‚befindliche Oeffnung nehmen. 

Die Bildung des Griffels durch Verlängerung 
der Fruchthüllenklappen scheint in den meisten 
Fällen statt zu finden und zeigt sich in. der gan- 
zen Familie der Hülsenpflanzen, Liliengewächse, 
‚Rosaceen, : ‘Ranunculaceen, 'wo überall der Griffel 
gewöhnlich vom oberen Rande der Hüllenkloppen 


= des. Früchtlinotens entspringt. 


22 


356 


." Doch ist es keinesweges selten, dafs der Grif. 
‚fel nicht eine Verlängerung der Fruchthüllen- 
klappen ist, sondern von dem Saamenträger aus 


‚entspringt und als eine Verlängerung dieses an- 
‚zusehen ‘ist. Dieser Fall zeigt sich in der Fa- - 


milie der Caryophylleen, der Doldenpflanzen, der 
:Gruciferen, der Bhododendren. Nach der Ver- 
schiedenheit der Bildung der Saamenträger zeigt 
hier die Griffel- und Narbenbildung einige Ver- 
schiedenheiten, welche sich jedoch leicht auf den 
‚gemeinschaftlichen Typus zurückführen lafsen, und 
deren Eigentliümlichkeit besonders, leicht zu er- 


kennen ist, wenn man diese Form mit der zuerst . 


angezeigten vergleicht. Bei den Doldenpflanzen- 


und kreuzförmigen ist bei nur einiger Aufmerk- 


samkeit leicht zu erkennen, dafs die Griffel sich 
über das Ende der Fruchthüllenklappen hinaus 


verlängern. und blofse Fortsetzungen der nach . 


oben wieder vereinigten zwei Schenkel des ge- 
spaltenen Saamenträgers sind, man mag die reife 
aufspringende Frucht, oder den Fruchtknoten- un- 
tersuchen. Noch leichter ist diese Bildung bei 
mehreren Cätyophylieen zu bemerken, z. 'B., bei 
‚Dianthus, Saponaria, wo der centrale Saamenträ- 
ger frei durch die obere Oeffnung der Eruchtkno- 
tenhöle sich nach. oben hinaus als Griffel oder 
Narbe. verlängert. Weniger‘ deutlich scheint 
die Beobachtung. des Stempels bei Rhododendron 
mit 'blofsen Augen den wahren Ursprung des 
Griffels zu zeigen, „Durch das Vergröfserungsglas 


\ 


35% 


kann.man sich an Querdurcbschnitten in verschie. 


denen Höhen leicht von der Wahrheit überzeu- 


gen und noch leichter, wenn die Frucht reif ist 
und aufspringt, wo man deutlich sieht, dafs sich 
die 5 Fruchthüllenklappen und die 5 Strahlen 
. des sternförmig fünfspaltigen Saamenträgers ab 
lösen, während dieser sich darüber hinaus im, 
den stehenbleibenden Griffel verlängert, 

Man könnte noch eine dritte. Art der Griffel 
bildung angeben, nämlich diejenige wo zugleich 
die Verlängerungen der Fruchthüllenklappen und 
der Saamenträger zu seiner Bildung beitragen. 
Diefs findet sich bei den Geranien, 'wo:um den 


als Mittelsäule sich schnabelförmig verlängernden: 


Saamenträger sich die fünf Verlängerungen dem 
Fruchthüllenklappen anlegen, -\ . 
2. Innere Struktur des Griffels. Einer der hei- 
“den ersten gründlichen Beobachter wie der Pflan- 
zenorganisation überhaupt, so auch der Stempel- 
bildung in den Blumen, Malpighi, (Opera omn. 
“ Lond. 1686. nat. plantar. p. 50. Tab. 32. 53. 34.) 
nannte den Griffel: tuba, eine Röhre, und ver- 
glich ihn mit den Fallopischen Röhren der 'Thie- 
‘re, Der Vergleich mag unpassend seyn; aber die 
Ansicht vom Bau, dafs der Griffel eine: hoble 
Röhre darstelle, ist richtig und in neuerer Zeit 
ganz und gar verkannt werden, Malpighi stellte 
den Kanal welcher durch den Griffel zur Frucht- 
‚knotenhöle.geht, an Längsdurchscbnitten bei meh- 
.xeren Rosaceen und Banunculaceen, Hülsenpflan- 


LT 


358. 


zen, Liliengewächsen und andern dar, Die Klein- 
heit und Zartheit der Theile bei vielen. dieser 
und noch mehr bei. anderen Pflanzen, wie den 
Syngenesisten, scheint 'späterhin die Erkenntnifs 
dieser -Malpighischen Beobachtung verhindert und 
die Methode, nur den Längsdurchschnitt zu un- 
tersuchen, am Ende .zu der umgekehrten Vor- 
stellung geführt zu haben, dafs das Innere des 
Griffels dicht und ganz mit Zellgewebe erfüllt 
sey, wozu freylich ‚die Vorurtheile über irgend 
eine bestimmte Art der Befruchtung viel beige. 
. tragen haben mögen, " 

Die. leichteste Methode die Struktur des , 
Griffels und insbesondere die zum Fruchtknoten 
gehende innere Höhlung zu erkennen, ist die dals 
man Querdurchschnitte desselben unter dem Ver- 
gröfserungsglase betrachtet, und wenn man diese 
in..verschiedenen Höhen vom Fruchtknvien bis 
zur Narbe macht, so sieht man zugleich die Ver- 
änderungen in der Gestalt der Griffelhöle an ver- 

schiedenen Teilen desselben. Am leichtesten 
‚erkennt man auf diese Weise die Höle des Grif- 
fels bei den: Liliengewächsen, wo bei der 'Gat-. 
tung Lilium, Fritillaria, der Kanal so grols er- 
scheint, dafs man ihn mit blofsen Augen erken- 
nen kann. : Bei den Hülsenpflanzen, besonders 

denen mit grölsern Früchten erkennt man den 
Griffelkanal ‚sowohl auf dieselbe Weise als auch 
durch ‚Spaltung‘ des Griffels an der: einen Seite 
von dem Fruchtknoten herauf. Bei den Syngene- . 


359 


sisten muls man zur ‚bequemeren Untersuchung 
die Griffel yon Helianthus annuus u. a. ‚gröfseren 
Blumen wählen, doch ist auch selbst bei den klein-, 
sten die Höle schon von. der gespaltenen Narbe 
aus nicht zu verkennen, Bei den Orchideen. öff- 
net’ sich die Narbenvertiefung unmittelbar: in' den 
Fruchtknoten. Bei den Rosaceen ist in der Ab- 
theilung der Drupaceen (bei den Pflaumen, ‚Pfir« 
‘ sichen, Aprikosen) die Bildung am dentlichsten, : 

"Um jedoch eine richtige Ansicht von .der Ors 
ganisation der Griffel in Betreff dieser Kanalbil- 
dung: zu: erhalten, mufs man. folgende Erscheinun- 
gen bei der, Untersüchung' wohl beachten. - = 


ch Es Gicht sehr Verlängerte. "und große Nar- 
benbildungen,. wie bei den Gräsern und zehre- 
ren Caryophylieen, welche man .bisber für Grif. 
fel gehalten hat, aber in Betreff der angegebe- 
nen Organisation gänzlich davon. unterscheiden 
mußs, indem die Narben .blofse ‚Ausbreitungen 
der Griffel oder Fruchtknotenabtheilungen sind, 
dürch ‚deren ‚Verwachsung . erst,..die Griffelhöle 
entsteht, Jene für Griffel gehaltene Narben ‚sind 
also nicht: "hohl, sondern haben in der Regel ein 
Gefäfsbündel in ihrer Mitte und man darf hieraus 
etwa nicht folgern, dafs auch die übrigen wahren 
Griffel nicht hohl wären. 
2 Es giebt zusammengesetzte aus "mehreren 
einzelnen. verwachsene Griffel, welche nicht etwa 
wie die einfachen‘ eine Höle in der Axe haben, 


360 


sondern mehrere Oeffnungen auf dem Querdurch- 
schnitt- zeigen, welche entweder in einem Kreise 
am Umfang gelagert sind, wie bei den Geranien, 
oder durch das ganze Parenchym zerstreut, wie 
bei den Agrumen. i 
"3. Der Hauptumstähd bei den Beobachtungen 
ist aber dieser, dafs der Griffelkanal seiner gan- 
‚zen Ausdehnung nach auf der inneren Fläche mit 
Narbenpapillen besetzt ist, welche sich von der 
oberen Narbenäusbreitung bis zur Fruchtknoten- 
häle fortsetzen und, in einigen, Fällen wo diese 
Papillenbildung ‚sehr stark ist, den Anschein ge- 
ben, als, ob die Höle des Griffels durch Zelige- 
webe Verschlofsen wäre. In diesen Irrthum ist 
noch ganz neuerlich A. Brongniart (Annales des 
Sciences naturelles, September, October 1826.) wel- 
chem übrigens die zahlreichen Beobachtungen von. 
Malpighi über diesen Gegenstand. gänzlich un- 
bekannt geblieben sind, verfallen, und da Hr. B. 
in einigen Fällen ein tieferes Eindringen der 
Pollenkörner und des Inhaltes derselben zwischen 
die Narbenpapillen der Griffelhöle wie es von 
Amici dargestellt worden, beobachtete, so glaubt 
. em die Wandungen des die Axe des Griffels bil- 
denden Zellgewebes trennen sich durch die ein- 
dringende Pollenmaflse bei der Befruchtung und ' 
gestatten dem Pollen den Durchgang. Aehnlich 
‘ war- schon früher die Meinung ‚eines Deutschen 
bei den Cucurbitaceen: Hedwig (Sammlung 
seiner zerötreuten Abhandlungen T. 2. p. 101.) ‚Die 


561 


Wahrheit ist aber diese, dafs die von allen Seiten. 
des Umfanges sich gegen die Axe der Höle drän- 
genden Narbenpapillen, die Axe mehr oder we- x 
niger zu verschliefsen scheinen, während überall 


‘zwischen den Narbenpapillen ein freyer Durch- 


‚gang bleibt... Nach der Befruchtung dringen sich 
bei mehreren Stempeln die Griffelhölen: durch. 


- „beginnende Entwickelung der Fruchthülle sehr 


eng zusammen so‘ dafs. in diesem Betracht auch 
auf die Blütheperiode bei der Beobachtung die 
Aufmerksamkeit zu richten ist um den Gegen- 
stand vollkommen richtig zu erkennen, . : . 

‚ Malp ighi kannte die Bildung der -Papillen 
innerhalb der. Griffelhöle. ganz und : gar: nicht, 
auch hatte er die Querdurchschnitte,. an ‘denen 
sie nur deutlich beobachtet werden können, nicht 
untersucht. Alle späteren Forscher aber haben 
sich durch diesen Umstand bei der Erkenntnifs 
der eigentlichen Struktur des Griffels. irre führen 


lafsen, indem sie diese Papillenbildung für ein 


die Axe des Griffels erfüllendes Zellgewebe ge- 
halten und somit geglaubt haben, dafs durchaus 
keine eigentliche Höle oder vjelmehr ein Kanal, 
im Griffel zu entdecken sey. Um sich in denje- 
nigen Fällen wo selbst auf dem Querdurchschnitt 
‚des Griffels die Höle dicht von den Papillen ver- 
schlofsen "erscheint, zu überzeugen, dafs dies 
blofs. ‚scheinbar ist, darf man den Umfang des 
Griffelstücks nur auf einer Seite spalten wobei 


‚ sich denn leicht die ineinandergreifenden Papil- 


302, 


len. auseinander ziehen lafsen um die hohle Axo 
deutlich erscheinen zu lalsen. 


«.. Wie bemerkt worden, ist die Gröfse des 
Griffelkanals 'bei verschiedenen Familien verschie- 
‚ den. . Eben so ist es auch mit der Form. Bei 
den Labiaten, Asperifolien ist es eine einfach 
runde oder elliptische Höle; bei Nymphaca sind 
es sternförmig gestellte,‘ schmale Spalten, bei den 
meisten Liliengewächsen ist die Höle in verschie- 
denen Modifikationen dreieclig. _ Wo .der Griffel 
ganz fehlt, wie bei den Tulpen; mehreren Caryo-. 
phylleen und Ranunculaceen, Gentianen; geht un«. 
mittelbar ‚zwischen den Narbenabtheilungen die 
Oeffinung in die Höle des Fruchtknotens, 


Dafs zuweilen eine einfache Griffelhöle sich 
in die verschiedenen Fächer einer mehrfächrigen 
Frucht erstrecke wie bei den Liliengewächsen, 
hingegen i in anderen Fällen die einzelnen Fächer 
oder Karpellen jedes sich durch einen besonde- 
ren Griffelkanal öffnen, hatte schon Malpighi 
beobachtet. (Ro p. 51. Fig. 210— 213. Tab. 34.) 


- Die Bildung der Narbe geschieht unmittelbar 
durch das obere Griffelende, oder wo dieses fehlt; 
durch die Spitze des Fruchtknotens selbst. Sie 
zeigt die Verschiedenheit, dafs sie in einigen 
Fällen sehr entwickelt ‚und über den Stempel her«-. 
vorragend, ‚oft verzweigt und. besonders. auf der 
inneren Seite‘ der Abtheilungen ‚stark mit, oft 
haarförmig. verlängerten, Papillen besetzt ist, in 


’ 


563. 


Bu 


anderen. Fällen. aber ‚wenig oder‘ gar nicht her; “ 


vortritt, und auf dem oberen Ende ganz und gar. 
nicht mit Papillen besetzt ist. Diese, letztere En 
scheinung hat zu der Vorstellung Veranlalsung: 
gegeben, dafs zuweilen dem Stempel .die Narben-: 
papillen ganz und gar fehlen, wie ‚beim. Mohn, 
den Nymphaeen, wo die Narbenoberfläche "ganz; 


"glatt erscheint. Allein in diesen Fällen haben: 


sich die Narbenpapillen in die Griffelhölen (oder- 
Spalten wie bei den Nymphaeen) zurückgezogen: 
und erscheinen hier in gröfster Fülle, zum deut- 
lichen Beweise, dafs die Erscheinung der Nar- 


benpapillen innerhalb: der Griffelhöle in denjenis 


gen Fällen, wo auch die Narbenabtheilungen da. 
mit besetzt sind, von grofser Bedeutung; ist, in- 


‚dem die Narbenpapillen als blofse Ausbreitungen 


der Griffelpapillen zu betrachten sind, und also 
eine mehr zufällige Erscheinung, welche von der 
gröfseren oder geringeren Spaltung und Ausbreis 
tung der Griffelspitze abhängig ist und oft fehlen 


kann, während innerhalb des. Griffelkanals die 
‚Papillenbildung höchst beständig ist. Es ist also 


keinesweges der Nagel auf den Kopf getroffen 
wenn Herr, Brongniart in der angedeuteten 
Abhandlung von dem oberen mit: gewöhnlicher 
Epidermis bekleideten Ende des Stempels (oder 
der sogenannten sternförmigen Narbe) bei Nym-+ 


phaea, nach der blofsen Analogie der Stellung, _ 


glaubt, dafs ‚hier auf der blofsen Zellenmafse die 


Pollenkörner ihre'.befruchtende Wirkung ausüben , 


364 


und ‚mit. Fortsätzen (die weiter nichts sind als. - 
die zähe zusammenhängende ausgesprühte Fovilla) 
hineinwachsen. .Den wahren Sitz der die Narben- 
funktion ausübenden Papillen mufs man, wie ge- 
zeigt, ganz anderswo bei den Nymphaeen suchen, 
bis wohin Hr, A. Brongniart nicht eingedrun- 
gen ist. Wir bedauern übrigens dafs wir auf die. 
eitirte Abhandlung desselben in dem Werke über 
die Fortpflanzung der Gewächse nicht haben Rück- 
sicht ‚nehmen können, da uns dieselbe erst nach. 
Absendung ddr ersten Theile des ‚Manuscripts zu 
Gesicht gekommen ist; aber nach dem hier Ange- 
deuteten wird es leicht seyn den Standpunkt der 
Beobachtungen Brongniart’s zu erkennen. 

Die Bildung der Papillen auf der Narbenaus- 
breitung und innerhalb des Griffelkanals dersel- 
‚ ben Pflanze ist wesentlich nicht verschieden, so- 
wohl der Form, Gröfse, als auch der Menge nach, 
‚so dafs man oft in diesem Betracht die Papillen 
.auf der inneren Wand des Fruchtknotens von de- 
nen der.Narbe nicht unterscheiden kann, wie z. E. 
bei der Tulpe. Aber bei den verschiedenen Fa- 
milien. zeigen. sich in Betreff der Form, Gröfse 
. und Menge der Narbenpapillen grofse Verschie- 
denheiten, Bei den Gräsern bilden sie ähnlich 
als bei den Amentaceen lange, verzweigte Schläu- 
che ‚den Haaren der übrigen Pilanzentheile oft 
nicht unähnlich, Sehr grofs erscheinen sie ‚auch 
noch bei den Liliengewächsen, doch schön kürzer, 
dicker, von mehr kegelförmiger Gestalt. Bei vig- 


565 


_ len anderen der höheren Pflanzenformen erschei- 
nen sie als blasenförmige Erhabenheiten. - 


Auf welche Weise sich das untere Ende der 
Griffelhöle in die Fächer des Fruchtknotens öff- 
net und erweitert, haben wir anderswo auseinan- 
der gesetzt. Es war hier nur die Absicht zu zei» 
gen, wie auch bei der Stempelbildung die Natur 
dasselbe Organ auf ganz verschiedene Weise ge- 
bildet hat, wie die Saamenträger eben so gut als 


. die Fruchthüllenklappen zu Griffeln sich entwi- 


ckeln und eine Papillenbildung erzeugen können, 
und wie in anderen Fällen die innere Wand der 
Fruchtknotenhöle selbst solche Papillenbildung 
zeigt, 'so dafs die grofse Analogie aller dieser 
Theile, welche zusammengenommen das Frucht- 


_ büllensystem bilden, dadurch deutlich an den Tag 


gelegt wird, Jeder Fruchtknoten bildet also eine 
nach oben offene Höle sowohl in dem Fall wenn 


"die Saamenträger als wenn die Fruchthüllenklappen 


zum Griffel sich verlängern, und es ist in diesem Be- 
tracht keine wesentliche Verschiedenheit zwischen 


. den Fruchtlinoten, welche sich ohne Griffel un- 


mittelbar oben selbst spalten wie bei den Tulpen, 
Paeonien, Chrysosplenium, Reseda etc. und denje- 
nigen welche ihre Oeffnung durch einen. kurzen 
oder sehr langen Griffel, “wie bei einigen Caotus, 
Colchieum, Crocus, vermitteln. Da bei Reseda und 


‚vielen anderen Pflanzen die Früchte unmittelbar 
‚durch die Narbenöffnung aufspringen, so ist es 
‚leicht nach dieser Analogie zu erkennen, dafs das 


‚366 


Anfspringen. durch die Näthe der Fruchthüllen in 
der Regel durch die Verlängerungen der Narben- 
-- spalten .geschehe welche sich durch den Griffel 
-in die Klappen der Fruchthülle fortsetzen oder 
vielmehr aus diesen entstehen, welches auch in 
denjenigen Fällen geschieht, wo die Griffel nach. 
‚der Befruchtung eintreten und abfallen. In der 
Regel stimmt daher auch die Zahl der Narben- 
‘abtheilungen und der Gefäfsbündel im Griffel mit 
«der Zahl der Fruchthüllenklappen’ überein, wie 
:bei den Liliengewächsen und nur wo die Narben 
“durch Verlängerung der Saamenträger entsteben, 
wie bei den Caryophylleen, pflegen andere Ver- 
hältnisse einzutreten. 


‚IL. Ueber einige merkwürdige Pflanzenabänderun- 
gen, von Urn, Prof. Tausch. 


Wie sehr die Arten von Ranuneulus in Hin- 

:sicht der Einschnitte ihrer Blätter abändern, ist 
‘bekannt genug, und ich würde nichts neues 58- 
gen, wenn ich blols anführen wollte, dafs .R. acris 
manchmal gedreyt - zusammengesetzte Blätter her- - 
‚vorbringe; indessen bemerkte ich auch an ei- 
‚nem kultivirten R, aconitifolius aus den Sudeten 
'gedreyt - und. sogar fast doppeltgedreyt - zu- 
sammengesetzte VVurzelblätter. Eine andere merk- 
‚würdige Varietät fand ich in den Sudeten, die 
"ich durch zwei Jahre kultivirte, die sich durch 
_ ‚undeutlich herzförmige fast keilförmige nur bis 
‘zur Mitte handförmig gelappte Blätter auszeich- 


em 


‚567 


“nete, und gleichsam einen Uebergang zum R. 1d- 


cer Bell. zu bilden schien.. Sie verdient als Va- 
rietät, und zwar als AR. aconitifolius palmatus auf- 
gezeichnet zu werden. Aus den Alpen besitze 
ich auch eine mit weichhaarigen Stengel und Blät- 
tern versehene Varietät. 

Trollius europaeus bat manchmal an den Blu- 
menstielen einzeln stehende Nebenblätter, die in 
der Gestalt und Färbung von den Kelchblättchen 
nicht verschieden sind ; jedoch kommen solche 
Exemplare nur einzeln und sehr selten in den 
Sudeten vor. 

„Anemone pratensis ß. alba fand ich bisher 
blofs am Berge Liobosch des. böhmischen Mittel- 
gebirges, wo sie mit der ‘gewöhnlichen A: pra- 
tensis gemischt wächst.. Die Blumen und Griffel 
sind weils. 

Pulmonaria offieinalis ®. alba mit weifsen Blu» 
men kömmt sehr selten um Harlstein vor. 

Asarum europaeum. Unter den von mir in 
Böhmen gesammelten Exemplaren finde ich eines 
mit eckigen Blättern, das anderen Gartenexempla- 
ven von 4. canadense ganz gleich kömmt, und 


mich zu der Vermutbung führt, dals A. canadense 


kaum etwas anders als eine Varietät des euro- 


Ipaeum sey. 


\ IM. Correspondenz. 
Unser Garten hat neuerlich durch die Thätig- 


‚keit des Freiherrn v. Karwinski, der den Berg- 
. werken ‚von. Oaxaca in Mexico vorsteht, eine heır- 


liche Bereicherung durch eine Sammlung von ohn- 


568 


gefähr 4o Arten Cactzs erhalten, die gröfstentheils 
. noch unbeschrieben sind, Die meisten gehören der 
Gattung. Mammillaria an, und seltsam genug, sind 
sie im Baue der Stacheln grölstentheils Parallelbil- 
“dungen der .Echinocactus- und Melocactus- Arten, 
welche uns von Berlin aus bekannt gemacht wor- 
den sind, Die reichste Phantasie kann jene seltsa- 
men Combinalionen von Formen nicht aussinnen, 
die hier von der Natur in dem solidesten Baustyle’ 
ausgeführt worden sind, welche sie im Pflanzenrei- 
che beobachtet, Seildem ich mehrere Monate lang 
die Entwicklung dieser paradoxen Gestalten verfolgt 
habe, zweifle ich nicht mehr, dals die Stacheln 
Blätter und die Stachelsterne » Kreuze u. dgl. ganze ' 
obortirte Blattknospen, die Borstenbündel stipulae 
seyen. Die Verschiedenheit in diesen Bildungen ist 
eben so bewunderungswürdig, als die strenge Gesetz- 
mälsigkeit, welche hier waltet; und gewifs werden 
diese Pflanzen, bei reifem Studium, wichtige Auf- 
schlüfse über die. Gesetze der Biatistellung, der. 
Verästelung und der Inilorescenz darbieten. — An 
einem keimenden Melocactus habe ich unter dem’ 
Mikroskope ganz deutlich die Anlage zu einer ge- 
wissen Zahl von Kanten und sogar von den auf 
denselben stehenden Stacheln beobachtet; so dafs 
man in einem gewissen Sinne sagen könnte, der 
Embryo liege als eine fertige Pflanze vor.— Baron 
Karwinski meldet von einem Caoius bei St, Au- 
gustino, der ganze Wälder bildet, 40 Fuls, ohne Ast, 
fein eanellirt, und‘ auf der Nordseite mit einem 
'weilsen Barte langer Borsten versehen sey. 
München d, ı2. Juni 1828, Dr. v. Martius 


Flora 
oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 24. Regensburg, am 28. Juni 1828. 


I. Einige Bemerkungen über den Bau der Pflanzen, 


von Hrn, Prof. Ritgen in Gielsen, 
(Beschlufs.), 


Die führt zur Betrachtung desjenigen zu- 
rück, womit diese Untersuchung angefangen 'wur«. 
de, nämlich des Nervenbrei’s. Zu 


Wie immer ein unentwickelter, gleichförmi. 
ger, weicher Stoff, eine Art von halbfestem Brei 


“jeder Entwickelung der einzelnen Pflanzentheile 


vorangehe, sieht man an der Substanz des Pflan- 
zenembryo's und an der Substanz jeder Knospe, 
Immer ‚behält der am obern. Ende des wachsen. 
den Stamm’s, Astes oder Zweiges gelegene Mittel. 
punkt jene pulpöse, gleichförmige, unentwickelte 


"Beschaffenheit bei, während seine Umgebung sich 


nach und nach völlig zur vollendeten Gestalt aus- 
bildet und von dem jedesmaligen Mittelpunkte ab- 
sondert. So,geht dies fort, bis endlich der Mit- 
telpunkt selbst eine bestimmte Gestalt annimmt. 
Ist dies geschehen, so stirbt die Umgebung bis 


' ‚zu einem gewissen Unmbreise ab ‘oder verwandelt 


Aa 


"370° ; 


sich in ein dauerndes Holzskelet. Bei den Blät- 
tern sind die Blattrippen diejenigen Gegenden, 


. wobin.der gedachte unentwickelte Stoff am mei. 


sten angehäuft ist, Sobald er völlig zur Ausbil-. . 


_ dung gelangt ist, fällt das ganze Blatt immer ab. 


Im Verlaufe des Stammes, Astes, Zweigs ist 
es der Knoten, wo der nervenbelebte Mutterstoff 
am reichsten angehäuft ist, und von ihm aus ent- 
steht bei dem Stamme,der Ast, bei dem Aste 


"der Zweig und bei allen das Blatt. In den hör 


hern Pflanzen, wo keine Knoten bestehn, nimmt 
die Knospe 'des Blatts, Zweigs u. s. w: aus der 


. weichen Rinde, also aus der Nervenpulpe, ' welche 


in der Gestalt eines Zylinders den Stamm, Ast 
u. s. w. umfängt, ihren Anfang. 

Wenn man die Frage aufstellt, ob die Pflan- 
zen Eingeweide haben, so scheint diese Frage 
auf den ersten Anblick ‚ganz verneint werden zu 
mülsen. “ Indessen ist dennoch der Staub im 
Staubbeutel und das 'Saamenkorn im- Fruchtbehäl-, a 
ter in sofern wahres Eingeweide, als beide im u 
Innern j jener Hüllen eingeschlossen sind. Da aber 
diese eingeschlofsenen Gebilde näch und nach 
selbstständig werden und endlich vom mütterli- 
chen Boden sich ganz ablösen ; 80 hören sie Spä- 
ter auf, den Charakter von "Eingeweiden an sich 
zu tragen, Im Staubfaden, welcher ganz wie ein 
Blattwirbel gebildet ist, findet sich die meiste 
Pulpe i im Stengel angehäuft, daher dieser später 


\ abstirbt, als, die Ausbreitung desselben in. den 


dünnhäutigen” Sack des Beutels, Sehr viel Nerven- i 


« 


‚51 


brei enthält der Fruchtknoten, welcher nicht ehey 
abstirbt, bis sich der Nervenbrei in den Haupt. 
gebilden des Saamenkorns angehäuft hat. 

Im Innern der Pflanze liegt, mit Ausnahme. 
der Gegenden der Knoten, die meiste Nerven. 
pulpe an der Stelle, wo je drei Zellen zusammen. 
stolsen, welehe man mir die Streben zu nennen. 
erlaube. - 

Der Anfang jedes Pflanzentheils ist immer 
eine dichte Nervenbreikugel. Diese beginnt ihre 
weitere Entwicklung damit, dafs sie sich an ihrer 
Oberfläche zusammenzieht und in ihrem Innern 
ausdehnt. Bei jeder Formation gröfsern Umfangs 
z. B. vom Umfange eines ganzen Stamm-, Ast-, 
Zweig- oder Blattwirbels pflegen sich innerhalb 
der gemeinsamen Hauptkugel eine Menge dichter 
Kügelchen auszubilden, welche später durch Zu- 
sarmmenziehung an der Oberfläche und Ausdeh- 
nung in der Mitte zu Zellen werden, deren VVän- 
de nach gleichem Gesetze in der Mitte der Haupt. 
kugel sehr dünn, an der äussern Gränze dersel- 
ben stets dichter und dicker werden. Der Inhalt 
dieser Zellen ist um so mehr expandirt, je mehr 
dieselben im Mittelpunkte der Hauptkugel liegen, 


‘so dals hier .der Inhalt meistens :gasförmig ist, 


Gegen die Peripherie der Hauptkugel hin wird 


der Zelleninhalt aber flüfsig und stets dickflüfsi« 


ger: Diese Wände und am meisten die äusserste 


° Wand der Halbkugel enthalten den meisten Ner- 
Yenbrei, Daher .geht. hier die weitere Entwick- 


Aa2 


. 372 


lung vor sich. -Die Zwischenräume von je drei 
Zellen, . oder die Streben, werden nun .auch in 


‘ihrem Mittelpunkte ‚stellenweise hohl und ver-. 
‘dichten sich in ihrem Umfange. Die so entstan- 


denen übereinander stehenden Hohlkugeln der Stre- 
hen dehnen sich endlich so sehr aus, dafs sie in 
einander übermünden und endlich fortlaufende 
Röhren bilden. Bei dem Hergange dieser Röh- 
renbildung zeigt. sich eine zweifache Verschie- 
denheit. . Entweder der Gegensatz von Ausdeh- . 

nung und Zusammenziehung tritt nur sanft, oder 
sehr heftig hervor. Im erstern Falle bildet: sich 
keine sonderlich feste Wand der Röhre, dagegen 
ist aber der Inhalt derselben auch ganz flülsig; 
im andern Falle ‚zieht sich die Wand der Röhre: 
zu festen dichten Ringen oder Spiralfäden zu- 
sammen, während sich-der Inhalt der Röhre bis 
zur Luftform ausdehnt. So entstehn gleichzeitig 
und. im Gegensatz.zu einander auf jene Weise 
die Saftgefäfse, auf diese die Lüftgefäfse. Wohl 
zu bemerken ist hierbei, dals die Scheidewände 
der sich in den Streben bildenden übereinander. 
liegenden. Kugeln bei dem Verflüfsigungshergan- 
ge, wodurch die Saftgefäfse entstehn, schnell ver- 
schwinden, theils als Folge der.auflösenden Ver- 
Alülsigung,, theils der in der Längenrichtung « des 
ganzen. Gewächses mächtig wirkenden Ausdeh- 
ziungsstrebens. Eintgegengesetzt verhält sich die 
Sache: bei. der Bildung der Luftröhren. .Hier bil-. 
den sich: an. der Berührungsstelle ‚je zwei ‘über- 
einanderliegender in den Streben entstandener _ 


375 


‚Kugeln, wahre Knoten, wie Wirbelgelenke, Diese 
Kinoten ziehn sich nach aussen dichter zusammen 
und verdünnen sich im Mittelpunkt, bis ihr Be. 
stand hier ganz verschwindet und im Umkreis als 
Ringe übrig bleibt. Wie aus 'diesen Luftröhrrin-_ 
gen Luftröhrspirale sich gestälten, ist schon. oben 
berührt worden, : Als eine höhere Entwicklung 
der  Luftgefäfse entstehn die getüpfelten.Gefäfse, 
welche dadurch sich gestalten, dafs die: Ringe 
oder Spiralwindungen weiter von einander treten. 
und die, den Zwischenraum ausfüllende Membran 
regelmäfsig vertheilte Oeffnungen erhält, welche 
die Anfänge .oder Ende, der ‚wagerecht in die 
Pflanzensubstanz verbreiteten Luftgänge sind. Die 
Innenseite der getüpfelten Gefäfse füllt sich mit 
* halbkugeligen Bläschen, . welche auf der ‚Innen- 
wand mit ihrem breiten Anfange aufsitzen. und 
die Wölbung gegen die Mittellinie des Kanals 
wenden. In den niedersten Pflanzen kommt es. 
nicht. bis zur Bildung von Luftgefälsen, einem 
Hergange, welcher als. einer der höchsten, Pro- 
zesse im Pflanzenleben zu betrachten ist. Be 
demselben allein wird eine wahre Faser gebildet, 
wenn sie gleich, wie bereits oben bemerkt wur- 
de, nur Ring- oder Windefaser ist. Die Gegend 
der. Entwicklung der Luftröhrenbündel liegt in 
der Mitte‘ zwischen den Mittelpunktszellen ‚oder 
8:8. Markzellen und der äussern Wand des gan- 
zen Wirbels,, welche aus der weichen Rinde, also 
aus dem Hauptvorrath des Nervenbrei's, und aus 
. der äussersten harten Rinde gebildet wird, 


za 


374 
Eine eigene Bildung, welche die eigentlichen‘ 
Bast. und Holzfasern darstellt, sind die Sireck- 


zellen, worauf besonders Kieser aufmerksam 
mächte. , Dies sind nämlich sehr in die Länge 


„gezogene Zellen, welche sich oben und unten zu- 


spitzen und in einer gewissen Zahl zu Bündeln 


vereint zusammen’ liegen: sie sind als eine ver- . 
schmolzene Bildung ‚von Saft- und Luftröhren 
anzusehn. Durch sie wird eine Formation zu- 
stande gebracht,‘ welche der gestreckten thieri- 
‘schen Faser am :nächsten steht, ohne sie jedoch 
gänzlich zu. erreichen, da diese Pflanzenfaser. 
stets eine innere, wenn auch noch so fein» Höhle 
behält, Diese Fasern entstehn besonders in der 
Nähe der weichen Rinde. 

In denjenigen Pflanzen, welche nicht jährlich 
absterben, sondern stets fortdauern, gehn die ein- 
mal gebildeten Theile des Stamms, der Aeste und 
der Zweige meistens eine fortschreitende Ver- 
dichtung und Verhärtung ein, indem sich die 
Zellen mehr strecken und in der queren Richtung 
näher zusammenziehn, Die hohlen Röhren fül- 
len sich auch zum Theil mit Einwüchsen kugli- 
ger Art aus. Im Umfange dieser so verholzen- 
den Theile bleibt aber immer eine, wenn auch 


noch so dünne Lage ungeformten Stoffs, nämlich 


etwas Nervenbrei, übrig, Dieser nimmt mit dem“ 
jährlich wiederbeginnenden ‚allgemeinen Wachsen 
der Pflanze an Masse zu, indem er dazy, den 
Stoff aus dem aufsteigenden Safte und aus der 
Luft erhält. Aus diesem sich blähenden Nervon-' 


y “ 


3. 


brei, welcher seine eingetrocknete Aussenseite, 
die harte Rinde, sprengt und mehr oder weniger 
abstöfst, bilden sich im Verlaufe des Jahrs wie- 
der Zellengeweblagen, welche den bereits im vo- 
rigen Jahre gebildeten Zylinder wie Ringe um: 
fangen. Zwischen diesem Zellgewebe erscheinen 
wieder die Gefälse, und die Streckzellen oder 
Bast- und Holzfasern, 

Eine eigene, noch nicht erwähnte Bildung 
sind die Sternstrahlen, welche besonders bei Holz- 
pflanzen vom Mittelpunkte aus gegen die Peri- 
pherie gerichtet sind. 

' Diese Sternstrahlen hangen ohne Zweifel mit 
dem regelmäfsigen Bau des "Innern der Pilanze 
zusammen, welcher sich als regelmäfsige Zeich- 


. nung eines Querdurchschnitts des Stamms, ‚der 


Aeste u. s. w. darstellt. 
Dieses Verhältnifs scheint mir, sich nur aus 


"zwei Gesetzen erklären zu lalsen, welche hier 


vereint wirken und bereits berührt'worden sind, 


‘Das eine dieser Gesetze dürfte in dem eigen- _ 


thümlichen Verhalten der Pflanzenwelt zu suchen 
seyn, nach welchem die Theile, worin die Pflan- 


[2 x . Fi 
‚ze zerfällt, oder aus welchen sie zusammenge- 


setzt ist, sich nur unvollkommen zu eineif Gan- 


zen einigen, was dagegen der Thierwelt weit 


vollkomniner gelingt. Man kann daher und mufs 
in gewisser Beziehung, wie dies bereits oben ge- 
sagt wurde,, jede Pflanze als ein Aggregat meh- 
rerer Pflanzen neben einander ansehn. In den 
 Ungeschöpfen ist dieses Zexfallen eines einzigen 


376 
Geschöpfs in mehrere nur schwach zum Ganzen 
verknüpfte. Aggregationspartieen schon bemerkbar 
und dadurch der. Typus. der Pflanzenwelt vorge-. 
bildet. Vergleicht man nämlich einen Enrkriniten 
imit einem Pentakriniten, so hat dieser das An- 
sehn, als sei der letztere aus fünf nebeneinander 
gelegten und an ihren Berührungsstellen mitein- 
ander verklehten Enktiniten gebildet. Innen tritt 
nämlich der Wirbelbestand in 5 Ausbiegungen in 
die Höhle. des. Darmkanals vor, während er sich 
in eben. so vielen Längenwülsten längs des Stam- 
‘mes und der Extremitäten nach aussen vordrängt 
‚und. durch tiefe Zwischenrinnen beinahe in fünf 
Striemen zerschnitten wird. Den Uebergang zu 
dieser Verschiedenheit unter dem Erkriniten mit 
einfach rundem Darmschlauch und einfach rundem 
Stamm und unter dem vollständigen Pentakriniteh 
‚macht der Enkrinit mit 5fach eingebogenem oder 
gereiftem Darmschlauch, wo dieselbe Anordnung 
des Darmschlauchs, wie im ‚Pentakriniten besteht, 
nur dafs die Mafse des Stammes aussen rund 
bleibt. 

' Das zweite Gesetz, welches zu: dem erstge= 
nannten‘ hinzukommt, ist das der Symmetrie nach 
gewissen Zahlen. Und so wird denn durch das 
Zusammenwirken dieser beiden Gesetze die Mehr- 
zahl der Pflanzen, der Länge nach, .in eine ge- 
wisse Zahl von gleichgestalteten Theilen, gleich 
Siriemen, getheilt, deren querer Durchschnitt die 

' regelmäfsigen Zeichnungen bildet, welche hier 
‚gedacht werden. Zwischen diesen Striemenstüchen 


377 


liegt dann indifferentes Zellgewebe in der Mitte, 


die Striemenstücke trennend oder verbindend, 
wie man es sich denken will. Dieses Zellgewebe 
bildet die Sternstrahlen, da es nothwendig von dem 
Mittelpunkt aus zur Peripherie läuft. 

Dals diese Striemenstücke ursprünglich in der 
Zahl 5 vorkommen müfsen, dafs dann Verdopp- 
lungen dieser Zahl folgen, dafs weiterhin die 3 
und 2 nebst ihren Vervielfachungen ihre Rolle 
spielen, dafs dann noch andere Zahlen an die 
Reihe kommen und dals endlich Unregelmäfßsig- 
keit an die Stelle der Regelmäfsigkeit tritt, geht 
aus dem bereits früher Bemerkten hervor. So 
sieht man z. B. im Durchschnitt einer Balsamine 


den ıostrahligen Stern (S.HKieser's Abh. fig, 35.), 
‚Der Querschnitt des JPiscum -album zeigt den 


Stern achtstrahlig und regelmäfsig (S. Kieser 


fig. 110.). Der Querschnitt des Terpentinbaums 
zeigt ihn ı4strahlig ($. Kieser fig. 78.), und 


‚ die Abstände der Strahlen ungleich. In den Bäu- 


men mit Laub ist die Regelmälsigkeit des Sterns 
am vollkommensten aufgehoben, auch setzt sich die 
Strahlung nicht durch die Länge des Stamms fort; 
sondern wird vielfach unterbrochen. 

Die Striemenstücke, worin eine Pflanze auf 


“die gedachte Weise getheilt wird, enthalten jedes 


eine Pflanze im Kleinen; so dafs darin, nebst vie- 
lem gemeinem Zellgewebe, Saftgefäfse, Luftge- 


fäfse- und Faserzellen gemeinschaftlich vereinigt 


vorkommen. Zuweilen sind die Striemenstücke 
wiederum in Strienzchenstücke unterabgetheilt, Das 


| 378 


D 


Fu 


Zellgewebe des Sterns ist immer yon anderm Bau, 


und zwar bald lockerer, bald dichter wie das an-. 


liegende des Striemenstücks. 


Je jünger der Ast, Stamm, Zweig ist, desto 
zegelmäfsiger pflegt die Zerfällung in 'Striemen- 
'stücke zu seyn, und desto mehr hält die Verthei- 
lung der Fasern, Luftröhren, Saftgefäfse, Mark- 
zellen u. s. w. darin eine konstante Region bei; 
je älter der Stamm u. s. w. wird, desto mehr ver- 
liert sich diese Symmetrie und man sieht beson- 
ders die Luftgefäfse unregelmäfsig vertheilt. Ue- 
brigens sind auch oft die Striemenstücke gleich 
bei ihrer ersten Bildung von ungleicher Gröfse,, 
was mit vielen Zufälligkeiten zusammenhangen 
kann und sich meistens schon aus der unregel- 
mälsig äussern Gestalt des Stammes u, s. w, er 
kennen lälst. j 


Die Striemenstücke liegen stets so, dafs ı sie 
den Mittelpunkt der Pflanze eben so wenig errei- 
chen, als deren äussersten Kreis; 'daher hat der . 
Stern des Zwischenzellgewebes immer einen Mit- 
‚selpunkt und einen Kreisrand. on 


. Zuweilen bestehn mehrere konzentrische Krei- 
se von Striemenstücken, 'wie z. B. im Kürbis. 
Die Jahrsringe durchschneiden die Striemenstücke . 
deshalb, weil diese mit jeder neuen Jahrslage 
nach aussen über die frühern Jahrsringe hinaus 
fortwachsen, ohne die Holzfasern ‘der Jahrsringe 
bu verändern, 


Gielsen im December ı827. Dr. Ritg en. 


mr 


379 
u Erwiederung auf den Nachtrag des Hın, Fis- 
kaladjunkten Preifsler. 
(Vrgl. Flora 21. Febr. 1828. Nr. 7. p. 110.) 


Obschon ich mir fest vorgenommen habe, auf 
keine Recensionen oder Kritiken, die sich nicht 


mit Persönlichkeiten oder Angriffen auf meine 
Ehre, sondern mit den durch den Druck bekannt 


gemachten Gegenständen beschäftigen, eine Antwort 
zu geben, da.ich das gedruckte Buch nicht dem 
Ausspruche eines Einzelnen, sondern der Beur- 
theilung der ganzen gelehrten Welt unterwerfe, 
und bei literarischen Arbeiten alle Animosität ver- 
meide, so kann ich nicht umhin, dem Hrn, Preifs- 
ler, -der meine Ehre und Redlichkeit ‘verdächtig 
machen will, eine Antwort zu geben. — Zu mei- 
ner Rechtfertigung mag folgende geschichtliche 
Auseinanderstellung dienen. 

° Im Anfange des Monats Januar 1827 habe ich 
Sr. Excellenz dem Hrn. Grafen Kaspar v. Stern. 
berg unter andern neuen Pflanzen die von Sie- 
ber ausgegebene Morcgrafia umbellaia als eine 
neue Gattung gezeigt, und bin von demselben selbst 
aufgefordert worden, diese so wie andere Berich- 
tigungen der Sieberischen Herbarien bekannt zu 
machen. Da ich die Gewohnheit habe, dafs, wenn 
ich auf etwas stosse, was mir neu zu seyn scheint, 
ich sogleich eine Beschreibung mache, und die 


Abbildung besorge, so war dieser Aufsatz „Epi- 


stola de Symphysia‘“ wirklich am 10. Januar fertig 
und zum Druck bereit; die Ausarbeitung der Ab- 


“bildung und’ die ki k, Censur, wo mein Aufsatz 


380 


seiner Hleinheit ungeachtet 6 (sechs) WVochen lie- 
geh blieb, verspätete die Herausgabe desselben, 
Diese Entdeckung und Beschreibung der neuen 
aus der Sieberischen Marcgrafia umbellata ge. 
bildeten Gattung war ‘auch kein Geheimnifs für die 
jungen Botaniker, die mich im böhmischen Mu- 
seum besuchen, da ich alle Geheimnifskrämerei 
‚verabscheue, und dafs ich die Sieberischen Pflan- 
zen früher untersucht habe, ehe jemand anderer 
daran dachte, war dem Hrn. Tausch durch mich ' 
selbst sehr wohl bekannt, folglich auch ‚seinem ' 
Freunde dem Hrn, Preifsler, äaher. trifft die 
Herren Tausch und Preifsler der Vorwurf, ‚die 
Eintdeckungen eines Andern nicht berücksichtiget 
und der Selbstsucht geopfert zu haben. — Was 
das Vordatiren betrifft, so findet es allerdings kei 
allen literärischen Aufsätzen, folglich auch bei _ 
dem meinigen, statt, wenn diese früher fertig sind, 
indem sie von dem Tage datirt werden, an dem 
ınan die Beschreibung von der neuen Entdeckung 
“machte. 
Nun will ich den Nachträg, der meine Epistola 
de Symphysia beleuchten will, selbst beleuchten. . 
Däfs ich vielleicht ein unvollkommenes Blüthen- 
exemplar vor mir gehabt habe, gebe ich zu, in- 
dem ich nicht der erste und nicht der letzte bin, 
der ein unvollkommenes Exemplar für ein voll- 
kommenes nehmen mulfste. Die Rubiaceen und Lo- 
ranihaceen aber haben, wie ich diese Ordnungen 
vorzüglich aus dem an denselben reichen Hänkei- 
schen Herbarium kenne, eine ganz andere Struktur, 


, 


581 
und die beissend - witzig seyn sollende Verglei- 
chung mit blinden Vögeln und Mäusen pafst nicht, 
wie sich der Hr, Preifsl er, 'wenn er'sich einmal 
die Mühe geben wollte, das ihm noch ganz unbe- 
kannte jedem Botaniker Prägs unentbehrliche böh- 
mische Museum zu besuchen, leicht “überzeugen 
könnte. Aus dieser Unbekanntschaft mit den bo- . 
tanischen Schätzen des böhmischen Museums. s0- 
wohl an Herbarien wie an Büchern entspringt es 
auch, dals Hr. Preifsler es lächerlich und un= : 
möglich findet, dals es vierfächrige Antheren, die 
auf Parapetalen aufsitzen, geben könnte, indem 
nicht allein vierfächrige Staubbeutel von glaubwür- 


- digen Botanikern gefunden, beschrieben und abge- 


bildet sind, nämlich um nur zwei Beispiele anzu- 
führen, bei der Gattung Tetranthera oder Litsasa, . 
und bei der Gattung Teiratheca, sondern bei der 


.„Symphysia auch die Antheren paarweise und sehr 


nahe an einander gestellt und an der Basis zu- 
sammengewachsen genommen werden können, wo«- 


‚ durch der Name Symphysia ebenfalls seine Be- 
 keäftigung erhält. Ganz ähnliche ebenfalls vier- 


fächrige Antheren findet man bei den südamerika- 
nischen Arten der Gattung Faccinium und der 
Gattung Thibaudia und Gaylussacia, wie sich ein 
jeder in dem II. Theil der Nova genera et sp. von 
Humboldt, Bonpl, et Kunth überzeugen kann, 
und ich bin itzt der Meinung, dafs die Symphysia, 
da sie eine röhrenförmige Blumenkrone hat,- von 


‘der Thibaudia ‚blofs durch ı2.Stamina und eine 6- 


spältige Blumenkrone verschieden ist, und sich den 


382 


südamerikanischen Vaccinien, die eine mehr röh. 
rige als glockenförmige Blumenkrone haben, wie 
Yaccinium empetrifolium, und die in Hinsicht der 
. Zahl der Staubgefälse und der Korollen-Einschnitte 
‘yarliren, eben so nahe anschliefst. Der Hr. Preifs- 
ler scheint unter Stamina epigyna solche zu ver | 
stehen, welche auf der Narbe sitzen?! Dafs aber 
derHr. Preifsler selbst nicht weils, was ein Pa- 
rapetalum ist, will ich durch Anführung der Defi- 
'nitionen eines Parapetalums einiger der vorzüglich- 
sten botanischen Schriftsteller beweisen. — De. 
Candolle, theorie elem. de. la Bot, 1813. p- 374 
 Parapetala (Line), Parties semblables aux petales, 
mais situdes sur un rang plus interieur, comme dans 
Y'Ellebore ; ce sont des &tamines plus ou moins avor- 
tees;— Römers Üebersetzung 2 Thl. ı, Abthl. 
„ P. 407. Parapetalum ist bei Moench alles dasjenige 
mehr oder minder einem Blumenblatte ähnliche 
an einer Blume, was weder Kelch noch Blumen- 
krone ist, und die Geschlechtstheile umbüllt; — 
Sprengel und DeCandolle Grundzüge der 
wissenschaftlichen Pflanzenkunde p. 86. Necta- 
rien.... Oft sind sind sie mit dem Fruchtboden, 
oft mit dem Fruchtknoten verwachsen. Nicht sel- 
ten machen sie mit den Staubfäden eins aus. „Hö- 
her aber als die Antheren können sie, schwerlich 
- vorkommen. — Nees Y. Esenbeck’s Handbuch 
3° 'Thl. p. 218, Die Nebenkrone ist ihrem We- 
'sen nach der dritte Blumenkreis. Wir erkennen 
demnach, wo drei peripherische Kreise gegeben . 
sind, die Nebenkrone an ihrer dem Centrum nä- 


” 


== 385 


heren Stelle. — — p.ı20. ß. indem. sie als-freye 
Blattbildung innerhalb des Blumenkronenkreises, 
aus dem Blumenboden entspringt, z.B. Nareissus. 
-— ‚Eine ähnliche Struktur, wo der Staubfaden in 
eine. blattartige Form ausgebreitet und die Natur 
einer Nebenkrone angenommen bat, findet sich bei 
mehreren andern Ericaceen, vorzüglich bei den süd- 
amerikanischen, Die gänze Unterabtheilung Me- 
laleuceae der Myrtaceen besitzt ebenfalls solche 
blattartige Nebenkronen, welche an ihrer Spitze 
einen Büschel strahliger oder paralleler Staubfä- 
den trägt. Ich sowohl wie mehrere andere hie 
sige Botaniker habe, so oft ich eine Blume dieser 
Pflanze untersuchte, und die Borolle wegnahm, im- 
mer alle Staubgefäfse unversehrt auf dem Frucht- 
boden stehen gesehen, kann folglich mit gewissen- 
hafter Bestinimtheit angeben, dafs die Staubgefäfse 
nicht an die HKorolle angewachsen sind, und ich 
wünschte, ‚dafs Botaniker, die sich. im Besitze die- 


ser Pflanze befinden, selbe untersuchen möchten. 


Ueber die Benennung der Infloreszenz will ich 
nicht mehr streiten, da dieser Aufsatz schon zu 
lange geworden ist; dem Hrn. Preilsler könnte 


es jedoch interessant seyn, die kleinen Narben 


unter den Blumenstielchen zu bemerken. Doch 


. selbst. den Loranthaceen kommen Brakteen zu. 


Was endlich die natürliche Ordnung anbelangt, so 
sathe ich dem Hrn. Preifsler, er möchte die 


Beschreibung der Ordnung der Caprifoliaceen bei 


Jussieu.und der Loranthaceen insbesondere bei 
Richard und Jussieu nachlesen, die Kupfer. 


“tafeln bei (ärtner, Lamark, Ruiz und Pa 


: 


von, Humboldt etc. durchsehen, und Pisum 
und Löranthus im frischen Zustande sich zu ver- 
schaffen suchen, um sich zu überzeugen, dafs die 


‚Symphysia dahin nicht gehören kann, sonst mufs 


ich ihn. mit einem Botaniker vergleichen, der 
ohne die Terminologie und Systematik zu ver- 
stehen, über’ Pflanzenbeschreibungen und deren 


Anordnung zu urtheilen sich: untersteht. Dadurch. 


584 


kann ‚sich auch der Hr. Preifsler und jeder. 


mann. überzeugen, dafs mein Aufsatz gehörig ge- 


reift und ausgearbeitet war, und nicht wie ein 
Pilz über eine Nacht aufschofs. 
‘Mag nun die Symphysia bleiben, oder ein 


Yaceinium oder eine Thibaudia werden, immer 


bin ich weit entfernt die Verdienste und Gelehr-' 


samkeit des Hrn. Tausch zu verkennen, und ich 
werde. mich bestreben, seinen Namen bei nächster 


Gelegenheit i in der Botanik unsterblich zu machen. 


Dr. Presl. 


A, Geschenke, welche‘ der Gesellschaft seit dem 15.‘ 


Mai werehrt worden. 
Die Kais. Leopold: Akademie der Naturforscher: ; 


Specimen malae conformationis encephali ete. quo . 


edito, v. pr. et e. S. Th. de Sömmering semi- 


saecularem lauream gratulatur, die YU. April: 1828, . 


M. J. Weber cum tab. V. 


Hr. Prof. Agardh: Antiquitates Linneanae. Lun- 


dae’ ı826 fol. 


Derselbe: Aphorismi botanici, pars xyL Lundae 


1826. 8, 
Hr. Prof, Gaudin: Flora helvetica, vol. I. Tu- 
vie 1888, 


-Hr. Prof. Schinz: Gessneri tabulae phytographi- 


cae cum comment, C. $. Schinz. 9 fast. 
fol.. Turiei 1795 — 1803. 


D 


‚Hr.'Dr. Zollikofer: Versuch einer Alpenflora 


1,der.Schweiz. Heft ı. mit ı0 Tafeln. 1828. 

„Be Beiträge Jür die Flora, so noch nicht abgedruckt 
- worden. 

„An Oswald Heer: Ankündigung wegen Schwei- 


' zerpflanzen. 


‚Hr Dr, Trachsel: Ergebnifs zweier botani- 


scher Exkursionen u. s. w.: 


Hr. Dr. Unger: Beiträge zur speciellen Paiho- 


logie. der Pflanzen. 


Recension von Spix und, Martius Reise Me. 


s. w. 2ter Th. 


’ j j 4 
Ergänzungsblätter mo.ı. 


zur Flora 


oder 


botanischen Zeitung 1828. 
Erster Band 


Nachricht von einer taturhistorischen Reise durch ' 
die Schweiz, und durch Oberilalien. Von 
Herrn Prof. Dr. I. B. Wilbrand, in Giefsen. 


An zehnten August brach ich in Begleitung mei« 


nes Kollegen Ritgen, unserer beiderseitigen Frauen, 


und meines Töchterchens von Gielsen auf, "und am 
Morgen des ıdten zogen wir bereits in der Frühe 
in- Schaffhausen ein. Um keine Zeit zu verlieren N 
die uns für die Schweiz kostbar war, hatten wie. 
uns nur in Karlsruhe so lange verweilt, als noth« 
wendig war, um den reichhaltigen botanischen Gar= 


. ten zu sehen, den Herr Garteninspekior Hartweg 
uns zu zeigen die Güte hatte, _ ‘Wie reich dieser 


Garten ist, geht aus dem Verzeichnisse, was Herr 
Hartweg hat erscheinen lassen, hinlänglich her« 
vor; er gehört unstreitig zu den vorzüglichsten Gär« 


"ten in Deutschland. 


“ Zu Schaffhausen war der majestätische Rheins 
fall, — ‘der gröfste und berühmteste Wasserfall in 
Europa, wie ‚die erste Naturerscheinung, die uns in 
der ‚Schweiz fesseltee Ich hatte ihn bereits vor. 
zehn Jahren gesehen, und hatte mir damals, nach 


Beschreibungen . und Abbildungen, zuvor ein Bild; 


"  Ergänzungsbl, NopA, ı 


Pr 


von ihm entworfen, was ich in der Wirklichkeit 


nicht wieder fand; ich schied daher nicht ganz be- . 


friedigt von ihm, — namentlich schien es mir nicht,, 


dafs der Rhein einen Fall von etwa 80 Fufs mache, 
Dieses mochte daher rühren, dafs damals,: von der . 


Seite des Schlosses Laufen her, der ganze Fall nicht 
hinlänglich übersehen werden konnte. Es ist seit 
jener Zeit besser dafür gesorgt, den Fall in seinem 
ganzen Umfange auf einmal von oben her überse 
hen zu können, — und jetzt ‚gewann ich die Ue- 
berzeugung, dafs die. Angabe von 75 Fufs Fallhöhe 
nicht übertrieben sey., Das Schauspiel selbst ist — 
furchtbar schön! — Die tobend hinunterstürzende 
Wassermasse scheint alles verschlingen zu wollen; 


sie springt, in der Tiefe angelangt, wieder wüthend - 


in die Höhe, fällt von neuem zurück, und setzt 
nun das Wasser des Stroms anhaltend in eine wilde 
Bewegung. Selbst die wohl befestigte Brücke, am 
Ufer neben dem Falle, bebt unter den Füfsen des 
Zuschauers. Nur in der Mitte des Stromes, wider- 
‚stehen zwei Felsen der andringenden Wuth des 


Wassers; sie, ragen ruhig aus ‚demselben hervor 


Doth die Wirklichkeit übertrifft alle Beschrei« 
hung; — die Allgewalt der Natur mufs hier gese- 
hen und empfunden werden, — ‚sie läfst jede Schils 
derung weit hinter sich zurück. 

Wir betrachteten den ‚Wasserfall von allen 


‘ Seiten her, und dann auch in dem Bilde, was auf . 


der Camera obsceura ‚den. Schaulustigen dargeboten 
wird. Diese Spielerey ist aber vom Eigenthümer 
aur auf Geldgewinn berechnet; = er läfst sich für 


3 


einige Minuten, während weleher man den Rhein» 
fall im Bilde sieht, von jeder Person 44 kr. zahlen, 


wobei es ihm lieber ist, wenn zu derselben Zeit 


zwölf Personen zusehen, als wenn weniger da 
sind. "Was soll aber das winzige Bild im Ange- 
sichte der lebendigen ' Natur 

Nur ungern trennten “wir uns von der maje- 
stätischen Naturerscheinung, ‘und eilten nach Zü- 
rich; Am ıöten brachen wir in der Frühe von da 
auf, und fuhren über den Albis nach Zug, — zur 
Linken den Züricher See mit seinen Umgebungen, 
hinter demselben in der Ferne die Gebirge des 


Schwarzwaldes, — zur Rechten und vor uns den 


Berg, an welchem wir hinaufstiegen, — im Hin- 
tergrunde ‚die Schneegebirge der Schweiz; — die 
Luft heiter, der Himmel ohne das geringste Ge- 
wölk! — Flora erfreuete uns mit manchen, -- doch 
zur mit bekannten Schönheiten; aber auf der Mitte 
des Berges kamen Enzianen, und hierunter die 


“ grofse Gentiana asclepiadea , und weiter Gentia« 


na Pneumonanthe zum Vorschein: Letztere ist im 
flachen Westphalen,. so wie in mehreren Gegenden 
des nördlichen Deutschlandes, eine auf Sümpfen 
und auf Moor wachsende, sehr gewöhnliche Herbst- 
pflänze,.— aber dort viel kleiner, sie steht selten 
senkrecht, und ihre Blumen sind mehr glockenför- 
mig; — hier ist sie dagegen fast so großs wie 
Gentiana asclepiadea, steht senkrecht, hat brei- 
tere: Blätter und dunklere Blumen. Diese Verschie- 
deriheit liefs mich anfangs die Pflanze nicht als Gen- 
tiana Pneumonanthe erkennen ; ja es fiel mi 


A 


m 


gar. nicht ‚ein, dafs ich. diese vor mir habe, und 
ich wurde erst später. davon überzeugt, als mir 


Herr Schleicher in Bex nicht blofs die Pflanze _ 
in. seinem Herbario, sondern auch eine Abbildung: 


‚derselben in .der Flora danica zeigte. — Ausser den 


Enzianen fiel mir noch Prenanthes purpurea auf, 


nicht weil sie selten ist, sondern weil sie in unse- 
rer Gegend nicht vorkommt. 


Die Aussicht vom Albis her wird immer schöner," 
je höher man steigt, undauf der Höhe desselben lag 


die Umgegend in ‚einem Panerama vor uns, wie &s 


uns später auf dem Rigizu sehen, nicht vergönnet wanm. 


.. Wir langten noch vor Mittag in ‚Zug an, nah- 
men etwas Nahrung zu uns, und setzten dann? un- 
ier Begleitung eines Führers, über den Zuger See 


nach Immenseen, — sahen die Tell’s Kapelle an 
der Stelle, wo Tell den Gefsler in einem Hohl- 


wege, der gleichfalls. noch vorhanden ist, 'erschofs, — 
sahen vorn. Fufse des Rigi her, — rechts in einiger 
Entfernung, Küfsnacht und die verfällene Burg 


Geßsler’s, — und stiegen: nun, frohen Muthes, ' 
den ‚Alpenstock in der Hand, zum Rigi hinauf. 
Von Zeit zu Zeit warfen wir einen Blick rückwärts 
auf das immer weiter sich ‚ausdehnende Panorama 
Die Stelle, wo ehedem 'Goldau stand, lag'nahe vor; 
'uns, und erihnerte nur zu lebhaft an’ den schreck- 
lichen zweiten September 1806, wo dieses Dorf in 


einem ‚Nu von einer herabstürzenden Bergspitze be« 
deckt, und 457 Menschen, nebst 425 Stück ‚Vieh 


unter derselben begraben wurden. Noch sieht man 
auf eine bedeutende Strecke die: rohe Erdmasse. —”. 


fr 


TE 


5 


Allmählich erfreueten. uns wieder mehrefe nicht 
überall vorkommende Pflanzen, z.B. Pyrus Aria, 
Aeonitum Napellus und A: Lyeoctonum, Poly. 
podium Fhegopteris und Oreopteris, Cineraria 
cordifolia und Cacalia albifrons ; weiter hinauf er- 
schien die niedliche Companula pusilla an. allen. 
Quellen; allmählig zeigte sich auch Rhododendror 
hirsutum, — anfangs einzeln, zuletzt in üppigen 
Fülle. Diese Alpenrose trafen wir später auf un- 
serer Wanderung nirgends wieder au Von den 


vielen Alpenkräutern der obern Gegend führe ich . 


nur an: Alchemilla alpina, Plantago alpina und 
cororopifolia, Erigeron alpinum, Thesium alpi- 
num, Genliana verna. mit Frucht, Saxifraga Ais 
200R, asper@ und ceuneifolia, Ranunoulus aconi- 
tifolius , Dryas octopetala, Poa alpina Erst mit 
dem Eintritte. der Nacht langten wir. im Wirths- 
hause auf der Rigi-Staffel an, — höchst erschöpft 
von der noch ungewohnten Anstrengung. Der Him- 
mel hatte sich unterdefs getrübt; doch hofften wir 
das Beste vom kommenden- Morgen« : 

Die: Erwartung liefs uns des Schlafes nicht mit 
Ruhe genießen; nach‘ Mitternacht harrten wir be= 
reits dem Rufe unseres Führers entgegen; — er 
hatte uns zu. wecken versprochen, um die aufke- 
hende Sonne zw begrüfsen. Hat er sich verschla« 
fen?.— Warum kommt er nicht? —  Allmählig 
grauete der Tag; — ach nun sahen wir. den Him« 
mel mit ‘Wolken umhüllet, und - Wolken erhoben 


sich von den umliegenden Bergen in die Höhet‘ 
Die Hoffnung,. die Sonne-zu schen, schwand immer’ 


x 


6 . 
mehr; — es begann zu reguen; -— wir hatten ver- 
: gebens den Rigi bestiegen! — An Unglücksgefähr- 
‘ten fehlte es nicht; beide Wirthshäuser, das untere 
auf der Rigi - Staffel, und das obere auf dem Rigi- 
Culm waren mit Reisenden überfüllt; — Deutsche, 
Engländer, Franzosen! Mit mehreren derselben 
trafen wir später wieder zusammen, denn .der Rigi 
ist der gemeinschaftliche Sammelplatz ,, von wa aus 
die Reisenden nach allen Gegenden der Schweiz 
ihre Wanderungen fortsetzen. 
Wir konnten das Eintreten einer bessern Wit- ' 
terung nicht abwarten, und stiegen “daher im Re- 
gem auf dem Wege nach Wäggis binunter. So viel 
es die Witterung erlaubte, sahen wir uns nach 
neuen Pflanzen um. sSalvia glutinosa, und Gen- 
tiana lutea fanden wir tiefer abwärts in Menge; 
erstere wächst überhaupt häufig in der Schweiz; — 
am meisten erfreuete uns Polygala Chamaebuxus. 
Nahe bei Wäggis wuchs Tamus communis ziem- 
lich häufig; dieselbe kam später im Rhone- Thale 
gleichfalls häufig vors, Aus dem Thierreiche sahen 
. wir auf der Höhe des Rigi den schwarzen Alpen- . 
Salamander (Salamandra atra Merrem) mehrmal; 
unstreitig hatte der Regen diese Eidechse aus ihren . 
Schlupfwinkeln hervorgelockt; sie ist kleiner, als 
der gemeine Salamander, und durchaus schwarz, 
Um Mittag langten wir iu Wäggis an. . Unser 
Führer zeigte uns die Stelle ilber welche im Jahre 
1795 eine vom Rigi herabkommender Strom auf 
. "Wäg gis einbrach ,„ und etwa 3o Häuser verschlang. 
Wir wechselten unsern Anzug, 60 weit dieses mög. 


7 


lich war, speisten, und schifften dann über den 
Vierwaldstädter See nach Luzern. ° Wir konnten 
uns in dieser Stadt nur wenig umsehen, aber ein 
Panorama des- Rigi, was wir beim Buchhändler 
Herra Meyer sahen, zeigte uns, was wiralles vom 
Rigi her hätten schen können, wenn uns die Wit- 
terung günstig "gewesen wäre. 

Am andern Morgen schickten wir unsern. Was 
gen voraus. nach Bern, und iraten nun unsere ei» 
gentliche Fulswanderung an. Dem Raihe unseres 
treuen Führers folgend nahmen wir unsern Weg 
von Luzern nach Winkel, und setzten über den 
Vierwaldstätter See nach Stanz-Staad. Die Spitzen 
des Pilatus und.der angränzenden Berge waren mit 
frisch gefallenem Schnee bedeckt; zugleich war der 
Himmel ganz unbewölkt. . ‚Der Führer und die . 
Schiffer prophezeyeten hieraus gutes Wetter, und 
die Folge bestätigte ihre Voraussage. Links zeigte 
sich der Rigi in der schönsten Klarheit, und erin- 
nerte uns um so schmerzlicher an unsern mifslun. 
genen Versuch. Indefs liefs uns später das schöne 
Thal, durch welches. der Weg über Stauz und 
Buochs nach Beckenried führt, ünsern gestrigen 
Verlust vergessen. u 

Zu Beckenried vertraueten wir uns wieder dem 
See an, und fuhren nach Flüelen, landeten dort, 
und ‚setzten unsern Weg zu Wagen über Altorf 
nach Amsteg fort. Mehrere Punkte der schönen 


Umgebungen erinnerten uns an die große Vergan- 


- genheit; —— so die Tell’s- Platte mit ihrer Kapelle; — 
' die beiden Brunnen in Altorf, wo an der ‘Stelle 


{ 


ö 


des einen Tell, an der Stelle des andern seinSohn 
gestanden haben sollen, als ersterer dem Knaben 


‚den Apfel vom Kopfe schoßs; — ferner die Ruinen ° 


yon Zwing- Uri, — und von weitem Bürgeln, der 


Geburtsort Tell’s. 
Wir übernachteten in Amsteg, und nahmen am 


andern Morgen unsern Weg an der Reufs hinauf. - 


nach Gäüschenen, Die Witterung war uns vollkom- 
men günstig ;. die brausende Reufs unter uns, die 


hohen, aber noch; mit der üppigsten Vegetation he- 
‚kleideten ‚Bergwände zur Seite, mehrere kleinere 


‚an denselben herabströmende Bäthe, — hinter uns 


‚der hohe Bristenstock, auf seiner Spitze mit fri-, 
schem Schnee bedeckt, — alle diese Erssheinungen 


nahmen unsere Sinne in Anspruch. Mit jedem 
Schritte glaubten wir neue seltene Pflanzen anzu« 
treffen, — aber noch war die Zeit nicht gekom- 
men, Indefs sahen wir manche, sonst nicht: ge 
wöhnliche Pflanzen, hier häufig, z. B. Silene ru» 
pestris, Rumes scutatus, Lycopodium helveticum, 
Trifolium ochroleucum, Saxifraga stellaris,, au- 
tumnalis und rotundifolia, Campanula latifolia 


und barbata, Geranium sylvatieum und pyre | 


 Raleum, — und auch wieder manche, die im 


nördlichen Deutschlande häufig vorkommen, z.B. 


Polypodium Dryopteris ‚und Phegopteris, Lycos. 


podium inundatum, Blechnum, boreale, Polytris z 


chum urnigerum, 


‚80 stiegen wir, von den mannigfaltigen En = 
scheinungen der herrlichen Natur in, die froheste. 
Stimmung versekt , allmählig aufwärts bis Güschen, 


„ 


9 


nen, wo wir efwas ausruhefen. Sobald wir den 


Ort‘ wieder verlassen hatten, traten wir in das 
wilde Thal der Schöllenen, —: enge eingeschlossen 
von den schroffesten Granit- Felsen, die himmel- 

hoch emporstiegen, und an vielen Stellen drohend. 
über unsern Kopf herüberhingen. Die tobende 
Reufs an der linken Seite .des schinalen Fufssteigs, 

bald in der Tiefe unter uns, bald neben uns, bald. 
hoch gegen uns: über; — sie wurde. mit jedem 
Schritte, den wir aufwärts stiegen, wilder und 
wilder; — sie stürzte zuletzt in Wasserfällen, der 
eine unmittelbar auf den andern folgend, neben 
uns in die Tiefe hinunter; — wir mußsten, in eir 
ner, Entfernung von fünf Schritt, rufen,. um unsere 
Worte gegehseitig vernehmen zu können. Dabei‘ 
am ‘Wege ‘zwischen den einzelnen: Fels- Stücken eine 
für uns ganz neue Vegetation, die uns mit jedem 


"Schritte fesselte; — Alpenpflanzen, — nicht blofs. 


einige, und einzeln zwischen andern wachsend, — 
sondern in den verschiedensten Arten, und in Ue- 
berflufs! — Wir konnten nicht von der. Stelle, alle 


‚pflückten, der eine dieses, der ändere jenes. Selbst 


mein Töüchtercehen kletterte, tratz einer Gemse, an 
den Felsen umher; Väter hier! Ach Vater siehe 
dort, die da hast du noch nicht! Ach hier wieder, 
welche schöne Pflänzchen! — Dem braven Führer 


‘wurde es bald bange um die Zeit; wir müssen 


fort, mahnte er, — wir sehen sonst die Sonne 
nicht mehr im Ursener Thale! Alle diese Pflanzen 
finden Sie auch morgen und übermorgen! — Wir. 


s 


schritten weiter zur Teufelsbrücke aufwärts ; hiex. 


10 , 


glaubfen wir, uns im eigentlichen Sinne allem 
_ Grausenbaften der Hölle zu nahen! Die tobende 
Reufs stürzte im hundert Fufs hohen Falle gegen’ 


die Brücke, fiel unmittelbar vor ihr hinunter, — 


schleuderfe ia der Wuth, die Brücke nicht errei- 
chen zu können, einzelne Wogen wiederholt gegen 
das steinerne Geländer wieder in die Höhe, sprützte 
sogar ihr Wasser über dasselbe gegen uns, und 
schien mit jedem Augenblicke die Brücke und hier- 
mit uns zu verschlingen, Die hart vor der Brücke 
senkrecht aufsteigende” Felsenwand schien nicht si« 
cher zu stehen ; von allen-Seiten drohete die Natur 
Tod und Verderben! — Und kaum waren wir die- 


‚sem entronnen, so gieng es ins Urner Loch, — eine. 


halbfinstere Höhle, die durch den Felsen gehauen 
ist, um den Weg weiter zu führen. Nicht ohne 


Grauen folgten wir unserm Führer; es tröpfelte an 
vielen Stellen von oben herunter, wir eilten durch 


die fast' 200 Fufs lauge Höhle dem Tageslichte zu; 
und siehe! plötzlich sahen wir uns in ein Thal ge- 
zaubert, was uns durch seine Anmuth wunderbar 
überraschte, und um so mehr, je wilder die Natur 
war, der wir so eben entflohen waren; . Die schön- 
sten grünen Matten lagen vor und um uns, und stie- 
gen am Fuise der Berge hinauf; — im Hintergrunde 


‘ die Orte Andermatt und Hospital; — hinter diesen, . 


und rechts zur Seite wieder hohe Berge, an ihrem 
Abhange, bis über die Mitte hinauf bewachsen; 
oben mit Schnee bedeckt. Die so eben noch wild 


tobende Reufs Hofs ruhig durchs Thal, — ihr klarer 


Spiegelin gleicher Höhe mit'ihren grünen Ulerns. = 


1 


} 


iD) 


ji 


Es war mir nicht, möglich, ‘alles zu ‘merken, 
was mir aus Flora’s Reiche auffiel, und ich konnte 
noch weniger von allem Exemplare mitnehmen. Nur 


‘ folgende Pflanzen habe ich mir theils gesammelt; 


theils sonst‘ bemerkt: Saxifraga Cotyledon, Ai- 
zoon, aspera (besonders häufig an der Teufels- 
brücke), autumnalis, stellaris, und euneifolia , 
Sempervivum teclorum , montanum: und arach- 
noideum, Sedum .dasyphyllum, Viola biflora, 
„4strantia minor in grolser Menge, Pteris erispa , 
sehr häufig zwischen den Felsen am Ufer der Reußs, 
Pinus Mughus, Rhododendron ferrugineum in 
grofser Menge, Imperatoria Ostruthium, Cinera- 
ria cordifolia » Cacalia albifrons; "pesönders hän- 
fig nahe bei der Teufelsbrücke, Bupleurum: stellas 
tum, desgleichen Alchemilla alpina, Erigeron .al- 
pinum, Anthericum ossifragum,, Chaerophyllum: 
hirsutum, Campanula barbata, Veronica belli- 
dioides und fruliculosa, Hieracium cerinthoides, 
Pinguicula‘ alpina in der Nähe des Urner Loches, 
desgleichen Arabis alpina und Primula farinosa 
und acaulis, alle noch in Blüthe, Soldanella al- 
pina mit Frucht, Poa alpina vivipara, Lycopo= 
dium helvetium und inundatum, Im Ursener 
Thale häufig das schöne Trifolium badium, desglei- 
chen Anthyllis Yulneraria, Phyteuma ovata- und 
spicata, Polygonum viviparum, Pimpinella. 
dissecta. j 

‘Wir übernachteten in Hospital, legten dort 
diejenigen Pflanzen ein, welche wir eingesammelt 


hatten, und. bereiteten uns auf den folgenden Tag 


! 


Pr 


12 


vor:, Die Frauen verspürten nicht die geringste Mü- 


‚digkeit, , ‚und fürchteten den folgenden Tag nicht, ob 


‘schon uns unser treuer Führer wiederholt rieth, we- 


-, nigstens bis’ auf die Furka einige Pferde zu nehmen, 


"Wir entschlossen uns endlich, seinem Rathe fol- 
gend, zu zweien. 

Am’ ı9ten brachen wir in aller Frühe auf, mit, 
Brod, Fleisch und Wein gehörig versehen, — denn 
auf der Furka sollten wir zwischen Sohneefeldern 
unter freiem Himmel .unser Mittagsbrod verzehren. 
Wir kamen dürch das’ arme, aus einigen Hütten be- 


‘stehende Zum-Dorf, nach dem gleichfalls armen 


Realp«‘ Der Ottsgeistliche, ein Kapuziner, beher- 
bergt dort Reisende, welche nicht weiter können, 
nothdürftig ia seiner kleinen Stube. Wir ruheten 
einige Minuten bei ihm aus, und labten uns an-eir 
nem guten rothen Weine, den wir zu einem Preise, 
erhielten, wozu ihn sonst kein Wirth in der ohne- 
hin nicht wohlfeilen Schweiz giebt! Nur der Unver- , 
stand kann sich veranlafst finden, über die Bewir- 
thung durch einen Kapuziner Glossen zu ‚machen; 
der erschöpfte. Wanderer, welcher vom Grimsel-, 
Spital aus. auf die Grimsel geklettert, über die Grim« 
sel gegangen, an der Maienwand hinuntergestiegen, 
am Rihone-Gletscher herumgegangen, wieder auf 
die Furka geklettert, van derselben herunterge- 


‚stiegen, dann wieder auf die, Voxalp, über 


dieselbe fortgegangen, und hinuntergestiegen isty. 
und nun nach 6 bis 7 mühevollen Stunden in Realp . 


zuerst wieder Wohnungen der Menschen antrifft, — 


und hier mitunter 'schan von der- einbrechenden, 


DT \ —-. 
“ 


’ 1 

Nacht bedroht wird, — üieser Wanderer wird sich 
zum warmen Danke verpflichtet fühlen, in der Stu- 
be eines Kapuziners Obdach zu’ finden, dä in den 
übrigen Hütten des armen Dorfes kaum zu bleibenist. 
Am Wege nach Realp fanden :wir Gentian« 
purpurea, Anemone alpina und Laserpitium sim» 


“ plex häufig; desgleichen Gesträuche von Erlen und 


Weiden, unter welchen ich die Lorbeerweide ge- 
sehen zu haben. glaube, Hinter Realp sah ich am 
Wege zur Voralp wieder Geranium pyrenaicum. 

Wir stiegen an der Voralp hinauf, und hier 
stellte sich allmählig wieder eine gröfsere Zahl noch 
nicht gesehener Pflanzen ein, z. Be Geum monta.. 
rum, Euphrasia minima Jacg., Bhinanthus- 
Aleötorolophus,, Potentilla. aurea, Campanula thyr-. 
söidea, pusilla und barbata, Solidago alpestris, 
Hieracium aurantiacum und cerinthoides, Bartsia 
alpina, Phleum alpinum, Viola palustris, Thy- 
mus alpinus, Trifolium alpinum, Chrysanthe- 
mum alpinum, Achilles moschata, airata und 
Clavenae,‘ Als die Voralp überstiegen war, zeig- 
ten sich in dem Thale zwischen-ihr und der Furka 
Cnicus spinosissimus, Rumex alpinus, Veratrum 
album und Hieracium aurantiacum in grofser 
Menge: Aus dem Thierreiche sahen wir häufig die 
klappernde Heuschrecke, (Gryllus siridulus) , wel« 
che im Fluge ein sehr vernehmliches klapperndes 
Geräusch hervorbringt. 

Beim Aufsteigen an der Furka mehrten sich die 
Alpenpflanzen, je mehr wir uns der Schneegegend. 
näherten; besonders vegetirten sie üppig an den Ab«, 


14 


hängen, wo sie von dem herabtröpfelnden Schnee. _ 
wasser beständig befeuchtet werden. Es erschienen 
Salix relieulata und Salix herbacea als krautartige, 


"unmittelbar am Boden klebende Sträucher, ferner 


Gentiana utrieulosa und bavariea, welche mit 
ihren azurblauen Blumen die Ufer der Quellen be- 
deckten; ferner Gentiana acaulis mit grofser 
trichterförmiger Blume, und vernz mit Frucht; 
weiter Turritis hirsuta, Senecio incanus, Saxi« . 
fraga. androsaces, aphylia und bryoides, Tussi- 


‚lago alpine, Cardamine bellidifolia, Silene acau- 


lis sehr häufig, Draba aizoides, Biscutella laevi« 
gata, Androsace obtusifolia Allioni, Veronica 
alpina, bellidioides und frutieulosa, Epilobium 
alpinum, Sibbaldia procumbens, Gnaphalium 
alpinum, Sedum atratum, Antirrhinum alpi- 
num, und als die Krone aller, die niedliche Sol« 
danella pusilla mit ihren schönen blauen Blumen« 
glöckehen , aber auch Soldanella alpina, doch nur 
mit Frucht. . 

Die vielfachen Freuden, welche uns die Göttinn 
Flora hier spendete, machten, dafs wir über alle 
Beschwerden 'leicht wegsahen, welche theils das 
beständige Steigen auf unwegsamen Wegen, theils 
das mühsame Gehen über Schneefelder, ‘und die da- 
mit verbundene Kälte an den Fülsen unvermeidlich 
zeit sich führten. Hungrig liefsen wir uns auf der 
Höhe der Furka, — bekanntlich 6420 über dem 
Meer, — auf Rasen von ' Alpenpflanzen,. insbe- 
sondere von Silene acaulis, nieder, griffen nach 
dem mitgenommenen Mittagsbrode, und. theilten 


brüderlich auch unsern hungrigen Führer mit. Wäh« 
rend wir uns durch Ruhe. und Nahrung, stärkten, 
schweifte das Auge auf die uns umgebende. Schnee- 
felder, in der Höhe und Tiefe, umher. . Nach eis 
ner kurzen Pause schickten wir dann die Pferde, mit 
den geleerten Flaschen ‚behängt, nach Hospital zu- 
rück, während wir selbst, auf unsern Alpenstock 
gestützt, an der Furka hinunterstiegen, und. den 
Weg nach dem Rhone- Gletscher einschlugen., 

Der Rihone-Gletscher kündigte sich nach und 
nach zuerst von weitem an, — dehntessich: dann 
immer mehr aus, und stieg zugleich immer höher, — 
endlich lag er, an, der rechten Seite des Weges in 
seiner ganzen Ausdehnung vor uns, — oben seine 
tief himmelblauen durchbrochenen Eisfelsen dem 
Himmel: entgegenstreckend. Links am Wege war 
der Abhang des Berges über. und über mit Rhodo. 
dendron ferrugineum hedeckt,, welches an einigen 
Stellen noch in voller Blüthe stand, und dort den 
Berg in der Ferne mit einem purpurrothen Teppiche 
überzog, der hie und da durch andere Alpen- 
pflanzen. z. B. Genliana purpurea und punctat« 
unterbrochen wurde. 

Der Weg führte allmählig tiefer zum Rhonethal 
hinunter; die Vegetation wurde üppiger, und grd«- 
Isere Pflanzen traten an die Stelle kleiner Alpen- 
pflanzen, Lonicera nigra, Veratrum album, Pe« 
dieularis comosa und recutita, Tozzia alpine, 
Achillea macrophylla, Ranunculus aconitifolius, 
Cacalia albifrons, Sonchus alpinus, Gentiana purs 
purea und punotata, Arnica scorpioides, Yale, 


w_ 


16 
riana tripteris zeigten’ sich zum Theile in üppiger 
Fülle. Am Ufer der Rhone selbst, die hier aus 
dem Gletscher hervorkommt, und in ihm ihren 
Ursprung nimmt, wächst Epilobium angustissimum 
in grofser Menge; aber es ist um die Hälfte niedri- 
ger,:und mit 'verhältnifsmäfsig gröfsern Blumen ver- 
sehen, als wie ich es bisher in unserm botanischen 
Garten beobachtet hatte, i 
Wir schritten auf einer unbedeutenden Brücke 
über die Rhone, und standen nun bald vor der fast 
senkrechten* himmelhohen Maienwand. : . Der Berg 
ist vom Rhonethal her anfängs mit Gesträuch, dann 
mit Kräutern bewachsen, und im Ganzen ziemlich: 
grün; daher wohl sein Name, Seine senkrechte‘ 
Höhe wird auf 1000 Fufs geschätzt; er begränzt .die 
Grimsel von der Südseite. Der Fufssteig läuft am 
ihm im Zickzack hinauf, Wir waren bereits ziem- 
lich erschöpft; aber es blieb uns nur die Wahl, ent- 
weder. ohne Obdach,, ohne Nahrung und ohne Feuer 


. die Nacht unter freiem Himmel zu verleben, — oder 


hinanzuklimmen, um über die Grimsel zum Grim- 
sel-Spital zu gelangen An’s Botanisiren war nicht. 
ınehr zu denken; ohuehin fieng der Tag an, sich zu 
neigen. Jetzt sahen wir, dafs unser Führer vollkom- 
men Recht hatte, wenn er früher auf der Furka uns 
wiederholt mahnte, nicht länger bei den Pflanzen: 


zu verweilen. Doch erfreueten uns noch manche, 
‚bereits bekannte Gewächse, wenn wir sie auch nur 


von der Seite anschielen konnten, insbesondere die 
schönen Enzianen — Gentiand purpurea ‚und purto- 


fataj die zum Theile noch in der schönsten Blüthe 
standen 


17 
standen. Oft sahen wir vergebens nach der Höhe 
des Berges hinauf, und zur Schwindel erregenden 
Tiefe hinunter; wir glaubten jeden Augenblick die 
Höhe erstiegen zu haben, — sie schien uns ganz 
nahe, — aber es war Täuschung! ‘Doch endlich 
waren wir so weit! Nun gieng es 1heils über 
schilüpfrige Fufssteige am Abhange des Berges, theils 
über Eisfelder weg, .am Todten- See vorbei, — zu 
den Felsenstücken der Grimsel, und über diese hins 
unter. Die Dämmerung war eingetreten; der Weg 
aber durch hohe Stangen bezeichnet, die in b& 
stimmten Entfernungen aufgestellt warens Nachfols 
gende Wanderer ereilten uns; alle hatten nur eid 
Ziel im. Auge, — die einzige Wohnung der Men» 
schen, die sich in dieser grausenvollen Einöde fin: 
det, das Grimsel-Spital. - Endlich kündigte sich dass 


.selbe in der Tiefe durch einige Lichter; und durch 


Hundegebell an; wir glaubten bald da zu seyn; 
aber«wir stiegen im Zickzack über Felsenstücke hins 
unter, bald hierhin, bald dorthin. So verzog sich 
eine Viertelstunde nach der andern, bis wir end« 
lich vor der ersehnten Wohnung standen, Obschon 
das Haus bedeutend -grofs, und die Kammern im 
demselben nur schmale Zellen sind, so war doch' 
kaum noch Platz zu erhalten. Nür für die Frauen’ 
wurde eine kleine Zeile eingerichtet; wir Männer 
begnügten uns mit einem Lager; was sonst für die‘ 
Führer bestimmt wär, und diese legten sich auf dem 
Boden ins Heu. ‚Es mochten weit über 50 Menschen 
hier versammelt seyn, —-in: einer Höhe von eiwä- 
6383.Fufs über dem Meeres Scmen 
Ergänzungsbl, No, Al 2 


ıö 


Am “andern Morgen legten wir in der Frühe die 


eingesammelten Pflanzen ein, und nahmen dann un- 


sern Weg nach Meyringen. Jetzt erst sahen wir, 
in welcher furchtbaren Einöde. wir übernachtet 
hatten. Felsen über Felsen gethürmt, — alles 
Granit, — umgaben uns von allen Seiten; nur un- 
ten zwischen den Ritzen derselben wuchsen spar- 
sam einige Kräuter. Neben uns tobte die Aare 
durch das enge Thal hinunter, wir folgten aufeinem 
schmalen Fufssteigeihrem Lauf. Bald begegnete uns 
ein gezähmter Steinbock, in Begleitung einiger Zie- 
'gen, die zusammen zum Grimsel - Spital, gehörten. 
Man warnte uns von weitem vor dem ernsthaften 
Gesellen mit übergrofsen, knotig geringelten, halb- 
mondförmig rückwärtsgebogenen Hörnern und pa- 
triarchalischem Barte. Wir kletterten auf einigezur 


Seite. liegende Felsstücke; er schritt langsam vorü- 


ber. . Man erzählte uns nun, wie er einst dreien 


Männern zu Leibe gegangen sey, die zusammen das 


Thor einer Scheune gegen ihn nicht hätten zuhalten 
können; er habe den einen der Männer so verletzt; 
dafs derselbe an den Folgen gestorben sey. 

Es gieng bis Meyringen, — etwa 9 Stunden 
vom Grimsel-Spital, — stets abwärts, — anfangs; 


und eine bedeutende Strecke weiter, — zwischen’ 


himmelhohen völlig nackten. Felsen hindurch. All- 
mählig erschienen wieder mehrere Pflanzen, nach 
und nach kleinere und gröfsere Sträucher, z. B. Aho- 
dodendron ‚ferrugineum und Pinus Mughus. End- 
lich zeigten sich kleinere und gröfere Bäume ; — die 


Natur wurde freundlicher... An der Handeck, einer. 


sr 


ı9 


2 Stunden vom Grimsel-Spital entfernten Senne, 
stürzte die Aare, und zugleich mit ihr der vom: 
Edelgletscher herunterkommende Edelbach, don- 
nernd in einen 200 Fufs tiefen schwarzen Schlund 
hinunter. In der Nähe fand sich Melampyrum 
sylvaticum häufig. Der Eigenthüner der Senne 
gab uns einen Geist zu versuchen, welchen 'er aus 
den Wurzeln von Gentiana lutea und Gentiana 
purpurea bereitet, Die Wurzeln werden im Juni’ 
eingesammelt, gereinigt, fein zerstofsen in Gährung 
gesetzt und dann der Destillation unterworfen, Un- 


“streitig ist dieser Geist in geeigneten Fällen eine 


brauchbare Arzucy, — theils für sich, theils als 
Zusatz. 

Die Natur wurde immer freundlicher, - -je-mehr 
wir uns Meyringen näherten; der Ort selbst liegt in 
dem schönen Hasli-Thale, welches etwa eine Stunde 
breit ist, uud in der Mitte von der Aare durch- 
schnitten wird. Neue Pflanzen fanden wir bis da- 
hin nicht. Wir übernachteten in Meyringen, und 
schlugen am andern Morgen den Weg nach Rosen- 
laui ein, — am Reichenbache aufwärts. Die Stein- 
masse des Berges, von dem der Reichenbach herun- 
terkommt, ist Kalk. Wir stiegen hinauf, warfen 
aber von Zeit zu Zeit einen Blick auf Meyringen und 
das Hasli-Thal zurück, Je höher wir stiegen, desto 
mehr breitete sich das Thal aus; — die hinter ihm 
liegenden Berge waren bis hoch hinauf mit den 


‚ herrlichsten Matten bekleidet, und mit Senn- Hütten 


bedeckt. Die schönen Wasserfälle des Reichenbach, 


deren man nach und nach sieben zählt , fesselten un-' 
2 


20 


sere Aufmerksamkeit schon weniger; wir hatten, 
* bereits viele und ‚grofse Wasserfälle gesehen. Doch 
verweilten wir eine kurze Zeit bei dem obersten 
Falle, wo der Bach von einer ansehnlichen Höhe 
dennernd in die Tiefe hinunterstürzt. Wir fanden 
am-. Wege nur bekannte Pflanzen, z.B. Gentiana 
asclepiadee, 'ciliata und Amarella, Digitalis 
ochroleuca hänfig, Gypsophila repens, Sedum da= 
syphyllum, Saxifraga autumnalis, Antirrhinum 
alpinum. Neu waren uns nur Myagrum sazxatile 
und Astragalus campestris;. letztere. wuchs häufig 
im Thale vor Rosenlaui. Wir stiegen zu .dem Ro- 
senlaui-Gletscher hinauf; er wird zu den schönsten 
der Schweiz gezählt, und hat eine bedentende Aus- 
dehnung; manche ziehen ihn dem Rhone- Gletscher 
vor ,.auf uns hatte indefs letzterer einen tiefen Ein- 

druck gemacht Die Gegend am Gletscher war mit 
 Saxifraga aufumnalis bedeckt; auch fanden wir 
Lycopodium alpinum und Lichen islandieus. Die 
Steinmasse war fortgebend Kalk. 

. Rosenlaui besteht in einem Bade mit einem ein- 
zigen Wirthshause, was nur im Sommer bewohnt 
wird. Wir übernachteten hier, und stiegen am an- 
dern Morgen über die Schwarzwald Alp zur grofßsen 
Scheideck hinauf Die Schwarzwald-Alp ist mit 
-waldigen Stellen bedeckt, untermischt mit den 
schönsten Weideplätzen. Höher hinauf verliert sich 
‚der Holzwuchs; Sträucher treten an die Stelle de 
Bäume; bald verlieren sich auch die Strauchge- 
wächse und auf der Höhe der Scheideck bleiben nur. 
noch Alpenkräüter; die Gipfel, der umliegenden 


ai 
B l 
Berge zeigen Felder von Schnee und Eis. Als wir ' 
aus dem Walde hervortraten, zeigte sich links das 
himmelanstrebende Wetterhorn; ällein die Spitze 
desselben war bereits in Wolken eingehüllet; are 
hörten aber das einem Donner täuschend ähnliche 
Krachen der herabstürzenden Lavinen. Konnten 
wir uns heute an dem, Anblicke der höchsten Berg- 
spitzen. weniger weiden, so war uns dagegen die 
Göttinn Flora wieder holder. Auf der Schwarzwald- 
Alp fanden wir häufig Polypodium Eonchttis: 
"Dryopteris und Phegopteris, desgleichen Trollius 
.europaeus, Melampyrum sylvatieum, Veronica 
urticaefolia, Lysimachia 'nemorum, ‚Aconitum 
Nopellus, hühen.binauf-Faceinium uliginosum und 
Pitis idaea, und mit. diesen, ‚Sträuchern, vermischt 
Rhododendron ferrugineum. :Da sich Vaccinium 
uliginosum und Fitis idaea. auch. häufig in den fla- 
chen Gegenden des nördlichen Deutschlandes finden, 
woher kommt es, dafs das Rhododendron. ferrugi- 
neum, was hier so häufig in Gesellschaft dieser 
Sträucher wächst, nicht.auch mit ihnen i in. die, Ebe- 
nen hinunter gewandert ista 
Auf der Scheideck:- Alp zeigten. sich Sasifraga 
Aizoon, Trifelium dlpinum, höher hina,uf Primula 
ferlnosa , Cardamine.bellidifolia und resedifelie, 
beide sehr klein, — nebst mehreren andern Alpen- 
gewächsen in Menge. Als wir nach. der,Seite von 
Grindelwald wieder hinabstiegen, fanden wir Plan: 
tTago alpina‘;, Dianthus: alpinus und virgineus, 
Chrysanthemum alpinum, dstragalus alpinusund 
:montanus, Söldenella alpine mit Früchten, be- 


22 


sonders häufig in der Nähe der herabrieselnden. 
Bächelchen, ferner Veronica bellidioides, — tiefer 
abwärts Dryas octopetala, Globularia cordifolie, 
„Stqchys alpina, Ajuga ‚pyramidalis, Arenarig 
‚eiliata, Hieracium. auranliacum und cerinthoides, 
‚Chaerophyllum hirsutum, und besonders häufig 
Gentiana campestris, aber auch Gentiana purpu= 
Tea, feruer Thymus alpinus, und an den Quellen 
tiefer herunter Ophrys monorchis, und Serapias 
‚palustris., Diese in Uebertlufs sich darbletenden 
‚Schätze: Flora’s liefsen uns ein mehrmal sich wieder- 
‚holendes Echo, was die Alphörner einiger Hirten, 
‘dem Mettenberg gegenüber, hervorbrachten, kaum 
geniefsen. Die Stammmasse aller dieser Berge 
ist Kalk. Bu 
Wir besuchten noch den obern und untern 
Grindelwald : Gletscher, von denen der erstere. seit 
‚einigen Jahren stark zurückgegangen ist. Die Spal- 
ten in den Eismassen der Gletscher zeigen eine herr- 
‚liehe blaue Farbe, welche aus dem licht himmel. 
blauen io das tief Azurblaue allmählig binüberspieli* 
Dieses nimmt sich am Rhone -Gletscher in der Ferne 
‚ungemein schön aus; hier konnten wir diese Er- 
scheinung in der Nähe betrachten. Wir kehrten 
‚darauf in Grindelwald ein, — in der besten Hofl- 
„nung, am andern Tage, auf dem Wege nach Lau- 
terbrun über die Wengern-Alp, die Jungfrau voll- 
‚kommen zu sehen, und auf der Wengern- Alp eine 
‚oder andere noch nieht aufgefundene Alpenpflanze 
zu finden. . 


-.  „Am.andern Morgen wurde unsere Hoffnung im 


Zu 23 
eigentlichen Sinne zu Wasser! Es regnete zwar 
nicht heftig, aber die Berge ‚waren sämmtlich’ in fin- 
‘ stere Wolken so eingehüllet, dafs wir nur die näch- 
sten, und auch diese nur vorübergehend erblickten. 
An den Weg über die Wengern- Alp war nicht 
weiter zu denken; zum Warten hatten wir keine 
Zeit; wir fuhren daher nach Lauferbrun, um wenig- 
stens das Lauterbrunen -Thal-und den Staubbach zu 
sehen. Jenes gehört unstreitig zu den schönsten der 
Schweiz, — zu denen, wo die Natur durch Gröfse 
und Anmuth aller Gestaltungen,, durch eine üppige 
"Vegetation bis zu den Gipfeln der angränzenden Ber- 
ge, und. durch malerische Gruppirung der einzelnen 
- Parthien anzieht, — aber nicht durch wilde Erschei- 
nungen den Wanderer erschrickt, und seine Phan- 
tasie in Spannung setzt. Es ist im Ganzen enge, und 
wird von der Lütschine durchstrichen. Der Staub- 
bach fällt, nahe bei Lauterbrun, von einer senk« 
rechten Felsenwaud, angeblich in einer Höhe von 
800 Fuls herunter, und löset sich im Fallen in Staub 
auf, welcher sich aber am Fufse der Felsenwand 
wieder sammelt, und als Wasser weiter fliefst- 
Schade, dafs der Bach im Ganzen nur wenig Wasser 
enthält! — Welche Wirkung würde hier der Rihein 
hervorbringen! Doch ist auch diese Erscheinung 
schenswerth. 5 
Wir fuhren, ohne in Lauterbrun zu verweilen, 
nach Unterseen, bestiegen zu Neuhaus eine Barke, 
und schifften der Länge nach über den Thuner See 
nach Thun, und nahmen auch von da unsern: Weg 
gleich ‘weiter nach Bern Die Ufer des Thuner Sees 


er 


sind, besonders in der Nähe von Thun freundlich, 


bothen uns aber im Ganzen, so weit wir sie über- 


sehen konnten, nichts Neues dar. 


In Bern sahen wir am andern Morgen, unter 
der freundlichen Anleitung des Herrn Apothekers 
Studer, und in Begleitung des Herrn Professors 
-Wyfs die Naturalien- Sammlung und den botani- 
schen Garten. Erstere enthält manche Merkwürdig- 
keiten, besonders ausgebalgte Thiere der Schweiz, 


- "worunter bekänntlich der Steinbock bereits ver- 


schwunden ist; in letzterm, wurden manche Alpen- 
pflanzen gebauet, die hier einen eben so vollkormme- 
nen und natürlichen Wuchs zeigten, wie auf den 
Alpen selbst. 


- Wir nahmen noch denselben Nachmiitag unsern 
Weg über Murten nach Lausanne. Einen alten 
Freund, Herra Professor Gilgeron, mit dem ich 
im Sommer 1806 manche frohe Stunde in Paris ver- 
lebt, und manchen Gedanken aus dem Gebiete der 
Naturkunde gewechselt hatte, sah ich hier., nach, 
einer Zwischenzeit von aı Jahren, wieder. Er 
führte uns in die Umgegend von Lausange, und ins- 
besondere zum sogenannten Signal,. einer Anlage auf 
der Höhe eines uahe gelegenen Berges, von welcher 


‚wir eine herrliche Aussicht auf den Genfer See, und, 
auf die reitzenden Umgebungen desselben, so wie 


in der Ferne auf die Alpen von Savoyen genossen, 
Dafs wir auch in der Stadt selbst alles, Merkwür« 
dige sahen, versteht sich von selbst. Die Flora yon 


‚Lausanne enthielt aber, — so weit wir .uns-umsehen.. 


x 


29 
konnten, — nichts, was wir nicht bereits gefunden 
hatten er 

Wir machten von Lausanne aus, auf dem schö- 
nen Dampfschiffe Leman, einen Abstecher nach 
Genf Decandolle war hereits nach Deutschland 
abgereiset; wir sahen. ihn später in München. Sein 
Gehülfe, Herr. Seringe, nahm sich unserer freund- 
lich an, und zeigte uns die Einrichtungen ‘des bo- 
tanischen Gartens, und die. sonstigen für das Zeich- 
nen, Auflegen und Trocknen der Pflanzen getroffe- 
nen Vorkehrungen. Es sind vielleicht wenige Or- 
ie, wo für die Kultur der Wissenschaften, und 
der Naturkunde insbesondere, so viel durch frei» 
willige Beiträge der wohlhabenden Einwohner ge- 
schieht , als.zu Genf, ‚In unserer Nähe steht ihm 
hierin nur. Frankfurt zur Seite, wo sogar einige 
noch mehr iheils geleistet haben, theils noch! lei« 
sten, wovon die reichhältige Senkenbergische Na- 
turalien-Sammlung, die bereits zu den ersten 
Sammlungen Deutschlands gehört, den Beweis lie- 
fert. Aber auch in Genf findet sich eine sehens- 
werthe Naturalien -Semmlung, und ein von der 
Familie-Rath für die Kunst. gestifteteg Museum. „ 

Die Umgebungen des Genfer Sees, die wir am 
andern Tage vom Verdeck des Leman von neuem 
übersehen konnten, gewähren einen sehr: reichhalr 
tigen Genufs., Schön gebauete Orte, geschmackvolle 
Landhäuser in der Nähe und Ferne, in mannich-« 
foltiger Abwechselung mit sanft ansteigenden Wein 
hergen,. und hinter diesen in.der Äussersten Ferne 


- Waldungen: und Weiden,: zuletzt‘ kaum. noch. er« 


26 
al 


kennbar, — endlich hoch am Horizont, auf der 
einen Seite die Schneekette des Jura-Gebirges, auf - 
der andern die Alpen von Savoyen mit dem Mont 
blanc, auf ihren Gipfeln gleichfalls mit Schnee -be- 
‚geckt, der hier in den Strahlen der Sonne glänzt, 
dort sich aber in die Wolken verliert! 

Bekanntlich hat der Genfer See eine bedeuten- 
de Ausdehnung; — wir sahen ihn von einem Ende 
zum andern; denn man- fährt von Lausanne, auf 
der Strafse nach Mailand, längst dem Ufer des Sees 
bis in die Nähe des Einflusses der Rhone. Alsdann 
führt der Weg durch das schöne Rhone-Thal wei- 
ter. In Bex' konnten wir nur auf einige Minuten 
Herrn Schleicher, mit dem ich bereits länger 
in Korrespondenz staud, besuchen. Er zeigte uns 
sein reichhaltiges Herbarium, und gab uns. -Auf- 
schlußs über die mir zweifelhafte Gentiana Pneu. 
monanthe vom Albis. Wir hatten am Wege bis 
hierher nu Tamus commuris mit Früchten 
geschen. i \ 

Von Bex aus wird das Rhorie-Thal | allmählig 
enger, und die es einschliefsenden Berge gewinnen 
an Höhe. Bei St. Moriz, an der Gränze zwischen 
den Kantonen Waadt und Wallis ist es endlich 
von dem Dent de Midi und Dent de Morcle so zu- 
samimengedrängt, dafs nur ein: Wagen’ durch das 
hier erbauete Thor hindurch kann. : Hinter St, Mo- 
riz zeigen sich rechts nach und nach mehrere Was- 
serfälle,. worunter der Pissevache der berühmteste 
ist, Tamarix germanica und: Euphorbia. verTu- 
cosa wuchsen häufig am Wege; -Kästanien- und, 


D 
' 


h 


27 


Wallnufs-Bäume, mit Früchten schwer beladen, 


- fanden sich gleichfalls in Menge. 


Bei Martinach bestiegen . wir. noch denselben 
Abend die Ruine Batia, von wo wir das Thal und 
die umliegende Gegend übersahen. Der Boden ist 
kalkbaltig. Wir fanden hier Ononis Natrix und 
Euphrasia lutea häufig. 

Am andern Morgen in der Frühe brachen wir, 
mit den nöthigen Führern und Maulthieren verse- 
hen, von Martinach nach Chamouni auf: Der Him- 
mel war ungemein heiter, und der frisch gefallene 
Schnee auf den höchsten Bergspitzen liefs beständi- 
ges Wetter hoffen. Wir hatten kaum Martinach 
verlassen , so stieg der Weg ’'zu' Forclaz hinauf; bis 
zu einier bedeutenden Höhe fanden sich noch Wall- 
nufsbäume, später Waldungen und Sennhütten, und 
zuletzt kam die Alpengegend. Es zeigten sich in- 
defs keine Pflanzen, die wir noch nicht gesehen 
hatten; aber die Gentiana lutea bemerkten wir 
oft. Von der Forclaz stiegen wir zum Thale von 
Trient hinunter, verweilten in Trient eine kurze 
Zeit, und setzten uns dann zum Col de Balme in 


Bewegung. Es gieng noch eine kurze Strecke im 


Thale von Trient fort, und hier fanden wir die 
Phaca alpina. Bald standen wir am Fufse der 
Bois Magnenne, der zuvor zu erklimmen war, — 
eine doppelte oder vielmehr dreifache Maienwand, 
- nur nicht so steil, und bis zu einer bedeuten- 
den Höhe mit Holz bewachsen ! — Der Weg führte 
wieder im: Zickzack über Steine und Felsstücke 
hinauf; die Maulthiere nahmen mit den Vorder- 


28 


füfsen auf den hervorstehenden Felsstücken zuerst 
eine sichere Stellung, und sprangen dann mit den 
Hinterfüfsen nach. Zuletzt verliefs uns der Holz- 
wuchs; auf den Höhen der angränzenden Berge la- 
gen die Schneefelder, — scheinbar ganz nahe vor 
uns. Aber vergebens hofften wir, sogleich auch 
die Spitze des Col de Balme erreicht zu haben; wir 
waren vom unaufhörlichen Steigen höchst erschöpft, 
aber'noch sahen wir das Ziel nicht vor uns! Am 
We ege Tagen noch Reste vom frisch gefallenen Schnee, 
der übrige war bereits von der Sonne geschmolzen, 
Endlich zeigten uns .die Führer in der Ferne die 
äusserste Höhe des Col de Balme, — dahin muß- 
ten wir. Neuer Muth belebte uns; — frisch gieng 
es vorwärts; — in einer halben Stunde waren wie 
nahe am Ziele; — endlich erstiegen wir die Höhe, 
und siehe! der Chimborazo von Europa, der be- 
zühmte Mont blanc mit seinen Satrapen, und mit 
seiner:ganzen Schneekette, lag in der gröfsten Klar- 
heit vor uns. Staunen und Entzücken ergriffen uns! 
‘Wir konnten uns an dem majestätischen Anblicke 
nicht satt sehen wir standen lange unbeweglich,.das 
“Auge nur nach den Bergen gerichtet, Endlich mahnte 
die Zeit, Flora’s Schätze an diesem Orte nicht zu 
übersehen. Die Linnaea bonealis soll hier wach- 
sen! Es wäre mir eine grofse Freude gewesen, an 
diesem Orte, wo ich .den ersten Riesen - unter den 
Bergen von Europa vor. Augen hatie, auch die Pflan- 
ze zu, finden, die durch ihren Namen an den Mann 
erinnert, welchen durch seine umfassende und ge- 
nüalg Bearbeitung in. der Naturgeschichte einst eine 


29 
Bahn brach , und unter den Naturforschern ein Stern 
. erster Gröfse iste Wir suchten, — und suchten, — 
aber vergebens! Alpenpflanzen fanden sich in Ue- 
berflufs, aber nur Azalea prooumdene mit Früchs 
ten war uns neu. 

Wir stiegen vom Col de Balme zur Arve hin- 
unter, und näherten uns hiermit dem Anfange des 
Chamouny-Thals. Als wir dort eben angelangt 
waren, rollte vor unsern Augen von der Schnee. 
kette des Mont blanc, in der Nähe des Berges Ai. 
guille du Tour, eine Lauine herunter; — zugleich 
erhob sich das hiermit verbundene, einem Donner 
ähnliche, , Krachen und Getöse. Wir brauchten 
noch einige Stunden, ehe wir den Ort Chamouny, — 
auch Prieure genannt, — erreichten, und hatten. 
auf diesem Wege die Schneekette des Mont blane. 
mit ihren verschiedenen Bergspitzen, links zur Seite, 
im Hintergrunde aber den Mont blanc selbst mit 
seinen nächsten Umgebungen, namentlich den Ais 
guille du Midi, vor uns. 

Das Thal selbst ist überall eine halbe bis ganze’ 
$iunde breit, und enthält mehrere Orte und einzel. 
te Häuser. Der Weg durch dasselbe läuft an der. 
Ärve herunter, — anfangs in einem geringen Grade 
abwärts, später in gleicher Ebene fort, und ist 
überall gut. Die Bewohner zeichneten sich durch 
Freundlichkeit aus, und schienen, — wenn auch 
nicht reich, — doch mit allem versehen zu seyn, 
was sie bedurften. Ihre Wohnungen waren meh: 
rentheils gut; Rindvieh und Maulthiere, die in zierm- 
licher Anzahl i im Thale weideten, deuteten auf eis 


30 

nen angemessenen Viehstand hin; wir wurden nur 
zwei- oder dreimal um Almosen angesprochen; — 
abgerechnet, dafs uns hie und da Kinder entgegen 
iraten, und in zierlichen Gefäfsen uns Milch oder 
Früchte, — mit einem artigen Änstande, — darbo- 
then, — wohl in der Erwartung eines Geschenkes. 
Uns war aber die freundliche Gabe eben willkom- 
men, und wir entliefsen sie nicht in ihrer Erwar- 
tung getäuscht. Dieses alles hatten wir uns zuvor 
nicht so gedacht; :wir erwarteten vielmehr in diesem 
Thale nur Bettler und ‚Kretinen, und ‚beides war 
irrig; wir sahen nur einen Knaben mit verkrüppel- 
ten Füfsen, und keinen einzigen Rretin. 

Mehrere breite Gletscher steigen von der Höhe 
der Schneekette, zwischen den einzelnen Bergmässen 
durch, ins Thal herunter, und gewähren einen herr- 
lichen Anblick. Wir zählten deren nach und nach 
vier; sie werden theils nach den Dörfern, in deren 
Nähe sie liegen, theils nach Bergen benannt, Aus 
einem derselben dem Gletscher des Bois stürzt, seit- 
wärts in der Mitte des Gletschers, der Arveiron mit 
einem donnernden Gef£öse hervor, und bildet einen 
schönen Wasserfall, der auf einer grofsen Strecke 
durchs Thal hindurch sichtbar ist, Dieser Gletscher 
ist auf der einen Seite von dem Gehölze auf dem 
Montenvert, und auf der andern von der Waldung 
am Fufse der Aiguille du Dru eingefafst. 

Wir fanden im Thale, ausser Laserpitium la- 
tifolium, keine wild wachsende Pflanze, die wir 
noch nicht gesehen hatten. Es wurden aber,, gegen. 
unsere Erwärtung, alle gewöhnlichen Feld- und 


_ 38 
Gartenfrüchte angebauet, — namentlich sahen wir: 
Roggen, Waitzen, Gerste, Hafer, Hanf, Erbsen, 
grofse Bohnen (Vicia Faba), Stangenbohnen (Pha- 
seolus), — doch nur wenige, Kartoffeln, Bete, 
Weifskraut und Kohl. Ja es fanden sich sogar ei- 
nige Aepfel - Pflaumen - und Kirschbäume, doch 
nicht häufig; aber wir afsen des Abends in .Cha- 
mouny kleine Kirschen, die im Thale gewachsen 
waren. Dieses alles überraschte uns um so mehr, 
da die gewöhnlichen Beschreibungen dieses Thals ge- 
rade das Gegentheil aussagen. Nach der Angabe der 
Bewohner ist das Thal im Ganzen 6 Monate im Jahre 
mit Schnee bedeckt. 

Es war .ı1 Uhr, als wir des Morgens auf dem 
Col de Balme anlangten; von dieser Zeit bis Sonnen- 
untergang hatten wir den Mont blanc mit seinen 
Umgebungen stets in gleicher Klarheit vor uns, — 
ein sehr seltener glücklicher Zufall! — Noch des 
Abends sahen wir die letzten Strahlen der Sonne 
allmählig an seiner Spitze verschwinden. Wir be- 
trachteten ihn aus unserm Wohnzimmer in Chamou- 


ay; — es warim Thale bereits dunkel ; — die den 


Mont blanc zunächst umgebenden Bergspitzen, na- 
mentlich die Aiguille du Midi lagen schon im Schat- 
ten; — an ihm allein zeigte sich noch das zarteste 
Abendroth. Zugleich war seine Spitze mit einer 
dünnen Wolke, wie mit einem weifsen Flor um- 
geben; — ein Aar, wahrscheinlich ein Alpen-Geyer 
wiegte sich im leisen Fluge um ihn herum. All- 
mählig erblafste auch an ihm die letzte Spur der 
Röthe; — der Mond, scheinbar nur zehn Schritte 


52 


von der Spitze des Berges etitfernt, breitete seine. 
milde Beleuchtung in einem steigenden Grade über 
ihn aus; — in der ganzen Natur eine feierliche 
Stille! — wir standen schweigend neben einander, 
in die entzückende Anschatung ganz verloren. 

Am andern Mofgen waren die Berge in Nebel 
eingehüllet. Wir nahmen unsern Rückweg vom 
Chamouny- Thal aus durch das Thal Valorsine über 
den T&te noire: Der Weg verläfst das Chamouny- 
Thal, dem zweiten Gletscher, dem Gletscher d’Ar- 
gentiere gegenüber. Er ‚läuft anfangs zwischen 
schroffe Felsenwände. fort, wird aber ällmählig, 
und besonders im eigentlichen Valorsine ungemein 
anziehend, und führt zuletzt am Te&te noire zu 
Schwindel erregenden Anhöhen hinauf. Von die 
sen stellen sich dem Blicke des Wanderers die 
schönsten Gegenden in malerischen Gruppirungen, 
theils in der Tiefe des angränzenden Thais, theils 
an den gegenüberliegenden Bergen dar. Waldige 
mit hohen Tannen bewachsene Stellen wechseln in 
der Höhe, und in der Tiefe mit den schönsten grü- 
nen Matten, die mit Sennhütten besetzt sind. In 
der Tiefe rauscht die Triene Wir fanden die 
Moehringia muscosa, aber. ausser dieser keine 
neue Pflanze. Des Nachmittags langten wir wieder 
in dem Dörfchen Trient an, und giengen über den- 
Forelaz nach Martinach zurück, wo wir erst bei 
Mondschein eintrafen. 

'; Am andern Tage setzten wir unsere Reise nach 
Mailand. fort: . Die Strafse läuft durch das Bhone- 


ihal bis Bryg an der. Rhone herauf, Die Vegeta- 
. tion 


“mit Saxifraga autumnalis "bedeckt; 


33 


ton nahm eirien süidlichern Charakter an; “Colutea 


arborescens, Ononis Natrix,' Echinops sphaero- 
cephalus, Hippophäe rhamnoides, Cheiranthus 
Bocconi zeigten sich am Ufer der Rhone häufig; — 
letzteres auch nahe am Wasserfalle bei Turtman. 
Bei Bryg wendet sich die Strafßse von der Rhone 
weg — rechts zum Simplon, und steigt hier meh- 
tere Stunden hindurch stets aufwärts; sie führt 
nach und nach neben 'schauerliche Tiefen vorbei, 
durch Felsen hindurch, und über Abgründe weg, 
welche mit den schönsten Brücken überbauet sind. 
An den Stellen, wo zu Zeiten herabstürzende 


‚Lauinen dem Reisenden Gefahr drohen, findet der- 


selbe bewohnte Häuser, die von starkem Mauer- 
werk aufgeführt, und durch eine Ueberschrift als 
Zufluchtsorte bezeichnet sind. : Dieses Riesenwerk 
allein sichert Napoleon dann, wann 'einst hin- 
$ichtlich seiner alle Leidenschaften schweigen, die 
Bewunderung und die Dankbarkeit der Nachwelt. 
Je höher man am Simplon heraufsteigt, je mehr 
heben sich in der Ferne von allen Seiten her die 


.Schneegebirge aufwärts; die Aussicht auf dieselben; 


so wie auf die Thäler unter den Füfsen des Wän- 
derers, wird immer schöner und mannigfaltiger, 
In der Nähe von Persal, einer Posthalterei aufdem 
Simplon, verliert sich allmählig der Holzwuchsz 
die Alpen treten an dessen Stelle; wir fanden in- 
defs keine neue Pflanzen, aber Gentiana purpus 
rea und 'Anemone apiifolia trugen häufig reife: 
Saamen. Die' Quellen wären hier, wie überall, 


Ben 
Bar 


‚Ergänzungsb), No, IIL ö 


x 


Br 


m. 


34 


In der Gegend des .neuen und des alten Spi- 
tals waren wir im Umkreise des Weges den Schnee-. 
feldern und.den Gletschern nahe; es wurde gegen 
Abend empfindlich kalte Wir übernachteten, in 
Simpeln, und sahen uns noch des Abends nach den 


- Pflanzen der Umgegend um, ohne etwas Neues zu 


Aindemw Am andern Morgen war alles mit Reif 
überzogen. Es gieng aber jetzt stets abwärts, und 


“ daher schnell, Die Straßse führt durch mehrere 


Galerien, die durch. Felsen gehauen sind. Neben 
ihm, fliefst die Variola  brausend hinunter. Man 
- sieht mehrere Wasserfälle, von denen der neben 
der Gallerie von Frissinone am bedeutendsten ist, 
Die Vegetatipn wurde auf der italiänischen 
Seite des Simplon nach und nach üppiger, so wie 
wir tiefer hinunter kamen. Als wir aber kurz vor 
Domo d’Össola, vom Fufse des Simplon her,.in das 
herrliche Thal an der Tosa hinabstiegen, sahen wir 
uns von einer noch nicht gesehenen Flora umge- 
ben. Grofse Feigen - und Maulbeerbäume in Menge, 
und Phytolacca decandr& wild häufigam Wege; — 
Kastanien- Pfirsich- und Nufsbäume, mit Früchten 
schwer beladen; — große Weinstöcke an Ahorn+ 
bäumen herauflaufend, oder an ‚Spalieren heraufge- 


„leitet, und Guirlanden und Laubengänge bildend, — 
And alle reich mit Trauben versehen, .die oft von. 


den Aesten der Bäume, welche dem Weinstocke 
‚zpr Stütze dienten, herabhiengen, und. das, täu- 
schende. Bild eines mit Weintrauben . beladenen 
Bauınes gaben; — auf. den Feldern, Mays, ‚Holeus . 
Sorghum Lu, Panicum italicum und miliaceum 


| 55 


besonders häufig angebauet ; — die ‘Wiesen an der 


- Tosa mit dem üppigsten Grase bewachsen, was eben 


jetzt, eingeärndtet wurde! 

Der 'Weg führt weiter zum Lago maggiore. 
Noch denselben Nachmittag besuchten wir die be- 
rühmten Boromäischen Inseln, Isola ‘madre und Isola 
bella, wovon äber die erstere eher den Namen 
Isola bella zu führen verdient, als die zweite, — 
obschon allerdings auch die letztere schön ist. Auf 
beiden Ioseln sind künstliche Aulagen gemacht, die 
von dem milden Klima ungemein begünstigt wer- 
den. Die Anlage auf Isola madre hat zwar Ter- 
Tassen, stimmt aber mehr mit der Natur überein; 
auf Isola bella erheben sich dägegen die Terrassen 
regeltnäfsig über einander, und sind wieder eben 
so regelmäfsig ‚eingetheilt. Auf Isola madre wuch- 
sen im freien Lande grofse Bäume von Laurüs no- 
bilis, Laurus indica, Laurus Benzoin und Pru- 
nus Lauro-cerasus, alle theils mit Früchten, theils 
mit Blüthen versehen; — ferner Nerium Oleander 
in grofsen baumartigen Stämmen, mit ausgebreiteter 
Kröne, und mit Blumen bedeckt; — Mimosa Ju- 
dibrissum in mehreren Stämmen; ein hoher Baum 
von Quercus Ilex, wit Früchten; grofse Stämme 
von verschiedenen Magnolien; der Johannisbrod« 
baum (Ceratonia Siligua) von der Größe eines 
Pflaumenbaums, nur niedriger,. und reichlich mit 
Früchten versehen; bagerstroemia indica, als klei- 
ner Baum, mit Blüthen bedeckt; gröfse Cypressen‘ 
und Pineen; ein Granatbaum mit grofßser Frucht;' 


Citronenbäume verschiedener Art, an Mauern in’ 


5," 


36 


Spalieren gezogen, und reich mit Früchten beladen; 
diese werden indefs im Winter mit Läden zuge- 
deckt, Am meisten aber fesselte unsere Aufmerk- 
samkeit eine, gleichfalls im freien Lande wachsende 
‚„dgave americana , die eben jetzt in voller Blüthe 
stand. Aus der Mitte der mäfsig grofsen Blätter 
erhob sich ein etwa ı5 bis 20 Schuh hoher Bli» 
ihenstamm , unten über einen halben Schuh im Durch- 
messer haltend, — fast von der Höhe und Dicke 
eines blühenden Pisang. Die pyramidenförmige 
Krone breitete sich in horizontale Agste und Zwei- 
ge aus ‚ die mit Äerabhängenden gelbgrünen Blu- 
menglocken über und über bedeckt waren. Das 
Alter der Pflanze wurde vom Gärtner auf 90 Jahre 
geschätzt; der Blüthenstamm hatte sich aber kurz 
vorher aus ihr erheben, und hatte fast sichtbar 
seine weitere Entwickelung vollendet. Auf undan 
den Mauern der Insel lief häufig eine Eidechse um- 
her, die unserer grauen Eidechse (Lacerta agilis) 
Ähnlich sah; ich habe sie später in Mailand und in 
Pavia oft an den Mauern heraufläufen sehen, — 
eine Sitte, die ich an der Lacerta agilis. sonst 
noch nie bemerkt habe; war es vielleicht die Lu- 
certa muralis Merrem ? 

Auf Isola bella zogen zwei ungemein dicke und: 
hohe Lorbeerbäume unsere Aufmerksamkeit aufsich« 
An dem einem zeigte man uns eine Inschrift von 
Napoleon. Ausser diesen enthielt die Insel meh- 
xere andere Lorbeer- Arten; eben so mehrere Stäm- 
me.von Mimosa Julibrissim, — .desgleichen Cao- 


&us Opuntia in Blüthe,; so wie Cactus Tuna und. 
4 


37 
Cactus Fieus indiea; diese standen an der Mauer 
auf einer Anlage von Felsen, sie wurden im Win- 
ter zugedeckt: Ausserdem fand sich auch . hier 
Agave americana oft, und wie -verwildert; — 
Adiantum capillus veneris häufig in den Mauern ; — 
weiter grofse Stämme von Salvia splendens., .— 
allerlei Obstarten, und ähnliche Gewächse, wie auf 
Isola madre, nur minder zahlreich. Wir. sahen, 
auch das. innere des an manchen Kunstschätzen rei 
chen Schlosses , — und fuhren dann zu. Stresa an’s 
Land, um unsern Weg noch denselben Abend bis 
Arona fortzusetzen. 
Am andern Morgen sfiegen wir in der Frühe 
zu der Anhöhe hinauf, auf welcher die ' kolossale 
Statue des. heiligen Boromäus. steht. Am ‘Wege 


. fand sich in einer Hecke die -Stechpalme. (lex 


aquifolium) häufig. Unser Rückweg führte uns. 
über den Marktplatz, auf welchem die Landleute 
ihre Produkte ausbaoten. Die Unzahl von großen 
Körben, die mit den schönsten Pfirsichen angefül- 
let waren, zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich. 
Die Gegend: von. Arona his Cesto .Calende gewährt 
zwar auf und. über den See eine angenehme Aus« 
sicht, wird übrigens allmählig flacher. und. einför- 
migere Dieses ist aber. nach. mehr jenseits. Cesto. 
Calende his Mailand der Fall. Aus Flora’s Reiche 
bot sich uns am Wege nichts neues dar; aber Fhy- 
tolacca deoandra zeigte sich. oft. Auch wurde. 
Lupinus albus auf den Feldern häufig angebauet, 
und wie man uns sagte, zu Dünger benützt. Am 
‘Wege war der weifse Maulbeerbaum sehr gewöhn- 


75 


lich angepflanzt, weil man die Blätter zum Futter 


für die Seidenraupen benutzt. Auch sahen wir | 


Wälder, worin der Kastanienbaum zu Schlagholz 
gezogen war. | 
Mailand liegt in einer Ebene, und gewährt 


dem ‚Naturforscher wenig oder gar nichts, was ihn 
besonders fesseln könnte; dagegen finden der Alter-. 


thumsforscher, und der Freund der Kunst mehre- 
zes, was sie anzieht. Ich erinnere nur: an den 


weltberühmten Dom, an die Ruinen des Jupiters-. 
iempels, an die Brera,; an die Arena, 'und an das. 


Triumphthor, was am Eingange des Weges vom 
Simplon unter Napoleon begonnen wurde, und 


jetzt vollendet wird. Diese Vollendung eines grofßs- 
artigen und schönen Kunstwerkes wird der Nach-- 
welt nicht blofs die Thaten Napoleous, sondern: 
auch die edle Hochherzigkeit des jetzigen Regen- 
ten, verkündigen; — :weil nicht blofs der Bau vol-. 
lendet wird, — sondern weil auch in der Ausfüh-. 
rung desselben nichts geändert wird, —. selbst : 


auch das nicht, was in den Verzierungen des 
Thores.auf die Siege Napoleons in Italien hin- 
weiset, Diese Thalsachen stehen nun zwar in der 
Geschichte fest, — aber in welchem andern Staate 
wird man sie: nicht aus den Verzierungen öffentli- 
cher Gebäude auskratzen, — selbst auf die Gefahr, 
das Kunstwerk zu zerstören? — und noch mehr, 
in welchem Staate wird man ein von Napoleon 
begonnenes Kunstwerk in dieser Art fortsetzen P 
Wir besuchten von Mailand aus — Pavia, wo 
uns der thälige Vorsteher des botanischen Gaxlens, 


2 
' 


] 


39 
Herr“ Professor Moretii, :mit zuvorköihmiender 
Freundlichkeit die Schätze des botanischen Gartens 
zeigle.  Derselbe hat eine bedeutende Gröfse , ' und 
ist reich an gut gehaltenen Pflanzen. Besonders 
ierkwürdig waren uns die im freien Lande wach- 
senden, zum Theile grofsen Bäume von Magnolia 
grandiflora, Halesia tetraptera, Cynanchum 
acutum, Evonymus latifolius, Prunus lusitanica, 
P itex Agnus eastus: Manche Pflanzen, die bei’ uns 
nür in einem warmen Gewächshause: ‚gedeilien, 'ste- 
hen bier während des Sommers in freier Lüft, z. B. die 
Papierstar de der Alten (Cyperus Papyrus }, welche 
eben jetzt über und über mit Blütben bedeckt war; — 
ferner Ficus' :elastica,' ein baumartiges Exemplar 
von 'Euphorbia‘ nerüfolia, Nelumbium ‚speelosum» 
Ephedra' distachyd mit Früchten, und = "Musa 
paradisiaca wurde bier im kalten ' Gewächshause 
Bezogen. ° nn 
“ Das’ anatomische Museum ist reich” an schönen 
Präparaten aus’ der menschlichen und vergleichen: 
den Anatomie; viele derselben rühren von Scarpa 
her. Einen gleichen Reichthum zeigen die Natura- 
lien - Sammlung und die Bibliotheck. 
“Wär giengen von Pavia nach Mäiland zurück, 
ünd von da nach Como, dem Geburtsorte des Pli- 
nius und des berühmten Volta. Wir fanden die 
freundlichste Aufnahme bei ‚Herrn Geheimen: Rath 


‚Toseph Frank, der seine Professur i in Wilna auf- 


gegeben, und sich hier häüslich niedergelassen hat. 


. Derselbe führte uns auf seiner Gondel zur Villa 


d’Este; wo einst die verstorbene Königinn von Eng- 


L. 


fand eine längere ‚Zeit wohnte, — und von da 
durch die Umgegend zu seiner eigenen Villa, und 
dann nach Como zurück. Durch ihn lernten wie 
‘auch, Herrn Dr. Camolli, Protomedikus von Co- 
mo, und Direktor des Gymnasiums daselbst, ken- 
nen, dessen Bekanntschaft mir um so, schätzbarer 
war, weil derselbe ein sehr eifriger Botaniker ist, 
und eine Flora von Gamo unter dem Titel: „Plans 
„tarum a Josepho Comollia M.D, in Lariensi 
„provincia lectarum enumeratio, — Novo-comi ex 
„Tipographia, 9. Petri. Ostinelij. 1824“ heräusgeger 
ben. hatı Dieses‘ Buch, was. ich jetzt ‚erst, kennen, 
lernte, war mir um so angenehmer, weil. es,. mif 
der Flora, der Schweiz verglichen, "anschaulich 
macht, wie an der italiänischen. Gränze der Schweiz 
‚die Flora derselben in die Flora von Italien, über- 
geht. Es ist diese Enumeratio nach dem Linnei, 
schen System aufgessellt, aber kein blofses "Namen 
zegister, sondern Comolli hat Bemerkungen hin- 
zugefügt, und überall den Fundart genau angeger 
ben. Von den Kryptogamen sind nur die Egüis 
‚sebacen, die Lycopodien und die Farren aufgeführts 
Comolli arbeitet indefs an einer vollständigen 
Flora, = Das Gymnasium, dessen Vorsteher 'er 
ist, findet sich in einem schönen Gebäude. Hinter 
‚ demselben ist zum Gebrauche beim Unterrichte. ein 
kleiner botanischer Garten angelegt, worin sich ein 
grofser Baum von Cereis Su iquasirum. zeit reifen 
‘Früchten vorfand. ‚Comolli bemerkte, dafs die 
ser Baum in ‚der Umgegend von Como sehr gewöhnr 
lieh vorkomme, ‚Die. ‚größste ‚Kälte im vexflossenen, 


ar 


Winter ‚betrug hier. 7° unter ‚Null, während. -sie, 


bei uns 23° unter Null betrug. 

Der Comer ‘See übertrifft. alle Seen der Schweiz, 
—. den. Genfer _ See nicht ausgenommen, -— und 
eben ‚so “auch in Italien den langen See (Lage 
maggiore ), an Schönheit und, ‚Männigfaltigkeit sei« 
aer Umgebungen. Die Ufer sind, besonders in der 
Nähe von Como, an den Bergen hinauf mit der 
üppigsten Vegetation bekleidet, und mit den schön» 
sten Landhäusern, am häufigsten. zunächst anı. See, 
aber auch ‚an den Bergen hinauf, besetzt, ‚Zunächst, 
am See sieht man Olivenbäume mit Früchten, Cy 
pressen und ähnliche Gewächse in UVeberflufs; hü- 
her hinauf. Weinberge, uud noch "höher. theils zwi- 
schen. den, ‚Weinbergen, theils über dieselben hin- 
aus. bis zu einer sehr bedeutenden Höhe, Kasta- 
nien - und "Wallnufsbäume ; die Gipfel endlich sind, 
abwechselnd mit Gesträuch und mit grünen Matten 


‚bekleidet. Dieses alles ‚zusammen hildet mit dem 


Hervorireten und dem Zurücktreten der einzelnen 
Bergmassen malerische Gruppirungen, die einen un 
gemein zeitzenden Anblick gewähren. ‚Wir genofsen 
diesen Anblick am andern ‚Tage auf das vollkom« 
menste von dem Verdecke des Dampfschiffes her, 
auf welchem wir von Como nach Domaso, algo der 
Länge, nach über den See fuhren, Späterkin nimmt 
das Reitzende dep Umgebungen allerdings etwas ab, 
aber auch von Domaso bis Riva ist ‚nie Umgehung. 
des Sees ‚noch immer schön. 

Da auf Reisen ein kleines "Abentheuer zu dem 
_ Würzen der Reise gezählt zu werden pflegt; sc” 


4a 
fehlte es uns auf'deni Comer See auch hieran nichf. 
Das Dampfschiff von Como bringt die Reisenden nur 
bis Domaso ; von dä fährt man 'auf einem Boot his 
Riva — Wir hatten "dieses Boot bestiegen,’ der- 
Wind blies heftig’ ins Segel, es gieng schnell vor- 
 wärts; — die Schiffer legten sich sorglos hin, und 
auch derjenige, welcher am Steuerruder safs, ver- 


gafs sein Geschäft. So verstrich eine geraume Zeit, 


aber nun wurde die See’ wilder, es zeigte sich eine 
Ströinung von’trüben Wasser, wir waren in der 
Nähe eiher Sandbauk,, die ‚sich vom Ufer her in ‘den 
See 208.”  Glücklicher Weise: würde die‘ drohende 
Gefahr von einem der ‘Schiffer bemerkt, _ ein 
plötzliches Geschrey! — alle springen auf; — schnell 


wird dag Segel eingezogen; — die Wellen “werdeh 


heftiger und schaukeln das Boot hin und her; — "eine 
"Welle schlägt schon über Bord in das Schiff hinein; 
und ‚durchnäfst einige "Reisende: Drei Schiffer spran- 
gen nun ins Wässer, und "hielten mit aller Anstren- 
gung das Schiff von der Sandbank ab, und‘ “führten 
es allmählig in das Fahrwässer zurück. 

_ Riva liegt an der nördlielen äussersten Spitze 


des Comer Sees, Dort beginnt die Strafse, welche 


über den Splügen nach Graubündten, und weiter 
mach Voralberg führt. Von Kleven (Chiavenna) an- 
gefangen hebt sich der Weg aufwärts. Die bppige 
‚Vegetation Italiens bleibt indeßs auch an dem Berge, 
bis‘ zu dem Anfange der Alpen hinauf. Es ist höchst 
überraschend und merkwürdig, auf der italiänischen 
Seite des Splügen Kastanienbäume mit Früchten: noch 
'j2 ‚einer Höhe zu finden , ia ‚welcher auf der Schwei- 


4 
zer Seite aller-Baumwüchs längst aufgehört’hat:‘ ‚Die‘ 
Strafse selbst- steht hinsichtlich: ihrer Schönheit und 
innern Einrichtung der Strafse über den Simplon. 
zur Seite ; sie führt in. der Höhe än’Grausen erre-’ 


‘genden Abgründen vorbei, auf. kunstvollen-Brilcken 


über tiefe Schlünde weg, und’ist da, wo Lavinen’ 
sefahr drohen, mit Gallerien versehen, -die von 
Mauerwerk aufgeführt sind. Wir zählten deren 
fünf; die erste. war über:200, die zweite 300, die 
dritte 170, die vierte 290, und die fünfte 30y Schrit-’ 
te lang. Im Ganzen stellten sich der Anlage dieser 
Strafse wohl weniger Schwierigkeiten entgegen, dä 
die Steinmasse des. Spiügen- Kalk, mithin‘ weicher: 
ist, ‚als die Steinmasse des:Simplon, die aus Granit 
besteht. ‚Auch sind :die Gallerien des Simplon nicht: 
yon Mauerwerk aufgeführt, — nur hie und da nach“ 
geholfen; der Weg mufste vielmehr da, wo sie’ 
sind, durch Pelsen geführt, mithin ausgehauen wer-- 
den. Aber immerhin erregt auch der Wegüber den’ 
Splügen Bewunderung, und fordert den Wanderew 
zum stillen Danke gegen den Regenten auf., der. ihn 
seiner Seits anlegte, und die: Fortsetzung, über den 
angränzenden Theil von Graubündten veranlafsie; 
Auf der Btindner Seite ist der Abhang des Berges 
steiler, und der Weg daher in einem oft wieder- 
kehrenden Zickzack, was man von oben bis unten 
übersieht, an demselben hinuntergefübrt; er hat 
dabei. eine so geringe Neigung, dafs unser Postillion, 
ohne den Hemmschuh anzulegen, im. Trott hinunz‘ 
terfahren konnte. ' 

‘Wir fanden auf dem Splügen dieselben Pflanf: 


44 


zen, welche wir bereits früher in einer gleichen 


Höhe.gefunden hatten, — Sazxifraga- Arten, ids- 
besondere $,. aufumnalis in Ueberllufs. an allen 
Quellen, weiter Trifolium "alpinum mit reifen 
Früchten, Fiola biflora, weiter hinauf Cardamine 
bellidifolia, Gentiana bavarieca, Lycopodium ra- . 
dicans und Rhododendron ferrugineum in Ueber- 
flufs; neu waren uns Soldanella alpina in Blüthe 
und Primula minima,; beide standen oben auf 


 dem.Splügen in der Nähe, einer Quelle; — die Blu- 


me.von Soldanella: alpina ist kleiner, als die von 
Soldanella pusilla, dagegen ist. der Blumenstiel ' 
länger. Auf der Höhe führt der Weg neben Schnee“, 
feldern und Gletschern vorüber, die sich in der 
Nähe undin der Ferne dem Auge darstellen, und 
theils höher liegen, theils auch niedriger, .als die 
Gegend des Weges. In der Nähe des Dorfes Splügen 
erreichten wir den Hinterrhein, der tobend von 
der Höhe herunterkam, nad nun unser Begleiter 
blieb. 

... Der Weg führt vom Dorfe Splügen bis Tusis 
stets abwärts, und läuft in einen Thale fort, . was 
anfangs den Wanderer ‘durch seine malerischen 
Umgebungen entzückt, und mehrentheils eine an- 
gemessene Breite hat, dann aber nach und nach 
enger wird, während die Berge an Höhe gewinr 
men; zuletzt ist es von. Felsenmassen enge einge-. 
schlossen, die immer höher und: höher steigen;: 
und-an der Via mala .eine furchtbare Höhe errei-. 
shen, und. Tod und "Verderben zu drohen ‚schei« 
zen. ‚Der Rhein ‚brauset in einem ‚immer ‚engern 


Bette neben dem ‘Wege berunter, stürzt" än der 


Via mala selbst donnernd in eine unabsehbare Tiefe, 
und entzieht sich in der sehr engen Felsenspalte 


auf eine kurze Strecke dem Auge ganz, und kommt 


erst am verlornen Loche wieder zum Vorschein. | 
Das-verlorne Loch selbst ist eine Gallerie, welche 
durch den Felsen gehauen ist; sie ist nahe bei Tu- 
sis. Unstreitig gehört dieses am verlornen Loche 
und an der Via ala furchtbar schöne Thal zu den 
schönsten der Schweiz, und sollte von Freunden 
der Natur nicht übersehen werden. Von Tusis 
bis Chur ist die Natur zwar weniger schön, doch 
dieses nur ia Vergleich mit ‚der Gegend an der 
Via mala« 

‚Da wir bei der Versammlung der deutschen 
Naturforscher" und Aerzte, welche am. ı8ten Sep- 
tember in München ihren Anfang nahm, zugegen 
zu seyn wünschten: so setzten wir unsere Reise über 
Chur, Mayenfeld, Feldkirch und‘ Bregenz nach 
München schneli fort. An’s Botanisiren war num 
an denjenigen Stellen des Weges zu denken, wo 
es bergauf und daher langsam gieng, Wir fanden 
übrigens, ausser dem schönen Cyelamen euro- 
paeum, wasin einem Walde nahe bei Balzers häu- 
fig in Blüthe stand, keine Pflanze mehr, die durch 
ihre Neuheit, uns angezogen hätte. Bei Bregenz ge= 
nofsen wir noch auf eine kurze Strecke die Aus 


' sicht auf den Bodensee; wir hatten ihn bereits auf 


unserer Hinreise von einer Anhöhe her geschen, 
welche zwischen Biomberg und Schaffhausen liegt. 


Dort wuchs auch häufig Carduus eriophorus, = 


eine Pilauze,, die uns in der Schweiz an manchen 
Orten gleichfalls vorgekommen ist, on 


Angehenden Naturforschern sind Alpenreisen 
vorzüglich zu empfehien; Beschreibungen und Schil. 
Herungen erreichen nie die Natur selbst; in der 
“ Schweiz sind wenigstens alle unsere Erwartungen 
von der wundervollen Natur weit übertroffen wor- 
den. Der Naturforscher mufs aber eine solche Heise 
zu Fufse machen; er wird für alle Beschwerden hin- 
länglichen Ersatz finden, und an Körperskräften zu- 
gleich einen bedeutenden Gewinn haben. Selbst 
Frauen, besonders wenn sie zugleich Liebe zur Pflan- 
zenkunde- haben, . werden so mannigfaltig ergötzt _ 
: werden, dafs sie alle Beschwerden leicht übersehen. 

Unsere Frauen, und selbst meine zwölfjährige Toch- 
ter haben aur zweimal. auf eine kurze Strecke sich 
der Pferde bedient, Nach Chamouny hin hatten wir 
freilich 4 Maulthiere bei uns, brauchten sie aber 
nur bis auf den Col de Balme, weil das Reiten be- 
schwerlicher war, als das Gehen; die Thiere waren 
in Martinach im eigentlichen Sinne uns "aufge _ 
schwätzt worden ; wir gaben ausserdem für dieselben 
eine grofse Summe vergeblich aus, 


Deutschlands Flora in Abbildungen nach der 
-. Natur mit Beschreibungen von Jacob Sturm 

‘I Abtheil. 49. Heft. Nürnberg ı837. Bei dem . 
Verfasser. Mit ı6 illum. Kupfert. und eben so 
viele Textblätter in klein 8. (ı fl. ı2 kr.) 

Bei der Bearbeitung des vorliegenden Heftes 
der beliebten Sturmischen Flora von Deutschland, 
die sich jetzt durch Beiträge von mehrern Botani- 
kern namentlich von Hrn. Prof. Reichen bach‘ 
als- unentbehrlich darstellt, und deshalb von allen 
‚neuern Schriftstellern benützt und cifirt "wird, 
wählte ich eine Reihe von seltenen Gewächsen 


, 

aus der Familie der Leguminosae, die theils in der 
Triester Gegend, theils in den ‚Alpen, vorkommen, 
und benutze nun diese Anzeige, um ‚noch einiges 
zur Erläuterung derselben hinzuzufügen. . 'Zuför- 
derst ist recht schr 2U- bedauern, dals bei Pflanzen 
von dieser Familie, wo es so sehr auf die genaue 
Darstellung . der charakteristischen Hülsen und $a- 
nen ankommt, diese so selten vollständig zu erlan- 
gen sind, indem sie sich oft gar nicht ausbilden, 


‚ theils aber auch schon vor ihrer Zeitigung der $Si- 


chel unterliegen. Indessen habe ich auf meinen 
letztern Reisen diesen Umstand in besondere Er- 
wägung gezogen, und werde künftighin immer 
möglichste. „Vollständigkeit. zu bezwecken suchen, 
wie einige der „nächst. erscheinenden Hefte .dar- 
hun. ‚werden. _ Das gegenwärtige ist folgenden 
Inhalt Genista sylvestris Scop. G serieea, Wulf 

G. diffusa Willd. Anthyllis Pulneraria L. 4. P, 
rubriflora Dec. A. montana L. Phaca Jrigida DL. 
Ph. australis L Oxytropis pilosa Dec, O. mon- 
tana Dec. O. triflora Hp. Astragalus Cicer L. 
A. monspessulanus L. Coronilla ininima I. 0. 
montana Scop. C. veria L, — Die 3 Genisteny 
welche bei Triest sehr häufig in steinigten Wiesen’ 
und Wäldern vorkommen, können in so fern schon 
einen Beweis von der dortigen herrlichen Frühlings» 
Horliefern, als diese Arten kaum irgendwo in Deutsch« 
land wild wachsen; mehrere andere Arten dieser 
Gattung von dort her werden noch nachgeliefert 
werden. — Von „Anthyllis Vulneraria wurde awar 
die sogenannte, varietas alpestris die sich blos durch 
niedern Wuchs und mehrern ganzen Wurzelblätierg, 


6) 


48 
auszeichnet, ‘abgebildet, aber nicht besonders er- u 
vrähnt, da sie in allen‘ ändern Stücken mit der Nor- 
malpflanze übereinstimmt, Mehr ist Anthyllis Pul- 
neraria rubra verschieden, die sich durch rothe Blu. 
men auszeichnet, und mit denselben alle steinigten 
"Wiesen auf der Höhe von Obschina ausschmückt, 
"Bekanntlich ist sie auch von mehrern Botanikern un- 
ter dem Namen Anth. Dilleni und 4. rubtcunda 
wohl nicht ganz mit Unrecht zu einer eigenen Art 
erhoben worden, da sie bei der Kultur sich als con- 
‚stant darstellt, — Bei Oxytropis pilosa ist das Co- 
lorit ‘der Blume zu dunkelgelb ausgefallen, da sie 
im frischen Zustand als ockergelb erscheint und den 
Blumen von Astragalus campesiris gleicht. — Oxy-. 
tropis triflera:: Stengellos, weitschweifig, gestreckt, 
fast glatt: mit ovalen ganzrandigen, gefranzten, stiel- _ 
losen Blättchen und aufgeblasenen, stielrunden, Ian- : 
zeitlichen, mit fadenförmigen Griffeln gekrönten Hül- 
sen. Diese neue Art, von den höchsten Höhen der Ober- 
Kärnther Alpenkette, vom Heiligenblutertauern ‘und, 
der Fleifs, wo sie auf grandigten grasleeren Boden 
wächst, ist zunächst mit Oxytropis monlana ver- 
wandt, doch.aber in mehrern Stücken davon verschie: 
den, wieaus der Vergleichung beider Abbildungen und 
den Diagnosen leicht zu ersehen ist, — Ueber die Be- 
stimmung von Coronilla montana und minima sind 
die Schriftsteller nicht einig, so dafs letztere wohl auch 
äls Coronilla vaginata Lam. erstere als O. coronata 
L. bezeichnet wird, worüber die Schriften von Rei- 
‚chenbach, Decandolle, Wallroth, Trevira 
« ausund Gm eli n zu vergleichen sind. 


“ De, Worpe 


‚Bemerkungen. über Hieracium und einige ver- 
wandte Gattungen; von Hrn. Prof: Tausch 
in: Prag. DE 


Von C Bauhin wurden unter Hieracium 
höchst verschiedene Pflanzen, . denen jetzt dieser 
Name eigentlich gar nicht zukommt, da H. ‚majus 
‚und minus des Dioscorides ganz andere Pflan- 
zen sind, zusammengestellt. B Nach Sprengel’s 
'vortrefllicher Pflanzengeschichte und den trefllichen 
Commentarien Matthioli’s ist H. majus Arno- 
pogon pieroides FF., von dessen schnabelförmiger 
Form des Saamens höchst wahrscheinlich der Gat- 
tungsname entlehnt würde, und H: minus, ‚soll 
nach Sprengel Scorzonerä elongata W.. ‚seyn, 
was ich sehr bezweifle, da’ die Commentarien 
Matth. vielmehr für die ‚ Erepis Dioscoridis L: 
sprechen, zudem da diese in Griechenland sehr häu- 
fig vorkömmt,. Linne bildete aus der großen Gat- 
tung Bauhin’s mehrere, worunter die von Hie= 
racium die gröfste blieb, mit der er. noch Pilo- 
sella Bauhin’ s verband. Der Gattungscharakter 
von Linne ist gut, nur bedarf er einiger Ein- 
schränkung, wodurch mehrere Arten, die ı den gan- 


‚zen Habitus von Crepis an sich tragen, auch” wirk« 


lich der Crepis anheimfallen. eb oangecjes 
1 Hieracium (Bien spec Linn. yiua, 
Spr.) aan ’ ö 3 BEHgTT a6 
Br Eruotificatio,.- Anthodium:. Amhrientimi Ber 
‚eepfächlum nudum. Pappüs.sessilis- multiplex pild- 
sus zigidus ( fragilis) zufescens persistens: »Sckniie 


Ergänzungsbl, No, IV, 4 _ 


Bar 


.50 


(Linn) strista. apice marginafa ( margine_ integro 
‚aut. ‚dentäto.) , . , N 


Vegetalio. Herbae perennes pilosae ı- mulli- 
‚lorag, , nonnungquam stoloniferae hirsutze, foliis varie' 


"dentatisz nunquam zuncinatis, "floribus saepissime 


„glandulosis.. “ . 
| Divisio. H, sistit genus admodum naturale 
quod tamen, ex Fructificatione et vegelatione dividi 


j ‚potest, et guidem est: 


I. Pilosella: Herbae ‚saepissime stoloniferae 
“aut multicaules hirsutäe, foliis integris denticulatis 
"sübradicalibus, scapo. 1r -floro‘ aut, fureato „pauciflo- 
‚To, aut, ‚eorymbo terminali Songesto , floribus . ‚par- 
"vulis, seminibus margine dentatis subasperis. 

I, Aurella : Herbae astoloniferae, pilosae, cau- 


le ı- -aut multifloro saepissime folioso, foliis denta- 


tis ineisisye, ‚Noribus majorihus, seminibus märgine 
integris, 


“Die fheisten Arten sind sehr allgemein Verbre' 


tet, und daher unter dem Einflusse des verschie- 
‚denen | Bodens und Standortes so zur "Abänderung 


geneigt, dafs nicht leicht eine andere Gattung hier- 
ion ‚ausgezeichneter seyn. düsfte, ‚so 2. B.. kömmt 


E35 alpi um oft mit fast nacktem ı- blü üthigen Sten- 
"gel vor, und ‘doch findet, es sich auch ‚häufig mit 


beblättertem ı- und mehrblüthigen Stengel, so fin- 


BR ‘Sich" 'däs "vielblumige “A. umbellatum mit fast 


Tadenförmigen einblüthigen Stengel. Manche dieser 


»Aänderungens scheinen; - -Besönders werin.'man .ein, 
‚zelne, ‚Exemplare‘: 'beirachtet, so viel‘. ‚Ausgezeichnetes _ 


Säubiefhen jidats. ick. selbst anfänglich manche:für 


\ BR tes | 
Pr > s un 


simplex,, aut .ramosum, u 


Sr 


fu 


eigene Art hielt, und. dafs auch wirklich mehrere 


derselben in unsern. neuesten. Systemen. als Arten 
aufgeführt werden, so z.B: wird H. nigrescens /, 
pulmonarium Sm. HalleriW. und incisum Hoppe 
aufgeführt, welche alle nur Varietäten einer und 
derselben Pflanze nämlich .des HA. nigrescens sind, 
welches letztere endlich, _wenn man 'es für .eine 
Alpenvarietät, des :H, murorum L. ansähe, man 
eben nicht ‚sehr. fehlen würde. Im. Allgemeinen 
läfst sich sogar ein Schema angeben, nach welcher 
fast alle Hieracien, überhaupt die meisten Cicho- 
raceen mehr oder weniger abändern, und zwar 
„Hieracium variat: 


& 
vegetätione ‚ fructiicatione 
latifolium, aut. angustia 3- Horum, aut multiflo- 
folium. “ zum, et vice versa. 
— grandillorum, aut parvi- 
utrümque Aorüdi- . 
dentatum, aut ineisum, yupiflorum (ligulis corol« 
aut subintegerrimum las danalieulato: 
Koliis). . ae daha iculato : convo« 
pilosum, pilosissimüum, latis). Bu In 
aut dentatum, ..  ‘. .macrostylum (ligulis co- 
maculatum (fol). °  rollae contractis abbre- 
nemorosum (fol. maj. te-  wviatis, genitalibus lon- 
“ nem) ge exserlis.) 
nudicaule, aut foliosum, MED 
‚ef vice versa, BR u Een u 


stoloniferum , aut astolo- an . an 
niferati, aütstolenie 
Slorum, z. tr „ Par R EARN, 
: Aus dieser; wielfachen“ Veränderlichkeit der.i :Fie- 
\ 4" 


np 


£ zacien ist leicht zw 'ersehen, wie schwer .es. sey,. 
sichere Charaktere zur Unterabtheilung der Gat- 
‚tung zu finden, und wie allgemein die Piagnosen 
abgefafst werden missen, wenn sie für bezeichnend 
gelten sollen. Ich will nun die bekanntesten Arten 
mit ihren Varietälen durchgehen ohne mich wegen | 
des-gedrängten Raums in eine vollständige ‘Synony« 
mie einlassen zu können, und selbst die von mir, 
früher angegebenen: obwohl nirgends beschriebenen 
Arten anführen‘ ’ ! 


| 


== Pilosella“ = 
ei 'seapo subnudo. “ 

1. H. Pilosella {L. spec, 1125.) scapo nudo sa« 
pissime ı- Horo; foliis ellipticis subintegerrimis sub«. 
tus tomentosis ; stolonibus reptantibus. 


&. vulgare: foliis ovato- - ellipticis. [CO angusti- 
folium : foliis lanceolato - -elliptieis %.denticulatum : 
foliis acutis’ denticulatis. d. incanum:: foliis utrin» 
que tomentosis (AI, ped- 1 p. 212) & hirsulum 
(« et ß): foliis 'scapo saepe et anthodio valde hir- 
sutis, % fagellare (& et ß): stolonibus ‚repenti- 
bus, ramosis scapigeris. 9% alpinum: flore majori, 
squamis anthodii Iatioribus, stolonibus abbreyiatis 
(MH. pilosellaeforme Hop.) $s ooneolar: ‚Aosenlis 
subtus concoloribus, & furcatum (v ße & $): | 
scapo furcato 2-3-floro. Mn. stoloniflorum (# et 
B) scapo stolonibusque fere. 'omnibug’ "foriferis kurs 4 
ratis. CH stoloniflorum Wet K) ou 9 

"Hab: vulgatissimum in omni Europa; in. Pe 


v . t 


33 


demontio,.4 in älp. Salisb, Hoppe, in: Pyrenaeis 
Coder. % in Croatia et montibus 'Bohemiae. 2, 

Omnes varietates inveniuntur passim furcatae 
et stoloniflorad, sed constänter, stolonibus fere ‚om 
nibus -Sloriferis 'inveni # et quidem var. foliis-lan-: 
ceolatis, quae foliis subtus levissime tomentosis; 
scapo pilis brevissimis"glandulösis scabro anthodio- 
que nigricante a A. Pilosella recedere videtur,';vas, 
rietatem ejus ‚latifolium e. Croatia non vidi, deest 
in herbario Waldsteiniano. u , 

v. Var... latitudine squamarum: anthodii variat, 
estque mera varictas. 

2. H. Peleierianum: (Cand. Frane: n. 2913, 8) sca- 
pis nudis 1“ floris aggregatis ‚“anthodio apice cold 
rato laxo villoso ; foliis ellipticis longissimie hirsutis 
subtus tomentosis,' 'stolonibus ädscendentibus, ° er 

H.in Gallia, inque Palatinatu,Ziz 2. 

Licet H. Pilosellae sit pröximum, tamen vix 
qua varietas ejus eonsiderändum.  Stolones rarius 
radicantes certe numerum scaporum adauctum ad« 


ducunt. De 


3. H, Ir achiatum (Bertol. Cand. Frane. 5. p- 443.) 
scapo subnudo ramoso paucifloro; foliis elliptieis 
subintegerrimis subtus levissime canescentibus; 
stolonibus reptantibus. 


&. latifolium (H. collinum Bess.) fs» angustin 
Jolium. .-y« dentieulatum. _d. hirsutum, &. fla- 
gellare, &. stoloniflorum. :%« discolor: Nosculis 
‚ subtus. rubris. I. glaucescens (H. Pseudauricula 
Tausch) foliis ‚glaucescentibus. 


+Y 


—. 


94 


H. in pratis pomariisgue Bohemiae > vulgare 


‘cüin H. Pilosella. 2 


"4 H, dubium (L spec, 1125.) scapo subnudo ra- 
moso 'subcorymboso ;* foliis oyato-oblongis subinte- 
gerrimis hirsutis subtus vix. canescentihus; stoloni- 
bus repentibus. ‘ 

@. pauciflerum: scapa 3-4-floro (CH. collinum 
et flagellare horf. berol. bifurcatum hort ) RB? mul.: 
tiflorum (H, oblongifelium Tausch ) scapo elatiore 
corymboso- multifloros” \ . 
» HB: &« in montosis, ß: in pratis Bohemiae. Y 

‚Observ. H. dubium L. est planta maxime du- 
bia, cum synonymum Bauhini a Linnaeo ad« 
ductum ad H. Pilosellam spectat, et ex denomina- 
tione certe ipsissimo Linnaeo dubia fuerit, quod 
vero de 4. durieula L. et A, dan. quod a. pleris- 
que botanicis qua H. dubium L. declaratur, plan- 
ta vulgatissima, omnique tempore optime nota as- 
sumi non potest... Substituenda itaque est species 
phrasi Linneana, quae hinc opfime respondet« 
Talis vero est H' nostrum, quod non solum forma, 
folierum, sed et scapo convenit, dixit enim, Lin- 
naeus in hoc et Auricula scapum pauciflorum ex 
oppositione ı-Aori aliorum multiflosum , et in spe« 
ciebus vere multifloris e,g. H. eymosa et auran« 
tiaco. -inflorescentiam umbellam aut soryrabyr acur 
tissime statuit. 

rs Hs angustifolium CHopp- apud Sturm ef. 
wnld) scapo subnudo hirsuta; corymbo simpliei 
paucifloro, anthodio villoso; foliis. spathulato-lanr 
ceolatis parce hirsutis; stolonibus nullis. . 


ı 


ß; 'parviflorum:: Noribus minoribus confertio- 


ribus, (Vill, it, P 59. 63. £4- 0 pusillum Hopp.) 
y furcatum (MH. furcatum Hoppe e spec, Cl. aut.) 


H. in alpibus %. 

6. H. Alpieola: scapo subüude hirsutissimo fur- 
eato paucifloro ; anthodio nigro villoso; foliis lan-' 
ceolatis hirsutis; stolonibus abbreviatis. ascendenti» 
bus. H. in alpibus Tyrolis, Attulit Siehen - 

- Scapus 3. 4 florus, pedunenlis elongatis ,. 'antho- 
gium fere duplo majus ac in H. angustifolio 
@& aterrimum, flosculi subtus purpurei. 

7. H. Auricula (L, spec. 1126. Fl. dan, t. 11% 
H. dubium Willd.), scapo subyudo glabriusculo; 
cörymbo simpliei paucifloro, anthodio glahduloso ; 
foliis ‚spathulato - -lanceolatis. ‚suhintegerrimis ciliatis 
glaucescentibus; stolonibus repentibus, 

ß. elatius: scapo pedunculisque elongatis yusto- 


loniflorum. d. uniforum, 

H. vulgatissimum in omni Europa. 2%, 

8. H. radiocaule: scapo subnudo, glabro; corym- 
ho composito fastigiato, anthodio glanduloso; foliis 
spathulata - - lanceolatis glaucescentibus parce eiliatis; 
stolonibus numerosis reptantibus, plerisque ascen- 
dentibus floriferis. 

H. in.pomariis, pratis Bohemiae. Ho, 

Proximum H. Aurieula, sed duplo majus, co« 
zymbus compositus, et stolones reptantes. 


9. H. fuscum (Vill. it, pe ige tn. f2. exch syn.) 
“ scapo subnudo parce hirsuto; corymbo pauciflorp, 
anthodio nigricante hirsuto; foliis spathulato -lan- 


: 


‚88 


56) 


ceolatis acutis denticulatis ciliatis glaucescentibus; = 
stölonibus saepissime floriferis. “ 

H. in alpibus Carinthiae, Helvetiae. 2. 

Flores H, aurantiaci, folia H. Aurieulae. 
Synonymum Ba u hini ad H. aurantiacum” . 
Pr pertinet. 2 

0. H. gitenuatum : scapo subnudo elongato r. ra 
moso, ‚ramis attenuatis corymboso - paucifloris; foliis 
lanceolatis glancescentibus sparse hirsutis ; stoloni-’ 
bus nullis. 
° -H. in. äprieis Böhemiae ad. Karlstein. Tavenit 
Dr. Mann % \ 
>. Seapus 2 - pedalis hirsutiüsculus a a medio 7 ramp- 
"us, ramis erectis subcorymbosis. 

b. scapo plus minusve folioso, 


, 
Me 11, H,. pratense Tausch in hort. Can.) scapo paueifo- j 


lio corymbogque multifloro nigricaute hirsuto.; foliis 
oblongo -lanceolatis langealatisve dentieulafis pilosis ; 3 \ 
stolonihus repentibus, or 
ß. laxoeolatum (H. dubium FI. dan; #rs044 
sub. anthesi) ,1y» dentatum: folüs subrepando-den 
Heulätis astoloniferum.  & stoloniflorum:. ü 
abovatum: foliis obovato - Tanceolatis, ealyCihr 
bus canescentibug, 
Hab. vulgare in pratis, silvaticis, muris anti. 


. quis Bohemiae et Palatinatus Ziz. & in hortis- qua 


H, eymosum. et collinyum : occurrit, et‘ forte ent 
‚var cultura orta, 2f. u 
Proximum A. aurantiaco:E. 
(a H. "ayrantiacum (In spec» 1126.) scapo 'pauci 
folio subhispide » corymbo onferte nigricante hir- 


a 


u Die 


\ | | 57. 


r 


suto.;. foliis, oblongis denticulatis pilosiss his; ‚stolay. 


nibus filiformibus repentibus, _ BE 
„Bi dilutum: Noribus:ex. Infeo- Tuscia yo stölo. 
niflorum, 2% astoloniferum,: ' ai EAE EEE Zu BEE or. 


H. in: ‚alpibus, Sudetis Cihyatılgue Pi in ap. 
Helvetia 2: 00T 


13. H. Vaillänti (angusiafum Tausch) scapo. basi $ h 
folioso elato "hirto scaberrimo: corymbo ‚suboymoso, 
glanduloso - piloso ;, foliis anceglatis elangatis sparse 
hirtis; stolonibus repentibus. Sg 

H, piloselloides majus longifolium foribus Ia-; 
teis fere umbellatis Vaill, act, 706, H. cymosum 
ß. Reichenb.: ice. te 568, ehe 

.H. ia _collibus Bohemiae A... 0. 

“inter” Pilosellas maximum , ‚folia, fere- ‚pedalis, *; 
pilis brevissimis. uli scapus hirta,.. ‚eyma ‚saepe Tegu- 
laris ut in H, cymaso sed non adeo eonstans; Ho, 
Tes majores. , . 

14. H, cymosum (L, spec.1126.), scapo basi folion 
so foliisque . ablongis lanceolatisve pilogis,; ceyma 
composita, anthodio villosissimo , foecundato sub- 
globoso; stolonibus rarissimis repfandibus väll a 


b4 Reichenb ic, &ı17, , oil: 
H. gregarium in collibus inprimis silvatieis, sube 
umbrosis Bohemiae, Austriae,, Hungariae. +. % 3 


=  Variat latitudine foliorum, 'et magnitudine flo- 
rum, Specimen stoloniferum debeo D. Opiz.. Icom 
Fl. dan, t. 810. habitu toto convenit, sed pedunculi. 
rimis ' depauperati ı-fHori' repraesentantur, Icon 


Sturmii quoad inflorescentiam mala« FH. globu« 


ut 


58 


liferum, olim. dixi‘, cum insequens- pro BA. eymaose., 
habui ze 

-15. H..4llionii Copmosum AIL, ex . Cl.:Bilbis) 5Ca= 
po basi folioso foliisque -oblongo-lanceölatis dense 
hirsutis; ‚corymbo  sübeymoso anthodioque hirsuto; 


. stölonibus elongatis reptantibus, 


H. in collibus Pedemontü. 2%. . 
"Pill foliorum densi suberispati, spapis corymbi- 
güe "elohgati rigidi. | 
weg: Hleollinum‘ (Göchn. dis. pP. 17. t. 1.) H. Au 
zieula Bess, etfere omn. ‚Autor. H.: vulgare Tau. scapo 
Basi "folloso apice sparse hirsuto; "foliis  oblongo- j 
lanceolälis. lanceolatisve "sparse hirsulis; corymbo 
composito patulo subhirsuto; stolonibus reptantibus, 
ß. dentatum: foliis angustis repando- denticu- 
Yatis Aoribus minoribus. (H. calodon T.) 
Ye astoloniferum. ö, ‚glaueesoens: follis supra 
gläucescentibus.“ : u 
H. vulgatissimum in n pratis, ‚sollibus „muris t0« 
fius Europae. ap. 
“39. H, asperum : caule sparse folioso hirsutissimos 


'foliis lanceolatis’ glaucescentibus corymboque subey« 


moso "hirsutis; stolonibus omnibus ascendentibus tlo» 
ziferis. ß, ramosum: scapo elatiore subramoso. 
‘H: in Palatinatu: Zi. 2%. ° 
13. H. melachaetum -(Tau. in’H. Can.) scapo basi 
folioso apice Corymbogque conferto - hirsuto; folis 
lanceolatis denticulatis . glaucis‘ eiliatis, ‚stolonibus 
zeptantibus. - > En 7 \ 
Be in Fupestribus Bohemiae.' PR Folin‘ om- | 
»lum maxime glauca, sacpe undulata. 


: Pili ‚sub corymbo Tongi 'rigidi ‚plerumque ülgrl. 

19. H. Bauhini (Bess. gal. 2. p:'149.) Sepo: Häsir 
folioso corymboque subeymoso: ‚glabriuseulo ; "foliis 
lanceolatis glaucescentibus hirsuto “äiliatisy.'stoloniä, 
bus reptantibus. u Bee 

:B vireidulum? eorymbo dense ‚ganduloso {He s;M 
fastigiatüm T.). a 

H, & in pralis eos Bohemiae‘ coli 
in hortis. a. on “ 

20% H. densiflorum (Tausch i. H. Can.) scapo basi- 
folioso apice hirsuto ; foliis angusto- lanceolatis'eras- 


stusculis glaucescentibüs parce ciliatis; corymbo sub- 
cymosd ‚conferto ;; anthodio : subvilloso ; - stolonibus 
roptantihüs: (an H, glaucescens Bessp) 27 
"R. cum‘ antecedenti, ae: :Folia‘ biegen, 
flores parvuli, - 
au Hd. fliferum s scapo basi folioso eorymbague * 
divaricato hirsuto; foliis angusto-lanceolatis glau- 
cescentibus ciliatis;stolonibus reptantibus filiformibus, 
‘ H. in Palatinatu, Ziz. 2%. . 
002% HB, praealtum Goch, (florentinum Spr. hal 4 
t: 10. fe1. stellatum Tausch) scapo basi folioso glahrius- 
eulo; corymbo fastigiato ereoto parce "glandulosds 
foliis laneeolatis glaucesoentibus eilialis ; stolonibus 
Aullis. i 
B multicaule {H. praealtum Reichenb. ic, 
1, 55. H. florentinum Sturm. germ, ic. Yr hirsun 
tum: scapo subhirsuto. (H. abseurum Reichenh, 
1.e.) 9 tubulosum: & parviflorum: floribus dupla 
winoribus, 


; 


60 


"Hein collibus, muris Bokemiae Germaniae Hel- 
vetiae Galliae. 2. . 
. .». Exauctoritate aliorum hoc nomen accepi, licet 
H.. prasaltum Pill, it; 1.2. nunquam huc trahen- 
dam erit. 

a3. H, piloselloides (Vill. delph. 3. p- 100. 1.26.) 
scapo basi folioso glabriusculo ; corymbo elongato 
subpaniculato, pedunculis -divaricatis nudis, antho- 
dio glanduloso; foliis anguste lanceolatis ciliatis; 
stolonihus nullise 

BR multicaule, 

H..in Helvetia, Italia. 2%. 

Icon: Villarsii bana, sed plantam alpioan 


v U. minorem repraesentat; vidi autem spontaneam et 


te 


cultam scapo a-pedali ceterum ab illa non ablu- 
dentem. 

24. HB. Micheliis scapo basi folioso glabro panieu- 
lato patulo, corymbis divaricatis, pedunculis squa- 
mosis ‚anthodioque glabriusculis; foliis lineari-lan- 
ceolatis elongatis glabris glaucescentibus; stoloni« . 
bus nullis. 

H. maritimum umbellatum angustifolium Pi. 
losellae.facie Mich, hort. pis.8ı. 
= _H, florentinum All, ped, n,775? 

H. in Italia (Sieb) 2%. 

Folia fere H, staticifolii, corymbi magis diva- 
rieati ac in Hl, piloselloide. More aliorum astolo- 
niferorum est multicaule, scapi nempe laterales vie 
ces stolonum agunf, Scapus primarius vix pede al- 
tior a basi ramosus. ZZ 

25, H. cinereum (Tausch. Flora 1819. p« 463.) 


6 
scapo folioso ramoso -pauciflora.; foliis ‚Janceolatis 
elongatis. acutis..subintegerrimis.hirsutisy., subfus: ca« 

“ nescentibus; stolonibus omnibus Nloriferise.. tom. 
H, in rupibus- Bohemiae, .- %. ER 
‚Ber. plures annos:; ‚eultum: ‚omnes servavit cha» 

racteres ’ sed fructum. nunquam. protulit, videtur 

itaque hybridum ex H, setigero, et alio. 

‚26. H, fallax (Willd, enum. 822.) scapo basi- f0+ 
lioso foliisque lanceolatis: sparse hirsutis subtus, sub- 
ennescentibus; corymbo elongato canescente;: stolos 
nibus subaullis, u 

ß, multicaule, , 

-Golitur in. hortis.: Spontaneum. na "noseo. 

a7... seligerum Tin Can, Cechioides Ww. .K 4# 

4.85, € ‚spec. H, cymosum. Spr. hall. t. 10. 63) 
caule folioso ; ‚longissitme., hirsuto ; folüis. Jangeolatis 
hirsutis subtus subcanescentibus, corymbo. composite 
fastigiato, anthodio caneseenti-villoso ; . stolenibus 
aullie. - a od 

P» multicaule stolonibts neinpe exactis Hori« 
feris. Ye grandiflorum : Horibüs fere duplo majo- 

"Tibus. ds elatius: caule elatiore, eörymbo elongato 

ramosissimo (H. eynoglossoides Froehl;)- &?.hetero= Ad 
dexum, ('Dau.) stolenibus alüs floriferis, aliis rep- 
tantibas H.-& ß Y.8 in rupibus collibusque Bohe« 
miae 'Austride‘ Hungariäe 5 in Hüngeria C herbe 
Waldst. ) coliturque: A. . “ 
Hucusque cum insequente ab auföribts promi 
eunum fuit,’sed folia, vere hirsufa ‚non strigosa habet, 
38 l.echioides: (Lumütz, ‚poson,. m. 782) eaule EH 


x 


62: 


_ Solloso :hirsuto ; foliis: lanceolatis strigosis subtüs 


-subeanescentibüs;'dorymbo composito fastigiato, an- 


thodio touientoso, stolonihus nullis. 

- ß. multicaule, . Yy, grandiflorum. 
Mi cum H.. setigero. %%, Caulis plerumque 
"ascendens plus minusve foliosus. 

29. H, Zizienum: caule sparsifolio hirsuto; foliis " 
dblongo :lanceolatis strigosis; corymbo subeymoso, 
Anthodio tano -villoso, stölonibus nullis, 

PR tubiflorum. 

H, in saxodis Palatinafus, Ziz: ETasE = 

‘Huc potius quam ad H. Bauhini Schul sy 
«: nonymuni H. murorum angustifölium nor sinua- 
° „tum Bauh, prodr.67. t.67. trahendum est. 

- 50, H. pumilum (Lapeyr. abr. p. 409, breviscapum 
Cand.) caule paucifolio nano; foliis- obtusissimis - 
lanceolato :spathulatis longe hirsulis; corymbo sub 
3-Aoro, anthodio villoso ; stolonibus nullis- . 

Hi in Pyrenaeis orientalibus (Coder) Le 


er b 


nn. il. Aurella 


wu 2. .du caule ‚subunifloro, 


d 


ur H. Schr aderi (Cand, syn. galli n. agoy): caule 
subnudo‘ 1-floro4 ‘anthodio -laxissimo foliisque: lan- 
ceolätis acutis subintegerrimis albo-villosissimis.. 
wi HB. alpinum Willd, spec. 3. 1561. (‚exel. „syn 
praeter Bauh,) All. ped. n.771. tik, ‚f2e Hoppe 
apud Sturm espec. Cl au n - 

ße biflorum V ill: dauph. 3 .p .10ß, % E77 

‚Ve in Henudatum : :foljis. glabriuscalis. gläucesöentibus 


\ 


(a et a ) Ha: glanduliferum Hoppe apud. Sturm., 
H,. glabratum. Hopp. ‚apud Willd, et Stu‘ Ta. 
H. in alpibus. 2. ET ee De N 


Multum :.H, villoso La; ‚quod: simili: modo va 
riat, afline. Folia nonnunquam undulata. 


32, H. alpinum CL. spec, 1124. exel. Bauh. FL Ra 


dan. t. 27. Ray angl. 3 pı 66 v6. £a. Engl. bot, 
t. 2110.) caule subnudo 1 -Höro, ‘anthodio villosoz 


Toliis spathylatis obtusis dentieulatis sparse villosis. 


Hr pumilum Hopp. apud Willd, et Sturm 
e spec. Cl. aut, 


&+ vulgare: foliis ovato- spathulatis ß. angu- 
stifolium; foliis ‚lanceolato - linearive.- -spathulatis, 


% dillosissimum : <caule.. ‚antbodioque villosissimo, 


: 8,. pilosum:: ‚anthodio, piloso. & tubulosum: ‚caule 


subfolioso, flosculis twbulosis. &- sguamosum: cal 
le foliis linearibus dense folioso, M+ Jolosum (H. _ 
alpinum T.) caule folioso ı- = floro. % macro= 
stylum';, eaule -folioso ı- & floro, fosculis conVo- 
Iuto.abbreviatis, 

H. in, alpibus Europae; . in Sudetis gregarium 
eum omnibys, varietatibus. %. 


33. H. Halleri (Vill. delph. 3. p. 104. t 26. Hallı 


Helv. n 49 melanocephalum Tausch , atricapillum 


Hopp pumilum ‚plur--Aut Botan. Helv. ) caulesubnudo 


1 -floro; ‘anthodio nigro- -villoso;.. follis spathulatis 
‚dentatis sparse villosis obscuris. ,,.. 
Varietates ” Omnes sonstanter: agnoscit, quas de 


=. alpino adduxi enenpta ‘8, ‚guam saltem. hucuss 
que nondum ' obgervaxi: onen Br 


ak 


g 


64 

.H. ia alpibus, Carpathis, in Sudetis. una. ein 
H. alpine copiosissimum cum omnibus varietatibus, ” 
Anthodio majori nigerrimo, ‘et foliis obscuris plus 
aminuave ‚argule dentatis: Primo intuitu a Hs alpino 
differt, : Fu 


"L caule multifloro, foliis caulinis, sessilibus . 
„aus subsessilibus. . ot 


51. H. andryaloides (Vin. delph. 3. p 121. t: 29.) 
eaule paueifolio pauciflöro ; foliis radicalibus ovatis 
.basi dentatis, pilis plumosis sublanatis‘ , caulinis li 
nearibus.. = 

ß. angustifolium : foliis oblongis a. Liottardi 
Vill 1.26.) %Y» integrifolium: folüis subintegerri« 
mis & ovatis (H. tomentosum integto folio: Boca, 
Mus. 2. p.147. t. 106, Barr, ic» 238.- H: saxatile vil. 
1.26.) 8 oblongis CH. Kawsonil. "väll, -t 26.) 


%, uniflorum, _ : De 
H. in rupibus Galliae, montibüb' ‚Sphaxiotieis 
Cretae Sieb 2%. I u 


‘55, H, undulatum ('willa. spec. 3,1587. ) pilis 


plumosis tomentosum; caule ramoso corymboso® fo- 
%ioso, foliis oblongis basi attenualis undulato - dentatit; 
H, in Hispania. Ak. ' ö 
. 36. H. lanatum (Vill. delph. 3; rn 120, Andıyala 
lanata L.) pilis plumosis lanatum ; caule ramoso 
‘corymboso folioso, peduneulis elongatis; foliis var 
sis acuminatis subintegerrimis.', “ 
“ H«‘in Europa australis Ah. 


More aliorum ex Allionio foliis inciso- dem: : 
ati - 


65 
tatis variat, . Videtur subinde adhue alia latitare 


species foliis amplexicaulibus, än H, verbasöifo- 


lium vi? 


37. H. Waldsteinii Ulanatünt W, et K. hung. =»: er 


t,127.) caule Basi dense foliosd; apide "Hidiusculo 
paueifloto ; foliis inferioribis oBlongis dentichlatis 
undulatis' pilis plumosis: lanatis; superiorjbus linea- 
ribus denudatis, BE 

‚HB. ‚in: alpibus Üroatiae. Fy Pii anthodiü 
eglandulosi. 

. 38. H, ‚Schmidtü (Tausch in hort. Can. ) caule 
paucifolio subramoso corymboso, pedunculis antho- 
diogue. glahdulosis ; foliis oblongis utringue attenua- 
tis ee glaueis. figide ciliatis.. 

H. glausum pilosum Felüs parlim dentatis, 
Du. Kieh, 2086. &, 149. H. Laiwsonit Smith Engl 

bot. 1.2083. Spr. syst. veF. 3. 641. (non VilL) 

ß foliosum: caule plurifolios Ar nemorösum. 
ö. maculatum, & hirsutum: foliis utrinque hirsu- 
tis candicantibus (H. candicans Tausch H. villosum 

Smith Engl. bot. 1.2879?) & uniflorum (H. xu- 
pestre Schmidt act: boh. ı. pP 58. £. 9.) 


H. in rupibus montibusque elatioribus Bohe: 


mine; ‚Angliae. a. 


 bili longi rigidi Pilosellae hane specierh optimie 
distinguunt,. 

39. H. nigresöens We: spec, 3. jr) caule 
paucifolio subfurcato Ppaucifloro ; anthödio aterrimö 
villöosülo; foliis radiealibüs Öyatis öblongisve denta- 


:tis, petiolatis pilosig. Er 


Eigänzungsbl. Nro, V; 5 


vn 


+) 


66 
ß. vilosum : totum subvillosunr (H. pulmona- 
rum Smith Engl. bot, 1,2337. H. Halleri Hopp 
Ge? apud Sturm et Willd. )Y maculatum, d. unia 
f florum. #£, incisum: ‚foliis acuminats profunde 
serrato-dentatis (H. incisum Hopp., apıd Sturm.) 
L integrifolium : . foliis subdentatis caule. 1.- floro 


DD (H. decipiens Tausch) nad 
"BR. in alpibus; iu Sudetis vulgatissimum cum 
| 0 omnibus varietatibus. Y. : 5 an 
> j "404 H murorum' u ipes; insg j"caule p pauci- \ 


multifolio ; foliis radicalibus‘’ Petiolatis' ‘ovatis‘ 'obloi« 
gisve basim versus profunde dentatis' pilosis}' 'ch4 
zymbo terminali subdivaricato glanduloso. “ 
% vulgare: caule ı-paucifolio,, foliis radicali- 
hus ovatis saepe subcordatis. on 
P» silvaticum : ‚caule subramaso. plus“ minusve 
fölioso (H. "silvaticum rl. dan, t. 1113, „Willde 
spec. 3 . 1578, Engl. bots #. 2051. ‘Spr. sysh 3. Sad 
H. Ppulmonarioides vill. delph. 3. 1.34.) 
MY angustifolium: a eı ß} (Pulmonaria eallion. 
\ tenuifolia Tabern. Kr. 195. ) j 
\z ®. ineisum: folis profunde dentatis imo et 
subpinnatifidis. %, (H. murorum £. Linn. spec.) 
ß: CH. vulgatum Fries. Spr.) . 
,»% pilosissimum. 2; (H. murorum ®, Linn). 
: CH. imurorum Y Linn. H. exicaule Tausch. I, 
E nemorosum:. foliis majoribus , tenerrimist 


(# ß et “), 


eh 


Y%- maeulaium: foliis nigro- -maculatis ( 8 3) 

$, glaueum:, foliis glaueis ; anthodio pareissi- “ 
me glanduloso & (H, pallidum Tausch ) ® (HM. pal- . 
lescens W, et Kit, bung. 3. 4237.) & (an H. saxati- 
le Cand.?) . 

I. denticulatum: foliis dentieulatis & an mü- 
rorum 9 willd. spec.) Pe 

% aphyllum:! scap&a subaphyllo, qui nonnun- 
quam 2-fidus est et tune H. bifidum Kit, Spr. .g 

% uniflorum. 

Habitat vulgatissimuin tum  Yarietatibus & in 
apricis, Bi in -silyatieis tötius ‚Eüröpaeı " a 


Planta polymorpha, quae formas innumeras ins 
termedias ex una varietate in alteram exhibeti bii 


De 


in & quoque plumosi. 

h1. H. ramosum (W, et Kit. hung. 3: Di 2406 
t.a16.) caule paniculato folioso; foliis ovatis.grosse 
dentatis glabriusculis, superioribus. basi dilätatisz 
pedunculis multifloris anthodiogue canestentibus, j 

H. in Hungaria. 3. 

42, H, hümile (willd. spee 3, öl. y taule 
foliose ‚eorytnboso patulo ‚paueifloro; follis oblöngis 
basi subpinnatifidis pilosis; anthodia‘ glandüloso, 
(H. profunde sintatum pubescens. €. Bauh. piti. 129.) 

. B. villosum (B. Jaeguint Vills delph. 3. p 123: 
1, 28.): “ 
Habitat in alpibus, sübalpinis. if. 
43 H. sandtile (Jacg. ie. rar ı. t, 163.) eaäle 


“ Paniculato folioso;: foliis radicalibus ‚lanceolatis pc« 


A" 


65 


‚. tolatis remote dentatis glaucescentibus basi Pilosis, 
“ superioribus linearibus; pedunculis squamosis, 

& paueifolium (Jacgq. lc) B- foltosum: taule 
polyphyllö (H. glaucum var. All, ped: t. 28. £& 
exe 8. Lu ad H. statieifolium spectante) 
y. humifusum: caule decumbente (H. humifusum 
Spk. pug.2. m 76.) d, ineisum: foliis profünde den- 
tatis (H. laevigatum Willd. spec. 3, 1596,) & villo- 
sum: foliis profunde. dentatis villosis. CH, calcareum 
Berah.) 
H. in rupestribus Anssiae, Hungasiac Galliae, 
‚Pedemontii.. 2f. “ 

4» H. staticifolium Cwiua, spec. 3 1567.) 
caule paueifolio furcato paucifloro; foliis radiealle 
bus lineari-lanceolatis remote denticulalis dentatisve 
glaucis glabris; pedunculis incrassalis squamosis. 

ß. angustifolium : foliis linearibus, ’y. uniflorum, 

H. in alpibus. 2}. 

45. H. pörrifolium (L. spec, 1128) caule folios 
80 paniculato ; foliis lineäribus subintegerrimis glaus 
eescentibus; pedunculis squamosis, | i 

ß. graminifolium:, foliis lanceolato -linearibus 
elongatis laxis. (H. glaucum Baib.) 

H, in alpibus,, ß Pedemontü, : 2k» 

46. H. scorzonerifolium caule paucifolio pau- 
eifloro; foliisque lineari-lanceolatis subintegerrimis 
glaueis glaberrimis; anthodio subvillöso. 

ß foliosum : caule- plurifolio. Y uniflorum 
ce: :et:ß» ).. 


= H,in alpibus, Austriae com .a. Sie b, a: 


FA 


eendens 2-aut © .folius, saepissime 2- Norus. .Folia 


69 


Species admodum elegans. ' Caulis gracilis as- 


radicalia vix petiolata, Antbodium H. porrifolio 
duplo majus subvillosum. 

47. H. speciosissimum ( wina. suppl.) caule 
falioso longe villoso apice corymboso; foliis glaucis 
eiliatis, inferioribus confertis lanceolatis repando- 
dentatis, superioribus basi ovatis: subintegerrimis; 
anthodio villoso. 

B. angustifolium: foliis angustieribus omnibus 
subeonformibus magisque villosis (H, flexuosum 
Hort.) Y+ integrifolium (H, scorzonerifolium Vill, 
delph.3. p.ı11. H. flexuosum 'W.etKit. hung, 1209. 
H. polyphyllum Schleich. 'exs, Helv.) 

Colitur & et ß in hortis, % plerumgue‘ı nomin 
ne H. crassifolii, %. 

48. H. polyphyllum (Willd. suppl.) caule 
folioso glaberrime ramoso -corymboso multifloro ; 
foliis glaueis , inferioribus eonfertis lanceolatis re- 
pändo.- dentatis, superioribus basi ovatis subinteger- 
rimis; anthodio glabriusculo 

Colitur in hortis saepissime nomine. H.glauch.2£. 

“ Antecedenti simillimum, sed glabritie, caule 
zamosiore subdecumbente, anthodio. minori glabri- 
usculo, differt, 

49. H. canescens: caule folioso Yilloso corym- 
bosg paueifloro; foliis remotis eblongis argute den- 
tatis subundulatis ‚glaucescentibus eilatis, superio- 
zibus ovatis; anthodio subvilloso. 

HB, canescens et macrophyllum Schleicher, 
pl. exs. Helv, 
R 


PR 


70 


‚H: in alpibus Helvetige. 2%: 
"50. .H. affine: caule dense folioso scabro; fo- 


- Yiis sessilibus acuminatis: anguste - dentatis scabrius- 


eulis, inferiorikus oblongis, superioribus ovalis; CO» 
yymbo terminali composito. 

ß. decumbens, Yy mgeulatum (H. waculatum 
fausch Can.) 

Colitup in hortis, @.et ß saepe nomine H. 
roglici et pieroidis. 

. H. silvestri. shmillimum, sed folia superiora non 
amplexicaulia, 
. 51. H, umbelletum (L. spec. 1131 ) eaule den- 
se ‚Toliosa scabro; Jfaliis lineari - lanceolatis lineari- 
busve dentatis; floribus corymhoso - umbellatis; an- 
ihodiis squarrosis. 

ß. angustifolium : foliis ‚linearibus paueidentgs 
tis subintegerrimisye, (H. umbellatum Y willd. ) 
Ar coronop'faliym: foliis grosse - dentatis (« et £) 
H. cororopifalium Bernh d, nanum ı caule flifor- 
mi sub ı-floro, foliis suboyatig denticnlätis- (H, 
umbellatym A Willd.) 

"RA. in pratis, aprieis tötius Europae. 2% 

H. boreale Fries saltem ex icone FL dam. 
%871. yidetur pptius varietag magis ramosa H. um+ 
bellati, Icon in Engl bot, t. 549. ad H, silvestre 
pertinet, 

K * Gaule multiflore, foliis plus minysue am: 
plexicaulibus.. ” 


52 H, silvestre (sabaudum Tausch in hort. Can, et fes 
reomn. aut) caule dense folioso scabro; foliis oblon- 


* 


RN 


gis argufe dentalis subglahris, ‚superioribus, semiam- 
plexicaulibus; corymbo terminali 'multifloro,, Ppt- 


duäculis canescentibus; anthodio glabro. R ’, 


Ds latifoliun: foliis acutis, superioribus ovatis. 
(CH. fruticosum I. C, Bauh,. pin. j2g9. H. sabaudi 
var. I. J. Bauh. hist, 2, 1030, Moris. hist, 3, 9.7. 
Üb. fa.) 1.“ 

ß- rotundifolium: folits superioribus ovalibus- 
obtusis. (H, fruticosum IH. C. Bauh. pin. 129.) : 

Y« angustifolium; foliis omnibus oblongis acu- 
tis. (H.'sabaudum Engl. bot. 1. 349.) i 

& heterophyllum : foliis superioribus minimis, 
(H. corymbosum Pers, Tausch. ) 


a hirsutum: caule hirsuto, foliis hirtis (« et Ye 


& nemorosum: (a ß. Y d). 


Y. sparsifolium : foliis remotioribus. 


ae 


$, decumbens: caule deeumbente (ee) 

H. in silvaticis totius Europae. 2£. 

53, .H. racemosum: (W. et Kit hung. 2. p- 211. 
1.193.) caule folioso scabro ramoso subracemoso, ra- 
mis strietis corymbiferis; foliis argute dentatis sub- 
glabris, inferioribus oblongis, superioribus ovatis se- 
miamplexicaulibus ; pedunculis anthodio brevioribus. 

HR. in Hungaria. 2 

Ba D. brevifslium: caule dense folioso. foliis- 


. que amplexicaulibus subcordato - ovatis 'acutis pau« 


tidentatis scabris basi subhirsufis; corymbo termi- 
nali; anthodio glabriuseulo squarroso. ; 
H. in Europa australi (Sieber), %. 


Pa 


PR 
L) 


\ 
} 


72. 


Folia utringue sub- 3 denfafa, inferiora pollice 


yix longiora. 

55. H. sabaudum (t spec. 1131 e syn. All 
ped» 1.27. fi2 ) eaule folioso colorato corymboque 
terminali multifloro hirsuto ; foliis subrotundo- ova- 
dis semiamplexicaulibus acutis dentatis hirtis. 

CH. frutescens latifolium polyanthos. Besl. eyst, 
erd. ı2, for ı. £=: H. fruticosum Il. C. Bauh, 
pin. 129. Moris, hist. 3. 5.7. 4 5. £59.) H. sobaudi 
var. 11, J.. Bauh, hist. 1030, 

% erassicaule (Tausch i in hort, ‚Can,) eaule erags 


> > dissimo, foliis eonfertissimis, eorymbg. terminali ab 


li+ 


' 


Tacemoso. 
H. in Europa ausfrali. 2%. 


In hortis saepe colitur nomine H. Kalmiü, en. 


madensis, racemosi, eroatiei. 

Caulis purpurascens pilis rigidis hirsutus- 

56.. H, barbatum :.caule folioso longissime vil- 
Joso decumbente, faliis margine carinaque ciliatis; 
inferioribus oblongis dentatis, superioribus remo- 
tioribus ovatis semiarmplexieaylibus denticulätis; Lär 
cemo terminali subspicato villoso. 

H. in Moravia ad Adamsthal prope Brünami 
(Fischer. Comm. Opin) 2%. 


Pedunguli ex omni foliorum ‚superiorum ailla 


folio vix longiores corymbiferi pauciflori. u 
57, H. hirsutum (Tausch in hort. Can.) caule foliosa 


hirsuto. corymboso. multifloro patulo, Foliis semiam- 


Plexicaulibus dentatis subtus hirsutis reticulatis,, ine 


ferioribus ‚oblongis, supertoribas subeordate- ovatig;. 


pedunculis- anthodioque 'hirautis. 


-73 

Colifür in hortis nomine H. hirsuii, et am 
plexicaulis. 2. 

Forma foliorum fere medium: inter H. sabau- 
dum et foliosum, sed ab virogue inflorescentia 
maxime diversum, BG 

68. HH, eriophorum and. Pranc. n. 2909 . e 
spec.) longissime lanatum, caule- arcte falioso;: fa- 
liis ovatis semiamplexicaulibus arguie dentatis; :cor 
rymbo .terminali elongato racemoso, pedunculis 
erectis intricatis. 2 

H, in Pyrenaeis. %. Totum lana longissima 
densissima obductum. Pili subplumosi. 

59. H, prosiratum (Cand. France. n. 2909 a) 
caule decumbente dense. folioso 'villosissimo ; foliis 
ovatis oblongisve semiamplexicaulibus‘. dentatis. villor 
sis; corymho. terminali. villoso divarieato . subumz 
bellato. 

&s latifolium x foliis ovatis ( H. patulum Tausch 
in, hort. Can. ) ß. angustifolium: foliis oblongis. 

Ys lanceolatum: foliis lanceolatis. du. ineisum 3 
foliis inciso - dentatis. & integrifolium: foliis sub« 
integerrimis ( Hs prosträtum Spr. syst.) E& denuda- 
tum: foliis glabriusculis. - 

‘H.-in Gallia. 2% 

E seminibus educatum admedum diversas for« 
mas produeit. Umbella terminalis subinvoluerata, 
Foto habitu. M. folioso proximum. & non vidi. 

» 60. :H. foliosum ( W. et Kit.’ hung. > pr 155. } 
caule arcte. folioso hasi hirsuto; folis cordato-ams 
plexicaulibus  ovatis oblongisve ‚dehtatis rigide -ciliax: 


KH 


74 
tis: subfus reticulatis ; corymbo terminali subumbel- 
lato patulo subdiviso glaberrimo,, ; 
& latifolium: foliis ovato-cordatis. Ps angu- 
stifolium: foliis cordato - oblongis. 
Yi integrifolium : & (W. et Kit. hung. t.145,) 
8. .(H. folio caulem amplexante ohlongo integro ‘ 


" piloso» ’Amm. ruth, n.208. Gmelin sib. 2. p 35 


t. 14.) 

H. in Hungaria, Sibiria.- In hortis fere omnes. 
hic enumeratae varietates, exstant, %. . 

Corymbus compositus apice radians subinvolu- . 
eratus uti in H. prostrato. 

Planta sibirica gaudet anthodio nigricante, 


61. H. prenanthoides (Willd. spec, 3. 159% 
gpicatum All. ped. n.795. %. 27. f 1.3.) caule folioso 
piloso; foliis cordato - amplexicaulibus oblongis den- 
ticulatis dentatisve ciliatis subtus retieulatis; panie " 
cula terminali , pedunculis ‚multifloris eonfertis an- _ 
thodioque glanduloso- pilosis, ’ 

% latifolium: foliis ovato- oblongis dentieulatis 


Fe 


Ri angustifoliym : foliis lanceolato - oblongis denti- 


eulatis Ye dentatum: foliis anguste dentatis, pen 
dunculis canescentibus (H. bidentatum Tausch.) 
, integerrimum: folüs subintegerrimis (% et ß) 
CH. prenanthoides, ‚Vill, delph. 3. p. 108, it &3, 
H.. bupleurifolium. Tausch). & undulatum:- foliis 


‚ undulatis denticulatis, &, obliquifolium: foliis oh- , 


lique flexis ( et Bi. 4 pilosissimum (set ß) 
$ sparsifolium : foliis remotise 4 macrostylum, 
4 pauciflorum' (amnes van) 


. 7 
H. in alpibus Ttaliae, Galliae, Helvetiae,: in Car. 
pathis, et cum omnibus varietatibus in Sudetis, 2%’ 
Folia subtus plus minusve glaucescentia, . 
Plures varietates e semine perstant: H. pre« 
nanthoides Smith Engl. Bot. t. 2255. ob folia sus 
periora nimis cordato- ovata vix huc spectat, major 
rem affinitatem ad H. hirsutum exhibere videtur. 
62. H, eydöniaefolium: (Vill. delph 3. p. 107.) 
caule* folioso piloso ; foliis .denticulatis dentatisve 
eiliatis subtus reticulatis semiamplexicaulibus, sur 
perioribys spathulatis; panicula terminali glandulosa 
multi-pauciflora. 
H. sudetieyum, Sternb. ‚Regensb. Denkschr, 


"Aısıp, p- 62. 1.5. 


‚Varietates omnes Fl. prenanthoidi exhibet, et 
saepe ı-florum invenitur. 


H. cum H. prenanthoide, a quo praeeipue fa«, 


liis minus amplexicaulibus, superioribus spathulatis 
dignoseitur. 2- 

Obs HH, silvaticum All, ped. 1.28, f. 1, ab 
hoc vix specie diversum est, 

63. H; Sieberis. caule dense foliaso , follisque 
cordato-amplexicaulibus oblongis denticulatis pilo» 
sis; corymbao terminali simpliei paucifloro glandyr 
10so - piloso. 

H. in alpe Garinthiae Gartenalpe (Sieh. ) 2%. 

:Folia H. prenanthaidis, sed subtus nen reii- 
eulata, flores magui H, amplexioqulis . . * 

64. .H. intybaceum ( Jacg. ausir. app t. 4« 
All, ped: 2.793. 1. a9. & 3.) glanduloso - pilosum 


"yillosum ; caule dense falieso , -foliis lanceolatis res 


t% 


76 


pando-dentatis, superloribus semiamplexieaulibus; 
corymbo terminali paueifioro. 

PB. angustifolium: (H. albidum Vill, delph, 3. 
7,133, t.31.) Y+ uniflorum. 9. tubiflarum, 
H. in ‚alpibus, . %. 

65. H. amplexicaule (L. spec. 1129.) caule . 
folioso sursum glanduloso -piloso ; faliis argute den- 
tatis, radicalibus oblongis subvillosis, superioribus. 
subcordato- amplexicaulibus egrymhoque multifloro 


patulo glanduleso- pilosis, 

&. latifolium : foliis superioribus. cordata-avar 
tis. (HH. ampl, ß Lion. sp. All. ped. 1.3. £2,) 

Br angustifolium: foliis superloribus eardato- 
ellipticjs (H. ampl. % Linn. sp. All. ped. t, n 
H. intybaceum Sturm ic. bon, ) Fu . 

Y- lanceolatum: foliis amnibus : oblonga-Jan- 
eeolatis, 

ö, integrifolium &: Pluckn. phyt, 1.194, fi 

"&, villosum: gaule, villeso parce glanduloso 

1.floro, aut corymbosa pedunculis elongatis, an+ 
thodio nigricante villoso, (H, pedunculare Täusch,) ’ | 

H. in alpibus, inque montibus Corsieae,. Cre- 
tae, °Y in alpibus Tyrolis, & in Pyrenaeis, et alpib-. 
Helvetiae. & in Sudetis. _ 

66, H. cerinthoides (L. spec. 1129.) caule folio« 
so apice corymboso villoso; foliis glaucescentibus 
margine barbatis, superioribus semiamplexicaulibus 


- subintegerrimiis; pedunculis elangatis glandulosis 


anthodio piloso, EEE 
" &+ latifollum': foliis ovatis (H, follosuimSehlei« 


m 


eher). ß. angustifolium: foliis oblongis. -(H.. ce- 
zinthoides Engl. Bot. t. 237 Belongifolium Schleich, 
exs. Helv.) 


H: in Pyrenaeis, ‚alpibus B- praceipüe ‚olitur 
in .hortis. 3. 

67. H. villosum (1. spec. 1130.) eaule tolioso 
ı- © floro villoso ; foliis subintegerrimis villosissi= 
mis, aut dentatis glaucescentibus, superiorihus ami 
plexicaulibus ; antbodio laxissirno villosissimd, 

is sparsifolium: foliis villosissimis jremotioris 
bus’ subündulatis. (Clus hist. 2, pz4n ec ie H; 
eriophylium Wild. ’ 

ß. miuliifolium : foliis, eaulinis eönfertis am 
valde pilosum vi) 2“ 

Ye dentatum: : foliis‘ äegufe denfafis, ( B. y. 

S; denudalum: folüs glabriuseulis glaucescers 
tibus (% et y) A. dentaium Hopp. in Sturm, 
ic, e»spec. Cl. auf, 

& 'heterophy ‚llum: caule basi follisque inferio« 
ribus lanceolatis confertis denudatis (H, trichoce- 
phalum W. J. 2 

‚A. in Pyrenaeis, 'alpibus, “in Bohemia, licet 
a Linneo indicatur, non obvenit, %. 


: I. Grepis 
4 dHieracti ef Crepidis spec. Lirin. wind. Son. y 


Fructif. Anthodium polyphyllum basi squamis 
acutum, Receptacnlum nudum, Pappus sessilis mul« 
tiplex pilosus mollis niveus desiduus. Semina Unis 
foriniä äpice säepe ättenuatar, 


: WVeget. Herbae perenries aut annuae 1. - olorae, 


foliis saepe runeinato- dentatis partlitisve, ln 


Dieisio. E vegetatione subdividi possunt in sch“ 


_ Pigeras, et cauliferas, foliis.sessilibus, aut ample- 


xicaulibus, 

‚Werden nun zu Folge, dieses Charakters einige 
Arten ‚von COrepis L, ausgeschlossen z.B C, Diös 
eoridis, und aspera ,„‚voi. welchen später die Rede 
seyn soll; .so lassen sich: mehrere. Hieracien-von 
Linge.und Willdenow vollkommen mit Crepis. 
. vereinigen, ‚Ueberhaüpt bedarf aber die itzt beste- 
. hende Gattung. Crepis noch immer. einer genauern 
Durchsicht, so 2. B. ist Crepis nudicaulis Sieber 
Spreng. nichts anderes, als Lagoseris nemassen- 

sis M. B. (Hieracium sanctum L. *)) Crepis, ra- 


dicata Forsk. Spreng **) und shagadieloides I 


gehören zur Gattung Pieris. 
"Von Hieracien gehören folgende hieher ; 


Ä 


© bulbosa (H, bulbosum Willd.) Värietätem 


Seapo 3-floro, foliis nuncinatis e Creta possideo. 


'C; aurea (H. aureum wind.) Variat scapo 
a- 3-floro, foliis integris et runcinatis, 
'C. Gmelini (H, Gmelini L.) Scapus on serie 
per multiflorus‘, sed efiam 3-florus. 
ß. H. eroceum Lam. (‚Gmel. sib. 2. t.8. £1.) 
est ‚varietas grandiflora, foliis magis dissectig c Gme: 


x *) Crepis nemausensis Sieb. Fl cret. eis, est. 
.C. 'tererrima Tausch rar. .Cretae MS, 


- #) Cum hac promiseue Sieber in Flora acgypt 
exs novim genus, Ptilosiam apargioides Tause 
exot, MS, exhibuit, 


ma 


79 
lin, Gihelin in uiragie flores Tuteos nee eroceos 
deseripsit . Da EEE 

C. praemorsa (H, Fraeniorsum RR Dust ©: 4 

C. incarnata (H: incarnätuin. ah ): Br glas r 
bra: foliis ‚gläbris Y lutea : 2  Ashibusl lateis (in al 
pibus ad Bassano Coih. a, Sternb.) 

C alpestris: (Hs alpestre Jätg, wild.) ‚Variat 
scapo' 2- 3iloro, foliis integris- .eb Füncinatis. u 

C, montana”(H. montahlim Jäcg. wild) 

c "hyoseridifolia (H. hyoseridifolium Pers) 

C: Taequini (H. chondrilloide? Jacq. L.) Variat 
caule ı-floro et folüs integris- un 

C succisaefolia. CH. suceiszefolium Al.) vr 
riat' foliis Iatioribus aut 'ängustioribus, deniatis ‚anf 
subintegerrimis, denique tot gläberrima” äut plug 
minusve pilosa subhirta, et qua Variefates’ hie‘ ‚spec 
tant: H. integrifolium Hoppe, "Hr miölle Jäcg. Eh 
eroaticum W. et Rit, WMilld, et denique ‚Crepis 
hieracioides W. et Kit, 'Willd. Spr. (e spec. aut.) 

C. hieraeioides (Gmel, Syst, nat, 2. p 1180. Hr 4 
Iyratum. L.) caule folioso apice coryımboso, pedun« 
eulis- anthodiogue glanduloso.- pilosis ; foliis oblonge: 


©, 
Er 


lanceolatis repaddo- -dentatis, ‚süperioribus subhästas 


10- -amplexieaulibus, Media ‚guasi inter c sucdis 
saefolium. et "paludosum, priori famen magis affix 
nis, a qua praceipue foliis subhastatis differt. 
.c paludosa (M. paludosum 1.) Mi Jatifolia 
B angustijolia y. incisa, 
G blattarioides. vn, delph. 3. p. 136. 1:5 py. Fr 


renaieum, ‚wind. Im Tatifolia B angustifolia, 


% ‚glabra d, uniflora. 


‚8 
18 


J 


j 


9 


a 


Bi ;.- 


... €. grändiflora (H. grandiflorum AIl. 'Willd. 
B: angustifolia. y. integrifolia. d. uniflora, Cre. 
pis grandiflora Willd, suppl. saltem quam. ego 
‚eultami' vidi;ıgpecie ab..hac non differt. 

C lapsanoides £ HA. lapsanoides Gouan wild.) 

c, pygmdea Linn. (H. prunellaefolium wild). 

© sibiriea Linn. .(H., sibirieum Willd.) : 

"Ad Crepidem porro, speelare videntur: H. pin. 
hatifidum milla. glyfinosum 2. sonchifolium, MB» 
braesteolatum ‚Smith, „fogtidum Willd, ciliatum 
# id, Zurbinatum. Lapeyr. quas vero nondumvidi, 


tt. Örepidium 

(Grepidis spec. L. Willd. Sp.) 
Fruclif. Anthodium polyphylium involuer- 
um. Receptaculum nudum. Pappus pilosus‘ niveus 
eadüucus sessilis , aut hofnunguam disci. ‚stipitalus, 
Semina difformia , radii ‚compresso - angulata. 

Fi eget. Herbae annuae. ramosissimae asperag; fo 
lüs runeinato- dentatis; peduneulis intummestentibus. \ 

Divisio, I. Sphaerotheca : pappus sessilis, Hüe 
spectat Crepis Dioseoridis Linn. a qua C, heteros- 
perma Schrad. vix nisi caule scabro differts, ü. Cre- 
Pibrachium : pappüs disc slipitatus. “Hue ‚pertinet 


Crepis ‚aspera Linn, ‚forte et Chondrilla erspolies 
mwiud.? 


Ei w. Borkha ausia. Bo chm, Sp 
' Kann auf dieselbe Weise wie Crepidium ab- 
getheilt werden, indem,. bei mehreren. "Arten die 


r 


‚Haarkrone durchaus gleichlang , gestielt ist, Cnena- 


mu: & & Bialpind‘, oder indem die Höärkrone 
de 


 dE 
der Scheibe geslielt, die des Strables fast aufsitzend 
ist Castorea.: @ g. Bı Candollei Spn u 


” V Tolpis Zn 
Croiiäs, Crepidis, et Hieracii spec. wild. 2): 

' Fruetif. Anthodium polyphylitin bracteolatum: 
Receptäculum favosum nudum. Pappus sessilis: »= 
ı2-radiatus, radii nonnungquam. brevissimus: 

Fegel, Herbae ramosissimae annuae, aut suffru= 
tices, peduneulis proliferis, foribus pallidis. 

‚‚Divis, I. Drepania: pappus disci 2- 6 sefosus;, 
radii dentatus eg. T.barbata, II, Polychaetia: pap-_ 
pus uniformis ı2-radiatus. Hüc ‚spectat: Hieras 
cıium fruticosum Milld. Crepis Fliformis Fild 
et Crepis corönöpifolia PPilld., quae secutidum her- 
barium Waldsteinianusmi in Hüngafia sponte ” 
nascitür. Porro Acvedit 'hovd species e Madera, quad ' 
in herbafiö Musaei Prag: nomine ‚Crepidis cana=’ 
riensis asservatur, et distinguitur: “T. pappe 12. 86#. 
10s0,. bracteolis authodii brevissimis; foliis Aliformiz. 
pinnafis apiculatis; caule fruticoso. virgato-- ; ® 

VL Wibeliä Roebling : 
(Calycocorsus Schmidt phys. oek. Außs, is P.271.) - 

‚ Fruetif.; Anthodiam polyphyllum basi auetum. . 
Receptaculum nudum.. Pappüs. duplex: exterion 
membranaceus calyciformis; interior longe stipilas 
tüs ‚pilosus: . .. 

 Deget. Herba scapo ‚paücifloro, foliis radicalihuss 
Wibelia ‚apargioides, Röehl. germ. 2 'p. 426; 
(excl. relig. geni.. spec.) (Hieradium stipitatum Jacqı ' 
Ciepis äpafgioides; wie, ‚Börkbausia äpatgioides“ 
Spreng ) ““ u 
"Genus Leohtödo Bioxiintim. Be 


Pr 


wann, 


in 


= ‚ dee, we DRE OF Tome ı arg 


Begänzungshl, Nxo, Vi, 6 


82 ’ 
Friedrich August, König von Sachsen, Eine 
biographische Skizze von A. L.: Herrmann,: 
"Prof u. s. w. Dresden in der Waltherschen 
Büchhandlung 1827. nn, 
Es ist zwar nicht selten, dafs Monarchen das 
Stuakum der Naturgeschichte, oder eines ihrer 


Theile, als einen würdigen Gegenstand ihrer Erho- u 


lung beachten, aber wir möchten zweifeln, ob diefs 
bei irgend einem jemals mit so vieler Ausdauer und” 
Gründlichkeit, mit so reiner Hingebung und mitso 
steigendem Enthusiasmus statt gefunden habe, als: 
es bei Friedrich August wirklich der. Fall wan 
Der König beschäftigte sich in seiner Jugend 
viel mit Entomologie, aber auch in seinem späte- 


sten Alter interessirte er sich stets für die nähere. ' 


Kenntnifs aller Naturerzeugnisse, und hörte ‚sehr ' 
gern von denselben sprechen. Nie versäumte.er; 
irgend ein fremdes, früher noch nicht ‚geschenes., 
Thier, durch eigene Anschauung kennen zu lernen, 
oder von interessanten Fossilien die Umstände ihres 
Vorkommens und ihrer Eigenschaften zu erfahren, 
oder endlich über seltenere Naturerscheinuhgen sich 
genauer zu 'unterrichfen. ' 


Für gemüthliche Aufheiterung aber, erkor sich 


Friedrich August vorzugsweise. die Botanik. 
Der König war in dieser Wissenschaft eben so we 


nig, als in irgend einem andern, von ibm erfafsten u 


Zweige. des menschlichen Wissens, . Dilettant; em 


wmfaiste e sie mit derselben Gründlichkeit, , ‚welche. 


N 


wünschenswerth finden würden, Iha ergötsten weit. 


+ 
Pe 


83 
Weniger jene ausgewählten Formen, welche ‚das, 
Liebe für Natur affectirende Publikum hübsch‘ fin- 
det, welche der Laie anstaunt, oder der durch die 
Freuden der Welt zerstreüte Vielwisser, mit flüch- 
tigem Blicke begrüfsti als jene einfachen Urtypen 
der Schöpfung R jene ungekünsteiten Gestalten, un- 
ter denen sich die ‚wenigen Organe der Pflanze in 
ünendlicher Mannigfaltigkeit aussprechen, Eben 
diese Mannigfaltigkeit abgeschlossener vegetabilischer | 
Gebilde, und ihre Entwickelung aus einfacher Ba- 
sis zu ergründen, war die Richtüug, welche Frie- 
drich August seinem Studium der Pflänzenwelt 
gegeben; war. das Ziel; welches er ‚seinen ı Stüngen 
der. Erholung‘ gesteckt hatte, 5 nn 
Diese. Stunden der  Erkiolung Waren "Bei der 
vielfachen Beschäftigung des Königs sehr begränzt, 
und zerfielen is solche, wo er iin Kreise seiner 
Familie Unterbaltungen und Vergnügungen genofs, 
und in solcbe,;, wo er Sich dem genannten Lieb- 
lingsstudio widmete, wobei dano auch sehr oft die 
Königin undı die Prinzessin Auguste Zugegen wa- 
ren. Täglich eine Stunde ünmittelbaf nach der Ta 
fel von 3 bis 4 Uhr, ausserdem während ’des Söm- 
aners; noch Sonntags, hach der Rückkehr von Pill 
nitz, von 5. bis 7, und nur selten während der län 
geren Tage bis '8 Uhr, widmete der- König‘ theils 
der Untersuchung der in. seinem Garen aufgeblü- 
heten, . oder ihm aus andern ‘'Gärten,, auch aus "dern 


\r 


'#eichhalligen. Garten des Hofrath Kreisig zugesen- 


deten- Gewächge; theils den Arbeiten für ‚sein. Her- 


von By 


barium, a 


6* 


84 


‘ Die Neigung für diese Beschäftigung scheint 
aus eigenem innern Antriebe, aus dem lebendigen 
Gefühle eines Bedürfnisses für gemüthlichen Genußs 
in einsamen Stunden, entsprossen zu seyn. Als Ne. 
benveranlassung darf wohl auch das Studium der 
den Gewächsen verwandten Klasse des Thierreichs, 
der Insekten betrachtet werden. Ein, nach dem 
Garten hin gelegener Saal im Pillnitzer Schloßs, nes. 
ben den Zimmern des Königs, war in früheren Zei- 
‚ten der Erziehung ünd Beobachtung der Insekten 
bestimmt , und ein würdiger alter Mann, Namens 
Müller, damals Hofmahler des Königs, besorgte 
hier die Fütterung dieser Thiere, deren Verwand..' 
lung in jenen Zeiten, besonders durch das Werk 
vorn Roesel v. Rosenhof*) so grofses Aufsehen 
erregte, und hier nach diesem Werke, und in dem- 
selben reinen Geiste, in welchem Rös ei geschrie- 
ben hatte, studirt wurde, vom Jahr 1779 eine Reihe 
der folgenden Jahre hindurch. Die sorgfältige Auf 
merksamkeit dieses Mannes, — dessen sich der Rö- 
mig noch in den letzten Tagen seings Lebens, mit . 
der unverkennbarsten‘ Rührung erinnerte, und seine. 
Lebensumstände sich ins Gedächtnißs‘ zurückrief; — 
bei ‚Unterscheidung der Futterkräuter, und seine 
Geschicklichkeit im Abbilden der Insekten auf ih- 
zen ‚Nahrungspflanzen, veranlafste zugleich eine‘ nä- = 
\ here Beachtung dieser Gewächse, selbst, , 


2 Aug. Joh. Rösel v. Rosenhof monatlich 
"herausgegebene Insektenbelustigung. ‚Nebst Bei- 

: °  ‚trägen von.Kleemann und Schwarz Nürn 
berg 1746 bis 279% 


ri 


85 
In jenen. Jahren also, ‚wo Linnees Rahm . 
noch in lebendiger Kraft durch die Welt wieder: 
hallte ; begann Friedrich August das Studium 
der Schriften dieses’ unsterblichen ‚Forschers. Dieser 
Umständ bezeichnete die Bahn und Weise, welche 
der König bis an sein Ende verfolgte. Die Sorgfalt 
und Bestimmtheit in Auffassung 'der Formen, jene 
Klarheit des Ausdrucks im Examiniren und Beschrei- 
ben jener Formen, durch deren Befolgung Linne 
das vor seiner Zeit bestandene Chaos geordnet hat- 
te, itbte auch der König aus in der Untersuchung 
und Anordnung seiner lebenden und getrockneten 
Sammlungen ; immer dieselben strengen Grundsätze 
befolgend, welche der Meister der Wissenschaft als 
feste Grundpfeiter. seines “Gebäudes: erkannt ‚hatte. 
Aber auch dieselbe Erhebung des Geistes” zum Schö- 
pfer dieser unbegreiflichen und unermefßslichen‘ Na- 
tur, welche aus Linndes Schriften hervorleuch- 
tet, hier schon voraus dem Gemüthe inwohnend, 
leitete hier den Sinn der Auffassung der einzelien 
Erscheinungen, und erschlofßs sich ‘dann in Bewun- 
derung der.'mannichfaltigen Formen und des einfa- 
chen Lebens jener zahllosen Geschöpfe, 
Ohne Lehrer begann der König in der leisten 
Zeit vor ı780 Linndes Fundamenta bolanica , 


'Elementa botanica, Species plantarum,, und. vor- 


züglich die im folgenden Jahre erschienenen Ter- 
mini botaniei zu studieren. Besonders die Pflanzen 
der Gegend von’ Pillnitz sammelte und trocknete. 


‘er mit:’eigner' Hand, und das dieselben enthaltende 


Herbarium nannte: er noch ’in den letzten Jahren 


86 


; 


seines Lebens sein Jugendherbarium, Auch in die«. 
sen letzten Jahren, wo ihm schon die reichen Elo- 
ren entfernter Welitheile ihre Schätze gespendet | 
hatten, hörte er nicht auf, sich auch für die ge- _ 
Tingsten der vaterländischen Pflanzen zu interessiren, 


‚und brachte nicht selten dergleichen von der Jagd- 


parthie init nach Hause. , 

Im Jahre 1762 wurde der Garten in Pillnitz. 
neu organisirt, und der Zweck, hier zugleich einen 
botanischen Garten anzulegen, vorläufig berücksich- 
tigt. Der Park wurde geschaffen, ein Platz für die 


. botanischen ‚Anlagen ausschliefslich bestimmt, Räume | 


für Gewächshäuser, Staudengewächse und einjährige 
Pflanzen abgesondert. Alles dies trat im folgenden 
Jahre iu die Wirklichkeit, und mit diesem. Jahre 
begann zugleich die wissenschaftliche Beschäftigung 
im Garten. Von diesem Jahre 1783 an bis 1837. 
sind die vollständigen Cätaloge vorhanden, für jedes 
Jahr immer einer für die Aussaat, und ein anderer 
für die Standpflanzen. Eine gleichlautende Abschrift 
besufs zugleich der Hofgärtner Johm, Jede'blü- 
hende Pflanze wurde sorgfältig untersucht, mit, den 
vorkandenen Beschreibungen und Abbildungen ver 


‚ glichen, und, wenigstens ein Exemplar für das Her« . 


barium eingelegt und so schün ‚getrocknet, dafs alle 


. bier getrockneten Pflanzen, den schönen Exempla- 


zen, von dem in dieser Kunst als Virtyos bekannten 
Prof Hoppe in Megenaburg, zur Seite gestellt wer- 
den können. Alles was zur Vollständigkeit der 
Exemplare gehört, wurde beachtet, und fruchitra- - 
gende Exemplare spicher Arten, wo dies zur. Be- 


87 
stimmung“nöthwendig wär, besonders eingelegt,/auch 
‚gröfsere Exemplare in ‚mehrere: Bogen vertheilt; äb- 
weichende Individuen : gleichfalls ‚unter: besonderer ' 
Bezeiehnung aufbewahre - zn... 2 veruindt 
Durch'-die' Berufung des. :Prof: Pohl. von’ Leip= 
zig, als’ Leibarzt‘und Hofrath , 'batte der König das 
Vergnügen einen ‘Mann zu finden, welcher ihm mit 
. gründlicher. Kenntnils iu. der Botanik -beistehen 
konnte, und welcher: Antheil'an'seinen spediellen 
Untersuchungen, sowohl der. lebenden als der''ges 
trockneten Pflanzen nahm: : Durch: diesen Antheil, 
wurde sein Eifer noch vermehät ; 'es wurden die in 
jenen Zeiten: käuflich. zu 'erhältenden: ‚Herbarien von 
Ehrhart, Dieksom u.a. ängeschäfft, "und die 
Bibliöthek vermehrt.’ Leider "hatte der König: nach 
einer kurzen ‘Reihe von "Jahren; den’ Verlust :des 
ireffichen Pohl durch den Tod'zu' beklagen, hörte 
aber nie auf, ‚seiner ihm auch: für sein Lieblings- 
Studium -geleisteten Dienste dankbar zu erwähnen: ' 
Als eine 'grofse und wichtige‘ Erscheinung für 
die Botanik 'trat in den 'ersten "neunziger Jahren 
Schkuhrs: Werk *) än’s: Licht.‘ ‘Der König, durch 
Pröf, Böhmer'in Wittenberg‘, "sehon bei Erschei- 
nung der ersten Lieferungen ,”davon durch Zusen- 
dung:in Kenntnifs gesetzt, erkannte die grofse Wich- 
tigkeit dieser so herrlichen" Frucht’ @iner unermides 


one T 


*):Sehkuhrs Handbuch der Botanik, Der Verf 
"wär: Mechanikus in ‚Wittenberg; erlangte grofse 
‘Fertigkeit im, Zergliedern, der Pflanzen, ‚zeich- 
nete, stach und colorirte die zablreichen Abbil- 
dungen selbst, und schrieb den Text dam 


N 


88 


en «Selbsthildung, und 'ertheilte dem Verfassereine 
jährliche Pension von ı00 Thalern zur Aufmunterung, 

‚In den letzten Neunziger Jahren begann Prof. . 
"Willdenow's Ruhm für specielle Botanik, und 
der :Künig' sendete. ihm ‚mehrmals. zweifelhafte Ge-. 
wwächse: zu „..um seide ‚Meinung darüber. einzuholen. 
Leider ‚wurde dieser auch nach einer kurzen Reihe , 

von Jahren, ein Opfer seines’ Eleifses. 

Nach :Willdenow’s Tode wurden die nach 
gigener ‚Untersuchung. noch zweifelhaft gebliebenen 
Pflanzen i in, trocknen. Exemplaren an Prof: Schwäg- 
zichen in. -Leipzig versendet., u. . 

: Im. May 1820 wurde Prof. Reichenbach von 
Leipzig. als ‘Inspektor des königl. Naturalien - Kabis. 
nets und Profi der Naturgeschichte den inzwischen 
gestifteten chir. medie. Akademie; nach Dresden be- 
zufen.. In den beiden ersten Jahren beschäftigte ihn 
in letzterer Hinsicht; vorzüglich. die Anlage des bo- ' 
tanischen Gartens,- und, schon im Sommer 1820 hatte: - 
er die Ehre, dem. König seine Ansichten über die- 
sen Gegenstand mündlich mittheilen zu dürfen. Der 
König ‚leitete das Gespräch sehr. bald in’s Specielle 
der: Botanik, und. schlofs dann damit, dais er ihm 
zuweilen..lebende, und, getrocknete Pflanzen zur Um . 
tersuchung zusenden, und. damit sehr. bald den Anz 

'fang, machen, würde, ‚indem er selbst nur Laie sey; 
und die Entscheidung über seine Zweifel_ gern. Män- 
nern’vom Fach übertrüge _ Reichenbach ‚hatte 
dietiefen. Kenntaisse des Königs schon zu sehr’ ken- 
nEn gelernt, um nicht in dieser, mit so ‚hoher Gna- 
de verbundenen ,. ächt liebeuswürdigen Bescheiden- 


u) 
heit, einen desto lebhafteren, Antrieb zu. finden, auf 
die Lösung ‚der ihm vorzulegenden Zweifel, alle ihm 
nur mögliche Mühe zu wenden; er sendete ‚daher 
dem König die Gewächse jedesmal mit ausführlichen. 
kritischen - Nachweisungen . zurück, und gab..die 
Gründe für eine ‚oder die andere, ihn leitende Mei+ 
nung an.. Der König Äusserte oftmals seine Zufrier 
denheit mit dergleichen Erläuterungen, und ‚fieng 

bald darauf an, diese. Untersuchungen , mit‘ R. g& 
zneinschaftlich vorzunehmen, Vom Jahre 1822..an 
geschah dies bestimmt wöchentlich zweimal, auch 
wohl dreimal, zu den eben angegebenen Stunden, 
sowohl im Sommer in Pillnitz ‚:als auch: im Winter 
in Dresden . Im Atheitseiminer des Königs: In’ Pill- 
nitz fand. dies, entweder - in <inem. Gewächshause 
statt, wo der Hofeärtner. die, seit der letzten Rex 
vision aufgeblüheten Pflanzen aufgestellt hatte, und 
zu. deren Untersuchung auch die nötkigen Bücher 
herbei ‘getragen wurden, oder in jenem oben er- 
wähnten Saale, welcher ehedem den Insekten 'ge- 
widmet war, und unter ‘Müller’s Aufsicht gestan- 
den..hatte. ‘Hier befand sich die Pillnitzer Hand. 
bibliothek, welche die kostbarsten Kupferwerke der 
Engländer: und Franzosen, neben: denen der übrigen, 
Nationen sehr vollständig enthielt, eine Auswahl 

aus :der grofsen Privatbibliothek des Königs ausmach- 
te, und ‚während des Winters dieser, wieder ein» 
verleibt, wurde, ©. 
‚ Auf diese Weise wurden gewöhnlich 30 bis 40. 
Arten nach ‚einander examinirt, und nach der, Be» 
richtigung jedesmal im. Gatalog vom Könige mit R’n 


90 

"Namen: bezeichnet: ‘Sonntags begrüfsten. den König. 
dabei ’äuch’ die Königin mit der Prinzessin Augu- 
ste; auf ihrem Spaziergange im Gärten, und erfreu- 
ten sich seiner hier ‚so sichtbaren Heiterkeit, welche 
auch‘ bei 'seinen 'oft schmerzhaften Leiden, durch 
den Umgäng mit der Pflanzenwelt jedesmal hervor: 
gerufen wurde. Der König erinnerte sich während. 
dieser Beschäftigung, besonders bei der Durchsicht 
des Herbariums, des ehemaligen Beistandes von, 
Pohl, ‘und sein Eifer schien wieder so wie damals _ 
jährlich. zu wachsen; ' Sowohl der Garten als-auch j 
das Herbarium machten :wieder grofse Fortschritte, 
Der Pillnitier Garten erhielt jährlich Saamensen- 
dungen von den botanischen Gärten in Berlin,Dres- - 
den, Halle, Paris, auch im letzten Jahre 'aus Genf 
und München. Ausserdem wurde aber eine grofse 
Anzahl selbst erbzueter Saamen wieder ausgesäet, 
und beobachtet, in wie weit sich die Formen gleich 
blieben; so’ dafs besönders mehrere schwierige Gat« 
tungen, wie Amaranthus, Aster u. dgl. eine lange 
Reihe vön Jahren hindurch, durch die Aussaat gr 
prüft "wurden. Die ältern angekauften Herbarien, . 
mit Originalpflanzen von Linne, Boccone (so 
gar zu dessen Abbildungen) und andern berühmten 
Botanikern waren bereits eingeordnet, ällein' eine 
Masse von mehreren. Tausenden, 'theils 'angekaufter, 
- theils‘ im Pillnitzer oder’in den’ Dresdner ‘Gärten 
kultivirten Pflanzen, hatten sich aus Mangel an Zeit. 
und Beistand angehäuft, und waren noch nicht ein-. 
geordnet, ' "Diese wurden ° "nun: von. Wochezü Woche. 
in "Abtheilungen von Paketen an R, zur sorgfältigen 


mn Tl nn 


ge 


Revision und ‚Begutachtung gesendet. Darunter be- 


-fanden. sich die interessantesten "Sammlungen fast 


aller ‚Welttheile, das’ große, für die. Wissenschaff 

noch unbekannte Herbarium von Scholl aus den 
Colonien des. südlichen ‚Afrika, die sämmtlichen 
Sammlungen. von Sieber, in ‚Prachtexemplaren u 
dgl. mehr. Obwohl i in den: letzten- Jahren die Zeit 
für diese Unterhaltungen immer, mehr beschränkt 
wurde, so nahm dennoch der Enthusiasmus für die 
Kenntnifs ‚neuer ‚Formen so entfernter Welttheile 
immer mehr zu: Und das ist ja auch eben das Er, 
habene des ächten und wahren Studiums der Natur, 
dafs es in jedem seiner. Momente dem forschenden 
Geiste nur.einzelne. Räthsel löst, und auch dem 
Greise , der. von Jugend. auf sich demselben hingab, 
noch so viele ünlösbare Erscheinungen darbietet, 
dafs in gleichem Verhältnifs wie die Ahndung des 


Unerklärlichen in der Natur, ‚sich befestigt, auch. 


das Gemüth immer inniger ergriffen, sich immer le- 
bendiger zu demSchöpfer des Weltallsemporschwingk 

Grofsen Antheil nahm auch der König am aca-. 
demisch - ‚botanischen Garten. in ‚Dresden, als ersich 
erst von dessen Gedeihen, und der, seinem Zwecke. 
entsprechenden , Einrichtung überzeugt, hatte, Oft-, 
mals. äusserte er seine Verwunderung über die. vie= 
len, in Pillnitz, noch nicht kultivirten Species, wel«. 
ehe ihm Re bei jedesmaliger Ankunft mitbrachte , 
und nie. legte ‚er eins von diesen. Exemplaren zu- 
rück, ohne es für sein Herbarium zu benutzen, alle 
wurden eingelegt, und im Herbario besonders 
bezeichnet; 


[en 


u 


02 


Alles was der Wissenschaft galt, begünstigte: , 
der König so weit'es nur möglich war, und berei- 
tete selbst ein Denkmal 'seines eignen, gründlichen 
Eifers: Von den ersten Achtziger Jahren des vori- . 
‚gen Säculums, zu welcher Zeit der unübertreflliche 
Pilanzenmaler Friedrich Hofmaler wurde, liefs. 
sich der, König in grofßsem Folioformat, von allen 
in- Pillnitz. blühenden Gewächsen, von denen er 
nicht schon in’ seiner Bibliothek eine hinreichend 
gute Abbildung besafs ‚' ‚ trefflliche Gemälde fertigen 
welche "nicht blos die Pflanze selbst oder einen 


‚Zweig in Lebensgröfse , sondern auch:.die Zerglie- 


derungen yon Blüthe und Frucht auf das allersorg- 
fältigste ausgeführt darstellen, und in kiiustlerischer 
und wissenschaftlicher Hinsicht von gleichem “Werth 
sind. Amaranthus lividus war die erste 'Pllanze, 
welche Friedrich mit unglaublicher Treue und 
Genauigkeit darstellte, und schon diese Wahl be 
weist‘obige Bemerkung von der rein wissenschaftli- . 
chen Richtung des Studiums, welche hier verfolgt 
wurde. Friedrich August wollte nicht ‚Gemälde 
von Prachtblumen sämmeln, sondern treue Därstel- 
lungeu von Pflanzen, deren ' Unterscheidung durch 
so :detaillinte Wiedergabe erleichtert und bestätige 


würde: Nach Friedrich’s Tode hat dessen Sohn 


dieses kostbare Werk mit rühmlichen Eifer fortger 
setzt, und ‘seit 1825 ist’ die’ Sammlung auch durch ' 
zahlreiche Blätter von Moritz Tettelbach’s ger 
schickter - ‘Hand vermehrt ‘worden. Noch‘ kurz vor. 
seinem Hinscheiden hatte der ‘König die Freude das 
siebente hundert dieser unvergleichlichen Sammlung, 


Le 


welche. in der Bibliolhek den Titel „.Planiae se, 
lectae horti Pillnitziensis‘ “ führt, gebünden zu se- 
hen,, Dem Prof. R, gestattete der König die wis- 
senschaftliche Benutzung seiner‘ gauzen Bibliothek, 
und so oft sein Privatbihliothekar | Hempel, dann 
Hofrath Ebert ein 'neues botanisches Werk einge 
liefert hatte, so, sah er es’ mit ihm durch, und sagte 


‚dann: „wenn Sie es brauchen, steht es Ihnen. zu: 


Diensten.“ Ebenso zeigte-der König seine Neigung 
durch, wissenschaftliche Mittheilungen zu erfreuen, 


‚sowohl in Beziehung auf Bücher als auch auf Pflan- 


zenexemplare und Saamen. Alljährlich, wenn ihm 
R. den ‚Saamencafalog des academ. bot. Gartens zur 
Auswahl‘ überreichte. bewerkte ‚er höchst freund- 
lich: „wenn ‚Sie aus -Pillnitz noch ‚eiwas brauchen 


‘können, so, lassen Sie sich es von John ‚geben. 


Für die im. Garten zu Pillnitz blühenden Pflanzen, 
hätte letzterer. ‚gleichfalls Befehl, von allem, wovon 
bereits ein Exemplar für des Königs Herbarium ein- 
gelegt sey, dem Prof R., wenn ex es wünschte; 
mitzutheilen.. Ebenso. mittheilend war der König 
mit den getrockneten . Exemplaren gegen Personen, 
die, den Werth. solcher Gegenstände zu schätzen. 
wufsten, So liefs er sowohl Willdenow alsauch 
Schwägrichen bei Zusendung von Paketen zum, 
Bestimmung, durch den Bibliothekar Hempel mel- 
den, dafs.sie. sich von den, ihnen eiwa brauchha= 
zen, Doubletten zurückbehalten. möchten,, daher bes 
finden sich aus Willdenow’ 8 Nachlaßs, manehe 
noch. jetzt; nur einzig, vorhandene ‚Species in der kös 
Big. ‚Sammlung. im ‚botanischen. Garten AU. Schönex 


94 
berg bei Berlin, mit der Bezeichnung : „Geschenk des 
Königs von Sachsen.“ Als er dem Prof. R. die Verwal- ." 
. tüng seines Herbariums übertragen, und dieser, nach . 
"Absonderung der für dieHauptsammlung noch brauch- | 
baren Exemplare, mit den Doubletten mehrere Schräh- 
ke angefüllthatte, sagteerihm: „wenn Sie etwas dar- 
unter finden, was Sie brauchen können, steht es Ihnen 
zu Diensten, mit den übrigen kann ich vielleichteinmal 
 aufeineandere Weise nützlich werden,“ Als im Jahre 
1826 dieSendung des Nxturforschers Hollnach Portu- 
gal, und die canarischen, Inseln genehmigt wurde, und 
-alsder König davonsprach, R. fragte; obesauch seinen. 
allerhöchsten Ansichten genehm sey, diese Reise mit, 
öffentlicher Actiernahme von Naturforschern zu ver 
binden, so antwortete ilım der König: ‚, wenn Sie glaus 
ben, dafs es der Wissenschaft nützt, so mäcken Sie's 
so. — Mit eben so hohem Interesse unterstützte der 
König das Gedeihen des hiesigen zoolögischen und mi- 
neralogischen Museums, liefs sich oft neu acquirirtesel- 
tene Stücke daraus vorzeigen, und kaufte in denletzten 
Jahren sozahlreiche und kostbare Gegenstände an „als 
vorher nie geschehen war. Dafs in einer andern Stadt 
Sachsens kein öffentliches nafurhistorisches Museum 
angelegt wurde, wird niemand; wer die Verhälinisse 
genauer kennt, Weder dem Könige, noch dem Ministe- - 
:Pio zuschreiben; nirgends konnte mehr Bereitwilligkeit. 
"dazu statt finden, als eben bei den allerhöchsten Behöf- 
den. Die Verhind lerung der Ausführung hat vielleicht i 
andere Ursachen gehabt. oo 
5 ‘Der König schätzte aisensehätittäh gebiidee Män- \ 
ner überaus hoch. ‚Auch Botaniker empfieng er mit aus- 


| 


} 


ı 


\ 


gezeichneter Gnade, und'sö unterhielt er sich noch in 
den.leizten Jahren seines Lebens, zu verschiedenen Zeie 
ten mit Ferdinand Bauer, R obert Brown’ &' 
Begleiter nach Neuholland, mit Hofr. v. Martiu 8 aus 
München, und mit. dem ‘berühmten Prof; Sprengel 
aus Halle.. Alle waren von seiner wissenschaftlichen. 
Kenntnifs überrascht, und’ von seiner Gnade gerührt. 
Noch wenige Tage vor seiner tödtlichesi Krankheit 


hatte,er R. zum Hofrath ernannt, und, als ihm die-. 


ser. seinen Dank für diese Gnade darbrachie, falste 
er seine Hand, drückte sie gerührt, und sagte: „Sie 
haben sich viel Mühe mit mir gegeben, mir: manche 
Freude gemacht! — : Dies waren auch die. letzten 
‘Worte, welche R. von ihm.hörte, Es war kurz vor 
dem: bestimmten Abgange nach Pillnitz, und. der Kö+ 
nig hatte..diesmal; mehr als jemals seine Freude ge- 
äussert, nach Pillnitz zu. kommen. 


. Bei der, Rücksicht, welche RK immer beobächtet 
hatte, dem ‚Könige das Arbeiten im botanischen Fache 
zu erleichtern, und zu vereinfachen, warmahchesn nun 
so weit gediehen, . dafs die. große Mühe des ‚einzelnen 
Zusammensüchens der Literatur vermindert wurdes 
Hofr. Ebert hatte die ganze , ‚Bibliothek bequem ge« 


ordnet, und einen neuen Catalog ‚gefertigt, und Be 


theilte dem Könige 1825 denPlan ‚wit, eine Clavisi ico= 
 nographica, ei ein kritisch ausgearbeitetes alphabetisches 
Verzeichnifs über die “Abbildungen in der kostbaren 
‚Bibliothek des Körligs zu fertigen. Der König äusserte, 
dafs,er wohl einsähe, wie wünschenswerth dies Unter« 
f üehniensey,. wie. sehr er aber zweifle, © dafs dasselbeso- 


5 


i 


" der elisäischen Gefilde abwechselnd a aus. |" 


’ 


bald vollendet werden könnte. Um so gröfser warsei- 


ne Freude, als er es noch im Winter desselben Jahres 
empfieng; und dann die Bequemlichkeit desselben für 


. den Gebrauch so oft zu erfahren Gelegenheit hatte, 


Dieses Werk, welches immer fortgesetzt wurde, und = 
die eben geschehene Vollendung von Sprengel’s 
systema vegetabilium, wodurch zwei Haupterforder-. 
nisse für Erleichterung der botanischen Arbeiten ge- 


. geben waren, erkannte der König oftmals als vorzüg- 


liche. Veranlassungen zu seiner freudigen Hoffnung, 
einer nunmehr recht bequemen und Zeit ersparenden. 


‚ ‚Uhterhaltung mit seinen Gewächsen. * Auch hatte. 


er noch im letzten Winter mit R, begonnen; sein 
Herbarium nach Sprengel’s systema zu prüfen 
und zu ordnen: 
Der Himmel beschlofs es atiders; jene) Arbeit 
wurde unterbrochen, und’ der, zur Abreise nach Bill-, 
nitz bestimmte. Tag, wurde der Tag des Ausbruchs ° 
seiner Krankheit, Am zweiten Tag kehrte das Be 
wußstseyn auf einige Stunden mit gewohnter Heiter- 


‚keit, zurück, ih diesem Zustände fragte er, ob auch 


R. von seiper Krankheit wisse, und liefs ihm; daer 


‚sich su eben im ‚Votzimmer befand, sagen, er solle 


sich beruhigeii, er fühle sich recht wohl, und hoffe 
ihn bald wieder in Pillnitz zu seheti, Selbst nochin 
den Phantasien seines Fiebeis, ‚sprachen sich Bilder 


ala 18% 
j Eu rein u. nr Lone Ba 


ale, 
NS, 


‚Lebhatt Enplandch wir "ihefihöhiiend Te: ie 


nen Schmerz der braven Sachsen, "bei dem’ Hüinschei- 
den 


9 


den. ihres allgeliebten Königs. Noch besonders er- 
griff uns diese. Theilüahme als Botaniker, . und_wir 
konnten nicht umhin, diese  lichenswürdigen Züge aus 
unsern Lesern mitzulheilen. Möge alle das hohe Bei- 
spiel recht lebendig ergreifen, und recht. kräftig da- 
hinwirken, den Werih der Naturwissenschafteh und: 
die Achtung für unsre Botasik zü eihöhen! Mr 
EEE 4 
. „ Während wir trauernd hinblicken , auf den ab= 
geschiedenen ebrwürdigen Nestor und Protektor 
der Botanik in Sachsen, wo diese Wissenschaft von 
jeher treffliche Blüthen trug, kommt uns tröstend 
entgegen. die Nachricht unsrer Freunde, dafs die vom 
köchstseligen König gegründeten Anstalten ohne die 
geringste Beschränkung foribestehen, und die kostba« 
ren 'Privatsammlungen des Königs, durch die geist« 
zeichen Prinzen Friedrich August und Tohann 
mit angestammtem edien Sinn für die amabilis doc« 
trina,: und mit regem. Enthusiasmus ‚Sortjesetzt und 
vermehrt. werden. Heil dem Lande, wo die Fürsten 
in ihren Mussestunden zu der Mutter Natur’ zurück 
kehren, und, vom Hochgefühl der Wissenschaft‘ 
durchdrungen, an ihrem reälichen "Busen sich bex 


glückt fühlen I 


ar 


w 


Fo Een Die: Redactiou- 


en on a De Sr , 


. Ergänzungsbl,'Nro. VII, 7 nn 


. 98 


Deutsche Literatum 


. Teonographia botanica seu plantae eritican, 


i cetr. Delineatae et cum Commentario succincto 


Pa rn 


Leipzig bei Friedr. Hofmeister ı827. Cent, 


, „IV. Heft I—X. Jedes mit ı0 Kupfert, und - 


1 Bogen Text in ‚groß. Quart. 
(Verfolg von Flora 1826. nro. 43. w 


"Die erste Decade dieser ‚4ien Centurie der. 
plan eriticae des ‚unermüdeten und kenntnifsrei- 


chen Reichenbach’s, dem Professor Horne 


Be 
mann gewidmet, begihnt mit einigen verwandten 
und nach dem, Leben gezeichneten Seabiosen, näm- 


lich Se. elata Horn, und tatarica L., die bierum - 


so zweckmäfsiger sehr gut erläutert sind, als sie in‘ 
verschiedenen Schriften ‚verwechselt worden, so. 
dals Scabiosa ( Cephalaria ) tatarica MB. R. et 


Sch Link, Sprengel als elata, die Sc. möntana 


einiger dieser Schriftsteller als Sc, tatarica auzuse- 
hen. sind. -— Lyehnis divaricata. Reichb. Eine neue 


Art aus Sicilien, woher die Saamen als Lychnis 


dioica geschickt wurden, yon der sie doch wesent 
- lich durch‘ ausgespreitzte weilästige Verzweigung s, 


dicke Gelenkknoten, mehr aufgeblasene fast bis zur 


Mitte 5spaltige Kelche, mehr schiefabgestutzte‘ Ab- 
‚schnitte der Blumenblätter, dann durch lebhafteres 
Grün und fast Kahlheit aller Theile, verschieden 
ist, — Silene catholica dit. ( früher Cucubalus 
Linn) — Nepeta incana dit. — Crepis cernud 


Ten. aus Calabriene — Cr. striela Scop.. Cara, U u 


editae auctore H. G. L. Reichenbach eetn®. 


{5 


nn 


” “og 
pP. 39. f. 97: (pag. 99. tab. 47.) Sie wird hier ‚muth- 
mafslich als eigene Art erklärt, da sie viellältig von. 
verschiedenen Botanikern mit ‚andern | vermischt 
würde Die Triestiner Botaniker halten sie 5. für 
Cr, Dioscoridis L._ was sie jedoch schön des - glat-, 
ten Kelchs wegen" nicht seyn 'kann. — «Cerinthe 
minor et Cerinthe maculata L.; letztere von eri 
sterer nur. durch schwarzpunktirte Blumen und un- 
gefleckte Blätter. verschieden. ' Vermuthlich -ühdet 
hiebei in ‚den Linneischen Schriften irgend eine 
Verwechselung mit C. quinguemaculata, suevica 
alpina statt, — Artemisia sacrorum Led. Wenn 
Trivialnamen Pflanzen auch nicht 'eigenthümlich be= 
Zeichnen, sondern nur ‚blos benennen sollen; so. 
scheint es doch nicht zweckmäfsig,” solche einzu» 
führen, die auf Aberglauben beruhen, und wabei 
Götter und: Teufel mit ins’ Spiel kommen.’ i 

"Das ate Heft, Herrn’ Kunth dedicirt,. enthält 
Achillea macrophylia L. nach. einem Exemplare 
vom Mont Blanc. Dader Verfawchnach‘ die Alpen 
von Piemont; Savoyen und.der Dauphinte ängiebt; 
so wird sie’dadurch' für Deutschlands Flora, ‘in. 
welcher ohtehin” kein 'specieller- Standort: bekannt 
ist, zweifelhaft, — IMarrubium peregrinum L. Die. 
Pflanzen dieses Namens von ‚Jaeg. Spreng.'Bie- 
berst«- gehören nach ’dem Verf. nicht: 'hieher,: wohl 
aber M.'candidissimum Hortul, Bei Triest‘ aufdem 
Karsch am Wege nach Bassowitza» — Marrubium- 
catariaefolium Lam. aus dem 'Orient. — Scabiosa 
uralensis Murr. —:Se, cornieulata W. Ri. = eb 
Sc; ucranica L, Alle 5 nahe verwandte Arten 


o.y7* 


D 


i00 


sind hier ‚möglichst; erläutert; zu letzterer kommt, u 


So. maritima Wulf. .— Adonis aestivalis L. =’ 


.d. flammea Jacg. —. 4. autumnalis L. Zur ein 
stern Art werden A, miniata Jacg. citrina Hoffn. 


flava ‚Pill, mierocarpa Dec, maculata Wallr, und 
flammes Schleich. als Synonyma gezogen, Sie blü- 
het mehr--eder. weniger . dunkelinennigrotb ,. und, 
schwefelgelb. Zur »ten. Art kommen A. anomala 
Wallr. Dee. und. parviflora Fisch. Die 3te ist von. 
Dee. als ‚mierantha und von MB, als aestivalis 


ausgegeben.. Sie ‚wird in, unseren Gärten gezogen, . 


kommt aber, :quod_bene 'notandum, in Deutschland, 


nicht wildwachsend: vor: Der Verf: hat sich bes 


Auseinandersetzung dieser Gewächse, was ihn seht 
gelungen ist, viele Mühe gegeben. darf sich aber 
solches nicht gereuen lassen, sintemal er dadurch 


einen vielseitigen Wunsch erfüllt, den schon Ehr 


hart vor 28 Jahren, ausgesprochen, und diese Sächen 
unsern. Botanisten. bestens empfohlen hat. ‚(Beitr. 4. 
5,.) — Campanula- Moretti Reich. - die neueste 
und seltenste Pflanze. Deutschlands aus: ‚dem an Mi- 
nieralien so reichen Fassathale in Tyrol. 
Drittes Heft; unserm Steudel gewidmet, enf- 
hält eine Fortsetzung zweier, ausländischen ‚Adoniss 
„Ärten, nämlich. A. davurica Led, und sibirica: 
Patr., welche letztere von einigen. Schriftstellern, 
‚uhrichtig als, var. 'sibirica zu 4, vernalis gezogen 
wird. — Xanthium italicum; eine neue von ‚Mos 
zetti bestimmte Art, die häufig.am Po vorkommt. — 
‚Silene supina MB. — 'Scabiosa australis Wulf. 
Hitzu Sc, ‚repens "Brign und Sc. pseudoaustralis 


aor 


R, s _ Gemein in der Loimbärdey; selten im Litto- 


rale '— Seabiosa acutiflora Reich. eine neue 


Art mit’ pfirsichfarbenen gespitäten Blumenblättern, 
und dem Bau von Se. -Columbaria; muthmäßslick 


im Littorale einheimisch. — Stachys intermedia 
‚di, et St. sibirica Link. Anthemis austriaca I. 
von welcher 4. ruthenica: MB. nicht verschieden 


ist, — Eycopsis rosea 'MEB. 


Viertes Heft. ‘Herrn Hofr.: Tittmann gewid« 


| met, enthält-Hyacinthus pallens MB. — "Scabio- 


se uralensis variet cretacea MB. -—— Senecio'ver« 
nalis W. KR. — Senecio rupestris W, BR. der wit 
S, montenus Villd. identisch is, — S erucaefo- 
lius D, wohin‘S, tenuifolius: Jaog. gezogen wird. — 

$; delphinifohius Fahl.:—“ Leonurus“ sibirieus 'et 
tataricus, —- Potentilla necta.:: Dazu werden P, 
sulpkurea Lam. pilosa Wild. pallens Mönch. und 
intermedia Roth, gezogen. nn  Potentilla obscurs 


"Wille : it 


Fünftes Heft ' Herrn 'Oberamtmann Rodig ge- 
widmet, beginnt ‚mit Epilobium: resmarinifolium 
Haenk. und E. angustissimum “Lit. die bisher ir- 
Figerweise vereinigt würden. ' Zu 'leizterem gehört 
E. ‘Fleischeri Hochsty "=" Trigonella: coerulea Dec, 
et procumibens Reich. ; 5 letztere äuf Wiesen’am Neu» 
siedler See in Ungarn‘, ist zugleich Melllothus pro 
eumbens ‚Besser und‘ Trigonella. Besseriena.: Dec — 
Rumex' dome: stiöus'Härtm. aus ‘Schönen. ——. Inula 
bifrons L. et; thapsoides Sp." Phöjteuma. Miche«- 
li Alk: die ächte "Pflänze‘'vori Mont Geis, =; 


‚Buphthalmum speciosissinum L.’ — Telehia 'spe= 


I 


62. 


«folioso ;hirsufo ; foliis: lanceolatis strigosis subtus 
-subcanescentibus: '‘dorymbo composito fastigiato, an- 
thodio tomentoso, stolonihus nullis. | 


ß. multicaule, Yy, grandiflorum. — 
: # cım H. seligero. 2%, Caulis plerumque 
"ascendens plus minusve foliosus. 

29. A, Zizianum: caule spärsifolio hirsuto ; foliis 
öblongo -lanceolatis strigosis; corymbo subeymoso, 
anthodio tano-villoso; stolonibus nullis, f 

Br tudiflorum. 

H, in.saxosis Palatinatus, Ziz.- a . 

‘Huc potius quam ad H. Bauhini Soul, sy 
nonymum H. murorum angustifölium non sinua- 
% zum Bauh. prodr. 67. t. 67. trahendum est. 

- 50. H. pumilum (Lapeyr, abr. p. 409, breviscapum 
Cand.) caule paucifolio nano; foliis : obtusissimis - 
lanceolato -spathulatis longe hirsutis ; eoryinbo sub 
3-1oro, anthodio villoso ; stölonibus nullis.' 

Mi in Pyrenaeis orientalibus (Coder) a : 


# 


ih. Aurella 


‚a. caule ‚subunifloro, 


31. a. Schraderi (Cand; syn. gall n. 3907): caule 
subnudo 2-Zloro ; 'antliodio ‚laxissimö foliisque lan« 
cevlatis acutis subintegerrimis :albo- villosissimis. 
© „HB. alpinum Willd, spec. 3. 1561. (excel .syn 
"praeter Bauh,) All. ped. m gr tik & 2. Hoppe 
apud Sturm e spec. Cl aus 

ße biflorum Vill.. dauph. 3, ;p., „10h PET 

@ y. denudatum : Zoljis- glabriuscnlis. ‚läucesöentibus. 1 


x 


"63 . 


$ % et 8 ) H: glandul iferum ‚Hoppe apud. Sturm. 
H, glabratum. Hopp. apud Willd.et Sturm - 
' Hin alpibus AM. 0 2 

Multum :H, villoso.. a7 ‚quod. simili modo va- 
riat, afline. Folia nonnunguam undulata. 

32. H, alpinum (L. ‚spec. 1124. excel, Bauh- Fl, 
dan. t. 27. Räy angl. 5 Pr 16ge” 6. £2 Engl. bot. 
t.ı110.) caule subnüdo ı -Höro,“anthodio villosoz 
foliis spathulatis -obtusis dentieulatis sparse villosis. 

H. pumilum Hopp. apud Willd, et Sturm 
e spec, Cl. auf 

&r vulgare: foliis ovato- -spalhulatis ß. angu- 

stifoium: Solis ‚-lanceolato - -linearive - -spathulatis, 


Y% villosissimum ; caule. ‚anthodioque villosissimes 


Ss. pilosum:. ‚anthodia. piloso. .. & tubulosum: .eaule 


subfolioso, floseulis twbulosis. € squamosum: cai» 


le foliis linearibus dense folioso, 4. foliosum (H. _ 


alpinum T.) caule folioso ı- = floro. 4 macro= 
stylum';, eaule folioso ı- & floro, Nosculis cOLVO«- 
luto- abbreviatis, 

H. in alpibus. Europae; , in Sudetis gregarium 
cum omnibus, varietatibus. %. 

‚33. H. Halleri (Vill. delph 3. p. 104: & 26. Hall, 
Helv. a 49. melanocephalum Tausch, atricapillum 
Hopp pumilum ‚plur--Aut Botan. Helv. ) caulesubnudo 
ı-floro; 'anthodio nigro- -villoso;.. foliis spathulatis 
‚dentatis sparse villosis obscuris, n 

Varietafes omnes constanfer, agnoscit, quas de 


=. alpina adduxi energie a „guam salteın 'hucus« 
.que nondum 'observavk : er 


Tu 


64 

#. in alpibus, Carpathis, in Sudetis una cum 
H. alpino copiosissimum cum omnibus varietatibus. 
Anthodio majori nigerrimo, et foliis obscuris plus 
winusve argute dentatis primo intuitu a H. alpino 
differt, 


b, caule multifloro, folüs caulinis sessilibus 
aut subsessilibus. 


54. H.andryaloides (Vill. delph.3. p- 121. 1.29.) 
canle paucifolio paucifloro ; foliis radicalibus ovatis 
basi dentatis, pilis plumosis sublanatis, caulinis li 
nearibus. 

Pf» angustifolium : foliis oblongis (H. Liottardi 
vill. 1.26.) Y» integrifolium: foliis subintegerri- 
mis & ovatis (H. tomentosum integro folio Boce 
Mus. 2. p.147. t.106, Barr, ic.238. Hs saxatile Vill 
1.26.) ß oblongis (H. Lawsonii vill. t. 26.) 
6. uniflorum, i 

H. in rupibus Galliae, montibub Sphaxiotieis 
Cretae Sieb. %. 

35. H. undulatum ('Willd. spec. 3. 1587.) pilis 
plumosis tomentosumz; caule ramoso torymboso fo- 
1ioso, foliis oblongis basi attenuatis undulato - dentafis« 

H. in Hispania, %. 

36. H. Zaratum (Vill. deiph.3. p. 120, Andryala 
lanata L.) pilis plumosis lanatum; caule ramoso 
eorymboso folioso, pedunculis elongatis; foliis oYa- 
%s acuminatis subintegerrimis, 

H. in Europa australi, A. 


More aliorum ex Allionio folüs inciso - dem 
tatis 


65 
tatis variat, Videtur subinde adhuc alia latitare 
species foliis amplexicaulibus, an H. verbascifo= 
lium Yill,? 

37. H. PWaldsteinü (Ianatum W. et K. hung. a. ey; 
1.127.) caule basi dense folioso, apice Wlidiusculo 
paucifloro ; foliis inferioribus oblongis dentieulatis 
undulatis pilis plumosis lanatis, superioribus linea- 
zibus denudatis, +} 

HB. in alpibus Croatiaee %« Pili anthodii 
eglandulosi. 

58. H, Schmidtii (Tausch in hort. Can.) caule +4 
paucifolio subramoso corymboso, pedunenulis antho- 
dioque glandulosis; foliis oblongis utrinque attenua« 
tis dentatis glaucis rigide ciliatis. 

H. glaucum pilosum folüs parum dentatis, 

Dill. Elth, 2080. &, 149. H. Lawsonii Smith Engl, 
bot. t.2083. Spr. syst. veg. 3. 641. (non Vill.) 

Ps foliosum: caule plurifolio. Ye nemorosum. 
3. maculatum, & hirsutum: foliis utringue hirsu- 
tis candicantibus (H. candicans Tausch H. villosum 
Smith Engl. bot. 1.2379°) & uniflorum (H. ru- 
pestre Schmidt act. boh« 1. p-58. £.9.) 

H. in rupibus montibusque elatioribus Bohe- .. 
mise; Angliae, 2%. 


Bo 


Pili longi rigidi Pilosellae hanc speciem opfime 
distinguunt. 

39. H. nigrescens (‘W. spec, 3. 1574.) eaule «)| 
paucifolio subfurcato paucifloro ; anthodio aterrimo 
villosulo; foliis radiealibüs oratis oblongisve denta- 
tis petiolatis pilosis. 

Ergänzuugcbl. Nro. V; 5 


ve 


(4 


66 
ß. vilosum : totum subvillosum (H. pulmona- 
rium Smith Engl. bot. 1,2337. H. Halleri Hopp: 


 apud Sturm et Willd. ) Y maculatum, d. ‚unia 


Jlorum. »£, incisum : ‚foliis acuminatis profunde 
serrato-dentatis (H. incisum Hopp. apud Sturm.) 
&. integrifolium : . foliis subdentatis eaule .ı,-floro 


He {H. decipiens Tausch. ) ' nase 


8 


ı\, ze 


:H. in alpibusy" iu " Sudetis vulgatissiinum 'eum 


og 


omnibus varietatibus. bu 


4% H murorum 194 spec; ina8)' "caule, pauci- 


zmultifolio; foliis zadicalibug' petiolätis’ ovatis oblon- 


gisve basim versus profunde dentatis pilosis}' "cos 


zymbo terminali subdivaricato glanduloso. 
& vulgare: caule ı-paucifolio,, folüis radicalie 
hus ovatis saepe subcordatis. , 


. ß» silvaticum : ‚eaule subramoso plus ; minusve 


{olioso (H. "silvaticum Fl. dan, t. 1113, Willd, - 


spec. 3. 1578. Engl. bot t- 2051. "Spr. spot 5. [277 
H. pulmonarisides Vill. delph. 3.1.34.) 


Yı angusiifolium: & er ß} (Pulmonaria eallion 


tenuifolia Tabern. Kr. 195.) 
22 ineisum : foliis profunde dentatis iino et 


subpinnatifidis. a; (H. murorum. & Lian, spec) 


ß: (H. vulgatum Fries. Sp.) \ 


& pilosissimum. u: (H. murorum «, Linn) 
ı CH imurorum Ye Linn, H. exicaule Tausch.) 


' nemorosum:. foliis . majoribus tenerrimiss 


(x Bean), 


u 


% : 67 | 
Y+ maculatum: Holis nigro- macnläti («ß d ) 
Nu glaucum :. foliis glaueis ; ; anthodio Pareissi- ” 


me. glanduloso 4 (H. pallidum Tausch) 8 (H. pal- , 


lescens W.,et Kit, hung, 3. ar) & (an H. ‚Saxati- 
‘le Cand,. P) 1 


t. dentieulatum: foliis dentieulatis & (H. mu- 
rorum 9 wind. spec.) . en 
 #s aphyllum: seapa subaphylio, qui’ nonntts 
quam 2-fidus est et tund H. bifidum Kit, Spr. Re) 

"u uniflorum. 
Habitat vulgatissimuim tum „ Yarietatibus % in 


» 


apricis, Bi in silvaticis tötius ‚Eüropaeı a 
Planta polymörpha, quae formias innumeräs ins 
termedias ex una varietate in alteram exhibet; pili 
in & quoque plumosi. nn 
41. I. ramosum (W, et Kit, hüngd. p. de 2406 
4.216.) caule paniculato folioso; foliis ovatis, „grosse 
dentatig glabriüsculis, superioribus basi dilätafisz 
pedunculis multiforis anthodiogue canestentibusi 
H. in Hungaria. ru 
iz, H, hümile (wild. see 3 3. 1573.J taule 
folioso - ‚eoryabosö patulo paucifioro;s follis oblöngis 
basi subpintiatifidis pilosis; anthodio glandüloso; 
(H. profunde sinnatum pubestens. €, Bauh. piti.1ag.) 
.. £ villosum (H. Jaegeini Vills delph, 3. pı 133; 
4 ab. I “ 
Habitat in alpibuis, sübalpinis. if. 
434 H. sawatile (Jacg. ic. ram ı. 1, 163.) end 


Panichlate folioso;: foliis sadiealibus. lanceolatis Pte 
5" 


65 

.. tolatis remote dentalis glaucescentibus basi Pilosis, 
EZ superioribus linearibus ; pedunculis squamosis. 

"8. paucifolium (Tacg. l.c.) ß. foliosum: taule 

polyphylio (H. glaucum var. All, ped: 1: 28. £3. 


excl" t81. Lu ad HM. statieifolium spectante) 


y, humifusum: caule decumbente (H. humifusum 
Spr. pug. 2. 7:76.) d, ineisum: foliis profünde den- 
tatis (H, laevigatum Willd. spec. 3, 1596.) & villo- 
. sumes: foliis profunde. dentatis: villosis. (CH; calcareum 
Berah. ) ur 
-H, in rupestribus Anstiae, Hungariae, Galli, 
Pedemontii.. 2L. 

4» H. statieifolium Cwaua, spec. 3, 1567.) 
caule paueifolio furcato paucifloro; foliis radicalis 
büs lineari-lanceolatis rernote denticulatis dentatisve 
glaucis glabris; pedunculis incrassalis squamosis. 

B angustifolium : foliis linearibus, ”Y. upilorum, 

' H. in alpibus. 2. 

25. H. pörrifolium (L. ipec. i1i28) caule folida 
so paniculato ; foliis linesribus subintegerrimis glau- 
cescentibus; peduncnlis äquamosis, j 

ß. ‚graminifolium :, foliis lanceolato -linearibus 
elongatis laxis. (H. glaucum Baib.) 

H, in alpibus, ß Pedemontül.. 24, 

46. H. seorzonerifglium caule Paucifolio pau- 


eifloro ; foliisque lineari- lanceolatis subintegerritnis 


"glaueis glaberrimis; anthodio subvilloso, 
ER Joliosum: caule- plurifolio, Ye uniflorum 


Kmret:ße): 


“ Hin alpibus, Austeiae com. a Sieh A 


69 


Species admodem elegans..' Caulis gräcilis as- 


eendens 2-aut ©-folius, saepissime 2-florus, Folia % 


radicalia vix petiolata. Anthodium H. porrifolio 
duplo majus subvillosum. 

47. H. speciosissimum ( wind, suppl.) caule 
folioso longe villoso apice’ corymboso;. foliis glaucis 
eiliatis, inferioribus confertis lanceolatis repando- 
dentatis, superioribus basi ovatis' subintegerrimis; 
anthodio villoso. 


B. angustifolium: foliis angustioribus omnibus 
subconformibus magisque villosis (CH, flexuosum 
Hort.) Y+ integrifolium (H. scorzonerifolium Vill. 
delph.3. p.ı11. H. flexuosum W.etKit. hung, "20%. 
H. polyphyllum Schleich. 'exs. Helv.) 

. Colitur & et BP in hortis, % plerumgue” romin 
ne H. crassifolii, 3. 

48. H. polyphyllum wis, suppl.) caule 
folioso glaberrime ramoso -corymboso multifloro ; 
foliis glaueis , inferioribus confertis lanceolatis re- 
pändo.- dentatis , superioribus basi ovatis subinteger- 
zimis; anthodio glabriusculos 

Colitur in hortis saepissime nemine. H. glauc.2£. 


* Antecedenti simillimum, sed glabritie, caule „ / 


zamosiore subdecumbente, anthodio minori glabri- 
usculo, differt, 

49 HL. canescens: caule folioso villoso corym- 
boso paucifloro; foliis remotis oblongis argute den- 
tatis subundulatis ‚glaucescentibus ciliatis, superio- 
zibus ovatis; anthodio subvilloso. 


H, ‘canescens et macrophyllum Schleicher, % 


pl. exs, Helv. 


Rd 


0 


‚H: in alpibus Helvetiae. 2%: 


‘50, .H, afiine: caule dense folioso scabro; fo- 
' Yiis sessilibus acuminatis- anguste - dentatis scabrius- 


eulis, inferiorihus oblongis, superioribus ovatis; co= 
rymbo terminali composito. 


ß. decumbens, Yr mgeulatum (H. maculatum' 


Tausch Can.) 

Colitup in horfis, @.et ß saepe nomine H. 
eragtiei et picroidis. 

; H. silvestri. sheillimum, sed folia superiora non 
amplexiedulia 

sr. H,. umbellatum (L. spec. 131) eaule den- 
se se Tolioso scabro; fuoliis lineari - lanceolatis linear» 
busve dentatis; florjbus corymbosp - umhellatis; apr 
thodiis squarrosis. . 

ß. angustifolium : foliis linearibus paucidenta« 
tis subintegerrimisye, (H. umbellatum *y Willd.) 
Ar caronop'folium: foliis grosse» deniafis (a et £) 
H. coronopifalium Bernh d, nanum: caule Alifor 
mi sub ı-floro, foliis suboyatig denticulätis- ( Hr 
umbellatym. ß wild.) 

H. in pratis, aprieis tötius Europae. 2%f« 


H. boreale Fries saltem ex icone Fl. dam. 


4.871. videtur pptius varietas magis ramosa H, um« 
bellati, Icon in Engl bot, t. 349. ad A silyestre 
perlinet, 


x 


plezicaulibus.‘ 


52 H. silvestre (sabaudum Tausch in hort. Can, et fei 


reomn. aut.) caule dense folioso scabro; foliis oblon- 


* 


'%& Caule muliforo, foliis plus minsue am: - 


”. 
ln 


‚TE. 
eis argufe dentalis ‚subglahris , ‚superioribus, semiam- 
plexicaulibus; corymbo terminali' multifloro, pe» 
dunculis canescentihus; ; anthodio glabro. .. DR 

‚&% latifoliun: foliis achtis, superioribus ovatis. - 
(H. fruticosum I. C, ‚Bauh.. pin. 129. H. sabaudi 
var. I. J. Bauh. hist, 2, 10380, Moris. hist, 3. 9.7. 
u 5. f. 52.) m \ . . 
ß. rotundifolium: foliis superioribus ovalibus- 
obtusis. (H. fruticosum Ill. C. Bauh. pin. 129) » 
Y+ angustifolium; foliis omnibus oblongis acu- 
tis. (H. sabaudum Engl. bot. 1. 349.) j 
ur. heterophyllum : foliis superioribus minimis. +: 
(H. corymbosum Pers. Tausch. ) 
mL hirsutum; caule hirsuto, foliis hirtis (wet Ye 
C, nemorosum: (« ß yd. 


y. sparsifolium ; foliis remotioribus. 


9 decumbens: caule decumbente (a) 


3 i 
, 


ae 
Lu) 


H. in silvaticis totius Europae. a. 


53, .H. racemosum: (W. et Kit, hung. 2.21% 
t. 193.) eaule folioso seabro Tamoso: subracemoso, Ta- 
mis strielis corymbiferis; folüis argute dentatis sub- 
glabris, inferioribus oblongis, superioribus ovatis se« 
miamplexicaulibus ; pedunculis anthodio brevioribus. 

H. in Hungaria. %. . 

54. FH. brevifslium: caule dense folioso: foliis- 
. que amplexicaulibus subeprdato - ovatis acutis pau- 
‚eidentatis scabris basi subbirsutis; corymbo termi- 
nali; anthodia glabriuseulo squarrose: | 
Hin Europa australi (Sieber), Hr: 


72 
Folia utringue sub- 3 « denfata, inferiora pollice 

vix longiora- 
eb 55. H. sabaudum (IL. spec. 1131 e syn. All, 
ped 27. & 2.) caule folioso colorato corymboque 
terminali multifloro hirsuto ; foliis subrotundo-ova- 
dis semiamplexieaulibus acutis dentatis hirtis. 

CH. frutescens latifolium polyanthos. Besl. eyst, 
erd. 12. fol. ı. £3».: H. fruticosum II. C. Bauh. 
pin. 129. Moris. hist. 3. 5.7. #5. £& 59.) H. sahaudi 
var. Il, J. Baub, hist. 1030, 

x crassicaule (Tausch in hort; Cam) caule crag 
dissimo, folüis soufertissimis, corymbo. terminali,, sub- 
Tacemoso, 

H. in Europa ausfrali. 2. 


En 0 


In hortis saepe eolitur nomine Kalmii, car 


padensis, racemosi, croalicl. . 
Caulis purpurascens pilis rigidis hirsutus- 

Y + 56... barbatum:.caule folioso longissime vil- 
loso decumbente, foliis margine carinaque ciliatis; 
inferioribus oblangis dentatis, superioribus remo- 
tioribus ovatis semiamplexigaulibus denticulatis; ra- 
cemo terminali subspieato villoso. 

H. in Moeravia ad Adamsthal prope Brünam; 
(Fischer. Comm. Opiz). 2%. 


Peduneuli ex omni foligrum superiorum axilla 


folio vix longiores vorymbiferi paueiflori, 
: 57. H. hirsutum (Tausch in hort. Can.) caule folioso 


hirsuto coryuboso multifloro patulo, foliis ‚semiam+ 


plexicaulibus dentatis subtus hirsutis reticulatis,, in« 


ferioribus oblongis, superioribas sabeardato- -oraliss. 


peduneulis‘ aathodioque. hirsutis. 


m m 


73 

 Colitür 'in hortis nomine H. hirsusi, 'ebiam« 

plexicaulis. 2%. 

Forma foliorum fere medium inter H, sabau- 

dum..et foliosum, sed ab wbrogue | inflorescentia 
maxime: diversum, .“ 

58. H, eriophorum CCand. Dranc. n 2908, e 
spec.) longissime lauatum, caule: arcte folioso; fo- 
liis ovatis semiamplexicaulibus argute dentatis; :cos 
zymbo .terminali elongato Tacemosa,; pedunculis 
ereclis intrieatis. ‚ 

H. in Pyrenaeis. 2%. Totum lana longissimg, 
densissima obductum. Pili subplumosi. 

59. H, prosiratum (Cand. France. n. 2909 a) 
caule deeumbente dense folioso -villosissimo; foliis 
avatis oblongisve semiamplexicaulibus:.dentatis villo- 
sis; corymho. terminali. villosa divarieato subum« 
bellato, oo. 

&r latifolium: foliis ovatis (H. patulum Tausch 
in hort. Can. ) P. angustifolium: foliis oblongis. 

Ys lanceolatum: foliis lanceolatis. du. incisum > 
foliis inciso- dentatis. &% iniegrifolium: foliis sub« 
integerrimis ( Hs prostratum Spr. syst.) & donuda- 
tum: foliis glabriusevlis. 

"H.-in Gallia. 2% 

E seminibus educatum admedum diversas for« 
mas producit. Umbella 'terminalis subinv.olucrata, 
Toto habitu. #7. folioso proximum. & non vidi, 
60, 'H. foliosum ( W. et Kit.’ hung. & p« 135.) 
eaule arcte folioso basi hirsuto ; foliis cordato- ams 


plexicaulibus ovatis oblongisve dentatis vigide.ciliar 


K 


74 
tis subtus reticulatis ; corymbo terminali subumbel- 
lato patulo subdiviso glaberrimo.. . 
«+ latifolium; foliis ovato-cordatis. ß» angu- 
siifolium: foliis cordato- oblongis. 
ny, integrifolium : @ (W.et Kit. hung. t« 145.) 


ß. (H. folio caulem amplexante oblongo integro 
“ piloso» 'Amm, ruth, n.208. Gmelin sib. 2. p. 35,_ " 


t. 14.) 


H. in Hungaria, Sibiria. In hortis fere omnes. 


kic enumeratae varietates, exstant, A£. 

Coryimbus compositus apice radians subinvolu- 
eratus uti in A. prostrato. 

'Planta sibiriea gaudet anthodio nigricante, 

61. H. prenanthoides (Willd. spec. 3. 1590 
spicatum All. ped. n.795. 1. 27. £.1.3.) caule folioso 
piloso ; foliis cordato - amplexicaulibus oblongis den- 


ticulatis dentatisve ciliatis subtus retiewlatis; panie 
eula terminali, pedunculis multifloris confertis an- . 


thodioque glanduloso- pilasis. 
&% latifoliym: foliis ovato- oblongis denticulatis. 
ßR. angustifolium: foliis lanceolato -oblangis denti- 


eulatis. Ys dentatum: foliis anguste dentatis, per _ 


dunculis canescentibus (H. bidentatum Tausch. ) 
dr integerrimum ; foliis subintegerrimis (% et ß) 
(CH. prenanthoides, Vill, delph. 3. p, 108. it, 65% 
H.. bupleurifolium. Tausch). & undulatum: folüis 


‚ undulatis denticulatis, &, obliquifolium: foliis ob- . 


lique flexis (& et ß;. 4» pilosissimum (& et B% 
$. sparsifolium: foliis remotis. lv macrpstylum. 
# pauciflorum (amnes var.) 


nn 


| 7 
H. in alpibus Ttaliae, Galliae, Helvetiae, in Car- 
pathis, et cum omnibus varietatibus in Sudetis,. 2%’ 
Folia subtus plus minusve glaucescentia, = 
Plures varietates e semine perstan« H. pre- 
nanthoides Smith Engl. Bot, t. 2235. ob folia sus 
periora nimis cordato-ovata vix huc spectat, 'majo+ 
rem affinitatem ad H. hirsutum exhibere videtur. 
63. H. oydoniaefolium: (Vill. delph. 3. p. 107.) 
caule* folioso piloso ; foliis .denticulatis dentatisve 
ciliatis subtus reticulatis semiamplexicaulibus, Sur 
perioribus spathulatis; panicula terminali glandulosa 
multi -pauciflora. 
H. sudeticum, Sternb, Regensb. Denkschr, 
“Asıßı8. pP. 62. t. 5 
Varietates omnes H. pronanthoidis exhibet, er 
sgepe 1- - florum invenitur, 


H. cum H. prenanthoide, a quo ‚praeeipue fos 
liis minus amplexicanlibus, superioribus spathulatis 


dignoseitun 2%. 

Obs‘ H. silvaticum dll. ped. 428, f. 1, ah 
hoc vix specie diversum est. 

63. H: Sieberis. oaule dense folioso, foliisque 
cordato-amplexicaulibus oblongis denticulatis pilo- 
sis; conymba terminali simpliei paucifloro glandur 
loso - piloso. 

H. in alpe Carinthiae Gartenalpe (Sieb.) 24. 

Folia H. prenanthaidis, sed subtus non rei 
eulata, flores magni H, amplexioaulis, Br, 
64 .H. intybaceum (Jacg, ausir. app t. Ad 
Al, ped. 2.793. t. 29. £&3,) glanduloso - pilosum 
"yillosum ; caule dense falieso , -foliis lanceolatis res 


t# 


ı 
82 


pando-dentatis, superloribus semiamplexicaulibus; 
cerymbo terminali paucifloro. 

PB: angustifolium: (H. albidum Vill, delph. 3. 
9,153, 1.31.) Ye uniflorum, $. tubiflgrum, 
Hin alpibus. . %- 

65. H. amplexicaule (L. spec. 1129.) caule 
folioso sursum glanduloso -piloso ; foliis argute den- 
tatis , radicalibus pblongis subvillosis, superioribus, 
subcordato- amplexicaulibus ‚egrymboque multilloro 
patulo glanduloso- pilosis, 

&. latifolium : ‚foliis superioribus cordata -ava- 
tis. (H. ampl, ß Lian. sp. All. ped. 1.3. f. 2.) 

B angustifolium: foliis superioribus cardäto- 
ellipticis (AH. ampl. % Linn, sp. All, ped. t, hr 
H, intybaceum Sturm ic. bon, ) . 

Y- lanceolatum: foliis ampibus : ablonga-lan- 
ceolatis, _ 

. integrifolium &: Pluckn. phyt, &. 194, [1 

& villosum: raule, villeso parce glanduloso 
1-floro, aut corymbosa pedunculis elongatis, an- 
thodio nigricante villoso. (H, pedunculare Tausch.) 

H. in alpibus , inque montibus Corsicae, Cre- 
tae, °Y in alpibus Tyrolis, & in Pyrenaeis, etalpib-. 
Helvetiae. & in Sudetis. 

66, A. cerinthoides (1. spec. 1129.) caule folio- 
se apice eorymboso villosa; foliis glaucescentibus 
margine barbatis, supexioribus semiamplexicaulibus 


- subintegerrimis; pedunculis elangatis elandulosi, 


anthodio Piloso, 
Kr latifollum': foliis ovatis (H, foliosumSchlei- 


eher)... angustifolium: foliis oBlongis, -(H.. ce- 
rinthoides Engl, Bot, t. 2578.. Helongifolium Schleich, 
exs. Helv.) - 
H. in Pyrenaeis,' ‚alpibus FE praeeipüe ‚olitur 
in .hortis. 3%. . 
67. H. villosum (L. spec. 1130, ) eaule folioso 
ı- © floro villoso ; foliis subintegerrimis villosissi= 
mis, aut dentatis glaucescentibus, superiorihus am& 
plexicaulibüs ; anthodio laxissimo villosissimo. 
sparsifolium : foliis villosissimis femotioris 
-bus’subundulatis. (Clus hist: 2. p. 241 ec, ic 5% 
eriophyltum Willd.) 
ß- multifolium : foliis. Eaulinis‘ eonfertis r Hi 
 valde pilosum vn) 02 m 
Y. dentatum: : folüis äegufe dentatis, ( ß. y- 
$, denudalum: folüs glabriusculis glaueescens 
tibus (« et ) HA, dentatum Hopp. in Sturm. 
ic, e:spee. Cl. aut. 
» 'heterophy ‚lUlum: caule basi foliisque interio« 
ribus lanceolatis confertis denudatis (H, trichoce- 
phalum Ww. J 


H. in Pyrenaeis, "alpibus. In Bohemia, licef 


a Linneo indicatur, non obvenit, %. 


II. Crepis “ nn 
14 KHieracli et Crepidis spec. Linn. wild. Spr. y 


Fructif. Anthodium polyphyllum basi squamis 
acutum, Receptaculum nudum, Pappus sessilis mul» 
 tiplex pilosus mollis niveus desiduus. Seimina ünis 
foriid äpice sacpe attenuatar. 


m 


Veget. Herbae perennies aut annuae 1. coflorae, 

_ Ioliis saepe runcinato-dentatis partilisve. nn 

Divisio. E vegetatione subdividi possunt in sca- 
pigeras, et cauliferas, foliis sessilibus, aut ample- 

_ xieaulibus, 

‚Werden nun zu Folge. dieses Charakters einige 
Arten. von Crepis L, ausgeschlossen z.B €. Diös-, 
coridis, und aspera , von welchen später die Rede 
seyn soll; so lassen ‚sich. mehrere Hieracien-von 
Linne.und Willdenow vollkommen mit Crepis. 

: vereinigen. Ueberhaüpt bedarf aber die itzt beste- 
 hende Gattung. Crepis noch immer einer, genauern 
‚ Durchsicht, so z. B, ist Orepis nudicaulis Sieber 
'Spreng. nichts anderes, als Lagoseris nemausen- 
sis M. B. (Hieracium sanctum L. *)) Crepis_ ra- 
dicata Forsk. Spreng **) und thagadioloides L. 
gehören zur Gattung Picris. 

"Von Hieraeien gehören folgende hieher : 

€, bulbosa (H, bulbosum Wwilld. ) Värietatem 
Seapo 3-floro, foliis nunicinatis € Creta possideo. 

C;: aurea (H. aureuim wind.) Variat scapo n. 
a-3-floro, foliis integris et runcinatig, 
°C, Gmelini (H. Gmelini L.) Scapus ion ser“ | 
per multiflorus, sed efiam 3-Mlörus | 

ß, 4. eroceum Lam. (Gmel. si. 1.8. 1.) 
est ‚varietas grandiflora, foliis magis dissectis c Gme: 2 


*) ‚Crepis Hemausensis Sieb, Fl cret. eis, est. 
.C. tenerrima Tausch rar. Cietae MS. 


| 

. **) Cum hac promiscue Sieber in Flora aegype 
exs. novum genus, Ptilosiam apargioides Tausch 
exof. MS, exhibuit.” 


79. 
lini, Gm elin in utragüe flores Tuteos ned eroccos 
Geseripoit el: Ze 

C. praemorsa CH. praeniorsum ai De Ze RW’ 

C. incarnata (H. incarnätuti ehr B ‘glas +4 
bra: foliis gläbris y Iutea : 2 Bökibüsl Inteis (iu als 
pibus ad Bassano Com. 2. Sternb;) 

C. alpestris. (H; alpestre Täeg, Wild.) Variat 
scapo” 2- 31loro, foliis integris 'et Küncinatis. "" 

c montand’ CH. montälfln Jacq. Willd. )- 

"Ge 'hyoseridifolia (H. hyoseridifolium Pers). 

C; Jacguini (H. chondrilleides FTacq- L) Variat / 
caule ı-floro et folüis integris.- . 

C. succisaefolia, CH. suceisatfolium All, ) vee) 
riat foliis ‚latioribus aut angustioribus, deniatis ‚auf 
subintegerrimis, denique” tota gläberrima ’ aut ‚plus 
minusve pilosa subhirta, et qua "Yariefates” hie. spech 
tant: H. integrifolium Hophe, ‘Hs mölle Jäcg. Hu 
eroaticum MW. et Rit. Pilld, 'et denique ‚Crepis 
hieracioides W, et Kit, 'Willd, Spr. (e spec, auf.) 

C, hieraeioides ( Gmel: Syst. nat, 3. p 1080. Er BR 
Iyratum. L.) caule foliose apice corymbosb, pedun« 
enlis anthödiogue glanduloso - pilosis; foliis oblongor 
lanceolatis repando- -dentatis,. ‚superioribus subhästa« 

10 - -amplexieaulibus. _ Media quasi inter C. suceis 
saefolium | et paludosum , priori tamen wagis. af 


DW 
Fr 


zis, a qua praecipue foliis subhastatis differt. 
c paludosa (MH. paludosium 1) a Hatifolia 
PB. angustifolia Y, ineisa, 
E & ln Cvill. delph.3. p. 136. Me Dye #r 
venaieum, wild.) LS Tatifolia, & angushfolia 
% ‚glabra ds uniflora. 


80 


... €. grändiflora (H. grandilorum All. Wild: 

& angustifolia. Yy. integrifolia. ö. uniflora, Cre 

‚8 pis grandiflora Willd: . suppl. saltem quam. ego 
EN Sr ‚cultari' vidis5pecie ah. hac non differt. 

C lapsanoides ( H. lapsanoides Gouan VWYilld.) 


c. ‚ pygmaed Linn. (H. prunellaefolium wild.) . 


c. sibirica Linn. .(H., sibiricum wild.) : 

\ "Ad Crepidem porto spectare videntur H. pin. 
hatifidum. wild. glylinosum L. sonchifolium MB 
bracteolatum ‚Smith, „foetidum Willd. eiliatum 
wild. ‚turbinatum Lapeyr. quas vero nondumvidi. 


De it. Grepidium 
u" ' (Grepidis spec. L. Willd. Spr.) 
Fruclif. Anthodium polyphylium involuera- 
um. Receptaculum nudum. Pappus pilosus‘ niveus 
eaducus sessilis, aut. hofnunquam disci ‚stipitatus, 
Semina diformia , radii compresso angulata, 
7 eget. Herbae annuae ramdsissimae asperag; fo« 


we ls runcinato- dentatis; peduneulis intumescentibus« 


van 
' Divisio. I. Sphaerotheca : pappus sessilis, Hüe 


Speetat Crepis Dioscoridis Linn. a qua Cc, heteros- 
perma Schrad. vix nisi caule scabro differt Il. Cre- 
Pibrachium : pappus disci stipitatus. Huec pertinet 
Crepis „@spera Linn, ‚forte et Chondrilla erspoides 


, Wild? 


no IV Borkhausia. Bochm. Spt. 

. ‘Kann auf dieselbe Weise wie Crepidium. ab- 
gefheilt werden, indem, ‚bei mehreren. Arten "die 
‚Haarkrone durchaus gleichlang , gestielt ist, "Cnena- 
imum: €, & Bi’alpind‘, oder indem die Hänzktone 


oo. 
“r 


a "der 


oo u 81: 
der Scheibe gestielt, die des Strahles fast aufsitzend 
ist Casioreu:: & g. B Candollei Sp 


ze V Tolpis ’ 

eipfais, Crepidis, et Hieracii speö. "wild. 3. 

' Fruetif. Anthodium polyphyllum bracteolätum: 
Receptaculum favosum nudum.- Pappus sessilis 2’ 
ı2-radiatus, radii nonnunquam. brevissimus. . 

Veget, Herbae ramosissimae annuae, aut suffru= 
tices, pedunculis proliferis, floribus pallidis. . 

‚Divis. I. Drepanıa: pappus disci 2- 6 setosus; 
zadii dentatus eg, T.barbatu. II, Polychaetia: pap- 
pus uniformis ı2 - radiatus. Huc spectat: Hiera- 
eium fruticosum MWilld. Crepis filiformis Willd;' 
et Crepis corönopijolia PPilld., quae secutidum her- 
barium Waldsteinianum in Hüngariä sponte vo 
nascitür. Porto Accedil'novä species e Madera, quae 
in herbafiö Müsaei Prag. nomine Crepidis cana= 
riensis asservatur, et distinguitur: "T« pappo ı12-ses.. 
toso, bracteolis anthodii brevissimis; foliis fliformiz. 
pinnafis apiculatis; caule fruticoso. virgato.- ” 

VI. Wibeliä Roehling. 
(Calyeocorsus Schmidt phys. oek. Aufs, i. P.271. ). 

. Fruetif,, Anthodium polyphyllum basi auctums. 
Receptaculum nudum. Pappüus. duplex:  exterior 
membranaceus calycilormis; interior ‚longe stipitas" 
tus ‚pilosus; Er 

Veget. Herba scapo ‚paucifloro, foliis radiealthusi 

MWibelia apargioides, Röehl.‘ gern. 2: P 426; 
(excl. zelig, geni.. spec.) (Bieradium stipitatum Jacgı 
Giepis apatgioides; wind, „Börkhaısia‘ äpargioides“ 
Spreng‘) Be = “ 

"Genus Leontöde Proxhindim. 


rar 


EITHEITTET 


Ri £ B jan . 
PP ESFET REPREERES DPESg- Prager Mare za r ’ .— 


v 


| Ergänzungsh, ro, Vi .6 


ö2 , 

Friedrich August, Mönig von Sachsen. Eine 
biographische Skizze von A. L, Herrmann,: 
Prof, u s» w, Dresden in der Waltherschen 
Bichhandlung 1827. 

Es ist zwar nicht selten, dafs Monarchen das 

Studi der Naturgeschichte, oder eines ihrer 


Theile, als einen. würdigen Gegenstand ihrer Erho- - 


lung heachten, aber wir möchten zweifeln, ‘ob diefs 


.. ® . 3 E} ' ° Ä 
bei irgend einem jemals mit.so vieler Ausdauerund, 


Gründlichkeit, mit so reiner Hingebung und mitso 
steigendem Enthusiasmus stätt gefunden habe, als 
es bei Friedrich August wirklich der. Fall warn 

Der König beschäftigte 'sich in seiner Jugend 


‘yiel mit Entomologie, aber auch in seinem späle- . 


” 


sten Alter interessirte er sich stets für die nähere. ° 


Kenntnifs aller Naturerzeugnisse, und hörte ‚sehr 
gern von denselben sprechen. Nie versäumte.er, 
irgend ein fremdes, früher noch nicht ‚geschenes, 
Thier, durch eigene Anschauung kennen zu lernen, 
oder von interessanten Fossilien die Umstände ihres 
Vorkommens und ihrer Eigenschaften zu erfahren; 
oder endlich über seltenere Naturerscheinungen sich 
genauer zu ‘unterrichten. | 


Für gemüthliche Aufheiterung aber, erkor sich 


Friedrich August vorzugsweise: die Botanik. 
Der König war in dieser Wissenschaft eben so, we+ 


nig, als in irgend einem andern, von ihm erfafsten. 


Zweige, des menschlichen Wissens , . Dilettant; er. 


umfafste sie mit derselben Grü ündlichkeit, . welche 


wir als die schönste Zierde eines Lehrers derselben, 


Wünschenswerth finden würden, Ihn ergötzten weit 


Ye 


83 
weniger jene ausgewählten Forinen , welche ‚das, 
Liebe für Natur affectirende Publikum hübsch‘ fin- 
det, welche der Laie anstaunt, oder der durch die 
Freuden der Welt zerstreüte Vielwisser, mit flüch- 
tigem Blicke begrüfst: als jene einfachen Urtypen 
der Schöpfung ‚jene ungekünstelten: Gestalien, un- 
ter denen sich die ‚wenigen Organe der Pflanze in 
unendlicher Manoigfalligkeit aussprechen, Eben 
diese Mannigfaltigkeit abgeschlossener vegetabilischer 
Gebilde, und ihre Entwickelung aus einfacher Ba- 
sis zu ergründen, war die Richtüug, welche Prie- 
drich August seinem Studium der Pfanzenwelt 
gegeben; war das Ziel; welches er ‚seinen ı Stunden 
der Erholung‘ gesteckt hatte, u 

Diese, Stunden der Erholung -waren bei’ der 
vielfachen Beschäftigung _ des Königs sehr begränzt, 
und zerfielen iu solche, wo er im Kreise seiner 
Familie Unterhaltungen und Vergnügungen genofs, 
und in solche; wo er sich dem genannten Lieb- 
lingsstudio widmete, wobei dann auch sehr oft die 


“ Königin undı die Prinzessin Auguste Zugegen wa- 


ren. Täglich eite Stunde unmittelbar ziach der Tar 
fel von 3 bis 4 Uhr, ausserdem während 'des Som« 
aners, noch Sonntags, hach der Rückkehr von Bilk 
nitz, von 5. bis 7, und nur selten "während der län. 
geren Tage bis '8 Uhr, widmete der- König’ theils. 
der Untersuchung. der in: seinem Garien aufgeblü- 
heten,. oder ibm aus andern "Gärten, auch aus dem 


reichhaltigen. Garten des Hofrath Kreisig zugssen- 


deten-Gewächge;: theils den Arbeiten. für. ‚sein: Her- - 
barium, ohent 


6" 


84 


‘ Die Neigung für diese Beschäftigung scheint 
aus eigenem innern Antriebe, aus dem lebenidigen 


Gefühle eines Bedürfnisses für gemüthlichen Genuß 


in einsamen Stunden, entsprossen zu seyn. Als Ne. 
benveranlassung darf wohl auch das Studium der 
“ den Gewächsen verwandten Klasse des Thierreichs, 


der Insekten betrachtet werden. Ein, nach dem 


Garten hin gelegener Saal im Pillnitzer Schlofs, ne-, 
ben den Zimmern des Königs, war in früheren Zei- 
ten der Erziehung und Beobachtung der Insekten 
bestimmt , und ein würdiger alter 'Mann, "Namens 


Müller, ‚damals Höofmahler- des: Königs, besorgte 
hier die Fütterung dieser Thiere, deren Verwand-. 


lung in jenen Zeiten, besonders durch das Werk 


von Roeselv. Rosenhof *) so grofßses ‚Aufschen 


erregte, und hier nach diesem Werke, und in dem- 
selben reinen Geiste, in welchem Rösel ‚geschries 
ben hatte, studirt wurde, vom Jahr‘ 1779 eine Reihe 
der folgenden Jahre hindurch. Die sorgfältige Auf 
merksamkeit dieses Mannes, dessen sich der Kö. 


zig, nech in den letzten Tagen seines Lebens, mit. 
der unverkeonbazsten“ Rührung erinnerte, und seine. 


Lebensumstände sich ins Gedächtnids zurückrief; — — 
bei. ‚Unterscheidung der Futierkräuter, und seine 
Geschicklichkeit im Abbilden der Insekten auf ih« 


zen Nahrungspflanzen, veranlafste zugleich eine nä« 


"here Beachtung dieser Gewächse, selbst, u 0 


s Aug: Joh Rösel v. Roseähof monatlich 


"herausgegebene Insektenbelustigung. -Nebst Bei-- 


« °. ‚trägen von.Kleemann und Schwarz Nürn-, 
berg 1746 bis 1793. a 


vw. 


0 85 
In jenen Jahren also, ‚wo Linnees Rahm u 
noch in lebendiger Kıaft durch die Welt wieder: 
halte; begann Friedrich August das Studium 
der Schriften dieses’ unsterblichen Forschers. Dieser 
Umstand bezeichnete ‚die Bahn und Weise, welche 
der König bis an sein Ende verfolgte. Die Sorgfalt 
und Bestimmtheit-in Auffassung 'der Formen, jene 
Klarheit des Ausdrucks im Examiniren und Beschrei- 
ben jener Rormen, durch deren Befolgung Linne 
das vor seiner Zeit bestandene Chaos geordnet hat- 
te, ‚übte auch der König aus in der Untersuchung 
und Anordnung seiner lebenden und getrockneten 
Sammlungen ; immer dieselben strengen Grundsätze 
befolgend, welche der Meister der Wissenschaft als 
feste Grundpfeiler. seines Gebäudes: erkannt hatte 
Aber auch dieselbe Erhebung des Geistes zum Schö- 
pfer dieser unbegreiflichen und unerimeßlichen Na- 
tur, welche aus Liondes Schriften hervorleuch- 
tet, hier schon voraus dem Gemüthe inwohnend, 
leitele hier den Sion der Auffassung der einzelnen 
Erscheinungen, und erschlofs sich ‘dann in Bewun- 
derung’ der.'mannichfaltigen Formen und des einfa- 
chen Lebens jener zahllosen Geschöpfe, 
Ohne Lehrer begann der König in der letzten - 
Zeit vor 1780 Linndes Fundamenta boianica , 


' Elemönta botanica, Species plantarum,, und. vor- 


züglich die im folgenden Jahre erschienenen Ter- 
mini botanici zu studieren. "Besonders die Pflanzen 
der Gegend von’ Pillnitz sammelte und frocknete., 


'er 'mit:eigner' Hand, und das’ dieselben enthaltende 


Herbarium' nannte: er noch" ‘in’den letzten "Jahren 


86 


“ 


seines Lebens sein Jugendherbarium, Auch in die-. 


sen letzten Jahren, wo ihm schon die reichen Flo- 


Ten entfernter Welttheile ihre Schätze gespendet 


hatten, hörte er nicht auf, sich auch für die ge. 


zingsten der vaterländischen Pflanzen zu interessiren, 


parthie, init nach Hause. » 

Im Jahre ı752 wurde der Garlen in Piltaitz. 
meu org ganisirt, und der Zweck, hier zugleich einen 
botanischen Garten anzulegen, vorläufig berücksich- 
tigt. Der Park wurde geschaffen, ein Platz für die 


für Gewächshäuser, Staudengewächse und einjährige 
Pflanzen abgesondert. Alles dies trat im folgenden 
Jahre in die Wirklichkeit, und mit diesem. Jahre 
begann zugleich die wissenschaftliche Beschäftigung 


‚und brachte nicht selten dergleichen yon der Jagd- 


botanischen ‚Anlagen ausschliefslich bestimmt, Räume | 


im Garten. Von diesem Jahre ı783 an bis 1827. : 


sind die vollständigen Cätaloge vorhanden, für iedes 


Jahr immer einer für die Aussaat, und ein anderer 


für die Standpflanzen. Eine gleichlautende Abschrift 
besafs zugleich der Hofgärtner John, Jede'blü. 
hende Pflanze wurde sorgfältig untersucht, mit.den 
vorbandenen Beschreibungen und Abbildungen ver 


- glichen, und, wenigstens ein Exemplar für das Her« '; 


barium eingelegt und so schön getrocknet, dafs alle 


. bier getrockneten Pflanzen, den schönen. Exempla- 


ren. von dem in dieser Kunst als Virtuos bekannten 
Prof: Hoppe in Regensburg, zur Seite gestellt wer- 


den  köunen. - Alles was zur Vollständigkeit der 


Exemplare gehört, wurde beachtet, und fruchtira- 
gende Exemplare spleher Arten, wo. dies zur. Be- 


Pr 


mm Un 


stimmming'nothwendig wär, besonders eingelegt; 'äuch 
gröfsere' Exemplare in mehrere Bogen vextheilt, ab: 
weichende : Individuen ' gleichfalls unter: besonderer * 
Bezeichnung aufbewahrfe - 7... 0 ve rnit 
Durch'-die' Berufung des. Prof Pohl. von’'Leip- 
zig, als’ Leibäarkt”und Hofrath, hatte der König das 
Vergnügen :einen Mann zu finden, welcher ihm mit 
gründlicher. Kenntnifs in- der Botanik -beistehen 
konnte, und welcher Antheil'an’ seinen spediellen 
Untersuchungen, sowohl der lebenden als der ge« 
trockneten Pflanzen nahm: '- Durch: diesen Antheil, 
wurde sein Eifer noch vermehit ;es wurden die in 
jenen Zeiten: käuflich. zu 'erhältenden: -Herbarien von 
Ehrhart, Diekson'u a. angeschäfft, "und "die 
Bibliothek vermehrt.‘ Leider: "hatte der König: nach 
einer kurzen Reihe von "Jahren, den‘ Verlust:des 
trefllichen Pohl durch den Tod zu’ beklagen, hörte 
aber nie auf, seiner ihm auch‘ für sein Lieblings- 
studium -geleisteten Dienste dankbar zu erwähnen: ' 
Als eine 'grofse und wichtige Erscheinung für 
die Botanik 'trat in den "ersten ‘neunziger Jahren 
Schkuhrs: Werk ®) än’s Licht.‘ 'Der König, durch 
Prof. Böhmer'in Wittenberg‘; "sehon bei Erschei- 
nung der ersten Lieferungen ‚davon durch Zusen- 
dung:in Kenntnifs gesetzt, erkannte die grofse'Wich» 
tigkeit dieser so herrlichen‘ Frucht € 


#):Söhkuhrs Handbuch ‘der Botanik. Der Verf. 
"wär: Mechanikus in Wittenberg; erlangte grofie 
"Fertigkeit im, Zergliedern. der :Pflanzen, zeich- 
nete, stach und colorirte die zablreichen Abbil- 
dungen selbst, und schrieb den Text dam 


Y 


> \ 


3en-Selbstbildung,, ‚und. 'ertheilte dem Verfassereine ; | 


‚Fbrliche Pension von 100 Thalern zur Aufmunterung, 


u. Ia..den letzten . Neunziger Jahren begann Prof. . 


rin denow's Ruhm für specielle Botanik, und 
den König: sendete, ‚ihm mehrmals. zweifelhafte Ge- 
wächse: zu „,.um. seitig ‚Meinung darüber; einzuholen. 


Leider. wurde dieser auch nach. einer kurzen Reihe 


von Jahren, ein Opfer seines’ Eleifses 


::Nach Willdenow's Tode wurden. die nach 


gigener ‚Untersuchung. noch, zweifelhaft gebliebenen 
Pflanzen in, trocknen. Exemplaren. ar Proß Schwäg 
ziche % im. ‚Leipzig versendet... N > - 

. ‚Em; May 1820 wurde Prof. Reichenbach von 


Leipzig. als Inspektor des königl. Naturalien „Kabie. 


nets und Prof. der Naturgeschichte den inzwischen 
gestifteten chir. medie. Akademie;: nach Dresden be- 
zufen., in den beiden ersten Jahren beschäftigte ihn; 
än letzterer ‚Hinsicht:vorzüglich die Anlage des bo- 


tanisghen, Gartens, und, schon im Sommer. 1820 hatte - 


er die Ehre, dem. ‚König seine Ansichten über die- 
sen Gegenstand ‚mündlich mittheilen. zu dürfen: Der 
König ‚leitete das Gespräch sehr- bald in’s Speeielle 


der: Botanik, und.schloß dann damit, dafs er ihm 


zuweilen.lebende, und, getrocknete Pflanzen zur Un, 
teröuchung zusenden, und damit sehr bald den Ant 
‘fang. machen. würde,.indem er ‚selbst nur Laie sey; 
und die Entscheidung über seine Zweifel_gern Män- 
nern vom Fach übertrüge Reichenbach hatte 
die.tiefen. Kenntnisse des Königs. schon zu sebr ken- 
nen gelernt, um nicht in dieser, mit so höher: Gnd- 


de verl hundenen,. ächt liehenswürdigen Bescheiden-. 


89 


heit, ‚einen ‚desto lebhafteren Antrieb zu. finden,.auf 
die Lösung .der ihm vorzulegenden Zweifel alle ihm 
nur mögliche Mühe zu wenden; er sendete ‚daher 
dem König die Gewächse jedesmal: mit ausführlichen. 
kritischen Nachweisunigen zurück, und gab..die 
Gründe für eine ‚oder die. andere, ihn leitende Mei; 
nung an, . Der König Ausserte oftmals. seine Zufrier 
denheit mit dergleichen Erläuterungen, und ‚fieng 
bald darauf an, diese, Untersuchungen , mit, R. g& 
meinschaftlich vorzunehmen, Vom Jahre 1822. an? 
geschah dies bestimmt wöchentlich zweimal, auch 
wohl dreimal, zu den oben angegebenen Stunden, 
sowohl im Sommer in Pillnitz,:als auch: im Winter 
in Dresden im Arheitsrimimer d des Königs, In Pill- 
nitz fand.dies entweder in ‚einem Gewächshause 
statt, wo der Hofgärtner. die, seit der letzten Re« 
vision aufgeblüheten Pflanzen aufgestellt hatte, und 
zu deren Untersuchung auch die nöthigen Bücher 
herbei ‘getragen wurden, oder in jenem oben er- 
wähnten Saale, welcher ehedem den Insekten ge. 
widmet war, und ‚unter Müller’s Aufsicht. gestan- 
den. ‚hatte, ; Hier befand sich die Pillnitzer Hand. 
bibliothek, welche die kostbarsten Kupferwerke der 
Engländer: und Franzosen, neben: denen der. ‚übrigen, 
Nationen. sehr vollständig enthielt, eine Auswahl 
aus der grofsen Privatbibliothek des Königs ausmach- 
te,.und ‚während, ‚des ‚Winters dieser ‚wieder ein“ 
verleibt ‚wurde, © 

Auf. diese, ‚Weise wurden gewöhnlich 30 bis 40, 
Arten nach einander examinirt, und nach der, Ber 
zichligung jedesmal im. Catalog vom Könige mit Ba 


90 

"Namen bezeichnet: Sonntags begrüfsten. den König. 
dabei auch‘ die Königin mit der Prinzessin Augu- 
ate; auf ihrem Spaziergange im Garten, und erfreu- 
ten sich seiner hier so sichtbaren Heiterkeit, welche 
auch bei ‘seinen 'oft schmerzhaften Leiden, : durch 
den Umgang mit der Pflanzenwelt jedesmal hervor- 
gerufen wurde. Der König erinnerte sich während 
dieser Beschäftigung, besonders bei der Durchsicht 
des Herbariums, des ehemaligen Beistandes von, 
Pohl, und sein Eifer schier wieder so wie damals _ 
jährlich Zu wachsen, - ‚Sowohl der Garten als-auch u 
das 'Herbarium "machten wieder grofse' Fortschritte: 
Der Pillnitzer Garten erhielt jährlich Saamensen- 
dungen von den botanischen Gärten in Berlin, Dres- 
den, Halle, Paris, auch im letzten Jahre ‘aus Genf 
und München. Ausserdem: wurde aber ‘eine grofse 
Anzahl selbst erbeueter Saamen wieder ausgesäet, 
und beobachtet, in wie weit sich die Formen gleich 
blieben, so’ dafs besonders mehrere schwierige Gat«, 
tungen, wie Amaranthus, Aster u. dgl. eine lange 
Reihe von Jahren hindurch, durch die Aussaat gr 
prüft'wurden. Die ältern angekauften Herbarien, 
mit Originalpflanzen von Linne, Boccone (so! 
gar zu dessen Abbildungen) und andern berühmten 
Botanikern waren bereits eingeordnet, allein’ eine 
Masse von ‚mehreren. Tausenden, theils ‚angekaufter, 

- theils im Pillnitzer oder:in den Dresdner ‘Gärten 
kultivirten Pflanzen, hatten sich aus‘ Mangel‘ an Zeit. 
und Beistand angehäuft, und waren noch nicht ein- 
geordnet, "Diese wrurden nun:von. Wochezü Woche. " 
in “ Abtheilungen von Paketen an R, zur’ sorgfältigen 


Revision und ‚Begutachtung gesendet. . Darunter be- _ 
‚fanden. sich die interessantesten Sammlungen: fast 


aller Welttheile, däs’ große, für die: Wissenschaft 
noch unbekannte Herbarium von Scholl aus, den 
Colonien des. südlichen Afrika, die sämmtlichen 
Sammlungen von Sieber, in.Prachtexemplaren ; ü 
dgl, mehr. Obwohl in den letzten- Jahren die Zeit 
für diese Unferhaltungen immer, mehr beschränkt 
wurde, so nahm dennoch der Enthusiasmus für die 
Kenntnifs neuer ‚Formen. so entferhter Welttheile 
immer mehr zu. Und das ist ja auch eben das Er, 
habene. des ächten und wahren Studiums der Natur; 
dafs es in jedem seiner, Momente dem forschenden 
Geiste nur. einzelne Räthsel löst, und auch dem 
Greise, der. yon Jugend auf sich demselben hingab, 
noch so viele unlösbare Erscheinungen darbietet, 
dafs in gleichem Verhältnifs wie die Ahndung: des 
Unerklärlichen in der Natur, ‘sich befestigt, auch. 
das Gemüith immer inniger ergriffen, sich immer le- 
bendiger zu dem Schöpfer des Weltalls emporschwingt 

Grofsen Antheil nahm "auch der König am. aca« 
demisch - botanischen Garten in Dresden, als ersich, 
erst von dessen Gedeihen, und der, seinem Zwecke 
entsprechenden , Einrichtung überzeugf. hatte, Ofle, 
mals äusserte er seine Verwunderung über die. vie-, 
len, in Pillnitz noch nicht kultivirten Species,. wel- 
che ihm R. bei jedesmaliger Ankunft mitbrachte „ 
und nie legte er eins von diesen. Exemplaren zu- 
rück, ohne es für sein Herbarium zu benutzen, alle, 
wurden eingelegt, und im Hexbario besonders 
bezeichnet; 


Ben 


92 


Alles‘ was der Wissenschaft galt, begünstigte. , 
der König so weit’es "RUF möglich war, und berei- 
tete selbst ein Denkmal ‘seines eignen, gründlichen 
Eifers. Von den ersten Achtziger Jahren des vori- „ 
‚gen Säculums, zu welcher Zeit der unübertreflliche 
Pilanzenmaler Friedrich Hofmaler wurde, liefs. 
sich der. König in grofsem Folioformat, ‚von allen 
in- Pilloitz. blühenden Gewächsen, von denen er 
nicht schon in’ seiner Bibliothek eine hinreichend 
gute Abbildung besafs ‚' ‚ trefiliche Gemälde fertigen» 
welche. ‘nicht blos die "Pilanze selbst oder einen’ 
‚Zweig An Lebensgröfse. ;.sonderä auch::die Zerglie- 
derungen 'yon Blüthe und Frucht auf däs allersorg- 
fältigste ausgeführt darstellen, und in künstlerischer 
und wissenschaftlicher Hinsicht von gleichem Werth 
sind: Amaranthus lividus war die erste ‘Pflanze, 
welche Friedrich mit ungläublicher Treue und 
Genauigkeit darstellte, und schon diese Wahl be- 
weist’obige Bemerkung von der rein wissenschaftli-. 
chen Richtung des Studiums, welche hier verfolgt 
wurde. Friedrich August wollte nicht Gemälde 
von Prachtblumen sämmeln,, sondern ireue Därstel- 
lungeu. von PHanzen, deren Unterscheidung durch, 
so detaillinte. Wiedergabe erleichtert und bestätigt 
würde: Nach Friedrich’s Tode hat dessen Sohn 
dieses kostbare Werk mit rühmlichen. Eifer fortger 
setzt, und 'seit 1825: ist die-Sarımlüng auch durch 
zahlreiche Blätter von Moritz Tettelbach's ge 
Schiokter Hand vermehrt ‘worden. Noch 'kürz vor 
seinem Hinscheiden hatte der ‘König die Freude das 
siebente hundert dieser unvergleichlichen Sammlung, | 


ng 
welche. In. der Bibliothek den Titel „Plantae se, 
lectae horti Pillnitziensis führt, gebünden zu se» 
hen., Dem Prof, R, gestattete der König, die wis- 
senschaftliche Benutzung seiner ‚ganzen Bibliothek, 
und so oft sein Privathibliothekar Hempel; dann 
Hofrath Ebert ein neues botanisches Werk einge« 
liefert hatte, 3o,sah er es’ mit ihm durch, und sagte 


‚dann: „wenn Sie es brauchen, steht es Ihnen zu: 


Diensten. “ . Ebenso zeigte der König seine Neigung 
durch, wissenschaftliche Mittheilungen zu erfreuen, 


‚sowohl in Beziehung auf Bücher als auch auf Pflan- 


zenexemplare und Saamen. Alljährlich, wenn ihm 
R. den Saamencatalog des. academ. bot. Garlens zur 
Auswahl überreichte ,. bemerkte er höchst freund- 
lich: „wenn ‚Sie aus Billnitz noch eiwas brauchen 
'können, so lassen Sie sich es von John ‚geben, * 
Für die im Garten zu Pillnitz blühenden Pflanzen , 
hätte letzterer ‚gleichfalls Befehl, von allem, wovon 
bereits ein Exemplar für des ‚Königs Herbarium ein- 


‚gelegt sey, dem Prof R., wenn er & wünschte; 


mitzutheilen.. Ebenso mittheilend war der König 
mit den getrockneten Exemplaren. gegen Personen, 
die. den Werth solcher Gegenstände zu schätzen. 
wudsten, So lief er sowohl Willdenow alsauch 
Schwägrichen bei Zusendung von Paketen zuX, 
Bestimmung, durch den Bibliothekar Hempel mel« 
den, dafs ‚sie ‚sich von den, ihnen eiwa brauchba- 
zen, Doubleiten zurückbehalten. möchten,, daber bes 
finden sich aüs Willdenow” R Nachlaßs, manehe 
‚noch. jetzt, nur einzig, vorhandene Species in den kö« 
nigl, Sammlung im ‚botanischen Garten zu, Schönes 


94 
berg bei Berlin‘, mit der Bezeichnung : „Geschenk des 
Königs von Sachsen.“ Als er dem Prof. R. die Verwal- -' 
‚tüng seines Herbariums übertragen, und dieser, nach . 
"Absonderung der für dieHauptsammlung noch brauch- | 
baren Exemplare, mit den Doubletten mehrere Schrän- 
keangefüllthatte, sagteer ihm: „wenn Sie etwas dar- 
ünter finden, was Sie brauchen können, steht es Ihnen 
zu Diensten, mit den übrigen kann ich vielleichteinmal 
aufeineandere ‘Weise nützlich werden,“ Alsim Jahre 
1826 dieSendung des Naturforschers Hollnach Portu- 
gal, und die canarischen Inseln genehmigt wurde, und. 
- als der König davonsprach, BR, fragte; obesauch seinen 
allerhöchsten Ansichten genehm sey, diese Reise mit 
öffentlicher Actiennahme von Naturforschern zu vere 
binden, so antwortete ihm der König: ‚, wenn Sie glau« \ 
ben, dafs es der Wissenschaft nützt, so machen Sie's 
so.— Mit eben so hohem Interesse unterstützte der 
König das Gedeihen des hiesigen zoologischen und mi« 
heralogischen Museums, liefssich oftneu acquirirtesel- 
tene Stücke daraus vorzeigen; und kaufte in denletzten 
Saliren sozahlreiche und kostbare Gegenstände an „als 
vorher nie geschehen war. Dafs in einer andern Stadt 
Sachsens kein öffentliches naturhistorisches Museum 
angelegt wurde, wird niemand; wer die Verhälinisse 
genauer kennt, Weder dem Könige, noch dem Ministe- - 
-Fio zuschreiben; nirgends konnte mehr Bereitwilligkeit 
"dazu statt finden, als eben 'bei den allerhöchsten Behör- 
den. Die Verhidderung der > Ausführung hat vielleicht . 
andere Ursachen gehabt 
“Der König schätzte wissenschaftlich gebildete Min- \ 
ner überaus hoch. „Auch Botaniker einpfieng er mit aus- 


\ 


gezeichneter Gnade, und; sö unterhielt er sich noch in 
den letzten, Jahren seines Lebens, zu verschiedenen Zei» 
ten mit Ferdinand Bauer, Robert Brown’ s 
Begleiter nach Neuholland; mit Hofe. v,Martius aus 
München, und mit dem berühmten Prof, Sprengel 
aus Halle. Alle waren von seiner wissenschaftliehen 
Kenntnifs überrascht, und: von seiner Gnade gerührt, 
Noch wenige Tage vor seiner tödtlichen Krankheit 
hatte,.er R. zum Hofrath ernannt, und. als ihm die- 
ser seinen Dank für diese Gnade darbrachte, fafste 
er seine Hand, drückte sie gerührt, und sagte: „Sie 
haben sich viel Mühe mit mir gegeben, mir manche 
Freude gemacht! — Dies waren auch die letzten 
‘Worte, welche R, von ihm hörte, Es war kurz vor 
dem: bestimmten Abgange nach Pillnitz, und. der Kö» 
nig hatte..diesmal, mehr. als ‚jemals :seine Freude Bw 
äussert; nach. Pillnitz zu. kommen. 


Bei der Rücksicht, . welche R. immer beobachtet 
hatte, dem. Könige das, Arbeiten i im botanischen Fache. 
zu erleichtern, und zu vereinfachen, war matchesn nun 
so weit gediehen,, dafs die ‚grolse Mühe des, ‚einzelnen 
Zusammensuchens der Literatur vermindert wurde 
Hofr. Ebert hatte die ganze, ‚Bibliothek, bequem ge= 
ordnet, und einen neuen Catalog. gefertigt, und. R. 
theilte dem Könige 1825 den Plan mit, eine Clavisi ico« 
rographica, e ein kritisch ausgearbeitetes alphabetisches 
Verzeichnifs über die Abbildungen in der kostbaren 


‚Bibliothek des Königs zu fertigen. Der König äusserte, 


dafs.er wohl einsähe, wie wünschenswerth dies Unter 


, nchmen ey, wie sehr er aber zweile, dafs dasselbeso- 


Be 


2 


96 


bald vollendet werden könnte. Um so gröfser warsei- 


ne Freude, als er es noch im Winter desselben Jahres 
empfieng, und dann die Bequemlichkeit desselben für u 
den Gebrauch so oft zu erfahren Gelegenheit hatte, _ 
Dieses Werk, welches immer fortgesetzt wurde, und 
die eben geschehene Vollendung von Sprengel’s 
systema vegetabilium, wodurch zwei Haupterforder- j 
nisse für Erleichterung der botanischen Arbeiten ge- 


_ geben waren, erkannte der König oftmals als vorzüg- 


liche. Veranlassungen zü seiner freudigen Hoffnung, 
einer nunmehr recht bequemen und Zeit ersparenden. 


Unterhaltung mit seinen Gewächsen. ' Auch hatte 


er noch im letzten Winter mit R. begonnen, sein 
Herbarium nach Sprengel’s systema zu u prüfen 
und zu ordaen: 

Der Himmel beschlofs es andeis; jene) Arbeit 
wurde unterbrochen, und’ der, zur Abreise nach Pill-. 
nitz bestimmte. Tag, wurde der Tag des Ausbruchs “ 
seiner Krankheit. Am zweiten Tag kehrte das Be 
wufstseyn auf einige Stunden mit gewohnter Heiter- 
keit zurück. In diesem Zustände fragte er, ob auch 
R, von seiner Krankheit wisse, und liefs ihm, da'er 
sich su eben i im Vorzimmer befand, sagen, er solle‘ 
sich beruhigen, er fühle sich recht wohl, und hoffe 
ihn bald wieder in Pillnitz zu sehen, Selbst nochin 
den Phantasien seines Fiebers, sprachen sich. Bilder 


der elisäischen Gefilde abwechselnd aus un 


Be 
Fr \ \ or ie: ; Ban =: ’ \ zer \ > NL 


x. & " Lebhaft empfanden wir "thelinehrmend | je 


nen Schmexz der braven Sachsen, bei dem’ Hinschei- 
den 


Fe Dr ß “ \ Fo ir 
“h \ ln B " F “ Er 220,0 B g 


den ihres allgeliebten ‚Königs. Noch Besonders € em 
griff uns diese. Theilnahme ‚als Botaniker, "und _wip 
konnten nicht ümhin, diese liebenswürdigen Züge aus 
dem botanischen ‚Leben jenes erhäbeneh 'Monärchen, 
unsern Lesern mitzutheilen. Möge alle das hohe Bei- 
spiel recht lebendig ergreifen, und recht kräftig da- 
hinwirken, den Werth der Naturwissenschaftei und 
die Ach tung für unsre Botanik zü erhöhen! 


En u 
, , Während wir trauernd hinblicken, auf den ab- 
geschiedenen ebrwürdigen Nestox und Protektor 
der Botanik in Sachsen, wo diese Wissenschaft vor 
jeher treffliche Blüthen trug, kommt uns tröstend 
entgegen die Nachticht unsrer Freunde, dafs die vom 
höchstseligen König gegründeten Anstalten oline die 
geringste Beschränkung fortbestehen, und die kostba- 
ren Privatsatumlungen des Königs, dürch die geist 
zeichen Prinzen Friedrich August und Tohann 
mit angestammtem edlen Sion für die dmabilis‘ doca 
trina,-und mit regem Enthusiasmus ‚fortgesetzt und 
vermehrt. werden. Heil dem Lande, wo. die Fürsten 
in ihren Mussestunden zu der Mutter Natur’ zurück. 
kehren, und, vom Hochgefühl der Wissenschaft” 
durchdrungen, an ihrem kedlichen Busen sich bei 
glückt fühlen! —. \ 


Die:Redaction, :' 


f s . „ a \ DE EEE SEE? Ze £ 


ee 


" Ergänzungsbl, No, VII, — 7 . 


EN 


95 
Deutsche Literatu® 


3 Iconographia botanica seu plantae eriticae, 
‚„.eete- Delineatae et. cum Commentario succincto 
editae auetore H. G. L. Reichenbach cetn 
_ Leipzig bei Friedr. Hofmeister ı827. Cent, 


‚IV. Heft I— X. Jedes mit 10 Kupfert, und, - 


ı Bogen Text in ‚grofs” Quart. 
( Verfolg von Flora 1826. uro. 43. w 


"Die erste Decade dieser ten Centurie der. 
plant. eriticae des ‚unermüdeten und kenninifsrei- 
chen Reichenbach’s, ‚dem Professor Horne- ‘ 
mann gewidmet, "beginnt mit “einigen verwandten 
und nach dem, Leben gezeichneten Scabiosen, näm- 
lich Se. elata Horn, und tatarica h., die hierum 
so zweckmäfsiger sehr gut erläutert sind, als sie in‘ 
verschiedenen Schriften verwechselt worden, so, 
dafs Scabiosa ( Cephalaria ) tatarica MB, R. et 


Sch Link, Sprengel als elata, die Se. möntana 


einiger dieser Schriftsteller als Sc, tatarica auzuse- 
hen ‚sind. — Lychnis divaricata Reichb. Eine neue 


Art aus Sicilien, woher die Saamen als Lychnis 


dioica geschickt wurden, von der sie doch wesent- 


lich durch ausgespreitzte weitästige ‚Verzweigung , 
dicke Gelenkknoten, mehr aufgeblasene fast bis zur 


Mitte 5spaltige Kelche, mehr schiefabgestutzte‘ Ab- 
schnitte der Blumenblätter, dann durch lebhafteres 
Grün und fast Kahlheit aller Theile, verschieden 
ist, — Silene catholica dit. ( früher Cucubalus 
Linn) — Nepeta incana dit. — Crepis cernua 


Ten. aus Calabrien. — Cr. stricta Scop. Cara, Me . 


\ 


{} 


vr 


9 
p. 49. 4.97: (Pag: 99. tab. 47.) Sie wird bier ‚müth> 
mafßslich als’ eigene Art erklärt, da sie vielläliig von. 
verschiedenen Botanikern mit andern _ vermischt 
würde. Die Triestiner Botaniker halten sie ;. für 
Cr, Dioscoridis L.. was sie jedoch schon des - glat«, 
ten Kelchs wegen’ nicht seyn ‘kann. — Cerinthe 
minor et Cerinthe maculata L.; letztere von er: 
sterer nur. durch schwaizpunktirte Blumen und .un- 
gefleckte Blätter verschieden. "Vermuthlich - findet 
hiebei-in ‘den Linneischen Schriften irgend eine 
Verwechselung mit C. quinguemaculata, suevica 
alpina statt. — Artemisia sacrerum Led. Wenn 
Trivialnamen Pflanzen auch. nicht. eigenthümlich. be+ 
Zeichnen, ‘sondern nur blos. benennen sollen; so. 
scheint es doch nicht zweckmäfsig,“ solche _ einius; 
führen, die auf Aberglauben beruhen, und ‚wöhei 
Götter und- Teufel mit ins’ Spiel kommen.’ 

‘Das ate Heft, Herrn Kunth dedicirt, enthält 
Achillea macrophylla L.. nach! einem Exemplare 
vom Mont Blanc: Dader Verf-auchnach' die Alpen 
von Piemont; Savoyen und.der Dauphinee ängiebt; 
so wird sie’dadurch für Deutschlands Flora, ‘in 
welcher ohnehin’ kein specieller Standort‘ bekannt 
ist, zweifelhaft, — Marrubium peregrinum Ja Die. 
Pflanzen dieses Namens von Jaeg. Spreng.' "Bien. 
berät. gehören nach’ dem Verf. nicht hieher,, wohl 
aber M.candidissimum Hortul, Bei Triest aufdem 
Karsch am Wege nach Bassowitza, — Marrubiune- 
catariaefolium Lam. aus dem ‘Orient. — Scabiosa 
uralensis Murr. —:Sc, corniculata W. Kit. — eb 
Sc, ucranica L, Alle 5 nahe verwandte Artkıd 


7" 


1 


300 


sind hier möglichst; erläutert; zu letzterer ‚kommt, 
Sc. maritima Wulf... Adonis aestivelis L. un 


A: flammea Jacg. — A. autumnalis L. Zur em - 
stern Art werden A, miniata Jacg. citrina Hofin. 


Nlava Hill, mierocarpa Dec, maculata Wallr, und 
flammee Schleich, als Synonyma gezogen, Sie blü- 
het mehr oder. weniger . dunkelinennigroth, ‚und. 
schwefelgelb. Zur »kten. Art kommen 4. anomalz 


Wallr. Dee. und parviflora Fisch. Die 3te ist von. 


Dec. als ‚mierantha und von MB, als aestivalis 


ausgegeben. Sie wird in. unseren Gärten gezogen, _ 


kommt aber, quod bene. notandum, in Dentschland. 


nicht wildwachsend: vor. Der Verf. hat sich bei 


Auseinandersetzung. dieser Gewächse, was ihn seht 
gelungen ist, viele Mühe gegeben, darf sich aber 
selches nicht gereuen lassen, sintemal er. dadurch 


einen vielseitigen Wunsch erfüllt, ‘den schon Ehr 


hart.vor 28 Jahren‘. ausgesprochen, und diese Sachen 
unsern. Botanisten. bestens empfohlen hat. (Beitr. 4 
51.) — Campanula Moretti Reich. - die neueste 
und seltenste Pflanze. Deutschlands aus. dem an Min 
neralien so reichen Fassathale in Tyrol. 
Drittes Heft; unserm Steudel gewidmet, ent 
hält eine Fortsetzung zweier, ausländischen Adonis 


„Arten, nämlich. A. davurica Led. und sibiriea 


Patr., welche letztere von einigen Sehriftstellern 


‚Anrichtig als var. :sibirica zu A. vernalis gezogen 


wärd. — .Xanthium italieum; eine neue yon Mo- 


‚zetti bestimmte Art, die häufig.am Po vorkommt, — 
‚Silene supina MB, — 'Scabiosa australis Wulf. 


Hiezu Sc, repens ‚Brign und Sc. pseudoaustralis 


R, S, _ Gemein in der Lombärdey; selten im Littö- 
rale. — Scabiosa acutiflora Reich; eine neue, 
Art mit‘ pfirsichfarbenen gespitäten Blumenblättern 
und dem ‚Bau von Sc. Calumbaria; muthmatslich 
im Littorale einheimischh —: Stachys intermedia 
Ai, et St. sibiricea Link.— Anthemis austriaca Lu 
von welcher 4. ruthenies MB. nicht verschieden 
ist Eycopsis rosea MB, 

Viertes Heft. ‘Herrn Hofr.- Tittmann gewid« 

met, enthält- Hyaciithus pallens MB. — 'Scabio- 
sae uralensis variet cretacea MB. — Senecio'ver« 
nalis W. KR. — Senecio rupestris W. RK. der mit 
$ montanus Willd. identisch ish — 5, erucaefo- 
lius L, wohin‘ S, tenuifolius Jaog. "gezogen wird. — 
S. delphinifolius Pahl.:— .Leonurus" sibirieus 'et 
tatoricus. — Potentilla recta. "Dazu werden P, 
sulphurea Lam. pilosa Milld: pallens Mönch. und 
intermedia Roth, gezogen. nz Potentilla obseura 
Prilld. . 

Fünftes Heft: ' Herrn Oberamtmann Rodig ge- 
widmet, beginnt mit Epilobium:- resmärinifolium 
Haenk: und E; angustissimüm ib, ‘die bisher ir- 
rigertreise vereinigt wäbden Zu letzterem gehört 
E. Fleischeri Hochst "= Trigonella eoerulea'Dec, 
et produmibens Reich, ; ; Tetztere auf Wiesen’ am Neu- 
siedler See in Ungarn, tst zugleich Melilothus'pro= 
cumbens Besser und Trigonella. ‚Besseriänd: Dec: — 
Rumes domestious' ‚Härtm. aus 'Schönen.‘—: Inula 

bifrons- Li.et: thapsoides Spr. => »Phöjteuma- Miches. 
lit Alk, : die ächte "Pflanze- vor Mont Cenis.—; 
Buphthalmum speeiosissimum'L.’ — Telchis spe 


nor 


102 
ciosa Baumg., zu welcher Buphthalmum cordi.. 
folium W. R, als Synonymum gerechnet wird. _ 
:Sechstes Heft, Herrn Prof. Besser gewidmet, 
enthält: Anemone Wolfgangiana Besser, aus Vol» 
hynien, soll aber auch auf der Türkenschanze bei 
Wien vorkommen. . Diese Art unterscheidet sich 
“ yon den Verwandten noch dadurch, dafs in der 
Blüthezeit die Blätter schon völlig ausgebildet sind. — 
Papaver laevigatum MB. — Scabiosa mollis. — 
Se. Columbaria, — Su Columbariae var, ochro- 
leuca. (Se. .ochroleuca L.). et Se. leucantha L.; 
letztere, auch aus. der Gegend von Duino — Su. 
necio 'erraticus Bertol. — S, fruticulosus. Roth. 
Sm. — Cirsium arachnoideum MB. — Phyteu- 
ma Scheuchzeri Pill. aus. Wallis, bekanntlich auch. j 
in Krain zu Hause. Sie wird als nahe verwandt 
mit Ph. Charmeli, erklärt, \ een .. 
Siebentes Heft, Herrn. Prof. Savi zugeeignet. m 
Centrachena viscida Schott, Vom Entdecker am 
Seestrande. bei. Algesiras ’gesammelt. .Ja equi ns Abs 
bildung ( Obs.:tab-94.) von. Chrysanthemum Mi 
eoni. soll .hieher' gehören. :—: Centaurea flosculosa 
Balb.; muthmaßslich wird:.C. vochinensis Bernh. als 
scheibenblüthige Borm derselben 'angegeben.— Phy- 
, teuma hemisphaerieum L,— Ph, ‚pauciflorum .b.— 
Ph.globulariaefoliumsSternb. — Ph. humileSchleich. 
Eine. höchst. weckmäfsige .. Zusammenstellung, schr 
nah. verwandter Arten!, — „Rumex obtusifolius.L.— 
R.. ‚Nemalapathum Ehrh.,. :von.. „welcher ' ‚R. sanı 
guineus E. eine rothstengliche Varietät. ist,y,, wie 
dergleichen ‚mehrfach, ‚bei : dieser : Gattung: vorkom- 


105 
imen. —- A. cönglomeratus Murr. — R. aquatia 
cus L. — R, Hydrolapathum Huds. Sehr nahe 
verwandtfe, schwierig’zu erkennende Arten. weswe- 
gen die genauen Auseinandersetzungen 'Älterer Syno+ 
nyme, mit den wohlgerathenen' Abbildungen schäts 
zeuswerth sind. a Zee 

Achtes Heft, ‘Herrn Prof. Bertoloni: zewid- 
met. — Ferulago sylvatica Bess. aus Volhynien. 
Centaurea pectinata L. — C. pullata L. = c. 
uniflöora I, — C. phrygia L. — C. austriace 
illd: CC: phrygia Jacg.) Abermals eine sehr 
zweckmäfsige Erläuterung über kritische und 
oft ‚verwechselte Arten. — Arenaria nardifolia 
Ledeb. — ‘Astrantia pauciflora Bertolt — Helios 
tropium 'suaveolens MB. — Onosma- Gmelini Ledb. 

' Neuntes Heft, Herrn Dr. Bärtling zugeeig- 


. net. — sScabiosa lucidea Fill. aus den: Sudeten: 


S, norica' Fest‘ wird hiehergezogen und sie als be- 
stimmte Art erklärt. — Astragalus brachyceras 
Ledbr, — Genista dalmatica Bart., von der In- 
sel Cherso; eine ausgezeichnete Art — Siderilis 
taurica. Willd,. — Draba Sauteri' Hp, "vom 
Wätzmann in Berchtesgaden. —'Dr. carinihiaca 
H. — Dr. laevigata H ; beide aus Kärnthen;' alle 
vollständig von Koch in der Flöra’ı8a3.5 4256 
seq. beschrieben; hier sehr kenntlich" "abgebildet: — - 

Erythrea major Link. — von'y:'Martius’ bei 
Algesiras gesammelt. — Artemisia iwiridifolia Ldbr. 


“car A 


aus Sibirien. Wir würden diese" Art’lieber vi» 


‚Fidiflora genannt haben. — Pedieularis sudetica 
‚Willd,, vom natürlichen Standorte; "ein 'sehr 'schü« 


\ 


104 
"zies. Bild von . einer eben so schönen als seltenen 
“deutschen, Pflanze: . 

‚. Zehntes Heft, Herrn. Prof. Gousspne zugeeig- 
net. — Genista tetragona Besser. — Geranium 
iuberosum, L. — Guaphalium graveolens. MB. — 


"Helianthemum marifolium Persoon. (Cistus L)% . 
Die ‚Synon. von MB. und Smith werden von die- 
ser Art, die Salzmann in Spanien gesammelt hat, - 


ausgeschlossen. Auch wächst diese Art nicht, in 
Deutschland, und ist Helianthemum. canum oft das 
"für genommen worden. — Zulipa biflora Pall, — 
T. saxatilis, Sieb, — Pteroneurum graecyum Des, 
(Cardämine graeca 1.) — Teesdalia ‚Lepidium Dee, 
. (Lepidium nudicaule L) — Gouffeia arenarioides 
Dee. Rab. et Cast. — Banfia petrae« Baumg.; 
letztere der Gattung Gypsophila nahe verwandt, 
‚Auch sind. Baron v.. Welden in der Flora 1826, 
5.264. u, f. Bemerkungen über die letzten beiden sel« 
tenen ‚Siebenbürgischen Gewächse, zu vergleichen; 
..‘ ‚Der Verf. ist fortwährend bemüht die dubig 
älterer Botaniker aufzuklären, und die der neuern 
gleich im Entstehen zu berichtigen, was die Jetzt: 
und. ‚Nachwelt mit Dank erkennen, und. seinem 
‚Werke, das. mit ‚Recht als ein deutsches National- 
werk und;, ‚Archiv. für ‚Abbildungen. neuerer Entder 
‚kungen zu ‚betrachten ist,. zu allen Zeiten einen 
bleibenden Werth zusichern wird, _ 

:. Tedem Hefte: dieser Centurie istnoch eig: Spieileginm 
orae,. EuTopaear.‚zugegeben ,. welches die Novitäten 
‘ derselben gufzählt, und Berichtigungen enthält,. die 

hüchst Jehrreich sind, aher keinen Auszugleiden, -- 


"i08 


2 SystematischeVebersicht der um ‚Heidelberg. wild ’ 
wachsenden -und häufig: zum ökonomischen 
"Gebrauche : kultivirten Gewächss. Von Di 
"I: Hi Dierbach, Prof, der Mediein in Hei. 
(delberg u. s. w. Erstes Heft. Carlsruhe.in der 
Müllerischen Hofbuchhandlung 1837. 'ı "= ı2te 
Classe 178°$. in 8... 
Nachdem der Verf, bereits - Von I Jahren seine 
‘Flora Heidelbergensis herausgegeben‘, sam- 
melte: er seither nicht nur viele Nachträge auf 
den gewöhnlichen Excursionen,: sondern erhielt 
auch einen beträchtlichen Zuwachs zu derselben 
mittelst eines Manuscripts von dem verstorbenen 
"Märklin, welches die Pflanzen aus.der Umgegend 
von: Wistoch,:'behufs einer eigenen- Flora, verzeich- 
net hatte: Ein dadurch entstandenes bedeutendes 
- Supplement will der Verf. ‚bei künftigen nähern 
- Anlässen. besonders herausgeben ; vorläufig aber be- 
: fürderte derselbe ein Namensverzeichnifs sämmtli- 
‘ cher zum: Gebiete der Heidelberger Flora gehörigen 
Pflanzen in Geigers Magazin für Pharmacie zum 
Druck, denen die Standörter und einige Bemer- 
kungen beigefügt wurden, welches nun auch in be- 
- söndern Abdrücken als ein eigenes Werk im Buch- 
handel erächienen ist. \ oo 
Die: vorliegende erste Sammlung enthält die 
Pflanzen nach dem Linn. System von der ısten bis 
. zur ı2ten: Klasse, von denen wir das vorzüglichste 
mittheilen wollen. ' 
Unter dem Namen Pi aleriana pratensis stellt 
der Verf, die kleinere schmalblättrige Abart von 


‚106 


V-ofieinalis als eigene Art auf, wohin auch 9. 


- angustifolia Tausch. zu gehören scheint, die aber 
‚ auf. trockenen Hügeln, nicht, wie.diese, auf feuch« 


ten Wiesen wächst: — Vou Scirpus sylvaticus, und 
Sc. radicans werden die Unterschiede angegeben , 


, die;wir denen zur Vergleichuag empfehlen, die sie: 
i für Abarten halten. Dergleichen Angaben. finden 


sich auch bei. den verwandten Arten von Eriopho«- 
zum; bei Alopecurus paludosus, bei. Arundo Epi- 
geios und sylvatica, Bromus commutatus, beson- 
ders bei den verschiedenen ‘Arten von Potamoge- 
ton,. das ‚hier,, nach Plinius, als ein foemininum 
gebraucht wird, und so den turnus durch alle :Ge- 
schlechter gemacht hat. . 

Kaeleria ist wohl ein Druckfehler, statt Koe- 
leria, Scabiosa suaveolens wird bei Schwetzingen 
als wildwachsend angegeben. FF 

Der zten Abtheilung „ die. mit der 5ten Klasse 
beginnt, schickt der Verf, eine kurze Einleitung 
voraus, in welcher, für Anfänger gewißs sehr. zweck 


“mäßig, die Kunstwörter. der. Umbellaten nach 


Kochs Anordnung, erläutert werden; wobei jedoch 
der.Verk. vorzieht, anstatt Cremocarpium für die 
Doldenfrucht, . 4cheniym: zu gebrauchen , welches 
jedoch auch bei mehrern andern Gewächsen, und 
nicht blos bei der so sehr eigenthümlichen Dolden- 


frucht gebräuchlich ist. Möchten wir doch bei meb- 
sera Familien solche ‚gründliche Uebersichten auf- 


zuweisen: haben! — Pulmonaria angustifolia.L. 
ist sichen nicht einerlei mit P. mollis Wolf, (nicht 


„Wulfen, wie. hier und beig$.pr engel, geschrieben 


Io #07 
stebt).. Die. Myosoten sind nach Reichenbach 
und Sturm aufgezählt. — Symphytum bulbosum 
Schimp. heifst hier nach Gay in Bat. Zig. 1825. 
8.297. $. macrolepis. Solanum flavum Rit. ist 
nach Sprengel aufgenommen. Pimpinella media 


: Hoffm. ist als eigene Species beibehalten. 


Der dritte Abschnitt, der mit der sechsten Klas» 
se beginnt, enthält in einer Einleituüg die Ueber- 
sicht dessen was seit dem frühern Zeitraum für die 
systematische Botanik in Deutschland geliefert wor- 
den, was sehr erfreuliche Resultate gewährt. Hie- 
hei ist sehr zweckmäfsig der indefs erschienene 
ste Theil der Röhl. Flor, von M. et Ki. benützt 
worden. :Sehr gut, sind die’ Juncus- Arten abge- 
handelt; unter ihnen kommt, ) repens Märkl. vor, 
den jedoch‘ der Verf. für die kriechende Varietät 
von J. uliginosus zu halten geneigt ist. Epilobium 
sylvestre ist eine neue Species, die sich von E. 
nonlanum durch radice fibrosa simpliei, caule 
simplict multo humiliore, foliis exiguis copiosis 
plerisque alternis unterscheidet. Sie verdient wohl 
noch weitere Beobachtung. Polygonum lapathi- 
Jolium Smith, kommt als Varietät zu P. Pe,sicaria, 
dagegen sind P, biforme Wahlb. mite Schrank und 
minus Huds als Arten aufgezählt. Monotropa 
Hypophegea Wallroth wird hier in sylvis frondo- 
sis. und Hypopytis L., die auch den deutschen Na- 
men. Fichtenspargel erhält, in pinetis angegeben, 
‘Wenn andere das Gegentheil beobachtet haben, so 
liegt der Grund blos in der Verwechselung. der 
Pflanze, indem sie die glatie, für M, HypopitysL, 


108 


„halten. Von Pyrola sind sämmtliche deutsche Ar- 
ten, also auch P, rosea Smith und P. chlorantha 
Swartz aufgeführt, und gut unterschieden, wovon 
„jedoch die erstere von P. minor wohl nicht speci- 

fisch verschieden seyn dürfte. Sehr gut sind die 

‚gemeinen Arten von Cerastium, gröfstentbeils nach 
Reichenbach unterschieden. Von Oxalis kommt 
im Bezirke dieser Flora nur die striet@ vor, und 
der Verf. vermuthet, dafs diese sowohl als corni- 
culata, da sie heide nur auf Gartenland gefunden 
werden, fremden Ursprungs seyn möchten. 

» Der’ letzte‘ Abschnitt mit den. beiden Linn 
Klassen Dodecandria und Icosandria ist der wich- 
tigste im ganzen Buche, Er verbreitet sich in der 
Einleitung zuförderst über die neueste hieher gehö- 
rige Literatur, und macht dann insbesondere auf 
die zahlreichen Arten, Halbarteo und Abarten von 
Rubus, Rosa, dann insbesondere von den Obstarten 
aufmerksam, von welchen die in Deutschland vor- 
. kommenden Sorten gründlich auseinander gesetzt 
werden. Die Mandelpfirsche stellt der Verf, mit 

; der Benennung Amygdalus kybrida als eigene Art 
auf. Auch der Maletenbaum oder der gelbe Som- 
- merpfirsig erhält unter dem Namen Armeniaca du- 
racina das Prädikat einer wirklichen Species. End- 
lich bestimmt der Verf. noch 2 neue Rosenarten: 

- 1. Rosa Maerklini; ramis lorigeris aculeatis- 

e elmis, ‚aeuleis rectis setis intermixtis, foliolis ovatis 


' serratis glanduloso -rubiginasis, floribus subcorymbo- 


‚SiS, tubis calyeinis hispidis. In eollibus circa W isloch. 
2, Rosa Bironneri;' 'caule ramisque armatisy 


P 109 


aculeis maximis validis äduneis , foliis ovalis dense 
rubiginoso - glandulosis, . floribus corymboso- umbel- 
latis conferlis, tubis ealyeinis ovato-globosis hispi=" 
dis, melonida eligosperma, Ad sepes prope Wis- 
loch et Ladenburg. 

Der Verf. ist als gelehtter Botaniker und scharf» 
sinniger Beobachter bekannt; möge er daher zum 
Besten der Wissenschaft seinen botanischen Wir- 
kungskreis noch fernerhin- auf geeigneten. Wegen 
durchwandern. j 


3 Die Mineralquelle zu Liebenstein; ein histori« 
scher , topographischer und heilkundiger Ver. 
such , von Dr. H.G. Schlegel, Brunnenarz£ 

zu Liebenstein u. s. w. Meiningen in der 
Keyssnerschen Hofbuchhandlung 1827. 2008,in 8. 


Da. der gelehrte Verf. in diesem Buche auch 
die, Umgebungen von Liebenstein in botanischer 
Hinsicht betrachtet, so haben wir vorzüglich über 
diese zu referiren, 

. Die Gegend um Liebenstein macht einen Theil 
des südwestlichen Abfalles des Thüringer Waldges 
birges aus, und enthält sowohl Urgebirge von Gra« 
aitz;.Gneis ‚und Sienit in dessen Gängen sich die 
mannigfältigsten Mineralien vorfinden, als auch äl- 
tere und jüngere Flötzkalk- und Sandsteingebirge, 
die- vorweltliche Thiere ‚und Pflanzen enthalten. 
Wir bemerken von letztern, Kräuteräbdrücke im 


\ bituminösen Mergelschiefer, die für grofse Exem- 


Plare ‚von Bryum gehalten. werden, dann schöne 
Abdrücke von Equiscten und Farsenkräutern. die 


110 


man häufig in dem ‘aus Schieferthon bestehenden 


Dach der ‚Lager von Schwarzkohlen, so wie Ab- 


drücke von verschiedenen Blättern im Kalktuff 
vorfindet. 

Diese mannigfaltige geognostische Beschaffenheit 
der Gegend hät'nun auch auf die dortige Pflanzen- 
welt, .grofsen Einflufs, die sich theils in Gebirgen 
von ungefähr 2500° Seehöhe, theils ia ausgedehnten 
Waldungen,, und fruchtbaren Waldwiesen vorfin . 
det, woraus sich eine Abwechselung von Berg- 
Wald.- und Wiesenpflanzen ergiebt, die zum Theil 
"noch mit ‚Salz - und Sandpflanzen, mit Moos- und 
Wassergewächsen vermischt sind. Die specielle 
Angabe der dortigen vorzüglichsten pflanzenreichsten 
Standpunkte ist gewifs für den daselbst Botanisirenden 
wichtig, noch mehr aber die beträchtlichen Ver- 
zeichnisse der phancrogamischen Pflanzen‘, wenn sie 
auch nur blos in alphabetischer Ordnung mit den 
Ältern lateinischen Trivialnamen aufgeführt sind, :s0 
dafs die Moose größstentheils nur Mnium, Bryum, 
Hypnum, enthalten und die dligae mit Lichenes 
vermischt sind. Seltenheiten kommen nicht viele _ 
vor, man ‘möchte denn "Brassiea alpin et orien- 
talis, Bupleurum longifolium , Coronilla mini- 
ma, Inula ensifolia , Orchis palustris et pyrami- 
dalis, Ribes und Thesium alpinum ‚dahin rech- 
‚Den. Gentiana nana ist natürlicher "Weise nicht . 
recht ‚bestimmt, auch 'bei’ Gentien« alba‘ liegt ir- 
gend eine Unrichtigkeit” zum ‚Grunde. Ornithoga- 
tum luteum und minimum sind, den Ständörtern 
zu Folge ©, stenopetaluim Fries und O, villosum 


dm 
Biebst; Von Carex scheint der Verf. ein besons 
derer Liebhaber zu seyn, denn‘'C, brizoides wird 
von ihm hübsches Riedgras, und C limosa, artiges . 
Riedgras. ‚genannt. Carex arenaria ist vermuthlich 
C. iniermedia.” Bei Cannabis macht der Verf. die 
interessante Bemerkung, dafs die Geschlechistheile ; im 
weiblichen Hänf sich lange halten , wenn sie nur 
von keinem ‚Bluimenstaube des männlichen 'befruch- 
tet werden; ,sobald diefs ‚geschehen, welken sie da» 
hin. Gelegenheitlich erfährt man auch, dafs der 
Verf, in Kärtthen botanisirt habe, und sogar' bis 
zum Glockner vorgedrungen sey. Man liest näm- 
lich $. 30. ° „In Oberkärnthen fand ich die Ar« 
nica moitand häufig. Sie wird dort: Kraftrose 
genannt; Die seltene Arnica' glacialis findet: man 
dort 3’ Stunden ünter dem Grofsglockner, (am: Pa- 
sierzengleischer) dieser Zierde des norischen Gebir- 
ges, dessen Höhe über der Meereslläche 12630 
(nicht ganz 12000) par, Schuh beträgt.“ Pag. 46, 
„Das Geum rivale fand ich auch einst auf der 
Ebene der Alpe (Küheweger Alpe) oberhalb. Sc, 
Ermagor in Illyrien, und nicht weit davon bei den 
ülten Alphüften die Wulfenia carinthiaca * 

Die noch:angehängten Verzeichnisse von Treib- 
und Glashauspflanzen , und von perennirenden und 
einjährigen, 'Gewächsen des Schlofsgartens zu Lie- 
benstein, 's0° wie ‘von den ausländischen Pflanzen, 
Sträuchern und Bäumen auf Rabatten unter dem lan- 
gen Bau in der dortigen Allee, mögen wohl aller- 
dings den Badegästen zur Unterhaltung dienen, so 
wie das ganze Buch denselben gewifs heichrend 


112 


seyn. wird, wenn sie irgend einen Sinn für die 
schöne Natur haben. Einige .Druckfehler.sind, ste 
hen geblieben, z. B. Carex capitosa für. caespito- 
sa,, Carduus natans für Carduus nutans, Trias 
Sicum recens statt Tritieum repens, Tussilago 
Tarcana, statt T. Farfara. . 
Wr "Deutschlands Flora in Abbildungen nach. der. 

Natüur.. „Mit Beschreibungen von Jacob 

Sturin. ı. Abth. 5ostes Heft, Nürnberg 1827. . 
bei’ dem ‘Verf. ı6 Blätter Text und eben so 

.. viele illum. Kupfertafeln.in ız..., 

‚ Das gegenwärtige Heft ist, zugleich das ste der Ca- 
sices, und enthält folgende. Arten., Tarex Daval-, 
Hana Sm, capitata L, teretiuscula Schk., paradoxa 
wild. panieulata L,, Örizoides L, Gebhardii-Schk, 
elongata L. remota L. mucronata All. caespito- 
sa L. strieta Good. pilulifera L, panicea L. 

Wir finden die Ausführung der Kupfer für 
diese Gattung, eben so zweckmälsig ‚als vollständig. 
Die erste Figur enthält gewöhnlich die ganze. Pflan-, 

“ze mit Wurzel, Blätter und Blüthenähren, und 
stellt damit, wenn auch im verjüngten Maatsstabe, 
den ganzen Habitus der Pflanze, wie er. sich ber 
sonders im gegenwärtigen Hefte bei Carex Geb- 
hardi und elongatg vorzüglich deutlich aussprich, 
dar; dann folgen abgesonderte Halme mit Blüthen- 
und Fruchtähren;. ein Durchschnitt ‘des. Halms, zun 
Eikenntnifs der Figur desselben; ‚abgesonderte .männ= 
diche und. weibliche Blüthen „mit den. Bälgen, dann 
die Früchte und. Saamen vergrößert. und im Queer- 
durchschnitte. Der Text. ist aus Hoppe ens Ab- 
‘handlung entnommen. Bu : 


113 
Correspondenz 
1r 20. Ich theile der botanischen Gesellschaft, 
‚deren Mitglied ich zu seyn die Ehre habe, meine 
Erdennung zum General und Brigadier der Trup- 
pen in Dalmatien mit, mein erstes Standquartier 
wird Zara seyn. Da sich aber meine Truppen 
längst der türkischen Gränze bis Ragusa, dann 
auf den Inseln, und in Spalatro und Sebenico be- 
finden, wird mich diefs auch in jenen Gegenden 
beschäftigen. Se. Majestät der Kaiser, den Natur- 
wissenschaften so hold, geben mir in der Person 
des Hrn. Heckel aus dem hiesigen Naturalien - 
Habinette, einen thätigen geschickten Sammler in 
allen Zweigen, vorzüglich aber in der Botanik 
mit, und ich. werde leisten, wäs ich vermag, und 
meine freye Zeit mir gestattet; Hr. Direktor von 
Schreibers hat alles gethan, was nur immer zur 
genauern Untersuchung des interessanten Landes 
das ich nun betrete, beitragen kann, und unter 
solchen Auspicien soll es wohl nicht lange mehr 
eine terra incognita bleiben, wenn wir auch dort 
noch der bescheidenen Flora einen schützenden 
Mars beigeben müfsen. Mein Weg führt mich 
fürs erste durch Croatien an die Küste Dalma- 
tiens herab, wo ich in den ersten Tagen des Juli 
in Zara einzutreffen gedenke, und wo mich Brie- 
«fe über Triest nicht verfehlen. Indem ich mich 
: dem gefälligen Andenken der botanischen WVelt 
empfehle, werde ich nichts versäumen, was der 
amabilis Seientia nützen könnte. . . » « 
Wien den ı6. Juni 1828, v.Welden, 
 Ergänzungsbl. Niro. VIE. 8 


Alk 


‚a. Ueber die Frühlingspflanzen und die Zeit 
ihres ersten Auftretens im heurigen Jahre in der 
Umgegend von Wien theilen wir aus einem Brief 
des Hrn. Grafen von Sternberg folgende Ex. 
eursionsbeschreibung im Auszuge mit. 

.. , Das Zusammentreffen botanischer Freunde 
in der ersten herrlichen Entwickelungsperiode der 
Vegetation ist ein so mächtiger Aufruf zu einer 
Excursion, besonders in der Umgegend von Wien, 
dafs wir Sonntags, den 27., April, unter der Lei- 
tung des Hrn. Obristen, Baron von Welden, 
“über Schönbrunn, Lanz und Mauern, dann weiter 
zu Fufs durch den schönen grünen Eichenwald 


längst dem Thiergarten nach dem Dorfe Laah un- \ 


_ sern Marsch antraten. Unter den Eichbäumen be- 
gegneten wir zuerst Saxifraga bulbosa, welche in 
hiesiger Gegend so gemein ist, als anderswo die 
Sazifraga granulata. (Carex praecox Schreberi 


und C. verna Host, Melica nutans und Anthoxan- 


ihum odoratum waren bereits in Blüthe, Die jüng- 


ste Tochter des Grafen von Bray — leichtfülsig - 


wie eine Gazelle — streifte durch die Büsche, 
und band Sträufse aus Anemone und Orobus ver- 
nus, Cylisus supinus, Primula acaulis und dem ge- 
wöhnlichen Jan Hagel der ersten Blüthenentwicke- 
lung. Allein Baron von Welden, dem höhere 


Erwartungen vorschwebten, drang unaufhaltsam. 


quer durch den Wald nach .einem Wiesenthal, 
wo wir ihn, von Ferne folgend, bald von dem 
Anblick der Globularia vulgaris, und dann wieder 


© 415 


von ‚Potentilla alba aufgehalten, endlich mitten un-' 
ter zahlreichen Büschen. von Gentiana verna und 
"einzelnen .Pulmonaria media Host. (P.mollis Schrank.) 
gelagert fanden, seine Pflanzenbüchse damit zu fül- 
len. Ein kleiner Regenschauer, der keiner Excur+ 
sion fehlen darf, trieb uns in den Wald, wo wir 
em Rande und in den Wiesen Muscari botryoides 
ohne Zahl, sehr grolse Exemplare von 'Polygala 
vulgaris und Symphitum tuberosum fanden. Wir 
schlugen nun den Weg gegen Kalksburg ein, die 
kahlen Halkhügel waren mit Pulsatilla pratensis 
überdeckt, aber schon in Saamen. Am linken Ufer 
der Lusing gegen Radaun zeigte’ sich Polygala Cha- 
maebuxus und ämara, Globularia cordifolia und Vio- 
la nummulariaefolia DeC., Pyrus Amelanchier und 
Cotoneaster an den Kalkfelsen, in Büschen T'hlaspi 
znonlanum und perfoliatum. Am Fufs des bekann- 
ten Geifsberges theilte sich .die.Gesellschaft, Graf 
und Gräfin Bray, Baron Maltzahn und seine 
Braut hielten sich in der, mittlern Region des 
Berges zwischen den schönen Büschen von Pyrus 
melanchier, der Anemone sylvestris und’ alba, dem - 
schon verblühenden Adonis vernalis und Sesleria 
eoerulea , indefs der 'Herr Obrist von Welden 
mit der Meinen Gazelle "und ‚Ihrer Gouvernante 
‚zu dem Gipfel drangen, von wo sie uns Daphne 
Cneorum, Scorzonera austriaca,‘ Dracocephalum au- 
striacum und Helianthemum incanum mitbrachten. 
Im Herabgehen nach Petersdorf stiefsen wir noch 
‚auf Glechoma hirsuta Waldst. und Sempervtwum mon- 


g%* 


116 


fonum, womit die heutige Excursion beschlossen 


wurde. Den mitgebrachten Blumen stand jedoch 


noch eine besondere Verherrlichung bevor. Dien-: 
stag den 29 ward in dem Saal zwischen den bei-, 
den grofsen Glashäusern Sr. Majestät des Kaisers 
das gewöhnliche Frühjahrsballfest gefeiert. Der 
herrliche Saal war mit .ıa Cypressen so hoch als 
die Pilaster, und mit Pyramiden der schönsten 
blühenden Gewächse: auf: das: Zierlichste ausge- 


‚schmückt. Die tanzenden. Fräuleins hatten sich 


mit lebenden Blumen gepuzt — 'Camellien, Rho- 
dodendron, Caoetus phyllanthus in Guirlanden. ge- 


“ wunden oder in Bouquets vereint prangten in.den 


Haaren oder an den Busen der Schönen; doch 
Eine erschien mit Daphne Cneorum und Gentiane 
verna geziert, und alle Botaniker erriethen,. dafs 


sie einem der ihrigen angehöre, und freuten sich: 


diese Lieblingsblüthen des Frühlings, :welche die 
Natur ohne Prunk im Stillen erzieht, hier mit den 
verzogenen Kindern aller Zonen nicht unbeachtet 
und unbelobt erscheinen zu sehen, 


Ankü ündigung. 
"Vor einigen Tagen erhielt.ich eine Sendung 
getrockneter Pflanzen vom Vorgebirge der guten 


‚Hoffnung, welche ich um die unten bestimmten 
Preise zum Kauf anbiete. 


Fan 


Diese Sammlung, zeichnet sich ‚durch ausge- 


wählte, schöne, vollständige und vorzüglich ge- 


trocknete Exemplare aus, enthält fast die ganze 


— 


- 117 


Flor von Uitenhagen, Constantia, Gnadenthal, Ca- 
ledon, Hottentots- Holland und beinahe nur sol- 
che Gattungen und Arten, welche neu, oder doch 
in den Lieferungen von Sieber etc. und in den 
meisten Herbarien nicht enthalten sind. Hr. Hofr, 
und Prof. Sprengel hat die Untersuchung und 
Benennung dieser. Pflanzen übernommen. 

Die Anordnung und den Preis dieser Samm- 
lung‘ kant ich einstweilen folgendermalsen ' be- 
stimmen } 

8 Sammlungen, jede zu 500 Arten; die Centurie 

a a0 fl, = ı00 fl. rheinisch, 

10 — —— —— do jede zu 400 Arten do; die Cen- 
2 turie do a ı8 fl. == 73 fl. rhein, 
20. do jede zu 350 Arten do; die Cen- 
. turie do a ı8 fl. == 63 fl. rhein, 

10 — m. do jede zu 250 Arten do; die Cen- 
turie do a ı7 fl. == 4a fl. 3o kr 

10. — do jede zu 200 Arten do; die Cen- 
.  turie do a ı6fl. = 32 fl. rhein. 

Die Versendung kann bis Ende Julius gesche- 
hen und die Liebhaber mögen sich in frankirten 
Briefen unmittelbar an mich wenden. 

Nur an die ersten Bestellungen können die 
8 ersten Sammlungen abgegeben werden, dann 
folgen die übrigen nach der Zeit der Bestellung, 
was ich zu berücksichtigen bitte. 

Schwetzingen am 9. Junius ı8a8. 

Zeyher, 
grofsherzogl. badischer Garten-Direktor, 


118 
Inhaltsverzeichniß. 


L. Anfrageım 
Carex varia Host betreffend. ı44. 
Yaleriana tuberosa L., italica LaMark, pinnatifida 
Ruiz et Pav. und Dioscoridis Smith betref- 
“- fend. 223. 
I. Anzeigen . 
Oswald Heer, Verzeichnifs käuflicher Alpenpflan- 
zen. Beil. 9 . a 
Mertens, Fröhlich und v. Suhr, an Freunde der 
Algenkunde. Beil. ı4. 
Stendel et Hochstetter, Nachträge an die Mitglie- 
der. des .naturhistorischen Reisevereins. Bl. 3. 
'Zeyher, wegen käuflicher Cap Pflanzen. Ergbl. 117. 
Zuccarini, Anzeige der Charakteristik der in 
“ Deutschland wildwachsenden Holzgewächse im 
blattlosen Zustande. Beil. ı. 
Anzeige wegen Versendung der Flora. Beil. 7. 
IL Aufsätze. j 
Biasoletto, Agave americana und Sternbergia lu- 
tea; als neue Beiträge zu Deutschlands Flo- 
ra. 219. 
Brunner, über die botanischen Gärten in Italien. 
(Schlufs) 161. 
— nachträgliche Bemerkungen zu meinem Auf- 
satze über die Vegetation Italiens. 304. 
‚DeCandolle, erstes Schreiben über die Bewegung 
der Pflanzensäfte an Prof. Schultz. 193. 
Hornschuch, botanische Notizen gesammelt auf ei- 
ner Reise im Herbst 1827. 257, 
Koch, über Viola canina und montana Linn, 1, 
—, hotanische Bemerkungen, a=5. 
F. Mayer, über Arenaria bavarica und Möhringia 
muscosa. 205. : 
Nees AG Esenbeck , über Sieber’s Agrostothek. 
289. 329. 
Prefsl, eine neue Art der Gattung Gentiana. 267. 
— Erwiederung auf den Nachtrag von Preifsler. 379. 


Te en nn 


119 


Preifsler,. über eine neue Gattung aus der. Fami- 
lie der Lorantheen. 43. _ h 

—— Nachtrag zur Gattung. Tauschia. 10 | 

— Bemerkungen über Aquilegia bicolor Ehrh, et 
Pers. 186. 

Ritgen, Bemerkungen über den Bau der Pflan- 
zen. 241. 305. 369. 

Schübler, Hydrurus erystallophorus; eine neue 
Süfswasseralge Deutschlands. 65. 

-— Nachschrift zur Abhandlung über Hydrarus 
erystallophorus. 143. 

Dr. C. F. Schultz, Berichtigung von Fürnrohr s-Kri- 
tik des Walker-Arnott’schen Moossystems. 252. 

Prof. C. H. Schultz, über die Bewegung der 
Pflanzensäfte; Briefe an DeCandolle.: 17: ‚33. 
129. 152. ı96. 

— über die Organisation des Stompels. in, den 
Blüthen. 353... 

Tausch, über Cerastium repens. und: tomentosum. 38; 


: — über Verbascum thapsoides. 46. 


—_ — über einige Arten der Gattung Paconia. 81. 

— über Arniea und Doronicum, 177. 

_ Bemerkungen über Iris florentina und. Mentha 

sativa. 234. 

— über Draba ciliata Scop.. 269. .. 

— botanische Beobachtungen, 321. 

— über einige merkwürdige Pflanzenabänderun- 
gen. 366., 

— Bemerkungen über’ Hieracium und einige ‚ver- 
wandte Gattungen. Ergänzbl. 49. seq, 


‘ 'Trrachsel, bgtanische Bemerkungen. 1495. . 


Weihe,. Fragaria aliena; eine neue Eräbeeren- 
Art... 80. 
_ Bemerkungen zu, meiner Sammlung. von Grä- 
»serus 115. 
IV. Correspondenz 
Link, über seine Reise nach Italien, der Schweiz 
und den deutschen Hochgebirgen. 3ı. ' 
F. Mayer, über Mimosa arborea die für Tindon 
 .. gehalten wurden. 48. 


126 | 


vi‘ Märtius, über 40 von Freih. v. Karwinski, aus 
Mexico gesandte Cactus- Arten. 367. 


on 


“* und über die Sporen der Flechten. 156, 


Ernst Meyer, Beobachtung einer Art Prolepsis an 
«> Gistus ereticüs;’ nebst Nachrichten über den ° 


Garten von Königsberg. 318. 
Giäf: Sternberg, Nachricht über Natterer in Bra- 
 „silien, 224, 2 ' 
"on, über eine Excursion in die Umgegend von 
‚„. Wien Ergbl. ı14, 
vi" Welden, über das frühzeitige Blühen von Ra- 
» "nünculus rütaefolius, Helleborus hyemalis et 
onmigere 98. 00:00... 
über Ranunculus anemonoides Zahlbr. ° 270, 
-—— Nachricht seiner Ernennung zum’ General. 
»:Ergbl, .218. Bu 
Wiegmann, über Bastardpflanzen. 240. 
Zuceahtni, Untersuchungen über die im Freyen 
ausdauernden Holzarten.  ı90. nl 


"Vi 'Ehrenbezeugungen 


is Gesellichaft. 118. - 
VL Literatur. “ 


Becker’s Flora der Gegend um Frankfurt am Main. ', 


I. Abth. Phanerogamie. 2773. 


Dierbach’s systematische Uebersicht der um Hei-' 


. delberg wildwachsenden Gewächse., Ergänzbl. 

IR DES 

Reliquiae Haenkeanae, seu descriptiones et icones 
plantarum Quas in America meridionali et'bo- 


°reali, in insulis ‚Philippinis et Marianis colle- 


„.git Thaddaeus Haenke Phil. Doctor ete.' 337. 
Link, Hortus regius botanicus berolinensis. T. 1.49. 
Aiteraturblätter für reine und angewandte Bota- 
"nik 188, DEE 


Reichenbäch Iconographia botanica. Centuria IV. 


Ergänzbl. 08. = 
Seitz, Ratechismus der Obstbaumzucht. 279. 
Schlegel, die Mineralquelle zu Liebenstein. E, 109. 


Meyen, über einige Charen, Spirogyra princeps, 


Neu aufgenommene Mitglieder der königl. botan, 


494 


 Steudel.et Hochstettör. Enumeratio plantar.” Ger- u 


maniae Helvetiaequae indigenarum, recensirt 
von Zuccarini, 97.7123. °°: 
Sturm?’s "Deutschlands Flöra.in Abbildungen. nach 
der Natur mit: ‚Beschreibg. Ergbl. 46. und ıı2. 
Wallrotbs Natui geschichte der Flechten. a.'Thl. 62, 
Wimmer et Grhbowsly. 'ilöra Silesiae. 209. ° 
Neue Schriften 62, 63, 64.: 128 ' Rare 
NE Nekrologe., Du 
y. Bridel - Brideri. '335.° en 
Friedrich "August König von "Sachsen; ‚eine "bio- 
graphische Skizze von Herrmann. Ergbl, 82, 
VIEH Pflanzenkalender., 
Graf Sternberg, aus. Wien (s. Correspondenz). 
v. Welden, aus Wien (s. Correspondenz). 
Frühlingshlumen. um Regensburg‘ u. Salzburg. , 191. 
IX. Re ıs e n. . 
Link, [O8 Cäkrespondenz). 
Berichte. vom ökonomisch.- ‘technisch . naturkisto- 
rischen Reiseverein in "Sachsen. 89 5: 
Wilbrand, Nachricht von. einer 'naturhistorischen 
. Reise durch die Schweiz und durch. Ober- 
italien. . Ergbl. A: N 
X, Verzeichnils der Schriftsteller. 
Becker '273. Biasoletto ‚210. ‚Brunner 161.304, 
Dierhach. Ergbl. 168. DeCandolle. 198... Gra- 
„ bowsky 209. Haenke 337. Herrmann Ergbl. 
82. Holl. 8g: Hornschuch 257. Koch’: 235. 
“ Link 31: 49. v. Martius 367... F. Mayer 48. 205. 
'Meyen ı56.. Ernst Meyer 318. Nees v. Esen- 
beck 289. 329. Preifsler 43.110, 186. 'Prefsl 
267... Reichenbach -Ergbl. 98.- Ritgen a4ı. 
305. 369. Schlegel :Ergbl. 109. C.F.Schultz 
252. C. H. Schultz ı7. 83. ı29. -ı92. 196. 
353. Schübler 65. 143. . Graf Sternberg 224: 
Sturm Ergbl. 46. ı14.. Tausch 28. 46. Bı. 
177. 234..269. 321. 366. Ergbl. 49. Trach- 
.sel 145. Wallroth 62. Weihe 80. 115. 
 . Y..VWVelden 95, 270. Ergbl, 113. Wiegmann 340, 


PR B “. . 


um 


4122 


- Wilbrand Ergbl. ı. ‘Wimmer 209. Zuccarini 
197123190 EN 0 
XL Vorzüglichere Pflanzennamen. 
Achillea sylvatica 277. Aöronia phalangifera 349. 
... . Agave americana 219... Agrostis rupestris 21%. 
... Alpiniae 350.. Alsine media. 217. Amomum 
parviflorum 851. . Amygdalus' hyprida ‚Exgbl. 
"208. Androsace Chamaejasme und obtusifolia 
215. Anthriscus alpestris 218, Aquilegia bi- 
color et speciosa ı87. Arctostaphylos officina- 


dis. 2ı7. Arenaria bavarica 205. Armeniaca , 


‚, duracina Ergb, 108. Arnicae 177..Arnica. Clusii 
151, Artemisia helvetica et VVulfenii 150. 
Barbula obtusifolia’ 252. Bletia eiliata und stricta 
"8346. Borckhausenia Ergbl. 80,  Bryum ery- 
: _.,fhrocarpon 254. u 
Cacti "307. Calatheae 349. Campanula linifolia, 
pusilla, rotundifolia ‘und Thaliana 215. uni. 


lora ete. 277. Canna pedicellata 349. Car. 
duus Acarna 'und. ärabicus 324. Carices 274. 


.c. Bertolonii '285. Gynomane 256. S$ieberi 
‚and vaginata 328. virens ı21. Caustis unci« 
»" nata etc; 296; Uentaurea sirobilacea 325. Ce- 
rastium repens und tomentosum’ 28, Chaeto- 
spora villosa etc. 296. “ Chamaeleon . Acarna 
11'825. Charae' 157.: Charpha deusta”295.: Che- 
..».n0podium album et viride 216. Chrysanthemum 
„montanum 150, Cicuta angustifolia 216. Cistus 
ereticus 318. : Cladium dubium’zgr, filum 292, 
teretifolium 291. - Clematis: maritima «321, 
- ı: Conioselinum Fischeri 218. Costi 351. Crepi- 
° dium Ergli 80.. Orepis Ergbli 7. Gyelopogon 
.. oyalifolium 344. : Cymbidium ramosissimum 346. 
. Cyperus littoralis, Incidus etc. 332, rhenanus 

„© 2.2206, Sieberianus 31. 0.00 0. 
Damasonium lancifolium 342. Danthonia parädoxa 
.. 801.."Dendrobium carnosum etc. 347.  Dipla- 
- ‚ehyrium rarum 301. :Doronicum -austriacum 
.182, Clusii 178, .corsicum ı8ı, Halleri und 


‚Jacquini ı8o, Matthioli und Pardaliänches 183, 


x 


nr 


Fu 
r 


Io. 


125 


plantagineum® 186. Dräba eiliata 269, hint, “ 
nivalis, sellata und .tomentosa 146; . =: 

Eleocharis recurvata 294. Elleanthus Tancifolius und: > 

‘ Iinifolius 346. Epidendra‘ 347. Epilobium al« 
sinefolium 217, angustissimum 2ı6.' Ero- 
phila praecox ı47. Euphorbia linearifolia 328. 
Euphrasia minima 145, 'nemorosa 276, offiei- 
nalis und Rostkoviana 145. 

Festucae 230. Fimbristylis striata 333. 

‚Galeopsis ochroleuca 145. Gentiana excisa 268. 

. Gladioli 214. Globa parvillora 352. Gymna- 
denia hratteata 343. 

Habenaria linifolia 342. Helenia rufa 352. Heli- 
coniae 349. Hieracia Ergbl. 49. 209. Hiera- 
cium sprengerianum 324, valde pilosum 149. 
Hydrurus crystallophorus 65, penicillatus und 
‘ Vaucherii .77. Hyosciamus agrestis arg, 

Iris florentina 234. Isolepis Yiparia 213. “Juncus 
obtusiflorus etc. 216. 

Hoeleria glauca 214. "Kolowratia 351." 5 

Lamia 277. Lemna trisulca 213. Leontodon pa- 
lustris 143. Lepidotosperma filiforme 297, li- 
neare 292. Leptocarpus squarrosus 297. Le- 
ptosolenae 350. Libertia arduennensis 120. Li- 
gusticum carniolicum 219. Limnocharis Haen- 

kei 342. Lolium festucaceum und multiflorum 
119. Lorantheen 43. Luzula spadicea, sude- 
tica 216. Lysimachia paludosa 215. 

Maranta flexuosa etc. 349. Marcgravia umbella- 
ta 44. 379. Mariscus parviflorus 329, rigi- 
dus 332. Mentha crenata 277, sativa 234, Vil- 
losa etc. 276. Microchilus major und ‚minor 
344. Mimosa arborea 48. Möhringia .muscosa 
205.  Myosotides 218. 

Nepeta citriodora 276. : 

Onecidium obovatum 346. Opherys pabescens 342, 
parviflora 343, Ornithogalum simplex etc, 276. 
Orobus graminifolius 278, 

Paeonia eretica et corsica 88, festiva 84, humilis, 
87, Iusitanica 86, officinalis 84, promiscua 83. 


. 


124 


+ ,',Panicum procumbens 334. Papaver inierme- 
dium 278. Pedicularis atrorubens ı46. Phle- 


jan: :boanthe Laxmanni 323. Phyteuma Sieberi 
„1:.828. Picris bieracioides 324: Pimpinella dis. 


..;.;secta 216. ' Pinüs austriaca, Mughus, rotun- . 

..».. data und’sylvestris 32.. Plantage Lagopus 

„.".,327, .lusitanica.:328,. Poae 226 FPoa Siebe- 

viana 300. Polygalae ı48. 278. Polygonum 

Bellardi etc. .276.. Pontederia sagittata 352, 

... Potamogeton mantanum 341. Prenanthes chon- 

.. drilleides 323... Pulmonaria azurea 215. .Py- 
rethrum Halleri 150. Pyrolae aı7. 


"Ranunculus anemonoides 270, nemorosus und po- 


‚Iyanthemus: 145... Rhynchospora - tenerrima 
„883. ° Rosa 'Brunneri et Maerklini Ergbl. 108, 
... 'tenuis 278. Bumex arifolius 216. Steinii 278. 
Galsolae 325. Sarcoglottis speciosa 344. Schoenus 
‚ abbreviatus 292, Scirpus Hoppii 118, Lejeu- 

nii 116, uniglumis 2ı4. Seleria capillaris 303. 

‚Scorodonia 323. Senecio Doronicum ı5ı1. Si- 

. syrinchium Cervanthesii und junceum 352. Spi- 

. ranthes peruviana 343. Spirögyra princeps 

157.. Stelis connata 348.Stellaria neglecta 278. 
..  Stenoptera peruviana 344.  Sternbergia lutea 
219, Stipa micrantha, pubescens, verticilla- 

ta etc. 298. 299. Syrenia Biebersteinii 277. 

. Symphysia 110. 379. 
Tauschia 44 et 110. Teuerium 322. Tolpis Erg. 81. 
Trifolium aureum 278. Triglochin striatum 
341. Tristichia bifaria 341. 
Urochloa panicoides 334. 


Valeriana. Dioscoridis, italica et pinatifida 224, 


pratensis Ergbl. 105, saxatilis 214, und tube- | 
rosa 223. Vanilla odorata 347: Veratra 2ı6. 
Verbascum Thapsi und tbapsoides 46. Vero- 
‘.nica alpina, Buxbaumii, incana, maritima, me- 
: dia und spicata 214. Violde a — 16, Viola 
»  canina und montana 1... 0.000. 
‚Wibelia apargioides .Ergbl. 8ı. . 
Xystidium maritimum ‚303, 


' 


Beilage 


zür Flora 


oder 


Botanischen Zeitung 1828, 
Erster Bad 


In dieser Beilage 'werden Pflanzenverzeichnisse, \ 
Anzeigen, Ankündigungen u. s, w« bofanischen In- 
halts, gegen. die gewöhnlichen. Einrückungsgebühren 
aufgenommen. 

"Literarische Anzeige. 

So viele und züm Theil vorzügliche Werke über 

die deutschen Holagewächse wir auch besitzen, so 
ist doch in keinem derselben bisher darauf Rück- - 
sicht genommen worden; Merkmale aufzustellen, 
durch welthe diese Pflanzen im Winterzusiande, 
ohne Blätter und Blüthen unterschieden werden 
‚könnten, und Forstmänner, Gärtner, überhaupt 
Alle, die sich mit Kenntnifs und Kultur derselben 
beschäftigen, waren steis darauf beschränkt, sich 
dürch lange Uebung eine häufig trügliche Fertigkeit 
in ihrer Bestimmung während dieser Periode’ zu 
erwerben.; 

Der Unferzeichinete 'hiedurch- veranlafst,' sich 
seit längerer Zeit mit diesem. Gegenstande zu be- 
schäftigen, hat in der inneren Zusammensetzung der 
Knöspen, in ihrer Form und Stellung, zusammen- 
genommen mit ‘der Gestalt der Narberdes abgefal- 

.lenen. Blattes,.:eine Menge der sichersten und schärf- 
sten Kennzeichen gefunden, durch welche es leicht 
pi 


2 


wird, jedes Holzgewächs mitten im Winter mit 


völliger Gewifsheit zu erkennen. Er glaubt daher. 
eine Lücke in unserer Literatur auszufüllen, wenn, 


er versucht, in einem eigenen ‘Werke, unter dem 
Titel: Charakteristik der in Deutschland wild 
wachsenden oder im Freyen ausdauernden Holz 
gewächse im blattlosen Zustande, die Resultate 
. seiner Untersuchungen dem Publikum vorzulegen, 
um so mehr als, selbst abgesehen von dem prakti- 


schen Nutzen, eine Zusammenstellung der Knospen- _ 


bildung in den verschiedenen Pflanzenfamilien, wie 
‚sie hier nothwendig wird, anch für Pflanzenphysio- 
"Iogie- und Systemkunde sehr wichtige Resultate 
liefert. 

Das Werk soll in großem Quartformat heft- 


weise, und zwar alle 5 — 4 Monate ein Heft, er- 


scheinen, so dafs das Ganze in zwei Jahren vollen- 
det seyn wird. Jedes. Heft enthält die Abbildungen 
von ı8 Holzarten, von einem ausgezeichneten Künst- 
ler nach der Natur gemahlt, mit den nüthigen Ana- 
Iysen, Aufrissen und Durchschnitten der Knospenys 
der schlafenden Blätter und Blüthen u. s, w», kutz 
aller zur Charakteristik nöthigen oder sonst interes- 
santen Theile, den Umrifszeichnungen der entwi» 
ckelten Blätter,- und etwa 2 Bogen Text in deut- 
scher und lateinischer Sprache. 

"Der Subseriptionspreis für jedes Heft beträgt 
48. Conv, Münze oder 2 Thlr. 6 Gr, sächs. Die 
erste Lieferung erscheint zur Ostermesse 1. J. die 


nächsten. folgen regelmäßig in den oben angegebe- 
nen Terminen. ’ 


D 


3 
Man subseribirt entweder bei dem Verfasser 
selbst, oder 
in München bei Michaelis, 
in Mannheiut bei Artaria und Fontaine 
in Leipzig. bei Friedr. Fleischer, 
eder bey jeder andern soliden Buchhandlung, wel- 
che hiemit sämmtlich geziemend ersucht werden, 
sich durch Verbreitung gegenwärtiger Anzeige und 
Annahme von Subseriptionen für das Gelingen des 
Unternehmens zu interessiren. 
München den 26, Februar 1838, 
Dr. Jos. Gerh. Zuccarini, 
Professor extraord. der Botanik an der Lud- 
wig- Maximilians- Universität zu München. 
"(Sonnenstrafse No, 122. ı St.) 


‘Nachricht an die Mitglieder des naturhistorischen 

' Reisevereins, und Einladung an alle Botaniker 

: und Mineralogen zum Beitritt für das Jahr ı828 
(an die‘ Herren Mineralogen und Vorsteher von 
Mineraliensammlungen, hauptsächlich in Hinsicht 
auf eine Reise nach Norwegen.) 


. In Mitte dieses Monats sind nicht nur die reichen 
naturhistorischen, vorzüglich botanischen Schütze, 
welche der schon rühmlichst bekannte Pharma- 
‘ceut Hr. Fleischer auf seiner Reise in die Le- 
 yante, hauptsächlich in der Umgegend von Smyr- 
‘na, von wo er nunmehr wieder hierher zurückge- 
kehrt ist, für den naturhistorischen Reiseverein ge- 
sammelt hat, glücklich und wohlbehalten hier an- 
gekommen; sondern es ist auch zu gleicher Zeit und 
w ı * ß 


gleichfalls int besten Zustande die erste Sendung 
derjenigen Ausbeute bei uns eingetroffen, welche 


durch die Bemühungen des andern Reisenden, Hrn. 


Müllers, während dieses Sommers auf der Insel 
Sardinien gewonnen wurde. Es liegen nun, ohne 
die zahlreichen Sämereien und andre Naturgegen- 
stände, gegen 30000 getrocknete Pflanzen - Exemplare 
'aus diesen’ von Naturforschern noch wenig besuch- 
ien Gegenden zur Vertheilung an die Mitglieder des 


Vereins bereit, uod eine zweite Sendung von 10000‘ 


Exemplaren aus ‘Sardinien dürfte nun auch bereits 
hieher Unterwegs seyn. -Da der Verein. bereits 


"116: Mitglieder zählt, von welchen in diesem Jahr 


‚zusammen ı45 Aktien genommen wurden, so wird 
freilich die Austheilung 2 bis 3 Monate Zeit erfor- 
dern, so dafs wir vor dem Monat März die Ver- 
sendung der einzelnen Antheile nicht versprechen 
können. Wir. glauben aber im Voraus: versichern 
zu dürfen, dafs sämmtliche Mitglieder. mit dem Re- 
sultate der disjährigen : Reisen mehr. als zufrieden 
seyn werden. Denn 2 bis 300 wohlgetrocknete ı und 
vollständige Pflanzen- -Exemplare aus jenen entfern- 
ten Gegenden, und: -für diejenigen, welche auf an- 
dere Gegenstände abonirt haben, eine ‚entsprechende 
Anzahl von Sämereien, Insekten, Me 5. we, ist für 
den einfachen Betrag einer Aktie ‚Zu. 25 fl. shein. 
gewils eine höchst annehmliche Dividende. Indem 
wir nun die sämmtlichen verehrlichen Mitglieder 
des Vereins höflich ersuchen , ihre Beiträge für das 


Jahr 1828 längstens in den nächsten Monaten Ta- = 


ayar, Februar. und, Mär gefälligst. ‚einsenden zu 


u; 


wollen, ‚damit die weiteren ‚Unternelimyingen . ‚des 
Vereins ihren ungehinderten Fortgang haben kön- 
nen, so theilen wir ihnen "zug ich (Über. das, was 
für das Jahr 1828 bereits ‚beschlossen ist, die nä- 
here Kunde bier mit. "Die Unternehmungen im 
Jahr 1828 werden folgende seyn: 

1 Hr. Müller, der in Sardinien geblieben 
ist, wird seine Sammlungen auf dieser Insel fort- 
setzen und zwar), wie zu erwarten ist, Run ı mit so 
viel größerem Erfolge, als er bereits mit, den Ver-, 
hältnissen ‚des Landes näher bekannt ist.” 

2 Einige Freunde des naturhistorischen Reise» 
vereins in der Capstadt sammeln für denselben die 
Flora. der Südspitze von, ‚Altika. "Bereits befindet 
sich das, was sie schon in diesem Jahre. (aber für 
Rechnung des Jahrs 1828) in 6 ‚bis 7009 Exempla- 
ren für den Verein gesammelt haben, in "unsern 
Händen, Daber können diejenigen I Herrn Mitglie. 
der, ‚welche ihren Beitrag für 1828 zeitig genug 
einsenden, eine Dividende von Cappflanzen pro 
1838 ihrem Aktienantheil für 1827 heigepackt er- 
halten, wenn sie es wünschen. j 

3. Zwei Reisende. werden nach Norwegen ge- 
sendet, and sollen bereits im April dahin abgehen. 
Einer dergelben, Herr, w. P. Hübener, "Stud. 
Medic. :in der itterarischen Welt bereits bekannt, 
hat sich seit, ‚Jahren schon auf eine naturbisterische 
Reise r nach. Norwegen vorbereitet, ist mit der nor- 
dischen.. Flora schr gut vertraut, und besonders ein 
erfahrner. Muscolog. Der. andere Reisende, Herr 
Pharmagı Kurr, ein geübter Mineralog w wird haupt- 


6 

sächlich die 'norWegischgn. Fossilien sammeln, wenn 
sich ‚eine hinläagliche Anzahl von Aktionairs üin- 
det; zugleich ist er aber auch Botaniker und beson- 
ders in der Flechten- und Algenkunde bewandert; 
so däfs diese Reise auch eine schöne Ausbeute an 
nordischen Flechten und Algen verspricht. 
"Wir glauben, dafs diese nordische Reise, wel- 
bis nach Lappland ausgedehnt werden soll, nicht 
minder interessant seyn wird, als die Unterneh- 
müngen im Süden, da’ Norwegen doch im Ganzen 
noch ‚sehr, wenig bereist worden ist, Wir laden 
daher für das Jahr 1825 wieder alle Freunde der 
Botanik. zum Beitritte angelegentlich ein, insbeson- 
dere aber dismal auch die Herren Mineralogen, 
welche die seltnen Fossilien Norwegens, dieses in 
geognogtischer und oxyktognostischer Hinsicht so 
merkwürdigen Landes, im Wege dieser Unterneh- 
mung auf eine wohlfeile und sichere Art zu erhal- 
ten wünschen dürften. Der Betrag einer einfachen 
Aktie ist 15 fl. rheinisch. Diejenigen Herren Mine- 
ralogen, welche Theil nehmen wollen, werden mit 
der portofreien ‚Einsendung ihres Abonnements zu- 
gleich das Format bemerken, in welchem sie die 
Fossilien für ihre Person gesammelt wünschen; wie 
auch, was für Arten sie etwa Vorzugsweise begeh- 
ren möchten, Ebenso werden die Freunde der 
"Botanik, welche sich "dismal 'anschliefsen wollen; 
ersucht, sich mit‘ der Pränumeration jedesmal zu 
erklären, ob sie "Bios Phänogamen oder Cryptoga- 
men, ‘öb sie blos 'Cappflanzen, oder Sardinische, 
oder Norwegische‘, oder ob-sie. öline Unterschied 


oo. 
7 } 


Pflanzen aus allen diesen Gegenden, oder endlich 
von welchen natürlichen Familien sie vielleicht vor- 
zugsweise ihren Antheil sich ausbedingen- Blöfse 
Subscriptionen, d. d. Beitritts - Erklärungen ohne 
Einsendung oder Anweisung des Betrags der zu 
nehmenden Aktien können auf keinen Fall berück» 
sichtigt werden. Die Einsendung der Beitritisgel- 
der geschieht entweder an die Centralstelle des 
landwirthschaftlichen Vereins in. Stuttgart, welche 
fortwährend die Oberleitung des naturhistorischen 
Vereins hat, oder an Einen der Unterzeichneten, 
jedoch jederzeit portofrei. Für den Empfang ihrer 
Aktienantbeile haben die sämmtlichen Theilnehmer 
des Vereins, auch die Herrn Mineralogen, kein 
weiteres Porto. zu tragen, als vom Orte der Ver 


theilung, d. h. von Eislingen aus bis an ihren 
“Wohnort, wobei es ihnen aber frei steht, die wohl- 


feilste Art der Absendung selbst vorzuschlagen. 
Efsliogen im Königreich Würtemberg den 2% 
Dec. 1837. 
Professor Hochstetter. Dr. Steudel, 


ein 


An die Leser der Flora 

Der ganze Jahrgang der Flora oder Botanis 
schen Zeitung zerfällt in zwei Bände, davon 
jeder aus 24 Bogen in Octav besteht, und wöchent- 
lich eine Nro, zum Druck befördert wird. Dasich 
jedoch, die ganze, Botanik in allen ihren Zweigen 
immer mehr ausbreitet, auch die botanische Lites 
ratur Unsres lieben Vaterlandes mit jedem Jahrg 
anwächst, so sind, in dem Fall sich dadurch die 


Materialien. anhäufen, nogk besondere Ergän- 


K: 


‘zungsblätter der Flora oder Botanischen 
Zeitung beigegeben, die vorzugsweise zur Auf- 
nahme gröfserer Aufsätze bestimmt worden. Ausser- 
dem folgen von Zeit zu Zeit, und zwar ebenfalls 
näch Maalsgabe der Materialien noch besondere 
Beilagen, die bestimmt sind, merkantilische Ge- 
genstände, Pflanzenverzeichnisse , Ankündigungen, 
Änzeigen und ändere Buchhändler. Nachrichten auf- 
zunehmen, in so fern sie franco eingeschickt und 
zugleich die gewöhnlichen Einrückungsgebühren v von 
1 ‚Kreuzer für die ‚gedruckte Zeile beigelegt oder 
angewiesen werden. 

Die’ Versendung der Flora geschfeht wöchent- 
lich durch die hiesige K. B. Postamts- Zeitungsex- 
pedition und können dieserhalb die Bestellungen 
bei derselben durch sämmtliche auswärlige Postäm- 
ter gemacht werden. Sechswöchentliche Versen- 
dung in halben Quartalheften geschehen durch die 

 löhl. Riegel: ünd Miesnerische Buchhandlung zu 
Nürnberg und durch die unterzeichnete Expedition, 
bei welcher die Bestellungen unmittelbar oder auch 
durch Herrn Friedrich Hofmeister in Leipzig 
gemachf werden können. Der Preifs des ganzen 
Jalirganges beträgt 3 Rthir. 8 Gr. sächs. oder 6 fl. rhein. 
Wegen. der gleichzeitig von :der botanischen 
. Gesellschaft herauszugebenden Literaturblätter 
find die erforderlichen Anzeigen: in. Flora: 1827 
8.752. und 1828 $. 184. mitgetheilt worden, 
Regensburg den 28: März 1828. 


"Die Expedition. der: Flora. 


An Freunde der Botanik. 

Mitten im Alpengebirge der Schweiz in der 
Nähe des noch nie erstiegenen Tödis und der 
Glariden wohnend, beschäftigte ich mich seit ge- 
raumer Zeit mit dem Studium der Botanik und 
mit Einsammlung der Pflanzen unserer Alpen. Da 
ich dieses Studium auch im gegenwärtigen Som- 
mer fortsetze, so biete ich hiemit Freunden der 
Botanik meine Dienste für Einsammlung eines 
Herbarıum Florae alpinae Helveticae an, das mit 
Ausschlufs der Pflanzen der Ebene nach Inhalt 
des unten folgenden Verzeichnifses die interes- 
santesten Alpenpflanzen enthalten soll, und Pflan- 
zenliebhabern, . die mir ihr Zutrauen schenken 
wollen, unter nachstehenden Bedingutigen ange- 
boten wird. 

ı. Soll dieses Hexbarium nach Inhalt des fol- 
genden Verzeichnilses mit Einschlufs der zahl- 
reichen bei uns vorkommenden Variationen des 
Aconitums eirca 250 Alpenpflanzen. enthalten, alle 
mit möglichster Sorgfalt getrocknet, jede beson- 
ders in einen ganzen Bogen weisses Schreibpa- 
pier eingelegt, nach Suter, Hegetschweiler 
und Gaudin mit dem lateinischen Namen und 
der Classe nach Linne benannt, in 3 Abtheilun- 
gen, jede mit einem Deckel von Pappe versehen, 

2. Sollte die eine oder andere im Verzeich- 
nils enthaltene Pflanze im Laufe dieses Sommers 
nicht zu finden seyn, so darf ich boffen, sie durch 
endere nicht im Verzeichnils enthaltene seltene 


i 


30 


Pilanzen unserer noch lange nicht vollständig 
ausgebeuteten Alpen ersetzen zu können. 
. 3. Der Preis dieser Sammlung ist ı Ducaten 
oder a Lbthlr. für jede Abtheilung, also für die 
ganze vollständige Sammlung von 250 Exemplaren 
3 Ducaten oder 6 Lbthlr. zahlbar beim Empfan- 
ge derselben im Nov. 1828. Die Frachtkosten 
imüfsen die Abnehmer selbst tragen. Liebhaber 
sind gebeten; ihre Bestellungen mit möglichster 
Beförderung in frankirten Briefen abzugeben 


. .. für Norddeutschland bei Hrn. Christoph. Heer 
1 Stud. Theol, auf dem Moritzkirchhof in 
\ Halle. 
für Süddeutschland bei der Redaction dieser 
Zeitung. 
für die Schweiz und Nachbarstaaten unmit- 
telbar bei dem unterzeichneten Heraus- 
geber. 
Matt im Mai 1828, 
Oswald Heer, 
im Pfarrhause zu Matt, Canton 
Glarus in der Schweiz. 


Verzeichnils der Alpenpflanzen im obigen 
Herbarium. | 


Classis I. Veronica bellidioides, 
Callitriche minima, — alpina. 
— früticulosa. 
CU. om sazatilis. 
Veronica officinalis, — serpyliifolia, 


— aphylia, | —— uxticaefolia. 


Pinguienla alpina. 
— vulgaris. 
Salvia glutinosa. 


Cl. IL. 
Valeriana montana.. 
Crocus vernus. 
Eriophorum triquetrum. 

— alpinum, 
—— vaginatum, 
— Jatifolium. 
Agrostis alpina. 
Poa alpina. 

— vivipara. 

cl. WW. 
Globularia cordifolia. 

— nudicaulis. 
Plantags alpina. 
Asperula taurina. 
Alchemilla alpina, 

-— pentaphyllea. 


GV. 
Myosotis alpestris. 
Aretia helvetica, . 

-—— alpina. 

— alpina intermedia. 
Androsace villosa. 

—— Jactea. 

— Chamaeasme, 
Primula acaulis, 

— longiflora., 

— villosa, 

— Auricula. 

— integrifolia. 
Soldanella alpina. 

— Glusii. 

Cyelamen europaeum.. 
Lysimachia nemorum. 
Azalea procumbens. 


1 


11 


Verbascum phlomoides. 
— Lychnitis, 
Campanula pusilla. 
u linifolia, 
— thyrsoidea, 
— barbata. 
—— glomerata. 
-— cenisia, 
Phyteuma globulariae- 
folia, 
— Ovata. 
-— betonicaefolia. 
— hemisphaerica. 
— elliptica. 
— Michelii, 
Lonicera alpigena. 
-— nigra. 
Thesium alpinum. 
Gentiana purpurea. 
—— punctata. i 
— asclepiadea. 
-— cruciata. 
— acaulis. 
— bavarica. 
— nivalis, 
— imbricata. 
-— ciliata. 
Astrantia minor. 
Bupleurum ranunculoi- 
des. 
Phellandrium Mutellina. 
Sambucus racemosa. 
Ben Ebulus. 
‚Tamarix germanica. 
Cl VL 
Lilium bulbiferum. 
Anthericum serotimum. 
— calyculatum. 


Rumex digynus, 


17 


Rumex alpinus, 
— glaucus, 


cl. VL 
Epilobium rosmarini- 
folium. 

—— alpestre, 

— alpinum. 
Vaccinium' uliginosum. 
Daphne Cneorum, 
Moehringia muscosa. 
Polygonum yiviparum. 


cux%, 

Pyrola minor. 
Rihododendrum ferzu- 
gineum, 

-— hirsutum, 
Saxifraga Aizoon. 

— caesia. 

aspera. 
bryoides, 
sedoides.. 
caespitosa. 
androsacea. 
oppositifolia. 
stellaris. 
rotundifolia. 
muscoides. 
aizoides. 
Saponaria ocymoides. 
Dianthus sylvestris, 
— superbus. 
Silene rapestris. 
— Saxifraga. \ 
— exstapa. 

— acaulis, 
Arenaria polygonoides. 
Cherleria sedoides. 
Sedum hispanicum, 


BESEBEEEE 


Sedum saxatile. 
— album. 

— maximum. 
Cerastinm alpinum. 
— flexuosum. 


QOXIL 


Sempervivum montanum. 
— arachnoideum, 
Beseda lutea. 


Cı. XI. 
Mespilus Ghamaemespi- 
lus. 
— Amelanchier. 
Rosa uliginosa, 
— alpin. 
Potentilla argentea. 
— aurea. 
— grandiflora, 
— caulescens. 
Geum reptans, 
Dryas octopetala. 


Cl. XL, 
Cistns marifolius, 

— Helianthemum. 
Delphiniumintermedium. 
Aconitum Lycoctonum 

— Napellus | 

— Camarum. 


Anmerk. Von diesen 
Aconiten gibt es eine 
Menge Variationen 
aufunsern Alpen, die 
in diese Sammlung 
kommen werden. — 


Anemone hepatica. 
— alpina, 
— apiifolia. 


Änemone narcissiflora, 
Ranunculus aconitifolius. 
—— glacialis, 
 nivalis, 

—— montanus. 
Helleborus viridis, 


Cl. XIV. 
Stachys alpina. 
Thymus alpinus. 
Melissa Nepeta. 
Bartsia alpına. 
Euphrasia offieinalis mi- 

nima; 
— salisburgensis, 
Tozzia alpina. 
Pedicularis verticillata. 

—— recutita. 

— foliosa. 

— tuberosa. 
Antirrbinum alpinum, 
Scerophularia canina. 
Erinus alpinus.. 
Digitalis ambigua. 

— lutea.. 

Orobanche caryophyl- 
lacea, 
Linnaea borealis. 


cl. XV. 
Myagrum sazatile. 
Draba tomentosa. 

— pyrenaica, 

— niyalis, . 
Lepidium alpinum. 
Biscutella laevigata. 
Cardamine resedifolia. 
Arabis alpina. 

Iheris rotundifolia, 


'Dentaria pentaphyllos. 


13 


cl XVIE 


Fumaria fabacea. 
Polygala amara. 

— Chamaebnxus. 
Phaca alpina. 
Astragalus campestris. 

— alpinus, 

— montanus. 
Trifolium spadiceum. 
Coronilla minima, 

— Emerus, 
Hedysaram obscurum. 


Cl, XVII. 
Hypericum Coxis. 


Gl. XIX. 
Sonchus alpinus. 


‚Apargia incana. 


Hieracium aurantiacum; 
— villosum. 

—— sylvaticum. 

— albidum, 

— aureum. 

— grandiflorum 
— hyoseridifolium. 
— blattarioides. 
Hippochoeris helvetica, 
Serratula alpina, 
Arctium personata. 
Gnaphalium reetum, 
— Leontopodium. 
Erigeron alpinum, 
— aniflorum. 
Tüssilago nivea. 

—— alba. 

— alpına. 

Senecio uniflorus. 
Aster alpinus, 
Cineraria cordifolia. 


ah ‘ 


Cineraria alpıina. 
Inula salicina. 
Arnica scorpioides, 
Doronicum bellidiastrum. 
Chrysanthemum Halleri. 
-_. montanum. 
— atratum. 
Achillea macrophylla. 
— atrata. 
— moschata. 
-— ana. 
Viola biflora. 
— hirta. 
— calcarata, 
— montama. 
cl 3X. 
Orchis glohosa. 
— ustulata. 
— nigra. 
— albida. 


Ophrys myodes. 
Neottia spiralis. 
— repens. 
Epipactis latifolia, 
— nidus avis. 


Cypripedium Calceolus. 


Ci. XXL 
Alnus viridis. 
Pinus Mughus. 


Cl XXU. 


Salix reticulata. 

— retusa. 
‚—. serpyllifolia. 
Empetrum nigrum. 


Cl. XXUL 


Veratrum album. 
Valantia cruciata. 


—. 


Anzeige für Freunde der Algenkunde. 


"Die Hydrophyten oder cryptogamischen Wasser- 
gewächse, welche man so large übersehen und 
erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts. einer 
nähern Untersuchung werth gefunden hat, fangen 
auf einmal an, die Freunde. der Pflanzenkunde, zu 
deren Gebiete man jene Gebilde nech immer 
gröfstentheils zählt, zu interessiren, und die Nach- 
fragen nach denselben sind bei denen, welche 
sich bisher damit beschäftigten, immer häufiger 
und dringender geworden. Schon sind käufliche 
Sammlungen davon vorhanden. Hr. Advokat Jür- 
gens in Jever hat die in seinen henachbarten 
Meeren und inländischen Gewässern vorkommen- 


vr 


den auf eine höchst uneigennützige Art Decaden 
weise in’s Publikum gebracht; der: Würtenbergi- 
sche Reiseverein hat seinen getrockneten Phane- 
rogamen-Sammlungen auch einige Algen beige- 
fügt — durch beide Unternehmungen scheint die 
Begierde nach mehrern aufgeregt zu seyn, und 
die an die Unterzeichneten gerichteten Wünsche 
lafsen vermuthen, dafs gröfsere Sammlungen, zu 
welchen die sämmtlichen Gewässer auf unserer 
Erde beisteuern würden, dem Publikum nicht un- 
willkommen seyn müfsten, 

‚Wir haben uns also entschlofsen einen Versuch 
zu machen, wie dergleichen Sammlungen, die ei- 
nen bedeutenden Kosten- Müh. und Zeitaufwand 
erfordern, zur Befriedigung des Publikums und 
der Unternehmer veranstaltet werden können, und 
wünschen vorläufig nur uns umzuhören, ob sich 
Freunde der Algen in hinlänglicher Anzahl finden 
werden, uns die Opfer zu erleichtern, die wir der 


. Sache der Wissenschaft gern bringen wollen. Den 


Preis denken wir so billig als möglich zu stellen, 
so dafs die Decade, nach Art der Jürgens’schen 
im Allgemeinen eingerichtet, vollständig instruktive 


in- und ausländische Hydrophyten enthaltend noch 


nicht auf 2 Thaler in Golde zu stehen käme. Da 
niedrer Eigennutz uns nicht leitet, so können bil- 
lige Theilnehmer sicher erwarten, nicht unbefrie- 


digt zu bleiben, 


Dureh portofreie Briefe wird das. südliche 
Deutschland dem Herxn Herausgeber der botani- 
schen Zeitung, und.auf. gleiche Weise .der Nor- 


46 


den an einen von uns seine vorläufige Erklärung - 

abgeben können, 

Prof. Mertens in Bremien, Pastor Fröh. 
‚ lich und N, v. Suhr in Schleswig. 


An die Leser der botanischen Literaturblätter. 

Von dem ersten Hefte der botanischen -Lite- 
raturblätter sind durch die Schuld des Buchbin. 
ders mehrere Exemplare versandt worden, in wel- 
chen die dazugehörige Tabelle in folio fehlt. 
- Diejenigen, welche ein solches Exemplar erhalten 
haben sollten, dürfen die Tabelle nur von ihrer 
Buchhandlung verlangen, da die Verlagshandlung 
Riegel et Wiesner in’Nürnberg, sich anhei- 


"schig gemacht har, solche kostenfrei anrdie"re 
‚spectiven Buchhandlungen gelangen zu lalsen. 

Die Redaction, 

Buchhändler - Anzeige. 

Mayer, Dr. A. F. J. C. Prof. in Bonn. Supple-. 

mente zur Lehre vom Kreislaufe I. Heft. Sup- 

plemente zur Biologie des Blutes und des 

Pflanzensaftes 4to. (VII. und 80 S.) mit einer 

illum. Kupfertafel. Boun ı827. bei Adolph 

‚Marcus. cartonirt. Preis ı Thlr. 8 Ggr. oder 

zn. 24 kr. 

Es enthält diese Schrift zwei Abhandlungen, . 
wovon die erste überschrieben ist: „Ueber den 
Crystallisationstrieb des Blutes“, die zweite: „Ue- 
ber das autonomische Leben der ‚mikroskopischen 
Elemente des Pflanzen- und Thier- Organismus.‘ 
Wenn die erstere Abhandlung vorzugsweise dem 
Physiologen und dem praktischen Arzte von gros- 
sem Interesse seyn dürfte, so möchte die zweite 
es nicht minder seyn für den Naturforscher über- 


haupt und insbesondere’für den Botaniker, welcher 
in seinem Fache nicht biofs Monographist seyn will. 


HYDRURUS erystallophorus ur see. 


\ DrSchwar: del ad.nat: 


Willmaar Uith. 


n Stein grawirtin der Ronigl lichographischen Anstalt 
Stuttgart 437. 
„-