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Full text of "Flora oder Botanische Zeitung ?welche Recensionen, Abhandlungen, Aufsa?tze, Neuigkeiten und Nachrichten, die Botanik betreffend, entha?lt /herausgegeben von der Ko?nigl. Botanischen Gesellschaft in Regensburg."

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Flora 
oder 


Botanische Zeitung. 


Herausgegeben 


. von 
der königl. bayer. botanischen Gesellschaft 


in Regensburg. 


we \ 


S Au, Rot, Karıın 
Zwölfter Jahrgang 
j4 


Zweiter Band. 


Mit 8 Bogen Ergänzungsblättern, 2 Stein- und einer 
Kupfertafel. 


Fe 


———— nie 


Be ae EP 55 
rn: .0 08 ARO.. .. 


Ibrem 
würdigen Mitgliede, 
dem 


Herrn 
A. F. Wiegmann, 


Doctor der Medicin und privatisirenden Apotheker 

in Braunschweig, der kaiserl. Leopoldinisch - Ca- 
zolisischen Akademie und anderer gelehrten . 
ser een Mitgliede 


widmet 


gegenwärtigen Band der Flora 


die 
königlich bayer. botanische Gesellschaft 


in Regensbnrg. 


Flora 
oder - 


Botanische Zeitung. 


Nro. 25. Regensburg, am ?. Juli 1829, 
nr 


Erstes Verzeichnifs sardinischer Laubmoose, wie auch 
derjenigen welche von meinem Freunde Herrn 
Fleischer bei Smyrna aufgefunden worden 
sind, nebst Beschreibungen und Abbildungen. ei- 
niger neuen Arten; von Hrn. Apotheker Fr. 
‚A: Müller.: 

Die“ Tenmrrenungen und ‚Abbildungen habe ich 

der Güte des Hrn. Apotheker Bruch in Zwey- 

brücken zu verdanken.) 
(Hiezu die beiden Steiniafeln mit 8 Abbildungen.) 


P hascum recium Dicks. häufig in Garten- 
gruben, seltner auf Aeckern in der Umgegend 
bei Cagliari, Dechr. bis April. . 

Schistidium ceiliatum Hedw. An Felsen in den 
Gebirgen bei Arizza. August. 

Gymnostomum curvisetum Schw. Besonders 
häufig in Hohlwegen und Gartengräben, im süd- 
lichern Theil . der Insel, doch kommt es auch 
im nördlichern vor. Febr. — April. 

Gymnostomum truncatum Hedw. Hie und da 
in feuchten Gartengräben bei Cagliari, Märs. - 


386 
€” - 

Gymnostomum intermedium Turn, bei Smyrna, 

Gymnostomum rafeicene Bryol germ, ? bei 
Smyrna, . I, 

Kommt ganz dem in der Bryol. germ. “abge. 
bildeten gleich, nur weicht es durch die mehr auf- 
rechtstehenden hellgrünen Blätter, deren Nerr oft 
ünter der Spitze verlöscht, davon ab. \ 

Gymnostomum calcareum Bryol. germ. auf 
fenchtem Tuffstein bei Saconi. Juli. 

Gymnostomum tortile Schw. Auf Hügeln‘ und 
sehatligen Felsen bei Cagliari, besonders häufig 
aber, und weit grölser als das deutsche, fand 
ich es auf alten Mauern bei Spezzia. März. 

Hymenostomum Müllerı Bruch. 
Stämmchen in dichten Räschen „wachsend, ge- 
- Blätter 
gelbgrün, abstehend, "orückgekrämmt, oder hin 
und her gebogen, trocken über einander gekrümmt, 
untere lanzettlich; obere länger lineal- lanzettlich, 
hohl mit etwas wellenartig gebogenen Rändern, 
. dickem auf der Rückseite rippenartig hervorra- 
gendem in ein kurzes Stachelspitzchen auslaufen- 
dem Nerv, und rundlich viereckigen gegen die: 
Basis hin gröfsern Maschen des Zellennetzes. Pe. 
richaetialblätter den obern Stengelblättern ähnlich, 
innere schmäler, schärfer. gespitzt. Scheidchen 
länglich. Fruchtstiel ı — ı z Linien lang, gerade, 
und bleich. Kapsel gerade oder etwas schief ge- 
richtet, blafsbraun, elliptisch mit enger, durch 
das mit dem Sporangidio verwachsene scheiben- 


Fe 


337 


Törmige Ende des Säulchens geschlofsner Mün- 
dung. Deckel geschnäbelt, kürzer als die Kapsel, 
etwas gekrümmt, bleich. Haube kaputzenförmig, 
langschnäblich, den halben Hapselrücken deckend, 
Samen klein, kuglich platt. Weibliche Blütbe 
gipfelständig, aus 3 — 5 schlanken Griffeln und 
einzelnen fadenförmigen Paraphysen bestehend. 
Die breitern fast flachrandigen Blätter unter- 
scheiden diese Art auf-den ersten Blick von Br- 
menosiomum microstiomum. 

Nro. I. fig. ı. Zwei Pflänzchen in natürli- 
cher Gröfse, 2. ein selehes vergrössert, 3. untere 
4. obere Stengelblätter, 5. ein oberes Schopf- 


hlatt, 8. durchschnitt eines Blattes, 9. Scheid- 
chen nebst dem untera Theil des Fruchistiels, 


ı0. Kapsel nebst Haube, ıı1. oberer Theil einer 
deckellosen Kapsel, ı2. Deckel, ı3. Längedurch- 
schnitt einer Kapsel nebst dem mit dem Mundran- 
de verwachsenen Säuleben, sämmtlich vergröfsert. 

In scbattigem Gebüsch sehr selten bei Sant. 
Rocco in der Nähe von Cagliari. April. 


Entosthymenium mucronifolium Bruch. 

Stengel einfach, 2 — 3" lang, unten weitläu- 

. ig oben dicht beblättert. Blätter abstehend, tro- 
cken eingebogen, untere eyförmig, obere länglich 

fast spatelförmig stumpf, hohl mit zurückgeboge- 

nen Rändern, derbem auf der Rückseite rippen- 

artig erhabenen, in eine Spitze auslaufendem Nerr, 

und dichtem aus Kleinen viereckigen, gegen die 


Be 


588 


Basis au erweiterten Maschen bestebenden Zellen. 
netz. Scheidehen gestreckt - keglich, hellbraun. 
Fruchistiel 2 — 3° lang, gerad, bleich, oben in 
einen kurzen HKapselhals erweitert. Kapsel fast 
walzenförmig, gerad oder etwas schief geneigt, 
braun. Sporangidiuam bis zum Hapselhals hinab- 
reichend. Deckel aus keglichem Grunde schief 
‚ geschnäbelt, kürzer als die Kapsel. Ring fehlt. 
Haube kaputzenförmig, langschnäblich, strohgeib, 
den halben HKapselrücken deckend. Peristom: 
eine schmale trüb weilsliche, deutlich gegitterte, 
am Rande unregelmäfsig gekerbte, aus der innern 
Zellenschicht der Kapselhaut entspringende Mem. 
bran. Samen hellbraun, klein, kuglich glatt. Blü- 
then einhäusig: männliche in den Winkeln der 
obern Schopfblätrer sitzend, klein, knospenförmig, 
dreiblättrig. Hüllblätter eyförmig, bleich, grols- 
zellig, nervenlos. Antheren 2 —3, kurzstielig mit 
einzelnen fadenförmigen Paraphysen umgeben, die 
bisweilen auch fehlen. Weibliche Blüthen gipfel- 
ständig, Hüllblätter den Stengelblättern ähnlich, 
nur kleiner, mit zunehmender Fruchtreife allmäh. 
lig zur Gröfse der Schopfblätter heranwachsend, 
Griffel gewöhnlich drei, schlank, mit einzeln was- 
serhellen fadenförmigen Paraphysen umgeben. 
Dem Habitus, den Blättern, dem Zellennetz 
und den Blüthen nach nähert sich dieses Moos 
ler Weissia lanceolata, wovon es sich aber ausser 
dem eigenthümlich gestalteten Peristom, durch 
breitere Blätter, schlankere Kapseln und den län. 
gern Deckel unterscheidet. Bei Smyrna. 


580 


Nro, I. fig. ». Pflänzchen in natürlicher 
Grölse, 2. ein solches vergrölsert, 3. ein unteres, 
. 4. mittleres, 5. ein oberes Blatt, 6. Querdurchschnit- 
te von Blättern, 7. Scheidchen nebst dem untern 
Theil des Fruchtstiels, 8. Kapseln mit Deckeln 
und Hauben, 9. Deckel welcher mit der Columella- 
Spitze abfällt, ı0. oberer Theil der Kapsel mit 
Peristom, ı1. ein ausgebreitetes Stück Kapselhaut 
mit Peristom, ı2. männliche Blüthe, 13. ein Hüll. 
blatt derselben, ı4. Antheren, ı5. Griffel nebst 
einer Paraphyse, ı6. unterer Theil der völlig auf 
geweichten Kapsel der Länge nach durchschnitten, 
nebst der von ihrer Spitze lofsgerifsnen Columella, 

Weissia lanceolata Mart. Auf Aeckern bei 
Genua und Smyrna. Febr. 

MWeissia Siarkeana Hedw, Bei Smyrna auf 
Aeckern. 

Weissia affınis Hook et Tayl. Auf Graspfätzen 
und in Gartengräben bei Cagliari. Gewöhnlich 
kommt dieses Moos in Gesellschaft von Phascum 
rectum vor, und nur selten findet”man das eine 
oder das andere allein stehend. März und April. 


Herr Bruch hält diese Art nur für Var, von 
Weissia Starkeana, da sie sich von dieser blofs 
durch die kürzern stumpfen Zähne des Peristoms 
unterscheidet, und er deutliche Uebergangsformen 
aufgefunden hat. 

Weissia cirrata Hedw. Selten. in. Wäldern an. 
Felsen hei Saconi. Juni. 


»y0 


Weissia gymnostomoides Bridel. Bei Genua und 
Spezzia auf der Erde und auf Mauern in Gesell- 
schaft von Gymnostiomum tortile, Februar. 

Hiezu gehören als Synonyme WW. fallax Sehlm. 
und Hymenostomum cerispatum Bryol. germ, 

Von Weissia controversa unterscheidet sich diese 
Art blols durch das unregelmäfsige sehr hinfällige 
bleiche Peristom, was aber constant zu seyn scheint. . 

Entosthodon Templetoni Schw. In sehattigen 
Waldgruben bei Saeoni. Im Juli mit deckello- 
sen Kapseln. 

HF eissia vertieillata Schw. An nassen Felsen 
bei Saconi. Juli. 

Grimmia pulvinata Hedw. An Felsen bei 
Arizza. An;sust. 

Grimmiu eribrosa Hedw. An Felsen bei Ariz- 
za. August. 

Gr. trichophyllz Grev. An Felsen bei Saconi, 
und bei Smyrna. Juli, 

Gr. elliptica Funck. An Felsen bei Saconi. Jul. 

Gr. apocarpa. AnFelsenin den Gebirgen. Vere. 

Von dieser Art findet man eben so wie in 
Deutschland verschiedne Formen, je nachdem es 
trocken, feucht oder in Wasser steht, 


Grimmia nutans Bruch. 


In dichten Polstern wachsend. Stengel& — ı“ 
lang, ästig, blos am Grunde wurzelnd. Blätter 
dicht stehend, untere und mittlere bräunlich, obere 
hellgrün, glanzlos, mehr oder minder abstebend 


3 


in den Gipfeln oft einseitswendig, trocken etwas 
gewunden, lanzettlich, gerinnelt ; obere haarspitzig, 
untere haarlos, mit flachen oder nur schwach aus. 
wärts gebogenen Rändern, derbem auf der Rück. 
seite rippenartig erhabenen auslaufenden Nerv, 
und dichtem bei jüngern Blättern trübenen, bei 
ältern aus rundlich viereckigen Maschen bestehen. 
den Zellennetz. Perichaetialblätter aufrecht, das 
Scheidchen nebst einem Theil des Fruchtstiels 
einbüllend, eyförmig, hohl, mit kurzer Haar- 
spitze, schwächerem Nerv und lockerem Zellen- 
netz. Scheidchen länglich, braun. Fruchtstiel 
4 — 6 lang, weit über die Perichaetiaiblätter 
hervorragend, oben bogenförmig gekrümmt, trocken 
gedreht. Kapsel überhängend, eyrund mit enger 
Mündung, trocken der Länge nach gefaltet, braun, 
Sporangidium die ganze Kapsel ausfüllend. Deckel 
aus gewölbten Grunde geschnabelt, auf oder ab- 
wärts gebogen, mit der Columella-Spitze abfallend, 
Ring schmal, aus doppelter Zellenlage bestehend, 
schneckenförmig sich loswindend. Haube ur- 
sprünglich kappenförmig, später durch die Krüm- 
mung des Deckels auf einer Seite tief eingerissen, 
die Hälfte der reifen Hapsel deckend, schmutzig 
braun. Peristom ı6 lanzettliche, trocken aus- 
wärıs gerichtete engquergliedrige, auf der Aus- 
senseite rippige bald ganze bald durchlöcherte 
oder in den Spitzen ı — zmal gespaltete safran- 
gelbe Zähne. Samen sehr klein, rundlich, glatt. 
Rlüthen einbäusig; Männliche anfangs gipfelstän- 


392 


dig, durch spätere Verlängerung der Stengel sei- 
tensländig erscheinend, knospenförmig, geschlos- 
sen, sechsblätterig, äussere Hüllblätter spitz ey- 
förmig , haarspitzig, nervig; innere eyförmig, 
haarlos, schwachnervig. Anthere grols, länglich. 
Paraphysen fadenförmig. Weibliche Blüthe gipfel- 
ständig. Griffel schlank, Paraphysen fadenför- 
mig, bleich. 

Von Grimmia trichophylia, womit sie einige 
Aehnlichkeit hat, unterscheidet sie sich durch 
kürzere Blätter, deren Ränder nicht zurückgerollt 
sind, das dichtere Blattzellennetz, den blos oben 
gekrümmten Fruchtstiel, die kürzere, dickere 
Kapsel, den krummschnäblichen Deckel, die auf 
einer Seite tief geschlitzte Haube, und durch die 
einhäusigen Blüthen. - “ 

Auf Felsen bei Smyrna. 

Nro. VII. fig. ı. ein Stengel in natürlicher 
Grösse, 2. ein solcher vergrössert, 3. unteres, 
4. oberes Stengelblatt, 5. Perichaetialblatt, 6. Blatt- 
spitze, 7. Querdurchschnitte eines Blatts, 8. Scheid- 
chen, 9. Kapsel mit Deckel nebst dem obern 
'Theil des Fruchtstiels, 10. Hauben, ıı. ein Stück 
Kapsel mit tel des Peristoms, ı2. Deckel ‘und 
ein Theil des Ringes, ı3. männliche Blüthe, ı4. 
äusseres, ı5. inneres Hüllblatt derselben, ı6,. An- 
there, ı7. Griffel nebst Paraphyse, ı8, Länge- 
durchschnitt der Kapsel, 

Dryptodon funalis Brid. An trocknen Felsen 
in \Väldern bei Saconi. Juli. 


55 


Dieranum scoparium Hedw. Auf sumpfigen 
Stellen des Genargentu. August. 

Dieranum varium. In Hohlwegen oder auf- 
geworfenen Gartengräben bei Iglesias. Februar. 

Herr ‚Fleischer brachte auch D, varıum 
bei Smyrna gesammelt, mit, welches in dichten 
Tiasen wächst, und nervenlose Blätter hat, übrigens 
aber ganz dem gewöhnlichen gleich kommt. 

Dicranum purpureum Hedw. Auf Felsen und 
unter Gebüsch bei Arizzo. August veraltet. 

Fissidens bryoides Hedw. In feuchten Garten. 
gräben bei Cagliari Iglesias und andern Orten. Vere, 

So wie bei Zweibrücken, fand ich auch oft 
in Sardinien den F\. incurvus Stark darunter, und 
da er sich von den F. bryoides nur durch die ge- 
bogene Kapsel unterscheidet, so dürfte er ohne 
Zweifel nur Var von dem erstern seyn; ebenso 
auch der Fissidens exilis der nur dureh den Stand. 
ort hervorgebracht wird. 

Trichostomum brachydontium Bruch. 
Plaubelia tortuosa Brid. Bryol univ. ? 

In dichten Räschen wachsend. Stengel von 
3 — ı“ lang, einfach, oben gablich getheilt, dicht 
'beblätiert. Blätter am Grunde der Stengel und 
Aeste lanzettlich, aufrecht abstehend, in den Gi- 
pfeln länger, linear-lanzettlich, abstebend, zurück« 
gebogen, schwach rinnenförmig, mit flachen oder 
wellenartig gebognen Rändern, starken auf der 
Rückseite rippenartig erhabenen in eine kurze 
Stachelspitze auslaufendem Nerv, und dichtem 


594 


aus rundlich viereckigen Maschen bestehendem 
Zellennetze. Perichaetialblätter aufrecht oder zu- 
rückgebogen, den Schopfblättern ähnlich, mit 
etwas breitern das Scheidehen einhüllender Basis, 
Alle glanzlos, trocken gewunden, Scheidchen 
länglich. Fruchtstiel gerade oder vielbeugig, bleich, 
oben allmählig in die längliche, geradstehende, 
braune, im trocknen Zustande runzliche Kapsel 
erweitert. Sporangidium die ganze Kapselhöhlung 
ausfüllend. Deckel aus keglichem Grunde schief 
geschnäbelt, kürzer als die Kapsel. Haube kaputzen- 
förmig, den Kapselrücken über die Hälfte deckend, 
Ring fehlt. Peristom klein, hinfällig, aus 28 — 34. 
ungleichförmigen bald paarweise genäherten, bald 
einzeln stehenden, kurzen, undeutlich quergliedri- 
gen, gelblichen, schmalen Zähnen bestehend, wel- 
che aus einer über der Mündung hervortreten- 
den schmalen Membran entspringen, und sowohl 
trocken als feucht aufrecht stehen. Blütben zhäu- 
sig: männliche in den Gipfeln schlanker büsche- 
lig beblätterter Stengel, knospenförmig, sechs- 
blättrig, äussere Hüllblätter lanzettlich, innere ge- 
spitzteyförmig, nervig. Anthberen länglich, kurz- 
stielig. Paraphysen fadenförmig, zahlreich, län- 
ger als die Antheren, oft zwischen den innern 
Hüllblättern hervorragend: weibliche gipfelstän- 
dig. Griffel schlank, mit langen fadenförmigen 
Paraphysen umgeben. 

Wächst bäufig an einer feuchten Erdwand 
bei Spezzia und auf Hügeln unter Gebüsch bei 
Cagliari. März und April. 


95. 
Nro. IH. fi. ı. fruchttragendes, 2. männliches 
Pflänzchen in natürlicher Gröfse, 3. fruchttragen- 
des Stämmehen vergröfsert, 4. untere Stengelblät- 
ter, 5. ein Schopfblatt, 6. ein Hüllblatt, 7. Quer- 
durchschnitt eines Blatts, 8, Kapsel mit Deckel 
und Haube, 9. Deckel, ı0. oberer Theil der trock- 
nen Kapsel mit Peristom, ıı. zwei Stück Kapsel. 
haut mit Peristom, 12. Scheidchen, 13. männliche 
Blüthe, 14. äusseres, 15. inneres Hüllblatt dersel- 
ben, 16. Antheren mit Parapbysen, 17. Griffel. 


Trichostomum crispulum Bruch. 

Ist dem vorhergehenden sehr ähnlich, unter- 
scheidet sich aber durch schinälere mehr aufrecht. 
stehende, stark ausgehöhlte Blätter mit zusammen- 
geneigten Rändern und umgebogenen Spitzen und 
das gröfsere nicht so leicht zerstörbare Peristom 
standhaft davon Die Blüthen scheinen ebenfalls 
»häusig zu seyn, männliche waren heine vorhan- 
den, weibliche wie bei vorhergehenden, 

Unter Gebüschen auf Hügeln bei Cagliari. April, 

Nro. IV. fg. 1. Zwei Pflänzchen in natürli- 
licher Gröfse, 2. ein solches vergröfsert, 3. Sten- 
gelblätter, 4. ein Perichaetialblatt, 5. Spitze, 6. 
Basis des Siengelblatts nebst Zellennetz, 7. Quer- 
durchschnitt eines Blatts, 8. Hapsel mit Deckel 
und Haube, g. Deckel, 10. obere '['beil der trock- 
nen Kapsel mit Peristom, 11. ein Stück Kapsel. 
haut mit Peristom, 12. Scheidchen. 

Die beiden hier beschriebenen Moose gehö- 
ren zur Bridel'schen Gattung Plaubelia, deren 


596 


Verschiedenheit von Trichosiomum blofs in dem 
kürzern Peristom liegt. Da aber das ganze Peri- 
sjom hier eben so wie bei Trichost. einer über 
den Kapselmund hervortretenden trüben Membran 
entspringt und die Zähne der übrigen Trichosto- 
ma, nicht immer am Grunde paarweise zusammen- 
gewachsen, auch ihrer Anzahl und Länge nach sehr 
veränderlich sind, so scheint es zweckmäfsiger 
die Gattung Plaubelia mit Trichostomum zu verei- 
"nigen, um so mehr da sowohl nachfolgende 
Art, als auch das im verflossenen Jahre durch 
Hrn. Alexander Braun auf Felsen am Gen- 
fersee entdeckte Trichostomum nervosum Bruch 
(Didymodon Hook et Tayl. musci britt.) hinsicht- 
lich des Peristoms als Uebergangsglieder von den 
kurzzähnigen zu den langzähnigen Trichostomer 
zu betrachten sind. (Beschlufs folgt ) 
2. Einige Worte über Orobanche; von Hın. Hof- 
rath Reichenbach in Dresden. 

Ich gestehe gern, dafs mir noch keine Gat- 
tung, mit welcher ich mich bisher beschäftigt ba- 
de, in dem Grade verwickelt erschienen ist, als 
die der Orobanchen. Wir Deutsche können uns 
doch rühmen, wenigstens eine Schrift aus unsrer 
Mitte hervorgegangen zu seben, welche mit Kri- 
tik verfalst, einen wichtigen Beitrag zur Kennt. 
nifs dieser Gattung gegeben hat, und unser ge- 
lehrter Wallroth würde gewils bei reichliche- 
ren Hülfsmitteln für seine glücklicb durchge- 
führte Monographie, die meisten Zweifel besei- 


tigt haben. 


597 


Leider haben die Genfer Botaniker auch hier 
das ihrige gethan, das angezündete Licht wieder 
zu löschen. Alles Gute und mühsam ergründete 
was wir aus Wallroth’s Schrift gelernt haben, 
ist durch dieselben wieder in die alte Verwirrung 
gezogen, und Behauptungen aufgestellt, deren sich 
ein Schriftsteller welcher der Wissenschaft lebt, 
und von Beförderung und Aufklärung derselben 
spricht, nicht rühmen darf. Man vergleiche nur, 
wenn man die Pflanzen und ihre Quellen kennt, 
Orobanche foetida und coerulea, welche der sonst 
so würdige Vaucher in seiner Monographie, und 
DeCandolle und Duby in ihrem Botanicon 
gallicum wieder mit neuem Dunkel umbüllt haben. 

‚ Nur ein Beispiel. Wallroth giebt an, seine 
OÖ, comosa wachse auf Artemisia campesiris und 
Genista tinctoria (?) Vaucher findet im südlichen 
Frankreich eine blaue Orobanche bald auf Bork. 
hausia foelida, bald auf Plantago Coronopus, bald 
auf einem Galium des Champs. Er bestimmt diese 
für O. comosa Wallr. und nennt sie Orobanche va- 
gabonde, bemerkt aber dabei, es käme noch dar- 
auf an, ob es wahr sey, dals sie, wie Wallroth 
sagte, auf drtemisia campestris wüchse. Eine an- 
dere blaublübende nimmt er für O. coerulea DeC? 
nota bene mit einem Fragzeichen, als ob diels in 
Genf nicht hätte beantwortet werden können! von 
dieser sogenannten O, coerulea sagt er nun, wie 
alle Schriftsteller von der O. coerulea sagen, sie 
wäre exelusivement parasite de l’ Artemise vulgaire, 
und nennt sie deshalb in seiner neuen Nomen. 


598 


clatur Orobanche de !’ Arterınise eonnmune, Hunderte 
von Botanikern werden das lesen und das Bild‘ 
sehen, und die Sache ganz excellent finden, allein 
wenn einmal einer dieselbe genauer ansehen will, 
so wird ihn das Bild belehren, dafs Vaucher 
weder O, cocrulea noch „Irtemisia vulgaris gekannt 
hat, denn hier bildet er eben selbst Wallroihs 
O. ecomosa, obwohl wie alle übrige Figuren, in 
rohen Steindruck ohne alle Präcision, mit Arte-- 
misia campesiris ab! — Was soll man zu sol- 
chen Kritikern sagen? — — — 

Zur Aufklärung dieser Gattung können nur 
einzig und allein ireue und genaue Abbildungen, 
Diagnosen mit Linneischer Präcision und Kürze 
gefertigt, und endlich eine genaue Angabe der 
Standorte beitragen. Daraus wird sich dann die 
Kritik ergeben. Ich habe seit Jahren dazu vor- 
gearbeitet, und bis jetzt eine grofse Menge Exem- 
plare, so wie alle existirende Abbildungen ver- 
glichen. Dreissig Tafeln mit vollständigen Zer- 
gliederungen sind fertig gezeichnet, auch ein 
T'heil schon gestochen, und erscheinen in meinem 
Iupferwerhe als wahre planlue crilicae, im Ver- 
laufe des Sommers. Bei der grofsen Schwierig- 
keit des Gegenstandes bedarf ich aber zur künf- 
tigen Fortsetzung noch ferneren Beistandes, und 
bitte alle diejenigen, welche den Zweck der Dar- 
stellungen in meinem Werke verstehen und ein- 
sehen, dals dieser FH eg der einzige ist, die Wahr- 
heit ausfindig zu machen, um dieser Hahrheit 
willen, mir Exemplare von Orobanchen im Tausch 


590 


gegen andere Gewächse mitzutbeilen, oder solche 
die sie nicht abgeben können, zur Ansicht zu er- 
lauben, sobald sie meine Abbildungen verglichen, 
und gesehen haben was ich schon besitze. Des- 
senurgeachtet sind mir zur gegenseitigen Mit- 
theilung auch Exemplare von allen solchen auge- 
nehm, die ich schon besitze Die östreichische 
weisse Orobanche (vielleicht O. pruinosa Lap. oder 
alba Pall.) besitze ich noch nicht,  Oestreichi- 
sche Botaniker könnten überhaupt noch manche 
Zweifel über diese Gattung lösen. 

Ich habe eine eigne Art und Weise, nach wel- 
cher ich die Orobanchen, und manche ähnliche 
Gewächse zu untersuchen pflege, und durch welche 
die Exeinplafe nicht wie es bei der von yiclen 
Botanikern angewendeten Zerstörungsmethode geht, 
schlechter, sondern oft besser werden. Ich nelıme 
ein gewöhnliches Bier- oder Weinglas mit reinem 
kalten Wasser, und setze die Pflanzen so weit als 
nöthig verkehrt, also mit dem Blüthenstande nach” 
unten in das Wasser; in wenigen Minuten stebt 
die herausgenommene Pflanze wie lebendig da, 
und ich kann ohne sie zu zerstören, alle Theile 
auf das genaueste untersuchen. Nach Abtıocknung 
in Fliefspapier, wird sie dann gelind geprelist, und 
hat nach einigen Stunden ihre frühere Gest:lt wie- 
der. — Nächst den Orobanchen beschäftigen mich 
die Abbildungen aller Arten der Gattungen Jpargia 
u. a. Cichoriaceen , Zannichellia, Chara, und .die 
der übrigen europäischen Orchideen. 


400 


Mm. Todesfälle. 

Am 28. Jun. ıg29. starb zu Hersbruck bei 
Nürnberg der Königl. Bayer. Landgerichtsarzt Dr. 
Georg Wolfg. Franz Panzer im 75. Jahre 
an Entkräftung, 

Als Schüler von Schreber und Jacquin 
und durch emsiges Selhststadium, dem er sich noch 
bis in den letzten Jahren seines Lebens hingab, 
hatte er sich gründliche Kenntnifse in der Bota- 
nik, und durch gediegene Schriften den Ruf eines 
erfahrnen Botanikers erworben. Als er einstens 
sein ganzes Herbarium revidirte, vertheilte er alle 
überflüfsigen Doubletten unentgeldlich an junge 
Aerzte und Pharmaceuten und legte dadurch auf 
eine sehr löbliche Weise den Grund zu ihren bo- 
tanischen Studien. 

Seine hinterlassene Bibliothek ist sehr ansehn- 
lich, und wird ohne Zweifel, wie sein reichhalti- 
ges Herbarıium, welches Pflanzen aus allen Län- 
dern und aus allen Klassen enthält (wie auch eine 
bedeutende Insektensammlung)) öffentlich verstei- 
gert werden. 

Seine vorzüglichsten botan. Schriiten sind 
die letzten 7 Bände des Houttuynisch - Linnei- 
schen Pflanzensystems. Der ı2te I'heil enthält die 
sämmtlichen grasartigen, der ı3te die cryptegami- 
schen Gewächse in 2 Bänden, davon der 2te auch 
den besondern Titel führt: Versuch einer natür- 
lichen Geschichte der Laub- und Lebermoose nach 
Schmidelschen, Schreberschen und Hedwigschen 
Beobachtungen von Dr. G. W. F. Panzer. Nürn. 
berg bei Ra:pe 1787. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, 26. Regensburg, am 14. Juli ı829. 
u mn 


1. Erstes Verzeichni/s sardinischer Laubmoose, wie 
auch derjenigen welche von meinem Freunde 
Urn, Fleischer bei Smyrna aufgefunden wor- 
den sind, nebst Beschreibungen und Abbildungen 
einiger neuen Arten; von Hrn. Apotheker Fr. 
A. Müller. ( Beschluls. ) 


Trichostomum viridulum Bruch. 


in dichten Räschen wachsend. Stengel gegen 
z* lang, oben ästig, dicht beblättert, untere 
Blätter aufrechtstehend, lineal-lanzettlich; von 
der Basis bis zur Mitte fast flach, gegen die 
Spitze zu rinnenförmig, mit eingebogenen Rän- 
dern, starkem in eine kurze Stachelzpitze aus- 
laufendem Nerv, und diehtem aus rundlich vier- 
eckigen Maschen bestehendem Zellennetz. Peri- 
chaetialblätter lanzettpfrimlich, mit hohler schei- 
denartiger Basis und dünnerem Nerv, alle hell 
oder gelbgrün, trocken kraus. Scheidchen wal- 
zenförmig, hellbraun. Fruchtstiel 4” lang, hell- 
braun, gerade, trocken gedreht, Kapsel länglich, 
geradstehend, hellbraun, mit roströthlichem Mund- 


Gc 


402 


rande. Sporangidium die ganze Kapsel ausfüllend, 
Deckel geschnäbelt, gerad oder schief gerichtet, 
kürzer als die Kapsel. Ring fehlt. Haube kaputzen- 
förmig, langschnäblich, bleich, den halben Kapsel- 
rücken deckend. Teristom : 32 aus einer nur 
wenig über dem Mundrand hervorragenden schma- 
len Membran entspringende, am Grunde paarweis 
genäherte oder zusammengewachsene, fadenför- 
mige, undeutlich quergligdrige, aufrechtstehende, 
rostgelbe Zähne. Samen klein, kuglich, platt. 
Blüthen wahrscheinlich 2häusig: weibliche wie 
bei vorhergehenden. 

Hat Aebnlichkeit mit Didymodon glaucescens 
Brid., unterscheidet sich aber ausser der Beschaf- 
fenheit des Peristoms durch die völlig ganzran- 
digen Blätter und die Farbe. 

Auf Felsen bei Spezzia. Februar. 

Nro. V. fig. 1. Ein Stämmehen in natürlicher 
Gröfse, 2. dasselbe vergröfsert, 3. unteres, 4. obe- 
res Blatt, 5. dasselbe ausgebreitet nebst Zellen- 
netz, 6. ein Perichaetialblaıt, 7. Querdurchschnit- 
te von Blättern, 8. Scheidchen, 9. Kapsel mit De- 
ckel, 10. Deckel, 11. Haute, 12, trockne Kapsel 
mit Peristom, 13. ein Kapselstück mit der Hälfte 
des Peristoms, 14. Griffel mit Paraphysen. 

Trichostomum inflexum Bruch. 

In kleinen BRäschen wachsend. Stengel ı — 
2°" lang, einfach, aus den Gipfeln innovirend, 
unten etwas weitläufig, oben dichter und schopf- 
artig beblättert. Untere Blätter lanzettlich, obere 


403 


tineal - lanzettlich, abstehend mit eingekrümmten 
Spitzen, hohl, mit derbem auf der Rückseite 
schwach erhabnem, in ein kurzes StaChelspitzchen 
auslaufendem Nerv, und dichtem bei jüngern 
Blättern trüben, bei ältern aus rundlich vierecki- 
gen Maschen bestehenden Zellennetze, trocken 
kraus. Perichaetialblätter breiter als die Stengel. 
blätter, aufrechtstehend mit gekrümmten Spitzen, 
Scheidchen länglich. Fruchtstiel gegen #" lang, 
dünn, gelbbräunlich, gerade, trocken gedreht. 
Kapsel länglich, braun, Sporangidium die ganze 
Kapsel ausfüllend, Deckel gerad oder schief ge- 
schnöbelt, kürzer als die Kapsel. Haube kapu- 
tzenförmig, schief geschnäbelt, den Kapselrücken 
zur Hälfte deckend. Ring fehlt. Peristom: 33 
aus ciner schmalen trüben Membran entspringen. 
de, mehr oder weniger deutlich paarweis stehen. 
de, fadenförmige, unten quergliedrige etwas schief 
gedrehte gelbbraune Zähne. Samen hlein, kug- 
lich, platt, Blüthe wie bei den vorhergehenden. 

Von Trichost, tenue Hedw, unterscheidet sich 
diese Art, durch die eingekrümmten, trocken krau- 
sen Blättern und den fehlenden Ring. 


An Felsen bei Laceni. Jul. 
Nro. VI. fig. ı. Pflänzchen in natürlicher 
- Gröfse, 2. ein solches vergrölsert, 3. unteres, .. 
obere Stengelblätter, 5. Perichaetialblätter, 6. Spi- 
tze und Basis eines Stengelblatts, 7. Scheidchen, 
8. Kapsel mit Deckel, 9. Deckel, ı0. Haube, ıı. 


oberer Theil der feuchten Kapsel mit Peristom, 


Cc2 


404 


ı2. ein Kapselstück nebst ztel des Peristoms, 
13. Querdurchschnitte eines Stengelblatts. 
Trichostomum flavo- virens Bruch. 
Stengel # — ı" lang, einfach oder oben gab- 
lich getheilt, schopfgipflich. Untere Stengelblät- 
ter abstehend, lanzettlich, schmutzig gelbgrünlich, 
Schopfblätter dicht zusammengedrängt, länger als 
die untern, abstehend, vielbeugig, hell oder blau- 
lich grün, an der Basis bleich und durchscheinend, 
_ lineal-lanzettlich, gerinnelt, die wellenartig ge- 
bognen Ränder gegen die Spitze zu einwärts ge- 
neigt, schwach glänzend, fast matt, trocken kraus. 
Nerv in ein kurzes Stachelspitzchen auslaufend. 
Zeilennetz bei jüngern Blättern trübe und undeut- 
lich, bei ältern aus rundlich viereckigen dicht 
an einander gefügten, gegen die Basis zu erwei- 
terten rautenförmigen Maschen bestehend. Peri- 
chaetialblätter den Schopfblättern ähnlich. Scheid- 
chen länglich, braun. Fruchtstiel gegen ı“ lang, 
fast gerade, hellbraun, allmählig in die längliche 
fast walzenförmige gerade oder etwas gebogne 
hellbraune Kapsel erweitert. Sporangidium wal- 
zenförmig, bis zum Kapselhals hinabreichend. 
Deckel geschnäbelt, fast gerade, kürzer als die 
Wapsel. Haube kaputzenförmig, die Hälfte des 
Kapselrückens deckend. Ring fehlt. Peristom: 
32 aus einer schmalen gelbbräunlichen leicht 
trennbaren Membran entspringende, paarweise 
genäherte, lange, fadenförmige, trübbräunliche, 
am Grunde undeutlich gegliederte, oder knotige, 


405 


feucht aufrechtstehende, trocken eiwas gedrehte 
Zähne. Samen klein, kuglich, platt. Blüthen 
%häusig: männliche in den Gipfeln oft mehrmals 
innovierender Stengel knospenförmig, neunblät- 
trig; äussere Hüllblätter aus breiter Basis lanzett- 
lich, hohl, ganznervig, die der aten Reihe eylan- 
zeitlich schwachnervig, die innern spitz eyförmig, 
nervenlos, grofszellig. Antheren nicht zahlreich, 
länglich, kurzstielig. Paraphysen fadenförmig, ge- 
gliedert, länger als die Antheren. Weihliche wie 
bei vorhergehenden. Paraphysen bleich. 

Hat auffallende Aehnlichkeit mit Tortula cir- 
rata Walker Arnott, welche sich jedoch durch 
schärfer gespitzte, schwächer gerinnelte, flach- 
randige Blätter, und das wahre Barlula - Peri- 
stom, dessen dünmere gleich weit von einander 
entfernt stehende durchaus ungegliederte Zähne 
sowohl feucht als trocken stark gedreht sind, 
standhaft davon unterscheidet. 

Wöächst in lockern Rasen auf sandigem Bo- 
den unter'm Gebüsch, und zwar immer in der 
Nähe des Meers bei Cagliari. März, 

Nro. VIEL fig. ı. Zwei Pflänzchen in natür- 
licher Gröfse, 2. ein solches vergröfsert, 3. unte- 
res Blatt, 4. obere Blätter, 3. ein oberstes Schopf- 
blatt, G und 7. Blattspitzen, 8. Querdurchschnitte 
aus der Mitte und Basis des Blatis, q. Scheidchen, 
10, Kapsel mit Deckel, ı1. oberer Theil der trock- 
nen Kapsel nebst dem Peristom, ız2. Haube und 
Deckel, 13, ein Mopselstück mit jtel des Peri- 


A006 


stoms, ı4. männliche Blüthe, ı5. mittleres, ı6. 
inneres Hüllblatt derselben, 17. Antheren, ı8. 
Griffel mit Paraphysen. 


Trichostomum barbuloides Brid. Auf Hügeln 
in kleinen Gıäben, deren Wände es oft ganz über- 
zieht, bei Cagliari. März und April. 

Baröula aloides Bruch. (Trichostomum Koch.) 
Auf Mauern und auf thonigter Erde, bei Smyrna 
und bei Spezzia. März. 

Barbula brevirostris Bruch. (Tortula Hook et 
Grev) bei Smyrna. 

Unterscheiddt sich von der wahren Barbula 
rigida, durch die schlanke walzenförmige Bapsel, 
den kürzern keglichen Deckel, das schwächer 
gewundne Peristom, dessen stärkere Zähne, die 
aus einer ‘breiteren deutlich gegitterten Membran 
entspringen, und die kürzere Haube, welche bei 
reifen Kapseln nur wenig über die Mündung der-, 
selben hinabreicht, und auf der innern Seite blos 
am Rande etwas zerschlitzt ist, während diese 
bei Barbula rigila mehr als die Hälfte den Kap- 
selrücken deckt, und auf der innern Seite über 
die Hälfte ihrer Tänge zerschlitzt ist. 


Barbula euneifolia Brid. bei Smyrna und bei 
Cagliari, wo ich sie auf Hügeln im April sammelte, 
nnd 3 Monate später bei Laconi an Felsen, April 
und August, 

Barbula caespitosa Schw. An Felsen bei La- 
coni. Juli, 


407 


Barbula Hornschuchtana Schultz, häufig auf 
Mauern bei Cagliari. April. 

Barbula fallax Hedw. An schattigen Mauern 
und Gartengräben bei Cagliari. Vere. 

Barbula gracilis Schw. Auf steinigten Hügeln 
bei Genua. Februar. 

Barbula unguiculata Hedw. An schaltigen 
Gartengräben bei Cagliari, sehr gemein Vere. 

Eine breitblättrige Form davon, die der Bar- 
bula obiusifolia sehr ähnlich sieht, fand ich an 
schattigen Stellen bei Spezzia. März. 

Barbula muralis Hedw. Kommt schr häufig 
und in sehr verschiedenen Formen in Sardinien 
vor, Vere. 

Barbula chloronatos Brid, Sehr selten auf 
Felsen, hingegen die Barbula membranifolia Schult= 
sehr häufig auf Felsen und Mauern. März und 
April beide. 

Syntrichta subulata MM’. et M. An Waldungen 
am Fulse des Genargentu bei Arizzo, August. 

Syntrichia laevipila Brid, An Oelbäumen bei 
Cagliari und an Felsen bei Smyrna. März. 

Orthotriehum tenellum Bruch, An Feigenbäu- 
men bei Laconi. Hul. 

Orthotrichum Iyelliü Hook. An Waldbäumen 
bei Laconi, aber auch selten mit Früchten. Jul. 

Orthotrichum diaphanum Schrad, An Hollun- 
derbäumen und an Cactus Opuntia bei Iglesias. 
Februar. 

#ygodon conoideus Hook. An (Juercus Suber 
in Wäldern bei Laconi, Juli veraltet. 


108 


Bartramia pomiformis Schw. An Felsen in 
Wäldern bei Arizzo. August. 

Bariramia erispa Sw. In Wäldern an schat- 
tigen Hohlwegen hei Arizzo. August. 

Bartramia striata Schw. Bei Smyrna. 

Bartramia affınis Hook. An feuchten Stellen 
am Fulse des Genargentu, aber leider steril. 

Bartramia Halleriana Sw. Kn Felsen in schat- 
tigen Schluchten bei Arizzo. August. 

Funaria hygromelrica Hedw. Bei Smyrna und 
ın Sardinien, doch nur in den Gebirgen. Vere. 

Funaria serrata Bridel. Bei Smyrna. 

Funaria Fontanesi Schw. Bei Smyrna und 
bei Spezzia an alten Mauern. 

Bryum capillare L. Auf Felsen und Mauern 
bei Laconi. Juli. Am Meeresstrand unter Gebüsch 
kommt eine sehr grofse Form vor, B. capillare 
S. corsicum? die hinsichtlich der Blätter des Zel- 
lennetzes, Kapsel und Peristom ganz mit dem ge- 
wöhnlichen ühereinkommt, sich aber durch stand- 
haft hermaphroditische Blüthen davon unterscheci- 
det. Närz und April. 

Bryum platyloma Schw. An Felsen bei Laconi. 
Juli. 

. Bryum pallescens Schw. An Felsen bei Lacont. 
Juli. 

Bryum atropurpureum W. ei M. bei Smyrna, 
und in Sardinien eines der gemeinsten Moose. 
Im südlichen Theile der Insel reift es im März, 
und kommt auf Hügeln, und auf sandigen Moor- 


409 


wiesen vor, wo es zuweilen ganze Plätze über- 
ziebt. Im nördlicheren Theil hingegen reift es 
erst im Juli, und steht nur an Felsen. 

Bryum alpinum L. An Felsen in Schluchten 
bei Arizzo, aber immer ohne Früchte. 

Bryum pseudotriquetrum Hedw. An sumpfi- 
gen Stellen fast auf der Höhe des Genargentu. 
August. 

Bryum carneum. L. In schattigen Hohlwegen 
bei Iglesias. Febr. 

Polytrikhum nanum Hedw. An Wealdwegen 
bei Arizzo. August, 

Anoectangium aqualicum Hedw. An Felsen in 
Bächen bei Arizzo, aber steril. 

Pierogonium gracile Hedw. An Felsen und 
an Bäumen in Wäldern bei Laaconi. Vere, 

Pterogonium Smithü Sw. An Bäumen in Wäl- 
dern und zuweilen auch auf Cactus Opuntia. Vere. 

Leucodon Morensis Schw. An Waldbäumen. 
Vere. 

Neckera curtipendula Willd. An Bäumen in 
Wäldern bei Laconi. Vere, 

Neckera crispa Willd. An Bäumen in Wäl- 
dern bei Laconi. Vere. 

Neckera pennata Hedw. An Waldbäumen, aber 
selten. Juli. 

Neckera vitieulosa Leys. An Felsen in Schluch- 
ten bei Arizzo. Vere. 

Leskea sericea Hedw. An Felsen und Bäumen 
bei Laconi, Vere. 


410 


Hypnum denticulatum $S. An schattigen Fel. 
sen bei Lacont, Juli. 

Hypnum confertum Dicks. An schattigen Fel- 
sen bei Laconi. Vere. 

H. illecebrum. In Wäldern bei Laconi. Juli. 

H. praelongum $. In schattigen Wäldern bei 
Laconi, 
H. velutiinum S. An schatigen Felsen bei 
Laconi, 

H. purum $. In Wäldern bei Laconi, 

H. Alopecurum $. An schattigen Felsen bei 
Arizzo. 

H. cupressiforme $S. An WValdbäumen und 
Felsen überall 

H. molluscum Hedw. An Felsen überall. 

Fontinalis antipyrelica S.- An Felsen in Bä- 
chen bei Laconi. 


I. Nomina plantarum generica Regibus consecrula, 


—- „und könnten wir, die wir an der Spitze ei- 
nes kommenden Seculums stehen, den dichten Schleier 
der Zukunft so durchschauen, wie die klar vor uns 
liegende Vergangenheit, so würden wir geii/s über 
‚die leichhaltigkeit dessen erstaunen, was sie nach 


und nach enthalten wird,“ Bot. Ztg. 1803. S. 4. 


Unter Verwirklichung der Ahnungen seiner 
Vorgänger sieht der jetzt lebende Botaniker mit 
grolsem Interesse zugleich bei dem höheren 
Schwung und der mächtigen Ausdehnung seiner 
früher so eng beschränkten \WYissensehaft, auch, je 


All 


länger, je mehr, den unermesslichen Reichthum 
des Gewächsreiches sich entfalten, und Entdeckun- 
gen daraus herbeiführen, die in der That auch 
die gewagtesten Muthmalsungen bei weitem über- 
steigen müssen, Was in frühern Zeiten Jahrhun- 
derte kaum darzustellen vermochten, sind jetzt 
Resultate von Decennien, und wenn noch zu 
Linned's Zeiten die summarische Anzahl der Ge. 
wächse auf etwa 20000 geschätzt wurde, so mag 
gegenwärtig wohl unbedenklich ohne bedeutende 
Differenz diese Zahl auf 100000 angeschlagen 
werden. Diese bedeutsamen Resultate ergeben 
sich gröfstenthbeils aus entfernten, zum Theil erst 
entdeckten, Ländern, und sind Früchte der reisen- 
den Botaniker, die dieselben mit eben so kühnem 
Muthe,.als unermüdlicher Beharrlichkeit durchwan. 
dert und erforscht haben. Vom grofsen Hum- 
boldt, dem Mann unsers Jahrhunderts, der in 
demselben als das trefflichste Vorbild glänzt, bis 
zur gegenwärtigen Stunde, wo reisende Botaniker 
in alle Weltheile sich verbreiten, sind uns unzäh- 
lige Schätze des Gewächsreiches zu 'I'heil gewor- 
den, deren sonderheitliche Formen unsere höch- 
ste Bewunderung eben so sehr in Anspruch neh- 
men, als der Bau ihrer einzelnen Blüthen und 
Fruchttbeile viele neue Familien der Pflanzenwelt 
darstellt. Und wenn die Nutzanwendungen der- 
selben auf die mannigfachen Bedürfnisse der 
Menschen auch erst künftigen Zeiten vorbehalten 
sind, und nur nach Jahren durch weitere Beobach- 


2112 


tungen und durch Erfahrungen, die nicht selten 
der Zufall an die Hand geben mag, erforscht 
werden können; so ist doch vorläufig ein bedeu- 
iender Schritt, sowohl durch die erste Entdeckung 
derselben, und die Erforschung des Vaterlandes, 
als durch die botanische Bestimmung, durch Ein- : 
verleibung ins System und Einreihung ins Her- 
barium geschehen. Mit dieser Erforschung und 
Bestimmung mag denn auch vorläufig der schul- 
dige Dank der Botaniker gegen die Urheber 
dieser begünstigenden Ereignisse laut werden, 
und sich mit gebührender Achtung nach dem 
rühmlichen Beispiele unserer Vorgänger im vollem 
Maalse um so mehr kund thun, als uns vor allem 
die Mittel und Wege dazu auf mannigfaltige Weise 
vergönnt sind. WVenn schon ältere Botaniker die 
Namen der, die Wissenschaft fördernden Regen- 
ten durch Gentianen, Lysimachien, Helenien u. a, 
zu verewigen suchten, wenn der dankbare Linne 
eine Gustavia, Aiton eine Strelilzia bildete, und 
Martius und Pohl, gegen die Beförderer ihrer, 
auf eine so erfolgreiche Weise gekrönten Reisen 
nach Brasilien, durch Einführung einer Maxinu- 
liana, Carolinea, Wittelsbachie, einer Franciscea, '. 
Ferdinandusa, dugusta, u. a. in die unvergängliche 
Botanik , zu immerwährender Kunde für alle 
Zeiten und Völker, ebenfalls ihre dankbaren Ge- 
sinnungen an den 'l’ag gelegt haben; so ist es 
allerdings erfreulich, diese dankbare botanische 
Gabe nun auch neuerlichst dem Königl, Preussi- 


45 


schen Regenten, als vorzüglichem Beförderer der 
Naturkunde durch ausgezeichnete aus Brasilien 
von dem Prinzen Maximilian von Neuwied 
und yon Martius eingeführte Zierpflanzen ge- 
widmet, und dargebracht zu schen, die in den vor- 
züglich dazu geeigneten „Neuen Acten der Kaiserl, 
Leopold. Carolinischen Akademie“ (ı3ter Band 
ater Theil) niedergelegt und vom geistreichen 
Präsidenten Nees v. Esenbeck mit freundlichen 
Worten begleitet wurden. 
Die erste dieser interessanten Pflanzen ist 
I. Fridericia. 

-F. novum plantarum genus, Friderico Gu- 
ilelmo II. Borussorum regi potentissimo sa- 
crum, Academiae caes. Leopoldinae Carolinae na- 
turae curiosorum offert C, FE. Ph. de Martius, 
Dr.; A. C.N.C.S. 

Ordo naturalis: Bignoniaceae Juss, Didynamia 
Angiospermia Linn. syst. sexuale, 

Character differenttalis: 

Calyx tubuloso - campanulatus, pentagenus, 
breviter dentatus, coloratus. Corolla hypocrateri- 
formis, limbo 5 — vel 6 - fido, laciniis patentihus, 
Stamen «uintum anantherum. CGapsula bivalvis, 
dissepimento seminifero valvis ‚contrario, tandem 
bipartibili. 

1. Fridericia speciosa. (Tab. A.) 

F. foliolis oblongis acuminatis planiusculis, 
subtus in axillis venarum barbulatis, panicula py- 
ramidali patula, calyce corollaque 5 - fidis. 


biä 


Habit. in sylvis Brasiliae montosis, ANloreb. 
Dec., Januario. 

% Fridericia Guilelma. (Tab. B.) 

F. foliolis obovato - oblongis basi acutis brevi- 
ter acuminatis saepe complicatis utrinque glaber- 
rimis, panicula compacta, calyce et praecipue co- 
rolla plerumue sexfidis. 

U. in imperio Brasiliensi; inventa in sylvis, 
aestu aphyllis, in mediterraneis provinciae Bahien- 
sis et floreb. mense Aprili. ' 

IL Zollernia 

Z. novum plantarum genus Friderico Gu- 
ilelmo III. Borussorum regi potentissimo sacrum 
Acad. caes. Leop. Carol. nat. curios. nomine ofle- 
runt Maximilianus Princeps Wiedensis ct 
Christ.Godofr. Nees abEsenbeck, Academ. 
Praeses, 

Ordo natur. Leguminosae Juss, Trib. VII. 
Swartzieae DeC. Dodecandria Monogynia Linn. 
syst. Sex. 

Character differentialis: Calyx integer, late- 
raliter fissus, reflexus. Petala quinque, subaequa- 
lıa. Stamina numero varia, hypogyna, antheris 
erectis linearibus acuminatis omnibus comple- 
tis vel duabus saltem minoribus. Legumen stipl- 
tatum, uniloculare, bivalve, oligospermum. Semina 
exalbuminosa. EBumbryonis radicula uncinatim in- 
flexa. Arbores vel frutices inermes, foliis sim- 
plicibus, stipulatis, florum racemis axillaribus vel 
terminalibus multifloris, pedicellis bibracteolatis. 


415 


ı. Zollernia splendens. (Tab. C.) 

Z. Stipulis suborbiculatis, 

H. in Brasiliae sylvis. Invenit Maximilia- 
nus Princeps Wiedensis. 

2. Zollernia falcata. (Tab. D.) 

Z. stipulis falcatis. 

H. in ripa Paraibae fluminis ubi Sept. — Nov. 
mensibus cum floribus lecta est haec species a 
Maximiliano Pr. Wiedensi. 

Dr. Hoppe. 
IL. Correspondenz. 

Ueber Herrn Holl’s Reise nach Portugal 
und Madeira ist sowohl ein Prospectus in deut- 
scher und französischer Sprache in mebreren hun- 
dert Exemplaren versendet, als auch die Anzeige 
von dem Unternehmen auch in der botanischen 
Zeitung bekannt gemacht worden. Es kann da- 
her die Unternehmer der Vorwurf, es sey die 
Sache „nicht genug bekannt gemacht‘“ nicht mit 
Recht treffen, auch war es gar nicht der Zweck, 
mehr als nöthig für diefs kostspielige Unterneh- 
men aufzubringen, oder die von dort zu erwar- 
tenden Pflanzen auszubieten. Auch die allerun- 
günstigsten Verbältnifse haben doch nicht verhin- 
dert, diesem Unternehmen unerwartet erfreuliche 
Resultate zu verschaffen, und es ist durch diese 
Expediton eine Anzahl in den Herbarien noch 
höchst seltener zum T'heil ganz neuer Gewächse in 
die Hände der Abonnenten gekommen, und auf ge- 
schehene Anfragen solcher, welche nunmehr diese 


416 


Pflanzen zu besitzen wünschten, bat sich noch keiner 
entschlofsen, seinen Theil gegen Einlage wieder 
abzutreten. Auch für die Fortsetzungen der Flora 
Guianensis gilt es, dafs keine wiederholten An- 
zeigen zu erwarten sind, weil stets nicht mehr 
Bestellungen (a Centurie mit gedruckten Etiquet- 
ten ı0 Rthl.) befriedigt werden können, als der 
Vorrath erlaubt. Dabei wird immer die bisherige 
Einrichtung beobachtet, dafs die einzelnen Exem- 
plare der seltenen Gewächse auch hier nach der 
Reihe an die Abnehmer, in der Ordnung ihrer 
Meldung vertheilt werden. Wenn demnach von 
der /Feigeltia fraxinea sieben Exemplare gesen- 
det wurden, so durfte sich schon der achte Ab- 
'nchmer nicht beklagen, dieses Gewächs nicht er- 
halten zu haben. Eben so war es bei Verthei- 
lung der Gewächse aus Portugal und Madeira von 
denen Hrn. Holl manche Art nur in ı — 3 Exem- 
plarien vorgekommen sind, so wie selbst bei uns 
manches Gewächs nur einzeln gefunden wird. 
Auch diese wurden nach der Reihenfolge gewis- 
senhaft an die Abnehmer vertheilt, und so wird 
es ferner bei künftigen Unternehmungen geschehen. 
Dei den südamerikanishen Gewächsen kann es 
vielleicht, wenn die Ausbeute es zuläfst, möglich 
werden, dafs wir die Cryptogamen abgesondert 
ausgeben, da manche Empfänger bisher diese 
Kostbarkeiten nicht zu schätzen wufsten, und wir 
nächstens wieder einen kenntnifsreichen, tüchtigen 
Cryptogamensammler nach Paramaribo absenden. 
Dresien. 1. Reichenbach. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, 27. Regensburg, am 21. Juli ı829.. 


— — > 2m _ 


. Correspondenz 


(Aus einem Schreiben des Hrn. Carl Schimper 
in München an Dr. Hoppe in Regensburg.) 


-_-An das „Nonum prematur in annum‘* 
dürfte jetzt wohl öfter erinnert werden, obwohl 
nicht zu bezweifeln ist, dals dieser Rath nicht über- 
all und in seiner ganzen Sirenge befolgt werden 
kann. Wer in unsern Tagen z. B. eine neue Pilan- 
zen - Species fände, und den kleinen Vortheil, 
den ein günstiger Zufall dem Aufmerksamen ge- 
währen mag, benützen wolite, der könnte, denk’ 
ich, wenn er ein nonum prematur in mensem be- 
obachtet, der Anforderung, welche die Wissen- 
schaft macht, dafs nichts Vebereiltes ihr aufge- 
bürdet werde, von dieser äussern Seite schon 
entsprochen haben. 

Ich hab’ es wirklich so gehalten. Seit 9 Mo- 
naten hahe ich unter meinen Papieren eine Abbil- 
dung und Beschreibung einer zweiten neuen Spe- 
eies von Symphytum, S.  Zeyheri, zu Ehren mei- 
nes verehrten Freundes und Gönners, des Herrn 


D4 


418 


Geheimen Hofrathe und Gartenbaudirectors Zey- 
her in Schwetzingen also benannt, wovon ich Ih. 
nen hier vorläufig eine Diagnose für die Flora 
mittheile. 

Symphytum Zeyheri Schimp. _ Rhizomate sto- 
lonibusque tuberosis, caule subsimplici, foliis ova- 
tis vel ovato- oblongis acutis in petiolum alatum 
attenuatis et decurrentibus, floralibus binis appro- 
ximatis v. oppositis semiamplexicaulibus decurren- 
tibus, corolla infundibuliformi, tubo dentes calyci- 
nos lineari - lanceolatos superante, laciniis limbi 
hoc ipso triplo brevioribus latissimis erectis, an- 
theris filamento brevioribus, radiis longe exsertis 
stylo superatis. 

Habitat in Sicilia. 

Simile $. bulboso Schimp. sed floribus am- 
plioribus infundibuliformibus, limbi laciniis brevi- 
bus latissimis, calycis fructiferi dentibus angustio- 
ribus, foliis latioribus primo adspectu at e lon- 
ginquo facile distinguendum. Vidi sieca speci- 
mina plura, compleias florentia et fructifera in 
Herb, Zeyheriano. 

Ueber die mancherlei Namen u. s. w. die 
mein früher in der Flora bekannt gemachtes Sym- 
phytum bulbosum erhalten (auch S._ punctatum 
Gaud. Flor. Helv. Vol. II. p. 41. gehört dazu, so 
wie die Exemplare die Hr. Friedr. Mayer aus 
Treviso versandte, wie ich aus eigener Ansicht 
weils) habe ich so viel zu sagen, dafs ich es für 
das Beste halte, Alles nebst richtigen Abbildun- 


410 


gen der drei verwandten Species einer kleinen 
Abhandlung über den Wuchs, die Inflorescenz 
und die Frucht der Asperifolien verglichen mit 
der der Labiaten etc. einzuverleiben, die ich be. 
sonders will abdrucken lafsen, da sie, wegen ei- 
ner Anzahl unentbehrlichen Tafeln, für eine Zeit- 
schrift nicht palst, — Die Abbildung, die Keır 
Dr. Bischoff von Symphytum bulbosum in der 
Flora, 1826. Nr. 36. gegeben, ist nicht genau ge- 
nug, und läfst auf jeden Fall Zweifel wegen des 
Symph. Zeyheri. Die Abbildung in der Icono- 
grapbia botanica’auct. Reichenbach, tab, CCXX. 
wird zwar eine Verwechslung mit $. Zeyheri ver- 
hindern, ist aber in andern Stücken mangelhaft.— 
Ueber den Wuchs und die Irfiorescenz jener 
Pflanzen kann ich hier keine nähern Andeutungen 
geben; über die Frucht bemerke ich nur kurz, 
dafs ich es mit Bestimmiheit nachweisen und 
durch Abbildungen von Monstrositäten erläutern 
werde, dafs sie aus 2 Carpien oder Fruchtblät- 
tern besteht, (die nach oben und unten stehen‘) 
also eine Kapsel ist von allerdings sehr eigen- 
thümlicher Art. Dadurch dafs nach Art der Da. 
tura und des Astragalus die Mittelrippen sich mit 
den Placenten verbinden, entstehen die vier - 
oberwärts stark hervorspringenden Eremi, „Rlau- 
sen“, die sich dicht an die 4 einzelnen Samen 
anschliefsen u. s. w. 

Die sogenannten Nionstrositäten geben sehr 
wichtige Fingerzeige und sind bei weitem nicht 


Dd2 


420 


genug benützt. Sie sind immer ziemlich selten 
und werden von so vielen verachtet, weggewor- 
fen oder — was das Häufigste ist, gar nicht be- 
merkt! Ich babe unzählige Monstrositäten und 
die mannigfaltigsten Abweichungen von den ge- 
wöhnlichen Typen beobachtet und sorgfältig auf- 
bewahrt, auch viele gezeichnet, und werde zu sei- 
ner Zeit alle abbilden und herausgeben. Seit 
mehr als zwei Jahren babe ich mich unabläfsig 
mit dem Studium des Wuchses der Inflorescen- 
zen and der Blume beschäftigt und Resultate er- 
halten, die von gar vielem was man bisher, weil 
man eben gar zu rasch zu Werke gieng, ange- 
nommen, bald mehr, bald weniger, abweichen, 
und zwar, wie ich allerdings glauben muls, der 
Wahrheit entsprechend. Um alle Resultate zu 
ordnen und in bestimmte Abschnitte zu bringen, 


schärfer ins Auge zu fassen, neu zu prüfen und 


durchzudenken, habe ich diesen Winter einem 
duzend botanischer Freunde eine „Morphologie 
des Gewächses‘“ wie sie sich mir ergeben, in 
mehreren wöchentlichen Stunden vorgetragen, für 
Alles die Belege vorgezeigt und der Prüfung ei- 
nes Jeden anheim gestellt. — — Ein Hauptkapi- 
tel war die Blattstellung, womit ich mich mit 
Freund Alex. Braun längere Zeit besonders 
beschäftigt habe, — wovon ein andermal. 

Eine längere Beschäftigung mit einem Gegen- 
stande mufs uns natürlich mit ihm ganz vertraut 
machen, und läfst uns in der scheinbaren Verwir- 


rung Gesetze crkennen, und Regela abstrakiren, 
nach welcher man ihm am leichtesten beikommt. 
Und so ist denn mein Suchen nach Monstrositäten 
kein blindes Herumtappen, sondern ein sich aller 
Verhältnifse bewufstes Erwarten und Ergreifen 
dessen, von dem die Möglichkeit sehr nalı, und 
Zeit und Ort erkannt ist. So giebt es z. B. fast 
kein gesundes Exemplar von Melilotus leucantha, 
Medicago Lupulina, M. sativa, an dem man nicht 
nit ziemlicher Sicherheit an bestimmten Stellen 
der Pflanze monströse Blumen, d. h. hier solche 
die in den Axillen der Kelchtheile wieder zor- 
male, oder verschieden veränderte, unvollzählige 
Blumen haben, erwarten dürfte. Das Gleiche fin- 
det man, wie wohl viel seltener an entsprechen. 
den Stellen bei Cruviferen, Cleomen, deoniten, bei 
Rumex obtusifolius; ferner auf andere Weise hei 
Cucubalus bacciferus, Silene linicola, nutans, Lychnis 
Flos Cuculi, vielen Gypsophikis, drenaria trinervia, 
wo grofse beblätterte Aeste (sehr häufig!) neben 
der normalen Corolie aus dem \WVinkei eines ver- 
größserten Kelchtheils kommen, oder auch nur 
einzelne gestielte Blumen; — ferner bei Calth« 
palustris, Clematis- Arten, bei Dolden; ähnliche 
endlich hei Euphorbia Cyparissias aus den Iavo- 
lucellen, etc. und zwar, wie gesagt bei den ge- 
sundesten Exemplaren. Von den meisten habe 
ich ganze Suiten in allen Abstufungen — aber ich 
könnte nur im: Zusammenhang Näheres darüber 
mittheilen. 


Es ist Ihnen vielleicht nicht uninteressant, 
zu erfahren, dafs ich mehrere Stöcke von Salıx 
babylonica Mas nach Heidelberg verpflanzt habe, 
so dafs wir also nicht nöthig haben, den münn- 
lichen Baum aus dem Orient kommen zu lalsen, 
Diefs gieng so zu: Im Jahr 1827 beobachtete ich 
einen blühbeaden Baum im Schwetzinger Garten, 
der an mehreren grölsern Aesten viele Ruthen 
hatte, die tkeils wit männlichen, theils mit poiy- 
gamischen Lätzchen ganz besetzt waren, Die 
meisten waren pol;gamisch, und zwar auf die 
wmerkwürdigste Art. Ausser den einzelnen rein 
weiblichen oiler rein männlichen Blüthen fanden 
sich eine Menge Övarien, die in allen erdenkli- 
chen Abstöfungen die Verwandlung in Stamina 
zeigten — zu diandrischen Blüthen. Dasselbe Or- 
gan („Blatt“) unten ovarium, in der Mitte An- 
there, oben siigma, und zwar häufig in verschie. 
Jenen Nuancen an den zwei verbundenen oder 
getrennten, CGarpien oder Blättern derselben Blü- 
ıhe — was ich ein andermal genauer beschreiben 
werde. Je entschiedener die Verwandlung der 
Ovarien war, desto deutlicher die Spaltung in 
„wei Stamina. Doch fanden sich auch viele in- 
nerlich normale aber in ihre 2 Carpien zu ver- 
schiedner Tiefe, oder ganz, getrennte ÖOvarien, 
mehrmal auch stamina monadelpha — und diefs 
alles auf das Mannigfaltigste in demselben Kätz- 
chen, so jedoch, ‘dafs häufiger die männlichen 
Bildungen mehr in der Mitte der Kätzchen her- 


423 


vortraten. Im Frühjahr ı828 war der Baum 
ebenfalls sehr reich an solchen polygamischen, 
und rein männlichen Kätzchen. Von den Zwei- 
gen nun, welche in beiden Jahren daran am reich- 
sten gewesen waren, schnitt ich einige ab, und 
übergab sie der Pflege des Hrn. Hofgäriner Meiz- 
er in Heidelberg, der, wenn die Erziehung ge- 
lingt, und diese merkwürdige Veränderung, wie 
ich boffe, sich hält, mit der Zeit die Salix babz- 
lonica gi auch anderwärts wird mittheilen !önnen. 


Auch weibliche Stöcke von JHercurialis an- 
nua habe ich vorigen Sommer mit einzelnen männ- 
lichen Blüthen gefunden. 


Ich kann hier nicht umbin zu bemerken, dals 
ich, gegen die Ansicht des Hrn. Dr. Schultz in 
Berlin (die Natur der lebendigen Pflanze T. ı. 
p- 294.) die sich blofs auf Nicht-Erfahrung grün- 
det, jenen Uebergang der wichtigsten Btüthen- 
Theile in einander gar häufig gesehen habe. Bei 
Tulpen ist das eine ganz gemeine Erscheinung, 
Bei Paeonia Mutan sah ich petala (d. h. aller- 
dings solche, die ausserhalb des Staubfadenhreises 
standen) auf der einen Seite die Substanz, Fär- 
bung und Behaarung der Carpien annehmen und 
unter dem stigmatischen Rand ovula tragen. Bei 
Stachys sylvatica (ich sammelte die in jeder Hin- 
sicht merkwürdigen Exemplare vergangenen Herbst 
zu Salzbürg, an demselben Tage wo Sie die Stadt 
verliefsen) habe ich oyula gefunden: 


+24 


auf offenen, mehr oder minder in Blätter aus- 
gebreiteten Carpien, 
auf Staubfäden, die Antheren, bisweilen zu- 
gleich auch stigmata hatten, 
auf Corollen - Theilen, 
auf Kelchtheilen, (neben der Commissur der- 
selben ) 
wo überall wenigstens stellenweise Placenten sich 
gebildet batten; ähnliches bei Rhinanthus Crista 
galli, bei Brassica oleracea endlich selbst auf 
blättern, nämlich auf den (bei Cruciferen meist 
verschwundenen, hier und bei einigen andern 
aber auch häufig auftretenden) grolsen grünen 
Bracteen eines in allen übrigen Beziehungen nor- 
ınalen Racemus, aus deren VVinkel, wie schon das 
gebrauchte Wort bedeutet, auf gewöhnliche Weise 
Blumen gekommen waren. Das lautet freilich 
sonderbar und gar nicht vorschriftsmäfsig, ist aber 
wahr, und durchaus keine Täuschung. Diese Sa- 
chen werde ich seiner Zeit in sorgfältigen Abbil- 
gungen bekannt machen zum Nutzen derjenigen, 
‚die überall die Pflanze wollen gelten lafsen, wo- 
für sie sich giebt. Am merkwürdigsten und son- 
derbarsten sind wohl die Antheren, die ich an 
mehr als hundert Ovarien von Primula acaulis, 
(die stets kugelig mehr oder weniger kegelför- 
mig, übrigens mit runden stigmatibus wohl ver- 
sehen waren) auf der innern Seite, d. h. inner- 
halb der Ilöhle, auf der innern Wand der Ovarien 
gesehen babe — die eben jetzi in Weingeist vor 


425 


mir stehen. Das Pollen fiel hier unmittelbar auf 
die gesunden und vollkommenen ovula der soge- 
nannten Placenta centralis, Da es also selbst die- 
ses Verhältnifs an der Pflanze giebt das man 
durch ein Begucken von aussen so leicht nicht 
entdeckt und dessen An- oder Abwesenheit nur 
durch Zerschneiden der Theile ausgemittelt wer- 
den kann etc., so können diejenigen, welche, auf 
einige nunmehr ganz zweifelbafte Erfahrungen 
sich berufend, das, was man Sexualität der Pflan- 
zen genannt hat, läugnen wollen, nie sicher wis- 
sen, ob sie rein ? erzogen ha'ıen. 

Dergleichen Merkwürdigkeiten könnte ich Ih- 
nen noch in Menge anführen, die wenigsten sber 
lafsen sich kurz genug für meine gegenwärtige 
Epistola bezeichnen. Daher nur noch Einige in 
‘der kürze. 

Wichtig vor andern kann Manchen die Be- 
obachtung von Umbellaten seyn, deren sämmtliche 
Blumen hypogynisch waren. So mehrere Exem- 
plare von Daucus Carota, Heracleum Sphondilium, 
Selinum Oreoselinum ;— und die sehr gewöhnliche 
Erweiterung oder auch Auflösung einzelner Blu- 
men in kleine Dolden durch Axillarproducte der 
dann mehr oder minder von der Fruchtknospe 
(rulgo Fruchtknoten) gelöfsten ( hypogynischen) 
Helchtheile — und zwar häufig nur auf einer 
Seite der übrigens normal beschaffenen Blume. 
Gemein an Apium graveolens, Pastinaca offie., He- 
racleum Sphondylium, Imperatoria „lvestris. Man 


426 


sieht es den einzelnen Exemplaren — durch die 
Verhältnifse ihres Wuchses — meist von Weitem 
an, ob man unter ihren Hunderten eine oder ei- 
nige Blumen, die auf dieser Stufe der Umwand- 
lung stehen geblieben, antreffen wird. Bei dem 
gemeinen Daucus hab’ ich es aber werkwürdiger- 
weise bis jetzt nur an einem Exemplar angetrof- 
fen. Bei jenen hypogynischen Exemplaren von 
Daucus waren die Ovarien ın 2, oft auch 3 und 4 
(eine Vermehrung der Carpien, die ebenfalls bei 
ganz gesunden Doldenblümchen aller genannten 
genera häufig ist) lanzettförmige, zuweilen ge- 
schlitzte, rippige Blätter aufgelölst und ausgebrei- 
tet, und hie und da war am Grunde ein ovuluın 
perdulum sichtbar. 

Ich besitze zwei merkwürdige Fälle an der 
Frucht von Papaver somniferum die ich bier nicht 
übergehen darf. a) Inwendig in einer (reifen) 
ziemlich grofsen aber sonst ganz normal beschaf- 
fenen Kapsel finden sich, zerstreut oder getrennt, 
auf einem dicken aus dem Grunde sich erhe- 
benden Stiele, eine Menge schön gerandeter of- 
fener Carpien, mit zahlreichen oyulis auf den 
Placenten. Manche nahe beisammenstehende ha- 
ben sich halb oder ganz verbunden und zeigen 
so für diese kleine Stelle das gewöhnliche Anse- 
hen eines Theiles einer normalen Kapsel. Man 
sieht aufs genaueste, wie die Stigmen zu beiden Sei- 
ten der Spitze eines Carpium, d. h. von den (obern) 
Rändern desselben gebildet worden, also — in 


* 


art 


der Verbindung — nothwendig mit der Mitte oder 
Fläche derselben abwechseln. Eine nähere An- 
gabe dessen, was hier und bei Cruciferen sich 
zeigt, dürfie wohl endlich Hrn. Lindley wegen 
des Abwechselns der Stigmata mit den Carpien 
beruhigen und seine daraus gezogenen Ein- 
würfe als ungegründet zeigen. Dieses künftig. 
b) Zussen herum um eine junge Kapsel (die nor- 
male Blume fiel gerade als ich sie fand, nach der 
ersten Berührung ab) und innerhalb des Kreises 
den die Staubfäden eingenommen hatlen, stehen 
mehrere ebenfalls von einander getrennte oder 
freie Carpien, und zwar, was das Wichtigste ist, 
von der Beschaffenheit, dafs die placentae cum 
ovulis auf der dussern Seite (nach den Staubfäden 
zu) sich befinden, und dieis eben ganz bestimmt 
und ohne Verdrehung! Ich hewahre die’s schöne 
und für mich bis jetzt einzige Beispiel eines sol- 
chen Verhältnisses bei Phanerogamen, in Wein- 
geist auf, habe es sehr oft besehen und besehen 
lafsen und wiederholt gezeichnet: — die Placen- 
ten stehen nach aussen, was weiter auch durch 
die Eigenthümlichkeit der Berandung bewiesen 
wird, weiche die umgebehrte ist von der den ver- 
einzeiten oder freien Carpien des vorigen Fal- 
les; — dieselbe Berandung, welche in der nor- 
malen Verbindung der Carpien zur geschlossnen 
Frucht die stralige Stigmen tragende Scheibe auf 
derselben macht. (Vergleiche man nun die Farne 
und darunter wieder Polybotria, namentlich Poly- 


428 


botria Raddiana Kaulf. die nur dem zähesten 
Vorurtheil noch Zweifel möglich lalsen könnte.) 
Diese Beispiele werden auch einmal zeigen, dafs 
sich ein Mohn nicht (so wenig als eine Orange !) 
mit dem Torus will ummänteln lafsen, wie es be- 
behauptet wurde. Mit dieser Zugabe des 'l'orus, 
und aber auch besonders mit der umgekehrten 
Zumuthung, die den Pflanzen zu machen jetzt 
Mode ist, mit dem Abortus, dürfte man doch et- 
was häuslicher seyn. WVie sonderbar sind nicht 
x. B. die über die Bulbillen des Polygonum vivi 
parum, die über die kahlen Stieleben des Aspa- 
ragus (die bei ganz jungen Pflanzen schon da 
sind!) ausgesprochenen Ansichten. Diels sind 
indessen Einzelheiten, die sich bald fast von 
seibst widerlegen und nicht wohl weit eingreifen 
können. Leider aber giebt es noch ganz andere 
der Wissenschaft gefährliche Lehren vom Abor- 
tus, (an dem zum Theil sogar „Methoden“ (!) un- 
terschieden werden), denen man nur selbst ein 
baldiges Fehlschlagen wünschen kann. Es giebt 
kein besseres Mittel, die Pflanze zu verstecken, 
Gutmüthige ganz blind zu machen, als wenn man 
bemüht ist, die Blicke von dem Sichtbaren, aus 
dem man lernen, das man recht studiren sollte, 
wegzuziehen auf etwas, das da fehle, damit doch 
über Dinge, welche nicht sind, recht viel bekannt 
werde. Solche gehaltlose auf blofser Wyillkühr 
beruhende Lehren (die freilich da immer ihre 
Nichtigkeit am ersten zeigen, wo Tbeile in unbe- 


429 


stimmter Anzahl auftreten, oder die vorschrift- 
mälsige Drei- und Fünfzahl nebst deren nächsten 
multiplis überschreiten, etc. cf. Helianthemum oder 
gar Nigella etc.) sind wahre Irrlichter, die auf 
langen holprichten Umwegen nach vielem Angst- 
schweifs statt aus der Nacht, zu dieser, ihrer 
Mutter, führen, an den Ort, da man fern von 
dem kräftiig- freien Leben der Natur im selbst- 
geschaffnen Moder stecken bleib. Wenn ein 
Gewächs einem andern ähnlichen in der Zahl 
wichtigerer Theile nicht gleich ist, so ist der Ab- 
ortus gewifs, und statt nun aus der Pflanze A 
selbst die specielien immanenten Gesetze ihrer 
Gestaltuug zu erforschen, damit das, was zuletzt 
fertig ist, die Gestalt verstanden werde, mufs eine 
andere B, in der sich etwas ganz anderes dar- 
stellt, und deren wirklich nähere Beziehung erst 
nach der unbefangenen Untersuchung beider aus- 
zumittein ist, muls, sag’ ich eine andere B auf 
eine höchst mechanische Art so als die Norm 
gelten, hinter welcher jene A zurückgeblieben sey, 
dals es alsbald unnöthig scheint, nachzusehen, 
warum wohl A und B nicht resp. gleich gewor- 
den. Geschähe das, man würde in tausend Fäl- 
len durchaus keinen Abortus finden. So, um aus 
unzähligen nur das nächste Beispiel zu nehmen, — 
in der Intlorescenz der Asperifolien, wo statt ei- 
nes bereits ausdrücklich gelehrien Abortus ein 
Reichthum ist etc, Es gehört allerdings mehr re- 
elles Wissen dazu, zu erkennen, dafs ein ober- 


450 


Slächlich und flüchtig gemuthmalster Abortus nicht 
statt gefunden, als ihn »erfinderisch aufzustellen 
und für die Menge zum Glaubensartikel zu erhe- 
ben, mehr Aufrichtigkeit des Geistes, überall der 
Pflanze Gerechtigkeit widerfahren zu lafsen, als 
die eigenen bunten Läppchen ihr witzig anzuhän- 
gen. Ich läugne keineswegs — im Gegentheil 
habe ich die besten Mittel in Händen, es zu cer- 
weisen — dafs recht häufig und oft ganz habituell, 
sehr grolse Veränderungen an den Pflanzen vor- 
gehen dadurch, dafs, statt hervorzutreten und sich 
zu entwickeln, früher wirklich vorhandene {Theile 
verschwinden, oder unterdrückt werden. Und 
diefs ist, denk’ ich, der einzige Abortus, den man 
vernünftiger Weise annehmen kann, das Einzige, 
was man so nennen darf und überall da anneh- 
men mufs, wo eine von Vorurtheilen gereinigte 
Einsicht in die Gesetze des Pflanzenwuchses und 
der Metamorphose darauf fihrt. Sonst— (und 
Ansichten die so tief wie folgt, begründet sind, 
sind gar nicht selten!) sonst wären junge Hunde, 
die ja ihrer Mutter gleich sind, aber doch keine 
Jungen haben, eben abortu ohne diese, — in den 
vor mir liegenden Nüssen und Tannensamen sind 
dann — Schauder ergreift mich beim Anblick, 
beim Gedanken an den unendlichen Abortus der 
Natur! ganze Bäume fehlgeschlagen — und der 
menschliche Leib verdankt einen grofsen Theil 
seiner Schönheit dem Abortus des Affenschwan- 
res — des Elephantenrüssels und Schwanenhalses 


A531 


und endlich der in achtbarer Sechszahbl vorbande- 
nen After- Schwanz - und Rückenflossen des Stock. 
fiiches. Welch ein Abortus im Menschen!! Aber 
ich verliere mich in meiner botanischen Epistel 
in die Zoologie, da ich doch vor Kurzem erst, — 
nach irn. Turpin, welchem, auch ohne jenen 
Beweis, niemand die Priorität und Eigenthüm- 
lichkeit seiner Entdeckung streitig machen wird— 
gelernt habe, Thiere und Pflanzen durch die Li- 
nea mediana unterscheiden! Verzeihen Sie mir, 
ich kehre zurück. (Beschlufs folgt.) 


I. Bemerkungen. 


Hutchinsia rotundifolia R. Br. und H. cepeare- 
folia DC. 

Fast alle Autoren schreiben der erstern ganz- 
randige Blätter zu und unterscheiden sie zum 
Theil dadurch von der letztern; allein an mei- 
nen Exemplaren der H, rotundifolia von dem Gem- 
mi sind die untern gestielten Blätter sehr deut- 
lich dreizähnig auf jeder Seite und auch die von 
der Kirschbaumer Alpe sind, wiewohl selten, et- 
was gezähnt, was auch Hoppe in Sturms Flora 
Heft 20. erwähnt; vom H, cepeaefolia besitze ich 
leider nur einige sehr unvollständige Exemplare, 
doch scheinen an diesem die obern Blätter nicht 
stengelumfassend zu seyn, wie bei H. rolundifolia. 
In der Diagnose der letztern dürfte also anstatt 
folia integerrima — folia subdentata gesetzt wer- 
den. Hoppe hat uns in Sturms Flora ein 


1452 : 


schönes Bild derselben gefiefert, allein er nennt 
die Schötchen an der Spitze ausgerandet und 
hildet sie auch so ab. WVäre dieses der Fall, so 
könnte die Pflanze keine Hutchinsia seyn; in den 
freylich noch jugendlichen Schötchen meiner Exem- 
plare bemerke ich aber auch nicht die geringste 
Ausrandung. Wir dürfen defshalb wohl Aufklä- 
rung über jene Schötchen von unsern verehrten 
Director Hoppe erwarten. *) 

Aschersleben. Hornung, 


Druckfehler. 


In Flora 1829. $. 105. Z. 4. statt cotyledone lies aco- 
tyledone. S. 386. Z. 9. und an einigen audern Orten ist 
statt Saconi zu lesen Läconi. S. 506. Z. 5. ist nach Tri- 
chost, zu setzen: aus. p. 397. Z. ı8, stalt Borkhausia ist 
zu lesen; Barkhausia, 


") Diese Aufklärung ist zum Theil schon von Koch mSjyll- 
pl. 1. S. 31. dahın gegeben worden, dafs jene Schüt- 
chen nicht ‘der Iberis rotundifola, sondern dem Thlas- 
pi alpinum angehören; aber ich muls noch hinzufügen 
dafs auch die sub litt. c. als weißblühenle Abaıt von 
J. rotundifolia beigefügte blühende Pflanze das wahre 
Thlaspi alpinum sey, weiches nicht nur auf der Sele- 
nitza ın Krain, sondern auch häufig im Rabelthale in 
Kärnthen, namentlich um Rabel selbst, wächst, und 
bier schon ım April bluhet. 

Vebrigens mag diese Verwechslung die unbezweifelte 
nahe Verwandtschaft beider Pflanzen darthuo, die frey- 
lich wohl unter eine und dieselbe Gattung gesetzt wer- 
den könnten, wie es bereits yon Gaudin in Fl. helv. 
EV. S. 218. geschehen ist.— Die in Frage stehenden 
Zähne der J. rotundifolia siad auch an der Abbildung 
in Flora carn, Tab. 57. deutlich ausgedrückt, 

Hoppe. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, 2&. Regensburg, am 28. Juli 1829. 


am. 


. Correspondenz 


(Aus einem Schreiben des IIrn. Carl Schimper 
in München an Dr. Hoppe in Regensburg.) 


(Beschlufs, ) 


I habe von den beiden lehrreichen Fäl. 
len an der Mohnkapsel erzählt und will nun noch 
der Cruciferen und der Reseda gedenken. Die 
Cruciferen sind ganz besonders zu Abweichungen 
geneigt, deren Studium viele Aufschlüsse gewährt. 
Ich besitze eine Menge der interessantesten Ver. 
änderungen der Frucht, z. B. dreiklappige Scho- 
ten von Cheiranthus Cheirt, Diplotaxis muralis; von 
Lunaria rediviva und Thlaspi arvense, die somit 
Sflüglich aussehen (wie es ähnliche Früchte von 
Acer campesiris und Ptelea trifoliata giebt); fer- 
ner 3, 4, 6 — ıoklappige Schoten von Brassica 
oleracea, bei welchen, wie bei den erstgenann- 
ten, die Dissepimente verschieden vermehrt und 
zum Theil unvollständig sind, in der Art, dafs 
dadurch die Ansicht mehrerer Autoren, welche 
die bei den Cruciferen stattfindende Dissepiment- 


Ee 


134 


Bildung auf eine allerdings schwer zu verstehen- 
de Weise dem Stengel oder Pedicell zuschrei- 
ben, gänzlich widerlegt wird. Gar deutlich sieht 
man, wie das Dissepiment aus 4 Lamellen be- 
steht, die paarweise auf einander liegend und so’ 
einander entgegenkommend in der Mitte der 
Schotenhöle zusammen treffen und dort zuweilen 
eine rippenähnliche Anschwellung bilden. Häufig 
ist eine oder die andere Lamelle zurückgeblieben, 
oder es zeigt sich ein Loch, wo keine allgemeine 
Vereinigung statt fand, oder es ist stellenweise 
aus dem samentragenden Rande eines Carpium 
gar keine Lamelle dieser Art entwickelt. In die- 
ser Bildung enthalten sich die Cruciferen zwar 
recht eigenthümlich: man kann sich aber alles an 
dem verwandten Papaver sehr klar machen, wenn 
man sich denkt, die sogenannten halben Scheide- 
wände -oder weit vorspringenden Placenten des- 
selben trügen nicht auf der ganzen Fiäche, son- 
dern nur längs ihrer vorspringenden Basis auf 
beiden Seiten eine Reihe Samen etc. Von Ery- 
simum offieinale, von Barbarea L. Alyssum inca- 
rum, namentlich von Peltaria alliacea sehr schön 
und mannigfaltig, besitze ich solche Veränderungen 
der Frucht oder Fruchtknospe, wo sie in ihre 
(nunmehr keine Abmarkung von Klappen zeigen- 
den) zwei Blätter auseinander gelegt wird, aus 
deren Mitte das Woachsthum sich fortsetzt und 
einzelne Blumen, ganze Inflorescenzen oder gar 
belaubte, endlich wieder zum Blühen gelangende 


435 


Aeste hervor kommen. Zuweilen wird die ge- 
schlossene aber vergröfserte Frucht von so!chem 
Nachwuchs mit Gewalt gesprengt u. s. w. Dabei 
merkwürdige Veränderungen der Blume. Bei 
Peltaria: Corolla gamopetala subrotata (also des 
Umgekehrte von dem was man öfters an Anagal- 
lis arvensis ete. sieht); Petala mit Kelchtheilen am 
Tıande so verbunden und verschmolzen, dafs zu- 
weilen nur aus der Laze und der immer unverän. 
derten Zahl, so wie daraus, dals diese Bildung 
doch nie ganz im Kreise herumgeht, und ferner 
durch die Beobachtung des ganzen Vorgangs vom 
Alabastrum aus, die einzelnen gleichmäfsig grün 
gewordenen Laciniae richtig nach ihrer ursprüng- 
lichen Beziehung beurtheilt werden können. So 
wurden auch die Stamina breit, behielten zwar 
meist ihre Antheren, zeigten aber zuweilen auch 
keine und waren mit den Seitenrändern ver- 
schmolzen unter sich oder mit den Petalis u. s. w. 
Petala, welche auf einer Seite eine halbe Anthere 
tragen, sind hier— wie bei Meliletus leucantka — 
unter gewissen Verhältnissen gar nicht selten. 
Ich meine aber nicht Petala, die durch eine Al- 
teration der Stamina — durch Füllung — entste- 
hen, sondern eben die normalen, d. b. die ver- 
möge ihres Orıs und ihrer übrigen Gestalt dafür 
angesprochen werden müfsen. Bei Erysimum of- 
fieinaie, bei Raphanus sativus sieht man umgekehrt 
häufig diese petala durch eine erstaunlich ge- 
ringe Umänderung die Gestalt leierförmiger Wur- 


Ee2 


436 


zelblätter annebmen, indem nur die Rippen etwas 
stärker werden, den Rand ungleich hervortreten 
lafsen, und die Fläche grün und mit kurzen stei- 
fen Haaren besetzt wird u. s. w. Am sonderbar- 
sten ist ohne Zweifel eine Suite von Cheiranthus 
Cheiri, wo die fortvegetirenden (wahrhaft placen- 
tarischen) Ränder des durch ihre Verbindung ga- 
mosepalisch gewordenen Kelchs von übrigens nor- 
mal gebildeten Blumen, von unten und innen 
nach oben und aussen ganze Reihen petaloidischer 
Gebilde hervorbringen, während die Mitte der 
Keichtheile klappenartig, unter vertrocknet, her- 
aus und abfällt. Die neuerzeugten Gebilde ma- 
chen es in den meisten Fällen bald wieder so, 
und so entsteht eine dichotomische Vegetation 
ganz eigener Art, die wie Blumen aussieht, nach 
vier Seiten um eine ebenfalls heranwachsende nor- 
mal gebildete Schote. Denn dieser Procels setzt 
sich wochenlang noch fort, wenn die eigentlichen 
Petala und die Stamina längst abgefallen sind, 
und ein wohl verschener Racemus bekommt, frucht- 
tragend, dadurch ein ganz paradoxes Ansehen. 
Obne Abbildungen jedoch, (die ich aber auch so 
sorgfältig und deutlich als möglich nach einer 
ziemlichen Auswahl von Exemplaren gemacht) 
kann dieses Verhältnifs nicht deutlich werden, 
was doch sehr zu wünschen ist, da dieser Fall 
in hohem Grade wichtig wird. Aelhnliche — aus 
einem FPetalum hervorgehende — Pseudanthien, 
(so nenne ich diese, von den bisher beschriebe- 


437 


nen Arten der Füllung gänzlich abweichende Bil- 
dung) finden sich häufig bei Nelken, die zugleich 
auf gewöhnliche Art gefüllt sind, an denen man 
dann auch viel Anderes beobachten kann, z. B. 
innerhalb der geschlossenbleibenden, oft aus 
überzähligen Y'heilen bestehenden Kapsel, und 
zwar aus ‚er Mitte der sogenannten Placenta cen- 
tralis, eine neue vollkommene Blume mit Kelch 
und Fruchtknospe und gefärbten Petalis; Petala 
auf dem Vebergang in die der Substanz nach so 
beterogenen Iielchtheile, oft — was überhaupt so 
häufig bei dergleichen Veränderungen ist— blofs 
zur Hälfte aflicirt; zwei Kelche in einander u. dgl. 
Die Entstehung der Placenta centralis, unter Zer. 
reissung und Verschwinden der ursprünglich sich 
bildenden eingeschlagenen (sehr zarten, Carpien- 
theile und centralem Zusammentreten der Placen- 
ten habe ich hier sehr oft aufs deutlichste gese- 
hen (wie auch zuweilen bei den oben erwähnten 
Primeln) und bei dieser Gelegenheit an der Nel- 
ke auch eine merkwürdige seitliche Verwachsung 
und Verschmelzung aller -— verlängerten— Funi- 
culi, (deren ovula entweder ebenfalls untereinan- 
der verwachsen, oder schlecht oder gar nicht aus. 
gebildet waren,) zu 2 oder 3 grünlichen blatıför- 
migen dicken Lappen, öfter bemerkt. 

Vor allem wunderschön ist aber eine ansebn- 
liche Suite von Exemplaren von Reseda lutea, de- 
ren heulenförmig verlängerte und (wie bei Cleo- 
me!) lang gestielte Ovarien sehr verlängerte, 


458 


häufig auch mit einem kleinen grünen herauslau- 
fenden und mit der Spitze abstehenden Blättchen 
“in der Mitte versehene Funiculi enthalten, wel- 
che ovula tragen, die unter einem \WVinkel anf- 
gerichtet und entweder langröhrig geschnäbelt 
oder sonst oben offen und kürzer sind, und, wie 
sich dann sehr deutlich auch mit unbewafinetem 
Auge zeigt, aus 3 oben offenen Blasen bestehen. 
Manche Funieuli haben oder vielmehr sind blofs 
ein längliches Blättchen mit einer Spitze obne 
Orvulum. Alle zeigen sich unter dem Mikroskop 
mit zahlreichen Spaltöffnungen. Die Ovarien sind 
nicht klaffend, wie diels bei Ites, lufea im norma- 
len Zustande meistens der Fall ist, sondern ge- 
schlossen, schön grün und 3 — mal so lang als 
gewöhnlich. Am Grunde ihrer Höble findet sich 
oft noch eine vollkommene Blume, die auf ihrem 
Stiele wachsend, die geschlossene Ilöhle mit Ge- 
walt sprengt. Andere Ovarien haben noch län- 
gere Stiele, und meist keine Ovula, sind oben ol- 
fen, in verschiedenen Graden in ibre 3 Blätter 
getrennt, ohne Stigma etc., und lalsen dann jene 
zweite nachkommende Blume sehr zeitig unver- 
hindert durch. In andern Füllen werden die ur- 
sprünglichen 3 Fruchtblätter sogleich integriren- 
de Stücke des 6blätirigen Kelchs der zweiten 
Blume — die es, um mich kurz zu fassen — wie- 
der so macht, bis ins 4te, öte Glied. An den 
Exemplaren, wo die Veränderung am wenigsten 
stark hervortritt, sieht man unten im racemus nor- 


45) 


male Kapseln mit normalen ovulis, weiter hinauf 
immer mehr keulenförmige längergestielte zuletzt 
klaffende — und ober diesen sind die meisten 
Blumen einfach proliferirend. Nichts sieht aber 
schöner aus, als ein ganzer Racemus mit jenen 
so vielfach sprossenden Blumen, die durch Axil- 
larprodulite der Kelchtheile häufig genug noch 
mehr bereichert werden, so dals ganze Sträulfse 
entstehen, mit so vielen Staminibus. Diese sind 
meist ganz wohlgebildet, doch finden sich bei 
manchen Exemplaren, besonders solchen, die auf 
der Erde gelegen, auch die Stamina sehr verän- 
dert — wie kleine undulirte Wurzelblätter, mit 
Spuren von Pollenbildung links und rechts von 
der Spitze, oder auch ohne alle Andeutung da- 
von etc. was ich alles, da ich ja ohnehin nicht 
eigentlich beschreiben wollte, für jetzt nicht wei- 
ter ausführen kann. 

Dafs Reseda neben die Cappariden und Cru- 
ciferen gehört ist mir längst schon unzweifelhaft 
gewesen, und die so leicht erreichte Umwandlung 
der normalen Fruchtform in eine solche, wie sie 
bei Cleome gewöhnlich ist, spricht, »eben der 
gröfsten Aehnlichkeit des ganzen VWVuchses, noch 
mehr dafür, Was kann einer Keseda ähnlicher 
seyn als z. B. Cleome violacea? Ich habe mich 
immer gewundert, was diese kleine Gruppe bei 
den Rutaceis oder gar bei den Euphorbiaceis thun 
soll, und es hat mich recht gefreut, kürzlich (in 
der Linnaea, — in einer ungenielsbaren Ueber- 


Ah0 


setzung) meine Ansicht von Rob. Brown 
ausgesprochen zu finden — dessen Beobachtun- 
gen über das Ovulum durch das, was ich an den 
mancherlei Veränderungen der Orvula an eben der 
Reseda, ohne von seiner Ansicht zu wissen oder 
von ihr geleitet zu seyn, beobachtet habe, voll. 
kommen bestätigt werden. Es ist gut, dafs ein 
Rob. Brown, der unser Vertrauen se sehr ver- 
dient, jene Beobachtungen und Bemerkungen aus- 
gesprochen hat— denn noch immer muls die Wahr- 
heit durch die Autorität eines bekannten Mannes, 
wo möglich eines Ausländers, unterstützt werden, 
wenn sie Beachtung und Eingang finden soll, 
Das ist aber sehr schlimm und Ausländern ge- 
schieh: stets zu viel Ehre bei uns, oft genug zu 
unserm doppelten Nachtheil. In Dingen, die je- 
der alle Tage selbst nachsehen und prüfen kann, 
sollte man doch nicht zu leicht glauben; denn 
am IEinde werden selbst Raspails und Turpins 
wunderliche durch grundfalsche Abbildungen un- 
terstülzte Lehren von den Gräsern ergebenst an- 
genommen. 

Auf ähnliche Art, wie jene Reseda und Cru- 
ciferen durchwachsen habe ich Rosa centifolia, auf 
mannigfaltige Weise, Geum rivale, die erwähnte 
Stachys sylvatica, Rumex arifolius, in besonderer 
Mannigfaltigkeit, Geriiana acaulis, (wo aus dem 
Ovarium, das öfters noch Oyula hat, blättrige 
Triebe hervorkommen, die Corolla tief getheilt 
ist, und die Stamina, antherenlos und petaloi- 


ar 


disch, zungenförmig, wie schiefe Tuten nach 
aussen gerichtet sind— um München gar nicht 
selten) Aubus fruticosus, dessen gestielte Ova- 
rien lange Schwänze, wie Geum, oder besser 
wie eine kahle Clematis haben; — Echium vul- 
gare. Feronica spicata, und Plantago major, die 
statt der Blumen lange, hleinblättrige ästige Trie- 
be zeigen u. s. w. 

ins Einzelne gehende Beschreibungen und 
endlich Htesultate, die aus den angeführten und 
80 vielen andern Gegenständen meiner morphologi« 
schen Sammlung für die Pflanzengeschichte zu 
ziehen sind, kann ich jetzt natürlich nicht geben. 
Das würde gleich ein Büchlein ausmachen. Auch 
bin ich zu sehr beschäftigt und mufs abbrechen. 
Aber künftig werde ich Ihnen noch einige De- 
merkungen mittheilen. Vor der Hand wissen Sie, 
geehrter Herr, worauf ich seit längerer Zeit ge- 
achtet. — — Jedem, der die Güte hat mir 
wohl erhaltene Monstrositäten (selbst mit Ein« 
schlufs der zwar gemeinen aber so seltsamen und 
mir immer sehr räthselhaften Fasciationen) zur 
Ansicht, Beschreibung und Abzeichnung zu sen- 
den, oder, wenn sie mir neu sind, im Tausch 
gegen badische, bayerische und südfranzösische 
Pflanzen abzutreten, werde ich es sehr Dank wis- 
sen. Ich ersuche Sie, diese meine Bitte gefäl- 
ligst in die Flora aufzunehmen. Solche ‚Gegen- 
stände die überall noch zu wenig— oder auch 
einseitig — beachtet werden, kann man ja nicht 


4h2 


machen oder willkührlich erziehen und so Man- 
ches schenkt nur ein glücklicher Zufall. Defiswe- 
gen aber sollten sie, zur Förderung der -Wissen- 
schaft, nicht so vereinzelt und zerstreut bleiben, 
wie es leider bis jetzt der Fall ist. Wie viele 
finden sich auch zufällig in den Herbarien, wo 
sie oft ohne Wissen der Besitzer vorhanden sind, 
weil man häufigst noch kein Auge dafür hat! Ich 
bin, wie gesagt, gesonnen, alle diejenigen von Be- 
deutung, die ich bis jetzt selbst beobachtet (und 
diefs sind jetzt sehr viele!) und gezeichnet, oder 
die ich noch zeichnen werde, graviren zu lalsen, 
und so der Wissenschaft aufzubewahren. Denn 
nur ans der Zusammenstellung vieler vorurtheils- 
frei und genau gefertigter Abbildungen, solcher 
von dem gemeinen Gang der Metamorphose ab- 
'weichenden Formen (wozu gewifs viele beitragen 
könnten, da selbst das scheinbar Kleinste leicht 
sehr wichtig wird) kann dann Jedem, ohne den 
grofsen Aufwand von Zeit, Mühe und Geduld, 
das zugänglich werden, was ausserdem nur Pri- 
vat- Besitz und Privat-Einsicht, einzelner For- 
scher ewig bleiben müfste. Nur wenn Alie prü- 
fen können, wird es der Wissenschaft möglich, 
sich von den auf einzelne wenig bekannte und 
mifsdeutete oder schief aufgefalste Thatsachen ge- 
gründeten T'heorieen Einzelner frei zu machen 
und zu erhalten. Durch blofse Beschreibungen 
könnte das hier nie geleistet werden. Immer 
sind sie unzureichend, geben stückweise, was die 


435 


Abbildung in lebendigem Zusammenhang auf ein- 
mal zeigt, und lafsen so jedenfalls eine Haupt- 
sache, den schnellen Blick in die Geschichte des 
einzelnen Exemplars (Individuum von Gewächsen 
zu sagen hüte ieb mich) dessen frühere Verbält- 
nisse oft von weitem schon den zureichenden 
Grund der folgenden Abweichung erkennen las. 
sen, gänzlich ungeübt, und dadurch eine rechte 
Lücke in dem Wissen von dem Gewächse, des- 
sen ganze Gestalt Geschichte predigt. Und ge- 
rade hier, bei unsern Abweichungen, wo es zu- 
nächst doch besonders um eine Erklärung der 
normalen Verhältnisse zu thun, aber der Vergäng- 
lichkeit und Seltenheit wegen die Wiederbolung 
einer Prüfung erschwert ist, und die genauere 
Erkenntnifs oft verlangt,. dals ein unersetzbarer 
Gegenstand geopfert werde, wozu man sich ohne 
vorherige genügende Abbildung nicht verstehen 
kann, gerade hier nehmen Beschreibungen (die, 
blofs mechanisch abgefafst nur neben Abbildun- 
gen nutzen können) allein stehend, nur zu leicht 
das nicht mehr auszulöschende Gepräge des mo- 
mentanen Standpunkts der Verfasser an, wodurch 
Alle, die blofs an jene Beschreibungen sich hal- 
ten könnten, mit auf diesen gezogen und also 
auch vielleicht zurück gehalten würden, statt sich 
auf lauterer Basis frei weiter zu erheben. 

HU, Draba aizoides und aizoon; von Hrn. Apothe- 


ker Hornung in Aschersleben. 
in Nro,. 34. dieser Zeitschrift ı828. wird um 


DR 


Aufklärung gebeten, ob die bei Muggendorf wach- 
sende Draba zu aizoides oder zu aizoon zu rech- 
nen sei. Zwar ist diese Pflanze schon mehrfach 
in diesen Blättern erwähnt und jene Frage schon 
mehrmal beantwortet worden, da sie aber vom 
neucm wieder, aufgeworfen wird, so mag auch 
eine nochmalige Erörterung derselben nicht über- 
Nlülsig seyn. 

Zuvörderst dürfte man aber wohl die Frage 
aufwerfen, was unter Dralba aizoides und was un- 
ter Dr. aizoon zu verstehen sey. Zu diesem 
Zwecke wollen wir nun erst die verschiedenen 
Schriftsteller darüber hören: 

Wahlenberg berücksichtigt bei seiner Dia- 
goose «die Blattform und die Yorm und verhält- 
nilsmälsige Länge des Griffels zum Schötchen. 
Rieberstein zieht zugleich noch die Form und 
Behaarung des Schötchens hinein. Hoppe er- 
wähnt (bot. Zeit. 1818. p. 195.) noch einiger 
Unterschiede in Betreff der Blätter, des Lielchs, 
der Form und des Ueberzuss der Schötchen, 
übergeht die Form und Länge des Griffels aber 
wit Stillschweigen. Candolle sagt in seinem 
System. natur. bei D. aizoon, dafs sie sich von 
aizoides durch den dreimal kürzern pfriemförmi- 
gen Griffel unterscheide und die Schötchen so 
lang als ihr Stiel und immer borstig seyen, 
loch erklärt dagegen, (bot. Zeit. ı823. p. 423.) 
dafs er den Hauptunterschied in dem Längenrver- 
hältnifse des Blüthenstiels und des Griffels finde. 


445 


Hierdurch giebt er zu, dafs ihm die sonsti- 
gen Unterscheidungsmerkmale als unbrauchbar er- 
scheinen und so finde ich es auch, Die Blatit- 
form und die Randborsien geben wenigstens keins 
ab. Die Färbung des Kelchs liefert auch keins, 
denn Pflanzen von demselben Standorte zeigen bald 
dunkelgrüne, bald gelblige Kelchblätter. 

Der Ueberzug der Schötchen ist ebenfalls un- 
beständig. Ich sammelte bei Muggendorf Exem- 
plare, deren Schötchen ganz steifborstig sind, da- 
gegen aber auch alle Uebergänge bis zu den 
ganz glatten. Oft zeigen sich an denselben Exen- 
plaren Schötchen welche nur an den Rändern 
und gegen-die Spitze hin mit sparsamen Borsten 
besetzt sind, und andere denen auch diese weni. 
gen fehlen. Eben so sind auch Exemplare von 
Regensburg, Genf, aus dem Jura, vom Unters- 
berge und aus Ungarn bald mehr, bald weniger 
borstig. Dieses Merkmal ist also ebenfalls un- 
zulälsig. 

Wir kommen nun zur Form der Schütchen. 
Diese nennt Bieberstein elliptico-lanceolata bei 
D. aizoon und lanceolata bei aizoides, und bierin 
wähnte ich früher einen guten Unterschied zu 
finden, allein eine grofse Menge von Exemplaren 
mit ausgebildeten Schötchen überzeugten mich von 
der Nichtigkeit desselben. Bei Muggendorf sam- 
melte ich beide Formen und es schien mir dort, 
als ob die Schötchen um so mehr sich verlän- 
gern, je üppiger das Exemplar ist, was sich auch 


446 


an anderwärts gesammelten Exemplaren gröfsten-. 
theils bestätigt. 

Die Länge des Blüthenstiels bei der Fruchtreife 
scheint mehr Beobachtung zu verdienen, wenig- 
stens finde ich hier mehr Beständigkeit. Denn 
alle meine Exemplare aus den niederen Gegen- 
den zeigen die untersten Blumenstiele fast noch 
einmal so lang, als das reife Schötchen und nur 
die Exemplare vom Untersberge, vom Chasseral 
und von der Lilienfelder Alpe besitzen Blumen- 
stiele, welche nur die Länge des Schötchen ha. 
ben oder etwas kürzer sind, Aber zur specifi- 
schen Differenz kann dieses nicht ausreichen, in- 
dem die obern Blumenstiele sich auch bei D. 
aizoon immer bedeutend verkürzen und gewöhn- 
lich noch nicht die Länge des Schötchens errei- 
chen, jene Verschiedenheit vielleicht auch von 
dem höhern und niederen Standorte abhängt, 

Es bleibt nun noch das Längenverhältnifs des 
Grijfels übrig. Ein von Itochel in den larpaten 
gesammeltes Exemplar ist in diesem Bezuge sehr 
ausgezeichnet ; die fast vollkommen elliptischen 
sehr borstigen Früchte tragen einen so kurzen 
Griffel, dafs derselbe kaum den viertel Theil der 
Breite des Schötchens erreicht. Ein anderes auf 
dem Adlersberge bei Ofen vom Lang gesammel- 
tes Exemplar hat aber noch einmal so lange Grif- 
fel, welche ungefähr die Hälfte der Breite des 
Schötchens messen. Auffallender tritt aber oft 
diese Verlängerung bei den zahlreichen von Re- 


har 


gensburg vorliegenden Exemplaren auf, wo der 
Griffel die halbe Breite des Schötchens gewöhn- 
lich erreicht, oft aber die ganze, und so verhält 
es sich auch mit den übrigen von Muggendorf, 
Genf, Basel, vom Chasseral, der Lilienfelder Alpe 
und vom Untersberge. Die letztern zeichnen sich 
indessen keineswegs durch gröfste Länge aus, 
im Gegentbeil möchten jene vom Fufse des Sale- 
ves bei Genf alle andern hinter sich zurück lalsen. 
Wodurch wollen wir nun beide Pflanzen 
unterscheiden? Durch den Ueberzug der Schöt- 
chen? Dann haben wir bei Muggendorf eben so 
wohl D, aizoides als aizoon, Durch die Form der 
Schötchen? Dann befinden wir uns in demselben 
Falle. Aber die Länge des Griffels? Auch dann 
können wir beide dort sammlen. Nur wenn wir 
die Länge der untern Blüthenstiele berücksichtigen, 
haben wir bei Muggendorf blols D. aizoon, Wir 
finden sie dann aber auch ın der unmittelbaren 
Nähe Candollce’s bei Genf. ohne dafs sie dieser 
als in der Schweiz wachsend aufgeführt hat. Son- 
derbar genug pafst auch die Beschreibung der D. 
aizoides in der Flora [rancaise in Betrefl' des Grif- 
fels auf aizoon, während er sie mit! zu aizoides 
in System. natur. zitirt. Was Gaudin in seiner 
Flora helvetica darüber sagt, weils ich leider 
nicht, da ich nicht im Besitz derselben bin. 
Diese Draba aizoon mahnt fast mit ihren 
Schicksalen an Campanula urticaefolia, und wir 
dürfen wohl erwarten in Mertens und Kochs 
Flora eine Draba aizoides 9 aizoon zu finden, wie 


uns 


sie jetzt schon in Steudels und Hochstet- 
ters Prodromus steht. Bestätigt sich, wie ich 
vermuthe, das Verhältnifs der Blüthenstiele zum 
Standorte, so trennen sich beide Varietäten auch 
schon nach diesen, und sollte nicht D. glacialis 
Hoppe mit ihren sehr kurzen Blüthenstielen die- 
ses noch wahrscheinlicher machen ? 
IL. Lesefrüchte 

...;. Ich fühle mich gewils weit davon ent- 
fernt den grolsen Werth solcher feinen Unter- 
suchungen und Beschäftigungen schmälern zu wol- 
len. Allein soll ich es aufrichtig sagen, so hat 
sich bei Ansicht dieser Arbeiten, wie noch in ei- 
nigen andern Fällen und selbst durch eigene Er. 
fahrung dennoch die Leberzeugung bei mir be- 
währt, dals die allzugrafse Genauigkeit in den Be- 
obachtungen die sichere Bestimmung der spezifi- 
schen Differenzen bisweilen mehr erschwert, als 
sie sichert. Der Faden reifst, wenn er allzufein 
ausgesponnen wird, Die Beobachtungen haben 
allerdings ihren Werth — aber sie werden weni- 
ger in die allgemeinere Mafse der Kenntnifse blei- 
bend übergehen. — — Aber welch eine Menge 
von Arten werden da allmählig aufgefunden, be- 
schrieben und bekannt gemacht, die am Ende Nie- 
mand zu unterscheiden und wieder aufzufinden 
vermag, als der Entdecker selbst? Die Form kann 
nie etwas wesentliches und absolutes werden. Sie 
bleibt veränderlich, und es scheint vergeblich die 
Zahl der Formen, selbst in einem sehr kleinen in- 
dividuellen Gesichtskreise, erschöpfen zu wollen. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung, 


Nro, 29. Regensburg, am 7. August ı829. 
tif — eilt ee 


I. Literatum 
Flora helvetica sive historia slirpium hucusque cogni- 
tarum in helvetia et in tractibus conterminis 
aut sponte nascenlium autin hominis animalium- 
que usus vulgo cultarum continuata. Auctore 
J. Gaudin V. D, M. Ecclesiae nevidunensis 
Pastore ete. Wol. I. cum IF. tabul. aeneis. 
XXAI. 504. Turiei, sumt, Orelli, Füessl, 
et sociorum 1828. 8. (Preils 5fl., carta script, 


6 fl. 30 kr.) 


S wie die Schweiz nach ihrer Lage und 
ihren Gebirgen zu den merkwürdigsten Ländern 
von Europa gehört, so erstreckt sich diese Merk. 
würdigkeit insbesondere auch auf die Naturpro- 
ducte, vorzüglich auf das Gewächsreich dersel- 
ben, indem sich Pflanzen der Ebenen wärmerer 
Gegenden mit denen der höchsten europäischen 
Gebirge in der Flora derselben vereinigen. Diefs 
bewog schon den unsterblichen Haller seine 
treffliche Historia stirp. helv. indig. auszuarbeiten, 
Suter und Hegetsweiler gaben ihre 


Ff 


450 


Flora helvetica in Taschenbücherformat heraus, 
und unser Verfasser, dem wir schon früher die 
herrliche 4Agrostologia helvetica verdanken, be- 
schenkt uns hier mit einer Flora helvetica in om- 
nibus numeris absolutissima !'— Der Verf. widmete 
sich der Pflanzenkunde schon in früher Jugend, 
sammelte anfangs die Gewächse der Ebenen, 
brachte aber späterhin alle Jahre mehrere Monate 
in den verschiedenen Gegenden der Alpen zu, 
verschafte sich dann die zahlreichen Herbarien 
verkäuflicher Schweizerpflanzen, machte sich die 
Erfahrungen seiner Vorgänger zu eigen und 
entwarf unter diesen günstigen Umständen mit 
grofser Gelehrsamkeit und mit lobenswerther Be- 
dachtsamkeit ein Werk das jeden Botaniker auf 
alle Fälle belehren und in zweifelhaften Fällen 
zurechtweisen wird. Das Linneische System ist 
demselben zum Grunde gelegt, und die Smithi- 
sche Flora britannica zum Muster gewählt. Da- 
her sind jeder Klasse die dahin gehörenden Gat- 
tungen mit ihren allgemeinen Charakteren voran- 
gesetzt, von denen das specielle vor der Aufzählung 
der Arten wiederholt wird. Diesen ist zuförderst 
eine zweckmäfsige dispositio specierum voraus- 
geschickt, dann folgen die systematischen Namen 
derselben mit ihren Diagnosen, mit Angabe der 
vorzüglichsten von den einheimischen (schweize- 
rischen) Schriftstellern, dann der neuesten Syste- 
matiker, und Citate der vorzüglichsten Abbildun- 
gen. Den Beschlufs endlich macht von jeder 


451 


Pflanze die genaueste Beschreibung und Anga- 
be der Wohnörter und Blüthezeit, denen hie 
und da sehr zweckmälsig noch einige erläuternde 
Noten beigefügt sind. — Rec, hätte jetzt nichts 
weiters zu thun als vermöge dieser trefflichen Ein- 
richtung das Werk allen Botanikern zu empfeh- 
len, denn Auszüge lalsen sich ohne Weitläuftig- 
keit nicht zweckmälsig darstellen. Doch wollen 
wir Einiges was zur Aufklärung neuer Ansichten 
beitragen kann, ausheben. 

Die sämmtlichen, auch in Deutschland wachsen- 
den Formen der Gattung Callitriche, die bekanntlich 
Smith unter dem Namen C. aguatica vereinigt, 
werden bier ebenfalls so, doch unter dem De- 
Cand. Namen C. sessilis, vorgetragen. — Der 
wildwachsende Oelbaum ist, wie von M, und Koch 
nicht als besondere Species betrachtet. Es ist 
hier das Verhältaifs wie bei Mespilus germani- 
ca, wo nur das wilde Gewächs Dornen trägt, — 
Veronica Allioni Yill. die Hegetsw. in seiner 
Flora helv. nachgetragen, und deren Artenrechte 
noch nicht allgemein anerkannt sind, hat unser 
Verf. nicht aufgenommen, weil er das Daseyn 
derselben in der Schweiz bezweifelt. Von Yero- 
nica Teucrium werden 2 Formen unterschieden, 
nämlich /, T. latifolia und Y. T. Vahlıi; zu er- 
sterer wird Y. latifolia Willd., zu letzterer des- 
sen F. Teucrium gerechnet. Es scheint dals 
diese verschiedenen Darstellungen blofs auf Na- 
menyerwechselungen beruhen. Veronica hybrida 


Ff2 


. 


152 

Auct. wird nicht specie von F. spicala getrennt, 
so wie V. pulchella Auct. zu F. agrestris L. gezo- 
gen wird. Circaeca intermedia Ehrh. wird als Va- 
rietät zu C. alpina zurückgeführt. Schoenus Ma- 
riscus L. ist als Cladium Mariscus R. Brown nicht 
als Cl. germanicum Schrad. aufgenommen, weil 
bei neu erforderlichen Gattungen der Artenname 
so viel möglich beibehalten werden soll. Es wäre 
sehr zweckmälsig wenn diels als allgemeiner Grund- 
t satz überall beachtet würde. 

Bei den Valerianen, insbesondere bei 77, mon- 
tana und tripteris finden wir, was uns wundert, 
keine Meldung von den kleinblumigen Varietäten, 
Bei Crocus vernus ist mit Recht die Blume als 
weils, blau, und blau und weils angegeben, da- 
her auch Crocus albiflorus Kit. nicht als Species 
geschieden werden kann, und das verschiedene 
Längenverhältnilse von Staubgefälsen und Narben 
blofs auf kürzere und längere Blüthezeit beruhet, 
Crocus luteus LaM. ist neuerdings in der Schweiz 
nicht mehr gefunden worden. 

Von Gladiolis sind nachstehende zwei neue 
Arten verzeichnet. . 

Gl. italicus Gaud, floribus disticho - secundis 
distantibus erectiusculis, laciniis inaequalibus, sum- 
ma remotiuscula, antheris filamento longioribus, 
spathis lanceolatis flore paule brevioribus. 

Gl. palustris G. floribus secundis horizontali- 
bus, laciniis valde inaequalibus, antheris filamento 
hrevioribus, spathis adscendentibus ovato-acumi- 
natis flore brevioribus. 


453 


Wir würden hier die Vermuthung statt fin- 
den lafsen dafs beide Pflanzen doch wohl nicht 
wesentlich, sowohl unter sich, als von G. Ludo- 
vicae und neglectus verschieden seyen, wenn nicht 
der erfahrne Trachsel bereits, nach Verglei- 
chung aller hieher gehörigen Arten, das Gegen- 
theil versichert und dadurch auch die Ansicht 
des Verf. hestättigt hätte. 

Bei den Cyperaceen und Gramineen, die der 
Verf, bekanntlich früherhin schon trefflich abge- 
handelt hat, finden wir durchaus eine erneuerte 
tevision, und gröfstentheils zwar die frühern 
Gattungen beibehalten, aber dpch in Noten die 
Veränderungen angegeben, die zum Theil in neu- 
ern Zeiten statt gefunden haben. 

Unter den Scirpis wird Seirpus alpinus Schleich, 
folgendermafsen charakterisirt: culmo substriato 
basi squamoso, vaginis in foliolum productis, spi- 
ca pauciflora paleis imis magnis longiori, setis se- 
minalibus nullis, radice stolonifera. Er kommt an 
feuchten Stellen auf den höchsten Alpen vor und 
steht in der Mitte von S. caespifosus und Baeo- 
thryon. Aus Bemerkungen zu Sc. Holoschoenus L. 
scheint hervorzugehen dafs diese Pflanze von Sc, 
romanus und australis, wohin die Host ischen 
und Sturmischen Abbildungen gehören, wesent- 
lich verschieden sey. Bei Sc. annuus glaubt der 
Verfasser keine speciellen Verschiedenheiten zwi- 
schen dieler Art und Sc. dichotomus L. zu finden, 
wobei wir uns wundern müfsen, dafs derseibe 


454 


die Abbildungen von Sc. annuus bei Allioni 
und bei Host für einerlei Pflanzen zu halten ge- 
neigt ist. Seirpus radicans scheint in der Schweiz 
nicht vorhanden zu seyn. — Bei Eriophorum an- 
gustifolium erwähnt der Verf. eine merkwürdige 
Abart unter dem Namen E. a. alpinum, die ihm 
fast mehr als Abart zu seyn scheint, die der 
Sturmischen Abbildung von E, angustifolium 
gleich sehe, mit.E. triquetrum Aehnlichkeit habe, 
aber davon durch glatte Blüthenstiele verschie- 
den sey. 

Alopecurus fulvus Smith. wird auch hier ne- 
ben A. geniculatus als verschiedene Art aufgeführt 
und A. geniculatus Host. Gr. II. t. 32. dazu eitirt. 
Phleum commutatum, das der Verf. schen früher 
in seiner Agrost, helv. von Ph. alpinum als eigene 
Art getrennt hatte, wird auch hier als solche aber- 
mals bestätigt, und zugleich bemerkt, dals sie we- 
niger mit dieser als mit Ph. Gerardi übereinstimme, 
was Rec. ohne Ausnahme unterschreibt. Stipa Ca- 
lamagrostis ist, nach Wahlenberg’s und M. und 
K. Vorgange, als die Linneische 4grostis Cala- 
magrostis und Schraderische drundo speciosa be- 
zeichnet. Milium confertum L. Röm. et Schult. 
Pers. wird zu Milium effusum als Varietät ge- 
bracht. Milium lendigerum Schreb, Host. Panzer 
bei Sturm, wird nach P.d. Beaurv. als Gastri- 
dium dargestellt, doch mit Beibehaltung des Tri- 
vialnamens lendigerum, nach der oben hierüber 
angegebenen Regel. Agrostis rupestris und 4gro- 


455 


stis alpina sind, mit Beseitigung des anticipirten 
Gattungsnamens Trichodium und nach dem Vor. 
gange M. er K. wieder hergestellt; gleichwohl 
ınülsen wir uns darüber verwundern, dafs solches 
nicht auch mit den früher verwechselten Species. 
namen geschehen, da doch die genannten Ver- 
fasser die Gründe hiezu eben so vollständig als 
bündig angegeben haben, welches Hrn. Gaudin 
um so mehr hätte einleuchten können, als er seine 
Agr. alpina ad summarum alpium rupes; A. rupe- 
stris dagegen in alpium pascuis versetzt. Von 4gr. 
alba sind die Varietäten pallens, decumbens, patu- 
la sebr genau charakterisirt und beschrieben, wie 
diese Weise des Verf. schon aus seiner 4grost. 
helv, bekannt ist. Zu Agr. vulgaris werden Agr. 
hispida Suter et Willd. capillaris Host, tenella Hoffm. 
stolonifera Leers, pumila illd. und sylvatica Schrad. 
gezogen, 

Unter Arundo Pseudophragmites Hall. fil. wer- 
den A, littorea Schrad,, A. effusa Gmel., Calama- 
grostis littorea DeC. und C. lara Host vereinigt. 
Dagegen zieht der Verf. A. pseudophragmites 
Schrad. mit Calamagr. varia Host zu seiner A. 
Halleriana. Hiebei bemerkt derselbe zugleich dals 
die Insertion der Seten, die überhaupt ohne Bei- 
hülfe eines zusammengesetzten Microskops schwer 
zu beobachten, bei dieser Art veränderlich, und 
bald oberhalb, bald unterhalb der äussern Blumen- 
"spelze eingefügt sey. A. Calamagroslis L. ent- 
hält als Synonyma: ‚Calgmagrostis lanceolata D«iC. 


456 


Koeler, Calam. ramosa Host. und Agr. lanceolata 
R. et Sch, Zu Arundo sylvatica Schrad. zieht der 
Verf, jetzt seine und Linne’s Agroslis arundinacea, 
dann Calamagr. sylvalica DeC. und C. pyramida- 
lis Host. Endlich citirt der Verf. zu seiner Arun- 
do montana die A. varia Schrad. und Calamagr. 
montana Host.— 4.Donax L, die von M. und RK 
als Scolochloa arundinacea bestimmt wurde, nennt 
der Verf, seinen Grundsätzen getreu, Scolachloa 
Donax, wohin Donax arundinaceus R. et Sch. ge- 
bracht wird. 

Unter der Benennung Molinia, die der Verf. 
statt seines frühern Enodium wählt, stehen hier 
M. coerulea, die ehemalige Melica coerulea, und 
M. serolina M. et KR. die frühere .dgrostis und 
Festuca# serotina L.; nirgends aber wird Schrank 
erwäbnt, der doch diese Gattung zuerst be- 
stimmt hat. Die so oft Namen wechselnde Fe- 
stuca decumbens (Triodia decumbens M. et KM) 
erhält hier nach DeCand. den Gattungsnamen 
Danthonia, der bei andern Auctoren der Avena ca- 
Iycina Fillars (Danthonia provineialis Auct.) zu- 
kommt, die aber nicht füglich unter einem genere 
stehen können, Diese Danthonia deeumbens wächst 
nach dem Verf. in pascuis sterilibus humidiuscu- 
culis, nec non in sylvis. Rec. fand sie ebenfalls 
in Bergwäldern, und sogar in sandigen Fichten- 
waldungen, dann aber auch auf nassen Wiesen 
zugleich mit Arundo Phragmites und Schoenus ni- 
gricans; am letztern Orte immer aufrecht, was 


457 


der Yerf. nur in der Blüthezeit bemerkte. Von 
Dactylis glomerata L. scheinen dem Verf. D. hi- 
spanica Roth und D. glaucescens Willd, nicht we. 
sentlich verschieden zu seyn. sSelerochloa dura, 
früher Eleusine Gaud. begreift Cynosurus durus 
(Poa auctorum) in sich, und ist auch in der 
Schweiz, wie fast überall, ein seltenes Gras, 


Unter Poa begreift der Verf. auch die Gat- 
tungen Glyceria, DMlegastachya und KEragrostis, 
Unter Poa sudetica stehen 2 Varietäten: &. rubens, 
ß. viridis; zu ersterer gehören P. sylvatica Fill. 
und P. rubens Willd.; zu letzterer P, sudetica Willd. 
et Host. Bei Poa hybrida Gaud. will Rec. bemerken 
dals die Vermuthung der HH. M. und K. dafs 
diese Grasart in Deutschland wohl noch aufgefun- 
den werde, sich in Schlesien (Flora Silesiae 76.) 
bestätigt habe. Auch glaubt Rec. die Festuca mon- 
tana Sternb. hieher ziehen zu können. Von Po« 
nemoralis bemerkt der Verf.: stirps summopere 
variabilis in nonnullas subspecies dilabitur, quas 
seorsim describere juvat, worauf dann die schon 
aus seiner Ägrostogr. hely. und aus M. et K, be- 
kannten Halbarten: P. nemoralis vulgaris, firmula, 
montana, glauca, caesia und coarctata beschrieben 
werden, von denen mehrere sich bei genauerer 
Beobachtung noch wohl als wahre Arten vindiciren 
möchten. Unter Poa caesia Smith begreift der Verf. 
jetzt, nach Kochs Autorität, seine ehemalige Poa 
aspera, wohin auch Poa Gaudini R, et Sch. und 


h 


458 


P. montana All. gehören. Bei P. fleruosa Gaud. 
verwahrt sich der Verf. gegen DeCGand. Mei- 
nung, dafs diese Art mit Poa cenisia Ail. einerlei 
sey. Poa Halleridis R. et Sch. würden wir doch 
lieber Hallerı oder Halleriana genannt, oder den 
frühern ihr von dem Entdecker beigelegten sehr 
passenden Namen P, pallens beibehalten haben, da 
dieser von Sprengel wenigstens, ins System 
noch nicht aufgenommen ist. Poa minor Gaud. 
ist ein viel zu unbedeutender gemeiner Name, 
für eine so höchst ausgezeichnete seltene Grasart 
die Rec. etwa P. glacialis genannt haben würde, 
Zu Poa serotina Ehrh, die von der Schraderi- 
schen Pflanze dieses Namens verschieden seyn 
soll, was uns um so mehr wundert, als es Schra- 
dern an Ehrhartischen Originalexemplaren 
wohl nicht fehlen konnte, werden P. fertilis Host 
und M. und K. mit Recht als Synon,ma gezo- 
gen. Zu Poa trivialis L. kommen P. dubia Leers 
und P. scabra Ehrh. als Synonyma. Zu P. pra- 
tensis Smith. werden wieder einige subspecies ge- 
zählt, als P, pratensis vulgaris, angustifolia, siri- 
gosa und anceps. Zu ersterer gehört die ei- 
gentliche P. pratensis L.; zur <ten P. angusti- 
folia, zur 3ten P. strigosa Hoffm. und P. glabra 
E.— Die schweizerischen Seslerien haben an Ses- 
leria sphaerocephala einen Zuwachs erhalten, dage- 
gen die früher vom Verf. aufgenommene S$. elon- 
gata gestrichen werden muls. SS. tenella wurde 
noch nicht in der Schweiz gefunden. 


450) 


Zu Festuca ovina kommt Fest. tenuifolia Hoff, 
et Schrad,. als variet. mutica; auch die ehema- 
lige F. paludosa des Verf. wird hieher gezogen. 
Nun folgen einige höchst seltene zum Theil von 
dem Verf. zuerst bestimmte Arten von denen 
wir mehrere in unsern deutschen Alpen noch ver- 
missen, z. B. Festuca violacea Gaud,, F. vaginata 
W. R., F. alpina Sut., F. aurala Gaud., F. Hal- 
leri Pill,, F. valesiaca G, und F. glauca LaM, 
Von der Festuca rubra L. werden wieder eine 
Menge subspecies aufgezählt und die Synonyma 
darunter mit gro[ser Sachkenntnifs vertheilt: 1. Fe- 
stuca rubra vulgaris, wohin Host. gr. aust. t. 8a. 
gehört. 2: F. r. dumetorum; hiezu F. dumetorum 
L. 3. F. r. megastachys. 4, F. r. commutata, mit 
dem Syn. von F\. duriuscula Gaud., R. et Schult., 
Hagenb. u. a. 5. F. r. diversifolia; hiezu kom- j 
men F. heterophylla R. et Schult. und aller schwei- 
zerischen Botaniker. 6. F. r. trichophylla, die Du. 
eros entdeckte und unter diesem Namen als ei- 
gene Art aufstellte.e. 7. F. r. duriuscula, wohin 
F, duriuscula Anglor, gezählt wird. — Festuca 
heterophylia Juss, wohin auch die Haenkische 
Pflanze dieses Namens, dann F, duriuscula Schrad. 
und, nemorum Ley/s (nicht Leers) und Hoffin. ge- 
zogen werden. Diese Pflanze ist dem Verf. 
zweifelhaft, und wir erinnern hiebei an das was 
in der bot. Ztg. über die Verschiedenheit von F. 
heterophylla Haenk. und F. nemorum Leyfs be- 
merkt worden. Festuca nigrescens LaM. (vielleicht 


460 


heterophylla Haenk.) die LaMark zu F\. rubra 
reducirt hat, und die Koch mit F\. duriuseula in 
Vergleichung bringt, ist, wie dem Verf. gewils 
einleuchtet, eine sehr bestimmte Art. — Zu Fe- 
stuca sylvalica Pill. kommen F. Calamaria Smith. 
und Host, dann Poa trinerveia Ehrh. als Synony- 
ma; es ist aber zu bemerken dafs Host in sei- 
ner neuen Flora austr. sowohl F. sylvatica als 
Calanmaria aufführt. — Festuca Scheuchzeri Gaud.; 
die bekannte F. pulchella Schrad. die in der 
: Schweiz immer mit kriechender Wurzel vorkommt. 
Zu Festuca varia Haenk, werden nach Kochs 
Vorgange auch F. flavescens Ilost und F. zanihina 
R. et Sch, gezogen. — Festuca pilosa Hall. fil. 
Gaud. dgr. helv. I, 276. ist dem von Suter ein- 
geführten Namen F. rhaelica, die nın auch in un- 
sern Alpen häufig gefunden worden, dem Priori- 
tätsrechte zu Folge, vorgezogen, wovon F. poae- 
formis Host. und Poa violacea Bell. Synonyma 
sind. 

Zu Aira caespitosa T,. kommt eine merkwür- 
dige Varietät, ß. littoralis, humilior, spiculis ma- 
joribus saturate violaceis, mit einer Abbildung, 
die aber nicht hinreicht um die ausgezeichneten 
stark gefurchten Blätter zu erkennen. Zu dira 
flexuosa L. wird auch die 4. montana duct. als 
Synonymum gezogen, und gelegenheitlich dabei 
der neuen Aire uliginosa Weihe erwähnt. Glei- 
chermafsen wird bei Aira caryophyllea I. die von 
Graf Sternberg im südlichen Tyrol, dem wir 


461 


noch die Gegend von Triest zuzählen können, 
entdeckte 4. capillaris, in Betracht gezogen Bei 
Arena distichopkhylla Vill. scheinen dem Verf, noch 
einige Zweifel wegen Verschiedenheit derselben 
von A. argentea Willd. obzuwalten. Wir müfsen 
aber hiebei unserm gelehrten Koch völlig bei- 
pflichten, beide als verschiedene Arten erklären, 
und A. brewifolia Auct. als zu der erstgenannten 
Pflanze gebörig, unterschreiben. Zu Lolium ar- 
vense With. wird L. speciosum Link, M. et Koch 
als Varietät gezogen. Trilicum intermedium Host, 
welches dieser Autor in gram. aust. II. t. 22. als 
Tr. Junceum darstellte, nachher aber beim Em- 
pfang der ächten Pflanze dieses Namens in obi- 
gen Namen veränderte, wird von unserm Verf. auf- 
genommen, und T. glaucum Desf. und T. rigidum 
DeC, dazu als Synonyma gezogen, die Spren- 
gel zu T. Junceum L. bringt; hier bedarf es noch 
mehrerer Berichtigungen durch Beobachtungen an 
Ort und Stelle, besonders da M. und K. T. rigi- 
dum als eigene Art aufzählen. 

In der 4ten Rlasse ist die Gattung Scabiosa 
ungetrennt beibehalten. Zu Sc. sylvalica L. wird 
Sc. longifolia Waldst., der fälschlich folia radi- 
calia ovata zugeschrieben werden, als Abart ge- 
zählt, was wir nicht billigen können, und was 
niemand zugeben wird, der beide Pflanzen in der 
Natur gesehen hat. Bei S. graminifolia ist es 
uns aufgefallen dafs die Wohnorte ad lacus hel- 
vetiae angegeben werden, da sie in.Deutschland 
an steinigten Orten vorkommt. S. Columbaria 


402. 

macht, wie SS. arvensis, mehrere Varietäten, zu 
welcher sogar S. lucida, pyrenaica und ochroleuca 
gezäblt werden. — Zu Plantago alpina L. wird 
von dem Verf. die Pflanze dieses Namens in Jacq. 
hort. Vind. t. 125. (t. 115. Host) gezogen; diese 
gehört aber, nach Gr. Sternberg’s und Host’s 
Zeugnifs, zu Pl. montana LaM. Ausser Pl. biden- 
tata Murih, wohin der Verf. die sehr unzuver-. 
läfsige Pl, serpentina Vill, zählt. führt derselbe 
noch einige neue Arten dieser Gattung auf, als 
P. aspera Gaud, die Haller fil. in not, ined. P. 
serrata genannt hatte, dann P. integralis G. über 
welche wir aber kein weiteres Urtheil fällen wol- 
len, da der Verf. selbst versichert, dafs Rapin 
sie in einer Monographia Plantaginis alle mit ein- 
ander zu P. alpina L. bringen werde; ein Unter- 
nehmen, das, wie die Vereinigung vieler Scabio- 
sen, nicht schwer seyn wird, aber der Wissen. 
schaft keinen wahren Gewinn bringen dürfte. 
Von Galium führt der Verf. folgende neue Art 
auf: G. insubricum; glabrum, caule decumbente 
ramosissimo, foliis ovatis apiculatis: caulinis se- 
nis: rameis quaternis, umbellis paucifloris, brac- 
teis solitariis, die vielleicht bisher unter den Va- 
rietäten von G. Mollugo begriffen worden. Zu 
G. aristatum L. wird G. glaucum Sut. und linifo- 
lium Hegetsw. und Aiton. gezogen. Bei G. rubrum 
und purpureum wird bemerkt, dafs die französi- 
schen Botaniker diese beiden Arten mit einander 
verwechselt haben. Von G sylvestre Poll, werden 
mehrere Varietäten bekannt gemacht, als, ©. 5 


405 


vulgatum, wohin G. austriacum Jacg. et Auct. ge- 
hört; G. s. alpestre, wozu G. alpestre R. et Sch. 
und G. argenteum Fill. gezogen werden; G. s. Boc- 
cone, wozu G. Boccone All. und G. scabrum Pers. 
gerechnet werden; G. s. supinum, wohin G. su- 
pinum LaM. aber nicht G. uliginosum L. gehört; 
G. s. virens mit den Synonymen G. montanum V. 
und G. Yillarsi Röm. et Schult. et Hegeisw. G. 
hercynicum und helvelicum VFeig. werden als beson- 
dere Arten beibehalten, aber G. parisiense und G, 
anglieum miteinander vereinigt. — Bei den Arten 
von Potamogeton werden viele Abarten unterge- 
bracht, die aus den Verhältnissen von stehenden 
und fliessenden Wässern entstehen ; so kommt P. 
fluitens Roth. zu P. natans L., P. obtusifolius M. 
und Koch zu P. gramineus L., endlich P. rufescens 
Schrad., obscurum DeC., serratum Roth., fluitans 
Smith., alpınum Balb, und annulatum Bell, zu 
P. obtusus Dueros. der auch abgebildet ist. 

Aus diesen Darstellungen mag die Reichhal- 
tigkeit dieser Flora, so wohl an Materialien als an 
Beobachtungen und Erfahrungen, hervorgehen, und 
uns die Ueberzeugung geben dafs dieselbe von 
nun an eines der täglichen Handbücher der Bota- 
niker, um so mehr seyn werde, als man, vielleicht 
nicht unzweckmäfsig, geneigt ist, die Schweiz dem 
Bezirke von Deutschlands Flora zuzuzählen, und 
jedem Botaniker doch die vaterländische Flora 
vor allem interessiren mufs. 

Mit wahrem Vergnügen können wir schliels- 
lich noch der schnellen Fortsetzung dieses Wer- 


\ 


164 ' 


 kes erwähnen, indem der vierte Band mit dem 
Schlufse der ı8dten Klasse erschienen ist, wie wir 
nächstens weiter anzeigen werden. 
I. Correspondenz. 

1. In den ersten Tagen des Juni besuchte ich 
den Wohnort der, in meinem „Beitrag zur Kennt- 
nifs der deutschen Orobanchen “ unter dem Na- 
men Orobanche bipontina aufgeführten Pflanze, 
und überzeugte mich durch das Ausgraben vieler 
Exemplare, dafs dieselbe auf der Wurzel von Ga- 
lium verum schmarotze; auch fand ich in hiesiger 
Gegend, bei den Gipsgruben, eine wahrscheinlich 
neue Örobanche, auf der Wurzel von Picris hie- 
racioides, über welche ich später, nebst einigen 
nachträglichen Bemerkungen über genannte Schrift, 
ein Mehreres mittheilen werde, , 

Zweybrücken. F. W. Schultz. 

2. Zu den Lindley’schen chilesischen Orchi- 
deen im ısten Heft Ihrer Literaturblätter habe ich 
kürzlich noch eine neue Gattung mit 4 Pollenmas- 
sen und schön gefranzten untern Kelchblätter ge- 
funden, die ich Pleuroblepharon nenne und gele- 
genheitlich mit einigen andern neuen, von Dr. 
Pöppig in Chili entdeckten Gattungen bekannt 
machen werde. — Von Flechten war unter die. 
ser Sammlung eine neue Roccella loriformis, die 
ich Ihnen senden kann und eine Parmelia proli- 
fera. Von Rindenflechten keine einzige, da 
grolse Bäume in den Gegenden von Yalparaiso 
und Conception sehr selten sind. 

Leipzig. Kunze. 


Flora 
oder 


Botanische Zeituns. 


Nro, 30. Regensburg, am 14. August ı8a9. 


nf — iin Feen 


I. Bemerkungen über einige Cyperaceen und Gra- 
mineen vom Vorgebirge der guten Hoffnung; 
von Hrn. Dr. Steudel in Efslingen. 


Zweite Lieferung. 
_CConfer. Flora 1829. Nr. 9 et 10.) 


Sy 
x1. Östatherophora. Steud. 

209. C. hordeiformis Steud.— Perotis la- 
tifolia Eckl, Nr. 973. 

Ist durchaus nicht die angegebene Pflanze, 
sondern das Panicum hordeiforme Thunl. Un- 
gerne stelle ich von einer früher bekannten Pflan- 
ze ein neues genus auf; allein wenn der specih- 
sche Charakter den generischen widerspricht, so ist 
es fast unvermeidlich ein neues genus aufzustellen, 
wenn nicht, wie es in solchen Fällen gewöhnlich 
geht, die Pflanze nach den individuellen Ansichten, 
von einer Gattung in die andere geworfen werden 
soll. Linnc, welcher besonders die Gräser gerne 
nach ihrem habitus in seine einmal angenommene 
genera vertheilte, versetzte die Pflanze unter 
Alopecurus, allein es fehlt die arista an der co- 


Gg 


166 


rolla; Thunberg im Prodromus Florae capen- 
sis und Willdenow in den Spec. plant. ver 
setzten sie unter Cenchrus, wohin sie wieder nicht 
gehört, weil keine polygamische Blüthen da sind; 
beide Autoren, jener in der Flora capensis, dieser 
in der Enumeratio, brachten sie nun unter Pani- 
cum, wo sie aus demselben Grunde, theils deswe- 
gen nicht bleiben kann, weil sie — wie Willde- 
now sehr richtig bemerkte — nur einblütbige lo- 
custas hat; endlich brachte sie Beauvois unter 
sein neues genus Gymnotrix, mit dessen Charak- 
ter sie vollkommen übereinstimmen würde, wenn 
nicht jede Spur eines zweiten Blümchens fehlte, 
und nicht alle Blümchen hermaphroditisch wären. 
Die Pilanze gehört also unter die gramina her- 
maphrodita, uniflora mit folgendem Charakter: 

Panicula spicaeformis. 

Involucrum fasciculato - setosum, seta unica 
solitaria reliquis duplo majore, aristaeformi, 

Calyx bivalyis: valvulis byalinis, altera mul- 
to minore oYato - truncata. 

Corolla biglumis, glumis subeonnatis, aequa- 
libus, muticis, subcartilagineis. 

Siamina tria. 

Stigma aspergilliforme. 

Die nähere Beschreibung der Art findet sich 
in Thunberg und Roemer und Schultes. 

Xi. Polypogon. 
50. Polypogon monspeliensis Def ß. ca- 

pensis. — Nr. 968. Setaria. — 


467 


Eine Varietät dieser in Europa einheimischen 
Art, welche durch die spica verticillato-interrupta 
und etwas längern aristas, besonders aber durch 
längere Kelchspelzen abweicht. 

51. Polypogon polysetus Steud. Nr. 969. 
Setaria. — 

P. panicula laxe spicata, valvulis calycis ca. 
rina margineque pubescentibus, aristis elongatis, 
glumis corollinis altera longissime,’altera brevis- 
sime infra apicem aristata, culmo adscendente ra- 
moso. — JIn paludosis altitudinis 2 montis dorsi 
leonis. Fl. Dechr. 

Radix subrepens. Culmus basi decumbens, sub- 
ramosus, vaginis foliorum undique tectus, vix pe- 
dalis. Folia linearia, glabra, striata, ligula exserta ; 
panicula rara laxiuscula, vix uncialis. Differt ab 
omnibus aliis speciebus glumis corollinis altera 
longissime, altera brevissime (vix lineam unam) 
aristata. Ceterum P. littorali Lin, similis, 

XII Agrostis. 

52, Agrostis spiecata Thunl. Nr. 941. 
et 942. ejusdem varietas ramosa, 

Sicher die Thunberg’sche Art, ob aber 
auch die Vahl’sche, welcher der seinigen folia 
ciliata zuschreibt, welche diese nicht hat, lafse 
ich dahingestellt seyn. 

535. dgrostis capensis Steud. N. 493. 

Unter der Abtheilung: Valvulae corollinae 
subaequales, sine rudimento alterius flosculi. 

A. paniculae subsecundae ramis apice (tricho- 


Gg2 


h68 


tome) divisis; calycibus corollam superantibus, 
flosculis triandris, arista dorsali corollam aequante, 
foliis linearibus glabris, ligula elongata fissa. — 
In humidis montis tabularis septentrionalis altitu-. 
dinis 2. Fl. Dechr, 

Culmi pedales et ultra, filiformes, glabri; pa- 
nieula subsecanda, rami satis remoti solitarii vel 
bini, raro terni, ultra medium nudi, tum subtricho- 
tomo - divisi, ramulis iterum subsecundis, asperu- 
lis; calycis corollam. superantis valvulae subaequa- 
les, carinae hispiduli; glumae corollinae subae- 
quales, inferior infra medium aristata, arista bre- 
vissima glumam vix aequante. 

XIV. Aristida, 

65. Jristida Hystrix Thunb. Nr. 976. 
Stipa. — 

55. 4. capensis Thunb. Nr. 977. Stipa. — 

XV. Hordeum. 
56. Hordeum murinum Lin. Nr. 974. 
Von der europäischen nicht verschieden. 
XVI Digitaria, 

57. Digitaria sanguinalis Pers. Nr. 963. 

58. Digitaria stolonifera Schrad, Nr. 
964. 965. 966. 967. 

Blofs verschiedene Formen einer und eben- 
derselben Art. 

59. Digitaria erianthu Steud. 

D. spicis subquinis, erectis, flosculis geminis, 
altero longius pedicellatis, calycibus lanuginoso - 
villosis, foliis vaginisque glabris. In Pr. 6. sp. 


469 


Simillima D. sanguinali, sed differt : foliis va- 
ginisqgue omnino glabris, rachi spicarum valde 
Nlexuosa, vix aspera sed pubescente, flosculis Ia- 
nuginoso -villosis, semper geminis, altero pedicel- 
lo flosculo duplo breviore, altero illos aequante. 

Diese Art ist von Hrn. v. Ludwig einge- 
sandt und dürfte das vielbesprochene Panicum fili- 
forme Thunb. seyn, dessen Diagnose: Racemis spi- 
catis, digitatis, linearibus, flosculis binis, altero 
subsessili, so wie die weitere von Willde- 
now: culmo foliisque glabris, vollständig palst. 
Da aber Thunberg keine weitere Beschreibung 
giebt, so läfst sich die Sache nicht entscheiden. 
Dafs die ganz verschiedene nordamerikanische 
Art, welche Linnd vor Augen hatte, auch auf 
dem Kap vorkomme, scheint übrigens nicht 
wahrscheinlich, 

XVII. Phalaris. 

60. Phalaris capensis Thunb. Nr. 975. 

Kaum Varietät von Ph. minor Retz. Die kel- 
che sind weniger deutlich gezähnt. 

XVII. Aira. 

61. dAira caryophyllea Linn. Nr. 946. 

62: dira capensis Steud, Nr. 949. 

Unter der Abtheilung: Muticae, calyx corol- 
lis brevior. 

A. panicula densissime spicata, subeylindrica, 
calyeibus- corollisque nitidis, foliis linearibus, Hi- 
gulaque aurita- piloso - ciliatis. — In fruticosis sum- 
mitalis montis dorsi leonis. Fl. Novbr. 


A470 


dirae vallesiacae proxima, differt: panicula 
non interrupta, densissima, inaequaliter cylindrica, 
foliis tenuioribus, ad margines pilis longis ciliatis. 

63. Aira aurea Steud. Nr. gı5. Ehrharta.— 

Unter der Abtheilung: corolla mutica, calyce 
flosculos subaequante. 

A. paniculae erectae ramis verticillatis, pau- 
eifloris, calycibus glabris coloratis flosculos supe- 
rantibus, basi apiceque pubescentibus, foliis vagi- 
nisque pilosis. — In fruticosis summitatis montis 
tabularis. Fl. Dechr. 

Minime est Ebrhartae species, sed omnino 
Aira, quoad habitum Airae monianae proxima, sed 
flosculis mutieis distinctissima. Culmus pedalis, 
basi subbulbosus, erectus, foliorum vaginis tectus. 
Folia linearia ad marginem praecipue vaginaeque 
pilosae: ligula pilorum fasciculi; panicula erecta 
subcontracta, laxa, ramis verticillatis ı — 2 — 4- 
floris; calyces flosculos arcte tegentes, basi vio- 
lacei, caeterum aurei, nitidi, glaberrimi, obtusius- 
euli; glumae corollinae elevato-striatae, basi et 
apice pilosiusculae, obtusae; stigma penicilliforme, 

XIX. Eriachne. « 

64, Eriachne capensis Steud. Nr. 949. 
Triodia, 

E. panicula effusa capillari rara, ramis pauci- 
floris, calycibus glabris flosculos subaequantibus, 
glumis corollinis muticis, foliis setaceis, striatis, 
glabris. In graminosis summitatis montis tabula- 
sis. Fl. Jan. 


ad 


Culmus basi ramosus, adscendens, genicula- 
tus, glaber, foliosus, subpedalis; folia ad basin 
culmi subdistiche aggregata, convoluto - setacea, 
striata, glabra, rigidiuscula, curvata; vaginae laxae, 
ad oras pilosae; panicula laxa, effusa, pauciflora, 
ramis capillaribus 2 — 3-floris; pedunculi infra 
#loseulum incrassati; calyx bivalvis: valvulis aequa- 
libus, flosculos parum excedentibus, glahris, obtu- 
sis; corolla subeurvata, gluma exterior interiorem 
arcte amplectens, herbacea, ovata, margine apice- 
que pilosa, obtusa, mulica, interior linearis, hya- 
lina, fimbriato-pilosa.. Character generis a BR. 
Brown Prod. Nov. Holl. ed. Nees p. 39. bene 
Constitutus. 

xX. Andropogon. 

65. Andropogon hirtus Lin. Nr, 84. 

66. Andropogen pseudohirtus Steud, 
Nr. 919 

A. spicis geminis axillaribus terminalibusque, 
pedunculis vaginatis; calycibus medio apiceque 
glabris striatis, basi rachique hirsutissimis, aristis 
geniculatis flosculos excedentibus. — In saxosis 
altitudinis 2 montis diaboli. Fl. Jan. 

Dem 4. Firtus sehr ähnlich, mit welchem er 
wohl bisher verwechselt worden seyn dürfte: al- 
lein er unterscheidet sich leicht durch die glat- 
ten Kelchspelzen, welche nur an der Basis mit 
einigen kleinen Haaren besetzt sind, wogegen die 
langen Haare der Rachis welche über die Kelche 
hervorragen, diesen das Ansehen geben, als ob 


A472 


sie behaart wären; die Grannen sind schwächer 
und kürzer als bei A. hirtus. 

67. A. marginatus Steud. Nr. 920,‘ 

A. spieis geminis axillaribus terminalibusque 
involucratis, involucris spathaceis, inferioribus api- 
ce foliaceis calycibusque margine scariosis, gla- 
bris, nervosis, rachi pilosa. — In lapidosis fruti- 
cosis altitudinis 2 montis dorsi leonis. Fl. Nov. 

Eine sehr ausgezeichnete Art, wenn gleich 
die vorliegenden Exemplare nur den blühenden 
Theil der Pflanze vollständig geben. Die die ge- 
doppelten Aehrchen umhüllenden breiten Schei- 
den, deren unterste an der Spitze allmählig klei- 
nere Blätter tragen, und der häutige durchsichtige 
Rand dieser Scheiden, welcher an den Kelchspel- 
zen dieselbe Beschaffenheit hat, unterscheidet 
diese Art von allen verwandten. 


Nr. 922 und 924. kommen unter Anthistiria 
und Avena vor. Nr. 923. fehlt. 


XXL Anthistiria. 


68. Anthistiria imberbis Retz. Nr. 922. 
Andropogon. — 


XXI. Rottboellia. 
69. Rottboellia dimidiata Thunb, Nr. ı7. 
0. R.complanata Swartz, Nr. 975. 
71. R.subulata Swariz, Nr. 979. Monerma. 


Yon der europäischen blofs durch einen ro- 
bustern Habitus abweichend. 


XXOUIL Pennisetum, 


72. Pennisetum alopecuroides Spreng. 


Nr. 978. Alopecurus, (Beschiufs folgt.) 


473 


I. Draba aizoon und aizoides, 

Wohl mag Mancher, der ausschliefslich die 
höbere Botanik ins Auge fafst, oder nur die 
Pflanze als Pflanze betrachtet, keine zu unter. 
scheiden weils, auch kein Herbarium besitzt, bei 
Discussionen über verwandte Arten, lächenld aus- 
rufen: cui bono. Aber diefs darf den systemati- 
schen Botaniker nicht abhalten seinen Forschun- 
gen freyen Lauf zu lafsen, und auch seine Be. 
obachtungen zur Feststellung wahrer Arten, zu 
wiederholen. ‚Aber warum alle einzelne Arten 
da seyn müfsen, so viele die wir blofs nach ihrer 
Bildung kennen, warum nicht eine verlohren geht, 
warum bei manchen Gattungen so viele, bei an- 
dern nur wenige vorhanden sind, wer vermag 
dieses Räthsel zu lösen.‘ (Batsch) Dicfs als 
Einleitung zu einer nochmaligen Erinnerung an 
Draba aizoon und aizotdes. 

Bei dem Besitze einer Menge hiehergehören- 
den an verschiedenen Standorten gesammelten 
Exemplaren ist es sehr leicht, eine beträchtliche 
Folgenreihe von Uebergangsformen darzustellen, 
wie es Hornung in seinem sehr beachtenswer- 
then Aufsatze (Flora ı829. S. 443.) gethan und 
damit die Ueberzeugung gewonnen hat, dafs kaum 
wesentliche Verschiedenheiten zwischen beiden 
Arten statt finden. Gleichwohl ist nicht zu läug- 
nen, dafs die beiden Extreme dieser langen Li- 
nie, Verschiedenheiten zeigen, die dennoch zur 
Bildung wahrer Arten geeignet seyn möchten. 


hr 


Hornung bemerkt a. a. O. 446.: „ein von Ro- 
chel in den Carpathen gesammeltes Exemplar ist 
sehr ausgezeichnet; die fast vollkommen ellipti- 
schen sehr borstigen Früchte tragen einen so kur- 
zen Griffel, dafs derselbe kaum den 4ten Theil 
der Breite des Schötchens erreicht. “ 

Zu diesen Auszeichnungen kommen nun noch die 
ziemlich breitern wirklich lanzettförmigen Blätter, 
und vollenden dadurch das vollkommene Bild ei- 
ner ausgezeichneten unwandelbaren Species. 'Diese 
einzige carpathische Pflanze ist, meines Bedünkens 
nach, die wahre Dr. lasiocarpa Rochel, i. e. aizoon 
Wahl.; alle übrigen Formen, selbst die Pflanzen 
von Ofen, Regensburg und Muggendorf möchten 
wohl alle zu der vielgestaltigen Dr. aizoides ge- 
hören. Bei dieser sind die Blätter immer sehr 
schmal und linealisch, die Schötchen eyförmig, ey- 
förmig - lanzettlich, ja oft, wie Gaudin in Fi. belrv. 
angiebt: lanceolato- subulatae, und entweder blofs 
borstig - gefranzt, oder ganz glatt mit ziemlich 
langen Griffen. Gaudin scheint die mit ge- 
franzten Schötchen versehene Pflanze als die Ur- 
art anzusehen, indem er eine Var. £, glaberrima 
annimmt, dagegen Rochel umgekehrt verfährt 
und eine Var. ciliara aufstell. Dafs übrigens 
auch bei andern Arten dieser Gattung sehr viele 
Zweifel obgewaltet haben, und zum Theil noch 
obwalten, mag schon daraus erhellen, dafs es, 
nach Sprengel, nicht ‘weniger als 3 verschie- 
dene Arten von Dr. aizoides, und eben so viele 


475 


Drabae alpinae gibt, und dafs fünferlei Dr. ei- 
liares und eben so viele Dr, hirtae in den ver- 
schiedenen Schriften neuerer Autoren vorkom- 
men, Rechnen wir dazu noch, was alles über 
Dr. fladnizensis, stellata und andere gefabelt wor- 
den, so ist ersichtlich, dafs hier noch mehrere Be- 
richtigungen statt finden müfsen. Ich habe mich 
diesem Geschäft zum Theil unterzogen, diese 
Gattung auf meinen Reisen vorzugsweise beach- 
tet, und zahlreiche Exemplare von allen Arten 
gesammelt, wodurch ich nun in den Stand ge- 
setzt worden bin, die sämmtlichen deutschen Ar- 
ten in 8turms Deutschl. Flora abbilden zu las- 
sen, wozu grade ı6 ausgezeichnete Species in voll- 
ständigen sehr schönen Exemplaren vorhanden 
sind. Dr. Hoppe. 
IM. Correspondenz 

Ueber die hiesige Vegetation und meinen 
diefsjährigen botanischen Excursionen kann ich 
vorläufig folgendes mittheilen : Ein anhaltender 
Winter, wobei jedoch die Kälte nicht über ı4 Gr. 
gestiegen, und mäfsiger Schnee gefallen war, liefs 
ein erwünschtes Frühjahr erwarten, was auch im 
höchsten Grade eingetroffen ist. Unsere verschie- 
denen Weidenarten haben trefflich geblühet, und 
ich habe von Salix riparia, Wulfeniana, Hechen- 
bergeriana, penrtandra und babylonica foem. (letz- 
tere beiden in Gärten) treffliche Exemplare ein- 
gelegt. Die Lieferinger Aue blieb auch diefs 
Jahr ihrer freundlichen Mittheilung von Alpen- 


476 


pflanzen getreu, und lieferte Lepidium alpinum, 
Linaria alpina, Biscutella laevigata, Anthyllis Vul- 
neraria (letztere beide bekanntlich die häufigsten 
in allen Salzburgischen und Heiligenbluter Alpen) 
im Ueberflufs. Auch sammelte ich Viola arenaria, 
V.biflora, F’, albiflora Bess. und Leontodon arenarium. 
Die Spitze des Ocksteins am Geisberge war bereits 
im Mai mit blühenden Rhododendron Chamaecistus 
und Dryas octopetala übersäet, deren Farbenspiel 
darch zahlreich blühende Gentiana acaulis und 
Globularia nudicaulis noch mehr verrherrlicht wur- 
de. — Am äten Jul. bestieg ich, so weit es des 
Schnees halber gehen wollte, den Wazmann in 
Berchtesgaden, und ı4 Tage später das Brettge- 
birge ebendaselbst. Auf dem erstgenannten Berge 
sammelte ich, ausser den gewöhnlichen Alpen- 
frühlingsblamen, auch Draba Sauteri, (die beiläufig 
gesagt nun auch vom Med. Cand Tenzel in Wien, 
auf dem Hochschwaben in Steyermark gefunden 
worden) und vom Brett brachte ich, ausser herr- 
lich blübender Saxifraga oppositifolia und Primula 
minima, (Hieracium hyoseridifolium war noch nicht 
in Blüthe) auch Draba pyrenaica nach Hause, Schö- 
nere Exemplare von diesen beiden Seltenheiten 
kann es in der Welt nicht geben, und ich hoffe 
dafs Sie mit denen welche ich Ihnen zum Abbil- 
den für Ihre Monographie mittheile, zufrieden seyn 
werden. Da ich ausserdem auf dem Wazmann 
noch Dr. tomentosa, obwohl nur in einem einzi- 


gen. ‘blühenden Exemplare, dann Dr..frgida Saut. 


A7T7 


auf der Höhe des Untersbergs in der Nachbarschaft 
des Berchtesgadner Hohenthrons, sammelte, so bin 
ich heuer durch diefs Genus recht schr begün- 
stigt. — Mit dem ısten Aug. beginne ich eine 
gröfsere botanische Bergreise, die sich auf ı4 
Tage erstrecken wird. Ich gedenke über den 
Drabtberg nach dem Annaberg in der Abtenau zu 
wandern, von da das T’ennengebirg zu besteigen, 
und einige Tage auf demselben zu verweilen, dann 
das Bliemteck und einige andere WVerfener-Gebirge 
zu besuchen. Entgehen soll meinen Blicken nicht 
vieles, und so hoffe ich manche Nachträge für 
unsere Salzburger Flora auf diesen beinahe noch 
gar nicht durchsuchten Gebirgen zu machen und 
Ihnen mitzutheilen, besonders .aber auch meine 
Alpenpflanzen-Anlage immer mehr zu bereichern. 
Ich habe diese heuer schon mit manchen Selten- 
heiten vermehrt, wozu auch Hr. Hofgärtner Seits 
aus München, von Gastein aus, reichlich beigetra- 
gen hat, und alles gedeiht trefflich. Herr von 
Braune hat nun auch in einem eigenen von 
ihm gemietheten Gärtchen im äussern Mülln am 
Mönchsberge eine Anlage von interessanten Salz. 
burgerpflanzen errichtet, welche bereits ziemlich 
vorgeschritten ist, und selbst dem Auge einen an- 
genehmen Ueberblick verschaft, wozu auch die 
für uns neue Paeonia corallina beigetragen hat. 
Auch die Alpenpflanzen- Anlage zu Hellbrun ge- 
räth wieder in Aufnabme, seit der thätige Gärt- 
ner Strobel im Kaiserl. Garten daselbst aufge- 


478 . 


nommen ist, und sich derselben mit Vorlicbe an- 
genommen hat. Auch muls ich noch das trefili- 
che Gedeihen jener Anlagen des Hrn. Apotheker 
Bernhold, Hrn. Kaufmann Waizner und Gärt- 
ners Rosenegger rübmlichst erwähnen, wel. 
che letztere durch Beiträge von Hrn, v. Mie- 
lichhofer reichlich unterstützt wird, und noch 
neuerlichst mit mehrern Alpensalices bereichert 
worden ist. Alle mögen mit der Zeit für Botanik 
nützlich werden und besonders für jeden unsere 
Stadt besuchenden Naturforscher von grofsem In- 
teresse seyn.— Dals Sie uns Salzburger heuer 
gar nicht besuchen und uns durch Ihren Beifall 
nicht aufmuntern, schmerzt uns sehr. Ich werde 
von allen Seiten bestürmt die Ursache Ihres Aus- 
bleibens anzugeben, die Niemand begreift, da man 
Ihren wnübertrefbahren Eifer für Forschungsrei- 
sen kennt. Die ganze Gebirgswelt wird nichts 
anders denken als Sie seyen mit Tode abgegangen. 
——— Von andern reisenden Botanikern sprach 
ich hier bis jetzt Hrn. Dr. Duvernoy Jun. aus 
Stuttgart, dem Verf, einer Dissert. de Salvinia 
natans, Hrn. Hofgärtner Seits von München, 
Hrn. Handeisgärtner Eschelohr aus Insbruck, 
Hrn. Apotheker Lucae aus Berlin, Hrn. Jab. 
lonsky, ebendaber, und Hrn. Casp. Leist, Med. 
Cand. von München, Hr. Apotheker Lucae, 
welcher mit mir eine Excursion nach dem Unters- 
berg machte, zählte 102 Species, die er hier zum 
erstenmale an ihren natürlichen Standorten gese- 


479 


hen. Er besitzt ein Herbarium von 20,000 Spe- 
cies, indem er sich vorzüglich auch die käufli- 
chen Sammlungen des Inn- und Auslandes ange- 
schaft hat. Bis zum Herbste werden sich wohl 
noch mehrere Fremde, die unser Gebirg besuchen, 
einfinden, worüber ich zu seiner Zeit, so wie über 
meine vorhabenden Excursionen weiters berichten 
werde. 

Salzburg. Rudolph Hinterhuber. 
IV. Todesfälle und Verkauf eines 
Herbariums. 

ı. Im Verlaufe des verflossenen Frühjahrs ist 
zu Halle der königl. preufs. Rreiseinnehmer Babe 
verstorben. Obwohl derselbe sich nicht als 
Schriftsteller in der Botanik bekannt gemacht hat, 
so war er doch ein eifriger Verehrer dieser Wis- 
senschaft, der mit den vorzüglichsten Botanikern 
Deutschlands in Verbindung stand, und indem er 
sich bemühete ein möglichst vollständiges Herba- 
rium zusammen zu bringen, unterstützte er b+- 
sonders die botanischen Reiserereine und diejeni- 
gen Botaniker, welche sich den Ausgaben einzel- 
ner Pflanzensammlungen unterzogen haben. 

Diese Pflanzensammlung soll nun von den Er- 
ben aus freyer Hand verkauft werden. Sie ent. 
hält nach dem vollständigen Verzeichnifse, unge- 
fähr 10000 Arten Phanerogamen, und zwar unter 
andern fast alle käufliche Herbarien von Sieber 
aus Egypten, Kreta, Martinique, Neuholland, Oe- 
sterreich, vom Kap, vom Senegal; von Poeppig 
aus Pensylvanien und von Kuba; von Zeyher 


480 

und Ecklon vom Kap; von Weigelt aus Guia- 
na; von Fleischer aus Smyrna; von Müller 
aus Sardinien; von Holl aus Madeira; von Eis- 
mann aus Tyrol; von Schleicher und Serin- 
ge aus der Schweiz; von Salzmann aus Kor- 
sika und Spanien; von Wallroth und John aus 
Thüringen; von Hoppe die Alpenpflanzen und 
Gräser; von Weihe Gräser und Brombeersträu- 
che, welche alle in einzelnen weilsen Schreibpa- 
pierbogen mit Papierstreifen angeheftet liegen, 
möglichst richtig bestimmt, nach der natürlichen 
Methode in 2ı0 Paquete geordnet und äusserst 
gut gehalten sind. Die Iiryptogamen enthalten die 
Sammlungen von Sieber, Funck, Sommer- 
felt, Zenker und Dietrich, Reichenbach 
und Schaerer. Im Verhältnifs zu der Ankaufs- 
summe dieser einzelnen Sammlungen welche sich 
allein schon über 700 Rithlr. beläuft, soll der Ver- 
kauf des ganzen Herbariums unter sehr billigen 
Bedingungen statt finden und ist so wohl Herr 
Professor Dr. Raulfufs in Halle als auch die 
Red. der Fl. zu Regensburg erbötig auf porto- 
freie Anfragen dieselben zu eröffnen, 

2. Der berühmte und hochverdiente Botaniker, 
Oekonom und Nineraloge Ottav. Targioni-To- 
zetti, Professor zu Florenz, starb am 6. Mai 
1. J. im 74. Jahre seines unermüdeten Lebens. 
Tr war einer der rechtschaffensten Männer; sein 
od ist ein grolser Verlust für Italien und die 
Wissenschaft. Seine botan. Schriften sind in 
Decand, Syst, Veg. Tom, I, et Il. verzeichnet. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung, 


Nro. 31. Regensburg, am 21, August ı829. 


I, Bemerkungen über einige Cyperaceen und Gra- 
mineen vom Vorgebirge der guten Hoffnung ; 
von Hrn. Dr. Steudel in Efslingen. 


Beschluls der zweiten Lieferung. 


XXIV. Arena. 

* Calycibus bifloris. (Triseta.) 

73. Avena aristidoides Thunl. Nr 938, 

“4, Jvena aristidoides Thunb,. ß. to- 
mentosula. Nr. 939. 

Praecedentis sine dubio varietas, quamvis fo- 
lia vaginaeque ex toto villoso -tomentosulae faciem 
alienam praebent. 

75. Avena capensis Lin.? Nr. 935. certe 
A. capensis Spreng. 8. 8. p. 333. Nr. 13, 

76. dvena pallida Thun. Nr. 930. 

77. dvena colorata Steud. Nr, 931.° 

A. panicula simpliei, calycibus bifloris colo- 
ratis flosculos superantibus glabris, floscalis un- 
dique Pilosis, foliis convoluto - setaceis glaucis 
vaginisque glabris. — In lapidosis altitudinis 3 
montis tabularis, Fl. Novbr. 


\ “ u ar “ H h \ - 


N 


482 


Polcherrima species; culmus pedalis et ultra, 
glaberrimus, basi vaginis tectus, nodulosus, folio- 
sus; folia convoluto - setacea, glauca, vaginis vio- 
Jaceo - glaucescentibus ; ligula minima, setoso - fis- 
sa; panicula simplex, pedicelli viridi - glaucescen- 
tes, asperuli; calyx flosculos (exceptis aristis) te- 
gens, flavo - violaceo - variegatus, valvulis subaequa- 
libus; gluma corollina exterior undique, basi se- 
tis rigidiusculise pilosa, in setas duas flosculos 
aequantes terminata; seta dorsalis torto - genicu- 
lata, fusco - Davens flosculis dupto longior; gluma 
interior lanceolata, ciliata, apice fissa. 

78.dvena macrocalycinaSteud, N.93a, 

A. panicula simplici erecta, calycibus bifloris 
longe acuminatis flosculorum aristas aequantibus, 
Nosculis pilosis, eulmo basi ramoso, vaginis folio- 
rum convoluto rigidorum tecto, ad oras plicato - 


pilosis. — In summitate montis tabularis. Fl. Nvbr. _ 
Culmus eirciter bipedalis, rigidus, basi vagi- 


nis foliorum fasciculatorum tectus, subramosus; 
folia convoluta ex una vagina plura fasciculata, 
rigida, culmum fere aequantia; vaginae adpressae, 
ad oram implicato . pilosae, inferiores glabrae, su- 
periores ad exitum pilosae; panicula simplex, pau- 
ciflora, erecta; calyces biflori, valvulis subaequa- 
libus, glabris, longe acuminati, aristas fere aequan- 
tes; gluma corollina exterior undique pilosa, in 
aristas simpliciter terminata, interior hyalina, ci- 
hıata, bifida. 
79. Jvena rigida Steud, 


483 


- 


Diese Art kommt nicht in meiner Sammlung 
Ecklonischer Pflanzen vor, sondern sie ist von 
Hrn! v. Ludwig eingesendet worden; si6 ist 
eine der ausgezeichnetsten Arten: 

A. panicula simpliei laxa, calycibus bifloris, 
valyulis calycinis floseulos superantibus, corolla 
pilosa, gluma exteriore triseta, culmo erecto fo- 
lioso, vaginis in basi culmi imbricatis, foliis con- 
volutis abbreviatis rigidis. — Ex Pr. 6. sp. 

Culmus pedalis et ultra, simplicissimus, erectus, 
rigidus, geniculatus, glaber; folia ad basin culmi 
vaginis purpureis striatis, imbricatis, ad oras bar- 
batis insidentis, convoluta, rigida, striata, 2 — 3- 
pollicaria, sub lente punctulata; ligula pili orae va- 
ginalis; panicula simplex, laxa, circiter bipollicaris ; 
calycis valvulae aequales, acutae, flosculos supe- 
rantes; corolla pilosa, gluma exterior apice bise- 
tosa, dorso arista lineari, plana ; interior linearis 
obscure fissa, 

85. Avena glomerata Steud. Nr. 934. 

A. panicula densissime glomerata ovato - ob- 
longa, calycibus bifloris, valvulis aristato - acumi- 
natis flosculos superantibus, flosculis pilosis, cul- 
mo simplici folioso glabro vaginato, foliis basi 
planis, apice convoluto-setaceis. — In umbrosis 
altitadinis 4 montis tabularis. 

Culmus erectus, ı — 2 -pedalis, vaginis lon- 
gissimis laxis, nec inflatis fere undique tectus; 
folia ad vaginarum oras plana, mox convoluto -se- 
tacea, glaberrima, violaceo - glaucescentia; ligula 


Hh2 


ha 


pilorum brevium series; panicula dense glomere- 
ta, ramosissima, ovato-oblonga, ı -— 3- pollicaris; 
calyces biflori, subaequales, in aristulam gcuminati, 
glabri, flosculos (nec aristas) multo superantes, 
flosculi parvi, pilosi, arista media vix torta, ob- 
scure geniculata. 

81. dvena papillosa Steud, Nr. 936. 

A. panicula ovata laxa, calycibus bifloris aequa- 
libus acuminatis flosculos aequantibus, carina pe- 
dicellisque papilloso-scabris, flosculis pilosis quin- 
quesetis, culmo basi decumbente ramoso, foliis 
abbreviatis, vaginis ore pilosis — Inter saxa in 
summitate montis tabularis Fl. Novbr. 

Species distincetissima pedicellis et carina ca- 
Iycis obsitis verrucis scutellaeformibus scabris. 
Culmus basi decumbens, vaginis annotinis tectus, 
mox ramosus; rami adscendentes 8— 12 pollica- 
res, basi väginis plus minus pubescentibus, foliis- 
que subdistichis tecti; folia abbreviata vix pol- 
licem longa, rigidiuscula, patentia, striata, summa 
brevissima; ypanicula laxa ovata; calyces flavo- 
sureo- variegati, flosculis multo longiores, acumi- 
nati; flosculi pilis longis obsiti, gluma exterior 
ovata, interior linearis apice bisetosa, hinc flos- 
culi quinqueseti. 

”** Calycıbustrifloris. 

82. Jvena leonina Steud. Nr. 928. 

A. panicula racemosa laxa, calycibus trifloris 
flosculis minoribus, corollis scabris basi pilis ri- 
gidis involucratis, rachi flosculorum glabra, glums 


r Bu ” ee. 


485 


corollina exteriore simpliciter bifida in aristas ter- 
minata, arista dorsali longissima, ceulmo foliisque 
linearibus glabris. — In altitudine 2 montis cau- 
da leonis. 

Culmus pedalis et ultra, simplex, geniculatus, 
foliosus, glaberrimus; folia linearia, striata, glabra; 
vaginae glabrae, ligula membranacea exserta; pa- 
nicula racemosa, laxa; pedicelli scabri, calycis val- 
vulae inaequales, altera duplo minor, utrinque 
pellueido - membranacea, apice dentato - fissa; flos- 
culi tres, triaristati, arista dorsali geniculata flos- 
culo duplo longior; gluma exterior undique sca- 
bra, basi fasciculo pilorum rigidorum flosculos 
non excedente undique cincta, apice simpliciter 
in aristas fissa; gluma interior hyalina, lanceo- 
lata, glabra. 

83. Avena quinqueseta Steud. Nr. 929. 

A. panicula racemosa laxa, calycibus trifloris 
flosculis minoribus, corollis scabriusculis basi pi- 
losis, rachi flosculorum pilosa, gluma corollina 
exteriore bis bifida in aristas inaequales termina- 
ta; culmo foliisque linearibus glabris. — In are- 
nosis montis tabularis septentrionalis altitudinis 2. 

Praecedenti simillima at satis distincta: pilis 
xacheos flosculos excedentibus, praesertim structu- 
ra corollae, cujus gluma exterior bifida, lacinia 
utraque iterum fissa, fissura altera in aristam bre- 
vem acuminata, altera in aristam uti in Trisetis 
solenne excedente. | 

84. Ad. fatua Lin. Nr. 925. 


486 


»*# Calyces quadriflori. 

85. Avena lupulina Thunb.? Nr. 924. 
Andropogon. — 

Die Pflanze palst zwar vollständig auf Thun- 
berg's Diagnose und Beschreibung, gehört aber 
nicht zu Danthonia, wohin sie Sprengel setzt. 
Da sie überdieses in Roemer und Schultes 
ganz fehlt, so folgt hier die Diagnose: 

A. panicula contracta ovata, calycibus quadri- 
lloris flosculos dense villosos aequantibus, corol- 
'lae gluma exterior fissa, dorso aristata, culmo 
erecto, vaginis inflatis, foliis abbreviatis convo- 
lutis, radicalibus tomentoso - vaginatis. — 

Culmus erectus, simplex, striatus, glaber, pe- 
dalis et ultra; folia radicalia plura convoluta, gla- 
bra, basi vaginis dilatatis dense lanatis, a — 3- 
pollicaria: culmea vaginis inflatis insidentia bre- 
viora; ligula coronula villosa ; florum panicula 
ovata, densissima, pollicaris; calyces quadriflori, 
flosculi supremi imperfecti, omnes dense villosi; 
gluma exterior herbacea, striata, apice fissa, laei- 
nulis non in aristas terminatis ; arista dorsalis 
basi linearis, torta, flosculis vix duplo longior ; 
gluma interior linearis, apice obsolete fissa, Viel- 
leicht Danthonia lanata Schrad. R. $, Mantils. =. 
p- 386., wo aber die vaginae inflatae nicht ange- 
geben sind. 

86. Jvena andropogoides Steud. 

Nicht in meiner Ecklonschen Sammlung, son- 
dern von Hrn. von Ludwig mitgetheilt. 


487 


A. panicula composita laxa erecta, .ramis ra- 
cemosis, calycibus 3 — 4-floris, valvulis calycis 
flosculis brevioribus, flosculis pilosis, gluma ex- 
teriore triseta, setis minimis flosculos vix exce- 
dentibus; culmo erecto folioso, foliis apiee con- 
voluto - setaceis. — 

Habitus omnino Andropogonis; culmus circi- 
ter bipedalis, basi bulbosus, glaberrimus, foliosus; 
vaginae purpurascentes, glabrae; folia linearia, apice 
convoluto-setacea ; panicula composita, rami bint, 
terni vel solitarii laxe racemosi; calyces 3— 4- 
flori, flosculis breviores, fulvi; corollae setae mi- 
nimae, floseulos vix excedentes, flosculus unus al« 
terve incompletus, " 

“* Calyces sexflort. 

87. dJvena hexzantha Stieud. Nr. 927. 

A. panicula racemosa simplici, pedunculis pi- 
losis, ealycibus sexfloris, flosculos subaequantibus, 
corollis basi pilosis, foliis convoluto - setaceis glau- 
eis. — In altitudine 2 montis tabularis septen- 
trionalis. — 

Culmus cireiter pedalis, simplex, geniculatus, 
foliosus, glaber, infra paniculam pilosus; folia 
culmea (radicalia desunt) convoluto-setacea, glau- 
©a, vaginantia; vaginae inferiores dorso pubescen- 
tes, ad oram ligula setosa; panicula racemosa, sim- 
plex, spiculis circiter 6.; pedunculi pilosi spicu- 
lis breviores; calyx flosculos aequans, nervosus ; 
flosculi triaristati, arista dorsali flosculo duplo 
longiore, basi plana, torta, geniculata; gluma ex- 


485 


terior basi et margine utrinque fasciculo pilorum 
stipata, apice bifida, aristis duabus lateralibus 
minoribus ; gluma interior truncata, margine api- 
eeque fimbriata. 


An.® Danthonia strieta Schrad. Schult, Mant. : 


I. p. 382. ? 
XXV. Poa. 

86. Poa racemosa Thunb.? Nr. 954 

89. Poa annua Lin, Nr. 0955. 

90. Poa sarmentosa Thunb. Nr. 953 et 
0958. Dactylis laevis Eckl, 

91. Poa capensis Steud, Nr. 950 et 952, 

P. paniculae patentis remis solitariis verticil« 
latisque, spiculis linearibus 6 — ı0.-floris, floseu- 


lis glabris, foliis involutis vaginisque glabris, li-, 


gula subnulla — In monte tabulari aliisquo 
regionibus. 

Planta variabilis vix diagnoseos limites ferens; 
culmus 2—3-pedalis, erectus, glaber, brevissime 
striatus; panicula circiter pedalis, ramis nunc so- 
litariis nunc verticillatis, flexuosis, glaberrimis, 
patentibus, post anthesin plus minus reflexis; spi- 
culae nunc 3 — 4-florse, nunc 8 — ı0-florae, 
lineares, glabrae ; folia culmea (radicalia desunt) 
linearia, mox convoluta, rigidiuscula, glaucescen- 
tia; ligulae vix vestigium, ad oras vaginarum, pili 
mox decidui. 

XXVL Calotheca. 


gemCalotheca sabulosa Steud. Nr. 94% 
Agrostis. 


480 


C. spieis paniculatis abbreviatis, spiculis sub- 
imbricatis glabris, glumis corollinis villosulis, 
culmo procumbente ramoso, foliis distichis Ian- 
ceolatis, apice convoluto - pungentibus striatis 
glabris, vaginis ora pilosis. — In arenosis mari- 
timis Pr. 6. sp. 

Calothecae littorali Spr, proxima , sed dif- 
fert: spiculis irregulatiter aggregatis brevioribus, 
floseulis obtusis, foliis latioribus, culmo debiliore ; 
an ejus varietas ? 


XXVI. Briza 

05. Briza capensis Thunb. Nr. 959. 

94. Briza imbricata Steud, Nr. g6o. Cy- 
nosurus Uniolae Lin,? Thunb, 2 

B. spiculis ovatis bifariam imbricatis subsex- 
floris, valvulis calycinis flosculis brevioribus acu- 
minatis, culmo geniculato folioso, foliis convolu- 
to- setaceis, ligula setosa.— In fruticosis altitudi- 
nis 2. montis tabularis septentrionalis. Fl. Septr. 


Species elegantissima; culmus ı — 2 -pedalis, 
geniculatus, glaber, foliosus; folia convoluto- se- 
tacea; vaginae striatae, glabrae; spica bifariam 
imbricata, pollicaris et ultra, spiculae infimae re- 
motiusculae, solitariae; glumae supra glauco - viri- 
des, margine lutescente, nitidae, infra violaceae ; 
rachis flexuosa; valvulae calycinae cuspidatae mu- 
erone subprominulo; glumae corollinae obtusius- 


culae, basi setoso-pilosae. A, charactere Cyno- 
suri multum recedit. 


490 


05. Briza maxima Lin. Nr. 961. 
96. Briza virens Dec. Nr. 962. 
XXVINI Hemisacris Steud, 

Panicula contracta. 

Calyx membranaceo-herbaceus, 6 —8- florus, 
valvulis subaequalibus, acutis, flosculis in pedun- 
culo communi (rachi) geniculato collocatis sub- 
brevioribus, 

Corollae gluma inferior infra herbaces, supra 
hyalina obtusissima, apice emarginata, inferiorum 
fiosculorum mucronata, superiorum mutica, 

Genus inter Schismum et Triplasin Beauv. 
intermedium, ab utroque rachi geniculata distinctum, 

97, Hemisacris gonalodes Steud. — In 
regione Uitenhagen Pr. 6. sp. legit Beil, com- 
municavit v. Ludwig. Fl. Sept. Octbr ©? 

Radix fibrosa, tenuis; culmi caespitosi, 6—- ı2- 
pollicares, basi squamis vel vaginis emarcidis 
wmembranaceis, striatis, apice bifido setosis, in me- 
dio setarum pilosis, geniculati, glabri, foliosi; 
folia radicalia et culmea setosa; vaginae ora pi- 
losae; panicula simplex, erecta, striata; pedunculi 
ssperuli; calycis valvulae subaequales, acutae stria- 
tae, carina asperae; corollae gluma exterior obtu- 
sissima, ovato -concava ad medium pilis pellucidis 
apıce clavatis obsita; interior aubovata, fimbriata. 

XXIXK. Festuca. 
08. Festuca bromoides Lin. Nr. 972. 
XXX. Dactylis. 


09. Dactylis hispida Tkunb. Nr. 95% 


491 


100. Dactylis ciliata. Nr. 957. 

(Species male cum Festuca genere a Spren- 
gelio junctae.) 

XXXL Bromus. 

101. Bromus capensis Stieud. Nr. 197 
et 970. 

B. paniculae subnutantis ramis flexuosis sim- 
plicibus, spiculis ovato - oblongis subsexfloris 
compressis, flosculis nervosis, calieibusque foliis 
et vaginis longe molliterque villosis. — In cul- 
tis Pr. 6 sp. 

Bromo tectorum similis, sed differt : ramis 
paniculae flexuosis omnibus fere simplicibus, ad 
summum semel divisis, villositate omnium par- 
tium insigniore. 

XXXIEL Ehrharta. 

102. Ehrharta panicea Smith. Nr. gı8, 

103. E,ramosa Smith. Nr. 914. 

104. E. calycina Smith. Nr. 909. 

105. E. geniculata Smith.? Nr. gız, 

106. E. sigantea Ehrh. Nr. gı6. 

107. E, bulbosa Smith. Nr. 907. 

108. E. auriculata Steud. Nr. 913. 

E. Culmo basi ramoso radicante, foliis linea- 
ribus glabris, panicula simpliciuscula laxa, glu- 
mis corollinis exterioribus pilosis truncato - obtu- 
sis. — In umbrosis altitudinis 4. montis tabula- 
ris. FL Octbr. 

E. calieinae Smith proxima, ejusque forsan 
varietas; differt: glumis exterioribus non retusis, 


492 


nec Mucronatis; culmus basi deeumbens, radi- 
cans, ramosus; folia radicalia aggregata, breria, 
lanceolata, acuta, glabra: culmea sensim breviora, 
ad exitum vaginae reflexo-auriculata; ligula ex- 
serta fissa; paniculae simplieis ramis verticillatis, 
remotiusculis, uni-bifloris; calyx coloratus floscu- 
lis paulo minor; gluma corollina exterior pilis lon- 
gis obsita, caeterum laevis, apice truncata, mucro- 
nulo vix conspicuo: interior brevissima, 


IL. Reisende Botaniker. 

Herr Medicinalrath Ritter von Frölich ist 
in Gesellschaft seines Sohnes am ı35. Jul. zu ei- 
ner botanischen Reise von Ellwangen über Augs- 
burg nach Füfsen abgereist, um vorläufig daselbst 
einige der seltensten Gewächse Deutschlands, z. 
B. Juncus siygius, Cicuta angustifolia, Carexz capi- 
tafa ec. einzusammeln. Die weitere Reise wird 
über Insbruck und Botzen, zum Besuch des aus 
Elsmanns Mittbeilungen bekannt gewordenen 
pflanzenreichen Schleerngebirges und der Seiser- 
alpe, statt finden, von hier aus aber dieseibe bis 


zum ÖOrteles und zum Wormserjoch fortgesetzt 
werden. 


Hr. Prof. Hochstetter zu Eslingen ist 
ebenfalls im Begriff eine botanische Reise nach 
den genannten Gegenden, dem Wormserjoche, dem 
Orteles, besonders dem dortigen Suldenthale, des- 
sen botanische Reichthümer zum Theil schon 
bekannt geworden sind, zu unternehmen, wobei 


493 


insbesondere die eryptogamischen Gewächse die 
Aufmerksamkeit des Hrn, Professors in Anspruch 
nehmen werden. 

Hr. Apotheker Friedrich Braun aus Bay- 
reuth, welcher unsern Lesern mehrfach rühmlichst 
bekannt geworden ist, und bereits vielfältige Ge- 
birgsreisen gemacht hat, befindet sich auf einer 
botanisch- mineralogischen leise über Regens- 
burg und München durch das bayerische Gebirge 
nach dem Zillerthale in Tyrol. Von dort aus wird 
er über die Gerlos ins Oberpinzgau wandern, 
dann seine Reise durch das Heubachthal über den 
Felber und Mattrayer Tauern nach Maitray, Bals 
und Meiligenblut fortsetzen, die Rückreise aber 
über Gastein und Salzburg vollenden. 

Hr. Endrefs, ein für den löbl. Würtenber- 
gischen Heiseverein aufgenommener rüstiger Bo- 
tanıker, ist bereits in den Pyreneen angekommen, 
und hat von dort her schon öfter sehr günstige 
Berichte über seine bisherige eben so reichhal- 
tige als interessante Ausbeute abgestattet, 

Hr, Apotheker Holl aus Dresden, welcher 
bereits durch seine botanisch - entomologischen 
Reisen nach den Apenninen und nach Madeira 
zübmlichst bekannt ist, und von dem wir näch- 
stens eine botanische Exeursionsbeschreibung nach 
dem Pico Ruivo auf Madeira, wie auch eine Flora 
dieser Insel mittheilen werden, wird wahrschein- 
licherweise eine abermalige Reise ins Ausland 
unternehmen, 


194 ' 


Hr. Apotheker Lucae aus Berlin befindet sich 
auf einer botanischen Gebirgsreise durch Salz- 
burg, Kärnthen und Tyrol. 

Von dem Hrn. Dr. Schiede, welcher in Ge- 
sellschaft mit Hrn Deppe eine botanische Reise 
nach Mexico unternommen hat, (V. Flora 1829. 
Nr. ı1.) sind uns die erfreulichsten Nachrichten 
aus Veracrux zugekommen. 

Hr. Srowitz, der früher mit Hrn. Lang in 
Bessarabien sammelte, reist nun unter dem Schu- 
tze der russischen Armee, für den kaiserl. botan, 
Garten zu Petersburg, in Persien, von woher er 
erstaunliche Schätze sendet. Hr. Fischer, auf 
dessen Vorschlag diese Reise genehmigt wurde, 
schreibt, dafs er unter einer Sendung von 600 
Species getrockneter Pflanzen, gewils über 150 
ganz neue und unbeschriebene gefunden habe ! 
Hr. Srowitz sammelte auch eine sehr grofse 
Menge von Samen, und durch die Güte der Her- 
ren Fischer, Besser und Ledebour, werden 
unsere Gärten wohl auch bald von diesen Reich- 
thümern mitgetheilt erhalten. 

Hr. Prof. Eichwald aus Wilna macht auf 
Kosten der Universität und mit Bewilligung des 
kaiserl. russ. Ministers der Aufklärung eine wis- 
senschaftliche Reise nach Odessa. Seine Haupt- 
fächer sind zwar Conchyliologie und Petrefacten- 
kunde, allein es begleitet ihn auch der Botaniker 
Andrzejowski, und ferner ein Mineralog, ein 
Candidat des Lehrstandes und ein Mahler. Hr. 


495 


Prof. Eichwald erhielt zu dieser Reise 1700 
Silber Rubel. - 

Hr. Eduard Rüppel von Frankfurt hat 
abermals eine naturhistorische Reise nach Abys- 
sinien angetreten. 

Hr. Gaudet, ein eifriger junger französi- 
scher Naturforscher, welcher vor Kurzem mit ei- 
ner reichen Sammlung verschiedener Naturpro- 
ducte, und besonders eines bedeutenden Herba- 
riums nach Paris zurück gekehrt ist, und dadurch 
seine Qualitation zu weitern Unternehmungen be- 
währt hat, ist im Begriff eine abermalige Reise 
nach Madagascar anzutreten, wobei er Subscrip- 
tionen auf alle Arten Naturproducte ä 20 Franks 
anzunehmen sich erbietet, und worüber die Be. 
stellungen bei Hrn. Hoffmann in Strafsburg, 
so wie in dem Bureau du Bull. des sciences zu 
Paris gemacht werden können. Die Versendun- 
gen für die einzelnen Subscribenten werden in 
verschlossenen Kisten von Hrn. Gaudet an Hrn, 
Baron von Ferrussac adressirt, der solche wei- 
ter besorgen wird. 

II. Deutschlands Flora. 

Unter den zahlreichen Büchern, die in unsern 
schreibseligen Zeiten auch über botanische Gegen- 
stände herauskommen, sind diejenigen noch im- 
mer am gesuchtesten, welche Beiträge zu Deutsch- 
lands Flora enthalten, oder welche diesen Titel 
ausschliefslich führen. In der That ist auch dem 
Anfänger, wie dem Kenner, nichts interessanter als 
die Gegenstände welche tagtäglich bei der Hand 


t 


496 


sind, um den Scharfsinn zu üben und Erfahrungen 
zu sammeln, Das vollständigste dieser Art ist ge- 
genwärtig ohne Zweifel das bei Hrn, J. F. Ham- 
merich zu Altona herausgekommene Moeslerische 
Handbuch der Gewächskunde, welches die in 
Deutschland wildwachsenden phanerogamischen 
Gewächse, und von den ausländischen diejenigen 
enthält, welche dem Arzt und Apotheker, dem 
Färber, Gärtner und Landwirthe Nutzen bringen. 
Die 2te Auflage, nach den neuesten Ansichten der 
Wissenschaft umgearbeitet, vermehrt, und mit ei- 
ner Anordnung der bekannten in- und ausländi- 
schen Pflanzengattungen, nach den natürlichen 
Verwandtschaften versehen, von Hofrath und Prof. 
Dr. L. Reichenbach, ist nun gänzlich vollen- 
det, nachdem die 3te Abtheilung des 2ten Bandes 
welche die Nachträge, die in der Regel immer sehr 
wichtig sind, und das Register enthält, bereits er- 
schienen ist. 

Sehr beachtenswerth ist der Entschluls des 
Hrn. Verlegers, den bisherigen sehr billigen Sub- 
scriptionspreifs von 5 Rthl. 8 gr. noch kurze Zeit 
fortdauern zu lalsen, bis nachher der gewöhnliche 
Ladenpreis auf 6 Rıbl. ı8 gr. gesetzt ist, worauf 
alle die es noch zum wohlfeilern Preis zu erhal- 
ten wünschen, reflectiren mögen, 

So wird also auch auf diese Weise die vater- 
ländische Flora immer mehr und mehr erweitert 
und befördert, und leben wir der Hofnung, end- 
lich alle hieher gehörigen Gegenstände vollständig 
erforscht und genau erkannt zu schen, 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 32, Regensburg, am 28. August ı829. 


a 


I. Literatur. 

Die kryptogamischen Gewächse mit besonderer Be- 
rücksichtigung der Flora Deutschlands und der 
Schweiz, organographisch, anatomisch, physio- 
logisch und systematisch bearbeitet von G, W. 
Bischof, Dr. und Privatdocenten der Bot. an 
der Univ. zu Heidelberg, u. s. w. Erste Lie- 
ferung. Chareen und Equiseteen, mit 5 Kupfer - 
und einer lithographirten Tafel. Nürnberg bei 
Schrag. ı828. 60. S. in .. 


D.: Verf. sagt mit vollem Rechte in der 
Vorrede, dals es uns an einem Werke fehle, 
„worin eine allgemeine Uebersicht, durch die 
Zusammenstellung des VVissenswürdigsten aus dem 
ganzen Gebiete der Krptogamenkunde auf ihrem 
jetzigen Standpunkt gegeben wäre“; wir können 
hinzusetzen, dafs wir durchaus in keiner Sprache 
eine Anleitung zur Kenninils dieser Gewächse be- 
sitzen, nachdem die übrigens noch unvollständi- 
gen Schriften yon Sprengel und Schkuhr 
durch die Zeit veraltet sind. Ein Werk, wie der 
Verf. es vorhat, und auf dem Titel so wie in obigen 


Ti 


A1)8 


VWYorten ankündigt, ist eigentlich seit Dillen nicht 
zu Stande gekommen, nur mufste dieser nach dem 
damaligen Stande der Wissenschaft vielmehr die 
andere Phase derselben, die Kenntnils der Arten 
auffassen, welche hier ganz in den Hintergrund 
tritt. Ein solches Werk kann auch nur durch ei- 
gene Fähigkeiten zu Stande kommen und wird, 
wenn die damit verknüpften Schwierigkeiten über- 
wunden werden, noch lange das Einzige bleiben. 
Wir haben allen Grund von dem Verf., dessen 
gewandte Hand schon den Prachtwerken des Hrn. 
von Martius manche Zierde verlieh, und des- 
sen ausdauernder Fleifs uns bekannt ist, diese 
Möglichkeit der Vollendung des Werkes zu er- 
warten, nachdem schon 2 lefte desselben binnen 
kurzer Zeit nacheinander erschienen sind. Es 
bleibt uns also nur noch die Prüfung der Bear- 
beitungsweise der Darstellung des Einzelnen so 
wie des Ganzen übrig. 

Zunächst bemerken wir mit Vergnügen, dafs 
der Verf. die Gränzen seines Gebietes nach _ei- 
ner universellen Ansicht absticht, indem er mit 
dem organographisch - systematischen Theile auch 
den anatomisch- und chemisch - physiologischen 
so wie der geographischen, und, wenn wir aber- 
mals den Franzosen ein neues \Vort entlehnen 
dürfen, den paläantbographischen Theil verknüpft. 
Zu diesem Zwecke betrachtet der Verf. jede Fa- 
milie nach folgenden ı2 Rubriken: ı. Allgemei- 
ner Charakter. 2. Vergleichende Zusammenstel- 


499 


lang mit andern Pflanzenformen. 3. Aeussere 
Organe. 4 Anatomischer Bau. 5. FEnntwickelungs- 
und Lebensgeschichte. 6. Vorkommen und geo. 
graphische Verbreitung. 7. Chemische Pestand- 
theile. 8. Nutzen und Gebrauch. 9. Fos:ile Lo» 
berreste. 10, Literaturgeschichte, 11. Gattungs- 
Uebersicht. 32. Eismologie der Gattungsnamen. 
Diese Anordnung kann nur unsern Beifall ha- 
ben, da der Verf. dabei dem eigentlichen FEnt- 
wickelungsgange der Wissenschaft folgt, somit 
den Leser von der ersten Auffassung der äus- 
sern Gestalt zur. immer tiefern Untersuchung der 
Pilanze fortführt und zuletzt das Resultat zu- 
sammenfafst. 

In der Gattungs - Uebersicht sollen die ein. 
heimischen Gattungen und Arten zunächst be- 
rücksichtigt und nur von erstern die Chärsltere 
gegeben werden. Diese Bessehränkung, wodurch 
der Verf. sein Werk nur als eine Einleitung in 
die specielle Iiriptogamenkunde betrachtet wissen 
will, und vorzüglich die Kenntnifs der Gattungen 
im Auge hat, gefallt uns eben sowohl wie obige 
Ausdehnung. sie wird vorzüglich bei den folgen- 
den srten- und gattungsreichen Familien nö- 
tbig seyn, wo das stete Aufhäufen von Arten 
nach äussern Unterschieden ohne Rücksicht auf 
den Entwickelungsgang der Pflanze nur zu lange 
die Wissenschaft darniederhielt; indessen können 
wir uns doch nicht des Gedankens erwehren, dafs 
bei diesen Familien, wie es so bänfig geschieht, 


lı2 


500 


r 


dem Verfasser der Stoff unter der Hand wach- 
sen und dals es schwierig seyn wird, diese Fa- 
milien, wie die Farrn, Flechten, Algen und Pilze, 
jede in einem einzelnen, selbst die letzte Familie, 
wie es bestimmt ist, in 2 Heften eben so voll« 
ständig darzustellen wie es in dem vorliegenden 
Hefte die Chareen und Eqyuisefeen (nach DeCan« 
dolle’s nicht überflülsigen Regeln sollte es heis- 
sen Characeen und Equisetaceen) sind; doch diels 
wird die Zukunft ausweisen, wir führen nur noch 
an, dafs das zehnte Heft eine Uebersicht der 
kryptogamischen Gewächse und Einleitung in das 
Ganze geben wird, somit kann es nicht auffallen, 
wenn der Verf. nun gleich mit den Charen be- 
ginnt. In der Bearbeitung dieser Gattung erhal- 
ten wir nun zugleich einen Prüfstein für das fol- 
gende, indem solche bekanntlich schon das Auge 
und die Urtheilskraft der vorzüglichsten Kryptoga- 
menforscher in Anspruch genommen hat und den- 
noch ihre Stellung in der Formenreihe noch nicht 
ohne Widerspruch festgesetzt ist. Schon eine 
oberflächliche Durchsicht der Zeichnungen zeigt 
uns, dals hier alles Original ist, und der Verf. 
auch nach so vielen Vorarbeiten manches neue 
hinzuzufügen Gelegenheit fand; aber auch das Vor- 
bandene ist sorgfältig benuzt und anerkannt. Die 
Abhandlung von Agardh über die Anatomie 
und den Kreislauf der Charen mogte, obgleich 
ein Jahr früher erschienen, dem Verf. bei der 
Bearbeitung noch nicht bekannt seyn, da das vor- 


501 


liegende Heft schon Ende ı327 gedruckt war, 
Wir folgen den Abschnitten des Verfassers: 

ı) Allgemeiner Charakter der Familie nur in 
Beziehung auf äussere Form, 

2) wird die Verwandtschaft derselben mit den 
Conferven, den Schafthalmen und den Najaden 
erörtert und ihre Trennung als eigne Familie 
vertheidigt. 

3) deussere Organe. „Die Charen sagt der 
Verf., haben keine eigentliche Hauptwurzel, son- 
dern der Stengel setzt sich bei ihnen unmittelhar 
unter der Erde fort.*...... „Nur die um die 
Knoten stehenden Zasern sind als wahre Wurzeln \ 
zu betrachten, da die Internodien im’ Wesent. 
lichen mit den Stengelgliedern übereinkommen; 
der unterirdische Theil der Charen mufs daher 
als Stock (caudex) betrachtet werden.“ Diese 
durch Abbildungen so wie durch die Beobach- 
tung des Keimens (SS, unten) unterstützte, zunächst 
mit Wallroth und Martius, noch mehr mit 
Agardh übereinstimmende Ansicht widerspricht 
der Ansicht und selbst den Beobachtungen von 
Kaulfufs (S. oben 5. 375.), der vorzüglich 
durch das Vorhandenseyn einer Wurzel der Cha- 
ren von den Algen entfernt, Noch ist neu die 
Darstellung der büschelförmigen Enden der Wur- 
zelzäserchen unter starker Vergröfserung. — Nach 
diesem wird mit steter Hinweisung auf die 
Zeichnungen die ganze Pflanze beschrieben, der 
Grund des aufrechten \Vachsthums ungeachtet der 


502 


schwachen Stengel angedeutet, die Unterscheidung 
der Arten, je nachdem die Röhre einfach oder 
zusammengesetzt ist, erläutert, die Scheidewände 
in den Nebenröhren und die dadurch entstehen- 
den falschen blattlosen Gelenke, die Fortsetzung 
der Nebenröhrchen unterhalb der Erde bis zum 
allmähligen Verschwinden demonstrirt, wobei wir 
noch die Bemerkung auszeichnen, dafs jene Ne- 
benröhıchen jedesmal rechts gewunden sind, wäh- 
send die Windungen der Fruchthülle stets nach 
der Linken aufwärts gehen. Folgen die Blätter- 
und Stachelspitzen nach Form, Stellung und Zahl- 
verschiedenheit, endlich die Borsten, 

Bei der äussern Beschreibung der Frucht- 
organe stimmt der Verf. nahe mit Kaulfufs 
überein, und wir beziehen uns daher auf unsere 
Recension dieser Schrift (S. oben Nr. 24.); nur 
behauptet derselbe (übereinstimmend mit Mar- 
tius), dafs die Zacken der Krone der einsami- 
gen Früchte nicht als eine unmittelbare Verlän- 
gerung der Spiralstreifen zu betrachten, sondern 
derselben aufgesetzt und gleichsam eingegliedert 
seien. (fig. 34.) Neu ist uns eine Bemerkung, nach 
welcher die Verschiedenheit der Beobachtungen 
vonVYaucher und Kaulfufs in Bezug auf die Zahl 
der Windungen, (indem nach Ersterm jeder Strei- 
fen ı mal, nach Letzterem aber zweimal um den 
Samen geht) mit der Grundverschiedenheit des 
Stengels, mithin mit Agardh’s Unterscheidung 
der Nitella, parallel laufen, Bei allen Arten näm- 


303 


lich, sagt der Verf.. welche glatte Stengel und ° 
blattlose Aeste haben, sind die Früchte kugelig- 
eiförmig, und man zählt von der Seite gesehen 
nur etwa 7 ganze Windungen, während bei den 
Arten mit gestreiftem Stengel und beblitterten 
Aesten die Früchte ein mehr längliche Gestalt be- 
sitzen und ı2 — ı4 Windungen haben. Da nun 
bei beiderlei Arten nur 5 Streifen an der Spitze 
der Früchte zu sehen sind, so folgt dafs bei den 
erstern jedes Band anderthalbmal um die Spore 
herumläuft, während bei den übrigen jedes 2£ 
oder auch beinahe 3mal gewunden ist. Die 
Früchte jener Arten endlich, welche bei glattem 
Stengel gegliederte und beblätterte Aeste tragen, 
kommen in Gestalt den letztern, in der Zahl der 
Windungen aber den erstern näher. Nach der- 
selben Verschiedenheit des Stengels sagt der Ver- 
fasser, richtet sich auch die kurze oder melr ke= 
gelförmige Gestalt der Kronzacken, so wie das 
Vorhbandenseyn von pfriemenförmigen Fortsätzen 
an der Basis. 

4. Die Darstellung des anatomischen Baues des 
Stengels stimmt überein mit dem von Martius, 
Amici und Agardh gegebenen. Treffend deu- 
tet der Verf. die Identität der sogenannten Blät- 
ter mit den letzien Astenden der blattlosen Ar- 
ten an, 

Hinsichtlich des Baues der Frucht entfernt 
sich der Verf. in so weit von Kaulfufs, als er 
die Fruchthüllen im frischen Zustande nie hart 


\ 


50% 


und knöchern fand, Die Spiralbänder erkannte 
der Verfasser durch einen Längsschnitt als hohle 
Röhrchen, welches man übrigens schon aus dem 
von Kaulfufs, und so viel wir uns erinnern, 
schon früher beobachteten Kreislaufe in diesen 
Fruchtwindungen erschlielsen konnte. Die grös- 
sern Hörner in den Samen (von Ch. hispida) wer- 
den rundlich, nicht wie bei Kaulfuls (von Ch. 
vulgaris) elliptisch dargestellt. 

Bei dem Fadenknaul in den rothen Kugeln - 
wird der gemeinschaftliche Vereinigungspunkt der 
zarten Fäden und der rothen Röhren nicht mit 
Kaulfuls an dem Anheftungspunkte sondern in 
der Mitte der Kugeln angegeben, wo sie durch 
blasige Zellchen verbunden sind. Der Verf. sucht 
diefs noch durch die Länge der Röhrchen, wel- 
che nur die Hälfte des Durchmessers der Kugeln 
beträgt, zu erhärten; sollte man vielleicht glau- 
ben, dals die gleiche Beschaffenheit der rothen 
Röbrchen mit dem innern Ueberzuge der Kugeln 
für Kaulfulsens Beobachtung spreche, so mülsen 
wir bemerken, dafs jene auch durch den Zusam- 
menhang des innern rothen Ueberzuges mit den 
Enden der Röhrchen welchen schon Kaulfufs 
vermuthete, Bischof aber (Fig. 31. a.) darge- 
stellt hat, erklärt wird. Die zarten Fäden sind 
einfach, nicht ästig, und werden hier als gebogen 
und gewirrt dargestellt, welches uns der ältere 
Zustand zu seyn scheint, während die geraden 
Fäden bei Kaulfufs wohl den jüngern bezeich- 


505 


nen, wodurch denn auch die Darstellung der gänz- 
lich verworrenen Fäden bei frühern Schrifistel- 
lern einiges Licht erhalten. Auch diese Fäden 
sind als feine Röhren, (übereinstimmend mit den 
gleichzeitigen Beobachtungen Meyen’s, Linnäa 
1827. Taf. 2. Fig. 5. 6.) dargestellt. 

5. Entwickelungs - und Lebensgeschichte, Auch 
der Verf. beobachtete das Keimen durch künsıli- 
che Aussaat der Charensporen, nämlich von 
Chara hispida; die Darstellung der Entwickelungs- 
weise weicht im wesentlichen in so weit von 
Kaulfufs ab, als der Verf,, wie bereits er- 
wähnt, keine Hauptwurzel hervortreten sondern 
die Pflanze von Anfang an nur nach oben wach- 
sen sah; den als Bläschen hervortretenden Keim 
leitet der Verf. nicht von einer Ausdehnung der 
innern zarten Sporenhaut ab, obgleich er das Vor- 
handenseyn der letztern anerkennt; er deutet zu 
seiner Begründung darauf hin, dafs auch die Sa- 
men der Equiseten, Farrn und Moose, welche 
keine solche innere Haut haben, auf dieselbe 
Weise keimen. — Auch die fernere Ausbildung 
der Ieimpflanze wird in allen ihren Momenten 
dargestellt, und zeigt sich als eine stete WVieder- 
holung der ersten Entwickelungserscheinungen 
durch erneuerte Concentration der Lebensthätig- 
keit in den Knoten, welche auch noch saftreich 
erscheinen, wenn die aus ihnen hervorgetretenen 
Theile bereits abgestorben sind. So ist es dann 
auch möglich, dafs durch allmähliges Absterben 


506 


der untern Internodien, die untern Stengelknoten 
in Wurzelknoten verwandelt werden und WVaurzel- 
zasern treiben, während diese Internodien selbst 
durch Auflösung der äussern Röhrchen ein wur- 
zelartiges Ansehen gewinnen. Wir bemerken, 
dafs Schultz (die Pilanze u. s. w. 1. 8. 217 ) 
dieselbe Verwandlung nachweist, jedoch noch aus- 
serdem einer ursprünglichen im Boden des WVas- 
sers festsitzenden Wurzel erwähnt. Agardh 
aber sagt a. a. OÖ. wie es scheint dem Verf. un- 
bewufst, dasselbe wie Bischof. Bei der Entwi- 
ckelung der Fruchtorgane bemerkt der Verf. in 
einer Anmerkung, dals er jedesmal bei der Be- 
obachtung der frisch aufgeplatzten Kugeln (An- 
theren) der Chara hispida eine Unzahl im zick- 
zack gegliederter, zitternder Infusorien beobach- 
tete, ‚wobei die Querstreifen in den feinen Schleim- 
fäden verschwunden waren; doch wagt der Verf. 
es nicht, jene Infusorien für den hervorgetrete- 
nen Inhalt (den übrigens Meyen a. a. ©. für 
körnig erklärt) zu erklären. Auch die Kalk - In- 
erustation, welche wohl bisweilen die Früchte, 
nie aber die sogenannten Antheren überzieht, 
wird mikroskopisch betrachtet. 

Der Kreislauf in den Charen wird zunächst 
nach Amici, so wie der in der keimenden 
Pflanze nach Kaulfufs, jedoch unter Bestäti- 
gung durch eigne Beobachtungen beschrieben. 
Auch der Verf. sah die von Amici angegebenen 
perlschnurförmigen Streifen und nach diesen die 


307 


Safıkügelchen ihren Lauf richten. Eine isolirte 
Röhre der Chara hispida zeigte einen ganzen 
Tag hindurch unter dem Mikroskope ihren Saft- 
umlauf. Der Verf. scheint alles blos hypothe- 
tische zu vermeiden, daher er auch der von 
Schultz angenommenen Luftschicht zwischen den 
beiden Safıströmen nicht gedenkt. Jedoch wird 
zur Erklärung jener Bewegung, Amici’s Hypo- 
these in Verbindung mit Dutrochet’s Lehre 
von der elektrisch - galvanischen Wirkung mitge- 
theilt, welche uns im ganzen nicht vorzüglicher 
als jene von Schulta zu seyn scheint; zwar 
ist die von Lezterm behauptete innere Bewe- 
gung des Saftes und dessen Wechselwirkung mit 
den Wänden von den meisten geläugnet worden, 
indessen lälst sich doch auf keine andere \Veise 
eine Fınährung der Pflanze und das nöthige Auf- 
steigen des Saftes, wie Schultz es durch ge- 
färbte Flülsigkeiten nachwies, erklären, und selbst 
ein galvanisch potenzirtes Durchschwitzen der 
Flüfsigkeit durch die Scheidewände kann doch 
wohl nicht ohne eine Bewegung der Theile Cohne 
der beweglichen Moleküle Rob. Brow'ns zu 
erwähnen) statt haben, mag man diese auch immer- 
hin mit Bartels (Schriften der Marb. Ges. Bd. II. 
*. 1828) zur Unterscheidung nur eine innere 
Bewegung der Materie nennen. 

6) Vorkommen und Verbreitung sind erschö- 
pfend dargestellt. 

7) Bei den chemischen Bestendtheilen wird 


508 


der bisher noch nicht chemisch nachgewiesene 
Grund des widrigen hepatischen Geruchs er- 
wähnt, das Entstehen der Kalkinerustation durch 
organische Erzeugung nachgewiesen, und die Mem- 
bran der Pflanze wegen des Mangels an zelliger 
Structur und ihrer gänzlichen Auflösung durch 
Maceration mit der Zellenhaut der übrigen Pflan- 
zen verglichen, welches auch durch die spätern 
Beobachtungen über einen ähnlichen Umlauf in 
den Zellen von Yallisneria und Hydrocharis be- 
kräftigt wird. Aus der vieljährigen Erhaltung 
der kalkigen Charengerüste im Schlanme der 
Teiche glaubt der Verf. schliessen zu müssen, 
dafs unter gewissen Umständen die membranösen 
Theile selbst eine Umänderung in erdige Sub- 
stanz erleiden können. 

8) Nutzen im Haushalte der Natur und Ver- 
wendung konnten nur kurz seyn. 

9) Fossile Ueberreste. Hier werden vor- 
züglich die französischen Beobachtungen erwähnt 
($S. oben S. 379.) und die von Ad. Brongniart 
gegebenen Abbildungen der Gyrogoniten von 3 
fossilen Arten: Ch. helicteres, Lemani und Medica- 
ginula wiedergegeben. Der Verf. bemerkt tref- 
fend seiner obigen Unterscheidung zufolge der 
zweierlei Fruchtformen an den einfachen und 
Zusammengesetzten Arten, dafs die rundliche 
Form der Gyrogoniten (worin unter andern Kaul- 
fufls einen Unterschied zwischen den Gyrogoni- 
ten und den Charensamen sah) darauf hindeutet, 


50) 
dafs die fossilen Charen zu den einfachen glatt- 
stengeligen Arten gehören, welches auch sehr 
schön mit der allgemeinen Beobachtung der Ein- 
fachheit in den untergegangenen Pflanzen der 
Vorzeit übereinstimmt. Der Verf. bezweifelt, 
dafs die von Brongniart gegebene Abbildung 
eines fossilen Charenstengels wirklich dieser Gat- 
tung angehört habe. 

10) Liiteraturgeschichie, Das Schicksal der 
Gattung bei C. Bauhin, Matthiolus, Vail- 
lant, Linnd, Scopoli, Pollich, Martius 
und v. Schlechtendal— Bern. de Jussieu, 
Wernischeeck, Crantz und Schreber, — 
Willdenow, Smith, Besser, Schultes 
und Baumgarten. — A.L. v. Jussieu, De- 
Candolle und Sprengel — Wallroth und 
Agardh. 

ıı) Gattungsübersicht. Der vollständige Cha- 
racter fructificationis und Ch. vegetalionis der Fa- 
milie (womit einstweilen der Gattungscharakter 
zusammenfällt) — zu deutsch und latein. Ferner 
die Abtheilung der Gattung: a) mit glattem Sten- 
gel und deckblaitlosen Früchten; Ch, flexilis und 
hyalina, b) mit glattem Stengel und deckblättrigen 
Früchten: Ch. Braunii und coronata, c) mit ge- 
streiftem Stengel und deckblättrigen Früchten: Ch. 
hispida und pulchella. Diese Arten finden sich 
alle unter den Abbildungen. 

12) Etymologie des Gattungsnamens. Mit Ver- 
werfung der Linn «schen Ableitung aus dem 
Griechischen, macht der Verf. sehr richtig auf 


510 


eine Aechnlichkeit mit den Doldenpflanzen auf- 
merksam, so dafs die Verwandtschaft des Namens, 
den übrigens der Stifter Vaillant aus dem 
Munde der Lyonnenser aufnahm, mit Cäsar’s 
Chara, einem Doldengewächse mit efsbarer Wur- 
zel so wie mit Carum Carvi (zagos der Griechen 
nach Plinius von der Landschaft Caria so ge- 
nannt,) nicht ferner auffallen kann. 
(Beschlufs folgt.) 

I. Botanische Notizen. 
Barkhausia, Barckhausia, Borkhausia, Barkhausenia, 

Barkhusenia, 

Als es vor einiger Zeit darüber zur Sprache 
gekommen war, ob eine von Mönch für etliche 
Arten aus der Familie der Cichoraceen errichtete 
Pflanzengattung, Barkhausia oder Borkhausia heis- 
sen müsse, mir auch längst erinnerlich war, dafs 
mit diesen beiden Benennungen schon öftere Ver- 
wechselungen statt gefunden hatten, uhd Spren- 
gel sogar beide Namen: Borkhausia Böhm. und 
Barckhausia Mönch. im Syst, veget. III. 65ı. für 
eine und dieselbe Gattung aufgestellt hat, so 
schien es mir der Mühe werth zu seyn, durch 
Vergleichung der hieher gehörigen Schriftsteller, 
der Wahrheit auf dem Grund zu kommen. 

In Mönchii Methodus, Marburgi 1794. findet 
sich S. 537. folgendes: „Barkhausia, in memo- 
riom cl. Barkhausii, auetor Fl, Lipsiensis. 
Da mir dieses Buch nicht, wohl aber Bochmeri 
Fiora Lipsiae indigena zur Hand war, so hofte ich 
in dieser um so mehr eine weitere Aufklärung zu 


511 


erhalten, als derselbe nicht nur in der Vorrede 
die Werke seiner Vorgänger erläutert, sondern 
auch Sprengel ausdrücklich eine Borkhausia 
Böhm. erwähnt hat. Ich fand aber nichts. Nun 
wurde ich durch DeCandolle in seiner schätz- 
baren Bibliotheca botanica (Begn. veget. syst. 
natur. vol. ı. p. 20.) belehrt, dafs Gottlieb Bark- 
hausen ein Specimen inaugurale sistens fascic, 
plant. ex flora comitatus Lippiaci, (otting. 1775, 
geschrieben habe, und ich konnte keinen Augen- 
blick zweifeln dafs die[s der Mann sey, den Mönch 
ehren wollte, und dafs nur durch irgend ein Ver- 
sehen, aus Comitatus Lippiaci, Flora Lipsiensis 
entstanden sey. Diese Ansicht bestätigte sich 
durch Boehmeri Comment. botanico-literaria, worin 
p- 43. folgendes enthalten ist: „Barkhausia Mönch, 
(Crepis a'pina L.) Addit Moench in honorem 
Barkhbausii, Auct. Fl. Lipsiensis, quod certe 
falsum. Hujus Fl. Lips. non extat. Nominandus 
potius Gottlieb Barkhusen qui Fasc. pl. Com. 
Lippiaci 1775. edidit, vel Moritz Balthasar 
Borkhausen (Hess. Darmst. Ock. Deput. Asses- 
sor.) cujus Bot. Wörterbuch 1797. prodiit,* 

Dals Mönch bei Bildung seiner Barkhau- 
sia, (nicht Barckhausia, wie Sprengel schreibt) 
nicht leztern Schriftsteller, sondern vielmehr den 
vorerwäbnten im Sinn hatte, unterliegt keinem 
Zweifel, es entsteht nur noch die Frage, wie 
doch eigentlich der Mann geheissen habe, ob 
Barkhaus, nach Mönch’s Angabe, oder Bark. 
hausen wie DeC. angibt, oder Barkhusen, 


512 


1} 


wie ihn Böhmer nennt. Barkhusen ist der 
plattdeutsche Name für Barkhausen (wie z. B. 
Hoppe ‘ür Hopfen) und da in der Grafschaft 
Lippe plattdeutsh gesprochen wird, so ist auch 
leicht anzunehmen, dafs die erstere Leseart die 
richtige se. Auch mag man nicht ansteben, 
lieber den deutschen Schriftsteller als den fran- 
zösischen glaubwürdiger zu finden. *) Sonach 
wäre bündig dargethan, dafs jene Mönchische 
Pilanzengattung gar nicht anders als 
Barkhusenia 
genannt werden könne. 


Bei einer Pflanzengattnng, die von mehreren 
in- und ausländishen Botanikern angenommen, 
und von Sprengel mit 25 Arten ins System ein- 
getragen ist, mag es nicht als überflüssig ange- 
schen werden, der Richtigkeit ihrer Benen- 
nung nachgespürt zu haben. Auch mag es nun 
immerhin noch zuständig seyn, dem vielverdien- 
ten M. B. Borkhausen mit einer Borkhau- 
senia ein Denkmal zu stiften, da die Rothische 
Pflanze dieses Namens, wie die der Verf. der 
Flora der WVetterau, schon frühern Bestimmun- 
gen unterlegen sind. Wollte man aber, wie es 
der Fall zu seyn scheint, diesem sein wohlver- 
dientes Denkmal, auf Kosten jenes Barkhusen 
errichten, so würde man das bekannte hoc unicum 
et summum praemium sancte servandum gänzlich 
aus der Acht lassen und ein botanisches erimen 


stellionatus begehen, Dr. Hoppe 


*} Vergl. Kestners Med. Gelehrten Lexicon, wo S. 81. 
ein J. C. Ba’knasen als Arzt und Chemicus erwähnt 
ist, der 1766, zu Horn in der Grafschaft Lippe geboren 
worden; wahrscheinlich ein Vorfahrer des unsrigen. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 33. Regensburg, am 7. Sept. 1829. 
ill. — in Zen 


I, Bericht über eine Reise durch Istrien; von Hrn, 
Dr. Biasoletto in Triest. 


Mi: dem ı2, Mai des Jahrs ı828 durch- 
reiste ich neuerdings mein Vaterland Istrien, und 
wiewobl mein Hauptvornehmen war, meteorologi- 
sche Beobachtungen zu machen; so liefs ich doch 
auch die Pflanzen nicht ausser Acht, welche mir 
vorkamen, beobachtete ausserdem die Gegenden, 
welche ich in dieser Jahreszeit noch nie bereist 
hatte, und gebe hier eine kleine Beschreibung 
des Erfolges dieser Reise. _ 

Zwei Entomologen, Hr, Dr; Waltl und Hr, 
Oberleitner, beide an mich empfohlen, befan- 
den sich in Triest, nahmen meine Einladung 
mich zu begleiten willig an, und so reisten wir 
Nachmittags am obenerwähnten Tage von hier ab, 
nabmen den Weg über Capodistria nach Isola und 
übernachteten daselbst. 

Auf diesem Theile der Strafse, bemerkte ich 
einen 4lopecurus in ziemlich grofser Menge, wel- 
chen ich schon vor zwei Jahren bei Rovigno fand 


Kk 


Di 


514 


und unter dem Namen Alopecurus agrestis varielas 
wersicolor in meinem Herbarium aufbewahrt habe; 
einige Botaniker, welchen ich denselben zufällig 
sehen liefs, wollen darin eine neue Species fin- 
den, wiewobl ich nicht leicht eine solche daraus 
machen könnte. Hier ist indessen die Beschrei- 
bung davon: Radix fibrosa. Culmi tenues, peda- 
les et ultra, scabriusculi, striati, fere omnes sub 
spicam spiraliter contorti, articuli duo quandoque 
tres ornati, ad primum saepe ramosi, ad secun- 
dum vero geniculati. Folia vaginantia: superiora 
medietatis breviora, glabriuscula, ad oras scabra, 
mox retroflexa, sesquilineae lata, extremitate at- 
tenuata; vaginae scabrae, striatae: ligula brevis, 
cordata, integra, culmum ferme amplexans. Spica 
cylindrica, tenuis, imbricata, purpureo - variegata, 
biuncialis et ultra; rachis flexuosa: rami brevis- 
simi sub-arcuato - erecti; spiculae ovato-oblon- 
gae, erectae, sub lente punctis argenteis Consper- 
sae. Calyx bivalvis, uniflorus, valvulae ad basim 
connatae, villosae, compressae, ad carinam ci- 
liatae. Corolla univalvis: valvula compressa, mem- 
branacea, nitida, dorso 4 lineis viridibus notata, 
ex infima dorsi parte aristam emittens glumarum 
magnitudinis; antheris oblongis saepe purpureo- 
variegatis. Semen ovatum., 

Floret sub finem Aprilis et initio Maii. Ha- 
bitat in vinetis locisque cultis prope justinopolim, 
in agro arupinense et alibi. 

Planta Alopecuri agrestis simillima, differt 


515 


tantum gracilitate majori; spica, culmo et anthe- 
ris purpureo - variegatis, culmo sub spica contor- 
t0, et spiculis punctis argenteis conspersis. 

Ausserdem fand ich auch Trifolium caespito- 
sum, Ficia narbonensis, Sceirpus radicans, Allium 
roseum in ansehnlicher Menge auf den Feldern 
zerstreut, Phyteuma comosa, Carex schoenoides, Ca- 
rex Balbisii, Bromus distachyos, Gladiolus neglectus 
cum varietate albiflora, Rottboellia incurvata, Rott- 
boellia subulata, Hordeum praiense, Hord, mariti- 
mum, Salvia Verbenaca, Lolium complanatum, de- 
gilops ovata, Aegilops triuncialis, Polycarpon tetra- 
phyllum, Hieracium Lachenalii? Asparagus mariti- 
mus u. 8. W. 

Isola ist eine kleine Seestadt auf der Nord. 
küste von Istrien zwischen Capodistria und Pi- 
rano gelegen, mit einer Bevölkerung von beiläufig 
3000 Seelen. Die Stralse, welche von '[riest da- 
hin führt, ist fahrbar längs der Meeresküste. 

Von Isola führte unser Weg nach Pirano, 
auf dem wir zum Theil dem Meeresufer folgten, 
zum Theil die nahen Hügel bestiegen, welche aus 
Lagen von Sandstein und Mergel bestehen, und 
viel niederer als die Bergkette des Karst bei 
Triest sind. In geringer Entfernung von Pirano 
stielsen wir auf die Salinen von Strugnano und 
hatten Gelegenheit, die aus Thon oder Lebmerde 
bestehenden Betten verfertigen und zurichten zu 
schen, in welchem das Meerwasser verdunstet 
und das Salz Krystallisirt. Bald: darauf kamen wir 


kk2 


516 


nach Pirano, weiches zum Theil auf dem Rücken 
eines der genannten Hügel liegt, der sich als 
schmale Erdzunge ins Meer hinein erstreckt. 
Gegen Süden ist es von lachenden Feldern, 
bepflanzt mit Reben und Oliven, umgeben. Vor- 
trefflich ist sein Hafen, welcher eine Menge Linien- 
schiffe aufnehmen kann. Anderthalb Stunden et- 
wa von der Stadt sieht man die gröfsten und be- 
trächtlichsten Salinen von Istrien, die Salinen von 
Zirziole genannt, gelegen am Ende des weiten 
Meerbusens,, welcher den grofsen Hafen delle 
Rose bilde. In diesem Hafen befand sich eine 
neue Fregatte vor Anker, für den Bascha von 
Ezıpten auf dem Werfte von Venedig gebauet, 
an welcher der letzte Zierrath, Tapeten und der- 
gleichen angebracht wurde. — Das interessante- 
ste was mir von Pflanzen zwischen Isola und Pi- 
rano vorkam, war Allium roseum in grofser Men- 
ge. Arnopogon Dalechampii, Coronilla securidaca, 
Coronilla eretica, Rhagadiolus stellatus, Scorpiurus 
suhuill sa, Aparsta Tergestina Hoppe, Ophrys spe 
eulum Bertel,, Hellebarine Lingua, Vicia peregri- 
na etc. Von Tirano machten wir dann in einem 
Boote die Fahrt über den Meerbusen, welcher den 
geraden Weg nach Salvore unterbricht, stiegen im 
Punta -Canegra ans Land, und fingen an, die näch- 
sten Umgebungen bis zum Leuchtthurm von Sal- 
vore, einer wegen dieses, der andre wegen jenes 
Gegenstandes zu durchstreifen. Hier verändert 
sich schnell die Gegend, denn der Boden ist 


517 


nicht mehr hügelig, die Steine sind nicht mehr 
Sandsteine, auch die Schichten nicht mehr Mer. 
gel, wie man sie von Triest bis Pirano findet, 
weiche Gegend von mir bügelig genannt wird, 
sondern eine schr schöne Ebene, obgleich etwas 
unregelmäfsig, deren Höhe über der Neeresiläche 
4 — 6 bis 8 Klafter beträgt. 

Das Gestein ist viel weisser, dichter, keine 
Kiesel mehr enthaltend, sondern reiner kohlen- 
saurer Kalk. Die Erde ist röther, mehr Eisen- 
oxyd -haltig. Die Pflanzen ebenfalls verschieden, 
waren: ÖOrchis rubra in sehr grolser Menge, Bri- 
za marima von einer Höhe, die einen halben 
Fuls nicht überstieg, Lathyrus sphaericus, Anthe- 
mis sphacelata Mart., Fedia mizta, Fed. eriocarpa, 
Jfira earseph3 Ika, Fica bitlynica, Orchis Morio 
var. flerilus albıs, Lychnis flos euenli, Ferbascum 
phoeni cum, Verb. sinuatum, wiewohl nicht in der 
Blüthe, Orobanche eruenta Bertol,. Zazintha verru- 
cosa, Plillyrea media, Querens Iler, Pistacia Tere- 
binihus, Smilaz aspera, Usnosurus echinatus und 
verschiedene andere. 

Angelangt beim Leuchtthurm wurde dieser 
von uns so viel als möglich in Betrachtung ge- 
nommen. Derselbe steht auf einer Landzunge 
beiläuffg ı0 Stunden von Triest entfernt; er 
wurde nach dem Modell des Livorneser erbauet, 
im Jahre 1817 angefangen, und am ı7. April 1818 
zun erstenmal beleuchtet. Die Beleuchtung ge- 
schah anfänglich mit Gas, welches aus Steinkoh- 


518 


len, die sich in Istrien auf dem Gebiete von Al- 
bona befinden, in einer eigends dazu am Fulse 
des Leuchtthurmes errichteten Werkstätte erzeugt 
wurde. Später wurde Olivenöhl anstatt des Ga- 
ses angewandt, welches man für besser befunden 
hat. Das Gebäude ist ganz von Stein, und stellt 
eine Säule vor, welche auf einem viereckigen 
Fufsgestelle ruhet. Auf einer innerhalb angebrach- 
ten Windeltreppe steigt man zur Gallerie hinauf 
wo sich die Laterne befindet, die achteckigt ist 
und ı2 Fufs im Durchmesser und ı4 Fufs Höhe 
bat. Der Lichtpanet selbst ist 106 Wiener Fuls 
über der Meeresfläche erhaben; ein eisernes Ge- 
länder umgibt die Laterne, um sicher um dieselbe 
berumgehen zu können, und ein daran befestig- 
ter Arm trägt an einem Seile gewisse Zeichen, 
wit denen man die Zahl der sich nähernden nach 
Triest bestimmten Schiffe anzeigt. Der Thurm 
sammt der Laterne erhebt sich ı22 Wiener Fuls 
über die Meeresfläche, und ist mit einem Blitzab- 
leiter versehen. Ueber dem Eingange steht fol- 
gende Inschrift: Cursibus navigantinm nocturnis 
dirigendis. Franciscus I. E.T 1818, 

Von dem Leuchtthurm von Salvore giengen 
wir nach Umago, einem kleinen Orte etwa zwei 
Stunden von ersterem entfernt und übernachteten 
daselbst, 

Am folgenden Morgen nahmen wir den Weg 
nach Cittanova (Emona der Alten), eine kleine 
bischöfliche Stadt am Meere und dem nördlichen 


519 


Ufer des Flufses Quieto gelegen, beiläufig. drei 
Stunden von Umago entfernt. Von Cittanova 
überfuhren wir in einem Boote den Meeresarm 
und befanden uns am gegenseitigen Ufer, worauf 
wir nach Umgehung eines kleinen Busens in Pa- 
renzo anlangten. Der Wald vom entgegengesetz- 
ten Ufer, von Cittanova nämlich, war niedriger, 
und lie[s so zu sagen den Eingang in das südliche 
Istrien erblicken, denn das ganze Gebüsch war 
dichtbewachsen mit Phyllirea, Pistacia Terebinthus 
und Lentiscus, Quercus Ilex, Arbutus Unedo, ge- 
mischt mit Cistus salvifolius, Cist, oleaefolius Mill., 
darunter zerstreut zeichnete sich besonders Spar- 
lium junceum durch Schönheit und Menge der 
Blüthen aus, Rubia peregrina, Smilax aspera und 
Lonicera etrusca, deren Blätter, mehr lederartig 
als der bei Triest wachsenden, waren auf und 
zwischen den Zweigen der benannten Gesträuche 
ghirlandenartig hin und her gezogen und mach- 
ten den Wald beinahe undurchdringlich. Eu- 
phorbia Paralias, wiewohl noch nicht in der Blü- 
the, bedeckte mit einem schönen Grün das salzige 
Ufer. Ornithogalum comosum, Ornith. foliorun 
marginibus eilialis relrorsum scabhris, Zazintha verru- 
cosa, Hyoseris tubaeformis Tenor., Anthemis spha- 
celata, Galium parisiense waren hier reichlich aus- 
gestreut, wie auch auf den Feldern unter der 
Saat Caucalis latifolia, Bupleurum rotundifolium, 
Bupl. subovatum, Anchusa paniculata, verschiedene 
Vicien, als: Picia kybrida, Vic, pannonica, grandi- 


520 


fiora, sordida, peregrina, saliva cum pl. varietatib. 
hirta Balb. u. a. m. In Parenzo (eine schr alte 
bischöfliche Stadt am Meere nicht weit von Ro- 
vigno; deren Kirche viele Gegenstände für Lieb-, 
haber der Alterthumskunde besitzt,) übernachte- 
ten wir, und durchliefen am Morgen die nahe In- 
sel San Niccolo, wo ich Euphorbia caespitosa Te- 
nore, Plumbago europaea, jedoch ohne Blüthe, 
Laurus nobilis, auf deren gefallenen Blättern sich 
ein schönes Caeoma befand, Atropa physalodes, Cen- 
thranthus ruber, Pisum maritimum, Lotus Cytisoides, 
Lot. corniculatus, Lot. ciliatus Tenor,, Lathyrus 
Aphaca, Cistus incanus u. s. w. sammelte. Ich 
nahm die alten Mauern dieser Stadt in Augen- 
schein, von denen man behauptet, dals Cappa- 
ris spinosa darauf wachse, konnte aber auf dem 
kleinen Theil, den ich davon beobachtete, nichts 
dergleichen bemerken, wohl aber statt dessen 4n- 
ürrhinum majus mit einer Varietät mit weissen 
Blumen, Cheiranthus Cheiri, und Cheir. incanus. 
Unsere nächste Weiterreise geschah auf dem 
Meere bis vor dem Canal von Leme vorbei und 
zwar erst nach dem Mitlagessen, denn die Hitze 
war ausserordentlich, das Thermometer nach R. 
zeigte 20 Grad im Schatten und im Sonnenschein 
353. Die Reise zu Lande von Parenzo nach Ro- 
vigno erfordert, nach der Aussage der dortigen 
Bewohner, sechs Stunden; und zwar durch sehr 
schlechte unsichere Strafsen; zu Wasser war je- 
doch die Ueberfahrt wirklich kurz. Von dem 


521 


südlichen Ufer des Canales von Leme, wo wir 
uns ausschifften, war nur eine kurze Strecke bis 
RBovigno. Gleich beim Meere fand ich Pisum 
maritimum in ziemlicher Menge, und im Weiter- 
gehen auch Lychnis flos eueuli, Silene italica, Oenan- 
the pimpinelloides, Carex divulsa, Yalantia cruciata 
von bemerkenswertber Grölse, Arum_ italicum, 
Osyris alba, Rumex Acetosella, Buphthalmum spino- 
sum, Alopecurus agrestis var. versicolor, jasminum 
officinale, Rubia peregrina, Bellis sylvestris Cyrill. 
und verschiedene andere Pflanzen. Besonders 
überrascht wurde ich, als einer meiner Gefährten, 
Hr. Dr. Waltl, mir noch ungeöffnete Blumen 
von Lilium candidum.; welche er wildwachsend 
(vielleicht von einer verstreuten Zwiebel) im Vor- 
beigehen gefunden hatte, mittheilte, 

Etwas weiter trafen wir in einen kleinen 
Teich, der, nach der Aussage der dortigen Be- 
wohner, dals ganze Jahr hindurch Wasser hat, 
Polygonum amphibium a, emersum Mich., Pota- 
mogetones, Myriophyllum spicatum, Galium uli- 
ginosum, Poa fluitans, Junci ete. aber ausser- 
dem war seine Oberfläche mit einer Alge be- 
deckt, welche man zu den Nostochinae Agardh, 
Syst. Alg. Lund, ı824, rechnen mufs, und zwar zum 
genus Chaetophora, die ich unterdessen Chaetoph. 
ascitiformis nenne, Ihre Diagnosis ist: Frons 
globoso - utriculosa, papaveris seminis magnitudi- 
ne, hyalina, laete viridis, basi haemisphaerica, eu- 
perficie fere plana, annulo verrucoso viridiori co- 


522 i 


‘ronata, papillo centrico terminata, substantia ge- 
latinosa fareta Oceurit fluitans in superficie aquae, 
larga. manu diffusa, in stagno prope Arupenum, 
vulgo Lago de Ran. — Quandoque reperitur utri- 
-cula.bina unum alicujus majorem adhaerentia (for- 
tasse #ta propagatio), facillime separanda.— Sie- 
‚eata. chartae non adhaeret, tingit ipsa vero viri- 
-de - luteoli coloris. 

‘ Da am nächstfolgenden Morgen nach unserer 
Ankunft in Rovigno regnerisches WVetter war, so 
mulsten wir unsere Excursionen auf die nächsten 
Umgebungen beschränken und entschlossen uns da- 
her die Insel Santa Catterina zu durchwandern, auf 
der ich folgende Pflanzen fand: Herniaria cinerea, 
Euphorbia caespitosa Tenore in Menge, Erodium 
Malacoides, Cistus incanus, Asphodelus ramosus, 
Orobanche cruenta Bertol., Hieractum bulbosum, 
Tribulus terrestris, Ruta bracteosa DeCand., Trifo- 
lium caespitosum, Trif, incarnalum, Trif. Cherleri, 
Trif. lappaceum, Trif. rubens, Trif. scabrum, Trif. 
stellatum, Lotus eytisoides, Koeleria phleoides, Beta 
marilima, Convolvulus Cantabrica, Echium puslu- 
latum Sibth, et Sm. u. m. a. 

Die Stadt Rovigno liegt zwischen Parenzo 
und Pola auf einer Landzunge, zum 'Uheil in der 
Ebene, und zum Theil am Abhange eines Tlügels, 
auf dessen Gipfel sich die Kirche der heiligen 
Eupbemia mit einem schönen Thurm, dem der 
Markuskirke in Venedig ähnlich, befindet, und hat 
von allen Städten Istriens die gröfste Bevölkerung, 


525 


nämlich ı2,000 Einwohner. Schade, dafs sich 
nur ein Wirthshaus dort befindet, welches noch 
dazu sehr schlecht ist. 

Der fortdauernde Regen zwang uns, einen 
Tag und zwei Nächte daselbt zu verweilen, dann 
aber machten wir uns, ohne auf den Regen und 
das drohende Wetter zu achten, nach Dignano auf 
den Weg. Ünterweges sammelte ich Salvia Scla- 
raea, Erodium Malacoides, Lycopsis Milleri, Scrö- 
phularia peregrina, Geranium dissectum, Centaurea 
Crpina, Crepis pulchra Linn., Lathyrus sylvaticus, 
Rhamnus infectorius, Rosa pumila, Phleum Bellardi, 
Crepis vesicaria, Linum tenuifolium, Lin. aureum, 
Vicia hirta Balb., Vie. peregrina, Vie, augustifolia, 
Lysimachia Linum stellatum, Juniperus Ozycedrus, 
Marrubium candidisimum, Malva Alcea, Paliurus 
australis, Cynoglossum cheirifolium, Onosma echioi- 
des, Poa rigida, Poa dura etc. 

Ehe wir nach Valle, anderthalb Stunden von 
Rovigno, gelangten, änderte sich das Wetter und 
wurde schön. Bei unserm kurzen Aufenthalt da- 
selbst bemerkte ich, dafs der Ort beträchtlich hö- 
her als Rovigno liegt, auf einem unmerklichen 
Hügel, welcher alle Umgebungen gegen Westen 
und Süden zu in grolser Entfernung beherrscht; 
man siehet daselbst noch ein altes Schlofs, das 
ein Eigenthum der Grafen von Castro-Pola ge- 
wesen seyn soll, der Ort ist ziemlich klein und 
wenig bevölkert. 

Am Abend begaben wir uns nach Dignano, 


524 


übernachteten daselbst und reisten am Morgen 
frühzeitig nach Pola ab. Hier liefs ich es meine 
Sorge seyn, meinen Gefährten das Merkwürdigste 
dieser Stadt, besonders die Alterthümer zu zei- 
gen, die viel Intresse für sie zu haben schienen. 
Zum botanisiren blieb mir wenig Zeit, weil wir 
Abends wieder in Dignano eintreffen mufsten 
und meine Gefährten besehlossen hatten, nach 
Triest zurück zu kehren. Meine Ausbeute an 
Pflanzen bestand jedach in: Trifolium Cherleri, 
Trif. suffocatum, T. caespitosum, T. subierraneum, 
T. tomentosum, T. incarnatum, Plantago Lagopus, 
Plantag. Coronopus, Pl. Bellardi, Cistus incunus, 
Cist. Monspeliensis, Cist, salvifolius, Cist. salicifolius, 
Vieia peregrina, Vie. narbonensis, Cynosurus au- 
reus, Phalaris canariensis, Crepis vesicaria, Ochrus 
pellida, Myagrum perfoliatum, Scrophularia pere- 
grina, Plumbago europaea, jedoch ohne Blüthen, 
Laurus nobilis, Euphrasia latifolia, Orobanche ra- 
mosa, (Quercus ruber, Querc. Ilex, Linum aureum, 
Lin, strielum, Lin, lenuifolium, Fedia mixta, La- 
gurus ovalus, Arnopogon pierotiles, Irnop. Dale- 
champi, Carduus marianus, Hyosciamus albus, Teu- 
erium flavum, Pistacia Lentiscus, Buphthalmum spi- 
nosum, Vinca major, Echium pustulatum, Rhaga- 
diolus stellatus, Hieracium bulbosum, Verbascum si- 
nuatum nicht ın der Blüthe, Origanum smyr- 
neum ebenfalls ohne Blüthen, Ophrys speculum 
Bertol., Coronilla eretica, Coron. securidaca, Cras- 
sula Magnoli, Salvia clandestina blau, roth und 


925 


weils blühend, Fumaria capreolata, Fum, acaulis 
welche nach meinen Bemerkungen das ganze Jahr 
hindurch blüht, Campanula Erinus selten, Allium 
pallens nicht in Blüthe; ich habe es aber früher 
im Juli vergangenen Jahrs blühend getroffen, und 
noch mehrere. Am Abend waren wir, wie ge- 
sagt, wieder in Dignano, und am folgenden Mor- 
gen begleitete ich meine beiden Gefährten ein 
kleines Stück Weges, um Ihnen denselben besser 
zu bezeichnen, und blieb so allein für meine spä- 


teren Beobachtungen. 
(Beschlufs folgt.) 


H. Bemerkungen 
über Paeonia offieinalis. 

Veber die Anfrage, welches die eigentliche 
Paeonia offieinalis sey und welche Arten in Deutsch- 
land wild wachsen, mögte wohl nachstehendes zu 
erwiedern hinlänglich seyn. 


Linne begriff unter seiner P. offieinalis nicht 
weniger als 4 Arten, ungeachtet die ältern Bota- 
niker solche schon genau gekannt und auseinan- 
der gesetzt, und namentlich Lobel in verschie- 
denen Werken kenntliche Abbildungen davon ge- 
liefert hatten. Die P. offieinalis var. &. Linnei 
enthielt, wie Tausch recht gut auseinander ge- 
setzt hat, 3 Arten, und seine var. £. ist Paeonia 
corallina Retz. Wir müssen daher fast ganz ab- 
gesehen von Linne& die Arten so annehmen, wie 
sie schon die ältern Botaniker vor ihm, dann Re- 


526 


tzius und neuerlichst Tausch dargestellt haben, 
‚welches im Folgenden besteht: 

P. corallina Reiz. P, mas, vet. bot, et Lobel 
OÖbs. 390. 2 

Diese Art hat fingerlange büschelförmig bei- 
sammenstehende VVurzeln, die jedoch an der Spi- 
tze in einen einzigen Wurzelkopf vereinigt sind, 
und solchergestalt nur eine einzige ästige oder 
büschelförmige Wurzel darstellen. Dann ist diese 
Pflanze noch durch ihre Blättehen sehr ausge- 
zeichnet, die den Blättern von Menyanthes trifo- 
liata gleichend, völlig glatt, sehr breit eyförmig 
und ungetheilt sind, so dals oft selbst die End. 
fieder des zusammengesetzten Blatts drei ganze 
Blättchen, oder doch mindestens nur ein tief 
dreitheiliges Blatt darstellt. 

Von dieser Art sind neuerlichst verschiedene 
Standorte in Deutschland bekannt geworden, Sie 
wächst nach Dolliner, Welwitsch und v. 
Martens auf dem Nanas im Krain, nach Biaso- 
letto in der Grube Rutte bei Triest, und auch 
die bei Reichenhall von Hrn. v. Braune gefun- 
dene Art ist die unbezweifelte P. corallina. In 
unseren Gärten kommt diese Art gewöhnlich mit 
einfachen rosenfärbigen Blumen vor. In Black- 
well’s Herbarjum ist Tab. 245. diese P, coral- 
lina sehr kenntlich mit einfachen rothen Blumen 
als P. officinalis abgebildet. 

Die ate Art ist P, officinalis Retzii, Tausch, 
DeCand., Gaud., und wenn man will, auch Lin- 


527 


ndi, dann P. foemina der alten Botaniker und 
Lobell, c. 389. 

Die zahlreichen Wurzeln dieser Art sind 
fingerlang und hängen durch dünnere Fäden 
gleichsam kettenartig an einander. Die Blätichen 
sind viel schmäler als an der vorigen Art, eyför- 
mig-länglich, und das Endblättchen ist immer 
mehr oder weniger lappenförmig getheilt, und 
die untere Seite etwas behaart. In Sterler's 
und Mayerhofer’s Medicinalpflanzen ist diese 
Art Tab. 29. doch ohne Wurzel, abgebildet. 

Die Ste Art ist P. promiseua Tausch und der 
ältern Botaniker ; Lobel 390 fig. dextra, dann 
P. peregrina DeC. Bei dieser sind die einzelnen 
Wurzeln auch kettenartig verbunden, wie an der 
vorigen, aber sie sind kürzer und dicker, oder 
wie einige Botaniker bemerken , steckrüben. 
artig. Die Blätter sind noch etwas schmäler als 
an der vorigen Art, länglich- lanzettlich, dann 
noch mehr getheilt, so dafs nicht nur das End — 
sondern auch die Seitenblättchen mebr oder we- 
niger als gelappt erscheinen. Die untere Seite 
ist behaart. 

Diese beiden Arten wachsen bei Triest stel- 
lenweise beisammen und zwar häufig vor und im 
Walde von Lippiza an steinigt - buschichten Orten. 

Die 4te Art P. festiva Tausch, P. foem, poly- 
anthos Lobel 391, ist die in Blackwell Herb. 
Tab. 65. als P. officinalis plena abgebildete in al- 
len unsern Gärten gefüllt vorkommende soge- 


523 


nannte Pfingstrose und bedarf keiner weitern Er- 
Örterung,, 

Von dieser letztern Pflanze mögen nun wohl 
immerhin Flores et Radices Paeoniae, die Semina 
aber von einer der vorhergehenden Arten, oder 
wie solche im Handel vorkommen, zum offici- 
nellen Gebrauch genommen werden. 

Vebrigens darf man sich wohl wahrlich dar- 
über nicht verwundern dafs Linn& diese ver- 
schiedenen Pflanzen als Varietäten betrachtet hat, 
denn ihre progressiven Verbindungen. sind augen- 
scheinlich. An Paeonia corallina mit glatten, fla- 
chen, ungetheilten, eyförmigen Blättchen schliefst 
sich P. festiva mit ähnlichen etwas schmälern 
und etwas getheilten Blättchen an. Dieser zu- 
nächst folgt P. offieinalis mit etwas behaarten 
und etwas längeren und schmälern Blättchen, die 
endlich bei P. promiscua in stärker behaarten 
und mehr geschlitzten noch schmäleren Blättchen 
übergeht. Doch dürften in der That die Wur- 
zeln mehr für ihre Verschiedenheiten entschei- 
den, als die Blätter. 

An diese aufgezählten 4 Arten mögen sıch 
unbedenklich die neuerlichst erwähnte Paeonia 
commutata FFender. in Fl. 1829. Ergbl. $. 29. 
dann Paeonia comunis Dierb. und P, banalica Ro- 
chel so lange anschliefsen, bis durch Darstellung 
der Beschaffenheit ihrer Wurzeln und Blätter, 


ihre specifischen Verschiedenheiten begründet 
seyn werden. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 534. Regensburg, am 14. Sept. 1829. 


1. Bericht über eine Reise durch Istrien; von Hrn. 
Dr. Biasoletto in Triest. 
(Beschlufs. ) 


Dignano (Adignanum) ist eine Stadt, gele- 
gen auf einer mälsigen Anhöhe, drei Stunden süd- 
lich von Rovigno und anderthalb Stunden nörd- 
lich von Pola, mit beiläufig ıı00 Häuser und 5 
bis 6 tausend Einwohner. Es befanden sich darin 
2 Klöster, welche unter der vorigen Regierung 
zu Militairspitälern eingerichtet waren. 

Bevor ich Dignano verliefs, war mir daran 
gelegen, die Inseln von Brioni zu besuchen, zu 
denen ich durch Fasana, einen kleinen Ort am 
Meere, anderthalb Stunden westlich von Dignano, 
passiren mufste, von wo man in einer kleinen 
Stunde die Ueberfahrt macht. Der Inseln von 
Brioni sind viele; die gröfste davon führt den 
Namen: lo Scoglio grande (der grolse Felsen); 
eine andre nahe dabei gelegene, welche Minore 
heifst, enthält den Steinbruch, aus welchem die 
Venezianer das Material zum gröfsten Theil ihrer 
prächtigen Gebäude holten; die übrigen sind klein, 


Li 


550 


und sämmtlich westlich von den obengenannten 
gelegen. Heine von ihnen ist bewohnt, doch be- 
finden sich immer Arbeiter, meistens aus Dignano 
darauf, um Steine zu sprengen, Holz zu schaei- 
den, die Felder zu bearbeiten und Schafe und 
Rindvieh zu hüten. Lo scoglio grande hat ein 
Wirthshaus, wo man guten Wein und andere Er- 
frischungen bekommt, für einige Personen sind 
auch Betten zum übernachten vorhanden. Unter 
den Pflanzen, welche ich bei dieser Gelegenheit 
fand, war besonders ein auf dem VWVege von Di- 
gnano nach Fasana angetroffenes Echium, welches 
ich für neu hielt und defshalb sogleich nachfol- 
gende Beschreibung machte. Freund Mayer von 
Treviso, welcher dasselbe bei seiner Durchreise 
durch Triest bei mir sah, erklärte es ebenfalis 
für neu, schrieb mir aber später von Treviso, 
dafs er es unter den letzten noch nicht heraus- 
gegebenen in Sicilien gesammelten Pflanzen von 
Gussone aus Palermo, unter dem Namen Echium 
littorale erhalten habe. Hier folgt die Beschrei- 
bung: Radix simplex, fusiformis, spiraliter con- 
torta, lignosa. Caulis bipollicaris et ultra, teres, 
pilosus, pilis adpressis hirtis. Folia ima spatula- 
ta, eliquantulum carinata, in roseolam disposita, 
hirsuta, margine revoluta; caulina lincaria, oppo- 
sita, semiamplexantia. Flores axillares, sessile® 
terminales, in spica dispositi, Calyx quinquefi- 
dus: foliolis calycinis cordatis, acutis, pilis lon- 
gioribus hirtis suffultis. Corolla minima, tubulata, 


551 


apici campanulata, calyci inclusa, fere exserta, 
cinnamomea. Semina 4 cordata, gibboso - carinata, 
rugosa. — Habitat in pascuis siceis agri Adigna- 
nensis, erga pagum Fasana. Floret Majo. Ferner 
fand ich: Fedia mixia, Fed. eriocarpa, Fed. olito- 
ria, Caucalis purpurea Tenor., Phalaris canarien- 
sis, Papaver Argemone, Ixia Bulbocodium mit rei- 
fen Samen, Milium paradoxum, Hesperis verna 
schon verblüht, Antirrkinum chalepense, Ani. mi- 
nus, Ant. pelisserianum, Ononis Cherleri, Trigonella 
monspeliaca, Plantago Bellardi, Plant. Coronopus, 
Erica arborea, Arlbutus Unedo, Myrtus communis 
noch nicht in der Blüthe, Cisius salvifolius, C. 
Monspeliensis, C. salicifolius et incanus, Lamium 
purpureum, Sparlium junceum, Anthyllis vulnera-" 
ria florib. purpureis, Lathyrus Aphaca, Scorpiurus 
sulvillosa, Örnithopus scorpioides, Orchis rubra Jacy. 
Coronilla erelica, Cor. securidaca, Lotus hirsutus, 
Lot, eiliatus Ten., Doryenium herbaceum var. suf- 
fruticosum, Sileritis romana, Crassula Magnolit, 
Rhamnus Alaternus, Silene italica, Narcissus Tazella 
verblübet, Laurus nobilis häufig zerstreut, Aspho- 
delus ramosus, Carex Linkii in Samen, Carex di- 
vulsa, Phleum echinatum, Lonicera etrusca foliis 
eoriaceis; an Lonic. balearica DeCand.? Rubia pe- 
regrina, Fiburnum Tinus, Ervum nigricans, Erv. 
tetraspermum, Poa dura, Trifolium lappaceum, T. 
stellatum, T, scabrum, T. incarnatum, T, lenuiflo- 
rum, an novum, T. angustifolium, T. Cherleri, T. 
subterraneum, T. suffocatum, T. prostratum Biasol. 


L12 


582 


in Episto. — Tr. Biasolettii Steud, et Hochst, 
Obwohl diese achtungswerthen Ilerren im ersten 
Bande dieser Flora vom Jahre ı827 dieses letz- 
tere Trifolium schon beschrieben haben, so wage 
ich doch, hier meine gegenwärtigen Beobachtun- 
gen aufzustellen, welche sind: Caulis prostratus 
radicans, stolonem emittens quandoque abortivum, 
ad cujus basim pedunculas exiit longior, axillaris, 
ante inflorescentiam procumbens, postea vero ar- 
cuato-erectus, pilosus, pilis patentibus, sub ca- 
pitulo horizontalibus. Flores haemisphaerico - ca- 
pitati, amoene rosei. Calycis dentes inaequales, su- 
periores 2. reliquis majores, virides. Stipulae 
membranaceae, pellucidae, caulem involventes, ari- 
sta viridi subulata terminatae. Foliola cunei- 
formi-cordata ad medium serrulata ; petioli ut 
in peduncalis pilosi. Legumen trispermum. Majo 
floret. — Habitat in graminosis, pascuis siccis. 
Dieses Trifolium kam mir zum erstenmal auf 
der Insel Brioni vor, später in agro Adignanensi, 
nun in der Nähe von Pola und südlich von die- 
ser Stadt, nämlich gegen Sissano, Madolino und 
Promontore in grofser Menge. Sonderbar ist es bei 
dieser Pflanze, dafs sie an der, dem Ausläufer ent- 
gegengesetzten Seite niemals blühet, und innmer wie 
abgebissen ist, so dafs sie zu wandern scheint, in- 
dem der Ausläufer das darauf folgende Jahr Wur- 
zeln schlägt, und der übrige 'Iheil bis zu einem 


gewissen Punkt abstirbt, und wie abgebissen zu- 
rückbleibt. i 


555 


Am folgenden Tage besichtigte ich die süd- 
lichen und westlichen Umgebungen von Dignano 
und fand daselhst: MMilium paradoxum, Euphorbia 
exigua? unter Gesträuche in sehr kleinen Exem- 
plaren, von a— 3 Zoll, nicht höher und mit pur- 
purrotber Blüthe, Euph. peploides Gouan., Gla- 
diolus communis, Antirrhinum pelisserianum, Trifo- 
lum subterraneum, Anemone stellata DeCand. und 
Cyclamen hederaefolium verblühet. Ferner Trifo- 
lium incarnatum, Trif. suffocatum, Lathyrus sphae- 
rieus, Lathyr. setifolius et inconspieuus, Tordylium 
apulum, Scorzonera octangularıs, Scorz. laciniata, 
Hanunculus -parviflorus, Ran. muricatus, Hyoscia- 
mus albus, Nigella damascena, Hordeum bulbosum, 
Secale villosum, Caucalis latifolia, Cauc. nodosa, 
Cauc, daucoides, Hypochaeris minima, Salvia clan- 
destina, Lotus hirsutus, Phillyraca latifolia, Phil. 
media, Erica arborea, Juniperus Oxycedrus cum 
ejusdem Gymnosporangto, Plantago hungarica Wald. 
et Kit,, Osyris alba, Sesleria elongata, Danthonia 
provincialis, Fioeleria phleoides cum varietate nana 
Herbar. Biasolettii, welche ganz gleich mit der 
Avena neglecta Steud. et Hochst. Union. iinerar, zu 
seyn scheint, Crepis nemauensis, Cr, pulchra, Cr. 
vesicaria, Cr. lacera Tenor., Lysimachia Linum 
stellatum, Kicia peregrina, P. hirta Balb., V. la- 
thyroides, V, Ervilia, Smilax aspera, Apargia tu- 
berosa, Tribulus terrestris, Alchemilla Aphanes, Bel- 
lis sylvestris Cyrill,, Myosotis versicolor, Juneus — ? 
videtur fortiter novum, Bunias Erucago, Oroban- 


554 


che ramosa, Rhamnus infectorius, Bupleurum sul- 
ovatum, Bupl. rotundifolium, Medicago maculata, 
Med. minima, Dianthus prolifer, Silene italica, Acer 
monspessulanum, Geranium lueidum, Astragalus 
hamosus, Erythraea lutea, Carex Schreberi, Ophrys 
speculum Bertol., Crassula Magnoli, Saxifraga tri- 
dactylites, Vaillantia muralis, Hesperis verna ver- 
blühet, Centaurea Erupina, Hyoseris tubaeformis 
Tenor., Rhagadiolus stellatus, Rhag. edulis, Euphra- 
sia latifolia, Momordica Elaterum, Melissa offei- 
nalıs, Acanthus mollis, Celtis australis; Tamus com- 
munis. Monerma subulata, Psilurus nardoides, Ga- 
lium parisiense, Bromus fasciculatus Moretti, dem 
Bromus Plukeneti nahe verwandt. Auf dieser 
Excursion wurde ich von einem Gewitter über- 
rascht, welches sich in einen starken Regen 
verwandelte, der meinen fernern Nachforschun- 
gen Einhalt that und mich so mit Gnaden über- 
häufte, dafs ich gänzlich durchnäfst wurde, Ich 
kehrte zurück nach Dignano und konnte erst 
zwei Tage darnach eine andere Excursion unter- 
nchmen, welche mich in die Nähe von Promon- 
tore, Medolino, Sissano, sämmtlich kleine Dörfer 
auf dem südlichen Theile der Halbinsel gelegen, 
führte, hier fand ich Lathyrus Nissolia, Lat. Ci- 
cera, Silene gallica, Lupinus varius, Scleranthus an- 
nuus, Dianthus prolifer, Arenaria graminifolia, Ro- 
sa pumila, R. sempervirens, Spergula nodosa, An- 
ürrhinum pelisserianum, Erythraea lutea, Trifolium 
caespitosum, Tr. Cherleri, Festuca bromoides, Fest. 


935 


eiliata, Galium — ? dem parisiense sehr nahe, An- 
chusa paniculata, Anch. linctoria, Ononis Cherleri, 
Bupleurum Odontites oder eine andere Species; 
seine Grölse betrug nur ein bis höchstens zwei 
Zoll, war jedoch in Menge verbreitet, Lithosper- 
mum apulum, Onosma echioildes, Orobanche minor, 
Sisymbrium lippizense u. s. w. Als ich die be- 
nannten Umgebungen durchlaufen hatte, reiste ich 
von Dignano ab, in der Richtung nach Barbana, 
einem kleinen Orte östlich von Dignano, ohnge- 
fähr drei und eine halbe Stunde davon entfernt, 
am Flufse Arsa, mit einem Schlofse. Auf. dem 
Wege dahin fand ich verschiedene schon früher 
benannte Pflanzen und ausserdem Erysimum vir- 
gatum, eine Ficia, welche ich für neu hielt, und 
die derjenigen sehr nahe kommt, welche ich von 
der Reisegesellschaft in Elslingen bekommen ha- 
be, von Hın. Fleischer in der Levante gesam- 
melt und die von den Herren Dr, Steudel und 
Hochstetter Vicia Fleischeri genannt worden ist, 
mit dem einzigen Unterschiede, dafs sie ein merk- 
lich gröfseres Ansehen, besonders der Blumen 
und Blätter hat. Auch Yicia cassubica und poly- 
phylla fand ich zugleich daselbst. Von Barbana 
gieng ich nach Albona, wo ich übernachtete. 
Dieser Ort liegt auf einer Anhöhe, die eine Fort- 
setzung der Kette unsers Barstgebirges ist, wel- 
che bald darauf gegen Mittag vom Meere abge- 
schnitten wird. Gegen Morgen liegt der Meerbu- 
sen von Quarnaro, und gegen Abend der Canal 


556 


des Flusses Arsa; die Stadt ist mit Mauern um. 
geben, bat etwa ı000 Einwohner, und liegt unter 
dem 44° 3° 20° der Breite, und 11° 47‘ 50“ der 
Länge. Von Albona gieng ich nach Cepich, 'ei- 
nem kleinen Dorfe am Fulse des Monte Maggiore 
und am westlichen Ufer des Jerero- oder Cepich- 
Sees. Dieser hat ohngefähr zwei Meilen im Um- 
fang, wiewohl nicht zu allen Jahreszeiten, denn 
im Winter wird er durch häufigen Regen brei- 
ter und sein Wasser ergielst sich oft in den Arsar 
Flufs, der es dann bei Barbana dem Mrere zu- 
führt. Einen schönen Anblick gewährte hier 
Nymphaea alba, verschiedene Potamogetones, My- 
riophyllum, Genista virgata? Sträucher von mehr 
als Manneshöhe bildend, Punica Granatum, Ruscus 
aculeatus, Butomus umbellatus, Celtis australis, dlis- 
ma ranunculoides, Ornithogalum narbonnense. Ina 
Cepich verweilte ich einige Augenblicke, um aus- 
zuruhen, befreiete mich zugleich von einem lä- 
stigen Gefährten, dem Durst, und entschlols mich 
dann, von dieser Seite den Berg zu ersteigen 
und dann in einem der wenigen Häuser, Pilati 
genannt, zu übernachten, Das Hinaufsteigen dauer- 
te ohngefähr drei Stunden, auf einem sehr wenig 
betretenen Fufssteige, die Tageszeit, 114 Uhr Vor- 
mittags, war eine der beschwerlichsten, wegen der 
ausserordentlichen Hitze; das Tbermometer zeig- 
te am Fulse des Berges 23° R. im Schatten. Der 
Aufgang, obgleich reichlich mit Salvia offieinalis 
besäet, welche einen grofsen ganz unfruchtbaren 


357 


Theil der westlichen Seite des Berges bedeckte, 
und mit seinem Geruche die Atmosphäre erfüllte, 
war für mich äussert mühsam, da ich nicht einen 
Tropfen Wasser in dieser Gegend fand, und erst 
bei meiner Ankunft in Pilati mich dieser Angst 
entledigen und im Schatten einer Eiche oder Bu- 
che meine verlohrnen Kräfte gröfstentheils wie- 
der sammeln konnte. Pilati ist ein kleines Dorf, 
von wenigen zerstreuten Häusern, mit Mahl- und 
Walk. Mühlen verschen, von denen es grölsten- 
theils seine Einkünfte zu beziehen scheint, und 
welche durch viele kleine Wasserstrahlen in ei- 
ner 6 — 7 Zoll breiten Rinne in Bewegung ge- 
setzt werden. Hier fand ich, wie gesagt, Nacht- 
quartier, hinreichend gut, für einen so abgele- 
genen Ort, und auch ein diskretes Nachtmal. 
Anı nächsten Morgen ertstieg ich die höchste Spi- 
tze des Berges und verweilte, um die Aussicht zu 
geniefsen, unter dem trigonometrischen Signale. 
Hier rief ich mir mit Vergnügen die frohen Au- 
genblicke ins Gedächtnils zurück, welche ich mit 
dem hochverdienten Hrn. Geheimerath Grafen von 
Sternberg und den Pfarrer von Galignano, Co- 
rinaldi, hier vor 2 Jahren zubrachte und wo einige 
Züge herrlichen Liqueur’s, auf das Wohl aller Bota- 
niker, welche den Gipfel dieses Berges erreichen 
würden, getrunken wurden. Eine reine Atmosphäre 
vermehrte das Angenehme der schönen Aussicht, 
die sich in weiter Ferne verlohr. Die Höhe die- 
ser Stelle mit den Barometer gemessen, habe ich 


558 


4323 Wiener Fuls gefunden, 87 Fufs verschieden 
nach trigonometrischer Messung, von Hrn. Gene- 
ral Baron von Welden angegeben; die Tempe- 
ratur war ı4° BR. Der Rücken der höchsten Stel- 
le dieses Berges ist sehr schmal, so dals 2 Per- 
sonen nur mit Mühe neben einander gehen könn- 
ten, ohne Gefahr zu laufen, in den Abgrund zu 
stürzen, den sie auf der westlichen Seite vor sich 
haben. Der südliche obere Theil des Berges ist 
ganz unfruchtbar, die entgegengesetzte aber dicht 
mit Buchen (Fagus sylvatica) besetzt. Die Pflan- 
zen welche sich mir hier darbothen, sind: Rosa 
spinosissima, Rosa genlilis Sternb. vollkommen in 
der Blüthe; die Rosa affınis Sternb. suchte ich 
vergebens, so viele Mühe ich mir auch gab, sie 
aufzufinden und auch keine andre Rosa, ausser 
den zwei ersteren, kamen mir zu Gesicht; Senecio 
Scopolii von einer gröfseren Höhe als dem bei 
Triest befindlichen und oft auch mit ästigen Sten- 
gel; Primula Columnae, — suaveolens Bertol., Are 
naria irinervia, Stellaria nemorum, Cerastium_ al- 
pinum, Dentaria Lulbifera, Anihriseus Jumarioides, 
Paeonia officinalis, Asphodelus albus, Pediecularis fe- 
liosa, Oxalis Acetosella, Turritis alpina, Senecio ru- 
pestris, Myosotis alpina, Ranunculus aconilifolius, 
Ran. lanuginosus, Ran. montanus, Fumaria Capnoi- 
des, Peltaria alliacea, Epilobium alpinum, Melissa 
grandiflora, Melittis Melissophylum, Saxifraga re- 
panda, Cheiranthus taraxacifolius? Die Diagnosis 
davon ist: Madix exilis simplex. Caulis erectus, 
pedalis, teres, pube tripartita scaber. Folia in- 


539 
feriora petiolata, bipolicaria, inciso - dentata: den- 
tibus lobisve utrinque 4— 6 acutis, media basi 
tantum subattennata, summa sessilia, oblonga, den- 
tata, omnia pube tripartita scabra. Racemus ter. 
minalis 10—ı2 -florus et plures, ebracteatus. Pe- 
dicelli sesquilineam longi et ultra. Calyx clausus, 
basi bigibbus, apice purpureo - fuscus. Flores ut 
in Cheirantho ochroleuco. Siliquae rectae, gla- 
berrimae, rigidae, bipollicares stigmate obtuso, 
biglanduloso terminatae, angustae, subtetragonae. 

Differt a Malcolmia tarazacıfolia DeC. system. 
nat.: statura caulis, foliorum etc. majora, foliis 
eaulinis dentatis, calyce colorato, stigmateque ob- 
tuso biglanduloso; ferner Chrysosplenium alterni- 
folium, Sesleria tenuifoha, Globularia cordifolia, 
Orchis viridis, Orch, variegata, Lilium bulbiferum, 
Plantago capitata Hop. et Hornsch. u. s. w. 

Nachdem ich die fünf Gipfel des Berges über- 
stiegen hatte, war ich wohl froh, bei dem Brun- 
nen ausruhen zu können, welchen der Kaiser Jo- 
seph II. glorreichens Andenkens, auf einer Höhe 
von 255ı Wien. Fufs, bauen liefs, als die Strafse 
über den Berg gemacht wurde, die Istrien mit 
Croatien verbindet. 

Gestört in meiner kurzen Ruhe von einem 
drohenden Gewitter, welches in ziemlicher Ent- 
fernung heranzog, und sich dem Berg näherte, 
stieg ich auf abhängigen Wegen hinunter und be- 
fand mich bald in dem Dorfe Vragna, welches an 
einem hervorstehenden Sıä@ke des Berges liegt; 
von da gieng ich nach Dolegnavaz und verfolgte 


540 


den Weg über Lupoglavo (Marenfels) zum Schlos- 
se von Rozzo immer auf der rechten Seite von 
der Bergkette des Karst gedeckt, welche mit dem 
Monte Maggiore zusammenhängt, und erreichte 
gegen Abend Pinguenta, wo ich übernachtete. 
Nichts interessantes traf ich auf dieser Strecke 
an und beschäftigte mich nur mit Barometer - Be- 
obachtungen. Einige Versteinerungen war das 
einzige, was mir hier vorkam, die ich mit vieler 
Sorgfalt aufbewahrte, um sie zu denen zu legen, 
die ich schon besitze und sie vielleicht einmal 
bekannt zu machen, FPinguente liegt auf einem 
steilen Berge, dessen Höhe 3gı W.F. beträgt, und 
ist mit einer alten Mauer umgeben. Olhnweit von 
dem Abhang des Berges hat der Flufs (uieto sei- 
nen Ursprung, welcher durch den Wald von Mon- 
tona zum Meere läuft. Die Bevölkerung beträgt 
beiläufig 700 Seelen, ist etwa eine Stunde von So- 
vignaco, wo die Vitriol- und Alaun - Bergwerke 
sind, und anderthalb Stunden von der San Ste- 
fano warmen (uelle, im Thale von Montana, ent- 
fernt. Der Reisende findet hier eine diskrete 
Herberge und genielst einer gesunden Luft und 
besonders anziehende Umgebungen, denn rings- 
umher breiten sich bebante Felder, fruchtbare 
Weingärten und grüne Wiesen abwechselnd auf 
den Bergabhängen aus. 

Am Fufse des Berges, auf welchem der Ort 
liegt, fand ich Punica Granatum , Symphytum 
Schimperi und andere bekannte Pflanzen. Ich 
verfolgte meinen Weg immer an der Seite der 


5A 


Bergkette, welche die Verbindung mit dem Karst 
bildet, bei Cernizza und Suerga vorbei, nach Co- 
vedo. Hier hielt mich regnerisches Wetter auf, 
erlaubte mir jedoch bald über Cernical und Gra- 
bovizza weiter zu gehen. In Ospo besuchte ich 
die Grotte, und fand am Rande derselben Fuma- 
ria Capnoides, die sowohl im Winter als im Som- 
mer blühet, denn noch am 23. December und 
dann im Februar fand ich sie blühend. Hier traf 
ich auch Malva Alcea, Milium multiflorum, Digi- 
talis ferruginea, die aber noch nicht blühete, 
Sculellaria galerieulata, Iris floreniina und einige 
andere an, 

Von Öspo gelangte ich darauf in 3 Stunden 
nach Triest, von wo ich achtzehn Tage lang ab- 
wesend war und in dieser Zeit ganz Istrien 
durchlaufen haite, 

Hier habe ich nur die Phanerogamen er- 
wähnt, obwohl in Ermangelung an Büchern viele 
einstweilen noch unbestimmt blieben. Ueber die 
Crypiogamen aber, besonders die Algen, werde 
ich bei einer andern Gelegenheit Nachricht ge- 


ben, da ihre Zahl ziemlich grofs ist. 
Dr. Biasoletto. 


IL Nuchträge und Bemerkungen zur Enumceralio 
plantarum, auctoreSteudel et Hochstetter; 
von lirn. Dolliner Chirurgiae Magister in 
Wien. 

Corispermum purpurascens Host. Eine rothe 

\arietät des €, nitidum W. et K., welche an son- 


542 


nigen und sandigen Plätzen der Donauinseln bei 
Wien von mir im August und September ent- 
deckt und gesammelt wurde. 

Veronica austriaca L, Wird zwar in Schul- 
tes Oestr. Flora bei Wien am Linienwalle hinter 
dem Belvedere angegeben, wo sie aus dem Ho- 
stischen Garten kam; allein sie kommt sicherlich 
in Oesterreich nicht vor, aber die häufigste ist 
sie in Untersteyermark und Unterkrain an den 
Halkgebirgen der Save. “ 

Zu Epimedium alpinum L. ist als Standort 
auch Untersteyermark an den Ufern des Saveflus- 
ses, beizufügen. 

Das Echinospermum deflexum Lehm, findet 
man häufig in der Priel bei Wien. 

Chironia uliginosa W. et K. trifft man häufig 
auf nassen Wiesen bei Moosbrunn, und Plötzleins- 

dorf um Wien. 

Datura Tatula ist aus der Provinz und 
vielleicht auch aus dem Staate Oesterreichs zu 
streichen. 

Athamanta Matthioli "ulf. wächst im Rloster- 
thale und am Fufse des Schneeberges in Oe- 
sterreich. 

Bei Hemerocallis flava L. soll es heilsen an- 
statt paludosa Austriae, ad ripas fluvii Savae in 
Carniolia. 

Rosa pumila Jacg. oder R, austriaca Craniz, 
die auf trockenen Hügeln und dürren Bergwiesen 
häufig bei Wien wächst, wird in der Enumeratio 
gänzlich vermilst. 


543 


Paeonia offieinalis L. ist ebenfalls nicht sel- 
ten um Senositsch und am Fufse des Monte Na- 
nos in Hrain. 

Ranunculus scutatus W. et Fi. wächst auf 
Bergwiesen und Weideplätzen, am Fulse, so wie 
auch auf den Gipfeln der Kalkgebirge an der 
Save in Untersteyermark sehr häufig, und blühet 
im Anfange Mai. Dr. Host erklärt ihn für den 
eigentlichen Thora L. und nennt den Thora AJuct. 
oder R. hybridus DeC., der auf unsern Alpen und 
am Schneeberg vorkommt, R. Pseudothora, 

Helleborus atropurpureus W. et RK. blühet im 
März und April .unter schattigen Gebüschen bei 
Savenstein im Unterkrain., 

Scrophularia canina kommt in Oesterreich 
nicht vor, sondern in Steyermark, Kärnthen und 
Hrain. 

Arabis auriculats Lam. ist auch häufig in 
der Priel bei Wien. 


Das Erysimum carniolicum (Flora 1827. I. B. 
pag. 254) ist eigentlich, wie ich mich nachträg- 
lich durch reife Schoten überzeugte, ein Cheiran- 
thus. Dr. Hayne, Assistent im k. k. Naturalien- 
Kabinette, soll diese Pflanze im verflossenen Früh- 
linge bei Genovitz in Steyermark gefunden ha- 
ben. Wahrscheinlich wird sie auf mehreren Kalk- 
gebirgen zu finden seyn. 

Cytisus biflorus Ait, kommt auf sandigen Ab- 
hängen der Türkenschanze bei Wien vor. 


5hh 


Lactuca perennis L. auch auf Kalkgebirgen in 
Unterkrain, Mai, Juni. 

Prenanthes hieracifolia Willd. nicht nur blofs 
das Littorale, sondern auch die Priel bei Wien 
ist als Wohnort anzugeben. 

Leontodon lividus W. et R. ist nicht selten 
um Wien, 

Serratula discolor W'illd. wächst nicht nur in 
der Schweiz, sondern auch am Schneeberg in 
Oesterreich. 

Carex nutans Host. Ich fand diese Art in Men- 
ge an sumpfigen Stellen bei Laa um Wien, 


* * 
* 


Die HIT, Steudel und Hochstetter ha- 
ben die Schweiz mit zu dem Gebiete von Deutsch- 
lands Flora gerechnet, Hr. Dr. Roth nimmt auch 
Ungarn auf, und Istrien, Dalmatien und Croatien 
sind schon längst dazu gezogen worden; in der 
That eine bedeutende Strecke, deren genaue Er- 
forschung sehr wichtig seyn dürfte. Glücklicher 
Weise sind alle diese Länder, was die phanero- 
gamischen Gewächse betrifft, ziemlich genau durch- 
sucht, und selbst die letztgenannten beiden Pro- 
vinzen durch v. Welden, Bartling, Petter 
und Visiani, bereist worden. Nur in cryptoga- 
mischer Hinsicht möchte hier noch etwas zu thun, 
und es zweckmäfsig seyn, wenn der Würtember- 
gische Reiseverein einen, der Sache kundigen 
Mann, zu dieser Erforschung aussenden wollte, 
wozu mehrere bereitwillig seyn dürften, 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 35. Regensburg, am 21. Sept. ı829. 
no U. 


I. Bemerkungen über Acer; von Hın. Prof. J. F. 
Tausch in Prag. 


I habe bereits bei Hieracium bemerkt, wie 
sehr die verschiedenen Arten in ihren Varietäten 
übereinkommen. Diels läfst sich fast auf alle 
Gattungen anwenden, so dafs eine genaue Be- 
obachtung irgend einer sehr verbreiteten Art fast 
hinreicht, auch die meisten Varietäten der übri- 
gen Arten der Gattung zu bestimmen. llätte man 
diesen Grundsatz längst in Anwendung gebracht, 
so wären die vielen und überflüfsigen Arten der 
neueren Zeiten, von denen manche Gattungen, 
2. B. Rubus, Salix, wimmeln, die man oft, weder 
nach Abbildungen noch nach Beschreibungen zu 
unterscheiden im Stande ist, sondern ich möchte 
sagen, mit jedem neuen Individuum noch vermeh- 
ren muls, nicht entstanden. Hätte man sich z.B. 
den Polymorphen Rubus caesius zum Muster auf- 
gestellt, so hätte man darnach auch den übrigen 
Hauptarten ihre Varietäten zuweisen können. 
Hätte Smith beherziget, dafs Saliz triandra (wie 


Mm 


546 


mehrere andere z. B. S. WVulfeniana, silesiaca, 
Helix) folio subtus glauco aut opaco abändern, so 
wäre gewils S. Russeliuna (fragilis subtus glauca) 
nicht entstanden; hätte Willdenow beachtet, 
dafs S. fragilis, capraea, (auch aurita, silesiaca, 
Helix) floribus androgynis abändern, so hätte er 
gewifs nicht S. Hoppeana (triandra androgyna) 
aufgestellt. Auf dieselbe Weise war ich in frü- 
heren Jahren verführt, mehrere dergleichen Ar- 
ten anzugeben, die ich nun in einem "ganz an- 
deren Lichte erblicke; so nannte ich S. fragilis 
amenlis plerisgue ramosis, S. composila, während 
ich später dieses Spiel auch bei $. alba bemerk- 
te, eine andere ramis sanguineis S. sanguinea, eine 
dritte ramis vitellinis S, flavissima, fand aber spä- 
ter, dafs die meisten Arten, selbst S. Helix mit 
dottergelben Zweigen abändern, — Ich will das 
nun gesagte auf Acer anwenden, obwohl ich noch 
mehrere Gattungen anführen könnte. Die ge- 
meinste und den mannichfaltigsten Abänderungen 
unterworfene Art ist A. campesire, so zwar, dafs 
man in einem derlei Gebüsche fast jedes Indivi- 
duum von dem andern abweichend antriflt, deren 
Formen aber alle anzuführen überflüfsig und fast 
hleinlich wäre, die sich aber allerdings auf ge- 
wisse Hauptformen zurückführen lafsen, aus de- 
nen ersichtlich wird, dafs manche in neuern Zei- 
ten aufgestellte Arten als 4. obtusatum, Opulus, 
neapolitanum, Lobelü als Varietäten zu betrach- 
ten seyen, die sich zu ilıren Hauptarten eben 50 


547 


verhalten, wie die Varietäten des A. campestre 
zu einander. 

1. A. campestre: foliis cordatis 5-lobis 
apice obtuse dentatis concoloribus, corymbis erec- 
tis, alis fructuum divaricatissimis. 

@. leiocarpum: fructibus glabris, lobis folio- 
rum obtusis (A. campestre @. Cand. prodr.), 

ß- hebecarpum : fructibus velutinis, lobis folio- 
zum obtusis. (A. campestre &. Cand. prodr.) 

y. macrocarpum: alis fructuum latissimis ho- 
rizontalibus recurvatis aut erectiusculis (@.): 4. 
macrocarpum Opiz. (ß.): A. affine Oniz, 

d. microcarpum: alis utriculo angustioribus. (z.) 

&. mollisimum: foliis subtus velutinis (ß.): 
A. molle Opiz. 

&. acufilebum : lobis foliorum subacuminatis 
(2.): 4. austriacum Tratt, (B- yet) 

y. integrilobum : lobis foliorum sub- aut in- 
tegerrimis. (#. €.) 

$. palmalifidum: foliis plus minusve profunde 
palmatifidis. 4. campestre ®. Linn. (8. ß. C.) 

Die Blätter, die unten stets mehr oder weni- 
ger weichhaarig sind, verlieren bei dieser Art 
weit seltener die herzförmige Form der Basis, 
als bei allen übrigen. Man kann annehmen, dafs 
sich jede Varietät in den übrigen wiederholt, ob- 
wohl ich nur erst die angegebenen aufgefunden 
babe. Die etwas auf- als abwärts gebogenen 
Samenflügel finden sich nicht allein bei Y, son- 
dern auch bei andern, geben aber, so wie auch 


Mm 2 


548 


die mehr oder weniger roihgefärbten Flügel, kaum 
einen sichern Charakter. 

2. A. platanoides: foliis 5-lobis glabris 
concoloribus (lactifluis), lobis acuminatis argute 
angulato - dentatis, corymbis erectis, alis fructuum 
divergentibus. 

ß- integrilebum: lobis foliorum subintegerri- 
mis, 4. Lobelii Tenore, (A. major Cordi. Lob. 
ic. 2. p. 199) 

y. palmatifidum : foliis profunde palmatifidis, 
laciniis sub 3-fidis. A. palmatum Hortul. 

d. laciniatum : foliis basi euneatis eucullatis 
palmatifidis, laciniis acumtnatissimis. 4. platanoi- 
des ß. Cand. prodr. 

&, £, und Y verlieren häufig die herzförmige 
Form der Basis des Blattes, und erscheinen ab- 
gestuzt, wie auch bei allen folgenden Arten. Die 
Samenflügel sind auch hier in der Gröfse und 
Richtung sehr abweichend, und y sah ich aus 
Samen gezogen in & übergehen, 

5. A. pseudoplatanus: foliis 5-lobis sub- 
tus pallidis saepe glabris, lobis acutis obtuse den- 
tatis, raeemis oblongis pendulis, alis fructuum di- 
vergentibus. 

ßR. tomentosum: foliis subtus leyiter tomento- 
sis, fructibus pubescentibus, 

y- subobtusum : foliorum lobis obtusis. A. 
Pseudoplat. £. Cand. prodr. 

dr acuminatum : foliorum lobis acuminatis. 


(x. et £.) 


/ 549 


& vitifolium: foliis profunde cordatis, lobis 
baseos patentibus. 4. vitifolium Opiz. 

g. palmatifidum : foliis plus minusve profun- 
de palmatifidis acuminatis. Duh. irait. arb. £, 1. 

Die Blattform ist sehr veränderlich, doch ist 
die blafse Unterfläche konstant. Die Samenflügel 
sind in Gestalt, Gröfse und Richtung so veränder- 
lich, wie bei vorhergehenden, es wäre aber über- 
flüfsig eigene Varietäten darnach festzusetzen, da 
sie nichts weniger, als bleibend sind. , Ich selbst 
führte ‘dieselben bei 4. campestre nur delswegen 
auf, um darauf aufmerksam zu machen. 

4. 4. opulifolium:- foliis 5-lobis subtus 
pallidis, lobis acutis obtuse dentatis, corymbis la- 
xis, alis fructuum erecto-divergentibus. . - 

4. opulifolium Vill. Cand. prodr. 4. pP: 599. 

ß. obtusilobum : foliorum lobis obtusis. 4. 
Opulus dit. Cand, prod, . . 

y. tomentosum: foliis subtus subtomentosis (z) 
lobis acutis. 

A. ncapolitanum Tenor. Fl. neapol. i. 100. 
(£) lobis obtusis. 

4. obtusalum. Fit, Cand. prodr. Ce. spec. Waldst. 

Ich habe mehrere authentische Exemplare 
dieser Varietäten verglichen, und gefunden, dafs 
“sie sich zu einander genau so verhalten wie die 
Varietäten des A. Pseudoplatanus, mit welchem es 
in der Blatiform die grölste Aehnlichkeit hat. 
Die Gröfse, Form, Richtung und Farbe der Sa- 
menflügel. ist eben so veränderlich, als bei vor- 


550 


hergehenden, und die Haare derselben sind un- 
bedeutend und abfallend. 

5. A. coriaceum: foliis rigidis longitudine 
„latioribus angulato — 3 — 5. lobis denticulatis gla- 
bris, corymbis laxis, alis fructuum erecto - di- 
vergentibus. - 

4. coriaceum Bosc. in horto bot. Pindobonenst. 

Eine schöne Art, die vermöge der starken 
Zweige zu einem grofsen Baume heranwachsen 
mufs. Das ‚Blatt. bat Aehnlichkeit' mit dem des 
A. monspessulanum, ist aber von der Gröfse des 
4. campestre, meistens 5--leppig, und die Lappen 
sehr kurz, fast eckförmig. 

6. A. sempervirens: foliis subpersistenti- 
bus coriaceis coneeloribus 3 - lohis integrisque 
denticulatis breve petiolatis, corymbis paucifloris 
laxis, alis fructaum erecto - dirergentibus, 

A. erelicum Lin. spec. 1497. Ce. syn. bon.) 

ß. euneifolium: foliis basi cuneato - attenua- 
tis, 4. ereticum Willd, Spr. Cand. Cexel. syn.) 

y. obtusifolium : lobis foliorum rotundatis, 4. 
obtusifolium Smith. 

d. nanum : caule nano depresso, foliis pleris- 
que integris. 4A. sempervirens Linn. mant, 128. 
A. heterophyllum Willd, Cand. 

Habitat in montibus Sphakiotieis Cretae. Sie- 
ber. }. 

Herr Sieber brachte alle diese Varietäten 
ausser Y, die ich mir aus einer grolsen Anzahl 
derselben selbst aussuchen konnte, Die Blattform 


s5i 


ist sehr veränderlich, bei & am Grunde abge- 
stutzt, oder fast herzförmig, aber viel weniger 
als bei Alpin und Pocock. Die Blätter sind 
seichter oder tiefer gelappt, die Lappen spitzig 
oder stumpf, zugerundet bei y, ganzrandig, oder 
öfters fein gezähnelt, fast gleich grols, oder der 
mittlere verlängert, abstehend, oder aufgerichtet 
bei 8. Die ungetheilten Blätter finden sich nicht 
nur bei J, wo sie häufig vorkommen, sondern 
auch einzeln bei den übrigen Varietäten, beson- 
ders an den Spitzen der Zweige. Die alten Blät- 
ter stehen einzeln oder paarweise an den alten 
Spitzen der Zweige, und fehlen auch öfters gänz- 
lich. : Die Blattstiele sind kurz, oder sehr kurz. 
Die jungen Triebe sind ‚sammtartig, oder auch 
unbehaart, die Blätter mit einzelnen Haaren, oder 
unbehaart. Die Blumen fast wie bei f. monspes- 
sulanum nur kleiner, die Samenflügel purpurroth. 
ö ist ein wahrer Zwerg, der auch in Creta keine 
Blumen hervorbringt. 

m. A. monspessulanum: folis 3. lobis 
subtus glaucescentibus, lobis subaequalibus subin- 
tegerrimis divaricatis, corymbis paucifloris prae- 
cocibus, alis fructuum erecto-divergentibus, 

£. illyrieum Hort. Vindob. : foliorum lobis acutis. 

Y. ibericum: foliis fructibusque majoribus. 4. 
!berium M. B. taur. cauc. 2, p. 447. (e. spec. 
wth. in herbario Sieberi.) 

Y- hat zu Folge dieser Exemplare vollkom- 

aen ganzrandige Blätter, wie und 9. « ändert 


552 


auch mit am Grunde abgestutzten, und fast keil- 
förmigen Blättern. 


8. A. parvifolium: foliis sub 5-lobis 3- . 


‚lobisque obtuse dentatis subconcoloribus, corym- 
bis co&taneis multifloris nutantibus, alis fructuum 
erecto - divergentibus, 

4A. ereticum Hort. Vindob. Schmidt, Oesterr. 
Baumzucht. t. 15. Tratt. Arch. t. 26. 

Habitat... Colitur in horto bot, Vindob. et 
Pragensi. 5. 

Scheint bisber auch noch unter den Varietä- 
ten des A. monspessulanum begriffen worden zu 
seyn, denn unter diesem Namen habe ich wilde 
Exemplare davon von Hrn, Sieber, die wahr- 
scheinlich auf dem Karschgebirge gesammelt sind. 
Im Prager botanischen Garten wird es als 4. he- 
terophyllum WW. kultivirt. Die Blätter sind grös- 
ser. als bei A. monspessulanum, gewöhnlich fast— 
5-lappig, die mittleren Lappen fast gerundet, 
meistens stumpf, und ungleich stumpf gezähnt, 
kürzer als bei 4. monspessulanum, die Seitenlap- 
pen sind klein, oder auch nur angedeutet, 

9. A. rubrum: folüs 5-lobis serrato - den- 
tatis subtus glaucis, lobo medio producto, sinubus 
acutangulis, floribus praecocibus umbellatis pen- 
tandris, germinibus glabris. 


4. foliis 3-lobis serratis subtus glaucis. Trew. 
sel. &. 86. (bon.) 


4. rubrum. Wangenh. amer. 28. t, 11, f. 27 
a. folium c. fructus, 


POREEHEEIRE 


935 


A, rulrum, Desf. Ann. 7. p. 43. t. 25. Cand. 
Prodr. 1. p. 505. Schmidt, Oestr. Baum. t. 6, flo- 
res (excl. foliis ad A. dasycarpum spect.) Tratt. 
drch, t. 11. 

ß- tomentosum : foliis subtus subtomentosis. 

A. lomentosum Hortul. 

y. virginianum: foliis acutioribus acutiusque 
dentatis basi subtruncatis, floribus pallide rubris. 

A. virginianum Herm. parad, 1. £, 1. 

A. foliis 5-lobis subdentatis subtus glaucis. 
Trew, sel. t, 85. 

A. rubrum Wangenh. dm. &. 11. f.27. 6. folium. 

A. Catesby Carol. 1. p. t. 622 

A, floridanum Hortul. 

Wird in Gärten öfters mit A. dasycarpum 
Ehr. verwechselt, und wurde selbst von Schmidt 
und Trattinnick damit verwechselt. Die Blätter 
sind bei & am Grunde öfters herzförmig und ge- 
schlofsen, bei y abgestutzt, doch kommen sie auch 
bei « und ß abgestutzt, so wie bei y herzförmig 
vor, wie gerade auch bei A. dasycarpum und den 
meisten übrigen Arten der Fall ist. Die Seiten- 
lappen der Blätter sind klein, und öfters nur an- 
gedeutet Die Zwitterblumen finde ich 8-blät- 
trig, 5-männrig, und sie sind bei uns immer un- 
fruchtbar, weil die männlichen Individuen fehlen. 

10, A. dasycarpum: foliis palmato — 5 -lo- 
bis subtus glaueis, lobis acuminatis anguste in- 
ciso - dentatis, sinubis obtusis, floribus praecoci- 
bus umbellatis 5 . andris, germinibus tomentosis. 


554 


A. virginianum : folio majore subtus argenteo. 
Duh, Trait. 1. p. 28. £. 10. f. 5. folium. 

4. eriocarpum Desf. Ann, 7. p. 412, t. 25. 
Cand. prod. 1. p. 505. 

A. rubrum Schmidt Oestr. Baum, t, 6. fol. 
(exel. flor.) Tratt, Arch. t. 12. fol. 

A. dasycarpum Ehr, Trait. Arch. t. Q. 10. 

Diefs scheint das wahre 4. saccharinum Linn, 
spec. 1496 zu seyn, wenn man das, was Linne 
darüber sagte, damit vergleicht. 


I. Literatur 

Flora von Pommern, oder Beschreibung der in 
Vor- und Hinterpommern sowohl einheimischen 
als auch unter freiem Flinmel leicht fortkom- 
menden Gewächse; nebst Bezeichnung ihres Ge- 
brauchs für die Arznei- Forst- und Landwirth- 
schaft, Gärtnerei, Färberei, u. s. w., ihres el- 
wanigen Nutzens oder Schadens, Herausgegeben 
von G. &. J. Homann, Prediger zu Budow 
bei Stolp in Pommern. Erster Band, enthal- 
tend die ıo ersten Klassen des Lion. Pflanzen- 
systems, Cöslin 1828. Druck und Verlag von 
Hendefs. XVL 318, 8. 

Es ist leider in unsern Tagen bei den man- 
cherlei Hülfsmitteln zur erleichterten Kräuter- 
kenntnils nicht zu vermeiden, dals auch in der 
lieben Botanik die Büchermacherei überhand neh- 
me, da jeder, der nur einige Pflanzen nach dem 
Linncischen System zu bestimmen weils, sich 


555 
auch schon zum botanischen Schriftsteller beru- 
fen fühlt, und dem Drange, als solcher zu glän- 
zen, nicht widerstehen kann, 

Auf vorliegende Schrift mag nun wohl diese 
Sentenz eben nicht anwendbar seyn, da, wie der 
Verf. selbst behauptet, „ein Werk, worin ein so 
vielseitiger und zugleich gemeinnütziger Plan zum 
Grunde liegt, nicht das Schicksal haben kann, ein- 
mal gelesen und dann auf immer an die Seite ge- 
legt zu werden. 

Dieser Plan besteht darin, dafs der Verf. be- 
mühet ist, das Pflanzenreich nach dem edelsten 
Zwecke zu Nutz und Frommen der Menschheit 
‚darzustellen, und daher diejenigen besonders ins 
‚Auge fafst, die da sorgen und sagen: was werden 
wir essen, was werden wir trinken, womit wer- 
den wir uns kleiden. 

Er ist nämlich, laut der Vorrede $. XII. „der 
Meinung, dafs die Kräuterkunde an und für sich 
selbst von geringem Werthe ist, und wenig Nu- 
tzen stiftet, wenn sie nicht zugleich mit andern 
Kenntnissen in Verbindung gesetzt und zur practi- 
schen Anwendung gebracht wird. Der gröfste 
Theil der Menschen ist nicht abgeneigt, sich mit 
der HKräuterkunde zu beschäftigen, wenn er nur 
in Hinsicht der nützlichen Anwendung Befriedi- 
gung erhält, 

Nach dieser Ansicht des Verf. wird nun das 
Publikum, Jaut des Titels, über die Pommer’schen 
Pflanzen, nebst Bezeichnung (ihres Gebrauchs für 
die Arznei- Forst- und Landwirthschaft, Gärt- 


550 


nerei, Färberei u. s. w. auch noch über ıhren et- 
wanigen Nutzen oder Schaden belehrt werden, 
und wir fühlen uns verpflichtet, einige dieser An- 
gaben mitzutheilen: Gleich das allererste ist be- 
lehrend, indem die bekanntlich völlig glatte Hip- 
puris vulgaris zum Poliren des Holzes dient, was 
sonst nur von dem rauhen Eguisetum bekannt war. 
Mit Zosiera marina pflegen die Landknaben ihre 
Hüte zu schmücken. Salicornia herbacea wird als 
Salat zubereitet und — gegessen. Veronica Ana- 
gallis: die Blätter sind gut zur Brunnenkresse zu 
nehmen, Bei Veronica officinalis wird ınsbeson- 
dere der Syrupus Veronicae als ein köstliches Arz- 
neimittel angerühmt; wäre also vor allen in unsre 
Dispensatorien aufzunehmen. Mit dem Saft von 
Lycopus europaeus pflegen die Zigeuner ihr Ge- 
sicht anzuschwärzen. Die Wurzel der YValeriana 
offieinalis gehöre zu den besten Arzneimitteln, ob 
aber die der Yaler. dioica L., die auch für die Apo- 
tbeken gesammelt wird, eben so brauchbar sey, als 
die ‚der vorigen, kann man so eigentlich nicht 
wissen, und der Verf. weils es auch nicht. Die 
grannige Rispe der Agroslis spica venti verunrei- 
nigt den Mund und Magen der Kübe und Pferde 
— beim Genufs des Hechsels. Dipsacus Fullonum 
ist im südlichen Europa zu Hause, wird aber auch 
in der Nähe der Städte, wo Tuchweber sind, am 
Rande der Aecker und Wege gefunden. Alche- 
mille arvensis enthält viel Sal essentiale und me- 
dicinische Kräfte. MMyosotis palustris ist den Pfer- 
den und Schaafen schon wegen ihres natürlichen 


57 


Standortes schädlich. Aus dem Kraute von Finca 
minor werden bei Winterszeit Kränze und Sträufse 
gellochten. Das Kraut von Ferbascum Blattaria 
färbt die Haare gelb. Die grünen Blätter von 
RBhamnus Frangula fressen die Ziegen gern. Mit 
dem Kraute von Impatiens Nolitangere wissen die 
läger die Haselhühner herbei zu locken und zu 
fangen. Herniaria glabra hat einen salzigen Ge- 
schmack, wird bei Brüchen, beim Stein, in der 
Wassersucht und Blindheit empfohlen. Alle Theile 
der Myrrhis odorala sollen eine erwärmende, den 
Magen stärkende Kraft haben, und den Speisen ei- 
nen .Wohlgeschmack mittheilen. Die Zwiebeln 
von Ornithogalum umbellatum und luteum werden 
an einigen Orten roh gegessen. Colchicum au- 
iumnale gehört zu den scharfen Giftgewächsen, 
Die Blumen desselben sind ätzend; die Türken 
berauschen sich mit einem Aufzufs derselben. Die 
Blätter von Sedum Telephium werden als Salat ge- 
nossen, auch Fleischbrühen beigeworfen, welche 
darnach Fettaugen bekommen. Die Blätter von 
Ozxalis deetosella liefern das Kleesalz, da sie viele 
Salpetertheile enthalten. 

Wenn diese Angaben vom Nutzen der in 
Pommern wildwachsenden Pflanzen vorzüglich 
den Oekonomen und andern gewidmet sind, so 
geht doch auch der einseitige Pilanzenforscher 
nicht leer'aus, wie man wohl a priori daraus 
schlielfsen möchte, dafs unter den Hunderten von 
Subscribenten kaum ein Botaniker sich vorlin- 
det, und dafs der Verf. unverholen auf Mer- 


558 


tens und Koch’s deutsche Flora hinweist, deren 
systematischen Gang er genau befolgt, und deren 
Beschreibung er sich mehrentheils wörtlich be- 
dient habe. Doch nein! Wenn irgend einem Bo- 
taniker die Lust anwandeln sollte, Alpenpflanzen 
am natürlichen Standorte zu pflücken, ohne dem 
beschwerlichen Bergsteigen ausgesetzt zu seyn, 
der wandere nach Pommern, wo er in niedern 
Gegenden Veronica urticaefolia, Eriophorum Scheuch- 
zeri, Poa laxa, Festuca heterophylia Haenke, Cam- 
panula barbata Linn., C. linifolia Haenk., viel- 
leicht auch Phleum alpinum, welches jedoch der 
Verf. noch nicht gefunden hat, antreifen wird. 
Auch einige neue Pflanzen sind mitgetheilt : 
S. 123. eine niederhangende Glockenblume, die der 
Verf. im Jahr 1776 gefunden und nun hier, so 
gut es im trockenen Zustande geschehen konnte, 
beschrieben hat, $. 295 eine Stellaria angusli- 
felia, wobei der Verf. die Frage aufwirft, ob es 
vielleicht St. subulata Schlcht. sey. Endlich $. 
300 eine Spergula ramosissima. 

VWYeiters fehlt es auch nicht an botanischen 
Beobachtungen: „Callitriche minima Hoppe und 
„caespitosa Schultz scheinen Elaline iriandra zu 
„seyn. Fraxinus excelsior blühet gewöhnlich ein 
„Jahr um das andere. Veronica longifolia ‚Schra- 
„der biefs sonst F. maritima Linn. An Agrostis 
„pumila sınd zwar die Aehrchen gewöhnlich vom 
„Brande ergriffen, aber daraus folgt noch nicht, 
„dals wir diese kleine Grasart nicht als selbst- 
„ständig anzusehen haben, Loricera. sempervirens; 


55) 


„taltarica und Diervilla werden in Gärten erzo- 
„gen und wo sie einmal stehen, ohne weitere 
„Pflege fortgehen.** 

„Solanunr tuberosum wurde zuerst im J. 1590 
durch Caspar Bauhin in Peru entdeckt. « 

Ob der Verleger die Fortsetzung dieses Werks 
wird folgen lafsen können, wird, nach der Er- 
klärung des Verfassers auf den Beifall ankommen, 
mit welchen das Publikum diesen ersten Band 
aufnimmt, ob aber diese Fortsetzung sich auch 
auf die Cryptogamie erstrecken soll, wird nicht 
angegeben; vermuthlich nicht, da ihr Nutzen 
noch nicht allgemein anerkannt worden. Aber 
vielleicht giebt der Verf. diese in natürlichen 
Exemplaren heraus, wie er es jetzt schon mit 
den Phanerogamen willens ist, worüber er S. XIIL 
der Vorrede denjenigen, welche gerne auf eine 
wohlfeile Art eine anschauliche Vorstellung von 
einem jeden Gewächs zu haben wünschen, das 
Anerbieten macht, ihre Ilerbaria viva, oder ge- 
trocknete Sammlungen von den Pommerschen Flo- 
risten, nach Maasgabe seiner Doublettensammlung 
das Hundert für 2 Rthl. und wenn sie vom Be- 
steller auserlesen werden, das Hundert für 3 Tithl. 
gut aufgelegt, geordnet und benannt, zu überlas- 
sen, auch eigene Sammlungen für Apotheker, Oe- 
konomen u, a, zu verfertigen. 

UL Bridels Moossammlung 

Gewifs war mit mir jeder Freund der Moos- 
kunde besorgt, dafs die von dem seel. Bridel 


560 


mit so viel Mühe und Fleifs zusammengebrachte 
und nachgelassene gegen ı200 Arten in zahlreichen 
Exemplaren enthaltende Moos- Sammlung, in wel- 
cher sich viele unica befinden, in Hände kommen 
möchte, weiche deren Benützung zur Förderung 
der Wissenschaft erschweren dürften. Mit beson- 
derer Freude zeige ich daher den Freunden der 
Mooskunde an, dafs das hohe Ministerium der 
‚Geistlichen Unterrichts- und Medizinal- Angele- 
genheiten in Berlin die Bridelsche Moos-Samm- 
lung für 300 Rihir. angekauft hat, um sie mit den 
grolsen Herbarien zu Neu- Schöneberg zu verei- 
nigen. Bei der ungemeinen Liberalität, mit wel«- 
cher die Benützung dieser Herbarien Jedem ge- 
stattet ist, ist diese Sammlung nun gleichsam ein 
Gemeingut der Botaniker geworden, und es ist 
nun sehr leicht, die etwanigen Zweifel über Bri- 
‚del’sche Moosarten durch Anschauung der Origi- 
nal- Exemplare zu lösen. 
Greifswald. Dr. Hornschuch. 
* * * 

Die vorstehende Anzeige ist um so interessan- 
ter, als daraus ein Mafsstab hervorgeht, wie bota- 
nische Sammlungen zu unsern Zeiten in Auctionen 
verkauft werden, und wäre dieserhalb zu wün- 
schen, dafs auch die Verkaufspreise der übrigen 
in Flora 1829. Beil. S. 15. verzeichneten Bridel- 
schen Sammlungen, namentlich der, aus 7000 Ar- . 
ten und 25000 Exemplaren bestehenden Sammlung 
phanerogamischer Pflanzen bekannt werde. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 36. Regensburg, am 28. Sept. ı829. 
ng mn 


I. Vegetation der Villacher Alpe in Kaärnthen; von 
Hirn, Apotheker Hauser in Villach. 


Di Villacher Alpe (mit 6938 Wiener Fufs 
Seehöhe) erhebt sich eine Stunde südwestlich 
von der Kreisstadt Villach in Härnthen, und ist 
der letzte, aber mächtigste Theil jener Gebirgs- 
kette, weiche von der Gränze Tyrols, in ununter- 
brochener Reihe bis Villach herabläuft, und die 
Scheidewand zwischen dem Gail- und Drauthale 
bildet. Ihr herrschendes Gebirge ist der Ucber- 
gangs Kalkstein, der da häufig Höhlen bildet, wel- 
che mit 'Ihon, mit Bruchstücken und Geschieben 
von Kalkstein und eines schiefrigen Thones aus- 
gefüllt sind. Auch bilden Hornblende und Grau- 
wacke mächtige Lager im dasigen Kalkstein. Ihre 
freye, erhabene Lage, mit der seltenen Fern- 
sicht in das Gailthal, das Drauthal und ganz 
Unterkärnthen; ihr fürchterlicher Bergsturz im 
Jahre 1348, und der an ihr gelegene bekann- 
te und berühmte Bleiberger Blei Bergbau, und 
endlich noch die Fülle an seltenen Gewächsen 


Nn 


562 


zeichnen selbe vor allen kärntherischen Hochge- 
birgen aus., 

Am ı4. Juli 1828 unternahm ich, in Beglei- 
tung eines Führers, einen Ausflug dahin. Ich 
nahm meinen Weg von Villach aus längs der 
Bleibergerstralse über Obervillach und Heiligen- 
geist — einem Dorfe am eigentlichen Fufse der 
Alpe. Auf den Wiesen und Rainen am Wege 
sah ich: Saponaria ocymoides, Tofieldia palustris, 
Tussilago Petasites, Dianthus deltoides, Hieracium 
aurantiacum, Thalictrum angustifolium, Prunella la- 
ciniala, P. grandiflora, Orchis bifolia, OÖ. odoratis- 
sima, Arnica montana, Biscutella laevigata, Glo- 
bularia vulgaris, Primula farinosa, Parnassia palu- 
stris, Pinguicula vulgaris ete. etc. 

Bei der Köfler Iiube zu Heiligengeist fängt 
der Weg an aufwärts zu gehen, durch einen dich- 
ten mit Schluchten und Gräben durchschnittenen 
Fichten Wald (Hochwald genannt) wo wir Asiran- 
tia Epipactis, Geranium phaeum, Euphorbia duleis, 
Cephalanthera rubra, Sanicula europaea, Acontum 
Iyeoclonum, Epilobium angustifolium, Hieracium 
dubium, Orchis bifolia, O. maculata, dtragene al- 
pina, Bellidiastrum montanum, Phyteuma ovalum, 
Ph. persicifolium, Lonicera elpigena, L. Xylosteum 
fanden. 

In einer und # Stunde waren wir bei den 
Alpenhütten (auf der Kaserei genannt) angelangt. 
Um den Hütten und der Tränke wachsen häufig 
'Sazxifraga rotundifolia, Rumex alpinus, Paederota 


563 


Ageria, Cardamine trifolia, Campanula barbata, 
Alchemilla vulgaris, Bellidiastrum montanum, Ca- 
calia alpina, Sonchus alpinus, Veratrum album ete. 

Nun geht der Weg durch lichte, alte Lerchen- 
waldungen, abwechselnd mit Weidplätzen (Gärten 
genannt) bis an die rothen Wände, welche den 
oben bemeldeten Bergsturz bezeichnen und sich 
längs der ganzen südlichen Seite der Alpe (ron 
den Wenden Dobrazh genannt) hinziehen und 
mit schauderhafter, senkrechter Höhe dem Wan- 
derer im tiefen Gailthale entgegen starren, Die- 
sen entlang geht der Weg über eine Stunde ab- 
wechselnd durch lichte Waldungen und freund- 
liche Grasplätze, mit der schönsten Aussicht in 
das gegenüberliegende Gailtheil, bis man endlich 
die VWYände links lafsend, zur eigentlichen Alpe 
(ersten Höh Tiain) aufsteigt. 

An den Wänden, Grasplätzen und Erdrisen fand 
ich: Anthyllis montana, Paederota Igeria, Saxifra- 
ga rolundifolia, S. euneifolia, Bellidiastrum monta- 
num, Waleriana 5pteris, V, montana, Hieracıum 
aureum, Viola biflora, Thymus alpinus, Silene qua- 
drifida, $. alpesiris, Cerastium latifol., Geum ri- 
vale, Hieracium villoum, Linum alpinum, Poten- 
ülla aurea, Campanula barbata, Dianthus lve- 
siris, Dryas octopetala, Globularıa cordifola, Gen- 
liana verna, Rhododendron hirsulum, Saxifraga Co- 
iyledon ete, 

Non glaubt man auch die höchste Spitze er- 
reicht zu haben und die ganze Alpe vor sich zu 


Nn2 


564 


sehen, allein kaum hat man den ersten Höh Rain 
erstiegen, so mus man wieder hinab in ein gra- 
siges Thal, wo gewöhnlich ein Wasserbehälter — 
Viehtränke— sich befindet, da auf der ganzen Al. 
pe keine Quelle vorkömmt, um ‘dann einen noch 
höhern Rain, Kopf oder Kogl, zu ersteigen, und 
so geht es fort, bis man endlich, nach vollen drei 
Stunden — von den ersten Höh Rain aus — die 
‘höchste Spitze erreicht, wo die deutsche Kirche 
steht. Die ganze Oberfläche ist kahl und nur 
spärlich bewachsen, und wird durch die über- 
grofse Menge aufgetriebenen Viehes noch kahler. 
Daphne Mezereum war der einzige Strauch, den 
ich sah; mein Führer machte mich aufmerksam . 
darauf, mit dem Bedeuten, dals das die Pfeffer- 
staude seye. Auch wird die vertrocknete Beere 
wirklich von den Gebirgsbauern statt Pfeffer ge- 
braucht. Die deutsche Kirche, der Mutter Gottes 
geweiht, wird von den deutschen Bleibergern un- 
terhalten, wogegen eine 2te, die windische Kir- 
che, etwas tiefer am südlichen Abhange gelegen, 
von den windischer Gailthalern unterhalten und 
besucht wird. Dafs es da immer Rangstreitigkei- 
ten giebt, versteht sich von selbst. Bei jeder 
Kirche steht noch die Ruine eines Hauses, wel- 
ches vor Zeiten zur Sommerwohnung eines Kir- 
chendieners und Unterkunft der Wallfahrter dien- 
te. Vor nicht langer Zeit liefs der Bieiherger 
Gewerke, Hr. Mülbacher, etwas unter der deut- 
schen Kirche, in einer Vertiefung, ein neues Ge- 


505 


bäude errichten, welches zur wohlthätigen und 
bequemen Unterkunft, der, die Alpe besuchenden, 
freundschaftlichst überlafsen ist. Auch findet man 
da zwei ziemlich grofse eiserne Feldstücke, wel- 
che ebenfalls von Bleibergern, zur Belustigung bei 
ihren öftern Besuchen, heraufgeschaft wurden. — 
Nachdem ich mich hinlänglich mit den Schätzen 
Florens bereichert, der schönen Fernsicht und 
auch einigermafsen der Ruhe genofsen hatte, trat 
ich meinen Rückweg durch eine Rise an, die 
sich von der Höhe fast in gerader Richtung zwei 
Stunden lang zwischen Klippen und Felsen bis 
Bleiberg hinab zieht, von wo aus mich mein Füh- 
rer bis Abends wieder wohlbehalten nach Hause 
brachte. In den Ruinen an den Kirchen fand ich, 
nach Ihrer Angabe, wirklich eine mir noch unbe- 
kannte Draba, in Gesellschaft von Arabis nutans, 
Sonst aber, auf der kahlen Alpe, in den südlichen 
Feisklippen und dem Steingerölle gegen Bleiberg: 
Bellidiastrum montanum, Anthyllis montana, Fale- 
riana tripteris, #7. monlana, F. saxalilis, Hiera- 
cium aureum, Piola biflora, Thymus alpinus, Si- 
lene alpestris, Cerastium latifolium, Pedicularis ro- 
sea, P, rosirala, P. recutita, Geum montanum, FHiera- 
eium alpinum, Linum alpınum, Tussilago discolor, 
T. alpina, Achillea Clavenae, A. alrata, Bartsis 
alpina, Campanula pusilla, C. barbata, Oxytropis 
montlana, Arabis bellidifolia, Arenaria polygonoides, 
Helianthemum oeandicum, H, grandiflorum, Car- 
damine resedifolia, Pyreihrum alpınum, Satyrium 


566 


nigrum, Scabiosa norica, Dianthus glacialis, Rhodo- 
dendron Chamaeeistus, hirsutum, Rumex scutatus, 
Dryas ociopetala, Draba aizoides, Erigeron alpinum, 
E. rupestre, Globularia cordifolia, Poa vivipara, Po- 
tentilla aurea, P, nitida, Juncus 3-fidus, Linaria 
alpina, Myosotis alpestris, Pinguicula alpina, Phaca 
alpina, Polygala austriaca, Gentiana acaulis, G. 
werna, Galium Bocconi ß. alpesire, Geum monta- 
num, Hypochaeris helvetica, Saxifraga stellaris, an- 
drosacea, sedoides, eaesia, autumnalis, Cotyledon, in- 
erustata, aspera, brydides, adscendens, Tofieldia al- 
pina, Veronica sazxatilis, Soldanella alpina, Salix 
retusa, Senecio abrotanifolius, carniolicus, Sesleria 
sphaerocephala, Trifolium badium, Draba aizoides. 


U. Eingegangene Beiträge. 
Für die Flora. 

Ueber Ornithogalum pusillum; von Hrn, Hof- 
rath Reichenbach in Dresden. Verzeichnifs 
der auf der Insel Madeira beobachteten Pflan- 
zen, nebst Beschreibung einiger neuen Arten; 
von Hrn. Friedrich Holl in Dresden. Ex- 
cursion nach dem Vico Ruivo auf der Insel Ma- 
deira; von Ebendemselben. Bemerkungen über 
die Cruciferas; von Hrn. Professor Tausch in 
Prag. Botanische Beobachtungen; von Ebendem- 
selben. Descriptiones plant. minus cognitar.; von 
Ebendemselben. Carl Peter Thunberg's 
Biographie; mitgetheilt von Hrn. Prof. Horn- 
schuch. Algologische Bemerkungen. Gagea; 


507 


eine Pflanzengattung von Salisb. Ker. und Schul- 
tes. Vrolick, über die Veränderungen der Tul. 
penzwiebel während ihres Wachsthumes. 


Correspondenznachrichten von Hrn. Hofr. 
Reichenbach in Dresden, Hrn. Prof. Horn- 
schuch in Greifswalde, Hrn. Apotheker Hinter- 
huber in Salzburg. 


Literatur Berichte über Friedr. v. Miltitz 
Uandbuch der botanischen Literatur; Gaudini 
Flora Helvet. Tom. D.; Sturm Deutschl. Flora 
3. Abth. Pilze 7tes Heft ı. Abth. 51 —53. Heft. 
Ueber Hayn’es getreue Darstellung der Arznei- 
gewächse. Bd. XI. Dr. J. G. Zuccarini Flora 
der Gegend um München I. Phaner. I — XI. Ci. 
Joh. Becker Flora der Gegend um Frank- 
furt 2te Abth. Cryptogamie. Fr. 1828. 8. Rei- 
chenbach Conspectus regni vegetabilis per gra- 
des naturales evoluti Pars. ı. u. s. w.; Reichen- 
bach Iconogr. botanica Cent. VI; Mössler's 
gemeiunütziges Handbuch der Gewächskunde 2ter 
Band. 

Für das Herbarium. 

Eine Sendung von sehr interessanten Algen, 
Sröfstentheils aus dem adriatischen Meere; von 
Hrn. Justitzrath v. Martens in Stuttgart. 


Für den botanischen Garten, 
Eine Sammlung Sämereien von Alpenpflanzen;; 
von Hrn. Apotheker Hinterhuber Jun. in 
Salzburg, 


568 


Für die Bibliothek. j 
ı. Pedilonia, novum plantarum genus, Descrip- 
sit C.B. Presl, M. D. in museo. boh. cu- 
stos, botan. Prof. extraord. Pragae, ı5. Maii 

1829. 2 S. in 4. c. icone. 

“Obwohl Bestimmungen neuer Pflanzengattun- 
gen nach getrockneten Exemplaren sehr vielen 
Schwierigkeiten unterworfen seyn können, beson- 
ders wenn nicht hinlängliche Exemplare vorhan- 
den, oder diese unvollständig eingesammelt, und 
unzweckmäfsig eingelegt sind,.oft auch selbst durch 
den erforderlichen Gebrauch des Mikroskops son- 
derheitliche Täuschung entstehen; so scheint doch 
Hr. Prof. Presi auch in diesem Stücke eine ge- 
wandte Hand und grofse Uebung zu besitzen, da 
derselbe schon mehrere Pflanzen aus den Hän- 
ke'schen und Sieber’schen Herbarien auf ähnliche 
Weise als gegenwärtige, von Sieber in der 
Nähe der Capstadt, wo im jetzigen Zeitalter 
neue Gattungen billig als Seltenheiten anzusehen 
sind, behandelt, und diese so genau und vollstän- 
dig beschrieben hat, als es selbst nach frischen 
Exemplaren kaum vollständiger möglich ist. 

»Pedilonia (nomen derivatum a edirov 
calceus, ob formam tepali interioris calceo non 
absimilem) violacea (Aspidistra lurida Sieb, fl, cap. 
exs. Nr. 256. non Ker.) , 

„»Ordo naturalis Haemodoraceae. Classis et 
‘ordo Linn. Triandria monogynia.‘* Der vollstän- 
dige Character differentialis, dann die habituelle 


569 


und specielle Beschreibung, nebst einer genauen Ab- 
bildung, sind beigefügt. Die Pflanze gleicht einiger- 
malsen der Wachendorfia, ist aber von dersel- 
ben und den übrigen Haemodoraceis, durch „peri- 
gonii tepalo exteriore supremo calcarato lateralia in- 
volvente, interiore solitario deflexo,‘* verschieden. 
2. Hortus regius monacensis. Ferzeichni/s 
der im königl. botan. Garten zu München wach- 
senden Pflanzen, nach der natürlichen Methode 
geordnet, mit Hinweisung auf das Linn. Sy- 
tem und summarischer Angabe des Vaterlands, 
der Kultur und Benützungsweise. Auch als 
Schlüssel und Uebersicht in deutschen Gärten 
und für Herbarien zu gebrauchen. München, 
1829. im königl. Central - Schulbücher - Yerla- 
ge, und Leipzig bei Friedr, Fleischer. 
210 Seiten in gr. 8. Die Vorrede unterzeich- 
net von den Conservyatoren des könig}. botan. 
Gartens Fr. v. Paula v. Schrank und C. 
v. Martius. 

Sowohl aus den frühern Schriften über den 
Münchner botan. Garten, des Hrn. Fr. von P. de 
Schrank Plantae rariores horti reg. monac. 
Monach. 1817 — ı822, fol. tab. ı00. und v. Mar- 
tius hortus. reg. botan. monac. 1925. 4., worinnen 
die Geschichte des Gartens und eine allgemeine 
Schilderung seiner Lage, seiner physischen Ver- 
hältnisse und Einrichtung enthalten ist, als auch 
aus dem gegenwärtigen Verzeichnisse, gebt das un- 
verkennbare Bestreben der HH. Vorsteber hervor, 


570 


ibr Institut auf den höchstmöglichsten Grad der 
Vollkommenheit zu erheben, und dasselbe so ge- 
meinnützig als möglich zu machen; ein Bestre- 
ben welches Achtung und Lob verdient, und den 
Zweck, zur Förderung der Wissenschaft, eben so 
sehr, als zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt- 
nisse unter den dortigen Studierenden, erreichen 
wird. Ausserdem dals dieses Verzeichnils als ein 
treuer Wegweiser im Gebiete des Münchner bo- 
tanischen Gartens anzusehen ist und auch, durch 
gewöhnliche Bezeichnung, Vaterland, Blüthezeit, 
Ausdauer, Kultursverhältnisse, Gebrauch u. s. w. 
der Pflanzen, angiebt, führt die Anordnung nach 
natürlichen Familien, mit Hinweisung auf das Se- 
xualsystem, zu einer weitern Begründung dersel- 
ben, als ein Hauptinteresse der jetzigen systema- 
tischen Botanik und ist zugleich auch als ein 
Muster für andere ähnliche Gärten zu betrachten. 
Die Aufzählung selbst beginnt mit den Acotyledo- 
nen, namentlich Algae, Lichenes, Homalophyliae, 
Hepaticae und Musci, von welchen alle diejenigen 
Arten aufgeführt werden, die im Garten als wild- 
wachsend vorhanden sind, Uns schwebt hiebei 
der Gedanke vor, ob man in botanischen Gärten 
nicht auch wirkliche Moospartieen anlegen könn- 
te, wie man dergleichen von Alpen- und Wasser- 
gewächsen mit Erfolg versucht hat, was zur nä- 
hern Kenntnisse des physiologischen Verhältnifses 
dieser merkwürdigen Pflanzen ohne Zweifel bei- 
tragen würde, wie sich denn aus der vorhande- 


971 


nen Aufzählung von einigen und 30 Arten dersel- 
ben schon ergiebt, dafs Phascum cuspidatum, pi- 
liferum und Gymnost. truncatum, einjährig, Funa- 
ria hyrometrica zweijährig, die übrigen aber als 
mehrjährige Gewächse befunden worden sind. — 
Die Reichhaltigheit des ganzen Gartens mag sich 
schon darin aussprechen, dafs allein weit über 
2000 Gattungen verzeichnet, und unter ihnen 
manche sehr zahlreich ausgestattet sind, wie un- 
ter andern die Gattung Carex, bei welcher die 
Beauvoi’'sche Anordnung befolgt ist, 75 (fünf 
und siebenzig) Arten enthält. Sehr zweckmäfsig 
sind die Kohlarten u. a, nach ihren mancherlei 
Varietäten auseinandergesetzt und mit deutschen 
und lateinischen Namen belegt; überhaupt aber 
wird diefs Buch aueh bei Anordnung der Herba- 
rien nach natürlichen Familien mit Nutzen zu ge- 
brauchen, und dem ausübenden Botaniker ein täg- 
liches zwechmäfsiges Handbuch seyn. 

3. Auf welchem, Wege wäre das höchste Ziel der 
reinen Botanik zu erreichen? Ein Wort zur Be- 
herzigung eines jeden Botanikers. Von Ph. 
Max. Opiz, Mitglied mehrerer gelehrten Ge- 
sellschaften. Prag bei G. W. Enders ı829, 
29 S. in 8. 

Der Verfasser, dem bekanntlich Botanik eine 

Herzensangelegenheit ist, verbreitet sich in die- 

ser kleinen (wahrscheinlich Gelegenheiis-) Schrift, 

über das, was jetziger Zeit Noth thut, zu Nutz und 

Frommen der Wissenschaft. Zuförderst wird der 

Anfänger ins Auge gefalst und ihm, unter Be- 


572 


rücksichtigung der Rubriken von Pflanzen, Be- 
schreibungen und Abbildungen, als die vorzüglich- 
sten Hülfsmittel zur gründlichen Erlernung der 
Botanik, insbesondere gerathen, mit der genauen 
und vollständigen Beschreibung wildgewachsener 
Pflanzen im frischen Zustande, von der Wurzel 
bis zum Samen, zu beginnen, und dabei genaue 
Vergleiehungen mit den verwandten Arten anzu- 
stellen. Hiebei wird zugleich der Wunsch nach 
dem Entwurf einer höchst möglichst vollständigen 
Terminologie, wobei sowohl getrocknete termino- 
logische als carpologische Sammlungen anzuwen- 
den seyen, ausgesprochen, die sofort in allgemeine 
Anwendung gebracht werden sollte. WVeiters 
werden Herausgaben getrockneter Repräsentanten 
von Familien und Gattungen, letztere auch in 
genauern Abbildungen nach frischen Exempla- 
ren, empfohlen, die so gestellt seyn mülsen, 
dafs keine weitere Zerstückelung mehr statt fin- 
den könne und dadurch jede fernere Synony- 
mie für die Zukunft beseitigt, jede Unterstellung 
der Arten aber erleichtert würde, wobei gelegen- 
heitlich Trattinnicks Synodus rühmlichst er- 
wähnt, und was die Literatur der Arten betrift, 
das Candollische Syst. naturae, in Ansehung der 
Aufnahme abweichender Diagnosen aber Willd. 
Spec. empfohlen werden. Gelegenheitlich sind 
dabei auch wieder die Beachtung von Central- 
pflanzensammlungen, und der Werth authentischer 
Exemplare, in Erwähnung gezogen, für die Be- 
bandlung der Varietäten aber zweckmäfsige Win- 


573 


ke gegeben worden. Hiebei sollten sich die 

Vorsteher botanischer Gärten dahin verständigen, 

dafs in denselben nur einzelne, aus Samen gezo- 

gene Familien und Gattungen, unter allerlei Ein- 
flüssen und Veränderuugen kultivirt, dann genau 
beobachtet, für das Centralherbarium eingelegt und 
mit dem Namen etc. des ersten Entdeckers voli- 
ständig bezeichnet würden. Gelegenheitlich sind 
hiebei, in Beachtung von Varietäten, die Hr. Mer- 
tens und Koch, de Candolle und v. Schrank 
als Muster aufgestellt. Endlich verbreitet sich der 

Verf, mit grolser Sachkenntnifs, in kurzen aber 

gewichtigen Worten über zweckmäfsige Anlegung 

von Herbarien und über die möglichst vollstän- 
dige Completirung derselben. 

Wir wünschen sehr, dafs diese gut gemeinten 
Darstellungen nicht als die Stimme eines Predigers 
in der Wüsten, verhallen mögen, hätten daher lie- 
ber gesehen, dals das Ganze in ein wohl verbrei- 
tetes Journal wäre eingerückt worden, und nah- 
men hier Gelegenheit, uns umständlich über diese 
kleine Schrift zu äussern. 

4. Flora Silesiae, seripserunt Friedr. Wim- 
mer etH. Grabowski, Pars IL, Vol. I—-I. 
Ch XI—XXU. Vratisl. ap. G. T. Korn. 1829. 
(Mit dem freundlichen Bildnisse des, um die 
Flora Schlesiens so hochverdienten Medic. As- 
sessors Günther.) 

Endlich besitzen wir durch die Vollendung 
dieses trefflichen Werks eine Flora phanaeroga- 
mica Silesiae in omnibus numeris absoluta, darüber 


574 


sich mit uns jeder Botaniker um so mehr freuen 
wird, als dadurch den mancherlei Irrthümern und 
Unrichtigkeiten, die zum Theil bisher über die Ve- 
getation Schlesiens geherrscht baben, auf einmal 
und zwar auf eine officielle und sehr bündige 
Weise, ein Ende gemacht worden ist. Die Verf. 
mufsten bei Ausarbeitung ihres Werks auf al- 
‘les dasjenige Rücksicht nehmen, was seit Jahr- 
hunderten ihre Vorgänger aufgefunden oder an- 
gegeben hatten, und dieser Umstand bat zur ge- 
nauern Erforschung der Gegenstände noch mehr 
Gelegenheit gegeben, so dafs dadurch das ganze 
Land als fast völlig untersucht, angeseben werden 
kann. Davon geben nun die Verf. in diesem WVer- 
ke die vollständigste Relation, indem sie das wirk- 
lich Vorhandene, auf eine eben so zweckmäfsige als 
vollständige Weise, nach dem neuesten Stande der 
Wissenschaft, wobei besonders dieVarietäten gründ- 
lich erforscht sind, mittheilen, das Ungewisse aber 
nur in blofser Nomenclatur und den von frühern 
Autoren nahmhaft gemachten Wohnorten, als An- 
hang beifügen. 

Wir werden das neueste und wichtigste was 
diese Fiora, über dessen ersten Theil bereits 
eine Recension in unserm Blatte ı828. S. 209 
entbalten ist, demnächst anzeigen und beschrän- 
ken uns jetzt nur noch auf die vorläufige Mit- 
theilung einer neuen Orobanche, da diese Gattung 
gegenwärtig vorzüglich bearbeitet wird, und in 
der Fiora ı829. $.396, von Hrn. Hofr. Reichen- 
bach, dann $. 464. von Hrn. Apotheker F. Ww. 


575 


Schultz in Zweibrücken, neuerdings über Oro. 
banche gehandelt worden. 

Orobanche pallidiflora Grb. et Wimmer in 
Fl Sil. IM. 233. , 

Pubeseens, floribus laxe spicatis, bracteis 
ovato-lanceolatis corollam subaequantibus, sepalis 
brevioribus ovato -acuminatis integris, corolla tu- 
buloso - ventricosa, extus glandulosa, margine un- 
dique erenulato, labio supero emarginato - bilobo, 
staminibus basi puberulis. 

Hab. in arvis. Unicum exemplar nuper re- 
pertum in agro noyali prope Koberwitz; prae- 
terea in herbario asservamus plura exemplaria 
silesiaca illi plane conformia loco natali non ad- 
nato.‘ Mense Junio exeunte laete florebat. 27, 


5. Bibliotheca botanica secundum botanices partes, 
locos, chronologiam, formam, auctores, volu- 
men, titulos, pretium et recentiones, concinnata, 
auctore Friederico a Miltitz Eg. St 
Georg. Reg. Sax. praef. soc. plur. sod. Prae- 
fatus est Dr. Ludoyicus Reichenbach, 
Reg. Sax. Consil. aul. Prof. et soc. plur. sod. 
Berolini apud Augustum Rücker. 1829. 


Handbuch der botanischen Literatur für Botani- 
ker, Bibliothekare, Buchhändler und Auctiona- 
toren, mit Angabe der Preise und Recensio- 
sionen, von Friedrich von Miltitz, königl. 
sächs. Kammerherrn u. Ritter d. königl. bayer. 
St. Georg. Ord. mehr. gel. Ges. Mitgl. Mit 
einer Vorrede von Dr. Ludw. Reichenbach, 


‚576 


königl. sächs. Hofr., Prof. d. Naturg. mehr. 
gel. Ges. Mitg. Berlin bei Aug, Rücker. 1829. 


Je längere Zeit es her ist, dafs man die bo- 
tanische Literatur mit einiger Vollständigkeit auf- 
zuzählen sich bemühte, und je oberflächlicher und 
mangelhafter neuerlich Hr. Bibl. Ersch in seinem 
Handbuche, die naturhistorische Literatur abfer- 
tigte, desto erfreulicher mufs obige Erscheinung 
für das auf dem Titel genannte Publikum seyn, 
und diefs um so mehr, je unübersehbarer sich 
heut zu Tage die literarischen Produkte dieses 
Faches vermehren, und je entsprechender dem 
allgemeinen Bedürfnisse die Ergänzungen und 
Fortsetzungen seyn dürften, zu denen die Vorrede 
Hoffnung macht. Die Monographieen haben ein 
besonderes Register nach den Pflanzennamen, so 
wie das ganze Buch, welches in wissenschaftlichen 
Rubriken getheilt ist, durch ein Autorenregister 
den Schlüssel für seinen Gebrauch darbietet. 

6. Flora Brasiliensis scu Enumeratio plantarum, etc. 
quas ete. C.F. Ph. de Martius. Vol. II. pars I. 
1829. ($. Bot. Zeit. Nr. 11.) 

7. Die Giftpflanzen der Schweiz, von Dr. He- 
getschweiler, ı — Stes Heft. 

8. Ueber die helvetischen Aretien von demselben. 

9. Bulletin universel des sciences et de l’indu- 
strie. Janv — Mai 1829. 

Die nähere Anzeige dieser Werke wird näch- 
stens nachfolgen. 


Flora 
oder 


Botanische Zeitung, 


Nro. 37. Regensburg, am 7, Oct. 1829. 
un — Hin Fünnen 


I. Noch ein Wort über Barbula obtusifolia und 
Bryum eryihrocarpon; nebst einigen ander 
Dryologischen Bemerkungen; von Hın, Apothe- 
ker Fürnrohr in Zweybrücken. 


Her Dr. Schultz in Neubrandenburg hat 
in.Nr. ı6. der Flora 1828. p. 25a. etc. mich we- 
gen zweier ihm bei Gelegenheit der Recension von 
Walker - Arnott’s Disposition methodique des 
especes de mousses gemachten Einwürfe auf eine so 
freundliche Art zu Rede gestellt, dafs ich es für 
Pflicht halte, die Gründe, die mich damals zu je- 
nen Aussprüchen bewogen,*und die mich auch 
jetzt nach wiederholter Prüfung, in meiner aus. 
gesprochenen Ansicht bestärken, hier etwas näher 
auseinander zu setzen. 

In dem Herbarium des Hrn. Hofr. Koch in 
Erlangen, so wie des Hrn. Apotheker Bruch in 
Zweybrücken befinden sich ohne nähere Angabe 
des Standortes einige Exemplare eines Mooses, 
das bis auf den geringsten Umstand so genau mit 
Schwägrichen’s Abbildung und Beschreibung 


Oo ' 


578 


der Barbula obtusifolhe@ übereinkommt, dafs ich 
durchaus keinen Anstand nchmen konnte, in ihm 
die wahre Schwägrichensche Pflanze zu er- 
blicken. Die Blätter dieses Mooses sind in der 
Regel vollkommen elliptisch, d. h. sie verschmä- 
lern sich gegen die Spitze zu wenig oder gar 
nicht, und erscheinen daher, wie ich schon frü- 
her bemerkte, an letzterer vollkommen abgerun- 
det- stumpf, der Nerve läuft bis zur Spitze, uni 
zuweilen, besonders an den obern Blättern, et- 
was weniges über diese hinaus, so dafs er auf 
diese Art ein kurzes Stachelspitzchen bildet, das 
aber auf die Form des Blattumrisses nicht den 
mindesten Kinflufs hat; die länder des Blattes 
erscheinen verdickt, dadurch, dafs sie sich schne- 
ekenförmig zurückrollen (was Schwägrichen nicht 
deutlich gesehen hat, weil er es versäumte, das 
Blatt im Querdurchschnitte zu betrachten); das 
Blattzellennetz besteht aus weiten, langgezogenen 
oder gleichschenkelißen Vierecken, und ist erst 
:segen die Spitze des Blattes zu, und da nur mit 
sehr wenigem Chlorophyll verschen; die Kapsel 
>» ianglich, eylindrisch, bald länger, bald kürzer, 
wie diels bei allen Barbulen varüirt, und ihr ke- 
Zelförmiger Deckel löst sich mittelst eines Rin- 
ges, der aus einer einfachen Zellenreihe besteht, 
vo.a Mundrande ab. Das Peristom baben weder 
Sehwägrichen noch seine Nachfolger beschrie- 
ben; es besteht aus einer zarten, gitternetzigen 
Membran, die sich aus der zweiten Zellenschichte 


579 


der äussern Kapselwand über den Mundrand fort- 
setzt, und sich hierauf in 32 zarte, verhältnifs- 
mäfsıg sehr kurze und gleichweit von einander 
entfernte, linienförmige Abschnitte spaltet, die 
ungefähr sechsmal so lang, als die sie verbin- 
dende Membran sind, sich gewöhnlich nur einmal 
mit einander herumwinden, und selbst im voll- 
kommen reifen Zustande eine blafse, ockergeibe 
Farbe besitzen. 

Dieses Bild im Auge ging ich an die Unter- 
suchung jenes Mooses, das von Hrn, Dr. Schultz 
im Mecklenburgischen gesammelt, von ihm selbst 
unter der Benennung B. obtusifolia Hrn. Funck 
in Gefrees, und von letzterem wieder Hrn. Bruch 
mitgetheilt wurde. Da ergaben sich aber bedeu- 
tende Unterschiede. Wenn auch einige von den 
Blättern in ihrem Umrisse sich sehr denen der 
wahren B, obtusifolia näherten, so besalsen sio 
doch im Allgemeinen mehr eine breit-lanzettliche, 
stumpfe Gestalt, d. h. sie verschmälerten sich 
nach oben, und liefen allmählig in eine stumpfe 
Spitze aus, die nicht blols von dem Blattnerven, 
sondern von der ganzen Substanz des Blattes ge- 
bildet wurde; ibre Ränder waren, wie der Quer- 
durchschnitt zeigte, zurückgeschlagen (reflexi), 
keineswegs aber schneckenförmig zurückgerollt 
(eireinnato - revoluta) ; das Blattzellennetz bestand 
aus sehr kleinen, dicht gedrängten, fast rundlich- 
viereckigen Zellen, und war, ausser am Grunde 
des Blattes, allenıhalben mit Chlorophyll angefüllt, 


Oo.2 


550 


am Mündungsrande zeigte sich beim Herabneh- 
men des Deckels keine Spur eines Ringes, und 
das Peristom erschien als 32 sehr lange, linien- 
fürmige Zähne, die am Grunde in einen äusserst 
schmalen Streifen zusammenflofsen, der kaum den 
24sten Theil der Länge der Zähne betrug, und 
keine Spur von netzadrigem Geflechte zeigte ; aus- 
serdem bildeten diese Zähne zusammen einen 
mehrmals spiralig gewundenen Kegel, und ihre 
Farbe war bei der Reife der Kapsel ein sehr ge- 
sättigtes Dunkelbraun. Auch übertrafen die Spo- 
ren die der obenbeschriebenen Pflanze noch ein- 
mal an Gröfse. Ganz dieselbe Beschaflenheit 
veigten auch die unter dem Namen RB. obtusifolia 
von Schleicher mitgetheilten Exemplare, 

Alle diese Beobachtungen konnten demnach 
wohl kein anderes Resultat liefern, als dafs hier 
zwei durchaus verschiedene Species unter einem 
und demselben Namen vorlagen; dafs aber die 
letztere, nämlich die B. obtusifolia des Ilrn. Dr. 
Schultz und Schleicher wirklich nichts an- 
ders, als eine Form der polymorphen B. unguicu- 
Inta scy, davon überzeugte mich nun auf's Neue 
eine vergleichende Untersuchung der letztern. 
Ganz dieselbe Structur der Blattränder, derselbe 
Pan des Zellennetzes, derselbe Mangel eines Rin- 
ges, das auf die nämliche Art gebildete Peristom, 
ja selbst die gleiche Gröfse der Sporen, mufsten 
mich nothwendigerweise zu der Annahme bestim- 
men, — dafs die äussere Form des Blattamrisses 


Söl 


der allerdings bei Barbula. unguiculata darin et- 
was abweicht, dafs die Blätter sich schon weit 
früher, nämlich von der Mitte an, verschmälern, 
und dadurch vollkommen lanzettlich werden, — 
unmöglich allein hinreichen könne, so nahe ver- 
wandte Formen specifisch zu trennen, und zwar 
um so weniger, da zahlreiche Zwischenformen 
den Uebergang der einen in die andere vernit- 
teln. Zu den letzteren rechne ich unter andern 
auch die B. apiculata Hedw. und die B. cuspidata 
Schultz; denn ich habe mich im Verfolge meiner 
Untersuchungen überzeugt, dafs sick von der 
breit. und stumpfblättrigen B, obtusifolia Schultz 
bis zu der schmal- und spitzblättrigen B, cuspi- 
data dieselbe Reihe der mannigfaltigsten Blattfor- 
men nachweisen lafse, wie wır sie von der breit- 
blättrigen B. muralis @. rupestris bis zur schmal« 
blättrigen B. aestiva verfolgen können. 

Dagegen steht die Schwägerichensche Z, 
obtusifolia weit näher der Barbula revoluta. Denn. 
auch die Kapsel der letzteren ist am Mündungs- 
rande mit einem einfachen Ringe versehen, und 
ihr Peristom zeigt ganz denselben Bau, den ich 
oben bei B. obtusifolia beschrieben habe. Aber 
sie weicht wieder von ihr ab durch die um die 
Hälfte schmäleren im trocknen Zustande sich stark 
durch einander krümmenden Blätter, durch das weit 
beträchtlichere, schneckenförmige Zurückrollen der 
Blattränder, das sich beinahe bis zum Mittelner- 
ven forisetzt, durch den Bau des Blattzellenne- 


582 


tzes, welcher wieder mehr an B, unguiculata er- 
innert, u. Ss. W. 

Wenn Hr. Dr. Schultz sich auf Schwägri- 
chen’s Urtbeil stützt, der die Mecklenburger 
Pflanze für die ächte B. obtusifolia erklärte, so 
habe ich darauf nichts zu erwiedern, als dafs 
diese Bestimmung wahrscheinlich nur aus einer 
oberflächlichen Ansicht, keineswegs aber aus ei- 
ner mit Hülfe des Mikroskops angestellten Unter- 
suchung hervorging, denn sonst würden gewils 
dem Scharfblicke Schwägrichen’s die beider- 
seitigen Verschiedenheiten nicht entgangen seyn, 
Bei diesem und ähnlichen Fällen dürfte es daher 
wohl immer als Hegel angenommen werden, sich 
lediglich an die vorliegenden Beschreibungen und 
Abbildungen, insofern diese deutlich und bezeich- 
nend sind, zu halten; denn nur diese sind Eigen- 
thum der Wissenschaft, und der Autor kann man- 
ches vergessen, was seine Schriften für alle nach- 
folgenden Generationen aufbewahren, 

Die Berichtigung der Synonymie wird aus 
dem bisher Gesagten von selbst klar. Der ver- 
ewigte Bridel hat in seiner Bryol. univ. Vol. ı. 
p. 953. die Beschreibung der B. obtusifolia nach 
Schultzischen Exemplaren entworfen, und da- 
her sind die daselbst angegebenen „,‚peristomii 
dentes membrana basilari omnium angustissime 
connext, spiraliter contorti,‘t so wie die Bomer- 
kung „B. apieulatae foliis habituque, praesertim 
specimina Negapolitana a Schultzio communi- 


. 5985 


cata. adeo similis, ut aegre distinguas ‘* sehr 
leicht begreiflich. Im Vorbeigehen sey es hier 
auch erwähnt, dafs ich bisher noch bei keiner 
Yyaterländischen Form von B. unguiculala so strafl’ 
aufrechte Blätter finden konnte, wie sie Hr. Dr. 
Schultz abbildet und sogar als unterscheidendes 
Merkmal in die Diagnose aufnimmt; ich fand sie 
immer, wenigstens im frischen Zustande, wie bei 
den verwandten Arten, zurückgekrümmt- abste- 
hend, und sie scheinen nur in der Pensylvani- 
schen Form, welche Hedwig als B. stricta be- 
schreibt, auch im feuchten Zustande straff zu 
bleiben. Ob’ die letztere ausser diesem Umstande 
auch noch andere Merkmale darbiete, die ihren 
Specieswerth begründen helfen, mögen Autopten 
entscheiden. 

Was das Bryum erythrocarpon anbelangt, so 
‚bat Hr. Dr. Schultz übersehen, dafs in der gan- 
zen angeführten Stelle (vergl. p. 75. meiner Rec.) 
ja nur von dem Bryum ersthrocarpum Brid. die 
Rede ist, und dafs es mir folglich nicht im min- 
desten einfallen konnte, ihm den Vorwurf zu ma- 
chen, als habe er die Schwägrichensche Pflan- 
ze dieses Namens nicht richtig gekannt. Ich 
konnte ja um so weniger auf diesen Gedanken 
kommen, da ich ja auf der vorhergehenden Seite 
(p. 74.) bereits berichtet hatte, dafs Walker-Ar- 
nott das Bryum sanguineum Brid., welches mit 
B. erythrocarpon Schwägr. einerlei ist, zu Br. cae= 
spiticium bringt, und es dort für deutsche Leser 


584 


hinlänglich gehalten hatte, diese Vereinigung mit 
einem Ausrufungszeichen zu rügen. Jenes Bryum 
erythrocarpon Brid. oder B. atropurpureum Web. 
et Mohr, welchen letzteren Namen man, um allen 
Verwechslungen ein für allemal vorzubeugen, da- 
für beibehalten sollte, war es, welches ich gegen 
Hrn. Dr. Schultz, der es zu einer Varietät von 
Bryum carneum macht, in Schutz nehmen wollte, 
und ich zweifle kaum, dafs ein so unbefangener 
Beobachter, wie Hr. Dr. Schultz, auch meiner 
Meinung beitreten wird, wenn er bei einer wie- 
derholten Vergleichung beider Species weniger 
den Umrifs des Blattes und die äussere Gestalt, 
als den Bau des Blattzellennetzes, die Länge des 
Nerven, so wie die Gestalt und Structur der 
Kapsel berücksichtigt. Diese Umstände, die ich 
am angeführten Orte weiter auseinander gesetzt 
habe, würden allein schon hinreichen,,! kräfti- 
ge specifische Unterschiede zu begründen, wenn 
nicht auch noch die unbewährten Cilien des in- 
nern Peristoms, so wie die bis in den Mittel- 
punkt der männlichen Blüthenknospe sich fort- 
setzenden Perichätialblätter, die den einzelnen 
Antheren als Deckblätter dienen, das Bryum car- 
heum zu einer wahren Webera machen würden, 
während dagegen B. atropurpureum durch die 
nach innen mit hackenförmigen Fortsätzen ver- 
sehenen Cilien, und die in einen äussern Kreis 
gestellten Perichätialblätter, wodurch die Anthe- 
ren deckblattlos erscheinen, sich als wahres Bry um 
kund giebt. 


585 


Unmöglich kann ich diese Bemerkungen ab- 
brechen, ohne zugleich einige Berichtigungen mit 
anzureihen, die sich seit der Zeit, da meine Be. 
cension erschien, über manche der darin nieder- 


gelegten Ansichten ergeben haben. 
(Beschlufs folgt.) 


U. Botanische Verhandlungen bei der achten Ver- 
sammlung 'deuischer Naturforscher und Aerzte 
vom 18. bis 24. September 1829. in Heidelberg. 
Aus allen Provinzen Deutschlands, und selbst 

fast aus allen Ländern Europens fanden sich Ge- 
lehrte an den freundlichen Ufern des Neckars ein, 
um dem Feste der Wissenschaften beizuwohnen, 
und in der Gesellschaft so vieler geeachteter und 
berühmter Männer, einige frohe Tage zu verle- 
ben, die bei allen bis in die spätesten Zeiten hin 
in frohem Andenken bleiben werden. 

Die Zahl der anwesenden Fremden (mit Aus- 
schlufs der in Heidelberg wohnenden) belief sich 
auf 238, unter welchen mehrere zu nennen ver- 
gönnt seyn mag. Wir sahen die HH. Prof. Dun- 
Can ausEdinburg, Prof. Petti aus Florenz, Prof. 
Wbewell aus Cambridge, Baron von Ferussac 
aus Paris, Prof. Fremery aus Utrecht, Prof. 
Schröder van der Kolk von da, Dr. Quetelet 
Director der Sternwarte aus Brüssel, Prof. Ga- 
lenzowski aus Wilna, Dr. Classen aus Archan- 
gel, Prof. Eschholz von Dorpat, Staatsrath Reh- 
mann und Obrist v. Pott aus Petersburg, Prof. 
Breweraus Düsseldorf, Prof. Geier von Würz- 


586 


burg, Prof. Heusinger von Marburg, Prof. 
Kastner aus Erlangen, Hofr. Medicus aus Mün- 
chen, Prof. Würz aus Würzburg, Prof. Rum ph 
aus Bamberg, Prof. Doutrepont aus Würzburg, 
Prof. Jäger aus Erlangen, Hofr. Köppen von 
da, Hofr. Oken aus München, Prof. Schwere 
aus Speier, Hofr. Textor von Würzburg, Hofr. 
Vogel aus München, Prof. Wagner aus Erlan- 
gen, Staatsrath von Berger aus Kiel, Dr. Otto 
aus Koppenhagen, die Prof. Ehrmann und Laut 
aus Strasburg, Dr. Sömmering aus Frankfurt, 
Prof. Treviranus aus Bremen, Prof. Hessel aus 
Marburg, Prof. Liebig aus Giessen, die Prof. 
Nebel und Vogt von da, Hofr. Brandes aus 
Salzuflen, Dr. von Speez aus Ofen, Dr. Sche- 
del.aus Pestb, Prof. Zippe aus Prag, die Prof. 
Butte, Goldfuss, Harles, aus Bonn, die Prof. 
Friedländer und Kämtz aus Halle, die Prof. 
Lichtenstein, Osann und Ritter aus Berlin, 
Medizinalrath Wend aus Breslau, Prof, Döbe- 
reiner aus Jena, v. Froriep aus Weimar, Hofr. 
Kreysig aus Dresden, Prof. Jung aus Basel, 
Prof. Studer ausBern, Frhr. Cotta v. Cotten- 
dorf aus Stuttgart, beide Prof. Gmelin aus Tü- 
bingen, Prof. Jäger aus Stuttgardt, u. s. w. 

Die ganze Gesellschaft theilte sich nach ge- 
pflogener Berathung in folgende sechs besondere 
Zweige: 

ı. Section der Physiker und Chemiker. 

2. — — der Mineralogen und Geognosten. 


557 


3. Section der Botaniker, 
4. — — der Zoologen. 

5. — — der Anatomen und Physiologen. 

6. — — der Aerzte. 

In der Section der Botaniker pflegten sich 
gewöhnlich folgende Gelehrte, die hier in alpha- 
betischer Ordnung aufgezählt sind, einzufinden : 

Bischoff, Privatdocent in Heidelberg. 
Braun, Dr. Med, von Karlsruhe, 
-Bronner, Apotheker von WViesloch. 
Robert Brown von London. 
Buchinger, Dr. Med. von Strafsburg. 
Dierbach, Prof. der Medicin in Heidelberg. 
Dietrich, Prof. der Botanik von Eisenach. 
Fresenius, Dr. Med. von Frankfurt. 
Gärtner, Oberamtsvogt von Calw. 
Gmelin, geh. Hofrath von Carlsruhe. 
Hayne, Prof. der Botanik von Berlin. 
Hess, Oberfinanzrath aus Darmstadt. 
Linz, Kreissteuercontroleur aus Speyer. 
Metzger, Universitäts-Gärtner in Heidelberg. 
Nees v. Esenbeck d. Aelt,, Prof. der Bo- 
tanık in Bonn. 
Nestier, Prof. der Botanik in Strasburg. 
Perleb, Prof. der Botanik in Freiburg, 
Bau, Hofrath, Prof. der Landwirthschaft in 
Meidelberg. 
Schäfer, Oberlehrer aus Trier. 
Schimper, Dr. Med, aus Mannheim. 
Schüblen, Prof. der Botanik von Tübingen. 


588 


Spenner, Privatdocent in Freiburg. 

v. Sternberg Graf Caspar, aus Prag. 

Treviranus, Prof. der Botanik von Breslau. 

Waitz, Landkammerrath aus Altenburg. 

Zenneck, Prof. aus Stuttgardt. 

Zeyher, geh. Hofrath, Garten - Director von 
Schwetzingen. 

Die statt gehabten Verhandlungen, so weit 
sie für das botanische Publikum Interesse haben 
können, wollen wir nur kurz und der chronologi- 
schen Ordnung nach andeuten: 

Freitag am 1$ September 

wurde die erste öffentliche Sitzung in dem gros- 
sen Saale des Universitäts - Gebäudes gehalten, 
und von Hrn. geh. Rath Tiedemann mit einer 
passenden Hede eröffnet, auch wurden noch meh- 
rere Vorträge gehalten, worunter besonders der des 
Hrn. Prof. Treviranus, welcher eine von Hrn. 
Dr. Goeppert abgefafste Abhandlung „über den 
Einfluls der Kälte auf die Gewächse‘“ vorlas, er- 
wähnt zu werden verdient. 

Nach dem Mittagessen, welches gemeinschaft- 
lich in dem neu errichteten Museums - Gebäude 
eingenommen wurde, schritt man zur Wahl des 
Präsidenten und Secretairs bei den einzelnen 
Sectionen. Die Botaniker erwählten zu ihrem 
Vorsteher Se. Exec. den Hrn, Grafen v. Stern- 
berg; da diefs aber, und zwar etwas früher, 
schon die Mineralogen und Geognosten ebenfalls 
geihan hatten, wodurch der Hr. Graf gehindert 


589 


war jeder botanischen Sitzung beizuwohnen, so 
wurde als Stellvertreter in dessen Abwesenheit, 
Hr. Prof. Treviranns ausersehen; die Stelle 
des Secretairs sollte eines der jüngsten Mitglie- 
der verschen, und somit übertrug man dem Hrn. 
Dr. Braun diese Function. 


Die botanischen Sitzungen wurden übrigens, 
wie die der übrigen Sectionen in besondern Zim- 
mern des Museums - Gebäudes, und zwar von den 
meisten Morgens von 8— ı0 Uhr gehalten, zu 
welcher letzten Stunde die allgemeine Sitzung 
begann. 


Samstag am 19. September. 

In der speciellen botanischen Sitzung konn- 
ten an diesem Tage noch keine Vorträge gehal- 
ten werden, weil beschlossen worden war, dals 
dieselben zuvor in der allgemeinen Sitzung ange- 
kündigt werden sollten, damit sie auch die Mitglie- 
der der andern Sectionen, wenn irgend ein Ge- 
genstand sie vorzugsweise interessirte, beiwohnen 
könnten, welche schr zweckmälsige Einrich- 
tung auch bei allen ührigen Abtheilungen befolgt 
wurde. — 


Man verwendete also die gedachten Stunden 
Vorzugsweise zur gegenseitigen Besprechung, und 
nur Hr, Prof, Dietrich hielt einen freien Vor- 
trag über das Keimen und die Entwicklung der 
Laub- und Lebermoose, der Conferven u. & *. 
wobei er besonders die Ansicht äusserte, dafs ei- 


590 


gentliche Acotyledonen in der Natur nicht vor- 
handen seyen. 

In der allgemeinen Versammlung las Hr. Hof- 
rath und Professor Vogel aus München eine Ab- 
handlung über das Keimen der Samen in sehr 
verschiedenen Stoffen aus dem Mineralreiche, de- 
ren Einfluls auf diesen Vorgang er auf sehr in- 
structive Art auseinander setzte. Hr. Professor 
Hayne trug sodann eine mit ungemein grolsem 
Fleilse bearbeitete Abhandlung über die Bewe- 
gung des Saftes in den Pflanzen vor, worin er 
die verschiedenen und abweichenden Meinungen 
der Physiologen über diesen wichtigen Gegen- 
stand beleuchtete, besonders auf mehrere weit 
verbreitete Irrthümer aufmerksam machte, und 
eine Reihe von ihm angestellter Versuche auf- 
zählte, die ihn veranlafsten, in manchen Punkten 
von den bisherigen Meinungen abzuweichen, 

Wir hoffen, dafs die Ansichten des Herra 
Prof. Hayne bald durch den Druck werden be- 
kannt gemacht werden. 

Sonntag den 20. September 

wurde weder eine allgemeine, noch eine botani- 
sche Sitzung gehalten, nur allein die Anatomen 
und Physiologen verabredeten eine Zusammen- 
kunft in dem für die Zergliederungskunst be- 
stimmten Gebäude der Universität, welches auch 
zugleich die anatomischen und zoologischen, so 
wie die für Physik und Mineralogie bestimmten 
Sammlungen enthält. — 


591 
Montag den 21. September, 

In der botanischen Section trug Hr. Dr. 
Schimper seine Erfahrungen und Beobachtun. 
gen über die Stellung der Blätter vor, der seiner 
Ansicht nach bestimmte Naturgesetze zum Grunde 
liegen; er suchte besonders durch Hülfe von Zeich- 
nungen, die er vorlegte, und anderer, die er an 
der Tafel ausführte, seine Meinung deutlicher zu 
machen. 

lir, Oberamtsvogt Gärtner hielt einen freien 
Vortrag über die Bastard- Erzeugung im Pflan- 
zenreiche, und theilte seine zahlreichen, eben so 
interessanten, als überraschenden und belehren- 
den Erfahrungen mit, die mit ungetheiltem Beifall 
aufgenommen wurden, und ein höchst lebhaftes und 
allgemeines Interesse erregten. Derselbe zeigte 
ferner eine Beihe von Abbildungen vor, die die 
durch künstliche Befruchtung nach vorausgegan- 
gener Castration erzeugten Pflanzentheile darstell- 
ten, nicht minder eine schöne Sammlung von ge- 
trockneten Bastardpflanzen, und begleitete alles 
mit scharfsinnigen und instructiven Bemerkungen. 
Die Gesellschaft verdankt ihm eine höchst genuls- 
reiche Stunde. 

In der Section für Physiker und Chemiker 
zeigte Hr, Robert Brown, durch Hülfe ei- 
nes sehr stark vergröfsernden Mikroskops die 
höchst räthselhafte und zu eigenen Betrachtun- 


gen führende Thatsache von der Bewegung der 
Moleculen. — 


592 


In der allgemeinen Sitzung wurde heute die 
Wahl des Zusammenkunfts- Ortes für das nächste 
Jahr verhandelt, der der Ordnung nach im nörd- 
lichen Deutschland seyn mufs; anfänglich wur- 
den dazu Pyrmont, Braunschweig und Hamburg 
in Vorschlag gebracht, auch einer Einladung nach 
Koppenhagen erwähnt ; später beschränkte man 
sich aber nur auf die Auswahl zwischen den bei- 
den Städten Hamburg und Gotha. Nachdem über 
dieselben von mehreren Mitgliedern gesprochen 
worden war; fiel die Wahl einsiimmig auf Ham- 
burg. — Zum Präsidenten für diese Versamm- 
lung bestimmte man den Dr. Bartels, ersten 
Bürgermeister der freien Stadt Hamburg, und 
zum Secretair den in Heidelberg anwesenden Dr. 
Fricke, Director des Hamburgischen Kranken- 
hauses. — 

- Nachmittags veranstaltete eine grofse Anzahl 
der. Mitglieder eine Excursion nach Schwetzin- 
gen zur Besichtigung der dort vorhandenen gros- 
sen und geschmackvollen Garten. Anlagen, und 
der reichen Treibhäuser. — (Beschluls folgt.) 


Verbesserungen, 

In der Flora ı328. p. sı5. ist mein Bang, 
nicht durch meine Schuld, über die Gebühr er- 
höhet angegeben worden. Daher bitte ich, auf 
die hierfolgende Unterschrift zu reflectiren. 

Friedr Wimmer, 
Oberlehrer am Hönigl. Friedrichs. Gymnasium zu 
Breslau. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 38. Regensburg, am 14. Oct. ı829. 


iii. —CHgEn— — Zyinpameen 


IL. Noch ein Wort über Barbula obtusifolia und 
Bryum erythrocarpon; nebst einigen andern 
Oryologischen Bemerkungen; von Hrn. Apothe- 
ker Fürnrohr in Zweybrücken, 

CBeschlufs.) . 


Gymnostomum intermedium halte ich jetzt 
für eine von G. truncatum hinlänglich verschie- 
dene Species, Ersteres (G. intermedium) cha- 
racterisirt sich durch am Rande zurückgeschlagene 
Blätter, eine die halbe Itapsel deckende, am Rande 
vollkommen ganze (nur mit einer Seitenschlitze 
versehene) Haube, eine walzenförmige Kapsel 
und ein oben hutförmiges Säulchen, das nur ei- 
nen kleinen Theil des Deckels ausfüllt, wäh- 
rend dagegen G. truncatum flachrandige Blät- 
ter besitzt, seine Haube ausser der Seitenschlitze 
auch noch a — 3 andere unregelmälsige Ein- 
schnitte am Rande zeigt, die Kapsel verkehrt ke- 
selförmig erscheint, und das Säulchen sich oben 
in eine unförmliche, lockerzellige Masse verliert, 
die fast den ganzen Deckel ausfüll. Alle übri- 
gen, bisher zur Unterscheidung beider angeführ- 


Pp 


594 


ten Charaktere halten nicht Stand. Die männ- 
liche Blüthe ist bei beiden sehr klein und kno- 
spenförmig, und sitzt in den WVinkeln der zu- 
nächst unter dem weiblichen Perichätium be- 
findlichen Stengelblätter. Die Abbildung, welche 
Schwägrichen von der männlichen Blüthe des 
G. intermedium gibt, ist falsch, und läfst sich nur 
durch eine Verwechslung mit der männlichen 
Pflanze irgend eines Bryum oder einer Mebera 
erklären. 

Bei meiner Gattung Brächyodon habe ich als 
unterscheidendes Merkmal von Grimmia aufge. 
führt, dafs die Zähne des Peristoms nicht aus 
beiden, sondern nur aus der innern Kapselwand 
entspringen, folglich eine Fortsetzung des $poran- 
gidiums darstellen. Seit dieser, Zeit habe ich 
mich indessen überzeugt, dafs bei allen Moosen 
das einfache oder äussere Peristom jederzeit aus 
der zweiten Zellenschichte der äussern Kapsel- 
wand seinen Ursprung nimmt, und dafs nur bei 
den Diploperisiomis von einer Verlängerung des 
Sporangidiums zum innern Peristom die Rede seyn 
könne. Beide Schichten lalsen sich schon durch 
eine einfache Manipulation von einander lostren- 
nen, und bei der Buxbaumia indusiata löst sich 
die äussere erste Schichte mit der Zeit als soge- 
nanntes Indusium von selbst los. Demohngeach- 
tet verliert der Unterschied, den die bald zarte, 
häutige, bald mehr derbe und lederartige, oder 
spröde und leicht zerbrechliche Beschaffenheit 


5)5 


des einfachen Peristoms darbietet, dadurch keines. 
wegs an Wichtigkeit, im Gegentheil hoffe ich ein 
andersmal zu beweisen, dals es bei der Anord. 
nung natürlicher Moosgruppen vor allen anderen 
berücksichtigt werden müfse. Brachyodon und 
Grimnia bleiben daher als gute Gattungen ste- 
hen, nur mufs der Charakter beider folgender- 
mafsen abgeändert werden: Brachyodon: Peristo- 
mium simplex, membranaceum. Dentes 16, acyui- 
distantes, obtusi, annulum aequantes. Calyptra mi- 
traeformis. Grimmia: Peristomium simplex, coria- 
ceum. Dentes 16, aeguidistantes, lanceolati, extus 
iransverse costati. Calyptra mitraeformis. 
Orthotrichum cerispatum Hook. ist nach Ansicht 
von Original - Exemplaren ein wahres Macromi- 
irium. —  Orthotrichum ruyestre und O. rupin- 
cola sind nach Hrn. Bruch's neuern Untersuchun- 
gen wirklich ein und dieselbe Species. — Grim- 
mia geniculata kann ich jetzt auch nicht mehr für 
ein Racomitrium halten, sondern es muls wieder 
zu Campylopus kommen, wofür ich die Gründe 
an einem andern Orte entwickeln werde, dagegen 
müfsen Campylopus pulvinatus Schultzii und deren 
Verwandte sich wieder der Gattung Grimmia an- 
reihen. — Dafs die Grimmia rivularıs wirklich 
»ur Form von Gr. apocarpa sey, darüber habe 
ich nun auch nicht mehr den geringsten Zweifel, 
eben so wenig hat sich Racomitrium gracile Hornsch. 
bei fortgesetzten Untersuchungen specilisch ver- 
schieden von Campylopus sudelicus erwiesen. — 


Pp2 


50 


Dieranum majus Smilh,, das mir von Hrn. Apo- 
theker Sehlmeyer freundschaftlichst mitgetheilt 
wurde, bat mir ausser dem grölseren Tiabitus und 
der (wandelbaren) Zahl der Fruchtstiele kein ein- 
ziges triftiiges Merkmal zur Unterscheidung von 
D. scoparium geliefert. — Was ich über Diera- 
rum congestum und D. longirostre erwähnt habe, 
bitte ich als ungesagt zu betrachten; ich kenne 
das wahre D. congestum Schwägr. noch nicht, und 
jene Stelle rührt von einer ibeilweisen Verwechs- 
lung mit D, elongatum Schleich. ber, — Zur Un- 
terscheidung von D. ceuruafum und D, subulatun 
von #, hetcremailum glaube icb nunmehr 2 Cha- 
ractere aufgefunden zu haben, die ich auch von 
andern Beobachtern näher geprüft wünschte. Wäh- 
rend nämlich die Kapselmündung von D. hetere- 
mallum beim Herabnehmen des Deckels keine 
Spur von einem Lünge zeigt, und die Hüllblätter 
der männlichen Blü’he lanzettlich, d. h. allmählig 
verschmälert erscheinen, treffen wir bei den ge- 
wöhnlich als D. eurıaitm und subnlatum betrach- 
teten Formen einen aus einer doppelten Zellen- 
reihe bestehenden Annulus, der sich nie auf ein- 
mal, sondern nur theilweise vom Mündungsrande 
ablöst, und daher selbst noch an ältern Kapseln 
spurenweise erkannt werden kann, und die Hüll- 
blätter der männlichen Blüthe gehen hier aus 
breiterm, eiförmigen Grunde plötzlich in eine 
rfriemize Spitze über. Alle übrigen Merkmale 
halten nicht Stich, und können höchstens dazu 


397 


dienen, die Pflanze bei einer oberflächlichen An- 
sicht erraihen zu lafsen. Zwischen- D. curvalum 
urd subulatun. konnte ich ausser der Richtung 
der Blätter keinen wesentlichen Unterschied fin- 
den. — Yon Didymodon trifarius habe ich nun- 
mehr Hooker’sche Exemplare gesehen, und da- 
durch eine schon früher bei Ansicht der Abbil- 
dung dieses Mooses in der Muscologia britannica 
gewonnene Vermuthung, dafs der Didlymodon Ilu- 
ridus Hornsch. mit demselben identisch sey, be- 
stätigt gefunden. Auch wurde ich belehrt, dafs 
dieses Moos dem Peristom nach ein wabres Dı- 
dymodon sey, während dagegen das Trichostomum 
tophaceun:, welches Walker-Ärnott damit zu- 
sammenwirft, in dieser Beziebung in die Nähe 
von Heissia lanceolala, recuriirosiru eie, bei denen 
ebenfalls oft ein und der andre Zahn unregel- 
mälsig gespalten erscheint, tritt, und somit einer 
ganz andern Gattung anheimfällt. 

Auch Yortula enervis Hook, et Greiille, so wie 
T. brevirostris und T. rigıda derselben Autoren 
habe ich nunmehr in Gesellschaft des Hrn. Eruch 
vergleichend untersuchen können, und wir waren 
so glücklich, für alle 3 Species ausgezeichnete, 
zum Theil bisher noch nicht bekannte Charactere 
aufzufinden, so wie wir uns dagegen überzeugten, 
dals T. enerris Hook. et Grev. die wahre Hed- 
wig'sche Rarbula rigida, und ihre T. rigida wirk- 
lich Koch's Trichostomum aloides sey, welches 
letztere wir, um eine so natürliche Reibe nicht 


598 


zu zersplittern, jetzt als Barbula aloides neben 
die andern stellen zu müfsen glauben, wenn gleich 
das Peristom zwischen Trichostomum und Barbula 
schwankt. Vielleicht dürfte es den Freunden der 
Mooskunde nicht unangenehm seyn, wenn ich ih- 
nen nachstehend die Charakteristik dieser Gruppe 
und ihrer Glieder mittbeile, 

Berlula, Erste Botte. 4Jloideae. Stengel sehr 
kurz, zweijährig, d. h. der fructificirende Stengel 
treibt seitlich eine Innovation welche im nächsten 
Jahre für sich wurzelt und wieder eine Innova- 
tion ansetzt, worauf der diesjäbrige Stamm ab- 
stirbt. Blätter ganz nach Art der Polytrichen 
gebildet, nämlich am Itande eingeschlagen, auf 
der Oberfliche mit Lamellen besetzt, nach deren 
Wegnahme in der Mitte ein dunkler Streifen er- 
scheint, der aus dichter gedrängten, langgesireck- 
ten Zellen besteht (erste Andeutung eines Ner- 
ven). Männliche Blüthe knospenförmig, au[ dem 
Gipfel eigner Stämmchen, mit keulförmigen Para- 
pbysen. Kapsel walzenförwig. Deckel pfriemig 
uder kegelig, 

1. B aloides, — Blätter zungenförmig; Mit- 
telstreif dicker, daher auf der Unterfläche vor- 
springend, ein wenig über die Spitze hinauslau- 
fend. Haube den Deckel und dessen Nath bede- 
eliond. Kapsel schieß Deckel pfriemig, kürzer 
als die Kapsel. Zähne des Peristoms paarweise 
genähert, am Grunde in einen nur wenig über 
den Mundrand vortretenden, dichtzelligen Streifen 


599 


zusammenfliefsend, im trocknen Zustande nur ein- 
mal herumgedreht, mit sparrig abstehenden Spi- 
tzen, im feuchten unregelmäfsig sich mit den Spi- 
tzen durchkreuzend, — Barbula rigida Anglor. 
(nec Hedw.) — Trichostomum aloides Koch, 

2. RB, brevirostris Hook. et Grev. — Blätter, 
Mittelstrich und Haube wie bei der vorhergehenden. 
Kapsel gerade. Deckel kegelig, kaum halb so lang 
als die Kapsel. Zähne des Peristoms einzeln ste- 
hend, am Grunde durch eine weit über den Mund- 
rand vortretende, netzaderige Membran verbun- 
den, im trocknen und feuchten Zustande nur ein- 
mal spiralig gewunden. Sporen kaum halb so grols 
als bei der vorigen. — B, rigida Hook. muse, 
brit. (quoad icon.) 

3. 2. vieidla Tledw. — Blätter eiförmig, 
stumpf; Mittelstreif schwächer, daher auf der Un- 
terfläche kaum vorspringend, unterhalb der Spi- 
tze gewöhnlich erlöschend, selten über diese hin- 
auslaufend. Haube die Hilfte des Kapselrückens 
bedeckend. Iapsel gerade. Deckel pfriemig, fast 
so lang als die Kapsel. Zähne des Peristoms ein- 
zeln, am Grunde in einem schmalen, dichtzelli- 
gen Streifen zusammenfliefsend, im trocknen Zu. 
stande mehrmals herumgedreht, im feuchten sich 
lose und stark spiralig durch einander Lröuselnd. 
Sporen wie bei der vorigen. Yırtıla enervis 
Hook. et Grer, 

Alle diese 3 Species gehören auch der deut- 
schen Flora an; am verbreitetsten scheint Barlula 


600 ‘ 


rigida zu seyn, dann folgt B. brevirosiris, welche 
bis jetzt nur von Freund Braun bei Durlach im 
Badischen, und von uns in Kalkbrüchen bei Zwei- 
brücken gefunden wurde, wahrscheinlich aber in 
allen kalkreichen Gegenden heimisch ist, und end- 
lich B. aloides, von der uns in Deutschland bis 
jetzt nur der einzige- Standort bei Zweibrücken 
bekannt ist. Bridel gibt letztere zwar auch bei 
Waiserslautern an, diefs beruht aber nur auf ei- 
nem Irrthum, da Koch diese Species nicht ent- 
deckt, sondern nur benannt hat, 

Polytrichum formosum Schw. und P. gracile 
Swariz halte ich jetzt zwar von P. commune, aber 
doch nicht hinlänglich unter sich verschieden. 
Bei beiden findet sich derselbe, der Kapsel ge- 
näherte, verkehrt eiförmige Ansatz, und beide 
kommen auch in der auf der Unterfläche des Blat- 
tes stark hervortretenden Mittelrippe überein, 
wodurch sich auch nicht fructificirende Exem- 
plare auf den ersten Blick von P. commune unter- 
scheiden lafsen, dessen Blattunterfläche durchaus 
keine Erhabenheit zeigt. Alle übrigen Charactere 
dagegen, wodurch man P. formosum und P. gra- 
eile unterscheiden wollte, nämlich die Gröfse 
der Stämmchen, die Ecken der Kapsel, die Ge- 
stalt des Deckelchens u. s. w. halten durchaus 


keinen Stand, und es wird ‚bei genauem Nachsu- . 


chen niemand schwer fallen, alle Uebergänge von 
der einen zu der andern Species aufzufinden. 
Auch Polytrichum alpestre Hopp. und P. affıne 
‚Funck, kann ich nicht eher als eigne Species gel- 


PPERPaGS 


" 601 


ten lafsen, bis man mir ausser der wandelba- 
ren Richtung der Blätter und etwas schlanke. 
rem VYuchse, worauf örtliche Verbältnifse un. 
streitig den gröfsten Einflufs haben, triftige Cha. 
ractere mitgetheilt haben wird. DBridel sagt 
zwar, dafs die Hüllblätter der einen gesägt, die 
der andern aber ganzrandig seyen, allein darin 
hat er sich unstreitig geirrt, denn sie sind bei P. 
Juniperinum, so wie bei alpestre und affine jeder- 
zeit gesägt, und es hat mir nach mehrtägigen 
‚Untersuchungen durchaus nicht gelingen wollen, 
irgend etwas anders Wesentliches aufzulinden, was 
die Trennung dieser 3 Moose rechtfertigen könnte. 

Von Tag zu Tag treten dem Beobachter neue 
Erscheinungen entgegen. Aeltere Beobachtungen 
werden berichtigt, neue gemacht, und deren Be. 
stätigung andern überlalsen. So rückt die Wis. 
senschaft weiter, so treten die im gleichen Sire- 
ben nach Erkenntnifs der Natur befangnen Gei- 
ster in regen Verkehr, und die Freude, die der 
einzelne bei jeder neuen Naturbeobachtung em- 
pfindet, wandelt sich so gerne in eine Freund- 
schaft, die alle einzelnen in einen engern Kreis 
versammelt, und welcher egoistische Anmafsung 
eben so fremd bleibt, als sie sich gern in dem 
Zirkel der liebevollen Zurechtweisung bewegt. 
Möge diefs doch von allen Botanikern berück- 
sichtigt werden, mögen sie alle @en wahren Aus- 
spruch Oken’s beherzigen: „Partheien müfser 
seyn, wenn die Wissenschaften fortrücken sollen, aber 
der böse Wille der Partheien mufs nicht seyn.“ 


602 


I. Botanische Verhandlungen bei der achten Ver- 


sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
vom 18. bis 24. September 1829. in Heidelberg. 


(Beschlufs.) 


"Dienstag den 22. September. 

In der botanischen Section sprach Hr. Prof. 
Schübler über die Temperatur der Gewächse und 
berichtete die Resultate seiner zahlreichen die Er- 
läuterung dieses Phänomens bezweckenden Ver- 
suche. Das wichtigste, was hierüber gesagt wur- 
de, findet sich bereits gedruckt, in einer kleinen 
Schrift, betitelt: Untersuchungen über die Tem- 
peratur - Veränderungen der Vegetabilien und ver- 
schiedene damit in Beziehung stehende Gegen- 
stände. Eine Inaugural - Dissertation unter dem 
Präsidium von G. Schübler, im Juli ı829. zur 
öffentlichen Prüfung vorgelegt, durch Wilhelm 
Neuffer von Efslingen. 

Hr. Dr. Schimper setzte den bereits ge- 
stern angefangenen Vortrag über die Stellung der 
Blätter fort. 

Hr. Prof. Dierbach redete über einige Ar- 
ten der Gattung Meniha, und suchte besonders 
zu zeigen, dafs die verschiedenen in den Gärten 
unter dem Namen Mentha crispa vorkommenden 
Formen, nur Varietäten besonderer Art sind, 
welche bereits die alten Botaniker genau kann- 
ten und richtig unterschieden. 

In der allgemeinen Sitzung wurde besonders 
die Frage besprochen, ob die Versammlung auch 


605 


in einer Stadt ausserhalb Deutschland gehalten 
werden könne; bei der Abstimmung zeigte es sich, 
dafs die meisten Mitglieder gegen diesen Vor- 
schlag seyen, — 

Die Stadt Heidelberg, einer der ältesten Mu- 
sensitze Deutschlands, liels die Gesellschaft be- 
grüfsen, und eine Anzahl Medaillen überreichen, 
die zur Vertheilung an die Mitglieder bestimmt, 
das Andenken an die in ihren Mauern gehaltene 
Versammlung für die späteste Nachwelt erhalten 
soll. Mit rauschendem Beifall wurde dieses An- 
denken aufgenommen und der Stadt ein Lebe- 
hoch ! gebracht. 

Mittwoch am 23. September. 

Hr. Dr. Braun sprach von der Stellung der 
Blomen, und zwar handelte er diese Materie in 
demselben Sinne und nach denselben Grundsätzen 
ab, die bereits Hr. Dr. Schimper in Hinsicht 
der Blätter zu entwickeln gesucht hatte, 

In der botanischen Section las ferner Hr. Dr. 
Bischoff einen Aufsatz über zwei neue in Hta- 
lien einheimische Gattungen von Lebermoosen, 
die zwar bereits Micheli gekannt hatte und auch 
in seinem bekannten Werke bereits Abbildungen 
davon gab, die aber von den neueren mifsdeutet 
wurden. Die Merkmale der von ihm neu aufge- 
stellten Gattungen erläuterte derselbe durch da- 
zu gefertigte Zeichnungen. 

Hr. Prof. Dierbach trug eine Abhandlung 
vor über die Arzneikräfte der Pilanzen, verglichen 


604 


mit ihrer Structur, der darauf sich gründenden 
. Abtheilung nach natürlichen Familien, so wie ver- 
glichen mit ihren chemischen Bestandtheilen. 

In der allgemeinen Sitzung beschäftigte man 
sich besonders mit einem Antrage des Hrn, von 
Ferussac, der eine Verbindung der deutschen 
Naturforscher mit der Societe du Bulletin uni- 
versel bezweckte. 

Hr. Universitäts- Gärtner Metzger lud an 
diesem Tage die anwesenden Botaniker zu einem 
Mittagsmale in dem alten Heidelberger Schlosse 
ein, welche Zusammenkunft auch Se. Excellenz 
Hr, Graf v. Sternberg mit seiner Gegenwart 
beehrte. — 

Donnersiags den 24. September, 

Es wurde beschlofsen, dafs aus allen Sectio- 
nen ein Mitglied für eine Deputation gewählt 
werde, welche dem Heidelberger Stadtrathe den 
Dank der Gesellschaft für die erwiesene Auf- 
merksamkeit darbringe ; die Botaniker bestimm- 
ten dazu Hrn. Prof. Treviranus, welcher auch 
diese Mühe zu übernehmen versprach. — 

Vorträge hielten 

Hr. Dr. Schimper, welcher nochmals über 
die bereits von ihm erörterte Materie sprach, sodann 
lithographirte Tafeln unter die Anwesenden aus- 
theilte, die die Abbildung von 3 Arten Symphy- 
tum, so wie vieler monströser Pflanzengebilde, 
über welche er eine kurze Erläuterung mittheil- 
te, enthielten. 

Hr. Hofrath Rau gab cinen Bericht über eine 


u 


605 . 


eingeschiekte Abhandlung des Hrn. v. Gräfenitz 
aus Posen, welcher vorschlägt, bei der Aussaat 
der Cerealien und anderer Gewächse nur die ala 
lerschwersten, vollsten und ausgebildetsten Samen 
auszuwählen. Zu dem Ende mülsen die Samen 
in Wasser geworfen, die schwimmenden entfernt, 
und nur die gesunkenen genommen werden; um 
aber auch von diesen letzteren wieder die schwer- 
sten trennen zu können, löst man salzsaures Na- 
tron oder andere leicht zu habende und wohlfeile 
Salze im Wasser auf, wodurch letzteres schwerer 
wird; in diese Salzlösung bringt man nun aber- 
mals die Samen, die schwimmenden werden aber- 
mals entfernt und die sinkenden zur Saat aufbe- 
wahrt. Für jede Samenart mufs ein bestimmtes 
Verhältnifs des im Wasser aufzulösenden Salzes 
beobachtet, und die specifische Schwere der Flüs- 
sigkeit mit Hülfe des Areometers erprobt werden. 

Hr. von G. machte bereits mehrere Versuche 
mit auf solche Art gesonderten, oder wie er sich 
ausdrückt gereinigten Samen; er versichert, dals 
der Ertrag eines Ackers sich auf diese Art fast 
um das doppelte vermehre, er wünscht daher dafs 
diese Entdeckung allgemein bekannt gemacht, und 
das angegebene Verfahren an vielen Orten be- 
folgt werde. 

Hr. Prof. Lichtenstein zeigte einen sehr 
leichten, und darum doch, wie er versicherte, 
äusserst dauerhaften und starken Spazierstock, der 
aus dem Stengel eines Yerbascum Thapsus ver- 
fertigt worden war. 


606 


Derselbe zeigte gebleichte Halme von Triti- 
cum Spelta (variet. aristata alba glabra) und von 
Toa pratensis, welche in Italien zu Strohgeflechten 
benützt, und namentlich aus dem Strohe des zu- 
letzf genannten gemeinen Grases die allerfeinsten 
Strobhüte für die Damen des kaiserlichen Hofes 
gellochten werden. 

Hr. Prof. L. sprach ferner von der Nützlich- 
keit der Morus Morettiana bei der Seidenzucht 
und von den Vortheilen, welche dieser Baum vor 
den gewöhnlichen Maulbeer- Arten gewährt, und 
noch von einigen andern weniger bedeutenden 
Gegenständen. 

In der allgemeinen Sitzung wurden heute nur 
noch wenige Vorträge gehalten, worauf Hr. geh. 
Rath Tiedemann eine vollständige Uebersicht 
des in allen Sectionen geleisteten mittheilte, wor- 
auf die Versammlung unter allgemeinen Beifalls- 
bezeugungen sich trennte, — 

Man muls bedauern, dafs die Witterung wäb- 
rend dieses ganzen Spätjahres so äusserst ungün- 
stig war; auch regnete es während der Versamm- 
lungstage fast unaufhörlich, so dafs den Botanikern 
das Vergnügen geraubt wurde, die Umgegend von 
Heidelberg, die so manche schöne Pilanze aufzu- 
weisen hat, näher kennen zu lernen. Nur einige 
wenige lielsen sich nicht abhalten nach Neckerau 
zu fahren, um die dort häufig vorkommende Sal- 
ninia nalans einzusammeln. — 

P. Ss 
So eben erschien im Verlage der Buchhand- 


607 


lung von Karl Groos eine Karte der Wohnorte 
sämmtlicher Naturforscher und Aerzte, welche im’ 
Sept. ı829. in Heidelberg versammelt waren, so 
wie ein neuer Plan der Stadt Heidelberg; beides 
wird den Freunden der Wissenschaften, die sich 
um diese Stadt, so wie um die in ihr gehaltene 
Versammlung interessiren, sehr willkommen seyn. 


IL Correspondenz. 

— Sie erinnern sich gewils noch, verehrter 
Freund, einer Art Ophrys, welche wir auf unserer, 
mir durch Sie so lehr- und freudenreich gewor- 
denen, botanischen Reise im Jahr ı8ı6, während 
unseres Aufenthaltes in Triest auf dem: Apargien. 
Hügel vor Contovello sammelten und für Ophrys 
arancifera zu halten geneigt waren, wegen einiger 
Verschiedenheiten aber über die Identität beider 
im Zweifel blieben. Unsere neue Reise und die 
unmittelbar darauf erfolgte weite Trennung ver- 
hinderte die Ausführung unseres Planes, alle auf 
unsern Reisen gesammelten Pflanzen genau zu 
untersuchen und die Beschreibungen der neuen, 
so wie die kritischen Bemerkungen über die zwei- 
felhaften oder noch nicht genau gekannten, als 
dritten Band unsers Tagebuchs herauszugeben. 
Mein neuer Wirkungskreis nahm meine ganze 
Thätigkeit in Anspruch, und erlaubte mir nicht 
die Beute meiner frühern botanischen Reise nä- 
her zu untersuchen. So kam es, dafs auch die 
erwähnte Ophrys in meinem Herbario, als O. ara- 
neijera mit einem Fragezeichen, liegen blieb, bis 


608 


mich voriges Jahr mein Freund Lindley in Lon- 
don um Mittheilung meiner Orchideen, zum Be-, 
huf der von ihm unternommenen Bearbeitung die- 
ser interessanten Familie, ersuchte, wo denn auch 
diese Ophrys mit den übrigen Orchideen nach 
London wanderte, 

Zu meiner grofsen Freude sehe ich nun aus 
dem Januarheft des Bulletin des sciences naturel- 
les etc. von diesem Jahre, in welchem die Num- 
mern 149, ı50 und ı5ı des Botanical- Register an- 
gezeigt sind, dafs Lindley die erwähnte Ophrys, 
welche er auch von Mauri, der sie in der Um- 
gegend von Rom gesammelt, als O. araneifera er- 
halten, für eine neue Species erkannt und O. afra- 
ta genannt hat. Da Sie die Sache interessiren 
wird, so setze ich die hierauf bezügliche Stelle 
in dem Bülletin hieher. Es heilst dort p. 83— 1087- 
»»Ophrys atrata Lindley : „,,„,labello emarginato in- 
„tegerrimo convexo villoso inapendiculato bivit- 
„ı9„’tato versus basin bicorni, sepalis herbaceis: 
„„interioribus ovatis pubescentibus discoloribus; 
„nexterioribus obtusis duplo brevioribus, folüis 
„»„glaucis.“ Cette espdce a dtd envoyee de Rome 
„par M. Mauri, sous le nom d’Ophrys araneifera, 
„mais elle n’a pas le tablier muni a son extre- 
„mit d’une petite pointe ou d’un lobe appendicu- 
„laire. Du reste, elle ressemble beaucoup ä [O. 
„araneifera. M. Hornschuch a aussi trouve 
„Cette plante aux environs de Trieste, — So 
hat also die Flora von Triest und mit ihr die 
deutsche, abermals einen interessanten Zuwachs 


erhalten. — — 
Greifswald. Dr. Hornschuch. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 59. Regensburg, am 21, Oct. 1829. 
9 & 5 9 
—utll. — iii Finnen 


1. Plantae Banatus rariores, iconibus et descriptio- 
nibus illustratae, Praemisso tractatu phytogeo- 
£raphico et sulnexis additamentis in terminolo- 
giam botanicam. Auctore Antonio Rochel, 
Chir. et art. obst. hort, bot. univ. hung, magi- 
siro, pll. acc. sodali. Accedunt tabulae 40, et 
mappae 2 lithogr. 1828. Pestini, typis L. Lande- 
rer el Füsküt. Fol. 84 8. 


Der verdiente Hr. Verfasser, der nun bald 
unter die Veteranen der „immergrünen Jungen 
(wie Vater Linne die Botaniker nannte), zu zäh- 
len ist, dem die Pflanzenkunde überhaupt, und 
die Botanik des herrlichen Ungern so viel zu 
verdanken hat, vorzüglich die Flora der Gegend 
der Karpathen, an deren Fufs der Verfasser über 
20 Jahre lebte, und von welcher er uns einen 
Theil in seinem lehrreichen Werke (A. Rochel, 
naturhistorische Miscellen des nordwestlichen Har- 
path’s. 8vo Pesth ı821; mit einer Karte) be- 
kannt machte, und die Flora des Banates, das er 
mit so vielen Beschwerlichkeiten durchreiste, und 


Qq 


PN 


610 


in welchem er seine plantae Banatus in schön ge- 
trockneten Centurien sammelte, theilt uns in vor- 
liegendem Werke äusserst schätzbare Bemerkun- 
gen über kisber noch wenig bekannte Pflanzen 
mit. Wir wollen versuchen unsere Leser von der 
Wichtigkeit dieses Werkes zu überzeugen, und 
sie mit dem Inhalte desselben bekannt zu machen, 
ohne uns auf Auszüge einzulalsen, welche bei je- 
der Arbeit, die das Resultat vieler und gründli- 
cher Beobachtungen bilden, beinahe unmöglich 
sind. Der Hr. Verf. geht nach einer kurzen Ein- 
leitung und nach einer Uebersicht seiner Reisen 
im Banate, unter der Aufschrift! Ratio operis, zum 
ersten Abschnitte über, welcher der Geographie 
und Physiographie des Banates gewidmet ist. Wir 
glauben nicht Unrecht zu haben, wenn wir den- 
‚selben dem Studium aller jener empfehlen, die 
sich mit der sogenannten Geographie der Pflan- 
zen oder mit Bearbeitung von Floren beschäfti- 
gen; denn letztere geben leider, theils aus Man- 
gel an Raum, theils aus anderen Ursachen, nur 
sehr selten Aufschlüfse über die Verhältnilse, un- 
ter welchen gewisse Pflanzen vorkommen. Der 
Hr. Verf. gibt hier die politische und naturbisto- 
rische Eintbeilung des Banates; in letzterer Hin- 
sicht stellte er folgende Unterschiede auf: ı. Ebe- 
nes Land (regio plana); 2. Hügelland (regio col- 
iina) ; beide zusammen sind ihm das Flachland 
(terra anomala); 3. Vorgebirge (regio submon- 
tana) ; 4. Wochgebirge (regio montana), welche 


611 


beide er unter dem Namen Gebirgsland (terra 
montifera) umfalst; 5. Alpen (regio alpina); 6, 
Hochalpen (regio altalpina), di& zusammen das 
Hochland (terra nubigena) bilden. In diesem Ab- 
schnitte sind ferner abgehandelt, die Ausdehnung, 
die Lage und die Gränzen des Banates; dessen 
Boden, Wachsthum und Elima, seine Flüsse, Ber- 
ge, Wälder, Verwaltung, seine Einwohner und 
deren Sprache, und endlich der Einflufs der Luft 
auf die Gesundheit. Trefflich bemerkt hier der 
Hr, Verf,, dafs die nachtheiligen Einwirkungen, 
worüber so viele Reisende klagen, vorzüglich dem 
zuzuschreiben sind, dafs sie nicht jene Lebens- 
weise führen, die bei einem solchen Klima noth- 
wendig ist. Das Elima ist weniger ungesund, als 
die verkehrte Art in demselben zu leben. Wäre 
diefs von vielen Reisenden in anderen Hlimaten 
berücksichtiget worden,. wieviel weniger Verlust 
würden wir zu bedauern, und wieviel mehr würde 
die Wissenschaft schon gewonnen haben. Der 
zweite Abschnitt umilalst die ÖOreographie und 
Hydrographie, und handelt von dem Haupt- Ge- 
birgs -Stocke, dem Hochlande, den Hochalpen und 
Alpen, dem Hügellande und dem Flachlande; von 
den Sandhügeln des Banates, dem Agger Tioma- 
norum; yon den Whälern und Höhlen; von den 
Sümpfen, Mösern und Moorgründen; von den 
Mineralwässern, Quellen, Bächen, Flüssen und 
Strömen. Im dritten Abschnitte finden wir die 
Geschichte der Flora des Banates; die Gränzen der 


Qq2 


612 


Vegetation, die Verschiedenheit derselben nach 
der verschiedenen Höhe des Standortes und nach 
der verschiedenen Entfernung des letzteren von 
den Central - Alpen, und endlich die Verschieden- 
heit nach andern örtlichen Verhältnilsen;, ferner 
erhalten wir in demselben Aufschluls über die 
Gebirgsarten und deren Einfluls auf die Pflanzen, 
und vergleichende Uebersichten der Flora des 
Banates mit den Floren des ebenen Ungern, von 
Siebenbürgen, Frankreich, Taurien, vom nördli- 
chen Karpath und von der Schweiz, deren Resul- 
taste genau berechnet sind, und von welchen wir 
die vorzüglichsten ausheben wollen. Der Hr, Verf. 
fand im Banate Arten und Varietäten: ı600; von 
diesen kommen in Siebenbürgen vor: ı280; in 
Frankreich ı220; in dem ebneren Ungern: 1150; 
in der Schweiz 1110; in Taurien und am Cauca- 
sus; 850; am nördlichen Karpath: 780; dem Ba- 
nate eigen sind: 118. Der vierte Abschnitt ent- 
hält die Beschreibungen der abgebildeten Pflanzen, 
welche ıheils neuen Arten oder Abarten, theils 
seltenen und verworrenen Arten gewidmet, und 
mit äusserst schätzbaren kritischen Bemerkungen 
verbunden sind. Die abgehandelten Pflanzen sind: 
Orchis cruenia Retz,. — Juncus sylvaticus b 
multiflorus Roch. ; vielleicht cher eine eigene Artı 
als eine Abart des J. acutiflorus Ehrh., von wel- 
chem er sich durch Blumenblätter unterscheidet; 
welche immer länger sind, als die eiförmige weich- 
stachelige, nicht schnabelförmig zugespitzte Kapsel, 


‘613. 


und von welchen die äusseren länger sind, als 
die inneren. — Aira dactyloides Rochel, paniculä 
subspicatä lobatä; calycibus corollisqne nitidis; 
carinä scabris, obtusis; foliis glaucis, rigidulis, 
glabris. Eine neue Art von dira (Köleria), wel- 
che hinlänglich verschieden ist von A. glauca, 
wofür sie der Hr. Verf. in seiner Sammlung ge- 
trockneter banatischer Pflanzen gab.— Planta- 
89 alpina Vill., mehr bekannt als Pl. montan« 
Lam. oder Pl. atrata Hoppe. — Cerastium la- 
nalum ; der Hr. Verf. verfertigte die Abbildung 
desselben blofs, weil es, wie er sagt, gewöhnlich mit 
C. alpinum, C. latifolium und selbst mit C. repens 
verwechselt wird. Synonym seines lanatum sind, 
ausser den gewöhnlichen Synonymen, C. älpinum 
Roch. pl, pann. exs. Wahlen. Carp., €. eriophorunı 
Kitbl., und mit ? C. villosum Baumg. Ur. lio- 
chel bemerkt hier, dafs viele Arten der auf Al. 
pen wachsenden Cerastien ihre Verschieden- 
heit blofs dem Standorte zu verdanken haben; er 
versichert, dafs das C. sirietum, wenn es durch Bä- 
che etc. in Thäler hinabgetragen wird, in C. arvense 
übergehe; er fragt defswegen auch, ob das hier 
abgebildete C, ulpinum Lam. nicht etwa die Al- 
penform des C. vulgatum ist! — TCerastium 
grandiflorum »b, banaticum HBoch.; Eine ausge- 
zeichnete Abart des €. grandiflorum Rüitbl., viel- 
leicht selbst eine eigene Art, zu welcher C. suf- 
Jruticosum Lam.? in Rchl. Coll. pl. ban. als Sy- 
nonym gehört. Dem C. grandiflorum Kit. wer- 


614 


den, wie der Hr. Verf. bemerkt, sowohl von 
Kitaibel selbst, als von anderen Autoren, rund- 
liche Kapseln zugeschrieben, während sie eiförmig- 
walzenförmig sind. — sSilene paruiflora Pers. — 
Sazxifraga stellaris b, hispidula Rochel. Eine 
Abart, welche auch auf unseren Alpen vorkommt 
— Sazifraga pseudocaesia Roch.; caulibus re- 
pentibus, cespitosis; foliis aggregatis, lineari-spa- 
thulatis, rigidis, glaucis, nitidis, crustaceo - poro- 
sis, carinatis, recurvatis; floribus Cymoso - race- 
mosis, glanduloso - pubescentibus. Eine herrliche 
neue Art, welche wir dem Hrn. Verf. verdanken. 
In der noch nicht erschienenen sten Decade des 
Supplementes der Revis. Saxifr. des edlen Grafen 
Sternberg und in Host’s Flora austriaca fin- 
den wir dieselbe als S. Rocheliana. — Seleran- 
thus neglectus Roch.; calycibus fruciiferis patu- 
lis, obtusis; caule procumbente, glabro, basi lig- 
nescente. Sehr verschieden, wie es uns scheint, 
ungeachtet der WViderreden des Hrn. Baumgar- 
ten. Diese niedliche Pflanze bedeckt fast aus- 
schliefslich den Gipfel der Hochalpe Muraru, — 
Thesium elegans Roch,; radice repente; caule 
suffruticoso; fol. lineari - lanceolatis, glaberrimis; 
filamentis nudis, coronä 3 -serratä tectis ; fructi- 
bus sphaerieis. Synonym ist Osyris alba Roch- 
pl. ban. exs. Diese sehr interessante Pflanze; 
weicht sogar generisch von Thesium durch den 
fünfzähnigen blumenkronenartigen Kelch und die 
nakten Staubfäden, und von Osyris durch die 


015 


Zwitterblumen, den fünfzähnigen blumenkronen- 
artigen Kelch, Jen säulenförmigen Griffel, die 
fast kugelförmige Narbe, die einfächerige von der 
Blüthenhülle gekrönte Frucht, den kugelförmigen, 
im Mittelpunkt liegenden Samen, und das markige 
Perispermum ab; sie findet sich blofs im Flufs- 
sande bei Bielo-Berda im sogenannten Aerarial - 
Garten. Die Abbildung desseiben in Reichen- 
bach's Hort. bot. ist nicht schr gelungen. Der 
Hr. Verf. gibt bei dieser Pflanze vergleichende 
Vebersichten der Charactere der Gattungen The- 
sium und Osyris. — Epilobium grandiflerum 
b. villosum Roch., von E. kirsutum blofs durch 
die lanzettförmigen, gezähnten, an der Basis ganz- 
randigen, den von der Basis an ästigen Stengel 
und durch abstehende Asste verschieden. — Cam- 
panula Wanneri,; zuwals simplici foliisque lan- 
ceolatis inaequalidentalis pubescenti - villosis; flo- 
ribus axillaribus, long: psdunculatis, cernuis; ca- 
Iycıbus erectis; sspalis ovato-lanceolatis, acute- 
dentatis, ciliatis. C. heterophylla Baumg. Fl. Trans. 
Suppl. ist Synonym dieser seltenen von Hrn. 
Wanner aufgefundenen Art. — Gentiana Ama- 
rella b. depauperata Roch.; esule simplici pauci- 
floro; corollae 5-Tidae lasisiis erestis; foliis lar- 
ceolatis, obtusis. Scheist uns mehr als Varielät; 
auch frühere Botaniker stellien dieselbe schun als 
eigene Art auf; und der Hr. Verf eitirt auch zu 
derselben: G. obiusifolia Filld., GC. Amurella ß. 
FF ahlent. Carp, und G. spathulata Bart. Cam- 


616 


panula palula b. pauciflora Roch.; caule angu- 
lato, simplici, glabro; fol. radiealibus ovato -lan- 
ceolatis, erenatis; caulinis lanceolatis serrulatis; 
paniculä pauciflorä: ramis erectis; sepalis subula- 
tis, integerrimis, planis.— Euphorbia pilosa L., 
von welcher der Hr. Verf. folgende Abarten an- 
nimmt: a, mit wenigen baarigen Kapseln: (E. pi- 
losa L., Willd., DeC., M. Bieb., Reichenb., E. 
filicina Portenschl.); b. mit warzigen glatten Cap- 
sein: (E. villosa Willd., W. et Ritbl, ex diagn., 
E. palustris Host. Syn. ex deser.); ce. mit zoti- 
gen, 'haarigen Kapseln: (E. pilosa Vest; DeC. 
Synops., E. illyrica Lam., E. mollis Gmel., Bess.); 
d. mit weichstacheligen Kapseln: (E. pilosa Gmel,, 
Sib,); e. mit nakten glatten Kapseln: (E. procera 
M. Bieb., Reichenb.; E. villosa Wald. et Kitb. 
ex deser., Bess., Günth.; E. hybrida Roch.). — 
Euphorbia salicifolia b. angustata, zwischen E. 
Esula und salicifolia in der Mitte. — E. platy- 
plylla b. obtusifolia Roch. Bei Gelegenheit die- 
ser Varietät gibt der Hr. Verf. eine kritische 
Auseinandersggzung der äusserst oft verwechselten 
E. platyphyllos, die nicht wohl eines Auszuges fä- 
hig ist; er zieht mit Recht viele vermeintliche 
Arten als Varietäten hierher; ob jedoch alle blols 
Varietäten sind, wird Zeit und weitere Beobach- 
tung lehren. — Fraxinus Ornus b. diversifolia 
Roch. ; foliis impari - 2-3 -jugis subtus pubes- 
cenlibus; foliolis oblongis acutis, novissimis sub- 
rotundis, petiolatis, serratis. Hierher gehört Fr. 


617 


rotundifolia Roch, Coll. pl. ban. et Schult, östr. 
Fl.— Galium rubioides L. var., mit Blättern, 
welche an der untern Fläche glatt sind; bei dieser 
Gelegenheit weist der Verf. Hrn. Host zurecht, 
der in seiner Flora austr. dem G. rubioides Früch- 
te zuschreibt, die mit sehr kleinen Stacheln be. 
setzt seyn sollen'— Galium ochroleucum Kitaib., 
sicher von G. verum verschieden. — Galium 
parisiense L., dessen Synonymie erläutert wird; 
es wird nämlich ausser G. parisiense der meisten 
Auctoren, auch G. anglicum Huds. Smith, Röm. 
et Schult., Lam. et DeC. ß., Loisel, G. litigiosum 
Lam, et DeC.; G. divaricatum Lam., Sadl., Host. 
hieber gezogen, und bemerkt, dafs der Ueberzug 
der Samen bei den Galien sehr vielen Abweichun- 
gen an einer und derselben Art unterworfen ist, 
und dafs die Form und Zahl der quirlförmigen 
Blätter, der Ueberzug der Blätter und des Sten- 
gels, der Blüthenstand und die Blumenkrone weit 
bessere Kennzeichen abgeben. (Beschlufs folgt.) 


IE. Ornithogalum pusillum. 


Ich gab im Jahr ı824. in meinen Plantis eri- 
tieis II. 228 und 229. zwei Abbildungen von 0. 
pusillum, eine nach einem Exemplare aus Böhmen, 
welches ich der Gefälligkeit des Verfassers der 
böhmischen Flora, Hr. Dr. Presl verdankte, und 
die andere nach einem aus Ungarn, welches ich 
mit den Centurien der HH. Sadler und Pauer 
erhalten hatte, Beide Abbildungen fertigte ich 


618 


mit derselben Treue und Genauigkeit welche das 
urtheilsfähige botanische Publikum an meinen Dar- \ 
stellungen längst erkannt hat. Wie ich immer zu 
thun pflege, gab ich den Ursprung der Exem- 
plare genau an, weil ich dies für wichtig halte, 
und als wünschenswerth ansehen mufs, dals alle 
Iconographen uns wissen liefsen, woher sie die 
Vorlage zu ibren Abbildungen nabmen. Bei der 
Erläuterung zu diesen Abbildungen bemerkte ich, 
dafs Hrn. Hornung’s Angabe in der botanischen 
Zeitung, als hätte ich in Aufzählung des O. pu- 
sillum, unter der Abtheilung bulbo solitarto geirrt, 
selbst auf einem Irrthurı beruhe, da die Auctoren 
von O. pusillum nicht mehr als eine Zwiebel an- 
geben oder darstellen, wovon man sich überzen- 
gen kann, wenn man Schmidt boöm. Cent. IV. 
p. Aı. wo es beilst: „bulbus ovatus, magniludine 
pist, pluribus siceis tunieis vestitus, sordide flavens, 
infra radiculis filiformibus longis dense capillatus,“ 
oder das von Schmidt citirte O. pannonicum lu- 
teo flore Clus. hist. I. p. 189. aufsuschlagen sich 
bemühen will, wo die Abbildung den einfachen 
bulbus sehr deutlich zeigt, Zweitens bemerkte 
ich, dafs O. pusillum M. Bieb. eben darum von 
unserer Pflanze unterschieden werden mülse, wei. 
dieser Autor seiner Pflanze in der Beschreibung 
einen „bulbus grumosus‘“ zuschreibt, weshalb sie 
sebr wahrscheinlich zu O. stenopetalum Fries (pra- 
tense P. welches nicht auf Wiesen sondern auf 
Acckern wächst) gehören dürfte. Mertens und 


x 


619 


Koch erläuterten den Gegenstand hald darauf in 
derselben VVeise, wie ich gethan, und vermutben 
nur, dafs M. Bieb. die Brut mit zur Zwiebel 
gezählt, und sie deshalb bulbum grumosum ge- 
nannt habe, was mir nicht wahrscheinlich ist, 
weil M. Bieb, diesen Ausdruck immer in De- 
Candolle’s Sinn, sehr richtig anwendet. Die 
Herausgeber des Systema vegelabilium bekennen, 
VI I. p. 544. in der Anmerkung, den Ausdruck 
»grumosus“ nicht zu verstehen, daraus erklärt 
sich, dafs sie mit meiner Ansicht über M, Die- 
berstein’s Pflanze nicht übereinstimmen, wäh- 
rend sie gerade den hier geltenden Grund für 
die von Host in den folgenden Zeilen in An- 
spruch nehmen. j 

Im Jahr ı828. theilte Hr. Prof. Tausch in 
seinen Bemerkungen über die zweifelhaften Pflan- 
zen der Flora bohemica Schmidts in der botani- 
schen Zeitung auch über das O. pusillum Schm. 
eine ihm eigenthümliche, neue Ansicht mit, in- 
dem er dasselbe von der von Clusius abgebil- 
deten, und von Schmidt eitirten Pflanze, für 
verschieden erklärt, Hr. Prof. Tausch verglich 
Schmidts Handzeichnung, und fand auch durch 
einen glücklichen Zufall in seinen eignen alten 
Doubletten eine Pflanze die sich zu dieser Abbil- 
dung ziehen liefs. Die Unterschiede dieser Art, 
scheinen nach den Diagnosen hauptsächlich im 
»„pelalis linsaribus“ und „pedunculis laxis“ zu lie- 
gen, während dem ©. Clusü „petala obiusa“ und 


620 


„peduneuli strieti“ zugeschrieben werden. Obwohl 
nun meine beiden Abbildungen auch diese Cha- 
raktere treu wiedergeben, so kann sich doch Ur. 
Prof. Tausch, wie ihm immer zu thun beliebt, 
auch hier nicht enthalten, mir etwas anzuhängen, 
und zu behaupten: die Abbildung von Clusius 
(obwohl sie petala acuta hat, und ungewöhnlich 
steif ist) drücke den Habitus der Pflanze ‚‚doch 
„viel besser‘ aus, als die von mir. Ich habe 
darauf nichts erwiedert, denn theils bin ich der- 
gleichen Aeusserungen des Hrn. Prof. Tausch 
über meine Plantae criticae, zu sehr gewohnt, um 
mich darüber zu wundern, theils ist mir die 
Quelle ibres eigentlichen Ursprungs zu unbekannt, 
theils erkenne ich die anderweitigen Verdienste 
des Hrn. Prof. Tausch zu sehr, um ihn in die- 
sem Vergnügen stöhren zu wollen, theils fällt so 
etwas in der botanischen Zeitung weniger auf, 
wo man sich für dergleichen Dinge durch eine 
Menge trefflicher und unpartheiischer Uribeile 
schadlos halten kann, theils ist auch über die 
Treue meiner Abbildungen schon durch so viele 
und competente, selbst arbeitende, und mit An- 
erkennung selbst Kupferwerke fördernder Richter 
entschieden worden, dafs ich überhaupt nicht nö- 
thig zu haben glaube, mich über Dinge zu ver- 
antworten, die keiner Widerlegung bedürfen, und 
andern vielleicht ihrer Quelle nach besser be- 
kannt sind, als mir selbst. Wenn ich aus diesen 
Gründen über alle dergleichen kleine und grofse 


621 


Iäkeleien lieber zu lachen und dann zu schwei- 
gen, als mich zu ärgern und zu antworten pflege, 
so veranlalst mich doch jetzt der Zustand der Gat- 
tung Ornithogalum selbst zu einigen Bemerkun. 
gen. In diesen Tagen hatte ich nämlich die Freu- 
de, den ersten Theil des siebenden Bandes von 
Schultes syst. veg. zu erhalten. Diefs in seiner 
Art allerdings einzige Repertorium, setzt uns 
durch die unermüdete Thätigkeit seiner Verfasser 
in den Stand, die Meinungen verschiedener Schrift- 
steller über einen und denselben Gegenstand auf 
einer und derselben Seite zu vergleichen, ein 
Vortheil welcher gewifs im höchsten Grade dank- 
bar anerkannt werden mufs, und uns noch gänz-- 
lich fehlte. Je aufrichtiger und wärmer nun aber 
der Antheil ist, den ıch am Gedeihen dieses Rie- 
senwerkes nehme, desto sicherer darf ich wohl 
auch hoffen, meine redliche Absicht nicht ver- 
kannt zu sehen, wenn ich mir in dem hier vor- 
kommenden Falle einige bescheidene Bemerkun- 
gen für die Herrn Verfasser desselben erlaube, 
Angenommen also die Sache verhält sich so, 
wie Hr. Prof, Tausch uns überzeugen will, und 
worin die HH. Schultes ihm folgen, so dürfte 
im Syst. Veg. p. 643. bei Gagea pusilla, sowohl 
das Citat meiner Plantae criticae als auch das von 
Mertens und Koch, welche cben dieselbe Pflan- 
zen später deutlich beschrieben, wegzunehmen 
und zu G. Clusii zu versetzen seyn. Hrn. Hor- 
nung's O, pratense pusillum gehörte nach meiner 


622 

Erläuterung a. a. O. zu O. praiense selbst. In 
der Anmerkung wird behauptet, ich hätte an 
Hrn. Dr. Panzer O. pratense als pusillum gesen- 
det, diefs ist aber deshalb schon unwahr, weil 
ich unter letzterem Namen, nur von Hrn. Dr. 
‚Sadler erhaltene Exemplare weiter gesendet ha- 
be; ob dieses der gute P. verwechselt bat, kann 
ich nicht wissen. Ich ersuche die HH. Schul- 
tes, sich bei Urtheilen über mich nur an Exem- 
plare die ihnen aus meiner Hand direct zukom- 
men, zu halten, und sehe mich dazu um so mehr 
veranlafst, als ich besonders in gegenwärtigem 
Jahre die Genugthuung gehabt habe, zu entde- 
cken, dafs einige absprechende Urtheile über von 
mir beschriebene Pflanzen , auf ganz gröblich 
(und vielleicht absichtlich) verwechselte Exemplare 
gegründet gewesen sind, was um so gewissen- 
loser ist, als ich stets meinen Correspondenten 
alles mitibeile, was sie bestimmt von mir verlan- 
gen, wenn ich es mittheilen kann. Bei G. Clu- 
siana sind die Citate von M. Bieb. und Bes- 
ser, dessen Exemplar gleichfalls einen bulbus 
grumosus zeigt, zu G. praiensis zu versetzen. O. 
trigonophylium, in meinem Herbario aus Sarepta, 
finde ich dagegen mit G. Clusiana gänzlich 
übereinstimmend. In der Anmerkung zu G. Clu- 
siana, übersetzen nun die Verf. obige Sottise 
des Hrn. Prof. Tausch ins lateinische. Dieser 
Umstand, und dafs dieselben die von mir in mei- 
nen Plunlis erilieis gegebenen Bemerkungen, da 
sie doch wohl Vollständigkeit ihres Werkes be- 


\ 023 
absichtigen, nicht mit aufgenommen haben, veran- 
lafst mich zu ‘der Vermuthung, dals dieselben zu 
der Zeit wo sie diefs schrieben, mein Buch gar 
nicht bei der Hand gehabt, folglich meine Abbil. 
dungen mit der von Clusius nicht selbst ver- 
glichen haben, da ich von ihnen dann das Nach- 
schreiben und Uebersetzen einer derartigen Acus- 
serung umi so weniger erwartet hätte, als ich über- 
zeugt bin, dafs dieselbe weder mit ihrem Gewis- 
sen, noch mit ihrem mir stets bewiesenen freund- 
lichen Wohlwollen übereinstimmen, und ich in 
einem solchen Werke, wie das ihrige ist, der- 
gleichen Bemerkungen nur ungern sehen kanr, 
wenn sie mir auch an manchem andern Orte ganz 
gleichgültig sind. Ich erlaube mir in dieser Hin- 
sicht die Verfasser zu bitten, die Vergleichung 
meiner Abbildungen mit der von Clusius gele- 
genheitlich anzustellen, und das Resultat darüber 
gefälligst bier mittheilen zu wollen, mit der Ver- 
sicherung im Voraus, dafs ich dasselbe, es mag 
ausfallen wie es will, vor ihnen als competent an- 
schen werde, eben so wie ich jederzeit meine ge- 
ringen Leistungen, unpartheiischen, und durch 
eigne Leistungen urtheilsfähigen Richtern be- 
scheiden unterwerfe. 

Ob es nun aber überhaupt ein von unserer 
Pflanze verschiedenes ©. pusillum Schr. giebt, 
ob nicht Hrn. Dr. Presl auch Schmidts Pflanze 
durch die von demselben angegebenen Standorte 
kennen mochte, ob Schmidt die Abbildung von 
Clusius mit dem Beisatzc „bona“ eitirt haben 


624 


würde, wenn er das dreimal höhere Exemplar aus 
den alten Doubletten des Hrn. Prof. Tausch ge- 
meint hätte, ob er in seiner, mit unserer Pflanze 
genau ühereinstimmenden Beschreibung, die im 
Syst. veg. billig vor allen andern aufzunehmen ge- 
wesen wäre, gesagt haben würde „pedunculi erectt 
„angulativersus florem incrassati,“ wenn dieselben so 
dünn und schlaff wären als an Hrn. Prof. Tausch's 
Doublette, ob er „petala oblonga oblusa“ geschrie- 
ben haben würde, wenn dieselben so wie sie Hr. 
Prof. Tausch sahe, schmal linealissh gewesen 
wären, ob also nicht überhaupt die Pflanze yon 
Clusius und Schmidt, von Presl, Sadler 
und mir, dann die von Mertens und Koch, 
alle zusammen vollkommen einerlei seyen, nur 
die einzige von Tausch gerade nicht dazu ge- 
höre, sondern nur ein schlaffes OÖ, pralense mit 
abgebrochenen Seitenknollen, und folglich Hrn. 
Prof. Tausch’s Streit, eine rixa de lana caprina 
seyn möchte, das wünschte ich durch einen der 
gründlichen und aufrichtigen Prager Botaniker 
beantwortet zu sehen. Irre ich nicht, so haben 
wir hier denselben Meinungs - Tausch wie bei Cen- 
taurea ausiriaca und phrygia, (vergl. Mölslers 
Handbuch, meine Ausgabe, II. p. ı538.), und dals 
ein solcher Tausch bei allen übrigen mir aus die- 
ser Quelle gewordenen Beschuldigungen statt fin- 
det, werde ich nach und nach zu beweisen mir 
erlauben, sobald mir es wichtigere Arbeiten ge- 
statten. 

Dresden. Reichenbach. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 40. Regensburg, am 28. Oct. ı829. 


tif. — Eliten immensen 


I. Plantae Banalus rariores, iconibus et descriptioni- 
bus illustratae, ductore Antonio Rochel etc. 


(Beschluls.) 


Asperuta cıliata Roch.; foliis lineari-lan- 
ceolatis, inferioribus 6, superiöribus 4, lanceola- 
tis, inaequalibus, margine revolutis scabris: sum- 
mis oppositis ovato - lanceolatis, ciliatis; caule 
erecto, stricto; floribus solitariis, 4-fidis, gla- 
bris; fructibus glabris, granulatis. Synonym ist: 
A. tinctoria ®. Rüm. et Schul. Eine neue, von 
4. tinetoria hinlänglich verschiedene, Art.— Ya- 
lantia glabra £. ramosa Roch.; foliis quater- 
nis, oblongis, trinerviis, eiliatis; peduneulis di- 
chotomis, aphyllis, recurvis, folio brevioribus; 
caul& glabro, ramoso. Eine interessante Ab- 
art der Yalantia glabra L. oder des Ga- 
lium Bauhini Röm. et Schul. — Helleborus 
odorus Kit,, von welchem wir noch keine Ab- 
bildung hatten. — Paeconia banatica Roch.; fo- 
liolis 3—5.partitis; laciniis lanceolatis, decur- 
rentibus, subtus pallidioribus venosis leviter arach- 


Rr 


’ 


626 


noideo-incanis; germinibus arcuato - patentissimis, 
tomentosis, stigmatibus recurvatis. Früher von 
dem Verf. als P. corallina seinen Freunden mit- 
getheilt; mit P. peregrina Mill. verwandt, aber 
hinlänglich davon verschieden. — Paconia te- 
nuifolia L.; 'ein schöner Bewohner des Banates. — 
I[ypericum Richeri Vill.; dessen Blätter Hr. 
Rochel bald breiter und etwas stumpf, bald 
-schmäler und spitziger, an der Basis eyförmig 
oder fast herzförmig, immer aber blofs am Rande 
schwarz punctirt fand, wodurch es sich auf den 
ersten Blick von H. barbatum L. unterscheidet, — 
Nasturtium pyrenaieum Brown, wobei der Hr. 
Verfasser bemerkt, dafs Linne, Willlenow 
Schultes und Baumgarten doppelt gefie- 
dert- geschlitzte Stengelblätter beschreiben, wäh- 
rend er sie an den banatischen Exemplaren im- 
mer blofs gefiedert - geschlitzt fand. Ebenso fand 
sie Recensent auch an pyrenäischen und piemon- 
tesischen Exemplaren. — Cytisus leucanthus b. 
obseurus Roch.; ramis virgatis, glabris; foliolis 
oblongis, lanccolatis, subtus subsericeis; floribus 
capitato-umbellatis; calycibus hirsutis. Eine schöne 
Abart; C. leucanthus Füt, durch die glatten Aeste, 
ie länglich lanzettförmigen Blätter, die ganzran- 
dige Unterlippe, die mit = spitzigen Sägzähnen 
besetzte Oberlippe des Kelches verschieden. — 
Trifolium procerum Roch. ; capitulis ovato-gl0- 
bosis, ebracteatis, pedunculatis; segmentis calyeis 
subulatis, subpungentibus, inaequalibus, patenü- 


627 


pilosis, corollä brevioribus; stipulis lineari-acutis, 
cillatis; foliolis lanceolatis, apice denticulatis, mu- 
eronatis, pilosis; caulo erecto. Dem Tr. reclina- 
tum Fütb, verwandt, aber hinlänglich verschie- 
den. — Melilotus caerulea b, laxiflora Roch.; 
wozu Meliloius procumbens Besser, Trigonella 
Besseriana DeÜ. als Synonym gezogen werden, 
welche aber, wie auch der Hr. Verf. vermuthet, 
besser eine eigene Art bildet. — Üledicago 
minima b. elongata Roch., von M. mizima durch 
den hingestreckten oder aufsteigenden, hazarigen, 
längeren Stengel und durch die lanzettförmigen 
oder eyförmigen zugespitzten, gesägten, haarigen 
Blattansätze verschieden. Als Synonym wird zu 
M. minima gezogen: MM, villosula Baumg. mit 
Ausschlufs der Synonymen. — Genistz iniun,u- 
larıs b. eiliaia Loch.; eine Yarietät mit lanzettlör- 
migen, glatten wimperigen Blättern. G. genuen- 
sis Pers. und G. scariosa Fiv. sind dem Hrn. Veif 
eine Varietät der G. trien;ularis mit am Runde 
vertrockhneten Blättern; G. jauuensis Bertel. eine 
Varietät mit stumpferen Blättern, und G. anxan- 
lica Tenore eine Varietät mil schmäleren Blättern, 
welche Kitaibel auch in Croatien samımelte. — 
Asiragalus arenarius b. muliijugus Rod, mit 
10 — ı2-paarig gefiederten Blättern. — Sedunı 
rubens L, — Lathyrus lispidus L. — Latihy- 
vus pralensis b. grandisiipulus Roch.. ausgezeich- 
net durch die sehr grolsen Blatiansätze und durch 
einen zuweilen schwach zottigen Ueberzug. Zu 


Rr2 


628 


diesem gehört Laih. Hallersteini Baumg. und L. 
sepium Scop. Vielleicht doch eine eigene Art; eben 
diefs gilt von dem folgenden Orobus vernus b. latı- 
folius Roch., zu welchem ©. multiflorus Siber, O. se- 
rotinus Presl, O. variegatus Tenore und O. rigidus 
Lang mit? gezogen worden. — Polygala vulga- 
ris b. elongata Roch., ausgezeichnet durch einen 
niederliegenden aufsteigenden, sehr langen Stengel, 
der, so wie die Blätter, etwas haarig ist; durch 
elliptische, etwas spitzige Flügel, die kürzer sind 
als die Blumenkrone, und durch eine ausgerän- 
dete, fast wimperige Kapsel. — Verbascum 
banaticum Schrad., das Y. sinuatum Roch. pl. ban. 
exsicc, — MHerbascum orientale M. Bieb., zu 
welchem auch Y, mixtum DeC. und mit ? Y. au- 
siriacum Schrad. gezogen wird, und welches der 
Verf. seinen Freunden früher als Y. nigrum b. 
majus mittheilte. — NVerbascum Lychnitis b. 
hungaricum ; eine Varietät des F. Lychnitis, zu 
welchem auch Y. pulverulentum M. Bieb., Baumg-, 
Will. und Verb, austriacum Schott, Röm. et Schult.. 
Host, als Varietäten gesetzt werden, indem der 
Hr. Verf. bemerkt, dafs die Form und der Ueber- 
zug der Wurzeiblätter und des Stengels, die 
Gröfse der Blumen, selbst die Zoten der Staub- 
gefäfse, und die Farbe, bei den Arten der Gat- 
tung Verbascum und besonders bei den Lychni- 
toideis sehr wandelbar is. — Verlaseum spe 
ciosum-Schrad. mit /. thapsoides Host, Schult. 
Roch, pl. pann., F. thapsiferme Sadl, und P. lon- 


629 

gifolium DeC. als Synonymen. — Veronica or- 
chidea Crantz. Die Auseinandersetzung der kriti- 
schen Bearbeitung der Synonymie dieser Pflanze, 
so wie der folgenden P, latifolia b. heterophylla 
Roch. würde uns hier zu weit führen. Beide sind 
äussert verworrene Arten; dieArbeiten des Hrn. 
Verf, darüber empfehlen wir allen Auctoren drin- 
gend.— Sehr gut bemerkt er: „Characteres ab 
inflorescentia, a forma, sed non numero calycis 
corollae et capsulae desumti, unice valent in Ve- 
ronicis; foliorum formam distinguere nefas! “ 
Veronica petraca Baumg. (non Stev.); die erste 
_ Abbildung dieser schönen Art.— Veronica al- 
‚pina a. integrifolia Roch., b. serratifolia Rooh.; 
beide Varietäten finden sich auch auf unseren Al- 
pen. — Linaria linifolia Willd., zu welcher 
auch Antirrhinum Linaria M, Bieb. oder Li- 
naria Biebersteiniana Bess. als Synonym gesetzt 
wird. — Gentiana angulosa M.Bieb., zu wel- 
cher ausser den gewöhnlichen Syaonymen auch 
G. verna Roth Enum. (excl. syn.) und G. aesiiva 

Schult, gezogen wird. — G. humilis b. simpliei- 
. caulis Roch.; eine ausgezeichnete Varietät, die wir 
weiterer Beobachtung empfehlen. — Melissa 
Pulegium Roch.; calycibus serrato „5 - fidis, stria- 

tis, hirsutis, fauce nudis; pedunculis dichotomo- 

corymbosis; foliis petiolatis, ovato-acutis, serra- 

tis cauleque hirsutis longioribus. Eine Pflanze, 

welche Portenschlag und Steven in Briefen 

an den Hrn. Verf. für eine neue Melissa, N. 

Bieberstein für eine neue Nepeta, Sprengel 


630 


aber für Thymus Iiepeta (!!) erklären. — Peu- 
cedamum ruthenicum M. Bieb, Wir treffen hier 
Hrn. Rochel bei der Bearbeitung einiger Arten 
einer Familie, mit welcher er sich, soviel wir 
wissen, gegenwärtig hauptsächlich beschäftigt. So 
viel und so vielerlei bereits über diese Familie 
geschrieben wurde, so dürfen wir von der Ge- 
nauigkeit, mit welcher der Hr. Verf. beobachtet, 
und von seinem Scharfsinne doch noch vieles 
Neue und nur Gedigenes erwarten. Möchten die 
Botaniker suchen, seine ohnehin äusserst reiche 
Sammlung dieser Familie soviel als möglich zu 
vervollständigen, um ihn in den Stand zu setzen, 
seinen Beobachtungen die gröfste Ausdehnung zu- 
geben. Wir beschränken uns hier, blofs die Na- 
nen der hier abgchandelten Arten anzuführen, da 
. jeder dieselben selbst nachsehen mufs, um sich 
von Obigem zu überzeugen. — IJerula Ferulago 
b. commutata Roch.— Pastinaca suliva b. ela- 


tier Roch.—  Heracleum asperum MM. Bieb. — 


Jaaserpitium trtlobum Crantz. — Laserpitium 
praihenicum b, glabratum Roch, — Pimpinella 
ans Depeer n - afpg. » . I- 
Sartfraga Y. alpesivis Schul. Anihriseus Ir 


chosperma Schult. Cnon Pers.). — Bupleurum 
diversifolium Roch.; inyoluero subtetraphylio, in- 
aequali, lanceolato - subulato ; involucellis 3— 7” 
phyllis, lineari-subulatis, elongatis, trinerviis ; fo« 
liis radiealibus lineari- spathulatis, acutis: caulinis 
ovatis, acuminatis, amplexicaulibus; caule erecto, 
subsimplici. B. baldense Baumg. ist Synonym von 
dieser neuen Art, welche dem B. ranunculoides 


631 
am nächsten steht. — Hieracium murorum b. 
simplex Roch., eine merkwürdige Abart, die von 
einer, auch bei uns vorkommenden emblumigen, 
Varietät abweich.— BHieracium Prrenarcum. — 
Hieracium villosum b. insolueralunmn, ausgezeich- 
net durch die Hülle um den gemeinschaftlichen 
lelch. — Crepis biennis b. bunaius Toch,, ver- 
schieden durch die rückwärts gekehrten, stum- 
pfen, überall buchug gezähnten, etwas höckeri- 
gen Blitter. — Sorzonera hispaniea b. interme- 
dia Roch,; ein Mittelding zwischen Se. hispanica 
und Se, glastifolia. — Doronicum caucasicum 
M. Bieb., in 3 verschiedenen Formen. — Achillew 
selacea bh. brevifolia Rochel; hlofs durch kürzere Blät- 
ter; und lienienförmig - keulenförmige eingeschnit- 
tene, abgekürzte Dlättchen verschieden. — Achillea 
Millefoliun b. erustata Roch,; caule subramoso fo- 
kiisve bipinnatifidis, glabriusculis, punctatis, sub- 
tus margine crustaceis ; segmentis linearibns ser- 
ratis; corymbo composito bracteato.— Achilleu 
nobilis?, von der wahren 4, nobilis durch den 
einfachen Stengel, die gefiedert- geschlitzten Blät- 
ter, die spitzigen Einschnitte derselben, die ge- 
flügelte ganzrandige Spindel, und die fast kugel- 
förmigen Kelche verschieden. — Achillea com- 
pacta Milld., zu welchen der Hr. Verf. auch 4. 
glomerata IM. Bieb. setzt; seine Pflanze hat Strah- 
lenblünchen; er bemerkt jedoch, dafs die Abwe- 
senheit oder das Vorhandenseyn derselben bei 
den Arten der Gattung Achillea wenig bedeu- 
tet, — JIchillea magna L.?, eine Form dieser 


652 


polymorphen Art, die der A. tanacetifolia sehr 
ähnlich is.— Achillea magna b. alpina Roch., 
welche von einigen für eine Varietät der A, Mil- 
lefolium, von anderen für eine Varietät der 4. 
tanacelifolia gehalten wird. — Achillea tanaceti- 
Jolia All., etwas weniges abweichend von Jer 
piemontesischen Pflanze. — Achillea tanaceli- 
folia b. distans Roch., die Ach, distans der Auto- 
ren.— Senecio Doronicum b. glaberrimus Roch.; 
eine ausgezeichnete Varietät, wenn nicht mehr!— 
Artemisia spicata Wahlenb, Unter dieser Stamm- 
art vereinigt der Hr. Verf. als Varietäten: 4. 
Mutellina, splendens, peduncularis, furcata, pede- 
montana, alpina, glacialis ete., womit wir nicht 
ganz übereinstimmen können. Prof. Besser, 
der mit einer Monographie dieser schwierigen 
Gattung beschäftigt ist, mag darüber entschei- 
den. — Artemisia pontica h. elatior Roch., 
durch den an der Basis fast strauchartigen Sten- 
gel, die doppelt gefiedert geschlitzien Blätter, und 
den schwächeren Geruch verschieden. — Cen- 
taurea austriaca, bei welcher bemerkt wird, dals 
diese sowohl, als C. salicifolia Willd., C. uniflora 
Lam., C. flosculosa Lam. et DC, und C. nigra 
B. Wahlenb. zu C. phrygia L. zu gehören schei- 
nen. — Ceniaurea spinulosa Roch.; foliis bi- 
pinnatifidis, summis simplicioribus ; laciniis li- 
neari - lanceolatis, scabris, ciliatis; caule erecto, 
elato, ramoso ; foliolis anthodii oyato - lanceolatis, 
appressis, fusco -ciliatis, apice spinulä patulä ter- 


653 


minatis: summis subrotundis, mutieis, fimbriatis. 
C. stereophyliae Bess. affınis. — Serratula dis- 
color Willd.; der Hr. Verf. möchte beinahe zwei- 
feln, dafs sie specifisch verschieden von $. al- 
pina ist, was uns der Fall zu seyn scheint. — 
Echinops ruthenicus M, Bieb.— OQuercus Ro- 
bur b. lanuginosa Thuill.? Vielleicht eher eine 
eigene Art, welche der ©. iberica Stev. sehr 
nahe stünde. — Salix retusa b. serrulata Roch., 
sehr abweichend von den, auf unseren Alpen vor- 
kommenden, Formen dieser Ar. — Pinus Pi- 
naster dit., wozu P. maritima der Auctoren, P. 
bruitia Ten. und Laricis M, Bieb. gezogen wer- 
den, was noch durch weitere Beobachtungen unter: 
stützt werden dürfte. — FPoiamogeton hetero- 
phyllus Schreb. — Wir kommen nun zu dem 
fünften Abschnitte, der Zusätze zur botanischen 
Terminologie enthält. Wir finden auch hier wie- 
der sehr viel Schätzenswerthes und Berichtigen- 
des. Leider nur zu gegründet sind die Klagen 
des Hrn. Verf. über die botanische Terminologie. 
Vater Linnäus schuf bier Vieles, was in seiner 
Grundbedeutung verfehlt ist; denn er war, in 
Folge vernachläfsigter erster Erziehung, ein 
schlechter Philolog, und so sehr manches von 
ihm eingeführte Wort lateinisch klingt, so wenig 
ist es oft Latein. Indessen hat ein langer Ge- 
brauch diefs Uebel sanctionirt, und man kommt 
in den meisten Fällen mit der Linne'schen Ter- 
minologie aus. Die meisten von Neueren ge- 


RR 2 


634 


schaffenen Ausdrücke sind entbehrlich, und auch 
meistens eben so schlecht gebildet; oft noch 
schlechter als die älteren. Die, am meisten auf 
logische Prineipien gegründete, Terminologie ist 
noch die, von Bernhardi vorgeschlagene, aber 
leider zu sehr vergessene. Zum Schlufse gibt 
uns der Hr. Verf. auch noch seine Begriffe von 
Species (Art), Varietas (Abart), Subspecies (Un- 
terart), Monstrositas (Milsbildung), Planta hybrida 
(Bastardpflanze), und Aberratio (Abweichung). 
Ueber diese Dinge har fast jeder seine eigene 
Ansicht, und daher kommt der häufige Streit, ob 
etwas Art oder Abart etc. sey. Die beyuemste 
Definition von Species gab Linne, indem er 
sagte: „Species tot sunt, quod diversas for- 
mas ab initio produxit Infinitum Ens.'* Leider 
haben 'aber die Botaniker aus so vielen Arten in- 
finita entia gemacht!—— YVYir wünschen sehn- 
lich, dafs der Hr. Verf. die vielen, auf dieses 
herrliche und verhältnifsmäfsig wohlfeile, Werk 
verwendeten, Kosten in dem Malse ersetzt er- 
halte, als es dasselbe in jeder Hinsicht so sehr 
verdient. 
I. Correspondenz. 

Dr. Johann Lhotsky’s Reise nach Neuholland. 

So eben empfange ich vom Hrn. Dr. Johann 
Lhotsky das Program seiner naturhistorischen 
leise nach Neuholland, und eile das naturhisto- 
rische Publikum sowohl, als Gartenbesitzer, Zoo- 
tomen, Pharmakologen und Techniker auf eine 


055 


für sie günstige Gelegenheit ihre Sammlungen zu 
vervollständigen, aufmerksam zu machen. Un- 
streitig ist Selbstüberzeugung das Beste, beim 
Studium der Natur aber unerläfslich, wenn man 
nicht die Zahl der Irrthümer noch vermehren 
will; wären unsere Vorfabrer von diesem Grund- 
satze ausgegangen, so wären wir über manches 
Arzneigewächs, über manchen Handelsartikel auch 
in naturhistorischer Hinsicht in voller Gewilsheit, 
wogegen uns noch itzt mancher Artikel als blolse 
Hieroglyphe erscheint. Bedenken wir noch, dafs 
durch eine Reise nach Neuholland sich die Zierde 
unserer , Glashäuser, die neuholländischen Ge- 
, wächse bei uns noch vermehren können, welche 
eine so geringe Wartung und Pflege bedürfen, 
sich mit einer niedern 'l’emperatur zufrieden stel- 
len, so dafs sie jeder Blumenfreund selbst im 
Zimmer überwintern kann, dafs ihr frisches An. 
sehen, ıhr Blätter- und Blüthenreichthum einen 
Jeden, und wäre er auch Nichtkenner, anzieht, 
und erfreut: so muls uns dieses Unternehmen si- 
cher willkommen seyn, da uns schon unser Lands- 
mann, der unermüdet eilrige, und thätige Naturfor- 
scher Hr. F, W. Sieber, zum Theile mit mehre- 
ren Schätzen Neuhollands vertraut machte, Allein 
wie ausgedehnt ist dieses Land? wie viel ver- 
sprechend daher auch die Hollnung noch Mehre- 
res von dort zu erhalten. Man denke sich die 
schönen Formen von Banksia, Hackea, Lepto- 
spermum, Eucalyptus, Metrosideros, 


2 


656 


Melaleuca, Pultenaea, Grevillea, Per- 
soonia, Acacia, Mimosa, Pomaderis, Be- 
ckea, Gompholobium, etc. die herrlichen 
Farn etc. und man wird unwillkührlich dem Wun- 
sche hingegeben, noch mehr zu kennen, als man 
schon kennt. Hr. Dr. Lhotsky's Vorbildung, 
seine Studien in Wien, Prag, Berlin und Paris, *) 
wo er stets mit Berücksichtigung des naturhisto- 
rischen Faches sich auch anderweitig vielseitig 
ausbildete, versehen mit Sprachkenntnifs und noch 
besondern Instructionen zum Sammeln von natur- 
historischen HKabineten, lafsen uns einen günsti- 
gen Erfolg hoffen, denn schon in diesem Augen- 
blicke ist derselbe, nach seinem Program, von 
der Wiener k- k. Hofnaturalien - Kabinets - Direk- 
tion, mittels Rescripts vom 30. Mai ı829 zur Samm- 
lung aus allen drei Reichen der Natur für das- 
selbe beauftragt, und eine Abnahme seiner Samm- 
lung durch die k. preussischen Museen in Berlin 
ihm gleichfalls zugesichert worden. In demselben 
Sinne hat sich in Anbetracht der Thiere Hr. Hof- 
rath Reichenbach für das Dresdner Museum 
ausgesprochen. Uebrigens sind ibm auch schon 
in den einzelnen Parthien, nämlich den Petre- 
fakten und Lichenen an Se. Excellenz den Hrn. Gra- 
fen Caspar von Sternberg und Hın. Dr. G. 
F. W. Mayer in Göttingen Abnehmer geworden, 


F . un . . 
) In meinen Beiträgen zur Naturgeschichte finden sich 
in Nro. 12. von ihm die Pariser naturhistorischen An- 


stalicn von S. 599 bis 608 beschrieben, 


ProemEEnn 


637 


die ihm in dieser Hinsicht zu den schätzbarsten 
gehören. Hr. Dr. Lhotsky will in Neuholland 
Chemikalien, Mineralien, Pflanzen, Saamen, Thie- 
re, Zootomen, Pharmaka und Technika sammeln, 
und dem wissenschaftlichen Publikum, in mög. 
lichst kürzester Frist überliefern. Möge sich 
auch dieses Unternehmen recht allgemeiner Theil- 
nahme erfreuen. Wer sich an den Hrn. Dr. 
Lhotsky selbst in portofreien Briefen verwen- 
den will, kann diese nach Wien, Donaustrasse 
Nro, 70. addressiren, 

Prag d. ıı1. Okt, ı829, P.M. Opiz. 


UL Botanische Notizen. 

Die neuesten Briefe von Hrn. von Hum- 
boldt und seinen Begleitern, Rose und Ehren- 
berg bringen die Kunde, dals ihre Reise über 
den Ural, unter Begünstigung einer trefflichen 
Witterung, die den reisenden Botanikern im Ty- 
roler Gebirge welches schon Ende August mit 
Schnee bedeckt war, und den Pyrenäen, leider 
nicht zu statten gekommen ist, mit vielem Glücke 
vor sich gegangen sey und sie dieselbe unter be- 
günstigenden Verhältnissen gegen die chinesische 
Gränze fortgesetzt haben. Bei weitem war diese 
Reise nicht mit so vielen Schwierigkeiten ver- 
bunden, als jene des letztgenannten Mitreisenden 
in Egypten, deren Beginn von Alexandrien ge- 
gen die Cyrenaica, welche bisher nur einmal von 
Dr. Della Cella in botanischer Hinsicht durch- 


638 


forscht worden, mit Beschwerlichkeiten aller Art 
und mit namenlosen Unfällen dergestalt verknüpft 
war, dafs die ganze Caravane nur noch eine T'age- 
reise weit, von der Tripolitanischen Gränze ent- 
fernt, fast ganz unverrichteter Sache, nach einer 
Abwesenheit von mehr als 2 Monaten, nach Ale- 
xandrien zurückkehren mufste. Späterhin war je- 
doch die Reise durch Nubien und Dongala glück- 
lich vollendet und die Ausbeute sehr ergiebig ge- 
wesen, da Ehrenberg allein an Pflanzen eine 
Summe von fast 3000 Arten in einige 40,000 
Exemplaren zurück gebracht hatte. 

Von Hrn, Dr. Siebold sind neuerlichst 
mehrere ilisten mit Naturalien aus Japan in den 
Niederlanden, für das Museum zu Leiden, wo jetzt 
ein ruhmwürdiger Eifer für Naturforschung Platz 
gefunden hat, angekommen. Ein ungünstiges Ge- 
rücht läfst ihn dort das Schicksal Bonpland's in 
Buenos Ayres, erwarten, dagegen directe Be- 
richte melden, dafs derselbe blofs wegen nalur- 
historischer Zeichnungen in Untersuchung gekom- 
men sey, die keine nachtheiligen Folgen haben 
werde, 

Auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung, 
dessen botanischer Reichthum längst schon be- 
kannt ist und dessen Pflanzenformen, wenn sie 
auch nicht die Flora in Maskenkleidern, wie die 
Neuholländischen, darstellen, dennoch in Ver- 
gleich der europäischen sehr ausgezeichnet sind, 
ist gegenwärtig ein rühmlicher Eifer zur Anfer- 


05% 
, ! 

tigung capischer Herbarien rege geworden, be- 
sonders seit dem die dortigen Botaniker durch 
die HH. von Schrank, Steudel, Zeyher un. 
dazu angereizt worden sind. Bei dem letztern 
ist, ausser denen in der Flora ı829 angezeigten 
Sammlungen, ganz neuerlichst wieder ein Trans- 
port von 332 phanerogamischen und 36 crypto- 
gamischen Pflanzen nebst einer Sammlung ganz 
frischer Samen angekommen, wovon die Exem- 
plare vorzüglich gut getrocknet und erhalten sind, 
und die den Botanikern Deutschlands zu billigen 
Preisen überlafsen werden. Der Preifs der ge- 
trockneten aus 368 Arten bestebenden Pflanzen 
beträgt 24 fl. rhein., (also kaum ı5 fl. für die 
Centurie) die 64 Arten von Samen welche größ- 
tentheils für europäische Garten neu sind, wer- 
den für ı6 fl. abgegeben. 

Ausser diesen sind auch noch von der im 
vorigen Jahre erhaltenen und in einem besondern 
Hataloge als Beilage zur bot. Zig. 1629 bekannt 
gemachten Suite capischer Pflanzen nachverzeich- 
nete einzelne Parthien jedes Hundert zu ı5 fl- 
gerechnet, zum Verkauf vorräthig, als: 

ı Exemplar zu 500 Species, dann ein der- 
gleichen zu 426 Species, ferner eines zu 414, zu 
391, 368, 360, 345, 318, 307, 299 291, 283, 273, 
269, und zu 25ı Arten. Weiters sind noch zwei 
Exemplare zu 430 Arten, 3 zu 245 und ı5 Exem- 
plare zu 200 Arten vorhanden. 

Die resp. Käufer haben sich mit portofreyen 


640 


Briefen und Geldpacketen an den Grofsherzoglich 
Badischen geheimen Hofrath und Gartendirektor, 
Zeyher in Schwetzingen zu wenden. 

Auch von Nordamerika aus hat sich den deut- 
schen Naturforschern und besonders den Vorste- 
hern von Museen und naturhistorischen Gesell- 
schaften, zur Erlangung dortiger Naturprodukte 
die beste Gelegenheit dargeboten, indem Hr. Ro- 
bert Schomburgk, ein junger kenntnifsvoller 
Naturhistoriker aus Sachsen, sich zu dem Ende in 
Neujork etablirt hat, um das ganze Land in natur- 
historischer Hinsicht zu bereisen, Sammlungen al- 
ler Art zu machen und für billige Preise nach 
Deutschland zu befördern. Man bedient sich sei- 
ner Adresse, abzugeben bei Petersen und 
Mensch in Neujork, und hat die billigsten Be- 
dingungen und promptesten Expeditionen zu er- 
warten. Auch ist derselbe gesonnen, im Fall ihn 
eine der europäischen Regierungen oder natur- 
historischen, besonders botanischen Gesellschaf- 
ten dazu in Dienst nehmen würde, weitere Rei- 
sen nach Östindien, Neuholland u, a. zu machen, 
um dortige Naturprodukte in bester Qualität nach 
Europa zu schaffen. In der That ein sehr erheb- 
liches Anerbieten welches alle mögliche Beach- 
tung verdient, und wobei zur Unterstützung des 
Reisenden, zur Sicherung der Transporte, und 
zur Beseitigung vieler Nebenkosten ein Zusammen- 
tritt von mehrern deutschen Naturforschern sehr 
zweckmälsig seyn würde. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung, 


Nro. 41. Regensburg, am 7. Nov. 1829. 
til Em mm 


I. Botanische Beobachtungen; von Hrn. Prof, Ig, 
Fr. Tausch in Prag. 


Y 

1. Osrinthe maculata M. B. ist Varietät der 
€. minor. L., da sie sich von dieser durch nichts 
als die gefleckte Blumenkrone unterscheidet, in 
welcher Hinsicht aber auch die übrigen Arten, als 
€. major und aspera abändern. Die C. major 
mit ganz gelben Blumenkronen ist längst bekannt, 
und in Gärten nicht selten, die ganz gelbe C., 
aspera scheint noch seltener gefunden worden zu 
seyn, und ich habe sie blols aus Creta von Hrn, 
Sieber. 

2. Echium violaceum L. ist eine nicht genug 
bekannte Art, denn was man unter diesem Namen in 
Gärten häufig baut, und vielleicht auch von den 
meisten Autoren beschrieben wird, ist E. planta- 
gineum L. oder eine schmalblättrige Varietät des- 
selben, Jacq. vind. t. 45., das sich immer durch 
die oberen fast herzförmig den Stengel umfas- 
senden Blätter auszeichnet, welches Kennzeichen 
man übergangen zu haben scheint, da Linne den 


Ss 


642 


Charakter von den Wurzelblättern entlehnte. Der 
Beschreibung Linne€s, wenn man das von ihm 
angeführte Bauhinische zu E. rulbrum Jacg. 
gehörige Synonym weglälst, kommt eine Pflanze 
am nächsten, dieHr. Sieber im Herbario Florae 
- Creticae als E. diffusum ausgab, zu welcbem E. 
ereticum angustifolium rubrum C, Bauh. p. 257, 
vielleicht auch Anchusa angustis villosis foliis Boce. 
mus. p. 84. t. 78. Barr. ic. ı011. gehören. 

3. Echium ereticum L. Sibth. und Smith 
Fl. graec. t. ı83. liefern eine Pflanze, die einer- 
lei mit E. parviflorum Roth, calycinum Viv. pro- 
stratum Ten. ist, und welche auch wirklich das 
E. creticum-L. Cexcl. syn, Bauh, et Clus.) zu seyn 
scheint. Man vergleiche nur Linne Hort. Cliff. 
und dessen Bemerkung zu E, plantagineum. In 
diesem Falle dürfte das bisher von den meisten 
Autoren für E. crelicum ausgegebene FE. creticum 
latifolium rubrum. C. Bauh. pin. 257., E, crelicum 
latifolium flore atropurpureo Tourn. cor. 6. Sabb. 
bort. rom. 2. 1.95. und E. orientale Trew. pl. rar. 
t. 1. (opt.) E. Clusianum genaunt werden, mit fol- 
gender Diagnose: E. caule decumbente patenti- 
hispido, foliis oblongis, superioribus sessilibus, 
spicis simplicibus paniculatis, staminibus corollam 
aequantibus. Diese letztere Pflanze wächst nach 
Graf Waldstein's Herbar auch in Dalmatien. 

4, Echium lusitanicum der neueren Autoren 
stimmt unmöglich zu Linnes Diagnose. Im 
Prager botanischen Garten wurde einst nach 


6435 


Schmidts Herbar ein E. lusitanicum gebaut, 
das den Linneischen Forderungen grölstentheils 
entspricht: E. caule ramoso diffuso patenti- hi. 
spido, foliis ovato-lanceolatis acutis petiolatis, ju- 
nioribus sericeis, floribus axillaribus subspicatis; 
calycıbus acutis, staminibus corolla brevioribus. 
E. cretico (parvifloro Roth) toto habitu et inflo- 
rescentia proximum, sed stätura majori, selis cau- 
lis validioribus patentissimis; foliis utrinque acu- 
tis breve petiolatis subsericeis; dentibus talycis 
linearibus subacuminatis differt: 

5. Echium glomeratum Poir; wächst auch in 
Palästinä, und unterscheidet sich von dem E. ita: 
lieum L., blofs allein durch längere Borsten des 
Stengels, und die sehr angedrückten Haäre der 
Blätter, wodurch letztere grau, cano = strigosa, 
werden. 

6. Lithospermüurk divarıcatum Sieber, Herb. Flı 
Palaest Spreng. syst. veg. ı. p. 534. ist Echiochi- 
lor fruticosum Desf. und Anchusa hispidissima Sie- 
ber Herb. Fl. Aegypt. (Dioclea hispidissima Spreng; 
syst. 1. p. 556.) ist Echiochilon hispidissimum Tausch: 
Pl. rar, Cretae M. 8. 

2. Anchusa 3empervirens L; ist vön den übris 
gen Arten generisch verschieden, und dürfte Pen- 
taglottis genannt werden: Char. gen. Calyx 5- 
partitüs. Corolla hypocrateriformis 5-fida, fau- 
ee fornicibus 5 _ apiculatis. Nucnlae 4 trique- 
trae rugosae hilo umbilicali stipitatae receptaculd 
insertae. 


Ss 2 


644 


8. Anchusa aggregatu Lehm. wächst in Palä- 
stina, und ist einerlei mit Zycopsis confertiflora 
Rlark. 

9. Anchusa arvensis von mir in der Flora be- 
schrieben, oder A. arvalis Reichenb. icon. t. 297; 
ist nicht selbstständig, sondern geht in die A. of- 
‚feinalis L. über. 

10. Primula amoena M.B. ist nach authenti- 
schen Exemplaren aus Iberien P. acaulis fiore pur 
purco simplici. 

11. Primula calycina Gaud, die ich früher für 
P. integrifolia L. hielt, während ich die Jacqui- 
nische, P, Clustana naante, ist nicht selbstständig, 
sondern fällt mit letzterer zusammen, indem die 
durchsichtigen Dlattränder auen mehr oder weni- 
ger gewimpert angetroffen werden, 

12. Primula farinosa L. habe ich aus Corsica 
und Tyrol mit nakten unbestaubten Blättern, die 
einen dentlichen VUebergang in die P. Horneman- 
nıana Lehm. bilden. Vebrigens ist der schwarz- 
punktivte Belch für leztere nicht charakteristisch, 
da er auch oft bei der gewöhnlichen P. farinos@ 
gefunden wird. Eben so wenig kann ich P. sco 
tıca Hook. nach authentischen Exemplaren von P. 
Jarinosa verschieden ansehen. 

15. Androsace villosa L. ändert mit ganz weils- 
zottigen, und mehr oder weniger nakten bewim- 
rerten Blättern, Letztere ist die 4. Chamaejasm« 
Wulf. Viele Autoren, die 4. villosa L. von 4 
Chamacjasme Wulf. verschieden anseben, ver- 


645° 


wechseln mit letzterer die 4. obiusifolia di. In 
Reichenbach icon. t. 580. werden beide Yarie- 
täten gut dargestellt. 

14, Cyelamen coum Mill. ist Varierät von €. 
europaeum L., denn ich habe unter einer grolsen 
Anzahl getrockneter Exemplare von letzteren bei 
Hrn. Sieber einzelne mit ganzrandigen Blät- 
tern gefunden, die sich von C. coum nicht unter- 
scheiden. Uebrigens ist es bekannt, dafs auch 
die verwendte Sollanella mit garzrandigen Blät- 
tern abändert. Fast eben so selten ist das €. 
europaeum flore albo. 

15. Rubia peregrina L. und R. Bocconi Petug. 
sind eine und dieselbe Art, denn die Blätter der 
erstern gehen aus dem lanzettförmigen, oft sogar 
an einem Stengel, bis in das rundliche über; so 
ändern auch die Plattquir!, oft an cinern Aste 
4.— 6-blättrig, Es giebt sogar nur cin einziges 
Kennzeichen selbe von der X. lucida L. die eben 
so veränderlich in der Anzahl und Form der 
Blätter ist, zu unterscheiden, und zwar sind die 
Blattzähne bei A. peregrina rückwärts, bei R, Iu- 
cida vorwärts („folia retrorsum scahra Linn. ‘) 
gerichtet, R. Iucida scheint selten zu seyn, sch 
habe sie hlofs aus Creta; von R. percorina habe 
ich Exemplare aus Crets, Corsica, Sardımien, Itö 
lien und Frankreich verglichen. 

16. Galium saxatıle L. wird von neueren Au- 
toren für gleichartig mit G. hureyneeum Heag. ge 
nummen, welches letztere eben so unrichtig nad: 


648 


seinem Standorte wie die Carex saxatılıs L. be- 
nannt wäre, da es nur in feuchten moorigen Grün- 
den der Gebirge z. B. des Isergebirges wächst. 
Ich besitze eine Pflanze aus den schweizer und 
Piemonteser Alpen, die der Diagnose Linnes 
entspricht, und vom G. hercynico verschieden ist: 
6. caule ramosissimo decumbente, foliis senis 
abovato - ablongis obtusiusculis margine scabris, 
pedunculis terminalibys subumbellatis, fructiferis 
nutantibus, fructibus rugosis.—— Caulis ramis flori- 
feris digitum longis adscendentibus apice 2 — 3- 
fidis. Folia & — 8 obovata aut ablonga, ahbtusa 
aut brevissime mucronata, Pedunculi terminales 
subumbellati 3 aut plures, ı -flori, aut uno alte- 
rove 3-fido 3-flore. Fructus nutanies, immaturi 
valde rugosi. 

12. Galium pusillum E. scheint eine fast gänz- 
lich unbekannte Art zu seyn, doch brachte Hr. 
Sieber aus den Sphakioten eine Art (G. inca- 
num Sieb. Herb. Fl, Cret.), die der Beschreibung 
Linn «€s nachkömmt. 

18. Galium baldense Spreng. wächst auch auf 
den Alpen Tyrols (G. saxatile Sieb, Herb. Flor. 
Austr. n. 44.) und ist von G. pumilum Lam. das 
ich aus den Pyrenäen besitze, blofs allein durch 
die folig mutica verschieden. 

19. G. trichophylium AH. ist nach Exemph- 
zen von Hrn. Prof. Balbis von G. pumilum Lart. 
verschieden, und scheint eine zwergartige Varietät 
ven dem vielgestaltigen @. silvestre Poll, zu seyn. 


647 


20. Galtum incurvum Silt. et Smith, Sieb. 
Herb. Fl. Cret. ist G. Iucidum All. 

21. G. parisiense L. anglicum Huds. und kKii- 
giosum Cand. sind nach Exemplaren von Hrn. Prof. 
DeCandolle in Hrn. Siebers Herbar Varie- 
täten einer und derselben Art, da noch mehrere 
Varietäten als G. Aparine, capillare mit nakten 
und haarigen Früchten vorkommen. Selbst das 
G. divaricatum Lam. kann man blofls allein durch 
die fructus tuberculatos von jenem unterscheiden. 
Auch G. tenuissimum M. B. scheint nur Varietät 
von G. parisiense, das sich fast allein durch ver- 
längerte Blumenstiele auszeichnet. 

22. G. Cucullaria R. et Schult. wächst in Cre- 
‘ta, und dürfte mit Sherardia muralis L. eine ei- 
gene Gattung bilden. 

23. G. aprieum Sibt. et Smith. ist eine wahre 
Yaillantia; die Früchte derselben sind nicht hä- 
ckerig, wohl aber die selbe von oben bedeckenden 
Blumenstiele. VVächst ausser Creta auch in Italien, 

24. Asperula incana Sibt. et Smith, Sieb. Herb. 
Fl. Cret. ist von 4. erassifolia L. schr verschie- 
den, als A. foliis senis linearibus cauleque basi 
ramosissimo piloso - eanescentibus, florum fascicu- 
his maltifloris capitatis, tubo corollae pubescentis 
filiformi subaequali. Indumento variat incano- 
villoso, pubescens et glabriusculo. Corolla 4. 
erassifoliae est hirsuta infundibuliformis. 

25. Asperula Tournefortü et rigida, Sieb. Herb. 
Fl. Cret. gehören zu Crucianella L. 'Yausch. rar. 
.Cret. M. S, 


648 


26. Yaleriana Tripteris L. geht in die P. mon- 
tana über. Ich besitze deutliche Mittielformen aus 
den Oesterreicher Alpen von Hrn. Sieber. 

27. Scabiosa corniculata W. K. ist eine has- 
rige Varietät der S. laevigata Ejusdem, und beide 
gehören zur S. uralensis Murr. 

28. Scabiosa erefacea M. B. ist eine eigene 
Art, die sich durch die folia subtus strigosa, durch 
spitzige nicht lang zugespitzte Spreublätter, und 
den besondern äussern kaum deutlich gezähnten 
Kelch von der vorhergehenden unterscheidet. 

29. Scabiosa coriaces Lam, Sieb. Herb, Fl. 
Cret. zeichnet sich von der vorbergehenden schon 
durch die stumpfen Spreublätter aus. 

30. Scabiosa Drachiata Sibt. et Smith, Sieb. 
Herb. Fl. Cret. ist ein wahrer Asterocephalus Vaill. 
und wächst nach Graf Waldstein’s Herbar 
auch in Dalmatien. 

31. Scabiosa canescens W, K. ändert mit gros- 
sen prächtigen Blumen, wie das auch häufig bei 
S. caucasica M. B, der Fall ist. Auch S. ueranica 
L. ändert mit grofsen Blumen, und wird dann 
S. argenitex Murr, genannt. 

32. Scabiosa atropurpurea L. ändert auch mit 
weissen Blumen, und ist dann $, grandiflora Scop- 
Den wichtigsten Charakter dieser Art liefert der 
besondere äussere Fruchtkelch, der am obern 
Rande einwärts geschlagen ist, so dafs ich eine 
Pflanze mit rosenrothen Blumen und fast weils“ 
zottigem Ueberzuge, die in Dalmatien wild wächst 


619 


für Varietät der S. afropurpurea ansehen mufs. 
Es wäre zu wünschen, dafs man auch die übri. 
gen Arten auf derlei sichere Charaktere gründete, 
wobei sich sicher ergeben wird, dafs viele Arten 
unter S. columbaria L. vereiniget werden mülsen. 

35. Scabiosa silvatica L. ändert mit weilsen 
und blafsgelben Blumen, und bringt öfters halb- 
gefiederte Stengelblätter hervor, so wie im Ge 
gentheile S. arvensis L, mit unzertheilten Blät- 
tern gefunden wird. 

34, Cytisus biflerus W. K, (Cand, prodr. Spreng. 
syst.) ist eine kleinblättrige Yarietät des C. supi- 
nus Jacg. aust. t. 20. der sich darch seidenartige 
Welche hinlänglich von C. biflorus U’Herit. Aiton. 
supinus Spreng. unterscheidet. Die Jacguini- 
sche Figur, die in Cand. prodr. einmal zu C. bi- 
florus und das anderemal zu C. supinus gezogen 
wird, stellt den €. septimus Clus., (C. supinus foliis 
incana lanugine inferne pubescentibus C. Bauh.) folg- 
lich den C. supinus @. Linn. spec. 1042. vor, wel- 
cher von Willdenow spec. plant. sehr billig 
als C. supinus beibehalten wurde, während er den 
C. septimus species altera Clus., C. supinus @. 
Linn. mit Jacquin C. capilalus nannte (C. supi- 
Pinus Cand, prodr. ex deser.). Jacquin’s Figur 
von letzterem, aust t. 33. ist viel weniger gut, als 
die von Schmidt Oestr. Baumzucht t. 29. Die- 
sen letzteren hatte ich Gelegenheit in Ungarn zu 
beobachten, und aus den dort gesammelten Samen 
zu ziehen. Er unterscheidet sich von dem ver- 


“ 


650 


wandten C. austriacus durch sehr dünne liegende 
oder aufsteigende Aeste, die so wie die untere 
Fläche der Blätter mit langen abstehenden Haaren 
dicht besetzt sind, und die lockern mehr dolden- 
als kopfförmigen Blumen. Die ganze wilde Pflan- 
ze ist oft kaum spannenlang. Der erstere ist ge- 
mein in Böhmen, Oesterreich und Ungarn, und 
ändert mit 2 — 3 blättrigen Blattachseln , bauchi- 
gen oder schmalen walzenförmigen Helchen, die 
aber immer seidenartig sind, und verschiedenen 
Blätteben. 


1.Correspondenz 


Seit mehreren Wochen bin ich bereits von 
meiner grölseren Gebirgsreise zurück, habe aber 
seitdem wieder den Untersberg ein paarmal heim- 
gesucht, und auch, nebst dem Geisberg und 
Nockstein endlich einmal den hohen Stauffen (den 
gröfseren und kleineren) erstiegen, aber letztere 
Bergexkursion so uninteressant gefunden, dals ich 
dem guten Hochstauffen, welcher ausserdem sehr 
beschwerlich zu besteigen ist, kaum mehr je be- 
suchen werde. Die treffliche Fernsicht ist das 
einzig lohnende; in botanischer Hinsicht aber 
fand ich ausser einigen Untersbergern (vorzüglich 
Saxifraga caesia etc. Senecio abrotanifolius in Un- 
zahl und herrlichen Rasen) nur noch Centaurea 
phrygia, wenige und unansehnliche Einaria alpt- 
ua und am kleineren Stauffen, den sogenannten 

‚Zwisel, Graphalium supinum, Globularia nudicau- 


651 


lis ist ebenfalls in ungeheuerer Menge vorhanden, 
Auch fand ich hier mehrere Exemplare von Gen- 
tiana excisa Presl. Meine früher erwähnte gröfsere 
Gebirgsreise habe ich folgendermalsen durchge, 
führt: Von hier ging ich mit Hrn. Strobel, 
Gartengehülfe zu Hellbrun, über den Trattberg, 
woselbst ich ausser Cnieus eriophorus, welcher bier 
häufig vorkommt, und Orobanche coerulea, bei den 
Seewald-Alpen an einem kleinen Gebirgssee, wun- 
derbar genug, Nymphaea (Nuphar) minima fand, 
welche sich in diesem See zu tausenden befindet. 
Von hier sammelte ich auf dem Wege nach der 
Abtenau, nächst Annaberg, Circaea alpina. Der 
Kampenbrun (auch wohl Kantenbrun), welchen 
wir nun zunächst besuchten, bot uns schon um 
seinem Fulse Doronieum perdalianches, und etwas 
höher Senecio cordifolius und einen Wald von 
Blechnum boreole dar. Auf seinen Rücken befin- 
det sich Linaria alpina, Iberis rotundifolia, Cam- 
panula pulla, Cnicus spinosissimus, Gentiana imbri- 
cata, Arenaria Gerardi, Aretia helvetica, Potentilla 
clusiana (in Menge), Tofielda racemosa, Pedicula- 
ris rostrata, Chrysanthemum atratum, Primula spec- 
labilis Tratt. Cerastium 'alpinum, Graphalium su: 
pirum, Tussilago discoloer und mehrere Untersber- 
ger. Von hier aus wendeten wir uns nach dem 
Tennengebirge, welches wir diefsmal von der so- 
genannten Brettalpe aus bestiegen, und längst sei- 
nen ganzen Rücken durchsuchten. Von Primula 
truncata fand ich abermals nichts, wohl aber meh- 


652 


‚rere Pflanzen, deren ich bei meiner vor a Jah- 
ren gemachten Excursion auf diesem Gebirge nicht 
ansichtig wurde. Diefs sind Sibbaldia procumbens, 
Gnaphalium alpinum, Ophris alpina, Allium sibi- 
rieum, Phaca frigida, Tofielda alpina, Draba Jre 
gida (welche ich auch heuer auf dem Untersberg 
nächst dem Berchtesgadner hohen 'Thron in Mitte 
des Monates Juli noch in Blüthe fand,) Saxifrags 
cespitosa, S. sedoides und Gentiana imbricata, Von 
Draba Sauteri fanden sich auf dem sogenant- 
ten Schwarzkogel, (auch Bieykogel) noch ein 
paar blühende Exemplare vor, die andern hatten 
bereits Schötichen. Papaver Burseri Crantz war” 
eben in schönster Blütbe. Nächst der unteren 
Pitschenberger - Alpe sammelten wir schön blü- 
hende Arnica Doronicum. Mein nun abermaliger 
Führer auf dieses Gebirge heilst Wolfgang 
Schwarzbacher, und ist in der Abtenau beim 
Stockelwirth, unter den Namen WVoferl, auch dureh 
die Güte des Hrn. Russegger, Schullehrer in 
dessen Markte, leicht zu erfragen. Er ist nach 
Versicherung des gewifs auf diesem Gebirge sebr 
kundigen Hrn. Russegger, der einzige, welcher 
alle Steige genau kennt. Auch ist er vermöge 
seiner Gutmüthigkeit und guten Benchmen jedem 
bestens zu empfehlen. Von Werfen aus wandten 
wir uns über Lend, wo ich Hrn. Bergrath Mie- 
lichhefer, und über Rauris, wo ich die Botani- 
ker Hır.. Apotheker Lucae und Hrn. Jablonsky 
aus Ber!'n traf. und mit letztern beiden über den 


> 


055 


Tauern, auf welchen sich dielsmal sehr viel Schnee 
befand, nach Hl. .Blut wanderte. Dieser Ort ist 
wegen seiner Reichhaltigkeit an Pflanzen zu be- 
kannt, als dafs ich es wagen würde, etwas dar- 
über zu erwähnen, denn wirklich hat Flora hier 
ihren Tempel erbauen lafsen. Nur fanden sich 
heuer wegen der anhaltend schlechten Witterung 
die beiden Pasterzen sehr verarmt, und im Ver- 
gleiche, wie ich sie vor 3 Jahren erblickte, kaum 
zu erkennen, da es doch erst Anfangs August 
war. Sie schienen, so kam es mir vor, über die 
Abwesenheit des Hrn Dr. Hoppe zu trauern. 
Allenthalben fragte man mich, wo sich dieser 
heuer befinde, ob er gesund, sich wohl befinde, 
ob er wieder kommen werde etc. und zwar mit 
solcher herzlichen Theilnahme, dafs mir mchr- 
malen die Augen sich nätzten, und ich nicht um- 
hin konnte, die Leute mit der tröstlichen Ver- 
sicherung, dafs er wieder, bald wieder kommen 
werde, zu verlafsen. Nach einen 3; tägigen Auf- 
enthalte zu Ill. Rlat traf ich bei meiner Rück- 
reise auf der Höhe des Tauerns Hrn. Hofgärtner 
Seits aus München, und Hrn. Med. Stud. Schra- 
der aus Berlin, welche eben Arelia glacialis kioppe 
und Saxifraga biflore cte. sammelten. Wir ver- 
weilten eine Stunde zusammen, und fanden wäh- 
rend dieser Zeit in der Nähe des sogenannten 
hohen 'Thor’s auf steilen Felsen eine uns unbe- 
kannte Draba, welche Hr. Hofgärtner S.eits zu- 
erstentdeckte. Nach freundlichem Scheiden wand- 


654 


ten sich erstere beide nach HI, Blut, wir aber 
über das Fuscherthor nach Ferleiten und Bruck. 
Auf dem Zellersee in Pinzgau war ich so glück- 
lich, endlich seibst einmal die herrliche Conferva 
aegagropila sammeln zu können. Ranunculus 
Lingua war eben in schönster Blüthe. Nuphar 
minima, traff ich diefsmal, sicher wegen falsch ein- 
geschlagenen Bahnen, daselbst nicht. Zwei Tage 
später begrüfsten meine Augen wieder mein lie- 
bes Iuvavia. 

Diefs wäre, kurz gefafst, ein Ueberblick über 
einen mir stets in angenehmer Erinnerung blei- 
benden Ausflug nach den uns nahen Hochgebir- 
gen; welchem ich so manche, mehrentheils erfreu- 
liche Erfahrung, zu danken habe. Mögen andere 
im .heürigen (nassen) Jahre auf ihren Gebirgs- 
excursionen eben so glücklich gewesen seyn. 

Folgende Personen besuchten diesen Somtier 
Heiligen Blut, und seine Umgebungen: Ritter von 
Leobeneg Fürstbischof von Gurg, der es sehr 
bedauerte Sie nicht daselbst getroffen zu baben; 
und im Juli künftigen Jahrs wieder kommt. (da 
es ihm bei der heurigen schlechten Witterung 
unmöglich wurde, eine Alpe, nochweniger einen 
Gletscher zu besteigen) Car! Hänel sammt 
Frau aus Leipzig, Gustav von Corvia, Wie- 
robitzky und Victor von Eicksteät, P& 
terswald, Referendair aus Stettin, Kreiskommis- 
sair Müller aus Villach, mehrere andere Berg- 
beamte aus Bleiberg, Sigmund und Ignaz 


655 


Hoffmann, Aerzte aus Wien, Samuel Lands- 
hut, Dr. aus Arad in Ungarn, Fr. Schrader, 
Med. Stud. aus Berlin, J. Jerkt aus Kulm an der 
Weichsel, F. D. Steinmaier und W, E. A. 
Erndt, Friedrich Braun, Apotheker aus Bay- 
reuth, ein ungenannter Graf mit einem Gärtner 
aus Dresden, endlich Hr. Rudolph Rohrer, 
3otaniker aus Brünn, der Sie ı4 Tage lang ver- 
geblich erwartete. Er bestieg während dieser 
Zeit, in Begleitung zweier Führer, die vordere 
Spitze des Grofsglockners, wurde aber von der 
gänzlichen Ersteigung der letztern durch örtliche 
Hindernisse abgehalten. Erwähnter Hr. Rohrer 
verliels zugleich mit mir Heiligenblut, begleitete 
mich bis Salzburg und schenkte mir auch hier 
noch durch 6tägigen Aufenthalt das Vergnügen ihn 
mit meinen heimischen Umgebungen bekannt zu 
machen und an seiner Seite einige botanische 
Ausflüge unternehmen zu können. Zuletzt fand 
sich auch noch Hr. Dr. und Prof. Presl aus 
Prag bei uns ein. 

Auf meiner Pflanzen-Anlage blühen eben 
jetzt Echium rubrum aus Mähren, Teucrium Scoro= 
donia, deonitum vartegalum et Cammarum, und noch 
immer Linaria alpina. Die beiden Bupleura (ra- 
nunculoides et longifolium) wie auch Hyosciamus 
albus, haben bereits verblüht. 'Irefflich macht 
sich die, wenn auch nicht selten, doch immerhin 
sehr schöne Gentiana asclepiadea, Rhododendron 
chamaecistus wird, wenn doch die Witterung sich 


er 


656 


endlich bessern wird, in Bälde zum zweitenmale 
blühen. Linnagea borealis vom Rathhausberge, 
welche ich der Güte des Hrn. Hofgärtner Seits 
aus München zu danken habe, scheint sehr gut zu 
wurzeln. Bereits hat sie mehrere neue Austrie- 
be. Ich habe sie in Ameisen -Erde gesetzt. Von 
Rhododendron ferrugineum bin ich noch des Fort- 
kommens halber in Erwartung, da diese Pflanze, 
(wie wohl auch die Linnaea,) lange den Beobach- 
ter zu täuschen vermag. - Doch habe ich von 
' letzterem sehr kleine, gut ausgegrabene, voll- 
kommene und mit Muttererde umgebene Pflanzen 
gesetzt. Geum monitanum blüht nun ebenfalls 
zum zweitenmale. 

Salzburg. Rudolph Hinterhuber. 

I. Anzeige. 

Um Collision zu vermeiden, zeigen wir hie- 
mit an, dafs in dem nächsten, unter der Presse 
befindlichen Hefte der Literaturblätter als Folge 
der früher in diesen Blättern gelieferten Ueber- 
setzung von Rob. Brown’s Abhandlung über 
Jie activen Molecule des Pollens, u. s. w. eine 
gleiche von desselben Verfs. nachträglichen Be- 
obachtungen über diesen Gegenstand nach dem 
englischen vom 28. Juli 18929 datirten und nicht 
in den Buchhandel gekommenen Originale er- 
scheinen wird, unter Hinzufügung sämmtlicher 
durch die Entdeckung Lob. Brown’s veranlals- 
ten Untersuchungen anderer Naturforscher. 

D. R 


x 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, 42. Regensburg, am 14. Nor. ı829. 


nn 3 


I. Uebersicht der Vegetation in den Umgebungen 
Tries’s; von Hra. Gustav Heinhold zu 
Dresden. 


I. der botanischen Zeitung 1828. $. 752. er- 
wäbnt Hr. F. Meyer aus Treviso bei Gelegen- 
heit einer Notiz über Triest meines vorjährigen 
Aufenthalts daselbst mit folgenden Worten: „Auf 
der botanischen Herberge al Boschelto wohnte 
dieses Jahr Hr. Heinold aus Berlin.“ Ich be- 
daure recht sehr dals es ein Zufall verhinderte, 
die persönliche Bekanntschaft dieses unermüdeten 
Botanikers während seiner damaligen Anwesen- 
heit in Triest gemacht zu haben, indem ich auf 
einer botanischen Excursion abwesend war, als 
Hr. F. Meyer in Gesellschaft des verehrten Hrn. 
von Hildenbrand und des Hrn. Traunfell- 
ner aus Klagenfurtb, der damals auch in Triest 
anwesend war, dem freundlichen Caffeebause al 
Boschetto einen Besuch machten, denn sonst wür- 
de derselbe gewifs meinen wahren Namen, Hein- 
hold und meinen wahren Aufenthaltsort, Dresden 


Tt 


ı E% 


658 


in Sachsen, von mir selbst erfahren haben, — 
Durch diese Veranlassung gleichsam aufgefodert, 
erlaube ich mir auch Einiges über die dortige 
Vegetation mitzutheilen, obgleich schon oft und 
viel und auch von vorzüglichen Botanikern über 
diese Gegend geschrieben worden ist. — 

Es wird Jeder, der um Triest botanisirt hat, 
wohl die Bemerkung gemacht haben, dafs sich die 
Flora dieser Gegend gleichsam in 2 Floren theilt, 
wovon die östliche und nördliche der ungarischen, 
die südliche und westliche mehr der italienischen 
Seite gehört. Ehe ich dieses durch die Auf- 
zählung einer Anzahl Pflanzen anschaulicher zu 
machen gedenke, sei es mir erlaubt, meine Idee 
über die Gränzen der deutschen, ungarischen nnd 
italienischen Flora kürzlich auszusprechen. — Zur 
deutschen Flora rechne ich noch die Schweiz, 'Ty- 
rol, Rärnthen, Steyermark ; Krain dagegen, und 
alles was auf der südlichen Seite der norischen 
Alpen liegt, zur Flora des Südkarpatihenlandes, d. 
h. zur Flora von Ungarn (Croatien) und lllyrien 
(Krain, Istrien etc.); Friaul aber von den carni- 
schen und julischen Alpen in Norden und Osten 
begränzt, zur italienischen Flora. — Natürliche 
Gränze (d. h. die südliche Alpenkette), eigen- 
thümliche Flora, Sprache, Charakter und Sitten 
der Nation, deuten mehr als zu sehr hin auf eine 
Trennung von der deutschen Flora, der ich da- 
gegen die Schweiz einverleiben möchte. — Aus 
dieser Ansicht läfst sich sehr gut erklären, dals 


659 


Triest und die Halbinsel Istrien theils Pflanzen 
der krainerisch - ungarischen (illyrischen) Flora 
im Norden und Osten, im Süden und Westen 
theils der italienischen Flora, oder einige ihr ei- 
gentbümliche Pflanzen, ernährt, wozu die des 
Meeres (Algen) und die des Meerufers oder der 
Salinen zu rechnen seyn dürften, und darum so 
reich an seltenen Gewächsen ist. — Boden, Kli- 
ma, Lage von Triest und dessen Umgebungen 
sind von den beiden vortrefflichen Reisenden, 
Dr. Hoppe und Dr. Hornschuch sehr gründ- 
lich geschildert worden, daher es unnnöthig, hier 
noch etwas davon zu erwähnen. Dagegen werde 
ich eine Aufzählung der auf meinen Excursionen 
in der Nähe Triest's gesammelten Pflanzen geben, 
und diejenigen so der ungarisch - krainischen Flora 
eigenthümlich sind, durch gespeert cursive Schrif- 
ten, die mehr der italienischen Flor gehören, durch 
Cursiv- Schrift, auszeichnen, 

Im Norden Triests, auf der Hinreise Anfangs 
April, fand ich bei Planina (in Krain) häufig die 
schöne Scopolia carniolica Jacg. Dondia 
Epipactis Spgl. Erythronium dens canis, Om- 
phalodes verna, Dentaria enneaphylla u,s.w. Auf'm 
Nanas bei Prewald: Viola pinnata, Sesleria te- 
nuifolia Schrad, Arabis Turrita, Paeonia pe- 
regrina Miller; an Hecken daselbst und im Ge- 
sträuch: Euphorbia amygdaloides, Galium Bau- 
hiniR. et S. Lamium Orvala; als Strauch 
Acer monspessulanum (illyricum), Die Blätter von 


Tt2 


% 


660 


Asirantia earniolica Jacg. sprolsten hie und 
da hervor, auf Wiesen blühete Leontodon lividus 
Kit. und L. laevigatus Willd. (taraxoides Hoppe). 
Helleborus dumetorum Kit. (H. Bocconi Te- 
nore) begleitete mich bis Triest, in dessen Nähe 
ich denn namentlich bei Sessana und Optschina 
auf steinigen Plätzen Orobus albas L. Suppl. mit 
gelb und blafsroth gescheckten Blumen, Gerista« 
diffusa Willd. Potentilla subacaulis, den er- 
wähnten Helleborus in ungeheurer Menge, Plan- 
lago sericea Kit. u. dgl. fand. — Oestliche 
Excursionen von Triest. Das Boschetto gröfsten- 
theils aus Quercus faginea Lam. (pubescens Willd.) 
gebildet, worunter Ornus europaea, Ostrya vulga- 
ris Willd,, Carpinus orientalis Miller, Rhus 
Cotirusu. s. w. vorkömmt. In diesem Wäld- 
chen sammelte ich Helleborus dumetorum 
Fiit,, Leontodon laevigatus et lividus var. tenvi- 
folius Hoppe, Lotus ? eiliatus Tenore, Galium, Zuer- 
dum All, Calamagrostis montana Host. Festuca de- 
eolorans M. et Ik, ziemlich häufig, Danthonia pro- 
vincialis DC, et Triodia decumbens P. B, Urach- 
ne (Milium) multiflora Lk. Isopyrum thalictroi- 
des, Erythronium dens canis, Ornithogalum pyre- 
naicum, riesenhafte Exemplare von Orchis fusca 
Jacg. Potentilla pedata Willd. (eine der schönsten 
Arten dieser Gattung). Ruscus aculeatus, Euphor- 
bia verrucosa, Melittis Melissophyllum flore albo, 
Trageopogon floecosus Kit, und späterhin 
Dianthus monspessulanus L, (erubescens Trevir.). 


001 


An Wegen und Hecken am Boschetto und dem 
Dorfe S. Giovanni am Fufse des Monte spac- 
cato wucherten Plantago carinata Schrad., 4egi- 
lops ovata et triaristata Willd,, Scolymus hispani. 
cus, Heracartha lanata Lk., Caleitrapa stellata 
Lam., Diplotaxis muralis DE., Bromus squarro- 
sus und var. villosus Gmel., Bromus mollis £. 
conglomeratus, Diplachne serotina Lk. (Fe- 
stuca serot. Schrad.) Euphorbia nicaeensis All,, 
Echium vyulgare L.. Sclerochloa rigida Lk. und 
Sclerochloa loliacea (Poa loliacea Huds.), letz- 
tere seltener, Lepidium Iberis L.; an Mauern 
Parietaria diffusa M. et K., Gymnogramme Cete- 
rach und in der Nähe der Stadt Equisetum elon- 
gatum Willd. Ein schöner rosenroth blühender 
Rubus, den ich in der Monographie von Weihe 
nicht abgebildet finde, verzierte den \Veg durch 
das Dorf S. Giovanni bis zum Monte spaccato, 
auf welchem ich folgendes fand: Lamium Or- 
vala, Paeonia peregrina Miller, Biscutella 
saxatilis-Schl., Apargia saxatilis Tenore CA. ter- 
gestina Hoppe stimmt genau mit neapolitanischen 
von Tenore anReichenbach gesendeten Exem- 
plaren überein), Asparagus amarus DC., A. acu- 
tifolius, A.tenuifolius Lam., Genista syl- 
vestris Scopol,, Pollinia Gryllus Spgl., Dianihus 
virginsus L., Sefsleria elongata Host, Eu- 
phorbia fragifera Jan. (sehr verschieden von. 
epitbymoides!), Thesium divaricatum Jan., Are- 
naria ramosissima Willd., Centaurea splen- 


dens, Lonicer@ etrusca Savi, Rhamnus rupesiris 


662 


Scopol., Coronilla Emerus, Paliurus austra- 
lis Gärtn., Rubus collinus DC., Potentilla pedata 
Hilld. et Potent. laciniosa Kit., Pyrus Aria 
YUhr., P. domestica Sm., Plantago sericea IF.h, 
Satureja montana et subspicalta Bernh., 
Campanula pyramidalis, die herrliche W ibelia 
chondrilloides Hopp. (Crepis chondrill. Jacq.). 
Auf den steinigen Wiesen am Monte spaccalo: 
Mercurialis ovata Sternb. et Hoppe, Paulsatilla in-- 
termedia vel montana Hoppe, Gentiana verna, 
BHierochloa australis R. ot 8. 4Arnica lanigera Te 
nore (Senecio Scopolii Hoppe), Scorzonera humi- 
lis et var. austriaca, S. angustifolia L. Hieracium 
hrachiatum Bertol. sparsam, gleichsam Mittelform 
zwischen IH. praealtum Yill. und Pilosella L,. und 
eine ganz andre Vilanze als H. bifurcum M. B., 
mehr dem H. collinüum Besser verwandt, aber 
ohne Ausläufer. — Silene parviflora Pers, 
Serratula simplex DeC., Wibelia chondrilin:- 
des haufig, Veronica austriaca, Dictamus albus, 
Yulmonaria tuberosa Schrk., die herrliche Fri- 
tıllarıa (von Host und Koch und Mertens als 
pjyrenraica aufgeführt.) in Menge in Gesellschaft 
von Narcissus poeticus, Muscari botryoides und 
einer der Muscarı ciliatum Her. nahe verwandten 
Form, Madicago prostrata Jacgq., Chrrsantlie- 
mum graminifolium L,, Asterocephalus agre 
stis (Scabiosa agrestis WVK. et leiocephala Hop- 
pe), (entaurea collina et rupestris, et C. axil- 
larıs Willd., Genista sericea Wulf., Melam- 
pyrum barbatum Kit, Tragopogon fler. 


665 
cosus Kit, Scorzonera villosa Scopol., 
Carex Michelii Host u. s. w. Am Wege nach 
Bassowitza: Marrubium peregrinum, Ver. 
bascum austriacum Schrad., Nasturtium 
lippizense DeC. (kaum von N. pyrensicum ver- 
schieden,), auf Wiesen daselbst: Hieracium sabı- 
num Scbast. Durch Behaarung der Kelche und 
Blätter von cymosum L., und dubium L. \Vahlenb,., 
denen es ähnlich ist, verschieden, die ansehn. 
liche Ferulago nodiflora Koch, Triticum 
villosum M. B., Borkhausia hispida (Cre- 
pis WK.) u. d. m. 

Das Wäldchen von Lipizea, aus Ouercus 
austriaca und faginea (pubescens Willd.) gebii- 
det, als Unterholz Haselgesträuch, Evonymus 
verrucosus. Rhus UCetinus. Ornus europasa 
Pers. Juniperus communis etc. von Hoppe und 
Hornschuch als Fundgrube für Botaniher be- 
sungen. Die 2 schönen Crocus - Arten, €. rin 
culatus Steven (variegatus Hoppe) und albı- 
florus Kit. hatten leider schon verblüht, als ich 
es besuchte, dagegen sammelte ich noch Paronı. 
Peregrina, Linum narbonense, ein schr schönes 
Gewächs, Genista ovuta FKıt, G. sagittalis, 
Hieracium sabinum Sebast.. Puotentilla ade en- 
densiFh, Dictamnus albusl.. Hurac.ım Frachea 
tum Bertol. H, Hoppeanum Schutt. Nepetu nude, 
Halium lucidum All, G. aristatun I. Buta montans, 
Lartura argustlana All. Delphinium fıssunt 
hit. Nasturtium lippizense. Veucelanurn 


“usirtarım Koch, Smyrnium perfohatun 


664 \ 


Miller, Bupleurum junceum L. Dianthus 
vaginatus Vill, und in den kesselartigen Vertie- 
fungen, in denen man auch Kartoffeln baute: Me- 
dieago carstiensis Jacg. Aristolochia pal- 
lida Kit. und Galium Bauhini R et S. 
Excursionen nach Südosten und Süden gaben fol- 
gende Pflanzen : BeiLongera: Lagoseris taraxacoides 
Rehbeh. Crepis cernua Tenore, C,strieta Seopol. 
Torilis nodosa Gärt. Fumaria parviflora, Platy- 
spermum grandiflorum M. et K. gemein in He- 
cken, Tamus communis, Convolvulus Cantabrica 
häufig etc. In Weinbergen am südlichen Abbang 
des Boschetto: Sorghum halepense Pers. Auf Wie- 
sen nach Saule zu: Pollinia Gryllus Spgl. Ophrys 
Speculum Bertol, Serapias Lingua, Orchis varie- 
gata, palustris in Gesellschaft anderer Orchideen, 
en Gräben: Scirpus Holoschoenus, in Hecken: Cle- 
matis Viticella, Tamus communis, an Wegen: Apar- 
gia danubialis, (Leontod, danubiale Jacg.) Segt 
lops triuncialis L. (himmelweit verschieden 
von A. triaristata!) Polycarpon tetraphylium, Eu- 
phorbia falcata, Brachypodium distachyum P. B- 
Bupleurum aristatum Bartl. Rehbch., Bupleurum 
subovatum mit glatten Früchten, von B. protractum 
Lk. aus Portugal verschieden, welches körnige 
Früchte hat, Anchusa italica Reitz, Cynoglossum pic 
tum Ait. Bromus patulus M. et K. Eragrostis pi- 
losa P. B. E. megastachia Lk., Scabiosa hybrida 
‚Al. an Gräben bei Saule; weiterbin nach Capo 
d’Istria: Punica Granatum, Olea europaea ec. An 
den Salinen bei Saule, ausser einem Heer von Ha’ 


665 


lophyten: Statice Limonium, Inula erithmifolia, 


Schoenus nigricans, Scirpus maritimus $. com- 
pactus, Glyceria maritima M.et RK, et Giyeo, fe 
stucaeformis mibi. (Poa festuc. Host.) (Glyc. 
capillaris Whlbg. gehört nach der mündlichen 
Versicherung des Autors und nach Originalexem- 
plaren zu G. distans Wahlenberg). Carex Hosteana 
DeC. (fulva Host.) C. schoenoides Host. C, ex- 
tensa Good. Lepturus subulatus (Monerma PB.) 


etL. incuryatus Trin. Erythraea spicata Persoon;' 


auf VWiesen an den Salinen: eine der Erythraea 
latifolia Sm, verwandten Form, Genista sibi- 
rica Gmel. (virgata Wald. Kit.) Colutea arbo- 
-rescens; hei Servola Artemisia caerulescens.— Von 
denen um Triest gesammelten Algen nenne ich 
nur einige, als: Cystoseira ericoides, Abies ma- 
Tina, abrotanifolia, Sargassum Hornschuchii, Zo- 
naria dichotoma et Pavonia, die schöne Delesseria 
lacera, Halymenia floresia, Grateloupia filicina, 
Callithamnion versicolor und Plumula, mehrere 
Arten von Sphaerococeus, Chondria, Ceramium, 
Rihodomela pinastroides u. s. w. 

Excursionen nach VWVesten, nach Prosecco und 
Contovello : An hohen Felsen zwischen Triest 
und Contovello sammelte ich die schöne Euphor- 
bia veneta Willd., Salvia offieinalis, Teuerium fla- 
tum, weiterhin nach Contovello an Wegen, Psi- 
lurus nardoides Trinius, Mygalurus bromoides Lk. 
et ciliatus (Festuca ciliata DC), Cynosurus echi- 
nalus, Cynoglossum pietum, Tragopogon parviflorus 
Hornem., “Ipargia saxalilis Tenere in einer Grotte 


666 “ 


Adiantum Capillus veneris, an schattigen Plätzen: 
Lysimachia punctata, auf Bergen und grasigen An- 
höhen Astragalus monspessulanus, Carex alpestris 
All,, Osyris alba, Lonicera etrusca Savi, Rham- 
nus rupestris Scopol., Pistacia Terebinthus, Pa- 
liurus australis Gärt., Castanea vesca Gart,, 
Hieracium flagellare Willd. mit H. Pilosella und 
H. collinum Besser nahe verwandt; von letztren 
durch gröfsere dem H. Pilosella gleichende un- 
ten röthliche Blumen abweichend ; von erstern 
durch sehr lange Ausläufer und mehrblüthigen 
höhern Schaft; vielleicht nur üppige Form von 
H. Pilosella. Beide Pflanzen werden oft ver- 
wechselt und für das ächte H. collinum Besser, 
fast immer H. flagellare Willd. oder H. bifurcum 
M. B. (eine zwischen H. Pilosella und H. dubium 
L, Whlenbg. mitten inne stehende Form) genom- 
men.— Thrineia glabra Schichr, eine ausgezeich- 
nete einmal erkannte nicht wieder zu verkennende 
Pflanze, selten, häufiger dagegen Danthonia pro- 
vincialis, Pollinia Gryllus und Linum tenuifolium, 
eben so Rosa sempervirens, Rubus tomentosus Willd., 
Cistus salvifolius, Helianthemum Fumana Mill.; 
unter Oelbäumen im Grase: Trifolium angustifo- 
lium, T. scabrum, T. incarnatum var. Molineri Balb. 
Prunella alba Pall; auf Mauern: Triticum glaucum 
Dsf., an der Seekante ausser mehrern Algen, 
Triticum junceum, littorale Host,, Phleum arena- 
rium, Schoenus nigricans, Rapistrum perenne Berg. 
Beta maritima etc. — Weitere Excursionen von 
da ins Friaul nach Duino, Monfalcone, Görz u- 


; 
ıı 


667: 


s. w. boten auch manche schöne Pflanze dar. 


Diese noch aufzuzählen würde mich zu weit füh- 
ren, da ich nur eine kleine Uebersicht der Vege- 
tation in den Umgebungen Triests geben woll- 
te. — Noch kann ich nicht unterlafsen, den Bo- 
tanikera Triests, Hrn. Giannacopulo, Hrn. Dr. 
Biasoletto, insbesondere dem Hrn von Hil. 
denbrand für ihre freundlichen Mittheilungen, 
so wie meinem dienstgefälligen Wirth daselbst, 


Hrn. Eggenböffner, Besitzer des Caffeehau-” 


ses al Boschetto, desgleichen dem Hrn. Apothe- 


ker Traunfellner, den ich auf der Rückreise 


in Klagenfurt besuchte und dessen musterhaften 

Güte ich nicht allein der Durchsicht eines Theils 

seiner reichen Pflanzensammlung, sondern meh- 

rere schöne Pflanzen selbst verdanke, hiermit öf- 

fentlich Dank zu sagen. 

I, Ueber zwei unbekannte" Arten von” Cyclamen ; 
von Hrn. Prof. Ig. Fr. Tausch in Prag. 

1. Cyelamen deltoideum : foliis subcordato- 
deltoideis denticulatis, corollae laciniis lanceolatis 
acuminatis. 

Wurde wie das folgende im Canalischen Gar- 
ten gezogen. 2%. 

Die Blätter sind am Grunde gleichsam abge- 
Sintzt, etwas wenig in den Blattstiel herablaufend, 
und daher fast herzförmig, spitzig, fein und dicht 
gezähnt, oben gefleckt, unten purpurroih. Die 
Blumenstiele mit ihren nickenden Blumen kom- 
men aus der Wurzel. Die Kelchlappen sind ey- 
förmig, spitig. Die Blumenkrone weils, am Grun- 


668 


de purpurroth, und ibre zurückgeschlagenen Lap- 

pen sind doppelt so lang als bei C. persicum L. 

und zugespitzt. Die Staubgefäfse sind einge- 

schlofsen, der Griffel wenig hervorragend. 

2. Cyclamen hastatum : foliis ovato - oblongis 
profunde cordato - hastatis denticulatis, corollae 
laciniis ovatis acutis.— Die Blätter sind länglicht, 
beinahe 2” lang, mehr stumpf als. spitzig, am 
Grunde tief herzförmig- spiefsförmig, gespalten, 
mit eyförmigen sehr genäherten mit einer Spitze 
nach aussen gerichteten Lappen. Die Kelchlap- 
pen sind eyförmig, spitzig. Die Lappen der Blu- 
menkrone sind zurückgeschlagen, weils, am Grun- 
de mit = blafsrothen Streiffen gezeichnet. 

1, Bemerkungen über drabis pendula L. und Arabis 
bellidifolia Jacg.; von Hrn. Apotheker Hor- 
nung in Aschersleben, 

Rob. Brown und Candolle haben die Gat- 
tung Turritis durch zweizeilige Samen von Ara- 
bis unterschieden; eine Trennung, die häufig an- 
genommen, mehrfach auch angefochten ist und 
wohl mit Recht, denn die Gattung Turritis ist 
keineswegs so natürlich und vom eigenthümlichen 
Habitus, wie Candolle behauptet, auch wern 
Moricanda und Leptocarpea davon getrennt wer- 
den, indem Arabis pendula L, derselben beige- 
zählt werden mufs, da diese deutlich zweizeilige 
Samen besitzt. Candolle sagt (Syst. II. p. 236 >» 
dafs er sie, obschon sie nach Retz ungerandete 
Samen besitze, dessen ungeachtet nicht von den 
verwandten fd. Turrita, Pairinian« und osyola 


669 


habe entfernen wollen. Hätte er ausgebildete 
Schoten vor sich gehabt, so würde er sogar ge- 
zwungen gewesen seyn dieselbe in eine andere 
Gattung zu versetzen, oder — diese aufzuheben. 
Besser wäre das wohl und auch folgerechter ge- 
wesen, da er Nasturtium clandestinum Spreng. und 
N. microspermum in einer und derselben Gattung 
vereinigt hat, obschon er a. a. O. p. 199. auf ei- 
ner Seite der einen semina uniserialia und der 
andern s. biserialia zuschreibt, Uebrigens ist die 
Stellung der Arabis pendula in seine Abtheilung 
Lomaspora ganz richtig, denn die Samen an mei- 
ner Pflanze haben einen deutlichen Hautrand; sie 
steht der A. oxyota so nahe, dals sie oberfläch- 
lich betrachtet mit derselben wohl zu verwechseln 
ist, doch hat diese einreihige Samen. 

Meine, früher in diesen Blättern über Arabis 
bellidifolia, eiliaris W. und pumila Jacg. ausgespro- 
chenen Ansichten sind zwar von sebr achtbaren 
Botanikern getheilt, häufig aber auch und nament: 
lich vor kurzen erst vom Trachsel in Zweifel 
gezogen worden, weil, obschon 4. pumila auf der 
Stockhornkette wachse, 4. bellidifolia doch noch 
nie dort gefunden sei. Auch ich habe nur A. pu- 
mila dort gefunden, allein an kahlen trocknen 
Felswänden, wo der feuchte Standort, welcher 
A. bellidifolia hervorzubringen scheint, abging. 
Ueberdiefs wissen wir ja auch, dafs ungeachtet 
manche Art sehr verbreitet ist, eine Varietät der- 
selben nicht immer mit ihr zugleich gefunden 
wird und oft sehr selten ist, wenn sie von der 


670 


Oertlichkeit bedingt wird. Ich finde mich im 
Gegentheil in meiner Ansicht durch Exemplare 
von der Pasterze bestärkt; ich erhielt von dort 
ein Exemplar von Arabis bellidifolia und 2 von 4. 
pumila, an deren richtigen Bestimmung ich anfangs 
nicht zweifelte. Bei genauerer Untersuchung fand 
ich aber, dals A. bellidifolia an der Spitze der 
Blätter etwas gewimpert sey und folglich zur 4. 
‚ciliaris gehörte, das eine Exemplar der 4. pumila 
dagegen ganz glatte Blätter hatte, und also eine 
4A, bellidifolia war und nur die zweite sich als 
die behaarte A. pumila ergab. Wir hätten also 
diese drei Formen hier auf demselben Standorte 
zusammen, und es wird den dort Botanisirenden 
leicht seyn, sie zu sammlen, zu vergleichen und 
vielleicht möchten sich dort auch schon die Ve- 
bergänge finden, welche eine zweckmäfsig verän- 
derte Kultur wahrscheinlich auch bewähren und die 
noch bestehenden Zweifel lösen wird. — 
‚W. Correspondenz. 

Es freut mich, einmal Nachricht ertbeilen zu 
können, dafs auch in Böheim sich wirklich jemand 
gefunden hat, der den gröfsten Theil der, für so 
manchen abschreckenden Cryptogamie mit den 
gröfsten Eifer, reger Liebe, und vielem Glück 
kultivirt. Es ist mein Freund Hr. A. J. Corda, 
der zugleich mit einem glücklichen Augenbau, be- 
sonders zu microskopischen Untersuchungen ge- 
eignet, begabt ist, was ihn in den Stand setzt, vie- 
les in dem innern Baue dieser Gewächse zu ent- 
decken, was der Aufmerksamkeit vieler seiner Vor- 


671 


gänger entging. Nebst einzelnen kleinen Aufsä- 
tzen in meinen Beiträgen zur Naturgeschichte, er- 
scheinen itzt von ihm mehrere cryptogamische 
Hefte in Sturms Flora Deutschlands; die erste 


seiner selbstständigen Arbeiten aber, ist jene, von 


welcher unter dem Titel: 
„Monographia rhizospermarum et hepaticarum. 
»Die Wurzelfarren und Lebermoose nach ihren 
„Gattungen und Arten organographisch - phy- 
totomisch bearbeitet von Aug. J. Corda“ 
das ıste Heft in 4t0, 8 Bogen stark, mit 6 Tafeln 
in Steindruck, von dem Verf. selbst lithographirt, 
in Commission bei Kronberger und Weber 
zu Prag, in dem mäfsigen Preifs von 48 kr. C.M. 
erschienen ist, und dessen Fortsetzung um so frü- 
her bei dem bereits vorliegenden Materiale gelie- 
fert werden kann, je reger die Theilnahme des 
botanischen Publikums hievon seyn wird. Dieses 
ıste Heft ist den Manen Dillen’s, B. Jussieu's, 
Linne’s, Micheli’s gewidmet. $. V — VI. ist 
die Vorrede, $. 7 und 8. folgen die Characteres 
Senerum : . 
Seet. I. Plantae vasculosae, Rhizospermae : 
Pilularia L. Salvinia Mich. 
Sect. II. Plantae vasculosae, Hepatiei: Gri- 
maldia Raddi. Anthoceros L. Mich. und 
Corsinia Raddı., 
Abgebildet werden: 
Pilularia globulifera L. T. ı. Salvinia natans 
Lt2fı— ı1. Salinia Sprengeli Corda 
(S. natans Sprengl Berl. Magaz. Jahrg. 8. 1818. 


et 


672 


p- 106. 1.9.) T. 2. f. 12 — 23. Grimaldia di- 
chotoma Raddi, T. 3. Anthoceros laevis. T. 4 

” A. punctatus L. 1. 5. f. ı— 10. A. Raddii Cor- 
da. (A. polymorphos Raddi) T. 5. f. 12 — 
18. Corsinia marchantioides Raddi. T. 6. 

Man ersieht hieraus, dafs bier mehrere Arten 
abgebildet sind, welche noch gar nicht abgebildet 
waren, die übrigen sind in verbesserten, voll- 
ständigen Zergliederungen gegeben. 

Eben so fleifsig bearbeitet derselbe die Junger- 
mannien, deren er bereits einige Hundert besitzt, 
von denen die meisten neu seyn werden, indem 
derselbe zu diesem Behufe die Hänke’schen und 
Sieber’schen Pflanzen mit seinem mikroskopi- 
schen Auge fleifsig lustrirte, und auch in den rei- 
chen Rindensammlungen unseres fleilsigen und 
geschichten Droguisten, Hrn. Batka, meines Freun- 
des, forschend sammelte. An die 2 Hundert die- 
ser schönen Gebilde hat derselbe bereits micro- 
skopisch untersucht, und in getreuen Umrissen ge 
zeichnet, die übrigen Vorräthe erwarten noch diese 
Arbeit. Wünschenswerth wäre es daher, wenn er 
von mehreren Seiten in seinem Unternehmen durch 
Mittheilungen von Exemplaren unterstützt werden 
wollte, was am leichtesten gelegenheitlich der Natu- 
raliensendungen an mich geschehen und damit 
sich seine Arbeit der möglichsten Vollständigkeit 
nähern könnte. Sein eigentliches Lieblingsfach, 
die Schwämme, vernachläfsiget er bei diesen Ar- 
beiten auch nicht, und wir können hoffen, dafs er 
uns auch in diesem Fache bald recht Vieles, auf ei- 
gene genaue Beobachtung gegründetes, liefern wird. 

Prag d. ı2, Okt. 1829. P. M. Opiz. 


Flora 


oder 
Botanische Zeitung. 


_Nro. 45. Regensburg, am 21, Nov. 1829. 
u 


I, Literatur. 

Die kryptogamischen Gewächse mit besonderer Be- 
rücksichtigung der Flora Deutschlands u. s. w. 
von Dr, Bischoff. Erste Lieferung. Nürn- 
berg 1828. 

C Verfolg von Nro. 32 ) 


ie zweite Hälfte des ersten Heftes ist 

den Equisetaceen gewidmet. Obgleich die Frucht. 
organe dieser Familie von dem unsterblichen Hed- 
wig fast erschöpfend untersucht worden, auch 
die Zerlegung der Theile derselben nicht so 
schwierig ist wie bei den Charen, so fanden wir 
doch auch in diesem Theile der Schrift vieles neue. 
i.2. Nach der oben angedeuteten Behandlungs- 
weise des Vfrs. folgt auf den allgemeinen Charak- 
ter der Familie ihrer Gesammtbildung nach die 
Vergleichung mit verwandten Pflanzenformen, der 
Ephedra, Casuarina und andern Zapfenbäumen, 
mit Chara und mit den Gräsern welche durch 
das Blatthäutchen als letztes Ueberbleibsel der 
Scheide bei den Equiseten, und durch Querschei- 
dewände in den Gelenken eine auffallende Analo- 


gie zeigen, 
Uu 


3. Aeussere Organe: Der in seinem Hauptheile 
stets horizontal liegende unterirdische Theil der 
Equiseten wird wie hei den Charen als stengel- 
förmiger Stock (caudex) betrachtet, aus dessen 
Geleiken die oft wolligen WVurzelfasern enisprin- 
gen; jedoch findet sich der wollige Ueberzug 
auch auf dem unterirdischen Stocke: wir wünsch- 
ten, dafs jemand diesen bei manchen Farrenkräu- 
tern so anflallenden Ueberzug näher in seiner 
Entwicklungsweise untersuchte. — Die eigen- 
thümlichen Knollen mit ihren gezähnten Krön- 
chen werden sehr genau nach ihren Entwicke- 
lungsstufen betrachtet. — Der Stengel der Equi- 
seten mit seinem in den einzelnen Arten mihkro- 
skopisch verschiedenen scharfen Ueberzuge, die 
‚Aeste in ihrer verschiedenen Stellung, Richtung 
‚und'Länge, die Scheiden mit ihren Zähnen in 
verschiedener Zahl, Form und Beschaffenheit, und 
die eigenthümliche Ineinanderfügung aller dieser 
Theile: der häufig getrennte fruchttragende Schaft, 
endlich die Befruchtungsorgane werden genau be- 
schrieben. Die sackförmigen Behältnisse auf dem 
Tücken der Schildchen werden, da sie unmittel- 
bar die Sporen einschliefsen, als wirkliche Sp%- 
renfrüchte, nicht als Fruchtdecken etwa wie bei 
den Marchantien angesprochen. Die Sporen ba- 
ben einen körnigen Inhalt, und sind nicht mit 4 
sondern mit 2 sich kreuzenden, am Ende spatel- 


nicht kolbenförmig erweiterten Schleudern ver- 
sehen. 


675 


4. Anatomie. Das Dsseyn von Gefässen und 
der zellige Bau hebt diese Pflanzen schon auf 
eine höhere Stufe als die Charen. Die Zerlegung 
des erwähnten Wurzelstockes zeigt allerdings be- 
deutende Verschiedenheiten des Innern von je- 
nem des Stengels, und besonders fehlt ihm dessen 
Zentralröbre; indessen gehen diese beiderseitigen 
Organisationen allmählig in einander über, ohne 
dafs man eine Gränzscheide bemerken könnte, 
Von aussen nach innen folgen die durchsichtige 
Oberhaut, deren verlängerte Zellen den erwähn- 
ten Filz bilden, eine Lage dunkelbrauner Zellen, 
eine andere von eigenthümlichen mit stärkmehl. 
artigen Körnern gefüllten gestreckten Zellen, end- 
lich gegen die mit Zellsubstanz gefüllte Mitte eine 
Anzahl von Rüinggefäfsen; deren Uegergang in 
Spiralgefäfse sich auch hier (besonders beı E, 
fluviatile) bemerken läfst. Die Knollen haben ge- 
nau dieselben Elementarorgane, und die auf dem 
Durchschnitte in ihnen sichtbaren dunklen Punkte 
sind Durchschnitte von Gefäfsbündeln , welche 
hier— sehr auffallend!— kreisförmig gestellt sind, 
— Der Stengel ist an seiner grünen Oberfläche 
mit Spaltöffnungen versehen, deren eigenthümliche 
fast bei jeder Art verschiedene Form und Stel- 
lung sehr schön dargestellt sind. Die Querscheide- 
wände gehören im wesentlichen dem untern Inter- 
nodium an, daher die leichte Lösbarkeit der Glie- 
der. Interessant ist die auf dem Querschnitte er- 
acheinende manchfaltig verschiedene Anordnung 


‚Uu2 


676 


der Elementarorgane in den einzelnen Arten; 
bei jeder von diesen erscheinen in bestimmten 
Stellungen Lagen grünen Zellgewebes, durch de- 
ren unterbrochenes Hervortreten an der Ober- 
fläche des Stengels die grünen Streifen entstehen, 
so wie Equisetum fluviatile durch deren gänzlichen 
Mangel eine glänzend weilse Oberfläche hat, und 
der fruchtiragende Schaft, wo er getrenn! er- 
scheint, daher bleich gefärbt ist; auch die mitt- 
lere Centralröbre hat bei den verschiedenen ÄAr- 
ten eine bestimmte verhältnifsmäfsige Weite, Die 
Scheiden haben alle Theile des Stengels enger 
zusammen gedrängt, die Oberhaut läuft an ihrer 
innern Oberfläche fort, aber ohne Spaltöffnungen. 
Die Aeste sind minder analog gebildet; ihr Quer- 
durchschnitt zeigt eine gewisse Anzahl von Ecken, 
welche obgleich nach der Spitze zu abnehmend, 
dennoch bei manchen Arten bestimmt ist, daher 
E. sylvatieum dreieckig, E. arvense viereckig, E: 
palustre fünfeckig, E, fluviatile achteckig u. s- % 
erscheinen. 

Die häutigen Fruchthüllen bestehen, sehr ei- 
genthümlich, ganz aus dicht gelagerten Spiralfa- 
sern von einer sehr zarten gleichförmigen Mem- 
bran eingeschlofsen. Auf der Hülle, woraus die 
Sporen bestehen, sah der Verf. hingegen die 
Zeichnung von Zellen, 

5. Entwickelung - und Lebensgeschichte. Der 
Verf beobachtete, wie Agardh und Vaucher 
das Heimen der Equiseten, bei 3 Arten, E. palu- 


: 077 
sire, arvense und limosum ; der sehr deutlich dar- 
gestellie Verlauf isı ganz einfach, indem die an- 
schwellende Spore sich nach unten in ein Wür- 
zeichen verlängert, während sich naeh oben, seltner 
auf den Seiten. Zellenbläschen entwickeln, und so 
allmählig ein ästiges Gebilde entsteht, welches je- 
doch nach 4 Monaten noch dem blossen Auge fast 
unsichtbar war. Der fernere Verlauf ist nach Vau- 
cher's 5-jährigen Beobachtungen dargestellt; in- 
dessen zeigt der Verf., dals Vaucher irrig eine 
lappige Theilung der keimenden Spore angenom- 
men habe, und daber keine Analogie mit einer 
Samenlappenbildung vorhanden sey, wofür auch 
die mit der Vergröfserung der Zellenmasse zu- 
nehmende Entwickelung der Wurzelzaserchen 

"spreche, indem wahre Kotyledonen mit der Ent. 
wickelung des Keimes vielmehr zusammen schwin- 
den; auch kann hier nach sämmtlichen Beobach- 
tungen von keinem nach Art der Phanerogamen 
vorgebildeten Embryo die Rede seyn, sondern die 
Spore geht, ähnlich wie bei den Farrn, durch 
den Zwischenzustand des erwähnten unvollkom- 
menen Gebildes (proembryo), in den Zustand ei- 
nes Keimpflänzchens über, wie solches auch Vau- 
cher aus dem erstern hervorgehen sah, obgleich 
allerdings jener Vorkeim die Funktionen der Ko- 
tyledonen, nämlich Ernährung des Pflänzchens, ver- 
richtet. Auch zeigt sich die Verwandtschaft mit 
den Farrn in der Bildung von zweierlei Wurzel- 
fasern, nämlich der des Vorkeimes und der des 


678 

Heimpflänzchens, welche leiztere jedoch nur seit- 
lich an dem Stock ansetzen, der von Anfang an 
nach oben, (wie schon die stets nach oben ge- 
richteten Scheiden des Wurzelstockes beweisen) 
nicht auch wie bei den Phanerogamen, nach un- 
ten wächst. Der Verf. weist auch bier nach, wie 
unrecht Vaucher die erste \Vurzelzaser als 
Hauptwurzel ansah, und deren spätere Umwande- 
lung in den gegliederten Stock vermuthen zu 
mülsen glaubte, obgleich sie ihm selbst unbe- 
greiflich war; er zeigt ferner, wie man ungeach- 
tet der nicht selten sehr tiefen Lage des unter- 
irdischen Stockes dennoch dessen uranfängliches 
Wachsen nach oben erklären könne. — Diese 
Sporen sind indessen nicht die einzigen Fort- 
pflanzungsmittel, vielmehr scheinen die Knollen, 
ja jeder Theil der Pflanze, dazu am meisten bei« 
zutragen, indem aus jedem Gelenke einer zer- 
stückten Pflanze ein neues Individuum erwächst! 
daher ihre schwierige Ausrottung. . Sehr schön 
stellt der Verf. die Entwickelung und Vorbildung 
der fruchtbaren und unfruchtbaren Schafte in den 
unterirdischen Knospentrieben dar. Die Fnollen 
erweisen sich schon durch ihren Ursprung aus 
den Gelenken, das scheidenartige Krönchen und 
die Wurzeln an der Basis, als emhryonische Sten- 
gel, die sich bald als Zwiebel trennen, bald sich 
wie der Verf. es abbildet, selbst am Stocke zum 
Aste entwickeln. — 


An der a'ns Tagslicht hervorgetretenen Pilanz® 


679 


‚tritt der Fruchtzapfen, der schon in der Erde 
vollkommen entwickelt ist, erst nach der Erhe- 
bung einer Tieihe von Internodien aus der letz. 
ten Fruchtscheide hervor, wonach bei mehrern 
Arten die Umwandelung des fruchtiragenden in 
den unfruchtbaren Schaft schr merkwürdig ist, 
die jedoch auch bei Arten mit getrennten Schaf. 
ten, wie E, arvense, bisweilen vorkommt, Der 
Verf. weist hier die Umwandlungen der Theile 
und der Oberfläche nach, wodurch sich die un- 
mittelbar aus dem Stocke entsprungenen unfrucht- 
baren Stengel von durch Umwandelung entstan- 
denen leicht erkennen lafsen. Der Zusammenhang 
der grünen Farbe mit dem Daseyn der Spalt. 
Öffnungen führt den Verf. zuletzt auf die Aushau- 
chung von Sauerstoff durch die letztern und den 
eben dadurch gebildeten grünen Yarbstofl'’; ein 
Prozefs, der bei den unvollkommenern Moosen 
nur defshalb ohne Ililfe der Spaltöllaungen vor 
sich geht, weil hier die ganze Oberfläche durch 
Ermangelung einer Oberhaut aushauchend ist. 

6. Vorkommen und Verbreitung. Mehrere Ar- 
ten gedeihen in dem verschiedenartigsten Boden, 
daher auch ihre weite Verbreitung über der Erde; 
E. arvense dehnt sich vom Morgenlande bis naclı 
Grönland aus. 

‚%, Chemische Bestandiheile, 

8. Nutzen und Gebrauch. Hier werden auch 
nach Smelowsky die Verwendung der unterir- 


680 


dischen Knollen zur Schweinemästung, so wie die 
bekannten diurstischen Kräfte u, s. w. erwähnt. 

0. Fossile Ueberresie. Der Verf. erörtert bier 
genau die Gründe für und wider die Verwandt- 
schaft von Calamites Sternb. mit unsern lebenden 
Equiseten, so wie mancher ähnlicher Fossilien mit 
Casuarina, Einige Abbildungen von Fossilien wer- 
den nach Brongniart (Mem. du Musee, VIIL), 
wiedergegeben, dann aber auch ein neues sehr 
merkwürdiges aus dem Steinkohlengebirge von 
Saarbrücken erhaltenes: Equisetum infundibulifor- 
me Bronn, zum erstenmal abgebildet, Diese letz- 
tere Abbildung wird sammt mehreren Darstellun- 
gen lebender Equiseten von Bischoff in dem 
neuesten Werke von Brongniart, (Histoire des 
vegetaux fossiles. Paris 1828.— $. Bot. Lit. Blatter, 
Bd. I. S. 293. ff!) mit dem rühmlichsten Zeug- 
nifse über das vorliegende Werk von Bischoff 
wiedergegeben , wobei die Vermuthung geäus- 
sert wird, dafs das schon früher von Brong- 
niart so wie nach ihm von Bischoff (tab- 
6. fig. 9. 10.) abgebildete Fossil mit Abdrücken 
von gezähnten Scheiden vielleicht zu derselben 
Art gehöre. — Vebrigens giebt auch der Verf. 
eben so wenig als irgend ein anderer Schriftstel- 
ler Nachricht von irgend einer beobachteten Aeh- 
re an fossilen Equisetaceen, deren doch Hr. 
Oberst Bergrath v. Voith eine aus der Gegend 
von Eger besitzt. 


10. Literaturgeschichte. Die Arbeiten und An- 


681 


sichten über das Geschlecht und die Stellung im 
System, von Dioskorides, Brunsfels, Tra- 
gus, Tabernämontan, C. Bauhin, Caesal. 
pin, Tournefort, Adanson, Haller, Oe. 
der, Linne, Kölreuter, Hedwig, Schre- 
ber, Willdenow, A. L. de Jussieu, De 
Candolle, Wahlenberg, Sprengel, Oken 
und Fries werden aufgeführt, wobei der Verf. 
sich für die Trennung als eigne Familie aus- 
spricht. Mirbel, der in dem botanischen Theile 
von Buffon’s Naturgesch. auch eine Anatomie 
„ yon Equisetum lieferte, wäre noch hinzuzufügen. 

11. Gattungs- Uebersicht. 

12. Etymologie des Gattungsnamens. 

So weit das erste Heft; wir werden in einem 
der folgenden Blätter ebenso über die in dem aten 
enthaltenen Rhizokarpen und I.ycopodeen berich- 
ten, und füzen daher nur schlielslich noch die 
Bemerkung hinzu, dals auch der Verleger alles 
aufgeboten hat, um das gründliche den vielver- 
dienten Gebrüdern Nees v. Esenbeck gewid-. 
mete Werk durch ein schönes Aeussere, durch vor- 
trefflichen Druck und Papier würdig auszustatten. E, 


I.Correspondenz 
So bald meine gesammelten und getrockne- 
ten Exemplare von Hybriden dieses Jahres wer- 
den geordnet seyn, werde ich die Ehre ha- 
ben Ihnen die interessantesten mitzutheilen. Da 
die Verbasca so grofs sind und in ihrem Format 
vielleicht nicht für Ihr Herbarium palsen, jedoch 


682 


bei der sonst so schwierigen Gattung gewils sehr 
interesssant sind, indem ich für ihre Abkunft mit 
der völligsten Zuverläfsigkeit hafıe, Sie also die 
Schrader'schen, Schiede’schen und Wall- 
roth’schen hypotetischen Species vergleichen und 
kritisch untersuchen können, werde ich Ihnen aufs 
Frühjahr (etwa im Februar) lebende Exemplare 
schicken, die ohne Zweifel alle im kommenden 
Jahr blühen werden; wo Sie dann Ihre Auswalıl 
der Exemplare werden selbst machen, und die 
. Bastarde in ihrem Leben beobachten können Von 
dieser Gattung sind nun die Arten Verbascum Lychn. 
album, VW. Lych. Iuteum, und V. nigrum, pyrami- 
datum, Thapsus und thapsiforme mit den Kreuz- 
versuchen und den erhaltenen Bastarden durchge- 
führt, Ich wünschte die weiteren Arten dieser 
Gattung so viel es immer möglich ist noch durch- 
zuführen. Es fehlen mir aber hiezu noch vor- 
züglich die Arten: Blattaria «., montanum, vers 
‚Fflorum, floccosum (wenn anders diese, wie das fol- 
gende von Lych. album wirklich speecilfisch verscbie- 
den ist), pulverulentum, Schotlianum, phoeniceum 
(dieses letztere vermifse ich vorzüglich). Könnte 
ich von diesen Samen erhalten, so wäre mir sol- 
ches äusserst erwünscht. Von den obenbenannten 
Arten hat keine die Verbindung mit den übrigen 
versagt; die daraus erzeugten Hybriden waren total 
unfruchtbar ; Hr. Dr. Wiegmann scheint daher 
aus einer viel zu kleinen Anzahl yon Hybriden, 
seinen Saz der Fruchtbarkeit derselben, abstra- 


683 


hirt, vorzüglich aber , denselben von der ent- 
schiedenen ja gesteigerten Fruchtbarkeit der von 
Abariten erzeugten Hybriden hergenommen zu 
haben. 

Der letztere Sommer war meinen Versuchen 
sehr ungünstig, weil ein grofser Theil der erzeug- 
ten Samen nicht reif geworden; eine Klage wel- 
che so häufig in andern botanischen Gärten ge- 
führt worden ist. Indessen belaufen sich meine 
bis jetzt angestellten Versuche beinahe auf drei 
Tausend. Bei weitem der gröfste ‘Theil die- 
ser Versuche war freilich fruchtlos, theils wegen 
der ungünstigen Umstände, theils auch wegen den 
von der Natur selbst gesteckten Gränzen. Die 
fruchtbaren Bastarde sind selten; sie sind es auch 
nur in geringem Grade; sie sind aber eine höchst 
wichtige (Quelle von interessanten Beobachtungen 
über die Yerhältnifse der zwei Geschlechts Thälig- 
keiten unter sich; dieser Gegenstand war es denn 
auch ganz vorzüglich, welcher meine Aufmerksam- 
keit und Anstrengung im Laufe des Sommers in 
Anspruch genommen hat. Da auf dem \Vege der 
mikroskopischen Beobachtung der unmittelbare 
Weg des materiellen männlishen Stoffs zum Ly- 
chen mit völliger Bestimmtheit wohl schwerlich 
streng und ohne Zweideutigkeit nachzuweisen seyn 
möchte, versuchte ich — zumal da die Schwäche 
meiner Augen mir den Gebrauch der Mikroskope 
versagt — auf einem andern und weniger zerstö- 
renden Weg diesem Geheimnifse auf die Spur 


er 


684 


zu kommen, Ich wählte nämlich solche Arten ei- 
ner Gattung, welche ı) sehr bestimmt von einan- 
der verschieden sind, 2) welche sich zugleich sehr 
gerne zu Bastard - Verbindungen mit einander ver- 
einigen, d. i. eine grofse, ich möchte fast sagen 
geistige Verwandtschaft (nicht körperliche, 2. D. 
in den Blättern, den Blumen oder in den Habitum 
überhaupt) — mit einander haben, und befruchtete 
nun die Narbe mit dem fremden Pollen; nach 
verschiedenen Zeit- Epochen brachte ich nachher 
den eigenen Pollen auf die zuvor mit fremden 
Pollen bestäubte und genau bezeichnete Narbe. 
Im Verfolg des nächsten Jahres mufs sich nun 
zeigen: ı) innerhalb welcher Zeit bei den ver- 
schiedenen Arten unter gegebenen und genau be- 
merkten Umständen die Bastard - Befruchtung vor 
sich gebe, 2) ob der eigene Pollen eine schon 
geschehene fremde Befruchtung wieder aufbebe, 
3) ob diese modificirt werde, und 4) ob alle 
Ovula zugleich, oder ob nur einige (was sehr 
wahrscheinlich ist) vorzugsweise hybrid befruchtet 
werden u. s. w. — Sie werden aus diesen we- 
nigen Sätzen sehen, welche höchst wichtige Fol- 
gerungen für das dunkle Geschäft der Befruch- 
tung der Pflanzen sich aus der Fortsetzung die- 
ser Versuche ergeben werden. Meine früberen 
Versuche, die nicht gerade auf diesen wichtigen 
Punkt gerichtet waren, haben mir schon interes- 
sante Fingerzeige gegeben, daher auf diesem 
freylich beschwerlichen und langwierigen \Yeg® 


685 


Resultate von der höchsten Wichtigkeit für die: 
Physiologie der Gewächse zu erhalten seyn möchten. 

Ein zweiter Gegenstand, welcher mich diesen 
Sommer über vorzüglich beschäftigte, war die 
Prüfung der Behauptung Wiegmann's, dals 
bei den Leguminosen schon bei der ersten frem- 
den Bestäubung der Narbe die Gestalt der Frucht 
der Mutter und die Samen verändert werden. 
Der Weg welchen Hr. Wiegmann einschlug, 
schien mir nicht sicher genug und nicht frei von 
Bedenklichkeiten und Einwürfen zu seyn, um so 
mehr als diese Erscheinung, wie sie uns Hr. Dr. 
Wiegmann heschrieben hat, von der allgemei- 
nen Regel so auffallend abweicht. Viele Ver- 
suche waren fruchtios, weil sie an der schwie- 
rigen Behandlung des eigenthümlichen der Ca- 
stration der Staubfäden so äusserst ungünstigen 
Baues der Blumen der Leguminosen scheiterte, 
endlich hat aber die Uebung auch diese Hinter- 
nifse zu besiegen gewährt, und es gelang mir 
auch sogar die äusserst schwierige Castration der 
Blumen von Phaseolus zu Stande zu bringen. 
Meine Absicht dabei war durch Erhaltung von ei- 
genen und durch Bastard- Befruchtung erzeugte 
Früchte an einem und demselben Individuum den 
Unterschied so augenfällig und unumstöfslich dar- 
zuthun, dafs kein Einwurf mehr möglich seye. 
Die Versuche sind mir aber bis jetzt nur Theil- 
weise und zwar nur bei Hybriden unter Varietä- 
ten bei Pisum ganz gelungen. Laihyrus odoratus 


686 


setzte zwar auch Früchte an, sie kamen aber nicht 
zur Vollkommenheit. Der Pollen der blauen Erbse 
erzeugte an der gelben Erbse einen blaulichen 
(nicht rein blauen wie die Samen des Vaters) und 
der Pollen der gelben Erbsen an den blauen ei- 
nen gelblich- blauen oder schmutzig gelben Sa- 
men; der Pollen von Pisum salivum maerospermum 
bewirkte an beiden keine schr auflallende Verän- 
derung: die originelle Farbe der Samen der Mut- 
-ter war nur etwas trüber, die Gestalt und Größse 
derselben blieb durchaus unverändert. Phaseolus 
warf die angesetzten Früchte ebenfalls wieder sehr 
früh ab, was mich bei der bekannten grofsen 
Empfindlichkeit der Samen und Früchte dieser 
Gattung nieht wunderte. — Mehr Arten als die 
genannten stunden mir in diesem Sommer leider 
nicht zu Gebot. Ich habe von verschiedenen 
Freunden in Heidelberg das Versprechen 'erhal- 
ten mich zu ferneren Versuchen mit einjährigen 
tauglichen Leguminosen - Samen für das nächste 
Jahr zu versehen. Könnten Sie mir von Lathy- 
rus, Pisum u. s. w. Samen von einjährigen Arten 
mittheilen, so würden Sie mich äusserst verbin- 
den.— Ein weiterer Gegenstand meiner Versuche 
waren auch die Dioecisten, welche ich für meine 
Zwecke vorzüglich tauglich hielt; sie erwiesen 
sich mir aber sämmtlich so ungefällig, dafs ich 
die Ueberzeugung erhalten habe, äafs bei ihnen 
Hybriden zu erzeugen sehr schwierig und »ur 
auf wenige Fälle beschränkt seye. In dieser Hin- 


\ 


687 
sicht wäre es mir äusserst erwünscht, wenn ich 
von dem ächten Cucubalus viscosus Linn, und dem 
Cucub. pllosus Willd, guten keimfähigen Samen 
erhalten könnte, um mit ihnen und der Eych. di. 
oica Versuche anstellen zu können, da Köelreu- 
tern es mit ersterem schon früher gelungen ist 
eine Hybride - Verbindung zu erhalten. Meine 
Iyöriden Aquilegien sind mir in diesem Jahr noch 
nicht zur Blüthe gekommen; ich werde Ihnen mit 
den Wollkrautarten auch einige lebende Pflanzen 
von diesen schicken. 

Ich bin der Meinung dafs die hybriden Ar. 
ten nicht in das System gehören oder wenigstens 
blofs an die Gattung angehängt werden sollten, 
weil die weitere Fortführung der hybriden Be. 
fruchtungen nothwendig Verlegenheiten und Un- 
ordnung herbei führen müfste, da diese nicht 
ausgeschlofsen werden könnten. 

Calw d. ı. Nov. 1829. Dr. Gärtner. 

li. Botanische Notizen. 

Nach neuerlichen Berichten aus Paris hat Hr. 
Pinot der dortigen Akademie einen Versuch 
mitgetheilt, der den früher von ihm aufgestellten 
Grundsatz bestätigt, dafs das Würzelchen verschie- 
dener Samen, welche man auf Quecksilber kei- 
men Jäfst, in dieses Metall eben so wie in die 
Erde eindringt, und zwar bis auf 8— ıo Linien 
Tiefe. Bei dem neuen Versuche, welchen Hr. 
Pinot anstellte, bediente er sich des Samens von 
Lathyrus odoratus. Er brachte nämlich den Sa- 
men an die Spitze einer horizontalen Nadel, wel- 


688 


che er auf einer sonderbaren Achse so ins Gleich- 
gewicht brachte, dafs der Samen 2 Linien von 
der Oberfläche des Quecksilbers entfernt war. 
Diese Vorrichtung brachte er unter einer Glocke, 
deren Atmosphäre mit Feuchtigkeit gesättigt war. 
Der Same keimte unter derselben, und das Wür- 
zelchen drang in das Quecksilber eben so ein als 
wenn der Same unmittelbar auf der Oberfläche 
des Metalls gelegen wäre. 

Hr. Dr. Ave-Lallemant aus Lübeck, wel- 
cher bekanntlich vor 2 Jahren eine botanische Wan- 
derung durch einen Theil von Frankreich, Deutsch- 
land und Italien machte, und in Greifswald und 
Berlin Medicin studirte, hat sich, nach gehaltener 
Disputation, die medieinische Doctorwürde erwor- 
ben. Seine Dissertation, worüber nächstens das 
nähere erfolgen wird, führt den Titel: de plantis 
quibusdam Germaniae australis rarioribus etc. 

Obgleich Hr. Sturm, seitdem die Bryologia 
germanica erschienen ist, die ate Abthl. seiner 
Deutschl. Flora mit den Moosen nicht fortsetzt, 
so wird doch dieses von nun an unfehlbar mit 
den übrigen Cryptogamen, den Algen und Flech- 
ten geschehen, wie es bereits mit den Schwäm- 
men der Fall ist. Von den Algen wird nächstens 
ein Heft, bearbeitet von Hrn, Corda in Prag, er- 
scheinen. Die Bearbeitung der Flechten hat Hr. 
Prosect. Laurer in Greifswald übernommen, und 
bereits die Zeichnungen zu einem neuen Hefte 
gefertigt, die sehr gelungen sind, und die die Käu- 
fer der Sturm’schen Flora erfreuen werden. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, 44. Regensburg, am 28. Nov. 1829. 
nn immun: 


I. Excursion nach dem Pico Ruivo auf der Insel 
Madeira; von Hrn. Friedr. Holl in Dresden. 


\ 

Schon vom Meere aus, ohngefähr noch ı2 
Seemeilen von der Insel Madeira entfernt, blickte 
ich mit Sehnsucht nach dem, über alle andern Berge 
bervorragenden, zum Theil von Wolken’bedeckten 
Gipfel des 6164 Fuls hohen Pico Ruivo, und nahm 
mir vor, ihn sobald als möglich zu besteigen. 
Nach ı4 Tagen, in welcher Zeit ich mich erst in 
meinem neuen Quartier eingerichtet und einige 
kleinere Excursionen in der Nähe der Stadt Fun- 
chal gemacht halte, führte ich mein Vorhaben 
aus. Zum Führer hatte ich einer Eingebohrenen, 
Namens Sebastiana Pestana, welchen mir der 
englische Konsul als einen zuverläfsigen und auf 
der ganzen Insel bekannten Mann empfohlen hatte 
und der auch später auf allen Excursionen mein 
Begleiter war. Jeden Tag mufste ich für ihn 
und ein Pferd von der dort befindlichen kleinen 
Race, welche der korsikanischen ähnlich ist, ei- 
ven spanischen Thaler bezahlen (ohngefähr ı Tbir, 


xx 


690 


10 gr. sächsisch) überdem noch für seinen Ünter- 
halt sorgen; ein Preifs, welcher allgemein für 
sehr billig gehalten wurde. Da das Innere der 
Insel fast gar richt bewohnt ist, so mufste ich 
auf die Dauer unserer Reise Lebensmittel mit- 
nehmen; ich kaufte daher Brod, Häse, getrock- 
nete Makreelen und Stockfisch ein, und liels ei- 
nen kleinen Schlauch aus Ziegenhaut, welcher ohn- 
gefähr 4 Drefsdner Kannen hält und Braxinho ge- 
nannt wird, mit Wein füllen. 

Den ı:. Juni ı827 früh um 2 Uhr war mein 
Führer mit seinem Pferd vor der Tbüre; wir 
pakten Lebensmittel, Papier und alle zum Sam- 
meln nothwendigen Requisiten auf, und so ging 
es fort. Von der Stadt aus mufsten wir immer- 
während zwischen zwei Mauern auf einem ab- 
scheulich gepflasterten Wege wohl zwei Stun- 
den lang aufwärts steigen; nur manchmal konnte 
man durch die Lücken der Mauer bei der mond- 
hellen Nacht eine Gruppe des riesenmälsigen 
Cactus Opuntia auf den nakten Felsen seben, 
dessen Schatten die abentheuerlichsten Gestalten 
hinzauberte, und hie und da ragte eine Musa pa 
radisiaca mit ihren grofsen Blättern hervor. In 
der Höhe von ohngefähr 2500 Fuls, wo der Wein- 
bau aufhört, endigten sich auch die langweiligen 
Mauern, und wir kamen auf freie, aber ganz YOB 
Bäumen entblöfste Bergflächen, welche mit Dr“ 
eocephalum canariense, Origanum virens und Briza 
mazima bewachsen waren, dazwischen stand eine 


691 


Varietät der Lavandula Stoechas, welche Hr. Hof- 
rath Reichenbach Pseudo- Sioechas genannt hat; 
sie unterscheidet sich durch eine gewöhnlich lang 
gestielte Achre und durch abgestumpfte Bracteen. 

Der Mond war wieder untergegangen, und 
wir konnten in der Finsternifs nur langsam wei- 
ter kommen, da wir jeden Augenblick über die auf 
dem Wege zerstreuten Felsstücke stolperten und 
auch fielen. Nachdem wir nun wieder ohngefähr 
13 Stunde immer aufwärts gestiegen waren, führte 
der Weg auf einmal einen schroflen Felsen hin- 
unter in ein enges Thal, Ribeira fria genannt. 
Der Tag fieng an zu grauen, und ehe wir weiter 
gingen, nahmen wir erst ein Frühstück ein. Noch 
war es nicht ganz verzehrt, so war es auch schon 
ganz hell, denn Morgen- und Abenddämmerung 
dauern nur ein paar Minuten. \Vir schickten uns 
nun an, den etwas halsbrechenden YVeg hinunter 
zu machen, und ich mufste dabei unser kleines 
Pferd bewundern, welches sicher über grolse Fels- 
blöcke und den oft schr schmalen und glatten 
Weg ging; wo es sehr gefährlich war, fühlte es 
jedesmal erst mit einem Vorderfufse, ob der Stein, 
worauf es treten wollte, auch fest lag. 

Glücklich unten angekommen entschädigte 
mich nun die schöne Vegetation für die kahlen 
Berghöhen, Ein Bach mit dem herrlichsten Was- 
ser durchströmte das Thal, welches auf beiden 
Seiten von 2 — 3000 Fuls hohen, zackigen und 
sonderbar zerrissenen Basalıfelsen eingeschlofsen 


xx 2 


En PER: 


692 


war. Rechts und links standen grolse, alte Bäume 
von Laurus indica, welchen die Einwohner Fin- 
hatico nennen, und das Holz desselben, welches 
dem Mahagoni sehr ähnlich ist, zu Tischlerarbei- 
ten brauchen. Mir liefer:e der Baum gleich zwei 
neue Itryptogamen, nämlich mehrere halbverwelste 
Stämme waren mit einer pomeranzenfarbenen 
Thelephora bedeckt, welche Hr. Prof. Kunze Th. 
bella genannt und folgendermalsen charakterisirt 
hat: imbricata rigida pulchre fusco - cinereo -fulvo- 
que zonota sericea, subtus laevis auranıiaca ; und 
auf den Blättern safs das Bryocladium maculans 
Kunze: hypothallo ramosissimo denso radianti - 
orbiculari confluente, peritheciis solitariis hemis- 
phaericis, Zwischen diesen Lorbeerbäumen stand 
hie und da die schöne Clethra arborea, deren 
Stamm oft zwei Fufs im Durchmesser hatte; die 
Blüthentrauben waren zwar schon da, aber noch 
nicht aufgebrochen. An den Felsen wuchsen 
Sträucher von Bistropogon punetatum, Phyllis Nobla 
und ein neues Elichrysum mit zierlichen weils 
und schwarzen Blumen, welches Hr. Hofrah Rei- 
chenbach Elichrysum melaleueum genannt bat! 
fruticosum, foliis lanceolatis utrinque canescenli- 
tomentosis, cyma laxiuscula multiflora, anıbodio 
candido floseulis nigris. Fast zu Sträuchern ber- 
angewachsen erschienen Geranium anemonaefo- 
lum, hier ganz mit drüsigen Haaren bedeckt, 
Pyreikrum grandiflerum und die schöne Ciner® 
ria auria; auch unser Chelidonium majus We 


695 


nicht selten. Der feuchte, steinige Boden war 
mit Farnkräutern hedeckt. worunter vorzüglich 
Pleris arguta, Aspidium lobatum, Aspid. aurieula- 
tum und Lycopodium Selago; der untere ''heil 
der alten Lorbeerstämme war mit Hymenophylium 
tunbridgense und Trichomanes speciosum tapezirt, 
welche zwischen Slictfa damaecornis durchwuchsen, 
und an den Felswänden prangten Adiantum reni- 
Jorme, Asplenium monanthemum und Lyeopodium 
dentieulatum, zwischen welchen sich das /yihrıum 
flexuosum mit blauen Blumen und die kleine Di- 
sandra prosirata durchrankten. 

Da dieses Thal der erste pflanzenısiche Ort 
war, den ich auf der Insel fand und ich mich da- 
her mit Sammeln lange aufhielt, so wollte mein 
Führer bald die Geduld verlieren, weil es nicht 
vorwärts ging. Alle Augenblicke sagte er: va- 
mos agora! (wir wollen jetzt gehen) bis ich ilın 
endlich mit einer Hamburger Cigarre besänftigte, 
für ihn ein Geschenk von grofsem \WVerth, denn 
die portugiesischen Cigarren sind theuer und 
schlecht und fremder Waback darf nicht einge- 
führt werden, weil er Monopol der Regierung ist; 
die ärmern Leute rauchen daher nur Papiercigar- 
ren, welche auch vorzugsweise Cigarros genannt 
werden, hingegen die wir so nennen, den Namen 
Xarutos haben, Mein Führer zerschnitt sich so- 
gleich die erhaltene Xaruto, und machte wohl au 
6 Cigarros daraus, setzte sich auf einen Stein 
und liefs mich nun, so lange als ich wollte, ruhig 
herumsuchen. 


694 


Nach und nach wurden die Felsen zu beiden 

’ Seiten immer niedriger, verschwanden zuletzt ganz 
und an ihre Stelle trat ein schöner Kastanienwald. 
Einzelne Hütten, welche darin lagen, gaben der 
Gegend mehr Leben, und zeigten, dafs wir uns 
wieder der Küste näherten; wir hatten also die 
Insel von Süden nach Norden quer durchsehnit- 
ten. An den Kastanienbäumen in der Nähe der 
Wohnungen rankten sich WVeinstöche hinan, wel- 
che aber freilich keinen solchen Wein geben, wie 
der berühmte Madeira von der Seeküste; er ist 
sehr blafsgelb, säuerlich und schwach, wird auch 
nicht ausgeführt. Ich fand hier eine sehr son- 
derbare Meihode den Wein vor dem Sauerwer- 
den zu bewahren: da es nämlich sehr heils war, 
legte ich mich nebst meinem Führer unter einem 
Baum in der Nähe einer Hütte, um etwas auszü- 
ruhen. Bald kam die ganze Familie, der Bauer 
mit seiner Frau und zwei ganz nahien Kindern 
heraus, und nach vorhergegangenen Höflichkeits- 
bezeugungen, welche immer etwas lange dauern, 
bot mir der Hausherr ein Glas Wein an, Als 
ich ihn an den Mund brachte, fand ich dafs er 
ebscheulich salzig schmeckte, da es nun aber als 
eine großse Unhöflichkeit betrachtet wird, wenn 
man ein angebotemes Glas nicht auf einen Zug 
austrinkt, so mufste ich mich schon zwingen und 
es leeren. Doch fragte ich ihn, woher der Ge- 
sckmack käme, und erhielt zur Antwort, dafs sie 


in jedes Fafs ein paar Hände voll Salz würfem 
damit er nieht sauer werde. 


695 


Nach diesem Labetrunk zogen wir weiter und 
waren ohngefähr nach einer halben Stunde in 
Santa Anna, einer Ortschaft von einigen 20 Hän- 
sern und einer kleinen Kirche. Mein Führer 
kannte den Geistlichen, und machte mir Hoffnung 
dafs dieser uns schon ein Unterkommen für diese 
Nacht verschaffen würde. In seinem Häuschen 
war nun freilich kein Platz, aber er schickte uns 
nach einer Hütte, welche leer stand, und machte 
mir sogleich ein Geschenk mit einer Portion 
Apfelsinen und Bananen. Mein neues Quartier 
batte 4 Wände ohne Fenster, ein Dach darauf 
und zwei Bänke darin, welche Tisch und Sıuhl 
vorstellen mufsten. Ich legte nun so gıt es ging 
meine Pflanzen ein; während dessen holte mein 
Sebastiano bei einem Bauer einen Topf und einige 
Batatas (die Wurzeln von Convolvulus edulis), 
und bereitete daraus und dem mitgenommenen 
Stockfisch, an einem Feuer vor der Hütte, unser 
Abendessen, worauf wir uns auf unser Lager, aus 
ein paar Bündeln Spartium scoparium bestehend, 
zur Ruhe begaben. Das Pferd bekam eine kleine 
Portion weilse Bohnen und etwas abgeschnittenen 
Roggen, welcher hier nur zu diesem Zweck ge- 
baut wird, und dann wurde es an einen Baum 
gebunden. 

Mit Tages Anbruch packten wir wieder zu- 
sammen, und ich machte mich auf dem Weg. 
um die Umgegend und die Küste, welche 
nur noch eine halbe Stunde entfernt war, su 


696 


durchsuchen. Der Kastanienwald, in welchem der 
kleine Ort lag, hörte bald auf, und der Weg ging 
wieder an bewachsenen Felsen hin; hier stand 
das schöne, strauchartige Teucrium betonicum mit 
seinen blaurothen Blumen, dabei nicht weniger 
hoch das Hypericum grandifolium, die Globularia 
salicina mit den blauen Blumenköpfchen und Myr- 
tus communis mit Blüthen wie überschwemmt; da- 
zwischen wuchsen Rumex thyrsiflorus, Schmidtia 
Jruticosa Moench und Mentha pulegioides Reichb. 
Feuchte Stellen der Felswände waren mit dem 
Anthoceros erispus Sw. überzogen, dessen Früchte 
oft 2% Zoll lang waren. 

Unter immerwährendem Sammeln waren wir 
an die felsige Küste gekommen; das unermefs- 
liche Meer lag wieder vor uns, und die haushohe 
Brandung tobte an der Insel und an den einzel- 
nen, schwarzen, im Meer stehenden Felsen. Auf 
schlechten und gefährlichen Wegen, indem wir 
oft gleichsam über dem Meere hingen, wander- 
ten wir nun immer der Küste entlang, ohne et- 
was neues zu finden. Die Felsen waren kahl, 
nur bin und wieder mit ein paar Flechten be- 
deckt, und zuweilen mit Asplenium marinum und 
Folypodium vulgare geziert; an den vom Wasser 
bespühlten Steinen wuchs häufig Liagora distenta. 
Die traurige Stille dieser Gegend wurde nur 
durch das Tosen der Wellen und das Geschrei 
meines Führers unterbrochen, welcher auf dem 

‚schlechten Wege sehr viel mit seinem Pferde zu 


697 


sprechen hatte, es einmal sein Cavallinho (Pferd- 
eben) nannte und dann auch wieder einmal La- 
drano (Spitzbube) schimpfte. 

Endlich kamen wir nach St. Jorge, dem Ort 
wo wir übernachten wollten; er besteht nur aus 
ohngefähr ıo Häusern, welche dicht am Meere 
liegen und einer kleinen Kapelle welche sehr ma- 
lerisch auf einer Anhöhe zwischen Kastanienbäu- 
men und Myrtensträuchern steht. Da bier kein 
Geistlicher war, denn nur ein psarmal des Jahres 
kommt der Pfarrer von Santa Anna her, um Messe 
zu lesen, so quartirte mich mein Führer bei ei- 
nem bekannten Bauer ein, der mit Weib, Kind 
und Vieh friedlich in einer niedern Hütte lebte. 
Mit der gröfsten Bereitwilligkeit und Höflichkeit 
wurden wir aufgenommen. Die Bewohner der 
Nordküste zeichnen sich überhaupt darin sehr vor- 
theilhaft vor ihren Landsleuten im Süden aus. 
Während ich mit dem Einlegen der Pflanzen 
meine Noth hatte, weil die Kinder und Hühner 
sich oft derselben bemächtigten, hatte unser Wirth 
ein grofses Stück Thunfisch und ein paar Inha- 
mes (die Wurzeln des Caladium nymphaeaefolium) 
zum Abendessen gekocht. Nachdem das verzehrt 
war, setzten wir uns bei dem schönen, sternen- 
hellen Abend vor die Thür, alle Einwohner des 
kleinen Orts kamen herzu, die Frauenzimmer 
setzten sich mit untergeschlagenen Beinen auf die 
Erde, und nun mulste ich tausende von Fragen 
über mein Vaterland beantworten. Dafs ich kein 


698 


Engländer sey, meinte einer, hätte er gleich ge- 
sehen, weil ich nicht geritten wäre und kein Bett 
mit hätte. Unter meinen Erzählungen war ihnen 
das unbegreiflichste, dafs die See gegen 60 Mei- 
len von meinem Lande entfernt sey, und ‘dafs 
man die Waaren auf Wägen von Pferden gezo- 
gen, forıschaffe 

Um nun nach dem Pico Ruivo zu kommen, 
mufs'en wir uns von hier aus wieder etwas nach 
Süden wenden. Früh um 3 Uhr brachen wir da- 
her in Begleitung unsers gastfreundlichen Wirth's, 
welcher sich selbst dazu anbot, wieder auf. Im 
Anfang führte der Weg durch einen Kastanienwald, 
dieser hörte aber bald auf, und wir kamen auf kah- 
le Bergebenen; mit Tages Anbruch waren wir 
am Pico Ruivo. Die Wege wurden nun immer 
schlechter und steiler, und unabschbare Strecken 
waren mit Spartium scoparium und Yaccinium ma- 
derense bedeckt, zwischen denen man nur hie und 
da eine Pflanze von der Lobelia urens sah. Auf- 
fallend arm war diese Gegend an Insekten; nur 
Heuschrecken hüpften und flogen manchmal hin 
und her, vorzüglich die beiden grolsen Arten, 
Gryllus falx. und Gr. albifrons. In einer Höhe 
von ohngefähr 3500 Fufs erschienen \Yäldchen 
von Erica arborea, deren oft 3 Fufs dicke Stäm- 
me mit Usnea jamaicensis und Sphaerophoron £0- 
ralloides bedeckt waren; der Boden war überall 
mit Pferis aquilina bewachsen. Je höher wir ka- 
men, desto kahler und beschwerlicher wurde der 


699 


Weg, und oft waren wir so in Wolken eingehüllt, 
dafs wir kaum ıo Schritt vor uns sehen konnten 
und stehen bleiben und warten mufsten, bis wie- 
der ein heller Augenblick kam, um nicht den 
Weg zu verlieren und vielleicht in einen Ab- 
grund zu stürzen. An einer kleinen Quelle, de- 
ren \Vasser uns sehr erquickte, fand ich noch die 
Teesdalia caulescens Reichb. welche der T. Iberis 
nahe steht, aber einen mit Blättern besetzten 
Stengel und tiefer ausgerandete Schötchen hat. 
Die Pflanzen verloren sich nun nach und 
nach ganz, nur hie und da sah man noch ein klei- 
nes verkrüppeltes Stämmchen der Erica arbores 
und an den Felsenblöcken einige kümmerliche 
Flechten, unter denen vorzüglich Parmelia saxati- 
lis und Lecidea atrovirens. Gegen Mittag hatten 
wir endlich den Gipfel erreicht; aber kaum an- 
gelangt, umgab uns ein undurchdringlicher Nebel, 
so dafs wir der Erde ganz entrückt und in die 
Wolken versetzt zu seyn schienen. Wir lager- 
ten uns dicht zusammen, mein Führer den Zü- 
gel des Pferdes in der Hand und hielten klap- 
Pernd vor Frost, wegen der unsere Hleider durch- 
dringenden Nässe, das Mittagsmahl Die Kälte 
war um so mehr empfindlich, da wir erst bei ei- 
ner Hitze von 28° R. und dem beschwerlichen 
Steigen sehr geschwitzt hatten, und nun wegen 
der Nässe und aus Mangel an Holz kein Feuer 
machen konnten. Endlich nach einer langen hal- 
ben Stunde entstand in den Wolken eine Oeff- 


ey 


700 


nung, wodurch man das Meer sah, und in ohnge- 
fähr 5 Minuten war aller Nebel wie durch einen 
Zauberschlag verschwunden; die Sonne schien, 
und wir sahen wieder, dafs wir zur Erde gehör- 
ten. Das herrlichste Schauspiel belohnte uns nun 
für die ausgestandenen Nühseligkeiten; die ganze 
Insel lag wie eine Zeichnung unter uns. und 
ringsherum konnte man den sie bespühlenden 
Ocean sehen; selbst mein Führer fand den An- 
blick schön. Nur eine einzige blübende Pflanze, 
der sSenecio viscosus Linn. var. kypoleuca in klei- 
nen verkümmerten Exemplaren stand bie und da 
sonst war alles kahl. Sonderbar war es, dals ich 
auch hier, wie zwei Jahr früher auf der Spitze 
des beinahe 10,000 Fuls hohen Gran Sasso in den 
Apenninen, ein Exemplar der Coccionella seplerm- 
punclata fand; das einzige lebende \Vesen. . 
Ohrgefähr nach einer Stunde machten wir 
uns wieder auf den Weg und stiegen auf der 
Südseite, nach Funchal zu, wieder herab. Unser 
Begleiter aus S. Jorge verliefs uns hier und 
ging, nachdem er uns noch glückliche Heise 
gewünscht hatte, auf dem ersten \Yeg wieder 
zurück, 
Ich fand dieselben Pflanzen, als auf der Nord- 
seite und den Weg eben so schlecht; das Her- 
absteigen ermüdete fast mehr als das Hinanstei- 


o 


gen, weil man immer von einem Felsenblock zum 


andern springen mufste. \WYir waren schon wie- 


der bis in die Kastanienregion gekommen, als 


701 


uns die Nacht überraschte. Da der Mond noch 
nieht schien und der Weg im Finstern gefähr. 
lich war, wir auch keine Hoffaung hatten, ein 
Haus zu finden, so schlugen wir unser Nachtlager 
an einer Felsenwand unter ein paar alten Hasta- 
nienbäumen auf. Ein grofser, halbdürrer Myrten- 
strauch wurde umgehauen und ein helles Feuer 
davon gemacht, woran wir uns lagerten, unser 
Abendbrod verzehrten und dann einschliefen. Ge- 
gen 3 Uhr weckte uns die Kälte wieder auf, und 
da nun der Mond schien, setzten wir unsern Stab 
weiter. Wir wanderten über Berge und Thäler, 
und die Hitze wurde immer drückender, je mehr 
wir uns der Südseite näherten. Um ıı Uhr Vor- 
mittags kamen wir an ein einzeln stehendes Haus, 
was uns viel Freude machte, da wir zum Früh- 
stück den Rest unserer Lebensmittel aufgezehrt 
batten und Hunger und Durst sich ceinstellten. 
Ein paar gekochte Yamswurzeln, eine Wasser- 
melone und ein etwas schmutziger, irdener Topf 
voll Agua pe (der durch das drittemal Pressen 
‘erhaltene Wein) war unser Labsal, worauf wir 
unsere Reise weiter fortsetzten. Bald kamen wir 
nun wieder zwischen die langweiligen Weinbergs- 
manern und dem traurigen Cactus, wo wir bei ei- 
ner Hitze von 3ı°R. nicht den geringsten Schat- 
ten fanden und gegen 4 Uhr Nachmittags trafen 
wir wieder in Funchal ein. 


Dresden. Friedrich Holl 


102 


I. Literatur. 

Caroli Linnaei (C. a Linne) Systema vegeta- 
bilium. Zditio decima sexta, (septima) curante 
Curtio (a) Sprengel, Equite stellae polaris et 
aguilae rubrae ete Volumen I. Cl. I— V. Sot- 
ting, sumt. Libr. Dieterichianae ı825, 992 Seiten 
in gr. 8. Vol. I, Cl. VI— XV. 939 5. Vol. I. 
Ci. XVI — XXHL 1826. 936 S. Vol. IV. pars I. 
Cryptogamia 1827. 410 $. pars IH. curae posterio- 
res 410 $. (Nachträge zu allen vorhergehenden 
Bändern, nebst einem Index auciorum in hot 
opere ceitatorum, der als Verzeichnils einer be- 
deutenden botan Bibliothek anzusehen ist) Vol. V. 
1828. 749 S. das vollständige Hegister aller ge- 
nera, species et synonyma, welches als ein treffli- 
cher und möglichst vollständiger Nomenclator bo- 
tanicus anzusehen ist. 

(Vergl. Flora 1825. Nr. 41.) 

Dieses Werk gewährt eine eben so eigen- 
thümliche als interessante Erscheinung! Während 
man den ungeheuern Zuwachs, mit welchem die 
systematische Botanik seit ein paar Decennien, aus 
allen Welttheilen vermehrt worden, nicht mehr 
zu fassen im S:ande, und dem Gedanken Platz zu 
geben geneigt war, dafs durch irgend einen Ver- 
ein der gelehrtesten Botaniker die Mittel und 
Wege zur zweckmäfsigen Zusammenstellung die- 
ser Massen, ausgemittelt werden möchten, ja 
während selbst in unsern Tagen die Herausgabe 
einzelner Floren grofsen Schwierigkeiten unter- 


705 


liegt *) und sich gewöhnlich schon dazu mehrere 
Männer miteinander verbinden, unternimmt es 
ein einzelner Botaniker, den Inbegriff der ganzen 
Pflanzenwelt in 5 — 6 Bänden systematisch zu 
ordnen, in 4 Jahren zu vollenden, und solcherge- 
stalt ein Werk darzustellen das in jedem Zeitalter 
volle YVürdigung finden wird. Denn wenn hie 
und da auch einzelne bekannte Pflanzen vermilst 
werden, andere längst gründlich besimmte noch 
als Varietäten unter die dubia Platz gefunden ha- 
ben, wenn selbst die Diagnosen nicht immer 
schlagend und gegen einander abgewogen sind; so 
mufs man doch im Allgemeinen den Darstellungen 
des Verf. Gerechtigheit wiederfahren lafsen. Man 
kann diefs Werk füglich als eine neue sehr er- 
weiterte und vermehrte Ausgabe des Steudeli- 
schen Nomenclator botanieus betrachten, indem 
sich im Registerbande nicht nar die Nomenclatur 
fast aller jetzt bekannten Pflanzen vorfindet, son- 
dern auch in ‘den übrigen Bändern die systemati- 
sche Anordnung derselben nach dem Linn. Sy- 
steme mit ihren Charaeteren und mit Angabe der 
natürlichen Familien und des Vaterlandes, entbal- 
ten ist. Sonach erscheint dasselbe als ein zweck- 
mäfsiges Handbuch für den ausübenden Botani- 
ker, dessen Nützlichkeit durch den täglichen Ge- 


brauch sich bewährt. 

TT— 

*) „Minime quidem ignoro, qualia sint, quae nostris tem- 
Poribus jure meritoque ab illo desiderantur qui Flo- 
ram ullius regionis conscribere.“ Ledeb. praef. ad 
Fl, altaicam. 


7204 


Es würde eben so anmafsend als zweckwidrig 


. seyn, wenn wir uns hier in die Kritik von Ein- 


zelnheiten einlalsen wollten; wir sind vielmehr 
überzeugt, dafs diels gründlicher Weise nur von 
mehrern Botanikern bei einzelnen Familien oder 
Gattungen geschehen könne und werde, wie 
wir denn hoffen dürfen, dafs nächstens eine der- 
gleichen Kritik von einem berühmten Bryologen 
über die Moose, eine andere über die Farn u. s: W. 
erscheinen werde. Auch der tägliche Gebrauch 
dieses Buchs, so wie die Fortsetzung von Schul’ 
tes Syst. veg. in welchem die einzelnen Arten der 
gründlichsten Kritik unterliegen, werden vielsei- 
tig dazu beitragen, das Ungewisse zu beseitigen 
und die dubia zu tilgen, dadurch endlich die g®- 
nauere Kenntnils und Stellung der Arten sofort 
zu bezwecken. 

Schliefslich dürfte noch zu bemerken seyn, 
dafs, wenn wir bei der Uebersicht des Register- 
bandes zwechkmäfsig calculirt und richtig gerechnet 
haben, sich die Summe der jetzt bekannten Pflan- 
zenarten ungefähr auf 75000 belaufe, folglich die 
runde Zahl von 100000 Pflanzen anzunehmen seyn 
dürfte, die den ganzen Erdboden schmücken und 
die gegen die Zahl von 10000 in unseren botan. 
Gärten, oder 20000 im grölsten Herbarium, noch 
immer als unbedeutend erscheinen, und zur weite- 
ren Herbeischaffung aus Neuholland u. a., wozu wir 
dermalen grofse Hoffnung haben, ermuntern mögen. 
Dann wollen wir aber auch den Männern, die Leib 
und Leben wagen zu Nutz und Frommen der Wis- 
senschaft, dermaleinst unsere gerechte Anerken- 
nung und unsern schuldigen Dank nicht versageR! 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro, 45. Regensburg, am 7. Dec ı829. 
if — Ze _ 


IL Bemerkungen über Reproduction und Propagation; 
von Hrn, Ernst von Berg auf Neuenkirchen 
im Grofsherzogthum Mecklenburg - Strelitz. *) 


ı Über den Unterschied zwischen dem 
Veredlungstriebe und dem Vermehrungstriebe bei 
den Zwiebelgewächsen. 

9.1. 

Der Veredlungstrieb ist bei jeder Zwiebel 
nothwendig vorhanden, wogegen die Permehrungs- 
triebe fehlen können, und bei jüngern Zwiebeln 
gewöhnlich fehlen. 

9. 2 
Der Veredlungstrieb nimmt immer eine be- 


un 
*) Indem ich die vorstehenden Betrachtungen meines 


verchrten Freundes dem botanischen Publikum zur nä- 
hern Prüfung und weitern Ausführung mittheile, be- 
merke ich, dals sie deu Anfang einer Reihe von äln- 
lichen Betrachtungen über den genannten Gegenstand 
bei den verschiedensten Pflanzenfamilien bilden und 
das Resultat mehrjähriger genauer Beobachtungen sınd, 
welche derselbe in seinem Garten, in welchem er ınchr 


als tausend Pflanzenspecies kultivirt, angestellt hat. 
Dr. Hornschuch, 


pie 
et 


Pe 


| 
| 


206 


stimmte Stelle an der Zwiebel ein, während die 
Wermehrungstriebe an verschiedenen Punkten der 
Scheibe hervorsprolsen können. So z. B. steht 
ersterer bei Gladiolus immer in der Mitte, bei 
Colchicum immer an der Seite. 

g. 3. 

®Mit dem Entstehen des Veredlungstriebes ist 
das Absterben des Körpers aus dem er hervor- 
ging nothwendig verknüpft. 

$ % 

Die neue Zwiebel, welche durch diesen Trieb 
gebildet wird, ist, sobald sie aus unvollkommenen, 
noch nicht blübbaren, Zwiebeln hervorgehet, jeder- 
zeit grölser als die sterbende; wobei zu bemer- 
ken ist, dafs die Brutzwiebeln, welche gewöhn- 
lich eine abnorme Bildung haben, bei ihrer Ver- 
wandlung während ihrer Entwicklung, immer die 
ihrer Species eigenthümliche Form annehmen. 

%. 5. 

Wenn bei einem einjährigen Zwiebelgewächs 
die Brutzwiebel mehrere Bildungsstufen durch- 
laufen muls, ehe sie ihren Culminationspunkt er- 
reicht, d. h. zur Blüthe gelangt, und man wollte 
dann diese verschiedenen Bildungsstufen nicht als 
Fortsetzungen eines frühern Lebens betrachten, 
so würde es für solche Zwiebeln keine Jugend 
und kein Alter geben, welches aber gegen die 
Analogie in der organischen Natur streiten würde; 
welche auch nicht gestattet, das Embryo - Leben 
(im- oder am Mutterleibe) als ein für sich ab- 


707 


geschlossenes Leben zu betrachten und dasselbe 
als etwas anderes, als ein Vorleben anzusehen, 
welshalb denn auch die, Zwiebeln mit jähriger 
Metamorphose schon im gemeinen Leben zu den 
perennirenden Gewächsen gezählt werden. 

$. 6. 

Eine Zwiebel, die sich jährlich verjüngt, hat 
in dem sogenannten Stande der Ruhe eine voll- 
kommene Achnlichkeit mit einem Samenkorn, 
Beide tragen den Keim ihres künftigen, höheren 
Daseins in sich, und beider Keime entfalten sich 
im Wesentlichen auf eine und dieselbe Weise; 
nur ist die Metamorphose der Zwiebel höher po. 
tenzirt und das ihr einwohnende Leben besitze 
ausser dem Vermögen sich durch Blätter, Sten- 
gel u.s.m. zu entfalten, überdiefs noch die Kraft, 
sich selbst zu verjüngen und sich einen neuen 


Körper zu bauen. 
$ 7 

Um diefs richtig zu verstehen, mufs man den 
Unterschied zwischen einer einjährigen und einer 
perennirenden Pflanze richtig und klar auffafsen. 
Die Metamorphose der einjährigen Pflanze stellt 
eine Evolution dar, wogegen bei der perenniren- 
den zugleich eine Involution und mittelst dersel- 
ben eine Reproduction, ja oft zugleich auch eine 
Propagation durch die Wurzel statt findet. Man 
kann das Leben der perennirenden Pflanze ein 
zerspaltenes Leben nennen, das auf einer gemein- 
schaftlichen Basis ruht und wovon die eine Hälfte 


Yy2 


708 


das schwindende, die andere das werdende Le- 
ben genannt werden kann. 

Dieses Prinzip spricht sich bei den Zwiebel- 
gewächsen deutlich aus, indem die Basis jenes 
Doppellebens bei den edleren und vollkommne- 
ren Zwiebeln in deren Boden, und bei denen, 
welche sich den Knollen nähern, in dem soge- 
nannten Wurzelstuhle zu suchen ist. Fast noch 
deutlicher giebt es sich aber kund bei den Orchi- 
deen mit hodenförmigen Knollen, als z. B. Orchis 
militaris, welche Gewächse wegen ihrer seltenen 
Vermehrung durch diese Knollen, das Prinzip der 
Tieproduction am reinsten darstellen. 

IL Ueber Deutschlands Violae und Polygalae; von 

Urn. Director Rosmälsler in Weida. 

Die Gattungen Viola und Polygala sind, be- 
sonders so weit sie Deutschland angehen, in den 
letzten Jahren ein Gegenstand der aufmerksamern 
Beachtung, und von vielen Seiten der möglichst 
genauen Prüfung geworden, vorzüglich durch das 
über beide in Reichenbach’s Iconographie und 
in Mertens und Hoch’s Flora Gesagte. 

Nimmt man die schwierige Synonymie und 
die Polymorphie besonders einiger Arten dieser 
beiden Gattungen zusammen, so möchte es fast 
jedem Botaniker grauen, sich an die Eruirung 
dieses chaotischen Wirrwarrs zu wagen. Und 
doch machen diese beide Gattungen und noch 
mehr als die andere, Yiola, seit vielen Jahren 
meine Lieblinge aus, Ich ergriff daher vor nun- 


209 


mehr fast 2 Jahren die erste Nro. der botani- 
schen Zeitung mit einer Art Begierde, in welcher, 
so viel ich weils, in einem Zeitraum von 4 — 6 
Jahren, ausser den Genannten von Koch allein et- 
was Gründliches über 2 Arten Veilchen gesagt 
wird. Mit grofsem Vergnügen las ich die mit 
Helligkeit und Vorurtheilsfreiheit durchgeführte 
Entwickelung des gelehrten Botanikers, fand aber 
doch, dafs ich in einigen Punkten nicht der aus. 
gesprochenen Meinung seyn konnte. 

Ich, der ich hiermit meinen Namen zum er- 
stenmale öffentlich ausspreche, und der ich bis- 
ber seit 6 Jahren Naturgeschichte im, Allgemei- 
nen und die liebenswürdige Botanik ganz beson- 
ders verborgen und ungekannt in den Augen des 
botanischen Publikums getrieben kabe, ich stehe 
jetzt nicht an, mit einem Unternehmen hervorzu- 
treten, bei dem es weniger auf bekannte Gelchr- 
samkeit als auf Vorurtheilsfreiheit und Wahrheits. 
liebe ankommt. 

Fünf.Jahre lang habe ich die schöne Leipzi- 
ger Flora durchforscht, und besonders seit Er- 
scheinung der lconograpbie Reichenbach's 
gröfstentheils auf dessen Standorten die darge- 
stellten Pflanzen, soweit sie Leipzigs Umgegend 
angehen, beobachtet; vor allem Violae und Poly- 
galae. Die Resultate meiner Beobachtungen thei- 
le ich seit mehreren Jabren meinem innig ver- 
ehrten Freunde und Lebrer, Reichenbach, mit,' 
der mich oft durch seinen nachsichtsvollen Beifall 


710 


in meinem Unternehmen ermuthigte. (die zuletzt 
ihm mitgetheilten Beobachtungen über die Fiola 
hirta L., Riviniana Rchb. und sylvestris Lam. wer- 
den, obgleich sie mehr für Privatmittbeilung 
berechnet waren, in den Nachträgen zu Möls- 
lers Handb. d. Gew. mit abgedruckt). Seit 2 
Jahren von Leipzig’s reiche, Flora entfernt, habe 
ich in der Zeit in der Umgegend von WVeida 
(Neustädter Kreises) die Beobachtung meiner Lieb- 
linge fortgesetzt, und unter andern auch durch 
die Entdeckung (denn so muls ich es nennen, da 
mir Weihe’s Priorität unbegreiflicher Weise un- 
bekannt geblieben war) der wirklichen Polygala 
serpyllacea Weihe mich belohnt gefunden. Ich 
erkannte sie für neu und hätte sie beinahe be- 
nannt, als ich es aber lieber vorzog erst zu Er- 
fahren, ob sie nicht vielleicht schon benannt wäre; 
und so erfuhr ich denn von Reichenbach den 
in serpyllacea abgeänderten Weihe’schen Namen. 
Sie wächst hier in zahlloser Menge in jedem sphag- 
nösen Nadelholze, Sie wird, neben Weihe’schen 
Originalexemplaren , von mir gesammelt in der 
flora Germ. exs. erscheinen. Ausser dieser habe 
ich sehr viele Formen von vulgaris und oxypter@ 
gesammelt. 

Bei jedem Veilchen und bei jeder Kreuz- 
blume die ich aufnahm, drängte sich mir aber mit 
einem Seufzer der Wunsch auf, dafs doch end- 
lich ein helles Licht über die deutschen Arten 
dieser beiden Gattungen verbreitet werden möch- 


ıı 


te!— Und welcher Botaniker wird nicht diesen 
Wunsch mit mir fühlen! — 

“ Durch die tägliche Wiederholung dieses VWun- 
sches ist nun der Vorsatz in mir zur Reife gedie- 
hen, mich selbst an die deutschen Yiolae und Po- 
Iygalae zu maehen; ein Unternehmen, was, wenn 
es gelingt, nicht ohne Verdienst seyn wird; und 
dafs es gelinge, dazu kann mir jeder Botaniker 
verhelfen, durch Mitheilung von Exemplaren und 
Notizen, 

Diefs ist denn nun das oben berührte Un!er- 
nehmen, an das ich mit Vertrauen auf Hülfe der 
botanischen Welt und mit einem freudigen Eifer 
gebe. — Ich spreche also hiermit öffentlich die 
Bitte aus, mich mit guten instruktiven, am liebster 
Originalexemplaren von Violen und Polygalen und 
mit Notizen darüber zu unterstützen. 

Ich halte es für meine Pflicht, vorher etwas 
über das dabei Erforderliche, sowohl von Anderer 
als von meiner Seite zu erwähnen. 

Glaube zuerst niemand, dafs ich unvorberei- 
tet an diefs Unternehmen gehe, und dafs es aus 
Absicht geschehe, mir einen Namen machen zu 
wollen. — Im Gegentheil geschieht es allein aus 
dem VWYunsche, diese beide Gattungen auf densel- 
ben festen Grund und Boden zu stellen, und he- 
ben zu helfen, womit wir täglich, durch das Be- 
mühen einzelner Botaniker, so viele Gattungen ge- 
langen sehen. Fürchte ferner niemand, dafs ich 
einer von denen sey, denen ein Haarüberzug, 


712 


oder eine veränderte Farbe, oder ein üppiger Ha- 
bitus genug sind, um mit heilloser Gewissenlosig- 
keit neue Arten wie Kinder in die Welt zu schi- 
cken, deren sich nachher kein Mensch annehmen 
mag, und deren sich der verehrliche Procurator 
am Ende selbst schämen, oder die er bald nach 
der Geburt umbringen mufs. Findet sich etwas 
Neues, so werde ich es mit Freuden als einen 
Zuwachs der deutschen Flora zu Ehre des Ein- 
senders benennen, aber nach Phantomen haschen, 
werde ich nicht. 

Was meine Bitte anlangt, noch Folgendes: 
Jedes Exemplar bitte ich mit einem Zettel zu ver- 
sehen, auf dem der dem Einsender bekannte Name 
nebst Autorität der Pflanze, der Fundort und 
Standort, die Blüthezeit und der Name des Hrn. 
Einsenders steht; bei den Veilchen ausserdem 
noch die Farbe der Krone und des Sporns, da 

sie im getrockneten Zustande selten bleibt. Ori- 
“ ginalexemplaren bitte ich mit (!) zu bezeichnen. 
Von jeder Species bitte ich wo möglich mehrere 
Exemplare zu nehmen, weil oft ein Exemplar 
durch seine individuellen Merkmale gar sehr voR 
dem Artencharakter abweicht. Je verschiedener 
die Formen einer Art sind, desto angenehmer wer” 
den sie mir seyn, aber dann erbitte ich mir eben- 
falls von jeder Form mehrere Exemplare. Sel- 
tene und schätzbare Originalexemplare werden; 
auf Verlangen, unbeschädigt mit Dank an den Hrn. 
Einsender zurück gesendet werden. Wo man 


715 


mich mit Notizen, Synonymie und andern Nach- 
richten unterstützen kann, so unterlalse man ja 
nicht, diesen mir sehr schätzbaren Dienst mir 
zu leisten. 

Auf diese Weise hoffe ich nicht ohne Erfolg 
diese mir lange schon vorschwebende Lieblings- 
arbeit zu beenden, und ich werde dann ın der 
botanischen Zeitung meine Resultate zur Prüfung 
vorlegen, und die Herren Einsender von Exem- 
plaren rühmend erwähnen. 

Ob nun zwar gleich dieses Unternehmen zu- 
nächst nur auf deutsche Violae und Polygalae ge- 
richtet ist, so bitte ich doch noch folgendes zu 
bemerken. Da zuweilen mit einem Namen in ver- 
schiedenen Ländern verschiedene Pflanzennamen 
verbunden werden, und da z. B. Alyssum campe- 
stre der deutschen Floristen ein ganz anderes ist 
als das der Südfranzösischen und Schweizer, so 
wäre es wohl möglich, dafs dadurch manche Be- 
richtigung auch bei unsern beiden Gattungen ver- 
anlafst werden könnte. Daher ersuche ich durch 
dieses, auch in fremde Lande gehende Blatt, auch 
die Botaniker nicht deutscher Länder, mir gefalligst 
Exemplare von den Piolen und Polygalen zu sen- 
den, von denen sie aus jeder deutschen Flora sehen 
können, dafs sie in Deutschland einheimisch sind, 

Schlüfslich bitte ich noch, alle Einsendungen 
s0 viel als möglich kostenfrei auf dem Wege des 
Buchhandels an mich gelangen zu lalsen, und 
zwar an die Addresse des Hrn. Friedrich Hof- 


714 


meister in Leipzig, der die Güte haben wird, 
die weitere Besorgung an mich zu übernehmen. 
Und nun noch eine Anfrage. 

Hat schon ein Botaniker die Varietät von So- 
lanum tuberosum corolla quinquepetala gesehen und 
beschrieben? Ich entdeckte sie diesen Sommer auf 
einem Acker, wo sie unter den andern Kartoffeln 
sich auf viele Schritte durch ihre fast gelbe Farbe 
der Blumenkrone auszeichnete. Uebrigens aber 
war sie von der gewöhnlichen Form in nichts 
verschieden. Da späterhin Geschäfte anderer Art 
meine’ Aufmerksamkeit von ihr ablenkten, so mulste 
ich unterlalsen die Knollen zu untersuchen. Diels 
zur Berücksichtigung für’s künftige Jahr. 

Weida, im Grofsherzogthum Weimar 

Neustädter Kreises, 
C. A, Rofsmäfsler- 


I. Literatur 
Gelreue Darstellung und Beschreibung der in der 
Irzneikunde gebräuchlichen Gewächse, wie auch 
solcher, welche mit ihnen verwechselt werden kön- 
nen; von Dr. Friedr. Gottl. Hayne, Prof. 
bei der Universität in Berlin. 4. Berlin. Auf 
Kosten des Verf. XI. Bandes, I-—IY. Lieferung. 


Der Zweck, die Einrichtung und der Um- 
fang dieses trefflichen Werkes, welches unstrei- 
tig den ersten Platz unter seinen Rivalen behaup- 
tet, ist so allgemein und so vortheilhaft bekannt, 
dals wir hier unsere Leser blofs auf den Inhalt 


215 


der vier neuesten Lieferungen des eilften Bandes 
aufmerksam machen zu mülsen glauben. Tab. IL 
zeigt Thymus Serpyllum L. in 4 der gewöhnlichen 
Formen, Im Texte bemerkt der Hr. Verf., dafs 
Th. angustifolius, latifolius, exserens, includens, yl- 
vestris, cilriodorus, subeitratus, und selbst Janugino- 
sus und Chamaedrys Fries blols Varietäten des 
Th. Serpyllum sind; wir stimmen bis auf die 
letzten beiden Arten ganz seiner Ansicht bei. — 
T. If. Thymus vulgaris L., von welchem @. angu- 
stifolius; @. latifolius; Y. supinus und $. microce- 
phalus unterschieden werden. Die Früchte der 
Didynamisten Gymnospermisten nennt der Hr, 
Verf. mit DeCandolle Karyopsen. — T.IUI 
Ocymum Basilicum L., von welchem 7 Varietäten 
aufgeführt werden. — T.IV. Rubia tinecorum L.— 
T. V. giebt eine schöne Abbildung von Yateria 
indica. Die Gattung Vateria ist nach Prof. Hay- 
ne’s Ansicht durch den einblätterigen Kelch und 
die kapselartige Frucht kinlänglich von Elaeocar- 
pus verschieden, womit sie Retz, Vahl und 
Willdenow vereinigten. Er unterscheidet bier 
Y. indica; foliis acutis emarginatisque , antheris 
unicuspidatis, zu welcher Linn. Spec., Roxb. Corom. 
t. 288., Rheed. Mal. P. IV. t. ı5 gehören, von 
einer neuen Art, die er /. acuminata nennt; foliis 
abrupte et longissime acuminatis, acumine lineari; 
antheris bicuspidatis, zu welcher einem ceyloni- 
schen Exemplare von König zu Folge, 7. in- 
dica Linn, Zeyl. et Gaert. Fr. UI. ı. ı89. und 


:i@. 


716 


Elaeocarpus copalliferus Retz. et Vahl als Synony- 
me gehören und wovon &. lutifolia und f. angu- 
stifolia unterschieden werden. Beide Arten geben 
den ostindischen Copal.— T. VI. Mit dieser Ta- 
fel beginnt eine ausgezeichnete, durch mehrere 
Blätter fortlaufende Monographie der Gattung Ij- 
menaea oder vielmehr der Familie der Hyme- 
naeen, von welchen Hr. Prof. Hayne bereits in 
der botan. Zeit. 1827. $. z3g. Tl. die Gatiungs 
charaktere für Hymenaca und Trachylobium Hayne 
mitgetheilt hat. Die Arten sind folgende: 'T. VI. 
zeigt Hymenaea venosa Yahl; foliolis oblongis, in- 
aequilateris, longe obtuseue acuminatis, basi a&- 
qualibus. — T.VII. Hymenava latifolia Hayne; fo- 
liolis subrotundo - ovatis, subaequilateris, emargi- 
natis, basi aequalibus. Synonym hiervon ist H. 
obtusifolia Herb. Willd. Nr. zgı4..— T. VII Hy- 
menaea confertiflora Martius in litt.; foliolis ova- 
tis, inaequilateris, longe obtuseque acuminatis, 
basi aequalibus. — T. IX. Hymenaca confertifo- 
lia Hayne; foliolis oblongis, inaequilateris, brevi- 
ter acuminatis, basi inaequalibus. — T.X. Hy- 
menaca Courdaril L.; foliolis oblongo - ovatis, In- 
aequilateris, longe acuminatis, basi inaeualibus ; 
leguminibus oblongis, compressis, subalutaceis, lu- 
eidis. — XI. Hymenaea stilbocarpa Hayne; folio- 
lis oblongis, inaequilateris, brevissime acuminatis, 
basi inaequalibus; leguminibus subeylindrieis, mu‘ 
eronatis, sublaevibus, nitidis, Synonym ist H. Cour- 
barıl Martius et Spix eis, in Bras, I. p. 984 299 


717 


T. XII. Hymenaea Candolliana Humb. et Bonpl.; 
foliolis oblongis, inaequilateris, emarginatis, basi 
inaequalibus. ° Synonym ist H. refusa Herb. Willd. 
Nr. 7912. — T. XII a. Hymenaca sligonocarpa 
Mart, in litt. ; foliolis subcordato - oblongis, inae- 
quilateris, obtusis, basi inaequalibus ; leguminibus 
oblongis, leyiter compressis, languidis, albido - 
punctatis. — Alle diese Arten gehören zur er- 
sten Section, welche die Arten mit kahlen Blät- 
tern enthält. — b. Hymenaea rotundata Hayne ; 
foliolis semicordato - ovatis, inaequilateris, ple- 
rumque rotundatis, basi inaequalibus. — T. XIV. 
Hymenaea Olfersiana Hayne; foliolis oblongis, in- 
aequilateris, obtusis, basi inaegnalibus: foliorum 
inferiorum subsemicordatis; corymbis axillaribus 
terminalibusque. — T. XV. Hymenaea Martiana 
Hayne; foliolis subelliptieis, inaequilateris, retu- 
sis, basi valde inacqualibus; corymbis terminali- 
bus. Synonym ist H. copalifera Martius in litt. — 
T.XVI Hymenaca Sellowiana Hayne; foliolis ob- 
longo - ovalibus, inaequilateris, obtusissimis, basi 
inaequalibus; corymbis terminalibus.“ Synonym ist 
H. pubescens Martius in litt. — Diese letzteren 4 
Arten bilden die 2te Section mit zottig - filzigen 
Blättchen, Sämmtliche Arten der Gattung Hyme- 
naea kommen in Süd- America vor, und zwar die 
meisten in Brasilien ; alle geben Copal- Harz, — 
T. xy. Trachylobium Martianum Hayne; *) fo- 
nn 
*) Vergl, Bot. Zeit. 1827. II. p. 744. 


218 


liolis sessilibus, coriaceis, subaveniis, Ovato-Ian- 
ceolatis, inaequilateris, emarginato - acuminatis, 
basi inaequalibus. In Brasilia. Synonym scheint 
zu seyn Hymenaea verrucosa Lam. Ill.— T. XVIIL 
Trachylobium Hornemannianum Hayne; foliolis bre- 
vissime petiolulatis, coriaceis, oblongis, inaequila- 
teris, longe obtuseque acuminatis, basi inaequali- 
bus. Synonym ist Hymenaea verrucosa Hornem. 
In Isle de France. — T. XIX. a. Trachylobium 
Gaertnerianum Hayne; foliolis breviter petiolula- 
tis, valde coriaceis, subaveniis, ovali- oyatis, in- 
aequilateris, basi inaequalibus. — b. Trachylobiun 
Lambrekianum Hayne; foliolis breviter petiolula- 
tis, subeoriaceis, costato - reticulato - venosis, ovali- 
ovatis, inaequilateris, breviter acuminatis, basi in- 
aequalibus. — Wahrscheinlich geben auch alle 
diese Arten eine Art von Copal.— T.XX. Youa- 
pa phaselocarpa Mart. ($. botan. Zeit. a. a. Ü. 
S. 745.) Noch zweifelhaft wegen fehlenden Blö- 
then. Von dieser Pflanze und von Trachylobium 
Martianum wird der brasilische Copal gesammelt. 
— T.XXL Scilla maritima L. — T, XXI Ar- 
temisia Abrotanum L.— T.XXII Styrazx offieina- 
lis L— T.XXIV. Benzoin officinale Hayne, eine 
neue aus Siyrax Benzoin gebildete Gattung, welche 
sich besonders durch die einfächerigen, dem oberen 
Theile der Staubfäden der Länge nach angewach- 
senen Staubbeutel und durch die nicht aufsprin- 
gende Steinfrucht von Siyrax unterscheidet. — 
Wir können den Pharmaceuten kein Werk zum 


719 


Studium und zu ihrer Ausbildung dringender em- 
pfehlen, als dieses Meister- Werk des würdigen 
Verfassers der botanischen Terminologie, welche, 
wenn sie fleifsiger und gründlicher studirt wor- 
den wäre, die botsnische Terminologie von man- 
chem Schwalle neuer, ebenso überflüfsig, als ab- 
geschmackt gebildeter, Worte befreyt haben 
würde. 
IV. Correspondenz. 

Hieneben übersende ich Ihnen wieder einige 
Rubus-Arten, um Ihre Sammlung derselben so 
vollständig als möglich zu machen. Leider sind 
die Exemplare nicht so schön als ich sie gern 
gegeben hätte, dieses ist aber nicht meine Schuld, 
denn sie sind aus entfernten Gegenden und nicht 
von mir eingelegt; indessen sind sie doch in- 
sructiv genug um sie mit andern vergleichen zu 
können. Ausserdem sende ich Ihnen noch gute 
Exemplare von Carex Bönninghausiana zum Be- 
huf einer getreuen Abbildung in Ihrer begonne- 
nen, trefflichen Caricologia. Dann von Carex ar- 
&yroglochin Horn., welche Sie von Carex leporin« 
wenig verschieden finden werden. Die Exemplare 
sind aus Scandinavien. Ferner finden Sie noch 
Exemplare von Polygalen, nämlich: Polyg. vulga- 
ris Rb, oxyptera Rb. und serpyllacea Weihe, von 
welcher letzteren ich nun auch eine weifse Ab- 
änderung aufgefunden babe, die aber im Trock- 
nen blaulich wird. Diese sämmtlichen Polygslen 
sollen dazu dienen, Ihnen die specifische Ver- 


4 
En 


720 


schiedenheit und die Pracht meiner neuen Poly- 
gala vor Augen zu legen, welche mit den schön- 
sten Alpenpflanzen wetteifert. 

Auch ein paar neue deutsche Pflanzen habe 
ich das Vergnügen Ihnen wiederum mitzuthei- 
len. (VVie viele hat deren Westphalen schon ge- 
liefert!). Die erste ist ein Erigeron, was ich 
schon seit mehreren Jahren beobachtet habe, da 
es hier gar nicht selten ist. Eine Zeitlang hielt 
ich es für eine Varietät von Erig. acre, dann für 
Er. podolicum Bess. Die Beschreibung wird aber 
zeigen, dafs es von beiden verschieden ist, wie- 
wohl ich letzteres nicht geschen zu haben, be- 
nen muls. 

Die zweite Pflanze, Barbarea hirsuta, ist mit 
B. vulgaris verwandt, aber doch hinlänglich ver- 
schieden. 

Das letzte Heft meiner Gräser wird noch 
folgende, zum Theil seltene deutsche Gräser 
enthalten ; 

Scirpus bifolius Wallr., Luzula spadicea, Jun- 
cus triglumis, Festuca sylvatica, Lolium multiflorum, 
Lolium perenne aristalum, Trichodium rupestre Schr., 
Secale villosum, Arundo speciosa, Triticum littorele, 
Rottboella filiformis, Rottboella subulata, Monerma 
monandra, Crypsis alopecuroides, Bromus ligusticus, 
sjuarrosus, maximus, commutalus, Carex Bönning*- 
hauseana, Carex argyroglochin, hybrida, extens@ 
Mielichhoferi, ferruginea und intermedia graailis. 

Herford, Dr. Weibe. 


Flora 


oder . 


Botanische Zeitung. 


Nro. 46. Regensburg, am 14. Dec. ı829, 
—e: Zum 


I, Ueber die Veränderungen welche die Blumen- 
zwiebel wahrend ihres Wachsthumes bei Tulpen 
erleidet; von Hrn, Dr. und Prof. Ritter Ger- 
hard v. Vrolik in Amsterdam, 

(Hiezu die Kupfertafel zu Nro. 46.) 


+ 

V on meiner Jugend an liebte ich das Stu- 
dium der Naturwissenschaften darum vorzüglich, 
weil es bei jedem Schritte, durch den wir in 
denselben vorwärts kommen, Erscheinungen dar- 
bietet, die entweder unsere Kenntnifse berei- 
chern, oder uns zum Sporn dienen, um theils 
durch neue Befragungen, theils durch vorsätzliche 
Versuche zur Aufstellung und Erklärung desjeni- 
gen zu gelangen, das im ersten Augenblicke un- 
auflösbar geschienen hatte. 

Darum war es, dafs auch schon damals die 
Nachforschung der Pflanzenökonomie eine mei- 
ner liebsten Beschäftigungen ausmachte. Das 
systematische Studium der Pflanzenkunde ist si- 


cher, um Pflanzen gehörig und richtig zu erken- - 


nen, von der gröfsten Wichtigkeit; man erhält 


YA 


| 


122 


nur dadurch eine geerdnete Uebersicht von der 
wunderbaren Mannichfaltigkeit, die uns das Ge- 
wächsreich darbietet. Hierbei ist es aber nicht 
zu läugnen, dafs man, da das regelmäfsige Zu- 
sammentragen schon bekannter, und das Auffin- 
den und Zusammenstellen noch unbekannter Ge- 
wächse, einmal das Hauptziel der Arbeiten ge- 
‚worden war, auf die Beschreibung der äusseren 
Form, in wie weit daraus bestimmte Kennzeichen 
au entnehmen sind, fast alles verwendete, während 
iman an der Zergliederung des Baues und der Er- 
klärung der daraus hervorfliessenden Lebenser- 
scheinungen wenig zu denken schien. 

Man begnügte sich mit dem, was frühere Schrift- 
steller hierin geleistet hatten, und wenn gleich 
dieser oder jener den inneren Bau in einer ge- 
wissen. Reihe von Pflanzen untersuchte, so feblte 
immer noch zu viel an der wabren Kenntnils des 
ganzen Zusammenbanges, um daraus sichere Fol- 
gerungen ableiten zu können. 

Es ist vorzüglich seit dem Ende des vorigen 
Jahrhunderts, dals man eingesehen hat, wie sehr, 
selbst für eine gehörige Classification der Ge- 
wächse, es nöthig ist, zum inneren Baue voTzu- 
dringen; weil man nur daraus das Band, das sie 
mit einander vereinigt, und die Einheit bestim- 
men kann, die überall in dem Pflanzenreiche 
herrscht, 

Ich habe schon in dem Jahre ı800 meine 
Weise, diese Einheit zu betrachten, öffentlich vor- 


FREEEDEREREEN 2) 


723 


getragen, *) und dieselbe hernach in meinen Vor. 
lesungen jährlich mehr und mehr entwickelt, 
Recht willkommen war es mir darum, den scharf. 
sinnigen Naturforscher, Car] Heinrich Schuliz, 
meinen Ansichten so ganz ergeben zu sehen, dala 
man bei Ihm fast alles in der Breite wieder fin. 
det, was ich drei und zwanzig Jahre früher in der 
Kürze dargethan habe. **) 

Hiermit will ich keineswegs zu erkennen ge- 
ben, dafs meine Betrachtungsweise diesem Ber- 
liner Botaniker vorgeleuchtet habe. Es beweist 
nur, dafs man, wo von denselben Prinzipien aus- 
gegangen wird, leicht zu denselben Resultaten ge- 
langen kann. 

Ich würde daher auch über diesen Gegenstand 
die Feder nicht noch einmal ergriffen haben, 
hätte ich bei Schultz, hinsichtlich der Zwiebel. 
gewächse, dieselbe Betrachtung bewährt gefunden, 
die man nach seinen angenommenen Gründen 
hätte erwarten können. Die Uebereinstimmung 
von Wurzel und Stamm erkennend, betrachtet 
er nach einander die Theile der Pllanze, wel- 


—_ 


") Sich meine Redevoering, ten betoge der eenrormige 
werking der Natuur in het voortbrengen van plantge- 
wassen. Ich bielt sie in dem Jahre 1,99 vor der Gc- 
sellschaft: Felix Meritis, uud liels sıe nachher in das 
siebente Stück der Nieuwe Scheikundige Bibliotheck auf- 

, nehmen, by Willem Holtrop 1800. in 8. Amsterdam. 

**) Sieh die Natur der lebendigen Pflanze, von Carl 
Heinrich Schultz, Erster Theil, p. 167 u. f. Ber- 
lin 1825, bei G. Reimer. _8. 


ZLz2 


72a 


che man für nach oben wachsende, im Gegensatze 
mit Wurzeln will gehalten haben, und kommt jetzt 
auch zu dem Schafte (scapus) der Zwiebelgewäch- 
se. Dafs dieses kein Stengel, sondern nur ein 
Blumenstiel ist, der aus dem Grunde der Zwiebel 
aufschiefst, wird sehr scharfsinnig und nach Wahr- 
heit vorgetragen. Als Folgerung läfst er daraus 
hervorfliefsen, dafs die Blumenzwiebel also nichts 
anderes ist, als eine Blumenknospe, und wenn sie 
keine Blume, sondern allein Blätter hervorbringt, 
eine Blattknospe, die unmittelbar auf dem festen 
Körper aufsitzt. *) 

Auch ich habe es allezeit so betrachtet, und 
finde noch keinen Grund, um meine Meinung ZU 
verändern. Man findet bei einer Zwiebel diesel- 
ben Theile, wie bei einer Knospe, dieselbe Grund- 
Näche, oder denselben festen Körper, auf dem 
die Deckschuppen sich heften, und aus der Blume 
oder Blatt zum Vorschein kommt, dieselbe Ert- 
wicklungsart, einen gleichen Verlust der Hüllen, 
sobald sie zum ferneren Wachsthume entbebrt 
werden können, 

Aber wie sehr ist das wahre Merkmal von 
Vebereinstimmung bei einer näheren Bestimmung 
aus dem Auge verloren, wo es heilst: 

„Die Zwiebel ist also weder Wurzel noch 
„Hnospe, sondern sie ist die ganze Pflanze, de- 
„ren nach oben und unten wachsender Theil, 80 


"le. pag, 210 and zıı. 


225 


„in einen Knoten dicht zusammen gedrängt ist, 
„’ wie die Extreme derselben in den Bäumen sich in 
„höchster Enifernung von einander befinden.“ *) 

Hält man sich an diese letzte Bestimmung ei- 
ner Zwiebel, so mufs man in der Knospe auch 
die ganze Pflanze sehen ; wobei ich weniger 
Schwierigkeit finden würde, als um von der Ue- 
bereinstimmung von Knospe und Zwiebel abzu- 
stehn. Ich habe wenigstens eine Knospe immer 
als eine Zwiebel betrachtet, die auf einer festen 
unveränderlichen Stelle geheftet ist, und von ih- 
rer Scheibe ebenso Gefälsverlängerungen zur Auf- 
nahme von Nahrung ausgehen läfst, als aus dem 
festen Hörper einer Zwiebel gleiche Gefälsbündel 
unter dem Namen von Wurzelfasern hervorwachsen. 

Der Standplatz allein, den Baumknospen und 
Zwiebeln einnehmen, aber nicht ihre eigenartige 
Bildung giebt daher den Unterschied an. Ja Kno- 
spen, wenn sie auf Pflanzen ausgetrieben werden, 
die innerhalb des Jahres verdorren, verlassen zei- 
tig ihren Standplatz, um gleich den übrigen Zwie- 
beln selbst, ihre Nahrung aus dem Boden zu suchen. 

Ludolf Christian Treviranus hat in 
einer schönen Abhandlung die Weise untersucht, 
nach welcher Zwicbeln ausser der Fortpflanzung 


durch Samen sich vervielfältigen. **) Auch. hier- 
nn 
"1. c. pag. 227. 
*%) Sieh, über das Vermögen der Zwiebeln und Zwiebel- 
kuollen, sich zu jedem Vegetaliousakte zu reproduci- 
ren; in rermischte Schriften anatomischen und phrsiu- 


126 


aus könnte man viele Vergleichungspunkte zwi- 
schen Knospe und Zwiebel entnehmen; doch, da 
ich glaube in dieser Hinsicht schon genug gesagt 
zu haben, um die Uebereinstimmung zwischen 
beiden Naturprodukten nicht unbemerkt zu lafsen, 
will ich mich jetzt nur allein noch beschränken, 
um den Zwiebelwuchs der Tulpen etwas näher 
zu beleuchten. j 

Ich habe schon in der oben angeführten Rede 
mit einem Worte den Gang angedeutet, dem, wie 
ich durch vorsetzliche Versuche gefunden hatte, 
in diesem Wachsthume gefolgt wird. *) Da ich 
aber finde, dafs weder Treviranus in dieser 
Hinsicht eine genaue Angabe liefert, noch dafs 
spätere Schriftsteller die dabei zu beobachtende 
Erscheinung so beleuchten, dafs man sich eine deut- 
liche Vorstellung von derselben machen. kann, s0 
habe ich gedacht, keine unnütze Arbeit mit einer 
Mittheilung meines Befundes zu liefern. 

Es ist allgemein bekannt, dafs der Schaft, 
den man bei Tulpen Zwiebeln während des Wachs- 
tbumes aus der Mitte der Zwiebel herrorkom- 
nen sieht, nach Ablauf der Blüthe so ganz ausser- 
halb der Zwiebel versetzt ist, dals er auf deren 
äusseren Fläche nicht selten einen bemerkbaren 


logischen Inhalıs von Gottfried Reinhold Trevr 
ranus, und Ludolf Christian Treviranus, vier- 
ten Bandes p. 195 und folg. Bremen 1821. % 

"lc. p. 267. 


72T 


Eindruck verursacht. Eine solche Erscheinung 
nun kann nicht durch eine wirkliche Versetzung 
des Schaftes von dem Mittelpunkte der Zwiebel 
nach ihren Umfange, sondern nur durch den 
gänzlichen Verlust aller ihrer Theile, ‘während 
eine neue Zwiebel sich unterdessen an der Stelle 
der Zerstörten entwickelt hat, herrorgebracht seyn, 
Der Blumenschaft, durch den Verlust aller Zwiebel- 
schalen von seiner vorigen Umbüllung entblöfst, 
steht ganz nackt, und würde ohne alle Berührung 
mit anderen Pilanzentheilen angetroffen werden, 
wenn er nicht an der neu aufgekommenen Zwie- 


bel einen geschickten Ruheplatz fände. 

‚ Obschon man durch diese einfache Betrach- 
tung den Grund der Erscheinung möge aufgeklärt 
finden, so ist aber damit noch keineswegs erklärt, 
welche der neu gebildeten Zwiebeln, da deren 
immer mehr als eine aus der Mutterpflanze her- 
vorkommen, hier zur Aufnahme des ausgeblühten 
Schaftes gegen seine Oberfläche diene. Denn 
nicht alle die jungen Zwiebeln, welche aus der 
Mutter- Zwiebel kervorliommen, sind ja von glei- 
cher Gröfse; einige sind erst nach drei Jabren 
im Stande, Blume und Frucht hervorzubripgen, 
während nur eine einzige die Theile in sich ge» 
schlossen hält, die bei dem nächsten Wachsthum 
als Blatt und Blume zum Vorschein treten sollen. 
„Es ist merkwürdig, „sagt auch darum Lüder,‘ 
„dafs, obgleich die Tulpe eine perennirende 
„Pflanze genannt werden kann, dennoch ihre 


728 


„Zwiebeln von der Zeit an, da eie tragbar 8°- 
„worden, zu einer folgenden Flor nicht bleiben, 
„sondern nach und nach wegschwinden, und ehe 
„sie vergeben, zu ihrer Fortpflanzung an der 
„Seite Nebenzwiebeln treiben, von denen eine 
„eben so grols, als die vergangene Zwiebel ist, 
„und im folgenden Jahre blühet, ‘‘ *) 

Ist es jetzt die die Blume enthaltende Zwie: 
bel, gegen welche der Schaft der zerstörten 
Zwiebel zu ruhen kommt, oder dient eine der 
geringeren ihm zur Stütze? Im Verlangen diese 
Fragen mir selbsten aufzulösen, bin ich schon 
vor vielen Jahren einige \WVochen lang der Natur 
von Schritt zu Schritt gefolgt. Ich legte nämlich 
am ersten October des Jahres ı797 zwölf Zwie- 
bein der Tulipa suaveolens (Duc van Tol) jede 
in ein besonderes Töpfchen, das mit Gartenerde 
gefüllt war, willens, dieseiben in verschiedenen 
Zeiten zu untersuchen, und die Fortschritie des 
Wachsthumes nachzuforschen. 

Nach den ersten vierzehn Tagen fand ich 
wenige Veränderungen an diesen Zwiebeln, #0 
dafs ich, als ich ihren inneren Bau mit einer 
anderen Zwiebel, die über der Erde aufgehoben 
war, verglich, keinen merkbaren Unterchied er- 
kennen konnte, als allein, dafs man um der Scheibe 
oder dem festen Körper einige WVYurzelspitzchen 


"; Botanisch -prakt. Lustgärtnerey, II. p ig. und Tre 
viorznas ll. p. 195 und 1m. 


72) 


zum Vorschein kommen sah, die bei nieht ge- 
pflanzten nicht so sichtbar waren. 

Um die Zwiebeln in einem mehr geförderten 
Zustande zu untersuchen, bestimmte ich mich 
erst nach Verlauf von vier Wochen zu zwei an- 
deren, die jetzt grölsere Wurzeln auszuschiessen 
anfingen, und deren junge Zwiebeln, in Zahl von 
drei, jetzt auch schon zeigten, dals ihre Gefälse 
in völlige Wirkung gebracht waren. 

Nach der relativen Gröfse dieser Brut folg- 
ten sie sich so, dafs das äusserste Zwiebelchen 
die gröfste Ausbreitung, das darauf folgende eine 
geringere, das am tiefsten gelegene die gering- 
sıe erhalten hatte.*) Diese Beobachtung brachte 
mich in keinen geringen Zweifel, welche der 
drei Zwiebelchen für die Blumenzwiebel des fo!- 
genden Jahres zu halten wäre, Die platte und 
ausgezogene Form der äufsersten Zwiebel liefs 
mich hinlänglich begreifen, dals sie für die vor- 
züglichste nicht gehalten werden künne, um so 
mehr, da schon einiges Streben zur Blätterent- 
wicklung an ibr bemerkt wurde; was ich für ein 
Merkmal hielt, dafs diese Zwiebel in Ausbreitung 
dieses Jahr nicht viel zunehmen würde. Hiermit 
aber war das Rätbsel für mich in keiner Hinsicht 
gelöst, 

Ich untersuchte defshalb am 25. November 
zwei andere Zwiebeln, in denen die noch g®- 
nn 


”} Sıeh die hbergetüigte Tafel Fir. 1.0. b. © 


Eu 


a. garen 


150 


schlofsenen Blätter mit der darin enthaltenen 
Blumenknospe sehon über der Erde aufgeschofsen 
waren. Die Dicke der Zwiebelschalen hatte schon 
bemerkbar abgenonimen, vorzüglich der äulseren, 
die zugleich weniger saftig, als im Anfange des 
Wachsthumes war. Die äufsere Zwiebel war fast 
von derselben Gröfse, als die des vorigen Ver- 
suches, und hatte ibr Laub bis ungelähr zur 
Oberfläche der Erde ausgetrieben, *) die zweite 
hatte auch nicht viel über die früher untersuchte 
in Ausbreitung gewonnen, **) aber die dritte, un- 
mittelbar gegen den aufschiessenden Blumenschaft 
sitzend, war wirklich in der Entwicklung geför- 
aert.***) VVährend sie in den ersten sechs Wo- 
chen, dals die Zwiebeln in gut befeuchteter Erde 
gelegen waren, weit im Wachsthume hinter dem 
mehr nach aufsen entwickelten Zwiebelchen hätte 
zurückbleiben müfsen, übertraf sie solche jetzt 
augenscheinlich in Gröfse und Ausbreitung. Wie 
sehr auch diese innere HKinospe, oder, wenn man 
will, dieses innere Zwiebelchen an Wachsthum 
zugenommen hatte, so schien es nicht, dafs sie 
jetzt schon aussprossen werde, woyon man an 
der äufseren deutliche Erscheinungen fand, ****) 
so dafs hier nicht nur das Laub, sondern auch die 


Anfänge hervorkommender \Yurzelfasern wahr- 
genommen wurden, 


Ya *\ Fig.2, b. 


")fign oc, en) figea 


T51 


In der letzten Hälfte des Decembers zer- 
gliederte ich aufs neue zwei Zwiebeln. Die 
Blume war auf der Höhe sich zu öffnen. Ich 
fand die Zwiebelschalen noch stärker, als bei der 
vorigen Untersuchung, an Dicke und Säften ver- 
mindert, und auch im Uebrigen eine solche Ver- 
änderung, dafs ich jetzt mit grofser Wahrschein- 
lichkeit bestimmen durfte, dafs gerade das Zwie- 
belchen, welches kaum sichtbar war, als die zwei 
andere beinahe schon zu ihrer gröfsten Ent- 
wicklung für das Jahr gekommen waren, stets 
an Ausbreitung zuzunehmen fortschreitet, so dafs 
es bei Zerstörung der Mutterzwiebel hinlänglichen 
Wachsthum erhält, um als blumentragende das fol- 
gende Jahr aufzutreten. *) 

Fortgesetzte Versuche bei noch mehr geför- 
derter Entwicklung haben diese Wahrscheinlich- 
keit zur völligen Sicherheit gebracht. Das ur- 
sprünglich kleinste Zwiebelchen wächst gegen 
das Abfallen der Blüthe mit solcher Kraft und 
Schnelligkeit, dafs es an Grölse und Festigkeit 
der zerstört werdenden Mutterzwiebel gewöhnlich 
nicht nachsteht. Die Schalen dieser alten Zwie- 
beln werden unterdessen immer mehr und mehr 
der Säfte beraubt, der feste Körper, an welchen 
sie ursprünglich befestigt waren, wird zerstört, 
und nur der Schaft der ausgeblühten Tulpe, und 
einige lose vertrocknete Schalen zeigen noch, 
—. 


"Fig. «. 


752 

dafs hier ein organischer Körper bestanden hat, 
um alle die wunderbaren Erscheinungen hervor- 
zubringen. Die, welche im Anfange der neuge- 


bildeten Zwiebeln die gröfsten waren, baben un-. 


terdessen im Wachsthum wenig zugenommen, 
und man kann rechnen, dals sie ganz darin still 
stehen werden. 

Solch eine neugebildete Blumenzwiebel trägt 
jetzt auch schon zwischen seinen Lagen die Zwie- 
beichen für das folgende Jahr, so dafs sie, gehö- 
rig besorgt, in einem einzigen Jahr verschiedenen 
Zwiebelchen das Daseyn gibt, von denen aber 
wieder nur eine das Vermögen besitzt, Blume 
und Frucht zu tragen. 

Treviranus scheint sich diesen Gang der 
Natur etwas anders vorgestellt zu haben. Er 
fand eben so, wie ich, auf dem festen Körper 
der Zwiebel, nächst dem Blumenschafte, eine Knos- 
pe, meint aber, dafs diese Knospe nur die Anfänge 
von Blättern ia sich geschlossen halte,*) Später 
sagt er noch, dafs die junge Zwiebel, welche 


“lc. p. 197. verglichen mit tab. IV. fig. 5. 2,; woron 
auch in der Erklärung der Abbildungen auf Seite 219 
zur Unterscheidung von der Blumenknospe d,, gesagt 
wird: e. Blattkaospe fürs künftige Jahr. Hieraus 
scheint man folgern zu können, dafs Treviranus 
die Blätter, welche den Schatt während der Eröfoung 
der Blume umgeben, aus dieser Knospe will hervor- 
kommen lafsen, aber keineswegs, dals dieses noch un- 
bedeutende Körperchen jetzt schon den Kern der Biu- 
ınegzwiebel für das folgende Jahr in sich enthalten solle- 


1733 


hier gebildet wird, gewöhnlich viel schwächer 
ist, als die alte, welche jene auf Kosten ihrer 
selbst hervorgebracht hat, und dafs solch eine 
neue Zwiebel noch eines vieljährigen Wachs- 
thumes bedürfe, um zu dem Grad von Schwere 
zu gelangen, dafs sie bei ihrer Fieihe blühen 
könne. *) 


Weiter erklärt sich derselbe nicht, und läfst 
daher unbestimmt, welche der anderen Zwiebel- 
chen, die aus der Mutterzwiebel hervorgekommen 
sind, als die blumentragende für das folgende Jahr 
zu halten ist. Meine Versuche hatten es vor 
vielen Jahren schon entschieden. Doch, da sie 
nur flüchtig in einer vaterländischen Zeitschrift 
vermeldet geworden sind, so scheinen sie dem 
Andenken entgangen, oder wohl überhaupt ver- 
gessen worden zu seyn. Defshalb wird es wahr- 
scheinlich nicht für überflüfsig gehalten werden, 
sie durch diesen mehr entwickelten Vortrag in 
das Andenken zurückgerufen zu haben. 


lL.Correspondenz 
Zu den Gewächsen, deren Recht, als Bürger 
der deutschen Flora betrachtet zu werden, bis- 
ber noch sehr zweifelhaft war, gehört auch Oro- 
DE 
")1c p. 190. wo er sagt: „die hiedurch gebildete 
»junge Zwiebel ist gemeiniglich weit schwächer, als 
„die alte war, und bedarf mehrerer Yegetationen, um 
„sich auf den Grad zn verdicken, wo sie wieder blü- 
„hen kann,‘ 


En rennen rn arg m Ru 


754 


bus sylvaticus, Joh. Fried. Gmelin führt den- 
selben in seiner Enumerätio stirpium in agro Tu- 
bingensi indigenarum als bei Tübingen wildwach- 
send auf. Allein schon Roth bemerkt im Tent. Fl. 
germ. Il. 2. p. ı72: „Planta mihi adhuc ignota. 
Vix ac ne vix credo, illam crescere prope Tubin- 
gam, nee ullo alio loco hucusque in Germania re- 
perta est.“ Bluff und Fingerhut nehmen 
diese Pflanze auch auf, aber mit der Bemerkung: 
babitat Tubingae? und Steudel und Hochstet- 
ter übergehen sie ganz; auch ich habe nicht ge- 
gehört, dafs man sie in neuerer Zeit bei Tübin- 
gen gefunden hat, so dafs vermuthlich dieser 
Standort einer irrigen Bestimmung seinen Ur- 
sprung verdankt. Um so mehr macht es mir Ver- 
gnügen, anzeigen zu können, dafs diese schöne 
Pflanze wirklich in Deutsehland entdeckt worden 
ist, und zwar von Hrn. Anton Hoffmann, 
Privat Docenten an der Forstschule in Aschaffen- 
burg. Hr. Hoffmann hatte die Güte, mir sorg- 
fällig getrocknete Exemplare mit folgender Be- 
merkung zuzusenden. „Die Pflanze wächst ne- 
ben Gebüsch und auf der freien Wiese am Fulse 
des Winterberges bei Orb im Spessard. Würde 
sie nicht abgemähet, so möchte sie am letztern 
Orte dichter stehen, obwohl sie auch jetzt nicht 
sparsam vorhanden ist. Eine Meile davon ent- 
fernt ist noch eine Stelle, wo sie sich aber mehr 
suchen läfst. Sie blühet im Mai und Juni‘ Ich 
füge noch hinzu, dafs die von Hrn. Hoffmann 


735 


erhaltene Exemplare auf das genaueste mit einem 
authentischen aus England übereinstimmen. 
Erlangen. Prof. Hoch, 


UI. Botanische Notizen aus England, Schweden 
und Dänemark. 

Es erscheint jetzt in London ein neues Pracht- 
werk: Plantae selectae rariores Florae Äsiae, von 
Wallich; die Zeichnungen sind sämmtlich von 
Eingebornen in Calcutta verfertigt. In dem Probe- 
hefte ist eine Amherstia nobilis auf einer Platte 
von 5° Höhe abgedruckt, um einen blühenden 
Zweig dieses Baumes in natürlicher Gröfse dar. 
zustellen. (Mehreres S. Bot. Lit. Bl. II. 2. S. 295.) 

Die durch Thunbergs Tod erledigte Pro. 
fefsur der Naturgeschichte und Botanik an der 
Universität Upsala, ist, nebst der Direction des 
botanischen Gartens, dem rühmlichst bekannten 
Herrn Dr. Wahlenberg übertragen und der- 
selbe bereits mit den gewöhnlichen Feierlich. 
keiten installirt worden.— Am ı3, Octhr. wurde 
die von dem berühmten schwedischen Bildhauer 
Byström verfertigte und im Garten Linnd’s, 
der jetzt den Studierenden zur Promenade dient, 
aufgestellte Büste Linne’s, enthüllt, und zur 
Feier dieses Tages der Garten Abends prächtig 
erleuchtet. 

Zu Ende des Monats September war der be- 
rühmte Botaniker Weallich, der sich seit länger 
als einem Jahre bereits in England befand und 
nun auch sein Vaterland, Dänemark, besuchen will, 


736 


"noch nicht in Copenhagen angekommen, doch er- 
wartete man ihn mit jedem Tage. 

Professor Schouw, der aufs Neue Yıalien 
bereist, hatte bereits aus Rom, wo er wohlbe- 
halten angekommen war, geschrieben, und gedachte 
nächstens nach Neapel abzugehen. — Ecklon war 
den letzten Nachrichten zufolge, im Begriff, vom 
Cap aus, eine Reise in das Innere von Afrika zu 
machen, welche reiche Ausbeute verspricht. — 
Vahl, der sich in Grönland sehr wohl befindet, 
hat dort sehr vieles gesammelt; das Schiff, mit 
dem er seine Sammlungen abgeschickt, war aber 
noch nicht in Copenhagen angekommen. 

Greifswalde. Prof. Hornschuch. 


Druckfehler in Flora 1829. 
Seite 355 Z1. 46 statt weiters lies weiter. 


— 358 — 27 — desselben 1. desselben. 
— 561 — 27 — doch 1. dort. 
— 367 — 4 — Tinesias 1. Tirenias, 


367 — 19 und 2ı lies condensatum, quinisum, longa- 
9 ’ ’ D 
tum, curvatum, infatum, nitidum, decimiaum, fasciculatum- 


Seite 638 Zeile ı9 Buenos - Ayres ist als Gedächt- 
nifsfebler statt Paraguay anzusehen. *) 
5. 04 Z. 25 die gegen lies dagegen. 

Tu den Ergänzungsblättern Nro. 5. und in den beson- 
dern Abdrücken von Sternberg’s Eigenthümlichkeiten 
der böhmischen Flora S. 65 und S. ı letze Zeile statt Ber- 
nauer ist Berauner zu lesen. Seite 6g und 5. Zeile 7 state 


Breitengrand lies Breitengraden. S. 82 u. 18. Zeile 7 statt 
Cycaden lies Cycadacen, 


*) Sollte sich der Tod des dortigen Dr. Francia bestä- 
tigen, so würden wir Hoffnung haben den bexühmten 
Reisegefährten Hnmboldr's baldigst befreit zu schen, 
falls er noch am Leben wäre. 


Flora 


oder 


Botanische Zeitung, 


Nro. 47, Regensburg, am 21. Dec. 1829. 
il — y— 


1 Nachricht über die, für die verschiedenen Zweige 
der künigl. botanischen Gesellschaft eingegan- 
genen Beiträge. 


A. Für die Flora, “ 


r. Ü ever die Ursachen der Bewegung Rlei- 
ner Körper unter dem zusammengesetzten Mikro- 
skope; von Hrn. Dr. Friedr. Rudolpbi iu 
Greifswalde. 

2. Eremodon Rudolphianus Hornsch.; eine neue 
Laubmoosart, aufgestellt von Hrn. Prof. Horn- 
schuch in Greifswalde. 

3. Beitrag zur Kenntnifs der Flora Weida’s 
im Grofsherzogl. Sächs. Nıustädter Kreis; von 
Urn, Direct. Rofsmäfsler in Weida. 

4. Erigeron serotinus und Barlula hirsuta ; 
zwei neue in Deutschland wachsende Pflanzenarten, 
entdeckt und aufgestellt von Hrn, Dr. Weihe in 
Herfordt. *) 


nn 
*, Wir werden die Beschreilungen dieser beiden Pflanzen, 
mit mehrern andern neuen oder seltenen Gewüchsen 
der deutschen Flora, unter der gleichnamigen stehen- 
den Rubrike, im nächsten Jahrgange mittheilen, und 
nach und nach fortsetzen. d.R. 


Aaa 


7138 


5. ‚Botanische Bemerkungen auf einer Reise 
nach dem Wildbade Kreuth; gesammelt von Hrn. 
 Hofrath. Dr. Koch in Erlangen. 

- 6. Beiträge zur Organographie und Physiolo- 
gie des Pflanzenreichs; von Hrn. Dr. M.B. Rit- 
tel zu München. 

7. Vegetation der Küheweger Alpe im Gail- 
thale; von Hrn. Apotheker Hauser in Villach. 

8. Algologische Bemerkungen ; ; von Hrn. Dr. 
Leiblein in Würzburg, 

9. Speeiea dalmaticae nunc primum editae. 
'a Rob. de Visiani. 

10. Correspondenznachrichten von Hrn. Prof. 
‚Hornschuch, Hrn. Pastor Neuschild, Hrn. 
Pastor Prochnow. 

ı1, Literaturberichte über die Nova Acta Acad. 
€. L. C. Natur. Curios. 'Tom. SI; über A. G 
Rotbii Enumeratio plant. in ‚germania sponte 
nascentium. P. ı. sect. posterior Cl. VI— XIIL; 
über Gaudini Flora helvetica. Vol. III. Cl. VI— 
X; über Terminologie der phanerogamischen 
Pflanzen durch mehr als 600 Figuren erläutert 
und besonders zum Unterricht für Seminarien und 
und Tiealgymnasien bestimmt. Von Hro, Älbert 
Dietrich. Berlin 1829. bei Enslin, 

B. Für den botanischen Garten. 

ı. Eine Sammlung. mehrerer perennirender 
Gewächse, die theils im Freien ausdauern, theils 
im Glashause gezogen werden müfsen; von Hrn. 
Hofrath Dr. Koch in Erlangen, 


a. Eine dergleichen, nebst mehreren Bäise- 


739 


reien von seltenen Pflanzen; von n Hrn, Apotheker 
Funck in Gefrees. 

‚ 3. Desgleichen eine abermalige Sendung von 
Hrn. Prof. Hornschuch im Greifswalde. 

4. Eine abermalige Sendung sehr seltener 
Sämereien von krainischen Alpenpflanzen ; von 
Hrn, Prof. Hladnick in Laybach, die, zur grös- 
seren Verbreitung, mit mehreren andern botani- 
schen Gärten redlich getheilt wurden. 

C. Für das Herbarium. 

ı. Eine Sendung ausgewählter Exemplare von 
der bei Zweibrücken wachsenden ausgezeichneten 
und vielfältig verkannten ächten Carex divülsa Good.; 
von unserm ordentl. Mitgliede, Hrn. Apotheker 
Fürnrohr in Zweibrücken. ; 

2. Einige seltene Arten von Carices; gesam- 
melt in der Gegend um Kunnersdorf; von dem 
hochgräflich von ltzenplitzichen Gartenvorsteher 
Hrn. Fried. Walter. 

3., Mehrere sehr schön eingelegte, auf der 
HKübeweger Alpe im Gailtbale gesammelte Exem- 
plare von der Yulfenia carinihiaca; von dem Hrn. 
Apothecker Ferdinand Hauser in Villach. 

4 Eine nachträgliche -Sendung ‚von Rubus - 
Arten, durch Hrn, Dr. Weihe in Herford, zur 
Vervollständigung der bereits früher erhaltenen 
Sammlung, bestehend in Rubus sylvaticus Weihe, 
Rubus humifusus Weihe, R. hirtus Wald. Kit., R. 
Güntheri W., RB,‘ velutinus W., R. Wehei Köhl,, 
R tomentosus W., R. Mikani Köhl. R. argentens 


Aaa2 


240 

HM. R. silesiacus W., R. Schummelü W., R. epi- 
eulatus PP, R. Trevirani Köhl. und einen gebaue- 
en R. laciniatus Milld., die sich alle als eigen- 
thümliche Formen auszeichnen. Ferner einige 
Exemplare von seltenen Carices und Polygalae, 
dann zwei neuen deutschen in VVestphalen ent- 
dechten Gewächsen; Erigeron serotinus und Bar- 
barea hirsuta Weihe. : 

5. Eine abermalige Sendung von mehreren 
seltenen krainischen Alpenpflanzen ; von dem 
Hra. Apotheker Dr. Graf aus Laybach. 

Von den gütigst mitgetheilten seltenen Ceri- 
eibus, werden die Arten C. divulsa, Bönnighau- 
siana, Chordorhiza, argyroglochin, axillaris, micro- 
stachya, binervis und laevigate, den Bestimmungen 

' der gütigen Geber gemäfs, demnächst in der Stur- 
mischen Caricologia germänica abgebildet werden, 
die seltenen krainischen Gewächse aber, mit der 

. Kärnthnerin M’ulfenia an der Spitze, ein ganzes 
Heft der Deutschlands Flora von Hın. Sturm 
ausfüllen, 

6. Von Hrn. Geheimen Hofrath Zeyher in 
Schwetzingen: eine Centurie getrockneter Pflan- 
zen aus der Flora Capensis, die ungeachtet der 
beträchtlichen Seereise, sehr gut erhalten sind, 
und für ein Normalherbarium grofsen Werth ha- 
ben. Bei einigen eigenthümlichen Formen ver- 
weilt auch das Auge des europäischen Botanikers 
mit Woblgefallen und die schönen Exemplare von 
Elichrysen, Gnaphalien und Gnidien, von Straskiola, 


° ' Tu 


Sebeas und Serruriae, dann der herrlichen Ericae, 
wären wohl im Stande, den rastlosen, leicht erreg- 
baren vaterländischen Pflanzenforscher zu vermö- . 
gen, sein geliebtes Deutschland zu verlafsen und 
sich dem unsichern Elemente des Meeres preils 
zu geben, um bei fremden Nationen, unter einem 
eben so unwirthlichen als unsichero Himmelsstri- 
che, seiner Lieblingswissensthafts Beute nachzuja- 
gen, wie leicht er auch ein Opfer seines rühm- 
lichen Eifers werden könnte. 

y. Lichenen, vorzüglich in Schlesien, der Mark 
und Pommern gesammelt von Julius von Flo- 
tow, der königl. botanischen Gesellschaft in He- 
gensburg ‘und der Schlesischen - Gesellschaft für 
vaterl. Kultur in Breslau, Mitgliede, ‚Sect. I. Mit 
einer Centurie getrockneter Lichenen, und einer 
Beilage in 4, die Tendenz und Nomenclatur dieser 
Ausgabe und des Inhalt’s enthaltend. Hirschberg 
1839. In Comm. bei J. A. Barth in Leipzig. 

So wie die Normalherbarien für Botanik 
überhaupt, so soll die gegenwärtige Sammlung für 
die Flechtenkunde insbesondere, ein Musterbuch 
abgeben, welches die maicherlei Flechtenformen, 
nach richtigen und bewährten Bestimmungen, den 
Botanikern aller Zeiten vor Augen legt, und sie 
sonach der Beurtheilung anderer Lichenologen. 
unterwirft, damit auf diese VWVeise die specielle 
Kenntnifs sicher und allgemein begründet werde. 

Um diesen höchst nützlichen Zweck, auf mög- 
lichst vollkommene Weise zu entsprechen, hat der 


ıh2 


eben so kenntnilsvolle als unermüdete Ir. Ritt- 
meister v. Flotow in Hirschberg in Schlesien, 
mehrere solcher Exemplare für naturbistorische 
Museen bestimmt, und die königl. botanische Ge- 
sellschaft hat seit den 40 Jahren ihres Bestehens 
nicht leicht einen Beitrag zu ihren Sammlungen 
erhalten, welcher diesem, in mehr als einer Hin- 
sicht, an die Seite zu setzen sey, und welcher 
um so mehr zu schätzen ist, als diese gediegene 
Sammlung, in den beigefügten 244 Etiquetten, da- 
von die erste Centurie bereits in unsern Händen 
ist, nicht nur die bestimmteste Nomenclatur ent- 
hält, sondern auch der Commentar dazu sich be- 
reits in der Flora 1828. S. 593. u. folg. vorfin- 
det, und das Nachträgliche, wie sich denn dem 5e- 
mauen Beobachter täglich neue Ansichten und Er- 
fahrungen darbieten, in Folge der gütigen Zusage 
des Herausgebers, ebenfalls in derselben mitge- 
theilt werden wird, 

Solchergestalt vollendet diese schätzenswerthe 
Gabe den Werth unsrer Sammlung von Lichenen, 
die früher schon durch die gütig 


en Beiträge von 
Scherer, Reichenbach, und die Mittheilungen 


unserer ordentlichen Mitglieder, Emmerich; 
Funck und Fürn rohr zweckmäfsig begründet 
wurde, 

Was wir im Vors 


tehenden über Flotow's 
Flechten berichtet habe 


n, das ist, ceteris paribus, 
auch auf die „Algae aquaticae, quas et in littora 
maris Dynastiam Jeveranam et Frisiam orientalem 
alluentis rejectas, et in harum terrarum babitantes, 


743 


collegit et exsiccavit’G. H. B. Jürgens, Acad, 
Caes. Nat. Curios. et’ Societatis Botan. Ratisb. So- 


dali, etc.“ zu übertragen, wovon wir neuerlichst 


die zweite Centurie von unserm verehrten Freunde 
und Mitkollegen, dem rühmlichst bekannten Her- 
ausgeber, Hrn. Adv. Jürgens in Jever, als werth- 
volles Geschenk erhalten haben. Die in diesem 
Werke befindlichen, zum Theil prachtvollen Exem- 
plare, denen eine genaue ‘Bestimmung gewür- 
digt, und eine gehaltvolle Kritik beigefügt ist, 
legten den Grund zu unsrer Algensammlung, die 
sich nach und nach durch oft schon rühmlichst 
erwähnte Beiträge derer HH. Mertens, v. Mar- 
tens, Ruchinger sehr vermehrt hat und de- 
ren fernere Vermehrung wir noch hoffnungsvoll 
durch die Güte der HH. Agardh, Rudolphi, 
Leiblein, Biasoletto u. a. entgegen sehen, 
damit auch die Nachwelt von dem was die Männer 
unserer Zeit in der Algologie geleistet und ge- 
kannt haben, Einsicht nehmen möge. 

0. Cryptogamische Gewächse, besonders des 
Fichtelgebirg’s; gesammelt von Heinrich Chr, 
Funck. 35stes Heft, Leipzig ı829, bei Barth. 
Inhalt: Grammitis leptophylla, von Sieber bei 
Neapel, und Müller in Sardinien gesammelt. 
Phascum axillare, auf feuchtem Thonboden. Archi- 
dium phascoides, an Weihern bei Zweibrücken von 


Bruch gesammelt. Gymnostomum_ stelligerum, 


von Hampe am Ufer der Bude bei Blankenburg 
gefunden. Bryum annolinum, auf feuchtem Thon- 
boden. Jungermannia setiformis, von Hampe am 


> 


Tuh 


Harz gesammelt. J. Floerkii, vom Orteles in Büd- 
tyrol. J. Blasii mit den seltenen Früchten, von 
Hrn, v. Flotow bei Hirschberg gesammelt, 
Sphaerocarpus terrestris aus Sardinien, von Müller. 
Sphaerococcus filicinus, auf Steinen im adriatischen 
Meer, von Rudolphi gesammelt. Furcellaria 
fastigiata, bei Rügen, von Demselben. Calotrix 
semiplena, auf Steinen im adriatischen Meere, von 
Demselben. Conferva Linum, an den Küsten der 
Nordsee, von lürgens. C. glomerata, im Fürsten- 
brann am Üntersberg, von Rudolphi. C. bom- 
byeina, in stehenden Wässern bei Jever von 
Jürgens gesammelt. Alsidium corallinum Agardh 
in Flora 1827 p. 639, auf Steinen im Meere bei 
Triest, Rudolphi. Sphacelaria scoparia, aus dem 
mittelländischen Meere. Graphis scripta ß. varia 
an jungen Tannenstämmen, Dothidea typhina, an 
Grashalmen bet Triest. (Wir fanden diesen nied- 
lichen Cryptogamisten sehr häufig an den Salinen 
von Saule bei Triest, an der von Schiede so- 
genannten Poa halophila) Leptostroma vulgare, 
auf Aconiten-Stengeln. 

Diefs Werk lobt den Meister, und ist ein 
immerwährender Beweis von der unermüdeten 
Thätigkeit desselben. Man freuet sich, so viele 
schöne richtig bestimmte Kryptogamen zu sehen, 
die von so vielen wackern Männern aus allen 
Gegenden von Europa zusammen getragen sind. *) 


*) Ir. Funck, nun schon seit 40 Jahren mein ianigst- 
gelichter Freund, hatte die Güte, mein Privatherbarium 


' Th5 


D. Für die Bibliothek, 

1. Monographia Rhizospermarurm et Hepaticarum. 
Die \Vurzelfaren und Iebermoose nach ihren 
Gattungen und Arten orzanographisch — phyto- 
tomisch bearbeitet von Aug. J. Corda. 1. Heft. 
Prag ı829. gedruckt bei Sommers. 

2. Synopsis lepaticarum Europsearum, ad- 
nexis observationibus ct adnotationibus eriticie 
ällustrata. Auctore Dr. J. B. G. Lindenberg, 
cum tabulis duabus. Bonrae ı8°9, apud Ed. 


BEuEEREE, 


abermals mit einigen höchst auezowählten Prachtexem- 
Plaren von Laubmonsen, nach Jem Muster des von 
Uro, Starm in Kupfer gestochenen Splachnum ampul- 
laceum, zu bereichern Schüneres kaun man nicht sc- 
ben: man wird beim Anblick derselben, sonderbar 
überrascht, und zu dem Ausruf bewogen: „nun ist die 
Kunst erst hachgestiesen.“ Wahrlich' mon konnte nie 
bi allen Kuneniuestellungen, for Gell sehen Lilsen, Ei» 
nige sind 5 — 4 hoch, Das so «len (rutsßerrende 
Hypaum abıetınam mit 2 Seien. Bryum Schleicher mit 
5, Leslea rafercens init, Manu rrseum mit, Sjlach- 
num serratuam mit 19, ur, Gmis coronat opus, Spl, 
anzustatum mit 22. Spl, aphaerıcum mit 25 und Wei 
«ia elonzata ınır 25 Setea! Sie wurden größsieniheils, 
nebst vielen andern botanischen Selteuheiten, vos Hre, 
Georg Funck Jun, Student in München, wahrend 
einer Ferieorciee nach den Gebirzen won Barern. Nalzs- 
burg und Kärnihen , in der testton sel bei MHolgen® 
bat, gesammelt, wodurch dueser yanye Eotansker, ın dee 
Falsstapfen seines würdigen Vaters Iretend, zu groises 
Erwartongen berechtigt. 

Ich bitte jeden Botaniker, dei durch R gemsburg 
reiset, mich darsm zu erinnern, ihm diese Prachistö.ke 
vorzuzeigen, Dr. Hoppe 


746 


Weber. Auf Kosten und zum Drucke beför- 
dert von der Kais. Leop. Carolinischen Academie 
der Natnrforscher zu Bonn. 

3. Beiträge zur Naturgeschichte als Fort- 
setzung des Naturalientausches. Herausgegeben 
von Ph. M. Opizu.s. w. Nr, ı2. ı6 Bogen 
in8. Prag 1828 beiC. W. Enders. Preis ı1ahr. C.M. 

4. Beitrag zur Kenntnils der deutschen Oro- 
banchen; von Fr. Wilh. Schultz. Mit einer 
lithographirten Tafel. München ı829. fol. 

5. De plantis quibusdam italiae borealis et 
germaniae australis rarioribus. Dissert inaug- 
botanica quam — ut summi in Medicina et Chirur- 
gia honores rite sibi concedantur, palam defendet 
auctor Jul. Leor. Ed. Av& - Lallement, Lu- 
becensis. Accedit tabula aeri incisa, Berolini 1829. 
20 S. in 4to. 

6. Compendium Fiorae Belgicae, conjunctis 
studiis ediderunt A. L. 5. Lejeune, M. Doct. 
pl. soc. litter. Sodalis et R. Courtois, M, Doct. 
Hort. botan. Acad. Leodiensis Directioni Adjunc- 
tus. T. I. Leodii ap. P. J. Collardin 1828. 

7. Flora Brunsvicensis, oder Aufzählung und 
Beschreibung der in der Umgegend von Braun- 
schweig wildwachsenden Pflanzen; von Dr. H.W. 
L. Lachmann Jun. ater Thl, I. Abthl. Pbanerog. 
Cl. I—X. 496 S. 2ı Abthl. C.XXU. 352 S. in &. 
Braunschweig bei Meyer ı8a29. 

8. De ovo vegetabili ejusque mutationibus ob- 
servationes recentiores. Scripsit Rud. Christ. 


Tr 


Treviranus, Med. ac Phil. Dr. illiusg. P. P. 


Wratisi, horti bot. director, etc. ' WVratisl. 1828, 
20 8. ing. 


9. J. Gaudin Flora Helvetica, Vol. V, ca. XIX 
et XX. cum tab. aenea (Micropus ereetus L.) 

10. Archiv des Apotheker - Vereins im nörd- 
lichen Deutschlande für die Pharmacie und ihre 
Hülfswissenschaften u. s. w. Von Dr. Rudolph 
Brandes. Lemgo ı829. 

ı1. Die Anatomie, der Chemismus und die 
Physiologie der Pflanzen; von J. Ch. Hundsha- 
gen, O.P. an der Universität zu Giefsen. Tü- 
bingen bei Heinr. Laupp. ı829, 

12. Verhandlungen des Vereins zur ‚Beförde- 
runo des Gartenbaues in den königl. prehfsischen 


Staaten. ı2te Lieferung. Berlin 1829. 4. 


* % 
* 


Die unterzeichnete Gesellschaft sieht sich mit 
Vergnügen veranlafst, den verehrten auswärtigen 
Mitgliedern für die fortdauernde Theilnahme an 
ihren literarischen Unternehmungen, und für die 
so reichhaltigen Beiträge zu den verschiedenen 
Zweigen ihres Institutes, wiederholt den innigsten 
Dank mit der Versicherung darzubringen: dals die 
Gegenstände des botanischen Gartens unter der 
Leitung des Vorstandes desselben, Hrn. Legations- 
rath Felix, mit Beihülfe des in Hornschuch's 
Schule gebildeten botan. Gärtners, Hrn. Meyer, 
bestens verpflegt, die Herbarien aber unter den 
Conservatoren, HHH. Inspector Emmerich, Forst- 


748 


rath v. Stengel und Provisor Elsmann, so wie 
die Bibliothek unter Aufsicht der HH. Prof. Dr. 
Eschweiler und Oberst - Bergraih v. Voith, 
welchen letztern wir nun auch seit einigen Nona- 
ten als frequentirendes Mitglied zu besitzen das 
Vergnügen haben, möglichst vermehrt und geord- 
net werden, damit den Freunden der Botanik, für 
jetzt und für die Zukunft, die Benutzung dersel- 
ben zur Belehrung und zu Nutz und Frommen 
der Wissenschaft dienen und offen stehen und so- 
hin unsere Gesellschaft durch fernere wohlwol- 
lende Theilnahme ihrer auswärtigen geehrten Mit- 
glieder auch für die Zukunft wohl begründet er- 
halten werden möge. 

Die königl. bayer. botan. Gesellschaft. 

Regensburg am 2ı. Dec. ı829.: 
Director Dr. Hoppe. 
Secretair Dr. Oppermann 


% * 
* 


Wir halten uns nunmehr verpflichtet, von den 
uns so reichlich dargebotenen literarischen Bei- 
trägen sofort eine möglichst gedrängte I.halts- 
anzeige, mitzutheilen. 

Nr. ı. Monographia Rhizospermarum et He- 
paticarum; auctore Corda, 

Wenn man den Gang, welchen die Botanik 
seit den letzten Decennien eingeschlagen hat, mit 
einiger Aufmerksamkeit verfolgt, ihre Fortschritte 
beach et, und das Ziel, welches sie zu erreichen 
strebt, ins Auge falst; so bietet sich nicht nur 


219 


die Ueberzeugung dar, dals mit all diesem Erfin- 
den und \Vissen, wir auch einsehen, wie wenig 
wir bisher gewufst haben, sondern es bleibt auch 
zweifelhaft, ob man mehr die Natur, die im Klein- 
sten am Gröfsten ist, oder den erschaffenen Geist 
bewundern soll, der, mit mihroskopischer Bei- 
hülfe, ins innerste derselben einzudringen strebt. 

Hr. Corda gibt uns durch seine Erstlinge, 
die Abbildungen der Schnämnme in Sturm’s Flo- 
ra 6—ztes Heft, und durch gegenwärtige Schrift, 
die ein gewichtiges Gegenstück zu Agardh's, 
Kaulfulfs’s, Wallroth’s u.a. anatomisch- physio- 
logischen Leistungen, und zu Bischoff’s werth- 
vollen eryptogamischen Gewächsen, darstellt, gründ- 
liche Beweise eines schätzbaren Talents \und ans. 
dauernden Fleifses, von welchen sich gewifs die 
Botanik noch recht viel zu versprechen haben 
wird, und Derselbe sonach alle Unterstützung und 
Aufmunterung verdient. Möge daher der Beifall 
einer königl. botan. Gesellschaft, von dem Yerf, 
ermunternd aufgenommen werden! 

Aus dem grolsen Gebiete der, bisher soge- 
nannten cryptogamischen Gewächse, wählte sich 
der Verf, die Rhizospermae und Marchantiae aus, 
um solche pbytotomisch- organographisch zu bear- 
beiten und in vollständigen Zergliederungen meist 
vergrößserten (in unserm Exemplar illuminirten) 
Abbildungen, mit Beifügung des erläuternden Tex- 
tes, darzustellen. Indem wir gelegenbeitlich auf 
die Gegenstände dieser interessanten Schrift zu- 


150 


rückkommen werden, vermelden wir gegenwärtig 
blofs den nomenclatorischen Inhalt derselben, und 
stellen als Muster der Behandlung von der ersten 
Tafel die vollständige Zergliederung dar. 
Erklärung der Tafel ı. 

Fig. ı. Pilularia globulifera in nat. Gröfse. 
Fig, 2. Ein der Länge nach durchschnittener Frucht- 
hälter, mit einer geschlossenen und einer geöfl- 
neten Scheidewand. im oberem Raume erschei- 
nen die Pollenkörner als ein grobes Pulver, und 
zwischen ihnen die gewarzten Samen vergr. 
Fig. 3. Ein Querdurchschnitt des Fruchthälters, 
um die vier Scheidewände, und die Vertheilung 
der Pollenkörner und Samen zu sehen. Fig. 4 
Noch zusammenhängende und genäherte weibliche 
Blüthen mit Kelchen und Samen, vergr. Fig. 5. 
Ein am Grunde getrennter Kelch mit Samen und 
Schleimatmosphäre verg. Fig 6. Ein geöffneter 
zerdrückter Same, welcher Amylumsäcke ausstreut, 
verg. Fig. 7. Amylumsäcke mit eingeschlofsenen 
Amylumkörnern verg. Fig. 8. zwei einander ge- 
näherte Pollensäcke; Fig. 9. ein einzelner verg. 
Fig. 10. schwach vergr. Po!lenliörner. Fig. ı1. Die- 
selben stärker vergr. wobei die Schleimatmosphäre 
schon deutlich wird. Fig. ı2. Dieselben noch stärker 
verg. um ihren zelligen Bau zu zeigen. Fig. 13. 
Ein keimender Same nach Dittmarsch. verg. 
Fig. ı4. Ein Blattsegment mit dem Gefäfsbündel 
vergr. Fig. ı5. Gefäfse des Blattes verg. 

Tab. Il, Salvinia natans Mich. in ıı Figuren 


751 


nach Exemplaren die bei Padua von Hrn. Sekre- 
tr Syckora gesammelt worden, mit den Citaten 
von Micheli Tab. 58. und W. et Mohr. fig. 8. 
9. „Diese Pflanze verwechselten die meisten For- 
scher mit der von Schreber und Sprengel 
'beschriebenen , nafans, von welchen beiden sie 
jedoch bedeutend abweicht. Von S, Schreberi 
(Sturm. Fl. H. ı. T. 9. Funck Crypt. G. 8. Nro. 
171.) unterscheidet sie sich durch den Blattbau, 
die Wurzel und Früchte. Von S. Sprengelii (Ber- 
liner Mag. Jahrg. 8, S. 106. t. 9.) durch den ge- 
sammten Fruchtbau, und vorzüglich durch die 
gerippten mit einem eigenen Schwimmapparate 
versehenen Früchte.‘ 

Auf Tab. II. fig, 12 — 23. ist diese S. Spren- 
gel Corda dargestellt, die mit der vorhergehen- 
den die WVässer des mittlern Europa bewohnt. 

Tab. IH. Grimaldia dichotoma Badd, et Spreng. 
in Fig. ı. ı5. dargestell:, mit Beifügung des Sy- 
nonyms von Marchantia triandra Seop. „Sie be- 
wohnt das südliche Härnthen (Krain) und ganz 
Italien.“ 

Tab. IV. fig. ı — ı2. Anthoceros laevis L. 

Tab, Y. fig. ı — 10. Anthoceros punctatus L. 
Fig. 11 — ı8. A Raddii Auctoris (polymorphos 
add. in litt.) Vaterland: Brasilien, mitgetheilt von 
Hrn Fieber. 

Tab. VI. fig. ı — 9. Corsinia Marchantioides 
Raddi, Sprengel. Aus dem südlichen Italien. 


t 


752 


1: PoOW es file. 

Der bekannte italienische Botaniker und ehe- 
maliger Custos des Naturalien-Cabinets zu Flo- 
renz, Joseph Raddi, welcher sich den, gegen- 
wärtig in Egypten reisenden französischen Ge- 
lehrten und Rünstlern angeschlofsen hatte, ist 
leider daselbst (nicht wie man schon früher be- 
hauptete, in Brasilien,) an der Ruhr gestorben. 
Dieser Verlust ist für Botanik um so fühlbarer, 


als Raddi vorzüglich den eryptogamischen Ge=. 


wächsen, insbesondere den Farn und Lebermoosen 
seine Aufmerksamkeit spendete. Vor ungefähr 
15 Jahren hatte derselbe auf Kosten des Grols- 
herzogs von Toskana, Ferdinand dem Dritten, 
ein halbes Jahr lang in Brasilien zugebracht, und 
ausser mehrern Phanerogamen, worüber die Flo- 
ra 182%. $. 357. nachzusehen ist, besonders die 
Farn untersucht und zahlreiche neue Arten da- 
von entdeckt, von welchen er eine Synopsis fili- 
cum brasiliensium, so wie eine Jungermannio- 
graphia, und novi vel rar, erypt. stirp. decades in 
den Opusculis scientifieis di Bologna*) herausgah, 
späterhin aber auch mehrere Aufsätze über ver- 
schiedene Hepaticaeen, in den Actis acad. senen- 
sis und Memorie di Modena einrückte, Ausser 
sehr vielen neuen Arten, besonders von brasilia- 


nischen Farn, hat derselbe auch einige neue Gat- 


tungen aufgestellt, namentlich Olfersia, Rumora, 
Grimaldia, Corsinia u. a, I 


*) Siehe Flora 1824. Nro, 20, 


Frrrors 


oder 


Botanische Zeitung. 


Nro. 48. Regensburg, am 28. Dec. 1829. 
——— 3 > 


Jahresschlufls- Betrachtungen. 


So manche Stelle auf der Bahn des Lebens 
erinnert den Menschen nachdenkend stille zu ste- 
hen, um einen Blick zurückzuwerfen auf die 
hinterlegte Strecke, und neue Hoffnungen, neue 
Pläne: für die Zukunft zu falsen, 

Solch eine ernste Mahnung enthält für uns 
auch die Stunde in der unser Erdkörper in einer 
neuen Periode seines Daseyns tritt, und die wir, 
auf ihn wandelnd und sein Leben mitlebend, auch 
als eine neue Periode unserer Zeitgeschichte be- 
grülsen. 

Darum möge es denn auch der Flora ver- 
gönnt,seyn, dafs sie bei der Annäherung eines 
sO wichtigen Zeitpunktes ihre Leser in einen trau- 
lichen Familienzirkel um sich versammelt, und ge- 
meinschaftlich mit ihnen die letzten Augenblicke 
des dahinschwindenden Jahres einigen ernsten Be- 
trachtungen zu widmen. 

Zwölf Jahre sind es nun, seitdem wir mit der 
. Herausgabe dieser Zeitschrift ein Unternehmen 


Bbb 


754 


wsgten, das früher zwar schon begonnen, aber 
bald in den wilden Jahren des Krieges wieder 
sein Ende gefunden ‚hatte. Nun war ein schöner 
Morgen wieder für Deutschland angebrochen; die 
störenden Kriegerschaaren hatten den vaterländi- 
schen Boden verlafsen, und Alles erfreute sich 
aufs Neue der holden Segnungen des Friedens. 
Der Gelehrte konnte sich ungehindert wieder sei- 
nen Studium bingeben, und die Ergebnifse der- 
selben den Gleichgesinnten mittheilen; ein reger 
wissenschaftlicher Verkehr entspann sich, und so 
glaubten wir denn auch dals die Stunde gekom- 
men sey, wo wir von den Freunden der Pflanzen- 
kunde Dank zu erndten hofften, wenn wir ihnen 
wieder, wie früher, ein Organ darböten, durch 
welches sie iire Beobachtungen und Ideen mit- 
theilen, und eben so von dem Wachsthume und 
der Ausbildung der botanischen Wissenschaft fort- 
während Kunde erhalten könnten. 

Welcher Erfolg dieses Unternehmen krönte, 
welche Aufnahme ihm zu Theil ward, und wie es 
der Redaction gelungen, ihre Zwecke zu verfol- 
gen und zu erreichen, liegt klar und offen vor in 
den zwölf Jahrgängen, die wir seit jener Zeit dem 
botanischen Publikum überlieferten. Nicht ohne 
Stolz gewahrten wir die Namen der ersten Ge- 
lehrten unsers Vaterlandes an der Spitze der von 
uns mitgetheilten Aufsätze; nicht ohne herzliche 
Freude sahen wir so manches junge Genie vor 
unsern Augen sich entwickeln, und nicht ohne 


185 


Dankgefühl empfingen wir von allen Seiten Be- _ 
weise, dafs unser Streben, die Wissenschaft zu 
fördern, anerkannt und unterstützt werde. Und 
so traten wir, ungeachtet die regsame Zeit meh- 
rere ähnliche Produkte hervorgelockt halte, im- 
mer wieder mit neuem Muthe ans Werk, und sa- 
hen uns immer wieder in der treuen Theilnahme 
des botanischen Publikums aufs Schönste belohnt. 

Grofs, ja erstaunenswürdig sind die Fort- _ 
schritte, welche seit jener Zeit unsre Wissenschaft 
gemacht hat. Robert Brown, DeCandolle, 
Agardh, Sprengel, Kunth, Richard, Nees 
von Esenbeck, Sternberg, Martius, Rei-. 
chenbach etc,; — an diese Namen allein knü- 
pfen sich Erinnerungen, welche noch nach vie- 
len Jahrhunderten in den Herzen dankbarer Nach- 
kommen sich erbalten werden. Sie wurden die 
Leitsterne unsrer Zeit, die eben so den zahlrei- 
chen Commilitonen vorgläntzen, als diese immer 
mehr zu sich heranzogen. Jeder beeiferte sich, 
zu dem Gebäude, dem sie als Baumeister vorstan- 
den, Materialien herbeizuschaffen, und so brach- 
te jeder Tag eine neue Erfahrung, und jedes Jahr 
zählte neue glänzende Entdeckungen. 

Mit dieser Erweiterung unserer Kenntnifse 
von der Pflanzenwelt erhielt auch allmählig die 
gesammte Naturbetrachtung eine andere Richtung. 
Man lernte einsehen, dals aus der Zerstückelung 
und Zerrissenheit, die man früher in der Natur 
suchte, nichts Erspriefsliches fü die Wissenschaft 


Bbb2 


756 


hervorgehe; man fühlte das Bedürfnifs, das in 
der Erscheinung Getrennte unter allgemeinere Ge- 
sichtspuncte zu bringen, und wie früherhin alles 
Bestreben darauf hinaus ging, das Einzelne mit 
festen und bestimmten Gränzen zu umziehen,. so 
suchte jetzt der freie Geist sich dieser selbst an- 
gelegten Fesseln zu entledigen, um das real Ge- 
trennte als ideelle Einheit zu begrüflsen. Mit tief 
ergreifenden VVorten sprach jetzt zu uns eine 
Stimme, die schon vor 4o Jahren wie die eines 
VYeisen in der Wüste ertönt, aber auch verhallt 
batte.— Göthe’s Lehre von der Metamorphose 
der Pflanze ward auf’s Neue von Deutschen, Eng- 
ländern und Franzosen studirt, und eine neue 
Morgenröthe dämmerte über dem Haupte der Ein- 
heit bedürfiigen Pflanzenkunde. 

So gestaltete sich denn die Naturgeschichte 
allmählig als eine wahre Geschichte der Natur; 
als eirie lebendige Darstellung der Aufeinander- 
folge und Entwicklung ihrer Einzelnwesen. . Die- 
selbe Entfaltung des Höheren aus dem Niederen, 
dieselbe abwechselnde Contraction und Expansion, 
innerhalb welcher sich das Leben der Pflanze be- 
wegt, wurde nunmehr auch in den Hauptabthei- 
lungen des Gewächsreiches aufgesucht, und alle 
Erfahrungen bestätigten mehr und mehr die Wahr- 
heit ‚dafs das Individuum eines Reichs in seinen 
Theilen kennen lernen, das Reich selbst in seinen 
Tbeilen kennen lernen heifse,* Aufopferung der 
niederen Glieder für ein höheres Organ, . Hinge- 


757 
bung der einzelnen Theile für die Form des Gan- 
zen, allehthalben Symmetrie, selbst bei anscheinen- 
der Unregelmäfsigkeit der Bildung, immer Wie- 
derholung derselben Gesetze, wenn gleich in 
veredelter Gestalt — alle diese schönen Ideen, 
die uns nothwendig zur Erkenntnifs einer die 
ganze Natur allseitig durchgreifenden Grundidee 
hinleiten, verdanken wir dem Zeitalter, dafs wir 
vor unsern Augen sich entfalten sehen. 

Dieses Ringen nach Einheit, dieses Streben, 
das scheinbar Verschiedenartige für einen Haupt- 
zweck zu vereinigen, fand sein schönstes Abbild 
in dem Geiste der Naturforscher selbst. Wir sa- 
ben mit freudiger Theilnabme in unserm Zeitalter 
einen Verein entstehen, der Deutschlands Natur- 
forscher jährlich zu einem frohen Familienfeste 
vereinigte; wir sahen Achtung und Freundschaft, 
gegenseitiges Anregen und Unterstützen der frü- 
beren Abgeschlo[senheit und dem einseitigen Stre- 
ben des Einzelnen gegenüber gestellt. Die bis- 
ber getrennten Gesellschaften vereinigten sich, 
um die Denkmäler ihrer Thätigkeit in dem Schoo- 
fse der kräftig wieder aufgelebten Leopoldino - 
Carolina niederzulegen; das benachbarte Frank- 
reich, das so lange mit stolzer Selbstgenügsam- 
keit auf die Arbeiten des Auslandes herabgeblickt 
hatte, ohne sie näher zu würdigen, sah endlich 
ein, dafs nur im Vereine mit allen im gleichen 
Streben Befangnen, die Wissenschaft gefördert 
werden könne, und es bildete sich, unter dem 


258 


Vortritte des hochherzigen Ferussac das Bul- 
letin universe. War es nicht dieses auf deut- 
schen Boden zuerst begründete freundschaftliche 
Zusammenhalten, dem wir deutsche Botaniker das 
Glück zu verdanken hatten, DeCandolle, 
Agardh und Robert Brown auf dem vater- 
ländischen Boden begrüfsen zu können ? 

Dieser herzliche Verein, diese Bande der 
Freundschaft sollen uns aber auch fernerhin im- 
mer fester und inniger für das Beste der Wissen- 
schaft an einander knüpfen, denn noch mancher 
Theil derselben bedarf einer weitern Ausbildung, 
und Vieles was wir früher als hinlänglich be- 
gründet ansahen, erscheint jetzt unvollständig und 
mangelhaft. Mit der höhern Richtung, welche 
unsere geistige Anschauung der Pflanzenwelt nahm, 
wurden auch tiefer greifende Beobachtungen nö- 
tbig, und so eröffnete sich ein weites Feld 
für wissenschaftliche Thätigkeit. Möge es uns 
vergönnt seyn die Aufmerksamkeit der Leser der 
Flora auf einige solche Stellen hinzulenken. 

Dafs der normale Gang der Pflanzenmeta- 
morpbose am deutlichsten und schönsten durch 
die sogenannten Monstrositäten erläutert werde, 
ist eine Thatsache, deren Betrachtung schon Gö- 
the empfahl, und auf deren Wichtigkeit neuer- 
dings auch DeCandolle und selbst einige wackre 
Männer aus unserer Mitte, aufmerksam machten. 
Jeder Freund der Pflanzenkunde wird es sich 
daher zur Pflicht machen, diesen Gebilden, ‚in 


159 


denen uns die Natur: ihre tiefsten Geheimnifse 
enthüllt, Sleifsig nachzuspüren, und ibre Beschrei- 
bung ausführlich mitzutheilen. Die defshalb an- _ 
gestellten Nachforschungen werden sicher noch 
zu den glänzendsten Resultaten führen und dem 
Anfänger wie dem schon weiter vorgerückten Bo- 
taniker den heitersten Genufs bereiten. 

Die Pflanzen - Anatomie und Physiologie sind, 
obschon es uns nicht an trefflichen Vorarbeiten 
fehlt, noch immer in der Kindheit, Ein fester, 
beharrlicher Sinn, treue und nüchterne Beobach- 
tungsgabe und sorgfältige Benützung des Mi- 
kroseops lafsen noch manche Ausbeute für diese 
Seite der Wissenschaft erwarten. 

Auch Mathematik und Chemie hat man, wie 
schon vor 40 Jahren ‘unser Veteran, Ritter von 
Schrank (im botan. Taschenb. 1791. $. 157.) 
beklagte, jetzt noch viel zu wenig auf das Pflan- 
zenreich angewendet; doch werden insbesondere 
in Betracht der Phytochemie, die sich bereits zu 
erheben anfängt, bald bessere Zeiten nachkommen, 
da mehrere unserer jetzigen ersten Botanisten, 
aus der pharmaceutisch - chemischen Schule her- 
vorgegangen sind. 

Die bedeutenden erneuerten Einwürfe gegen 
das Sexualverhältnifs der Gewächse bat das Ra- 
pitel über Bastarderzeugung, „durch welches sich 
früher Kölreuter; in dessen Fulsstapfen neuer- 
“lichst drei unsrer ‚würdigsten Mitglieder mit gros- 
‚sem Glücke getreten sind, verewigte, abermals 


5) 


760 


in Anregung gebracht, wodurch, mit  wiederhol- 
ter Bekräftigung jenes, auch diese um so deut- 
“licher ins Licht gestellt wurde, als durch eben- 
so mühsame und. zweckmäfsige Versuche sich 
schlagende Resultate ergeben haben. 

Das Familiensystem, welches so viele neue An- 
sichten und so manche interessante Seite von der 
ganzen Pflanzenwelt darbietet, hat nun auch in 
Deutschland Grund und Boden gefunden, nach- 
dem einige gelehrte Botaniker dasselbe gewürdigt 
und beachtet haben; leicht kann es durch diese 
noch erweitert und befestigt werden. Es wird 
zwar dabei, wie früher bei den Linn&ischen 
Gattungen, nach eingehenden neuen Entdeckungen 
und Bereicherungen, besonders aus ferneren Welt- 
theilen, an mehrmaligen Veränderungen und Neue- 
rungen nicht fehlen, aber doch endlich, da man 
über die Grundlagen einig ist, ein erwünschtes 
Ziel erreicht werden, 

Das Studium. einzelner Pflanzen - Gattungen 
und Familien ist, wie dem geübtern, so auch dem 
jüngeren Botaniker vorzüglich zu empfehlen, denn 
nur dadurch erhält man eine geordnete Ueber- 
sicht von der wunderbaren Mannigfaltigkeit des 
Gewächsreichs ; nur dadurch gewahrt man am 
schönsten das Ebenmaafs der Theile, und nur da- 
durch lernen wir im Kleinen die Gesetze kennen, 
die auch der ganzen Natur zu Grunde liegen. Sol- 
ches Studium ist jedesmal ersprielslich, nicht nur 
für den Einzelnen, sondern auch für die Wissen- 


EEE 


‚761 


schaft überhaupt, nur mu[s es von einer höhern 
Triebfeder, als dem Wunsch, neue Arten zu 
schaffen, die sich ohnedem von selbst ae: er- 
geben, angeregt seyn. 

Wenn indessen die Species nicht das Ziel 
der höhern Naturforschung seyn können, so mag 
doch in manch anderm Betracht ihre Erforschung 
durchaus nicht vernachläfsigt werden. Sie geben 
uns die Materialien zu unsern Herbarien, die kein. 
Botaniker entbehren , und ohne welche kein sol-. 
cher gebildet werden kann. Die Gegenstände al- 
ler angewandten Botanik sind einzig und allein 
die Pflanzenarten, und wenn es selbst unsern der- 
maligen Pharmaceuten zu grofser Ehre gereicht, 
der höhern Botanik zugewendet zu seyn, so sind 
sie doch einzig und allein durch den Weg der 
systematischen Botanik, der ihnen anfangs nur die 
officinellen Pflanzen kennen lehrte, zu dieser ° 
Glückseligkeit gelangt; nur möge man auch bei 
den einzelnen Gewächsen den dermaligen Stand 
der Wissenschaft ehren, und durch Zergliederun- 
‘gen ihren innern Bau erforschen, um dadurch den 
äussern Kennzeichen noch gröfsere Bedeutungen 
zu verschaffen. — Zwar mag die Willkühr. 
lichkeit unserer Zeit in Aufstellung zahlloser Ar- 
ten, den Nachkommen eben so auffallend er- 
scheinen, als das Heer von Varietäten, welches sie 
in gegenseitiger Richtung, im Gefolge haben; 
sie werden aber nicht vergessen: dals gediegene 
Grundsätze nur erst nach grofsen Ausschweifun- 


762 


gen Statt finden können und dafs Wiedersprüche 
endlich die Grundpfeiler der Wahrheit werden. 
Das ewige Zanken über, Art und Abart ist mei- 
stentheils de lana caprina, denn wir baben kein 
Tribunal, ‘welches darüber entscheidet, und die 
aufgestellten Grundsätze werden durch keine ma- 
thematische Linie begränzt.— Daher so viele Ab- 
weichungen in den Meinungen, die sich dadurch 
noch mehr fördern, dafs man sich nicht immer 
versteht, und die Ansichten von Halb- und Spiel- 
arten, von Bastarden und Modificationen nicht über- 
einstimmend beachtet werden. 

Dafs die Geographie der Pflanzen durch 
zweckmälsige Floren, Reiseberichte und Darstel- 
lung der Vegetation einzelner Länder und Ge- 
birgsgegenden am besten gefördert werde, unter- 
liegt wohl kaum einem Zweifel. Glücklicherweise 
können wir uns auch nicht über den Mangel sol- 
cher Beiträge, die zum Theil aus der Feder sehr.ach-, 
tungswerther Naturforscher hervorgegangen sind, 
beklagen. Aber das Verhältnifs der Pflanzen zu 
der Gebirgsart, auf welcher sie wachsen, derje- 
nige Theil, welcher unsre Wissenschaft mit der 
Geognosie in näheren Verband bringt, ist bis jetzt 
noch wenig oder gar nicht in Anwendung ge- 
bracht, und läfst uns noch viele interessante 
Entdeckungen erwarten, wie aus Bredisson’s 
Beobachtungen über die Pflanzen der Normandie 
deutlich hervorgeht Hier also abermals ein wei- 
tes Feld für die Beobachtung, das. mit so-leichter 


- 


705 


Mühe, und selbst von dem weniger Geübten be- 
baut werden kann, _ 5 

Wir könnten noch mehrere solche Andeutun- 
gen für fruchtbare Forschungen im Gebiete der 
Pflanzenkunde anfügen, wenn nicht das Gesagte 
binreichen dürfte, um die Gröfse des Gebiets der 
Botanik in unserm Zeitalter darzuthun, und um 
zu zeigen, wie viel uns noch zu thun übrig 
bleibt. — Möchte nur der Flora das Vergnügen 
zu Theil werden, auch in dem bevorstehenden 
Jahre recht viele neue und interessante Bemer- 
kungen mittheilen zu können; möchte sie eben 
so wie bisher das Glück haben recht viele ge- 
haltvolle Aufsätze ihren Lesern darzubringen, wo- 
zu sie ihren Wirkungskreis auf alle ‚mögliche 
Weise zu vermehren suchen wird. > 

Was wir überhaupt von unserer Seite thun 
können, um noch ferner das gütige Wohlwollen 
der Mitarbeiter und Leser der Flora zu erhalten, 
das werden wir mit Freuden zu erfüllen suchen. 
Wir werden uns bemühen, jede neue Erscheinung 
im Gebiete der Literatur, vor allen besonders die- 
jenigen Werke, welche uns durch das gütige Wohl. 
wollen der Hrn. Verfas. für unsere Gesellschafts- 
Bibliothek eingesendet werden, möglichst schnell 
zur Kunde der Leser zu bringen; *) jeden ein- 


*) Wir ersuchen defshalb die Hrn. Verf. und Verleger bo- 
tanıscher Schriften, uns solche gefälligst ‚durch die Rie- 

>. gel:und Wiesnerische Buchhandlung in. Nürnberg, 
oder durch Hın. Friedr. Hofmeister in Leipzig, 
zusenden zu wollen. 


’ 


764 


gebenden Beitrag mit dem herzlichsten Dank zu 
erkennen, auch auf irgend eine Weise billigst zu 
vergüten suchen, und jedes Unternehmen zur För- 
derung der Wissenschaft nach Kräften zu unter- 
stützen. Deutschlands wackere Botaniker, die ver- 
ehrten Mitglieder unserer Gesellschaft sind es, 
von denen wir hiebei zweekmäfsige Beihülfe und 
reelle Theilnahme um so mehr erwarten, als die 
Rubriken: Abhandlungen und Aufsätze, Beobach- 
tungen und Bemerkungen, Literatur- Correspon- 
denz - und Reiseberichte, Notizen und Neuig- 
keiten auf alle Fälle geeignet seyn dürften, s0- 
wohl jeder beliebigen Einkleidung, alsauch dem 
utile dulci zweckmäfsig zu entsprechen. 

Diesen unsern theuern Freunden und Mit- 
kollegen wünschen wir denn nun auch beim Ein- 
tritte in das neue Jahr ein ferneres, recht gedeih- 
liches Fortschreiten auf dem Pfade der Wissen- 
schaft, uns aber die Fortdauer ihrer Freundschaft. 

® ‘ Die Redaction, 

Regensburg am 28. Dec. 1829. 

U. Botanische Notizen, 

Es ist mit grofsem Vergnügen wahrzunehmen, 
wie sehr sich in unserm Zeitalter Mittel und Wege 
darbieten, um die Naturwissenschaften, die un- 
streitig einen sehr bedeutenden Einflufs auf er- 
höhete Bildung des menschlichen Geistes ausüben, 
zu erweitern und zu befördern, und wie je länger 
je mehr, ihr Werth anerkannt und gewürdigt wird, 
Es ist in dieser Hinsicht sehr erfreulich, zu se- 


RT A . 


205 


hen, wie nicht nur junge Naturforscher, geleitet 
von hohem Enthusiasmus zur Vermehrung wissen- 
schaftlicher Kenntnifse, alljährlich den vaterländi- 
schen Hochgebirgen zu eilen; wie nicht nur rei- . 
che Privaten eben so kostbare als mit Beschwer- 
lichkeiten und Gefahren verknüpfte ausländische 
naturhistorische Reisen unternehmen, sondern wie 
auch Kaiser und Könige, Fürsten und Grafen 
keine Gelegenheit vorbeigehen lalsen, um den 
Naturwissenschaften Vorschub zu leisten, woyon 
die neuerdings nach Deutschland gebrachten ca- 
Pischen, mexicanischen und neuholländischen Pflan- 
zen, die Unternehmungen des königl. würtember- 
gischen Reisevereins u. a. die trifftigsten Beweise 
abgeben. ; 

Wenn nun zwar nicht zu läugnen ist, und 
mit Dank erkannt werden mufs, dafs England und 
Frankreich hierin allen andern Nationen vorge- 
leuchtet haben, wozu sie durch ihre Stellung als See- 
mächte geleitet wurden, da nach einem populären 
Sprichworte, Gelegenheit (sit venia verbo) Diebe 
“macht, und es ohnehin Naturforscher sind, die am 
allerersten da erndten, wo sie nicht gesäet haben; 
s0 verdienen eben deshalb auch andere Regierun- 
gen, die nicht vorzüglich mit diesen Hülfsmitteln 
begabt sind, den Dank der Nationen, wenn sie den- 
noch die Gelegenheit wahrnehmen, auch in dieser 
Hinsicht geistige Blüthen zu fördern, die am mei« 
sten durch vermehrte Kenntnilse in der Natur- 
kunde entwickelt werden, 


166 
Wenn demnach Preufsen zwar hierin mit 
rühmlichen Beispiel, wie allgemein anerkannt, 
vorangegangen ist, so müssen doch eben so sehr 
auch Rufslands und Oestreichs Bemühungan ge- 
würdigt werden. Humboldt’s und Parrots 
Reisen, so wie die naturhistorischen Expeditionen 
bei den Armeen, so wohl in der europäischen wie 
in der asiatischen Türkei, sind eben so wohl als die 
frühern Expeditionen zur VYVeltumseglung, glück- 
liche Ereignifse für die ganze Menschheit, und 
ewige Denkmähler für Rufslands Ruhm, 
Oestreich, dessen Kaiser und Erzherzöge meh- 
rere Zweige der Naturwissenschaften, selbst kul- 
tiviren, Oestreich, das in seiner Staaten einen 
der grölsten jetzilebenden Naturforscher nährt, 
ist ebenfalls in seinen Förderungen für Naturge- 
schichte niemals zurückgeblieben, wozu die bekann- 
ten naturhistorischen Expeditionen, früher nach 
Westindien und dem Cap unter Jacquin, dann 
unter Stubnitz, Boos undBredemayer nach 
den Tropengegenden, und dem Cap, später nach 
Brasilien, jetzt nach Neuholland, *) die Gründung 
eines königl. böhmischen Museums in Prag, die 
reichen botanischen Gärten in und um Wien, die 
kaiserlichen Naturaliensammlungen u. a. die spre- 


*) In den neuesten Nrn des ‚Neuen Archiy’s für Ge- 
schichte“ u. so. w. findet sich unter der Aufschrift: 
„Zur Geschichte der von Oestreich ausgegangenen aus- 
ser europäischen naturhistorischen Reisen‘ ein sehr 
umfassender lesenswerther Aufsatz von Hın, Lho tsky» 
der das oben Gesagte vollständig darthut, 


* 


en 


767 


chendsten Beweise. liefern, und. wovon sich un- 
sere Naturforscher dereinst ex autopsie werden 
überzeugen können, wenn sie einmal ihre jährliche 
Versammlung in Wien halten werden. Weit ent- 
fernt nämlich, dafs jemals einem östreichischen 
Gelehrten der Zutritt zu dieser Versammlung von 
Seiten der Regierung wäre verweigert worden, 
haben vielmehr Se. Majestät, auf eine geziemende 
Anfrage wegen einer einstigen solchen Versamm- 
lung in Prag, die bestimmte Antwort gegeben, 
dafs es Se. Majestät Vergnügen machen würde, 
die Naturforscher im Jahr ı83ı in VVien versam- 
melt zu sehen, wodurch also ganz Deutschland 
zu einem gemeinsamen höchst nützlichen Zwecke 
verbunden würde. 

Wir haben oben der neuesten naturhistori-. 
schen Reise nacb Neuholland erwähnt, und wenn 
diese auch nicht gerade unmittelbar von der kaiser!. 
Regierung ausgeht, sondern, wie es uns scheint, 
als ein blofses Privat - Institut des mit eben so 
seltenen T'alenten, als mit grolsem Unternehmungs- 
geiste begabten Dr. Joh. Lhotsky, welcher sich 
bei mehrmonatlichem Aufenthalte. zu Paris hiezu 
völlig vorbereitet hat, anzusehen ‚ist; so konnte 
doch mit Recht erwartet werden, dafs der ge- 
lehrte und einsichtige Hr. Director von Schrei- 
bers diese Gelegenheit nicht würde vorbeige- 
hen lafsen, um die, unter seiner Aufsicht stehen- 
den kaiserlichen Museen zu bereichern, und mit 
Gegenständen zu vermehren, deren Ansicht allein 
die Naturforscher dereinst zu einer Reise nach 


708 

Wien verleiten könnte, um dadurch auf eine sehr 
leichte Weise sowohl ihre Wisbegierde zu be- 
friedigen als ihre Kenntnifse zu vermehren. 

Dafs übrigens jene Reise nach Neuholland zu den 
wichtigsten Unternehmungen des jetzigen Zeital- 
ters gehört, ist leicht aus dem eigends darüber 
erschienenen Program, über welches bereits Hr. 
Opiz in Flora $. 634. berichtet hat, zu ersehen, 
und daher zu wünschen dafs sie von allen Seiten 
befördert werden möchte, wie in dieser Hinsicht 


die Museen zu Wien und Dresden, zu Prag und 


Berlin mit lobenswürdigem Beispiel vorangegan- 
gen sind In der That mufs es allen Botanikern 
interessiren, die eben so ausgezeichneten. als 
wundersamen Gebilde der neuholländischen Flora 
mit Prachtexemplaren in ihren Herbarien darge- 
legt zu sehen, 


' Druckfehler in dem lichenblogischen Aufsatze von v. Flo- 
tow. Jahrg. 1828. 
Seite 601 Zeile 3 v. 0. lies 5 Tan k. 
a »„Fremdartigem “ statt Fremd- 


artigen. 
=. + Av eingebogenen'st. eingebogenem, 
64 —- Byron inıcrophylla statt mierophlla. 
hd - 1,00. werden satt worden. 
=,.656 :—  .2v, 0. dem’ statt den. 
ob — 1.6. — Ranzeln statt Wurzeln. 
— 683. 10 v.. — netzförmig-runzlich statt netz- 


förmig- ungleich. 


zer — 99% u —— atroalba statt altroalba. 

—, 690. = 1a Arroalhus statt altroalbus, 

— WET ohren ebenen, 

175 1 FEW 0, MER. pollinaria-statl B- pollinaria. 
— 751 = Ivan Chaos Halt Choas, 


In der Flora 1829. 
Seite 689 Zeile 14 statt Sebastiana lies Sehastis’o, 
—.,69% — 11 statt Seeküste lies Südkükrte, 
— 697 — 2statt Ladrano lies Ladra’o; 


u 


Ergänzungsblätter : 
zursP Lora 


oder 


botanischen Zeitun 5 1820. 


Zweiter Band. 


Sam, EI, a Bridel-Brideri, a consil, secret. lega- 
tion. Sax0-Gothanae etc. Bryologia univer- 
sa seu systemalica ad novam methodum dis- 

. positio, historia et descriptio omnium musco- 
rum; hucusque cognitorum cum synonymia 
ex auctoribus probati/simis. Accedunt tabulae 

“ aeneae tredecim. Lipsiae sumtibus Joan. Am- 
bros. Barth. 8, max. Vol. primum 1826. XLVI 
et 856. pag. Vol. secundum. 1827. 848 pag- 


3, nunmehr leider verewigte Hr. Verfafser hat 
uns in dem vorliegenden Werke ein Vermächtnifs 
hinterlafsen, das seinen Namen für alle kommenden 
Zeiten unsterblich erhalten wird, Schon seit 30 
Jahren kennen wir ihn als den fleifsigen Sammler 
von Allem, was im weiten Gebiete der Mooskunde 
entdeckt und beschrieben wurde, und als einen eben 
so treuen als unverdrofsenen Naturbeobachter, dem 
nebenbei die seltne Gabe zu Theil ward, seine An- 
schauungen fliefsend und klar. in der Sprache der 
Wifsenschaft wiederzugeben. So wurden seine Schrif- 
ten die Quelle, an die, neben den Hedwigischen 

Ergänzungsbl, Nro, I, 


\ 


und Schwägerichenschen, jeder gewiesen ward, der 
die Mooswelt näher kennen lernen wollte; 'so wur- 
den sie, da das Bestreben des Verf. überall sichtlich 
dahio ging, die natürlichen Verwandtschaften der 
verschiedenen Moosreihen hervorzuheben, auch der 
Punkt, von dem aus die Reformation, in welcher 
die Mooskunde jezt noch begriffen ist, sich entwi- 
ckelte. Was wir daher in dem gegenwärtigen Werke 
zu suchen haben, ist an sich klar: es ist, wie der 
Verf. beim Rückblick auf dafselbe mit edlem Selbst- 
gefühl sagen konate, ein „opus in hac botanices 
parte absolutifsimum,“ worin mit unermeßslichem 
Fleifse Alles zusammengetragen ist, was von der äl- 
testen bis auf die neueste Zeit von Moosen entdeckt, 
beobachtet und bsschrieben wurde, wo auf jeder 
Seite nene, dem Verf, eigenthümliche Beobachtun- 
gen und Erfahrungen auftreten, und worin der Verf. 
Alles aufietet, um seiner Methode den möglichsten 
Grad der Vollendung zu geben, Aus diesem Grunde 
werden wir aber auch, um dach einigermalsen et- 
was Vollständiges und dem Werke Würdiges zu 
liefern, uns darauf beschränken wülsen, nur Eine 
Seite dieser allumfalsenden Schrift kritisch zu be 
leuchten, und dazu wollen wir uns die darin ent- 
haltenen Gattungen und Familien der Laubmoose 
wählen. 
Aufrichtig gesprochen, scheint es uns, als habe 
der übrigens so geistvolle.Bridel den Begriff von 
Gattunzin einem ganz unrichtigen Sinne genommen, 


Te yye ee ER 


u 


'$ 
Er entschuldigt nämlich in der Vorrede die nicht 
unbeträchtliche Zahl seiner neuen Gatiungen- damit, 
dafs sie bei der consequenten Durchführung seiner 
Methode, welchevon allen Theilen der Fructification 


. die Charactere,entrimmt, nothwendig geworden wä- 


ren, und glaubtj;man brauche es damit nicht so ge- 
nau zu nehmen, da ja doch nur die Species das Werk 
der Natur, die Gattungen aber Gebilde der Kunst 
seyen, und dafs daher 'jene Methode am besten 
scheine, deren Gattungen am schnellsten und sicher- 
sten zur Kenntniss der Species, diesem letztern Ziele 
der Wifsenschaft, führten. Sonach betrachtet er die 


. Gattungen als ein rein kürftliches Machwerk, als 
‚etwas, was der Mensch sich zur Erleichterung seines 


Studiums aus der Natur formt, keineswegs aber in 
ihr findet. Diese Ansicht können wir durchaus nicht 
theilen. Die Natur hat nicht allein Species, sie hat 
unläugbar auch Familien geschaffen. Jede Familie 
bildet ihre Species auf eigenthümliche Weise heran, 
und die Gattungen sind die Ausdrücke der ver- 
schiedenen Entwicklungsmomente jeder einzelnen 
Familie. Da aber der Gang der Entwicklung, wenn 
&leich nicht. ohne wiederkehrende, analoge Bildun- 
gen, dennoch in jeder Familie wieder ein besonderer 
ist, und also nur aus der klaren Anschauung defsel« 
ben der Character der ganzen Familie erschloßsen 
werden ‚kann, -so folgt daraus, dafs es keineswegs. 
gleichgültig seyn könne, nach welchem Prinzip man . 
die Gattungen aufstelle, ja dafs ‚sogar io den verschie- 


4 


denen Familien nicht ein und dafselbe Prinzip für 

die Errichtung der letztern gelten könne. Darin of 

Tenbart sich ja eben die bewunderungswürdige Man- 

nigfaltigkeit der Nätur, dafs sie'bald dieses, bald je- 

nes Organ mit besonderer Vorliebe ausstättet, und 

in jeder Reihe von ’Geschöpfen gleichsam ‘nur Einen 

großsen Gedanken zur Ausführungbringt. So wie 

wir‘die Species und die Familien auf dem Wege der 

Anschauung, also a posteriori, »kennen lernen, so 
znufs diefs auch in’ Bezug’auf die Gättungen Statt fin» 

‚den, und stehen letztere erst durch Eriahrung natür- 

lich begründet, dann mag der künstliche Systemati-: 
ker versuchen, auf welchem Wege er dieselben dem 

Anfänger am besten zugänglich macht; gleichwie 

der Verf. eines Wörterbuchs die Forschungen der 

Gelehrten aus dem Zusammenhang reifst, 'um sie wie» 

der alphabetisch zusammenzustellen, und dadurch 

das Nachschlagen ‘über die einzelnen Gegenstände zu 

erleichtern. 

Aber äbgesehen davon, dafs Bridel, wie es 
uns scheint, eine unrichtige Ansicht von den Gat- 
tungen hatte, so legt er auch in seiner Methode auf 
mehrere Merkmale Gıwicht, die sich ihrer. Unbe- 
stänligkeit und Geringfügikeit wegen durchaus nicht 
zu Gattungscharacteren eignen, und übersieht dage- 
gen wieder andere, die in jeder Familie von der 
höchsten Wichtigkeit erscheinen. Zu den ersten, ge- 
Fingfügigen Kennzeichen gehören unstreitig die kable 
oder behaarte Mütze, die gleiche oder ungleiche, 


E 


‚glalte oder gefurchte-Kapsel, die Gegenwart oder der 
Mangel eiuer Apophysis am Grunde oder eines Rin- 
ges am Mündungsrande derselben, die ganzen unre-; 
gelmäfsig durchstochenen Zähne, das sogenannte Epi- 
phragma u, s w. Solche Merkmale haben wohl für 
die Unterscheidung der einzelnen Species, keines- 
wegs aber. für die der Gattungen Werth. Zu den 
wichtigen, von Bridel. meistens unberücksichticht 
gebliebnen Characteren rechnen wir dagegen den Bau 
der Zähne, ob sie von. häutiger, lederartiger, knor- 
peliger oder ‚hornartiger Beschaffenheit sind, ob die 
Membran, -aus. der sie entspringen, sich zum Theil 
noch über. den Mundrand fortsetzt, oder ob sie sich 
schon auf oder unterhalb. demselben in Zähne spal- 
tet, ob letztere mit erhabnen. Querrippen besetzt, 
oder an einzelnen Stellen knotig angeschwollen oder 
durchaus gleichförmig. und nur gestreift sind, welche 
Richtung die Zähne in Folge. dieses verschiednen Baues 
im trocknen oder feuchten Zustande annehmen; — 
ferner rechnen wir dazu die Stellung-der männlichen 
Bliithen sowohl unter sich alsin Bezug auf die weib- 
lichen; die innere Einrichtung der Blüthen, oder das 
-Verhältnifs der Blüthentheile zu einander, die Ge» 
stalt. der Antheren und Paraphysen u. s. w. Wir wer- 
den im Nachfolgenden häufig Gelegenheit haben, auf 
die Wichtigkeit dieser Merkmale zurückzukommen. 
‚Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wenden 
‚wir uns nun zu den einzelnen Gattungen, und las- 
sen hier dieselben in jener Ordnung aufeinander 


6 
folgen, die der Verf. in der dem ersten Bande 
vorausgeschickten Uebersicht befolgt hat, 
Archidium eröffnet die Reihe. Unter diesem 
Namen erhebt der Verf. das Phascum globiferum 
Bruch. zur eignen Gattung und stellt diese als eigne 
Ordnung in die Klafse Cladocarpi oder Evaginulati. 
Aber wir bedauern, gleich am Anfang die ganze Klafse 
der Evaginulaten umstofsen zu müfsen, denn nicht 
nur Archidium, sondern auch Sphagnum ist mit ei» 
ner wahren vaginula versehen, und der Grund, wes- 
wegen sie bei beiden Moosgattungen so lange über- 
sehen, oder wenigstens mifskannt wurde, ‘scheint 
darin zu liegen, weil man sie nicht gehörig vondem 
Fruchtstiel unterschied, der hier nie über dieselben 
heraustrits. Bei allen andern Moosen verlängert sich 
nämlich letzterer weit über das Scheidchen, und 
nimmt die Haube, welche in der Jugend mit dem 
Scheidchen zusammenhing, mit hinauf; hier bleibt 
dagegen, weil der Fruchtstiel nicht weiter fortwächst, 
die Calyptra auf der vaginula sitzen, bis die nach 
allen Seiten hin gleichmäfsig erfolgende Anschwel- 
lung der Kapsel, — ein Moment, der bei-den übri- 
gen Moosen erst nach Befriedigung des Längentrie- 
bes eintritt, — sie (die Calyptra) in unregelmäfsige 
Stücke zertrümmert, die zum Theil noch eine Zeit 
lang an der Kapsel hängen bleiben. Diese Eigenthüm- 
lichkeit der Haube, die in dem eingeschlofsenen 
Fruchtstiel ihren Grund hat, würde indefsen allein 
schon der Gattung Archidium in der Reihe der Phas. 


en 1 Tale ng he 


coideen ein eigne Stellung sichern, wenn nicht noch. 
in dem gänzlichen Mangel einer Columella und eines 
Sporangidiums, so wie in. den verkältnifsmäfsig sehr 
grofsen Sporen ein Unterschied hinzukäme, der die- 
ses Moos nicht nur von den Phasken, sondern auch 
von allen übrigen Moosgebilden entferne, und Bri- 
dels Benennung Archidium vollkommen rechtfertigt. 

Sphagnum. Der Verf. betrachtet die Wulst 
am Grunde der Kapsel als das in einen Fruchtboden 
erweiterte Ende des Fruchtastes, läugnet aber die 
Gegenwart eines Scheidchens. Hier gilt indefsen das- 
selbe, was wir so eben bei Archidium erwähnten; 
die vaginula umschliefst jederzeit den ganzen Frucht- 
stiel, und die besondere, wulst- oder 1ellerförmige 
Gestalt derselben hat ihren Grund in dem kurzen, 
an der Basis scheibenförmig verflochtnen Fruchtstiel- _ 
chen, das-sich aus der vaginula herausnehmen läfst, 
und sun der damit zusammenhängenden Kapsel das 
Ansehen eines Römers oder Pokals giebt Diese. Form 
des Fruchtstiels ist nur der Gattung Sphagnum ei- 
genthümlich, bei allen andern Moosen spizt sich der- 
selbe nach unten in die vaginula zu. Uebrigens dürfte 
bei dem Character dieser Gattung nicht unberück- 
Sichtigt bleiben, dafs die Antheren eine kugelige, und 
folglich von denen aller übrigen Moose sehr abwei- 
chende Gestalt besitzen. 

In der zweiten Klafse, den ferocarpis stehen 
Phascum. _ Der Verf. scheint wit den Hersusgebern 
der Bryol. germanica ein besonderes Gewicht darauf 


8 


zu legen, dafs die Kapseln nicht wie bei der ver- " 
wandten Yoitia mit dem Fruchtstiel, sondern ohne 
denselben abfallen, Ob aber letzteres wirklich Statt 
finde, möchten wir billig bezweifeln, 'da einerseits 
bei den meisten Phasken die Fruchtstiele so kurz 
sind, dafs man sie leicht übersehen kann, andrer- 
seits aber bei den Arten mit längern Fruchtstielen, 
2.B. Ph, 8ymnostomoides, in ältern Rasen niemals 
Fruchtstiele mit abgeworfnen Kapseln vorkommen. 
Physedium, für Phascum splachnoides errichtet, 
und von Phascum wegen der apophysirten Kapsel 
getrennt, möchte, um allgemein anerkannt zu wer- 
den, wohl noch schärferer Charactere bedürfen. 
Bruchia, Der Verf. fügt zu den von Schwä- 
grichenmitgetheilten Characteren auch noch den hin- 
zu, dafs die Kapsel niemals, selbst nicht mitdem Frucht- 
stiel abfällt, sondern bei fortgerückten Alterzerplatzt 
und so die Samen ausstreut. Er nennt diese Gattung 
daher anfangs Saproma von CAMELS, corruptus, 
nimmt aber, die Priorität Schwäg richen's aner- 
kennend, später diesen Namen wieder zurück. Obige ° 
Angabe beruht indefsen ohne Zweifel auf einer Täu- 
schung, denn die in Verbindung mit dem Fruchtstiel 
abgefallene Kapseln, welche man in den ältern Rasen 
dieses Mooses nicht selten findet, zeugen dafür, dafs 
auch dieses Moos durchaus nicht von der Weise der 
übrigen abweiche, -Die Haube ist auch nicht immer 
so regelmäfsig gespalten, wie sie Sch wägrichen 
abbildet, und besitzt auch bei allen andern Phasken 


9 
mit gerader Kapselspitze eine mehr oder minder müt- 
zenförmige Gestalt; der von der letztern entnommene 
Character ist daher für diese Familie von’ keiner 
Wichtigkeit und kann in ihr keine Gattung begrün- 
den» Ebenso wird auch die Apophysis am Grunde 
der Kapsel kaum hinreichen, der obengenannten 
Gattung Selbstständigkeit zu sichern. ' 

" Voitia hat neben der verhältnifsmäfsig langen 
Haube seinen vorzüglichsten Character in demScheid- 
chen, das hier, wie bei den Polytrichoideen, röh- 
renförmig erscheint, und nach obenhin eine immer 
zärtere Textur'annimmt, während es bei allen an. 


‚ dern Moosen beiderseits abgestutzt ist, und eine 


durchaus. gleichförmige, lederartige Beschaffenheit 
besitzt. Alle übrigen hier und anderwärts angege- 
benen Kennzeichen sind von minderer Wichtigkeit. 

Gymnostomum, Gewifs, so wie sie jetzt 
dasteht, eine sehr unnatürliche Gattung! Der Verf. 
hat diefs zum Theil auch eingesehen, und die breit- 
blättrigen, weithaubigen Arten derselben, wohin 


nB: 6; Jaseiceulatum, pyriforme ete, gehören, un- 


ter dem Namen Physcomitrium als eigne Rotte ge- 
sondert, aber er ist darin, dafs er dieselbe in die 
Familie,der Splachnoideen gestellt wifsen wollte, 
unstreitigauf falschen Weg gerathen, denn die grofse 
und weite, vor der Fruchtreife die ganze Kapsel 
umhüllende Haube, die birnförmige Kapsel, der 
kurze, stumpfe Deckel, der oft bogig gedrehte Frucht- 


stiel, der Zellenbau der Blätter, die Gestalt und Stel» 
=; 


Io 


kung der männlichen Blütken, der Bau der Colnmel- 
la, so wie die Form der Paraphysen, deren Glieder 
nach oben allmählich dicker werden, so dafs das 
äufserte vollkommen kugelig erscheint, erinnern so 
unverkennbar an die Funarioideen, dafs die Physco- 
mitrien ‚unmöglich ‘von denselben getrennt, werden 
können. Es dürfte übrigens die Zeit nicht mehr so 
entfernt liegen, wo man das Bedürfnifs fühlen wird, 
auch. die ührigen Species dieser unnatürlichen Gat- 
tung in die geeigneten Familien zu vertheilen, und 
dabei möchten dann folgende Bemerkungen berück- 
sichtigt zu werden verdienen: Die einjährigen Spe- 
cies mit breiten, flachen Blättern und laxerem Zel- 
lennetze, wohin Gymnostomum ovatum, minutu- 
Zum, rufescens, conicum, truncatum, interme- 
dium, Heimii, affine und obtusum gehören, und 
welche alle auch darin übereinkommen, dafs sie 
verhältnifsmäfsig wenig und grofse Sporen besitzen, 
dafs ihre Blüthen sehr klein, knospenförmig und ein- 
häusig sind, und die männlichen immer in der Nähe 
der weiblichen Perichätien stehen, scheinen jener 
Familie anheim fallen zu müfsen, welche durch En- 
lostygmenium, Anacalypta, (wovon nachher) Tri- 
chostomum, Desmatodon, Barbula und Syntrichia 
gebildet wird, und die wir in der Folge mit dem a 
Namen der Desmatodontoideen bezeichnen werden» 
Sie bilden iu dieser Familie eine eigne Gattung, für 
welche die Benennung Pottia, womit Eh rhart be- 
Teils einige jener Species bezeichnete, wieder her- 


11 


_ vorgesucht werden kann, Eine andere Reihe der 
Gymnostomen, nämlich die ausdauernden Species mit 
schmalen und gekielten Blättern, dichterem Zellen- 
bau, zweihäusigen Blüthen, und zahlreichen, klei« 
nen Sporen, wohin unter andern Gymnost, tenue, 
calcareum, gracillimum,, rupestre, curvirostrum, 
pallidisetum, tortile und rutilans gehören, möch- 
ten unter dem Namen Gymnostomum den Zug er- 
öffnen, der sich durch Hymenostomum, Weifsia 
und Dieranum fortsetzt, und mit Ceratodon und 
Cynodontium endigt. Gymnost. trichodes haben 
wir bereits an einem andern Orte (vergl. Flor. 1827. 
Band 2. Beil. ı. pag. 37.) als eigne Gattung — Bra- 
chyodon — in der Reihe der Grimmioideen nachge- 
wiesen. Gymnost. sepincola Funck. ist nach Ori- 
ginalexemplaren nichts anders als Hymerostomum 
microstomum var. obliguum. Gymnost. involu- 
tum, Barbula und Tortula sind naktmündige Bar- 
bulen; Gymnost. compactum und Hornschuchia- 
num aber wahre Hedwigiens Gymnost. lapponi- 
eum und viridifsimum repräsentiren bei den Zygo- 
donten die Nacktmünder, und endlich muß Gym- 
‚nostomum aqualıcum wegen der mützenförmigen 
und lederartigen Haube, den gesellschaftlich zusam- 
inengehäuften, männlichen Blüthen, von denen im- 
mer mehrere kleinere eine grüfsere umgeben, und 
den kurzen, niemals weiter innovirenden Fruchtäst- 
chen in der Reibe der Fontinaloideen unter dem Na- 
wen Anoectangium seine Stelle finden, 


13 


Hyophila (oder Rottleria.) Da diese 
Gattung außser der Gegenwart einer Apophysis kein 
anderes, unterscheidendes Merkmal besitzt, so möch- 
te sie sich kaum als solche halten, und von ihren 
beiden Species dürfte H_ splachnoides zu Phys- 
comitrium, H. Javanicä& aber zu Gymnostomum 
gehören. Eben so läfst sich auch Pyramidium dem 
ganzen Habitus nach nicht von Physcomitrium tren- 
nen, und der Umstand, dafs die Entleerung der rei- 
fen Kapsel blofs durch die Ritze der sitzenbleiben- 
den Haube erfolgt, bedarf noch immer einer nähern 
Bestätigung, möchte aber selbst dann kaum hinrei- 
chen, eıne Trennung von Physcomitrium zu recht- 
ferti)en. 

Schistidium steht unverkennbar bei den 
Grimmioideen vorne an, denn es nähert sich den- 
selben nicht our durch die mützenfürmige Haube» 
sondern auch durch den ganzen Habitus, den Zellen- 
bau u. s.w. Sämmtliche Arten dieser Gattung kom- 
men auch darin überein, dafs die kleinen, knospen- 
förmigen mänalichen Blüthen immer in den Blatt- 
achseln unterhalb den weiblichen sitzen, und dafs 
das Säulchen immer mit dem Deckel verwachser 
bleibt, und daher zugleich mit diesem aus der Kap- 
sel fällt; — Merkmale, die sich auch bei den zunächst 
stehenden Grimmien mit eingesenkten Früchten, na- 
mentlich Grimmia apocarpa und conferta wieder 
finden. Nur Schistidium subsefsile schliefst sich in 
seinem ganzen Bau’ einer audern Familie an, und 


13 
möchte zunächst die obenerwähnte Gattung Pottlia 
eröffnen, wo sie sogleich an der gleichfalls lamellirte 
Blätter besitzenden Potlia cavifolia Ehrh. (Gymnost.' 
ovatum Hedw.) einen verwandten Genofsen antrifft, 
Die Gestalt der Haube von letzterem Moos ist für 
sich nicht hinreichend, es zu einem Schistidium zu 
wachen, denn sonst müfste man auch Pottia inter- 
media, bei welchem gleichfalls die Haube am Rande 
zmehrmals geschlitzt ist, dahin verweisen. 

Leptostomum ist unstreitig die bis jetzt be- 
kannte, niedrigste Form der Bryoideen. — Ihr ent- 
spricht in der Reihe der Desmatodonten die neue 
Gattung Entosthymenium, deren, so wie der vori» 
gen, Eigenthümlichkeit wohl schwerlich bestritten 
werden dürfte. 

Tetraphis, Bei.dem Charakter dieser Gat- 
tung darf durchaus nicht der Bau der Zähne des Pe 
ristoms unberücksichtigt bleiben. Diese sind näm- 
lich der Länge nach gestreift, ohne eine Spur von 
"Quergliedern oder Querrippen, steben deswegen auch 
jederzeit’ straff aufrecht, und zeigen für Feuchtigkeit 
keine Empfindung. Der Character sexualis dieser 
Gattung ist dahin zu berichtigen, dafs die Blütben ein« 
häusig sind, dafs die knospenförmigen männlichen 
Blüthen entweder nahe an der Wurzel oder auf dem 
Gipfel eigner Aestchen sitzen, und aus zahlreichen 
Antheren und Paraphysen bestehen; ferner, dals 
aufser diesen Geschlechtsorgänen bei Tetraphis pel» 
Iucida noch gestielte, kugelige Körperchen vorkom« 


14 


men, die sich innerhalb einem von. den’ obern 
Stengelblättern gebildeten Becher ansammeln, und 
diesen Becher zuweilen so überfüllen, dafs sie 
auch die Aufsenfläche defßselben bedecken und ihm 
die. Gestalt eines Köpfchens ertheilen. Für die Gat- 
tung Octoblepha Tu.m möchte es wohl von grof- 
Tser Wichtigkeit seyn,, dafs die Blätter, auf dem 
Querdurchschnitte betrachtet, mehrere übereinander 
gelegte Zellenschichten zeigen, und dadurch von de-. 
nen aller. übrigen Moose — die Dicraua glauca 
und vielleicht Leucophanes ausgenommen — bedeu- 
tend abweichen. 3 
Leucophanes verhält sich, nach. den Bemer- 

hungen des Verf. zu schliefsen, zu Wei/sia wie die 
Dicrana glauca zu ‚den übrigen Dieranis, und 
wird sich daher erst dann als. eigne Gattung halten 
können, wenn man die mehrfache Lage der Zellen 
an den Blättera für hinreichend erkannt haben wird, 
um auch diese Dierana glayca yon ihren Gattungs- 
genofsen zu trennen. Für die übrigen hier angeführ- 
ten Charactere geben wir nicht viel; denn die Haube 
hat der Verf. nur bei einer einzigen Species und hier 
im jugendlichen, unausgebildeten Zustande, wo sie 
bey. allen Moosen kegelförmig und ungespalten er- 
scheint, geschen; die Gestalt der Zähne ist ebenfalls 
bei der Wei/sia so wandelbar, dafs sich darauf kei- 
ne sichern Gattungs-Charactere gründen lafsen, und 
eine apophysis Spuria ist, wenn man darunter die 
vor der Entwicklung des Sperangidiums erfolgende 


15 

Erweiterung der äufsern Fruchtstielhaut zur äufsern 
Kapselwand versteht, in gröfserm oder geringerm 
Grade bei allen Moosen ohne Unterschied vorhanden» 
Enca Iyp ta Diese natürliche Gattung, deren 
allgemeiner Character allein auf die lange, walzen- 
förmige Haube, das in der Regel mit einem Hut 
versehene Scheideben, und die sehr kleinen, dicht 
gedrängten Blattzellen beschränkt ist, mußs nach dem 
Baue des Peristoms und der Beschaffenheit der männ« 
lichen Blüthen in folgende Abtheilungen zerfallen: 
2) Peristom nakt. Haube weit, Blüthen einhäusig;} 
die männlichen klein, knospenförmig, blattwinkel- 
ständig aus 5—4 Hüllblättern, wenig Antheren und 
fadenförmigen Paraphysen bestehend. Hieher kon» 
men E, vulgaris (mit den Varietäten E. laevigata 
und E. pilifera) und E, affınis Schw, 2) Peristom 
einfach, mit ı6 kurzen, stumpfen, bleichen uud 
dünnhäutigen, streifen- und Tippenlosen, äufserst 
hinfälligen Zähnen. Haube und Blüthen wie bei den 
vorigen. Diese Abtheilung bildet E. leptodonta 
Bruch., eine neue, von Müller in Sardinien ent- 
deckte Species. 3) Peristom einfach, mit: ı6 linien- 
förmigen, sireifen - und rippenlosen Zähnen, von 
denen jeder einzelne aus 5 — f, mit der Zeit bis- 
weilen oben sich trennenden, Fäden besteht. Haube 
und Blüthen wie bei Nro, ı.. Hieher gehört E. lon- 
gicolla Hornsch, 4) Peristom einfach, mit 16° li« 
nienförmigen, -der Queere nach gestreiften Zähnen. 
Haube und Blüthen wie bei Nro, 1» Dazu kommt 


ı6 


E. apophysata Hornsch, (E. affıinis Hedw. fl.) 

5) Peristom einfach, mit ı6 breit lanzettförmigen; 
aussen glatten, auf der Innenseite aber der Queere 
nach gerippten, und daher im feuchten Zustande 
einwärts gekrümmten Zähnen, Haube und Blüthen 
wie bei Nro, ı. Hiersstehen E. rhabdocarpa (nicht 
rhaptocarpa, wie alle Botaniker fälschlich schreiben, 
denn £& 77706 heifst genäht oder geflickt, eu Bdos 
aber Streifen, und nur letzteres kann bier gemeint 
seyn), ferner E. ciliata Hedw. und 'E. cylindrica 
Hornsch.: 6) Peristom doppelt, das äufsere mit ı6 
langen, linienförmigen, streifen- und rippenlosen 
Zähnen; das innere eine zarte Membran, ohngefähr 
von der halben Länge der äufsern Zähne und fest mit 
demselben zusammenhängend, oben in mehrere, un- 
regelmäfsige, feine Abschnitte zerschlitzt, Haube 
eng, die Kapsel dicht umschliefsend, Blüthen zwei- 
häusig, die männlichen grofs, scheibenförmig, gip- 
felständig, aus zahlreichen Hüllblättern,,- häufigen 
Antheren und keulförmigen Paraphysen bestehend. 
Diese letzte Abtheilung wird von E. sirepiocarpa 
Hedw, gebildet, 

Brachypodium (früher Glyphomitrium) 
dürfte wohl von Encalypta, keineswegs aber von 
Macromitrium zu trennen seyn. 

Conostomum ist eine wahre Bartramia mit 
einfachem Peristom, wie der Verf. auch ganz richtig 
bemerkt. 


Cleistostoma habea wir bereits in der Recen+ 


17 
sionvonSchwägrichen’sSupplementen{vergl. Flor. 
1623. B. 2. Ergänzbl. p, 31.) gewürdigt, und es mag 
daber genügen, hier kurz zu wiederholen, dafs Ptero- 
gontum ambiguum kaum richtig bei diesr Gattung 
stehe, dafs derältere Name Syrrhopodon für sie ‚bei- 
zubehalten sey, und dafs 5, ciliatus mit Unrecht als 
eigne Gattung Trachymitrium davon getrennt werde» 

Grimmia. Der Hauptcharacter dieser Gat- 
tung, den der Verf. übergeht, beruht darin, dafs die 
16 gleichweit voneinander entfernten, am Grunde 
freien Zähne auf der Aufsenseite mit erbabnen Queer- 
Tippen besetzt, auf der Innenseite dagegen vollkom- 
men glatt sind, wodurch sie die Eigenschaft erhalten, 
sich im trocknen Zustande auswärts zu neigen. Ue- 
ber Grimmia cribosa bitten wir unsre Recension 
von Walter-Arnott p. 45. nachzulesen, um da- 
Taus die Ueberzeugung zu schöpfen, dafs sie als eigne 
Gattung ( Coscinodon Spreng.) in die Familie der 
Orthotrichoideen einzureihen sey. 

Hydropogon. fürGrimmia fontinaloides er- 
Fichtet, bleibt uns noch so lange zweifelhaft, bis die 
Structur der Zähne näher bekannt seyn wird, 

Dryptodon. Nach dem Verf. besteht der ein- 
zige Unterschied dieser Gattung von Grimmia in den 
dentibus inaequaliter bifidis vel apice lacero.fi/sis. 
Untersucht man, auf welche Art die Spaltung der 
Zähne erfolgt, so findel man sie bei den meisten Spe- 
eies dadurch verursacht, dafs die obern Spitzen der 
Zähne an dea mit Längslinien durchstochenen Stel- 

Ergänzungsbl, Nro, IL, 2 


f = 
len abbrechen, was in der Jugend und beim vorsich- 
ä tigen Abnehmen des Deckels, wo die Zähne jeder- 
zeit ganz (integri) erscheinen, niemäls der Fall ist, 
Dagegen finden wir bei einigen andern bieher ge- 
brachten Species jeden einzelnen Zahn bis über die 
N Hälfte hinab in 2 oder mehrere regelmälsige Schen» 
kel gespalten, sämmtliche Zähne dabei am Grunde 
ınit einer Haut verbunden, und die einzelnen Schen» 
kel derselben von unten bis oben hinauf mit vor- 
springenden Queerrippen besetzt, welche letzteren 
nicht nur, wie bei Grimmia, die äufsere, sondern 
beide Seiten derselben umfafsen, und so gestatten, 
(dafs sich das Peristom im trocknen Zustande bogig 
nach innen zusammenneigt. Dieser besondere Bau 
des Peristoms nimmt für die ihn besitzenden Spe- 
.eies, nämlich Dryptodon saxicola, patens, su= 
deticus und acicularis (Racomitr. acieulare Brid.) 
eine eigne Gattung in Anspruch, welcher der Name 
Dryptodon erhalten werden kann, die übrigen von 
Bridel dieser Gattung beigegebene Species, die aus- 
ser den abgebrochnen Spitzen der Zähne in keinem 
Stücke von den wahren Grimmien abweichen, sind 
zu den letztern zurückzuweisen. 

Racomitrium, Um den Unterschied dieser 
Gattung von der vorhergehenden genau zu bezeich- 
nen, mufs vorzüglich hervorgehoben werden, dafs 
die bis zum Grunde gespaltnen Zähne des Peristoms 
am Grunde durch eine über den Mundrand vortre- 
tende, gitternetzige Membran verbunden sind, dafs. 


m —— — 


19 
sie vom Grunde bis ohngelähr zur Mitte in regel- 
mäfsigen Zwischenräumen knotige Auschwellungen, 
keineswegs aber vorspringende 'Queerrippen, zeigen, 
und deswegen auch jederzeit aufrecht stehen. Eine 
auffallende Ausnahme von dieser, allen Racomitrien 
zukommende Bildung mächt R. polyphyllum; hier 
sind nämlich die Zäbne unterhalb dem Mundrande 
angehefiet, am Grunde durch keine Membran ver- 
bunden, aber so dicht neben einander gestellt, dafs 
sie an der- Basis zuweilen in einem schmalen Strei- 
fen zusammenfliefsen, dabei besitzen sie weder kno- 
tige Glieder, noch erhabne Queerrippen ‚oder auch 
nur Queerstreifen, und sind der ganzen Länge nach 
wit einem zarlen, feinkörgigen Puder bestreut. Auch 
die Haube ist ganz anders, nämlich weit, die halbe 
Kapsel deckend, dabei gefaltet, und nach Art der 
Macromitrien vom Grunde bis zur Mitte in mehrere 
Abschnitte gespalten. Die knospenförmigen männli- 
chen Blüthen stehen gesellschaftlich an dem Gipfel des 
Stengels oder der Innovationen beisammen, und ent- 
halten keine Paraphysen. Allediese Eigenschäflen wei- 
Sen dem genannten Moose in der Reihe der Ortbhotri- 
choideen eine eigne Gattung an, für welche der Na- 
me Pthychomitrium (von met, ATUNo» Falte, und 
Kirgu 5 Haube) nicht unpafsend seyn möchte. 

Olomitrium. Ob diese neue Gattung in der 
„enlyptra angustifsima, elongato-conica, basi eoare- 
tata latereque integerrima,, eine hinreichende Stütze 


besitze, möchte wohl noh einigem u unterlie- 


Br 


20 


gen, da die von Hooker (muse, exot. vol. 1. 1.64.) 
abgebildete Haube von Trichostomum vaginatum 
sichtlich einer noch ganz jungen und daher unausge- 
bildeten Kapsel angehört. Schade ist es, dafs’jene, 
Abbildung auch über den Bau des Peristoms keinen 
genügenden Aufschlufs giebt. Das Nämliche über 


'die Gestalt der calyptra gilt auch von der darauffol- 


genden Gattung Orthotheca, über die sich auch um 
so weniger etwas sagen läfst, da das ıPeristom der 
unter ihr aufgezählten Species bis jetzt nur aus ein- 
zelnen Ueberresten am Mündungsrande bekantt ist» 

Cinclidotus, Hierkehren alle, bereits oben 
bei Anoectangium erwähnten, für die Familie der 
Fontinaloideen characteristischen Merkmale wieder; 
und diese Gattung wird daher nur bei letzteren an 
der rechten Stelle stehen. En 

Ortkodon scheiut eine durch die besondere 
Structur der Haube hinlänglich ausgezeichnete Gat- 
tung zu seyn, 

Eremodon, Ob die neue Gattung, welche 
alle jeue Glieder aus der Familie der Splachnoideen 
umfafst, bei welchen die Zähne einzeln, nicht ge* 
paart, stehen, auch noch anderweitige, wesentliche 
Charactere besitze, wodurch sie sich von dem vem 
wandten Splachnum unterscheidet, und ob die von 
dem Verf. hierunter aufgezählten Species wirklich 
alle hier an der rechten Stelle stehen, mögen fortge- 
setzte Beobachtungen entscheiden. 


Splachrum. Es verdient Bei noch un- 


21 


tersucht zu werden, ob dureh die so verschiedne 
Gestalt der Apophysis, so wie die Richtung und den 
Bau. der Zähne nicht Merkmale begründet werden, 
welche die Spaltung dieser Gattung in wehrere an- 
dere nothwendig machen dürften. Splachn. scabri- 
setum Hook, ist der Abbildung und Beschreibung 
nach zu schliefsen, wahrscheinlich eine Tayloria ; 
Splachn.,  Adamsianum, aber eine eigne Gattung, 
die Rob. Brown bereits unter dem Namen Erypto- 
don gesondert und Schwägrichen sebrgenau be« 
schrieben hat. (vergl- auch unsre Recens. in Flor. 1828, 
B.. Ei. Ergänzagsbl. p: 50.) Splachnum octoblepha- 
rum, welches Bridel nicht aufführt, will nirgends 
recht hin pafsen, und bedarf daher ebenfalls noch ei- 
ner genauen Vergleichung mit seinen Vewandien. 
Systylium ist durch den eigenthümlichen 
Bau, so wie die Zahl und Richtung der Zähne hin- 
lönglich über den. Vorwurf des Verf., dafs diese Gat- 
tung wahrhaft künstlich sey, erhaben 
Hookeria Schleich. erhält jetzt wohl rich- 
tiger den Namen Tayloria, da die .Smith’sche 
Gattung Hookeria (Pterigophyllum Brid.) weit älter 
ist, und ibre Priorität nunmehr selbst von Sch wäg- 
Tichen anerkannt wird. Die Bildung des Peristoms 
dieser Gattung ist hier nicht deutlich und ausführ- . 
lich genug angegeben: es sind 32, nicht deutlich paam- 
weise genäherte, unterhalb dem Mündungsrande an- 
gebeftete, linienförmige und der Queere nach ge- 
‚steeifte Zähne, von denen jeder einzelne im feuchten 


22 


Zustande wie eine Ührfeder oder ein Stück Band ein- 
“ wärfs zusammengerollt und unterhalb dem Mund- 
rande versteckt ist, so -dafs letzterer fast nakt em 
scheint; während sie dagegen beim Uebergzang aus dem 
feuchten in den trocknen Zustand .sich aufwickeln, 
und nunmehr durch den ‚leisesten Hauch in eine zit- 
ternde Bewegung gerathen, bis sie entweder durch 
vollständiges Austrocknen sich rückwärts an die Aus- 
senseite der Kapsel anlegen, oder beim neuen Zuflußs 
von Feuchtigkeit sich wieder einwärts zusammenrol- 
len, und in den Schlund der Kapsel hinabtreten«. 
Glyphomitrium wird hier nach Schwägri- 
chen’s Vorbild zu Grimmia Dawiesii 'Dicks. zu- 
rückgerührt, und bildet so eine sehr natürliche 
Gattung in der Familie der Orthotrichoideen, wel- 
eher sie sich durch die gefaltete Haube anschließst, 
durch die mit erhabnen Queerrippen versehenen 
Zähne aber als eigne Gattung sich ankündigi. Die 
Ausdrücke „dentes suleati* und „ealyptra striata“, 
deren sich der Verf. bedient, dürften wohl befser in 
dentes transverse costati und calyptra plicata umge- 
wandelt werden. 

Orthotrichum, In dieser Gattung treten be- 
kanntlich so verschiedene Formen des Peristoms auf, 
dafs es schwierig seyn möchte, einen allen Species ge- 
zmeinschaftlichen Character aufzufinden, wenn nicht 
der Bau der Zähne auch hier wieder seine Bedeut- 
samkeit beurkunden würde, Bei allen Orthotrichen 


nänlich sind diese von lederartiger Textur, und bes 


23 


sitzen weder Rippen noch knotige Anschwellungen, 
sondern sind nur mit dunkleren Queerstreifen ver- 
schen, und demohnerachtet für Feuchtigkeit ziemlich 
empfindlich. Die membranula. vaginalis seu adauc- 
trix, die der Verf. dieser Gattung eigenthümlich 
glaubt, ist, wie es scheint, auch bei allen übrigen 
Moosen mit cylindrischer (nicht halbirter) Haube 
vorhanden, nur löst sie sich früber oder später vom 
Fruchtstiel ab, und verschwindet äuf diese Art. Sie 
ensteht dadurch, dafs die äufsere Griflelhaut, welche 
sich nach der Befruchtung zuerst von dem Griffel 
sondert, sich am Grunde auf- und einwärts zurück- 
schlägt, an diesein untern, einwärts geschlagenen 
Theil mit dem. jungen Fruchistiel verwächst, beim 
Fortwachsen des letztern aber abreifst, so dafs der 
äufsere Theil als calyptra auf der Kapsel hängen 
bleibt. der innere, einwärts geschlagene, aber den 
Fruchtstiel in Gestalt einer walzenförmigen Röhre. 
umgiebt, und diese membranula vaginalis s. adauc- 
trix bildet, die sanach am besten mit dem annulus 
der Blätterschwämme verglichen werden kann. 
Ulota kann durchaus nicht als eigne Gattung 
stehen bleiben, da die Haube hei den zu ihr gebrach- 
ten Species nichts weniger als glatt oder faltenlos, 
und in keinem Siücke von der der übrigen Ortho- 
trichen abweicht. Ein einfacher Queerdurchschnitt 
derselben, in einem Tropfen Wafser unter das Mi- 
eroscop gehracht, .ist das sicherste Mittel, um sich 
davon zu überzeugen, Auch die neue Gattung Le- 


24 


Jotheca ist durch alle Lebens- und Formverhältnifse 
so sehr an Macromitrium gekettet, dafs die glatte 
Kapsel für sich allein kaum hinreichen dürfte, so 
nahe verwandte Arten in verschiedne Gattungen zu, 
spalten, da man auch sonst Orthot. striatum von den 
übrigen Orthotrichen entfernen mülste. Macromi- 
trium, durch die Form der Haube von den Ortho- 
trichen scharf geschieden, verdient hinsichtlich der 
Bildung des Peristoms noch eine sehr sorgfältige Prü- 
‚fung, um so mehr, da Schwägrichen's Behauptung, 
es entspränge aus dem Sporangidium, wenigstens 
nicht durchgehends richtig seyn dürfte, da weder die 
bei mehreren Species z. B. M. Moorerofti, M. Richar- 
di ete. der Abbildung zufolge innerhalb der äufsern 
Kapselwand verlaufenden Zähne, noch die bei man- 
cher Species, 2 B. M. ‚piliferum ziemlich deutlich 
angegebnen Queerrippen an derselben damit in Ein- 
klang zu bringen seyn möchten. 
Schlotheimia. Man könnte verleitet werden, 
die gegenwärtige Gattung nur als eine Abtheilung 
der vorhergehenden mit doppeltem Peristom zu be- 
trachten, wenn nicht die im trocknen Zustande schrau» 
benförmig zurückgewundnen Zähne des äufsern Peri- 
stoms mehr an die eigentlichen Orthotrichen erinnern 
würden, von denen aber Schlotheimia ebenfalls wie- 
der aufser der Macromitrium’s Haube vorzüglich da- 
trin abweicht, dafs das innere Peristom nicht aus ge- 
reunten Wimpern, sondern aus einer oben in unre- 
gelmäfsige Abschnitte zerfetzten Membran besteht, 


& 


.826 

Zygodon. Der Verf. bringt zu dieser Gattung 
auch das Gymnostomum viridi/simum, und wir 
lafsen es noch dahin gestellt, ob essich zu derselben 
nur als Rotte oder wie eine eigne Gattung verhalte. 
W ei/sta. So sehr sich der Verf. Mühe gegeben 

hat, diese Gattung zu säubern, so bietet sie doch 
aoch immer ein sehr buntes Ansehen dar, und be- 
darf daher noch mancher Sichtung. Hiezu folgende 
Andeutungen: die ächten Weifsien, welche auf der 
einen Seite sich an die Gymoostomen und Hymeno- 
stomen anschliefsen, auf der andern aber sich in die 
Dieranen fortsetzen, characterisiren sich durch ı6. 
derbe, frei auf dem Mündungsrand stehende, mit ers 
habnen Queerrippen versehene Zähne, sie besitzen 
dabei mehr oder minder schmale Blätter von.dich- 
terem Zelienbau und längere Lebensdauer. Die Spe- 
eies, welche diese Charactere aufzuweisen haben, be- 
dürfen aber gleichtalls noch einer weitern Prüfung, 
da die bei den einzelnen so sehr abweichende Gestalt 
und Richtung der Zähne vielleicht noch tiefer liegende 
Eigenheiten für die einzelnen Abtheilungen auffin- 
den lafsen dürfte. Von diesen ächten Weifsien son- 
“ dert sich eine Reihe von Species, wohin W. starke- 
ana, affınis, reflexa, cespitosa, latifolia, lanceo- 
lata und recurvirostra gehören, aufser den gewöhn- 
lich breiteren und flachen Blättern auch vorzüglich 
durch das bleiche, düanhäutige Peristom, das am 
Grunde noch als ungetheilte Membran über den Mün« 
dungsrand etwas hervortritt, dann aber sich in ı6 


.26 


rippen- und knotenlose, wohl aber gestreifte, zu- 
weilen durchstochne und selbst unregelmäfsig gespalt- 


ne Zähne theilt. Diese Species sind daher ursprüngs 


lich höher entwickelte Pottien, und schliefsen sich 
andrerseits durch Wei/sia recurvirostra zunächst den 


Trichostomen und Barbulen an. Sie müfsen daher 


auch eine eigne Gattung bilden, der die Benennung 


Anacalypta, welche Röhling bereits für W. lan- 
ceolata wählte, erhalten. werden kann. Von den 
ächten Weifsien sondert sich auch Wei/sia Bergiana, 
die, der Abbildung und Beschreibung Sch wägri- 


“"ehens nach zu schliefsen, durch den Bau. des Blatt“ 


zellennetzes, die Gestalt der Haube und Kapsel und 
den ganzen Habitus den Funarioideen weit näher 
tritt. In letzterer Familie reiht sie sich ‚unächst an 
Entosthodon, weichtaber von diesem (a urch wieder 
ab, dafs die Zähne nicht unter, sondern unmittelbar 
auf dem Mündungsrande sitzen, und statt der Rippen 
nur ‚einzelne knotige. Anschwellungen zeigen. Sie 
möchte daher vielleicht unter dem Namen Bergia 
zur eignen Gattuug erhoben werden. 

Discelium. Ob diese neue, für Wei/sia nuda 
ook. (W. incarnata Schwägr.) errichtete Gat- 
tung, deren Hauptcharacter in den von der Basis bis 
zur Mitte in zwei Schenkel getheilten Zähnen .be- 
stehen soil, in der Natur begründet sey, wollen wir 
einstweilen noch unentschieden lafsen, da dieses Moos 
in seiner ganzen Tracht allerdings etwas ‚Eigenthüm- 
liches hat, glauben aber doch nicht verschweigen zu 


dürfen, dafs wir hei zwei zu diesem Behuf unter- 
suchten Kapseln keinen andern Bau in den Zähnen, 
als-den von Schwägrichen dargestellten, nämlich 
einzelne Löcher zwischen den Queertippen, beobach- 
ten konnten, und dafs es uns daher wahrscheinlich 
wird, dafs die von Hooker und Bridel beobach- 
teten-und abgebildeten beiden Schenkel jedes ein- 
zelnen Zahnes nur als ein zufälliges und abnormes 
Gebilde zu betrachten seyen, das auch zuweilen bei 
andein durchstochnen Zähnen durch das stellenweise 
Verschwinden der Queerrippen auftritt. 

Catoscopium ist gleichfalls eine neue Gattung 
aus Weifsia'inigrita gebildet, die wegen der horn-' 
artigen Beschaffenheit der Kapsel und des Peristoms 
wahrscheinlich der Familie der Bartramioideen an- 
keimfallen wird, Die in ihrem Character erwähnte 
an der Spitze durchstochene und am Fruchstiel herab- 
fliefsende Haube möchte indefsen schwerlich etwas 
mehr als eine zufällige, nicht wesentliche Erscheinung 
seyn. » 

Coseinodon, wohin hier die Weißsien mit 
durchstochnen Zähnen kommen, ist auf einen so 
schwankenden und geringfügigen Character gegrün- 
det, dafs es unmöglich für sich stehen bleiben kann, 
Die zu ihr gebrachten Species reihen sich grofßsen- 
theils der Gattung Anacalypia an, mehrere’ dersel- 
ben aber sind wahre Weifsien. 

Entosthodon. Hier darf, um die nahe Ver- 
wandtschaft dieser Gattung mit Funaria hervoru- 


x 


28 


heben, nicht unerwähnt bleiben, dafs die kurzen 
Paraphysen der männlichen Blüthe aus verkehrt ke- 
gelförmigen Gliedern bestehen, deren äufserstes eine 
kugeliche Gestalt besitzt, dafs der innere Strang des 
Fruchtstiels in dem Kapselhals in eine Menge confer- 


venartiger Fäden auseinander tritt, die sich dann 


wieder lose zu einem walzenförmigen Säulchen an- 


einander legen, und endlich dafs die Zähne mit dicht 
aneinander gereihten Queerrippen versehen, und da- 
durch für den leisesten Hauch empfindlich sind. In 
der That fehlt dieser Gattung nichts als das innere 
Peristom, um eine wahre Funaria zu seyn, so wie 
auf der andern Seite Physcomitrium wieder nichts 
als ein peristomloser Entosthodon ist. 

Oreas.»Die zu dieser neuen Gattung gebrachten 
Species, Wei/sia Mielichoferi, elongata und Mar- 
tiana können unmöglich beisammen stehen bleiben, 
da sie weder im Habitus, noch im Baue des Peri- 


stoms, noch selbstin dem von dem Verf. angegebnen ; 


Merkmalen übereinkommen. Was die beiden ersten 
anbelangt, so erinnert die Form der Stämmchen, die 
langgezogne, biraförınige, fast wagrecht abstehende 
Kapsel, die aus dem Sporangidium entspringenden, 
einem innern Periston entsprechenden, zarten und 
bleichen Zähae, ja selbst der Stand und die Form 
der mänalichen Blüthen sehr an Pohlia und deren 
Verwandte, dafs man nicht anstehea wird, ihnen ia 
der Familie der Bryoideen eine eigne Gatiung einzu- 
räumen; HWei/sia Martiana dagegen trägt in der 


29 


stark gefurchten, fast kugeligen, aus knorpeliger Sub- 
stanz gebildeten Kapsel, in den kurzen, selbst ‘im 
trocknen Zustande immer einwärts geneigten Zähnen, 
so wie im ganzen Habitus so sehr das Gepräge der 
Bartramioideen, dafs sie in Zukunft dieser, und 
zwar der Gattung Catoscopium anheim fallen mufs 

Trematodon hat zwar in der langgezognen, 
fast linealischen Apophysis und den stark durchlö- 
cherten Zähnen einiges Eigeathüwmliche, möchte aber 
deswegen doch schwerlich ıehr als eine eigne Rotie 
in der Gattung Fei/sia seyn, besonders da auch 
der übrige Habitus nicht so sehr von letzterer ab- 
weicht, als man nach Ausdrücken wie „habitus pro- 
prius, genus naturalifsimum declarans‘‘ wohl ver- 
zuuthen sollte. z 

Oncophorus ist gleichfalls eine durchaus un- 
haltbare Gattung, da der Character, durch welchen 
sie sich von Dieranum unterscheiden soll, oft bei 
ein- und derselben Species wechselt. Man vergleiche 
übrigens hierüber, was der Verf. selbst bei O. po« 
Iycarpos p. 398 sagt. 

Dicranum. Zu den 'Characteren dieser Gat«- 
tung kommt aufser den, von dem Verf. aufgeführ- 
ten auch vorzüglich noch der, dafs die einzelnen 
Schenkel der Zähne auf der nach Innen gerichteten 
Seite mit vorspringenden Queerrippen besetzt sındy 
die ihre bogige Krümmung nach innen, so wie ihre 
starke Beweglichkeit bei dem leisesten Hauche be- 
dingen. Die Semina 3-4-locularia, die der Verf, 


N) 


4 = - 

nach Palisot- Beauvois dieser Gattung heilegt, 
sind bestimmt nur ein durch optische Täuschung ber- 
vorgebrachtes Phantasiestück. 

Campylopus scheint sich kaum als eigne 
Gattung halten zu können, da die zu ihr gebrachten 
Species im Baue des Peristoms so sehr mit den übri- 
gen Dicranen übereinkommen, d dafs die am Grunde 
bewimperte Haube für sich allein kaum die Tren- 
nung von derselben rechtfertigen dürfte. Eine Aus- 
nahme macht jedoch C. Richardi, der wegen den 
ungetheilten, unterhalb dem Mündungsrande ange- 
hefteten Zähnen und der glockeuförmigen, am Grunde 
bewimperien Haube mit Recht bereits von Schwä- 
grichen als eigne Gattung, Thysanomitrion, geson- 
dert wurde, und sich im gauzen Habitus mehr den 
Grimmioideen anschliefst, gleichsam ein Dryptodon 
mit umgespaltenen Zähnen ist, 

Für die Gattung Ceratodon möchte es vor- 
züglich characteristisch seyn, dafs die bis zu 3 der 
Länge gespaltnen Zähne auf der du/sern Fläche mit 
erhabnen Queerrippen versehen sind. 

Bei Trichostomum mufs besonders heraus- 
gestrichen werden, dafs die paarweise stehenden am 
Grunde durch eine über den Mundrand vortretende 
Membran verbundnen Zähne nur unten zuweilen ei= 
nige knotige Anschwellungen, niemals aber erhabne 
Queerippen zeigen, deswegen auch für Feuchtigkeit 
wenig empfindlich sind, und im trocknen sowohl; 
als im feuchten Zustande aufrecht stehen. Trichost, 


‚58 
aloides steht der Barbula rigida und deren Ver- 


wandten so nahe, dafs man sie nur mit Verletzung 


des natürlichen Bandes davon trennen kann; sie: hat 


übrigens auch in den nicht mehr paarweise stehen- 
den, keine Spur von Knoten besitzenden, oben ein- 
mal mit einander herumgewundnen, und dann mit 
den Spitzen sich unregelmäfsig durchkreuzenden Zäh- 
nen einige Merkmale, die sie von den übrigen Tri- 
chostomen entfernen, und mehr zur Gattung Barbula 
bringen, besonders da auch mehrere Arten der letz- 
tero, z. B..B. gracilis, in der Bildung des Peristoms 
etwas Aechnliches zeigen. Trichost. corniculatum und 
eylindrieum scheinen uns Ceratodonten zu seyn, 
Trichostomum tophaceum dagegen gehört wegen 
den ı6 lanzettförmigen, durchstochnen und nur zu 
weilen unregelmäfsig gespaltnen Zähnen der Gattung 
“Anacalypta an. : 

Cynrodontium und Didymodon unter: 
scheidet der Verf. vorzüglich dadurch, dafs bei er- 
sterem ı6 lanzettförmige, bei letzterem aber 52 üi-. 
nienförmige Zwillingszähne vorbanden sind. Dieser 
Character ist aber an sich geringfügigund dem Wech- 


sel unterworfen. Dagegen möchte es gerathen seyn, 


Cynodontium für jene Species zu erhalten, deren 
Zähne mit deutlichen Queerrippen versehen sind, und 
dagegen an Didymodon alle jene anzureihen, deren 
Zähne eine zärtere Textur und keine Queerrippen 
besitzen. Cynodontium wäre demnach zu betrach- 
ten als ein Dieranum oder Ceratodon, defsen Zähne 


# 


93 


statt bis zar Mitte bis zum Grunde gespalten sind, 
Didymodon aber als ein Trichostomum, welchem 
die über den Mundrand vortretende, die Zähne am 
Grunde verbindende Membran fehlt. Dann kommen 
zu Cynodontium C. inclinatum, Didymodon ob= . 
‚scurus und longirostris, zu Didymodon dagegen 
die Arten capillaceus, trifarius (mit dem Synonyme 
Cynodont.:luridum), homomallus und glauces- 
cens; — in die Gattung Trichostomum mülsen zu- 
rückwandern: Didymodon flexicaulis, pusillus 
rigidulus und nervosus. Cynodont latifolium hat 
in dem Bau der Zähne so viel Eigenthüwliches, dafs 
seine wahre Stelluug uns einstweilen noch zweifel- 
haft bleibt. 
Pilopogon für Didymodon gracilis errich- 
tet, ‚möchte sich, wenn der einzige Unterschied auf 
der am "Bande bewimperten Haube beruht, schwer- 
lich als Gattung halten, ob es aber nun zu Didy- 
modon oder Trichostomum kommt, darüber giebt 
Hooker's Abbildung keinen genügenden Aufschlufs, 
Z4ygotrichia, wohin Barbula leucostoma 
kommt, wird sich erst dann als wohlbegründete 
Gattung von Barbula trennen lafsen, wenn der Bau 
der Zähne, der in den angegebnen trabeculis etwas 
Besonders zu haben scheint, näher auseinander ge- 
setzt worden seya wird, 
Plaubelia, ebenfalls eine neue Gattung, ist zwar 
wichtig, in sofern sie das einfachste und am wenig- 


sten ausgebildete Trichostomum darstellt, dürfte 


z BI 33 
aber defswegen, weil die Zähne etwas kürzer.und 
unregelmäfsiger gespalten sind, noch nicht von Tri» 
chostomum getrennt werden, besonders da bei den . 
letztern so allmählige Zwischenformen auftreten, dafs 
am Ende hierin keine feste Gränzlinie mehr. übrig 
bleibt: 

Desmatodon unterscheidet sich, was ..der 
Verf, nicht berührt, von Trichostomum vorzüglich 
dadurch, dafs die Zähne im feuchten Zustande in 
einen spitzen Kegel zusammenneigen, im irocknen 
sich aber nach Art der Dieranen einwärts krümmen., 
Uebrigens.besitzen sie ganz’ denselben Bau, wie die 

“der übrigen Trichostomen: Die Biüthen sind nicht, 
‚wie der Verf. angibt, zweihäusig und gipfelständig, 
sondern einhäusig, und die männlichen sitzen in den 
Blattwinkeln nahe bei den weiblichen Perichätien, 

Barbula und Syntrichia sind gut charac» 
terisirt und leiden daher keinen Anstand, 

Codonoblepharon künnte man als eine 
Abtheilung der Gattung Zygodon betrachten, wenn 
nicht die am Grunde in eine kurze Membran zusani- 
menfliefsenden Zähne desinnern Peristoms eine eigne 


Gattung verlangen, und unter den Zygodonten an die 
Schlotheimien erinnern würden, 

Plagiopus ist eine neue Gattung, dieder Verf. 
auf die Untersuchung einer einzigen Kapsel gründet, 
, und ohne Autopsie nicht gewürdigt werden'kann. 

Der Verf, willsie in die Nähe der Bartramia gestellt 
wifsen. Bei Piychostomum- und den folgenden Bryoi- 
 Eigänzungsbl, Nro, III. 3 


34 


deen darf nicht unerwähnt bleiben ‚ dafs die äufsern 
Zähne beiderseits mit erhabnen Queerrippen besetzt 
sind; sie erhalten dadurch die Eigenschaft, sich bei 
"dem -leisesten Hauche bogig zu krümmen, die nur 
hier bei Ptychostomum, wegen der an ihnen hängen- 
bleibenden Bruchstücke des innern Peristoms ‚ eini- 
germafsen beschränkt ist. 

Birachymenium bleibt auf jeden Fall eine 
gute Gattung, die sich durch den Umstand, dafs das 
innere Peristom, wenn gleich noch nnvollkommen 
gebildet, sich doch schon von dem äufsern lostrennt, 
hinlänglich von Ptychostomum, wo diese Trennung 
nie erfolgt, unterscheidet. 

Leptotheca ist eine sehr interefsante Gattung 
in der Gruppe, wohin Meesia, Paludella und Aula- 
eomnion gehören. 

Ueber die neue Gattung Hemisynapsium 
läfst sich vor Ansicht von Originalexemplaren kein 
bestimmtes Urtheil abgeben, + 

Pohlia ist, wie der Verf, richtig bemerkt, eine 
der natürlichsten Gattungen unter den Laubmoosen, 
und unterscheidet sich von der zunächst stehenden 
MWebera durch das schwierig und nur stückweise 
von den äufsern Zähnen zu trennende, ungekielte, 
innere Peristom, zwischen defsen Fortsätzen kein 


wahren, die Länge der letztern erreichenden, Wim- 
perchen vorkommen. 


Cladodium würden wir für eine blofse Un- 


terabtheilung der vorhergehenden Gattung betrach- 


35 


ten, wenn nicht das gekielte innere Peristom auf et- ° 
‚was Eigenthürnliches hindeuten und diese Trennung 
rechtfertigen würde. 

Unter dem Namen Bryum vereinigt der Verf. 
die Gattungen Webera Hedw., Bryum Dill. und 
Polle Adams.- Indem wir uns hier zunächst auf - 
das beziehen, was wir in der Recension von Wal- 
ker-Arnott p. 68. etc, über die Charactere dieser 
Gattungen gesagt haben, möge es genügen, die Diag- 
nosen der letztern hier kurz in derSprache der Wis- 
senschaft zu wiederholen, und die jeder einzelnen 
" Gattung bestimmt zufallende Species unter denselben 


aufzuzählen: 
1. Webera. .Peristomium duplex: rg 


dentibus ı6 utringae costatis, arcuato-incurvis; 
interius membrana carinata pallida in procefsus 
totidem perforatos, ciliolis inermibus interjectis, 
producta. Flores hermaphroditi vel monoici; ge- 
nitalia mascula plantae monoicae in azillis folio- 
rum flori foemineo terminali proximorum bina 
s. terna, paraphysibus filiformibus comitata. 
Areolatio foliorum elongato-rhomboidea. Sect. x 
Floribus sexu distinctis s. spica androgyna super- 
ne foeminea, . I. Latifoliae. ı) W, Ludwigit 
(Bryum Schwgr.) 2) W. pulchella (Bryum Hedw.) 
3) W. carnea (Bryum L.) 4)W. rubella (Mnium 


2)W. el Bien Anglor.) ” W,eruda (Mni- 


36 
um LE.) Sect. II, Floribus hermaphroditis. 9) W, 
longicolla Hedw. (cum variet, W, alpina Hpp. et 
Hornsch,, WW, Jaseieulata Hopp. et. Hornsch, et W. 
Grimsulana Brid.) 10) W. macrocarpa Hpp. et 
 Hornsch, 11) W. nutans Hedw. (cum variet, MW, 
caespitosa Hpp. et Hornsch. W,bieolor H, et H, et 
WM. Grimsulana Brid,.) 

U, Bryum Peristomium duplex:. exterius, 
dentibus ı6 uiringue .cosialis, arcuato - incurvisz 
interius membrana carinatapallida, in proce/sus 
toliderh perforatos, eiliolis introrsum dentalis in= 
terjeclis, producta, Flores hermaphroditi,gmonoiei 
et dioici, semper terminales; genitalia conferta, 
ambitu tantum foliis perichaetialibus eineta, pa 
raphysibus filiformibus eomitate, Areolatio folio- 

. rum elongato-rhomhoidea, Sect, I, Foliis integer=. 
st rimis vel apiee tantum denticulalis, ı ) B. pyrifor- 
me Hedw, fund, :2) B; intermedium Brid, 3) B» 
pallens Swartz, (cum var,.B, speciosum Bland.) 
4) B. palleseens Schleich, (cum var. B, contextum 
Hopp. et Hornsch.) 5) B. argenteum L. 6) B. Fun- 
ki Schw. 7) B. alpinum L, 8) 2. capillare L. 9) 
3. platyloma Schwägr, 10) B, caespiticium L. 11), 
B. erythrocarpon Schwäg. (B, sanguineum Brid,) 
12..B. atropurpureum Web, et Mohr, (B. erythro- 
carpon Brid.) ı3) B. pseudotriquetrum Hedw. 14)B. 
bLimum Schreb, 15) B. {urbinatum Hedw, (cum var. 
B. Schleicheri,) 16) B.Duvalü Poit. 17) B. torti- 
Jolium Brid, ( Mnium eyelophylium Schwägr,) 


37 


" Sect. IT Foliis toto margine evidenter serralis. ı8) 
B, Billardieri Schwägr. 19) B. Auberti Schwägr, 
20) B, roseum Schreb. (Mnium Hedw. cum var, 
Mn. giganteum Hook, 7 B, umbraculum (Mni- 
um Hook.) 


III, Mnium Linn, (Polla Br Peristo- 
anium duplex: exterius dentibus’ 16 extrorsum lae- 
viusculis, introrsum costalis, connivenlibus; inte- 
Tius membrana carinata colorata in procefsus lo- 
tidem perforatos, ciliolis inermibus interjectis, 
producta, ‚Flores hermaphroditi vel dioicı, termi- 
nales; genitalia conferta, amlitu tantum foliis pe- 
richaetialibus eincta, paraphysibus clavaltis comi- 
tata. Areolaiio foliorum subrotundo-hexaedra, 
ı) Mn. stellare Reich, 2) Mn, punctatum Hedw, 
3) Mn. rostratum Schrad. 4) Mn, cuspidatuns 
Hedw. 5) Mn. affine Bland, 6): Mn. serratum 
Schrad, (cum var. Mnium Iycopodioides Hook, e& 
Mn. heterophyllum Hook, 7) Mn. hornum L. 8) 
Mn. spinosum. Veit.. 9), Mn. undulatum Hedır. 
20) Mn. Commersoni Schwägr. Bryum lacusire 
( Pohlia cernua Bruch.), Warneum und Zierii 
müfsen in die Gattung. Cladodium eingereihi wer- 
den. ‚Ueber alle“übrigen, .bier nicht angeführten, 
wohl aber von dem Verf: und andern - erwähnten 
Species, ‚können wir vor Ansicht von Exemplaren, 
kein bestimmtes Urtheil abgeben. . Dafselbe güt vom 
dem Character des Gattung Cinclidium, 2 


38 


Paludella, welche den 2ten Band eröffnet, 
hat den Habitus und Standort von Meesia, den Blatt- 
zellenbau und die gekrümmte Kapsel von Aulacom- 
nior, die männlichen Blüthen von Mnium, und das 
Peristom von Pohlia, 

; Mnium des Verf. ist die chemalige Schwä- 
grichenische Gattung Gymnocephalus, welche 
jetzt unter dem neuen Namen Aulacomnion in dem 
dritten Supplementbande von Schwägrichen so 
ausführlich beschrieben und abgebildet ist, dafs wir 
blofs dorthin zu verweisen brauchen, um sie in allen 
ihren Characteren genau kennen zu lernen. Ob die 
Hedwig’sche Gattung Arrhenopterum, welche 
der Verf. auch dazu bringt, hier wohl am rechten 
Platze stehe, kann nur nach Ansicht von Original- 
Exemplaren entschieden werden. ; 

Die Gattung Megalangium des Verf, wurde 
fast zu gleicher Zeit von Schwägrichen unter dem 
Namen Acidodontium beschrieben und abgebildet 
(vergl. Rec. in Ergnzngsbl. d. Fl. 1828. B, IT. p- 36.) 

Cryptopodium, für Bryum bartramioides 
errichtet, ist bestimmt eigne Gattung in der Familie 
der Bartramioideen, nur mufs sie einen andern Na» 
men erhalten, da die Benennung Cryptopodon be- 
reits von Röhling für die Neckera pennata ge- 
wählt, und von uns derselben wieder hergestellt 
wurde. In dem Character heifst es „Peristomium 
interius in procefsus 16 imperforalos fifsa“, was 


indefsen durch Schwägrichens Abbildung, die 


39 
jeden einzelnen Fortsafz dreimal durchstochen dar- 
stellt, nicht bestätigt wird. x 

Von Bartramia werden die Arten mit ge- 
trennten Blüthen und Wimperchen zwischen den 
Fortsätzen des innern Peristoms unter dem Namen 
Philonotis als eigne Gatluug getrennt, was um so 
zichtiger seyn dürfte, da schon der äufsere Habitus 
und die Artdes Vorkommens der jeder dieser Reihen 
angehürenden Species auf eine solche Trennung hin- 
weist, 

Zu dem Character der Gattung Funaria ist 
hinzuzufügen, dafs die tief unterhalb dem Mündungs- 
rande entspringenden äufsern Zähne mit dicht ge- 
drängten Queerrippen besetzt sind, und dafs der in- 
nere Strang des Fruchtstiels im Kapselhals in eine 
Menge Fäden auseinandertritt, die sich dann erst 
wieder lose zu einer Art von Columella aneinander 
legen. 

Bei Meesia ist vorzüglich zu berücksichtigen, 
dafs die Zähne des äufsern Peristoms weder Rippen 
noch Knoten besitzen, sondern nur der Queere nach 
gestreift sind, dafs sie defswegen auch jederzeit auf- 
recht stehen, ‘und gegen Feuchtigkeit nur sehr wenig 
empfindlich sind. Die zarte Membran, welche die 
Fortsätze des innern Peristoms in der Jugend verbin- 
det, ist bei ällen übrigen Moosen im jugendlichen 
Zustande des Peristoms gleichfalls vorhanden ‚.da sie 
aber bei der weitern Ausbildung. der Zähne zerreifst, 
und früher oder später stückweise abfällt,"so kann 


40 


sie sehr leicht übersehen werden, Meesia demifsa 


ist ein Cladodium, 

Diplocomium kann durchaus nicht von Mee- 
sia getrennt werden, da weder die bei letzterer er- 
wähnte Netzhaut der Zähne fehlt, noch die Fortsätze 
des innern Peristoms so streng paarweise stehen, wie 
der Verf, angibt. i 

Timmia hat mit Queerrippen versehene, äus- 
sere Zähne, und ihr inneres Peristom möchte wohl 
am besten als eine, in eine unbestimmte Anzahl von 
bald freien, ‘bald wieder unter sich verbundaen 
Wimpern zerschlitzte Membran characterisirt werden, 

Der nun folgenden Ordnung der Epistomi 
müfsen wir wiederholt .die Bemerkung vorausschicken, 
dafs das sogenannte Epiphragma derselben nie etwas 
anders, als die Spitze.des Säulchens ist, defsen unterer 
Theil sich losgerifsen hat, "während der obere durch 
irgend eine mechanische Ursache festgehalten wird» 
Diese Ursächeist bei den nacktmündigen Kapseln die 
beträchtliche Enge des Kapselmundes, bei den mit 
knorpeligen, einwärts gerichteten Zähnen versehenen 
Polytrichen aber die Unbeweglichkeit der letztern, 


Ueber die Gattung Hymenostomum haben. 


wir uns in der Anti-Arnottiana pP 55. näher ausge- 
sprochen. ö : 
Hymenostylium würde sich, wenn das 
ihm angewiesene Gymnostomum xanthocarpum 
wirklich den angegebnen Bau im Peristom: besäfse, 


Se 


dem künstlichen Character zufolge auf keine Weise 


ei 


von Hymenostomum trennen lafsen; so aber be- 
hauptet neuerlichst Schwägrichen, dafs die Kap- 
'sel dieses Mooses in keinem Stücke von der der üb« 


rigen Gymnostomen abweiche, und zieht man dann _ 


den ganzen Habitus desfelben und den Bau des Blatt- 
zellennetzes in Betracht, so möchte man es wohl am 
liebsten bei den nacktmündigen Zygodonten eingereiht 
sehen. 

Oedipodium ist unbezweifelt das Gymno- 
stomum unter den Splachnoideen. Ebenso verhält 


sich Calyınperes zu den Syrrhopodonten und Gly-' 


phocarpus zu den Bartramioideen. 

„= Veber L Yellia haben wir in der Recension v. 
Schwägrichens Supplementen (a. a, O. p-10etc.) 
unsre Meinung ausgesprochen. 

Diphiscium und Buxbaumia sind be- 
stimmt nur Eine Gattung, denn der ganze generische 
Unterschied beider beruht nur darin, dafs die aus 
der äufsern Kapselwand sich forisetzende Membran 
bei Diphyscium nur wenig hervortritf und sich in 
16 kurze Zähnchen spaltet,: welche sich horizontal 
zwischen die Falten des Sporangidiums legen, wäh- 
rend dagegen bei Buxbaumia diese äufsere Mem- 
bran-sich verlängert, und durch ihre Zerschlitzung 
mehr fadenförmige Wimpern darstellt. Der faltige 
Kegel, welcher das innere Peristom bildet, und von 
dem Verf. hier mit der membrana epiphragmalica 


- der Polytrichen verglichen wird (!), ist ‚bei beiden 


das über den Mundrand sich verlängernde Sporan- 


42 

gidium, das im Innern der Kapsel durch zarte Queer- 
fäden, die niemals, selbst nicht im Alter, verschwin- 
den, mit dem Sporangium (oder der äufsern Kapsel- 
wand) zusammenhängt. Die sogenannten „peristo- 
mii externi dentes ı6 squamuliformes, truncati, inae- 
quales, {ugaces“, welche gewöhnlich der Gattung 
Buzbaumia zugeschrieben werden, sind nichts an- 
ders, als einzelne Ueberreste des sich unregelmäfsig 
vom Mündungsrande trennenden Deckels, 

Ueber die nun folgenden Gattungen der Poiy- 
trichoideen Psilopilum, Catharinaea, Pogo- 
natum und Polytrichum können wir leider 
nur Bedenklichkeiten äußern. Psilopilum hat zwar 
in der Gestalt der Kapsel und selbst des Säulchens 
etwas Abweichendes, und in der Bildung des Peri- 
stofus einige Aechnlichkeit mit der unregelmäfsig zer- 
schlitzten Membran der Plaubelien, aber die Form 
der Kapsel sowohl als die des Peristoms findet in der 
Reihe der übrigen Polytrichen äufserst verwandte 
Genofsen, Ausgezeichneter stellen sich die Cathari- 
näen dar, und ihr ganzer Habitus, die Gegenwart 
eines wahren Nerven, der nur mit wenigen Lamel- 
len besetzt ist, so wie die kurzborstige Haube lafsen 
sie immer auf den ersten Blick erkennen, Aber su- 
chen wir nun nach weiteren Characteren, welche 
diese Rotte zur eignen Gattung erheben könnten, so 
begegnen wir allenthalben Schwierigkeiten. Bridel 
sagt, bei Catharinaea bildeten sich die Borsten oder 
Zähne an der Haube aus leizterer selbst hervor, wäh- 


43 


rend hingegen die Haare der Polytrichumshaube, die 
aus der weiblichen Blüthe mit hinaufgezogenen Para- 
physen wären. : Ersteres, nämlieh das Hervorwach- 
sen der Borsten aus der Catharinäenhaube, haben 
wir durch eigne Beobachtungen bestätigt gefunden; 
— wer bürgt aber dafür, dafs nicht hei den Poly- 
trichen das nämliche Statt finde, und wer sollte es 
nicht unwahrscheinlich finden, dafs diese Mafse von 
Haaren an der Polytrichumshaube als eben so viele 
Paraphysen in einer einzigen weiblichen Blüthe ge- 
standen haben sollen? Der ganze Unterschied liegt 
am Eude nur.darin, dafs diefe Borsten von Cathari- 
naea bei Polytrichum weiter fortwachsen, neue 
Glieder ansetzen, und dadurch in Haare übergehen, 
Und abgesehen auch davon, so mischen sich hei Ca- 
tharinaea hercynica zu den Borsten schon deutlich 
längere, herabhängende Haare, und vereinigen so 
auf der einen Seite beide Gattungen. Einen anderen 
Unterschied, der jedoch nirgends noch erwähnt ist, 
bieten die männlichen Blüthen von Catharinaea un- 
dulata dar, welche bei letzterer mit den weiblichen 
auf einem Stamme vorkommen, so zwar, dafs der 
Stengel sich aus den männlichen Perichätien in Ge- 
stalt einer Innovation fortsetzt, und dann auf dem, 
Gipfel eine weibliche Blüthe hervorbringt, während 
dagegen bei den Polytrichen weibliche uud mmännlie. 
che Blüthen immer streng auf zweierlei Stämmen ge- 
schieden sind, und die Verlängerungen .des Stengels 
aus’ deu männlichen, Blüthen immer nur wieder 


44 

männliche Blüthen hervorbringen. Allein diese Be- 
vbachtung geht nicht über €, undulata hinaus, und 
es steht daher noch zu untersuchen, wie sich die an- 
dern sogenannten Catharinien in dieser Hinsicht ver- 
halten. Endlich könnte man noch anführen, dafs 
bei C, undulata in der männlichen Blüthe neben 
den fadenförmigen Paraphysen keine solchen keul- 
förmigen Spreublätter vorkommen, wie sie sich ge- 
wöbnlich bei den wahren Polytrichen der Anthere 
beigemischt fioden; allein auch hier erstreckt sich 
einerseits nur die Beobachtung aufC. unduleta, und 
andererseits sind selbst die Blüthen sehr vieler Polytri- 
chen in dieser Beziehung noch zu wenig bekannt. 
Die stielrunde und faltenlose Columella von Pogo- 
ralum hat in der Gestalt der Kapsel ihren Grund, 
und eimmt, sobald einmal die Sporen ausgebil-, 
det sind, ebenfalls einen eckigen Umrifs an, und 
wie weaig die walzenförmige Form der Kapsel und 
der Mangel der Apophysis für die Characteristik 
dieser Gattung angewendet werden könne, davon 
liefert P. alpinum mit deutlich ausgebildeter Apo+ 
physis, und P. longisetum mit 4 eckiger Kapsel spre- 
eheude Beweise. Bei der Gattung Polytrickum und 
allen ihren Unterabtheilungen möchte vorzüglich Be- 
zücksichtigung verdienen, dafs die Zähne von knorp- 
tiger Beschaffenheit und deishalb unbeweglich sind, 
daher auch im feuchten sawohl, als ii trocknen Zu- 
stande dieselbe, nach Innen gerichtete, Stellung bei- 
behalten; ferver, dafs die vaginula nicht wie bei- 


den übrigen Moosen durchaus von gleichförmigem 
Bau und oben plötzlich abgestuzt erscheint, sondern 

. nach oberhin eine immer zärtere Textur annimmt, 
und allmählig in eine lange Röhre verläuft, «deren 
obern Theil Bridel unnöthigerweise Ocrea nennt, : 
ferner, dafs der Deckel nicht wie bei ällen übrigen 
Moosen inwendig-hohl, sondern vollkommen flach 
oder nur wenig gewölbt ist, und folglich, ‘wie über- 
all, so.auch hier der Länge des Peristoms entspricht. 
Ueber die Gattung Dawsoni@ vergleiche man unsre 
Recension von Schwägrichens Supplementen 
(a 2. O.prz etc.) . 

Wir gelangen nunmehr zur: dritten Klafse der 
Laubmoose, nämlich zu den Pleurocarpis, Wenn 
wir bisher, gestützt auf die Ansicht unsrer einhei- 
mischen Arten, im Stande waren, einzelne Andeu- 
tungen zur Begründung und Anweisung natürlicher 
Moos-Gattungen zu geben, so mülsen wir nunmehr 
offenherzig gestehen, dafs uns von den folgenden 
Klafsen genauere Kenntnifse fehlen, um die bisher 
ausgesprochnen Grundsätze auch in ihnen nachwei«- 
sen und durchführen zu können. Bei weitem der 
grüßsere Theil, der nunmehr folgenden Moose ist in 
den südlicheren Gegenden zu Hause, so dafs verglei- 
chende Untersuchungen sehr erschwert sind, und 
die darüber vorliegenden Abbildungen und Beschrei- 
bungen en übergehen gewöhnlich, oder doch sehr oft, 
jene Merkmale, welche sich uns. bei den vorher- 
schenden Moosreihen als so wichtig bewährt haben. 


46 


Daher mögen einstweilen folgende flüchtige Bemer- 
kungen genügen: Pleuridium ist wenigstens in Be- 
zug auf Pl, alternifolium durchaus ungegründet, und . 
mufs mit Phascum zusammenfallen, wie der Verf, 
G. 163. selbst vermuthet, und Bruch (vergl. bot. 
Zeit. 1825. p. 273. ete.) außser allen Zweifel gesetzt 
hat. Für des Verf. Anoectangium wird wohl rich- 
tiger mit Hooker und Schwägrichen der Name 
Hedwigia beibehalten, und nur dem Gymnosto- 
mum aqualicum die Benennung Anoectangium zu- 
getheilt« (vergl. oben.) 

Fabronia ist so ausgezeichnet, dafs sie wohl 
keinen Anstand leidet. 

Dagegen scheint aber die Gattung Pterigy- 
nandrum noch mancher Berichtigung zu bedürfen. 
So weit unsre Beobachtnngen darüber reichen, und 
soviel wir aus den vorhandenen Abbildungen zu 
schliefsen vermögen; müfsen Pi. filiforme, repens, 
Striatum und aureum der Gattung Anomödon (s 
unten) anheim fallen, Pr, myurum ist eine Necke- 
ra, Pi. tenue hat jetzt Sch wägrichen zur eignen 
Gattung, Leptophymenum, erhoben, und P&. cri- 
nitum so wie PL. nigrescens sind, wenn die Wim- 
pern wirklich, wie Sch wägrichen angibt, am 
Grunde nicht unter sich zusammenhängen, Pilotri- 
chen. Für die noch übrig bleibenden möchten wir 
die Benennung Pterogonium dem unrichtig constru- 
irten Pterigynandrum vorziehen. 

Die neue Gattung Leptodon wird sich, wenn 


47 


man für die Gattung Plerogonium das Gesetz gelten 
lätst, dafs die Zähne der zu ihr gehörigen Arten ei- 
nen derben, queerrippigen Bau besitzen, als solche 
bestimmt halten, dann schliefst sich aber ihr auch 
das Pterogonium gracile an, welches dieselben zar- 
ten und bleichen Zähne, wie L. Smithi besitzt. 

Die neue Gattung Regmatodon, für Pt. de- 
elinatum errichtet, hat sich durch $ chwägri- 
chens meisterhafte Abbildung und Beschreibung 
(Suppl. UIs t. 204.) vollkommen als solche hestätigt, 
nur mufs die von Bridel gegebne Diagnose nach 
der Schwägrichenschen verbeisert werden, 

Die Gattungen Scelerodontium, L euco- 
donund Astrodontium sind durch Schwägri» 
chen’s vortrefiliche Abbildungen über alle Zweifel 
erhoben worden, 

Unter dem Namen Leucoloma erhebt der 
Verf. das Trichostomum leucoloma Schwägr, zur 
eignen Gattung, was bereits auch Hornschuch 
(vergl. Flor. 1825. Ergänzngbl, p. 21.) unter dem Na- 
men MWalkeria, und Walker-Arnott unter dem 
Namen Macrodor that.: Es verdient wohl bemerkt 
zu werden, dafs weder der eine noch der andere 
der letztern diese spätere Bestimmung auf Ansicht 
von Exemplaren gründete, und dafs Schwägri- 
chen’s Abbildung und Beschreibung noch immer 
auch der Vermuthung, dafs die Fruchtstiele uns durch 
das spätere Fortwachsen des fructificirenden Astes 
falsch seitenständig erscheinen, Raum läfst, 


3 48 

Antitrichia läßst sich dem Baue des Peris 
stoms nach durchaus nicht von Anomodor unter- 
scheiden. s 

Anacamptodon bleibt dagegen unbestritten. 

‘Von .der Gattung Neekera sonderte bereits 
Hooker in der Muscol. britann, jene Arten, bei 
denen die das innere Peristom bildenden Wimpern 
dicht neben den Zähnen: des äufsern stehen, unter 
dem Namen Anomodon von den übrigen Neckeren, 
deren inneres Peristom von dem äufsern getrennt, 
noch zum Theilals dünne Membran über den Mund- 
rand -hervortritt, und sich dann erst in. ı6 Wim- 
pern spaltet. Diese Hooker’s che Veränderung 
wurde indefsen von den nachfolgenden Schriftstel- 
lern nicht berücksichtigt. Später bemerkten Horn- 
schuch und Wal ker-Arnott, dafs bei einigen 
bisher zu Plerogonium- gebrachten Arten auch ein 
‚inneres, -wiewohl noch sehr unvollkommenes Peri- | 
stom vorhanden sey, und dafs sich dieselben zu den | 
übrigen Neckeren wie Piychostomum zu Bryum 
verhielten. Hierauf gründete ersterer seine Gattung 
Bruchia, letzterer aber seine Gattung Haptymeni- 
um. In unsrer Recension von des letztern Schrift 
machten wir darauf aufmerksam, dafs die Bildung 
des Peristoms dieser Pierogonien in keinem Stücke 
von der ‘jener Neckeren abweiche, welche bereits, 
ohne dafs wir’es damals wufsten, von Hooker 
unter dem Namen Anomodon getrennt worden wa* 
zen, Deiswegen verbeiserten wir den Character voü 


x 
ei 2 


Haptymenium, und reihten ihn, neben jenen ur- 
sprünglich dazugebrachten Pterogonien, auch noch 
die Hookerschen Anomodonten an, statt dafs es 
richtiger gewesen wäre, diese sogenannten Hapty- : 


menien der wiederhergestellten Gattung Anomodon 
unterzuordnen. Diesen Fehler bitten wir also in je- 
nem Aufsatize zu übersehen und zu berichtigen. Ob 
die Gattung dnomodon natürlich sey, wird die Zeit 
lehren; unter den im gegenwärtigen Werke aufgezähl. 
ten Neckeren scheinen folgende ihr anzugehüren: 
ı) N. trichophylla Swartz. 2) N. longiseta Hook, 
3) N. cladorrhizans Hedw. 4) N. seductrix Hedw. 
5) N. viticulosa Hedw, 6) N. minor Pal. Beauv, 7)? 
N. macrocarpa Brid, 8) ? N, flavescens Hook; 9) 
N, acuminata Hook, N. pennata ist, wie wir in 
obiger Recension bewiesen zu haben glauben, be- 
stimmt eine eigne Gattung, für die der alte Röh- 
ling’sche Name Eryptopodia beizubehalten ist. N 
glabella und disticha scheinen nach Walker-Ar- 
nott zu Pilotrichum zu gehören. 

Bei Climacium hätten wir gewünscht, dafs 
der Verfasser sich strenger an den Bau des innern 
Peristoms gehalten, und nur auf diejenigen Species 
beschränkt hätte, bei welchen die Wimpern den von 
Schwägrichen bei Climacium dendroides be- 
schriebnen und abgebildeten Bau besitzen. (vergk 
auch unsre Recens. y. Wik. Arn. p. 82.) Neckera 
longirostris Hook, und N. dendroides Hook., die 
der Verf, wegen einigen Löchern in den Wimpern 
Ergänzungsbl. Nro IV, 4 Mo. Bot. Garden 


nen 


50 


ebenfalls zu Climacium zieht, können der übrigen 


Bildung des Peristoms nach unmöglich von den wah- 


ren Neckeren getrennt werden. 

Die Gattung Trachyloma, welche der Verf 
für Neckera planifolia aufstellt, in der Uebersicht 
aber als Subgenus von Climacium betrachtet, scheint 
ebenfalls kaum von den wahren Neckeren abzuweis 
chen, am allerwenigsten aber bei Climacium an der 
rechten Stelle zu stehen. Die ‘Gattung Spiridens 
steht ziemlich abgeschlofsen in dieser Familie, 

Ueber Pylaisaea werden uns hoffentlich 
Frankreich’s Botaniker nähern Aufschlußs ertheilen, 
vor Ansicht von Exemplaren möchte jedes darüber 
gefällte Urtheil unsicher seyn. 

Ob die Gattung Leskia, so wie sie jetzt da- 
steht, sich auch in Zukunft halten wird, vermögen 
‚wir gegenwärtig eben so wenig zu entscheiden, als 
wie es den benachbarten Hypnen in dieser Hinsicht 
ergehen wird. Die Untersuchung unsrer 'einheimi= 
schen Arten dieser Gattung kann höchstens einzelne 
Andeutungen geben, zu einer vollständigen Sichtung 
aber ist die klare Anschauung aller hieher gehörigen 
Species unumgänglich nothwendig, und da diese bei 
der überwiegenden Zahl von Ausländern nur so we 
nigen vergönnt ist, so sollte doch jeder sich wenig» 
stens verpflichtet halten, bei der Beschreibung des 
ihm zu sehen Gestatteten den Bau des Peristoms und 
die Verhältnifse der Blüthenbildung so genau und er- 
schöpfend, als nur immer möglich anzugeben, um so 


a 


8 


doch einstweilen Materialien zum Baue herbeizu- 
schaffen. Wenn die unter sich so nahe verwandten 
Bryoideen dennoch treffliche Charactere darbieten, 
die eine weitere Sonderung unter ihnen möglich ma- 
chen, warum sollte diefs nicht auch der Fall bei den 
ibnen in der Reihe der Achselfrüchtigen entsprechen- 
den Hypnoideen seyn? Freilich wird man diese Cha- 
raciere tiefer als in der gleichen oder jungleichen 
Kapsel, wornach der Verf. Isothecium von Hypnum 
trennt, oder in den durchstochnen oder undurch- 
stochnen Zähnen, wornach letztere Gatlung wieder 
in eigentliche Hypnen und Stereodonten zerfällt, su- 
chen müfsen. 

Ueber die Gattung Lasia wird hoffentlich die 
von Schwägrichen bereits versprochne Abbil- 
dung von Plerogonium subcapillatum bald nähere 
Auskunft geben. 

Dienemon wird schwerlich bestritten werden, 

Ueber Esenbeckia können wir kein Urtheil 
fällen. i 
Die Gattung Cryphaea, die, wie der Verf, rich- 
tig bemerkt, neben der Robert Brown’schen Cry- 
Phia bestehen kann, ohne deswegen eine Verwechs- 
lung beider befürchten zu dürfen, ist hier unrichtig 
Characterisirt, da wenigstens bei Neckera heteromal- 
la, weicher Mohr ursprünglich den Namen Cry» 
phaea beilegte, die Wimpern des innern Peristoms 
keineswegs am Grunde frei sind, und zwischen oder 
neben den äussern Zähnen stehen, sondern an ihrer 

L) 


er 


52 
Basis durch eine über den Mundrand vorfretende 
Membran zusammenhängen, und sich dadurch deut« 
lich von der äufsern sondern. Hier müfsen wir aber- 
mals einen frühern Fehler abbitten; den nämlich, 
dafs wir in der Recens. von Walker-Arnott (a. 
a O.p. 81.), geblendet von defsen Bemerkung, dafs 
schon eine Gattung der Phanerogamen diesen Namen 
führe, die Mohr’sche Cryphaea Pilotrichum nann- 
ten, später aber (in der Recens, von Schwägri= 
chen p. 35.), nachdem wir eingesehen halten, dafs 
Cryphaea recht gut neben Cryphia bestehen kön- 
ne, die eigentlichen von Palisot-Beauvois be 
nannten Pilotrichen mit dem Namen Cryphaea be- 
legten, und die wahre Cryphaea als Pilotrichum 
stehen liefsen, Wir bitten daher unsere Freunde, 
durch Vertauschung der von uns früher gewählten 
Namen die Sache wieder ins alte Geleis zu bringen. 

Daltonia ist bestimmt eine gute Gattung. 

Pilotrichum verhältsich zu Cryphaea wie 
Anomodon zu Neckera. Es ist daher nicht durch die 
behaarte Mütze, sondern vielmehr durch die Bildung 
und Stellung des innern Peristoms von Cryphaea ge» 
schieden, und es möchte daher, da der Verf. nur 
die erstere im Auge hatte, manche Species aus der 
gegenwärtigen Gattung zu Cryphaea zurickwan- 
dero. Dahin gehören z, B, Piloirichum abietinum 
und bipinnatum, 

Die neue Gattung Lepidopilum, welche für 
die Neckera scabriseta und polyirichoides errichtet 


f 
\ 


53 


wird, scheint; soviel wir. aus den darüber vorliegen- 
den. Abbildungen und Beschreibungen zu schliefsen 
vermögen, den Daltonien am nächsten zu kommen, 
von diesen aber durch die am Grunde durch eine 
vortretende Membran vereinigten Wimpern des in- 
»ern Peristoms abzuweichen, und sonach sich zu 
diesen zu verhalten, wie Eryphaea zu Pilotrichum, 
oder Neckera zu Anomodon. 

Actinodontium ist in jedem Fall eine sehr 
ausgezeichnete Gattung» 

Dagegen wird sich Chaetephora, wenn ihr 
ganzer Unterschied nur in der horstigen Haube be- 
steht, wieder den Hookerien anschliefsen müfsen, 

In dem Gattungscharacter von Pterygophyl- 
Zum, (jetzt wohl richtiger nach der Engländer und 
Schwägrichen’s Vorbild Hookeria genannt), darf 
"nicht unerwähnt bleiben, dafs das innere Peristom, 
nach Art der Hypnen, gekielt ist. 

Die Gattung Fontinalis kommt mit Anoes- 
tangium und Cinelidotus überein in dem Stand der 
Früchte auf eigenen kurzen Seitenästchen, welche 
trotz der bedeutenden Verlängerung des Hauptistam- 
zmes und seiner sterilen Aesfe doch nie weiter inno- 
viren; ferner in der besondern Anreihung mehrerer 
kleinerer männlieher Blüthen um eine grössere, cen- 
trale, und endlich-in derrobusten, fast lederartigen 
Textur der Haube. 

Die 4te Klafse der Moose, die Rhizocarpi, ens4 
hält die einzige Gattung Rhizogonium, und in dieseg 


54 


wieder nur die Leskea Novae Hollandiae Schwer. 
und das Hypnum distichum Swartz, Dafs erstere 
Pflanze, von welcher allein wir jetzt die Abbildung 
vergleichen können, bei Leskea am unrechten Platze 
stehe, wird wohl niemand bezweifeln, der den gan- 
zen Habitus und besonders die, wie es scheint, gip- 
felständige Frucht in Anschlag bringt; ob sie aber 
wegen der Kürze ihrer fruchtbaren Stämmchen, und 
den an Gröfse und Gestalt von den letzero bedeutend 
abweichenden sterilen Pflänzchen, die auch bei gar 
vielen andern Moosen vorkommen, eine eigne Klas- 
se verdient, darüber mögen erfahrnere Männer 
entscheiden. 

In der 5ten Klafse, den Entophyllocarpis, stehen: 
Schistostega, Der Verf. berichtigt den Charac- 
ter dieser Gattung dahin, dafs er den obern, aus 
größern gefärbten Zellen bestehenden Theil der Kap- 
selmündung, welchen Hed wig einen elegantem cir- 
culum Bennt, für einen Zusammengesetzten Annulus 
betrachtet, durch defsen Borsten und Zurückrollen 
der Deckel in mehrere unregelmäfsige Abschnitte 
zerriisen werden soll. Aber dieser sogenannte Annu- 
lus ist nichts als die oberste, etwas dunkler gefärbte 
Zellenlage der Kapsel, und der Deckel selbst läfst 
sich bei vorsichtiger Behandlung sehr gut und leicht 
von der Kapselmündung ablösen, ohne dabei sich 
zu spalten, Die Streifen an demselben, worin ei- 
nige Bryologen die Anlage zur späteren Spaltung er- 
blicken, rühren einzig und allein von den in regel- 


’ 


55 


mäfsige Reihen gestellten Zellen desselben ber. Die- 
ses Moos ist daher das wahre Gymnostomum dieser 
Reihe, und mufs, bei solchermassen gestellten Sa- 
chen, jetzt auch einen andern Namen erhalten. 


Drepanophyllum. Mit Recht bestreitet hier 
der Verf. Richard’s und Schwägrichen’s An- 
sicht von den Antheren dieser Pflanze; sie scheinen 
nichts anders als Anlagen zu Wurzeln zu seyn, die 
aus den Gipfeln der sterilen Stämme berauswachsen, 
und bei der Berührung des Bodens in wirkliche Wum 
zelfasern übergehen, wie man diels auch bei Calym- 
peres, Encalypta strepiocarpa,  Orthotrichum 
Lyellü u. a. beobachtet. 


Ueber Phyllogonium und Octodiceras 
vermögen wir kein Urtheil zu fällen. 
Fissidens ist vortrefflich characterisirt 


Die 6te Klafse, die Hypophyllocarpi, enthält 
diejenigen Moose, bei denen mit den wahren Blät- 
tern anders gestaltete, kleinere abwechseln, in de 
ren Winkel häufig die Fruchtstiele entspringen, und 
die sich mit den Amphigastrien der Jungermannien, 
so wie mit den Blattansätzen höherer Pflanzen ver- 
gleichen lassen. Der ganze Habitus ist dabei schon 
mehr Jungermannienartig, und es scheint, als werde 


‘hier ebenso das Lebermoosstrünkchen, wie bei An- 


dreaea die Lebermoosfrucht in der Reihe der Laub- 
moose vorgebildet, Die in dieser Klasse stehenden 
Gattungen Helicophyllum, Hypopterygi. 


um, Racopilum und Cyathophorum, er 


halten nur Ausländer und scheinen den Abbildungen 
zufolge, säimmtlich wohl begründet zu seyn, 


Endlich schliefst Andreaea den Zug der Moos-- 


gattungen. Wenn wir ünter Deckel den obern Theil 
einer capsıflä.eircumscissa verstehen, ‚der, äusserlich 
durch eine Nath umschrieben, endlich sich von dem 
untern Theile löst„und dadurch den Samen den Aus 
weg eröffnet, Pe unmöglich dieser Gattung mit 
dem Verf. ein Deckel zugeschrieben werden, da die- 
ser weder im Aeussern durch eine Nath angedeutet 
ist, noch überhaupt hier von einer capsula circum- 
scissa die Rede seyn kann. Am richtigsten wird die 
Frucht dieser Gattung wohl eine capsula quadrival- 
vis, valvis apice connatis genannt. Es hätte auch 
wohl einer besondern Erwähnung verdient, dafs der 
Ast, auf dessen Gipfel diese Kapsel entspringt, sich 
‚nach der vollständigen Ausbildung der letztern, nach 
Art der Sphagnen, verlängert, und so das Ansehen 
eines Fruchtstiels erhält, der aber keineswegs mit 
dem der übrigen Moose verglichen werden kann, da 
derselbe an seiner Spitze neben der sitzenden Kap- 
sel auch noch die fehlgeschlagnen Griffel, ganz nach 
der Analogie der Sphagnen trägt (vergl. Hook et Tayl. 
Muse, britt, p. ı.t. VII.) 


So haben wir nun den Hrn. Verf. durch das 
Buch und die mannigfaltigen Gattungen der Laub- 
zmoose begleitet, und kommen nunmehr zu der freund-, 


| 


97 
lichen Höhe, wo wir mit ihm noch einmal: die zu- 
rückgelegte Strecke Landes überblicken, und das in 
der ursprünglichen Anschauung Getrennte in seiner 
Verknipfung zum wohlgeordneten, organischen Gan- 
zen betrachten können. Und mit wem solite man 
dieses wohl lieber thun, als mit dem geistvollen 
Bridel, der zuerst die Bahn zu einer natürlichen 
Betrachtungsweise der Moose ebnete, und den früher 
zur auf das Peristom und die Blüthen beschränkten 
Blick auf das ganze Gewächs hinlenkte? Sein, auf 
die systematische Uebersicht der Gattungen folgender 
Versuch, die Moose in natürliche Familien zu bringen, 
beurkundet aufs Neue den unsterblichen Reforma- 
tor der Bryologie, und wenn die bessernde Hand 
der Zeit auch Manches daran ändern wird, so bleibt 
doch immer ihm das Verdienst, zuerst den Grund 
gelegt zu haben. Es würde zu weit führen, wenn 
wir uns hier auf das pro et conira jeder der von ihm 
aufgestellten Familien einlassen würden, da wir die 
Aufmerksamkeit unserer ‚Leser ohnediefs schon zu 
lange in Anspruch genommen haben, aber wir glau- 
ben es ihnen schuldig zu seyn, das in diesen Blät- 
tern zerstreut dargebotene zur bessern Uebersicht 
in einen ‚systematischen Körper zusammenzufassen, 
und die Art und Weise, wie sich nach unsern, hier 
und anderwärts ausgesprochnen Ansichten die Moos- 
welt gliedern müsse, wenigstens anzudeuten. ‚Wir 


. geben dieses ebenfalls nur als einen Versuch, dem 


wir aber Prüfung und billige Richter wünschen, 


58 


I: Familie. Phascoideae, Archidium. Phas= 
cum, (mit Bruchia, Physedium uud Pleuridium), 
Woitia, 

” Wir müssen gestehen, dafs diese Familie uns 
auf sehr lockern Grunde zu Stehen scheint, und dafs 
zur noch einige entsprechende Mittelglieder und 
schneidende Merkmale fehlen, um alle ihre Glieder 
jetzt schon unter die andern Familien vertheilen zu 
können. Physedium wenigstens ist in seinem gan« 
zen Habitus ein Splachnum, und bahnt sich durch 
Woitia den Uebergang zu Cryptodon Brown (Splach- 
num Adamsianum Hornsch.), Ob die kleineren, 
jährigen Arten nun in Zukunft den Desmatodonten, 
und die grössereu, innovirenden den Weissioiden 
anheim fallen, wird hoffentlich nicht lange mehr un 
entschieden bleiben, 


IL’ Familie. Desma todontoideae, Pottia, 
Endosthymenium, Anacalypta, Trichostomum (mit 
Plaubelia ). Desmatodon, Barbula, Syntrichia, 
Zweifelhaft sind Pilopogon, Zygotrichia, 


II. Familie, Weissioideae. Hymenostomum, 
Gymnostomum. Weissia (mit Oncophorus und Cam- 
Pylopus). Ceratodon, Cynodontium, 


Schwankend zwischen der vorigen und der g 
genwärtigen Familie steht Didymodon, Die Diera- 
na glauca werden wahrscheinlich mit der Zeit, 
nebst Octoblepharum und Leucophanes eine eigue 
Familie bilden. r 


59 


IV. Familie, Splachnoideae, Oedipodi- 
um. Cryptodon, Systylium, Orthodon. Eremodon. 
Splachnum, Tayloria, 

V, Familie Grimmioideae, Schistidium, 
Grimmia (mit Hydropogon?). Brachyodon, Thy- 
sanomitrion. Dryptodon, Racomitrium, 

Zweifelhaft bleibt noch Olomitrium, 

VI. Familie. Encalyptae. (s. oben). 

VIL-Familie.e. Syrrkhopodontoideae, Ca- 
Iymperes. Syrrhopodon (mit Trachymitrium), 

VII Familie. Zygodontoideae. Gymnosto- 
mum lapponicum, viridissimum et zanthocarpum. 
(Hymenostylium ). Zygodon. Codonoblepharum, 

IX. Familie. Orthotrichoideae, Tetraphis, 
Coscinodon Spreng. (Grimmia cribrosa ). Ortho- 
trichum (mit Ulota), Glyphomitrium: Ptychomi- 
irium, Macromitrium (mit Lejotheca und Brachy- 
podium). Schlotheimia, 

X. Familie. Buxbaumioideae, Buxbaumia 
(mit Diphyscium). Dawsonia, 

XI. Familie, Polytrichoideae, Lyellia, Po- 
Iytrichum (mit Psilopilum, Catharinaea und Po- 
gonatum), 

XU. Familie. Funarioideae, Physcomitri= 
um (mit Pyramidium und zum Theil Hyophila), 
Entostodon. Bergia. Funaria. 

XIII, Familie. Bartramioideae. Glyphocar- 
pus. Conostomum., Catoscopium. Bartramia, Philo= 
notis, Bryum (Eryptopodium Brid), 


60 


XIV, Familie. Br yoideae. Leptostomum. 


Oreas, Ptychostomum. Brachymenium. Cinelidi= : 


um, Pohlia, Cladodium. Acidodoentium, Webera, 
Bryum. Mnium, 

Lepthotheca. Meesia. (mit Diplocomium), Pa- 
ludella, Aulacomnion, 

Zweifelhaft bleiben noch Hemisynapsium, 
Arrhenopterum. 

XV. Familie. Fontinaloideae. Anoectan- 
gium, Cinclidotus. Fontinalis. 

XVI. Familie Zypnoideae, Fabronia. Ana- 
camptodon. Daltonia. Lepidopilum. Hookeria (mit 
Chaetephora), 

Hedwigia. Pterogonium, Leptodon. Leucodon, 
Sclerodontium, Dionemum, Cryptopodia, Cry- 
phaea. Pilotrichum. Neckera (mit Traciyloma?). 
Anomodon. Astrodontium. Actinodontium, Reg- 
matodon, Leskea, Hypnum, Climacium, Spiridens. 

Zweifelhaft bleiben noch Lasia, Pylaisaea, 
Esenbeckia, Leucoloma, 

XVII. Familie. Entophyllocarpi. Rhizogonium? 
Schistosiega, Drepanophyllum, Phyllogonium, Oe- 
todiceras, Fissidens, 

XVII. Familie. Hypophyllocarpi, Heli. 
cophyllum. Hypopterygium, Cyathophorum. Ra- 
copilum. 

AIX. Familie. Sphagnum, 

XX. Familie. Andreaea, 

Fürnrohr 


u. 


6r 

Pugillus novarum guarundam plantarum in bo- 

n tanico Hamburgensium horto occurrentium, 

editus ab Joanne Georg. Chr. Lehmanno, 

Med. et Pbil. Doctore u. s. w. (Conf. Index scho- 

larum in Hamb. Gymn. acad, a pascha 1828 usq. 

ad p. ı829 habendarum.) .‚Hamb. 1828, Typis 
Meisaneri. 38 $. in 4 


Zehn Jahre sind bereits verflossen, seitdem unser 
berühmte Lehmann als Professor der Botanik in 
Hamburg angestellt, und bald darauf durch seine ge- 
wohnte Thätigkeit, der dortige bolanische Garten 
angelegt wurde, der seiner Reichhaltigkeit wegen 
bereits den ersten Instituten‘ dieser Artgleich kommt; 
und in Betracht seiner Läge und seines Verkehrs viele 
Vorzüge besitzt. Alljährlich sind seit jener Zeit nicht 
nur die gewöhnlichen Samencataloge erschienen, son- 
dern auch mehrere vollständige Preiscourante be- 
kannt geworden. Im vorliegenden Werkchen sind 
36 neue Pflanzen, die nach und nach im jenem Gar- 
ten gezogen wurden, verzeichnet, diagnosirt und 
vollständig beschrieben, wodurch unsere Species 
plantarum abermals einen schätzbaren Beytrag er- 
halten haben, den wir im Folgenden namhaft ma- 
chen: Anchusa deflexa (Lehm. wie alle folgende.) 
Aus Aegypten 4. latifolia ( A. versicolor «Hortul, ) 
Andropogon radicans, vom Cap. Baptisia minor. 
(B. australis Hort.) Cactus Bradypus aus Brasi- 
lien. C, Langsdorfii, ebendaher. €. Linkü, aus 


62 

Mexico. C, Mierodasys, aus Brasilien. C. Ottonis 
aus Mexico. C. placentiformis, aus Brasilien. C,, 
tunicatus, ebendaher. Convolvulus geniculatus, aus 
Australasien. C. strictus, aus Aegypten. - Corehorus 
palens, ebendaher. Echium pumilum, ebendaher. 
Epilobium erassifolium, aus Sibirien. Erigeron pu- 
sillum, aus Aegypten, jetzt in Sprengels System 
als E. Lehmanni aufgeführt. Helianthus patens, 
aus Südamerika. Heliotropium aegyptiacum, aus 
Aegypten. H. coriaceum, aus Mexico. Holosteum 
sperguloides, aus Aegypten. Hypozis gracilis, aus 
Brasilien. Oenothera amoena mit dem Synom, in 
Spreng. Syst. veg. O, roseo. alba Bernh., aus Nord- 
Amerika, (nicht io Nepal.) ©, erosa, vom Cap. 
Ozxalis Hloribunda, aus Brasilien. Phlox Sickmanni, 
aus Nordamerika. Polemonium lacteum. Poly- 
gonum acutatum, mit dem Synom, P, eymosum 
Spreng. aus Nepal. Potentilla colorata mit dem Sy- 
non. P, nepalenis Hook, und formosa Don. und 
Sprengel, aus Nepal, die jetzt in unsern ‚Gärten 
sehr verbreitete roth blühende Pflanze. P. Siemer- 
siana, mit dem Synon. P, splendens Wall, und lie 
neata Spreng. et Trevir, aus Nepal. Steganotro- 
Pis, eine neue Gattung aus der Diadelphie, mit der 
Species conjugata aus Südamerika, Stephananthus, 
ein neues genus aus der Syngenesie, mit der Art 
Juceus, aus Aegypten. Tradescantia pilosa, aus Nord- 
amerika. Trifolium Wormskioldii, aus Californien. 
Verbena simplex, aus Nordamerika. Utrieularia ne- 
glecta Lehm., eine bei Hamburg wachsende neue 
Art, die schon früher in der Flora angezeigt worden. 


# 


s 63 


Deutschlands Flora in Abbildungen nach der Na- 
tur mit Beschreibungen; von Jacob Sturm, 
Ste Abth. die Pilze Deutschlands. Bearbeitet von 
Dr. F. W.T. Rostkovius. tes Heft. Nürnberg 
2828. Bey Jacob Sturm mit ı6 illum. Kupf. und 
16 Texbl. in ı2,. 


Hr. Sturm ist fortwährend bemühet, seiner Flo- 
ra einen classischen Werth zu geben, und sucht die- 
sen Zweck vorzüglich dadurch zu erreichen, dafs er 
für die verschiedenen Abtheilungen derselben Männer 
zu Mitarbeitern wählt, die. sich in diesen Fächern be» 
sonders umgesehen, und die Gegenstände mit vorzüg- 
lichem Fleifse studiert haben. So sind die Bearbeitun- 
gen der Laubmoose von Nees und Hornschuch 
ohne Zweifel in den besten Händen, denen sich Hr. 
Dr. Rostkovius in Bearbeitung der Schwämme 
dem vorliegenden Hefte gemäfs, rühmlichst an- 
schliefst, was uns zu dem Wunsch veranlafst, dafs 
die HH. v. Flotow und Laurer sich einst auf 
gleiche Weise der Bearbeitung der Flechten unter- 
ziehen möchten. Wer würde dann nicht jedem 
neuen Hefte mit grosser Erwartung entgegen sehen, 
besonders da Hr. Stu rm, zuvorkommend, jede be- 
liebige Auswahl derselben gestattet, ohne dabei den 
Preis der einzelnen Hefte zu erhöhen. Insbesondere 
aber wird das gegenwärtige auf den Beifall aller 
Botaniker Anspruch machen, da es Gegenstände 
enthält, die der Kunst des Auftrocknens wieder- 
strebend, sich in den Herbarien nicht vorfinden, 
und darum auch weniger gekannt werden, obgleich 


sie in unsern Wäldern oft in zahlloser Menge vor- 


handen sind, 


& z 
Hr. Dr. Rostkovius schickt sehr‘ zweckmäs- 


sig diesem ısten Hefte der Pilze Deutschlands eine 
vollständige Einleitung voran, in der er die Charac- 
tere der Polyporen die dasseibe anschliefslich eut- 
hält, angiebt und die verschiedenen. Abtheilungen 
und Unterabtheilungen kenntlich macht, wobei 
das Systema mycologieum von Fries zum Grunde 
gelegt ist, Den einzelnen Arten selbst, die sowohl 
von der obern als von der untern Seite, auch öf- 
ters im Durchschnitte vorgestellt worden, sind, 
nach der gewöhnliehen Anordnung dieser Flora, 
die Namen, Diagnosen, Beschreibungen, dann An- 
gaben der Wohnorte und Erscheinungszeit beige- 
fügt, wobei überall die bewährten Kenntnisse des 
Verfassers sichtbar werden, und wodurch man in 
Stand gesetzt ist, in jedem Walde die vorkom- 
nienden Arten ohne Anstand zu bestimmen. Das 
verliegende Heft enthält folgende Polyporen: Po- 
Iyporus Michelii Fries, P. sgquamosus Huds. P, 
melanopus Fries, P. brumalis Pers. P. perennis 
L. P. rufescens Fries, P. tomentosus Fries, P. 
substriatus Rostk., P. xoilopus Rostk,, P. va- 


rius Pers, P. nummularius Bull. P.. lucidus 


Leyfs.- P. pes caprae Pers. P. tragda Rosth,, 


P. cristatus Schäfl, 


Ergänzungsblätter ._ 


zur Flora 


oder 


botanischen ‚Zeitung 1829. 


Zweiter Band 


Ueber einige Eigenthümlichkeiten der böhmischen 
Flora, und die klimatische Verbreitung der 
Pflanzen der Vorwelt und Jelztwelt. Von dem 
Grafen Caspar von Sternberg. 


: einem durchaus bewohnten und bebauten Lande, 
defsen höchste Gebirge mehr als hundert Klafter un- 
ter der Schneegränze dieses Breitengrades zurückbleiz 
ben, defsen Niederungen.nicht bis zu dem M eeres- 
ufer herabsinken, und defsen sämmtliche phanero- 
gamische Flora, nach Dr. Prefsl,. nicht über 1500 
freiwachsende Pflanzenarten zählt, läfst sich keine 
besonders merkwürdige Verschiedenheit unter den 
Kindern Florens vofaussetieh, und dennoch hat die- 
Ses durch eine Krone von Urgebirgen eingefriedete 
Land in dem Mineralreich wie in dem Pflanzenreich 
Manches Eigenthümliche aufzuweisen, dafs zu 'fola 
&enreichen Betrachtungen Stoff darbietet. 

In den tief eingeschnittenen Thälern der Umge- 
bungen unserer Hauptstadt, der Podbaba und Schar- 
ka, an den Marmorwänden des Uebergangsgebirgs- 
Zuges der den Bernauer Kreis durchschneidet, beson+ 


Ergänzungsbl. Nro V, 5 


66 


ders bei Karlstein, wo einst die Blüthen des neu 
belebten Kunstsinns sich zu jenen der schönen Natur 
gesellten *), auf dem Kegelgebirge des Leitmeritzer 
Kreises, um defsen Bildung Neptun und Vulkan sich 
bekämpften **), auf den sich bis zu 3240 Fufs erhe- 
benden Gebirgen der Herrschaft Krummau im Bud- 
weifser Kreise, entblüben Pflanzen, die ein’ jeder Bo- 
taniker als Zierden und Schmuck europäischer Flo- 
zen anerkennt. 

Noch lohnet einem jeden, der der Seientia 
amabilis huldiget, den ersten Frühlingsausflug das 
anspruchlose Ornithogalum bohemicum auf dersel- 
ben Stelle der Scharka, wo es vor mehr als zwei- 
hundert Jahren den Verfafser des böhmischen Her- 
bariums Czerny, erfreute ***); noch duftet der mit 
‚einem elektrischen Dunstkreis umgebene weifse Dip- 
— 


*) Kaiser Karl der IV,, der sich mit den aufblühen- 
den Künsten und Wifsenschaften in Italien be- 
freundet hatte, liefs diese von ihm erbaute Burg 
durch ausgezeichnete Künstler seiner Zeit auf 
das prächtigste verzieren; die Gemälde von Tho- 
mas de Mutina (Modena) und andern Meistern, 
die jetzt noch übrigen Verzierungen der beiden 
Kapellen, liefera davon den Beweis. 


er . . 
). Das Wernerische Flötztrappgebirg des Leit- 
meritzer Kreises, wird von den meisien gegen- 


wärtigen Geognosten für vulkanischen Ursprungs 
gehalten. = 


®**) In dem böhmischen Herbarz von Claudian und 


67 
tam, (Dictamnus albus), glänzet. der goldblüthige 
Frühlings-Adonis (4donis vernalis) und der glühend 
rothe Drachenkopf ( Dracocephalum austriacum ) 
an Karlsteins Felsenwänden, wo;sie einst den um 
Böhmen so hoch verdienten Erbauer jener Burg er- 
götzten; noch Üüberzieht die Pulsatilla patens, der 
Astragalus exscapus, Arbulus uva ursi, und viele 
andere bunte Kinder des Lenzes die Kuppen des Mit- 
telgebirgs, die einem jeden, der zuerst das Land 
betretend sie von der Kapelle bei Nollendorf er- 
blickt *), einen so überraschenden Anblick gewäh- 
ren. Lilium Martagon und bulbiferum, Gentiana 
purpurea, Polemonium caeruleum, Soldanella 
montana, Uvularia amplexifolia sind Zierden der 
Krummauer Gebirgs- Flora; und Schmidtia utrieu= 
losa auf zwei Standorte des inneren Bühmens be- 
schränkt, hat seit zwölf Jahren, wo sie von den 
beiden Brüdern Dr. Presl entdeckt wurde, aufder 
von hundert Botanikern nach allen Richtungen durch- 
kreuzten Welt noch keine Gespielen erhalten. Kaum 
zwölf Meilen von den lieblichen Bewohnern tem- 
perirter Zonen des Mittelgebirgs erscheinen uner- 
wartet Pflanzen der kältesten Gegenden, die sonst 
nur auf grofser Entfernung, selbst nicht an der äus- 
a EEE 


Crerny, Nürnberg ı517, wird das Ornithogalum 
böhemicum zuerst beschrieben. 


*) Auf dem Wege von Dresden nach > diefas 
seits Peterswalde. 
5 * 


68 


sersten Gränze der Schneeregion/’in Deutschland ge 
funden werden. Zwei Bewohner der Lappländi- 
schen Flora, Rubus chamaemorus und Saxifraga 
rivalis, sonst auf Spitzbergen, Kamtschatka, Una* 
laschka und der Melvill-Insel einheimisch, haben 
‚in der tiefen Schlucht der Schneegrube auf dem 
Riesengebirge, in welcher die mittlere Temperatur 
geringer, der Vegetations-Cyclus kürzer ist, als auf 
den höheren Bergebenen, die keine eigentlichen 
Alpenpflanzen hervorbriogen, ihre kühle Wohnung 
aufgeschlagen. 

Diese überraschende Erscheinung reihet sich 
an eine schon mehrmal ausgesprochene Wahrneh- 
mung, dals die Formen der Pflanzen theils durch 
die chemische Mischung und Verbindung der Be 
standtheile des Bodens, auf dem sie wachsen, allge ' 
meiner durch die klimatischen Verhältoiße, die 
Einwirkung von Licht, Feuchtigkeit und Wärme, 
bedingt werden, So finden sich allenthalben, wo 
häufigere Bestandtheile der Salze in die Mischungen 
der Erden eintreten, mitten im Continente auf Salz- 
mooren und Steppen, gleich wie am Ufer der Meere 
und salzigen Seen die bekannten Gattungen von Salz“ 
pflanzen, Salsola, Anabasis, Polycnemum etc.; sö 
gedeihet an den Gräben des Franzenbruonens bei 
Eger und an dem Kummer Sauerbrünnen Glaux 
marilima eben so sicher in jedem Jahre als an dem 
gewöhnlichen Standort, von dem sie den Beinamen 
erhalteg hat. Eben so unwandelbar erscheinen au 


| 


‚69 


der Gränze der Schneeregion gewifse Pfianzenfami- 


lien und folgen dieser, oder eigentlicher der glei+ 
chen Temperatur von der Höhe von 2400 Toisen 
der mexikanischen Andeskeite bis herab auf 500 
Toisen am Sullitelma auf Lappland, und auf die noch 
tiefere Melvill-Insel, dem Verhältnifs der mittleren 
Temperatur unter den verschiedenen Breitengraend 


.und dem allgemeinen Einflufs von licht, Feuchtigkeit 


und Wärme gehorchend. Doch mülsen wir ber 
merken, dafs die isolhermen Linien in Bezug auf 
die Vegetation sich nicht allgemein und ausschliesf- 
lich nach der ganzjährigen mittleren Temperator des 
Thermometers im Schatten bestimmen lafsen, da 
nur unter den wärmeren Zonen, wo das Thermo- 
meter nie oder nur ausnahmsweise auf wenige Tage 
unter den o Punckt herabfällt, eine perennirende 
Vegetation angenommen werden kann. In allen 
Gegenden und auf allen Berghöhen, wo die Natur 
durch Frost erstarrt, und durch mehrere Monate 


ar keine Vegetation möglich ist,. kann die Durch- 
8 8 8 s 


schnittssumme der ganzjährigen Beobachtungen- nicht, 


sondern blofs jene des eigentlichen Vegetations-Cyc- 
lus von. 7 bis 10. Monaten im Verhältniß der Höhe 
und Lage der, Gegenden in Berechnung genommen 
werden, indem jene Zeit, wo die Erde mit einer 
starken Schneedecke überzogen, 18— 20 Grad Kälie 
ausgeseizt ist, für die Vegation so. gut als nicht vor- 
handen hetrachtet ‚werden muis. _Es -ist.aber auch 
auderer Seits nicht die Temperatur im Schatten, 


z 


70 
allein, welche die Vegetation fördert: die strah- 
lende Wärme der Sonne trägt zu der Verlängerung 
der Pllanzen, zur Entwicklung der Blüthen und 
Reife der Früchte und Samen unendlich vieles bei, 
wie wir an zärteren Fruchtbäumnen, als Aprikosen 
und Pfrsichen wahrnehmen, welche in kälteren 
Gegenden frei ausgepllanzt nur selten dürftig reife 
Früchte bringen, an mitfäglichen Wänden hingegen’ 
das beste Obst liefern. Es mufs demnach das + 
der strahlenden Sonnenwärme, der mittleren Wärme 
des Thermometers zugeschlagen werden, um die 
wahre mittlere Wärme für den Vegetations- Cyelus 
einer Gegend auszumitteln, und darnach müfsen die 
isothermen Linien der Vegetation bestimmt werden. 
Der Hauptgrundsatz bleibt derselbe; nur die Berech- 
Aung stellt sich verschieden, und erleichtert die Er- 
Klärung, warum zum Beispiele in der Eiscapelle am 
Fufse des Wazmanns bei Berchtesgaden der Schnee 
zu ewigen Eis wird, indefsen noch mehrere tausend 
Fufs über derselben auf dem Wazmann selbst die 
Gramineen noch freudig fortwachsen, und warum Sa 
“ifraga nivalis und Rubus chamaemorus in der 
. Schneegrube erscheinen, und auf der weit höheren 
Schneekuppe keine“ Alpenpflanzen angetroffen wer- 
den. Die Angabe, dafs unter gleichen Verhältnifsen 
auch ähnliche, wenn auch der Art nach verschie- 
dene Pflanzen, wachsen, wollen wir nun durch 
Beispiele blofs zweier, auch auf deutschen Alpen 
€inheimischer Pflanzenfamilien, der Kreuzblumen, 


„i 
(Cruciferae) und Nelkenblumen (Caryophylieae) 


erläutern. 
Alexandervon Humboldtund Bonpland®) saı- 


melten auf der Andeskette 9 Arten aus der Familie 
der Kreuzblumen zwischen. den Höhen von 13550 bis 
a428 Klafter; Tbaddäus Hänke 20 auf den Gebir- 
gen von Chili und Peru **), deren relative Höhen 


wir jedoch nicht anzugeben vermögen, 


*) Humb. et Kunth Nov. Gen. et Sp, plant. T. V, 

Draba aretioides H. in devexis montis Antisana, 
Altit. 1800 hexap And. Quit. 

-— toluccensis H. (D, tollucana Dec.) in frigi- 
dis regni Mexicani prope urbem Tolucco. 
Alt. 1380. hex, 

— jorullensis Dec. Humb, in Bene ignivomo 
Jorullo; E 

== Bonplandiana H. (D. violacea Dec.) Im 
locis frigidifsimis nivosis, in monte Afsuay» 
Alt. 1980 hex. Reg. Quit, 

—  alyfsoides H. Dec. In Provincia Portoensi 
prope Zapayes etc. alt. 1580 — ı600 hex. 

Eudema rupestris H. Dec. In frigidifsimis regni 
Quitensis, in monte Afsuay. alte 2428. hex. 

—  nubigena. H. Dec. cum priori. 

Arabis andicola H. (Turritis hispidula Dec.) in 
devexis montis ignivomi Cotopaxi. alt. 
2200 hex. reg. Quit. 

— resediflora H. Nasturtium? arabiforme Dee. 
Inter Santa Rosa della Sierra et Puerto de 
"Varientos; Alt. 1350 hex. — 

=) ereiklinse Herbarii Haenkeani, altitudo loei 
natalis nobis ignota. 


72 

-Wahlenberg in derFlora von Lappland *) zäh. 
let deren 20, und in seiner Flora der Karpaten 
26**) mit Hinweglafsung derjenigen, die im ange- 


Drabä aretioides, H. e Peruviae vallibus cor- 
dileriis. 

Capsella Bursa Pastoris Moench. yar, integrifolia, 
€ Cordileriis Chileosibus. 

Lepidium eiliatum Mann. Luzon, 

'— bipinnatifidum Desv. Dec. 

—- molle, Mann, Regiomontana. 

Cremolobus Pinnatifidus Mann. e Peruyiae,mon- 
tibus Huanoccensihus, 

ı Maricana integrifolia Mann. Mexico. 
Nasturtium mexicanum Dec Regiomontana. 
Cardamine rhomboidea Dec. ibidem, 
>= -ehilensis Dec. ibidem, * 

"= "axillaris Mann. ibid, 

- erandifloraMann.emontibusHuanoccensibus. 

— debilis Dec. € Peruviae montibus. 

Sisymbrium brevisiliguosum Mann. 

— @yriophyllum”H, € Peruviae vallibus Cor- 
dilleriis, \ ; 

— deflexum Mann. Chili. 

—— longepedunculatum Mann. ibid. 

— incanum Mann. ibid. 

—  divaricatum e Cordillera Chilensi, 

=. nutans? Mann. — 


*) Wahlenberg"Flora Lapponica, 


Draba alpina L. in latere septentrionali summa- 
rum alpium Lulensium., ; 
— androsacea Wahl. per latera alpium. 
\ 


73 
bauten Lande auf den Aeckern vorkommen. Die 
Begleiter der Nordpol- Expeditionen haben von der 
Melville- Insel 10- Arten mitgebracht, welche R obert 


Draba muricella Wahl.in subalpinis, 
— hirta’L. in infra alpinis. 
— incana, cum priori, 
| Cochlearia offieinalis et anglica, in littoribus 
maris. 
| Cakile märitima, ibiden. 
| Thlaspi arvense et Bursa pastoris, in cultis e 
arvis. 
Cardamine pratensis L. in infra alpinis et sub- 
= sylvatieis; = _.: 
— trifolia L. ibid. in ge et Dalecarlia. 
— bellidifolia L. in alpium jugis. 
Sisymbrium terrestre, in aquosis sylvaticis. 
— Sophia, ad domos Novacolarum. 
Erysimum barbarea et cheiranthoides, ad ripas 
in parte sylvatica suprema. 
Cheiranthus alpinus Linn. in lateribus jugorum 
alpinorum Nordlandiae, 
Arabis alpina et Turritis hirsufa, in inferalpinis 
Nordlandiae, 
Brafsica campestris L. in agris Novacolarum. 
**) Wahlenberg flora Carpatorum, 
Myagrum saxatile L. in alpibus exterioribus. 
Draba aizoides Wahlenberg, in alpibus altioribus 
= pyrenaica Linn., in alpibus extimis Scepus. 
—— tomentosa, ibid. altius, ; 
Lepidium alpinum, ibid. rarius, 
Cochlearis officinalis, in conyallibus alpium. 
Alt 5449. ped: 


f 


74 


Brown im Anhang zu Capitän Parry's Reise be» 
schrieben hat. %) Nächst diesen wurden in jenen 


Dentaria enneaphylla L. ascenditad alpem Chocz 
alt. 4600 ped. 

— glandulosa Waldstein. In vallibus piniferis 
Liptaviae superioris. 

Cardamine trifolia, impatiens, sylvatica, praten« 
sis, amara, in subalpinis et infra alpinis, 

Sisymbrium Nasturtium, sylvestre,. terrestre, 
"amphibium Paonnonicum, Sophia, strictifsi- 
mum. In planitiebus. 

Erysimum Barbaraea, ad fluvios infra alpes Sce- 
pusienses, I 
Cheirauthus helveticus, in subalpinis Scepusien« 

sibus, 
Arabis alpina, in alpibus altioribus, 
=. .bellidifolia, ad rivulos alpinos. 
= ovirensis, in alpibus altioribus tantum, 
= m Halleri Wabl. in :alpibus graminosiss 
%) Robert Brown, supplement fo the appendix of 
» Captain Parry’s-Voyage etc. 
Draba alpioa &)-silieulis glabris. 
) siliculis pilosis, 
— paucifloraR. Br.dubiaspeciesalpinae proxima. 
— Lapponica Dec. D. androsacea Wahl. 
Cochlearia fenestrata R. Br. 
Platipetalum purpurascens R. Brs 
— ‚dubium .R. Br, 
Eutrema Edwardsii. R. Br. 
Parria arctica R, Br, 
—— macrocarpa R. Br. Cardamine- nudieaulis 
Lin. Arabis Dec, 
Cardamine bellidifolia L, Zei 


25 


Gegenden auch noch zwei Gespielen der Braya 
alpina Hoppe et Sternberg von der Gamsgrube am 


Grofsglockner, die zu Brzezina ihre Weihe erhielt, 
die Braya glabella Richardson an den Kupferber- 


gen und Braya arclica Hooker entdeckt. 
Aus der Familie der Nelkenblumen brachten 
Humboldt und Bonpland 25 Arten, die zwischen 


1000 und 25co Klafter Höhe gesammelt wurden. *) 


*) Humb: et Kunth nov. gen» et sp. plant. T. VI. 
Sagina quitensis H in ripa arenosa Rio Blanco 


prope Guachu Cal et Tulcan Quiteasium 
alt: 1560 — 1600 hex, 


Mollugo verticillata Lin. ad littora maris, 


arenaria‘H. in Insula arenosa fluminis Apu- 
res, prope El Diamante. . 


Drimaria Frankevioides H. In arenosis prope 


Pachuacum alt. 1380 hex. in regno Mex. 
stellarioides H. Prope Hambato regni Qui« 
tensis alt. 1270 hex. 

ovata Huınb, Prope Quito alt. 1460 hex, 
cordata H. (Holosteum cordatum Linn.) In 
nova Andalusia. 

divaricata H. ad littora maris Pacifici, prop& 
Limam Peruvianorum.» 


Stellaria recurvata H. in frigidis regni Novo- 


Granatensis alt. 1160. hex. 
serpillifolia H. in planitie frigida montig 
Antisana alt. 2109 hex. 


-ovata Schlechtend, H, — Prope in 
- nova Andalusia, 
 euspidata Willd. herb. Humb, in nemoribus 


regni Quitensis, 


y 


76 


In dem Hänkischen Herbarium des böhmischen 
Museums befinden sich 31 Arten, deren Standort 


nn 


Cerastium imbricatum H. in summis montibus 


Cotopaxi et Antisana alt. 1900, 2200 hex. 
Willdenovii Humb. (Stellaria mollis Willd.) 
In regno Quitensi. 

glutinosum H. in regno Novo-Granatensi. 


Arenaria tetragona Humb. in monte Antisana 


gr 


Andium Quitensium alt, 2100 — 2200 hex- 
scopulorum H. A, digyna Willd. herb. in 
Andibus Peruvianorum, jaxta Chicuipam 
locis scopulosis frigidis alt. ı800.hex- 
serpens H. in pratis frigidis ad radicem M. 
Chimborafso alt. 1640 hex, 

muscoides H. A. nana Willd. herh, in sum- 
ıno.M. Antisana alt.-2500 hex. 

bryoides Willd. herb. H. in frigidifsimis 
M. Toluccae regni Mexic. alt, 1900 hex. 
dicranoides H. Lobelia bryoides Willd. herb: 
in M. Antisana alt, 2100 

lycopodioides Willd. herb. Schlecht. H. pros 
pe Moran Mexican. alt. 1330 hex 
decufsata Willd. herh. Schlecht. H. cum 
Praecedente, 

nemarosa H, A, alsinoides. Willd. .herb. 
Schlecht. in nemoribus regni Qüitensis, in 
locis temperatis Andium Novo -Granaten- 
sium eic. alt, 1000 hex. 


Spxifraga audicola H. et Kunth (Saxifraga peru- 


viana Humb. et Bonpl, Sternberg Saxifr. ) 
in devexis- montis Rucu - Pichinchae. regni 
Quitensis alt, 1700 hex. 


| Be}; 
sich zwar nicht bestimmt nach den Höhen angeben 
läfst, zum Theil aber gewifs den höheren Regionen 
angehört. *) 


*) Caryophylleae Herbarii Haenkeani. 

Mollia Luzonensis Bartling. Luzon. 

Drymaria pauciflora Bartl, in montanis Huänot- 
censibus Peruviae. 

> hirsuta Bartl. Loeflingia renifolia Lag? cum 
priore, 

— glaberrima Bartl. ibidem. 

— grandiflora Bartl. ibid, et in Chili, 

=— . apetala Bartl. in Chili. 

Spergula platicaulos Bartl. in montanis Huanoc=+ 
censibus Peruviae etin Cordilleriis Chilen» 
sibus. 

— marina Bartl (Arenaria marina Smith, Roth, 
A. rubra ß Linn.) in portu Mulgraviae. 

Mollugo verticillata Linn. ad littora maris. 

— racemosa Bartl.i in insula Sorzogon et in Pa» 
nama. 

Triplateia diffusa Bartl. in Mexico. 

Arenaria Haenkeana Bartl. in Nutka-Sund et 
Portu Mulgraviae. 

= paradoxa Bartl: ie Chili. 

— mexicana Bartl. in Mexico. 

— saginoides Bartl. (Spergula saginoides Linn.) 
in Mexico. 

Colobanthus striclus Bartl. in Cordilleriis Chi- 
lensibus, 

— saginoides Bartl. in Chili» ex herb, D, Nee. 

. Cherleria nitida Bartl. in Peruvia (Qüebäda de 
© Lobrechillo,) 

— laevis Bartl. cum pink 


78 
a: der Lappländischen Flora von Wahlen- 
berg *) werden 30 Arten, und aus der Flora der 
Karpaten mit Hinweglafsung der gemeinen Land- ) 
pflanzen 25 Arten dieser Familie angeführt. **) 
EEE SEE 


Cherleria bisulca Bartl. e Cordilleriis Peruviae. 

Cerastium crafsipes Bartl. in montanis Huanoc- 
censibus Peruviae, 

zacemosum Bartl. in Cordilleriis Chilensibuse 
vicosum Linn. ibidem. 

Tamigerum Bartl: in Mexico, 

arvease Linn. in Cordilleriis Chilensibus 
chilense Bartl. ibidem. ee 
molle Bartl. in Mexico, 

Lychnis magellanica Linn. 

Silene gallica Linn, 

— glabrata Bartl. 

Saxifraga andicola Humb, var. elatior. 


IE PR 


®) Caryophyllatae Florae Lapponicae Wahlenbergii, 
Saxifraga cotyledon Linn. (S. pyramidalis La 

peyr.) ad radices alpium. 

opositifolia, in alpium jugis. Er | 

nivalis & et ß, ibidem et in alpibus me | 

Titimis, 


“ 


stellaris, cum prioribus. - 
Hirculus, in paludibus partis sylvaticae Lapp: 
aizoides, in lateribus jugi alpini meridionalis, 
cernua, ibideın. 
bulbifera, in latere alpis kaimiokaifse. 
rivularis, in alpium jugo septentrionali. 
tridactylites, in campis siceis inferalpinis, 
Ppetraea, in alpibus meridionalibus. 


79 


Von Robert Brown werden auf der Mel- 
ville-Insel ı7 Caryophyllaten angegeben. *) 


Saxifraga caespitosa, ibidem. . 

Dianthus superbus, in littoribus maris. 

Silene acaulis et rupestris, in omnibus alpibus« 

Stellaria cerastoides, in alpinis et subalpinis. _ 

Alsine strieta Wahl. (Spergula stricta Swartz) in 
alpiuın jugo meridionali. 

— biflora Wabl. (Stellaria biflora Linn.) ibids 

— zubella Wahl. in summitate alpis Lyngen- 
sis, alt. 3000 pedes. 

Arenaria humifusa. Wahl. (Stellaria Swartz) in 

» ‚alpibus meridionalibus. 

— ciliata, io alpibus Nortlandiae, 

— peploides, ad littora maris 

= wmarina, ibidem, 

Lychnis alpina, in alpium jugis. 

— dioica, ad radices alpium Nortlandiaes 

—  apetala, per latera inferiora alp- Lulensium, 

Cerastium alpinoum, in alpibus frequens» 

— viscosum, in regione sylvalica. 

Spergula arvensis et nodosa, in planitie et ad 
littora.maris, 

— saginoides, in alpibus meridionalibus. 

##) Caryophyllatae Horae Carpaticae Wahlenbergiis 

Saxifraga aizoon, in alpinis et subalpinis. 

= androsacea, in alpibus altioribus. 

= bryoides, in Carpati centralis summis cacu- 
minibus 

-— caesia, in alpibus externis Choez. . 

— aizoides, in alpibus exterioribus Stoch, Kri- 
wam 


. 


Bo | 


Vergleicht man nun die einzelnen Gattüngen 
und Arten unter einander, so ergiebt sich das Re- 


Saxifraga oppositifolia, ibidem altius, 

— relusa,adsumma cacumina centraliaCarpatum, 

hieracifolia, in alpium altiorum vallibus. 

rotundifolia, infra alpes exteriores. 

granulata, in collibus plänitierum. 

sibirica, Wahl. in regione Mughi, 

petraea, in subalpinis. 

muscoides, in alpibus altioribus 

ajugaefolia, in et supra regionem Mughi. 

Dianthus alpinus, in alpibus altioribus. . 

Silene nutans, a planitiead regiouem Mughiusque, 

— quadridentata, infra alpes altiores Tatrae, 

— acaulis, in alpibus altioribus. 

Alsine gerardi, Wahl. (Arenaria Willd.) in al- 
pibus exterioribus. 

— laricifolia, in subalpinis Tatrae: 

Cherleria sedoides, in summis Tatrae. 

Cerastium strictum, 


ern 


in vallibus alpinis altioribus, 
— . alpinum, in alpibus. orientalibus. 
— latifolium, ad latera alpium altifsimarum: 
Spergula saginoides, in regione Meghi. 
*) Caryophyllatae Floraeiosulae Melville Rob.Brownik 
Lychnis apetala Linn. 
Cerastium alpinum var. &, Br :#. 
Stellaria Edwardsii, R. Br. @cı ß affinis 5. ne | 
tidge Hooker e Groenlandia, : | 
Arenaria quadrivalvis, R, Br. 
— Rofsii, R. Br. 
Saxifraga oppositifolia, ‚Linn, 
— propinqua R. Br. $, Hirculus ß R. Br, 
in Cap, Rofs, voy: : 


sultat, dafs in dem tiefsten Norden, wo sich die 
Schneeregion am meisten senkt, dieselben Pflanzen 
vorkommen, die unter andern Breiten mit der Schnee- 
region, oder eigentlicher wit der gleichen mittleren 
Temperatur auf die höchsten Berge beraufsteigen; 
wir bemerken ferner, dafs an den beiden Endpunk- 
ten, dem höchsten wie dem niedrigsten, zwar eige- 
ne Gattungen und Arten gefunden werden, die in 
der mittleren Region fehlen, es sind aber auch diese 
mit jenen verwandt, wie Eutrema und Plalipeta« 
lum mit Braya, Drymeria mit Cerastium etc; 
es darf uns daher nicht befremden, wenn wir die 
Saxifraga nivalis auf der Melville-Insel, Spitzber- 
gen, Kamtschatka, Unalaschka, in Lappland,Schottland 
und in der Schneegrube des Riesengebirges antref= 
fen, indem die Oertlicheit des Standorts auch in ver- 
schiedenen Regionen dieselbe mittlere Temperatur, 
und denselben Vegetations Cyclus bedingen kann. 

Diese an den Pflanzen der Jetztwelt gemachten 
Erfahrungen lafsen sich mit demselben Erfolg auf 


— 

Saxifraga flagellaris. : 

—, tricuspidata. 

— hyperborea R. Br. proxima $. rivulari, 
petiolaris. R. Br. 
uniflora, vix a S. caespitosa diversas 
nivalis. a et 
stellaris @ ei ß. comosa Linn, 
- cernua Linn. 

Chrysosplenium alternifolium, 

Ergänzungsbl. Nro. VI, 


Br47R 


82 5 


die Pflanzen der Vorweit ausdehnen. Der gröfste 
Theil der Pflanzenabdrücke, die in der Flötzforma- 
tion zunächst der älteren Steinkohle gefunden wer- 
den, lafsen sich mit ‘der gröfsten Wahrscheinlich» 
keit zu den Familien der Bärlappflanzen' (Eyeops- 
dia), der Farnkräuter (Filices), der Schachtelhalme 
(Equiseta ), der Palmen, Cycaden und Najaden 
zurückführen. Der Gattung und Art nach unbe- 
kannt, reihen sie sich doch in der Aehnlichkeit an 
die Pflanzen zwischen den Wendekreisen weit mehr, 
als an jene unserer Zone; was aber besonders be- 
merkt zu werden verdient, es werden’ dieselben 
Gattungen und Arten in den entferatesten Gegenden 
gefunden, wo dermalen ganz andere Pflanzen vor- 
kommen. Die zahlreichste unter den Gattungen fos- 
siler Bäume, die den, dermalen zwischen den Wen- 
dekreisen eingeengten baumartigen Farnstämmen der 
äufseren Form nach sehr ähnlich ist, die Lepido- 
dendra, werden in England, Niederland, Deutsch- 
land, Nordamerika, und nach den neuesten Nach* 
richten auch in Grönland, in der Uebergangs-Grau- 
wacke, im Steinkohlen-Sandstein, und im Schiefer 
thon der Schwarzkohle häufig gefunden. Abdrücke 
der Gattung finorria erscheinen in der Grauwacke 
oder im Kohlensandsteine bei Magdeburg, im Schie- 
ferthon bei Saarbrück, und als aufrecht stehende ver- 
steinerte Bäume, in der Provinz Orenburg an Asiens 
Gränze. Pecopteris lanceolata, ein Farnkraut, und 
Rotularia marsileaefolia, eine Najade, erhielten 


83 


wir aus der Schwarzkohle bei $wina in- Böhmen, 
aus Wettin in Sachsen, und von Huttington in 
Pensylvanien, *) Wo immer Schwarzkohle älte- 
rer Formation entdeckt wird, sind Farnkräuter, 
Schuppenbäume und Calamiten, ihre Begleiter, doch 
ölter der Art nach verschieden; sie folgten daher 
in ihrer klimatisch-geographischen Verbreitung den- 
selben Gesetzen, die wir an den Pflanzen der Jetzt- 
welt wahrgenommen haben, nach den Verhältnis- 
sen einer höheren und gleicheren Temperatur, die 
wir für jene Zeit vorausfetzen müfsen. 

Die Pflanzen, welche wir, wie Brongniart, 
zu den Equisetaceen gerechnet haben, die Calami» 
ten, welche vielleicht nicht alle zu einer und der- 
selben Familie gehören dürften, findet man zwar 
am häufigsten im Sandstein und Schieferthon der 
älteren Steinkohle; es werden deren jedoch meh- 
rere aus dem Uebergangskalkstein, dem bunten Mer- 
gel, und dem Jurakalk von Brogniart, und aus dem 
Baustein bei Stuitgard von Jäger angeführt. Die 
Fucoideen erscheinen gröfstentheils bei den Ligni- 
ten (Braunkohle) in Kalkgebilden unter und über 
der Kreide, in der Kupferschieferformation, im 


— 


#) Sternberg Versuch einer geognostisch - botani- 
schen Darstellung der Flora der Vorwelt, Des- 
selben Yentamen florae primordialis, aus 
dem. IV. Hefte der Flora der Vorwelt beson- 
ders abgedruckt, 

6 * 


84 


Gyps bei Sinigaglia, bei [der noch] unbestimmten 
Kohle von Höganäs in Schoonen nach Agardh, im 
Uebergangsgebirge bei Christiania und bei Quebec 
in Canada nach Brongniart, In der tertiären For- 
zmation erscheint kein Lepidodendron, kein Syrin- 
godendron mehr. Die baumartigen Far-kräuter 
werden durch viel kleinere von ganz verschiedenen 
Arten ersetzt, die Palmen und Cycadäen haben sich 
vermehrt, zahlreiche Blätter dicotyledoner Bäume 
haben die frühere Vegetation verdrängt, sie haben 
ähnliche Formen mit unserer gegenwärtigen Vege- 
tation,, und deuten auf eine bereits vorgegangene 
‘Veränderung in den” atmosphärischen Verhältnifsen, 
aber noch auf keine Veränderung der Zonen, da 
sowohl ähnliche Blätter oder Früchte in England, 
Frankreich, Italien, Deutschland, bei Hör in Schoo* 
nen und im Suturbrand in Grönland getroffen wer- 
den. Ein von Procaccini Rieci in den Gypsbrü« 
chen bei Sinigaglia entdecktes Blatt scheint sogar dem 
Liriodendron tulipifera var. rotundifolia Bourd, 
anzugehören *), woraus sich ebenfalls auf eine, 
wena gleich herabgesunkene, doch gleichförmige 
Temperatur und Vegetation schliefsen lafst. 

Vergleichen wir nun die hier nur kurz ange 
deuteten Thatsachen, sa müfsen wir uns üherzeu- 
gen, dafs die Vegetation in ihrer klimatisch- geo- 
a — 


*) Procaccini Ricei ofservazioni, Roma 1828. p. 49 
2 31. fig. 8. Bot. Lit, Blätter, l. S. 330. 


85 


graphischen Verbreitung stets denselben Gesetzen 

der Einwirkung von Licht, Wärme uud Feuchtig- 
keit gefolgt sey, die jedoch in den verschiedenen 

Formations und Vegetations-Perioden mehrere Mo- 

dificationen erlitten, ehe sie in die gegenwärtige 

schärfere Abtheilung der Zonen zerfallen ist. 

Die Bahn, welche Alexander von Hum- 
boldt zu Erforschung der Geographie der Pflan- 
zen vorgezeichnet hat *), die Anleitung zu diesem 
Studium, die wir Schouw verdanken **), und die 
von den meisten Botanikern auf die Wichtig- 
keit dieser Aufschlüfse gerichtete  Aufmerksam- 
keit, werden‘ unfehlbar zu grofsen Resultaten 
führen; uns gemiige heute an einem einheimischen. 
| Beispiel gezeigt zu haben, dafs eine jede einzelne, 
| örtliche Beobachtung, sollte sie auch noch so be 

fremdend erscheinen, in dem grofsen geregelten 

Haushalt der Natur, ihre Erklärung findet, und den 

beobachtenden Naturforscher zu einer höheren Na» 

turansicht leiten kann, 
* % * 
Die vorstehende trefliche Abhandlung des ge- 
lehrteo Grafen Caspar v. Sternberg wurde von 
ihm zuerst ia der öffentlichen Sitzung der königl. 


*) Alexander Humboldt De distributione geogra- 
phica plantarum secundum coeli temperiem et 
altitudioem montium. = 

**) Schouw Grundzüge einer allgemeinen Pilansen- 
Geographie, ’ ; 


3 
a 


86 


böhmischen Gesellschaft! der Wilsenschaften, zur 
Feyer der Einführung ihres neu gewählten Präsiden- 
ten, des Oberstburggrafen, Grafen Franz von Ko 
lowrat Liebsteinsky zu Prag am ı4. May 1935 
vorgetragen, und dann den dortigen Schriften der 


königl. böhm. Gesellschaft der Wifsenschaiten ein« 


verleibt. Da sie jedoch auf diesem Wege nicht al- 
len Botanikera zugänglich werden konnte, so be 
schlofs die k. b. botanische Gesellschaft ıu Regen® 
burg, die zweite, von dem Verf. aufs neue durch“ 
gesehene und vermehrte Ausgabe in die won ihr 
zedigirte Flora oder botanische Zeitung aufruneh- 
zen, und mit einem kurıen erläuternden Nachtrage 
su begleiten, um solchergestalt einem sehr inferes- 
santen, jetst viel besprochenen botanischen Gegen- 
stande, die möglichste Verbreitung zu geben, 


* u 
Et 


Böhmens ist gewifs Niemand wehr dazu geschaffen, 
über die Eigenthümlichkeiten der böhmischen Flora 
und die klimatische Verbreitung der Pflanzen der 
Vorwelt und der Gegenwart seine Zeitgenohen zu 
helehren, als der Enkel des großsen Mannes, der 
Böhmen einst seinem Könige eroberte, der hochge» 


Ichrte Graf Kasp. v. Sternberg. Niemand kennt 
befser, als er, aus Erfahrungen, denen er nun bald y 


mehr als ein halbes Jahrhundert seines ihätigen Le 


bens weihte, was die alma Flora vor Jahriaiien- | 


7 
den aus ihrem Füllhorae über Böhmen ausgegofsen 
hat, und was sie gegewwärtig noch mit jedem neuen 
Frühlinge über dieses schöne Land spendet. In die 
letzten Tiefen, die des Menschen Fleifs und Kraft 
seit Jahpbunderten in bühmischer Erde aussugraben 
vermochte, ist der hochachibare Graf hinabgestie- 
gen, nicht um nach Gold und Schätsen zu suchen, 
sondern um das Gemeingut der gesammien Mensch- 
heit, um „Wifsenschaft“ zu Tage au fürdern 
aus diesen Tiefen. Seinem Forscherblicke ist kein 
Pflänschen Bühmens entgangen von den Abhängen 
des Fiehtelgebirges und des bayerischen Waldes, 
die,sich nach Bühmen bin verflächen, bis ; des 
Gipfeln des Riesengebirges. er 

Nicht minder bekannt mit der Pflanzenwelt des 
gesammten Erdbalies aus allen Zeiten, aus weichen 
uns Reste geblieben sind, als vertraut mit jener sei- 
nes Vaterlandes, die über 1500 phanerogamische 
Species zählt, vergleicht er nun die Gesetze, nach 
welchen dieselben in diesem veribeilt, mit jenen, 
nach weichen sie über dem gansen Erdballe ver- 
breitet sind. 

. Mit anbänglicher Zärtlichkeit und Liebe weist 
der edie Graf auf die, seinem ibeuern Vaterlande 
allein eigenen Planen hin; auf das schon vor zwei 
Jahrhunderten von dem Neißsigen Crerny beschries 
kena (mnlihegelem | bohemieum (jett Gagen boher 
Er ‚die erst vor 16 Jahren von den Brü- 
Aus Prefii, (dem Castor und Pollux unter den 


Er 


63 


böhmischen Botanikern) entdeckte Schmidtia utri- 
eulosa, (Coleanthus subtilis Seidl). Während der 
dem Süden geweihte Dietamnus albus und Astra- 
galus exscapus in Böhmen blüst, erschtint da- 
selbst, wie der seltene Glanz der Aurora korealis, 
Rubus Chamaemorus und Saxifraga nivalis, die 
zur in Lappland, Spitzberger, Kamischatka, Una- 
laschka, und auf den Melville-Inseln einheimisch 
sind. Die kleine Glaux maritima, die die Mee- 
resküsten spärlich m't graugrün bekleidet, freut 
sich an den Sılzquellen Böhmens, um Eger und Kum- 
mer so gut ihres Daseyns, wie am Strande des Meeres. 

Der Hr. Graf erläutert den Grundsatz, dafs un- 
ter gleichen Verhältnißsen gleiche oder ähnliche Ve- 
getation statt hat, durch Beispiele aus der Familie 
der Cruciferen und der Caryophyliaeen, tnd berich- 
tigt die bisherige Ansicht, naeh welcher man sich 
blofs mit Vergleichung der mittleren Jahres - Tem- 
peratur verschiedener Lokalitäten begnügte, sehr 
weislich dahin, dafs man nicht blofs diese, sondern 
auch die Summe der strahlenden Wärme, des Ther- 
mometerstandes in der Sonne während der Vege- 
tationsperiode, in Anschlag bringen müfse.  Wäh- 
rend der Hr. Graf die von Humboldt und Bon- 
pland auf der Kette der Andes, von Wahlen- 
berg in Lappland und auf den Karpathen, von 
Parry auf den Melville-Inseln entdeckten und von 
| R. Brown beschriebenen Pflanzen hier namentlich 
und vergleichend anführt, lernen wir noch 32 neue 


89 


& \ i 
Cruciferen kennen, ‘die der Böhme Haenke auf 


den Gebirgen von Chili und Peru, und 3ı neue 
Caryophyliäeen, die derselbe in Südamerica gefun- 
den hat, und deren Rettung wir, zugleich -mit der 
Gründung des böhmischen Museums dem Hrn. Gra- 
fen von Sternberg zu danken haben. 

Daufs bei den Pflanzen der Vorwelt, deren Reste 
jetzt unter der Oberfläche unserer Erde begraben 
liegen, dafselbe Gesetz einst Statt hatte, welches 
gegenwärtig über die Kinder der Flora herrscht, hat 
der Hr. Graf schon früher in seinem Versuche ei- 
ner geognostisch- botanischen Darstellung der Vor- 
welt, so wie im Tentamen Florae primordialis er 
wiesen, und hier noch durch einige neue Entde- 


ckungen bestätigt. 


EB” 
Biographische Notizen. 

1. Nachrichten über den Tod und die Begrabnifs 
Feier des im vorigen Jahre zu Upsala verstor- 
benen Profefsors Thunberg. 

Nachstehende Nachrichten über den Tod und 
die Begräbnifsfeier des Profefsors Thunberg ver- 
danke ich der gütigen Mittheilung des Herrn Dr. 
Wahlberg aus Stockholm, welcher sie mir in der 
Urfprache und mit dem Wunsche übergeben, eine 
Uebersetzung davon für die Flora zu hesorgen. Zu 
meiner grofsen Freude erklärte sich, auf mein deßs- 
fallsiges Ersuchen, mein verehrter Freund, der Hr- 
Consistorialrath Mohnicke in Stralsund, der ge- 


90 

feierte Uebersetzer von Tegners „Frithiofs Saga, “* 
Auerhahn, Axel, und Nikanders „Runen“ 
etc. zu der Uebersetzung bereit, welche ich nun 
hier vorlege, 

Indem ich so der Aufforderung des Hrn. Dr. 
Wahlberg entspreche, schmeichle ich mir zu- 
gleich mit der Hoffnung, manchem Leser der Flora 
hiedurch einen angenehmen Dienst zu erweisen. 


Greifswald im Juli 1829. 
Dr. Hornschuch. 


* * * 
’ 


Es wird bekannt gemacht, dafs des Königs treuer 
Mann, Commandeur vom königl. Waäsaorden, Pro- 
fefsor der Medicin und Botanik bei der kön. Uni- 
versität in Upsala, Ehrenmitglied des kön. Gesund- 
heitscollegii, Mitglied von sechs und sechszig in- und 
ausländischen Academien und gelehrten Gesellschaf- 


ten, Senior der kön. Universität in Upsala, der. 


kön. Academie der Wifsenschaften in Stockholm 
und der kön. Societäten der Wifsenschaften in Up- 
sala und Trondheim, der hochedle und weitbe- 
zühmte Doctor Herr Carl Peter Thunberg 
stille verschied auf seinem Landgut Tunaberg bei 
Upsala den 8. August. 1828 in seinem 85ten Lebens- 
Jahre. 


Carl Peter Thunberg, geboren zu Jönkö- 


piog den ı1. November 1745. Student zu Upsala 
1761. Trat eine ausländische Reise-an 1770» Medi- 
einae Doctor 1772. Demonstrator der Botanik in Up- 


gı 
sala 1777. *) Kam ins Vaterland zurück 1779. Pro- 
fefsor extraordinarius 1784. Präses der königl. Aca- 
demie der Wifsenschaften — Ritter des königl. Wa- 
sa-Ordens 1785. Commandeur defselben Ordens 1815 
Jubeldoctor ı822. Rector auf der kön, Universität 
zu Upsala viermal. Promotor in der medizinischen 
Facultät viermal. Gestorben den 8. August 18328 in 
Folge einer sich zugezogenen Erkältung. Begraben 
den ı7. defselben Monats. 

Im Druck herausgekommene Schriften. 

1) Tal om Japan och om de Myntsorter, somi 
äldre och sednare tiden blifvit slagne och varit gang- 
bara uti kaisaredömet Japan 1779. (Rede über Japan 
und über die Münzsorten, welche in älteren und 
späteren Zeiten geschlagen worden und gangbar ge- 
wesen sind.) 1779. 2) Tal om Japanska Nationen. 
(Rede über die Japanische Nation.) 1784. 5) Flora 
Japonica, in demselben Jahr. 4) Resa uti Europa, 
Africa, Asia. (Reise in Europa, Africa, Asia.) 1788 
— 935. 5) Aminnelre-Tal öfver Afsefsor Montin. 
(Erinnerungsrede auf Afsefsor Montin.) 1791. 6) Pro- 
dromus plantarum Capensium, 1794 — 1800. 7) Ico- 
nes plantarum Japonicarum 1794 — 1805. 8) Be- 


*) Den 51. May, und in Folge hievon wurde den 
31. May 1827 sein 50 jähriges Amtsjubiläum von 
den studirenden Jünglingen mit Gesängen und 
Liedern gefeiert, welche nachher auch im Druck 
erschienen» ; 


92 

skrifaiog pa Svenska Djur. (Beschreibung schwedi. 
scher Thiere.) 1798, 9) Tal vid Invigningsacten af 
den nya Academiska Trägarden ete. (Rede bei der 
Einweihung des neuen akademischen Gartens) 1807. 
10) Flora capensis, Tübing. 1823. die nacher in drei 
Bänden zu Upsala erschienen ist, 


Aufserdem 165 Abhandlungen, welche in den 
Schriften verschiedener in - und ausländischer Aka- 
demien und gelehrten Gesellschaften stehen. Präsi- 
dirt bei 293 akadetnisehen Disputationen. 


Dafs die Universität zu Upsala jetzt das präch- 
tige botanische Gebäude mit seinem botanischen 
Garten als ein Geschenk König Gustavs III. besitzt, 
hat sie gröfstentheils dem Ehrengreise Thunberg 
zu verdanken, der in Folge der gnädigen Aufwmerk- 
samkeit, mit welcher der König ihn stets auszeich- 
nete, bei ihm darum anzuhalten wagte, und damit 
ein solches Haus mehr in die Augen falien möchte, 
schenkte er seine Naturalien - Sammlungen an die 
Universität. Der König, früher unwillig darüber, 
dafs die Linneischen Sammlungen so schnell und 
heimlich aus dem Reich gekommen waren, liefs so- 
gleich vor Freude den Grundstein zu dem neuen 
Gebäude legen, und den Bau selbst während den 
schweren Kriegsjahren 1789 — 1790 fortsetzen, 30 
weit die Zugänge es verstatteten. 


Von den Naturaliensammlungen des Greises ist 


von ihm nichts veräufsert. Die Inseciensammlung, 


95 
der Apfel des Streits *) steht noch in ihren fünfzig 
Schränken, und der letzte Wille des Seligen war, 
dafs D. Forsberg sie bekommen sollte, um sie zu 
ordnen, welches, wie er sagte, ihm nicht so gelun- 
geu wäre, wie es seyn müfste; hernach solle Fors- 
berg sie an die Universität Upsala abliefern, wie 
jetzt auch geschieht. 

” r “ 
Upsala, den ı9. August, 


Ehegestern, den siebenzehnten dieses, ward hier 
die Leichenbestattung des verewigien Profefsors der 
Botanik und Commandeurs, Doktors Thunberg 
mit aller der Festlichkeit begangen, welche man dem 
Andeuken dieses weitgefeierten Lehrersschuldig war 
In der akıdemischen Orangerie war eiu von hohen 
Cypreisen umgebenes castrum doloris errichtet, auf 
welchem der Sarg des Verstorbenen, mit Guirlan- 
den von frischen Lorbern geschmückt, stand, und 
nahe dabei lag auf einem Tische das von dem Ver- 
storbenen während seines Lebens getragene Ordens- 
teichen-. Um halb fünf Nachmittags versammelten 
sich die Angehörigen der Universität nebst den Mit- 
gliedern der übrigen Stände und Corporationen in 


— 


*%) Sie war wirklich in ausländischen Zeitschrif- 
ten ausgeboten worden. Dafs der selige Greis 
das Recht dazu hatte, kann man nicht läugnen, 
denn einem jeden steht es ja frei, sein Testa- 
ment zu ändern, 


94 

dem grofsen Orangeriesaal, Die studirenden Jüng- 
linge, welche beschlofsen hatten, ihren ältesten und 
stets geliebten Lehrer zu seiner Ruhestätte zu be- 
gleiten, hatten sich zuvor im botanischen Garten 
versammelt, von wo aus die Procefsion um halb 
sechs in folgender Ordnung gieng: 

ı) Der akademische WYachtmeister mit Stab und 
hängendem Flor. 2) Die studirenden Jünglinge, zwei 
und zwei, unter Anführung ihrer Curatoren. 5) Der 
Profefsor und Ritter Auriwillius, als Leichenmar- 
schall. 4) Der Leichenwagen, bespannt mit vier 
Pferden, welche von den Dienern des botanischen 
Gartens geleitet wurden. 5) Das Ordenszeichen des 
Verstorbenen auf ‘einem schwarzen Sammtkifsen, 
getragen von dem ersten Archiater und Ritter Dok- 
tor P. von Afzelius. 6) Die Pedellen der Akade- 
mie mit Zeptern und hängendem Fior. 7) Der Pro» 
fefsor und Ritter Kolmodin als Trauermarschalls 
8) Die Angehörigen des Verewigten, der akades 
mische Staat, nebst den Provinzial- und Stadıbe- 
hörden und den Standespersonen sammt der Bür- 
gerschaft. 

Der Zug ging zu dem aufserhalb der Stadt gele- 
genen neuen Begräbnifsplatze, wo sich der Verstor- 
bene für sich und seine vorangegangene Gattin’ ei- 
nen gemeinsamen Ruheplatz-ausersehen hatte. Die 


studirenden Jünglinge formirten eine Haye auf.den 


beiden Seiten des Grabes, und während ausgewählte 


Stimmen unter Begleitung der Hautboisten von Up- 


>E 


lands Regiment und unter Anführung des Hofka- 
pellmeisters Häffner, ein Lied sangen, wurde die 
Leiche durch die Landsleute des Verstorbenen, die 
Studenten aus der Provinz Smaland, vom Leichen- 
wagen genommen und ins Grab gesetzt, worauf der 
erste Profefsor der. Theologie und Domprobst Dr. | 
Lundblad den Sarg mit Erde bewarf, und in einer 
kurzen Rede die Verdienste des Entschlafenen schil- 
derte. Die Handlung schlofs mit einem Liede, we- 
rauf der Aufscher des botanischen Gartens den Sarg 
mit frischen Blumen bestreute, und die Procefsion 
ging zur Orangerie zurück, wo die. jungen studiren- 
den Smaländer, welche beinahe seit vierzig Jahren 
in dem Verewigten ihren Inspector ‚geehrt hatten, 
lateinische und schwedische Gedichte vertheilen 
liefsen» 

Nach einem seit geraumer Zeit ununterbroche- 
nen Regenwetier war dieser Tag einer der schön- 
sten und angenehmsten, deren man sich erinnern - 
konnte. Eine unzählbare Volksmenge aus der Stadt 
und vom Lande füllte den Weg, welchen die Pro- 
ceision nahm, und bezeugte durch ihre Theilnahme 
den Verlust des hochbetagten Lehrers, der zuerst 
durch seine vieljährigen Reisen, und darauf als 
Nachfolger auf Linnes Lehrstuhl seinen Namen 
weitgefeiert gemacht hat, innerhalb und aufserhalb 


Europas 
* * * 


96 


Aus "derStockholm’schen Zeitschrift „Jour- 
= nalen“ ı828 No. 197. Upsala 

Bei der Begräbnifsfeier des, verewigten Profes- 
sors und Commandeurs des königl. Wasa-M®rdens, 
Herrn Doctors Carl Peter Thunberg, hat die in 
Upsala studirende Jugend aus der Provinz Smaland, 
deren Inspector er länger als neun und dreifsig Jahre 
gewesen war, in zweien Gedichten den Verlust be 
trauert, welchen das Vaterland, die Wifsenschaften.. 
und sie selbst durch den Tod dieses hochverdienten 
und im eigentlichen Sinn des Worts weitberühm- 
ten Lehrers erlitten haben, defsen Hingang zugleich 
den Verlust vergröfsert, den die Naturgeschichte 
-im Laufe dieses Jahres innerhalb ganz kurzer Zeit 
in unserm Lande gehabt hat. *) 

. Da der Raum es nicht verstattet, das eine die- 
ser Gedichte in seinem ganzen Umfange hier mitzu- 
theilen, — nicht zu gedenken, dafs es lateinisch 
& ist, so begnügt sich die Redaction folgende schüne 
Verse, welche den Schlufs bilden, hier anzuführent 

Nos, Tua proxima eura, PATER, 
Tibi cara juventus, 


Munera quae dabimus fJammea corda damus._ 


*) Die Namen Ehrenhaim und Dalman brau® 
chen hier nicht genannt zu werden.’ Von dem 
erstern sagt die Liste der Börsenhalle, dafs 
es schwer zu bestimmen sey, ob er als Staats-' 
mann, Freund der Wifsenschaft oder als Mi 
bürger am ausgezeichnetsten gewesen- ; 


‘ 


1 
j 


. Haec, dum vita fuit, donorum sola voluptas, 


Manibus haee patriis «munera sola placent. 
Nos benefactorum memores, elapsa remensi _ 
„ Tempora, quod patimur quantaque damna Tuil’ 
Tu, Grandaeve Senex, niveis Tu moribus ipsa 

Virtutis species, ipsaque cana Fides, 
Blandus in ore decor, placidae pietatis imago, 

Ompiparenlis amor fulsit amore Tuos 


Tu dociles Juvenum mentes ER juvabas, 


Consilio promtus, p ir 


Solator moestis, sortisque Bilarstar acerbae 
Ornatorque hilarae, laetitiaeque jubar. 

Sed Libitina: vocat: nee TE pia vota retentant: 
Imminet hora: Vale! jam patet atra domus, 

Umbra, iterum, dilecta vale! tenebrasque morantes- 
Bumpe fuga, Empyrii regna serena petens! 

Sie, dum terrigenis oroamus fooribus urnam 
Nos, tremulaque damus Lilia cafsa manu; 

Ecce, novus TIBlsolnatos sine semine 

flores 

Pingit, et Elysiis_ Toribus aura vigat- 

Quas ibi, ppm tacitä pertentas lumine gazas, 
Nec reperis suetas hie TIBI delicias; 


‚.Arbore sub vitae positam laetaberis herbam 


Terricolis-pretio Coelitibusque parem, 
Quae TIBl suavae-nitens morientia lumine mulsit, 
Caeruleo pafsum fiore imitata Deum.*) . 


*) Der Verfalser ist der Profefsor der lateinischen 


Sprache zu Upsala, Lundwall. 
Ergänzungsbl. Nro VII, ; 


98 


Das schwedische Gedicht lautet in einer treuen 
deutschen Uebersetzung also: 
Stimmen der Klage nicht folgen Dir hin zur heili- 
gen Ruhe; « 

Andacht stehet am Grab, dankbar und stille wie Du; 

Denkt mit der Thräne der Rührung des Glücks, das 
so reichlich uns wurde, 

Wie Du so herrlich gelebt, ‚und wie in Frieden 
Du starbst. 

Und bekränzend dein Grab mit bald hinwelkenden 
Blumen, 

Denkt sie des Denkmahls, das wieder verleiht 
; Dir der Lenz. 

Lange mit Blumen noch wird Dein Denkfest wecken 
der Frühling; 

Weit, wie der Blumen Gebiet, herrschest, Ge- 
feierter, Du. 

Nun voll Rührung erhebt sie vom Grabe den Blick, 
den verklärten, 

Auf zu dem Einen — essteht, ferne vom Wech- 
sel der Zeit, 

Droben geschrieben mit Sternen, und mit Blumen 
sein Name hier, 

Sterbend fandest Du ihn— den Du im Leben gesucht. 

* * = 

Horch! es singen die Himmel sein Lob, und 
die Feste verkündet’ 

Selige, die er erkor zu vernehmen die Sprache der 

Himmel, 


99 


Die er gesendet zu deuten das ewige Lied den Ge- 
schlechtern, 

Sei’s in der heiligen Tiefe der Schrift, im Buch der 
Geschichte, 

Sei es im Jubelchor der Natur;ein einziges Lied ist's, 

Mag auch lösen sich auf in mancherlei Tönen der 
Wohllaut, 

Tief, unnennbar tief geht ein Grundton der Er- 
klärung ; 

Jegliche Brust antwortet, wenn auch der Sterbli- 
chen Herzen 

Beben, 2 er ertönt im Jammer und wenn er 
A beim Sturze 

Schallt der oronen und Tempel: der Herrist 
= heilig, ist heilig! 

Lieblich vers. \ilzt sich ein and’rer damit, ein seli- 
ger Chorus, 

Laut gesungen von Allem, was lebt und was webt 
und was da ist: 

Gott ist die Liebe! — Nicht blofs sein Wort, 
nicht blofs die Geschichte 

Zeuget von ihm, er ist der Natur hellstrahlende 
Inschrift. 

Jegliches Leben verkündiget ihn — nach ew’gen 
Gesetzen 

Bildet sich aus der Geist— und Körper der ew’gen 

Ideen 

Sind)die sichtbaren Dinge — ja selbst der Schatten 

des Todes 
7 * 


300 

Zeugt von.’ dem Einen, der ist in der Blum’ und 
ist in der Stunde 

“Anfang und End, im Falle der Eich’ und im Klang 
Ns des Jahrtausends — 

Alles sind Worte von Gott; doch deutet sie Kei- 
ner, und Keiner 

Mag sie verbinden zur Rede, dem nicht von oben 

der Ruf wartl. , 

Selige, die er erkor zum heiligen Stande der Seher, 

Die er gesendet zu deuten das ewige Lied den Ge- 
schlechtern! 


Du, Erzvater der Seher! Du fielst, Du beugtest in 
Demuth 
Lilienweils die Stirne vor dem, der die Lilien kleidet, 
Endlich sie sammelnd bei sich im Licht. ‚So rein 
Sa wie die Lilie 
„War das Hera, das Du brachtest als Erstlingsopfer 


ü l. 
pa zum Tempe 


Reich mit der Bildersprache des Ew’gen in endli- 
cher Schönheit 

Prangte Scandinaviens Flur, als sei sie bestimmt, 
dafs sie wecke 

Jegliches lautere Herz zum tiefen Verständnils der 
Schöpfung. 

„Eines von ihnen, verbindend jedoch zur innigsten 
Einheit 

Nordens, Hoheit und Kraft mit des Südens reicherer 

Milde, 


ıon 


‘ Schien vor allen bestimmt um zu wecken und näh=' 
; ren die Scher. 
Reichlich that er das Seine. ‘Wie sollen wir nen- 
nen den Grofsen? : 
Weit gehuldigt wird ihm, so weit als das’ Reich 
der Gewächse, 
Hoch auf amisenden Wagen des Ruhms ward ent- 
nommen der Meister, 
Hin zum höheren Sein; allein es senkte sein 
Geist sich 
Auf den gelichieaten dönger, auf Dich — und gelei- 
ie Baar de ai Erle Vonselnem 
Geist, zogst weit Du umher, um aufzusuchen den 
Einen, ei ar 
Und zu erspäh’n das verborg’ne Gesetz der tausend 
Gesetze. 
Mühen nicht achtetest Du, nicht Noth, nicht Streit 
noch Gefahren. 
Oft auch hast Du gewagt für Deine Liebe das Leben, 
Ist Dein Lieben doch recht Dein Leben; die Wonne 
des Suchens 
Ganz Dein Wesen; es fehlte der Werth ihm, wenn 
Du nicht suchtest. 
Drum auch wurde Dir bald und mit vielfach rei- 
chem Gewinne 
Wiedergeschenkt und veredelt der Einsatz, welchen 
RE Du wagtest 7 
Hicher eilst Du mit‘ ihm — zu :demiunsern machst 
den. Gewinn Dir, 


Io2 


Trittst voll Andacht auf in dem Raum, wo der 
Alte geredet; 

Schauest versammelt um Dich aus der Erde verschie- 
densten Ländern 

Alles organische Leben und pflegst es als frommer 
Verwalter. 

O der Wonne, Dich hier in Deinem Gebiete zu 
hören! 

Dich zu schau’n, wie Du athmest den Duft der Blu- 
men (der ew’gen 

Jugend wechselnde Kinder sind sie) und mit laben- 
bender Nahrung 

Stärkest die Jugend des Innern, wie auch die Zei- 


ten sich wälzen, 
Rettest den blühenden Frieden des Sinns vor des 


Mähenden Sense — 
Dich zu hören, wie vor und mit den Geliebten Du 


deutest, 
Hierophant der Blumen, die Wunder des Schöpfers 


im Weltall, 

Still mit der Einfalt des Kindes vermittelnd der 
Worte der Schöpfung 

Und mit der irdischen Weisheit, darob sich brüstet 
der Klügling; 

Oft entgegen auch blickend der langsam sinkenden 


Sonne, : 
Bis sie kühlend erschien am Abend; — mit stillem 


Entzücken 


198 


Hörtest Du nun die Stimme des Herrn in 
den Schatten des Gartens. *) 


Abend ward es für Dich; für die ganze Natur ward 
es Abend; 

Nicht mehr prangten die Wiesen, verschont war 
keine der Blumen; 

Nur die wenigen waren’s, die ausgewählten — des 
Tempels 

Hof ward ihnen Asyl, fern bleibt die Gewalt und 
des Herbstes 

Halbe Gewalt ist besiegt, und die Kunst, sie schenkt 
i mit Bezauberung 

Ihrer Mutter Natur die Huldigungswache der Liebe. 

Dort in des Schöpfers Haus’, im Tempel erscheinst 
Du, des Abschieds 

Letztes Fest zu begeh’n mit den flüchtigen Bildern 
des Ew’gen, 

Betend zu mischen mit ihnen zum letzten Mal Dein 
Opfer: 

Und Du schauest sie hier umgeben von milder Ver- 

. klärung, 

Neue Bedeutung wird ihnen ‚und Glanz; der lei- 

tende Engel 


*) Dieses bezieht sich auf Thunbergs letzte Reise 
von seinem nahe bei Upsala gelegenen Land- 
gut Thunaberg, wo er krank wurde, nach dem 
botanischen Garten zu Upsala, um von seinen 
Blumen Abschied zu nehmen. 


104 


Zeigt dem erlöschenden Aug’ ein höheres Bild; voll 


Rührung 

Schau’ st ein nun vollendet Gemälde des Lebens Du 
freudig. 

Gärten von hüherer Art blüh’n dort, und lieblich 
verschmelzen 


Erd’ und Himmel zusammen; die stillen und schat- 


e tigen Haine ; 
Sind der Friede des Waisen, vom Mittagsbrande 
der wilden 
Leidenschaft nicht gestört, noch vom Sturme des 
irdischen Kummers- 
Duftende Blumen nur sind die tausend Gefühle, 
die frommen 
KularRuRe zum Lobe des Schöpfers (und höher 
5; denn alle 
Recht die Hose der Sonne zum Licht, des Glauben- 
den Abbild. 
DICH töhnet von ihnen Dich nicht; zur Hei- 
math und Ruhe 
Gehen die lächelnden Bilder mit Dir, und tröstende 
Engel. 
Wiegen Dein Aug’ in Schlummer, und wenn Du 
es Öffnest von neuem, 
Stehen sie dort noch schöner verklärt und empfan- 
gen Dich freundlich 


Siehe zum Paradies wird der Hain, und die duf- 


tenden . Rosen 


er 


Frühroth werden sie rings am Gewölbe des glän- 
den Himmels. 

Welcher erg drückt Dich zuerst an den schla- 
genden Busen? 

Lächelnd ziert ihm die Locken die bleiche, nordische - 
Blume, 

Schweigend weiset er hin zu dem heiligen Baum, 
zu der Quelle 

Welche zu Füfsen ihm rinnt — O geht, wir kön- 
nen nicht folgen! 


1 * RL 


Stimmen der Klage nicht stören den Gang Dir zur 
heiligen Ruhe; 


Andacht siehet am Grab — sendet den Frieden 


herab. 

Manche Zähr’ ist geweint und wird geweint in der 
Stille ; 

Pflicht der Kinder ist diefs, welche Dein Herz Dir 
verlieh. 

Scandiens Söhne, sie sollen Dir ewig huldigen; 
Vater! 

Nur-an der Andacht Fest schweige des Einzelnen 
NY Schmerz: 


Oft wenn erwachen die Blumen aufs neu‘ und mit 
weinenden Augen 

Ringsum blicken nach Dir, suchend und fragend 
nach Dir, 


. 


106 


Und dein Name ertönt ringsum, dann werden die 
Deinen 

Still Dich segnend, Dir auch bringen die Thräne 
zum Dank. *) 


II. Ludwig Philipp Aschoff. 

Ihnen und den geehrten Lesern der Flora mufs 
ich noch den Tod unseres gemeinsamen langjährigen 
Freundes, des Apothekers und Medizinalafselsors 
Aschoff in Bielefeld anzeigen, defsen curriculum 
vitae ich beilege: Er war ein grofser Freund der 
Naturwifsenschaften überhaupt und der Botanik ins- 
besondere. In seinen jüngern Jahren bemühte er 
sich sehr, die Pflanzen der Grafschaft Ravensberg, 
besonders aber der kräuterreichen und anmuthigen 
Gegend um Bielefeld, aufzusuchen und bekannter zu 
machen. Ein Verzeichnifs dieser Pflanzen findet 
sich in Hoppens bot, Taschenbuche ı800 9. 112: 
von ihm und dem Hofrath Consbruch in Biele- 
feld-e Er war es, der aufser mehreren seltenen 
Pflanzen zuerst das Epipogium in Westphalen ent- 
deckte und bekannter machte. Späterhin beschäf- 
tigten ihn auch die Filices, die Laubmose, die Flech- 
ten und Algen, von denen allen er gute Sammlun- 
gen anlegte. Mit seinem Alter nahm leider seine 
Brustschwäche so zu, dafs ihm das Ersteigen der 


*%) Der Verfafser des schwedischen Gedichts heifst 
Fahlcranz, : 


2 | f 07 
Berge unmöglich wurde, daher er denn seine Ge- 
hülfen und Lehrlinge für die schöne Wifsenschaft 
zu beseelen suchte und sich immer mit ihnen freute, 
wenn sie reich beladen nach Hause kamen. Zuletzt 
beschränkte er sich mehr und mehr auf seinen schö- 
nen Garten, in welchem er vielerley merkwürdige 
Pflanzen kultivirte Aber nicht allein Botanik ver- 
gnügte ihn, sondern auch Chemie und Technologie, 
zum Nutzen seiner Kunst und der berühmten Blei- 
chen zu Bielefeld, welche letztere ihm manche Auf- 
klärungen verdanken. Sein Character war bieder 
und freundlich, theilnehmend und mitleidig, nur 
das Unrecht konnte ihn empören und in Wärme 
bringen. Er war ein treuer Freund dem Freunde, 
ein liebevoller Gatte und Vater. Möge sein Segen 
auf seinen Kindern ruhen, 

Herford. Dr. Weihe, 

* * * 

Ludw, Philipp Aschoff wurde am a5. No- 
vemb. 1758 zu Weeze im Clevischen geboren, wo 
sein Vater Prediger war. Er genofs daselbst in der 
Schule, hauptsächlich aber durch seinen Vater, und 
als dem durch einen Nervenschlag die Zunge ge- 
lähmt, durch einen Candidat, Unterricht: Michae- 
lis 1775 kam er beiseinem Onkel Adolph Aschoff 
Apotheker zu Bielefeld, in die Lehre, welche er 
ı780 vollendete, und noch bis 1781 dort als Ge- 
hülfe blieb. Während dieser Zeit setzte er den Un- 
%erricht in Sprachkenntoifsen fort, 


108 


Von dort ging er nach Jever zum Hofapotheker 
Hr. Heerem, zu defsen Zufriedenheit er den Ge- 
schäften der Apotheke bis 1782 Michaelis vorstand. 
In demselben Jahre ging er nach Halle a. d. S. zum 
Hr. Gottlob Nathanael Meifsner auf der 
Waisenhaus Apotheke, wo er den Geschäften des La- 
boratoriums bis Ostern 1785 vorstaud. Hier genofs 
er während seines Aufenthalts den Umgang des Prof. 
Goldfufs und F. A. C. Green, botanisirte fleissig 
mit den damals dortstudirenden, jetzigen Profefsoreu 
D.H. Hoppe, F.C. Mertens und C.H. Persoon. 

1785 kehrte er nach Bielefeld zurück, wo Er 
bei seinem Vetter, Heinr. Adolph Aschoff, 
wiederum servierte, pachtete defsen Apotheke am 
3. Januar 1791., liefs sich vom Provinzial Colleg- 
Mediko zu Minden Anfang defselben Jahres exami- 
niren, kaufte am 9. März 1791 die Apotheke, und - 
heirathete die Dem.“Chark Catharine Lindemann. 

Die Regensburger hotanische, Gesellschaft. er- 
nannte ihn am 4. Juny 1793 zu ihrem Ehren- Mit. 
gliede, und am 20. Juny ı8ıı wurde er bei dem 
in Bielefeld koustituirten Medizinal-Sanitäts- Colle- 
8io zum Alselsor Pharmaciae ernannt, 

Er starb in Folge einer Lungenentzündung 
am 15. Juny 1827, und hiuterliefs eine Wittwe: 
und 7 Kinder, von denen bekanntlich > würdige 
und talentvolle Söhne, der eine als praktischer Artat, 
der andere als Apotheker in Herford.etablirt sinde 


E4 
ee Kate 


109 

Mit lebhaftem Vergutgen efinnere ich. mich 
noch immer des freundschaftlichen und belehrenden 
Umganges, der mir in den Jahren 1782 — 84 auf 
der Universität Halle, mit dem biedern Aschoff 


nad seinem Collegen, nachmaligen. Apotheker Ri- 


cken zu Witmund in Ostfriesland, zu Theil wurde, 
Wenn dieser Umgang täglich in: den Vörlesungen 
über Botanik bei.Junghans, über Physik bei Kar» 
sten und über. Naturgeschichte bei Forster, die 
wir gemeinschaftlich besuchten, statt fand, so wurde 
auch wöchentlich eine botanische Exkursion in die 
kräuterreichen Gegenden von Halle gemacht, und 
dadurch der Grund zu unsern Studien gelegt. Oef- 
ters haben wir uns nachher in weiterer Entfernung 
dieser glücklichen Tage erinnert. (Botan. Taschenb, 
1796 S. 214.) und so will ich mich auch jetzt der- 
selben erinnern und wiederholen den treuen Bund 
ewigen Andenkens frühe schon manchen lieben 
Freund, und unter diesen auch dem biedern Er; 
hardt gewidmet (Botan. Taschenb. L. C, S..225:) 
Sanft ruhe deine Asche! deine Sebriften werde ich 
immer mit Vergnügen lesen — deine Briefe sind mir 
heilig — deine mir mitgetheilten Pflanzen schätzbar — 
und deine Freundschaft wird mir unvergefslich seyn. 

Regensburg: Dr. Hoppe. 


— 


Naturalientauschuntermehmungen, von Hrn, Opiz 


in Prag. 
“Bald dürfte es scheinen, dafs dafselbe ganz er- 


" Horben wäre, weil ich von demselben in der Flora 


110 


keine Kunde gab — damit man diefs jedoch nich. 
‚glauben möchte, mache ich hiemit bekannt, ‘dafs 
dafselbe gegenwärtig 463 Hr. Abnehmer zählet, dafs 
bis jetzt 545700 Ex. an Pflanzen eingeliefert, 376473 
Ex. abgegeben wurden, dafs die davon entfallenen 
Procente 60177 abgeworfen haben, und dafs an agio 
4981 Ex. gegeben wurden, dafs daher noch 169227 
Pflanzen vorräthig sind. 

Die Entschädigungen, welche man von mir zu 
erwarten hat, sind die nachstehenden : 

Jene Hrn. Abnehmer, welche blofs Desiderater 
Verzeichnifse einsenden, erhalten für 100 Pflanzen, 

blofs i 75 Ex. 

Dagegen erhalten jene, welche ein streng alpbabe- 
tisch gereihtes Herbarsverzeichnifs einsenden, und al- 
les nehmen, was sie in diesem nicht aufführen u. z, 
a) Jene, welche sich in Böheim 

befinden, für 100 ö 3 - 80 Pflanzen 
») 235 er — Deutschland 

und dem österreichischen Kaiser- 

staate befinden, mit Auschlufs Ita- 

liens für 100 . S . ne 
c) — — aufser Deutschland 

und dem österreichischen Kaiser- 

staate befinden, mit Einschlufs Ita- 


liezns für 100 ® ö > Le 
d) E= —  aufser Europa be- 
finden für ı00 s . ° 120 — 


Jene Hrn. Abnehmer, welche obige Bedingnifs 
eingehen, erhalten, wenn sie mir einen neuen Hrn. 
Abnehmer verschaffen, der auch sein alphabetisches 

N 


& 111 


Herbarsverzeichnifs einsendet, und alles darin nicht 


- aufgeführte nimmt, so lange dieser bei mir eine 


Pflanzenforderung haben wird, u. z. jene welche 
a) für 100: 80 Pflanzen erhielten, dann 100 Pflanzen 


b) — 10:90 » .. + * 10 — 
€) — 100:100 » s Zi Jo — 
d) — 100:120 » REINE 


Jene, welche diese in dem vorstehenden Ab- 
satze festgesetzten Bedingnifse eingehen, erhalten 
noch, so lange sie selbst vom Jahre 1820 beginnend 
mit keinem Jahresbeitrag, (der 48kr. CM. jährl. be- 
trägt,) so wie diejenigen, welche den Preis erhiel- 
ten, dann a) derjenige, welcher am Schlufse eines 
jeden Jahres die meisten schön und characteristisch 
erhaltenen Sachen eingeliefert haben wird, b) der 
binnen einem Jahre die meisten Species einliefert, 
unter dem jedoch keine Synonyme begriffen seyn 
dürfen, endlich derjenige, welcher aus der entfern- 
testen Gegend eine Sammlung an Naturalien machte, 
nachstehende Entschädigung, als: jene welche 

a) für 100:80 erhielten, dann u. z. in Prag ı50 Ex, 
aufser Prag 200 — 


b) — 100:90 .: » 5 - * 300 — 
c) — 100:100 » . ” . ei 500 — 
d) — 100:120 . ? F = . 1000 — 


Mit Anfangs Oktober bis Ende Dezember jeden 
Jahres erwarte ich die diesfälligen Urtheile der Hrn. 
Abnehmer schriftlich, um diesen Herrn die ver- 
diente Entschädigung mit dem Eintritt des nächsten 
Jahres zuzuwenden. 

Um zugleich jeden in den Stand zu setzen, den 


112 


jährlichen Beitrag pünktlich entrichten zu können, 
biethe ich den Hrn. Abnehmern, welche den ver- 
kaufsweisen Absatz der Beiträge zur Naturgesehichte 
besorgen werden, 5ofl. an. Auch bin ich ermäch- 
tiget, die Centurie getrockneter Pflanzen um zwei 
Gulden C. M. abzulafsen, 37 
Dafs:es einem Jeden leicht seyn wird, Einlie- 
Terungen zu machen, erbellet daraus, dafs ich alles, 
was in dem letzten Alphabeih meines Catalogs fehlt, 


3nas. ” r ü 5 ® o 10 Ex 
alles, was früher noch nicht in wildge- 

- wachsenen Exemplaren da war,in.» Au;Tr 
alle authentischen Gegenstände in . 25 = 


alles was in meinen Catalogen noch 
nicht vorkommt in - . . Te 
alle neuen Gegenstände von den Hrn. 
Entdeckern selbst in he i 500 = 
‚ohne alle weitere Anfrage: nehme; die Anbothe ' 
selbst werden zu häufigen Bestellungen in 25, 50, 
75, ı00o und 150 Exemplaren. Gelegenheit geben, 
Wer Pflanzen von mir ‚empfangen sollte, die 
entweder nicht gut conservirt, oder nieht characte- 
Tistisch gesammelt oder falsch bestimmt wären, wolle‘ 
auf die Rückseite der Ettiquetten bemerken,’ wel- 
chen Fehler der Herr Einsender begieng, um ibm 
noch den Vorrath derselben -Art zurücksenden zu 
können, da ich erwarte, dafs alle Exemplare einer 
Art mit derselben Sorge gesammelt, getrocknet, und 
bestimmt seyn werden, 
Dafs noch so Wenige sich Lieblingsgattungen 
gewählt haben, und’dafür von andern Seiten auch 


113 

beinahe keine Beiträge in einzelnen Exemplaren ein- 
gesendet wurden, wundert mich, da ich mir vor- 
stellte,. dafs dieser Antrag jedem erwünscht seyn 
würde. Folgende Gattungen sind bereits gewählt, 
für welche ich Einsendungen zu einem Exemplare 
von jeder Art und Varietät mit Vergnügen anneh- 
me, nemlich: 
Rosa — Mentha — Polypodium — Pelargonium 
— Hypnum — Hieracium — Veronica — Ranun- 
eulus — Achillea — Campanula — Carex— Dis 
anthus — Epilobium — Centaurea — Iris — Gna- 
phalium — Gentiana — Salvia — Aster — Acos 
nitum — Rubus — Fucus — Sazifraga — Orchis 
Prunus — Myosotis — Potentilla — Geranium — 
Thymus — Triticum — Ornithogalum — Saliz — 
Juncus — Poa — Viola — Erica — Papaver — 
Euphorbia — Arum; alle andern Gattungen kön- 
nen auch gewählt werden. 


In Hinsicht der Transportkosten mufs ich be- 
merken, dafs ı Ctr. mittels Frachtgelegenheit nicht 
höher kömmt, als eirca 5 Pf. auf dem Postwagen, 
dafs es daher immer woblfeiler kömmt, wenn sich 
mehrere zu einer gemeinschaftlichen Sendung mit- 
telst Frachtgelegenheit vereinen. 

Schlüfslich ersuche ich um die gefällige Erklä» 
rung mittelst der Flora, wer für den Fall einer 
Verhinderung von meiner Seite, oder meines Ab+ 
sterbens, das Tauschgeschäft zu übernehmen geson+ 
nen wäre, um mich noch bei Zeiten mit demselben 
ins Einvernehmen setzen zu können. 


Ergänzungsbl, Nro.. VIII 8 


114 


Nachträge zu meinen Gewächsen Böheims, von 
Hrn. Opiz in Prag. 
Veronica hospita Mert. et Koch. — Kostelecky, 
— pulchella Bernhardi. — Kostelecky. 
— Lappago Schmidt (V, triloba. Opiz.)_Auf Saa- 
ten, besonders wo sich lehmiger Boden findet. 


Utricularia minor Linn. — Kostilecky. 

 — intermedia Heyne, — Kostelecky. 

Lyecopus europaeus laciniatus Vahl. — Kostelecky. 
Salvia nemorosa/Aut. — Kostelecky. 

Fedia carinata Lois. — Kostelecky. 

Cyperus virescens Hoffm. — Kustelecky. 

Seirpus uniglumis Link. — Mann. 


Dactylis glomerata laxa Ortmann. _ Dobrifs beraun. 
Kr., Ortmann. 

Festuca glauca var, culmo vaginis foliorum obtecto, 
Mann. Prag. Mann. z 

Agropyrum collinum Opiz, Wyfsehrad an sonni- 

gen Bergabhängen. Opiz. 

repens Vaillantianum R. et S. Baron Wim- 

mer’scher Weingarten in Prag, 
— glaucum Persoon Prag. Mann. 

Campanula pubescens Schmidt. — Jan, 

Viola hirsuta Römer et Schultes. 

Atriplex laciniatum var. lata Opiz. Prag Opiz. 

u —  vär. angustifsima Opiz. Ebend. Opiz. 
Ceratocephalus orthoreras De Cand. Prag: Fieber. 
Bunium Bulbocastanum Linn, Neusattl nächst EI 

bogen. Graf Hildebrand: 


Aline brachypetala Opiz. Bei Lieben. Opiz, 


Hirt 


E: 


Muscari botryosum Miller. Hohenelbe, Josephine 
Kablik. 
1827, Acer Opizii Ortmann. Baumgarten, Opiz. 


1827. — palmatisectum Ortmann. d. d. 

1827. —  praecox Opiz. Sudowis beraun, Kr. von 
“- Schiedelsberg, 

1827. — robustum Opiz. Nufsle nächst Prag. Opiz. 

1829, — Dittrichii Ortmann, Prag, Ortmann. 

1829. — Tauschianum Opiz. Prag. Tausch. 


Scleranthus collinus Hornung. dürre Hügel. Opiz, 
Cerastium pellucidum Chaubard in St. Amandt. 
Baron Wimmer’sche Weingärten. Benesch, 
-— Alsinifolium Tausch. Einsiedl. Tausch, 
Rubus obtusifolius Willd. in Böheim. Trattinnik, 
— Weitenweberi Ortmann. Podbaba. Ortmann, 
Potentilla patula Waldst. et Kit, — Neumann. 
Tılia affinis Opiz. 
—  obliqua Opiz. 
Aconitum Halleri R. Arberim Böhmerwald und am 
Glazer Schneeberg. Wagner. 
— multifidum Reichenb. $udeten. Wagner. 


Ranunculus arvensis ß heteropbyllus,. Opiz. 
Mentha plicata Tausch. Theusing. Tausch. 
—  Fieberiana Opiz. Baumgarten. Fieber. 


 — Weidenhofferi Opiz. Deutschbrod. Weidenhoffer. 


— Hoferiana Opiz. Hermannmiestec, chrudim, Kr, 
‘IT. F. Hofer. 

— ‘lapponica ‘Wablenberg. Hohenfurth. Nenning. 

— argute-serrata Opiz, d. au 

— Neesiana Opiz. (M. intermedia. Nees.) Hohen- 


furth. Nenning. 
8 ® 


II6 


Mentha intermedia Opiz. Zwischen Prag und Schlan, 
== DEN: 
—  Weitenweberi Opiz- Schlan. Weitenweber. 
Ballota urticaefolia Ortmann, Baumgarten. Opiz. 
Linaria vulgaris angustifolia. Uechtriz. Gegen Koschir: 
Opiz et Weitenweber. : 

Cardamine crafsifolia Opiz. Riesengrund. Opiz- 

—  brachycarpa Opiz. Wysokahora bei Karlstein. 

Opiz, 

Erysimum Cheiranthus brachyceratum. Beichen- 
bach. Milleschau. Bauer. 

Polygala uliginosa Reichenbach. Neumann. 

Onobrychis reticulosa Opiz. St. Procop. Opiz 

Hieracium cymosum Columzae. Reichenbach. Bö- 
heim. Kunze. 

—  suceisaefolium Allion. Karlsbad. G. Fischer. 
 Leontodon praecox Kitaibel. Böheim. Neumannı 


— Scorzonera Roth. Ben Neumann. 
— corniculatus Kitaibel. — Neumann. 
Y . - 

—  glaucescens Kitaibel, — Neumann. 


Senecio frondosus Tausch. (Jacobaea frondosa. Opiz.) 
Im Riesengebirg. Tausch. 

—  bohemicus Tausch. (Jacobaea Kosteleckii. Opir.) 
Sümpfe bei Libic auf der Hersch. Podibrad, 
Kostelecky. 

Cineraria capitata ß discoidea. Radelstein im böh- 
mischen Mittelgebirge. Mann und Hoser. 

— crispa Linn, fil. Riesengebirg. Kaiser. 

—  Schkuhrii Reichenbach. Riesengebirg,Schkuhr. 

Orchis densiflora Wahlenberg? (O, Kablikiana Opiz.) 
Sudeten. Josephine Kablik, 


m 


117 


Euphorbia lucida ß leiocarpa Tausch, An Sümpfen. 


Tausch. 
Salix varia Host. In Böheim. Host. 
—  speciosa Host. Eb. Tausch. 
—-. excelsior Host. Eb. Host. 


— concolor Host. Eb. Host. 
— oppositifolia Host. ($. humilior foliis angustis 
subeaeruleis ex adverso Lini. Raj. Syn. 445. 
In Böheim Host. 
— parviflora Host. Eb. Host. 
— heterophylla Host. In Böheim. Host. 
—  sudetica Host."Im Riesengebirg: Tausch. Jahnel. 
Phascum cuspidatum Hedw. Auf lockerer Erde um 
.. Prag. Opiz. 
— Flörkeanum Weber et Mohr. Baumgarten. 
Opiz et Eck. 
—  badium Voit. Kuchelbad, Königsaal, Karlstein, 
Prag. Corda. 
Gymnostomum aestivum Hedwig. Rotenbaus. Corda, 
Sphagnum contortum Schulz. Ackersbacherfelsen 
im September. Breutel. 
— cuspidatiforme Breutel. In der Au im langen 
Holz bei dem Dorfe Rindles. Budweis. Kr. 
Jungbauer. 
Tetraphis ovata Funk. Böheim, Corda. 
Splachnum Fröhlichianum Fiörke teste Corda von 
Jemanden gefunden. 
Dieranum strumiferum Smith. Unterhoseln bei Zbras- 
lawie Cazl. Kr. Corda. 
Trichostomum heterostichum Hedwig. Prag. Corda. 
— riparium Host. Karlstein und Se. {van Corda, 


= 


HS, 


Trichostomum fontinaloides Hedwig-, welches ich 
gefunden habe, ist esnach Wimmer's Berich* 
tigung nicht, sondern: . 

Fontinalis minor Linn. 

Polytrichum gracile Menzies 


im Riesengebirge. 
— lengisetum Swartz 


Corda. 
—  Aurantiacum Hoppe. Ebend. Corda. 
Barbula Funkiana Schulz. Scharka. Corda. 
—  convoluta Hedwig. Ziegelhütte gegen die Pod- 
‘ baba Corda. 
— tortuosa Hedwig. Karlstein. Corda. 


Orthotrichum speciosum Nees, An Baumstämmen 


bei Cazlau. Opiz, 
—  pyriforme Opiz. An Baumstämmen auf dem 
Wolfsberg nächst Hainspach. Jul. 1818. Opiz. 
— fastigiatum Bruch. An Wallnüfsen im Garten 
des k, k. Forstraths Herru Tomaschek nächst 
Prag. Opia, 
pulchellum Smith. Prag auf Nufsbäumen. Corda; 
= zupincola Funk. Scharka. Cordas 
— Ludwigii Briedel. ZbraslawicaufFichten-Corda 
—  crispulum Hornschuch. Zbraslawic. Corda. 
— stramineum Hornschuch. Böheim. Corda« 
—  neglectum Opiz. erscheint in Böheims Gewäche 
sen unrichtig als O. diaphanum Schrad. 
— diaphanum Schrad. Kuttenberg. Corda, 
Hypnum revolvens Schw. Königsaal. Corda. 
— palustre L. Pausdorf bei Reichenberg. Corda. 
— silesianum Pal. Beauv. Isergebirg. Corda+ 
— incurvatum ‘Schrader. Nach Corda von’ Je- 


ımanden gefunden. j 


. u 


“ 


# 2 
ER £ rt 


HByprum breviros're Briedel. Riekonienwald Caz- 
lauer Kr. Corda. £ 


x 


= 
rm, stellatum Schrader... Rumburg. Corda. 
| — Halleri Linn. fi. Böheim. Corda. 
| — ‚nitens Schreber. Eb. Corda,. ; 
| —- proliferum Hedwig. Prag. Corda. : 
— recoguitum: Hedwig. Prag. Corda. 
— > murale .Necker, Im. botanischen Garten, 
Corda 
— _salebrösum .Hoffm. Böheim. Gorda. 
— zufescens Dicks. Eb. Corda. 
Jungermannia pumila Withering. (I. lanceolata Hoo- 
ker.) Stern. Wondracek. 
‚m: Wondracekii Corda. Stern.. Wondracek. 
Marchantia Kablikiana Corda. Hohenelbe. Josephi- 
ne Kablık. 
Spirogyra princeps Link. Kuchelbad. "Wondracek: 
Stereocaulon condensatum Hoflm. (St. pileatum 
Achar.) Auf Kiesboden hinter Motel nächst 
Prag. Opiz. z 
Leptostroma Castaneae Sprengl. — Corda. 
Rhytisma maximum Fr. — Corda- 
—;; lacerumsEr Corda. 
_' Geranii Fr, — Corda. 
Phacidium’ Acharii Fr. — Corda. 
—  Pini Fr. —:Corda- 
Dothidea Heraclei Fries — Corda- 
Fusarium Buxi Corda. Auf abgefallenes Buchsbaum- 
blättern. Corda: \ ; 
Xyloma Pivi Albert et Schweiniz. An dürren Zwei- 
gen des Pin. sylvestris L.: bei Prag- Opiz- 


120 


Tubereularia granulata Pers. An Ahornrinden in 
Prag. Fieber. 

— incarnata Opiz et Schreiter. An alten Wall- 
nufsrinden in Königsaal, Schreiter. 

Phyllierium axillare Ficinus, Prag An Rofskastanien- 
blättern. Ramisch. 

Oidium fructigenum Link. Prag. Ramisch. 

Sorula aurea Corda. (Oidium aureum. Link.) Wo- 
sek pilsner Kr. Benesch» 

Exosporium Tiliae. Im fürstl. Lobkowiz’schen Garten 
in Prag. Fieber. 

“Antennaria pinophila var. Tiliae Wondracek. Baum- 
garten. Wondracek, 

Geastrum multifidum Pers. Ruine Krakow bei Hoch- 
chlumec, berauner Kr, Eck« 

“Alphitomorpha fuliginosa Schlechtend. An Garten- 
ehrenpreisarten im Garten des k. k. Forstraths 
Tomaschek nächst Prag. Opiz- 

— .communis ranunculacearum Wallroth. Auf 
Aquilegia vulgaris L. bei Krummau. Jungbauer. 

— polygonearum Wallroth. Um Prag. Opiz. 

— lamprocarpa et ballotii Wallroth. do. do; 

— deprefsa ß artemisiae Wallroth do. de 

— divaricata ß lonicerae Wallroth do. da. 

— penicillata ß grofsulariae Wallroth do. do. 

— — berberidis'Wallr. do. da 

— communis leguminosarum. Wallr. AufTrifolium 
bei Weleslawia. Moschner, 

— holosericea Wallroth auf Astragalus eiyiphyl- 
los L. um Karlistein. Opiz. 


— 0 


12I 


Merisma crispulum Sprengl. Scharka, Opiz et Won- 


dracek. 
eristatum Sykora. 


Clavaria cristata Pr. Prag. Ramisch. 
Amanita spadicea. — Sykora. 


bulbosa — Sykora. 
livida — Sykora. 


Agaricus coriaceus Bolton. An dürren Baumstämmen 


18326, 


in der Podbaba. Opiz. 

ustalis Fries. Wosek. Benesch, 
variecolor — Sykora. 
procerus — Sykora- 
aurivellus — Sykora- 
galericulatus — Sykora, 
gibbus — Sykora- 

granulatus — Sykora. 


 cohaerens — Sykora» 


laetus — Sykora- 

ceraceus — Sykora. 

depellens — Sykora. 

Cortinaria ventricosa Opiz. Auf Lohbeeten in 


Treibhäusern. Adamowsky, 


Boletus albidus — Sykora. 


Daedalea quereina persica Röhling. 


aurantius — Sykora- 
An Eichenstö- 


cken im Mühler Wald. April 1825. Opiz. 


Hydnum tomentosum — Sykora, 


compactum — Sykora. 
imbricatum Pers. Hohenelbe. Mann. 


Thelephora acerina. Pers. An Stämmen von Acer 


pseudoplatanus L. im Baumgarten. Opiz. 


122 


Peziza hemisphaerica Pers. Prag. Ramisch. 
— stercorea — Sykora. 
— inquinans — Sykora. 
— aurantia Pers, Hohenelbe. Mann. 
— mäcropus Pers. Corda. 
vesiculosa Pers. Corda. 
scutellaeformis Opiz. Auf lockerer Erde vor 
dem Kornthor nächst Prag in Gesellschaft des 
Phascum cuspidatum Hedw. 32 25. Opiz. 
—  sulphurea. Pers..— . Corda. 
— caulincola Fries — Corda. 
bulbosa Nees Wosek pilsn. Kr. Benesch, 
—— füsca Pers. Bucek’sche Anlagen. Opiz 
Hysterium foliicolum — Benesch, 
— juniperiuaum Grew..— Corda. 
Sphaeria striacformis junci. A. et S. AnJuneus con- 
glomeratus, und glaucus bei Prag. Fieber. 
— bicolor Opiz. Prag. Kallmünzer. 
— cuprefsiformis Wouds.Leitomischl. Kallmünzer. 
— digitata Pers. Prag. Adamowsky. 
— ‚pulchella P. — Cordas = 
pinastri A. et 9, — Corda. = 
— episphaeria Tode — Corda- 
Mycogene rosea Link — Corda 
Cenangium Cordaei Eck. Obecnic beraun Kr. Eck. 


Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den 
k, preufs. Staaten. 
Der vor 7 Jahren von mehreren gewichtigen 
Männern zu Berlia- gestiftete und von Sr. Majestät 
dem Könige von Preufsen, laus-Cabinetsorder vom ) 


z 


123 


4ten. Jul.: 1822, unter mancherlei‘ Begünstigungen 
allergnädigst genehmigte Verein zur Beförderung des 
Gartenbaues in Preufsen verfolgt sein löbliches Ziel 
mit ruhmwürdiger Thätigkeit, und sucht auf alle 
Weise seinen Wirkungskreis noch..dadurch zu er- 
weitern, dafs derselbe, aufßser der- Aufnahme. ‚neuer 
Mitglieder, sich auch mit andern naturbistorischen 
Gesellschaften in nähere Verbindung setzt, um durch 
Austausch ihrer Schriften die Gemeinnützigkeit der- 
selben-noch mehr zu befördern, wie denn eine sol- 
che-.nähere Verbindung neuerlichst auch zwischen 
dieser- Gesellschaft: und der. königl. bayer.: botani- 
schen zu-Regensburg statt gefunden hat. Von den 
Statuten derselben: ist. bereits die 4te.Auflage er- 
forderlich geworden, und in dem, unter dem ısten 
Jan. ı829 gedruckten Verzeichnifse der gegenwär- 
tigen Theilnehmer befinden sich nicht weniger als 
15 einheimische und 113 auswärtige Ehren-Mit- 
glieder, 330 anwesende, und-550 auswärtige wirk- 
liche, endlich 32 correspondirende Mitglieder, wel- 
ches die sehr bedeutende Gesammizahl von; 1040 
Mitgliedern ausmacht, die auf irgend eine Weise 
den eben so rühmlichen als nützlichen Zweck der 
Gesellschaft zu befördern suchen. Aufserdem hat sich 
der Verein mit 3o andern ähnlichen Gesellschaften 
in Verbindung gesetzt. 

- Von den Verhandlungen des Vereins ist vor 
kurzem bereits die ı2te Lieferung oder 6ten Bandes 
ıstes Heft erschienen, worin unter andern vorkommt: 
Ueber -die Beiandlung verschiederer. Zierpflanzen 
‘ (Campanula aurea, Combretum purpureum, Giy- 


124 


eine sinensis, Rubus occidentalis und Jmaryllis, 
Bastarde) von Herra Hofgärtner Bofse in Olden- 
burg. Ein Kultur- Versuch von Vofs über den 
weifsfrüchtigen türkischen Waitzen, (Zea alti/fsima 
Gmel,) der ergiebiger ist, als der gelbfrüchtige. 
Fuhrmanns Bemerkungen über Obstorangerie. — 
Ueber den Anbau des Aster novi belgii als Futter- 
pflauze. Ueber die Kultur der Camellien, dann 
der Hyaeinthen und Amaryllis in den Niederlan- 
den. Göppert's Einwirkung des Kampfers und 
des regulinischen Quecksilbers "auf die Vegeta- 
tion u. & w. 

Unter den Notizen gibt Hr. Rautenbach über 
den Anbau einer dunkelblauen Kartoffel die Nach- 
zicht, dafs der Ertrag derselben zwar etwas gerin- 
ger als anderer Sorten sey, dafs dieser aber da- 
durch überwogen werde, dafs sie im Keller bei 

. weitem nicht so früh auskeimen und sich wohl- 
schmeckend bis zur neuen Erndte erhalten, auch 
beim‘ Kochen nicht so breiig wie die weifsen und 
rothen Sorten auseinander gehe, Diese Aufbewah- 
rung während des ganzen Sommers ist allerdings . 
wichtig, und wird dadurch sehr befördert, dafs die 
leicht entstehenden Keime allemal sofort abgeschnit- 
ten werden. Man hat die Bemerkung gemacht, dafs in 
mehreren Städten von Süd-Deutschland die Methode, 
Erdäpfel über Sommer aufzubewahren, nicht ge- 
bräuchlich sey, dagegen zu Salzburg, wo die Kartof- 
feln erst mit dem Beginnen dieses Jahrhunderts allge- 
mein eingeführt worden, solcheauch den ganzen Som- 
merhindurch auf dem Marktein gröfster und schönster 


125 


Form verkauft werden, und wohlschmeckend sind, 
obwohl sie am Mehlgehalte viel verloren haben, 
“‘Wiederholt wird die Liverpooler Kartoffel als die 
ergiebigste angegeben. 

Ueber die einheimischen Orchis- Wurzeln ist 
die Bemerkung wiederholt, dafs solche auf gewifse 
Weise getrocknet, den Salep der Officinen ersetzen 
können, wobei die schwierige Anzucht, sowohl 
durch Saamen als durch die Knollen selbst in Be- 
tracht gezogen wird, wefswegen bekanntlich schon 
einmahl die königl. botan. Gesellschaft zu Regens- 
burg laut der botan. Ztg. 1805 $. 72. diesen Gegen- 
stand in einer Preisfrage gewürdigt hat. Wir glau- 
ben, dafs weder das eine noch das andere zweck- 
mäfsig sey, sondern dafs man vielmehr überall die 
wildwachsenden Knollen dazu anwenden soll, um 
einzelne Wurzelgräber nützlich zu beschäftigen und 
wildwachsende Gewächse zweckmäfsig zu benutzen, 
wie es mit dem Baldrian, dem Eozian, dem Wohl- 
verlei u. a. der Fall ist. 

Die Kunst, unfehlbar künstliche Levcojen zu 
ziehen, soll dadurch bewirkt werden, dafs sobald 
als. möglich vor dem Aufblühen die Staubgefäfse 
herausgenommen werden; eine Sache, die uns nicht 
recht einleuchten will. Die Pflanze, welche von 
Jugend auf zu einer einfach blühenden organisirt 
ist, wird schwerlich dnrch das Wegnehmen der 
Antheren, gefüllt erscheinen; oder sollen von diesen 
Castraten die Saamen für künftige Aussaat genom- 
men werden; die möchte es schwerlich geben. — 
Zu Mayland sind durch künstliche Befruchtung 


136 j 


von verschiedenen Sorten der Camellia japowica 
reife Saamen erzielt worden, die durch die Aus- 
saat andere interefsante Varietäten geliefert haben. 
Ueber die Gewinnung des Opiums durch Ein- 
schnitte in die Saamenkapseln des gewöhnlichen 
Mohns sind zu Erfurt interefsante Versuche gemacht 
worden. — Wiederholt, wird die Fabrieation des 
Runkelrübenzuckers in Deutschland empfohlen, 
Sebr wichtig sind die Nachrichten über die wit 
der Gesellschaft verbundene Garten - Lehranstalt in 
‚ Neu-Schönberg. i 
So gedeihet des Guten immer mehr unter der 
Sonne, und sehr lobenswürdig ist jeder Stand be« 
znühet, sein Schärflein beizutragen zu Nutz und 
‚Frommen der Menschheit und zu Erhöhung des 
Geistesi 
“ * * - 
“Wegen den fortwährend in Aufgabe befindli- 
chen Preisfragen: über Veränderung der Farbe, 
der Blumen durch künstliche Befruchtung ; über Ein- 
flufs der Erd- und Düngerärten auf’die Früchte der 
Obstbäume; über Erziehung neuer Varietäten von 
Wein durch die Aussaat; über Angabe von Milteln 
zur Vertilgung der den nutzbaren Gewächsen schäd- 
lichen Insekten; über Mittel zur Vorbeugung der 
Stammfäulnifs junger Saamenpflanzen ; über Hervor- 
bringung gefüllter Blumen durch künstliche Behand- : 
luogeist das Erforderliche in dem erwähnten Bande De 
der Verhandlungen nachzusehen, ft; Be 
In der am eben verflofsenen 4. Oktob. abgehal" 
tenen Versammlung wurden die günstigsten Resul- 


127 


tate über die von dem Kunstgärtner Hrn. Fuhr- 

mann gemachten Versuche der Cultur des Weins 

aus Saamen, dann’ die wohlgeglückten Versuche des 

Kunstgärtners Gäde über den Anban des sicilianis' 
schen schwarzen Blumenkohls erörtert. _ Uebrigens 

berichtete Hr. Gartendireetor Otto über seine, nach 

den Niederlanden, Frankreich, England und Schott- 

land gemachten Reise und schilderte insbesondere 

das Grofsartige in den dortigen Gartenanlagen, rück- 

sichtlich der Vollkommenheiten der Leistungen in 

allen einzelnen Zweigen defselben, der ausländischen ‘ 
Pflänzenkulturen, der Fruchttreiberey und der Obst- 

baumzucht im Freyen, vorzüglich in er Gore 
beiden Ländern. 


Deutschlands Flora in Abbildungen nach der Na- 


tur mit Beschreibungen; von Jacob Sturm, 
3te Abthlung. 6tes Heft, Bearbeitet‘ von A, J. 
Corda inPrag. Nürnberg ı829 bei Jacob Sturm, 
16 illum. Kupfert. und eben so viele Textbl. in 12, 
Indem wir uns. im Allgemeinen;auf unsere An- 
gaben in den Ergbl. der Flora 1829. $, 63, bezie- 
hen, dürfen wir hier nur nachholen, dafs neben 
dem Bearbeiter der frühern Hefte der Schwämme, 
dem Hrn Dr. Rostkovius, sich nun auch Hr 
Corda in Prag zur Bearbeitung anderer Schwamm- 
Gattungen erboten hat, sonach diese merkwürdigen 
Gewächse nun von zwei sehr sachkundigen Männern 
dargestellt werden. DaHr. Corda die Schwämme 
nach natürlichen Exemplaren selbst zeichnet, mit 
dem Microscope vertraut ist, ‘und mit Liebe der 


125 


Botanik huldigt, so ist leicht zu ermefsen, dafs seine 
Leistungen das non plus ultra erreichen. Indem 
wir sonach auf diefs neue Ereignifs aufmerksam ma- 
chen, halten wir es für hinlänglich, den Inhalt des 
$6ten Heftes namentlich anzugeben, 

Inhalt des 6ten Heftes: Verpa Krombholzü 
Cord., V. digitaliformis Pers., V. conica Sw., 
V. atroalba Fries, W. grisea Cord. Alle diese 
Arten wurden in Laubwaldungen bei Prag gesam- 
melt. Fusarium flocciferum C., findet sich in 
Gestalt röthlichter Fäden unter der Fruchtschaale 
der Rofskastanie, F. aurantiacum C., nahe ver- 
wandt mit dervorigen, undin derselben Frucht wach- 
sende Oedemium atrum C, auf rindenlosem Bu- 
chenholze. Antennaria pinophila Nees., auf Pi- 
zus und andern Baumästen. Sphaeria polymor- 
pha Pers., auf faulenden Baumstöcken und Wur- 
zeln. 3. Peziza Tode, auf faulendem Holze als 
rothe Punkte erscheinend. Dothidea reticulata 
Fr., auf abgestorbenen Blättern und Stengeln der 
Convallaria Polygonatum als sehr kleine schwärz- 
liche glänzende Strichelchen vorkommend. Rhys- 
ma Sedi C., als schwarze Flecken auf den Blät- 
tern der Sedumarten. R. Heraclei C., auf den 
Blättern von Heracleum sibiricum in botanischen 
Gärten. R. Andromedae Fr. In Gestalt schwarzer 
Flecke auf den Blättern von Andromeda polü- 


folia, 


4129. 


L Correspondenz 


ı, Auszug aus einem Briefe des Hrn. Prof. Eh zen- 


berg an Dr. v. Martius, 
‚ Astrachan den ı8. Oct. 1829. 

Am Ural sah und sammelte ich an Pflanzen 
etwas über 1000 Arten in etwa einem Monate. Der 
nördliche Ural hat fast nur norddeutsche Pflanzen, 
aber in einer Ueppigkeit die alle Beschreibung, 
hinter sich läfst. Denke dir einen Rosengarten 
zwischen dunklen, mit Birken überraschend wild 
geschmückten Fichten, Tannen und lenischen Ce- 
dern, als Kräuter und Gras fast nichts als 3 herr- 
liche Cypripedien (Calceolus, guttatum und macran- 
thum), so ist diefs etwa eine Skizze des Gesehenen 


rücksichtlich der Farben; aber die Gröfse der 


Blätter von Trollius, von der 4lchemilla vulgaris, 
Ranunkeln und Aconiten, wirst du dir kaum so rie- 
senhaft vorstellen können, als sie hier, und weiter 
in der Steppe von Basaba, wachsen, wo in unsern 
Wiesenkräutern, geschmückt mit Lychnis chalcedo- 
nica, Mann und Rofs verschwinden. Vom Ural flo- 
gen wir über Tobolsk nach dem ‚Altai. Ich bestieg 
die Prochotnoi-Alpe. Mehrere hundert ächt sibi- 
rische Pflanzen gaben einen eigenthümlichen Cha- 
racter für diese Gegend. Der chinesische Gränz- 
Posten in derSongarey, am Narin, lieferte in oinem 
Tage etwa ı00 nicht sehr eigentbümliche Pflanzen, 
Ich fand die Mehrzahl später am Irtysh wieder ete. 

2. Mit der nächsten Gelegenheit werde ich Ih- 
nen versprochenermafsen einen Aufsatz über die 
Flor der Alpen um Kitzbühl, so wie einen, mei- 

Ergänzungsbl. Nr. IX. 9 


“ 


130 

nes Bruders, über die, einiger der höchsten Le- 
birge im Oberinthal, nebst noch einigen Beobach- 
tungen und Bemerkungen über mehrere interes- 
sante Monstrositäten, über den Bau der Coniferae, 
vorzüglich der männlichen Blüthe von Taxus, 
über die Geographie der Alpenpflanzen, und über 
- Arnica Doronicum, zur beliebigen Aufnahme in die 
botanische Zeitung, zuzusenden nicht ermangeln. 
Ich habe diesen Sommer, obwohl von der Wit- 


terung nicht begünstigt, mit dem hiesigen Apo- 


theker, Hrn. Traunsteiner, einen sehr ge- 
schickten Botaniker, der sich fast durchaus selbst 
gebildet hat, unser kleines Thal und die es um- 
schliefsenden Alpen ziemlich genau untersucht, 
und, ausser zwei sehr schönen neuen Calamagro- 
stis, einen Carduus und eine Picris, auf dem Gais- 
stein Draba lapponica und helvetica, auf dem Horn 
Draba Liljebladi, frigida und tomenlosa, am Kai- 
serberge Poa minor, Sazxifraga aphylla und Bur- 
seriana, Hieracium Chondrilloides, H. flexuosum und 
pallescens W. RK. und Papaver Burseri,_ auf andern 
Alpen Poa distichophylla, hybrida und cenisia, Fe- 
stuca nigrescens und alpina Sut., Luzula pedifor- 
mis und spicata, Gentiana brachyphylla, Hiera- 
cium amplexicaule, intybaceum, Schraderi et Hal- 
leri etc. gefunden, worunter, wie Sie sehen, ei- 
nige auch für Deutschlands Flora ganz neue sich 
befinden, 

Mein Bruder entdeckte und sammelte Potentilla 


glacialis, Primula hirsuta, Pr. Floerkeana, Hiera- 


cium hyoseridifolium,, Pedieularis. aspleniifolia, Or- 


151 


chis erubescens, ©. odoratissima, nebst andern ra- 
rioribus, die in den Exeursionsbeschreibungen 
ausführlich angegeben sind, 
Mein Bruder Andrä, Förster in Zirl bei 
Inspruck, ist gesonnen, die Alpenpflanzen der Ge- 
birge in den Umgebungen des Oberinthal’s, die 
in seiner Beschreibung angegeben sind, “getrock- 
net, die Centuriea 7 fl. ı2kr.rhein. herauszugeben, 
wobei jedoch die Abnehmer das Porto selbst tra= 
gen mülsten. Wie schön und gut er einlegt, wird 
man aus Reichenbach’s Herbar für die deut. 
sche Flora ersehen. Er meint jährlich wenig- 
stens # Centurie zu liefern, und sollte sein Unter- 
nehmen Unterstützung finden, so würde er da- 
durch in den Stand gesetzt werden, nach und 
nach alle Alpenpflanzen Tyrols herauszugeben. 
Die Bestellungen mülsten. jedoch vor dem Mai 
gemacht werden. 
Kitzbühl d; 8. Dec. 1829, Dr. Sauter.» 
II. Botanische Literaturblätter, zur periodischen Dar- 
stellung der Fortschritte. der Pflanzenkunde in 
steter Beziehung zur gesammten Naturkunde 
und in ihrer Anwendung auf Land- und Gar- 
tenbau, Künste und Gewerbe, herausgegeben 
von.der königl. botan. Gesells. -in Regensburg, 
aten Bandes ıstes und ates Heft."ı829. 398 S.- 
Indem wir- uns verpflichtet fühlen, für die 
günstigen Beurtheilungen, welche der ıste Jahr- 
gang dieser Blätter in; den vorzüglichsten, kriti» 
schen Zeitschriften gefunden hat, hiermit öffent. 
lich zu danken, glauben wir auch hier darauf auf- 


0 \ 


152 
merksam machen zu müfsen, wie wir im aten 
Jahrgange noch mehr gesucht haben, durch voll- 
ständige und erläuternde Darstellung des Neuesten 
. den ausgespröchenen Erwartungen zu entsprechen. 
Es wurde dafshalb nicht 'nur. die Bogenzahl ver- 
mehrt, sondern auch ein kleinerer Druck gewählt, 
so dafs der Inhalt mehr als verdoppelt ist, ferner 
sollen auf mehrseitigen Wunsch in Zukunft jähr- 
lich 8 Hefte statt 4 erscheinen, welche 2 Bände 
ausmachen, wobei der Preis des Jahrganges im- 
mer derselbe bleibt. Eine kurze Uebersicht der 
wichtigsten Abhandlungen der beiden Hefte wird 
hinreichend zeigen, dafs wir keine Kosten scheu- 
ten, um zur Benutzung der gesammten botanischen 
Literatur zu gelangen. Zuerst eine Reihe von 
Untersuchungen über die Pflanzen der Vorwelt 
von Brongniart, de Baumont, Buckland, 
Prevost u. A., wodurch in diesem Zweige der 
Botanik ein ganz neues Licht aufgeht. Zur Pflan- 
zen- Geographie: eine Reihe von Schilderungen 
der Vegetationen von Calabrien, von England, 
Schweden, Norwegen, Lappland und der’ nord- 
amerikanischen Polarküste, von Georgien und Ar- 
menien, von den neuentdeckten Gebirgen Nilg- 
herries in Ostindien, von Neuholland, Java, Peru 
und Chili, von der I. Cuba; Beobachtungen über 
die Zeit der Wallnufsblüthe, über die Wechsel- 
folge der Holzarten, Pflanzen - Electricität u. s 
w.— Folgen ausführliche Anzeigen von Lejeune 
et Courtois Comp. Florae Belgicae, (1829.) 
‘worin auch die Rhein-'und Moselgegend einge- 


4133 


schlofsen ist, von Pe yr‘e analytische Flora 
voh Frankreich (1829), Moris' Flora von Sar- 
dinien, 3tes Heft (1829), Fries Novitiae Florae 
Suecicae (1838), u. A.; von den Prachtwerken: 
Flore generale de France (1829), Blume Flora 
Javae, Fasc. VII — XIV. (1829) Wallich, 
Flora Nepalensis Nr, 2. (Ostindien 1828), dessel- 
ben Plantae asiaticae rariores (London Oct. 1829); 
von Lejeune et Courtois, Ranunculaceen der 
Niederlande; über Kryptogamen aus dem Luxem- 
burgischen, von den jonischen Inseln, und von 
käuflichen Kryptogamensammlungen aus Frank- 
reich, Schweden u. s.w.— Die Monographien, 
der Orchideen von Richard, der Cichoraceen 
von Don, der Portulaceen von DeCandolle, 
der Rhamneen von Brongniart, der Gattung 
Paris von Ledebour, Micheli’s hinterlassenes 
Werk über die Seepflanzen, Bemerkungen über 
verschiedene Arten von Trifolium, Blitum, Daphne, 
Rheum, Holcus, Anihoxanihum, Arundo, Chara, 
Riccia, Sphagnum, Dictyophora, Morchella, Lycoper- 
don, Helotium, Triblidium, Pilobolus u. s, w. . Zur 
Organographie Raspail’s, Untersuchungen der 
Gräser, eine Reihe verschiedener Monstrositäten, 
u. s. w.; Physiologie und Phytoebemie sind gleich 
bedacht. Die angewandte Botanik enthält unter 
den Rubriken: Heilkunde, Naturalisation, Garten- 
hau, Landbau, Gewerbe, nicht weniger als 68 Ar- 
tikel; Savi’s Geschichte des botan. Gartens von 
Pisa; die ‘botan, Verhandlungen und Preisfragen 
verschiedener gelehrter Gesellschaften, Nachrich- 
ten von öffentlichen. Herbarien und neuen’ Zeit- 
schriften machen den Schlufs.. d, Red. 


154 

. ii. Nekrologe. 

Am ı. Dec. d. J. verschied zu Mainz Hr. Jo- 
hann Baptist Ziz, Dr. der Medicin, Grofsher- 
zoglich Hessen - Darmstädtischer Medieinalrath und 

Professor der Naturgeschichte am Lyceum zu 
Mainz, mehrerer gelehrten Gesellschaften Mit- 
glied, an den Folgen des Zungenkrebses. Bu 

An ihm verliert unsre Wissenschaft einen eifri- 
gen und thätigen Priester, der sich in dem Herzen 
aller, die ihn näher kennen zu lernen das Glück 
hatten, ein unauslöschliches Denkmal errichtet hat. 

Er war ein vertrauter Freund von Hrn. Prof. 
Koch in Erlangen, und Hrn. Salzmann in Mont- 
pellier; mit ersterem hat er den Catalogus plantar. 
palatin. fleifsig zusammengetragen, und von letz- 
terem hatte er die in Spanien, Marocco und Cor- 
sica gesammelten Pflanzen als Commissionär über- 
nommen, Er war correspondirendes Mitglied der 
k. b. bot. Gesells. zu Regensburg, und die Flora 
hat manchen Beitrag von ihm aufbewahrt. Mögen 
die Veteranen unserer Wissenschaft sein An- 
denken durch einen Zizia ehren. 

Seine reichhaltige Pflanzensammlung hat der 
Verblichene, im Vorgefühle seines Todes, den 
Grofsherzögl. naturhistorischen Museum zu Darm- 
stadt vermacht, wo es noch lange von der uner- 
müdeten Thätigkeit desselben rühmliches Zeug- 
nils ablegen wird. 

Kurze Zeit vor diesem wackern Mann starb 
ebendaselbst auch ein hoffnungsvoller Schüler des- 
selben, Hr. Herrmann Braun, Sohn des Hrn. 
Prof. Braun, dessen reger Eifer zu den schön- 
sten Erwartungen berechtigte und der es verdient, 
von Botanikern betrauert zu werden. 

Friede sey über ihrer Asche! 


155 


Inhaltsverzeichnifs. 


l. Anfragen 
Rofsmäfsler über ein Solanum tuberosum corolla 
quinquepetala. 714. 
IL. Anzeigen 


Hornschuch über Bridel's Moossammlung. 560. 
Opiz Naturalientauschunternehmungen. Ergbl, 109. 


I. Aufsätze 


v. Berg Bemerkungen über Reproduction und Pro- 
pagation bei den Gewächsen und über den 
Unterschied zwischen dem Veredlungstriebe 
und dem Vermehrungstriebe bei den Zwiebel- 
gewächsen insbesondere. 709. “ 

Biasoletto Bericht über seine botanische Reise 
nach Istrien. 514 — 529. Pflanzen bei Ca- 

odistria 515, bei Isola 5ı6, bei Pirano, bei 
Salvore 516, bei Cittanova 519, bei Paren- 
zo 520, bei Rovigno 521 — 522. bei Dig- 
nano 523 —633. bei Pola 524. auf der Insel 
Brioni. 533. 534. auf dem monte Maggiore 
533, 539, bei Pinguente 540, bei Ospo 541: 

Dolliner Nachträge und Bemerkungen zur Enu- 
meratio plantarum, auclore Steudel et Hoch- 
stetter. 541. 

Fürnrohr, noch ein Wort über Barbula obtusifolia 
und Bryum erythrocarpum ; nebst einigen an- 
dern bryologischen Bemerkungen. 577. 593. 

Hauser Vegetation der Villacheralpe in Kärn- 
tben. 561. 

Heinhold’s Uebersicht der Vegetation in den Um- 
gebungen Triest's. 658. 

Holl’s Excursion nach dem Pico Ruivo auf der 
Insel Madeira. 690. 


150 


Hoppe über Draba aizoides und aizoon. 743. 

Hoppe nomina plantarum generica regibus conse- 
crata. 410. 

Hornung über Arabis pendula und bellidifolia. 668. 

Hornung über Draba aizoides und Dr. aizoon. 443. 

Hornung über Hutchinsia rotundifolia und ce- 
peaefolia nebst Nachtrag von Hoppe. 431 — 432. 

Jahresschluls - Betrachtungen. 753. 

Müller erstes Verzeichnils sardinischer Laubmoo- 
se, wie auch derjenigen welche von meinem 
Freunde Hrn. Fleischer bei Smyrna aufge- 
funden worden sind, nebst Beschreibungen 
und Abbildungen einiger neuen Arten; nebst 
3 Steintafeln mit 8 Abbildungen 385. 4oı. 

Opiz Nachträge zu seinen Gewächsen Böheims, 
Ergbl. 114. 

Reichenbach einige Worte über Orobanche. 396. 

Reichenbach über Ornithogalum pusillum, 617. 

Rosmäfsler über Deutschlands Violae und Poly- 
galae. 708. 

Sternberg über einige Eigenthümlichkeiten der 
böhmischen Flora, und die climatische Ver- 
breitung der Pflanzen der Vorwelt und Jetzt- 
welt. Egbl. 55. 

Stendel Bemerkungen über einige Cyperaceen und 
Gramineen vom Vorgebirge der guten Hoff- 
nung. 465. 481, 

Tausch Bemerkungen über Acer. 54% 

Tausch botanische Beobachtungen. 641. 

Tauseh über 2 Arten von Cyclamen : deltoideum 
und hastatum. 667. 

v. Vrolik über die Veränderungen welche die Blu- 


menz wiebel während ihres Wachsthums bei 
Tulpen erleidet. aı. 


Botanische Verhandlungen bei der achten Ver- 
sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 


vom ıöten bis 24sten Sept. in Heidelberg. 
585 — 602. 


157 


IV. Bemerkungen 


Ueber Deutschland’s Flora überhaupt und über 
Moeslers - Reichenbachisches Handbuch ins- 
besondere. 496. . 

Ueber die Gränzen von Deutschl. Flora. 544. 

Ueber Paeonia officinalis. 5235. 


V, Botaniker, reisende. 


Andrzejowski aus Vilna nach Odessa. 

Friedr. Braun aus Bayreuth nach dem Zillerthale, 
den Heiligenbluter und Kärthneralpen. 493. 

Endres nach den Pyreneen. 493. 

Frölich nach den südtyrolischen Gebirgen. 402. 

Gaudet aus Paris nach Madagascar. 499. 

Hochstetter nach dem Wormserjoch und dem Or- 
teles. 492. s 

Holl aus Dresden nach Portugal und Madeira. 
h15. 493. 

Lucae aus Berlin nach Salzburg, Kärnıhen und 
Tyrol. 494 

Rüppel aus Frankfurt nach Abyssinien. 499. 

Srowitz aus Petersburg nach Persien. 494 


V.Correspondenz 


Ehrenberg an v. Martius, über seine Reise in 
Asien. Ergbl. ı29. 

Gärtner über Pilanzenbastarde überhaupt und meh- 
rere hybride Pflanzen insbesondere. 681. 
Hinterhuber Bericht über eine botanische Reise 
nach den Gebirgen von Salzburg und Härn- 

then. 650. 

Hinterhuber Berichte über Salzburg, über die 
dortige Vegetation, den anwesenden fremden 
Botanikern und die in dieser Gegend ge- 
machten Excursionen. 475. 

Hornschuch über die bei Triest wachsende Ophry® 
atrata Lindley. 6oB. . 

Koch, über Orobus sylvaticus als ein neaer Bei- 
trag zu Deutschlands Flora. 733. 


158 


Opiz, über die Leistungen des’ Hrn. Corda in 
Prag wegen VWVurzelfarn und Lebermoose. 670. 

Opiz über Hrn. Johann Lhotsky’s Reise nach 
Neuholland. 654. 

Reichenbach über Holl’s Reise nach Portugal und 
Madeira. 415. 

Sauter, über die Flor von Kitzbühl. Ergbl. 129. 

Schimper über Monstrositäten und Abarten, über 
Umbellaten, Cruciferen, Reseden, über Salix 
babylonica mas, Papaver somniferum, Sympby- 
tum Zeiheri. 417 — 433. 

Schultz über Orobanche bipontina. 464. 

Weihe über einige deutsche Pflanzen überhaupt 
und über eine neue Barbarea und ein neues 
Erigeron insbesondere, dann Inhalt des letz- 

= ten Hefts seiner Gräser. 719. 


. VI. Lesefrüchte 
Ueber die allzugrolse Genauigkeit in den Beobach- 
tungen für specifische Differentien. 448. 


VI Literatur 

Bischoff die kryptogamischen Gewächse mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Flora Deutsch- 
lands und der Schweiz. 497 673. 

Botanische Literaturblätter I. 12. 1829. BE. ı3ı. 

Sam. El. a Bridel-Brideri, Bryologia universa. E, ı. 

Corda Monographia Rhizospermarum et Hepatica- 
rum. Erstes Heft. +48. 

v. Flotow Lichenen, vorzüglich in Schlesien, der 
Mark und Pommern gesammelt. Sect.I, Mit 

„einer Centurie getrockneter Lichenen. 731. 

Funcks eryptogamische Gewächse des Fichtelge- 
birg’s. 35stes Heft. 743 

Gaudini Flora helvetica sive historia stirpium bu- 
Cusque cognitarum in helvetia et in tractibus 
conterminis aut sponte nascentium aut in ho- 
minis animaliumque usus vulgo cultarum con- 
tinuata. 319. 


139 


Hayne getreue Darstellung und Beschreibung der 
in der Arzneikunde gebräuchlichen Gewäch- 
se. 714. 

Homann Flora von Pommern, oder Beschreibung 
der in Vor- und Hinterpommern sowohl ein- 
heimischen als auch unter freiem Himmel 
leicht fortkommenden Gewächse. 554. 

Jürgens Algae aquaticae quas et in littora maris 
dynastiam Jeveranam et Frisiam orientalen 
alluentis rejectas et in harum terrarum habi- 
tantes colleg. et exsiccavit. Cent. sec. 743. 


Lehmann Pugillus novarum quarundam plantarum 
in botanico hamburgensium horto occuren- 
tium,. Ergbl. 61, 

Martius et Schrank hortus regius monacensis. 
Verzeichnifs der im königl. botan. Garten zu 
München wachsenden Pflanzen, nach der na. 
türlichen Methode geordnet, mit Hinweisung 
auf das Linn. System und summarischer An- 
gabe des Vaterlandea, der Kultur und Benü- 
tzungsweise. 569. 

Miltitz bibliotheca botanica secundum boetanices 
partes, locos, chronologiam, formam, aucto- 
res, volumen, titulos, pretium et recentiones, 
coneinnata. 975. 

Opiz auf welchem Wege wäre das höchste Ziel 
der reinen Botanik zu erreichen ? örı. 

Presl Pedilonia, novum plantarum genus. 568. 

Anton. Rochel Plantae Banatus rariores iconibus 
et descriptionibus illustratae. 609. 725. 

Sprengel Caroli Linnaei systema vegetabilium. 
Edit decima sexta, 702. 

Sturm Deutchl. Flora in Abbildungen nach der 
Natur mit Beschreibungen 3te Abth. ıstes 
Heft die Schwämme von Rostkovius. E. 65. 

Sturm Deutschl. Flora in Abbildungen nach der 
Natur mit Beschreibungen. 5te Abth, Ö6stes 
Heft, die Schwämme bearb. von Corda. E. ı?”. 


140 


Verein zur Beförderung des Gartenbauss in den 
königl. preufsischen Staaten. E. ıa2. 

Friedr. Wimmer et H. Grabowski, flora Silesiae, 
seripserunt. Pars IL. Vo. I—I. Cl. XI— 
XXIL Vratisl. ap. G. T. Korn. ı829. 573. 

Lud. Phil. Aschofl, niographische Notizen über 
denselben von Weihe. E, ı07. 

Thunberg, Nachrichten über den Tod und die 
Begräbnilsfeyer desselben. E. 89. 


V. Notizen botanische. 


Hoppe über Barkhusenia 5ıo. 

Hornschuch botanische Notizen aus England, Schwe- 
den und Dänemark. 735, 

Ueber Humboldr’s, Rose’s und Ehrenberg’s Reise 
nach Siberien, Siebold’s Reise nach Japan, 
Schomburgk Reise nach Nordamerika und 
über Zeyherische Cappflanzen. 637 — 640. 

Binot über das Keimen der Samen auf Quecksil- 
ber, über Ave&-Lallemant’s Reise, und über 
Sturm’s eryptogamische Flora. 687. 

Ueber die Verdienste und Verfügungen der Re- 
genten und Privaten zur Erweiterung und 
Vervollkommung der Naturgeschichte über- 
haupt, und über Lhotskii Reise nach Neuhol- 
land insbesondere, 765. 


X. Todesfälle. 
Panzer. 400. Rabe. 479. Raddi. 752. 
Targioni - Tozetti. 480. 
XI. Verzeichniße. 
Verzeichnis der bei der botanischen Gesellschaft 
eingegangenen Beiträge. 556 — 737. 
XL. Verzeichnifs der Schriftsteller. 


v. Berg 705. Biasoletto 514, 529. Bischoff 497, 
673. Bridel. Ergbl. ı. Corda 748. E: ı27. 
Dolliner 541. v. Flotow 741. Funck 743. 
Fürnrobr 577. Gaudin 449. Gärtner 6Bı. 


ıh1 


Grabowsky 573. Hauser 561. Hayne 714. 
Heinhold 653. Hinterhuber 775, 650. Holl 
690. Homann 554. Hoppe 410, 132, 473; 
510. Hornschuch 560, 508, 735, Ergbl. 90. 
Hornung 431, 668. Jürgens 742, Koch 733. 
Lehmann E. 61. Martius 569. Miltitz 575. 
Müller 385, 401. Opiz 634. 670, Ergbl. 114. 
Prefsl 568. Reichenbach 396 — 399, A15, 
617. Rochel 609, 625. Rofsmäfsler 708 — 
rıy. Hostkovius Ergbl. 63. Schimper 417, 
433. Schrank 56g. Schultz 464. Sprengel 
702. Sternberg Ergbl. 63. Steudel 465, 481. 
Sturm E. 63 et 127. Tausch 545, 641, 667. 
v. Vrolik 721. Weihe 719, E. 107. Wim- 
mer 573. 
XIV. Vorzügliche Pflanzennamen. 
Acer campesıre 547, coriaceum 550, dasycarpum 
553, monspessulanum 551, opulifolium 549 
parvifolium 552, platanoides 548, rubrum 952, 
sempervirens 550. Aceres 545 — 546. Achil- 
leae 631. Acidodontium Ergbl. 38. Actino- 
dontium E. 53, Agrostis capensis S. 485. 
Aira capensis St. 469, dactyloides Rochl 613. 
Airae Abo. Alopecurus agrestis var. versico- 
lor 514. Anacamptodon E. 48. Anchusa ag- 
gregata et arvensis 544, sempervirens 643. 
Andreaea E. 56. Andropogon marginatus St. 
47%, pseudohirtus 47t. Androsace chamae- 
jasme et villosa 644. Antitrichia E. 48. Ara- 
bis anriculata 545, bellidifolia et pendula 668. 
Archidium E. 6. Asperula ciliata 625. Astro- 
dontium E. 47. Athamantha Matthioli 542. 
Avena andropogoides 486, aurea 470, colora- 
ta 482, glomerata 483, hexantha 487, leonina 
484, macrocalix 482, papillosa 484, rigida 
470, _Avense 4Bı. 
Barbula aloides 598, brevirostris 699, obtusifolia 
577 — 593, rigida 599. Barbulae 406 — 407, 
Ergbl, 33. Bartramiae 408, E. 39. Barkhu- 


142 


senia 5ı2. Benzoin officinale 7ı0. Brachy- 
meniun, E. 54. Brachyodon 594. Brachy- 
podium, E. ı6. Briza imbricata 419. Bro- 
mus capensis 4gı. Bruchia E, 8. Brya 408— 
409, E. 35—36. Eryum erythrocarpum 577 — 
593. Bryocladium maculans 692. Bupleurum 
diversifolium 630. Buxbaumia E. 4ı. 

Calorheca sabulosa 499. Campanula Wanneri 615. 
Campylopus E. 30. Carex nutans 544. Ca- 
ryophylleae E. 75. Catatbaerophora hordei- 
formis 465. Catoscopium E. 27. Centaurea 
spinulosa 632. Ceratodon E. 30, Cerastia 
613. Cerinthe maculata 64a. Chaetophora 
E. 53, aseitiformis 521. Chareen 497. Chi- 
ronia uliginosa 542. Cinclidotus E. 20. Cla- 
dodium E. 34. Cleistostoma E. ı6. Clima- 
tium E. 49. Codonoblepharum E. 33. Cono- 
stomum E. ı6. Corispermum purpurascens 
541. Coscinodon E. 27. Cruciferae E, 7ı. 
Cryphaea E. 51. Cryptopodium E. 38. Cy- 
elamen Coum 645, deltoideum et hastatum 667. 
Cynodontium E. 3ı. Cytisus biflorus 5343, 
649, leucanthus 626. 

Daltonia E, 52. Datura Tatula 542. Desmatodon 
E. 33. ‚Dienema E. 50, Digitaria Erianthus 
468. Diphiscium E. 4r. Dierana 373. E. 29. 
Diplocomium E. 40, Discelium E, 26. Dra- 
ba aizoon et aizoides 443, 473, frigida 476, 
Pyrenaica, Sauteri et tomentosa 476. Drabae 
476. Drepanophyllum. E. 55. Dryptodon E. ı7. 

Echinospermum deflexum 542 Echium ereticum 
642, glomeratum 643, littorale 530, lusitani- 
cum 642, violaceum 641, Elichrysum mela- 
leucum 692. Encalypta E, 15. Entophylio- 
earpae E. 54. Enthostodon E, 27. Entho- 
sthymenium mucronifolium 387. Epimedium 
alpinum 542. Equisetaceae 497, 673. Ere= 
modon E. 20, Eriachne capensis 470. Ery- 
simum carniolicum 543. Esenbeckia E. 51. 


m a en 


145 


Fabronia E. 46. Festucae 459. Fontinalis E. 83. 
Fridericia Guilelma 414, speciosa 413. Fu- 
naria 408, F. 39. 

Galia 462 — 463, 617, 646 — 647. Galium saxa- 
tile 645. Gladiolus italicus et palustris 45». 
Glypbomitrium E, 22. Grimmia nutans 390, 
trichophylia 392, Grimmiae 390, 395, E. ı7, 
Gymnostomum 385 — 385. E. 9. interme. 
dium 593. 

Helleborus atropurpureus 543. Hemerocallis fla- 
va 542. Hemisacris gonatodes 499. Hiera- 
cia 631. Hookeria Ergbl. 21. Hutchinsia 
cepeaefolia et rotundifolia 431, 432. Hydro- 
pogon E. ı7. Hymenaeae 716. Hymenosto- 
mum E. 40, Mülleri 386. Hymenostylium E. 
40. Hyophila E. ı2. Hypna 410. 

Lactuca perennis 534. Lasia E. 51. Lavandula 
pseudostachys 691. Leontodon lividus 544. 
Lepidopilum E. 52. Leptotheca E. 34. Lep- 
tostomum E. 138. Leshea E. 50. Leucodon 
E. 47. Leucoloma FE. 47. Leucophanes E, 14. 
Lithospermum divaricatum 643. Lyellia E. 4ı. 

Meesia F. 39. Melalangium E. 38. Melissa Pu- 
legium 629. Mniun E, 37. 

Oedipodium E, 41. Oniophorus E. 29. Oreas 
E. 28. Ornithogalum pusillum 617. Oroban- 
che bipontina 464, pallidiflora 575. Oroban- 
ches 396— 399. Orthodon E. 20. Orthotri- 
chum 407, 595. E. 22. Otomitrium E. 19. 

Paeonia banatica 625, corallina 476, 526, festiva 
528, Mutan 423, officinalis 525, 543, promis- 
cua 527. Papaver somniferum 426. Parme- 
lia prolifera 464. Pedilonia 568. Phascum 
rectum 385. Pilopogon E. 32. Pilotrichum 
F. 52. Plagiopus E. 33. Plantagines 462. 
Plaubelia E. 32. Pleuroblepharon 464. Pleu- 
rocarpae 45. Poa capensis 488. Poae 457 — 
458. Pohlia E. 34. Polygalae 708. Poly- 
pogon polysetus 467. Polytrichoideae E. 42. 


144 


Polytrichum affine, alpestre, formosum et 
gracile 600. Prenanthes hieracifolia 544. 
Primula amoena, calycina et farinosa 644. 
Pterygophyllum E. 53. Pylaisaea E. 5o. 

Racomitrium E. ı8. NBanunculus scutatus 553. 
Regmatodon E. 47. Resedae 439. Rhizo- 
carpi E. 53. Rhizogonium E. 53. Roccella 
loriformis 464. Rottleria Er ı2. Rubia Boc- 
coni et peregrina 645. 

Salix babylonica mas 422. Saxifraga pseudocaesia 
614. Scabiosae 461, 648. Schistidium E. ı2. 
Schistostega E. 54. Schlotheimia E. 24. Seir- 
pus alpinus 453. Seleranthus neglectus 614. 
Sclerodontium E. 47. Scrophularia canina 533. 
Senecio viscosus hypoleucus 700. Serratula 
discolar 544. Solanum tuberosum pentapeta- 
lum 714. Splachnum E. 20. Stachys sylva- 
tica 423. Steganotropis Symphytum bulbo- 
sum 418. Zeyheri 417. Syntrichia E. 23. 
Systylium E, 2ı. 

Telephora bella 6gı. Tetraphis E. 13. Thesium 
elegans 614. Thymus Serpillum 715. Tim- 
mia E. 40. Tortulae 597. Trachylobium 
Gaertnerianum, Hornemannianum et Laamar- 
ekianum 718, Martianum 717. 'Trachyloma 

| E. 50. Trematodon E, 29. Trichostomum 

F. 30., brachydontium 393, crispulum 395, 
flavovirens 404 — 406, inflexum 402, viridu- 
lum 401. Trifolium Biasolettii 532, proce- 
rum 626. 

Vlota E. 23. 

Valeriana tripteris 648. Veronica austriaca 524. 
yicia Fleischeri 553. Violae 708. Voitia 

. 9 

Webera F. 35, Weissia E. 25. Weissiae 689 — 
590. 

Zollernia 414. Zollernia falcata et splendens 413. 
Zygodon E, 25. Zygotrichia E. 32. 


+ 


Subscriptions - Eröffnung auf Herbarien 
der Flora von Bayern und Oesterreichs 


Indem ich mich nun ausschliefslich der Botanik 
widme, bin ich erbötig, Herbarien der Flora von 
Bayern und Oesterreich zu liefern. Ich erlasse die 
Centurie mit möglichsten Fleifse getrockneter, genau 
bestimmter Pflanzen in feinem Löschpapier zu dem 
gewöhnlichen Preis von ı0fl. 

Um minder begüterten Liebhabern die Anschaf- 
fung eines schönen Herbariums zu erleichtern, ver- 
binden sich die Theilnehmer einer Subscription blufs 
zu den gewifs geringen Beitrag von 45kr. pr. Monat. 
Dafür mufs jeder beim Schlufs des Jahrs eine Cen- 
turie als miniwum erhalten, bezahlt aber doch nichE 
mehr, wenn er auch drei bis vier Cent. erhält. 
Nach dem Empfange einer Lieferung kann jeder seine 
fernere Theilnahme aufkünden, und bezahlt sodann 
die im Vorschufs erhaltenen Pflanzen in den oben 
bestimmten monatlichan Raten. Die Pflanzen sind 
nach Linnes Sexualsystem bestimmt, jede mit der 
Bemerkung des Standortes, ihrer Diagnose und Fa- 
milie, zu welcher sie nach Jufsieus System gehört; 
versehen. Man kann auch auf die ofhieinellen, so 
wie auf Forst- und Giftpflanzen besonders uuter® 
zeichnen. Das heurige Jahr gilt blofs für ein halbes, 
und wird vom Monat Juli angefangen, gerechnet. 

Reichenhall den 5. May ı3829- 

Joseph Klüg; 
- Pharmaceut. 


Nachschrift, 

Die erste Centurie der Flora ist vollständig, und 
zur Versendung bereit. Alpengewächse kann ich 
den Subsceribenten vor der Hand die Hälfte senden, 
da jetzt erst die höhern und fruchtbaren Alpen mit 
Eriulg bestiegen werden können. Ich erbiete mich 
au:h leberde Alpengewächse zu liefern, und ver- 
sende die Pflanzen mit Moos gepackt in Kistchen zu 
100, 50, und 25 Stück. Man kann ein Verzeichnifs 
derjenigen Pilsnzen einsenden, welche vorzüglich 
gewünscht werden, und ich werde mir alle Mühe 
geben, diesen Wünschen zu entsprechen; allein jeder 
Sachverständige sieht wohl ein, dafs es unmöglich 
ist, jede Species ganz bestimmt zu liefern. 

Die Subseribenten auf die Alpenflora erhalten 
keine andere als eine seltene, wenigstens in 2/5 von 
Deutschland nicht vorkommende, Pilanze. Die Kiste 
zu 100 Stück erlaßse ich um den gewifs äufserst bil- 
ligen Preis von 4ofl. und so abwärts, die Versen- 
dungskosten haben die Besteller selbst zu tragen, und 
1/3 des Pilanzenpreises voraus zu zahlen. Sullte die 
Pilanze nicht lebend an den Ort der Bestimmung 
koınmen, so sende ich portofrei eine andere, wenn 
die Anzeige binnen 8 Tagen nach dem Eupfang ge- 
Sthieht, später hafte ich nicht mehr. 

Reichenhall am 19. July 13829. 
I. Klüg, 

Nach dem \Vunsche des Herrn Klüg nehme ich 
Subscription auf seine Herbarien an, und werde die 
Spe.iition derselben besorgen; Briefe und Gelder 

muls ich mir jedsch franco erbitten. 


Nürnberg. I. L, Schrag 


3 
Hinterhubers Herbarien. 

Bei dem gegenwärtigen Stande, den die Pharma- 
cie unter den Wissenschaften einnimmt, ist es für 
den Apotheker eine unerläisliche Pflicht, mit den 
Gegenständen, die ihm zur Ausübung seiner Kunst 
nothwendig sind, vollkommen bekannt zu seyn. Da 
er die mehresten dieser Gegenstände aus dem Pflan- 
zenreiche zieht; so ist das Studium der Botanik für 
ihn von dem gröfsten Nutzen. Allein bei dem gros- 
sen Umfange dieser Wissenschaft ist es von dem aus- 
übenten Apotheker nicht zu verlangen, dafs er mit 
allen Zweigen davon vollkommen bekannt seye, Er 
leistet seinem Berufe vollkommen Genüge, wenn er 
sichmit der pharmaceutischen Botanik beschäftigt, und 
einegenaue Kenntnifs aller ihm nothwendigen Vege- 
tabiien, und deren Stoffe eigen gemacht hat. Dazu 
dieetihm vorzüglich eine Sammlung offieineller Pflan- 
zen entweder in Abbildungen oder in getrockneten 
einelegten Exemplaren. Da die ersteren aber oft 
wagelhaft, unvollkommen, ja zuweilen auch fehler- 
hafdargestellt sind; die guten und getreuen Abbil- 
dunen aber zu so hohen Preisen verkauft werden, 
dafein grofser Theil der Pharmaceuten auf die Bei- 
schfung verzichten muls; so wird eine Sammlung 
gut:ingelegter offieineller Pflanzen, oder ein soge- 
nantes Herbarium vivum um so willkommener seyn, 
als ıan daraus mehrere und gröfsere Vortheile zu zie- 
herm Stande ist. Man kann eine solche Pflanze jeder- 
zeivon beiden Seiten betrachten und vergleichen ; 
wolie abgebildete fast immer nur von einer Seite 
daxstellt ist, und dann ist der Unterschied des Prei- 
sesm Vergleich mit den Abbildungen äufserst billig. 


RR. 


2) 

Um dem mehrfach geäufserten 'Wunsche vieler 
Pharmaceuten zu begegnen, hat der Unterzeichnete 
im Laufe dieses Jahres grolse Sammlungen von offi- 
cinellen Pflanzen gemacht; die er hiermit unter den 
nachstehenden Bedingnifsen anbiethet: 

Von der Sammlung ofhcineller Pflanzen wird 
jedesmal eine Centurie ausgegeben. Es wird mit der 
ersten Linnäischen Klafse angefangen, und nach der 
Ordnung dieses Systems damit forigefahren. 

Jede Pflanze wird zwischen einem halben Bogen 
Papier gelegt, und mit einer Signatur versehen, wo- 
Tauf sich der offieinelle — der Linnäische und der 
deutsche Name der Pflanze, so wie die Angate des 
Vaterlandes derselben befindet. Bei den in Deutsch- 
land wachsenden wird auch noch der Standort und 
die Blüthezeit bemerkt. 


Man pränumerirt auf die erste Centurie mit 6fl. 
Ackr. C, M. W. W. oder 8fl. R. W. Nach dem 
Empfang der ersten Ceuturie wird auf die zweiteprä- 
numerirt, u. s. w. Die ganze Sammlung dürft 2% 
bis 3 Centurien stark werden, und kann nur ggen 
portofreie Einsendung des Pränumerations - Betuges 
abgegeben werden. 


Die Bestellungen werden nach der Ordnng, 
wie sie einlaufen effectuirt. Sollten mehr Beste un- 
gen eingehen, als der gegenwärtige Vorrath hinrecht; 
so erhalten die späteren Pränumeranten entwder 
ihren eingesendeten Betrag zurück, oder im Falt sie 
es vorziehen, werden sie für das künftige Jahmwor- 
gemerkt, und dann auch vollkommen zufrieds. ge- 
stellt werden. 


Aufserdem sind auch unter den nämliche: Be- 
Jingnifsen zu haben: 
a) Die Flora von Salzburg, und 
b) Sammlungen von Salzburger-, Tyroler -, Känth* 
ner- etc, Alpen-Pflanzen in vollständ:g enge- 
legten und gut getrockneten Exemplarrü, 


Salzburg am ı. September 1829. 


G. Hinterhuber, 
Profefsor und Apothiker 


Ilora 162 29.07.46. 


Jac, Stärm sc. 


2 


Ento sthymenzum micer 


= 3 
Prichostenson 


Zrrchostomum wflexımn . 


Orimmia nıdans. 


SF yyirhostonum Flavo-vırens 


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