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Full text of "Flora oder Botanische Zeitung ?welche Recensionen, Abhandlungen, Aufsa?tze, Neuigkeiten und Nachrichten, die Botanik betreffend, entha?lt /herausgegeben von der Ko?nigl. Botanischen Gesellschaft in Regensburg."

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Flora ; 


Nr. 2. 


tegensburg, am 7. Januar 1840. 


I. Original- Abhandlungen. 


Vorläufige Antwort auf H. Mohl’'s Aufsatz über den 
Bau der Bnygefässe: von Dr. M. J. Schleiden. 


Schneller als ich es erwarten konnte, hat 
Hugo Mohl meiner Aufforderung entsprochen nnd 
in Nr. 43. ff. dieser Zeitschrift v. J. seine Gegenbe- 
merkungen gegen meinen früheren Aufsatz mitgetheilt. 
Dieselben betreffen vorläufig nur meine Ansicht über 
die Entstehung der Ringgefässe. Zwei Punkte sind 
es hier besonders, die ich zu berühren haben werde. 

Den ersten schäme ich mich fast zu erwälnen, 
nämlich Mouhl’s Zurechtweisung meiner Ansicht, 
dass das Kreuzen der Porenspalten auf Gegenläu- 
fikeit der benachbarten Spiralbildungen deute. Die 
Sache ist so einfültig, dass ich kaum begreife, wel- 
cher Dämon der Gedankenlosigkeit mich besessen, 
als sich jene Ansicht bei mir einnistete und trotz 
der Demüthigung, die darin liegt, sich auf einer 
so wunderlichen Verkehrtheit ertappt zu sehen, 
weiss ich es Mohl doch von Herzen Dank, dass 
er mich auf eine so freundliche Weise von diesem 

Flora 1840. 1- A 


Gespenste befreit hat. Es wäre nicht einmal nöthig, 
gewesen, die Sache überall noch zu erwähnen, 
wenn jeh es nicht für die unerlässliche Pflicht jedes 
aufrichtigen Forschers hielte, jeden öffentlich vor- 
getragenen Irrthum, nachdem man ihn als solchen 
erkannt, auch öffentlich und mit ausdrücklichen 
Worten zurückzunehmen, weil darin die einzige 
Bürgschaft liegt, dass es einem um die Wahrheit 
UrnSt Scy. 

Der andere Punkt betrift nun die Hauptsache 
selbst. Die von mir gegebene Eirtwieklungsgeschichte 
der Ringgefässe betraf nur den einfachsten Fall 
der aus einer einfachen Faser entstandenen Ringe, 
und ich glaube mich in den von mir angeführten 
Fällen nicht getäuscht zu haben, da meine Unter- 
suchungen an Gefässen angestellt wurden, die im 
entwickelten Zustande an derselben Stelle sich stets 
als reine Ringgefässe zeigen, so dass ich schon 
desshalb glauben musste, nicht stehen bleibende 
Formverschiedenheiten, sundern wirkliche Ueber- 
gangsstufen beobachtet zu haben, wenn ich die von 
mir beobachteten Formen auch nicht an und für 
sich schon als in der Bildung begriffen hätte er- 
kennen können, indem z. B. der stehenbleibende 
Ring sich durch Sehärte der Zeichnung, Festigkeit 
und Klarheit der Substauz wesentlich von dem gelb- 
lichen, gallevtartigen, an den Rändern ausgefresse- 
nen und verwischten, in der Auflösung begriflenen 
Ucbergangsstücke der Spirale unterscheiden lässt. 
Ich hole nun allerdings, dass auch Mohl sich noch 


von der Richtigkeit meiner Angaben in diesen be- 
stimmten Fällen überzeugen wird. 

Die andern Fälle aber anlangend, wie diesel- 
ben von Mohll. e. fig. 1— 6,10 abgebildet sind, 
so fallen diese Formen doch nicht unter den Be- 
griff der Ringgefässe, wie ich ihn in meinem Auf. 
satze feststellte, sondern unter den der netzförmi- 
gen Bildungen, deren Zurückführung auf eine oder 
mehrere verwachsene Spiralen eben so leicht und 
noch leichter ist als bei den porösen Gebilden. 

Ich möchte aber überlanpt auch den Schluss 
von den entwickelten Formen auf die Entstehungs- 
geschichte als höchst misslich ansprechen. denn es 
kann Mohl nicht entgangen seyn, dass sich nach 
Bildung der Grundspirale in gar manchen Füllen 
noch seeundäre Fasern als Verbindungsglieder ent- 
wickeln, die aus einer ganz andern Substanz be- 
stehend (weil aullöslich dureh Kochen in Aetzkali) 
doch scheinbar nicht von der Spirale unterschieden 
sind und die Erkennung der Grundspirale unend- 
lich erschweren. Für einen solchen secundären 
Verbindungsast würde ich z. B. die in Mohle 
10. Fizur mit a bezeichnete Stelle halten. Die Bil- 
dung solcher secundären Fasern findet man unter 
andern häufig bei netzförmigen Gefissen und bei 
einigen Formen dee sogenannten Treppengefässe, 
Am wunderbarsten aber treten sie in den reinen 
grossen Spiralgefärsen alter Seitaminsenstengel anf, 
7. B. bei Hedyehium coronarium, Canna cte., wenn 
dieselben sich beim allmähligen Absterben mit Zel- 


A 2 


4 


lien füllen. Dabei tritt eine solche eigenthümliche 
Wecherung der Fasern ein, dass das ursprünglich 
reine Spiralgefäss nur durch die völlige Regellosig- 
keit der Poren von einem porösen zu unterscheiden 
ist. Was mich besonders bewegt, bis jetzt noch 
an meinen Ansichten festzuhalten, ist die philoso- 
phisehe Nothwendigkeit in ächter Naturforschung, 
die Zahl der Erklärungsgründe so lange zu be- 
schränken, als nicht die Unmöglichkeit, eine Er- 
scheinung auf einen alten zurückzuführen, unab- 
weisbar einen neuen fordert. 

Als solche Thatsache muss ich nun freilich für 
den gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft 
MohlVs Entdeckung der primären Entwicklung der 
Ringbildungen ansehen, und hier wird vorläufig 
nichts übrig bleiben, als beide Entstehungsweisen 
unvereinigt neben einander stehen zu lassen. Ich 
glaube aber keineswegs, dass das für immer so 
bleiben wird, Auflösen wird sieh uns dieser Zwie- 
spalt aber erst dann, wenn uns die Lösung des 
viel grösseren Räthsels, die Construction der Spi- 
rale und ihre eigentliche Genesis selbst gelungen seyn 
wird und ich möchte Mohl auffordern, darauf alle 
seine Aufmerksamkeit zu richten, wie ich es schon 
lange geihan. Herzlich werde ich mich mit ihm 
freuen, wenn es ibm gelingen sollte, diese Auf- 
gabe zu lüsen, wie er uns schon so viele gelöst hat... 

3 Correspondenz 
(Durch Zufall verspätet. D. Redact.) 

Es ist lange her, das ich Ihnen Rechenschaft 

yon meinem Thur und Lassen geben sollte, denn 


3 
\ 

seit einem Jahre ist eine neue Welt vor mir vor- 
übergegangen. Ich habe, nachdem ich Frankfurt 
verlassen, wo ich so manchen Tempel Flora’s ent- 
stehen sah, England und Frankreich durchzogen, 
und wenn schon von so vielem Neuen, Grossartigen 
oft mächtig ergriffen, ist doch Botanik nur mein 
Havpt-Augenmerk geblieben. In Londön sind mir 
die Vorsteher der Hortieultur Society, die Herren 
Bentham und Lindley so.artig entgegen gekom- 
men, die Herren Brown und London und so 
viele andere, die da in einem wahrhaft grossen 
Maassstabe (es ist der, welcher Alles in England 
bezeichnet, denn Kleines wird nicht gesehen) wir- 
ken, mir so interessant seywvesen, dass ich nur 
bedaure, statt Wochen nicht Jahre so viel, wahr- 
lich Wunderwürdiges geniessen zu können. Man 
reist jetzt so leicht, so schnell, so billig, dass ich 
nicht begreife, wie nicht mancher wissenschaftliche 
Forscher statt einer Tour nach den Tyroler Alpen 
eine nach dem schottischen Hochlande oder nach 
dem Snowden, der höchsten Spitze der Walliser 
Gebirge, die ich den 19. Juni bestieg, vornimmt; 
sie ist jedenfalls von Frankfurt aus beinahe eben 
so schnell und leicht bequemer zu erreichen, als 
der beiläufig gleich hohe Brenner in Tyrol, Ich 
war nämlich von Mainz mit dem Dampfschifle in 
61 Stimden in London mit einer Auslage von 
32 fl. rhein., von dort in 9° Stunden mititelst der 
Eisenbahn in Liverpool, vermittelst 18 fl... und per 
Dampfschiff in 6 Stunden in Binger, sodann per 


6 


Eilwagen in 3 Stunden in Capel Curig, von wo 
man in 4 Stunden anf der 4124’ hohen Spitze des 
Snowden steht; also in 84 Stunden von Mainz auf 
dem Sriowden mit einem Kosten-Betrag von 86 fl. 
Ich überlasse meinen Landsleuten, den Zeit- und 
Geldbetrag zu berechnen, die eine Fahrt anf den 
Brenner kosten würde! Von Hamburg ist man nun 
gar in einem Sprunge in Edinburg, mit einem zwei- 
ten in Glasgow, wo dieser liebenswürdige Vater 
der englischen Botanik, Hooker, allein eine Reise 
lohnt, und mjt dem dritten Sprunge auf dem Ben 
Lomend, dem Grampian, die nächsten Gebirge bei 
Glasgow oder dem Lammer-Law bei Edinburgh. 
Wie viele Sprünge müsste man aber von Ham- 
burg aus machen, um eine Alpe zu erreichen. Ohne 
des Linne®schen Herbariums zu erwähnen, wel- 
ches als Wallfahrtsort Pilger binziehen muss, ist 
in Grunde Alles in diesen Lande neu und interes- 
sapt, die deutsche Literatur und Sprache hat dort 
Eingang gefunden; ich babe die Engländer von 
einer nicht gewohnten Zuvorkommenbheit gegen Deut- 
sche gefunden und bin, da man das Englische, das 
ich zu sprechen glaubte, nicht verstand. ich dem 
englischen Volks-Dialekte gleiche Ignoranz entgegen- 
setzte, doch überall ohne die mindesten Anstände 
forftgekommen; ich muss dabei bemerken, dass ich 
zwar viele Empfehlungsbriefe in der 'Tasche hatte, 
aber es viel zu zeitraubend und umständlich fand, 
je von einem Gebrauch zu machen. Ich war sehr 
angenehm überrascht, als man mir in London eine 


. 17 
Copie eines Aufsatzes aus Ihrer Zeitschrift entgegen 
hielt,: den ich vor mehreren Jahren über die Ve- 
getation von Dalmatien Ihnen mittbeilte, und der 
in dem Gardeners Magazin, redigirt vom Hrn. Lou- 
don Nr: 36. im 4. Bande‘ von Cap -Palliser 
oder vielmehr von seiner als ausgezeichnete Kenne- 
rin der Botanik bekannten Gemahlin in das Eng- 
lische übersetzt wurde. 

Sehr auffallend war es mir, vorzüglich bei den 
englischen Damen so viel gründliche Kenntniss und 
Vorliebe selbst für das wissenschaftliche Studium 
der Botanik zu finden. Madame Marriath und 
ihre Töchter sind Autoren und haben in einem 
grossen botanischen Werke viele neue Pflanzen, 
auch des Continents, beschrieben und abgebildet. 
Die Schwestern des Hrn. London sind die Ueber- 
setzerinnen von den Auszügen aus allen deutschen 
Werken, die der Bruder für seine Werke über 
den Gartenbau benöthigt. Uebrigens gibt es in 
England ‚einige Lehrbücher der Botanik und der 
Pflanzenzucht, bloss für Damen geschrieben, da die 
lateinische Sprache ihrer Wissbegierde oft Hinder- 
nisse in den Weg legt. Auch ist in England, um 
botahische Werke, die doch immer mehr der Ver- 
sinnlichung durch Darstellung der Pflanzen bedür- 
: fen, welches ibre Anschaffung nicht jedem zugäng- 
lich lässt, gemeinnütziger zu machen, mit vielem 
Erfolg der Holzschnitt angewandt worden, wovon 
ich Ihnen bier eine Probe aus dem Arboretaum 
et fruticetum britannieum mittheile. Es ist nursehr 


8 


schade, dass unsere Verbindung mit England noch 
immer so kostspielig “und langsam ist; auch die 
englischen Gelehrten klagen über das unerschwing- 
‚liche Porto, über die Langsamkeit, mit der deut- 
sche Bücher nach England kommen, obschen nun 
der deutsche Buchhandel eine eigene Niederlage in 
London hat, Hamburg dürfte eine sehr fügliche 
Mittelstation für den literarischen Verkehr werden, 
da in Rotterdam und Ostende der Handel diesen 
nicht aufkommen lässt. Ohne einen derlei Zwischen- 
posten dürfte ein Austausch immer sehr schwer fal- 
len. Eine meines Wissens in Deutschland nicht 
vorkommende Einrichtung sind botanische Gärten, 
die vermittelst Actien von Gesellschaften errichtet 
sind, so jene in Liverpool unter der Leitung des 
botanischen Gärtners Hrn. Shepherd’s, einer in 
Manchester ete., welche an Pflanzenreichtbum jenen 
der berühmten Universität Oxford weit übertreffen, 
wie denn überhaupt auch die sa viel umfassende 
Hortieultur Soeiety nur ein Verein von Privatper- 
sonen gestiftet ist. Hier werden die Pflanzen- 
sehätze, die besonders von der Gesellschaft auf- 
gestellte Reiseride, von denen ich nur einen Dou- 
glas, einen Cunninghbam zu, nennen brauche, 
um all die unendlichen Bereicherungen zu bezeich- 
nen, welche diesen in ihrem selbstgewählten Be- 
rufe Untergegangenen zu verdanken sind, einge- 
schickt, kultiviert, beschrieben und an die Theil- 
nebmer vertbeilt. Auch wir haben in jüngster Zeit 
durch Vereine viel für die Wissenschaft gethan, 


9 
gesammelt , beschrieben und in die Herbarien ver- 
theilt, aber hierin liegt ein Unterschied. Die nene 
Pflanze geht dort oft als Speise der Würmer zu 
Grunde; bier grünt und blüht sie für ewige Zeiten. 
Es ist eben ein Jabrhbundert, dass im Jahre 1739 
der Jesuit Pater Camelli eine lebende Pflanze aus 
Japan nach Europa brachte, welcher Vater Linne 
dessen Namen gab, die heute durch Kultur nicht 
‚weniger als acht botanische und 582 Garten-Varie- 
täten zählt; wenn diese Pflanze nur in unsere Her- 
barien gelegt worden, würde sie nicht jetzt einen 
grossen Handelsartikel (Ü. Frederic le Grand, King 
und andere werden noch immer und in kleinern 
Exemplaren mit 100 und mehr Frances bezablt) und 
die Zierde unserer Gärten und Salons ausmachen. 
Es ist daber in England ..erbaulich, die Anwendung 
der Wissenschaft zu sehen, die der Botaniker bei 
ans grösstentheils nur in seinen Büchern, in seinen 
Herbarien, und nur selten, wenn er so glücklich - 
ist, einen grüssern Garten zu Gesichte zu bekom- 
men, angewendet findet. Alle botanischen und Gar- 
tenbau- Gesellschaften haben dort als Hauptzweck, 
"neue Pflanzen und ihre Samen aufzusuchen, zu kul- 
tiviren, zu vertheilen und so die Theilnehmer für 
die Kosten zu entschädigen. Die Wissenschaft geht 
dabei doch nie leer aus, denn die Gesellschaft hat 
ihr eigenes Journal, welches für die Gärtner die 
Kultur, für die Herbarien die neue Pflanze selbst 
genau beschreibt. Diess kann nur vielseitigen Nu- 
tzen gewähren. In England existirenn derlei Societys - 


19 


in jeder grössern Stadt, die dann unter sich und 
mit dem Auslande in stetem Verkehr sind. Warum 
sollte nicht auch die Wissenschaft mit der Anwen- 
dung Hand in Hand gehen; wenn der Gelehrte sich 
auch mit der Kultur, der Gärtner etwas mit der 
Literatur beschäftigt, müssen sie beide nur gewin- 
nen. Man kaun kaum in England gewesen seyn, 
ohne nicht von dieser Ansicht durchdrungen zu 
werden. Man sieht nicht bald einen grössern Park, 
der nicht seine botanische Abtheilung hätte, hier 
werden alle neuen oder ältern in England noch 
nicht so sehr verhreiteten Pflanzen kultivirt; denn 
der gewandte Gärtner weiss auch aus der Silene 
purpurea, aus Rodanthe Mangtesii, indem er sie in 
grossen Massen anbaut, Effekte zu bereiten. Ich 
führe hier nur einen Privatgarten in Wimbleton- 
haus, einige Stunden von London entfernt, als Mu- 
ster an. Wenn daher die Kultur der ausgewähl- 
teren Topfgewächse in Belgien einen hohen Grad 
erreicht hat, so lässt jene, welche nebstdem sich 
anf, Pflanzen bezieht, die vorzüglich botanischen 
Werth baben, in England nichts zu wünschen übrig. 
Diess hat mich bewopern, mich mehr mit dem in- 
nern Wesen der Kultur bekannt zu machen, die 
" Bauart der Glashäuser, ihre Heizmethode zu unter- 
suchen, und so bin ich nach nnd nach auf die Ver-. 
schönerungs - Prineipien der Engländer mit ihren 
Hölfen übergegangen, welche selbe überhaupt durch 
das Studium der Gewächskunde in das tägliche 
Leben verweben, und der Wunsch, meinen Lands- 


‚a 


leuten gleichen Genuss zu verschaffen, bat mir die . 
Idee gegeben, alie meine hierauf Bezug nehmendes 
Erfahrungen in irgend einem Journale, mit Zeich- 
nungen versehen, unter folgendem Titel bekannt zu‘ 
geben: „Ueber decorirende Landschafts-G artenkunst. 
„Anlagen sogenannter Natur- oder englischer Gärten 
„und Gebäude, im grossen, wie im kleinsten Maass- 
„stabe, ganz vorzüglich für Deutschland und die 
„wohlhabendere Mitielklasse berechnet.” Alle Mo- 
nate wird eine Abtheilung der in Wien bei Hen. 
Förster erscheinenden Bauzeitung beigefügt, und 
am Ende des Jahrs auch einzeln zu haben seyı. 
Ich füge Ihnen den ersten Druckbogen bei, der als 
Programm dient. Das werden Sie nun wohl kaum 
mit der Botanik in Verbindung bringen können; 
sie ist aber doch die Basis des Ganzen, denn sie 
liefert meinen Gemälden Staffagen und allen Schmuck. 
Für Ihre Flora ist dieser Gegenstand kaum geeig- 
net, während doch Flora selbst es ist, der ich Tem- 
pel baue. — Seit vergangenem Herbst hier etablirt, 
babe ich meine botanischen. Relationen. wieder an- 
geknüpft und bereits einige Tausend von lebenden 
Pflanzen beisammen; es sind in dem Augenblicke Pri- 
mula nivalis und scotica, von den schottischen Alpen, 
und Cenlaurea tuberosa, die ich auf der Spitze des Bio- 
covo in Dalmatien gesammelt habe, welche, aus sehr 
entgegengesetzter Richtung, in schönsterBlüthe neben- 
einander stehen. Die aus Eingland mitgebrachten Sa- 
men neuer Gewächse geben auf und versprechen eine 
gute Ernte; aus Petersburg hat Hr. Staatsrath Fischer 


12. 


"einen reiehen Beitrag geliefert, und 'Gewächse vom 
Caukasus stehen so neben den neuesten ans Nenbol- 
land und China. Auch das Herbarium, das sowohl in 
England als in Paris, wo ich Hrn. Delessert’s 
zuyorkommender Güte viel verdanke, und in dessen 
reicher Bibliothek auch Ihre Flora nicht fehlt, rei- 
chen Beitrag erbielt, ist wieder geniessbar, nachdem 
es Jahre lang aus Mangel an Raum eingepackt war. 
Es ist bier in Grätz ein Cyelus recht fleissiger Bo- 
taniker, von denen ieh Hrn. Dr. Maly und Hrn. 
v. Pittoni Ihnen bekannt glaube. Der botanische 
Garten des Joanneums hat einen tüchtigen Garten- 
meister in der Person des Hrn. Scheller erhalten 
und ist dort auf Kosten der Stände eben ein wirk- 
lich grossartiges Conservatoir für Warmhaus-Pflanzen 
erbaut worden, welches mit Wasserdämpfen zweck- 
mässig geheitzt wird. Die Steiermark, das Vater- 
land der Sarifraya paradora und so mancher Sel- 
tenheit, soll nun tüchtig durchsucht werden, denn 
noch gibt es manche Lücke; ‘schon ist mein erster 
botanischer Ausflug .mit Erythronium Dens canis 
belohnt worden, weiches meiner ländliehen Woh- 
nung ganz nahe eben blübt. Wenn mich der Ver- 
lust unsers hochyerdienten Grafen Sternberg 
tief betrübte, der in seiner Art vielleicht so einzig 
bleibt wie die Pflanze, die seinen Namen führt 
(da ich, der in Dalmatien beide Species wild be- 
obachten konnte, Si. Jules immer noch nicht mit 
herüber ziehen kann, indem sie mit den Blättern, 
die St. colchieiflora ohne selbe blüht, der Samen- 


13 


"stand ganz verschieden ist), so freut mich die Wie-. 


derherstellung des würdigen Baron Jaequin,*) der 
niir nun selbst schreibt, dass er wieder auflebe,' 
dass auch seine vor zwölf Jahren auf Gingo biloba 
mas gepfropfte femina ‚geblüht und reiche Früchte 
getragen ‚habe. 

Ich wünsche, meine Herren Collegen, dass Sie 
aus diesem Chaos klug werden, aber es war mir 
noch nicht möglich, Alles, was der Geist gesammelt 


‚und das: Alıge gesehen, zu ordnen. Meine Excur- 


sion auf den Snowden dürfte das erste seyn, wel- 
ches ich für Ihre Zeitschrift ansarbeite, wozu mir . 
indess vors erste die erforderliche Müsse mangeln wird. 
- Grätz im März 1839. Welden. 
11. Botanische Notizen. 
(Von J. F. Tausch in Prag.) 

Atriplex laciniota L. Nach Linne soll diese 
Art einen „calyx fructus eompressus 5-dentatus, 
dente. intermedie majore” haben Mertens nnd 


"Koch in ihrer Flora ertheilen derselben rautenför- 


mige, deutlich 3-lappige Fruchtkelchklappen mit vor- 
gezogenem Mittellappen und öfters ausgerandeten Sei- 
tenlappen, wodurch sich dieselben der Linn schen 
Beschreibung anzunähern, wenigstens nicht zu wi- 


*%) Leider haben sich diese Hoffnungen nicht bestätiget, 
Baron v. Jacquin ist am 9. Decenber des vergan- 
‘ genen Jahres im 74sten seines Alters plötzlich einem 
Schlagflusse unterlegen.: Allgemeine Trauer ehrt das 
. Andenken eines Mannes, dessen Haus von jcher der 
Sammelplatz aller geistigen Notabilitäten Wiens gewe- 

sen war. 


14 


4 
dersprechen glauben. Obwohl mar Exemplare fin- 
det, die den angeführten Beschreibungen entspre- 
chen, so kummen doch weit häufiger solche vor, 
die nor rautenförwige, klein gezähnelte‘, auch fast 
ganzraudige Kelchklappen besitzen, die man zufolge 
der besprochenen Diagnosen für eine ganz andere 
Art erklären müsste, wenn nicht der immer gleiche 
Totalhabitus dieser höchst gemeinen Pflanze diesem 
widersprechen würde. Ich glaube daber, dass der 
Charakter dieser Art nur in der rautenföürmigen 
Form der Kelchklappen' zu suchen ist. Ich würde 
sie charakterisiren: ‘ 

A laciniata (Linn. spec. 1494.): caule herbaceo 
deeumbente adscendenteve, foliis sinuato-dentatis un- 
dulatis subtus argenteis, inferioribus subdeltoideis, 
mediis basi cuneatis snbbastato- dentatis, ealycibus 
feuctus rhombeis dentatis, aut denticulatis subinteger- 
rimisve szepe contortis, dense spicatis axillaribusque. 

A. foliis ex sinuato- hastatis, spieis arctissimis. 

Gmel. sib. 3. p. 69. t. 14. f. }. (male a Willd. 
ad A. tataricam L. (nitentem Schk.) relata). 

A. sinunta Hoflm. germ. 2. p. 277. 

: A. obtusifolia: foliis rotandato-obtusis, obtuse den- 

tatis (A. ineisa Hort.) 

y. rostrata: foliis valvisque ealyeinis valde elon- 
gatis. (Colitur in hortis.) 
Habitat z. in ruderatis, plateis Europe, Sibirise 

(Gmel.) Palxstine (Sieber). . 

Altriplex laciniata Schk, man, 4. p. 443. t. 349, 
die von Koch und Mertens fälschlich zu A. la- 


m 


- 15 


ciniata . gezogen wurde, unterscheidet sich schon 
dureh den ganzen Habitus, den aufrechten Stengel 


- und die rundlich eilörmigen Kelchklappen, und 


scheint der A, patula L. viel mehr verwandt zu 


. seyn, als der A, laciniata und verdient von ihren 


Landsmännern näher untersucht zu werden. 
Atriplex laciniata. Flor. Dan. t. 1284. Diese 
unvollständige Abbildung ist kaum zu bestimmen 
und scheint dem Habitus nach die A. rosea L. vor- 
zustellen, Es ist wahrhaft zu bedauern, dass durch 
solche Abbildungen, die besonders in diesem Werke 
nicht selten vorkommen, und woraus man oft zwei- 
feln dürfte, ob je einem Botaniker die Leitung des- 
selben anvertraut war, mehr ‚Zweifel veranlasst als 
beseitigt werden. 
*  Atriplex patula L. Nach Linne's Diagnose, 
Synonymie und Standort kann diess keine andere 
Art seyn als die so allgemein verbreitete, vonKoch 
und Mertens als A. angustifolia Sm. angenom- 
mene Art, während die von Koch und Mertens 


. substituirte Art eine viel später aufgefundene ist, 


die A. triangularis W., die bei weitem nicht so 
sebr verbreitet ist, und immer einen salinischen Bo- 
den sich auswählt. A. patula L. ist aber sehr ver- 
änderlich hinsichtlich des Stengels, der oft ganz 


aufrecht, auch aufsteigend, oft aber auch ganz nie-. 


dergestreckt vorkommt, hinsichtlich der Breite und 
Zäbnung der Blätter und vorzüglich hinsichtlich der 
Grösse und Zähnung der Fruchtkelchlappen, so 
dass wahrscheinlich diese Art die A. patula, angu- 
stifolia und erecfa als Abänderungen unıfasst. 


16 


Alriplexz triangularis Willa., wozu Atriplieis 
marine species Valerando J. Bauh. hist. 2. p. 974. 
ce. ie. als Synonym zu ziehen ist, muss als eine eigen- 
thüwnliche Art anfgefübrt werden, zu welcher als 
var. microcarpa die A. microsperma W. K. pl. var. 
Hung. t. 350. und A. hastata Sehk. man, 4..t, 34S. 
gebracht werden muss. 

Atriplexw oblongifolia Waldst. & Kit. pl. var. Hung. 

221. kann nieht als Hauptart anfgeführt werden, 
sondern ist nur eine schmal- oder ganzblättrige Ab- 
änderung von A. rirgata Scop. del. ins. t. 7. (A.ta- 
tarica Schk. man. t. 349). Auch gehört dazu A. 
campestre Koch in Spreng. syst. Diese Art ist 
om Prag eben so häufig als_A. patula L. 

Atriplex lenticularis Tausch: eaule deeumbente, 
foliis exquisite hastato-3- angularibus paucidentatis 
erassiusculis sparse lepidotis, spieis terminalibus 
glomeratis, calyeibus fructus suborbieularibus inte- 
gerrimis Tsevibus. 

Habitat... Nomine A. sibiriese olim in horto 
"bot. Prag. culta. 

Cnoles sat erassi elongati (in horto) diffuso- 
deeumbenjes. Folia fere A. 3-angularis s; miero- 
spermae praeter angulos basilares elongatos pauci- 
dentata, fere ad apicem usque formam hastatam 
servantia. Calycibus fructus suborbicularibus magis 
ad A. hortensem L. ‘et acuminatam M. B. accedit, 
sed ab utraque calyeibns fructus duplo fere minori- 
bus, et habitu diffuso magis sucenlento et forma 
foliorum differt. - 


Flora 


Nro..3 


[3 


Regensburg, am 34. Januar 1840. 


I. Original- Abhandlungen. 


Ueber die Flora des mährisch.schlesischen Gesenkes; 
von ‘Dr. Schauer in Br eslau. 


Es sind nun 22 Jabre her, dass das Gesenke 
zum erstenmale von neueren schlesischen Botanikern, 
den Herren Treviranus und Grabowski näm- 
lich, besucht wurde. Seitdem hat Letzterer seine 
" naturhistorischen Exeursionen in dieses Gebirge oft 

wiederholt und seinem unermüdlichen Eifer hat man 
hauptsächlich die nähere Kenntniss der dortigen 
Flora zu danken. Denn die ältern Angaben sind, 
abgesehen von ihrer Dürftigkeit, auch. durobass 
unzıwerlässig.  Geganwärtig. wird;jene Gegend häuf- 
ger von hier aus besucht: und Niemand kehrt von 
dort heim ohne reiche Ausbeute, meist auch nicht, 
ohne einen neuen erfreulichen Fund gemacht zu haben. 

“ Die Vegetation dieses Gebirgsstockes ist so 
reich und bietet so viel Eigenthümliches dar, dass 
es mir wohl der Mühe werth scheint, in diesen 

‚ Blättern eine allgemeine Uebersicht derselben zu 
geben. Die specielle Darstellung derselben wird 
eine „Flora des Oppelner Regierungsbezirkes und 

Flora 1840. 2. B . 


18 


8 


des Gesenkes” enthalten, welche Hr. Grabowski 
demnächst berauszugeben gedenkt. Die niedere 
Kryptogamen-Flora dieses Gebietes ist genauer bis 
jetzt nur in Hinsicht der Laubmoose durebforscht 
worden und zwar von einem in deren Kenntniss 
sebr bewanderten Freunde, Hrn. O. Sendtner. 
Das mäbrisch -schlesische Gebirge, auch Ge- 
senke genannt, bildet. den äussersten südöstlichen 
Höhenzug der Sudeten, Es erhebt sich im Nord- 
Westen mit dem Wiesenberge — dem hohen Gränz- 
punkte zwischen Mähren, der Grafschaft Glatz und 
‘Schlesien — von welchem es, immer höher anstei- 
gend; in einem nach Süd - Ost streichenden, hohen 
Gebirgsrücken verläuft, der aus dem sich mit dem 
Wiesenberge verbindenden Bogenberge, der Hock- 
‚schaar (4104° K.), dem Köperniksteine (4434' L.), 
:dem Drehberge, dem Rothen Berge, dessen höchster 
Punkt die Brünnelhaide (4104 L.) ist, dem grossen 
und kleinen Keilich, dem Leiterberge (3851' L.) dem 
Alteater oder Neisser Schneeberge (4643° L.), dem 
Peterssteine (4420 K.) und der Janowitzer oder 
hohen Haide (4515° K.) gebildet wird. *) 
Dieser Hauptgebirgsräcken sendet niedrigere 


*) Die Höhenbestimmungen sind nach Pariser Fussen 
über der Ost-See ausgedrückt. Die mit K. bezeich- 
neten Angaben sind auf früher von Kaluza, .die mit 
‚L. bezeichneten aber auf von Lutz neuerlich und zwar 
mit vieler Sorgfalt gemachte Barometer-Messungen ba- 
"sirtz letztere dürften weit richtiger seyn als erstere. 

S. Arbeit. d. Schles. Gesellsch. 1838. 8. 122. 


19 


Seitenarme nach verschiedenen Richtungen aus, 
welche indess hier weniger in Betracht kommen. *) 

‘ Mitten in diesen Bergzügen liegt, in einem tie- 
fen, von der kleinen Oppa durchströmten Thalkes- 
sel, der kleine Brunnenort Carlsbrunn (2400° L.), 
wo wir Breslauer, Dr. Scholtz und ich, so wie 
die in gleicher Absicht, wie wir, herbeigekommenen 
Freunde, Grabowski aus. Oppeln und Kelch 
aus Ratiber, unser  Standquartier nahmen. Van 
bier. ana kantı ein rüstiger Bergsteiger den Peters- 
stein in 2— 2;, den Gipfel des Altyaters in 3 Stan- 
den bequem .erreieben. » 

Seinen geognostischen Verhältnissen nach ge 
bört das Gesenke den Urgebirgen an. Die Grund- 
lage des ganzen Gebirgs macht der Granit, dessen 
Gemengtheile sich an den höhern Gebirgswänden 
»llmählig zu Gneiss sondern, Die höchsten Ge- 
birgsrüeken deckt fast durchäus der Glimmerschie- 
fer, bald auf Gneiss, bald auf schieferig-glimmeri- 
gem Quarz ruhend. Dieser Gebirgsart gebören die 
mächtigen: Felsen. auf der Hoekschaar, den beiden 
‚Keilichbergen, dem Rothen- Berge, Köpernikstein, 
Altvater und Peterstein wid im Kessel bei den 
Onellen der Mora an. Der Urthonschiefer legt sich, 
da wo das Gebirge gegen Nord-Ost schnell‘.abfällt, 
an den Gliummerschiefer an und geht häufig. in den- 
selben über; schon anf dem Altvater und Peter- 


*) Eine ausführliche Beschreibung dieses Gebirges findet 
man in F. Ens: Das Oppa-Land. IV. S. 201. ff. 
. B2 


20 


steine tritt der Urthonschiefer oft wellenförmig auf 
und constituirt. den ganzen nordöstlich gegen die 
Bischofskappe bei Zuckmantel abfallenden, 3 Meilen 
langen Gebirgsarn. Tiefer hinab verläuft er sich 
im ‚Uebergangsthonschiefer, wo er zu Dachschiefer 
benutzt wird. *) 

Mit deu Karpatben hängt das Gesenke durchaus 
nicht zusammen, ‚sondern ist von denselben durch 
einen breiten Strich aufgeschwemnmten Landes ge- 
trennt. ‚Bei günstiger Witterung sieht: man diess 
snekige, in Osten streichende Gebirge (die Beski- 
den) recht gut von der Höhe der Janowitzer Haide. 
Der Hanptzug des Gesenkes fällt nach dieser Seite 
sehr steil ab; überali aber bildet er hohe, mächtige 
Gebirgsmassen, die als runde Kuppeln emporragen, 
welche oft mit gewaltigen, isolirten und kahlen Fel- 
sen gekrönt sind — wie der Peterstein und Köper- 
nikstein — oder als lange, flächere oder schärfere 
Rücken und Kämme sich hinziehen — wie die Ja- 
nowitzer Haide u. a. — Im Grunde tief eingeschnit- 
tener Thäler rauschen die klaren Wasser zahlrei- 
cher Quellbäche, welche theils der Oder, theils der 
Donau zufliessen,, in den aüsgerissenen ‚: oft’ wild. 
romantischen Felsbeiten dahin. Zwischen dem’ kei- 
terberge. und der Hungerlehne, oberhalb Walden- 
burg, bildet einer der Zuflüsse der Bielau den 
Hohenfall, den höchsten Wasserfall in Schlesien, 


*) Vollständige Darstellung der geognostischen Verhält- 
nisse’ dieses Gebirges 3. bei Ens a. a0: HI. S. 5. #, 
denk diene Notizen entlehut sind. . 


21 


indem, das Wasser an 200. Fuss hoch über eine 
fast senkrechte Felswand in drei Absätzen herab. 
‚stürzt, Einen. andern weniger. bedeutenden, aber 
doch sehenswerthen Katarakt bildet die kleine Oppa 
zwischen Carlsbrunn und dem Altvaier. ; 
Die Berge sind bis zu einer durchschnittlichen 
Höhe von etwa 3500° mit Fichten-: and. Tannen- 
wäldern dicht bestanden. *% In:.der- untern Wald: 
region mischt .sich ah fruchtliaren Stellen die herr: 
liche Bache unter das Nadelholz; in der mildern 
findet man die Eberäsche und den Bergahorn (Acer 
Pseudo - Platanus) in ganzen Beständen schöner 
Bäume. Erstere bildet an der Waldgränze hädfig 
lichte Haine, deren hellgrünes Laub angenehm gegen 
das einförmige Colorit des Sch ivarzholzes absticht ; als 
Sträucher gehen beide weit über die Waldregion 
hinaus, ‚wo sich ibnen dann auch Belula pubescens 
v. carpalhica als verkrüppelter Baum oder Strauch 
zugesellt. Auf den in die Linie dex Waldgrärze 
fallenden Gebirgskämmen wachsen, gegen dieHöhen 
hin zerstreut, verkommene Fichten, welche allnäh- 
lig verschwinden, wo, als äusserster Vorposten, 


*) Höchst auffallend war es mir, die Wälder an ihrem 
oberen Saume mit einem breiten Gürtel abgestorbener 
Fichtenstämme eingefasst za fioden, die, entrindet und 
ven der Witterung gebleicht, mit den langen von dem 
dürren Geäst .niederhängenden Bartflechten auf unlıeim 
liche Weise gegen’ die lebendige Frische der benach. 

“ barten Grasmatten contrastiren und Zwischen denen 
nun kaam einiges Gesträppe kiimmerlich fortkommt. 


22 _ 

Juniperus nana seine. Polster ausbreitet. Juniperus 
communis dagegen habe ich in den dortigen Wäl- 
dern nirgends gesehen; eben so wenig kommt im 
Gesenke das Knieholz, Pinus Pumilio, vor, welches 
im Riesengebirge und in den Karpathen alle Hoch- 
gebirgssümpfe zwischen 3000 — 4000° überzieht. 
Ueber, den Holzwuchs hinaus sind die Bergseiten | 
häufig mit ungeheuren Zügen. der Heidelbeere, der 
Haide oder des Torfmooses bedeckt; langweilige 
und ermüdende Strecken, zwischen denen hin und 
wieder Empetrum nigrum und Vaccinium uliginosum 


in grösserer Anzahl, sonst aber wenig andere be- 


‚merkenswerthe Pflanzen wachsen. In den netz- 


förmig verschlungen sich durch diese Haiden win- 
denden Rinnsalen der Schneewasser des Frühjahres 
breitet sich Polygonum Bislorta ia grosser Anzahl 
ans. Die Wiesen der bohen Bergrücken und Pla- 
teaux sind der Masse nach aus wenigen Gräser 
gebildet, aus Nardus stricla, Molinia cerulea, Aira 


‚cespilosa, Phleum alpinum ; Carexrigida und Heum 


® 


Mutellina wachsen hier in grösster Menge. Nur 
wrenige bemerkenswertbere Pflanzenarten schmücken 
diese öden Strecken; unter ihnen sind Viola lutea, 
Potentilla aurea, Cerastium triviale alpinum, Soli- 
dago Virgaurea alpeslris, Antennaria dioica, Hiera- 
cium sudelicum bier eigentlich zu Hause. Desto 
üppiger und reicher aber ist der Pflanzenwuchs 
anf den Wiesen der flachen, muldenförmigen Ein- 
senkungen der Bergseiten und an den Bächen, deren 
Lauf man weithin an den hohen, prächtigen Pflan- 
zenmassen unterscheidet, die ihre Ufer bekleiden. 


. _ 23 

Unter den Einsenknngen ist der Absturz der 
bohen Janowitzer Haide gen Süd-Öst, auf welchem 
‚die Mora aus mehreren Quellen entspringt, deren 
Bäche sich parallel über ihn hinab zieben, ganz 
besonders merkwürdig, als ein Punkt, der in der 
Mannigfaltigkeit seiner Lokalitäten fast die gesammte 
Flora des Gesenkes anf kleinem Raume vereinigt 
darbietet; überdiess noch bei weitem die meisten 
Eigenthümliehkeiten dieses Florgebiets der Sodeten 
ausschhesslich besitzt und se dem Botaniker nicht 
allein eine herrliche Ausbeute in verbältwissmässig 
kurzer Zeit, sondern auch eine berrliehe Gelegen- 
heit zur Auffassung dieser Gebirgsflor in ihrer To- 
talität zu gewähren im Stande ist. Diese berühmte 
Fundgrube: wird unter den Botanikern jetzt allge- 
mein als „der Kessel” schlechtweg bezeichnet; sonst 
findet man ihn auch als „hohen FaH” oder „Jano- 
witzer FalP ungeführt. Den Kessel also werde 
ich bei nachstehenden Bemerkungen über die sub- 
alpine Flor des Gesenkes vorzugsweise im Auge 
behalten. 

: Er bildet ein wöites, nach Süd-Ost geöffneten 
Amphitheater, welches von der Höhe der Jano- 
witzer HBaide (451% K.) steil abfallend sich naeh 
Süden in ein enges, bei Carisderf zunächst aus- 
gebendes Thal zusammenzieht, in dem der durch 
die Vereinigung der Quellenbäche gebildete Mora- 
_ Bach fliesst. Gegen Osten breiten sieh an: der Ab- 
dachung fruchtbare Wiesen mit einer Menge von 
kleinen Abstofangen und flachen Vertiefungen aus; - 


24 


so wie man weiter nach Süden, ins Gebiet der Mora- 
Quellen. vorrückt, treten die Schieferfelsen mehr 
und mehr zu Tage und bilden endlich beim An- 
sehlasse des südöstlich verlaufenden Maiberges an 
die Janowitzer Haide, dem Thale der Mora gerade 
gegenüber, eine tiefausgerissene, vun hoben, schrof- 
fen und zerklüfteten Schieferwänden eingeschlossene 
Schlucht, in deren oberem, noch tief unter dem 
Plateau der Janowitzer Haide gelegenen Ausgange 
wir au Anfang Augusis noch bedeutende Schnee- 
massen .antrafen,. Oberhalb dieser Schlucht, noch 
weiter gen Süden, thürmen sich terrassenförmig ab- 
gerundete, kable Schieferkuppen, über die nur hie 
und da ein spärliches Wässerchen herabrinnt und 
auf den Stufen des Gesteins eine blühende Vegeta- 
tion hervorruft. , 

Geben wir nun an die nähere Betrachtung der 
Pflanzendecke, so bemerken wir, dass die Floren 
der ‘Wiesen, Bäche, der kräuterreichen Schluchten 
und Lehnen, und endlich der Felswände jede für 
sich so eigenthümlich hervortreten, dass man ganz 
füglich die Darstellung nach ihnen abtheilen kann. 

Die Wiesenflor beginnt, sobald. der dicht ge- 
schaarte Zug der Heidelbeere und der Haide. (Cai- 
luna vulgaris), dev sich von der Höbe der Haide 

bald mehr, bald weniger tief an der Abdachung 
herabzieht, aufhört oder vor der feuchten Nachbar- 
sthaft der Bäche zurückweicht. Die Conturen sei- 
ner Ränder erkennt man weithin an den Wällen 
von hohen Gräsern, welche die Gränzen besetzt 


-T 


25 


x 


halten: ..Molinia-cerulea, Poa sudetica, Aira. cespi- 
tos@, - Puleum alpinum, Üalamagrostis Halleriana, 


Luzala albida, rubella etc. stehen haufenwwveise bei- 


sammen; hin und wieder wächst sparsam zerstreut 
Arena planiculmis dazwischen. Wo irgend in einer 
flachen Senkung der Humus sich angesamnielt, prangt 
die eigentliche Wiesenflor in reicher Fülle. Hier 
findet man: Anemone narcissiflora, "Ranunculus 
aconitifolius,. Dianihus superbus, Linum calharticum, 
Potentilla aurea, Meum Mutellina, Scabiosa-lucida, 
Achillea Millef. capitulis rubris, Leontodon hispidum 
alpinum, Hypochaeris unifleora zu Tausenden, die 
prächtigste Zierde dieser Wiesen, Crepis succise- 
folia und grandiflora, Hieracium auranliacum, pre- 
nanthoides sehr häufig, Phyleuma orbiculare, Cam- 
panula barbata in grösster Menge, Gentiana pune- 


tata,*) Euphrasia officin. alpestris, Thesium_ alpi. 


num, Orchis ylobosa, maculata, Gymnadenia CONOP- 
sea, Habenaria albida, riridis, Luzula multiflore, 
nigricans, albida, rubella, Anthoxzanthum odoralum 
äusserst häufig, Phleum alpinum, Avena planiculmis, 
Pou sudetica, alpina ganze Strecken ausschliesslich 
bedeckend, nebst einer eleganten Varietät mit gold- 
gelben Aebrehen; von Farnen Botrychium Lunaria, 
Anf den trockenen, abschüssigen Wiesenllecken, 
wo die Felsen fast zu Tage liegen, wächst die sel- 
tene Arabis hirsuta ß. glaberrima Koch in grüsster 


*) Diese schöne Pflanze ist leider darch die Nachstellun- 
gen der Wwzelgräber schon schr selten geworden, 


’. 


26 f ‘ 


Anzahl bis in die Felsschluchten hinein, während 
die Stammart in der ganzen Gegend fehlt. Hier 
sind ferner zu Hause: Helianthemum grandiflorum 
De(C., die zierliche Viola lutea, Cirsium heterophyl- 
tum, meist mit ungetheilten Blättern, Digilalis ochro- 
leuca und Rhinanthus alpinus Bmg. An einer moo- 
rigen Stelle neben dem ersten Bache, wenn man 
von Osten kommt, fand ich die seltene Carer va- 
ginata Tsch. in grosser Menge und gerade in schön- 
ster Fructifieation. 

Den Lauf der Bäche bezeichnet der gewaltige 
Pflanzenwachs an ibren Ufern. Delphinium elatum, 
Aconitum Napellus in mancherlei Formen, Ühero- 
phylium hirsutum, Adenostylis albifrons, Doronicum 
austriacum, Sonchus alpinus, Crepis paludosa, Ru- 
mex arifolius, Polygonum Bistorta bilden die Mas- 
sen, an welche sich, zum Theil zur Seite auf die 
freiern, feuchten Plätze übertretend, anschliessen: 
Trollius europeus, Lychnis diurna, 'Geranium sylea- 
ticum, Geum rivale, Alchemilla vulgaris, Epilobium 
frigonum, Valeriana Tripteris, Cineraria crispa in 
verschiedenen Formen, Swertia perennis, jedoch 
sehr selten, Bartsia alpina, Veratrum Lobelianum, 
Eriophorum angustifolium und raginatum. Die Stel- 
len, wo die Gewässer sich breiter ergiessen, oft 
ganze Strecken der Rinnsale, sind mit weitausgrei- 
fenden Rasen der haarigen Varietät von Cardamine 
amara — Ü. Opizii Presl. überzogen, deren glatte 
Stammart ınan nur bie und da antrifft. ’ Die brei- 
ten, sumpfigen Betten, durch welche das Wasser 


27 


nur langsam herabsickert, hat Allium sibiricum in 


.- 


Besitz genommen; nach ihm nennt der hiesige Ge- - 
birgsbewohner dergleichen Strecken „Knoblauchs- 
wiesen.” Auf den feuchten oder quelligen Abstu- - 
füngen der Felsen hegt Bartramia fontana die klei- 
nern Zierden der Bachfiora: Viola biflera, Par- 
nassia palustris, Epilodium origanifolium und alpi- 
num, Chrysosplenium alternifolium, Genliana verna, 
Pinguieula vulgaris; Juncus filiformis, Eriophorum 
alpinum und Lycopodium selaginoides kriechen zwi- 
schen kurzem Grase. An entblössten Stellen der 
Bachufer und auf feuchten Felsen breiten Salie 
hastata in unzähligen Formen und die tief in die 
Tbäler hinabsteigende S. silesiaca ihr verworrenes, 
von der Last des Winterschnees niedergedrücktes 
Gezweig aus. 

“Die Wiesen- und Bachflora vereinigt sich end- 
lich in den Felsschluchten, nimmt noch manche an- 
dere Pflanzen auf und erscheint so wieder als 
eine - eigenthümliche Flor-Abtbeilung. Hier muss 
man. om jeden Schritt vorwärts mit der wuchern- 
den; wannshohen- Vegetation kämpfen, welche das 
Gerölle bedeckt. Diese Pflanzenmassen sind zu- 
sammengesetzt aus: Thalietrum aquilegifolium, Del- 
phinium elatum, Aconitum Napellus, rariegatum und 
Vulparia, Ranunculus aconitifolius, nemorosus, Cal- 
tha- palustris zu Ende Juli’s freudig unter den 
Schneegewölben blühend, Act@a spicata,. Arabis 
hirsuta ylaberrima, Dentaria bulbifera, Lunaria re- 
dieiva, Lychnis diurna, Silene inflata, Hypericum 


28 


gyiladıınaWare, Gergniusn sylodticıhn; Vicia sylvalica, 
tenaifelie. ind: wepium.! Sfirea Aruncus, Alchemilla 
zulyaris,; Epßilobium anguaifolium und trigonum, Se- 
dum maximum, Heracleum. Sphondylium, Anthriscus 
sylveslfis var. alpestris, Cherophylium Tirsutum, 
Yaleriana sambucifolia und ‚Tripteris, Adenostyles 
albifrons, Petasites albus, Jussilago Farfara! Gna- 
phalium norvegicum, Doronicum austriacum, Senecio 
Fuchsii und nemorensis, Carduus Personata, Pre- 
nanthes. purpurea, Sonchus alpinus, Campanula per- ° 
sicifolia: wriflera,. Myosolis 'sylvatica :alpestris, Diyi- 
talis ochroleuca, Polygonum Bistorta, Asarum euro- 
p@um,Mercurialis perennis!, Streptopus amplezifolius, 
Conrrallaria rerlicillata und majalis!, Lilium Mar- 
tagon, Carex atrata, Phragmites vulgaris!, Milium 
effusum, Poa sudetica und hybrida, Polypodium al- 
pesire. und Aspidium spinulosum. Als seltnere Pflan- 
zen, die hier wachsen, verdienen bemerklich ge- 
macht zu werden: Bupleurum longifolium, Conio- 
selinum Fischeri, Laserpitium Archangelica, Pieu- 
rospermum austriacum , dieses jedoch hier weniger 
häufig als ‚in. der kleinen Schneegrube des Riesen- 
gebirges, Serofularia Scopolii,. Stachys alpina...Von 
Holzarten steigen, ausser den beiden eben ange- 
führten Weidenarten, bis hier herauf: Acer Pseudo- 
Platanus, Sorbus Aucuparia, Rosa alpina, Ribes pe- 
ireum, Lonicera nigra, . Daphne Mezereum, Belula 
pubescens carpathica, die besonders im Schutze der 
Felsblöeke wachsen. 

Lüstern hebt der Botaniker das Auge zu den 


20 


fast: seikreelten: Schieferwänden empor, "wo hoch 
oben Coloneaster vulgaris, Rhodiola rosea, Sarifraga 
Aizoon, Aster alpinus hirsutus, Hieraciwm rillosum 
ihn locken; ‚aber :nur ein kühner und: gewandter 
.Kletterer, und auch der nicht ohne Lebensgefahr, 
mag, vorsichtig tiber-das morsche, keinen sichern 
Anhaltspunkt gewährende Gestein emporkriechend 
oder klimmend, diese Pflanzen an ihrem ‘eigentlichen 
Standorte:erreichen.: ::Mancher:musa' sich wi deA 
Exemplaren begnügen, die mit dem Gerölle 'berab- 
gekommen anf den tiefern sonnigen Stufen der Fel- 
sen sich angesiedelt haben. Auf’diesen fürden sich 
dann noch: Arabis arenosa:, Dianthus Cartkusia- 
norum wit schön rothen Kelchen und dunklerer 
"Krone, Rubus sazwatilis, Sedum repens, Pimpinella 
Sawrifraga, Galium boreale, Scabiosa fueida ,- Car- 
lina acaulis und rulgaris, Scorzonera humilis, Cam- 
panula pusilla, Thymus Serpylium mit runden Blät- 
tern und grossen, lebhaft rothen Blüthenköpfen, 
fast die prächtigste Zierde der ‘Felsen, Prunella 
grändiflora, Alkum sidiricum- hier vereinzelt; Juncus 
trifldus in die enasten Felsritzen eingeklemmt, Agro- 
stis alpina, Asplenium septentrionale, Trichomanes 
und riride, Aspidium Lonchitis, aculeatum und fra- 
gile. In den schattigen Seitenschluchten wächst 
Hedysarum obscurum äusserst häufig auf feuchten, 
mit Humus bedeckten Absätzen, die ausserdem nur 
noch Carez montana; flara, stellulata und merk- 
würdiger Weise, jedoch selten, auch €. Buxbaumii 
‚nähren, welche letztere sonst nur den Sümpfen und 


’ 


Wassergräben der Ebene angehört. Carer capila- 
ris, die bis dahin im Gesenke noch nicht beobach- 
tet worden, fanden wir an dergleichen Lokalitäten 
häufig genug. Auf den dürren Schieferkuppen ober- 
halb der grossen Schlucht wachsen Anemone ver- 
nalis und sparsam zerstreut Planiago montana und 
Veronica bellidioides. *) 

Fast im Grunde des Kessels befinden sich einige 
Vorhölzer, aus niedrigen Fichten bestehend: der 
einzige deutsche Standort von Crepis sibirica, wel- 
ehe daselbst, an der westlichen Gränze ihres Ver- 
breitungsbezirks, ziemlich häufig wächst. 

Um einen vollständigen Ueberblick der Hoch- 
gebirgsflora des Gesenkes zu geben, habe ich nur 
noch einige wenige dahin gehörige Pflanzen anzu- 
führen, welche im Gebiete des Kessels nicht vor- 


*) Sehr viele der den Glimmerschieferfelsen des Kessels 
eigenthümlichen Pflanzen sind von, Unger (über den 
Einfluss des Bodens etc. p. 172.) in dem Verzeichniss 
der kalksteten der Kitzbühler Flor angeführt; man 
übersehe jedoch nicht, was dieser genaue und umsich- ' 
tige Beobachter weiterhin (S. 183,) über das Vorkom- 
men der Kalkpflanzen auf andern Gebirgsarten sagt, 
eine Bemerkung, die vielleicht auf den Schiefer an den 
Mora-Quellen passt. Von den in jenem Werke (S. 184.) 
als schieferstet bezeichneten Pflanzen wachsen im 
Kessel nur Juncus trifidus, Crepis grandiflora, Ve- 
ronica bellidioides und Bhodiola rosea. Die drei 
ersten kommen im Riesengebirge auf Granit, die letzte 
ebendaselbst auf Basalt vor, der überhaupt eine grosse 

“" Verwandtschaft seiner Flor mit dem Kalk und Schie- 
fer zeigt. 


2 


pres 


31 


kommen: Hieracium alpinum am Peterssteine; Sa- 
lix herbacea an der Nordseite der Felsmassen auf 
dem Altvater und des Peterssteines zwischen Moos- 
polstern weit und breit herumkriechend; Poa cesia 
an den Felsen des Altvaters, Köpernik-, "Peters- 
und Fuhrmannssteines; Cardamine resedifolia eben- 
daselbst; Arabis Halleri auf den Felsblöcken des 
Altvaters und Köperniksteines; Allium Viclorialis 
unterm, Peterssteine; Carex pauciflora am Altvater, 
Köperrük; C. pulicaris an der Hockschaar: CO. B- 
mosa an der Brünnelhaide; Ü. rupestris nur an 
zwei Felsen oberhalb der Kapelle an der Brünnel- 
haide häufig genug, aber höchst selten mit ausge- 
bildeten Früchten zu finden. *) (Schluss folgt.) 
” II. Preisaufgabe 

Die physikalisch - mathematische Klasse der k. 
Akademie der Wissenschaften in Berlin hat folgende 
Preisaufgabe bekannt gemacht: Ein Theil der in 
den Pflanzen vorkommenden Salze ist nur zufällig 
darin enthalten, ein anderer für die Entwicklung 
derselben nothwendig, so dass, wenn sie in einem 
Boden, in welchein eine Pflanze steht, nicht vor- 


handen sind, die Pflanze verkümmert und nur in so 
fern noch weiter sich entwickelt, als kleine Mengen 
der nötbigen Salze in dem Samen oder der jungen 


*) Sazifraga umbrosa, von Hochstetter am „Jano- 
witzer Hohenfalle” angegeben, ist nach ihm, aller 
Nachforschungen ungeachtet, von Niemanden mehr, 
weder im Kesel, noch sonst wo im Gesenke, wieder 
vefunden worden. \ 


32 - 


Pflanze, welehe in einen solchen Boden versetzt 
wurde, vorhanden sind. Diese Salze sind weder 
Bestandtheile der wesentlichen Theile der Pflanze, 
wie die phosphorsaure Kalkerde es bei den Thie- 
ren ist, noch führt irgend ein Versuch darauf, dass 
sie bei den.chemischen und physikalischen Proces- 
sen, wodurch die wesentlichen Theile der Pflanzen 
gebildet werden, wirksaın sind. Aus dem Boden 
werden die Salze häufig: unrerändert’aufgenommen, 
häufig müssen Verbindungen, welehe im Boden vor- 
‚kommen, zerlegt werden, z. B. der Thon, um den 
Pflanzen Kieselsäure und Kali zu geben; bei vielen 
Substanzen, z. B. beim Gips, welcher die Entwick- 
lang einiger. Pflanzen in einem hohen Grade beför- 
dert, ist es nicht erinittelt, ob sie unverändert in 
die Pflanzen übergehen, oder zersetzt werden. Die 
königl. Akademie wünscht, dass durch Versuche 
ermittelt werde, wenn auch nur bei Einer Pflanze, 
worin die Wirkung der mineralischen Bestandtheile 
‚und der Salze, welche sie aus dem Boden aufnimmt, 
was die chemischen und pbysikalischen Processe 
anbetrifft, bestehe, mit besonderer Rücksicht auf 
die Substanzen, welche sowohl durch Zersetzung 
abgestorbener Theile der Pflanze sich bilden, als 
von den Wurzeln derselben abgesondert werden 
könnten, in so fern dadurch Thon, Gips und an- 
dere Besandtbeile des Bodens zersetzt werden kön- 
nen: Die ausschliessende Frist für die Beantwor- 
{ungen dieser Aufgabe, welche, nach der Wahl der 
Bewerber, in deutscher, lateinischer oder französi- 
scher Sprache geschrieben seyn können, ist der 
31. März 1841. Jede Bewerbungsschrift ist mit 
einer Inschrift zu versehen und diese auf dem Aens- 
sern des versiegelten Zeitels, welcher den Namen 
des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Er- 
theilung des Preises von 300 'Thalern in Gold ge- 
schiebt in der öffentlichen Sitzung am Leibnitz’schen 
Jahrestage im Monat Juli des gedachten Jahrs. 


i 


Flora 


Nr. 8. 


Regensburg, am 21. Januar 1840. 


N 


I. Original - Abhandlungen. 


1. Ueber die Flora des mährisch-schlesischen Gesenkes; 5 
von Dr. Schauer in Breslau. (Schluss.) 


Vom Hochgebirge in die Waldregion nieder- 
steigend, geräth man bald in ausgedehnte Kränter- 
wiesen, die alle steinige Waldblössen so dicht über- 
ziehen, dass man nur mit Mühe die hindurchfüh- 
“renden Pfade der Holzhauer und Wurzeigräber 
verfolgen kann. Adenostyles albifrons, Polypodium 
alpestre und Asplenium Fiiz femina haben hier 
grosse Strecken in Beschlag ! genommen; Ranuneu- 
lus nemorosus, Aconitum Napellus und rariegalum, 
Lychnis -diurna, Hypericum quadrangulare," Gera- 
nium' sylraticum, Alchemilla vulgaris, Rumex arifo- 
lius, Sonchus alpinus wachsen in grosser Menge, 
andere Pflanzen der höhern Berglehnen aber nur 
hin und wieder in diesen beschwerlichen Bickich- 
ten, die jährlich von den sogenannten Farnkraut- 
brennern abgemäht und zu Asche verbrannt wer- 
den. Die sumpfigen und feuchten Blössen sind zwi- 
schen dem Grase mit Conrallaria verticiliata, Rumex 
arifolius und Veratrum Lobelianum besetzt, wel- 
- , Flora 1840. -3. C 


34 


! 


ches letztere hier so recht zu Hanse ist und fast 
bis zum Fusse der Berge hinab geht. Auf dürrem 
Boden zwischen grobem Felsgerölle treten die eben 
genannten Farne, zu denen sich noch Aspidium . 
spinulosum mit seiner Varietät, dem A. tanacctlifo- 
lium Hifu. gesellt, massenweise für sich auf und 
bilden Farnwälder en miniature. 

“ Einen prächtigen Anblick gewähren die unge- 
beuren Massen von Epilobium angustifolium und 
Senecio Fuchs, welche die jungen Haue mit einem 
yotb und gelben Teppich überziehen. Erstere Pflanze. 
nimmt” die Stätten der Kohlenmeiler, so wie sie 
verlassen werden, in ausschliesslichen Besitz und 
heisst daher im Volke „Brandkraut.” In diesen 
Hauen and an den Rändern der Wege kriechen 
die langen Schösse der Rubi glandulosi heram und 
verflechten sich manchmal zu undurchdringliehen 
Diekichten. Die Laubsträncher der nacktern Berg- 
region, in die man jetzt schon eingetreten ist, wer- 
den nun auch am Rande der Holzungen bemerk- 
licher: Rosa alpina, Ribes Grossularia, alpinum, 
Sambucus racemosa, Lonicera Aylosteum und nigra, 
Saliz Caprea, cinerea, die glänzende S. penlandra 
nnd Salir silesiaca als stattliche Stäucher oder 
Bäume. WVeberhaupt haben auch die Berge und 
Thäler zwisehen 2— 3000 Fuss eine recht interes- 
sante Flor. Auf dem Urlichsberge bei Kl. Mohrau 
‚sammelten wir Aconitum Vulparia, Alropa Belladonna, 
Elymus europeus; Dr. Scholtz fand Malaxris mo- 
nophylios daselbst auf feuchten moosigen, aber nichts 

. a5 


‘ 


. 35 


weniger als sumpfigem: Waldhkissen und. Hr. Gra- 
bowski in derselben Gegend das bei uns Ädsserat. 
‚seltene Epipogium Gmelini. Senst kommen im Mittel- 
und Vorgebirge von merkwürdigern Pflanzen noch 
vor: Ranunculus aconilifolius, lanuginosus und ne- 
morosus, Actea' spicala, Dentaria enneaphyllos und 
bulbifera, Viola sylvesiris, Silene nutans, Sperguda 
„sayinoides, Stellaria uliyinosa, Geranium pheum an 
der Biele in Fhomandert,. Genisia germanica,, Fri- 
folium spadiceum, Lathyrus sylrestris, Orobus ver- 
nus, Spirea Aruncus, Epilobium collinum, Circaa 
alpina, Montia fontana, Sempervivum sobeliferum, 
Carum Carvi ungemein häufıg, Imperatoria Ostru- 
thium, Cherophylium aromalicum, Asperula odorata, 
Gaulium vernum, rotundifolium, sylralicum, Gnapha- 
lium sylvalicum und norregieum oft beisammen und 
“gar nicht zu verwechseln, Carduus Personata in 
Menge, Centaurea phrygia, Prenanthes purpurea, 
Crepis paludosa, suceisefolia, Campanula persici- 
folia, latifolia, Cervicaria, Echinospermum deflecum 
auf dem 'Uhbusteine bei Einsiedel, *) Pyrola sämmt- 
liche Arten, Veronica montana, Melampyrum pra- 
tense und sylvalicum, letzteres häufiger, Rhinanthus 
Aleetorolophus, Oriyanıum vulgare, Galeobdolen Iu- 
teum, Trientalis europaa, Lysimachia nemorum, Eu- 
phorbia dulcis und Eyparissias!, Orchis maculata, 
Platanthera bifelia, Epipactis latifolia, Listera orata 


*) Früher von Grabowski und Mayer, von uns aber 
nicht gefunden, 


€C2 


36 


und ‚cordala, Corallorrhiza innatn, Gladiolus imbri- 
catus häufig in Haferfeldern bei Reihwiesen, Strep- 
topus amplerifolius, Conrallaria Polyyonalum, mulli- ° 
flor@ und vertlicijlata, Majanthemum bifolium, Lussula 
mazima, Calamagrostis Halleriana, äusserst häufig 
in trocknen Hauen, Festuca sylvatica Vill. und gi- 
ganlea, Bromus asper, Triticum caninum bei Zuck- 
mantel häufig, Polypodium Dryopteris und Phegopteris, 
Blechnum boreale. — Aspidium mentanum sammel- 
ten wir anf einem Berge oberhalb Waldenburg, wo 


es in einer dunklen Waldschlacht..auf bemoosten . . 


Felsen und umgestürzten, vermoderten Baumstäm- 
men häufig wuchs. 

Cardamine Impatiens, sylvatica Lk. und hirsuta L. 
kommen in. dieser Region nicht selten vor. Erstere 
lieben mehr schattige Orte, die letzte lichte Holz- 
schläge Cardamine syleatica und hirsuta lassen 
sich schon am Habitus leicht unterscheiden ; diese 
ist mehr bebaart und.hat einen straffen, einfachern 
und wenig beblätterten Stengel, der sich aus einer 
Blätterrosette erhebt; jene nähert sich durch den 
hin und her gebogenen, blätterreichen, ästigen Sten- 
gel mehr .der €. Impatiens, von der beide durch 
den .Mangel der Afterblätter abweichen. Ansser- 
dem geben die Griffel, wie Koch es in der Synop- 
sis angibt, gute, jedoch nur an reifen Schoten 

. deutlich wahrzunehmende Merkmale. Wie es sich 
mit der Zahl der Staubgefässe verhalte, konnte ich 
nicht ausmitteln, da ich nur bereits verblühte Exem- 
plare fand, 


37. 


:: In’die Thalgründe ziehen sich -längs der Bäche 
viele Höchgebirgspflanzen herab. Um Carlsbrunmn 
sind die Ufer der Oppa geschmückt mit hohen Bü- 
schen von Aconitum Napellus, Delphinium elatum, 
Doronicum 'austriacum, Sonchus alpinus, der wobl- 
riechenden Linaria’ rediviea, Valeriana Tripteris ete. 
— Campanula barbata uud Hieracium aurantiacum 
steigen bis auf die Waldwiesen bei Ludwigsthal 
unterhalb Carlsbrunn nieder.: Auf feuchten Wiesen 
daselbst wächst in Menge Cirsium rivulare und C. 
oleraceum nebst einem schönen Bastarde aus beiden, 
dem €. premorsum Michl. Gleich in der Nähe, 
hinter dem Hochofen, steht Epilobium virgatym Fries 
bäufig an einem ‚kleinen Bache, mit E. palustre ver- 
gesellschaftet. Epilobium Dodonaei wächst weiter 
abwäris auf grobem Steingerölle am Ufer der Opfa 
bei Bugbergsthal und. Einsiedel in Veberfluss, 

Auch iu 'den Grasgärten der Bauernhäuser in 
Waldenburg, Thomasdorf, Kleip-Mohrau u. a. fin- 
det 'mau_ einige interessante ‘Pflanzen vervwrildert,, 
anter demew.Conioselinum Fischeri, -eine im Hoch- 
‚gebirge gar seltene "Umbellate, wohl Jedem will- 
kommen ist. Neben diesem sieht man daselbst 
überall noeh Rumerxr alpinus, Inula Helenium, Le- 
visticum officinale, Archangelica officinalis, Impera- 
toria Ostruthium und Myrrhiz odorata; hin und wie- 
der auch Laserpilium Archangelica. 

: Was die Kalturpflanzen betrifft, so bemerkte 
ich in. den höhern ‚Gegenden des Gesenkes von - 
"Cerealien nur ‚wenig Sommer-Boggen; über 2000 


33 


and bis zu 2500° bloss Hafer, der oft mit einer 
angewöhnlichen Menge von Lolium temulentum ver- 
unreinigt war und 3— 6 Körner erträgt., Abwech- . 
selnd damit wird die wohlthätige Kartoffel ange- _ 
baut. Der Flachs wird bis zu einer Höhe von : 
2400 Fuss (bei Kinwiesen) gesüet; die ihm eigen- 
ihümlichen Unkränter: Spergula mazwima, Galium 
agresie, Camelina dentala, Lolium arvense wohnen 
‚dert so gut unter ihm, als in ausern Ebenen. In 
den Hausgärten wird etwas Gemüse und Küchen- 
kräuter, nebst einigen Zierbiusswen gepflanzt. Von 
Obstbäumen findet man nur die Kirsche, meist die 
wilde Süsskirsche, deren Früchte, als wir nach 
Carlsbrunn kamen, am 15. Juli, gerade die Grüsse 
einer Eirbse erreicht haiten; andere Obstsorten, die 
Himbeere, Johannis- und Stachelbeere ausgenom- 
men, werden dort nicht reif. 

Betrachten wir nun die Hochgebirge des Ge- 
senkes in ihrer Gesammtheit, so erscheint sie uns 
im Charakter der subalpinen Region der Alpen 
und wir bemerken nur wenige Hochalpenpflanzen, 
wie Salix herbacea. Vergleichen wir sie mit.der - 
des Riesengebirges, so fällt uns vor Allem die.ent- 
zückende Ueppigkeit des Pflanzenwuchses im Ge- 
senke und ein eigenthümlicher Habitus auf, der, wie 
sich bei näherer Untersuchung ergibt, weniger aus 
. dem Daseyn vieler eigenthümlicher Pilanzenarten, 
als aus den Verbältnissen ihres geseilschäftlichen 
Vorkommens, ihrer relativen Häufigkeit und Mi- 
schung hervorgeht. Die Eigenthümlichkeiten und 


so 


‚ Raritäten treten in beiden verglichenen Florgebieten 


»icht 50 bemerklich hervor, dass: sie etwas W eserk- 


hiches zur Physiognomie der Gesammtvegetation bei- 


tragen könnten; wohl aber erinnern sie dentlich 
an die nähere Verwandischaft der Flora des Ge- 
senkes zu denen 'der östlich: und mittelbar auch 
südlich benachbarten Höhenzüge. Denn von Osten, 
aus den Kärpathen, ziehen sich offenbar. bis hieker . 
Agrostis alpine; Valeriuna Tripteris ,: Iuserpitium. 
Arckangelica, Gentiana punclata, Sazifraga Alzeon, 

Serofularia Scopolü, Aster alpinus, Hieracium rillo- 
sum, Ürepis sibirica und Salix hastala, weiche alle 
im Gebiete der Sudeten and hier vorkommen; fer 
ner Avena planieulmis und Doronicum austrineum, 

die sich noch bis in die Glätzischen Gebirge er- 
strecken. Alle diese Pflanzen erreichen im Geseuke 
ihre ‚äusserste nordwestliche Gränze und verleihen 
seiner Flor, im Vereine mit der auffallend ‚grössern 
Productivität des Bodens, einen gewissen südlichen 
Anstrich. Die -Seltenbeiten des Riesengebirges da- 
gegen, welche zum 'Thei bedeutende Parthieen in 
einem ‚Bilde. der Vegetation desselben einnehmen, 

erinnern der Mehrzahl nach dort eber an den 
hohen. Norden als an die südlichen Alper. Dem 
Gesenke fehlende Pfilanzen des Riesengebirges sind: 
Anemone alyina, Arabis alpina, Alsine verna, Geum 
montanum, Rubus Chamamorus, Sorbus Aria, Bazi- 
fraga opposilifolia, Linnea borealis, Arnica mon- 

tana, Gentiana asclepiadea, Peiicularis. sudelica die 
Sudetenpflanze par excellence, Primula minima, Lu- 


[2 


40 


zula spicala, Agrostis rupesiris, Poa lawa, Fesluca _ 
varia, welche sämmtlich auf Granitbergen, und An- 
drosace' obtusifolia, Sarifraga bryoides, moschata 
und nivalis, die auf den Basaltkämmen der kleinen 
Schneegrube wachsen. — Die berrliche Arnica mon- 
tana, welche die Waldwiesen der mittlern Berg- 
region im Riesengebirge zu Tausenden schmückt, 
fehlt schen im Gesenke und dann auch in den Kar- 
pathen. Der Gedanke an ein vicarirendes Verhält- 
uiss gewisser Pflanzenarten in verschiedenen Flor- 
gebieten drängt sich einem. auch bei genauerer ver- 
gleichender Beirachtung der Floren des Riesenge- 
birges und des Gesenkes unabweisbar auf; sv 
scheinen sich in der That, um nur einige aufal- 
lende Beispiele anzuführen, gegenseitig zu vertreteu 


"im Biesengebirge 


im Gesenke 
Anemone alpina. 


An. vernalis. 


Sarifraga bdryoides und 
moschala. 


Galium sylvestre. 

" Arnica monlana. 
Gentiana asclepiadea. 
Salir Lapponum. . 
ÄAgrostis rupestris. 
Poa laxa. “ 


S. Aizoon. 


G. boreale. \ 

Doronicum austriacum. 

G. punctata. 
S. haslata. 


u A. alpina. 


P. casia. 


Nicht minder als in seiner Vegetation unter- 
scheidet sich das Gesenke vom Riesengebirge in 
seiner ganzen äussern Erscheinung. Die Bergkeiie 


läuft bier nicht, 


wie dort, in einem langen nnun- 


terbrochenen Kamme fort,. sondern theilt sich in 
mehrere Arme und ist nach allen Richtnngen von 


’ | a 
tiefern. und seiebiern Tbälern und Berggründen 
- durchsehnitten. . Die über die Waldregion erhabe- 
nen Gipfel sind, wie sehon. bemerkt, von öder 
Baide, bedeckt und: sehen ans der Ferne kahl aus, 
Die ausgedehnten, saftigen Wiesenmatten des Rie- 
sengebirges fehlen hier; das Heu, weiches die frucht- 
baren Gehänge liefern, wird zur Winterfätterung 
mit grosser Anstrengung auf Wägen in die Dörfer 
binabgefahren. . Daher fehlen. auch - die gastlichen 
Bauden, welche eine so behagliche Staflage der 
Berge bilden. Nur eine einzige Sommerbaude, die 
Schweizerei am Altvater, gewährt dem vom Un- 
wetter überraschten Gebirgswanderer ein Obdach 
und Labung, .dem Botaniker aber eine bequeme Sta- 
tion, Hier ist der Comfort des Riesengebirges noch 
unbekannt. Kein Gebirgsbewohner mag den faulen, 
nengierigen Reichen im Schweisse seines Ange- 
sichtes auf diese Höhen twagen. Nur dem rüstigen 
Naturfreunde ist's vergönnt, sie mit eigener An- 
strengung zu ersteigen und dann, hoch und leicht 
aufathmend in ‚der würzigen Luft, seinen Blick aus- _ 
susenden in. die Länder ringsum; frei für einen 
Augenblick von den Sorgen und Aengsten des all 
täglichen Treibens sein Gemüth zu erlaben an die- 
ser grandiosen Natur und — versteht er’'s — ihrer 
heimlichen Stimme zu lauschen. 


2. Ueber die Sumpfkiefer, Pinus uliy yinosa Neumann. 
Von demselben. 


Auf einem der Seitenarme des Gesenkes liegt, 
2400’ hoch, bei der Kolonie Reiwiesen der Moose- 


42 


bruch, ein Sphagnetum, welches mit den bayerischen 
„Filzen” viel Aehmlichkeit hat und ein anusgedebntes 
Bergplateau einnimmt. Wir fanden dort nur die 
gewöhnlichen Pflanzen unserer norddeutschen Moore: 
„Andromeda polifolia, Vaccinium uliginosum, Ledum 
- palusire, Scheuchzeria palustris, welche nur um 
die Ränder zweier Teiche vorkommt; ausserdem 
aber die interessante Pinus uliyinosa. Diese Kiefer 
wurde zuerst von Apotheker Neumann zu Wün- 
schelburg auf einer dem Moosebruche entsprechen- 
den Lokalität im Glätzer Gehirge, den Seefeldern 
bei Reinerz nämlich, beobachtet und von ihm nnd 
Wimmer genauer beschrieben. *%) Seitden ist sie 
noch auf mehreren Punkten beobachtet worden, 
als: im Riesengebirge auf einem Torfineore bei Lom- 
nitz (nur Ein Baum) von Elsner; ** auf dem 
Moosebrucbe nnd in Böhmen aut der Herrschaft 
Hartenberg bei Carlsbad am Vereinigungspunkte 
des Erz- und Fichtelgebivges, “im: Gesör (Samph) 
des Primleser Reviers, 2400° ü. d. M. auf nassem, 
A Fuss tiefem, auf grobkörnigem Kies rubendem 
Moorboden, in einem Kielerbestande von 7 Joch 
921 794 Klaftern und. unternisächt‘ mit Fichten auf 
9 Joch 675 I Klafter, in 30 S0- jährigen prädo- 
minirenden und 25 — 40- jährigen Stämmen, von 
Weeber;;) ferner, nach Wimmer, j7) im Eger 


*) Arbeiten der schles. Gesellsch, 1837. p- 95: u. 98. 

*”) Eisuer, Synopsis Flor« Cervinontana. p- 23. 
+) Arbeite u der schles. Gesellsch. 1838. Pr 135. 

:D Ebendas. r- 136. 


en. 


43 


Es 


thale, 2 Stunden von Franzensbrunn in einem um- 
taugreichen Moor, von Baron yon Hollebeu und 
Dr. Palliardi. 

Auf dem Moosebruche nun wächst die Sumpf- 
kiefer in einem Bestande von 54 N. Oesterr. Jochen, 
ohne alle Beimischung eines andern Nadelholzes, 
in vielerlei Altersstufen, bis zu dem Maximum vouy 
240 Jahren. Einige der stärksten Bäume, welche 
ich, mitten in dem Bruche, gemessen, ‚waren nicht 


über 20°, die meisten sind -12— 15 hoch; eine 


grosse Menge aber bleibt weit niedriger und bildet 
fast nur Gestrüppe; jedoch nimmt man auch au 
diesen die Tendenz zur Bildung eines aufrechten 
Stammes meist deutlich wahr. Die dicht gesehlos- 
sene Krone des Baumes hat eine reine Kegelform; 
die untern Aeste breiten sich, bald über dem Bo- 


den. beginnend, horizontal aus; die folgenden stei- 


gen allmäblig in spitzern Winkeln bogenförmig auf, 
so dass die obersten Zweige einen in sich geschlos- 
senen Endknopf bilden. Das Holz hat. einen rothen 
Schein, sehe, enge Jahresringe, ist daher: sehr fest 


‚und hart und von dem des gewöhnlichen Kuicholzes 


nicht schwer za unterscheiden. Die Nadeln, zu 
zweien in einer Scheide, sind diek und steif, 1,5 
— 1,7 Zoll lang, dicht- und, wie beim Kniehelze, 
gleichsam stufeuförmig - büschelig, fast anliegend, 
dunkelgrün, glänzend, in der Jugend mit einem 
ganz leichten seegrünen Anfluge; von denen der 
P. Pumilio in Nichts verschieden. Die Zapfen stehen 
dicht unter der Spitze meist zu zweien gegenüber, 


44 


oft. zu dreien im Qoirt und genau wagerecht ab, 
Bei dieser Lage ‘ist nothwendig die eine Seite des 
Zapfens, die obere,’dem Lichte gerade zu-, die 
andere, untere, demselben abgewandt; daher ent- 
wickelt sich jene. vorzugsweise, während diese 
zurückbleibt, oft ganz verkünmert, so dass der 
Zapfen sehr bald an der Basis schief, und der 
kurze Stiel mehr nach der einen Seite derselben 
eingefügt erscheint. Die völlig ausgebildeten, jedoch 
noch geschlossenen Zapfen sind 1,5 — 2% Zoll lang, 
eiförmig-kegelig. Die Grundfläche des gegen die 


Spitze des Zapfens liegenden ‚Schuppenschildes ist ° 


‚ Yast regelmässig rhambisch; die Seiten ‘der Nabel- 
Pyramide erheben sich ziemlich gleichmässig, nur 
iritt die Querfalte schärfer hervor als die Längs- 


falte,. Die mittlern. Schilder (der Sonnen- Seite) _ 


zeigen die beiden der Spitze des Zapfens zugekehr- 
ten Seiten der Pyramide vorwaltend entwickelt; die- 
selben treten. in einem sehr stumpfen, abgerundeten, 
durch eine oben in einen Höcker vortretende Kaute 
markirten Winkel auseinander; die beiden gegen 
über liegenden Seiten sind, mehr eingezwängt, in 
der Entwicklung gehemmt und. bilden einen schar- 
fen Winkel gegen die Basis des Zapfene. „Bo .r- 
scheint denn die Pyramide dieser Schilder schief, 
mit abwärts gerichteter Spitze, *) die beiden obern, 


» Diese Bildung ertunert an Pinus uneinata Ramond 
im DeCaudolle's Flore frang. TH. p. 726. , eine nur 
obenhin beschriebene Kiefer, über w elche Nachrichten 


zu wünschen wären. 
ı 


Pe 


45 


von der Onerfalte eingefassten Seiten dem Beschauer, 
der den Zapfen gerade vor 'sich hält, zugekehrt. 
Nach der Basis der Zapfen zu werden die Pyra- 
miden der Schilder schmäler und spitzer und gehen 
allinählig in blosse nnregelmässige Höcker über. 
Der Nabel stellt eine kleine rhombische Fläche auf 
der gestntzten, etwas eingedrückten Spitze der Py- 
raimide dar und ist mit einer starken Stachelspitze 
bewehrt: Der: reife’ Zapfen ist, besonders auf der Son- 
tienseite, glänzend kastanienbraun; der Nabel erst 
hellbraun, später matt-gvan. Die untern Sehnppen 
und bäufig ein guter Theil auch der mittlern auf 
der Schattenseite des Zapfens sind steril und blei- 
ben geschlossen, während die fruchtbaren sich weit 
öffnen. Die Flügel der Samen finden sich an beiden 
Arten, der Sumpf- und Zwerg-Kiefer. genau eben-. 
mässig gebildet; nor sind die Samen und deren 
Flügel bei ersterer gewöhnlich etwas grösser. 

Zu vorstehender Beschreibung habe ich ab- 
sichtlich Zapfen gewählt, welche in ibrer Ausbil- 
dung am weitesten von P. Pümilieg abweichen, die 
extreme Form der P, uliginosa ; allein gleich die- 
selben Zapfen zeigen, so wie man sie nur umdreht, 
auf der dem Lichte abgewandt gewesenen Seite 
eine der des Knieholzes ganz congruente Figur der 
Schuppenschilder. Der Schild erhebt sich nämlich 
nicht in eine deutliche Pyramide, sondern die vier 
Seiten der rhombischen Grundfläche treten nur 
wulstig hervor; auch an den Knieholz- Zapfen an 
der Sonnenseite mehr, an der andern weniger. 


46 


Man darf nur. eine Anzahl Zapfen und lebender 
Zweige beider Kiefer vor sich haben, um zu der 
vollständigsten Ueberzeugung zu gelangen, dass die 

Sumpfkiefer niebts anderes, als die negativ höher 
entwickelte Zwergkiefer sey, die nämlich, unter dem 
Waehsthume günstigere Verhältnisse versetzt, sich 
aufgerichtet hat, Freilich kann. män sich nicht ent- 
halten, zwei ans den entgegengesetzi-extremen For- 
men beider Kiefern gewählte Zapfen für zwei ganz 
verschiedenen Arten angehörig zu halten; allein 
bei weiter ausgedehnter Beobachtung verschwinden 
die Hlusionen der ersten Wahrnehmung. *) Die 
Nadeln beider Kiefern sind, wie gesagt, in Nichts 
verschieden ; abgesebnittene Aeste von beiden zeigen 
den eigenthümlichen Habitus der Zwergkiefer; alle 
Verschiedenheiten des Zapfens der Sumpfkiefer end- 
lich stehen an dessen Lichtseite und. lassen sich 
leicht aus diesem Umstande im Verein mit dem 
KEinflusse einer länger im Juhre wirksamen und 
feischeren Vegetatiensthätigkeit herleiten und erklä- 
ven. Selbst die Bildung eines aufreehten Stammes 
darf nicht sebr in Auschlag gebracht werden, wenn 
man bedenkt, dass das Knieholz, über der Gränze 
des Bauınwuchses, auf den hohen Gebirgskäumen 
zwischen 3000 — 4000’ heimisch, gleich den sich so 
hoch versteigenden Individuen der Birke, des Ahorns, 


*) Dieses bestätigt auch Dr. Elsner, Synops. Fl. Cer- 
vimontane (I. v. Hirschberg) p. 23., welcher die P. 
Pumitio lange Zeit hindurch und auf vielen Punkten 
des Riesengebirges beobachtete. 


47 


der Eberäsche, von Jugend auf und seit Jahrtau- 
senden von Generation zu Generation ‚durch die 
wäürterlichen, oft 8 Monate lastenden Schneeinassen 
niedergedrückt, sich nicht erheben kann und dasa 
daher seine eigenthünliche Art zu wachsen ibm 
so habituell werden musste, dass es dieselbe meist 
auch in Gärten, "wenigstens in der ersten darin ge- 
zugenen Generation, nicht ablegt. Von den hohen, 
kaltes Gebirgsrücken steigt P. Pumilio daher als 
‚ächtes Knieholz nicht herab; nur da, wo ausgedehnte 
Bümpfe durch ihre Verdunstung die "Temperatur 
berabtrücken, in rauhen Lagen, erscheint es tiefer 
herab noch als solches; so auf den Iserwiesen bis 
2100”. Dort aber näbert es sich auch schon mehr 
der Sumpfkiefer. Die sogenannte Pinus uliginosas 
dagegen wächst tief innerhalb des hohen Baum- 
wuchses (der Moosebruch ist rings umschlossen von 
hohen Fichtenwäldern, welche die umliegenden 
Berge überall bedecken) ist also frei von gewalt- 
sam deprimirenden klimatischen Einwirkungen und 
erhebt sich daher, wo der Boden mehr Nahrung 
"gibt als auf dem Moosebruche, ungehindert zum 
stattlichen Baume von 30—-70 Fuss, wie z. B. am 
Rande der Seefelder in Reinerz. Solche Stämme 
passen nun freilich nicht mehr auf den gewöhnlichen 
Begrif des Knieholzes — aber ich zweifle nicht, 
dass sich aus den Samen Eines Zapfens sowohl die 
Zwerg- als. Sumpfkiefer entwickeln könne, je nach- 
dem die äussern Verbältnisse des Standortes es be- 
stimmen. Damit hätten denn wahrscheinlich auch 


48 
die Nachrichten von anfrechten Stämmen der Zwverg- 
kiefer in Gärten ihre Dentung gefunden. 

Sollte es sich bestätigen, dass P. uliginosa iden- 
tisch mit P. odligqua Saut. Cefr. Rehb. exe. n. 967.), 
dem „Spirtenholz” der 'Tyroler, sey, wie zu ver- 
mutben steht, so würde sich damit der Verbreitungs- 
Bezirk dieser Kiefer bedeutend erweitern und wenn 
wir sie dann auch in den Alpen in Begleitung oder 
in der Nachbarschaft der Zwergkiefer, als deren 
Repräsentanten in den Sümpfen niederer Regionen 
finden, so würden wir daraus weitere Belege für 
die eben ausgesprochene Ansicht erhalten: dass 
sie eben nur eine Form der P. Pumilio, deren 
frei entwickelter Typus sey. Warum auch sollte 
man gerade der Zwergkiefer die Biegsamkeit ihres 
scheinbaren W achsthumsgesetzes absprechen, dieman 
doch andern Hoctigebirgspflanzen zugestehen muss? 

HM Berichtigung. ; 

In den von.mir bearbeiteten 77. und 78. Hefte 
der Sturnrschen Deutschlands Flora ist an vielen 
Stellen des Textes das Wort kriechend unbegreif- 
lieber Weise kriegend gesetzt worden, was. wohl 
Niemand meiner Schreibart zurechnen wird, da ich 
die Correctur nicht selbst zu besorgen habe. Wei- 
ters ist durch einen Schreib- oder Lesefehler in 


dem Artikel Narthecium ossifragum Süddeutschland 
statt Norddeutschland gesetzt worden. j 
Regensburg. Dr. Hoppe. 
I. Curiosum. 
Bei Ürtica balcarien eitirt Willd. in spec. pl. W. 
S. 314. Murvay's prod. gotting, dann Haller helv., 
gibt der Pilanze den deutschen Namen balearische 


Nessel, und fügt dann augenblicklich hinzu: hab. 
in India orientali! \ 


Flora. 


Regensburg, am 28. Januar 1840. 


1. Original - Abhandlungen. 


Bemerkungen über die im Gesenke vorkommenden, 
Laubmoose; von OÖ. Sendtner, Cand. Phil. 
in Breslau. . 


Wenn sich das Gesenke vor den nordöstlichen . 
Theilen der Sudeten, namentlich dem Riesengebirge, 
durch Kraft des Wachstbums und Artenreichtbum 
der phanerogamischen Vegetabilien auszeichnet, so 
kann dieser letztere in Beziehung auf Laubmoose 
nur mit dem quantitativen Auftreten derselben in 
gleichem Verhältniss stehen. 

Was das Riesengebirge vor allen gründlich 
durchforschten Gebirgen Deutschlands, sogar, im 
Verbältniss seiner geringern Ausdehnung und Eleva- 
tion über dem Meere, vor den Alpen auszeichnet, 
ist. sein überraschender Reichthum an Moosen und 
Flechten. Hier wirkt Alles zusammen, was das 
Auftreten derselben begünstigt. Das Bild des scan- 
dinavischen Nordens repräsentiren die flachen Rü- 
cken des Riesengebirgs, jene Hochsümpfe und Hai- 
den, und das Herabsteigen von seinen Höhen bringt 


uns allmäblig den Erzeuguisseh eines mildern Him- 
Flora 1840. 4. D 


50 on j 


mels entgegen. So begegnen sich die Bigentbüm- 
liebkeiten des Nordens und Südens. ‘Günstig vor 
- Alleın erscheint hier die Gebirgsart dem Moosleben. 
Ausser dem vorherrschenden Granit findet sich 
Urkalk, Gneiss und Glimmerschiefer, Basalt: in den 
nördlichen Vorbergen Sandstein, Wacke, Porphyr, 
Mandelstein, Grünstein, Thonschiefer und andere 
Gebilde der sogenannten Uebergangsformationen. 
Die Feuchtigkeit kommt nicht minder als Haupt- 
agens mit ins Spiel, Seine Hoachsümpfe und quelli- 
gen Lelinen, die nassen Felswände, die Teiche, 
der ewige Schatten fast unzugänglicher Schluchten, 
das Wolkennass, dauernder Schnee, Alles vereint 
sich zum Gedeiheu der Mooswelt. Höchstens blei- 
ben die Wälder durch das monotone Vorherrschen 
ihrer Tannen im Wetteifer hinter den übrigen Bin- 
flüssen zurück: reine Buchenbestände von grösserm 
Umfang hat das eigentliche Riesengebirge nicht 
aufzuweisen. Diese gehören vorzugsweise dem Iser- 
gebirge an, welches sich aber in keiner Beziehung 
mit jenem wegen seiner mindern’Höhe messen kann. 

Das Gesenke ist vom Riesengebirge durch die 
Berge der Grafschaft Glatz, durch die Heuschener 
und das sogenannte Mittelgebirge, einem Flächen- 
raum von mehr als 12 Meilen im Durchmesser ge- 
schieden. Ein Theil seiner Quellen fliesst der Donau 
zu, die Nord- und Nordwestwinde brechen ihre 
Macht an den zahlreichen Koppen der Glätzerberge. 
Der Südost bringt ihm die Wolken, die jüngst 
uvch an den zackigen Gipfeln der Karpathen hingen, 


51 


der Süd weht die warme Luft Ungarns und Oester- 
veichs herüber, schon der Anblick aus dem Thal 
überzeugt uns, dass wir in andern Bergen sind, 
als dem Riesengebirge. Die Urwälder der Thäler, 
die riesigen Buchen, dieser überkräftige Holzwuchs, 
die productive Kraft der Vegetation, die schroffen 
Abhänge in engern Thbälern erinnern uns unwill- 
kührlich an die Alpen. Aber gerade diese Illusion 
ist es, welche die Enttäuschung uns fühlbar macht. 
Rinden, Felsen, Bachränder — Alles ist wit mäch- 
tigen Moosteppichen bekleidet — mit freudiger 
Spannung eilt der Sammler bin und findet — fast 
nichts, als ein ewiges Einerlei der trivialsten Art. 
In der That wird dem durchs Riesengebirg Ver- 
wöhnten nir eine höchst ungenügende Ausbeute 
zu Theil, doch kann es nicht fehlen, dass an gün- 
stigen Standpunkten die eine oder die andere Sel- 
tenheit dem sorgfältigen Forscher unter die Hände 
gerathe. 

Glimmerschiefer ist die vorherrschende Ge- 
birgsart des Gesenkes. Ausschliesslich gehören die 
Hauptstöcke desselben dieser Formation an; nur 
zeigen sich die Verhältnisse seiner Gemengtheile 
verschieden. Die Hochschaar, der Köpernik und 
die Brünnelhaide zeichnen sich durch Vorwalten 
des Gliinmers aus. Am Altvatergebirge hingegen, 
zumal der südöstlichen Seite desselben, und am 
Peterstein ist dieser mehr unterdrückt, und die 
schwärzlichen Felsabbänge an den Quellen der More, 
des sogenannten Kessels, dieser Gamsgrube der 

D2 


52 - 


Sudeten, scheinen zum Theil einem wackenartigen, 
Gebilde anzugehören. “ Der Backofenberg und die 
Schieferhaide verrathen auf ihren Gipfeln und nörd- 
lichen Abhängen ein gneissartiges Gestein, ähnlich 
dem Schwalbensteine am Glätzer-Schneeberg, wel- 
ches sich durch die Eigenthünlichkeit seiner Flech- 
ten schon auf den ersten Blick auszeichnet. 

Der Boden hat der Beschaffenheit der Gebirgs- 
art zufolge allenthalben Glimmerblättchen unter sei- 
nen Gemengtheilen; das Verwesen so vieler Pflan- 
zenstoffe, dieser reiche Tribut des vegetativen ‚Le- 
bens, den ihm auch die Bäume seiner Wälder, die 
das Beil des Menschen selten aufsucht, kaum ent- 
ziehen, erzeugt die fruchtbarste Humuslage, aber 
gerade diese ists, welche dem Moosleben sich wenig 
günstig erzeigt, da solches als Anfänge der Vege- 
tation nar da überhand nimmt, wo jedes höher 
potenzirte Wachsthum unterdrückt bleibt. Die Fel- 
sen selbst, minder zahlreich und massig als im Rie- 
sengebirge, sind meist trockner Natur, da sie durch 
die Lage ihrer schroffen Abhänge fast durchgängig 
dem Sonnenstrahl zugänglich sind, .Wo nämlich 
auf den Höhen eihzelne Kelsgruppen sich erheben, 
zeigen sich diese von ihrer Südwestseite, mit wel- 
cher sie sich gewöhnlich an den Bergrücken an- 
lehnen, leicht zugänglich, gegen Ost aber und Nordost 
bieten sie senkrechte Wände dar. Der Kessel ist 
zwar gegen Süden eingesenkt, aber seine Felsen 
schneiden sich alle nach Osten senkrecht ab. Fels- 
blöcke finden sieh auch in Schluchten, an den Rän- 


A Bryo Funckii diversum: foliis Jatioribus tenniter mar- 
ginatis; cellulis, latioribus: nervo non determinato, 

Yon Herrn Major von Flotow am Kifzelberge bei 
Kauffung (Schönaner Kreis in Preussisch-Schlesien) im Jahre ' 
1832 entdeckt. Später fand ich diese Art am Tannenberg 
bei Leipe (Jauerer Kreis), einzeln auch im Aupengrund im 
tiesengebirge und endlich mit Desniatodon Latifolius im 
Kessel. Früchte wurden noch nicht beobachtet. 


6) Anacalypta recurvirostris Bruch. * 
£- firmula Sendt. Caule abbreviato, foliis (latioribus) 
ohblongo-lanceolatis attenwatis apiee denticulatis, stricte 
patentihus, rubieundis; theca anınore. 
Auf der Östseite des Peterstem mit der Form &., jedoch 
in der Reife stets vorgerückter als diese. 


7) Desmatodon Güntheri Sendtner. 

D. eaule innovando ramoso; folis erecto-patulis, oblon- 
gis, obtusis, piliferis, concavis (siccitatate torquescentibus) 
nervo excırente; theca ovata oblonga, ore angnstata erecta: 
opereulo e basi conica oblique obtuseque rostellafo, dentibus 
integerrimis vel ultra medium bihdis. 

Desmwätodonti brevicaulı (Trichostomo pilifero Sm.) pro- 
ximum, Differt caule breviori, folüs brevioribus oblongis 
obtusis, nervo subito excedente piliferis; tleca Coscinodon- 
tis piliferi Brid. (Desmatodontis Funckii Sendt.) dentibusque 
brevioribus miuus rariusque fissis. 

Häufig auf der Südostseite des Petersteins. Ich fand 
sic am 19. Julius mit meist abgeworfenen Deckelchen. 


8) Pohlia clavata Sendiner. 

P. caule simplici: coma elongata clavata: foliis obloneo- 
lanceolatis, nervo excurrente ceuspidatis, apice serrulatis, im- 
bricatis; seta curvata; theca elongato - pyriformi, 

Caulis 2— 8 Jinearis, habitu Weber» cerude non abst- 
milis $ed compactior. Yolia lanceolata vel eblonso - Tanceo- 
lata, carınata, versus marginem recwvata nec revolra. "Theca 
interdum recurvata, set» curvatura varje inelmata ex auıeo 


v 


62 
rufescens. Processus peristomii interioris elongato - conici 
integerrini. Operculum convexum obtusum. 

Sie fand sich auf der Ostseite des Petersteins am 19. Ju- 
lius häufig mit reifen Früchten. 


9) Anomodon eurtipendulus Hook. 

ßR. turgidus Sendt. foliis ovatis bistriatis appresso -im- 
bricatis, caule vix pinnatim ramoso turgido. 

Auch im den bayerischen Alpen fand ich diese Varıetät 

in der Knieholzregion auf Steinen häufig mit Zeskea incur- . 
vat@ fructilicirend, z. B. auf der Beuediktenwand, dem 
Kirchstein. 

10) Aypnum cupressiforme L. 

ß. implerum Sendt. caule adscendente vage ramoso 
vel subpinnato gracillimo dense implexo, ramulis de- 
eipientibus tenuibus apice uncinatis, foliis subsecundis 
appressis, summis falcatis. 

11) Tayloria obligua N. ab E. 

T. folits oblongis obtusis remote crenulatis, patenti-reeur- 
vis laxis, theca cylindrica ex apophysi (eylisdrica curvala 
subbreviori) continuata, _ i 

Hookeria splachnoides Schwägr. suppl. UI. tab. 100? 
Brid I. 266. 

Differt a Tayloria splachnoide Honk. (Muscol. exot. 
t. 173.) foliis obtusis, obtuse remoteque serratis, patenti- 
recurvis, laxis: apophysi curvata longitudine amplitudineque 
thecam suboequante. 

Ich fand diese Art am 19. Juli mit wnreifen Büchsen, 
welche aber grösstentheils ihren gehörigen Umfang erlangt 
hatten. Am 30. desselben Monats sammelte ich sie an selbem 
Standort wieder mit noch nicht völlig gereiften Früchten. 
Hr. Dr. Schauer hatte die Güte, durch Kultur im botani- 
schen“ Garten zu Breslau die Reife herbeizuführen, welche 
gegen Ende August erfolgte. 


13) Hypnum cataractarum Sendtner. 
H. caule vage pinmate, erceto: ramis patulis, acutinsceulis, 


63 


eurvulis, foliis Janceolatis, Tongissime acummatis, integerri- 
nis, confavis. enerviis, ereeto-patulis, subseeundis. 

Sterile lectum. Folia tenerrima, sericen, e luteo rufes- 
centi - viridia. \ 

13) Aupmem fragile Sendtner. 

I. eaule parce pinnato erecto; foliis ovatis, longe acu- 
mimatis, Infewerrimis, concavis, margine revolutis arcte im- 
brieatis erectis, nervo ultra medium abrupto: seta levi, theca 
orato -oblonga, curvata. . ‘ , 

j Caulis erectus vel adscendens , 2% pollicaris, interrupte 
pimatus, fragilis. Rami inequales rigidi, obtusi. Kolia sie- 
eitate vugosa apice cirrhosa. 

Albieanti et circhoso intermedium! Autumno fructificat. 


14) Bryum capillare L. 

ß. iimhrieatum Sendt. caule elongato 1—2 pollicari, 
ramis teretiusculis aequaliter foliosis; foliis imbricatis 
Tate oratis concavis, nervo excurrente pilileris, pa- 
tentibus, siceitate erectis; theca nutante oblonga, oper- 
eulo convexo acuminulato. 

Forte species ! 

Diese und die vorhergchende Art finden sich an Mauer- 
zäunen, wenn man von Waldenburg kommt, vor den ersten 
Häusern der Gabel rechts vom Weg mit Hypnum salebro- 
sum Hffm. etc. 

15) PDierawm Starkii Weber & Mohr. 
R- densum Nendt. foliis undique crispescentibus, fheca 
vix strumulosa. 

Cxspites compacti. Folia e basi lanceolata (vel ovate- 
lanceolata) in subulam angustam canaliculatam apice obse- 
letissime serrulatam, basi paullo lougiorem. acınuinatfa, flesuoso- 
faleata, subsecunda vel erispescentia, atroviridia. Nerves di- 
stinetus. Folia perichastialia varinantia oblonga, eitius acu- 
minata, seta solitaria erecta 6— 8 Timearis, hutescens. Theen 
ovalis aurvata suhstrmnnlosa ore aquilate e Inteo rufestens, 
opereulam rostratum obligmmun. theca suhbbrevins, 


64 


I. Botanische Notizen. 

1. Carex spicala Schkhr. und obtusata Liljeb. wer- 
den, neueren Beobachtungen zufolge, als identisch an- 
gegeben. Diess lässt sich an den beiden von Schkuhr 
gegebenen Abbildungen nicht ersehen, da die eine 
im jugendlichen, die andere im ältern Zustande ab- 
gebildet ist, so dass man Hrn. Schkuhr tadeln 
möchte, von einer so seltenen Pflanze eine so un- 
vollkommene Abbildung geliefert zu haben, da sie 
doch in seiner Nähe wächst. Liest man vollends, 
dass die abgebildete Ü. obtusata eines der grössten 
Exemplare seyn soll, so fällt gar alle Aehnlich- 
keit weg. Indessen lässt die Vergleichung getrock- 
neter Exemplare keinen weitern Zweifel der Iden- 
tität übwig und es ist nur zu bedauern, dass sie in 
Deutschland so selten vorkommt und selbst der 
Wohnort bei Halle nachgerade zweifelhaft wird, 
indem wir von diesem Standort Exemplare besitzen, 
die der C. Daralliana angehören. 

2, Cnicus Lachenalii Gmel. soll nachSchiede 
ein Bastard von En. tuberosus und oleraceus (Cn. 
tuberoso-oleraceus) seyn. Aber diese Pflanze kommt 
im Elsass häufig vor, während En. tuberosus daselbst 
gar nicht wächst. Wie, lässt sich diess zusammen- 
reimen? 

3. Bei Cnicus Lechenalii eitirt G m elin (FI. bad. 3. 
380.) Un. rigens Ait. Kew. 3. 144. Diese Benennung 


hätte daher um so weniger abgeändert werden sol- 
len, als sie schon in das System eingetragen und 
von Willdenow und Sprengel adoptirt wor- 
den, So etwas ist gegen alle Kleiderordnung. 


Flora. 


Nm 5. 


Begensburg, am 7. Februar 1340. 


nen Ta 


I. Original - Abhandlungen. 


-1. Einige Notizen über einen neuen Standort des 


Juncus stygius L. und das Vorkommen mehrerer 
Carices nahe bei Rothenbuch in der Umgegend 
von Weilheim; von Joh. B. Schounger, vor- 
maligem Apotheker in Weilheim. 


In bayerischen Oberlande, nur einige Stun- 
den von der bayerischen Gebirgskette entfernt, liegt 
das Städtchen Weilheim im Ammer-Thale an dem 
Flüsschen (gleichen Namens) Ammer. Zahlreiche 
Hügel in den mannigfaltigsten Formen erheben sich 
als Bindeglieder dieses 'Thales nnd der schon nahe 
vor Augen liegenden Hochgebirge. Von Weilheim 
fübrt nach dem ehemaligen Kloster Rothenbuch der 
Fussweg in kleinen anderthalb Stunden durch das 
freundliche Dorf Unterpeissenberg, welches am Fusse 
des durch seine grossartige Fernsicht berülmten 
Hoben-Peissenberges liegt, und in dessen Nähe ich 
in einigen, Lein- Aeckern eine Unzahl der Silene 
Linicola Gm. bemerkte. Kaum hat man auf einem 
Fusspfade voll Abwechslung, immer den Hohen- 
Peissenberg mit seiner Kirche in westlicher Rich- 

Flora 1840. 5. E 


66 . 
tung.als Begleiter zdir Seite‘ von dem letzten Dorfe 
eine gute Stunde zurückgelegt, so erblickt man das 
grosse Torfmoor von Böbing, wo ich in den von 
Sphagnum freien tiefer liegenden Moor-Seihen zwi- 
schen verkrüppelten Föhren zuerst den Juncus sty- 
gius nebst Carex chordorrhiza Ehrh., jedoch nur 
sehr spärlich, erblickte. Nach kleinen zwei Stunden 
Weges erreicht man, durch das Dorf Böbing kom- 
mend, Rothenbuch. In Gesellschaft mit dem Hin. 
Pfarrer des Ortes, Hrn. Ohnmüller, einem eifri- 
gen Botaniker; machte ich um die Mitte Juli’s 
einige Ausflüge von letzterem Orte nach den jen- 
seits der Ammer liegenden grossen Torfinooren, 
welche sich einige Stunden weit bis gegen Murnau 
hin ausbreiten. Schon von Rothenbuch aus sieht 
man gegen Süd-Osten das Dörfchen Schönberg auf 
einer nicht nnbedeutenden Anhöhe, welches man 
leicht in einer Stunde erreicht. In den bewaldeten, 
oft sehr steilen Abbängen,’ welche die ganze nahe 
bei Ruthenbuch fliessende Ammer auf ihrem Laufe 
von dem Dorfe Bayersoien bis hieber zu beiden 
Seiten umgeben, fanden wir besonders häufig Sta- 
chys alpina, Myrrkis odorata, Senecio cordatus Koch, 
Elymus europeus, Conyza squarrosa, Pyrola rotundi- 
folia, secunda, uniflora , sparsamer Pyrola minor, 
Carex mazxima, Lycopodium annotinum und an 
feuchten Plätzen, in Gesellschaft mit Carex remota, 
bloss in wenigen Exemplaren eine Carex, welche 
wir Anfangs für eine besonders variirende Form 
von Carex remota hielten, ich aber jetzt: inKoch's 


67 


Synopsis mit derDiagnose derCare.r Benninghausiana 
Weihe so übereinstimmend finde, dass es wohl diese 
Pflanze seyn dürfte. Dieselbe ist der Carer brizeides 
am Ähnlichsten ; von denunternetwas eutfernteren Spi- 
eulis ist das unterste von einem schmalen, biattartigen, 
verlängerten Deckblatte gestützt, welohes aber dieiöhe 
der ganzen Aehre nicht erreicht; sie häk zwischen 
obiger und Carez remota so zu sagen die Mitte, 
Hr. Ptarrer Obnmüller wird jedenfalls kommen- 
den ‘Sommer bei der Nähe des Standortes diese 
"arer häufiger sammeln, und die Lage der männ- 
lichen Blüthchen und wo möglieh ausgebildete 
Früchte genau zu beobachter suchen. Ehe wie 
nun nach Ueberschreitung der Ammer die Höhe 
des Schüönberges und das gleiehnamige Dorf erreich- 
ten, erfreute uns in einem Getveide-Felde Silene 
gallica L. in ziemlicher Menge. Auf der Höhe selbst 
wurden wir überrascht dureh eine entzickende 
Aussicht auf die majestätischen Hochgebirge hin, 
die das liebliche Ammergau-Fhal umschljessen, und 
über einen grossen Theil der sich gruen Salzburg 
hinziehenden Gebirge, während wir am südöstlichen 
Abbbange des Berges Torfinoore, in srossartiger Ans- 
breitung, einen bedeutenden Fhiehenraum bedeekend, 
vor unsern Füssen liegen sahen. In diesen von ver- 
kümmerten Zwerg-Föhren dicht bedeckten Mooren 
fanden wir gleich um Fusse des Sehönberges beim 
ersten Betreten Career Helrenastes, terekiuscula, 
dioica, Barallianı. leucoglechin, mieroylechin, peuli- 
carix, panicca., limosa, sapitala, welche sich nelbet 
E2 


63 


r 


in den am Rande des Moores hinziebenden, etwas 
kultivirten nassen Wiesen- Strecken noch in gröss- 
ter Menge und Deppigkeit zeigte. Wir umgingen 
non einen von der Landstrasse, welche von Rothen- 
bach nach Bayersoien hinführt, sich in das Moor, 
gleich einer Landzunge, hereinziehenden Hügel, 
Lettinger Hügel genannt, uud betraten das Moor 
neuerdings und zwar an einer von den Zwerg- 
Föhren mehr entblössten freien Stelle, welche wir 
schon von der Höhe in lieblich grüner Färbung er- 
blickten. Diess war nun der Punkt, wo nus in 
Gesellschaft mit Schenus albus, Drosera rotundi- 
folia & longifolia das niedliche Pflänzchen Juncus 
stygius in grösster Menge überraschte. Auch (arer 
chordorrhiza Ehrh. fanden wir in den tieferen längs 
dieser kleinen freien Fläche sich hinziehenden Moor- 
Seiben, aber nach langem Spähen nur sehr spar- 
saın. Wenn auch auf den schwammigen (schwanken- 
den) Moorplätzen, die keinen festen Tritt gestatten, 
und im continuirlichen Niederbeugen des Körpers 
das Einsammeln des kleinen Juncus stygius sehr 
mühevoll war, und wie nur zu oft mit mehreren 
Exemplaren der erwünschten Pflanze auch unwill- 
kübrlich den Schenus albus mitpflückten, so konn- 
ten wir doch in wenigen Stunden über hundert 
Exemplare sammeln , ohne im Geringsten dem 
Vorkommen der Pflanze für die Zukunft zu scha- 
den. Die eigenthümlich .röthlich- braune Färbung 
des untern Hal - Theiles und der pfriemlichen, 
etwas zusammengedrückten Blätter contrastirt zu 


9 


der grünlich-gelbweissenFarbe der Blüthen- Aehrchen, 
deren’ spitze Perigonial-Theile mit einem röthlichen 
Streifen bemalt sind, für das Auge sehr lieblich 
und wird durch den Farben- Ton der umgebenden 
Pflanzen noch mehr gehoben. Der Halm erscheint 
von der Länge eines Fingers bis zu der über eine 
Spanne. Ein oder zwei Blätter an demselben, ober- 
seitsrinnig, zeigen eine kleine Scheidung am Grunde 
‚ihrer Stellung. . Die Aehrehen sind entweder in 
ein endständiges Köpfchen in der Anzahl von 1, 2, 
öfter 3, doch seltener zu 4 und sehr selten zu 5 
Blüthchen gestellt; oder es stehen auch, besonders 
‚an den höhern Exemplaren, zwei Blüthenköpfechen 
untereinander, von welchen das untere mehr oder 
minder herausgesenkt gestielt ist. Die Perigonial- 
Zipfel sind fast halb so kurz ala die eilängliche, 
etwas spitze Kapsel. Die Blüthen 6-männig, die 
Filamente viel kürzer als die Anthere, und die 
Wurzel faserig. 

Wir besuchten noch ein diesem Punkte nahe 
liegendes Moor, in dessen Näbe der Fussweg von 
der gegen Bayersoien hinführenden Landstrasse vor- 
beizieht, wo uns neben Lycopodium inundatum eine 
grosse Anzahl der Carer chordorrhisa Ehrh. er- 
freute. — Die Ufer des von hier nur mehr_eine 
halbe Stunde entfernten See’s bei dem Dorfe Bayer- 
svien beschenkten uns endlich noch mit Calla pa- 
dlustris, Ranunculus Lingua, Sparyanium simple.r, 
Juncus bufonius, Scirpus acicularis, selaceur, ca@spi- 

“tusus, Beothryon, Marchantia polymorpha ete. 


70 


Dieses nan zwischen Weilheim und der baye- 
- rischen Gebirgskette zimächst liegende, romantische _ 
Hügelland bat jedenfalls einen grossen Reichthum 
besonders der subalpinen Flora, und da in den 
Floren ‚Deutschlands der niedliche und seltene Jarn- 
cus:-styglus bloss im Algäu bei Füssen, auf der Alpe bei 
Seck im Algäu nnd auf der Beisser-Alpe im südlichen 
Tyrol, wo ich ihn aber bei zweimaligem Besuchen. im 
eifrigsten Durcebforschen nie auffinden konnte, als 
vorkommend bezeichnet wird, so glaubte ich, um 
s0..mehr von diesem ‚Standorte Oberbayerns zu er- 
wähnen, als er kaum irgendwo in so.reicher An- 
zahl getroffen werden dürfte als eben bei Rothenbuch, 

Die, grosse Abwechslung der von Weilheim 
gegen Rothenbuch und Bayersoien hinliegenden Ge- 
gend und das nahe Hochgebirge möchte wohl noch 
manchen Botaniker einladen, diese Punkte zu be- 
suchen und eines längeren Aufenthaltes zu würdi- 
gen, so wie viele botanische Excursionen in diesen 
tiegenden gewiss nie ohne reiche Ernte, also sehr 
lohnend seyn werden. 


2. Ueber eine eigenthümliche Form und Monstrosi- 


tüt der Pulsalila vulgaris Mill.; von C.Bogen- 
hard, Cand. Pharmae. in Sobernheim a. d. Nahe. 
Vor einigen Jahren fand ich in der Nähe von 
Neuwied eine_Pulsatilla von eigenthümlichem An- 
sehen und von der bier häufigen P. vulgaris auf- 
fallend abweichend. -Ich: war ‚geneigt, sie für P. 
montana. Hoppe zu halten, da sie der Beschreibung 


” 


nach ziemlich gut mit dieser überein kam und wurde 
"in dieser Meinung um so miehr: bestärkt‘, als mir 
Hr.- Wirtgen mittheilte, dass er dieselbe Pflanze 
in der Nähe von Coblenz gefunden und der selige 
Nees y. Esenbeck sie für P. montana Hoppe 
erklärt habe: " - 

Aufklärung hierüher ‘ verdanke ich der Güte 
unserer erfabrensten Autoren, denen ich die Pflanze 

 übersandte, und Hr. Hofrath Reichenbach. setzte 

. mich in den Stand, dieselbe mit der ächten P. 
inontana von Triest zu vergleichen. In der Folge 
babe ich Gelegenheit gehabt, meine Pflanze auf 
ihrem Standorte vof Neuem und in Menge zu be- 
obachten und sie nebst der forma Haciniata unver- 
ändert wiedergebildet gefunden; im Frühjahr 1839 
hatte ich die Freude, beide Formen auch hier auf 
.dem Lemberg zu ‘entdecken und werde ich neh. 
stehend versuchen, eine kurze Charakteristik der- 
selben zu geben. 

Diese Pulsatilla unterscheidet sich von der wah- 
ren P. vulgaris Mill. vornelsalich -dusch ihre grös- 
sere, dunklere, halbüberhängende Blume, durch die 
bei ihrer Reife sehr lang gestreckten Antheren und 
dureh die tiefer getheilten partitiones laciniatas in- 
volueri. *) Nach einer Mittheilung des Hrn. Hof- 
ratı Reichenbach ist diese Pflanze genau mit 
diesen Merkmalen von Bulliard im herbief de 
France pl. verimeuses fol. 49. abgebikdet, welche 


*) Couf. RKeieheub. icon. fl. ger. Ag. 4657. h. 


72 


Figur von ihm. in der Flora german. excurs. noch 
mit zu P. vulgaris citirt ist. — Die-Neigung und 
"das intensiv dunklere Blau der Blume dieser Pflanze 
fällt onter den Verwandten sogleich bemerkbar in 
die Augen nnd findet bei allen Individuen, die ich 
zu beobachten Gelegenheit hatte, ohne Ausnahme 
statt; bei recht ausgebildeten Exemplaren ist die 
Blume auf langem Stiel aus der Hülle hoch empor 
gehoben und hängt dann fast so tief wie bei P. 
pratensis über, bei weniger entwickelten dagegen 
ragt sie kaum aus der Hülle und steht von letzterer 
fast wagerecht ab; die Blume ist meist nur wenig 
geöffnet, die stumpfen sepala gerade ausstehend, 
zusammengeneigt. Sehr charakteristisch ist noch 
das involuerum, dessen Blättchen siels sehr tief ge- 
theilt sind; überhaupt zeigt die ganze Pflanze einen 
zavteren, gracileren Bau, eine weniger zottige Be- 
haarung als die gewöhnliche P. vulgaris und die 
Wurzelblätter sind während der Blüthe, oft schon 
vor derselben, vollständig entwickelt, was bei jener 
nicht, wenigstens nicht in dem Grade stattfindet. 
Der eben beschriebenen Form angehörig und 
mit derselben gemeinschaftlich verkommend, ist eine 
Monstvosität mit dreitheiligen, oft fiederspaltigen 
Blumenblättern, eine in der That interessante Er- 
scheinung! Ausser Hellwing, welcher, wie mir 
Hr. Hofeath Reichenbach mittheilte, eine Pulsa- 
Ulla patens sepalis lacinialis abgebildet, scheint eine 
Metamorphose, wie vorliegende, noch nicht beob- 
achtet worden zu seyn. Sie ist dus Produkt einer 


' 


73 


regressiven Bildung und die Blumenblätter haben 
hier die Gestalt der Hällblätter angenommen, da 
die Neigung, sepala laciniata zu bilden, den Ane- 
moneen eigen und sich leicht da erklären lässt, wo 
ein involuerum laciniatuın vorkommt, dessen Wie- 
derholung auf höherer Stufe dann die sepala bilden, 
Gewiss aber ist es merkwürdig, dass sich hierbei 
die Blüthenfarbe erhalten hat, da bei einem rück- 
gängigen Bildungsprocess vor allem die Farbe in 
die grüne verwandelt wird; so hat man schon Exem- 
plare der P. pratensis mit grüner Blume gefunden. 
Bei einer vorschreitenden Bildung fürben sich da- 
gegen die veränderten blattartigen Theile, so habe” 
ich z. B. hier bei Sobernheim ein Exemplar der 
P. rulgaris gefunden, an dem ein Theil des invo- 
lucri in ein bianes Biumenblatt verwandelt ist. — 
Weun ich bisher bemüht gewesen, die charak- 
teristischen Merkmale dieser interessanten Pflanze 
hervorzuheben und wir diese Thatsachen zusamınen- 
fassen, so dürfte sich nach meiner Ansicht vielleicht 
die Nothwendigkeit ergeben, sie als specifisch ser- 
schieden von P. rulgarix zu betrachten, Miuelter- 
men kommen bekanntlich bei allen Pulsatılla. Arten 
vor; ich gedenke hier nur der merkwurdigen For- 
men, welche Hr. Lasch entdeckt hat, die in Kei- 
chenbach's treftlichen icon. Hl. gerinan. wieder 
gegeben sind. In gegenwärtigem Falle nun glaubte 
ich, meine Pflanze als forma Intermedia von P. rnt- 
garis Mil. und P. montana Hoppe zu betrachten, 
sey aus entwickelten Gründen gerechtfertigt und 


2 


diagnosirte sie desshalb in der Versammlung des 
botanischen Vereins am Mittel und Niederrhein 
zu Cöln 1839 folgendermassen : 

Putsalille media mihi, villosiuseula, flore eer- 
nuo atroriolaceo, sepalis obtusiusculis eonuiventibus 
apice- reetis, involueri foliis sessilibus pro/unde dipi- 
tato- multipartitis, foliis vndiealibus cogetaneis tripli- 
cato- pinnatitidis, laciniis linearibus aeutis, j 


ß. Taciniala m., sepalis tri- vel multipartitis. 


\ . 

Ob nun meine hier gegebene Ansicht die richı- 
tige sey, ob sich diese Pflanze künftig als buna 
species, als planta hybrida oder als Form von P. 
zulgarts eonstaliren wird, überlasse ich der Ent- 
° scheidung der Autoren; ich begnüge wich, den 
Forscher biermit auf diese interessante Erscheinung 
aufmerksam zu wachen und zweifle nicht, dass 
diese Pilauze vielleicht noch bier und da vorkom- 
nen’ may, wo Pulsetilla vulgaris, gesellschaftlich 
wächst. Auch wird unser verehrter Koch, dem 
ich die Pllauze in lchenden Stöcken übersandt habe, 
binnen Kurzem meine Ansicht und Beobachtungen 
entweder bestätigen uder widerlegen. 

lH. Correspondene®- 

Oefter schon babe ich den Radstädter Tauern 
bestiegen, und immer reiche Ernte gehalten. Hier 
fulgt nun das Resultat meiner jüngsten Wanderung: 

Der Morgen des 18. Juli 1839 fand mich mit 
Fascikel und Botanisirkupsel versehen an dem Ge- 
stade der Trauerache; 4 Meile von Radstadt befindet 


75 
sich das an eben dieser Ache gelegene Moyergut, 
von wo aus ich meine Excursionen zu unternebmen 
gedachte. — Es war 4: Uhr, als ich mit einem rü- 
stigen Bauernburschen, der mir als Führer diente, 
die vordere Voga zu ersteigen begann; dort ange- 
langt, ging der Weg über den Rücken des Berges 
nach der Grundalpe, von bier aus über den Kas- 
boden nach der Edelweiss-Wand, die ihren Namen 
nicht umsonst führt, denn in einer halben Stunde 
hatte ich eine. hinreichende Quantität der schönsten 
Exemplare von Graphalium Leontopodium gesammelt; 
nun ging es wieder rasch vorwärts, der hintern Voga 
zu (wo ich an einer Quelle Allium Schenoprasum, 
jedoch unaufgeblüht fand); wir exstiegen den Rücken 
derselben, und wandten uns, da es Mittags war, der 
Moyer-Alpe. zu; Nach eingenommenem Mahle gings 
nach dem öden Kaare; wahrlich öde, nichts als 
"Knieholz und Felsen; eine halbe Stunde und wir 
waren am Fusse des mittleren Gaissleines, erstie- 
gen ihn, dessen oberste Fläche 10°-im Quadrat be- 
trägt, und mit Phyleuma'ylobwariefolium , "Sawi- 
fraga Aizoon, am Bande Sarifr. bryoides, Aigritella 
angustifolia, am. Velsenablange Arsica ylacialis, 
Artemisia Mutellina, Silene,rupeslris; unter dem 
Felsen mit Rumez sculatus, Owyria renniformis et 
Phyleuma hemispherieum bewachsen war. Ander- 
wärts ging es nun in die sogenannte Leiter, einen 
Gebirgskessel, in welchem sich eine halbe Stunde 
von den Leiter-Alpen ein ziemlich grusser und tie- 
fer Gebirgssee befindet. Es war 6 Uhr Abeuds, 


\ 


716 


als ich in der Alpe anlangte, Fascikel und Rota- 
nisirbüchse wurden abgelegt, und die Pflanzen 
4heils eingelegt, theils eingewässert, woraus sich 
dann folgende Ausbeute ergab: 

Veronica aphylla, Pinguieula alpina, Vuleriana 
Sazatilis, Galium montanum, Myosotis alpestris, 
Soldanella alpina, Gentliana acaulis, punclala et ba- 
rvarica, Azalea procumbens, Campanula alpina, pulla, 
barbata, Scheuchzeri, Allium Sch@noprasum, Rumex 
sculalus, Oxyria reniformis, Rhododendron hirsultum, 
Sazifraya Aizoon, androsacea, aulumnalis, bryoides, 
rolfundifolia et stellaris, Silene acaulis, rupestris, 
Dryas oclopetala, Atragene alpina, Ranuncufus ni- 
ralis, alpestris, aconitifolius, Thymus alpinus, Digi- 

lalis ambigua, Apargia hastilis, Leontodon hispidus 
et alpinus, Hieracium alpinum, Viola alpina, Gna- 
phalium Leontopodium , Arnica ylacialis, Artemisia 
Dutellina, Orchis odoratissima, Nigyritella angusli- 
folia, Phyteuma globulariafolium, hemisphericum. 

Um 5 Uhr früh den 19. Juli setzten wir- un- 
sere Wanderung von den Leiter - Alpen wieder 
tort, begaben uns sodann nach dem Lürzer-Schartl, 
einer Felsen-Vertiefung zwischen dem hintern Gais- 
stein und dem Frauenkaar, wandten uns dann ab- 
wärts nach den faulen oder kahlen Wänden, einer 
Gebirgsschlucht, deren Boden immer mit Schnee 
und Eis bedeckt ist; der Ausweg aus dieser Schlucht 
führt durch eine sehr gefährliche Felsenschlucht, 
aufwärts gegen die Mitte der Seekaarspitze bin; 


duch welche Ausbeute! nach überstandener Gefahr: 


77 


Ranunculus rutefolius, Anthericum serotinum, 
Cardamine resedifolia, Afnica ylacielis, Sazifraya 
oppositifolia et cespilosa, Cherleria sedoides, Siebera 
cherlerioides, Primula minima! Nun führt der Weg 
abwärts nach dem schönen Hundsfeld-See, in des- 
sen Nähe sich auch ein vor etwa 70 oder 100 Jah- 
ren im Gange gewesenes Goldbergwerk befindet, 
Am Ufer rechts des eben erwähnten See’s führt num 
der Weg nach dem Gasthaude auf dem Tauern, 
welches ich wegen der billigen und soliden Bedie- 
nung jedwedem Hrn. Botaniker um so mehr em- 
pfehle, da es gerade der Mittelpunkt der von hier 
aus täglich zu unternehmenden Exenrsionen auf die 
umliegenden Gebirgshöhen ist. 

Mit reicher Beute beladen kehrte ich Abends 
7 Uhr eodem die nach Radstadt zurück. Das Be- 
sultat war folgendes: j 

Valeriana celtica, bei den faulen Wänden; 
Eriophorum capitatum, Agrostis tenella, Poa viripara 
et alpina, Alchemilla fissa, Androsace oblusifolia, 
Soldanella pusilla, Primula minima, Phyteuma glo- 
bulaxiefolium et.belonicefolium, Laserpilium simple, 
Imperatoria Ostruthium, Polyyonum ririparum, Rho- 
dodendron ferrugineum, Saxifraga casia, cespilosa, 
muscoides, oppositifolia, mutala, Dryoides, autumralis, 
Cherleria sedoides, Siebera cherlerioides, Semper- 
rirum montanum, Geum monlanum, reptans, Aconi- 
tum fauricum, Anemone rernalis, Rununculus vute- 
folius, nivalis, alpestris, Ajuga pyramidalis, Carda- 
mine alpina, resedifolia, hirsula, Lepidium alpinum, 


73 


Arabis Halleri et bellidifolia, Hedysarum obscurum, 
 Phaca astragalina,Gnaphalium fuscum,Leontopodium, 
supinum, Senecio abrolanifolius et carniolicus, Car- 
duus Personala, Habenaria albida, Himanthoglossum 
" riride, Carex currula, Saliz serpyllifolia et reticu- 
lata, Achillea atrala, Clavene, Silene injlata. 
Radstadt. Franz Fehrenbach. 
MW. Botanische Notizen. 

1. Zu Unicus alpinus (Saussurea alpina DeC.) 
eitirt Röhling (Deutschl. Fl. IL p. 442) Serratula 
"discolor «. Wüild.; da aber Willdenow neben 
dieser S. discolor auch die wahre $. alpina auf 
tührt, so dürfte der Irrthum beiRöhling selbst seyn. 

2. Das von Hampe in seinen Mausci frondosi 
Germanize in Flora 1837 p. 279. aufgeführte Poly- 


trichum strictum Menz. dürfte für Deutschland doch .. 


wohl zweifelhaft seyn. Bridel, der in Aufstel- 
lang von Wohnörtern sehr ausführlich ist, gibt kei- 
nen solchen für Deutschland an, nund.wenn er auch 
das P, yracile von Blandow, der in Mecklenburg 
botanisinte, dazu eitirt, so gehört doch solches ofien- 
bar zu P. affine. Wenn Bridel ferner bemerkt: 
„vix satis specifice a praecedente diversum,” welches 
P. Antillerum ist, so hat er doch ohne Zweifel 
auf P. juniperinum deuten wollen, von welchem 
es nur durch einen ästigen Stengel verschieden 
seyn soll, so dass cs auch der speailischen Ver- 
schiedenheit ermangelt, 

3. Leptodon Smithii Mohr, Hampe \. ce. p. ‚276, 
davon würde eine nähere Nachweisung erwüngeht 


KUEWE\ | 


Sa 
. Dogem 


Lo 


seyn, zumal da Bridel ausdrücklich sagt: ve ipon 
Germania eo prorsus carere videtur.” 

4. In seiner Flora britanniea nahm Smith die 
Typha minor nur auf die Auctorität Dillen's auf, 
‚und kannte sie bloss nach aus Genf erhaltenen Exem- 
plaren, dagegen Clusius sie schon vor mehr als 
200 Jahren bei London gesammelt hätte. 

5. Unter einer änsehnliehen Sammlung getrock- 
neter Pflanzen aus den Salsborger Alpen," welche 
die. k. botanische Gesellschaft Hrn. Bergrath Mie- 
lichhofer in Salzburg zu verdanken hat, befand 
sich auch eine Weide mit folgender Beischrift: 

„Salz punctata Wahlb. Fl: lapp. pag. 269. 
Nr. 481. -.Auf der Schattbachalpe bei Hüttschlag 
"in der Grossarl im salzburgischen Gebirge, an eineın 
Alpenbach, Juni. Ist nicht Salir Ammaniana, wie 
man der Meinung ist; denn die Blätter sind auf 
beiden Seiten im frischen Zustande stark glänzend, 
grün, und auf der untern oder Rückseite niemals 
mit einem blaulich- oder graulich- grünen Anflag 
versehen, daher Wahlenberg ganz richtig sagt: 
sed. folia nitida eam potius cum Salice myrsinitide 
eonjungunt.” 


Hr. Hofrath Koch in Erlangen, dessen Ansicht 
über diese Weide wir uns erbaten, gab darauf 
folgende Erklärung: Diese Weide, welche 8. ni- 
gricans Fries, Koch Synops., sehr nahe steht, und 
sich davon nur durch die auf beiden Seiten glün- 
zenden Blätter unterscheidet, .halte ich der Be- 
schreibung nach fitr die Saliz punetata Fries, Novit. 
Flor. Suec. Mant. I. p. 51. Er sagt, alle Wah- 
lenbergischen Exemplare, welche er gesehen habe, 


80 \ , 


seyen weibliche, erwachsene gewesen, und seyen 
in diesem Zastande kaum von der S. nigricans zu 
unterscheiden, denn der mehr oder weniger be- 
blätterte Blüthenstiel variire nnd die unterseits punk- 
tieten Blätter, was wenigstens durch die Linse be- 
merkt werde, seyen ein wesentliches Kennzeichen 
der 8. nigricans, Doch sey sie dadurch ausgezeich- 
net, dass die Blätter im erwachsenen Zustande 
steif und glänzend wären. Dieses passt genau auf 
die vorliegende Art. Fries spricht noch von männ- 
lieben Vahlischen und Deinbollischen Exem- 
plaren; die Unterschiede, die er aber ausser dem 
Glanze der Blätter bier angibt, sind bei vielen Ar- 
ten wechselnd. 

Wahlenberg hat, so viel ich mich erinnere 


gelesen Yu haben, die Ausbeute seiner ersten lapp- - 


ländiseben Heise durch einen Brand verloren und 
daher mag es kommen, dass die in der Flora lappo- 
nica beschriebene und abgebildete Salir punctuta 
eine ganz andere ist, als die später gesammelte, 
welche mit der vorliegenden einerlei scheint. Wah- 
lenberg sagt in der Flora lapponica, was auch 
die Abbildung zeigt, dass die Blätter am Blüthen- 
stiel länger seyen als das Kätzchen selbst, und dass 
sich in den Blattwinkeln dieser Blätter vollständige 
Knospen befänden. 

Diese Bildung von Knospen in den Blattwin- 
keln des Blüthenstieles ist ein so ausgezeichnetes 
Merkmal, dass schon desswegen die Sulix punctata 
Wahlenb. Fl. lapp. nicht verkannt und dass damit 
die vorliegende Art nicht verwechselt werden kann, 
Diese Knospenbildung wurde unter den deutschen 
Weiden bisher bloss an Salir reliculaula, relusa 
und herbacea beobachtet. 

Ich bemerke schliesslich, dass ich bis jetzt noch 
kein schwedisches Exemplar der von Fries und 
auch der von Wahlenberg in der Flora lapponica 
beschriebenen Salix punctala gesehen habe. 

"  (Hiezu Beibl. 1.) 


I 


Flora 


Are G. 


Regensburg, am 14. Februar 1840. 


I. Original - Abhandlungen. 
Verzeichniss der in ‘der Umgegend von RK: lagenfurt 
vorkommenden Sumpfgewächse ; von Friedrich 
Kokeil, k. k.Taxamts-Controlleur in Klagenfurt. 


Die Umgebung von Klagenfurt ist beinahe von 
drei Seiten mit mehr oder weniger ansgebreiteten 
Sümpfen, unfruchtbaren Meoren und zum Theil 
oft überschwemmten Sumpfwiesen umgeben. Diese 
erzeugen nach Beschaflenheit der Lage und, des 
Bodens eine mannigfaltige Flora, die ich durch 
einige Jabre zu beobachten Gelegenheit hatte, und 
hier in einer kurzen Zusammensteliung den ach- 
tungswerthen Verehrern der Flora zu ‘übergeben 
wage. In dieses Verzeichniss nahm ich nicht allein 
die eigentlichen Sumpf- und Wasserpflanzen auf, 
sondern auch solche, die andern Orts auf trockenem 
Boden, ja selbst den höchsten Alpenspitzen gefun- 
den werden, als z. B. Gentiana utriculosa Waldst., 
welche hier in einem torfigen den Sommer fast gaıız. 
überschwemmten Boden am üppigsten mitten unter 
der reichlich blühenden Primula farinosa vorkommt, 
während ich sie auch auf den höchsten Kalkalpen- 

Flora 1840. ®. F 


82 


Spitzen Kärnthens antraf. Gleiche Eigenschaft zeigt 
Pinguicula alpina, welche hier im Frühjahr nicht 
allein die Torfwiesen bekleidet, sondern alle Quel- 
len der Voralpe Satnitz reichlich umkränzt. 

Die ergiebigsten Orte, wo der Botaniker tinen 
-Sehatz von Sumpfpflanzen erbeuten kann, sind vor 
allen der grosse Sumpt am Wördsee, und alle nüchst 
seinem Ausflusse der Glänfurth angränzenden Flä- 
chen, die leider nur allzusehr zum Nachtheil der 
Bewohner dieser &egenden überschwemmt werden. 
Ferner sind reichhaltig die Waldsümpfe am Kal- 
varienberge nächst Klagenfurt, aus welchen grössten- 
theils der für die Naturwissenschaft unsterblich 
gewordene P. B. v. Wulfen seine botanischen 
Schätze hervorsuchte und bekannt machte. 

Habe ich durch die nachstehende Aufzählung . 
der Gewächse nur zum geringsten Theile für die 
Wissenschaft etwas beigetragen, so wird es mir 
zur grössten Freunde gereichen, und mich zu fer- 
nern Mittbeilungen meiner gemachten Beobachtungen 
anspornen. 

Monandria. 

Hippuris vulgaris L. In der Glanfurth. Gegend 
des kühlen Bründls. Juli. 

Calla palustris L. In Sumpfgräben am Wörd- 
see und unter auf sumpfigem Boden wachsenden 
Erlen an der Südseite des Wöürdseeufers. Juni. 

Callitricke verna L., C. autumnalis L., C. an- 
gustifolia Hoppe. In Sümpfen bei Kesslin und am 
Wördsee in Gräben. September, Ociober. 


83 


'Zannichellia palustris L. Nur im Jahre 183% 

in Sumpfgräben an der Glanfarih beobachtet. ‚Juli, 
Diandria. 

Veronica scutellata L. In Sümpfen von Kess- 
lin und am Wördsee. Juli, August. 

Veronica Beccabunga L., V. Anagallis. LE. In 
Wassergräben und Sümpfen am Wördsee, : Mai, 
August. 

Gratiola officinalis E. Anf Sumpfwiesen und 
an Gräben. August. 

Pinguicula vulgaris L. In Sampfwiesen. Mai, 
“ Juni. j : . . oo 
P. alpina L. In Sumpfwiesen und an Wasser- 
quellen der Satnitz. April, Mai. 

Ütricularia vulgaris L. Tiefe Sumpfgräben am 
Wördsee. Juli, August. 

Lycopus europ@us L. An Bächen und feuchten 
Waldwiesen. Juli, August. 

Orchis latifolia L. Sumpfwiesen an der Sat- 
nitz. Juli. 

Epipactis palustris Craniz. Bumpfwiesen bei 
‚Keutscbach. Juli. 
 Lemna minor L., L. polyrrliza L. In Sumpf- 
gräben und Teichen. 

Salix triandra L. AnWässern und Teichen. April. 

S. fragilis L. An der Glan beiHaarbach. Mai. 

S. alba L. An Fiussufern. April, Mai. 

S. purpurea L. Feuchte Wiesen. ‘April, Mai. 

S. holosericea Willd. Dessgleichen. 

S. cinerca L. Dessgleichen. 

-F2 


"84 


Salix angustifolia Wulf. Sümpfe von Kesslin 
und an der Satnitz. "April. 

8. aurita L. Sumpfwiesen. April. 

Triandria. 

Crocus albiflorus Hoppe. Sumpfige Wiesen. April. 

Valeriana dioica L, Auf Sumpfwiesen. Mai. 

Iris Pseudacorus L. An Ufern der Glan. Juli. 

Schenus nigricans L. Sümpfe an der Glanfurth, 

Cladium Mariscus Schr. Sümpfe bei Maria 
Saal und -Ebenthal. Jali. 

Rhynchospora alba Vahl. Sümpfe von Kesslin 
und Wördsee. Juli, August. - 

R. fusca Schult. Sümpfe auf dem Kalvarionberge 
und am Wördsee. Mai, Juni. 

Cyperus flavescens L., C. fuscus L. Sümpfe 
am Wördsee, Kesslin, St. Georgen, Maria Saal 
und Ebentbal. September, October. " 

Heleocharis palustris BR. Br, Sümpfe am Wörd- 
see. Juni, Juli. , 

H. ovata R. Br. An Wassergräben. Juli. 

H. acicularis L. Sümpfe am Wördsee. August. 

Scirpus lacustris L. In Flüssen, Teichen und 
am Wördsee. Juni, Juli. 

- Sc. sylvaticusL. An Wässern und Teichen. Juni. 

"Se. compressus Pers. Sumpfwiesen der Satnitz. 
- Mai. Juni. | 
Eriopkorum alpinum L. Sumpfwiesen an der 
an th. Mai. 
latifolium Hoppe. Sümpfe von Kesslin, 
Satnite April, Mai. i 


Carex dioica L. Sümpfe an der Satnitz. April. 
€. vulpina L. Sumpfwiesen der Satnitz. Mai, Jun. 


€. muricata L. Dessgleichen, Mai, Juni. 
:C. teretiuscula. Good. Sümpfe' der Satnitz. Mai. - 
EN EN var, major Koch. Sumptwiesen 


bei Maria Rain. Juni. 

C. paniculata L. Sumpf an der Westseite der 
Satnitz. Juni, 

€. leporina L. Kessliner Sumpf. Mai. 

C. stellulala Good. Dessgleichen, Mai. 

€. elongala L. Sumpfwiesen an der Satnitz 
und in Wassertümpeln des Schmalzbergls bei Kla- 
genfurt. Mai. 

C. canescens L. Sümpfe bei Kesslin. Mai. 

C. cespitosa L. Sumpfwiesen. Mai, Juni. 

.€C. acuta L. In Allen Sümpfen und an Tei- 
chen. Mai. - 

C. panicea L. Auf f Sumpfwiesen. Mai. 

C. glauca Scop. Sumpfwiesen der Satnitzwäl- 
der. Mai, Juni. 

C. pallescens L., Auf allen Sumpfwiesen. Mai. 

C. flava L. Feuchte Wiesen an der Satuiiz. 
Maj, Juni. 

C. Oederi Ehrh. Sümpfe von Kesslin und Wörd- 
see. Mai — September. 

C. Hornschuchiana Hoppe, Sumpfwiesen, Mai. 

C. distans L. Sumpfwiesen der Satnitz. Juni. 

C. Pseudoeyperus L. Tiefe Gräben am Wörl- 
see, Juni. 

C. ampullacea Good. Satnitz-Sümpfe. Mai. 


86 © 


Carex vesicaria L. Sumpfgräben am Wördsee, 
TFeicke im Zigulner Walde, Mai. 

C. paludosa Good. Satnitz-Gräben. In Teichen 
hinter den Ziguln und andern Sumpfgräben. Juni. 

ce. riparia Curt. Sümpfe an der Satnitz. Juni.. 

» C. fliformis L. Tiefe Gräben am Wördsee. Juni. 

C, hirta L. Auf allen Sumpfwiesen. Mai, Juni. 

Typha latifolia L. Teiche hinter den Zigulen 
und Gräben am Wördsee. August. 

Sparganium ramosum Huds. In der Glan und 
an. Teichen. . Juli, August. 

Sp. simplex Huds. Sümpfe am Wördsee. Juli, 
September. 

Sp. nalans L. Sümpfe am Wördsee J ulr, 
August. 

Phalaris arundinacea L. Bei Wässern. Juli: 

Ph. picta L. Feuchie Wiesen bei Mar. Saal. Joh. 

Alopecurus geniculatus L. Sumpfwiesen. Aug. 

Phragmites communis Trin, Sümpfe, Teiche, 
Wördsee. Augnast. 

Glyceria spectabilis M.K. Anallen Wässern. Jul. 

Cynosurus cristatus L. F euchte Bergwiesen 
gegen Halleg. August. 

Nardus strieta L. Sumpfwiesen der Satnitz. Jun. 

Tetrandria. 

Scabiosa australis Wurf. Sumpfwiesen der 
Satnitz. August. 

Galium palustre Schult. Sümpfe. Juli. 

G. uliginosum Schult. Sümpfe. Juli. 

-Trapa natans L. Teiche bei Ehrentbal. Juli. 


87 


Isnardia palustris EL. Stümpfe von Kesslin 
und am Wöärdsee. August, October. 

Alnus glutinosa E., A. incana Wulf. Schattige 
Sumpfwiesen, an Flüssen. April. 

Segina procumbens L. Sümpfe am . Wörd- 
see Juli. . j 

Potamogeton natans L. In Gräben und in der 
Glanfurth. *Juli. 

P. perfoliatus L. In der Glanfarth.- Jali, 
Angust. s 
“ —P. lucens L. In der Glanfurth. Juli. 

P. crispus L. Dessgleichen. Juli, August, 

P. pusillus L. In Wassertümpeln am Wörd- 
see. Juli. ” 

P. pectinatus Sm. Ym Stadtkanal, dessen Ans- 
flusse und in der Glanfurihb. Juli. 

P. gramineus W. In Wassertüömpeln am Wörd- 


see, Juli, 


Pentandria. 
‘ Myosolis palustris Bess. Sumpfwiesen und 
Gräben. Juni, August. 
Lysimachia Nummularia Plenk. In Sumpfwie- 


sen. Juli. 
L. vulgaris Plenk. An Flüssen und Wasser- 


gräben. Juli. 

Primula farinosa L. Sumpfwiesen diesseits 
der Glanfurth. Juni. 

Menyanthes trifoliata L. Sümpfe der Sat- 


nitz. Juni. 


88 


“ Hippocentaurea pulchella Sm. " Feuchte Wie- 
sen au der Satnitz. August. j 
Impatiens Nali tangere L. Unter feuchten 
Erienbüschen. Juli. " 
Viola palustris L. Sümpfe bei Ebenthal. 
Ziguln und andere mit Erlen bewachsene Wald- 
sünpfe. April, Mai. 
V. lactea Sm. Sümpfe am Wördsee. Juni. 
Gentiana Pneumonanthe Plenk. Sumpfwiesen 
der Satnitz. Juli. \ 
6. utriculosa. Waldst. Sumpfwiesen der Sat- 
nitz, Juni. 
@. verna L. Feuchte Stellen an der Satnitz. 
April, Mai. 
Selinum palustre Pl. Sumpfwiesen der Satnitz. 
August. September. 
Cherophyllum hirsutum L. An Waldquellen 
und Sümpfen. Mai, Juni. 
Angelica sylvestris Schk. Sampfwiesen. August. 
October. 
Ciruta virosa Schk. Sümpfe bei Ebenthal, Ufer 
der Glan. Juli. 
Sium repens L. Sümpfe bei Ebenthal., Juli. 
Tamarixv germanica Sm. An der Glanfurth 
unter Ebenthal. Juli, 
Parnassia palustris L. Auf allen Sümpfen. Aug. 
Drosera rotundifolia Pi. Sümpfe bei Maria 
Saal, Wördsee. Juli. 
D. longifolia Pi. Sümpfe bei Kesslin, Maria 
Saal, Wördsee. Juli. j ° 


89 


Drosera intermedia Hayne. Sümpfe’am Wörd- 

see. Juli. : 
. Hexundria. 

Allium angulosum Jacg. Sumpfwiesen bei Haar- 
bach. Juli. 

Hemerocallis flava L. An der Glanfurth, un- 
ter der Satnitz. Juli. 

Juncus conglomeratus L. ’Sümpfe der Satnitz, 
am Wördsee. Juli. 

J. bufonius Host. Auf allen Sümpfen. Juli. 

J. effusus Host. Sümpfe der Satnitz, Juni. 

J. obtusiflorus Ehrh. Sümpfe am Wördsee, 
Satnitz. Juni. 

Peplis Portula L. In Wässern am Wördsee. 
"September. October. _ 

Triglochin palustre L. In Sümpfen der Satnitz 
und bei Ebenthal. oo. 

Rumex Hwydrolapathum Huds. An Flussufern 
und Sümpfen bei Ebenthal. Juli, August. 

Tofjeldia palustris Sm. Waldsümpfe. Juni, Aug. 

Alisma Piantago L. Wassergräben. Juli, Sept. 

Octandria. 

Epilobium hirsutum Lin. In Sümpfen und an 
Wässern bei Maria Saal, an der Glan und ÜGlan- 
furthb. Juli. 

E. pubescens Roth. In Sümpfen von Kesslin 
und St. Georgen am Sandhof. Juli, August. 

E. palustre L. Sümpfe von Kesslin. Juli, Sept. 

E. teiragonum L. Am Ausflusse des "Stadt 
kanals. Juli, 


90 \ 


Polygonum amphibium L. Im Landkanale. Juli, 
August, 

P. Hydropiper L. In Wassergräben. alt, Sept. 

Myriophyllum spicatum L., M. terticillatum L. 
In Wassertümpeln am Wördsee und in der Glan- 
furth. Juli. 

..  Decandria. 

Chrysosplenium alternifolium. L. An Wald- 
quellen, und unter feuchten Erlenbüschen. April, Mai. 

Stellaria Alsine Rich. Sümpfe von Kesslin. 
Mai, Juni. 

Cerastium aqualicum L. Sumpfwiesen der Sat- 
nitz. Juli. 

Dodecandria. 

Lythrum Salicaria L. Sumpfwiesen. Juli, Aug. 

Euphorbia procera Reichb. Waldsümpfe der 
Satnitz, Mai, Juni. 

E. palustris L. Waldsümpfe am Wördsee und 
Ebenthal. Juni. 

E. platyphyllos L. An Bächen gegen Vietring. 
August, September. 

Polyandria, 

Nymphea alba L. Sünpfe am Wördsee. Juli, 
September. 

Spirea Ulmaria L., S. denudata Hayne. An 
Flussofern der Glan und Glanfurth. Juli. 

Tormentilla erecta L. Sunpfwiesen. Juli, Aug. 

Potentilla Anserina L. In halbtrockenen Was- 
sergräben. Juli. 

Geum rivale L, Sumpfwiesen. Joni. 


N Segen ten. 


9 


Comarum palustre L. Sumpf bei Kesslin. Juli. 

Caltha palustris L. Sümpfe. April, Juli. 

Ranunculus Lingua L_ Seichte Stellen der 
Gianfurtb. Jali. j . 

R. aquatilis L. Sümpfe der Glanfurth und bei 
Ebentbal. Juli. 

R. sceleratus L. Sümpfe bei Maria Saal. Aug. 

R. Flammula L. In allen Sümpfen. Juli, Sept. 

Didynamia. j : 

Mentha ayuatica L. Sümpfe. August. \ 

M. Pulegium L. An Bächen und Gräben. Aug. 

M. sylvestris L. An allen Wässern. Juli, Aug. 

Teucrium Scordium L. Sumpfwiesen bei Weid- 
-mannsdorf. Juli, August. 

Sceutellaria galericulata L. Sumpfwiesen. Juli, 
August. 

Bartsia Odontites Schm. Sumpfwiesen der Sat- 
nitz. August. 

Euphrasia officinalis L. Sumpfwiesen der Sat- 
nitz. Juli, August. 

Serophularia aqualica L. In Wässern. Juli. 

* Lindernia Pyridaria L. Olim seeundumP. Wul- 
fen im Kessliner Sumpf. Juli. 

Pedieularis palustris L. Sümpfe unter der Sat- 
nitz. Juni. 

Telradynamia. 

Cardamine pralensis L. Sumpfwiesen an der 
Satnitz. Mai. 

C. amara L. In Quellen der Satnitz. Mai. 

Sisymbrium amphibium I, Sümpfe bei Eben- 
thal. Angust. 


92 2 “ 


Diadelphia. 
Polygala uliyinosa Rehb. Sumpfwiesen diess- 
seits der Glanfurth. Juni. . 
Trifolium repens. L. Sumpfwiesen. Juli. 
T. hybridum L. Dessgleichen. Juli. 
T. frayiferum L. Sümpfe bei Weidmannsdorf. 


August. 
Polyadelphia. 
Hypericum humifusum L. Sumpfwiesen bei 
Weidmannsdorf und Satnitz. September. 
H. quadrangulare L. An Wässern. Juli, Aug. 
.H. tetrapterum Fries. An Wöässern, Juli. 
Syngenesia, 
Leontodon palustre Sm. Sumpfwiesen. Mai. 
Cirsium palustre Scop. Sümpfe. Aug., Sept. 


C. rivulare Jaeg. Waldsümpfe bei Maria Saal. 
September. 


C. oleraceum Scop. Sumpfwiesen. Aug., Sept. 

Bidens cernua L. An Wässern und Sümpfen. 
August, September. 

B. tripartita L. Dessgleichen. Aug., Sept. 

B. minima L. Kessliner Sumpf. August. 


Gnaphalium uliginosum L. Sümpfe' an der Sat- 
nitz. August. 


Senecio paludosus L. Sümpfe am Wördsee. Aug. 


Tussilago Petasites L. Sumpfwiesen an der 
Glan. Mai. 


Cryptoganiia. 
Struthiopteris germanica Wiild. Feuchte Wald- 
stellen an der Glaufurth bei Güurnitz. Juli, Aug. 
Aspidium Thelypteris Sm.  Wealdsümpfe der 
Satnitz. Juli 


93 


Ophioglossum vulgatum L. Sumpfwiesen. Juni. 
-Marsilea 4folia L. Sümpfe bei Weidmanns- 
- dorf? August, September. 

Eyuisetum „palusire. L. Sümpfe am Wördsee. 
Juni, Juli. 

Chara eulgaris. Ch. flexilis L., Ch. hispida L. 
Sümpfe am Wördsee. Jul. 

Hnium palustre L. Sümpfe am Wösdsee u.Kesslin. 

Sphagnum cuspidatum W. In Wassergräben 
am Wördsee. ‘Jun. 

Sph. acutifolium Schw. In Sümpfen. 

Sph. cymbifolium Ehrh, In Sümpfen: 

Fissidens adianthoides Hedw. Waldsümpfe. Sep- 
tember, October. 

F. bryoides Hedw. Wealdsümpfe, September. 

Grimmia rivularis Brid. Waldsümpfe. Sept. 

Bryum undulatum Hedw. Wealdsümpfe.: Oct. 

Br. punctatum Schr. Wealdsümpfe. Sept. 

Br. roseum Schr. Waldsümpfe. Sept. 

Dieranum cerviculatum Hedw. Sümpfe am Wörd- 
see, Jımi. ö - ; 

, Gymnosiomum pyriforme Hedi. Sumpfiriesen 

an der Satnitz. April. 

Hypnum faelcatum Brid. Weassergräben. 

Jungermannia asplenioidesL. Waldsümpfe. Mai. 

Marchantia pelymorpha L. Sumpfgräben an der 
Satnitz. Juli. 

Hydrodiction wtriculatum Roth. Sümpfe bei 
W eidinannsdorf. " 

Batrachospermum moniliforme L. Glanfurth. Jul. 

Zygnema nitidum. Sümpfe am Wördsee. 


9 


I. Gesellschafts-Versammlungen. 


Sitzung der %. botan. Gesellschaft am 13. Jan. 1540. 


Nach einer herzlichen, die Verhältnisse der 


Gesellschaft berührenden und die Leistungen frühe- 


rer 


aus ihrem Kreise geschiedener Mitglieder in 


dankbare Erinnerung bringenden Rede des Diree- 
tors, werden folgende neueste Beiträge zu ihren 
Sammlungen vorgelegt: 


a) für die Bibliothek: 


1) K. Graf v. Sternberg, Versuch einer geogno- 


stisch-botanischen Darstellung der Klora der 
Vorwelt. 7. u. 8. Heft. Prag, 1838.. Aus dem 
literarischen Nachlasse des seligen Hrn, Verf. 
durch Hrn. Grafen v. Nostitz gütigst mitgetheilt. 


‚9 Dr. A. Braun, über die Naturgeschichte als 


3 


Bildungsmittel und ibr Verbältniss zu den an- 
dern Wissenschaften in dieser Beziehung. Karls- 
rube, 1539. — Von dem Verf. 

M. Ch. Morren, Experiences et observations 
sur Ja gomme des Cyeadees. — Morphologie des 
Aseidies. — Nouvelles remargques sur la Mor- 
phologie des Ascidies. — Notes sur l’exeitabi- 
lite et le mouvement des feuilles chez les Oxalis. 
— Notice sar Y’Histologie de 1’ Agaricus epixylon. 
— Öbservations sur la formation des huiles 
dans les plantes, — Kapport sur le Memoire 
de Mr. Auguste Trinchinetti de Monza 
intitul&E de odoribus florum observationes., — 
Observations sur VAnatomie des Musa. — Ob- 
se:vations sur P’Anatomie des Hedychiom. — 


- 


Recherches sur le mouvement et lanatomie du 
style du Goldfussia unisaphylla. — Sämmtlich 
Geschenke des Verfassers, 


4) 8. Drejer, Lärebog i den botaniske Termino- 


5) 


6) 


N 
8 
9% 
10) 
11) 


logie og Systemlär&® Kjobenhave, 1830. — Ge- 
schenk d. Verf. . 
Besondere Abdrücke einiger botanischen Ab- 
handlungen von Drejer und Liebmann aus’ 
Kröyer's Naturhistorisk Tidsskrift. 183S et 39, 
(über ein neues Genus, Erythrochlathrus, aus 
der Familie der Algen, ‘Nachträge zur Flora 
Dänemarks, Referat über Spring’s Entwick- 
lang des Begriffes der systematischen Einheiten, 
-— Von Hrn. Drejer in Kopenhagen. 
Schmidt, etymologischer chemischer Namen- 
clator der neuesten einfachen und daraus zu- 
zusammengesetzten Stoffe. Lemgo, 1839. —- 
Von der Verlagshandlung. 
Dr.Putterlick, Synopsis Pittosporearum. Vindo- 
bonze, 1839. — Gesch. d. Verf. 
G. Fresenius, Beiträge zur Flora von Abys- 
sinien. — Dessgl. ” 
J. M.Zuccarini, Plantaram novarum vel mi- 
nus cognitarum fascie. I. et II. — Dessgl. 
J. DeNotaris, Primitie Hepaticologie ita- 
liee. — Dessgl. \ 
Phil. Bark. Webb, Iter hispaniense or a 
synopsis of plants colleeted in the southern 
Provinces of Spain and in Portugal. Paris, 1838. 
— Von dem Verf. 
desselben, Otia bispanica seu delectus plan- 
tarum rariorum ant nondum rite notarum per 
Hispanias sponte erescentium Parisiis, 1839. ’ 
b} für das Herbarium: 
von Hrn. Prof Zuecarini in München: mehrere 


‚von Dr. Lurz in Arabien gesammelte Pflanzen. 


von Hrn, Bogenhard, Cand. Pharmac. in 
Sobernheim, eine Sammlung der seltueren Ge- 
wäehse doxtiger Gegend, 


% 


. 


ec) dem botanischen ‚Garten 


sind Samenkataloge der botan. Gärten von Karlsruhe, 
Löwen und Leipzig gütigst zugesandt worden. 


Patrimonialrichter Forster theilt der Gesell 


schaft die Ueberseizung zweier interessanten Ab- 
handlungen aus den Schriften der k. schwedischen 
Akademie der Wissenschaften mit, welche deinnächst 
in der Flora abgedruckt werden sollen. 


Zu Mitgliedern werden von der Gesellschaft 


aufgenommen: 


1) 


2) 


3) 


4) 


a) als Ehrenmitglieder 
Hr. Dr. Herrich-Schäffer, k. Kreis- und 
Stadtgerichtsarzi zu Regensburg. 

Hr. K. L. Kach, k. Keeisforstrath zu Re- 
gensburg. 

b) als ordentliches Mitglied 

Br. W. Eser, Apotheker und Bürgermeister 
zu Stadtamhof. 

c) als correspondirende Mitglieder 
Hr. M. Bach, Lehrer an der höhern Stadt- 
schule zu Boppard. 

Hr. Dr. Bertoloni, Prof. in Bologna. 

„» Bogenhard, Apotbeker in Sobernheim. 
» Br. Brignoli v. Brunnhoff, Professor 
in Modena. 

Br. F. Fehrnbach, Apotheker in Radstadt. 
» Gutbeil, Apotheker in Kreuznach, 

»„ Dr. J. Helm, Lehrer der Naturgeschichte 
am k. k. Theresianum zu Wien. 

Hr. Kokeil, k.k. Taxamts-Controlleur in Kla- 
genfurt. . 

Br. Dr. Moretti, Professor in Pavia. 
Dr. M Ch. Morren, Prof. zu Lüttich. 
„ Dr. Aloys Putterlick in Wien. 
» 3. B.Schonger, Apotheker in Ingolstadt. 
©. Sendtner in Breslau. 
„ Spruner, Militärapotheker in Athen, 
„» Pb. Barker Webb in Paris. 

(Hiezu Beibl. 2) . 


Flora. 


Nro. y. 


‚Regensburg, am 21. Februar 1840. 


1. Original- AbhandInngen. 

Ueber einige seltene Pflanzen aus dem Friaul; von 
Prof. Brignoli v. Brunnhof in Modena. Mit 
Vorwort und Noten begleitet von dem Magistrats- 
Präses und Bürgermeister Tommasini in Triest.‘ 


Vorwort 


Durch die 'gefällige Zustimmung des Hrn. 
Professors Brignoli vonBrunnhof, der gegen- 
wärtig sich bei der herzoglichen Universität in Mo- 
dena angestellt befindet, und dem botanischen Gar- 
ten daselbst vorsteht, ist es mir gestattet, die fol- 
genden mir von ibm mitgetheilten Erläuterungen 
über seinen vor ungefähr 30 Jahren erschienenen 
Faseiculus planlarum rariorum forojuliensium be- 
‚kannt zu machen. Ich hofle damit den Freunden 
der Wissenschaft ein Vergnügen zu verschaffen, 
da dieser kleine Commentar meistens interessante, 
zum Theil auch solche Gewächse, die seit dem 
‚Erscheinen jener nunmehr äusserst selten geworde- 
nen Schrift zweifelhaft geblieben sind, betrifft; und 
so wie die Ansicht des verehrten Hrn. Verfassers 
über die Pflanzen Friauls. und des Küstenlandes 

Flora 1830. 7. G 


98 
überhaupt von bedeutendem Gewicht ist, so dürfte 
es besonderes Interesse erregen, die gegenwärtige 
Meinnng desselben zu kennen, und mit seiner frübe- 
ren,’ so wie jener späterer Schriftsteller zu verglei- 
chen. Aus diesen Rücksichten habe ich die Ueber- 
setzung des in italienischer Sprache verfassten 
Aufsatzes des Prof. Brignoli übernommen, und 
tiefere ihn, von einigen Anmerkungen begleitet, 
der verehrten Redaction der botanischen Zeitung 
zu beliebigem Gebrauche. 
Tommasini. 

Von dem Fasciculus rariorum plantarum foro- 
uliensium, den ich zu Urbino durch Guerrini 
für meine Rechnung auflegen liess, wurden nur 
150 Exemplare gedruckt, die sämmtlich zum Ge- 
scebenke, meistens in Deutschland und Frankreich, 
einige auch in Italien vertheilt wurden. Nach Friaul 
kamen nur drei derselben, wovon eines Cernazali, 
das zweife Ab. Berini, das dritte Ab. Brumati 
erbielten. Ich selbst besitze das Werk nicht mehr; 
da ich im Gedächtnisse die von mir beschriebenen 
Pflanzen.durchgehe, finde ich, dass es folgende waren: 

Nro. 1. Pederota Bonarota L. Bei Polmezzo, 
auf dem Monte Mariano, auf dem Kren und aander- 
"wärts im oberen Friaul angetroffen; von dieser 
Pflanze lieferte ich eine neue Beschreibung, ledig- 
lich um den Unterschied zwischen derselben und 
der folgenden hervorzuheben. 

Nero. 2. Paderota chamedryfolia Nob. Mit der 
vorigen untermischt gefunden. Als mein Fasciculus 


” 


erschien, wollte Schreber dieser Species keinen 
Glauben schenken, obschon bereits Micheli in 
seiner 15. Tafel den Unterschied zwischen beiden 
deutlich nachgewiesen batte, denn bei P. Bona- 
rota bemerkt man die obere Lippe der Blumen- 
krone ganz (fig. 1. A. B.) und bei meiner P. cha- 
medryfolia ist. die Oberlippe mit zwei Zähnen ver- 
schen. (Mich. tab. 15. fig. 2. 6). Um jenen be- 
rühmten Botaniker zu überzengen, entblösste ich 
mich des einzigen Exemplars, welches ich nach 
Urbino mitgebracht hatte; es dürfte gegenwärtig 
in der kaiserl. Sammlung in Wien befindlich seyn, 
wohin das Schreber’sche Herbar nebst dem Wul- 
fen’schen in der Folge kam. Pollini, Berto- 
loni und Moretti haben meine Art nicht ange- 


nommen. *) ’ 

Nro. 3. Pederota urlicifolia Nob. Gemein auf 
allen Alpen Friauls. Diess ist die eigentliche P. 
Aygeria Linnei; da jedoch hinsichtlich dieser Art 
die nämliche Verschiedenheit wie bei der vorher- 
gedachten obwaltet und ich desshalb ans der P. 
Ageria zwei Arten zu machen bemüssiget war, än- 
derte ich die Trivial-Benennung, um jeden Anlass 


*) Anmerkung zu Nro. 1.u. 2. Sir George Bent 
ham bemerkte in einem Briefe, den er mir im Juli 1837 
von Raibl in Kärnthen schrieb, dass er auf dem Kö- 
nigsberge sowohl die P. Bonarota in ihrer gewöhn- 
lichen Gestalt, als die Form der P. chamadryfolia 
gefunden habe, und ıhm solche zwei verschiedene Ar- 
ten zu seyn schienen. (Tommasini.) 


G2 


” 


? 


‚100 


zu Verwirrungen zu beseitigen. Man bemerke, dass 
die Blätter dieser Pflanze sehr spitzig gezähnt sind, 
daher gie von jener, die Micheli sub Nro. 3. p. 19. 
anführt, und folio minus crenato beschreibt, verschie- 
den ist. Diese hat eine zweizähnige Oberlippe. 
_ Nero. 4. Peaderota Zannichellii Nob. Weniger 
. gemein als die vorhergedachte, und immer nur in 
höher gelegenen Gegenden anzutreffen. Sie hat 
zwar auch gezähnte Blätter, allein die Zähne sind 
weniger gespitzt, und die Blätter selbst weniger 
lanzettförmig. Die Oberlippe ist bestimmt ganz 
ungetheilt. Da ich bei dieser Pflanze das Synonym 
Michels anführte, welcher die seinige von Zan.. 
nichelli erhalten hatte, gab ich ihr den Namen 
des ersten Finders. Auch diese zwei Arten sollen 
nach Bertoloni, Moretti und Pollini nicht 
verschieden seyn, und dennoch bewahre ich in 
meinem Herbar die Korollen einer jeden abgeson- 
dert, geöffnet und aufgeleimt, wonach Jedermann, 
der sie zu sehen bekommt, die Verschiedenheit der- 
selben augenblicklich erkennen kann. Auch Koch 
betrachtet in der Synops. flor. germ. et helv. meine 
Species Nro.. 2. u. 4. als kleinere Varietäten der 
Nro. 1. u. 3. Alle diese Herren dürfteri bloss nach 
getrockneten Exemplaren geurtbeilt haben; und 
Pollini, welcher lebendige Exemplare bloss am 
Monte Summano sah (wie auch Moretti) veran- 
lasste eine endlose Verwirrung, denn während er 
meine Species Nro. 3. bei P. Ageria eitirte, machte 
er aus meiner Nro. 4. die Varietät d. der P. Do- 


\ 


‘ . 101 


narota, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass 
meine P. Zannichellii gelbe Blumen und eiförmig- 
gespitzte Blätter besitzt, und dass es in der Pflan- 
zenkunde Grundsatz ist, dass die gelbe Farbe der 
Blumen niemals mit Blau abwechselt. - 

Nro. 5. Sesleria tenuifolia Schrad.; in der 
Umgegend von Monfalcone gefunden. Ich beschrieb 
sie von Neuem, weil es nfir schien, dass Schra- 
der die wesentlichen Unterscheidungs- Merkmale 
derselben von S. cerulea nicht genug herausge- 
hoben hatte, wenn Bertoloni besser auf meine 
Beschreibung geachtet hätte, so würde er niemals 
aus dieser Species eine Varietät der S. cerulea 
gemacht haben. Ich kultivire sie im botanischen 
Garten zu Modena in sehr fettem Boden, und ihre 
Blätter bleiben stets zusammengerolit; niemals, we- 
der im Sommer, noch selbst im Frühlinge, sah ich 
sie flach; daher irrt auch Koch. in der Angabe: 
foliis siecitate conyolutis. * 


*) Anmerkung zu Nro. 5. Ich kann nicht umbin, deu 
wohlbegründeten Bemerkungen des Herrn Professors 
Brignoli in Bezug auf Sesleria tenuif'olia und ihre 
specifische Verschiedenheit von 8. cerulea beizustim- 
men. So sehr ich von Achtung für den berühmten 
Verfasser der Flora italica, meinen würdigen Freund, 
durchdrungen bin, und das hohe Verdienst seines klassi- 
schen Werkes anerkenne, so könnte ich doch nicht 
allen von ihm vorgenommenen Zusammenziehungen 
verwandter Arten unbedingt das Wort sprechen, und 
am Wenigsten dürfte diess hinsichtlich der Arten von 
Sesleriu, die er unter S. carulea zog, der Fall seyn. 


4102 


Nero, 6. Sesleria elongata Schrad.; häufig um 
Monfalcone, Da auch diese Art durch Schrader 
nicht hinreichend von 8. cerules unterschieden 
wurde, habe ich sie beschreiben wollen, und kanı 
mich nicht überzeugt halten, dass sie, wie Ber- 
toloni will, blosse Varietät der 8. cerulea sey. 
"Ich konnte bisher mir nicht Samen davon verschaf- 
fen, und daher auch nicht versuchen, ob sie in 
der Kultur beständig sich erweise. Ich ersehe aus 
Koch, dass Tommasini angibt, sie blühe zu- 
weilen im Frühlinge; ich habe sie jedoch niemals 
vor August blühend gesehen, *) 


S. tenuifolia stehet freilich näher an S. carulea als 
S. elongata; nichts destoweniger sind die Unter- 
schiede zwischen beiden ersteren viel zu wesentlich 
und beständig, als dass man veranlasst werden könnte, 
sie für extreme Formen desselben speciellen Typus an- 

zusehen, um so mehr, als sich durchaus kein, nicht ein- . 
mal scheinbarer Uebergang zwischen beiden darbietet. 
Als solcher kann die Form S. juncifolia Host, die 
durch den höhere, den Winden ausgesetzten Standort 
bedingt ist, und nur durch das Gedrängte des Wuchses, 
durch kurze steife Blätter von der in geschützten heis- 
sen Gegenden zwischen Felsen vorkommenden S. tenui- 
fotia abweicht, und offenbar zu dieser gehört, höchst 
wahrscheinlich auch durch Versetzung in entsprechende 
- Lage in diese Form übergehen würde, nicht angeseben 

werden. (Tommasini.) 

*) Anmerkung zu Nro. 6. Was vorhin inBezug auf die 
unzulässige Vereinigung von S. tenuifelia mit $. 
ewrulea gesagt wurde, findet in noch höherem Grade 
auf S. elongata Anwendung. Allerdings erscheinen 


103 


Nro. 7. Sesleria cerulea Arduini,. An Felsen 


um Cividale di Friuli; ich beschrieb sie nur des 


Vergleiches wegen von Nenem.*) 


Nro. 8. Sesleria spherocephala Arduini, Auf 


dein Berge Kren; ich irrte in der Bestimmung 
dieser Akt, und beschrieb unter diesem Namen die 
S. microcephala DeC. flor. franc, oder S. tenella Host, 


sen 


Nro. 9. Dactylis heterophylia Nob. Auf Wie- 
bei Aquileja, Der Umstand, dass sie Will- 


zuweilen im Frühlinge, zur Zeit der Veilchenblüthe 
einzeine blühende Halme dieser Grasart, die sonst nur 
im Spätsommer wıd Herbste blühend anretroffen wird. 
Die im normalmässigen Zustande dicht und ununter- 
brochen mit Blütben besetzte Aehre ist bei diesen ver- 
späteten Individuen durch Missbildung unterbrochen und 
armblüthig. Noch in jedem Frühjahre beimahe sind mir 
derlei Exemplare in lichten Vorhölzern unserer Gegend, 
wo diese Grasart sonst von August an sehr häufig an- 
zutreffen ist, zu Gesichte gekommen; immer aber nur 
einzeln, unter zahlreichen Exemplaren der gewöhnlichen 
S. elongata, die zu jener Zeit keine Blüthe hat, her- 
vorsprossend. Ich wüsste nicht, dass 8. interrupta 
in anderer als solcher Form bei uns vorkäme. Sie 
wird in der Flora exc. Nro. 221. als am Nanas vor- 


» kommend angegeben, wo ich aber ebenfalls nur diese 


*) 


verkümmerte Frühlivgsform vorfand. (Tommasimi.) 
Anmerkung zu Nro. 7. Sesieria cerulea kömnit 
in der Triester Gegend und anf dem ganzen Karste, 
wo S. tenuifolia und juncifolia häufig sind, wicht 
vor. Erst jenseits Görz beginnt sie am Fusse des 
Monte Santo, und erstreckt sich von da nördlich und 
nordwestlich durch den ganzen Zug der karnischen 
Alpenkette. (Tommasius) 


104 


denow Dact. litforalis, Gouan und Lamark 
Poa littoralis, Schrader Dactylis maritima, und 
Cavanilles Poa maritima nannten, veranlasste mich, 
den Gattungs-Charakter von Dactylis zu verbes- 
sern, und sie in jene, Gattung einzureihen: um 
aber die Verwechslung des Trivial- Namens mari- 
tima und litloralis zu beseitigen, änderte ich ihn, 
mit Benützung des schönen Charakters der zwei- 
zeiligen Blätter, den diese Art auf sehr ausgezeich- 
fete Weise darbietet; gegenwärtig ist es eine 
Calotheca. 

Nro. 10. Aira elodes Nob. Auf den Hügeln 
von Brazzü an bewässerten Standörtern. Moretti, 
welcber die Gegend von Brazza besuchte, und an 
Bertoloni die Poa fertilis Host sandte, machte 
grossen Lärm darüber, dass diess meine Aira elodes 
sey. Der Charakter der Gattung Aira war zur 
Zeit als ich schrieb vorzüglich auf die Spiculas 


bifloras gegründet, während jener der Gattung Poa 


Spiculas multifloras, glumis margine scariosis er- 
forderte; meine Pflanze konnte also keine Poa seyn, 
denn in mehr als 60 von mir untersuchten Exem- 
plaren waren sämmtliche Spicule zweiblüthig, und 
die Blüthe - Spelzen fand ich nicht im Mindesten 
am Rande von der durch den Gattangs - Charakter 
geforderten Beschaflenheit. Da ich nun diese Pflanze 
nicht unter den bekannten Arten von Aira traf, 
machte ich eine neue daraus. Dass sie aber in 
der Zahl der Blumen jeder Spicula von 2 auf 5 
varjire, konnte ich nicht wissen, noch vermuthen, 


105 


da mir nicht ein einziges mehr als zweiblüthiges 
Individuum zu Gesicht kam; und noch jetzt be- 
haupte ich, dass der Abgang des scariösen Randes 
sie von der Gattung Poa ausschliessen müsse, ohne 
jedoch für sie eine neue Gattung aufzustellen, wie 
heutzutage leider nur allzuhänfig geschieht. 

Nro. 11. Triticum biflorum Nob. Ich fand ein 
einziges Exemplar davon auf dem Berge Matajur, 
oberhalb Cividale del Friuli, und da ich mich des- 
selben nicht entblössen wollte, wurde diese Art von 
Niemand anerkannt. Bertoloni und Pollini 
gingen darüber hinaus; es befremdet mich von dem 
ersten, dass, nachdem er die Beschreibung davon 
in meinem Faciculus gefunden, er es nicht der Mühe 
werth erachtet habe, mir darüber zu schreiben, 
oder es in Modena bei mir in Augenschein zu 
nebmen; da es aber nun nicht einmal in seinem 
Herbarium vorfindig ist, hat er es ganz übergangen. 
Gegenwärtig wäre es ein Agropyrum; damit mir 
Gerechtigkeit hierin wiederfahre, werde ich es mit 
der entsprechenden Abbildung kundmachen müssen. 


*) Anmerkung xu Nro. 11. Der Berg Matajur bildet 
die Gränze zwischen Wälsch - Friaul und dem Görzer 
Kreise; er hegt zwischen Cividale del Friuli und Ca- 
poretto (Karfreyt) und ‚erreicht die Höhe von 864 W. 
Klaftern. Seine Sohle richt bei Caporetto auf einer 
Thalfläche von ungefähr 130 W. Klaftern Seehöhe. 
Seine Flora gehört also, zumal in den höheren Theilen, 
wo Prof. Brignoli sein Tritic. biflorum sammelte 
(8. Fascic. pl. rar. pag. 18.) mehr der Alpen -Region 
au. (Tommasini.) 


106 


Nro. 12. Scabiosa repens Nob. In den Sümpfen 
von Monfalcone. Obschon Bertoloni sie zuerst 
in der Umgegend von Pavia beobachtet zu haben 
behauptet, so ist es doch gewiss, dass ich sie mit 
Ab. Berini bereits im Jahre 1801 sammelte, und 
da ich sie nirgends’von den Systematikern beschrie- 
ben fand, dem P. Wulfen mittheilte, der wir 
zurück schrieb, dass sie ganz gewiss neu sey, und 
auch, jedoch ohne mir darüber einen Wink zu 
geben, unter der Benennung Sc. australis im IIF, 
Bande Seite 316. des Archiv’s von Römer bekannt 
machte. Diese frühere Bekanntmachung hat zur 
Folge gehabt, dass seine Benennung anstatt der 
meinigen allgemein angenommen wurde, obwohl sie 
unrichtig ist, denn eine. Pflanze, welche auch in 
der Gegend von Grätz in Steyermark, und in Pie- 
mont gefunden worden ist, kann wohl nicht australis 
genannt werden. Aber noch wichtiger ist der 
Umstand, dass Wulfen die Blumen gelb angibt, 
während sie bläulicht sind, und bloss durch das 
Troknen gelblicht werden könnten. Eine so un- 
genaue Beschreibung sollte deu Vorzug vor jener, 
die nach der lebendigen Pfllanze entworfen wurde, 
nicht erhalten, um so mehr, als Wulfen auch 


das Merkmal der kriechenden Wurzel überging, 


welches dieser Art in der betreflenden Gattung 
ausschliesslich eigen ist. Balbis, zuerst für sich, 
dann mit Nocca vereint, Moretti, Moricand 
und Host haben in Anerkennung des mir gebüh- 
renden Priorität - Rechtes meine Benennung bei- 
behalten. (Schluss folgt.) 


107 


I, Biographische Notizen, 
Adam Afzelius, 
Med. Doctor und Professor zu Upsala. 

(Aus den Kongl. Vetensk. Acad. Handling. für aor 1838, 
übersetzt vom Patrimonialrichter Forster.) 
Adam Afzelius wurde am 8. Okober 1750 

im Stifte Skara zu Larfs geboren, und war von 

3 Brüdern der älteste, durch welchen der Name 

Atzelius seinen gerechten Ruhm erlangte. Sein 

Vater Arvid Afzelius war Probst, und seine 

Mutter eine geborne Brisman, 

Nachdem er auf dem Gymnasium zu Skara 
studirt hatte, ging er im Herbste 1768 auf die Uni- 
versität nach Upsala. Hier wurde er, nach abge- 
haltener Disputation unter dem Präsidium des Pro- 
tessorsC. Aurifiliii, im Jahre 3776 zum Magister 
der Philosophie promovirt, und im folgenden Jahre 
als Lebrer der orientalischen. Sprachen ernannt, 
auf welcbes Studium er bisher hauptsächlich seine 
Zeit verwendet baite. Im Jahre 1778 wurde er 
als Amanuensis bei der Bibliothek der Akademie 
angestellt, und 1780 wurde er Adjunkt bei der 
philosophischen Fakultät, 

Nachdem Afzelius auf diese Art binlängliche 
Kenntnisse auf seiner akademischen Laufbahn er- 
langt hatte, war er doch, und zwar in seinen jün- 
geren Jabren, gesinnt, sich hauptsächlich auf die 
Naturwissenschaften zu verlegen, — Zur Zeit, wo der 
grosse Linne mit bewunderungswürdigem Scharf- 
sinne die Gesetze der Natur lehrte, und Afzelius 


108 


selbst nach dessen Lehrbuche sich unterrichtete, 
konnte er, wie ein Jüngling, vom Gefühle für die 
Natur durehdrangen, nur hingerissen werden zu 
diesem Studium. Er verlegte sich mit solchem Eifer 
darauf, dass er später in der medizinischen Fakultät 
iin Jahre 1787 sein Specimen zu Stande brachte, 
und zum Lehrer der Botanik ernannt wurde, 
Eine wankende Gesundheit, und ein 'brennen- 
der Eifer, die zahlreichen Naturprodukte it unbe- 
kannten Weltgegenden kennen zu lernen, entllamınte 
bei ihm den lebendigen Wunsch, eine ausgedehntere 
Reise zu unternehmen, wozu sich für ihn Aussich- 
ten gezeigt hatten, indem er damals, im Herbste 
178%, Gelegenheit bekam, nach London zu reisen, 
wo er sich bis 1791 aufhielt, und ihm, nachdem 
er ganz England und Schottland duvchreiset hatte, 
das Anerbieten gemacht wurde, den englischen 
Gesandten Macartney als Naturforscher nach 
Peking zu begleiten. Er zog jedoch eine andere 
Reise vor, nämlich nach der von deu Engländern 
angelesten Colonie Sierra Leona. Nach einem 
13jäbrigen Aufenthalte dortselbst, reiste er wieder 
auf kürzere Zeit nach England zurück, um schon 
im Jahre 1794 wieder in die neue Colonie zurück- 
zukehren, wo er bald das Missgeschick hatte, zu 
sehen, dass die Franzosen die bürgerliche Gesell- 
schaft störten, und ihm selbst Alles raubten, bis 
auf die Sammlungen, welche er bis dahin nach 
Europa gesendet hatte. Durch die eifrigen Be- 
mühungen seiner Freunde aus England wurde er 


‚ 109 


doch in. den Stand gesetzt, zum Theil den an wis- 
senschaftlichen Gegenständen erlittenen Verlust wie- 
der zu erhalten, und so begab er sich mit seiner 
neuen Ernte im Jahre 1796 nach England zurück. 

Hier stand er im Jahre 1797 und zum Theil 
auch im Jahre 1798 dem Amte eines Sekretärs bei 
der schwedischen Gesandtschaft vor. = 

Unterdessen wurde ihm vun der medizinischen 
Fakultät aus Upsala das Doktors-Diplom zugesendet. 

Nach 10jähriger Abwesenheit von seinem Vater- 
lande kehrte er 1799 von London über Christiania 
zurück, und besuchte einen grossen Theit von 
Norwegen. 

Zurückgekommen nach Upsala, wurde er, da er 
sich für die naturhistorische Wissenschaft gebildet 
hatte, ‚von dem zoophytologischen oder Linn &schen 
Institute als dessen beständiger Präses gewählt, und 
hatte überdiess in 3 Terminen die Vorlesungen 
eines Professors der Botanik zu halten. 

Im Jahre 1812 wurde er mit Sitz und Stimme 
als Professor e, o. ernannt, und 1817 Promotor bei 
der medizinischen Fakultät, 

Nebst seinem jüngeren Bruder, Professor. der 
Chemie, Joh. Afzelius, empfing er im Jahre 
1527 als Jubel- Magister nenerdings den Lorbeer- 
Kranz. ’ 

Gleich nach seiner Zurückkehr in sein Vater- 
land, oder im Jahre 1801 hatte er sich mit Anna 
Sophia Dessau verchelichet, einer Tochter von 


110 


dem Waaren- Aufseher (Supercargo) der ostindi- 
schen Compagnie zu Götheborg, Johann Dessau. 

hu dieser Ehe erzeugte er 11 Kinder, wovon 
8 ihn überlebten. , 

Die letzten Jahre seines Lebens brachte Afze- 
tins dienstfrei zu, und starb den 30. Januar 1836 
‘in dem hohen Alter von .S6 Jahren. 

Hinsichtlich des Genies konnte sich Afzelins 
mit seinen Brüdern nicht messen; dessenumngeachtet 

.besass er durch seine weiten Reisen und durch 
seine gründlichen Studien einen reichen Schatz von 
Erfahrungen und bereicherte insonderheit die Natur- 
geschichte mit manchen nützlichen Entdeckungen, 
Nach ibm wurde eine Pflanzengatttung Afzelia, ge- 
nannt, and auch andere Pflanzen tragen von ihm 
den Namen: Amomum Afzelii, Rosa Afzeliana, 
Calymperes Afzelüi; dann Insekten: Tortrix Afze- 
Hana und Mylabris Afzelii. 

Ausserdem, dass er von der k. Akademie der 
Wissenschaften in seiner Abwesenheit 1791 zu de- 
ren Mitglied gewählt wurde und ihm dort bis zu 
seinem Tod der Erste Rang gebührte, ist er noch 
von folgenden gelehrten Gesellschaften Mitglied ge- 
wesen: The Linnean Society, the Royal Society, 
Academia Natur curiosorum: von der wissen- 
schaftlichen Gesellschaft zu Upsala, von der schwe- 
dischen ärztlichen Gesellschaft, the Horticultural So- 
eiety, und the Medieo-Botanlcal Soeiety in London, 
endlich von der Wirthschaftsgesellschaft zu Upsala. 


11 


Die vorzügliehsten von ibn herausgegebenen 
Schriften sind: 

Bigenhändige Anzeichnungen von Carl v. Linng, 
welche Arbeiten Afzelius ordnete, herausgab,, 
und mit grossem Beifalle besorgte, welches noch 
in dem letzten Jahre seine Lieblings-Beschäftigung 
ausmachte, 

Die Schriften des Linn € schen Instituts.“ 1 Heft. 

Die Verhandlungen der königl. Akademie der 
Wissenschaften. j 

Abhandlung über das Schwammgeschlecht Hel- 
vella. 

Anmerkung über die Kenntnis der schwedi- 
schen Pflanzen. 

Ardea atricapilla, ein neuer Vogel aus Sierra 
Leona. 

Eine Abhandlung über die Linne€sche Ge- 
sellschaft. 

Botanische Geschichte von Trifolium alpestre, 
medium und pratense. - 
Beobachtungen üher das Geschlecht Pausus. 

Nova Acta Reg. Societatis Upsaliensis, . 

De Antilopis in genere, et speciatim guindensibus. 

Waldströms: Essay sur la colonisation: Rap- 
port sur les objects d’histoire naturelle, quioflre la 
naturelle colonie de la Sierra Leana. 

Ueberdiess hat er noch hinterlassen: . 

Beitrag zu Retzii Prodromus Florze Seardina- 
vie; — zu Smith’s 2% Ed: von Linnds Flora 
lapponica, und zu Witthering’s’ Arrangement of 


ım 


british Plants; sammt dem, dass er bei 32 akade- 
mischen Dissertationen präsidirte, worunter: 

De Rosis Srecanis; — Remedia guindensia etc. 

II. Botanische Notizen, 

1. In der Sitzung der k. Akademie der Wissen- 
schaften zu Paris am 18. November v. I. theilte 
Dutrochet neue thermo-electrische Versuche mit, 
welche beweisen, dass alle Vegetabilien eine speci- 
fische Wärme besitzen, welche besonders in den 
grünen Theilen, z. B. an der Spitze kräftig vege- 
tirender Stengel ihren Sitz hat und einem täglichen 
Paroxismus unterliegt, der in der Mittagsstunde 
eintritt, während das Minimum der Temperatur um 
Mitternacht stattfindet. Bei verschiedenen Pflanzen 
wird das Maximum zu verschiedenen Zeiten, bei 
jeder aber immer zu derselben Stunde, z. B. bei 
Rosa canina um 10, bei Altium Porrum um 31, bei 
Borrago offieinalis um 1%, bei Helianthus annuus 
um 1, bei ZLilium candidum um 2 Uhr erreicht. 
In holzigen Theilen, selbst in jungen, konnte keine 
Eigenwärme entdeckt werde. Die stärkste Eigen- 
wärme fand der Verfasser bei Boletus aeneus; doch 


dürfte, da die Vegetation der Scehwänme vom Lichte 

unabhängig ist, die mittägliche Steigerung der Eiger 
wärme nicht stattfinden, was jedoch durch direkte 
Versuche noch festzustellen ist. j 

- 2. Der in Guyana reisende Naturforscher 
Schomburgk ist wohlbehalten wieder in England 
eingetroffen, und man darf sich yon seinen über 
Guayana hinaus in den weniger bekannten oberen 
Theil von Brasilien ausgedehnten Reisen manche 
Ausbeute für die Botanik versprechen. 


Flora 


Neo. 8. 


Regensburg, am 28. Februar 1840. 


I Original & Abhandlungen. 
‘Ueber einige sellene Pflanzen aus dem Friaul; von 
Prof. Brignoli v. Brunnhof in Modena. Mit 
Vorwort und Noten begleitet von dem Magistrats- 
Präses und Bürgermeister TommäsiniinTr iest. 
" (Schluss.) 


. Nro. 133... Oenötke gymnorkiza Nob. In den 
" Sümpfen var -Aquileja und : Monfaleone. Als ich 
diese Pflanze:beschrieb, kannte ich die Flora ba- 
"Helisisvon Gmelin, der sie.Oe. Lachenalü genannt 
batte, noch nicht. Späterhin hat der einzige Spren- 

- gel meinen Nameri beibehalten, aber sowebl Spren- 
gel, welcher (Syst. Veg. I. pag. 889. Nro. 9.) ihr 


eine radir fasciculato- carnosa zuschreibt, als Ber-. 


. toleni, der sie auf folgende Weise beschreibt: 
sadır e fibris fasciculatis 2... inferne incrassalis 
„in napulos 'cylindraceo - clavatos , fibrilla terminmtos:: 
haben einer so wie der andere- mehr als ich ge- 
sehen.‘ Sollte ‘es denn möglich seyn, dass ich im 
"Herausziehen der vielen Exemplare, die ich an 
‚Alle , meine Correspondenten mittheilte,. immer die 
Wurzeln abgerissen, und. ‚niemals "die. knollenför »mi- 
Rlora‘ 1840. 8. - H 


Br 


Ps 


114 


gen Verdickungen an selben zu sehen bekommen 
hätte? Die ihr von mir gegebene Benennung grün- 
dete sieh eben auf den Mangel der Knollen an deıt 
Wurzeln. Könnte es vielleicht nieht seyn, dass 
die zwei Pflanzen einander vollkommen gleichen, 
und nur durch die bei Oen. Lachenalii knollenför- 
mige, bei Oen. gymnorhiza fehlenden Ansätze an 
der Wurzel unterschieden wären? ®) 

Nro. 14. Asparagus scaber Nob.; am Gestade 
von Monfalcone bis Triest. Diese Art, welche De- 
Candolle »ach mir A. amarus nannte, wurde: 
von Pollini als eine Varietät des A. offleinalis 
angesehen; das Gleiche bat Moricand:' gethan. 
Ruchinger unterscheidet sie ganz und gar nicht 
von A. officinalis. Keiner von ibneu hat die Schärfe 
an den Blättern, wie sie auch A. amarus DeCand, 
weiset, beachtet; ausserdem scheint mir, dass die 
Blütben getrennten Geschlechtes, welche diese Art 
"besitzt, einige Rücksicht zu ihrer Unterscheidung 


*) Anmerkung zu Nro. 13. Diese anf feuchten Wiesen 
bei Zaule, Monfalcone und sonst eben nicht ‘seltene 
Dolde habe ich immer mit Wmzeln, an deren verlän- 
gerten Fasern die von Bertoloniu. a. angegebenen 
knollenförmigen Verdiekungen erscheinen, versehen ge- 
funden; wohl aber sind diese Knollen nach dem Alter 

„und der Stärke des Individuums mehr oder weniger 
sichtbar und ausgebildet; es mag daher kommen; dass 
sie dem geachteten Herrn Verfasser des Fasc. entein- 
gen. Der Yermuthung desselben, dass hierunter zwei 
nabe verwandte Arten verborgen seyen, könnte ich 
nicht beistimmen. (Tommakıni) 


115 


von andern erheischen dürften. Koch, welcher 
meine Benennung angenommen hat, erwähnt der 
einhäusigen Blüthe nicht; ein Umstand, der nach 


“meiner Ansicht von entscheidendem Gewicht ist, 


aber von den Anhängern des sogenannten natür- 
lichen Systems, welches im Grande das am wenig- 
sten natürliche ist, meistens nicht geachtet wird. 

Nro. 15. Sazifraga arenarioides Nob. Anf 
dem Berge Kren gefunden. Beim Lesen der Dia- 
guose der S. tenella Wulf. in Willdenow’s Spe- 
cies plant. vermuthete ich wohl, dass meine Pflanze 
zu jener gehören möchte, allein ganz gewiss konnte 
ich nicht darüber seyn, weil ich Jacquin’s Col- 
lecteanea, worin Wulfen jene beschrieben hatte, 
weder besass, noch nachzuschlagen in. der Lage 
war. Um «meine Zweifel aufzuhellen, sendete ich 
ein schönes Exemplar davon an Balbis, und erhielt 
zur Antwort, dass DeCandolle, welcher bei 
dem Empfange meines Briefes gegenwärtig war, 
ihn versicherte, dass es ganz gewiss eine neue 
Art wäre. Ich konnte mich zwar nicht dessen 
überzeugen, führte die Aeusserung DeCandolle's 
an, und fügte das an. tenella Jacg.? bei. S. are- 
narioides nannte ich sie, weil sie während der 
Blüthezeit einer Arenaria ähnlieh sieht. 

Nro. 16, Rununculus fistulosus Nob. In Grä- 
ben bei Aquileja. Als ich diese Pflanze fand, ver- 
fiel ich gleich auf die Vermuthung, es sey R. ophio- 
glossifolius Will ; nachdem ich aber dessen Be- 
„ sehreibung lesen und die Abbildung entgegen halten 
N - 12 


116 


konnte, musste ich von meiner Meinung abstehen, 
da weder die eine, noch die andere mit jener über- 
einstimmte. Von Friaul in dieser Ueberzeugung 
ubgegangen, liess ich in Urbino im Jahre 1810 
mein Werkcehen drucker, worin ich diese Art als 
neu ausgab. Als ich iin Jahre 1817 als Professor 
nach Modena kam, fand ich Villars ächte Pflanze 


bäufig in einem gegenwärtig nicht mehr bestehen- 


den Graben, und überzeugte mich immer mehr, ' 


"dass die meinige aus Friaul von jener verschieden 
war; nachdem ich aber Samen davon eingebracht, 
und sie in dem Becken der Wasserpflanzen des 
hiesigen botanischen Gartens ausgesäet hatte, erhielt 
‘ich Pflanzen, die jenen aus Aquileja vollkommen 
gleich kamen. Ich gestehe nun zu, dass die Pflanze 
von Aquileja nicht eine neue Art, wobl aber eine 


Varietät sey, die ich giganiea nenne. 


' 
*) Anmerkung. Die drei sub Nro. 17., 18., 19. folgenden 


Arten gehören eigentlich nicht der Flora Friauls, son- 
dern jener des Karstes, und zwar des wärmeren Thei- 


les desselben an, welche, zumal in der heissen und 
dürren Gegend um Sestiana und Duino und seitwärts 


von Monfalcone, weit mehr Analogie zu der Flora - 


Istriens als zu der erstgedachten aufweiset. 
Ob Berinia andryaloides Brign. auch im Bereiche 
der Flora Friauls (diese nach der politischen und na- 


türlichen Gränze auf das jenseits des Isonzo gelegene 


Gebiet zurückgeführt) vorkomme, möchte ich beinahe 


bezweifeln. Diese schönste unter allen Compositeen. 


des Küstenlandes ist meines Wissens auf den Umfang 
des eigentlichen Karstes, beschränkt, und kömmt ausser- 
halb desselben, insonderbeit auf anderem als HMaik- 


317 


Nro. 17. Lathyrus prostratus Nob. In dürren 
Gegenden des Karstes-zwischen Sestiana und Duino. 
Diese Art ist nicht neu, und in der That nichts 
als Z. lutifolius L.; da dieser von Linnd unter 
jenen aufgezählt wird, die einen ungeflügelten Sten- 
gel haben, so hielt ich meine Pflanze, woran der 
Stengel offenbar geflügelt zu sehen war, für nen. 
Man bemerke, dass kein mir bekannter Antor auch 
beutzutage noch des geßügelten Stengels Erwäh- 
nang macht. 

Nro. 18. Cicer ervoides Nob. Von demselben 
Standorte wie der vorhergehende. Wenn die.Gat- 
tung Cicer nach dem ihr von Willdenow beige- 
messenen Charakter bestehen soll, so wird diese 
Pflanze ohne Zweifel dazu gerechnet werden müs- 
sen, da sie nicht im Geringsten von der Gattung, 
wozu die Linse (Cicer Lens Wild.) gehört, ab- 
weicht. Im Jahre 1810 war das 32. Heft von 
Sturm’s Deutschlands Flora noch nieht erschie- 
nen; daher wäre meine Benennung älter als jene 
von Ervum Lenticula, welcher dieser Species von 
Schreber ertheilt wurde und die DeCandolle 


boden nicht vor. Auf dem südwestlichen Abhang des Ge- 
birgszuges, welcher den Nanas mit dem Golak und dem 
Zhavn verbindet, bei Quelb jenseits Wippach, erscheint 
sie noch an Oertern, wo die Sonnenstrahlen von den 
Kalkfelsen zurückprallen ; hier fand sie Scopoli, der 
sie als Andryala chondrilloides Fl. garn. I. pag. 115. 
"beschrieb, und auf Tab. 52. kaum kenntlich .abbildete; 
diess dürfte auch die nördlichste Gränze ihres Vor- 
kommens seyn. (Tommasimi.) 


i18 


im Prodromns, so wie Koch in der Synopsis bei- 
behielt. So wahr ist es, dass diese Art bis dahin 
“noch von Niemand beschrieben worden war, dass 
Tenore, dem mein Werkcehen wnbekannt blieb, 
weil ich es nicht nach Neapel gesendet hatte, der 
nämlichen Pflanze den Namen Er»vum uniflorum 
beilegte. Bloss im Charakter der Gattung besteht 
also der Unterschied, ob nämlich die Pflanze eher 
zu Cicer als zu Errum gehören soll. 
Nro. 19. Berinia andryaloides Nob. Gemein 
“ auf den Wiesen von Prosecco. Hier ist es wohl 
einlenchtend, wie jeder Botaniker die Pflanzen nur 
nach seiner Weise beschreiben mag! Wenn man 
den Fruchtboden dieser Pflanze untersuchen wollte, 
würde man sie nicht zur Gattung Crepis mit nack- 
tem Fruchtboden bringen, indem ihr Fruchtboden 
mit Haaren versehen ist, was den Crepis- Arten 
nicht zukommt. In meinem Werkcehen habe ieh 
nachgewiesen, dass man sie weder zu der Gattung 
Barkhausia, noch zu Rotkia, noch Andryala, Thrin- 
cia und Crepis zählen könne, dass sie aber ein 
eigenes neues Genus bilden müsse. Auch hier in 
Modena kultivirt, bewahrt sie denselben Charakter, 
wovon ich mich nogh heute Morgens überzeugen 
konnte. Irrig ist daher die ihr von Scopoli er- 
theilte Benennung Andryala chondrilloides, irrig 
jene Jacquin’s, Crepis chondsilloides, folglich! auch 
jene Sprengels, Cfepis Adonis (pagill. 1). Auch 
irrie Sieber, als er den Namen Behrinia, anstatt 
Berinia schrieb, dann Ab, Berini, nichtBehrin, 


119 


hiess derjenige, zu dessen Ehre ich diese Gattung 
benannte. Dass meine Pflanze der Ehre einer be-. 
sondern Gattung vollkommen würdig sey, bekräfti- 
get auch der berühmten Hoppe und Hornschuch 
Zeugniss, die in ihren Decaden, weil ihnen viel- 
leicht mein Werkcehen unbekannt war, das eigene 
Genus Wibelia dafür aufstellten. . - 

Nro. 20. Lacluca prenanthoides Scop. Zwi- 
schen. Gemona und Venzone, Diese bereits voı 
Scopeli in der Flora carniolica sowohl als von 
Arduino beschriebene und abgebildete Pflanze 
war von Linne in allen Ausgaben seiner Werke, 
dessgleichen von Willdenow vergessen worden; 
ich suchte desshalb sie den Botanikern wieder in 
Erinnerung zu bringen. Mir schien es, dass sie 
die Charaktere der Gattung Lactuca besässe, daher 
erhielt ich ibr die Scopali’sche Beneunung; ich 
sehe, dass Arduino sie unter Prenanthes gezählt 
wissen wollte, da er sie Prenanikes chondrilloides 
nannte, Villars übertrug sie dagegen zu Chon- 
drilla. Obschon man Sprengel nebst Persoon 
Arduino’s Benennung angenommen haben, und 
Koch sie nach Villars Vorgang nennt, finde ‚ich 
nicht binreichenden Grund, von meiner Ansicht 
abzugehen, und betrachte sie auch ferner als eine 
Lactuca, selbst nach der an den Compositeen von 
Cassini und Lessing bewirkten Beform. 

NB. Ob die angeführten Nummern der in 
dem Fasciculus befolgten Ordnung genau entspre- 
chen, vermag ich nicht anzugeben. Ich habe sie 
aus fremden Citationen entlebnt. 


120 


2% Ueber einige neue und weniger bekannte Arten 
ton Viola, Cerastium und Orobanche; von Dr. 
F. W. Schultz in Bitche, 

Die mit Viola canina verwandten Veilchen sind 
zwar von Koch, nach seiner gewohnten Art, mei- 
sterhaft bearbeitet, aber zwei Species, welche in 
der ersten Centurie meiner Flora Gall. et Germ. 
exsiccata gegeben wurden, sind noch dabei unter- 
zubringen. Zu dem Ende halte ich es für zweck- 
mässig, dieselben in kurzspornige und langspornige 
abzutheilen. 

A. Brevicalcarats. Calcare appendices calycis. 
subzequante vel paulo longiore. 

1. Viola pratensisM. $K., 2. V. elatior Fries, 
3. V. Billotü Schultz, 4. V. stagnina Kit., 5. V. Rup- 
pi AU, 

a V. Bilkotii nostra medium inter V. elalior. et 
stagnin. tenet, differt autem a V. elatiori caulibus 
glaberrimis et a V. stagnina stipulis caulinis inter- 
mediis petiolum zquantibus vel eum superantibas. 

V. Billotii (Schultz, Fi. GalL et Germ. exsiccata, 
1836, pag. 4.) caulibus erectis glaberrimis, foliis 
stipulisque tenuissime pubescentibas, foliis inferiori- 
bus ex ovata superioribus e cordata basi oblongo- 
lanceolatis, petiolo superne subalato, stipulis caulinis 
intermediis lanceolatis basi profunde serratis petiolum 
zequantibus (Viola pumila et y. pratensis Mutel 
Flore francaise, tab. suppl. 1, fig. 1. et 4 — male —) 
Flores e lilacino pallide coerulei. Calcar lzete virens 
Folia uti tota planta succulenta, nervis semipellucida. 


121 


B. Longicalearatze. Calcare appendjeibus ealyeis 
duplo longiore. 

1. Viola laneifolia Thore., 2. V. canina L. 
3. V. Schultzii Billot., 4. V. sylvestris Lam., 5. V. 
arenaria D. C. 

V. Schultzii recedit ab omnibus V. canine 
consanguineis calcare acuminato, apiee 'sursum eur- j 
vato, bifurcato; eeterum F. Ruppiü simillima, peta- 
lorum forma magis V. canine, foliorum forma V. 
sylvesiri approximata. 

V: Schultzü (Billot in Fl. Gall. etGerm. exsice, 
1836 pag. 4.) caulibus erectis strietis glaberrimis, 
foliis infra glabris supra pilis sparsis brevissimis 
tennissiine pubescentibus cordato-ovatis antice sub- 
acuminato-angustatis, petiolo superne alato, stipulis‘ 
caulinis oblongo-lanceotatis foliaceis profunde den- 
tatis, intermediis petiolo duplo brevioribus superiori- 
bas eundem »quantibas, calcare appendicibus calyeis 
duplo triplove longiore acuminate, apice sursum , 
curvato bifurcato. (Viola turfosa Kirschleger 
Appendice au Prodr. Fi. als. 1835, absque descript. 
ex eitat, synon. nostr.) Flores ante anthesin flaves- 
centes tum nivei, calcar ante anthesin virens tum 
flavescens. . 

Die hier aufgezähblten zehn Species von Veil- 
chen werden oft als Abarten ein und derselben 
Art’betrachtet, besonders wenn man nur auf ein- 
zelne Merkmale achtet. So gleicht V._ Ianeifolia 
in der Blattform so sehr der.Y. canina ericetorum, 
dass es fast unmöglich scheint, einen Unterschied 


122. 
gu finden, aber wie verschieden ist die Blume! — 
Die Petala der V. canina sind fast so breit wie 
lang und stumpf zugerundet, wogegen die von V. 
lancifolia viel kürzer als breit und fast lineal-lan- 
zettlich sind, was in geringerem Grade auch bei 
V. sylvestris der Fall ist, wobei sie aber mebr keil- 
förınig erscheinen. V. laneifolia ist also durch die 
Biume näher verwandt mit V. sylrestris als. mit 
V. canina. 

In der ersten Centurie meiner Flora exsiccata 
1836 habe ich ein nenes Cerastium aufgestellt und 
eine zweite neue Species sandte. mir mein Mit- 
arbeiter Capifaine Durieu de Maisonneuve, 
Sie gehören beide zur Seet. Orthodon, und zwar, 
zu einer Unterabtheilnng, in welcher ich nur die 
Species mit jähriger Wurzel, welche an den Seiten- 
stengeln nicht wurzeln, aufnehme und von der folg- 
lich €. vulgatum L. (C. triviale Link) und ©. sylva- 
ticum Walast. et Kit. ausgeschlossen sind. Da ich 
nur vier Species kenne, die man mit einer oder der 
andern der beiden neuen Arten verwechseln könnte, 
go halte ich es für's Beste, sie alle sechs kurz zu 
diagnosifen, wobei ich die Synopsis von Koch zu 
Grunde lege. 


Cerastium. 


1. €. brachypelalum (Desportes in Pers. syn. 
1. 520) bracteis omnibus herbaceis calycibusque 
apice barbatis, pedicellis fructiferis erecto-patentibus 
calyce duplo triplove longioribas, fructibus refractis, 


. 


123 


petalis calycem subseqyantibus brevioribusgue, flori- 
bus 5 — 6-andris, staminibus petal. aequantibas.. 

2. C. viscosum (Lin. spec. 627) bracteis om- 
nibus herbaceis calyeibusque apice barbatis, pedi- 
cellis fructiferis -subcernuis areuatis calycem »uan- 
tibus brevioribusque, fructibus maturis erecfinsculis, 
petalis calycem zequantibus, floribus 5 — 10-andris, 
staminibus petal. semilongis. 

3. C. aggregatum (Durieu de Maison- 
neuve-in litt. 1539) bracteis omnibus herbaceis, 
calycibus margine tenuissime scariosis apice glabris, 
pedicellis fructiferis erectis calycem zequantibus 
brevioribusque, fructibus stricte ereetis, petalis calyce 
brevioribus, flaribus pentandris. (Habitat ad littora 
mar. mediter.) 

4. €. semidecandrum (Linne spec. 627) bracteis 
omnibus calyeibusque semiscariosis apice glabris 
eroso - dentieulatis, pedicellis fructiferis refvactis, 
calyce duplo triplove longioribus, fructibus maturis 
sterilibusque  erectis, petalis calyce brevioribus, 
floribus 10- andris, filamentis 5 sterilibes. 

5. C. Grenieri (Schultz, Flor. Gall. et Germ. 
exsice. 1836, pag. 6.) bracteis omnibus herbaceis 
vei superioribus calycibusque margine tenuissime 
scariosis apice glabris, pedicellis fructiferis erecto- 
patentibus sub - arcuatis vel strictis calyce duplo 
longioribus, petalis calycem superantibus, floribus 
omnibus pentandris vel pentandris intermixtis 6 — 
10 andris. \ 

&. obscurum (C. obseurum Chaubard) capsulis 

_ calyce sesquilongioribus, bracteis omnibus herbaceis 


125 


braneuses au sommet.” Meine var 8 unterscheidet 
sich aber gerade von Chaubard’s Ü. obscurum — 
„bracteis superioribus margine apicegqne scariosis” 
und wegen seiner Farbe nannte ich es früher ©. 
pallens, was dem atro-virens des Hrn. Chaubard 
geradezu entgegen gesetzt ist. Ich konnte es daher 
nicht für C. obscurum Chaubard halten und war 
desshalb genöthiget, als ich es wegen gefundener 
Uebergangsformen mit diesen und €. pumilum Cart. 
vereinigte, diese Vereinigung unter einem neuen 
Namen vorzunehmen, woraus denn mein Ü. Grenieri 
entstand. Grenier sagt bei Ü., Grenieri „stamini- 
bus 10 -raro 5” und führt als (e) pentandrum 
„foribus pentandris, absque filamentis sterilibus“ 
das €. pentandrum DC. Prod. 1. p. 416 auf; Herr 
Chaubard sagt aber bei seinem (. obscurum 
„pentandrum ete.““ und „diflere essentiellement par 
‚ses Sleurs presque toujours pentandres.“ Nun bil- 
det aber Grenier ans (. odscurum und C. paliens 
seine var. a, auf die sich, logisch zu schliessen, 
sein staminibus 10. beziehen muss. So räthselhaft 
dieses erscheint, so ‚klärt es sich aber doch so 
ziemlich auf, wenn man meine, oben gegebene Be- 
schreibung und die von mir aufgestellten, Abarten 
vergleicht. Uebrigens betrachte ich, mit allem hier 
Entwickelten, die Untersuchnngen über die vielge- 
staltige €. Grenieri noch nicht als geschlossen, im 
Gegentheil werde ich, so Gott will, kommendes 
Frühjahr genauere Untersuchungen an der leben- 
den Pflanze vornehmen und besonders der Stellung 


126 


und Beschaffenheit der Staubgefässe, sowie der 
Beschaflenheit der Biumenblätter die grösste Auf- 
merksamkeit widmen. Diese Dinge scheinen bei 
Cerastium von grosser Wichtigkeit zu seyn. 

Herr Charles des Moulins, Mitglied der 
Akademie von Bordeaux, schrieb mir vor einigen 
Monaten, dass man in den Diagnosen der Cerastien 
gar nichts von den Blättern, der Form der Kelch- 
blättchen, Blumenblätter, und der Zahl der An- 
theren tragenden Staubgefässe erwähnen solle (wahr- 
scheinlich, weil all dieses keine konstanten Charak- 
tere abgibt) und verweist dieses in die Beschrei- 
bungen. Er hat eine Monographie der Cerastien 
geschrieben, welche dieser Tage in Druck kommt, 
und worin er die Species nach ganz neuen Kenn- 
zeichen diagnosiren wird. Nachfolgender Auszug 
aus einem seiner Briefe,. den er mich autorisirt 
in Druck zu geben, mag einen Begriff davon geben. 
„Cerastium aggregatum! Durieu in herb. 1539. — 
Eh. des Moul. Monogr. Cerast. micropetal. — dis- 
erepat 1. ö& Cer. pumilo Curt. et vulgato L.! (et 
igitar a Cer. murali Desport. quod est forma ©, 
rulgati L.!) bracteis omnino herbaceis; 2. a C. bra- 
chypetalo Desport. filamentis staminum glabris, 3. 
a.C, viscoso L.! petalis basi glaberrimis, non bar- 
bulatis, aliisque notis minoris momenti, sed ınagia 
conspieuis.‘“ — Ch. Des Moul. in litt. Oct. 1839. 
Die hier zuletzt angemerkten Kennzeichen ind 
sehr schön und auch ich habe das Vergnügen ge- 
-habt, dieselben an den lebenden Pflanzen zu beob- 


127 


achten, habe aber in meinen Diagsosen keinen 
Gebrauch. davon gemacht, weil ich mit leichter 
bemerkbaren Kenuzeichen ausreichte. So habe ich 
an hunderten von Ü. brachypelalum die Staubfäden 
betrachtet und an denselben (mittelst .einer ein- 
‚fachen Linse) stets, besonders gegen die Basis, 
lange Haare bemerkt. Bei einer gleichen Zahl von 
€. viscosum, die ich untersuchte, bemerkte ich an 
der Basis ‘der Biumenblätter ein Bärtchen, welches 
ich an denen des (.'aggregatum nicht sah. 

Nun zum Schlusse noch einige Worte über 
Orobanche, welche Gattung mich wieder neuer- 
dings beschäftigt. Die neuesten Erfahrungen baben 
mich nämlich belehrt, dass die frühere Ansicht. 
als wüchsen manche Species dieser Gattung nur 
auf bestimmten Pflanzen, nur auf mangelhafter 
Kenntniss beruhe, und dass nicht nur. verschiedene 
Orobanchen anf ein- und derselben Pflanze (0. 
Picridis und ©. loricatw auf Picris hieracioides, — 
O. coerulescens, (Q. arenaria u, s. w. auf Arlemisia 
campestris) sondern umgekehrt anch ein und die- 
selbe Orobanche auf verschiedenen Pflanzen vor- 
komme. (0. lueorum auf Berberis und Rubus, O. 
eruenta auf Hippocrepis, Lotus, “Genista u. s. wu 
0. Epithymum auf Thymus, Calamintha, Origa- 
num, — O. ramosa auf Cannabis, Solanum, Nico- 
tiana u. s. w., O. Galii auf G. rerum und G. Mol- 
lugo,: ©. rubens auf Medicago sativa und M. fal- 
eata, O. coerulea auf Achilles Millefolium, A. no- 
bilis und, nach Hrn, Wirtgen, auch auf Arte- 


128 

misia campestris, O. Salviae auf Salvia und, nach 
Versicherung eines Freundes, auch auf Teuerium, 
©. Teuerii auf Teucrium Chamaedrys, T. monta- 
num und auf Thymus Serpylium. Auf letztgenann- 
ter. Pflanze gesammelt, erhielt ich sie vor Kurzem 
von Herrn Löhr aus Trier, zugleich mit auf Teu- 
crium Chamaedrys gesammelten Exemplaren, mit 
denen sie durchaus übereinstimmend ist). Der 
Uhnstand, dass das Vorkommen auf verschiedenen 
Pflanzen keine Veränderung bervorbringt, scheint 
“mir für die Güte der Species zu sprechen und ich 
halte daher alle Namen, welche andeuten, dass 
eine Orobanche nur einer bestiimmten Pflanzenspe- 
cies angehöre, für verwerflich, wobei jedoch die- 
jenigen, welche blos die Vorliebe zu einer solchen 
bezeichnen, wie z. B 0. Epithymum, bleiben mö- 
gen. Ich nenne darum meine O. Pieridis, O. paliens, 
meine O. Teuecriü, 0. atrorubens, und meine (0. 
Salriae , O. alpestris und bitte. andere Autoren ähn- 
lieber Namen, im Interesse der Wissenschaft, mei- 
nem Beispiele zu folgen. Sollten, ohne mein Wis- 
sen die drei neuen Namen, oder einer derselben, 
schon an andere Orobanchen vergeben seyn, so 
bitte ich, statt O. pallens, O. pallida, statt O. atro- 
rubens, OÖ. atropurpurea und statt O. alpestris, O. 
sylvalica zu setzen. Ich glaube, dass die ange- 
führten Gründe genügen, um diese Namensände- 
rungen zu rechtfertigen, und sie nicht einer blussen 
Sucht, die Wissenschaft mit unnützen Synonymen 
zu bereichern, beizumessen. 


. 


Regensburg, am 7. März: 1840. 


IL Original - Abhandlungen. 


Beobachtungen ‚über die Bewegung der Sporidien in 
"den grünen Älgen; von Jakob G. Agardh. 


(Aus den Kongl. Vetensk. Acad. Handling. för aor 1837, 
übersetzt von Patrimonialrichter Forster.) 


(Nebst einer Steintafel.) 


E, ist schon in den ältesten Zeiten unter den 
Natnrforsehern ein Streit über die Gränzen der 
beiden Naturreiche (des Thier- und Pflanzenreiches 
nämlich) gewesen. Je grösser die Fortschritte der 
Wissenschaft waren, desto sicherer lernte man bei 
den Naturprodukten beurtheilen, welcher Platz ihnen 
in dem einen ‚oder. andern Reiche, ‚gebühre; allein 
mit jeder nenen "Beobachtung, mit jeder neuen 
Tbatsache erhielt man. zugleich einen neuen Berüh- 
rungspunkt zwischen beiden. 

Die früheren Unterscheidungs- Merkmale und 
deren Charakteristik gelten nicht mehr; sie bieten 
mit jedem Tage neue Ausnahmen und neue Mo- 
difhicationen. . j 

Man sah bei den Thieren längst das Bewegungs- 
Vermögen, und bei den Pflanzen das Unvermögen 
sich zu bewegen, als entscheidend an. In der 

Flora 1840. 9. 


130 


neuern Zeit lernten die Naturforscher die Unrich- 
tigkeit dieses Entscheidungs- Merkmales auch da- 
durch einsehen, dass auch bei solchen Naturpro- 
dukten, welche übrigens deutliche Gewüchse zu 
seyn scheinen, Bewegungen beobachtet wurden. 

Das Phänomen der Bewegung bei den Gewäch- 
sen ist auch immer der Gegenstand der Untersu- 
chungen selbst bei den ausgezeichnetsten Naturfor- 
schern geblieben, und man hat ohne weiters flüch- 
tig die Theorie aufgebaut, worauf das Phänomen 
sich gründete, Indessen war es am meisten auf- 
fallend, dass die mit Bewegung versebenen organi- 
schen Pflanzen von Einigen für Thiere, von Andern 
für die Keime eines eigenen Reiches gehalten wurden. 

Aber auch ein anderes analoges Phänomen hat 
man bemerkt, welches, obschon noch wenig be- 
kannt, eine gleich grosse Aufmerksamkeit verdient : 
und welches durch Audouin’s und Edwards 
gleichartige Beobachtungen über die Thiere ein 
neues Interesse erlangt hat. Man hat nämlich unter 
. den grünen Algenarten selbst unbewegliche gefun- 
den, welche in ihrem Innern Kügelchen einschlies- 
sen, deren Bewegung in gewissen Entwicklungs- 
Stadien durch ihre Krummlinigkeit und unbestimmte 
Richtung, wie bei allen ähnlichen Thieren, schnel-. 
ler ist, als die Bewegung eder Strömung bei der 
Chara und Caulinta. 

Dieses Phänomen ist nur von einigen Algölogen 
Beobachtet und von dem grössern Theile ober- 
fläcblich beschrieben, anch der Gegenstand fast 

& 


131 


immer bezweifelt und falsch ausgelegt. worden, 
ohne dass man auf den Grund selbst eingedrungen 
wäre, als wenn die Sache ohnehin sonnenklar yor- 
läge. Uebrigens ist wohl noch zu erwähnen übrig, 
welchen Einfluss dieses Phänomen auf das Publi- 
kum habe, welches gewiss nichts lieber thut, ala 
eine Menge Beobachtungen darüber zu. sammeln. 

Da man diese Erseheinung. bisher nur bei den 
Süsswasser-'Algen beohacltete;,. ‚ich. aber., zufällig 
eine.äbnliche Beobachtung bei einer Meeres - Alge 
gemacht habe, so wage ich es zu hoffen, dass 
meinen nachstehenden Beobachtungen bierüber ein 
Platz in den Abhandlungen der k. Akademie der 
Wissenschaften gegönnt werde: 

Bevor ich jedoch za meinen eigenen Beobach- 
tungen schreite, möge. es mir gestattet seyn, kürz- 
lich das anzuführen., was. man früher über: densel- 
ben Gegenstand dachte, damit man einen schnellen 
UVeberblick über die bisher ° aufgestellten Theorien, 
erbalte. 

‚Die Diatomenwen. ‚sind : ohne. ‚Zweifel, Algen, 
welche, dem Thierreiche am. nächsten stehen. Nicht 
allein erinnern viele von ibnen durch ihre Formen 
an manche gleichgesteilte Infusorien, sondern man 
hat überdiess bei einigen eine freiwillige Bewegung 
zu finden geglaubt. Ein grosser Theil selbst der 
ausgezeichnetsten Naturforscher "liess sich anch dess- 
wegen hinreissen, sie zum Tbierreiche zu zäh- 
len. Gaillon glaubte gefunden zu haben, dass 
der grüssere Theil der Dialomeneen nur für eine 

) 2 


132 


Zusammengesellang oder für ein Aggregat von sehr 
kleinen Thieren zu halten sey, welche sich in 
einer Periode frei bewegen, in einer andern aher 
sich unterm Schleim vereinigen, um als Pflanzen 
zu vegetiren, wo sie sich dann von Neuem trennen, 
um ihre Art fortzupflanzen. 

Dieses war eine Beobachtung, welche er über 


die Conferva comoides Dill. angestellt hatte, auf 


welche er seine Lehre baute, und selbe nicht nur 
auf die Oseillatorien und Conferten ausdehnte, son- 
dern anch auf die Charen, deren Organisation eine 
Vermischung eingeht, welche er Nomazoaire *) 
genannt hat. 

Diese Theorie Gaillon’s fand wohl an einem 


andern Franzosen, Namens Desmazieres, einen -. 


Vertheidiger, aber auch einen starken Gegner an 
Bory, besonders aber an Torpin. Des Letzteren 
Schritt, um Gaillon’s Lebre zu widerlegen, war 
ein einziges Memoire, welches das Ganze der Be- 
obachtungen als eine zierlich ausgeputzte Theorie 
und als eine mikroskopische Täuschung erklärt, 
welehe von einer Aehnlichkeit mit einem andern 
Organism (Navicola sealprum) und andern Organen, 
welche man in Conf. comokies s entdeckte, herzulei- 
ten seyen. 

Obwohl Bory scharf seine Feder spitzie und 
kritisch Gaillon’s Beobachtungen verwarf, so liess 


*) Wahrscheinlich von Nopabr, hanfenweise beisan- 
zien. wohnen. . Forster. 


DE 


133 
er doch in seiner Theorie eine Ansicht durehleuch- 
ten, welche mit Gaillon’s Lebre viele Aehnlich- 
keit hatte, und machte am Ende einen Missgriff, 
welchen ihm seine Gegner vorhersagten. 

Die Algen, welche nämlich Gaillon für Thiere 
ansah, zählte Bory zu seinem Regne: psychodiaire 
und indem er das Phänomen auf eine der vorigen 
sehr ähnliche Art erklärte, trerinte er .dasEine wie 
das Andere von den früher angenömnehen Reichen 
der Natur. : 

In Ansehung der . Bewegung, des einzigen 
Charakteristischen, hat er nicht nar sämmtliche 
Algen durcheinander geworfen, sondern sie alle 
mit einem Bewegungs-Vermögen begabt, ohne dar- 
auf Rücksicht zu nehmen, ob die ungleichartigen 
Algengruppen zusammen gehören oder nicht,‘ und 
ohne darauf zu achten, bei welchen: Samenkügel- 
chen er selbst, oder ein Anderer irgend eine Be- 
wegung bemerkt zu haben glaubte, und: sein Begne. 
psychodiaire. bleibt also. ein: wirkliches: Chaos ‚von 
meist: ungleichartigen:\ ‚Naturkärpern: nn 

. Ungläcklicher' Weise sind alle Beobachtungen 


über die Bewegung der Algenkügelchen, welche 


Bory auführt, in dem Grade ohne alle systema- 
tische Zergliederung, dass er sogar nicht einmal 
angeführt hat,.zu ‚welcher Spezies sie gehören, und 
er scheint sehr oft von Girod-Chantran ent- 
lehnt. zu haben, dessen Beobachtungen doch all- 
gemein im hohen Grade für unzuverlässig gehalten 


werden. 


134 


Auf diese Art wollen wir nicht wagen zu be- 
stimmen, ob man hinsichtlich der Bewegung der 
grünen Algenkügelchen mehr den Beobachtungen 
von Bory, oder jenen von Chantran folgen solle, 

Ich ‚will nur noch Folgendes anführen. 

1. Mertens fand die Glieder von der Con- 
ferva mutabilis Roth nach Verlauf einer Nacht gänz- 
lich ausgeleert, und ein grüner Niederschlag win- 
melte von Infusions - Thierchen, von welchen er 
glaubte, dass sie von obigem Gewächse herrührten, 
kin jahges , während der Nacht sich gebildetes 
Exemplar, löste sich, wie er glanbte, in regsame 
Monaden auf. 

2. -Eine ähnliche Erscheinung hatte er auch 
bei der Conf. compacla Roth. 

3. Diese beiden Beobaebtungen hat Trevi- 
ranus bestätiget, und genau beschrieben. Bei 
dieser Conferva hat er beinahe keinen Unterschied 
gemacht zwischen der Conf. eompacta Roth, ob- 
wohl sie mehr mit Conf. lucens Dilho. (Conf. 
zonata Web. et Mohr) übereinstimmt. Er sah aus 
einem &adenartigen. Gliede einen. Haufen von Kügel- 
ehen, vielmehr Körner, kervortreten, welche sich 
in Monaden auflösten, und nach. allen Richtungen 
bewegten. Sie lagerten sich als ein grüner Nie- 
derschlag auf den Boden, und wuchsen als neue 
Pflanzen. 


4. Bei der Conf. mutabilis sah Treviranus ' 


in einer Nacht Kügelchen hervortreten, welche 
nachher eine lebhafte Bewegung zeigten. Nach 


” . 135 


einem Froste hörte diese Bewegung auf, und die 
zu Boden gesunkenen Kügelchen entwickelten sich 
weiter. 

: 4. -Bei der Conf. zonata W. et M. hat Chauin 
das ganze Phänomen beobachtet, und mit aller Ge: 
nauigkeit beschrieben, welches Hoffm annbang 
eben so gut gesehen hat. 

6. Goldfuss beobachtete an der Une lübri ica, 
dass die Kügelchen sich von der Mutterpflanze tren- 
nen; und ‚ein: thierisches Leben annehmen, welche 
Beobachtung nachher bestätiget und in den Jcones 
Algarum Europsarum Liv. 2. Nro. 15. ausführlich 
beschrieben worden ist. 

Dieses sind die einzigen Beobachtungen, welche 
ausführlich beschrieben sind, end welche man so- 
nach als zuverlässig betrachten kann. 

. Bory sagt, dass er alle diese Erscheinungeu 
auch bei einigen andern Algen gesehen habe, allein 
wie ‚wir schon bemerkten, hat er keine. aus- 
führlich beschrieben, und auch mit, Bestimmtheit- 


. die. Arten ‚nicht. angegeben, welehe er beobachtete. 


Man sieht also,- dass man sich auf sehr wenige 


"Arten beschränken könnte, nämlich auf Conf. mula- 


bilis Roth (Draparnaldi2 spec. Agardb), Conferv. 
compacta Roth, Conf. zonata W. et M. und auf 
Ulva lubrica Roth. 

Auch Trentepobl hat die Vaucheria clavata 
auf gleiche „Art: beobachtet. Diese Beobachtung 
wurde von Nees v. Esenbeck bestätiget, und spä- 


 terhin von Franz Unger ausführlich beschrieben. 


136 


Er hat gefunden, dass der grüne Inhalt der 
ovalen Sporenschläuche bei der Reife eine dunkle 
Farbe annimmt, und nach und nach zur Form 
wweier Kügelchen übergeht. Das Aeussere dieser 
Kügelchen nahm auf Kosten des Innern beständig 
an Grösse zn, bis Letzteres günzlich verschwunden 
war, indem es nach Aussen in das Wasser ge- 
drängt wurde, wo es eine selbstständige Bewegung 
annahm. Nachdem diese Bewegung aufgehört hatte, 
sah er auf ein neues wieder Fäden sich daraus 
entwiekeln. _ : 

Das Bemerkenswertheste ist bei: diesen Beob- 
achtungen, dass diese Gewächse äusserlich eigene 
Fruchtorgane besitzen, und dass die grüne Masse 
sich nicht in mehrere Kugeln auflöst, woraus ein 
einziger Same hervorgeht, woyon, nach dem Auf 
hören der Bewegung, sich Pflanzen entwickeln. 

Obschon die eine von meinen Beobachtungen 
nur die Bestätigung einiger bereits schon Ange- 
führter ist, will ich doch das anführen, was in der 
Zergliederung unrichtig ist, und darüber entschei- 
den, ob eine Streitfrage hierüber nicht von Wich- 
tigkeit seyn dürfte?.- 

Nach. einigen Stunden Bewegung sammelten 
sich die Kügelchen auf der Oberfläche des Wassers 
rund am Rande des Tellers herum, manche aber 
getzten sich zu-Boden, wo sie sich in sehr kleine 
Häufchen zusammen drängten, und sehr oft stern- 
förmige Figuren bildeten, hernach aber ohne alle 
Bewegung blieben. — » 


x 


137 


Ich 'sonderte nun die beinahe durchsichtigen 
Algenfäden ab und brachte die regsamen Monaden 
in ein besonderes Gefäss. Sämmtliche Phänomene 
erneuerten sich beständig dadurch, dass ein Exem- 
plar nach dem andern seine Kügelchen yon sich gab. _ 


- Bei dem Uebergange von der Lebhaftigkeit 
der Monaden -bis zur gänzlichen Betäubung wird 
man Bald in ihrem Innern mehrere dunkle Stellen. 
gewahr werden. Vide Fig.:1. 

- Die runden Formen ziehen sich in die Länge; 
die einen bleiben im Mittelpunkte und die andern ver- 
längern sich nach und nach. Pig. 2. "Unterhalb ordnen’ 
sich die dunkleren Flecke, nehmen zu und lagern 
sich sonach auf den Grund. zur deutlichen Artiku- 
lation. Fig. 3. Auf diese Art hatte ich nach acht 
Tagen einen deutlichen Faden von der Draparnaldia 
tenuis, welcher sich immer mehr und mehr ent- 
wickelte. Fig. 4. 


Treyiran us beobachtete, dass ig_der Kröm- 
mung. eine: ausserordentliche -Aebnlicbkeit zwischen 
dieser, Art; und zwischen der Draparnaldia glome- 
rala zu finden sey. 

Ich wage dieses als einen Beweis für die Rich- 
tigkeit beider Beobachtungen, vielmehr als eine Be- 
stätigung der Meinung von Bory anzuführen, dass. 
diese getrennten beiden Formen nur. ‘dem. Alter 
nach verschieden seyn dürften, 


‚ Obsehon ich mich auf irgend eine Hypothese 
über dieses Phänomen nicht einlassen will, so kann 


138 


ich, doch nicht unterlassen, darüber ein paar An- 
merkungen zu machen. 


Berkley, welcher in seinem Werke über die 
britischen Algen urtheilt und dieses Phänomen zu 
erklären sucht, hat neuerlich diese Meinung wider- 
rufen und will das Ganze einer mechanischen Ur- 
“sache zuschreiben. Das ungleiche specifische Ge- 

wicht des halbflüssigen Inbaltes der Kügelchen und 
- des Wassers soll nämlich eine Exosmose und En- 
dosmose dureh die Membrane der Kügelchen ver- 
“grsachen, und dieses. bewirke die. Ausströmungen 
ins Wasser, welches die Kügelchen in Bewegung 
seize, bis sie im Raume ein Gleichgewicht fänden, 
wonach sie sich zu Boden senken und die Vegeta- 


tion beginnen. 


Er gibt jedoch zu, dass er noch keine Gele- 
genheit gehabt habe, einige Versuche zu machen, 
um seine Meinung bestätigen zu können; untersucht 
man diese aber etwas genauer, wird man gewiss 
finden, dass sie ganz und gar ohne Grund sey. 
Soll nicht auch ein gleichartiger Akt bei den Mut- 
tergewächsen vor sich gehen? Wie sollen, ohne 
das Gleichgewicht za stören, die inneren Theile, 
welche in einer Flüssigkeit von ungleichem speeif- 
schein Gewicht enthalten sind, heraustreten können, 
während sie: von. Wasser umgeben sind? Und 
scheint diess wohl natürlieh zu seyn, dass die Sa- 
men, um vegetiren zu können, einen Theil von 
ihrem Hüssigen Inhalte absondern sollen, damit. an 


] 


139 


dessen Stelle einige Bestandtheile des Wassers anf- 
genommen werden ? 

Betrachtet man ferner die ganze Entwicklung. 
dieses Phänomens von den ersten Veränderungen 
im Innern der Fäden an bis zum Ende des histinkts 
um dieses Wortes mich zu bedienen — we sie 
rämlich die Schattenseite des Geschirres auswählen, 
worin sie aufbewahrt wurden, und sich bestreben; 
in bestimmte Grappen 'zusammenzutreten, so soll 
man wahrlich glauben, dass diesem Phänomene. 
eine höhere als eine mechanische Ursache zum 
Grunde liege. Ja! sammelt man alle diese Umstände, 
so wird es fast handgreiflich, dass der nächste 
Endzweck des Bewegungs-Vermögens der ist, dass 
sie aus sich selbst im Stande seyen, eine passende 
Lage zu finden. 

Hätten die Algenkügelchen keinen soleben In- 
stinkt, so würden sie vermöge ihrer Kleinheit und. 
Leichtigkeit auf der unrubigen Oberfläche des Was- 
sers kerumgeworfen werden, bis sie die Ruhe fänden, 
welche ihnen zuihrem weiteren Wachsthnm nöthig ist. 

- Diese -Meinung: dient bei ähnlichen Beobach- 
tungen zu einer nützlichen Stütze und bringt sie den 


‚Thieren näher, da die Gewäehse gleichsam an den 


Ort gebunden sind, den sie einmal erhalten haben. 
Die Beobachtungen, welche Cavolini über -die 
Gorgonien und mehrere, Polypen, hernach Grant 
über die Spongien und neuerlich Audouin über 


-die zusaınmengesetzten Ascidien gemacht haben, 


haben zu viele Aehnlichkeit mit jenen, welche man - 


140 


bei den Algen bemerkt hat, als dass man sie mit 
Stillsehweigen übergehen künnte., 

Die erwähnten berühmten Franzosen sagen als 
Zoologen: *) 

„Man weiss, dass im reifen Zustande eine 
„grosse Menge Individuen mehr oder weniger innig 
„vereinigt sind, und nur eine Masse bilden, wel- 
„che unterm Meere an einen festen Körper gehef- 
„tet ist, eine Anordnung, welche ihnen den Namen 
„der zusammengesetzten Tiere verschaffte. Wenn 
„sie entstehen, bilden sie dagegen keinen Theil des 
„Zusammenhanges, welchem ihre Mutter angehört, 
„und sind selbst nicht unter sich vereinigt. 

„Jedes Individuum ist einzeln und vollkommen 
„frei; aber noch wunderbarer ist es, dass sie als-. 
„dann mit dem Vermögen begabt sind, ihre Stelle 
„zu verändern... . Oft sieht man, wie sie sich 
„an die Seiten des Gefässes, worin sie aufbehalten 
„werden, anlegen, und hernach ihren Lauf begin- 
„nen, als wollten sie sich einen anständigen Platz 
„sueben, wo sie ihre Wohnung anfschlagen möch- 
„ten. Nachdem sie sich endlich ihres Bewegungs- 
„Vermögens erfreut baben, werden sie vollkommen, 
„unbeweglich: wenn man sie dann losmacht,. neh- 
„uen sie keine Bewegung mehr ‚an: es ist also 
„wichtig, dass die zusammengesetzten Ascidien (Asci- 
„dies composees), wenn sie noch sehr jaug sind, 


*)' Im Original ist der Text in französischer Sprache an- 
geführt. : Forsten 


141 


„sich ‘einen günstigen Ort zu, ibrer Entwicklung 
„suchen können.” 

Die Frage wegen der Kügelchen, wie wir die 
Zahl ‚derselben angeben sollen;. ob bei den Süss- 
wasser - Algen die Bewegung eine allgemeine Er- 
scheinung, oder ob sie einigermassen eingeschränkt 
sey, kann noch keineswegs beantwortet werden. 
Draparnaldia, . Conferva zonala und Tetraspora 
lubrica gehören bestimmf zu so ungleichen Algen- 
Gruppen, dass es wirklich scheinen möchte, dieses 
Phänomen wäre bei den Süsswasser- Algen allge- 
mein: allein anderer Seits stossen wir wieder auf 
eine Thatsache, dass alle Beobachtungen, welche 
wir darüber besitzen, obschon sie zu verschiedenen 
Zeiten und von verschiedenen Naturforschern an- 
gestellt wurden, gleichwohl fast nur bei denselben 
Arten wieder gefunden worden sind. Dieses Er- 
eigniss scheint anzudeuten, dass diess vielmehr eine 
Ausnabine sey, als eine allgemeine Eigenschaft, so 
als wenn bei einer oder der; anderen Species höhe- 
rer Pflanzen ein ungewöhnliches Bewegungs - Ver- 
mögen entdeckt wurde, welches man aber bei an- 
deren verwandten Geschlechtern vermisste. 

Bisher hat man bloss die Süsswasser- Algen 
beobachtet. Ich hatte während des verflossenen 
Sommers bei meinem Aufenthalt auf Köring- ön 
auf den Klippen der Scheeren zufällig ein Ähn- 
liches Phänomen bei einer Meeres- Alge zu seben 
bekommen, diess -war zugleich bei einer ‘der voll- 
kommeusten Vermischung der grünen Algen, bei 


142 


einer durch ihre Feinheit und durch die verschie- 
dene Farbe vielleicht von der Bryopsis Arbus- 
cula getrennten Art, worüber ich meine Beobach- 
tungen anstellte. Allein, statt dass bei den unvoll- 
kommensten Algen die Bewegung nicht früher ihren 
Anfang nimmt, als bis die Kügelchen sich von den 
Muttergewächsen getrennt haben, so bewegten sie 
sich bei diesen in der Röhre selbst. 

Die Bryopsis- Arten bestehen aus einem zwei- 
ästigen Faden, welcher an irgend einem Knie (Kuo- 
ten) nicht abgebrochen ist. 

‚ Jeder Zweig ist mit seinen Festpunkten an 
die Haupifäden geknüpft, so dass sie auf diese Art 
ein Ganzes ausmachen, im Innern mit einer Jlenge 
Kügelchen versehen, und oft in Klumpen zusam- 
mengebacken sind, welche die durchsichtigen Fä- 
den anders grün färben, ‚ 

Es waren Kugeln, welche jede frei für sich 
im dichten Gewimmel sich rührten und regten, 
und mit einer unordentlichen, kurzen und rotatori- 
schen, aber eben auch in die Länge gezogenen und 
ziemlich lebhaften Bewegung sich herumtummelten. 
Fig. 5. _ 

Das Merkwüräigste hiebei scheint zu seyn, 
dass die Bewegungen nor in wenigen (3 — 4) un- 
gleichen Zweigen erscheinen, während ‘die Kügel- 
chen in den übrigen ganz und gar unbeweglich 
getrennt sind, oder in Klumpen sich sammeln; 
allein, wie ich schon bemerkt habe, ist jeder Zweig 
zn betrachten, wie ein Ganzes für sich, und alsa 


143 


zu vergleichen mit dem Gliede einer Conferre, da 
eben die einen Glieder die Sporidien schon aus- 
gestossen haben können, ehe noch bei den an- 
gränzenden die mindeste Veränderung eingetreten 
ist. Die Fructifications-Organe der Bryopsis-Arten 
‚sind den Algologen bisher ein. Räthsel gewesen, 
Bei so vollkommenen Algen soll man äussere Be- 
feuchtungs - Organe erwarten; allein man hat sie 
allezeit vergebens gesucht. on 

Sollen wir es wagen, von der Analogie dieses 
Phänomens, welches wir bei der Bryopsis beob- 
achtet haben, auf die, wie wir sie bei den Confer- 
ven gefunden haben, zu schliessen, so bleiben die 
grünen Kügelchen in dem Innern der Röhre als 
Befruchtungs- Organe der Bryopsis. 

Nehmen wir dieses an, was auch die Ver- 
wandtschaft der Bryopsileen mit den Dlvoideen 
allerdings wahrscheinlich macht, und erwägen wir, 
wie unvollkommen und verborgen die Fructifikation 
bei ihnen im Allgemeinen ist, im Vergleiche mit 
ihrem ausgebildeten Wuchs, so scheinen diese Ge- 

wächse-einen niederern Platz‘ im Systeme einneh- 
. men zu müssen, als den, welchen bisher ihre Grösse 
zu vermutben Anlass gegeben hat. 
BD. Anfragenm 
3. Von der eben sa seltenen als merkwürdigen 


Pflanzengattung Serapias kommt nach ihrer jetzigen" 


Emendation in Kittel’s botan. Taschenbuch für 
Deutschland nur die eine Art, Serapias Lingua, 
und zwar nach Scopoli in Krain vor, welcher 


_ 


144 


ausdrücklich: „habit. eirea Tergestum” angibt. In 
K.och’s Synops. finden sicb zwei Arten, nämlich die 
obige 8. Linyua und $. cordigera verzeichnet, und 


jst die letztere von Kützing ebenfalls bei Triest 


"gesammelt worden, Reichenbach’s Flor. excurs. 
' ” r _. 713 
vählc dagegen, bei der erweiterten Gränze, fünf 
Arten auf, von welchen $. Iongipelala von Heyn- 
hold und $. owyglotlis von Rudolphi bei Triest 
gesammelt worden sind, so dass demnach vier Spe- 
cies Serapiadis bei Triest vorkommen, während 
doch: unsere Herbarien .nur eine, höchstens deren 
2 Arten. enthalten. Wahrscheinlich hat die schlechte 
Beschaffenheit der so schwer zu trocknenden Exem-. 
plare hiebei_wieder eine Rolle gespielt, und es 
möchte wohl an der Zeit seyn, hierüber zur Gewiss- 
beit zu kommen. Da Herr Bürgermeister Tom- 
masini in Triest unlängst schon die dort vor- 
kommenden Ophrys- und Orobus: Arten, auch neuer- 
dings das bisher so berüchtigt gewesene Alyssum 
gemonense aufgehellt hat, so dürften wie. wohl die 
Hoffnung begen, aüch hierüber aus seiner gewandten 

Feder die. nöthigen Aufkläringen zu erhalten. 


2. Arabis pumila Jaegqg.,' A. scabra All, und 
A. nutans Mönch. werden von allen Schriftstellern 
als identisch erklärt und wit den Abbildungen, die 
Reichetibach nuter Nr. 4332. von der erstern 
und Hoppe in Sturm's Flora, Heft 20. von der 
letztern gegeben bat, zusammen eitirt. Aber diese 
Abbildungen sind wesentlich von einander verschie- 
den, wie sich jeder auf den ersten Blick über- 


zeugen wird; auch ist die erste Pflanze kalkstetig,, 


während letztere demUrgebirge angehört, wie aus 
den beigefügten Texten zu ersehen ist. Wer ver- 
mag hierüber weiters zu-commentiren ? 

, 


. . (Hiezu Literber. Nr. 1. u. Steintafel I) 


F lora 


Nr. 10. 


u Regensburg, am .14. März. 1840... 


nn 


L Original - Anhandlängen. 


Botanische Skizze zur Charakteristik des Nahethales 
u von Öberstein bis Bingen; von C. Bogenhard, 
Cand.Pharm., d. Z. in Sobernheim a. d. Nahe. . 


Bei meinen botanischen Wanderungen durch 
die reizenden Fiuren des fruchtbaren Nahethales, 
welche ich während zwei Sommer in verschiedenen 
Richtungen durchstrichen, bin ieh’ mit einer Menge 
der interessantesten Gegenstände aus Florens Reiche 
bekannt geworden, die ich zar Kenntniss des bo- 
tanischen Publikums zu bringen üm so mehr mieh 
veranlasst fühlte, ‚als. dieselben einen zur:Zeit noch‘ 
wenig erforschten Bezirk unserer vaterländischen 
Flora: beirefen. -— In’der Vorausseteung, dass es 
Freunden der Wissensebaft nicht uhne. Interesse 
seyn dürfte, unternahm ich es, die Zerstreuten bo- 
tanischen Notizen über hiesige Gegend zu sammeln, 
selbige mit den Mittheilungen meiner Freunde, der 
Herren Dr. Schaffner in Meisenheim, Apotbeker 
Gutheil und Dietrich; früher in Krenznneh — 
und meinen. eigenen Entdeckungen ’zu vereinigen 
. Flora. 1840. 10. K 


D 


146 _ 


und so eine gedrängte Uebersicht des Interessante- 
sten dieser reichen Gegend zu geben. 

Das Gebiet der Nahe, durch klimatische Ver- 
hältnisse wie durch eigenthünliche Gebirgsforma- 
tionen gleich ausgezeichnet, gehört in botanischer 
Beziebung sicher zu einem der interessantesten und 
reichten Distrikte unseres deutschen Vaterlandes. 
Betrachten wir zuvörderst die Physiognomie der. 
Vegetation im Allgemeinen, so ergibt sich aus dem 
Vorherrschen der Pflanzen, weiche der süddeut- 
scheht Flora angehören, dass dieselbe vornehmlich 
den südlichen Charakter der pfälzischen Flora irägt 
und in mancher Beziehung der Flora der Wet- 
terau Älınelt ; .manche seltene Pflanzen vermag indess 
hiesige Gegend aufzuweisen, welche dort nicht vor- 
kommen und hier vorzugsweise der Porphyrforma- 
tion eigenthümlich zu seyn scheinen. Doch hat 
auch die norddeutsche Flora hier einzelne Reprä- 
sentanten und zu den interessantesten derselben 
müchte vor allem die Barbarea precox bei Kirn 
gehören. . 

Ausgezeichnet und durch Artenreichthum vor- 
herrschend ist.namentlich die Familie der Personate, 
einige seltene Species derselben oecupiren "oft ganze 
Strecken: ihr nahe stehen die Tefradyname, Com- 
posite, Umbellifere und Labdiate. Die Waldparthien 
beschränken sich meis® auf niedere Eichen- und 
Buchenwald und auf dem Hundsrücken nimmt die 
Birke‘ zuweilen ziemliche Strecken ein; einzelne 
Anpflanzungen von Larke europea finden sich bei 


147 


Kirn, und auf Porphyrgebirgen beiKreuznach wur- 
den in neuerer Zeit Nadelholzpflauzungen angelegt, 
was indessen keinen Einfluss auf den Charakter 
der Vegetation haben kann. Eigentliche Sandpflan- 
zen kommen in Erimanglung dürrer Sandflächen 
hier wenig vor, ebenso Sumpfpflanzen ; einige wenige 
Salzpflanzen wachsen an den Gradirhäusern bei 
Kreuznach. Dagegen begünstigen der fette frucht- 
bare Boden’ and das milde Klima die Kalter vieler 
ausländischer Obstarten, welche ohne Nechtheil 
überwintern und es überrascht in der That, bei 
Kreuznach ganze Pflanzungen von Castanes tvesca 
und in Weinbergen mehrere Varietäten von Amyy- 
dalus communis zu erblicken, 

Die Unterlage im Gebiet unserer Fior besteht 
meist aus Porphyr, hier und da in Confliet mit 
Grünsteinlagern, der Rest aus Kohlen- und buntem 
Sandstein; der Porphyr bildet hohe Gebirgsmassen 
in den sonderbarsten und groteskesten Gextalten, 
deren mittlere Höhe circa 1008 — 1200‘ über. der 
Meeresfläche beträgt: Be 

Ich habe für jetzt die Strecke von Oberstein 
bis Bingen, der Nahe entlang, etwa 1% Stunden 
Länge und zu beiden Seiten circa 1—1; Meilen 
landeinwärts im Auge; bei gegenwärtiger Aufsäh- 
lung habe ich nur die selteneren und minder ver- 
breiteten Species berücksichtiget ; die mit * bezeich- 
neten sind mir theils von meinen Freunden mitge- 
thbeilt, tbeils sind sie den Werken der Autoren 
entnommen, alle übrigen habe ich selbst aufgefunden. 

K2 


148 


Künftig. werden sieh meine  Excursionen bis 
zum Ursprang der Nahe erstrecken, ‘das Resultat 
derselben ‘erlaube ich mir seiner Zeit mitzutheilen. 


Potamogetonew. 
r* Zannichellia repens Bönningh. Kreuznach. 
"Aroidee. 
‚Arum matulatum L. a. $ ß. Winterburg. 
" Alismacea@. . 


: Sporganium simpler Sm. Kreuznach. 
Sagitaria sagitiifolle L. Kreuznach. 
wi!  Graminde. . 

Lokom. arvense With. "Meisenheim. 

Cynoden. Dactylon Rich. Kreuznach. 

* Digitaria ciliaris Koel:. Kreuznach. 

Stipa pennata I. Stellenweise im ganzen Bezirk. 
St. capiliata &b. Seltener. 

Chilochloa Böhmeri P. B. Im gauzen Gebiete. 
Ch. aspera P. B. Bingen, von. Monzingen bis 

 Martinstein, 

Leersia oryzoides Sw. Glasiofer bei Meisenheim. : 
Andropogoen Ischemum L. Oberstein. 

Sesleria cerulea Ard.. An Bergabhängen der 
: ": Nabe und. Simmerbach bei Kirn. 

Sclerochloa dura:'P. B:; Kreuznach. 

Arena tenuis. Mönch. : ‚Stellenweise im ganzen 

Gebirge... . 

Melica ciliate u _ Dessgleichen. i 
"Bromus patulus-M. $& K: An- Wegen "durchs 
jene ‚ganze Gebirge. 

Mokhiia sarulen Mönch. "Spaabrüücken. Bu 


149 


x 


Poa fertilis Host. Sobernheim. 

Giyceria distans Wahlenb. ‚Kreuznacher: Salinen. 
Cyperoide@. - 

Vignea pulicaris L. Merxheim. 

# W. argyroglochin Horn. : Oberstein. 


:* V. divulsa Good. Meisenheim. : 


V. intermedia Good, :Bobernheim. :.. 
V. teretiuscula Schk.: Meisenlieim. Be 
-V; stricta Good. ' Kreuenach. : - tv, a 
Care» humilis Leyss.: Kirn, Kreuznach. “ 
c. paludosa- Good, Odernheim, 

©. ericetorum Pollich, Merxheim. 

C. flava Rtz. Oberstein. -. 

C. Oederi Rtz. Ebendaselbst. 

Biyssmus compressus Panz. Kreuzuach. 
Isolepis setacea R. Br. Sobernheim. 

Cyperus flavescens L.. Kreuznach. 

Scirpus laeustris L. Ebendaselbst. 

Sc. maritimus L. 


 Bnidee. ' a st ce 
Iris germanica L.. Krnnnnch 5 ea 
„Jundace®.:: Zu 


Luzula maaima Desv. Im ganzen Gebiete. 

Juncus obtusiflorus Ehrh. Dessgleichen J. bufo- 
nius L. ß. faseiculatus. Sobernheim. 

J. botinicus Wahlend. Kreuznach. 

Trichlochin palustre L. Böckelheim. 

Bulomus umbellatus L. Kreuznach. “ 

Sarmentace«. : 
. Convallaria verticilata. L. . Oberstein. 


150 


Coronarie. f 
Tulipa aylvestris L. . Meisenheim. 
Muscari botryoides Mil. Kr euznach, Bingen. 
M. comosum Mili. Kreuznach, sehr häufig. 
Seille bifolie L. Im ganzen Gebiete, var. alba. Kirn, 
Gagea stenopelala. Fr. Martinstein, Kreuznach, 
&@. saxatilis Koch, Kirn, Kreuznach. . 
@. lutea Ker. Simmerbachthal. 
Porrum spherocephalum Rchb. Kreuznach, selten, 
P. rotundum Rehb. Gemein in Weinbergen. 
Allium carinatu:L. Bingen. 
A. ursinum L. Delberg. - 
Anthericum ramosum L. Kreuznach, Bingen. 
Asparagus offiinalis L. Naheufer hie und da. 

Orchidee. 
Himanthoglossum viride Rchb. Kirn. 
H. hircinum Spr, Odernheim, selten! 
Orchis fusca Jacg. Durch’s ganze Gebiet häufig, 
0. moravica Jacy. Monzingen. - 
O. coriophora L. Stellenweise im ganzen Gebiet. 
0. ustulata L. Dessgleichen. 
O. sambucina L. Oberhausen, Kreuznach. 
* Ophrys fucifiora Hal. Altenbamberg. 
O. myodes L. Kreuznach. 
Cephalanthera ensifolia Rich. Oberhausen. 
©. pallens Rich. Ebendaselbst., 

..  Iyeopodiacea. 

"Lycopodium Selage L. Kirn. 

Santalace. 
Thesium pratense Ehrh. Kirn, Weitershorn häufig 
Th. Linophylium L. Kreuznach. 


51 


Thymelee. 
Stellera Passerina L. Nördkeim, Kreuznach. 
- Amentace®.: 
* Salix .hippophaöfolia Thudll. 
* S. Smilhiana Willd. Beide-am Glan - und Nahe- _ 
ufer, nach Koch’s Synops: 
Castanea vesca Gärtn. -Gebaut bei Kreuznach. 
Aristolochiace®..: 
Aristolochia Clematitis Ei Bobernkkim, Kreunnach. 
Plumboginew. 
* Armeria vulgaris W. Kreuznach. 
Caprifoliace®. 
Scabiosa sylealica L. Oberstein. | 
Valerianella carinala Lois. Gemein. 
V, dentata DeC. Stellenweise im ganzen Gebiet. 
Sambucus Ebulus L. Dessgleiehen. 
Veccinium Viüis idea :L. Oberstein. 
Ruübiacee. " 
Asperula galioides M. B. Von Sobernheim bis 
‘Bingen. ee 
A. cynanchica L. Gemein. - 
‚A. arvensis E.' Kreusnach, Bingen. 
Composite. 
Centaurea montana L. Martinstein. 
* C. solstitialis L. Kreuznach. 
€. Calcitrapa L. Ebendaselbst. 
* O. nigra L. Kreuznach. 
* Ü. nigrescens var. capitala K. $& Z. Oberstein. 
* Artemisia pontica L. Kreuznach. 
* Gnaphalium gallicumSm. Meisenheim (Schaffner), 


- 


15% . 


Helichrysum arenarium Mönch... Sobernheim. 

“ Achillea nebilie: L. ‚Gemein.. 
Pyrethrum corymbosum W. Im ganzen Gebiet. 
P. Parthenium Sm.. Dhann, u 
Amica montana L. : Winterharg. 
Chrysocoma Linosyris L. Im ganzen Gebiet. 
Inula germänica L. Kreuznach. . 

* I. media M. B. Ebendaselbst. 
I. türta L, Ebendaselbst. 
I. salicina L. Ebendaselbt. 
Aster salignus. .Martinstein. 
Barkhausia felida DeC. - Im ganzen Gebiet. 
Crepis pulchra L. Odernheim, Meisenheim. . 
Hieracium Peleterianum Merat. Oberhausen, 
Krenznach. 

H. prealtum Vill. Kreuznach. . 
Chondrilla juncea L. Durch’s ganze. Gebiet. . 
Prenanthes purpurea L. Überhausen. 
Lactuca saligna I. Meisenheiim. - . 
L. perennis L. Häufig durchs ganze Gebiet. 
L. virosa L. Bingen. 

Thrincia hirla Roth. Meisenheim, Feil. 

.* Scorzonera hispanica L. Bingen. 
* S. purpurea L. Ebendaselbst. 

* Calendula arvensis L. Ebendaselbst. 
Podospermum laciniatum DeC. Iın ganzen Gebiet.. 
Tragopogen major L. Dessgleichen. 

. Carduus defloratus L. Sobernheim. 

Cirsium tuberosum All. Heddesheim. 

€. Zizianum Koch. Sponheim. 


m nn 


153 


Cineraria spathulwfolia Gm. Kreuznach. 
Seneeio Fuchsii Gmel. Wbendaselbst. 

S. sarracenieus L. Sobernhein: Naheufer.‘” 
Arnoseris pusilla Gärtn. Meisenheim. 

Cueurbitace®. \ 

Xanthium strumarium L. Niederbausen. 
Bryonia dioica L. Gemein. 

Campanulacee: a 
Phyteuma nigrum Schmidt. Kirn. . 
Campanula Cervicaria L. Oberhausen. 
Prismatocarpus Speculum LHerit. im ganzen 

Gebiet sellenweise. 
Labiate. 
Meniha diffusa Lej. Böckelheim. 
M. pilosa Spr. Sponheim, 
M. ballotefolia Opitz. Sponheim. 
M. gentilis L. Kreuznach, Spaabrücken. 
M. viridis L. Niederhausen, Sobernheim, Mei- 
senheim. j 
M. crispata Schrad.. Winerbug, Spunbrücken, 
durchaus wild!. -  ı . ® 
M. rotundifolia L. Martinstein. 
M. gratissima Roth. Ebendaselbst. 
M. hirta Willd. Niederbausen. 
M. nepetoides Lej. Ebendaselbst:- 
Ajıiga Chamepithys Schreb. Im gauzen Gebiet. 
A. genevensis L. Gemein. Ze 
Teuerium Botrys L. Im ganzen. ‘Gebiet: 
-T. Chamedrys L. Dessgleichen. - 
Nepeta Cataria L. Kreuznach. :. 


154 


Stachys annua L. Im ganzeu Gebiet. 

St. ambigua Sm. Meisenheim. 

Se. germanica L. Kreuznach. 

Betonica hirta L. Im ganzen Gebiet. 

B. strieta Ai. Sobernheim. 

Galeopsis ochroleuca Lam. "Roxheim. 

Ballota fetida Lam. Kreuznach. 

Calamintha officinalis Mönch. Stellenweise jım 
Gebiet. 

Prunella grandiflera L. Kreuznach, Bingen, var. 
: pinnalifide. Ebendaselbst. . 

* P. alba Pall. Laubenheim. deren 

Seutellaria minor L. " Kirn. 


Lavundula vera DeC. Laubenbeim. 
(Sebluss folgt.) 


I. Gesellschafts-Versammlungen. 
Bericht über die Versammlung des naturwissenschaftlichen 

Vereins des Harzes, gehalten zu Blankenburg am’7. Au- 

just 1839. Exstattet von Dr. Bley. 

Nachdem der Verein im Jahre 1831 zu Aschers- 
leben gestiftet war und seine Versammlungen zu 
Blankenburg, Wernigerode, Stollberg, Nordhausen, 
Clausthal, Alexisbad, Goslar gehalten hatte, ward 
in der vorjährigen Versammlung in Goslar zur 
nächsten Zusammenkunft ‚wiederum Blankenburg 
gewählt, als sehr günstig gelegen für die grössere 
Anzahl. der sich am lebhaftesten für das: Institut 
interessirenden Mitglieder, und als Versammlungs- 
termin der 7. Aug. bestimmt, weil die statatenmäs- 
sige Feststellung auf den vierten. Mittwoch des Mo- 
nats Juli für mehrere Theiluehmer nicht günstig’ 


e 


‘ 


155 


erschienen war. Schon am Vorabend hatten sich 
mehrere Theilnehmer eingefunden, welche :gemein- 
schaftlich im Hause des Hrn. Apothekers Hampe 
dessen schüne botanische Sammlangen‘, namentlich 
Flechten und Moose, in Augenschein nabmen und 
den Rest des Tages in wisseuschaftlicher Unter- 
haltung verlebten. Gemäss der Feststellung in der 
Zusammenkunft zu Goslar traten die Mitglieder 
diesesmal in ‚zwei Sectionen zusammen, eine bo- 
tanisch - zovlogische und eine physikalisch - minera- 
kogische. Die botanische, welche am zahlreichsten 
besucht war, bot folgende Gegenstände dar: Hr, 
Hampe legte mehrere Exemplare von Credneria 
subtriloba, denticulata und inlegerrima vor unter Bei- 
fügung einer versteinerten Frucht, seiner Meinung 
nach dieser Gattung angehörend, wobei er noch 
andeutete, dass diese Pflanze den Polygoneen und 
vorzüglich der Gattung Coccoloba nahe verwandt 
gewesen seyn möchte. Derselbe legte ferner die 
Nachträge zu seinem Prodromus Flore Hercynie 
vor, ‘denen er ein zweites Supplement von 41 Arten 
anschloss, unter welchen 13 Phanerogamen mit 
Thesium alpinum, Amaranthus relroflezus, Juncus 
nigritellus Don, ein Farukraut, (Polypodium al- 
pestre), acht Moose und 19 Flechten. Derselbe 
lieferte noch ein Verzeichniss der von ihm auf dem 
Brocken gefundenen Phanerogamen und Höhen- 
Kryptogamen und fügte diesen Betrachtungen über 
die subalpinische Region des Brockens bei. Von 
Morchantia fragrans zeigte Hr. Hampe ein im 


156 


‚Topie gezogenes schön vegetirendes Exemplar. Hr. 
Forssrath Hartig ans Braunschweig sprach über 
die abirorme’ Bildung einer Eichel ünter Beifügung 
interessanter ‚physiologischer Bemerkungen. Hr. Dr. 
Schleiden zeigte unter seinem zusammengesetzien 
Mikroskope eine nus der Lüneburger Heide stammende 
weisse Kieselerde vor, aus-Kieselpanzern von Infu- 
sorien bestebend; ferner Reste eines Schaums, wel- 
cher sich im verwichenen Frübjähre auf dem soge- 
‚nannten Itschenteiche bei Wernigerode gebildet 
batte, der ebenfalls. aus Infusorien bestand. Er 
folgerte aus der beobachteten. ausserordentlichen 
Vermehrung, dass die ungeheuren Anhäufungen 
ihrer Panzer in manchen Gegenden doch nicht 
so auffallend -seyen, als. sie auf den ersten Blick 
erscheinen. 


In der zuvlogischen Section übergab H. Hor- 


Ds 
. 


sun g . , 

1) ein Verzeichniss der in der Umgegend von 
Cassel beubachteteu Käfer, von Hrn. Castellan 
Landgrebe in Cassel; 

2).eine. Grunglage zu einem Verzeichnisse der 
Insekten. des Fürstenthums Schwarzburg - Ru- 
dulstadt, von Hrn. Dr. Otto in Rudolstadt 
dem Vereine geschenkt. \ 

Hr. Forstrath Hartig hielt einen interessanten 
Vortrag über die Gallwespen, deren er-mehr als 
100: Arten beobachtet hat, so dass er aus‘ den bis- 
herigen 3 Gattungen 21 bilden. konnte. Derselbe 


theilte Bernerkungen mit über das Vorkominen von: 
Anobium molle in den sogenannten Schlafäpfeln der 
Rosen und über eine noch nicht näher ermittelte 
Art Apion, welche er in den Blattgallen von Pap-. 
peln beobachtet hatte, unter Vorzeigung dieser Art. 
Derselbe legte Mittheilungen über. die sogenannten 
springenden Tünnchen. der Schlupfwespen vor, au 
welchen es besonders merkwürdig erscheint, dass 
dieselben, obgleich nur 15 Einien Tang und’ mit’ 
gleichförmiger pergamentartiger Schale umhüllt, von 
einer festen Unterlage 5 — 6 Zoll in die Höhe zu 
schnellen vermögen, ohne dass es bis jetzt gelungen 
sey, einOrgan, mittelst dessen sie dieses tact- und 
regelimäsige Schnellen bewirken, aufzufinden. Der-, 
selbe gab eine Ansicht der Grundlage seiner Ein- 
theilung. der Biattläuse in mehrere Gattangen, nän- 
lich nach dem Adernverlaufe in. den. Flügeln. 
Derselbe bemerkte noch, dass € ynips Fagi, auf 
den Blättern von Fayus syloaliva vorkommend, eine 
Cecelomiga sey. 
Hr... Prof. Blasius. erörterte. ‚einige neue Fle- 
dernifuse, als Vesperugo Nilsonil Keyserling et Blas. 
vom Harze und aus dem nördlichen Schweden, 
und Vesperugo Nathusii Keys. et Blas. aus den 
Gegenden von Halle und Berlin. Er war der Mei- 
nung, dass man schr zweckmässig die Gattung 
Vesperugo in zwei Unterabtheilungen zerfälle. 
.Derselbe beschrieb zwei neue Amphibien des 
Harzes: a) Bombinalor brevipes Keyserl. et Blas.,: 
dem B. igneus nahe verwandt, doch hinlänglich 


158 


verschieden, am Unterharze, namentlich bei Goslar 
in einem Sumpfe am Fusse des Katzensteins und 
bei Osterode vorkommend: auf dem hohen Harze 
hat man sie noch nicht beobachtet; b) einen nenen 
Frosch, anf dem Ilsensteine in einem einzigen Exem- 
plare bis jetzt gefunden. 

_ Derxselbe hatte in einem Wasser vor dem Stein- 
thore bei Braunschweig einen neuen Schalenkrebs, 
Limnetis Wiegmannii Keys, et Blas- gefunden. 

Hr. Recior Lüben aus Aschersleben zeigte 
einen neuen Elater. aus der Gattung Sericus Eschh.. 
vor und beschrieb ihn als Sericus impressicollis Lüb. 

In der mineralogischen Section theilte Hr. Berg- 
assessor Hagemaun. aus Goslar einen. Aufsatz 
des Hın. Bergraths v. Unger mit, worin dieser 
den Vorschlag macht, die Hoflinann’sche harte 
des nordwestlichen Deutschlands einer Revision zu 
unterwerfen und zu diesem Zwecke eine Üeber- 
einkunft zu treffen. Man war der Meinuug, dass 
bei der noch. geringen Anzahl der Mitglieder wan 
sich darauf beschränken müsse, mit fernerer Zu- 
grundelegung der Reimann’schen Charte, die Beob-' 
achtungen, welche zur Berichtigung der Hoffmann’- 
schen Charte gemacht werden, in der. jährlichen 
Versammlungen des Vereins auszutauschen. Dex 

- zeitige Vorstand Oberbergrath Zincken, übernahm 
es desshalb, mit Hrn. v.' Unger zu eommunieiren, 

Hr.. Bergmeister Ahrend- von Goslar liess. 
durch Hrn. Hagemann eine geognostische Charte 
der Gegend zwischen. der Messinghütte und der 
Oker vorlegen. © 

Hr.’ Bergassistent Zeuner vom Mägdesprung 
gab einige Andeutungen über den Porphyr des 
Knollens und der Umgegend. 

.Hr. Oberbergräthb Zincken berichtete über 
Hausmann’s Schrift: - „Ueber die Bildung des 
Haragebirges.“ , a 

‚Derselbe legte einige neue, sehr interessante 
Mineralien vom Harze, mit Bemerkungen darüber, 


159 


vor, als Verbindungen von Palladium, Geld und 
Silber, Selensilber von 'Tilkerode, mehrere Nadel. 
erze von Harzgerode, körnigen Dolomit aus dem 
Mühltbale bei Eibingerode, wie von Campo lago, 
ınuschligen Augit von Hilligerwalde und Jamesonit 
vom Mägdesprunge. 

Hr. Assessor Roemer ans Hildesheim zeigte 
mehrere von Hrn. Yxem bei Quedlinburg gesam- 
melte Fossilien, als schöne Gypskrystalle, Corallen 
und Ammoniten vor. u on 

Hr. Hampe übergab ein prächtiges Exemplar 
von Inoceramus crispus aus dem Quadersandstein von 
Blankenburg. ; 

Br. Bergschreiber Pren versprach für künf- 
tiges Jahr eine specielle Monographie des Buch- 
berges. f 

Nach dem Schlusse der Sectionsversammlung 
folgte die allgemeine Versammlung. 

Dr. Bley theilte die Resultate der cliemischen 
Untersuchung zweier bei Quedlinburg gefundenen 
angeblichen Meteorsteine mit, über welche er die: 
Meinung aussprach, dass sie nach der chemischen 
Zusammensetzung wohl nicht als ıneteorischen Ur-. 
sprangs angesehen werden dürften; Oberbergrath 

incken hielt sie für Sphärosiderit. . er 

Derselbe zeigte ein künstliches Kohleneisen 
vor, welches sich gebiltlet hatte an einem eisernen 
Cylinder aus Harzer Eisen, der zur Knochenver- 
kohlung gedient hatte, unter Darlegung seiner Zu- 
sammensetzung, welche eine grosse Menge, nämlich 
über 36 Proc., Kohlenstoff zeigte. 

“ Derselbe theilte noch die chemische Prüfung 
eines talkbaltigen Gypses aus der Umgegend von 
Quedlinburg mit. 

Hr. Pr. Schleiden demonstrirte die von ihm 
gemachten Beobachtungen über die Befrachtung der 
Pflauzen und zeigte die schon bei der zoologisch- 

botanischen Section erwähnten Infusorien. 


160 


i. ‚Hr. Bergaskessor Hagemann las eine Ab- 
handlung über-die. Abröstung der Bammeliherger 
Erze und die Gewinnung des Schwefels; Ein für. 
die Freunde .der Metallurgie um: so. interessauterer 
Vertrag, 'als er zugleich die. Vieervollständigung der. 
im vorigen Jahre durch Hm. Breymann über 
diesen Gegenstand gegebenen 'Notktzen enthielt 
.. Hr. Bergprobirer und..Hüttenschreiber Heine 
von‘ Eisleben gab eine Darlegung. seiner Beobach- 
tungen über die Entstehung von Feldspäthkrystallen: 
in Kupfer- und Eisenhöchöfen, und sprach'die Mei- 
nung aus, dass selbige sich in den von ihm beob-: 
achteten Fällen bestimmt erst erzeugt hätten. 
- Nach dem-Schlusse der: Hauptversammlung ‚trat 
der Ausschuss der ältern "Mitglieden: zusammen, ' 
durch welchen zuerst die bisherigen Beamten mi . 
ihren .Aemtern bestätigt wurden, ferner .wirrde als 
Versammlungsort für die nächsten 3 Jahre Blan- 
kenburg ‚bestimmt, um den Verein einigermassen 
mehr stationair zu machen, endlich die eingeführ- 
ten. Sectionen- für die Zukunft noch durch zwei. 
neue zu vermehren, festgestellt, nämlich durch eine 
forstwissenschaftliche. und eine büttenmännische, um! 
somit noeh mehr auf. das. praktische Lebenzeiuzu-- 
wirken. Zur Bildung der erstern erklärte sich auf‘ 
Ersuchen Hr. Forstrath Hartig bereit, sowie zur 
Beschaffung und Leitung der letztern Hr. Ober-- 
hütteninspektor Tasse von Rübeland. Be 
;  Zauletzt vereinigte die ganze aus 53 Mit- 
gliedern bestehende Gesellschaft noch:ein.. röhli- 
ches Mahl, dessen Genuss darch' heitene Gespräche 
und ansprechende Trinkspräche:: gewürzt wurde. 
Nach Beendigung unternahm ‚der: gröksere. Theil: 
der Gesellschaft noch einen Spaziergang. nach dem 
" Begensteine:. Bin Theil ‘der Mitglieder ‚fand; sich 
noch des Abends zusammen. und.erst..der nächste, 
Morgen: .entfübrie die, meisten ‚Auswärtigen dem so 
ansprechenden schön. gelagenen . Versammlungsorte. 
Behufs ihrer Rückkehr in die Heimath. 
“  (Hiezu Beibl. 3.) 


Flora 


Nro. 14. 


Regensburg, am 21. März 1540, 


1. Original - Abhandlungen. 


Botanische Skizze zur Charakter istik des Nahethales 
ron Oberstein bis Bingen; von C. Bo genhard, 
Cand. Pharm., d. Z. in Sobernheim a. d. Nahe, 

“ Schluss.) 


Asperifolie. 


Litnospermum offieinale L. Niederhansen. 

L. purpureo-ceruleum L. Kirn, Kreuznach, 

Puimonaria angustifolia L: ‚Kirn. 

P. azurea Besser. Kreuznach, Bingen. 

P. offieinalis L. Sobernheim. 

Echinospermum squarrosum. Rekb. , Von Kärn bis 
‚Bingen, ‚var. ‚albiflorum.;, Sobernheim. 

* -Asperugo procumbens IL. Meisenheim., 

Heliotropium europeum L. Im gauzen Gebiet 
bäufif. 

Personal. 

Orobanche Epithymum DeC, An Gebirgen lüngs 
der Nahe von Oberstein bis Krenznach in 
zahlloser Menge! 

0. Galii Dub. Hie und da mit voriger: 

O. amelhystea Thuill. Rochusberg ‚bei Bingen. 

Flora 1830. 11. L 


162 


Orobanche pallidiflera Wimm. $ Grab.? Kreuznach. 

O. arenaria Borkh. Kreuznach, Martinstein. 

O, cerulea Vill. Martinstein. 

O0. ramosa L. Sobernheim, Meisenheim, Kreuz- 
nach , häufig.! 

Odontites lulea Rchb. Laubenheim, 

* Globularia vulgaris L. Martinstein, Kreuzriach. 

Veronica pr&co# L. &emein durch’s ganze Gebiet. ! 

V. acinifolia L. Rüdesheim bei Kreuznach, 

V..spicata L. Oberhausen bis Kreuznach. 

‚V. prostrata L. Kreuznach. 

V. longifolia L.. Glanufer bei Meisenheim. 

Linaria Cymbalaria Dill. Kreuznach. 

L. Elatine Desf. Geinein. 

L. spuria Mil. Sobernheim, Kreuznach. 

L. arvensis Desf. Naheufer. 

Antirrhinum majus L. Dhaun. 

Scrophularia vernalis L. Meisenheim. 

Digitalis grandiflora Lam. Von Öberstein bis 
Kreuznach häufig. 

D. purpurea L. Kirchbollenbach bei Oberstein., 

D. purpurascens Roth. Ebendaselbst x. pallida, 
ß. tota purpurea, Y. micrantha. 

D. lutea L. Ebendaselbst mit beiden vorigen in 
grosser Menge. 

Verbascum floccosum W. & K. Kreuznach, R. ke- 
vigatum. Tbendaselbst. 

V. nigro- Lychnitis Schiede. Kreuznach. 

V. adulterinum Koch. Sobernheim. 

VW. phlomoides L. Gemein. 


163 
Verbascum thapsiforme Schrad. Ton | ganzen ‚Gebiet, 
V. Thapsus L. Bingen. 
Solane®. 
Prrysalis Alkekengi L. Posenhelm. 
Atropa Belladenna L. Sabernheim. 
Lysimachiee. 
Androsace maxima L. Kreuznach, Biigen sehr 
häufig, . —. 
A. elongata L. Niederhanien, 
Anagallis ceruled Schreb. Häofiger als A. arrenisis, 
Monotropa Hypopithys L. Winterburg. 
Pyrola minor L. Oberstein, j 
Contorte. 
Erythraa pulchella Fries. Kreuznach, 
Gentiana ciliata L. Sobernheim. _ 
Umbellifere. . 
Anthriscus vulgaris Pers. Sobernheiin. 
A. Cerefolium Hoffm. Kreuznach. 
Cherophyllum bulbosum L. Sobernheim, 
Ch. hirsutum L. Kreuznach 
‚Ch. aureith L. Sobernheim. 
" Purgenid latifolid "Bofm. Im ganzen Gebiet. 
Torilis helvetica Gmel. Gemein im ganzen Gebiet, 
Orlaya grandiflora Hoffm. Oberstein. 
* Tordylium maximum L. Oberstein (Löh n). 
Petroselinum Chabrei Rehb. Kirn, = 
P. alsaticum Rchb. Laubenheim. 
Cerraris Rivini Gärtn. Kirn bis Kreuznach. 
Seseli Hippomarathr um L. Kreuznach. 
* S, coloratum Ehrh. Ebendaselbst. 
L 2 


Y 


164 


Lihanotis montana All. Sobernheim, selten! 
Silaus pratensis Bess. Im ganzen Gebiet. 

* "Trinia pumila Jacg. Bingen. 

Helosciadium nödiflerum Koch. Weinsheim, Kreuz- 

nach. 

Falcaria Rivini Host. Gemein. 

Carum Bulbocastanum Koch. Gemein. 
Bupleurum rotundifolium L. Sobernheim. 

B. falcatum I.. Gemein, 
. Eryngium campestre L. Gemein. 
u Papilionacee. 

Trifolium fragiferum K. Kreuznach. 

T. ochroleucum L. Kirn, Martiustein. 

T. rubens L. Kreuzuach. 

T. hybridum L, Ebendaselbst. 

Medicayo minima L. Oberstein. 

Lotus siliguosus L. Kreuznach. 

L. major Sm. Sobernheim, _ 
Ozxytropis pilosa. Schlossböckelheim, Kreuznach. 
Genista sagittalis L. Gemein. 

G. pilosa L. Stellenweise im Gebiet. 

Yi icia Ervilia Koch, Meisenheim, und stellen- 

weise im ganzen Kreis Kreuznach. 

V. tefrasperma Koch. Sabernheim. 

V. monantha K. Oberstein. 

V. pisiformis L. Sobernheim Kreuznach. 

V._ sepium L. var. alba. Ebendaselbst. 
Laihyrus Aphaca. L. Kreuznach. 

Hippocrepis comosa L. Im ganzen Gebiet. 
Ornithopus perpusillus L.. Ebendaselbst. 


165 
Corniculate. Ze 
Sedum purpureum Andrz. Im ganzen‘ Gebiet: 
S: maximum Pers. Kreuznach, Meisenheim. 
Surifraga Aizoon L. Sehr häufig auf Gebirgen 
bei Kirn, durchs ganze Simmerbächerthal und 
bei Kreuznach, & et £. ’ 

S. sponhemica Gmel. Oberstein, Kirn, Krehz- 
nach, Bockenau, Sponheim.  ß. condensata 
"@mel. , 'mit voriger. EEE 


Ribesiacee®. 
Ribes alpinum L. Stellenweise im Gebiet. 
Portulacee. : 
Scleranthus perennis £. fallae Bönngh. Mar- 
tinstein. 


Spergula vulgaris Bönngl. Sobernheim. 

Rumex sculatus L. Gemein. 

R. mazximus L. Sobernheim. ' 

Asine rubra L. Tbendaselbst. 

A. marina M: et K. Kreuznacher Salinen. 

Polygonum Isziflorum ‚Whe. Kreuznach, Mei- 
senheim. "  '* u 

Corrigiola littoralis L. Nahenter, 

Portulaca oleracea L. Böckelheim. 

Aizoidee. 

Chenopodium opulifolium L. Meisenheim. 

: Ch. urbicum LE. Im ganzen Gebiet. 

Ch. polyspermum L. ß. spicato-racemosum. So- 
bernheim. 

Atriplex latifolia Wahlenb. var. salina. Kreuz- 
nacher Salinen. \ 


366 


Blitum rubrum L. Weinsheim. 
Polyonpmum arvenge L. 8. mazimum m. Martin- 
stein, ; ‚Ausgezeichnete Form! über 3 Fuss 
: hob... 
\ Amaranıhus adscendens Lois. Kreuznach, 
Rosacee. 
‚Potentilla Fragar iastrum Ei, Kirn: 
Pr. rupesiris L. Sobernheim. 
P. cinerea Chaiz. Nahegebirge von Kirn bis 
Kreuznach. , 
Fragaria sation. -Eihrl,. Sobernheim. 
F. colliina Ehrh. Gemein.. 
Rosa pimpinellifoia L. Häufig durch’s. ganze 
Gebiet. . 
Spirea Fiipendula L. Kirn. 
Sorbus Aria Crantz. . Stellenweisse im Gebiet. 
S. torminalis Craniz.. Kreuznach. | 
Cotoneaster vulgaris Lindl,. Ebendaselbst. 
Amelanchier rupestris Lind. Kirn, Sponheim, 
Lythrarie. 
Lythrum Hysoppifolia L. Heddesheim. 
Peplis Portula L. Sobernheim. 
Amygdalee. \ 
Cerasus Mahaleb Di. Häufig im ganzen Bezirk. 
Prunus insilitia L. Sobernheim, Krenznach. 
Amygdalus communis L. Kreuznach angepflanzt. 
Tetradyname. 
* Rapistrum rugosum Al, Bingen. 
Isatis tinctoria L. Im ganzen Gebiet. 
Teesdalia nudicaulis R. Br. Meisenheim. 


167 


Thlaspi alpestre L. Kivn,: Kreuznach. : - 
Th. perfoliatum L. Gemein. nn 
Iberis amara L. Kreuznach, Bingen. 
.Biscutella levigata E. Oberstein, Kirn, Kreuznach. 
Lepidium graminifolium L. Durch’s. ganze Gebiet. 
Draba muralis L. Kirn, Kreuznach. 
Cochlearia Armoracia L. Glabnuter bei Odern- 
heim. ° 
Alyssum monlanum L. Dusche ganze , Gebiet, 
* Berteroa incana Di. Kreuznach. 
"Lunaria rediviva L. Kirn. 
* Lunaria biennis L. Kreuznach. 
Dentaria bulbifera L. Kirn. 
Arabis brassiceformis Walr. Durch’s ganze 
Gebiet. 
* A. aurieulata Lam. Kreuznach. 
. A. Turrita E: Gebirge: der Nahe und Simuner- 
bach bei Kirn. 
Cheiranthus Cheiri L. Kirn, Kreuznach. 
Barbarea precos R.:Br.. Kirn, Weitersborn. 
B. siricta Andrz... Waldböckelheim. .. 
* Hesperis malrbnalis L. Kreuznach. 
Conringia orientalis Pers. Sobernheim, Kreuzriach. 
Erysimum crepidifolium Rchb. Von Sobernheim 
bis Bingen sehr häufig zu beiden Seiten der 
Nahe. 
Diplotazis tenuifolia Di. Kreuznach, Bingen. 
Erucastrum inodorum Rehb.. Kreuzuacth:: 
Brassica cheiranthiflora Di. Sobernheim, Mei- 


senheim. 


168 | 
Reseda lutea und Iyteola L. Beide im ganzen 
Gebiet. 


Papaveracee. 
‚Papaver hybridum L. Sobernheim: Disiboden- 
"berg, Krenznach. 
Fumaria parviflora L. Kirn bis Kreuznach. 
“P. Vaillantüi Lois. Sobernheim, Kreuznach. 
Corydalis digitata Pers. Gemein. . 
C. cara Schw. et Kört. Seltner. 
Berberis vulgaris L. Dhaun. 

Cistinee. j 
* Helianthemum Fumana Mill. Kreuznach. 
* H. polifolium M, et K. Ebendaselbst. 


Ranunculacee. 


Myosurus minimus L. Kreuznach. 
* Ranunculus hederaceus L. Oberstein, Kreuznach. 
R. aconitifolius L. Kreuznach. . : 
R. Philonotis Ehrh.: Im ganzen Gebiet. 
Adonis vernalis L. Kreuznach. 
A. autumnalis L. Merxheim. 
A. astivalis L. Sobernheim, Kreuznaeh. 
A. lammea Jay. : Kreuznach. 
Thalictrum minus L. Kirn. 
Anemone ranunculeides L. Kirn.: 
A. sylvestris L: Kreuznach. 
Pulsatilla tulgaris. Mill. . 
a. genuina m. Im ganzen Gebiet. 
ß. angustisepala m. Biumenblätter sehr schmal, 
spitz, bei Kreuznach. a 


169 


N 


y. cernua m. Blume halb “überhängend, Büll- 
blätter sehr tief getheilt. Sobernheim, 

&. Iaciniata m. Blumenblätter dreitheilig oder 
fiederspaltig. Ebendaselbst. — Beide. interes- 
sante Formen sind in einem andern Aufsatz 
näher bezeichnet. 

Helleborus fetidus L. Häufig im ganzen Gebiet. 
Nigella arvensis L. Im ganzen ‚Gebiet. 
Actea spicata L. Kreurnach. 
Rutacee. " 
Callitriche platycarpa Kütz. Sobernheim. 
Euphorbia platyphylios L. Im ganzen Gebiet. 
* E. Lathyris L. Kreuznach, verwildert. 
Dictamnus Frazinella Pers. Nahegebirge von 
Oberstein bis Kreuznach. 
Sapindacem. : 
Acer monspessulanum L. Kirn, Kreuznach, S8o- 
bernheim häufig! 
Malvacee. 
Malvea moschata L. Im ganzen Gebiet. 

ß. multidentata. Kirn” bis Oberstein. 

Althea hirsuta L. Meisenheim, Kreuznach. 
Geraniaceae, 

Geranium rotundifolium L. Böckelheim. 

6. sylvalicum L. Überstein. 

G. pratense L. Kirn, 


'G. sanguineum L. Im. ganzen Gebiet. 


6. lueidum L. Oberhausen. 
Ozxalideae. 
Oxalis stricta L. Kreuznach. 


170 


Caryophyllaceae. 

Stellaria glauca With. Kirn. : 
. St nemorum L. Kirn, Kreuznach. 

Mönchia erecia Ft. Weit. Kirn. 
"* Sayina ciliale Fries. Bingen. 

Cerastium brachypelalum Desp. Sobernheim. 
'Saponaria Vaccaria L. Gemein‘ unter der Saat. 
Gypsophila muralis L, Im ganzen Bezirk. 

G. serotina Hayne, Saberiheim. 

Dianthus caesius Sm. Kreuznach, 

D. dekaides:L. Im ‚ganzen Gebiet, 

D. Armeria. Oberstein, Kirn, 

Silene .cenica L. Roxheim. 

8. Armeria: L. Kreuznach. 

* S. Otlites Sm. Kreuznaeh. 

Lychnis Viscaria L. Oberstein, Kirn. 

:E. dieica L. Gemein. 

L. diurna Sibth. Kirn. 

Hyperieineae. 

Linum tenuifolium L. Sobernheim, Norheiw, 

Kreuznach. 

Hypericum pulehrum L. Im ganzen Gebiet stel- 
lenweise. 
4 Corresponudenz. 

Bei einer im verflossenen Sommer gemachten 
botan. Reise empfand ich auch einen hohen Ge- 
nuss an dem botanischen Garten zu Leipzig, der 
unter der Direction .des Professors Dr. Kunze 
sich den übrigen gut dotirten und conservirten 
Uniyersitätsgärten von Dentschlaud .ebrenvoll au- 


171 


schliesst, Durch Kunze's Vorliebe für Alpen- 
pflanzen wurden auch diese mit besonderm Fleisse 
"behandelt, und ihr fröhliches Gedeihen gibt neben- 
bei einen schlagenden Beweis von der geschick- 
ten Hand des Gärtners Plaschnick; beson- 
ders erfreulich muss es für denjenigen Botaniker, 
der nicht Gelegenheit hat, -Alpen zu besteigen, 
seyn, wenn er.hier, theils-in Töpfen, tbeils im 
kalten Boden ‚ganze: Folgenreihen von: Saxilrageıi 
und Alpenprimeln antriflt, unter welchen sich sogar 
neben Primula longiflora, minima, glaucescens, car- 
niolica und venustra auch die eben s0 .seltene als 
zarte Saxifraga tenella Wulf. befindet. Hier fin- 
den sich weiters auch in üppiger Vegetation drei 
Soldanellen, Braya alpina und sogar alle inKoch's 
Synopsis enthaltene Sempereiva. Diese würden mich 
aufs Höchste überrascht haben, wenn ich sie nicht 
schen bei unserm seligen Funck gesehen hätte, 
und mir erinnerlich wäre, dass auch Hr. Apotheker 
Hinterhuber in. Mondsee sich mit ‚der Versen- 
dung von: rischen Alpengewächsen. beschäftigt und 
für: billige Preise gut conseryirte Exemplare liefert. 
Auch Leipzigs Buchhandel leistet der Botanik gros- 
sen Vorschub und die Bemühungen Hofmeister's 
zur Verbreitung der Reichenbach’schen Abbil- 
dungen und getrockneter Gewächse verdienen alle An- 
erkennung. Hofmeister lässt eben auch eine Flora 
dalmatica von Visiani drucken und wird ebenfalls 
eine Flora carniolica von Freyer in Verlag neh- 
men. Prof. Kunze wird sogar eine Fortseizung 


17% 


der Schknhr’schen Werke besorgen nnd vors 
Erste zwei Hefte der Farne und ein Heft der Ried. 
gräser liefern.. Auf diese Weise könnten selbst die 
ältern Schk uhr'schen Werke noch grösserer Ver- 
breitung unterliegen und neuerdings Nutzen stiften, 
wenn der Verleger sich eine Zeit lang zu herab- 
gesetzten Preisen verstehen wollte, 
In dem eben erschienenen Samenkatalog des 
Leipziger Gartens. finden sich abermals Beweise 
der hoben. Verdienste des Würtemberger Reise- 
.vereins, zumal.in Anbetracht von arabischen Pflan- 
zen, indem darin von Kunze ein neuer Convol- 
vulus folgendermassen beschrieben wird: 

Convolvulus Fatmensis Kz., annuus pubescens, 
caule elongato ramoso subvolubili, foliis remotissi- 
mis petiolatis cordato - hastatis sinuato- dentatis ob- 
tusis, pedunculis bifloris folio brevioribus, bracteis 
subulatis a calyce remotis, foliolis calyeinis obtusis 
mucronatis,- eorolla calyce daplo- longiore. Schim- 
per pl. arabie exs. Union. itiner, Nr. 839. Sebast. 
Fischer pl arabic. exsicc. Nr. 20. — Ad agrorum. 
margines et inter segetes vallis Fatme Arab. flor. 
Febr. in horto Junio, Jalio.— C. cordifolius Thuns. 
differt foliis acuminatis, pedunculis-.muliifloris. 

WI. Notizen zur Zeitgeschichte. 

Onilgetieit von dem Prof. Hornschuch in Greifswald.) 

In dem noeh nicht ausgegebenen Jahrgang 1839 
der Verhandlungen der Königl. Schwed. Akademie 
der Wissenschaften in Stockholm befindet sich eine 
intereßsante Abhandlung ;über die Bestimmung der 


173 


Blatt- und Knospen-Stellung von Gustav Silf- 
verstraohle,” über welche ich später ausführlicher 
berichten werde. 

Die seit dem Abgange des Professors, nunmeh- 
rigen Bischofs, Agardh von Lund erledigte or- 
dentliche Professur der Botanik bei der dortigen 
Universität ist kürzlichst dem Professor Zetter- 
stedt, der dieselbe seit jener Zeit provisorisch 
verwaltete, definitiv verliehen, und gleichzeitig der 
bisherige. Privatdoeent Dr. Jakob Agardh, ein 
Sohn des Bischofs, zum Adjuncten der Botanik bei 
derselben Universität ernannt worden. 

IV. Botanische Notizen. 

1. Die Tab. 447. in Jacg. Fl. austr. wird 
von allen Floristen Deutschlands, Host’s Flora austr. 
selbst nicht ausgenommen, der Unterschrift gemäss, 
als Phyleuma orbieulare eitirt, dagegen Bertoleni 
in Fl. italica 1. 5. p- 537. und p. 542. umständlich 
zu erörtern sucht, dass diese Figur die Ph. Scheuch- 
 geri vorstelle, wie denn Schmidt in Flora bohem, 
schon diese: Ansicht, hatte. Aus. gleicher Mei- 
nung. mag auch. die Angabe in der hot. Zeit. 
1838 p. 254. entstanden sey, dass Ph. Scheuchseri 
am Untersberge bei Salzburg wachse, wo ganz 
gewiss keine andere als die Fig. sinistra Jacq. 
vorkommt, die allerdings durch ihren robusten Ha- 
bitus von der schmächtigen Tbalpflanze als ausge- 
zeichnete Form erscheint. 

2% Von unsern Floristen werden Phyteuma 
Michelii, Ph. scorzoner@folium und belonic@folium 


174 


als besondere Arten aufgeführt, während sie da- 
gegen von Bertoloni inFlora italic. IM. 5. p. 538. 
als biosse Varietäten aneinander gereiht werden. 
Ööb nun wohl diess letztere Verfahren nicht unbe- 
dingt anzunehnen seyn dürfte, da Bertoloni's 
anderweitige Zusammenziebungen gegen die Winke 
der Natur zu seyn scheinen, und es im Grunde 
auch unerheblich ist, ob die eine oder ‘andere Mei- 
nung ausgeführt ist, wenn nor die richtige Angabe 
der Form stattgefunden hat, so können wir doch zu 
einer nähern Bestimmung hierüber von den beiden 
letztern Pflanzen nachstehendes mittheilen. Man hat 
beide durch eine drei- und zweispaltige Narbe zu 
unterscheiden gesucht, wie auch an den genauen 
Figuren zu ersehen ist, die in Reichb. Iconao- 
graphia Fig. 411. und 412. befindlich sind, dass 
aber dieses nicht Stich hält, zeigt abermals Ber- 
toloni in der Angabe: stigma bifidum et trifidam 
in eadem spica, idque passim. Dagegen liegen dem 
Einsender dieses von der ächten Ph. betonicaefolium 
zahlreiche Exemplare aus zwei verschiedenen Ge- 
genden vor, an welchen in obiger Hinsicht fol- 
gendes stattfindet: An den einen, die Traun- 
steiner in der Gegend’ von Kitzbühl gesammelt 
hat, sind an allen Exemplaren der ganzen Länge 
nach nichts als dreispaltige Narben zu sehen, und 
von Traunsteiner selbst ist folgendes beigefügt: 
„Ich babe recht viele Exemplare untersucht und 
durchaus drei Narben gefunden; einzelne Blumen 
findet man wohl manchmal an einer Achre mit 


175 


zwei Narben, allein so sparsam, dass sie die Regel 
durchaus nicht aufhebt, zudem findet man wohl 
mahchmal Blümehen mit vier Narben. ” Diess träfe 
also ganz mit der Abbildung überein, die Rei- 
chenbäch unter Nr. 411. als Ph. scorzonerifolia 
gezeichnet hat, während nun die zahlreichen Exem- 
plare, die Hoppe bei Heiligenblut sammelte, 
durchaus nur zweitheilige Narben darbieten und 
sonach dem Ph. belonicaefolium Rchb. entsprechen. 
Beide. vorliegende Exemplare sind aber sonst in 
nichts, weder in Wurzel, noch den Blättern, noch 
der Höhe der Stengel und Länge der Aehre unter- 
schieden. So verwandelt sich also auch hier eine 
Zufälligkeit in Stetigkeit, wie sich sonst wohl auch 
andere Abweichungen z. B. die weisse Blumen- 
farbe fortpflanzt. Auf jeden Fall mag hieraus 
auch noch die Zweckmässigkeit hervorgehen, in 
den Herbarien Individuen ans mehreren Gegenden 
zusammen zu bringen um eigends sulche Abwei« 
chungen vergleichen und die Natur erforschen zu 
können. ; 

- 3. Von der von Hornsch uch nen bestimmten 
Laubmoosgattung Mielichhoferia, zu Ehren des Salz- 
burgischen Bergraths Mielichhofer also genannt 
and von welcher die beiden Arten elongala und ni- 
lida-im salzbargischen Gebirge gefunden vn urden, sind 
auch im Auslande zwei neue Arten, eine nämlich 
in "Chili, die andere am Cap entdeckt werden. 

4. Dichelyma falcatum Myrin. (Fontinalis fal- 
eata Hedıv. et Bridi.), melches bisher bloss als ein 


176 


schwedisches und lappländisches Laubmoos be- 
kannt war, ist nun auch für die Flora Deutsch- 
lands gewonnen und im Riesengebirge gefunden 
worden, Es gehört zu den Hypneen, steht Cü- 
macium am nächsten und hat Wolhnört und Ha- 
bitus von Aneclangium aqualicum, welches je- 
doch durch die starken Blattnerven ausgezeichnet 
ist. Es ist zu bedauern, dass Bridel. diese Ent- 
deckung nicht mehr erlebt: hat. (Vergl. dessen 
Bryol. 1. p. 660.) Wahrscheinlich findet es sich 
auch 'in.unsern Alpen vor... — Auch Braga alpina 
soll in Schweden entdeckt.worden seyn, worüber 
wir nähern Angaben entgegen sehen. . 

5. Durch Hrn. Apotheker Böckeler in Varel 
erfahren wir so eben, dass in der Nähe seines 
Wohnortes eine für Deutschland neue Pflanze auf- 
gefunden worden ist. Unter einigen Gräsern näm- 
lich, welche ein Pflanzenfrennd, Hr. W. Roth, am 
Jahdebusen gesammelt hatte und Hrn, Böckeler 
zuın Bestimmen sandte, erkannte dieser bald die 
Sclerochloa procumbens P. B. (Poa, Festuca). Nach 
der Flora excursoria kommt dieses Gras bei Am- 
sterdam vor, für Deutschland möchte es aber neu 
seyn. Hr. Böckeler gedenkt die neue Bürgeria 
im künftigen Sommer an ihrem Standorte aufzu- 


suchen und seiner Zeit darüber Näheres mitzutheilen. 
6. In Reichenbach’s Flora excursoria wird 
die von Sturm abgebildete Anemone alpina ein 
Monstrum sepalis petalisque tribus genannt, welches 
jedoeh um so weniger der Fall seyn dürfte, als 
die Pflanze durch die ganze süddeutsche Alpenkette 
fast immer nur in dieser Form auftritt. 


Flora 


Nee 


Regensburg, am 28. März 1840. 2, 


R RuREEEr mi. otlhrian 
I. Original- Abhandlungen. ' 
"Botanische Wanderungen durch Steyerriark; von Feld- 
marschall-Lieutenant Bar on v. Wel de en in Grätz, 


Ein Gebirgsland, das nördlich vom  Gross- 
 Glockner (1998°, dem Omkogel. (17159, dem Hoch- 
Golling (15079, dem Thorstein (15819 der Bgeber- 
spitze (1442) begränzt wird, wo die Quellen der 
Enns und Mur entspringen, wo ein immerwährender 
Wechsel’ von .Kalk-, Granit- and Tihonsghigfer-For- 
mationen ihren mächtigen Einfluss auf die Vegetation 
ausüben, kann nur ein grosses Interesse: für den. 
Freund der: Pflanzenkunde .baben,;, und: schen im 
Jahre ‚1821. ‚habe, .ich. :die Früchte :meiner:-Wande- 
rungen von der. Schnee-Alpe an über die Veitsch, 
den Hochschwab, Gridiming (12379, die Radstädter 
Tauern bis zum Ankogel in diesen Blättern nieder- 
gelegt. Mit feendiger Erinnerung überschritt ich 
Anfangs August 1838 die Petschen, welche. die 
Gränze zwischen Oberösterreich und Steiermark bil- 
det. Es waren 17 Jabre seitdem verflossen, in der 
ontern Welt hatte so Manches eine andere Gestalt 
bekommen, doch die eisgranen Häupter und ihre 
Flora 1840. 12. M 


178 


markirten Züge "erkannte ich anverändert wieder, 
als ich über den Grimming in das Ennstbal nieder- 
stieg; ünd vor der treuen Erinnerung stiegen sie 
wieder auf all die hohen Genüsse, die ich dort auf 
- den Höhen Burgas, dem Kalbling, dem Sparenfeld 
(hier in Begleitung unseres Collegen P.Sommerauer) 
und dort auf dem Bösenstein genossen, als ich die Thä- 
ler zwischen Rottenmann und Brock durchzog. An 
letzterem Ort warf ich dem wohlbekannten Lantsch 
noch einen freudigen Erkennungsblick zu und fro- 
hen Herzens kehrte ich ein in die schöne Haupt- 
stadt Steiermarks, wo mich meine Besfimmung hin- 
führte. Hier lasst uns Hütten bauen, dacht’ ich 
mir, denn von Hochalpen nördlich umgeben, östlich 
an die Ebenen Ungarns gränzend, gegen Mittag 
den Kurst, die adriatische See, westlich den Ter- 
glou nnd all die ehrwürdigen Väter Karinthiens 
. und Carnioliens; wo: gäbe es einen würdigeren 
Standpnmkt für. einen eifrigen Priester der holden 
Flora? Doch der Herbst liess sich: bnld fühlen, 
ich musste für dieses Jahr eine grössere Excursion 
aufgeben, und mich mit Plänen für das kommende 
beschäftigen; "einstweilen ward ein grosses Herba- 
rium ausgepackt und aufgestellt, und diess zog 
auch bald einige recht eifrige-Botaniker herbei, un- 
ter denen ich Hrn. Kataster-Inspector Zechenter 
md Hrn. Dr. Maly, dem Steiermark bereits einen 
Predromus seiner Flora verdankt, obenan- stelle. 
Das Jahr 1839 hatte mit einem zeitlichen Frühjahr 
begonnen, schon Anfangs März ‚schmäckten, die 


179 


Frühlings -Boten: Primula acaulis, Galanihus ni- 
valis, Leueoium rernum, Helleborus eiridis und Erg- 
thronium Dens canis alle Hügel um Grätz. Ane- 
mone Hackelii: (die sich als constente Varietät der 
‘A. Pulsatilla bewährt) fanden wir Anfangs April 
längs den steilen Mur-Ufern bei Stübing mit Daphne 
Cneorum, aueh nahm ich von dem Göstinger Berge 
ein einzelnes Exemplar der Daphne Blagoyana, die 
ohnlängst bei Billicbgrätz in’Krain dureh J. Freyer 
entdeckt und beschrieben wurde, mit herab, sie 
dürfte der alpina am nächsten stehen, unterscheidet 
sich indess durch ihre gelblich weissen grossen 
Blüthen und fadenäbnlichen kriechenden Stengel. 
Die Blätter gleichen jenen der D. collina, sie dürfte 
unter ihren nicht zahlreichen Schwestern gleich 
nach der D. Cneorum den ersten Rang nehmen. 
'Ich habe sie auf Stämme der D. Mezereum gepfropft, 
-welches niedliche hängende Bäumchen lieferte, wo- 
dAnreh diese Pflanze auch als Garten- Schmuck ver- 
wendet werden kann. Sehr-schnell trat jetzt das 
. Frühjekr in seiner vollen Pracht hervor, schon der 
Mai gab uns sehr heisse Tage, und als gegen Ende 
Jüni, wo nur mehr einzelne Schneeflecken auf der 
Kleir.- und Stubalpen, die nächsten an Grätz, sicht-' 
bar waren, und einige Gebirgs - Touristen yon 
dem Spejckkogel (62709, der höchsten Kappe der 
erstbenannten Alpe, Primula minima, Sollanella 
alpina und Valeriana celtica überbrachjen,, hatte 
auch meine Stunde geschlagen, und im Geleite gu- 
ter Freunde, unter denen sich such Hr. Inspeetor 
Mı 


180 


’ 


Zechenter befand, machte ich mich den 19. Juni, 
es war der Jahrestag, als ich den Snoden in Nord- 
‚wallis im vergangenen Jahre bestiegen, durch das 
sehöne Rainach- Tbal nach Piber auf den Weg. 
Es ist dieses ein kaiserliches Gestütte, wo reines 
arabisches Blut in den Alpen gedeiht. Der Vor- 
mittag war der Inspection dieses vortreflich ver- 
walteten Institutes geweiht. Aber am Nachmittage 
verfolgten wir das Rainach -Ihal aufwärts bis zu 
‚den Ruinen yon Hauenstein, einer alten schauer- 
lichen Ritterburg mitten in den. Alpen, wanden uns 
dann nördlich und erreichten noch vor Sonnenunter- 
gang die Kleinalpe, wo wir in einem Stalle, von 
edien Füllen, die eben die Weiden bezogen hatten, 
umgeben, übernachteten; um die Hütte war der 
Boden mit Geum mbdntanum und Gentiana acaulis 
bedeckt, weiche ihren Farbenschmelz untereinander 
mischten. Der Morgen. fing noch kaum zu grauen 
an, als wir uns schon auf den Weg machten, die 
höchste Spitze der Kleinalpe, den Rossbachkogel, 
‚zu ersteigen, Es waren zwei Stunden dazu nöthig, 
‚and die. Vegetation bis dahin ziemlich einförngg, 
von: ‚der Spitze war erst der Schnee geschmolzen, 
und ganze Rasen von Silene acaulis und Pumilio 
und Primula minima bedeckten awar den Boden, 
‚aber nichts stand in- Blüthe, 
Nachdem wir uns in der Gegend: orientirt, 
‚dem hohen Zinken und manchen andern guten Be- 
. kannten ein Willkommen zugewunken, traten wir 
unserem Vorhaben gemäss die weitere Reise an; sie 


181 


ging für heute über den ganzen. Rücken, der vom. 
Speickkogl südlich über die Gindlalpe, Nestelkogel, 
die Stub-Pack bis an die Koralpe zieht, für diess-' 
mal bis zur Stub-Alpe, eineLänge von 14 Stunden. 
‚Von tiefen Einsattiangen und schroff ansteigenden 
Kuppen inmerwährend unterbrochen, befanden wir 
uns bald in der alpinen Region, bald wieder unter 
der subalpinen. Letztere gewährte uns auch diereich- 
ste Ernte, vorzüglich ‚anf. den Alpenwiegen ‚bei den 
Lannscherhütten, wo dasReich der Orchideen und 
Pedicularis begann.. Erst um 3 Uhr Nachmittags 
erreichten wir die Stubalpe, wo eine zweite 
Heerde junger Hengstfollen uns begrüsste, und wir, 
die bisher auf Granit gewandert, in dem Kalkboden 
auch eine veränderte Vegetation fanden, Am Abende 
waren wir inPiber zurück, mit der Erfahrung, dass 
für die Fiora der Hochalpen jedenfalls noch 4— 6 
Wochen zugewartet werden möge. Aber es sollte 
einer gelten, auf der noch kein Fuss eines sammeln- 
den Botanikers geweilt, und ‚ich ‚hatte wir. die Petze 
an der. Gränze- zwischen Steygemark und Kärntlien 
dazu esxkoren. Dieses Gebirge, das seinen Namen 
(wie bekannt eine Bärin bezeichnend) dieser Thier- 
gattung verdankt, die auch noch in jüngster Zeit 
bier haust, ist ein hoher breiter Vorsprung aus 
. der Kalkgebirgs- Kette, die Kärnthen, Krain und 
.Steyermark trennt, von welchen Provinzen der drei- 
fache Gränzpunkt, die Scuta, 8 Stunden südlich 
von der Petze liegt. Sie springt wie der Unters- 
berg in eine weite Fläche hinaus, in welche sie 


182 


steil, ohne alles Vorgebirg, mauerartig abfällt, oben 
eine Schneide von mehreren Stunden Länge bildend. 
Berlei isolierte. Küppen, die bei dem Zurücktreten 
der Wasserfiuthen aus den Ebenen hervorragend 
‚stehen. geblieben, haben gewöhnlich die reichste 
Vegetation, und auch die Petze erwies, dass ich 
mich nicht in meiner Erwartung getäuscht hatte, Von 
der Ebene her, in der das Städtchen Bleiburg liegt, 
war der ungeheuren Risse und der steilen Abfälle 
wegen schwer beizukommen, obsehon drei Fuss- 
steige 'binaufführen. Ich bin indess gewiss, dass 
eben diese Risse, von welchen wir nur -die Ur- 
sprünge untersuchen konnten, Yie meiste und in- 
teressanteste Pflanzen-Ernte gewähren: und wer 
dem Schwindel nicht uuterworfen ist und sich in 
"diese Schluchten wagen will, dürfte sich reichlich 
belohnt finden. Man erreicht selbe von den Ebenen 


in 3 Stunden, da die Waldregion hier auf der 


Nordseite schon mit 4000° endet. Bier sind auch 
noch bie und da einige Schafhütten zum Schutze 
der Heerden, die hier des Sommers über weiden. 
Auf der Ost- und Wesiseite hat die Petze mehrere 
Vorgebirge, auf der ersten. den Ritschberg, der 
im Miessthale ausläuft, auf. der andern die Lederza- 
alpe, die im Thale von Kappel und Rechberg 
endet, südlich hängt sie durch eine hohe Einsatt- 
‚lung mit dem obenbenannten Gränzrücken, den 
Radocha, Ouschova, dann Velecki Urch zusammen. 
— Von dieser Seite, d. h. vom Schwarzenbach 
aus, war daher jedenfalls der beste Zugang zu 


183 


\ 


° suchen, und ich konnte mich keinem bessera Füh- 
rer anvertrauen, als dem Besitzer der Petize selbst 
und vieler Hämmer und Eisenwerke im Miess-. 
thale, dem General Grafen Thurn, einem lang- 
Fihrigen guten Freunde und bekannten Mineralogen. 
Ich hatte Hrn. Freyer aus Laibach beschieden, 
eingedenk, dass vier Augen mehr wie zwei sehen, 
und mir seine Gesellschaft nur. erwünscht seyn 
konnte, der. denn auch den 29. Juli zur gegebenen 
Stande in Bleiburg. eintraf. Die Petze war heute 
mit dieken Wolken bedeckt, und bange sahen wir 
in die grauen Nebel, die botanische Rüstkammer 
ordnend. Der Morgen des 30. war aber einer der 
heitersten, die man sich denken kann, auch fand 
er uns über Miess auf dem Wege nach Schwar- 
zenbach. Dieses wildvomantische Thal, wo sich 
. die brausende Miess. durch Engen und über Felsen 

‚den Weg gebahnt, von Hochöfen, Bleiwerken, Schwi- 
den und, Fabriken belebt, war aber zu interessant, 
um es nur flüchtig =u durchziehen, und de ich 
schon. heim Eintritie in desselhe, durch ganze Mas- 
sen. blühender Rhododendron Chamecistus, die an 
den Felsen berabhingen, bewillkommt wurde, so 
“ liess ich mir nur zu sehr die Zeit-Eintheilung mei- 
nes gefälligen Wirthes gefallen, die uns erst in der 
Nacht naeh der Peize aufzubrechen vorschlug. So 
durchzogen wir einstweilen die Thäler, welche von 
Ost und Süd die Petze umgeben; da war eine neu- 
erbaute Holzschwemme, dort ein Eisex- 'oder Stahl- 
hammer, eine neuerrichtete Nagelfabrik zu besehen, 


184 


Alles zengte von der Thäütigkeit und den umfassen- 
den Kenntoissen des Besitzers, Eine grosse Parthie 
Alpenpflanzen ward noch heute eingesammelt, und 
gut verpackt abgesandt, num die morgige Ernte nicht 
zu vergrössern. Um 2 Uhr in der Nacht Beim fahlen 
Sehein des Mondes brachen wir. endlich auf, um 


Schwarzenbach, den: Lopla-Graben, die sehnsüch- 


tig erwartete Besteigung zu beginnen. Die Petze 
bildet an dieser südlichen Seite mehr eine tiefe 
"Einsattlung, durch die sie, wie gesagt, mit der Ra- 
ducha eusammenhängt, ost- und westlich entsprin- 
gen grosse Thäler, und da selbe vom Norden geschützt 
sind, so hatte der Fleiss der hier hausenden Wen- 
den selbe wirklich fruchtbar gemacht, welches auch 
der Wohlstand dieser Bauern bezeugt. Wo es nur 
die mindere Steilheit des Gebirges gestattet, sieht 
man ehemalige Waldung in Kornfelder verwandelt, 
und eg liegt sonach die Gränze des Getreidebaues 
in der Topla über 300 Fuss über. dem Meere, da 


der höchste grosse Banernhof (Konghnig), wo der 


Feldbau aufhört und Alpenwiesen beginnen, bei- 
läufig diese Höhe haben dürfte. Wir erreichten 
diesen Punkt in drei Stunden. Gleich ober diesem 
letzten Bauernbofe, in dieser Gegend die böchste 
menschliche Wohnung, welche selbst während des 
Winters bewohnt ist, gelangt man über eine Ein- 
“ enttlung in das Kopreiner-Thal, an desgen Ursprung 
“die Verbindung der Petze über den Spitzberg mit 
der Ushora und der Raducha zieht. Bis hieher 
war: die Flora der Subalpinen von minderem In- 


185 


teresse, so reichhaltig selbe auf dem’ Alpenkalke 
zu seyn pflegt, ans dem die 'Petze als ei lied 
der süddlichen Gränzgebirge mit dem untern Theile 
Steyermarks besteht. Es ist nämlich dieses jener 
Gebirgszug, der zwischen der Drau und der Sann 
‚ gegen Osten zieht; letztere entspringt in den Sulz- 
bacher Alpen, wo von eben die genannten Ushora: 
und Raducha-Spitzen, dann die Seuta und der Gri- 
monz die höchsten sind. Auf unserm Wege hieher 
fanden wir einzeln, marmorroth gesprengt, Wetz- 
schiefer, und krystallisirten Kalkspath; ‘mancbe' 
verlassene Grube bewies, wie einst hier mit Erfolg 
auf Blei gebaut wurde. 

Von der früher genannten Einsattlung führt ein 
eben nicht sanft durch das nun beginnende Krumm- 
holz ansteigender Fussweg auf die erste Stufe der 
südlichen Petze, und wiir erreichten diesen Kessel 
schon durch manchen schönen Fund, Potentilla Chi: 
siana, Senecio abrotanifolius etc. etc. 'erquiakt, in 
andern zwei Stunden, und da der reinste’ ‘Morgen 
uns beglückte, kein Wölkchen die idımer herrlicher 
werdende Aussicht trübte, so ward hier der erste 
Halt gemacht. Es war 7 Uhr, das südliche Hoch- 
gebirge Krains und Kärntheins lag vor uns in sei- 
ner ganzen Pracht, durch die Morgensonne erleuch- 

‚ jeder von uns suchte sich die Bekannten aus 
der bunten Reihe, und mein Blick verweilte’auf dem so 
merkwürdigen Ovir (Obir), dessen charakteristische 
Physiognomie unverkennbar war, und dessen Na- 
men manche dort entdeckte Pflanze trägt; er ist 


186 


nur 60° höher als die Petze. : Von unserer Lager- 
stätte an begann die eigentliche Alpenflora, das 
"" Krummholz verschwand immer mehr, und von einem 
Kessel in den andern, von einer Kuppe auf die 
"nächste steigend, leiteten wir unsere Schritte der 
höchsten Spitze zu. Es besteht nämlich die Petze, 
die von West 'nach Ost einen zwei Stunden langen 
 Grath bildet, aus drei Hauptkappen. Die mittlere 
der St. Jakobsgipfel (Ureh St. Jakobs in der windi- 
schen Sprache genannt), ist die höchste; hier steht 
‚Sie. zum Behufe der trigonometrischen Vermessung 
errichtete Pyramide, die 6672 W. Fuss über dem 
Meere und 4902’ über der Bleiburger Ebene liegt. 

- Von dieser Spitze, die mehr gegen die West- 
seite zu liegt, noch weiter westlich durch eine tie- 
fere Einsattlung getrennt, und etwas niederer als 
die erste, liegt der Rosskopf (Kobilje Giava). Die 
dritte Kuppe Jiegt eine Stunde östlich vom Haupt- 
Gipfel, gegen die Seite des Ritschberges zu; sie 
ist die niederste von den dreien, und heisst Gross- 
kopf (Velica-Glava). Zwischen diesen Kuppen 
bilden sich tiefe Abgründe, wodurch gegen Norden 
drei sehr steil absteigende Steinrisse, gegen Süden 
aber ein ungebeuerer Kessel entsteht, in. dem .die 


schon genannten Topla Höfe liegen. Gegen Osten. 


endiget die Petze in einem steilen Abfall, gegen 
deu Ritschberg, eine Einsattlung mit dem Miesberge, 
Ich. babe die Topographie der Peize. etwas näher 
bezeichnen wollen, um bei dem angehängten Ver- 
zeichnisse unserer Ernte verständlicher zu werden, 


| 


187 


Unser gefälliger Führer hatte uns, die wir denBlick 
immer an den Boden gebeftet, sammelten, ganz un- 
merksam der höchsten Spitze zu gelenkt. 

An dem äussersten Bande angekommen, ging 
eine neue Welt vor uns auf. Wir hatten bisher 
nur die süd!ichen Bergrpitzen gesehen, der Norden 
war im Hinansteigen dureh ‘den Grath der Petze 
selbst gedeckt. Dort abertiegen eben die höchsten 
Gebirge, Es war 11 Uhr Mittags und wir waren 
sonach von Schwarzenbach bis zum Gipfel 9 Stun. 
den gestiegen, der herrlichste Sonnenschein umgab 
ons, auch kein Wölkehen war zu sehen, und so 
waren die Umvisse auch der fernsten Gebirge so 
rein bezeichnet, dass ihre Physiognomien leicht er- 
kenntlich waren. Links an der äussersten Spitze 
des nördlichen Horizonts. thronte in weiter Ferne 
der Grossglockner , umgeben von seinen Sateliten 
dem Petzek, dem Schneekopf; der hohen Wartle, 
“ dem Kasten, dem hohen Ritsch, dem Bärenkopf, 

Hochnarr, dem Herzog Ernst und den Pasterzen- 
Gletschern;: 'vielleieht, dachte ich mir, ist unser 
Freund Hoppe eben dort, auf seinem vieljährigen 
Tummelplatz, beschäftigt, die ihnen eigentbümliche 
Braya alpina zu sammeln. Nun zog mein Blick 
“weiter östlich, da ragten der Ankogel, die Markaar- 
“und Hafner-Spitze, und der grosse Sonnenblick aus 
einem Meere von Spitzen und Gletschern hervor. Von 
nun an immer östlich den Gebirgen folgend, ward 
ihr Anblick verworrener, je niederer sie wurden, 
noch glaubte ich den Eisenbut in den Fladnitzer 


188 


Alpen za erkennen, und: die Kühwegalpe, den ein- 
zigen Standort der berrlichen Wulfenia carinthiaca. 
Wie sehr verdienen doch Hohepriester der Flora, wie 
GrafBray undBar. Wulfen, solche Namensträger! 
Einzig in ihrer Art, einzig bis jetzt nur auf einem 
Standpunkte zu finden, wie sie selbst einzig in ihrer 
Weise waren. Auch noch begrüsste ich die Kre- 
bentzen ober St. Lambrecht, we auch ein College 
. von uns die Alpen durchwandert, und den Bösen. 
berg, das Revier von Hrn. Sommerauer, und 
'aun zog: mein Blick von. den- Indenburger Alpen 
"berab, in das herrliche Lavanttbal, links von den 
flächeren Sau-Alpen, rechts von der hohen Kor-Alpe 
begränzt. Es war der Hintergrund der grossen 
Landschaft; der Mittelgrund, durch die Hügel längs 
des Trautbales bei Völkermark ein Lavamund ge- 
bildet, während, um den Kontrast vollkommen zu 
machen, der schönste Vordergrund und die freund- 
liche mit Orten besäete Ebene. von Bleiburg zu un- 
seren Füssen lag. Kaum leise börbar tönten die 
Glocken der Thürme, welche die Mittagsstunde ver- 
kündeten, zu ung herauf, Wie schön, o Herr! rief 
in mir eine Stimnie, ist deine Welt von da oben 
besehen, wo das Getümmel der Menschen: verhallt, 
wo ihr niederes Treiben verschwindet, und nur die 
hehre Natur in ibrem ewigen Schmucke prangt. 


‚Es ist wohl keinem denkenden Menschen,. der fühlt; . 


und keinem füblenden, der denkt, möglich, von 
solch’ einer Höhe, den Sternen um etwas näher, 
olmme ‚grosse innere Befriedigung berabzusehen und 


189 


den Unmuth zu vergessen, der nur in der Unter- 
welt wohnt. Als wir aber des anderen Tages aus 
dem freundlichen Schlosse in Bleyburg hinblickten 
auf die Petze, die in finstere Wolken gehüllt, nicht 
mehr zu erkennen war, als der Sturmwind hentte, 
der Regen in Strömen floss, da fand ich’s doch un- 
ten wieder besser, Die Mittggsstunde war nach 
einer reichlichen Mahlzeit: unserm Aufbruche ge- 
widmet. Vom ersten Staunen all des Herrlichen, . 
welches wir gesehen , zurückgekommen, begannen 
unsere Forschungen, denn da oben bot jeder Fel- 
senritz eine nene Pflanze; die grösste Ernte, welche 
die Anlage spezifizirt, machten wir auch von nun 
an längst und in den nördlichen Rissen, die von 
der Pyramide an, bis an den Grosskopf, senkrecht 
gegen die Bleyburger Seite abstürzen. „An einer 
derselben ‘stand in schönen Rasen die herrliche 
Myosotis nana in Blütbe und Frucht, wohl der aus- 
gezeichnetste Fund dieses reichen Tages, da sie. 
wenigstens mir noch nie so nieder vorgekommen, 
sondern wie auf dem. Hochgolling, allen Schweizer 
und savoyischen Hochalpen nie unter S000° herab- 
geht. Noch heute leben die schönen Rasen, die 
ich von hier mitgenommen. - Unfern des Grosskopfes 
ward ein zweiter Halt gemacht, um aus der einzi- 
gen eiskalten Quelle, die hier auf der Spitze der 
: Petze vorkömmt, sich zu laben; es ist auch da ein 
wieder geöffnetes Bleibergwerk, wie, uns schien, 
nicht von reichem Ertrage. Wir ‘waren beveits 
seit. 14 Stunden gestiegen und 'in Abgründen her- 


« 


190 
% 
ümgeklettert, aber von der Alpenluft erquickt, von 
dem schönsten Wetter begünstiget, von einer un- 
beschreiblich herrlichen Aussicht bingerissen, von 
einer so reichen Sammlung gelohnt; wer bätte da 
an eine Müdigkeit gedacht? Doch sie sollte nicht 
ausbleiben, denn, nachdem wir noch eine Stunde 
Weges auf dem Rücken gewandert waren, befan- 
den wir uns an dem östlichen gegen den Ritsch- 
. berg abfallenden Absturze der Petze. Nach” Aus- 
"sage unseres Führers, ‘machte zwar die Heerde 
spanischer Schaafe, die wie hier oben weiden fan- 
den, alle Tage diesen Weg bis‘ zu ihren Ställen 
auf dem Ritschberge, ich fand aber so wenig von 
der Springfertigkeit dieser Thiere in meinen Glie- 
dern, dass ich nur in einem jäminerlich ermüdeten 
Zustande und erst nach einem zweistündigen Hin- 
abgleiten oder vielmehr Fallen (denn vom Geben 
war hier keine Rede), auf dem ersehnten Ritschberg 
ankam. Es ist dieses eine der grossartigsten Schä. 
tereien in den Alpen, die ich je gesehen, denn es 
sind beiläufig 2000 dieser edlen Thiere hier in vor- 
trefllich eingerichteten Stallungen untergebracht, wa 
sie auch den Winter zubringen, geschützt durch 
die tiefe Einsattlung, auf welcher die Meierei Hegt, 


die mit Wiesen und Gehölzen ümgeben ist. Hier 


in der Nähe der Schaafe hört für jeden Pflanzen- 
sammler die Möglichkeit auf, eine Nachlese zu al: 
ten; doch fand mein emsiger Begleiter Hr. Freyer 
selbst während der gewaltigen Sprünge, zur denen 
ihri die, jäben Abstürze antrieben, noch einige in- 


2 


191 
teressante subalpinen, welche das Verzeichniss auf. 
führt, auf das ich sonach hinweise, — Wie gesagt, 
war des andern Tags ein stürmisches Wetter, aber 
die Ernte war unter Dach und so bedeutend aus- 
gefallen, dass kaum ein Wagen hinreichte, sie zu 

“transportiren. Schon nach einigen Tagen ging eine 
reiche Sendung Alpen -Sämereien für die Horti- 
Cultur Society nach England ab, die lebenden Pflän- 
zen wurden in Töpfe versetzt, und brachten den 
Winter mft Schnee bedeckt in einem kalten Baete 
sehr wohlbehalten zu. Hr. Freyer hatte einen 
Ries Papier mit alpinen eingelegt, ich hatte meine 
Exkursionen für dieses Jahr geschlossen, während 
er die seinen nach dem Nanas fortsetzte, von denen 
er bereits in diesen Blättern Rechenschaft gegeben, 
(Schluss folgt mit dem Verzeichniss der Flora der 
Petzen.) ° “ 

HM. Beförderungen Ehrenbezeugungen. 

Se. Majestät der König von Sachsen haben dem 
Hrn. Apotheker Rabenhorst in Luckau für die 
Bearbeitung der Flora Insatica ‚zwei sehr kostbare 
Vasen, mit einem sehr gnädigen Schreiben begleitet, 
als Zeichen Allerhöchster Zufriedenheit mit dieser 
“ Bearbeitung zustellen lassen. 

An die Stelle des verstorbenen Baron von 
Jacguin ist Hr. Stephan Endlicher, Kustos 
der k. k. Naturaliensammiungen, zum Professor der 
Botanik an der Universität Wien ernannt worden. 

Der bisherige ausserordentliche Professor an 
der Universität Heidelberg, Dr. 6. W. Bischoff, 


192 > 
ist zum ordentlichen Professor an der dasigen philo- 
sophischen Fakultät befördert worden, 

- DL Curiosum. 

Als vor mehreren Jahren die Pferdezucht in 
den Hannöverischen Landen den höchsten Glanz- 
punkt erreicht hatte, fehlte es nicht an sogenann- 
ten allopathischen Afterveterinär - Aerzten, die sich 
die Aufgabe gestellt zu haben schienen, . ellenlange 
Pferdepulver zu verschreiben, wodurch theils kranke 
Pferde hergestellt, theils gesunde muthiger gemacht 
werden sollten. .. Besonders that sich ein gewisser 
Daför in diesem Stücke. hervor, "dem ‚der ganze 
vegetabilische Arzneischatz nicht zahlreich genug 
war, um seine Recepte auf 40 — 50 Ingredienzien 
auszudehnen, sondern sich sogar die Aufgabe ge- 
stellt hatte, neue anzugeben, zum grossen Aerger 
der Apothekerlebrlinge, die zuletzt nicht mehr wuss- 
ten, was sie substituiren sollten. 


So kamen denn in diesen. Recepten allerlei 
kauderwelsche Namen vor, z. B. Jagteufel, Blief- 
mandl, Griepenkerl, Büstuda, sogar l. Hukupdemagd, 
%. böser Hinrick, 3. Düwelsdarm, 4. Flühdüwel, 
5,-Düwelskrui, 6. Sta up un gah weg. u. s. w. 


indessen, scheint Daför doch. niebt immer ein 
Falsarius gewesen zu seyn, und mehrere Botaniker, 
Linne nicht ausgenommen , haben die Räthsel zu 
lösen gesucht. So z.B. ist nach BuxbanmFlor. 
hal. Nr. 1. — Syringa vulgaris, 2. nach Linne 
erit. botan. p- 4. Malus Henricus == Squamaria, 
3. Viscera Diabali == Cuscufa, 4, Fuga Dämonum 
== Hypericum, 5. Herba infernt: = Cuseuta,; ‘6. sta 
up un ga weg, die wörtliche Ueberseizung von 
surge. et ambula ;— -Gentiand. - 


Flora 


Nre. 13. 


Regensburg, am 7. April 1840. 


I. Original - Abhandlungen. Bun 


Ueber die Fixirung. mikroskopischer Lichtiilder mit: 
telst: des Hydro -Oxygen- Gas- Mikroskopes; von 
J. Gebauer, Director der Bau- und Kunst- 
schule, und H. R, Göppert, Professor zu 
Breslau, 


Bereits am 29. November des vorigen Jahres 
legten wir in der allgemeinen Sitzung der schlesi- 
schen Gesellschaft für vaterländische Kultar gelun- 
gene Proben mikrosk opischer Lichtbilder 
vor, welche mittelst des Hydro-Oxygen-Gas-Mikros- 
kopes nach dem Da guerrischen Verfahren’ aufMe- 
tallplatten "dargestellt worden waren. Wir beguügten 
ons mit der vorläufigen Anzeige, welche aus den 
hiesigen Zeitungen in die Preussische Staatszeitung 
vom 5. December und andere politische Blätter, 'so 
wie auch in die Zeitschrift der Hrn. v. Froriep 
Neue Notizen im December Nr. 257. p- 231. über- 
ging. Obschen wir Willens waren, später aus- 
fübrlicher darüber zu berichten, so sehen wir uns 
doch dureh die jüngst (aus dem Oesterreichischen 
Beobachter entlehnte) in der Pr. Staatszeilung vom 

Flora 1840. 13. N 


194 


4. März enthaltene‘ Notiz, dass Hr. v. Ettings- 
hausen in Wien ebenfalls dergleichen dargestellt 
habe, veranlasst, an unsere älteren Beobachtimgen 
zu erinnern, woran. wir einen kurzen Bericht über 
das ganze Verfahren und die Anwendung des Hydro- 
Oxygen - Gas- Mikroskopes zu. dergleichen Zwecken 
überhaupt knüpfen wollen. . 

Die schlesische Gesellschaft für vaterländische 
Kultur vermehrte auf unsern Vorschlag ihren physi- 
kalischen Apparat durch ein mittelst des Drum- 
mond’sehen Lichtes erleuchtetes Mikvoskop, ge- 
wöhnlich Hydro - Oxygen-G as- Mikroskop. genannt, 
welches 'in der That vortreffliche Dienste leistet, 
wenn es sich darum handelt, nicht eiwa specielle 
Untersuchungen anzustellen, sondern bereits erlangte 
mikroskopische Resultate einem grössern Auditorium 
mitzutheilen,. Von den Ihierischen Organisationen 
lassen sich nach den Erfahrungen unseres Freundes, 
des Hrn. Prof, Purkinje, die Struktur der Ober- 
baut und der übrigen Horngebilde, die Dar mzotten, 
die Capillargebilde nach ihren mannigfaltigen und 
charakteristischen Verzweigungen, die Knochen, 
Zähne, das Muskel -, Neryven- und Drüsengewebe 
nach zweckmässiger Präparation darstellen, so wie 


auch die äussern Bedeckungen ‘aller Tbierklassen, 


Haare, Schuppen, Panzer, Flügeldecken, Flügel, 


“die verschieden geformten Augen, Fühlhörner, Ex- . 


- tremitäten, Eingeweide uud bei sorgfältiger. Zube- 
reitung auch das Nervensystem, kleine dürchsichtige 


Thiere,, Larven von Wassernymphen, kleine Was- . 


. 195 


serkrebse, Infusorien der grössern Art, die einen 
eben so trefflichen als belehrenden Anblick. gewähren. , 
Jedoch viel nützlicher und brauchbarer ist das In- 
“ stroment für die Anatomie der Pflanzen, wo es 
so oft daraufankommt, die mikroskopische Struktur 
eines grösseren Abschnittes zu übersehen, als man 
jemals unter einem gewöhnlichen dioptrischen Mi- 
kroskope zu überblicken vermag, wie z. B. Quer- 
schnitte von Pflanzenstämmchen, um das Verhältniss 
und die Lage der Gefässe und Zellen zu einander 
deutlich zu machen. Hinreichend klar erschien 
unter andern das Zellgewebe in seinen verschiede- 
nen regelmässigen und mmnregelmässigen Formen, 
Haare, wie z. B. die in den Luftgängen der Blu- 
menstiele der Nymphea-Arten, Drüsen, die festen 
Sekrete in den Zellen, als die Stärkmehlkörner, 
die Raphiden, ferner die Spiralgetässbündel (die 
Spiralgefässe nur in abgerolltem Zustande) die Um- 
xisse des Pollen nebst dem heraustretenden Inhalt, 
den gegliederten Ring der Frochtkapsel der Farn- 
kräuter nebst, den Sporen u, 8, .w., 80. dass man 
in der. "That, wie einer der Verfasser (Göpper 0 
bereits getban, einen fast vollständigen Cursus der 
Anatomie und Physiologie der Pflanzen, dem nur 
bei einigen genauern, die Wandongen der Gefässe 
2. B. betreffenden Parthieen durch das zusammen- 
esetzte Mikroskop nachzuhelfen ist, einem grösse- 
ven Publikum mit Hülfe dieses Instrumentes zu er- 
läutern vermag. Unser Verfahren bierbei war, dass 
win das zu verwendende Wasser- und Sauerstoff- 


N 2 


196 


gas aus getrennten Gasbehältern unter 0, 7 Meter 
Wasserdruck in ein Robr mit Pflatinspitze gegen 
einen. drehbaren Kalkeylinder entzündet treten lies- 
sen und das durch das Erglühen des Kalkes er- 
zengte Licht ‘durch zwei: 5iröllige Linsen 'von 12 
Zoll Brennweite nnd eine kleinere von 6 ZollBrenn- 
weite auf einen kleinen Brennräium concentrirten. 
Hinter das Objekt wurden die Vergrüsserungslinsen 
passend eingefügt und die erzeugten Bilder auf 
einer- gegenüber gestellten weissen Tafel aufetan- 
gem. Rückt' man die Tafel, auf wrelche das Bild 
fällt, dem Instrumente hinreichend ssube, so erhält 
dasselbe so bestimmte Umrisse, wie es zur Dar- 
stellung einer Zeichnung nothwendig wird. Nimmt 
man statt des Schivmes ein mattgeschliffenes Glas, 
so erscheint das Bild mit solcher Helligkeit, dass 
eine Durchzeichnung mit grosser Genauigkeit statt- 
finden kann, Die Dentlichkeit: und Schärfe der 
Bilder wird noch um Vieles erhöht, 'wenn man die 
von Hrn. Seligue mit so vielem Erfolge ange- 
wandte Combination mehrerer achromatischer Lin- 
sen auch bier versucht, wozu wir treffiiche, von 
RA.Schiek inBerlin gefertigte Linsen (Combin. 1,2,3 
und 3,4, 5) verwendeten. Jedoch darf man seine 
Erwartungen nicht zu hoch spannen und nicht ver- 
gessen, dass hier immer nur die Schatten der Ge- 
genstände sichtbar werden und dass ‘daber. das 
Instrument, möchte: es auch noch so sehr verbessert 
werden, niemals das gewöhnliche Mikroskop an 
Schärfe und Bestimmtheit der Umrisse auch im 


197 


Entferniesten zu ersetzen, geschweige zu feineren 
(mikroskopischen) Untersuchungen. zu dienen ver- 
mag. Die uben genannten Gegenstände lassen sich 
allerdings darstellen, aber sehr zarte, durchsichtige, 
wie’ Längsschnitte engwandiger Zellen und Getässe, 
so wie Vertiefungen (Punkte), Streifen, Spiralwin- 
dungen auf den Wänden der letztern, die coneen- 
trischen. Schichten der. Amylumkörner, ‚wie über- 
banpt äusserst durchsichtige Objekte, wie: sie bei 
dem Studium der Entwicklungsgeschichte der Thiere 
ınd Pflanzen vorkommen, kann man durch das 
Hydıo-Oxygen-Gas-Mikroskop, weil sie einen 
zu geringen Schatten werfen, niemals auf 
eine Weise ‚verdeutlichen, dass man irgend eine 
genaue Vorstellung davon erlangen könnte, . Su sieht 
ınan, um diess nur durch einige Beispiele. zu be- 
weisen, wie schon erwähnt, zwar die Parenchym- 
Zellen, aber niebt ihre Intercellulargänge, man be- 
ınerkt die in den Luftgäugen der Nymphea - Arteıx 
sitzenden Haare, aber; nieht. die punktirte; Beschaf- 
fenheit ihrer Zellen ;. man. -erkennt das Satzmehl in 
den Zellen der Kartofleln' als schwärzliche Körnchen, 
ohne aber auch nur einen Begriff von ihrer eigent- 
- lichen Struktur, der concentrischen Beschaflenheit 
ihrer Häute zu erlangen; ‚bei dem Querschnitt eines 
dicotyledonen Stämmchens erscheinen die Kinden- 
zellen nicht, wenn sie zuviel grüne Körner. oder 
andere feste Sekrete enthalten und eben. so. wenig 
die Bast- und Markstrablenzellen, weil sie zu eng 
sind, um das Licht hindurchzulassen, aber wohl 


198 


die Zellen des Markes, die punktirten Gefässe und 
die grösseren Holzzellen u. s. w. Auch steigern 
sich noch‘ die Schwierigkeiten bei 'Theilen kraut- 
artiger Pflanzen, die man nur unter Wasser deut- 
lichsieht, weil es. äusserst schwer hält, zarte Schnitte 
in Wasser ohne Luftblasen : zwischen Glasplatten 
senkrecht einzuschliessen. Sind die letztern vor- 
handen, so veranlassen sie nicht nur Undeutlichkeit 
des Bildes, sondern auch Verrückung oder Ver- 
änderung des Fokus, Demohnerachtet kamen wir 
eben durch diese Versuehe auf den Gedanken, die 
glänzende Entdeckung von Hrn. Daguerre auf 
diese Weise auch zur Fixirung mikroskopischer 
Bilder zu verwenden. Wir verführen dabei ganz 
nach der von demselben pnblieirten Beschreibung 
bei der Behandlung der dazu zu verwendenden 
plattirten Kupferplatten, brachten nur die zube- 
reitete jodirte Platte, anstatt in dieCamera obseura 
in den Fokus der Vergrösserungslinse ‘des Hydro- 
Oxygen-Gas-Mikroskopes und setzten sie 15 bis 20 
Minuten lang der Einwirkung des Knallgaslichtes 
aus, eine Zeit, die unserer Erfahrung gemäss voll- 
kommen ausreichte. Alles was man nun mit- 
telst des Hydro -Oxygen-Gas-Mikrosko- 
pes darzustellen vermag, lässt sich na- 
türlich auf diese Weise auch auf die 
jodirte Küpferplatte fixiren, und zwar 
inder Art, dass das erhaltene Bild eine 
mattweisse Abbildung der dnrchsichti- 
gen Theile des Objektes darstellt, der 


199 
Körper des Objekts selbst uber unbezeich- 
net bleibt, indem an seiner Stelle die 
Platte nur mit Metallglanz erscheint. 
Jedoch können wir nicht umhin zu beinerken, 
dass diese Versuche unerachtet des erwünschten 
Erfolges vrücksichtlich ihrer Umständlichkeit und der 
Kostspieligkeit des dazu erforderten Apparates,. 
gegenwärtig wenigstens mehr wissenschaft- 
lich interessant, als eben von grossem praktischen 
Nutzen zur Anfertigung mikroskopischer Zeichnun- 
gen, wie wir selbst Anfangs hoflten, zu seyn schei- 
nen. So angenehm es auch uns war, dem Daguerri- 
schen Verfahren auf diese Weise eine weitere An- 
wendung gegeben zu haben, sind wir daher weit 
davon entfernt, das von uns Erlangte irgend über- 
schätzen zu wollen und schreiben diese Bemerkuu- 
gen nar, um auch Andere davor. zu bewahren. 
Das nil admirari ist auch hier an seinem Platze. 
Bresläu den 6. März 1840. j 
2. Botanische Wanderungen durch Steyermark; von 
Feldmarschall-Lieutenanit Baron v. Welden. 
(Schluss.) 
Die Flora der Petzen. 
Die Ernte des 30. Juli 1839. 
Arenaria Gerardi. Auf der ‚Einsattlung“ im Ge 
rölle häufig. “ 
Achillea Claven®e. An Felsen. 
Aspidium alpinum. In Felsenklüften auf der 'höch- 
sten Höhe. 
Acinos alpinus. _ Vom Fusse bis an den Gipfel 


200 


Achillea alrata, Im Rückwege unweit dem Gipfel, 
im Gerölle. . 

Armeria alpina. Besonders unter dem ersten 

- niederern Gipfel häufig. 

Avena argentea. In einzelnen Felsen, häufig im 
Walde gegen den Ritschberg vor dem Schaf- 
stalle. 

Arbutus alpina. Olıne Frucht in Felsen- Parthieen, 
wo die Potentilla Clusiana anfängt. 

Alchemilla vulgaris. Steigt bis zum Gipfel. 

Asplenium .viride.. Ziemlich bach in Felsenritzen. 

Atragene alpina, Nicht blühend, in einzelnen 
Felsen im Walde gegen der Schaf- Raststelle 
mit Aspidium alpinum, Avena argentea. 

Achillea nobilis pusilla? Im Aufsteigen mit Eri- 
geron acer in halber Höhe. 

Arenaria polygonoides. Im Felsen unter der Py- 
ramide. 

Alnus ovata. Am Ritschberg. 

Arabis alpina. Unter Felsen. 

Astrantia carniolica. Bei Schwarzenbach, gross, 
steigt hoch, doch nicht bis zum Gipfel. 

Aygrostis rupestris. Hie und da in Felsen. 

Aira c@spitosa und flewuosa. 

Arenaria caspitosa, A. juniperina. 

Agrostis alpina. 

Betonica Alopecuros. 

'.Barisia alpina. Hie und da gegen. den Gipet 
verblüht. , 
Briza media. Im Gereusch mit Erigeron acer. 


201 
Cetraria islandiea. Häufig in den Höhen, aber 
nicht ausgezeichnet schün, auf Grasplätzen 
und im Krummbolze. 
Cherleria sedoides. Auf dem Rücken, 
Campanula pusilla. Von der Mitte bis zur höch- 
sten Spitze steigend, in Felsen - Ritzen, 
Campanula linifolia und ß. Scheuchzeri. 
Campanula. Trachelium. 5 N 


Career nigra. 


Cherophylium palusire. Ober Ritschberg. 

Carex alrala. Von der Mitte bis zur Höhe. 

Carex firma. Auf Felsen gegen der Höhe. 

Dryas octopetala. Oben, auch tiefer häufig, mei- 
stens schon verblüht. 

Draba aizoides. In Früchten, hoch oben in Felsen. 

Dianthus silvestris. . 

Daphne Laureola. Mit rothen Früchten tief, auch 

eben, aber ohne Frucht. 

Daphne Mezereum. Ohne Frucht. 

Doronicum austriacum. Im Walde aber Kanebnig 
und am Ritschberg. 

Evernia, (Lieben ?) 

Euphrasia officinalis minima. Im Grase der Py- 

 ramide. 

Eritrichum Hacquetü & nanum! Beide blühend 
und in Frucht, nördliche. ‚Felsenabhänge am 

zweiten östlichen Gipfel. 

Erigeron alpinum. Gegen den höchsten Gipfel. 

Euphrasia pratensis, ß. lalifoka. ‘Am Ausgang 
.des Waldes, obnweit Konzbnig. 


’ ulm 
Ne Sao 


202 


Epilobium angustifolium. Wald am. Ritschberg. 

Epilobium alpinum. An Quellen bis zurBleigrube. 

Erigeron acer. Im Gereuth ausser dem Wald 
ober Kontschnig. 

Erigeron alpinurm. Von der Mitte bis zur Höhe, 
doch sparsam. 

‚Erica herbacea. 

Fragaria vesca. Reif im Gereuth mit Erigeron. 

Festuca rubra. Im Aufsteigen auf Grasplätzen. 

Festuca alpina und ß. pumila, F, violacea, F. pu- 

: alla, F. ovina, F. nigrescens. 
. Festuca canescens, hoch oben, ohnweit der Va- 
leriana elongala. ’ 

Genliana verna. Vebergang in angulosa, nicht 
blühend. 

Gnaphalium Leontopodium, sparsam und ziemlich 
klein auf der Höhe. 

Gentiana_nivalis. Im Rasen an der Pyramide mit 
G. pumila, tiefer sowohl einbläthig, halkzöllig 
als auch 3zöllig und vielblumig. 

Gentiana pumila mit Armeria alpina,. Häufig, un- 
ter dem westlichen Gipfel am häufigsten und 

: schönsten. 
Globularia cordifolia. Sparsam unter der Höhe. 
Geranium silvaticum. Im Krummholze. 
» Gentllana eruciala. Im Aufsteigen im Aufblühen 
begriffen. Br 
 Galium silvestre. . Auf halber Höhe. : * 
"Gem rivale. Im Krammholze. 
" Gentiana pumila, monsirosa (gefüllt). Auf der 
_ Anhöhe, unweit des Signals, 


203 


Glyceria festueeformis? - 

Helianthemum alpestre. Ziemlich hoch oben. 

Heracleum siifolium &° austriacum. Von der Mitte 
bis zur Höhe nicht gemein. 

Helianthemum grandiflorum. Gemein. , 

Hedysarum obscurum. Im Abhange mit Saussurea. 

Hypericum guadrangulare. , Int 1 Kruminolz am 


Ritschberg. 

Homogyne discoler. Von der Mitte bis zur Höhe 
sparsam. 

Juncus campestris niger. Im Gereuth mit Eri- 
geron acer. oo 


Imperatoria Ostruthium. Im Krummholz vor der 
Bleigrube. (Ashkerza.) 

Köhleria hirsulta. Gegen die Höhe sparsam. 

Linum alpinum. Unter dem Gipfel. 

:Leontodon Tarazwaci. Sparsam gegen die Höhe. 

Lotuscorniculatus. Glatt und klein, steigt bis zum 


Gipfel. 
n gt 
Leontodon aureum. ni zz 
Luzula pilosa.' Im ‚Gereuthe. 


Mijosotis alpestris. Von der halben Höhe bis oben. 

Mespilus Chamamespilus. 

Noccea alpina. Schon unter der Höhe in Felsen 
bei Primula Auricula, am häufigsten bei der 
Bleigrube, mit Ranunculus alpestris. 

Noccea rotundifolia. Schon entsamt an „ger Stelle 
des Erigeron acer. 

Nasturtium offieinale, Quelle bei der Reigrobe. 

Osmunda Lunaria. Ziemlich 'hoch mit Gentiana 
nivalis. 


D 


> 


BL Fer 


204 


Oxytropis monlana. Hoch oben zwischen Felsen- 
Rasen. 

Polentilla aurea. Gegen den Gipfel häufig. 

Potentilla Clusiana. In Felsenritzen ziemlich häu- 
fig, hoch oben. 


‚Pedicularis vertieillata. Hie und da auf höheren 


Grasplätzen und Felsenritzen. 
Primula elatior. Verblühr. 
Polygonum viviparum. 
Phyteuma erbiculare. Auf Wiesen bis zur Höhe. 


. Pederota Ageria. Gegen die Höhe. in Felsenritzen. 


Phylteuma hemispharicum. Auf der höchsten 
Höhe sparsam. : 


Petrocallis pyrenaica. Auf Felsen der Höhe in 


Gesellschaft der Saxifragen. 
Pedicularis rostrata. Unweit des Signal. 
Parnassia palustris. Steigt bis gegen 6000‘. 
Poltentilla caulescens. Bei Schwarzenbach ‚und 
am Fusse der Petzen in Felsenritzen.: 
Potentilla hirt«. Vor Schwarzenbach jenseits des 
Wassers, unweit der Brücke. 


.Poa alpina. Häufig vom Gereuth angefangen, 


Poa trivialis, P. minor & laxa. 


-, Primula integrifolia $ minima. Gegen den Gipfel. 
nn Psilather a lenella, mitValeriana elongata. In Felsen, 


Potentila salisburgensis, ß. alpestris. 


‚„Zlododendron Chamweistus. Bis zur. ‚höchsten 


Spitze, ausgezeichnet üppig bei Schwarzeu- 
‚bach: 
Riodadendron hirsutum. 


205 


Ranuneulus alpestris. Unweit der Bleigruben mit 
Noccwa alpina, Soldanella alpina. 

Sazifraga sedoides, Felsenritzen gegen den Gipfel 
mit Galium Bocconi? pusillum, die umgeben- 
den Rasen mit Arelia alpina, Gentiana pu- 
miln, Silene acaulis geziert. 

Sarifraga squarrosa Sieber 'imbrieata). In Feisen- 
Parthieen, oo . 
Sazxifraga bryoides. Schon in Samen in Felsen 

. "gegen die Höhe nicht häufig. 
Sa:rifraga erustata. Veberall in: Felsenritzen, in 
allen Formen. j 


Sarifraga muscoides, Sehr häufig, besonders - 


beim Signal. 
Sarifraga rotundifolia, 8. repanda. Im Walde, 
Sarifraga androsacea. Sparsam bis zur Höhe. 
Saxifraga wizoides. Noch nicht blühend von der 
Mitte bis zur Höhe im Gerülle und Felsen. 
Sazxifraga Hostii. Bei Schwarzenbach. 
Sazifraga moschata, 8. c@spilösa.” j 
Sedum? foliis ylaueis an glaucum? Ohne Blüthe 
lebend mitgebracht, in Felsen mit Arena ar- 
gentea im Ritschbergwalde. 
Salix retusa. Uehberall in Felsenritzen. 
Silene alpestris. Vom Fusse bis zu dem Gipfel, 
Silene quadrifida. Hie und da in Felsen, beson- 
ders nördlich. 


Silene acaulis. Auf den Höhen, auch tiefer häufig. 
Silene Sazifraga. Gegen die Höhe nicht häufig. 


Sedum alratum, Ziemlich häufig. 


206 


- Saussurea pygmea. Im Rückwege unter dem öst- 
=» lichen Gipfel mit Arabis alpina in den Ritzen 
der Felsen. Daselbst Eritricha, Paderota 
‚und Potentilla clusiana. 
Soldanellu alpina $ minima. Ohuweit der Blei- 
grube. 
Salix arbuscula. In Felsen bis zur Höhe, 
Sabulina Gerardi. Besonders häufig um die Py- 
ramide, auch tiefer. 
Senecio abrolanifolius. Vom Konzhnig-Wald bis 
zur Mitte der Petzeu. 
Sieversia monlana. Von der halben Höhe bis 
hinauf. 
Sibbaldia procumbens. Auf der Höhe sparsam. 
Scrophularia chrysanthemifolia. Im Ritschberg- 
Wald. . 
Scabiosa lucida. Ziemlich häufig im Walde ober 
Kontschnig und Ritschberg. 
Scabivsa lucida sylvalica. - Steigt ziemlich hoch. 
Scabiosa lueida & ß. alba. Ausser dem Walde 
ober Kontschnig. 
‚Salir Capr@a. Am Ritschberg und S. Wulfeniana 
ebendaselbst. 

Sorbus Aucuparia. Wald. am Ritschberg. 

‚Spiranthes estivalis. Bei Schwarzenbach in der 
Gegend der Rhododendra und Astrantia car- 
‚ niolica in Abhängen am Wege, 

„Sonchus alpinus. Im Walde, 

'Sesleria carulea. 

Sabulina austriaca. Unter dem Signal. 


- 207 


Thymus humifusus. Wald ober Kontschnig und 
Höhen. 
Thymus Serpyllum ? (montanus). In halber Höhe. 
Tofjeldia palustris. Sowohl am Fusse bei Schwar- 
zenbach mit Rhododendra, so wie in den 
Felsenritzen. 
Veronica inlegrifolia. Gegen die Höhe sparsam. 
Veronica sazatilis &. aphylla. , Im Gerölle von 
der Mitte gegen die Höhe, sparsam, 
Vaceinium wliginosum. 
Valeriana elongata, Nördlich unter dem östlichen 
Gipfel. 
Verbascum lanatum. Im Walde ober Ritschberg. 
Veratrum Lobelianum. Von der halben Höhe, 
steigt hoch. 
1. Botanische Notizen 
1 Deuischlands Flora erhält noch immer ‚nene 
Beiträge, wodurch aufs Beste die fortwährende 
Theilnahme und Unermüdlichkeit unserer Botaniker 
beurkandet . wird. So ist neuerlichst die wahre 
Anemone Halleri bei Leoben in. Steyermark von 
Dr. Maly in Gräs häufig entdeckt worden. Stu- 
diosus Ned. Reissek gibt Nachricht von der Jri- 
nia Kitaibelii M. B., die im vorigen Jahre im süd- 
östlichen Mähren in einer Aue zwischen Göding 
und Mutenitz, nicht weit von der ungarischen 
Gränze entfernt, in. sehr üppigen 13 — 2° hohen 
Exemplaren gefunden ‘wurde. Ausser einem, bedeu- 
tenden Nachtrag zur Flora von Mähren, sammelte 
Hr. Reissek auch au wüsten Plätzen bei Brünn 


. 208 


das eben so seltene als schöne Verbascum rubigi- 
nosum Kit., welches bisher nur als sporadisch an- 
gesehen werden konnte. Crocus biflorus Mill., welcher 
"sich aus Dalmatien: in unseren Herbarien befindet, 
ist nicht die ächte von Red. abgebildete Pflanze 
dieses Namens, sondern eine neue Art, die Crocus. 
Weldeni zu nennen ist. Auch Cimieifuga fetida 
ist: neuerdings an dem einzigen von Schott ent- 
deckten Wohnorte in Mähren wiedergefunden wor- 
den, wo sie in Menge vor kommt, aber auch einzeln 
an andern "beobachieten - Bigllen „wächst. 

2. Diejenigen Botaniker, welche Cardamine 
hirsuta und sylratica specifisch trennen wollen, haben 
ausser den bekannten Verschiedenheiten auch auf 
die Zahl der Jugarum foliorum Rücksicht zu neb- 
men, die schon Koch bei (, resedifolia, parriflora 
und C. impatiens in Erwmägung gezogen hat, aber 
auch bei jenen beiden Beachtung verdienen. Koch 
berichtet sehon nach Treviranus bei €. sylva- 
tica : „caulis magis foliosus,? wobei neben der Mehr- 
zahl auch das Mehrpäaarige ‘in Betracht zu ziehen 
ist. C. sylralica bietet gewöhnlich folia 4— 5- juga 
dar, während €. Rirsuta deren nur 3, höchst %elten ' 
und nur an den grössern Exemplaren einzelne Vier- 
paare € entbält. 

NT. Todesfälle 

Im November .v. J.- starb 'zu Petersburg der 
Staaisrath Dr. Bongard, aussererdentlicher Aka- 
demiker im Fache der Botanik daselbst. 


Zu Sydney starb am 27. Juni v. J., 48 Jahre 
alt, der berühmte anstralische Reisende und Botani- 
ker Allan Cunningham. Noch im Jahre 1838 
hatte. er eine botanische Excnrsion nach  Neusee- 
land ‚gemacht. . 
(Hiezu Literatber. 2.) 


% 


. 


Flora 


Nro. 14. 


Regensburg, am 14. April 1840, _ 


I. Original - Abhandlungen. 

De Caricibus yuibusdam minus cognitis, vel novis etc. 
anct.J. Gay. Mitgetheilt von Professor Bu chin- 
ger in Buxweiler. 

(Fortsetzung von Flora 1839. II. p. 593.) 


Decas tertia. 


21. Carex paradoxa Willd. hat als Synonym 
€. fulra Thuill., die Degland, Persoon, Merat 
u. a. mit Unrecht zu CO. teretiuscula ziehen. 

22. C.lagopina W ahlb. Hoppe Syll. & Cari- 
col., Torrey, Koch. C. bipartita AU., C. leporina L. 
herb. (ex Good. & Smith) Willd., Pers, Host 
(bei dem den. Fruchtsehlauch ganz schlecht gezeich- 
net ist), Kunth (mit Ausschluss der amerikanischen 
Standorte). Linnes Pflanze aus der Fi. suec. und 
den Spee. Plant. gehört zu C. ovalis Good. C. ap- 
proximata Hoppe Cent., DC., Gaud. — Allione, 
Wind. und Schkuhr haben unter diesem Namen 
die ©. frigida. C. Lachenalii Schk., C. pareiflora 
Gaud. Etr. de flore' (1804). Vignea lagopina Rehb., 
©. furva Webb. Iter hisp. Der Verfasser führt eine 
grosse Zahl Lokalitäten an, wo diese Pflanze im 

Flora 1810. 14. o 


210 


nördlichsten Nordamerika und in vielen 'Theilen 
Europa’s sich vorfinde. Mit Unrecht zieht man 
‚dahin auch €. leporina Oed. Fi. Dan. und Schk, 
Suppl. Die ziemlich rohe Abbildung der Fl. Dan, 
stimmt weder mit (. layopina noch ©. orvalis zu- 
sammen und Schkuhr's ©. leporina kommt eher 
mit C. heleonastes als mit C. lagopina überein. Wie 
schon. bemerkt, ist C. leporina Mich. mit Unrecht 
von Kunth u. a. zu (. lagopina gezogen worden. 
Pursh’s Beschreibung und Synonyme gehören zwar 
zu dieser Art, nicht aber die Standorte. Gay hält 
Pursh's Pflanze für C. straminea, die in dessen 
Flora nicht aufgeführt ist. C. leporina Presi Rel. 
Hank., die Kunth ebenfalls dahin zieht, gehört 
zu C. ovalis oder einer verwandten Art. Schlech- 
tendal’s (. ieporina, aus ÄXalappa, die Kunth 
ebenfalls dahin zieht, gehört zur Sippschaft der 
C. ovalis und scoparia, Auch möchte die Pflanze 
aus der chinesischen Mongolei eher zu C. ovalis als,_ 
wie Kunth meint, zu ©. lagopina zu bringen seyn, 
€. furva Webb, aus der Sierra Nevada in Spanien, 
ist wohl bloss eine kleinere Varietät von €. lago- 
pina, deren Aehrchen in ein dreilappiges Köpfchen 
vertheilt sind. Uebergangsfermen fand der Verfas-. 
ser in:den von Boissier gesammelten Exemplaren. 
Merkwürdig bleibt jedenfalls, dass diese in den Ge- 
birgen des mittlern Europa und in den Gehirgen 
Granada’s sich findet, bisber aber den dazwischen 
liegenden Pyrenäen noch abgeht. 

:.23. C. heleonastes L. fü. Diese Art steht der 


211 


€. lagopina sehr nahe, ob sie schon von Wahlen- 
berg, Willdenow und Sprengel mehr oder 
weniger von derselben entfernt gestellt wird. Die. 
Standorte dieser beiden Pfianzen sind durchaus 
verschieden: (C. keleonastes, wie schen ihr Name 
zeigt, bewohnt die tiefen Sümpfe des mittlern Eu- 
ropa; C. lagopina feuchte grasige Stellen der 'höch- 
sten Alpen. Zu C. heleonastes scheint die bisher zu 
C. lagopina gezogene C. leporina Schk. zu gehören, 

24. C. Deinbolliana Gay. C. foliis angastissi- 
mis, carinato-complicatis, culmo palmari obtuse trian- 
gulo kevissimo brevioribus; spieulis 2— 4, sessilibns, 
obscurius bracteatis, in capitulem oblongum aggre- 
gatis, terminali multiflora androgyna, apice mascula, 
reliquis paucifloris foemineis ex toto; squamis sca- 
riosis, ovato-oblongis, acutiuscnlis, muticis; utriculp 
squamam superante, breviter stipitato, membranaceo, 
tenuissime nervato, lsevigato, ex ovata basi sensim 
longiusqne attenuato-rostrato, ventre antice convexius- 
eulo, carinis acutiusculis superne serrulatis, rostro 
apice membranaceo bidentato antice longius fisso; 
stigmatibus 2 longissimis, — C. arclica Deind. in 
herb. Brongniart nonDewey. Bewohnt wahr- 
scheinlich trockne felsige Gegenden bei Bervelog 
in der östlichen Finmark. Durch ihren Blüthenbau 
ist diese neue Art bloss mit Ü. microstachys ver- 
wandt; durch ihren Habitus steht sie bei ©. gla- 
reosa und lagopina. 

25. €. azoriea Gay. C. radice fibrosa, fasci- 
eulis dense exspitosis, foliis planis, angustis, facie 

02 


312 


seabrigseulis, enlmo tenui acute triangulo superne 
seabro dimidio brevioribus ; spieulis 5— 7, sessili- 
bus, in oapitulum parvum ovoideum acuminatum 
dense aggregatis, terminali mascula- eylindrica, reli- 
qujs foemineis, ovoideis, paucilloris, ima bracteata; 
squamis foemineis ovato-oblongis, acutiusceulis. vel 
breviter acuminatis; utriculis longitudine et latitu- 
dine squamz, erectis, sessilibus, membranaceis, hir- 
tnlo-pubescentibus, plano- convexis, oblongis, apice 
basique sensim parumque attenuatis nee apice ro- 
stratis, inter ‚parinas enerviis, ore abscurius biden- 
tato; stigmatibus? — Diese, von: -Guthnick und 
Hochstetter auf Vico und Fayal, 1500 — 2000° 
über der Meeresfläche gesammelte Art, ist mit der 
europäischen c. pilulifer« und mit den amerikani- 
schen C. pensylvanica, Emmorsii und Nove Anglie 
verwandt. Durch Habitus und Blüthenstand gehört 
sie in die Nähe der C. mucronaia All, 


26. C.saratilis L.,Fl. Dan., Schkuhr, Hoppe. 
C. rigida Good. Schkuhr, Smith, Engl. Bot. 
C. ca@spitosa Hook. Fl. scot. C. concolor? R. Br. 
Meiv. Die verschiedenen Lokalitäten dieser Art, 
so wie aller derer, die der Verfasser untersuchte, 
sind mit der grössten Genauigkeit angegeben und 
liefern wichtige Beiträge zur Geographie der Ried- 
gräser. 


Mit Caren sawalilis steht eine ganze Reihe 
Arten in sehr pngem Zusammenhang ; Gay stellt 
dieselben in folgender Tabelle zusammen : 


| 


213 


I. Spieulae sexu distinete. a 
A. Bractee umnes vagina carentes. 
1. Utriculi (maturi) neryati. 
“a. Culmus acutangulus scaber, 
a. Bractese culmo breviores, 
&. fasciculi laxe esespitosi. 
humilis, utrienlis levissimis C. Goodenoi Gay. 


elatior, utrieulis ad carinas soepe serrulatls 
"€. stricta Lam. 


: ß. fascieuli dense exespitosi. C. caspilosa L. 
b. Bracte® foliaces elongatie. 
squam:e atrofuscee, pellucido-Jineatze 0. acula L. 
squam:e badize, impunctatie €. commulala Gay. 
b. Culmus humilis obtusangulus kevis €. trinerris 
Degl.. 
2. Urtrieuli plane enervii. ‘ 
Cnlmus humilis aeutangulus scaber C. saratilis L. 
Culmus elatus obtusangulus kevis €. aquatiie 
Wahlenb. a 
B. Bractea inferior basi vaginans. 
1. Utriculi nervati. 
Achzenium levissimum €. acula e. Gay. 
Achzenium granulatun €. aurala Nult. . 
2. Uirieyli enerväü C. lenticularis Mich. 
H. Spicula terminalis androgyna, basi maseirk. 
A. Utriculi obtusissimi ; achanium grannlateım. 
Utrieuli membranaeei C. bicolor Al. 
Utriculi eoriaceo-inerassati (€, aurea Nutt. 


214 
B. Utrieuli rostellati...- 
Culmus scaber, bractee omnes evaginatse C. 
Eleusinoides Turcz. 

Culımus kevissimus, bractea inferior basi vagi- 

nans C. lenticularis Mich. 

27. C. Goodenowü Gay. Mit diesem Namen 
bezeichnet der Verfasser die (. cespilosa Good. 
Schkuhr, aliorumque, weil die Linn € sche Pflanze 
in der Flora suec. in der ©. stricla Good. zu suchen 
ist, In Linn€s Herbar befindet sich aber als 
C. cespitosa allerdings die Pflanze, welche Goo- 
denough unter diesem Namen aufnahm. Die 
Pflanze hat folgende Synonyme: (. sazatilis Al.! 
Lapeyr:! C. acuta minor Swartz Svensk Bot. €. aqua- 
tilis B. nardifolha Wahlenb. (die aber wegen der 
benervten Schläuche nicht zu ©. ayuatilis gebracht 
werden kann), C. siolonifera Hoppe in Sturm 
Deutschl. Fl. Hft. 69. (forma humilis). Die Pflanze 
findet sich in den gemässigten und kalten Gegenden 
der nördlichen Halbkugel, bis zu 6000° Höhe: sie 
scheint am Mittelmeere zu fehlen, ausgenommen in 
den Bergen Corsicas. Aus Nenholland, wo sie 
nachR.Brown vorkommt, sah der Verfasser keine 
Exemplare. Auf folgende Weise charakterisirt Gay 
diese Art: C. Goodenowi, humilis, laxe czspitosa, 

-foliis planis, angustis, culmum debilem acute trian- 
gularem saperne scabriusceulum subzequantibus; spi- 
eulis. eylindraceis oblongisve, masculis soljtariis (ra- 

-rissime geminis), foemineis 2— 4, erectis, remotius- 
eulis vel contiguis, inferiore breviter pedunculata, 


219 


4) Hr, Dr. Walpers in Greifswald seine Disser- 


5) 


tationsschrift: - Animadversiones eritiese in Le- 
guminosas Capenses herbarit regii Berolinensis. 
Hr. 'Prof. Dr, Hornschuch theilt die Nr. 11. 
12. und 50. des zu Neubrandenhurg erschei- 
nenden praktischen Wochenblattes für Land- 
wirthschaft, -Gartenbay, Hauswirthschaft ete. 
Jahrg. 1839 mit, worin sich zwei mit —g un- 
terzeichnete hbeachtenswerthe Aufsätze „über 
die Beziehungen einiger sogenannter Unkräuter 
zu denjenigen Culturpflanzen, unter welchen sie 
vorzugsweise gefunden werden” und „der grosse 
Leindotter (Camelina dentata Koch)” befinden. 
B. Für das Herbarium 


sind gleichfalls mehrere sehr schätzens- und dan- 


1) 


2) 


kenswerthe Beiträge eingegangen. 

Hr. Fleischmann, in Laibach bereichert nn- 
sere Sammlungen mit Dupleten seltener süd- 
deutscher Gewächse. 
Hr. Custos Freyer in Laibach ' übereendet 
eine ansehnliche Anzahl seltenerer Gewächse 


aus der krainischen Flora, ‘welche um- so in- 


3) 


teressanter sind, als sie die Belege zu den in 
der Flora mitgetheilten Excursionsberichten n des. 
selben: liefern. ® 

Hr. Magistratspräses und Bürgermeister Tom- 
masini in Triest übersebickt gleichfalls meh- 
rere höchst seltene und interessante Gewächse 
aus der Triestiner Gegend, worüber wir dem- 
nächst weiteres berichten werden. 


220 


4) Von Hrn. Apotheker Schonger in Ingolstadt 
‚ erhält das Herbarium Exemplare des seltenen, 
von ihm bei Weilheim entdeckten Juncus sty- 
gius und mehrerer anderer Cyperaceen der . 
dortigen Gegend. - 


5) Hr. Apotheker Hampe in Blankenburg ergänzt 
die früher von ihm der Gesellschaft schon mit- 
getheilten Arten der Harzflora durch eine neue, 
manches Interessante darbietende Sendung. 


. C. Für den Datanischen Garten 
werden ze 

1) Samen des ächten Alyssum gemonense, von Hrn. 
Bürgermeister Tommasini in Triest, 

2) mehrere Reiser von Camellien und Samen an- 
derer Gewächse, von Hrn. Feldmarsehalllieute- 
nant, Baron v. Welden in Grätz, und 

3) Samenverzeichnisse der botanischen Gärten von 
Breslau, Frankfurt, Kiew und Greifswalde, von . 
ihren verehrlichen Vorständen eingesandt, 

vorgelegt. 

Wissenschaftliche Mittheilungen, die theils schon 
in.der Flora abgedruckt worden sind, theils dem- 
nächst darin abgedruckt werden sollen, machten 
die Herren E. v. Berg zu Neukirchen, Custos 

- Freyer in Laibach, bot. Gärtner Dotzauer in 
Greifswalde, Bürgermeister Tommasini in Triest 
und Feldmarschallieutenant Baron v. Welden.. 

“= >" Danksagungsschreiben für die Aufnahme in die 
Gesellschaft sind eingegangen 'von Hrn. Dr. Helm 


221 


“ in Wien, Apotheker Schonger in Ingolstadt « und 


Prof. Dr. Trautvetter in Kiew. 

Prof. Dr. Fürnrohr hält hierauf einen Vor- 
trag über den gegenwärtigen Zustand des Herbarii 
plantarum exoticarum der Gesellschaft, mit dessen 
Ordnen und Verzeichnen er schon seit längerer 
Zeit sich beschäftigte. Wir entnehmen demselben 
Folgendes: , 

„Es ist in früheren Sitzungen schon öfters an- 
geregt und zur Sprache gebracht worden, ob es 
zweckmässiger sey, die Beiträge verehrlicher Freunde 
abgesondert aufzubewahren, oder in das allgemeine 
Herbarium einzuschalten. Für die erstere Ansicht 
wurde beigebracht, dass es Manchen erwünscht sey, 
die Pflanzen eines bestimmten Autors oder einer 
gewissen Gegend allein in Augenschein zu nehmen, 
während die Vertheidiger der letzteren, zu denen 
auch ich mich jederzeit gesellt habe, bemerkten, 
dass es nieht minder dem Monographen einer Gat- 
tung angenehm seyn dürfte, unter ein und dersel- 
ben Nummer dieselbe Pflanze aus den verschieden- 
sten Gegenden und von den verschiedensten Autoren 
eingesammelt und bestimmt vergleichen zu können. 
ich glaube, dass dieser letzteren Ansicht um so 
mehr der Vorzug eingeräumt werden dürfte, als 
selbst bei den genanesten Verzeichnissen es in dem 
letztern Falle, der ungleich häufiger als der erstere 
eintreten kann, immer misslich bleiben dürfte, ein 
und dieselbe Pflanze in sechs oder, mehr verschie- 
denen Päcken aufzusuchen, und die Möglichkeit, 


2223 
auf erstere Art'einen Ueberblick über gewisse Fio- 
rengebiete zu bekommen, insofern immer eine Ein- 
schränkung erhalten muss, als in der Regel nur 
die seltenen Gewächse eingesammelt und die ge- 
meinen, als ohnehin bekannt, weniger oder gar 
nieht berücksichtigt werden, wornach ein solches 
Florenbild immer unvollständig bleibt.” 

„Die Frage, nach welchem System ein Herbariam 
universale zu ordnen sey, dürfte wohl am besten 
- von dem herrschenden Genius der Zeit beantwortet 
werden. Vor Linne reihte man seine Pflanzen 
nach Tournefort und Bauhin, nach ihm ge- 
hörte es zum guten Ton, so wie in Büchern, so 
anch in Herbarien dem Sexualsysteme zu huldigen. 
Die Fortschritte der Wissenschaft haben letzteres 
allmählig zu einem blossen Behelfmittel für den An- 
fänger gestempelt, und selbst dieser wird nun häufig 
schon von vorneherein mit der sogenannten natür- 
lichen Methode vertraut gemacht, welche die ersten 
Botaniker unserer Zeit als das leitende Prineip bei 
ihren Untersuchungen anerkannt haben. Sie hat 
sich auch in die meisten Herbarien Bahn gebrochen, 
und wir konnten bei dem unsrigen auch um so 
weniger von demselben Umgang nehmen, als es auf 
diese. Weise allein mit dem abgesonderten Herbar. 
FA German. in einigen Einklang gebracht werden 
koennte. Die Frage, welche der nach und nach 
aufgetauchten Methoden zu befolgen sey, wurde, 
in Erwägung dieses letzteren Umstandes für die 
DeCandolle’sche Methode entschieden.” 


223 


„Leicht würde es nun auch- gewesen seyn, die 
in die einzelnen Familien eingereihten Gattungen 
und Arten systematisch zu ordnen, wenn nur De- 
Candolle’s Prodromus syst. natur. erst vollständig - 
vorgelegen oder zu vermuthen gewesen wäre, dass 
mit diesem klassischen Werke nun Alles sich ab- 
geschlossen habe. Allein der rege Eifer unserer 
Zeitgenossen bringt der Wissenschaft fast jeden 
Tag einen neuen Gewinn, und fortgesetzte Beob- 
achtungen geben eben so oft Veranlassung, neue 
Gattungen und Arten zu gründen, als alte und 
früher aufgestellte als unzulässig nachzuweisen. Dazu 
kommt auch, dass es dem Ordner eines Herbariuns, 
welches auf wissenschaftliche Autorität Anspruch 
machen will, keineswegs zustehen könne, neue Ar- 
ten oder Gattungen beliebig bald da bald dort un- 
terzubringen, dass er es sich vielmehr zur beson- 
dern Pflicht machen müsse, die Ansichten der Ein- 
sender durch Beibehaltung der Originalbenennungen 
in Ehren zu halten. Der Vorwurf, als ermangle 
eine-von diesem Principe aus geordnete Sammlung 
der nothwendigen Kritik, folglich auch des wissen- 
schaftlichen Interesses, wird sich als unbegründet 
erweisen, wenn wir bedenken, dass es. nicht, wie 
2. B. das Willdenow’sche Herbar, die Belege zu 
den Ansichten eines Einzelnen liefern, sondern dass 
es vielmehr ein Archiv der Ansichten mehrerer und 
wenn es möglich wäre, aller Schriftsteller bilden soll.” 

„Daher babe ich es denn für zweckmässig ge- 
halten, allenthalben die Originalzettel der Autoren 


224 


genau beizubehalten und bei den Familien die Gat-, 
tungen, bei letztern die Arten in alphabetischer 
Ordnung auf einander folgen zu lassen. Diese Ein- 
richtung, wenn gleich nicht streng wissenschaftlich, 
dürfte ebenso das Nachschlagen und das Einschal- 
ten neuer Arten bedeutend erleichtern, als auch 
keiner Ansicht über den Werth oder Unwerth, so 
wie über die zweckmässige Stellung mancher Gat- 
tungen und Arten vorgreifen.” 


„Nach diesen allgemeinen Bemerkungen gehe 
ich nun auf den speciellen Zustand unsers Herba- 
riums selbst über, welches gegenwärtig, mit Ein- 
schluss der kryptogamischen Gefässpflanzen, aber 
ohne die übrigen Kryptogamen, 5000 Species in 
188 natürlichen Familien enthält. Am zablreichsten 
darunter sind die Composite mit 623, die Graminee 
mit 348, die Papilionacee mit 472, die Labiate 
mit 257, die Crueifere mit 201 Arten u. s. w. Un- 
ter den einzelnen Gattungen zeichnen sich durch 
besondern Artenreichthum aus Euphorbia mit 53, 
Plantayo wit 34, Cenlaurea.. mit 126, -Astragalus 
mit SO Arten u. s. w. Verhältnissmässig arın sind. 
wir an ausländ. Filices.’ 

„Von derFlora fremder Welttheile hat nns das 
nördliche Afrika, insbesondere Aegypten und Ara- 
bien :bei weitem, das Meiste geliefert. ‘Von dort. 
‚ aus erhielten wir zuerst darch Sieber, dann spä- 
ter durch Wiest und Schimper, in der neuesten 
Zeit auch durch Kotschy die werthrolisten Sen- 
dungen, so dass die meisten der dortigen Arten in 
mehreren grösstentheils sehr instruktiven Exemplaren 
vorliegen. Von dem: Cap der guten Hoflnung hat 
uns’ Zeyher, von, der Insel Mauritius Sieber. 
mehreres gespendet. Aus Abyssinien dürften wir 
demnächst von Schimper treflliche Sachen zu 
erwarten haben.” i (Schluss folgt.) 

(Hiezu Beibl. 4.) 


Flora 


Nro. 15. 


Regensburg, am 21. April 1840. 


L Original- Abhandlungen, 


Verwandtschaft zwischen Thlaspi arvense und Sina- 
pis alba (vorgetragen in der botanischen Section 
der in Pyrmont stattgehabten siebenzehnten Ver- 
samınlung deutscher Naturforscher und Aerzte); 
von Ernst v. Berg in Neukirchen. 

Dringt es ihnen die Erfahrung auf, so lassen 
sie sich’s zuletzt gefallen. 
Göthe z. Nat. Wissensch. 2.Bd. S. 122. 
(Hiezu Steintafel II.) 


Die Frage, ob eine Pflanze durch Aussenver- 
hältnisse oder andere uns unbekannte Umstände sich 
dergestalt verändern köune, dass deren anerkann- 
ter Charakter_dadurch- mehr oder weniger verloren 
ginge, ist in neuester Zeit verschiedentlich zur 
Sprache . gekommen. "Während einige Beobachter 
dergleichen. Umwandlungen wahrgenommen haben 
wollten, se wurde dagegen von andern die Mög- 
lichkeit derselben bestritten. Es ist nicht za lKug- 
nen, dass letztere ganz folgerecht handeltep, sobald 
ihrer Ansicht nach eine permanente Constanz zum 
Wesen des speeifischen und‘ noch mehr ‚des. gene- 

Flora 1840. 15. pP 


296 : 
. r 
rischen Charakters gehört; ob-aber schon bei allen 
Pflanzen diese angebliche Unveränderlichkeit gehö- 
rig geprüft und völlig ausser Zweifel gesetzt sey, 
das ist eine andere Frage, die ich indessen auf sich 
beruhen lassen kann, da ich hier keine neue Theo- 
rie aufstellen will, sgndern über eine selbsterlebte 
und von mir beobachtete Thatsache zu berichten habe, 

Die Geschichte dieser noch lebenden Pflanze 
ist nun diese. Ich wohnte im vorigen Jahre der 
Versammlung der Naturforscher in Freiburg im 
Breisgau bei, nnd fand am. 18, September auf dem 
sogenannten Schlossberge daselbst mehrere 5 Zoll 
hohe Pflanzen von Thlaspi arvense, die zwar völlig 
abgestorben, aber noch mit allen ihren Früchten 
versehen waren. JIch nahm davon Samen auf und 
süete im nächsten Frühlinge und zwar am 11. Mai d.J. 
(1839) 210 Körner desselben in einen Blumentopf, 
den ich mit Mistbeeterde gefüllt hatte, die ich aber 
zuvor in Siedhitze hatte dörren lassen, wodurch 
nicht allein alle Unkrautsamen, sondern auch die 
in der Erde etwa vorhanden gewesene Brut von 
Würmern und Insekten getödtet worden war, 

Von diesen Samen waren bis zum 28. Jali 
(dem Tage meiner Abreise von Hause) überhaupt 
nur 15 Körner aufgegangen. Es wird aber nur. 
von dem zuerst erschienenen Pflänzchen die Rede 
seyn, da die nachfolgenden 14 keine aussergewöhn- 
liche Erscheinung darboten, sondern ganz der Mut- 
verpflanze gleichen. . 

Jenes Pflänzchen ging nun 14 Tage nach der 


227 


Aussaat auf, nämlich am 25. Mai, Zu meinem Er- 
staunen sah ich dasselbe mit doppelten Cotyledonen 
keimen, ganz so, wie wir diess an Brassica, Sinapis 
und Raphanus zu sehen gewohnt sind, Bei ihrer 
Entfaltung war ihre untere Fläche, so wie auch 
der Caudicalus roth, und aus ihren. Mittelrippen 
gingen zwei gradlaufende Nervenpaare hervor, wel. 
che auf der unteren Blatifläche gleich dem Stengel. 
chen mit Haaren besetzt waren. Letzteres wurde 
nur & Zoll lang, obgleich der Blumentopf derzeit 
noch in einem geheitzten Zimmer stand. *) 

Das Blatifederchen oder vielmehr das erste 
Stengelblatt entwickelte sich sehr langsam und sah 
anfangs so aus, als wolle es vertrocknen, bis dass 
endlich Stengel und Blätter sich in steigender Pro- 
guession vergrösserten. 

Schon die untersten Stengelblätter waren fieder.- 
förmig eingeschnitten und erreichten eine beträchtliche 


*) Das rasche Emporschiessen und das Zulangewerden 
des Caudiculus hat nicht ausschliesslich seinen Grund 
in einer höheren Temperatur der Luft und in der Ent- 
behrung der atmosphärischen Luft, sondern es liegt 


dieses öfters auch in einer höheren Entwicklung des’ 


Samenembryo, wovon unsere Gartenkresse den ‚besten 
Beweis liefert. Zepidium sativum (vulgare) hat näm- 
lich dreizählige, also sehr stark entwickelte Cotyledo- 
nen, und es wird demzufolge auch das Stengelchen 
sehr lang. Zepidium sativum Vatifolium hat dagegen 
ganzrandige oder wenig gezähnte Cotyledonen und 
das Stengelchen bleibt unter gleichen Wachsthuns- 
umständen kurz. u 


P2 


228 

Grösse; doch von noch grösserem Umfange waren 
diejenigen, mit welchen die Mitte des sich nach 
oben hin stark verdickenden Stammes besetzt war. 

Ich erlaube mir hier von einem dieser Blätter 
eine freu nach der Natur entworfene Zeichnung 
vorzulegen (siehe fig. 1. T.I1), so wie auch ein 
kleineres in £ der natürlichen Grösse (s. fig. 2%. 
T.1.). Jenes war mit dem Stiele ungefähr # Fuss 
lang und gegen 5 Zoll breit. 

Als der Stengel kaum erst die Höhe von 1 Fuss 
erreicht und’ die erwähnten Blätter noch nicht ihre 
volle Ausbildung erhälten hatten; so erschienen an 
der Spitze desselben über 20 kleine Knospen, wie 
in einer dichten Dolde gesammelt, Sie entwickelten 
sich sehr langsam, so dass von ihrem ersten Er- 
scheinen an gerechnet über 14 Tage hingingen, 
ehe die ersten Blumen sich aufschlossen. Inzwi- 
scheu blickten die noch geschlossenen Corollenblät- 
ter schon früh aus den Kelchblättern hervor, da 
letztere wegen ihrer Kleinheit sie nicht ganz zu 
umschliessen vermochten, In diesem Zustande gli- 
chen diese Knospen ganz denen von T’hlaspi arvense, 
doch waren sie mebr als noch einmal so gross. 
Als sehr bemerkenswerth erscheint hiebei der Um- 
stand, dass die Corollenblätter, welche in diesem 
noch geschlossenen Zustande weiss waren, bei ihrer 
Entfaltung eine gelblichweisse Farbe annahmen. 
Die Blumen waren etwa halb so gross als wie bei 
unseren Senfarten nnd sahen wie verwelkt aus, da . 
die Corollenblätter sich gar nicht ausspannten. Die 
Kelchblätter waren aufrecht abstehend. 


z 


29 


Indem sich nnn die Knospen von unten auf 
entfalteten, so begann die scheinbare.Dolde in eine 
Traube auszuwachsen. Doch blieb die ‚Evolution 
unvollendet, indem dieses Wachsen allmählig ins: 
Stocken gerieth. Der in diesem Blütbenstengel oder 
in den einzelnen Blumen selbst enthaltene schwache 
Lebenstrieb, der sich schon durch die flackrigen 
Corollenblätter kund gegeben hatte, vermochte keine 
Früchte zuwege zu bringen. Nach 10_bis. 12 Tagen 
fing nicht allein diese Traube, sondern auch ein 
zweiter noch mehr zurück gebliebener Blüthentrieb 
zu welken an. . 

Ich schnitt nun die ganze Spitze ab, um sie 
dieser verehrten Versammlung vorzeigen zu künnen 
cs. fig. 3. T. IL). Indem ich dieses thue, so er- 
laube ich mir darauf aufmerksam zu machen, dass 
die Griffel der Blumen blattartig ausgewachsen und 
mit einer zweitheiligen Narbe gekrönt sind. Auch 
hat hier die Schnittfläche mir die Veberzeugung 
gegeben, *) dass der Stengel dieser Pflanze hohl 
seyn müsse, was auch bei Sinapis alba der Fall ist. 

Von nun an habe ich unsere Pflanze nur noch 
acht Tage beobachten können und zwar bis zum 
98, Juli, an welchem Tage ich meine Reise antrat. 
Sie war damals über zwei Fuss hoch gewachsen 


und: der Stamm batte sich besonders in der Mitte 
sehr verdickt. Dabei waren aus allen Blattwinkeln 


Seitentriebe hervorgewachsen, und selbst .in deu 


*) Die sich auch nachher bostätiget hat. 


230 


Axillen der Samenlappen zeigten sich dazu wenig- 
stens Ansätze. Bei demjenigen Blüthentriebe, wel- 
cher seine Blumen grösstentheils noch. vor meiner 
Abreise entfaltete, fielen die ersten dreizehn bald 
nach ihrem Aufschliessen successive von unten aufab. 
Die dann folgenden liessen aber ihre Frachtknoten 
zurück, die auch bei meiner Abreise schon etwas 
angeschwollen waren, und nach später erhaltenen 
Nachrichten dürfte die Pflanze am Ende noch rei- 
fen Samen bringen. Der eben erwähnte Blüthen- 
stengel erhielt eine grosse Ausdehnung in die Länge, 
wodurch natürlich die Blumen in weiterer Entfer- 
nung von einander zu stehen kamen, als diess an 
der so eben vorgezeigten Endtraube der Fall gewe- 
sen war. — 

Die ganze Pflanze hatte eine unverkennbare 
Aechnlichkeit mit der Sinapis alba (Napus Leuco- 
sinapis .Spenn.), wich aher dennoch wenigstens in 
den ersten Stadien ihres Wachsthums merklich von 
derselben ab, besonders durch die weit grösseren 
Blätter und durch die schon oben beschriebenen 
kleineren Blumen. . Späterhin gestaltete sich indes- 
sen an ihr Manches anders.. Die Blüthenknospen 
wurden mehr länglich und nahmen eine gelbliche 
Farbe an, die Corollenblätter. wurden grösser rein- 
gelb und bekamen überhaupt ein gesunderes An- 
sehen; doch bildeten sie kein regelmässiges Kreuz, 
sendern standen mehr paarweise einander gegen- 
über. Die sich nachher bildenden kleinen Schoten 
standen wagerecht, wären kurz und behaart, und 


31. 


indem sie heranwuchsen, so bekam’ auch der blatt- 
artige Griffel eine grössere Ausdehnung. . Die Blät- 
ter, welche früher völlig geruchlos waren (d. h. 
auch zerrieben), nahmen nach jener Veränderung 
einen kressenartigen Gernch an. 


Späterer Zusatz, 


Der hier. mitgetheilte Vortrag wurde am 21. 
September v. J. vor. einer sehr kleinen. Versamm- 
lung gehalten, fand indessen keinen Anklang. Man 
zweifelte zwar nieht an meiner treuen Beobachtung, 
hielt aber den Uebergang einer Species in die an-. 
dere für unmöglich. 

Ich glaubte mich hiebei nicht beruhigen zu 
können, . obgleich noch mehrere so denken (s. Gö- 
the’s Morphol. 2. Bd. S. 35.),*) sondern glaubte. 
an ein grösseres botanisches Publikum appelliren 
zu müssen, selbst wenn ich Gefahr liefe, mit denen, 
welche an die Verwandlung des Hafers in Roggen 
glauben, in gleiche Verdammuiss zu kommen, .. 

* Sollte vielleicht Jemand an der Richtigkeit mei- 
ner Beobachtungen zweifeln bloss darum, weil sie 
sowohl gegen das küustliche als gegen das natür- 
liche Sytem stritten; so werde ich antworten: Die 
Natur folgt zwar allerdings ihren @e- 


*) Hier heisst es: „Es ist unmöglich, dass eine Art aus 
der andern hervorgehe,” wogegen der ehrwürdige 
Link zu meinem Troste spricht: „Fortassis plante 
mutantur et alia ex alia formatur.” Elem. philos. bot. 
Berol. 1824. p. 462%. Nachträgl. Bemerk, 


232 

4 . 
setzen, aber die eingeschränkten Systeme 
der Menschen können ihr nicht als Richt- 
schnur dienen.” 

‘Unsere Systeme sind eigentlich keine Reflexe 
der Natur, sondern sie lehren uns nur, wie ihre . 
Gründer die Natarerscheinungen aufgefasst haben. 
Sie können daher auch nicht auf Untrüglichkeit 
Anspruch machen, allein schon darum nicht, weil 
sie selten aus einem Gusse kommen. Gewöhnlich 
ist darin nur Einiges die Frucht des eigenen Nach- 
denkens, und ‚das Uebrige alsdann literarischen 
Hülfsquellen entnommen, was auch :kaum anders 
möglich ist. Alsdann beruhet Einiges auf Erfahrun- 
gen und Anderes aufHypothesen ; Einiges ist selbst 
erprobt, Anderes’ ist- nur agnoseirt. Welche Parthie 
soll man nnn ergreifen? Soll man zu irgend einer 
Fahne schwören? Das glaube ich wäre nicht der 
rechte Weg. Nach Medicus (pflanzenphysiol. Ab- 
handl. 1. Bdch. S. 249.) gelten in der Naturgesehichte 
nur Thatsachen, und was durch diese nicht bewie- 
sen werden kann, davon soll man, um nicht zu täu- 
schen, lieber schweigen. Das ist aber etwas zu viel 
gesagt, ‘denn auch Analogien und selbst Hypothesen 
haben ihren guten Nntzen, besonders insofern sie 
zu weiteren und erfolgereichen Untersuchungen an- 
feuern. Wo die Wahrnehmung uns verlässt; da 
strebt der Verstand die Lücken auszufüllen. Es 
ist diess ein Bedürfniss, dessen sich wohl kein Na- 


*®) Worte (wenn ich nicht irre) des Coburger ökonomischen 
Vereigs in Bezug auf die eben erwähnte Metamorphose. 


233 


turforgeher wird entäussern können. Wir müssen 
dann aber dergleichen Supplemente nur nicht für 
mehr halten, als sie sind. 

Bei dem Allen bleibt aber die Erfahrang i immer 


. die beste Fundgrube: eine Wahrheit, die man nicht 


laut genug predigen kaun, da sie in unseren Zeiten 
anscheinend nicht genug beherziget wird. Um uns 
nun einen Schatz von Erfahrangen zu sammeln, so 
müssen wir nicht bloss: beobachten, :sondern wir 
müssen huch experüinentiren. Zu dem Ende dürfen 
wir es aber nicht verschmähen, zuweilen den Gärt- 
nern ins Handwerk zu fallen, d. h. ab und zu ein- 
mal eine Pflanze, die wir zum Gegenstande einer 
näheren Untersuchung gewählt haben, seldst zu kul- 
fieiren oder unter unserer specielleren Aufsicht kul- 
tiviren zu lassen. Dergleichen Kulturversuche sind 
oft ausserordentlich fruchtbringend und keineswegs 
eines wissensehaftlichen Bestrebens unwürdig; denn 
sie führen oft zu den wichtigsten Entdeckungen 
und dann gewöhnlich auf dem. ‚möglichst ‚kürzesten 
Wege. ' . 

"Besonders möchte ich sie jungen Leuten, d. h. 
angehenden Botanikern dringend anempfehlen, da- 
mit sie dadurch eine Pflanze zuerst als ein Ganzes 
und in allen ihren Lebenserscheinungen kennen ler- 
nen. Später müssen sie sich dann freilich auch 
mit den Einzelnheiten vertraut machen, immer tie- 
fer in dieselben eindringen und selbst ‚mit den Sub- 
tilitäten der zerstückelten Natur sich‘ bekannt zu 
machen suchen. 


, 


234 


Die beliebteste Branche der Botanik ist jetzt 
unstreitig die Pflanzenanatomie; denn auf keine an- 
dere wird so viel Fleiss, so viel Scharfsinn - ver- 
wendet. Was mich anbetrift, so kann ich den 
verdienten Männern, welche in diesem Fache so 


.. Ausserordentliches geleistet und mit Hülfe der Mi- 
- kroskope die wichtigsten Entdeckungen gemacht 


haben, zwar in ihren Untersuchungen nicht überall 
folgen; indessen frene.ich mich doch mit ihnen 
der gewonnenen Resultate. Nur bin ich geneigt, es 
dieser. vorherrschenden Bichtang zu einem, wenn 
auch nur zufälligen Nachtheil anzurechnen, dass 
darüber heutiges Tages die Beschäftigung mit leben- 
den Pflanzen zu sehr in den Hintergrund gestellt 
wird, was ich im Interesse der Wissenschaft auf- 
richtig beklagen muss, da ich den festen Glauben 
habe, dass auf diesem Wege sich auch mit unbe- 
walfnetem Auge noch manche nützliche Entdeckung 
machen lasse, und wohl gar; bisher nicht Geahnetes 
zur Gewissheit gebracht werden könne, 

Sollte uns hiebei auch die Möglichkeit vor. 
schweben, dass in Folge dessen sich Manches an- 
ders gestalten könne, und dass neue Erfahrungen 
uns dahin bringen könnten, eine oder die andere 
unserer bisherigen Ansichten zu ändern oder gänz- 
lich. aufzugeben; so dürfen wir, wenn vorurtbeils- 
fveie Forschungen uns dahin führen sollten, uns 
solches nicht leid seyn lassen. Es ist uns ja nicht 
aufgegeben worden, die Natur dem Systeme anzu- 
passen, sondern das Ziel, was wir erringen sollen, 
ist — Wahrheit, die in allen Dingen nützlich ist. 


235 


Nach dieser Zwischenrede, die, wie ich sehe, 
etwas zu lang geworden ist, muss ich nun zur Er-. 
gänzung und.Fortsetzung meines Pyrmonter Berich- 
tes noch anzeigen, was mit der betreffenden Pflanze 
‚ und deren Samen bis jetzt vor sich gegangen ist, 

Bei meiner am 11. October erfolgten Zuhause- 
kunft war dieselbe eben erst abgestorben, so dass 
die Dauer ihres ganzen Lebens ungefähr auf fünf 
Monate zu. berechnen ist, ein Alter, das so. wenig 
der weisse Senf als das Thlaspi arvense, wenn beide 

‘erst im Frühlinge ausgesäet werden, zu erreichen 
pflegen. 

Meine Hoffnung, dass sie am Ende doch noch 
Samen bringen werde, fand ich erfüllt, und wie- 
wohl sie im Vergleich zu ihren vielen Schoten nicht 
viel davon zur Reife gebracht hatte, so ist doch 
die Körnerzahl für meine Zwecke immer bedew 
tend genug. 

Der ganze Stengel mit seinen Zweigen hatte - 
eine Höhe von 3 Fuss 31 Zoll erreicht, und: war 
bereits völlig entblättert. Die Schoten ‘glichen ganz 
denen von Sinapis alba. Der samentragende Theil 
derselben war kurz, wulstig und behaart, der 
Schnabel aber blattartig (s. fig. 5. T. IL). Einige 
Schoten enthielten anscheinend. taugliche, andere 
dagegen weniger vollkommene oder taube Samen 
und noch andere gar keine, was aber auf die äus- 
sere Form der Schoten eben nicht vom besonderen 
Einßusse gewesen ist. 
= Die guten Samen waren verschieden gestaltet, 


’ 


236 


grösstentheils aber eingedrückt. Die Farbe der 
meisten ist ein- verschossenes Braun, und. einige 
sind dabei etwas -bereif. Di& untersten Zweige 
haben einige gebracht, welche hellbraun und von 
‚elliptischer Form sind, Diese werde ich im näch- 
"sten. Frühlinge separirt aussäen.- 

Die meisten von jenen Samen haben eine un- 
verkennbure Aehnlichkeit mit denen von Thlaspi 
arvense (s. fig. 4. 'T. 1), aber gar keine mit denen 
der deutschen Senfarten. 

Ich säste- davon zehn Körner in einen Topf, 
wovon neun aufyingen (das erste nach zehn Tagen, 
die übrigen successive ein paar Tage später.) Auch 
diese Pflänzchen. keimten mit. doppelten Cotyledonen, 
kommen aber mit keiner der mir bekannten Senf- 
arten vollkommen überein. Sie sind bis jetzt ein- 
ander gleich, unterscheiden sich aber von der Mut- 
terpflanze durch ihre hellgrüne Farbe ohne alles 
Roth, durch geringere Pubeseenz des Caudieulus, ' 
durch ganz unbehaarte Cotyledunen und die Ner- 
ven derselben, welche nicht eigentlich paarweise, 
sondern mehr abwechselnd stehen, eine Neigung 
zur Verästelung ‚zeigen. und .an ihren Spitzen un- 
deutlich werden. 

Ich habe auch gleichalte Pfänzchen der Sina- 
pis alba mit den eben beschriebenen zu vergleichen 
‚Gelegenheit genommen. Dieselben kommen wieder 
suche mit der Mutterpflanze von jenen tiberein, sind 
an eben denselben Stellesi stark geröthet und fast 
eben-»o stark. behaart, ‚jedoch mit Ausnahme der 


237 


Cotyledonen, welche durchans glatt sind: 9 -Von 
jenen Pflänzchen unterscheiden sie sich aber durch 
ihre lebhafteren Farben, durch etwas stärkere Be 
haartheit, dnrch rascheren Wuchs, und dadurch, 
dass sie weniger Nässe vertragen können, wogegen 
das Thlaspi arvense eben sowohl feuchter Natur 
ist, als seine aus der Art geschlagenen Abkömm- 
linge. Jetzt muss ich nun auch über das Verhäle- 
niss der Tochter- zur Mutterpflanze noch: ein pnar 
Worte sagen. 

Dass trotz der zwischen dem Thlaspi arvense 
und ihrer merkwürdigen Ausartung herrschenden 
grossen Verschiedenheit sich dennoch zwischen bei- 
den Pflanzen Aehnlichkeiten auffinden lassen, dar- 
über habe ich bereits in dem Obigen an mehreren 
Stellen Andeutungen gegeben. Hier ist nun noch 
nachzuholen, dass sie sich auch in ihrer Inflores- 
cenz einigermassen nähern und zwar besonders 
in der horizontalen Stellung der Fruchtstielehen und 
der Gestalt der Früchte selbst, "insofern diese: bei 
beiden nur kurz und mit einem blattartigen An- 
hange versehen sind. Bildet auch derselbe bei 7A. 


*) Göthe (Morphol. 1. Bd. S.— 10.) sagt von den Coty- 
ledonen überhaupt: „Vorzüglich ist ihre Peripherie höchst 
„einfach und an derselben sind so wenig Spuren von 
„Einschnitten zu sehen, als auf ihren Flächen sich Haare 
„u. 5. w. bemerken lassen.”— Nach dem, was ich: oben 
von der Kresse und kurz vorher von den Samenblättern 
der beschriebenen Pflanze gesagt hahe, würden beide 
Behauptungen nicht ohne Einschränkungen für richtig 
angenommen. werden können, 


258 


arvense die Flügel, bei der Tochterpflanze aber 
etwas anderes, nämlich den zum Schnabel gewor- 
denen Griffel (der aber vielleicht etwas. mehr als der 
Griffel ist); so frägt es sich doch, ob nicht durch 
. fortgesetzte Forschungen in der Folge für beiderlei 
Pfianzentheile ein gemeinschaftlicher  Entstehungs- | 
grund aufgefunden werden möchte. Mir scheint es 
fast, dass der comprimirte Schnabel mit jenen Flü- 
geln in gewisser Beziehung stehe, was ich aber 
bier nicht weiter ausführen kann. 

Vebrigens habe ‚ich: die hier gemachten Bemer- 
kungen nur in der Idee mitzetheilt, dass. sie viel- 
leicht in der Folge einmal als nützliche Fingerzeige 
möchten benutzt werden können. Sie reichen frei- 
lich bei weiten nicht. hin, um zu erklären, wie aus 
einem Samenkorn eines fünfzölligen T’hlaspi eine über 
‚drei Fuss hohe senfartige Pflanze entstehen konnte. 
Inzwischen bietet der Unterschied in der Grösse 
hier nur die kleinste oder eigentlich gar. keine 
Schwierigkeit dar. Wir finden (im Frühling und 
noch mehr im Herbst) häufig Pflanzen nicht bloss 
von Thlaspi arvense, sondern auch von Brassica 
nigra Koch, Brassica campestris, Capsella Bursa 
pasioris und Camelina sativa, welche sehr klein, 
zuweilen nur fingerlang, aber dock mit Blüthen 
und Früchten versehen sind, die aber dessenunge- 
achtet die Botanik nicht von ihren kolossalen Spe- 
ciesverwandten trennt, Es geht da, wie mit den 
Menschen, wo Riesen und Zwerge (auch Weise und 
Narren) zu Homo sapiens Linn. gerechnet werden. 


. 239 


Konnte nun die Grösse des Stengels bei unse- 
ver Pflanze keinen Anstoss geben, so kann es eben 
so wenig die der Blätter, welche mit jener doch 
wohl bei den meisten Pflanzen in einem angemesse- 
nen Verhältniss steht. Dass die Blätter aber bei 
der unserigen zum Theil sehr gross "und grösser 
wie beim weissen Senf sind, das dürfte der an- 
fänglichen Unfruchtbarkeit der Pflanze zugeschrie- 
ben. werden müssen, 

Ich höre aber Manchen sagen: Nicht die Grösse 
der Blätter ist es, was hier entscheidet, sondern 
es kommt hier auf die Form an. Aber mir ist so, 
als fände ich die buchtige Gezähntheit der 'Thlaspi- 
blätter bei der Tochterpflanze, obwohl im vergrös- 
serten Maassstabe wieder. . Wer überhaupt die 
Cruciferen, von denen in diesem Aufsatze die Rede 
gewesen ist, selbst kultivirt hat, der wird mir zu- 
gestehen, dass nichts veränderlicher sey, als die 
Einschnitte ihrer Blätter. Der Kürze wegen, will 
ich hier nur ein Beispiel anführen. Die Capsella 
Bursa pastoris hat, wenn sie’ im Herbst aus dem 
. Samen aufschiesst, im folgenden Jahre fiederföürmig 
eingeschnittene sogenannte Wurzelblätter, welche 
strahlenförmig die Basis des Stengels umgeben und 
den Boden bedecken. Säet man aber die Samen 
im Sommer aus, so bekommen die Pflanzen ge- 
wöhnlich gar keine Wurzelblätter und die ersten 
Stengelblätter haben wenige oder gar keine Ein- 
schnitte. Jene Wurzelblätter entstehen nach mei- 
nen Erfahrungen aber auch dann, wenn man die 


240 


Samen zwar im Frühlinge aussäet, die jungen Pflan- 
zen aber nachher versetzt, und. zwar weil alsdann 
eben so wie in dem anderen Falle: der Stengel in 
seinem Wachstbum zurückgehalten wird, wenn auch 
aus andern Gründen. Indessen ist hiemit nieht ge- 
sagt, dass nicht noch. andere Umstände, als z. B. 
‘die Individualität des Samenembryo, so wie Stand- 
ort und Boden hier zum Theil die Form der. Blät- 
ter bestimmen könnten. 

Jetzt bliebe nun vorläufig noch eine für die 
Pflanzenphysiologie wichtige Frage zu erörtern übrig, 
nämlich die, ob bei der: merkwürdigen Ausartung 
vielleicht eine Bastardirung mit im Spiel gewesen 
seyn möchte, die, wenn sie. wirklich stattgehabt 
hätte, in freier Natur hätte vollführt werden müs- 
‘sen. Da ich mich aber niemals mit Bastardzeu- 
gungen abgegeben habe, so muss ich denen, welche 
sich darauf verstehen, die Sache zur weiteren Prü- 
fung anheim geben.: 


“ ; 
« 


Erklärung der Abbildungen. 


Pig. 1. Ein grosses Stengelblatt in z der na- 
türlichen Grüsse: . . 

Fig. 2. Ein dergleichen kleineres in z der na- 
türlichen Grösse, . 

Fig. 3. DieSpitze der Pflanze mit der zurück- 
‚gebliebenen Endtrapbe in natürlicher Grösse, 

Fig. 4. Ein Samenkorn vergr. . 

Fig, 5. Eine Schote mit den Samen in natür- 


"licher Grösse, 
j tHiezu Steintafel II) 


Flora 


Nr. 22. 


Regensburg, am 7. Mai 1840. 
——————nn 


I. Original - Abhandlungen. 
Beiträge zur Algenkunde ; von J. N. v, Suhr. 


1. Sargassum elegans S. 
Am Cap der guten Hoffnung, gefunden von Drege. 


Stamm etwas platt gedrückt, fadenförmig, 
8 Zoll hoch und mehr; Seitenzweige abwechselnd 
unter sehr offenem abgerundetem Axwinkel; Blätter 
ganzrandig 3— $ Linien breit, die längsten der- 
selben gegen 3 Zoll lang. Fruchtbehälter in den 
Axwinkeln, grösstentheils einfach, kegelförmig. Farbe 
dunkellauchgrün; Substanz zart und schlaf. _ 


9%. Carpophyllum scalare S. 
Cap, gefunden von Drege. 

Frons 12—16 Zoll hoch, platt gedrückt, schwach 
gerippt, von der Basis an, fast auf jeden Zoll Ab- 
stand, unter abgerundetem Axwinkel vielfach ge- 
theilt; doch erreichen nicht alle Theile gleiche Höhe. 
Neben den Theilungswinkeln fast rund, 1— 1; Linie 
im Durchmesser, dann sich ausbreitend bis 2 —3 
Linien; an beiden Rändern abwechselnd aus- und 
einbiegend, gleichsam eingesehnittene Stufen dar- 

Flora 1840. 17. R 


258 


stellend. Frucht randständig an den Spitzen der 
Stufen, genau wie bei Fucus maschallocarpus und 
flexuosus Turner. Substanz zähe und bart wie Sohl- 
leder, getrocknet hornartig. Farbe schwarzbraun ; 
hat in der Gestalt eine entfernte Aehnlichkeit mit 
einem abgeriebenen schmalblätterigen Fuc. serratus. 


3. Carpophylium serratum 8. 
Cap, von Drege. 


Wird bis 18 Zoll hoch. Der Stamm gedreht, 
rund, 3 Linien im Durchmesser, 4—6 Zoll hoch 
ganz nackt, verläuft sich aufwärts in eine 1— 12 
Linien breite, schwach gerippte, ari den Rändern 
sägefürmig gezackte, bei ältern Exemplaren spiral- 
förmig gedrehte Frons, deren Seitenzweige 4 —6 
Zoll hoch, theils abwechselnd, theils sich gegen- 
über stehen und eben so mit kürzern, ganz ähn- 
lichen Nebenzweigen besetzt sind. Frucht, wie bei 
der vorigen, aber unterhalb der Zähne. Substanz 
im Stamm fast holzig, oben wie dickes Pergament, 
getrocknet hornartig, starr. 

"Die Form des einzelnen Blattes ähnelt sehr der 
Rhodomela tridens ß. spiralis Ag., welche Lamou- 
roux als Delesseria spiralis, ess. tab. 3. fig. 2. ab- 
gebildet. 

Bei einem Exemplar von 4 Zoll Höhe breitet 
gleich oberhalb der schildförmigen Basis die Frons 
sich aus, ist viel zarter, nicht gedreht, hie und da 


auch breiter, in allem’ Andern sonst der vorigen. 


Form gleich. Ob dies nur eine abweichende Form 


259 


einer jühngern Pflanze oder stehende Varietät sey, 

wage ich nach einem Exemplare nicht zu bestimmen. 
4. Zonaria flava ß. angusta S. 

Aus dem mittelländischen Meere bei Algier und Montpellier. 

Ist nur 2— 2 Zoll hoch; sehr schmalblättrig, 
in der Frons wenig über eine Linie breit; in al- 
lem Andern Z. flava Ag. gleich. 

. 5. Zonaria ruyosa S.. 
Cap der guten Hoffnung, False-Bai. 

Stamm 2 Zoll hoch; die gepresste dieke run- 
zelige Frons, 1— 3} Linie breit, verästelt sich mehr- 
fach unter getheiltem Axwinkel and ist an den End- 
spitzen theils abgerundet, theils mehrfach einge- 
schitten. Ganz kleine halbrunde, dunkelpurpur ge- 
färbte Seitenblätter sitzen oft mitten auf der runz- 
lichen Frons, oft auch an den Rändern oder Spitzen 
derselben. ‘Der innere Bau ist wie Zonaria deusia 
Ag. voll ungesäamter ganz kleiner Fruchtkörner, 

Ich habe nur ein vollständiges Exemplar davon: 
‚bekommen; da diese Pflanze aber keiner mir be- 
kannten Art auch nur nahe: steht, so konnte ich 
mich nicht enthalten, nach der einen Pflanze die 

"Beschreibung zu entwerfen. 
6. Haliseris dichotoma 8. 
Cap der guten Hoffnung, von Drege. 

14 Zoll hoch. Die Basis gefilzter Wulst. Stamm 
fadenförmig, etwas gepresst, theilt sich ganz regel- 
mässig auf je 2 Zoll Abstand 4mal, wobei er gleich 
diek und völlig nackt bleibt. Erst nach der vierten 
Theilung verläuft er sieh als derbe Rippe in die 

R 2 


260 


fast 3 Zoll breite Frons, welche entweder an den 
obern Spitzen sich einfach zungenförmig zuspitzt, 
eder auch das Blatt nochmals theilt. Hie und da 
kommen aus der Blattrippe kleine 5 —1 Zoll lange 
lanzettförmige Blätter. Frucht zerstreuet in der 
Frons. Innerer Bau, Farbe und Substanz der H. 
polypoides sehr ähnlich. 
7. .Delesseria Griffithsia S. 
Valparaiso. 
Aus der conischen Basis kommen mehrere, 4 


bis 6 Zoll hohe Pflanzen. Der untere fadenförmige, ' 


nackte Stamm läuft als derbe Rippe fast bis zu 
den Spitzen hinauf. Die Frons 1 Zoll breit, mit 
ausserordentlich welligen Rändern, verästelt sich 
gewöhnlich durch Theilung, besonders was den 
obern Theil der Pflanze anbetriflt. Bei dem gröss- 
ten Exemplare stehen die untern Seitenlappen ein- 
ander gegenüber und theilen sich dann 1 oder 2- 
mal. Die Pflanze ist fast allenthalben gleich breit 
und wo sie sich theilt, treten die getheilten Blätter 
sehr sparrig auseinander. 

Die Frucht ist über die ganze Pflanze verbrei- 
tet, theils als vereinzelte ovale Körner, theils sind 
diese in kreis- oder länglich-runden Haufen ge- 
sammelt. Farbe hellpurpur ins Ziegelrothe über- 
gehend. Substanz sehr zart, fast schlüpfrig. 

8. Delesseria alata Ag. 

Von dieser Species sind zwei neue, sehr ab- 
weichende Varietäten zu bemerken: 

Var. prolifera, am Cap gefunden von Dre ge. 


. 


261 


Der Stamm sehr derb und bis 2 Zoll hoch fast 
nackt, sendet dann einige Aeste aus, um welche 


sich hie und da die Blätter in fast kugeligen dicken. 


Büscheln sammeln. 

Var. jubata, Ostsee bei Travemünde, gefunden 
von Hrn. Heekert in Lübeck. 

2—3 Zoll hoch, kronenreich, d. h. die faden- 
förmigen Blätter fast alle von gleicher Höhe. Bei 
einigen Exemplaren liegt die Frons nicht breiter als 
der Durchmesser eines dicken seidenen Fadens,, in 
der obern Hälfte etwas mehr ausgebreitet. — Andre 
Exemplare sind überall etwas breiter, Diese Form 
würde mit der Var. y. anguslissima Ag. zusammen- 
fallen können, wenn nicht aus den obern Spitzen 
der Blätter wieder haarförmig feine 3 Zoll lange 
Blätter .‚beryor kämen, 

9. Plocamium membranaceum S. 
Cap der guten Hoffnung. 

4 Zoll hoch; die Frons 10 —12mal getheilt, 
gewöhnlich mit offenen abgerundeten Axwinkeln, 
an den Spitzen einseitig, kammförmig, 13 —2 Li- 

‚nien breit, sehr zart. Die Kapselfrucht, in den 
Blattwinkeln, theils in Form einer einfachen Keule 
(3-6 neben einander) theils ist diese in der Mitte nach 
beiden Seiten aufgetrieben, dass sie fast in Gestalt 
eines Kleeblatts (umgekehrt herzförmig), erscheint. 


10. Pülota flaccida Ag. 
Von dieser Pflanze habe ich 2 zu beachtende 
Varietäten erhalten: 


Var. ß, flaccida gracilis, Cap der guten Hoffnung. 


362 


2—3 Zoll hoch, sehr reich verästelt ; die Frons 
kaum £ Linie breit, wenig gefiedert. 

Var. Y. nana, am Cap auf Laminaria buccinalis 
von Dröge gefunden, 

Kaum 1 Zoll hoch, fast haarförınig, reich ver- 
ästelt, schwach gefiedert. 

11. Phyllaphora diversifolia 8. 
Cappflanze von Drege. 

4—-5 Zoll hoch, harter, hornartiger, 1 Linie 
dieker Stamm, der sich sehr sparsam verästelt und 
theils gefranzt mit ganz kleinen birnförmigen 1 Li- 
nie langen Blättchen besetzt ist, welche, häufig in 
der Mitte aufgeblasen, als Fruchtbehälter dienen, 
theils hin und wieder mit 1 Zoll langen zungenför- 
migen gerippten dunkelrothen Blättern unregelmäs- 
sig besetzt ist. 

12. Phyllaphora spissa 8. 
Cap, von Drege. 

9-10 Zoll hoch. Der Stamm 2 Linien dick, 
etwas platt gedrückt, verästelt sich unregelmässig, 
denn bald stehen die Aeste weitläufig abwechselnd, 
bald näher, hie und da einander gegenüber. Die 
Aeste und obere Hälfte des Stamms gefiedert und 
aus dieser Membran kommen ganz dicht neben 
“einander, so dass sie fast mit den Rändern auf ein- 
ander liegen, 3—z Zoll lange gerippte, an den 
Rändern ausgesehnittene, fast gezähnte, rechtwink- 
lich stehende Seitenblätter. Letztere bilden au ih- 
ren aufgetriebenen Seitenspitzen oder Zähnen die 

derben , nicht ganz runden Fruchtbehälter. Farbe 


2 263 


hellrosenroth, Substanz, im aufgeweichten Zustand, 
pergament-, fast lederartig; getrocknet hornartig, 
starr. 
13. Rhodomenia Dregeana S. 
Cap, gefunden von Drege. 

8-10 Zoll hoch. Basis conisch; Stamm faden- 
förnig, der sich aber gleich in die Frons verliert. 
Letztere breitet sich entweder allmählig in 2 Zoll aus, 
theilt sich 1— 2mal, ist an den sonst abgerundeten 
Spitzen 2 und mehrfach eingeschnitten, oder sie 
bildet erst bis 3—- 4 Zoll Höhe einen blattförmigen 
Stamm, 2-—4 Linien breit, der rechts und links 
mit Seitenblättern besetzt ist und im obern Dritt- 
theil halbkreisförmig, mehrfach in 1— 2 Zoll breite 
Lappen getheilt, mit abgerundeten Spitzen sich aus- 
breitet. 

Die karzgestielten, ‚kugelförmigen Fruchtbehäl- 
ter sitzen der Länge nach, mitten auf der Frons, 
als kleine Rosetten, je 4—5 zusammen, und sind 
ganz angefüllt mit kleinen dunkelrothen, schwach 
gesäumten Saamenkörnern. Farbe .braunrotb. Sub- 
stanz dickhäutig. 

Var. 8. cosltata. Der Stamm zieht sich als derbe 
Rippe bis über die halbe Höhe durch alle Haupt- 
blätter, welche in dieser Varietät schmäler und nur 
z—1 Zoll breit sind. Die Fruchtbehälter sitzen 
fast nur längst der’ Blattrippe. 

Var. y palmata, ohne Rippe. Die getheilten 
Blätter tiefer eingeschnitten, und mehr sparrig aus- 
einander gehend, oben stumpf zugespitzt. Im Hu- 


264 


bitus gleicht diese Varietät einigermassen der Haly- 
menia palmala Ag. 
14. Chondrus atropurpureus 8. 
Cap, von Drege. 

5 Zoll hoch. Frons platt, & Zoll breit, theilt 
sich auf etwa 2 Zoll Abstand 3—4mal; an den 
Spitzen unregelmässig getheilt. Kapselfrucht in den 
obern Biättern ein wenig gegen den Rand einge- 
drückt, wie bei Sphaerococeus dilalalas Ay. Die 
Kapseln aber, wie Sph. Brodiaei. Ag., mit einer 
rosenrothen,, schlüpfrigen Hülle umfasst, welche für 
sich betrachtet, eine Rivularia zu seyn scheint. .Die- 
Substanz im trockenen Zustand etwas runzelig — 
dunkel oder schwarzbraun. Ins Wasser geworfen, 
wird sie bedeutend grösser und nimmt eine schöne 
Purpurfarbe an. 

Var. 8. anyustifrons. Diese Varietät hat eine 
Art Stipes von 2 Zoli hoch und 1—2 Linien breit, 
verästelt sich dann oben zwar reich durch Thei- 
lung, aber unregelmässig, und bildet gleichsam eine 
Krone. Annähernd kommt diese Form oft bei Sph. 
erispus vor. InFarbe, Frucht und Substanz gleicht 
sie ganz der vorigen. 

15. Laurencia nuda 8. 
Neuholland. . Fragmente davon sind auch gefunden an- der 
Kafferuküste von Ecklon. 

3-— 4 Zoll hoch, Kriechende Fäden zur Basis. 
Die rundeır Stammfäden theilen sich entweder 2 bis 
3mal oder senden ein Paar Seitenäste aus; sind an 
den Spitzen stumpf abgerundet, allenthalben gleich 


265 
diek und ähneln oft einem verstümmelten, derben 
Spheer. confercoides Ay. Am obern Theil’kommt 
sparsam, fast ansitzend, hie und da eine kleine Ku- 
gel hervor, angefüllt mit rosenrothen Körnern. Die 
junge Pflanze ist roth gefärbt, die ältere schmutzig 
strolgelb, Fe 

16. Laurencia divaricala S. 
Kafferäküste, von Ecklon, 

3 Zoll hoch. Basis kriechend; Stammfäden ein 
Paarmal getheilt und dann mit einigen 3 —2 Linien 
langen, mehr einseitigen Zweigen besetzt. End- 
spitzen ebenfalls getheilt und alle Zweige sperrig 
von einander abstehend. Der derbpunctirte, innere 
Bau, ist reihenförmiger als gewöhnlich gezeichnet. 
In den Spitzen der kleinen stacheligen Seitenzweige 
sitzen zerstreuet, aber sehr reichlich, die birnför- 
migen, dunkelrothen, blassgesäumten Saamenkörner, 

17. Laurencia intricata 8. 
Madagaskar. : 

2 Zoll hoch. Basis conisch ; Stammfiden von’ 
unten bis ober abwechselnd wit vielen “durch ein- 
ander geflochtenen Hauptästen und diese wieder 
ebenfalls mit vielen über einander liegenden, ein- 
wärts gebogenen kleinen, wenig keulenförmigen 
Nebenzweigen dicht besetzt; nur an den Spitzen 
zeigen sich hie und da ein Paar Nebenzweige ap- 
parte. Frucht dick, warzenförmig, an den obern 
Nebenzweigen oder in den fleischigen Aesten. Farbe 
dunkelbraun ; getrocknet schwarz. 

( Fortsetzung riet. > 


266. 


11. Botanische Notizen. 


Unter dem Titel: Fragment d'une Monographie 
des Cerastium bat kürzlich Hr, Prof, Grenier in 
Besangon eine kleine Schrift von 24 Octav- Seiten 
kierausgegeben, von der wir den Lesern- der Flora 
den Hauptinhalt mittheilen. Da Grenier das De- 
Candolle'sche, Gay’sche und einige andere Herbarien 
zu studiren Gelegenheit hatte, und so über manche 
söosenannte neue Art genauere Nachricht gegeben 
werden 'konnte, so wird die Arbeit gewiss das 
Interesse des grössern botanischen Publikums in 
Anspruch nehmen. Wie leichtfertig auch hier S£- 
ringe in DeCandolle’s Prodromus arbeitete, 
werden die Leser aus den folgenden Mittheilungen 
erschen. Die jetzt mitgetheilten Bemerkungen be- 
treffen lediglich die Section Orthodon a. petalis ca- 
Iyceın zequantibus vel minoribus. 


1. Cerastium viscosum L. ed. 3. Foliis ovato-ro- 
tanzlatis; bracteis omnibus herbaceis, ealyeibusque 
apice barbatis; pedicellis fructiferis calyce brevio- 
ribus; petalis apice bifidis; seminibus sublevibus. 

©. viscosum L. Willd., C.vulgatum L. herb. Sm., 
DeC., Ser., C. glomeratum Koch, €. rotundifolium 
Denkschr, d. bot, Gesellsch. Rchb. pl. erit. Tenore. 
EC. fulvum Raf., C. tauricum Ledeb. 

b. glomeratum: foliis orbieulatis, floribusque glo- 
meratis. C. glomeratum Thuill., C. vulgatum DE, 
for. fr, Ser. C. ovale Pers. 

©. lenellum: caule minutissimo, I— 2-floro; ca- 


267 


Iyce capsulam sübrequantae. ©. semidecandrum 

Auct. amerie.; Ü. vulgalum var. Ser, 

Ausser verschiedenen Theilen Europa’s be- 
wohnt diese Art Nordafrika, Chili, Peru, Nordame- 
vika. Die Varietät c. sammelte Durien in den 


“asturischen Gebirgen. 


2. C. spathulatum Pers. Foliis omnibus in petiolum 
angustatis, densis, subimbricatis, intermedio lon- 
gioribus et ad panicnlae basin fere adscenden- 
tibus; bracteis herbaceis ealyeibusque apice barba- 
tis; pedicellis fructiferis calyce brevioribus; petalis 
bifhidis; seminibus sublevibus. Patria: Haiti et Ja- 
maica, 

3. C. semidecandrum L. ed. 3. Foliis ovalibus; 
bracteis omnibus sepalisque late scariosis, apice gla- 
bris eroso - dentatis; pedicellis floriferis refractis, 
maturis suberectis, calyce duplo triplove longiori- 
bus; petalis calyce brevioribus, apice bidentatis. 

Syn. C. semidecandrum L., Willd., DeC. (ex 
parte) Ser, (ex parte) Reichb. Koch. C. peliu-. 
eidum Chaubard., Ser. Lois. (. viscosum Pers., 
€. viscidum Link en. €. pusillum B. Curtis. ©. pen- 
tandrum &' semidecandrum M. Bieb, 

b. congestum : pedunculis brevissimis foribusque 

abbreviatis congesto- umbellatis. 

c. glaberrimum. C. macilenlium Bleck., €. semi- 

decandrum Y. Koch. 

d. proliferum : floribus proliferis. 

e. hybridum: floribus minimis, Arenarise tenui- 

folise simillimis, germine abortivo (Gay: ined.) 


268 


Obgleich die meisten Schriftsteller Vaillant's 
t. 30. f. 2. hieher ziehen, so gehört sie doch zu 
C. Grenieri obscurum, das bei Paris sehr gemein 
ist. In DeCandolie's Herbar ist Seringe's 
Ü semidecandrum und pellucidum durchaus dieselbe 
Pflanze. Einige zu gegenwärtiger Species in De- 
Candolle’s Herbar von Seringe gebrachte Pflan- 
zen gehören zu Ü, Grenieri obscurum und zu ©. 
viscosum L. 

4. €. penlandrum Moris. Foliis ovalibus; bvracteis 
cealyeibusqne herbaceis; pedicellis calyce longivribus; 
petalis bidentatis calyce minoribus; staminibus 5. fer- 
tilibus absque filamentis sterilibus; capsula calyeenı 

“vix superante Q. — Grenier glaubt, dass zu 
dieser sardinischen Art vielleicht die gleichnamige 
Pflanze Linne@s, Willdenow’s und Persoons 
zu bringen seyen; Linne spricht zwar von petalis 
integris,ı er könnte aber leicht an getrockneten Exem- 
plaren die zwei kleinen Zähnchen nicht bemerkt 
haben. Was endlich Seringe's (©. pentandrum 
anbelangt, so ist es nichts als C. Grenieri obscurum. 

5. C. Grenieri Schultz. Foliis ovalibus, bracteis 
calyeibusque herbaceis aut tenuissime scariosis, apice 
glabris; pedunculis calyce duplo longioribus; petalis . 
ad tertiam partem bifidis, sepala excedentibus quan» 
doque subduplo superantibus; capsulis calyce Ses- 
qui-longioribus; seminibus rugosis O. ' 

a. obscurum: caulibus elatioribus; pedunenlis ar- 
euatis inflexis; capsulis calyce subdaplo lon- 
gioribus. €. Grenieri &. & ß. Schultz, Herb. 


269 


Cent. 1. Nr. 6. (. obscurum Chaub., ©. alsinoi- 
des Pers., Lois., C. viscosum DeC. & Ser, (ex 
parte) C. semidecandrum Lois., C.arenarium Ten. 

b. pumilum: caule pumilo, pedunenlis rectis, plus 
minusve erectis; capsula calycem vix superante, 
C. pumilum Curt. Rehb. Koch. . 

c. distans: idem ac antecedens, sed caule lon- 
gius dichotomo, fructibus distantibus refractis. _ 
C. graeile Leon Dufour. in DeC. Prodr, 

d, divaricatum: caule prostrato, divaricato, vis- 
cosissimo; pedunculis rigidis, rectis, refractis. 

e. pentandrum: floribus pentandris absque fila- 
mentis sterilibus; petalis, mane et cwlo nubilo, 
calycem parum superantibus; coelo autem sereno 
et sole ardente calycem dimidia parte superan- 
tibus. C. penlandrum Ser. Tenor., C. litigio- 
sum Schultz Hb. Cent. 2. 17. bis. 

f. tetrandrum : foliis inferioribus spathulatis; brac- 
teis ovatis, latis, herbaceis; pedunculis rectis, 
rigidis, inferioribus prasertim calyce quadruplo 
longioribus; quinta calyeis, floris fructusque 
parte deficiente. ©. tetrandrum Curt., Stellaria 
cerastoides Engl. Bot., Esmarchia cerasioides 
Reichb., Cerastium diffusum Pers. 

Unstreitig ist die unter var. e. vom Verfasser 
‚gemachte Beobachtung höchst merkwürdig, dass 
die Länge der Blumenblätter von der Zeit des Ta- 
ges und dem Stande ‘des Himmels bedingt wird. 
Dasselbe zeigt auch C. campanulatum Vivr. Was 
“die var. f, betrift, die Grenier bei la Teste de 


270 


Bach und dem Hävre fand, so bemerkt er, dass er 
die Blüthentheile in der Vier- und Fünfzahl oft 
an demselben Exemplare beobachtet habe, was 
übrigens auch Smith schon wusste, " 

6. Ü. brachypelalum Desp. Caulibas pilis longis 
barbatis, foliis ovalibus ;-bracteis omnibus herbaceis, 
ealyeibusque apice barbatis ; pedicellis fructiferis 
ealyce duplo triplove longioribus; petalis bifidis 
ealyce multo minoribus raroque eum subaequantibus. 
©. C. semidecandrum L. (ex Chaub.) Benth. C. 
barbulatum Wahlbg. Ü. strigosum Fries. Reichb. ©. 
tauricum Ser. Ü. viscosum Pollich. 

b. pelaloideum: ypetalis calycem subsuperantibus. 

C. pilosum Ten. Ü. brachypetalum ß. Ten. 

C. Tenoreanum Ser. Tenore. 

ce. viscidum: vamis superne viscosis, Ü. laurieum 

Spreng. Ser. 

7. C. vulgatum L. Radice annua et bienni, cau- 
libus adscendentibus lateralibus basi radicantibus, 
hirsutis; foliis ovalibus; bracteis calycibusque sca- 
vjosis, apice glabris; pedicellis fructiferis calyce 
multo longioribus; petalis sepala vix superantibus; 
capsula elongata calycem duplo superante; semini- 
bus rugosis. » 

C. vulgatum L. spec. (non herb.) C. viscosum 
L. herb. Smith. Seringe, DC. C. triviale Link. 
C. viscosum Benth. C. semidecandrum Walth. Pursh. 
©. hirsutum Mühlberg. C. eonnatum Beck. 

b. murale: capsulis calycem zquantibns, foliis eon- 

fertis dense pilosis, floribus congestis dimi- 

diatis. €. murale Desport., DeC., Ser. 


u 


271 


. 


c. ramosissimum: caulibus ramosissimis,, elonga- 
tis, petalis calycem parum superantibus aut ter- 
tia parte excedentibus. (©. sylvaticum Schleich. 
C. vulgatum B. Gaud. 


Observ. Interdum petala ealycem multo superant, 
planta tune ©. sylvatico W. Kit. valde affınis, 
sed primo intuitu pedancnlis multo minoribus 
dignoseitur. ' 

d. annuum: humilius, panicula paueiflora, radice 
annua. C. vulgalum inundalum Gaud. Altius, 
gracillimo caule, foliisque ovatis internodio multo 
brevioribus. €. serpyllifolium DeC. herb. Link? 
Willd.? ©. filiforme Adams & Fischer, €. elon- 
gatum Vahl in herb. Mus. Paris, 

e. glandulosum: pilis pedunculorum et calycum 
glanduloso-viseidis. €. triviale 9. Koch. 

f. holosteoides: folia, eaulis usque ad panienlam 
glabra, et linea pilorum decurrente notata. C, 
triviale y. Koch. 

g. alpinum: foliis latioribus , evalibus; floribus 
paulo majoribus. ©. triviale d. Koch. 

h. giganteum: caulibus bi — tripedalibus foliis- 
que pollicaribus. 


In DeCandolle’s durch Seringe geordne- 


tem Herbarium fand Grenier unter C. vulgatum 


drei Pflanzen: die erste ist Ü. Grenieri «a. obscurum, 
die zweite €. viscosum L. und die dritte ©, semi- 


decandrum L. Was C. serpyllifolium betrifft, so 
‘ist G@renier’s Meinung, dass es keine eigene 


472 \ 


Pflanze dieses Namens gebe und dass bald diese, 
bald jene Form mit obigem Namen belegt wurde. 

8. C. Commersonianum Ser. Radice annua, caule 
.erecio foliisque villoso-viscosis, lanceolato-linearibus, 
subpollicaribus; panicula dichotoma, viscosissima; 
bracteis herbaceis; pedunculis refractis calyce amplo 
duplo longioribus; sepalis acutis vix scariosis ; eap- 
sulis latis calyce sesquilongioribus. C. Iongifolium 
Juss. non Willd. 

9. C.ramosissimum Boissier, Annuum, glanduloso- 
yiscosum, pilosum ; foliis lanceolatis; bracteis her- 
baceis; pedunculis rigidis, minime arcuatis, in linea 
recta cum capsula dispositis, fere usque ad caulem 
refractis; capsulis magnis, apice coryulis et attenua- 
tis, calyce plus duplo longieribus. — Diese, dem 
€. dichotomum nahe stehende Art sammelte Bois- 
sier in der Sierra Nevada 7 — 8000° und Durien 
in den höchsten Bergen Asturiens; ©. Riei Des- 
moul., Gay. lter Astur, 


10. €. dichotomum L. Radice annua, canlibus pilis 
strangulato - articulatis viscoso -hirsutis; foliis lan- 
ceolato -linearibus, internodio longioribus; bracteis 
et sepalis anguste scariosis; capsulis erectis, lon- 
gissimis, calyce plus duplo longioribus. C. Tongi- 
folium Willd. ex herb. Tournef. Myosotis- orien- 
talis tenuissimo folio Tournef. 


11. C. inflatum Link, Radice annua; caule viscoso. : 
pilis articulato-strangulatis hirsuto; calyce amplissi- 
mo, sphzerico, petalis ovalibus et bifidis paulo bre- 
viore; capsula exigua, gracillima, sepalis Jancvolatis 
acuto- pungentibus brewiore, .. 

(Hiezu Intellbl. Nr. 1.) 


v 


Flora 


u Neo. 18. 


Regensburg, am 14. Mai 1840. 


——— Te 


L Original - Abhandlungen. \ 
Beüräge zur Algenkunde ; von J: N, v. Suhr. 
, (Fortsetzung.) . 
18. Laurencia clavifera S. 
Cap der guten Hoffnung; Tafelbai. 

1z Zoll hoch. Gleich oberhalb der Basis stark 
verästelt. Die Aeste 4—7 an der Zahl und dünn, 
rund, breiten sich aufwärts nach nnd nach bis über 
1 Linie im Durchmesser aus, sind an der untern 
Hälfte ganz nackt und oben ganz, dicht mit dick 
aufgetriebenen kleinen Nebenzweigen rund herum 
besetzt. Die Frucht, in verhältuissmässig grossen 
dieken Kugeln, sitzt an den obern Zweigen in 
grosser Menge. Substanz derb, getrocknet horn- 
‘artig. Farbe schmutzig braun. u 

19. Gastridium constrietum S. 
j St. Thomas, . 

2—3 Zoll hoch, röhrig. Aus der Basis kom- 
men mehrere Stammfäden, welche’ ausgebreitet zu- 
sammen mit ihren Seitenzweigen einen Kreis bil- 
den. Alle Zweige sind sehr feinfädig mit glieder- 
förmig zusammengeschnürten Absätzen; an den Spi- 
tzen sind letztere quadratförmig, bald 4 und im un- 
tern Theil 6— Smal so lang als breit. Aus jedem 

Flora 1840. 18. Ss 


274 


FE . 
Absatz kommt gewöhnlich abwechselnd ein Zweig 
und alle Zweige errefchen ungefähr gleiche Höhe. 
Durch die längern- Glieder erscheinen die Haupt- 
fäden daher unten fast nackt und aus der entgegen- 
gesetzten Ursache oben gehäpft. Kapselfrucht mit 
breiter Basis ansitzend , zeigt sich gehäuft, 6— S 
Kapseln auf einem Gliede; auf derselben Pflanze ist 
sie aber an andern Zweigen zerstreut, grosgkör- 
nig und mit breitem hellen Saum umfasst. Substanz 
häutig, innerlich fast gitterförmig. Farbe braun- 
roth oder auch hellgrün. Steht Chondria implexa 
Chauvin am nächsten, ist aber viel feinfädiger und 
hat nur sehr ausnabmsweise gegenüberstehende 


Zweige. 
20. Gastridium corymbosum S. 
Mittelländisches Meer, bei Cette. 


1: Zoll hoch, oben sehr fleischig, klebrig. 2 
bis 3 Stammfäden kommen aus einer Basis, und 
sind zur Hälfte oder 3 der Höhe ganz nackt, dann 
kronenförmig, fast von einer Stelle aus, sich thei- 
lend in S—16 Endzweige. Die Stammfäden com- 
paect; die Endzweige gefiedert, 2— 3mal so lang als 
. breit. An den obern, im Ganzen einfachen, Zwei- 


gen hie und da kleine gegenüber sitzende keulen- 


förmig aufgetriebene Nebenzweige, die zugleich als 
Behälter oder Kapsel der kreisföürmig gesammelten 
Frucht dienen. Farbe grün oder schmutzig roth. 
Substanz fest anklebend. 


21. Dumontia ovalis S. 
Cap der guten Hoffnung, von Drege. 


Kleine ovale Stücke, bisweilen oben und unten 


nn Prien et ae 


FE 


77 


TER am 


275 


mehr 'zugespitzt; von L— 1 Zoll Höhe, sitzen mit 
ihrem nur 3— 2 Linie langen Stipes haufenweise, 
oft S—16 zusammen. Die innere Seite dieser mit 
Luft gefüllten Säcke ist. sehr klebrig und umhüllt 
die zerstreut liegenden kleinen Saamenkörner. . Die 
äussere Frons ist lederartig. Farbe dunkelroth. 

22, Dumontia rugosa S. 

Cap, von Dröge gefunden. 

3 Zoll hoeh. 2— 3 sackfürnige, unten, an der 
abgeplatteten Basis, schmälere, in der Mitte und 
oben. 4--6 Linien im Durchmesser haltende Frons 
kommen aus einer Schwiele. Rund um die Frons, 
einander ziemlich nahe, sitzen kleine, entweder 
runde oder 1 Zoll lange, lanzettförmig zugespitzte, 
ebenfalls röhrige Seitenblätter. An der innern Seite 
zerstreute dunkeh’othe. Saamwenkörner, Die äussere 
Seite dunkel purpurrotk, getroeknet fast schwarz 
und sehr runzelig. 

33. Halymenia ramosissima S. 
St. Croix. Bureh Frötich von Dr. Rava . 
- 4—6-Zoll hoch“ Padenföürmige‘, zusamınenge- 
klappt röhrige Stammfäden mit sehr vielen Seiten- 
zweigen, die spitz, fast haarfürmig oben. verlaufen. 
Die Hauptäste steben unten opposite mit weit ofle- 
nen Axwinkeln; die Seitenzweige höher hinauf, 
dagegen unregelmässig abwecliselud, mehr gestreckt, 
unter spitzerm Axwinkel: anliegend; alle am obern 
Ende mit ganz kurzen, nur 2—1 Linie langen, 
stachelartigen Nebenzweigen besetzt. Frucht zeigt 


sich im untern Theil. der Seitenzweige, als zer-. 


S 2 


t 


276 


""strente rothe Puncte, Die blassrosenrothe Farbe . 


bleicht leicht aus; sie wird dann fahlgelb. 
24. Iridaea orbitosa S$, 
Cap, gefunden von Drege. 

Frons 6 — 16 Zoll im Durchmesser, gewöhnlich 
kreisrund, (seltner etwas oval oder bei äkern Pflan- 
zen irregulär) die sich an ihrer Basis, am Rande, 
verdickt, oder auch dort eine kleine Schwiele bil- 
det. 2— 4 Pflanzen sitzen gewöhnlich zusammen, 
Frucht gewöhnlich in kleinen Kreisen gesaınmelt, in 
derFrons, und dann schon mit unbewaffnetem Auge, 
als rosenrothe Flecke sichtbar. Farbe braunroth. 
Substanz diekhäutig, etwas klebrig, getrocknet, wo- 
bei sie um den dritten Theil einschrumpft, leder- 
artig. 

25. Jridaea lubrica 8. 
Neuholland. 

.  Frons 3—5 Zoll im Durchmesser, irregulär 
rund, fast gelappt, blasenförmig (wie Laminaria sac- 
charina bullosa Ag.) sehr gelatinös, mit feingetüpfel- 

“tem wolkenförmigen innern Bau.” Saamenkörner 
theils zerstreut, theils in rosenrothe Häufchen ge- 
sammelt. Farbe rosenroth, theils gelb. Das Ganze 
hat Aehnlichkeit mit Ulva miniata Lyngb. in Frucht. 


26. Graieloupia ornala Ag. 

Von dieser Species hat Dr&ge sehr interes- 
sante Formen am Cap gefunden. Eine der merk- 
wärdigsten ist eine Varietät, die an der untern 
Hälfte, wie gewöhnlich, einfach gefranzt ist; dann 


theilt-sie sich in 2 sparrig von einander abkehrende 


a. 


277 


Blätter; in Dr&ge’s Sammlung habe ich sie da- 
her als Var. ß. dichotoma aufgeführt. 


27. Sphaerococcus Radula Ag. 

hat derselbe fleissige Botaniker in den man- 
nigfaltigsten Formen gefunden, die in einer Rich- 
tung so in Iridea cordata Grev. (Halymenia cor- 
data Ag.) übergehen, dass man die Gränzen zwi- 
schen beiden fast nicht fest zu halten vermag. 

28. .Porphyra Martensiana. 8. 
Auf Chondria pinnatifida zu Catanea. 

Aus einer Basis kommen, 1 Linie hoch, meh- 
rere ganz einfache, unten fadenförmige, gegen die 
obere Hälfte nusgebreitete und ganz oben wieder 
haarförmig spitz verlaufende Blättchen. Auf dem 
ersten Anblick hat diese Pflauze einige Aehnlich- 
keit mit Bangia parasitica S. Ich erhielt sie von 
meinem Freunde 6. v. Martens in Stuttgart und 
habe sie deswegen nach ihm benannt. 

29. Ulva planca 8. 
Peru. 

An der Basis ist eine kleine, derbe, unregelmäs- 
sige Membran, 2—4 Linien im Durchmesser, wel- 
che zur Befestigung am untern Rande mehrere kleine 
Schwielen oder Warzen hat. Aus der Membran 
erheben sich 3— 4 Hauptblätter, die unten faden- 
förmig, sich aufwärts bis zu 1 oder 2 Zoll Durch- 
messer ausbreiten, 3-—— 6 Zoll hoch werden, und 
sich auch wohl rückwärts krümmen. Der innere Bau 
weicht etwas von den gewöhnlichen Ulven ab, die 
granuli sind durchaus in keiner Ordnung grup- 


d78 


pirt und” die Frucht ist in kleine. Häufchen ge- 


r 


samsnelt. 
30. Solenia dichotoma 8. 
‚ Curagao... 

ze 8 Zoll hoch. Frons röbrig, 1. Linie im 
Durchmesser; in unregelmässigen Abständen, thäu- 
fig 1 Zoll) getheilt, einzeln auch mit.Seitenzweigen 
besetzt; an den haarförınig verlaufenden Endspitzen 
gabelfürmig; die Spitzen derselben oft dann wieder- 
um rückwärts gebogen. Au der Hauptfrons sitzen 
hie und da kleine, nur 1— 2 Linien lange, recht- 
winklich stehende, oder rückwärts gebogene Neben- 
zweige. Der innere Bau besteht aus kaum erkenn- 
baren, langgezogenen Gittern; die Frucht findet 
sich mehr oder weniger in kleine Häufchen ge- 
samnclt. 

Es ist merkwürdig, dass dies nun schon die 
dritte amerikanische Dive ist, bei welcher die Frucht 
sich in Haufen, sammelt, 


31. Sphacelaria paniculata S. 
Neuhelland, 

Die Basis ist ein dicker Wulst, wie bei Spha- 
celaria ‚scoparia Ag., mit welcher sie auch in der 
Grüsse @—4 Zoll Höhe) ziemlich "gleich kömmt. 
An den Spitzen der Seitenzweige drängen sich, 
wie zu einem Kolben, eine Menge ganz kleiner 
.Nebenzweige rund um den Hanptfaden und so enge 
"2usammen, däss aus „jedem Absatz ınehrere Zweige 

köwinen; in den Spitzen dieser Zweige zeigt sich 
die. gesäumte Fr ueht. 


279 


Die Glieder sind quadralförmig, auch wohl ein 
wenig mehr breit als lang; die Absätze verdunkelt, 
stellenweise durchscheinend. 


32. Ectocarpus secundatus S. 
Helgoland. 

2—3 Zoll hoch, olivengrün, ziemlich reich 
verästelt. Die Seitenzweige sehr ‘abstehend, bei- 
nabe im rechten Winkel und an den Spitzen rück- 
wärts gebogen. Bie kleinen Nebenzweige fast alle 
von gleicher Länge (nicht Höhe) einseitig, selten ab- 
wechselnd und nur ganz vereinzelt oppositi. 

Die Frucht, runde ansitzende Kugeln, die ge- 
stielt erscheinen, wenn sie auf den Endspitzen der 
kleinen Nebenzweige sich zeigen. 

Wächst in ungewöhnlicher Tiefe, an den An- 
kerketten der Seeküsten und wird daher nur spar- 
sam gefunden. 

33. Dasya crispa 8. 
Cap, Falsa - Bai. on 

z Zoll hoch, ziegelbrann, Hanptäste 10 — 12 
an der Zahl, gestreckt, abwechselnd mit büschel- 
förmigen Seitenzweigen besetzt, die alle ihre Zweige 
in einander und durch einander biegen. Die Scho- 
tenfrucht mit 2 reiten Saamenkörnern ist bisweilen 
keulenförmig, bisweilen stunpf kegelförmig, aus 
den Spitzen der Nebenzweige heraustretend. Aus- 
ser dieser Form, zeigen sich sparsam auch noch 
ansitzende, dicke, unregelmässig runde Sphacellen 
‚oder Kapseln, an deren äusserm Rand sehr bestimmt- 
8 12 Saamenkörner kreisfürmig liegen. Die Glie- 


280 


der sind in der Regel ein wenig mehr lang als 
breit, in den Stammfäden mit 2—3 .derben Venen 
durehzogen; in den büschelförmigen- Nebeuzweigen 
aber klar und aufgehlasen. 

34. Dasya dubia S. 

Falsa-Bai, auf Sertwlarien. 

6— 12 Linien hoch; gestreckte Stammfäden, 
mit abwechselnd sehr sparrig stehenden, dicken 
Seiten- und Nebenzweigen, deren Endspitzen ge- 
theilt sind. In der Regel ist letzteres aber so 
schwach, als wenn nur gleichsam eine Kerbe ein- 
geschnitten wäre. Die Seitenzweige sind alle gleich 
lang; so auch die Nebenzweige. Unten am Stamm 
die Glieder mal so lang als breit, oben kürzer. 
Die Absätze klar und durchsichtig. Alle Zweige 
bestimmt gefiedert und in den Hauptfäden, wie bei 
Polysiphonia, mit 3 breiten Venen durchzogen. In 
den Nebenzweigen sind diese nur angedeutet oder 
fehlen anch wohl gänzlich. Die Fruchtbehälter ge- 
wöhnlich auf den Spitzen der Seitenzweige und 
dann kegelförmig; bisweilen aber auch kurz ge- 
stielt an den Seiten der Zweige, apfelförmig, oben 
ein wenig zugespitzt, mit ovalen Saamenkörnern 

“angefüllt, genau wie sich die Frucht bei Polysi- 
phonia violacea bildet. 
35. Dasya subsecundata S. 
Valparaiso. 

12 —2 Zoll hoch, rosenroth. Die Stammfäden 
im untern Drittel ein Paarmal getheilt, dann die 
obern 3 gauz einfach, dem unbewaflneten Auge 


281 


wie gefiedert, mit kleinen gleich grossen Seitenbü- 
scheln abwechselnd besetzt. Gewöhnlich stehen 2 
volle Glieder zwischen je 2 Zweigen. Die Zweige 
der Büschel treiben ihre Nebenzweige alle nach 
einer Seite, diese schwellen späterhin anf und bil- 
den die erbsenföürmige Schotenfrucht. 


36. Griffithsia confervoides S. 
Falsa-Bai. Ein Paar Fäden dieser Art habe ich auch von der 
Kaffernküste gesehen: 

1—2 Zoll hoch. Eben oberhalb der Basis ver- 
ästelt sie sich quirlförmig, so dass bisweilen 6—8 
Fäden auf einer Stelle hervorkommen, Der obere 
‘Theil dieser Zweige ist dann nur sehr sparsam mit 
ein Paar Seitenzweigen noch besetzt. Die ovalen 
Glieder sind 4—$mal so lang als breit und fast 
jedes Glied mit mehreren hundert kleinen ovalen 
Körnern angefüllt. Unten, wo die: quirlförmige 
Verästelung statt findet, bildet sich auch die ge- 
wöhnliche, mit Klauen unschlossene, Kapselfrucht. 

37- Callithamnion densum S. 
Auf der. Frons von Rhodomenia glaphyra S. in Peru. 

Diese kleine, 3—4 Linien hohe Pflanze be- 
steht fast nur aus einzelnen Stammfäden welche 
selten einen Seitenast aussenden. Die aus jedem 
Absatz hervorkommenden, opposite stehenden Sei- 


:tenzweige. sind mit einseitigen Nebenzweigen be- 


setzt, welche aber an den Endspitzen sich so nahe 
kommen, dass sie fast nicht mehr von einander zu 
unterscheiden sind. 

Diese Art steht genau in der Mitte zwischen 


282 


Call, plumula und C. floecosum Ag. Mit der erstern 
hat sie die einseitigen Nebenzweige, mit der an- 
dern das Ungetheilte der Stammfäden gemein, und 
. weicht von beiden dadurch ab, dass sie so klein, 
einfach ‘und fast kriechend, nur auf andern Pflan- 
zen vorkoinmt, Sie ist stark anklebend. 

35. Callithamnion myurum 8, 

Lima — auf Spharoeoccus corneus Ag. 

2 Zoll hohe, derbe, bisweilen ganz einfache, 
bisweilen, mit 2—4 Seitenästen versehene Stamm- 
fäden,. die von oben.bis unten wit ganz kurzen, 
kaum 3 Linie lungen Büscheln. apposite. besetzt 
sind; letztere erscheinen dem -unbewaflneten Auge 
nur als kleine Stacheln. Die Stammfäden oder ein- 
zeinen Aeste gleichen einem kleinen Mäuseschwanz, 
Die Sphacellen sind unregelmässig rund und von 
den kleinen Nebenzweigen völlig eingewickelt. Farbe 
blutroth. Substanz starr, schwach klebend. 

39. Callithamnion sertularioides S. 
Cap, Tafelbai. 

6 Linien hoch, einfache Stammfäden, die an 
den Spitzen nackt und stachelfürmig verlaufen, mit 
1—13z Linien langen, opposite stehenden, verhält- 
nissmässig derben Seitenzweigen besetzt, die wie- 
der ebenso ganz kurze, nur 1 höchstens 2 Glieder 
- lange, gegenüberstellende Nebenzweige haben, wel- 
‘che aber fast nur als kleine, runde oder längliche _ 
Warzen erscheinen. Farbe gelblichroih, Das Ganze 
sieht völlig so aus, wie eine kleine Sertularia. und 
ist getrocknet fast ebenso starr. 

(Schluss folgt.) 


283 


N. Herbarien. 
Ueber einige vom Herrn Magistrats - Präses Tommasini 
in Triest eingesendete Pflanzen. N 

Juniperus macrocarpa Siblh. Sm. Früher zwar 
“schon von No& aus Istrien angegeben und ver. 
schickt, deshalb auch bereits in Koch's Synopsis 
aufgenommen, Tommasini aber sammelte sie 
noch im wirklichen deutschen Gebiete, an der Küste 
zwischen Triest und Duino, unterhalb des Dorfes 
Nabresina gegen das Meer, welches zugleich als 
der nördlichste Standpnnet anzusehen ist: ° 

Myrtus italica Mill. Bartl. ehenfalls an der 
Küste zwischen Triest und Duino bei Bellavigna 
auf Kalk. Gleichfalls der nördlichste Standort im 
Küstenlande, Allerdings als eine hohe Stande und 
grossblätterige Form ausgezeichnet. 

Viburnum Tinus L. Auch dieser, in unsern 
Glashäusern sorgfältig cultivirte schöne Strauch 
findet sich an denselben Orten und unter gleichen 
Verhältnissen mit jener und mit Philiyrea latifolia. 

Pyrus amygdaliformis Vill. cat. hort. argent. 
Aus dem mittleren Istrien bei Gimino und St. Vin- 
centi, bereits in Reichb. Fl. excurs. aufgenommen. 

Lonicera implexa Ait. von der grössern Insel 
Brioni in Istrien. Vergl auch Reichb. Fl. exe. 
Nr. 1222. und Koch Syn. pag. 325. 

Corylus Colurna L. Häufig durch ganz Istrien 
als Strauch und Baum. Wurde von Host in Flora 
austr. nur im Bannat als einheimisch angegeben 
und deshalb von Koch nicht aufgenommen, des- 


284 


sen Flora von Deutschland dadurch einen Zuwachs 
bekommt. 

Alyssum gemonense L. von Gemona, dem natür- 

lichsten Standorte, durch dessen Auffindung meh- 
rere Berichtigungen statt gefunden haben, worüber 
im letzten Bande der Flora nachzulesen ist. 

Orobus versicolor Gmel. Häufig an buschigten 
Stellen und Wiesen des Monte Spaccato, Sie wurde 
früher wohl mit Orobus albus verglichen. 

Orobus variegatus Ten. Aus der Grube Rutte, 
oder Draga bei Orlich auf dem Karste, Auch über 
diese beiden Pflanzen ist von T ommasini schon 
früher in der Flora berichtet wotden. “ " 

Pedicularis Friderici-Auyusti Tomm. Vom ein- 
zigen Standorte, dem Berge Slavnik im Küstenlande. 
Darüber ist bereits von dem Entdecker ein eigener 
Conmentar mit Abbildung erschienen. 

Pedicularis Hacyueli Graf, vom Monte Mag- 
giore in Istrien. 

Fritillaria montana Hpp., vom Monte Spaceato 
bei "Triest. 

Ornithogalum tenuifolium Guss. Ebenfalls auf 
Wiesen des Monte Spaceato. Wurde schon früher 

“(Flora 1829, S. 10) von Visiani als ©. saratile 
bekannt gemacht. Bertoloni hat es mit ©. col-. 
‚linum R. et Schult. vereinigt, Jedenfalls ein nener 
Beitrag für die Gränze der eigentlichen Flora von 
"Deutschland. . 

Ranunculus Villarsii DE.; an R. Hornschu- 
chii App. ? vom Berge Slavnik. Allerdings die- 


oo 285 


selbe Pflanze mit R. Hornschuchii Hpp. Von 
den Reichb. Abbildungen scheint uns von der 
Nr, 4606, parvulus Clairv. die grössere Form ge- 
nau dieselbe zu seyn, da hingegen die kleinere 
Forın, so wie die Figur von R. Villarsii DC. auf 
Tab. XVIN. ohne allem Zweifel den kleineren For- 
men von R. monlanus angehören, 

Sanguisorba offieinalis als S. auriculata Scop. 
von dessen Standorte, Wiesen bei Wippach und 
Heidenschaft. 

Bupleurum baldense' Host. vom Berge Slavnik 
in Istrien. Vergl. Koch in Flora 1839 Nr. 14. 

Athamantha Matthioi Wulf. von demselben 
Standorte der Pedieularis Friderieci Augusti. 

Hieracium obtusatum W. K.? vel Lachenalii 
Biasol. Ebeifalls aus der Grube Rutta oder Draga 
bei Orlich am Karste,. Wurde von Koch (Syn, 
p. 451.) als Var. rolundifolium von H. murorum 
betrachtet, dem sie allerdings ähnelt, aber durch 
ganze, starkwollige Blätter ausgezeichnet ist. 

Leontodon Berini Bartl. Im Kiese des Isonzo- 
Bettes bei Sagrado. Schon von Bartling in Flora 
1820 p. 345 angegeben, dann auch von Reichb, 
und Koch anerkannt und aufgenommen. 

Linaria commulata Bernh. Von der Insel Brioni 
in Istrien, 

Crepis chondrilloides Jacg. Vom Monte Spac. 
cato bei Triest. Von Brignoli als Berinia, von 
Hoppe und Hornschuh als Wibelia ausgegeben, 

Elymus crinitus Schr. Auf der neuen Anschüt- 


256 


tung am Meere gegen St. Andre 'bei-Triest. .Da- 
selbst von Tommasini entdeckt und.in der Flora 
berichtet. 

'Glyceria festuceformis Reichb. Poa: festucefor- 
mis Host. An den Salinen bei Saule, und. von 
dort in Hoppe’s Gräserdecaden ausgegeben. 

Carex extensa ß. Balbisii. Von Saule bei Triest. 

Careex erythrostachys Hpp. Aus dem Wäld- 
ehen bei Fornede, Mit einer magern Varietät, die 
im Habitus der ©. panicea ähnelt, von dürfem Bo- 
den bei, Galesano in -Unteritalien, 

- MI. Botanische Notizen. 

Der Blüthenban der Cherleria sedoides wird 
von den ersten Botanikern Deutschlands verschie- 
den beschrieben, woran wohl, ausser der Kleinheit 
der Theile, der Umstand Ursache ist, dass sie sel- 
ben nicht im frischen Zustande zu untersuchen Ge- 
legenheit hatten und die drüsigen Organe im Trock- 
nen unkenntlich zusammenschrumpfen. Reichen- 
bach sagt nämlich in der Flora excursor. p. 783. 

Cor. pet. 5. brevissime bipartita singulum ad 
glandulas binas oblongas subeonniventes, stamina 
breviora in angulo divisionis recipientes;, Iongiora 
eonnectentes reductum. 

Koch in Synopsis flor. germ. et helv. p- 115. 


„Filamenta exteriora sepalis oppousita e basi glan- 


Aulosa oblonga emarginata emergentia. . 

Mi Eine genaue Untersuchung mehrerer frischer 
Blüthen in verschiedenem Entwicklungszustande 
lehrte mich Folgendes: 


287 


Der Fruchtknoten sitzt auf der Mitte einer 
drüsigen flachen Scheibe, welche sich im äussern 
Umkreise in 10 kurze, linienförmige, stumpfe Strah- 
len spaltet, von denen je 2 einander imehr genähert 
und an der Basis verwachsen sind, aus deren 
Spalten die den Kelchabschnitten enigegengesetzten 
Staubgefässe entspringen, während die mit ihnen 
abwechselnden aus den etwas tiefern Einschnitten 
jenes drüsigen Ringes zwischen je 2 Strahlenpaaren 
hervorkonmen, doch mit den erstern in gleicher 
Fläche gestellt sind. 


Der Gattungscharacter der Cherleria würde- 


demnach so abzuändern seyn: Discus glandulosus 
hypogynus decemradiatus, radii lineari-oblongi, bini 
approximati et basi connexi, stamina ex angulis ra- 
diorum emergentia. 

Eine drüsige hypogyne Scheibe ist zwar allen 
Alsineen eigenthümlich und Koch führt sie wahr- 
scheinlich deshalb auch bei Cherleria nicht eigens 
an; da sie aber nie besonders ausgebildet er- 
‚scheint und diese angegebenen Drüsen offenbar nur 
Strablen dieses Ringes sind, so scheint es der Na- 
tur angemessener, den Ursprung, wie oben gesche- 
hen, zu erwähnen, wodurch ‚auch zugleich deren 
Deutung als Blumenblätter sich vollkommen wider- 
legt. . Dr. Sauter. 

2. Unter dem Namen Arlemisia Adsynthium 
kommen in Böhmen 2 Arten vor, die man bisher 
‚unter diesem Namen begriffen hat, und die sich 
höchst wahrscheinlich auch anderwärts finden wer- 


* 


2 


288 

den, als: A. Absynthium L. (spec. 1188, Blackw.t. 17): 
herbacea, foliis incano-sericeis decomposito - 2- pin- 
natifidis, summis pinnatifidis indivisisque, laciniis 
lanceolatis obtusis, racemis axillaribus laxis in pa- 
niculam efflusam dispositis, - floribus pedunculatis 
globosis nutantibus. . 

A. absynthioides (Tausch*) pl sel. Fl. ‘Boh, 
fase. 3. ed. 2): herbacea, foliis incano-sericeis de- 
composito -2- pinnatifulis, summis pinnatifidis in- 
divisisque, laciniis lanceolatis obtusis, racemis axil- 
laribus spieatis densis in paniculam strietam dispo- 
sitis, floribus subovatis subsessilibus secundis. _ 

Habitat prima et altera in ruderatis preeprimis 
pagorum Bohemis, alteram preeipue in eirculo Sa- 
„lezensi ad Horzowitz ubservavi. 

Vegetatione s. herba una ab altera vix discer- 
nrenda, nisi quod A. absynthioides spe foliis quid- 
quam latioribus polleat, et basi magis suffrutescere 
videatur, denique odore graviore subnauseoso, et 
sapore magis amaro, inflorescentia autem sunt di- 
versissimze, et quidem A. absynthioides differt pa- 
niicula stricta, racemis spicatis densifloris , floribus 


-dnplo minoribus subovatis subsessilibus secnndis, 


non globosis laxe pedunculatis nntantibus, denique 
receptaculo pilis brevioribus et rarioribus obsito. 
Tausch. 


’ 


*) Non Poiret, cujus A. absynthioides ex diagnösi, uti ip- 


“sissimus autor jam suspicatur, eadem est cum A. Sie- 


versiana Willd. 
\ " Hiezu Literatber. 3.) 


Flora 


Nro. 19. 


Regensburg, am 21. Mai 1840. 


I. Original - Abhandlungen. 
1. Beiträge zur Algenkunde ; von I. N. v. Suhr 
in Schleswig. 
\ (Schluss.) 
40. Callithamnion rariegatum 8. 


Auf grössern Algen vom Cap. auch in der Algoabai. 


Die Stammfäden 3— 4 Linien hoch, gewöhn- 

ı lieh ganz einfach, die opposite stehenden Neben- 

vweige aber gewöhnlich so verschiedenartig, bei 

einer und derselben Pflanze, dass man die Formen 
nacheinander herzählen muss: \ 

1) Stammfäden einfach (Glieder 12 so lang als 

breit) wit einfachen fast rechtwinkelig: opposite 

"stehenden 4— 6 Glieder | langen Nebenzweigen 
besetzt, die sich mit den Spitzen aufwärts 
krünmen, 

2) Diese Nebenzweige 10-12 Glieder lang. und 
dann gegen den Stamm eingerollt. . 

3) Statt 2 einander gegenüber stehenden, Neben- 
zweigen kommen dann auch wohl 4 quirlfürmig 
aus einem Absatz hervor, — Und zwischen 

.-: diesen verschiedenen Formen, die sich biswei- 

Flora 1840. 19. T 


290 
len an ci einem Exemplar zeigen, kommen dann 
auch noch ganz nackte Fäden vor, oder sind 
- diese höchstens. mit einzelnen seitenständigen 

Zweigen besetzt. ” 

Die Frucht zeigt sich als ansitzende Sphacelle 
an den Nebenzweigen; ein Paarmal habe- ich sie‘ 
auch auf den Spitzen derselben bemerkt, dann 
3— Amal so gross, fast keulenfürmig. 

‚41. Callithamnion verticillatum 8. 
Kaffernküste, von Ecklon. 

3— 4 Linien hoch. Aus den einfachen Stamm- | 
täden kommen durchstechend quirlförmig. aus jedem 
Absatz 3—4 Seitenzweige, welche grösstentheils 
mit abwechselnden, büschelförmigen Nebenzweigen 
besetzt sind. Von der letztern habe ich nur 1, 
vielleicht kaum mal ganz vollständiges Exemplar 
gesehen; die Art scheint aber doch gar zu abwei- 
chend von allen andern Formen, 

42. Callithamnion imbricatum Schousbo£. 

_ Tanger. 

6 Linien hoch. Viele Hanptfäden aus einer 
Basis, die mit ihren Seitenzweigen fast alle gleiche 
Höhe erreichen und im Wasser sich halbkreisför- 
mig ausbreiten. Die Hauptfäden erscheinen durch 
die an den Spitzen sich sehr nahe stehenden Ne- 
benzweige wie gekrönt; sind sparsam mit Aesten 
versehen, aber von oben bis unten, unter spitzem 
Axwinkel, aus jedem’ Absatz hervoriretend mit 
bis’1 Linie langen opposite ‘stehenden Seitenzwei- 
gen, und die wieder ebenso mit ganz kurzen, nur 
wenige Glieder langen, ein wenig aufwärts gebo- 


291 


genen, kammförmig stehendenNebenzweigen dieht be- 
setztsind. 3—5 solcher kammfürmigen Seitenzweige 
liegen schuppenförmig immer über einander. Frucht 
gänz kleine ansitzende Sphacellen. Farbe ziegelroth. 
Substanz stark anklebend. 
43. Callithamnion awiülare Schöusboe. : 
 Tanger. 

3—5 Linien hoch. Stammfäden haarförnig, 
an der Basis bisweilen ein ‚Paarmal, getheilt,. sonst 
einfach, gestreckt, allenthalben mit gegenüberstehen- 
den Zweigen besetzt. Die untern dieser Zweige, 
welche auch die länksten, stehen fast im rechten 
Winkel und. sind ganz einfach, nach oben werden 
sie pyramidenförmig immer kürzer ‘und die Axwin- 
kel spitzer, auch sind diese mit 2—3 kleinen Ne- 
benzweigen besetzt. 

Die Glieder der Hauptfäden sind unten 2—3, 
in.der Mitte 6--10 und oben 4—3 so lang als 
breit. Die ovale Sphacellenfrucht ‚kurz gestielt, 
haufenweise 4— 6 zusammen im Axwinkel zwi. 
schen Stamm und den Seitenspitzen.. 
: „Die beiden letztern Arten sind von dem ver- 
storbenen Generalconsul Schousbo& ‚gefunden und 
benannt, da ich aber nieht weiss, dass sie irgend- 
wo beschrieben sind, habe ich sie hier mit:anf 
führen wollen. 

Agardh- bat in den Species Algarum ber den 
Callithamnien, Tribus ramis oppositis, 7 verschie- 
dene Species beschrieben. Die von 37 —43 incl. bier 
bezeichneten sind den obigen hinzuzufügen. Als 

T2 


393 


I5ie Art würde hierher ach noch za rechnen seyn 
Ceramium Eameurowen Dudy i in Essai daplicalion 
d Une tribu @Algucs.) ed. fig. Er 


„hertlo, "24." Ca uithäimmiton spinöeudum S. 


Ganz kleiner, nur 1 Linie hoher caespes, der 
die Frons grösserer Algen überzieht. Aus einer 
Basis kommen eine Menge, 10. — 20 gestreckte, 
oben: nadelförmig verlaufende Stammfäden, die sich 
fast, gar’ nicht verästeln, sondern nar regelmässig 
abwechseind, aus jedem Absatz einen ganz kleinen 
stachelförmigen Nebenzweig treiben. Am lesztern 
sitzt die‘ verbältnissmässig kleine ungestielte Spha- 
teile, die: Glieder in den 'Stammfäden sind 2—3 


so lang als breit. Farbe brandroth, 


. 


46.  Callithamnion striatulum 8. 
Z “ Falsa- Bai. 

gi Einen‘ hoch ; regelmässig abwechselnde Sei- 
tenzweige, ‘die nicht 'aus, ‘sondern eben unter den 
Alsäützen hervorkommen und ebenso mit Neben- 
zweigen begetzt 'sind. Sphacellenfrucht auf der 
Spitze‘ der‘ Eindzweige und wenigstens zum Theil 
von den nächsten‘ Zweigen’ “eingewickelt. ° "Glieder 
öben und "unten quadrat, in‘ der Mitte ebenso lang 
als breit und der Länge nach;, anstatt ‘der Venen 
mit derben runden Punkten gestreift, ‘wodurch : "eiet “ 
inter dem Compoditdm,' ein sehr‘ ‚igentktiinfiches, 
vög- ällen abweichöndes' Ansehen’ beköimmt. "In der 
Verabtehm: und ‚Verzweigüng folgt »io sonst auf 
Call. pitehelhun Ag.’ ’ Ei 


203 


46. Callithamnion stupasum' S.:...... .i, 
. Kalleruküste,, . gefunden , von Ecklom,, ib eo 
2 Zoll hoch; diekbusebig. Basis ein derber 
Wulst, wie, bei Sphacelaria scoparia (nur nieht so 
geoss). Aus dieser kumnt ein dicker 1 2 Linien 
hoher Stamm, beinahe £ Linie dick. \ Der Stamm 
theilt ‚oder ‚verögteft sich ‚Jam. in ‚10 derbe 
gedrängt, sitzen "die bischelfsrinigen 'Säiten- ünd 
Nebenzweige. ‚Die Hauptäste sind compact, und un- 
gegliedert; in, "den Seitenzweigen die Glieder so 
lang als breit. Die Sphacellenfrucht einseitig, an 
den einwärts gekrümmten Nebenzweigen. 
Substanz dick, fast klebend. Farbe lauchgrün, 
duch fand: ich auch ciuige Exemplare mit rosenro- 
then Fäden. ' Diese Art steht neben Call. yranula- 
tum Ay. gu a  e 


\ - 
47. Callithamnion simplieiusculum 8. 

Insel Föhr. Auf Polysiphonia nigrescens peetinata; auch 

. auf: Polys. elongata.:' " 


Die 'gänz feinen, einfachen , wolligen Faden 


“überziehen die benannten Polysiphonien. 


Gliederbau, etwas mehr lang als breit, zeigt 
sich in 3 verschiedenen Formen: entweder als derbe 
ausgefüllte unter einander liegende Onadrate, oder 
als in der Mitte nicht ausgefüllte Oblongen. oder 
ganz einfach als Conferven-Fäden mit durchsichti- 
gen Absätzen, wo dann die ovalen Glieder an den 
Enden etwas verdunkelt sind. Die Sphacellen sind 
eutweder dem nackten Stanmfaden ansitzend, oder 


294 


bineingedrückt, gleichsam als wenn eins der klei- 
nen Quadrate sich zur Sphacelle umgestaltet hätte. 
Farbe. schönes rosenroth. 


Ich glaube fast, Lyngbye hat bei Darstellung 
von Conferva Ceramicola alte ausgebleichte Fäden 
dieser Pflanze vor Augen gehabt; - ich ‚würde 
daher auch den Namen Ceramicola beibehalten ha- 
ben, wenn ich nicht in der Flora von 1831 schon 
eine andere Ähnliche Pflanze unter diesem Namen 
beschrieben, und vielfach vertheilt hätte. 


48. Conferva flagelliformis S. 
Am Cap, gefunden von Drege. 

3—5 Zoll hoch, mehrere Fäden aus einer knol- 
ligen Basis; der Stipes auf 1 -— 2 Linien compact, 
sendet dann opposite oder auch wohl quirlständig 
3—4 Seitenzweige aus, die mit den Stammfäden 
gleiche Höhe erreichen, gestreckt, an den Spitzen - 
gestutzt oder abgerundet und durchaus einfach, 
nackt sind. An den Stammfäden dagegen sitzen bis 
»ben hinauf kleine seitenständige Nebenzweige. Je- 

der Hauptfaden mit seinen Seitenzweigen hat die 
Gestalt einer: Geissel. 


Glieder. durch die ganze. Pflanze 2— 2: so 
lang als breit, unten ein wenig kürzer, Absätze 
doppelt, offen und klar. Sie ist nur schwach an- 
‚klebend. 


' Diese Art steht neben Conf. rirgata Ag., die : 
Fäden ’der letztern sind aber „ticholoma“ und die 
Glieder kürzer. - . 


295 


49. Conferca prolifera 9. @egagropila. 
Mittelländisches Meer, ‚bei Villafranca. 7 

1—1: Zoll im Durchmesser, beinahe yollstän- 
dig kugelrand; hat im Habitus viel Aehnliehkeit 
mit Sphacelaria cirrhosa var. egagrepila Ag., die 
einzelnen Fäden gleichen aber vollständig der- ©, 
prolifera.. Sie klebt fest an Papier und Glas. 

50. Conferva erceta 8. . 
Unter dem Rade der Wassenmühle in Trittau. 

Die Fäden durch eine harte Basis fest ansi- 
tzend, wallend im reissenden Strom, gestreckt 2 
Fuss lang, unten -‚getheilt, aufwärts mit einfachen, 
gewöhnlich sehr kurzen, d. h. aus 5—4 Glieder 
langen Nebenzweigen besetzt, die im Durchschnitt 
2 Stammglieder Länge von einander abstehen. Die 
eylinderförmigen Glieder sind nicht immer gleich 
lang, bald 3, bald 6 so lang als breit, Farbe duu- 
kelgrün. Substanz in der untern Hälfte fast wie 
Pferdehaar, nur etwas feiner. und, daher fast gar 
nicht auklebend. _ ne 

Var. ß. subsimplex. Die Fäden fast ganz ein- 
fach -nur unten mit ein Paar vereinzelten Neben- 
zweigen besetzt. Glieder 4—5 sv lang als breit, 
gegen die schwach durchsichtigen Genicul verdun- 
kelt, sonst wie die vorige. 

Var. y. tenerrima. Die Fäden nur halb so dick, 
baarförmig, reicher mit Seiten- und Nebenzweigen 
verselen; ein wenig schlüpfrig und daher fest au- 
klebend, sonst wie die vorigen ° . 


296 


51. Conferra restrieta 8. 
Valparaiso. j 

4—6 Zell Höhe, durch einander gewickelte, 
ganz einfache Rüden, wenig dicker als Conf. Linum 
Ag. Basis ein kleiner Knollen; aus beiden kommt 
nur ein 1—2 Linien hoher compacter Stamm, der 
erst aufwärts die gegliederte Conferven-Form zeigt. 
Die Glieder im untern Theil 2—3 so lang als 
breit, aufwärts mehr egal, allenthalben aber so tief 
eingekniffen, dass die dunkeln, dick auf liegenden 
Genicul gleich einer Perlenschnur hervortreten. 
Farbe sehr dunkles Grün, — sie klebt sehr schwach 
an Papier und Glas, - S 

52. Conferra auricoma 8. 
Ostsee und im Kattegat. 

Einfache dureh einander geschlungene Fäden 
8--16 Zoll lang, 
khır, mässig anklebend. Absätze undurchsichtig, 
nor einfacher Querstrich, parallelogramme Glieder 
aber von schr unregelmässiger Länge and ohne be- 


stroh- oder goldgelb, glänzend, 


stimmte Ordnung durch einander, bald 3, bald 6 
so lang als breit. In einzelnen dieser Glieder zei- 
gen:'sich‘ zersirente. dunkle Punkte. Nachdem ich 
diese Pflanze in frühern Jahren zweimal schwim- 
merd in der Haltinger Bucht gefunden, habe ich sie 
seitdem vergeblich gesucht, vor einiger Zeit aber 
aus .‚Gothenburg von Dr. Areschoug als eine 
dort häufiger vorkommende Pflanze erhalten. 
43. Batrachospermum patens S. 


Cap Kroensvivier, gefunden von Droge 


12 —2% Zell hoch. Gleich unten an der Basis 


297 


verästeli sich die pferdehaar-dieken Stammtäden . 
und, senden eine Menge gestreckte, gleichhohe Aeste 
aus, die mit vielen: Seiten- und stachelartigen Ne- 
. benzweigen besetzt sind. Alle Zweige stehen mit 
sehr offenem. Axwinkel, die stachelartigen Neben- 
zweige fast iminer rechtwinkelig, . 
54. Chelophera ulogides: S.' 
Cap Fischfluss, von Drege, 

Frons irregulär, 1—8 Zoll lang,’ 1—2 Zoll 
breit, ‚blasig, schlüpfrig, diekbäutig, kupfergrün, 
stark anklebend. Habitus zwischen Ulva und Nostoc, 
die innern Fäden sehr dicht neben einander, ästig, 
gehen nur an den Rändern divergirend auseinan- 
der und sind auch nur hier zu erkennen. Im Al- 
ter ist die Pflanze braungrün, pergamentartig, 
schwach oder gar nicht anklebend und der innere 
. Bau zur derben Membran verwachsen, 

55. Palmella pila 8. 
An der Eider. 

Runde Kugel 1-—2 Zoll und mehr im Durch- 
messer, : getrocknet scheibenförmig und stark kle- 
bend. Die Granuli, gleich kleinen Warzen, gleich- 
fürmig ausgebreitet, doch nur in den jüngern lixem- 
plaren deutlich zu erkennen; bei letztern ist die 
Haut ziemlich klar, hellgrün; bei ältera Pflanzen. 
zieht sie sich etwas runzelig zusammen, als wäre 
sie unregelmässig gitterförmig ; letztere wird auch 
mehr und mehr dunkel schwarzgrün, " 

56. Alcyonidium filiforme S.. 
St. Thomas. 
Die 2—3 Zoll langen Fäden von der Dicke 


4 


298 


eiies schwachen Bindfadens sind sehr durcheinander 

gewirrt und an der Basis mit einigen Aesten ver- 

sehen, nach oben aber gewöhnlich alle einfach und 

an'den Spitzen abgerundet. Die Granuli liegen ge- 

wöhnlich' frei in den Röhren, jede für sich und 

der Breite nach nur 2—4 neben einander. Farbe 

“ theils lauchgrün, theils strohgelb. Sie klebt zu- . 
sammenziehend fest an Papier. i ' 

57. Alcyonidum intricatum S. 


Auf Sargassum heterophylium vom Cap der guten 
Hoffnung. 


2-3 Linien lange mit 2—4 Aestchen .‚verse- 
henen Fäden sind alle in einen kleinen orangefar- 
bigen derben Knäul zusammengewickelt und als 
Basis mit einer kleinen Schwiele am Stamm von 
Sargassum heterophylium befestigt. Granuli duukel- 
roth. Sie klebt sehr fest. 

55. MHicromega grandinosum S. 
Cap äuf Sphaerococcus curneus Ay. - 

Kleine runde Knötchen, kaum eme Linie im 
Durchmesser, die aus zusammen gedrückten, kur- 
zen, dicken, oben zugespitzten, mit wenigen Sei- 
tenästen versehenen Fäden bestehen, Substanz sehr 
derb, getrocknet hornartig. Im Innern liegen, 
doch nicht ganz vegelmässig, in 3— 4 Reihen, die 
kleinen elliptischen Frustulien. Farbe schmutzig gelb. 


2. Der Hügel Babna-Gora bei dem Dor fe Lauerzu 
in Krain: von A. Fleischmann in Laibach.. 


Da meine Bemerkungen über die hier vorkom- 
wende Scopolina alropoides und die Scopolina Hlad- 


299 


nickiana (Biatzovssky) ein Plätzchen in der allge- 
meinen botanischen Zeitung fanden, so sehe ich 
mich dadurch ermuntert, zeitweise Mehreres über 
die Flora Krains, meines Vaterlandes, besonders 
aber über jene Standörter bekannt zu geben, die 
sich vorzüglich als Sammelplätze einer grossen Man- 
nigfaltigkeit von Pflanzen auszeichnen. Ich werde 
vorläufig mit dem Hügel, der unter dem Namen 
Babna - Gora : bier bekannt ist, den Anfang ma- 
chen.‘ Derselbe liegt zwei Stunden Wegs südlich 
von Laibach, in der Nähe des Dorfes Lauerza und 
“östlich an dem bekannten Laibacher Moraste (Torf- 
grande), nahe an der Commereial-Strasse von hai- 
bach nach Agram. Derselbe erhebt sich über die 
Morastebene, circa 14 Klafter, mithin über die 
Meeresfläche bei 969 Fuss. Er steht ganz frei in 
der Ebene; und von ferne erblickt man sehon den 
auf ihm eröffneten Kalksteinbruch, welcher den 
Kalk als seine Gebirgsart beweiset. Die röthliche 
Farbe der über dem Kalk gelagerten Erde dürfte 
auf einen bedeutenden Antheil von Eisen deuten. 
Die Erhebung des Hügels über die Ebene geschieht 
allmählig; von der Westseite ist er etwas steiler. 
Südöstlich breitet sich am Fusse des Hügels ein 
Wald aus, der sich auf der Westseite bis zu dem 
Gipfel hinaufzieht., Auf den unbewaldeten Seiten 
ist er mit terrassenförmig sich erhebenden Frucht- 
feldern und auf der Höhe mit Fruchtfeldern und 
Wiesen bedeckt. Der Gipfel selbst ist ziemlich 
uneben. Der Umfang des Hügels beträgt kaum eine 


300 


Siuade. Ich besuchte diesen Platz seit einer Reihe 
von Jühren und zu verschiedenen Jahreszeiten oft 
allein und: in Gesellschaft unseres um die Flora des 
Landes Krain so versienten.: Hrn, Prüfeeten Frauz 
Hladnick, ‚dann ‚it dem gegenwärtig um den 
hiesigen k. k. botanischen Garten ‚sehr verdienten 
Hin, Professor der Botanik; Dr, Biatzevssky, 
Dieses Jahr machte ich den ersten Ausflug dahiuy 
im April in Gesellschaft des Freiherrn v.Rastern; 
der sich mit der Flora des Landes sehr thätig be- 

schäftigt. Als wir von der erwälnten Strasse bei 

dem Dorfe Lauerza gegen den Hügel deu. Weg 
einschlugen, überraschte uns ‚die Wiese, die. vox 
denselben sich ausbreitet, mit einer Unzahl von 
Leucojum vernum, das in der Ferne sich wie eine 
frisch gefallene Sehneedecke dem Anblicke darbot. 
Daselbst angelangt, fanden wie den Galanthus nis 
valis, Crocus vernus, in der schünsten Blüthe, Scita 
bifotia wit blauen und weissen: Blamen, dann Huc- 
quetia Iopipactis, Hepalica nobilis, Gagea lulea, Co- 
rydalis digitala, Corydalis cara, Wlelleborus niyer, 
Daphne Mezgreum, Dentariu enneaphyilos, Cures 
pra&cor,. Anemone nemorosa, auch kamen sehon die 
Schaite aus dev Erde von Kryiironium Dens canis 
und Pritillaria Meleayris. Die Bäume und Sträuche, 
welche hier zwischen den Terrassen und in dem 
genannten Walde vorkommen, sind: Acer Pseudo: 
platanıs, Acer campestre, Cornus sauyuinea, Vitis 
Labrusca Scop., Rhumnus culbarlieus, Bhamnus 
suwabiis, Ielemnus Franyulu,. Cytisus Luburnum, 


s 


301 


Sorbus Aucuparia, Sorbus Aria, Crategus Oxya- 
cantha, Crategus menogyna, Padus vulgaris, Prunus 
Cerasus, Staphylea pinnata, Evonymus verrucosus,; 
Tilia europea, Tilia parvifolia, Pinus syleestris, 
Abies pectinata, Abies excelsa, Populus canescens; 
Populus tremula, Betula alba, Betula carpathica, 
Alnus glutinosa, Carpinus Betulus, Frazinus Ornus, 
Corylus Avellana, Fayus sylratica, Ouercus Cerris, 
Quercus pedtneuläte; Sambucus nigra, Viburnem 
Opulus, Öornus mascula, Rosa canina, Berberis tul- 
garis, Viburnum -Lantana, Lonicera Caprifolium, 
Ulmus effusa, Clematis Vitalba, Eronymus europeus, 
Lonicera Xylosteum, Vaecinium Myrtillus, Sorbus 
torminalis. Eine‘ besondere ‚Erwähnung verdient 
ein hier vorkommender Crai@gus, welcher dem Cra- 
tegus torminalis am nächsten verwandt ist, und 
sich von demselben: durch verschieden geformte 
Blätter und Früchte unterscheidet. Die genauere 
Beschreibung dieses Baumes werde ich nachfolgen 
lassen.‘ Unter den Bäumen und zwischen den Kalk- 
felsen des Hügels kommen folgende Pflanzen: vor: 
. Ornilhogalum pyrenaicum, Codonoprasum carinalum, 
Listera orata, Thesium Linophyllum, Ilumulus La- 
pulus, Parielaria o/jfeinalis, Asarım europaum, 
Asperula tinelorid, Galium Aparine, Galium sylra- 
ticımn, Adoxa Moschatellina, Eryihrea Centaurieim, 
Centaurca Jacea, Artemisia vulgaris, Chrysantkemum 
Leucanthemum, Arnica montana, Doronicem austria- 
- cum, Carpesium cernuum, Conyzo syqndrrosa, Bupl- 
thälmum salicifolium, Inula hirta, Inula salicina, 


302 


Cineraria rivularis, Senecio nemorensis, Senecio 
Fuchsi, Solidago Virgaurea, Aster Amellus, Hyo- 
seris fetida, Leonlodon incanus, Leonloden. autum- 
nalis, Picris hieracioides, Hieracium Lachenalii, Hie- 
raoium murorum, Hieracium umbellatum, Prenanthee 
purpurea, Eupatorium cannabinum, Cirsium. camım, 
Serratula tinctoria, Carlina acaulis, Bryonia dioica, 
Phyteuma beionicefolium, Campanula persicifolia, 
Campanula Trachelium, Campanula glomerata, Cam- 
panula bononiensis, Thymus monlanus, Thymus ef- 
fusus, Origanum vulgare, Ajuga repians, Ajuga ge- 
nevensis, TeucriumScorodonia, Teucrium Chamadrys, 
Teucrium montanum, Glechoma hirsuta, Glechoma 
hederacea, Stachys sylvalica, Orvala lamioides, Ga- 
-leobdolon luteum, Ballota nigra, Calamintha offici- 
nalis, Melittis Melissophyllum, Echium vulgare, Li- 
thospermum officinale, Lithospermum purpureo-ceru- 
leum, : Pulmonaria officinalis, Pulmonaria angusti- 
folia, Myosotis decumbens, Anchusa angustifolia, 
Omphalodes verna, Polygala Chamabuzus, Latrea 
Squamaria, Melampyrum sylvaticum, M. nemorosum, 
Globularia cordifolia, Veronica nitens, V. officinalia, 
Linaria vulgaris, Vinca minor, Cynanchum Vince- 
toxicum, Digitalis Iutea, Verbascum virens, Genliana 
asclepiadea, Verbascum phlomoides, V. Blattaria, 
'Primula acaulis, Cyclamen europeum, Erica carnea, 
Calluna vulgaris, Pyrola secunda, Veronica .longi- 
felia, Solanum Dulcamara, Aconitum parvifolium, 
Arcmonia agrimonoides, Libanotis montana,. Dielam- 
‚nus-Frazinella, Euphorbia carniolicg, Euph. amyg- 


. 


303 


daloides, Galium verum, Genista Januensis, Hippo- 
crepis comosa, Hypericum humifusum, H, hirsutum, 
Hypericum pulchrum, Lathyrus sepium, Medicago 
carstiensis, Mercurialis ovata, Mercurialis perennis, 
Mitium effusum, Mehringia muscosa, Orobus pro- 
stratus, Potentilla recla, Poterium polygamum, Si- 
"lene nutans, Tamus communis, Trifolium monlanum, 
Veronica lalifelia, Viecie oroboides, Vicia villosa, 
Care digitata, €. alba, 'C. pilosa, c. mnontana, Lu- 
- zula alba, Carex brizoides, Contallaria Polygonatum, 
©. multiflora, Clematis recta, Arum maculatum, Ra- 
nunculus lanuginosus, R. acris, R. bulbosus, Tha- 
lietrum angustifolium, Aconitum Cammarum, Helle. 
borus viridis, Cerastium semidecandrum, Cucubalus 
baccifer, Lychnis Viscario, Lychnis diurna, Circaa 
Iuteliana, Conringia Thaliana, Impatiens Noli ian- 
gere, Alliaria officinalis, Arabis arenosa, Dianthus 
barbatus, D. superbus, D.vaginatus, Agrimonia Eu- 
patoria, Luzula mazxima, Sanicula europea, Orobus 
niger, O.vernus, Sedum album, S. Telephium, B: se- 
“ wangulare, Chrysosplenium alternifolum, Viola hirta, 
V. mirabilis, V. sylvestris, V. alba, V. grandifolia, 
Majanthemum bifolium, Convallaria majalis, Mala- 
chium aquaticum, Malca Alcea, Pteris aguilina. 
Auf den Wiesen kommen vor: Scabiosa arvensis, 
Centaurea Scabiosa, Stachys recta, Ornilhogalum 
umbellatum, Platanthera bifolia, Orchis Morio, 0. 
“ maschla, O. variegala, O. maculala, O. sambusina, 
Asperula cynänchiea, Galium boreale, G. Mollugo, 
Cenlaurea decipiens, C. amara, Gnaphalium dioicum, 


1 


‚ 


304 


Crepis. biennis, Hieracium. Püosella, ‚Hypocheris 
maculata, H. radicata, Sonchus oleraceus, Trayo- 
pogon pratensis, Cirsium serrulalüm, Belonica off- 
cinalis, Prünella alba, Salvid verticillata, Alecloro- 
lophus major, ‘Veronica Burbaumii, V. agrestis, V. 
Chamedrys, V. serpylifolia, Genliana verna, ('yno- 
surus echinalus, Festuca pratensis, Bromus.pinnatus, 
Anthoxanthum odoratum, Bromus mollis, Cyhosurus 
-eristalus, Ononis spinosa, Euphorbia anyulata, An- 
dropogon Isckemum, Dactylis glomerata, Holcus.ia- 
natus, Oreoselinum legitimum, Heracleum Sphondy- 
lium, Angelica sylvestris, Pimpinella Sazifraga, Tri- 
folium medium, T. procumbens, Astragalus Cicer, 
Astragalus glycyphifles, Anthyllis Vulneraria, Ge- 
nista sagittalis, G. lincloria, .G, germanica, @. pi- 
losa, Cylisus supinus, Cytisus nigricans, E. hirsutus, 
Lathyrus sylvestris, Vieia dumelorum, Coronilla va- 


via, Cuscula europea, Potentilla verna, P. hirta,. 


Fragaria semperflorens, Anthericum ramosum, Geum 
rirale, Rubus fruticosus, R. KMeus, R. corylifolius, 


Rosa pumila, Spir@a Aruncus, Spivea Filipendula, . 
Riviniana, Heliän- - 


Sp. ulmifolia, Viola canina, V. 
ihemüm vulgare, Pulsatilla pratensis, Malva Alcea, 
Geranium roberlianum, G. disseclum, G. phaum, 
@G. sanguineum, Stellaria graminea, Saponaria offi- 
cinalis, Gypsophila Sazwifraga, Dianthus Armeria, 


- Linum catharticum. In ‘den Fruchtfeldern und: auf 


den: ‚zwischen denselben. befindlichen . Fusssteigen 
kommen. vor:  Cerastium. urvense, Gagea- arvensis, 
"Ajuga Chamepitys, Lithospermum arvense, Aleclo- 
rolophus” hirsulus, Odontites verna, Brassica cam- 
vestris, Ranunculas arvensis, Prismatocarpus Specu- 
duii, Centaurea. Cyanus, Ayrosiemma Githago, . Vicia 
Cracca, Melampyrum arvense, Sherardia arvensis, 
Lolium temulentum, Conrvoleulus arvensis, Ü. sepium, 
Scleranthus annuus, Anthemis arvensis, Capsella 
Bursa: pastorie, Myosotis arvensis. : na 
De De 


' 
en 


Flora 


Nr. 21. 


Regensburg, am 7. Juni 1840. 


I. Original-- Abhandlungen. 
Seco tium,. eine neue Galtung der Gastromyceles 
Trichogastres. 


(Auszug eines Vortrags, gehalten in der naturforschenden 
Gesellschaft zu Leipzig am 14. April 1840, von dem Sekre- 
tür derselben, Professor Dr. G. Kunze.) 


In einer kleinen Sendung Kryptogamen, welche 
ein kürzlich in der Capstadt angelangter Pharma- 
«seat, Herr Gueinzius, mir zu übersenden die 
Güte hatte, fiel mir sogleich ein etwas gedrückt- 
kugeliger, gegen drei Zoll im Durchmesser halten- 
der und auf einenl zweiZoll hohen Stiele stehender 
Balgpilz auf, dessen Substanz und Receptacolam 
mit Batarrea, die äussere Form und das Faser- 
geflecht mit Scleroderma, die zu kleinen Knäueln 
vereinigten, kurz gestielten Peridiolen aber mit den 
Tuberaceen Verwandtschaft zeigten. Er ist.''von 
allen mir bis jetzt bekannten Gattungen wesentlich 
verschieden und mag, der ‚ganz eigenthünlichen 
fein pergamentartigen, grossen Scheidewände wegen, 
welche das Innere der Peridie in Fächer theilen, 
von oykwros, loculatus, den Namen 

Flora 1840. 21. X 


322 
Fa : fi 
7 'Secötium' u 
führen. Die unterscheidenden Merkmale sind: . 
Receptaculum stipitatum, lentum, stipite aperidio 
disereto. Peridium innato.cortitatum, cortice dermum 
secedente, intus membranaceo-septatum, inter septa 
cellulosum,, e: basi fatiscens.  Pesidiala'monospora, 
breviter pedicellata, in capillitio celluloso glomerülata. 
Secolium Gueinzii, Kze.. In. arenosis ‚promon- 
torii bone spei detexit Gueinzius, 1839. 


£ 


"Anmerkung. Später werde ich an einem 
geeigneten Orte Abbildung und genauere Beschrei- 
bung dieses Pilzes bekannt 'machen. 

H. Correspondenz. 

In’Nro. 4. der Flora von 1840 finde ich unter 
den botanischen Notizen einige Bemerkungen über 
Carcz spieala Schk. und obtusata Liljebl., welche 
für identisch erklärt werden, wobei denn zugleich 
das Bedauern ausgedrückt ist, dass diese Pflanze 
in Deutschland so selten sey und der Wohnort hei 
Halle nachgrade zweifelhaft werde, indem die Exem- 
plare, welche. der nicht genannte Schreiber jener 
Bemerkungen besitzt, der C. Daralliana angehören. 
Da sch! nun einige: Aufklärung über diese Pflanze, 
welche ich selbst: noch‘ nieht’ gefunden‘ hatte, geben 
wollte, so verglich ich, angeregt durch jene Zeilen, 
die mir zu. Gebote stehenden Hülfsmittel und theile 
deraus Folgendes .mit. : 

, Wohlleben: fand, wie , Schkahr angibt, 
diese. seltene Pflanze’ znerät: bei Halle, nämlich nörd- 
lich von dieser Stadt:: Bei. dem: Horfe Gutenberg 


223 


(auch Judenberg aut :ältern Karten benannt): dem 
Tannenberge gegenüber auf ‚sumpfigen: Wiesen 
and: nannte sie fälschlich C; letcoglochin in dem. zu 
Leyssers Fl. Hal. herausgegebenen Supplement. 
Sehkuhr erbielt ein Exemplar dieser Pflanze von 
Wohlleben durch den Apotheker. Kahl:in Halle 
(dessen Namen .durch das Sprengel’sche ‚Aypericum 
Kohlianum bekannt geworden. ist), bildete es in 
seiner Caricologie ‘ab, konnte aber, aller Mühe un- 
geachtet, keine Exemplare mit reifen Samenkapseln 
erhalten. Dies Exemplar befindet sich noch in der 
hier aufbewahrten Sammlung der Rietgräser von 
Schkuh v es: ist ohne Rhizom, ein einzelner. Stengel 
mit Blättern und eben verblühender Aechre, deut- 
lich die. meisten Cbaractere zeigend, welche diese 
Pflanze auszeichnen. ' Ausser diesem wohl befestig- 
ten Exemplar liegt noch lose dabei ein Büschel von 
Blättern mit Wurzel, zu irgend einem andern Riet- 
gras gehörig. . Schkuhr führt aber noch. ferner 
an, dass Hr. Dr. ‚Hedwig ‚die O.. spicäta unlängst 
bei.keipzig unterbalb der holländischen Windmühle 
beim Gesundbrunnen gesammelt habe. Sprengel 
gibt in seiner Fiora Halensis den Fundort, unserer 
Pflanze etwas anders an als Wohlleben (s. oben), 
denn er sagt (Fl. Hal. ed. I. p. 758): „in prato 
spongioso unter dem Tannenberge bei Guteuiberg” 
and in der zweiten Ausgabe dieses Werks (1. p. 
492) ebenso, nur. noch. ‚hinzufügend: „und am 
Bienitz bei Klein-Dölzig”, er gibt auch hier Mai 
‚ und Juni als Blüthezeit an, während er früher wie 
x2 


324 


'Wohlleben nor den Juni angab. Ich selbst habe 
bisher nach Sprengel's Flora und nach münd- 
lichen Traditionen die C. spicata alljährlich unter 
‚dem. Tannenberge gesucht, hier aber nar C. Daval- 
Hana in grosser Menge gefunden und unter diesen 
zuweilen ein oder das andere Exemplar mit andro- 
gyner unten weiblicher Aehre. Dadurch war ich 
ebenfalls für mich zu der Vermutbung gekommen, 
man möge wohl diese Form der (. Davalliana für 
etwas besonders, für Ü'. spicata gehalten haben und 
‘in der That veigte das Sprengel’sche Herbarium, 
dessen Einsicht ich der Gefälligkeit des Hrn. Dr. 
A. Sprengel verdanke, unter der Bezeichnung: 
„EC. spicala Schk. Gutenberg d. 23. Mai 1829” ein 
Exemplar der Carer Daralliana spica androgyna 
inferne feminea, und weiter nichts.*) Der oben- 
genannte Tannenberg ist ein mit Pinus sylvestris 
‚besetzter Hügel, dessen unterer Abhang oder Fuss 
ein quellig sumpfiges mit üppigem Pflanzenwuchse 
bedecktes Terrain darbietet, auf. welchem Carex 
‚Davalliana, fulea u. a. in Menge stehen, es wird 
iunten: begränzt durch ein kleines fliessendes von 
"Bäumen. besetztes Rinnsaal, an welches eine. grosse 
offene Wiese stüsst, die zum Theil so sumpfig: ist, 
dass Aleuyanthes trifoliata darauf wächst. Nach 
der Angabe von Wohlleben muss man also: auf 
dieser Wiese oder in: den daran gränzenderi Par- 
thien die Carer spicdia suchen, da. er sagt dem 


*) Auch (. pilnlifera habe ieh i in eiger andern Sanılung 
als C: spicata geschen. 


\ 325 


Tannenberge gegenüber, und dies wird also ein 
Ziel künftiger Wanderungen werden. Von dem 
Standort von Bienitz erhielt ich Exemplare durch 
meinen verehrten Freund Prof. Kunze in Leipzig, 
welcher diesem Fundorte näher ist, als ich, der 
ich diesen Hfigel mit seinen Umgebungen im Laufo 
eines Tages nicht zu Fuss besuchen kann. Diese 
Exemplare zeigen nur das kriechende Rhizem (fast 
wie bei C. Schreberi}, flache Blätter, einen bis eine 
Spanne langen Stengel, der nur am obersten 'Theile 
scharf ist und aus seiner blassbraunen Aehre die 
dreifachen Narben hervortreten lässt. Peter- 
mann's neneste Flora von Leipzig sagt S. 56. von 
dieser Pflanze: „Is turfosis solitaria e. c. in colle 
Bienitz. Fl. April. Majo.”, wie sich dies zusam- 
meirreime, begreifen wir nicht recht, ‘Torf auf 
einem Hügel?! und eine kriechende Pflanze soli- 
taria?! — Soviel ist gewiss, dass es zwei unbe- 
streitbare Standorte gibt, einen. bei-Halle, ivo..&w 
die Aufgabe ist, die. früher daselbst gefundene 
Pflanze wieder aufzufinden, und einen bei Leipzig, 
denn über die andern von Scehkuhr angeführten 
wissen wir nichts zu sagen. 

Was die C. obtusata Liljebl. betrift, so habe 
ich die Schkuhr' schen Exemplare gesehen, welche 
von Swartz mitgetheilt wurden, kleine winzige 
Pflänzchen, welche fast nur den dritten Theil der 
Länge haben, wie das von Schkuhr nach einer 
erhaltenen Zeichnung abgebildete, welches in seiner 
Grösse mit dem einen im Sprengel’schen Ler- 


326 


bariuın enthaltenen, ebenfalls wohl von Swartz 
berstammenden Exemplare übereinkommt, ‚während 
das andere dieser Sammlung (ob von Wickstroem 
beigegeben, wissen wie. nicht, da die: Zettel nicht 
befestigt: sind) zu einer andern. Abtheilung der 
Carices gehört, nämlich €. Iagopina. Auf Oeland 
wächst Ü. obtusata:auf den hochgelegenen troeken- 
hügeligen Theilen (in collibus maxime apricis Oelın- 
die medie copiose) und diese Pflanze sollte bei 
uns in schwäminiger Sumpfwiese wachsen? Aus- 
ser dieser C. ‚oblusala ist aber ‚noch : eine andere 
Art hier in Betracht zu ziehen, .die vun CA. 
Meyer in der Flora Altaica (IV. p 205.)*) :auf- 
gestellte C. :microcephala auf Hügeln am Flusse 
Tscharysch; ein Exemplar einer Carex als C. ob- 
tusala von Lessing erhalten scheint mir wirklich 
sowohl unsere spicata als auch jene microcephala zu 
seyn, doch lassen einzelne Exemplare und verschie- 
dene Zustände:kein entscheidendes Urfheil zu. So 
möchte vielleicht unsere C. spicala, eine östliche 
Species, insularisch bei uns vorkommen und ihre 
nördliche Gränze, gleich andern auf ähnliche Weise 
sich verhaltenden Pflanzen, in Oeland finden. 
"Was das Cirsium Lachenalii betriflt, dessen 
auch in ‘dem oben angeführten Blatte der Flora 
Erwähnung geschieht, so wächst es in hiesiger Ge- 
gend gewöhnlich mit seinen beiden angeblichen 
Eltern, dem Ü. oleraceum und tuberosum gemein- 


*) DasBild von Ledebowr konnte ich nicht vergleichen. 


32T 


sehiaftlich 'iüf denselben Wiesen , kommt aber ge- 
wöhnlich sparsamer ‘wie sie vor, doeh ist: dies 
Verhältniss nicht immer so, und'man findet es auch 
da, wo kein €. tuberosum, mit welchem es iber- 
dies weniger: Achnlichkeit hat, vorkommt. Im 
Allgemeinen schliesst es sich dem’ sehr mannigfaltig 
gebildet vorkommenden €. oleraceum so sehr durch 
allerhand Vebergangsformen an, dass ich der An- 
sicht Rauin geben möchte, es sey: nichts: als eine 
Varietät desselben.: Ich habe jetzt alle drei Arten 
in den Garten angepflanzt und werde versuchen 
durch Aussaat Erfahrungen zu machen. 
Halle. , v. Schlechtendal. 
Nachschrift. 

Die mir durch meinen hochgeschätzien Freund 
and nachbarlichenCollegen bei Uebersendung der 
vorstehenden Bemerkungen zur Welterbefürderung 
gewordene Veranlassung, aus meinen Erfahrungen 
über Carez spicala Schk. etwas beizufügen, 'be- 
nutze ich um so lieber, als diese Pflänre seit lan- 
ger Zeit meine besondere Aufmerksamkeit in An- 
spruch genommen hat. Ich glaube sogar, dazu eini- 
germassen verpflichtet zu seyn, da ich diese, wie 
es scheint, sehr wenig verbreitete uder doch 
nur an wenig Orten bemerkte Segge im Bereich 
der Leipziger Flora, welcher der gedachte Bie- 
nitz, als nur zwei Stunden von der Stadt entfernt, 
eigentlich angehört, zuerst wieder aufgefunden habe, 
Vor geraumer Zeit, in den ersten Jahren meines 
botanischen Treibens, war ich bemüht, die Pflanze 


328 


an-dem durchSchkuhr bekannt gewordenen, nur 
eine halbe Stunde von hier entfernten Standorte, 
„beim Gesundbrunnen ,” eine trockne, sandige An- 
‚höhe, :wo sie Romanus Hedwig fand, wieder 
aufzusuchen; konnte aber, aller Mühe ungeachtet, 
nur Carex precor W. und ciliata Schk. an diesem 
Orte bemerken. Da C. spicata, wie mir versichert 
wurde, im Hedwig’schen Herbarium nicht mehr 
zu finden war und durch das Wohlwollen des ver- 
ewigten Sprengel’s.mir, als €. spicata der Flora 
Halensis. nur ein. 'gewöhnliches Exemplar. der Ü. 
Davalliana Sm. zukaın, welches ich noch bewahre, 
so gab ich der Vermuthung Raum, dass wohl 'bei 
Hedwig oder Schkuhr eine Verwechslung des 
Standortes stattgefunden habe und die Pflanze in 
unserer Gegend nicht einheimisch sey. Von diesem 
Irrthum wurde ich aber bald bekehrt, da mir zu- 
‘erst im April 1821 an. dem südwestlichen trocknen 
und sandigen Abhange des Bienitzhügels, zwischen 
verkümmertem Haidekraut, Feldkümmel und der- 
gleichen einige Exemplare eines Rietgrases vor- 
kamen, welches im Wesentlichen der Schkuhr- 
schen Abbildung und Beschreibung entsprach. An 
diesem Orte die Pflanze in späteren Jahren wieder- 
zufinden, wollte nicht glücken. Dagegen bemerkte 
ich am 1. Mai 1830 das Gewächs auf dem frucht- 
baren, aber mit Sand gemischten Boden .des be- 
meldeten Hügels im Bienitz, auf welchem Carex 
Sehreberi, montana, humilis, Vincelowi&um rulgare, 
Eupherbia Cyparissias, Clinopodium vulgare, "Salvia 


u 


329 
pratensis und ähnliche Gewächse vorkommen, in 
grösserer Menge. An demselben, oder doch einem 
benachbarten Standorte. ist Care spicata. bald. dar- 
auf von Dr. Richter und später von Anderen wie- 
der aufgefunden worden und ich selbst habe sie 
seitdem mehrmals, doch nicht jedesmal, ‚wenn ich 
sie suchte, und stets nur sparsam wachsend gesam- 
melt; reife Früchte aber nur äusserst selten be- 
inerkt. ‘Aus Vorstehendem erhellt folgendes: 


1. Carex spicata Schk. wächst, wie man schen 
aus den gesellschaftlich mit ihr gefundenen Pflan- 
zen abnehmen kann, wenigstens bei Leipzig, nie 
in turfosis, sondern in arenosis siceioribus und es 
sind biernach, ausser den bereits von meinem 
Freunde bemerkten, die Angaben in Klett und 
Richter Flora der phanerogamischen Gewächse 
der Umgegend von Leipzig S. 753. Nr. 1049; in. 
Reichenbach Flora exeursoria, p. 61. und 140° 
zu Nr. 421; in Sturm Flora Deutschlands I. Abth. 
61. (Carices 6.) Heft, zu berichtigen. 


2. Die Blüthezeit der Segge ist, nach dem 
mehr oder minder beschleunigten Frübjahre, die 
letzte Hälfte des Aprils und die erste Hälfte des 
Mars, zugleich mit der von Carew Schreberi WW. 
und montana L., etwas später als die der €. Au- 
milis Leyss. 

3. In manchen Jahren scheint die Pflanze 
nicht zur Blütbe zu gelangen und es treibt seiten 
ein Wurzelstock zwei, meist nur einen blühenden 


336 
Halsı, wesshalb die! Pflanze, wohl: einzeln 'rorkbin- 
mend' ‚genannt werden 'mag. 


'S. 


. 4 pie Blüthe- und, iehigpriode "scheint i in 
sehr "kurzer Zeit, eiwa 14 „Tagen , vorüber zu 
gehen und die Fruchtbälge fallen zelüg, aus, j 


Die im angeführten Sturm schen Hefte, ge- 
gebene Abbildung ist naturgemäss. In der ‚Synopsis 
Flore germanic» wurde die Pflanze übergangen, 
Der Verfasser, dem ich auf Verlangen Exemplare 
übersandte, schreibt mir aber, dass eine gute Art 
auch in dem Supplemente: einen guten Platz finden 
könne. 

"Carex obtusala Yijeht. ahlangend: so ist diese 
Pflanze, von welcher ich Oeland’sche Exemplare aus 
‚Fries freundlicher Hand besitze, durch geringere 
Grösse, gekrümmten Halm, sparsamer und weit- 
läufig gestellte Blüthen, eiförmig-kugelige kastanien- 
braune Bälge mit sehr kurzer, trocken häutiger 

"ündung, sogleich zu erkennen; während der Halmı 
von Carer spicata Schk. bis spannenlang, gerade 
aufgerichtet, die Aehre viel-, sowie ziemlich dicht-' 


blüthig ist und man die Bälge elliptisch,, grün, mit 


verlängerter, kastanienbrauner Mündung findet. 


. Carex microcephala C. A. Meyer ist mir selbst 
bis jetzt unbekannt geblieben; muss aber, nach des 
Autors brieflicher Versicherung an Prof. Kunth 
‘Cs: Enumeratio plantar. I. p- -425. Nro. 154), mit 
‚C'oblusata Liljebl. vereinigt werden. Da dem Ver- 
fassen des 'eben angeführten Werks die C. spicata 


331 


 Schk. unbekannt war, so wurde sie ihm desshalb 
von. mir vor zwei:Jahren ‚frisch zugesandt. 
‚Cirsium Lachenalii wächst. einzeln auf Moor- 
wiesen unter ‘dem westlichen: Abhange des oben 
angegebenen Bienitz-Hügels mit Ü. bulbosum, olera- 
ceum und acaule, in Gesellschaft, von Trollius, An- 
thericum Liliago ete..und gehört, da es ir sehr un- 
beständiger Form, .ınit bald.mehr, bald: minder tief 
eingeschnittenen Blättern, mehr ‘oder weniger filzig 
und:beliaart 'erscheint, meines Dufürhaltens zu den 
hybriden Arten. Die Schlecktendal’schen Ver- 
suche werden darüber entscheiden. .. Dass übrigens 
C. Lachenalii Gmel. und Ü. decoloratum Koch, wo- 
zu C.. pallens BÜ. (Prodr. VI. p. 746. Nro. 77.) 
gehört, mit Recht als Arten gesondert wären, da- 
von kann ich, der beobachteten Mittelformen wegen, 
mich zur Zeit ‘noch:nicht überzeugen. Nicht filzige 
köpfchentragende Zweige, wie sie von Klett und 
Richter (a. a. ®. p. 596. Nro. 1208.) angegeben 
werden; sind mir niemals’ vorgekomnien. 
Leipzig. :: °  , .G. Kunze. 


11. Gesellschafts-Versammlungen. 
Sitzung der königl. botanischen Gesellschaft am 
4. Mai 1840, 

Für die Bibliothek sandten 

.)) Hr. Präsident Nees v. Esenbeck in Breslau: 
Nova Acta physico-medica Academise Coesarexe 
Leopoldino-Carulinze naturze cnriosorum. "Tom. 


XIX. P. I. Vratislaviee et Bonn&, 1839. 4. 


332 - 


9) Hr. Ladwig Ritter v. Heufler und Dr. 
Michael Stotter, Fachdireetoren am tiroli- 
schen Nationalmuseum: Geognostisch - bota- - 
nische Bemerkungen auf einer "Reise durch 
'Oetztbal und Schnals. (Besonderer Abdruck 
aus dem 6ten Bändchen der heuen Zeitschrift 

: des tirolisch. Museums. Innsbruck, 1840.) 8; 

3) Hr. Dr. F. A. Reuss, Privatdocent an der 
k. Universität zu Würzburg: Walafredi Strabi 
Hortulus. Accedant Analecta ad antiquitates 
Flor» Germaniere et capita aliquot Macri non- 
dum edita. Wirceburgi, 1834. 

4) Derselbe: De libris physieis St. Hildegardis 
commentatio historico-medica. Wirceb., 1835. 

5) Derselbe: Lectionum Samonicearum Particula 1. 

" Wireeb., 1836. 

Der botanische Garten erhielt durch Hrn. 
Prof. Bernhardi in Erfurt eine Sendung seltener 
Sämereien. ” 

Literarische Beiträge zur Aufnahme. in die 
botanische Zeitung wurden mitgetheilt: 

1) von Hrn. Bezirksarzt Dr. Sauter in Ried: 
eine neue Saussures unserer Alpen. - 

2) von demselben: Ueber die Ursachen ‚der Ver- 
schiedenheiten der Vegetation in dem Kalk- 
und Schiefergebirge. 

::8) von Hrn. Prof, Dr. Schlechtendal in Halle: 
Bemerkungen über Cares spicata. \ 

4): von Hrn. Prof. Dr. Kunze in Leipzig: Nach- 

schrift zur vorigen Abhandiung und über Se- 


333 


colium, eine neue Gattung der Gasteromycetes 
. Trichogastres. ... 
5) von Hrn. Apotheker Löhr in Trier: Dritter 
Nachtrag zu den Notizen der Flora von Trier. 
Danksagangsschreiben waren eingegangen von 
Hrn. Dr. Puterlick in Wien und Hrn. Apotheker 
Fahrnbach in Radstadt. 
Zu ordentlichen Mitgliedern wurden ernannt: 
“BD Hr. Dr. F, Fikentscher, Gutsbesitzer und 
Fabrikant in Buchhof. ’ 
2) Hr. Dr. F. A. Reuss, Privatdocent an der k. 
Universität zu. Würzburg. 
3) Hr. F. W. Schmidt, Apotheker und Mitglied 
des Kreis-Medicinalausschusses in Regensburg. 
Prof. Dr. Fürnrohr zeigt der Gesellschaft 
‚an, dass er auf. eirier. in Gesellschaft des Hrn, 
‚Director Dr, Hoppe vor Kurzem unternommenen 
Exkursion nach dem klassischen Weltenburg die 
Freude gehabt habe, abermals einige neue Beiträge 
zur hiesigen Flora aufzufinden. Cornus mas, wel- 
chem in der Flora Ratisbonensis 8. 74. nach frühe- 
renErtahrungen das Indigenat abgesprochen wurde, 
zeigte sich in voller Blüthe als wahrhaft wilder 
‚Baum hin und wieder an. dem felsigen Abhange sowohl 
des rechten als linken Donauufers zwischen Kel- 
heim und Weltenburg; ebenso wurde durch ..die 
in einer Bergsehlucht unterhalb der sogenannten 
‚schwangeren Jungfrau aufgefundenen.. Ueberreste 
der Stengel und Schoten von Lunaria rediva der 
über das Vorkommen dieser Paanze in unserer 


334 - 


Gegend ebendaselbst S. 39. ;gebegte Zweifel ent- 
kräftet. Als ganz meu erschien an den Felsen zwi- 
schen dem ’Kloster und Dorf Weltenburg, wo: eben 
Sisyinbrium .aüstriacunt.zu blühen begann, die zier- 
‘liche’ Arebis petrwa::ß; hirta Koch — A..Üraniziana 
Ehrl.; sowie. Carex alba. Scop., weiche: letzteiie 
Hr. Forstassistent Troll einige Tage später im der 
Nachbarschaft: der Lunaria rediviva auffand. 

Am 14. Mai, als dem Tage, au welchem vor 
fünfzig Jahren die: königl.: botanische ‚Gesellschaft 
durch Hoppe, Martius und: Stallknecht ge- 
stiftet wurde, vereinigten. sich sämmtliche. in :Re- 
gensburg anwesende Mitglieder zu einer Exkursion 
nach dem romantischen Schutzfelsen, um. der Stelle, 
‚an welcher die Stiftung stattfand, einen Besuch.ab- . 
zustatten. Mit inniger Freude gewahrten die Mit- 
glieder nach dem Verlaufe eines halben: Jabrhkun- 
derts noch den Mann an ihrer Spitze, in desseh 
Seele zuerst der Gedanke an eine botanische Ge- 
sellschaft zu Regensburg aufgetaucht hatte, mit .herz- 
licher Bührung brachten sie ihm hier an der Stelle, 
‘wo seine Entwürfe unter dem Beistande zweier 
‚würdiger Freunde zur That reiften, ihre. Glück- 
‚wünsche zu diesem seltenen Erlebnisse. dar. _ Wie 
damals hier die. Stifier über die Grundsätze über- 
einkamen, nach welchen sie zunächst .einen: Verein 
bildeten, der conditionirenden Apothekern: .. und 
andern wissbegierigen Jünglingen Gelegenheit geben 
sollte, ihre botanischen Kenntnisse zu erweitern, 


335 


so fand man es auch hente, bei dem Beginne einer 
neuen Aera, für angemessen, den Entwurf neuer, 
den 'Zeitverhältnissen und dein gegenwärtigen aus- 
gedehnteren Wirkungskreise der Gesellschaft mehr 
angepassten Statuten an diese Erinnerungsfeier zu 
knüpfen. Während die Gesellschaft bier in der 
Erinnerung an eine schöne Vergangenheit und' in 
den besten Hoffnungen für eine ebenso gesegnete 
Zukunft schwelgte, sah sie sich ‘plötzlich umringt 
von einer Gesellschaft jüngerer Botaniker, welche, 
“ grösstentheils Schüler ihrer Mitglieder, durch den 
Eifer, womit sie den Schätzen dieser reizenden Ge- 
gend nachspürten, bethätigien, dass aueh auf die 
jüngere Generation der Geist ihrer Väter überge- 
gangen sey, und dass demnach jede Befürchtung, 
den Eifer tür -botanische. Studien in Regensburg 
einst erkaltet zu sehen, verschwinden müsse. Fern- 
her rollender Donner mahnte die Gesellschaft zum 
Aufbruch nach dem jenseits der Donau liegenden 
freundlichen Dorfe Sinzing, woselbst die trüben 
Wolken jedoch bald schwanden und der heitere 
Himmel die Freunde zu einem ebenso heiteren lünd- 
lichen Mahle vereinigte. Die allgemeine Fieade 
wurde noch erhöht durch folgendes, von einem der 
anwesenden Mitglieder verfasstes und mit warmer 
Begeisterung gesungenes Festgedicht: 


Mennt ihr den Fels, den freundlich Vinea ‚schmücket, 
Dess’ Kuppe Iris krönt ? 

Der wölbend sich zum Schutze nicderbücket , 

Wo Baches Murmeln tönt ? 


336 


Wild braust der Stun, die Luft durehzucken Blitze, 


Vom Donner rasch ereilt, 
Kennt ihr den Mann, der dort im Felsensitze 
Drob wunbekünmert weilt? 


Und wisst ihr auch den schönen Bund zu nennen, 
Yon dem der Fels erzählt? 

Der zu der Forschung ewig neuem Schnen 

Sich Florens Kinder wählt? 


Wir kennen ihn, den. Eels, am. Donaustrande . 
In Ratısbona’s Flur, - 

Den reizender mit Flora’s Festgewande 
Ausschmückte die Natur. 


Wir kennen ihn, ‚den Greis im Silberkagre, 
Der dort einst Obdach fand, 
Der um sein Haupt mit jedem neuen, ‚Jahre. 
Sich Flora’s Kränze wand. 


Um ihn versammelt sind des Bundes Glieder, 
Dem Leben er gebracht, 

Am Felsen, da nach fünfzig Jahren wieder - 
Der Stiftung Feier tagt. 

Vom hohen Gau, den sich der Schwan erkoren, 
Beut’ schützend seine. Hand 

Ein edler Fürst dem Bund, der hier geboren, 
Den Eintracht fester band. 


Hoch lebe d’rum, der unsern Bund beschützet, 
Prinz Maximilian! 


Dess’ weisem Blick, was schön ist und was nützet, 


Niemals entgehen kann! 
‚Auch Du o Greis, den wir als Stifter ehren, 


Sey freundlich uns gegrüsst! 


Mög’ Flora Dir noch oftmals wiederkehren 
So heiter, wie Du bist, 
Und Heil und Segen blühe unserm Bunde 


Mit jedem neuen Jahr, 
Dass späten Enkeln einst noch werd’ die Kunde s 


Was dort der Fels gebar. 
: (Hiezu Beibl. 


5.) 


Flora 


Nro. 32. 


Regensburg, am 14. Juni 1840. 


I Preisaufgabe, 


die Bearbeitung ‚einer Pflanzengeographie und Pflan- 
zenslatistik von Bayern betreffend. 


Seine Königliche Hoheit der 
Kronprinz von Bayern, Protektor der 
k. botanischen Gesellschaft zu Regensburg, haben 
geraht, die Gesellschaft zu ermächtigen, in Höchst- 
seinem Namen einen: :' 

Preis von einhundert Bükaten ins 

Gola für die beste Bearbeitung einer Pflanzen- 

geographie und Pflanzenslalistiik von Bayers; 

\ oder von eimem :den. grösseren Gebiete des Kö- 
nigreiches on 
auszuschreiben. 

Indem die k, botanische Gesellschaft diese huld- 
vulle Entschliessung Sr. Königlichen Hoheit zur 
öffentlichen Kenntniss bringt, bemerkt sie, zur ge- 
naueren Bestimmung des Gegenstandes, Folgendes: 

Nachdem die systematische Kenniniss der im 
Königreiche Bayern wachsenden Pflanzenarten be- 
reits sehr weit gediehen ist, kommt es vorzüglich 
darauf an, die Beziehungen des Pflanzenwuchses 

Flora 1840. 2%. Y 


338 oo 


im Allgemeinen, und der Pflanzen im Einzelnen 
zu den verschiedenen Oertlichkeiten zu erforschen 
und darzustellen. Die k.:botanische Gesellschaft. 
erwartet daher, im Sinne ihres erhabenen Protek- 
tors, in der ausgeschriebenen Preisschrift keines- 
wegs eine vullständige Aufzählung alter in Bayern 
vorkommenden Pflanzenarten, söndern vielmehr eine 
Schilderung der Vegetation im Grossen, sofern sie 
durch die klimatischen und Bodenverhältnisse be- 
dingt und modifizirt'ist. Da überdiess die Vegeta- 
tion grösstentheils durch die Cultür verändert, und 
vieler Orten auf die im Anbaue begriffenen Ge-, 
wächse beschränkt ist, so muss eine solche Schilde- 
zung. rücksichtlich der Culturpflanzen den Charakter 
einer Statistik annehmen, und die ganze Arbeit 
zerfällt insofern in einen die ursprüngliche Vegeta- 
tion schildernden (pflanzengeographischen) und einen 
andern (pflanzenstatistischen) Theil; ‘welcher die 
durch Menschenhand veränderte Vegetation erläu- 
tert. Beide verhalten sich in mancher Beziehung 
zu einander, wie Theorie und Praxis, 

Wenn schon es wünschenswerth wäre, dass 
eine solche Darstellung das gesammte Königreich 
umfasste, so wird sich doch die Gesellschaft, in 
Rücksicht der beträchtlichen Ausdehnung des Ge- 
‚bietes und der darauf bezüglichen Arbeiten, um 
sa lieber mit der Schilderung eines Theils von 
Bayern begnügen, als die Preisschrift.' dabei an 
Gründlichkeit, Originglität und Neuheit der. That- 
sachen nar gewinnen ‚kann, 


339 
Es steht demnach dem Bewerber frei; sich auf 
eines oder das andere. der drei grossen Pflanzen- 
gebiete im Königreiche Bayern, ‚nämlich auf das 
Stomgebiet der Donau, auf das des Mains, oder auf 
die Pfalz zu beschränken., In Beziehung auf das 
Donaugebiet eröffnet sich der Untersuchung, ab- 
geseben von seiner Ausdehnung, ein weitere& Feld, 
wegen der Verschiedenheiten der Vegetation in den 
Alpen und in. den weiter gegen Norden liegenden 
Landestheilen, zwischen den Beiflüssen der Donau, 
dem Lech, der Isar, dem Inn u. s. w. Die Eigen- 
thümlichkeiten der Juraformation, die durch. einen 
Theil des Donau- wie des Main- Gebietes zieht, 
werden zu gründlicher Berücksichtigung empfohlen. 
Bei. übrigens gleich genügender Leistung würde 
derjenigen Arbeit der Vorzug gegeben werden, 
welche das weiteste.Gebiet umfasst. 
In pflanzengeographischer Hinsicht wünscht die 
k. botanische Gesellschaft für's Erste eine möglichst 
genaue, auf sichere. Beobachtung gegrüttdete Schil- 
derung der durch Klima und Boden gegebenen 
Vegetations - Bedingungen, oder ein physikalisches 
Gemälde der betreffenden Lündersiriche. Die Ver- 
dienstlichkeit der Arbeit wird sich in dem Verhält- 
nisse erhöhen, als die Wärme der Luft, die des 
Bodens und der Quellen, die gesetzmässige Ver- 
theilung der Wärme, als eines Hauptfaktors der 
Vegetation, durch das ganze Jahr, dessgleichen die 
Feuchtigkeit der Luft, der Luftdruck, die Winde 
and andere atmosphärische Einflüsse, nach zabl- 
Y2 


340 


reichen und sicheren Beobachtungen. geschildert 
werden.. Ebenso verdienen die Eigenschaften urd 
Beziehungen des Bodens zur Vegetation, nach des- 
sen physikalischen Beschaffenheiten, die sorgfältigste 
Berücksichtigung. Je genauer die Art, die Form 
und anderweitige Eigenschaften des -Gesteins unter- 
sucht werden, um so sichere Resultate werden sich 
auch rücksichtlich der Bodenarten ergeben, welche 
, grösstentheils von der geognostischen Beschaffenheit 
abbängen, und wesentlich auf die Vegetation und 
euf die Art und Weise zurückwirken, in der. der 
Boden für die Interessen einer ratienellen Land- 
wirtbschaft benützt werden soll. 
Demnach wünscht die Gesellschaft, dass die 
Preisbewerber auch über alle die physikalischen 
Eigenschaften der Bodenarten, wie z. B. über ihre 
Festigkeit, Adhäsion, Wasser- oder Wärmehaltende 
Kraft, über das Vermögen, Feuchtigkeit anzuziehen 
u. s. w. Beobachtungen anstellen, und dem physr- 
kalischen Gemälde einverleiben mögen. Uebrigens 
versteht es sich von selbst, dass alle speciellen:. 
Materialien und Schilderungen ausgeschlossen blei- 
ben, welche unmittelbar. der Geognosie des zu be- 
schreibenden Gebietes angehören,. und keine weitere 
Beziehung zum Pflanzenwuchse im Allgemeinen, 
oder zum Vorkommen eder zum Standorte einzelner 
Pflanzenarten haben. 
- Nach der Darstellung. jener allgemeinen. Ver- 
bältnisse der Vegetations-Faktoren erheischt die 
eigentliche pflanzengeographische Seite der Preis- 


341 


schrift eine Aufzählung der torzugsweise für. das 
Gebiet charakleristischen Gewächsarten, die Angabe 
der Verbreitungsgränzen dieser ausgezeichneten Ar- 
ten, und der Striche, in welchen sie innerhalb jener 
Gränzen verbreitet und vertheilt sind, 

Auf die Angabe der Zahlenverhältnisse dieser 
bezeichnenden Gewächs- Arten Ghrer respectiven 
Quotienten aus der Gesammtzahl) legt die Gesell- 
schaft nur insoferne einen besondern Werth, als 
die arithmetischen Verhältnisse, im Vergleich mit 
denen anderer Pflanzengebiete, zu interessanten Re- 
sultaten führen sollten. 

Besonders erwünscht werden der k, botani- 
schen Gesellschaft gründliche Untersuchungen über 
die Vertheilungsgeseize je nach den Verschie- 
denheiten des Bodens ‘und des Klima. seyn, vor- 
züglich, wenn sich aus ihnen Resultate über ge- 
wisse Pflanzenformationen (Wälder, Lohen, Haiden, 
Brüche u. s. w.) ableiten liessen, die in dem Ge- 
biete :ursprünglich bestehen, oder im Gefolge der 
Kultur sich festgesetzt. haben. Rücksichtlieh der 
Verbreitung sind unter andern auch Beobachtungen 
über kalkstete, schieferstete, granitsteie Pflanzen 
beizubringen, und die bisher augenommenen 'That- 
sachen dieser Art zu prüfen. 

Was die Lebensverhältnisse der Gewächse, in- 
nerhalb der beschriebenen Gebiete betriflt, so wären 
jene insbesondere hervorzuheben , welche von den 
allgemeinen Vegetationsfaktoren. abhängig, sich in 
Gemässheit derselben innerhalb des Gesammtgebie- 


342 


tes in einer gewissen Verschiedenheit darstellen. 
Hierher gehören alse Beobachtungen über die Ver- 
schiedenheiten des Holzwuchses, der Belaubung, 
der Frucht- und Samen-Qualität, über die Eigen- 
thümlichkeiten in der Periodieität des Ausschlagens, 
“ des Blübens, der Fruchtreife u. s.w. ; 

An diese eigentlichen pflanzengeograpbischen 
Thatsachen mögen sich andere von statistischer Na- 
tur anschliessen, da ein vollständiges Gemälde von 
der Vegetation erst aus diesen verschiedenen Ele- 
menten zusammengesetzt werden kann. 

Die Gesellschaft gibt kein Maass, in wie weit 
bereits bekannt gewordene statistische Thatsachen 
für die Zwecke der Preisschrift zusammengestellt 
und zur Uebersicht gebracht werden mögen; sie 
wird aber besonders neuere, mit Gründlickeit er- 
hobene Facta anerkennen, wenn sie in unmittel- 
barem -Zusammenhange mit der Pflanzengeographie 
und mit der Geschichte der Pflanzen (namentlich 
der kultivirten) stehen, und vorzugsweise wird sie 
solchen statistischen und pflanzengeographischen 
Nachweisungen Werth beilegen, von denen ein 
praktischer Nutzen abzuleiten ist. In letzerer Be- 
ziehung hofft sie manche Erläuterungen zu erhalten, 
warum an gegebenen Orten gewisse Zweige. der 
Landeskultur sich bereits günstig entwickelt haben, 
während dagegen andere noch keine günstigen Re- 
sultate darbieten; warum und wie rationelle Ver- 
besserungen in der Laudeskultur einzuleiten seyn 
dürften u. =. w. . 


FC 


343 


. .Derch die hier angedeutete Behandlungsweiss 
wird.den doppelten Ansprüchen der Wissenschaft 
wie.der Praxis durch die Preisschriften Genöge 
gethan werden. 


Die Abhandlungen, welche sich um den Preis 
bewerben, müssen in leserlicher Handschrik, mit 
einem Motto und mit; dem verschlossenen Namen 
des Verfassers versehen, bis spätestens am 30, De- 
cember 1842 bei der Gesellschaft in Regensburg 
eingehen. Dem Preisträger bleibt das Eigenthuns- 
recht seiner Abhandlung unter der Verpflichtung, 
sie sechs Monate nach der Zuerkennung durch den 
Druck bekannt zu machen. Auf Verlangen ver- 
mittelt die Gesellschaft die Heraugsabe der Preis- 
schrift. . 

; Regensburg den 1. Juni 1840. 
Dr. v. Martius, Präs. 
Dr. Hoppe, Direct, 
‘ \ Dr. Fürnrohr, Secret. 


M. Original - Abhandlungen. 
Bemerkungen über eine deutsche Pflunze; vun Dr. 
Ekart in Sondershausen. 

Als ich seit mehreren Jahren von der schönen 
Gruppe der hier in grosser Menge wachsenden, 
staudenartigen Senecionen in Anspruch genommen, 
‚auch wiederum im verflossenen Sommer ‚mein vor- 
züglichstes Augenmerk anf diesen zum Theil schr 
kritischen Gegenstand richtete, hatte ich mich beim 


344 


Darchforschen unserer :pflanzenreichen Vorhölzer 
und ‚niedrigen. Bergwälder an dem Senecio nemo- 
rensis L..„lügulis 7 S”,. ganz unerwartet, einer 
höchst interessanten Entdeckung zu erfreuen, die 
ich Ihnen als Novitia Floree Thuring. um so weni- 
ger: vorenthalten zu dürfen glaube, als es gerade 
eine der zweifelhaften. Pflanzen. betrifft, . welcher 
man, mit. S, Fuchsii Gmel.. verwechselt, schon: lange 
das deutsche Bürgerrecht ‚abgesprochen hat. 
Sowohl ‚durch Reichenbach’s gutgerathene 
Abbildung: Plant. erit. III. tab. 467., als den in De- 
Candolle’s Prodr. vol. 6. p. 354. aufgeführten S. 
ocloglossug, welcher, ganz genau mit S. nemorensis L. 
übereinstimmend, deshalb auch von diesem berühm- 
ten Schriftsteller zu S. nemorensis rar. Linn. Sp. 1221. 
eitirt wird, aufmerksam gemacht, war mir dieser 
Fund um so willkommener, weil ich eben über die 
wannigfaltigen Formen des S. nemorensis Auct. germ.- 
“im Vergleiche mit den verwandten Arten zu rich- 
tigen Ansichten gelangt, hierin die wohlgegründete 
Meinung Reichenbach’s gerechtfertiget, und nur 
in Folge dessen selbstEiniges zur längst gewünsch- 
ten Aufklärung dieser dubiösen Pflanze beitragen 
zu können hoffte. Durch die von andern Floristen‘ 
über das wirkliche Vorkommen dieser Art in Deutsch- 
land erhobenen Zweifelselbst misstrauisch geworden, 
glaubte ich anfänglich, demohngeachtet sich.schon 
‚prima yisa an derselben ein ausgezeichneter. Habites zu 
erkennen gab, nichts anders als eine Form des verwi- 
ckeltenund vielgestaltigenS.Fuchsii@mel. darin erken- 


x 


345 


nen zamüssen. Allein meine Ansicht ändertesich bald, 
als sich mir bei Untersuchung der grossen vielblätt- 
rigen Blüthenbüschel in den 6—8-strahligen Blü- 
tbenköpfchen; den bloss an ihrer Spitze fast dol- 
"denartig 'getheilten Aesten des Blüthenstandes; den 
lang gewimperten, meist aufrechten oder angedrück- 
ten, lineal-pfriemlichen Blättchen des Nebenkeichs; 
den cylindrischen, feinhaarigen Kelchen mit mehr 
els 12% Scheibenblümchen; und endlich den zahlrei. 
eben, mehr oder weniger lanzettlichen oder ellipti- 
schen, gewimperten, bis in die obersten Verzwei- 
gungen der Doldentraube verbreiteten, mehrentheils 
gepaarten Deckblättern, so viele charakteristische 
Merkmale und Eigenthümlichkeiten darboten, dass 
ich an einer specifischen Verschiedenheit durchaus 
nicht länger zweifeln konnte, 

Im weitern Vergleiche zu S. Fuchsii, der sich 
in allen Formen und Uebergängen durch 5, selten 
durch 6.strahlige Blüthenköpfehen auf verlängerten 
schlanken Blüthenstielchen in weitschweifigen, fant 
nackten Doidentranuben; locker ansteigende wahre 
Seitendoldentrauben, ‚kahle Kelche mit 6— 12 Schei- 
benblüthehen, auf im Leben deutlich kreiselfürmi- 
gen Fruchtboden ; durchgüngig abstehende, borst- 
liche, fast kahle Blättchen des Nebenkelchs; so wie 
durch die in ihren obern Verzweigungen kahlen 
nur hin und wieder mit einzelnen linien-lanzettför- 
migen oder borstlichen Deckblättern besetzten Dol- 
dentrauben, hinlänglich charakterisirt, unterscheidet 
sich unsere Pflanze überdiess noch auffallend durch 


346 


“die Form der Blätter, Diese sind an S. nemoren- 
sis L. stets ei-Ianzettförmig oder elliptisch, gegen 
die Basis aus dem rundlichen keilförmig abgebro- 
chen, in einen kurzen breit geflügelten, unten merk- 
lich stengelumfassenden, ganzrandigen Blattstiel zu- 
sammengezogen; oben wenig, unten aber wie der 
ganze Stengel von weisslichen, kurzen, krausen und 
gegliederten Härchen rauh; am Rande dicht wim- 
perig gefranzt, übrigens ihrer Textur nach mit pa- 
rallelen, aus der Blattrippe fast rechtwinklich ent- 
springenden,, armförmig ausgebreiteten Adern be- 
gabt; und nicht wie bei S. nemorensis der deutschen 
Autoren kahl, länglich oder schmal lanzettförmig; 
allmählig iu den Biattstiel verschnälert; am Rande 
spärlich gewimpert; aus der Blattrippe unter einem 
spitzen Winkel ungleich geadert. 

Mit diesen Beobachtungen spricht sich keines- 
wegs die Neigung aus, das, was Vorgänger zusam- 
mengezogen haben, gewaltsam zu trennen, sondern 
den Forderungen der Natur nachzugeben und eine 
Speries nach ibrem Hauptcharakter wieder selbst- 
ständig Zu machen, über welchen durch Verwech- 
selung und Irrthümer- schwer zu überwindende 
Zweifel entstanden waren. 

- Indem man später keine Pflanze der Art mit 
7—5-strahligen Blüthenköpfehen fand, nahm man 
für Linne€'s S, nemorensis zu verschiedenen Zeiten 
verschiedene Formen von 8. Fuchsii Gmel. Allein 
die alte Auctorität tritt hier feierlich in ihre Rechte, 
und es kann, ohne der Wahrheit Gewalt anzuthun, 


317 


wohl eben so wenig bestritten werden, dass Lin- 
nes. S. nemorensis, von welchen er ausdrücklich 
sagt: „corollis radiantibus octonis,” mit unserer 
hier aufgeführten Pflanze identisch sey, als es un- 
widersprechlich ist, dass Linne nach gegebenen 
Diagnosen, Synonymen und Standorten, unter sei- 
neın S. Doria und $, saracenicus, keine andern, 
als die in ‘der Flora austriaca, erstern auf tab. 185. 
und letztern auf tab. 186. abgebildeten Pflanzen 
verstanden hat. 

Ich bin übrigens keineswegs geneigt, dem S. 
nemorensis L. alle Uebergangsmerkmale abzuspre- 
chen, glaube auch, dass da, wosehr oft das Zahlen- 
verhältniss schwankt, und die Iudumanz keine 
Art begründet, die Beobachtungen auf einen klei- 
nen Gebiete-nicht hinreichen, darüber ein entschei- 
dendes Urtheil zu fällen. Sollten sich aber Merk- 
male, wie die von unserer Pflanze angegebenen, 
in der Folge noch mehr bestätigen und standhaft 
dieselben bleiben, wie es sich bereits jetzt scho 
durch Anzucht aus Samen bewiesen hat: dann 
dient es gewiss zur gründlichen Berichtigung und 
Bestimmung der Art, wenn wir die Linnd'sebe 
Pflanze mit ihrer schün bezeiehnenden Benennung 
„S.nemorensis,” dem Priorititsrechte zu Folge, wie- 
derum geltend machen, und ihr den S. octoglossus 
DeC. als Synonyın unterordnen. Möchte daher 
bald völliges Einverständniss über diese vielfültig 
verkannte und verwickelte Species, unter den Schrilt- 
stellern stattfinden, und vor allem 8, Jacyuinianus 


348 


Rehb., so wie 8. frondosus Tauseh., die nach mei- 
ner Ueberzeugung, als in keinem einzigen Merk- 
male von $. Fuchsii verschieden, eine ganz un- 
‚nöthige Rolle zu spielen scheinen, im System _ge- 
strichen, oder’ wenigstens -alß blosse Formen, unter 
S. Fuchsii eitirt werden.: An: wiiserer Statt, wo 
wir eine von $. nemorensis Auct. germ. deutlich 
verschiedene und durch Linne’s Worte deutlich be» 
zeichnete Art vor Augen haben, können wir uns 
nicht entsagen, das Alter zu ehren, und ihm wider- 
fahren zu lassen, was Rechtens ist. Was die Ur- 
sache betriflt, warum Linne bloss unsere Pflanze 
„ügulis 7 — 8” und nicht den S. Fuchsii Gmel. 
„lgulis plerumgue 5” im System beschrieben hat, 
so kann sie nach meiner unmaassgeblichen Meinang 
eben sowohl dem Umstand beigemessen werden, 
weil der von Linn& angenommene 8. nemorensis 
mit 8-strahligen Blüthenköpfehen überbanpt weit 
häufiger in nördlichen als südlichen Gegenden an- 
zutreffen ist, als weil Linnd, so wie alle’ ältern 
Botaniker, den S. nemorensis und S. Fuchsiü ver- 
wechselt, oder gar nicht angegeben haben. Um 
Ihnen jedoch durch eigene Anschauung die Ueber- 
zeugung 'zu verschaffen, in wieferne ‘es ' bei auf 
merksamer Vergleichung und Prüfung aller dieser 
Eigenschaften und Kennzeichen, nicht mehr zwei- 
felhaft seyn ‚kann, dass die hier wachsende Pflanze 

wirklich mit dem S. octoglossus DC. und demnach 
auch mit dem ächten S nemorensis bh. identisch 
seyy::erlaube ich mir ein getrocknetes Specimen 


349 


derselben beizulegen, und dieses, zu Ihrer Controlle, 
mit einer kurzen Phrase. zu begleiten, die um so 
mehr einiges Interesse für Sie haben dürfte, als 
ich sie an der lebenden. Pflanze im Freien ent- 
worfen habe. j 

Ungeachtet die Pflanze auf den.ersten Blick 
ein so auflallendes Ansehen’. gewährt,. dass wohl 
kaum Jemand, der sie sieht, wie ich sie in einer 
grossen Asizahl' von Exemplaren gesehen habe, 
an ihrer speeifischen Verschiedenheit zweifeln _ 
inüchte, so hat es doch seine Schwierigkeiten, wenn 
man, ohne zugleich von den verwandten Arten eine 
ganz klare Vorstellung mitzubringen, die schneiden- 
den Merkmale niederschreiben will, wodurch sie 
sich ausschliesslich von dem gewöhnlichen S, ne- 
morensis Autor. germ.. unterscheidet.: Folgende Cha- 
rakteristik umfasst dus: Resultat meiner. in der Na- 
tur angestellten Beobachtungen, die ich Sie, in dem 
Falle solche Ihnen eine gute Art erkennen zu ge 
ben’ und. etwas Positives danzubieten seheinen soll- 
ten, für die Freunde der deutschen Flora, in der 
botänischen Zeitung bekannt zu machen bitte. 

Radix repens subinde stolonifera. Caulis 2—3- 
pedalis, erectus, superne eorymboso-ramosus, sul- 
cato-striatus, pracipue inferne pilis brevibus albidis 
articulatis pubescens. Folio sparsa, numerosa, sur- 
zum valde decrescentia, firmula, ovato-lanceolata v. 
elliptica, basin -versus ex ovato in petiolum brevem 
lato:alatum integerrimumque cuneatin contracta, sub- 
amplexicaulia, utrinque vel saltem subtus pilis bre- 


350 


vibus erispatis cerebro articulatis scabro-pubescentia, 
-dentato -serrata, apiculo serraturarum reeto, inter 
dentes fimbriato-ciliata; summa sessilia, plus minus - 
in petiolam eontraeta v. basi rotundata, sessilia. 
Corymbus speciosus, amplus, valde foliosus, ramis 
superne subumbellato- divisis, dense. 10—20-Aoris, 
pedunculis erassiusculis, confertis, puberulis, basi 
plerumque bractea stipatis; bracteis crebris, lanceo- 
latis ellipticisve, plerumgne conjugatis, margine 
pulchre fimbriato-eiliatis. Anthodium subeylindri- 
cum 10 — 12-squamosum, tenuiter puberulum; acces- 
soriis interioribus anthodium subzequantibus, lineari- 
subulatis, erectis v. adpressis, eximie ciliatis. Flos- 
euli ceire. 24, quorum 7. — 8 radiati; pappo cor, 
diseci subequante; achenis fere glabris, nec nisi 
sub microscopio pilosiusculis, . 
I. Correspondenz 

1. Seit meinem Pflanzenverzeichnisse unserer 
Flora, in Nr. 36. der botanischen Zeitung von 1839, 
hat dieselbe durch fortgesetzte Untersuchungen wie- 
der manchen schönen Zuwachs erhalten. Der bes- 
sern Uebersicht wegen sollen hier die frühern Num- 
mern fortgesetzt. werden, auch will ich die etwas 
entfernteren Standörter nicht übergehen, insoferne 
sie uns etwas Neues lieferten. Wir fanden näm- 
lich an merkwürdigeren Phanerogamen : B 

50. Rhynchospora fusca R. S., auf Moorgrand 
bei Glewitz in übergrosser Menge. 

51. Hieracium bifureum M. B., auf einer Hurst 
in den Golinower Wiesen. 


351 


52. Hicracium Lachenalii Gmel., ebendaselbst 
und bei Massow. 

53. Ajuga.pyramidalis— das wahre — in der 
hiesigen Kiefern-Heide, sparsam an zwei Stellen, 

54. Polygala uliginosa Rchb. Diese Pflanze 
fand ich am 1. Juni d. J. sehr häufig auf einer 
Randow- Wiese bei Loecknitz, und zwar in Gesell- 
schaft von - 

55... Primula’ farinosa, womit dieselbe Wiese, 
am -Küstersteige, ganz roth überzogen war. 

56. Erythrea linarifolia Pers., am Strande. 
unweit Cammin. : . 

57. Laserpitium prulhenieum, bei Gollnow, auf 
der.-unter Nr. 51. erwähnten Hurst. 

58. Astragalus hypoglottis sammelte ich an der 
Chaussee nach Loecknitz. in gewaltig grossen Exem- 
plaren- ein. 

59. Ribes alpinum, unweit Gollnow ; im Lüeb- 
ziner Seebruche auf einer kleinen Anhöhe. 
60: Spirea denudata Presi, bei Golinow an 
der.Ihna. _ 

61. Trollius europeus, bei Loecknitz auf einer 
Wiese, höchst üppig. 

62. Euphorbia palustris, bei Lüebzin in Wieser, 

63. Empetrum niyrum, bei Glewitz am Rande 
eines Bruches, wogegen diese Pflanze von mir .bis- 
her immer nur ganz in der Nähe der Ostsee auf 
feuchtem Sandboden, bart am Strande, bemerkt ist. 


. Gollnow. Schramm, 
i Oeconomie-Commissions-Rath. 


352 


2. Zu Fenel’s Arbeit über die Gnaphalieen 
die Bemerkung, dass Ifloga cauliflora auch in den 
Canarischen Inseln vorkommt, einer gewiss interes- 
santenLokalität (ich- besitze diese Pflanze von dort- 
her). — Zu der Bemerkung in Flora 1840 p. 64. 
über Cirsium Lachenalii füge 'ieh die Berichtigung 
bei, dass da, wo ich die Pflanze sammelte, Ü. -tu- 


“ berosum durchaus nicht vorkommt; ich sah es blosa _ 


in der Nähe des Rheines; es fehlt also im Elsass 
nicht, wie. irrig. angegeben wird. Was ohnehin 
noch gegen. die Paternität dieser letzteren Pflanze 
spricht, ist der Umstand, dass €, tuberosum wenig- 
stens.zwei Monäte vor-C. oleraceum blüht. 
Strassburg. Buchinger. 
IV. Herbarien-Verkauf. 

Hr. Rich! von Colmar, der gegenwärtig 
einige Meilen von St. Louis im Staat Missouri an- 
gesiedelt ist, ‘hat von dorther eine Anzahl vorzüg- 
lich schön getrockneter und seltener Pflanzen ein- 
geschickt, welche Liebhabern zum Verkauf ange- 


„“ boten werden. Jede dieser Sammlungen, welche 


aus. zwei Centnrien besteht, kostet 40 Franken, in- 
dessen sind auch einige zu 150, 120. und 100 Spe- 
cies vorhanden und. werden zu dem Preise von 30, 
24 und 20 Franken abgegeben. Hr. Richl ver, 


spricht zugleich, diese Sendungen jährlich oder alle ' 


zwei Jahre zu wiederholen. Man wendet sich dess- 

halb mit frankirten Briefen und Geldsendungen an 

Dr. Mühlenbeck in Mühlhausen, Professor Bu- 

ehinger in Strassburg, F. E. Kampmann in 

Colmar, und die Redaction der Flora zu Regensburg. 
\ (Hiezu Beiblatt Nr. 6.) 


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WIE 


= re , am * ee 


li ig, Origiar = Adkanatagem de 


a germanice "et helvelicie ; von Hofräch. Dr. 
"Röch in Erlangen. 


'Wergl. Flora 1887, P IE 


tel. 


Indem ich. durch mancherlei Abholtungen, m na- 
mentlich durch ein’ langes'’Unwohlseyn verhindert, 
. jetzt erst wieder ‚anfange; Beubachtungen über deut- 
sche Pflanzen und Verbesgerasgpni und Amsätze ‚za 
meiner. Synopsis für. diese sehr geschätzte Zeitschrift 
niederzuschreiben, sehe ich:-wieh' veranlasst, ‚mit 
einer gemeisen: und! schon ‚seit Jahrhunderten als 
ein.Hauptwiitel dies Arzuzeischatzes bekannten Pflanze 
den. Anfang: zu: machen, von der man .wohl ‘kaum 
noch etwas Bemerkenswertbes sagen zy ‚künneg 
glauben möchte, ich meine mit Valeriana ‚officinahe. 
dn der Diagnose dieser ‚Pflauze, welche.ich in mei 
ner Synopsis gab, befindet sich eine Unrichtigkeit, 
ie: ich vorallem 'Andern verbessern mas Ich 
schrieb: dieser Pflanze eine. radix -fibresa zu, die 
siewirklich nicht hat, das heisst, ihre. Wuxgel treibt 
Aualänfer und gwar ganz gewöhnlich: und häufig, 

Flora 1840. 23. yA 


354 


während ich durch eine sehr ähnliche Ärt, welche 
deren in der That niemals hervorsprosst, veranlasst 
wurde, die Worzelläufer.: bei dieser Species als 
nicht vorhanden anzunehmen, eine Beobachtung, die 
ich erst in neuerer Zeit machte. _ 

Als sch die Gattung Väleriana tür die Synopsis 


ich eine Valeriana offieinalis‘ lebend . vor wir, die 
ich, vor ungefähr zwölf Jahren aus der Wildniss 
“in, den. botanischen Garten unter die offieinellen 
Pflanzen versetzte: Obgleich in einen ‚sehr‘ lockern 
Boden verpflanzt, hatte sie doch in dieser langen 
Zeit nicht die Spur eines Wurzelläufers getrieben. 

Die Stöcke wurden’ zertheilt und vermehrt, um hin- 
inglich Exemplare zu den Vorlesungen zu haben, 
blieben aber stets ihrer bisherigen Eigenschaft treu. 
So entstanden bei Valeriana offieinalis in meiner 
Synopsis die Worte ‚radice stolonibus nullis.” Mein 
verstorbener Mitarbeiter Mertens, welcher: die 
'Triandria bis zu Üyperus allein bearbeitet hatte, 
setzt:zwar in die Beschreibung der Valeriana offe- 
teinalis! ‚die Wurzel sprossend,” allein.ich dachte, 
Uns sey aus irgend einer unzuverlässigen Flora ge 
nommen und sey ein -Irrthum,;: weil das von. wir 
seit langen Jahren beobachtete Gewächs ‚davon 
Nichts zeigte. 

bt Von: Veleriana sambucifolia hatte: ich "einen 
®tock: Aus Schlesien:erhalten, der sich derch seine 
Ausäufer ungemein vermebete.. Dadarch entstanden 
iu'mieider: Synopsis. die Worte: bei Valeriana sam- 


355 


bueifolia „vadice stolonibus repente ,” worin die 
Pflanze auch bis jetzt konstant blieb. 

Ich glaubte nun, gestützt auf meine.bisherigen 
Beobachtungen, mit der benannten Species: vollkom- 
men im Reinen zu seyn, war es aber doch nur #0 
lange, bis mir Herr von Salis-Marschlins. aus 
der Schweiz ein getrocknetes Exemplar der: Vale. 
riena offieinalis schickte, welches einen deutlichen 
Wurzelläufer hatte. Das Exemplar. gehörte. zur Va- 
rietas angustifolia meiner Synopsis. Ungefähr. zu 
gleicher Zeit bemerkte Hr. Professor Theodor. 
Martius gelegentlich bei. einer ‚mündlichen Unter- 
baltung, dass die im bayrenthischen Oberlande vor- 
kommende: Valeriana. officinalis din weit kräftigeres 
Heilmittel darbiete, als:die in der hiesigen Gegend 
wachsende, ‚und: dass letztere wegen ihrer schwä- 
ehern Wirkung für: die Offiein nicht dienlich. sey. 

Beide Umstände. veranlassten mich, über diese 
gemeine Pflanze von Neuem ‚Beobachtungen: anzu. 
stellen, denn gar zu oft hatte ich schon die Erfah- 
rung gemacht, dass es:an:den gemeinsten Pflanzen 
doch auch noch etwas zu beobachten gibt. Ich 
bat. den Hrn. Professor Mäartius, mir von der 
Pflanze aus dem Bayreuther Gebirge. lebende. Exem- 
plare zu verschaffen, was derselbe auch mit freund- 
schaftlicher Bereitwilligkeit that. Diese Stöcke. lie- 
ferten nun sogleich im ersten Sommer eine Menge 
Wurzelläufer, liefen damit zusammen und bildeten 
‘einen grossen Rasen. Währenddem. hatte die Va- 
teriang . officinalis des Gartens ihre alte Weise bei- 

22% 


356 

behalten, and .auch ein Stock derselben, den ich 
auf dieselbe Rabatte:nicht weitvon .der Bayreuther 
Pflanze’ ‚setzen liess, zeigte in demselben Boden 
keine: ;Spun:eines..Wurzelläufers. Bemerken muss 
jeh 'mech!,.dass.’die.. letztere: vier. Wochen später 
kkühete und: dass an der ersternselionidie-Achenien 
wegflogen ‚als: die ‚letztere. ihre Blütbenknospen za 
öffnen anfing. Ich hatte also offenbar zwei Speaies 
vor mir, wovon die eine. ausser dem Mangel an 
Wureelläufern sieh durch: eine: weit spätere Blüthe- 
weit:auszeichnet, Dass diese letztere die. Paleriana 
ezaltala. Mikan bei Pohl, Fentamen florse bo&micae 
pi 41: wenigstens ‚die 'Valeriana altissima Hornem., 
Hort, bafıiiens:- voh 1. p. .950.: sey,: welches Citat 
ieh bei der Varietas: &.: meiner Synopsis anführte, 
war mir nun: noch gewisser geworden. Von V. 
offieinalis sagt nämlich Pohl, dass sie im Mai und 
Juni, und: von V. ezallata, dass::sie vom Juni bis 
August blühe, „Jun. Aug.” heisst es. bei: Pohl.) 
In. meiner Synopsis habe ich zwar unter die F, 
efficinalis var. =. eine :P.. altissima Mik.. gesetzt, 
was daher entsprang,: dass ich, dieses Synonym..aus 
Röm..et Sich ult.: Byst.ivegetab:: nahm , wa: Vol. J: 
pa 351.:Nru 12. inider; Arimerkaiig,; wahrscheinlich 
durch. einen Schreibfehler, der. Name Y. allissima 
statt V. ezaltata: steht;; weil ich. Pohl’s Flora :nicht 
vergleichen: konnte.:: Eyst. vor: Kurzem: erhielt, ich 
- diese. Flora : durch .die ıgefällige: Mitiheilung; meines 
Rı'$undes, :des Hrn. DisestorH appe, zur Benützung, 
und dadurch‘ bin. iüh..in.ded Stand: gesetzt, dieses 


5 La 
\ 


| 


\ 
j 


357 


lerthum: zu verbessern.. Es ist. nun in 'efeingr. Sy 
nopsid p. 337. hei V.‘sambucifalid das Synonym, Vi 
e‚vallala wegzustreichen, und. bei V; offieinalis var 
statt V. allissima Mikan zu setzen: YV,...exallata 
Mika, V. altissima Hornemann, . Diese. Hor Nr 
maun’sche V. altissima, die 'übrigeng jünger. ist 
als V, exaltata Mik,, gehört ‚ohne Zweifel. 'hieher, 
weil Hornemann..cHort.. reg... hafiens.inVol..®,. 
P:950.) sagt: differt a Vi offieinali prazter.notas fodiop- 
 tas_(die foliola ineiso-serrata etc.) caule magis sulcato 
et foliolis exterioribus decursivis; denique serjus floret. 

Um nun diesen hier oben angeführten. Beob: 
achtungen grössere Sicherheit zu geben, liess ich 
mir im Anfange des laufenden Monates Mai durch 
den Stösser der Martius’ schen Apotheke von drei 
Standörtern in der Nähe unserer. Stadt die, dort 
wildwachsende FValeriana in vielen Exemplaren 'her- 
beiholen. Aber, siehe da, der Kıfutersammler 
brachte mir lauter Stöcke mit -Wurzelläufere: und 
zugleich mit ‚gesägten: Blättchen, an .den Wurzel- 
blättern; die Exemplare hatten noch nieht in den 
Stengel. getrieben. Die Wurzelblätter waren’ denen 
‚der ewaltata ganz ähnlich, Ein Exemplar mit. ganz- 
xandigen oder nur hin und wieder mit einem schwa, 
chen Zähnchen besetztan.Blättehen, wie. die aır der 
‚Varietas minor, war. mir hier: noch’ ‚nicht vorge- 
kommen, desswegen glaubte ich, dass ale hier um 
die: Stadt wachsenden Ezemplare zn. #; ewallata 
gehörten, und darin lag der Grund ‚dass ich mich 
in der neuern Zeit um-die Wiürzeln: nicht weiter 


E43 


358 


omsah. Ich untersuchte nun noch einmal: meine 
Gartenexemplare der V. exaitala; allein sie hatten 
auch in diesem Frühling keine Spur eines Wurzel- 
 Iäufers getrieben. Die Wurgel war mit einer Menge 
von :Wärzetköpfen' besetzt, welche gerade in die 
Höhe gingen und dicht aneinander. schlossen; wäh- 
rend alle die mit Wurzelläafern versehenen Exem- 
plare, die mir der Kräutersammler gebracht hatte; 
nur einen einzigen Wurzelkopf und dann krie- 
chende Wurzelläufer zeigten. 

‘ Non kam ich in’ eine seltsame Verlegenheit, 
ich fing an zu zweifeln, ob die im Garten befind- 
lichen Exemplare auch wirkfich noch die seyen, 
welche’ ich vor etwa zwölf Jahren in den Garten 
gesetzt hatte. Endlich schwebte mir unter diesen 
Zweifeln eine dunkle Erinnerung vor, dass ich die 
im botanischen Garten kultivirte Valeriana im Nürn- 
berger Walde auf einer feuchten Vertiefung neben 
der Heerstrasse für den Garten mitgenommen hatte, 
Sogleich ging ‘ich in Begleitung eines Taglöhners 
dahin, fand eine grosse Menge von Exemplaren und 
grub davon mit grosser Behutsamkeit, damit kein 
Wurzeliäufer abbrechen 'möchte, dreissig aus. Bei 
der grossen Lockerheit des Bodens, der aus einem 
mit Föhrennadeln bedeckten Sande besteht, konnte 
man ohne Schwierigkeit die ganze Wurzel heraus- 
nehmen und sich deutlich überzeugen, dass kein 
‚einziges Exemplar einen Wurzelläufer hatte, es war 
davon keine Spur zu bemerken, ‘aber die grossen 
Exemplare hatten sämmtlich mehrere und viele ganz 


859 


grosse Wurzelköpfe von denen:sich die. äasserh nur 
so weit auswärts biegen, als: nöthwendig if, um 
sodann: gerade in die Höhe zu steigen, und sich 
dicht an die andern anzulegen. Diese. gänzliche 
verschiedene Art des Wachsthums, so wie die 
späte Blüthezeit bestimmen. wich‘; ‚die V, ewaltata 
für eine eigene gute.:Art anzusehen,‘ wenn ‚sich 
auch in den übrigen: Theilen der Pflanze keine 
deutlichen unterscheidenden Merkinale. finden -soll- 
tem. : Die drei. ähnlichen: Arten werden sich: deat- 
lich durch folgende Kennzeichen unterscheiden lassen. 

1. V. ewaltata, vadice multicauli stalonibuis 
destituta,, foliolis 7 — 11 jugis. 

2. V. officinalis, radice unieauli stolonifera, 
foliolis 7 — 11 jugis. 

3. V. sambucifolia, radice ‚anisauli stolonifera, 
foliolis 4 — 5 jugis. 

Die V. offieinalis zerfällt nun noch: weiter in 
die varietas major (var.. 8 media Koch Synops, 
p. 337. » und in die varietas aainor (var, Yy. angusüi- 
folia).,. welche letztere die ächte offieinelle Pflanze 
ist und desswegen auch den Namen V. officinalis 
behalten muss, wenn gleich die ältern und neuern 
Schriftsteller verschiedene Dinge darunter begriffen, 
und wenn sich auch bei fortgeseizten Beobachtun- 
gen ergeben sollte, dass die varietas mejor mit ihren 
-gezähnten Blätichen als eigene Art angesehen wer- 
den müsste. Ausser diesem Merkmial der Blättcheu 
findet sich noch ein anderes in der Wurzel, was 
mir jedoch ebenfalls nicht bedeutend genug scheint, 


860 


um darauf.eine eigene Species zu gründen, da der 
verschiedene Standort seit langen Jahren eine solche 
Verschiedenheit erzeugt haben: kann ,'.die endlich, 
wie: die: Atriplex .hertensis rubra zum erblichen 
Sehlag.: ‚geworden: .öst." dl ab mio milil nee 
‚Die Wurzel der: Y. :offieinulid mänor. bekicht. ‚in 
eiueni:sehr kurzen rundlichen Rhizom; : welches nach 


oben: jedesmal nur einen Stengel: treibt, übrigens 


aber so dicht mit: Würzelfasern bedeckt ist, dass 
man: von .demRhizome selbst‘ gar nichts sieht. Die 
Wurzeitäsern: sind:: an''ihrem- hintern, Theile dick, 
die dickern ander vor mir: liegenden . Pflanzen 
haben an ihrer Basis fünfMillimeter;' zwei und ein 
halbe Linie, im Durchmesser; sie verschmälern sich 
zwar allmäblig in ein feines Ende, haben aber 
durch ihre sehrbemerkliche Dieke am hintern’Ende 
ein fast rübenförmiges Ansehen, ungefähr das "An: 
sehen: der Wurzel eines ganz. jungen Daucus Carola 
salirus. Zwischen diesen. Wurzelfasern::und.dielit 
über denselben an dem untersten. Theile des Sten- 
gels treten kürzere oder längere Wurzelläufer her- 
vor, von der: Dicke einer:starken Queckenwurzel, 


welche gegliedert, 'aa ihren; Gliedern ebenfalls mit 


einigen W.urzelfasern::'besetät- sind, und an ihrem 
Ende: einen dicklichen Knoten :bilden, “der .mit den 
Scheiden :der..Blätter. umgeben: ist, und an dessen 


Basis sich die ‚Wurzeln: :bilden, wie am: Mütter- 


Thizom. : Im inächsteu Herbste; stirbt der Wunzel- 
iKefer ab; seinEnde: aberibildet jetzt ein rundliches 
mit den.;dicken Fasern. dicht. :bedeektes; nur anfäng- 


! 


361. 


lich kleineres Rhizom, 'als das der Matter ist; und 
stellt nun einen gesonderten Stock dar. Re 

Die YV. officinalis ‚major hat dünnere Wurzel- 
fasern, die dickern derselben haben nur. drei Milli- 
meter im Durchmesser, sie nehmen desswegen nicht 
die ganze Oberfläche des Rhizomes ‚ein, man kann 
die Oberfläche desselben zwischen den Fasern söhen; 
und: weil sie: dünner sind, so haben :sie.ein mehr 
fädliches und :kein:'sölch rübenförmiges Ansehen, 
Die: Worzelläufer ' hatten. bei. dem Ausgraben im 
Anfang des Maies noch ‚keine Wurzelfasern an- 
‚gesetzf. 

Die V. sambucifolia hat ein längliches, wie- 
wohl. auch kurzes. Rhizom. Die Wurzelfasera sind 
lang ‘und: dünner. als.an V. offieinalis major, und 
von der Basis an. mit: feinen . Fäsercheir :besetzt. 
Bei den vorhergehenden sind die stärkern: auf eine 
ziemliche Strecke davon entblösst. . Die Würzel- 
läufer verdicken sich an ihrer Spitze und. treiben 
bald: Wunrzelfaserh daselbst. - 

..Die Woürzelfasern ‘der etaltata sind sehr 1 lang 

‚nnd mit: sehr vielen Seitenfäserchen besetzt. Die 
Wurzelköpfe habe ich oben beschrieben. 


Die Drosera obovala , .P: 2. "meiner Synopsis, j 
habe ich, nachdem ich. ‚eine ‚grössere Anzahl, von 
Exemplaren, aus Tyrol erhielt, als varietas. unter 
Drosera longifalia gestellt. Gleicher Ansicht ist 
Hr. ‚Prof. Hor nschuch in brieflichen "Mittheilun- 
gen "und Hr. Prof. Fries. Man ver gl. Literatur- 
_ berichte dieses Jahrganges p- 19. 


303 


- : Bien. merkwürdigen ‚Beitrag zur Geschichte 
der Arenaria sazatilis ‚liefert ein Exemplar der Are- 
siaris graminifolia' Schrader, (A. flifelia M.. Bie- 
bersi,); welches Hr. Apotheker Buek in Frankfurt 
an der Oder besitzt und: welches. im Jahre 1776 
im botanischen Garten zu Upsal' aufgelegt: wurde; 
wo die Pflanze damals den Namen Arenarie:saza- 
tilis trug. Darauf passt ‚nun :auch die Disgriese 
von Linne und Guettard in den Species plan- 
tarum, die übrigen Synonyme sind aber wohl alle 
wegzustreichen. .. . n 

Die Potentilla hybrida Wallyoth Sched. erit. 
p- 247.; Koch Synops. p. 833. ist eine schon früher 
beschriebene und abgebildete Pflanze. In der zwei- 
ten Centurie der von F. W. Schultz herausge- 
gebenen Flora Gallize et Germanis exsiccata, die 
ausserdem noch viel Interssantes, und was haupt- 
sächlich zu loben ist, in vollständigen Exemplaren 
enthält, liegt unter Nro. 25. diese Pflanze als Po- 
tentilla splendens Ramond bei DeCandolle Fl. 
frane. 4. pP. :467., P. alba ß. splendens Seringe 
DeCand. 172, und bei DeCand. im Prodrom: 
vol. 2. p.:584., von Durieu. de Maisonneuve 
in der Gegend von Segonzae in der Provinz Peri- 
gord im südwestlichen Frankreich gesammelt, und 
in der That passt daranf ganz genau, was De- 
Candolle von dieser Pflanze a. a. O. sagt, na- 
mentlich, dass die Blätter aus 3 bis 4, seltner aus 
3 Blättchen zusammengesetzt sind. Die Abbildung 
in Vaillant Bot! paris. t. 10. F. 1. zeigt lauter 


503 


dreizählige Blätter, ‚gehört aber dovh wohl hieher, 
Die Zähne: der Blättetien sind: bald mehr abstehend, 
‚wie in der :Vaillantischen Abbildung und an 
mehreren Exemplaren von dem: Steiger bei: Erfurt; 
bald sind sie auch mehr eingedrückt, in welchem 
Fall die Pflanze nahe an Poatentilla alba hinzutritt, 
von welcher sie.sich :sodarm hauptsächlich durch 
die weit abstehende Behaarung unterscheidet. Durch’ 
die Getilligkeit "der Herren Apotheker ‚Oswald 
und Stumme erhielt ich die Pflanze lebend aus. 
der Gegend von Erfurt; sie gedieh sehr gut und 
blühet im Herbste und im kalterHause den: ganzen 
Winter hindurch. Aus den Samen aber habe ich 
die Pflanze noch nicht gezogen, "die wegen ihrer 
mein Verbreitung wohl schwerlich ein Bastard 
‚ denn Bastarde sind immer einzelne Erschei- 
mungen \ 
: (Schluss folgt.) 


I. Reise-Bericht. 


Uebersicht botanischer Excursionen , die P. ‚Wierzbicki 
im Jahre 1839 zu Orawiezä und in den umliegenden Gegen- 
den zu. machen Gelegenheit hatte. 

Auf meinem ersten hotanischen Gange den 30. 
März von Orawieza gegen das 3 Stunden entfernte 
Fitiale Bergwerk Csiklova, wo sich ein schöner 
“Weg mehrmalen über einen Berg und einen an- 
muthigen- lichten Wald hinbiegt, fand ich in der 
Blüthe: Primula acaulis, Anemone nemorosa, Scilla 
bifolia, Galanthus nivalis und Gagea Intea; an den 
Zäunen Cornus mascula, Viola odorata flore ceruleo 


364 
et albo, Asarum europiaum, Anemone ränunculoides, 
Lathraa Syquamarta. au! der Wurzel .einies Nussbau- 
mes, Pulmonaria anguslifolia; an lichten Waldplä- 
tzen; sowie auch in alten Holzsehlägen: Helleborus 
odorus und Erythronium Dens Conis, beide Pflanzen 
kommen’ in hiesiger Gegend häufig vor, letztere 
wechselt 'mit weissen und blassrothen Blunien, sehr 
schmalen und breiten Blättern. ih 

17. April. Auf sonnigen Hügeln bei Orawieza: 
Gagea: ptatensis, Pulsalilla ‘vulgaris in Menge. 
van 20 Apkilz «Am Fusse der: Berges Simion bei 
Esiklova: '.Daphne Mezereum, Ranüneulus: aurico: 
mis, Galanthus nivalis, Hepatica triloba,  Posentilla 
stellulata, Pulmenaria officinalis, Erythronicum Dens 
Canis, Helleborus odorus, Doronicum orientale. In 
Gärten blühte Narcissus Psewdonareissus. u 

26. April. Begannen Aprikosen, Kirschen und 
Pfirsichbäume zu blühen; in Wäldern Fritilaria 
montana. 

29. April. Am Fusse des Berges Simion beim 
Kalkofen in Csiklova: Crocus reticulatus mit ver- 


kümmerter Blume, Alyssum edentulum, Viola hirta, 


Viola 'sylvalica, Polygals. amara, Draba verna, ÜCe- 


rastium semidecandrum, Primula. veris, Glechoma 


hirsuta, Helleborus odorus hat bereits abgeblüht. 7 
3. Mai Bei Majdan' auf dem Skofajna-Felsen 
wid ‚dem benachbarten. Gross-Tilfa-Berge :.- Fritille- 


r 


oe 


wta montana, Draba lasiocarpa, Potentilla chrysan-' 


tha,‚Potentilla siellulata, Viola hirta, V. albiflora, 
Euphorbia- epithymoides, Pyrus communis :ß. syt- 


365 


vestris, ‚Ranunculus: ‚aufieomus, : (lechema kirsuta, 
Myosotis sylvatica, Sesleria tenwifolia, Carew: clan 
destina, Carer: verna,: Ü. rkynchocarpa, C.. Oeders, 
Quercus aurea, Orobus vernus, Ajuga reptans, :Arabis 
Turrita, Melica uniflora, Sazifraga Aizoon, 

:5. Mai. AmBerge Simion bei Orawieza: Viola 
‚mirabilis, Tussilago alba,’ Üorydalis bulbosa mit weis- 
sem, .gelbweissen, röthlichen und purpurrothen. Bin- 
men ‚..‚Corydalis: digitata, diese unterliegt. weniger 
‚den ‚Farbenveränderungen, Dentaria glandulosa in 
Menge, Ranunculus flabellifoius Heuffl. zwischen 
Ranuneulus auricomus und Aneimone ranunculoides 
nicht selten, Anemone nemorosa var. hirsuta, Care 
wonlana in zwei Varietäten mit braunrothen und 
gelblichen Aehrchen, €, montana spadicea et fla- 
vescens mihi, Carex Oederi, 'Ornithogalum.sulfureum, 
Isopyrum . thalictroides : var. "pubescens, Euphorbia 
‚ambigua var. calyce pubescente, Adoxa moschatel- 
lina, Paris 4-folia, die auch mit.5. und 6 Blät- 
tern ändert. . 

22. Mai. . Ebenfalls. am: Berge Sinien: : Arema- 
ia. -agrimonioides, Cralegus monogyna, Craleyus 
torminalis, Staphyllea pinnalta, Lychnis nemoralis 
‚Heuffl., Fragaria. vesca var. crenatipetala, Geranium 
pheum var. fuscum, Orchis mascula, Orchis pallens, 

Orobus levigatus, Orobus vernus var. latifokius mihi, 
j ‚weichhaarig mit breiteren Blättern, Dentaria bulbi- 
fera var. leucantha mihi, auffallend. häufig, -Scopolia 
alropoides, Asperula taurina, Aspleniuiswiride, Sca- 
lopendrium offrinarum in Menge. 


866 
v3 Juni. - "Am. Werschetzer Gebirge 3 Statio- 


‚nen: weit von Orawieza, fand ich blühend zwischen 
‚den Stationen gegen Kalvarienberg: Ackölea erith- 
snifolia ‚als, die gemeinste. Pflanze, Anchusa Barre- 


: lieri, Euphorbia salicifolia ß. angustifolia Rochl., 


‚Linäria linifolia, Thalietrum galioides, Rosa gallica, 
-Sedum. hispanieum, Achillea lanala, Ligustrum vul- 
gare.: Aın Kalvarienberge selbst: Avena compresses 
'Heuffl.. und. Holosteum Heujffelii. Beide bereits ab- 
;geblüht. . Unter den Schlossroinen, wo noch .ein 
aualter römischer @bseryationsthurm am ersten Berge 
:steh£, blühete:. Jris rariegata, Arenaria verna, Thy- 
"mus lanuyinasus, Acinosvulgaris, Trifolium. alpesise, 
‚Verbaseum sphiericeum, Orobus venelus, Asperula 
fetida,:Cynoglossum sylvalicum, Silene nemoralis, 
Siilene livida, Genisla ovuta, die Genista procumbens, 
80 wie Ranunculus illyricus hat dieses Jabr keine 
Blunen getragen. Im Verlaufe des Gebirgszuges 
fand ich ferner: Ruscus aculeatus, Geranium di- 
varicalum, Geranium pheum, Helleborus. odorus 
‚mit Früchten, Veronica austriaca, T’halictrum me- 
dium, Tragopogon majus, Milium effusum, Bromis 
asper , Cherophylium nemorosum, Smyrnium perfo-. 
‘Kalum, beide letzteren Pflanzen verblüht zahllos in ' 
‚allen Wäldern. — Die Waldungen bei Werschetz 
‚bestehen aus nachstehendem Gehölze: Tilia alba, 
-Acer campesire, Fagus sylvatica, Fraxinus Ornus, 
Prarinus excelsior, GCarpinus Betulus, Acer. plaia- 
-wälles, Acer Pseudoplatanus, Acer tataricum, Prunus 
Cerasus, Prunus avium, Staphyllea pinnata,. Prunus 


367 


Mahaleb, Cornus maseula,. Cornus:sanguinea,:Rham- 

nus Franyula, Rhamnus cathartica, Corylus Avel- 
luna, Berberis vulgaris, Evnonymus rerrucosus und 
nur hie und da einzeln stehendem Quercus austriaca, 
noch seltener 0. Robur. 

‚38 Juni. Bei Cziklova, auf dem Berge 
Burlovan oder der. sogenannten Holzrolle: Sor- 
bus Aria, Cralegus. torminalis, Mespilus Cotonea- 
ster b.) arborescens,“Tilia: albu, Tilia corallina, 
Tilie.grandiflora, : Acer Pseudoplatanus, Acer plala- 
noides, Quercus aurea, Fraxinus Ornus, Carpinus 
orientalis, Ulmus effusa, Evonymus: latifolius, Pru- 
nus Mahaled, Chrysanthemum monlanum, Lactuca 
‚perennis b.) banatica, Sazifraga Aizoon b.) minor, 
Galium nemorosum, Pedicularis lutea, Carex teta- 
'nica, Sesleria tenuifolin, Bromus asper, Cineraria 
papposa, Ranunculus Villarsi, Helianthemum vul- 
gare b., discolor, Campanula diraricala, Centaurea 
atropurpurea, Rosa alpina, Dianthus petraus, Thy- 
‚mus humifüusus, Polygala comosa u. a. m. 

26. Junf. . Auf den Sandhügeln bei Grebenaez . 
-in.der Banater Militärgränze und dem daselbst 14 
-Stunden entfernten Praedium Suschara. Schon am 
Wege von Jessenova nach Grebenacz findet man 
überall als Wegpflanzen Cannabis sativa mit Urtica 
dioica und ‚Anchusa ochroleuca häufig wachsen. In 
Grebenacz selbst, ausser dem kultivirten Pinus Pi- 
naster-Wäldchen nichts, was einer besonderen Auf- 
:merksamkeit würdig wäre; dagegen in dem Predio 
Suschara, wo Pinus canadensis zu ‚Millionen als 
Sandbindungs- Hauptgegenstand in. Plantagegärten 
. kultivirt wird, ist ein wahrhaft klassischer botani- 
scher Boden; hier wächst das Bunium. virescens 


368 


- s 


«Selinum Rochelii Heuffl), Peonis banatica und 
tenuifelia, Anchusa ochroleuca, floribug flavescenti- 
bus et lilacinis, Anchusa leptophylia , Anchusa ita- 
'ficd, Dictamnus albus, Thalictrum aguilegifotium, 


angustifolium, galioides et flavum, Siler ‚aquilegifo- 


lium, Centaurea atropurpurea, Keleria daciyloides, 
Salvia sylvestris b.) obtusifolie, Veronica austriaca, 
Poljgala vulgaris b.) elongata, Thesium elegans auf 
‘ Hügeln zwischen der zahllosen Oonvalarie :majalis, 
Astragalus dasyanthus, Gypsopkila paniculata, ‚Li- 
num hirsutum b.) nudifolium, Orchis conopsea,. Sy- 
_Tenia angustifolia, Linum flavrum, Prunella grandi- 
fora‘mit ausnehmend grossen Blumen und 1— 1} 
:Schuh hohem. Stengel; Lilium Martagon, Echinops 
Ritro, Alyssum rostratum, Euphorbia nicwensis, vir- 
gata, Gerardiana, Esula und solstitialis, Asper ula 
eynanchica b.) pubescens, Sedum glaucum, "Tragd- 
'pögon floccosus,. Verbascum : Lychnilis a.) vulgare 
Rochl, Salvia verbenaca, Mattia umbellata a.) an- 
gustifalia etb.) latifolia, Hedysarum arenarium u.a.m. 
Das meiste Gehülz besteht aus der bier kultivirten 
Populus canadersis, weniger aus Populus italica, 
alba, nigra und tremula, welches bier zur Sandbin- 
dung verwendet wird. Ursprüngliche Waldparthien 


auf den Sandhügeln sind gebildet aus: Juniperus , 


communis von ausgezeichneter Grösse, Populus ca- 
nescens, Tilia alba, Tilia pial yphylla, Fraxinus Or- 
nus, Cornus mascula, Cornus sanguinea, Viburnum 
Opulus, Viburnum ‚Lantana, Acer campesire, Acer 
'tataricum, Betula alba, Vitis vinifera, Alnus gluti- 
'nosa, Berber is vulgaris, Crategus monoyyna, Rham- 
'nus tinctoria, Rhamnus cathartica, Quercus austriaca 
und Quercus conferta Kit., Lonicera Aylosteum, Cy: 
tisus biflorus, Cylisus austriacus, Cytisus nigricans, 
‘Oolutea arborescens, Rhus Colinus b.) arenarie und 
“Ahf lichten Wiesenstellen Amygdalus nana in zahl- 
‚oben ‚Exemplaren. 
(Schluss folgt. J. 


no (Hieru: Intellbi. Nr.: 2 


Beiblätter 
Flora. 
1840. 


Erster Band. ‘ 


Botanische Ergebnisse einer Reise nach Sene- 
gambien und den Inseln des grünen Vor- 
gebürges; von Samuel Brunner, Med. Dr. 
in Bern. 


Vorerinnerung. 

Indem ich hier. das Ergebniss meiner im Jahre 
1838 nach Senegambien und den Inseln des grünen 
Vorgebürges unternommenen Reise dem botanischen 
Publicum vorlege, nebst einigen daraus gefolgerten 
Betrachtungen über die geographische Verbreitung 
jener Flor, glaube ich zum Voraus in Erinnerung 
bringen zu sollen, dass der beschränkte Raum dieser 
Blätter keine ausführliche critische Synonymie und 
Erörterung von Familien, Geschlechtern und Arten 
nach dem Beyspiele ven Robert Brown's klas- 
sischer Abhandlung. über die Congoexpedition ge- 
stattete und auch der beschränkte Zeitraum einer 
bloss trockenen Jahreszeit, welchen für diesmal mir 
in jenen Gegenden zu verweilen vergöant war, mich 

Beiblätt. z. Fl. 1840. Bd. I. 1 


2 


lange nicht in Besitz aller dortigen vegetabilischeir 


Schätze brachte. Auch werde ich nächst Schilderung 
der in Beschreibungen insgemein vernachlässigten 
Organe der Vegetation die geographische Seite vor- 
züglich berücksichtigen, weniger dagegen die phy- 
siognomische der hiedurch charakterisirten Land- 
schaft, als für welche die Leser auf meine fast 
gleichzeitig erscheinende: Reise nach Senegambien 
und den Inseln des grünen Vorgebürges, Bern 1840 
in Commission der Haller'schen Buchdruckerey ver- 
‘wiesen werden, ‘welcher Arbeit, als letzter Ab- 
‘schnitt, eine vollständige Anleitung für künftige 
naturhistorische Reisende in jene Gegenden heige- 
“ geben ist. 

Der physikalisch - medizinische Theil meiner 
Wahrnehmungen endlich wird aufgezeichnet er- 
scheinen in den schweizerischen Annalen der Heil- 
kunde, herausgegeben durch Professor Dr. von 
Pommer in Zürich Sten Bandes 2tem Hefte, und 
so das Ganze in seinem Werth und Unwertb ab. 
geschlossen. 

- Dass die alphabetische (wiewohl etwas triviale) 
Anordnung befolgt wurde, geschah: einerseits in 
Berücksichtigung der vielen Lücken, welche, ’beym 
gegenwärtigen Zustande der "Wissenschaft,' eine 
solche partielle Flora - Bearbeitung nothweildig der- 
‚bieten müsste; anderer Seits in der Ueberzeugung, 


‘äass manchem Leser vielleicht mehr damit ‚gedient. 


sey, über irgend eine ihn besonders gerade interes- 


’ 3 


sirende Pflanze nachzusehen, was aueh mir in deren 
Beziehung auffiel. 

Die so seltene Gelegenheit, exotische Gewächse 
aus den im Lande selbst gesammelten Saamen unter 
seinen Augen aufkeimen zu sehen, glaubte ich eben- 
‚falls nicht unbenutzt vorübergehen lassen zu sollen, 
meiner Arbeit desto grösseres- Interesse bey’m Bo- 
taniker sowohl als Eultivatoren zu verschaffen. 

Jedenfalls blieb in allen und jeden. Beziehun- 
gen Poösie aus dem Spiele und Täuschung, soweit 
‚als es menschlicher Kurzsichtigkeit möglich war. 


1. Abrus precatorius. Familie der Leguminosen. 
Zunft der Wicken. Linnes XVII. Classe. 

Dieses bekannte rankende indische Gewächs 
‚fand ich im Thal von Orgaö auf der Insel St. Yago 
„an Hecken von Psidium pyriferum, Anona sgqguamosa 
‚und A. senegalensis emporrankend in Frucht. Wächst 
‚auf den Antillen und in Ostindien. 

'2. Acucia Adansonii Lepr. et Perr. flor. Sene- 
"galensis Vol. 1. 

Diesen beiden Naturforschern gehört das Ver- 
dienst, im unendlichen Wirrwarr in den Gummi- 
bäumen Senegambiens aufgeräumt zu haben. Hie- 
durch kam eine schon von Adanson in der alten 
Eneyclopedie beschriebene, aber seither in Verges- 
‚senheit gerathene,, oder vielmehr mit Acacia vera 
. Willd. (nilotica Desf.) verwechselte Art wieder 
sam Vorschein, welche sich schon durch ihre Frucht- 


ı1* 


4 2 


hülse von jener hinreichend unterscheidet, indem 
‚sie weit weniger deutlich gegliedert (moniliformis) 
auch nicht glatt, sondern mit einem ganz feinen 
filzigen Anfluge überzogen ist. Die Pflanze, welche 
ich im Lande selbst, dessen innere Gegenden sie be- 
wohnt, nicht zu sehen bekam, liefert wie die ni- 
lotica auch rothen Gummi, überdies aber enthalten 
die Hülsen viel Gallussäure, weshalb sie von den 
Negern unter dem Namen Neb Neb zum Gerben 
der Häute benutzt wird, und einen Handelsartikel 
des Landes ausmacht. Wie es scheint,, sitzt die 
meiste Gerbsubstanz in der Rinde der Hülse. 

Die jungen aus mitgebrachten Saamen aufge- 
gangenen Pflanzen haben ein graulichtes Blatt, mit 
zu zwei an ihrem Ursprunge sitzenden krummen 
Dornen begleitet, sehen übrigens ihren Geschlechts- 
verwandten sehr ähnlich. Im Verlaufe eines Som- 
mers erreichten sie ohngefähr die Höhe eines Fusses. 
Diese Pflanze ist Senegambien bis jetzt eigenthümlich. 
:3. Acacia albida Delile. 
nannte Willdenow A. Senegal, denn es scheint 
nunmehr ausgemacht, dass beide Arten ein und 
dasselbe Gewächs seyen. Diese Art liefert keinen 
Gummi, bildet aber wohl die grössten Stämme, 
welche unsern Eichen öfters nichts nachgeben und 
mit ihren dunkelgrünen breiten Schirmkronen von 
weissen Aesten durchzogen, woraus entweder gold- 
"gäbe wohlriechende Blumensträusse oder krumme 
markige Hülsen von gleicher Farbe und etwa 4 Zoll 


3 


Länge auf 1 Breite hervorschimmern, in der Land- 
schaft eine herrliche Wirkung thun. Die ansehn- 
lichsten Stämme sah ich zwischen N’Bow und Gan- 
diol, wie auch auf der Insel St. Yago, wo sich 
der Baum bis weit am Gekürge hinan erstreckt. 


Die glänzenden Saamen sind in ein mehliges, 
anfangs süsslich nachher bitteres Mark eingeschlossen, 
gehen leicht auf, haben aber bis jetzt schmächtige 
Bäumchen. geliefert. Wächst auch in Überägypten. 
und vermuthlich durch’s ganze innere Afrika. 


4. Acacia Farnesiana. 

Diese allbekannte Art sah ich zu St. Lauis 
in — Privatgärten gebaut, wo sie im Januar und 
Februar blüht, und einen dem rothen Gummi älın- 
lichen Saft auschwitzen lässt. Auf Bonavista sah 
ich sie in Frucht und wahrscheinlich gleichfalls an- 
: gebaut; auf St. Yago sowohl in den Gebüschen 
hiuter Praya, als, vermuthblich wild, in den Wäl. 
dern des Val San Domingo. Die Blume tiecht 
äusserst lieblich und soll,. getrocknet, die Schaben 
von den Kleidern abhalten, das Holz dagegen ver- 
breitet den abscheulichen knoblauchühnlichen Geruch 
der Pieris Plumieri. 


5. Acacia latisiligua 

sah ich cultivirt im Garten des Gouverneurs zu 
St. Louis; da es ein fremdes Ziergewächs ist, so 
will ich nicht länger dabei verweilen. Stammt aus 
Südamerika. 


6 


6. Acacia Lebbeck 
steht eultivirt im nämlichen Garten als ein grosser 
Baum, den ich im Januar mit seinen breiten glän- 
zend-gelben rasselnden Bohnen besetzt fand. Zu 
. Albreda an der Gambia soll: er wild wachsen, 
welches mir um so wahrscheinlicher vorkömmt, da 
er ein oberägyptisches Gewächs ist, obwohl. es 
auch in Ostindien vorkömmt. 
Die Saamen gehen leicht auf. 
7. Acacia Vereck Lepr. et Perr. 
Auch diese bisher gänzlich vernachlässigte Aca- 
cienart wurde von den Herausgebern der Flora Sene- 
galensis zuerst beschrieben und auf einer Tafel 
abgebildet, welche allen Anforderungen genügen 
dürfte. Dieser Baum ist der eigentliche von den 
Eingebornen Vereck oder Verack genannte Weiss- 
gummi-Baum ; er wächst zugleich mit Ac. nilotica 
und Adansonii an der südlichen Gränze der grossen 
' Sahara, in ganzen Wäldern. Wie hoch er sich 
dort erhebt, ist mir nicht bekannt; auf Sör gegen- 
über St. Louis, einer der Inseln des Senegalflusses, 
fand ich ihn am ten Januar. als etwa 10 Fuss 
hohen Busch in voller Blüthe, und zugleich mit 
zahlreichen reifen und unreifen Hülsen besetzt. Die 
Blumen sehen blassgelb aus, die Dornen sind zahl- 
los und unsäglich scharf, die Blätter fallen leicht 
ab. und haben ein graulichtes Ansehen, die Rinde 
dea Stammes. ist glatt, das Holz sehr fest, fein und 
gelblicht. Sein Gummi ist von allen Sorten das 


7 


geschätzteste. Diese Art ist Senegämbien,, wie es 
scheint, eigenthümlich. 

Von welcher Art das neulich erst in den Han-_ 
del gekommene Galamgummi herrühre, welches sich 
durch eine glasartige Brüchigkeit und graulichte 
Farbe auszeichnet, lasse ich hier unentschieden. 
$. Achras Sapota. Sapotill- Birn- Baum. 

Dieses ursprünglich westindische Gewächs wird 
auf St. Louis, zu Khann am grünen Vorgebürg, 
vorzüglich aber auf der Insel S:. Yago gebaut, 
nicht bloss seines hübschen Ansehens, sondern haupt- 
sächlich seiner trefflich schmackhaften Früchte wegen. 
Die gipfelständigen Blumen sah ich nicht, wohl 
aber sah und kostete ich die darauf folgenden um- 
gekehrt eyförmig-rundlichen oben etwas eingedrückten 
Früchte, welche ich bloss deshalb Birnen nenne, . 
weil sie in Farbe, Gestalt, Grösse und (wiewohl 
feinerem) Geschmack viele Aehnlichkeit mit unserer 
sogenannten runden Eyerbirne besitzen. In .der 
Mitte des saftigen Fleisches sitzen 4 — 5 ziem- 
lich grosse dunkelbraune flache Kerne, ähnlich denen 
einer Birne oder eines Apfels. Gärtners Ab- 
bildung auf Tafel 104 scheint mir rücksichtlich 
der äussern Gestalt der Frucht nicht ganz gelungen. 
9. Achyranthes aspera (var. obtusifolia Sieber) 
fand ich auf der Insel Sör wie auch später auf 
- St. Yage im Thal San Domingo. Der‘ untere 
' Theil des Stämmchens wird mit der Zeit holzig, 
und das Gewächs bildet, wie fast alle perennirenden 


8 


tropischen Pflanzen, einen 'kleinen Strauch. Diese 
“ Pflanze hat Senegambien mit Oberägypten und 
beyden Indien gemein. 

10. Adansonia digitata. 

Dieser elassische Riese des Pflanzenreiches ge- 
hört in ganz Senegambien zu den allergewöhnlichsten 
Erscheinungen. In meiner Reisebeschreibung *) habe 
ich bereits einiges über dieses sonderbare Gewächs 
angeführt, was ich, zu Vermeidung von Wieder- 
holung, nachzusehen bitte. Was mir aber seither 
an demselben auffiel, ist wohl nicht weniger be- 
achtenswerth., Von verschiedenen auf dem Markte 
zu St. Louis gekauften Früchten dieser Art warf 
ich die Saamen zusammen und da ergaben sich denn 
bey'm Anbauen derselben sehr auffallende Verschie- 
denheiten, sowohl rücksichtlich des Zeitpunkts des 
Keimens (indem ein Kern kaum 2 Wochen nach 
dem Einpflanzen hervorkam, aber bis im Spätjahre 
immerfort frische Nachzügler erschienen), der bald 
finsteren bald helleren Farbe der Blätter, der mehr 
oder weniger gezahnten oder abgerundeten Gestalt, 
als endlich der höchst abweichenden Entwicklung 
des Laubes, indem an der: zuerst erscheinenden 
grauesten Pflanze nur erst das 11te Blatt zweilappig 
und das darauf folgende 3fach war, an der 2ten von 
12 Blättern noch nicht ein einziges mehrfach sich 
gestaltete, die dritte aber schon das 2te Blatt doppelt, 


*) pag. 00 Anmerkung und pag. 204. 


. 9 


das 6te dreifach, das Ste 4fach und schon das Ye 
zur normalen 5 Zahl entwickelte. Diese Unterschiede, 
ohne gerade auf verschiedene unter einander ge- 
mischte Arten schliessen zu lassen, scheinen be- 
merkenswerth genug, um sie nicht zu übergehen, 
weil sie den Verdacht von Würkungen verschie- 
dener Standorte der Mutterpflanzen begründen. Das 
höchste Stämmehen erreichte im ersten. Sommer ein 
Wachsthum von 6 Zoll Par. Maass und am Fuss 
die Dicke eines Fingers mit einer breiten, das 
Rhizom bezeichnenden Wulst über der Erde. 

Die Blume kenne ich nicht, denn sie erscheint 
bloss erst bei herannahender Regenzeit. 

Die Adansonia wächst, wie schon bemerkt, durch 
ganz Senegambien, erstreckt sich längs der Küste 
von Guinea und findet sich in Congo wieder. Wie 
weit sie sich in’s Innere erstrecke lässt sich aus dem 
Umstande vermuthen, dass sie auch in Oberägypten 
vorkömmt. Ob die auf der Ostküste vorkommende 
Adansonia die nämliche Art sey, müssen spätere 
Berichte ausweisen. Auf St. Yago stehen ebenfalls 
einzelne Stämme. 

11. Aörva s. Aörua tomentosa Forsk. 

ist in Senegambien ziemlich häufig, wo sie auf 
trockenen sandigen Stellen vorkömmt. Auf der 
Insel Sör fand ich sie mit ganz linienförmigen, auf 
Sal dagegen mit ziemlich breiten Blättern, so dass 
man sie, da sie zugleich auch in allen 'Theilen 
grösser war, auf den ersten Aublick für eine andere 


10 


Art halten könnte. Wie weit verbreitet sie in war- 
men und heissen Erdstrichen sey, beweisen schon 
die verschiedenen Ortsnamen, welche ihr die ein- 
zelnen Schriftsteller gaben, nämlich aegyptiaca, 
persica und javaniea, und denen man mit dem 
gleichen Rechte. auch diejenigen von senegalensis 
und salis anhängen könnte. 

12. Ageratum conyzoides ® L. 

In dem verkümmerten Zustande, worinn sie 
längs den Strassen von St. Mary Bathurst an der 
Gawbia vorkam, ist es wohl erlaubt, der weltbe- 
kannten Pflanze dennoch ein Fragezeichen anzu- 
hängen, besonders wenn dasselbe auf eine der 4 
von Decandolle*) angeführten Spielarten bezogen 
werden sollte. Auch sie ist ein tropischer Cosmo- 
polit und in Süd-Amerika, Ostindien, Polynesien 
so gut wie in Westafrika zu Hause. 

13. Aloe vulgaris? 

Wenn ich diese Angabe in einigen Zweifel 
stelle, so rührt dieses daher, dass die Blüthenstengel, 
so viele ich auch deren einsammelte, im Trocknen 


auseinanderfielen und meine damalige Behausung . 


sowohl als Zeitarmuth schlechterdings nicht gestat- 
teten, eine Abbildung davon zu entwerfen, auch 
keine Stengel mit reifen Saamen vorhanden waren, 
ich mich folglich genöthigt sah, meine Pflanze aus 
‘dem blossen Gedächtnis mit den Beschreibungen 


D) Prodromus Vol, V, pag. 106: 


11. 


zu vergleichen, da denn diejenige von A. vulgaris 
zugleich rücksichtlich ihres ost- und westindischen 
(auch abyssinischen) Vorkommens und ihrer gold- 
gelben hängenden Blüthen am meisten damit über- 
einzukommen schien. 

14. Amaranthus spinosus. 

Dieses bekannte westindische Gewächs darf 
uns hier nicht lange aufhalten. Ich fand es an den 
Strassen von St. Mary Bathurst an der Gambia 
und in den Pflauzungen des Dr. Almeida auf 
Bonavista. Ob es von jenseits herübergekommen 
oder ursprünglich afrikanisch sey, mag ich nicht 
entscheiden. 

15. Anacardium occidentale. 

Ein eben so merkwürdiger als schöner Baum, 
welcher selbst in seinem eögentlichen westindischen 
Vaterlande selten mehr denn 20 Fuss Höhe erreicht, 
wächst sperrig und erfreut den Blick mehr durch 
seine glänzend grünen Blätter (welche, die wohl 
vierfache Grösse und etwas länglichtere Gestalt 
ausgenommen, völlig denjenigen unseres weltbe- 
kannten Rhus Cotinus ähnlich sind), durch die an 
den Spitzen der Zweige sitzenden purpurrothen 
Blüthen und, wnreifen sowohl als reifen, Früchten 
zugleich. Diese sind. von der Grösse und Gestalt 
einer kleinen Birne, jedoch ein ausnebmend. sonder- 
bares Beyspiel von essbarem Fruchtboden oder viel- 
mehr fleischigem sehr verdicktem Fruchtstiel, an 
dessen Spitze die etwa pflaumengrosse , nierenförmige, 


12 


schwarzgrüne Nuss in einer Vertiefung so fest ansitzt, 
dass man sie ordentlich ausbrechen muss. Ist die 
sogenannte Frucht noch grünlicht cd. h, unreif), so 
wirkt sie auf den Schlund sehr herb und einiger- 
maassen schmerzhaft würgend, wird daher von vielen 
Colonisten verschmäht; reif aber schmeckt sie irgend 
so angenehm und saftig als die feinste Erdbeere. 
Es giebt 2 Spielarten davon, eine gelbe und eine 
rothe, wovon ich jedoch letztere vorziehe. Der 
Kern, welcher von einer messerrückendicken, von 
scharfem ätherischen Oehle strotzenden Schale um- 
schlossen ist, hat einen sehr angenehmen, süss-man- 
delähnlichen Geschmack und wird deshalb häufig in 
europäische Seehäfen als Dessertspeise verführt. 

. Ost- und Westindien werden als Vaterland 
dieses Baumes angegeben; doch soll er auch wild 
an der mittleren Gambia vorkommen. Angebaut 
sah ich ihn im Baudin’schen Garten bei Khann 
am grünen Vorgebürg und in fast allen Privatgärten 
zu St. Mary Bathurst. 

16. Andropogon distachyos. 

Dieses im ganzen südlichen Europa sehr gemeine 
Gras habe ich zu meinem Erstaunen auf der Insel 
Sal wiedergefunden, wo es auf trockenen Stellen 
vorkömmt. Noch auffallender aber kam mir 
17. Andropogon hirtus 
am Ufer des afrikanischen Flusses Salam bey’m 
Negerdorfe Djonware (oder Jehnware?) unter die 
Hände, welches sonst ebenfalls im südlichen Europa 


13 


, 


und nördlichen Afrika wohnt, das ich aber nimmer 
zwischen den Wendecirkeln gesucht hätte, und auch 
geradezu für eine verschiedene Pflanze halten würde, 
sähen nicht meine Exemplare sowohl den in Italien 
gesammelten als allen Diagnosen aufs Haar gleich. 
18. Anona muricata. 

Dieser Baum wird in Senegambien seit der 
Einrichtung des nunmehr grösstentheils zerstörten 
Gartens von Richard Tol am mittleren Senegal 
angebaut, wo er, nach erhaltenen Berichten, eben 
so schmackhafte Früchte brachte als in seinem süd- 
amerikanischen Vaterlande. Die Frucht sieht einer 
sehr breiten fleischigen Hülse nicht unähnlich, und 
ist auf beiden Flächen mit vielen weichen Stacheln 
besetzt, die Blumen kenne ich nicht. Das Blatt 
hat eine länglichte Form, ein schönes Hellgrün und 
ist sowohl längs den Rippen als am kurzen Sti elö 
und den jungen Trieben mit einem rostfarbigen 
Filz überzogen. Im Treibkasten ging der Saame 
bald auf, die zusammengefalteten Cotyledonen ent- 
wickelten sich allmählich und am Ende des Sommers 
hatte das Bäumchen bereits 10 Zoll P. M. 

19. Anona reticulata, 

‘ein’ ansehnlicher Baum von der Stärke und der Ge- 
stalt unserer Aepfelbäume,, mit rothbrauner rissiger 
Rinde, länglicht lanzettfägnigen, glatten, stark-rippigen 
‚ Blättern und faustgrossen, mit einem vorragenden 
Adernetze überzogenen, rothbraunen Früchten. Die 
Bäume, an denen noch einzelne Früchte hingen, 


14 


traf ich im Anfange Junii ganz entbläftert an; -da- 
gegen war ihr Fuss vpn jungen theils Wurzel- 
schossen theils wirklichen von Saamen aufgegangenen 
Pilanzen umgeben. Ob der Baum in St. Yago ein- 
heimisch oder aus Südamerika herübergebracht sey, 
wusste mir niemand zu berichten, 
20. Anona senegalensis Juss. 

Lange bezweifelte man die Existenz dieser 


"Species, in dem Grade, dass sogar De Candolle 


sie noch im Jahr 1824 unter die Species non satis 
Dotae seines Prodromus *) aufnahm. Seither setzten 
aber Leprieur und Perrottet in ihrer Flora 
Senegalensis die Sache ausser. Zweifel, Ich selbst 
fand die Pflanze zwar in Senegambien nirgends, 
wohl aber in den Thälern von San Domingo & 
Orgaö von St. Yago de Cabo verde, wo sie die 
Zäune bilden -hilft und durch ihren in allen 'Thei- 
len*) zarten Bau keiner Vermuthung Raum giht, 
als dürfte sie sich jemals gar sehr über die Grösse 
eines mässigen Strauches erheben. Die Blätter, 


welche im Trocknen zum Erstaunen leicht abfallen, 


sind höchstens 2 Zoll lang, etwa 10 Linien breit, 
stumpf-elliptisch, ganzrandig, glatt, auf beiden Flächen 
besonders die untern blaugrün und die Blumen, 


‘wie bey den andern mir bekannten Arten, winkel- 


ständig und hängend. Viel Schönes ist am ganzen 


-#)/Yol. I. p. 86. 
e Ich nehme die mir unbekannten ‚Früchte aus. 


N . 15 


Strauche aber nicht, und seine Kenntniss für unsere 
‘Ziergärten kein grosser "Gewinn. 


21. Anona squamosa ” 

bildet grossentheils die Wälder der innern Thäler 
von St. Yago, hatte sich aber,’ als ich diese be- 
suchte, wie bey uns im Herbst die Waldbäume, 
“ grösstentheils entblättert, “daher -auch an meinen 
Exemplaren die mehr wie handlangen, verhältniss- 
mässig : aber schmalen, mit ‚starken. Ouerrippen durch- 
zogenen, "Slänzendgrünen, unten ebenfalls glatten, 
Blätter sich vom winklichten hellbraunen glatten 
"Zweige ablösten.*) An den Spitzen der Zweige 
sassen zwar noch zahlreiche Früchte, welche wie 
kleine hellblaue Pinienzapfen aussehen, waren aber 
‘von Würmern so durch und durch zerstochen, dass 
kein einziges gutes Saamenkorn ‚übrig blieb. Diese 
Frucht wird häufig eingemacht versendet. 


Alle Anonen *) haben ausserordentlich. schmack- 

hafte Früchte, deren er&me-ähnliches weisses Fleisch 
‚einen Beygeschmack von Zimmt besitzt, weshalb auch 
A. squamosa. von den Franzosen Pomme canelle 
genannt wird, dieweil sie A. muricata mit dem 
Namen. Corossal belegen. 


*) Wären diese gezähnt, so könnte ich den Baum, bia 
auf die Früchte und Blüthen, mit nichts besser als 

, unserm zahmen Kastanienbaum vergleichen. 
**) Den benannten kann ich als mir bekannt noch sericea 
et Cherimolia beizählen. 


‘ 


16 


Alle angeführten Arten (mit einziger Ausnahme 
von A. senegalensis) kommen auch in Westindien 
und Südamerika vor .und. ist gleich A. squamosa 
auf St. Yago gleichsam einheimisch , so halte ich 
‚diese Insel denn doch nicht für ursprüngliches 
Vaterland. un 
22. Anthistyria? 

So benenne ich ein vermuthlich in dieses Ge- 
‚schlecht gehörendes Gras, wovon ich aber, unge- 
achtet seiner grossen Menge, bloss ein Paar schlechte 
Exemplare mitten aus den verdorrten Halmen heraus- 
_ zufinden vermochte, nach welchen ich mir nicht 
. getraue die Art zu bestimmen. Der Standort ist 
das nördliche (rechte) Ufer des Salum-Flusses etwa 
'1%/, Stunden von seiner Mündung aufwärts, 

"23. Antichorus depressus DC., 

‚eine an der Erde ausgebreitete Tigneseirende kleine 
Pflanze mit rundlichen stark eingeschnittenen lang- 
gestielten Blättern, gelben, kurzgestielten; winkel- 
ständigen kleinen Blüthen, und krummen Corchorus- 
ähnlichen Schöten. Sie kommt an allen trockenen 
:Stellen von: Porto ‚Praya de San Yago wie auch 
im fernen Arabien vor,'"und hat, ausser diesem 
Umstande und dem, dass sie bis - jetzt der einzige 
Repräsentant ihres Geschlechtes ist, durchaus nichts 
‚Bemerkenswerthes. 

24. Arachis hypogaea. 

Nichts ist auf den senegambischen Märkten 
gemeiner al; diese, auch schon in Uhteritalien ange- 


17 
Beiblätter 1840. 1. Nre.2. 


baute übrigens längst bekannte Bohne, von den fran-- 
zösischen Colonisten Pistache de terre oder auch 
schlechtweg Pistache genannt. Die Blätter der afıi- 
kanischen sind glatt, sonst ist alles gleich. Die 
Saamen gehen, so -lange sie nieht ranzig sind, in: 
unsern Treibkästei;äber. nur: bei ankiältender Wär- 
me; ziemlich bald‘auf. In Sierra Leona wird, dem 
Vernehmen nach, aus den öhligten Saamen ein sehr 
feines, haltbares, wohlschmeckendes Oehl ausgepresst 
und häufig nach England versandt. 

25. Argemone mexicana. 

"Wer sollte diese alte Pflanze nicht kennen? 
Dass sie aber, sehr uneigentlich ‚mexicana heisst, 

beweiset nicht bloss ihr Vorkommen durch ganz 
Südamerika, sondern auch ihre Verbreitung über 
Senegambien. bis weit hinein nach Galam. Auf. 
Goren habe ich nur sie als wildwachsende Pflanze 
angetroffen. Auch anf den Inseln des grünen Vor- 
bürges kommt sie überall vor, Ihr zahlloser Saamen’ 
ist unstreitig der Hauptvehikel dieser ausgedehnten’ 
Verbreitung. 


26. Arundo isiaca Delille. 


Nichts ist längs den Ufern ‚des Senegals ge- 
meiner als dieses schöne Schilf, welches von den 
‚Negern zu Hütten, Zäunen, Streu für ihr Vieh u. 
s. w. benützt wird. Seine Beschreibung sche man 


“ Beiblätt. 1840. I. % 


18 


in Delille Flore XEgypte. Es blüht nur während 
der Herbstregen. = 
27, Asclepias gigantea. 

‚Obsehon ich, wegen mangelndem Exemplar der. 
einen, in Unterscheidung beider- das von R. Brown 
aufgestellte Geschlecht Calotropis bildenden. Arten 
nicht vollkommen deutlich in die Sache sehe, so 
glaube ich, nach einem aus Oberägypten stammen- 
den Sieber’schen Exemplar zu schliessen, es sey 
die unsrige Linne’s wahre gigantes oder Aiton’s 
gigantea, welche nur in Ostindien vorkömmt, und 
“ den Mudar oder eingedickten Saft.der Wurzel, lie- 
fert, welcher von ostindischen Aerzten gegen Aus- 
satz und andere hartnäckige Drüsenkrankheiten mit 
Nutzen angewendet werden soll,*) obschen wahr- 
scheinlich auch die afrikanische Art ähnliche Eigen- 
schaften besitzen dürfte. 

Nichts besticht im Anfange mehr, als die statt- 
lichen weissgrauen Blätter und prächtigen rosenro- 
then Blumendolden dieses Strauches, wovon ich, 
als grösstes Exemplar, mitten im Dorfe Gandiol aın 
Ausflüsse des Senegalstromes, einen 9 Zoll ‘im 
Durchmesser haltenden Stamm bemerkte. Auch die 
auf die Blumen folgenden faust-grossen blaugrünen 
fest kugelrunden und hloss beim Stielansatze etwas 


' *) Die Litteratur über diesen Gegenstand sche man 
‚nach in: Hasper’s Beschr, der Tropenlünder Band 
L pag. 425 — 28. . 


19 


eingedrückten, blasenartigen Fruchtbälge, welche 
unter einem dumpfen Knalle platzen, und einem 
"schneeweissen, seidenzarten Büschel von Saamen- 
flaum die Freiheit schenken, um, unter Begünsti- 
gung der zu jener Jahreszeit fast unaufhörlich we- 
henden Winde, die leichten®Körner weit herum zu 
‘verbreiten, fesseln die Aufmerksamkeit. Doch all- 
mählig wird man des 'steifen Aussehens dieser 
durch ganz -Senegambien und sümmtliche Inseln des 
grünen Vorgebürges bis zur Ermüdung vorkommen- 
den, fast immer auf Sandboden weisenden Pflanze 
so satt, dass man sie am Einde sogar verwünscht. 
Alle Theile führen einen milchweissen, mehr oder 


minder ätzenden Saft; vorzüglich sind die ihn füh- 


renden ansehnlichen Behälter im Umfange der starken 
Markröhre und zwischen Rinde und Splint bemerkbar. 
Die Saamen von Acl. gigant., wovon ich eine 
ensehnliche Portion mitbrachte, giengen im ersten 
Jahre auf und lieferten bis im Herbste 16 — 18 Zoll 
hohe Pflanzen, welche aber wohl erst im zweiten 
oder gar dritten Sommer blühen werden. Sie ist 
eine der schönsten Zierpflanzen für Treibhäuser, 
dürfte aber, vermöge ihres saftreichen Gewebes, 
ziemlich schwierig zu überwintern seyn. 
28. Asclepias? 
j Dahin rechne ich ein Paar 42/, Pariser Zoll 
lange und ®/, Zoll breite, in zwei gleiche Hälften 
zertheilte, walzenförmige , mit langgestielten Saamen- 
federn und pfriemförmigen Saamenkörnern angefüllte 
2% 


- 


D2 


hokige Fruchtbälge, offenbar einer mir zwar unbekann- 
ten aber unverkennbaren Asclepias, welche mein ge- 
fälliger Freund Chavanon von einer Exeursion am 
grünen Vorgebürge witbrachte. Die vielleicht nicht . 
vollkommen reifen Saamen. sind bis s jetzt noch nicht 
aufgegangen: 

29. Asclepias? oo 
Aehnliche Bewandtniss hat es s mit einigen weit klei- 
nern und völlig krautartigen Bälgen einer unzwei- 
felbaren. Asclepias,. welche ich bey’'m Hinunterstei- 
gen in’s Thal. von San Domingo auf St Yago an 
den Bäumen hinanrankend, jedoch ohne Blätter:noch 
Biumen fand,..und daher big auf weiteres künftigen 
Reisenden. ‘in ' jene Gegenden. zu empfeblen mich 
beschränken muss. 

30. Asparagas stipularis Forsk. ” 

Ich fand diese Pflanze ohne Blumen noch Früchte 
auf den Hügeln der Insel. Sol des grünen Vorge- 
bürges in einzelnen wenigen Exemplaren. Sonst 
wächst sie auch in Aegypten. 

81. Aspidium molle. 

Sonst ein westindisches Farnkraut kömmt es 
in den innern Thälern der Insel St. Yago an feuch- 
ten Stellen längs Büchen u. s. w. vor, ünd reprä- 
sentirt diese so zahlreiche Familie zugleich mit einer 
unten aufzuführenden Pieris auf dieser an Trocken- 
‚ heit leidenden Inselgruppe fast ausschliessend. 

32. Avicennia tomentosa. 
Dafür halte ich wenigstens. diese sonst auch 


. a 


A. africana benannte Art,'welche das gewöhnlichste 
Unterholz der sumpfigen senegambischen Wälder aus- 
macht. Vielleicht ist sie auch von A. nitida bloss als 
Abart verschieden. Sie breitet sich durch horizontal 
unter dem Boden fortlaufende Loden unendlich weit 
aus, gerade so wie ihre treue Gefährtins ,Rhizophora 
Mangle, die ihrigen- senkrecht von 'den Zweigen 
heruntersendet. Meistens bildet sie nur einen Strauch; 
bloss um den N’Boro- Sumpf herum erhebt: sie sich 
zum ordentlichen Baume, dessen undurchsichtige 
lederartige steife Blätter einen eigenthümlichen 
düstern Ton über die Landschaft verhreiten. Ihre 
Blüthen sitzen knopfweise an den Spitzen der vier- 
eckigten Zweige, sind klein, weiss, mit röthlichem 
Schlund und tragen 4— 5 Staubfäden; die Frucht ist 
ein in der Hülse selbst keimender Kern, welcher in 
Zeiten der Hungersnoth von den Eingebornen einge- 
sammelt und zu Mehl zerrieben wird. ' Sonst liefert 
der Baum ein gutes Brennholz, ja von’ der Insel 
Sör aus beinahe das einzige von St. Louis. Das- 
selbe ist weissröthlich und ziemlich fest von Bau. 
Die Avicennia findet sich in Ost- und West- 
afrika,*) in Amerika, Arabien und Ostindien, ist 


*)- Nach Durand (voyage au Senegal pag. 329. edit, 
Ato.) wächst sie auch in der simbanischen Wüste in 
der Gegend von Galam ‚ wo sie sehr geschätzt ist. 
Seine Beschreibung ist aber etwäs confus. ‚In Se- 
- negal heisst dieser Baum Sanar.: 


22 


somit gewissermaassen unter die tropischen Cosmo- 
politen zu rechnen. Für den Sammler ist sie we. 
gen. des Abfallens der Blätter höchst lästig. 

33. Balanites aegyptiaca Del. 

Gab es je einen blattlosen Baum, so ist es 
wohl dieser und in der trockenen Jahreszeit, wo 
er, ausser seinen langen Dornen und ärippigen 
Früchten mit süssem aber wenigen Fleische und 
harter 4. oder 5eckigter spitziger Nuss, nichts dar- 
bietet. So sah ich ihn in den Gärten von St. Louis, 
zu Gandiol und im Dorfe Wochan am grünen Vor- 
gebürge. Die Frucht, von den Jalofen - Negern 
Sumpe genannt, wird im Januar und Februar, wo 
sie reift, häufig nach St. Louis zu Markte gebracht, 
Ob der Baum einheimisch sey oder eingeführt, 
wusste mir niemand anzugeben. Er kömmt aber 
auch in Oberägyten vor, wo man ihn gleichfalls für 
eultivirt hält. 

34. Baphia nitida Loddiges? 

Ob ein Handelsgärtner oder ein Gelehrter von 
Stand eine Pflanze zuerst bekannt mache, ist für 
die Richtigkeit ihrer. Bezeichnung so gleichgültig 
nicht als man wohl glaubt. Die Gründe davon lassen 
sich hier nicht wohl erörtern. Ein nach Sierra 
Leona ausgesandter Sammler brachte ein vermuthlich 
mangelhaftes blühendes und noch mangelhaftere No- 
‘tizen über das Gewächs selbst mit sich nach Eu- 
ropa, wenigstens nach der flüchtigen Abbildung im 
botanical cabinet, Band IV, Tab. 367. und der aie 


! 


23 


begleitenden noch flüchtigeren Beschreibung zu urthel- 
len. Auf jener stets keine Analyse und in dieser 
‚die Angabe: die Früchte wären sichelförmig. Der 
Baum aber gehört in die grosse Familie der Legu- 
minosen unter die kleine Abtheilung der Swartzieae, 
deren Frucht bekanntlich stets zusammengedrückt, 
gerade oder verkehrt eyförmig- ist und dureh ihre 
meist fleischig-mehligte Masse gleichsam den Ueber- 
gang zu den Rösaceen bilden hilft. Nichts.ist ihnen 
schon darum fremdartiger als Sichelform. Diese 
aber, so häufig sie auch in andern Unterabtheilun- 
gen, besonders den Mimosa -artigen Pflanzen vor- 
kömmt, trägt den Einfügungspunkt des Fruchtstieles 
stets am Hintern Ende, niemals in der Mitte der 
Sichel (als welches schon dem Bau einer Legumi- 
nose zuwider liefe). Am Salumflusse bei Djenware 
nun fand ich mehrere Individuen eines etwa 15 — 18 
Fuss hohen, mit glänzenden dunkelgrünen Blättern 
dicht und buschig bekleideten Strauches, dessen obere 
Zweige mit einer Menge aufwärts gerichteter schwar- 
zer Halbınonde besetzt erschienen. Bald indessen 
zeigte sich’s, dass diese Gestalt keineswegs natür- 
lich, sondern ein Werk der nach den Saamen jener 
Früchte lüsternen Vögel sey; denn nach langem 
Suchen fand. ich endlich auch solche Früchte, welche 
ihre natürliche umgekehrt eyrunde, oben etwas ein- von 
beiden Seiten aber zusammengedrückte Gestalt hatteır 
und, da die sämmtlichen Merkmale der Früchte und 
Saamen sowohl als der Blätter auf eine Leguminose, 


2 


namentlich aus der genannten sehr beschränkten Ab- 
theilung der Swartzieen, hinwies, unter welchen sich 
nur eine einzige afrikanische Art, nämlich eben jene 
Baphia nitida, sich befindet, war es wohl höchst 
wahrscheinlich, es sey dies gerade jenes unvollstän- 
dig beschriebene Gewächs des botanical cabinet, 
“welches sich auch in dieser Gegend vorfinde, und das 
berühmte rothe Cam- wood liefere. Jedenfalls aber 
mag das beigesetzte Fragezeichen meiner Vermuthung 
im Nothfalle einen glimpflichen Rückzug bahnen. 
‚Zum Unglück ist mir die Blume eben so wenig 
.als dem durch seinen Sammler unwilikührlich hin- 
ter’s Licht geführten Herrn Loddiges, die voll- 
ständige Frucht zu Gesicht gekommen, sonst stün- 
den unsere beiderseitigen Ansichten um ein nahm- 
haftes fester. Die erwähnte räthselhafte Frucht 
war mit einer schwärzlichten sammtartigen Haut 
umgeben, hatte eine zerbrechliche Schale mit einem 
fleischfarbenen mehligten Marke ausgefüllt, worinn 
2— 3 flache, quergestreifte, glänzende und mit einem 
deutlichen Hilus versehene Saamenkörner stecken, 
welche zum Keimen zu bringen, hier bis jetzt noch 
nicht hat gelingen wollen. Im Lande heisst der 
Baum Solom -und es theilen sich die Eingebornen 
mit den Vögeln in dessen Früchte. Die. Blättchen 
sitzen zu 2 Paaren nebst ungeradem Eindblätichen 
- an jedem Stiele, sind oben glänzengrün, unten blass, 
ganzrandig, ey-lanzetiförmig, an ihrem kurz ge- 
selten Hintereude beinahe herzförmig. _ 


25 


35. Bassia butyracea Rozb. . 

Wenn ich dieses durch Mungo Park berühmt 
gewordenen Baumes des inneren Africas erwähne, 
wo er Shea Toulon heisst, so geschieht es nicht 
etwa, dass ich ihn je gesehen, noch etwas anderes 
von ihm, denn die mit einigen unkenntlichen und 
bloss vermuthlichen Blättern eingewickelte von ihm 
herrührende  Galambutter, welche graulicht- weiss 
von Farbe, vom Geschmacke aber ganz abscheulich 
ist, so dass man in grosse Versuchung geräth, ent- 
weder den sonst so wahrheitsliebenden Park der 
Untreue zu beschuldigen, oder aber zu denken, er 
habe sich von den Negern eine aufheften lassen. 
Jedenfalls denkt wenigstens in St. Louis niemand 
an’s Geniessen dieses Fettes, wohl aber hält man 
es für untrügliches Einreibungsmittel gegen Rheu- 
'matismus. Nüsse liess ich mir zwar zusagen, es 
blieb aber bey'm Versprechen. 

36. Bauhinia reticulata. _ 

Alle Pflanzen dieses Geschlechtes, welches der 
sinnreiche Linn& bekanntlich der stets an der Basis 
zusammen verwachsenen Blattpaare wegen den beiden 
Brüdern Bauhin widmete, sind an diesem auszeich- 
nenden Merkmale wirklich so leicht kenntlich, dass 
es weder der Blumen noch der Frucht bedarf, um 

‚ sie als solche festzuhalten. Die vorliegende wächst 
am grünen Vorgebürge als Strauch, dürfte sich aber 
in nahrhafterem weniger sandigem Erdreich wohl 
höher erheben, und, was ich. sie dert nicht thun 


26 


sah, Blumen und Fruchthülsen bringen. Die Blätter 
lösen sich leicht im Trocknen, der Bau der Theile 
ist aber steif und holzig. Das Holz des Stammes 
gebrauchen die Eingebornen zu allerhand Werkzeug 
als Heften u. dergl. 

37. Bidens leucantha 

fand ich auf der Insel St. Yago, an den Bächen 
des Thales Pico, sowohl als Herr Guthnick auf 
den azorischen Inseln. Sonst soll sie auch auf Ma- 
deira in Südamerika, am Vorgebürg der guten Hofl- 
nung und den maskarensischen Inseln vorkommen, 
ist also ziemliche Cosmopolitinn. 

38. Dlumea quineensis DeC. 

Es bedurfte eines geübteren und geduldigeren 
Untersuchers der so weitschichtigen aussereuropäi- 
schen Compositarım asteroidearum als ich bin, und 
des ganz besondern Studiums ‚derselben, wie dasje- 
nige meines gelehrten Freundes Shuttleworth, 
um, aus den mangelhaften Exemplaren, welche die 
sengende Hitze der Gambia-Sonne in der letzten 
Aprilbälfte lüngs den Strassen der Stadt St. Mary 
Bathurst von dieser Pflanze übrig gelassen, die Art 
zu erkennen. Wie der Name weist, kömmt sie . 
durch ganz Guinea fort, und soll auch in Sennaar (P) 
wachsen. 

39. Boerhaavia erecta. 

Diese alte Linne’sche Pflanze, welche ausser- 
dem auch noch in Westindien vorkömmt, liebt 
feuchten Grund und Schatten. Ich fund sie am 


97 


Sumpfe von N’Boro und am Salumflusse bei Djon- 
ware, wo sie eine von Sycomoren beschattete 
Quelle der Nachbarschaft mit ihrem blaugrünen 
Laube und milchweisen Blumensträussen sehr schön 
einfasst. 

Eine andere vermuthliche Boerhaavia mit ge- 
zahnten Blättern und niedrig ausgehreitetem Stengel, 
welche ich gleichfalls bei N’Boro fand, liess sich 
wegen mangelnden Blüthen und Früchten nicht be- 
stimmen. 

40. Bombax pentundrum, 

von De Candolle Eriodendron anfractuosum 7. 
africanum genannt, habe ich in meiner Reise nach 
Senegambien *) des weitern beschrieben, wesshalb 
ich kurzweg darauf verweisen muss, in letzterer 
Beziehung aber mein Bedauern wiederhole, dass 
mir so gut nicht geworden, aus dem Anhlick der 
Blüthe zu entnehmen, ob der Baum Senegambiens 
wirklich das Eriodendr. -anfractuosum africanum 
sey, oder aber eine Art von Bombax, wiewohl in 
gedachtem Prodromus keine als afrikanisch bezeichnet 
wird. Wäre es aber jenes, so müsste ich mich 
wundern, dass Congo als einziges Vaterland ange- 
führt steht, dieweil der Baum durch ganz Sene- 
gambien südlich vom grünen Vorgebürg bis nach 
Guinea hinab zu den allergewöhnlichsten Waldbäu- 
men gehört, auch auf St. Yago vorkömmt und zumal 


*) pag. 174 — 70. 


. 


28, 


an deu Ufern der Cafamanea eine anbeschreibliche 


Majestät entfalten soll. 

Mitgebrachte Saamen giengen bald auf und 
gaben bis Ende September bereits mit Stacheln be- 
setzte 2 Fuss hohe Stämmchen vom gesundesten 
Aussehen. 

Dieser Baum (vorausgesetzt es sey meine Be- 
nennung die wahre) kömmt in allen 3 übrigen Welt- 
theilen in verschiedenen Abarten vor, von denen 
inzwischen De Candolle*) die Frage auf mög- 
liche besondere Arten stellt. 

41. Borassus flabelliformis (aethiopum Martius 9 

Ob diese, auf den ersten Blick von den übrigen 
handförmigen Palmen zu unterscheidende Art vom ostin- 
dischen Fächerpalmbaum , welcher den dortigen Wein- 
saft liefert, spezifisch verschieden sey oder bloss eine 
Abart bilde, müssen nicht nur sorgfältige Beschrei- 
bungen und ..getreue‘ Abbildungen beider, sondern 
hauptsächlich vorurtheilsfreie Vergleichung authen- 
tischer Exemplare der Blätter sowohl, als der 
Blüthen, Scheiden, Spadices und Früchte entschei- 
den. Die blosse Abwesenheit von Blattdernen am 
afrikanischen Baume reicht wohl zu Aufstellung 
einer eigenen Art nicht aus, denn wie häufig sehen 
wir nicht die Bekleidung desselben Gewächses von 
einem Standorte zum andern wechseln! und obwohl 
hier der Natur der Sache nach von keinem meh- 


2) Prodromus L pag. 470. 


29 


reren oder minderen Verkämmern der  hintern 
Blättchen als wie bei den Palmenarten mit ge- 
fiederten Blättern die Rede seyn kann, so lässt 
sich denn doch z. B. ein Zustand der Halbeultur 
denken, worinn entweder die Stacheln. entstehen 
oder verschwinden. 

Die afrikanische Fächerpalme findet an der 
Küste ihre Nordgränze bei. Gandiol am linken Ufer 
des Senegal:. Im: Innern scheint sie: sieh wohl 
weiter nördlich längs dem Flusse zu erstrecken. 
Sie ist, unter andere Bäume gemischt, ein pracht- 
voller Baum und von höchst charakteristischem Aus- 
sehen für die ganze Landschaft. Einzeln stehend 
dagegen bat sein walzen- oder vielmehr spindel- 
förmiger,. gerader, 60 — 70 Fuss hoher, rinde- 
fester, schwarzbrauner, glatter Stamm etwas steifes, 
Derselbe besteht, in seinem Durchschnitie betrachtet, 
auswendig in harten schwarzbraunen Fasern, welche 
durch ihr Dichtbeysammenstehen einen ehngefähr 
3 Zoll im Durchmesser haltenden Ring festen Holzes 
bilden; nach dem Mittelpunkte zu aber verlieren sie 
sich in ein lockeres Zellgewebe von branngelber 
Farbe. Der ganze Stamm-Durchmesser beträgt von 
1%, — 2%, Fuss. 

Der Hauptnutzen dieser Fächerpalme besteht 
in seinem Stamm, welcher zu Balken und Stützen 
an Häusern verwendet wird. Weniger brauchbar 
ist das rissige Holz zu feinen Arbeiten. Die Blät- 
‚ter dienen zu Verfertigung von Körben, Matten 


so 


und Hütten, woza sie sich durch ihre “Zähigkeit 
und Geschmeidigkeit empfehlen. Die völlig melon- 
genaähnlichen jedoch ‚weniger langen Früchte end- 
‚lich enthalten in ihrem faserigten Gewebe ein süss- 
licht bitteres, den Negern, die es,in Asche braten, 
angenehmes, mir dagegen widerliches safrangelbes 
Fleisch, und in der Mitte desselben 2 — 3 stumpf- 
dreieckige Nüsse, deren Kern ein fettes Oehl, 
gleich der Cocosnuss, enthält. Der Embryo sitzt 
in der Nähe der eintretenden Nahrungsfasern,, mit 
dem Würzelchen nach ‚diesen, mit dem Schnäbel- 
chen dagegen nach dem entgegengesetzten Ende 
der Nuss,gerichtet, und mit der Spitze frei in die 
Höhle des die innere Fläche der harten Schale um- 
lagernden haselnussartigen Kernes ragend. Gärt. 
ner’s Abbildung *) ist völlige Poösie und leistet 
den Beweis, dass er die frische keimungsfähige 
Nuss nie gesehen, wenigstens die afrikanische nicht, 
Alles dieses ist mit vielem fetten Oehl durchdrungen 
und da es nach unten zu mit der äussern Luft in 
ziemlich unmittelbarer Berührung steht, so wird es 
sehr leicht ranzig; daher sie, gleich der ihr in 
‚ allen Theilen sehr ähnlichen Cocos, wofern sie 
zum Keimen bestimmt ist, bey'm Versenden in 
leichte etwas feuchte Erde verpackt und unterwegs 
vor Zutritt der Meeresfeuchtigkeit sorgfältig ver- 
wahrt werden sollte. 


*) Carpologie Tab. VIIL figur. g, h, i. - 


31 


Wohl 20 — 30 Früchte sitzen an einem Regim - 
beysammen, und sind an ihrer Grundfläehe mit einem 
stumpfen dreilappigen Kelche umgeben. 

Die zweigeschlechterigen Blumen habe ich nicht, 
gesehen, da sie in der Regenzeit oder kurz zuvor 
hervortreten.. 

Wein wird ven dieser Palme ebenso wenig. 
gewonnen, als Kohl, indem sie 1° zu hoch und 2° 
zu kostbar ist, um. sie durch beide Operationen zu. 

“Grunde zu richten. Die Neger nennen die Frucht. 
Bonn, woraus die französischen Colonisten Ronnier, 
Rognier und endlich gar Rondier gebildet haben, 
welcher Name leicht auf die falsche Meinung führen 
möchte, als habe die runde Gestalt der Blätter den-' 
selben veranlasst. 

Die afrikanische Fächerpalme theilt. die Vor- 
liebe der übrigen senegambischen Arten dieser Fa- 
milie zu feuchtem, selbst sumpfigem Standort nicht,, 
sondern wächst eherzguf trockenen felsigten . Anhöhen, 
42. Borreria Bohautiana. 

Ob diese ziemlich gemeine senegambische Pflanze 
blosse Abart der alten Linne’schen Spermacoce 
verticillata sey, wie ich mit DC. vermuthe, oder 
eigentliche Species, wozu Reichenbach sie, er- 
hebt, mag ich »icht entscheiden. Käme. es aber 

“dahin, dass bloss das Vaterland der Identität beider 
entgegenstünde, so möchte ich in Erinnerung bringen, 
wie viele Beyspiele gemeinschaftlicher Pflanzen zwi- 
schen Westafrika und Südamerika gegenwärtiges 


32 


Verzeichniss bereits dargeboten und in der Folge 
noch darbieten wird, und wie wenig Unterschei- 
dungsgründe dieser Art also hievon bergenommen 
werden dürfen. 

.-Die Pflanze selbst verräth ihre Familieneigen- 
thümlichkeit (als Rubiacea) schon‘ durch’-allgemeine 
sinnliche Merkmale, als rothbraunen viereckigten 
Stengel, quirlförmig stehende Blätter und Blüthen, 
Schwarzwerden im Trocknen u. s.w. Von Saamen 
geht sie mit der grössten Leichtigkeit auf, und da sie 
nichts Schönes an sich hat, so könnte man beifügen: 
nur zu leicht. Sie dauert mehrere Jahre und bildet 
einen 1”/, Fuss ‚hohen Strauch, ‚blüht aber zum 
'Fheil schon im ersten Jahre: bei der Höhe eines 
Fusses. Meine Saamen kommen vom Marktplatze' 
zu St. Mary. 

43. Boscio seneyalensis , 

auch B. integrifolia genannt. ‘Von diesem in di: 
Familie der Capparideen gehörigen Strauche be- 
sitze ich bloss ein schlechtes Exemplar mit Frucht 
vom grünen Vorgebürg; sie wächst aber ziemlich 
häufig in jener Gegend, und blossem Zufall muss 
ich es zuschreiben, nicht besser bedacht worden zu 
seyn. Die Blume kenne ich nicht (habe sie auch 
in De Candolle’s Herbarium nicht gesehen), das 
Blatt aber ist elliptisch, weisslich, etwas mehligt 
bestäubt, ebenso wie auch die Zweige, die Früchte 
sind rund, voll kleiner Erhabenheiten, von der Grösse 
einer Erbse und sitzt an den Spitzen der Zweige. 


33 
‚Beiblätter.. 1840.: L- .Nro. 8. _ 


:44. Br omelia Ananas. 


Dass ich "diese anerkannt ausserafrikanische 
Pflanze “anführe, geschieht bloss, weil ich sie so- 
wohl. in den Gärten, von Khann am, grünen Vorge- 
bürge und der Stadt St. Mary. Bathurst, als und 
ganz vorzüglich auf der Insel St., „Yago, angebaut. 
sah, gerade v wie bey:uns die Artischocken. "In Sierra 
Leona soll”, ‚sie "ap. ‚Felsen häufig wachsen, ist aber. 
schwerlich dort: einheimisch , auch vielleicht eine an-, 
dere Species. Soviel „jch glaube, wahrgenommen zu 
haben, behagt. Tr. Sandiges Erdreich und trockene 
Jahreszeit nicht, F} jer 8 sie im festeren Iehmigen Bo- 
den’ 'St. Yago’s. ünd' “während der nhssen Jahreszeit 
weit häufigere ‚grössere ı ünd schmackhaftere Früchte 
Bringt, da denn däs "Stick auf dem Markte zul—2 
höchstens 3 Sols verkauft wird, „Eine im Monat 


ELLE 


‘der "ungünstige iön, yon allen)” zu. Praya mit 10 
Le bezahlte, eiwa 2 Fäuste grosse "Frucht war. 
jedöch ' "shenfalls licht’ z zu verachten. Uebrigens ist 
sie "ebenso "kernlos,, "als die in den” europäischen 
Treilkisten gezößene. 

 Canna indica. 
ch fand diese allbekannte Zierpflanze in den 
sch attigen feuchten Gründen des Pico-’Thales von 
St. Yago ohngefähr in der Mitte der Insel, jedoch 
nur in ein oder zwey blühenden Stengeln. Wie sie 
Beiblätt. z. Fi. 1810. Bd. I. 3 j 


3 

dahin gekommen, liess sich nicht leicht erklären, 
darum neige ich mich zur Meynung deren, welche 
sie für einen tropischen Cosmopolifen halten. 

d6. Capparis polymorpha' Lepr. et Perr. _ 

Ob diese Artbenennung des ‚prachtvollen Strau- 
ches hinlänglich begründet sey ‚oder sicht, kann bloss, 
derjenige entscheiden, welcher ihn in verschiedenen 
Lagen und Zuständen beobachtete. An den 2 — ;$ 
Orten, wo ‘ich ihn antraf CN’Boro, Limnutt und 
Gannack,  Sedoch bloss am ‚eraten ‚Blühend) , hatte er 
unten ein wenig -hlzige und völli g gauz- randige 'Blät. 

ter, unter starken Winkel ausgehenda Zweige al 
daher ein sperriges Ansehen.. An jeder Verästlung 
sassen ein Paar krumme scharfe röthliche Dornen, 
wodurch der Angriff auf den Strauch merklich er-, 
schwert wurde. Die grossen weissen mit Jängen 
purpurrothen Staubfäden geschmückten Blumen sassen 
. doldenweise an allen Zweig-. Ender ‚und gewährten 
einen entzückenden Anblick. ‚Früchte sah und fand 
ich leider! keine, so wenig als reife Saamen, durch 
welche das in europäischen Gärten: ‚gewiss noch " we 
nig verbreitete Prachtgewächs hätte fortgepflanzt 
werden können. Ich halte es für wesentlich ‚Sene- 
galensisch, da ich. es sogar weder am Salum noch 
Gambiaflusse wiederfand, will aber doch nicht be- 
stimmt darüber entscheiden. 
47. Cardiospermum hirsutum Willd. 

Am grünen Vorgebürg sowohl als auf St. Yago 


35 
' 


wächst diese vom alten c. Halicacabun durch will 
denow getrennte Pflänze, deren auch Forster*) 
unter diesem Nahmen, Chr. Smith dagegen**) als 
Halicacabun erwähnt, und DC. in seinem: Prodro- 
mus mit‘? bezeichnet. ' Trockene Stellen sind ihr 
die liebsten, anziehendes hat die, "Piishze weiter 
nichts als die blasigen” Früchtbälge. 
#8. _ Curica, Pap ya. 

’ Als einer wichtigen tropischen Calturpflanze 
und zügleich eines in der Physiognomie der Land- 


schaft Haltpunkt gebenden Baumes musste ich ihrer 


mehrere Erwähnung thun in meiner Reise nach Se- 
negambien ***) weshalb ich hier auf j jene Stelle ver- 
weise. Die Saamen giengen leicht auf und gaben 


In einem Sommer eiwa 8 _ 9 Zeil hohe gesunde 


“den neisten“ Ge&wächsen, geringere und stumpfere 


Einschnitte als die nachfolgenden besitzen, 
39. " Capsicum ‚[rutescens 


ragt noch eine Meyge. anderer Nahmen, woraus sich 


"schon schliessen Yässt, wie weit verbreitet sein Vor- 


‚ kommen sey. Wahrscheinlich aber stammt es aus 


deg Antillen, wiewohl ich es als unbenutztes Un- 


" 5) Commentationes Göttingens. Vol. IV. Plantae atlan- 
ticae pag. 46 — 74. 


*%) Tuckey narrative on the expedition to Congo, Vol. 
ö I. Smith’s journal. 
+) pag- 366. 

3 ” 


‚36 


kraut auf der Insel Brava-fand, welches auch auf 
den azorischen Inseln in halbwildem Zustande ange- 
troffen werden soll. Sein Stämmchen war holzig.. 
50. Cassia foetida s. oceidentalis. 
Nichts ist am grünen. ‚Vorgebürge gemeiner als 
diese das ganze Jahr hindurch blühende kraufartige 
Pflanze, aber nichts auch. zugleich | undankbarer, für 
den Sammler, weil die Blätichen sehr leicht "abfal. 
len, übrigens ein gemeinschaftliches Gebrechen die- 
ses so eleganten als zahlreichen Geschlechfes, ‚WO- 
von bloss Nordamerika. einige apssertropische Ueber. 
läufer besitzt, wofern, was ich‘ nicht bestimmt weiss, 
die in Aegypten gebauten Senna Arten nichd "etwa 
aus Oberägypten stammen. ‚sollten. 

C. Senna wächst auch in Senegambien _ häufig 
(jedoch habe ich sie nirgends angetroffen) und, ex 
streckt sich bis Angola, ja nach einigen bis Mozaumbigue. 
51. Cassia ‚obtusifolia L. 

Diese Pflanze fünd ich am grünen u Vorgebürge, 
wo sie an der Erde ausgebreitete Büsche „eildefe. 
"Sie wächst, sonst auch „noch, in, Westindien nd 
Südamerika. no 
"52. Cassia von Bonnack.”“ 

Von dieser Art sammelte ich bloss e- einer 
Stelle und von einer einzigen, eiwa 2 Fuss hohen 
"Staude 1/, Dutzend (d. h. alle vorhandenen), 6 8 
Zoll lange, daumenbreite, flache, schw ärzlicht- braune 
feicht behaarte Hülsen , deren der Cassid 'dediden- 
talis der Forın nach völlig ähnliche doch ‚gleich- 


2 rad 


37 


falls -""schwärzliche- und wohl doppelt so grosse 
Saamen frei und ohne fleis@iges Mark reif und 
zahlreich in der Hülse sassen. Die Blätter waren 
dunkelgrün, glatt, einfach gefiedert, und hatten je 
4 Paar ‚ganzrandige, elliptische, vorn stumpfe, ohn- 
gefähr 3%/, Zeil lange und 1", Zoll breite Blätt.. 
chen ohne unpaares Endblättehen. Die Blüthen fehl- 
ten, und leider siud, 'meines Wissens, noch keine 
Saamen davon aufgegangen. 

53. Cassia Sennvides Jacq. 

Jaegwin, welcher von dieser Pflanze eine schr 
getreue Abbildung”) liefert, kannte die Saamen, 
wie es scheint, nicht, indem sie solche im cultivir- 
ten unnatürlichen Zustande unserer Treibkausge- 
wächse nicht ansetzt. Es sind diese fingerslange, 
braungrüne, im reifen Zustande ganz braune, durch 
eine Längescheidwand in 2 Hälften getrennte Hül- 
sen, welche in einer Unzahl wagerechter Scheid- 
wände viele in einem weichen süsslichten Marke 
verborgene, dunkelmeergrüne, glatte, glänzende, 
eyrunde Saamenkörner enthalten, die sehr leicht 
aufgeher,,. und im Sommer 1838 bereits 15 Zoll 
hohe Stimmehen lieferten. Der Linne@'sche, von 
Vogel**) wieder aufgenommen Name bicapsularis 
scheint mir eben so wenig bezeichnend als derjenige 
von Jacquin; lieber möchte ich sie ia Betrachtung 


*) Tcones pl. rar. I. Tab. 170. 
**) Synopsis generis Cassiae. Berlin 1837. 


38 


der fleischigen, im Trocknen fast unvermeidlich ab- 
fallenden Blättchen cagssifolia nennen, wenn dieser 
Name nicht bereits als Synonym einer andern Art 
dastände und wenn der Zweck dieser Bogen Ver- 
mehrung der. Synonyme- Confusion wäre. 

Diese holzartige Species erhebt sich nicht leicht 
über 3 — 4 Fuss, und gewährt mit ihren glänzen- 
den dunkelgrünen Blättern und goldgelben zahlrei- 


chen Blumensträussen einen sehr hübschen Anblick. 


Cultivirt sah ich sie in Dr. Almeida’s Garten zu 
Bonavista, sich selbst überlassen dagegen und, wie 
ich auch glaube, wildwachsend am Abhange der 
Felsen von der Insel Brava längs dem Bergpfad zum 
Dorfe. Sie blüht und trägt unreife und reife Kap- 
seln zugleich. Die Rinde der Stämmchen ist braun- 
röthlich und etwas porös, der Bast grün, das Holz 
weiss mit safrangelben Streifen, und wird selten 
mehr denn Daumensdick. 

54. Cussia Fistula 

fand ich, als etwa 15 Fuss hohen Strauch, im Thal 
San Domingo von St. Yago. Diese allbekannte Art 
zu beschreiben wäre überflüssig. Nur in Bezug auf 
ihre weniger bekannten Theile will ich hier anmer- 
ken, dass die Rinde weissgrau und ziemlich glatt, 
das Holz aber bräunlicht und fest ist. Die in den 
Cassienröhren enthalienen Saamen lassen sich in 
unseren Gärten sehr leicht zum Keimen bringen 
und im Jahre 1817 sah ich davon im hiesigen bo- 
tanischen Garten bis Fusshohe Stämmchen erzielen. 


39 


Ch. Smith*®) traf, diesen Baum in einem andern 
wie es scheint höher ‚gelegenen Bergthale der Insel 
St. Yago ebenfalls an. Ob aber dieser ursprüngli- 
ches oder eingeführtes Gewächs sey, wusste weder 
er noch ich. 


55. Casuarina muricata. 


Fände man nicht in Durand's, freilich keine 
wissenschaftliche Autorität begründenden Werke **) 
Erwähnung des Weihrauch - Wachhelders (Juniperus 
thurifera L.) gethan als eines bei Galam am oberen 
Senegal wachsenden Baumes, welcher diese Sub- 
stanz in Menge liefere, so würde ich glauben, es 
sey jenes, aus Ostindien abstammende Gewächs 
wohl der einzige Zapfenbaum, welcher die Ymonat- 
liche trockene Hitze Senegambiens vertrüge. In St, 
Louis steht er überall in Höfen und Gärten, wo er 
durch seinen schlanken und raschen Wuchs zum 
beliebten Ziergewächse wird. Die Zapfen sitzen zu 
6—8 an den Zweigen dicht beysammen, sind etwa 
in der Grösse einer gewöhnlichen Haselnuss, rund- 
lich, und haben kurz-haarige mit einer kleinen 
Spitze versehene Schuppen. Die Saamen gehen 
leicht auf (auch wenn die Zapfen das Ansehen haben 
unreif zu seyn) und die jungen dem Schaftheu voll- 
kommen ähnlichen Pflanzen wachsen schnell auf. 


"Loc. . 
**) Voyage au Senegal, Edit. 4. Tab. 37. und pag. 299. 


40 
56. Celastrus senegalensis. 

Finer der allgewöhnlichsten“Sträucher in den 
Gebüschen Senegambiens, welcher durch seine grau- 
lichten glatten Blätter, und hochröthen in Büscheln 
am Gipfel sitzenden Früchte einen recht hübschen 
Anblick gewährt, dieweil die Blumen durchaus 
unscheinbar sind. Selten erreicht er mehr als 5- 
höchstens 6 Fuss Höhe, ist aber dafür ziemlich bu- 
schig. Auf den Inseln fehlt er ganz und auch in 
Oberägypten hat man ihn wohl noch nicht angetroffen. 
57, Celastrus? vom Salum - Strom. 

Dass ich einen unbestimmten Strauch unter die- 
ses Geschlecht einreihe, geschieht lediglich wegen 
seiner grossen Analogie im Bau aller Theile mit 
demselben. Die Pflanze fand ich in den Gebüschen 
von Djonware, einem grossen Negerdorfe am Sa- 
lumstrome, die zahlreichen Blüthen fielen ab; bey- 
nahe alle, bevor ich die Exemplare einlegen konnte. 
Die Rinde des Strauches ist stark zimmtbraun und 
höckerig, der Wuchs sperrig, die Blätter oben glän- 
zend, unten. matt und glatt. Die Blüthen entsprin- 
gen aus deren Winkeln zu 5—-6 beysammen, sind 
klein, Kelch und Blumenkrone 5theilig, haben 5 
Staudfäden und einen Griffe. Die Frucht kenne 
ich durchaus nicht. 

58. Celosia trigyna® 

Eine kleine krautartige Pflanze, welche ich 
bloss am grünen Vorgebürge fand und worüber 
weiter nicht vieles zu bemerken ist. 


By 
59. Celtis Senegalensis at red 

Ein ungeheurer Baum vom prächtigsten Ahsehen, 
‘dessen Blätter und Früchte aber dem gewöhnlichen 
'C. australis so ähnlich sehen," dass ich sie nicht 
-davon zu unterscheiden wüsste. Ein deshalb mit 
den Serreren-Negern von Djonware am Salumstronre 
entstandener Streit ist’ Schuld}Ydass ich keine gufeh 
Exemplare davon mitnehmen ‘konnte, und also nicht 
im Stande bin, 'ein mehreres darüber zu sagen, als 
-dass der Baum im Lande der Yolofen, wo er gleich- 
falls vorkommen muss, Bulh heisst, die Frucht ge- 
gessen wird, und die Rinde zerstossen unter die 
Hirse gemischt, sie lange Zeit frisch erhalten soll. 
60. Cenchrus setigerus Vahl. 
stiess mir auf den Inseln Sal und Brava auf tro- 
ckenen steinigen Stellen auf, wo er durch Veräst- 
lung des Halmes sich gleichsam zum Busche gestal- 
tet, auch eine fast holzige Consistenz annimmt. Sonst 
wird er auch noch als auf dem Vorgebürge der gu- 
ten Hoffnung. wachsend angegeben. 

61. Cenchrus echinatus Vahl. 

Meine bereits abgeblühten Exemplare erlauben 
mir nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden, ob es 
diese Art sey, welche ich auf der Insel Sör im 
Senegal gefunden. Er wird ebenfalls als in Ara- 
bien und Westindien wachsend angeführt. 

62. Centaurca cancellata L. s. aegyptiaca Sieber, 

Bei der grossen Zahl der Arten dieses schönen 
Geschlechtes kann sich derjenige, der in den Fall 


4 
Ä 

kömmt, irgend eine hieher gehörige Pflanze zu be. 
‚stmmen,. wahrhaft Glück wünschen, authentische 
Exemplare vor die Augen zu bekommen. Dieses 
war mit der auf Sör, bei N’Boro und am grünen 
‚Vorgebürge zum Ueberflusse häufigen vorliegenden 
‚Pflanze der Fall, welche mit den von Sieber bey 
den Pyramiden Aegyptens eingesammelten Exempla- 
ren sowohl als den Beschreibungen bis auf die von 
DeCandolle*) angeführte gelbe Blumenkrone zu- 
trifft, welche letztere an allen den Hunderten und 
Tausenden von Stauden, ‘welche ich dort sah, vom 
- schönsten Rosenroth war. Dass dieses in weiss 
überspielt, ist wohl nichts ungewöhnliches, wohl 
aber in’s gelbe, und es sollte mich nicht wundern, 
wenn die meinige sich als eine von jener verschie- 
‘“ dene Art herausstellte. 

Im trocknen Zustande war natürlich weder bei 
der einen noch der andern von der zarten Farbe 
ohnehin keine Rede mehr. . 

63. Ceratopteris Gaudichaudü Brogn. 

oder Pieris cornuta Pal. d. Beauv., welcher sie 
zuerst in Guinea entdeckte, habe ich in meiner Rei- 
sebeschreibung **) bey Anlass des Fundortes um- 
ständlich genug erörtert, um hier nicht darauf zu- 
rückzukommen. Für den Sammler und Besitzer der 
Pflanze bemerke ich bloss noch, dass, vermöge des 


 #) Prodromus Vol. V. pag. 596. 
”) | 0, pag. 127 — 28, 


43 


den meisten Farren (aus den mit Pteris verwandten 
Geschlechtern besonders) einwohnenden Gerhstaffge- 
haltes diese vorliegende Art von- einer hellgrünen 
Farbe, die sie im frischen- Zustande besitzt, eine 
fast schwarze durchs Trocknen annimmt. 


64. Cheropodium ambrosieides. 


Gerade wie die unter 25. erwähnte Ar ‚gemone 
mericana für ausschliesslich mexikanisches Gewächs 
angesehen wurde, "glaubte man lange auch das soge- 
naunte mexikanische Mutterkraut komme hloss von 
dort. Es ist mir aber diese Annahme um so unwahr- 
'scheinlicher, da sie nicht allein am Meeresufer der 
azorischen Inseln häufig ist (wohin sie allerdings’ 
verpflanzt seyn möchte) und auf der Insel Brava; 
sondern sogar in den entlegensten Thalgründen von 
Si. Yago im Val Pico längs den Flusshetten wu- 
chert, wohin man sie wohl schon darum schwerlich 
verpflanzte, weil sie von Niemanden genutzt wird. 
Besässen die Portugiesen einige Industrie, so könn- 
ten sie die Offizinen von ganz Europa mit diesem 
eben so angenehmen als heilsamen und bloss durch 
seinen unwirksamen Culturzustand des verdienten 
Credites beraubten sogenannten Mexikaner -Thee 
versehen. j 


65. Chenopodium rubrum 

fand ich auf Bonavista, wohin es wahrscheinlich zu- 
gleich mit andern Sämereyen von Lissabon, wo es 
häufig ist, hergebracht worden. 


a 


66..: Chloris polydastyla Sw., : "- } 


sonst eine westindische Pflanze, welehe’ ich an den 
fliessenden Wasserrianen des Val Sän Martinho in 
den Plantagen der, Donna Maria WAndrade in 
Blüthe antrafi. zu zeit a iin en : 

- 67. 6 ystoseira barbata Ag. Zn 
oder Bertoloni’s Fucus abies P., eine, dem Mit- 
telmeer und atlantischen Ocean gemeinschaftlich zu- 
kommende 'Tang-Art, fand ich am Meeresufer zwi- 
schen Gandiol und dem grünen Vorgebürge. 
68, Chri ysobalanus Igaco. 
. Ein längst bekannter, an sich höchst wenig sa- 
gender Strauch, dessen Früchte in Weslindien ge- 
gessen werden ‚.dieweil ich in Senegambien hievon 
nichts hörte. Er wüchst am Senegal nur künmer- 
lich, freudiger dagegen auf der Insel St. Mary hinter 
der Stadt und gewiss noch an vielen andern Stellen. 
69. Cleome pentaphylla. 

Diese in Ost- und Westindien, wie auch in. 


Arabien vorkommende monocarpische Pflanze fand 


ich auf Schutihaufen von St. Mary Bathurst an 
der Gambia. 
70. Cocculus Leaeba Delille. 

“Man kann diesen Strauch kein eigentliches 
Schmarotzergewächs nennen, indem es sich nicht 


. vom Safte anderer Pflanzen nährt, sondern bloss an 


ihre Krone stützt, aus Mangel an-eigener Festigkeit. 
Bie :Acacia albida Senegambiens "sowohl als St. : 
Yago’s scheint auserkohren ihr als, Trägerinn zu 


Kt) 


dienen, wenigstens sah ich sie.nur an- dieser, Der 
mit einer. rissigen dunkelhraunen Rinde . hedeckte 
Stamm wird. selten ‚sehr. stark‘, und besteht, aus seh 
weichen grobeg: Halz- Ringen, welche jene. ‚Ein; 
richtung - der, Natur auf der Stelle erklären; . indem 
sie an der. Krone, nicht aber. am. Stammg der; Aca: 
eia ‚hinaufsfeiget, hreitek aje jbge Acste wie ein,hel 
grünes „Dach, .übeg. deren ‚dunkles: Laub, und; desnige 
winklighte,, ‚Aueige ‚au8,.;, Die, ‚Bere, sitpt, einzeln 
an einem. ziemlich. langen. Stiele, in. den Blattwinkeln, 
ist, unansehnlich. und wird, :50 viel mir Pekaant „non 


niemanden benutzt. we sl ortsifsguh SIT 


Forster® führt sie’ als Epibatertin Pendu- 
tum gleiöhfalls an, und Saft," sie wachse än"det 
Mimosa" Färhetinnd, woiltirch' Inalı, - da! ef'wölel 
yon Ac."ddidd Dee hoch AR "Schegar“ Prim 
‚eine Sylbe erfähnt, nebeibey' ‘%u dem Schltäse‘ "be. 
Fechtigt‘ wir habe‘ letälere weder‘ blühen 'scheh 
noch Frl weanaptt, ! Hfktich nie‘ "Achöitı 
Furnesiana verwechselt. Audh Besnieh s**) Mi 


‚mosa glandulosa vermuthlieh" ihdieseihe: | Di 


Rüge "oh fie" fir) ku A.chorrida oder’ chr sniger u 
Iniicht WÄR Shrtem Nicht? Bötäniker höffenflieh” nie. 


Zi wm oanla dus mar Jeiie 
Imand Veen. ET i 
R Be ‚Bas Mol si sehe Is Ir. ‘ 


ir 


...*) Comment, Gäting. vol, „IV: „e „ 
Dice 2 ” 


Le FE 


**#) Fables Scnegalaises p. 200..; De 


ru 
T1. Cocos nucifera:“ 

Es' wäre überflüsäig hier die Beschreibung die. 
ses so prachtvollen als nützlichen Bauıtes zu wie: 
derholen, . welchen alle-Bereiser der Tropenländer 
Beit Labat zu feyern nicht aufgehört; weshalb auch 
ich mich'in dem mehrerwähnten historischeh Reisebe- 
richte*) ‘kurz zu seyn bestrebte. - Wäs ich aber 
weder ‘dort anführte, ‘noch dagegen hier’ übergehen 
darf; -tst Gärtner’s' unrichtige Abbildung der’ kei- 
menden: Nuss **y,"worfn der Emltyo "erächeint, als 
käfte 'er-Ihn im benachbarten Schwarzwalde aus 
Holz drechseln lassen. mn 
. „Die, Cocospalme ist ein wahrer. Copmapoht und 
kömmt in allen tropisChen Ländern vor, ‘wagt sich 
aber im _Freyen nördlich nirgends weiter. als bis 
- Madeira. In unsern 'reibhäusern bleibt sie ein 
Krüppel. ihr Lebelang ‚und geht auch gerne aus. 
Um keimungsfähig. 2y.bleiben, ‚erheischen ‚die Nüsse 
zum Transporte nach Europa die nänlirke Dorgilt 
wie die von Borassus. 

... Coffaea arabica,;;.: DERHRTIEE: 

Nur, erst seit wenigen Jahren Wird dieser hoch- 
wichtige "Handelsartikel; auf auf St. Yago gebaut, und 
liefert schon jetzt eine sehr geschätzte,,. ‚häufig. nach 
Portugal ausgeführte Sorte. Die Kuffeogärten sind 


»)Lc.p. 74. und Verschiedene andere spjlere und frü- 
here Stellen im Vorbeigehen, 


®*) Carpologie Tab. V:“ 


47 


alles, was man sich nur Yiebliches denken kun und- 
ein Schläfchen in ihrem Schatten gefeyert, Üiber- | 
trifft alle andern 'an Süssigkeit: or 
Das Holz des Kaffeebaumes’ ist weissgelh, "yond’ 
ausserordentlich” dichtem feinem Gewebe und eignet 
sich, zuglöich ‘mit seiner weissgelben glatten’ "hinde) 
zu Spatzierstöcken und Drechsler. ‘Arbeiten vertrat 
lich. Auf st Yago werden lie’ "Hochtothen güsstieh” 
ten Früchi6' eihgemacht und "hatig näch Lissäbott 


lag „a ti 2 Fi fD5 
versandt. . Tin 
F 


73. Comvolwulus Cahiricus E. (fpomaea puma 
Forsk.) Be 
Wenn man von Reisenden klagen - hört,: iw; 
Afrika fehle es’an rankenden Zierpflanzen, sotdenk& 
man sich nur, dieselben hätten die Festons ‘Aller: 
herrlichen Winde nicht erblickt; ‘so wie ich: sie 'im- 
prachtvollen "Hayne von Gannack, am Salum-Strome: 
und im Thale von ‘St. Domingo ash.*) 2: 
Von den Baamen, die ich nach Europa brachte, 
giengen zwar einige auf, doch die Pflanzen weren 
im Spätjahr, dh alle übrigen im freundlichen Gedei- 
hen fortwüchsen, so kläglich zurückgegangen, dass 


ich daraus fast die Vermuthung- schöpfen möchte, 


als sey die Cultur derselben schwierig. Dass diese 
Pflanze auch in Aegypten zu Hause sey, zeigt 
schon ihr Name. 


#) vide Reise etc. pag. 130, 203 und 357, 


48: 


7A... Convolvulys Pes, caprae. 
uacı Nichts ist, ‚AU, den | Uiern ‚des Senegaldusses. ge- 
meiner. Auch am grünen "Vorgebürge kommt sie 
unier. Anderer Blattgestalt vor, und auf St. Yago 

Sipp. sowohl. die gagre I hinter ‚Porto, Praya ‚gelegene 
Ebene. als die Anhöhen ringsum damit, geschmückt, 
Der. „grossen Purpurgothen Blume ist blogs ihre kurze 
Dauer. ‚von ei, ‚Paar, ‚Stunden. vorzuwerfen , allein, 
den "Schaden aachen "m Treibkästen vermehrt 
sich das über den Boden kriechende und auf seinem 
Wirge:überaH Wurzeln austleihende, Gewächs. über. 
die Maassen, doch : zum. Blühen kam es in diesem 
der, ‚inglichten Hygestalt mit, Ziegenfussähnlich ge- 
spaltenem Vorderende, bis in die Nierenform durch, 
alle .erdenkliche Stufen. An trockenen Stellen steht- 
sie. wührend der. trockenen Jahreszeit, s stille, an feuch- 
ten dagegen blüht, sie fort, und da, sie in Südame-. 
Lil ‚s0'gut als in "Dst- ‚und Westindien, Senegam- 
bien, ,-ja selbst im, tropischen Neuholland wohnen, 
soll ep darf sie, go, gut als irgend Jemand aus der; 
Rflanzenwelt, anf den ‚Namen eines Weltbürgers: 
der Tropen Anspruch ‚machen. eh 


PLP FEN . ur. 


75. Convolvulus ‚asarifolius? 5 
%; 
[Fi 

"Be der unsichern Gränze, welche” noch zwi-, 


schen den beiden Geschlechtern schwebt Cirgend so 
unsicher als ‚awjschen, päbstlichem | ‚ynd. ‚peapolitani- 


nie 


49 
Beiblätter 1840. I. Nro. 4. 


schem Gebiete), weiss ich nicht ob diese im Garten 
des Gouvernements von St. Louis cultivirte holzige 
und folglich mehrjährige Winde unter Convolvulus 
oder Ipomaea gehöre. Die Blume sah ich nicht, 
wohl aber die kugelförmigei 'haselnussgrossen, mit 
dem perenuirenden Kelche umgebenen Saamenkap- 
seln, welche-einzeln an kurzem Stiele aus dem 
offenen "Winkel der ausgebreitet herzförmigen hand- 
grossen in eine langzulaufende Spitze endigenden glat- 
ten heilgrünen und ganzrandigen Blätter entstehen und 
den gewundenen rankenden Stengel bis auf eine ge- 
wisse Höhe begleiten. Die Saamen sind von der 
Grösse einer Erbse, sitzen zu je 4 c??) in jeder 
Kapsel beysammen, sind dreieckigt, auswendig rund- 
lich, inwendig, wo sie einander berühren, flach, von 
oben nach unten spitzig zulanfend und, wie wohl 
die meisten ihres Geschlechtes ,.mit einem roth-brau- 
nen glänzenden-Filze üßerzogen.- ‚Sie gehen auch 
ziemlich gerne auf und lieferten, unter andern, einen 
Ende Septembers schon 4%, Fuss hohen, unten be- 
feits holzigen, "mit weissgrauer Rinde bekleideten, 
etwa Gänsekiel dieken Stamm 'mit zahlreichen ab- 
wechselnd gegenüber stehenden Blättern, welche 
jedoch merklich länger als an der fruchtbringeuden 
Mutterpflanze waren. Das künftige Jahr, welches 
ihn hoffentlich-zum Blühen bringt, dürfte die fernere 
Auskunft über die wahre Species geben. 
Beiblätt, 1840 I 4 


50 


76. Crotalaria thebiica Del. . 

Eine piedliche kleine filzige graue Art, welche, 
obgleich in Oberägypten zuerst gefunden und beschrie-. 
ben, in Sieber's Sammlung fehlt. Ich fand. sie 
an zwei Stellen ; äuf der Insel Sör im Senegal und 
"am Sumpfe von N’Boro mitten unter verdorrten Ses- 
baniastauden. Da es ‚meine Absicht hier nicht ist, 
die bereits vorhandenen Beschreibungen zu wiederho- 
len, bemerke ich bloss, dass es schwer hält, die 
ganz kleinen glänzend - braunen nierenförmigen Saa- 
men von Insekten unversehit' zu bekommen), , und 
auch diese nicht sehr bald aufgehei: 

77. ‚Croton trilobatus. 

Hievon fänd ich am 7ten Januar auf der Insel 
Sör bloss einige wenige schlechte Exemplare, wel- 
che eben gerade hinreichten, die Art zu bestimmen. 
Scheint Senegambien eigen. 

78. Cucumis Colocynthis. . 

Es ist mir wirklich unbegreiflich; wie selbst 
neuere Schriftsteller die besonders ihrer Frucht nach 
so deutlich charakterisirte Pflanze immerfort nach, 
Japan verlegen, dieweil sie auf den Inseln des grü- 
nen Vorgebürges eben so häufig ist; als die in 
Ostindien angegebene Dracaena auf einigen von 
ibnen und den Canarien vorkommt. Auf den Hü- 
geln der Insel Sal zumal zieren die. goldgelben rei- 
fen Früchte alle Abhänge, werden aber,. meines 
Wissens, wie so vieles andere, nicht benutzt. Die 
Saamen, obschon reif, giengen im ersten Sommer 


51 


nicht auf; ob der zweite sie in Bewegung bringen 
werde, mag die Zeit. lehren. 

79. Cucur bita layenaria 

kömmt besonders gross in der Gegend von Soal 
südlich vom grünen Vorgebürge vor. Die Kalebassen, 
welche aus den ‚halben Schalen der ausgehöh'ten 
Früchte gemächt werden, halten bisweilen mehrere 
Maass Flüssigkeit und bilden, als Körbe, eine Haupt-, 
ingredienz' der:Nogerhäushaltung. Kleine Kalebassen, 
welchen man den Stiel lässt, werden von oben nach 


unten halbirt, geleert und zu eben so bequemen 


als leichten Löffeln gebraucht. ‘Da sie sehr leicht 
spalten, so verstehen sich die Neger wirklich mei- 
sterlich darauf, die Brüche wieder wasserdicht zuzu- 
nähen. Die Frucht ist meist rund mit eingedrückter 
Spitze und vortretendem sich in’ den Stiel fortseizen- 
den Untertheil. Alles übrige ist bekannt genug. 
Auf den Inseln kommt die Pflanze auch 'hie und da 
vor, jedoch weit seltener. .. 

.Cucurbita Citrullus 
habe ich in Senegambien nirgens erblickt, ‘wohl aber 
auf den Inseln, wohin sie vermuthlich aus Portugal 
herübergekommen. ’ 

81. Cyperus alopecuroides Rottböll. 

Lediglich der Umstand, dass die von mir am 
grünen Vorgebürg sowohl als in den Sumpfgräben 
hinter Porto Praya gefundene Art nicht 3 sondern bloss 
2 Narben besitzt, bestimmt mich, von meiner frü- 
hern Meynung, als sey es Delille's C. dives, 

4% 


52 


- wie ich die Pflanze bereits an zwei Stellen meiner 
Reisebeschreibung .nannte , abzustehen, da auch 
Rottböll’s Abbildung Tab. VII. f. 2., was den 
Habitus anbetrifft, vollkommen Delille’s Figur auf 
"Tab. IV. der Flore d’Egypte entspricht, bloss dass 
die Blätter schmaler sind. Die Naanfen giengen in 
Menge auf. 
82. Cyperus articulatus L., 
von Humboldt und Bonpland richtiger Cyp. 
nodosus benannt, und von Forskahl's C. niloti- 
cus in nichts verschieden, wächst, mit C. dives unter- 
mischt, in den feuchten Wiesen hinter Porto Praya 
von St. Yage. Ausserdem wird er, nächst Aegyp- 
ten und Guinea, auch noch als in Westindien, Süd- 
amerika und den Südsee-Inseln wachsend angegeben, 
somit in den meisten Ländern der Tropen und ihrer 
Nachbarschaft. 
83. Cyperus crassipes Vahl. 
fand ich an den sandigen Ufern des Senegalstromes 
von dessen Mündung bis St. Louis in unbegränzter 
Menge, darunter jedoch ein’ einziges noch brauch- 
bares Exemplar. Alle übrigen waren verblüht, ver- 
dorrt “und standen gleich fusslangen, grosskopfigen 
Nägeln auf den Sandhügeln umher, 
Der Blumenbüschel bildet einen rundep. Kopf 
„von dichten über einander geschichteten Aehrchen; 
"der fast nackte Halm ist dreikantig, dick und kurz, 
die Blätter sind gerinnt, ziemlich ‚lang und über- 


gebogen.. 


ss 
84. Cyperus mucronatus ß. albidus Vahl. 


Eine, wie es scheintüber die südliche, gemäs- 
sigte nördliche und ganze heisse Zone verbreitete 
Pflanze. Ich kann mich inzwischen mit dem Gedan- 
ken nicht leicht vertraut machen, als sollten alle drei 
so sehr abweichende Spielarten zur nämlichen Pflanze 
gehören, indem die zwischen den Wendezirkeln 
vorkommenden! fast stets weissblüthig und dichtährig 
sind, die enropäisch -barbarischen dagegen schwarz 
und mit weniger Aehren besetzt. Von jenen besitze 
ich ein auf Mauritius von Sieber gesammeltes Ex- 
emplar und habe ein anderes aus Oberägypten von 
Schimper gesehen, welche beide mit meinen auf 
der Insel St. Louis am Ufer des Flusses in grosser 
Menge gesammelten, jedoch frisch blassgrünen und 
erst im Trocknen weiss werdenden Exemplaren voll- 
kommen übereinstimmen. 


85, Cyperus rudiatus Vahl. 

ist mein €, dives var. contracta von N’Boro, welchen 
ich auch auf- St. Louis traf, und so ziemlich als 
allgemein . zwischen den Wendezirkeln vorkommend 
angeführt. sehe, in Westafrika wenigstens bis Ga- 
lam. Es ist ein schönes kräftiges Gewächs, wel- 
ches mit seinen glänzend: grünen unten weissgrauen 
breiten raulıkantigen sperrigen Blättern die Sümpfe 
schmückt, in denen es wächst und auch in Gärten 
als Zierpflafize eine Stelle verdiente. Im System 
steht es dem €. dives in jeder Beziehung nahe. 


54 


86. Cyperus sphacelatus Rottl,? 

Unter allen in den Speciebus planfarum als 
westafrikanisch angegebenen und beschriebenen Ar- 
ten kömmt wohl. keine mit meiner am Salumflusse 
bei Djonware gefundenen überein und setze ich ein 
Fragezeichen, so geschieht es bloss.um nicht das 
Ansehen zu haben, als wolle ich in einem noch sg 
unvollkommen bearbeiteten weitläufigen Geschlechte 
besser, als sich’s geziemt, zu Hause scheinen. Nach 
Römer und Schultes*) wächst sie auch noch 
in Südamerika und ‚Westindien, 

87. Datura Metel. 

Wie im mittäglichen Russland die aus Südame- 
rika, jenem Vaterlande der Solaneen, herüberge; 
kommene Dat. Stramonium alle wüsten Plätze 
bedeckt, ebenso findet sich diese ihre wohlbekannte 
Geschlechtsverwandte auf allen Schutthaufen Sene- 
gambiens zahllos und unverwäüstlich, wie die einmal 
eingenisteten Kakerlaken ein. Auch Smith führt 
sie**) unter den auf‘ St. Yago gefundenen Pflanzen 
auf. Auch in Arabien zu Hause. durchzieht sie 
wahrscheinlich ganz Mittelafrika und erstreckt sich 
nach den Canarien, scheint *aber, ausnahmsweise, 
Südamerika zu fehlen. 
88. Desmanthus nutans DC. 

Nebst der sub Nro. 46. angeführten Capraris 
polymorpha wohl einer der zierlichsien. Bin ehe. Se- 


*),Systema vegetabilium Vol. II. pag. 196. 
**) Relation d’un voyage au Congo Vol. II. pag. 104. 


\ 


55 


negambiens, wo er mach Delandolle 9 and 
Adanson gleichfalls vorkommen soll, obschon: ich 
ihn nicht ‚dort, ‚sondern: auf :den Gebürgen von St, 
Yago in Menge, in einzelnen kleinen Büschen auf . 
Brava antraf, und durch das von Togo dahin ge- 
brachte Brennholz als auf letzterer Insel vorkom- 
mend erkannte. Das äusserst-siefliche; Feichte und 
zarte heilgrüne Laub hebt die aus den Winkeln der 
Zweige ‚herünterhängenden zweifarbigen etwa Zoll 
langen- Blumenkätzchen mit ihrem :Gelb und Rosen- 
roth nur noch mehr heraus. Die Aeste sind mit 
scharfen krummen Dornen bewehrt, -dalfer der 
Strauch von den Portugiesen Espjnho genannt wird. 
Die Rinde ist weisslicht gelb, inwendig aber rosen- 
roth, hart und zum Brennen ausnelimend tauglich, 
auch fast das einzige, was die Insel Brava brennt 
und, wie gesagt, von dem nahen Togo kommen lässt. 

Da zur Zeit meines Aufenthaltes (Junius) die 
Pflanze wohl reichlich blühte, aber nicht eine ein- 
zige Hülse trag, war ich auch nicht in Stande, 


‘ diese wohl in den wenigsten. europäischen Gürten 


vorhandene. wahrhafte Zierpflianze durch Saamen zu 


. verbreiten. Ein im botanischen Garten von Bulogna 


befindliches schon ziemlich bejahrtes Individuum von 
Desmanthus cinereus hat, wiewohl & alle Jahre 
blüht, noch niemals Früchte getragen, und dieses 
dürfte wohl auch mit den wüsrigen nach Europa 


- #) Prodr. II. pag. 446. 


wu 


36 


verpflanzten der Fall werden. . Schwerlieh erstreckt 


“sich dieselbe über andere Welttheile. 


89. Desmodium vom :Salumflusse. 
‚An. den Quellen längs diesem seichten afrikani- 


- schen Zwischenstrome . wächst. eine offeubar jenem 


g:os:en und schönen Geschlechte angehörige Pflanze, 
‚welches durch den Mangel an natürlichen Trennungs- 
keunzeichen den sonst so scharfsinnigen Classificator 
DeCa dolle nöthigte, die ziemlich zufällige und 
da .er, ver„önte. geographische Eintheilung nach den 


“ 4.oder 5: Welttheilen aufzustellen. . Die fragliche 


Pflanze, traf ich weder in Blüthe noch Frucht, kann 
mir daher ein bestiimmtes Urtheil über ihre Art um 
soviel weniger erlauben, ‚als der eben erwähnte 
Schriftsteller keine Sectio afrieana annimmt. 

Der Stengel meiner Art ist 2 — 3 Fuss hoch, 
die Aeste, sind etwas ausgebreitet, leicht behaart, 
die Blätter zu je 3 beisammen, davon die 2 untern 
kurz, das mittlere grössere dagegen lang gestielt, 
4—,6 Zoll lang, 1%,” breit, eylanzetiförmig, zuge- 
spitzt, ganzrandig, mit starken Adern durchzogen, 
oben. glatt, unten längs den Rippen aber mit wei-, 
chen: Haaren besetzt. An ihrer Basis sind sie stets 
mit 2 kleinen spitzigen Nebenblättchen versehen, 
welche später braun werden und abfallen. 

90. Desmodium von der Insel Sör 
fand, fand ich in allzuschlechtem Zustand, um mehr berich- 
ten zu können, als dass es einen ästigen Stengel, 


weit ausstehende Zweige, elliptische zolllange Blätt- 


57 


chen und an den Zweigspitzen sitzende, wenig-saa- 
mige dafür aber mit [Widerhaken ganz besetzte 
Hülsen hat. Ob die eingesammelten Saamen reif 
und daher fähig sind, über die Art nähern Auf- 
schluss zu ertheilen, steht der Zeit anheim. 

91. Detarium senegalense. 

Es scheint das Schicksal gewisser ausländischer 
Pflanzen zu seyn, lange auf unbegreifliche Weise 
räthselhaft zu bleiben. Ein Beyspiel davon war die 
oben: angeführte Arona senegalensis; ‚ein anderes 
ist das Detarium senegalense.. Adanson war 
der erste, der des Detar-Baumes erwähnt, Jus- 
sieu stellte nach ihm und seinen Exemplaren das 
Geschlecht Detarium auf. Lange Zeit konnten die 
nach Senegal gelangenden Naturforscher das Ge- 
wächs nicht mehr ausfindig machen, dieweil die 
Dadach-Früchte scheffelweise auf den dortigen Märk- 
ten verkauft werden. Adanson hatte offenbar den 
Landesnahmen entweder überhbört oder’ falsch (viel- 
leicht aus dem Gedächtnisse?) niedergeschrieben. 
Genug, seit Leprieurs und Perrottet's alles 
leistender Beschreibung und Abbildung ist der Baum 
so bekannt geworden als nur irgend wünschbar; 
bloss seine Keimungsverhältnisse scheinen es noch 
nicht hinlänglich, über ste also hier einige Worte: 
Die kleine bis jetzt auf bloss zwei Geschlechter 
und drei Arten sich belaufende Zunft von DeCan- 
&olle’s Ditarieae steht völlig an der Gränze der 
Hülsengewächse nach den Kosaceen zu, weit mehr 


u 


. noch als die oben berührten Swartzieae, indem sie 
-1m0 fleischige essbare Saamenhülle, 2de steinharten 
Kern und 3tio einsaamige Frucht mit den Eigen- 
‚schaften einer währen Leguminose vereinigt. Die 
Frucht selbst ist. von der: Grösse. einer kleinen von 
beiden Seiten flach gedrückten Pfirsisch, von Farbe 
gelbroth, von einer dünnen, leichtzerbrechlichen 
Schale umgeben, worunter ein safrangelbes honig- 
‚süsses mit zahllosen von der Oberfläche der Nuss 
“ ausgehenden Fasern durchzogenes Mark liegt, das 
bei den Negern als Leckerbissen gilt, und wirklich 
zecht angenehm schmeckt. Nicht viel kleiner, von 
gleicher Gestalt, mit eben. jenen zahllosen Fasern 
besetzt und bloss am wulstig aufgeworfenen Rande 
frey ist die Nuss, worinn der klappernde, anschn- 
liche, önmer einzelne Kern steckt, dessen Nabel- 
strang vermufhlich sehr bald einschrumpft, Wie 
die Keimung im Vaterlande geschieht, weiss ich 
nicht; so viel aber scheint mir ausgemacht, dass um 
in unsern Treibkästen auf Erfolg hoffen zu körmnen, 
es des völligen Entblössens des Kernes bedarf, und 
auch dann noch das Gelingen stets sehr unsicher 
“ bleibt, indem von 6 hier ;in verschiedenen. Gärten- 
angebauten Stücken bloss eines aufging, und alle übri- 
gen verfaulten. Die Keimung (welche ich leider 
nicht von ihrem Anfange an zu beobachten Gele- 
genheit hatte), ist von derjenigen anderer grosssaa- 
miger Leguminosen (z. B. Hymenaea Courbaril) 
wenig verschieden; die Entwicklung, von den ansehn- 


.» 


liehen Saamenlappen begünstigt, selmrasch; so dass 
die Pflanze bis zum Ansatz derselhen.iin. kurzem 
eine holzartige Consistenz annimmt und zu einem 
Fuss sich erhebt. DBiättchen sind im Anfange 
“bloss 2 Paare vorhanden, in der Jugend sind sie 
ganz .weichhaarig, später aber bloss auf den untern 
Rippen leicht behaart, ‚hellgrün ‘und für Gestalt und 
Grösse am .‚bessten mit dem Laube der: Cerabmia 
Siliqua vergleichbar. wet 

‘Den Baum habe ich in der Wildniss bloss im 
jungen Zustande gesehen und zwar’am Salumflusse _ 
bey'm Negerndorfe Djonware. Bei Albreda an der 
Gambia soll er häufig‘ seyn und auch nördlich gegen 
Cayor hin sieh finden..- Am Senegal selbst wächst 
er nicht, wenigstens darf man dies aus dem Um- 
stande schliessen, dass die Früchte auf. dem Markte 
von St. Louis merklich theurer sind’, als zu Gorea 
und St. Mary Gambia, auch als Grund - angeführt 
wird, sie kämen von dort. 

Holz und ‚Miide des Baumes kenne “ich, aus 
obigen Glünden, so wenig als die Blüthe, welche 
nichts ausgezeichnetes haben soll, und:sich daher, 
"käme sie auch je bei uns zum Vorschein, vielmehr 
für wissenschaftliche als Liebhaber - Sammlungen 
eignen würde - ” 

Lepr. und Perr erwähnen einer andern Art 
Coder Abart) mit bitterer giftiger Frucht," welche 
von den Negern selbst kaum unterschieden würde, 
und :wovon man mir gleichfalls sprach., mit dem Zu- 


60 so. B . 


satze, sie, hlühe und reife gerade in der umgekehr- 
ten Zeit.mit- der essbared. . Was wahres oder fal- 
sches daran sey, weiss ich nicht; wem aber steigt, 
bei der oben erwähnten Analogie, nicht augenblick- 
lich ‚die bittere Mandel zu Sinne? _ 
92. Detarium microcarpum Lepr. et Perr. 
Eine zweyte neuentdeckte Art, wovon die mehr 
denn um.die Hälfte kleineren Früchte, unter dem 
Nahmen Danch, gleichfalls nach St. Mary und 
Gorea zu -Markt gebracht werden. Ihre Gestalt 
sieht jener vollkommen gleich, doch schmeckt das 
“Mark weit weniger angenehm und die Nuss ist von 
dunklerer, Farbe, ‚wie auch. mit. stärker aufgewor- 
fenem Rande umgeben. ..Gesehen habe ich den 
Baum selbst nicht. a 
Beyde Detar-Arten scheinen Senegambien eigen- 
thümlich, denn weder Palissot de Beauvois 
noch Brown erwähnt ihrer als Gewächse Guinea’s 
oder Congo’s. Wie weit nach dem Innern zu sie 
sich erstrecken, ist wohl schwerlich noch ermittelt, 
93. Digitaria aeyyptiaca Del. 
fand ich auf den Aeckern des Val Orgaö bey’'m 
Dorfe Serrado der Insel St. Yage und Delille 
früher in Aegypten. 
94. Dielyptera umbellata. Vahl. 
fand ich auf den Aeckern der Insel Brava. 
95. Dodonaea viscosa. - 
Ein in unsern Gärten allgemein verbreiteier 
wohl nie mehr denn mannshoher Strauch, welcher 


6 


inmitten in den Sandfeldern hinter dem grünen Vor- 
gebürge nach dem Innern zu durch seine niedlichen 
geflügelten Saamenkapseln und hübschen glänzenden 
Blätter einen angenehmen Anblick gewährt. Die 
runden kaum stecknadelkopf grossen braunen Saa- 
menkörner sitzen zu je 6 in einer jeden dreifach 
geflügelten Frucht beysammen, und''gehen leicht auf, 
so dass ein gleich von. Anbeginn an klebriges Stämm- 
chen in einem Sommer die Höhe von 10 Zoll erreichte, 
96. Dolichos Lablab L. (Lablab, vulgaris Savi). 

Die weissblühende Abart wird in allen Gärten 
von St. Louis Senegal der essbaren F rucht wegen 
angebaut, ist aber darum schwerlich einheimisch. 
97. Ecastaphyllum Brownei Pers. 

An allen feuchten Stellen des südlichern Sene- 
gambiens (von N’Boro an) zu Hause. Am Senegal 
habe ich es nirgends bemerkt. Der Busch breitet 
sich sehr weit aus, wird aber nicht mehr, denn 
etwa Mannshoch, die breiten blaulicht grünen Blät- 
ter zeichnen ihn mehr aus, denn die in deren Win-: 
keln büschelweise beysammensitzenden kleinen un- 
scheinbaren Blüthchen und kleinen mit einer rost- 
farbigen glänzenden Seide überzogenen Hülsen, 

98. Elaeis quineensis. 

Ist es ja erlaubt, für eine Pflanzenfamilie eine 
besondere Vorliebe zu hegen, so verdient sie gewiss 
keine mehr als die der Palmen; unter.ihnen aber 
giebt es wohl wenige schönere und edlere als die: 
afrikanische Oehlpalme, nicht wie sie uns Jacquin 


x 


62 


in seiner Hist. Stirp. americ. *). als’ schaftloses ans- 
gewandertes Gewächs abbildet, und alle aus Süd- 
amerika herkommenden Reisenden schildern, sondern 
wie ihr heißses Vaferlatd sie erzeugt. In meiner 
Reisebeschreibung *%). that ich ihrer bereits Erwäh- 
nung, blieb jedoch dort als: für:.ein gemischtes Pu- 
blikum hinlänglich bey dem äussern Eindrucke stehen. 


Die Verschiedenheit beyder mag wohl Ursache 
seyn, warum oberflächliche Beobachter (und wo giebt 
es deren nicht?) jene Königin senegambischer 
Hayne für eine von unsern gewöhnlichen Abbildun- 
gen ganz verschiedene Art erklärten und sie, ohne 
sich weder um nähere Kenntniss der Blumen und 
Früchte, (welche auch die junge Oehlpalme nie her- 
vorbringt) noch um die ganz richtige und deutliche 
Beschreibung und Abbildung Gärtner’s***) im ge- 
zingsten zu kümmern, kurzweg Cocos senegalensis 
nannten, Woher Gärtners und Jacquin’s meine 
Nüsse an Grösse übertreffende beyde Originale stam- 
men ist zwar nicht angegeben; allein aus dem, was 
ich von verschiedenen Seiten erfahre, möchte ich 
fast schliessen, es bringe dieser Baum in Guinea, 
wo er in zahlloser Menge vorkommen soll, grössere 


Fapıın . : . 
Nüsse als im sandigeren Senegambien. 


.--%) Tab. 172. 


4 


: =) pag. 131. 
%*y Garpologie Tom. I. pag. 17. und Tab. «6. 


4 
63 


Am grünen Vorgebürge sah ich die Vebergänge 
von der jungen stammlosen und von Blattstielen 
umpanzerten Elaeis zur ausgewachsenen zu deutlich, 
als dass noch der mindeste Zweifel möglich blieb. . 

Die Oehlpalme erreicht einen Stammdurchmesser 
von 2 — 3 Fuss und eine Höhe von 60 — 70. Ihr 
hauptsächlichstes Product ist das hutterartige Oehl, 
welches frisch gepresst von mennigrother Farbe ist, 
und sich in niedrigerer Temperatur verdichtet, einen 
angenehmen Veilchen - Geruch verbreitet, nach eini- 
ger Zeit aber blass wird und auch einen Theil sei- 
nes Geruches eilibüsst. Seit ündenklichen Zeiten 
gebrauchen es die Neger hauptsächlich zum Ein- 
schmieren der Haut und Haare, aber nur erst seit 
etwa 10 — 12 Jahren ist es zum nicht unbedeuten- 
den Handelsartikel der Europäer geworden, weil es 
sich sowohl durch Geruch und Consistenz als Wohl. 
feilbeit zur Seifenbereitung im Grossen empfiehlt, 
Das meiste soll aus der Gegend von Calabar am Ni- 
gerausflusse durch, die Engländer nach Grossbritännien 
gelangen. Von: 13 %. unreifen auf dem Transporte 
grösstentheils schimmlicht gewordenen Nüssen erhielt 
ich durch Auspressen 1 f. Oehl, ven bessern aber 
das Verhältniss von 12:1. Jeder Fruchtbüschel, 


(deren.8 — 12 an einem ausgewachsenen Bäume zu 


sitzen pflegen, und, prosaisch gesprochen, einem 
stumpfen Besen nicht unähnlich sehen, enthält an 
7 — 800 Nüsse. 

Sie verlangen, um bei nns keimen zu können, 


64 


dass man sie aufklopfe, da ‘dann die junge Pflanze 
nach einigen Wochen aufgeht, aber ziemlich lang- 
sam zu wachsen scheint. 

Der aus der Oehlpalme gewonnene Wein, frisch 
genossen, ist ein überaus liebliches und zugleich 
gesundes Getränk; nach 24 Stunden aber fängt er, . 
der Luft ausgesetzt, bereits zu gähren und zwar 
sauer zu werden an, und ist dann für europäische 


Magen nachtheilig. Dagegen soll er, in Flaschen 


‘ 


hermetisch verschlossen, von 8 gewiss 6 oder 7 
unter Pistolen 'ähnlichem Knall zersprengen; das 
glücklich erhaltene Getränk aber den hessten Cham- 
pagner an Lieblichkeit übertreffen. \ 

Erhalten lassen sich die Früchte in den reifen 
Büscheln schlechterdings nicht, indem sie, nebst 
den 3 sie an ihrer Basis umfassenden glänzend- 
braunen Schuppen ausfallen. Der Baum hat ge- 
trennte Geschlechter, blühen sah ich ihn aber nicht. 

Die Elaeis guineensis ist offenbar in Westafrika 
einheimisch, in Westindien und Südamerika aber 
acclimatisirt, wiewohl heimisch gemacht — schwer- 
lich. Auf St. Yago sollen bei Ribeira grande einige 
Stämme stehen. Ob sie in Ostafrika, das man nur 


‚noch so wenig kennt, gleichfalls vorkömmt, ist 


wohl noch nicht genau entschieden. Eine besondere 
Beschreibung der 'Frucht- Traube. zu geben, über- 
hebt mich die in Martius bekanntem Palmenwerke 
stehende treffliche Abbildung einer Geschlechtsver- 
wandten, der Elueis melanococca. 


ı 


65 
Beiblätter 1840. I. Nro. 5. 


99. Eleusine india. 

Traf ich auf der Insel St. Yago in den Bächen 
von Val Pico mit aufgerichtetem etwa einen Fuss 
hohem Halme, auf Brava dagegen an Fusswegen 
flach auf der Erde ausgebreitet. In dieser leiztern 
Form fand sie auch Herr @uthnick. auf der Insel 
Fayal am Meeresstrande. 

100. ‚Entada africana Lepr. et Perr. 

Wer sich von dieser neuentdeckten und beschrie- _ 
benen Pflanze einen deutlichen Begriff zu machen 
wünscht, den verweise ich auf DeCandolle’s Ab- 
bildung der Entada polystachya*) mit dem einzi- 
gen Unterschied, dass die Blumenähren bei der afri- 
kanischen einfach sind, und büschelweise 'aus’.den 
Zweigspitzen zugleich mit den jungen Blättern her- 
vorbrechen. Ich fand diesen etwa i2 — 15 Fuss 
hohen Strauch am Ufer des Rio Salum bei Djonware 
mit reifen Hülsen beladen und junge Zweige hervor- 


‚treibend zugleich. Die Saamen sind rothbraun, flach 


gedrückt und in der Mitte vertieft, eyförmig, etwa 
von der Grösse einer Bohne. Sie gehen, wöfern 
sie vor den ihnen sehr nachstellenden Bohrkäfern 
geschützt wurden, binnen wenigen Wochen auf und 
liefern gesunde Bäumchen, deren vorzüglichste Em- 
pfehlung indessen die Seltenheit und Neuheit der 


- #) Mem. s. 1. Legumin. T. LA 
Beiblätt. 1840 I. 5 


66 


Art ausmachen dürfte. Die Rinde des Baumes ist 
höckerig und das Holz ähnelt dem unseres Wall- 
nussbaumes. Bis jetzt scheint Seneganıbien aus- 
schliessliches Vaterland. dieser Art zu seyn. 


101. Erythrina Corallodendron L. 

Im Garten des Gouverneur’s von St. Louis ste- 
hen mehrere starke Exemplare diests westindischen 
Baumes, welcher im Februar nackt von Blättern 
steht, dafür aber aus jedem Zweiggipfel einen Strauss 
von scharlachrothen zolllangen fleischigen Blumen 
treibt, welche, so schön sie auch einzeln genommen 
aussehen, ihrer allmähligen Entfaltung wegen doch 
niemals einen verhältnissmässig glänzenden Total- 
anblick gewähren. Auch leiden die Blumen vom 
sengenden Ostwinde sehr. Die sich aus ihnen her- 
vorbildenden Früchte sitzen büschelweise beysamınen, 
sind 6 — 8 Zoll lang, eylindrisch und streckenweise 
vom darin sitzenden länglicht-runden, purpurrothen, 
mit beträchtlichem Hilus versehenen Saamenkorne 
angeschwollen. Ob dieser Baum, wie Madame 
Bowdich*) anführt, zu Bakkow auf der Insel St. 
Mary Gambia wild wachsend: vorkomme oder ge- 
pflanzt sey, wage ich nicht zu entscheiden. Pie 
Saamen gedeihen in unsern Treibkästen leicht und 
schnell, die Pflanzen selbst haben aber beständig 
ein kränkelndes Aussehen. 


*%) Excursion aux iles de Madire Porto Santo etc. pag, 
335 — 40, irgendwo, 


x 


67 


In Lissabon, wo ich den Baum selbst sah und 
in Palermo, wie ich aus Tineo's Catalog von 1827 
ersehe,*) steht er im Freyen. 

102. Eugenia Jambos. 

Hievon sah ich bloss auf St. Mary einen einzi- 
gen ziemlich hohen Baum, ganz mit Blüthen besetzt. 
Auch auf den atlantischen Inseln wird derselbe der 
wohlschmeckenden Früchte wegen gebaut, stammt 
aber bekanntlich aus den Sunda- Inseln. 

103. Euphorbia genistoides? 

Bey der höchst mangelhaften Bearbeitung dieses 
zahlreichen und wandelbaren -Geschlechtes, wovon 
meine im Jahrgang 1838 der Flora Nro. 5 — 8. 
eingerückte Arbeit nur bloss den allerkleinsten Theil 
umfasst, dieweil sie.wohl selbst noch manchen Ein- 
spruches gewärtig seyn muss, darf man sich wahr- 
lich nicht herausnehmen, mit zum Theil unvollstän- 
digen Exemplaren, wie sie diese saftigen Gewächse 
auf längern Reisen zu liefern pflegen, über Bestim- 
mung der Arten keck auftreten zu wollen, und die 
Fragezeichen nicht am unrechten Orte sparen. Ich 


‘nenne daher so eine bey’'m Hinansteigen nach dem 


Dorfe Brava gefundene saftreiche Wolfsmilch, bioss 
weil ich keine passendere Diagnose kenne, und for- 
dere daher alle künftigen Besucher jener Insel auf, 
genauere Nachforschung zu halten, besonders cber, 


. reife Saamen davon mitzunehmen. . 


*) Catalogus plant. h. b. Panormit. pag. 108. 
5” 


68 


104. Euphordbia linarifoia Willd.? 

Nicht gar viel sicherer bin ich über diese Be- 
nennnng einer ohne Vaterland in Sprengel ange- 
führten strauchartigen Wolfsmilch, welche in Menge 
-auf den Inseln am Ausflusse des Senegals, Sör, 
. Bahagne bis Gandiol wächst, ausserordentlich saft- 
reich und daher ausnehmend schwer zu trocknen ist, 
auch von den Eingebornen zu Zaunungen gegen das 
Vieh, welches sie scheuen soll, benutzt wird. An 
der Spitze eines jeden der sperrig auseinander ste- 
henden Zweige sass, als ich sie bei meiner ersten 
afrikanischen Exeursion am 7ten Januar auf Sör in 
der Nähe des ersten Baobab fand, eine unreife 
Fruchtkapsel. Das Gewächs kann man nicht sowohl 
schön als sonderbar nennen. 


105. Euphorbia granulata Forsk.? (un serpens 
Kunth?) 

Ein kleines an der Erde ausgebreitetes Pflänz- 
chen, welches ich auf dem trockenen Gesteine der 
Insel St. Yago fand. Im erstern Falle ist sie ihr 
mit Arabien gemein, im zweiten mit Westindien. 
Ist wohl Forster’s E. polygonifolia.*) 


106. Euphorbia tomentosa Lam. 

Ausserordentlich häufig traf ich diese Art auf 
der Insel Sör zu obengenannter Jahreszeit an. Sie 
wächst auch in Oberägypten. 


*) Commentationes Göttingens. Vol. IX. p. 6 — 74. 


69 


107. Fagonia cretica. 

Von dieser eigentlich mediterraneischen Pflanze 
habe ich auf der Insel Sal zwei auffallend verschie- 
dene Formen: angetroffen: die eine mit breiten safti- 
gen Blättern und mastigen Stengeln, welche auf 
salzigem Erdreich in der Nähe der Salinen wächst, 
die andere in allen Theilen schmächtigere aber mit 
ganz schmalen. spitzigen Blättern auf ‘den Anhöhen. 
Diese letztere hatte noch kleine purpurrethe Blütk- 
chen, die. erstere war schon verblüht. Beyde in 
zwei besondere Arten zu trennen, und die eine F. 
latifolia, die andere F. tenuifolia zu nennen, wie 
Steudel und Hochstetter gethan, würde ich 
dagegen Anstand nehmen, indem weder jene ein 
hinreichendes rundes Mittelblatt besitzt, noeh auch 
diese von der Diagnose von Fagonia cretica im 
allermindesten wesentlichen abweicht. Das Exem- 
plar des Reisevereines, welches ich von F. latifolia 
vor Augen liegen habe, ist überdiess ganz filzig, 
Blätter sowohl als Stengel, ‚Kelche und Fruchtkap- 
seln; bei dem meinigen sind alle diese Organe viel- 
mehr klebrig und glatt. Wo man aber mit besse- 
rem Fuge zwei Abarten aufstellen kann, soll man, 
glaube ich, lieber dieses als Aufstellung neuer 
Arten wählen. 

108. Fugonia prostrata® 

Was man nie thun sollte, das geschah, in 
‚schwacher Stunde, leider mir — ich liess mir von 
Autorität imponiren, und benannte, wegen grosser 


70 

Uebereinstimmung obiger ebenfalls von der Insel Sal 
mitgebrachten Pflanze mit dem Zygophyllum simplex 
der Unio itineraria, und Sieber's gleichfalls in Ober- 
ägypten gesammelten Exemplaren, jene in mehreren 
Exemplaren meiner Centürien so. Doch bald gewahrte 
ich den Irrthum, indem weder die eine noch die andere 
Pflanze wegen ihrer keineswegs walzenförmigen läng- 
lichten, sondern vielmehr herzförmig gestalteten mit 
fortdauerndem Griffel versehenen Fruchtkapsel unmög- 
lich ein Zygophyllum seyn könne, sondern unter die 
Fagonien gerechnet werden müsse.) Da aber unter 
diesen keine einzige Beschreibung auf unsere Pflanze 
passt, so möchte wohl der Fali eingetreten seyn, 
nolens velens eine neue Art aufzustellen, als wovon 
ich, wie billig, die Ehre der Priorität den Herren 
Herausgebern gedachter Schimperischen Sammlung 
überlasse. **) 


Die Pflanze fand ich rasenförmig an der Erde aus- 
gebreitet rings um die Salzteiche der Insel Sal des 
grünen Vorgebürges. Frisch sah sie hellgrün aus, die 
Blätter waren eyliodrisch, die Blümchen gelb, kurz 
alle spezifischen Merkmale passten, nur die generi- 


*) Der nämliche Missgriff scheint auch in Sieber's 
Sammlungen begangen worden zu seyn. 


**) Oder wäre es dieselbe Art, welche Smith ohne wei- 
tere Beschreibung Zugophyttum steliulatum nannte? 
Le p. 105. 


gi 


schen nicht. Und wäre denn vielleicht gar am Ende 
Linn es Zygophyllum simplex selbst eine Fagonie? 
109. Ficus Sycomorus. 

Einer der herrlichsten Schattenbäume Afrika’s. 
Von Palästina erstreckt er sich hinein bis in die 
Gebirge Abyssiniens, durch das ganze weite Afrika ' 
bis nach Senegambien und erlischt erst in den Ge- 
bürgsthälern St. Yago's. “ Sein Bau scheint eigeht- 
lich geschaffen , Schatten zu Verbreiten, so breit und 
dicht ist seine Krone im Verhältniss zu ihrer Höhe. 
Auch behält er das ganze Jahr hindurch das Laub, 
welches von verschiedener bald dunkleren, bald und 
meist hellgrüner Farbe ist. Der Baum liebt, wie 
alle Feigenbäume, feuchten Grund, wächst daher 
selten auf Anhöhen, gewöhnlich aber an Quellen, 
auch an Sümpfen. Der Stamin hat eine weisslichte 
Rinde, welche an den Zweigen ins Gelbe überspielt. 
Das Holz ist weich, aber seiner Dauerhaftigkeit we- 
gen noch von den Särgen der alten Aegyptier her 
"berühmt. Die‘ Früchte, welche kranzweise um die 
vorjährigen Zweige herumsitzen, sind kurzgestielt, 
rundlich mit etwas eingedrückter Spitze, etwa von 
der Grösse einer Wallnuss, auswendig mennigroth, 
inwendig gelb und schmecken mehligtrocken. 

170 et 111. TZwey andere Ficus- Arten, wovon 
ich die eine im romantischen Thale von Gannack, 
die andere aber am grünen Vorgebürg fand. Da sie 
aber weder Früchte noch Fruchtboden trugen, so 
will ich mich auch nicht mit Bestimmung ihrer Arten 


72 


weiter abgeben, Die erstere dürfte wohl von Vahl’s 
Ficus ovata nicht weit abstehen, ihre breiten, glän- 
zenden, von purpurnen Rippen durchzogenen Blätter 
boten ein ächtes Bild _tropischer Fülle dar. 
112, Eine vierte aus derselben Ursache nicht näher 
bezeichnete Art steht . als gewaltiger Schattenbaum 
‚und eultivirt in den Strassen von St. Louis ‚Senegal. 
Die Blätter sind an der Basis etwas herz-, sonst 
eyförmig-zugespitzt, und die Adern unten behaart, 
Aus der bräunlichen Rinde schwitzt ein elastisches 
Harz aus, der Baum wird durch Steckreiser bei 
Eintritt der Regenzeit fortgepflanzt. 
113. Endlich erwähne ich noch unseres gemeinen 
europäischen Feigenbaumes Ficus Carica, den ich, 
unstreitig aus Portugal eingeführt, in den Gärten 
der kühlern, Insel Brava antraf. 
114. Filago gallica® 
fand ich auf Brava in einem einzigen Exemplar, 
. das ich aber bald wieder verlor. 
115. Fimbristylis compressa Vahl. 

Eine rein guineisch- senegambische Pflanze, 
welche ich an einer einzigen Stelle am nördlichen 
Ufer des Salumflusses antraf. 

116. Francoeuria diffusa Shuttleworth, 

eine vermuthlich neue Pflanze, charakterisirt obi- 
ger, in der schwierigen Conipositen - Familie weit bes-. 
ser, denn ich bewanderte, eben so fleissige als scharf- 
sinnige und vorurtheilsfreye Naturforscher folgen- 
dermaassen: 


93 


Pappus biserialis, basi in annulum connatus, 
serie exteriori paleacea brevi, interiori louge setosa, 
superne barbellato-plumosa. 

Species diffusa. Suffruticosa prostrata assur- 
.gens diffusa dense tomentoso-cana, ramis subcorym- 
bosis monocephalis, foliis margine undulatis erenato- 
serratis, obtusis semiamplexicaufibus | subauriculatis, 
inferioribus spathulato - evatis‘ superioribus lineari-oh- 
longis; pappo-exteriori paleaceo. conspicuo, . interiori 
apice conspieue barbato- plumoso. 

Habitat: in siceis insulae Salis prom. viridis ubi 
abundantem legit Dr. Brunner. 

Differt a Fr. crispa Cass. notis jam indicatis et 
eapitulis duplo triplove majoribus. Flores ligulatos 
nondum vidi. 

Aftinis habitu etiam Pulicariarum Sect. III. Tu- 
bilium DC. sed pappo diversa. 

‚Sollte wohl Smith cd. c. p. 106.) diese Pflanze 
für das eanarische Buphthalmum serieeum ange- 
sehen haben ? 

117. Frankenia ericaefolia Sm. s. corymbosa Desf. 

Diese ‚auf den canarischen Inseln und der Küste 
Nordafrika’s zunächst vorkommende Pflanze fand ich, 
ohne Blüthen noch Früchte, auf trockenen Stellen 
der Insel Sal und konnte sie daher bloss durch Ver- 

'gleichung mit dem DeCandolle schen Herbarium 
bestimmen. 
‚118. Glycine® an Dolichos. 
So bezeichne ich ein Gewächs aus der Familie 


74 


der Hülsengewächse und der Zunft der Phaseolen, 
welches ich an zwei Stellen der von mir besuchten 
Länder antraf, nämlich am Rande des N’Boro-Sum- 
pfes auf dem Festlande und im St. Domingo-Thale 
der Insel St. Yago, dort an der Erde ausgebreitet, 
hier dagegen an den Gebüschen längs der Strasse 
hinaufkletternd. Blumen sah ich weder dort noch 
hier, wohl aber zahlreiche Hülsen und bey N’Boro 
auch beblätterte Zweige, deren Blätter aus je 3 
oval-runden stumpfen ungezähnten Blättchen beste- 
hen, und wovon das mittelste am breitesten ist. Die 
Hülse ist ungefähr 4 Zoll lang, einen breit, ziem- 
lich dick, jedoch flach, und mit einer dreifachen 
Rinne längs ihrer Rückfläche bezeichnet, mit feinen 
Haaren überzogen und rothbraun? Sie ist von hol- 
ziger Consistenz, bey’m Aufspringen sehr elastisch 
und enthält 3 — 5 pflaumenkerngrosse länglichte, 
mit langem schmalen schwarzen Hilus versehene, 
hellbraune und dunkel-marmorirte*) Saamen, welche 
‚unter schicklicher Behandlung leicht aufgehen und 
wohl schon im zweiten Jahre die Neugierde befrie- 
digen dürften, weshalb es gerathener scheint, vor 
der Hand noch nicht darüber zu urtheilen. 


#) An diesem Merkmale sollte man einen Augenblick in 
Versuchung gerathen, sie für Smith’s auf St. Yago 
angegebene punctata zu halten, belelrte nicht die Be- 
schreibung der wahren @lyeine punctata oder Poire- 
ta p. sogleich über den Irrthum, " 


75 


« 


119. Gomphrena ficoidea L. 

Eine niedliche kriechende Pflanze, welche auf 
‘der Insel Sör sowohl als auf St. Louis und hier 
namentlich unter den Kokospalmen der Pointe du‘ 
nord ganze Rasen bildet. Auch auf der Insel St. 
Mary Bathurst, an der Gambia habe ich sie ange- 
. troffen. Sie scheint das ganze Jahr ‚hindurch zu 
blühen, und. bloss etwa zur Zeit der höchsten 
‘Wasser vorübergehend stille” zu stehen;. sich. auch 
vorzugsweise in Sandboden zu gefallen. Auf den 
Inseln des grünen Vorgebürges traf ich sie nicht. 
120. Gossypium punctatum Lepr. et Perr., 
bey den von ihnen gesammelten Pflanzen des Ba- 
ren Delessert in Paris, wenn ich nicht irre, 
auch unter dem Namen senegalense vorkommend, 
was übrigens so ziemlich auf's Gleiche herauskommt, 
auf das stillschweigende 'Geständniss nämlich, dass, 
in Folge der vielfachen Kultur und Kreuzung unter 
den mannigfaltigsten Verhältnissen, die Baumwollen- 
Arten sich gegenwärtig auf eben derselben Stufe 
von Verwirrung befinden, als Rosen, Pelargonien 
u.s. w. Üeber diese Art, wofern sie eine haltbare 
ist, beliebe man den betreffenden Artikel der Flora 
senegalensis nachzusehen, und sich. hier mit der 
Mittheilung zu begnügen, dass ich, wie ich glaube 
angeben zu dürfen, sie auf St. Louis, Senegal, Sal, 
Bonavista und St. Yago, in theils cultivirtem, theils 
halbverwildertem, theils ganz wildem Zustande (letz- 
teres auf den Hügeln von Sal) angetroffen, wo die 


76 


Blätter zwar von verschiedener Tiefe der Lappen- 
einschnitte, jedoch durchgehends mit durchsichtigen 
Drüsenpunkten besprengt erscheinen, und der holzige 
Stamm des Gewächses auf mehrjährige Dauer schlies- 
sen ‚liess, weshalb Forster sie G. arboreum 
nennt. Die mitgebrachten Saamen sind bis jetzt 
(November 1839) noch nicht aufgegangen. Ob sie 
unter dem Clima von Neapel gedeihen und ausdauern 
werden, dürfte Herr Prof. Tenore daselbst, wel- 
chem ich eine .erkleckliche Portion zum Versuche 
übersandt, am bessten berichten. . 
121. Guilandina Bondue $. minor DO., 

oder Linne’s G. Bonduccella mit aschgrauen Saa- 
men, habe ich, vom Tfiale Psannack an abwärts, so- 
weit als ich auf dem Festlande gekommen, an feuch- 
ten Stellen angetroffen, welche sich mit den glän- 
zenden hellgrünen mehrfach gefiederten und scharf 
bewehrten Blättern in den geschmackvollsten Formen 
wahrhaft ausschmücken. Blühend traf ich den sich 
kaum bis zur Mannshöhe erhebenden Strauch nir- 
gends, und mit reifen Kapseln besetzt (jedoch dabei 
grösstentheils entblättert) bloss ein einziges Indivi- 
duum am nördlichen Ufer des Salumflusses. Die 
reifen Hülsen sind länglicht eyförmig, von 2 schar- 
fen Rändern begränzt, jedoch zu beiden Seiten stark 
gewölbt, braunroth von Farbe, holziger Consistenz, . 
mit zahlreichen Stacheln besetzt, enthalten 2 — 3 
Saamenkörner von umgekehrt eyförmiger Gestalt, 
hellgrager Farbe, am spitzigern Ende mittelst des:'. 


77 


, 


Nahelstranges befestigt und von solcher Härte und 
Schwere, dass sie füglich statt Kugeln in Flinten 
geladen werden könnten, auch sehr ungern aufkei- 
men und, wenn nicht angefeilt, Jahrelang unverän- 
dert im Treibkasten stehen können. 

122. Helichrysum? an Phagnalon? . 

:- Diese mit noch unentwickelter Blüthe an sandi- 
gen Stellen der Insel Sal in grosser Menge gefun- 
dene 'zweifelhafte Pflanze scheint mir in eines dieser 
zwei Geschlechter zu gehören. 

Bei der unübersteiglichen Schwierigkeit aber, 
die so kleinen Blüthen in diesem unentwickelten Zu- 
stande zu untersuchen, begnüge ich mich hier, die 
Organe der Vegetation desto genauer zu beschrei- 
ben, ‚um künftigen Besuchern jener Insel ihre For- 
schung zu erleichtern: 

Die Stengel sind bey der jungen an der Erde 
ausgehreiteten Pflanze von etwa zollweit auseinan- 
derstehenden Knoten unterbrochen, aus welchen guirl- 
förmige Büschel von linien „lanzettförmigen Blättern, 
7-8 an der Zahl, entspringen, nebst einem in die 
Höhe steigender und mit ähnlichen Quirlen besetzten 
Zweig. Alles ist mit einem weissen Filz überzogen. 

Bei der blühenden Pflanze ist alles gedrängter 
beisammen, der Stengel hat den Filz abgestreift 
„und eine rothbraune Rinde nebst holzigem Bau an- 
genommen. Im Gipfel der Zweige sitzt eine dichte 

“Dolde ganz kleiner Blümchen mit röthlichem glän- 
zendem Kelche. In diesem Zustande der Entwick- 


78 

lung sind die Knoten der Stengel ungemein zerbrech- 
lich, so dass der Pflanze der Name fragilis sehr 
gut angepasst werden könnte. 

Das Fernere muss ich, wie gesagt, einem glück- 
licheren Nachfolger überlassen. Sie ist nieht zu ver- 
feblen, indem sie gar zu häufig varkömmt, und 
dürfte am bessten im Monat Junius aufgesucht werden. 
123. Heliotropium Sienites Spreng. 
fand ich an der Erde ausgebreitet an trockenen 
- Stellen beym Sumgyfe von N’Boro; wie sein Name 
beweist kömmt es auch in Oberägypten vor. 

124. Heliotropium undulatum Vahl. 

fand ich an der nämlichen Stelle, überdiess aber 
auch noch und zwar in grossem Veberfluss auf 
der Insel Sör von Senegal, am grünen Vorgebürg, 
am Salumflusse bei Djonware und an feuchten Stel- 
len der Insel Sal.*) Sie ist für Senegambien das, 
was H. europaeum für sandige Gegenden des süd- 
lichen Europa’s ist. Frisch ist die Blüthe weiss, doch 
geruchlos, schwärzt sich aber durch’s Trocknen so- 
gleich. Das ganze Gewächs ist mit Borsten dicht 
besetzt, ü 

125. Hibiscus populneus L. 

oder Thespesia populnea DeC. Ein ansehnlicher 
Baum von schönem Ansehen, welcher fast das ganze 


*) Da Smith dl. c. p. 105.) ein Heliotropium plebejum 
als auf St, Yago gefunden anführt, und dabey Herb. 
Banks, beifügt, so lohnte es der kleinen Miihe, das 
wahre undulatum mit jenem Exemplar zu vergleichen. 


9 


Jahr hindurch grünt blüht und Früchte trägt. Die. 
ser Baum stammt aus Ostindien und wird auf St. 
Louis in fast allen Gärten und Hofräumen der Zierde 
wegen angebauf. Einem blossen Irrthum ist es wohl 
zuzuschreiben, dass ich ihn dort als giftig bezeichnen 
hörte. Die Abbildung der Saamenkapsel in Gärt- 
ner ist vollkommen richtig, was ich: hier in der 
Vermuthung heraushebe, es werde dieselbe in unsern 
europäischen Gärten so leicht nicht zu sehen seyn. 
Die hellbraunen dreyeckig-eyförmigen Saamen, de- 
ren jede Kapsel bey 20 enthält, gehen im 'Treibka- 
sten bald auf. 


126. Hibiscus Sabdarifa. 

Diese allbekanıte einjährige Pflanze habe ich. 
in Afrika nicht gesehen, sondern bloss die zu Markte 
gebrachten fleischigen purpurrothen Kapseln unter 
dem Namen Oseille de Guinde, welche sauer wie 
Oxalis schmecken, und von den Colonisten zur Berei- 
tung einer unter diesem Namen häufig nach Frank- 
reich versandten, kühlenden, wohlschmeckenden Cor- 
serve gebraucht werden. Wie es scheint ist die 
Pflanze in Senegambien zu gewissen Jahreszeiten 
sehr gemein. 


127, Holcus spicatus L. oder Pennisetum typhoi- 
deum von Delille. 

Ob diese allgemein durch Senegambien vorherr- 

schende Getreidepflanze auch einheimisch oder aus 

dem innern Afrika eingeführt sey, scheint nicht ent- 


- 


80 


schieden. Gleichwohl trifft man in der Nähe aller 
Negerdörfer bedeutende Aecker davon an. 

Die Erndte soll zwei- auch dreimal im Jahre 
geschehen. Aus ihr bereitet der Neger sein Cuseus, 
welches seine Hauptnahrung ausmacht, dem, der daran 
ein wenig gewöhnt ist, nicht übel schmeckt, und 
dessen Fehlschlagen entweder wegen zu grosser 
Dürre oder zu übermässiger Nässe, jenen sorglosen 
Halbwilden, welche nie auf schlimme Zeiten vorzu- 
sorgen wissen, unmittelbar die bitterste Hungers- 
noth herbeyführt. 

Die Aehre erreicht eine Länge von 1?/, Füssen 
auf eine Dicke von einem Zell, die dicht aneinan- 
der gereihten glänzenden hellgrünen runden Körner 
von der Grösse eines Stecknadelkopfes geben ihr 
ein sehr elegantes Ansehen. Die Pflanze selbst 
wird über Mannslänge, da sie aber abgedorrt war, 
kann ich weder über Blume noch Blatt entscheiden. 

Auch Holcus saccharatus sah ich in St. Louis 
eultivirt, doch bei weitem weniger häufig. Zum 
Unterschied von jener petit Mil genannten Hirse, 
nennen es die Colonisten gros Mil. 

128. Jatropha Curcas. 

Unter den unschönen Pflanzenarten der Tropen- 
länder nehmen wohl die Jatrophae eine Haupstelle 
ein, indem weder Blüthe, noch Frucht, noch Blatt, 
noch überhaupt Habitus.etwas Ausgezeichnetes besitzt. 
Zudem wohnt ihnen als Euphorbien - Verwandten, 
ein heftig drastisches Wesen inne und unvorsichtig 


i 


sl 
Beiblätter 1840. L Nro. 6. . 


bleibt es daher jedenfalls, dass dieser Strauch zu 
St. Mary Bathurst so allgemein in Gärten ange- 
pflanzt wird. Das scharfe Oehl der Saamen ist der 
Hauptsitz dieses Giftes, welches leicht missb:aucht, 
und darum sicherer durch das verwandte sanft wir- 
kende Ricinussöhl ersetzt wird. Die Curcas blüht 
und grünt bloss an der Spitze der Zweige, hat daher 
nackte Zweige, welche von einem weissen ätzenden 
Safte strotzen und ein schwammigtes Ansehen haben. 
Die Curcasgebüsche, welche in den innern Thälern 
von St. Yago zusammenhängende Wäldchen bilden, 
und deren auch Smith mit Bestimmtheit erwähnt, 
Forster aber mit einem Fragezeichen, geȊhren 
darum wenig Schatten und keinen Zäbschen Anblick. 
In Menge hängen da die schwarzen, dreifächerigen, - 
dreieckigen und dreipaarigen, etwa ®/, Zoll langen, 
“schwarzgrauen Kapseln an langen Stielen herunter. 
Der Saame geht sehr schnell auf*) und liefert im 
Laufe eines europäischen Sommers Pflänzchen von 
einem Fuss mit jedoch unverhältnissmässig diekem 
Stamme; auch soll er viele Jahre hindurch seine 
Keimfähigkeit behalten. Ob dieser Baum auf den 
Inseln Brava und St. Yago, wo er theils wild 
wächst, theils als Zaunung durch Steckreiser ver- 
mehrt wird, ursprünglich einheimisch oder vielleicht 


*5 Kaum 14 Tage nach dem Anbauen, 
Beiblätter 1840. 1. 6 


82 


aus Südamerika eingeführt sey,. wusste mir nie- 
mand zu berichten. 
129. Jatropha glauca?! 

Ein niedriger Strauch, welchen ich in einem 
einzigen blühenden Exemplar bey'm Dorfe Wochan 
am Fusse der Zitzenhügel des grünen Vorgebürges 
fand. Auch Südamerika soll ihn besitzen. 

130. Jatropha Manihot 

wird in Senegambien und auf den Inseln häufig 
angebaut, da man aber die Pflanze nie zum Blülen 
kommen lässt, so war es mir unmöglich, mich zum 
Einlegen der bedeutungslosen Blätter zu entschlies- 
sen. Die Pflanze lässt man bis etwa 5 Fuss Höhe 
anwachsen, gräbt sie dann aus und lässt die arm- 
dicke und 1 — 2 Fuss lange fleischige Wurzel in 
Wasser kochen, -wodurch sie ihre inwohnende Schärfe 
vollkommen verliert, und so gesund wird, dass man 
auf den Inseln davon einen täglichen Gebraueh macht, 
indem man sie, nebst Mayskuchen, statt des hier 
fast unbekannten Brodes geniesst. Zerstampft lie- 
fert sie das bekannte stärkende Manihot, dessen Brey 
während meiner Ueberfahrt von Brava nach Lissa- 
bon mein Lieblingsgericht war. Das Vaterland ist 
Südamerika und ihre Fortpflauzung geschieht eben- 
falls durch Steckreiser. 

‘131. Indigofera tinctoria, 

'meines. Wissens die einzige ausdauernde Indigo- 
‚pflanze von Senegambien, dieweil der bloss. wäh- 
rend der Regenzeit vegetirenden viele daselbst zu 


y 


. 83 


Hause sind, deren ich aber verlustig‘ gehen musste. 
Jene hier beschreiben zu wollen, wäre unnützes 
Bemühen, wesshalb ich mich begnüge anzumerken, 
dass sie das vorzüglichste Material aller Blaufärberei 
der Neger ausmacht, und daher in Senegambien 
sowohl als auf den Inseln des grünen Vorgebürgs, 
in der Nähe der Dörfer in halbcultivirtem Zustand 
häufig vorkomme, an welchem letzten Orte sie 
auch Forster angibt. + 

132. Ipomaea coptica 

habe ich am grünen Vorgebürg gefunden, wie sie 
auch in Oberägypten wächst. 

133. Jussieua linearis Willd. 

fand ich an sumpfigen Stellen am Salumflusse bey’'m 
Dorfe Djonware. 

134. Kyllingia triceps, -. 

Eine alte Linne’sche Pflanze, welche ÖOst- und 
West-Indien mit Afrika gemein zu haben scheint, 
ganz besonders aber ihre feuchten Stellen, Gefun- 
den habe ich sie, in Menge -und üppigem Zustande, 
an den Bächen des Pico - Thales von St. Yago. 
135. Leucas an pallida? an nepetifolia® 

Von dieser war ansehnlichen, doch einjährigen 
und bloss auf die Regenzeit beschränkten Lippen- 
blume habe ich am Rande der Palmengebüsche von 
Khann des grünen Vorgebürges und auf der Insel 
St. Mary in der Gambia bloss die etwa mannsho- 
hen, dürren, vierkantigen, mit weis auseinander ste- 
henden grossen Keichwirteln versehenen Stengel ge- 


6* 


84 


sehen, so dass es mir unmöglich war, die Art zu 
bestimmen. Auch waren alle Saamen rein ausgefallen. 
136. Linaria alsinefolia Sprengel. . 
Sprengel gibt diese Pflanze, nach Viviani*) 
(welcher sie Antirrhinum nennt) als auf den Felsen- 
inselchen zwischen Sardinien und Corsica wachsend 
‚an, doch habe ich daven im DeCandolle'schen 
Herbarium durch Acerbi in Oberägypten gesam- 
melte Exemplare gesehen und sehr solite es mich 
wundern, wenn sie nicht auch auf den Canarien 
vorkäme. Ich fand sie auf trocknen felsigten Stellen 
der Inseln Sal und St. Yago. 
137. Loranthus sessilifolius Pal. d. B.? 
Sieht sich ein solch scharfsinniger Systematiker 
als DeCandolle genöthigt, das Vaterlard als Ein- 
tbeilungsgrund artenreicher Geschlechter zu Hülfe 
zu nehmen, wie es bey den Desmodien, Combreten 
und Loranthen der Fall ist, so gilt diess wohl als 
Beweis, es sey mit unserer Kenntniss ihres Banes 
eben noch nicht weit her. In dieser Meynung be- 
stätigt mich im gegenwärtigen Falle auch noch der 
Umstand, : dass sämmtliche Loranthi als Parasiten 
gelten, ich aber vorliegenden etwa 15 — 18 Fuss 
hohen Strauch mit solchen geradeaufstehenden b:- 
schigen Ruthen dicht hesetzt fand, dass mir auch 
nicht der Gedanke daran kam, eine ihm zur Stütze 
und Platzgeberin dienende Pflanze darunter zu suchen, 


*) Florae corsicae prodromus, Genuae 1825, pag. 10. 


85 
So müsste denn ein unbemerkter, vielleicht unter 
der Erde verborgeuer Baumklotz im Spiele seyn, 
was ich aber, da der Strauch meist frey und von 
allen Seiten zugänglich stand, noch immer bezweifle. 

Mit Desmanthus nutans und Capparis poly- 
morpha*) b!!det dieser Strauch wohl das Kleeblatt 
zierlicher senegambischer Büsche. Die kurzgestiel- 
ten herzlanzettförmigen ganzrandigen blaulich grünen 
glänzenden lederartigen Blätter stehen zu je zwei 
eiaander gegenüber, lassen aber die dichten Blumen- 
quirlen zu 5 — 6 übereinander emportreiben, welche 
durch ihre grün, roth und weiss gefärbten Kronen einer 
ganz eigenthümlichen prächtigen Anblick gewähren. 

Leider aber ist die Freude von kurzer Dauer, 
denn, wie man es auch anfängt, gelingt das Ab- 
trocknen nur höchst unvollkommen, indem sowohl 
Blätter als Blumen binnen Kurzem abfallen, und ihre 
ursprüngliche Farbe gegen ein hässliches Braun ver- 
tauschen. Saamen konnte ich keine wahrnehmen; 
sie würden aber, vorausgesetzt, der Strauch. sey 
pazasitisch, ohne den Besitz der nahrunggebenden 
Pilauze wenig fruchten. 

Dieser schöne Strauch wächst am Salumflusse 
sowohl. nahe bei seiner Mündung als auch weiter 
hinau bey’m Dorfe Djenware. Unter den in Dec. 
Prodromus**) angeführten 6 senegalisch-guineischen 


*) v. oben. 
**) Vol IV. pag. 303. ' 


86 


Arten bin ich zwar für die Wahl nicht ganz einig, 
neige aber, zumal nach Einsicht der in seiner eige- 
nen Sammlung vorhandenen Exemplare, am meisten 
für sessilifolius und schliesse mich an den grossen 
Naturforscher, um namentlich diese Art künftigen 
Reisenden zır Beobachtung in jeder Beziehung zu 
empfehlen. Bis jetzt scheint sie Westafrika aus- 
schliessend eigen. 

138. Lotus anxthylloides DeC.? 

Obschen DeCandolle diese nach Ventenat 
als eigene vom Vorgebürg der guten Hoffnung her- 
stammende Art aufstellt, scheint mir ihre Selbst, 
ständigkeit und Verschiedenheit von Lotus Jacobaea 
noch sehr problematisch: imo weil DeC. weder 
Hü!sen noch Saamen von ihr gesehen, 2do er den 
zwischen beyden Pflanzen stehenden Lotus atro- 
purpureus für Bastard derselben zu halten scheint, 
und 3tio jch jene erste sowohl mit jener Diagnose 
von anthylloides als, bis auf die Farbe, mit der 
braunblühenden Jacobaea vollkommen übereinstim- 
mende Art in der Nachbarschaft der Jacobs- (oder 
St. Yago-) Insel, nämlich auf Sal in zahlloser Menge 
antraf,*) jedoch durchgehends und ausschliessend 
mit goldgelber Blüthe; daher ich auch sehr geneigt 
bin, sie für weiter nichts als L. Jacobaea variet. fla- 
y 


*) Smith 1. ec. p. 105. und Forster (plant. atlant.) 
führten L. Jacobaea auf St. Yago an, sagen aber 
nicht ob er vielleicht gerade die braune Art gewesen ? 


87 


viflora, auch jene Angabe vom Kap für einen jener 
zahlreichen Lupsuum calami zu halten, auf die wir 
alle Augenblicke stossen und die auch ein Jasmi- 
num azoricum in’s Leben zu rufen. vermochten! 
139. Malva spicata, 

Eine alte nichts destoweniger aber schöne ein- 
jährige?) Pflanze, von holziger Consistenz, welche 
ich in den Brachfeldern bey’'m Dorfe Serrado .des Or- 
‘ gaö-Thales der Insel St. Yago in Menge antraf, und 

auch in Westindien wachsend.angegeben sehe. For- 
ster fand sie gleichfalls auf St. Yago, 
140. Mammea americana. 

Auch gegen ausländische Vorzüge gerecht seya 
fordert die Billigkeit. Wenn ich darum dieses aner- 
kannt aus Südamerika eingeführten prachtvollen 
Baumes als eines Produktes der Insel St. Yago er-. 
wähne, so geschieht es, um zu versichern, dass nie 
ein immergrüner Exogen meine Bewunderung ia 
allen seinen 'Theilen so sehr erregt habe. Sein 

Wuchs ist gerade und alle Zweige streben mit ihren 
mehr denn handlangen,, handbreiten, stumpfen , leder- 
artigen und ächt-tropisch quergeaderten Blättern 
von glüuzender Oberfläche gleich dem dichterischen 
Lorbeer Südeuropa’s empor. Die Blume, welche 
ich uicht sah, soll gross, weiss und prachtvoll seyn; 
auf sie folgt eine auswendig rostfarbene, bis zwei 
Fäuste grosse runde viersaamige Frucht, welche 
reif köstlich schmecken soll und bei den französischen 
Kolonisten der Antillen als Abricot d’Inde theils ver- 


SB 


speist, theils eingemacht nach Europa versandt wird. 
Der in unsern Museen sehr verbreitete grosse drei- 
kantige Kern ist öhliger Natur, verdirbt daher leicht 
und lässt sich schwer anbauen. 

Ich sah diesen herrlichen Baum im Innern der 
Insel St. Yage in den Thälern Orgaö und St. Mar- 
tinho von wenigstens 40 — 50 Fuss Höhe und einem 
Stamme von 2 Fuss im Durchmesser. Das Holz 
soll fest und rosenroth seyn. 

141. Meliacea (an Trichilia? an Guarea?® ). 

Ein schöner immergrüner Baum, mit dunklem 
glänzenden Laube und. weit- ausgebreiteten einfach 
jedoch zahlreich gefiederten Blättern, aus deren 
obern Winkeln schlaffe , verlängerte Blumensträusse 
entspringen. Woher der Baum komme, konnte mir, 
bei kurz zuvor erfolgtem Aödsterben des Eigenthü- 
mers Baudin, in dessen Pflanzschule bey Khann 
am grünen Vorgebürge ich das vereinzelte Exem- 
plar antraf, niemand sagen. Soviel aber scheint 
gewiss, dass es mit keiner der in Perottet's und 
Leprieurs Flora beschriebenen und abgebildeten 
Arten übereinkömmt und darum wahrscheinlich ein- 
geführt ist. Am ersten würde ich das Gewächs zu 
Guarea grandifolia DC. ziehen. 

142. Mesembryanthemum! 

Eine auf sumpfigten Wiesen der Insel Sör, wie 
auch am Salumflusse sehr gemeine kriechende Pflanze, 
welche je zwey fette scheerenförmig einander gegen- 
übersitzende dreikantige Blätter und rothe einzeln 


8 


an der Spitze der Zweige sitzende Blumen trägt, 
auch aus den Knoten des Stengels zahlreiche Wur- 
zelfäden austreibt, wodurch sie sich erstaunlich ver- 
breitet und vervielfältiget und wohl mehr als durch 
Saamen. Die Hofluung, sie mittelst Eintauchens in 
heisses Wasser zum Abtrockuen und zu nachheriger 
Untersuchung brauchbar zu machen, scheiterte an 
ihrer widerspenstigen Natur ganz, und da ich, eben 
in jener Hoffnung, mich des so zeitraubenden und 
nicht überall möglichen Colorirens überhoben wähnte, 
ging ich zuletzt, wie dieses auf Reisen zum ersten- 
mal so gerne und häufig geschieht, leer aus. 

Wie man mir sagte, soll das saftige Kraut von 
den Eingebornen gegessen werden. 
143. Mieromeria Teneriffae Benth. (Thymus T. 

Poir.) 

fand ich auf der Insel Brava in nur wenigen 
Exemplaren. Sie ist, wie der Name schon weist, 
“ eine Bewohnerin der Canarien und Gussone fand 
sie auch im mittäglichen Sizilien. *) 
‚144. Momordica Luffa L. (Luffa aegypt. DC.) 

Wer im Januar und Februar die Gärten der 
Colonisten von St. Louis besucht, sieht von den ab- 
gedorrten Stengeln dieser bloss während der Regen- 
zeit grünenden einjährigen Pflanze die bis einen Fuss 
langen keulenförmigen mit 10 vorragenden Länge- 


* %) Wäre dies wohl Smith’ (I. c. p. 106) Z’hymus 
terebinthinaceus ?? 


90 


rippen durchzogenen Früchte in Menge herunterhän- 
gen. Die schwarzen plattgedrückten Saamen, deren, 
je nach der Grösse der Frucht, zu 100 und mehr 
vorhanden sind, gehen bei uns ziemlich leicht auf, 
und liefern das weltbekannte hellgrüne Gewächs, 
wovon ich auch in Padua reife Früchte sah, welche 
aber kaum 1/3 Länge der senegalischen erreichten. 

Da die Pflanze in Oberägypten zu Hause ist, 
mit welcher Gegend Senegambien durchaus in keiner 
kaufmännischen Verbindung steht, so ist es mir 
höchst ‘wahrscheinlich, es seyen die zu St. Louis 
gebauten Pflanzen dem Lande selbst eigen. 

145. Momordica Charantia, . 

Da ich die schwer aufzubewahrenden, sich bei 
der mindesten Berührung aufrollenden Früchte nicht 
bei der Hand habe, bin ich auch nicht im Stande 
mit gänzlicher Bestimmtheit zu entscheiden, ob diese 
auf der Insel Sör von Senegal sowohl als ganz vor- 
züglich in allen innern Thälern von St. Yago und 
Brava in Ueberfluss angetroffene Springgurke Cha- 
rantia, wofür sie auch Forster genommen oder 
aber senegalensis sey, ja am Ende: ob denn La- 
mark’s senegalensis, welche Seringe in DeCan- 
dolle’s Prodromus*) auf blosse Autorität hin und 
“ obne sie in natura gesehen zu haben, Smith aber 
in seinem Journal (l. e. p. 104) niemand weiss auf _ 
wessen Wort anführen, eine gute von ersterer ver- 


2 


*) Vol, III p. 311. 


121 


schiedene Art sey. Die Blumen, werden sie nicht 
sogleich in Papier'gelegt, verschrumpfen und fallen ab. 
146. Moringa pterygosperma DC. 

Eine morgenländisch-ostindische Pflanze, welche 
ich schon im Jahr 1826 auf der Insel Malta culti- 
virt sah*) und auf St. Louis Senegal im Gouverne- 
ments- Garten wiederfand, we sie zwar blühte aber 
keinen Saamen hatte. Nicht viel hesser als damals 
gelang mir auch hier das Abtrocknen der vielfach 
verästelten zarten blaugrünen Blätter. An der Gam- 
bia und Casamanza soll (?) sie vorkommen, am Se- 
negal aber schwerlich irgendwo. 

147. Nauclea africana DC, 

trägt von verschiedenen Verfassern verschiedene 
Namen, und heisst unter andern Cephalanthus afri- 
canus in Sieber’s Herbarium. Nach Perottet 
soll sie zum starken Baume anwachsen; im Sandbo- 
den des grünen Vorgebürges aber, wo ich sie im 
Fruchtzustand antraf, war sie bloss ein mässiger 
Busch, welcher als Rubiacea im Trocknen eben nicht 
zu seinem Vortheil änderte. Die Saamen, von deren 
gänzlichen Reife ich nicht überzeugt bin, sind bis 
jetzt noch nicht aufgegangen. 

148. Musa paradisiaca 

Wer wird mit Beschreibung dieser allgemein 
bekannten Pflanze noch Zeit verderben wollen? Da. 
her genüge hier die Bemerkung: Imo dass auch 


‚ 


*) Ausflug nach Elba, Sizilien und Malta, pag. 307. 


92 


auf den capverdischen Inseln die Früchte saamenlos 
sind, und durch Wurzelschosse fortgepflanzt werden; 
2do dass die kurze, gelbhäutige Abart die lange 
grüne an Schmackhaftigkeit weis übertrifft, und 3tio 
dass beide auch auf jenen Inseln ein ebenso wohl- 
feiles als wohlschmeckendes und gesundes Lebens- 
mittel darbieten. Exotischern Anblick gibt es aber 
nicht leicht als ein Pisangwäldchen, wovon ich zwar 
schon im Stadtgraben von Valetia di Malta*) einen 
Vorschmack hatte, aber erst in den innern Thälern 
von St. Yago und auf Brava das volle Maass genoss. 

“Doch trügt man sich, wofern man glaubt, die 
Pflanze erreiche zwischen den Wendezirkeln eine 
bedeutendere Grösse als in Südeuropa oder gar in 
unsern Treibhäusern; ja sie ist im Freyen nicht ein- 
mal so schön, indem die zarten parallelgeaderten 
Bläiter von den Winden hier alsbald nach ihrer voll- 
ständigen Entwicklung zerrissen werden; dafür aber 
ersetzt deren bis 40 {b. schwere majestätische Traube 
der reifen schneckenförmig um den Stiel herumsitzen- 
den Früchte jenen Mangel vielfach. 

Gewöhnlich werden diese Trauben noch vor 
der vollkommenen Reife abgeschnitten und in Vor- 
rathsgewölben an Stangen zum Ausreifen aufgehangen, 
um die} Früchte vor dem Verfaulen zu bewahren, 
149. 'Nymphaea Lotus. 

DeCandolle scheint diese in Senegambien 


*) Ausfl, pag. 26. 


93 


häufig vorkommende zierliche Wasserpflanze für 
Palissots fleckigte und behaarte Art anzusehen, 
welche mit der wahren Lotus der alten Aegyptier‘ 
lange verwechselt worden aber verschieden sey, und 
Perottet beschreibt sie in Flora senegalensis als 
N. chlatrata ( glaube ich?). Nach meiner Meynung 
stehen alle die im Irrthum, welche jene von mir in 
den Sümpfen bey Khann am grünen Vorgebürg ge- 
fundene Pflanze für etwas anderes als eben gerade 
N. Lotus halten, indem sie ganz dieser ihre roth- 
braunen starkgeaderten ungefleckten und bloss axf 
den Adern haarigen Blattunterflächen darbietet, auch 
sonst von der Beschreibung im System. vegetabil, 
Vol. II. pag. 52 in nichts verschieden ist, wiewohl 
De. nachher im Prodromus Vol. I. p. 115 sich 
selbst unftreu wurde, und die dort als malabarisch 
angegebene Art hier auch in Westafrika vorkommen 
lässt. In Zeiten von Hungersnotk werden die etwa 
einen Zoll Durchmesser haltenden runden in stern- 
- fürmige Fächer abgetheilten und von unzähligen Saa- 
menkörsern angefüllteu Fruchtkapseln von den e- 
gern mit grosser Begierde aufgesucht und statt des 
gewöhnlichen Cuscus 'zerstossen. Die von dort mit- 
gebrachten Saamen sind noch nirgends aufgegangen. 
150. : Nymphaea micrantha Lepr. et Perr. 

Da ich die Flora senegal., wie schon bemerkt, 
nicht bei der Hand habe, so wage ich auch nicht 
zu entscheiden, in wieweit diese neu aufgestellte Art 
von Willdenow's N. stellats verschieden sey. 


94 


Ich sah davon am grünen Vorgebürg aus zwey ver- 
schiedenen Gewässern zwey verschiedene Spielarten, 
deren eine blassrosenrothe, die andere dagegen ganz 
weisse Blumen hatte. Jener Blätter waren weit 
kleiner als selbst die der Nymphaca minima Willd. 
aber sonst ähnlich; am Insertionspunkt des Blattstie- 
les aber sah ich da mehreren eine junge Pflanze 
vorsprossen. Die Blütter der zweyten Spielart 
sah ich nicht. 
151. Oxalis corniculata 
haben Smith*) auf St. Yago und ich auf der Insel 
Brava angetroffen, 
152. Oldenlandia — qualis?® 

Einen schöneren intensern Hellpurpur als die 
Blume dieses am grünen Vorgebürg häufig vorkom- 
menden niedrigen halbstrauchartigen Gewächses habe 
ich nie gesehen, aber Hässlicheres gibt es nichts als 
diese Rubiace», wenn sie getrocknet ist. Da ausser 
Blumen und Fruchtkapseln nichts am ganzen Ge- 
wächse zu sehen war, und also auch die die Spe- 
eies festsetzenden Blätter fehlten, bin ich auch-nicht ‘ 
diese anzugeben im Stande. 

Saamen, welche ich davon mitgebracht, gingen 
bis jetzt noch nicht auf. 
153. JParinarium senegalense. 

Ein eigenthümlich senegambischer Strauch von 
10 — 20 Fuss Höhe, welcher vom grünen Vorge- 


”)L c. pag. 107. 


- 
* 


95 


bürg südwärts immer häufiger, üppiger und schöner 
wird. Mehr durch die an kurzen Stielen sitzenden, 
herzförmigen breiten, oben hellgrünen glänzenden, 
unten dagegen silberweissen mit 'rostfarbenen wolli- 
gen Adern durchzogenen Blätter, als durch die aus 
den Spitzen der Zweige hervortreibenden bedeutungs- 
losen Blüthenrispen und die darauf folgenden pflau- 
mengrossen mehligen 'unschmackhaften hirnähnlichen 
Früchte mit grosser einzelner steinharter Nuss, wel- 
che im Lande N£on heissen, empfiehlt er sich der 
Aufmerksamkeit der Fremden. Die Rinde des Bau- 
mes ist dick, rotlbraun, rissig, das Holz fein bräun- 
lich, hart und scheint für eine schöne Politur em- 
pfänglich. Die Saamen gehen, der harten Schale 
wegen, ziemlich ungerne auf, und die Pflanze selbst 
soll schwierig zu erziehen seyn. 

154. Purinarium excelsum DC. 

Kleinere Früchte wie die der vorbenannten Art, 
welche häufig auf die Märkte von St.Mary und Gorea 
unter dem Namen Mampate gebracht werden, aber 
weit besser und etwa unsern Mispeln ähnlich schme- 
cken, sollen von jenem Baume kommen, welchen 

‚ich nicht gesehen. Die Nüsse sind spitziger und 
ebenfalls wohl um die Hälfte kleiner. 
155. Panicum turgidum Forsk.? 

Von der ganz verblühten Pflanze liess sich zu 
ihrer allfälligen Zusammenstellung mit jener ober- 
ägyptischen Species bloss der ästige gegliederte mit 
steifen stachelähnlichen Blättern besetzte glatte 


96 


unten holzige ausdauernde Halm einer Grasart wahr. 
nehmen, welche auf trockenen Weiden Senegam- 
biens unermesslich häufig ist, und ein gutes Futter 
für das Kameel darbietet. 


156. Parkinsonia aculeata. 

Nach Perottet nnd Leprieur erst seit 1810 
aus Westindien eingefährt, hat sich dieser zierliche 
Strauch in Senegambien bereits dergestalt verbreitet, 
dass nicht bloss die europäischen Celonisten, sondern 
selbst die sonst so stationären Jelefen- Neger ihn 
seiner scharfen Wehre wegen zu Zäunen benutzen, 
Auch nennen sie ihn nach seinem Linne’schen Na- 
men frischweg Parkinsonia. Von diesem europäi- 
schen Gärten und Sammlungen wohl sattsam bekann- 
ten Gewächse ist die theilweis angeschwollene Hülse 
etwa fingerlang, einen Federkiel dick, etwas flach, 
und sitzt büschelweise längs der blättertragerden 

“Aussersten Zweige. Die Rinde ven Aesten und 
Stämmen ist im lebenden Gewächse schön grün, ent- 
färbt sich aber im Trocknen, das Holz ist fest, gelb- 
lichtweiss und zu feinern Drechslerarbeiten tauglich; 
niedlicher- exotisches gibt es aber wohl nichts, als 
die langgeschweiften Ruthen, wenn sie (was bey 
nur etwas ansehnlichen Exemplaren ohngefähr das 
ganze Jahr hindurch geschieht) mit ihren vielen unre- 
gelmässigen Schmetterliugsblumen besetzt erscheinen. 

Die länglichten hellgrün und braun gefleckten 
Saamen gehen leicht auf und gaben bis Ende Som- 
mers 11/, Fuss hohe, bis dahin jedoch noch einfache 
Stämmehen. Wie ich aber von Kunstgärtnern höre, 
sind diese ziemlich schwer durchzubringen. 


(Der Beschluss folgt im zweiten Band.) 


 Intelligenzblatt 
E ı ° r® 
1840. 


Erster Band. 


Nro. 1. 


Verkauf von lebenden Alpenpflanzen. 


Rudolph Hinterhuber, Apotheker in Mond- 
see bei Salzburg, welcher eine nicht unbedeutende 
Anlage von lebenden Alpenpflanzen besitzt, welche 
sich vorzüglich auf die salzburgische Alpenflor be- 
schränken, nimmt von Gartenfreunden auf solche 
jederzeit Bestellungen an, verspricht billige Preise, 
und ersucht nur, ihn, wo es thunlich ist, zeitig 
genug mit den betreffenden Wünschen bekannt zu 
machen, um eine entsprechende Sendung sichern 
zu können. 


Bücher - Anzeigen. 


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Deuschlands Flora, mit naturgetreuen, character. 
Abbildungen aller ihrer Pflanzenarten in natürlicher 
Grösse, nach Originalzeichnungen, auf Kupfertafeln, 

Ba. IL 1 


2 


von Hofr. Ludwig Reichenbach; Hefte 13, 14, 
15. Diese drei Hefte enthalten die neueste, voll- 
ständigste Monographie der deutschen-Veilchen,, mit 
ihren 36 wahren Arten und einer Menge Varietäten 
und Abarten, auf 23 Kupfertafeln. Eine Menge 
Irrthümer in Localfloren werden berichtigt. Es wer- 
den zunächst geliefert: die Familie der Cistenrosen, 
von denen sich bereits 7 Tafeln im 15ten Hefte be- 
finden, so wie ferner die reiche Familie der Ranun- 
keln mit ihren schönen Arten. 
Leipzig den 3. Januar 1840. 
Fried. Hofmeister. 


Bei Aug. Hirschwald in Berlin ist so eben 
erschienen, und in allen Buchhandlungen zu haben: 
Schultze, A. &. R. (approb. Apotı), Compen- 

dium der offieinellen Gewächse.: Nach natürli- 
chen Familien geordnet. Nebst einer gedrärfgten 
Uebersicht der botanischen Terminologie und 
Systemkunde. Für Pharmaceuten und Medieiner 
bearbeitet. gr. 8. geheftet. Rthlr. 1. 


Verzeichniss von botanischen Kupferwerken, wel- 
che bei August Schmid in Jena erschienen und 
durch alle Buchhandlungen zu beziehen sind: 
Dietrich, D., Lichenographia germanica oder 

Deutschlands Flechten in Abbildungen nebst kur- 

zen Beschreibungen. Kl. Fol. 1-8s Heft. 1833 - 37. 

Jedes Heft enthält 25 illum. Kupf. u. kostet 3 Thir. 


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Familien beschrieben und durch Abbildungen er- 
läutert. Ein Handbuch für Botaniker, Aerzte, Apo- 
theker, Foerstmänner, Oekonomen und Gärtner. 
gr. 8. Ir Bd. 23 Bogen Text und 210 illam. Ku- 
pfertafeln. 21 Thlr, 

Dessen 2r Bd. mit 180 Kupfertafeln. 18 Thlr. 

Diese beiden Bände werden in einigen Wo- 
chen vollendet seyn. Um den Ankauf dieses 
Werkes zu erleichtern, werden beide Bände, so 
lange der Vorrath reicht, gegen baare Zahlung 
für 20 Thir. abgelassen. Die 3te Abtheil. wird 
dann im Frühling dieses Jahres angefangen. Für 
diesen Preis ist gewiss noch kein Kupferwerk 
dieser Art verkauft worden, da auf einer Ku- 
pfertafel oft 4 Pflanzen abgebildet sind. 

Dessen Forstflora oder Abbildung und Beschreibung 
der für den Forstmann wichtigen Bäume und Sträu- 
cher, ‘welche in Dentschland wild wachsen, so 
wie der ausländischen, daselbst im Freien aus- 
dauernden. gr. 4. 13 Hefte mit 130 Abbild. 13 Thir. 

Desselben Werkes 2te Abtheil., welche die übrigen 
für den Forstmann wichtigen Gewächse enthält. 
Mit 150 illumin. Kupfertafeln. 15 Thlr. 

Dessen Taschenbuch der Arzneigewächse Deutsch- 
lands. Mit 50 illam. Kupfertafeln, worauf 200 

- Pflanzen abgebildet sind. 8. gebund. 2”, Thlr. 

Dessen Taschenb. der Arzneigewächse des Auslandes. 
Mit 69 illam. Kupfertaf. 8. gebund. 5 Thlr. 6 Gr. 


1° 


Wer beide Bände zusammen nimmt, erhält 
dieselben bis Ostern für 6 Thir. gegen baare 
Bezahlung. 

Loudon’s Eneyclopädie der Pflanzen. Enthaltend 
die Beschreibung aller bis jetzt bekannten Pflan- 
zen, welche durch mehr als 20,000 Abbiklungen 
erläutert werden. Frei nach dem Englischen bear- 
beitet von Dr. D. Dietrich. 18 Lieferungen, 
welche den 1sten Band ausmachen. Jede Liefe- 
rung enthält 8 Kupfertafeln und 4 Bogen Text. 
Der Preis einer selchen Lieferung ist illum. 2 Thlr., 
schwarz 1 Thir. Der Text allein, welcher in 74 
enggedruckten Bogen in gr. 4. die ersten 4 Clas- 
sen enthält, kostet 6 Thir. 

Die Kupfer, welche bereits bis zur 12ten Classe 
fertig sind, können auch, wenn sich hinreichende 
Abnehmer finden, besonders , mit einem Inhalts- 
verzeichnisse versehen, abgegeben werden. Diese 
12 Classen bilden 18 Hefte und enthalten über 
5000 Pflanzenabbildungen,, welche für den gewiss 
ausserordentlich billigen Preis von 18 Tblr. illum. 
und 9 Thir. schwarz geliefert werden können, 
und so würde der Käufer die vollständigste Samm- 
lung von Pflanzenabbildungen, wenn auch in ver- 
jüngtem Maassstabe, doch deutlich und kenntlich - 
für einen sehr geringen Preis bekommen, ‘- 

Um aber den Ankauf dieses Werkes noch mehr 
su erleichtern, werden die bis jetzt fertigen 18 
Hefte bis Einde Juni dieses Jahres illuminirt für 


5 
26 Thlr., der Text ohne Kupfer für 4%, Thlr., 
die bis jetzt fertigen Kupfer mit Inhalt illuminirt 
für 12 Thir., schwarz für 6 Thlr. gegeben. 

Auf Subscription wird erscheinen: 

Dietrich, Dr. D., Deutschlands ökonomische Flora 
oder Abbildungen und Beschreibungen aller für den 
Land- und Hauswirth wichtigen Pflanzen. In 2 
Bänden. 

Der Subscriptionspreis für jeden Band ist 3 
Thlr. u. dauert bis Ostern, der Ladenpreis 4 Thlr. 
Von demselben Verfasser wird erscheinen: 

Taschenbuch einer pharmaceutisch-vegetabilischen Roh- 
waarenkunde für Apotheker und Droguisten. ‚50 Bo- 
gen Text und 100 illum. Kupfertaf. In 2 Bänden. 

Subseriptionspreis für jeden Band bis Ostern 
3 Thlr., Ladenpreis 4 Thlr. 

Dessen, das Wichtigste aus dem Pflanzenreiche für 
Realschulen und alle Liebhaber der Pflanzenkunde. 
Zweite ganz umgearbeitete Auflage gr. 4. mit 10 
illum. Kupfertafeln. 16 Gr. 

Jena, im Januar 1840. 
August Schmid. 


r) . 
Pflanzen-Tausch- und Verkaufs-Anerbieten. 


Verzeichniss meiner vorräthigen Pflanzen-Exem- 
plare von 1839: 

Aconitum ‚Lycoctonum, Napellus, variegatum. 
Achillea Clavenae. Allium ochroleucum, ursinum, Vic- 


6 


torialis. Alyssum calyeinum. Alchemilla vulgaris. 
Angelica sylvestris, vertieillata. Anemone alpina, 
Hepatica, narcissiflora. Androsace villosa. Anthericum 
ealyeulatum. Anthriseus fumarioides. Anthyllis mon- 
tana, Vulneraria flar. rubr. Agrimonia agrimonioides. 
Arabis alpina, crispata, Halleri. Astragalus vesica- 
rius. Aster Amellus. Asarum europaeum. Asperula 
odorata. Astrantia carniolica, Epipactis, minor. Arte- 
misia camphorata. Athamanta Golaka. Barbaraea vul- 
garis. Alnus incana, viridis. Biscutella laevigata, 
Campanula cespitosa, glomerata, linifolia, persicifolia, 
pusilla, pyramidalis, rotundifelia, spieata, urlicifolia, 
Zoysii. Carduus arctioides, eriophorus. Cirsium lan- 
ceolatum. Carpesium cernuum. ‚Centaurea axillaris, 
montana‘, rupestris. Cistus Helianthemum. Clematis 
flammula. Coronilla montana. Convallaria bifelia, ver- 
tieillata. Cynoglossum Omphalodes, ofhicinale. Cy- 
tisus alpinus, hirsutus, nigricans, purpureus. Den- 
taria bulbifera, digitata, enneaphylla. Dianthus bar- 
batus, monspessulanus, plumarius, sylvestris, Doro- 
nicum Pardalianches. Dryas octopetala. Eichinops Ri- 
tro. Epilobium angustifolium , rosmarinifolium. Eryn- 
gium amethystinum. Erythronium Dens Canis. Eu- 
phorbia amygdaloides, carniolica. Galanthus nivalis. 
_Galium verum. Genista germanica, sagittalis, sericea, 
sylvestris, tinctoria, triguetra. Geranium argenteum, 
sanguineum, sylvaticum. Gentiana acaulis, Amarella, 
asclepiadea, eruciata, pannonica, Pneumonanthe. Gla- 
diolus Boucheanus. Gnaphalium dieicum , Leontopo- 


ee 


7 


dium, sylvaticum. Hedysarum pbseurum. Helleborus 
altifolius, niger, viridis. Hemerocallis flava. Hera- 
cleum anstriacum, Sphondylium. Hesperis matro- 
nalis, Hieracium incarnatum, Pilosella , villosum. 
Hladnikia pastinacifolia. Hyoseyamns Scopolia. Hy- 
pericum perforatum. Ilex Aqguifolium. Inula hirta. Ker- 
nera saxatilis. Laserpitium peucedanoides. Lathyrus 
sepium. Linum alpinum, viscosum. Libanotis dau- 
eides. Lithospermum offieinale. Lotus corniculatus. 
Luzula albida, campestris. Lysimachia vulgaris. Malva 
Alcea, moschata. Melampyrum sylvaticum. Melissa 
Calamintha, grandifiora. Myosotis scorpieides. Oro- 
banche Galii, minor. Orchis nigra. Osmunda Lu- 
naria. Pedieularis tuberosa. Paederota Iutea. Phy- 
teuma nigrum, orbieulare, Sieberi, Scheuchzeri. Pim- 
pinella magna flor. rubr. Pinus Larix. Potentilla 
aurea, Clusiana, nitida, verna. Primula Auricula 
flava, varniolica Scop., multiceps Freyer, venusta, 
Pulmonaria maculesa. Bupleurum graminifolium, ri- 
'zidum Freyer. Pyreihrum earniolieum. Ranunculus 
wuricomus, Januginosus, montanus, nivalis, Phtora, 
Traunfellneri. Ribes petraeum. HRhamnus alpina, 
yımila. Rhodiola rose. Rhododendron Chamaeci- 
£us, Ruscus Hypoglossum, Satureja montana, va- . 
regafa. Saxifraga Aizoon, autumnalis, erustata, cu- 
ndfolia, rotundifolia, squarrosa Sieber. Scabiosa 
guminifolia, Hladnikiana. Seilla bifolia. Senecio 
abotanifolius. Selinum austriacum , Seguieri. Sedum 
albım. Silene alpestris, Saxifraga. Soldanella alpina, 


8 


Sonchus alpinus. Spartium radiatum. Spiraea Fili- 
pendula, Ulmaria, ulmifolia. Tamus communis J. 


2. Teucrium Scorodonia. Trifolium alpestre, nori- 


cum, procumbens. Trollius europaeus. Thymus al- 
pinus. Valeriana montfana, saxatilis. Veratrum nigrum. 
Veronica austriaca, spieata. Viola bicolor, biflora. 
Januar 1840. 
Joseph Feriantschitsch, 
Apotheker in Idria. 


Der Unterzeichinete, der die Carices mit beson- 
derer Vorliebe studirt, wünscht seltene europäische 
und exotische Species aus diesem Genus zu erhalten. 
Zu diesem Zwecke erlaube ich mir’s, deutsche Bo- 
taniker zu einer Tauschverbindung einzuladen, und 
theile daher zur Auswahl eine Liste von dänischen 
und borealen Pflanzen mit. Gegen richtig bestimmte, 
complete und mit genauer Angabe der Standörter 
versehene Exemplare von seltenen oder kritischen 
Carices, erbiete ich mich die in meiner Liste auf. 
geführten also abzugeben: von dänischen und der 


minder seltenen nordischen Pflanzen zwei Specie:. 


gegen eine, von den seltenern und eigenthümlichei 
nordischen aber Species gegen Species. — We 
dies Anerbieten berücksichtigen möchte, wird geb- 
ten, die abzugebenden Pflanzen, so weit es sen 
kann, portofrei, entweder mir selbst oder untr 
zeiner Adresse dem Buchhändler C. A. Reitzi 
in Kopenhagen einzusenden, mit Adresse und eiem 


9 
Desideratenverzeichnisse versehen, — wonach unauf- 
hältlich die requirirten Pflanzen versandt werden sollen. 

Von den in meinem Verzeichnisse aufgeführten 
Pflanzen sind die mit einem Sternchen bezeichneten 
vor der Hand nur in wenigen Exemplaren vorräthig, 
welche also die ersten Korrespondehten erhalten 
werden; ich werde aber Alles aufbieten, um die 
“Wünsche meiner verehrlichen Korrespondenten zu 
erfüllen, und bei meinen Verbindungen in Schwe- 
den, Norwegen, Island und Grönland hoffe ich Alles 
herbeischaffen zu können, was bei der Bestellung 
schon abgegeben seyn möchte. 

Ausser Carices werden mir auch seltene Rubi, 
Junci und Salices sehr willkommen seyn, die ich 
auf gleiche Weise zu honoriren bereit bin. 

Kopenhagen (Overgaden over Vandet Nro, 192). 

S. Drejer, Cand. Botan. 


Enumeratio duplorum Drejeri. 
I. Plantae danicae. 

Agropyrum adfine, junceum. Alectorolophus 
major, minor, Reichenbachii Drej. Alopecurus ful- 
vus. Biysmus rufus. Calamagrostis strieta, sylva- 
tica. Carex Boenninghauseniana, acuta, -distans (bi- 
nervis Hornem. et Drej. fl. exc. hafn.), fulva, Horn- 
schuchiana, Oederi, montana, pacifica Drej., pani- 
culata, paradoxa, strieta, teretiuscula. Cnidium ve- 
nosum. Uorydalis cava, claviculata, fabacea, Halleri, 
Dichostylis fluitans. Erythraea Centaurium , lineari- 


10 


folia, pulchella. Euphrasia gracilis. Juneus alpinus, 
atrieapillus Drej., baltieus, *inundatus Drej., glaucus, 
obtusiflorus. Koeleria eristata, glauca. Lamium in- 
termedium, Lepturus incurvatus. Myriophyllum al- 
terniflorum, Orchis pyramidalis. Phleum arenarium, 
Boehmeri. Polygala depressa, uliginosa. Pon ad- 
spersa Drej. Platanthera chlerantha, solstitialis Brenn. 
Cefr. fl. exe, hafn. p. 272.). Potamogeton oblongus, 

*planfagineus, praelongus, rufescens. Pyrola chlo- 
rantha. . Ranuneulus cireinatus, fluitans, hederaceus, 
-Rubus Chamaemorus, saxatilis. Rumex domesticus, 
Heleolapathum Drej., maximus, pratensis, Ruppia 
rostellata, Salix hastata. _Schoenus ferrugineus, ni- 
gricaus. Statice Behen Drej., rariflora.. Tetrago- 
nolobus siliquosus, var. maritima. Verbascum phlo- 
moides, Thapsus (— V. thapsiforme Drej. exc. = 
V. Schraderi Mey.). Vicia Orobus. Vulpia sciuroides. 


II. Plantae boreales. 


Agropyrum violaceum (Hornem.), * Agrostis 
odorata. Aira alpina, atropurpurea. Alchemilla al- 
pina. *Alopecurus ovatus. Alsine biflera, hirta, 
strieta. Andromeda hypneides, tetragona. Anemone 
Richardsonii cA. Vahliü fl. D.). Antennaria alpina. 
Arabis alpina, petraea, Arctostaphylos alpina. Are- 
naria ciliata. Arnica alpina. Artemisia noryegica, 
spithämaea (A. grönlandica fl. Dan.). Aspidium ere- 
natum, Lonchitis, montanum. ‚Asplenium viride. Astra- 
galus alpinus, arenarius, oroboides. Avena subspi- 


al 


cata. Azalea procumbens. Bartsia alpina. Bulliarda 
aquatica. Campanula uniflora, rotundifolia var. (Grönl). 
Cardamine bellidifolia. _Carex. biyervis (Norweg.), 
atrata, Buxbamiü, capillaris, capitata, chorderrhiza, 
curvirostra, frigida (misandra R. Br,), Gebhardi, 
glareosa, globularis, incurva, *irrigua, ‚lagopina, leu- 
coglochin, loliacea, *maritima, -mieroglochin, nor- 
vegica, ornithopeda, parallela, pedata, pulla, rari- 
flora, *rhizodes, rupestris, ustulata, rigida,. Vahlü, 
Wormskjoldiana , ,n. sp. ex aflinitate C. limosae ex 
Islandia. *Cerastium incanum, latifolium, trigynum. 
*Colpodium latifolium,. Diapensia lapponiea, Draco- 
cephalum Ruyschiana, Draba alpina, hirta, laxa, 
muralis, nivalis, nemorosa, *Wahlenbergii. Echino- 
spermum deflexum, Elyna earieina, spicata, Epi- 
lobium alpinum, latifolium , origanifolium. Erigeron 
alpinus, *compositus, glabratus Somf. (non Hpp.), uni- 
florus. *Eutrema Edwardsi. Galium trifidum, Gen- 
tiana nivalis, glacialis, *involuerata, serrata. *Gly- 
ceria norvegica. Gnaphalium supinum, norvegicum. 
Goodyera repens. Hieracium cymosum, alpinum, 
*prenantheides, Hierochloa alpina. Hippuris mari_ 
tima, Juncus areticus, biglumis, castaneus, trifidus, 
triglumis. Juniperus nana, Koenigia islandica. *Le- 
dum groenlandicum, latifoliun. Limosella borealis, 
Listera cordata. Lychnis affınis, alpina, apetala, 
triflora. Lycopodium alpinum. Luzula arcuata, hy- 
perborea, parviflera, spicata. *Malaxis monophylilos. 
Menziesia coerulea. Myricaria germanica, Nigritella- 


12 


angustifolia. *Orchis hyperborea. *Koenigia. Oxyria 
reniformis. Papaver nudicaule. Pedicularis hirsuta, 
lapponica, versicolor. Phaca lapponica. Phippsia 
algida. Phleum alpinum. Poa alpina, flexuosa, mi- 
nor. Polemonium coeruleum. Polygonum viviparum. 
Potentilla crocea, nivea, norvegica, *pulchella. Pte- 
ris crispa. Pulsatilla vernalis. Pyrola groenlandica 
Fl. D. Ranunculus glacialis, hyperboreus, lappo- 
nieus, nivalis, *platanifolius, pygmaeus. Rhodiola 
rosea. *Rhododendron lapponicum. Rosa islandica. 
Sasifraga Aizoides, Aizoon, cespitosa, cernua, con- 
troversa, Cotyledon, Hirculus, nivalis, oppositifolia, 
rivularis. Saussurea alpine. Sedum annuum, rupe- 
stre, villoesum. Sibbaldia procumbens. Silene acaulis, 
rupestris. Sonchus alpinus. Stellaria alpestris, *Ed- 
wardsii, Frieseana, groenlandica, humifusa, *infer- 
alpina. Streptopus amplexifolius. Subularia aqua- 
tica. Thalietrum alpinum. Tofjeldia 'borealis. *Tur- 
ritis mollis, retrofracta (Arabis Hollböllii Hornem.). 
Vesicaria arclica. Woodsia hyperborea, ilvensis. 


A. F. Lang, 
Apotheker zu Neutra in Ungarn und mehrerer 
gelehrten Gesellschaften Mitglied 
hat, um den allseitigen Aufforderungen seiner ach- 
tungswerthen botanischen Freunde im Auslande zu: 
entsprechen, einen Theil von seinen” annoch vor- 
räthigen bereits bekannten Herb. Fiorae ruthenicae 
bei der Redaction der Flora in Regenshurg nieder- 


13 


gelegt und fordert diejenigen Botaniker und botani- 
schen Freunde, die sich Exemplare davon anzu- 
schaffen im Sinne haben, auf, sich in portofreien 
Briefen, mit der Anweisung auf den Geldwerth 
der Exemplare begleitet, an die Redaction der Flora 
zu wenden, welche unverzüglich den Anforderungen 
entsprechen wird, 
Die vorräthigen Exemplare der Herb. Florae 
ruthenicae enthalten: 
Nr. 5. enthält 142 Arten & 17 fl. 12 kr. C.-M. 
» 6 ” 138 » » 16,48 „ 
» 7 ” 137 »„ 2» 16.309 „ 
„ 8 „ 134... „16,12 „ ” 
” 9. ” 128 » » 39,20 „ 
„ 10.» 124 ».» 15 „ —.n ” 
„11. ” 121 » „Mn nn 
Die Pflanzen -Exemplare dieses Herbariums 
sind instructiv gesammelt und gut getrocknet, und 
meist Arten aus Taurien,. Caucasus, Bessarabien, ‘ 
Odessa &c., welche in der Flora bereits recensirt 
sich finden. 
Da der Obenerwähnte sein, durch einen regen 
Verkehr während eines Zeitraums von 25 Jahren 


) 


auf alle mögliche Weise vermehrtes, nun bereits 
zu einer bedeutenden Anzahl von Pflanzen - Arten 
herangewachsenes Herbarium kritisch durchzugehen 
- begonnen hat, so richtet derselbe zugleich an alle 
Botaniker und insbesondere an seine vielen botani- 
schen Freunde im Auslande die dringendste Bitte, 


14 


seine ziemlich - artenreiche Sammlung von Filices 
und Umbelliferen mit Beiträgen zu unterstützen; 
er. ist bereit, die seiner Sammlung fehlenden Arten, 
um was immer für einen Preis, anzukaufen, oder 
dafür aus seiner grossen Doubletten - Sammlung un- 
garischer und anderer europäischer und ausser- 
europäischer Pflanzen - Arten gegen Auswahl zu 
überlassen, zu diesem Behuf, und zugleich für 
jene, die getrocknete Pflanzen aus der ungarisch- 
banatisch -eroatischen. Flor einzufauschen oder zu 
kaufen wünschen, erscheint nächstens. im . Drucke 
ein einige Tausend Species enthaltender Pflanzen- 
Doubletten - Katalog: 

Es hat Herr Hübener, dermalen in Mainz, ein 
Verzeichniss von scandinavischen Pflanzen, zu belie- 
biger Auswahl, bekannt gemacht, Unterzeichneter 
verlangte von demselben etwa eine Centurie dieser 
Pflanzen und erhielt, nach 4 Monaten, eine Sen- 
dung, worin 60 der verlangten Arten enthalten wa- 
ren: die seltensten fehlten; H. Hübener legte als 
Ersatz für die angeblich nicht mehr vorräthigen Ar- 
ten 70 andere bei, die grösstentheils, sowohl Pha- 
nerogamen als Cryptogamen, zu den gemeinen und 
gemeinsten Arten gehören. Ohnehin sind ein grosser 
‚Theil der Pflanzen in unvollständigen oder fragmen- 
tarischen Exemplaren überschickt worden. .Hübener 
‘war durch mich ermächtigt worden, den Beiräg der 
bestellten: -Centurie mit Naehnahme sich bezahlen zu 


» 


15 


lassen, bei einem Strassburger Handelshause, an wel- 
ches er seine Sendung adıessirte; er liess ‚sich rich- 
tig den Betrag von 130 Species bezahlen. Hätte 
ich H. Hübener nicht für einen ehrlichen Mann 
gehalten, so hätte ich mich wohl gehütet, ihm zu ge- ° 
statten, den Betrag seiner Sendung durch die Ver- 
waltung des Postwagens eincassiren zu lassen, und 
seine Unredlichkeit in dieser Sache (diess ist wohl 
der gelindeste Ausdruck, dessen ich mich bedienen 
kann) glaubte ich desswegen zu Nutz und Frommen 
derjenigen bekannt machen zu dürfen, die in Ver- 
suchung kommen möchten, von besagten Pflanzen bei 
H. Hübener zu bestellen. 
Buchsweiler im März 1840. ° 

Buchinger. 


— 


So eben ist erschienen und versandt worden: 
Flora Germanica exeiccala a Societate Florae 
Germanicae. Centurie XVII et XVII. Edita 
a Botanieis Praeelarissimis: Brittinger, Deh- 
ne, Dittrich, Fleischmann, Freyer, Gra- 
bowsky, Grisebach, Hampe, Hladnik, von 
Leithner, Lukas, Meisner, Melichar, Neu- 
mann, No&, Nolte, Sauter, Tappeiner, 
Thomas, Tommasini, Traunsteiner, Wall- 
zoth, a Welden, Weiker,, Wierzbicki, 
Zechenter; ceurante L. Reichenbach. Lip- 
sine, apud Fried. Hofmeister. 1840. 

(Das specielle Verzeichniss folgt nach.) 


“ In einer früheren Centurie ist Folgendes zu be- 
richtigen: . “ 
1415. Gladiolus illyrieus. Koch. syn..699. Rehb. 
Fl. germ. exe. Novit. Fiume, Dr. No&. 
-. Anstatt dieser Pflanze ist unter obiger Nummer 
irrig eine andere ausgegeben worden. Man schneide 
dort den Namen weg und nehme die Pflanze nebst 


16 


Standort als Zugabe zu No. 1214. Glad. palustris 
Gaud., welcher, wie dort gesagt worden, 
mit Gl. Boucheanus dieselbe Pflanze ist. Vor fünf 
Jahren erhaltene Exemplare von Gaudin’s Stand- 
orten, setzten dies ausser allem Zweifel. — Hiebei 
ist ferner zu bemerken, dass 1) GI. palustris Gaud. 
die am meisten. verbreitete Art ist, hierher gehört 
die Pilanze zum Theil aus Böhmen, Schlesien: b. 
Silsterwitz, Sachsen: bei Leipzig (imbrieatus Peterm. 
Fl. Lips.) Meissen (imbricatus Pie. u. Heynh.) und 
Weblen bei Pirna: Bauer. Berlin (Boucheanus, pra- 
tensis), Wien: Moosbrunn. Fl. g. exsice. n. 1214. Salz- 
burg: Wiesen am Glanbache: v. Bauer. Krain: 
Germadaberg bei Bilichgrätz Fl. g. exc. n. 1415. Cent. 
XV. Ungarn: Liptover Comit. Lang. Schweiz: Ma- 
reis du Bovrey in Unterwallis: v. Charpent. &e. 
Parma (G. communis): Jan. — 2) @l. communis L. 
wirklich wild in Ungarn bei Eperies (tenuis M. B.d 
Lang. Russland, Steppen u.- Waldwiesen im Gouv. 
Pultawa: Könitzer. Eine starke und robuste breit- 
blättrige Pflanze. Verwildert hier u. da, z. B. bei 
Pirna: Heynhold Fl. p. 13. und im Odergebiete. — 
3) Gl. illyricus Koch. vergl. Fl. germ.exsice. n. 1415. 
Nachtrag bei Cent. XVI. Fiume: No&, und £. car- 
niolicus Fr. an der Save in Krain Fl. g. exsice. n, 
1509. — 4) @l. imbricatus L. Schlesien, Böhmen, 
Lausitz, bei Gross-Schönau: Reichel. Pesth: 
Lang. Volhynien: Besser. — 5) Gl. segetum Gawl. 
Kchb. pl. cerit. ic. 819. Wiesen bei Caprizio auf 
der Insel Veglia, gemeiner auf Wiesen hinter Ka- 
menjak in Croatien: No&, bei Locarno (6. italicus 
Gaud.) Schleicher, Parma (G. Ludovicae) Jan, 
— 6) Der von Gaudin VI. p. 336 unten erwähnte 
Gladiolus von Turin kommt nach einem vorliegenden 
Eixemplare in der Knollendecke so wie in den Blü- 
then mit @l. palustris überein und weicht nur durch 
kurze, breite Blätter ab. 


17 
Intelligenzblatt 1840. I. Nro. 2. 


Bücher - Anzeigen. 


 Literärische Anzeige einer Flora Brasiliensis. 


Kaum einige Decennien sind verflossen, seit- 
dem Brasilien dem Forsehungsgeiste Europas zugäng- 
lich geworden ist,. und schon haben die. vereinten 
Bemühungen mehrerer gelehrter Reisenden die dor- 
tige Natur nach allen Richtungen -hin beleuchtet. 

Eine Menge interessante Tihatsachen über die 
Geographie und Physiographie jenes ausgedehnten 
und reichen Jandes sind sewohl in grösseren Wer- 
ken, als in zahlreichen kleinen Schriften niedergelegt - 
worden, und insbesondere hat die beschreibende Na- 
turgeschichte von dortker eine beträchtliche Masse 
neuer und wichtiger Materialien gewonnen. 

Der vegetabilische Reichthbum Brasiliens ist. bei- 
nahe sprüchwörtlich geworden, und in der That ist 
er so gross, dass schon gegenwärtig eine. fast unüber- 
sehbare Menge von Pflanzenarten aus jenem Lande 
nach Europa gekommen ist: die meisten Pflanzenfa- 
milien, welche bis jetzt auf der Erde entdeckt wur- 

den, finden sich .in Brasilien durch mehr oder we- 
niger Gattungen repräsentirt. Ein grosser Theil der 
Flora Brasiliens ist durch die wissenschaftlichen Ex- 

"peditionen, die auf. Befehl zweier erhabener Be- 
sehützer naturhistorischer Studien, Sr. Majestät des 
Kaisers Franz von Oesterreich und. Sr. Majestät 

Ba. 1. 2 


18 


des Königs Maximilian Joseph von Bayern, 
glorreichen Andenkens, nach Brasilien unternommen 
worden waren, dort gesammelt und in die öffentli- 
chen Gästen und Herbarien von Wien und München 
gebracht - worden. “ In folgenden Schriften, als: Pohl 
‘Icones plantarum Brasiliae havtenus ineditae 
H Vol. — Martius Nova genera et species plan- 
tarum .Brasiliensium III Vol. — Ejusdem Ico- 
nes selectae plantarım eryptogamicarum Brasi- 
liensium, — ejusdem Palmae: Brasilienses, — 
Nees ab Esenbeck Agrostographia Brasiliensis 
u. s. w. ist ein Theil jener vegetabilischen Schätze 
dem botanischen Publikum mitgetheilt worden. 

- Diese Schriften ‘waren jedoch nieht bestimmt, 
eine vollständige Uebersicht der brasilianischen Flora 
zu geben; sie sollten vielmehr nur einzelne, beson- 
ders interessante Gewächse in das allgemeine Pflan- 
zensystem einführen. Inzwischen kündigt sich das 
Bedürfniss einer allgemeinen Flora Brasiliensis 
immer lauter an. 

Die Unterzeichneten, mit der Verwaltung der 
öffentlichenf Pflanzensammlungen in Wien und Mün- 
chen betrauet, und von: denen:der Eine, als Theilneh- - 
mer an der obenerwähnten wissenschaftlichen Expedi- 

‚ tion nach Brasilien sich die Naturgeschichte dieses 
Landes zur vorzüglichsten wissenschaftlichen Aufgabe 
gemacht hat, — glauben ein ihrer amtlichen -Stel- 
lung und ihrer literärischen: Verpfiichtung  augemes- 

“ senes:Werk.za unternehuien, wenn sie;dein wissen- 


t 


19 


schaftlichen Publikum einejaligemeine Flora Bra- 
siliensis zu übergeben: versuchen. 

Dieser Plan hat die- ‚Genehmigung Sr. Durch- 
laucht des Herrn Staatskanzler Fürsten von Met- 
ternich, als obersten Leiters der ehemaligen k. k. 
österreichischen wissenschaftlichen Expedition nach 


“ Brasilien, und Sr. Exeellehz: des Herrn Staatsmin 


sters Grafen’von Kolowrat t erhalten, und auf den 
Vorschlag "dieser grosssinnigen Beförderer der Wis- 
senschaft haben Se. k. k. Majestät von Oester- 
reich allergnädigst zu gestatten geruht, dass dieses 
botanische Werk unter Allerhöchstihren Auspicien 
erscheinen dürfe. 


In gleicher Weise haben Se. k. Majestät 
von Bayern huldreichst dem ‚Werke, Allerhöchgt- 
ihren Schutz und Theilnahme zuzuwenden geruhet. 


Der Titel des in lateinischer Sprache erschei- 
nenden Werkes, wird seyn: .., _ : 
: FLORA BRASILIENSIES, 
sive Enumeratio Plantarum in Brasilia hactenus 
detectarwum, quas cura Musei Eaes. Reg. Palat. 
Vindobonensis suis aliorumque. botanicorum sta- 
- .-diis descriptas et methode naturali digestas auspi- 
cis Ferdinandi I. Austriae Imperatoris 
et Ludeovici H. Bavariae Regis, ediderunt 
: Stephanus Endlicher. et Carolus Frid. 
“Phil de |Martius. Vindobonae apud Fr. 
Beck. Lipsiae apud Fr. Fleischer. 
2 


20 


':.Der? Zweck . gegenwärtiger Ankimdigung ist, 
alle Gönner und Freunde der Botanik mit dem Plane 
"bekannt zu machen, . und. sie zu bitten, dasselbe: 
durch Subscription :zu unterstützen. 

‚Die .dabei zu Grund ;gelegten Materialien. sind 

ugsweise‘sliejenigen. ‚welche sich in. den erwähn- 
-t&n Gärten und. Herharien zu Wien ‘und München 
befinden; das Werk soll aber ausserdem noch Alles 
umfassen, was bis. ‚jetzt. durch die rühmlichen Bemü- 
hungen. Sr. Durchlaucht .des Herrn Fürsten Maxi- 
milian zu Wied, der preussischen,, ‚französischen, 
russischen, englischen. u und brasilianischen gelehrten 
Reisenden und Sammler in den Bereich der‘ Wig- 
senschaft gekommen ist.. 

“ Die Summe der auf diese Weise zusammenge- 
brachten Pflanzenarten beläuft sich auf mehr als 
15,000, so dass keine andere der bis jetzt publieir- 
ten Floren irgend eines: ‘Landes eine gleichgrosse 
Zahl von Arten aufzuweisen haben’ dürfte. 

Bei dieser Ausdehnung des Materials würden 
die: Herausgeber ‘nicht im’ Stande seyn, das. ganze’ 
Werk indem bestimmten Zeitraume von 6—-7 Jahren 
zu Ende:zu führen, ‚wenn: sie sich nicht der Mitwir- 
kung: mehrerer ausgezeichneter Botaniker des In- 
und .Auslandes hätten versichern können. die .die 
Ausarbeitung der eihzeinen Pflanzenfamilien ‚# als 
eben so vieler Monographieen, übernommen haben. 
Di& Namen der Herren Bentham, ‚Decaisne; Fenzl, 
Griesbach, Hornschuch; Lindley, Kunze; Meiss- 


\ 


21 


ner, Nees von :Esenbeck,. Pöppig, ‚Röper ,: von 
Schlechtendal, Schultes,, Spring, Unger; Vogel, 
Zuccarini : verbürgen dem Unternehmen . eine Aus- 


-führung im Simme gründlicher''Wiissenschaft. Mehrere 


andere Botaniker haben . überdiess ihre Theilnahme 
im Verlaufe der Herausgabe zugesagt. Die beiden 


"Herausgeber werde:aa dei: deseriptiven Arbeit selbst 


Theil nehmen und sich ausserdein besonders. die-Re- 
daction des Ganzen: in Einem ‚Geiste, unter steter 
Berücksichtigung der neuesten !morphologischen'-For- 
schungen , zum Geschäfte machen.: Sie erfreuen sich 
dabei der rathenden und: £ördernden 'Theilnahme des 
Herrn von Schreibers;':Direktors der k. k. ver- 
einigten 'Hofnaturalien - Kabinette.. 

Die Flera Brasiliensis :wird in einer. Reihe 
von zehn,. oder nach Umständen zwölf Bänden :die 
gesammten;, bis jetzt vorliegenden :Gewächse- Brasi- 
liens, nach natürlichen Familien ‚geordnet, in‘ Dia- 


:guosen,. kürzen. Beschreibungen !:und :-den’"ührigen 
"nöthigen‘;: systematiöchen? Algaben . zur ’‚Uehersicht 
‚bringen... Jedem Bande werden: 40 —-50' schwarze, 
* in Stein gravirte Tafeln beigegeben ‚ı welche bestimmt 


sind ,. besonders . merkwürdige: und : seltene- Formen, 
vorzüglich: die - > Bepräsentanten“ 'einzelner Gattungen, 
darzustellen. - - Fa 

Die bisher- in den. Werke von..St.: Hilaire, 
Pohl, v. Martius,. vu. Schlechtendal, ..DeCandolle 
w.: a. beschriebenen Pflaizen: werden .am :geeigneten 
Orte in möglichster Kürze eingeführt. - Der Beschrei- 


22 
bung jeder Pflanzenfamilie folgt ein Excurs über die 
geographische Verbreitung der zu ihr gehörigen Ge- 
wächse in Brasilien und über die wiehtigsten Bezie- 
hungen_derselben zu dem Leben der Einwohner in 
Rücksicht auf Landwirthschaft, Medicin, Industrie 
und Handel. 

Die medizinisch, technisch!', öhoneisisch -und 
commerziell wichtigen Pflanzen werden überdiess, 
ausführlicher beschrieben und erläutert, den Inhalt 
zweier selbstständiger Bände mit dem "besonderen 
Titel: Plantae medieinales «5 oeconomicae Bra- 
‚sSiliae, ausmachen, von welchen auch eine Ausgabe 
mit illuminirten Abbildungen veranstaltet: wird.: : 

Ausserdem wird eine einleitende Abhandlung 
ein physisches Gemälde von dem Lande überhaupt 
geben, und diese Abhandlung wird durch eine Reihe 
landschaftlicher Darstellungen, so wie durch geogno- 
stische und hypsometrische, Tafeln erläutert wer- 
den. Endlich soll eine literar - historische Nachricht 
über die Naturgeschichte Brasiliens - und eine Karte . 
mit den Reise-Routen der einzelnen Naturforscher 
beigefügt: werden. & 

Das Werk erscheint auf dem Wege a der Sub- 
scription in Heften, Regal-Folio, ohne Prunk, aber in 
Druck, Papier und Tafeln. zweckmässig ausgestattet. 
"Wien und München im November.1839, 
: Dr.Endlicher.:. Dr. v. Martius. 
Bis. unterzeichneten Buchhandlungen baben den 
Debit-.das Werkes übernommen.  .::zör 


23 


Der. Preis eines Bandes mit 40 — 50 Bogen 
Text und eben so vielen schwarzen$Tafeln ist auf 
30 — 33 fl. Conv. oder 21 — 23 Thir. Preuss. Cour., 
der: mit kolorirten auf eirca 60 — 65 fl. Conv. oder 
42 -— 451/, 'Thir. Preuss. Cour. festgesetzt, und, 
wird bei hinlänglicher Subseription verhältnissmässig 
verringert werden. 

Die Subsertbenten werden dem Werke vor. 
gedruckt. \ 

‚Bände, sofern sie besondere Monographieen ent- 
halten, werden auch einzeln abgegeben. 
Fr. Beck in Wien. Fr. Fleischer in Leipzig 


Species Hepaticarum. Recensuit, partim descripsit 
iconibusque, illustravit Job. Berah.Gail. Lin- 
denberg; J. U.D. Acad. caes. Leop. Car. nat. 
_eurigs. et reg. soc. bot. .ratish. ö societ, 
‚ahriae hamhurg,, ‚BOcHUB- honoy. . 

Zu den: ‚Pfanzenfamilien , die in neuester Zeit 
sellich und ‚mit: besonderer Vorliebe bearbeitet wor- 
den, gehören’unstreitig die Lebermoose, und nament- 

‘lich. hat. von den Kryptogamen keine Familie in kur. 

‚zer. Zeit einen. so grossen Zuwachs neuer Arten 

erhalten.. .Zugleieh wird aber auch die Klage: immer 

allgemeiner, - wie schwer es sey, .eine gründliche 

Kenntniss der Lebermoose, besonders der exotischen, 

zu erlangen. : Diese Schwierigkeit, eine Folge der 

Masse des sich täglich häufenden Materials, entsteht 


24 


vorzüglich daraus, dass es kein die ganze Familie 
umfassendes Werk gibt, sondern die Beschreibun- 
gen der exotischen Arten in vielen, grossentheils 
periodischen oder Gelegenheits- Schriften zerstreut 
sind. Auch fehlt es 'an Abbildungen der ‚meisten 
neuen Arten. Das angekündigte. Werk ist daher 
ein Versuch, einem wirklichen und dringenden Be- 
dürfnisse abzuhelfen. Dasselbe wird eine Zusam- 
menstellung aller bekannten Arten enthalten, nebst 
ausführlicheren Beschreibungen der exotischen, so 
wie Abbildungen derjenigen, die bisher gar nicht, 
oder nur in wenig zugänglichen Werken abgebildet 
worden. Der Verfasser, rühmlichst bekannt im Felde 
‘ derartiger Untersuchungen, „im Besitz von Original- 
exemplaren der meisten Arten und durch Mittheilun- 
gen mehrerer Freunde unterstützt, wird, soviel mög- 
lich, das Resultat eigener Ansicht und Untersuchung 
geben. Die Abbildungen werden von.seiner Hand 
oder unter seinen Augen angefertigt, und da der 
Herr Verfasser sich mit Vorliebe diesem Unterneh- 
men widmen wird, so glauben wir dem Publikum 
einen raschen Fortgang versprechen zu dürfen. . 

‚. .Da es aus innern und äussern Gründen unmög- 
lich ist, bei der Herausgabe eine völlig systematische 
’ Reihefolge zu beobachten, so wird. mit den Gattun- 
. gen der Anfang gemacht werden, die besonders der 
"Erläuterung bedürfen. Am Schlusse jeder Gattung 

wird eine systematische Zusammeüstellung der: Ar- 
ten, nebst einem Register, gegeben werden. Das 


25 


Werk wird also aus einer Reihe von Monographieen 
bestehen. Was aber über die: Familie im Allge- 
ineinen, ihre Anatomie, Physiologie, Eintheilung und 
die’Verhältnisse der Gattungen zu einander zu sagen 
ist, :wird den. Beschluss des Ganzen .machen, Auf 
jeder Kupfertafel sollen mehrere”Arten dargestellt 
werden, und da die grössere Zahl der Arten, z.B. 
die Lejeunien;‘:Frullanien, bei ihrer Kleinheit nur 
‚wenig Raum erfordern, so wird die Anzahl der Ta- 
feln dadurch verringert. 

Die ersten Hefte enthalten die Gattung Plagio- 
chila, eine der ausgezeichnetsten und artenreichsten, 
so wie ohne Zweifel die schwierigste von Allen. 

Jedes Heft wird aus 6 theilweise colorirten Ta- 
feln mit dem: ‚dazu. gehörenden Texte bestehen, und 
der Preis ist-zu 1 Thlr. 25 Sgr. festgestellt worden. 

Zur Bestimmung‘ der Aödflage finden wir uns 
veranlasst, den Weg der Subscription einzuschlagen, 
und, wir "hoffen, dass ‚durch zahlreiche Unterschriften 
die. * Herausgabe des Werkes gefördert werde. 

i Bonn‘; im- Februar: 1840. . 
Henry & Cohen. 


Sammlungen und Werke heransgegeben von-Santo 
‚Marovaglio, Dr. der Arzneikunde, und o. ö. 
"Professor an der Universität zu Pavia. 

In italienischer Sprache: 

3) Die Moose von Unterösterreich, und der Pro- 

vülz Como etc. Sr. k. k. Hoh. dem Herrn Erz- 


. 26 


herzoge Rainer allerunterthänigst gewidmet. 
Mailand bei. Paolo Ripamonti-Carpano. I — 20 
Dec. "Prachtauflage . ..... C. M. 100 fl. 
Dieselbe Sammlung in anderem Format . 50 fi. 
2) Die Flechten der Provinz Como und der Velt- 
lin eig. Sr. Eixc. dem Grafen Hartig, Gouver- 
neur der Lombardie, ehrfurchtsvoll ‚gewidmet. 
Mailand, bei Paolo Ripamonti-Carpano. 1-10 
De. . 22. neuen ih 
3) Die Farrenkräuter der Provinz Como. Como, 
“ bei den Gebrüdern Ostinelli:. 1—-2Dee. 44l, 
- (Diese drei Sammlungen: werden fortgesetzt.) 
4) Catalog einiger eryptogamischer Gewächse‘'ete. 
Como und :Mailand. ir und 2 Thel. . 1A. 
In lateinischer. Sprache: 


5) Auswahl neuerer, oder weniger . bekannter 


Moos- und Flechtenarten etc. Pavia 1838. 
zT. 2000 


6) Aufzählung aller bis jetzt in Unterösterreich 
gesammelten Moose. Wien 1840 . 30 kr. 
7) Bryologia austriaca excursoria, als Anleitung 
alle bis jetzt in Unterösterreich’ete.‘ ' Wien 1840. 
bei Friedrich Volke. 
Unter der Presse: 
8) Bryologia austriaca umiversalis; oder Beschrei- 
bung ete. Wien 1840. Gerold. 
9 Versuch einer Lichenologie von ‚Nord. Italien. 
Mailand. , 
. Zu beziehen durch = 


u Friedr. Volkes Buchhandlung in Wien. 


\ 


27 


Neue wichtige Werke Aus dem Gebiete der 
Naturwissenschaft und Erdkunde, welche erschie- 
nen und zu haben sind bei Friedrich Fleischer 
in Leipzig: 
Germar, Dr. E. F., Zeitschrift für die Entomo- 
“ “Togie. Ir und 2r Bd.. Mit Kupf. gr. 8. 5 Thlr. 
Schönherr, C. J.,:Getera et species Cureulio- 
nidum, cam synonymia hujus familiae. V tomi 
in 10 pärtes. Smaj. 26 Thir. 16 Gr. 
Martius, C. F, P. de et St. Endlicher, Flora 
Brasiliensis, seu enumeratio plantaram in Bra- 
silia bactenus deteetarum, quas cura Musei caes. 
reg. palat. Vindobonensis propriis communibusque 
hotan. stud. descript. et methode naturali dige- 
stas edider.: Cum’ Tab. col. et nigr. Roy.-Fol. 
Martius, ©, F. Ph. de, Genera et speeses Pal. 
marum, quas in itinere per Brasiliam annis 1817 — 
1820 suscepto, collegit, descripsit et iconib. illu- 
 stravit. Faseic. I— VII. Imper. Fol. illum. 278 Thlr. 
Dieselben mit schwarzen Tafeln : 142% Thir. 
Siebold, Ph. F. v., Nippon. Archiv zur Be- 
schreibung von Japan und dessen Nehenländern. 
Erstes bis achtes Heft. , Folio illum. 112 Thlr. 
Dieseiben‘ in. Quart und. schwarz - . 68 Thlr. 
— — Eauna Japonica, sive descriptio:animalium, 
quae ih itinere Japoniam, annis 1823 — 1830 eol- 
‚legit, ‚notis, observationibus et ‚adumbrationibus 
‘ Allustravit. 7 Fasc. Fol. ° 46 Thir. 16 Gr. 
Sternberg, Graf Caspar, Versuch einer geogno- 


r 


28 


stisch - botanischen” Darstellung der Flora der 
Vorwelt. 8 Hefte mit illum. Kupf. Folio. 60 Thlr. 
Dasselbe Werk mit französischemi Text. . 60 Thir. 
- Sturm, Jae., Deutschlands Flora in Abbildungen 
nach der Natur mit‘ Beschreibungen. 
I. Abth. 80 Hefte, II. Abth. 31 Hefte, III. Abth. 
18 Hefte, jedes Heft 16 Gr. 86 'Thlr. 
— — Deutschlands Fauna in Abbildungen nach 
der Natur mit Beschreibungen. 
U. Abth. Vögel 3 Hefte, ‚III. Abth. Amphibien 
‘6. Hefte, V. Abth.- Insecten 14 Hefte, VI. 
Abtb. Würmer 8 Hefte. \ 
Dieses bis jetzt davon Erschienene::. kostet 
.: 48 Thlr. 16 Gr. 
Auch sind nachstehende Prachtwerke um die 
beigesetzten’ermässigten Preise jetzt wieder zu haben: 
Spix, J. B. de, Cephalogenesis, sive capitis ossei 
structura, formatio, et significatio‘ per omnes ani- 
malium classes ete. etc. Cum Tab. XVII. Fol 
imp. Monachii 1825. . -- 20 Tülr. 
Bojanus, L. H., Anatome testudinis Europaeue. : 
2 Fascieuli. Cum tab. aen.  Vilnne 1819.-— 1821. 
i 32. Thir. ’ 
“ Mit Absicht ist hei allen Werken, obschon nur 
die letzten Lieferungen. neu erschienen ‚sind, der 
Preis des- vollständigen ."Werkes angegelien. «' "Die 
Preise einzelner Lieferungen sind leicht durchjede _ 
Büchhandiung zu erfahren. .. .. BIERFRR 


Pe FE b 7 BE 
on. ’ a. 


29 


Im Verlage von &. J. M’anz in Regensburg 
ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: 
Naturhistorische Topographie von Regensburg. - 

In Verbindung mit Forster, Herrich-Schäf- 
fer, Koch, y. Schmögler und v. Voith, be- 
arbeitet von Dr. A. E. Fürnrohr. 1. Band, 
den geschichtlichen, klimatologischen und geognos- 
tischen Theil enthaltend. Mit 1 Stahlstiche und 
. 2. lithographirten Tafeln. 1838. II. Band, die 
Flora Ratisbonensis”enthaltend. Mit einer geo- 
gnostischen Karte. 1839. III. Band (unter der 
Presse) die Fauna Ratisbonensis enthaltend. Preis 
für die 3 Bände geh. 6 fl. oder 3 Thlr. 16 Gr. 
Von: .den :Hoppe'schen botanischen Taschen- 
büchern sind die letzten Jahrgänge 1810 und 1811 


‚wegen der damaligen Kriegszeiten durch den Buch- 


handel nicht versendet worden, so dass wahrschein- 
lich viele Exemplare incomplet geblieben sind; die- 
jenigen Besitzer derselben, welche ihre Sammlung 
mit den obigen beiden Jahrgängen zu completiren 
Willens. seyn sollten, belieben sie durch die Mon- 
tag und Weiss’sche Buchhandlung in Regensburg 
beziehen zu lassen. 


Ein“ "vollständiges ‚gebundenes Exemplar des 
Compend. Flor. Germaniae. ‘Sectio L Plantae phane- 
rogamicae. Editio altera aucta.et amplificata, curan- 


tib. M. I. Biuff, C. @. Nees ab Esenbeck 


30 


et J. C. Schauer. Sect. IL. Plant. eryptogamicae 


auet: Wallroth ist bei der Redaction der Flora 
zu dem Preise von 9 fl. zu erhalten. 


Ankündigung von Pflanzensammlungen. 


Herbarium succinctum Floraa Sudetorum 
selectissimae. - 

Dieses Herbar enthält eine vollständige 5 Samm- 
lung aller. seltenen und ausgezeichneten Grewächse, 
die ich bisher durch eine lange Reihe von Jahren 
im Riesengebirge aufgefundeä,. und neuerlich mit 
besonderem Fleisse gesammelt habe; schliesst daher 
alle meine Entdeckungen, “die in meinen übrigen 
Sammlungen zerstreut sind, ein, und gewährt eine 
schnelle Uebersicht der Pflanzentracht dieses höchst 
interessanten und beliebten Gebirges, und enthält 


200 Nummern, die mit gehörigen Etiketien ver-. 


sehen sind. Der Preis ist 20 fl. C.-M. 


Plantae selectae Florae Bohemicae. Fasc. IV. 
edit. II.”) 

* Anemone nareissiflora L. *Ranunculus aconi- 
tifolius L., *nemorosus £ orthotrichus Tau. Carydalis 
Lobelii Tau., solida L. Nasturtium ofhieinale DC., 
austriacum Cranz., armoracioides et .monstr. multi- 
per Tau. Morisoni Tau., terrestre ß Pinnatifidum 


* Die Beschreibung 'der hier nen vorkommenden: Arten i 


ist bereits an die k. botanische Gesellschaft übergeben. 


s 


1 


EUREN 


wer 


rl 


31 


Tau., *barbaraeoides & pachylobum Tan., id. y 
macrostylum Tau., “il. % astylon Reichb. Arabis 


. auricwlata Lam. @ardamine silvatica Link, Diplo- 


taxis tenuifolia DC. Erophila praecox DC. Alyssum 
saxatile L. *Biscutella laevigata L. Viola pur- 
purascens Schm., mirabilis L., *biflora L._ *Hype- 
rieum elegans Steph. Cerastium brachypetalum Pets. 
*Spergula saginoides L. Geranium divaricatum Ehr. 
Cytisus biflorus Her. Vieia cassubica $ villosa Tau., 
*jathyroides L. - *Potentilla aurea L., *verna 8 
inciga Tan., nemoralis Nestl. *Geum montanum L. 
et:# grandiflorum, *Pyrus aucuparia 8 glaberrima 
Tau. Bupleurum longifolium L. Rhynchostylis hir- 
suta 8 rosea Tau. Galium glaucum L., rotundi- 
folium L. Scabiosa suaveolens Desf.- Cirsium affıne 
Tau. Centaurea nigra £ radiata Tau. *Cineraria 
integrifolia L. Inula Britanica 8 discoidea Tau. 
Achillea setacea W.K. Scorzonera graminifolia L. 
Barkhausia. rlioeadifolis M. B. *Hypochoeris helve- 
tica L. Hieracium praealtum Vi: *Vaillanti Tau., 
*aurantiacam L., melachaetum Tau., silvestre y 
heterophyllum Tau., apiculatum Tan., *id # glabres- 
cens, *tortuosum Tau. (1 — 8 flor), *nigrescens 
$ integrifelium Tau. *Mulgidium alpinum DC, 
*Leontedon alpestris Tau., *arcuatus Tau., *palus- 


‚tris Sm. *Crepis prabmorsa Tau. *Pyrola media 


Sw., *chlorantha Sw. Lithospermum purpureo - 
coeruleum L. *Pulmonaria azurea Bess. et £ bra- 
chystemon ,: *Veronica beilidioides L. * Teucrium 
(« major) L., praecox All., verna £ suceulenta Schm. 
*Melampyrum  pratense L. (non auct), *Bartsia 
alpina L.--Mentha 'sativa L., hortensis Tau. Ballota 
urticaefolia Ortm. * Galeepsis mollis Tau., *pubes- 
cens £ hispida Tau. Pinguicula vulgaris & macran- 
tba Tau. *Primula minima EL. * Androsace septen- 
trionalis L.. *Thesium alpinum L. et £ ramosum 
DC: *Stellera Passerina L. Chenopodium opuli- 


32 


folium Schrad, Rumex aquatichs L., *acatus L. 
Euphorbia virgata W.. K. *Pinus Pumilie Hk, 


*Salix Daphneola Tau. GooAyera repens RB. Epi-.- 


pactis palustris Crz. Allium rotundum L. Gagea 
minima Schult. *et & brachysepala Tau. Tofjeldia 
calyculata Wahl. *Juneus trifidus L. et 3 monan- 
thos, *Agrostis rupestris All. *Calamagrostis Halle- 
riana &d. *Hierochloa australis Beauv. Avena prae- 
cox Beauv. Seirpus Tabernaemonteni W. Rhyn- 
chospora alba Vahl, Carex cyperoides Schreb,, 
pauciflora Light. *Schreberi Schk. Michelii Host, 
*supina W. Pseudocyperus L. *Asplenium viride 
Huds. — Der Preis ist 10 fl. €. M. 
Für die Herren, die bereits die erste Ausgabe 
dieses Fascikels abgenommen, sind die neu zuge- 


“wachsenen mit * bezeichneten. Arten abgesondert - 


um 5 fl. ©. M. zu haben. Von den 3 ersten Fas- 
eikeln, deren Inhalt bereits in der Flora abgedruckt 
ist, sind wieder neue Exemplare aufgelegt, und 
einzelne um 10 fl. C. M. zu haben. 


Ferner sind noch vorräthig, und werden fort- 


esetzt: . 
Herbarium Florae Boh. universale von 2150 


Arten - . . . &:142 fl. C. M. 


Das neueste Supplement hiezu vom Jahre 1839 ist 
nur für die früheren Herren Abnehmer ahge- 
sondert zu haben, und der Preis desselben 8 Al. 

c.M - , 

 Dendrotheca Bohemica 2 Lieferungen sammt Suple- 
menten, enthaltend 224 Arten 194. C. M. 

Dendrotheca E:xcotico - Bohemica 4 Lieferungen, 

enthaltend 380 Arten . . 28 fl. C. M. 

Hiezu die 5te Lieferung von 52 Arten 5. C. M. 

Agrostotheca Bohemica von 256 Arten 18 fl. C. M. 

Prof. J. F. Tausch, Prag, 
"Viehmarkt Nro. 500..