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MONOGRAPHIE
SCHWEIZERISCHEN ECHSEN.
VON
J. J. TSCHUDI.
: MONOGRAPHIE
DER SCHWEIZERISCHEN ECHSEN.
Es scheint vielleicht manchem Naturforscher überflüssig, dass hier
noch einmal schon längst bekannte Thiere aufgezählt und beschrieben
werden sollen. Diesem Vorwurfe zu begegnen, mögen folgende Gründe,
die mich bewogen haben diese Arbeit zu unternehmen, hinreichend seyn.
Ich gehe nämlich vor allen Dingen von der Ansicht aus, dass die zoolo-
gische Fauna der Schweiz, die mit so vieler Mühe und Aufopferung von
einigen unserer Naturforscher bearbeitet wurde, um so höheres Interesse
gewinnt, wenn nach und nach Monographien einzelner Familien der ver-
schiedenen Thierclassen geliefert werden, und auf diese Weise eine voll-
ständige schweizerische Zoologie mit der Zeit vollendet wird, welche
diejenigen Lücken ausfüllt, die nothwendig bei der blossen Aufzählung
der Thiere hin und wieder entstehen müssen.
Für die Classe der Reptilien besitzen wir schon einen schönen Anfang
in dem «Essai sur P’histoire naturelle des serpents de la Suisse, par J. F.
Wyder, Lausanne 1823,» der, wenn auch nicht tadellos in jeder Be-
ziehung, seiner getreuen Beschreibungen wegen, von Werth ist.
‘
MONOGRAPHIE
IN
Zweitens wünschte ich kritisch genau die schweizerischen Echsen
zusammenzustellen, um auch vorzüglich auf mehrere Irrthümer, deren
sich in neuerer Zeit einige Naturforscher, besonders in Beziehung auf
Synonymik, haben zu Schulden kommen lassen, aufmerksam zu machen ,
und endlich einige Entdeckungen und Beobachtungen dem bereits Be-
kannten beizufügen.
Ohne mich lange durch Aufzählung aller Schriften, in denen von
Echsen gehandelt wird, bei der Litteratur aufzuhalten, mache ich nur
auf die treffllichen Arbeiten über die Eidechsen von Milne-Edwards und
Ant. Duges in den Annales des sc. nat. T. 16, aufmerksam. Erstere Ab-
handlung (Cahier de janvier 1929) ist besonders interessant durch die
Ansichten des Verfassers über den Werth, den die Kopfschilder der
Eidechsen bei der Charakteristik der Species haben, während letztere
sich durch so genaue Beschreibungen der einzelnen Gattungen auszeich-
net, dass fast nichts davon zu wünschen übrig bleibt. Die Abbildungen
von Echsen werde ich bei jeder einzelnen Species citiren.
DER SCHWEIZ. ECHSEN. >
I. EINLEITENDE BEMERRUNGEN
ÜBER DIE ECHSEN.
Die Echsen (Sauri) haben einen mit Schildern bedeckten Kopf, die
Zähne sind an der innern Seite des Kiefers angeheftet, theils hohl, theils
dicht, und mit einer Rinne an der äusseren Seite versehen. Die Zunge
ist ziemlich schlank, bei einigen mehr plattgedrückt, ausdehnbar und
an der Basis frei; vollständige Rippen und ein Brustbein sind vorhan-
den. Der Körper ist bei allen ablang, eylindrisch und mit Schuppen
bedeckt, die sich bei einigen am Bauche zu Schildern entwickelt haben.
Dieses sind die wesentlichen Charaktere einer Familie der Rep-
tilien, die bei uns nie, eine dem Menschen furchtbare Grösse erreichen ,
wie es bei den verwandten Familien in den südlichen Himmelsstrichen
der Fall ist. Die grössten Exemplare, die wir finden, haben eine Länge
von 22 — 24 Zoll und höchstens ı '/ Zoll Breite. Die kleinsten Species
sind ausgewachsen nie kleiner als 3 '/ Zoll.
Der Kopf dieser Thiere ist gewöhnlich ein wenig zugespitzt, etwas
breiter als der Hals, der Körper länglicht, rund; der Schwanz, die
Länge des Körpers oft bedeutend übertreffend, walzig und gegen sein
Ende zu sich allmälig verdünnend. Der Rumpf ist oben immer mit klei-
nen Schüppchen bedeckt, die bisweilen ganz dicht an- oder übereinander
liegen, und eine glänzende platte Fläche bilden.
Bei den meisten unserer Saurer scheinen die Sinne vortreffllich ent-
wickelt zu seyn, während dem sie bei andern einen sehr bedeutenden
Grad von Stumpfheit verrathen. Die Zunge, welche bei den Echsen wie
bei den Schlangen Tastorgan, mithin vollkommenstes Gefühlorgan ist,
befindet sich in steten schwingenden Bewegungen. Gesicht und Gehör
8 MONOGRAPHIE
sind bei den wahren Eidechsen sehr fein, was durch die Nahrung, die
sie vorzüglich zu sich nehmen, bestimmt ist. Sie besteht aus Mücken,
Fliegen, Schlupfwespen, Heuschrecken etc. bei diesen, bei denen mit
weniger scharfen Sinnen versehenen aus Schnecken, Würmern und
platten Raupen.. Alle Echsen gebrauchen die Zähne nur zum Festhalten,
nie zum Kauen; nur selten habe ich bemerkt, dass Eidechsen grössere
Kerfen entzwei bissen und dann verschluckten.
Da grösstentheils Thiere ihre Nahrung ausmachen, die nur an heitern
und warmen Tagen herumschwärmen, so erscheinen die Echsen auch nur
an solchen Tagen. Bei einem, heranziehenden Gewitter oder bei trübem
und regnerischem Himmel halten sie sich unter Steinen verbergen. Im
Herbste aber verkriechen sie sich in Erdlöcher, wo sie den Winter in
gänzlicher Erstarrung zubringen. Frühe im Frühling, oft schon im März,
fangen sie an, noch ganz staubig und kothig, sich zu bewegen und träge
an die Sonne zu kommen. Erst etwa ı0 bis 12 Tage nach ihrem Er-
wachen fängt ihre frühere Lebhaftigkeit und sömmerliche Lebensweise
an, wenn nicht etwa ein später Frost sie wieder unter die Erde treibt.
Am leichtesten sind daher diese Thiere in den ersten Frühlingstagen zu
fangen, wenn noch gänzliche Erschlaffung sie gebunden hält; nur ist
es bisweilen hwikrieh sie ihres staubigen, erdfarbigen Aussehens
wegen zu erkennen.
Won das psychische Leben dieser Thiere betrifft, so steht dem
Forscher kein weites Feld zur Bearbeitung offen. Nicht in hoher Potenz
besitzen sie den, die ganze Natur durchdringenden Geist; er zeigt sich bei
ihnen wie bei den übrigen Classen der Reptilien auffallend vermindert im
Vergleich. mit der an sie angränzenden höhern Glasse der Markthiere,
und deutlich können wir die Annäherung desjenigen Momentes fühlen,
wo er die mit einem vollständigen Nervensysteme organisirten Geschöpfe
verlässt, um uns:bei den niedern Thieren als Instinikt mit wlilzlaie
Bewegung, entgegenzutreten.
Da das Gehirn der Echsen zu den relativ grössesten der ‚Reptilien-
gehirne gehört, so finden wir auch bei ihnen am meisten Intelligenz,
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 7
die bedeutendste Denkkraft unter den Reptilien; wir finden sogar bei
einer Abtheilung von ihnen, wie ich weiter unten zeigen werde, Kunst-
trieb, wenn ich nämlich mit diesem Namen das unvollkommene Resultat
vielfacher Anstrengungen belegen darf, die einzig dahin zielen , das Leben
dieser Thiere für eine Zeit zu sichern, während der es ohne diese Für-
sorge wahrscheinlich unwiederbringlich verloren ginge. \
Die ausserordentliche Schnelligkeit, verbunden mit der grossen
Furchtsamkeit der Echsen erschweren es dem Naturforscher sehr, diese
Thiere lebendig zu erhalten, denn bei dem geringsten Geräusch ent-
fliehen sie und verstecken sich in die Erdlöcher. Um sie zu fangen, be-
dient man sich am besten eines Stockes, an dessen Ende eine Angel
befestiget ist. An diese Angel steckt man eine lebendige Mücke und
nähert sie langsam der Echse, die sogleich nach der Lockspeise springt
und sich fängt. i
Einige Verschiedenheit bieten uns die Saurer in Beziehung auf die
Fortpflanzung dar. Die Begattung geht im April oder Mai, an sehr
schönen und warmen Tagen vor sich, und ist entweder nur ein momenta-
nes Festhalten oder ein langandaurendes Umschlingen. Die Eier beste-
hen aus einer zähen, häutigen Schaale, einem trüben Eiweiss und
schwachgelbem Dotter. Bei den: kleinern Spezies werden sie nur so
gross wie eine grosse Erbse, da die der grössern Exemplare die Grösse
der Taubeneier erreichen. Sie werden im Juni 2 bis 3 Zoll tief in weiche
Erde verscharrt und von der Sonne bis Mitte August ausgebrütet. Um
diese Zeit ist der Foetus völlig ausgebildet und sprengt die Eihülle, um
sogleich für seine Nahrung zu sorgen. Man findet daher sehr oft um
diese Zeit an sonnigen Erdstellen verlassene Eihüllen in bedeutender An-
zahl umherliegen. Einige Gattungen lassen jedoch die Eier nicht durch
unmittelbare Einwirkung der Sonne sich entwickeln, sondern die Weib-
chen behalten sie so lange im Leibe, bis der Embrio reif ist. Dann erst
legen sie dieselben, und die Jungen, durch äussere Einflüsse geregt,
fangen an, sich heftig zu bewegen und die sie umschliessende Hülle zu
zerreissen. Doch lässt sich bei den einzelnen Gattungen dieser Punkt
R03 “ - MONOGRAPHIE
besser betrachten, und ich will jetzt noch einen Blick auf das merk-
würdige Vermögen dieser Thiere, verloren gegangene Körpertheile
wieder zu ersetzen, werfen, und daran einige Bemerkungen über Krank-
heiten, denen sie ausgesetzt sind, und über ihre physische Lebens-
kraft, anschliessen: Rn
Wir finden nur bei wenigen Ordnungen der Reptilien ein so bedeu-
tendes Reproductionsvermögen, dass sich verloren gegangene Organe
wieder vollständig nachbilden, und bei ihnen selbst ist diese Gabe nicht
einmal in gleich grossem Maase vorhanden. Am bedeutendsten zeigt sie
sich unstreitig bei den geschwänzten Fröschen, weniger stark bei. den
Echsen, obschon bei diesen wieder mehr als bei den übrigen Reptilien.
Sie beschränkt sich bei ihnen bloss auf die Ergänzung des Schwanzes, da
bei den Tritonen und Salamandern , ausser dem Schwanz, die Glied-
massen, sogar die Augen wieder nachwachsen.
Die bedeutende Kürze der Muskeln , die die einzelnen Schwanzwirbel
unter sich verbinden, der lockere Zusammenhang der Wirbel selbst, und
der Umstand, dass die Schwanzhaut nicht eine einzige fest zusammen-
hängende Bedeckung wie bei dem übrigen Körper bildet, sondern nur aus
Quirlen besteht, die unter sich durch ein dünnes Häutchen zusammen-
hängen, von denen jeder einzelne aus zart verbundenen Schüppchen be-
steht, verbunden mit der oft ausgezeichneten Länge des Schwanzes
selbst, setzt diese Saurer täglich der Gefahr aus, den Schwanz ganz oder
theilweise zu verlieren. Oft, indem sie sich spielend durch die Dorn-
gebüsche herumtreiben oder unter Steine sich verkriechen, besonders
aber, wenn man sie beim Fangen am Schwanze fasst, bricht dieses
Organ entzwei, wahrscheinlich ohne bedeutenden Schmerz für das Thier.
Der Blutverlust dabei ist sehr gering, oft kaum bemerkbar. Das ab-
gebrochene Stück bewegt sich, an die Sonne gebracht oder auf eine
andere Weise heftig afficirt, oft noch ı2 Stunden nach der Trennung.
Die Wunde an der Echse trocknet zu, die Muskeln schrumpfen zusam-
men, und die Muskeln der Reihe, vor der der Bruch statt hatte, legen
sich nach innen, und das Nachwachsen des weggenommenen Stückes
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 9
fängt allmälig an, indem sich zuerst eine grauliche,, lederartige Masse
bildet, von der Form, die das künftige Stück haben wird. Diese ge-
winnt immer mehr an Consistenz, indem sich im Innern derselben ein
Knorpel bildet, welcher zuerst ganz innig mit den ihn umgebenden
Muskeln zusammenhängt. Wohl zu bemerken ist, dass nie die ganze
Länge des Schwanzes, die er im normalen Zustande hatte, wieder nach-
erzeugt wird. Je näher der Schwanz am Körper gebrochen wurde, desto
länger wächst er wieder nach. Nach anhaltenden Beobachtungen habe
ich gefunden, dass er daselbst sich sogar bis auf zwei Drittel der ehe-
maligen Länge regenerirt, während er, in der Mitte gebrochen, nur
zwei Drittel, und am Schwanzende oft nicht einmal die Hälfte der frühe-
ren Länge erreicht.
Man kann sogleich einen einmal gebrochenen Schwanz erkennen, da
er vom Bruch an gegen das Ende schnell dünner wird, und die Schuppen,
sowohl in Länge als Breite, den früheren bedeutend nachstehen. Ueber-
haupt ist die Beschuppung der nacherzeugten Schwänze gewöhnlich sehr
unregelmässig und willkührlich. Die einzelnen Schuppen sind oft in den
gleichen Ringeln sehr verschieden, und stehen krumm und schief neben
einander.
Der Ansicht vieler Naturforscher, ‘die diese Wiedererzeugung für
höchst unvollkommen halten und die sagen, diese neuen Schwänze be-
stehen nur aus verlängerten Schnenbüscheln der Muskeln von dem Wirbel
vor welchem der Bruch statt fand, und der sich also noch am Schwanze
befindet, kann ich nicht beistimmen. Es ist wahr, die anatomische
Untersuchung zeigt bei ihnen nicht den vollkommenen Bau, wie beim
Schwanze im normalen Zustande, doch immerhin keine ganz einfachen.
An der Stelle der Wirbel entsteht ein knorpliger hohler Oylinder,
welchen zähe Muskelfasern umhüllen, die der ganzen Länge des neuen
Schwanzstückes hinreichen, mit sehr feinen Nerven und unbedeutenden
Blutgefässen durchzogen sind. Wir haben hier also ganz die nämlichen
Theile, wie beim vollkommenen Schwanze, mit dem einzigen Unter-
schiede, dass die knorplige Röhre und die Muskelfasern nicht in ein-
2
410 MONOCRAPHIE
zelne Wirbel und Wirbelmuskeln abgetheilt sind, sondern in langen,
ganzen Strängen auslaufen. Sehr selten verlieren die Echsen einen Theil
des nachgewachsenen Schwanzes, indem durch den bedeutenden Zu-
sammenhang der einzelnen Theile dem Ganzen mehr Verbindung gegeben
ist; es braucht sogar Gewalt, einen solchen completirten Schwanz zu
zerreissen. |
Bricht der Schwanz einer Echse, ohne dass ein Stück davon verloren
seht, so wachsen beide Stücke wieder zusammen, aber es entsteht eine
wulstige Anschwellung, die sogleich die Stelle des Bruchs erkennen lässt.
Spaltet man den Schwanz der Länge nach und verhindert das Zusammen-
wachsen der beiden Theile, so rundet sich jeder von ihnen ab, und es
bilden sich auf diese Weise zwei Schwänze. Diese Theilung kann auch
natürlich seyn, und es ist keine Seltenheit, Eidechsen mit einem doppel-
ten oder dreifachen Schwanze zu sehen. Es sind bis jetzt noch keine ge-
nügenden Untersuchungen angestellt worden, ob diese neuen Schwanz-
enden primitiver oder secundärer Bildung seyen. Professor Duges (An.
.des sc. nat. T. XVI, p. 368) glaubt, sie entstehen durch gleichzeitige
/Viedererzeugung, indem er annimmt, dass da, wo doppelte Schwänze
vorkommen, der Rest des Schwanzes bei seiner ersten T'heilung oder bei
seinem Bruche durch irgend einen Zufall tief in die Länge eingefurcht
werde. Moquin (An. des sc. nat. ibid. p. 369, note) will bei einem
nur halb gebrochenen Schwanze schon Spuren eines neuen zweiten
Schwanzes an der Stelle des Bruches gesehen haben. La Uepede spricht
auch von, vollständigen Wirbeln in einem der beiden Schwänze.
Ich glaube, Duges Meinung darf nicht unbedingt angenommen wer-
den, da es auch Exemplare von Eidechsen gibt, die einen gedoppelten
Schwanz haben, bei dem offenbar nie ein Bruch statt hatte. Ich erkläre
mir die verschiedenen Ansichten so: es kann sehr leicht möglich seyn,
dass durch eine Längenspalte an einem Schwanze und durch verhindertes
Zusammenwachsen der getrennten Theile, ein doppelter oder dreifacher
Schwanz entstehen kann, von dem ein Theil secundärer Bildung anzu-
gehören scheint, und der andere offenbar primitiver Formation ist, oder
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 14
auch, dass alle Theile die Struktur der nachgebildeten Schwänze zeigen.
Es kömmt vorzüglich darauf an, wie die Spaltung statt findet; trennt
der Schnitt die Wirbelkörper in der Mitte, so verwachsen auf der Seite,
wo der Schnitt geschah, die Theilungen der einzelnen Wirbel, und bei
oberflächlicher Untersuchung scheinen sie nur unartieulirte Cylinder zu
seyn, oder der Schnitt kann die Wirbel ganz wenig oder nicht berühren,
wodurch das Resultat La Gepede’s zum Vorschein käme, dass nämlich ein
Schwanzende vollständige Wirbel hat, da das andere spätere Bildung
zeigt. Wir finden gewöhnlich, dass ein Schwanzende stärker als das
andere entwickelt ist, was also wieder der Vermuthung, als sei ein
Stück primitiver Bildung, Raum gibt. Es sind mir noch nie Exemplare
vorgekommen, bei denen alle Schwanztheile gleichzeitiger Bildung waren,
ich will damit nicht sagen, dass diese Abnormität nicht möglich sey, wo
sie aber dann Abnormität im wahren Sinne des Wortes ist, wie wir sie
ja auch zuweilen bei Säugethieren finden.
Andere, vollkommenere Organe als der Schwanz, z. B. die Extremi-
täten etc., regeneriren sich nicht mehr vollständig bei den Eidechsen;
ein abgeschnittener Fuss wächst nie mehr nach, aber auch nicht ganz
stumpf zu, sondern verlängert sich in eine Spitze und zeigt auf diese
Weise wenigstens eine Neigung zur Complettirung des verloren gegange-
nen Theils. Was die Regeneration einzelner Nerven betrifft, so habe ich
eine Reihe von Versuchen gemacht, die alle ein günstiges und schnelles
Resultat zeigten. Im Allgemeinen habe ich gefunden, dass sich die Ver-
suche über Wiedererzeugung am besten gegen das Ende Juni’s und im Juli
anstellen lassen, wenn man die Echsen wohl nährt, und ihnen besonders
das Wasser nicht abgehen lässt, dessen sie in dieser Zeit mehr als die
- unverwundeten gebrauchen. Bei schlechtem Wetter oder spärlicher Nah-
rung verzögert sich jedoch die Ergänzung, ganz auffallend aber wo beide
hindernden Umstände sich vereinigen, und man bemerkt oft nach 3 Mona-
ten kaum eine Spur vom neuen Organ, während unter günstigen Ver-
hältnissen sich in 13 — 20 Tagen bedeutende Stücke regeneriren.
19% MONOGRAPHIE
Nur zwei Mal hatte ich Gelegenheit, krankhafte Affeetionen, die nicht
von früheren Verwundungen herrührten, zu beobachten; das eine Mal
nämlich einen krätzenartigen Ausschlag über den ganzen Körper des
Thieres, der sehr hartnäckig lange dauerte (bei Podarcis muralis). Das
andere Mal fand ich einige Eidechsen (Zacert@ agiles), die mit dem
Rotze behaftet schienen. Es zeigte sich um die Nasenlöcher eine scharfe,
zähe, kleberige, weisslich-braune Flüssigkeit, die fortwährend in sehr
geringer Quantität aus der Nase floss. Die Echsen waren träge und
schlaff, und zogen sich immer in entfernte Ecken des Gefässes zurück ,
wo sie sich mit geschlossenen Augen ganz still verhielten; sie frassen
nichts, tranken hingegen häufig und starben nach einigen Tagen. Zwei
andere Eidechsen, die ich im nämlichen Gefässe hatte, und die früher
ganz munter waren, würden offenbar von den Kranken angesteckt, denn
sie gingen in kurzer Zeit am nämlichen Uebel leidend drauf. Die leben-
den, vorzüglich aber die todten Exemplare, verbreiteten einen höchst
unangenehmen süsslichen Geruch, so dass, bevor mehrfache Reinigung
mit dem Gefässe, worin sie sich aufgehalten, vorgenommen wurde, sich
kein Thier mehr in demselben wohl befand. Zu bemerken ist, dass ich
diese Eidechsen in einer Erdhöhle auf zorfigem Boden fand.
Hin und wieder findet man Eidechsen mit schorfigen kleinen Aus-
wüchsen am vordern Theile des Körpers, die von Parasiten herrühren,,
welche sich auf den Eidechsen aufhalten. Diese Parasiten, die zu dem
Genus Jxodes Latr. (Cynorhe@tes Herm.) zu gehören scheinen, sitzen
gewöhnlich am Halse oder unter den Vorderschultern der Eidechsen,
wahrscheinlich damit sie von der Schnauze dieser Thiere nicht erreicht
oder weggestossen werden können. Ich habe zwei Species dieser Milben
in bedeutender Individuenzahl, vorzüglich auf Podarcis muralis gefun-
den, was auffallend ist, da sich diese Species fast nur an kahlem Gemäuer
aufhält und sich weit seltener auf Gebüsche oder in’s Gras wagt, als die
andern Gattungen.
Es ist bekannt, dass die Echsen ein sehr zähes Leben haben, und
nach heftigen Verwundungen, nach der Wegnahme sehr wichtiger
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 15
Organe, sogar nach gänzlicher Zertheilung oft noch unbegreiflich "lange
vegeliren, um so merkwürdiger ist es daher, dass sie gegen Hitze, Kälte
und Gifte so empfindlich sind. Von einer Menge von Versuchen und
Beobachtungen die ich über diesen Gegenstand angestellt habe, will ich
gem
Luftzuge ganz leicht die bedeutendste llitze ertragen können, sterben in
einem Glase, wo die Luft nur von einer Seite Zutritt hat, bei + 19 —
2° R. an der Sonne. Schon bei + 17° werden sie schlaff und sitzen mit
geschlossenen Augen still; steigt die Wärme um einige Grade, so
scheinen sie ohnmächtig zu werden und in diesem Zustande zu sterben;
nur einige Resultate herausheben. Die Eidechsen, die bei gehöri
denn ausser einem Zungenherausstrecken habe ich auch nicht die ge-
ringste Bewegung wahrnehmen können, die dem Tode vorherging,
nachdem die Thiere einmal in diesen Zustand der Betäubung gefallen
waren.
Von + 7°— »°R. fallen sie in Erstarrung; einer grösseren Kälte
ausgesetzt, müssen sie unterliegen *). Die Kälte affieirt diese Thiere um
so mehr, da sie einen so geringen Grad eigenthümlicher Wärme besitzen.
Es ist eine merkwürdige Erscheinung bei der Classe der Reptilien, dass
die beiden grossen Abtheilungen, in die sie zerfallen, die Harthäuter auf
der einen, die Schleimhäuter auf der andern Seite sich gegen Hitze und
Kälte so auffallend verschieden zeigen. Indem die ersteren immer bei
— 5° sterben, können die letzteren ohne den mindesten Schaden bei
9 Monaten im Eise eingefroren bleiben, und nicht nur die erwachsenen
Individuen, sondern auch ihre Larven in den ersten Stadien der Ent-
wickelung; :was in der That schwer zu erklären ist, wenn wir nicht
annehmen, dass bei diesen Thieren beim Eintritt der Kälte eine be-
deutendere Schleimabsonderung statt habe, als gewöhnlich, welche als
*) Völlig muss ich hier der Ansicht des Hın. von Charpentier beistimmen, der, als Haupt-
ursache, warum die grüne Eidechse (Lacerta viridis Daud.) seit einigen Jahren nicht mehr
so häufig wie sonst zu Bex vorkommt, den strengen Winter von 1829 auf 1830 annimmt,
während welcher Zeit gewiss eine grosse Anzahl Thiere dieser besonders gegen Kälte empfind-
lichen Species in ihren Löchern, wenn sie nicht tief genug gegraben waren, erfroren.
44% MONOGRAPHIE
eine dichte Schicht das ganze Thier umgibt, und ohne Zweifel ein be-
deutender Wärmehalter ist. i
Die Empfindlichkeit gegen die Gifte anbelangend, bieten sich uns
einige interessante Verhältnisse dar. Blausäure und Arsenik zeigen nicht
entfernt die nämliche Wirkung, wie bei den höheren Thieren. Eine
starke Dosis concentrirter Blausäure, wovon '/iztel eine Katze, "/zotel einen
Adler tödtete, liess längere Zeit keine Einwirkung auf Echsen spüren,
und erst nach mehreren Stunden erfolgte der Tod. Dasselbe Verhältniss
findet bei Arsenik etc. statt. Tabakssaft, Schnupftabak, Tollkirschen ,
Schierlingsaufguss, tödtet sie viel schneller, am wirksamsten aber sind
die thierischen Gifte. Schon Laurenti stellte über diesen Punkt Versuche
an, die ich wiederholte und grösstentheils bestätiget fand.
Ein Viperbiss tödtet. Eidechsen fast momentan. Ba Lacert« agıles,
die ich nöthigte, Zritonen zu beissen, oder denen ich den .
Schleim der Haut dieser Thiere, oder von Salamandern und Unken in den
Gaumen brachte, bekamen Schwindel und Lähmungen, und starben
immer. Andere Eidechsen, denen ıch Milch aus den Parotidendrüsen
von Bufo cinereus L. einimpfte, wurden sogleich unwohl und starben
an Zuckungen in Zeit von wenigen Stunden. Wir sehen also das auf-
fallende Resultat, dass auf diese Thiere die animalischen Gifte den gröss-
ten Einfluss haben, dann die vegetabilischen, und in dritter Reihe erst
die mineralischen. Eine vergleichende Berechnung der Wirkungen zeigte
mir, dass wir die Verhältnisse der Wirksamkeit dieser Gifte ungefähr
durch die Zahlen ausdrücken kömnen 1 :3:7.
Ich will hier noch einige Worte über die geographische Verbreitung
der Echsen und über ihr Verhältniss zu den übrigen Ordnungen der
schweizerischen Reptilien hinzufügen.
Die horizontale Verbreitung der Echsen bietet uns wenig Aufl
des im Allgemeinen dar, und es ist vor der Hand genug, zu wissen,
dass sie in der ganzen ebenen Schweiz vorkommen. Das Vorherrschen
oder Zurücktreten der einzelnen Genera nehme ich besser bei der An-
gabe derselben vor. Sie bilden ungefähr einen Vierttheil der gesammten
DER SCHWEIZ. ECHSEN. I5
Reptilien der Schweiz, und einen Fünftel derjenigen, die in der Ebene
vorkommen. Wichtiger aber ist ihr verticaler Verbreitungsbezirk ; denn
sie steigen unter allen Ordnungen dieser Olasse am höchsten in die Alpen
hinauf. Während die Nattern ungefähr in einer Höhe von 4500 Fuss,
die Vipern und Kröten bei 6200 F., die Frösche und Molche etwas über
7000 F. Höhe zurückbleiben, so findet man immer noch Eidechsen auf
sonnigen Rainen sitzen und sich nach spärlicher Nahrung umsehen. Die
bedeutendste Höhe, von der wir mit Bestimmtheit wissen dass noch
Üidechsen vorkommen, ist von Hrn. Profess. Heer ausgemessen worden.
Er fing nämlich oberhalb Sponda longa, in der Nähe des Umbrells, in
einer Höhe von 9134 F. ü. M. eine Zootoca pyrrhogastra Wagl. Nicht
gar selten finden wir die nämliche Species, die sowohl Bewohnerin der
collinen Region als auch der Hochgebirge ist, in einer Höhe von 7 bis
Sooo F. Wenn wir bedenken, dass bei 9000 F. Höhe mehr als g Monate
tiefer Schnee liegt, und dass sich Mücken, Fliegen und Coleoptern, die
ihre Nahrung ausmachen, nur selten hier herauf verirren, so ist es nicht
leicht zu begreifen, wie diese Thiere ihr kümmerliches Dasein fristen
können, da sie in der Ebene mit den ersten warmen Frühlingssonnen-
strahlen erscheinen und bis im October munter bleiben. Von einer Höhe
von 3000 F. an bilden die Echsen etwas weniger als einen Drittel, bei
4000 F. einen Sechstel, in der Höhe von 6000 F. einen Fünftel, in der
Höhe von 7000 F. die Hälfte aller Reptilien, und von 8000 F. an treten
sie uns nur einzig noch entgegen. Die Individuenzahl steht mit der Höhe
in umgekehrtem Verhältnisse, daher finden wir sie in den Hochgebirgen
nur einzeln und ziemlich selten *).
*) Bis jetzt gehen uns gänzlich Untersuchungen über die geographische Verbreitung der Rep-
tilien ab, obgleich wir durch sie zu sehr schönen Resultaten geführt werden, besonders
wenn wir sie relativ zum geographischen Vorkommen der übrigen Thiere nehmen.
16 - MONOGRAPHIE
EHI. SPECIELLER THEIL.
BESCHREIBUNGEN DER ECHSEN.
Die schweizerischen Saurer zerfallen in zwei sehr natürliche Grup-
pen, die sich wieder durch ihre Körperform auffallend von einander
unterscheiden; daher leicht mit wenigen Worten charakterisirt werden
können.
1. Gruppe. WAHRE EIDECHSEN. (Lacerta.)
Die Schuppen sind vom Körper abstehend, 'der'Schwanz ist deutlich
unterschieden. Vier Füsse.
2. Gruppe. SCHLEICHECHSEN. (Anguis.)
Schuppen fest am Körper anliegend, sehr platt, Kopf und Schwanz.
nicht unterschieden. Keine äussern Gliedmaassen.
Von jeder dieser Gruppen haben wir nur ein Genus, von letzterem
Genus sogar nur eine Species.
Das Genus, welches die erste Gruppe bildet, heisst Zacerta; der
Name ist gewiss allen Naturhistorikern bekannt, da mit demselben Linne
alle Amphibien, vom Crocodill bis zu den Molchen (Frösche, Schild-
kröten und Schlangen ausgenommen), bezeichnete, und er überhaupt in
den meisten Naturgeschichten für Schulen und den ältern Faunen in
einer ungebührlich weiten Ausdehnung genommen wird. Erst wissen-
schaftlich strenge wurde dieser Name von Guvier und Daudin den
wahren Eidechsen beigelegt. Da der Zahnbau bei ihnen ziemlich ver-
schieden ist, glaubte Wagler (System der Amphibien), dieses Genus in
mehrere Geschlechter trennen zu müssen, und bildete daher die Genera
Lacerta, Zootoca, Podarcis. Da jedoch die angegebenen Charaktere
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 17
nicht scharf genug sind, um wirkliche Genera festzustellen, so lässt man
sie, wie es Wiegmann (lerpetologia mexicana,) that, besser unter
einem Genus Zacerta vereiniget, und macht die Wagler’schen Sippen zu
Subgenera.
I. Genus. LACERTA Cuv.
Der Kopf ist oberhalb mit grossen Schildern bedeckt, an der Seite
mit kleinen oder mit Schuppen. Der Unterkiefer ebenfalls mit zwei
Reihen grosser Schilder, die nach vorn convergiren. Die Kehle ist be-
schuppt, kann aufgeblasen werden, und ist vom Thorax durch eine Haut-
falte geschieden, die durch 8 bis 10 kleine Schildchen gebildet wird.
Die Nasenlöcher liegen seitlich weit nach vorn. Der Mund steigt gegen
das Hinterhaupt zu, stark empor. Das Trommelfell ist sichtbar, der
Rücken mit nebeneinander liegenden Schuppen bedeckt; der Bauch mit
6 Reihen Schildern, wovon die beiden innersten und äussersten die
kleinsten sind. Der Schwanz besteht aus Schuppenquirlen. An jedem
Fusse sind fünf Zehen, wovon jeder mit einem starken Nagel versehen
ist. Sie haben Schenkelwarzen *).
*) Alle früheren Herpetologen , oft jetzt noch die französischen Naturforscher, legten einen sehr
grossen Werth auf die Anzahl der sogenannten Schenkeldrüsen bei den Eidechsen, und
gebrauchten sie immer als specifisches Kennzeichen, besonders finden wir diess in Merrem’s
Classification der Amphibien, der auf ein so veränderliches Kennzeichen sehr grosse Rück-
sicht nahm, und die Farbe, die, wie ich an einem andern Orte zeigen werde, bei den
Eidechsen ein Hauptmoment ist, durchaus unbeachtet liess. Da die Zahl dieser Warzen bei
verschiedenen Individuen einer einzigen Gattung um 6 bis 7 differirt, so ist leicht einzu-
sehen, dass bei der Diagnosis der Eidechsen kein Werth darauf zu legen sei. Ueber den
Zweck dieser Organe finden wir schöne Beobachtungen von Hrn. D' Otth in Bern, in Tiede-
mann’s Zeitschrift für Physiologie, Bd. 5, 101 ff., niedergelegt, .wo er die Ansicht aus-
spricht, diese Organe, die von vielen Physiologen, vorzüglich von Cuvier, Leg. d’anat.
comparee, fälschlich für Flüssigkeiten absondernde Drüsen gehalten werden, dienen dem
Männchen während der Begattung zum Festhalten an der glatten Haut des Weibchens. Er
weist die Construction dieser Papillen nach, die aus einem gewölbten, in der Mitte durch-
bohrten Schildchen und einem darunter liegenden kleinen festen Körperchen bestehen.
3
18 MONOGRAPHIE
1. Subgenus. LACERTA Wasgl.
Die Schläfen sind mit unregelmässigen Schuppen bedeckt, die Bauch-
schilder rhombisch, fest anliegend. (Vordere Zähne am Zwischenkiefer-
knochen 9, im Oberkiefer 38, im Unterkiefer 5o Zähne. Im Gaumen
sind 22— 24 einfache konische Zähnchen. Wagl.)
1. Species. LACERTA VIRIDIS. Daud.
Die grüne Eidechse.
Der Kopf dieser Eidechse ist von mittlerer Grösse, und verhält sich
‚zum Rumpfe wie > : 5bis ı:3, seine Breite zur Länge wie ı : 2. Die
Schilder sind stark ausgedrückt, das Stirnschild Bee end entwickelt,
das Hinterhauptschild klein, ver schwindet oft gänzlich. Die Schuppen
zwischen den Augen und den Ohren, besonders in der Augengegend,
wachsen zu Schildern an. Uhnterkieferschilder sind fünf Paare, von
denen das dritte Paar zu divergiren anfängt. Das Halsband besteht aus
$ bis 9 rautenförmigen, unbedeutend gezähnelten Schildern, von denen
das mittelste das grösste ist.
Beim Weibchen ist dieses Körperchen von Aussen nicht sichtbar, beim Männchen hin-
gegen ragt es kegelförmig zugespitzt aus der Oeffnung des Schildchens heraus, wächst kurz
vor der Begattung an, nach welcher es sich wieder allmälig zurückzieht. Während der
Begattung, selbst klammert sich das Männchen vermittelst dieser Erhabenheiten fester an das
Weibchen.
Auffallend ist es jedoch, dass sich bei mehreren Genera von Echsen, die eine viel glattere
Körperbedeckung als die Eidechsen haben, sich keine Schenkelwarzen vorfinden, bei andern
keine an den Schenkeln, sondern nur wenige am After oder am Ende des Bauches, wieder
bei einigen nur einzelne an den Schenkeln und nicht in langen regelmässigen Reihen, wie
gewöhnlich , was mich alles auf die Ansicht führte, als seien die stärker entwickelten Schenkel-
warzen bei den männlichen Individuen, als bei den weiblichen, während der Begattungs-
zeit, weniger positiv nützende Organe als Zeichen der Brunst, wie wir diess bei vielen
Vögeln in der starken Anschwellung des Kammes oder dem Vorhandenseyn zierlicher Schwanz-
federn, und bei den männlichen Tritonen in der Gegenwart des Rückenkamms während
dieser Zeit finden.
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 19
Die Schuppen am Rücken sind viereckig, stumpf gekielt über ein-
ander liegend. Die Brustschilder sind fünfeckig und polygonisch, die
Bauchschilder, gewöhnlich in sechs Reihen, sind viereckig. Die Schwanz-
wirbel bestehen an der Schwanzwurzel aus lanzetförmigen, kaum merk-
lich gekielten Schuppen, die gegen die Mitte und das Ende zu eine regel-
mässige, länglichte, fünfeckigte Gestalt haben. Die Spitze der vorher-
gehenden bedeckt immer die Basis der nachfolgenden. Der Schwanz
übertrifft die ganze Länge des Körpers um mehr als das Doppelte. Die
grüne Eidechse ist gewöhnlich S— ro Zoll lang, doch err&icht sie eine
Grösse von 15— 17 Zoll und ist die grösste Form, unter der uns die
schweizerischen Eidechsen entgegentreten. Ihre Farbe besteht aus einem
sehr schönen Smaragdgrün über den Rücken und die vordere Hälfte des
Schwanzes, die hintere geht in’s Grauliche oder Braune, der Bauch
und die untere Seite der Extremitäten in’s Gelbliche über, Die Färbung
ist jedoch nicht sehr constant; wir kennen mehrere genau getrennte
Varietäten.
ıte Varietät: ist blaulichgrün oder apfelgrün.
ate Varietät: Bei dieser sind nur die Extremitäten von oben und der
Seite gelb, der Bauch, überhaupt die ganze untere Seite ist
grünlich, Kopf und Schwanz braun. Rücken sehr schön grün.
3te Varietät: Auf schmutzig grünem Grunde über den Rücken und
den Kopf sind eine grosse Menge kleine perlweisser Punkte.
Bauch gelblich.
te Varietät: Oben grün, unten weisslich ; auf dem Rücken sind grosse
tiefschwarze Flecken, die Querbänder bilden. Der Schwanz ist
schwärzlich. Diese Varietät ist eben so schön, als selten.
5te Varietät: Obenher braun, an den Seiten und der innern Seite der
Extremitäten grünlich; Bauch gelblich. Von jeder Seite des
Kopfes läuft zum Schwanze hin eine weisse Linie, auf deren
jeder Seite ein aus grössern oder kleinen schwarzen Punkten
bestehender Strich läuft, Diese Eidechse wurde fälschlich von
Schinz (Naturgesch. der Amphibien pag. 100, Tab. 37.) als
«
30 MONOGRAPHIE
eigene Species unter dem Namen Zacerta bistriata aufgeführt.
Sie ist nur sehr constante Varietät.
6te Varietät. Blassgrün, oft schwärzlich grün auf dem Rücken, weiss-
lich grün am Bauche, mit vier weissen Längestreifen längs des
Bückens und der Seiten, die bis an die Mitte des Schwanzes
binreichen. Die Zunge ist schwärzlich. Die von Duges ge-
machte Bemerkung fand ich bestätiget, dass diese Varietät nur
bei weiblichen Individuen bemerkt werde. Nur glaube ich noch
beifügen zu müssen, dass ich der Ansicht bin, dass die grossen
Exemplare , die von dieser Varietät gefunden werden, dennoch
junge Individuen sind, die unter gewissen günstigen Verhält-
nissen schnell heranwuchsen; denn die Beschuppung des Kör-
pers, die Schilder auf dem Kopfe, den Extremitäten und dem
Bauche zeigen in ihrer Oonsistenz noch die nämliche Weich-
heit und Halbentwicklung, wie wir diess bei den jungen
Thieren dieser Familie finden; oder wenn das nicht ist, so
sind es vielleicht zur Fortpflanzung untüchtige Weibchen. Doch
möchte ich die Zoologen aufmerksam machen, meine Ansicht
näher zu prüfen und in ihren Sammlungen , besser aber noch in
der freien Natur, Untersuchungen darüber anzustellen. Dieses
sind die in der Schweiz vorkommenden Varietäten der Zacerta
viridis D. Andere führt noch Duges l!. c. p. 374 seq., an.
Im Weingeiste werden fast alle durch Häutung bläulich, und bei der
eigentlichen Zac. viridis kommen nach Wegnahme des Epidermis
schwarze und weisse Punkten zum Vorschein.
Nur in der südlichen Schweiz finden wir diese Eidechse, wo sie das
Maximum der daselbst vorkommenden Lacerten bildet, wie im Tessin,
Wallis, Waadt ete. Sie lebt aber nicht nur einzig an sonnigen Hügeln,
wie einige fälschlich glaubten, sondern sie steigt ziemlich hoch in die
Berge hinauf, bis zu einer Höhe von 4000 Fuss, also beinahe bis in die
subalpine Region. .
In der Schweiz ist sie auf der nördlichen Seite der Gotthardt-Gebirgs-
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 21
kette noch nie gefunden worden. Ihre Fortpflanzung ist noch nicht ganz
genau beobachtet, wird jedoch nichts Abweichendes zeigen.
Die Nahrung der Zacerta viridis besteht vorzüglich aus Fliegen g
Heuschrecken, Schwebfliegen, Kerfen, sogar Schnecken und Würmern;
auch frisst sie andere junge Eidechsen.
-
Synonima :
Lacerta viridis. Gessn., Aldrov., Ray, Daud. und die neuern
Autoren.
Seps varius, viridis, sericeus. Laurent.
Seps cerulescens. Seba thes.
The green Lizard. Gray.
Lezard a deux raies. L. vert piquete. L. soyeux. Daud.
Lacerta tiliguerta Cet. Lacerta chloronotus Fitz. Lac. sicula,
sind alles nicht constante Varietäten.
Die grüne Eidechse. Sturm.
Zu den besseren Abbildungen gehören folgende: die in Sturm’s Fauna,
in Buonaparte’s Fauna italica, in Meissner’s Museum für Natur-
geschichte N’ 6, Daudin’s hist. nat. des rept. etc. Schlecht sind
sie hingegen in: Razumofski hist. nat. du Jorat 1. Desmarest
Fauna francaise (hier ist auch die Zezard soyeux sehr schlecht
abgebildet). Schinz Naturgesch. der Amphibien Taf. 37. etc.
2. Species. LACERTA AGILIS. Linn.
/
Die gemeine Eidechse. Götz.
Der Kopf dieser Echse ist kürzer und gedrängter als bei der vori-
gen, sein Verhältniss zum Rumpfe wie 2 : 7, das der Breite zur Länge
5:8. Die Schnauze ist ziemlich rund, von oben schief abgeplattet.: Das
Stirnschild ist gross, das Hinterhauptschild klein, aber immer vorhan-
‘den, wenn auch nur rudimentär *). Die Schläfen sind mit Schildchen
*) Wie wenig durchgreifend constante Charaktere die Kopfschilder darbieten, zeigen Fig. 1. 2.
der Tafel I. Bei Fig. 1 fehlt das scutum internasale gänzlich, die seuto fronto-nasalia sind
32 MONOGRAPHIE
und Schuppen bedeckt und stark hervortretend. Das Ohr liegt weiter
nach unten als bei den vorhergehenden. Das Halsband besteht aus
8 — ıo unregelmässigen Schildchen. Fünf Paar Unterkieferschilder,
deren Convergenz beim dritten beginnt, sind da. Halsfalte oft unmerk-
lich. Brust und Bauchschilder wie bei der vorigen Species. Die Rücken-
schuppen sind sehr unregelmässig, ablang, meistens stumpf, oft fünf-
eckig, schwach gekeilt und neben einander liegend. Seitenschuppen
regelmässiger, viereckig, in’s Ovale übergehend. Schwanzschuppen völlig
wie bei Lacerta viridis D. Der Schwanz selbst ist zweimal so lang wie
der Körper, und rasch sich zuspitzend. 5—6 Zoll ist die gewöhnliche
Länge dieser Eidechse,: die jedoch bis auf 8 '/ Zoll steigen kann. Die
Männchen sind immer dieker, stärker und kürzer, da die Weibchen uns
hingegen mehr die schlanken und zarten Formen darbieten, die die Eid-
echsen charakterisiren.
Auch die Farbe ist bei beiden Geschlechtern sehr verschieden. Das
Männchen ist auf der oberen Seite des Kopfes, gewöhnlich nur bis ein
wenig vor die Augen, über den Rücken und den Schwanz hin und an
der obern Seite der hintern Extremitäten graulichbraun, in’s Röthlich-
braune übergehend, mit zwei hellen Streifen, die diese Farbe begränzen;
auch ist gewöhnlich das breite Rückenband mit dunkelbraunen oder
schwarzen Flecken, die in regelmässigen Reihen liegen, bedeckt. Die
Schnauze, die vordern Extremitäten‘, die vordere innere Seite der Hinter-
füsse und die Bauchseiten sehr schön grün, vom Gelblichgrünen in’s
Schwärzlichgrüne spielend, mit vielen schwarzen Punkten. Die Kehle,
der Unterleib und die untere Seite des Schwanzes, die jedoch immer ein
wenig bleicher ist, hellgrün, schwarz gefleckt. Das Weibchen ist am
ganzen obern Körper und an den Seiten röthlichbraun, gegen den Bauch
hin in’s Graulichblaue übergehend; über die Mitte des Rückens hin läuft
ein dunkler Streifen, der sich am Schwanze fortsetzt, längs diesem ist
sehr stark entwickelt, das scut. occipitale wird nur durch drei Schuppen angedeutet. Fig. 2.
ist das scutum internasale gedoppelt. Das scutum 'occipitale ebenfalls stark entwickelt. Beide
Exemplare finden sich in der Privatsammlung des. Hrn. D" Otth in Bern.
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 25
wieder ein heller Strich, auf den ein dunkler folgt. Alle diese Streifen
setzen sich am Schwanze fort, sind aber nicht auffallend hervortretend.
Diese braune Farbe ist mit vielen unregelmässigen kleinern und gerös-
5 5
sern dunkelbraunen und schwarzen Flecken untermischt. Bauch und
Kehle sind grünlichgelb, oft sehr schön schwefelgelb. Das Innere der
5 hu 5
Füsse ist. schmutzigbraun. Schon die Jungen der Zacerta agılıs lassen
ihrer Farbe nach auf ihr Geschlecht schliessen. Die Farbe der männli-
chen Exemplare ist tiefgrün, der weiblichen gelblichbraun. Beide sind
aber durch eine grosse Menge runder, heller Flecken, die von einem
5 > ’
dunklen Ringe umgeben werden, über den Rücken’ charakterisirt. Da
5 ’
die Farben dieser Species äusserst mannigfaltig sind und sehr verschie-
zlaltıs
dene Abweichungen und Uebergänge zeigen, so ist es schwierig, so be-
stimmt geschiedene Varietäten, wie bei der vorigen Gattung aufzustellen,
und ich kann mit Bestimmtheit nur eine einzige mehrmals genau von mir
beobachtete Varietät angeben.
Varieteet: Kopf oben braun, über den Rücken läuft ein tiefschwarzes .
Band, das von zwei weisslichgrauen Streifen eingeschlossen
wird. Die Seiten sind schwarz, am Bauch in’s Tiefgrüne über-
gehend, mit einer Reihe weisser Punkte und Ringe. Der
Schwanz ist mit 8 Längestreifen von abwechselnd dunkler oder
heller Farbe bedeckt, Kehle und Bauch sind schmutzigweiss.
Diese sehr schöne Varietät fand ich nicht selten im Canton Glarus,
aber immer nur an männlichen Individuen. Ob der Seps stellatus
Schrank, Zacerta erythronota St., wie Carl Buonaparte in der Fauna
italica annimmt, nur Varietät von Zacerta agilis ist, wage ich nicht zu
entscheiden, da mir die Gelegenheit fehlte, erstere zu untersuchen. Ist
sie nur Varietät, so muss man sie jedenfalls unter die constanten Varie-
täten zählen *).
Als Abnormität besitze ich von Zacerta agılis ein männliches Exem-
*) Erst vor Kurzem sah ich in Neuchätel den Seps stellatus, und konnte mich von der richti-
gen Ansicht Buonaparte’s vollkommen überzeugen.
04 MONOGRAPHIE
plar, bei welchem der ganze hintere Theil des Kopfes statt mit Schil-
dern, mit Schuppen bedeckt ist. Der Weingeist verändert die gemeine
Eidechse bedeutend, da durch Häutung im Branntwein das Dunkelgrüne
in’s Gelblichgrüne, das Braun in Grau, das Grün in Blau sich um- -
wandelt. Ba
Voigt gibt in seiner Naturgeschichte 3te Abtheil., spec. Zoologie,
Aeaklihienh p- 38 ff., an, die Zacerta agilis komme in vielen Farben-
varietäten vor, wesshalb man irrig mehrere Arten (montana, atra,
crocea,, arenicola etc.) daraus gemacht habe. Ferner sagt der nämliche
Naturforscher 2. c. p. 39 von der Mauereidechse, sie sei bisweilen
lebendiggebärend, und setzt p. 56 die gemeine Blindschleiche zu den
Schlangen.
Solche Irrthümer und Nachlässigkeiten würden ne Beachtung,
noch weniger eine Widerlegung verdienen, wenn sie sich nicht in einem
Werke vorfänden, das in den Händen eines grossen Theils des gebilde-
ten Publicums ist, und das zur Belehrung und zum Nachschlagen, nicht
aber bloss zur Belustigung durch Aufzählung von Anekdoten dienen
soll, so will ich hier nur mit kurzen Worten zeigen, dass der Verfasser
mit ein wenig mehr Ueberlegung die angeführten Unrichtigkeiten haue
vermeiden können.
Die Zacerta montana, atra und crocea bilden zusammen eine Gruppe
von Eidechsen, die sich ganz auffallend durch die Beschuppung des
Körpers von der gemeinen Eidechse unterscheiden, vorzüglich aber durch
die relativen Körperverhältnisse. Erstere drei haben nie Gaumenzähne,
da Zacerta agilis deren bis auf >24 besitzt; eben so ist auch der Aufent-
haltsort, so wie ihre geographische Verbreitung, besonders aber die
Fortpflanzung, wie wir weiter unten sehen werden, bei diesen Eid-
echsen durchaus verschieden.
Lacerta muralis gebährt durchaus nie lebendige Junge, sondern legt
immer Eier. Wahrscheinlich ist hier eine Verwechslung mit der Zacerta
crocea vorgegangen.
ns
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 05
Was noch die Stellung der Blindschleichen bei den Schlangen be-
trifft, so ist es wirklich unbegreiflich, dass ein Naturforscher in unsern
Zeiten noch ein Thier, das mit den Schlangen durchaus weiter nichts
gemein hat, als einen eylinderförmigen Leib, dahin setzen konnte. Mit
dem nämlichen Rechte kann der Regenwurm bei den Schlangen seinen
Platz finden und die Walle zu den Fischen gezählt werden.
Die Zacerta agilis ist nur Bewohnerin. der Ebenen und der collinen
Region und findet sich vorzüglich in der nördlichen und mittleren
Schweiz häufig an Hecken und Steinen, wo sie ihrer Nahrung, die aus
Fliegen und Heischzeoken ete. besteht, nachgeht. In der südlichen
Schweiz findet sie sich vorzüglich in Wiesen. In Dorngebüschen treiben
sie sich besonders gern umher, wobei ihnen der lange Schwanz, den sie
als Balancierstange gebrauchen, vorzügliche Dienste leistet; sie gebrau-
chen ihn.auch, trotz seiner grossen Gebrechlichkeit, als Wickelschwanz.
Bei schlechtem Wetter halten sie sich verborgen und verkriechen sich
im October in etwa > Zoll lange und einen Zoll breite Röhren, die sie
von Innen mit Gras und Erde verstopfen. Es ist mir nie gelungen, mehr
als ein Individuum in einer solchen Röhre zu finden, und zwar nur alte
Thiere; ich kann daher nicht sagen, wie und in was für Höhlen die
Jungen überwintern. Im Frühling kommen sie frühe zum Vorschein; so
hat es schon Jahre gegeben, dass ich deren in der ersten Woche des
März fand; andere musste ich in der nämlichen Zeit ausgraben, die ich
kreisförmig daliegend, den Kopf bei’'m After, noch halberstarrt sah. Im
April, gewöhnlich aber erst im Mai, begatten sie sich an sonnigen Tagen.
Im Juni legt das Weibchen die Eier. Die Zahl derselben fand ich nie
unter 9, nie über 13. Gewöhnlich sind es 10—ıı ziemlich grosse,
an beiden Enden abgestumpfte gleichförmige Cylinder.
Ich glaube das Eierlegen geschieht gewöhnlich während der Nacht
oder am Morgen früh, wenn die Erde noch stark vom Thau befeuchtet
ist, da die trächtigen Wieiheken bei mir in der Gefangenschaft sich immer
während dieser Zeit ihrer Eier entledigten,, und mir von einem genauen
Beobachter versichert wurde, eine yeibliche Lacerta agılis Babe erst
4
26 MONOGRAPHIE
ihre Eier gelegt, nachdem sie mit dem Munde eine bedeutende Quantität
"Wasser auf den Boden des Gefässes getragen habe. Zur Entwickelung
des Eies ist eine mässige Feuchtigkeit durchaus nothwendig, sonst
schrumpfen sie zusammen und trocknen auf. Die Beobachtung , Kan die
frischgelegten Eier im Finstern phosphorisziren, fand ich bestätiget. Die
Bemerkung Septfontaine’s in La Ceped’s Naturgeschichte, dass die Zac:
agilis lebendige Junge gebäre ‚ findet nicht auf diese Species Anwendung.
In der Gefangenschaft werden sie oft sehr zutraulich, so dass sie sich
füttern lassen, und in einem wohleingerichteten Behältnisse ihre Lebens-
weise wie im Freien fortführen. Sie begatten sich daselbst und legen
auch Eier. Bei alten Männchen hält die Zähmung schwer, mir ist sie nie
gelungen; sie bleiben immer scheu, und beissen gern. Dass ihr Biss nicht
schmerzhaft und ohne Folgen sei, brauche ich hier kaum zu erwähnen.
Synonima:
Seps terrestris Laur. $ eps lab var. Laur.: Seps ruber. S.
Argus pull. Laur.
ah Laurenti Daud.
Lacerta agjlis Linn.
Lacerta sepium, Lac. stün pıum Guy
Lacerta erythronota St.
Le Lezard .gris, le Lezard arenicole Daud.
Le Lezard 7 souches Guv.
Grüne Eidechse Götz. Kleinaugige Eidechse Sturm.
Gute Abbildungen sind in Sturm (besonders vom Weibchen), i in Bilonal
parte Fauna ital. ete.
3. Subgenus. ZOOT0CA Wagl.
Die Schläfen sind mit unregelmässigen Schuppen bedeckt, Bauch-
schilder in sechs Reihen quadratisch neben einander liegend. Zwischen-
kieferzähne 7, Oberkieferzähne 34, Unterkieferzähne 40 (Wagl.). Die
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 07
Gaumenzähne fehlen gänzlich. Die Weibchen dieses Subgenus gebären
lebendige Junge.
ik Species. ZOOTOCA PYRRHOGASTRA Wagl. nob.
Die gedrängte Form des Kopfes der Lacerta agilis L. geht, wie die
ganze übrige Gestalt des Körpers bei den Zootocis, in zärtere und feinere
Formen ‚über, und ich möchte sie als Typus unserer Eidechsen betrach-
ten. Der Kopf ist klein und verhält sich zum Rumpf nur wie 1:4,
und läuft von den Seiten zu der Schnauze nicht rasch zu, da sich die
Breite zur Länge 3 : 5 verhält. ‚Die Kopfschilder, wie die Beschuppung
an den Schläfen stimmt mit der der gemeinen Eidechse überein. Die Ohr-
öffnung liegt ein wenig weiter vorn, als bei der frühern. Das Halsband
besteht aus 9 regelmässigen viereckigen Schildchen, die Halsfalte ist
kaum zu unterscheiden.. Es sind 3 Paar Unterkieferschilder vorhanden,
bei denen constant das dritte’ Paar noch verwachsen ist und erst unter
demselben die Divergenz beginnt. Die Beschuppung des Körpers ist sehr
regelmässig; der Nacken wird von kleinen eirunden, anliegenden Schup-
pen bedeckt; längs des Rückens laufen einiger Reihen länglichter, schma-
ler, ebenfalls neben: einander liegender stumpfgekielter, hexagonaler
Schuppen, die sich zu beiden Seiten in grössere ovale, mehr in die Breite
gezogene Padden abändern. Die erste Reihe jeder Seite der Bauchschil-
der besteht.aus rhombischen, die übrigen aus quadratischen Schildern.
Die Beschuppung des Schwanzes'ist wie bei den frühern Species, nur
sind die einzelnen: 'Schuppen stumpfer und tiefer gekielt. Der Schwanz
selbst ist lang, drall und verdünnt sich allmälig gegen die Spitze zu.
‚Diese Eidechse erreicht die Länge, nicht aber die Breite der Zacerta
agılis, und erscheint desshalb' viel kleiner als sie in. der That ist; 5 bis
6 Zoll ist im Durchschnitt das gewöhnliche Mass des ganzen Thieres.
Auch hier unterscheiden sich die beiden Geschlechter durch die Fär-
bung, jedoch nicht so auffallend wie bei der vorhergehenden Gattung.
Das Männchen ist oberhalb nussbraun, holzbraun bis in’s Röthlich-
braune. Vom Hinterhauptschild an läuft über den ganzen Rücken ein
98 MONOCRAPHIE
schwarzer Streif; ıhm parallell auf jeder Seite eine Reihe schwarzer
Punkte, die oft zu einem Strich zusammenschmelzen, die gewöhnlich
seitlich an eine graue Linie anstossen. Die Kehle ist blaulich, in’s Rosa-
farbe schillernd. Der Bauch und die untere Seite der Füsse grünblau,
mit vielen schwarzen Flecken. Das Weibchen ist auf dem Rücken und
Scheitel rothbraun; die schwarzen Punkte und Streifen treten mehr in
den Hintergrund, und die graulichen Linien fallen weg. Die obere Seite
ist dunkler; der ganze untere Körper ist schön gelb, oft safranfarbig, an
den Seiten röthlich. Die Unterkieferschilder sind weisslichgrau, die
Kehle lilafarbig, in’s Gelbe und Rosenrothe spielend. Bei einigen Indi-
viduen treten die weissen Striche mehr hervor, bei andern die braunen,
daher finden wir viele Nuancen in der Färbung: dieser Thiere. Die
Jungen unterscheiden sich nur dadurch, dass bei ihnen die Farbenzeich-
nungen nicht so deutlich hervortreten.
Die gewöhnlichste Veränderung, die diese Thiere im Weingeist er-
leiden, besteht in einem Blanwerden der braunen Farbe; auch die hell-
blaue Farbe ändert sich in eine bleichweisslichgelbe ab.
Von Varietäten kenne ich nur diejenige, die Individuen einschliesst,
. die aufdem Rücken graubraun mit gelben Flecken, an den Seiten kupfer-
roth, am Unterleib blnssgelk sind.
Sturm bildete diese Varietät in seiner Fauna Deutschlands ziemlich
gut ab.
Wir finden die Zootcke pyrrhogastra sowohl in der collinen Region,
als auch, wie früher bemerkt, auf er höchsten Gebirgen, wo sie sich
wahrscheinlich fast ausschliesslich von Coleoptern nährt. Ein Exemplar,
das ich von einer Höhe von 7902 Fuss besass, in die Ebene hinunterge-
bracht, wollte keine Nahrung zu sich nehmen, die der gemeinen Eid-
echse, bei der sie im nämlichen Behälter war, sehr behagte, und starb
daher vor Hunger. \
Der eigentliche Verbreitungsbezirk dieser Eidechse ist die montane
Region, daher sie im Herzen der Schweiz, in den Cantonen Unterwalden,
Schwyz, einem Theil von Uri, ziemlich häufig vorkommt. In solcher
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 09
%
Anzahl, wie die Zacerta viridis oder agılis wird sie schr selten bemerkt.
Sie lieben trockene Tannenwälder, wo sie sich unter den abgefallenen
Tannennadeln Löcher scharren, in welche sie sich bei annähernder Ge-
fahr flüchten; oft finden sie sich aber auch in dunklem feuchtem Wald-
grunde.
Die Begattung geht im Mai vor sich und findet wie bei andern Eid-
echsen statt. Das Weibchen trägt seine Eier bis Mitte oder Ende Juli im
Leibe, legt sie dann, und nach einigen Minuten (5— 10) zerreisst das
vollkommen ausgebildete Junge die Eihülle, in der noch ein wenig gelber
+ Dotter zurückbleibt.
Dieses Phänomen hat unter den Naturforschern sowohl Aufsehen als
auch Streit veranlasst. Wir besitzen über das Lebendiggebären und
Eierlegen der Eidechsen in besonderer Beziehung auf das Genus Zootoca,
eine treflliche Abhandlung von D' Th. Cocteau, D. M. P., «Notice sur
un genre peu connu de Lezard vivipare (Zootoca Wagler) et sur une
nouvelle espece de ce genre», in der letzten Lieferung des 5ten Jahr-
ganges von Gucrin’s Magasin de Zoologie; aus dieser hebe ich in weni-
gen Zeilen das Geschichtliche der Zootoca pyrrhogastra Wagl. heraus,
und hoffe am Ende, die Verwirrung, aus der uns auch Üocteau’s ge-
diegene Arbeit nicht ganz erlösen konnte, zu heben. Jacquin war der
erste der eine Eidechse beobachtete, die seiner Meinung nach lebendige
Junge gebar, und benannte daher diese Eidechse, die mit Linne’s Zac.
agilis nicht übereinstimmte, in den Nova Acta Helvet. Vol. I., p. 321,
Tab. I., Lacerta vivipara. Leuckart machte die nämliche Beobachtung
an Pidechsbns die er dem Professor Nitzsch in Halle mittheilte, und Be
nannte die Thiere ebenfalls Zacerta vivipara. Wolf beschrieb vorher
'in Sturm’s Fauna eine Zacerta crocea, die in der Färbung dieser Zac.
vivip. entsprach. Schulze (Verzeichniss der Dubletten des Museums zu
Berlin, p. 33) behauptete, Zacerta crocea lege Eier, und hielt, wie ich
mich aus seiner Beschreibung überzeuge, höchst unrichtig, wie auch
spätere Herpetologen diese Eidechse von Jacquin und Leuckart identisch
mit Zac. mur. L. oder agilis, oder betrachtete eine Varietät der muralis
50 MONOGRAPHIE
irrig für Zac. crocea. Guerin fand auf einer Excursion im Walde von Eu
eine solche Eidechse, die ihm lebendige Junge gebar. D' Cocteau theilte
diese Beobachtung ühd die Haschheibung des Thieres der Pariser Academie
mit, und erklärte es für eine neue Species ‚ des Genus Zootoca Wagl.
Auszugsweise ist diese Mittheilung in Institut 1335 und in Froriepis
Notizen, November 1835.
Schon früher beobachtete v. Baer und D' Otih das Lebendiggebären
. dieser Eidechse genauer. Letzterer hatte die Güte, mir Eihüllen und
Junge mitzutheilen, und später hatte ich Gelegenheit, die nämliche Be-
obachtung zu machen an einem Weibchen, das mir emige Wochen früher
aus Wolfenschiess, Cant: Unterwalden, zugekommen war, nachher noch
mehrere Mal an Exemplaren, die ich in der Umgegend von Zürich fand.
Genaue Untersuchungen haben mir gezeigt: r. Die von Jacquin be-
schriebene Zacerta vivipara ist eine neue, bis auf seine Zeit noch nicht
gekannte Species von BKidechsen, die den Typus von Wagler’s Genus
Zootoca bildet. 2. Die von Wolf beschriebene Zacerta crocea in Sturm’s
Fauna ist die nämliche Species, wie Zacerta vivipara Jacq. 3. Schulze’s
untersuchte Zacerta crocea war wahrscheinlich Zacerta muralis var.
4. Leuckart’s Zacerta vivipara ist identisch mit Jacquin’s. ‘5. Merrem’s
Lacerta pyrrhogastra ist weibliches Exemplar von Zacerta crocea
(wie oben bemerkt, haben die weiblichen Zootoca pyrrhog. immer eine
grellere Farbe am Bauch als die männlichen). 6. Die Zootoca de Guerin
Cocteau ist nur eine Varietät von Zootoca pyrrhogastra*). Da ich Ge-
legenheit hatte, gegen hundert Exemplare von Zootoca pyrı og. genau
zu untersuchen, so ist es begreiflich, dass ich die erschien
Abweichungen dieser Eidechse von der allgemeinen Färbung gefunden
habe, und nicht selten ‚begegnete ich der aretie) die Eieäin la e.
unter dem angeführten Namen beschrieb**). Die treue Beschreibung und
*) Zootoca pyrrhogastra schien mir der passendste Name für diese Gattung des Wagler’schen
Genus Zootoca, da es die Färbung sehr genau bezeichnet. Zootoca Bar ist Unsinn, se
beide Namen das Gleiche bedeuten.
**) Im letzten Hefte des zweiten Jahrgangs von ‚ Wiegmann’s Archiy ist im Tabresheriche von
1835 vom Ref. die nämliche Ansicht ausgesprochen.
2
DER SCHWEIZ ECHSEN. 31
die Abbildungen lassen sogleich die Zöotoca pyrrhogastra Wagl. er-
kennen. Das gleiche Färbungszeichen findet sich bei beiden, nur sind
bei Zootoca de Guerin einige. Linien mit einander verschmolzen, "was
wir nicht selten finden; im Uebrigen nähert sie sich.der Varietät von
Lacerta crocea‘W.., die Sturm abbildete. Die Anzahl der Jungen be-
läuft sich, wahrscheinlich weil vollständige Entwickelung im Mutter-
leibe statt hat, nie so hoch, wie bei Zacerta agilis. Gucrin’s Exemplar
legte 7,; die meinigen 6, und Exemplare aus dem Weingeist, die ich
öffnete, hatten 5 oder 6 Junge. Es lässt sich also die Anzahl von 5 bis
7 festsetzen, Auch der Vermehrung dieser Species scheinen die BRaub-
vögel Einhalt zu thun. Wolf (siehe Sturm’s.Fauna) fand im Magen von
F lad buteo, Falco apivorus und Ardea minuta mehrere beinahe noch
unversehrte Individuen.
Synonima:
Lacerta vipipara Jacquin. Nov. Act. Helv. TT:
Lacerta crocea Wolf. Leuckart.
Lacerta pyrrhogastra Merr.
Lacerta unicolor? Kuhl (nach Wagler ein entlärbtes junges
Männchen. ??) 2
Lacerta adura Scheppard.
Lacerta de Jacquin Cocteau.
Lacerta Isidore Geoftroy Saint-Hilaire pull.?
Lacerta Guerin Cocteau. var.
Zootoca pyrrhogastra. nob.
Die gelbe Eidechse. Wolf in Stürm,
2. Species. Z00T0CA MONTANA nob:
- Die Breite de Kopfes eh sich zu seiner Länge fast wie 3:
Kopf zum Rumpf, 12:5. Diese auffallenden elatisen
nisse bei der Zootoca montana unterscheiden sie sogleich ihrem Aeussern
nach von der vorhergehenden Species. Der Kopf ist sehr klein, stumpf,
52 MONOGRAPHIE
und hinten breit, wodurch sich diese Eidechse wieder der Zac. agilis
nähert. Die Beschuppung am Unterkiefer, an den Schläfen und auf dem
‚Kopf wie bei der vorhergehenden Gattung. Der Rücken ist sehr unregel-
mässig beschuppt. Vom Hinterhauptschilde aus streicht eine Reihe dün-
ner, länglichter Schuppen, die oft mehr hervortritt, oft stück weise fehlt,
und durch Querreihen grösserer rhombischer Schuppen ersetzt wird, die
bald sich nähern und einander berühren, bald wie an den Seiten in
horizontalen Reihen liegen, und oft bedeutende Räume zwischen sich las-
sen. Am Nacken sind die Schuppen pentagonisch, dicht neben einander
liegend und ohne Kiel. Die Bauchschilder sind in sechs Reihen und
wieder mehr rautenförmig. Durch diese Schuppenbildung verbindet die
Zootoca montana die beiden Subgenera Zootoca und ZLacerta, und zwar
durch Zac. agilis, da die vorbeschriebene Species sich innig an das
folgende Subgenus anschliest. Die Extremitäten und der Schwanz sind
auffallend kurz, letzterer gleich dick bis in die Mitte, dann rasch gegen
die Spitze zu abnehmend.
Die Farbe ist grünlich-grau auf dem Rücken, durch schwarze und
weisse Reihen von Punkten unterbrochen. Die Seiten sind wenig dunkler.
Der Kopf oberhalb ist hellbraun, Brust und Bauch beim Weibchen gelb-
lich, beim Männchen grünlich. Der Schwanz und die untere Seite der
Extremitäten sind mit schwarzen Punkten bedeckt. Diese Eidechsen
werden im Branntwein fast immer blaulich.
Als bestimmt geschiedene Varietät kenne ich nur die einzige Lacerta
nigra Sturm. Da die Abbildung in Sturm’s Fauna von dieser Eidechse nur
ein Phantasiegemälde nach einer gegebenen Beschreibung zu seyn scheint,
so habe ich das einzige bis jetzt bestimmt gekannte Original-Exemplar,
welches Hr. Professor Meissner in Basel mir mitzutheilen die Gefälligkeit
hatte, zum ersten Male treu abbilden lassen. Zacerta nigra ist weder
Varietät von Zootoca pyrrhogastra, noch viel weniger eine eigene
Species; sie unterscheidet sich von Zoot. montana durchaus nur durch
die Farbe, die bei ihr ganz die nämliche wie bei Yipera prester ist. Sie
DER SCHWEIZ. ECHSEN, 6)
ist wahrscheinlich das seltenste schweizerische Reptil, daher sie noch
nie genauer untersucht werden konnte.
Wie der Name schon anzeigt, so ist die Zootoca montana eine Ge-
birgsbewohnerin, aber ich kann nicht bestimmt angeben, bis zu welcher
Höhe sie hinaufsteigt. Sie ist nicht häufig, wesshalb wir bis jetzt über
ihre Lebensweise, Nahrung und Fortpflanzung noch nichts Bestimmtes
wissen; sie wird in diesen Stücken im wesentlichen mit der pyrrhogastra
übereinstimmen. Ob die Eier durch die Sonne oder im Mutterleibe ausge-
brütet werden, ist nicht entschieden; in letzterem Falle wäre die Be-
nennung des Subgenus Zootoca höchst unrichtig, und es müsste ein
eigenes Subgenus gebildet werden, welches im Zahnbau, Beschuppung
etc., nur nicht in der Fortpflanzung mit den Zootocis übereinstimmte.
Synonima;
Lacerta montana, Mikan in Sturm’s Fauna.
Lacerta nigra Wolf an eben dem Orte. var.
Zootoca montana nob.
Die Bergeidechse Wolf,
Zu diesen eben beschriebenen beiden Species finden wir in Sturm’s
Fauna die besten Abbildungen, woraus sie in Schinz’s Reptilienwerk
schlecht copirt wurden. Einzig ist die Zacerta nigra schlecht colorirt.
Ich habe von diesem Subgenus nur zwei Species angeführt, obschon
ich die Ueberzeugung habe, die Schweiz besitze noch eine dritte Species,
nämlich eine Zootoca alpina. Ich sehe diese Gattung an, als von den
5
Formen gebildet, die uns in den Hochgebirgen entgegentreten und die
ich hier mehrmals unter dem Namen Zootoca pyrrhogastra angeführt
habe. Bei den wenigen Exemplaren die mir von den beiden beschriebe-
nen Gattungen bis jetzt zu Gebote standen, habe ich bedeutende Abwei-
chungen gefunden, wage aber, ehe ich eine bedeutendere Anzahl dieser
Echsen untersuchen kann, noch nicht fest auszusprechen , ob es wirklich
eine neue Species, oder nur alpine Form sei.
54 MONOGRAPHIE
3. Subgenus. PODARCIS Wagl.
Die Nasenlöcher liegen an der Spitze der Schnauze über dem ersten
Lippenschild. Die Schuppen sind klein, körnig, anliegend. Bauch-
schilder in sechs Reihen.
Zwischenkieferzähne 6. ask 34. Unterkieferzähne’ 44
(Wagl.) Die Gaumenzähne sind ganz klein, stumpfkegelförmig, (Wiegm.)
1. Species. PODARCIS MURALIS. Wagl.
Bei den männlichen Exemplaren ist der Rumpf dreimal so lang als
der Kopf, bei den weiblichen etwas mehr. Die Breite des Kopfes ver-
hält sich zu seiner Länge fast wie ı : 2. Das Stirnschild des schön
gebildeten Kopfes dieser Eidechse ist vorn viel breiter als hinten, und
verlängert. Das Hinterhauptschild ist ziemlich klein. Die Schläfen sind
stark entwickelt und mit kleinen Schuppen bedeckt, in deren Mitte ein
grosses Schild (Scutum massaturinum) liegt. Die Halsfalte ist sehr deut-
lich. Das Halsband aus 8 bis ro ganzrandigen, fünfeckigen Schildern
gebildet. Das Ohr liest mehr nach Hinten als bei den frühern. Die
beiden mittleren Reihen der Bauchschilder bestehen aus quadratischen,
die übrigen aus rautenförmigen Schildern. Die Beschuppung des ganzen
obern Theils des Körpers ist regelmässiger, als’ bei allen übrigen Eid-
echsen, und besteht aus Querreihen kleiner, runder, sehr schwach ge-
‚kielter, aufliegender Schüppchen, die zu den Bauchschildern keine, zu
den Schwanzschuppen unbedeutende Uebergangsformen zeigen.‘ Die
Schwanzschuppen selbst sind stumpf, viereckig, lang und seitlich über-
einanderliegend. Der Schwanz ist lang und Heichmäsäig gegen die Spitze
dünner werdend. Die Mahgreidechse wird gewönhlich 6— 7 Zoll’lang.
Wie wir es bei mehreren frühern Eidechsen gesehen haben, so tritt
auch hier der Fall ein, dass sich die beiden Geschlechter auffallend in der
Farbe unterscheiden und daher sogleich erkennen lassen. Das Männchen
ist auf dem Rücken graubraun, an den Seiten schwärzlich und auf dem
Kopf nussbraun. Vom Hinterhauptsschild an läuft schlangenförmig ein
-'.
DER SCHWEIZ. ECHSEN. I 7
schwarzer Strich nach dem Schwanze, der jedoch nicht immer deutlich
ausgedrückt ist, sondern durch mehrere Reihen unregelmässiger Punkte
ersetzt wird. Die schwarzen Seiten sind von zwei weisslichgrauen Strei-
fen eingeschlossen, und durch runde, oft unbestimmte weissliche oder
hellbraune Flecken unterbrochen. Die Schläfen sind dunkel, Kehle,
Brust und Bauch gelblich, bei alten Exemplaren orangengelb, mit himmel-
blauen Flecken eingefasst; der Schwanz ist oben grünlichblau, mit weis-
sen Reihen und Punkten, unten gelblich.
Das Weibchen ist heller als das Männchen, auf dem Rücken sind
mehrere halbverwischte Zeichnungen, die weissen Streifen an den Seiten
sind, am Nacken besonders, stark. Die Seiten selbst einfärbig schwarz
bis röthlichbraun. Oft sind auch an den äussersten Schilderreihen des
Bauches schöne azurblaue Flecken. Der Bauch schillert in’s Weisse,
Gelbliche und Rosafarbe, vorherrschend ist ein schwaches Goldgelb.
Obgleich die beiden Geschlechter in ihrer Grundfarbe völlig überein-
stimmen, so bekommen sie doch durch die abweichende Zeichnung ein
ganz verschiedenes Aussehen, so dass sie von einigen Herpetologen als
getrennte Species aufgeführt wurden. Ganz iwrig finden wir in Sturm’s
Fauna das Männchen als Weibchen und umgekehrt bezeichnet. Ich
muss hier nur bemerken, dass die angeführten Farbenunterschiede auf
der einen Seite als Geschlechtsverschiedenheiten, auf der andern als
Varietät betrachtet werden könnten; denn fast durchgehends stimmt in
unsern Gegenden das Geschlecht mit den von mir beschriebenen Färbun-
gen überein, und doch haben mir anatomische Untersuchungen dreimal
Abweichungen davon ‘gezeigt, indem die weiblichen Exemplare die ge-
wöhnliche Farbe der männlichen zeigten. : Im. ‘Canton. Tessin und der
nördlichen Lombardie wurden von Hrn. D: Otth häufig Exemplare mit
dem Colorit der männlichen, keine mit dem der weiblichen Mauereid-
echse gefunden. Ich glaube daher annehmen zu dürfen, dass an gewis-
sen Localitäten, vorzüglich in der nördlichen Schweiz, Deutschland und
Oesterreich, die Färbung constant mit dem Geschlecht übereinstimmt,
da in südlichen Ländern die ‚Geschlechtsverschiedenheit weniger durch
36 - MONOGRAPHIE
die Färbung ausgedrückt ist; wie man auch aus der Angabe der Varie-
täten, die Duges1. c. aufzählt und die in Frankreich vorkommen , ersieht.
Ich kenne von dieser Species keine Varietät, die beständig vorkommt, da
selten zwei Exemplare gefunden worden, die in Farbe und Zeichnung
vollständig übereinstimmen.
Merkwürdig ist die geographische horizontale Verbreitung beson Eid-
echsen in der Schweiz ; sie scheint der ganzen mittlern Schweiz zu fehlen,
und daselbst von Zootoca pyrrhogastra und montana ergänzt zu werden,
die da zurücktreten wo Podarcis muralis vorkommt. Nach meinen bis-
herigen Untersuchungen hat der ganze Canton Zürich, die kleinen Can-
tone und der südliche Theil von St Gallen keine Mauereidechsen. Wahr-
scheinlich fehlt sie auch dem grössten Theil des Cantons Graubündten. In
grosser Anzahl kommt sie dagegen in der südlichen, westlichen und nörd-
lichen Schweiz vor, in Tessin, Waadt, Bern, Aargau, Basel etc., der Jura
besitzt. sie in sehr grosser Menge.
Ueber dieverticale Verbreitung ist zubemerken, ‚dass sie bis zu 3800F.
vorkömmt. ;
Die Begattungszeit fällt in Mai. Das Weibchen legt 9—ı3 Eier ; da-
her ist leicht zu begreifen, dass sie an vielen Orten, z. B. in Weinbergen,
Steinhaufen und Mauern so häufig vorkömmt.
Synomina:
Seps argus, Sepsterrestris, Seps muralıs. Laur.
Seba thes. 11. 1.4, fig. 4?
Lacerta taurica, Lacerta pardus. Pall.?
Lacerta fusca, Lac. agilis, Lac. broginardii? Daud.
Podarcis muralis Wagl.
Lacerta muralis Cuv., Mer., Duges et aut. cet.
. Lezard gris. La Gep. quadr. ovip., p. 298.
Scaly lizard. Britt. Zool. I1l., p. 13, tab. 1.
The little brown Lizard. Ed: Glean.1,p. 23, tab: 235.
Mauereidechse. Sturm’s Fauna.
Die menschenfreundliche Eidechse. Merr.
Sturm bildete diese Eidechsen recht gut ab.
d
DER SCHWEIZ, ECHSEN. Ar
2. Gruppe. SCHLEICHEN. (Anguis).
Bis auf die Zeit, wo man einsah, dass, um eine natürliche Qlassifica-
tion durchzuführen, die Kenntniss des innern Baues der Thiere durchaus
nothwendig sei, nahm diese Gruppe immer in den herpetologischen Syste-
men eine ganz falsche Stelle ein, indem sie zu den Schlangen gezählt
wurde, denen sie nur die äussere Form, und auch diese nur oberflächlich
betrachtet beisetzte. Die Anwesenheit des Brustbeins, Rudimente des
Bekens und der Extremitäten, das CGolumella, vollständige Augenlieder,
doppelte Lungen etc. weisen ihnen unbestreitbar ihren Platz unter den Eid-
echsen an, und es ist unbegreiflich, dass es jetzt noch Naturforscher
giebt, die sie an ihrer alten Stelle stehen lassen. Die Angues sind mit
den Genera Ophiosaurus Dum. Ophiodes Wagl. Pygodactylus Fitz. etc.
zu verbinden, mit denen sie nach dem Gutdünken des Systematikers als
Bindungsglied oder Uebergangsform gebraucht werden.
I. Genus. ANGUIS:
Die Nasenlöcher liegen unterhalb der Schnautzenspitze. Die Beschup-
pung des Körpers ist gleichartig. Das Paukenfell unter der Haut verbor-
gen. Aeussere Glieder sind keine vorhanden. Zwischenkieferzähne 9,
Öberkieferzähne 18, Unterkieferzähne 28, Gaumenzähne fehlen.
1. Species: ANGUIS FRAGILIS. Lin.
Der Kopf ist klein, stumpf, fast zweimal so lang als breit. Das Zwischen-
scheitelschild sehr stark entwickelt und bildet gewöhnlich ein gleich-
schenkliges Dreieck. Das Stirnschild ist ebenfalls sehr gross. Zwischen
dem Nasen- und dem Stirnschild sitzen zwei schmale, länglichte Schild-
chen, die die Stelle der vordern Stirnschilder der Nattern vertreten. Die
Schläfen sind von der nämlichen Beschuppung wie der übrige Körper.
. Unterkieferschilder sind fünf Paare, deren Divergenz schon beim ersten
Paare beginnt: Halsfalte und Halsband fehlen gänzlich. Rücken und
6 MONOGRAPHIE
Bauch sind mit glatten, glänzenden, fest anliegenden, sechseckigen Schup-
pen bedeckt, die an de Seite breiter werden, und nach vorne seitlich
übereinander liegen. Die nämliche Beschuppung zeigt der Schwanz der,
nur wenig dünner als der Körper, sich in eine harte "Spitze endigt.
Die se rankne Länge der Blindschleiche beträgt ı2 bis a" ' doch
soll sie des ' lang und darüber werden. Bei keiner Ahr beschriebenen
Species ändert die °F arbe so mannigfaltig, wie bei dieser, daher ist es
schwierig eine eigentliche Färbung. RER Gewöhnlich sind sie
bleigrau , an den See örhlichbrien und am Bauch bläulichschwarz mit
gelblich weissen Punkten. Bei andern Individuen sind eine Menge dunk-
I und gelber Streifen vorhanden, nach andern sind Ge! kupfer-
roth auf dem Rücken, glänzendschwarz am Bauch u. s. f. Die ganz jungen
'Thiere sind weiss mit einem schwarzen Längestreich auf dem Rücken und
tiefschwarzem Bauche. Die Iris ist vöthichögehlgelb‘ Der Weingeist -
greift diese Thiere ganz unbedeutend an.
Hin und wieder finden wir Blindschleichen mit schönen, grössern
oder kleinern hellblauen Flecken. Fälschlich sind diese Thiere für Va-
rietäten gehalten worden, denn es liegt eine ganz natürliche, einfache
Ursache dieser Färbung zum Grunde. Da ich solche Exemplare immer
nur ausgewachsen fand, und nur an Gebüschen, Wegen und unter Stei-
nen, nie aber auf Wiesen: oder an grasreichen Hügeln, so’ untersuchte
ich die Beschuppung genauer und fand, dass die Schuppen‘, wo blaue
Flecken liegen, immer verletzt sind, was leicht geschehen kann, wenn
sich die lade anon zwischen en oder a hindurch winden
wollen , wobei eine heftige Reibung statt findet. Die blauen Flecken lie-
gen gewöhnlich i in Längesreihen uber den Rücken hin ‚selten an den Sei-
ten, nie aber am Baachk: verlieren sich am Sohlkrade und da, wo der
Körper dünner wird, also da, wo bei eingeklemmtem Dabchktiechen schon
die meisten Schwierigkeiten überwunden sind. Ich versuchte an leben-
den Exemplaren und löste ihnen einzelne Schuppen ab‘, an deren Stelle
in einigen Tagen, blaue Flecken erschienen. Nach der fünften oder
sechsten Häutung, je nachdem die Schuppen mehr oder weniger tief ab-
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 59
gelöst waren, verschwanden die Flecken. Junge Individuen sind weniger
diesen Verletzungen ausgesetzt, da sie leichter als die alten einen Zu-
fluchtsort finden können, *)
Man kann fast mit Bestimmtheit annehmen, dass das horizontale und
verticale Verbreitungsbezirk der Anguis fragilis und der Lacerta agilis die
nämlichen seien, nur möchte in den Ebenen die Blindschleichen an meh-
reren Orten vorkommen , als die gemeinen KEidechsen, denn man findet
sie beinahe auf jedem Wege und allen Wiesen, so dass sie während der
Heuerndte zu Hunderten durch die Sensen ihren Tod finden. Ueberhaupt
werden sie fast überall mit einer tollen Wuth zu todt geschlagen, da
man von der falschen Ansicht ausgeht, diese Thierchen , die unsere Fel-
der von schädlichen Raupen befreien , seien giftig.
. Von 2000’ an verschwindet die Anguis fragilis, daher wir sie in kei-
nem der höher gelegenen Schweizerthäler mehr finden. Die Begattung
geht im Mai und Juni an sonnigen Stellen unter inniger Umschlingung,
wie bei den Nattern, vor sich und dauert einige Stunden.
Das Weibchen gebährt zu Anfang Septembers wie die Zootoca pyr-
rhogastra 10—ı/. Junge , die schon drei Zoll lang aus der Eihülle, in der
sie spiralförmig gelegen, kriechen. Die Nahrung dieser niedlichen Thier-
chen besteht, wie ich aus Exemplaren, die ich öffnete fand, aus Fliegen
und Räupchen. Die Alten fressen in der Gefangenschaft schwierig, die
Jungen gar nicht, daher sterben erstere nach 3—/4, Monaten , letztere
schon nach 1—2 Wochen. Sie theilen dem Gefäss, in dem sie gelegen,
durch ihre Excremente einen sehr wiedrigen Geruch mit.
Bisher war über die Oeconomie dieser Thiere, besonders wie sie den
Winter zubringen,, weiter nichts bekannt, als was Friedwaldski (und mit
ählichen Worten Latreille Hist. nat. des reptiles) in seiner Monographia
serpentum Hungari& $ 27, p: 30 sagt: Oavitates terre , quas ipse rostro,
fodias petere solet. Hiemne somno detinetur.
Voriges Jahr glückte es mir über diesen Punkt einige nähere Auf-
klärung zu erhalten. ;
*) Diese Flecken sind zuweilen ganz dunkelblau, sogar schwarz. Es frägt sich, ob die von Bibron
beschriebene Anguis punctatissimus (Descript. de la Moree Livr. 36) nichteine solche Anguisist.
Ich habe jene Species nie gesehen.
40 MONOGRAPHIE
An einem Hügel, an welehem ich im Sommer und Herbst häufig
Blindschleichen in Löcher kriechen sah, grub ich im Februar bei war-
mem Wetter, um den Winteraufenthalt dieser Thiere kennen zu lernen,
neben einem Loche, in welches ich früher Blindschleichen häufig sich
verstecken sah, und welches ich nur an einem, im Herbste von mir
daneben eingesteckten Stück Holz wieder erkennen konnte, eine kleine
Höhlung, um das Loch selbst genauer untersuchen zu können. Es war
rund, schlauchförmig und hieng etwa vier Zoll tief schräge in die Erde
und war von innen mit Gras und Erde zugestopft. Von dieser Röhre lief,
horizontal mit dem Profil des Hügels ein halber Schuh tief unter der
Oberfläche der Seite des Hügels ein 2 Zoll hoher, ı 1/o Zoll breiter Stol-
len, 34 Zoll lang mit mehreren Krümmungen nach oben und unten und
einer seitlichen Biegung nach aussen über einen grossen Stein hin, in
eine stumpfe Spitze aus. Die Seitenwände des Stollens waren glatt und
fest, die Decke mit vielen Findrücken versehen. Im Schlauche, gerade
beim Eingang lagen mehrere Junge, etwa halb Jahr alte, oder noch jün-
gere Blindschleichen. Auf diese folgten ein wenig ältere und grössere,
und so lagen durch den ganzen Stollen fast immer grössere Exemplare,
als die vorhergehenden. Hinten in der Verengung lag ein altes Weib-
chen , das die Aeltermutter der ganzen Familie zu seyn schien, und wel-
ches auf ein blaupunktirtes Männchen folgte. Der Kopf’ und ein Theil des
Rumpfes des Weibchens waren enge von den Wandungen umschlossen,
so dass die Erdscholle vollkommen den Abdruck des vordern Theils der
Blindschleiche zeigte. Die Zahl der hier offenbar in einer absichtlich ge-
srabenen Wohnung zum Winterschlafe versammelten Individuen belief
sich auf 23 junge und alte, die theils zusammengerollt, theils in einander
verschlungen oder gerade gestreckt in tiefer Erstarrung lagen.
Es scheint im.ersten Augenblicke schwierig zu. erklären, wie Thiere
ohne einer Spur äusserer Extremitäten solche Stollen graben können, und
zwar nur mit der stumpfen Schnautze. Betrachten wir aber einmal die
Gänge und Wohnungen, die der gemeine Regenwurm (Lumbricalis ter-
restris L.) macht, und das Quantum Erde, das er dabei aufwirft, ver-
gleichen dann die unterirdischen Gänge die ich bei Anguis fragilis L. fand;
DER SCHWEIZ. ECHSEN. 41
ziehen dann die Muskelkraft und äussere Bedeckung beider Thiere in
Betracht, dortein Weichthier, hier ein Wirbelthier, so fühlen wir leicht,
dass es möglich ist, dass diese fusslosen Echsen künstliche Wohnungen
graben. Ich erkläre mir die Sache folgendermassen :
Im Herbst begiebt sich eine Anzahl Blindschleichen in ein geräumiges
jedoch nicht allzugrosses Loch. Von diesem aus gräbt die Aelteste und
Stärkste der Versammlung mit der Schnautze in der Erde vorwärts, was
mit keiner Schwierigkeit verbunden ist, so lange der Boden feucht und
weich bleibt. Beim Graben findet das Thier von allen Seiten Wider-
stand und krümmt sich desshalb um denselben zu überwinden. Gewöhn-
lich sind aber die Bewegungen der Schleichen, um von einem Orte zum an-
dern zu gelangen, ein sich krümmen von der rechten zur linken Seite, man
sollte deshalb glauben , der Stollen hätte in seiner Breite die grösste Aus-
dehnung, dem ist aber nicht so. Legt man in der Gefangenschaft eine
Blindschleiche zwischen zwei Bretter, so dass die seitlichen Bewegungen
gehemmt sind, und legt ihr einen Widerstand vor den Kopf, so dass
sie daran anstösst, so bewegt sie sich vertical. Solche verticale Bewegun-
gen haben beim Graben, da der Kopf immer aufgehalten wird, wahr-
scheinlich* häufiger statt, als horizontale, daher der Stollen höher als
breit. Wenn der Vorarbeiter eine Strecke weit gekommen ist, so folgen
ihm die andern nach, und durch ähnliche Bewegungen erhält die Höh-
lung eine regelmässigere Gestalt und die Wände Festigkeit. Je nachdem
Kälte eintritt, oder der Boden hart wird, so muss die Arbeit unterlassen
werden und Erstarrung tritt ein, weshalb wir die Stollen nach vorn
spitzig’und von der Gestalt der arbeitenden Anguis finden, hört die Ar-
beit frühe auf, so müssen die Jungen in der Eingangsröhre bleiben, dauert
sie länger an, so können sie ihre Zuflucht ebenfalls im langen Gange fin-
den, wo die Wärme unstreitig bedeutender ist. Im Frühling suchen sie
die verstopfte Oefnung zu lichten und herauszukriechen , was ich in der
zweiten Woche des Aprils im Canton Glarus zu sehen Gelegenheit hatte,
als eine solche Colonie sich langsam ans Tageslicht begab. Der Stollen,
den ich auch da sogleich bloslegte, zeigte mir eine ganz ähnliche Beschaf-
fenheit, wie die früher untersuchten.
6
43 MONOGRAPHIE DER SCWEIZ. ECHSEN.
Obgleich die Blindschleiche unter allen bekannten Amphibien sehr
leicht erkannt wird, so hat sie dennoch dem fast allgemeinen Loose der
Reptilien eine Anzahl Synonima zu haben, nicht entgehen können.
Synomina :
Anguis eryx L., junges Individuum.
Anguis lineatus Gmel. Laur., ganz junges Thier.
Eryx clivicus Daud., altes Thier.
Anguis punctatissimus Bibron?
LDorvet.
The slow-worm.
Blindschleiche L., gemeine Bruchschlange.
E
ERKLAERUNG DER TAFELN.
Tar. 1.
Fig. ı. Kopf von Lacerta agilis Lin., von oben. Das Seut. internasale fehlt, die
fronto-nasalia sind sehr stark entwickelt, ebenso das interparietale, während
das Sc. occipitale nur durch 3 Schuppen angezeigt wird.
Fig. 2. Kopf von Lacerta viridis, von oben. Das Scutum internasale ist gedoppelt ‚'
die übrigen Schilder sehr regelmässig, aber abweichend gebildet.
Fig. 3. Zootoca montana nob. Die schwarze Varietät, die Wolf in Sturm’s Fauna
unter dem Namen Lacerta nigra, abgebildet.
Fig. 4. Dieselben von unten.
Fig. 5. Kopf derselben von oben.
Tır. I.
Zur Oeconomie der Blindschleichen.
aa, aa. Durchschnitt des Hügeltheiles, in welchem sich die Wohnung befindet.
bb. Stollen im Durchschnitt.
c. Oeffnung der Eingangsrohre.
d. Eingangsröhre.
ee. Hintere Wand des Stollens.
ff. Untere Wandung desselben.
g. Stein über den der Stollen seinen Weg, nımmt.
h, Ende des Stollens, in welchem das arbeitende Individuum lag.
i. Querdurchschnitt des Gangs.
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