HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY.
son.
GIFT OF
ALEXANDER AGASSIZ.
\S,\a10.
Altdlugen
der
schweizerischen paläontologischen Gesellschaft.
Yol. XVII. 1890.
MONOTRASITER
DER
FORAMINIFEREN-FAUNA
DER
SCHWEIZERISCHEN TRANSVERSARIUS- ZONE
VON
Dr. Rudolf Haeusler.
Mit 15 Tafeln.
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- ZÜRICH,
Druck von Zürcher und Furrer
1890.
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Einleituns.
Nach Veröffentliehung mehrerer Abhandlungen über die wichtigeren neu ent-
deekten Foraminiferengruppen aus der Transversariuszone versuchte ich die Resultate
mehrjähriger Beobachtungen in einer grösseren Monographie zusammenzustellen. Ob-
schon bereits vor zwei Jahren diese Arbeit zum Drucke fertig vorlag, veranlassten
mich damals doch verschiedene Gründe, mit der Veröffentlichung noch zu warten.
Ich gewann dadurch Zeit die zahlreichen Localitäten wieder zu besuchen, neue
Gesteinsproben zu prüfen und mit Hülfe des mir aus allen möglichen Orten zu-
geschickten Materiales neue Vergleichungen anzustellen. Mit dem Erscheinen der
grossen Monographie von Brady über die Foraminiferen der Challengersammlung
wurde eine gänzliche Umarbeitung des Textes nothwendig. Der Umfang wurde
um nahezu zwei Drittel redueirt, indem weitläufige Beschreibungen überflüssig ge-
macht waren. Auch die Verzeichnisse der Synonyme konnten wesentlich verkürzt
werden. Nur die im fossilen Zustande noch so wenig bekannten Arenacea mussten
etwas einlässlich behandelt werden. Aus der ganzen Zone des Ammonites trans-
versarius waren nur etwa ein halbes Dutzend dieser Gruppe angehörender Species,
die zudem theilweise ganz unriehtig aufgefasst waren, bekannt.
Den Herren Brady, Carr, Choffat, Denison, Eleock, Gregson, Jaccard, Jones,
Millet, Parsons, Renevier, Sterki, Tempere, Uhlig, Walford, Wilson, Wright spreche
ich für ihre bereitwillige Hülfe meinen wärmsten Dank aus, besonders aber auch
Herrn Rupert Jones, dem Bibliothekar der Geological Society in Burlington House,
durch dessen Beistand mir die Arbeit im Lesezimmer der Gesellschaft wesentlich
erleichtert wurde.
2 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Die Arbeiten wurden grösstentheils mit einem grossen Mikroskop von Seibert
und Krafft in Wetzlar ausgeführt.
Indem ich diese Monographie der Oeffentlichkeit übergebe, hoffe ich einen
neuen Beitrag zur Kenntniss der mikroskopischen Fauna unseres Vaterlandes zu
liefern, der eine grosse Lücke ausfüllen helfen und jüngere Geologen auf ein
unendlich reiches, noch wenig betretenes Gebiet aufmerksam machen wird.
Kensington, London, Dez. 1885.
Dr. Rudolf Hausler.
Während meines nun mehr als dreijährigen Aufenthaltes in Neu-Seeland und Australien
sammelte ich sowohl recente als fossile Foraminiferen, deren Bearbeitung verschiedene interessante
Resultate ergab. So weit es die Fauna der schweizerischen Transversariuszone anbetrifft, kann
ich bemerken, dass meine Untersuchungen hier das weiter unten Gesagte bestätigen.
Besonders wichtig sind die sandigen Formen der tertiären Gesteine von Motutara bei
Kawhia, mit Hülfe derer sich mehrere ununterbrochene Reihen, die die drei Genera Bigenerina,
Textularia und Spiropleeta umfassen, zusammenstellen lassen und die das Material aus dem aar-
gauischen Jura ergänzen helfen. Mit Hülfe der lebenden Haplophragmien des Rangitotokanals
im Haurakigolf und des Manukau bei Onehunga lassen sich auch viele der in die Nähe des Haplo-
phragmium eanariense gehörenden schweizerischen Modifieationen deuten. Die Mikrofauna der
jurassischen Schichten bei Puti, Waiharakeke ete. am Kawhiahafen erinnert zunächst an diejenige
der blauschwarzen Liasmergel des Jura, und auch hier zeigt es sich, dass in dem grossen Formen-
kreise der Nodosarinen unmöglich Grenzen zwischen Species, Subgenus und Genus gezogen
werden können.
Infolge der Schwierigkeiten des Postverkehrs in unsern abgelegenen Bezirken ist die Cor-
reetion der Probeabzüge des Textes nicht leicht und sollten sich daher Fehler vorfinden, so bitte
ich die Leser, sie entschuldigen zu wollen. Die Uebersichtstabellen werden kaum für diesen
Band fertig werden, da mir hier im Urwald und bei den Eingebomen selten Gelegenheit geboten
ist, sie zu sehen. Sie werden daher in der zweiten Abtheilung über die jurassischen Milioliden
veröffentlicht werden.
Ruapuke Aotea, 5. April 1890. R. H.
Die Foraminiferenfauna der schweizer. Zone des
Ammonites transversarius.
Die alternirenden grauen Kalk- und Mergelbänke, die im schweizerischen Jura
die Zone des Ammonites transversarius (Birmensdorfer Schichten, Etage Argovian I,
Spongitien) repräsentiren, enthalten eine ungemein artenreiche mikroskopische Fauna,
die durch die eigenartige Entwicklung einiger Foraminiferengruppen und deren
interessante genetische Beziehungen zu älteren und jüngeren Typen charakterisirt
wird. Besonders hervorzuheben sind die kalkig- und kieselig-sandigen Formen der
Familien Miliolidae, Astrorhizidae, Lituolidae und Textularidae, die in den schwamm-
reichen Bänken die grösste numerische Entwicklung der ganzen secundären Forma-
tionsreihe erreichen. Dass sich trotz ihrer Häufigkeit, grossen horizontalen Ver-
breitung und den geradezu riesigen Dimensionen in älteren Specialitäten ') über
diese Zone nur sehr spärliche und meistens sehr unzuverlässige Angaben finden, hat
seinen Grund hauptsächlich in der bis vor kurzem noch sehr lückenhaften Kenntniss
der lebenden Arenacea, ferner in der täuschenden Aehnlichkeit mit hyalinen und
poreellanartigen Species und natürlich auch darin, dass die Autoren grösstentheils
nur die Ueberreste der weichern, schlemmbaren Gesteine berücksichtigten.
Als das künstliche, von d’Orbigny eingeführte Classificationssystem auf dem
Continente noch allgemein verbreitet und als die Strueturverhältnisse jurassischer
Foraminiferen noch sehr wenig bekannt waren, wurden häufige Vertreter der genannten
Familien mit den isomorphen Lageniden, Rotaliden und Globigeriniden vereinigt, und
wir finden dementsprechend morphologisch auffallend ähnliche Varietäten von
!) So führen beispielsweise Kübler und Zwingli aus dieser Zone 52 Arten, darunter aber
nur zwei Lituoliden, nämlich die von ihnen zu den Cornuspiren gestellten beiden Trochammineen:
Ammodiscus incertus und A. gordialis, an.
4 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
keophax wird Nodosaria, Haplophragmium und Nonionina, Trochammina und Discor-
bina vete. einträchtig neben einander in den Ordnungen der Stichostegier und He-
lieostegice. Das frappanteste Beispiel liefern die flachspiraligen, einkammerigen
Cornuspiren, Ammodisken und Spirillinen, die nach dem künstlichen System in eine
Gattung, nach dem natürlichen in drei und sogar in drei verschiedene Familien
(Miliolidae, Lituolidae und Rotalidae) gestellt werden müssen. Ueber die wahre
Natur einiger Gruppen erhoben sich sehr lebhafte Discussionen, die, so unangenehm
sie auch den einen oder andern berühren mochten, doch wesentlich zur Kenntniss
der einzelnen Formenkreise und ihrer verwandtschaftlichen Stellung beitrugen.
Trotzdem schon vor zwanzig Jahren die englischen Forscher Carpenter, Jones
und Parker auf die eigenthümlichen Organisationsverhältnisse aufmerksam und die
Texturverschiedenheiten der poreellanartigen, sandigen und glasartigen Foraminiferen
zur Basis eines einfachen, natürlichen Systems machten, das mit verhältnissmässig
geringen, dem stets fortschreitenden Stand der Kenntniss entsprechenden Abände-
rungen die Grundlage der heute allgemein gebräuchlichen Classification bildete,
führten doch erst die während den letzten Jahren vorgenommenen Untersuchungen
zu Resultaten, die auch die schwierigsten Fragen endgültig zu lösen vermochten,
Die an jurassischen Foraminiferen angestellten Beobachtungen veranlassen mich,
mit unbedeutenden Abweichungen, die nur im Interesse einer bequemeren Behand-
lung des ausserordentlich reichhaltigen Materials vorgenommen wurden, das von
Brady in seiner Monographie angewandte System, das seiner grossen Einfachheit
und Uebersichtlichkeit und doch, so weit es die Umstände überhaupt zulassen,
streng wissenschaftlichen Behandlungsweise der ungeheuren, durch die Challenger-
expedition ans Licht gebrachten Formenmenge wegen die Vortheile des rein künst-
lichen mit dem auf allzu breiter Grundlage aufgebauten natürlichen Systems ver-
einigt und so die namentlich dem Paläontologen sehr oft fühlbaren Mängel des
letzteren auf ein Minimum redueirt, auch hier anzuwenden.
Die Veränderlichkeit der Foraminiferen ist dem oft scheinbar unbegrenzten
Anpassungsvermögen entsprechend eine so weitgehende, dass sich innerhalb einer
und derselben aus petrographisch verschiedenen Bänken zusammengesetzten Zone häufig
alle denkbar möglichen Modificationen eines einfachen Typus vorfinden. In solchen
Fällen drängt sich unwillkürlich die Frage auf, wo die Grenzen der Art gezogen
werden müssen, um einerseits den Anforderungen der modernen Wissenschaft, so
weit es möglich, zu genügen, anderseits es dem Geologen zu ermöglichen, die Un-
masse verschiedener Formen so zu gruppiren und zu bezeichnen, dass eine Ver-
wechslung nieht möglich ist.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 5
Dass die Species im Sinne der älteren Naturforscher nieht existirt, ist eine
von den Beobachtern der Foraminiferen allgemein erkannte Thatsache; aber selbst
zwischen den grösseren Abtheilungen, Untergattungen und Gattungen finden sich in
der Natur alle überhaupt denkbaren Uebergänge so häufig, dass an eine genaue
Definition nicht zu denken ist.
Die Gesetze der Organisation sind leider noch viel zu wenig bekannt, um mit
absoluter Sicherheit die kleinen Formenkreise nach dem mehr oder weniger nahen
Verwandtschaftsverhältniss gruppiren zu können, und es muss daher der sehr verän-
derlichen Form der Schale hier mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, als mit
der rein wissenschaftlichen Anschauungsweise leicht vereinbar ist. Es lassen sich
zwei Fälle unterscheiden. Entweder werden alle in den hauptsächlichen Merkmalen
mehr oder weniger übereinstimmenden, sich um einen bestimmten Typus gruppiren-
den Formen mit einem einzigen Artennamen belegt, oder aber es wird jede noch
so unbedeutend abweichende Modifieation als selbständige Species aufgefasst.
\ Da die letztere Methode weniger die genetischen Beziehungen als die morpho-
logischen Verhältnisse berücksichtigt, hat sie von dem natürlichen System den be-
deutenden Vortheil der Präeision voraus.
Die subjeetive Auffassung einzelner Charaktere ist aber so verschieden, dass
alle Versuche zu einem einheitlichen System zu gelangen, fehlschlagen müssen, so
lange nicht allgemein geltende Regeln aufgestellt werden.
Wie schwierig es übrigens ist selbst nach getroffener Auswahl auffälliger
Typen kleinere Kreise (Arten und Abarten) zu unterscheiden, lehrt die Erfahrung
jeden Tag. Ich erinnere bloss an die grossen Gruppen der Nodosaria radieula und
communis, Cristellaria erepidula ete.
Ein interessantes Beispiel liefert die Thurammina papillata, eine der auf-
fälligsten Arten der Schwammbänke und noch heute lebende Form, von der sich
ohne Mühe zwanzig eigene Species und eine Unzahl Varietäten „machen“ lassen.
Die Art zerfällt zunächst in mehrere von der sphärischen Stammform ausgehende
Reihen, deren Endglieder die mässig grossen, goldgelben, unregelmässigen, in Th.
tuberosa übergehenden, die einfachen lagenähnlichen, die eylindrischen festgewach-
senen und die kugeligen, m Th. elegantissima übergehenden Modificationen bilden,
die unter sieh, was die allgemeine Schalenform anbetrifft, nicht die geringste
Aelnlichkeit zeigen. Aehnlich verhält sich eine andere, geologisch weit verbreitete
Lituolide, die Plaeopsilina cenomana, von der wir eine ganze Anzahl äusserlich sehr
verschiedene Varietäten, die mit gleichem Rechte als Species bezeichnet werden können,
kennen. Da die beiden letztgenannten Gruppen noch viel weniger oft beschrieben
6 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
wurden als die oben angeführten Nodosarien, so ist die Synonymie verhältniss-
mässig einfach und das Zusammenfassen so heterogener Elemente in den Rahmen
einer einzigen „Art“ führt daher zu keinen besonderen Schwierigkeiten, dagegen
bildet die Synonymie der geologisch und geographisch so weit verbreiteten eben
genannten hyalinen Foraminiferen ein hoffnungsloses Chaos, indem gleiche oder kaum
merklich verschiedene Formen immer und immer wieder unter neuen Artennamen
beschrieben werden. Da aber gerade diese einfachen Lagenidenspecies im Jura all-
gemein verbreitet sind und einst gewiss sehr gute Leitfossilien abgeben werden,
wäre es sehr wünschenswerth, wenn die ganze colossale Formenmasse einmal syste-
matisch behandelt würde.
In vielen Fällen ist es schwer zu entscheiden, in welche Gruppe eine Form
gehört. So giebt es im ganzen obern Jura etwas rauhe Exemplare von Lagena
laevis neben relativ wenig rauhen Modifieationen von Lagena hispida, die in den
Form- und Grössenverhältnissen genau übereinstimmen. In diesem Falle bleibt es
dem Beobachter frei überlassen, sie in die eine oder andere Art zu stellen. Auch
die zweikammerigen Modificationen von Lagena globosa gehören in diese Kategorie.
Die grössten Schwierigkeiten beim Bestimmen bieten aber natürlich die kleinen, ver-
kimmerten Individuen, die aber insofern von hohem Interesse sind, als sie oft in-
folge der rückschreitenden Entwicklung Aufschluss über das Verwandtschafts-
ergebniss zweier scheinbar weit auseinander stehender Varietäten geben können.
Aber auch innerhalb der grösseren Formenkreise sind scharfe Grenzen nicht
denkbar. Die Nodosariengattungen Nodosaria, Glandulina, Dentalina, Marginulina,
Cristellaria ete., ferner die Miliolidengattungen Cornuspira, Ophthalmidium, Spiro-
loculina gehen allmählich in einander über. Besonderer Erwähnung verdienen hier
die isomorphen Lituoliden mit einfachem oder labyrinthischem Bau. An jurassischen
Formen treten diese Strueturverhältnisse nie deutlich hervor, so dass sich die beiden
grossen Gruppen, die die Genera Placopsilina, Reophax, Haplophragmium und
Bdelloidina, Haplostiche und Lituola umfassen, ebenfalls nicht scharf getrennt ge-
halten werden können.
So weit es möglich ist, werden die von den älteren Autoren eingeführten Be-
zeichnungen in dem ursprünglichen Sinne beibehalten. Häufig erhielt der Name eine
verschiedene Bedeutung, indem einzelne Kreise schärfer begrenzt oder mit andern
vereinigt wurden. Der bequemen Bezeichnungsweise wegen, die lange Beschreibungen
unnöthig machen, wurden selbst Namen wie Entosalenia, Eetosalenia, Fissurina,
Robulina ete. noch häufig gebraucht, obschon die betreffenden Formen längst mit
Lagena und Cristellaria vereinigt wurden.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 7
Die den grossen Abtheilungen beigelegten Bezeichnungen wie Arenacea, Hyalinea,
Porcellanea, Perforata, Imperforata, Monothalamia, Polythalamia ete. werden der
Kürze wegen immer noch in allen Abhandlungen über Foraminiferen angewendet.
Auf die verschiedenen Classificationssysteme von d’Orbigny, Reuss, Carpenter,
Parker-und Jones, Schulze, Schwager, Zittel u. a. hier näher einzutreten, halte ich
für überflüssig, da sie in den weiter unten eitirten Abhandlungen ausführlich be-
sprochen werden.
Einige wenige Bemerkungen, die sich ausschliesslich auf die Foraminiferen der
Transversariuszone beziehen, mögen genügen, um zu zeigen, wie nahe die an
Material von ganz verschiedenem geologischen Alter angestellten Beobachtungen in
den wichtigsten Punkten übereinstimmen und warum die in früheren Arbeiten über
schweizerische jurassische Foraminiferen aufgestellten Prineipien nicht länger berück-
sichtigt werden konnten. Das von d’Orbigny eingeführte System stützt sich be-
kanntlich fast ausschliesslich auf die Formverschiedenheiten und zeichnet sich in
Folge dessen durch die grosse Einfachheit aus, die es selbst dem Anfänger möglich
macht, seine Sammlungen ohne irgend welche Schwierigkeiten zu ordnen. In der
Transversariuszone begegnen wir allerdings verschiedenen Formen, die die haupt-
sächlichen Merkmale zweier Ordnungen vereinigen. So verbinden die theilweise
gekammerten Ammodisken (A. gordialis) die Monostegier mit den Helicostegiern, die
Spiropleeten, die Enallostegier mit den Helicostegiern, die Ophthalmidien, die Mo-
nostegier mit den Agathistegiern. Die geraden Modificationen von Placopsilina
canomana sind Stichostegier, die bischofstabförmigen dagegen Helicostegier und die
Bigenerina-artigen sogar Enallostegier. Nach dieser Classification finden wir in der
Ordnung der Stichostegier Arten, die den natürlichen Familien Miliolidae (Nubeeu-
laria tibia) Lituolidae (Reophax), Lagenidae (Nodosaria), d. h. den drei grossen Ab-
theilungen der Porcellanea, Arenacea und Hyalinea angehören. Noch mehr drei
einer und derselben Gattung angehörige, genetisch sehr nahe verwandte Formen
(Ammodiseus incertus, A. gordialis, A. jurassicus) müssen in die drei Ordnungen
der Monostegier, Helieostegier und Agathistegier untergebracht werden.
Dass die Eintheilung in Monothalamia und Polythalamia sich ebenfalls nicht
consequent durchführen lässt, beweist das Vorkommen von ein- und mehrkammerigen
Individuen von Reophax scorpiurus, Ammodiscus gordialis und Lagena globosa ete.
Am besten lässt sich die Eintheilung in Perforata und Imperforata durchführen, doch
bewiesen uns mehrere Speeies (Psammosphaera fusca, Thurammina papillata), dass
es auch hier Ausnahmen von der Regel giebt. Ob Ammodiscus incertus und gewisse
Milioliden wirklich porös werden können, wie aus den Untersuchungen verschiedener
8 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Forscher, darunter auch von Kübler und Zwingli, hervorzugehen scheint, ist noch
nicht genügend bewiesen. Mir ist keine einzige typische poröse Form der genannten
Gruppen bekannt.
Was endlich die Eintheilung in Porcellanea, Hyalinea und Arenacea anbelangt,
kann bemerkt werden, dass sie sich leider ebenfalls nieht überall anwenden lässt,
indem auch hier nahe verwandte Formen getrennt werden müssen. Die Nubeeularia
lueifuga der Transversariusschichten ist sandig, doch sind aus andern Formationen
porcellanartige Modifiecationen bekannt. Wir finden ferner typische porcellanartige
und glasig-sandige Milioliden in den obern Mergellagern nebeneinander. Von Textu-
larien, Bigenerinen und Valvulinen enthält der untere Malm meistens sandige Species,
während namentlich in jüngern Formationen glasige Arten vorherrschen.
Die chemische Zusammensetzung der Schalen hängt oft in ganz auffallender
Weise von der Beschaffenheit des Gesteins ab. In den kalkigen Schwammbänken
begegnen wir neben dem kalkig-sandigen nicht selten kieselig-sandigen Gehäusen
von Lituoliden und Textulariden, während die jüngern schlämmbaren Mergel der
Zone fast ausschliesslich kleine kalkig-sandige Speeimina einschliessen. Anfangs lag
die Vermuthung nahe, dass es sich in den erstern Fällen nicht um wirklich kieselige,
sondern durch secundäre, chemische Umsetzungen veränderte, usprünglich kalkige
Schalen handelte. Diese Meinung wurde durch das Vorkommen von verkieselten
Mollusken und Bryozoenschalen und durch die eigenthümlich veränderten Schwamm-
nadeln noch bekräftigt. Dünnschliffe ergaben, dass wirklich solehe Umwandlungs-
processe auch unter den Foraminiferen stattfanden.
Heute kann freilich über die wahre Natur der unten beschriebenen kieseligen
Formen kein Zweifel mehr obwalten.
Das häufige Auftreten von beinahe ganz sandfreien, kieseligen und kalkigen
und fast nur aus Sandkörnchen bestehenden Schalen von Trochammineen zeigt zur
Genüge, wie veränderlich gewisse Foraminiferen auch in dieser Beziehung sind, dass
daher der chemischen Zusammensetzung nur ausnahmsweise eine grössere Wichtigkeit
beizumessen ist.
Der Gesammtcharakter der Fauna hängt im Jura häufig von dem Verhältniss
von Kalk zu Thon ab. In weichen, thonreichen Bänken herrschen die hyalinen-
und porcellanartigen Typen vor. In den kalkigen Schwammlagern sind dagegen
die Arenacea am besten vertreten und in einer dünnen glauconitreichen Bank bei
Büren besteht die Fauna fast nur aus Formen mit agglutinirenden Schalen. Die
morphologisch sich am nächsten stehenden Arten verhalten sich jedoch oft sehr
verschieden, und dieser Umstand deutet entschieden auf noch gänzlich unbekannte
“Do
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Eigenthümlichkeiten in der Organisation hin, die möglicherweise später als Basis
eines einfachen Systems zum Bestimmen von Arten dienen können.
Mit dem Wechsel der Zusammensetzung des Gesteins treten einzelne Formen
ganz zurück, während ihnen nahe stehende Species sich ohne besonders auffällige
Veränderungen an die neuen Verhältnisse anpassten. Die grössten Veränderungen
erlitten die Foraminiferen mit agglutinirenden Gehäusen, die mit dem Zunehmen der
thonigen Bestandtheile allmählich kleiner oder feinsandiger oder unregelmässig werden
und zwar nicht selten in einem Grade, der es schwer macht, den Zusammenhang zu
erkennen.
Die Verschiedenheiten zwischen den mikroskopischen Ueberresten der untern
kalkigen Schwammbänke und den obern thonreichen Mergeln sind so gross, dass
man unbedingt auf vollständig verschiedenes geologisches Alter schliessen würde.
Die Fauna der letztgenannten Schichten trägt den leicht kenntlichen jurassischen
Charakter, während diejenige der Schwammlager am meisten an die Tiefseefauna
der heutigen Meere erinnert.
Die Verbreitung der Foraminiferen im schweizerischen Jura ist kurz die folgende.
Im ganzen Lias treten die Lageniden in grösstem Formen- und Individuenreichthum
auf, und zwar sowohl die einfachern als namentlich die in den jüngern Schichten
selteneren, gerippten Nodosarien und Cristellarien. Die Milioliden und Textulariden,
die sowohl im deutschen, französischen, als im englischen Lias schon in ziemlich
grosser Mannigfaltigkeit auftreten, werden nur ganz vereinzelt angetroffen. Auch die
Astrorhiziden und Lituoliden gehören noch zu den Seltenheiten, mit Ausnahme
weniger, unten angegebener Species.
Im Dogger erreichen die Milioliden eine sehr grosse Entwicklung. In den
Mergelschichten sind auch die Lageniden noch durch zahllose Varietäten vertreten.
Die Textulariden sind noch selten, dagegen enthalten gewisse Kalkbänke des Ba-
thonians bereits eine ziemlich mannigfaltige Astrorhiziden- uud Lituoliden-Fauna.
Im Malm spielen die Arenacea eine sehr wichtige Rolle. Unter den Milioliden
erscheinen nur noch wenige Arten in grosser Individuenzahl und die Lageniden
gehören im Allgemeinen den einfachsten Typen an.
In den untern Kreideschichten, besonders im Neocomian, erscheint plötzlich eine
auffallend reichhaltige Nodosarienfauna, die durch die breiten, dreieckigen Vaginulinen
eine eigenthümliche Physiognomie erhält. Die höhern Gruppen der Foraminiferen
sind im schweizerischen Jura höchst spärlich vertreten.
Wie weit sich die Foraminiferen als Leitfossilien eignen werden, lässt sich
)
10 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
heute kaum bestimmen. Doch zweifle ich keinen Augenblick, dass sie einst als
solche eine sehr wichtige Stelle einnehmen werden.
Selbst wenn der petrographische Charakter zweier verschieden alteriger Nieder-
schläge und daher auch der Gesammteharakter der mikroskopischen Thierwelt der
nämliche ist, fallen beim Durchsehen des Schlammrückstandes gewisse Verschieden-
heiten sofort ins Auge, und ich habe wiederholt Gelegenheit gehabt, mich im Aargauer
Jura zu überzeugen, dass in der Regel ein einziger Tropfen des Rückstandes genügt,
um mit vollständiger Sicherheit das geologische Alter des Gesteines angeben zu
können. Beim Vergleichen mit anderm Material aus dem westlichen Jura freilich
zeigte es sich sofort, dass den allgemein bekannten Faeiesverschiedenheiten ent-
sprechend auch die Rhizopodenfauna grossen Wechseln unterworfen ist.
Mit Rücksicht auf die Transversariuszone kann bemerkt werden, dass durch
den ganzen Jura die Fauna die gleiche ist, dass aber, je weiter wir nach Osten
ziehen, desto grösser die Zahl der Varietäten wird. In den Alpen waren meine
Beobachtungen leider von sehr geringem Erfolg, da sich das Gestein nicht mehr für
mikroskopische Forschungen eignet.
Diese kurzen Bemerkungen genügen, eine ungefähre Idee von den allgemeinen
Verhältnissen zu geben. Im Anhang finden sich Uebersichtstabellen, die im Anschluss
an bereits in frühern Arbeiten Gesagtes ein richtigeres Bild von der geographischen
und geologischen Verbreitung der zahlreichen Arten geben.
Die Gattungen und Familien der Transversariuszone.
Fam. Miliolidae.
Subfam. Nubeeularinae.
Gen. Nubeeularia, Defrance.
Subfam. Miliolinae.
Gen. Biloeulina, d’Orbigny.
„ »Dpiroloeulina, d’Orbigny.
„ Miliolina, Williamson.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Subfam. Hauerininae.
Gen. Ophthalmidium, Kübler und Zwingh.
„ Planispirina, Seguenza ?
Subfam. Peneroplilinae.
Gen. Cornuspira, Schulze.
Fam. Astrorhizidae.
Subfam. Astrorhizinae.
Gen. Astrorhiza, Sandahl.
Subfam. Saeeammininae.
Gen. Psammosphaera, Schulze.
„ Saccammina, Sars.
Subfam. Rhabdammininae.
Gen. Hyperammina, Brady.
„ Marsipella, Norman. (?)
„ Rhabdammina, Sars.
Fam. Lituolidae.
Subfam. Lituolinae.
Gen. Reophax, Montfort.
Haplophragmium, Reuss.
Placopsilina, d’Orbigny.
„ Haplostiche, Reuss.
„ Lituola. Lamarck.
Bdelloidina, Carter.
Subfam. Trochammininae.
Gen. Thurammina, Brady.
» Thuramminopsis, Hxusler.
„ Hormosina, Brady.
Ammodiseus, Reuss.
Trochammina, Parker und Jones.
Webbina, d’Orbigny.
11
12 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Fam. Textularidae.
Subfam. Textularinae.
Gen. Textularia, Defrance.
„ Bigenerina, d’Orbigny.
Spiropleeta, Ehrenberg.
„ Gaudryina, d’Orbigny ?
Valvulina, d’Orbigny.
Subfam. Bulimininae.
Gen. Bulimina, d’Orbigny.
„ Virgulina, d’Orbigny.
„ Pleurostomella, Reuss.
Fam. Lagenidae.
Subfam. Lagenininae.
Gen. Lagena, Wacker und Boys.
Subfam. Nodosarinae.
Gen. Nodosaria, Lamarck.
Lingulina, d’Orbigny.
Frondieularia, Defrance.
„ Marginulina, d’Orbigny.
Vaginulina, d’Orbigny.
Cristellaria, Lamarck.
; PAR er
„ Flabellina, d’Orbigny.
Subfam. Polymorphininae.
Gen. Polymorphina, d’Orbigny.
„ Dimorphina, d’Orbigny ?
Fam. Globigerinidae.
Gen. Globigerina, d’Orbigny.
„ Orbulina, d’Orbigny.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarlus. 13
Fam. Rotalidae.
Subfam. Spirillininae.
Gen. Spirillina, Ehrenberg.
„ Discorbina, Parker und Jones.
„ Planorbulina, d’Orbigny.
„ Pulvinulina, Parker und Jones.
I. Fam. Astrorhizidae.’
Der eigenthümlichen Beschaffenheit der einkammerigen, kugeligen, birn- oder
röhrenförmigen, einfachen oder verzweigten Schalen wegen gehören vollständige
Exemplare zu den grössten Seltenheiten, und die Zahl der aus dem schweizerischen
Jura bekannten Species ist daher noch sehr klein. Dagegen berechtigt die auf-
fallende Aehnlichkeit der jurassischen Astrorhiziden mit noch heute in grossen
Meerestiefen lebenden Typen zu der Annahme, dass die Familie schon in den
Secundärperioden eine bedeutende Entwicklung erreichte. Infolge der wenig existenz-
fähigen Schalenwände konnten natürlich von vielen Formen gar keine oder selbst
unter den günstigsten Verhältnissen nur spärliche Spuren, die beim Herauspräpa-
riren ohnehin verloren gehen müssen, erhalten bleiben.
Von allen Arten mit membranöser Bindesubstanz lose verbundenen Sand- oder
Schlammpartikelehen konnten selbstverständlich keine auch nur einigermassen voll-
ständige Ueberreste zurückbleiben, doch ist es mehr als wahrscheinlich, dass die
auf Dünnschliffen gelegentlich beobachteten auffälligen Anhäufungen von Sand-
körnern in sandarmem Gestein von Astrorhizidenschalen, deren weiche Bestand-
1) In den Transversariusschichten finden sich nur wenige Milioliden, die alle blosse Varie-
täten älterer jurassischer Species sind. Ich ziehe es daher vor, die Familie am Schlusse des
zweiten Theiles zu behandeln, um vorher in einer Speecialarbeit über jurassische Milioliden an der
Hand eines reichhaltigen Materiales die allgemeinen Form- und Verwandtschaftsverhältnisse be-
sprechen zu können, In einer kleinen Abhandlung über Milioliden aus dem obern Lias von
Banbury wurde bereits auf die eigenthümliche Stellung einiger einfacher Typen hingewiesen. Aus
diesem Grunde werden gegen Gewohnheit die Arenacea und Hyalinea zuerst besprochen.
14 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
theile beim Versteinerungsprocess spurlos verloren gingen, herrühren. Zudem finden
sich die Astrorhiziden im schweizerischen Jura fast ausschliesslich in kalkigem nieht
schlämmbaren Gestein, wo beim sorgfältigsten Behandeln die zerbrechlichen Schälehen
in Stücke gehen und wo zudem noch chemische Veränderungen zerstörend eingewirkt
hatten, und es kann daher nicht wundern, dass die Kenntniss dieser interessanten
Mikrozoen noch so unvollständig ist.
Immerhin ist es im höchsten Grade auffallend, dass eine so ungemein häufige,
riesige, vom blossen Auge so leicht sichtbare Art wie die Hyperammina vagans
so lange von den sorgfältigsten Beobachtern übersehen werden konnte. Dieser
Umstand lässt sich allerdings dadureh erklären, dass bis vor Kurzem die von den
übrigen Foraminiferen so vielfach abweichenden Astrorhiziden fast ganz unbekannt
waren. Erst die während der letzten Jahre vorgenommenen Untersuchungen der
lebenden Tiefseebewohner warfen ein neues Licht auf diese wichtige, so lange ver-
nachlässigte Gruppe höchst einfacher Lebensformen.
In den weiter unten oft genannten Seyphienbänken finden sich Astrorhiziden
mit kieseligem Cement, und alle Beobachtungen beweisen, dass es sich hier nicht
um ursprünglich kalkige, erst durch seeundäre Umwandlungsprocesse veränderte
Schalen, wie ich einst annahm, handelt.
Die Familie tritt vom Lias an, wo auch Terquem bereits einige Varietäten
beobachtete, sehr vereinzelt auf, und es ist anzunehmen, dass weitere Forschungen
noch manche, bisher aus den oben genannten Gründen nicht beobachtete Art ans
Licht fördern werden.
Subfam. Astrorhizinae.
Gen. Astrorhiza Sandahl.
In früheren Arbeiten und briefliehen Mittheilungen über jurassische Foramini-
feren führte ich auch die Gattung Astrorhiza an. Das Material ist leider immer
noch viel zu unbedeutend, um weitere Angaben über das Vorkommen dieser Formen
zu machen; doch zweifle ich nieht daran, dass es sich um eine in die Gruppe der
noch lebenden Typen gehörende Species handelt. Neben den kleinen Fragmenten
finden sich manchmal locale Ansammlungen von kleinen Quarzkörnchen in sandarmem
Gestein, die möglicherweise von einer Astrorhiza, deren Cement zerstört wurde, her-
rühren. Auch einige auf den Kalkplatten gegen die Zone der Ter. impressa
beobachtete algenartige Ueberreste dürften hierher gezählt werden.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 15
Es ist wünschenswerth, dass in Zukunft diesen allerdings sehr unscheinbaren
Resten mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde, um die Frage über die geologische
Verbreitung einer so interessanten Thiergruppe endgültig zu beantworten.
Subfam. Saccammininae.
Gen. Psammosphaera Schulze.
In diese Gattung gehören die am einfachsten gebauten kugeligen, grobsandigen
Foraminiferen, die heute noch zu den am weitesten verbreiteten Organismen ge-
hören, in älteren Schichten jedoch wohl der wenig auffälligen Form, geringen Grösse,
Aehnlichkeit mit zufälligen Anhäufungen von Quarzsand wegen erst kürzlich zu-
fällig beobachtet wurden. Die ersten jurassischen Exemplare fand ich vor ungefähr
10 Jahren beim Präpariren der Skelettheile von Hexactinelliden, vermochte mir aber
damals die wahre Natur dieser kleinen Gebilde nicht zu erklären. Am wenigsten
dachte ich an Foraminiferen, ich glaubte sie mit den gleichzeitig auftretenden
Hyperammineen, eher mit den Schwämmen in irgend welche Verbindung bringen
zu müssen. Erst als ich mit Hülfe von Brady’s ersten Berichten die Zusammen-
gehörigkeit der Hyperammineen mit jenen eigenthümlichen, in den Schwammbänken
so häufigen röhrenförmigen Ueberresten erkannte, fiel mir die Aehnlichkeit der san-
digen Zellen mit Psammosphaera auf, und als Herr Brady die Freundlichkeit hatte,
mir einige recente Exemplare von P. fusca zuzuschicken, konnte ich an der Iden-
tität nicht länger zweifeln. Seither fanden sie sich auch in anderen Zonen und
zwar schon vom untern Lias an.
Psammosphaera fusca Schulze Taf. I, Fig. 1—3.
Psammosphaera fusca Schulze. 2. Jahresb. d. Kom. Unt. d. deutsch. Meere, p. 113,
B>,11,; Rie:us:
Brady. Mier. Journ. n. S. vol. XIX, p. 8, T. IV, Fig. 1—2.
N ”
eh „ Hausler. Q. Journ. Geol. soe. vol. XXXIX, p. 26, T. II, Fig. 1.
" „ Brady. Foram. Challenger, p. 249, T. XVIII, Fig. 1—8.
Die Psammosphaeren der Transversariusschichten sind der grossen Zerbrech-
lichkeit wegen schwer zu isoliren. Es sind meistens sehr kleine, glashelle oder
schwach gelbliche Formen, die sich von den lebenden Tiefseevarietäten nicht unter-
scheiden. Festsitzende Individuen sind ausserordentlich selten. Die Figg. 2 und 3
(T. 1.) zeigen auf Hyperammina vagans festgewachsene Exemplare. Nach dem
16 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Herauspräpariren zerfallen die meisten Schalen bald und hinterlassen nur noch ein
Häufchen Sandkörnchen.
Die im Bull. soc. vaud. se. nat. vol. XVIII angeführte zweite Art ist weiter
nichts als eine sehr kleine Modification von P. fusca, wie sie auch heute noch
lebend angetroffen wird.
P. fusca tritt vom untern Lias an vereinzelt auf. Neuerdings betrachtete sie
auch Deeke !) in den Humphriesischichten von Heiligenstein und Morschweiler.
Gen. Saccammina Sars.
Von dieser eigenthümlichen Gattung sind mir aus dem Jura erst wenige
Stücke und zwar fast alle nur in Fragmenten bekannt. Immerhin erinnern sie in
der äusseren Form derart an S. sphaerica, dass sie jedenfalls zu dieser Art gezählt
werden müssen.
Ob einige im Lias und Dogger beobachteten, beinahe kugeligen, oder schwach
comprimirte grobsandige Schalen zu Saecammina oder zu einer andern Gruppe ge-
hören, lässt sich wegen Mangel an genügendem Material nicht bestimmen. Da
sich die betreffenden Speeimina leider alle in kalkigem, meist schlämmbaren Ge-
stein, wo es ungemein schwierig ist, die ohnehin leicht zerbrechlichen Gehäuse zu
isoliren, vorfinden, ist über die Verbreitung nichts Genaueres anzugeben.
Saccammina sphaerica Sars. Taf. I, Fig. 4.
Saceammina sphaerica Sars, Vidensk. Selsk. Forts. 1868, p. 248.
= nn Carpenter, The Mieroscope 1575, p. 592.
5 # Brady, Foram. Challenger, p. 253, T. XVILL, Fig. 11—17.
Bis vor kurzer Zeit fehlten mir vollständige Exemplare dieser Art, und ich
war lange in Zweifel, ob es sich um einfache, einkammerige oder aber um mehr-
kammerige (d. h. rosenkranzartig aneinander gereihte) Formen handelte,
Ein sehr gut erhaltenes Speeimen (Fig. 4) lässt an der Natur nicht zweifeln.
In Form und Textur stimmt es ganz genau mit lebenden Exemplaren überein.
Der Cement ist glashell (an einem andern Bruchstücke bräunlich), indessen ist
diesem Merkmal absolut keine Bedeutung beizumessen, denn wir finden in den
Schwammbänken von zahlreichen Lituoliden und Textularidenarten glashelle, gelb-
liche und braune Exemplare neben einander.
') Deeke, D. Foraminiferenfauna d. Zone des Steph. Humphriesianum im Unterelsass, p. 18.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 17
Typische Formen von S. sphaerica wurden bis jetzt im Jura erst in den
Schwammbänken der Transversariuszone entdeekt. Kleinern Modifieationen, allerdings
nur in sehr fragmentärem Zustand, begegnet man vereinzelt schon im Lias, wo sie
auch Terquem gefunden zu haben scheint. In den heutigen Meeren ist sie ziemlich
weit verbreitet.
Subfam. BRhabdammininae.
Gen. Hyperammina Brady.
Die Gattung umfasst die wichtigsten jurassischen Astrorhiziden und tritt zum
ersten Male im untern Lias, in den Kalkbänken der Zone des Ammonites Bucklandi
auf. Von grösserer Wichtigkeit wird sie erst im braunen Jura (Zone der Rh.
varians) und namentlich in den Seyphienlagern des untern weissen Jura.
Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, dass die meistens mehrere Millimeter
langen, also vom blossen Auge sehr leicht sichtbaren, stellenweise unendlich häufigen
Hyperammineen so lange unbeschrieben blieben. H. vagans ist in einigen schwamm-
reichen Bänken unstreitig die gemeinste Foraminifere und findet sich dort auf Tere-
bratelnschalen und Gliedern von Balanocrinus und Eugeniacrinus so häufig, dass
eigentliche Krusten entstehen. Wahrscheinlich wurde sie mit den fast überall neben
ihnen auftretenden kleinen Serpulen oder Bryozoen verwechselt. Beim Behandeln
von oberjurassischen Hexactinelliden fanden wir vor ungefähr 10 Jahren H. vagans
so häufig, dass wir sie als eine Art Wurzeln der genannten Spongien betrachteten,
um so eher als sie eine ganz ähnliche Oberfläche besassen wie die chemisch etwas
veränderten corrodirten Schwammnadeln. Als sich jedoch beim Durchgehen von
schwammarmem Gestein diese Gebilde wieder in colossaler Menge vorfanden, musste
ihre Natur anders gedeutet werden.
Bald fiel mir die Aehnlichkeit mit den von Brady beschriebenen recenten
Astrorhizidenspecies auf. Herr Brady hatte die Freundlichkeit, die ihm zugeschickten
Exemplare zu prüfen und ihre Zugehörigkeit zu H. vagans wurde dabei sofort er-
kannt. Zugleich machte er mich auf eine mit H. ramosa mehr übereinstimmende
Art aufmerksam. Von dieser etwas grobsandigen Form besass ich damals nur
kleine Fragmente. Dagegen konnte ich das Vorkommen dieser interessanten Art
in unserer Zone sehr leicht constatiren, als mir mein Freund Dr. Sterki einiges
Material vom Randen zuschickte, in welchem sich ohne Mühe grosse verzweigte
Exemplare von H. ramosa frei herauslösen liessen.
15 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Später zeigte es sich, dass H. ramosa sehr weit verbreitet ist, sich in Folge
der leichten Zerbrechliehkeit jedoch nur in ganz seltenen Fällen in grösseren Indi-
viduen isoliren lässt.
Von der dritten noch lebenden Art (Hyperammina elongata) besitze ich da-
gegen nur wenige Stücke. Diese ist leider eine der seltensten Foraminiferen des
ganzen Jura.
Eine vierte Art, mit H. vagans nahe verwandt, zeichnet sich durch die eigen-
thümlichen Zonen oder spiralförmige Einschnürungen aus.
Die Vertheilung der Hyperammineen bietet einige interessante Erscheinungen.
In grösstem Formen- und Individuenreichthum finden sie sich in den in
grösseren Meerestiefen abgelagerten Kalkschichten. Die Formen aus dem weicheren
Mergel sind viel kleiner, die Gattung ist im ganzen Jura verbreitet, leider aber noch
wenig bekannt. Auch in den Brachiopodenreichen Schichten des Neocomians
beobachtete ich Hyperammina vagans. Sollte die silurische Girvanella wie Brady
anzunehmen geneigt ist, wirklich zu Hyperammina vagans gehören, so ist diese
sehr wandelbare, einfache Art die geologisch und geographisch am weitesten ver-
breitete organische Form.
Hyperammina elongata Brady. Taf. Il, Fig. S—10.
Hyperammina elongata Brady, Ann. and Mag. Nat. Hist. S. 5, vol. I, p. 433,
T. XX, Fig. 22 —b.
n „ „ Foram. Challenger, p. 257, T. XXIII, Fig. 4, 7-10.
Unter den zahlreichen, kleinen Fragmenten von röhrenförmigen Schalen finden
sich solche, die unstreitig zu Hyperammina elongata gehören. Vollständige Exemplare
kenne ich zwar momentan noch nicht, dagegen besitze ich zwei Stücke mit charak-
teristisch ausgebildetem, abgerundetem untern Ende. !) Sehr wahrscheinlich rühren
auch die in ältern und jüngern Juraschiehten beobachteten kleinen röhrenförmigen
Gebilde theilweise von dieser Art her.
Hyperammina vagans Brady. Taf. I, Fig. 5—19; Taf. II, Fig. 1.
Hyperammina vagans Brady, Quart. Journ. Mier. se. vol. XIX, p. 33, T. V, Fig. 3.
Hausler, Neues Jahrb. f. Min. 1883. I. Bd, p. 58, T. II, Fig. 7-10.
n ”
» = 5 Quart. Journ. Geol. soc. vol- XXXIX, p. 26, T. II,
Fig. 2—6.
5 ö Brady, Foram. Challenger, p. 260, T. XXIV, Fig. 1—9.
') Sollten diese Exemplare dennoch vollständig ausgewachsen sein, so war die jurassische
Varietät viel kürzer als die lebenden Abkömmlinge.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 19
Hyperammina vagans ist eine mit Bezug auf morphologische Verhältnisse äusserst
variable Species. Die einfachsten Varietäten bilden annähernd gerade, conische, von
einer grossen eiförmigen Primordialkammer ausgehende, in eine kleine, kreisrunde
Oeffnung mündende Röhren. Von dieser Form sind zahlreiche Abweichungen möglich.
Die Röhre biegt sich in verschiedenster Weise, bis sie zuletzt einen verschlungenen
Knoten oder Knäuel bildet. Die festsitzenden Modificationen sind wenn möglich
noch verschiedenartiger gestaltet.
Die Figuren stellen eine Anzahl auffälliger Formen dar und erläutern besser
als lange Beschreibungen die Variabilität dieser eigenthümlichen Species.
Oft sind die Schalen der ganzen Länge nach, oft nur stellenweise festgewachsen
und in einigen Fällen ist nur die gewöhnlich etwas dunklere grosse Anfangskammer
festgewachsen. Sie finden sich sehr häufig mit andern jurassischen Foraminiferen
(Plaeopsilinen, Thurammineen, Valvulinen), Bryozoen oder Würmern (Serpula) auf
Molluskenschalen, Crinoiden und Schwämmen in grossen Colonien.
Die Textur bleibt sich stets gleich. Die Schale ist sehr feinsandig, der Cement
glashell oder röthlich bis tiefbraun. Die Zusammensetzung hängt in keiner Weise
von der Beschaffenheit des Gesteins ab, indem sich selbst in den sehr eisenreichen
Kalkbänken der Variansschichten farblose und bräunliche Exemplare neben einander
finden. In den thonreichen Bänken wird dagegen die Schalenwand relativ dicker,
die Kammer selbst viel kleiner. In den durch das Vorkommen sehr grosser Schwämme
ausgezeichneten Bänken der Bimammatuszone von Baden kommt eine eigenthümliche,
weite, diekschalige Varietät, die bis jetzt in keiner andern Zone gefunden wurde,
vor. Das Taf. I, Fig. 15 abgebildete Exemplar wird im jüngern Theile grob-
sandig und erinnert alsdann mit Bezug auf die Textur an die Hyperammina ramosa
derselben Schichten.
Die langen, gedrehten Modifieationen gehen allmählich in Hyperammina con-
torta über.
Von den lebenden Formen unterscheiden sich die jurassischen nicht. Die
Uebereinstimmung ist so gross, dass es vollständig unmöglich wäre, unter einander
gemengte Specimina wieder zu trennen.
Hyperammina vagans ist in den kalkigen Bänken der Transversariuszone
überall verbreitet. Wie die reeenten Formen lebten die jurassischen Hyperammineen
in beinahe allen Tiefenverhältnissen und wir begegnen ihnen daher vom Lias an in
zahlreichen Schichten, häufig allerdings nur in den Kalkbänken mit Rhynehonella
varians, Ammonites transversarius und Ammonites bimammatus.
20 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Hyperammina contorta sp. nov., T. U, Fig. 2—7.
Diese Art schliesst sich eng an die vorige an. In grossen typischen Exem-
plaren ist die Schale tief eingeschnürt, in regelmässige Abschnitte mit blasenartigen
Theilen getheilt, meistens um die Längsaxe gedreht erscheinend.
Die Figuren zeigen die wichtigeren Varietäten und verlangen keine weitere
Beschreibung, die Textur ist genau wie bei Hyperammina vagans, feinsandig, der
Cement farblos, nur ganz ausnahmsweise bräunlich gefärbt.
Typische Exemplare wurden bis jetzt erst in den harten, knolligen Schwamm-
bänken der Transversariuszone beobachtet, die einfachen Varietäten, die die Ueber-
gänge zu Hyperammina vagans bilden, finden sich überall mit der letzteren Art.
Hyperammina ramosa Brady. Taf. I, Fig. 11—16, Taf. I, Fig. 20.
Hyperammina ramosa Brady, Q. J. Mier. sc. vol. XIX, n. S. p. 33, T. II,
Fig. 14—15.
= n n Foram. Challenger, p. 261, T. XXII, Fig. 15—19.
Von dieser interessanten Art besitze ich zahlreiche Bruchstücke, darunter
glücklicherweise auch die grossen schwer erhältlichen Primordialkammern. Diese
deuten auf sehr beträchtliche Grösse (20 mm) der Gehäuse hin, die Schalen sind
oft stark eomprimirt, doch rührt dieses wahrscheinlich von Veränderungen während
des Versteinerns her.
Was Brady über die recente Hyperammina ramosa sagt, gilt im wesentlichen
auch für unsere jurassischen Formen. Dagegen sind im Jura die theilweise aus
Schwammnadeln aufgebauten Exemplare sehr selten.
Die grössten Bruchstücke stammen vom Randen. Es geht aus kleinern Frag-
menten hervor, dass die Art in den Schwammbänken sehr allgemein verbreitet und
keineswegs selten war. Ob die in ältern jurassischen Formationen vorkommenden
ziemlich grobsandigen Röhren mit Hyperammina ramosa etwas gemein haben, oder
aber anderen Astrorhiziden oder Lituoliden angehören, kann ich nicht näher an-
geben. Die ältesten sicher bestimmbaren Individuen stammen aus den schon ge-
nannten Kalken mit Rhynehonella varians.
Gen. Marsipella Norman.
Schon oben wurden die nicht seltenen kleinen Fragmente von grobsandigen
Foraminiferen erwähnt. Unter ihnen finden sich solche, die, so weit überhaupt noch
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarlus. 21
ersichtlich ist, zunächst an Marsipella elongata erinnern. Ich habe allerdings die
Hoffnung, im schweizerischen Jura vollständige Exemplare zu erhalten, endlich auf-
gegeben, glaube aber, dass es mit Hülfe des in andern Ländern gesammelten,
besser erhaltenen Materials noch möglich wird, die fraglichen Stücke mit Sicherheit
zu bestimmen. Eine Versleichung jener Fragmente mit lebenden Marsipellen ergiebt
eine grosse Aehnlichkeit in der Zusammensetzung der Schale, allein so lange es
nicht möglich ist, auf die allgemeine Form zu schliessen, scheint es mir gewagt,
die absolute Identität behaupten zu wollen.
Gen. Rhabdammina Sars.
Was über die vorige Gattung gesagt wurde!) gilt auch für Rhabdammina, ob-
schon hier das Material etwas vollständiger ist. Unter den genannten Bruchstücken
von sandigen Röhren finden sich einzelne, die ohne Zweifel einer oder zwei noch
lebenden Arten (Rhabdammina carnuta und Rhabdammina linearis) angehören, in-
dessen müssen wir doch das Auffinden vollständiger Exemplare abwarten, bevor wir
sie mit Sicherheit bestimmen können.
Aus dem mittleren Jura führt Decke?) ebenfalls eine Rhabdammma (Rhab-
dammina elliptica) an, und ich zweifle nicht, dass weitere Forschungen im schwarzen
und braunen Jura über diese höchst interessanten Ueberreste manche unerwartete
Resultate ergeben werden.
Durch die Freundlichkeit des Herrn Brady kam ich in den Fall, mehrere
recente Astrorhizidenarten eingehend studiren und mit den schweizerischen Formen
vergleichen zu können, und wenn diese Vergleichungen zu keinem befriedigendern
Resultate führten, so liegt die Schuld einzig und allein an dem höchst ungenügenden
Erhaltungszustand der fossilen Specimina?).
\) Brady, The Voyage ot H.M. S. Challenger. Zoolog. vol. IX, p. 270. Taf. XXII, Fig. 11—13.
2) Abhandl. z. geol. Specialkarte v. Elsass-Lothr. Band IV, Heft I, p. 23, Taf. I, Fig. 1—-16.
3) Hxusler, D. Astrorhiziden u. Lituoliden d. Bimammatuszone p. 57, T. III, Fig. 223.
Il. Fam. Lituolidae.
Keine andere Gruppe hat während der Untersuchung jurassischer Schichten
so viele eigenthümliche Formen geliefert wie diese Familie. In beinahe allen Zonen
des Jura treten mehr oder weniger zahlreiche, in den morphologischen Verhältnissen
meistens an bekannte Typen der Hyalinea und Porcellanea erinnernde Species und
Varietäten auf. Die ganze Familie erreicht, wie bereits früher angegeben wurde, in
den untern kalkigen Schwammlagern der Transversariuszone die grösste Entwicklung,
so dass wir sie hier ausführlicher zu behandeln haben als die folgenden Familien.
Auf einige allgemeine, die Stellung der einzelnen Gattungen im natürlichen und
künstlichen System betreffende Fragen einzutreten halte ich nach dem bereits früher
Gesagten für überflüssig, doch mögen einige Bemerkungen, namentlich für die zu-
künftigen Beobachter dieser jurassischen Protozoen, an denen unser Land so reich
ist, von Interesse und Nutzen sein.
Trotzdem mehrere dieser formenreichen Gruppe angehörende Species aus dem
Jura schon vor längerer Zeit bekannt waren, blieb doch die Kenntniss sehr weit
hinter derjenigen der Milioliden und namentlich der Textulariden und Lageniden
zurück.
Grösseres Interesse erweckten sie erst, als die überraschenden Resultate der
Tiefseeforschungen bekannt wurden. Mit Hülfe des so gewonnenen Materiales ver-
suchten verschiedene Gelehrte die Grenzen der Gattungen und Arten, auf natürliche
Basis gestüzt, schärfer zu definiren. Diesem Umstande verdanken wir es, dass die
Nomenclatur eine verhältnissmässig einfache wurde und dass sich schliesslich Geo-
logen und Paläontologen über den Werth einzelner morphologischer Kennzeichen zu
einigen anfingen, so dass heute in dieser Familie ziemliche Ordnung herrscht. Einige
Arten, wie z. B. der einfache Ammodiseus incertus, konnten allerdings erst nach
jahrelangen Discussionen und sehr wechselvollen Schieksalen ein sicheres Plätzchen
finden.
[8]
[30]
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Freilich gehen die Ansichten der Beobachter noch in mancher Richtung aus-
einander, je nachdem eben dem Speciesbegriff eine grössere oder kleinere Ausdehnung
gegeben wird. Dadurch erwachsen leider die grössten Uebelstände, die namentlich
dem Anfänger fühlbar werden.
Vergleichen wir beispielsweise einige ältere Abhandlungen, so fällt uns vor
allem die kleine vertieale Verbreitung der verschiedenen Arten auf. Nach altheı-
gebrachter Sitte wurden nämlich in verschiedenen Zonen auftretende, noch so wenig
verschiedene Formen einfach mit neuen Artennamen belegt.
Ein vergleichendes Studium mit genügendem Material führt freilich zu ganz
andern Resultaten. Es zeigt sich nämlich, dass beinahe alle jurassischen Species
eine sehr grosse verticale Verbreitung besitzen. Dabei dürfen wir freilich nicht ver-
gessen, und auf diesen Punkt mache ich jüngere Mikroskopiker, die sich mit unserer
jurassischen Foraminiferenfauna zu beschäftigen wünschen — besonders aufmerksam,
dass sich unter verschiedenen Existenzbedingungen die einzelnen Arten sehr ungleich
verhalten und dass es daher manchmal nicht leieht ist, den genetischen Zusammen-
.hang von in petrographisch verschiedenen Schichten auftretenden Modificationen
sogleich zu erkennen. Es existiren z. B. zwischen den Lituoliden der Schwamm-
bänke und den obern Mergelbänken der Zone wesentliche Differenzen. Den un-
endlich mannigfaltigen Lebensbedingungen während des Entstehens der jurassischen
Niederschläge entsprechend ist die Zahl der Varietäten eine unendlich grosse.
Wir finden, dass sehr nahe verwandte Arten ein ganz verschiedenes Anpassungs-
vermögen besitzen. Ammodiscus incertus findet sich in allen Zonen des Jura, Am-
modiseus gordialis erst vom Bathonian in typischen Exemplaren und Ammodiseus
pusillus nur in den untern Schichten der Transversariuszone. Viele Arten sind aus-
schliesslich auf Tiefseebildungen beschränkt (Thur. hemisphaerica, Thur. canalieulata,
Troch. eonstrieta ete.), andere (Reophax scorpiurus, Troch. inflata) kommen in Tief-
see- und Littoralformationen vor.
Von mehreren Arten sind zwei oder mehr vom petrographischen Charakter
des Gesteins abhängige, relativ eonstante Varietäten bekannt (Ammodiseus incertus,
Ammodiscus gordialis, Troch. proteus, Reophax multiloeularis). Wie ich schon oft
zu bemerken Anlass hatte, sind die grossen typischen Formen sowohl als die kieselig-
sandigen Varietäten mit ganz wenigen Ausnahmen (Reophax variabilis, Reophax scor-
piurus) auf gewisse Kalkbänke, die gewöhnlich eine reiche Brachiopoden-, Cephalo-
poden- oder Spongienfauna einschliessen, und daher den Charakter von Tiefsee-
bildungen tragen, beschränkt.
Die Lituoliden scheinen für selbst sehr geringe Niveauveränderungen viel em-
24 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
pfindlicher gewesen zu sein als die übrigen Foraminiferen, und aus diesem Grunde
dürften sich einst diese interessanten Ueberreste besser als Leitfossilien verwenden
lassen, als die ebenfalls sehr allgemein verbreiteten Milioliden, Textulariden und
Lageniden.
Vom rein zoologischen Standpunkt aus verdienen die Lituoliden aus der Zone
der Ammonites transversarius wegen der auffallenden Aehnlichkeit mit älteren (car-
bonischen und permischen) und mit recenten Species besondere Aufmerksamkeit.
Es giebt ‚heute noch Naturforscher, die an dem hohen geologischen Alter noch
lebender Arten zweifeln. Eine selbst oberflächliche Vergleichung der genannten
Foraminiferen muss meines Erachtens jedermann überzeugen, dass es sich um genau
dieselben Formen handelt, und dass sich daher diese einfachen Protozoen während
ungeheuern Zeiträumen ungestört fortpflanzen und bis auf den heutigen Tag unver-
ändert erhalten konnten. Wenn sie ganzen mächtigen Schichteneomplexen voll-
ständig „fehlen“, so waren ihnen eben die Existenzbedingungen nicht günstig. Wir
beobachten das plötzliche Verschwinden und beim Wiedereintreten der früheren
Verhältnisse ebenso plötzliche Wiederauftreten von Lituolidenarten im Jura mehrmals.
Nicht selten treten aber nicht bloss die der typischen Form am nächsten stehenden
Individuen, sondern selbst scheinbar ganz zufällige, nicht verkennbare Abweichungen
wieder auf, und diese deuten entschieden darauf hin, dass es sich um die näm-
lichen Species handelt (innere Kammer bei Thur. papillata ete.). Während den
häufigen Hebungen und Senkungen sehr grosser Areale gingen selbstverständlich
mehrere Varietäten ganz verloren, und bei den wiederholten Wanderungen ent-
standen neue Abarten, die entweder nur ganz kurze Lebensdauer besassen oder sich
später sehr weit verbreiteten. Nach genauerer Durchforschung der europäischen
Juraformationen werden sich gerade über diese Verhältnisse äusserst interessante
Beobachtungen anstellen lassen.
Der Umstand, dass die meisten der unten beschriebenen Lituoliden in grösserer
Meerestiefe lebten, wo die Lebensbedingungen ungleich weniger variiren als im
seichtern Wasser, giebt uns eine natürliche Erklärung für die grosse geologische
Verbreitung.
Die grosse Familie der Lituoliden zerfällt in zwei Hauptgruppen, als deren
Typen schon Parker und Jones die beiden weit verbreiteten Typen Zituola nau-
tiloidea und Trochammina squamata wählten. Als wichtiger Vertreter einer erst in
neuerer Zeit bekannt gewordenen Gruppe kann zu diesen noch Thurammina papillata
gezählt werden. Diese drei Arten unterscheiden sich leicht durch die verschiedene
Textur. Lituola nautiloidea ist grobsandig, aussen sehr rauh, Trochammina
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 25
squamata feinsandig, glatt und Thurammina papillata mosaikähnlich aufgebaut.
Indessen treten diese Verschiedenheiten an den jurassischen Individuen nieht immer
deutlich hervor und auffällige Ausnahmen von der Regel sind keineswegs selten.
Die beiden Abtheilungen Lituolinae und Trochamminae zerfallen in kleinere Gruppen,
deren Grenzen freilich nicht immer scharf markirt sind. Die Mannigfaltigkeit der Form
ist geradezu erstaunlich. So finden wir in der Unterfamilie Trochammininae genetisch
sehr nahe verbundene Arten, die an Cornuspira, Miliolinaä, Rotalia, Globigerina, Dis-
corbina, Planorbulina ete. erinnern und mit diesen oft verwechselt wurden.
Unter den Lituolinae und Trochammininae begegnen wir ebenfalls morphologisch
ganz ähnlichen Arten, die namentlich, wenn die Gehäuse chemische Veränderungen
erlitten, sich nur mit grösster Mühe unterscheiden lassen. Dieses ist besonders bei
den flachgedrückten, unsymmetrischen Haplophragmien und Trochammineen der Fall.
In den Gattungen Reophax und Hormosina sind ebenfalls isomorphe Arten bekannt.
Selbst innerhalb der Unterfamilie Lituolinae kommen ähnliche Fälle vor. Die
einfachen Species von Reophax, Haplophragmium und Placopsilina lassen sich äusser-
lich nur schwer von den labyrinthischen Haplostiche, Lituola und Bdelloidina unter-
scheiden. Die ganze Familie der Lituolidae entwickelte sich seit der Juraperiode
nur wenig und es kann daher hier auf die lebende Arten betreffenden Arbeiten der
unten genannten Autoren hingewiesen werden.
Subfam. Lituolinae.
Gen. Reophax, Montfort.
In diese Gattung vereinigt man heute die freien lagena- oder nodosariaähnlichen
Lituolinen mit einfachem, nicht labyrinthischem Bau. Sie verhalten sich zu den
spiralig gewundenen Haplophragmien wie die isomorphen Lagenen und Nodosarien
zu Marginulina und Cristellaria, oder wie Haplostiche zu Lituola, auch mit den para-
sitischen Plaeopsilinen sind sie durch allmählige Uebergänge unzertrennlich verbunden.
Alle jurassischen Species schliessen sich, lange ununterbrochene Reihen bildend,
direet an die typische Form von Reophax scorpiurus an. Die Unterschiede treten
an den grossen Individuen der kalkigen Schwanmbänke viel deutlicher hervor als
an den gewöhnlich sehr kleinen und relativ feinsandigen Modificationen der weichen
Mergelschichten. Die in fast allen Zonen des Juras und in jüngern und recenten
Formationen auftretenden kleinern, geraden oder gebogenen Individuen lassen sich
4
26 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
leider nicht mehr sicher bestimmen. Die beiden Gattungen Reophax und Haplostiche
unterscheiden sich bekanntlich durch die Structur. Doch treten diese Verschieden-
heiten an den jurassischen Arten weit mehr zurück als an solehen aus andern
Formationen, Exemplare mit charakteristisch ausgebildeten secundären Septa fehlen
allem Anschein an dem schweizerischen Jura vollständig, so dass an eine scharfe
Trennung nicht mehr zu denken ist.
Die Texturverhältnisse variiren wesentlich. Bei Reophax scorpiurus und Reophax
multiloeularis und Reophax fusiformis ist die Schale sehr grobsandig, bei Reophax
Helvetica und Reophax pauperata mehr feinsandig. Bei der eigenthümlichen Art
keophax variabilis liegen nur wenige grosse Sandkörner in der sehr dieken kalkigen
Schalenwand eingebettet.
Das Bindemittel ist farbloser oder bräunlich gefärbter kohlensaurer Kalk, sehr
selten Kieselsäure. An einigen Exemplaren scheint nur die innere dünnere Binde-
schieht aus Kieselsäure zu bestehen. Die Gattung Reophax tritt vom Lias an
überall auf.
Reophax difflugiformis, Brady. Taf. V, Fig. 25—27; Taf. III, Fig. 1—3.
Rkeophax difflugiformis, Brady. Quart. Journ. Mier. Se. vol. XIX, p. 5l, Taf. IV,
Fig. 33. — 6.
in n = Foram. Challenger, p. 287, Taf. XXX, Fig. 1—5.
He&usler, Neues Jahrb. f. Min. 1885, Beil. Bd. IV, p. 9
Tal. I, Ries. 1.
In frühern Abhandlungen über jurassische Lituoliden beschrieb ich mehrere
einkammerige Varietäten von Reophax als Reophax scorpiurus. Die grobsandigen
Individuen gehen so allmählig in diese Species über, dass sie jedenfalls als Glieder
einer einzigen Kette angeschen werden müssen. Da sie jedoch mit den von Brady
angeführten Modificationen von Reophax difflugiformis genau übereinstimmen und es
doch zweckmässiger erscheint, die monothalamischen Lituoliden wie die isomorphen
Lageniden von den polythalamischen Formen getrennt zu halten, mögen sie hier mit
der getrennten Gruppe vereinigt werden.
Die feinsandigen Individuen sind äusserst selten. Die Figuren stellen kleine,
aus sehr sorgfältig aneinander gereihten, mosaikähnlichen Sandkörnchen aufgebaute
Gehäuse dar.
Gewöhnlicher erinnert die Textur an diejenige von Reophax scorpiurus der-
selben Schichten, d. h. die grossen Quarzstücke sind ohne bestimmte Anordnung
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 27
und verkittet und die Oberfläche ist rauh und eckig. Sie stimmen daher mit der
von Brady (Fig. 5) abgebildeten Varietät, die in nördlichen Meeren weit verbreitet
ist, am besten überein.
Wenn alle genannten einkammerigen Lituolinen mit Reophax difflugiformis
vereinigt werden, muss diese als eine der am weitesten verbreiteten jurassischen Art
angesehen werden. Die früher über die grosse Seltenheit und die geringe Ver-
breitung gemachten Angaben beziehen sich nur auf die feinsandigen Varietäten.
Leophax fusiformis, Williamson? Taf. V, Fig. 22.
Proteonina fusiformis, Williamson. Rec. For. Gl. Brit. p. 1, Taf. I, Fig. 1.
Reophax fusiformis, Brady. For. Challenger, p. 290, Taf. XXX, Fig, 7—11.
Neben den normal entwickelten Exemplaren von Reophax scorpiurus findet man
überall in der äussern Form an die noch lebende Reophax fusiformis erinnernde
Individuen. Sie gehen allmählig in einander und in die vorige Art über.
Der aus den Impressaschichten abgebildete Reophax (Neues Jahrb. f. Min. 1885,
Bd. IV, Taf. I, Fig. 11 und 16) gehört ebenfalls in diese Gruppe.
bp}
Reophaz scorpiurus, de Montfort. Taf. V, Fig. 23—24.
Reophax scorpiurus, Montfort. Conchyl. Sept. vol. I, p. 330.
Lituola nautiloidea var. scorpiurus, Parker & Jones, Phil. Trans. vol. CLV, p. 407,
Taf. XV, Fig. 48.
Reophax scorpiurus, Hausler. Quart. Journ. Geol. Soe. vol. XXXIX, p. 27.
Brady. Foram. Challenger, p. 291, Taf. XXX, Fig. 12—17.
2 n
Diese heute noch allgemein verbreitete Lituolide ist im Jura durch mehrere
srob- und etwas feinsandige Varietäten, die nicht nur unter sich, sondern auch mit
den übrigen Arten der Gattung durch zahllose Uebergangsformen verbunden sind,
vertreten.
Es wurde schon oben darauf hingewiesen, dass wohl die meisten der früher
als einkammerige Modificationen aus dem weissen Jura beschriebenen Foraminiferen,
trotz ihrer nahen Verwandtschaft mit dem typischen Reophax scorpiurus, der von
Brady neu aufgestellten Art Reophax difflugiformis zugezählt werden müssen. Vor
dem Erscheinen der Monographie der Challengerforaminiferen waren mir das Vor-
kommen von sehr srobsandigen Individuen der letztern Art unbekannt und ich
vereinigte daher damit nur die feinsandigen lagenenähnlichen Speeimina, während
28 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
ich die grobsandigen zu Reophax scorpiurus stellte. Die typischen Exemplare von
Reophax seorpiurus mit mehrkammerigen, nodosarienartigen Gehäusen sind in der
Transversariuszone viel seltener als die genannten einkammerigen Formen. Viel
häufiger werden sie in den westschweizerischen Marnes pholadomyennes, wo sie sieh
in zahlreichen oft eigenthümlich unregelmässig gestalteten Modifiecationen vorfinden
und wo sich die nahe Verwandtschaft der ein- und mehrkammerigen Formen sehr
leicht beobachten lässt.
In den obern Mergelschichten der Transversariuszone finden sich die sehr
kleinen, verkümmerten, weiter oben schon besprochenen Schälchen, die in den Formen-
verhältnissen bald mehr an Reophax seorpiurus, bald an eine der andern Arten
erinnern. Wie noch heute war Reophax scorpiurus schon in der Juraperiode eine
eosmopolitische Art. Im schweizerischen Lias und Dogger ist sie zwar noch ziemlich
selten, dagegen beobachtete ich im englischen Lias (Lineolnshire) zahlreiche typische
Exemplare, die sich von lebenden in keiner Weise unterscheiden. Im obern Jura
der Schweiz ist Reophax scorpiurus allgemein verbreitet, doch gehören die langen,
nodosarienartigen Exemplare immerhin zu den selteneren Foraminiferen. Auch in der
untern Kreide der Schweiz tritt sie vereinzelt auf.
Reopha:x multilocularis, Heusler. Taf. III, Fig. J—11.
Reophax multiloeularis, Ha»usler. Q@. J. Geol. Soc. vol. XXXIX, p. 26.
a rn ” Neues Jahrb. f. Min. 1885, vol. IV, p. 10, T. I, Fig. 6.
Die grossen, sehr grobsandigen, aus zahlreichen (15—25) kurzen Kammern
gebildeten Exemplare dieser mit Reophax scorpiurus entschieden nahe verwandten
Art wurden bis jetzt erst in den kalkigen Schwammlagern der Transversariuszone
aufgefunden. Unter den sehr kleinen feirsandigeren Schälchen der thonigen Bänke
begegnet man nicht selten Formen, die etwas an jene grossen Individuen erinnern
und möglicherweise blosse verkümmerte Abkömmlinge derselben sind (T. III, Fig. 26).
Unter den lebenden Arten steht dem Reophax multiloeularis die Reophax
nodulosa Brady jedenfalls am nächsten. Mit Ausnahme der oben genannten kleinen
Formen, die schon im Lias auftreten, wurde diese Art bis jetzt erst in der Trans-
versariuszone des Aargau's nachgewiesen.
Reophax Helvetica, Heusler. Taf. II, Fig. 15—17, 21—22.
Dentalina Helvetica, Hausler. Unt. Mier. Struet., p. 34, Taf. TI, Fig. 45.
Reophax Helvetica, Hxusler. Quart. Journ. Geol. Soc. vol. XXXIX, p.27, T.2, F.8— 10.
Diese kleine Art schliesst sich enge an Reophax scorpiurus an, tritt aber in
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 29
so verschiedenen Schichten (ausschliesslich kalkiger Natur) in genau gleichen Indi-
viduen auf, dass sie am besten als eigene Art betrachtet wird.
Von den gleichzeitig auftretenden Schalen von Reophax seorpiurus unterscheiden
sie sich sehr leicht durch die sich immer auffallend gleich bleibende Textur, die
feinsandiger ist als bei Reophax scorpiurus und die constante eigenthümliche bräun-
liche Färbung des Cementes.
Auch vielfach an diese Art erinnernde, sehr kleine Individuen kommen in den
mergeligen Bänken vor, lassen sich aber nicht näher bestimmen. Typische Exemplare
finden sich von den Variansschichten bis in die Schwammbänke der Bimammatus-
zone ziemlich häufig.
Reophax Sterkü, Hausler. Taf. III, Fig. 23.
Recphax Sterkii, Hxusler. Neues Jahrb. f. Min. 1885, vol. IV, p. 4.
Auch diese Art ist wohl bloss eine Varietät von Reophax scorpiurus, zeichnet
sich aber sofort durch die wenigen, sehr rasch an Grösse zunehmenden Kammern
aus. Mit der lebenden Reophax dentaliniformis Brady hat Reophax Sterkii ebenfalls
einige Achnlichkeit. Die Abbildungen erfordern keine weitere Beschreibung.
Normal gebaute Exemplare scheinen erst vom untern Malm aufzutreten und
lassen sich bis in die Marnes pholadomyennes verfolgen.
Reophax pauperata, Heusler. Taf. III, Fig. 13—20.
Reophax sp. ind. H:usler. Neues Jahrb. f. Min. 1883, vol. I, p. 61, T. IV, Fig. 15.
Diese Art, die etwas an die lebende Reophax eylindrica Brady erinnert, zeichnet
sich von allen jurassischen Lituolinen leicht durch die eylindrische oder etwas conische,
aussen nicht oder nur ausnahmsweise leicht eingeschnürte Schale und die geraden
Kammerwände aus. Die Textur ist etwas feinsandig, der Cement ist meistens bräun-
lich gefärbt.
Auch von dieser Art sind typische Exemplare nur aus kalkigen Schichten (von
Bathonian bis untern Sequanian) bekannt; doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass
gewisse äusserst kleine Individuen aus Thonschichten demselben Formenkreise an-
gehören.
Reophax variabilis, Heusler. Taf. II, Fig. 4—8.
Reophax variabilis, Hausler. Neues Jahrb. f. Min. 1835. vol. IV, p. 10, T. I, Fig. 8.
Diese Art unterscheidet sich leicht von allen andern durch die dieke kalkige
Schalenwand in der nur wenige, relativ schr grosse Sandkörner eingebettet liegen.
30 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Der Cement ist bräunlich, undurehsiehtig. Die äussere Form ist sehr veränderlich
und erinnert bald an Nodosarien, Dentalinen, bald Marginulinen. Es ist wahr-
scheinlich, dass früher Verwechslungen mit diesen Gattungen angehörenden Species
stattfanden.
Auch mit Rücksicht auf das Auftreten nimmt Reophax variabilis eine eigene
Stelle ein, indem sie sich hauptsächlich in den weichern mergeligen Schichten der
Zone vorfindet.
Reophax adunca, Brady. Taf. II, Fig. 12.
Reophax adunea Brady. Proc. Roy. Soe. Ed. vol. XI, p. 715.
Foram. Challenger, p. 276, Taf. XXXI, Fig. 23—26.
7 N ”
Mehrere aus den Schwammbänken kommende Schälchen stimmen genau mit
den von Brady beschriebenen und abgebildeten recenten Individuen von Reophax
adunea überein. Einige derselben sind auf einer Seite etwas abgeflacht, als ob sie
auf einer festern Unterlage leicht angeheftet gewesen wären, und es ist somit an-
zunehmen, dass sie mit den schlankern, rosenkranzähnlichen Varietäten von Pla-
copsilina direet verbunden sind.
Reophax adunea ist leider eine so leicht zerbrechliche Art, dass sich über die geo-
logische Verbreitung wenig Bestimmtes angeben lässt. In den Transversariusschichten
dürfte sie ziemlich gemein sein, dagegen ist sie äusserst selten in grösseren Exemplaren
erhältlich. Kleinere Varietäten beobachtete ich auch in den jüngern Mergelschichten
(Impressazone).
Reophax suprajurassica, sp. nov. Taf. V, Fig. 18—19.
Ich führe diese eigenthümliche Art mit einigem Bedenken in der Gattung
Reophax auf. Die Schalen bestehen aus zahlreichen kugeligen Kammern, die nicht
in einer geraden Reihe liegen. Die Textur ist ziemlich grobsandig, der Cement
etwas bräunlich gefärbt. Die beiden Figuren stellen die am besten erhaltenen, allem
Anschein nach vollständigen Exemplare dar. Reophax suprajurassica wurde bis
jetzt erst in den kalkigen Schwammlagern des Aargau's beobachtet.
Reophax sp. ind.
Es wurde wiederholt auf kleine, in den Mergel- und Thonschichten des ganzen
Jura auftretenden Lituolinen mit einfachem innern Bau aufmerksam gemacht. Sehr
wahrscheinlich sind sie blosse Modifieationen der grossen Formen der Schwamm-
Foraminiferen der Zone des Apımonites transversarius. 31
bänke, zu denen sie sich in diesem Falle ähnlich verhalten wie die kleinen Indivi-
duen von Ammodiscus jurassieus zu den grossen Formen der Kalkschichten. Auf
Tafel III wurden einige der häufigsten dargestellt (Fig. 24—29).
Die Figuren 13 und 14 zeigen zwei ebenfalls nicht näher bestimmbare Schäl-
chen dieser Gruppe. Das eine dürfte eine femsandige Mutation von Reophax multi-
loeularis sein. Sie können übrigens auch als dritte Varietäten von Reophax adunca
betrachtet werden und ebenso als einfache Varietäten der Reophax suprajurassiea.
Weitere Untersuchungen können allein über die Stellung dieser Formen entscheiden
helfen.
Gen. Haplophragmium, Reuss.
Diese Gattung ist in den Transversariusschichten durch mehrere, die haupt-
sächlichsten Typen vertretende, nautilus-, peneroplis- und rotaliaähnliche, meistens
noch heute lebende Arten repräsentirt. In der äussern Form erinnern die verschie-
. denon Varietäten auffallend an die eben genannten Foraminiferen, ebenso an die
der zweiten grossen Abtheilung der Familie angehörenden Trochamminae, von denen
sich die kleinen involuten, symmetrischen und unsymmetrischen Formen oft kaum unter-
scheiden lassen. Zu Lituola verhält sich Haplophragmium wie die vorige Gattung
zu Haplostiche, und was dort über den rudimentären Bau der labyrinthischen Ge-
häuse gesagt wurde, gilt auch hier. Die Uebereinstimmung jurassischer Haplo-
phragmien mit paleozoischen (Haplophragmium agglutinans) oder jüngeren, fossilen
und recenten Typen ist eine auffällige Erscheinung und gibt uns sehr interessante
Beweise für die grosse Lebensfähigkeit dieser einfach organisirten Protozoen. In
älteren Abhandlungen über die Foraminiferen dieser Zone finde ich nur eine einzige
Art erwähnt, doch ist es möglich, dass einige unter andern Gattungsnamen angeführte
Species in Wirklichkeit sandige Gehäuse besitzen und daher dieser Gruppe einverleibt
werden müssen.
Die grössten Schwierigkeiten boten die kleinen unsymmetrischen, den Trocham-
minae zum Verwechseln ähnlichen, ziemlich häufigen Varietäten, die leider selten gut
erhalten sind, allem Anscheine nach aber doch den drei Typen Haplophragmium
canariense, Haplophragmium emaciatum und Haplophragmium nanum angehören. In
den jüngern Mergeln des mittleren und obern Argovians finden sich ausserdem mit Haplo-
phragmium glomeratum naheverwandte Formen vor. Die Gattung Haplophragmium ist
im ganzen Jura verbreitet. Die häufigste Art ist Haplophragmium agglutinans, die
in allen Zonen auftritt.
IND
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Haplophragmium agglutinans, d’Orbigny. Taf. III, Fig. 32—36; IV, Fig. 5—6, 18.
Spirolina agglutinans, d’Orbigny. Foram. foss. Vienne. p. 137, Taf. VIL, Fig. 10—12.
5 simplex, Reuss. Sitz. k. k. Ak. Wiss. Wien. vol. XVIIL, p. 232, Taf. II,
Fig. 30.
Haplophragmium reetum, Brady. Carb. et Perm. For. p. 66, Taf. VII, Fig. 8—9.
en agslutinans, Hsusler. Neues Jahrb. f. Min. 1385, vol. VI, p. 13,
Taf. I, Fig. 22—23; II, Fig. 1—2.
Brady. Foram. Challenger. p. 301, Taf. XXXI,
Fig. 19—26.
Diese Species ist eine der geographisch und geologisch am weitesten verbreiteten
Foraminiferen und tritt auch im schweizerischen Jura in mehreren Varietäten auf.
Eigenthümlicherweise scheinen typische Exemplare in der Transversariuszone von
ganz Europa sehr selten zu sein.
Wie die lebende Art sind sie mit Bezug auf Grössenverhältnisse sehr ver-
änderlich.
Am älteren, spiraligen Theil ist die Kammerung häufig sehr undeutlich, und
auf zufällig zerbrochenen Exemplaren zeist es sich, dass die Wände so weit ver-
kümmern können, dass der ganze eingerollte Theil eine einzige, nur durch leichte
Einschnürungen getheilte Kammer bildet (Taf. IV, Fig. 15). Am jüngern, gerad-
linig verlängerten Theil ist dagegen die Segmentation vollkommen. Die Textur ist
je nach der Beschaffenheit des Gesteins bald mehr, bald weniger grobsandig, die
sehr kleinen Schalen sind immer feinsandig. Mit den übrigen spirolinaähnlichen
Haplophragmien des Jura ist Haplophragmium agglutinans nahe verwandt. Sie
bildet den Ausgangspunkt mehrer Ketten, die mit den bekannten vielfach abweichen-
den Arten Haplophragmium eoprolithiforme, H. fontinense ete. abschliessen.
Die Figuren 32—36 zeigen die wichtigern Varietäten der Zone.
Es scheint, dass die in kalkigen Bänken auftretenden Haplophragmien der all-
gemeinen Regel folgend besser entwickelt sind als die Formen der thonigen Bänke,
wie die correspondirenden nodosarienähnlichen Lituolinen (Reophax '). Die Ueber-
einstimmung mit lebenden Typen ist sehr auffällig, namentlich so weit es die grösseren
Specimina des Lias und der Mergelschicht des mittleren und obern Argovians an-
!) Dagegen ist Haplophragmium agglutinans in den mehr thonreichen Schiehten viel häufiger
als in den Kalken,
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 33
betrifft. Haplophragmium agglutinans- tritt in den kleinern Varietäten vom untern
.Lias an in allen Zonen des Jura auf und erscheint bekanntlich schon in den Kohlen-
formationen und findet sich heute lebend in allen Meeren.
Haplophragmium coprolithiforme Schwager. '; Taf. IV, Fig. 7 und 20.
Haplophragmium coprolitbiforme, Schwager. For. Sowerbyizone p. 7, Taf. I, Fig. 3.
= = Deeke. Abh. geol. Speeialk. Els. Lothr. B. IV, Heft 1,
POSTER)
Ri A Hzeusler. Neues Jahrb. f. Min. Beilage Bd. IV. 1885,
p. 13, Taf. I. Fig. 5—8.
Unter den bischofstabförmigen Haplophragmien der Transversariuszone begegnen
wir gelegentlich Formen, die mit den von Schwager und Deeke aus dem braunen
Jura beschriebenen Haplophragmium coprolithiforme in den wesentlichen Merkmalen
ziemlich nahe übereinstimmen. Zwischen den kleinern, im gerade verlängerten Theil
oft ganz undeutlich gekammerten Modificationen und dem typischen Haplophragmium
finden sich alle nur denkbaren Uehergangsformen. Die grossen, deutlich gekammerten
Exemplare von Haplophragmium eoprolithiforme bilden daher die Endglieder einer
langen von Haplophragmium agglutinans ausgehenden Kette.
Leider fehlen diese in den Transversariusschichten fast vollständig, obschon
sie in der folgenden Zone der Terebratula impressa ziemlich häufig auftreten. Eigen-
thümlicherweise wurde diese Species im obern Jura bis jetzt erst in thonigen Bänken
beobachtet, so dass sie auch in dieser Beziehung am meisten an Haplophragmium
agglutinans erinnert.
Haplophragmium coprolithiforme scheint eine im mittleren und obern Jura all-
gemein verbreitete Art zu sein, doch gehören in der Schweiz typische Exemplare
immer noch zu den Seltenheiten.
!) In den Mergelbänken des weissen Jura sammelte ich zahlreiche kleine geradlinig ver-
längerte Haplophragmien, die bald mehr an Haplophragmium agglutinans, bald mehr an Haplo-
phragmium coprolithiforme oder andere Arten der Gattung Haplophragmium erinnern, die wohl
als verkümmerte Exemplare derselben angesehen werden müssen, sich aber nicht weiter bestimmen
lassen. Die grosse verticale und horizontale Verbreitung beweist allerdings, dass es sich nicht .
um rein zufällige locale Abweichungen, sondern um unter bestimmten Bedingungen lebensfähige
Modificationen handelt, die sich zu den genannten grössern Formen ungefähr gleich verhalten wie
die kleinen, relativ feinsandigen Textularien der Mergelbänke zu den grossen grobsandigen Indi-
viduen der mehr kalkreichen Schichten. Zwischen beiden besteht ein sehr nahes Verwandtschafts-
verhältniss. Leider kennen wir den Einfluss der nächsten Umgebung auf Beschaffenheit und Grösse
dieser jurassischen Foraminiferen noch viel zu wenig, um uns hier mit der wahren Natur dieser
kleinen Haplophragmien eingehender abgeben zu können,
34 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Haplophragmium suprajurassicum, Schwager (2).
Haplophragmium suprajurassieum, Schwager. Würt. Jahresb. XXI, p. 92, Taf. I,
Fig. 1.
n 5 Hxusler. Neues Jahrb. f. Min. 1885. vol. IV, p. 13,
ak, Eie..9.
Unter dieser Bezeichnung führt Schwager aus dem untern weissen Jura ein
eigenthümlich ausgebildetes kleines Haplophragmium der Agglutinans-Gruppe an.
Ich besitze leider kein einziges mit der Beschreibung und Abbildung genau überein-
stimmendes Exemplar aus der Transversariuszone, zweifle aber nicht, dass einige
kleine Schälchen mit leider undeutlich gekammertem spiraligen Theil dieser Art
angehören.
Haplophragmium fontinense Terquem. Taf. IV, Fig. 19.
Haplophragmium fontinense Terquem. M&m. Ac. Imp. Metz. 1870, p. 235, Taf, XXII,
Fig. 29—30.
n ” Brady. Foram. Challenger, p. 305, Taf. XXXIV, Fig. 1—4.
e R Hzxusler. Neues Jahrb. f. Min. Beilage Bd. IV. 1885.
p-18, Tat. 1,»Eig:215 Bes U
In der Abhandlung über die Lituoliden der Impressazone führte ich einige
kleine, eomprimirte Formen als Haplophragmium fontinense an. Aehnliche Schalen
finden sich, wenn auch nur ganz vereinzelt, in den obern Mergelbänken der Trans-
versariuszone. Ob sie wirklich der mitteljurassischen und noch lebenden Species
von Tergquem angehören, ist schwer zu entscheiden, doch scheinen sie eine für den
ganzen weissen Jura bezeichnende, meistens unregelmässig gestaltete Varietät von
Haplophragmium fontinense zu bilden und mögen daher hier unter dieser Bezeichnung
Platz finden.
Haplophragmium eanariense, d’Orbigny. Taf. IV, Fig. 1—3.
Nonionina eanariensis, d’Orbigny. For. Iles canar. p. 128, Taf. II, Fig. 33—34.
Jeffreysi, Williamson. Ree. Foram. Gt. Brit. p. 34, Taf. III, Fig. 72—73.
Lituola nautiloidea, var. eanariensis, Parker and Jones. Phil. Trans. vol. CLV, p. 406.
Taf. XV, Fig. 45.
Haplophragmium canariense, Brady. Foram. Challenger, p. 310, Taf. XXXV, Fig. 1—5.
4 " Hxusler. Neues Jahrb. f. Min. Beilage Bd. IV, 1885,
PS Ta are 20.
Diese geologisch so weit verbreitete Species tritt in der Transyersariuszone in
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 35
kleinen, symmetrischen oder etwas unsymmetrischen Modificationen auf. Sie stimmen
mit den tertiären und recenten Formen so genau überein, dass eine längere Be-
schreibung vollständig überflüssig wäre. Wir finden neben den äusserlich deutlich
gekammerten Individuen auch solche mit ausgefüllter Umbilicalgegend und Suturen,
. die sich zu der typischen Form ganz ähnlich verhalten wie die weiter unten be-
sprochenen linsenförmigen Varietäten von Ammodiseus incertus zu der biconcaven
Stammform.
Ich verdanke Herrn Millet in Marazion eine sehr instructive Serie lebender
Exemplare, mit Hülfe derer die Identität mit Leichtigkeit bewiesen werden kann.
Haplophragmium canariense tritt vom mittleren Lias an in der Schweiz auf,
bleibt aber immer eine der seltenern Lituoliden und findet sich auch in den ältern
Kreideschichten des westlichen Jura. In den heutigen Meeren ist Haplophragmium
canariense allgemein verbreitet.
Haplophragmium latidorsatum, Bornemann. Taf. II, Fig. 37—38.
Nonionina latidorsata, Bornemann. Zeitschr. deutsch. geol. Ges. vol. VII, p. 339,
Taf. XVI, Fig. 4.
Haplophragmium rotundidorsatum, Hantken. Mitth. ungar. geol. Anst. vol. IV, p. 12,
Mara ehioss2:
a latidorsatum, Brady. Foram. Challenger, p. 307, Taf. XXXIV,
Fig. 7—10, 14.
Die in frühern Arbeiten als Haplophragmium rotundidorsatum angeführten
Haplophragmien gehören in die kleine Gruppe des Haplophragmium latidorsatum.
Die Figuren stellen zwei jurassische Speeimina dar und zeigen am besten die Aechn-
lichkeit mit lebenden und tertiären Individuen. !)
Die Art ist leider im Jura äusserst selten, so dass über die Verbreitung nichts
Bestimmtes angegeben werden kann. In den kalkigen Schwammbänken der Trans-
versariuszone tritt sie ebenfalls nur sehr vereinzelt auf und in den Mergelschichten
scheint sie ganz zu fehlen.
Haplophragmium nanum, Brady. Taf. IV, Fig. 12, 15.
Haplophragmium nanum, Brady. Quart. Journ. Mier. Se. vol. XXI, N. S. p. 50.
!) Neben den etwas stark comprimirten Varietäten, die den Uebergang zu Haplophragmium
eanariense vermitteln, kommen vereinzelt kleine, kugelige Exemplare vor.
36 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Haplophragmium nanum, Brady. Denk. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLIII, p. 90,
Tata, Bis al:
he 5 » Foram. Challenger, p. 311, Taf. XXXV, Fig. 6—8.
Mehrere, früher irrthümlich mit den Trochammineen vereinigte rotalinenähnliche
Foraminiferen des mittleren und obern Jura stimmen, so weit infolge des ungünstigen
Erhaltungszustandes eine Vergleichung überhaupt noch möglich ist, mit Haplo-
phragmium nanum so nahe überein, dass sie in die nämliche Gruppe gestellt werden
müssen. In den allgemeinen Formenverhältnissen sind sie sehr veränderlich, wie
die isomorphen Trochammineen. Der geringen Grösse und der Zerbrechlichkeit der
Schalen wegen gehören vollständige Exemplare zu den Seltenheiten, indessen besitze
ich solche, sowohl aus den Variansschichten als aus den Schwammlagern der Trans-
versariuszone in genügender Menge, um die nahe Verwandtschaft mit dem recenten
Haplophragmium nanum zu demonstriren.')
Haplophragmium nanum scheint dem untern Lias und untern Dogger der Schweiz
zu fehlen und tritt vom Bathonian an sowohl in kalkigen als in mergeligen Bänken auf.
In den letztern sind es freilich stärker eomprimirte relativ grobsandige Varietäten,
In der untern Kreide beobachtete ich diese Art noch nicht. In den heutigen Meeren
hat sie nach Brady’s Beobachtungen eine ziemlich grosse geographische und bathy-
metrische Verbreitung.
Haplophragmium globigeriniforme, Parker and Jones. Taf. IV, Fig. 13, 16, 17.
Lituola nautiloidea var. globigeriniformis, Parker and Jones. Phil. Trans. vol. CLV.
p-. 407, Taf. XV, Fig. 46—47.
Lituola (Haplophr.) globigeriniformis, Terrigi. Atti ac. Pont. Jahrg. 33, p. 175.
Tara, Rica.
Haplophragmium globigeriniformis, Brady. Foram. Challenger, p. 312, Taf. XXXV,
Fig. 10—11.
Die verschiedenen Formen mit globigerinaähnlichen Schalen gehören jedenfalls
mehreren Varietäten an. Die grössern, etwas elliptischen Formen mit wenigen
Kammern, die oben nur durch leichte Nähte getrennt sind, erinnern am meisten an
Valvulina bulloides, sie sind auf die Schwammbänke der Zone beschränkt. Die mehr
kugeligen, an Trochammina inflata erinnernden und mit dieser oft verwechselten
ı) Wie die bereits besprochenen Arten ist Haplophragmium nanum im Jura bald rechts,
bald links gewunden, bald oben, bald unten eoneav, wodurch die grosse Mamigfaltigkeit der
Formen bedingt wird.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 37
Modificationen dagegen sind im Jura ziemlich weit verbreitet. Sie besitzen gewöhn-
lich noch die eigenthümliche braune Färbung und stimmen auch in anderer Hinsicht
genau mit lebenden Individuen überein.
Haplophragmium emaciatum, Brady. Taf. IV, Fig. 8-10.
Haplophragmium emaciatum, Brady. Foram. Challenger. p. 305, Taf. XXXIII,
Fig. 26 —28.
Der obere Jura, vorzugsweise die Transversariuszone, enthält eine Anzahl kleiner,
mehr oder weniger unsymmetrischer Haplophragmien, die allem Anschein nach mit
Haplophragmium emaeiatum entweder identisch oder, wie z. B. die stärker compri-
mirten Varietäten, genetisch sehr nahe verwandt sind. Einige derselben erinnern
allerdings an Haplophragmium aeutidorsatum Hantken.
Aehnliche Schälchen treten vereinzelt im braunen und äusserst selten im obern
schwarzen Jura auf.
Haplophragmium sp. ind. Taf. IV, Fig. 11.
In allen oberjurassischen Mergeln, sowie im obern Lias von Convers sammelte
ich kleine, flache, in der äussern Form etwas an Troch. squamata erinnernde Gehäuse,
die jedenfalls in die grosse Gruppe der Haplophragmien gehören, deren Zusammen-
gehörigkeit mit einer der eitirten Species aber zweifelhaft erscheint. Am nächsten
stehen sie dem Haplophragmium nanum. Auf das Vorkommen von kleinen, mit
Haplophragmium glomeratum ähnlichen Formen im mittlern und obern weissen Jura
wurde oben bereits hingewiesen.
Gen. Placopsilina, d’Orbigny.
Die Gattung Placopsilina ist im schweizerischen Jura durch eine unendliche
Zahl mehrkammeriger Formen vertreten, die unter sich alle so eng verbunden sind,
dass sie trotz der grossen morphologischen Verschiedenheiten in eine Species —
Placopsilina cenomana — vereinigt werden müssen. Die verschiedensten Formen
finden sich unmittelbar nebeneinander, in grösster Mamnigfaltigkeit in kalkigen Mergel-
bänken. Mehrere auffällige Typen wurden wiederholt als eigene Species aufgeführt,
und es erscheint in der That wünschenswerth, sie mit besondern Namen zu bezeichnen.
Da aber ein solches Vorgehen nur dazu dienen würde, die in dieser Thierklasse
herrschende Confusion zu vergrössern und für stratigraphische Zwecke eine der-
38 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarlus.
artige Zergliederung der langen ununterbrochenen Reihen nieht erforderlich ist,
indem sich keine der unten besprochenen Modificationen als Leitfossil verwenden
lässt, ziehe ich es einstweilen noch vor, den von d’Orbigny eingeführten Species-
namen in seinem weitesten Sinne zu gebrauchen. Nach althergebrachter Sitte müssten,
wie es z. B. bei den einfachen Nodosarien der Fall war, allerwenigstens zwanzig
verschiedene Species unterschieden werden, ohne dass meines Erachtens damit der
Wissenschaft irgend ein Dienst erwiesen würde. Im Nothfalle könnten einige Varie-
täten nach ihrer Aehnliehkeit mit andern Gattungen, als Placopsilina cenomana,
var. dentaliniformis, nonioniniformis, bigeneriniformis ete. unterschieden werden.
Nach dem früher gebräuchlichen System müssten — wenn consequent vor-
gegangen werden soll — die verschiedenen Abarten dieser Gruppe in die Ordnungen
Stichostegier, Helicostegier und Enallostegier, und die lebende Placopsilina bulla
sogar zu den Monostegiern gestellt werden.
Während die morphologischen Charaktere ungemein variabel sind, bleiben die
Texturverhältnisse sehr constant. Die Schalen sind grobsandig, aussen rauh. Die
Basis ist meistens glasig und sandfrei, nur in den in der äussern Form an Reophax
adunca erinnernden Exemplaren ist sie sandig. Der Cement ist kalkig, seltener
kieselig, ausnahmsweise eisenhaltig. Von den isomorphen Bdelloidinen, die sich in
der Transversariuszone vorfinden, unterscheiden sich die Placopsilinen durch die
einfache Struetur. Um übrigens diese Unterschiede zu sehen, ist es nöthig, die Schalen
zu lösen. Aeusserlich sehen sie sich vollständig gleich. Mit den geraden und ge-
bogenen freien Lituolinen der Gattung Reophax ist die Gattung Placopsilina durch
die bereits eitirten nur unvollständig festgewachsenen kleinen, nicht spiraligen Formen
direet verkettet.
Die Gattung Placopsilina tritt vom untern Lias an auf (möglicherweise gehören
auch einige triasische, parasitische Foraminiferen hierher) und lässt sich durch den
ganzen Jura verfolgen. Auch in den ältern eretacischen Sedimenten der Schweiz
ist Placopsilina cenomana sehr häufig und erreicht dort colossale Dimensionen.
Placopsilina cenomana d’Orbigny. Taf. IV, Fig. 21; Taf. V, Fig. 1—17.
Placopsilina cenomana d’Orbigny, Prodrome. vol. II, p. 158.
Lituola (Placopsilina) cenomana, Carpenter. Parker and Jones. Introd. Foram. p. 143,
Taf. XI, Fig. 11—14.
Placopsilina prolifer, Terquem. Foram. Lias, 6° mem. p. 493, Taf. XX, Fig. 24.
er bathoniana Hxusler. Unt. Mikr. Struct. p. 26, Taf. II, Fig. 40.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 39
Placopsilina cenomana, Hausler. Quart. Journ. Geol. Soe. vol. XXXIX, p. 27,
Taf. IN, Fig. 1.
h n Brady. Foram. Challenger, p. 315, Taf. XXXVI, Fig. 1—3.
Plaeopsilina cenomana ist eine der formenreichsten organischen Speeies und
lässt sich daher kaum scharf definiren. Die typische Form (Fig. 1, Taf. V) ist
bischofstabförmig, nicht unähnlich einem der Länge nach durchschnittenen Haplo-
phragmium agglutinans. Der ältere Theil bildet eine regelmässige Spirale, der
jüngere ist geradlinig verlängert. Die Kammern sind von oben meistens sichtbar.
Ausnahmsweise sind die Einschnürungen mit Schalensubstanz ausgefüllt. Oft ist auch
ein breiter glasheller Saum vorhanden (Fig. 6), häufiger ist der evolute Theil ge-
krümmt, oft ganz umgebogen (Fig. 2 und 11). Von dieser Grundform lassen sich
alle andern Varietäten mit spiralig gerollten Schalen ableiten. Auf Taf. V Fig.
wurden einige der interessantesten Modificationen abgebildet. Die Figuren erfordern
keine besondere Beschreibung. Wenn die Kammern alterniren, entstehen die an
Textularia und Bigenerina erinnernden Formen (Fig. 5, 10 und 16). Neben ihnen
finden sich auch gerade oder gehogene Varietäten, die sich zu den spirolinaähnlichen
ungefähr verhalten wie Reophax scorpiurus zu Haplophragmium agglutinans, so weit
es bloss die äussere Form anbetrifft.
Ausnahmsweise verbinden sich zwei oder mehr Individuen. Bifureation wurde
ebenfalls beobachtet.
Auf die nahe Verwandtschaft der stellenweise festgewachsenen Varietäten von
Reophax mit Placopsilina cenomena wurde oben hingewiesen.
Die Textur ist grobsandig, der Cement kalkig oder kieselig (der letztere Fall
nur in Kalkschichten beobachtet). Da die jurassischen Placopsilinen im Wesentlichen
mit den schon oft beschriebenen jüngern Formen genau übereinstimmen, verweise
ich auf die eitirten Werke.
Placopsilina cenomana ist in den Schwammlagern sehr häufig und findet sich
dort namentlich auf Terebrateln, Crinoiden und Sandkörnern, neben Hyperammina
vagans, Thurammina papillata und andern parasitischen Foraminiferen. In den
weichen Mergeln ist sie sehr selten. Die nämlichen Formen finden sich vom untern
Lias an in der Schweiz ziemlich häufig. Die grössten Exemplare beobachtete ich
im Neocom des Departement du Doubs, wo auch eine nonioninenähnliche Mutation
vorkommt.
40 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Gen. Haplostiche Reuss.
Die geraden oder gebogenen, aber nie spiralig gerollten, stets freien Lituolinen
mit seeundären Kammerwänden nehmen in der zweiten Gruppe dieser Unterfamilie
eine ähnliche Stelle ein wie die Gattung Reophax in der ersten Abtheilung. Da
aber der labyrinthische Bau an jurassischen Formen immer höchst einfach, meistens
ganz rudimentär ist, ist es nicht möglich momentan anzugeben, wie, viele Arten des
Jura in die Gattung Haplostiche gezählt werden müssen. Das Vorkommen einer
Speeies (Haplostiche Soldani) ohne isomorphe einfache Form lässt allerdings ver-
muthen, dass auch einige der kleinern, nodosariaähnlichen Foraminiferen diesem
interessanten Formenkreise angehören. Dass in der That eigenthümlich ausgebildete
Kammerwände existiren, ist hinlänglich bewiesen; ob es aber bloss zufällige, ab-
normale Erscheinung ist, oder ob es sich um unvollständig verzweigte Septa handelt,
lässt sieh noch nieht näher bestimmen.
Wenn wir von Thuramminopsis canalieulata sowohl grosse Individuen mit com-
plieirtem innern Bau als solche mit einfachen Kammern unmittelbar nebeneinander
finden, so liegt kein Grund vor zu bezweifeln, dass auch Haplostiche unter Umständen
einfache Hohlräume besitzen kann, in welehem Falle von Reophax nieht wohl ab-
trennbare Formen entstehen müssen.
Ueber die jurassischen Species ist leider noch sehr wenig bekannt und das
Bestimmen der bereits beschriebenen Arten wird wesentlich dadurch erschwert, dass
zwischen Haplostiche und Reophax keine Unterscheidung gemacht und dass über
den innern Bau nichts angegeben wurde.
An den oben sehr breiten, nodosariaähnlichen Individuen, die von Schwager
als Haplostiche horrida bezeichnet wurden, habe ich mehrmals keine grosse Oeffinung
beobachtet, und es ist daher möglich, dass diese Formen eine zusammengesetzte _
Mündung besassen.
Die einzige bestimmbare Art, Haplostiche Soldani, wurde leider erst an einem
einzigen Orte gefunden, dort allerdings in mehreren Exemplaren, an denen die un-
vollkommen labyrinthische Struetur leicht beobachtet werden konnte.
Nur sehr sorgfältige Beobachtungen an reichhaltigem Material aus verschiedenen
Schichten werden über die Verschiedenheiten der sich äusserlich so ähnlich sehenden
Gattungen Haplostiche und Reophax sichern Aufschluss geben können. Ohne diese
wäre es voreilig hier die verwandtschaftlichen Verhältnisse besprechen zu wollen.
Auch die Lituolae und Bdelloidinae des Jura sind von den isomorphen Haplo-
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 41
,
phragmien und Placopsilinen nur schwer zu unterscheiden. Die an grossen, aus
andern Formationen stammenden Individuen so deutlich ausgebildeten seeundären
Septa werden an den kleinern jurassischen Formen nieht beobachtet. Wir müssen
daher ein für alle Mal bemerken, dass Lituolinen mit normalem labyrinthischen Bau
im Jura der Schweiz fehlen, und dass erst vom Neocomian und Valanginian der
“Westschweiz an typische Lituolen auftreten. Da derartige Formen ausserhalb der
Schweiz schon in paleozoischen Sedimenten nachgewiesen wurden, ist anzunehmen,
dass die jurassischen Individuen bloss verkümmerte Repräsentanten derselben sind.
Haplostiche Soldani Parker and Jones.
Lituola Soldani, Jones and Parker, Quart. Journ. Geol. Soe. vol. XVI, p. 307.
Lituola dubia, Parker, Jones and Brady, Ann. and Mag. Nat. Hist. S.4, vol. VII, p. 263, T. IX, Fig. 30.
Haplostiche Soldani, Brady, Foram. Challenger, p. 318, T. XXXII, Fig. 12—18.
Beim Durchgehen einer kleinen Menge eines ziemlich thonreichen Materials
von der Staffelegg bei Aarau mit zahlreichen Ammoniten beobachtete ich vor einigen
Jahren mehrere puppenförmige Lituoliden mit eigenthümlichem innern Bau, die un-
streitig in die kleine Gruppe der Haplostiche Soldani gehören. In der Hoffnung
später grössere Quantitäten dieses Mergels zu sammeln, versäumte ich es die be-
treffenden Specimima anfzubewahren. Als ich bei meinem nächsten Besuche in der
Schweiz jene Stelle wieder aufsuchte, fand sich von diesen interessanten Ueberresten
keine Spur mehr. Auch an andern Localitäten der Schweiz und des Auslandes
wurden sie nicht beobachtet. Trotzdem zweifle ich an der Zusammengehörigkeit
mit der recenten Species nicht, iädem mir damals die an keinen andern jurassischen
Lituoliden so deutlich sichtbare innere Structur ganz besonders auffiel. Auch die
Schalenform wich so bedeutend von allen Arten der Transversariuszone ab, dass
eine Verwechslung ganz unmöglich war. Haplostiche Soldani ist im Tertiär und in
den gegenwärtigen Meeren ziemlich weit verbreitet, wurde aber meines Wissens in
keinen ältern Schichten aufgefunden. Um so mehr ist es zu bedauern, dass keine
Stücke von der Staffelegg erhältlich waren.
Haplostiche horrida Schwager? Taf. IU, Fig. 30—31.
Unter der Bezeichnung Haplostiche horrida führt Schwager aus dem untern
und mittleren Argovian eine eigenthümliche, nodosarienähnliche Lituolide an, die
möglicherweise in diese Gattung gezählt werden muss. Schwager vereinigte aller-
6
42 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
dings in eine Gruppe die labyrinthischen und nicht labyrinthischen Arten und es ist
daher nieht leicht möglich zu erkennen, ob seine jurassischen Formen in die eine
oder andere Gattung gehören. Indessen sind an mehreren vorliegenden, oben sehr
breiten Speeimina Spuren zusammengesetzter Kammerwände sichtbar und es lässt
sich auch auf das Vorhandensein einer zusammengesetzten Mündung schliessen, so
dass ich es vor der Hand zweckmässig finde, den Namen beizubehalten. Kleine
Exemplare, die äusserlich von den zahlreichen Modificationen von Reophax nicht
verschieden sind, treten im ganzen Jura vereinzelt auf, verlangen aber noch sorg-
fältige Beobachtungen.
Gen. Lituola Lamarck.
In typischen, grossen Exemplaren — die dem Jura ganz zu fehlen scheinen,
obschon sie in älteren und jüngern Formationen auftreten — ist die Structur deut-
lich labyrinthisch und die Mündung zusammengesetzt, so dass eine Verwechslung
mit den äusserlich ganz ähnlichen Haplophragmien nicht möglich ist. Im Jura be-
obachtete ich ausschliesslich sehr kleine spirolinenartige Specimina, die zwar An-
deutungen von secundären Septa zeigen, deren Zusammengehörigkeit mit Lituola
desswegen aber keineswegs erwiesen ist.
Das Nachweisen der genannten Merkmale ist äusserst schwierig, da die
Schälchen, die zudem sehr selten sind, bei der leisesten Berührung in Stücke gehen
und sich äusserlich keine Andeutungen der innern Beschaffenheit zeigen. Die in
Canadabalsam eingeschlossenen Gehäuse zeigen, namentlich wenn die Luft nicht
ganz ausgetrieben wird, im Innern kleine Vorsprünge, die auch an den mit Schwefel-
kies ausgefüllten Exemplaren sichtbar sind, die möglicherweise die einfachste Form
des labyrinthischen Baues repräsentiren.
Das Anfertigen von Schliffen misslang fast stets und gab daher ebenfalls keine
befriedigenden Resultate.
Grössere Individuen von Lituola beobachtete ich erst in der untern Kreide
der Westschweiz und auch die damit angestellten Versuche gaben über den innern
Bau sehr verschiedene Resultate. Ich behalte mir vor, später die Erfolge langer
bezüglicher Beobachtungen zu veröffentlichen.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 43
Lituola nautiloidewn Lamarck?2 Taf. IV, Fig. 4 und 14.
Lituolites naufiloidea, Lamarek, Ann. Mus. vol. V, p. 243.
Lituolites nautiloidea, Lamarck, Ann. 3. Vert. vol. VII, p. 604.
Lituola nautiloidea, d’Orbigny, For. Foss. Vienne, p. 138, T. XXI, Fig. 20—21.
Lituola nautiloidea, Brady, Monogr. Carb. and Perm. For. p. 65, T. VII, Fig. 7.
Der äussern Form nach erinnern alle jurassischen Exemplare an die paläozoi-
schen Varietäten, die freilich ebenfalls noch genauere Studien erfordern. Die Zahl
der Kammern ist stets viel kleiner als bei denjenigen der untern Kreide, und die
Struetur ist, wie bereits angedeutet, ganz einfach, indem sich nur Andeutungen von
seeundären Wänden zeigen. In der Schweiz kommen typische Exemplare von Lituola
nautiloidea erst vom Valanginian an vor.
Gen. Bdelloidina, Caster.
Erst vor kurzer Zeit fand sich unter den Placopsilnen meiner Sammlung ein
kleines Bruchstück, das durch den innern Bau so an die noch lebende Bdelloidina
aggregata erinnerte, dass ich, dadurch ermuthigt, das ganze, während mehreren
Jahren gesammelte Material noch einmal durchging und dabei so glücklich war,
ein ziemlich grosses Exemplar zu erhalten. Da sich äusserlich zwischen Placopsilinen
und Bdelloidinen dieser Zone nicht die geringsten Verschiedenheiten zeigen, indem
Grösse, Form und Textur gleich sind, ist es nöthig, die Schalen zu zerbrechen, um
die unterscheidenden Merkmale zu erkennen. Dadurch erklärt sich auch die Selten-
heit dieser Formen, die, wenn sie nicht zufällig oder absichtlich zerbrochen wurden,
mit Placopsilina cenomana verwechselt werden mussten.
Die wenigen Stücke scheinen einer einzigen Varietät anzugehören, höchst wahr-
scheinlich der Bdelloidina aggregata.
Bdelloidina aggregata Caster. Taf. IV, Fig. 22—23.
Bdelloidina aggregata, Caster. Ann. and Mag. Nat. Hist. ser. 4, vol. XIX, p. 201, T. XII, Fig. 1—8.
Bdelloidina aggregata, Brady, Foram. Challenger, p. 319, T. XXXVI, Fig. 4—6.
Die Figur stellt das einzige grössere Exemplar dar, indessen bin ich überzeugt,
dass sich unter den als Placopsilina cenomana bezeichneten Schälchen bei genauer
Prüfung, wobei leider die Gehäuse zerstört werden müssen, solche Exemplare in
grösserer Zahl erhalten liessen, als es bisher der Fall war,
44 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Die Bdelloidinen der Transversariusschicht stimmen äusserlich ganz genau mit
Placopsilinen überein. An dem abgebildeten Exemplar ist der innere Bau ziemlich
deutlich sichtbar. Ueber das Vorkommen in andern jurassischen Zonen ist nichts
Sicheres bekannt.
Subfam. Trochammininae.
Diese Unterfamilie zerfällt in zwei grössere Abtheilungen, die die Gattungen
Thurammina und Trochammina im weiteren Sinne bilden. Beide spielen im Jura,
namentlich im oberen Dogger und untern Malm, eine hervorragende Rolle, gehörten
aber bis vor kurzem zu den am wenigsten bekannten Foraminiferengruppen.
Während die Gehäuse der Lituolinae grobsandig sind und die Oberfläche sehr
rauh, sind diejenigen der Trochammininae feinsandig und die Oberfläche ist glatt
bis glänzend. Ausnahmen gehören allerdings nicht zu den Seltenheiten, und nament-
lich unter den eigentlichen Trochammineen finden sich Formen, die äusserlich von
Haplophragmien kaum zu unterscheiden sind. Die Aehnliehkeit der fossilen Gehäuse
wird noch durch die eigenthümliche, durch chemische Veränderungen hervorgebrachte
Beschaffenheit der äusseren Oberfläche vermehrt, infolge deren auch wirklich häufig
Verwechslungen stattfanden.
Mit wenigen Ausnahmen stimmen die jurassischen Trochammineen mit noch
heute lebenden Typen überein und selbst die neuen Arten gehören ohne Ausnahme in
die noch heute in grossen Meerestiefen auftretenden Gruppen. Selbst die in grossen
typischen Exemplaren von allen andern fossilen und reeenten Trochammininen ab-
weichende Thuramminopsis canalieulata reiht sich durch zahlreiche Uebergangsformen
direkt an die bekannteste Art: Thurammina papillata an. In grösster Mamnigfaltig-
keit tritt die Unterfamilie in Tiefseebildungen auf und die meisten Species sind auf
solche beschränkt. Von anderer Seite finden sich in Schichten mit littoralem Charakter
mehr oder weniger verschiedene, meistens sehr kleine Varietäten. Nur Ammodiseus
ineertus, die häufigste aller organischen Arten, kommt in beinahe allen Schichten
mit ganz verschiedenen petrographischem und paläontologischem Charakter vor.
Es kann hier noch beigefügt werden, dass die jurassischen und recenten
Trochammininen unter genau gleichen bathymetrischen Bedingungen beobachtet
werden.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 45
Die Gruppe erscheint in einzelnen häufigen Species (Ammodiseus incertus,
Ammodiseus gordialis, Ammodiseus pusillus, Ammodiseus filum) in paläozoischen For-
mationen, wurde aber erst vom obern Jura an in grösserem Formenreiehthum be-
obachtet. Indessen zweifle ich nieht daran, dass weitere Untersuchungen über die
mikroskopischen Einschlüsse von Kalkschiehten mit Tiefseefauna noch manche in-
teressante Resultate, das Auftreten der Trochammininen betreffend, liefern werden.
A. Thuramminae.
Diese Gruppe zerfällt in zwei Unterabtheilungen, die beiden genetisch sehr
nahe verwandten Gattungen Thurammina und Thuramminopsis. Thurammina besitzt
stets einfache Hohlräume, Thuramminopsis im Innern ein sich rechtwinklig kreuzen-
des System von weiten cylindrischen Röhren, die mit den triehterförmigen Ver-
tiefungen der Oberfläche correspondiren. Wie schon bei frühern Gelegenheiten
(Neues Jahrb. f. Min. 1883, Bd. III, p. 69) angegeben wurde, finden sich neben
den typischen Individuen auch solche ohne derartige Röhren, oft sogar ohne die
entsprechenden Einbuchtungen, mit Hülfe derer sich die beiden Genera in eine einzige
Kette verbinden lassen. Die Textur zeigt ebenfalls leicht nachweisbare Verschieden-
heiten. Die Schalen von Thurammina sind mosaikäbnlich gebaut, so dass die
Oberfläche ganz glatt erscheint. Bei Thuramminopsis liegen die Quarzpartikelchen
mehr unregelmässig im der Cementmasse, so dass die Oberfläche ein etwas rauhes
Aussehen erhält.
In beiden Gattungen finden wir ungemein variable Arten und die Thurammina
papillata des oberen Jura ist unstreitig die wandelbarste aller bekannten Thier-
species. Es ist in der That schwer sich zu überzeugen, dass die unzählige Menge
Formen alle einer einzigen Art angehören können. Die recente Thurammina pa-
pillata ist eigenthümlicherweise in den äussern Formenverhältnissen viel constanter.
Alle Arten des weissen Jura sind unter sich innig verbunden und jedenfalls
Abkömmlinge einer gemeinsamen Stammform, wahrscheinlich der kleinen kugeligen
Form von Thurammina papillata oder Thurammina albicans.
Die Thurammineen wurden bis jetzt fast allein in kalkigen Tiefseeformationen
nachgewiesen. In grösster Formen- und Individuenmenge treten sie in den ältern
Schwammlagern der Transversariuszone auf, wo sie auch horizontal allgemein
verbreitet sind.
46 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Gen. Thurammina Brady.
Die Gattung Thurammina umfasst eine unendlich grosse Zahl freier und fest-
sitzender, ein- und mehrkammeriger Formen, die in der Beschaffenheit der Schalen-
wände und den Mündungsverhältnissen grosse Uebereinstimmung zeigen. Die Sand-
körnchen liegen mosaikähnlich beisammen und passen so genau an einander, dass
trotz des oft kaum bemerkbaren Bindemittels eine verhältnissmässig sehr resistenz-
fähige Stractur bedingt wird. Die Oberfläche ist glatt. Die Mündungen sind meistens
stumpfe Papillen, seltener lange Röhren, die regelmässig oder unregelmässig über
die ganze Schale oder nur einen Theil zerstreut liegen. Infolge dieser Eigenthüm-
lichkeiten besteht eine nicht verkennbare Familienähnlichkeit selbst unter den mor-
phologisch vollständig verschiedenen Varietäten, die das Bestimmen dieser veränder-
lichen Formen in allen Fällen möglich macht.
Alle Arten gehen allmählich in einander über und die grossen unregelmässigen
Modificationen von Thurammina papillata bilden Uebergänge zu Thuramminopsis.
Auch zwischen einigen Thurammineen und den grossen eingeschnürten Hyperam-
mineen scheinen verwandtschaftliche Beziehungen zu bestehen, doch lässt sich darüber
heute noch nichts Bestimmtes angeben.
Neben den farblosen oder wegen der eisenhaltigen Einschlüsse bräunlich er-
scheinenden Exemplaren kommen solehe mit verschiedenartig — gold- bis eitronen-
gelb, röthlich und braun gefärbtem Cement vor.
Die Thurammineen, die erst vor wenigen Jahren näher bekannt wurden, sind
in den Schwammbänken des schweizerischen Jura allgemein verbreitet und stellen-
weise sehr häufig. Ueber das Vorkommen in andern Schichten ist noch wenig be-
kannt. Im mittleren Jura fand ich sie zu wiederholten Malen, namentlich in einer
eisenreichen Kalkbank mit Rhynchonella varians. Doch scheinen Existenzbedingungen
ihrer grösseren Entwieklung nicht günstig gewesen zu sein. Aus dem Lias besitze
ich ebenfalls erst zweifelhafte Spuren.
Von der Transversariuszone aufwärts nimmt die Varietäten- und Individuenzahl
rasch ab, doch dürften spätere Untersuchungen in Brachiopoden- und Cephalopoden-
reichen Kalkbänken sie auch in jingern Formationen nachweisen, da an der Identität
jurassischer und recenter Formen nieht gezweifelt werden kann.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 47
Thurammina hemispherica, Heusler. Taf. VII, Fig. 10—11.
Thurammina hemispheeriea, Hxusler, Quart. Journ. Geol. Soc. vol. XXXIX, p. 28, T. III, Fig. 7—9.
Thurammina hemispherica, Hxusler, Neues Jahrb. f. Min. 1883, Bd. I, p. 60, T. IV, Fig. 14.
Diese Art zeichnet sich von den übrigen Thurammineen durch die einfache
halbkugelige Form und die Stellung der kurzen Mündungen am Rande aus, und
erinnert in den allgemeinen Formverhältnissen an die Placopsilina bulla Brady und
Webbina hemisph&rica Parker und Jones. Ausnahmsweise ist die Basis elliptisch.
Die Textur des freien und festgewachsenen Theiles ist gleich mosaikähnlich
wie bei Thurammina papillata.
Thurammina hemisphzriea ist auf die kalkigen Bänke der Zone beschränkt.
In den weichern Mergeln fehlt sie vollständig, dagegen tritt sie in den Brachiopoden-
reichen eisenhaltigen Kalken der Varianszone und sehr selten in einer harten Kalk-
bank der Maerocephaluszone des Friekthales, ferner in den Schwammlagern der
Bimammatuszone auf.
Thurammina albisans, Brady. Taf. VI, Fig. 9—11.
Thurammina albicans, Brady. Quart. Journ. Mier. Se. vol. XIX. n. s. p. 46.
Thurammina albicans, Brady. Foram. Challenger, p. 323, T, XXXVI, Fig. 2—7.
Die kleinen, sphärischen Formen dieser Species gehen allmählich in die ein-
fachsten Varietäten von Thurammina papillata über, erinnern aber durch Form,
Grösse, Zahl und Stellung der stumpfen Papillen und Textur der Schale so an die
reeenten Typen, dass sie am besten von jenen getrennt gehalten werden.
Thurammina albicans findet sich vereinzelt mit der vorigen Art. Vielleicht
gehören auch die sehr kleinen, glashellen Thurammineen, denen man sehr selten in
den mehr thonreichen Bänken der Transversariuszone und andern Zonen begegnet,
in diese einfache Species.
Thurammina papillata, Brady. Taf. VI, Fig. 1—8, 12—23; Taf. VII, Fig. 1—2.
Orbulina Lituola, Carpenter, Miceroscope, 5!h ed., p. 533, Fig. 273, &—h.
Thurammina papillata, Brady, Quart. Journ. Mier. Se. vol. XIX, n. s. p. 45, T. V, Fig. 4—8.
Thurammina papillata, Carpenter, The Mieroscope, 6. ed., p. 561.
Thurammina papillata, Hxusler, Ann. and Mag. nat. Hist. vol. XI, ser. 5, p. 262, T. VIII.
Thurammina papillata, Hzusler, Neues Jahrb. f. Min. 1883, Bd. I, p. 60, T. IV, Fig. 9—13.
Thurammina papillata, Hxusler, Quart. Journ. Geol. Soe. vol. XXXIX, p. 27, T. II, Fig. 2—6.
Thurammina papillata, Brady, Foram. Challenger, p. 321, T. XXXV], Fig. 7—18.
Thurammina papillata, Wright, Proc. Belfast. Nat. Field elub 1834/85, p. 329, T. XXVL, Fig. 12.
Diese Art umfasst eine fast unbegrenzte Zahl in den allgemeinen Formver-
hältnissen sehr bedeutend abweichende Modifieationen, die sich leicht in mehrere
48 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
grössere, unter sich übrigens unzertrennlich verbundene Gruppen eintheilen lassen.
— Die jurassische Thurammina papillata ist unstreitig die unbeständigste organische
Species und als solche von hohem wissenschaftlichen Interesse. Sie lässt sich un-
gefähr folgendermassen definiren:
Schale frei oder festsitzend, ein- oder mehrkammerig, kugelig, ei-, birn-, flaschen-
förmig, eylindrisch, prismatisch oder seitlich eomprimirt, linsenförmig, oft ganz un-
regelmässig mit oder ohne eylindrischen weiten Hals. Papillen fehlend oder paar-
weise, in Ringen oder gedrängten Gruppen, langen Reihen oder gleichmässig oder
ganz unregelmässig über die ganze Oberfläche oder nur einen Theil verbreitet.
Form der Papillen sehr verschieden, stumpf, halbkugelig bis spitz kugelförmig oder
röhrenförmig.
Cement farblos, gold- bis eitronengelb, roth, braun oder violett. Grösse 0,1
bis 4 mm.
In einer speciellen Abhandlung über diese jurassische Speeies (Ann. and Mag.
Nat. Hist. Ser. 5. vol. XI) beschrieb und zeichnete ich die wichtigern Modificationen,
so dass hier eine weitere Beschreibung jeder einzelnen Gruppe überflüssig erschien.
Auch die Figuren auf Taf. VI und VIII machen eine detaillirte Beschreibung
unnöthig.
Die kleinen kugeligen, glashellen Varietäten gehen allmählich in Thurammina
albicans und die grössten, sehr unregelmässigen Varietäten in Thurammina tuberosa
über. Unter der Unmasse verschiedener Formen finden wir solche, die mit lebenden
Typen genau übereinstimmen. Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, dass die
recente Thurammina papillata, trotz der grossen Verbreitung, viel weniger veränder-
lich ist als ihre mesozoischen Vorläufer, und namentlich die grossen unregelmässigen
Varietäten scheinen in den gegenwärtigen Meeren vollständig zu fehlen.
Sowohl unter lebenden als jurassischen Individuen beobachtet man einzelne
mehrkammerige Stücke. Eine kleine, kugelige Kammer ist von einer grössern ganz
umschlossen.
Die Textur der lebenden und fossilen Formen ist nahezu oder ganz genau
gleich.
Thurammina papillata ist in den Schwammbänken der Transversariuszone all-
gemein verbreitet und wurde zum ersten Mal von meinem Freunde Dr. Uhlig ') in
Wien als jurassische Species angeführt. In den weichen schwammleeren obern Bänken
der Schweiz fehlt sie fast ganz, tritt aber in den jüngern Zonen mit Tiefseefauna
’) Neues Jahrb. f. Min. 1882. p. 152.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 49
wieder ziemlich häufig auf (Z. d. Ammodiseus bimammatus). Die ältesten bestimm-
baren Exemplare sammelte ich in den kalkigen Bänken mit Rhynchonella varians,
dagegen dürften einzelne Fragmente aus ältern Zonen ebenfalls von Thurammineen
herrühren.
In der gegenwärtigen Periode ist Thurammina papillata eine cosmopolitische
Species und lebt, wie schon zur Jurazeit, vorzugsweise in grösseren Tiefen.
Thurammina elegantissima, Heusler. Taf. VII, Fig. 12—13.
Thurammina elegantissima, Hzusler. 1885. Bd. IV. p. 4 (nomen).
Diese Art unterscheidet sich von allen andern Thurammineen durch den Besitz
zahlreicher, sich an der Basis berührender, halbkugeliger Papillen, die feinsandige
Textur und die sehr dünnen, glashellen Schalenwände.
Die Form erinnert an die einfacheren, freien und festgewachsenen Varietäten
von Thurammina papillata, mit denen diese Species jedenfalls nahe verwandt ist.
Die Figuren erläutern die charakteristischen Eigenschaften von Thurammina
elegantissima ohne weitere Beschreibung. Typische Exemplare (von 0,5—2 mm.
Durchmesser) sammelte ich nur in den kalkigen Schwammbänken der Transversarius-
zone, wo sie ebenfalls äusserst selten sind. Ueber das Vorkommen in der Varians-
und Bimammatuszone fehlen noch ganz sichere Beweise.
Thurammina tuberosa, Heusler. Taf. VI, Fig. 24; Taf. VU, Fig. 6—9.
Thurammina tuberosa Hzusler, Neues Jahrb. f. Min. 1885. Bd. IV, p. 4.
Diese eigenthümliche Art schliesst sich direet an die grossen, unregelmässigen,
tief eingeschnürten Varietäten von Thurammina papillata an, unterscheidet sich aber
hinlänglich durch die Form der Kammern, von denen jede zwei gegenüberstehende
Papillen trägt. Die wurstähnlichen Kammern sind verschiedenartig sruppirt und
unter sich entweder verbunden oder aber bloss verwachsen.
Nur in einem Falle wurden an einer Kammer mehr als zwei Papillen beobachtet.
Die Textur ist genau gleich wie bei den grossen Varietäten von Thurammina
papillata, mit denen sie gleichzeitig auftreten. Die Grösse beträgt 0,5-—5 mm.
Thurammina tuberosa wurde bis jetzt erst in den ältern Schwammbänken der
Zone aufgefunden. Sie ist eine sehr seltene Species, findet sich aber mit der vorigen
vom Randen bis in den französischen Jura.
50 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Gen. Thuramminopsis, Hzusler.
Diese kleine Gattung, die nur eine einzige Art — Thuramminopsis eanalieulata
— umfasst, schliesst sich enge an die vorige an und bildet einen Theil einer langen
Kette, die von den einfachsten Varietäten von Thurammina papillata ausgeht. Immer-
hin sind die Verschiedenheiten des inneren Baues gross genug, um sie als selbst-
ständige Gruppe abzutrennen. Durch den Besitz eines complieirten Röhrensystems
im Innern der Kammern, dem auf der äussern Oberfläche tiefe Furchen und triehter-
förmige Vertiefungen entsprechen, ist das Genus hinlänglich charakterisitt.
Die Gattung scheint eine sehr enge begrenzte verticale Verbreitung zu be-
sitzen. Vollständige Exemplare kenne ich erst aus den Schwammlagern der Transver-
sariuszone. Vielleicht gehören kleinere (verkümmerte?) Schälchen aus den Schwamm-
lagern der Bimammatuszone in denselben Formenkreis. Aeusserlich sehr ähnliche
Sehälchen beobachtete ich auch in den gelben Mergeln des Neocomians, doch lassen
sie leider keine genauern Beobachtungen mehr zu.
Thuramminopsis canaliculata, Heusler. Taf. VU, Fig. 1--5; VII, Fig. 4—6.
Thuramminopsis canalieulata, Hzusler, Neues Jahrb. f. Min, 1883. Bd. II, p. 68, T. IV.
’
Die grossen Individuen mit typisch ausgebildeten, sich unter rechten Winkeln
schneidenden Röhren und eorrespondirenden äussern Canälen besitzen entweder grosse
conische Papillen oder keine vorstehenden Mündungen. In letzterem Falle dienen
möglicherweise die mit den inneren Röhren communieirenden Trichter als Oeffnungen
zum Austritte der Sarcode.
Die Felder, die durch die Furchen begrenzt sind, sind quadratisch oder etwas
verschoben, seltener abgerundet, oder unregelmässig.
Die Figuren stellen die verschiedenen Varietäten dar.
Thuramminopsis canalieulata ist wahrscheinlich auf die kalkigen Schwamm-
lager der Transversariuszone beschränkt. Typische Exemplare wurden in keiner
andern Zone beobachtet. Die im Neocom von St-Croix und in den aargauischen
Bimammatusschichten entdeckten Schälehen dürften eine eigene Varietät von Thur-
ammina oder Thuramminopsis bilden.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. öl
B. Trochamminae.
Diese Gruppe entspricht der Gattung Trochammina im weitern Sinne und
zerfällt in 4 Abtheilungen: Ammodiscus, Trochammina, Hormosina und Webbina.
Parker und Jones führten den Namen für eine auch im Jura stark vertretene
Formengruppe (Trochammina squamata) ein und erkannten zuerst die eigenthüm-
liche Natur der kleinen, äusserlich so auffällig an andere Foraminiferen erinnernden
Organismen und ihre nahe Verwandtschaft mit den Lituolinen.
Eine vollständigere Kenntniss derselben verdanken wir den letzten Tiefsee-
forschungen, und ich kann mich daher hier im wesentlichen auf die Arbeiten von
Brady beziehen, indem auch die Trochammineen der Transversariuszone sich nahe
an recente Typen anschliessen.
Die Textur der morphologisch so verschiedenen Formen ist stets ungefähr
dieselbe. Die Schalen sind dünn, sehr feinsandig. Die Oberfläche ist glatt, oft so-
gar glänzend. Freilich kommen neben den typischen Exemplaren auch solche mit
ziemlich grobsandiger, rauher Schale vor, und selbst ursprünglich glatte Gehäuse
zeigen infolge von chemischen Veränderungen beim Versteinerungsprocesse nicht
selten auffällige Rauhigkeiten. In solchen Fällen ist es manchmal sehr schwer zu
bestimmen, ob die Schalen wirklich zu den Trochammineen oder aber zu den Li-
tuolinen gehören. In den äussern Formverhältnissen erinnern die Trochammineen
sowohl an andere agglutinirende Foraminiferen (Reophax, Haplophragmium) als an
hyaline und porcellanartige Typen (Spirillina, Rotalia, Discorbina, Planorbulina,
Globigerina, Nodosaria, Cornuspira, Miliolina etc.), mit welchen sie lange Zeit
vereinigt wurden.
Die 4 Genera sind von einander leicht zu unterscheiden. Ammodiscus besitzt
eine freie, röhrenförmige, ungekammerte Schale, Trochammina eine freie, spiralig
gewundene, deutlich gekammerte Schale, Hormosina eine freie lagena- oder nodo-
sarjaähnliche Schale und Webbina eine festsitzende, placopsilinaähnliche Schale.
Allerdings muss beigefügt werden, dass zwischen Ammodiscus und Trocham-
mina Uebergänge existiren. Gekammerte Varietäten von Ammodiscus gordialis
finden sich häufig in jurassischen und recenten Bildungen; von Trochammina
scheinen auch festsitzende Modificationen vorzukommen.
Im Jura spielt diese Gruppe eine wichtige Rolle und es ist wahrscheinlich,
dass verschiedene Varietäten früher oder später für die Stratigraphie grosse Be-
deutung erlangen werden.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
or
[8%]
Je nach der petrographischen Beschaffenheit des Gesteines machen sich Ver-
schiedenheiten in Textur, Grösse und Form bemerkbar. Besonders auffällig ist das
Vorkommen von Formen mit kieseligem und kalkigem Cement.
Die Trochammineen treten vom untern Lias an auf, in grösserer Arten- und
Individuenzahl erst vom untern Malm an. In grösster Mannigfaltigkeit erscheinen
sie in den kalkigen Schwammbänken der Transversariuszone, wo sich alle juras-
sischen Species neben einander vorfinden.
Gen. Ammodiscus Reuss.
Die Gattung Ammodiscus Bildet nach der heutigen Auffassung der Bezeich-
nung eine kleine aus morphologisch ziemlich bedeutend verschiedenen, einkamme-
rigen (ausnahmsweise mehrkammerigen) freien Arten bestehende Abtheilung der
Trochammineen. Die Schalen bilden einfache Röhren, die entweder flach spiralig,
rotalinenähnlich, miliolinenähnlich oder unregelmässig aufgerollt oder gerade sind.
Dieses Genus erlitt unter den Händen der Systematiker eigenthümliche
Schicksale und obschon es die geologisch und geographisch am weitesten ver-
breiteten und meistens sehr häufige Arten enthält, blieb deren Natur bis vor kurzem
ungewiss. Auf dem Continent wurden sie mit den äusserlich sehr ähnlichen mono-
thalamischen Cornuspiren und Spirillinen, aber auch mit Serpulen, Schwämmen etc.
vereinigt. Die mehrmals citirten englischen Forscher wiesen ihnen allerdings
schon früher eine Stelle in der Nähe von Lituola an, indem sie die eigenthüm-
lichen Texturverhältnisse und den einfachen Bau ins Auge fassten.
Die Eintheilung in Arten und Abarten bietet keine Schwierigkeiten, wenn
nur die auffälligeren Typen berücksichtigt werden und die Unbeständigkeit ge-
wisser Charaktere mit den verschiedenen Existenzbedingungen zusammen gebracht
wird. Es ist ganz natürlich, dass eine von den ältesten Formationen bis heute
in petrographisch und paläontologisch ganz verschiedenen Schichten massenhaft
auftretende Art wie Ammodiscus incertus nicht eine „unveränderliche Art“ sein
kann im Sinne der älteren Naturforscher.
Der Isomorphismus dieser feinsandigen und porcellanartigen und hyalinen
Foraminiferen gab von jeher zu Verwechslungen Veranlassung, und aus den Be-
schreibungen verschiedener Autoren könnte geschlossen werden, dass sichere Un-
terscheidungsmerkmale in der That gar nicht existiren. So beschrieben beispiels-
weise Kübler und Zwingli aus dem schweizerischen Jura poröse und nicht poröse,
sowie nur stellenweise poröse Exemplare von Cornuspira Eichbergensis. Brady
©
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 3%
führt aus den Kohlenschichten ächte Ammodisken, v. Möller hauptsächlich Spiril-
linen an.
Auch Gümbel citirt aus den Transversariusschichten „häufige“ poröse Formen.
Selbst Professor Jones führt in seiner letzten Arbeit über Foraminiferen zwei ur-
sprüngliche von Kübler und Zwingli beschriebene Species als Spirillinae an. Ich
sehe mich daher genöthigt hier eine wichtige Frage theilweise unbeantwortet
zu lassen.
Seit mehreren Jahren kam mir bei Untersuchungen jurassischer Foraminiferen
keine Art so häufig unter die Augen wie Ammodiscus incertus und ich wandte alle
möglichen Arten der Beobachtung an, um ein richtiges Bild von der Structur der
Schale zu ‘gewinnen. Es erscheint, als ob Ammodiscus incertus wirklich unter
Umständen porös werden könnte.
Schon bei Anlass der Beschreibung der kieseligen Ammodisken wies ich auf
das Vorkommen von rundlichen Vertiefungen auf der äussern Oberfläche und deren
Aehnlichkeit mit Poren hin. Bei schwacher Vergrösserung sind sie von solchen
überhaupt nicht zu unterscheiden. Dass es sich nicht um durch zufällig herausge-
fallene Sandkörnchen entstandene Löcher handelt, beweist ihre Grösse und eine
gewisse Regelmässigkeit des Vorkommens hinlänglich. Ihren Zweck vermag ich
nicht zu deuten. Vielleicht entsprechen sie den an Miliolinen häufig beobachteten
Verzierungen.
Auf Dünnschliffen zeigen sich häufig dunkle Linien, die die ganze Wand
durchziehen und vielleicht Risse (oder freie Poren ?), die schon vor oder erst während
dem Präpariren entstanden sind, bilden. Verwitterte, mit schwach verdünnten
Säuren behandelte, sowie die grobsandigen Formen erscheinen gewöhnlich porös,
letztere durch Herausfallen grösserer Quarzpartikelchen. In solchen Fällen sind
die Poren oft ganz regelmässig über die Schale vertheilt.
Selbst nicht verwitterte Exemplare können bei starker Vergrösserung porös
erscheinen, doch giebt die Anwendung von polarisirtem Licht über die Natur der
als freie Poren erscheinenden Punkte sichern Aufschluss. Dieses Aussehen ist bloss
eine Folge des verschiedenen Brechungsvermögens der Schalenbestandtheile.. An
den linsenförmigen Specimina der obern Mergelbänke ist auf Dünnschliffen eine
etwas faserige Structur der die Trichter ausfüllenden Masse bemerkbar, aber ich
zweifle sehr an dem Vorkommen von wirklichen Porencanälen, die mit dem innern
Hohlraume der Röhre communiciren. Die als Ammodiscus incertus var. tuberculatus
beschriebene Varietät erscheint bei schwacher Vergrösserung ebenfalls porös und auf
Schliffen zeigen sich die bereits genannten dunklen Linien, die übrigens mit den
54 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Erhöhungen der äussern Oberfläche in keiner Verbindung stehen. Aus allem geht
hervor, dass noch viele Beobachtungen erforderlich sind, um einen Jahre lang ge-
führten Streit endlich zu Ende zu bringen.
Die chemische Zusammensetzung der Schale spielte in diesem Streite eben-
falls eine sehr wichtige Rolle. Der Cement ist kalkig oder kieselig, oft etwas
eisenhaltig. Die Grösse der Sandkörner varıirt und mit ihr das Aussehen der
Oberfläche. Wenn die Quarztheilchen sehr klein und ganz im Cement eingebettet
sind, wird die Oberfläche glatt, selbst glasglänzend, wie diejenige von Spirillina.
Wenn die Quarzkörnchen relativ gross sind, so wird sie rauh. In solchen Fällen
sind die Umgänge manchmal nicht mehr sichtbar. In den Kalkbänken des obern
Argovians sammelte ich zahlreiche chemisch veränderte Schälchen mit deutlich
krystallinischem Bau der Kammerwände. Die Spaltflächen der, Rhomboeder er-
scheinen auf Dünnschliffen stellenweise als dunkle Striche, die sehr an Poren erinnern.
Nur die grösseren Formen von Ammodiscus jurassicus verwenden beim Auf-
bau grössere Körnchen und Spongienspieula.
Die kieseligen (nicht verkieselten!) Ammodisken treten fast ausschliesslich
in kalkigen Schichten auf und zwar sowohl in schwammreichen Bänken (Argovian I,
Sequanian I) als in schwammleeren (Bathonian I). Auch der Eisengehalt des
Gesteines scheint ohne Einfluss gewesen zu sein.
Auf das gleichzeitige Vorkommen von kieseligen Lituolinen wurde bereits
oben hingewiesen. Es kann also der chemischen Zusammensetzung in diesem Falle
keine grössere Bedeutung beigelegt werden, wie es beispielsweise Terquem und
Reuss gethan haben.
Das Vorkommen von fast rein kieseligen oder kalkigen, sowie sandigen
Formen mit kieseligem oder kalkigem Cement — einer und derselben Species — ist
eine höchst interessante Thatsache, die hier besondere Berücksichtigung verdient.
Ein Beweis, wie weit die Variabilität dieser einfachen Organismen gehen kann!
Am leichtesten lassen sich Beobachtungen über diese auffälligen Erscheinun-
gen an den grossen kieseligen Modificationen von Ammodiscus gordialis und
Ammodiscus pusillus aus den Scyphienbänken der Transversariuszone anstellen.
Die typischen Ammodisken sind einkammerig wie die Spirillinen und Cor-
nuspiren und bestehen aus einer verschiedenartig gewundenen oder mehr oder we-
niger geraden conischen, seltener ceylindrischen Röhre, die oft am Primordialende
blasenartig erweitert ist. Nicht selten ist die Röhre tief eingeschnürt, ohne dass
dadurch eigentliche Scheidewände gebildet werden. Bei Ammodiscus gordialis der
Transversariuszone werden dagegen wirkliche Septa beobachtet und derartige
Foramimiferen der Zone des Ammonites transversarius. bp)
vielkammerige Varietäten bilden directe Uebergänge zu den polythalamischen, spiral-
gewundenen Trochammineen. Zwischen Ammodiscus gordialis und Ammodiseus proteus
existiren alle nur denkbaren Zwischenstadien. In unseren Transversariusschichten
und wahrscheinlich im ganzen schweizer. Jura fehlen mehrkammerige, planospirale
Ammodisken. Dagegen beschreibt Terguem solche aus dem französischen Lias
und Dogger, und auch eine von Deeke aus den Humphriesianusschichten beschrie-
bene Form (Trochammina tolipa) kann in gewissem Sinne hieher gezählt werden.
Dass sich in den Mergelbänken der Transversariuszone Individuen vorfinden,
die bei schwacher Vergrösserung gesehen mehrkammerig, involutinenähnlich er-
scheinen, ist bekannt, ebenso aber, dass dieses Aussehen nicht mit der Beschaffen-
heit der Kammerwand zusammenhängt, sondern einfach durch die Form der den
einzigen Hohlraum ausfüllenden dunklen eisenhaltigen Thonmasse oder durch rosen-
kranzähnliche Pyritconcretionen bedingt wird.
Nach Behandlung mit Säuren bleiben oft Steinkerne zurück, die denjenigen
von mehrkammerigen rotalinenähnlichen Formen auffallend ähnlich sehen. Durch
Anschleifen solcher Schälchen überzeugt man sich leicht, dass weder ganze noch
halbe Querwände existiren. Es ist übrigens nicht unwahrschemlich, dass auch
von Ammodiscus incertus ähnliche mehrkammerige Modificationen (vielleicht einige
als Involutinen beschriebene Formen ?) vorkommen, die den gekammerten Varietäten
von Ammodiscus gordialis entsprechen. In den Transversariusschichten ist dieses
nicht der Fall. Die jurassischen Ammodiscusarten gehören ohne Ausnahme paläo-
zoischen Typen an, auch der als eigene Species beschriebene Ammodiscus jurassicus
schliesst sich enge an Ammodiscus Robertsoni und Ammodiscus milioloides an.
Im ganzen Jura ist Ammodiscus incertus die gemeinste Art. Die übrigen
Varietäten sind weniger allgemein verbreitet und finden sich namentlich in den
in ziemlich grossen Tiefen abgelagerten kalkigen Schichten. Ammodiscus gordialis
und Ammodiscus jurassicus’ treten vom Bathonian an in zwei verschiedenen Modi-
ficationen auf.
Ammodiseus incertus, d’Orbigny. Taf. IX, Fig. 1—21.
Opereulina incerta, d’Orbigny. Foram. Cuba, p. 71, T. VI, Fig. 16—17.
Spirillina arenacea, Williamson, Rec. For. Gl. Brit., p. 93, T. VII, Fig. 203.
Trochammina incerta, Carpenter, Introd. Foram., p. 141, T. VI, Fig. 2.
Involutina silicea, Terquem, M&m. Ac. Imp. Metz, 1861, p. 450, T. VI, Fig. 11.
Cornuspira Eichbergensis, Kübler & Zwingli, Foram. Schweiz. Jura, p. 24, T. III, Fig. 2.
Trochammina incerta, Brady, Carb. u. Perm. Foram., p. 71, T. II, Fig. 10—14.
Ammodiseus infimus, Bornemann, Zeitsch. deutsch. geol. Ges., vol. XIX, p. 725, T. XVIII, Fig. 4—7,
pl. XIX, Fie. 8.
56 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Trochammina incerta, Hieusler, Ann. & Mag. Nat. Hist., vol. X, p. 5l, T. II, Fig. 1—7.
n Neues Jahrb. f. Min. 1883, Bd. I, p. 59, T. IV, Fie. 1.
Aeedikenn eng Brady, Foram. Challenger, p. 350, T. XXXVII, Fig. 1—3.
r . Hzusler, N. Jahrb. f, Min. 1885, Bd. IV, p. 19, T. II, Fig. 12-18, T. III,
Fig. 1—9.
Ueber diese einfachste Art der Gattung wurde schon so viel geschrieben, dass
man geneigt sein könnte anzunehmen, Ammodiscus incertus sei die am besten be-
kannte Foraminiferenspecies. Dem ist nicht so und in mehreren Punkten gehen die
Meinungen der Autoren sehr bedeutend auseinander. Ammodiscus incertus ist als
die vertical und horizontal am weitesten verbreitete organische Form von beson-
derem Interesse. Sie bildet eine allmählich an Weite zunehmende, flach-spiralig
aufgerollte, ungekammerte Röhre, die entweder kalkigen oder kieseligen Cement
enthält und mit Bezug auf Form und Textur wesentliche Abänderungen erleiden kann.
Was zunächst die Textur anbetrifft, ist diese bald fein-, bald grobsandig; oft
treten die agglutinirten Bestandtheile so zurück, dass die Schale hyalin erscheint,
spirillinenähnlich, oft herrschen sie umgekehrt so weit vor, dass sich äusserlich
keine Spur eines Bindemittels erkennen lässt und die Schalen eine rauhe lituola-
ähnliche Oberfläche erhalten. Die Grösse der beim Aufbau verwendeten Theilchen
hängt nicht von der Beschaffenheit des Gesteines ab. In Schichten mit grobem
Sand finden sich oft ganz feinsandige Schälchen und umgekehrt.
Der Cement ist in den meisten Fällen kalkig, glashell oder schwach bräun-
lich gefärbt. Im obern Jura, namentlich in den kalkigen Schwammlagern kommen
neben kalkigen auch kieselige Specimina vor. Dass es sich nicht um verkieselte
oder kalkige Formen, die infolge des genauen Aneinanderpassens der feinen Quarz-
theilchen selbst nach längerer Behandlung mit Säuren nicht zerfallen, handelt, wie
früher von verschiedenen Seiten angenommen wurde, ist leicht zu beweisen. Die
Oberfläche verkieselter Schalen ist immer rauh, milchweiss und auf Dünnschliffen
sind die Contouren nicht scharf. Sie verhalten sich ‘genau wie die veränderten
Kieselschwammnadeln. Solche kieselige Schalen finden sich sowohl in Kalkbänken
mit bedeutendem Kieselsäuregehalt (Schwämme, Knollen) und in solchen mit sehr
geringen Quantitäten. Diese kieseligen Specimina sind in der Regel sehr fein-
sandig, schwach bräunlich oder glashell, selten dunkelbraun.
Die äussere Oberfläche ist glatt, glasglänzend oder matt, oder mehr oder
weniger rauh, oder höckerig infolge von warzenartigen Ausscheidungen (var. tuber-
culatus). Eine kleine Modification, die auf den weissen Jura beschränkt zu sein
scheint, zeigt stets feine Risse, die parallel verlaufen oder sich kreuzen. Die poren-
ähnlichen, rundlichen Eindrücke wurden bereits oben besprochen.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 57
Sehr häufig sind die trichterförmigen Vertiefungen der Schale oder bloss die
Nähte durch Schalensubstanz so ausgefüllt, dass das Gehäuse flach scheibenförmig
oder selbst biconvex linsenförmig wird. In durchfallendem Licht sind die innern
Convolutionen leicht sichtbar. Diese Ausfüllungsmasse erscheint structurlos oder
aber fasrig.
Ueber die Porosität solcher Schalen sind die Angaben verschieden. Dass die
Schale der biconvexen liasischen Involutinen und Ammodisken von feinen Canälen
durchzogen ist, scheint aus den Beobachtungen von Terquem und Bornemann her-
vorzugehen. Auch Kübler und Zwingli führen ganz oder nur stellenweise poröse
jurassische „Cornuspiren* (Ammodisken) an. Ohne weiter auf diese Verhältnisse
eintreten zu wollen, möchte ich doch bemerken, dass das Vorkommen von wirklich
porösen Ammodisken keineswegs unmöglich ist. Auch von Thurammina papillata
und einigen sandigen Textulariden sind ja poröse und nicht poröse Formen bekannt.
Die Existenz von porösen Modificationen dieser Art wäre als eine höchst mteressante
Thatsache zu betrachten und verdient genau untersucht zu werden.
Der innere Raum ist stets einfach, und den gekammerten Varietäten von Ammo-
discus gordialis entsprechende Formen von Ammodiscus incertus fehlen im obern
Jura ganz. Durch zufällige Einschnürungen der Röhre können septaähnliche
Gebilde entstehen; auch durch die eigenthümliche Art der Anordnung von Schwefel-
kiesconeretionen können die Schalen wenigstens bei schwacher Vergrösserung ein
polythalamisches Aussehen erhalten.
Die Röhre ist cylindrisch oder conisch und geht gewöhnlich von einer blasen-
artigen Zelle aus. Die Mündung ist einfach, halbmondförmig oder kreisrund, je
nachdem die Umgänge mehr oder weniger umfassend sind. Mit Bezug auf Form-
verhältnisse unterscheiden wir mehrere Gruppen. h
Die typische Form bildet eine in einer Ebene liegende, aus acht allmählich an
Durchmesser zunehmenden Windungen bestehende Spirale (Fig. 1). Sie ist die
geologisch am weitesten verbreitete Form. Die Schale ist häufig seitlich zusammen-
gedrückt, elliptisch. In diesem Falle tritt dieses Wachsthum entweder schon von
Anfang an (Fig. 6) oder erst beim dritten oder vierten Umgang ein. Stärker com-
primirte Specimina werden biscuitförmig oder sogar rechteckig.
Eine kleine Varietät, aus zahlreichen, annähernd gleich weiten Windungen
bestehend, ist von Kübler und Zwingli als Cornuspira gracilis beschrieben (Fig. 2).
Auch von diesen sind kreisrunde, elliptische und biscuitförmige Individuen bekannt.
Die von denselben Autoren als Cornuspira crassa beschriebene, aus wenigen Win-
dungen bestehende, beiderseits flache Varietät geht allmählich in die planospiralen
8
er
58 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarıus.
Modificationen von Ammodiscus gordialis über. Professor Jones führt unter den
Foraminiferen der Bohrungen von Richmond (Quart. Journ. Geol. soc. XL.p. 770) auch
Spirillna crassa K. und Z. an. Die aus den Transversariusschichten stammenden
Individuen sind entschieden keine ächten Spirillinen, sondern Trochammineen,
so dass es sich nicht um die nämliche Form handeln kann. Kübler und Zwingli
geben über diese Varietät (Foram. Schweiz. Jura p. 19) folgende Beschreibung:
„farblos, glashell, ohne Poren etc.“ d.h. sie trägt den Charakter der Ammodisken.
Uebrigens glaube ich, dass Kübler und Zwingli die genannten Varietäten von Ammo-
discus incertus, Ammodiscus gordialis und eine Spirillina unter einer Bezeichnung
zusammenfassten, wie sie ja auch einen Ammodiscus und eine Spirilline als Cor-
nuspira Eichbergensis beschrieben. Im Appendix (l.c. p. 45) heisst es ferner, dass
„Porosität kein @attungs- sondern höchstens ein Arten-Merkmal sei“. Wir ent-
nehmen aus allem diesen, dass es sehr schwierig ist zu bestimmen, mit welchen
Arten es die Autoren zu thun hatten, und ich beschränke mich hier einfach darauf
zu sagen, dass die vorliegenden Specimina genau denselben Bau der Schalenwand
besitzen wie Ammodiscus gordialis und Ammodiscus filum, und dass ich daher diese
oberjurassischen Formen entschieden als Varietät von Ammodiscus incertus betrach-
ten muss. Eine eigenthümliche Form, deren Stellung in dieser Gruppe noch nicht
ganz bestimmt ist, zeichnet sich durch die Beschaffenheit der Oberfläche der langen
cylindrischen oder prismatischen Röhren aus. Sie ist mit zahlreichen rissartigen
Streifen bedeckt, stimmt aber in den wesentlichen Merkmalen mit Ammodiscus
incertus Typ. mehr überein. Eine Abbildung des Ammodiscus tenuis Brady (Foram.
Challenger Tab. XXX VII) zeigt eine etwas ähnliche Erscheinung in viel geringerem
Grade. Von dieser Varietät sind biconvexe Exemplare, die nur noch den letzten
Umgang erkennen lassen, bekannt.
Die als Ammodiscus incertus var. granulosus beschriebene Varietät ist mit
kleinen, rundlichen Höckern bedeckt und erinnert etwas an Spirillina inaequalis
und Spirillina tuberculata im Aussehen der Oberfläche. Oft vertreten grosse Sand-
körnchen die Stelle der Tuberkel. An einem Exemplar reihen sich diese Erhöh-
ungen strahlenartig aneinander und es entsteht dadurch eine sehr hübsche Varietät.
Die Figuren stellen einige der wichtigeren Typen dar. Ammodiscus incertus tritt
vom untern Lias an in der Schweiz in allen Zonen auf und ist stellenweise enorm
häufig. Sie reicht bekanntlich bis in die Kohlenperiode zurück und lebt noch heute
als cosmopolitische Species.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 59
Ammodiscus gordialis, Jones and Parker. Taf. IX, Fig. 26—38; Taf. X, Fig. 1.
Trochammina squamata sordialis, Jones and Parker, Quart. Journ. Geol. Soe. vol. XVI, p. 304.
e gordialis, Carpenter, Introd. Foram. p. 141, T. XI, Fie. 4.
n squamata, var. sordialis, Jones and Parker, Phil. Trans. vol. CLV, p. 408, T. XV, Fig. 32.
Cornuspira variabilis, Kübler und Zwingli, Foram. Schweiz. Jura, p. 33, T. IV, Fig. 4.
Ammodiscus gaultinus, Berthelin. Mem. Soc. Geol. France, Ser. 3, vol. I (mem. 5), p. 19, T.I, Fig. 3.
Trochammina gordialis, H:eusler, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 5, vol. X, p. 55, T. III—IV,
Fie. S—20.
Ammodisceus gordialis, Brady, Foram. Challenger, p. 333, T. XXXVIL, Fig. 7—9.
Hzusler, Neues Jahrb. f. Min. Beil. IV 1885, p. 24, T. III, Fig. 10—22, 31.
n n
Diese Art zerfällt in mehrere flach und conisch gewundene, ein- und mehr-
kammerige Varietäten, die sich gegenseitig nicht scharf abtrennen lassen und die
die Uebergänge von den einfachen typischen Ammodisken zu den Trochammineen
vermitteln. Die Texturverhältnisse erinnern an diejenigen von Ammodiscus incer-
tus, doch ist diese Species in dieser Beziehung weniger variabel als die letztere.
Kalkigsandige Formen besitzen eine relativ dickere Schale als die grössern kie-
seligen Formen der Schwammnlager.
Die äussere Form ist dagegen sehr unbeständig. Zwischen den flachspiraligen,
mit Ammodiscus incertus var. crassus isomorphen und den an Ammodiscus cha-
roides sich anschliessenden Specimina sind alle denkbaren Zwischenstufen vorhanden.
Häufig legt sich nur der letzte Umgang unregelmässig an den rotalinenähnlich ge-
bauten älteren Theil. In den Mergelbänken der Transversariuszone, noch mehr ın
der Impressazone treten die sehr kleinen Schälchen in grösster Mannigfaltigkeit
auf und es lassen sich leicht mehrere, durch die Art des Aufrollens charakterisirte
Gruppen unterscheiden, die allerdings nur für den Sammler grösseres Interesse
besitzen.
Wichtiger sind die in den weichen, schlemmbaren Mergeln beobachteten
mehrkammerigen Varietäten, die Uebergänge zu den eigentlichen Trochammineen
(Trochammina proteus) bilden. In den Transversariusschichten gehören solche poly-
thalamische Ammodisken zu den grossen Seltenheiten. Ziemlich häufig begegnen wir
ihnen in den petrographisch ähnlichen Bänken der nächsten Zone, wo die ganze Gruppe
des Ammodiscus gordialis die grösste Entwicklung im Jura erreicht. Wir finden in
diesen aschgrauen Mergeln leicht eingeschnürte, stellenweise und zwar bald im
älteren bald im jüngeren Theil gekammerte und der ganzen Länge nach gekam-
merte Individuen neben den einfachen, einkammerigen Formen.
60 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Ammodiscus gordialis !) ist im mittlern und obern Jura sehr verbreitet. Sie
erscheint zuerst in den carbonischen Schichten und lebt noch heute, ohne dass die
Art seit der poläozoischen Periode auffällige Veränderungen erlitt.
Ammodiscus charoides, Parker and Jones. Taf. IX, Fig. 22—25.
Trochammina squamata charoides Jones and Parker. Quart. Journ, Geol. Soc. vol. XVI, p- 304.
e .charoides, Carpenter. Introd. Foram., p. 141, T. XI, Fig. 3.
5 n H:eusler, Ann. and Mag. Nat. Hist., Ser. 5, vol. X, p. 56, T. IV, Fig. 21.
Ammodiscus a Brady, Foram. Challenger, p. 334, T. XXXVIIL, Fig. 10-16.
n ai Wright, Trans. R. Jer. Soc., vol. XXVIIL, p. 330, T. XIII, Fig. 10.
Von dieser eigenthümlichen Species liegen nur wenige Exemplare vor, die
mit Bezug auf Textur mit der vorigen Art genau übereinstimmen. Sie zeigen die
bekannte charafruchtähnliche Form.
Die Art ist sehr selten. Kieselige Specimina besitze ich erst aus den Schwamm-
bänken der Transversariuszone. Das Vorkommen von kalkigen Formen in ältern
Jurassischen Schichten (Bathonian) sowie in den Mergeln des mittlern und obern
Argovians ist constatirt, doch tritt sie überall ganz vereinzelt auf.
Ammodiscus pusillus, Geinitz. Taf. IX, Fig. 39—43.
Serpula pusilla, Geinitz, Verst. Zechst. u. Kohl., p. 6, T. III, Fig. 3—6.
Trochammina pusilla, Jones, Brady and Kirkby, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 4, vol. IV, p. 390,
T. XIII, Fig. 4—6.
A A Brady, Monogr. Carb. and Perm. For. p. 78, T. III, Fig. 4—5,
n F H:eusler, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 5, vol. X, p. 58, T.IV, Fig. 27—30.
Typische Exemplare dieser leicht auffälligen Art finden sich nur in den
kalkigen Schwammlagern der Zone. Gewisse sehr kleine, meistens grau erscheinende
Individuen aus jungen Mergelschichten dürften demselben Formenkreise angehören.
Was über die Textur von Ammodiscus gordialis und Ammodiscus incertus gesagt
wurde, gilt grösstentheils auch für Ammodiscus pusillus.
Ammodiscus pusillus tritt in der Schweiz vom mittleren Dogger an auf,
bleibt aber immer selten. Sie stimmt mit der paläozoischen Form genau überein.
!, Für weitere Einzelheiten über diese interessante Species verweise ich auf die eitirten
Werke von Carpenter, Parker and Jones, Brady, Karrer, Kübler und Zwingli, Schwager, Wright,
Deeke, Hzxusler ete.,
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 61
Ammodiscus filum, Schmid. Taf. IX, Fig. 48.
Serpula filum, Schmid, Neues Jahrb. f. Min., Jahrg. 1867, p. 583, T. VI, Fig. 48.
Trochammina filum, Jones, Parker and Kirkby, Ann. and Mag. Nat. Hist. vol. IV, T.IV,Fie. 389.
5 „ Brady, Carb. and Perm. Foram. p. 81, T. III, Fig. 16.
„ Hzusler, Ann. and Mag. Nat. Hist. EN 2: N EN ee
en filum, Hzusler, Neues Jahrb. f. Min. Beil. IV, 1885, p. 26, T. III, Fig. 23.
Von dieser einfach gebauten Art kommen im Jura gerade, schwach gebogene
und unregelmässig gefaltete Individuen vor. Die Textur der kieseligen und kal-
kigen Formen ist genau wie bei Ammodiscus gordialis. An einem Stück ist die
kleine Primordialkammer noch deutlich sichtbar.
Ammodiscus filum erscheint in der Schweiz zum ersten Mal mit der vorigen
Art im mittleren braunen Jura, scheint aber im weissen Jura ziemlich allgemein
verbreitet zu sein, wenn alle die kleinen röhrenförmigen Fragmente wirklich hie-
her gehören. In den meisten grauen Mergelschichten begegnet man solchen Bruch-
stücken. Die grössten und schönsten Exemplare stammen aus den Schwammbänken
der Transversariuszone.
Ammodiscus jurassicus, Heusler. Taf. IX, Fig. 44—47.
Trochammina jurassica, H:eusler, Ann. and. Mag. Nat. Hist. Ser. 5, vol. X, p. 58, T. IV, Fig. 31—40.
Neues Jahrb. f. Min. 1882, p. 59. T. IV, Fie. 4.
Beil. IV, 1885, p. 26, T. III, Fig. 33—34.
” ” )
Ammodisceus jurassieus, a s » D)
Diese interessante, miliolinenähnliche Art tritt in der Transversariuszone in
zwei verschiedenen Varietäten auf. Die grössere und grobsandige, mit Miliolina fusca
Brady sehr ähnliche ist auf die Kalkbänke beschränkt. Die kleinere, mehr ellip-
tische, allmählich in Ammodiscus gordialis übergehende Modification mit feinsandiger
Textur findet sich in den thonreichen Schichten.
Ammodiscus jurassicus gehört in die Gruppe des Ammodiscus milioloides
Parker and Jones und Ammodiscus Robertsoni Brady und ist wahrscheinlich da-
mit genetisch nahe verwandt.
Ammodiscus jurassicus tritt in typischen Exemplaren vom Bathonian (Va-
riansschichten) an auf und lässt sich bis in die untere Kreide verfolgen.
62 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius,
Gen. Trochammina, Parker and Jones.
Diese Gruppe umfasst die freien, mehrkammerigen, nautilus-, rotalia- und tro-
chusartig gewundenen Formen der Familie und schliesst sich durch die einfache
Trochammina proteus ganz direct an die Gattung Ammodiscus (Ammodiscus gor-
dialis) an. Was daher über die Ammodisken weiter oben angegeben wurde, lässt
sich auch hier anwenden.
Die Texturverhältnisse sind im wesentlichen wie bei Ammodiscus incertus.
Wir begegnen nämlich in den Transversariusschichten fein- und grobsandigen, kal-
kigen und kieseligen, glashellen oder durch Eisenoxyd gefärbten Formen in petro-
graphisch verschiedenen Bänken oder unmittelbar nebeneinander. Die annähernd
symmetrischen Arten (Trochammina proteus, T. constrieta, T. trullissata) sind in
den kalkigen Schwammbänken glashell, sehr feinsandig und meistens kieselig.
Die unsymmetrischen Species, namentlich Trochammina inflata mit ihren Varietäten
sind mehr grobsandig und fast stets etwas eisenhaltig. Sie erhalten dadurch ein
lituolaähnliches Aussehen.
Die äussere Form der Trochammineen erinnert zunächst an bekannte hyaline
Typen (Planorbulina, Truncatulina, Discorbina, Globigerina). Auch mit anderen san-
digen Gattungen (Haplophragmium, Endothyra) zeigen diese Formen auffällige
Aehnlichkeit, die durch den agglutinirenden Bau noch so erhöht wird, dass sich
selbst gut erhaltene Specimina nur schwierig unterscheiden lassen. Infolge dieser
Uebereinstimmung der morphologischen Charaktere waren Verwechslungen sehr
häufig und es ist wahrscheinlich, dass mehrere von älteren Autoren, die bekannt-
lich auf die Textur wenig Rücksicht nahmen, unter den hyalinen Arten beschrie-
bene Foraminiferen in die Gruppe der Trochamminae gehören.
Die Gattung besitzt im Jura eine gleiche Verbreitung wie die vorige.
Trochammina proteus, Karrer.') Taf. X, Fig. 6, 10, 12—17.
Trochammina proteus, Karrer, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien 1866, p. 494, T. I, Fig. 8.
Rotalina pygmzxa, Hzusler, Mikr. Struct., p. 40, T. II, Fig. 69.
Trochammina proteus, Brady, Foram. Challenger, p. 341, T. XL, Fig. 1—3.
n Fr Hzusler, Neues Jahrb. f. Min. 1885, Beil. IV, p. 28, T. III, Fig. 24—27.
') Die Bezeichnung Trochammina proteus wurde von Brady für die mehrkammerigen Formen
der von Karrer aus dem Wiener Becken abgebildeten Trochammineen angewendet. Die anderen.
von Karrer beschriebenen Individuen gehören dem Formenkreise des Ammodiscus gordialis an.
.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 63
Diese Art schliesst sich direet an Ammodiscus gordialis an und stimmt mit
Bezug auf Texturverhältnisse vollkommen damit überein.
Die äussere Form der jurassischen Specimina ist ziemlich unbeständig und
es finden sich sowohl regelmässig als unregelmässig segmentirte, flachspiralige
und rotalimaähnlich gewundene nebeneinander. Die Letzteren bilden Uebergangs-
formen zu den Varietäten der Inflatagruppe.
Trochammina proteus findet sich sowohl in kalkigen als in thonigen Schich-
ten immer neben ein- oder mehrkammerigen Modificationen von Ammodiscus gor-
dialis, sowohl in kalkigen als seltener in kieseligen Exemplaren.
Die Art scheint im Jura ziemlich allgemein verbreitet zu sein. Eine sehr
wahrscheinlich hieher gehörende kleine Form tritt bereits im Lias auf. Sie geht
in die untere Kreide des westlichen Jura über.
Die der typischen Form am nächsten stehenden Schälchen fand ich in den
Mergeln der aargauischen Impressazone. Die Figuren stellen einige Exemplare
aus den Kalkbänken der Transversariuszone dar und zeigen bereits Uebergänge in
die höher entwickelten Trochammineen.
Trochammina constrieta, Heusler. Taf. X, Fig. 2—5.
Trochammina constricta, Hx®usler, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 5, vol. X; p. 57, T. IV, Fig.23 —26.
Die typischen Exemplare dieser jurassischen Species sind länglich und be-
stehen aus wenigen (5—6) Kammern (Fig. 2, 2a), die sich umfassen. Neben ihnen
finden sich Formen mit nicht in einer Ebene liegenden, wenig umfassenden Kammern
und solche mit weniger comprimirten Schalen, die bereits an die folgenden Arten
erinnern.
Die Textur ist sehr feinsandig, wie bei der folgenden Species.
Die Figuren auf Tafel X stellen die wichtigeren Modificationen aus den
Schwammlagern dar und machen eine weitere Beschreibung überflüssig.
Trochammina constriecta wurde zuerst in den kalkigen Bänken des Bathonians
bei Birmensdorf beobachtet und geht bis in die Schwammlager des untern Sequa-
nians hinauf, bleibt aber überall auf kalkige Schichten beschränkt.
Trochammina coronata, Brady. Taf. X, Fig. 7—8, 18—19.
Trochammina coronata, Brady, Quart. Journ. Micr. Sc. vol. XIX, N. Ser. p. 58, T. V, Fig. 15.
> > » Foram. Challenger, p. 340, T. XL, Fig. 10—12.
#
64 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Die in den Transversariusschichten vorkommenden, früher als Trochammina
coronata var. und Trochammina hyalina (pars) bezeichneten Trochammineen ge-
hören unstreitig in den Formenkreis der Trochammina coronata, mit der sie in
der Art des Wachsthums und der Form der Kammern vielfach übereinstimmen.
Leider ist die Art so selten, dass es momentan nicht möglich ist zu bestimmen,
wie sie sich zu den übrigen Trochammineen verhält. Wahrscheinlich schliessen
sich die jurassischen Varietäten zunächst an Trochammina proteus an.
Sehr kleine, glashelle Trochammineen mit biconcaven Gehäusen treten schon
im obern Bathonian auf und sind in den kalkigen Schwammbänken des untern
Malms ziemlich häufig, doch ist es fraglich, ob sie zu Trochammina coronata ge-
hören. Auch in den harten Kalken des Geissberges beobachtet man sehr kleine
nautilusähnlich gerollte Trochammineen, die leider noch nicht frei herauspräpa-
rirt werden konnten.
Die Figuren 7—8 zeigen eine ziemlich constante einfache Varietät aus den
kalkigen Schwammlagern, die bald mehr an Trochammina proteus, bald an Tro-
chammina coronata oder Trochammina trullissata erinnert.
Trochammina trullissata, Brady? Taf. X, Fig. 9, 11.
Trochammina trullissata-, Brady, Quart. Journ. Mier. Se. vol. XIX, N. Ser. p. 56, T. V, Fig. 10—11.
P a „ Foram. Challenger, p. 342, T. XL, Fig. 13—16.
Unter den zahlreichen kleinen, glashellen, flachspiraligen, nautilusähnlichen
Trochammineen der Transversariuszone finden sich Formen, die mit den kleineren
Exemplaren der recenten Trochammina trullissata grosse Aehnlichkeit besitzen und
jedenfalls in die nämliche Gruppe gestellt werden müssen. Ich fasste sie früher
als Trochammina hyalina alle in eine Species zusammen, glaube aber einige mit
Trochammina trullissata vereinigen zu müssen, mit denen sie in den allgemeinen
Formverhältnissen grosse Aehnlichkeit besitzen. Die Textur ist sehr feinsandig.
Der Cement farblos, glashell, und die innere Oberfläche nicht punktirt. Indessen
ist, wenn es sich um Formen von so verschiedenem geologischen Alter handelt,
diesem Kennzeichen wahrscheinlich kein allzu grosser Werth beizulegen.
Eine ziemlich häufige und allgemein verbreitete Modification ist linsenförmig,
indem die Nabelgegend durch sehr feinsandige, durchsichtige Schalensubstanz aus-
gefüllt ist. An den in Canadabalsam eingeschlossenen Individuen sind die inneren,
aus zahlreichen Kammern bestehenden Umgänge deutlich sichtbar, und auch diese
Formen mögen einstweilen in dieser Gruppe untergebracht werden.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 65
In den schweizerischen Transversariusschichten treten diese kleinen Schälchen
überall, doch nur in kalkigem Gestein, auf. Auch im obern Bathonian, sowie in
den andern oberjurassischen Schwammlagern begegnet man ihnen.
Trochammina squamata, Jones and Parker. Taf. X, Fig. 27-29, 40.
Trochammina squamata, Jones and Parker, Quart. Journ. Geol. Soc. vol. XVI, p. 304.
4 „ Carpenter, Introd. Foram. p. 141, T. XI, Fig. 1.
2 A Hzusler, Neues Jahrb. f. Min. 1883, Bd. I, p. 60, T. IV, Fig. 8.
x e Brady, Foram. Challenger, p. 327, T. XLI, Fig. 3.
Neben den meistens sehr kleinen typischen Formen finden sich Uebergangs-
formen zu Trochammina inflata, Trochammina proteus etc. sowohl in Kalk- als in
Thonschichten.
Auf die nahe Verwandtschaft mit den lebenden und tertiären Varietäten
wurde schon früher wiederholt hingewiesen.
Trochammina squamata tritt vom untern Lias an auf und ist eine der am
weitesten verbreiteten, doch nie häufigen Arten.
Trochammina inflata, Montagu. Taf. X, Fig. 25—26.
Nautilus inflatus, Montagu, Test. Brit. Supl. p. 81, T. XVIII, Fig. 3.
Rotalina inflata, Williamson, For. Gt. Brit. p. 50, T. IV, Fig. 93—94.
Trochammina inflata, Carpenter, Introd. Foram. p. 41, T. XI, Fig. 5.
R Br Hxusler. Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 5, vol. X, p. 351, T. XV, Fig. 5—7
= n 5 Neues Jahrb. f. Min. 1883, vol. I, p. 60, T. IV, Fig. 6—7.
e a Brady, Foram. Challenger, p. 338, T. XLI, Fig. 4 a—e.
4 = Balkwill and Wright, Trans. Ir. ac., vol. XXVIII, p. 331, T. XIII, Fig. 11—12.
In den kalkigen Schwammbänken sind Exemplare, die sich von der lebenden
britischen Art, wie sie Williamson beschrieb, nicht unterscheiden, ziemlich häufig.
Neben ihnen finden sich stärker comprimirte, in Trochammina squamata über-
gehende Varietäten. Die Anfangskammern sind in der Regel undeutlich zerfressen
oder fehlen ganz. Oft sind sie unregelmässig angeordnet. Die Suturen der älteren
Kammern sind oft ausgefüllt von feinsandiger Kalksubstanz.
Diese Trochammineen sind von den gleichzeitig vorkommenden Haplophrag-
mien (Gruppe des Haplophragmium globigeriniforme) nicht leicht zu unterscheiden.
Trochammina inflata tritt mit der vorigen Art vom untern Lias an auf.
66 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Trochammina vesiculata, Uhlig.
Discorbina vesiceulata, Uhlig, D. Jurabild. in d. Umgbe. v. Brünn, p. 181, T. XVI, Fig, 4—6.
Trochammina vesieulata, Uhlig, Neues Jahrb. f. Min. 1882, Bd. I, p. 155.
A ” H:usler, Quart. Journ. Geol. Soc. vol. XXXIX.
Diese Species, die wohl auf den Jura beschränkt ist, wurde in der Schweiz
leider noch nicht in typischen Exemplaren gefunden. In den kalkigen Schwamm-
lagern beobachtet man dagegen hie und da Schälchen, die in der Art der Auf-
rollung etwas an die von Uhlig beschriebene Form erinnern. Aehnliche Gehäuse
aus denselben Schichten mit relativ grobsandiger Schale gehören wahrscheinlich
in die Gattung Haplophragmium.
Trochammina Reussi, Uhlig.
Planorbulina Reussi, Uhlig, D. Jurabild in d. Umgbg. v. Brünn, p. 181, T. XVI, Fig. >.
Trochammina Reussi, Uhlig, Neues Jahrb. f. Min. 1882, Bd. I, p. 155.
Diese interessante Art, die, wie Uhlig angiebt, mit der recenten Trochammina
coronata Brady einige Aehnlichkeit besitzt, nimmt eine Mittelstellung zwischen
den einfachern jurassischen Species (Trochammina constrieta und Trochammina
proteus und Trochammina coronata) ein. Grosse Exemplare, wie sie Dr. Uhlig
sammelte, sind in der Schweiz äusserst selten.
Die Textur der vorliegenden Exemplare stimmt mit derjenigen von Tro-
chammina constrieta genau überein. Trochammina Reussi scheint auf den untern
weissen Jura beschränkt zu sein. In der Schweiz wurde sie erst in den kalkigen
Schwammbänken neben den genannten Varietäten gesammelt.
Trochammina globigerinoides, Heusler. Taf. X, Fig. 20—22, 23?
Trochammina globigerinoides, Hzusler, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 5, vol. X, p. 352, T. XV,
Fig. 8S—9.
Diese Art zeichnet sich durch die geringe Zahl der rasch an Grösse zuneh-
menden Kammern von allen anderen Trochammineen leicht aus. Die Textur ist wie
bei Trochammina constrieta sehr feinsandig und die Schalen werden vollständig
durchsichtig in Canadabalsam.
Trochammina globigerinoides wurde erst in den kalkigen Schwammbänken
beobachtet und ist eine sehr seltene Form.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 67
Trochammina calcar. Sp. Nov. Taf. X, Fig. 24.
Diese neue Varietät besitzt eine kleine, aus rasch anwachsenden, länglichen
Kammern bestehende, sternförmige Schale, die etwas an die lebende Globigerina
digitata Brady erinnert. Die Figur stellt ein typisches Exemplar vor. Die Textur
ist sehr feinsandig wie bei Trochammina constricta. Trochammina calcar wurde
erst in den kalkigen Schwammlagern der Transversariuszone entdeckt und ist sehr
selten.
Trochammina (2) Helveto-jurassica, Heusler. Taf. X, Fig. 30—31.
Trochammina Helveto-jurassica. H:eusler, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 5, vol. X, p. 352,
T. XV, Fig. 10-11.
In den weichern, „versteinerungsleeren“ obern Bänken der Zone beobachtet
man kleine bischofstabföormige Schälchen, die in der Zusammensetzung der Wände
genau an die gleichzeitig auftretende Ammodiscus gordialis erinnert und sehr
wahrscheinlich zu den Trochammineen gehört. Die untern Kalkbänke enthalten
ebenfalls eine bischofstabförmige Foraminifere, die im ältern Theile eine Troch-
ammina inflata darstellt. Beide sind wohl Varietäten einer und derselben
Species, die einstweilen als Trochammina Helveto-jurassica bezeichnet werden kann,
bis es mit besserem Material gelingt, ihre wahre Natur sicher zu erkennen.
Gen. Hormosina, Brady.
Die geraden, freien Trochammininen gehören im Jura zu den seltensten Ueber-
resten. Bis jetzt sind mir nur wenige Exemplare von zwei, jedenfalls nahe ver-
wandten Species bekannt. Ob gewisse trichterförmige Schälchen mit sehr fein-
sandiger Schale, die einzelne Kammern einer nodosarienähnlichen Foramimifere zu
sein scheinen, in diese Gruppe gehören, kann ich noch nicht entscheiden.
Hormosina chrysalis, Heusler. Taf. X. Fig. 33.
Nodosaria chrysalis, Hsusler, Mikr. Struct. p. 34, T. II, Fie. 51.
Hormosina cehrysalis, Hxusler, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 5, vol. X, p. 354, T. XV, Fig. 12--15.
Von dieser leicht kenntlichen Species besitze ich erst wenige typische Exem-
plare aus den kalkigen Schwammbänken. Vielleicht bilden kleme, nur in Frag-
menten bekannte Schälchen aus dem obern Argovian und untern Sequanian eine
eigene Varietät von Hormosina.
63 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Hormosina Transversarii, Heusler. Taf. X, Fig. 34 (und 32?).
Nodosaria Transversarii, H:eusler, Mikr. Struct. p. 34, T. II, Fig. 52.
Hormosina Transversarii, Hxusler, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 5, vol. X, p. 354, T. XV, Fig. 14.
Auch von dieser schlanken Hormosina liegen erst wenige Stücke aus den
kalkigen Scyphienbänken der Transversariuszone vor. Die Figur 32 zeigt ein
plumperes, dentalinenähnliches, feinsandiges Schälchen mit trochamminaähnlicher
Textur, das ebenfalls in die Nähe von Hormosina Transversarii zu gehören scheint.
Gen. Webbina, d’Orkigny.
Ueber diese eigenthümlichen, festsitzenden Trochammineen ist leider für den
Jura noch wenig Sicheres bekannt. Doch scheint eine Species (Webbina irregularis)
in diesen Formationen ziemlich allgemein verbreitet zu sein. Infolge der geringen
Grösse und der Art des Vorkommens entziehen sie sich sehr leicht der Beobach-
tung. Ob die zweite Form (Webbina planorbiformis) wirklich in diese Gruppe gehört,
ist zweifelhaft. Einstweilen kann sie hier angeführt werden, bis mehr Material
vorliegt. Die festsitzenden Trochammineen erscheinen in der Schweiz vom untern
Lias an (Gryphitenkalk der Schambelen), doch ist es möglich, dass die kleinen
schmarotzenden Schälchen aus dem Muschelkalk des Rheinthales ebenfalls Web-
binen sind.
Webbina irregularis, XOrbiyny. Taf. X, Fig. 35—38.
Sehr kleine Specimina finden sich vereinzelt neben Placopsilinen auf Brachio-
podenschalen in den untern Kalkbänken.
Webbina planorbiformis, Heusler. Taf. X, Fig. 39.
Wie bereits oben bemerkt wurde, ist die Zugehörigkeit dieser spiraliggewun-
denen Varietät zu Webbina nicht mit absoluter Sicherheit erwiesen. Es ist möglich,
dass es sich um eine einfache, regelmässige Mutation von Nubeeularia lucifuga handelt,
worüber weitere Beobachtungen an reichlicherem Material angestellt werden müssen.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius, 69
Fam. Textularidae.
Während die älteren und mittleren jurassischen Schichten nur wenige ein-
fache Typen dieser grossen Familie enthalten, schliessen die Transversariusschich-
ten eine ausserordentlich mannigfaltige Textularidenfauna ein. Mit ganz vereinzel-
ten Ausnahmen sind die Schalen sandig, so dass sie in die Gruppe der Arenacea
gehören. Die Familie ist durch eine Anzahl einfacher und dimorpher Formen, die
sich alle durch die Unbeständigkeit der morphologischen Charaktere auszeichnen,
vertreten. Leider wird das Studium durch den schlechten Erhaltungszustand,
namentlich mit Bezug auf die so wichtigen Mündungsverhältnisse sehr schwierig.
Immerhin lassen sich höchst interessante Beobachtungen über den genetischen Zu-
sammenhang der einzelnen Gruppen und deren Stellung zu paläozoischen und
jüngern fossilen und recenten Typen anstellen. Uebergangsformen, sowie ver-
kümmerte Individuen, die wichtige Aufschlüsse über die Abstammung geben, sind
nicht selten.
Am häufigsten sind die Textularien, die eine Unmasse verschiedener Varie-
täten geologisch weit verbreiteter Species bilden. Neben den normal entwickelten
Stücken finden sich Monstruositäten mit überzähligen Kammern im ältern Theil der
Schale, wodurch spiroplecten- und gaudrynaähnliche Formen entstehen. Die vorn
verlängerten Individuen mit sehr schief gestellten Kammern gehen allmählich in
Bigenerinen über. Eigenthümlicherweise besitzen die beiden neuen Arten (Bige-
nerina arcuata und deceptoria) eine sehr feinsandige Textur (wie die typischen
Trochammineen der Zone) und bilden daher eine isolirte Textularidengruppe, die
auf dem Jura beschränkt zu sein scheint.
Die Textulariden verhalten sich genau wie die früher beschriebenen Lituoliden,
d. h. die Grössen- und Texturverhältnisse wechseln mit der Zusammensetzung des
Gesteines sehr bedeutend. Für die Kalkbänke sind die grossen unregelmässigen
Valvulinen und die feinsandigen Bigenerinen bezeichnend.
Subfam. Textularinae.
Diese Unterabtheilung spielt im Jura eine viel wichtigere Rolle als diejenige
der Bulimininae und umfasst mehrere geologisch und geographisch sehr weit ver-
breitete Gruppen.
70 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
In grösserem Formen- und Individuenreichthum tritt sie im schweizerischen
‚Jura erst mit dem mittlern und obern Dogger auf. In den Transversariusschichten
erreicht sie das Maximum der Entwicklung im Jura und nimmt nach oben rasch
ab. Für den ganzen Jura ist die grosse Seltenheit hyaliner Formen bezeichnend.
Diese werden durch grob- und feinsandige Varietäten ersetzt. Dasselbe gilt übrigens
auch für die untern Kreideschichten der Schweiz.
Die Zahl der Arten ist eine kleine, dagegen entstehen zahllose Varietäten,
die bald mehr, ‚bald weniger constant und horizontal ziemlich allgemein verbreitet sind.
Gen. Textularia, Defrance.
Es wurde schon oben angedeutet, dass sich neben den typischen Textularien
häufig Formen mit abnormalem Bau finden, die die Uebergänge zu den Spiroplecten
und Gaudryinen bilden. Alle Arten gehören geologisch sehr verbreiteten Typen
an, die zum Theil schon in paläozoischen Formationen auftreten. Die verzierten
Typen, die in jüngern Schichten häufig werden, sowie glashelle, grobporöse Varie-
täten fehlen in der Transversariuszone vollständig, alle gehören in die Reuss’sche
Gruppe Plecaninen mit kalkig sandigen Schalenwänden. Dass sie übrigens mit den
hyalinen Formen nahe verwandt sind, beweist das Vorkommen von Individuen mit
einzelnen sandfreien Kammern. Die Varietäten der Kalkbänke mit Schwämmen
sind in der Regel sehr gross und grobsandig, während diejenigen der Mergel viel
kleiner und feinsandig sind. Die Grössenunterschiede können sehr beträchtlich
werden, wie die abgebildeten Exemplare von Textularia agglutinans zeigen.
Die Gattung Textularia erscheint in ganz vereinzelten Exemplaren vom untern
Lias an.
Textularia sagittula, Defrance. Taf. XI, Fig. 20—25, 38.
Textularia sagittula, Defrance, Diet. Se. Nat. vol. XXXI, p. 177, vol. LIII, p. 344, T. XIII, Fig. 5.
= euneiformis, Orbigny, Foram. Cuba, p. 138, T. I, Fig. 37 und 38.
5 = Williamson, Ree. For. Gt. Brit. p. 75, T. VI, Fig. 158—159.
A agglutinans, var. sagittula, Parker and Jones, Phil. Trans. vol. CLV, p. 369, T. XVII, Fig. 77.
sagittula, Brady, Foram. Challenger, p. 361, T. XLII, Fig. 17—18.
Typische Exemplare dieser Art gehören im Jura zu den Seltenheiten. Die
vorliegenden Exemplare können theilweise als Uebergangsformen zu Textularia
agglutinans bezeichnet werden und stimmen auch mit Bezug auf Textur mit der
letzteren Art nahe überein.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 71
Textularia sagittula tritt im Lias auf und geht bis in die Kreide hinauf,
wo sie viel häufiger wird. (Valanginian und Neocomian des westlichen Jura.)
Textularia agglutinans, d’Orbigny. Taf. XI, Fig. 1-16, 47—50 und 52.
Textularia agglutinans, d’Orbisny, Foram. Cuba, p. 136, T. I, Fig. 17—18, 32—34.
n a Parker and Jones, Phil. Trans., vol. CLV, p. 369, T. XV, Fig. 21.
Plecanium agglutinans, Reuss, Sitz. k.k. Ak. Wiss. Wien, vol. LIX, p. 452, T. I, Fig. 1—2.
Textuluria agglutinans, Brady, Foram. Challenger, p. 363, T. XLII, Fig. 1—3, 4, 12.
Die häufigste jurassische Textularia, die in den Kalk- und Mergelschichten
der Transversariuszone in enormer Individuenmenge auftritt. Es lassen sich leicht
mehrere Varietäten unterscheiden, je nach dem Neigungswinkel der Kammern, oder
der allgemeinen Form und Textur. Die Figuren stellen die wichtigsten dar und
erfordern keine besondere Beschreibung. Die sehr grossen grobsandigen Formen
treten fast ausschliesslich in den kalkigen Schwammlagern auf. Leider ergeben
die sorgfältigsten Beobachtungen über die Structur keine befriedigenden Resultate,
aber es scheint, dass die jurassischen Formen einfacher gebaut sind als die in
jüngern geologischen Perioden lebenden. (Moebius, Foram. Mauritius, pag. 93.)
Textularia agglutinans tritt im ganzen Jura, vom untern Lias an in un-
gefähr 12 hauptsächlichen Varietäten auf. Die von Gümbel, Schwager und Kübler
und Zwingli aus dieser Zone beschriebenen schlanken Textularien gehören alle in
diese Gruppe.
Textularia gramen, d’Orbigny. Taf. XI, Fig. 26—27, 37.
b}
Textularia gramen, d’Orbigny, Foram. Foss. Vienne, p. 248, T. XV, Fig. 4.
n » Brady, Foram. Challenger, p. 365, T. XLIH, Fig. 9—10.
In den Formenkreis der Textularia gramen gehören die kleinen, kurzen,
ziemlich feinsandigen Varietäten der obern Mergelbänke und der jüngern juras-
sischen und cretacischen Zonen.
Textularia gibbosa, d’Orbigny. Taf. XI, Fig. 283—36.
Textularia gibbosa, d’Orbieny, Ann. Soc. Nat. vol. VII, p. 262, Mod. 28.
= n Parker, Jones and Brady, Ann. Mag. Nat. Hist. Ser. 3, vol. XVI, p. 22.
5 globulosa, Ehrenberg, Abh. k. Ak. Berlin, vol. I, p. 135, T. IV, Fie. 13.
er cordiformis, Schwager, Würt. Jahresh. vol. XIX, p. 139, T. VII, Fie. 15,
-ı
ID
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
In den kalkigen Schwammlagern tritt ziemlich häufig eine grosse, grobsan-
dige Varietät von Textularia gibbosa auf. Die Figuren zeigen drei typische
Repräsentanten und eine abnormal gebaute Form.
Mit Ausnahme einer kleinen, mehr länglichen Textularia (Plecanium) aus
dem Bathonian, die wahrscheinlich demselben Formenkreise angehört, kennen wir
aus dem schweizerischen Lias und Dogger diese Art noch nicht. Auch in den
jüngern jurassischen Zonen scheint sie zu fehlen. In den kalkigen untern Bänken
der Transversariuszone tritt sie dagegen überall vereinzelt auf.
Textularia conica, d’Orbigny. Taf. XI, Fig. 40—42, 45—46.
Textularia conica, d’Orbigny, Foram. Cuba, p. 135, T. I, Fig. 19—20.
n e Brady, Foram. Challenger, p. 365, T. XLIII, Fig. 13—14, T. CXTIII, Fig. 1.
Eine kleine Varietät von Textularia conica ist m den Schwammbänken
ziemlich häufig. In der allgemeinen Schalenform und Textur erinnert sie etwas
an die gleichzeitig auftretende, aber weniger elliptische Valvulina conica. Wo die
Nähte deutlich sichtbar sind und der obere Theil frei ist, treten die Unterschiede
natürlich sofort deutlich hervor.
In den Mergeln der jüngern jurassischen Zonen und namentlich des Neocomians
und Valanginians begegnen wir ziemlich häufig einer kleinen Modification derselben
Species mit sehr niedrigen Segmenten. Alle vorliegenden Exemplare sind sandig
und äusserlich etwas rauh.
Textularia conica tritt in der Schweiz erst vom obern Bathonian (Varians-
schichten) an auf. Innerhalb der Transversariuszone ist sie allgemein verbreitet.
Textularia trochus, d’Orbigny? Taf. XI, Fig. 43—44.
Textularia trochus, d’Orbigny, Mem, Soc. Ge&ol. France, vol. IV, p. 45, T. IV, Fig. 25—26.
n cuneiformis, var. conica, Williamson, Ree. For. Gt. Brit. p. 75, T. VI, Fig. 160—161.
n trochus, Jones, Parker and Brady, Foram. Crag. T. III, Fig. 17—18.
Das Vorkommen dieser Species ist noch nicht genügend erwiesen, indessen
glaube ich, einige kleine Textularien mit annähernd kreisrunder Basis damit ver-
einigen zu müssen. Ueber den innern Bau derselben ist noch nichts bekannt.
Gen. Bigenerina, d’Orbigny.
Diese dimorphen Textulariden mit anfangs regelmässig zweizeilig (textula-
rienähnlich) angeordneten, später in einer geraden Linie liegenden Kammern
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
-1
os
gehören zu den interessantesten Ueberresten der Zone. Sie zeichnen sich durch
die grosse Unbeständigkeit der Form aus, lassen sich aber leicht in drei Species,
die zwei Gruppen bilden, eintheilen. Neben den typischen Formen finden sich
auch eigenthümlich gedrehte Individuen.
Trotz der Formverschiedenheit blieben die Texturverhältnisse sehr constant.
Bigenerina nodosaria ist relativ grobsandig, Bigenerina arcuata und Bigenerina
deceptoria dagegen sehr feinsandig und zwar so, dass abgelöste Fragmente kaum
von Hormosinen unterschieden werden können.
Ueber die geologische Verbreitung der Bigenerinen ist leider noch sehr
wenig bekannt. Das Vorkommen eigenthümlicher dimorpher Typen in paläozoischen
Formationen deutet auf das hohe Alter dieser Formengruppe hin. In der Schweiz
beobachtete ich sie vereinzelt im obern Bathonian und im ganzen Malm. Die
feinsandigen Arten sind auf die in grossen Tiefen abgelagerten Kalkbänke be-
schränkt.
Bigenerina nodosaria, d’Orbigny. Taf. XII, Fig. 1—4.
Bigenerina nodosaria, d’Orbigny, Ann. Sc. Nat. vol. VII, p. 261, T. XI, Fig. 9—12.
Bigenerina agglutinans, d’Orbigny, Foram. Foss. Vienne, p. 238, T.. XIV, Fig. 8-10.
Textularia agglutinans, var. (Bigenerina) nodosaria, Parker and Jones, Phil. Trans. vol. CLV,
p. 371, T. XV, Fie. 25, T. XVII, Fig. 80.
Bigenerina nodosaria, Brady, Foram. Challenger, p. 369, T. XLI, Fig. 14—18.
Wahrscheinlich gehören alle etwas grobsandigen Bigenerinen unseres ‚Jura
in diese Gruppe. Die wenigen Exemplare aus den Transversariusschichten stimmen
in den wesentlichen Merkmalen mit den tertiären und recenten Formen ziemlich
genau überein.
Bigenerina nodosaria ist eine der seltensten Foraminiferen der ganzen Zone.
Bigenerina arcuata, Heusler. Taf. XII, Fig. 5—7, 40—43; Taf. X, Fig. 39.
Bigenerina arcuata, H:eusler, Bull. Soc. Vaud. Sc. Nat. vol. XVIII, p. 227.
Diese Art ist in Form und Grösse ungemein veränderlich. Die typische Form
besteht aus einem aus 6 —10 Kammern bestehenden, regelmässig alternirenden tex-
tularienähnlichen Theil, an welchen sich schief der jüngere, aus 3—5 Kammern
mit geneigten Suturen bestehende gerade Theil anlegst. Die Textur ist immer
sehr feinsandig, so dass diese Species mit keiner andern verwechselt werden kann.
Sie findet sich nur in den kalkigen Schwammlagern des obern Jura in nor-
mal entwickelten Exemplaren.
10
74 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Bigenerina deceptoria, Hausler. Taf. XI, Fig. 8-13.
Bigenerina deceptoria, Hzusler, Bull. Soe. Vaud. Sc. Nat. vol. XVIII, p. 227.
Diese Art ist wahrscheinlich der vorigen sehr nahe verwandt und zeichnet
sich durch die eigenthümliche Form des älteren Theiles aus. Die alternirenden
Kammern sind äusserlich nicht oder nur selten ganz undeutlich sichtbar, so dass
diese Form ein nodosariaähnliches Aussehen erhält. Der jüngere Theil besteht
meistens aus drei grossen Kammern mit schiefen Nähten.
Die Textur ist feinsandig, wie bei Textularia arcuata, mit der sie überall
auftritt.
Gen. Spiroplecta, Ehrenberg.
Unter den zahllosen Textularien der Agglutinansgruppe beobachtet man ver-
einzelte Exemplare mit mehr oder weniger regelmässig spiralig angeordneten
Primordialkammern. Wo diese Art des Wachsthums ganz regelmässig wird, ent-
stehen die an Spiroplecta erinnernden Formen. Die wenigen vorliegenden Schalen
stimmen in allen anderen Merkmalen so genau mit Textularia agglutinans
überein und Uebergänge sind so häufig, dass sie jedenfalls dem Kreise dieser
Textularien zugezählt werden müssen. Dagegen mögen sie, wie es heute gewöhn-
lich geschieht, als Spiroplecta biformis angeführt werden.
Spiroplecta biformis, Parker and Jones, Taf. XI, Fig. 48, 49, 51.
Textularia agglutinans, var. biformis, Parker and Jones, Phil. Trans. vol. CLV, p. 370, T. XV,
Fig. 23—24.
Spiropleeta biformis, Brady, Foram. Challenger, p. 376, T. XLV, Fig. 25—27.
a 5 Balkwill and Wright, Trans. R. Ir. Soe. vol. XXVIIL, p. 333, T. XIII, Fig. 21
und Holzschnitt 2.
Die Figuren zeigen drei typische jurassische Repräsentanten dieser interes-
santen Gruppe.
Spiroplecta biformis findet sich hauptsächlich in weicheren Mergelbänken
neben den ziemlich feinsandigen Textularien, ist aber eine der selteneren Er-
scheinungen.
Porammiferen der Zone des Ammonites transversarius. 75
Gen. Gaudryina, d’Orbigny.
Typische Gaudryinen mit deutlich dreizeiliger Anordnung der älteren Kam-
mern kommen in den Transversariusschichten keme vor. Dagegen entstehen
durch starke Drehung des älteren Theiles oder durch Einschieben einer neuen
Kammer gaudryinaähnliche Formen, die aber alle in jeder anderen Hinsicht so
sehr mit den normalen Textularien (Textularia agglutinans) übereinstimmen, dass
ich sie davon einstweilen nicht abtrennen kann.
Gen. Valvulina, d’Orbigny.
Diese Gattung ist im schweizerischen Jura durch mehrere, drei Gruppen an-
gehörende Arten vertreten, die in den Kalkbänken der Transversariuszone neben
einander vorkommen. (Valvulina triangularis, V. conica, V. bulloides.)
Die kleineren Formen, die oft die Kammern äusserlich nicht mehr erkennen
lassen, werden leicht mit anderen Foraminiferen verwechselt, und es ist wahr-
scheinlich, dass mehrere jurassische Valvulinen unter anderen Gattungen an-
geführt sind. Die Textur ist stets sandig, meistens ziemlich feinsandig.
Was über ältere und jüngere Valvulinen im Allgemeinen gesagt wurde, gilt
auch für die schweizerischen Species und ich verweise daher auf die unten
eitirten Autoren.
Die Gattung Valvulina tritt in einer sehr kleinen Varietät vom untern Lias
an auf. Bestimmbare Exemplare besitze ich erst aus jüngeren Schichten (vom
oberen Bathonian an). Die grossen Valvulinen des Jura sind auf die Kalkbänke
beschränkt.
Valvulina triangularis, d’Orbiyny. Taf. XI, Fig. 23— 24.
Valvulina triangularis tritt im Jura in mehreren einfachen, meistens sehr
kleinen Varietäten auf. Die grosse, ziemlich grobsandige Form der Kalkbänke
beschrieb ich irrthümlich als eine Rotalia mit chemisch veränderter Schale
(Rotalia Mayeri). In den weicheren Mergelschichten begegnen wir ziemlich häufig
einer kleinen, sehr veränderlichen Foraminifere, mit oft bräunlich gefärbter
Schale, die möglicherweise in den nämlichen Formenkreis gehört.
76 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Die typische Valvulina triangularis tritt in der Schweiz erst von der unteren
Kreide (Valanginian) an auf.
Valvulina conica, Parker and Jones. Taf. XI, Fig. 27 —35.
Valvulina triangularis, Parker and Jones, Ann. and Mag. Nat. Hist. vol. XIX, p.295, T. XI, Fie. 15 —16.
3 A var. eonica, id. Phil. Trans. vol. CLV, p. 406, T. XV, Fig. 27.
3 conica, Brady, Foram. Challenger, p. 592, T. XLIX, Fig. 15—16.
In den Transversariusschichten, sowie in mehreren anderen jurassischen
Zonen begegnen wir einer ziemlich grossen Anzahl conischer Valvulinen, die trotz
der grossen Formverschiedenheiten eine einzige Gruppe bilden, als deren Typus
die regelmässige Form mit annähernd gleichseitiger Schale gewählt werden muss.
Neben den hohen Varietäten begegnen wir sehr stark comprimirten regelmässigen
Individuen, die zunächst an Valvulina fusca Williamson erinnern, sowie unregel-
mässigen Schalen, die mit gewissen Modificationen der paläozoischen Valvulina
palaeotrochus die grösste Aehnlichkeit besitzen. Dr. Uhlig beschrieb als Valvulina
Karreri eine im mittleren und oberen Jura ziemlich häufige, auffällige Varietät
dieser Gruppe. Die Figuren zeigen die hauptsächlichen Abweichungen von der
hohen Stammform. Valvulina conica tritt vom mittleren braunen Jura an in der
Schweiz auf.
Valvulina bulloides, Brady? Taf. XII, Fig. 25—26.
Die Zusammengehörigkeit der vorliegenden Foraminiferen mit Valvulina bul-
loides oder mit der Gattung Valvulina überhaupt ist noch nicht erwiesen. Die
Stellung der Kammern und die Textur scheinen auf die Verwandtschaft mit den
Textulariden hinzuweisen. Leider ist das abgebildete Stück ein Unicum, an dem
weitere Details nicht sichtbar sind.
In der allgemeinen Form erinnert es ebenfalls an die länglichen Varietäten
von Haplophragmium globigeriniforme derselben Zone, von der es sich aber durch
die feinsandige Textur sofort unterscheidet.
Subfam. 2. Bulimininae.
Ueber die Verbreitung dieser Unterfamilie im Jura ist noch sehr wenig
bekannt. Sie spielt eine höchst unbedeutende Rolle. Dagegen scheinen bereits
oraminifer r es Ammonites transversarius. 7
Fora feren der Zone des A tes transve 7
einige interessante Typen existirt zu haben. Vor mir liegen mehrere entschieden
in diese Gruppe gehörende Formen, die aber keine genauere Bestimmung ermög-
lichen. Sie schliessen sich zunächst an noch lebende Species der Gattungen
Bulimina, Pleurostomella, Virgulima und Bolivina an. Der Erhaltungszustand der
meistens sehr kleinen Schälchen ist durchwegs ein schlechter, namentlich sind die
Mündungen aller Exemplare nur undeutlich sichtbar oder ganz verdeckt. Die
eröberen sandigen Pleurostomellen finden sich in Kalk- und Mergelbänken, die
übrigen Formen nur in den weicheren Mergelschichten. Aehnliche Foraminiferen
treten vereinzelt auch in den jüngeren jurassischen Zonen auf.
Gen. Bulimina, d’Orbigny? Taf. XII, Fig. 36—37.
In den thonigen Bänken der Zone des Ammonites transversarius, der Ter. im-
pressa und in einem weichen Mergel, der wahrscheinlich die Zone des Ammonites
bimammatus repräsentirt (bei Delemont), kommen kleine, kurze, kugelige Schälchen
vor, die in der Form zunächst an tertiäre Buliminen erinnern. Da die Gattung
anderwärts in älteren Formationen gefunden wurde, ist es wahrscheinlich, dass
wir es mit verkümmerten Exemplaren einer mit Bulimina pyrula OÖ. nahe ver-
wandten Art zu thun haben.
Gen. Pleurostomella, Reuss (?).
In diese eigenthümliche Gattung müssen wahrscheinlich die leider sehr
seltenen und schlecht erhaltenen textularia- und bigenerinaähnlichen Formen, die
auf Taf. XII dargestellt sind, gestellt werden. Die Zahl und Form der Kammern,
sowie die Stellung sind an jedem Exemplar verschieden; dennoch glaube ich,
dass diese alle eine einzige Art bilden, die vorläufig als Pleurostomella jurassica
bezeichnet werden kann.
Pleurostomella jurassica, sp. nov. Taf. XII, Fig. 14—22.
Die langen, schlanken Varietäten dieser interessanten Art sind in der
Jugend ziemlich regelmässig textularienartig, zweizeilig. Die jüngeren Segmente
reihen sich mehr geradlinig aneinander, mit alternirend schiefen Suturen. Die
Mündung, deren Form an keinem Exemplar beobachtet werden konnte, liegt
seitlich.
78 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
An anderen Schalen ist die Anordnung der Kammern mehr unregelmässig
und die Spindel ist mehr oder weniger gedreht. Die Kammern selbst sind
meistens mehr kugelig als bei den gleichzeitig vorkommenden Textularien.
Die Textur scheint stets feinsandig zu sein.
Weitere Beobachtungen werden jedenfalls ganz interessante Resultate über
die wahre Natur dieser dimorphen Formen geben.
Gen. Virgulina, d’Orbigny.
In ihrer bereits mehrfach eitirten Abhandlung über die Foraminiferen des
schweizerischen Jura führen Kübler und Zwingli als Valvulina farcimen eine
kleine Textularide an, die, wie schon früher Professor Jones angab, wahrschein-
lich eine kleine Virgulina ist.
Das von den genannten Autoren abgebildete Exemplar scheint im älteren
Theil der Schale spiralig, im jüngeren zweizeilig zu sein und entspricht somit in
diesen Punkten den einfachen Virgulinen jüngerer Formationen.
Ueber die Mündungsverhältnisse geben weder die Figur noch der Text
Aufschluss.
Nach der Form der Endkammer zu urtheilen, lag die Oeffnung seitlich wie
bei den typischen Buliminen.
Da das betreffende Stück ein Unieum ist und mir trotz mehrjähriger Unter-
suchungen kein einziges Exemplar vor Augen kam, ist die Möglichkeit nicht aus-
geschlossen, dass es sich um ein monströses Individuum einer ganz anderen
Formengruppe handelt, oder dass beim Zeichnen der Figur die gegenseitige
Stellung der älteren Segmente nicht ganz naturgetreu dargestellt wurde. Die
Beschreibung passt übrigens auf die bolivinenähnlichen Schalen des oberen Jura.
Die eigenthümliche Aufeinanderfolge der drei ersten Kammern ist bekanntlich
unter normal regelmässig alterirenden, nicht spiraligen Textulariden eine häufige
Erscheinung.
Vor der Hand kann die von Kübler und Zwingli beschriebene Form als
Virgulina farcimen bezeichnet werden. Es ist zu hoffen, dass weitere For-
schungen weitere Funde ans Licht bringen werden, um das Auftreten dieser
interessanten Gattung im unteren Malm sicher constatiren zu können.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 79
Gen. Bolivina, d’Orbigny.
Im ganzen mittleren und oberen Jura begegnet man vereinzelten, sehr
kleinen, in der Form an Textularien, in den Mündungsverhältnissen an Buli-
minen erinnernden glashellen Schälchen, die wohl alle in die Gattung Bolivina
gehören. Die Transversariusschichten enthalten zwei verschiedene Arten, von
denen die eine zum Formenkreis der Bolivina punctata, die andere zu Bolivina
nitida gestellt werden muss.
Alle vorliegenden Exemplare stammen aus den oberen thonigen Bänken,
finden sich aber etwas grösser in den Mergeln der folgenden Zone.
Die seltenere Bolivina dieser Schichten dürfte mit Bolivina punctata!)
identisch sein, doch wage ich nicht ohne weiteres Material die Zusammengehörig-
keit zu behaupten. Die kleinen Schälchen wurden erst auf den Canadabalsam-
präparaten des feinsten Schlammrückstandes sichtbar, und in solchen Fällen ist
es nicht leicht, Vergleichungen anzustellen. Es ist wohl möglich, dass die von
Kübler und Zwingli als Virgulina farcimen?) aus derselben Zone beschriebene Art
ebenfalls zu Bolivina gehört. Die Abbildung und Beschreibung geben hierüber
keinen sicheren Aufschluss.
Bolivina nitida, Brady? Taf. XII, Fig. 38—39.
Bolivina laevigata, Brady, Quart. Journ. Mier. Sc. vol. XXI, N. Ser. p. 57.
Bolivina nitida, Brady, Foram. Challenger, p. 420, T. LII, Fig. 30.
In den oberen Mergelschichten der Transversariuszone ist eine kleine, an
Bolivina nitida erinnernde Art ziemlich häufig. In der Form stimmen sie mit der
lebenden Species ziemlich genau überein. Sie zeichnen sich vor allen anderen
Textulariden der Zone durch die Beschaffenheit der glashellen, glänzenden Schale
aus. Die Figur zeigt ein relativ grosses Exemplar.
Diese Art tritt im braunen Jura (Variansschichten) zum ersten Mal auf und
geht durch den ganzen Malm.
!) D’Orbigny, Foram. Amer. mer. p. 61, T. VIII, Fig. 10—12.
Moebius, Foram. Mauritius, p. 94, T. IX, Fig. 9—10.
®2) Nach Prof. Jones Kritik der Kübler'schen Schrift könnte diese Art eine Virgulina sein.
Ich besitze leider kein mit der Kübler’schen Form übereinstimmendes Exemplar, so dass ich sie
einstweilen als Virgulina fareimen ansehen muss.
s0 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Fam. Lagenidae.
Die dieser grossen Abtheilung der Hyalinea oder glasartigen Foraminiferen
angehörenden Arten der Transversariuszone sind viel besser bekannt als die in den
vorangehenden Abschnitten behandelten Formen. Die Lageniden dieser Zone ge-
hören alle einfachen weit verbreiteten Typen an, von denen mehrere im Jura die
grösste Entwicklung erreichen. Sie zeichnen sich durch die Unbeständigkeit der
Schalenform aus und wurden daher von älteren Autoren mit einer ganzen Reihe
Artennamen belest, von denen nur sehr wenige heute noch im Gebrauche sind.
In keiner andern jurassischen Gruppe sind Uebergänge von Arten und ganzen Gat-
tungen so häufig und infolge dessen die Grenzen der kleinen und grösseren Formen-
kreise so verwischt wie bei den einfachen Lageninen und Nodosarinen.
Ueber den Umfang der einzelnen Gruppen konnten sich die Forscher lange
nicht einigen und namentlich auf dem Continente blieben bis vor ganz kurzer Zeit
die längst von Parker und Jones veröffentlichten Ansichten so viel als ganz unbe-
rücksichtigt. In neuerer Zeit wurden die Gattungen schärfer definirt, so weit dieses
überhaupt möglich ist, und es empfiehlt sich, die von Brady in der oft genannten
Monographie der Challengerforaminiferen gegebenen Beschreibungen ein für alle
Mal als Basis gelten zu lassen. Freilich ist dadurch eine gänzliche Umarbeitung
älterer Artenverzeichnisse absolut nothwendig, wodurch für einige Zeit Verwirrung
entstehen wird, indessen gelangt man nur auf diese Weise zu einem einheitlichen
System. Die folgenden Bemerkungen beziehen sich ausschliesslich auf unsere juras-
sischen Vorkommnisse.
In Schichten mit sehr mannigfaltiger Lagenidenfauna lassen sich immer mit
grösster Leichtigkeit lange Ketten, die die einfachsten mit den höchsten Typen
unzertrennlich verbinden, aufbauen. Wo die Schalen klein und oft verkümmert
sind, wie in den schlemmbaren Mergeln des untern Malms, treten die Unterschiede
noch viel weniger scharf hervor als an den grossen Formen gewisser liasischer
Schichten oder namentlich tertiärer Formationen, und es müssen daher hier mehr als
je ganz unbedeutende, oft zufällige Merkmale berücksichtigt werden. Dennoch
können wir ziemlich genau dem von Brady eingeschlagenen Wege folgen und auch
seine Arten mögen für den obern Jura gelten. Nur in ganz wenigen Fällen ist
es zweckmässig, um allzu grosse Formenkreise zu verhüten, andere Artennamen
zu gebrauchen. Die Gattungen bleiben die selben und im nämlichen Umfang, und
wir können daher die Hauptgruppen kurz folgendermassen charakterisiren.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. sı
Die Gattung Lagena, die die Unterfamilie Lageninae bildet, umfasst die ein-
kammerigen Formen und zwar sowohl diejenigen mit kreisrundem als ovalem Quer-
schnitt, die früher getrennt gehalten wurden. Das Vorkommen von zweikamme-
rigen Individuen deutet auf den nahen genetischen Zusammenhang mit den Nodo-
sarinen hin. Diese zerfallen in mehrere umfangreiche Gruppen. Bei Nodosaria ist
der Querschnitt kreisrund und die Segmente folgen sich in gerader Linie. Bei
Lineulina ist der Querschnitt elliptisch, so dass die Lingulinen als comprimirte
Nodosarien betrachtet werden können. Die typische Lingulina carinata steht in
der That zu Nodosaria radieula in ähnlichem Verhältniss wie Lagena marginata
zu Lagena globosa.
Die beiden Gattungen Glandulina und Dentalina umfassen die kurzen ge-
drungenen und die gebogenen Nodosarien.
Bei Frondicularia sind die bereits an Lingulina auftretenden Merkmale noch stär-
ker entwickelt, so dass die Schalen beiderseits flach und die Kammern gebogen werden.
Bei Marginulina sind die Schalen gebogen, der Querschnitt ist kreisrund und
die Mündung am Rande. Bei den Vaginulinen sind die Schalen comprimirt und
die Kammern schief. Indessen sind diese beiden Gattungen schwer zu trennen und
wir finden beispielsweise im Jura Modificationen ein und derselben Art, die strenge
genommen bald in die eine bald in die andere Gattung gestellt werden müssen
und die sich zu einander kaum anders verhalten wie die einzelnen Varietäten von
Dentalina communis. Bei Cristellaria ist der ältere Theil oder die ganze Schale
spiralig eingerollt. In den jüngern Schichten des Argovians und in den meisten
andern jurassischen Zonen begegnen wir auch schwach oder typisch entwickelten
Nodosarien mit dreieckigem Querschnitt, die in die Gattung Rhabdogonium gestellt
werden müssen. In den Transversariusschichten fehlen sie. Höchstens können
einige Lingulinen mit eigenthümlich gebogener Schale als unvollkommen ent-
wickelte Formen dieser interessanten Abtheilung angesehen werden.
Die dimorphen Formen sind in dieser Zone ebenfalls weniger stark vertreten
als in den andern jurassischen Schichten.
Die in allen Zonen mit Nodosarinen auftretende Flabellina rugosa wurde erst
in wenigen undeutlichen Exemplaren beobachtet. Sie vereinigt die Charaktere der
Cristellarien und Frondicularien.
Die dritte grosse Abtheilung der Familie umfasst nur wenige einfache For-
men der Gattung Polymorphina. Die Varietäten der Transversariuszone sind alle
unregelmässig spiralig.
11
82 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Von den meisten Lagenidenspecies sind zahlreiche Varietäten bekannt, und
es macht sich das Bedürfniss nach einem in die Details eingehenden System der
Classification hier immer mehr geltend, um Vergleichungen zwischen den Rhizo-
podenformen der einzelnen Zonen und Facies anstellen zu können. Nodosaria ra-
dicula tritt beispielsweise im ganzen Jura auf, aber gewisse Modificationen unter-
scheiden sich in Form, Anzahl der Kammern etc. so auffällig, dass ein nicht
eingeweihter Beobachter an alles andere eher als an die Zusammengehörigkeit
derselben denken würde. An alten Artennamen ist kein Mangel, zählt doch die
Synonymie von Nodosaria radicula weit über 200 verschiedene Bezeichnungen. In
den Transversariusschichten können wir etwa 25 Varietäten und zahlreiche Sub-
varietäten unterscheiden, die alle leicht so bezeichnet werden können, dass Ver-
wechslungen ganz ausgeschlossen sind.
Der ganze Jura enthält ungefähr 50 auffällige Lagenidentypen oder Arten
nach Parker und Jones’scher Auffassung.
Alle Autoren zusammengenommen dürften diese als etwa 1500 Arten be-
handelt worden sein.
Mit specieller Rücksicht auf die Transversariuszone bemerke ich, dass in den
beiden Abhandlungen von Gümbel und Kübler und Zwingli allein gegen 95 Arten
aufgeführt sind, die sich leicht auf 30 reduciren lassen. Die von diesen Autoren
beschriebenen Formen repräsentiren aber nicht einmal '/ı der gesammten Lageniden-
fauna der Zone, so dass nach ihrer Art der Auffassung wohl über 370 verschiedene
Lageniden vorkommen!
Dieses Beispiel zeigt zur Genüge, wie wenig erfreulich es noch aussieht und
wie dringend nothwendig es ist Ordnung zu schaffen und die Grundlage zu einem
eigentlichen System zu legen, das es ermöglicht, jede auffällige Form zu benennen.
Die ganze Gruppe der Lageniden erreicht im Jura eine grossartige Entwick-
lung, dagegen fällt eigenthümlicherweise die Hauptentwicklung der einkammerigen
Formen in die jüngste geologische Periode. In den Transversariusschichten herrschen,
wie bereits angedeutet wurde, die einfachsten glatten Typen bedeutend vor, und
selbst die im Lias und Dogger so häufigen gerippten Nodosarinen treten fast voll-
ständig zurück.
1. Subfam. Lageninae.
Diese Unterfamilie umfasst mit wenigen Ausnahmen die einfachen, einkam-
merigen Typen, die die Gattung Zagena im engern Sinne constituiren. Die Schalen
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 83
sind kugelig, eitronen-, spindel-, ei- oder flaschenförmig, im Querschnitt kreisrund
oder elliptisch, glatt, rauh oder gerippt und tragen eine einfache, dem Querschnitt
der Schale entsprechende, meistens am Ende einer Röhre liegende Oeffnung (Ecto-
salenia): Seltener kommt eine nach innen gerichtete Röhre vor (Entosalenia).
Die von Reuss vorgeschlagene Eintheilung eignet sich auch für unsere juras-
sischen Formen, doch fehlen die in jüngern Formationen auftretenden Reticulatae
vollständig, obgleich eine entsprechende Cristellaria in mehrern Schichten beobach-
tet wurde. Wir unterscheiden daher Laevigatae, Compressae, Striatae aut Costatae
und Asperae, zu welchen noch eine weitere Gruppe (Bicameratae) gezählt werden
kann. Ob eigentliche Distomae vorkommen, ist noch eine Frage.
Ein vergleichendes Studium der oberjurassischen Lageninen lehrt ebenfalls,
wie geringer Werth den „charakteristischen Merkmalen“ beim Bestimmen in Wirk-
lichkeit gegeben werden kann. Von einer und derselben Art (Lagenina globosa)
sind glatte, rauhe, schwach gerippte und comprimirte Exemplare bekannt. Die
Structur- und Verwandtschaftsverhältnisse dieser Gruppe wurden von den weiter
unten eitirten Autoren so eingehend behandelt, dass ich hier darauf nicht näher
eintrete.
Gen. Lagena, Walker.
Diese Gattung spielt mit Bezug auf Arten- und Individuenzahl unter den La-
geniden des Jura eine sehr untergeordnete Rolle, während die entsprechenden
höheren Formen eine ganz überraschende Entwicklung erreichen. Das Fehlen der
mit einem Rippennetz bedeckten und der mehrkantigen Varietäten ist insofern
sehr auffallend, als die analogen polythalamischen Typen in mehreren Zonen auf-
treten.
Die verschiedenen Species sind nicht nur unter sich, sondern auch mit den
Nodosarinen innig verbunden. Der Uebergang zu den einfachen, geraden Nodo-
sarien wird durch die zweikammerigen Modificationen vermittelt.
Die Primordialkammer zahlreicher Nodosarinen stellt eine typische Lagena
dar. Die der Glandulina laevigata (d. h. der jurassischen Varietäten), Nodosaria
radicula, Dentalina brevis, Marginulina glabra, Cristellaria rotulata ete. ist oft
von Lagena globosa nicht zu unterscheiden. Diejenige von Nodosaria pyrula er-
innert an Lagena laevis, die von Nodosaria raphanistrum und raphanus, Marginu-
lina raphanus an Lagena sulcata und costata, die von Nodosaria multicostata an
Lagena striata, von Lingulina carinata an Lagena marginata etc.
54 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Die Gattung Lagena tritt vom untern Lias an im ganzen Jura in den nämlichen
Arten auf. Ihre Hauptentwicklung fällt in tertiäre Schichten und in unsere geo-
logische Periode. Alle jurassischen Species existiren noch heute.
1. Laevigatae.')
Die glatten, im Querschnitt kreisrunden Lageninen, die die einfachsten Typen
der ganzen Familie repräsentiren, sind im Jura ziemlich allgemein verbreitet, treten
aber nirgends in grösserer Menge auf, unterscheiden sich also in dieser Richtung
wesentlich von den Laevigatae der Nodosarinagruppe.
Sie gehen allmählich in die rauhen, gerippten und comprimirten Arten der
Gattung, ebenso in die Nodosarien über.
Wir unterscheiden zwei Hauptgruppen, als deren Typen die kugelige La-
gena globosa und die lange, schlanke Varietät von Lagena laevis gelten können.
Zwischen ihnen steht eine sehr formenreiche Serie, deren Glieder sich durch den
Besitz eimer Verlängerung am untern Ende auszeichnen (Lagena apiculata).
Diese verhalten sich zu den gewöhnlichen Formen von Lagena globosa kaum
anders als die unten zugespitzten Exemplare von Nodosaria radicula oder Denta-
lina communis zu den abgerundeten Formen.
Von allen drei Arten sind schwach rauhe Individuen bekannt, auch zeigen
sich manchmal Spuren von Rippen.
Auf das Vorkommen von zweikammerigen Abweichungen und deren Stellung
zu den Nodosarinen wurde bereits hingewiesen.
Lagena globosa, Walker and Boys. Taf. XIU, Fig. 1—10.
Serpula (Lagena) laevis globosa, Walker and Boys, Test. Min. p. 3, T. 1, Fig. 8.
Oolina simplex, Reuss, Haid. Abh. vol. IV, p. 22, T. I, Fig. 2.
Miliola sphaeroidea, Ehrenberg, Mikrogeologie, T. XXIII, Fig. 1.
Entosalenia globosa, Williamson, Rec. For Gt. Brit. p. 8, T. I, Fig. 15—16.
Lagena globosa, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVI, p. 518, T. I, Fig. 1-3.
Lagena sulcata, var. (Ent.) globosa, Parker and Jones, Phil. Trans. vol. CLV, p. 348, T. XIII,
Fig. 37, T. XVI, Fig. 10.
Lagena Parkinsoni, Kübler und Zwingli, For. Schweiz. Jura, p. 17, T. II, Fig. 1.
Lagena globosa, Brady, Foram. Challenger, p. 452, T. LVI, Fig. 1—3.
Die einfachsten Varietäten von Lagena globosa bilden regelmässige, von
einer grossen, kreisrunden Oeffnung durchbohrte, kugelige Kammern. Häufiger
!) Reuss, Die Foraminiferenfam. d. Lageniden, p. 318.
[o2}
[2
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
sind Formen mit nach oben etwas verengerter Schale und lippenförmiger Mündung.
Eine sehr langgestreckte Modification ist die Lagena emaciata.
Eine auch im Jura auftretende Varietät beschrieben Ehrenberg und Brady
als Lagena ovum.
Die Uebergänge von Lagena globosa zu Lagena laevis, Lagena apieulata und
Lagena hispida sind sehr häufig. Die Primordialkammer vieler glatter und ge-
rippter Glandulinen, Nodosarien, Dentalinen, Frondieularien, Marginulinen und Cristel-
larien sieht der ausgewachsenen Lagena globosa so ähnlich, dass Verwechslungen
unvermeidlich sind. Die zweikammerigen Modificationen vereinigen die Merkmale
der Lageninen und Nodosarinen. Die Trennung in zwei Hohlräume ist entweder un-
vollkommen oder vollkommen. Gewöhnlich ist die zweite Kammer sehr klein.
Exemplare mit schwach elliptischer oder entosalenienartiger Mündung sind
sehr selten.
Lagena globosa tritt in der Schweiz vom Sinemurian an (Lagena pupoides
Haeusler) in den meisten Zonen auf. Sie ist noch heute eine cosmopolitische Art.
Lagena apiculata, Reuss. Taf. XIN, Fig. 11—14; Taf. XV, Fig. 43.
Oolina apieulata, Reuss, Haid. Abh. vol. IV, p. 22, T. I, Fig. 1.
Lagena apieulata, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVI, p. 319, T. I, Fig. 4-8, 10—11.
3 5 Jones, Parker and Brady, Foram. Crag., pag. 44, T. I, Fig. 27.
Neben den typischen eiförmigen Schalen mit entosalenienartiger Mündung
(Fig. 11) enthalten die Transversariusschichten und die meisten anderen petro-
graphisch ähnlichen Niederschläge des weissen Jura eine ziemlich grosse Zahl
verschiedener Varietäten, die sich von den anderen glatten und etwas rauhen
Arten nur durch den Besitz der Spitze unterscheiden. Dieses Kennzeichen ist,
wie schon gezeigt wurde, in vielen Fällen rein zufällig, wie bei den Anfangs-
kammern von Glandulinen, Nodosarien, Frondicularien ete. Von den rauhen und
gerippten Lagenae sind sowohl runde als zugespitzte Individuen bekannt. Da-
gegen besitzen gewisse Formen fast immer eine Spitze, die stachel- oder knopf-
förmig sein kann, so dass die Bezeichnung Lagena apiculata am besten bei-
behalten wird.
Im ganzen Jura tritt vereinzelt eine charakteristische, flaschenförmige Form
mit verlängerter, oben trichterförmiger Röhre und stumpfem Mucro auf. Sie
kann als gute Varietät (Lagena bullaeformis Schwager) bezeichnet werden.
Gümbel führt als Lagena Streitbergensis (Würt. nat. Abh., Jahrg. XVIII,
p. 215, Tafel III, Fig. 3) eine kugelige, unten in eine scharfe Spitze auslaufende
86 Poraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Modification an, die er mit einigem Bedenken zu den Lageninen stellt, die aber
hieher zu gehören scheint.
Wenn die Oberfläche etwas uneben wird, entstehen interessante Uebergänge
in Lagena hispida.
Typische Exemplare von Lagena apiculata sind im ganzen Jura äusserst
selten. Die Modificationen, wie sie Figur 12 und 13 zeigen, sind dagegen im
mittleren und oberen Jura allgemein verbreitet, ohne aber irgendwo häufig zu
sein. In den jüngeren Schichten und in den heutigen Meeren herrschen um-
gekehrt die eiförmigen Typen vor.
Lagena laevis, Montagu. Taf. XII, Fig. 15—20; Taf. XV, Fig. 41.
Vermieulum laeve, Montagu, Text. Brit. p. 524.
Lagena laevis, Williamson, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 2, vol. I, p. 12, T. I, Fig. 1—2.
e: vulgaris, Williamson, Rec. For. Gt. Brit. p. 4, T. I, Fig. 5.
e A Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVI, p. 321, T. I, Fig. 15, T. II, Fig. 16—17.
A laevis, Jones, Parker and Brady, Foram. Crag. p. 33, T. I, Fig. 28.
5 Helvetica, Kübler und Zwingli, For. Schweiz. Jura, p. 24, T. III, Fig. 1, p. 33, T. IV, Fig. 1.
& clavata, Terquem. For. eoc. Paris, p. 25, T. I, Fig. 2.
Im ganzen Jura treten die beiden Varietäten Lagena vulgaris typ. Will.
und Lagena (Oolina) clavata Orb. auf. Es sind meistens kurze Formen mit relativ
weiter Röhre. Auch zweikammerige Exemplare wurden beobachtet. Von den
Primordialkammern mehrerer Nodosarien, Dentalinen, Frondicularien und selbst
Polymorphinen sind die kleinen, nach oben wenig verlängerten Schälchen von
Lagena laevis schwer zu unterscheiden.
Lagena laevis ist in den Transversariusschichten sehr selten.
2. Compressa.
Die dieser Unterabtheilung angehörenden Lagenen der Transversariuszone
bilden die Species Lagena marginata. Sie können als seitlich comprimirte Varie-
täten der Lagena globosa angesehen werden und verhalten sich in der That zu
dieser Art wie die mehrkammerigen, ungekielten oder gekielten Lingulinen
(Lingulina carinata) zu Nodosaria radicula.
Lagena marginata, Montagu. Taf. XII, Fig. 111—112.
Serpula (Lagena) marginata, W. and B., Test. Min. p. 2, T. I, Fig. 7.
Oolina compressa, Orbigeny, Voy. Amer. mer. p. 18, T. V, Fig. 1—2.
Es
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 8
Oolina compressa, Orbigny, For. foss. Vienne, p. 24, T. XXI, Fig. 1—2. i
Entosalenia marginata, Williamson, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 2, vol. I. p. 17, T. II, Fig. 15—17.
Fissurina globosa, Bornemann. Zeitsch. deutsch. geol. Ges. vol. VII, p. 315, T. XII, Fig. 4.
Lagena marginata, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLV, p. 322, T. II, Fig. 22—23.
Lagena sulcata, var. marginata, J. and P. Phil. Trans. vol. CLV, p. 355, T. XIII, Fig. 42—44,
T. XVI, Fig. 12.
Lagena marginata, J., P. and Br., For. Crag. p. 41, T. I, Fig. 33—34.
Von dieser einfachen Art enthält die Transversariuszone sehr selten ge-
kielte und ungekielte Modificationen.
Gümbel beschrieb eine plumpe, eigenthümlich gekielte Form als Lagena
compressula aus den Streitberger Schwammlagern (l. c. p. 218, Tafel III, Fig. 2).
Lagena marginata tritt überall mit den vorigen Arten auf, ist im ganzen’ Jura
äusserst selten und nimmt überhaupt erst in den jüngeren Formationen an
Formen- und Individuenzahl zu.
3. Striatae aut Costatae,
Die gerippten Lageninen der Zone gehören drei ziemlich bedeutend ver-
schiedenen Gruppen an. Ihnen entsprechen unter den Nodosarinen die bekannten
Formenkreise der Nodosaria raphanus, Nodosaria raphanistrum und Nodosaria
multicostata. Während aber die gerippten mehrkammerigen Species im Jura,
namentlich im Lias, in unzähligen Varietäten auftreten, bleiben die einkammerigen
Lageninen sehr selten und sind auffallend constant, was die allgemeine Schalen-
form anbetrifft. Auch diese Unterabtheilung, aus der sich später wahrscheinlich
die Reticulatae entwickelten, erreicht in den jüngsten geologischen Perioden ihre
grösste Entwicklung.
Lagena sulcata, Walker and Jacobs. Taf. XII, Fig. 27—29; Taf. XV, Fig. 44.
Die von Walker und Jacobs abgebildete flaschenförmige Varietät stimmt
genau mit den gewöhnlichen jurassischen Formen überein.
Die Ornamentation ist verschieden. Mehr oder weniger zahlreiche, starke,
gerundete Rippen von gleicher oder ungleicher Länge laufen über die Schale, oft
von einem stumpfen Mucro aus. In diesem Falle entspricht die Form der
Kammer genau der Lagena apiculata. In den Transversariusschichten kommt
selten eine der Lagena interrupta Will. ähnliche Modification vor (Fig. 27).
Im Lias, wo die gerippten Nodosarinen der Marg.-Raphanusgruppe sehr
häufig sind, finden sich neben den Lageninen die Anfangskammern von Nodo-
33 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
sarien und Marginulinen, die in Form und Verzierung jenen sehr ähnlich sehen.
Lagena sulcata ist in den Transversariusschichten sehr selten.
Lagena costata, Williamson. Taf. XV, Fig. 42.
Entosalenia costata, Williamson, Rec. For. Gt. Brit. p. 9, T. I, Fig. 18.
Lagena costata, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVI, p. 329, T. IV, Fig. 54.
Von dieser Art besitze ich nur wenige Exemplare, die in der Form an die
citronenförmigen Varietäten von Lagena globosa erinnern.
Sie tritt zum ersten Mal im unteren Lias auf.
Lagena striata, Orbigny. Taf. XIII, Fig. 30.
Oolina striata. Orbigny, For. Am. mer. p. 21, T. V, Fig. 12.
Oolina Haidingeri, Czizek, Haid. Abh. vol. II, p. 158, T. XII, Fig. 1-2.
Lagena substriata, Williamson, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 2, vol. I, p. 15, T. I, Fig. 12.
Lagena striata, Brady, Foram. Challenger, p. 461, T. LVII, Fig. 22, 24, 23—29.
Lagena striata ist der einkammerige Repräsentant der Nodosaria multi-
costata. Sie tritt im Jura und in der Kreide der Schweiz nur in den citronen-
förmigen Varietäten auf. Sehr selten.
4. Asperae.
Die Lageninen mit stacheliger oder warziger Oberfläche sind im oberen Jura
allgemein verbreitet, bleiben aber wie die entsprechenden Nodosarien (N. rudis
und N. hispida) selten. Die schweizerischen Transversariusschichten enthalten
zwei Arten. Möglicherweise ist eine von Karrer und von St. Veith beschriebene
einkammerige Foraminifere ebenfalls in diese Gruppe zu ziehen. In der Schweiz
wurde sie aber noch nicht beobachtet.
Lagena hispida, Reuss. Taf. XII, Fig. 21—24.
Lagena hispida, Reuss, Zeitsch. deutsch. geol. Ges.
.; r > Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. CLVI, p. 335, T. VI, Fig. 77—79.
„ oxystoma, Reuss, Ibid. p. 335, T. V, Fig. 66.
„ hispida, Terquem. Foram. eoc. Paris, p. 28, T. I, Fig. 13.
s a Brady, Foram. Challenger.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. te)
Lagena hispida ist eine in der Form sehr unbeständige Art. Die typischen
Formen gehen (wie die Lagena vulgaris) in eine feine Röhre aus. Die Figuren
stellen die wichtigeren, kurzen, flaschenförmigen Varietäten der Transversarius-
zone dar. Lagena hispida ist eine seltene Art und wird erst in jüngeren Forma-
tionen häufiger. ')
Lagena aspera, Reuss. Taf. XII, Fig. 25—26.
Lagena aspera, Reuss, Sitz. k. Ak. Wien, vol. XL1V, p. 305, T. I, Fig. 5.
vol. XLVI, p. 335, T. VI, Fig. 81.
a »„ Terquem und Berthelin, Mem. Soc. g£ol., vol. X, p. 10, T. XI, Fig. 15.
5 „ Brady, For. Challenger, p. 457, T. LVII, Fig. 6—12.
Die wenigen vorliegenden Exemplare sind ei- und spindelförmig und ento-
saleniaähnlich, mit höckeriger Oberfläche.
Aehnliche Formen treten schon im Lias auf.
Subfam. Nodosarinae.
Die dieser Unterfamilie angehörenden Gattungen und Untergattungen Nodo-
saria, Glandulina, Dentalina, Lingulina, Rhabdogonium, Frondicularia, Marginulina,
Vaginulina, Flabellina und Cristellaria sind die am besten bekannten jurassischen
Foraminiferengruppen. Alle Arten reihen sich an die einfachen geologisch und
geographisch sehr weit verbreiteten Typen an. Die glatten Arten herrschen vor,
und mit Ausnahme einiger gerippter Cristellarien sind verzierte Nodosarinen in
den Transversariusschichten die grössten Seltenheiten.
Die Literatur der Nodosarinen ist sehr umfassend, und wie ein Blick auf die
Artenverzeichnisse deutlich zeigt, stimmen nicht zwei Autoren in der Wahl der
Typen überein. Im ganzen Thier- und Pflanzenreiche herrscht denn auch nirgends
ein so grosser Wirrwar wie in dieser Gruppe. D’Orbigny’s künstliches System, in
welchem genetisch sehr nahe verwandte Formen in ganz verschiedene Abtheilungen
gebracht wurden, trug wesentlich zu diesem Stand der Dinge bei.
Leider verfolgen selbst mit Bezug auf das Abgrenzen grösserer Formenkreise
kaum zwei Forscher den nämlichen Weg, indessen wird die von den englischen
1) Es ist möglich, dass die Lagena Helvetica, Hxusler, wirklich hieher gehört, wahrscheinlich
ist sie aber eine Nodosaria (N. rudis).
12
90 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Fachmännern vorgeschlagene Eintheilung doch mit der Zeit allgemein angenommen
werden.
Für eine auch nur einigermassen genaue Bearbeitung jurassischer Foramini-
feren ist übrigens dieses System in seiner jetzigen Form viel zu allgemein. Es
wird sich empfehlen für vergleichende Studien eine grosse Anzahl Varietäten- und
Subvarietätennamen beizubehalten.
An dieser Stelle geschah dieses nur darum nicht, weil sich die oberjurassischen
Formen viel weniger eignen als die mittel- und unterjurassischen, an denen die
Unterscheidungsmerkmale bedeutend auffälliger sind.
Auch war es nicht möglich alle Varietäten abzubilden, ohne die Zahl der
Tafeln zu verdoppeln. Die auf Tafel XIII—XV dargestellten Schalen repräsentiren
die häufigeren und einige besonders auffallende Modifieationen der einfachen Typen
und geben ein anschauliches Bild von dem Gesammtcharakter der Fauna der obern
Mergelschichten.
In einer Abhandlung über die Nodosarinen des obern Lias von Convers, die
einen Theil einer Serie über jurassische Lageniden bilden wird, habe ich versucht die
Unmasse verschiedener Formen systematisch zu ordnen und zugleich so zu be-
zeichnen, dass Verwechslungen kaum denkbar sind.
Es muss hier noch einmal bemerkt werden um Irrthümern vorzubeugen, dass
fast jede der unten besprochenen Species grosse Gruppen oft ganz bedeutend ab-
weichender Formen bildet, die sich aber alle enge an die festgestellten Typen
anschliessen.
Die Unterfamilie der Nodosarinen ist im Jura im Lias am besten vertreten.
Die Zahl der Species nimmt nach oben allmählich ab und ist im obern Malm die
kleinste. Mit der untern Kreide werden verschiedene im Lias und Dogger häufige
Formen wieder ziemlich gemein. Die Transversariuszone enthält keine für sie
bezeichnende Art, obschon über 50 solche beschrieben wurden. Alle gehen in
die andern Zonen der argovischen Stufe hinauf und sind auch in andern ältern
und jüngern Schichten weit verbreitet. Die grösste Zahl lebt noch heute in ver-
schiedenen Meeren.
Gen. Glandulina, d’Orbigny.
Die glatten Glandulinen bilden eine kleine Unterabtheilung der Gattung Nodo-
saria und können als blosse Varietäten von Nodosaria radicula angesehen werden.
Nach althergebrachter Sitte und der grösseren Bequemlichkeit halber werden sie von
fast allen Autoren getrennt gehalten. Im obern Jura fehlen die typischen spindel-
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius, 91
förmigen Modificationen mit sehr wenig vertieften Nähten, die in jüngern For-
mationen allgemein verbreitet sind, so dass die Unterschiede der beiden Gattungen
noch mehr verwischt werden. Auch die Uebergänge zu den Lingulinen und Fron-
dieularien der Zone sind ganz allmählich. Die Gattung ist im Lias stark vertreten.
Im obern Jura kommen nur wenige einfache Modificationen vor, die in den meisten
jurassischen Mergeln häufig sind.
Glandulina laevigata, d’Orbigny. Taf. XII, Fig. 61—67; Taf. XIV, Fig. 2.
Nodosaria (Glandulina) laevigata, d’Orbigny, Ann. Sc. Nat., vol. VII, p. 252, T. X, Fig. 1—3.
Glandulina laevigata, d’Orbigny, Foram. foss. Vienne, p. 29, T. I, Fig. 4—5.
ovalis, Abth. Haid. Nat. Abh., vol. III, p. 270, T. XIII, Fig. 31.
5 laevigata, Bornemann, Zeitsch. deutsch. geol. Ges., vol. VII, p. 320, T. XII, Fig. 8.
Pseeadium simplex, Neugebohren, Denksch. k. k. Ak. Wien, vol. XII, p. 99, T. V, Fig. 13.
Glandulina inaequalis, Egger, Neues Jahrb. f. Min. 1857, p. 305, T. XV, Fig. 26—27.
elliptiea, Reuss, Sitz. k. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVII, p. 47, T. III, Fig. 29—31.
e mutabilis, Reuss, Sitz. k. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVi, p. 58, T. V, Fig. 7—11.
Nodosaria (Gland.) laevigata, Parker and Jones, Phil. Trans. vol. CLV, p. 340, T. XIII, Fig. 1.
Glandulina theca, Schwager, Würt. Jahresh., vol. XXI, p. 114, T. IV, Fig. 17.
pygmaea, Terquem, Foram. Lias, 6ne M&m. p. 478, T. XIX, Fig. 6.
5 aequalis, Reuss, Sitz. k. k. Ak. Wien, vol. XL, p. 83, T. III, Fig. 4.
Frondieularia globulosa (pars), Kübler und Zwingli, Foram. Schweiz. Jura, p. 15, T. II, Fig. 5.
Glandulina laevigata, Brady, Foram. Challenger, p. 490, T. LXI, Fig. 17—22, 32.
n
n
n
Wie bereits oben angegeben wurde, fehlen in der schweiz. Transversarius-
zone die typischen, beiderseits gleichförmig zugespitzten Formen mit undeutlich
abgesetzten Kammern. Dagegen sind die kleinen, ganz allmählich in Nodosaria
radicula übergehenden Varietäten mit tief eingeschnürten, unten abgerundeten Ge-
häusen nicht selten. Auch in den übrigen jurassischen Zonen der Schweiz beob-
achtete ich die spindelförmigen Modificationen noch nicht, während die in die Gruppe
der Glandulina rotundata gehörigen Schälchen häufig sind, namentlich im Lias.
Die vorliegenden Exemplare aus der Transversariuszone gehören in die Abthei-
lungen der Glandulina rotundata, Glandulina elongata und Glandulina aequalis.
An den beiden, Figur 65 und 66 abgebildeten Individuen sind die Ein-
schnürungen sehr breit und gerundet, ähnlich wie bei den gleichzeitig auftretenden
Nodosarien und Dentalinen der Solutagruppe.
Für weitere eingehende Betrachtungen über diese interessante Species verweise
ich auf die Arbeiten von Schlicht!), Reuss?), Parker und Jones, Brady’) und die
oben citirten Werke.
!) Die Foraminiferen des Septarienthons von Piatzbuhl.
2) Sitz. k. k. Ak. Wiss. Wien, vol. LXII, p. 478.
3) The voyage of H. M. S. Challenger, vol. IX (Zoology), p. 490.
92 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Gen. Nodosaria, Lamarck.
Diese Gattung nimmt unter den mikroskopischen Ueberresten der ‚Jurafor-
mation der ungeheueren Formen- und Individuenzahl wegen unstreitig die wichtigste
Stelle ein. Vom untern Lias an bis in die jüngsten Schichten begegnen wir über-
all einer Fülle von verschiedenen Modificationen geologisch und geographisch sehr
weit verbreiteter, einfacher Typen. Im beschränkten Sinne umfasst die Gattung
Nodosaria nur die schlankeren, geraden, glatten, gerippten oder rauhen Nodosarinen
mit kreisrundem Querschnitt und centraler Oeffnung. Doch werden heute fast
allgemein die gebogenen Dentalinen damit vereinigt.
Der typische Repräsentant der grossen Gruppe ist eine aus 8 anfangs kuge-
ligen, später etwas länglichen tonnenförmigen Segmenten, die allmählich an Grösse
zunehmen, bestehende Form von Nodosaria radıcula.. Von derselben können wir
einerseits die Glandulinen, anderseits die übrigen Nodosarien und Dentalinen und
die comprimirten Lingulinen und Frondicularien ableiten. Kleine, mehr oder
weniger vollkommen gekammerte Individuen von Lagena vermitteln direct den
Uebergang von den typischen, monothalamischen Lageninen zu den Nodosarinen.
Häufiger als in irgend einer andern Formation sind im untern Malm Schalen
mit verkümmerten Scheidewänden. Die letzteren können sogar ganz fehlen, so
dass die Gehäuse einkammerig werden und nur noch durch die allgemeine
Schalenform und die Stellung der Mündung (bei Dentalinen) auf die nahe Ver-
wandtschaft mit Nodosarien hindeuten.
Nicht selten sind ferner Individuen mit einzelnen auffällig grossen oder kleinen
Kammern zwischen den sich in normaler Ordnung folgenden Segmenten. An ver-
zierten Formen sind diese Kammern manchmal glatt.
In den allgemeinen Formverhältnissen erinnern viele Nodosarien an die der
Gruppe Arenacea angehörenden bereits beschriebenen Species von Reophax, Haplo-
stiche und Hormosina (Fam. Lituolidae). Die Aehnlichkeit wird oft noch durch
die eigenthümliche Beschaffenheit der Oberfläche infolge chemischer Einwirkungen
erhöht.
Alle in den Transversariusschichten vorkommenden Nodosarien treten auch
in anderen älteren und jüngeren Formationen auf.
Nodosaria radieula, Linne. Taf. XII, Fig. 31—33, 39—60; Taf. XIV, Fig. 1, 3—5, 16.
Cornu Hammonis ereetum, Plaucus, Conch. min. p. 14, T. I, Fie. 5.
Nautilus radieula, Linng, Syst. nat. 12. Aufl., p. 1164.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 93
Nodosaria radieula, d’Orbigny, Ann. Sc. Nat., vol. VII, p. 252.
Glandulina tenuis, Bornemann, Lias Gött., p. 31, T. II, Fig. 3.
r major, Bornemann, Lias Gött., p. 31, T. II, Fig. 4.
Nodosaria Geinitzi, Reuss, Jahresb. d. Wetterauer Ges. 1851, p. 77.
Beyrichi, Neugebohren, Denksch. Ak. Wiss. Wien, vol. XII, p. 72, T. I, Fig. 7—9.
ambigua, Neugebohren, Denksch. Ak. Wiss. Wien, p. 71, T. I, Fig. 13—16.
radicula, Parker, Jones and Brady, Ann. Sc. Nat., vol. XVI, p. 4, T. I, Fig. 27,
glandigena, Schwager, Novara Exp., p. 219, T. V, Fig. 46.
tornata, Schwager, Novara Exp., p. 223, T. V, Fig. 51.
Blenddina immutabilis, Schwager, Würt. Jahresh. 1866, p. 114, T. IV, Fig. 13, 14, 18.
Nodosaria fusiformis, Schwager, Würt. Jahresh. p. 99, T. II, Fig. 166.
Dentalina annulifera, Gümbel, Abh. k. bayr. Ak., vol. X, p. 614, T. I, Fig. 2.
Nodosaria nitidula, Gümbel, Würt. Jahresh., vol. XVIII. p. 216, T. III, Fig. 4—6.
Glandulina annulata, Terguem et Berthelin, M&m. Soc. Geol. France, Ser. 2, vol. X, p. 2, T. XI,
Fig. 25.
Die Gruppe der Nodosaria radicula umschliesst eine ungewöhnlich grosse
Menge einfacher glatter, seltener etwas rauher, gerader oder gebogener, in der
allgemeinen Schalenform cylindrischer, conischer oder spindelförmiger Varietäten.
Die Schalen bestehen aus 2—16 gleich oder ungleich grossen, deutlich oder un-
deutlich abgesetzten, kugeligen oder tonnenförmigen Kammern.
In einigen jurassischen Schichten sind diese Nodosarien so häufig, dass sie der
ganzen Fauna einen eigenthümlichen Charakter verleihen. In der Transversarius-
zone haben wir es dagegen mehr mit den einfachsten, kleinen Modificationen zu
thun. Diese gehen allmählich in einander und in die andern Arten und Gattungen
über. Wir können leicht mehrere Hauptreihen zusammenstellen, von denen sich
zahlreiche Seitenlinien abzweigen. Die wichtigste Reihe oder der Hauptstamm der
ganzen Gruppe beginnt mit Lagena globosa, umfasst Nodosaria radiceula und geht
durch Dentalina und Marginulina bis zu der bekannten linsenförmigen Cristellaria
rotulata. Andere Reihen enden mit der typischen Glandulina laevigata, Nodosaria
filiformis, Nodosaria longiscata, Nodosaria hispida, Nodosaria raphanus, Lingulina
carinata und Frondicularia complanata etc.
Wir unterscheiden mehrere Varietäten, die natürlich wieder in zahlreiche
Unterabtheilungen zerfallen. Die erste schliesst sich an Nodosaria consobrina an
und besteht aus zahlreichen, länglichen, regelmässig an Grösse zunehmenden Kam-
mern. Diese scheint geologisch allgemein verbreitet zu sein und tritt (Brady)
schon in der Kohlenformation auf. Im Jura fehlt sie keiner Mergelschicht, nament-
lich ist sie im Lias und Dogger häufig. Die Figuren 43—48 zeigen einige häufige
Formen der Transversariuszone.
Eine zweite Varietät ist in der Mitte am dicksten, so dass die allgemeine
Form spindelförmig wird. Brady wählt für diese Modification die von Terquem und
94 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Berthelin eingeführte Bezeichnung Nodosaria annulata. Dergleichen Individuen sind
im Lias ziemlich häufig, während sie im untern Malm zu den seltenen Erschei-
nungen gehören. Die Figur 52 zeigt ein in diese Gruppe gehörendes Exemplar.
Die dritte Varietät ist in den allgemeinen Umrissen eylindrisch, indem die
Kammern alle nahezu gleich gross sind. Die Schalen können als reihenweise ge-
ordnete Lagenen (Lagena globosa) beschrieben werden. Ausnahmsweise ist die
Mündung nicht ganz in der Mitte. Eine kleine Form dieser Gruppe beschrieb
Neugebohren als Dentalina globulifera (Denks. k. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XIT), so
dass wir die ganze Serie als N. radicula var. globulifera bezeichnen können. Die
Figuren 39 und 40 zeigen die beiden wichtigsten oberjurassischen Vertreter. An
einem der beiden Exemplare ist die Oberfläche rauh, ähnlich wie bei Lagena oxy-
stoma Reuss. Aehnliche Modificationen mit sehr wenig hohen Kammern bezeichnet
Brady als var. ambigua. Im Lias beobachtete ich Schälchen, die mit den Abbil-
dungen von Neugebohren genau übereinstimmen, im untern Malm noch nicht.
Das Figur 55 gezeichnete kleine Exemplar kann vielleicht in diese Gruppe ge-
stellt werden.
Eine kleine Gruppe, die bald zu Glandulina, bald zu Nodosaria gezogen wird,
zeichnet sich durch die ungleichartige Ausbildung des ältern und jüngern Theiles aus.
Die ersten Kammern sind sehr niedrig und oft durch kaum sichtbare Nähte ge-
trennt. Die jüngern sind dagegen gross und gewölbt.
Solche Formen beschrieben Reuss als Glandulina mutabilis (Sitz. k. Ak. Wiss.
Wien, vol. XLVI, p. 58, Taf. V, Fig. 7), Bornemann als Gland. major (Lias Göt-
tingen, p. 31, Taf. II, Fig. 4) und Neugebohren als Gland. elegans (Denks. k. Ak.
Wiss. Wien, vol. XII, p. 69, Taf. I, Fig. 5).
Die von Neugebohren als Typus gewählte Form zeigt diese Eigenthümlich-
keiten am besten, so dass wir die ganze Abtheilung als var. elegans bezeichnen.
Die Figur 58 zeigt ein auffälliges Exemplar dieser Modification. Ein schwächer
entwickeltes, bereits mehr zu Nodosaria consobrina neigendes Stück ist Figur 60
dargestellt.
Die übrigen Figuren repräsentiren abnormal ausgebildete Individuen, Zwischen-
formen, die sich nicht wohl näher bezeichnen lassen.
Auch von dieser Species kommen ausnahmsweise Exemplare mit sehr weiten
Einschnürungen vor (Figur 57).
Unter anderem enthält der obere Jura Gehäuse, die mit den folgenden Arten
Aehnlichkeit haben, aber alle in die wenigen oben genannten Hauptgruppen ge-
stellt werden können. (Nodosaria pupiformis Karr., N. incerta Neug., N. Koina Sch.,
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 95
N.tornata Schw., N.insolita Sch., N. erecta St., N.aperta St., N.fusiformis Sch., N. toru-
losa Sch., N. hybrida J. und B., Dentalina Mauritii J. und B., D. Sinemuriensis J.
und B., D. chrysalis Corn., D. intermedia Corn., D. linearis Gü., D. pycenostyla Gü.,
Glandulina conica Terg., Frondicularia nodosaria K. und Z., F. pyrus K. und Z.,
F. primitiva K. und Z. etc. etc.)
Mehrere derselben bezeichnen kleine Gruppen von Interesse und Wichtigkeit
und müssen daher im ursprünglichen oder etwas veränderten Sinne beibehalten werden.
In den Transversariusschichten sind zweikammerige Exemplare sehr selten
(Figur 31—32).
Ohne zugleich die liasischen Nodosarien zu berücksichtigen, ist es nicht mög-
lich, hier näher auf die zahlreichen kleineren Formenkreise einzutreten.
Nodosaria radicula ist nächst Ammodiscus incertus die vertical und horizon-
tal am weitesten verbreitete Species, die schon in paläozoischen Formationen
häufig auftritt und noch heute lebt.
Nodosaria calomorpha, Reuss. Taf. XIII, Fig. 35—37.
Nodosaria calomorpha, Reuss, Denksch. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XXV, p. 129, T. I, Fig. 15—19.
Terrigi, Atti Ace. Pont. XXXII, p. 178, T. I, Fig. 7.
n n
Die kleinen, einfachen Schälchen dieser Art, die der vorigen sehr nahe steht,
bestehen aus 2—3 ungleich grossen Kammern. Die erste ist in der Regel kuge-
lig, die zweite länglich, oval. Ausgewachsene Individuen sehen jungen Gehäusen
von Nodosaria consobrina sehr ähnlich, und da sich im Jura überall beide
neben einander vorfinden, ist es schwer, ihre Stellung genau zu ermitteln. Da Brady
Nodosaria calomorpha als eigene Art aufführt, und ich seiner Eintheilungsmethode
so genau als möglich folge, kann sie auch hier als selbständige Species aufgezählt
werden.
Nodosaria calomorpha kommt vom untern Lias an im ganzen Jura vor, ohne
aber häufig zu werden.
Nodosaria pyrula, d’Orbigny. Taf. XIV, Fig. 19.
Nodosaria pyrula, d'’Orbigny, Ann. Se. Nat., vol. VII, p. 253.
n stipitata, Reuss, Denksch. k. Ak. Wiss. Wien, vol. I, p. 366, T. XLVI, Fig. 4.
. pyrula, Williamson, Rec. For. Gt. Brit. p. 17, T. II, Fig. 39.
” pyrula, Brady, Foram. Challenger, p. 497, T. LXII, Fig. 10—12.
Die typische, schlanke, regelmässige Nodosaria pyrula ist im ganzen Jura
ausserordentlich selten. Was ich früher aus dem untern Malm als solche bezeichnete,
96 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
ist der rauhen Beschaffenheit der Schalenoberfläche wegen zu Nodosaria rudis zu
stellen. Unregelmässige, monströse Formen sind dagegen ziemlich gemein.
Kübler und Zwingli zeichneten zwei für den obern Jura bezeichnende Modi-
ficationen ab.
Nodosaria ovieula, d’Orbigny. Taf. XI, Fig. 73, 77.
Nodosaria ovieula, d’Orbigny, Ann. Se. Nat., vol. VII, p. 252.
Parker, Jones and Brady, Ann. and Mag. Nat. Hist. 1871, p. 10, T. IX, Fig. 36.
” n
Von dieser Art besitze ich aus der Transversariuszone nur kleine Bruchstücke.
Auch in den übrigen jurassischen Zonen ist sie äusserst selten.
Nodosaria longiscata, d’Orbigny. Taf. XII, Fig. 71—76; Taf. XIV, Fig. 11—12.
Nodosaria longiscata, d’Orbigny, For. foss. Vienne, p. 32, T. TI, Fig. 10—12.
Ewaldii, Reuss, Zeitsch. deutsch. geol. Ges. 1851, p. 59, T. III, Fig. 2.
Bornemann: Ibid., p. 17, T. I, Fig. 10.
Reuss, Denksch. k. Ak. Wiss. Wien, p. 129, T. II, Fig. 18.
n
” n
n n
Einige sehr langgestreckte Nodosarien der Marnes pholadomyennes von St.
Sulpice gehören zu Nodosaria longiscata und gehen so allmählich in die etwas
plumperen, kurzen Formen, wie sie in den Transversariusschichten angetroffen
werden, über, dass wir die letzteren am besten in dieselbe Gruppe zählen. Sie
stehen der Nodosaria consobrina derselben Zone sehr nahe, ebenso der Dentalina
Lorneiana.
Aehnliche Vorkommnisse sind in andern jurassischen Zonen selten.
Nodosaria (Dentalina) soluta, Reuss. Taf. XII, Fig. 95, 101; Taf. XIV, Fig. 13, 23.
Dentalina soluta, Reuss, Zeitsch. deutsch. geol. Ges. 1851, p. 60, T. III, Fig. 4.
Nodosaria soluta, Bornemann. Ibid. 1855, p. 322, T. VIII, Fig. 12.
Dentalina soluta, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVIII, p. 43.
„ Denksch. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XXV, p. 131, T. II, Fig. 4—8.
Modena ke, Hantken, Mit. Jahr. ungar. geol. Ges., vol. IV, p. 29, T. III, Fig. 2.
Dentalina soluta, Stache, For. Novara, p. 203, T. XXII, Fig. 29.
In diese Gruppe können sowohl Nodosarien als Dentalinen mit sehr breiten
Einschnürungen vereinigt werden. Entsprechende Formen kommen übrigens auch
in andern Abtheilungen vor, z. B. bei Nodosaria radicula (Figur 57), Glandulina
laevigata (Fig. 65 -66) und Dentalina brevis (Figur 22). Nodosaria soluta wurde
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 97
so oft beschrieben, dass wir hier nicht näher darauf eintreten. Sie kommt ver-
einzelt überall mit den andern glatten Dentalinen vor.
Nodosaria (Dentalina) filiformis, d’Orbigny. Taf. XII, Fig. 104—107.
Nodosaria filiformis. d’Orbigny, Ann. Sc. Nat., vol. VII, p. 253.
Dentalina elegans, d’Orbigny, For. foss. Vienne, p. 45, T. I, Fig. 52—56.
filiformis, Parker, Jones and Brady, Ann. and Mag. Nat. Hist., Ser. 4, vol. VIII, p. 156,
T. IX, fig. 48.
Nodosaria (D.) filiformis, Brady, Foram. Challenger, p. 500, T. LXIII, Fig. 35.
n
Die sehr langen, schlanken, aus zahlreichen kugeligen oder ovalen Kammern
bestehenden Dentalinen dieser Gruppe fehlen dem schweizerischen Jura vollständig.
Wir begegnen vielmehr kleinen, plumpen, oft unregelmässig anwachsenden geraden
oder gebogenen Formen, die bald mehr an die typische Dentalina filiformis, bald
mehr an Dentalina communis erinnern. Die meisten gehören der Unterabtheilung
der Dentalina inornata an.
In jüngeren Formationen sind dagegen die Dentalinen der Filiformisgruppe
weit verbreitet, wie schon die complieirte Synonymie andeutet (Dentalina acuta,
gracilis, annulata, elegans, intermedia, Reussi, praelonga, acuticauda, gliricauda,
baccata, Cordai, monile etc. etc.).
Die beiden Figuren 106 und 107 stellen die beiden wichtigsten jurassischen
Vertreter der Gruppe dar. Solche kommen überall in dentalinenreichen Schichten vor.
Nodosaria (Dentalina) pauperata, dXOrbigny. Taf. XII, Fig. 110; Taf. XIV, Fig. 14.
Dentalina pauperata, d’Orbigny, Foram. foss. Vienne, p. 46, T. I, Fig. 57—58.
5 pauperata, Bornemann, Zeitsch. deutsch. geol. Ges. 1355, p. 324, T. XII, Fig. 7.
5 inermis, Czyzek, Haid. Abh., vol. Il, p. 139, T. XII, Fig. 3—7.
Nodosaria vermieulum, Reuss, Denksch. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XXV, p. 133, T. U, Fig. 14—15.
Nodosaria (Dent.) pauperata, Brady, Foram. Challenger, p. 500, Fig. 14 a—c.
Die typische Nodosaria pauperata mit cylindrischem, nicht eingeschnürtem
älteren Schalentheil ist im Jura sehr selten. Fast stets sind die älteren Kammern
deutlich abgegrenzt. Die Mündung ist meistens etwas excentrisch. Die Figur 110
stellt ein allerdings nicht sehr gutes Exemplar aus den obern Mergelschichten
von Büren dar.
Nodosaria pauperata ist im ganzen Jura durch mehrere nahe verwandte
Varietäten vertreten.
13
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Nodosaria (Dentalina) brevis, dOrbigny. Taf. XIII, Fig. 95; Taf. XIV, Fi
g. 2
LO
Dentalina brevis, d’Orbigny, Foram. foss. Vienne, p. 48, T. II, Fig. 9—-10.
= pseudochrysalis, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVI, p. 40, T. II, Fig. 12.
» chrysalis, Cornuel. Mem. Soc. geol. France, Ser. 2, vol. III, p. 251, T. I, Fig. 21.
A pauperata var. brevis, Parker, Jones and Brady, Foram. Crag., p. 63, T. IV, Fig. 10,
- cuneiformis (pars), Terguem et Berthelin, Mem. Soc. geol. France, Ser. 2, vol. X, p. 27.
ats IR, Ber eh
Die kurzen, plumpen, puppenförmigen Dentalinen der Transversariuszone ge-
hören wohl alle dem Formenkreise der Nodosaria brevis an.
Die Figur 93 stellt ein kleines Exemplar von Birmensdorf dar.
Nodosaria brevis tritt in der Schweiz vom Sinemurian an auf, indessen sind
typische Formen im Jura sehr selten. Erst vom Neocomian an werden sie etwas
häufiger. Die Figur 22 (Tafel XIV) zeigt ein wenig eingeschnürtes Stück, das
der Nodosaria soluta ähnlich sieht.
Nodosaria (Dentalina) piluligera, Schwager. Taf. XIU, Fig. 94.
Dentalina pilluligera, Schwager, Würt. Jahresh. vol. XIX, p. 107, T. III, Fig. 14—15.
Wir können die aus ziemlich zahlreichen stark convexen Kammern bestehen-
den kleinen Nodosarien in eine Gruppe zusammenfassen, als deren Typus die ober-
jurassische Form von Schwager gewählt wird. Auch die Dentalina Reitzi Haut
gehört in diese Abtheilung. Sie erinnern bald mehr an Dentalina ovicula, bald an
Nodosaria radicula (Nodosaria glabra) oder Dentalina nodosa und treten vereinzelt
in allen nodosarienreichen Schichten des Jura auf.
Nodosaria (Dentalina) pygmaea, Neugebohren. Taf. XIII, Fig. 74—75.
Dentalina pygmaea, Neugebohren, Denksch. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XII, p. 80, T. II. Fig. 9.
Dentalina imbecilla, Schwager, Würt. Jahresh, vol. XIX, p. 103, T. II, Fig. 25.
In diese Art vereinigen wir die kleinen, geraden (seltener etwas gebogenen),
aus J—5 geraden oder schiefen Kammern bestehenden Nodosarien, mit meistens
grosser, unten in eine Spitze auslaufender Primordialkammer. Dies letzte Seg-
ment trägt eine stark verlängerte Mündung.
Dentalina abnormis Reuss (pars), Dentalina abbreviata Neugebohren und Den-
talina pusilla reihen sich nahe an diese Gruppe an.
Nodosaria pygmaea tritt im Jura ziemlich häufig mit den oben beschriebenen
Dentalinen auf.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 99
Nodosaria (Dentalina) consobrina, d’Orbigny. Taf. XII, Fig. 68-70;
Taf. XIV, Fig. 6-10, 20.
Dentalina consobrina, d’Orbigny, Foram. foss. Vienne, p. 46, T. II, Fig. 1—3.
N 5 Neugebohren, Denks. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XII, p. 86, T. III, Fig. 15.
E emaciata, Reuss, Zeitsch. deutsch. geol. Ges. 1851, p. 65, T. III, Fig. 9.
Nodosaria consobrina, Bornemann, Zeitsch. deutsch, geol. Ges. 1855. p. 223, T. XIII, Fig. 1—4,
7 2 Brady, Foram. Challenger, p. 501, T. LXII, Fig. 23—24.
Die Mergel des untern Malms enthalten eine ganze Anzahl Varietäten dieser
Species. Die Figuren 68—70 und 6—12 stellen die wichtigsten derselben dar und
zeigen die Uebergänge in Nodosaria radicula und Nodosaria ovicula und Nodosaria
longiscata. Aehnliche Formen wurden als Dentalina dispar Reuss, Nodosaria tympani-
plectriformis Schwager, Nodosaria nuda Reuss, Nodosaria Hilseana Reuss, Nodo-
saria resupinata Gü., Dentalina pugiunculus Schwager, Dentalina aequabilis Schwa-
ger, Dentalina nepos Costa, Dentalina adunca Costa etc. beschrieben.
Nodosaria consobrina tritt im Jura in allen Zonen mit Nodosaria radieula
auf, doch gehören die grossen, schlanken Varietäten zu den Seltenheiten.
Nodosaria (Dentalina) communis, d’Orbigny. Taf. XIH, Fig. 97, 100, 108;
Taf. XIV, Fig. 24.
Dentalina communis, d’Orbigny, Mem. Soc. geol. France, vol. IV, p. 13, T. I, Fie. 4.
cA F Reuss, Verst. böhm. Kreide, p. 28, T. XII, Fig. 21.
5 inornata, d’Orbigny, Foram. foss. Vienne, p. 44, T. I, Fig. 50—51.
= subarcuata, Williamson, Rec. For. Gt. Brit. p. 18, T. II, Fig. 40—41.
e vetusta, Terquem, For. Lias, 1°” Mem. p. 518, T. II, Fig. 14.
Vaginulina cornu, Kübler und Zwingli, For. Schweiz. Jura, p. 25, T. III, Fig. 13.
5 lanceolata, Kübler und Zwingli, ibid., p. 25, T. III. Fig. 12.
Dentalina communis, Brady, For. Challenger. p. 504, T. LXII. Fig. 19—22.
Mehr als 80°/0 aller jurassischen Dentalinen gehören dieser Species im weitesten
Umfang an. Die zahlreichen, genetisch sehr nahe verwandten, morphologisch aber
bedeutend abweichenden Modificationen wurden mit gegen 200 verschiedenen
Speciesnamen bezeichnet. Wir können sie in zwei grosse Gruppen eintheilen. In
der einen ist der Querschnitt annähernd kreisrund, in der anderen stark compri-
mirt. Die erste Gruppe würde wohl am bequemsten als Dentalina inornata ab-
getrennt.
Interessant sind die ziemlich häufigen Gehäuse mit theilweise oder ganz ver-
kümmerten Scheidewänden.
100 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Nodosaria communis ist in den meisten jurassischen Zonen sehr häufig. Sehr
schöne, schlanke Formen finden sich in den Marnes pholadomyennes des Val de
Travers.
Nodosaria (Dentalina) conferva, Schwager. Taf. XII, Fig. 98-99, 103.
Dentalina conferva, Schwager, Würt. Jahresh. vol. XVIII, p. 108, T. III, Fig. 18, 21.
Die Dentalinen mit rudimentärer Kammerung spielen im weissen Jura eine
so wichtige Rolle, dass wenigstens die schlanken Formen in eine eigene Art
zusammengestellt werden müssen, als deren Typus wir die Dentalina conferva der
Impressaschichten wählen können. Solche Modificationen sind im mittleren und
unteren Jura noch sehr selten, treten aber namentlich in den drei Zonen des
Argovians in Mergelbänken sehr häufig auf.
Nodosaria (Dentalina) mueronata, Neugebohren. Taf. XIII, Fig. 102.
Dentalina mueronata, Neugebohren, Denkschr. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XII, p. 83, T. III, Fig. S—11.
Nodosaria (Dentalina) mucronata, Brady, Foram. Challenger, p. 506, T. LXII, Fig. 27—31.
Unter den breiten, dreieckigen Dentalinen der Zone begegnen wir hin und
wieder Exemplaren, die sich von der jüngeren Dentalina mucronata nicht im ge-
ringsten unterscheiden. Neben ihnen treffen wir Formen mit undeutlicher Kam-
merung oder unregelmässigem Wachsthum.
Nodosoria mucronata tritt vom oberen Lias an überall mit Dentalina com-
munis auf, wird aber nie häufig.
Nodosaria (Dentalina) farcimen, Soldani? Taf. XII, Fig. 109; Taf. XIV, Fig. 24—25.
Orthoceras farecimen, Soldani, Testaceographia, vol. I, p. 98, T. CV, Fig. 10.
Nodosaria dentalina, Lamarck, An. sans vert. vol. VII, p. 596.
Dentalina nodosa, d’Orbigny, M&m. Soc. g&ol. France, vol. IV, p. 14, T. I, Fig. 6—-7.
P fareimen, Reuss, Bull. Ak. Belg., Ser. 2, vol. XV, p. 146, T. I, Fig. 18.
Nodosaria (D.) farcimen, Brady, Foram. Challenger, p. 498, T. LXII, Fig. 17—18.
Ich führe diese Species mit einigem Zweifel hier an, weil typische Exem-
plare im der Transversariuszone noch nicht beobachtet wurden. Brady giebt der
Art eine Ausdehnung, die derjenigen von Dentalina communis nicht nachsteht,
so dass sie beinahe alle deutlich gekammerten Dentalinen mit geraden Septa
umfasst.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 101
Das Figur 25 abgebildete Exemplar mit etwas schiefen Kammern dürfte
ebenfalls hieher gezogen werden.
Nodosaria raphanus, Linne. Taf. XIN, Fig. 87—88.
Nautilus raphanus, Linne, Syst. Nat., 12. Aufl., p. 1164.
Nautilus costatus, Montagu, Test. Brit. p. 199, T. XIV, Fig. 5.
Nodosaria raphanus, Parker and Jones, Phil. Trans. vol. CLV, p. 340, T. XVI, Fig. 1.
ä 5 Jones, Parker and Brady, Foram. Crag. p. 49, T. I, Fig. 4, 5, 22, 23.
# 5 Brady, Foram. Challenger, p. 512, T. LXIV, Fig. 6—10.
Die Figuren stellen die im oberen Jura vereinzelt vorkommenden, schwach
entwickelten Individuen mit bloss vier Rippen dar. Alle möglichen Uebergänge
von diesen Varietäten zu den vielrippigen (Typus: Nodosaria scalaris O.) finden
sich im ganzen Lias, wo die ganze Gruppe der gerippten Nodosarien die grösste
Entwicklung im Jura erreicht.
Nodosaria raphanistrum, Linne. Taf. XIII, Fig. 32—85, 89, 96.
Nautilus raphanistrum, Linne, Syst. Nat., 12. Aufl., p. 1162.
Nodosaria baeillum, d’Orbigny, For. foss. Vienne, p. 40, T. I, Fig. 40—47.
” affıinis, d’Orbigny, ibid., p. 39, T. I. Fig. 36—39.
5 raphanistrum, Michelotti, Nat. Ver. H. Wss. Haarl. p. 12, T. I, Fig. 7.
A enneagona, Cornuel, M&m. Soc. geol. France, Ser. 2, vol. III, p. 460, T. XIV, Fig. 12.
F bacillum, Gümbel, Abh. k. bayr. Ak. Wiss. vol. XII, p. 618, T. I, Fig. 30.
5 sinemuriensis, Hzusler, Unt. Mikr. Struct. p. 16, T. II, Fig. 5.
Die cylindrischen, mit starken Rippen verzierten, vielkammerigen Nodosarien
treten im oberen Jura nur sehr selten auf. Die wenigen vorliegenden Stücke
stimmen aber in allen wesentlichen Merkmalen genau mit tertiären Varietäten
von Nodosaria raphanistrum überein.
Die Art ist im schweizerischen Lias und Dogger ziemlich häufig.
Nodosaria scalaris, Batsch. Taf. XIH, Fig. 91.
Orthocerata striata, Soldani, Saggio Orit. p. 107, T. V, Fig. A—D.
Nautilus (Orthoceras) scalaris, Batsch, Conch. Seesandes, T. II, Fig. 4, a. u. b.
Nodosaria striaticollis, d’Orbigny, For. Iles Canar. p. 124, T. I, Fig. 2—4.
3 radieula, Williamson, Rec. For. Gt. Brit. p. 15, T. il, Fig. 36—38.
5 scalaris, Parker and Jones, Phil. Trans. vol. CLV, p. 340, T. XVI, Fig. 2, a—c.
R 3 Brady, Foram. Challenger, p. 510, T. LXIII, Fig. 23—31; T. LXIV, Fig. 16—19.
In der äusseren Schalenform stimmen einige jurassische Nodosarien ziemlich
genau mit Nodosaria scalaris überein. Zwar fehlt der lange Hals, indessen ist es
102 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
sehr wohl möglich, dass er erst beim Herauspräpariren verloren ging. Die Rippen
sind sehr zahlreich und fein, ähnlich wie bei Nodosaria multicostata. Die vor-
liegenden Exemplare aus dem aargauischen Jura scheinen Uebergangsformen
dieser beiden Species zu bilden.
Nodosaria scalaris tritt schon im Lias vereinzelt auf, gehört aber mehr den
jüngsten Perioden an.
Nodosaria pistilliformis, Schwager. Taf. XII, Fig. S1, 86.
Nodosaria pistilliformis, Schwager, For. Zone d. A. trans. p. 302.
R zn Deeke, For. Zone d. S. Humphries, p. 26, T. I, Fig. 12—12c.
Es scheint bequem, die im Jura ziemlich stark verbreiteten kurzen Nodo-
sarien mit stark convexen ungleich grossen Kammern, von den cylindrischen
Nodosaria raphanistrum getrennt zu halten. Gewöhnlich ist die jüngste Kammer
kleiner als die mittleren, so dass der allgemeine Umriss etwas an Nodosaria
radicula var. annulata erinnert.
Die Verbreitung ist wie bei Nodosaria raphanistrum.
Nodosaria (Dentalina) multicostata, d@’Orbigny? Taf. XII, Fig. 90; Taf. XIV, Fig. 18.
Dentalina multicostata, d’Orbigny, M&m. Soc. g&ol. France, vol. IV, p. 15, T. I, Fig. 14—15.
Dentalina Kingi, Jones, Geinitz, Dyas, Heft I, p. 122, T. XX, Fig. 33.
Diese Art führe ich mit grossem Zweifel hier an. Vollständige Exemplare
fehlen und die vorliegenden Bruchstücke erinnern höchstens in der Ornamentation
an die typische feingestreifte Nodosaria multicostata. Auch Gümbel und Schwager
führen aus dem Argovian mehrere der Nodosaria multicostata jedenfalls sehr nahe
stehende Varietäten an.
Nodosaria multicosta, Neugebohren. Taf. XII, Fig. 92.
Nodosaria multieosta, Neugebohren, Denksch. k. Ak. Wiss. 1856, p. 78, T. I, Fig. 12.
In diese kleine Gruppe gehören wahrscheinlich einige annähernd cylin-
drische, sehr feingestreifte Formen, die mit den vorigen Arten nahe ver-
wandt sind.
Foraminiferen ver Zone des Ammonites transversarius. 103
Nodosaria rudis, d’Orbigny. Taf. XIII, Fig. 75—80.
Nodosaria rudis, d’Orbigny, Foram. foss. Vienne, p. 33, T. I, Fig. 17—19.
Im oberen Jura begegnen wir, namentlich in weichen Mergeln, schlanken,
schwach rauhen Nodosarien, die dem Formenkreise der Nodosaria rudis angehören
und sich durch die Oberflächenbeschaffenheit so stark von der gleichzeitig auf-
tretenden Nodosaria hispida unterscheiden, dass sie damit nicht vereinigt werden
dürfen.
Die Schalen, die in der allgemeinen Form an Nodosaria pyrula und Nodo-
saria ovicula erinnern, sind äusserst zerbrechlich, so dass gewöhnlich nur einzelne
Kammern gefunden werden.
Nodosaria rudis ist eine seltene Art, die dem schweizerischen Lias und
Dogger noch ganz zu fehlen scheint und bis jetzt erst in den drei Zonen der
argovischen Stufe aufgefunden wurde.
Nodosaria hispida, d’Orbigny. Taf. XIV, Fig. 15; Taf. XV, Fig. 40.
Nodosaria hispida, d’Orbigny, For. foss. Vienne, p. 35, T. I, Fig. 24—25.
conspurcata, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVIII, p. 43, T. Il, Fig. 10—12.
hispida, Schwager, Novara F. p. 231, T. VI, Fig. 65.
hispida, Costa, Mem. Ac. Se. Nap. 1855, p. 140, T. 1, Fig. 30.
hispida, Brady, Foram. Challenger, p. 507, T. LVIII, Fig. 12—16.
n
n
n
n
Von dieser Art besitze ich aus den Transversariusschichten nur wenige un-
vollkommene Exemplare, die in der Beschaffenheit der Oberfläche zunächst an
Nodosaria aspera T. und B. (Mem. Soc. geol. France, vol. X, p. 19, Tafel XI, Fig.
18) erinnern. Sehr grosse Formen finden sich in den Marnes pholadomyennes von
St. Sulpice.
Gen. Lingulina, d’Orbigny.
Diese kleine Abtheilung ist im ganzen Jura durch wenige, glatte, mehr oder
weniger stark comprimirte Varietäten einer einzigen Species (Lingulina carinata)
vertreten. Von besonderem Interesse sind die unregelmässigen Formen, die meines
Wissens in jüngern Formationen nicht mehr oder nur ganz ausnahmsweise ange-
troffen werden und daher für den Jura bezeichnend sind. Die Lingulinen stehen
zu den Glandulinen und Nodosarien der Radiculagruppe in ähnlichem Verhältniss
104 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
wie die comprimirten Lageninen der Marginatagruppe (Fissurinen) zu den Arten
mit kreisrundem Querschnitt (Lagena globosa und apiculata). Sie gehen ganz all-
mählich in die Frondieularien über. Die Gattung erscheint bereits im Lias, wird
aber erst im untern Malm häufiger. Die grossen regelmässigen glatten und ge-
rippten Formen gehören spätern geologischen Perioden an.
Lingulina carinata, d’Orbigny. Taf. XIV, Fig. 27—34.
Lingulina carinata, d’Orbigny. Ann. Se. Nat. vol. VII, p. 257. Modele 26.
$ R n Foram. Iles Canar. p. 124, T. 124, T. I, Fig. 5—6.
n b = Williamson, Ree. For. Gt. Brit. p. 14, T. II, Fig. 33—35.
E 4 Parker, Jones and Brady, Ann. and Mag. Nat. Hist. Ser. 3, vol. XVI, p. 9,
T. I, Fig. 28.
a nodosaria, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVI, p. 39, T. V, Fig. 12.
E carinata, Jones and Parker, Quart. Journ. Geol. Soe. vol. XVI. p. 453; T. XIX, Fig. 13—14.
Obwohl sich zwischen den verschiedenen Unterabtheilungen dieser Art keine
Grenzen bestimmen lassen, können der Bequemlichkeit halber mehrere ältere
Namen beibehalten werden.
Die Varietäten der Tranversariuszone gehören in die Gruppen der Lingulina
ovalis Jones and Brady (Mem. Soc. geol. France, vol. XI, p. 23, Tafel X, Fig. 27),
Lingulina nodosaria Reuss (l. c.), Lingulina elisa Schwager (Würt. Jahresh. vol.
XIX, p. 115, Tafel IV, Fig. 20) und Lingulina pygmaea Reuss. (Elbthalgeb. vol. II,
p- 90, Tafel XX, Fig. 23).
Neben ihnen findet sich eine sehr lange Modification, die namentlich schön in
den Marnes pholadomyennes vorkommt und die ich als var. suprajurassica bezeichne,
da sie für die Mergelbänke des Malms charakteristisch ist. Neben diesen Lingu-
linen tritt überall eine interessante Uebergangsform zu Frondicularia auf (Frondi-
cularia lingulaeformis Schwager), mit Hülfe derer sich eine lange Kette von Nodo-
sarinen, die mit Nodosaria radicula beginnt und mit Cristellaria rotulata aufhört,
construiren lässt.
Auch unter diesen Lingulinen trifft man hie und da Exemplare mit ver-
kümmerter Septa. Nicht selten ist das Wachsthum ganz unregelmässig, indem die
Scheidewände nicht parallel sind, oder einzelne Kammern auffällig gross werden.
Die Endkammer ist meistens in der Mitte stärker comprimirt als am Rande, so
dass der Querschnitt biscuitförmig erscheint.
Schwager bildet in der citirten Abhandlung über die Impressazone eine Reihe
interessanter Lingulinen ab, die alle auch in der Transversariuszone vorkommen.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 105
Wenn der Querschnitt etwas dreieckig wird, entstehen Uebergangsformen zu
Rhabdogonium. Lingulina carinata erscheint m der Schweiz im mittleren Lias.
Gen. Rhabdogonium, Reuss?
Typische Formen dieser Gattung wurden im schweizerischen Jura noch nicht
beobachtet und scheinen zum ersten Mal im Neocom aufzutreten. Dagegen be-
gegnen wir unregelmässig comprimirten Lingulinen und Frondicularien, die als
Uebergangsformen zu betrachten sind. (Frondicularia lucida Schwager gehört viel-
leicht hieher.)
Gen. Frondicularia, Defrance.
Im Lias und Dogger häufig, verschwindet diese Gattung im weissen Jura
fast vollständig, erscheint aber im Neocom und Valanginian wieder in mehreren
interessanten Species. Die Frondicularien der argovischen Stufe sind fast aus-
nahmslos schwach entwickelt und erinnern an Lingulinen. In der Transversarius-
zone kommt äusserst selten eine Varietät von Frondicularia complanata (Frondi-
cularia lingulaeformis) vor.
Frondieularia complanata, Defrance. Taf. XIV, Fig. 61; Taf. XV, Fig. 45.
Frondieularia complanata, Defrance, Dict. Sc. Nat., vol. XXXII, p. 178, T. XIV, Fie. 4.
brizaeformis, Bornemann, Lias Göttingen, p. 36, T. III, Fig. 17, 18, 20.
Fi major, Bornemann, ibid., p. 36, T. III, Fig. 21.
a franeonica, Gümbel, Würt. Jahresh., vol. XVIII, p. 219, T. III, Fig. 13.
e lingulaeformis, Schwager!) (pars), Würt. Jahresh,, vol. XIX, p. 113, T. IV, Fig. 11.
R granulata, Tergquem, Mem. Ac. Metz 1863, p. 166, T. VI, Fig. 20.
" complanata, Jones and Parker, Quart. Journ. Geol. Soc., vol. XVI, p. 453, T. XIX,
Fig. 19.
Die Abbildungen in den hier genannten Werken zeigen die Uebergänge von
den typischen Lingulinen zu den Frondicularien. Bornemanns liasische Formen
mit alternirenden Kammern nehmen eine eigenthümliche Stellung ein und sind
vielleicht Uebergangsformen zu den einfachsten Polymorphinen. Auch unter den
1) Deeke führt diese Var. aus der unterelsässischen Zone des Gl. Humphriesianum (. c.
p. 27, T.II, Fig. 1) und Uhlig aus den rjäsischen Ornatenthonen auf. (l. c. p. 757, T. IX, Fig. 17),
14
106 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
als Frondicularia cordata R., ovata R., oblonga v. Mü., obliqua v. Mü. beschriebenen
Formen sind solche, die an die oberjurassischen Varietäten erinnern.
Frondicularia complanata tritt vom untern Lias an in der Schweiz fast in
allen nodosarinenreichen Mergeln vereinzelt auf, namentlich die v. lingulaeformis
Schwager.
Gen. Marginulina, d’Orbigny. eo
Ueber den Umfang dieser Gattung gehen die Ansichten der Autoren weit aus-
einander. Während die einen die eigentlichen Marginulinen (Marginulina glabra als
Typus) und die dreieckigen Vaginulinen, sowie die mehr oder weniger comprimir-
ten wenig eingerollten Cristellarien damit vereinigen, gebrauchen andere die Be-
zeichnung ausschliesslich für die geraden oder wenig gebogenen Formen mit
kreisrundem Querschnitt und randständiger Mündung. Da auch Brady die Be-
zeichnung in sehr beschränktem Sinne anwendet, mag hier derselbe Weg einge-
schlagen werden, und wir haben es daher nur mit einer einzigen Species, Margi-
nulina glabra, zu thun.
Marginulina glabra, dX’Orbigny. Taf. XIV, Fig. 35—40, 42 —49.
Marginulina glabra, d’Orbigny, Ann. Se. Nat., vol. VII, p. 259, Modele 55.
n pedum, d’Orbigny, For. foss. Vienne, p. 68, T. III, Fig. 13—14.
B pediformis, Bornemann, Zeitsch. deutsch. geol. Ges., vol. VII, p. 326, T. XIII, Fig. 13.
A glabra, Parker, Jones and Brady, Ann. and Mag. Nat. Hist., Ser. 3, vol. XVI, p. 27,
T. I, Fig. 36.
n subbullata, Hantken, Mitth. Jahrb. k. ungar. geol. Anst., vol. IV, p. 46, T. IV, Fig.9—10.
» glabra, Brady, Foram. Challenger, p. 527, T. LVI, Fig. 5—6.
Marginulina glabra tritt im ganzen Jura in den nämlichen Varietäten auf,
als deren zwei wichtigste Typen die Marginulina glabra O. (Modele) und Margi-
nulina regularis O. (For. foss. Vienne, p. 68, T. III Fig. 9—12) bezeichnet werden
können. Sie gehen ganz allmählich in die bischofstabförmigen Cristellarien über.
Gen. Vaginulina, d’Orbigny.
Wenn, wie eben gezeigt wurde, nur die geraden oder gebogenen Nodosarinen
mit randständiger Oeffnung und kreisrundem Querschnitt in die Gattung Marginu-
lina gebracht werden, so gehören in die Gattung Vaginulina die zahlreichen, seitlich
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 107
comprimirten, dreieckigen oder dentalinaähnlichen Formen mit schiefen Septa
und ohne spiralige Anordnung der ersten Kammern. Somit müssen viele im Jura
und in der Kreide durch unzählige Modificationen vertretene, früher fast allgemein
zu den Marginulinen gerechnete Species mit den Vaginulinen vereinigt werden.
Die Unterschiede zwischen Vaginulina und Dentalina und Cristellaria sind
selbstverständlich schwierig zu definiren, da diese Genera zusammenhängende
Ketten bilden. Bei Cristellaria bilden entweder nur die ersten Kammern eine
Spirale (Cristellaria tenuis), oder die ganze Schale ist flachspiralig aufgerollt (Cris-
tellaria rotulata).
In allen jurassischen Zonen mit stark entwickelter Lagenidenfauna begegnen
wir Varietäten einer und derselben Species, die nach diesen Unterscheidungsmerk-
malen bald in die eine, bald in die andere Gattung untergebracht werden müssen.
Dasselbe gilt auch für die Vaginulinen und Dentalinen. Zwischen Vaginulina
legumen und Dentalina communis sind alle denkbaren Uebergänge nachweisbar.
Die Gattung ist im Jura allgemein verbreitet.
Vaginulina legumen, Linne. Taf. XIV, Fig. 49.
Nautilus legumen, Linne, Syst. Nat., 12. Aufl., p. 1164.
Vaginulina legumen, d’Orbigny, Ann. Se. Nat., vol. VI, p. 257.
Dentalina legumen, Williamson, Rec. For. Gt. Brit., p. 21, T. II, Fig. 45.
Vaginulina legumen, Jones, Parker and Brady, Foram. Crag., p. 64, T. IV, Fig. 9.
= a Brady, Foram. Challenger, p. 530, T. LXVI, Fig. 13—15.
Diese Species bildet eine sehr umfangreiche Gruppe glatter Nodosarinen, die
zwischen Dentalina communis und Cristellaria stehen. Anderseits gehen sie ganz
allmählich in die schlanken gerippten Vaginulinen über. Die Figur 49 zeigt ein
von dem Typus etwas abweichendes Exemplar, das aber die Merkmale der ganzen
Gattung sehr deutlich zeigt.
Vaginulina legumen tritt im ganzen Jura auf, ist aber stets eine der selten-
sten Nodosarinen.
Vaginulina striata, d’Orbigny. Taf. XV, Fig. 24, var. f. 25—26; Taf. XIV, Fig. 17.
Vaginulina striata, d’Orbigny, Ann. Sc. Nat., vol. VII. p. 257.
” ” Parker, Jones and Brady, Ann. and Mag. Nat. Hist., Ser. 4, vol. VIII, p. 18,
T. IX, Fig. 58,
Wir können in diese kleinen Gruppen die flachen, fein gerippten Vaginulinen
vereinigen. Der Querschnitt ist rechteckig oder annähernd so, bei Vaginulina
linearis elliptisch oder oval.
108 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Die Längsstreifen decken entweder die ganze Schale oder nur den untern Theil.
Eine auffällige Varietät dieser Abtheilung ist die Vaginulina serrato-costata
Gü. (Würt. Jahresh. vol. XVIII, p. 222, Taf. III, Fig. 23), die für den obern Jura
charakteristisch zu sein scheint.
Vaginulina striata ist leider eine äusserst seltene Species, über deren verti-
cale Verbreitung sich nichts genaues angeben lässt.
Vaginulina harpa, Remer. Taf. XV, Fig. 22, 23, 27.
Vaginulina harpa, Reemer, Verst. nordd. Kreide, p. 96. T. XV, Fig. 12.
“ Dunkeri, Koch, Palüontograph., p. 172, T. XXIV, Fig. 3.
r harpa, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVI, p. 51, T. IV, Fig. 5—7.
Diese Species ist mit Bezug auf Zahl, Grösse und Stellung der Rippen eine
der wandelbarsten Foraminiferen. Die einfachste Varietät besitzt jederseits drei
dicke Rippen, die über die ganze Schale laufen. Die Zahl der Rippen steigt bis
auf 12. Zudem sind zwischen denselben häufig kürzere, oft in verschiedener Rich-
tung verlaufende Leisten eingeschaltet, die den Gehäusen ein äusserst zierliches
Aussehen verleihen. Im Jura der Schweiz treffen wir hauptsächlich die einfacheren,
etwas plumpen Modificationen. Den Schluss einer sehr langen Reihe bildet die im
schweizerischen Neocomian ziemlich häufige Vaginulina reticulata Corn. (Mem.
Soc. geol. France, vol. III, p. 253, Tafel II, Fig. 1-4).
Gen. Cristellaria, Lamarck.
Die Cristellarien nehmen wie die einfachen Nodosarien unter den Foramimi-
feren der Transversariuszone durch Zahl und Häufigkeit der Species eine hervor-
ragende Stelle ein. Das Ordnen und Bestimmen der unzähligen Modificationen
ist eine der schwierigsten Aufgaben des Paläontologen, und ohne die Vorkomm-
nisse anderer Formationen in den Kreis der Betrachtungen zu ziehen, ist es
geradezu unmöglich. Ich begnüge mich daher an dieser Stelle, einige der wich-
tigsten Formen abzubilden und ganz kurz zu besprechen.
Alle Arten der Gattung des ganzen Jura gehören nur wenigen Typen an,
so dass trotz der ungeheuren Formenmenge die Anzahl der Species im weiteren
Sinne verhältnissmässig sehr klein ist. In einigen Bänken bilden die Cristel-
larien mehr als die Hälfte der gesammten Foraminiferenfauna, und doch werden
selten zwei genau gleiche Individuen angetroffen.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 109
Wir unterscheiden vier Hauptgruppen mit glatten Schalen, deren Typen die
Cristellaria pauperata, C. tenuis, C. crepidula und (©. cultrata bilden. Zu ihnen
gesellt sich noch eine ziemlich grosse Gruppe verzierter Formen.
Die Gattung Cristellaria ist mit Vaginulina, Frondicularia (durch Flabellina)
und Marginulina innig verbunden. Zwischenformen sind in den Transversarius-
schichten und überhaupt im ganzen Jura sehr häufig und giebt deren Studium
ungemein interessante Resultate.
Die Gattung tritt in allen jurassischen Zonen auf.
Oristellaria pauperata, Parker and Jones. Taf. XIV, Fig. 50, 51, 53.
Cristellaria (Plan) pauperata, Parker and Jones, Quart. Journ. Geol. Soc., vol. XVI, p. 454, T.XX,
Fig. 59.
Cristellaria pauperata, Schwager, Würt. Jahresh., vol. XIX, p. 131, T. XVI, Fig. 15.
In diese Art können die im ganzen Jura ziemlich weit verbreiteten ein-
fachen, vaginulinaähnlichen, dreieckigen Formen mit wenigen schiefen Kammern
gestellt werden. Sie varürt innerhalb gewisser Grenzen ziemlich bedeutend, je
nach Zahl der Kammern und Stellung der Scheidewände.
Die Figuren zeigen die drei wichtigsten Varietäten der Transversariuszone.
Cristellaria pauperata tritt in der Schweiz vom mittleren Lias an auf.
Cristellaria. Taf. XIV, Fig. 54—55.
Im oberen Jura sind längliche, in der allgemeinen Schalenform an Cristel-
laria crepidula erinnernde Formen mit undeutlichen Septa häufig, und wir können
sie daher zweckmässig als eigene Species zusammenfassen.
Cristellaria plana, Reuss. Taf. XIV, Fig. 44, 45 (47—48?).
Cristellaria plana, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVI, p. 72, T. VIII, Fig. 3.
Mareinulina jurassica, Gümbel, Würt. Jahresh. vol. XVII, p. 222, T. III, Fig. 21--22.
Ueber diese sehr wandelbare Species ist es nicht leicht ins Reine zu
kommen. Wählen wir Cristellaria plana Reuss als typische Form, so gehen in
allen Richtungen Reihen aus, die mit Cristellaria pauperata P. und J., Cris-
tellaria erepidula F. und M., Marg. glabra O., Cristellaria tenuis Born., Vag.
longa Corn., Vag. legumen L. und V. Kochi R. endigen.
Die Form ist bald mehr, bald weniger schlank, gerade oder gebogen, die
110 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Kammern sind schief oder beinahe gerade, und je nach der Krümmung der Ge-
häuse parallel oder nicht. Der Querschnitt bildet annähernd ein Rechteck. Doch
kommen ziemlich häufig Formen mit convexen Gehäusen vor. Sehr wahrscheinlich
gehören mehrere der folgenden Species in diese Abtheilung : Cristellaria contracta
Terg. (1° mem. For. vol. p. 125, Tafel VII, Fig. 13 bis 24), C. Listi Born. (Lias
Göttingen, p. 40, Tafel IV, Fig. 28), €. nuda R. (Elbthal, vol. II, p. 106, Tafel
XXIH, Fig. 2—3), M. calliopsis R. (Sitz. k. Ak. Wiss., Wien, vol. XLVI, p. 72,
Tafel V, Fig. 16) etc. etc.
Die Marginulina compressa d’Orbigny (Mem. Soc. geol. France, vol.IV, p. 17,
Tafel I, Fig. 18—19) dürfte ebenfalls hieher gehören, wenigstens die einfacheren
Varietäten mit stark comprimirter Schale und sehr schiefen Kammern.
Wenn die Schalen sehr dick werden, entstehen Formen, die an Vaginulina
denudata R. (Sitz. k. Ak. Wiss., Wien, vol. XLVI, p. 45, Tafel III, Fig. 4) und
Marg. crassa Corn. (Mem. Soc. geol. France, Ser. 2, vol. II, p. 251, Tafel I, Fig.
22-25) erinnern.
Wenn die Aufrollung des älteren Theiles vollständiger wird, bilden sich der
M. Beierana Gü. (Würt. Jahresh., vol. XVII, p. 221, Tafel III, Fig. 20) ver-
wandte Formen.
Möglicherweise sind einige der unter Marg. elongata Orb. und Marg. lituus
Orb. beschriebene Varietäten ebenfalls in den nämlichen Formenkreis zu ziehen.
Oristellaria parallela, Reuss. Taf. XIV, Fig. 46; Taf. XV, Fig. 20—21.
Cristellaria parallela, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLVI, p. 67, T. VII, Fig. 1—2,
" procera, Schwager, Würt. Jahresh., vol. XIX, p. 118, T. V, Fig. 1.
= rasa, Schwager. Ibid. p. 128, T. VI, Fig. 6.
Die langen, geraden oder nur sehr wenig gebogenen, aus zahlreichen, wenig
schiefen Kammern bestehenden Species, die am Anfang spiralig eingerollt sind,
werden am bequemsten in eine grosse Gruppe vereinigt, als deren wichtigste Typen
die Cristellaria parallela R. (pars), Cristellaria procera Schw. und für die höchst
entwickelten Formen die Cristellaria (M.) Beierana Gü. (Würt. Jahresh. vol. XVIII,
pag. 221, Tafel III, Figur 20) oder Cristellaria elegans Hantk. (Clav. Sz. Tafel XTV,
Figur 4) angesehen werden können.
Ein Theil der stark comprimirten Modificationen der Cristellaria elongata O.,
Marginulina compressa O., Marginulina recta Hantk. dürften ebenfalls hieher gezogen
werden.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 111
Diese Abtheilung ist mit den vorigen unzertrennlich verbunden.
Cristellaria parallela tritt überall mit Cristellaria crepidula auf, ist aber viel
seltener als diese Art.
Cristellaria tenuis, Bornemann. Taf. XIV, Fig. 52 u. 26.
Marginulina tenuis, Bornemann, Zeitsch. deutsch. geol. Ges., vol. VII, p. 326, T. XII, Fig. 14.
Cristellaria perprocera, Schwager, Novara Exped., vol. II, p. 241, T. VI, Fig. 84.
E, tenuis, Reuss, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. LXII, p. 479, Nr. 1.
ä tenuis, Brady, Foram. Challenger, p. 535, T. LXVI, Fig. 21—23.
Cristellaria tenuis und Marginulina ensis bilden eine interessante Gruppe sehr
lang gestreckter, schwach gebogener oder gerader Nodosarinen mit unvollkommen
spiraliger Aufrollung. Die Grenzen sind schwer festzustellen, da sowohl unter der
Bezeichnung Cristellaria tenuis als Marginulina ensis') Individuen mit rundem und
zusammengedrücktem Querschnitt beschrieben wurden. Selbst Bornemann giebt
für seine Art als Merkmal runden Querschnitt an, so dass wir die beiden Species
nicht abtrennen können.
Wie schon weiter oben auseinandergesetzt, ist die Bezeichnung runder Quer-
schnitt sehr unbestimmt, und Varietäten einer und derselben Art sind bald
mehr, bald weniger comprimirt. Ja selbst an dem nämlichen Exemplar wechselt
die Form des Querschnittes, so dass wir diesem Merkmal keinen grossen Werth
beilegen können.
Im Jura begegnen wir selten sehr langen Modificationen mit comprimirten
Schalen, die daher am besten zu den Cristellarien gezählt werden, und da Brady
die Benennung Cristellaria tenuis wieder einführte, mögen sie auch hier als solche
aufgezählt werden.
Cristellaria tenuis ist eine sehr seltene Art.
Cristellaria crepidula, Fichtel und Moll. Taf. XIV, Fig. 56-60;
a 2, Dres Il, ar, e——il0)
Nautilus erepidula, Fichtel und Moll, Test. Mier., p. 107, T. XIX, Fig. 9—i.
Cristellaria erepidula, d’Orbigny, Foram. Cuba, p. 64, T. VII, Fig. 17—18.
5 berthelotiana, d’Orbigny, Foram. Canar., p. 125. T. I, Fig. 14—15,
5 intermedia, Reuss, Verst. böhm. Kreide, p. 33, 108, T. XIII, Fig. 57—58; II. Theil,
T. XXIV, Fig. 50—51.
5 subareuatula, Williamson, Rec. For. Gt. Brit., p. 29, T. U, Fig. 56—57.
!) Haid. Abh., vol. IV, p. 27, T. I, Fig. 16. Verst. böhm. Kreidef., p. 29, T. XII, Fig. 13;
T. XI, Fig. 26-27; T. XXIV, Fig. 30.
112 Foraminiferen der Zone des Amımonites transversarius.
Cristellaria eordiformis, Terguem, Foramı. Lias, 5ne Mem., p. 203, T. IX, Fig. 14.
s erepidula, Parker and Jones, Phil. Trans., vol. CIV, p. 344, T. XIII, Fig. 15—16;
T. XVI, Fig. 4.
a galeata, Reuss, Denksch. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XXV, p. 141, T. II, Fig. 8.
= crepidula, Brady, Foram. Challenger, p. 542, T. LXVIL, Fig. 17, 19—20 und T. LXVIH,
Fig. 1-2. (Synonymie nach Brady.)
Die Grenzen dieser Art lassen sich kaum genau angeben und namentlich die
englischen Autoren geben ihr einen ungemein weiten Umfang. Brady, ebenso
schon vorher Jones und Parker vereinigen in eine Art beinahe alle stark com-
primirten, verlängerten, glatten Varietäten von Cristellaria mit langen, schiefen
Kammern. In diesem Sinne gehören auch die meisten oberjurassischen Cristellarien
zu dieser Art. Die Figuren zeigen die hauptsächlichsten Typen. Die wichtigsten
Modificationen wurden als Cristellaria cymboides d’Orbigny (Foram. foss. Vienne,
pag. 85, Tafel III, Figur 30—31), Cristellaria galeata R. (1. c.), Cristellaria inter-
media R. (l. ec.) beschrieben.
Die am schwächsten entwickelten Formen von Cristellaria crepidula bilden
im ältern Theil einen unvollständigen Spiralumgang, die stärker entwickelten einen
ganzen Umgang, seltener mehr. Die ersteren erinnern in der Seitenansicht an
gewisse Varietäten von Marginulina glabra und können, da sie mit diesen durch
zahlreiche Uebergangsformen verbunden sind, als comprimirte Varietäten angesehen
werden (seitlich stark zusammengedrückte Formen von Marginulina tumida R., Cri-
stellaria Schlönbachi R., Marginulina Parkeri R., Marginulina disparilis). Die langen
schlanken Formen bilden die als Cristellaria protracta Born. beschriebene Varie-
tät, bei welcher die Kammern bereits weniger schief sind (Lias von Göttingen,
pag. 39, Tafel IV, Figur 27), und die allmählich in die lange, schlanke Cristellaria
tenuis Born. (Zeitschrift deutscher geologischer Ges. 1855, pag. 326, Tafel XIII,
Figur 14) oder Marginulina ensis R. (Haid. Abh., vol. IV, pag. 27, Tafel I, Fig. 16)
übergeht. Auch in der grossen Gruppe der Marginulina compressa d’Orbigny
(Mem. Soc. g6ol. France, vol. IV, pag. 17, Tafel I, Figur 18—19) finden wir For-
men, die an Cristellaria crepidula erinnern. Als Endglieder dieser grossen Ab-
theilung kann die Vaginulina denudata R. (Sitz. k. Ak. Wiss., vol. XLVI, pag. 45,
Tafel III, Figur 4) angesehen werden.
Cristellaria eymboides Orbigny bildet eine leicht kenntliche Modification, zu
welcher die Figur 56 gezählt werden kann. Etwas ähnlich ist auch die Cri-
stellaria insolita Schwager (Novara Exp. pag. 242, Tafel VI, Fig. 85) und die
Cristellaria Strombecki Reuss (Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. XLV], pag. 70, Tafel
VII, Figur 7). Eine aus zahlreichen Fragmenten bestehende Varietät beschrieb
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 113
Gümbel als Cristellaria nummulitica (Abh. könig. bayr. Ak., vol. X, pag. 636, Tafel I,
Figur 63). Aus den Impressaschichten führte Schwager mehrere interessante For-
men an, von denen Cristellaria lanceolata (Würt. Jahresh. 1865, pag. 130, Taf. VI,
Figur 13) und Cristellaria Fraasi (l. c. pag. 123, Tafel V, Fig. 10) in den Trans-
versariusschichten ziemlich häufig sind. Auch unter den als Cristellaria gladius
beschriebenen Cristellarien kommen Anschlüsse an Cristellaria crepidula vor. Die
kürzeren Varietäten wurden als Cristellaria Kochi Reuss (Denkschrift k. Ak.
Wiss. Wien, vol. XXV, pag. 23, Tafel II, Figur 35) und Cristellaria galeata Reuss
und Cristellaria intermedia Reuss eingehend beschrieben. Diese gehen einerseits
in Cristellaria navicula d’Orbigny, Cristellaria acutauricularis F. und M., Cristellaria
Italica O. Defr., Cristellaria triangularis, anderseits in die linsenförmigen Cristellaria
eultrata, Cristellaria cassis und Cristellaria rotulata über.
Cristellaria erepidula ist eine der häufigsten jurassischen Foraminiferen und
tritt vom untern Lias an in allen Zonen auf.
Cristellaria acutauricularis, Fichtel und Moll. Taf. XV, Fig. 17.
Nautilus acutauricularis, Fichtel und Moll, Test. Mikr., p. 102, T. XVIII, Fig. 9—i.
Cristellaria navieula, d’Orbigny, M&m. Soc. geol. France, vol. IV, p. 27, T. I, Fig. 19—20.
5 acutauricularis, Parker and Jones, Ann. and Mag. Nat. Hist., Ser. 3, vol. V, p. 114.
a e Brady, Foram. Challenger, p. 543, T. CXIV, Fig. 17.
Cristellaria acutauricularis umfasst die zwischen den flachen Varietäten von
Cristellaria crepidula und den sehr dicken Cristellaria Italica stehenden Formen.')
Sie treten im Jura ziemlich selten auf. Indessen werden sie beim Durch-
gehen des Schlammrückstandes leicht mit Cristellaria erepidula verwechselt und
in durchfallendem Lichte unterscheidet sie sich von dieser gar nicht.
In den Transversariusschichten ist sie selten.
Cristellaria Italica, Defrance?
Saracanaria Italica, Defrance, Diet. Sc. Nat., vol. XXXII, p. 177, Atlas T. XIII, Fig. 6.
Cristellaria Italiea, d’Orbigny, Ann. Sc. Nat., vol. VII, p. 293, Mod. 19 und 85.
a a Parker, Jones and Brady, Ann. and Mag. Nat. Hist., Ser. 3, vol. XVI, p. 21,
32, T. I, Fig. 41—42,
1) Die Figur zeigt ein schwach entwickeltes Exemplar, das nur durch die breite Vorder-
seite der Endkammer an die typische Form erinnert. Bessere Schalen besitze ich aus jüngern
Zonen.
15
114 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Ich führe diese Art hier an, weil Gümbel eine sehr nahe verwandte Form
aus dieser Zone beschreibt (Cristellaria triquetra Gü., Würt. Jahresh. vol. XVII,
pag. 225, Tafel III, Fig. 28). Aus dem schweizerischen Jura kenne ich noch keine.
Oristellaria rotulata, Lamarck. Taf. XV, Fig. 7—10, 12—13.
Lenticulites rotulata, Lamarck, Ann. Mus., vol. V, p. 188.
Cristellaria calcar, Williamson, Rec. For. Gt. Brit., p. 27, T. I, Fig. 52—53.
3 rotulata, Parker and Jones, Phil. Trans., vol. CLV, p. 345, T. XIII, Fig. 19.
a rotulata, Brady, Foram. Challenger, p. 547, T. LXIX, Fig. 13.
Diese Gruppe umfasst die vollständig aufgerollten linsenförmigen, ungekielten
Cristellarien mit oder ohne Umbilicalscheibe. Die Art zerfällt in eine ganze Reihe
Varietäten, die aber alle in den wesentlichen Merkmalen übereinstimmen. Auf
die verwandtschaftliche Stellung zu den andern Formenkreisen wurde schon oben
wiederholt hingewiesen.
Die Figuren zeigen einige aus wenigen Kammern bestehende Individuen. Der
typischen Form näher stehende Exemplare finden sich in den Transversariusschich-
ten sehr selten.
Cristellaria rotulata tritt im schweizerischen Jura von den Inseetenmergeln
der Schambelen an überall auf.
Oristellaria convergens, Bornemann. Taf. XV, Fig. 16, 14?
Cristellaria convergens, Bornemann, Zeitsch. deutsch. geol. Ges., vol. VII, p. 327, T. XII, Fig. 16—17.
Brady, Foram. Challenger, p. 546, T. LXIX, Fig. 6—7.
n n
Es scheint, dass gewisse in der eigenthümlichen Ausbildung der letzten
Segmente an Cristellaria convergens erinnernde Formen der Transversariuszone
die typische Species mit Cristellaria rotulata verbinden. Aehnliche Gehäuse finden
sich auch in anderen jurassischen Zonen mit Cristellaria gibba 0.
Oristellaria eultrata, Montfort. Taf. XV, Fig. 4, 5, 11.
Robulus ceultratus, Montfort, Conch. Syst., vol. I, p. 214.
Robulina eultrata, d’Orbigny, Ann. Se. Nat., vol. VII, Modele 18.
Cristellaria cultrata, Parker, Jones and Brady, Ann. and Mag. Nat. Hist., vol. XVI, p. 18, T. I,
Fig. 39.
Parker and Jones, Phil. Trans., vol. CLV, p. 344, T. XIII, Fig. 17—18S,
T. XVI, Fig. 5.
Brady, Foram. Crag., p. 550, T. LXX, Fig. 4—6, 7—8 (var.).
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 115
Diese sehr grosse Gruppe umfasst die linsenförmigen, gestielten Cristellarien
mit glatter Oberfläche. Die Art wurde so häufig beschrieben, dass es unnöthig
ist, hier mehr als den Namen aufzuführen. Die Synonymie zählt über 50 ver-
schiedene Speciesnamen.
Cristellaria cultrata ist im ganzen Jura häufig.
Oristellaria turgida, Schwager. Taf. XIV, Fig. 41.
Cristellaria turgida, Schwager, Würt. Jahresh., vol. XIX, p. 127, T. VI, Fig. 4.
Vor mir liegen zahlreiche bischofstabförmige Cristellarien, die wahrschein-
lich alle nahe verwandt sind, in den einzelnen Merkmalen aber ganz wesentlich
differiren. Sie schliessen sich einerseits an die andern im jüngern Theil geraden
Cristellarien und Marginulinen, anderseits an die ganz spiraligen, linsenförmigen
Robulinen an. Die schwächsten Formen können wir als Cristellaria turgida be-
zeichnen.
Aehnliche Modificationen treten namentlich im obern Jura überall mit Cri-
stellaria cultrata und rotulata auf.
Cristellaria laevigata, X’Orbigny. Taf. XV, Fig. 1—5?
Cristellaria laevigata, d’Orbigny, Ann. Sc. Nat., vol. VII, p. 292. Modele No. 47.
5; spirolina, Bornemann, Lias Gött., p. 40, T. IV, Fig. 30.
= lituola, Cornuel. M&m. Soc. geol. France, vol. III, p. 254, T. II, Fig. 9—10.
5 informis, Schwager, Würt. Jahresh., vol. XIX, p. 128, T. VI, Fig. 8.
An die vorigen Gruppen schliessen sich die stärker entwickelten Cristellarien
mit verlängertem jüngern Schalentheile an. Der ältere gekielte oder ungekielte
Theil erinnert an Cristellaria rotulata und Cristellaria cultrata.
Die Figur zeigt ein etwas undeutliches Exemplar dieser Gruppe. Grosse,
normal entwickelte Formen dagegen sind in andern Juraschichten, namentlich in
den Marnes pholadomyennes, ziemlich häufig.
Cristellaria costata, Fichtel und Moll? Taf. XIV, Fig. 17? Taf. XV, Fig. 283—35.
Nautilus costatus, Fichtel und Moll, Test. Mikr., p. 47, T. IV, Fig. 9—i.
Robulina costata, d’Orbigny, Ann. Se. Nat., vol. VII, p. 289.
Cristellaria costata, Parker and Jones, Ann. and Mag. Nat. Hist., Ser. 3, vol. V, p. 113.
In den verschiedenen jurassischen Zonen treten überall gewisse -Cristellarien
116 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
auf, die sich alle von der typischen Cristellaria costata ableiten lassen und alle
denkbaren Uebergänge zu Marginulinen und Vaginulinen bilden. In der Mono-
graphie der Foraminiferen der Marnes pholadomyennes werden die verwandtschaft-
lichen Verhältnisse dieser wichtigen jurassischen Gruppe eingehend behandelt, so
dass es hier genügt, die extremen Formen der verschiedenen Reihen abzubilden.
Subfam. Polymorphininae.
Gen. Polymorphina, d’Orbigny.
Die oberjurassischen Polymorphininen gruppiren sich alle um die einfachsten
Varietäten von Polymorphina lactea mit wenigen undeutlich spiralig, beinahe
zweizellig, textularienähnlich angeordneten, äusserlich deutlich sichtbaren Kammern.
Dieselben Formen sind auch im mittleren und vereinzelt im unteren Jura
nachgewiesen worden.
In der allgemeinen Form variiren sie allerdings ganz bedeutend und wir
begegnen ausnahmsweise Individuen, die bereits an andere Species erinnern (Poly-
morphina amygdaloides R., P. Burdigalensis O., P. communis O., P. problema O.,
P. gibba O., P. complanata O. und P. compressa O.). In den obern Schichten
des Malms treten mit Polymorphina gutta verwandte eiförmige Schälchen auf. Das
Abgrenzen der genannten grossen Gruppen ist sehr schwierig, ja unmöglich,
wenn es sich wie im Jura um schwach entwickelte Individuen handelt, an denen
höchstens die Charaktere der ganzen Gattung nachweisbar sind. Die Gattung
Polymorphina tritt vom untern Lias an in der Schweiz überall auf.
Polymorphina lactea, Walker und Jacob. Taf. XV, Fig. 36—39.
Serpula tenuis ovalis laevis, Walker und Boys, Test. Min., p. 2, T. I, Fig. 5.
Vermieulum lacteum, Montagu, Test. Brit., p. 522.
Globulina lachryma, Reuss, Verst. böhm. Kreide, 2. Theil, p. 40, 110, T. XIII, Fig. 83.
Polymorphina lactea (pars), Williamson, Rec. For. Gt. Brit., p. 71, T. VI, Fig. 147.
hr A Brady, Parker and Jones, Trans. Lin. Soc. London, vol. XXVII, p. 213,
T. XXXIX, Fig. 1.
N a Brady, Foram. Challenger, p. 559, T. LXXI, Fig. 11.
Foranuniferen der Zone des Ammonites transversarius. 117
Die Gruppen der Polymorphina lactea, P. communis und P. problema lassen
sich kaum gegenseitig abgrenzen, so dass wir die oberjurassischen Polymorphinen
am bequemsten als Polymorphina lactea anführen. Aus mehreren Hundert Exem-
plaren lassen sich mit Leichtigkeit Reihen aufbauen, die gänz allmählich in die
typischen Polymorphina communis und problema, ferner in die comprimirten Poly-
morphina amygdaloides und compressa übergehen. Die Modificationen mit an-
nähernd kreisrundem Querschnitt und die ziemlich stark zusammengedrückten finden
sich neben einander in ungefähr gleicher Anzahl, so dass wir in diesem Falle
diesem Merkmale keinen Werth beilegen können. Die als Polymorphina minuta
Roc (Neues Jahrbuch für Min. 1838, pag. 386, Tafel III, Figur-35), Polymor-
phina acuta Roc (l. c. Fig. 36), Polymorphina eommunis d’Orbigny (Ann. Se.
nat. vol. VII, pag. 266, Tafel XII, Fig. 1—4), Polymorphina problema d’Or-
bigny (Modele 61), Globulina strumosa Gü. (Würt. Jahresh., vol. XVII, pag. 227,
Tafel IV, Figur 13—14), Globulina jurassica Gü. (l. ec. pag. 228, Tafel IV,
Fig. 15), Polymorphina communis Roc (Neues Jahrb. f. Min. 1838, pag. 385, Taf. III,
Fig. 29), Polymorphina angustata Terq. (Foram. Lias, 4° Mem., pag. 296, Tafel XII,
Figur 33—34) etc. etc. beschriebenen Polymorphinen können als Typen für die
Varietäten der Polymorphina lactea gelten. Doch sind es im ganzen Jura, wie
oben schon gesagt wurde, nur die schwächeren Modificationen, während die typisch
entwickelten erst in jüngern Formationen auftreten.
Auch die von Kübler und Zwingli und Schwager aus derselben Stufe ange-
führten Formen gehören alle in den Formenkreis der Polymorphina lactea.
Polymorphina lactea tritt vom Lias an in beinahe allen Zonen auf und
ist im untern Malm häufig.
Polymorphina compressa, d’Orbigny. Taf. XV, Fig. 48?
Polymorphina compressa, d’Orbigny, For. foss. Vienne, p. 223, T. XII, Fig. 32—34.
e lactea, var. compressa, Parker and Jones, Phil. Trans., vol. CLV, p. 361, T. XII,
Fig. 47, 49, 51.
n compressa, Brady, Parker and Jones, Trans. Lin. Soe. Lond., vol. XXVII, p. 227,
T. XL, Fig. 12.
n compressa, Brady, Foram. Challenger, p. 565, T. LXXII, Fig. 9—11.
Die Figur zeigt eine Zwischenform, die im obern Jura nicht gerade selten
auftritt und bald mehr an Polymorphina compressa, bald an Polymorphina lactea
erinnert. Der Vollständigkeit halber führe ich sie hier unter der ersteren Art an.
Sie kommt auch im Lias und Dogger vor.
115 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Fam. Globigerinidae.
Ueber die geologische Verbreitung dieser heute so wichtigen Familie ist sehr
wenig bekannt. Doch deutet das Auftreten von 4 Hauptvertretern der ganzen
Familie im: Jura auf ein ziemlich grosses Alter hin. In der Transversariuszone
ist eine Species, die ich früher als eigene Art beschrieb, die aber bloss eine
der vielen kleinen Modificationen von Globigerina bulloides bildet, stellenweise,
namentlich in der Umgebung von Büren, sehr häufig. Da sie aber in den schlemm-
baren Mergeln ganz zu fehlen scheint, blieb sie bis vor Kurzem unbekannt. Höchst
wahrscheinlich enthalten ältere Tiefseekalke ebenfalls Globigerinen, die aber aus
naheliegenden Gründen sich der Beobachtung entziehen. Die verwandte Globigerina
eretacea beobachtete ich im Jura wiederholt, ebenso in allen älteren Kreide-
formationen, am häufigsten im Gault von St-Croix, wo sie zu Millionen auftritt. Die
nahe stehenden Orbulinen scheinen im Jura etwas weiter verbreitet zu sein.
In den unteren, ziemlich harten Kalkbänken des Kreisackers sind Glauconit-
steinkerne einer Globigerina (Globigerina bulloides) und einer Orbulina, wahr-
scheinlich Orbulina universa, ziemlich häufig. Es wäre wünschenswerth, über die
geologische Verbreitung dieser interessanten Gruppe genauere Mittheilungen zu
erhalten, und ieh mache jüngere schweizerische Mikroskopiker besonders auf diese
Abtheilung aufmerksam, die jedenfalls in allen Tiefseekalken vertreten ist. Die
von Terquem beobachteten Varietäten wurden im schweizerischen Lias noch nicht
aufgefunden.
Gen. Globigerina, d’Orbigny.
In den Transversariusschiehten begegnen wir zwei verschiedenen Formen, die
in die Gruppen der Globigerina bulloides und Globigerina eretacea gehören. Die
erstere wurde in den älteren Kalkbänken, die letztere in den jüngeren Mergeln
nachgewiesen.
Globigerina bulloides, d’Orbigny. Taf. XV, Fig. 46.
Globigerina bulloides, d’Orbigny, Ann. Sc. Nat., vol. VII, p. 277. Modeles No. 17 et 76.
R “ id. Foram. Canaries, p. 132, T. II, Fig. 1—2.
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 119
Globigerina bulloides, d’Orbigny, For. foss. Vienne, p. 163, T. IX, Fig. 4—6.
n n Gümbel, Abh. k. bayr. Ak. Wiss., vol. X, p. 661, T. II, Fig. 106.
> 5 Brady, Foram. Challenger, p. 594, T. LXXVII und T. LXXIX. Fig. 5—7.
Die Transversariusschichten enthalten eine sehr kleine Varietät dieser Art
(Globigerina Helveto-jurassica H:usler, Mikr. Struct. aarg. Jurakalke, p. 36, Tafel II,
Fig. 44, und Bull. soc. vaud. Se. nat. vol. XVII, p. 228), die bis jetzt erst in
den schwammreichen Kalkbänken in der Umgebung von Büren in grösserer Menge
beobachtet wurde. Glauconitsteinkerne sind in den kalkigen Bänken häufig.
Globigerina cretacea, d’Orbigny? Taf. XV, Fig. 47.
Globigerina eretacea, d’Orbigny, M&m. Soc. g&ol. France, vol. IV, p. 34, T. III, Fig. 12—14.
= 5 Reuss, Verst. böhm. Kreide, vol. I, p. 36, T. VIII, Fig. 55.
M R Brady, Foram. Challenger, p. 596, T. LXXXII, Fig. 10—11.
In den Marnes pholadomyennes von St-Sulpice beobachtete ich eine relativ
grosse typische Globigerina dieser Zone, mit Hülfe derer auch die sehr kleinen,
aus zahlreichen Kammern bestehenden Formen der Transversariusschichten be-
stimmt werden konnten. Auch in älteren jurassischen Formationen begegnen wir
sehr selten kleinen Foraminiferen, die wohl theilweise in diese Gruppe gehören.
Die Exemplare aus den oberen Mergeln der Transversariusschicht sind
schlecht erhalten. In den westschweizerischen und alpinen Kreideschichten ist diese
Species sehr häufig.
Gen. Orbulina, d’Orbigny.
Ohne hier auf die wichtige Frage über die gegenseitige Stellung von Globi-
gerina und Orbulina eintreten zu wollen, bemerke ich, dass in den globigerina-
reichen Schichten der Transversariuszone und der meisten eretacischen Forma-
tionen der Schweiz entsprechende Orbulinen noch nicht bekannt sind. In den
Globigerinenbänken der Transversariuszone begegnen wir äusserst selten einer, wie
es scheint, stets schlecht erhaltenen (gerollten?) Species mit sehr groben Poren
und Vertiefungen. Es scheint (nach Terquem und Karrer), dass diese Art im Jura
ziemlich weit verbreitet war. Möglicherweise gehören einige sehr kleine, kugelige
Schälchen und Glaueonitsteinkerne zu Orbulina universa, aber darüber kann ich
momentan nichts Genaueres angeben. Eher dürften sie losgelöste Kammern von
Globigerina bulloides sein.
120 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius.
Orbulina porosa, Terquem. Taf. XV, Fig. 50.
Globulina porosa, Terquem, Foram. Lias, 1° Mem., p. 632.
Orbulina liasica, Terquem, ibid., 2me Mem., p. 432, T. V, Fig. 4.
n neojurensis, Karrer, Sitz. k. Ak. Wiss. Wien, vol. LV, p. 368, T. III. Fig. 10.
Globigerina (Orbulina) neojurensis, Terrigi, Atti Acc. Pont. XXXIII, p. 186, T. I, Fig. 16.
Orbulina porosa, Brady, Foram. Challenger, p. 611, T. LXXXI, Fig. 27.
Brady vereinigt die als Orbulina porosa und neojurensis beschriebenen Varie-
täten in eine einzige Art. Da alle grobporigen jurassischen Orbulinen demselben
Formenkreise anzugehören scheinen, bleibt die Bezeichnung am besten für die ganze
Gruppe. Die vorliegenden Exemplare aus den Transversariusschichten des Aargau's
beschrieb ich als Orbulina argoviensis (Mikr. Struct. p. 36, Tafel Il, Fig. 43) und später
als O. macropora Terg. (Bull. soc. vaud. Se. nat. vol. XVII, p. 228.) Die Ter-
quem’sche Species aus dem mittleren braunen Jura der Moselle gehört jedenfalls in
die nämliche Abtheilung.
Die Exemplare der Transversariusschichten des Aargaus besitzen alle ein
eigenthümliches abgeriebenes Aussehen.
Orbulina porosa ist sehr selten.
Fam. Rotalidae.
Von den hoch entwickelten Foraminiferen lieferte der obere Jura der
Schweiz noch auffällig wenige Species. Selbst die sorgfältigsten Untersuchungen
der einzelnen Schichten ergaben keine befriedigenden Resultate. Dennoch ist an-
zunehmen, dass auch der schweizerische Jura eine ziemlich bedeutende Anzahl
Typen enthalte, die sich aus irgend einem Umstande der Beobachtung entzogen.
Wahrscheinlich bildet der durchwegs schlechte Erhaltungszustand einen Haupt-
grund.
Viele der früher als Rotaliden beschriebenen Foraminiferen gehören gar nicht
zu den hyalinen Gruppen, sondern zu den Arenacea (Fam. Lituolidae). Der Isomor-
phismus ist eine sehr auffällige Erscheinung und in mehreren Fällen, wenn
chemische Einwirkungen auf die Schalenoberfläche thätig waren, ist es selbst dem
geübten Auge nicht möglich, sofort die wahre Natur der Schälchen zu erkennen.
Auf die Aehnlichkeit der oberjurassischen Spirillinen mit Ammodisken und die vielen
Verwechslungen wurde schon weiter vorn hingewiesen. Dasselbe gilt aber auch
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. 121
für die Gattungen Discorbulina, Planorbulina, Pulvinulina, Truncatulina und Rotalia
und die ähnlichen Trochammineen.
Leider sind die Angaben von Gümbel und Kübler und Zwingli über einige
oberjurassische Rotaliden zu unvollständig, um daraus mit Sicherheit auf die Natur
und Stellung der betreffenden Schälehen schliessen zu können.
Subfam. Spirillinae.
Gen. Spirillina, Ehrenberg.
In die Gattung Spirilliina gehören die einfachsten, einkammerigen, flach-
spiralig aufgerollten Rotaliden, die sich äusserlich wenig von den einfachsten Am-
modisken (Ammodisceus ineertus) unterscheiden. Unter den porcellanartigen Fora-
miniferen entsprechen ihnen die Cornuspiren.
Die drei isomorphen Arten, die die Hauptabtheilungen der ganzen Classe
repräsentiren, wurden immer und immer wieder verwechselt, und es ist somit schr
schwierig, nach älteren Beschreibungen über die wirkliche Stellung- derselben zu
urtheilen.
Ganz besonders betrifft dieses die sandarmen, glashellen Ammodisken, die
sich nur mit grösster Mühe von Spirillma unterscheiden lassen. Die Aehnlichkeit
wird noch durch die vollständig gleiche Art der Verzierung erhöht. So finden wir
Varietäten von Ammodiseus incertus, die der Spirillina tubereulata Brady und der
Spirillina vivipara var. margaritifera Williamson vollständig gleich sehen.
In jüngster Zeit führte Professor Jones zwei auch in den Transversarius-
schichten häufige Formen, nämlich die Cornuspira Helvetica und Cornuspira erassa
K. und Z. als Spirillinen auf. Ich habe mich aber wiederholt überzeugen können,
dass Küblers Cornuspira erassa eine Varietät von Ammodiseus incertus oder aber eine
flachspiralige Modification von Ammodiseus gordialis ist. Was Kübler und Zwingli
als Cornuspira Helvetica beschreiben, ist schwer zu erkennen. In der von ihnen
angefertigten Sammlung im Polytechnikum in Zürich tragen ächte Ammodisken-
präparate die Etiquette Cornuspira Helvetica, dagegen beschreiben sie eine ziemlich
grobporige Modification von Spirillina vivipara unter demselben Namen.
Auf das Vorkommen von feinen, porencanalähnlichen Linien auf Schliffen
16
122 Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarlus.
dureh die m Frage stehenden Gehäuse, sowie auch leicht mit Poren zu verwech-
selnden äusserlichen Eindrücken machte ich schon früher wiederholt aufmerksam.
Vor der Hand bemerke ich, dass ich aus der schweizerischen Transversarius-
zone keine grobporöse Spirillina besitze.
Die Gattung Spirillina bedarf, so weit es jurassische Vorkommnisse betrifft,
noch sehr genauer Untersuchungen.
Spirillina vivipara, Ehrenberg. Taf. XV, Fig. 49.
Spirillina vivipara, Ehrenberg, Abh. k. Ak. Wiss. Berlin, p. 442, T. III, Fig. 41.
Cornuspira perforata, Schulze, Organ. Polyth., p. 41, T. II, Fig. 22.
Spirillina vivipara, Parker and Jones, Ann. and Mag. Nat. Hist., Ser, 2, vol. XIX, p. 234, T. XI,
Fig. 46.
Spirillina perforata, Williamson, Rec. For. Gt. Brit., p. 92, T. VII, Fig. 202.
5 vivipara, Moebius, Foram. Mauritius, p. SS, T. VIII, Fig. 1—2.
“ perforata, Terquem, Foram. eoc. Paris, p. 33, T. I, Fig. 29.
vivipara, Brady, Foram. Challenger, p. 630, T. LXXXV, Fig. 1—5.
n
In den oben eitirten Abhandlungen ist die typische Spirillina so eingehend
beschrieben, dass über ihre Stellung kein Zweifel obwalten kann. Bei Besprechung
von Ammodiseus wies ich auf die Achnlichkeit mit Spirillina hin, so dass mir hier
nichts mehr übrig bleibt als zu bemerken, dass die glashellen, sandfreien und viel-
leicht auch einige der übrigen (verzierten) flachspiraligen Schälchen, namentlich die
feinporöse Form, von Kübler und Zwingli als Cornuspira Helvetica beschrieben, zu
Spirillina vivipara gestellt werden können.
Subfam. Rotalinae.
Gen. Truncatulina, d’Orbigny.
In mehreren jurassischen und untereretaeischen Sedimenten der Schweiz treffen
wir kleine undeutliche Rotaliden, die der Gattung Truneatulina angehören, sich aber
nicht näher bestimmen lassen. Die wenigen, sehr kleinen Formen der Transver-
sariuszone sind allem Anscheine nach plano-eonvex und dürften mit Truncatulina
lobatula genetisch verwandt sein.
Sie besitzen mit Truncatulina humilis Brady (Foraminiferen Challenger, p. 665,
Tafel XCIV, Fig. 7) eimige Achnlichkeit, sind aber auf der oberen Seite weniger
Foraminiferen der Zone des Ammonites transversarius. : 12
©
convex. Die Kammern sind bald mehr bald weniger, oft erst in durchfallendem
Lichte deutlich erkennbar.
Gen. Pulvinulina, Parker and Jones.
Auch diese Gattung scheint in den schweizerischen Transversariusschichten
vertreten zu sein. Leider lassen die wenigen, äusserst schlechten (gerollten?)
Exemplare kein genaues Bestimmen mehr zu.
Eine kleine Form gehört entschieden in die Nähe von Pulvinulina elegans.
Eigenthümlicherweise ist diese Gruppe, die anderwärts im Jura bereits ziemlich
häufig ist, in der Schweiz noch sehr selten. Eine grosse, sehr diekschalige Varietät
beobachtete ich in den Mergeln mit Terebratula humeralis. Sie tragen den Charakter
der Epistominen, die Brady mit Pulvinulinen vereinigt.
Von grösstem Interesse sind die Arbeiten von Uhlig über die Epistominen der
ryäsan’schen Ornatenthone. Ich werde später bei der Bespreehung der genannten
jüngeren jurassischen Rotaliden ausführlich auf diese wichtigen Beobachtungen
zurückkommen.
Hoffentlich finden wir bis dann auch in unserem Lias und Dogger weitere
Vertreter dieser hoch organisirten Foraminiferentypen.
Die Gruppe der Pulvinulina elegans erscheint schon in paläozoischen Schichten,
wurde in der Trias, im Lias und Dogger von England, Frankreich, Deutschland,
Oesterreich und Russland nachgewiesen, und es ist daher anzunehmen, dass sie auch
im schweizerischen Jura eine grössere Verbreitung besitzt, als bis jetzt angenommen
wird.
Was nun einige andere Gattungen, z. B. Nonionina, Polystomella und Rotalia
anbetrifft, so kennen wir aus den schweizerischen Transversariusschichten gut er-
haltene und genau bestimmbare Exemplare nicht. Die von Gümbel aus den Streit-
berger Schwammlagern beschriebenen Arten scheinen in der Schweiz zu fehlen.
Auch ist es möglich, dass sie ganz anderen Formenkreisen angehören und irrthüm-
lich zu den Rotaliden gestellt wurden.
Erklärung der "Tafeln.
Tafel 1.
1—3 Psammosphaera fusca, Schulze.
1 Frei, 2—3 auf Hyperammina vagans.
4 Saccammina sphaerica, Sars.
5—19 Hyperammina vagans, Brady.
20 a ramosa, Brady.
Tarel TI.
1 Hyperammina vagans, Brady.
DL 5 contorta. Hzusler.
8—10 en elongata, Brady.
11—16 5 ramosa, Brady.
Tafel III.
1—3 Reophax difflugiiformis, Brady.
4—8 4 variabilis, Haeusler.
9—11 R multilocularis, Haeusler.
12 e adunca, Brady.
13—14 2 sp. ind.
15—17 = Helvetica, Hzusler.
18—20 5 pauperata, Hausler.
21—22 4 Helvetica, Hausler.
23 : Sterku, Hausler.
24—29 E sp. ind. aus den obersten Mergelbänken, wahrscheinlich
Varietäten von R. adunca, multilocularis, scorpiurus
und pauperata.
Fig.
”
”
”
30—31 Haplostiche horrida, Schwager (?).
32—56 Haplophragmium agglutinans, d’Orbigny.
317—88 a latidorsatum, Bornemann.
Tafel IV.
1—3 Haplophragmium canariense, d’Orbigny.
4 Lituola nautiloidea, Lamarck ?
5-6 Haplophragmium agglutinans, d’Orbigny.
7 5 coprolithiforme, Schwager.
s—-10 a emaciatum, Brady.
11 P sp. ind.
12 e nanum, Brady.
13 FM globigeriniforme, Parker and Jones.
14 Lituola nautiloidea, Lamarck.
15 Haplophragmium nanum, Brady.
16—17 E globigeriniforme, Parker and Jones.
18 . agglutinans, d’Orbigny.
19 n fontinense, Terquem.
20 E coprolithiforme, Schwager.
21 Placopsilina cenomana, d’Orbigny.
22—23 Bdelloidina aggregata, Carter.
Tafel V.
1—17 Placopsilina cenomana, d’Orbigny.
18—19 Reophax suprajurassica, sp. nov.
20—21 Zwischenformen von Reophax und Placopsilina.
22 Reophax fusiformis, Williamson.
23— 24 5 scorpiurus, de Montfort.
25—27 5 difflugiiformis, Brady.
Tafel VI.
1—8 Thurammina papillata, Brady.
9—11 - albicans, Brady.
12— 23 5 papillata, Brady.
24 B tuberosa, Hzsusler.
25—26 5 papillata, Brady.
Fig.
”
”
”
Fig.
1—5
6—9
10—11
12—13
1—2
4—6
1—21
1
3
4
5
6
7
8—9
12
3)
17
15—16
19—20
al
23—25
26 — 88
39—43
44—47
48
Tafel VII.
Thuramminopsis canaliculata, Hzeusler.
Thurammina tuberosa, Hzusler.
5 hemisphaerica, Hausler.
n elegantissima, Hzusler.
Tafel VIII.
Thurammina papillata, Brady.
Mündungen von Thurammineen.
Thuramminopsis canaliculata, Hausler.
Tafel IX.
Ammodiscus incertus, d’Orbigny.
Typische Form mit kieseliger Schale.
var. gracilis, K. und Z.
var. crassus, K. und Z.
var. tuberculatus, Haeusler.
var. gracilis, K. und Z. (ellyptische Form).
porenähnliche äussere Eindrücke.
var. megaspira, Hzusler.
var. radiatus, Hausler.
Form mit octogonaler Peripherie.
Elliptische Form mit kreisrunden Anfangsumgängen
Fig. 10 und 11).
Uebergangsformen zu Am. jurassicus.
Schwefelkiesconcretionen.
Typische Form mit kalkiger Schale.
Ammodiscus charoides, P. and J.
. gordialis, P. and J.
(29, 34, 38 mit theilweise gekammerter Schale.)
(35 und 36 flachsspiralige Var.)
Ammodiscus pusillus, Gein.
Ammodiscus jurassicus, Hsusler (kleine kalkige Formen).
Ammodiscus filum, Schmid.
(auch
1
2—5
6
7—8
9
10
11
12—17
15—19
20—22
23
2
25— 26
27—29
30— 81
32
3
34
35— 88
B)
40
1—16
Mate
Ammodiseus gordialis, P. and J. (mit gekammerter Schale).
Trochammina constrieta, Hzusler (Fig. 2 typische Form).
”
sp. ind.
proteus, Karrer.
coronata, Brady.
trullissata, Brady (Exemplar mit kieseliger Schale).
proteus, Karrer.
trullissata, Brady.
proteus, Karrer.
coronata, Brady.
globigeriniformis, Haeusler.
var. von T. globigeriniformis ?
Trochammina calcar, Hausler.
”
”
”
inflata, Montfort.
squamata, P. and J.
Helveto-jurassica, Hzusler.
Hormosina Transversarii, Hzsusler ?
”
”
chrysalis, Hzusler.
Transversarıi, Ilzusler.
Webbina irregularis, d’Orbigny.
”
planorbiformis, Haeusler.
Trochammina squamata, P. and J. (festgewachsen).
Tafel XI.
Textularia agglutinans, d’Orbigeny.
(Fig. 10 Uebergang zu Spiroplecta.)
17-—-19 Kleine, sehr feinsandige Textularien aus den obersten Mergeln,
20—25
26—27
25—36
37
98
39
40—42
43 —44
wahrscheinlich T. gramen und T. gibbosa.
Textularia sagittula, Defr.
gramen, d’Orbigny.
gibbosa, d’Orbigeny.
gramen, d’Orbigny.
sagittula, Defr.
Bigenerina arcuata, Hzusler.
Textularia conica, d’Orbigny.
2
trochus, d’Orbigny.
128
Fig. 45—46 Textularia conica, d’Orbigny.
Ri + agglutinans, d’Orbigny.
„ 48-49 Spiroplecta biformis, P. and J.
Pe) Textularia agglutimans, d’Orbigny.
„al Spiroplecta biformis, P. and J.
„ 92 Textularia agglutinans, d’Orbigny (gekielte Var.).
Tafel XI.
Fig. 1—4 Bigenerina nodosaria, d’Orbigny.
arcuata, Hzsusler.
8—13 e deceptoria, Husler.
„ 14-22 Pleurostomella jurassica, Hausler.
23—24 Valvulina triangularis, d’Orbigny.
„ 25-26 e bulloides, Brady.
ME) 2 conica, P. and J.
„ 86—37 Bulimima ?
„ 38-39 Bolivina nitida, Brady.
„ 40-43 Endkammer von Bigenerina arcuata.
Tafel XII.
Fig. 1—10 Lagena globosa, W. and B.
8 (2 und 6 zeigen die in durchfallendem Lichte sichtbare Röhre.)
„ 11-14 Lagena apiculata, Reuss.
„. 15—20 : laevis, Montfort.
2) £}
„a De hispida, Reuss.
n Do—a0ı, aspera, Reuss.
„» 27-29 „ sulcata, W. and J.
al) 3 striata, d’Orbigny.
„ 31-33 Nodosaria radicula, L. (Uebergangsformen von Lagena globosa
zu Nodosaria).
„934 Uebergangsform von L. apiculata zu Nodosaria.
„ 35—38 Nodosaria calomorpha, Reuss.
„. 39 —60 8 radieula, Lin.
„ 61-67 Glandulina laevigata, d’Orbigny.
„ 68-70 Nodosaria consobrina, d’Orbigny.
„ 11-72 1 longiscata, d’Orbigny.
102
105
104—107
108
109
110
Nodosaria ovicula, d’Orbigny.
5 pygmaea, Neugebohren.
5 longiscata, d’Orbigny.
a ovieula, d’Orbigny.
$ rudis, d’Orbigny.
n pistilliformis, Schwager.
5 raphanistrum, Lin.
5 pistilliformis, Schwager.
r raphanus, Lin.
g raphanistrum, Lin.
ke multicostata, d’Orbigny.
> scalaris, Batsch.
multicosta, Neugebohren.
en brevis, d’Orbigny.
pilluligera, Schwager.
2 selecta, Reuss.
H raphanistrum, Lin.
n communis, d’Orbigny.
5 conferva, Schwager.
m communis, d’Orbigny.
e soluta, Reuss.
; mucronata, Schwager.
conferva, Schwager.
filiformis, d’Orbigny.
communis, d’Orbigny.
a farcimen, Sold.
pauperata, d’Orbigny.
111-112 Lagena marginata, W. and J.
1
2
3—9
6—10
112
13
Tafel XIV.
Nodosaria radiceula, L.
Glandulina laevigata, d’Orbigny.
Nodosaria radicula, L.
consobrina, d’Orbigny.
longiscata, d’Orbigny.
soluta, Reuss.
17
130
»
”
Nodosaria pauperata, d’Orbigny.
e hispida, d’Orbigny.
A radicula, L. (?), etwas rauhe Form.
Cristellaria costata? Uebergangsform ?
Nodosaria multicostata, d’Orbigny.
5 pyrula, d’Orbigny.
R consobrina, d’Orbigny.
a brevis, d’Orbigny.
a soluta, Reuss.
„ communis, d’Orbigny.
e farcimen, Sold.
Cristellaria tenuis, Born.
27—34 Lingulina carinata, d’Orbigny.
35—40 Marginulina glabra, d’Orbigny.
Cristellaria turgida, Schwager.
42—43 Marginulina glabra, d’Orbigny.
44—45 Cristellaria plana, Reuss.
46 a parallela, Reuss.
47—48 n plana, Reuss?
49 Vaginulina legumen, Lin.
50 —51 Cristellaria pauperata, P. and J.
52 = tenuis, Born.
53 e pauperata, P. and J.
94—59 R sp. ind.
56—60 3 crepidula, F. and M.
61 Frondicularia complanata, Defr.
Tafel XV.
1 Cristellaria erepidula, F. and M.
2 E D ? Var.?
3 % & F. and M.
4—5 2 eultrata, Montfort.
6 Frondicularia complanata, Defr.
7—10 Cristellaria rotulata, Lam.
ill 3 eultrata, Montfort.
12—13 e rotulata, Lam.
Fig. 14 Cristellaria convergens, Born.
ol 5 laevigata, d’Orbigny.
ll6 e convergens, Born. ?
a, # acutauricularis, F. and M.
„ 18—19 n erepidula, F. and M.
»„ 20—21 = parallela, Reuss.
„ 22—23 Vaginulina harpa, Remer.
„ 24—26 R striata, d’Orbigny.
ER. 4 harpa, Roemer.
„ 28-35 Cristellaria costata, F. and M.
„ 836—39 Polymorphina lactea, W. and J.
„40 Nodosaria hispida, d’Orbigny.
al Lagena laevis, Montfort (zweikammerige Var.).
ao h costata, Williamson.
Bir; R apiculata, Reuss. (In durchfallendem Lichte die von der
Basis ausgehende Röhre zeigend.)
a Lagena sulcata, W. and J.
„.45 Frondicularia complanata, Defr.
„ 46 Globigerina bulloides, d’Orbigny.
AT „ cretacea, d’Orbigny.
„48 Polymorphina compressa, d’Orbigny.
„ 49 Spirillina vivipara, Ehr.
80 Orbulina porosa, Terg.
Register.
Die Synonymen sind mit Cursivschrift bezeichnet.
Seite
G. Ammodiscus 52
Ammodiscus char les 60
= filum . 6l
ns gaultinus 59
3x sordialis 59
3 incertus . 55
” infimus 35
jurassicus 61
> pusillus . 60
G.Astrorhiza . 15
G. Bdelloidina 48
Bdelloidina aggregata 45
G.Bigenerina . SI
Bigenerina agglutinans 72
» arcuata . 72
r deceptaria 73
= nodosaria . 72
G.Bolivina . i 78
Bolivina Iaarieate : 19
er nitida 79
G. Bulimina : 77
Cornuspira er 99
> variabilis . 59
G. Cristellaria . . 108
Cristellaria acutauri-
eularis . 113
Cristell. Berthelotiana . 111
Cristellaria calcar . . 114
5 convergens 114
e cordiformis 112
» costata . . 115
” erepidula 111
n eultrata . 114
galeata . . 112
5 informis .115
Hi intermedia
111
Gristellaria italiea
= laevigata
lituola
" navicula
M parallela
» pauperata .
>> perprocera
5 plana
55 procera.
in rasa .
” rotulata
spirolina
> tenuis
ne Sthureida..
Dentalina chrysalis
2 cuneiformis
= emaciata
” Kingi .
%) inornata .
e nodosa
3 pauperata .
= pseudochry-
salis
ss vetusta
Discobina vesieulata
Entosalenia costata
„> globosa .
en marginata
G.Frondieularia .
Frondieularia brizae-
formis £
Frond. complanata.
„ franconica .
ES granulata
Pr major .
G. Gaudryina .
Seite
. 113
alla)
115
18
. 110
109
111
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5 alalıl
. 115
98
98
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99
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97
98
99
66
83
84
87
. 105
. 105
. 105
. 105
. 105
. 105
m=
id
Seite
G. Glandulina . a0
Glandulina BE 93
> aequalis 91
55 elliptica 9
e immutabilis 93
= inaequalis 91
N laevigata.. 91
3; major . 93
‚> mutabilis.. 91
> ovalis 91
ar pygmaea . 91
R tenwis . 93
h theca 9
G. Globigerina. a ah
Globigerina bulloides 118
n cretacea . 119
Globulina lachryma . 116
G. Haplophragmium al
Haplophragmium ag-
glutinans 92
Hapl. canariense 34
„ eoprolithiforme. 33
„ emaciatum 37
“ „ fontinense. 34
„ globigeriniforme 36
„ latidorsatum . 35
„ hanum . 35
„ rectum 32
a er na 39
suprajurassicum 34
G. Haplostiche 40
Haplostiche horrida 41
57 Soldani 41
G. Hormosina . a
Hormosina eh #6
transversa 68
”
Seite
G. Hyperammina 17
Hyperammina elongata 18
ee contorta 20
r ramosa. 20
5 vagans.. 18
Involutina silicea 55
Gekasenan nr 33
Lagena apiculata 85
„ aspera 89
en elavata 86
„ costata 88
„»„ globosa . 84
» helveüca. 86
» hispida 88
» lawis. 86
„ imarginata . 86
„» oxcystoma 88
» Parkinsoni .. 84
„ striata 88
„ sulcata 87
G. Lingulina 108
Lingulina carinata . . 104
e nodosaria . 104
G.Lituola 42
Lituola dubia . 41
e nautiloidea.. 43
e Soldani . 41
G. Marginulina . 106
Marginulina glabra. . 106
n jurassica . 109
nn pediformis 106
> pedum . .106
55 subbullata 106
G.Marsipella . . 20
G. Nodosaria . 0
Nodosaria ambigua 95
Nodos. affinis . . 101
» Dacillum . 101
„» Beyrichi . 95
3 brevis . 98
„ ealomorpha . 95
„ chrysalis . 67
” communis ..99
n conferva . . 100
„ eonsobrina . . 99
„ conspurcata. .103
». enneagma . 101
„ Zwaldi. 296
» "fareimen . . 100
Nodos. filiformis .
» Geinitzi
» glandigena
„» hispida
„» longiscata
„ multicosta
5 multicostata
ovicula
pauperata
» Pilluligera
pistilliformis
„» Pygmaea .
» pyrula.
radieula
raphanus .
raphanistrum
rudis
scalaris
sinemuriensis
soluta .
striatieollis .
„. stipitata
tornata
transversarii
vermiculum .
Nonionina canariensis
e Jeffreysi
r latidorsata
Oolina apieulata .
compressa
en simplex
Operculina incerta .
G. Orbulina.
”
Orbulina liasica .
en neojurensis .
n porosa .
G. Placopsilina
Placops. bathoniana
" cenomana .
” prolifer
Planorbulina Reussi
G. Pleurostomella
Pleurostom. jurassica .
G. Polymorphina
Polymorph. compressa
5 lactea .
G. Psammosphaera .
Psammosphaera fusca
G. Pulvinulima
. 120
37
38
38
38
66
77
77
. 116
117
- 116
15
15
. 125
133
Seite
G. Reophax . 25
teophax adunca 50
ji difflugiformis 26
S fusiformis 27
» helvetica . 28
en multilocularis 23
n pauperata 29
55 scorpiurus 27
55 Sterkii . 29
5 suprajurassica 30
5 variabilis . 29
G. Rhabdammina s pal
G. Rhabdogonium . 105
Rotalina inflata . 65
h5 Pygmaea 62
G. Saccamina . were
Saccamina sphaerica . 16
G. Spirillina al!
Spirillina arenacea 95
" perforata 122
sr vivipara.. . 122
Spirolina agglutinans . 32
> simplen . . 32
G.Spiroplecta . & 74
Spiroplecta biformis 74
G. Textularia . 70
Textularia agglutinans 71
Text. conica 12
„ cordiformis 71
„ eumeiformis . 70,72
„ gibbosa . 71
„» globulosa 71
„ gramen . 71
„ sagittula 70
» trochus. 72
G. Thurammina . 46
Thurammina albicans 47
Thur. elegantissima 49
„ hemisphaerica 47
„ papillata 47
„ tuberosa 49
G. Thuramminopsis 50
Thuram. canaliculata . 50
(Co lfitoxelnehninnehe 0 oo (2
Trochammina calcar . 66
Troch. charoides 60
„ constricta 63
» eoronata . 63
». flum 61
154
Seite
Troch. globigerinoides 66
gordialis . . . 59
helveto-jurassica 67
Mmeeria .. 58
inflata . 3: (8
jumassica. „61
pusilla. -. . . 60
proteus . . . 9
Benssin 0.266
Troch. squamata
„ trullissata
» vesiculata
G. Trunecatulina .
G. Vaginulina .
Vaginulina
cornu .
Dunkeri
harpa
legumen
. 122 5 conica
. 106 , triangularis
. 108| G. Webbiana Y
.108| Webbiana le 4
.107| Webb. planorbiformis
Seite
65 Vascinulina striata .
64 G. Valvulina e
66 Valvulina ass
9|G Virgulina . „.
Eirrata.
Tafel X. Anstatt Fig. 38 in der Mitte der Figuren-Abtheilung, unten an der Tafel, lies:
Fig. 39.
Die Figur, ‘welche links diese Serie beginnt, sollte No. 40 statt No. 32 sein.
Tafel XI. Die Fig. No. 33, unten an der Tafel auf dem linken Rand, sollte No. 46 sein.
Die Figur No. 54 sollte No. 45 sein.
Die Figur ohne Ziffer zwischen No. 47 und No. 48 sollte No. 50 sein.
Tafel XIV. Die Figur ohne Ziffer zwischen No. 20 und No. 27 sollte No. 61a sein, diejenige
darunter No. 61 und diejenige darüber No. 35a, neben No. 35.
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